Organisator, Ingenieur, Geheimdiplomat (Preußen 1811-1812)
 9783412217297, 9783412210991

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Gerhard von Scharnhorst Private und dienstliche Schriften Band 7

Veröffentlichungen aus den Archiven Preussischer Kulturbesitz Herausgegeben von Jürgen Kloosterhuis und Dieter Heckmann Band 52,7

Gerhard von Scharnhorst Private und dienstliche Schriften Band 7 Organisator, Ingenieur, Geheimdiplomat (Preußen 1811 – 1812)

Herausgegeben von

Johannes Kunisch in Verbindung mit

Michael Sikora Bearbeitet von

Tilman Stieve

2014 BÖHLAU VERLAG KÖLN WEIMAR WIEN

Die Drucklegung wurde durch Mittel der Dr. Helmuth Leusch-Stiftung ermöglicht.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://portal.dnb.de abrufbar.

© 2014 by Böhlau Verlag GmbH & Cie, Köln Weimar Wien Ursulaplatz 1, D-50668 Köln, www.boehlau-verlag.com Alle Rechte vorbehalten. Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist unzulässig. Gesamtherstellung: WBD Wissenschaftlicher Bücherdienst, Köln Gedruckt auf chlor- und säurefreiem Papier ISBN 978-3-412-21099-1

Inhalt Vorwort ...................................................................................................... VII Einführende Bemerkungen ...................................................................... IX Abkürzungen und Siglen .......................................................................... XIII Verzeichnis ausgewählter Hilfsmittel und Literatur ............................... XVII I. Stabschef und Geheimdiplomat (März 1811–März 1812) 1. Privatbriefe und Dienstgeschäfte in chronologischer Folge ...... 2. Außen- und bündnispolitische Denkschriften ............................ 3. Denkschriften für Rußland und damit zusammenhängende Konzepte ......................................................................................... 4. Mit der Wiener Mission zusammenhängende Stücke ................. 5. Verschiedene nicht genau datierbare Stücke ................................

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II. In Schlesien während des Rußlandfeldzugs (April–Dezember 1812) 1. Privatbriefe und Dienstgeschäfte in chronologischer Folge ...... 2. Briefe an Friederike Hensel ........................................................... 3. Besichtigung von Schlachtfeldern der Schlesischen Kriege ........ 4. Kriegsgeschichte und Militärtheorie ............................................ 5. Verschiedene nicht genau datierbare Stücke ................................

581 650 657 696 799

Anhang 1: Lebensläufe .............................................................................. Anhang 2: Glossar militärischer und ziviler Fachbegriffe ..................... Anhang 3: Thematischer Wegweiser zu den Stücken .............................

807 826 845

Personen- und Formationsindex .............................................................

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Ortsindex ...................................................................................................

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Stückeverzeichnis ......................................................................................

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Das 1834 eingeweihte Grabdenkmal Scharnhorsts auf dem Invalidenfriedhof in Berlin Karl Friedrich von Schinkel (1781–1841) gestaltete es in der Form eines auf zwei quadratischen Säulen erhöhten Sarkophags; der umlaufende biographische Fries wurde nach seinen Entwürfen von Christian Friedrich Tieck (1776–1851) ausgeführt. Der von ­Christian Daniel Rauch (1777–1857) ­entworfene bronzene Löwe wurde 1828 von Theodor Kalide (1801–1863) aus erbeuteten Geschützen gegossen.

Vorwort Nach langwierigen, noch durch die Gerda Henkel Stiftung geförderten Vorarbeiten ist es gelungen, einen weiteren der inzwischen auf acht Bände konzipierten Ausgabe der privaten und öffentlichen Briefe des preußischen Generals Gerhard von Scharnhorst vorzulegen. Dem Bundesministerium der Verteidigung, vertreten durch das Militärgeschichtliche Forschungsamt (Potsdam) gebührt das außerordentliche Verdienst, den Bearbeiter auch dieses Bandes, Herrn Dr. Tilman Stieve, wiederum mit dem erforderlichen Finanzbedarf auszustatten. Das Amt hat in diesem Jahr reibungsloser Zusammenarbeit in Kooperation mit der Haushaltsabteilung der Universität zu Köln Wesentliches zum Gelingen unseres Vorhabens beigetragen. Der vorliegende Band umfasst den Zeitraum von März 1811 bis Ende Dezember 1812 und ist in zwei Teile gegliedert. Der umfangreichere Teil ist den unsicher tastenden Bündnissondierungen Preußens gewidmet, also jener Phase, in der man zwischen einem Zusammengehen mit Russland und Österreich und einer Allianz mit Napoleon schwankte. Scharnhorst befürwortete ein Bündnis mit Russland und unternahm in dieser Absicht Allianzverhandlungen mit St. Petersburg und Wien. Am Ende musste Preußen jedoch mit Frankreich koalieren und war zur Bereitstellung eines Hilfskorps gezwungen. Um Schwierigkeiten mit Napoleon zu entgehen, legte Scharnhorst die meisten seiner militärischen Ämter nieder und zog sich nach Schlesien zurück. Deshalb konzentriert sich die Aktenüberlieferung während dieser Monate auf einige Denkschriften, die bisher weitgehend ausgeklammerten Privatbriefe an Friederike Hensel, einer Vertrauten seiner Tochter, und auf Berichte über einige Besuche auf den für Scharnhorst erreichbaren Schlachtfeldern Friedrichs des Großen. Einige Texte sind bereits durch andere Editionen bekannt gemacht worden, anderes wird hier erstmals veröffentlicht. Alleiniger Bearbeiter des hier gebotenen Quellenmaterials ist auch in diesem Band wieder Dr. Tilman Stieve. Er hat neben der Berliner Nachlassüberlieferung im Geheimen Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz mit außerordentlicher Findigkeit und stupender Detailkenntnis weitere Schätze gehoben, die das vorliegende Kompendium auch wegen seiner sorgfältigen Kommentare zu einem unverzichtbaren Leitfaden der Befreiungskriegsforschung machen. Den Schlusspunkt unter die Edition setzt schließlich ein 8. Band, der neben Ergänzungen und Nachträgen zum Gesamtwerk die Korrespondenz des bei Großgörschen tödlich verwundeten Generalstabchefs enthalten wird. Köln, im Februar 2014

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Johannes Kunisch

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Einführende Bemerkungen Das Jahr 2013 stand – zumindest bis zum großen Leipziger Völkerschlachtsjubiläum – im Zeichen der 200. Jahrestage der Befreiungskriege und bot so eine gut genutzte Gelegenheit für neue Publikationen zu den damit zusammenhängenden Themen. Auch das alljährliche Scharnhorstfest in Großgörschen wurde, u. a. mit einer wissenschaftlichen Tagung und einer Nachstellung der Schlacht mit über 2000 uniformierten Teilnehmern, besonders aufwendig begangen. Planungsgemäß hätte auch der letzte Band dieser Edition der Handschriften Gerhard von Scharnhorsts zu seinem 200. Todestag erscheinen sollen, doch ließ sich dies angesichts der Fülle des zu bearbeitenden Materials nicht verwirklichen. Zum Druck des nun erforderlichen achten Bandes wird es erst 2014 kommen. Der vorliegende siebente Band führt die Edition für die Zeit vom März 1811 bis zum Jahresende 1812 fort. 1811 kulminierte die wachsende Bedrohung Preußens in fieberhaften diplomatischen Aktivitäten, an denen sich auch Scharnhorst tätig beteiligte. Zuletzt ließ sich jedoch das Bündnis mit Frankreich und damit eine preußische Beteiligung an Napoleons Rußlandfeldzug nicht vermeiden, weshalb Scharnhorst den Rest des Jahres 1812 in weitgehender Passivität verbringen mußte. In diesen zwei Jahren wurde der Mittfünfziger Großvater, erwarb als Alterssitz die Domäne Dollstädt in Westpreußen und verliebte sich in die junge Friederike Hensel. Zum Jahreswechsel 1810/11 war der Bruch zwischen Napoleon und seinem bisherigen Verbündeten Alexander I. von Rußland offen zutage getreten, zunächst auf handelspolitischem Gebiet. Die Truppenbewegungen in Mittel- und Osteuropa vermehrten sich, wobei französische und Rheinbundverbände preußisches Gebiet mehrfach ohne die vertraglich vereinbarte vorherige Ankündigung durchquerten. Die französisch besetzten Festungen in Preußen und an seinen Grenzen verstärkten ihre Garnisonen. In Berlin rätselte man über die Absichten des französischen Kaisers. Zwar war zu erkennen, daß die Verstärkung der Armée d’Allemagne einen Krieg gegen Rußland vorbereitete, doch konnte man nicht ausschließen, daß Napoleon zur Durchsetzung der Kontinentalsperre zunächst einen Schlag gegen nominell verbündete oder neutrale Staaten im Schilde führte, ähnlich wie 1810 bei der Annexion des Königreichs Holland und der deutschen Nordseeküste. Hierfür kam in erster Linie Preußen infrage, selbst wenn der französische Gesandte die Möglichkeit einer Operation gegen Dänemark andeutete. In dieser krisenhaften Situation versuchte Scharnhorst durch Denkschriften und in Gesprächen auf König Friedrich Wilhelm III. und Staatskanzler Hardenberg einzuwirken. Für ihn stand fest, daß Preußen jetzt sein Lavieren

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Einführende Bemerkungen

zwischen den Großmächten aufgeben mußte. Das konnte, wie Scharnhorst darlegte, auf eine engere Allianz mit Frankreich hinauslaufen, doch befürwortete er entschieden ein antinapoleonisches Bündnis mit Rußland und Großbritannien, am besten erweitert um Österreich. Denn letztlich bot ein Schutz- und Trutzbündnis mit Frankreich keine ausreichende Sicherheit, zu oft und zu grell hatte Napoleon gezeigt, daß er bei der Verfolgung seiner Ziele selbst auf langjährige Verbündete oder eigene Verwandte keine Rücksicht nahm. Um wieviel weniger konnte sich da Preußen Hoffnungen machen, das Frankreich weit weniger unterstützt hatte als Spanien oder Holland? Wie schon früher verfolgte Friedrich Wilhelm III. zunächst eine zweigleisige Politik. Während man einerseits in Paris und Berlin mit den Franzosen verhandelte, kam es gleichzeitig zu russisch-preußischen Ouvertüren. Scharnhorst steuerte hierzu mehrere große Denkschriften zur Reform der russischen Armee, der Abstellung ihrer insbesondere im Kriege 1806/07 offenbarten Mängel, und zu den gegen eine französische Invasion zu ergreifenden Maßnahmen bei, dazu trat er in Kontakt mit dem Gesandten des Zaren, Graf Lieven. Seine Erfahrung auf dem Gebiet der hohen Diplomatie war eher gering, sie bestand im Wesentlichen aus seiner Beratertätigkeit bei den Verhandlungen Ende 1805 über einen möglichen Beitritt Preußens zur Dritten Koalition. Dessenungeachtet wurde Scharnhorst unter höchster Geheimhaltung als „Oberst Menin“ nach St. Petersburg entsandt, um dort gemeinsam mit Oberst Friedrich von Schöler, dem Sonderbotschafter des Königs, einen Bündnisvertrag auszuhandeln. Eine Militärkonvention wurde tatsächlich am 17. Oktober 1811 unterzeichnet, doch erschien der Regierung in Berlin die Lage angesichts der Übermacht Frankreichs immer noch zu bedenklich. Scharnhorst wurde deshalb bald nach seiner Rückkehr erneut auf einer geheimen diplomatischen Mission entsandt, diesmal unter dem zu seiner Herkunft passenden Namen „Ackermann“, um die Unterstützung Österreichs zu erlangen. Die Verhandlungen in Wien endeten jedoch ergebnislos und auf der Rückreise schrieb Scharnhorst im Januar 1812 an seine engsten Vertrauten, daß das Projekt eines Beitritts Preußens zur Allianz gegen Napoleon aufgegeben werden müßte. Im folgenden Monat wurde in Paris der Vertrag unterzeichnet, durch den Preußen sich verpflichtete, mit der Hälfte seiner Armee am Feldzug gegen Rußland teilzunehmen. Trotzdem blieb die Lage bedenklich; statt z. B. Glogau wie vereinbart zurückzugeben, besetzte die einrückende Grande Armée nun auch noch Berlin und die Festungen Spandau und Pillau. Damit Preußen seinem Hegemon weniger politische Angriffsfläche bot, traten die als „Franzosenfeinde“ bekannten Scharnhorst und Boyen aus ihren Ämtern zurück. Sie verließen Berlin kurz vor dem Einmarsch der französischen Truppen und übersiedelten in das gemäß dem Pariser Vertrag neutralisierte Schlesien. Hier war Scharnhorst, abgesehen von den ihm noch verbliebenen

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Einführende Bemerkungen

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Aufgaben als Inspekteur der Festungen und Leiter der Rüstungsbetriebe, weitgehend zur Untätigkeit verurteilt, weshalb er nun wieder am „Handbuch der Artillerie“ schrieb, an der Kriegsschule für Portepeefähnriche in Breslau unterrichtete und verschiedene alte Schlachtfelder bereiste. Viele Freunde, Verwandte und Mitarbeiter waren schon vorher ins Ausland gegangen, um dort den Kampf gegen Napoleon wieder aufzunehmen, 1812 folgten ihnen weitere. Die Heeresreformer Gneisenau und Boyen reisten als geheime Unterhändler, der Schwiegersohn Graf Friedrich zu Dohna und die Lieblingsschüler Clausewitz und Tiedemann schlossen sich der russischen Armee an. Zunehmend vereinsamt verliebte sich der sechsundfünfzigjährige General in die einundzwanzigjährige Friederike Hensel, das Kindermädchen der in Bad Kudowa weilenden Familie seiner Tochter Julie. In dieser für heutige Augen befremdlichen Liebesbeziehung, in der Scharnhorst mal als Liebhaber, mal als Adoptivvater und „Onkel“ auftrat, suchte er auch Ersatz für das seit ihrer Hochzeit merklich abgekühlte Vertrauensverhältnis zu seiner Tochter. Zugleich verstärkte die Beziehung aber die Entfremdung zwischen Julie und ihrem Vater, zumal durch die von ihm inszenierte Flucht Friederikes nach Breslau. Scharnhorst zog nur wenige Freunde in sein Vertrauen und brachte Friederike, auf das Renommee seiner jungen Liebe bedacht, im Ursulinenkloster unter. Bei einem gemeinsamen Urlaub im Riesengebirge reiste daher auch eine befreundete Witwe als Anstandsdame mit. Inzwischen schritt der in Scharnhorsts Korrespondenz lediglich sporadisch thematisierte Krieg in Rußland voran und mündete für die Invasoren in eine Katastrophe. Nur ein Bruchteil der Grande Armée kehrte über die Grenzen zurück. Das preußische Hilfskorps, das auf dem Nebenkriegsschauplatz in Kurland geringere Verluste erlitten hatte, wurde am 30. Dezember durch die Konvention von Tauroggen für neutral erklärt. General Yorck verdankte sein Kommando unter anderem der Fürsprache Scharnhorsts, der schon 1811 seine Kompetenz für politisch diffizile Situationen besonders betont hatte. Zu den russischen Unterhändlern gehörten seine Vertrauten Clausewitz und Graf Dohna, so daß die Frage erlaubt ist, inwieweit der durch sie eingeleitete Bündniswechsel Preußens auf Scharnhorsts Vorarbeit zurückging. Noch bevor er von ihrem Abschluß erfuhr, stellte Scharnhorst sich auf diese Möglichkeit ein und suchte gegen Jahresende zu erreichen, daß der König nach Breslau übersiedelte, um sich der französischen Besatzung Berlins zu entziehen. Der hier skizzierte Lebensabschnitt Scharnhorsts ist in der bisherigen Literatur durchaus lückenhaft dokumentiert. So ist hinsichtlich der Geheimverhandlungen mit Rußland 1811 eigentlich nur Fjodor Martens’ Abdruck des letztlich unterzeichneten Vertrages und Jürgen Hucks Edition des Großteils der erhaltenen Manuskripte zur Reform der russischen Armee zu erwähnen. Viele Denkschriften und Berichte Scharnhorsts zu den Verhandlungen in St. Petersburg und Wien erscheinen hier nun zum ersten Mal. Darunter

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Einführende Bemerkungen

zeigt eine Depesche, die vom Empfänger in Berlin nicht entschlüsselt werden konnte, wie ungewohnt der Gebrauch von Chiffren damals für Militärs noch war. Auch Scharnhorsts zahlreiche Briefe an Friederike Hensel werden hier erstmalig ediert; frühere Biographien und Briefeditionen hatten es hinsichtlich der Beziehung zumeist bei taktvollen Andeutungen und Fußnoten belassen. Scharnhorsts Manuskripte zum unvollendeten vierten Band des „Handbuchs der Artillerie“ bleiben dem 2014 erscheinenden achten Band dieser Edition vorbehalten. Dieser wird neben den Dokumenten des Jahres 1813 auch die zu den früheren Bänden nachzutragenden Stücke enthalten. Tilman Stieve

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Abkürzungen und Siglen   7br. 8br. 9br. a. c., acn. AKD Ao a. p., a. pr. a. s. B. Bat., Batl., Battl. Batt., Battr. BLHA brit. c., ca. c., cu. Centr., Ct., Ctr. d. d. d. d. H. G. d. K. M. DMGB d. Mts. do. dt. E. E., Ew. Ex. E. H., Ew. H., Eh. ej. E. K. H. E. K. M. E. p., Ew. p.

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Fuß Zoll September Oktober November anni currentis (des laufenden Jahres) Allgemeines Kriegsdepartement Anno (im Jahre) 1. anni praeteriti (vergangenen Jahres); 2. anni praesentis (dieses Jahres) anni sequentis (kommenden Jahres) Bataillon Bataillon Batterie Brandenburgisches Landeshauptarchiv britisch circa (anni) currentis (des laufenden [Jahres bzw. Monats]) Zentner (Centner) 1. Pfennig (denarius); 2. ditto; 3. dieses (Monats) de dato der Herr General des Königs Majestät Denkwürdigkeiten der Militärischen Gesellschaft zu Berlin dieses Monats ditto deutsch Eure Exzellenz Eure Hoheit, Eurer Hoheit, Euer Hochwohlgeboren ejusdem (des gleichen (Monats)) Eure Königliche Hoheit Eure Königliche Majestät Je nach Adressaten ist hier die passende Anrede (z. B. „Euer Wohlgeboren“, „Eure Exzellenz“ oder „Eure Majestät“) einzusetzen

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XIV Ew. Ew. G. f. F. Art. ff. Fl., fl. F.M. F.M.L. fol. Frd., Frdor. frz. F.Z.M. G. geb. gen. Genlt. gesch. gg., ggl., ggr. G.L. gl. G.M. G.Q. G.Q.M. G. R. Gr. gr. Gr. Bat. GStA GStA PK G.St.R. H. h. hann. HHStA H.Q. HStAD HStAH I. K. H. Jg. K. k., kgl. K. A. K. D. K. H. k. J.

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Abkürzungen und Siglen

Eure(n), Euer Eure Gnaden (bei Literaturangaben): und folgende Seite Fußartillerie (bei Literaturangaben): und folgende zwei Seiten Gulden (Florin) Feldmarschall Feldmarschalleutnant folium (Blatt) Friedrichsd‘or französisch Feldzeugmeister 1. General; 2. Graf geboren(e) genannt Generalleutnant geschiedene gute Groschen (Gutegroschen) Generalleutnant Groschen Generalmajor Generalquartier Generalquartiermeister Geheimrat Graf Groschen Grenadierbataillon Geheimes Staatsarchiv (bei Signaturen vor 1945) Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz Geheimer Staatsrat 1. Herr; 2. Hauptmann; 3. Herzog hommes (in frz. Texten) hannoversch Haus-, Hof- und Staatsarchiv Hauptquartier Hessisches Staatsarchiv Darmstadt Hauptstaatsarchiv Hannover Ihre Königliche Hoheit Jäger Kapitän königlich Königliches Allgemeines Kriegsdepartement Königliche Hoheit kommenden Jahres

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Abkürzungen und Siglen

XV

k.k. KO Komb. Komm. 웩 L. Leut. Lit. L. S. Lt. M.

kaiserlich königlich (österreichisch) Kabinettsorder Kombattanten Kommandant Pfund (libra) 1. Lieutenant, Leutnant, 2. Lot, 3. Linie Leutnant littera (Buchstabe) loco sigilli (anstelle des Siegels) Lieutenant, Leutnant 1. Major; 2. Mann; 3. maréchal; 4. monsieur; 5. Minister MdA Ministerium des Äußern MdI Ministerium des Innern Mr., Msr. monsieur Mrs. messieurs Msgr. monseigneur N. B. nota bene N.d.G.M. Namens des Generalmajors N.d.G.v.S., N.d.G.v.Sch. Namens des Generals von Scharnhorst N.d.H.G.v.S. Namens des Herrn Generals von Scharnhorst ndl. niederländisch ne. nomine (im Namen) NMJ Neues militärisches Journal noe., nom., nome. nomine (im Namen) N. S. Nachschrift n. St. neuen Stils (nach dem Gregorianischen Kalender) O. Oberst OKK Oberkriegskollegium O.L. Oberstleutnant p. per, pro p., pp. und so weiter p.C. Prozent (pro cento) P. M. pro memoria (zur Erinnerung) bzw. Promemoria (Denkschrift, Eingabe) poln. polnisch Pr. 1. Prinz; 2. Preußen pr. 1. pro; 2. Paar; 3. preußisch praest. praesentatum (vorgelegt) preuß. preußisch P. S. post scriptum R. Regiment r (bei Folienangaben): recto (Vorderseite) r. Art. reitende Artillerie

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XVI Rat. Reg., Regt. rh., rt., Rthlr. russ. S. Sa., Sa Se. Se. Exz. S. Exc. S. K. H. S. Maj. S. M. d. K. Sr. Sr. D. Sr. Ex. Sr. K. H. Sr. Maj. ß th. u.d.g.m., u. dgl. m. u. d. T. und s. w. usw., u.s.w. v vac., vak. verh. verw. v. J. v. M. westph. z. E. ZVGS

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Abkürzungen und Siglen

Ration Regiment Reichstaler russisch 1. Seite; 2. Schritt Summa Seine Seine Exzellenz Seine Exzellenz Seine Königliche Hoheit Seine Majestät Seine Majestät der König Seiner Seiner Durchlaucht Seiner Exzellenz Seiner Königlichen Hoheit Seiner Majestät Summe Taler (Thaler) und dergleichen mehr unter dem Titel und so weiter und so weiter (Bei Folienangaben): verso (Rückseite) vacat verheiratete verwitwete vorigen Jahres vorigen Monats (königlich) westphälisch zum Exempel Zeitschrift des Vereins für Geschichte Schlesiens

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Verzeichnis ausgewählter Hilfsmittel und Literatur Paul Bailleu (Hrsg.): Briefwechsel König Friedrich Wilhelm’s III und der Königin Luise mit Kaiser Alexander I. Nebst ergänzenden fürstlichen Korrespondenzen, Leipzig 1900 (Publicationen aus den K. Preußischen Staatsarchiven, Bd. 75). Detlef Bald, Gerhild Bald-Gerlich, Eduard Ambros (Hrsg.): Tradition und Reform im militärischen Bildungswesen. Von der preußischen Allgemeinen Kriegsschule zur Führungsakademie der Bundeswehr. Eine Dokumentation 1810–1985, Baden-Baden 1985. Peter Baumgart, Bernhard R. Kroener und Heinz Stübig (Hrsg.): Die preußische Armee zwischen Ancien Régime und Reichsgründung, Paderborn, München, Wien und Zürich 2008. Hermann von Boyen: Beiträge zur Kenntniß des Generals von Scharnhorst und seiner amtlichen Thätigkeit in den Jahren 1808–13, Berlin 1833. David G. Chandler: The Campaigns of Napoleon, New York 41974 (11966). Carl von Clausewitz: Ueber das Leben und den Charakter von Scharnhorst, in: Historisch-politische Zeitschrift 1 (1832), S. 175–222. Marie von Clausewitz (Hrsg.): Carl von Clausewitz: Der Feldzug von 1812 in Rußland, der Feldzug von 1813 bis zum Waffenstillstand und der Feldzug von 1814 in Frankreich. Berlin 1835. (Hinterlassene Werke des Generals Carl von Clausewitz über Krieg und Kriegführung, 7. Band). Karl Demeter: Scharnhorst und die Freimaurerei, Hamburg 1961. Denkwürdigkeiten der Militärischen Gesellschaft zu Berlin, 5 Bde., Berlin 1802–1805. (Faksimilenachdruck Osnabrück 1985 (Bibliotheca Rerum Militarium XXXVII)). Deutsches Biographisches Archiv. Eine Kumulation aus 254 der wichtigsten biographischen Nachschlagewerke für den deutschen Bereich bis zum Ausgang des neunzehnten Jahrhunderts, hrsg. von Bernhard Fabian, 1431 Mikrofiches und 2 Beilagen, München, New York, London und Paris 1982.

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Verzeichnis ausgewählter Hilfsmittel und Literatur

Deutsches Geschlechterbuch, hrsg. von Bernard Koerner, 30. Band, Görlitz 1918. Günter Dorn und Joachim Engelmann: Die Schlachten Friedrichs des Großen. Führung – Verlauf – Gefechts-Szenen – Gliederungen – Karten, Augsburg 1997. Johann Gustav Droysen: Das Leben des Feldmarschalls Grafen Yorck von Wartenburg, 2 Bde., Leipzig 111913. Essai sur le Système Militaire de Bonaparte, suivi d’une courte notice sur la Révolution française et le couronnement de Sa Majesté Corse. Par C. H. S., officier d’état-major moscovite, London 1810. Siegfried Fiedler: Scharnhorst. Geist und Tat, Herford und Bonn 1958. Gerhard Förster und Christa Gudzent: August Wilhelm Anton Neidhardt von Gneisenau. Ausgewählte militärische Schriften, Berlin(-Ost) 1984 (Schriften des Militärgeschichtlichen Instituts der DDR). Gottlieb Friedlaender: Die Königliche Allgemeine Kriegs-Schule und das höhere Militair-Bildungswesen. 1765–1813. Aus amtlichen Quellen dargestellt, Berlin 1854. Ursula von Gersdorff (Hrsg.): Gerhard von Scharnhorst. Ausgewählte Schriften, Osnabrück 1983 (Bibliotheca Rerum Militarium, Bd. XLIX). Gesetz-Sammlung für die Königlich Preußischen Staaten, Berlin 1810–1906. [Georg Joachim Göschen (Hrsg.):] Kriegs-Kalender für gebildete Leser aller Stände, 3 Bde. (ab dem 2. auch u. d. T.: Taschenbuch der neuesten Kriegsbegebenheiten für gebildete Leser aller Stände), Leipzig 1809–1811. (Faksimilenachdruck u. d. T.: Jahrbuch der Weltbegebenheiten, 4 Bde., Leipzig 1984). Hermann Granier: Patriotische Schlesier in der Franzosenzeit von 1806/07, in: ZVGS 40 (1906), S. 217–246. Olaf Groehler: Die Kriege Friedrichs II., Berlin (-Ost) 61990 (Erstausgabe: Berlin (-Ost) 1966). Werner Hahlweg (Hrsg.): Carl von Clausewitz: Schriften – Aufsätze – Studien – Briefe. Dokumente aus dem Clausewitz-, Scharnhorst- und Gneisenau-Nachlaß sowie aus öffentlichen und privaten Sammlungen, 1. Band, Göttingen 1966 (Deutsche Geschichtsquellen des 19. und 20. Jahrhun-

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Verzeichnis ausgewählter Hilfsmittel und Literatur

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derts. Herausgegeben von der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 45). Handbuch über den königlich preußischen Hof und Staat für das Jahr [1801– 1806], Berlin o. J. Heinz Helmert und Hansjürgen Usczeck: Europäische Befreiungskriege 1808 bis 1814/15. Militärischer Verlauf, Berlin(-Ost) 1986. Reinhard Höhn: Scharnhorsts Vermächtnis, Bonn 1952 (3. Auflage u. d. T.: Scharnhorst. Soldat – Staatsmann – Erzieher, München und Bad Harzburg 1981). Jürgen Huck: Scharnhorsts Denkschriften für eine Reform der russischen Armeen nach den Feldzügen 1806–1807, in: Jahrbuch für die Geschichte Mittel- und Ostdeutschlands 11 (1962), S. 144–206. Max Jähns: Geschichte der Kriegswissenschaften, vornehmlich in Deutschland, 3 Bde., München und Leipzig 1891 (Geschichte der Wissenschaften in Deutschland. Neuere Zeit, 21. Band). August von Janson: Ein Brief Scharnhorsts vom September 1812, in: MilitärWochenblatt (1907), Nr. 144, Sp. 3263–3268. Georg Heinrich Klippel: Das Leben des Generals von Scharnhorst. Nach größtentheils bisher unbenutzten Quellen, 3 Bücher in 2 Teilen, Leipzig 1869, 1871. Johann Ludwig Kriele: Ausführliche und zuverlässige historisch-militärische Beschreibung der Schlacht bei Kunersdorf und Frankfurt am 12ten August 1759, Berlin 1801. (Faksimilenachdruck u. d. T.: Die Schlacht bei Kunersdorf am 12ten August 1759, Karwe 2003). Max Lehmann (Hrsg.): Tagebuch und Briefwechsel des Oberstlieutenants v. Tiedemann aus dem Jahre 1812, in: Jahrbücher für die deutsche Armee und Marine 24 (1877), S. 117–148. Max Lehmann: Scharnhorst, 2 Bde., Leipzig 1886–1887. Karl Linnebach (Hrsg.): Scharnhorsts Briefe, Bd. 1: Privatbriefe, München und Leipzig 1914 (Neudruck mit einem Kommentar und Anhang von Heinz Stübig, München 1980). Fjodor Martens [Hrsg.]: Sobranie Traktatov i Konvencij zaključennyh Rossieju s inostrannymi deržavami. Do poručeniju Ministerstva Inostrannyh

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Verzeichnis ausgewählter Hilfsmittel und Literatur

Del (Receuil des Traités et Conventions conclus par la Russie avec les puissances étrangères. Publié d’ordre du Ministère des Affaires Etrangères), Bd. VII, St. Petersburg 1885. (Faksimilenachdruck Nendeln 1969). Alexander Mikaberidze: The Russian Officer Corps of the Revolutionary and Napoleonic Wars 1792–1815, New York 2005. Adalbert Mila: Geschichte der Bekleidung und Ausrüstung der Königlich Preußischen Armee in den Jahren 1808 bis 1878, Berlin 1878. (Faksimilenachdruck Krefeld 1970). Die militairische Wirksamkeit des hochseligen Prinzen August von Preußen, in: Militair-Wochenblatt, 27. Jg. (1843), S. 247–255, 261–266, 268–273, 290– 296, 299–303, 309–312. Namens-Register zur Rangliste der Königl. Preußischen Armee für das Jahr 1806 mit Nachrichten über das nachherige Verhältniß der darin aufgeführten Officiere und Militair-Beamten (Angefertigt im März 1835), Berlin 1835. Friedrich Nippold (Hrsg.): Erinnerungen aus dem Leben des General-Feldmarschalls Hermann von Boyen. Aus seinem Nachlaß im Auftrag der Familie herausgegeben. Zweiter Theil: Der Zeitraum von Ende 1809 bis zum Bündniß von Kalisch, Leipzig 1889. Offiziersnomenklatur (Mikroverfilmung, GStA PK, XIII. HA Film Nr. 493/ 1–25). Eckardt Opitz (Hrsg.): Gerhard von Scharnhorst. Vom Wesen und Wirken der preußischen Heeresreform. Ein Tagungsband, Bremen 1998. (Schriften des Wissenschaftlichen Forums für Internationale Sicherheit e.V. (WIFIS) Bd. 12). Georg Heinrich Pertz: Das Leben des Ministers Freiherrn vom Stein, 2. Bd.: 1807 bis 1812, Berlin 21851. Georg Heinrich Pertz und Hans Delbrück: Das Leben des Feldmarschalls Grafen Neithardt von Gneisenau, 5 Bde., Berlin 1864–1880. Steffen Poser: Die Völkerschlacht bei Leipzig. „In Schutt und Graus begraben“. Herausgegeben vom Stadtgeschichtlichen Museum Leipzig, Leipzig 2013. Das Preußische Heer der Befreiungskriege. Hrsg. vom Großen Generalstab, Kriegsgeschichtliche Abteilung II, Bd. 1: Das Preußische Heer im Jahre 1812, Berlin 1912.

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Verzeichnis ausgewählter Hilfsmittel und Literatur

XXI

Kurt von Priesdorff: Soldatisches Führertum, 10 Teile, Hamburg (1937– 1942). Kurt von Priesdorff: Scharnhorst, Hamburg 41943. Rangliste der Königl. preußischen Armee für das Jahr [1794–1806], Berlin o. J. Rangliste der Königlich Preußischen Armee für das Jahr 1806 mit Nachrichten über das nachherige Verhältniß der darin aufgeführten Officiere und Militair-Beamten, Berlin 21828 (Erstausgabe Berlin 1827, Faksimilenachdruck Osnabrück 1976 (Bibliotheca Rerum Militarium XXXIX)). Eduard Franz Roedlich (Hrsg.): Das Leben des Generals Hieronymus Roedlich (1767–1833), Berlin 1882. Sammlung der für die Königlich Preußischen Staaten erschienenen Gesetze und Verordnungen von 1806 bis zum 27sten Okober 1810. Als Anhang zu der seit dem Jahre 1810 edierten Gesetz-Sammlung für die Königlich Preußischen Staaten, Berlin 1822. Gerhard Scharnhorst: Handbuch für Offiziere in den anwendbaren Theilen der Krieges-Wissenschaften, 3 Teile, Hannover 1787–1790. Gerhard Scharnhorst (Hrsg.): Neues militärisches Journal, Bd. 1–7 (1.– 14. Stück), Hannover 1788–1793. Gerhard Scharnhorst: Militärisches Taschenbuch zum Gebrauch im Felde, Hannover 31794 (Erstausgabe: Hannover 1792; Faksimilenachdruck Osnabrück 1980 (Bibliotheca Rerum Militarium, Bd. XXXI)). Gerhard Scharnhorst (Hrsg.): Unterricht des Königs von Preußen an die Generale seiner Armee. Vermehrt mit den Instructionen, welche der König nach der ersten Ausgabe des obengenannten Unterrichts für seine Armee nach und nach bis an seinen Tod aufgesetzt hat und erläutert durch acht Pläne und durch viele Beispiele aus dem siebenjährigen Kriege, Hannover 1794. Gerhard von Scharnhorst (Hrsg.): Militärische Denkwürdigkeiten unserer Zeiten, insbesondere des französischen Revolutions-Krieges, Bd. 1–6 (= Neues militärisches Journal, Bd. 8–13), Hannover 1797–1805. Gerhard von Scharnhorst: Die Verteidigung der Stadt Menin und die Selbstbefreiung der Garnison unter dem Kgl. Großbrittann.-Kur-Hannöverschen Generalmajor von Hammerstein im April 1794, Hannover 1803.

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Verzeichnis ausgewählter Hilfsmittel und Literatur

Gerhard von Scharnhorst: Handbuch der Artillerie, 3 Bde., Hannover 1804– 1814. [Gerhard von Scharnhorst (Hrsg.):] Auszug aus den Verordnungen über die Verfassung der Königlichen Preußischen Armee, welche seit dem Tilsiter Frieden ergangen sind, Berlin 1810. (Faksimilenachdruck Buchholz 2001). Gerhard von Scharnhorst: Military Field Pocket Book. Translated by Captain [John] Haverfield [...] and Lieutenant [Henry] Hofmann, etc., London 1811. Gerhard von Scharnhorst: Über die Wirkung des Feuergewehrs. Für die Königl. Preußischen Kriegs-Schulen, Berlin 1813. (Faksimilenachdruck Osnabrück 1973 (Bibliotheca Rerum Militarium Bd. XXVI)). Gerhard von Scharnhorst: Traité de l’artillerie, traduit de l’allemand par M. A. Fourcy, [...] accompagné d’observations et d’une notice historique sur l’auteur par M. le capitaine d’artillerie [Laurent-François-Louis-Marie] Mazé, 3 Bde., Paris 1840–1843. [Scherbening und von Willisen (Hrsg.):] Die Reorganisation der Preußischen Armee nach dem Tilsiter Frieden. Redigirt von der historischen Abteilung des Generalstabes. Zweiter Band: Die Jahre 1809 bis 1812, Berlin 1866. (Beiheft zum Militair-Wochenblatt August 1865-Oktober 1866). Rudolf Schmidt-Bückeburg: Das Militärkabinett der preußischen Könige und deutschen Kaiser. Seine geschichtliche Entwicklung und staatsrechtliche Stellung 1787–1918, Berlin 1933. Kurd Wolfgang von Schöning: Historisch-biographische Nachrichten zur Geschichte der Brandenburgisch-Preußischen Artillerie. Aus den Original-Rapporten zusammengestellt, 3 Bde., Berlin 1844–1845. (Faksimilenachdruck o. O. 1984). Karl Schwartz: Leben des Generals Carl von Clausewitz und der Frau Marie von Clausewitz geb. Gräfin von Brühl. Mit Briefen, Aufsätzen, Tagebüchern und anderen Schriftstücken, 2 Bde., Berlin 1878. O. F. Schweder: Scharnhorsts Leben, Berlin 1865. Bernhard Schwertfeger: Geschichte der Königlich Deutschen Legion 1803– 1816, 2 Bde., Hannover und Leipzig 1907. Anton Florian Friedrich von Seydlitz: Tagebuch des Königlich Preußischen Armeekorps unter Befehl des General-Lieutenants von York im Feldzuge von 1812, 2 Bde., Berlin und Posen 1823.

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Verzeichnis ausgewählter Hilfsmittel und Literatur

XXIII

Rudolf Stadelmann: Scharnhorst. Schicksal und Geistige Welt. Ein Fragment, Wiesbaden 1952. Stammliste aller Regimenter und Corps der Königlich-Preussischen Armee für das Jahr 1806, Berlin 1806. (Faksimilenachdruck Osnabrück 1975 (Altpreussischer Kommiss Heft 28)). Alfred Stern: Zur Geschichte der Mission Scharnhorsts nach Wien im Jahre 1811, in: Forschungen zur Deutschen Geschichte 20 (1880), S. 1–12. Alfred Stern: Abhandlungen und Aktenstücke zur Geschichte der preußischen Reformzeit 1807–1815, Leipzig 1885. Heinz Stübig: Die Scharnhorst-Biographie von Georg Heinrich Klippel, in: Niedersächsisches Jahrbuch für Landesgeschichte Bd. 24 (2012), S. 315–342. Georg Tessin: Die Regimenter der europäischen Staaten im Ancien Regime des XVI. bis XVIII. Jahrhunderts, Teil 1: Die Stammlisten, Osnabrück 1986. Hansjürgen Usczeck: Scharnhorst. Theoretiker, Reformer, Patriot. Sein Werk und seine Wirkung in seiner und für unsere Zeit, Berlin (Ost) 1972 (31979). Hansjürgen Usczeck und Christa Gudzent (Hrsg.): Gerhard von Scharnhorst. Ausgewählte militärische Schriften, Berlin 1986 (Schriften des Militärgeschichtlichen Instituts der DDR). Charles Emanuel von Warnery: Des Herrn Generalmajor von Warnery sämtliche Schriften. Aus dem Französischen übersetzt und mit Planen und Erläuterungen vermehrt, 9 Teile, Hannover 1785–1791. Horst Zlomke: Das Kirchspiel Königsblumenau, Lunestedt 2008.

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I.

Stabschef und Geheimdiplomat (März 1811–März 1812)

1.

Privatbriefe und Dienstgeschäfte in chronologischer Folge

1. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements Berlin, 4. März 1811 GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 42 fol. 21r (1/2 S.): Konzept, Clausewitz’ Hand. Raumbeschaffung in Neiße und Kolberg.

An die 3te Divis.a Auf Veranlaßung eines Schreibens der hochl. 3tn Div. d. Königl. Allg. Kr. D. v. 31. v. M. an d. Ob. v. Hake, welches mir derselbe komunizirt hat, habe ich an den Staatskanzler wegen Erweiterung des Lokals der Gew. Fab. u. Artill. Werkstätt[e]n zu Neisse u. wegen eines Raums zur Niederlegung einiger Waffenvorräthe in Colberg geschrieben1, u. die einliegende Antw.2 erhalten, welche ich ein[sende?] u. zurükerbitte.b Ich ersuche die hochl. Div. derselben gemäß die nähern Vorschläge für Colberg durch eine dortige Behörde eingebenc zu lassen.3 N.d.G.v.Scharnhorst. Cl. Berlin den 4n März 1811.d

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c d 1

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Oben rechts von Schreiberhand: „Zu Feb. No. 112“, ein Verweis auf das in Anm. 2 erwähnte Schreiben. Dazu am Rande ein schräger Strich mit dem Vermerk von Schreiberhand: „ist ein Schr. des p. v.Schuckmann“. Verändert aus „thun“. Darunter ein Mundierungsvermerk Greulichs vom selben Tage. Vgl. Nr. 604 im sechsten Band. Zu Carl von Clausewitz, Albrecht von Hake und Karl August Freiherrn von Hardenberg vgl. Anhang 1. Der im sechsten Band vorgestellte Staatsrat Kaspar Friedrich Schuckmann schrieb an Scharnhorst (Berlin, 17. Februar 1811, ebda., fol. 23r), er habe zur Fabrik in Neiße ein Gutachten der Breslauer Regierung angefordert, und bat für Kolberg um Vorschläge des dortigen Militärs. Die 3. Division antwortete in einem von Moritz von Schöler, Schmidt und Leithold unterschriebenen Schreiben, man wolle die Domprobstkurie als Waffenlager nutzen (ebda., fol. 22r, Pläne und Aufrisse des Gebäudes fol. 24r).

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I. Stabschef und Geheimdiplomat (März 1811–März 1812)

2. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements Berlin, 4. März 1811 GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 47 fol. 27r (1/2 S.): Konzept, Clausewitz’ Hand. Übersendung einer Kabinettsorder zur Bajonettbefestigung. a

Der Hochl. 3t. Div. d. K. A. K. übersende ichb mit der Bitte um Rükgabe in der Anlage die wegen der neuen Bajonet Befestigung an michc ergangene K. O.d u. ersuche die Hochl. Div., hier das Weitere in der Sache zu verfügen. N.d.G.v.Scharnhorst. Cl. Berlin d. 4. März 1811.e

3. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements Berlin, 4. März 1811 GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 212 fol. 8r (1/4 S.): Konzept, Clausewitz’ Hand.a Ausnehmung der Handwerkskolonnen vom neuen Mobilmachungsplan.

Der hochl. Div. d. K. A. K. D. erwiedere ich auf das gef. Shr. v. 21. Dezbr. v. J.1, daß ich vollkommen der Meinu[n]g der Division bin, die HandwerksCollonnen kunftig nicht mehr mobil zu machen, sie also vom Mobilmachungs Etat wegzulassen, die Fahrzeuge derselben aber mit den dazu gehörigen Geräth[e]n in den Depots so in Bereitshaft zu halten, daß sie erforderlichen Falls durch Landpferde an den nöthigen Ort geführt werden könn[e]n. Ich habe diesen Vorshlag S. K. H. dem Pr. August2 mitgetheilt u. Hochdieselben haben ihmb ihr[e]n ungetheilten Beifall gegeben. N.d.G.v.Sch. Cl. Berlin den 4. März 1811. a

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Oben rechts von Schreiberhand: „Zu No. 101 Feb. 1811“, ein Verweis auf die Kabinettsorder an Scharnhorst, die österreichische Bajonettbefestigungsart bei allen neuen Gewehren anzuwenden (Berlin, 21. Februar 1811, ebda., fol. 32r, Abschrift fol. 27r). Die folgenden fünf Wörter nachträglich hinzugefügt. Folgt gestrichen: „erlassene“. Dazu am Rande ein schräger Strich. Vgl. Anm. a. Darunter ein Mundierungsvermerk Greulichs vom selben Tage. Auf der ersten Seite des von Schöler, Schmidt und Leithold unterschriebenen Schreibens der Division an Scharnhorst (Berlin, 21. Dezember 1810). Verändert aus „demselben“. Vgl. Anm. a. Es verwies auf die Erfahrungen mit mobilen Handwerkerkolonnen von 1792–1795 und 1806/07 und bat um Scharnhorsts Meinung zu deren Berücksichtigung im Mobilmachungsplan. Zu Prinz August von Preußen vgl. Anhang 1.

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Nr. 4

4. Scharnhorst an Lossau

Berlin, 4. März 1811

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 103 fol. 2r (1 S.): Konzept, Clausewitz’ Hand.a Dank für Denkschrift. Ankündigung eines neuen Auftrags im Sommer.

An den Maj. v.Lossow1 b Ew. danke ich ergebenst für den mittelst gefällig[e]n Shreiben v. 1t. d.M. mir übersandten klein[en] Aufsatz.2 Ich bin vollkomm[e]n mit Ihren Bemerkungen einverstanden, indessen glaube ich, daß c Ew. im nächsten Sommer mit einem anderweitigen Auftrage beshäftigt seyn werden, worüber ich noch die Ehre haben werde, mich mündlich mit Ihnen zu unterhalten. N.d.G.v.Scharnhorst Cl. Berl. d. 4n Märtz 1811.d 5. Scharnhorst an Gneisenau

Berlin, 5. März 1811

GStA PK, VI. HA Nl Gneisenau Paket 23 (alte Signatur A 37) fol. 99r–v (2 S.): Eigenhändig. Druck: Pertz, Gneisenau II, S. 48, danach Linnebach, S. 411f. Bevorstehendes Gespräch Gneisenaus mit Hardenberg.

Lieber Gneisenau, um Ihre Sache endlich zu Ende zu bringen, so rathe ich Sie, den nächsten Freitag über 8 Tage, als den 15ten März, nach Tempelberg zu reisen, um dort den Staatskanzler Hardenberg Ihre Lage und Ihr Gesuch in Hinsicht der Domänen Angelegenheit selbst vorzutragen und andere Entschädigungen bei ihm auszumachen.1 Ich habe den Staatskanzler gesagt, daß Sie dies zu thun sich entschloßen hätten. Er hat nichts dawieder, da er von a

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c d 1

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1

In der linken Spalte des beantworteten Schreibens Lossaus an Scharnhorst (Berlin, 1. März 1811). Zunächst gestrichen: „Ew. habe ich die Ehre, auf Ihr gefll. Shreiben v. 1t. d. M. ergebenst zu erwidern, daß ich glaube, Sie werden im nächsten Sommer mit einem anderweitigen Gegenstande beauftragt werden“. Folgt gestrichen: „Sie im“. Darunter ein mit „G.“ signierter Mundierungsvmermerk vom selben Tage. Der bereits aus dem dritten Band bekannte Major Johann Friedrich Konstantin von Lossau diente seit Oktober 1810 im Stab des Generalfeldmarschalls Graf Kalckreuth. „Gedanken über die Nothwendigkeit einer Recognoscirung der Gegend von Colberg, von Graudenz u. Danzig“, ebda., fol. 3r–4v. Lossau empfahl diese, um im Kriegsfall gemeinsam mit einem russischen Landungskorps die rückwärtigen Verbindungen einer gegen Rußland kämpfenden französischen Armee stören zu können. Es ging um Gneisenaus Wunsch nach einer Entschädigung für entgangene Einkünfte aus der ihm 1807 verliehenen Amtshauptmannschaft Zehden sowie nach Verleihung einer Domäne, vgl. Nr. 399 und 432 im sechsten Band. Zu August Neidhardt von Gneisenau vgl. Anhang 1.

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I. Stabschef und Geheimdiplomat (März 1811–März 1812)

Ihnen über den innern Zustand von Schlesien beiläufig manches erfahren könnte. Er wünscht aber, daß Sie nicht über Frankfurt reisen möchten, daß Sie sich einen andern Namen geben und unter Character als Amtmann bei ihn eintreffen möchten. Ich bitte dies genau zu befolgen, da in unsern Zeiten den unbedeuten[d]sten Angelegenheiten politische Zwecke unterschoben werden und wir mehr als jemals Ursach haben, alle solche fatale Gerede zu vermeiden. Am besten würde es seyn, wenn Sie mit eigenen Pferden zu Wagen oder zu Pferde reiseten. Ihr sie ewig verehrender und innigst liebender Freund. v. Scharnhorst. Berlin den 5. März 1811 Sollten Sie einen Vorschuß an Gelde shlechterdings bedürfen, so schreiben Sie mir dies mit ein par Zeilen. S. Der Staatskanzler wird den 16. und 17ten in Tempelberg bleiben. 6. Scharnhorst an Blumenstein

Berlin, 5. März 1811

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 253 fol. 69r (1 S.): Konzept, Clausewitz’ Hand. Fuhrwerk für die Salpeterproduktion.

An den Maj. v.Blumenstein.a Auf Ew. gef. Shreiben v. 26t. v. M.1 habe ich die Ehre ergebenst zu erwidern, daß ich glaube, Sie thun besser, das für die Salpeter Fabrication anzulegende Fuhrwerk mit 4spännigen Wagen einzurichten. Einmal würden Sie, weil man im Lande die hohen bergishen Frachtkarren nicht gewohnt ist, auf mancherlei Shwierigkeit[e]n treffen, die sich vorher gar nicht übersehn lass[e]n, u. die sie aufhi[e]lt[e]n u. besondere Kosten veranlaßen könnt[e]n, sodann wird dazu ein großer u. starker Shlag Pferde erfordert, wie Sie vielleicht nicht bezahlen können, endlich, u. dieß ist das wichtigste, wird ein Fuhrwerk mit 4rädrigen Wagen sich im Fall eines Krieges zu andern Zwecken bequemer brauchen lassen als 2rädrige Karren. Berlin d. 5n März 1811. N.d.G.v.Scharnhorst. Cl.b

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Oben rechts von Schreiberhand: „Zu No. 11 März 1811“, ein Verweis auf das in Anm. 1 erwähnte Schreiben. Darunter ein Mundierungsvermerk Greulichs vom selben Tage und ein Abgangsvermerk vom 6. März. Glatz, 26. Februar 1811 (ebda., fol. 67r–68r). Der im fünften Band vorgestellte Freiherr von Blumenstein schlug darin vor, zum Transport der Salpeterlauge „einspännige Karren nach der Art der Bergischen Karren“ zu verwenden.

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Nr. 7

7. Scharnhorst an Albrecht von Hake

5 [Berlin], 6. März [1811]

Nach einer maschinenschriftlichen, handschriftlich korrigierten Abschrift im Nachlaß Gerhard Oestreichs.a Fragen der Artilleriewerkstätten.

6. März Ich bedaure, daß ich nicht zu Haus gewesen und Ew. Hochwohlgeboren gesprochen habe; ich kann mich indessen kurz erklären. 1. Die Instruktion1 habe ich zum Teil selbst aufgesetzt und bin ganz einverstanden. 2. Daß der Major von Braun2 einen Adjutanten bekömmt, ist höchst billig; aber ich bin damit einverstanden, daß dieser Adjutant sowie auch der für den Major von Holtzendorf3 außer dem Etat gegeben wird. Wir haben so viel Artillerie und so viel Artillerieoffiz., daß wir diese nicht vermehren können, ohne andern Waffen zu nahe zu tun. Jetzt macht jede Kompanie eine Batterie aus, sonst machte die Kompanie 2 Batterien aus, man hat also in jeder Hinsicht jetzt viel mehr bei der Artillerie als sonst, dazu ist sie verhältnismäßig viel stärker, als die Verhältnisse es mit sich bringen. Scharnhorst. 8. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements Berlin, 7. März 1811 GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 239 fol. 63r–v (11/2 S.): Konzept, Clausewitz’ Hand. Gehaltserhöhungen der Wallmeister in den Festungen. a

Der hochlobl. Divis. des Kongl. Allgem. Kr. Dep. erwiedre ich auf das gefällige Shreib[e]n v. 23t Febr.1 ergebenst, daß ich Bedenken trage, die vorgeshla-

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Die Vorlage („eigenhändig“) im Heeresarchiv, Rep. 4 Z D Nr. 91, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Gemeint ist die „Instruktion für den Inspekteur der Artillerie-Werkstätten“. Sie wurde am 16. März vom König vollzogen. Der im dritten Band vorgestellte Johann Karl Ludwig Braun war am 12. Januar zum Inspekteur aller Handwerkskompanien der Artillerie ernannt worden. Der im vierten Band vorgestellte Karl Friedrich von Holtzendorff fungierte als Kommandeur der reitenden Artillerie der Brandenburgischen Artilleriebrigade und als Mitglied der Artillerieprüfungskommission. Oben rechts von Schreiberhand: „Zu No. 139 Febr. 11“, ein Verweis auf das in Anm. 1 erwähnte Schreiben. Vgl. das von Schöler, Schmidt und Leithold unterschriebene Schreiben und die beigelegte Aufstellung der derzeitigen Gehälter und vorgeschlagenen Zuschüsse für die

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I. Stabschef und Geheimdiplomat (März 1811–März 1812)

genen Gehaltserhöhungenb zu jetziger Zeit in Antrag zu bringen, da sie über 800 rth. betragen. Die Wallmeister, von deren Gehaltsverbesserung früher die Rede war, indem sie dazu vom Obl. Harroy u. Maj. v.Blumenstein dringend empfohlen wurd[e]n, sind die zu Glatz, Silberberg u. Neisse, wenn man diesenc u. denen zu Graudenz u. Pillau das Gehalt von 120 rth.d bewilligt, so haben sie bis auf den in Colberg alle gleichen Etat u. die Vermehrung beträgt danne In Cosel hat jährlich Vermehrungf Der 1te ––––––––––– 120 rth. ––––g ––– ––– 2te ––––––––––– 96 –––––––––––––– 24 ––– Neisse 1te ––––––––––––– 86 –––––––––––––– 34 2te ––––––––––––– 86 –––––––––––––– 34 ––– Glatz 1te ––––––––––––– 85 35 2te ––––––––––––– 85 35 Silberberg 1te ––––––––––––– 78 38 2te ––––––––––––– 78 38 Spandau 1ter –––––––––––– 120 ––––––––– Colberg 1ter –––––––––––– 130 ––––––––– Graudenz 1te ––––––––––––– 96 –––––––––––––– 24 2te 96 –––––––––––––– 24 Pillau 1ter –––––––––––– 96 –––––––––––––– 24 ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– 310. Die uebrigen Festungsbauofficianten wäre ich der Meinung so lange auf ihren alten Etat zu lassen, bis dringende Klagen deshalb entstehn.

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Wallmeister, Bauschreiber und Zeugwärter der preußischen Festungen, a. a. O., fol. 60r–61r bzw. 62r. Die folgenden drei Wörter nachträglich hinzugefügt. Die folgenden sechs Wörter nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „von 96 rth. im Durchschnitt“. Verändert aus „so befinden sie sich mit denen in Graudenz, Pillau u. dem 2ten in Neisse auf gleichem Etat u. man erhält eine jährliche Vermehr“. Verändert aus „soll haben“. Links neben der Tabelle vermerkt: „abs.“ Verändert aus „120“.

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Nr. 9

Dagegen muß ich bemerken, daß der Maj. v.Blumenstein nie von dem zu geringen Gehalt des Schlüssel Majors gesagt hat, worauf ich die hochlobl. Division hiermit aufmerksam machen will.2 N.d.G.v.Scharnhorst. Cl. Berlin d. 7t. Märtz 1811.h 9. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements Berlin, 12. März 1811 GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 47 fol. 28r (1/2 S.): Konzept, Clausewitz’ Hand.a Druck: Hahlweg I, S. 140. Übersendung von Gewehren mit österreichischer Bajonettbefestigung.

Der p. erwiedere ich auf das gef. Schreiben v. 5’ d., daß ich nichtsb weiter üb[e]r die neue Befestigungsart der Bajo. zu bemerken habe, indem ich zugleich die 4 in Potsdam auf di[e]se Art eingerichteten Gewehre und das oestr. Gewehr mitschicke, nach welch[e]m jene eingerichtet sind, wobei ich nur bemerke, daß die nachgemacht[e]n nicht so fest zu halten sheinen als das östr. Das oestr. Gew. erbitte ich mir in der Folge zurük. N.d.G.v.Sch. Cl. Berlin d. 12. März 1811.c 10. Scharnhorst an Diericke

Berlin, 15. März 1811

Nach einer maschinenschriftlichen, handschriftlich korrigierten Abschrift im Nachlaß Gerhard Oestreichs.a Übersendung einer Instruktion für Professor Hobert.

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Am 12. April 1811 meldete die Division, das Allgemeine Kriegsdepartement würde die Wallmeistergehälter entsprechend Scharnhorsts Vorgaben erhöhen (a. a. O., fol. 64r). Darunter ein Mundierungsvermerk Greulichs vom selben Tage. Auf dem beantworteten, von Schöler, Schmidt und Leithold unterschriebenen Schreiben der 3. Division an Scharnhorst (Berlin, 5. März 1811, Präsentationsvermerk vom 11. März); Druck: Hahlweg I, S. 140. Folgt gestrichen: „gegen“. Darunter ein Mundierungsvermerk Greulichs vom selben Tage und ein Abgangsvermerk vom 15. März („mit 4 Stk. Gewehren“). Die Vorlage („Konzept o. Unterschrift“) im Heeresarchiv, Rep. 13 A Gen.Insp. Tit. II a Nr. 1 a Vol. II, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt.

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I. Stabschef und Geheimdiplomat (März 1811–März 1812)

Berlin, 15. März 1811. Die Gründe, welche ich die Ehre hatte Euer H.1 mündlich mitzuteilen, veranlaßten mich, für den mathematischen Unterricht des Professors Hobert 2 eine detaillierte Instruktion aufzusetzen; ich lege sie Euer zur geneigten Durchsicht gehorsamst vor und bin willens, wenn Hochdies. nichts gegen den Inhalt einzuwenden haben, sie der Studien-Kommission3 zur Ausführung zu übergeben. 11. Instruktion

Berlin, 7. März 1811

Nach einer maschinenschriftlichen, handschriftlich korrigierten Abschrift im Nachlaß Gerhard Oestreichs.a Druck: Friedlaender, S. 293.b

Berlin, 7. März 1811. Spezielle Instruktion für den Unterricht der Mathematik des Herrn Professors Hobert bis zu Ende des diesjährigen Kursus. Die verschiedenen Vorkenntnisse und die ungleichen Fähigkeiten, welche sich jetzt bei den Zuhörern der mathematischen Vorlesungen des Herrn Professor Hobert deutlich bemerken lassen, machen es notwendig, Zweck und Mittel genauer mit einander zu verbinden und die Einteilung jenes Unterrichts demgemäß zu modifizieren. Der für die ersten drei Vierteljahre bestimmte Vortrag der reinen Mathematik kann nicht so ausführlich geschehen, als es anfangs bestimmt war und als es im nächsten Kursus die Vorbereitung in der ersten Klasse gestatten

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Christoph Friedrich Otto von Diericke, seit 1810 Oberdirektor der Kriegsschulen, wurde im vierten Band vorgestellt. Johann Philipp Hobert (1759–1826) unterrichtete Physik und Mathematik an der Berliner Realschule und seit 1799 an der Militärakademie der Artillerie. Er schrieb: Grundriß des mathematischen und chemisch-mineralogischen Theils der Naturlehre, Berlin 1789; Plan zu einer Handlungsschule, Berlin 1790. Der Allgemeinen Kriegsschule für Offiziere. Die Vorlage („Konzept, eigenh. Unterschrift“) im Heeresarchiv, Rep. 13 A Gen.Insp. Tit. II a Nr. 1 a Vol. II, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Friedlaenders undatierte Vorlage befand sich damals in den Akten der Generalinspektion des Militärerziehungswesens, Acta betreffend die Lehrer, Januar 1810 bis August 1811.

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wird.c Die Algebra wird, außer den bereits bei den Gleichungen vom ersten Grade und den Proportionen aufgestellten Elementar-Ansichten, dies Jahrd ganz wegbleiben müssen. Von den Progressionen, der Lehre von den Potenzen und von den Logarithmene wird nur wenig beigebracht werden können, doch müssen die einfachsten Anwendungen der letzten nicht übergangen werden. Von den Körpern wird nur das Unentbehrlichste vorgetragen, dagegenf darf die Trigonometrie weniger abgekürzt werden. Da der größte Teil der Zuhörer in der ebenen Geometrie gänzlich zurückgeblieben ist, so würde es ohne Nutzen sein, ihnen schon jetzt die körperliche vorzutragen. Vielmehr ist es notwendig, daß sie sich erst in der Planimetrie mehr befestigen, und zu diesem Ende sollen sie die vom Winterkursus noch übrigen Lehrstunden dazu anwenden, unter der Leitung des Herrn Professor Hobert die wichtigsten u. in der Anwendung am häufigsten vorkommenden Sätze der Planimetrie zu wiederholen, Aufgaben auszuarbeiten, ihre Zweifel zu äußern und schwache Seiten zu befestigen. Vom 1. Apr. d. J. an wird noch ein Lehrer zur Repetition für die Schwächern angesetzt werden, welcher im Sommer-Vierteljahr, wo der Herr Professor Hobert nur wöchentlich zweimal liest, das Vorgetragene repetieren und bearbeiten läßt.g Ungeachtet dieser Hülfen wird der Herr Professor Hobert dennoch von mir aufgefordert, seinen Vortrag sowohl in Hinsicht der dazu erforderlichen

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f g

Bei Friedlaender lautet der Anfang: „Die sehr ungleichen Kenntnisse, welche die Zuhörer der Mathematik der allgemeinen Kriegsschule in der oberen Klasse haben, erlauben im ersten Cursus nicht, daß der Herr Prof. Hobert die reine Mathematik in den ersten drei Vierteljahren so umständlich vorträgt als im zweiten Cursus, wo die Zuhörer durch die erste Klasse gehörig vorbereitet sein werden, es möglich sein wird.“ Bei Friedlaender: „Die Algebra außer dem, was bereits bei den Gleichungen vom ersten Grade und den Proportionen vorgetragen ist, wird“. Bei Friedlaender: „Von den Progressionen und Logarithmen“ und in der Folge „letzteren“. Bei Friedlaender folgt: „wird die Trigonometrie weniger abgekürzt.“ Bei Friedlaender lautet dieser Absatz: „Der Herr Professor Hobert wird, um die weniger Vorbereiteten seiner Zuhörer noch zu unterstützen, sie in zwei Abtheilungen absondern; zur ersten gehören alle die, welche keiner Repetition oder Hülfe bedürfen, diese hören den Cursus, der in Folge nur zweimal die Woche fortgesetzt wird. Die zweite Abtheilung hört diese Vorlesung gleich der ersten, sie gehen aber auch in die beiden anderen wöchentlichen Vorlesungen, welche von nun an bloß zur Repetition und zu Arbeiten der Zuhörer bestimmt sind. Vom ersten April an wird noch ein Lehrer zur Repetition für die zweite Abtheilung bestimmt werden, welcher im Sommervierteljahre, in welchem der Herr Professor Hobert wöchentlich nur zweimal lieset, dasjenige, was derselbe vorgetragen hat, bearbeiten läßt.“

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I. Stabschef und Geheimdiplomat (März 1811–März 1812)

Kenntnisseh, als der Masse der zu verarbeitenden Materiei ganz nach den Begriffen und Kenntnissen des größten Teils seiner Zuhörer einzurichten, ich verstehe hier unter dem größten Teile wenigstens drei Viertel der Anzahl; und sollte zur Erreichung dieses Zweckes eine Abweichung von derj früher erhaltenen Instruktion nothwendig seyn, so autorisire ich denselben hierzu. v. Scharnhorst.k 12. Scharnhorst an Prinz August

Berlin, 17. März 1811

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 210 fol. 82r (1/4 S.): Regest, Schreiberhand.a Weiteres Regest, Schreiberhand: ebda., Nr. 163 fol. 31r (1/4 S.).b

Das Reglement würde mitgetheilt werden, wenn es fertig seyn würde. Das Schreiben des p.Decker1 remittirt. Berlin d. 17n Märtz 1811. nom.H.Gen.v.Scharnhorst.c 13. Scharnhorst an Karl August Freiherrn von Hardenberg Berlin, 18. März 1811 GStA PK, I. HA Rep. 151 IC Nr. 5617 fol. 18r–19r (21/4 S.): Reinschrift, Schreiberhand, eigenhändig unterschrieben. Abrechnung der Pensionen für Lehrer der alten Académie militaire. Heizmittelkosten.

Die Errichtung der hiesigen Krieges-Schule und die damit verbundenea Auflösung der Accademie-Militaire haben Sr Majestät der König1 verschiedentlich, und besonders durch die abschriftlich anliegende Cabinets-Ordre vom

h i j k

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b c 1

a 1

Bei Friedlaender: „Vorkenntnisse“. Bei Friedlaender: „Materien“. Die folgenden zwei Wörter fehlen bei Friedlaender. Die Unterschrift fehlt bei Friedlaender. Auf dem beantworteten Schreiben des Prinzen an Scharnhorst (Berlin, 12. März 1811) mit der Bitte um Mitteilung derjenigen Abschnitte der neuen Infanterie- und Kavalleriereglements, die eine größere Übereinstimmung der Elementarbewegungen und Kommandos herstellen sollten. Davor ein Auszug aus dem in Anm. a erwähnten Schreiben. Darunter ein Mundierungsvermerk vom selben Tage. Nach Angabe des Prinzen beschrieb es, „wie die Sache mit dem Exerzierplatz steht.“ Oberst Friedrich Wilhelm von Decker, Brigadier der Brandenburgischen Artilleriebrigade, wurde im fünften Band vorgestellt. Statt „der damit verbundenen“. Zu Friedrich Wilhelm III. vgl. Anhang 1.

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18ten März a. pr.b, zu befehlen geruhet, daß diejenigen Lehrer und Profeßoren der Academie-Militaire, welche in Hinsicht ihres Alters und ihrer sonstigen Verhältniße bei der neuen allgemeinen Militair-Lehranstalt und den Kadetten-Instituten nicht wieder in Wirksamkeit gesetzt und auch nicht anderweit im Civile untergebracht werden können, im Genuß ihres zeither bezogenen Gehalts verbleiben sollen. Ich habe mich daher genötigt gesehen, die Gehälter der solchergestalt nicht wiederangestellten Lehrer als Pension auf den ersten Etat der Krieges-Schule von 1810/11 bringen zu lassen. Bei Anlegung des neuen Etats für diese Anstalt pro. 1811/12 trage ich jedoch Bedenken, diese Pensions wiederum darin aufzunehmen, weil es mit der jetzigen Cassen-Einrichtung sowohl, als auch der eigentlichen Bestimmung des für den Unterricht anzusezzenden Fonds nicht angemessen zu sein scheint, dergleichen Pensions dem neuen Etat fernerhin einzuverleiben, da hierdurch die Unterhaltungs-Summa wesentlich erhöhet wird und das Institut und der Militair-Fonds hievon nicht den mindesten Nutzen haben, weil diese Subjecte in Hinsicht der neuen Einrichtung der Krieges-Schule nicht zur Wiederanstellung bei derselben geeignet sind. Meiner unmaßgeblichen Meinung nach dürfte es wohl billig sein, diese Pensions vom Civil-Etat übernehmen zu lassen, da überdem die ehemalige Academie-Militaire ihrer Bestimmung gemäß nicht allein kein rein militairisches Institut gewesen ist, sondern auch die in Rede stehenden pensionirten Lehrer und Profeßoren lauter Civil-Personen sind, die mit dem Militair in keiner Verbindung gestanden haben und daher auch aus dessen Fonds nicht wohl zu pensioniren sein dürften. Wenn daher Euer Excellenz mit mir hierüber einverstanden sein sollten, so beehre ich mich, Denenselben in der abschriftlichen Anlage eine namentliche Nachweisung der pensionirten Lehrer und Profeßoren ganz ergebenst zu übermachenc, mit dem Ersuchen, in diesem Fall die darin aufgeführten Pensions vom 1sten Juny c. ab vom Civil-Etat gefälligst übernehmen zu lassen.

b

c

Dazu am Rande ein schräger Strich. Die Abschrift der an das Allgemeine Kriegsdepartement gerichteten Kabinettsorder befindet sich a. a. O., fol. 20r. Dazu am Rande ein schräger Strich. Ebda., fol. 21r die „Nachweisung der an nachbenannte Profeßoren und Lehrer der aufgelöseten Academie-Militaire, welche bei der Krieges-Schule nicht wieder angestellt werden konnten, zu zahlenden Gehälter, als Pension [von unbekannter Hand verändert zu „Wartegelder“]“ für 1811/12. Als Empfänger werden genannt: Professor von Castillon (Académie militaire und Artillerieakademie), Konsistorialrat (jetzt Staatsrat) Ancillon, Professor Burja, Geheimer Rat von Hoff, Emeritusprofessor Müchler, die Lehrer Selter, Labry und (Albrecht) Hartung, Zeichenmeister Krüger und die (erst in Nr. 97 benannten) Bediensteten Marquard und Leonhard. Die Gesamtsumme betrug 3632 Taler, dazu kamen noch 50 Taler für die viermonatige Pension der Witwe von Professor Hecker.

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I. Stabschef und Geheimdiplomat (März 1811–März 1812)

Die für die Wittwe des Professors Hecker ausgeworfene Pension für die Monate Juny bis ultimo September c. hat auf eine Königliche CabinetsOrdre vom 3ten October v. J. Bezug, welche ich abschriftlich beifüged, und Euer Excellenz ganz ergebenst ersuche, mir Dero Entschluß über diesen Gegenstand sobald als möglich gefälligst zukommen zu lassen, da hievon die Anfertigung des neuen Etats für die Krieges-Schule pro 1811/12 abhängt. Ein anderer Umstand, der bei Entwerfung des neuen Etats für sämtliche Krieges-Schulen in Betrachtung kommt, ist die freie Verabreichung des nöthigen Feuerungs Materials. Voriges Jahr haben Euer Excellenz auf meine Verwendung die Geneigtheit gehabt, diesen Anstalten gedachtes Materiale unentgeltlich verabreichen zu lassen, ohne daß dabei bestimmt worden ist, wie solches für die Folge damit gehalten werden soll. Ich bin daher so frey, diese Angelegenheit gleichzeitig mit in Anregung zu bringen, und ersuche Euer Excellenz ganz ergebenst, mich baldgefälligst benachrichtigen zu wollen, ob diese Anstalten ihren Feuerungs-Bedarf, welcher in der beikommenden Nachweisunge aufgeführt ist, fernerhin unentgeldlich erhalten können oder ob sie sich solchen selbst erkaufen und die dazu erforderlichen Summen im Etat aufgeführt werden müssen, wodurch solcher erhöht werden würde. Berlin den 18ten März 1811. An des Königlichen Staats-Kanzlers p. Herrn Freiherrn von Hardenberg Excellenz hieselbst.

v.Scharnhorstf

14. Scharnhorst an Gneisenau

[Berlin, 19. März 18111]

GStA PK, VI. HA Nl Gneisenau Paket 23 (alte Signatur A 37) fol. 100r (1 S.): Eigenhändig. Druck: Pertz, Gneisenau II, S. 53, danach Linnebach, S. 412. Einladung zum Tee mit den Nichten Schmalz.

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f

1

Dazu am Rande ein schräger Strich. Vgl. die Abschrift der an Hake gerichteten Kabinettsorder ebda., fol. 22r. Dazu am Rande ein schräger Strich. Die „Nachweisung von dem jährlichen Bedarf an Feuerungs-Material für die Krieges-Schulen“ (ebda., fol. 23r) sah für die Allgemeine Kriegsschule 121/2 Haufen Holz und 12 Haufen Torf, für die Kriegsschule in Königsberg 6 Achtel Holz und für die in Breslau 5 Stoß Holz vor. Unterschrift mit Respektabstand und Respektstrich. So von Linnebach plausibel datiert. Gneisenau erhielt diesen Brief demnach bei seiner Rückkehr aus Tempelberg.

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Lieber Gneisenau, meine Nichten die Schmalzen machten mir den Sontag2 die entsetzlichsten Vorwürfe darübera, daß ich Sie nicht in das andere Zimmer geführt, daß ich Ihnen gar keine Gelegenheit [ge]gebe[n], Sie einmal zu sehen. Ich habe gesagt, Sie nehmen dies[e]n Abend bei mir Thee, die Schmalzen werden in der Hofnung hier kommen, lassen Sie sie nicht umsonst kommen, wenn Sie nicht sonst wo engagirt sind, darum bittet Ihr Fr[eun]d Scharnhorst. Dienstag Morgen 15. Scharnhorst an Prinz August

Berlin, 22. März 1811

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 208 fol. 12r–v (1 S.): Konzept, Clausewitz’ Hand.a Druck: Hahlweg I, S. 170f. Bedenken hinsichtlich der Einführung eiserner Achsen.

Ew. K. H. danke ich unterthänigst für die Mittheilung der Einlagen, welche ich hierbei nebst den Stück eines eisernen Achsschenkels ebenmäßig remittire.1 Ich bin mit Ew. K. H. der Meinung, daß die angestellten Preisvergleichung[e]n uns allein noch nicht bestimmen können, die eisernen Achsen nicht einzuführen. Auch glaube ich, daß es wohl keine Shwierigkeit haben würde, bei der Einführung ein altes Geschützrohr zu den metallenen Buchsen zu verwenden. Allein ich fürchte mich vor den Unannehmlichkeit[e]n, welche mit dem Uebergange einer alten Einrichtung zu einer neuen verknüpft sind, wenn er nur allmählig statt finden kann. Ließe man zb. die jezt nöthigen 26 Wagen mit eisernen Achsen machen, so würd[e]n diese sich bei Battrien befinden, wo alles übrige holzerne Achsen hätte, u. diese Ungleichheit in der Einrichtung würde sehr unangenehm seyn. Um diesem Uebel soviel als möglich aus dem Wege zu gehen, wäre meine Meinung, die ersten Summen, welche wir zu eisernen Achsen verwenden können, zur Einrichtung einer ganzen Feldbattrie mit solchen Achsen zu gebrauchen. Es wird im Ganzen etwa auf 1 Battrie Feldgeschütze einzurichten seyn; meine Meinung wäre also, bei diesen die eisernen Achsen zuerst a 2

a 1

Das Wort nachträglich hinzugefügt. Legt man Linnebachs Datierung zugrunde, hatte Gneisenau am 10. März Scharnhorsts Wohnung besucht. Zu Theodor und Luise Schmalz vgl. den Anhang 1; sie hatten mindestens drei Töchter, Auguste, Friederike Mathilde und Mine. Auf dem beantworteten Schreiben des Prinzen an Scharnhorst (Berlin, 19. März 1811). Der Prinz hatte die Resultate der Untersuchungen der Artillerieprüfungskommission zu eisernen Achsen sowie diesbezügliche Schreiben Gerhards und des Hütteninspektors Stünkel übersandt.

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I. Stabschef und Geheimdiplomat (März 1811–März 1812)

einzuführn u. sowohl Geschütze wie Wagen damit zu versehen. Hier würde wenigstens im Innern der Battrie keine Ungleichförmigkeit der Einrichtung statt finden, u. manb könnte diese eine Battrie als einen Versuch betrachten, bei welchem man, was die Einrichtungc betrift, noch manche nützlichen Erfahrung[en] sammeln würde u. gewiß so viel beßer als bei einzelnen Wagen, died unter die ganze Artilleriee vertheilt würden. N.d.G.v.Scharnhorst. Cl. Berlin d. 22n Märtz 1811.f 16. Scharnhorst an [Friedrich Adolf Graf von Kalckreuth?] Berlin, 22. März 1811 Nach einer Abschrift im Nachlaß Gerhard Oestreichs.a Vorkehrungen beim Durchmarsch einer französischen Brigade.

Berlin 22. März 1811. Ew. Exzellenz verfehle ich nicht gehorsamst zu benachrichtigen, daß Se. Majestät der König wünschen, daß dem Obersten v. Thümen zu Spandau geschrieben würde1, daß eine Kolonne französischer Truppen von 3 bis 4000 Mann von Magdeburg nach Stettin marschieren u. den 22. als heute schon in Ziesar, also am 23. oder noch früher in Brandenburg ankommen würdeb. Daß der Oberst v. Thümen zwar keine eigentlichen Vorposten zur Beobachtung dieser Kolonne, wenn sie sich der Festung auf der Militärstraße nähertec, ausstellen, aber doch durch berittene Offiziere u. gewandte andere zuverlässige Männer observieren lassen solle, u. daß er überhaupt, ohne Mißtrauen gegen die Franzosen zu markieren, auf seiner Hut sein müsse, daß die Eskadron in Nauen, um den französischen Truppen Platz zu machen, nach Wustermark reiten würde.

b c d e f

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b c 1

Folgt gestrichen: „erhielte dabei“. Folgt gestrichen: „u. auch nachher“. Folgt gestrichen: „ferner“. Folgt gestrichen: „verstre[ut]“. Darunter ein Mundierungsvermerk Greulichs vom selben Tage. Die Vorlage befand sich damals im Archiv des Kriegsministeriums, Kommandantur Spandau Nr. 4; wahrscheinlich gelangte sie ins Heeresarchiv und ist 1945 verbrannt. Statt „würden“. Statt „näherten“. Das Schreiben ist mutmaßlich an Generalfeldmarschall Graf Kalckreuth, den Gouverneur von Berlin, gerichtet; zu diesem vgl. Anhang 1 im vierten Band. Heinrich Ludwig August von Thümen wurde im fünften Band vorgestellt.

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Nr. 17

17. Scharnhorst an Lieven

Berlin, 24. März 1811

British Library, Add MS 47286 (Lieven Papers vol. LIII) fol. 131r–v (1 S.): Reinschrift, eigenhändig. Dank für Pässe. Eintreffen einer französischen Brigade in Stettin.

Ew. Excellenz danke ich gehorsamst für die beiden mir gnädigst übershikten Pässe. Ich bin durch die Unruhen dieser Tage abgehalten, den Empfang dieser Passe eher zu melden.1 Man hat viele falsche Nachrichten in diesen Tagen verbreitet. Die Brigade des Genral Dupillin2 ist 3319 Köpfe stark, sie trift den 30sten dieses in Stettin ein.3 Die reit. Comp. hat 6 Stük, die Fuß Artillerie bestehet nur aus 4 Stücken.4 Mit den größten Respect bin ich Ew. Excellenza Berlin den 24. März 1811.

gehorsamster v.Scharnhorst

18. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements Berlin, 25. März 1811 Nach einer maschinenschriftlichen, handschriftlich korrigierten Abschrift im Nachlaß Gerhard Oestreichs.a Vorbereitung eines Gewehrtransports nach Schlesien. a 1

2

3

4

a

Das Folgende mit Respektabstand und Respektstrich zur Unterschrift. Christoph Heinrich Graf Lieven, der russische Botschafter in Berlin, wurde im sechsten Band vorgestellt. Wenigstens ein Paß dürfte für den in der Folge erwähnten Rittmeister von Bornstedt bestimmt gewesen sein. Jean Duppelin (1771–1813) hatte in den Revolutionskriegen im Norden, am Rhein und in Italien gedient. Unter Davouts Kommando nahm er an den Feldzügen von 1805 bis 1812 teil und wurde im März 1809 zum Brigadegeneral befördert. Er starb am 25. Januar 1813 im Lazarett zu Thorn. Die Brigade gehörte zu der von Friant kommandierten 2. Division der Armée d’Allemagne. Scharnhorst stand mit Lieven seit längerem in Kontakt. Anfang Dezember 1810 übergab er ihm Landkarten von Gebieten vom Herzogtum Warschau bis zum Königreich Holland zur Weiterleitung an den Zaren, vgl. Bailleu, S. 210. Ab Anfang 1811 warnte er in mehreren Gesprächen vor französischen Kriegsplänen gegen Rußland und erklärte vertraulich, Köckritz, Kalckreuth, Außenminister von der Goltz und Wittgenstein arbeiteten auf ein preußisch-französisches Bündnis hin. Er regte daher an, auf den König mit Blick auf eine Allianz mit Rußland einzuwirken. Vgl. hierzu Martens VII, S. 14–18, unter Verweis auf die Depeschen Lievens vom 5. Januar, 7. Februar, 22. Februar und 23. April 1811 (Daten nach dem Gregorianischen Kalender). Die Vorlage („eigenhändig“) im Heeresarchiv, Rep. 4 A 5 IX 1.4.1, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt.

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I. Stabschef und Geheimdiplomat (März 1811–März 1812)

Berlin, 25. März 1811 Unter denb hier befindlichen Inf. Gewehren sind ungefähr 3500 von den Regimentern abgelieferte unter reparaturfähige angegeben. Diese müssen nach Schlesien geschickt werden, sowie 1000 von den 3000 abgelieferten neuen. Es müssen also 4500 Gewehre nach Schlesien geschickt werden und es muß damit sogleich der Anfang gemacht werden. Es wird nötig sein, daß die Befehle dazu nach und nach und mit großer Vorsicht erteilt werden, damit die Sache kein Aufsehen macht. Dagegen darf der Transport aber auch nicht verzögert werden. Ich bitte, gleich zu Werke zu schreiten und mir mündlich zu eröffnen, wie man in dieser Hinsicht die Maßregeln getroffen. Man muß diese Gewehre nicht über Glogau schicken, um keinen neuen Verlust sich auszusetzen.1 Scharnhorst 19. Scharnhorst an August Graf von der Goltz

Berlin, 26. März 1811

GStA PK, III. HA MdA I Nr. 477 (1 S.): Reinschrift, Schreiberhand, eigenhändig unterschrieben. Beschlagnahmung eines Gewehrtransports durch die Besatzung von Glogau.

Euer Exzellenz ist bekannt, daß der Kommandant in Glogau1 uns 2000 neue Gewehre angehalten hat; dies ist ein Verlust von 22,000 R.Thaler.2 Ich weiß nicht, welche Schritte in dieser Sache gethan sind, allein ich hörte vor einigen Tagen von ungefähr, als Seine Majestät darnach frugen, daß die Sache nur, wie es mir scheint, beiläufig betrieben ist. Da ich die Gewehrfabrikations-Angelegenheiten habe, so halte ich mich verpflichtet, Euer Exzellenz gehorsamst zu bitten, sich dieser Sache gütigst anzunehmen; ich bin versichert, daß alsdann die Gewehre gewiß zurük gegeben werden. Wir haben gerade hieran

b 1

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2

Statt „dem“. Vgl. das folgende Dokument. Jean-Charles Musquinet de Beaupré (1749–1813), Onkel von Marschall Davouts Frau, wurde 1807 zum Brigadegeneral und 1809 zum Baron ernannt. Ab 1810 diente er in Glogau und ab 1811 in Hamburg. Er starb Ende Februar 1813 an den Erschöpfungen des Rußlandfeldzugs in Berlin. Zu August Graf von der Goltz, dem preußischen Außenminister, vgl. Anhang 1 im sechsten Band. Vgl. dazu den Bericht Hakes an das Außenministerium (Berlin, 13. Februar 1811) und den weiteren Schriftwechsel zu dem Zwischenfall, alles im selben Faszikel.

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Nr. 20

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Mangel, und Euer Exzellenz können durch die ernstliche und thätige Betreibung dieses Gegendstandes dem Staate ein schon halb verlohrenes Kapital wiedergeben.3 Berlin den 26n Merz 1811. An Seine Exzellenz des Königl. geheimen Staatsund Kabinets-Ministers Herrn Grafen von der Goltz.

v.Scharnhorst.

20. Scharnhorst an Gerhard

Berlin, 27. März 1811

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 208 fol. 16r (1 S.): Konzept, Schreiberhand, mit eigenhändigen Abänderungen.a Aktennotiz, Clausewitz’ Hand: ebda., fol. 14r (1/4 S.).b Ein verpaßter Termin. Gußversuche. c

Ich bedaure unendlich, Euer Hochwohlgeboren neulich1 nicht habe abwarten zu können. Ich konnte es nicht vermeiden, sehr früh auszugehen, auch nicht vorhersehen, daß ich so spät wieder zu Hause kommen würde; Euer Hochwohlgeboren werden daher gütigst verzeihen, daß ich Ihnen den Weg umsonst habe machen lassen. Mit dend in Euer Hochwohlgeboren gefälligem Schreiben vom 22 ten 2 d.M. mir mitgetheilten Gegenstände[n] stimme ich vollkommen übereine, doch habe [ich] den Major von Schmidt3 ein Geshütz abzudrehen überlassen, weil der König das Abdrehen vielleicht zu sehn wünscht. Berlin den 27tn März 1811. Scharnhorstf 3

Im selben Faszikel folgen die von Küster unterschriebenen Konzepte vom 2. April zu Schreiben an Krusemark und Scharnhorst.

a

Es handelte sich ursprünglich um eine Reinschrift. Auf dem beantworteten Schreibens Gerhards an Scharnhorst (Berlin, 22. März 1811, fol. 14r–15r). Oben rechts von Schreiberhand: „Zu Maertz 1811 No. 150“, ein Verweis auf das in Anm. b erwähnte Schreiben. Statt „der“. Das anschließende Satzende eigenhändig verändert aus „und habe den Major von Schmidt dahin instruirt.“ Eigenhändige Unterschrift. Links davon ein Mundierungsvermerk. Am 22. März. Johann Carl Ludwig Gerhard wurde im sechsten Band vorgestellt. Vgl. Anm. b. Es ging um Gußversuche. Johann Otto Heinrich von Schmidt wurde im fünften Band vorgestellt.

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I. Stabschef und Geheimdiplomat (März 1811–März 1812)

An des Königl. Geheimen Staats Raths p. Herrn Berghauptmann Gerhardt Hochwohlgeboren hier 21. Scharnhorst an Schmidt

Berlin, 27. März 1811

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 208 fol. 14r–v (1/2 S.): Konzept, Clausewitz’ Hand, mit Zusatz von einer anderen Hand.a Mögliche Anwesenheit des Königs beim Geschützbohren.

An den Maj. v.Schmidt. Der G.St.R. Gerh. ist der Meinung, die nach hüttenmännischer Manier gegossenen Stüke gar nicht auszubohren u. die russischen so wie die Reisinghershen1 zwar auszubohren, aber nicht abzudrehen, sondern sie vorher zu probiren. Auch schlug derb G.St.R. Gerhardt vor, im Fall S.M.d.K. das Bohren sehen wollen, Allerhöchstdieselben nicht eher heraus zu führen, bis ein Stück fertig, ein anderes gebohrt u. beim 3t. die Schildzapfen abgedreht sind. Ich stimme mit diesen Vorshlägen überein, davon ich Ew. hiemit habe ergebenst benachrichtigen wolln. B. d. 27. Märtz 1811.c N.d.G.v.S. Cl.d doch überlaße ich Ihnen alles nach Ihrer Absicht zu machen. Vielleicht sieht der König auch gern das Abdrehen. D. 27. März 11. 22. Scharnhorst an Karl August Freiherrn von Hardenberg Berlin, 28. März 1811 GStA PK, III. HA MdA I Nr. 6306 fol. 4r (1 S.): Eigenhändig. Bornstedts Mission.

Der Rittmeister von Bornstädt1 ist hier, er wünscht noch auf 4 Tage von hier gehen zu können. Soll er in dieser Zeit nicht nach P.2 abgehen, so würde ich a

b c d 1

1

2

Vgl. Anm. b zum vorangehenden Dokument. Das Konzept hängt mit der dort erwähnten Aktennotiz zusammen. Folgt gestrichen: „H. v.“ Datum von Greulichs Hand, daneben sein Mundierungsvermerk. Darüber vermerkt: „Verte“, das Folgende oben auf fol. 14v von der zweiten Hand. Gießdirektor Johann Georg Reisinger wurde im sechsten Band vorgestellt. Mutmaßlich der im sechsten Band unter dem Vornamen Franz Eugen vorgestellte Gustav von Bornstedt. Sankt Petersburg.

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Nr. 23

ihm jenen Uhrlauba erlauben. Wenn Ew. Excellenz mich vor 11 Uhr nichtb benachrichtigen, daß er sogleich seiner Bestimmung gemäß nach P. gehen müße, so beuhrlaube ich ihn noch 4 Tage. Berlin den 28. März 1811

Scharnhorst.c

23. Scharnhorst an Prinz August

Berlin, 28. März 1811

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 208 fol. 19r (1 S.): Konzept, Clausewitz’ Hand. Konzept, eigenhändig: ebda., fol. 17v (1/2 S.).a Druck: Hahlweg I, S. 171f. Gewichtsersparnis bei der Wagenkonstruktion.

An den Prinzen August.b Auf Ew. K. H. gnädiges Schreib[e]n v. 24. d. M.1 habe ich die Ehre gehorsamst zu erwidern, daß der französishe 4spännigec Wagen mei[ne]r Meinu[n]g nach offenbar zu shwer ist, da er mehr wiegt wie unsere 6spännig[e]n, die schon zu shwer waren. Ich würde vorshlagen, einen Wagen nach dem fr. bauen zu lassen, welcher im ganzen circa 1/4 leichter wäre, also etwa 14–15 Centner wöge. Man würde mithin ein jedes einzelne Stük um 1/4 des Gewichts leichter arbeiten, bei manchen aber die Erleichterung nicht so weit treiben, wenn damit Nachtheile verbunden wärn, während andere noch mehr erleichtert werden könnt[e]n. Ich stelle diese Bemerkung E. K. H. geneigten Ermessen gehorsamstd anheim. N.d.G.v.Scharnhorst. Cl. Berlin den 28. Märtz 1811.e a b c

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b

c d e 1

Verändert aus „ihm dies“. Statt „nichts“. Unterschrift mit Respektabstand und Respektstrich. Auf der Rückseite des beantworteten Schreibens des Prinzen an Scharnhorst (Berlin, 24. März 1811). Oben rechts von Schreiberhand: „Zu März 11 No. 169“, ein Verweis auf das in Anm. a erwähnte Schreiben. Nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „ergebenst“. Darunter ein Mundierungsvermerk Greulichs vom selben Tage. Vgl. Anm. a. Dazu gehörte eine tabellarische „Nachweisung“ der Artillerieprüfungskommission vom 20. und 21. März mit den Gesamt- und Einzelteilgewichten eines sechsspännigen Kartuschwagens, eines siebenpfündigen Granatwagens, eines Trainwagens und eines französischen Probekartuschwagens mit eisernen Achsen.

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I. Stabschef und Geheimdiplomat (März 1811–März 1812)

24. Scharnhorst an Prinz August

Berlin, 28. März 1811

Nach einer maschinenschriftlichen Abschrift im Nachlaß Gerhard Oestreichs.a Munitionsbedarf der Artillerie bei einer Mobilmachung.

Berlin, 28. März 1811. Euer Königlichen Hoheit habe ich die Ehre die mittelst gnädigen Schreibens vom 26. d. Mts. mir übersandten Mobilmachungs-Akten ganz gehorsamst zu remittieren. Ich bin so frei gewesen, den mannigfaltigen Erörterungen und Bemerkungen auch noch meine Bemerkungen mit wenigem hinzuzufügen. In Rücksicht auf den Munitions-Bestand bei den Batterien bin ich der Meinung, daß 140 Schüsse bei der Batterie mitzuführen sind und die übrigen 66 in Reserve, d. i. bei den Munitions-Kolonnen. Man wird im Kriege immer in den Fall kommen, daß es partiel an Munition fehlt, weil man nicht vorhersehen kann, auf welchem Punkte gerade die meiste verbraucht wird. Dagegen würde auch eine noch größere Kartuschen-Zahl nicht schützen. Aber im Allgemeinen ist noch durch keine Erfahrung erwiesen, daß die Artillerie im Durchschnitt mehr als 200 Schüsse in einem Feldzug verbraucht hätte. Man setze nur fest, daß jeder Abgang zugleich ersetzt werde, und treffe gute Einrichtungen dazu, dann wird dieser Fall wenig vorkommen. Übrigens werden wir doch höchstwahrscheinlich unsere ersten Kriege nicht weit von unseren Vorräten entfernt führen. v. Scharnhorst. 25. Scharnhorst an Ernst von Kalckreuth

Berlin, 28. März 1811

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 253 fol. 71r (1/2 S.): Konzept, Clausewitz’ Hand. Einwilligung zur Salpeterproduktion in Schweidnitz.

Berlin d. 28. März 11.a An den Gen. Major von Kalkreuth zu Shweidnitz Ew. Hochw. habe ich die Ehre auf das gef. Shr. v. 15.1 ergebenst zu erwidern, daß Ihrer Anlage einer Salpetersiderey in den Festungswerken, Gräben u. a

Die Vorlage („eigenhändige Unterschrift“) im Heeresarchiv, Rep. 12 C Insp. d. Feldart. Nr. 43,9, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt.

a

Datum von Schreiberhand, rechts daneben: „Zu No. 138 März 1811“, ein Verweis auf das in Anm. 1 erwähnte Schreiben. Etwas weiter unten ein Abgangsvermerk vom 30. März. Schweidnitz, 15. März 1811 (ebda., fol. 70r). Ernst von Kalckreuth wurde im sechsten Band vorgestellt.

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Nr. 26

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Kasematten von Schweidnitz nichts entgegen stehen wird u. ich denselben sehr gern meine Einwilligung dazu gebeb, davon ich auch die Kongl. 3te Divis. d. All. Kr. D. unterm heutigen Dato benachrichtigt habe. Ich setze dabei voraus, daß Ew. die eigentlichec Comission bei dem K. Minist. des Innern nachsuchen werden. N.d.G.v.Scharnhorst Cl.d 26. Scharnhorst an Albrecht von Hake

Berlin, 29. März 1811

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 164 fol. 20r–v (11/4 S.): Konzept, Clausewitz’ Hand. Löhne für Soldaten bei Arbeiten für die Armee.

An den Ob. v.Hake.a In der zur Einrichtung von Werkstätten für die Anfertigung von Montirungsstücken vom Allg. Kr. Dep. unterm 26. v. M. erlassenen Instruktion wird § 7 bestimt, daß die Macherlohn Sätze künftig dergestalt gezahlt werden, daß ein mäßig geshikter Arbeiter zu jener etatsmäßigen Löhnung in Geld u. Brodt noch täglich 4 ggl. verdienen kann. Ich nehme mir die Freiheit, Ew. darauf aufmerksam zu machenb, daßc den Arbeitern, welche zum Holz Fällen bestimmt sind u. den bei der Artillerie arbeitendend Zimmerleuthen u. Maurern nicht mehr als 2 ggl. 8 d., den Tischlern, Stellmachern, Drechslern pp. aber 3 ggl.e Zulage bewilligt werden. Wenn man bedenkt, daß der Soldat außerdem sein Gehalt, Brodt, daß er Kleidung, Wohnung u. Pflege, wenn er krank wird, erhält, so scheint es, daß jene niedrigern Sätze schon zureichen, um ihn eben so gut zu stellen wie den bürgerlichen Arbeiter, u. daß mithin höher[e]f erspart werden können. Wie unangenehm es aber seyn würde, wenn man eine Klasseg der Arbeiter besser bezahlte als eine andere, zu welchen Beshwerden u.h Fordrungen das b c d

a

b c d e f g h

Folgt gestrichen: „überzeugt, daß“. Nachträglich hinzugefügt. Darunter ein Vermerk Greulichs vom selben Tage zur Benachrichtigung der 3. Division. Oben rechts von Schreiberhand: „Zu März 1811 No. 170“, ein Verweis auf das Schreiben Brauns an Scharnhorst (Berlin, 14. März 1811, ebda., fol. 19r–v), aus dem dieser die in der Folge benutzten Informationen bezog. Verändert aus „Ich muß Ew. darauf aufmerksam machen“. Folgt gestrichen: „die Arbeiter bei den Artillerie Werkstätten“. Folgt gestrichen: „Ingen“. Folgt gestrichen: „gezahlt“. Verändert aus „die höhern“ Verändert aus „Art“. Folgt gestrichen: „Folgen“.

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I. Stabschef und Geheimdiplomat (März 1811–März 1812)

Veranlassung geben könnte, werden Ew. leicht erachten, u. ich stelle es daher anheim, ob nicht jene Sätze etwas herunter zu stellen sind.1 N.d.G.v.Scharnhorst. Cl. Berlin d. 29n Märtz 1811.i 27. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements Berlin, 29. März 1811 GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 208 fol. 21r (1/4 S.): Konzept, Clausewitz’ Hand.a Versuche zur Granatenladung.

Mit Zurükgabe des v.Blumensteinsh[e]n Schreiben[s].1 Der hochl. 3t. Div. d. K. All. K. D. dank ich für die Mittheilung des Versuchs über die Ladung der Bomben u. genehmige gern, daß solche fortgesetzt werd[e]n. N.d.G.v.Sch. Cl. Berl. d. 29. Märtz 1811.b 28. Scharnhorst an Friedrich Wilhelm III.

Berlin, 30. März 1811

Nach einer maschinenschriftlichen, handschriftlich korrigierten und redigierten Abschrift im Nachlaß Gerhard Oestreichs.a Ausbildung von Krümpern. Ausräumung von Vorbehalten.

Der Oberster von Hake hat mir die Papiere mitgetheilt, welche die allerhöchste Kabinetsordre vom 7. v.Mt.1 wegen monatlicher Einziehung und Ausarbeitung einer gewißen Anzahl Rekruten betreffen. i 1

a

b 1

a

1

Darunter ein Mundierungsvermerk Greulichs vom selben Tage. Hake antwortete (Berlin, 16. April 1811, ebda., fol. 21r), daß es sich bei den Löhnen für Schneiderarbeiten anders verhielte, da die damit betrauten Soldaten im Gegensatz zu denen der Handwerkskompanien nicht unter der Voraussetzung verpflichtet worden seien, für niedrigere Löhne zu arbeiten. Auf dem beantworteten, von Schöler, Schmidt und Leithold unterschriebenen Schreiben der 3. Division (Berlin, 25. März 1811). Darunter ein Mundierungsvermerk Greulichs vom selben Tage. Die 3. Division hatte einen Bericht Blumensteins über Versuche zur Ermittlung der kleinsten und der zweckmäßigsten Ladung für 50- und 10pfündige Granaten übersandt. Die Vorlage („eigenhändige Unterschrift“) im Heeresarchiv, Rep. 4 Z D 64, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. In der Abschrift wurde gemäß Oestreichs Editionsrichtlinien u. a. die Orthographie modernisiert und das Datum an den Anfang gesetzt. Diese Änderungen wurden hier rückgängig gemacht. Vgl. Scherbening II, S. 117f., und Lehmann II, S. 345.

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Ich bin im ganzen vollkommen mit dem einverstanden, was aus dem Berichte des Obersten von Hake vom 21. d.M. und den von Euer Königlichen Majestät dazu gemachten Randbemerkungen von selbst hervorgehet, und glaube daher, Euer Königlichen Majestät Absicht zu entsprechen, wenn ich Allerhöchstdenenselben meine Absicht ehrfurchtsvoll vorlege, 1)

2)

3)

2

3 4

daß die Maßregel2 im Allgemeinen nicht unausführbar ist, zeigt sich schon dadurch, daß nur eigentlich von 3 Regimentern, nemlich dem pommerschen Husaren, dem brandenburgischen Dragoner und dem hiesigen Uhlanen-Regimente3 Schwierigkeiten eingewandt worden sind, denn die Einwendung des Generals von Kleist4 gründet sich, wie Euer Königlichen Majestät Allerhöchst bemerkt haben, auf ein Mißverständniß. Diese Schwierigkeiten, welche hier eingetreten sind, werden sich vermuthlich, so wie die, welche in der Folge noch gemacht werden können, heben, wenn den Leuten bei der Aufforderung zum freiwilligen Austritt aus der Fahne gesagt wird, daß sie nicht ohne Euer Königlichen Majestät allerhöchsten Spezialbefehl eingezogen werden würden, daß sie also ruhig eine neue Bestimmung anfangen und auf jede Art ihren Broterwerb nachgehen könnten; nur dann, wann der Staat in außerordentlichen Fällen ihrer bedürfe, würde er von ihrer Verpflichtung zur Vertheidigung deßelben Gebrauch machen. Giebt man solchergestalt den Leuten die wahre Absicht von ihrer Entlaßung und befreit sie dadurch von der Furcht, zu jeder ExerzierZeit eingezogen zu werden, so werden sich gewiß mehrere finden, die bis jetzt keinen Gebrauch davon haben machen wollen. Da der Staat keine Verpflichtung hat, die in seinem Dienst stehenden oder ihm zum Kriegsdienst verpflichteten Individuen länger bei den Fahnen zu behalten, als sein Interesse es erheischt, so kann er sie auch gegen ihren Willen entlassen, und wenn er einzelne, die durchaus ihr Unterkommen nicht zu finden wissen, bei der Fahne behält, so muß dieses als Ausnahme betrachtet werden, und im Folgenden wird die Rede davon seyn, wie die Ueberschreitung des Dienst-Etats, welche dadurch entstehen könnte, zu dekken wäre.

Die Kabinettsorder vom 7. Februar bestimmte: „vier Monate nach einander zieht jede Infanterie- u. Artillerie-Kompagnie monatlich 8 u. jede Eskadron u. reitende Artillerie-Kompagnie 3 Rekruten ein u. entläßt ebenso viel der ältesten Einländer mit Laufpässen, worin zu bemerken ist, daß der Inhaber nicht mehr vom Regiment zu Revuen u. Übungen eingezogen werden darf.“ Gemeint ist das Brandenburgische Ulanenregiment. Zu Friedrich Heinrich Ferdinand Emil von Kleist, Brigadegeneral der Niederschlesischen Brigade, vgl. Anhang 1 im vierten Band.

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4)

5)

I. Stabschef und Geheimdiplomat (März 1811–März 1812)

Daß diese Maßregel in einer ganz gewöhnlichen Ordnung der Dinge ist, beweisen die Reduktionen, welche zu allen Zeiten und bei allen Armeen vorgekommen sind. Der einzige Unterschied liegt in der Entlaßung und Verabschiedung; wenn man aber bedenkt, daß bei jeder Verabschiedung am Ende doch der Staat sich das Recht vorbehält, im Fall das Vaterland in Gefahr ist, den so Verabschiedeten aufzurufen, und wenn man die von Euer Königlichen Majestät bestimmte illimittierte Beurlaubung bis auf den Augenblick des Krieges ausdehnt, so fällt der Unterschied ziemlich weg und es kommt nur darauf an, dieses, wie sub 2 bemerkt ist, den Soldaten deutlich zu machen. Daß die Regimenter durch die Verabschiedung ihrer Soldaten an inneren Werth verlieren sollten, wie sie es fürchten, ist nicht zu erwarten. Ich kann nicht glauben, daß man durch jene Maßregel bei einem einzigen Regimente dahin kommen wird, alle Leute zu entlaßen, die über 4 Jahre gedienet haben; denn 3 Bataillone des zweyten westpreußischen Infanterie-Regiments haben noch Leute, die zwischen 6 und 7 Jahre dienen, 468, und die zwischen 5 und 6 Jahre dienen, 655; nun werden aber auch durch jene Maßregel nur 32 Mann per Compagnie eingezogen, es sind also von 12 Compagnien nur 384 zu entlaßen; mithin werden schon Leute übrig bleiben von denen, die zwischen 6 und 7 Jahren, und der größte Theil derer, die zwischen 4 und 6 Jahren gedient haben. Ist dieses der Fall bei dem zweyten westpreußischen InfanterieRegimente, welches eine so bedeutende Maße seiner Leute mit einem Male hat gehen laßen und folglich jünger ist wie irgend ein anderes Regiment der Armee, so kann der Fall bei den anderen Regimentern noch weniger vorkommen. Nun würde aber ein Mann, der 4, 5 oder 6 Jahre ununterbrochen bei der Fahne gedient hat, gewiß einem ehemaligen Beurlaubten gleich zu achten seyn, der 10 oder 15 Jahre überhaupt gedient hätte, weil dieser sich kaum den 6ten oder 8ten Theil seiner Dienstzeit bei der Fahne befand. Fänden sich einzelne Corps, wären es Regimenter, Compagnien oder Schwadronen, welche dennoch bei der Ausführung der CabinetsOrdre vom 7. v.M. Schwierigkeiten fänden, weil sich von ihren Leuten nachweisen ließe, daß solche sich auf dem Lande garnicht ernähren könnten – ein Fall, der sich kaum denken läßt –, und wollte man zu Gunsten eines solchen Falles und um nicht zu hart zu seyn Ausnahmen machen, so würde man diese Schwadronen, Bataillone oder Regimenter bis auf eine gewiße Zahl über den Etat anwachsen lassen, von der Ueberzahl eine eigene Sektion bilden und diese nach Festungen detaschiren, um dort zu arbeiten mit den übrigen Truppen, welche etwa dazu bestimmt wären, wobei sie ihr Gehalt reichlich verdienen würden. Indem ich diese meine Ansicht entwikkele, glaube ich die Ideen Euer Königlichen Majestät getroffen zu haben, und ich zweifele nicht, daß wenn Allerhöchstdieselben die gemachten Schwierigkeiten diesen

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Grundsätzen gemäß durch das Allgemeine Krieges-Departement beantworten lassen, die Maßregeln einen guten Fortgang haben werden. Berlin, den 30. März 1811. b

v.Scharnhorst.

29. Scharnhorst an Albrecht von Hake

Berlin, 30. März 1811

Nach einer maschinenschriftlichen, handschriftlich redigierten Abschrift im Nachlaß Gerhard Oestreichs.a Ausbildung von „Krümpern“.

Euer Hochwohlgeboren habe ich die Ehre hierbei die Sachen ergebenst zu remittiren, welche die Kabinetsordre vom 7. v.M. betreffen. Ich bin mit Euer Hochwohlgeboren vollkommen einverstanden und habe deswegen nicht geglaubt, daß wir weiter darüber zu konferiren nöthig hätten. Ich habe mich also begnügt, an Seine Majestät den König einen Bericht einzusenden, worin ich im ganzen Euer Hochwohlgeboren Ansichten beigetreten bin, und welchen ich Euer Hochwohlgeboren nicht abschriftlich mittheile, weil Sie das Original erhalten werden.1 Es kömmt alles darauf an, die kleinen Schwierigkeiten aus dem Wege zu räumen, um eine Maßregel durchzusezzen, die so wichtig ist und die fallen zu laßen uns zum immerwährenden Vorwurf gereichen müßte. Berlin, den 30. Märtz 1811. b

Scharnhorst.

An den Königl. Geheimen Staats-Rath pp. Herrn Obersten von Hake Hochwohlgeboren.

b

Davor gestrichen: „(gez.)“

a

Die Vorlage („eigenhändige Unterschrift“) im Heeresarchiv, Rep. 4 Z D 64, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Das in Anm. a zum vorangehenden Dokument Bemerkte gilt auch hier. Davor gestrichen: „(gez.)“. Auch die anschließende Adresse in der Abschrift von Hand gestrichen. Vgl. das vorangehende Dokument.

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1

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I. Stabschef und Geheimdiplomat (März 1811–März 1812)

30. Verordnung

Berlin, 1. April 1811

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 255 fol. 3r–4r (3 S.): Abschrift, Schreiberhand.

Bestimmungen wonach der Munitions-Bedarf zu den Uebungen der Armee im Jahre 1811 verabreicht werden soll.1 –––––––––––––– 1. Bei der Infanterie a) Scharfe Patronen ... ¨ 25 Stück per Mann, für sämtliche Grenadier « und Musketier Bataillone und Garnison « Compagnien incl. 10 Unteroffi© 30 Stück per Mann für sämtl. Füsilier ziere per Compagnie « Bataillone. « 60 Stück per Mann für die Jäger und ª Schützen Bataillone. Die scharfen Patronen für das Infanterie Gewehr wird hiebei a 2/3, für den Carabiner à 5/8 und für die Jäger-Büchsen im Durchschnitt à 1/2 Loth Pulverladung festgesetzt. b) Exerzier-Patronen 1 /2 웩 Pulver per Mann exclusive der Unteroffiziere, wovon wenigstens 32 Exerzier Patronen à 1/2 Loth Ladung angefertigt werden können, und worüber die nähere Bestimmung und Einteilung den Brigade Generalen überlassen bleibt, um etwa durch etwas schwächere Ladungen einige Patronen mehr anfertigen zu lassen. Diese Bestimmung betrift die auswärtigen 5 Brigaden. Die Brandenburgsche Brigade incl. der sonst noch in Berlin und Spandau stehenden Feldtruppen erhalten 3/4 Pfund Pulver per Mann für die Exerzier-Patronen. 2. Bei der Cavallerie a. Scharfe Patronen 16 Stück per Mann zum Verschießen mit Pistolen für sämtliche Kavallerie Regtr. incl. Unteroffiziere und Trompeter. 14 Stück per Mann zum Verschießen mit dem Carabiner auf die etatsmäßige Anzahl derselben. Die scharfen Patronen für den Carabiner werdena hierbei à 5/8 und für die Pistolen à 1/2 Loth Pulver festgesetzt.

a 1

Statt „wird“. Übersandt zusammen mit einer Kabinettsorder an Scharnhorst und Hake (Berlin, 1. April 1811, Abschrift ebda., fol. 2r–v), die wiederum einen Antrag Scharnhorsts vom 17. März 1811 beantwortete. Der König genehmigte „die in der Beilage enthaltenen Bestimmungen“, die demnach von Scharnhorst herrührten.

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Nr. 30

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b. Exerzier Patronen /4 웩 Pulver per Mann exclus. Unteroffiziere und Trompeter, wovon wenigstens 32 Exerzier Patronen à 1/4 Loth Pulverladung angefertigt werden können. Diese Bestimmung gilt für die 5 auswärtigen Brigaden, bei der Brandenburgschen Cavallerie-Brigade werden 3/8 웩 Pulver per Mann gut gethan. 3. Bei der Fuß Artillerie a. Scharfe Patronen ... 10 Stück per Mann à 2/3 Loth Pulverladung für die Gewehre. b. Exerzier Patronen 5 웩 Pulver für eine ganze Compagnie. 4. Bei der reitenden Artillerie Scharfe Patronen ...... 10 Stück per Mann à 1/2 Loth Pulverladung für die Pistolen. 5. Noch für die Artillerie zum Schießen und Werfen mit dem Geschütz. a. Scharf ................... 21/2 Centner Pulver per Compagnie für sämtl. Artill. Brigaden ohne Ausnahme. Außerdem ............ 15 Centner Pulver zur Disposition für die besondern Uebungen in Belagerungsarbeiten der Allgemeinen Kriegesschule und Pioniers in Verbindung der Artillerie und aller Waffen bei Berlin. b) Exerzier-Cartuschen Für die auswärtigen Artillerie-Brigaden: 40 Cartuschen à 1 웩 Pulver auf jedes bespannte Geschütz. Für die bespannten Geschütze in Berlin: 60 Cartuschen à 1 웩 Pulver per Geschütz. 6. Für die Pioniers. a) Scharfe Patronen 10 Stück per Mann à 5/8 Loth Pulverladung für den Carabiner. b) Exerzier Patronen 5 웩 Pulver auf eine ganze Compag. und 9 Centner Pulver (nämlich 3 Centner per Compag.) zu den Minen-Uebungen. 7. Für die Krieges-Schulen Scharfe Patronen 25 Stück für jeden Zuhörer à 2/3 Loth Pulverladung, welches, die Zahl der Zuhörer in runder Summe zu 80 genommen, für jede Kriegesschule 2000 Stück Patronen beträgt, wozu ihnen das Pulver, das Blei und das weiter Erforderliche geliefert wird. Es wird zugleich hierbei festgesetzt, daß diese Munition nur auf den effectiven Stand verabreicht werden soll. Berlin den 1tn April 1811. 1

gez. Friedrich Wilhelm.

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I. Stabschef und Geheimdiplomat (März 1811–März 1812)

31. Scharnhorst an Blumenstein

Berlin, 3. April 1811

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 253 fol. 72r (1/4 S.): Konzept, Clausewitz’ Hand.a Ankauf von Fuhrwerken für die Salpeterproduktion.

Auf Ew. gef. Shr. v. 30t. v. M. erwiedere ich ergebenst, daß ich den gemachten Ankauf der russish[e]n Kibitken1 sehr gut finde.2 Wegen der beid[e]n Pionir habe ich bereits an den Maj. v.Krohn geshrieben.3 Berl. d. 3n April 1811. nom.H.G.v.Sch.b 32. Scharnhorst an Krohn

Berlin, 4. April 1811

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 253 fol. 72r (1/2 S.): Konzept, Clausewitz’ Hand.a Versetzung zweier Pioniere zur Salpeterproduktion in Glatz.

Am den Major v.Krohn. Der Maj. v. Blumenstein wünscht bei Fortsetzung der Salpeter Fabrication zu Glatz die beiden Pionire Christ. Wölfling von der Abtheilung zu Glatzb u. Philip Kettenbach von der Abtheilung zu Neisse wieder anstelln zu können. Ich ersuche deshalb Ew., mit nächster Post nach Neisse u. Glatz zu schreiben, daß diese beiden Pionire sogleich zur Salpeterfabrication für diesen Sommer activirt werden. N.G.v.Scharnhorst Cl. Berlin d. 4n April 1811.c

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b 1

2

3

a b c

Auf der Vorderseite des beantworteten Schreibens Blumensteins an Scharnhorst (Glatz, 30. März 1811). Rechts daneben ein Mundierungsvermerk Greulichs vom selben Tage. Singular: Kibitka. Ein normalerweise dreispänniges Fuhrwerk mit Mattenverdeck. Wie der bei Steffen Poser: Die Völkerschlacht bei Leipzig, Leipzig 2013, S. 29, zitierte Musikverleger Friedrich Hofmeister berichtete, brachten damals „endlose Züge russischer Kibitken große Vorräthe von Kaffee, Zucker u. s. w., angeblich Prisen, die in der Ostsee aufgebracht worden, in Wahrheit aber aus den englischen Depots auf Helgoland“, nach Deutschland und durchbrachen so die Kontinentalsperre. Vgl. Anm. a. Als eine in Breslau eingetroffene russische Karawane keine Fracht für die Rückreise erhielt, hatte Blumenstein die Gelegenheit genutzt und zwölf einspännige Kibitken zum Stückpreis von 57 Talern inklusive Pferd und Geschirr gekauft. Vgl. das anschließende Dokument. Der Ingenieurmajor Johann Sigismund von Krohn wurde im sechsten Band vorgestellt. Vgl. Anm. a zum vorangehenden Dokument. Verändert aus „Neisse“. Darunter ein Mundierungsvermerk Greulichs vom selben Tage.

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33. Scharnhorst an Karl August Freiherrn von Hardenberg

29 Berlin, 4. April 1811

GStA PK, III. HA MdA I Nr. 6306 fol. 5r (1/2 S.): Eigenhändig.

Ew. Excellenz schicke ich hier die sehr wichtigen und intereßanten Pappiere zurück, ich behalte mir vor, Ew. Excellenz meine Ansichten über das Schölersche Memoir1 noch gehorsamst vorzulegen. Berlin 4ten April 1811

Scharnhorsta

34. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements Berlin, 5. April 1811 GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 208 fol. 13r (1/2 S.): Konzept, Clausewitz’ Hand. Übersendung eines Aufsatzes.

An die 3te Divis.a D. Zeug Leutnant Schmidtb aus Spandau hat mir den einli[e]g[e]nd[e]n Aufsatz zugesandt, zu welchem der Maj.c Braun auf meine Aufforderung seine Bemerkungen beigeshrieben hat. Ich übersende ihn der hochl. Div. im Fal[l]e dieselbe gelegentlich davon Gebrauch machen zu können glaubt. Berlin den 5ten April 1811. N.d.G.v.Scharnhorst. Cl.d

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Unterschrift mit Respektabstand und Respektstrich. Gemeint ist eine Denkschrift des im dritten Band vorgestellten Friedrich von Schöler, seit 1808 Sonderbotschafter des Königs in St. Petersburg. Rechts daneben von Schreiberhand: „Zu No. 85 März“. Verändert aus „Leutnant Schmidt“. Gemeint ist der Ende 1814 als Zeugkapitän in Danzig verstorbene Friedrich Schmidt. Folgt gestrichen: „Pullet seine“. Darunter ein Mundierungsvermerk Greulichs vom selben Tage und dann mit Bleistift geschrieben: „Die Einrichtung eines Artill. Depts. währnd der Belagerung einer Vestg. Cl.“

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I. Stabschef und Geheimdiplomat (März 1811–März 1812)

35. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements Berlin, 5. April 1811 GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 208 fol. 22r (1/2 S.): Konzept, Clausewitz’ Hand.a Für Achsen zu verwendendes Holz.

Auf das gef. Shreib[e]n v. 24t. März1, daß ich die graden Achsshenkel für eine wesentliche Verbesserung halte u. also umsoweniger etwas gegen die Bestimung S. K. H. des P. August zu bemerken finde. Auch halte ich mit S. K. H. dafür, daß das eichene Holz zu Achsen besser sey als das rothbuchene, nur muß ich dabei die Einschränkung machen, daß wenn man die Achsen bald braucht, das rothbuchene vorzuziehen istb, weil die eichnen grün sich biegen u. nicht gut gebraucht werden könen, ohne eine Zeitlang getroknet zu haben. N.d.G.v.Sch. Cl. Berlin den 5. April 1811.c 36. Zirkular

Berlin, 7. April 1811

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 172 fol. 12r (1/2 S.): Konzept, Schreiberhand, mit eigenhändigen Abänderungen.a Übersendung der Aufgaben für die Generalstabsoffiziere zur freiwilligen Bearbeitung.

Concept An die Adjudanten, welche in der Anlage benannt, sind mit ein hierunter in Concept befindl. Schreiben die Aufgaben1 zugesandt word[en].

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b c 1

a 1

Auf der Vorderseite des beantworteten, von Schöler, Schmidt und Leithold unterschriebenen Schreibens der 3. Division an Scharnhorst (Berlin, 24. März 1811). Statt „sind“. Darunter ein Mundierungsvermerk Greulichs vom selben Tage. Vgl. Anm. a. Es betraf die Weiterentwicklung eiserner Achsen. Offenbar handelte es sich ursprünglich um eine nicht versandte Reinschrift. Gemeint ist das zusammen mit einem Begleitschreiben „An die Herren Offiziere des Generalquartiermeisterstabes“ (Berlin, 30. März 1811) gedruckte Heft mit 32 Aufgaben, von denen in den kommenden sechs Monaten in jedem Monat wenigstens drei bearbeitet werden sollten. Je ein Druckexemplar und die Konzepte (Schreiberhand mit eigenhändigen Abänderungen) befinden sich ebda., Nr. 167 fol. 1r, 2r–8r bzw. 42r–v, 43r–48r; die erhaltenen Ausarbeitungen sind archiviert in den Faszikeln Nr. 172 und 173.

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Nr. 37

Ich habe den Offizieren vom Königlichen Genralstabe die hier beygelegten Aufgabenb gegeben. Ich theile sie auchc Euer Hochwohlgebohren mit, überlaße es aberd Ihnen, ob Siee Zeit haben, dieselben zu bearbeiten und Ihre Verhältniße dies zulaßen. Berlin den 7ten Aprill 1811.f Scharnhorst An den Königlichen Kapitain Herrn von Hiller2 Hochwohlgebohrn 37. Notiz

Berlin, 7. April 1811

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 172 fol. 11r (1/2 S.): Schreiberhand?, eigenhändig unterschrieben.a Liste der zusätzlichen Adressaten der Aufgaben für Generalstabsoffiziere.

Berlin den 7. Aprill 1811.b Scharnhorst

b c d e

f 2

a

b

Folgt gestrichen: „zu bearbeiten“. Eigenhändig hinzugefügt. Eigenhändig verändert aus „und überlaße es“. Das anschließende Satzende eigenhändig verändert aus „solche auch Ihrer Seits bearbeiten und diese Ausarbeitung an mich einsenden wollen.“ Das Folgende am unteren Rande der Seite. Grawerts Adjutant Johann Friedrich August Freiherr Hiller von Gärtringen (1772– 1856) war 1784 in das Mindener Regiment Woldeck (No. 41) eingetreten und in den Feldzügen in Holland und am Rhein verwundet worden. Hiller wurde 1812 mit der Ehrenlegion und dem Pour le Mérite dekoriert, 1813/14 als Adjutant Yorcks verwundet und mit dem Eichenlaub zum Pour le Mérite ausgezeichnet. Als Oberst befehligte er bei La Belle-Alliance die 16. Brigade, als Generalleutnant erhielt er 1830 seinen Abschied, später wurde Hiller der Charakter eines Generals der Infanterie sowie der Schwarze Adlerorden verliehen. Auf einem gedruckten Rundschreiben „An die Herren Officiere des General-Quartiermeister-Stabes“ (ursprünglich datiert: Berlin, 30. März 1811) zur Übersendung eines Heftes mit Aufgaben zu Ausarbeitungen. Das gedruckte Datum handschriftlich verändert.

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I. Stabschef und Geheimdiplomat (März 1811–März 1812)

Zur Nachricht Den Kapit. v.Sarnowsky1 St.Kapit. Diederich2 von G. v.Grawert Kapit. Rudolphi3 St.K. v.Weyrach P.L. Knackfuß4 S.L. v.Graeivell5 v.Dedenroth7 

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sind die gedruckten Aufgaben mittelst des nebenstehenden Schreibens zugesandt worden.6

38. Scharnhorst an Prinz August

Berlin, 10. April 1811

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 210 fol. 85r–86v (2 S.): Konzept, eigenhändig und Schreiberhand. Bemerkungen zum Entwurf des Artillerie-Exerzierreglements.

Ein Schreiben an den Prinzen August v.P. K. Hoheita 1

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Der Westfale Franz Helden von Sarnowsky (1777–1813) hatte seit 1797 bei der 2. Ostpreußischen Füsilierbrigade gedient und war 1806 dem Generalstab attachiert worden. Im Sommer 1807 diente er unter Scharnhorst im Hauptquartier L’Estocqs, seit 1810 fungierte er als Adjutant des Brigadegenerals Stutterheim bei der Ostpreußischen Brigade. Sarnowsky wurde im Januar 1811 zum Major befördert und im Mai verabschiedet. Anfang 1813 war er einer der Mitgründer des Lützowschen Freikorps, wurde aber schon im März wieder zum Generalstab versetzt. Gemeint ist Grawerts Adjutant Christian Karl Dietrich, der im fünften Band vorgestellt wurde, ebenso wie Friedrich Emil Ludwig von Dedenroth und Karl Christian von Weyrach. Julius August Reinhold von Grawert, 1807–1812 Generalgouverneur von Schlesien, wurde im vierten Band vorgestellt. Mutmaßlich der im sechsten Band vorgestellte Nikolaus Ludwig von Rudolphi, Mitglied der Direktion der Allgemeinen Kriegsschule. Friedrich Ludwig Karl Knackfuß (1772–1842) hatte im Potsdamer Militärwaisenhaus Zeichnen gelernt und war 1790 ins Füsilierbataillon Thile (No. 3) eingetreten. Nach dem Feldzug in Polen 1794/95 war er bei der kartographischen Aufnahme Neu-Ostpreußens tätig, 1806/07 diente er wieder im Felde. Seit August 1810 unterrichtete er an der Berliner Kriegsschule. In den Befreiungskriegen wurde Knackfuß mit dem Eisernen Kreuz dekoriert und zum Major befördert, danach wirkte er an der Aufnahme des Rheinlands mit. Seit 1818 Dirigent im Topographischen Büro, erhielt er 1842 seinen Abschied mit dem Charakter als Generalmajor. Wilhelm Graeivell (auch Gräwell) war 1806 im Felde zum Leutnant im Husarenregiment Köhler (No. 7) befördert worden und stand 1810 als Offizier der Armee in Berlin. 1828 war er als Major dem 6. Ulanenregiment aggregiert. Zu den Aufgaben vgl. Anm. 1 zum vorangehenden Dokument. Von den hier Genannten erscheinen „Major von Sarnowsky“, „Capt. von Weyrach“ und „Pr. Lieut. von Dedenroth“ im dazugehörigen „Verzeichniß derjenigen Offiziere, welche auf die unterm 7ten Aprill vertheilten Fragen Beantwortungen eingereicht haben“, a. a. O., fol. 13r–v. Dedenroth wurde am 11. Mai dem Generalstab attachiert und im Dezember zum Premierleutnant befördert. Dies von Schreiberhand auf einem eigenen Titelblatt (fol. 85r), das oben rechts mit der Nummer „No. 70 April 1811“ versehen ist.

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Nr. 38

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1) 2) 3) a.

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Prinz[e]n August1 Ich bin bei der Revision des E. R.c bis zum Abprotz[e]n gekommen. Ich hätte zwar manche umständliched Bestimmung weg gewünscht, indessen muß nun die Sache wohl so bleiben, wie sie ist. Nachstehnde 3 Punkte verdienen aber, wie ich glaube, eine Aendrung.e Die Kommandowörter beim Auf- und Abprotzen müß[e]n analog seyn.2 Jetzt sind sie bei den Abprotzen viel zu weitläuftig.f Das Abbrechen der Canonier neben dem Geschütze braucht nicht besonders kommandirt zu werden. Die einzelnen Leute gehen zurück, wo kein Raum ist, u. gehen vor, wo sie Raum finden.g Das Exerziren mit denh 12웩dern muß mit dem der 6웩der ganz analog seyn.i Es ist gefährlich, mit dem 12웩der beim Auffahren vor dem Abprotzen umzuwenden. In feindl.j Feuer bringt eine Kugelk die ganze Battrie in Unord[n]u[n]g, dies war bei Krefeld, wie in meiner Artillrie3 ausgeführt, der Fall und drauf schafte man diese Methode ab. Auch auf Chausseen, auf Bergen u. s. w. findet kein Umwenden statt. Man wandte ja auch sonst die doppelt so schweren Brummerl nach dem Abprotzen um, warum sollte man jetzt die leichtern 12웩dr nicht umwenden können? Man würde ohne Noth gedru[n]g[e]n, eine große Verschiedenheit in d[e]n Exerciez der 12 u. 6웩dr [zu] haben.m Das Folgende eigenhändig auf fol. 85v–86r. Die anschließende Überschrift und der erste Absatz nachträglich auf fol. 85v hinzugefügt. Verändert aus „Ich bin noch nicht weit gekommen“. „E. R.“ bedeutet „Exerzierreglements“. Verändert aus „zwar mehre Tritte die“. Neben diesem Absatz ein Abgangsvermerk Greulichs vom 10. April 1811. Der Text wird fortgesetzt auf fol. 86r (oben rechts von Schreiberhand: „No. 70 April 11.“). Hier zunächst die gestrichene Überschrift: „Bemerkungen.“ Der ursprüngliche Text der anschließenden drei Absätze in besonders sauberer Schönschrift. Der zweite Satz nachträglich hinzugefügt. Der zweite Satz nachträglich hinzugefügt. Statt „dem“. Das Folgende in einer etwas fahrigen Schriftführung. Das Wort nachträglich hinzugefügt. Folgt gestrichen: „alles“. Die folgenden drei Wörter nachträglich hinzugefügt. Das Folgende von Schreiberhand auf fol. 86v. Scharnhorst beantwortet hier das zweite von zwei Schreiben des Prinzen vom 2. April 1811 (Präsentationsvermerke vom 3. April, ebda., fol. 83r–v bzw. 84r), mit dem dieser ihm das von Major Braun zusammengestellte neue Exerzierreglement der Artillerie übersandt hatte. Auf dem ersten ist mit Rotstift notiert: „D[er] G[eneral] möchte das [unleserliches Wort, „gemeinte“?] neue Regl. durchlesen, wann?“ Im selben Faszikel, fol. 88r, befindet sich ein Schreiben Brauns an Scharnhorst (Berlin, 10. April 1811), mit dem dieser die Kommandowörter der leichten und schweren Batterien übersandte. In Scharnhorsts „Handbuch der Artillerie“.

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I. Stabschef und Geheimdiplomat (März 1811–März 1812)

Meine etwanigen übrigen Bemerkungen über vorgedachtes Reglement werde ich Euer K. Hoheit nächstens vorzulegen nicht verfehlen.4 Berlin d. 10. April 11 Nahms. H. G.M.v.Scharnhorst 39. Scharnhorst an Prinz August

Berlin, 12. April 1811

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 208 fol. 28r–29r (3 S.): Konzept, Clausewitz’ Hand. Aktennotizen, eigenhändig: ebda., fol. 24r–26v (1/4 S.).a Druck: Hahlweg I, S. 172ff. Kritik am Gutachten der Artillerieprüfungskommission zum Spielraum.

An den Prinzen August.b Die Bemerkungen der Artillerie Prüfungs Komission über die Veränderung des Spielraums sind von keinem richtigen Standpunktc aus gemacht, und die Bearbeitung dieser Sache hätte von dieser Komission gründlich u. zu reinen Resultaten durchgeführt werden müssen. Mir fehlt es an Zeit dazu und ich habe nur in der Eile meine Meinung in Betref der vollen Kugeln aufgesetzt und muß Ew. K. H. anheimd stellen, der Prüfungskomission die ausführliche und vorurtheillose Bearbeitung dieses von Ew. K. H. mit Recht als wichtig angesehenen Gegenstandes aufzugeben. Was die Vermindrung des Spielraumse durch die Kugeln betrift, so habe ich schon die Ehre gehabt, Ew. K. H. zu sagen, 1. daß die Prüf. Kom. die Kosten der Formf zu hoch angegeben hat, u. dieß überdem eine Sache des Bergdepartements ist; 4

Prinz August antwortete (Berlin, 11. April 1811, ebda., fol. 89r), er habe Braun aufgegeben, die gewünschten Abänderungen vorzunehmen, vgl. Anm. 2. Zum Auffahren von Zwölfpfündern erklärte er, wiederholte Versuche hätten ergeben, „daß 6 Mann von mitlerer Größe nicht im Stande waren, die Kanone im tiefen Sande herum zu bringen.“ Das Reglement müßte also bestimmen, „daß in Fällen, wo das Umdrehen nicht möglich, man lieber so auffahren muß, daß die Mündungen gegen den Feind kommen.“ Im selben Faszikel, fol. 91r, befindet sich eine Anfrage des Prinzen vom 1. Mai, wann Scharnhorst zum Vortrage der Abschnitte über das Schießen erscheinen könne. Hierauf steht, unter dem 2. Mai, von der Hand eines Mitarbeiters: „Den 3n May von 10 bis 2 Uhr bestimmt. nom.H.G.v.Sch.“

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Auf dem beantworteten Schreiben des Prinzen an Scharnhorst (Berlin, 5. April 1811; Auszug: Hahlweg I, S. 172f.). Oben rechts von Schreiberhand: „Zu den Nrn 72a u. 72b Mon. Aprill 11.“ Die erste Zahl verweist auf das in Anm. a erwähnte Schreiben. Verändert aus „sind nicht von dem richtigen Gesichtspunkt“. Folgt gestrichen: „geben“. Verändert aus „die Veränderung des Kalibers“. Verändert aus „Kosten dieser Veränderung“.

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daß wir nur 180 Kugeln für das Feldgeshütz vorräthig haben und wahrsheinlich 5 bis 6mal so viel Kugeln noch mit demselben Geshütz vershießen werden; fürg diesen ganzen Gebrauch unserer Feldartillerie, der sich der Zeit noch kaum übersehen läßt, würde also die Verbeßerung verlohren seyn; daßh wir keine Aussicht haben, vor der Handi neue Stücke zu gießen, weil wir hinlänglich versehen sind, mithin nicht abzusehn ist, wann uns diese Verbeßerung einmal durch neue Geschütze nützlich werden könnte. Was nun den Spielraum der Kugeln betrift, so haben nach der mir geneigtest mitgetheilten Tabelle unsre größten Kugeln beim 12Pfünder mehr als 11/5 Linie u. bei dem 6 Pfünder ungefährj 1 Linie Spielraum. Die kleinsten haben beim 12Pf. 11/5 + 132/100k Linie Spielraum. Bei der franz. Artill. haben die grösten Kugeln 1 Linie Spielraum und der Untershied der grösten u. kleinsten ist 9 Punkte. Bei den Hannoveranern hatt[e]n die grösten Kugeln 7/12 L. Spielraum. Ich würde unsere gröste Leerel 8/12 Linie kleiner als das Stück machen, dadurch würde der Spielraum um 11/5 – 8/12 Linie = 8/15 verringert. Die kleinste Leere würde ich 16/12 Linie kleiner als die größte machen, alsdann haben die kleinsten Kugeln 8/12 + 10/12 = 18/12 = 11/2 Linie Spielraum, während sie jetzt beim 12pf. 252/100m, also übern 3/4 Linie mehr Spielraum als die französishen haben. Dieß wäre nach meiner Meinung das Aeußerste, jedoch bemerke ich hierbei, 1. daß man untersuchen müßte, ob unsere Art, den Kartushbeutel über die Kugel zu ziehn diese Einschränkung des Spielraums erlaubt. In Hannover war ein Kreutz von 2 Streifen Leinewand in Leim getunkt die Verbindung d[e]r Kugel mit dem Spiegel, in welchem dieselbe aber außerdem gekettet war. Die Franzosen haben bekanntlich Blechstreifen, welches aber unstreitig umständlicher u. kostbarer ist, während die hannov. Einricht. volkommen die nöthige Haltbarkeit giebt. 2. daß bei einer Vershiedenheit der Leern von 16/12 L. natürlich mehr Kugelno von der Brauchbarkeit ausgeshloßen werden als bei einer von 132/100, welchesp beinah 16/12 ist. Folgt gestrichen: „allen“. Statt „4. daß“. Es folgt gestrichen: „diese“. Folgt gestrichen: „wir bedeutende“. Nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „81/100“. Verändert aus „Lehre“. Verändert aus „228/100“. Verändert aus „ungefähr“. Die folgenden drei Wörter nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „18/100, die“.

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I. Stabschef und Geheimdiplomat (März 1811–März 1812)

Alle diese Gegenstände werden durch die Prüf. Commission näher ausgeführt werden können. N.d.G.v.Scharnhorst. Cl. Berlin den 12n April 1811.q 40. Scharnhorst an Prinz August

Berlin, 12. April 1811

Nach einer maschinenschriftlichen, handschriftlich korrigierten Abschrift im Nachlaß Gerhard Oestreichs.a Einsatz von Artillerieoffizieren bei Bauarbeiten an der Küste.

Berlin, 12. April 1811. Da es uns an Ingenieur-Offizieren fehlen wird, um alle die an der Küste vorkommenden einzelnen Bauten zu dirigieren, so würde es sehr wünschenswert sein, wenn die Artillerie zu diesem Behuf einige Offiziere, oder im Falle es daran fehlen sollte, geschickte Unteroffiziere kommandieren könnte.1 Euer Königlichen Hoheit habe ich daher diese Maßregel vorgeschlagen und höchstdieselben, im Fall sie in solche einwilligen, gehorsamst ersuchen wollen, die Herrn Batterie-Kommandeure dahin zu instruieren, daß sie den desfalsigen Requisitionen der Majore von Engelbrecht und Pullett2, so viel es die Umstände erlaubten, genügten. v. Scharnhorst. 41. Scharnhorst an [Prinz Wilhelm]

B[erlin], 12. April 1811

HStAD, Abt. D 22, Nr. 12/59 fol. 11r (1 S.): Eigenhändig. Französische Truppenbewegungen.

Ew. Königl. Hoheit1 verfehle ich nicht, gehorsamst zu melden, daß wieder 3000 westphälische Truppen, worunter 1 Esc. Husaren, gestern Abend unerwartet in Burg gekommen ist, um nach Dantzig zu marshiren, ohne daß

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Darunter ein Mundierungsvermerk Greulichs vom selben Tage.

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Die Vorlage („eigenh. Unterschrift“) im Heeresarchiv, Rep. 12 C Insp. d. Feldart. Nr. 43,11, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Eine Abschrift der königlichen Dislokation zur Küstenverteidigung vom 7. April 1811 befindet sich in GStA PK, IV. HA Rep. 4 Nr. 42 fol. 217v–219v. Ludwig Philipp von Engelbrecht und Samuel Pullet wurden im vierten und fünften Band vorgestellt.

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Zu Prinz Wilhelm von Preußen vgl. Anhang 1 zum sechsten Band.

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Nr. 42

davon Anzeige vorher geshehen2. Es bewegen sich mehrere Truppen von Rhein gegen die Elbe und Küste. Man sagt, es sey gegen die Engländer. B. den 12. April 1811 42. Scharnhorst an Schöler

v. Scharnhorst.a [Berlin?1], 13. April 1811

Nach einer maschinenschriftlichen, handschriftlich korrigierten Abschrift im Nachlaß Gerhard Oestreichs.a Gewehrtransport nach Schlesien.

13. April 1811 morgens 4 Uhr Mein lieber Schöler2 ich bitte Sie, den Gewehrtransport nach Schlesien aufs möglichste zu beschleunigen. Können Sie nicht einige 1000, ohne den Rayon von Glogau3 zu passiren, nach Neiße schicken? Scharnhorst Können Sie nicht die Gewehre, welche in Potsdam fertig sind, gleich von dort nach Schlesien abschicken, damit die Sache hier kein Aufsehen macht? Auch muß man sich über dies wegsetzen, wenn es nicht anders ist. Welcher Weg ist den Fuhrleuten vorgeschrieben? Wann kommen sie an? Sie kommen doch wohl nicht ins Sächsische? Die Sache ist äußerst wichtig. Ich hoffe diesen Abend hier bei meiner Zurückkunft von Potsdam eine Nachricht von Ihnen zu finden von dem, was eingeleitet ist. Ihr Freund Scharnhorst

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Unterschrift mit Respektabstand und Respektstrich. Dies hätte gemäß den Bestimmungen des Tilsiter Friedens und der Nachfolgeabkommen geschehen müssen. Die Vorlage („Eigenhändig“) im Heeresarchiv, Rep. 4 A 5 IX 1.4.1, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Dem Inhalt nach begab sich Scharnhorst noch am selben Tage nach Potsdam und zurück. Mit „hier“ scheint eher Berlin als Potsdam gemeint zu sein. Moritz von Schöler, der Direktor der 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements, wurde im dritten Band vorgestellt. Das Gebiet innerhalb eines Radius von etwa 25 km um die Festung durfte von preußischen Truppen nicht betreten werden.

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I. Stabschef und Geheimdiplomat (März 1811–März 1812)

43. Scharnhorst an Karl August Freiherrn von Hardenberg Berlin, 14. April 1811 GStA PK, III. HA MdA I Nr. 6306 fol. 6r–v (1 S.): Eigenhändig. Meinungsaustausch zur politischen Lage.

Ew. Excellenz Befehl gemäß habe ich Bornstädt nicht abgeschikt. Unsern militärischen Vorsichts Maßregeln lasse ich ununterbrochen ihren Lauf. Ew. Excellenz Memoir wird durch den Major von Boyn1 Se. Majestät vorgelegt. Meine Ansicht unserer politischena Lage will ich Ew. Excellenz vorlegen, so bald ich die Ehre habe Sie aufzuwarten, anderswo habe ich sie nicht äußern wollen, man muß sich einigen. Berlin den 14. April 1811 Morgens 11 Uhr.

Scharnhorstb

44. Scharnhorst an Albrecht von Hake

[Berlin], 14. April 1811

Nach einer maschinenschriftlichen, handschriftlich korrigierten Abschrift im Nachlaß Gerhard Oestreichs.a Kleidung von Schanzarbeitern.

14. April 1811 Das Geld für die Arbeitskleidung müßte, wie ich glaube, da angewiesen werden, woher das Arbeitsgeld demnächst erfolgt.1 Wird die kleine Montierung vergütet, so wird man darnach das Arbeitsgeld geringer ansetzen können. Die Hauptsache bei dieser Bekleidung ist die Geschwindigkeit. Ich bin übrigens dafür, daß jeder Arbeiter eine Arbeitskleidung in natura bekömmt. Außer diesem finde ich nichts bei dem Schreiben des H. Obersten von Bronikowsky2 und der Antwort von Ew. Hochwohlgeboren zu bemerken. Scharnhorst a b 1

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Verändert aus „Meine politische Ansicht von der“. Unterschrift mit Respektabstand und Respektstrich. Zu Hermann von Boyen vgl. Anhang 1. Die Vorlage („Eigenhändig“) im Heeresarchiv, Rep. 4 Z D 83, ist warscheinlich 1945 verbrannt. Das Schreiben betrifft ein Konzept Hakes an Bronikowski zur Bekleidung der Schanzarbeiter in den Festungen. Zu Karl Ludwig von Oppeln-Bronikowski, seit Ende 1808 Direktor der 3. Division des Militärökonomiedepartements, vgl. Anhang 1 zum fünften Band.

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Nr. 45

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45. Scharnhorst an Karl August Freiherrn von Hardenberg Berlin, 15. April 1811 GStA PK, VI. HA Nl Daniel Ludwig Albrecht Nr. 9 fol. 8r (1 S.): Eigenhändig. Notwendigkeit von Kontakten nach Wien und London.

Ew. Excellenz lege ich hier mein politisches Glaubensbekentniß und meine Ansichten über unsere zu treffenden Maßregeln gehorsamsta vor.1 Ich füge diesen noch hinzu, daß nach meiner geringen Ansicht wir schleunigst einen geheimen Abgeordneten nach Wien und London schicken müßten. Unsere Lage bringt dies mit sich. An Napoleon kann man sich nicht anschließen, überdies will er es auch nichtb. Wer im Kriege Stundenc versäumt, in der Politik Tage, ist über kurz oder lang verlohren.d Berlin den 15. April 1811 46. Denkschrift

Scharnhorst [Berlin, nicht nach 15. April 18111]

GStA PK, VI. HA Nl Daniel Ludwig Albrecht Nr. 9 fol. 9r–13v (91/2 S.): Reinschrift, eigenhändig. „Glaubensbekenntnis“: § 1. Risiken einer Parteinahme Preußens für oder gegen Napoleon. § 2. Risiken einer Neutralitätspolitik. § 3. Undurchführbarkeit eines Bündniswechsels im Kriege. § 4. Gründe für Parteinahme gegen Frankreich. Zu ergreifende Maßnahmen. § 5. Rahmenbedingungen.

§ 1. Wenn Se. Majestät der König forcirt wird, eine Partei, die russische oder die französische zu nehmen, welche ist die vorzügliche? Von den Staaten, welche die französische Partei genommen, haben Sachsen, Bayrn, Schweitz, Würtenberg, Baden, Hessen Darmstadt u. s. w. ihr Daseyn bis jetzt behalten. Andere, als Genua, Sardinien, Etrurien, Spanien, Portugal, der Pa[p]st, Holland und s. w. haben dasselbe verlohren.2 Kein Staat an der See, auch selbst die von Napoleon creirten, ist der Vernichtung entgangen. a b c d 1

1 2

Das Wort sehr gedrängt geschrieben, mutmaßlich nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „er will es nicht“. Verändert aus „Wer im Kriege die rechte Stunde“. Das Folgende mit Respektabstand, die Unterschrift mit Respektstrich. Vgl. das anschließende Dokument. Es war dem vorangehenden Dokument beigelegt. Vgl. Nr. 148 (Anm. 1–3) und 484 (Anm. 6) im fünften Band. Holland war im Juli 1810 von Frankreich annektiert worden.

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I. Stabschef und Geheimdiplomat (März 1811–März 1812)

Auch selbst Westphalen, eine Stadthalterschaft Frankreichs, hat den See Theil verlohren, auf Oldenburg, so klein das Ländchen war, hat der Kaiser keine Rüksicht nehmen wolln3, obgleich Rußland sich beleidigt fand4; Dänemark schien er in diesem Winter nehmen zu wolln. Es ist also höchst wahrscheinlich, daß Preussen, wenn es jetzt seine Existens durch die Ergreifung der französischen Partei erhält, sie dennoch bald nachhera verliehren wird. Von den Staaten, welche die antifranzösische Partei ergriffen, sind noch vorhanden: Preussen, Portugal, Schweden, Sicilien, Spanien und die beiden Kaiserthümer. Wenn man daher von den Vergangenen auf die Zukunft schließt, so läuft Preussen eben so große Gefahr, wenn es die französische Partei ergreift, als wenn es sich gegen dieselbe erklärt.b Das Glük und Unglük des Landes wird bei beiden Parteien dasselbe seyn, Krieg und Verwüstung trifft es bei beiden unvermeidlich. Die Erhaltung des hohen Regentenhauses ist bei der französischen [Partei] weit unsicherer als bei der antifranzösischen, denn in jeden Fall muß es sich bei dies[e]r in die Gewalt Napoleons begeben. Geschähe dies nicht, so würde diese Parteinehmung eine sehr nachtheilige, eine halbe Maßregel sein. § 2. Kann der preussische Staat in einem Kriege zwischen Frankreich und Rußland neutral bleiben? Was wird das Resultat dieser Neutralität seyn? Da die preussischen Provinzen bei jenem Kriege das Kriegstheat[e]r seyn werden, so wird Preussen bei der Neutralität dem Schicksal Hessens5 schwerlichc entgehen. Gesetzt aber auch, die Neutralität ließe sich behaupten, würde dann nicht beim unglüklichen Ausgang des Krieges für Rußland Preussen dennoch vernichtet werden? Und würde bei einem Frieden, wo der Ausgang des Krieges unentschieden geblieben wäre, der preussische Staat nicht höchst wahrscheinlich deswegen einen Teil seiner Provinzen verliehren, weil beide Parteien keine Verbindlicha b c 3

4

5

Verändert aus „dennoch gleich darauf“. Dieser Absatz am Rande mit einem Bleistiftstrich markiert. Verändert aus „nicht“. Im Dezember 1810 verlor Westphalen alle Gebiete nördlich einer Linie von der Mündung der Lippe über Münster und Minden bis zur Einmündung der Stecknitz in die Elbe. Zusammen mit den Gebieten von Salm, Aremberg, Oldenburg, Lauenburg sowie den Hansestädten Bremen, Hamburg und Lübeck wurden sie zu drei neuen Departements Frankreichs zusammengefaßt. In Rußland und Oldenburg regierten die ältere bzw. die jüngere Linie des Hauses Holstein-Gottorp; auch war Katharina, die Lieblingsschwester Alexanders I., mit Prinz Georg von Oldenburg verheiratet. Kurhessen wurde 1806 trotz seiner Neutralität besetzt und 1807 dem Königreich Westphalen einverleibt.

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keiten hätten und sich an Preussen (weil es für keinen etwas thun wollte) zu rächen geneigt wärn? Eine Neutralität ist immer in den Umständen, welche hier für Preussen stattfinden, ein halber Feindschaftszustand. In dem Kriege zwishen Frankreich und Oestereich 1809 fanden für Preussen wegen der geographischen Lage und anderer Umstände ganz andere Verhältnisse statt. § 3. Kann Preussen anfangs die französische Partei, um nicht gleich vernichtet zu werden, nehmen und nachher zur russischen übergehen? Ich kann mich keinen klaren Begriff von der Ausführung dieser Maßregel machen. Sie ist in einem und demselben Kriege bei der Lage, in der sich Preussen befindet, entweder gar nicht oder doch nurd unter so nachtheiligen Umständen ausführbar, daß ihr, wie es scheint, jede andere Maßergreifunge vorzuziehen istf. Man denke sich, Sachsen und Bayern hätte[n] einen solchen Plan gehabt; wär er wohl ausführbar gewesen? Die Truppeng warn mit französischen Armeen umgeben, die französishen Behörden hatten im Innern die Aufsicht auf alles, was geschah, die Monarchen warn in Gefahr, ihre persönliche Freiheit zu verliehren. Die Truppen, die Bewohner des Landes hatten sich mit der Idee,h Frankreich zu opfern familiarisirt, die Streitmittel warn gewissermaßen in den Händen der Franzosen! Würden bei uns nicht dieselben Verhältnisse im wesentlichen eintreten? § 4. Resultat In einem Kriege mit Frankreich wird der König seine Länder an der See verlieren, § 1; wird seine allerhöchste Person, dai sie sich unvermeidlich in die Hände Napoleons liefern muß, § 1, in die größte Gefahr kommen (zumal da Napoleon Vorwände zur Verfolgung in Händen haben wird); wird das Land, da es das Kriegestheater werden muß, der Verwüstung preiß gegeben; wird der Bewohner des Landes für fremdes Interesse, für Napoleons Familien Erhebung oder Universal Herrschaft in allen Welttheilen fechten müssen; wird der National Stolz und das Gefühl für National Ehrej vernichtet und die hohe Achtung des Monarchen in den Augen der Staaten und der Welt schwer verwundet. d e f g h i j

Nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „Maßregel“. Verändert aus „wäre.“ Verändert aus „Armee“. Folgt gestrichen „für“ oder „sich“. Verändert aus „dadurch“. Verändert aus „der Stolz und der Geist, sich und den Staat zu erhalten“.

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I. Stabschef und Geheimdiplomat (März 1811–März 1812)

In einem Kriege gegen Frankreich fällt ein Teil dieser Schreklichkeiten weg; es ist einige Hofnung der Erhaltung der Regentenfamilie und also des Staats vorhanden; aber, man muß es sich gestehen, nur wenige. Nur England ist der Staat, der unbezwinglich Napoleon widerstehen wird und der seinen Verbindungen getreu bleibt und getreu bleiben kann. Die königliche Familie kann daher nur ein Asyl in England finden und nur mit Englands Hülfe kann Preußen, wenn die Vorsehung es wunderbar erhalten will, eine selbständige Macht wieder werden. Aus allen diesen aus Tatsachen genommenen Gründen schlägt man vor, 1. jede Verbindung mit Rußland und Oestereich so innig zu knüpfen, als es nur möglich ist. Sie ist das einzige Hülfsmittel der Erhaltung des Königs und des Staats; 2. Kolberg und Pillau als die Haupt Oerter der preussischen Macht, als die Lebens Punkte anzusehen. Ihnen die möglichst größte Stärke zu geben. 3. bei einem Kriege zwischen Rußland und Frankreich sich anfangs zu stellen, als wolle man die Neutralität behaupten, aber seine Macht, außer den Truppen in Schlesien, an den beiden genannten See Oertern,k sobald die Umstände es erfordern, zu concentriren und dreifach zu vermehren. Würde man von Frankreich in der Ausführung angegriffen, so würde Rußland, wenn es sich verbindlich gemacht hätte, Preußen degagiren;l daß es mit dieser Macht stehen oder fallen wolle, würde es auf diesen Fall vorher versprechen müßen. 4. Sobald der Zeitpunkt jener Ereignisse nahe kömt und Frankreich uns bedrohet, wird ein heimlicher Geschäftsträger nach England geschikt mit der Instruktion zu negociren: a. Geld, b. Waffen und Pulver, c. einige Truppen des Ansehens wegen, d. eine Escadre bei Pillau und Colberg, e. ein Asyl für die königl. Familie auf den übelsten Fall. § 5. Es ist hier noch zu bemerken, 1. daß eine Macht wie Schweden, welche isoliert,m ganz wol den schiklichsten Augenblick abwarten kann, sich für eine oder andere Partei zu erklären – d. i., bis Rußland sich vorbereitet und sich mit Oestereich vereint, bis eine hohe Wahrscheinlichkeit des glüklichen Erfolgs des Krieges eingetreten ist –, daß es aber mit uns ein Anderes ist, daß wir zwischen mehreren Uebeln das geringste wählen müßen.

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m

Die folgenden fünf Wörter nachträglich hinzugefügt. Das Folgende verändert aus „um mit dieser Macht zu stehen oder zu fallen, würde es auf diesen Fall versprechen müßen.“ Die folgenden zwei Wörter nachträglich hinzugefügt.

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2. daß unsere Lage bisher so verzweifelungsvoll warn, daß keine der größern Mächte sich mit uns verbündet hätteo. Sollte sich Gelegenheit hierzu jetzt darbieten, so müßte man diesp glükliche Ereigniß ergreifen, wenn man nicht unverantwortlich gegen sich selbst handeln will. 3. daß die allgemeine Stimme, welche uns beschuldigt, keine engen Verbindungen mit andern Mächten zur rechten Zeit gemachtq, nicht im rechten Augenblick gehandelt zu haben, in jeden Fall Nachdenken in diesen Augenblik verdient; 4. daß es der preussischen Regierung von dem Baseler Frieden an zur Last gelegt ist, daß Preußen sich nicht mit Oestereich vereinigt habe, daß in allen Denkschriften der Mangel dieser Einigung als die Haupt Ursach des Falls beider Mächte angesehen ist, daß kein größeres gemeinschaftliches Intereße in Hinsicht der ferneren Existenz denkbar sey als das dieser beiden Mächte und daß es unerklärbar sey, daß unter diesen Umständen bei gleicher Denkart der Monarchen nicht die geringste Relation statt zu finden scheine! 47. Scharnhorst an Prinz Wilhelm

Berlin, 15. April 1811

HStAD, Abt. D 22, Nr. 12/59 fol. 12r (1/2 S.): Eigenhändig. Französische Truppenbewegungen.

Der Antrag des Grafen Marsan betraf nichts weiter als eine neue Militärstraße1, die Division Friant2 ist bei Dömitz die Elbe passirt, ein westphälisches Inf. [Regiment?] ist vorgestern von neuen in Burg erschienen. Eine Reise nach Potsdam beraubt mir de[r] Gnade, Ew. Königl. Hoheit aufwarten zu können. Berlin den 15. April 1811 n o p q

a 1

2

v. Scharnhorst.a

Verändert aus „Unsere Lage war bisher so verzweifelungsvoll“. Verändert aus „wollte.“ Verändert aus „Gelegenheit darbieten, so müßte man diesmal das“. Verändert aus „enge Verbindungen [...] nicht gemacht zu haben“. Unterschrift mit Respektabstand und Respektstrich. Der erstmals im fünften Band vorgestellte französische Botschafter Saint-Marsan unterbreitete die Forderung nach einer neuen Militärstraße von Hamburg über Pasewalk nach Stettin am 8. April, am 26. eröffnete ihm Hardenberg, Preußen wolle diese freundschaftlich, d. i. ohne einen Vertrag, gestatten. Der ehemalige Gardist Louis Friant (1758–1829) war 1794 zum Brigadegeneral und 1800 zum Divisionsgeneral befördert worden. Er diente seit 1803 unter dem mit ihm verschwägerten Marschall Davout, wurde 1805 mit dem Großkreuz der Ehrenlegion und 1808 mit einem Grafentitel ausgezeichnet. Der u. a. bei Preußisch Eylau, Wagram und Waterloo verwundete Friant wurde 1812 zur Garde versetzt; nach 1815 zog er sich ins Privatleben zurück.

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I. Stabschef und Geheimdiplomat (März 1811–März 1812)

48. Abrechnung

Berlin, 15.–21. April 1811

GStA PK, I. HA Rep. 74 Staatskanzleramt O. V Nr. 3 (1 S.): Reinschrift, Greulichs Hand, eigenhändig unterschrieben.

Liquidation einer Reise in Dienstangelegenheiten auf Befehl des Königlichen Generalmajors von Scharnhorst Hochwohlgebn. Für ein Miethspferd auf 7 Meilen hin und 7 Meilen zurük ................................... = 6 rthlr. Trinkgeld den Leuten fürs Futtern und Satteln des Pferdes und Zehrungskosten . . . . . . . = –  12 gl. Berlin Summa = 6 rthlr. 12 gg. den 15n April 1811 W.Greulich1 Ueber die Richtigkeit dieser Liquidation Feldjäger im wird hierdurch attestirt. Corps zu Pferde Scharnhorst. Ueber den richtigen Empfang der oben liquidirten Summe quittire ich hierdurch. Berlin den 21n April 1811. W. Greulich. 49. Scharnhorst an Schöler

Berlin, 16. April 1811

Nach einer maschinenschriftlichen, handschriftlich korrigierten Abschrift im Nachlaß Gerhard Oestreichs.a Auftrag zu Spezifikationen von Geschützen, Waffen und Munition sowie zum Zustand der Festungen.

Berlin, 16. April 1811. Lieber Schöler, ich ersuche Sie um eine Spezifikation 1. der Geschütze in Preußen, a) der Festungsgeschütze, b) der Feldgeschütze für die Truppen, c) der Feldgeschütze zur Disposition, 1

Zu Wilhelm Greulich, der seit längerem als Scharnhorsts Sekretär fungierte, vgl. Anm. 1 zu Nr. 130 im sechsten Band.

a

Die Vorlage („eigenhändig“) im Heeresarchiv, Rep. 4 A 5 Nr. 90, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt.

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Nr. 50

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d) der Feldgeschütze, welche unter den Festungsgeschützen sich befinden; 2. der Infanterie u. Kavallerie-Waffen, a) völlig neue oder reparierteb, b) welche noch Reparaturen bedürfen; 3. der Infanterie u. Kavallerie-Munition. Alles dies bitte ich auch mir von den, was in Schlesien ist, mitzuteilen. Alles bloß in der Übersicht. Unter diesen Waffen dürfen nicht die sein, welche die Truppen haben, von diesen wünsche ich aber auch eine Spezifikation zu haben, der Oberstleutnant von Rauch1 wird Ihnen hier Auskunft geben. Ferner wünsche ich eine Übersicht des Zustandes der Festungen zu haben, a) der Garnison, welche sie bekommen wird, b) des vorrätigen Holzes, welches sie hat, c) der Versorgung mit Lebensbedürfnissen. Alles dies provinzenweise, so daß ich alles von jeder Provinz beieinander habe. Ich bitte dies mit den O.L. v.Rauch mich bald und übersichtlich zu verschaffen u. gern zuerst von Preußen. v. Scharnhorst. 50. Scharnhorst an Karl August Freiherrn von Hardenberg Berlin, 17. April 1811 GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 238 fol. 206r (1 S.): Konzept, unbekannte Hand.a Ersuchen um Beschleunigung der Entfestigung Breslaus.

Berlin d. 17. Aprill 1811 An des Königl. Staatskanzlers Herrn Freiherrn v.Hardenberg Excellenzb Euer Excellenz habe ich die Ehre, angeshlossen ein soeben bey mir eingegangenes Shreiben des G.L.v.Grawert vom 13t dieses ganz ergebenst zu übersenb 1

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b

Statt „reparierten“. Zu Gustav von Rauch vgl. Anhang 1. Das Konzept hängt mit dem folgenden zusammen, dessen Absenderangabe gilt auch für dieses. Datum und Anschrift in der linken Spalte, etwas darunter ein Mundierungs- und Abgangsvermerk Georges vom selben Tage. Oben rechts von Schreiberhand: „Zu Aprill 11 No. 112.“

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denc, woraus Hochdieselben zu ersehen belieben wollen, wie sehr dringend die Uebergabe des der Bürgerschaft zu Breßlau verhießenen Vestungs Terrains ist, und ich ersuche Euer Excellenz demnach gehorsamst, die Beschleinigung dieser Angelegenheit hochgefälligst veranlaßen zu wollen. Die Anlage erbitte ich mir demnächst ganz ergebenst zurück. Berlin d. 17. Aprill 11 # # 51. Scharnhorst an Grawert

Berlin, 17. April 1811

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 238 fol. 206v (1 S.): Konzept, unbekannte Hand. Mitteilung des Beschleunigungsgesuchs an Hardenberg.

An des Königl. General Lieut. und Gouverneur, Herrn v.Grawert Excellenz zu Breßlaua Auf Euer Excellenz gefälliges Schreiben vom 13t d.M. habe ich keinen Anstand genommen, die Beschleinigung der Uebergabe des der dortigen Bürgerschaft bereits verhießenenb Terrains der dasigen demolirt[e]n Vestungs-Werke dem Herrn Staatskanzler Freyh. v. Hardenberg dringend zu ersuchen, und ermangele nicht, Euer p. solches hiermit vorläufig genz ergebenst zu vermelden. Berlin d. 17’ Aprill 11 Nah[me]ns d.H. G.M.v.Scharnhorst Hochw. 52. Scharnhorst an Karl von Witzleben

Berlin, 17. April 1811

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 47 fol. 36r (1/2 S.): Konzepta, Schreiberhand, mit Abänderungen von Clausewitz’ Hand, eigenhändig unterschrieben. Konzept, Clausewitz’ Hand: ebda., fol. 34r (1/4 S.).b Haltung des Königs zur Bajonettbefestigung. c

Dazu am Rande ein schräger Strich.

a

Datum und Anschrift in der linken Spalte, etwas darunter ein Mundierungs- und Abgangsvermerk. Folgt gestrichen: „Vestungs“.

b

a

b

Ursprünglich Reinschrift; hierauf bezieht sich Greulichs Mundierungsvermerk unter dem früheren Konzept. Auf der ersten Seite des beantworteten Schreibens, vgl. Anm. c.

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Nr. 53

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Concept.c Ich habe Seiner Majestät dem Könige das mir mittelst gefälligem Schreiben vom 3n d.M.1 zugesandte Gewehr gezeigt, Allerhöchstdieselben sind aber nicht geneigt, eine neue Bestimmung der Bajonetbefestigungd zu erlassen; ich muß es daher Euer Hochwohlgeboren überlassen, im Fall Sie glauben, S. M. d. K. noch besonders auf die Vortheile der neuen Vorichtung aufmerksam machen zu könnene, eine günstige Gelegenheit zu wählen, um dieses selbst zu thun. Das Gewehr erfolgt hi[e]rb[e]y zurük.f Berlin den 17t April 1811. v.Scharnhorst.g An den Königl. Major p. Herrn von Witzleben Hochwohlgeboren Potsdam. 53. Scharnhorst an Schöler

Berlin, 19. April 1811

Nach einer maschinenschriftlichen, handschriftlich korrigierten Abschrift im Nachlaß Gerhard Oestreichs.a Anfertigung von Gewehrmunition in Schlesien.

Berlin, 19. April 1811. Es wird nötig sein, in Schlesien Munition fürs kleine Gewehr machen zu lassen, da wo diese für die dorthin abgehenden Gewehre nicht vorhanden c

d

e

f g 1

a

Von Clausewitz’ Hand hinzugefügt. Oben rechts von Schreiberhand: „Zu April. No. 41.“ Die Nummer bezeichnet das von Scharnhorst eigenhändig mit dem Vermerk „M. v. Clausewitz“ versehene Schreiben Witzlebens an Scharnhorst (Potsdam, 3. April 1811, fol. 34r–35r, Präsentationsvermerk vom 7. April). Von Clausewitz verändert aus „von dem [...] zugesandten Gewehre gesprochen, Höchstdieselben aber nicht geneigt gefunden, eine neue Bestimmung darüber“. Von Clausewitz verändert aus „im Fall Sie es wünschen, daß Seiner Majestät diese Vorrichtung gezeigt werde“. Dieser Satz von Clausewitz hinzugefügt, dazu am Rande ein schräger Strich. Darunter ein Mundierungsvermerk Greulichs vom selben Tage. Der im fünften Band vorgestellte Karl von Witzleben erläuterte darin, daß die Gewehrrevisionskommission durch Versuche zur Überzeugung gelangt sei, das Auflöten des Bajonetthafts sei für die Haltbarkeit der Läufe nachteilig. Sie empfahl deshalb statt der österreichischen Methode eine von Hauptmann von Jeetze erfundene Befestigung des Bajonetts mittels einer am Nasenband befestigten Feder. Die Vorlage („Eigenhändig“) im Heeresarchiv, Rep. 4 A 5 IX 1.4.1, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt.

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wäre. Dies muß mit aller Vorsicht in Hinsicht des Aufsehens geschehen, wie sich von selbst verstehet. Scharnhorst 54. Scharnhorst an Karl August Freiherrn von Hardenberg Berlin, 21. April 1811 GStA PK, III. HA MdA I Nr. 6306 fol. 7r (1 S.): Eigenhändig. Bornstedts Mission.

Zu der Reise des Bornstädt1 habe ich demselben 100 Friedrichsd’or und 100 Ducaten gegeben, die Quittung kömmt hierbei.a Ich ersuche Ew. Excellenz, mir die obige Auslage wieder zu ersetzen. Zugleich gebe ich hier den Brief an den Fürst Esterhasy2 zurück.b Berlin den 21. April 1811.

v. Scharnhorstc

55. Scharnhorst an Boyen

Berlin, 23. April 1811

GStA PK, VI. HA Nl Daniel Ludwig Albrecht Nr. 9 fol. 16r–v (11/4 S.): Reinschrift, eigenhändig. Französische Truppenbewegungen.

Die Cavalerie Division hat in Braunschweig Halt gemacht, sie bestehet aus 4 Regimentern. Durch Westphalen marschiren andere Cav. Regimentera, alles a

b c 1

2

a

Dazu am Rande mit Rotstift von Hardenbergs Hand: „ersetzt aus der Kasse“. Die von Bornstedt („Rittmeister außer Diensten“) unterschriebene Quittung (Berlin, 16. April 1811) befindet sich ebda., fol. 8r. Dazu am Rande mit Rotstift von Hardenbergs Hand: „cassirt“. Unterschrift mit Respektabstand und Respektstrich. Das von Bornstedt überbrachte Schreiben des Königs (Berlin, 7. April 1811, Nachschriften vom 12. und 16. April) wurde von Schöler am 5. Mai dem Zaren überreicht. Es ist ediert bei Paul Bailleu (Hrsg.): Briefwechsel König Friedrich Wilhelm’s III und der Königin Luise mit Kaiser Alexander I, Leipzig 1900, S. 210–214, zit. Bailleu. Nikolaus II. Fürst Esterházy von Galantha (1765–1833) war in österreichischen Diensten zum Feldzeugmeister aufgestiegen und hatte 1797 und 1809 Freiwilligenkorps aufgestellt. 1809 schlug ihn Napoleon für die Krone eines selbständigen Königreichs Ungarn vor, die er aber ablehnte. Esterházy stellte den von seinem Vater entlassenen Joseph Haydn als Hofkomponisten wieder an, sammelte Gemälde und pflegte einen aufwendigen Lebensstil, was dazu führte, daß seine riesigen Güter jahrzehntelang unter Zwangsverwaltung gestellt wurden. Verändert aus „marschiren andere Regimenter.“

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Nr. 56

nähert sich unsern Grenzen;b nach der Einlage hat Bruaille1 die Subsistenz untersucht; wir haben Ursach besorgt zu seyn, indessen scheint es aus dem Halt der Curassier Division, daß man uns jetzt nicht aufs Aeußerste treiben will, daß man aus unsern Äußerungen geschloßen hat, wir könnten uns in dem Fall der Verzweifelung übergeben, und daß in dieser Rüksicht die glatten Worte, betrügerishe[n] Versprechungen oder gar Abschlüßec, die man nicht zu halten denkt, ersheinen werden. Man wird daher auf seiner Hut sein müßen; die Erhaltung eigener Sicherheit wird bei aller Festsetzung died Basis sein müssen. Ich bitte, diese Mitheilung Sr. Majestät u. d.H. Staats-Kanzler zu sagen. Berlin den 23sten April 1811 v.Scharnhorst. 56. Scharnhorst an Prinz August

Berlin, 23. April 1811

Nach einer maschinenschriftlichen Abschrift im Nachlaß Gerhard Oestreichs.a Unabkömmlichkeit des Hauptmanns Streit.

Berlin, 23. April 1811. Euer Königliche Hoheit werden sich zu überzeugen belieben, daß durch die auf den 27. d. M. vorstehende Entfernung des Kapitäns Streit1 für das Interesse der Allgemeinen Krieges-Schule eine außerordentliche Beeinträchtigung erwachsen würde, ich bin daher so frei, Höchstdieselben mit Beziehung auf das geneigte Schreiben vom 22. ganz gehorsamst zu bitten, eine Stellvertretung und fernere Anwesenheit des Hauptmanns Streit gnädigst zu befehlen. Die bei meiner so eben erfolgten Rückkunft aus Potsdam vorgefundenen Geschäfte erlauben mir zwar im Augenblick nicht, dem Unterrichte für Artilleristen mit beizuwohnen, ich werde es aber möglich machen, mich Freitag den 26. zu Euer Königliche[n] Hoheit Befehle zu zeigen. v. Scharnhorst. b c d 1

a

1

Die anschließende Parenthese (bis „untersucht“) nachträglich hinzugefügt. Die folgenden sechs Wörter nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „als“. Ein anderswo „Bucaille“ genannter französischer Nachschubsinspekteur in Küstrin. Ein dem Brief beiliegendes Schreiben des Grafen Chasot an Scharnhorst vom 22. April 1811 mutmaßte, er habe den Auftrag, geheime Erkundigungen über Vieh- und andere Zustände einzuziehen, „weil viele Truppen nach den Festungen und Gegenden kommen würden“. Die Vorlage („Eigenhändige Unterschrift“) im Heeresarchiv, Rep. 12 C Insp. d. Feldart. Nr. 43,11, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Da Streits Batterie Nr. 3 mobil gemacht wurde, hatte ihm Decker, sein Brigadier, befohlen, zu ihrer Übernahme anzutreten. Friedrich Ludwig Streit wurde im sechsten Band vorgestellt.

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I. Stabschef und Geheimdiplomat (März 1811–März 1812)

57. Scharnhorst an Schöler

[Berlin], 24. April 1811

Nach einer maschinenschriftlichen, handschriftlich korrigierten Abschrift im Nachlaß Gerhard Oestreichs.a Auftrag zu Verzeichnissen, u. a. für Lafetten und Mortierklötze.

24. April 1811 Noch fehlt mir ein Verzeichnis von den Dispositions- und Reservegeschütz in Schlesien. Ferner wünsche ich, daß die Verfertigung der Laffeten und Mortierklötze betrieben wird. Ich ersuche um eine Nachweisung, wie viel jetzt noch zu machen und wo und wie viel Ende Mai nochb zu machen sein werden. Die Sache leidet auf keine Art die gewöhnliche Form, man muß Mittel wählen, welche den Umständen angemessen sind, ohne Aufsehen zu machen. Endlich ersuche ich Sie um eine Nachweisung, wie viel von der zuletzt bestellten eisernen Munition fertig, zu welcher Zeit die übrige fertig sein wird und ob die Hütten angewiesen, die Munition zu beschleunigen und sie sogleich abzuschicken. Scharnhorst 58. Scharnhorst an Prinz August

Berlin, 25. April 1811

Nach einer maschinenschriftlichen, handschriftlich korrigierten Abschrift im Nachlaß Gerhard Oestreichs.a Aufhalten einer Verschiebung von Artillerieeinheiten.

Berlin, 25. April 1811. Euer Königliche Hoheit bitte ich hiedurch ganz gehorsamst, gnädigst verfügen zu wollen, daß der Abmarsch der hier noch befindlichen unbespannten 6-pfündigen Fuß-Batterien, mit welcher die Artillerie-Kompagnie des Hauptmanns Streit nach Schwedt abmarschieren sollte, vor der Hand noch so lange ausgesetzt bleiben möge, bis darüber eine nähere Bestimmung erfolgt, welche zu veranlassen ich nicht unterlassen werde. v. Scharnhorst. a

b

a

Die Vorlage („Eigenhändig“) im Heeresarchiv, Rep. 4 A 5 IX 1.4.1, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Das Wort versehentlich doppelt. Die Vorlage („eigenhändige Unterschrift“) im Heeresarchiv, Rep. 12 C Insp. d. Feldart. Nr. 43,11, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt.

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Nr. 59

59. Scharnhorst an Gerhard

Berlin, 27. April 1811

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 208 fol. 23r (1 S.): Konzept, Clausewitz’ Hand. Mißhelligkeiten zwischen Artillerieoffizieren und Beamten des Bergwerksdepartements.

An den G. St. R. Gerhardt. Ew. beehre ich mich in der Anlage ein Versuchs Protokoll in der sel[b]igen Hinsicht mitzutheilen, welches ich mir ergebensta zurükerbitte. Die Herrn Artillristen haben in Rüksicht auf den betreffenden Punkt einiges Mißtrauen gegen die Herrnb Officianten des Departements Ew. Hochw., u. ich selbst muß gestehn, daß ich wohl glaube, es können Vorurtheile dabei vorkommen. Zu Ew. habe ich ein unbedingtes Zutrauen; ich ersuche Sie daher ergebenst, mir zu sagen, ob dieser Versuch nicht, wie es mir scheint, die Möglichkeit darthut, in den Festung[e]n, wo man es für möglich hält, eine Gießerei anzulegen, um die alte Munition umzugießen, ohne daß man dabei weder große Anlagen macht, noch die erhaltene Munition theurer bezahlt als sie die jetzige Gießerei liefern kan. In diesem Fall würde ich Ew. ergebenst ersuchen, in Neisse eine solche Anlage unter Direction des Maj. Braun v. d. Artillrie machen zu lassen. N.d.G.v.Scharnhorst. Cl. Berlin d. 27t April 1811.c 60. Scharnhorst an Prinz August

Berlin, 27. April 1811

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 210 fol. 90r (1/2 S.): Konzept, Clausewitz’ Hand.a Konflikt mit dem Reinickendorfer Magistrat wegen des Exerzierplatzes der Artillerie.

E. K. H. habe ich die Ehre, auf das gnädige Schr. v. 22t. d. M.1 gehorsamst zu erwidern, daß es mir scheint, die Artillerie habe keinen Grund, die Sache wegen des Exerzier Platzes S. M. d. Könige zur Entscheidung vorzulegen. Sie ist im Capess.2 und kann es also darauf ankommen laßen, daß der Magia b c

a 1

2

Nachträglich hinzugefügt. Nachträglich hinzugefügt. Darunter ein Mundierungsvermerk Greulichs vom selben Tage. Auf dem beantworteten Schreiben des Prinzen an Scharnhorst (Berlin, 22. April 1811). Vgl. Anm. a. Der Reinickendorfer Magistrat wollte der Artillerie den seit 1747 benutzten Exerzierplatz nicht zugestehen, der Prinz wollte deshalb die Sache dem Könige vorlegen. Da auch die Pioniere auf dem Exerzierplatz übten, bat er Scharnhorst, sich an dieser Vorstellung zu beteiligen. D. i. im Nehmen oder Ergreifen durch langen Besitz.

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strat u. die Gemeinde Reinikendorf klagbar werden. Dieß würde ich in jedem Fall für rathsam halten, die Sache jetzt schon S. M. d. König zur Entscheidung vorzulegen, da Allerhöchstdieselben darüber doch eigentlich nichts bestimmen können. Ich bin daher so frei, E. K. H. die Vorstellung an S. M. mit den Beilagen gehorsamst zu remittiren. Berlin d. 27. April 1811. N.d.G.v.Scharnhorst. Cl.b 61. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements Berlin, 29. April 1811 GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 208 fol. 31r (1/4 S.): Konzept, Clausewitz’ Hand.a

Der Gen. hat nichts gegen die Ausführung v. No 1 u. 2. Auch No 3 biligt er, nur mit der Einschränkung, daß die neue Einrichtung nur beim Bau neuer Affuiten angebracht werde, die alten aber unverändert bleiben.1 N.d.G.v.Sch. Cl. Berlin d. 29. April 1811.b 62. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements Berlin, 2. Mai 1811 GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 47 fol. 41r (1/2 S.): Regest, Schreiberhand.a Verwendung vorhandener Nothardtscher Gewehrschlösser.

Die Autorisation gegeben, daß diese Schlösser, wenn bloß von der Form die Rede wäre, in Neiße angewendet werden können, weil sonst die Läufe, Schafte u. Bajonette unbenuzt liegen bleib[e]n würden.1 b

Darunter ein Mundierungsvermerk vom selben Tage.

a

Auf dem beantworteten, von Schöler, Schmidt und Leithold unterschriebenen Schreiben der 3. Division an Scharnhorst (Berlin, 23. April 1811). Darunter ein Mundierungsvermerk Greulichs vom selben Tage. Das in Anm. a erwähnte Schreiben betraf von Prinz August vorgeschlagene Änderungen an den Artilleriefahrzeugen, im 1. Punkt die Anbringung des Schlepptaus an der Brust statt am Schwanz der Lafette, im 2. die Abschaffung der Hemmkette bei Sechspfündern, im 3. eine einfachere Befestigung der Futterlade an der Protze des Sechspfünders.

b 1

a

1

Auf dem beantworteten, von Schöler, Schmidt und Leithold unterschriebenen Schreiben der 3. Division an Scharnhorst (Berlin, 27. April 1811, Präsentationsvermerk vom 1. Mai). Die im fünften Band vorgestellte Firma der Gebrüder Schickler bot „einige tausend neue Gewehrschlösser Nothardtscher Art“ aus alten Beständen zum Stückpreis von 1 Taler 23 Groschen an. Major Braun wollte sie für die Fabrik in Neiße anschaffen, die 3. Division trug aber Bedenken, weil die Schlösser sich stark von den in den „Neupreußischen Gewehren“ eingebauten unterschieden.

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Ferner die Division aufmerksam gemacht, daß di[e]se Schlösser auch in den Gewehrreparatur[e]n angewendet werden können, weil deren Hauptarbeit doch ohne Zweifel in den Schlössern bestände u. die meisten alten Gewehre mit guten Schlössern eben so gut wie die neuen wären, u. die Division um die Mittheilu[n]g ihrer Resultate u. Verfügung[e]n hierüber gebeten. Berlin 2t May 1811. nom.H.Gen.v.Scharnhst.b 63. Scharnhorst an Friedrich Wilhelm III.

Berlin, 3. Mai 1811

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 163 fol. 32r (1/2 S.): Konzept, Clausewitz’ Hand. Druck: Hahlweg I, S. 118a; Faksimiledruck: ebda., S. 119. Übersendung abgeschlossener Teile der neuen Reglemente.

An den König. In der Anlage verfehle ich nicht, Euer K. M. den 2ten Abschnitt beider Exerzier Reglements, welcher die Ausbildung eines Trupps enthält, nebst dem Innhalts-Verzeichnisse beider Reglements unterthänigst zu überreichen. In Rüksicht des letzternb muß ich unterthänigst bemerken, daß die Komission es für zwekmäßig gehalten hat, zur Erleichterung des Nachshlagens der Komando Wörter diese dem Innhaltsverzeichnisse beizufügen, und daß sie die Absicht hat, dieß Inhaltsverzeichniß beider Reglements jedem derselbenc vorangehn zu lassen, wodurch sie hoft, die eine Waffe mit der andern bekannter zu machen.d N.d.G.v.Scharnhost. Cl. Berlin d. 3tn May 1811.e

b

Darunter ein Mundierungsvermerk Greulichs vom selben Tage.

a

Irrtümlich auf den 31. Mai datiert. Folgt gestrichen: „bemerke ich“. Folgt gestrichen: „vorzudrucken“. Darunter gestrichen: „Euer K. M. zur allerhöchsten B“. Darunter ein Mundierungsvermerk Greulichs vom selben Tage.

b c d e

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I. Stabschef und Geheimdiplomat (März 1811–März 1812)

64. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements Berlin, 3. Mai 1811 GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 208 fol. 33r (1/4 S.): Konzept, Clausewitz’ Hand.a Schlagen und Verarbeitung des Nutzholzes für die Artillerie. b

Der Gen. stimme mit der Divis. in Betref des 1n u. 2ten Punktes überein.1 Was den Transport der Nutzhölzer betrift, so glaube er, daß in so fern hier blos von den Artill. Nutzhölzern die Rede sey, der Unterschied, ob solche im Winter oder im Sommer transportirt würden, nicht so bedeutend seyn kann, da das ganze Objekt nicht groß wäre. Er ware daher nicht der Meinung, den Transport aufzuschieben. N.d.G.v.Sch. Cl. Berlin den 3t May 1811.c

65. Aktennotiz

Berlin, 3. Mai 1811

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 239 fol. 65r: Konzept, Clausewitz’ Hand.a

Die einliegende Antwort ist der Divis. zu komuniziren.1 Berl. d. 3. May 1811. no.H.G.v.Sch.b

a

b

c 1

a

b 1

Auf der Vorderseite des beantworteten, von Schöler, Schmidt und Leithold unterschriebenen Schreibens der 3. Division (Berlin, 26. April 1811). Darüber von Schreiberhand: „(Die Anlage remittirt)“. Gemeint war ein Schreiben Blumensteins an die 3. Division. Darunter ein Mundierungsvermerk Greulichs vom selben Tage. Die Division beantragte, 1. das benötigte Nutzholz selbst bei höheren Kosten weiter von Artilleristen schlagen zu lassen, es aber 2. in Brettmühlen weiterverarbeiten zu lassen. Auf der ersten Seite eines von Schöler, Schmidt und Leithold unterschriebenen Schreibens der 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements an Scharnhorst (Berlin, 27. April 1811). Darunter ein Abgangsvermerk Greulichs. Das Schreiben betraf den Streit zwischen dem Platzingenieur Kapitän Streckenbach und dem Kommandeur der Preußischen Pionierkompanie, Stabskapitän von Bronikowski, über die Befehlsgewalt des Graudenzer Wallmeisters über die Unteroffiziere der Kompanie. Scharnhorsts Antwort befindet sich nicht im Faszikel.

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Nr. 66

66. Scharnhorst an seinen Neffen Friedrich Müller

55 Berlin, 5. Mai 1811

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 353 (3 S.): Eigenhändig Druck: Linnebach, S. 412ff.a Zur Regelung der Fragen des Gutes Bordenau innerhalb der Familie. Bitte um Zusendung dort aufbewahrter Papiere und Bücher. Bevorstehendes Treffen in Burg.

Mein lieber Fritz1, ich habe dem Major von May2 den Auftrag gegeben, über Bordenau mit Dir zu sprechen und auszumachen, was dort zu thun ist. Ich bitte Dich daher so gleich nach Hannov[e]r zu ihm zu gehen, die Instruction, welche ich ihm gegeben, nachzusehen, denn er wird sie Dir vorlegen und mit Dir deliberiren, was zu thun ist. Du wirst daraus meinen Willn ersehen. Ich übershicke Dir hier, mein lieb[e]r Fritz, die untershriebenen Vergleiche und S[chuldane]rkennung[en?]b. Ich habe diese zugleich auch nach Darmstadtc geschikt.3 Umarme Deine Mutter und Deine Geschwister in meinem Namen und sage ihnen, daß ich wünsche, daß sie so gesundd seyn möchten als ich bin. Du schreibst mir nichts von Bordenau, ich bitte Dich, mir umständlich zu schreiben, wie es dort stehet und gehet. Dann bitte ich Dich, mir alle gezeichneten und gestochenen Plane und Carton, auch die, welche zwischen den Pappieren liegen, zu schicken. Nichts ist mir empfündlicher, als daß mir eine Zeichnung von Valenciennes fehlt, wahrscheinlich stehet d[e]r Name nicht dabei; ferner fehlt mir ein kleines englishes Buch, ich glaube Pocquet Gunner ist der Titel.4 Es ist, deucht mir, schlecht gebunden. Wolltest [und kön]nteste Du mit den Brud[e]r nach Burg kommen, so würde dies mir eine unbeschreiblich große Freude seyn; alles, was ich von Euch sehe, ist mir so lieb und werth, wie mir meine eigenen Kinder sind. Dein Dich herzlich liebend[e]r Berlin den 5. May Onkel Scharnhorst 1811 a b c

d e 1

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3 4

Linnebach erhielt seine Vorlage, eine Abschrift, von Frau Major Kahle in Bordenau. Textverlust durch Ausriß. Vgl. das anschließende Dokument. Folgt gestrichen: „und Steimke“. In Darmstadt wohnten die Hinterbliebenen Heinrich Scharnhorsts, in Steimke bei Uslar Friedrich Scharnhorst mit seiner Familie. Verändert aus „gut“. Textverlust durch den in Anm. b erwähnten Ausriß. Zu Friedrich Müller, Sohn von Scharnhorsts Schwester Wilhelmine, und den anderen Verwandten vgl. Anhang 1. Entweder Rudolph Just. Christian († 1832) oder Carl Christian († 1842). Beide kamen ursprünglich vom Mindener Regiment No. 41 und wurden 1809 zum Major befördert. Mutmaßlich ist der erste gemeint; er war als Füsilieroffizier in der Gegend von Burg stationiert gewesen und (wie Scharnhorst) am 6. November 1806 zu Lübeck in Gefangenschaft geraten. Vgl. Nr. 205 im sechsten Band. Gemeint ist das im vierten Band erwähnte Werk „The Bombardier and Pocket Gunner“ von Ralph Willet Adye.

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I. Stabschef und Geheimdiplomat (März 1811–März 1812)

Der Major von May logirt bei den Herrn Buchhändler Helwing5 oder dieser weiß, wo er sich auf hält. Du wirst von meinen Buche, Handbuch der Artillerie, noch Exemplaref finden. Ich ersuche Dich, mir 1 Exemplar von 1sten Bande und 2   von 2ten Bande zu schicken. Sollten die letztern nicht zur Bordenau seyn, so laß Dir 2 Exemplare vom 2ten Bande von Hellwings geben. Lebewohl, mein bester Fritz, und wenn Du kanst, so kom nach Burg, Ihr könnt ja fahren, ich wünsche, daß ich noch einmal Euch sehen könnte. Je mehr kommen, je lieber ist es mir. Deing Dich herzlich guter altest[e]r Onkel Ich habe an Bruder Friederich geschrieben, daß er gleich nach Bordenau zu Euch kommen und von da nach Burg zu mir abreisen mochte. Der Brief an ihn ist von hier auf der Post gegangen. Er wird wahrsheinlich bei Euch so ankommen, daß er den 22. oder 24sten in Burg seyn kann. 67. Immediatbericht

Berlin, 6. Mai 1811

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 208 fol. 43r–v (2 S.): Konzept, eigenhändig. Abschrift, maschinenschriftlich, handschriftlich korrigiert, im Nachlaß Gerhard Oestreichs.a Ergebnisse der Versuche zum Guß von Haubitzen in Kapseln.

Berlin d. 6t Mayb 1811 An Seine Majestät den Königc Ew. Königl. Majestät berichte ich hierdurch unterthänigstd, daß die Proben mit den in verschiedenen Formartene gegoßenen Haubitzen gef g 5

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b c

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Statt „Ememplare“, korrigiert aus „Emplare“. Die folgenden fünf Wörter bei Linnebach durch einen Gedankenstrich ersetzt. Der im ersten Band vorgestellte Christian Dietrich Helwing, Verleger mehrerer Werke Scharnhorsts. Oestreichs Vorlage („eigenhändige Unterschrift“) im Heeresarchiv, Rep. 4 Z D 102, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Verändert aus „9t May“. Datum und Adresse in der linken Spalte von Schreiberhand, etwas darunter ein Mundierungs- und Abgangsvermerk Georges vom 9. Mai. Oben rechts zwei Verweise auf ein Schreiben („No. 60“) vom Mai 1811. Bei Oestreich: „alleruntertänigst“, auch bei der nächsten Verwendung. Verändert aus „auf verschiedne Arten“.

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Nr. 67

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endigt sind und daß sich aus denselben ergeben hat, daßf die Haubitzen in den Formen des Obrsten Prinz Abamelikg und den Formen nach alt[e]r Art für brauchbar erkannt sind, daß dagegen ab[e]r die Formart des Hütten Departements immer noch keine brauchbarn Geschütze geliefert hat. Wir könnenh also nun in eisernen Kapseln nach der russischen Arti Geschütze gießen, ohne daß die Gegenwart des Obrist Prinzen Abamelik dabei weiter erfordert würde. Ich lege hier das Protocol der Comission, welche die Proben mit dem Geschütz gemacht hatj, unt[e]rthänigst bei und bemerke bei demselben, daß nach meiner Beurtheilung die in den nach russischer Art gemachten Formen gegoßenen beiden Haubitzen keine Veranlaßung zu Besorgnißen wegen ihrer Daur, wie die Comission zu haben scheint, geben. Ich darf hierbeik Ew. Majestät nicht verschweigen, daß d[e]r Major von Schmid bei diesen, so wie bei so vielen andrn extraordinärn Aufträgen, einel unermüdete Thätigkeit mit ei[ne]r großen Genauigkeit und m Dienstkenntnisse verbunden gezeigtn und sich dadurch der ihn widerfahr[n]en allerhöchsten Gnade würdig bewährt hat.o Berlin d. 6.p May 1811 Nahmens d.H. G.M.v.Scharnhorst Hochwhgebrn.1

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l m n o p 1

Die folgende Passage verändert aus „sowol die in den Formen des Obrsten Prinz Abamelik als die in den[en] nach alt[e]r Art“. Der Name bei Oestreich verbessert aus „Ambelik“, auch bei der nächsten Nennung. Fürst Ivan Abamelik wurde im sechsten Band vorgestellt. Verändert aus „Es ist“. Verändert aus „der Abamelikschen Form“. Dazu am Rande ein schräger Strich und der Vermerk eines Schreibers über die Rücksendung des Protokolls. Das von Schmidt, Tackmann, Tiedecke und Reisinger unterschriebene Protokoll (Berlin, 24. April 1811) und der tabellarische Rapport über das mit den Geschützen vorgenommene Probeschießen befinden sich im selben Faszikel, fol. 44r–45r bzw. 46r. Die folgenden zwei Wörter nachträglich hinzugefügt. Bei Oestreich: „Euer Königlichen Majestät“. Folgt gestrichen: „große“. Folgt gestrichen: „seltenem treuen Diensteiver verbunden hat“. Verändert aus „verbindet“. Das Folgende von Schreiberhand. Bei Oestreich folgt nur noch: „v. Scharnhorst“. Verändert aus „9.“ Der König antwortete am 15. Mai (a. a. O., fol. 51r), er habe Prinz Abamelik bei dessen Abreise ein Geschenk übergeben und Schmidt seine Zufriedenheit bekundet.

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I. Stabschef und Geheimdiplomat (März 1811–März 1812)

68. Scharnhorst an [August Graf von der Goltz]

Berlin, 9. Mai 1811

GStA PK, III. HA MdA I Nr. 499 fol. 85r–v (11/2 S.): Reinschrift, eigenhändig. Fragen einer Bewilligung der von Frankreich verlangten Militärstraßen durch Preußen.

Wünschenswerth wär es, wenn die Militärstraße von Stettin nach Deutsch Krone und zugleich von hier nach Dantzig und dem Herzogthum Warschau zu refusirena wäre, weil diese Straße offenbar Oestereich und Rußland höchst nachtheilig ist, wenn eine Vorbereitung zum Kriege gegen diese Mächte getroffen wird. Mithin wird diese Straße unsern militärischen Werth für diese Mächte herunter setzen, sie hind[e]rn, etwas Kräftiges beim Ausbruch des Krieges thun zu können und uns also zwingen, [uns] noch mehr der französischen Partei zu ergeben. Allein von der andern Seite sehe ich nicht ein, wie wir eine Forderung der Art, die bloß militärisch ist, in unsern Verhältnißen ablehnen können, ohne uns in den Verdacht zu bringen, daß wir auf die dereinstigen militärischen Verhältniße einen besondern Werth legten. Es wär aber vielleicht möglich, daß man wenigstens nun die Aufhebung der Militärstraße von Cüstrin nach Stettin bewirkte. Ob gleich dies kein Objekt von großer Wichtigkeit ist, so kann es doch immer nützlich sein.1 Berlin den 9ten May 1811 Scharnhorst 69. Scharnhorst an Karl August Freiherrn von Hardenberg

Berlin, 9. Mai 1811

GStA PK, VI. HA Nl Daniel Ludwig Albrecht Nr. 9 fol. 18r–19r (21/2 S.): Reinschrift, eigenhändig. Erinnerung an die von der Besatzung Glogaus beschlagnahmten Gewehre.

Ew. Excellenz habe ich vor einiger Zeit gehorsamst gebeten, die Zurückgabe der Gewehre, welche in Glogau genommen sind, möglichst zu bewirken; dieselbe Bitte hatte ich früher an den Minister Grafen von Golz getan. Was in dieser Sache geschehen ist, ist mir weiter nicht bekannt geworden, als daß die Sache in Paris angezeigt sey.

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Verändert aus „auszuweichen“. Am 4. Juni 1811 unterzeichneten Goltz und Saint-Marsan das Abkommen über die neue Militärstraßen.

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Nr. 70

Gern bescheide ich mich, daß ich über die Art u. Weise, wie die Sachea von den Grafen von Golz zu betreiben war, und über den Geist und die Ansichten, in welchen derselbe die Beschwerden geführt hatb, nicht urteilen kann, und ich begnüge mich daher nur, Ew. Excellenz zu berichten, daß jetzt alle unsere Transporte von hier nach Schlesien und von dieser Provinz hierher und nach Pommern auf der Achse geschehen müßen1, und daß ich es nicht einmal wage, die Fuhrwerke durch den Rayon von Glogau gehen zu lassen. Ich habe nicht die Mehrausgabe, welche hierdurch entstehet, berechnet. Ich glaube aber, daß sie im vorigen Monat auf wenigstens 10,000 Thaler sich belaufen hat und daß sie in diesem Monat fast eben so hoch kommen wird. Daß ich zu dieser Maßregel der Mehrausgabe gezwungen werde, wird die Beilage2 ergeben. Wenn fernerhin von unserer Seite alle Forderungen, wie es in unsern Verhältnißen liegt, zugestanden werden müßen und alle Eingriffec einzelner französischer Behörden statuirt werden, so wird unsere Lage auch hierdurch sehr traurig werden. Daß das letztere in unser Lage liegen sollte, davon kann ich mich nicht überzeugen, und ich halte es für meine Pflicht, dies Ew. Excellenz zu wiederholen, weil dieser Gegenstand in der Folge sehr wichtig werden möchte. Berlin den 9. May 1811 Scharnhorst.d 70. Aktennotiz

[Berlin, 9. Mai 18111]

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 47 fol. 43r: Eigenhändig.a

Hat man denn in Croßen Gewehre gehabt? Wo kommen die Gewehre her? Wie viel sind es?2

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1 2

Die folgenden fünf Wörter nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „Ansichten, aus welchen die Beschwerden geführt werden konnten“. Die folgenden drei Wörter nachträglich hinzugefügt. Unterschrift mit Respektabstand und Respektstrich. Also auf Wagen anstatt auf Schiffen. Eine Abschrift (fol. 20r–v) des zu Nr. 70 erwähnten Schreibens der 3. Division vom 7. Mai. Auf einem von Schöler, Schmidt und Leithold unterschriebenen Schreiben der 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements an Scharnhorst (Berlin, 7. Mai 1811, Präsentationsvermerk vom 9. Mai), fol. 43r–v. Vgl. Nr. 69, Anm. 2. Aufgrund des Präsentationsvermerks, vgl. Anm. a. Die 3. Division berichtete über Erkundigungen eines französischen Majors aus Küstrin über einen Gewehrtransport von Krossen nach Breslau; sie befürchtete einen „Coup de main“ auf diesen.

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I. Stabschef und Geheimdiplomat (März 1811–März 1812)

71. Scharnhorst an Johann Karl Ludwig Braun

Berlin, 9. Mai 1811

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 47 fol. 42r (1/2 S.): Konzept, Clausewitz’ Hand.a Übersendung einer Denkschrift Schnakenbergs und Moritz’ zur Gewehrfabrikation in Potsdam und Spandau.

An den Major Braun. Ew. übersende ich in der Anlage eine Arbeit des Herrn Schnakenberg u. Hüttenbaumeister Moritz über die Potsdamm[e]r u. Spandauer Gew. Fabrication.1 Ewr. würden mich verbinden, wenn Sie, was Ihnen Bemerkenswerthes dabey vorgekommen ist, mir gefälligst mit Rükgabe der Einlage mittheilten. Vielleicht treffenb sie auch für ihre Fabrication einzelne nützliche Gegenstände darinnen. N.d.G.v.Scharnhorst. Cl. Berlin d. 9n May 1811.c 72. Scharnhorst an das Kassendepartement

Berlin, 9. Mai 1811

GStA PK, I. HA Rep. 151 IC Nr. 5617 fol. 26r (1 S.): Reinschrift, Schreiberhand, eigenhändig unterschrieben. Abschrift, Schreiberhand: ebda., Rep. 76 Kultusministerium VI Sekt. 1 Gen. bb Nr. 1 Bd. 2 fol. 218r (1 S.).a Wartegelder der nicht übernommenen Lehrer der Académie militaire.

Einem hochlöblichen Departement für die Staats-Kassen und Geld-Institute erwiedere ich auf das an mich gerichtete geehrte Schreiben vom 29ten v. M.1, a

b c 1

a

1

Auf einem „Gerkan“ o. ä. unterschriebenen Schreiben an Scharnhorst (Berlin, 7. Mai 1811). Verändert aus „können“, zunächst zu „finden“. Darunter ein Mundierungsvermerk Greulichs vom selben Tage. Abschriften von Schnakenbergs Denkschrift „Einige Unterschiede in der Fabrication der Gewehrtheile auf den Königlichen Gewehrfabricken bey Spandow, in Potsdam und Malapane“ (Berlin, 11. April 1811) und von Moritz’ „Nachrichten über die Anstalten der Gewehr-Fabrication zu Spandow u. Potsdam“ (Berlin, 30. März 1811) mit dem Nachtrag „Vergleichung der märkschen Gewehr-Fabrikation zu Spandow u. Potsdam mit der schlesischen Gewehr-Fabrikation zu Malapane und Neisse“ (Berlin, 4. April 1811) befinden sich ebda., fol. 77r–84r, 86r–113r bzw. 116r–138v. Schnakenberg und Moritz sind aus dem sechsten Band bekannt. Beilage zu einem Schreiben des Kassendepartements an Schuckmann (Berlin, 23. Mai 1811), ebda., fol. 215r. Konzept ebda., fol. 25r–v. Das von Hardenberg mit der Sache betraute Kassendepartement bestimmte auch, daß die Kosten des Feuerungsmaterials in den Etat der Kriegsschulen aufgenommen werden sollten.

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Nr. 73

wie ich völlig mit demselben darüber einverstanden bin, daß die Profeßoren und Lehrer der aufgelöseten Academie-Militaire, welche bei der neuen Krieges-Schule nicht wieder angestellt werden konnten, nach dem Inhalte der Königlichen Cabinets-Order vom 8ten März v. J. ihr Gehalt nicht als Pension, sondern nur als ein Wartegeld bis zur weitern Verfügung beziehen können, wobei ich zugleich bemerke, daß ihnen bey anderweiten Dienst-Bestimmungen nur dasjenige extraordinair zu verabreichen sein würde, was ihnen alsdann noch zur Ergänzung der früherhin bei der Academie-Militair bezogenen Gehalts fehlen dürfte. Zugleich benachrichtige ich Ein hochlöblich Departement, daß, so viel mir bekannt ist, die Empfänger, außer dem Staatsrath Ancillon2, keine anderweite Dienst-Bestimmungen erhalten haben und daher zur vollen Hebung ihres bisherigen Gehalts berechtigt seyn würden. Ich ersuche deshalb Wohldaßelbe ganz ergebenst, vorerwähnte Professoren und Lehrer vom 1sten Juny c. ab auf den Civil-Etat übernehmen zu wollen und mich vom Beschluß bald gefälligst zu benachrichtigen, damit dem gemäs das weiter Nötige von mir veranlaßt werden könne. Berlin den 9ten May 1811. An Ein Königlich hochlöblich Departement im Finanz Ministerio für die StaatsKassen und Geld-Institute. 73. Scharnhorst an Prinz August

v.Scharnhorstb

Berlin, 10. Mai 1811

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 208 fol. 35r (1 S.): Konzept, unbekannte Hand. Aktennotiz, unbekannte Hand: ebda., fol. 33v.a Abschrift, maschinenschriftlich, handschriftlich korrigiert, im Nachlaß Gerhard Oestreichs.b Vorgehensweise zur Abänderung der Mobilmachungspläne. Vergütung für Tackmann. b 2

a

b

Unterschrift mit Respektabstand und Respektstrich. Friedrich Ancillon (1767–1837), Prediger der französisch-reformierten Gemeinde in Berlin, hatte seit 1792 Geschichte an der Académie militaire unterrichtet, war 1803 in die Akademie der Wissenschaften aufgenommen und zum königlichen Historiographen ernannt worden. Seit 1808 Staatsrat in der Kultussektion, fungierte er von 1810 bis 1814 als Erzieher des Kronprinzen und übte wachsenden Einfluß bei Hofe aus. 1814 wurde er ins Außenministerium versetzt. Als einer der führenden restaurativen Politiker Preußens wurde er 1817 in den Staatsrat aufgenommen und 1832 zum Außenminister ernannt. Auf dem beantworteten Schreiben des Prinzen an Scharnhorst (Berlin, 6. Mai 1811, fol. 33r–34r). Die Vorlage („eigenhändige Unterschrift“) im Heeresarchiv, Rep. 12 C Insp. d. Feldart. Nr. 43,9, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt.

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I. Stabschef und Geheimdiplomat (März 1811–März 1812)

An des Prinzen August v. Preuß. Köng. Hoheitc Ungeachtet ich mit Euer K. H. in Hinsicht der Abänderung der Mobilmachungspläne der Artillrie vollkommen einverstanden bin und die baldiged Realisierung der von Höchstdenselben gemachten Vorschläge ebenfalls wünsche, so glaube iche nicht, daß es gut u. zweckdienl. seyn dürftef, diese Sachen, deren Genehmigung erstg S.M.d.K. verweigert haben, schon jezzo erneuert zur Sprache zu bringen. Vielleicht dürfte es in diesem Falle E. K. H. Dafürhaltens seyn, diese Angelegenheit noch eine Zeitlg. auf sich beruhen zu lassen, wo ich dann die Ehre haben würde, mit Höchstdemselben noch das Mehrere zu besprechen. In Betr. der Entschädig. für den Staabskpt. Tackmann 1, welche ich ebenfalls billig finde, bin ich bereits das Erforderliche zu veranlassen bemüht gewesen. Berl. d. 10n Mai 11. 74. Scharnhorst an Rauch

Berlin, 10. Mai 1811

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 208 fol. 35v (1 S.): Konzept, unbekannte Hand.a Vergütung für Tackmann.

An den Herrn Obristlieutenant v.Rauch Hochwohlgebohrn alh.b Da nach dem Antr. S. K. H. des Pr. Aug. v. Pr. der Stbskpt. Tackmann v[o]n d[e]r Schl. Artl. Br. sich bereits 4 Monate in Köngl. Di[en]stc

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f g 1

a b

Adresse in der linken Spalte, etwas darunter ein Mundierungsvermerk vom 10. Mai. Oben rechts von Schreiberhand: „Zu No. 49 May 11“, ein Verweis auf das in Anm. a erwähnte Schreiben. Nachträglich hinzugefügt, fehlt bei Oestreich. Bei Oestreich folgt noch: „doch“. Das anschließende Satzende nachträglich verändert aus „doch, daß diese Angelegenheit, da sie bei Sr. M. d. K. nicht den gewünschten Erfolg gehabt hat“. Bei Oestreich: „zweckdienlich ist“. Fehlt bei Oestreich. Ferdinand Friedrich Tackmann wurde im sechsten Band vorgestellt. Es hängt zusammen mit dem zum vorangehenden Dokument. Adresse in der linken Spalte, etwas darunter ein Mundierungsvermerk vom 10. Mai.

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geschäft[e]n hierc aufgehalten und hierdurch so wie durch die Her u. Rückreise zu bedeutenden Mehrausgaben genötigt ist, so kann ich dem Antr. S. K. H. d. P. A. v. P. um eine Entschädigu[n]g für diesen armen u. verheir. Off. nichts entgegen stellen, sondern muß ihn vielmehr billig finden. Euer p. ersuche ich ergeb[en]st mir zu eröffnen, ob [Sie] auch hierin einverstanden sind, u. welcher Art die Entschädigung, welche allenfalls unter der Rubrik der Kosten dieses Versuches aufgeführt werden könnte, zu vollziehn wäre. Berlin den 10n Mai 11. 75. Scharnhorst an Karl August Freiherrn von Hardenberg

Berlin, 12. Mai 1811

GStA PK, VI. HA Nl Daniel Ludwig Albrecht Nr. 9 fol. 35r (1/2 S.): Eigenhändig. Vorlage einer Denkschrift.

Ew. Excellenz lege ich hier ein Promemoria gehorsamst vor, daß zu nichts weiter dienen kann und soll, als Veranlaßung zu geben, die mancherlei Ansichten in jeder Rüksicht zu erwägen. Nur aus diesem Gesichtspunkte bitte ich es anzusehen; ich bitte hierbei Ew. Excellenz um die gütige Nachsicht, welche Sie immer für meine Aufsätze gehabt haben. Berlin den 12. May 1811 Scharnhorst.a 76. Denkschrift

Berlin, 12. Mai 1811

GStA PK, VI. HA Nl Daniel Ludwig Albrecht Nr. 9 fol. 36r–41r (101/2 S.): Eigenhändig, mit Randbemerkungen Hardenbergs.a Stellungnahme zu Hardenbergs Denkschrift zur politischen Lage. Gefahren eines Bündnisses mit Frankreich. Einschätzung der Haltung der Regierungen Frankreichs und Rußlands.

Promemoria. Bei den Propositionen, welche Ew. Excellenz in Ihren Memoir an Frankreich zu thun vorschlagen, waren Sie noch unschlüßig über die Linie, von welcher die Neutralität Schlesiens an gerechnetb werden müße. Es scheint, man müße c

Folgt gestrichen: „anwesend gewesen“.

a

Unterschrift mit Respektabstand und Respektstrich.

a

Diese bilden zusammen das Konzept der auf den 13. Mai 1811 datierten Antwort. Statt „angerechnet“.

b

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I. Stabschef und Geheimdiplomat (März 1811–März 1812)

Sprottau und Glogau für die äußersten Punkte nach Norden annehmen, da ohnehin Glogau in jeden Fall in unsere Hände kommen würde.1 In Hinsicht Rußlands äußerten sich Ew. Excellenz dahin, man wolle die Unterhandlung mit Frankreich dem Kaiser nicht verschweigen und den Bewegungsgrund angeben, daß man hierdurch Zeit zu gewinnen hofte. Mir scheint, man könne folgende Stellung hier wählen: „Da Rußlands Rüstungen eine große Masse Streitkräfte nach Norden und Osten gezogen2, welche Preussen mit überschwemten, so hätte man, um nicht gleich vernichtet zu werden, Frankreich eine innigere Verbindung anbieten müssen. Da, der Form nach, schon bisher eine Verbindung bestanden, so sey hierdurch eigentlich nichts Neues geschehen. Der König sey gewillt, immer bei seinem treuen Allirten Rußland, an den ihn sein Herz ohnehin bände, zu bleiben und woll[e] durch das Arrangement nur Zeit gewinnen. Es komme aber darauf an, daß man von russischer Seite den Gang der politish militärischen Angelegenheiten so leite, daß dieser Plan des Königsc nicht vereitelt, sondern ausgeführt werden könne. Hierzu gehöre unter andern, 1. daß man nicht auf Vergrößerungen, sondern bloß auf Erhaltung denke, weil auf diesen Wege nur innige bleibende Verbindung zwishen Rußland, Oestereich und Preussen statt finden könne und durch die bisherigen Schritte diese Innigkeit zerstört und überall Mißtrauen herbeigeführt worden; 2. daß man die militärischen Anordnungen so treffe, daß Preuss[e]n nicht ganz verlohren gehe, ehe Rußland zu Hülfe komme; 3. daß Rußland Preußen als eine Vormaur und eigene Erhaltung ansehe und verspreche, in unglüklichen Fall den Verlußt, welchen Preussen leide, gemeinschaftlich zu tragen und es zu entschädigen.“ Ew. Excellenz Memoir scheint nach meiner geringen Beurtheilung die Lage, in der Preußen ist, so wahr und so richtig zu schildern, daß ich nichts hinzuzusetzen weiß. Ich erlaube mir aber nach reifen Nachdenkend noch einmal zu bemerken, daß die Gefahr, welche bei einer Verbindung mit Frankreich nach meinem bereits übergebenen Promemoria statt finden würde, mir noch immer zu groß erscheinte, als daß ich dazu rathen kann. Wenn indessen Se. Majestät nochf der Meinung sind, daß die Uebermacht Frankreichs so groß ist, daß bei einer Verbindung mit Rußland Preussen in c d e f 1

2

Die folgenden drei Wörter nachträglich hinzugefügt. Die folgenden zwei Wörter nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „würde, zu groß ist“. Folgt gestrichen: „immer“. Scharnhorst ging davon aus, daß Glogau vertragsgemäß nach Maßgabe der gezahlten Kontributionsraten an Preußen zurückgegeben würde. Rußland hatte auf die Annexionen Frankreichs reagiert, indem es zum Jahreswechsel 1810/11 den Handel mit Großbritannien wieder zuließ und danach zusätzliche Truppen an seine Westgrenze verlegte. Das Herzogtum Warschau ergriff daraufhin eigene militärischen Maßnahmen, die wiederum West- und Ostpreußen beunruhigten.

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jeden Fall verlohren seyn würde und also keineg einzelne Verbindung auf diesen Fall statt finden könne, so bleibt kein ander Mittel übrig, als sich mit Frankreich zu verbinden. Denn es würde für uns äußerst gefährlich seyn, so lange isolirt zu bleiben, bis Rußland, Oestereich und Preußen so vereint wärn, daß alle 3 Mächte zu einem Kriege zugleich sich bereit erklärtenh. Wolln aber Se Majestät mit Frankreich in Verbindung treten, so muß es jetzt geschehen; grade jetzt kann unsere Verbindung mit Frankreich den Kaiser Napoleon von einigen Werth seyn und nur jetzt können wir Bedingungen erhalten, die uns zu keiner andrn Zeit zugestanden werden möchten. Die wichtigste der Bedingungen wird darin bestehen, daß bei einen Kriege mit Rußland Schlesien bis Glogau neutral bleibt und daß diese Provinz auch selbst im Kriege unter keinen Ereignißen, weder von franz. Truppen, noch denen der Bundesgenoßen betreten werden darf, daß in andern Provinzen die preussischen Festungeni nur von preussischen Truppen besetzt werden und daß überhauptj nur dann, wenn die preussischen Truppen nicht die preussischen Provinzen vertheidigen können, fremde ihren Boden (anders als auf den Militarstraßen) betreten dürfen. Nur wenn diese Bedingungen zugestanden werden, ist zu hoffen, daß die persönliche Freiheit der Regenten-Familie gesichert ist.k Wenn eine Verbindung mit Frankreich auch schon in den ersten Zeiten nicht mit unvermeidlichen Gefahren verknüpft seyn soll, so werden große Aufopferungen in Hinsicht unsers Benehmens erfordert, als z. B. unmenschliche Strenge gegen die Einfuhr von Colonialwaaren, Ergreifung aller erdenklichen Mittel, der Eitelkeit Napoleons zu schmeicheln, Willfährigkeit und Gefälligkeit gegen die französischen Behörden, Marschälle u. s. w. Kann man sich hierzu nicht hergeben, so wird die Ergreifung der französischen Partei vielleicht keine Vorzüge vor der unglüklichen isolirten Lage haben. Wir dürfen bei all diesen Planen nicht vergeßen, daß wir bis zu einer Vereinigung mit Frankreich oder Rußland in unser jetzigen Lage großen Unglüksfälln ausgesetzt seyn können. Daß daher ein geheimer Brief nach Rußland so bald als möglich abgeschikt werden müße, damit wir doch in übelsten Fall noch einen Rükhalt behalten. Nach dem, was der Obrstlieutenant von Schöler schreibt, scheint Kaiser Alexander keinen sehr großen Werth auf Preussens Verbindung zu legen. Ich habe dies schon vor der Ankunft jenes Schreibens gefürchtet. Der General von Pfuel3 wird ihm unsere Mitwirkung unbedeutend schildern; die Hofnung, in übelsten Fall Polen eine eigene Existenz zu geben und Preussen nun g h i j k 3

Die folgenden zwei Wörter nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „zugleich bereit wären.“ Folgt gestrichen: „im Kriege“. Nachträglich hinzugefügt. Dieser Satz nachträglich hinzugefügt. Zu Karl von Phull, militärischem Berater des Zaren, vgl. Anhang 1 zum vierten Band.

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den neuen Staat einzuverleiben, um die polnische Nation zu gewinnen, und unser unbestimmtesl Benehmen können ihn jene Stimmung gegeben haben. Verspricht man jetzt nicht, sich mit ihm unter gewissen Bedingungen zu vereinigen, so wird er glauben, die französische Partei habe hier die Oberhand und man wolle ihn zum Pis aller4 gebrauchen. Nähme uns Rußland zum Theil in Besitz, so würden wir von Rußland als halb erobert betrachtet und für Frankreich keinen großen Werth haben Jetzt muß ich noch einige Bemerkung[en] als Nachtragm zu meinen letzten Promemoria hier nied[e]rlegen. Mir scheint es, der Bericht des O. L. v. Schöler habe auf keine hinlänglichen Art uns Veranlaßung gegeben, eine nachtheiligere Meinung von Rußland zuo faßen, als wir vorher hatten. Ew. Excellenz Memoir siehetp überhaupt die Gefahr bei einer Verbindung mit Rußland unter weit dunklern Farben als die mit Frankreich. Wir müßen, wenn wir aus den Persönlichkeiten auf die Handlungsweise der beiden Kaiser schließen wolln, entweder bloß nach ihren Privat Aeußerungen gehen oder bloß nach den vorliegenden Thatsachen. 1. Richten wir uns nach den Privat Aeußerungen, so müßen wir die von Napoleon kennen, diese Kentniß gehet uns ab[e]r ab. Wüßten wir seine Gesinnungen und Privat Aeußerungen, so möchten sie uns noch mehr als die von Kaiser Alexand[e]r beunruhigen; höchstwahrscheinlich sind sie in einer gefährlichern Tendenz als die von Kaiser Alexander. Der Geist, welcher in den öff[e]ntlichen Staats-Schriften beiq der Besitznahme der Hansee-Stadte5 herschte6, der Discours an demr Conseille de Comerce7 u. s. w. sind weit schreckender als die Privat Aeußerungen des russishen Kaisers. l m n o p q r 4 5

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Statt „unbestimmten“. Verändert aus „Anlag“. Verändert aus „bedeutende“. Folgt gestrichen: „haben“. Verändert aus „Mir scheint, Ew. Excellenz Memoir betrachtet“. Verändert aus „öff[e]ntlichen Schriften vor“. Statt „des“. Notbehelf. Die auch von anderen verwendete Schreibweise „Hansee“ beruhte auf der irrigen Annahme, das Wort käme von „an See“. Napoleon hatte in seiner Botschaft an den französischen Senat am 10. Dezember 1810 erklärt, die britischen Kabinettsbeschlüsse von 1806/07 hätten das öffentliche Recht Europas zerrissen und nun herrsche eine neue Ordnung der Dinge. Ähnlich äußerte er sich auch in seiner Ansprache an die Deputierten der Hansestädte am 17. März 1811. Gemeint ist wohl Napoleons Ansprache über das Kontinentalsystem und die Annexion der norddeutschen Küstenländer im Conseil d’administration du commerce am 29. März 1811. Daß seine Gegner die Rede beachteten, zeigt ein Auszug daraus im „Courier d’Angleterre“, der auch als Einzeldruck erschien. Ein Exemplar dieses Flugblatts wurde vom Postmeister Friedrich Ferdinand du Moulin in Kolberg konfisziert und im November 1811 nach Berlin weitergeleitet (GStA PK, I. HA Rep. 74 Staatskanzleramt O. Ap Nr. 2 Bd. 1).

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Ess müßen immer Irrthümer in den Vergleichungen der Wahrscheinlichkeiten des Benehmens, welche aus den Persönlichkeiten hervorgehen, entstehen, wenn man von den einen die vertrautent Aeußerungen, welche in politischen Ansichten nicht immeru die Norm unser Handlungen sind, und von den andrn die öffentlichen Handlungen und Aeußerungen mit einander vergleicht. 2. Vergleichen wir die Handlungensweise der beiden Kaiser, so müßen wir nicht bei den einen für uns vortheilhafte Verändr[u]ngen der Gesinnungen voraussetzen, ohne auch bei den andern vortheilhafte Verändrungen in den politischen Grundsätzen anzunehmen, sonst bleibt kein reiner Vergleich. Was die gefährliche Lage anbetrift, welche durch die Vereinigung Polens mit Rußland stattfinden würde und welche Ew. Excellenz zu fürchten scheinen, so [ge]hört diese nicht eigentlichv in die jetzige Berechnung. Von einer entfernten Zukunft kann nicht die Rede seyn, wenn die augenblikliche Erhaltung auf dem Spiel stehet. Ueberdies ist die Vereinigung Polens mit Frankreich eben so gefährlich für uns als die mit Rußland. Auch sogar Polens eigene Existenz würde bei einer Masse von 13 Millionen Menshen den preussischen Küstenländern immer gefährlich werden. Wägen wir in unsere[r] Lage nach den Persönlichkeiten ab, so ist von Rußland für uns viel zu erwarten und von Frankreich viel zu fürchten; wägen wir sie nach den Eroberungsfähigkeiten der Staaten ab, so ist von Frankreich alles, von Rußland wenig zu fürchten; nehmen wir endlich Rüksicht auf die Erhaltung und Gefahr der Regentenfamilie, so ist Frankreich zu fürchten, von Rußland Liebe und Unterstützung zu erwarten. Daß die Gefahr der persönlichen Freiheit nur die Bourbons treffe, scheint mir gar nicht ausgemacht zu seyn. Zwei Brüder Napoleons sind entflohen.8 Kleine Regentenhäuser, welche immer unter der Protection Frankreichs standenw, wie Bayrn, Wirtenberg und Sachsen, deren Regentenfamilien ohnehin in Deutschland keinen Anhang, keine Liebe und Vertrauen habenx, werden freilich geduldet, doch verliehren auch sie ihre Länder, wenn sie an der

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Folgt gestrichen: „laßen sich auch“. Folgt gestrichen: „Berichte“. Verändert aus „in politischen Angelegenheiten“. Nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „stehen“. Statt „hat“. Louis Bonaparte, der sich seit seiner Abdankung als König von Holland (1. Juli 1810) Graf von Saint-Leu nannte, lebte bis 1813 in Graz. Lucien (1775–1840) hatte 1810 versucht, nach Amerika zu fliehen, war aber von der Royal Navy gefangen worden und lebte bis 1814 in England. Mit den Bourbons ist die spanische Königsfamilie gemeint, die sich seit 1808 in Napoleons Gefangenschaft befand.

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Küste liegen, wie Oldenburg. Größere Regentenhäuser, an denen Nationen hängen, welche große Ansprüche auf Länder haben, die ihn[en] Napoleon genommen, sind in einer ganz andern Lage wie jene kleinern unbedeutenden, zumal wenn ihre Länder, wie bereits erwähnt, an der Küste liegen. Vielleicht sehe ich in der Verbindung mit Frankreich die Gefahr größer als sie ist, vielleicht hat hierin meine gemüthliche Stimmung einen unwilkührlichen Einfluß, dann bitte ich meine Ansichten als ein Bekenntniß anzusehen, das Pflicht u. Verehrung von mir fordert, und Dankbarkeit, auch wenn es übel aufgenommen würde, so gern giebt. In unser Lage, in der die Zukunft ganz in Dunkelny liegt, wo jeder Weg, jeder Plan gefährlich ist, bleibt in unglüklichen Fall nichts als die Beruhigung, rein nach seiner Ueb[e]rzeugung gehandelt zu haben. Berlin den 12. Mai 1811 77. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements Berlin, 15. Mai 1811 GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 210 fol. 93r: Aktennotiz, eigenhändig.a

Ich ersuche die 3te Division um dieb Einsicht der Versuchec zu Neuenhagen.1 Berlin 15. May 1811.2 Sch.d

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Verändert aus „die Zukunft so in der Dunkelheit“.

a

Auf einem Schreiben Pontanus’ an Scharnhorst (Berlin, 13. Mai 1811). Folgt gestrichen: „Zusendung“. Folgt eine durch dichte Schraffur gestrichene Zeile. Das Folgende von Schreiberhand. Darunter ein Mundierungsvermerk Greulichs. Pontanus’ Schreiben (vgl. Anm. a) betraf die Protokolle von Schießversuchen mit Paßkugeln und Kartätschen in Berlin und bei Neuenhagen. Im selben Faszikel, fol. 97r, befindet sich das Antwortschreiben der 3. Division an Scharnhorst (Berlin, 15. Mai 1811, unterschrieben von Schöler, Schmidt und Leithold). Ebda., Nr. 208 fol. 58r–v und 59r–v, zwei wie in Anm. 1 unterschriebene Schreiben der 3. Division an Scharnhorst mit Notizen von unbekannter Hand zur Antwort. Das erste (14. Mai 1811), betraf die Abnahme der in märkischen Hütten gegossenen Artilleriemunition, darauf steht mit Abgangsvermerk vom 20.: „D.H.G. glauben, daß a. die Munizion ebenfalls auf den Hütt. selbst abgenom. werd. müsse.“ Mit dem zweiten (16. Mai) wurden Versuchsprotokolle und Zeichnungen übersandt, hier heißt es mit Mundierungsvermerk vom 19. Mai: „erhalt., u. werde zu sein. Zeit zurückschik.“

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Nr. 78

78. Scharnhorst an Schmidt

Berlin, 16. Mai 1811

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 210 fol. 95r: Konzept, Schreiberhand. Gewährung einer Zulage für Tackmann.

Ana den Königlichen Major pp. Herrn von Schmidt Hochwohlgeb.b Euer pp. autorisire ich hiemit, dem Behufs des Stückgießens hieselbst commandirt gewesenen Staabs-Kapitain Tackmann von der schlesischen Artillerie Brigade wärend der Dauer seiner Geschäfte eine monathl. Zulage von 20 rh. nachträglich auszuzalen und diese unter diesem Titel auf die Liquidation und Kosten-Berechnung der hier Statt gefundenen Artillerie Versuche aufzuführen. Berl. d. 16. Mai 11. 79. Scharnhorst an Yorck

Berlin, 23. Mai 1811

Nach dem Auszug bei Johann Gustav Droysen: Das Leben des Feldmarschalls Grafen Yorck von Wartenburg, 2 Bde., Berlin 111913, zit. Droysen, hier I, S. 200. Vertrauen des Königs und Scharnhorsts zu Yorck.

Auf Ew. Hochwohlgeboren1 Schreiben vom 13. dieses2 habe ich die Ehre zu erwidern, daß der König in Absicht der Qualifikation zu einem Befehlshaber für eine Provinz in außerordentlichen Fällen nur allein zu Ew. usw. ein unbedingtes Zutrauen hat und daß für die übrigen Provinzen, weil er zu a

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1 2

Oben rechts der Vermerk: „Zu No. 106 Mai 11“, ein Verweis auf das ebda., fol. 94r–v archivierte Schreiben Rauchs an Scharnhorst (Berlin, 14. Mai 1811). Auf diesem befindet sich ein auf den 16. datierter Vermerk von der Hand eines Kanzlisten: „1) nach anliegendem Concepte den Maj. v.Schmidt Autorisir. zu geben. 2) des Prinz. Aug. K. H. hievon Kenntniß gegeben. 3) dem Hauptm. Tackmann –––––– dto. ––––––––“. Adresse in der linken Spalte. Zu Hans David Ludwig von Yorck vgl. Anhang 1. Gedruckt ebda., S. 198ff; das Schreiben kam später ins Heeresarchiv, Rep. 15 A Kap. 51 Nr. 220, und ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Es ging um eine von Scharnhorst übersandte, durch Tippelskirch am 12. überreichte königliche Vollmacht. Yorck trug Bedenken, da ihm der König für gewisse Fälle faktisch die Entscheidung über Krieg und Frieden übertrug. Ein Grund dafür war, daß Generalfeldmarschall Courbière Ende März wegen warschauischer Truppenbewegungen im Raum Thorn angeordnet hatte, den größten Teil der Infanterie der Westpreußischen Brigade in und bei Graudenz zu konzentrieren, um die Festung gegen einen Überfall zu sichern. Dieser Schritt wurde zur Zeit diffiziler preußisch-französischer Verhandlungen als höchst inopportun empfunden.

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keinem andern das Zutrauen hat, die Instruktionen nicht abgegangen sind. Wie kann dies auch anders sein? Sie haben den Ruhm eines Militärs von seltener Entschlossenheit auf der Stelle, eines fähigen, klugen Mannes, der die Menschen und die Welt kennt und mit diesem die richtigsten Ansichten über die Art, wie der Krieg geführt werden muß, verbindet. Sehr gerne gestehe ich Ihnen zu, daß die unbestimmte Lage, in der wir sind, in der wir nicht wissen, wer unser Freund oder Feind sein wird, Ihre Verhältnisse unendlich schwierig und unangenehm machen wird und daß hierbei nur das Gute ist, daß unser König höchst billig, gerecht und gnädig ist und keine guten Absichten, wenn auch Irrtümer und Unglücksfälle eintreten, verkennt. Wir sind alle in einer unangegnehmen Lage, und derjenige, der Aufträge hat, ist darin auf eine mehrfache Art. Diese Darlegung meiner Ansichten bitte ich als ein Zeichen meiner unbedingten Verehrung und meines aufrichtigen Zutrauens anzusehen. 80. Scharnhorst an Yorck

Berlin, 23. Mai 1811

Nach einer Abschrift im Nachlaß Gerhard Oestreichs.a Zustände in der Festung Graudenz.

Berlin, den 23. Mai 1811. Die Angelegenheiten von Graudenz, welche Ew. Hochwohlgeboren mir anzuvertrauen die Güte hatten, habe auch ich schon einigermaßen erfahren. Ich habe indessen ganz nach den Geist Ihres Schreibens1 so wenig dem Könige als sonst jemand davon gesagt. Indessen werde ich doch den Obersten von Hak veranlassen, dem General-Kommissar2 aufzugeben, alle Vorräte der Festungen, die Art, wie sie aufgekauft sind usw. an Ort u. Stelle zu untersuchen u. besonders auf Graudenz ein besonderes Augenmerk zu richten. Schon lange habe ich mich überzeugt, daß der alte, übrigens sehr würdige Feldmarschall ein sehr schlechter Kommandant wegen seines hohen Alters u. der persönlichen Verhältnisse mit seinen Söhnen3 sein wird. Eigentlich handelt man unverantwortlich bei dem Staat u. Könige u. auch bei dem a

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Die Vorlage („Eigenhändig“) im Heeresarchiv, Rep. 15 A Kap. 51 Nr. 220, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Das undatierte Konzept zu Yorcks Schreiben an Scharnhorst war früher am selben Ort wie dieses Dokument archiviert. Yorck wies darin auf die zunehmende Altersschwäche des (im vierten Band vorgestellten) Gouverneurs Courbière hin; dieser würde zunehmend von seinen zwei in Graudenz stehenden Söhnen beherrscht. Dem erstmals im fünften Band vorgestellten Friedrich Ribbentrop. Stabskapitän Ludwig Heinrich Baron de l’Homme de Courbière (1777–1813), Träger des Pour le Mérite, fungierte seit 1808 als Adjutant seines Vaters; er wurde bei Großgörschen tödlich verwundet. Sein jüngster Bruder Ferdinand August (1786–1825) war

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alten Feldmarschall selbst, wenn man ihm die jetzige Stelle bei den geistigen u. körperlichen Gebrechen des 80jährigen läßt. Der König hat die Sache auch schon einigermaßen aus diesem Gesichtspunkte angesehen, allein persönliche Rücksichten haben ihn abgehalten, in diesen Angelegenheiten bis jetzt etwas zu verfügen. Ich werde, sobald sich dazu eine Gelegenheit darbietet, Ew. Hochwohlgeboren Ansichten Sr. Majestät dem Könige mit der erforderlichen Diskretion über diese wichtige Sache bekannt machen. Scharnhorst. 81. Scharnhorst an Yorck

Berlin, 23. Mai 1811

Nach einer Abschrift im Nachlaß Gerhard Oestreichs.a Druck: Droysen I, S. 203 (Zitat). Antwort des Königs in Sachen der Nogatinsel.

Berlin, den 23. Mai 1811. Ew. Hochwohlgeb. Schreiben vom 19. dieses1, worin Sie Ihre Lage in Hinsicht der Besatzung von Danzig schildern, habe ich Sr. Majestät dem Könige vorgelegt. Allerhöchstdieselben haben mir befohlen, hierauf folgendes zu antworten: „Die politischen Verhältnisse Frankreichs u. Preußens ließen eine unerwartete gewaltsame Besetzung der Insel Nogat jetzt weniger als in einer anderen Periode seit dem Tilsiter Frieden fürchten, u. Se. Majestät hielten es daher nicht nötig, die bereits von Ew. Hochwohlgeboren bestimmten Konzentrierungen der Regimenter abzuändern u. eine neue veränderte Disposition gegen jene Besatzung zu treffen. Von der anderen Seite mißbilligten Allerhöchstdieselben Ew. Hochwohlgeboren Besorgnisse auf keine Weise, u. sie geben Ew. Hochwohlgeboren auf, auf der Insel Nogat noch einige Detaschements unter einem schicklichen Vorwand zu legen, damit keine Besetzung dieser Insel ohne Gewalttätigkeit stattfinden könneb. Se. Majestät beim Juni 1810 zum Gouvernementsbüro in Graudenz kommandiert worden. Er wurde Ende 1811 mit dem Charakter eines Kapitäns verabschiedet und fungierte später als Landrat zu Flatow in Westpreußen. a

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1

Die Vorlage („Eigenhändiges Original“) im Heeresarchiv, Rep. 15 A Kap. 51 Nr. 220, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Nach Droysens und Oestreichs Angabe vom Könige selbst unterstrichen, dies ergab sich Oestreich zufolge aus Boyens Begleitbrief an Yorck (Potsdam, 24. Mai 1811) Auszug bei Droysen I, S. 202; das Schreiben war früher am selben Ort archiviert. Yorck bat hierin um Verhaltensregeln für den von ihm befürchteten Fall einer gewaltsamen Besetzung der Nogatinsel durch die Besatzung von Danzig..

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ziehen sich in diesem Punkt zugleich auf die gegebenen Instruktion[en]. Ew. Hochwohlgeboren bisheriges Benehmen mit dem General Rapp2 billigten Se. Majestät als der Sache und Lage völlig angemessen.“ v. Scharnhorst. 82. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements Berlin, 23. Mai 1811 GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 47 fol. 48r (1/4 S.): Konzept, Clausewitz’ Hand.a Druck: Hahlweg I, S. 141. Veränderte Anbringung des Gewehrlaufs am Schaft.

An die 3t Disn. Da die Versuche mit dem Infant. Gewehr gezeigt haben, daß es nützlich für den Shuß ist, wenn dieb Shraube, welche hinter der Schwanzshraube quer durch den Shaft geht, durch ein Loch in dem Ansatz der Shwanzshraube geht, eine Vorrichtung, deren d. M. v. Schmidt näher unterrichtet ist1, so ersuche ich die hochl. 3. D. d. K. A. K. D., den Gewehrfabriquen zu Potsdamm u. Neisse aufzugeben, in der Folge alle Gewehre auf diese Weise einzurichten u. diese Einrichtu[n]g mittelst eines Probegewehrs deutlich zu machen. N.d.G.v.S. Cl. B. d. 23. May 1811c 83. Pachtvertrag

Burg, 26. Mai 1811

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 1 fol. 5r–6r (11/4 S.): Abschrift, unbekannte Hand. Verpachtung des Gutes Bordenau an den Bruder Friedrich Scharnhorst.

Pachtbedingungen zwischen meinem Bruder und mir verabredet und bestimmt. 2

Der Elsässer Jean Rapp (1772–1821) hatte am Rhein und als Adjutant Desaix’ in Italien und Ägypten gedient. Napoleon machte ihn 1801 zu seinem Adjutanten und beförderte ihn nach der Schlacht von Austerlitz zum Divisionsgeneral und 1807 zum Gouverneur von Danzig. 1809 zum Grafen ernannt, diente Rapp 1812 in Rußland und danach bis zur Kapitulation im Januar 1814 in Danzig. 1815 befehligte er die französische Rheinarmee, danach zog er sich ins Privatleben zurück.

a

Auf einer Denkschrift Schmidts (Berlin, 20. Mai 1811); Auszug bei Hahlweg I, S. 141. Folgt gestrichen: „bisher“. Darunter ein Mundierungsvermerk Greulichs vom selben Tage. Vgl. die in Anm. a erwähnte Denkschrift.

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1.) 2.)

3.) 4. 5. 6.

7. 8. 9. 10. 11. 12.

13. 14. 15.

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Mein Bruder Friederich übernimmt das adeliche Gut Bordenau, die beiden Meyerhöfe, die Windmühle für eine jährliche Pacht von 400 Thaler in Golde, die Luisdors zu 5 Thlr. Mein Bruder übernimt zu liefern a. die gewöhnlichen Abgaben von den Meyerhöfen, b. die Dienstleistungen von den Meyerhöfen, c. die gewöhnlichen Abgaben von dem adelichen Gute und der Windmühle, d. die Strohdächer zu erhalten, e. die Befriedigungen. Mein Bruder übernimt die Baukosten, die nicht über 25 Thl. kosten, und erhält das Holz dazu aus dem Holze zu Otternhagen; die 25 Thlr. sind exclusive des Holzes. Mein Bruder übernimt die Uferbrüche und erhält dazu das Holz aus dem Holze zu Otternhagen oder wo es sich sonst findet. Kriegsfuhren und Einquartierungen trägt der Bruder Friederich, ich ersetze den Wein aber. Gewaltsame Anleihen, extraordinäre Kriegscontributionen und neue Grund-Steuern stehe ich, die werden also liquidirt. Sollten indessen gewöhnliche Abgaben aufhören, so wird das eine gegen das andere abgerechnet und liquidirt. Hier ist in beiden Fällen immer die Rede, was das Gut und nicht was die Person oder das Vermögen der Person trift. Das Inventarium wird nach der Taxe übernommen und nicht verzinset; es wird bei Endigung der Pacht wieder nach der Taxe zurück gegeben und das Fehlende ersetzt oder umgekehrt. Die Pacht ist nur auf unbestimte Zeit und kann 1 Jahr vorher gekündigt werden. Verbesserungen werden, wenn sie bedeutend und über 50 Thlr. betragen, nach der Taxe ersetzt. Die Aussaat wird jetzt [weder] bei der Übernahme noch bei der Zurückgabe repartirt, wenn sie bei letzterer nicht über 2 Malter 1 geringer oder höher als jetzt ist, [oder?] liquidirt. Auch der Dünger wird nicht liquidirt, wenn keine bedeutende Veränderung Statt findet, die keine Benachtheiligung oder Vortheilung über 3 Luisd’ors beträgt. Jede Reparatur der Mühle wird vom Bruder Friederich erhalten, wenn sie ausser dem Werthe des Holzes nicht über 4 Luisd’ors kommt. Die Steine werden vom Bruder Friederich erhalten und nach ihrem Werthe übernommen und abgegeben. Remissionen finden nur bei Hagelshlag und feindlichen Verheerungen Statt, wenn sie über 100 Thlr. ausmachen. Wenn ich in Bordenau wohnen sollte, so behalte ich mir die Stube und die beiden Kammern unten links im Hause vor. Der Bruder Friederich verspricht, die Bäume im Obstgarten zu erhalten und sie nicht zu vermindern.

In Hannover betrug ein Malter 6 Himten bzw. 186,9 Liter.

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Der Bruder Friederich nimt nur die Brenn-Materialien aus dem Holze, was von dem gebrauchten Nutzholze fält oder von dem Unterholze, übrigens benutzt er den Torf von den Höfen zu Bordenau und Otternhagen nach Gefallen. 17. Die Mühle oder andere Parcellen verpachtet der Bruder Friederich nach Willkühr. 18. Wenn von dem Bauholze keine 7 Fuder Brennholz abfallen, so werden diese jährlich ersetzt, so daß der Bruder Friederich jährlich 7 Fuder Brennholz erhält, wozu zum Brennholz unbrauchbare Bäume genommen werden. Dieses ist in Gegenwart von unsern beiderseitigen Neffen Friederich Müller und August Scharnhorst2 beshlossen und unterschrieben worden. Burg den 26. May 1811. (gez.) Scharnhorst. und Friedrich Scharnhorst General Lt.a 84. Scharnhorst an Prinz August

Berlin, 29. Mai 1811

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 208 fol. 49r–v (11/2 S.): Konzept, Schreiberhand.a Negatives Fazit der Gußversuche mit Kapseln.

Concept.b Euer Königlichen Hoheit habe ich die Ehre, auf das gnädige Schreiben vom 1n d.M.1 gehorsamst zu erwidern, daß ich mich durch den lezten Versuch überzeugt habe, wie wenig man bis jezt in der KapselformMethode vorgeschritten ist; eben deswegen aber glaube ich, daß wir in dieser Sache nicht weiter gehen können, ohne eine beträchtliche Summe aufs Spiel zu sezzen. Ich selbst muß gestehen, daß ich in unsern Verhältnissen das Resultat nicht verhältnißmäßig wichtig genug halte für die Kosten der Versuche. Die Bemerkung, daß man mehrerec Bohrmaschinen haben a

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Auf der Rückseite (fol. 6v) steht noch: „Adresse des Steinhausen. An den königl. preußishen Justizrath Herrn Steinhausen Hochwohlgeboren in Potzdam“. Heinrich Scharnhorsts Sohn Wilhelm Gerhard August (1799–1815). Er und Friedrich Müller vertraten die Familien der beiden anderen Geschwister. Es handelte sich ursprünglich um eine Reinschrift. Oben rechts vermerkt: „Zu May 1811 No. 86“, ein Verweis auf das in Anm. 1 erwähnte Schreiben. Statt „mehrerer“. Gemeint ist das ebda., fol. 47r–48r, archivierte Schreiben vom 11. Mai 1811.

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müßte, um die Fabrikation des Geschüzzes schnell zu betreiben, läßt sich nicht ganz widerlegen. Kann man diese großen Maschinen anlegen, so kann man leicht auch mehrere Formanstalten haben. An Kosten würde man vielleicht etwas gewinnen, aber doch nur, wenn man eine große Geschüzfabrike anlegen wollte, wie Euer Königlichen Hoheit sehr richtig bemerken; in diesem Fall aber sind wir nicht und können auch nicht leicht darin kommen. Auf die wenigen Geschüzze, die wir noch zu gießen haben, würde uns die neue Methode sehr geringe Vortheile geben.d Berlin d. 29n Mai 1811. Nom.d.G.v.Scharnhorst.e Seiner Königlichen Hoheit dem Prinzen August von Preußen. 85. Scharnhorst an Yorck

Berlin, 30. Mai 1811

Nach einer Abschrift im Nachlaß Gerhard Oestreichs.a Französische Pferdeankäufe in Preußen.

Berlin, den 30. Mai 1811. Die Aufkaufung der Pferde1, ist uns höchst nachteilig; ich habe die Sache sogleich zum Vortrag für Se. Majestät gebracht. Ich weiß nicht, was darauf resolviert wird. Uns fehlen noch zu unser Kavallerie nach der geringen Anzahl, die wir jetzt halten sollen, pr. Eskadr. 25 Pferde u. außerdem noch über 500 Stück. Scharnhorst.

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Folgt gestrichen: „Wegen des Prinzen Abimeleck wird es ganz unnöthig seyn, bei Seiner Majestät einen Antrag zu thun, da Allerhöchstdieselben bei Gelegenheit seiner [Abreise?] gewiß von selbst einen Entschluß deshalb fassen werde. Berlin den 13n May 1811.“ Von dort ein Respektstrich zum unteren Rand von fol. 49v. Darunter ein Mundierungsvermerk Greulichs vom selben Tage. Die Vorlage („Eigenhändig“) im Heeresarchiv, Rep. 15 A Kap. 51 Nr. 220, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Durch französische Aufkäufer auf preußischem Gebiet. Oestreich erwähnt auch ein am selben Ort archiviertes Schreiben Yorcks an Scharnhorst vom 8. Juni zu dieser Frage.

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86. Scharnhorst an Friedrich Wilhelm III.

Berlin, 1. Juni 1811

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 42 fol. 27r–v (2 S.): Konzept, Clausewitz’ Hand. Druck: Hahlweg I, S. 148ff. Vorschläge zur Aufstellung der Gewehrhandwerkskompanie.

Berlin den 1n Juny 1811. An den König.a Die Neißer Gewehrfabrique wird den Zweck einer Erweiterung u. selbst den der innern V[e]rvollkomnung nicht erreichen können, wenn derselben nicht vom Lande eine gewisse Anzahl kantonpflichtiger Schlösser als Arbeiter geliefert werden, denn nur freiwillige geschikte Arbeiter für diese Fabrique anzunehmen u. bei derselben zu feßeln würden Lohnsätze erforderlich seyn, die durchaus nicht verträglich sind mit der Natur einer solchen Anstalt.b Was den durch das Land gelieferten Arbeitern an Geschiklichkeit abgeht, das wird sehr bald durch die Uebung ersetzt, die ein jeder auf der Fabrik erhält. Denn da die Theilung der Arbeit dort so weit getrieben ist, so kommt jeder Arbeiter in Kurzem dahin, das, was er zu arbeiten hat, mit großer Fertigkeit u. Genauigkeit zu machen. Dieß würde aber der Fabrik wieder nichts helfen, wenn die geshiktesten Arbeiter, nachdem sie sich in der Fabrique ausgebildet haben, die Freiheit habenc, solche zu verlassen. Die Stellung kantonpflichtiger Arbeiter hat auch bei der Einrichtung dieser Fabrik schon ein mal statt gefunden, u. ohne sie würden dieselbe gar nicht haben statt finden können.d Ferner findet bei den Handwerkscompagnien der Artillerie diese Maaßregel statt und es kann auch wohl kein[e]n Untershied machen, ob ein für den Kriegsdienst Ew. M. ausgehobener Kantonist Artillerie oder Infantrie Waffen arbeitet, endlich sind die sämtlichen russishen Fabriken durch Arbeiter betrieben, die vom Lande gestellt sind. Aus allen diesen Gründen darf ich mich wohl unterstehen, Ew. K. M. unterthänigst vorzuschlagen die Arbeiter der Neißer Gewehrfabrik mit Ausschluß der gelernten Büchsenmacher u. anderer freiwilliger Arbeiter bei der bevor-

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Oben rechts von Schreiberhand der Vermerk „Zu May 1811 No. 155“, ein Verweis auf einen im selben Faszikel, fol. 25r–26r, archivierten Bericht Brauns (Neiße, 18. Mai 1811; Druck: Hahlweg I, S. 148f.). Am linken Rand der ersten Seite ein Mundierungsvermerk Georges vom selben Tage. Folgt gestrichen: „Die Fabrik ist auch auf diesem Wege entstanden, denn zu ihrer ersten Einrichtung sind kantonpflichtige Arbeiter gestellt worden.“ Verändert aus „erhalten“. Folgt gestrichen: „Bei allen Handwer“.

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stehenden Erweiterunge zu einer Gewehrhandwerks Compagnie zu organisiren, welche durch Abgeben solcher cantonpflichtiger Arbeiter, wie sie daran gebraucht, ergänzt u. auf den Fuß der Artillerie Handwerks-Compagnien behandelt wird. Ichf unterwerfe diesen unterthänigsten Vorschlag Ew. K. M. Allerhöchst[er] Beurtheilung ehrfurchtsvoll u. erlaube mir noch zu bemerken, daß die Zeit der Verpflichtungg u. andere Bestimungen mit den Geist u. denh Gesetzen des Kanton-Reglements ohne Schwierigkeit in vollkommener Uebereinstimung gesetzt werden könnt[e]n. N.d.G.v.S. Cl. 87. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements Berlin, 1. Juni 1811 Nach einer maschinenschriftlichen, handschriftlich korrigierten Abschrift im Nachlaß Gerhard Oestreichs.a Konzept, eigenhändig, Fragmentb: GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 208 fol. 61r (1/4 S.). Anfertigung von Geschützen für die Festung Glatz.

Berlin, 1. Juni 1811. Der hochlöblichen dritten Division erwidere ich auf die gefällige Anfrage vom 29. v. M., daß ich in Betreff der für die Festung Glatz zu gießenden zwölf Flanken-Geschütze der Meinung bin, der Versuch im vorigen Jahre mit der Zersprengung eines 6-pfündigen leicht proportionierten eisernen Kanons zu Neiße könne nicht entscheidend sein. Ich wünsche übrigens, daß man schwere nicht recht brauchbare metallne Stücke umgießtc und daraus die zwölf Piecen anschaffe, damit man hiedurch nebenher Feld-Kanons bekömmt.d v. Scharnhorst.

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Verändert aus „gelernten Büchsenmacher alle“. Folgt gestrichen: „stelle diesen“. Die folgenden drei Wörter nachträglich hinzugefügt. Folgt gestrichen: „Bestimungen“. Die Vorlage („eigenhändige Unterschrift“) im Heeresarchiv, Rep. 4 A 5 Nr. 59 Vol. 2, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Der größte Teil des Texts ging durch Abriß verloren. Statt „umgießen“, verbessert nach dem Konzeptfragment. Beim Konzeptfragment unten ein Vermerk Rauchs: „Hiernach beantwortet d. 1n Juny 11“.

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I. Stabschef und Geheimdiplomat (März 1811–März 1812)

88. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements Berlin, 4. Juni 1811 GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 47 fol. 45r (1 S.): Abschrift, Schreiberhand. Bezahlung der Büchsenversuche beim Ostpreußischen Jägerbataillon.

Abschrifta Berlin d. 4. Juny 1811 An die Hochl. 3t Division des Königl. Allgemeinen Krieges Departs.b Der hl. 3n Division des A.K.Dep. übersende ich hierbey eine Liquidationc von 29 rh. 20 gl. 3 d. des Majors von Clausewitz vom Ostpr.d Jäger-Bataillon für einen auf meine Veranlaßu[n]g angestellten Büchsen Versuch und ersuche Dieselbe, ihm aus eben der Casse zu bezahlen, aus welcher die hiesigen Gewehr Versuche bezahlt werden. Berlin d. 4. Juny 11 Nahms H.G.M.v.Scharnhorst. 89. Scharnhorst an Hauck

Berlin, 4. Juni 1811

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 238 fol. 207r (1/2 S.): Konzept, Clausewitz’ Hand.a Verweisung an die Gerichte oder den König.

Ew. muß ich auf Ihr gef. Shr. v. 22t. erwidern, daß ich mich nicht auf dem Standpunkt befinde, zur Berüksichtigung Ihrer Ansprüche etwas zu thun. Die Sache liegt durchaus außerhalb meines Wirkungs Kreises. Will der Magistrat u. die Komission Ihre Ansprüche nicht berüksichtig[e]n u. wollen

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Rechts daneben: „Zu No. 110 May 1811“. Die Nummer bezeichnet das im selben Faszikel, fol. 46r–v, archivierte Schreiben von Major Friedrich von Clausewitz an Scharnhorst (Frankfurt a. d. O., 3. Mai 1811, Präsentationsvermerk vom 18. Mai). Vgl. dazu Nr. 606 und 607 im sechsten Band. Datum und Adresse in der linken Spalte, darunter ein Abgangsvermerk vom 5. Juni 1811. Dazu am Rande ein schräger Strich. Die von Friedrich von Clausewitz unterschriebene Abrechnung (Frankfurt a. d. O., 1. Mai 1811) befindet sich a. a. O., fol. 47r. Verändert aus „Schl.“ Auf der Vorderseite des beantworteten Schreibens Haucks an Scharnhorst (Breslau, 22. Mai 1811).

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Nr. 90

Sie sich bei dieser Entsheidung nicht beruhigen1, so können Sie Ihre Ansprüche entweder als eine Rechtssache betrachten, wie sie mir ersheine, u. in dem Fall also den Weg Rechtens wähln, oder als eine Gnadensache; dann rathe ich Ihn[e]n, sich an S. M. d. König selbst zu wenden. N.d.G.v.S. Cl. Berlin d. 4. Juny 11b 90. Immediatbericht

Berlin, 5. Juni 1811

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 208 fol. 62r (1 S.): Konzept, Clausewitz’ Hand. Abschrift, maschinenschriftlich, handschriftlich korrigiert, im Nachlaß Gerhard Oestreichs.a Druck: Scherbening II, S. 173 (Auszug). Änderungsvorschläge des Prinzen August zum Mobilmachungsplan der Artillerie.

An den Königb Der Ob. v. Hake hat mir die Vorshläge zugeschikt, welche S. K. H. d. Pr. August Ew. K. M. gemacht hat, zur Veränderung einiger Gegenstände in der Mobilmachung der Artillerie.c Ich bin dieselben mit Aufmerksamkeit durchgegangen u. stimme in allen Punktend der Meinung S. K. H. des Prinzen u. der Kommission bei.1 Da der 1te Feldetat der Artill. bei Reorganisation der Armee unter meiner Aufsicht u. Mitwirkung angefertigt worden ist, so glaube ich mit diesem Urtheil vor Ewr. K. M. um so unpartheiisher zu erscheinen.e

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Darunter ein Mundierungsvermerk Georges. Der aus Fürth zugewanderte Kaufmann Marcus Hauck hatte 1785 in Breslau eine Spiegelfabrik gegründet. Ein ihm von Friedrich Wilhelm II. geschenktes Haus am Odertor war unter französischer Besatzung abgerissen und verkauft worden, sein Wunsch nach Erstattung des Grundstücks war aber bei den Verhandlungen über die Vergabe des Terrains der demolierten Festungswerke nicht berücksichtigt werden. Oestreichs Vorlage („eigenhändige Unterschrift. Sch. Schreiber.“) im Heeresarchiv, Rep. 4 A 5 Nr. 12 vol. 1, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Adresse in der linken Spalte, etwas darunter Georges Abgangsvermerk vom 7. Juni. Dazu am Rande ein Vermerk von Schreiberhand, der Bericht des Prinzen vom 28. April, sein Schreiben an Hake vom 16. Januar 1811 sowie eine dazugehörige „Menge Beilag.“ sei dem Bericht an den König beigelegt worden. Folgt gestrichen: „vollkommen der“. Darunter gestrichen: „Die ersten zwei Gegenstände“. Der Immediatbericht des Prinzen vom 28. April 1811 (Auszug bei Scherbening II, S. 172f.) betraf u. a. Fragen der Vorratslafetten, Trainwagen und der Bespannung.

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I. Stabschef und Geheimdiplomat (März 1811–März 1812)

Uebrigens betreffen diese Veränderungen nur unbedeutendef u. untergeordnete Gegenstände, deren Zwekmäßigkeit man erst erkannt hat bei einer reiflichen Ueberlegung aller kleinen Umstände, die im Kriege bei der Artill. vorzukommen pflegen.g Indem ich diese meine Meinung Ew. K. M. ehrfurchtsvollh vorlege, bittei ich All[e]rhöchstdieselben unterthänigst, den gemachten Entwurf allergnädigstj genehmigen zu wollen.2 N.d.G.v.Scharnhorst. Cl. Berlin d. 5. Junie 1811.k 91. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements Berlin, 5. Juni 1811 GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 47 fol. 53r (1/2 S.): Konzept, Clausewitz’ Hand. Aktennotiz, eigenhändig: ebda., fol. 52r.a Druck: Hahlweg I, S. 141f. Untersuchungsstandards für Gewehrläufe und Schloßteile.

An die 3t Div.b Der hochl. 3t. Division sende ich hierbei die mir zugesandte Einl[a]gec ergebenst zurük.1 Der Kaliber des Laufs wird, da er auf 72/100 festgesetzt istd, am zwekmäßigsten so bestimt werden, daß er nie darüber u. nie unter 70 Hundertheile seyn dürfte. Mit allem übrigen bin ich sehr zufrieden, nur müssen die Shloßtheile, wenn sie auch in Gesenken geschmiedet werden, doch hier ihrer eigentlichen f g h i j k 2

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Verändert aus „Uebrigens sind diese Veränderungen nur weniger wichtige“. Der anschließende Absatz nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „unterthänigst“. Verändert aus „trage [...] darauf an“. Verändert aus „gnädigst“. Darunter ein Mundierungsvermerk Greulichs vom selben Tage. Der König übersandte mit seiner Antwort eine Abschrift der zustimmenden Kabinettsorder an Prinz August (beides Berlin, 20. Juni 1811, a. a. O., fol. 64r, 65r–66r). Auf dem beantworteten, von Schöler, Schmidt und Leithold unterschriebenen Schreiben der 3. Division (Berlin, 25. Mai 1811, Präsentationsvermerk vom 29. Mai); Auszug: Hahlweg I, S. 141f. Oben rechts von Schreiberhand: „Zu Mai 11 No. 202“, ein Verweis auf das in Anm. a erwähnte Schreiben. Folgt gestrichen: „nebst“. Verändert aus „eigentlich 72/100 seyn soll“. Gemeint sind Zoll. Die 3. Division hatte Scharnhorst die Resultate einer von der Gewehrrevisionskommission und Leutnant Tiedecke angestellten Untersuchung darüber zugesandt, wie exakt die vorgegebenen Maße bei der Gewehrfabrikation eingehalten werden müßten.

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Nr. 92

Größe nach mit aufgeführt seyn und zwar müssen die Dimensionen alle ganz genau nach dem neuen franz. Shloß bestimt werden. N.d.G.v.Scharnhorst. Cl. Berlin den 5. Juni 1811.e 92. Scharnhorst an Friedrich Wilhelm III.

Berlin, 7. Juni 1811

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 163 fol. 33r (1/2 S.): Konzept, Clausewitz’ Hand. Druck: Hahlweg I, S. 118, 120. Übersendung abgeschlossener Teile der neuen Reglemente.

Euer Köngl. Majestät verfehle ich nicht, anliegenda die 3tn Abschnitte beider Exerzier Reglements nebst einem Anhang zum 1tn Abschnitte des Infantrie Reglements zur Allerhöchstenb Prüfung unterthänigst zu überreichen. Die von Euer K. M. bereits genehmigten beiden 1ten Abschnitte sind in allen den Punkten, welche Ew. K. M. zu ändern befohlen, abgeändert worden, u. dürften nun, wenn Ew. K. M. solches zu genehmigen geruht[e]n, dem Druck übergeben werden. N.d.G.v.Scharnhorst. Cl. Berlin d. 7t Juni 1811.c 93. Scharnhorst an seinen Neffen Friedrich Müller

[Berlin?], 8. Juni 1811

Nach der Edition bei Linnebach, S. 414f.a Bitte um Übersendung von Schriften und Plänen aus Bordenau.

Den 8. Juni 1811. Mein lieber Fritz, ich habe von Dir noch keinen Brief und auch noch keine Sachen. Ich wünsche nur, daß Julchen1, die bald kommen wird, mir die Schriften mitbringt, welche ich von dort2 haben will; ich bitte Dich aber recht dringend, mir die Pläne und Bücher zu schicken, um welche ich geschrieben, e

Darunter ein Mundierungsvermerk Greulichs vom selben Tage.

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Verändert aus „überreiche ich anliegend unterthänigst“. Folgt gestrichen: „Allerhöchstdieselben wollen allergnädigst geruhen, denselb[e]n zu prüfen“. Darunter ein Mundierungsvermerk Greulichs vom selben Tage.

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Linnebach erhielt seine Vorlage von Frau Major Kahle in Bordenau. Zu Julie Gräfin zu Dohna, Scharnhorsts Tochter, vgl. Anhang 1. Aus Bordenau, vgl. Nr. 66.

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I. Stabschef und Geheimdiplomat (März 1811–März 1812)

aber nur keine Schriften zu schicken und in jedem Fall mir in wenigen Tagen zu schreiben, wenn es auch nur zwei Zeilen sind. Tue es ja, lieber Fritz, ich bitte Dich recht inständig. Addressiere die Sachenb an die Gräfin Dohna geb. Scharnhorst. In jedem Fall schreib mir gleich, wenn auch nur eine Zeile. Dein Dich herzlich liebender Onkel. Umarme und grüße alle Scharnhorst. 94. Scharnhorst an Yorck

Berlin, 9. Juni 1811

Nach einer Abschrift im Nachlaß Gerhard Oestreichs.a Die militärische Lage in West- und Ostpreußen.

Euer Hochwohlgeboren Ansichten in Hinsicht Ihrer Lage bei den Rüstungen aller unser Nachbarn, ohne zu wissen, wer Freund oder Feind ist, scheinen mir sehr richtig zu sein. Erst gestern habe ich Ihren Brief1 erhalten; einige Punkte werden gleich in diesen Tagen zur Sprache kommen u. entschieden werden. Es ist schon vor einigen Tagen verfügt, daß die Pferde der Exerzierbatterie aus Königsberg nach Elbing gehen, auch ist schon vor 2 Monaten bestimmt, daß alle Streitmittel, welche nicht zur Verteidigung von Graudenz gehören, von dort weg nach Königsberg, Lochstedt2 usw. gebracht werden. Die Ausführung ist erst seit 14 Tagen im Gange, weil der Feldmarschall Courbière der Sache viele Hindernisse in [den] Weg gelegt hat. Meine Pflicht, jede Vorschläge, welche von Euer Hochwohlgeboren kommen, so viel ich es kann zur Berücksichtigung zu bringen, erfülle ich treulich; immer ist es aber schwer, die zweckmäßige[n] militärische[n] Anordnungen zu treffen, wo man wegen der Politik genirt ist. Die Karten werde ich besorgen. Berlin, den 9. Juni 1811b Scharnhorst. b

Das Wort in der Vorlage gesperrt gedruckt.

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Die Vorlage („Eigenhändig“) im Heeresarchiv, Rep. 15 A Kap. 51 Nr. 220, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Datum in der Vorlage gestrichen, weil es gemäß den Editionsrichtlinien an den Beginn des Dokuments versetzt wurde. Das undatierte Konzept zu Yorcks Schreiben an Scharnhorst (Auszug bei Droysen I, S. 203f.) war früher am selben Ort wie dieses Dokument archiviert. Damals ein nördlich von Pillau gelegenes Dorf.

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Nr. 95

95. Scharnhorst an die Studiendirektion der Allgemeinen Kriegsschule Berlin, 10. Juni 1811 Nach einer maschinenschriftlichen, handschriftlich korrigierten Abschrift im Nachlaß Gerhard Oestreichs.a Übersendung einer Instruktion zu Feldübungen bei der Allgemeinen Kriegsschule.

Berlin, 10. Juni 1811 Der hochlöblichen Studiendirektion übersende ich hierbei eine Instruktion1, welche ich für die Übung der Kriegesschüler auf dem Felde aufgesetzt habe. Die sub 3. darin erwähnten Artillerieübungen sollen Freitag den 14. d.M. anfangen und täglich fortgesetzt werden, bis sie beendigt sind. Es wird daher nötig sein, die sämtlichen Unterrichtsstunden während der Zeit, da diese Übungen dauern (etwa 8 Tage), gänzlich aufhören zu lassen, und ich ersuche die hochlöbliche Studiendirektion, das Nötige deshalb zu veranlassen. Der Hauptmann Meinert2 wird aus dieser Instruktion ersehen, welcher Anteil ihm dabei wird, und ich will nur noch bemerken, daß die Übungen im Aufnehmen während der gedachten Artillerieübungen gleichfalls ausgesetzt werden müssen. Der Herr Generalleut. v. Diericke Exz., der Oberst v. Boguslawsky3, der Hauptmann Streit, der Oberst v. Decker und die 3. Division des Allg. Kr. Depts. sind, so weit es möglich war, von meiner Seite benachrichtigt worden. Scharnhorst.

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Die Vorlage („Eigenhändige Unterschrift“) im Heeresarchiv, Rep. 13 B Kriegsakademie Stud.Dir. Nr. 38, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Von Oestreich nicht aufgefunden; vgl. aber Nr. 96. Der 1786 in Halle promovierte Friedrich Meinert (1757–1828) war dort 1787 zum Professor der Mathematik und Kriegswissenschaften berufen worden. Seit 1797 Leutnant, unterrichtete er ab 1799 an der Ingenieurakademie in Potsdam, 1809 wurde er in die Kommission zur Reform der militärischen Lehranstalten, 1810 in die Studiendirektion der Allgemeinen Kriegsschule berufen. Meinert wurde 1814 mit dem Eisernen Kreuz dekoriert und 1825 als Oberst verabschiedet. Er schrieb u. a. das im dritten Band erwähnte „Lehrbuch der gesammten Kriegswissenschaften“ (3 Teile, Halle 1789– 1795). Karl Anton Andreas von Boguslawski wurde im fünften Band vorgestellt.

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I. Stabschef und Geheimdiplomat (März 1811–März 1812)

96. Scharnhorst an Boguslawski

Berlin, 10. Juni 1811

Nach einer maschinenschriftlichen, handschriftlich korrigierten Abschrift im Nachlaß Gerhard Oestreichs.a Bevorstehende Feldübungen bei der Allgemeinen Kriegsschule.

Berlin, 10. Juni 1811 Euer Hochwohlgeboren habe ich die Ehre, im Betreff der Übungen für die Kriegesschule folgendes ergebenst mitzuteilen: 1. Die Verschanzungsarbeiten werden in diesem Sommer nicht weiter ausgeführt werden können, als auf dem Weddingb bereits geschehen ist; im September soll indessen den Kriegsschülern das Faschinenbinden, Pallisadensetzen, Minenlegen etc. von den Pionieren gezeigt und durch den Kapitän Meinert erklärt werden. 2. Die Belagerungsarbeiten werden die Kriegesschüler in diesem Jahre blos in so weit kennen lernen, als die Übungen der Artillerie dazu Gelegenheit geben. Diesen sollen sie beiwohnen und ich habe den Obersten von Decker deshalb ersucht, Euer Hochwohlgeboren und den Hauptmann Meinert jedesmal einige Tage vorher davon zu benachrichtigen. Die verschiedenen Arten der Sappe und andere Mineurarbeiten werden den Schülern gleichfalls erst im September unter Anleitung des Majors Pullett gezeigt werden. Übrigens werde ich den Offizieren aufgeben, die Festung Spandau nach ihrer eigenen Besichtigung genau zu beschreiben, welche Arbeit an den Hauptmann Meinert eingereicht und mir vorgelegt werden soll. 3. Die Übungen mit der Artillerie, um den Schülern eine sinnliche Darstellung von dem Effekt und dem Gebrauch der Artillerie zu geben, wird der Kapitän Streit leiten. Ich habe demselben dazu eine besondere Instruktion1 mitgeteilt. Diese Übungen werden Freitag den 14. d.M. anfangen und alle Tage fortdauern, bis sie ganz beendigt sind, welches etwa in 8 Tagen der Fall sein wird. Ich habe der Studiendirektion den Übungsplan zugesandt und ihr aufgegeben, die sämtlichen Unterrichtsstunden während dieser Zeit aufhören zu lassen. Die Zeit des Tages, welche diese Übungen nicht einnehmen, werden die jungen Leute brauchen, um das, was sie einreichen sollen, ihre Protokolle, Bemerkungen etc., in Ordnung zu bringen. Der Hauptmann Streit wird Euer Hochwohlgeboren am Tage vorher die Stunden anzeigen, in welcher die Übungen anfangen. Euer Hochwohlgeboren werden diese Anzeige Sr. Excellenz dem Herrn Generalleutnant v. Diericke und mir gefälligst mita

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Die Vorlage („Eigenhändige Unterschrift“) im Heeresarchiv, Rep. 13 B Kriegsakademie Mil.Dir. Nr. 20 vol. I, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Statt „Wadding“. Von Oestreich nicht aufgefunden.

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teilen und die Herrn Klassenaufseher benachrichtigen. Die Schüler selbst werden meistens bei der Übung die Bestimmung erhalten, ob und zu welcher Stunde am andern Tage fortgefahren werden soll. 4. Die Übungen im Aufnehmen werden nach den bereits gegebenen Vorschriften ausgeführt; indessen werden auch sie ausgesetzt bleiben während der sub 3. erwähnten Artillerieübungen. Scharnhorst. 97. Scharnhorst an das Kassendepartement

Berlin, 14. Juni 1811

GStA PK, I. HA Rep. 151 IC Nr. 5617 fol. 33r (1 S.): Reinschrift, Schreiberhand, eigenhändig unterschrieben. Wartegelder der nicht übernommenen Lehrer und Bedienten der Académie militaire.

Aus dem geehrten Schreiben Eines hochlöblichen Departements für die Staats-Cassen und Geld-Institute vom 4ten d.M.1 habe ich zu ersehen die Ehre gehabt, daß es denenselben gefällig gewesen ist, die Gehälter derjenigen Profeßoren und Lehrer der aufgelöseten Militair-Academie, welche bei der neuen Krieges-Schule nicht wieder angestellt sind, vom 1sten dieses Monats ab auf die Hof- und Civil-Ausgabe Casse als Wartegelder anzuweisen. Ich ermangele nicht, Einem hochlöblichen Departement dafür verbindlichst zu danken, und indem ich Wohldaßelbe ergebenst benachrichtige, daß die beiden Bedienten, für welche noch das Wartegeld anzuweisen ist, Marquard und Leonhard heißen, bemerke ich zugleich, daß ich das Allgemeine Krieges-Departement dato ersucht habe, die resp. Intereßenten mit diesen Verfügungen bekannt zu machen. Uebrigens werde ich, so viel es mein Wirkungskreis gestattet, auf die Wiederanstellung der auf Wartegeld gesetzten Personen möglichst Bedacht zu nehmen bemüht sein. Berlin den 14ten Juny 1811. v.Scharnhorsta An Ein hochlöbliches Departement im FinanzMinisterio für die Staats-Cassen und Geld-Institute.

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Unterschrift mit Respektabstand. Konzept ebda., fol. 30v–31v.

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I. Stabschef und Geheimdiplomat (März 1811–März 1812)

98. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements Berlin, 14. Juni 1811 GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 208 fol. 63r (1/4 S.): Konzept, Clausewitz’ Hand.a Anbringung von Schraubrichtkeilen an neuen Mörserklötzen.

An die 3t Divis. S. K. [H.] d. Pr. August hat mir geshrieben1, daß v. den in Neisse bestellt[e]n 40 Mortirklötzen nur 24 mit neuem Schraubenkeil versehen werd[e]n sollt[e]n. Der Prinz wünsht, daß alle 40 damit versehen würden, auch ich habe nichts dagegen, ersuche daher die hochl. Divis., diese Verfügung zu treffen. N.d.G.v.Sch. Cl. Berl. d. 14. Juni 1811.b 99. Scharnhorst an Yorck

Berlin, 15. Juni 1811

Nach einer Abschrift im Nachlaß Gerhard Oestreichs.a Verfügungen zur militärischen Lage in Westpreußen.

Berlin, den 15. Juni 1811. Euer Hochwohlgeboren geehrtes Schreiben vom 5. dieses1 habe ich nachfolgendes zu erwidern: Die gewünschte Verhinderung des Aufkaufens der Pferde in der Nogat ist von Sr. Majestät nicht ausführbar gefunden. Man wird aber für unsere Kavallerie die noch fehlenden Pferde jetzt anschaffen u. es werden darüber nächstens die weiteren Verfügungen ergehen. Wegen der Grenzkommandos2 wird vorläufig bis zur Einrichtung der Gendarmerieb nichts zu tun sein. Der Herr Staatskanzler glaubt auch sie in polizeilicher Hinsicht unentbehrlich.

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Auf einem Schreiben des Prinzen August an Scharnhorst (Breslau, 8. Juni 1811). Darunter ein Mundierungsvermerk Greulichs vom selben Tage. Vgl. Anm. a. Die Vorlage („Eigenhändig“) im Heeresarchiv, Rep. 15 A Kap. 51 Nr. 220, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. In der Vorlage verändert aus „Gensdarmerie“. Vgl. Nr. 85, Anm. 1. Yorck berichtete, ein Viertel seiner Kavallerie stehe vereinzelt „von Woldenberg in der Neumark bis Soldau in Ostpreußen“, dabei würden die Leute liederlich und desertierten, „da sie ohne Aufsicht sind u. durch Emissäre verleitet werden“.

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Es sollen in der Folge per Komp. 20 Mann für die Kranken usw. eingestellt werden3; dadurch werden ein Teil der Krümper an der Ostseeküste, wenn sie die Arbeit geendet, schon ihr Unterkommen finden; für die andern wird sich andere Arbeit finden.4 Über alles dies wird der König noch Befehle erteilen, ich benachrichtige Ew. Hochwohlgeboren hiervon nur freundschaftlich. Auf die Mißverhältnisse des geteilten Kommandos in Westpreußen5 ist der König aufmerksam gemacht; es hat derselbe aber noch nichts beschlossen, welches, hoffe ich, aber nächstens geschehen möchte. Der König will, daß in der Folge die Truppen mehr ihren Standort verändern, u. darüber noch Verfügungen ergehen lassen; hierdurch werden manche Bedenklichkeiten in der Position Ihrer Brigade in etwas beseitigt werden. Die Straße von Danzig über Marienburg nach Soldau zu beobachten, würde vielleicht von Ew. Hochwohlgeboren eingeleitet werden können. Es wird eine Verfügung nächstens ergehen, daß die Requisitionen der Brigade-Generale bei Märschen usw. auch bei den Unterbehörden ohne Befehl der Regierung respektiert werden; ich habe dem Staatskanzler hierüber den Willen des Königs bekannt gemacht, auch hat dieser die Sache billig gefunden, wie er denn überhaupt gegen das Militär billig u. gerecht ist. Scharnhorst 100. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements Berlin, 17. Juni 1811 GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 47 fol. 62r (1 S.): Konzept, Clausewitz’ Hand. Aktennotiz, eigenhändig: ebda., fol. 60r.a Druck: Hahlweg I, S. 142f. Herstellungsstandards für Gewehrläufe.

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Diese Maßnahme war durch eine Kabinettsorder vom 14. Juni für die Artillerie befohlen worden, ein entsprechender Befehl für die übrigen Truppen wurde von Oestreich nicht aufgefunden. Vgl. Scherbening II, S. 119f. Yorck erklärte die Friktionen mit dem Gouverneur Courbière angesichts der damaligen Krise für nicht mehr hinnehmbar. Die Sache wurde aber durch den Tod Courbières am 23. Juli hinfällig. Auf dem beantworteten, von Schöler, Schmidt und Leithold unterschriebenen Schreiben der 3. Division (Berlin, 10. Juni 1811, Präsentationsvermerk vom 13. Juni, fol. 60r– 61r; Auszug: Hahlweg S. 142). Die Notiz lautet: „Ich meine, die ganze Sache dahin einzuleiten, daß der Calibre um 1/100 kleiner als jetzt würde. Indem bei der Annahme imm[e]r so zu große als zu kleine durchgehen.“

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I. Stabschef und Geheimdiplomat (März 1811–März 1812)

An die 3te Div.b Auf dasc gef. Shr. der 3t. Div. v. 10t d. M.1 erwidere ich ergebenst, daß es bei den Bestimung[e]n, welche ich in Rüksicht des Gewehrkalib[e]rs in mein[em] Shreib[e]n v.2 gegeben habe, darauf abgesehen war, das Kaliber des Laufs um 1 /100 herunter zu setzen, damit der Spielraum noch verkleinert würde; ich bin dazu veranlaßt worden, weil die Truppen so häufig von einem zu großen Calibre der neuen Gewehre sprechen u. dieß offenbar zeigt, daß der Spielraum ohne Nachtheil noch um einiges verengt werden könne. Wenn man nun dadurch das eigentliche Calibre auf 71/100 setzt u. den Spielraum für die Ungleichheit d[e]r Fabrication nach wie vor 2/100 seyn läßt, also Calibresd von 69/100, 71/100 u. 72/100 anwendet, so kann der Fabrik meines Erachtens dadurch kein Eintrag geshehen u. es kann alsoe diese Veränderung des Calibres auch shwerlich als eine Verletzungf des Contractes angesehen werden, da esg nicht mehr Müheh kostet, einen Lauf v. 71/100 als einen v. 72/100  zu schmieden, auch in der Maschinerie gar keine bedeutendeni Veränderungen dadurch veranlaßt werden könn[e]n. Wenn man nun von dieser neuen Bestimmung die Läufej ausschließt, die schon geshmiedet sind, so denke ich hat man alles gethan, was die Billigkeit fordern kann. Die von den Shikl[ers] gegen die Divis. gebrauchtenk früh[e]rn Einwendungen sind offenbar so ungegründet, daß sie nur der Absicht, sich die Sache durch einen Kunstgrif zu erleichtern, oder einer gänzlichen Unwißenheit zuzushreiben sind. Berlin d. 17. Juni 1811.l N.d.G.v.Scharnhorst.Cl. 101. Scharnhorst an Albrecht von Hake

Berlin, 20. Juni 1811

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 42 fol. 29r (1 S.): Konzept, Clausewitz’ Hand. Etat und Ausrüstung der aufzustellenden Gewehrhandwerkskompanie.

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c d e f g h i j k l 1 2

Oben rechts von Schreiberhand: „Zu Juny 11 No. 92“, ein Verweis auf das in Anm. a erwähnte Schreiben. Verändert aus „Aus dem“. Statt „Calibrestes“. Nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „Brechung“. Folgt gestrichen: „der Fabrik“. Nachträglich hinzugefügt. Nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „Gewehre“. Verändert aus „von den Shikl. gemachten“. Darunter ein Mundierungsvermerk Greulichs vom selben Tage. Vgl. Anm. a. Nämlich vom 5. Juni, Nr. 91.

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An den Obersten v. Hake.a Auf Ew. gefälliges Schreiben1 v. 14t. habe ich die Ehre ergebenst zu erwidern, daß ich mit Ihnen einverstanden bin, wie es zwekmäßiger sey, die projektirte Gewehrhandwerks Comp. aus dem Fond der Fabriken Kasse zu unterhalten. In Rüksicht der Bewafnung halte ich es für überflüssig, daß diese Leuthe mehr erhalten als ein Seitengewehr; die übrigen Montirungsstücke würden sie wie die andernb Handwerkscompagnien erhalten, u. ich überlasse es ganz Ewr., zu bestimmen u. einzurichten, wie die Anschaffung, besonders der großen Montirungsstücke, zu reguliren seyn wird; wenn auch diese aus der Fabriken Kasse bezahlt werden sollen, so daß auch hierdurch keine Vermehrung des Gen. Milit. Kassen Etats entstehen soll. N.d.G.v.Scharnhorst. Cl. Berlin den 20. Juni 1811.c 102. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements Berlin, 20. Juni 1811 GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 47 fol. 58r (1 S.): Konzept, unbekannte Hand. Bezahlung und Abwicklung von Gewehrversuchen.

Berlin den 20tn Junya 1811. An die 3t Division des allgemeinen Krieges Departementsb Der Königlichen 3tn Division des allgemeinen Krieges Departements übergebe ich angeschlossen die Rechnung über die bey den auf meine Anordnung ausgeführten Gewehrversuchen vorgekommenen a

b c 1

a b

Oben rechts von Schreiberhand der Vermerk „ad Juni No. 111“, ein Verweis auf das in Anm. 1 erwähnte Schreiben. Verändert aus „wie die Artillrie“. Darunter ein Mundierungsvermerk Greulichs vom selben Tage. Hakes Schreiben (Berlin, 14. Juni 1811, fol. 28r–v) meldete, der König habe Scharnhorsts Vorschlag zur Errichtung einer Gewehrhandwerkskompanie in Neiße genehmigt. Die erste Seite ist mit einem Präsentationsvermerk vom 15. und einem Rotstiftvermerk „Cl.“ versehen. Verändert aus „17tn Juny“, ebenso unten. Datum und Adresse in der linken Spalte, etwas darunter ein Mundierungs- und Abgangsvermerk vom 20. Juni. Oben rechts: „Zu No. 154 Juny 11“, ein Verweis auf das in Anm. d erwähnte Schreiben.

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I. Stabschef und Geheimdiplomat (März 1811–März 1812)

Ausgabenc mit dem Ersuchen, den Betrag derselben aus den der Königl. Division zur Disposizion gestellten Fonds p. 1810/11 zu erstatten. Zugleich füge ich das mir von dem Major von Schmidt übergebene, diesen Gegenstand betreffende Schreibend nebst der darin erwähnten detaillirten Munizions-Berechnunge bey und ersuche die Königl. Division, nach deßen Antrage ad 1 und 2 das Nötige zu verfügen.1 Berlin den 20n Juni 1811. Nahmens d.H. Generalmajor v.Scharnhorst. 103. Immediatbericht

Berlin, 24. Juni 1811

Nach der Edition bei Friedlaender, S. 296–308.a Die Allgemeine Kriegsschule am Ende ihres ersten Jahres.

1) Uebersicht des inneren Zustandes.b Die Neuheit eines Instituts, in welchem ein gewisser Grad von Kenntnissen erwiesen werden muß, wenn man Ansprüche darauf machen will, es benutzen zu dürfen, ließ erwarten, daß der Andrang der Offiziere zu demselben im ersten Jahre nicht groß sein würde, weil die Meinung bisher allgemein war, daß Offiziere sich nicht einem Examen aussetzen dürften, durch welches sie in Gefahr geriethen, compromittirt zu werden. Demohnerachtet meldeten sich in kurzer Zeit so viele zur Aufnahme in die Kriegsschule, indem sie zugleich mehrere ihnen vorgelegte Fragen schriftlich beantworteten, daß es unmöglich wurde, allen ihre Bitte zu gewähren. Wie natürlich, fand sich unter denen, die aufgenommen zu werden wünschten, eine sehr große Verschiedenheit der Kenntnisse. Es wäre unbillig gewesen, diejenigen zurückzuweisen, die schon weiter waren, und sie erhielten daher vorzugsweise die Erlaubniß, die Kriegsschule besuchen zu dürfen. Nur eine Ausnahme von dieser Regel schien nothwendig zu sein durch den bemerkenswerthen Umstand, daß die Arbeiten aller Cavalleristen zu den c d

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1

a

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Dazu am Rande ein schräger Strich. Dazu am Rande ein schräger Strich mit dem Vermerk „retent. Copadacte“. Eine Abschrift des Schreibens Schmidts an Scharnhorst (Berlin, 16. Juni 1811), befindet sich im selben Faszikel, fol. 55r–v. Dazu am Rande ein schräger Strich. Im selben Faszikel, fol. 56r–57r befinden sich eine von Schmidt und Tiedecke unterschriebene tabellarische Liste der bei den Versuchen verbrauchten Patronen (insgesamt 30.444 Stück) und eine von Tiedecke unterschriebene Berechnung der Kosten (Berlin, 16. Juni 1811, Gesamtbetrag 1431 Taler 17 Groschen 6 Pfennige). Das betraf die Ablieferung der noch übrigen Munition und Materialien beim Berliner Artilleriedepot. Lt. Friedlaender, S. 296, stammte der erste Entwurf von Tiedemann, wurde aber von Scharnhorst „in den wesentlichsten Punkten umgearbeitet“. Unterstrichenes in der Vorlage durch Sperrdruck hervorgehoben.

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schlechtesten gehörten. Es schien dieser Umstand eine Anzeige, daß gerade den Offizieren dieser Waffe eine wissenschaftliche Ausbildung am nöthigsten wäre, und es wurde daher allen Cavallerie-Offizieren die Aufnahme ohne Rücksicht auf ihre meistentheils sehr geringen und verworrenen Vorkenntnisse bewilligt. Sieben und neunzig Offiziere erhielten die Erlaubniß, das Institut zu besuchen, obgleich es eigentlich nur für funfzig eingerichtet war, außerdem durften noch sechs Offiziere aus der Garnison einigen Vorträgen beiwohnen. Ihr Namens-Verzeichniß, so wie die Gegenstände, die jeder von ihnen hat vortragen hören, zeigt die Beilage 1.1 Die Beilage 2 enthält das Namens-Verzeichnis der Ported’epée-Fähnriche und Unteroffiziere, die in die erste Klasse aufgenommen wurden; es waren 57 mit den drei jungen Leuten, die zwar noch nicht Soldat sind, aber in Rücksicht ihrer Väter die Erlaubniß erhielten, dem Unterrichte beizuwohnen. Aus dem großen Eifer, mit welchem sich die jungen Offiziere zu diesem Institute drängten, ließ sich um so mehr im Voraus abnehmen, daß sie zuviel verschiedene Gegenstände zugleich ergreifen und dadurch in Gefahr gerathen würden, nichts gründlich treiben zu können, als ich voraussetzen mußte, daß sie noch größtentheils keinen richtigen Begriff von einem freien Vortrage über wissenschaftliche Gegenstände hatten. Um diesem Uebel vorzugbeugen und sie über die Unterrichts-Gegenstände zu belehren, mußte Capt. Meinert sämmtlichen Offizieren eine Uebersicht derjenigen Wissenschaften, welche in der Kriegsschule gelehrt werden, in einigen Stunden vortragen. Obgleich ich selbst nachher den jungen Leuten noch mehrere Male von der Art gesprochen habe, wie man studiren müsse, so konnte ich es doch nicht verhindern, daß sich einige nicht wirklich mit einer Menge von Unterrichts-Gegenständen überladeten, die zum Theil sehr verschiedenartig sind und die sie dennoch neben einander treiben, wie sich aus der Beilage 1 ersehen läßt. Es scheint mir ein nothwendiger Grundsatz zu sein, den Offizieren zwar zu rathen, aber sie so wenig als möglich zu beschränken, weil ich es für weniger nachtheilig halte, sie einmal fehl gehen zu lassen, als ihre Eigenthümlichkeit zu beschränken, die im ersten Augenblick so schwer richtig zu beurtheilen ist, und weil derjenige, der zuviel übernommen hat, doch immer noch den Ausweg behält, einige Unterrichts-Gegenstände aufzugeben. So lange dies aber nicht geschehen ist, haben die Klassenaufseher mit Strenge darauf sehen müssen, daß jeder die Vorträge richtig besuchte. Im Laufe des Jahres haben mehrere Schüler die Kriegesschule verlassen, die Abgangsliste ist in der Beilage 3 enthalten. Sie enthält zugleich die Ursachen der Entfernung. Es ergiebt sich, daß ein Unteroffizier von der hiesigen Garnison entwichen, zwei Fähnriche wegen schlechter Führung, ein dritter seines jugendlichen Übermuths wegen zum Regimente zurückgeschickt wer-

1

„Verzeichniß sämmtlicher Zuhörer der zweiten oder höheren Classe der Kriegsschule i. J. 1811“, abgedruckt bei Friedlaender, S. 358–361.

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den mußten. Diese und die Entfernung des Lieutenants v.W......2, die durch eine jugendliche Aufwallung herbeigeführt wurde3, sind die einzigen Strafen, welche in der Kriegsschule im Laufe des ganzen Jahres nöthig wurden, obgleich sie von hundert und einigen sechszig jungen Leuten besucht worden ist, und ich glaube behaupten zu dürfen, daß dieser Umstand zu einem sehr günstigen Vorurtheil für den Ernst, mit welchem diese Jugend sich den Studien widmet, berechtigt, denn nur durch ihn hat eine so gute moralische Führung erzeugt werden können. 2)

Lehrgegenstände, Verhältniß und Fortgang des wissenschaftlichen Betriebes. In der niedern oder ersten Klasse sind folgende Gegenstände gelehrt worden4: Mathematik vom Professor Kiesewetter in 312 Stunden, Fortification Capitain Meinert   156  5 Weltgeschichte Professor Woltmann   156  Geographie Geh.-Secr. Gotthold   156  Deutsche Sprache Prediger Spillecke6  156   Professor Hartung7  156     Französische  Bouvier8  156    Herrn Rosenau9  156     Militairisch. Zeichnen  Lieutenant Rudolphi10  104  Knakfuß      104  Die beiden Letztern ertheilten auch theoretischen Unterricht im Aufnehmen, welcher der praktischen Uebung auf dem Felde voranging, aber auf keine bestimmte Zeit beschränkt war. 2

3

4

Zur Identifizierung des mutmaßlich von Friedländer getilgten Namens vgl. Anm. 3. Gemeint ist Karl Friedrich Heinrich Ludwig von Corvin-Wiersbitzky (1789–1872), Sohn des im vierten Band vorgestellten Generals. Er war 1806 als Fähnrich des Infanterieregiments Owstien (No. 7) bei Lübeck in Gefangenschaft geraten, kam 1808 als Grenadierleutnant zum Kolbergschen Infanterieregiment und besuchte die Kriegsschule bis 1812. In den Befreiungskriegen wurde er mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet und zum Stabskapitän befördert, 1842 erhielt er das Kommando der 4. Landwehrbrigade und 1847 die Kommandantur von Küstrin. Corvin-Wiersbitzky wurde 1850 mit dem Charakter als Generalleutnant verabschiedet. In dem bei Friedlaender, S. 295f., abgedruckten Monatsrapport Boguslawskis vom 1. Januar 1811 wird die Rückversetzung von Baron von Wiersbitzky zum Pommerschen Grenadierbataillon notiert. Auf S. 296 bemerkt Friedlaender, daß zwei Fähnriche „wegen Vergehen gegen die Sittlichkeit“ zu den Regimentern zurückversetzt wurden und daß eine „laute Manifestation im Theater“ einem Seconde-Leutnant „auf kurze Zeit Verweisung zum Regiment“ eingetragen hatte, was auch die Biographie Corvin-Wiersbitzkys bei Priesdorff, Soldatisches Führertum (wo von einer „Rohheit“ die Rede ist), erwähnt. Von den hier und weiter unten genannten Lehrern wurden Johann Gottfried Christian Kiesewetter, Martin Heinrich Klaproth, Christian August Stützer, Johann Christoph von Textor und Karl Ludwig von Tiedemann im dritten Band vorgestellt, Rudolph Erdmann König im vierten und Johann Michael Palmié im sechsten.

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Der Vortrag in der Mathematik nahm die meiste Zeit hinweg, weil nicht nur diese Wissenschaft als das Fundament aller ferneren militairischen Ausbildung, sondern auch als das vorzüglichste Mittel, den Scharfsinn und eine gewisse logische Form des Denkens zu erwerben, zu betrachten ist. Da jedoch die jungen Leute noch zu wenig geübt sind, einem freien Vortrage der Mathematik folgen zu können, so wurde festgesetzt, daß der Vortrag mehr socratisch und viele Wiederholungen damit verbunden sein sollten. Er beschränkte sich übrigens auf die Anfangsgründe und umfaßte nur die Arithmetik, Geometrie, die Lehre von den Logarithmen, die ebene Trigonometrie und die allgemeine Arithmetik bis zu den Gleichungen vom zweiten Grade. Der Hauptmann Meinert beschränkte sich ebenfalls auf die Anfangsgründe. Er lehrte die Feldverschanzungskunst, so weit sie der Offizier von jeder Waffe kennen muß, und gab eine Uebersicht von dem Festungsbau. Der große Umfang der Geschichte und die geringe Zeit, die auf den Vortrag derselben verwendet werden kann, macht es nothwendig, aus der Weltgeschichte nur die interessantesten Begebenheiten herauszuheben und in ihr Detail einzugehen, während die minder wichtigen nur berührt wurden. Der Mangel an 5

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Der 1805 geadelte Karl Ludwig von Woltmann (1770–1817) hatte in Göttingen studiert und von 1795 bis 1797 als Extraordinarius in Jena Geschichte gelehrt. Danach ging er nach Berlin, wo er von 1800 bis 1805 die „Zeitschrift für Geschichte und Politik“ herausgab und als diplomatischer Resident des Landgrafen von Hessen-Homburg, des Kurerzkanzlers und der Städte Bremen, Nürnberg, Hamburg und Lübeck fungierte. Im Sommer 1813 floh er von Breslau nach Prag. Zusammen mit seiner Frau, Karoline geschiedene Müchler, geb. Stosch, schrieb Woltmann auch Romane und Gedichte. Zu seinen Werken zählen: Grundriß der ältern Menschengeschichte, Jena 1790; Grundriß der neuen Menschengeschichte, 2 Bde., Jena 1796–1800; Geschichte der Reformation, 3 Bde., Altona 1800–1805, Geschichte des Westphälischen Friedens, 2 Bde., Berlin 1808–1809; Geist der neuen preußischen Staatsorganisation, Leipzig 1810; Geschichte Böhmens, 2 Bde., Prag 1815. August Gottlieb Spillecke (1778–1841) stammte aus Halberstadt, wo ihn Gleim gefördert hatte. Nach Studium der Theologie und Philosophie in Halle unterrichtete er erst am Gynmnasium zum Grauen Kloster in Berlin, dann am Friedrichswerderschen Gymnasium, daneben von 1810 bis 1827 an der Allgemeinen Kriegsschule. Seit 1821 fungierte er als Direktor des Friedrich-Wilhelm-Gymnasiums und der angeschlossenen Schulen. August Hartung (1762–1829) hatte als Vorsteher mehrerer Berliner Schulen gewirkt, ehe er 1799 als Professor für deutschen Stil und deutsche Literatur an die Académie militaire berufen wurde. 1809/10 gehörte er auch der Militärexaminationskommission an. Er schrieb u. a.: Versuch einer kleinen teutschen Sprachlehre für die heranwachsende Jugend, Berlin 1790 (4. Auflage Berlin und Stralsund 1800); Liedersammlung für Schulen, Berlin 1790 (3. Auflage Berlin und Stralsund 1797); Abriss der Brandenburg. Preuss. Geschichte zum Schulgebrauch, Berlin 1803 (3. Auflage 1817). F. L. Bouvier hatte zuvor an der Académie militaire unterrichtet und leitete auch die Bibliothek der Allgemeinen Kriegsschule. Der 1756 geborene Daniel David Rosenau unterrichtete auch am Friedrich-WilhelmGymnasium und war vorher an der Artillerieakademie tätig gewesen. Er promovierte 1818 in Halle. Der Ingenieuroffizier Friedrich von Rudolphi-Weimar (* 1784) wurde 1813 nach Kolberg versetzt.

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einer hinreichenden Anzahl von General-Karten, durch deren Hülfe man in den Stand gesetzt würde, den Schülern die gänzlich fehlende Kenntniß der alten Geographie, welche bei dem Vortrage dieser Wissenschaft nothwendig vorausgesetzt werden muß, einigermaßen zu ersetzen, hat diesen Zweig des Unterrichts eines Theils desjenigen Nutzens beraubt, den er sonst geleistet haben würde, da der Lehrer ihn sehr zweckmäßig behandelt. Für den Unterricht in der deutschen und französischen Sprache haben immer zwei Lehrer für jede angestellt werden müssen, weil es, wenn er von Nutzen sein soll, durchaus nothwendig ist, die Schüler viele Ausarbeitungen machen zu lassen, deren Correctur[en] bei der großen Anzahl der Lernenden die Kräfte eines Lehrers übersteigen. Es war anfänglich die Absicht, daß beide Lehrer der deutschen sowohl als der französischen Sprache ganz dieselben Gegenstände vortragen sollten. Allein es fand sich bei den jungen Leuten eine zu große Verschiedenheit in den Vorkenntnissen des Französischen, da mehrere schon fertig übersetzen, andere kaum lesen konnten. Es wurde daher im Laufe des Jahres hierin eine Abänderung getroffen und zwei Klassen des Französischen und im Deutschen eingerichtet; in der höheren unterrichtet Französisch der Herr Rosenau, Deutsch Professor Hartung, in der niederen Französisch Professor Bouvier, Deutsch der Prediger Spillecke. Die Zeit für den Unterricht im Zeichnen ist zu beschränkt, als daß man mehr von demselben erwarten könnte, als einen Grund, auf dem jeder, der Neigung dazu fühlt, weiterhin selbst bauen kann. In dieser Hinsicht ist mehr, als zu hoffen war, geleistet worden. Die Lehmannsche Zeichentheorie sowie seine Vorschriften11 sind für die Situationszeichnung zum Grunde gelegt worden, und es läßt sich erwarten, daß dadurch in kurzer Zeit eine vollkommene Gleichheit in der Darstellung des Terrains in der ganzen Armee werde vorbereitet werden. Im Winter-Halbjahre sind die Mittwoch- und Sonnabend-Nachmittage unbesetzt geblieben, damit die jungen Leute Zeit behielten, schriftliche Ausarbeitungen zu machen. Im Sommer-Vierteljahre wurde Sonnabends und Mittwochs gar kein theoretischer Unterricht ertheilt, hingegen wurde Vormittags an diesen Tagen aufgenommen, nachdem die Sätze, welche draußen angewandt werden sollten, im Zimmer erklärt waren. Die übrigen praktischen Uebungen haben die Schüler der ersten Klasse mit denen der zweiten gemein gehabt, und ich werde noch bei der letzteren darauf zurückkommen. 11

Johann Georg Lehmann (1765–1811) war 1793 als kursächsischer Furier verabschiedet worden. Danach nahm er an der Aufnahme des Erzgebirgischen Kreises teil, ehe er 1798 als Leutnant und Lehrer an der Ritterakademie in Dresden angestellt wurde. 1806 in den Quartiermeisterstab versetzt, fungierte er seit 1810 als Major und Direktor der Plankammer in Dresden. Zu seinen Werken zählen: Darstellung einer neuen Theorie der Bezeichnung der schönsten Flächen der Grundrisse, Leipzig 1799; Lehre der Situationszeichnung oder Anweisung zum richtigen Erkennen und genauen Abbilden der Erdoberfläche in topographischen Karten und Situationsplanen, hrsg. von Georg Andreas Fischer, 2 Teile, Dresden 1812 (5. Auflage Dresden und Leipzig 1843).

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In der ersten Klasse fand keine Wahl der Unterrichts-Gegenstände von Seiten der Lernenden Statt, im Gegentheil wurden sie genöthigt, allen ohne Ausnahme beizuwohnen. In der höheren oder zweiten Klasse wurden im Laufe des Jahres folgende Gegenstände gelehrt: Mathematik für Ingenieurs und Artilleristen: Hauptmann Textor, 312 Stunden. Mathematik für Infanteristen und Cavalleristen: Prof. Hobert, 260 St. Taktik und Strategie: Major Tiedemann, 156 St. Kleiner Krieg, Generalstab-Verrichtungen und eine Uebersicht von den Wirkungen der Artillerie, der Feldverschanzungskunst und dem Bau der Kriegsbrücken: Major v. Clausewitz, 156 St. Artillerie: Capitain Streit, 156 St. Militair-Geographie: Prof. Stützer, 156 St. Repetition der Mathematik für Cavalleristen und Infanteristen: Lieutenant Eckardt12. Deutsche Sprache: Professor Köpke13, 52 St., Professor Barby14, 104 St. Französische Sprache: Professor Palmié, 104, Professor Erman15, 52 St. Physik: Professor Erman, 52 St., Chemie: Professor Klaproth, 52 St. 12

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Der weiter unten auch als Schüler erwähnte Johann Wilhelm Eckert diente seit November 1809 bei der Brandenburgischen Artilleriebrigade. Er wurde 1817 als Kapitän bei der Pommerschen Artilleriebrigade pensioniert und starb 1831. Georg Gustav Samuel Köpke (1773–1837) hatte in Halle Theologie studiert, lehrte in Berlin aber Philosophie, zuerst an der Köllnischen Schule, ab 1797 am Gymnasium vom Grauen Kloster. 1798 mit einer Ehrenpromotion ausgezeichnet, wurde er 1800 zum Professor ernannt, 1828 zum Direktor des Gymnasiums. Köpke unterrichtete bis 1828 auch an der Allgemeinen Kriegsschule, zunächst Deutsche Sprache, ab 1816 Nichtdeutsche Literaturgeschichte. Zu seinen Werken zählen u. a. Übersetzungen von Terenz und Plautus sowie: Ueber die Gesetzgebung und Gerichtsverfassung der Griechen. Ueber das Kriegswesen der Griechen im heroischen Zeitalter. Nebst einem Anhange, welcher die vornehmsten taktischen Erfindungen der nachhomerischen Zeit enthält, Berlin 1807. Johann Heinrich Christian Barby (1765–1837) hatte ab 1795 an der Realschule und ab 1797 als Professor am Friedrich-Wilhelm-Gymnasium unterrichtet, ehe er 1803 zum Professor für Latein an der Académie militaire ernannt wurde. Er verfaßte mehrere Lehrbücher, darunter: Römische Anthologie, oder Sammlung einiger lateinischer Gedichte, die gewöhnlich nicht in den Schulen gelesen werden, Berlin 1797. Paul Erman (1764–1851), Sohn des Predigers und Direktors des Französischen Gymnasiums Jean Pierre Erman, hatte sein Theologiestudium wegen seiner Begeisterung für Kant und Rousseau abgebrochen. Seit 1781 unterrichtete er Philosophie mit Betonung der Experimentalphysik, ab 1791 als Professor am Französischen Gymnasium, ab 1792 auch an der Académie militaire. Der besonders die Elektrizität erforschende Erman wurde 1806 in die Akademie der Wissenschaften aufgenommen und 1810 als Professor für Physik an die Berliner Universität berufen, 1811 erhielt er eine Ehrenpromotion. 1820 vom Gymnasialdienst befreit, unterrichtete Erman noch bis 1846 an der Universität und der Allgemeinen Kriegsschule.

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Kenntniß des Pferdes: Professor Naumann16, 52 St. Theorie des Feldmessens: Hauptmann König, 52 St. Statik, Hydrostatik, Aerostatik für Artilleristen und Ingenieurs: Prof. Ideler17 in 26 St. Dem Unterricht in der Mathematik mußte auch in dieser Klasse die meiste Zeit gewidmet werden aus den nämlichen Gründen, die ich schon oben angegeben habe. Es genügte nicht, hier einen Lehrer für dieses Fach anzustellen, weil das Bedürfniß der Lernenden zu verschieden war. Bei den Offizieren der Infanterie und Cavallerie konnte man wenige oder gar keine Kenntnisse der Mathematik voraussetzen, und die von ihnen eingereichten Probearbeiten zeigten zur Genüge, daß sie alle noch mehr oder weniger darin zurück waren; es mußte also ein Lehrer für sie diese Wissenschaft von Anfang an gründlich und ausführlich vortragen. Hingegen hatten alle Offiziere der Artillerie und des Ingenieurcorps schon bedeutende Fortschritte in der Mathematik gemacht, und da sie zugleich den Cursus durch alle höheren Theile derselben in drei Jahren vollenden sollen und müssen, wenn sie mit ihrem Fache in seinem ganzen Umfange sich vertraut machen sollen, wozu das Institut ihnen alle Gelegenheit geben soll, weil es für alle Waffen bestimmt ist, so mußte ein Lehrer die Mathematik für sie besonders vortragen. Nur oberflächlich berührte er die Anfangsgründe dieser Wissenschaft und hielt sich dagegen länger bei den höheren Theilen derselben auf. Hauptsächlich für die Artilleristen und Ingenieurs wurde auch der Unterricht in der Statik ertheilt. An dem in der Physik und Chemie hingegen nahmen die Offiziere von allen Waffen Theil, weil einige Kenntniß dieser Wissenschaften mehr zur allgemeinen Bildung des Offiziers gehört und auch in einigen Theilen für jede Waffe Interesse hat, obgleich [der] Artillerist und Ingenieur sie genauer kennen muß. Die Kürze der dazu bestimmten Zeit gestattete nur die ausführliche Behandlung derjenigen Theile, welche für das Militair besonders wichtig sind. 16

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Der Sachse Johann Georg Naumann (1754–1836) hatte in Leipzig studiert und war 1787 als einer der Gründer der Tierarzneischule nach Berlin berufen worden. Er wurde 1810 zum Professor und 1816 zum Oberstabsroßarzt der Gardekavallerie ernannt. Er verfaßte: Ueber die vorzüglichsten Theile der Pferdewissenschaften, 2 Bde., Berlin 1800–1802 (2. Auflage 1811); Handbuch der Pferdekenntniß, Berlin 1811 (2. Auflage 1823). Ludwig Ideler (1766–1846) hatte in Halle Theologie, Philologie, Astronomie und Mathematik studiert und als Philosoph promoviert. 1794 wurde er als Hofastronom nach Berlin berufen und dort 1810 in die Akademie der Wissenschaften aufgenommen. Er fungierte als Studiendirektor des Kadettenkorps, von 1816 bis 1822 als Lehrer der Prinzen Wilhelm, Friedrich und Karl, unterrichtete an der Kriegsschule und der Forstakademie und erhielt 1821 einen Lehrstuhl an der Universität. Ideler verfaßte zahlreiche Werke zu seinen Arbeitsgebieten und wurde 1842 zum Geheimen Regierungsrat ernannt.

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Indem auf diese Weise jedem Offizier der Armee, und also nicht dem Artilleristen und Ingenieur allein, Gelegenheit gegeben wird, sich mit allen Theilen des militairischen Wissens bekannt zu machen, ist zu hoffen daß sich in allen Waffen junge Leute auszeichnen und die schädliche Einseitigkeit vermieden werden wird, die bisher jede Waffe von der andern absonderte. Bei dem Unterricht in der Mathematik so wie in den Sprachen für Infanteristen und Cavalleristen war bei der Organisation der Kriegsschule angenommen worden, daß die Offiziere, welche das Institut besuchen, wenigstens diejenigen Kenntnisse besitzen sollten, welche in der ersten Klasse gelehrt und in dem Examen zum Offizier vorausgesetzt werden, und demgemäß waren die Instructionen für den Gang des Unterrichts an die verschiedenen Lehrer dieser Klasse ausgearbeitet worden. Der Unterricht sollte in dieser Klasse da anfangen, wo er in der ersten Klasse aufhört. Die Erfahrung sowie die eingesandten Probearbeiten bewiesen jedoch sehr bald, daß selbst diese geringen Vorkenntnisse noch bei Weitem nicht so allgemein in dem Corps der Offiziere verbreitet waren, als man hätte erwarten sollen, und da man in jener einen mehr academischen Vortrag der Mathematik angeordnet hatte, so mußte man die Lehrer anweisen, von ihren Vorschriften abzuweichen und zuvörderst sich von dem Grade der Vorkenntnisse ihres Auditoriums zu überzeugen, dann aber ihren Vortrag zu modificiren. So vortrefflich nun auch der Vortrag des Prof. Hobert in jeder anderen Hinsicht ist, so wußte er doch in diese Verhältnisse sich nicht sogleich zu fügen und veranlaßte dadurch, daß nur wenige seiner Zuhörer ihm folgen konnten. Sollte nun nicht aller Nutzen, den man sich für die allgemeine Bildung der jungen Offiziere aus seinen Vorträgen versprochen hatte, aufgegeben werden, so blieb nichts übrig, als einen Repetenten zu stellen, der mit den Zuhörern des Hobert die von ihm vorgetragenen Lehrsätze wiederholte und sie von den Schülen an der Tafel beweisen ließ. Wie schon erwähnt, sollten auch die Sprachlehrer in dieser Klasse nach dem anfänglichen Plane sich mehr mit der Ausbildung als mit den Anfangsgründen der Sprachen beschäftigen. Allein auch hier machte die große Verschiedenheit in den Vorkenntnissen der Schüler, besonders im Französischen, eine Trennung derselben in zwei Klassen nöthig und die Lehrer mußten auf die Anfangsgründe der Sprachen zurückkommen. Daß sie sich hiervon nicht frühzeitig genug überzeugt hatten, hat den Nutzen vermindert, der der Anstalt aus ihrem Unterricht hätte erwachsen können. Der Unterricht in der Taktik und Strategie, dem kleinen Krieg, den Generalstabgeschäften sollte nach dem Organisationsplane im zweiten und dritten Jahre gelesen werden. Allein auf zwei und drei Jahre wollte man den Nutzen der Kriegsschule in dem jetzigen Augenblick nicht gern aussetzen; da nun jener Unterricht, der doch im Grunde nichts als eine Darstellung des eigentlichen Krieges ist, als der wichtigste betrachtet werden mußte, wenn es darauf ankam, richtige Vorstellungen von dem Vorgange der Dinge im Kriege zu geben, so entstand daraus eine starke Veranlassung, diesen Unterricht im

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ersten Jahre schon einzuschieben und ihn überhaupt jedes Jahr wiederkehren zu lassen, theils zum Besten derer, welche mitten im Cursus eintreten, theils damit diejenigen, welche sich im ersten oder zweiten Jahre noch nicht vorbereitet genug finden, ihn zu hören, dies im zweiten und dritten Jahre thun können, endlich damit er auch von dem einen und dem anderen wiederholt werden könne. In Rücksicht auf diesen Gesichtspunkt ist in der Taktik mehr die angewandte als die reine, welche man Gelegenheit hat auf dem Exercierplatz zu erwerben, berücksichtigt worden. Es ist vorzüglich in Beispielen gelehrt worden, um so viel als möglich den Mangel an Kriegserfahrung zu ersetzen und nicht in Gefahr zu kommen, sich in Visionen zu verlieren. Es sind viel Aufgaben gegeben worden, um die Urtheilskraft der jungen Leute zu üben, ihre Fähigkeiten zu prüfen und ihnen Gelegenheit zu geben, ihre Talente zu versuchen. So ist in allen den eigentlichen Krieg in sich begreifenden Vorträgen überall verfahren und was diese Vorlesungen noch an Erfahrungssätzen aus der Artillerie und Verschanzungskunst, wie oben bemerkt ist, beigefügt wurde, geschah, weil die Vorträge ohne einige Hauptkenntnisse in der Artillerie und Verschanzungskunst nicht verständlich sein konnten und die eigentlichen Vorlesungen darin theils eben erst anfingen, theils erst in das zweite Jahr fielen.18 Die Militair-Geographie umfaßt zugleich die Terrainlehre, muß sich übrigens aber auf die uns am meisten interessirenden Kriegstheater beschränken. Die Theorie des Aufnehmens hält ungefähr gleichen Schritt mit den Arbeiten auf dem Felde. 3) Praktische Arbeiten und Uebungen. Die Arbeiten auf dem Felde, welche bis jetzt geschehen sind, haben sich vorzüglich in drei Klassen getheilt. 1) haben die Lehrer aus der Taktik und dem kleinen Kriege Aufgaben gegeben, welche sich auf die Gegend um Berlin bezogen und wobei die Offiziere diese Gegend selbst besehen und ihre Anordnungen auf dem Felde treffen mußten. 2) sind die Offiziere Mittwochs und Sonnabends mit dem Gebrauche der Meßinstrumente und der praktischen Uebung des Aufnehmens beschäftigt gewesen, welche Uebungen auch im Sommer fortgesetzt werden können. 3) Um den Offizieren sowohl, als den Ported’epée-Fähnrichen eine anschauliche Vorstellung von der Wirkung des Geschützes und der großen Verschiedenheit derselben unter ganz gleichen und noch mehr bei verschiedenen Umständen zu geben, sind in den letzten Tagen des Juni in ihrer Gegenwart scharfe Schüsse aus dem 18

Friedlaender verweist in diesem Zusammenhang auf die Instruktion für die Offiziere, die in militärwissenschaftlicher Hinsicht in diesem Sommer Reisen unternahmen (2. Juli 1811).

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sechspfündigen Kanon, der siebenpfündigen Haubitze und dem zehnpfündigen Mortier geschossen. Man hat ihnen hier die verschiedenen Arten zu schießen, sowie einige Tage früher die verschiedenen Geschosse gezeigt. Im Laboratorio wurde ihnen die Anfertigung der verschiedenen Arten von Gewehr- und Kanonen-Patronen, der Kartätsche, der gewöhnlichen Feuerwerkssachen nicht nur gezeigt sondern sie haben zum Theil selbst sie angefertigt. Im Zeughause sind sie mit der Bedienung des Geschützes bekannt gemacht und selbst dabei angestellt worden, zugleich wurden ihnen die Benennungen und die Verhältnisse des Geschützes und seiner Theile, auch die Verpackung der Munition gezeigt. Die Bewegung der Artillerie, die Bedienung derselben mit Anspannung, die Bepackung der Batterie und Pferde im Felde wurde ihnen auf dem Felde gezeigt und die Ab- und Aufmärsche wurden in ihrer Gegenwart ausgeführt. Ueber alle diese Gegenstände wurden sie gehalten, Protocolle zu führen, die sie am folgenden Tage dem Hauptmann Streit übergeben mußten, der sie corrigirte und zurückgab. Während des bevorstehenden Sommers sollen diese practischen Uebungen, besonders in den drei Monaten, in welchen kein theoretischer Unterricht statt findet, fortgesetzt werden. Im Schanzenbau wird in diesem Jahre wenig mehr geschehen können, doch sollen sie allen Bauten, die durch die Artillerie und das Pionier-Detachement ausgeführt werden, beiwohnen. Außerdem wird der Hauptmann Meinert sie mit Hülfe der Pioniers in allen Arten von Batterie- und Sappenbauten praktisch unterrichten. Derselbe wird ferner mit ihnen eine Reise nach Spandow machen und ihnen auf der Stelle die Lage und den Zweck eines jeden Werkes erklären. Den Uebungen der Pioniers im Brückenbau werden sie gleichfalls beiwohnen. Auch bei allen diesen Arbeiten werden die Zuhörer Protokolle führen, theils um sie zur Aufmerksamkeit zu reitzen, theils um etwaige Irrthümer, die sich bei ihnen einschleichen könnten, zu berichtigen. Um einen jeden mit dem Detail aller Waffen bekannt zu machen, wird es zweckmäßig sein, die Offiziere, wenn sie nicht mit den obigen Uebungen beschäftigt sind, während der erwähnten drei Monate bei einem der hiesigen Regimenter so zur Dienstleistung anzustellen wie die aggregirten Offiziere, jedoch mit dem Unterschiede, daß die Infanteristen bei der Cavallerie und Artillerie, die Cavalleristen bei der Infanterie und die Artilleristen bei der Cavallerie zu stehen kommen, damit sie hier schneller mit dem Detail des Dienstes bekannt würden, wird es nützlich sein, wenn Offiziere von den Regimentern beauftragt würden, sie genau darüber zu belehren, sowohl über die Dressur des einzelnen Mannes und Pferdes, als auch der vorschriftsmäßigen Taktik, Equipirung und Organisation. Ich hoffe, daß aus dieser Amalgamirung der verschiedenen Waffen nicht nur gegenseitiges Vertrauen und Achtung, sondern auch in Zukunft richtige Würdigung desjenigen, was eine jede leisten und nicht leisten kann, und richtiger Gebrauch einer jeden, einzeln sowohl, als mit andern ver-

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mischt, entstehen wird. Ein Gegenstand, dessen Schwierigkeit bei jedem Manöver sichtbar wird. Die meisten Fehler geschehen dabei durch den unrichtigen Gebrauch der verschiedenen Waffen und dieses Uebel muß man im Kriege noch viel mehr fürchten. 4)

Verzeichniß der Schüler, welche sich vorzüglich ausgezeichnet. Um die Fortschritte der Zöglinge zu beobachten und den Grad ihrer Fähigkeiten kennen zu lernen, haben in der niederen Klasse die Lehrer ihren Vortrag mit vielen Fragen unterbrechen müssen, auch sind schriftliche Ausarbeitungen von ihnen gefordert worden. Am Schlusse eines jeden Vierteljahres sind mündliche und schriftliche Prüfungen gehalten worden, ich behalte mir vor, Ew. Königlichen Majestät über die Fortschritte und Talente der einzelnen Individuen allerunterthänigst zu berichten [...], im Ganzen genommen glaube ich indessen aus dem mir bereits Bekannten gewiß sein zu dürfen, daß das Resultat zu Ew. Königlichen Majestät Zufriedenheit gereichen werde. Schon während des Cursus sind zehn Ported’epée-Fähnriche zu Offiziers examinirt worden und haben das Zeugniß der Reife erhalten. Unter den Offizieren zeichnen sich durch Fleiß und Talente aus: 1) Capitain von Schütz19, Garde. 2) Lieut. Graf v. d. Gröben20, Schles. Ulanen-Reg. 3) v. Schack21, Leib-Reg.  4) v. Loebell22, 2. Westpr. Infant.-Reg.  5) v. Delitz23, Pomm. Infant.-Reg.  6) v. Brünneck24, Garde.  19

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Karl August Heinrich Wilhelm von Schütz (1784–1833) war 1796 beim Bayreuther Regiment Unruh (No. 45) eingetreten und geriet 1806 bei Jena in Gefangenschaft. Er wurde 1809 zum Garderegiment zu Fuß versetzt und Anfang 1811 zum Stabskapitän befördert. 1812 besichtigte er in Scharnhorsts Auftrag die Schlachtfelder Böhmens und Mährens, 1813 diente er als Stabsoffizier General Roeders und des Prinzen Karl von MecklenburgStrelitz. An der Katzbach wurde Schütz mit dem Eisernen Kreuz erster Klasse ausgezeichnet, bei Leipzig schwer verwundet. 1823 zum Generalmajor befördert, wurde er 1829 mit der Inspektion der Bundesfestungen betraut; er starb auf einem Kuraufenthalt in Marseille. Karl Graf von der Gröben (1788–1876) war Ende 1806 als Kornett bei den Towarczys (Husarenregiment No. 9) eingetreten und erhielt nach Heilsberg den Pour le Mérite. Im Juli 1811 wurde er als Premierleutnant zur Garde du Corps und im Februar 1812 in den Generalstab versetzt, trat im März aber in russische Dienste. Im August 1813 kehrte Gröben von der Russisch-Deutschen Legion als Stabsrittmeister im Generalstab nach Preußen zurück. Er wurde bei Dresden mit dem Eisernen Kreuz dekoriert und bei Ligny verwundet. Ab 1829 fungierte er als Adjutant des Kronprinzen, nach dem Thronwechsel wurde er 1843 zum Generaladjutanten befördert. 1848 erhielt er das Kommando des VII. Armeekorps, 1849 diente er bei der Niederschlagung der Revolution in Baden. Danach wurde er noch zum General der Kavallerie und Kommandeur des Gardekorps ernannt, ehe er 1858 unter Verleihung des Schwarzen Adlerordens verabschiedet wurde.

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Prem.-Lieut. v. Treskow25, von der Armee. Rittmeister v. Schierstädt26, Brandenb. Ulanen-Reg., gehört zu den praktisch sehr brauchbaren Offizieren. Lieut. Moriz27, 1. Leib-Husaren-Reg. v. Wobeser28, 4.  Ostpr. Inf.-Reg., haben mannigfache   v. Tuckermann29, 3. Kenntnisse. Eckart, Schles. Artillerie-Brigade, ein vorzüglicher  Mathematiker und zeichnet sich durch Fleiß, Talent sowie durch Bravour im Kriege aus.



Ferdinand Wilhelm Karl von Schack (1786–1831) hatte seit 1802 beim Infanterieregiment Owstien (No. 7) gedient. Nach Lübeck entkam er aus französischer Kriegsgefangenschaft und diente bei der Verteidigung Kolbergs. Im Juni 1811 zum Premierleutnant befördert, wurde er 1812 zum Stab des mobilen Korps versetzt und mit dem Pour le Mérite dekoriert. Schack diente 1813/14 im Stabe Yorcks, wurde mit beiden Klassen des Eisernen Kreuzes ausgezeichnet und bei Montmirail verwundet. Danach fungierte er als Adjutant des Kronprinzen, wurde 1823 zum Generalmajor befördert und trat 1829 in Ruhestand. Wilhelm von Loebel, ehemaliger Fähnrich vom Regiment Courbière (No. 58), wurde 1812 mit dem Pour le Mérite dekoriert. Kurz nach seiner Beförderung zum Premierleutnant geriet er im Oktober 1813 in französische Gefangenschaft und starb. Friedrich Ernst Theodor von Delitz (1789–1848) hatte 1806/07 beim 1. Neumärkischen Reservebataillon gedient. Er ging 1812 in russische Dienste, nahm im Stab der Russisch-Deutschen Legion am Feldzug an der Niederelbe teil und kehrte 1814 nach Preußen zurück. Als Adjutant Blüchers wurde er bei Belle-Alliance mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet. Delitz wurde 1834 zum Kommandeur des 36. Infanterieregiments ernannt und 1838 mit dem Charakter als Generalmajor verabschiedet. Friedrich Wilhelm von Brünneck (1785–1859), ein Bruder des im dritten Band erwähnten Magnus, hatte bei der 1. Ostpreußischen Füsilierbrigade und beim Regiment Garde (No. 15) gedient. 1806 geriet er bei Prenzlau in Gefangenschaft, wurde aber ausgetauscht und kämpfte bei Heilsberg und Königsberg. Anfang 1808 vom Dragonerregiment Zieten zur Garde versetzt, wurde er im August 1811 zum Stabskapitän befördert und kam zum Stab Blüchers. In den Befreiungskriegen wurde er mit beiden Klassen des Eisernen Kreuzes ausgezeichnet. Er erhielt 1851 seinen Abschied als General der Infanterie. Der in den Listen als „v. Treskow I“ geführte Heinrich Ludwig von Tresckow war als Füsilierleutnant im Krieg 1806/07 schwer verwundet und 1809 befördert worden. Er wurde am 17. Juli zum Stabskapitän ernannt und fungierte ab Mai 1812 als Adjutant Lottums. Er wurde 1822 als Major im 20. Infanterieregiment verabschiedet und starb 1841. Stabsrittmeister Karl von Schierstädt, vormals vom Dragonerregiment Herzberg (No. 9), besuchte der Liste zufolge die Schule damals nicht mehr. Er starb 1818 als Oberstleutnant und Kommandeur des 7. Ulanenregiments. Friedrich Alexander Moritz war Ende 1806 zum Fähnrich bei einem Reservebataillon ernannt worden und kam 1807 zu den Husaren. Noch 1811 wurde er zur Normal-Eskadron versetzt. 1816 als Major im 9. Husarenregiment verabschiedet, fungierte er später als Landrat des Kreises Zell und starb 1852. Johann Ludwig von Wobeser hatte bis 1806 beim Infanterieregiment Kleist (No. 5) gedient. Er starb plötzlich im April 1812. Jakob Heinrich Ernst Tuckermann (1788–1867) hatte in Königsberg Jura und Staatswissenschaften studiert, ehe er Anfang 1807 als Fähnrich beim Füsilierbataillon Stutterheim (No. 21) eintrat. Er wurde 1812 in den Generalstab versetzt, diente dann im mobilen Korps und 1813–1815 in verschiedenen Brigadestäben. Tuckermann wurde 1847 mit dem Charakter als Generalleutnant verabschiedet.

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Lieut. Oertel30, desgl., verspricht ein vorzüglicher Artillerist zu werden. Lieut. Rüdiger, Ostpr. Inf.-Reg.31 v. Dedenroth. 

Auch die Lieutenants v. Rotenburg32 und v. Huene33 vom IngenieurCorps widmen sich mit großem Eifer ihrem Fache und geben Hoffnung, daß sie etwas Tüchtiges leisten werden. Unter den übrigen größtentheils sehr jungen Offizieren sind noch mehrere, die für die Folge viel versprechen, z. B. Lieut. v. Riesenburg34, Reg. Prinz Heinrich, v. Prittwitz35, 1. Ostpr. Inf.-Reg., v. Massow36 von den Brandenburg. Husaren, v. Kameke37, Pomm. Inf.-Reg., Graf Dohna38, Ostpreuß. Cürassier-Reg., v. Below39, von demselben. Auch außerdem sind gewiß noch mehrere, von denen sich viel hoffen läßt, deren Talente in militairischer Hinsicht sich aber nicht beurtheilen lassen, weil sie 30

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Christian Oertel dient seit 1807 bei der Schlesischen Artilleriebrigade. Ende 1811 verabschiedet, wechselte er zur bayrischen Armee und fungierte 1845 als Oberst des Chevauxlegerregiments Herzog Maximilian. Laut Liste: „v. Rüdiger“ vom 3. Ostpreußischen Regiment. Der 1787 geborene Eduard von Rothenburg. Heinrich Friedrich Ernst Georg Wilhelm von Hoiningen gen. Huene (1790–1857), der als „Huene II“ in den Listen erschien, war 1806 vom Kadettenkorps zur Ingenieurakademie versetzt worden und hatte bei der Verteidigung von Glatz gedient. 1813 wurde er bei Leipzig verwundet und mit dem Eisernen Kreuz dekoriert. Huene erhielt 1851 seinen Abschied mit dem Charakter als Generalleutnant. Leutnant von Riesenburg vom 2. Ostpreußischen Infanterieregiment diente im Herbstfeldzug 1813 im Stabe des Prinzen Karl von Mecklenburg-Strelitz. Karl Ludwig Wilhelm von Prittwitz (1790–1871) war bei Auerstedt als Fähnrich im Regiment Zenge (No. 24) verwundet in Gefangenschaft geraten. Im August 1811 wurde er zum 1. Westpreußischen Infanterieregiment versetzt, 1812 als Generalstabsoffizier im mobilen Korps mit der Ehrenlegion dekoriert und zum Premierleutnant befördert. 1813 und 1814 diente er unter Bülow und wurde bei Halle mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet. In der Folge fungierte er u. a. als Adjutant des Prinzen Wilhelm (des späteren Kaisers) und Flügeladjutant des Königs, danach setzte er seine Karriere bei der Garde fort. Als Kommandeur beim Feldzug in Schleswig 1849 wurde er mit dem Pour le Mérite und vielen deutschen Orden dekoriert, 1853 erhielt er seinen Abschied mit dem Charakter als General der Infanterie. Valentin von Massow (1793–1854) war 1805 bei den Leibhusaren (No. 2) eingetreten. Er nahm 1812 seinen Abschied und wurde im 2. Leichten Dragonerregiment der Königlich Deutschen Legion bei Venta del Poço verwundet. Mitte 1813 kehrte er nach Preußen zurück und diente bei verschiedenen Stäben, 1815 bei dem Blüchers. Der mit dem Eisernen Kreuz dekorierte Massow wurde 1819 zum Flügeladjutanten des Königs und 1840 zum Generalmajor ernannt und 1843 verabschiedet. 1852 wurde er unter Verleihung des Charakters als Generalleutnant zum Begräbnis Wellingtons entsandt. Paul von Kameke, ehemaliger Kandidat der Rechte, hatte 1804 sein Patent als Fähnrich beim Infanterieregiment Ruits (No. 8) erhalten. 1813 dient er bei General Borstell, nach den Befreiungskriegen als Major im 25. Infanterieregiment in Aachen. Er starb 1827. Zu Helvetius Graf zu Dohna-Schlobitten (1789–1821) vgl. Anhang 1. Gustav Friedrich Eugen von Below (1791–1852), Sohn des Landstallmeisters in Trakehnen Friedrich Karl Ludwig, war 1805 beim Dragonerregiment Auer (No. 6) einge-

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die dahin einschlagenden Vorträge in diesem Jahre nicht gehört haben. Selbst unter denen, die sich nicht als besonders gute Köpfe auszeichnen, sind viele sehr brauchbare Leute, die gewiß in nicht ganz hohem Grade dereinst recht nützliche Dienste werden leisten können. Solche ersetzen oft durch Fleiß einen großen Theil desjenigen, was ihnen die Natur nicht so reichlich als andern verliehen hat. Man darf erwarten, daß auf diese Weise die fähigsten und talentvollsten jungen Leute der Armee bekannt werden, welches wohl der Kriegsschule als ein bedeutender Nutzen angerechnet werden darf. Im Allgemeinen kann ich den Lehrern in beiden Classen das Zeugniß eines großen Eifers und Fleißes nicht versagen. Von den Kriegsschulen in Königsberg und Breslau sind die Berichte noch nicht eingelaufen, doch weis ich, daß sie verhältnißmäßig sehr besucht gewesen sind, ich behalte [...]. Berlin am 24. Juni 1811. v. Scharnhorst. 104. Scharnhorst an Boyen

Berlin, [27. Juni 1811?1]

GStA PK, VI. HA Nl Hermann v. Boyen (d. Ä.) XIII a fol. 524r–v (2 S.): Eigenhändig. Druck: Friedrich Nippold (Hrsg.): Erinnerungen aus dem Leben des General-Feldmarschalls Hermann von Boyen, Leipzig 1889, II, S. 392, zit.: Nippold, Boyen. Boyens Denkschrift für den König zur politischen Lage.

Meine innigste Ueberzeugung ist, daß wir, nachdem der Kaiser von Frankreich unsere Antrage Chernichef2 mitgetheilt hat3, also eine heimliche Vertreten. Er wurde 1812 im Stab General Massenbachs mit dem Pour le Mérite, in den Befreiungskriegen als Adjutant und Generalstabsoffizier mit beiden Klassen des Eisernen Kreuzes dekoriert. Der an der Katzbach verwundete Below diente in der Folge wiederholt beim Kronprinzen und wurde 1840 zum diensttuenden Flügeladjutanten Friedrich Wilhelms IV. ernannt, danach stieg er bis zum Generalleutnant auf und wurde 1852 verabschiedet. 1

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3

Boyen legte die in Anm. 4 erwähnte Denkschrift von Mittwoch, dem 3. Juli, vorher Scharnhorst vor. Als wahrscheinlichstes Datum käme der Donnerstag davor infrage. Aleksandr Ivanovič Černyšov (1786–1857) hatte als Gardeoffizier mit Auszeichnung bei Austerlitz, Heilsberg und Friedland gekämpft. Als Abgesandter des Zaren begleitete er Napoleon 1809 im Felde und wurde 1810 zum Obersten befördert. Bis Ende 1811 nutzte er seine Stellung als Militärattaché in Paris auch zur Spionage und um Kontakte mit Schweden zu knüpfen. Ende 1812 befehligte Černyšov ein Streifkorps, das während des französischen Rückzuges u. a. im März 1813 Berlin erreichte. 1814 zum Generalleutnant befördert, begleitete er Alexander I. bei den Kongressen von Wien, Aachen und Verona. 1825 erhielt er den Grafentitel, nachdem er den Dekabristenaufstand bei der 2. Armee unterdrückt hatte; von 1832 bis 1852 fungierte er als Kriegsminister. Černyšov starb als General der Kavallerie, Fürst und Präsident des Reichsrats. Der Gesandte Krusemark hatte in Paris auch Angebote zu einer engeren Verbindung Preußens mit Frankreich gemacht, Napoleon erwähnte diese Černyšov gegenüber mit dem Bemerken, er habe sie abgelehnt, um den Frieden zu erhalten.

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bindung mit uns einzugehen verwirft, nun schnell opf[e]rn will; unsera Benehmen verdient von Rußland Rache. Nur ein Mittel noch dem Unglük vorzukommen ist Ihr Vorschlag.4 Ich glaube jedoch jetzt, daß wir auch bei ihm verlohren sind. Schöler hat mich bereits angezeigt, daß man in Petersburg gegen ihn mißtrauisch werde, daß sein Auffenthalt unangenehm werde. Ich habe von Anfang an gerathen, die Gelegenheit, an eine große Macht sich anzushließen, nicht vorbeigehen zu lassen. Wir müßen, wenn es noch möglich, schnell unsereb Fehler verbessern. Ihre Ansichten sind richtig u. gewiß gut dargelegt, ich rate sie S. M. vorzulegen, nichts mehr zu verschweigen, offen und frei, wie es Ihnen zukömmt, zu sprechen. Berlin, den Donnerstag Morgen 4 Uhr. v. Scharnhorst. Ich werde morgen frühc in Potsda[m] seyn. 105. Scharnhorst an Karl August Freiherrn von Hardenberg Berlin, 28. Juni 1811 GStA PK, VI. HA Nl Hardenberg F 51/2 fol. 18r–v (2 S.): Eigenhändig. Stand der Verhandlungen mit Frankreich. Anregung verstärkter Bemühungen Rußland gegenüber.

Schon seit beinahe 4 Wochen ist Kaiser Napoleon wieder in Paris1, und noch haben wir keine Antwort; die erste zeigte schon ganz deutlich, daß man die Sache in die Länge ziehen wolle, das jetzige Schweigen, daß man gar nicht oder in einem Zeitpunkte antworten wolle, in dem man die Bedingungen vorschreiben könne. Nichts ist dringender, als jetzt den Kaiser von Rußland zu disponiren, solche militärische Maßregeln, Anordnungen und Entwürfe zu treffen, als es unsere Interesse und Erhaltung erheischt. Ich bitte Ew. Excellenz daher so dringend als angelegentlichst, alle Geschäfte für den Augenblick ruhen zu lassen und erst die politischen Angelegenheiten mit Rußland zu betreiben.

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Statt „unsere“. Oder „unsern“. Das Wort versehentlich doppelt. Das bezieht sich auf die bei Nippold, Boyen, S. 390ff., abgedruckte Denkschrift für den König vom 3. Juli 1811. Napoleon hatte Ende Mai die Normandie bereist; seit dem 4. Juni residierte er wieder in Saint-Cloud.

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Ich habe einen Aufsatz über die Taktik, welche die russischen Armeen in diesem Kriege gegen die französischen beobachten müßen, aufgesetzt,2 den ich Ew. Excellenz nächstens vorlegen werde. Er gehört nicht eigentlich zur Sache, kann aber vielleicht doch seinen Nutzen haben. Berlin den 28. Jun. 1811

Scharnhorst.a

106. Scharnhorst an Johann Karl Ludwig Braun

Berlin, 29. Juni 1811

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 42 fol. 31r (1/2 S.): Konzept, Clausewitz’ Hand. Errichtung der Gewehrhandwerkskompanie.

An den Maj. Braun.a S. M. d. K. haben meinen Vorschlag zu einer Gewehr-HandwerksComp. genehmigt, wie die abschriftlichb einliegende Cabin. Ordre sagt.1 Ich bin mit dem Obersten v.Hake zufolge der K. O. dahin übereingekommen, daß der Etat dieser Gewehrhandwerkscompagnie ausc der FabrikKasse bestritten werde, so daß der Gen. Milit. Kassen Etat dadurch nicht erhöhet werde; ferner, daß die Bekleidung wie gewöhnlich sey, die Bewafnung aber blos in einem Seitengewehr bestehe. Ew. ersuche ich nun, einen Entwurf aufzusetzen, wie Sie glauben, daß die Formation dieser Kompagnie am zwekmäßigsten sey u. solchen mir gefälligst einzusenden, worauf ich mit dem Ob. Hacke das Nähere verabreden werde. N.d.G.v.Scharnhorst. Cl. B. d. 29n Juni 1811.d 107. Scharnhorst an Albrecht von Hake

Berlin, 29. Juni 1811

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 42 fol. 31r (1/2 S.): Konzept, Clausewitz’ Hand.a Beauftragung Brauns mit der Organisation der Gewehrhandwerkskompanie. a 2

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Unterschrift mit Respektabstand und Respektstrich. Vgl. dazu Teil 3 dieses Kapitels. Oben rechts von Schreiberhand der Vermerk „Zu Juni No. 151“, ein Verweis auf die in Anm. 1 erwähnte Kabinettsorder. Nachträglich hinzugefügt. Folgt gestrichen: „dem Fond“. Rechts daneben Mundierungsvermerk Greulichs. Die Kabinettsorder an Scharnhorst (Berlin, 20. Juni 1811, ebda., fol. 30r) ist mit einem Präsentationsvermerk vom 20. und dem Vermerk „Cl.“ versehen. Auf demselben Blatt wie das vorangehende Konzept, vgl. dort Anm. a und 1.

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I. Stabschef und Geheimdiplomat (März 1811–März 1812)

An den Obersten Hake. Ich habe dem Maj. Braun aufgetragen, einen Entwurf zurb Formation derc Gewehrhandwerks-Compagnie aufzusetzen zufolge der in der K. O. v. 20t. enthaltenen Bestimmung[e]n; ich werde, wenn dieser Entwurf eingeht, mir die Ehre geben, diesen Ew. mitzutheilend, u. glaube, daß es am zwekmäßigsten seyn wird, denselben bey Organisation dieser Truppe zum Grunde zu legen. Berlin d. 29. Juni 1811. N.d.G.v.Scharnhorst. Cl.e 108. Scharnhorst an Pontanus

Berlin, 30. Juni 1811

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 208 fol. 72v (1 S.): Konzept, eigenhändig. Bemerkungen zu Protokollen von Schießversuchen.

An den H. Obrist v.Pontanusa Ew. Hochwohlgebr. danke ich für die übershikte[n] Versuche.1 Ich bemerke hier folgendes. 1. daß die Wurfweite unt[e]r 15 u. 16 Grad sich gleich wär, kann nicht seyn; daß hier in den Versuche d[e]r Fall eintrit, rührt wahrscheinlich davon her, a. daß bei 15 G. Hohlspiegel gebraucht si[n]d, b. daß bei 15 Gr[a]d schlechte[s] Pulver gebraucht ist, da ohnehin die Versuche in sehr verschiedn. Zeit[e]n geschahn, c. daß bei 15 Grad die Gran[a]te mit Sand gefüllt ist; 2. daß 2 웩 nicht weit[e]r als 13/4 geworfen, rührt von dem H[e]rausstehn derb Cartushe bei 2 웩 her.c Berlin d[e]n 30. Juny 11. gez. v.Scharnhorst.

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Folgt gestrichen: „Organisation u.“ Das Wort versehentlich doppelt. Verändert aus „eingeht, diesen Ew. mittheilen“. Rechts daneben ein Mundierungsvermerk Greulichs vom selben Tage. Adresse von Schreiberhand, ebenso rechts oben: „Zu No. 229 Juny 1811“, ein Verweis auf das in Anm. 1 erwähnte Schreiben. Johann Christian von Pontanus wurde im dritten Band vorgestellt. Folgt gestrichen: „Granate“. Das Folgende von Schreiberhand. Vgl. das Schreiben Pontanus’ an Scharnhorst (Berlin, 29. Juni 1811, fol. 67r–v), mit dem dieser die Resultate von Schießversuchen mit siebenpfündigen Haubitzen aus den Jahren 1784 und 1800 übersandte.

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109. Scharnhorst an Stein

Berlin, 1. Juli 1811

Archiv Graf von Kanitz Schloß Cappenberg, Nl Stein Nr. S 1272,5 (2 S.): Eigenhändig. Druck: Pertz, Stein II, S. 572, danach Linnebach, S. 415. Bekundung der Verbundenheit.

Die Gelegenheit, Ew. Excellenz1 meine innigste Verehrung und unvertilgbaren Gefühle der Dankbarkeit bezeugen zu können, darf ich nicht vorbeigehen lassen. Sie wohnen entfernt bei uns in den Herzen vieler und das Gefühl des Verlustes, den wir durch Ihnen erlitten, nimmt täglich zu, ohne den Werth des braven Herrn von Hardenbergs zu verkennen. Sie werden von den Ritmeist[e]r von Hedemann2 hören, wie es bei uns hergehet, wie Vorurtheil und Schlechtheit gegen das Gute kämpft. Mit der innigsten Hochachtung bin ich ewig Ew. Excellenza Berlin den 1. Jul. 1811.

unterthäniger Dien[e]r v.Scharnhorst

110. Scharnhorst an Gneisenau

Berlin, 2. Juli 1811

GStA PK, VI. HA Nl Gneisenau Paket 23 (alte Signatur A 37) fol. 101r (1 S.): Fremde Hand, eigenhändig unterschrieben. Anonyme Kritik an der Breslauer Kriegsschule.

Man hat in einem anonimen Schreiben mancherlei Beschuldigungen gegen die Leitung der Breslauischen Portepeefähnrichs Schule durch den Major von Rhode1 vorgebracht. Man behauptet, es fehle ihm an Achtung, er mache sich vor den jungen Leuthen lächerlich, er verhindere durch seine schlechte Führung der Sache, daß die guten Lehrer dem Institut ganz so nützlich wären, als sie es seyn könnten, überdem habe er sich zur Zeit dera Franzosen nicht gut betragen etc. Euer Hochwohlgebohren waren seit einiger Zeit in Breslau, Ihnen ist es gewiß nicht entgangen, wenn die dortige Krieges Schule oder die Direktion derselben den allgemeinen Tadel auf sich gezogen hat, a 1

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Das Folgende mit Respektabstand. Zu Karl Freiherr vom und zum Stein, der seit Juni 1810 in Prag lebte, vgl. Anhang 1 im fünften Band. August von Hedemann wurde im sechsten Band vorgestellt. Statt „die“. Der im fünften Band vorgestellte Johann Philipp von Rode leitete seit dem 4. Mai die Kriegsschule in Breslau.

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I. Stabschef und Geheimdiplomat (März 1811–März 1812)

und Sie lieben das allgemeine Beste zu sehr um mir nicht Ihre Meinung darüber gütigst mitzutheilen. Ich bin so frei, Sie darum als um einen Beweis Ihrer fortdaurnden Freundschaft zu bitten. Berlin den 2tn Juli 1811. v.Scharnhorst. An den Herrn Obersten von Gneisenau Hochwohlgebohren, Breslau 111. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements Berlin, 3. Juli 1811 GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 208 fol. 71r (1 S.): Konzept, Clausewitz’ Hand. Bedenken gegen die Bestallung eines Stückgießers.

Berlin d. 3. July 1811 An die 3te Division.a Ich remittire hierbei der hochl. Divis. die Bestallung des Stükgießers, welche sie mir mittels gef. Shreiben vom 25t Juni1 übermacht hat. Ich sehe ein, daß die Verhältnisse mit dem Stükgießer einfacher u. auf eine zwekmäßigere Art eingerichtetb u. festgestellt werden könnten, u. ich finde die Vorshläge der hochl. Division dem sehr entsprechend. Allein ich trage Bedenken, jetzt zu dieser Veränderung meine Zustimmung zu geben, wo wir so wenig Geschütze gießen lassen werden. Unter diesen Umständen würde uns der Stückgießer mit einem so hohen Gehalt2 sehr theuer zu stehen kommen. Noch würde ich dazu rathen, wenn wir in dem Fall kämen, einen neuen Stükgießer anzunehmen, der ein vorzügliches Subjekt wäre u. welcher nur bei einem vortheilhaften Kontrakt das Amt übernehmen wolltec; von dem Reisinger scheint mir aber noch keineswegs ausgemacht, daß er eine besondere Geschiklichkeit besitze, vielmehr sehe ich ihn als einen ganz gewöhnlichen Menshen an.

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Oben rechts von Schreiberhand: „Zu No. 25 Julie 1811“, ein Verweis auf das in Anm. 1 erwähnte Schreiben. Gestrichen und durch punktierte Unterstreichung wiederhergestellt. Verändert aus „nur unter einem vortheilhaften Kontrakt zu erhalten wäre“. Die von Schöler, Schmidt und Leithold unterschriebene Reinschrift befindet sich ebda., fol. 69r–70v. 800 Taler im Jahr für den Stückgießer, je 120 für seine zwei Gehilfen.

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Ich glaube daher, daß man die Sache jetzt so würde lassen müssen und dem Reisinger im Fall er sich wegen zu geringer Verdienstes beshwerte, für seine Reisen oder andere vorkommende Umstände eine kleine Remuneration bewillige. N.d.G.v.Scharnhorst. Cl. Berlin den 3. Juli 1811.d 112. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements Berlin, 5. Juli 1811 GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 47 fol. 74r (1/2 S.): Konzept, eigenhändig. Beschleunigung der Gewehrreparaturen in Königsberg und Graudenz.

Berlin d. 5. July 1811 An die 3. Dision. des Allg. Kr. Depts.a Aus den Armatur Rapport von April d. J. sehe ich, daß hier in Berlin die Reparatur der Gewehre gut von statten gehet, daß ab[e]r in Königsb[e]rg u. Colberg die Arbeit außerordentlich langsam gehet und daß in Graudenz dies auch der Fall ist. Ich ersuche die 3te Division, dieb Directoren der Comission zur Verantwortu[n]g zu ziehen, wenn sie nicht die gehörig[e]n Mittel anw[en]de[n], die Arbeit bald zu enden, od[e]r andre an ihre Stelle zu setzen, die mehr Energie u. Hülfsmittel in sich finden.c Berlin d. 5. Juli 1811. nom.H. Gen.v.Scharnhst.

d

Darunter ein Mundierungsvermerk Greulichs vom selben Tage. Auf der Rückseite (auf dem Kopf) von Clausewitz’ Hand der Beginn eines anderen Schreibens: „An die 3te Divis. Ich übersende der hochl. 3t D. d. K. A. K. D. hierbei einen Bericht des Ob. Harroy über den in Cosel durch das Eis verursachten Schaden an den Treibb[r]ucken [?]“.

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Datum und Adresse von Schreiberhand, darunter ein Abgangsvermerk. Oben rechts vermerkt: „July 1811 N. 50.“ Folgt gestrichen: „Sache durch“. Das Folgende von Schreiberhand, darunter ein Mundierungsvermerk Greulichs vom selben Tage.

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I. Stabschef und Geheimdiplomat (März 1811–März 1812)

113. Scharnhorst an Spillecke

Berlin, 5. Juli 1811

Biblioteka Jagiellońska, Krakau, Ms. Berol. Autographen-Sammlung (1/2 S.): Schreiberhand, eigenhändig unterschrieben.a Absetzung zweier Lektionen wegen Urlaub.

Euer Hochehrwürden mir in Dero gefälligem Schreiben vom 4t d. geaeußerten Wunsche gemäß genehmige ich es sehr gern, daß die von Ihnen noch zu erteilenden beiden Lektionen behufs Ihres vorhabenden Urlaubs ausgesetzt werden können. Berlin den 5t Juli 1811. v. Scharnhorstb An den Herrn Prediger Spilleke Hochehrwürden. 114. Denkschrift

[Berlin?], 6. Juli 1811

Nach dem Auszug bei Scherbening II, S. 123f. Betrachtungen zum Etat der Feldpionierkompanien.

[...]1 Bei Vergleichung des alten Etats mit dem neuen ergiebt sich, daß bei dem letzteren im Verhältniß weniger Sappeure und mehr Pontoniere vorgeschlagen sind. Die Gründe dazu sind, 1) daß bei der Armee nach der jetzigen Art der Dressur im Frieden sich unter der Infanterie und Artillerie eher Leute finden werden, welche die Sappeure in den Erdarbeiten unterstützen können, als es Leute geben wird, die mit dem Brückenschlagen und Ueber-

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b

1

Vormals in der Preußischen Staatsbibliothek, mit dem Stempel eines Vorbesitzers: „Köpke“. Unterschrift mit Respektstrich. Zu Beginn führt Scharnhorst aus, daß zur notdürftigsten Besetzung der acht Festungen 492 Pioniere gehörten, dazu sollte jeder Brigade eine Pionierkompanie à 81 Mann zugeteilt werden, insgesamt brauchte man also 978 Mann. Vorhanden waren aber nur 369, es fehlten also im Kriegsfalle noch 609. Er schlug also vor, jeder der drei Feldkompanien 203 Mann zur Ausbildung zuzuweisen und noch 123 Mann zur Komplettierung der vier Festungskompanien einzuziehen. Das Folgende betrifft den Vorschlag, den Etat einer Feldpionierkompanie von 3 Offizieren 130 Mann auf 2 Offiziere 81 Mann herabzusetzen.

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schiffen oder dem eigentlichen Pontonierdienst Bescheid wissen und die Pioniere darin zu unterstützen im Stande sein werden; 2) daß wohlgeübte Pontoniere eher in den Festungen als bei der Armee im Felde entbehrt werden können, und endlich 3) daß die eigentliche Pontonier-Section bei einer Armee-Brigade auch nicht zu schwach sein müsse, um wenigstens noch die Hälfte derselben erforderlichen Falls zu besonderen Zwecken detaschiren zu können. Die vorgeschlagene Eintheilung der Feld-Pionier-Kompagnien in 6 gleich starke Abtheilungen hat übrigens den Vortheil, daß man selbige zum Behuf von Detaschirungen, dem jeweiligen Zwecke angemessen, leicht in die Hälfte, ein Drittel oder Viertel Kompagnie theilen und detaschiren kann. Uebrigens würden die im Mobilmachungs-Plane für jede Feld-PionierKompagnie bestimmten Fahrzeuge als nothwendig beizubehalten sein.2 115. Immediatbericht

Berlin, 6. Juli 1811

Nach einer maschinenschriftlichen Abschrift im Nachlaß Gerhard Oestreichs.a Gutachten zum Abschiedsgesuch des Hauptmanns Steinaecker.

Berlin, 6. Juli 1811. Der Hauptmann Steinäcker1 vom Generalstabe bittet Ew. K. M. in beiliegendem Schreiben alleruntertänigst, ihm wegen seiner geschwächten Gesundheit den Abschied huldreichst zu bewilligen. Ich verfehle nicht, Euer K. M. die ärztlichen Zeugnisse wegen seines Gesundheitszustandes alleruntertänigst zu überreichen. Der Hauptmann Steinäcker befindet sich, wohl hauptsächlich durch seine Kränklichkeit verursacht, in sehr üblen Vermögensumständen, so daß er schon bisher einen Teil seines Gehaltes seinen Schuldnern hat überlassen müssen. Er hat mich daher gebeten, mich bei Ew. K. M. für ihn 2

Vgl. dazu die Kabinettsorder vom 12. Juli 1811 an Scharnhorst und Hake zur Reorganisation des Pionierkorps, die Bestimmungen zur Formation der Festungspionierkompanien im Kriegsfall und zum verminderten Etat einer Feldpionierkompanie a. a. O., S. 174ff.

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Die Vorlage („Konzept von Clausewitz“) im Heeresarchiv, Rep. 15 A Kap. 48 Nr. 19, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Der Vermerk „von Gneisenau abgezeichnet“ ist offensichtlich unrichtig, da dieser nicht in Scharnhorsts Kanzlei tätig war. Es dürfte sich ein mit „Gr.“ signierter Bearbeitungsvermerk Greulichs auf dem Konzept befunden haben. Christian Wilhelm Heinrich von Steinaecker vom Regiment Pirch (No. 22) war 1804 zum Generalstab gekommen. Er wurde am 10. Juli als Major dimittiert und 1812 zur Gendarmerie versetzt. Nachdem er ab 1813 in verschiedenen preußischen und mecklenburg-schwerinschen Stabspositionen gedient hatte, wurde er 1821 zum Obersten des 7. Infanterieregiments ernannt, starb aber schon 1822.

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I. Stabschef und Geheimdiplomat (März 1811–März 1812)

dahin untertänigst zu verwenden, daß er mit einer Zivil-Versorgung begnadigt werde und bis zum Eintritt derselben sein jetziges Gehalt als Wartegeld behalte. Übrigens schmeichelt er sich, daß Ew. K. M. die Gnade haben werde, ihm den Charakter als Major zu bewilligen in Rücksicht auf seine 20jähr. Dienstzeit, und daß er bereits seit 11/2 Jahr wirklicher Kapitän ist. Wenn ich diese Wünsche des Hauptm. Steinäcker Euer Königl. Majestät Gnade anheimstellen muß, so halte ich es für meine Pflicht zu bemerken, daß ich den Hauptmann Steinäcker in einem gewissen Zeitpunkt mit Eifer für Euer K. M. Dienst und das Beste des Vaterlandes erfüllt gesehen habe; und wenn von der andern Seite ich es mir selbst schuldig bin zu erklären, daß ich später Ursache gehabt habe, mit seinem Benehmen gegen mich unzufrieden zu sein, so hoffe ich doch, daß Euer Königl. Majestät dies letztere hierbei unberücksichtigt lassen und die Wünsche des Hptm. Steinäcker mit der Huld und Gnade aufnehmen werden, welcher Allerhöchstdieselben ihn sonst würdig gehalten haben würden. 116. Scharnhorst an Steinaecker

[Berlin, 6. Juli 18111]

Nach einer maschinenschriftlichen Abschrift im Nachlaß Gerhard Oestreichs.a Übersendung seines Gutachtens.

An den p. Steinäcker. Ew. übersende ich eine Abschrift meiner Eingabe an S. M. den König, damit Sie gefälligst daraus entnehmen, daß ich es weder vergesse, was ich mir schuldig bin, noch was Unparteilichkeit und Redlichkeit von mir im strengsten Verstande fordern können. 117. Scharnhorst an Johann Karl Ludwig Braun

Berlin, 7. Juli 1811

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 42 fol. 33r (1/2 S.): Konzept, Clausewitz’ Hand. Vorschlag der Ernennung Tiedeckes zum Kommandeur der Gewehrhandwerkskompanie.

An den Maj. Braun.a Wenn die Formation der Gew. Handwerkscomp. zu Stande komt, so glaube ich wird man gut thun, sie dem Leutn. Tiedeke zu geben, der mir una

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Die Vorlage („Konzept von Clausewitz“) im Heeresarchiv, Rep. 15 A Kap. 48 Nr. 19, hing offenbar mit der zum vorangehenden Dokument zusammen. Vgl. dort Anm. a. Vgl. Anm. a. Verändert aus „v.Braun.“ Oben rechts von Schreiberhand: „No. 106 July 1811 No. 106“.

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streitig der brauchbarste zu seyn scheint von allen Art. Offiz., die dabei in Vorshlag kommen könnten. Ich ersuche Ew., mir Ihre Meinung darüber gefälligst mitzutheilen und, wenn Sie mit mir einverstanden sind, zugleich auf die Ernennung desb Leutn. Tiedeke1 zum Chef anzutragen.2 N.d.G.v.Scharnhorst. Cl. Berlin d. 7. Juli 1811.c 118. Scharnhorst an Prinz August

Berlin, 7. Juli 1811

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 42 fol. 34r (1/2 S.): Konzept, Clausewitz’ Hand. Druck: Klippel III, S. 435; Schöning III, S. XLII. Vorschlag der Ernennung Tiedeckes zum Kommandeur der Gewehrhandwerkskompanie.

An den P. Augusta Da der Leutnant Tiedeke bei so vielen Gelegenheiten durch seine Kenntnisse u. seinen Eifer nützlich gewesen, auch als einer der vorzüglichsten u. brauchbarsten Artill. Offiziereb zu betrachten ist, worüber E. K. H. mit mir gewiß einverstanden seyn werden, so darf ich wohl so frei seyn, ihn Höchstdenselben zu irgendeiner geneigten Berüksichtigung, sey es im Avancement oder auf sonst eine Art, dringend zu empfehlen. Ueberzeugt, daß Ew. K. H. auch aus eigener Veranlassung für ihn gesorgt haben würd[e]n, geschieht es mehr, um Höchstdenselben die Sache in Erinnerung zu bringen. N.d.G.v.Scharnhorst. Cl. Berlin d. 7. Juli 1811.c b c 1

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Folgt gestrichen: „Capit“. Darunter ein mit „G.“ signierter Mundierungsvermerk. Der Braunschweiger Julius Heinrich Tiedecke (1767–1828) war 1786 nach abgebrochener Kaufmannslehre in die preußische Artillerie eingetreten. Er nutzte eine Erbschaft zur Weiterbildung und wurde, nachdem er am Rheinfeldzug 1793/94 teilgenommen hatte, 1797 zum Feuerwerksleutnant im 1. Artillerieregiment ernannt und seit 1798 im 1. Departement des Oberkriegskollegiums verwendet. 1806 geriet er durch die Kapitulation von Magdeburg in Gefangenschaft, seit 1809 gehörte er der Artillerieprüfungskommission und verschiedenen anderen Kommissionen an. 1813/14 fungierte Tiedecke als Chef der Gewehrhandwerkskompanie, 1816 wurde er zum Major befördert. Braun antwortete zustimmend (Neiße, 23. Juli 1811, präsentiert am 28. Juli, ebda., fol. 51r) und schrieb, Tiedecke müsse für die Stelle aber wenigstens Kapitänscharakter haben. Scharnhorst notierte dazu eigenhändig: „Allerdings, u. die St. C. Gage u. 20 Thal[e]r Zulage.“ Rechts daneben von Schreiberhand: „No. 107 July 1811“. Verändert aus „einer der vorzüglichsten Offiziere“. Darunter ein mit „G.“ signierter Mundierungsvermerk, am linken Rand ein Abgangsvermerk.

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I. Stabschef und Geheimdiplomat (März 1811–März 1812)

119. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements Berlin, 7. Juli 1811 GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 47 fol. 65r (1/2 S.): Konzept, Clausewitz’ Hand.a Druck: Hahlweg I, S. 143f. Erprobung von Degenklingen.

Der hochlb. Divis. weiß ich auf das gef. Shr. v. 25t v. M.1 in der That nichts Befriedigendes zu erwidern. Theils ist es wirklich shwer, eine eine befriedigende, nicht willkührliche Probe einer Degenklinge anzugeben, theils hatte ich auch selbst nie weiter darüber nachgedacht. Ich gl[a]ubte mich zu erinnern, vor vielen Jahrn in der Kriegsbibliothek, die bei Korn2 zu Breslau herauskam, etwas üb[e]r diesen Gegenst[a]nd gelesen zu haben, es hat sich aber jetzt, da ich habe nachsehn laßen, nichts als eine im 8tn Versuch stehnde Abh. über das Seitengew. d. Kav.3 gefund[e]n werd[e]n. Gewiß ist es wohl, daß eine Rücken Klinge4 eben so gut gearbeitet u. ebenso daurhaft seyn kann wie ein[e] 2shneidige, daß wenn ein Unt[e]rshied bei uns statt gefund[e]n hat, diese[r] in der shlecht[e]n Arbeit und der nachlässigenb Revision bei d[e]r Ueb[e]rnahme gelegen hab[e]n muß. Um so shlechte Klingen zu vermeiden, wie die sind, die bei den gewöhnlich[e]n Griffen gesprungen, sheinen ja selbst die Spandauer Versuche hinreichend zu seyn, wenn sie gewissenhaft angestellt werden. N.d.G.v.Sch. Cl. Berlin d. 7. Juli 1811.c

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Auf dem beantworteten, von Schöler, Schmidt und Leithold unterschriebenen Schreiben der 3. Division an Scharnhorst (Berlin, 25. Juni 1811, Präsentationsvermerk vom 2. Juli, fol. 65r–66r); Auszug: Hahlweg I, S. 143f. Verändert aus „fehlerhaften“. Daneben ein Mundierungsvermerk Greulichs vom selben Tage. Das in Anm. a erwähnte Schreiben betraf Qualitätsmängel neu ausgegebener Kürassierdegen, deretwegen viele Soldaten ihre alten, offiziell abgeschafften (zweischneidigen) Degen weiter führten. Man suchte nun ein Probeverfahren, um die hinreichende Elastizität, Stärke und Brauchbarkeit neuer Klingen zu gewährleisten. Die Division hatte sich deswegen die Probeverfahren der Eisen- und Stahlfabrik in Silberhammer (bei Danzig) und der Gewehrfabrik in Spandau mitteilen lassen. Die Verlagsbuchhandlung war 1732 von Johann Jacob Korn gegründet worden und firmierte seit 1762 unter dem Namen seines Sohnes Wilhelm Gottlieb. Verlegt wurden hier u. a. die „Schlesische privilegirte Zeitung“ und, ab 1755, die Zeitschrift „KriegesBibliothek oder gesammelte Beyträge zur Krieges-Wissenschaft“. Vgl. Bemerkungen über das Seitengewehr der Reuterey, in: Krieges-Bibliothek, 8. Versuch (1770), S. 90–100. Mit nur einer Schneide.

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Nr. 120

120. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements Berlin, 7. Juli 1811 GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 47 fol. 70r (1/2 S.): Konzept, Clausewitz’ Hand. Gerhards Entwurf einer Instruktion zur Fabrikation von Gewehrläufen. a

An die 3te Divis. Der hochl. 3t Div. des K. A. K. D. üb[e]rs[e]nde ich in der Anlageb unter Zurükerbittung ein Schreib[e]n des G. St. R. G[e]rhard, worin er auf die Nothwendigkeit einer genauen Instruktion wegen Beshaffenheit der zu lief[e]rnd[e]n Gewehrläufe aufmerksam macht u. zugleich eine solche Instruktion vorschlagsweise einsandte. Ich ersuche die hochl. Divis, diese Instr. zu prüfen, sie mit der für die hiesige Gewehrfabrique bestehenden zu vergleichen, mit der Gewehr-Commision zu Potsdam über die Sache zu conferiren, das Nöthige hiezu zu [ver]fügen oder anders zu bestimen u. mich demnächst von dem Resultat zu benachrichtigen. N.d.G.v.Scharnhost. Cl. Berlin d. 7. Juli 1811.c

121. Immediatbericht

Berlin, 8. Juli 1811

Nach einer maschinenschriftlichen, handschriftlich korrigierten Abschrift im Nachlaß Gerhard Oestreichs.a Empfehlung zweier Offizierslehrer zur Beförderung.

Berlin, 8. Juli 1811. Euer Königl. Majestät bitte ich untertänigst, den als Lehrer an der hiesigen Kriegs-Schule angestellten Premierleutnant v. Knackfuß und den bei der Krieges-Schule zu Königsberg und bei den dortigen General-Stabs-Arbeiten angestellten Seconde-Leutnant von Arnauld, welcher bisher im Kolbergschen Infanterie-Regiment stand, zum Avancement Allerhöchst Ihrer Gnade empfehlen zu dürfen und es gnädigst zu genehmigen, daß ich letzteren hierher

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Oben rechts von Schreiberhand: „Zu No. 60 July 11“. Dazu am Rande ein schräger Strich. Darunter ein Mundierungsvermerk Greulichs vom selben Tage, links daneben ein Abgangsvermerk vom 10. Juli. Die Vorlage („Konzept von Rauch, Mundierungsvermerk von Gneisenau, korrigiert von Scharnhorst“) im Heeresarchiv, Rep. 15 A Kap. 48 Nr. 19, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Zum wohl von Greulich herrührenden Mundierungsvermerk vgl. Nr. 115, Anm. a.

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kommen lassen und ihn zur Dienstleistung beim General-Stabe anstellen darf.1 Der Prem.Leut. v. Knackfuß dient nicht nur eine geraume Zeit, sondern hat sich überdem sowohl durch die Euer Königl. Majestät Höchstselbst bekannte vorzügliche Bearbeitung der Aufnahme von den Schlachtfeldern bei Preuß. Eylau und Heilsberg, als auch bei der Unterrichts-Erteilung in der hiesigen Kriegs-Schule und bei andern ihm erteilten Aufträgen viele Geschicklichkeit bewiesen. Der Seconde-Leutnant v. Arnauld, welcher früherhin im aufgelösten Infanterie-Regiment v. Kalckreuth2 stand, hat sich nicht nur in einem Gefechte bei Travemünde ausgezeichnet, sondern sich nach der unglücklichen Auflösung des von Blücherschen Korps im Jahr 1806 sogleich wieder in Preußen bei der Armee eingefunden, wo er bei dem 3. Bataillon des Regts. Kalckreuth gedienet, nachmals aber in das Kolbergsche Infanterie-Regiment einrangiert wurde. Durch die Unbekanntschaft des Obersten v. Gneisenau mit den Verhältnissen und der Anciennität dieses sehr brauchbaren Offiziers wurde derselbe bei der von demselben entworfenen Rangliste der Offiziere des neu formierten Kolbergschen Infanterie-Regiments auf eine für ihn nachteilige Art placiert, worüber derselbe damals auch sogleich gegründete Beschwerde führte, und ihm das Versprechen einer gelegentlichen besseren Placierung erteilt wurde. Es ist jedoch bis jetzt dabei verblieben, obschon der Leutnant v. Arnauld, welcher sich späterhin durch die vorzügliche Bearbeitung der Aufnahmen von Königsberg, Braunsberg und Spanden, im gleichen als Lehrer bei der Kriegs-Schule in Königsberg ausgezeichnet, und aus wahrer Anhänglichkeit für Euer Königl. Majestät Dienst ihm gemachte vorteilhafte Anträge, um in polnische Dienste überzugehen (woselbst er Verwandte hat), sämtlich abgelehnt hat, eine besondere Berücksichtigung verdienen und den etatsmäßigen Gehalt als Premierleutnant bekommen dürfte.3 122. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements Berlin, 9. Juli 1811 GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 253 fol. 73r (1/4 S.): Konzept, Clausewitz’ Hand.a Qualität des schlesischen Pulvers.

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Diesem Wunsch wurde am 15. Juli entsprochen. Scharnhorst hatte Arnauld schon 1809 zur Beförderung in Erwägung gezogen, vgl. Nr. 262 im fünften Band. No. 4. Scharnhorsts Bericht wurde durch ein Schreiben Hakes vom 20. Juli 1811 beantwortet. Auf dem beantworteten, von Schöler und Schmidt unterschriebenen Schreiben der 3. Division an Scharnhorst (Berlin, 4. Juli 1811).

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An die 3t. D. Der hochl. D. danke ich unter Rükgabe der Einlag[e]n1 ergebenst für deren gefällig Mittheilung. In Rüksicht der geringen Güteb, welche das shles. Pulv[e]r haben soll, muß ich doch bemerken, daß was in dem Bericht des M. Braun darüber bemerkt ist, mich nicht entscheidend zu seyn scheint. Es käme darauf an, das shles. Pulver mit unsern hiesigen guten Pulver in einem kalten oder andern feuchten Ort 20 Tage beisammenc liegen zu lass[e]n u. es dann mit unserm gewöhnlichen, als brauchbar erkannten Pulver in ein[e]r Probe zu versuchen.d Hielte es die Stärke des letztern, so ist kein Grund, es für shlechter zu halten. Berlin d. 9n July 1811 N.d.G.v.S. Cl.e 123. Scharnhorst an Yorck

Berlin, 9. Juli 1811

Nach einer Abschrift im Nachlaß Gerhard Oestreichs.a Französische Truppenbewegungen. Bevorstehende Dienstreise.

Berlin, den 9. Juli 1811. Ew. Hochwohlgeb. vorgenommene Veränderung der Dislokation u. Aufstellungen der Krümper finde ich ganz den Umständen angemessen. Ich danke Ihnen ganz ergebenst für diese Mitteilungen u. würde, wenn ich einiges Bedenken gehabt hätte, es sogleich Denenselben in einem freundschaftlichen Schreiben per Estafette angezeigt haben. Jetzt sind 3 Regimenter Infanterie, ein badensches, westfälisches u. darmstädtisches, auf dem Marsch nach Stettin u. werden, so heißt es, von da nach Danzig gehen, sie machen etwa 4500 Mann aus. Die Nachrichten von der polnischen Miliz, Besetzung von Bromberg usw. habe ich gleich gehörigen Orts angezeigt. Wir erwarten dieser Tage den Fürsten Hatzfeld1 von Paris zurück. Ich werde das Vergnügen haben, Euer Hochwohlgeboren bei meiner baldigen Bereisung b c d e 1

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Verändert aus „Bonnität“. Nachträglich hinzugefügt. Folgt gestrichen: „Leistet es den“. Darunter ein Mundierungsvermerk Georges und ein Abgangsvermerk vom 10. Juli. Es ging um einen Bericht Brauns über den Zustand der Pulvermühlen in Schlesien und einen des Pulverfabrikassistenten Fitzau über die Salpetersiederei in Glatz. Die Vorlage („Eigenhändiges Original“) im Heeresarchiv, Rep. 15 A Kap. 51 Nr. 220, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Franz Ludwig, Fürst von Hatzfeldt-Werther-Schönstein zu Trachenberg (1756–1827), ehemals kurmainzischer Geheimrat und General, war 1795 in preußische Dienste getreten und wurde 1802 zum Generalleutnant befördert. Von seinem Schwiegervater, dem Minister und General Schulenburg-Kehnert, zum Zivilgouverneur Berlins ernannt, erregte er 1806 durch seine Willfährigkeit gegenüber der französischen Be-

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der Festungen aufzuwarten.2 Se. Majestät der König haben noch nicht bestimmt, ob Sie die pommerschen u. preußischen Truppen diesen Sommer sehen u. die Revuen passieren lassen werden. v. Scharnhorst. 124. Scharnhorst an Yorck

Berlin, 9. Juli 1811

Nach einer maschinenschriftlichen Abschrift im Nachlaß Gerhard Oestreichs.a Weitere Abschrift, handschriftlich, ebda. Lage an der russischen Westgrenze.

Berlin, 9. Juli 1811. Ew. Hochwohlgeb. geehrtes Schreiben vom 6. dieses1 ist richtig eingegangen, und davon die weitere Anzeige befördert. Nach Nachrichten, welche man hier aus Warschau hat, haben die russ. Truppen sich nicht der polnischen Grenze in den letzten Wochen genähert. Diese Nachrichten sind freilich nicht sicher. Scharnhorst. 125. Scharnhorst an Friedrich Wilhelm III.

Berlin, 10. Juli 1811

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 163 fol. 35r (1/2 S.): Konzept, Clausewitz’ Hand. Druck: Hahlweg I, S. 120. Übersendung des 5. Abschnitts des Kavalleriereglements. Stand der Arbeiten an den neuen Reglementen.

An den König E. K. M. verfehle ich nicht, hierbei den 5tn Abschnitt des Kav. Exer. Reglmts. unterthänigst zu überreichen, welcher die Aufstellung und [?] eines u. mehrerer Regimenter enthält.

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satzung Mißfallen. Hatzfeldt wurde aber weiter zu diplomatischen Missionen nach Paris verwendet, so Ende März 1811 und im Januar 1813. Zuletzt fungierte er als Gesandter im Haag und in Wien. Vgl. auch dazu das bei Droysen I, S. 207f., exzerpierte Antwortschreiben Yorcks vom 13. Juli. Die Vorlage („Eigenhändiges Original“) im Heeresarchiv, Rep. 15 A Kap. 51 Nr. 220, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Früher am selben Ort archiviert.

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Es ist jetzt noch zurük dera Abschnitt des Inf. Reglemts., welcher vom zerstreueten Gefecht u. Gebrauch des 3tn Gliedes handelt, eben dieser Abschnitt von der Kavallrie und die Aufstellung der Brigade, welche einen Abschnitt beider Reglem[e]nts bilden wird.b Diese drei Arbeiten werde ich nächstens Ew. K. M. unterthänigst vorzulegen nicht verfehlen. N.d.G.v.Scharnhorst. Cl. Berlin d. 10. Juli 1811.c 126. Scharnhorst an Friedrich Wilhelm III.

Berlin, 11. Juli 1811

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 42 fol. 36r (1 S.): Konzept, Clausewitz’ Hand. Entbindung Roeders von der provisorischen Leitung der Salpeterfabrik in Glatz.

An den König.a Als der Oberste von Goetzen den activen Dienst verließ und dem Oberstleutn. von Roeder ein Theil seiner ehem. Geschäfte übertragen wurde, gehörte dahin auch die obere Leitung der Neisser Gewehr- und der Glatzishen SalpeterFabrik.1 So wie nach u. nach die Verhältnisse in Schlesien zu den gewöhnlichen übergegangen sind, sind auch diese Anstaltenb mit der eigentlichen Behörde, der 3t. Div. d. A. K. D. in unmittelbare Verbindung getreten, und wo diese Behörde mit allen Verhältnissen dieser beiden Anstalten genau bekannt ist, wird die obere Leitung des Obl. v.Röder überflüßig u. würde, wenn man sie ferner bestehen ließe, nur einen weitläuftigern Geschäftsgang erzeugen. Ich sehe mich deshalb veranlaßt, bei E. K. M. unterthänigst darauf anzutragen, daß Allerhd. geruhen möchten, denc Obl. v.Roeder von der obern Leitung der beiden genannten Fabriken zu entbinden.2 N.d.G.v.Scharnh. Cl. Berlin d. 11. Juli 1811.d a b c

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2

Folgt gestrichen: „4te“. Folgt gestrichen: „An dem 1ten u. 3ten“. Darunter ein Mundierungsvermerk Greulichs vom selben Tage. Oben rechts von Schreiberhand der Vermerk „Zu No. 77 July 11“, ein Verweis auf ein von Schöler und Schmidt unterschriebenes Schreiben der 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements an Scharnhorst (Berlin, 6. Juli 1811, ebda., fol. 35r). Dieses ist mit einem Präsentationsvermerk vom 8. Juli und dem Vermerk „Cl.“ versehen. Folgt gestrichen: „unter die gewöhnlich“. Verändert aus „anzutragen, daß der“. Darunter ein mit „G.“ signierter Mundierungsvermerk vom selben Tage, links davon: „d. 13n z.Post.“ Zu Friedrich Wilhelm Graf von Götzen vgl. Anhang 1 zum fünften Band. In diesem Band wurde auch Friedrich von Roeder vorgestellt. Der König genehmigte diesen Antrag mit der ebda., fol. 46r, archivierten Kabinettsorder an Scharnhorst (Berlin, 23. Juli 1811), auf der ein Mitarbeiter am 26. Juli vermerkte, daß der 3. Division eine Abschrift zuzusenden war.

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I. Stabschef und Geheimdiplomat (März 1811–März 1812)

127. Scharnhorst an Prinz August

Berlin, 13. Juli 1811

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 210 fol. 102r (1/2 S.): Konzept, Schreiberhand. Verabredung eines Gesprächs.

Da ich die Ehre habe, künftigen Montag1 bei Seiner Königlichen Hoheit dem Prinzen Ferdinand2 zum Essen eingeladen zu seyn, so bitte ich Euer Königlichea Hoheit, früher eine Zeit geneigtest zu bestimmen, zu welcher ich Höchstdenenselben meine Aufwartung machen und über den in dem gnädigen Schreiben vom 12n d.M. erwähnten Gegenstand – die Allarmirung der Festungen betreffend3 – meine Meinungen mittheilen kann.b Berlin den 13n Juli 1811.c An den Prinzen August v.Preußen Königliche Hoheit vom H. Gen. v.Scharnhorst.d 128. Immediatbericht

Berlin, 15. Juli 1811

Nach einer maschinenschriftlichen, handschriftlich korrigierten Abschrift im Nachlaß Gerhard Oestreichs.a Druck: Friedlaender, S. 308f. (Auszug). Übersendung eines Berichts über die Allgemeine Kriegsschule. Prüfung als Voraussetzung zum Offizierspatent. Empfehlungen zur Beförderung. Anstellung von Schülern als Adjutanten.

Euer Königlichen Majestät überreiche ich in tiefster Untertänigkeit anliegend den Bericht über den gegenwärtigen Zustand der Kriegesschule zu a b c d 1 2 3

a

Statt „Königlichen“. Dazu am Rande von Schreiberhand: „abgesandt d. 13n Abends“. Das Folgende mit Respektabstand und mit Respektstrich zur Unterschriftszeile. Darunter ein Mundierungsvermerk Greulichs vom selben Tage. Am 15. Juli. Prinz Augusts Vater, der jüngste Bruder Friedrichs II., residierte in Schloß Bellevue. Das Schreiben des Prinzen an Scharnhorst (Berlin, 12. Juli 1811, ebda., fol. 101r) betraf u. a. Scharnhorsts Vorschlag, in den Festungen alle zwei bis drei Monate eine Alarmübung abzuhalten und dabei die Artillerie zur Abwehr eines gewaltsamen Angriffes aufzustellen. Die Vorlage („Konzept v. Greulich, v. Tiedemann Verbesserungen u. gezeichnet“, verändert aus „Eigenhändige Verbesserungen Scharnhorsts“) befand sich im Heeresarchiv, Rep. 13 A Gen.Insp. d. Mil. Erziehungs- u. Bildungswesens Tit. IIa No. 1 a vol. II, und ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Die in der Abschrift zunächst durch rote Typen markierten Veränderungen sind hier kursiv gedruckt.

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I. Stabschef und Geheimdiplomat (März 1811–März 1812)

127. Scharnhorst an Prinz August

Berlin, 13. Juli 1811

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 210 fol. 102r (1/2 S.): Konzept, Schreiberhand. Verabredung eines Gesprächs.

Da ich die Ehre habe, künftigen Montag1 bei Seiner Königlichen Hoheit dem Prinzen Ferdinand2 zum Essen eingeladen zu seyn, so bitte ich Euer Königlichea Hoheit, früher eine Zeit geneigtest zu bestimmen, zu welcher ich Höchstdenenselben meine Aufwartung machen und über den in dem gnädigen Schreiben vom 12n d.M. erwähnten Gegenstand – die Allarmirung der Festungen betreffend3 – meine Meinungen mittheilen kann.b Berlin den 13n Juli 1811.c An den Prinzen August v.Preußen Königliche Hoheit vom H. Gen. v.Scharnhorst.d 128. Immediatbericht

Berlin, 15. Juli 1811

Nach einer maschinenschriftlichen, handschriftlich korrigierten Abschrift im Nachlaß Gerhard Oestreichs.a Druck: Friedlaender, S. 308f. (Auszug). Übersendung eines Berichts über die Allgemeine Kriegsschule. Prüfung als Voraussetzung zum Offizierspatent. Empfehlungen zur Beförderung. Anstellung von Schülern als Adjutanten.

Euer Königlichen Majestät überreiche ich in tiefster Untertänigkeit anliegend den Bericht über den gegenwärtigen Zustand der Kriegesschule zu a b c d 1 2 3

a

Statt „Königlichen“. Dazu am Rande von Schreiberhand: „abgesandt d. 13n Abends“. Das Folgende mit Respektabstand und mit Respektstrich zur Unterschriftszeile. Darunter ein Mundierungsvermerk Greulichs vom selben Tage. Am 15. Juli. Prinz Augusts Vater, der jüngste Bruder Friedrichs II., residierte in Schloß Bellevue. Das Schreiben des Prinzen an Scharnhorst (Berlin, 12. Juli 1811, ebda., fol. 101r) betraf u. a. Scharnhorsts Vorschlag, in den Festungen alle zwei bis drei Monate eine Alarmübung abzuhalten und dabei die Artillerie zur Abwehr eines gewaltsamen Angriffes aufzustellen. Die Vorlage („Konzept v. Greulich, v. Tiedemann Verbesserungen u. gezeichnet“, verändert aus „Eigenhändige Verbesserungen Scharnhorsts“) befand sich im Heeresarchiv, Rep. 13 A Gen.Insp. d. Mil. Erziehungs- u. Bildungswesens Tit. IIa No. 1 a vol. II, und ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Die in der Abschrift zunächst durch rote Typen markierten Veränderungen sind hier kursiv gedruckt.

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Nr. 128

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Berlin. Da die Prüfungen eben erst beendigt sind, so muß ich mir vorbehalten, Allerhöchstdenselben noch später einen Nachtrag über die Fortschritte der jungen Leute, welche sie besucht haben, zu überreichen. Zur Aufmunterung zum Fleiße bitte ich Euer Königlichen Majestät untertänigst um einige Begünstigungen dieses Instituts, nämlich, 1. daß Euer Königlichen Majestät die Gnade hätten, den Regimentern bekannt zu machenb, daß von nun an niemand mehr Offizier werden darf, der nicht in dem vorgeschriebenen Examen völlig bestanden hat. Die Ursachen, warum bis jetzt hierinc nachgesehen wurde, waren, a. daß von den vorhandenen Portepeefähnrichen sich einige im letzten Kriege gut benommen hatten, b. daß sie sich mit dem Mangel an Gelegenheit, etwas zu lernen, entschuldigten. Beide Ursachend finden nicht mehr statt, denn seit dem Kriege sind vier Jahre verflossen und alle, die sich damals auszeichneten, wozu, im Ganzen genommen, so wenig Gelegenheit gewesen ist, sind gewiß schon längst Offiziere. Die Gelegenheit etwas zu lernen ist aber durch Euer Königlichen Majestät Huld und durch die Stiftung der Kriegesschule jedem gegeben worden. Nur gänzlicher Mangel an Talent oder an gutem Willen kann also Veranlassung zur Unwissenheit sein, und beides verdienet keine Nachsicht. 2. daß Euer Königlichen Majestät die Gnade haben, einige der vorzüglichsten Individuen der Kriegesschule im Avancement oder in der Anstellung zu begünstigen. Der Kapitän Schütz von der Garde verdient Euer Königlichen Majestät Gnade gewiß und da er in der Garde steht, so wage ich deshalb seinetwegen keinen Vorschlag. Der Leutnant Graf Gröben vom schlesischen Ulanenregimente ist ein junger Mann, der zu großen Hoffnungen für den Dienst Euer Königlichen Majestät berechtigt, denn er verbindet mit dem wärmsten Eifer für die Wissenschaften viel Kraft und Sittlichkeit des Charakters. Sein gutes Benehmen im letzten Kriege ist Allerhöchstdenselben nicht entgangen; ich unterstehe mich deshalb, Euer Königlichen Majestät untertänigst zu bitten, ihn gelegentlich vorteilhaft zu einem Regiment der hiesigen Garnison zu versetzen, jedoch unter solchen Verhältnissen, daß er dadurch nicht verhindert wird, sich noch ferner den Studien zu widmen. Der Premierleutnant von Treskow der erste verdient schone durch sein gutes Benehmen im letzten Kriege die Auszeichnung, auf welche sein Eifer und seine Ausbildung ihm neue Ansprüche zusichernf. Er ist überdem nicht b

c d e f

Bei Friedlaender: „nemlich, 1) daß Ew. Königliche Majestät die Gnade hätten, den Regimentern bekannt machen zu lassen“. Bei Friedlaender: „darin“. Bei Friedlaender: „Umstände“. Fehlt bei Friedlaender. Bei Friedlaender: „sein Eifer in seiner Ausbildung [...] zusichert.“

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I. Stabschef und Geheimdiplomat (März 1811–März 1812)

mehr jung, dient 18 Jahre und hat eine schwere Blessur, die ihn für den Dienst in der Linie nicht mehr lange wird brauchbar bleiben lassen. Da er nicht angestellt ist, würde seine Ernennung zum Stabskapitain ihn erfreuen und eine Aufmunterung für mehrere sein, ohne andern zu schaden. Euer Königlichen Majestät bitte ich daher untertänigst, den Leutnant v. Treskow von der Armee so zu avanzieren. 3. bitte ich Euer Königlichen Majestät um die Erlaubnis, Allerhöchstdenselben von Zeit zu Zeit einige der vorzüglichsten jungen Leute der Kriegesschule zur Anstellung in der Adjutantur vorschlagen zu dürfen. Gelegenheit wird sich immer dazu finden, da Euer Königlichen Majestät es sich zum Grundsatz gemacht haben, daß aus der Gen.Adj. u. dem Gen. Stabe hin und wieder Offiziere in dieg Truppen zurückversetzt werden, wodurch der doppelte Nutzen entsteht, Leute, die sich nicht für die Adjutantur passen, ehe sie höhere Chargen ersteigen, auf Posten zu bringen, die ihren Kräften angemessener sind, und auf der andern Seite auch junge fähige Stabsoffiziere in die Armee zu bringen, aus welchen gute Kommandeure für die Regimenter zu ziehen sind, die mehr Kenntnisse von dem Gebrauch der verschiedenen Waffen haben, als es leider gegenwärtig gewöhnlich der Fall ist.1 Berlin, 15. Juli 1811h

gez. v. Scharnhorst

129. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements Berlin, 15. Juli 1811 GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 42 fol. 37r (1/4 S.): Konzept, Clausewitz’ Hand.a Finanzierung der Erweiterung der Gewehrfabrik in Neiße.

An die 3te Divis. Der Maj. Braun hat mir die Abschrift einer Darstellung des Zustandes d. Neisser Gewehrfabrik übersandt, welche er an die hochl. 3te Divis. eingereicht hat.1 g

h 1

a

1

Bei Friedlaender: „aus der Adjutantur und dem Generalstabe wieder Offiziere zu den“. Das Datum aufgrund von Friedlaenders Auszug hierhin versetzt. Vgl. die Kabinettsorder an Scharnhorst (Berlin, 17. Juli 1811, Druck: Friedlaender, S. 310). Die zwei Beförderungen wurden gewährt, Gröben dabei der Garde du Corps aggregiert. Auf dem in Anm. 1 erwähnten Schreiben, ebenso wie die Konzepte zu den zwei folgenden Schreiben. Mit seinem Schreiben an Scharnhorst (Neiße, 4. Juli 1811) hatte Braun ein „Pro Memoria Ueber den gegenwärtigen Zustand der Gewehr Fabrik in Neisse“ (fol. 38r–41v) und den tabellarischen „Rapport von der gegenwärtigen Anzahl Arbeiter und den angefertigten Gewehrtheilen“ für die letzten zwei Monate (fol. 42r, 43r) übersandt.

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Nr. 130

Da erb darin der Erweiterung des Betriebs gedenkt, welcher in der Fabrik statt hab[e]n wird, so giebt mir das Veranlassung, die hochl. Division aufmerksam zu machen, daß sich natürlich deshalb seine Fonds vergrößern müssen u. daß es wesentlich ist, es ihm nicht an Gelde fehlen zu lassen.2 N.d.G.v.Sch. Cl. B. d. 15. Juli 1811.c 130. Scharnhorst an Johann Karl Ludwig Braun

Berlin, 15. Juli 1811

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 42 fol. 37r (1/4 S.): Konzept, Clausewitz’ Hand.a Dank und Lob für Brauns Bericht über die Gewehrfabrik in Neiße.

An den M. Braun. Ew. danke ich für die gefällige Mittheilung der an die 3te Divis. eingereichten Uebersicht von dem Zustande Ihrer Fabrik. Ich hoffe, daß die v. E. getroffenen energishen Maaßregeln, die ich sehr lobe, den besten Erfolg haben u. die innern Hindernisse ganz aus dem Wege räumen werden. Der 3t Divis.b habe ich geschrieben, daß sie es Ihnen nicht an Geld fehlen lassen sollte, wobei keine Schwierigkeiten zu befürchten sind; wegen des shlechten Eisens habe ich dem G. St. R. Gerhardtc Ihre Klage u. meine Meinung mitgetheilt. N.d.G.v.Sch. Cl. Berlin. d. 15. Juli 1811.d

b c

2

a b c d

Folgt gestrichen: „am Schlusse“. Rechts daneben ein Mundierungsvermerk Greulichs vom selben Tage. Am linken Rand ein Abgangsvermerk vom 15. Juli. Die 3. Division antwortete in einem a. a. O., fol. 47r, archivierten, von Schöler, Liebenroth und Stieler unterschriebenen Schreiben (Berlin, 22. Juli 1811), sie habe den Etat der Fabrik von 2354 auf 4000 Taler monatlich erhöht, was die Fabrikation von 450 Gewehren im Monat ermöglichte. Scharnhorst vermerkte darauf eigenhändig: „Den G. St. R. von Gerhard zu comuniciren“, darunter befindet sich ein Mundierungs- und Abgangsvermerk vom 26. Juli. Vgl. Anm. a und 1 zum vorangehenden Schreiben. Diese drei Worte gestrichen und durch punktierte Unterstreichung wiederhergestellt. Folgt gestrichen: „meine“. Darunter ein Mundierungsvermerk Greulichs und ein Abgangsvermerk vom selben Tage.

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I. Stabschef und Geheimdiplomat (März 1811–März 1812)

131. Scharnhorst an Gerhard

Berlin, 15. Juli 1811

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 42 fol. 37r (1/4 S.): Konzept, Clausewitz’ Hand.a Prüfung des der Neißer Gewehrfabrik gelieferten Eisens.

An den G. St. R. Gerhardt. Ew. übersende ich einliegend eine Stelle aus einem Bericht des M. Braun wegen der Neißer Gewehrfabrik.1 Ew. sind gewiß mit mir einverstanden, daß nochb eine Unvollkomenheit in der Einrichtung unsers Hüttenwesens ist, wenn, wie ich nach dem Shreib[e]n des M. Braun schließen muß, das angefertigte Eisen nicht von einer Behörde untersucht u. mit ihrem Stempel versehen werde, so daß der Käufer auf Treue u. Glauben kaufen kann. Ich habe dieß in den westphälischen Hüttenwerken so gesehen und weiß in der That nicht, wie die Schwierigkeiten, welche dem Major Braun begegnen, auszuweisen seyn würde, ohne eine solche Behörde, die verantwortlich bleibt. Wie sehr dieß den Absatz unter Privatleuthen erleichtert u. selbst dienen muß, den Preis des Fabricats zu erhöhen, werden Ew. leicht ermessen. Ew. werden mich sehr verbinden, wenn Sie mir Ihre Ansicht gefälligst mittheilen u. dadurch die meinige, wo sie irrig ist, berichtigen. N.d.G.v.Sch. Cl. B. d. 15. Juli 1811.c 132. Scharnhorst an Kamptz

Berlin, 15. Juli 1811

Nach einer maschinenschriftlichen Abschrift im Nachlaß Gerhard Oestreichs.a Gebäudebedarf der Kolberger Kommandantur.

Berlin, 15. Juli 1811. Euer Hochwohlgeboren1 habe ich die Ehre, auf das gefällige Schreiben vom 5. Juli zu erwidern, daß ich, nachdem bereits bei dem Herrn Staatskanzler a b c

1

a

1

Vgl. Anm. a zu Nr. 129. Verändert aus „es“. Rechts daneben ein Mundierungsvermerk Greulichs, links unten von Schreiberhand: „abgegeben 18. Juli 11“. In dem in Anm. 1 zu Nr. 129 erwähnten Bericht ist auf fol. 38r folgender Absatz angestrichen: „Vielen Ausschuß hat die Fabrik schon durch schlechtes Eisen erhalten. Dies kömmt daher, daß bey den gesunkenen Eisenpreisen die Fabrikanten sich durch schlechte Bearbeitung zu helfen suchen, und meines Wissens keine Polizei Behörde ist, welche auf diese Hintergehung des Publicums strenge genug wacht und sie gehörig bestraft.“ Die Vorlage („Eigenhändige Unterschrift“) im Heeresarchiv, Rep. 12 D Kommandantur Kolberg 1561, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Oberstleuntnant August Ernst von Kamptz, der zweite Kommandant von Kolberg, wurde im fünften Band vorgestellt.

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Nr. 133

darauf angetragen worden, die Domprobstei Kuria dem Militär zu seinen Bedürfnissen zu überlassen, jetzt nicht wohl den neuen Antrag wegen des Nonnenklosters machen kann. Überhaupt setze ich keinen so großen Wert darin, ungewölbte Verwahrungsörter für das Militär zu aquiriren, da es an diesen im Fall der Not nicht fehlen kann. v. Scharnhorst. 133. Scharnhorst an Yorck

Berlin, 16. Juli 1811

Nach einer Abschrift im Nachlaß Gerhard Oestreichs.a Druck: Droysen, I, S. 208 (Zitate). Französische Truppenbewegungen.

Berlin, den 16. Juli 1811. Diesen Morgen hat der General v. Blücher1 eine Estafette an den König geschickt, er schreibt mir bei der Gelegenheit, daß er wegen der starken Garnison in Stettin Besorgnisse habe. Ich habe, da der König in Potsdam ist, den Bericht noch nicht gesehen. Der Staatskanzler glaubt, wir sei[e]n jetzt mit Frankreich besser daran wie jemals, indessen erfordert die Vorsicht, daß wir zu unser Sicherheit alles tun, was nur möglich ist. Dies ist unser Gesichtspunkt. Ich habe hiervon Ew. Hochwohlgeboren freundschaftlich benachrichtigen wollen u. davon, daß die Truppenmärsche gegen die Elbe sich vermindern, es scheint aus Frankreich alles nach Spanien zu gehen. Scharnhorst Eben erhalte ich ein Privatschreiben, aus dem hervorzugehen scheint, daß sächsische Truppen nach Polen marschieren.b S. 134. Immediatbericht

Berlin, 17. Juli 1811

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 47 fol. 71r–v (2 S.): Konzept, Schreiberhand, mit Abänderungen von Clausewitz’ Hand, eigenhändig unterschrieben.a Ergebnisse der Beratungen der Kommission über die Oppermannsche Jägerbüchse. a

b

1

a

Die Vorlage („Eigenhändiges Original“) im Heeresarchiv, Rep. 15 A Kap. 51 Nr. 220, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Dieser Satz von Droysen folgenermaßen zitiert: „Aus Dresden erfährt man, daß die sächsischen Truppen Marschorder gen Polen erhalten haben.“ Zu General der Kavallerie Gebhard Leberecht von Blücher vgl. Anhang 1 zum vierten Band. Wie die saubere Schönschrift und die Zierschnörkel bei der ersten Zeile zeigen, handelte es sich ursprünglich um eine Reinschrift.

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I. Stabschef und Geheimdiplomat (März 1811–März 1812)

Conceptb An Seine Majestät Berlin d. 17. July 1811.c Auf das von Euer Königlichen Majestät an mich allergnädigst erlassene Kabinets Schreiben vom 20n v.M. wegen Einführung der an der Oppermannschen Büchse zwekmäßig gefundenen Veränderungen habe ich eine Kommission bei mir versammelt, welche aus dem Oberstlieutenant von Rauch, dem durch den Major v.Jagow1 gewählten Hauptmann von Witzleben vom Garde-Jäger-Bataillon und dem Lieutenant Tiedecke von der Artillerie bestand. Euer Königlichen Majestät wollen allergnädigst geruhen, aus dem Protokoll der gehaltenen Sizzungd zu entnehmen, daß bereits im Jahr 1808 der Generalmajor von Yorck eine Büchse Euer Königlichen Majestät eingereicht hat, welche er jedoch in Nebensachen noch einiger Verbesserungen fähig hielt, daß diese Verbesserungen auf Euer Königlichen Majestät Befehl durch den Oberstlieutenant von Jagow mit Zuziehung anderere Sachverständiger an einer Probe-Büchse ausgeführt worden sind, an welcher sich nun auch alle wesentlichen Verbeßerungenf der Oppermannschen Büchse befinden. Diese Probebüchse wurde in der Sizzung durch den Hauptmann v.Witzleben überreicht, und ich verfehle nicht, Euer Königlichen Majestät dieselbe mit der dazu gehörigen genauen Tabelle unterthänigst zu überreichen. g Die sogenannte Wisher Pfanne, welche an der Oppermannshen Büchse befindlich ist, u. die von der zur Untersuchung dieser Büchse ernannten Kommission als zwekmäßig betrachtet wird, ist jedoch bei dieser Probebüchse mit einer gewöhnlichen Pfanne vertauscht; theils ist bis jetzt noch nicht recht durch die Erfahrung ausgemittelt, ob die angebrachten Rinnen die Nässe der Pfanne wirklich ableiten, hauptsächlich aber hat diese Pfanne den Nachtheil einerh schwierigen Reparatur. Die Kommission sowohl als ich sehen die hier in Vorshlag gebrachtei Büchse als die zweckmäßigste an, welche sich nach reiflicher Ueberlegung

b

c d e f g

h i 1

Nachträglich hinzugefügt, vgl. Anm. a. Oben rechts von derselben Hand: „Zu No. 63a [verändert aus „49a“] July 1811“. Adresse und Datum in der linken Spalte, Tag verändert aus „13. July 1811.“ Dazu am Rande ein schräger Strich. Nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „nun auch die andern Veränderungen“. Dazu am Rande zwei schräge Striche. Der anschließende Rest des Absatzes nachträglich hinzugefügt. Folgt gestrichen: „sehr“. Verändert aus „sehen diese“. Friedrich Wilhelm Christian Ludwig von Jagow, der Kommandeur des Gardejägerbataillons, wurde im sechsten Band vorgestellt.

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aller Umstände angeben läßt, und ich unterstehe mich daher, Euer Königlichen Majestät unterthänigst vorzuschlagen, solche als Probebüchse, wonach alle Jäger- und Schüzzen-Büchsen in der Folge angefertigt werden, allergnädigst zu genehmigen.j Berlin den 17tn Julik 1811.l v.Scharnhorst. 135. Scharnhorst an Karl August Freiherrn von Hardenberg [Berlin?], 19. Juli 1811 GStA PK, III. HA MdA I Nr. 6306a (11/2 S.): Reinschrift, eigenhändig. Lievens Wunsch einer Zuziehung Arakčeevs zu den preußisch-russischen Verhandlungen.

Ew. Excellenz lege ich hier den Aufsatz über die Taktik der russischen Armeenb vor. Der Herr G. von Lieven1 wünscht, daß dem O.L. v.Schöler geschrieben würde, daß er es zu bewirken suchen möchte, daß der ehemalige Krieges Minister Aracchewe2 zu der Zusammenkunft gewählt würde. Dieser sey in jeder Hinsicht der beste, er habe überdies auf die Festhaltung der Entshlüße den größten Einfluß so wie auch auf ihre Ausführung; er sey Preussen geneigt und habe ein persönliches Attachement und eine Verehrung für den König. Es wär wol gut, wenn Ew. Excellenz hierüber an den O.L. v. Schöler schrieben, über dies habe Aracchewe 10 Meilen von Petersburg ein Gut3, auf den er abwechselnd sich aufhalte, stehe in keinen bedenklichen Liaisons u. s. w. Ich werde an den O.L. v. Schöler über diesen Gegenstand auch schreiben, wen[n] es Excellenz nicht anders befehlen.c Scharnhorst Den 19. Jul. 1811

j k l

a b c 1

2 3

Das Folgende mit Respektabstand, die Unterschrift mit Respektstrich. Verändert aus „den 7. Juli“, zunächst zu „den 13. Juli“. Darunter ein Mundierungsvermerk Greulichs vom selben Tage. Nach kriegsbedingtem Verlust im Mai 2013 neu erworben. Dazu am Rande mit Rotstift vermerkt: „Fehlt. H.“ Vgl. Nr. 105. Das Folgende mit Respektabstand und Respektstrich zur Unterschrift. Lieven war am 17. Juli von Hardenberg über die bevorstehende Mission Scharnhorsts nach St. Petersburg informiert worden, vgl. Martens VII, S. 19f. Gemeint ist der im fünften Band vorgestellte Graf Arakčeev. Arakčeevs Gut Gruzino lag etwa 55 km nördlich von Novgorod bei Čudovo.

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I. Stabschef und Geheimdiplomat (März 1811–März 1812)

136. Scharnhorst an Karl August Freiherrn von Hardenberg [Berlin?], 19. [Juli 1811] GStA PK, III. HA MdA I Nr. 6306 fol. 10r (1 S.): Eigenhändig. Vorbereitungen zur Geheimmission nach St. Petersburg.

Ich habe Dollstädt1 zum Ort bestimmt, in den ich die Zurükkunft Bornstädts2 erwarte, um von da gleich meine Reise anzutreten. Der Graf Lieven hat mir die Einlage zu meiner Nachricht gegeben. Ich würde dieser gemäß an den O.L.v.Schöler schreiben, damit derselbe das Weitere einleitete, wenn Ew. Excellenz einverstanden sind und nichts weiter zu befehlen haben.a Die Einlage erbitte ich mir zurück. Scharnhorst.b Den 19., 1/27 Uhr 137. Scharnhorst an Friedrich Wilhelm III.

Berlin, 20. Juli 1811

Nach einer maschinenschriftlichen Abschrift im Nachlaß Gerhard Oestreichs.a Urlaubsgesuch Clausewitz’.

Berlin, 20. Juli 1811. Der Major v. Clausewitz v. Gen. Stabe hat bei den Arbeiten, welche mit Euer K. M. Bewilligung den Gen. Stabs-Offizieren zu ihrer Instruktion aufgegeben

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b 1

2

a

Oben auf dem Schreiben eine Notiz Hardenbergs zur geplanten Route: „Das Gut des Gr. Arakisheef heißt Grousino, 120 W[erst] v. P[etersburg] auf der Seite nach Novogrod. Von Tilsit auf Georgenburg, Kownow, Wilna vermeiden, nach Swenziany pp. Pskow, nach Novogrod, Tschoudova, Grousino.“ Unterschrift mit Respektabstand und Respektstrich. Hier befand sich die am 10. April für 27.784 Taler von Scharnhorst erworbene Domäne, vgl. Nr. 531 im sechsten Band sowie Horst Zlomke: Das Kirchspiel Königsblumenau, Lunestedt 2008, S. 222, zit. Zlomke. Bornstedt war am Vortage mit einem Schreiben des Königs an den Zaren (Charlottenburg, 16. Juli 1811, Druck: Bailleu, S. 225–229) nach St. Petersburg entsandt worden, wo er, auf der Reise erkrankt, am 3. August eintraf. Das Schreiben erwähnt eine von Scharnhorst im Auftrag des Königs verfaßte Denkschrift für den Zaren, die spätestens dann überbracht wurde. Die Vorlage („Konzept von Clausewitz“) im Heeresarchiv, Rep. 15 A Kap. 48 Nr. 19, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt.

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sind, Aufträge im schles. Gebirge erhalten. Er bittet Ew. K. M. es allergnädigst zu erlauben, daß er damit einen 3 wöchentlichen Aufenthalt im Bade v. Warmbrunn verbinden dürfe.1 138. Scharnhorst an Prinz August

Berlin, 23. Juli 1811

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 208 fol. 75r (1 S.): Konzept, Clausewitz’ Hand. Druck: Hahlweg I, S. 174f. Konstruktionszeichnung einer Triqueballe. Die in Kolberg geschmiedete Kanone.

Berlin den 23. July 1811. An den Pr. August.a Die mir v. E. K. H. übersandte Zeichnung der Triqueballe1 habe ich der Art. Prüfungs Commiss. zurükgesandt, indem ich nichts dabei zu bemerken gefunden habeb, u. glaube, daß die angenommenen, von den Franzosen entlehnten Maaße gut u. zwekmäßig seyn werden. Was die geschmiedeten Kanonen betrift, die der Schmidt zu Kolberg machen will, so bin ich allerdings der Meinung, welche die dritte Divis. d. Allg. K. Dep. darüber unterm 18t. Juli mitgetheilt hat.2 Dieß shließt indeß die Wichtigkeit nicht aus, welche es haben würde c, zwekmäßige geschmiedete Geschütze zu haben; nur wird der Schmidt in Colberg shwerlich dahin kommen, diese u. vorzüglich sie in der nothwendigen Schwere zu liefern, da man bei so viel andern größern Versuchen nicht damit zu Rande gekommen ist. Da wir nicht in der Lage sind, Kosten auf große Versuche zu verwenden, der Versuch dieses Schmiedes auch wenig verspricht, u. von der andern Seite doch auch nicht die Noth, nehmlich ein gänzlicher Mangel an MetallGeschütz uns veranlassen kann, Gebrauch davon zu machen, so glaube ich

1

Im selben Faszikel war ein eigenhändiger Brief Clausewitz’ an Scharnhorst (Bunzlau, 28. Juli 1811, maschinenschriftliche Abschrift im Nachlaß Gerhard Oestreichs) archiviert, in dem Clausewitz um die Nachsendung eines guten Plans der Schlacht von Landeshut nach Warmbrunn bat.

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Oben rechts von Schreiberhand: „Zu July 11 No. 168“, ein Verweis auf das in Anm. 1 erwähnte Schreiben. Weiter unten am linken Rand ein Mundierungsvermerk Georges. Statt „haben“. Folgt gestrichen: „eiserne“. Vgl. das Begleitschreiben des Prinzen an Scharnhorst (Berlin, 17. Juli 1811, fol. 74r). Die Division hatte unter Berufung auf Scharnhorst dem Schmied widerraten, weiter zu versuchen, geschmiedete Vier- und Sechspfünder anzufertigen.

b c 1 2

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I. Stabschef und Geheimdiplomat (März 1811–März 1812)

ist auf diese Sache nicht zu reflectiren.d Ich habe dieß dem Major Strampf3 geshriebene und lege das Schreiben desselben hier unterth. bey. N.d.G.v.S. Cl. 139. Scharnhorst an die Artillerieprüfungskommission

[Berlin, 23. Juli 1811]

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 208 fol. 75v (1/4 S.): Konzept, Clausewitz’ Hand.a

An die Artillerie Prüf Com. Der hochlöbl. Art. Pr. Commission sende ich hierbei die mir v. S. K. H. d. P. A. übermachtenb Zeichnungen eines Triqueballe zurük, indem ich ergebenst bemerke, daß ich nichts wegen der angenommenen Verhältnisse zu erinnern finde, sondern glaube, daß sie von den Fr[a]nzosen erprüft, gut u. zwekmäßig seyn werden. N.d.G.v.S. Cl.c 140. Scharnhorst an Strampff

Berlin, 23. Juli 1811

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 208 fol. 75v (1 S.): Konzept, Clausewitz’ Hand.a Die in Kolberg geschmiedete Kanone.

An den Maj. Strampf v. d. Art. zu Colberg. S. K. H. d. P. A. haben mir das Shreiben Ew. an Hochdieselben betreffend die Versuche mit dem 4pf. geschmiedeten Kanon übersandt u. gewünsht, daß ich Ew. noch meine Ueberzeugung bescheide. Meiner Meinung nach ist dieserb Augenblik einem großen u. allgemeinen Versuch eiserne Geschütze zu schmieden nicht günstig, die kleine[n] Versuche des Matan1 aber werden shwerlich zu einem ordentlichen Resultat dienen u. Kanonen von den Dimensionen wie der von ihm geshmiedete d e 3

a

b c

a b 1

Der anschließende Satz nachträglich hinzugefügt. Das anschließende Satzende von einer anderen Hand. Anton Christian von Strampff wurde im fünften Band vorgestellt. Das Konzept hängt mit dem vorangehenden zusammen, dessen Datum gilt auch für dieses. Verändert aus „zugeschikten“. Am Rande ein schräger Strich. Am linken Rand ein Mundierungsvermerk. Das Konzept hängt mit den vorangehenden zwei zusammen. Verändert aus „in diesem“, dabei „in“ versehentlich stehengelassen. Gemeint ist wohl der in Nr. 481 im fünften Band angesprochene Schmied Mantey.

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Nr. 141

4 Pfünder würden blos in der höchsten Noth, wenn es an metallenen Geschütz ganz fehltec, benutzt werden, ein Fall, der jetzt noch nicht eingetreten ist; ich glaube daher daß man sich auf diese Sache nicht weiter einlaßen muß. Berlin d. 23. July 11. N.d.G.v.S. Cl.d 141. Scharnhorst an Johann Karl Ludwig Braun

Berlin, 23. Juli 1811

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 42 fol. 45r (1/2 S.): Konzept, Clausewitz’ Hand. Produktionsvolumen der Gewehrfabrik in Neiße.

Berlin den 23. July 1811a An den M. Braun. Ew. erwidere ich auf ihr gef. Schreiben v. 9t, daß ich zwar sehr gern darin willigen würde, das Arbeits Quantum der Gewehre auf 600 Stük festzustellen, daß ich aber zweifle, sie werden dieses Quantum erreichen. Meine Meinung ist, daß es auf 500 bestimmt werde, daß aber Ew. alle Anstalten so treffen, als müßtenb 600 fertig werden, so wird sich durch Krankheiten, Fehler etc. von selbstc ergeben, daß monatlich geraded die bestimten 500 fertig werden. Ich habe das Nöthige darüber an die 3te Divis. geshrieben. Berlin. d. 23. July 11 N.d.G.v.S. Cl.e 142. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements [Berlin, 23. Juli 1811] GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 42 fol. 45r (1/2 S.): Konzept, Clausewitz’ Hand.s Brauns Antrag zum Produktionsvolumen der Gewehrfabrik in Neiße.

An die 3te Division. Der Maj. Braun hat bei mir drauf angetragen, bei der bevorstehenden Einrichtung einer Gewehrhandwerks-Comp. für die Neisser Fabrique das c d

a

b c d e

a

Folgt gestrichen: „gut seyn“. Am linken Rand ein Mundierungsvermerk. Datum von Schreiberhand, rechts oben der Vermerk: „Zu No. 161 J[u]ly 11“, ein Verweis auf das beantwortete Schreiben Brauns an Scharnhorst (Neiße, 9. Juli 1811, darauf mit Bleistift vermerkt: „M. v. Cl.“) im selben Faszikel, fol. 44r–v. Verändert aus „Anstalten treffen, daß“. Folgt gestrichen: „schwerlich eine höhere Zahl als 500 fertige Gewehre ergeben“. Verändert aus „etwa die“. Rechts daneben ein Mundierungs- und Abgangsvermerk vom 23. Juli. Auf demselben Blatt wie das vorangehende Konzept, vgl. dort Anm. a.

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I. Stabschef und Geheimdiplomat (März 1811–März 1812)

Arbeits Quantum dieser Anstalt auf 600 Gewehre statt 400 festzusetzen. Ich habe ihm geantwortet, daß ich es auf 500 festsetzen wollte in der Ueberzeugung, daß er ohnehin nicht mehr werde liefern können. Der hochl. 3t D. habe ich diesen Beschluß hierdurch ergebenst mittheilen wollen, um ihre Einrichtungen darauf treffen zu können. b N.d.G.v.S. Cl. 143. Scharnhorst an Albrecht von Hake

Berlin, 23. Juli 1811

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 42 fol. 45v (1 S.): Konzept, Clausewitz’ Hand.a Uniform der Gewehrhandwerkskompanie.

An den Ob. v.Hake. Der Maj. Braun hat mir in einem anderweitigenb Shreiben den Vorshlag gethan, der zu errichtenden Gewehrhandwerks-Comp. die Artill. Uniform auszuwirken. Dieser Vorshlag scheint sehr zwekmäßig, einmal weil die Anstalt doch in einer sehr natürlichen Verbindung und mit den Handwerkscomp. steht, auch eine Einrichtung ganz von der Art ist und die Waffenfabrication immer ein artilleristisher Gegenstand gewesen ist, theils weil es Herausziehn geschikter Arbeiter aus den Handw. Comp. u. das Unterstecken untüchtiger von Seit[e]n der Gewehr Handwerks Comp. in die Artillerie erleichtert. Aus diesen sehr wesentlichen Gründen ersuche ich Ew. ergebenst, wenn in der Folge die Rede von der Uniform dieser Comp. bei S. M. d. K. ist, dies[e]n Vorshlag gefälligst thun u. mit angeführten Gründen unterstützen zu wollen. Berlin d. 23. J[u]ly 1811 c N.d.G.v.S. Cl. 144. Scharnhorst an Albrecht von Hake

Berlin, 23. Juli 1811

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 170 fol. 5r (1/2 S.): Konzept, Clausewitz’ Hand.a Vergütung für den Gebrauch privater Büchsen bei der Augmentation der Jäger.

Ew. habe ich die Ehre, auf das gef. Schr. v. 17t. Juli ergeb[e]nst zu erwiedern, daß ich vollkomm[en] in die Maaßregel wegen der Büchsen der Augmentation b

Links daneben ein Mundierungsvermerk Georges.

a

Auf demselben Blatt wie Nr. 141, vgl. dort Anm. a. Nachträglich hinzugefügt. Unten links ein Mundierungs- und Abgangsvermerk Georges.

b c

a

Auf der Vorderseite des beantworteten Schreibens Hakes an Scharnhorst (Berlin, 17. Juli 1811).

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Nr. 145

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der Jäger einstimme und nun der Meinung bin, daß man nicht ein[e]n allgemein[en] Preis, u. zwar nicht zu gering, sondernb wenigstens 5 rth. festsetze als Entschädigung für das Mitbring[e]n u. den Gebrauch der eigenen Büchsen.1 Die Shlesish[e]n Shützen werden von der 3t Divis. mit Büchsenc, wenn nicht früh, doch bald versehen werden können. N.d.G.v.S.d Das Jagowshe Schreiben lege ich hier ergebenst bey. Berlin d. 23. July 1811e 145. Scharnhorst an Yorck

Berlin, 24. Juli 1811

Nach einer Abschrift im Nachlaß Gerhard Oestreichs.a Druck: Droysen I, S. 208 (Zitat). Die politische Lage. Preußische Truppenverschiebungen.

Berlin, den 24. Juli 1811. Ew. Hochwohlgeb. haben darin sehr recht, daß Ihnen eine Batterie Artillerie fehlt. Es könnte auch von Königsberg eine reitende zu Ihnen geschickt werden; ich will daran erinnern, wenn dazu Gelegenheit ist. bNach allen Nachrichten, die wir von Paris bekommen, ist an keinen Krieg mit Rußland zu denken; alle versichern, daß unser Vernehmen mit Frankreich das beste sei. Wir müssen daher unsere Besorgnisse unterdrücken, so sagt mir der Staatskanzler von Hardenberg. Es sind hier Dislokationsveränderungen getroffen; das brandenburgische Husaren-Regiment ist nach der Oder, das Ulanen-Regiment nach Pommern und, wie der König gesagt, soll das pommersche Husaren-Regiment nach der Gegend von Hammerstein, doch dies unter uns. Von französischer Seite sind in diesen Tagen keine Truppenveränderungen vorgekommen. Ich gehe den 28. oder 29. dieses von hier u. werde den 9. bis 11. [August] die dortige Gegend passieren u. das Vergnügen haben, Sie aufzuwarten. Scharnhorst. b c d e 1

a

b

Verändert aus „nicht ein[e]n zu geringen Preiß, sondern“. Die folgenden fünf Wörter nachträglich hinzugefügt. Das Folgende von Georges Hand. Darunter Georges Mundierungs- und Abgangsvermerk. Auf Vorschlag Jagows und Yorcks sollten die Jägerkompanien auf die Stärke von Infanteriekompanien verstärkt werden. Auf Wunsch des Königs sollten die zur Augmentation dienenden Jäger für die Verwendung ihrer privaten Jagdbüchsen eine Vergütung erhalten. Dieses Verfahren wurde auch von Jagow befürwortet, außer für das nicht mit Büchsen ausgerüstete Schlesische Schützenbataillon. Die Vorlage („Eigenhändiges Original“) im Heeresarchiv, Rep. 15 A Kap. 51 Nr. 220, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Die anschließenden zwei Sätze von Droysen zitiert.

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I. Stabschef und Geheimdiplomat (März 1811–März 1812)

146. Immediatbericht

Berlin, 25. Juli 1811

Nach dem Zitat bei Friedlaender, S. 310. Fazit zur Liste der Oberklasse der Allgemeinen Kriegsschule.

[...]a daß ein Drittheil der sämmtlichen Offiziere sich durch Fleiß und Betragen ausgezeichnet und daß von den übrigen nur etwa ein Zwölftheil durch grobe Vernachlässigung sich der Erlaubniß unwerth gezeigt hat, ferner die Anstalt besuchen zu dürfen [...]1 147. Scharnhorst an Karl August Freiherrn von Hardenberg Berlin, 25. Juli 1811 GStA PK, VI. HA Nl Hardenberg Nr. F 12/3 Bd. I fol. 101r–v (11/2 S.): Eigenhändig. Entwurf einer Instruktion für die Mission nach St. Petersburg.

Ew. Excellenz lege ich hier einen Entwurf zu einer Instruktion vor, die mir bei meinen Auftrage in mehrer Hinsicht nöthig zu seyn scheint.1 Was Ew. Excellenz noch hinzuzufügen nothwendig finden und welche Form Sie passend halten, überlasse ich Ihren hohen Ermeßen, nur scheint es mir erforderlich zu seyn, daß Se. Majestät der König sie unterschreiben und daß Ihre Einrichtung und Inhalt es erlaubt, daß ich sie dort vorzeigen kann, um etwanigen Ansinnungen auszuweichen, die mir gemacht werden könnten. Berlin den 25. Jul. 1811.

Scharnhorst.a

148. Aktennotiz

Berlin, 25. Juli 1811

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 42 fol. 48r (1 S.): Unbekannte Hand.a Aus der Fabrik in Malapane gelieferte schadhafte Gewehrläufe.

Der Herr General finden diese Uebereinkunft1 sehr gut.b a

1

a 1

a

Das Resümee gehört zu einer detaillierten Liste der Offiziere in der Oberklasse der Allgemeinen Kriegsschule. Eine Kabinettsorder vom 5. August 1811 genehmigte den geforderten Ausschluß dieser Offiziere. Unterschrift mit Respektabstand und Respektstrich. Hardenbergs Konzept zu der Scharnhorst erteilten Instruktion (Potsdam, 29. Juli 1811) ist archiviert in GStA PK, III. HA MdA I Nr. 6306 fol. 13r–v. Auf dem beantworteten Schreiben Brauns an Scharnhorst (Neiße, 16. Juli 1811), das, wohl versehentlich, mit einem Präsentationsvermerk vom 28. Juli versehen wurde.

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Nr. 149

149. Immediatbericht

135 Berlin, 26. Juli 1811

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 163 fol. 35r, 39v (11/4 S.): Konzept, Alexander von der Goltz’ Hand.a Druck: Scherbening II, S. 263. Vereinheitlichung der Infanterie- und Kavalleriereglemente. Ersuchen um Genehmigung entsprechender Veränderungen.

Concept eines Berichts an Seine Majestät den König Berlin d. 26. July 1811b Da die von Ew. Majestät niedergesetzte Commission zur Anfertigung eines Reglements für die Infanterie und Cavallerie von dem Grundsatz ausgegangen ist, daß eine Uebereinstimmung beyder Reglements, so viel es die Eigenthümlichkeit der Truppenarten erlaubt, der Armee nützlich seyn könne, so hat dies Veranlassung gegeben, von der bisher gebräuchlichen Art die Truppen zu bewegen zuweilen abzuweichen, doch dergestalt, daß nach der unvorgreiflichen Meinung der Commission jeder Nachtheil vermieden worden ist. Diesem oben erwähnten Grundsatz gemäß hat die Cavallerie das Abbrechen aus der Linie mit Zügen und Esquadrons abzuschaffen für nöthig erachtet und solches nur bei den Bewegungen der Colonnen zur Verkleinerung der Abtheilung derselben beybehalten, indem die Infanterie jeden Abmarsch einer Linie nur durch das Abschwenken der Abtheilungen bewürckt und das Abbrechen für die Colonnen festgestelt hat.c

b 1

a

b

c

Darunter ein Abgangsvermerk vom 25. Juli 1811. Wie Braun berichtete, hatten Gerhard und Karsten am 13. Juli die Gewehrfabrik und Artilleriewerkstatt in Neiße besichtigt, wobei er ihnen gezeigt habe, „daß die Menge der schadhaften Gewehrtheile lediglich das Resultat der schlechten Arbeit in Malapane“ war. Man sei übereingekommen, daß die gelieferten schadhaften Läufe durch intakte ersetzt werden sollten. Dafür sollte Braun die Sache „nicht weiter öffentlich urgiren“, um „dem Rufe der Fabrik und des schlesischen Eisens nicht zu schaden“. Auch Gerhard schrieb zu der Sache (Breslau, 24. Juli 1811, ebda., fol. 49r–v). Es handelt sich um ein Doppelblatt, in das andere Dokumente eingelegt wurden, u. a. ein eigenhändiges Schreiben Goltz’ an Scharnhorst (Berlin, 24. Juli 1811, fol. 37r–v). Major Alexander Freiherr von der Goltz, ein Mitglied der Reglementskommission, wurde im sechsten Band vorgestellt. Diese Überschrift von einer anderen Hand. Rechts daneben von einer dritten Hand vermerkt: „Entscheidung durch Cabinets-Ordre vom 29. Juli 1811 in No 127.“ Im selben Faszikel, fol. 38r, das Begleitschreiben Dolffs’ (Potsdam, 7. August 1811) zur Kabinettsorder an Scharnhorst. Der anschließende Absatz (auf fol. 39v) nachträglich eingefügt.

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I. Stabschef und Geheimdiplomat (März 1811–März 1812)

Es wird auch durch das Abbrechen aus der Fronte die Bewegung selbst durchaus nicht beschleunigt, indem die hintern Züge nur dem Tempo des vordern folgen können, welches auch durch das Abschwenken bewirkt wird. Ueberdem ist das Abbrechend nur im Kleinen ausführbar und sheint also nicht Vortheile genug zu gewähren, um denselben die Grundsätze der Vereinfachu[n]g der Taktik aufopfern zu dürfen. Solte[n] die hier angeführtene Gründe Ew. Majestät als zureichend erscheinen, so würde eine Abänderung der im 5ten Abschnitt Capitel 5 § 1 des Cavallerie Reglements detaillirten Evolution (der Abmarsch einer Regiments Linie in 4 Colonnen) nicht nothwendig sein, im entgegen gesezten Fall aber sogleich unternommen werden.1 Berlin d. 26. Juli 1811. vom H.Gen. v.Scharnhrst.f 150. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements Berlin, 26. Juli 1811 GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 47 fol. 73r (1 S.): Konzept, unbekannte Hand. Übersendung der Kabinettsorder zur neuen Jägerbüchse und der Probebüchse.

An die hochlöbl. 3’ Divis. des Kön. Allgem. Kr. Deptmts. Berlin den 26. July 11.a Da des Königs Majest. mittelst K. O. v. 25’ d.M. – wovon ich die Abschr. beilege – die mitkommende Büchseb als Probe-Büchse für Jäger u. Schützen genehmigt haben, so ersuche ich die Hochl. Division hiernachc fernerhin alle Büchsen gefäll.d anfertigen zu lassen, u. zwar in der möglichst größten Quantität. N.d.G.M. v.Scharnhost.e d e f 1

a

b c d e

Verändert aus „die Bewegung“. Verändert aus „Solte[n] diese angeführte“. Darunter ein Mundierungs- und Abgangsvermerk Greulichs vom selben Tage. Der König antwortete mit einer Kabinettsorder vom 29. Juli 1811 (Auszug: Scherbening II, S. 263), das Abbrechen aus der Linie in Zügen und Eskadrons sei beizubehalten. Adresse und Datum in der linken Spalte. Oben rechts von Schreiberhand: „Zu July 11 No. 210.“ Dazu am Rande ein schräger Strich. Folgt gestrichen: „nun“. Nachträglich hinzugefügt. Darunter ein Abgangsvermerk.

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Nr. 151

151. Scharnhorst an Karl August Freiherrn von Hardenberg Berlin, 27. Juli 1811 GStA PK, III. HA MdA I Nr. 6306 fol. 11r (1/2 S.): Eigenhändig.

Da ich den Montag1 weg zu gehen denke und heute bei dem Könige mich melde, so bin ich so frei, Ew. Excellenz an den Paß für mich und das Reise Geld zu erinnern.a Berlin den 27. Jul. 1811.

Scharnhorstb

152. Zirkular

Berlin, 27. Juli 1811

Nach der Edition bei Friedlaender, S. 311f.a Abschrift, maschinenschriftlich, handschriftlich korrigiert, im Nachlaß Gerhard Oestreichs.b Probearbeiten zur Aufnahme in die Allgemeine Kriegsschule.

Da durch mehrern Abgang die Aufnahme andrer Offiziere in die Kriegesschule möglich geworden, so ersuche ich Euer Hochwohlgeboren1, dieses dem unter Ihrem Befehl stehenden Offizier-Corps mit dem Bemerken bekannt zu machen, daß zur Aufnahme in die Kriegsschule die Einsendung von Probearbeiten an mich erforderlich ist, und daß die Herrn Offiziere diejenigen Fragen beantworten können, welche im vergangenen Jahre zu diesem Zwecke vertheilt worden sind, oder auch selbstgewählte aus der Mathematik, Fortifikation, Kriegeskunst, Geschichte und Geographie, aus deren Bearbeitung sich der Grad ihrer Vorkenntnis beurteilen läßt. Jeder von den Herrn Offizieren, der Probearbeiten einsendet, hat eine Antwort zu erwarten, die ihn, im Fall sie günstig ausfällt, berechtigt, Ew. a

b 1

a b

1

Auf dem Schreiben von Hardenberg vermerkt: „d.H. GM. v.Scharnhorst habe ich am 29’ July 1000 Thl. in Frd’or zugestellt und für Bornstedt am [Lücke] 500 Thl. in Frd’or und 100 Dukaten. Der Paß ist in blanco deutsch und französisch am 6’ Aug. dem Maj. v. Boyen zu weiterer Besorgung zugestellt.“ Unterschrift mit Respektabstand und Respektstrich. 29. Juli 1811. Friedlaender zufolge von Tiedemann entworfen. Die Vorlage („Scharnh. Schreiber; ohne Unterschr.“) im Heeresarchiv, Rep. 13 A Gen. Insp. d. Mil. Erziehungswesens Tit. IIa No. 1 vol. III, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Friedlaender zufolge wurde das Zirkular in insgesamt 15 Exemplaren an die Generale Tauentzien, Kleist, Bülow, Yorck und Stutterheim, Oberstleutnant von Harroy, die Majore Engelbrecht, Pullet, Krohn, sowie an Seydel und Rode verschickt.

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I. Stabschef und Geheimdiplomat (März 1811–März 1812)

Hochwohlgeboren um die Erlaubniß zum Besuche der Kriegsschule zu bitten. Sollten Sie diese aus irgend einem Bewegungsgrunde verweigern müssen, so ersuche ich Sie, mir denselben anzuzeigen. Die Portepée-Fähnriche, welche die Provinzial-Kriegesschulen im nächsten Jahre besuchen wollen, müssen mit Ew. Hochwohlgeboren Erlaubniß dazu versehen, spätestens den 30. September an dem Orte ihrer Bestimmung sein und sich einer oberflächlichen Prüfung unterwerfen, in deren Folge sie entweder aufgenommen oder zum Regimente (Bataillon) zurückgeschickt werden. Sie haben die Zeugnisse über ihr moralisches Betragen und den Grad ihrer Vorkenntnisse von den Regimentsschulen mitzubringen.2 Berlin, den 27. Juli 1811. v. Scharnhorst 153. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements Berlin, 27. Juli 1811 GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 42 fol. 50r (1/4 S.): Konzept, unbekannte Hand.a Produktionsvolumen der Gewehrfabrik in Neiße.

Ich bin nach dem gefälg. Schr. der p. Division von 26t hui. ebenfalls der Meinu[n]g, d[a]ß bei einerb den nun mehrigen Etat übersteigenden Gewehr Lieferu[n]gc der Fabrik zu Neisse die überhöhten Kosten durch die Ersparnisse bestritten werden müssen; ich glaube aber auch, d[a]ß es die Zeit erst lehren werde, ob die vorgesetzte Anzahl wirklich geliefert werd[en] könn[e]. Berlin d. 27. Juli 11 N. G.M.v.Scharnh.

2

Insgesamt sandten 30 Offiziere Arbeiten ein, von denen 15 als „probehaltig“ erachtet wurden. Den Offizieren der Ostpreußischen, Westpreußischen und Pommerschen Brigaden standen hindernde Verhältnisse entgegen. Aufgenommen wurden 23 Offiziere und drei Portepeefähnriche in die erste Klasse, fünf Offiziere in die zweite, dabei wurden auch Kandidaten mit unbefriedigenden schriftlichen Leistungen angenommen. Vgl. Friedlaender, S. 312f.

a

Auf dem beantworteten, von Schöler, Liebenroth und Stieler unterschriebenen Schreiben der 3. Division an Scharnhorst. Darauf auch ein eigenhändiger Vermerk Scharnhorsts: „Einv[e]rst[a]nd[e]n, die Zeit wird es lehren.“ Folgt gestrichen: „über den Etat von 450 Gewehr. eintretenden Lieferung“. Diese Passage dann mehrmals umgeschrieben. Verändert aus „Lieferu[n]g von Gewehren“.

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Nr. 154

154. Scharnhorst an Karl August Freiherrn von Hardenberg [Berlin?], 28. Juli 1811 GStA PK, III. HA MdA I Nr. 6306 fol. 12r (1 S.): Eigenhändig. Vorbereitungen zur Geheimmission nach St. Petersburg.

Zu meiner Reise muß ich Ew. Excellenz noch ersuchen 1. um einen Paß für eine Civil Person mit Extrapost bis an die russische a Grenze und von da zurük hierher zu reisen. Etwa auf einen Amtmann aus unsern Antheil des Magdeburgshen. 2. um Reisegeld, ich bitte um 80 Friedrichsd’or und 100 Dukaten, ich kann dieses Geld durch den Feld-Jägerb abholen lassen. v. Scharnhorst.c Den 28. Jul. 1811 155. Scharnhorst an Prinz August

Berlin, 29. Juli 1811

Nach dem Zitat bei Friedlaender, S. 311.

[...] daß viele Offiziere von der Artillerie sich gar nicht angestrengt und daher auch beinahe keine Fortschritte gemacht haben [...] 156. Scharnhorst an Boyen

Treptow an der Rega, 2. August 1811

GStA PK, VI. HA Nl Hermann v. Boyen (d. Ä.) XIII a fol. 510r–v (11/4 S.): Eigenhändig. Bericht von der Inspektionsreise. Bekleidung der Krümper.

Mein lieber Boyna, ich bin heute den 2ten Aug. in Treptow, werdeb morgen in Colberg bleiben, den 4ten Nachmittagsc von dort abgehen nach Graudenz, von da über Marienwerder, Finkenstein, Dollstedt nach Königsberg, wo ich den 13ten anzukommen denke. Man hat mir hier gesagt, daß zu der Unterbringung der Kranken die Oerter keine Mittel hätten; die Sache ist schlimm, da alle Truppen sehr eng liegen a b c

a

b c

Statt „russischen“. Verändert aus „Jäger“. Greulich begleitete Scharnhorst auch auf dieser Reise. Unterschrift mit Respektabstand und Respektstrich. Auf dem mit Blüchers Dienstsiegel gesiegelten Umschlag (fol. 511r) adressiert: „An Se. Hochwohlgeb. den Herr Major von Boyn, Berlin oder Potsdam“, mit dem Vermerk: „H. d. S.“ Statt „werden“. Verändert aus „Mittags“.

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I. Stabschef und Geheimdiplomat (März 1811–März 1812)

und dadurch die gewöhnlichen Verhältniße aufhören oder doch nicht angewandt werden könnend. Für die Kleidung der Krümper muß auf den Winter gesorgt werden; ein Ermelmantel würde das beste seyn, man kann siee den Leuten wieder abnehmen, sie passen jedem und leisten die vollkomste Bedeckung. Man wird aber unter 4 bis 41/2 Thal. keinen Ermelmantel haben können. Ich freue mich hier zu hören, daß in Pommern dief Bewohner in gutem Zustande, sogar in einem beßern als vor dem Kriege sind, daß die Angabeng von Armuth falsch wärn u. s. w. Ich bitte ein paar Zeilen nach Königsberg mirh zu schreiben, in jedem Fall werden Sie von mir aus Colberg oder Graudenz [ein Schreiben?] erhalten. Ihr Freund Scharnhorst. Den 2. Aug. 1811 157. Denkschrift

Kolberg, 4. August 1811

GStA PK, VI. HA Nl Hermann v. Boyen (d. Ä.) XIII a fol. 531r–532v (31/2 S.): Eigenhändig. Beurteilung Blüchers und Bülows. Vorschläge zur Versetzung von Generalstabsoffizieren.

Der General Blücher und Bülow vertragen sich nicht und haben ganz verschiedene Ansichten vom Kriege.1 Sollten hier unerwartete Auftritte entstehen, so würde es an Harmonie fehlen und Bülow Blüchern nicht gehörig unterstützen. Dies ist das kleinste Übel, welches aus der Disharmonie der beiden Generale entstehen könnte, wahrscheinlich würden noch größere eintreten. Der General v. Bülow und der Major von Lossow2 glauben nura einem Invasions Krieg begegnen zu können, wenn sie alle Mittel in alter Form anwenden; sie glauben Colberg sey, wenn man in der eigentlichen Festung eingeschloßen werde, keines langen Widerstandes fähig, weil es an hinlänglichen Casematten u. s. w. fehle. Diese Männer sind in den Geist des alten Kriegessystems und machen für den General von Blücher eine gefährliche Umgebung aus, wenn wir mit einer Invasion heimgesucht würden.

d e f g h

a 1

2

Nachträglich hinzugefügt. Die folgenden drei Wörter nachträglich hinzugefügt. Folgt gestrichen: „Menschen“. Die folgenden zwei Wörter nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „Ich bitte an mich ein paar Zeilen nach Königsberg“. Nachträglich hinzugefügt. Blücher war damals Generalgouverneur von Pommern, der im vierten Band vorgestellte Generalmajor Friedrich Wilhelm von Bülow befehligte die Pommersche Brigade. Lossau.

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Der General von Blücher ist nach meiner Ueberzeugung der beste Be fehlshaber, welchen man hier wählen kann, er bedarf aber eines Generalquartiermeisters, der die mechanischen Anordnungen zu leiten fähig ist und sich sein Zutrauen erwerben kann. Der General v.Blücher ist in der Provinz und überall geachtet und von Militär geliebt. Man muß in unglüklichen Anfällen sich seiner bedienen und sich nicht an seine Fehler stoßen. Um die Sache in etwas zu ändern, schlage ich vor, Lossow nach seinem Wunsch, den er mir mehrmal vorgetragen, nach Berlin zurückgehen zu lassen und an seine Stelle denb Capitain v. Thielec zu stellen. Dies wünscht auch der General v. Blücher. Der Major von Lossow kann die Stelle von Thiele bei dem Feldmarschal3 übernehmen. Die oeconomischen Umstände, in denen Lossow sich befindet, rechtfertigen diese Vertauschung bei dem Feldmarschal; Lossow kann nichts dagegen sagen, weil er dringend bittet nach Berlin zurückgehen zu dürfen. Sollte in der Folge unsere Lage noch gefährlicher werden, so würde ich rathen, den Major von Krauseneck4 oder Tiedemann zu dem General von Blücher als Chef des Generalstabes zu schicken, weil Thiele nicht das nothige Zutrauen bei den General von Blücher genießen wird, um alle mechanischen Anordnungen zu leiten. Colberg den 4. Aug. 1811 v.Scharnhorst. 158. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements Pillau, 16. August 1811 Nach einer maschinenschriftlichen, handschriftlich korrigierten Abschrift im Nachlaß Gerhard Oestreichs.a Materialbedarf in Pillau.

Pillau, 16. August 1811. Die Festung Pillau hat, so wie alle übrigen, Mangel an denen zum Laborieren nötigen Schwefel, Salpeter und anderen Materialien, und ich muß Eine hochlöbl. Division ergebenst ersuchen, diesen Bedürfnissen hier, wie in den andern Festungen, abzuhelfen. b c

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Folgt, durch dichte Schraffur gestrichen: „Major von Tiedemann oder“. Folgt, durch dichte Schraffur gestrichen: „oder beide“. Der im dem vierten Band vorgestellte Adolf Eduard von Thile wurde tatsächlich im Oktober nach Pommern versetzt. Graf Kalckreuth. Den im vierten Band vorgestellten Johann Wilhelm von Krauseneck. Die Vorlage („eigenhändige Unterschrift“) im Heeresarchiv, Rep. 4 A 5 Nr. 53 Vol. 1, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt.

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I. Stabschef und Geheimdiplomat (März 1811–März 1812)

Auch die zur Anfertigung der Munition erforderliche Leinewand fehlt der Festung, jedoch scheint es mir, daß man sie in diesen Artikel weniger reichlich versehen darf wie Graudenz und Kolberg, weil die Nachbarschaft von Königsberg u. Braunsberg Mittel darbieten, durch die man sich im Falle der Not helfen kann. Ein anderes Bedürfnis der Festung, das lediglich durch ihre Lage erzeugt wird, indem es der Gegend ganz an Strauchwerk zu Faschinen und Schanzkörben fehlt, besteht in Leinewand zu Sandsäcken, und ich halte es für nötig, ihr wenigstens etwas auf diesen Artikel gut zu tun.1 v. Scharnhorst. 159. Scharnhorst an seine Tochter Julie Gräfin zu Dohna Königsberg, 17. und 19. August 1811 GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 22 fol. 33r–34v (4 S.): Eigenhändig. Druck: Klippel III, S. 600f.; Linnebach, S. 415ff. Reise über Finckenstein nach Dollstädt; Beschreibung des dortigen Guts. Finanzielles. Nachrichten von den Söhnen.

Königsberg den 17. Aug. 1811 Liebe Julchen1, Ihr armen Leute, wie könnt Ihr soa fieberhaft, matt und schwach seyn! Ich mache täglich 16 Meile2 und bin dennoch so wol als man in den Alter seyn kann und woler als ich erwartete zu seyn. In Finkenstein fand ich alles gesund, ich freuete mich unbeshreiblich das Haus wieder zu betreten, ich logirte auf dem Zimmer, auf den Ihr logirtet. Alle warn so freundlich und gut, daß ich es nicht beshreiben kann. Wir fuhrn um den See, nach den Milchereien ins Holz und so w. Alexand[e]r3 begleitete mich auf dem Wege nach Dolstädt bis Prökelwitz. Dies war aber für meine Meinung von Dolstädt sehr nachtheilig. Wir fuhrn über 4 Vorwerke, die zu Prökelwitz gehören, über die schönsten Felder und durch das herlichste Holz, das man 1

Der aus dem sechsten Band bekannte Ernst Christian Albert von Tresckow, Kommandant von Pillau, bat Scharnhorst am 15. August um Zulagen für die in den Krümperlagern in Pillau und Lochstädt kommandierenden Leutnants von Franckhen und von Schaper, sowie den Fortifikations-Bauschreiber Sokolowsky. Auf dem Schreiben (GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 239 fol. 24r–25v) wurde von Greulichs Hand vermerkt: „Dem H. Obersten v.Hake empfohlen. Kgbg. d. 21. Aug. 11“; dazu ein Mundierungsvermerk.

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Das Wort in der Vorlage versehentlich doppelt. Zu dieser, ihren Brüdern und ihrer Dohnaschen Verwandtschaft vgl. Anhang 1. Etwa 120 Kilometer; Klippel meint, es wären wohl tatsächlich „6 Meile“, also ca. 45 km gemeint gewesen. Der ehemalige Minister Alexander Graf zu Dohna.

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nur sehen kann. Ich habe fast nie eine schönere Vegetation auf einer so b bedeutenden Strecke gesehen. Durchs schlechteste Feld, welches Dolstädt hat, mußte ich zuerst bei dem Hause ankommen, der Eingang ins Haus ist nicht sonderlich; in Finsterwerden kam mir das Haus, welches ungefähr so ist, wie unser Haus in Bordenau, doch im Eingange nicht so gut, noch schlechter vor, als ich es den Morgen fand; ein dicker Amtmann4, nicht so gebildet wie Herr Düval, ein gesprächiger Superi[nten]dent von Blumenau5 empfingen mich und Tiedemann, alles entsprach nicht meiner Erwartung. Der Amtmann erzählte nun viel erbärmliches von Dolstädt, ich gab gut bei, bis er merkte, daß es spat war. Königsberg den 19ten Aug.c Der ersted Morgen in Dollstädt war aber ganz and[e]rs als der Abend, die schöne Niederung vor mir, das gefällige Aeußere des Dorfs, die Schafheerde, die übrigen Viehheerden, alles war mir angenehm und vor mir neu. Ich besah nun das Vieh; nur die schlechtern Pferde und ältrn Kühe halte ich, die Ochsen, Schafe und Schweine warn gut. Die Gebäude, auch selbst das Brauhaus, welches ein ältliches Ansehen hat, fand ich sehr gut u. so, daß sie in 40 bis 50 Jahren keine andern als Dach Reparaturn bedürfen. Nun kam ich auf das beßere Feld. Die Geg[e]nd bietet shöne Aussichten, man siehet Elbing; das Holz ist sehr angenehm, obgleich die Eichen, da sie aus der Wurtzel gewachsen, nicht gut sind; es ist Berg u. Thal so schön, als man es nur verla[n]gen kann, aber wirkliche nicht zu kultiviren, so steil, ganz voller junges Holz u. klein[e]rf Wiesenplätze. Die Feldwiesen sind ziemlich, die Niederungswies[e]ng nur zum Drittel Theil gut, die übrigen und die Weiden in den erbärmlichsten Zustande, d[e]r aber verbeßerth werden kann. Der Gart[e]n ist halb Küchen, halb andr[e]r Gart[e]n, sehr gut. Das Gut ist sehr schlecht, höchst erbärmlich administrirt, soll es gut benutzt werden, so wird ein höchst thätiger industriöser Administrator dazu erfordert. Ich kenne kein Gut, bei welchen mehr von der Behandlu[n]g und Industrie abhä[n]gt als Dollstädt.6 b c d e f g h 4

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Nachträglich hinzugefügt. Dieses Datum in der Vorlage am Rand nachgetragen. Nachträglich hinzugefügt. Nachträglich hinzugefügt. Nachträglich hinzugefügt. Statt „Niedergungswies[e]n“. Das folgende Wort verändert aus „aber“. Verändert aus „geholfen“. Gemeint ist der bisherige Domänenpächter, wahrscheinlich der bei Zlomke zum Jahr 1790 genannte Amtsrat Boelke. Pfarrer im benachbarten (Königlich) Blumenau war von 1787 bis 1824 Samuel Christian Dittmann. Nach Zlomke, S. 222, umfaßte das Gut damals 249 Hektar landwirtschaftliche und 207 Hektar forstwirtschaftliche Fläche. Es wurde nach Scharnhorsts Tod von seinen Erben an den Apotheker Theodor Lechlin († 1823) verkauft.

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I. Stabschef und Geheimdiplomat (März 1811–März 1812)

Ich habe bei Alexand[e]r alles versucht, um ihn zu bewegen, eine Pension zu nehmen, er bestehet aber drauf, er bedürfe sie jetzt nicht. Gestern habe ich Schön7 in Wehlau gesprochen, er war in einem guten Geiste, aber immer noch zu leidenschaftlich. Gott erhalte Euch alle gesund, ich überschicke hier August eine Quitung, auf die ich das Geld zu nehmen u. ihn zu befriedigen bitte, ab[e]r ja bald; zu erst werden 4i Friedrichsd’or hinlä[n]glich seyn. In einer Army List8 von Ende Junie dieses Jahrs sehe ich einen Lieutenannt bei der Artillrie in Portugal meines Namens u. einen Cornet bei den Husarn gleichen Namens, der noch nicht da ist. Die Sache hat mich viel Freude gemacht. Adieu liebe Kinder. v. Scharnhorst. Morgen gehe ich [nach] Mühlhausen u. übermorg[e]n nach Dollstädt. 160. Scharnhorst an Yorck

Königsberg, 19. August 1811

Nach einer Abschrift im Nachlaß Gerhard Oestreichs.a Übersendung einer Denkschrift. Reisepläne.

Königsberg, den 19. August 1811. Ew. Hochwohlgeb. teile ich hier meine Ansicht der Verhältnisse von Graudenz1 gehorsamst mit, sowie eine Art Bülletin unserer neuesten Nachrichten, das letztere2 ist von dem Oberst Hak. Von Dollstädt aus, wo ich den 21. hinkomme, werde ich die Ehre haben, über mehrere Punkte Ew. Hochwohlgeb. freundschaftlich zu berichten.3 v. Scharnhorst i 7

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Verändert aus „24“. Den im fünften Band vorgestellten Theodor von Schön, damals Regierungspräsident in Gumbinnen. Rangliste der Offiziere der britischen Armee, damals jährlich und monatlich zusammengestellt. Ein Schreiben Ludwig von Omptedas an Scharnhorst (Dresden, 21. Mai und 8. Juni 1811, ebda., Nr. 24 fol. 13r–14v) erwähnt auch eine Army List von Mai 1810, nach der Wilhelm von Scharnhorsts Leutnantspatent auf den 24. November 1809 datiert war. Die Vorlage („Eigenhändiges Original“) im Heeresarchiv, Rep. 15 A Kap. 51 Nr. 220, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Vgl. das anschließende Dokument. Die früher am selben Ort archivierte Aufstellung („von fremder Hand“, Abschrift im Nachlaß Gerhard Oestreichs) verzeichnet Berichte ungenannter Informanten aus Frankfurt am Main, Kleve, Münster, Minden, Hameln, Magdeburg und dem Herzogtum Warschau zu Aufstellungen neuer Formationen, Truppenbewegungen, Rüstungen, Festungsbauten usw. aus dem Zeitraum vom 17. Juli bis Anfang August. Droysen I, S. 213, zitiert aus Yorcks Antwortschreiben (22. August 1811).

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Nr. 161

Schön hat mir gestern in Wehlau gesagt, die Magazine in Wilna werden vermehrt, weil der Kaiser dort im September Revue über 2 Divisionen halten will. 161. Denkschrift

[?, nicht nach 19. August 1811]

Nach einer Abschrift im Nachlaß Gerhard Oestreichs.a Empfehlung der Anlegung eines Brückenkopfes Graudenz gegenüber.

Über Graudenz Die Festung Graudenz hat in ihrem jetzigen Zustande den Nachteil, daß sie mit ungefähr ebensoviel Mann eingeschlossen werden kann, als zur Besatzung erfordert werden u. also gar nicht den Feind zwingt, ein bedeutendes Korps vor ihr zu lassen, wenn er nicht im Rücken von der Garnison inkomodiert sein will. Dieser Übelstand würde dadurch in etwas abgeholfen werden, daß man am linken Ufer der Weichsel auf den Lubiner Kämpen1 eine Schanze anlegte, welche jedem Sturm Widerstand leisten könnte. Der Kommandant2, der Ingenieur des Platzes3, der General v. Yorck, alle sind einverstanden, daß nur durch einen festen Punkt auf dem linken Ufer der Weichsel [die Festung] einen größern Wirkungskreis erhalten kann als sie jetzt hat. Da eine zu diesem Zweck dienende Schanze stark u. gegen jeden gewaltsamen Angriff gesichert sein muß, so erfordert ihre Erbauung mehr Zeit, als man in außerordentlichen Fällen dazu haben wird. Sie muß daher in ruhigen Zeiten angelegt werden. Bei der Stärke der jetzigen Garnison u. den in Graudenz vorhandenen Krümpern würde die Arbeit wahrscheinlich nicht über 1000 Taler kommen, wenn man jedem Arbeiter täglich 2 ggr. gäbe. Rechnete man hierzu noch die Palisadierung zu 1000 Rthl., so würde die a

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Die Vorlage („Eigenhändig“) im Heeresarchiv, Rep. 15 A Kap. 51 Nr. 220, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Bei den Dörfern Groß- und Kleinlubin. Friedrich Wilhelm Ludwig Otto Gans Edler zu Putlitz (1750–1828) vom Regiment Prinz Ferdinand (No. 34) war nach dem Bayrischen Erbfolgekrieg in niederländische Dienste getreten. 1786 kehrte er nach Preußen zurück und diente 1792–1794 als Füsilieroffizier gegen Frankreich. Wegen seiner beim Sturm auf Bitche erlittenen schweren Verwundung wurde er 1800 zum III. Bataillon des Regiments Graevenitz (No. 57) versetzt, 1807 wurde er bei der Verteidigung von Glatz erneut schwer verwundet. Seit 1809 kommandierte Putlitz das Schlesische Schützenbataillon, im April 1810 wurde er unter Verleihung des Pour le Mérite zum 1. Kommandanten von Graudenz ernannt. Im März 1813 als Generalmajor verabschiedet, befehligte er im Herbst eine Landwehrdivision und wurde im Gefecht von Hagelberg verwundet. 1815 nahm er seinen endgültigen Abschied als Generalleutnant. Stabskapitän Ernst Heinrich Streckenbach (1770–1813) hatte diese Funktion von 1806 bis 1810 bereits interimistisch ausgeübt und war bei der Verteidigung von Graudenz 1807 mit dem Pour le Mérite ausgezeichnet worden.

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I. Stabschef und Geheimdiplomat (März 1811–März 1812)

ganze Anlage auf 2000 Taler kommen. Durch dieses Werk hätte man nun nicht allein festen Fuß auf dem linken Ufer, sondern wäre auch Meister vom Fluß u. könnte, da die Abdämmungen bald geschehen würden, auf das sicherste verhindern, daß der Feind sich des Flusses bediente u. Schiffe die Festung passierten.4 Dieses Werk würde einigermaßen die Stelle des Tête de pont vertreten, welches nach dem Entwurf Friedrichs II. auf dem linken Ufer, der Festung gegenüber, angelegt werden sollte. 162. Denkschrift

Königsberg, 20. August 1811

GStA PK, VI. HA Nl Hermann v. Boyen (d. Ä.) XIII a fol. 527r–528v (4 S.): Konzept, unbekannte Hand, mit eigenhändigen Veränderungen und Hinzufügungen. Beurteilung von Kommandeuren in Pommern, West- und Ostpreußen.

Der Major Lossow hat die Führung der Geschäfte dem Major Blücher1 überlaß[en] u. sich nur den tactischen Theil vorbehalt[en]. Er eignet sich nicht zur Mittelsperson zwischen Blücher und Bülow und wird von beiden nicht sonderlich geachtet. Der Major Kampz scheint zwar in Colberg einiges Vertrauen erregt zu haben, allein im Ganzen doch zu den beschränkten Männern zu gehören. Wie man sagt, hat sein Schwager, der Capitain Courbiere2, sehr großen und nachtheiligen Einfluß auf ihn. Dieser Mann hat Grundsätze, die dem deutschen Sinn grade entgegegengehen, und er soll sie, sehr zum Nachtheil der Stimmung der Garnison v.Colberg, öffentlich predigen. Kampz schleicht umher, tritt leise auf und mißt seine Aeußerungen nach den Verhältnissen ab. Sein gegenwärtiges Verhältniß scheint er nicht völlig zu begreifen. In Colberg, so wie bei dem übrigen Militair in Pommern, soll ein ziemlich guter Geist beim gemeinen Mann herrschen; nur die Krümper zeigen hin und wieder Widersetzlichkeit, überhaupt Unzufriedenheit, weil sie sowohl in der Bekleidung als auch sonsta zurückgesetzt und von den Truppen selbst mit einiger Geringschätzung behandelt werden. Der General v. Jork scheint unter den gegenwärtigen Verhältnissen derjenige zu sein, auf den man am meisten zählen kann. Er begreift seine Laage und die des Staats vollkommen und wird sich in allen Fällen richtig zu neh4

Genau das war 1807 während der Belagerung von Danzig geschehen.

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Folgen drei durch dichte Schraffur gestrichene Wörter. Also dem aus dem vierten Band bekannten Franz von Blücher, Sohn des Generals. Ernst Baron de l’Homme de Courbière (1774–1817), vormals vom Infanterieregiment Kleist (No. 5), war 1808 anläßlich des 50. Dienstjubiläums seines Vaters zum Stabskapitän befördert worden und diente seit 1809 beim Kolbergischen Infanterieregiment. Scharnhorst hatte wohl noch nicht die Nachricht von seiner Beförderung zum Major (Patent vom 14. August 1811) erhalten. Courbière wurde 1812 zur Gendarmerie versetzt und diente 1813 beim 3. Pommerschen Landwehrinfanterieregiment.

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men wißen. Die Truppen seiner Brigade haben Vertrauen auf seine Fähigkeit, ein Umstand, den man sonst nirgends bemerkt, besonders vermißt man ihn in Ostpreußen. General Stutterheim3 erklärt überall selbst seine Schwäche und wünscht nicht in die Verlegenheit gesetzt zu werden, selbstständig handeln zu müßen. Er wünscht eine subalterne Laage und fühlt deutlich die Gränzen seiner Kräfte. Ich halte St. doch in der Lage, die er in Sinn hat, noch mit für den besten unser Genrale, Blücher u. York ausgenommen.b Eben dies ist beim General Massenbach4 der Fall, und darum sind sie noch in ihren Sphärn brauchbarc, wenn man ihnen Hülfe giebt. Maßenbach hat gesunden Verstand, viel guten Willen und über die Cavallerie nicht üble Ideen, allein die Führung vermischter Truppen-Detachements soll weniger seine Sache sein. Als bloßer Cavallerie Anführer ist er brauchbard. Der Oberst Below5 lebt und webt in den alten Formen und scheint auch nicht das Gewöhnliche der neuern Tactik gefaßt zu haben. Er regiert durch Furcht und hält auf innere Ordnung. Er hat also die höchste für ihn paßende Stelle erreicht. Der Major Zielinsky ist der beste Officier in der hiesigen Garnison.e Die Wahl von Zielinsky und auch von Sioeholm6 ist sehr glüklich, auch der letztr[e] wird von Niedern und Höhern für einen guten Comandeur gehalten, wiewohl dies auch seine höchste Stelle ist, die er bekleiden kann. Alle und höhern Officiere sind neidisch auf die höhern Gehalte, welche die obernf Chargen im Civil beziehen, und jeder hat außerdem noch irgend einen Anspruch, durch den er sich zur Unzufriedenheit berechtigt glaubt.

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Dieser Satz in der linken Spalte eigenhändig hinzugefügt. Das anschließende Satzende eigenhändig hinzugefügt. Verändert aus „wird er brauchbar sein.“ Der anschließende Rest des Absatzes eigenhändig in der linken Spalte hinzugefügt. Eigenhändig verändert aus „höhern“. Der im vierten Band vorgestellte Ludwig August von Stutterheim wurde im November 1811 als Brigadegeneral der Ostpreußischen Brigade durch Yorck ersetzt. Zu Generalmajor Friedrich Freiherr von Massenbach, seit dem 21. März Kavalleriebrigadier der Ostpreußischen Brigade, vgl. Anhang 1 im vierten Band. Der ebenso wie Karl Heinrich von Zielinski im vierten Band vorgestellte Hans Karl Friedrich Franz von Below, befehligte seit März 1810 die Infanterie der Ostpreußischen Brigade. Major Friedrich Wilhelm von Sjöholm (1768–1820), Sohn eines schwedischen Obersten, hatte im Krieg gegen die Französische Republik gedient und wurde als Kapitän im Grenadierbataillon Hülsen (12/34) bei Auerstedt schwer verwundet. Bei der Verteidigung Kolbergs befehligte er das 3. Neumärkische Reservebataillon, seit Ende März 1811 interimistisch Belows 2. Ostpreußisches Infanterieregiment. Sjöholm diente 1812 und in den Befreiungskriegen unter Yorck, wurde mit beiden Klassen des Eisernen Kreuzes dekoriert und bei Wartenburg verwundet. Ende 1815 zum Generalmajor befördert, erhielt er 1818 das Kommando der 14. Division.

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I. Stabschef und Geheimdiplomat (März 1811–März 1812)

Gen. Blücher ist derangirt und sein Schwiegersohn7 hat, wie er behauptet, durch die Einziehung der Stifte8 soviel verlohrn, daß er dem Mangel ausgesetzt istg. Der General kehrt aber gleich zur Heiterkeit u. Zufriedenheit zurück, wenn man ihn die Aussicht auf einen nützlich[e]n u. ehrenwerth[e]n Todt eröfnet, an dessen Möglichkeit er öfters zweifelt. Gen. Jork will mehr Geld neben der Ehre haben. Gen. Stutterheim meint, daß ihm das Gehalt eines Gouverneurs zustehe, und Massenbach u. Below fühlen sich gekränkt, weil sie nicht den rothen Adlerorden erhalten haben, letzterer will auchh General werden. In Graudenz herrscht bei allen Person[en], die Theil am Comando haben, vieli guter Wille, aber es fehlt daselbst ein Mann von Talent, der die vorhanden[e]n Mittel zweckmäßig und nach einer größern Ansicht zu gebrauchen versteht. Eben das scheint in Pillau der Fall zu sein, wo jedoch der Ingenieur vom Platze ein invalider Mann ist.9 Treskow ist immer gut, ab[e]r Proyski u. Marsch10 sind unbrauchbar.j In Preußen klagen die Regiments Commandeurs über die unverhältnißmäßig kleinen Cantons, die schon jetzt beinahe erschöpft sind. Es wäre sehr zu wünsh[e]nk, daß die größern Cantons der Churmark mehr angezogen und die hiesigen mehr geschont würden. Auch über den Mangel an Auditeuren führen sie, und zwar mit Recht, Beschwerden.l Man gebe doch endlich der Brigade einen Ober Auditeur, einen Auditeur u. Auditeur Gehülfen. Wo kann der Weg sich an die Vorurtheile der Menschen stoßen. Scharnhorst Königsberg d. 20. August 11.

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Eigenhändig verändert aus „sei“. Nachträglich hinzugefügt. Nachträglich hinzugefügt. Dieser Satz eigenhändig in der linken Spalte hinzugefügt. Verändert aus „Es würde sehr zu wünsh[e]n sein“. Das Folgende bis einschließlich zur Unterschrift eigenhändig hinzugefügt. Oberstleutnant Adolf Ernst Ludwig Reichsgraf von der Schulenburg-Hornhausen (1765–1813) war seit 1805 mit Blüchers Tochter Friederike verheiratet. Er lebte in einem kleineren Wohnhaus in Ranstedt bei Magdeburg. Durch das Edikt vom 30. Oktober 1810. Major Parisey wurde im September durch den aus Kolberg versetzten und zum Stabskapitän beförderten Ernst Gottlieb Kurt von Borcke ersetzt. Er selbst starb 1812. Artilleriekapitän Ernst Gottlieb Marsch, der bei der Schulanstalt in Elbing diente, erschoß sich im April 1812.

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163. Scharnhorst an Yorck

Königsberg, 20. August 1811

Nach einer Abschrift im Nachlaß Gerhard Oestreichs.a Reise nach Dollstädt.

Königsberg, den 20. August 1811. Euer Hochwohlgeboren benachrichtige ich ergebenst, daß ich heute nach Dollstädt reisen und mich dort einige Tage aufhalten werde; ich ersuche Sie daher um die Gefälligkeit, alle etwanigen Briefe an mich dorthin geneigtest adressiren zu wollen. Scharnhorst. 164. Scharnhorst an Karl August Freiherrn von Hardenberg Königsberg, 21. August 1811 GStA PK, III. HA MdA I Nr. 6306 fol. 14r–19v (12 S.): Eigenhändig. Reisepläne. Stimmung in den Hauptquartieren und in West- und Ostpreußen. Unbeliebtheit der neuen Abgaben und des Staatsrats Ladenberg.

Ew. Excellenz verfehle ich nicht gehorsamst zu benachrichtigen, daß ich meine Dienstreise nun geendet habe und heute von hier nach Dollstädt abgehe, um dort den R. v. B.1 zu erwarten. Meine Berichte an den König über die inspicirten Festungen enthalten einige Vorschläge zur Verstärkung derselben und der verschanzten Läger bei Colberg und Pillau, jedoch nur in so weit, als es unsere jetzigen politischen Verhältniße erlauben. Ich schmeichele mir, daß diese Vorschläge Ew. Excellenz Beifall haben werden. Ich habe mich auf dieser Reise bemühet, die Stimmung der Menschen, so weit ich dazu selbst und durch den Major von Tiedemann, der in der hiesigen Provinz bekannt ist und den ich bei mir habe, Gelegenheit hatte, zu erfahren. Ich lege hier unsere Beobachtungen, so wie wir dazu Gelegenheiten hatten, nieder. Der General v. Blücher und seine Umgebungen redeten von Beeinträchtigung und Unterdrückung des Militärs, den hohen Besoldungen und Pensionen des Civils, Zurüksetzung des Adels, Anstellung der Ausländer um Ew. Excellenz Person, unzwekmäßigen und drückenden Auflagen u. s. w. Immer aber doch mit hoher Achtung für Ew. Excellenz Person.

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Die Vorlage („Eigenhändige Unterschrift“) im Heeresarchiv, Rep. 15 A Kap. 51 Nr. 220, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt.

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Rittmeister von Bornstedt.

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I. Stabschef und Geheimdiplomat (März 1811–März 1812)

Der General von Bülow und seine Umgebungen waren einigermaßen in derselben Stimmung, doch vorzüglich nur in Hinsicht der innern Verfügungen, auf meine Einwendungen behauptete er, er habe diese Angelegenheit verfolgt, er stehe mit mehreren Landräthen, ich meine er nannte einen Dewitz2, in Verbindung, es herrsche hierüber nur eine Meinung. General v. Blücher und v. Bülow waren in keiner guten Harmonie; der letzte strebt nach dem Comando des erstern; der erstere will keine Einwirkung des letztern. Der Geist des erstern, ein redlicher, hoher, grader deutscher Sinn, bereit sein Leben und alles ohne irgend ein Interessea zu opfern, darf nicht verkant werden, er kam uns auf der Reise nicht wieder vor. In Kolberg, versicherten uns unsere Freunde, hersche keine Unzufriedenheit über die innern Einrichtungen und in Hinsicht der Erhaltung des Staats die beste Stimmung. Der Comandant in Colberg, O.L.b von Kampz, ist ein penibeler Mann, der ängstlich alles vermeiden will, was compromittiren könnte, und grade dadurch sich compromittirt. Er hat auf das englische Parlementair Schiff schießen laßen und nachher sichc unter der Hand entschuldigt. Er ist brav, wird aber nie ein Gneißenau werden. Auf dem Wege von Colberg bis Graudenz haben wir einige Beamten und Officianten gesprochen, welche keine besondere Unzufriedenheit über unsere innere Angelegenheiten äußerten, aber doch über die Consumtionssteuer klagten. In Marienwerder fanden wir bei dem General von York und seiner Umgebung einen guten militärischen Geist, bei dem aber mehr Ambition als höhere Gefühle zum Grunde liegen, Unzufriedenheit über die vermeintliche Erhebung des Civilsd, die hohe Besoldung und hohen Pensionen desselben u. s. w. Um die innern Angelegenheiten schienen die Militärs sich hier nicht zu bekümmern. Wir bemerkten, daß überhaupt in Westpreußen weniger Unzufriedenheit als in Ostpreußen herrschte; auch sagte man unse nachher auf der Grenze, daß die westpreussische Regierung härter als die ostpreussische verführe, daß die ersteref Maßregeln ausführte, welche die letztere schon wieder zurük genommen hätte.

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Verändert aus „grader deutscher, bereit sein Leben und alles“. Verändert aus „Major“. Die folgenden drei Wörter nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „Profits“. Die folgenden vier Wörter nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „letztere“. Mutmaßlich der 1799 als Premierleutnant verabschiedete Gutsherr Friedrich Christian August von Dewitz (1770–1818), der seit 1801 als Landrat im Kreise Daber und Naugard fungierte. Dewitz arbeitete 1813 im Militärgouvernement zwischen Oder und Weichsel und wurde später zum Geheimen Oberregierungsrat im Innenministerium ernannt.

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Daß die Dohnas glauben, daß die Consumtionssteuer unausführbar sey und daß der Adel beeinträchtigt werde3, wissen Ew. Excellenz. Die Witwe Gr. Dohna4 erzählte mir, sie hätten anfangs den Preiß des Biers und Brantweins erhöhet, allein sie hätten um die Hälfte schon wieder zurük gehen müßen, weil andere diese Getränke herunter gesetzt. Hier in der Stadt (Königsberg) herscht eigentlich keine Unzufriedenheit, aber auch wenige Anhänglichkeit an den Staat und König wie in allen großen Städten. Das Resultat aller Beobachtungen läuft darauf hinaus, 1. daß die Consumtionssteur höchst verhaßt ist; daß allgemein dafür gehalten wird, sie sei zu hoch, sie könne nur eine kurze Zeit und in manchen Gegendeng gar nicht geleistet werden. Hierüber ist nur eine Stimme. 2. daß außer der Unmöglichkeit, die Consumtionssteur zu leisten, die Form revolt[ir]end sey und alle Moralitäth vernichte. Der Geheime Staatsrath von Auerswald5 hat mir gesagt, der Betrug sey auch bei den Höhern allgemein geworden, weil die Abgabe unerzwinglich gewesen sey i; er glaube nicht, daß unter 100 Gutsbesitzern noch drei ganz reine wären. j Vorzüglich wird der Staatsrath Ladenberg6 als ein Mann angesehen, der wohl geschikt sei, ein General Controlleur zu seyn, aber weder Fähigkeit noch Klugheit besitze, nach den Zustande des Landes, der Bildung des Volks, der innern Verfaßung u. s. w. Anordnungen zu treffen. Seine Verordnungenk, daß die Handmühlenl, wo die Wassermühlen kein Wasser hätten, nach den KreisEinnehmer gebracht werden sollten, und die Leute dort das Korn mahlen oder die Mühlen für den Augenblik abholen sollten, sey unausführbar; die Erfahrung habe die Unmöglichkeit gleich gezeigt. Die Maßregelm bestehe indessen, und da sie nichtn ausgeführt werde, so verursache sie immer noch Erbitterung, ohne irgend einen Nutzen zu haben. g h i j k l m n 3

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Verändert aus „Oerter“. Verändert aus „und die Moralität zu Grunde“. Statt „seyn“. Davor gestrichen: „3.“ Verändert aus „Anordnungen“. Die folgenden sechs Wörter nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „Verordnung“. Nachträglich hinzugefügt. Das Finanzedikt vom 27. Oktober 1810 (Druck: Gesetz-Sammlung 1810, S. 25–31) hatte die Steuerbefreiungen des Adels weitestgehend aufgehoben und höhere Verbrauchs- und Luxussteuern eingeführt. Zu Julies Schwiegermutter Karoline Burggräfin zu Dohna-Schlobitten vgl. Anhang 1. Der ostpreußische Präsident Hans Jakob von Auerswald wurde im fünften Band vorgestellt. Philipp Ladenberg (1769–1847) hatte nach dem Studium in Halle als Kriegs- und Domänenrat in Ansbach fungiert, danach als Direktor der Kammern in Bialystok (1806) und Marienwerder (1807) und ab 1809 als Regierungsdirektor in Potsdam. 1810 wurde er zum Direktor der Sektion für direkte und indirekte Abgaben im Finanzministerium ernannt, 1817 zu dem der Generalkontrolle der Finanzen. Im Zuge seiner weiteren Karriere wurde er geadelt und fungierte von 1837 bis 1842 als Minister.

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I. Stabschef und Geheimdiplomat (März 1811–März 1812)

Es ist ganz gewiß, daß die Untersagung des Gebrauchs der Handmühlen und dieo dadurch entstandene Einführung des Brots von zerdrükten Korn höchst nachteilig auf die Stimmung, auch der Stadtbewohner, obgleich sie dieselben nicht trift, wirkt. Hierzu ist noch die unglüklichste Wahl der Einnehmer gekommen. Alle diese Umstände sind von denp Gutsbesitzern, welche am meisten herbei gezogen und also am unzufriedensten sind, benutzt worden, und so ist eine allgemeine Unzufriedenheit entstanden; auch nicht einer, weder in den höhern noch niedern Ständen, ist davon ausgenommen. Was mich hierbei tröstet, bestehet darin, daß das Verhaßte der Maßregel nicht auf Ew. Excellenz Person, sondern ihren Umgebungen und vorzüglich Ladenberg zugeschrieben wird. So wie die obige Lage nun einmal ist, scheint eine Art Aussöhnung mit der hiesigen Provinz nöthig zu sein. Diese würde stillschweigend stattfinden, wenn der König und Ew. Excellenz hier kämen und sich selbst von allen an Ort und Stelle informirten, wo denn jeder einsehen würde, daß Sie erst hier die wahren innern Verhältniße erfahren hätten. Alsdann würde erst die jetzt bedenkliche, sonst aber schlechterdings erforderliche Strenge eintreten können. Es ist ausgemacht, daß manche sowohl directe als indirecte Abgaben auchq nicht von den[en] bezahlt werden, welche sie wohl bezahlen könnt[e]n. Die allgemeine Meinung der Ungerechtigkeit der Sache schützt jeden, der sich nur dürftig stellt. Nehmen Ew. Excellenz diesen meinen Bericht als eine treue Erzählung an von den was ich hörte und sah als ein Bestreben, mich Ihr[e]r Gnade und Ihres Zutrauens durch offene Aufrichtigkeit, so viel ich kann, würdig zu machen.r Königsberg den 21. Aug. 1811. 165. Scharnhorst an Boyen

v.Scharnhorsts Königsberg, 21. August 1811

GStA PK, VI. HA Nl Hermann v. Boyen (d. Ä.) XIII a fol. 529r–530v, 497r (5 S.): Eigenhändig. Notwendigkeit der Ernennung eines Innen- und eines Finanzministers. Dafür infragekommende Personen. Schöns Ambitionen.

o p q r

s

Die folgenden zwei Wörter nachträglich hinzugefügt. Folgt gestrichen: „Unzufriedenen“. Nachträglich hinzugefügt. Auf der ersten Seite von Hardenberg vermerkt: „S. 29’ Aug. p. Tiedemann gedankt und mit Beziehung auf Boyens Brief Nachricht von unsern Politicis und von dem Briefe des Königs vom 27’ an den K[aiser] Alex[ander] gegeben, auch empfohlen, vor allen Dingen auf die Beibehaltung des Friedens hinzuwirken.“ Der erwähnte Brief ist abgedruckt bei Bailleu, S. 229ff. Unterschrift mit Respektabstand und Respektstrich.

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Es ist durchaus nothwendig, daß der Staats Kanzler einen Minister des Innern und einena der Finanzen setzt.1 Die klügsten Leute mißbilligen die jetzigen Verhältniße. Sie sagen, der Staatskanzler thue alles in seinem Namen, dies sey nicht eines Menshen Sache, seine Verfügungen gingenb also von untergeordneten, nicht verantwortlichen Mänern aus; nicht allein das Allgemeine, sondern auch er leide darunter; jeder Fehler, jede nicht glükliche Maßregel falle ihn zur Last, es sey unmöglich, daß er sich in dieser Lage die allgemeine Liebe erhalten könne. Fände, sagen sie, ein Minister des Innern und einer der Finanzen statt, so würde auf diese die Verantwortung und das Unangenehme fallen, welches die Detail Verfügungen nach sich ziehen. Dabei würde, wenn der Staatskanzler sich als controllirende Oberbehörde betrachtete, die bei dem König immer alles leitete, Einheit erhalten werden, und sollte nicht alles in Detail nach den Ideen des Staatskanzlers gehen, so würde dies, da ohnehin in den meisten neuen Anordnungen viel Problematisches ist, dadurch keinc großer und wesendlicher Nachtheil entstehen. Ich bin in dieser Hinsicht zu Schön gereiset und habe seine Stimmung und Ansichten erfordert, soviel ich es konnte, ohne mich etwas merken zu lassen. Er meint, der Staatskanzler habe ihn seines Dienstes entsetzen wollen; Köckeritz2 hat dies ihn durch einen Deputirten anwehen lassen, dabei aber geäußert, dies solle nicht geschehen. Er ist gleichwohl nicht sehr gegen den Staatskanzler erbittert, er schätzt ihn als einen edlen braven Mann, der aber durch seine Umgebungen verleitet werde, wider sein und das Interesse des Staats zu handeln. In Rüksicht seiner Redlichkeit, Kenntnisse und einiger Anhänglichkeit, welche die Menschen zum Theil an ihn in der Provinz Preussen haben, würde er sichd nach meiner Überzeugung noch am ersten zum Minister schicken. Ob sein rauhes Wesen, seine unbegränzte Ambitione es zulaßen wird, daß er sich in den Verhältnißen, in denen er hier kämef, fügt, kann man nicht vorher bestimmen. Das Wagestück muß dem hohen und edlen Character des Staatskanzlers anheim gestellt werden. Der Staatskanzler hat mir ein mal von dem G. St. R. v. Aurswaldg zum 2ten Minister gesagt; der Minister Dohna sagte ganz von ungefähr mir auch von demselben. Seine

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b c

d e f g 1

2

Nachträglich hinzugefügt, ebenso weiter unten bei der nächsten Verwendung dieser Formulierung. Verändert aus „gehen“. Nachträglich hinzugefügt anstelle von drei durch dichte Schraffur gestrichenen Wörtern. Die folgenden drei Wörter nachträglich hinzugefügt. Folgen zwei oder drei durch dichte Schraffur gestrichene Wörter. Folgt ein überflüssiges „würde“. Die folgenden drei Wörter nachträglich hinzugefügt. Beide Posten waren seit dem Beginn des Ministeriums Hardenberg nicht mehr besetzt worden. Karl Leopold von Köckritz, der einflußreiche Generaladjutant des Königs, wurde im dritten Band vorgestellt.

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I. Stabschef und Geheimdiplomat (März 1811–März 1812)

Tochter ist jetzt den Grafen von Groeben seit 1/2 Jahr verheirathet.3 Ich war mehr für den alten Minister Schröter4. Obwohl er falsch ist, den Mantel nach dem Winde hängt, keine sonderliche Reputation hat und zu alt ist, um noch ein mal in Activitet gesetzt zu werden, so schien es mir dennoch, als wenn der Mangel anderer Subjecte seine Wahl rechtfertigte. Sollte aber irgend ein anderer, der sich einigermaßen zu einemh der obigen Minister schickte, finden lassen, so würde ich keinen der beiden letzten Herrn wählen. Das Publikum würde wahrscheinlich die Wahl desi ersten am meisten billigen. Legen Sie, mein lieber Boyn, dem Staatskanzler meine Ansichten dar, wenn sich Gelegenheit dazu darbietet, es verstehet sich auf eine passende Art. Ihr Freund Kb. den 21. Aug. 1811

v.Scharnhorst.j

Es ist mir sehr unangenehm sagen zu müsse[n], daß es mir vorkömmt, als wolle Schön wohl an Hardenbergs Stelle treten, und schwerlich unter ihm sich lange halten wird. Seine Erbittrung, sein unbegränzter Ehrgeiz hat mich gar nicht gefallen. Er hat nicht allein die Sache, sondern ebensosehr die Person in Gefühl. S. 166. Scharnhorst an Boyen

[Königsberg?], 21. August 1811

GStA PK, VI. HA Nl Hermann v. Boyen (d. Ä.) XIII a fol. 533r (1 S.): Eigenhändig.a Vergütung für Tiedemann.

Den Tiedemann habe ich 200 Thal. gegeben. Sie müssen ihn so viel geben, als zu sein[e]r Rükreise erfordert wird. Er muß einige Entschädigung haben. Ich denke Sie bezahlen ihn die Reise als Courier Reise. Er wird, wenn er einige Tage in Berlin bleibt, Briefe wieder zurük nehmen können. In jeden Fall muß er zurük freie Fahrt haben. v.Scharnhorst. Den 21. Aug. 1811.

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a

Die folgenden zwei Wörter nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „wahrscheinlich den“. Das Folgende auf einem separaten Blatt von gleichem Format, fol. 497r. Oestreichs Vorschlag folgend wird es hier als „Beibogen“ zum Schreiben behandelt. Wilhelm Graf von der Gröben war mit Ida von Auerswald verheiratet. Friedrich Leopold Reichsfreiherr von Schroetter wurde im vierten Band vorgestellt. Auf der mit Scharnhorsts Privatsiegel gesiegelten Umschlagseite (fol. 533(a)r) adressiert: „S. Hochwohlgeb. d.H. Major v.Boyn“.

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Nr. 167

[Dollstädt, 22. August 1811?1]

167. Scharnhorst an Boyen

GStA PK, VI. HA Nl Hermann v. Boyen (d. Ä.) XIII a fol. 513r (1 S.): Eigenhändig. Kritik an Pullets Denkschrift zum Ingenieurkorps.

Mein lieber Boyn, ich überschicke Ihnen hier ein Memoir, welches Pullet mir gegeben hat, mit meinen Bemerkungen; ich bitte Sie, es durchzusehena und an G.2 zu geben, ihn zu ersuchen, nach dem er es gelesen, dem Major von Pullet mit dem einliegenden Briefe3, den er so wie das Memoir versiegelnb muß, zu schicken. Meine Absicht bei diesen Memoir ist, theils Pullet die Sache auseinander zu setzen und ihn an höhere Gesichtspunkte zu erinnern, den Ingenieuren überhaupt dadurch, daß ich das Memoir den Brigadiers mittheile, den Text zu lesen. Ich bin überhaupt von sie nicht zufrieden. Ohne Beurtheilung unser gegenwärtigen Lage, ohne Kenntniß von Kriege folgen sie den mechanischenc fortificatorischen Ideen; Pullet und Engelbrecht haben beide das dümste Zeug gemacht. Ein ander mal mehr davon. York scheint mir zu besorgt zu seyn; Stutterheim beträgt sich wie immer höchst imprudent. Ihr Freund Das Memoir wird nachkommen. S.

v.Scharnhorst.

Sie werden in einigen Tagen von mir mehrer[e] Vorschläge bekommen, die ich aber nicht der Post anvertrauen will, so wie auch meine mir sehr leicht fallende Entshuldigung.d 168. Denkschrift

Dollstädt, 22. August 1811

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 174 fol. 5r–20v (32 S.): Konzept, Schreiberhand, mit eigenhändigen Veränderungen. Abschrift, maschinenschriftlich, handschriftlich korrigiert, im Nachlaß Gerhard Oestreichsa. Druck: Lehmann II, S. 239–242 (Auszug). Bemerkungen zu Pullets Denkschrift über das Ingenieurkorps. a b c d 1 2 3

a

Verändert aus „bitte Sie, es an“. Verändert aus „den ich so wie das Memoir zu versiegeln bitte“. Nachträglich hinzugefügt. Dieser Satz um 90 Grad gedreht am linken Rand des Schreibens. Übersandt zusammen mit dem folgenden Dokument. Gneisenau. Vgl. das anschließende Dokument. Sie fußte auch auf der wahrscheinlich 1945 verbrannten Reinschrift („Ausfertigung mit eighd. Datierung und Unterschrift“) im Heeresarchiv, Rep. 4 Z. D. 92.

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I. Stabschef und Geheimdiplomat (März 1811–März 1812)

Bemerkung No 1.1 Das Avanzement hängt offenbar von dem Verhältniß der höhern Stellen zu den niedern ab. Das Ingenieur Corps hat im Verhältnis der niedern Stellen mehr höhere wie ein Infanterie Regiment; es muß also ein besseres Avanzement als ein Infanterie Regiment haben, wenn alle übrigen Umstände gleich sind. Dies ist ein[er] der mathematischen Säzze, die in der Anwendung keinen Widerspruch leiden. Gehen Sie aber, mein lieber Pullett, davon aus, daß das Ingenieur-Corps dadurch, daß es isolirt ist und daß aus den Infanterie-Regimentern manche Individuen heraus bei dem Generalstabe und in die Adjutantur treten, diese ein besseres Avanzement im Allgemeinen haben, so muss ich dies aus nachstehenden Gründen widersprechen, denn 1.) haben die Regimenter durch die Adjutantur und den Generalstabb oder dadurch, daß Offiziere aus ihnen in diese übergehen, weit mehr Nachtheile als Vortheile. Ein Offizier vom niedern Grade gehet aus ihnen, einer vom höhern trit in dasselbe. Das wiederfährt dem Ingenieur-Corps nicht, es hat nie Einschub. Soll aber 2.) der Vortheil darin liegen, daß aus den Regimentern ein Offizier heraustrit oder sein Glük macht, so ist dies eine Sache der Individuen des Corps, die nicht von der Verfassung abhängt und die, hoffe ich, bei uns in der Folge mehr eintreten soll, indem die allgemeine Kriegesschule den Ingenieuroffizieren Gelegenheit giebt, sich Kenntnisse zu erwerben, welche nicht bloß auf die des Ingenieurs, sondern des Militairs überhaupt Bezug haben. Ueberdies ist dergleichen auch geschehen, so ist z. B. der Oberstlieutnant von Rauch aus dem Ingenieur-Corps in den Generalstab getreten. Uebrigens haben auch eine Menge Infanterie- und Kavallerie Regimenter niemals Offiziere zum Generalstabe gegeben. Ihre Bemerkung, dass die Ingenieur-Offiziere deswegen, weil sie unter sich avanziren und selten in eine andere Waffe übertreten können, schlechter avanziren, ist also, näher untersucht, in doppelter Hinsicht nicht richtig. Was dem Avancement des Ingenieur-Corpsc schadet, ist, daß gewöhnlich ein jeder darin so lange dient, als er will, wie dies im Zivil der Fall b c

1

Statt „dem Generalstabe“. Eigenhändig verändert aus „Was dem Ingenieur-Corps“, danach ein durch dichte Schraffur gestrichenes Wort. Scharnhorst kommentiert hier das von Pullet verfaßte „Pro Memor. das Ingenieur Corps betreffend, zum Privat Gebrauch des derzeitigen Cheffs und General Inspecteurs Herrn G. M. von Scharnhorst“ (Berlin, 16. Juli 1811). In der im selben Faszikel, fol. 2r–4v, archivierten Reinschrift sind von Scharnhorst im Text und am Rand die Stellen bezeichnet, die er durch seine Bemerkungen 1 bis 10 kommentierte. In den ersten beiden kommentierten Passagen schrieb Pullet, die Beförderungschancen seien im Ingenieurkorps schlechter als anderswo, u. a. weil es nur 56 Offizierstellen, gegenüber 76 in einem Infanterieregiment, habe.

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ist. Bei der Infanterie und Kavallerie wird Körperkraft und ein gewisses militairisches Benehmen in den höhern Graden gefordert, und deswegen müssen manche Individuen bei ihnen abgehen oder zu der Garnison-Compagnie treten, died, wenn sie bei dem Ingenieur-Corps ständen, noch dienen würden. Man schäzt aber die Zivildienste gradee aus dem Grunde, weil jeder fast so lange er lebt sein Brot behält. Bei Abwägung der Nachtheile der Offiziere des Ingenieur-Corps hätten Sie diesen Vorteil, der gewiß sehr wichtig ist, erwähnen müssen, dem ich übrigens aber in Hinsicht des innern Werthes des Corps gar nicht das Wort rede. Denn auch der Ingenieur Offizier erfordert Energie, welche dem hohen Alter fehlt, und wenn bei der Infanterie Männer wegen Mangel an Körper-Kraft abgehen müssen, so sollte dieses bei dem IngenieurCorps wegen Mangel an Kenntnisse und Beurtheilung zu höhern Stellen geschehen. Noch muß ich einen Nachtheil des Avanzements des Ingenieur-Corps bemerken, den Sie nicht erwähnt haben. Er besteht darin, daß die Infanterie- und Kavallerie-Offiziere zu den Garnison-Compagnien übergehen können, nicht so die Ingenieur-Offiziere. Dies ist nun zwar ein Nachtheil, er ist aber nicht so groß, als er zu seyn scheint, denn die 5 Regimenter einer Brigade haben nur 2 Garnison-Compagnien, also kann kein bedeutender Abgang in diese fürs Regiment statt finden. Was die Brigade-Garnison-Compagnien und die Invaliden Compagnien betrift, so haben die Ingenieur-Offiziere mit den anderen Waffen gleiche Rechte auf sie. Nimt man alle Umstände zusammen, so folgt unwidersprechlich, daß das Ingenieur-Corps in der Folge ein besseres Avanzement als andere Waffen haben muß, wenn man sonst nicht allzu nachsichtig gegen die noch dienenden invaliden Männer seyn wird. Das Verhältniß der geringern Offiziere zu den höhern ist bei der Infanterie wie 4 : 1, bei dem Ingenieur-Corps wie 3 : 1. Das ist ein zu bedeutender Vortheil für die Ingenieure, als daß er nichtf den oben erwähnten unbedeutenden Vorteil des Avancements der Infanterie Regimenter übertreffen und in der Folge sichtbaren Einfluß haben sollte. Bemerkung No 2. Ich halte den Schlußg, den Sie hier machen, aus den in der Bemerkung No 1 angeführten Ursachen für unrichtig; ich glaube dazu durch die aufgestellten Gründe berechtigt zu seyn; überhaupt fehlt hier die Erfahrung, denn was die bisherige, die eigentlich keine Anwendung leidet, lehrt, widerspricht der Behauptung, die Sie aufstellen. d e f g

Das Folgende eigenhändig verändert aus „die bei dem Ingenieur-Corps noch dienen.“ Eigenhändig hinzugefügt. Das Folgende bis „übertreffen und“ eigenhändig hinzugefügt. Die folgenden vier Wörter eigenhändig hinzugefügt.

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I. Stabschef und Geheimdiplomat (März 1811–März 1812)

Im Ingenieur-Corps sind seit 1806 zu Premier-Capitains oder höherm Gehalte ................................. 6 Individuen gekommen, vom 1n Ostpreuß. Inf. Rgt. 3, tn 4,  2  tn 3 3,   tn 4 5.   Da wir keine andern Regimenter haben, welche stehen geblieben sind, so kann ich diese nur anführen.2 Diese haben übrigensh 2 Feldzüge mitgemacht, welches bei dem Ingenieur-Corps nicht von der Hälfte der Offiziere der Fall ist. Bemerkung No 3.3 Hier ist abermals ein Fehler. 1.) ist die höhere Besoldung des Ingenieur Offiziers zu 5 Thaler angegeben, sie ist aber 8 Thaler. Der Infanterie Offizier erhält 17 und der Ingenieur Offizier 25 rthlr. 2.) soll ein Offizier Bursche monatlich 5 Thaler erhalten; der junge Offizier kann sich aber, wenn er sich gehörig einrichtet, mit der Hälfte, mit 21/2 Thalern bedienen lassen. Vor dem Kriege nahmen die Offiziere bei der Artillerie für den Burschen die Besoldung, jezt ist dies nicht erlaubt. Es ist keine Ehre darin, sich ganz bequem aufwarten zu lassen, im Gegentheil ist es Pflicht, sich nicht daran zu gewöhnen. Der Ingenieur Lieutenant hat alsoi 8 Thaler und, wenn die Kosten der Bedienung abgerechnet werden, 5 bis 6 Thaler höhere Besoldung als der Infanterie Offizier. Bemerkung No. 4.4 Wenn man die jezzigen Ingenieur-Offiziere deswegen wieder angestellt hätte, um ihnen eine Wohlthat zu erzeigen, so hätte man unverantwortlich gegen die andern Waffen gehandelt. Ihre Anstellung hat, dies versteht sich von selbst, ihren Grund in dem Dienste des Königs. Gleichwohl ist dieselbe für die Offiziere vergleichungsweise mit andern Waffen (und nur von Vergleichungen mit andern Waffen sprechen Sie, mein lieber Pullett) ein großer, sehr großer Vorzug. Uebrigens ist des Königs Majestät auch wohl nicht gerade Noth gedrungen gewesen, alle h i 2

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Verändert aus „also“. Das Folgende bis „5 bis 6“ eigenhändig verändert aus „5 bis 6“. Nicht ganz korrekt, da das Pommersche, das 1. und das 2. Westpreußische Regiment auch „alte“ Regimenter waren. Pullet nannte das höhere Gehalt eines Ingenieurleutnants einen nur scheinbaren Vorzug, der durch den einem Infanterieoffizier gestellten Burschen ausgeglichen würde. Bei der Reorganisation waren die noch aktiven Ingenieuroffiziere fast alle wieder angestellt worden. Pullet relativierte das mit dem Argument, daß sonst einige Festungen ganz ohne Ingenieuroffiziere hätten auskommen müssen. Die Bemerkung bezieht sich auch auf Pullets Behauptung, der Oberstab des Ingenieurkorps würde gegenüber denen von Infanterieregimentern zurückgesetzt.

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Ingenieur-Offiziere, wie Sie meinen, wieder anzustellen. Es hätten sich in der Armee wohl Offiziere von andern Waffen zu dem IngenieurCorps geschickt, die sich eben so sehr durch Kenntnisse als Tapferkeit ausgezeichnet hatten, z. B. die Majors von Rochelle5, von Blumenstein u. s. w. Ich rede nicht von niedern Graden, wo die Anstellungj der Offic. aus andern Waffen noch weniger Schwierigkeit hatte. Bemerkung No 5.6 Es haben sich vom Ingenieur-Corps viele Offiziere ausgezeichnet und das Corps steht gegen keines in der Armee zurük. Wenn jemand das Gegentheil behaupten sollte, so würde ich als Chef des Corps gegen ihn auftreten. Dagegen darf man sich hier aber auch keine Illusion machen. Wollte ich Ihre Gründe der Beurtheilung des Werthes eines Corps auf den Generalstab und die Adjutantur anwenden, so würden für diese noch vorteilhaftere Resultate der Auszeichnung als für das IngenieurCorps herauskommen. Die Adjutanten, Offiziere vom Generalstabe, Ingenieur-Offizere haben mehr Gelegenheit sich auszuzeichnen, und darin liegt die öftere Verteilung des Ordens. Wenn Sie sagen, bei keinem Regimente hätten so viele Individuen sich ausgezeichnet als bei dem gleich starken Ingenieur-Corps, es habe für die ausgezeichneten Regimenter hierin also Vorzüge, so wird man ihnen antworten, dagegen habe auch kein Regiment so viele bestrafte Offiziere als das Ingenieur-Corps. Uebrigens haben alle Corps, glaube ich, sich einander nichts vorzuwerfen, und in der unglüklichen Niedergeschlagenheit, in der so viele sonstk brave Männer kapitulierten, unterlagen auch die IngenieurOffiziere derselben. Lassen Sie uns, mein lieber Pullett, ja nicht übermütig sein, eine gewisse Zeit fehlte fast jeder, der in die Lage kam, fehlen zu können. Lassen Sie uns das Benehmen des Plaz Ingenieurs in Danzig7 und einigen anderen Festungen zum nach[zu]ahmenden und das in mehrern andern Pläzzen zum warnenden Beispiel aufstellen, aber nicht Veranlassung zum Uebermuth geben. Weder die Klugheit noch die Wahrheit berechtigt hiezu. Es ist für ein Corps nichts gefährlicher, als wenn es glaubt, es habe mit dem, was seine Schuldigkeit erfordert, große Dinge gethan. Man giebt dem Individuum einen kleinen Maßstab in die Hand, benimt ihnen den Sporn zu größern Dingen! Wir müssen hier auf unserer Hut gegen unsere Eigenliebe seyn, und die höhern Offiziere müssen hier die höhere Richtung geben. j k 5

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Die folgenden fünf Wörter eigenhändig hinzugefügt. Verändert aus „meist“. Der erstmals im fünften Band erwähnte Infanterieoffizier Karl Wilhelm von Rochelle war 1809 für eine Versetzung zur Artillerie in Betracht gezogen worden und diente in späteren Jahren im französischen Ingenieurkorps. Pullet verwies stolz auf die besonders hohe Quote an Auszeichnungen und außerordentlichen Beförderungen bei Ingenieuroffizieren. Also Pullets selbst.

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Bemerkung No. 6.8 Die Montirung ist bei uns so wie bei den andern Ingenieur-Corps; ich weiß nicht, dass sie anderwärts in der Kathegorie der Garde-Uniform stehen.9 Warum sollte auch das seyn? Die Garde hat bessere Uniform, weil sie den Glanz des Hofes erhöhen soll, dies ist so in der ganzen Welt. Dies ist keine Ehre; denn ist wohl jemals ein Regiment oder Corps durch die Montirung gehoben? Bestrafungen sind ehemals dadurch geschehen, aber auf eine ganz andere Art; es wurde ihm eine schlechte Montirung zur Bestrafung, als ein Zeichen, das immer jeder sehen konnte, gegeben.10 Das gehört hier nicht her. Glauben Sie mir nur, mein lieber Pullett, die Montierung wird durch den Geist des Corps ausgezeichnet, aber nicht der Offizier durch die Montirung. Ein jeder machte sich eine Ehre daraus, die Montierung der schwarzen Husaren11 zu tragen, aber nicht wegen des Glanzes oder der Besazzung, sondern wegen der Taten der Menschen, die sie trugen. Verzeihen Sie es mir, wenn ich Ihnen sage, daß Sie allzu geneigt sind, eine Zurüksezzung fürs Ingenieur-Corps zu finden, und daß Sie, wie es mir scheint, hierin zu weit gehen. Bemerkung No 7.12 Eine Mittelperson der Art muss immer da sein. Ich habe sie mir in Ihrer Person gewählt. Sie muß aber frei gewählt werden und nicht permanent seyn. Bei einer permanenten Bestimmung hat man bald alte Leute in jedem Posten. Ein alter Mann schikt sich aber nicht zu einer solchen Mittelperson, überdies kann man sich auch in ihrer Wahl irren; es muß also ein Rüktrit ohne Schwierigkeit statt finden können; ferner können andere nach und nach hervorkommen, welche besser zu dieser Mittelperson sind; in allen diesen Fällen ist eine bleibende Stelle für dieselben in der Erreichung des Zwekkes hinderlich. Ein permanenter Inspekteur, wie Sie ihn zur Mittelperson zwischen dem Chef und dem Corps haben wollen, wird nicht mehr leisten als ein 8

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Pullet sagte hier u. a., viele Ingenieuroffiziere dienten nur mit einem gewissen Widerwillen, da sie in ihrem Äußeren sogar dem Kadettenkorps nachstehen müßten. Das betraf die Ingenieurkorps als ganzes, die prächtige Uniform der 1810 errichteten Sappeurkompanie der französischen Garde widersprach dem nicht. Der bekannteste solche Fall war der des Infanterieregiments Anhalt-Bernburg (No. 3) im Jahre 1760. Nach 1807 wurde es als Zurücksetzung empfunden, daß das Brandenburgische und das Pommersche Husarenregiment statt den auffälligen roten Uniformen ihrer Stammtruppen (Leibhusarenregiment Rudorff No. 2 und Regiment Blücher No. 8) dunkelblaue erhielten. Das 1807 besonders ausgezeichnete Husarenregiment Prittwitz (No. 5), später geteilt in 1. und 2. Leibhusarenregiment. Bemerkungen 7 und 8 betreffen Pullets Vorschlag, zwischen dem Chef und den Brigadiers eine Art Ersatzkommandeur als „Mittelsperson“ einzusetzen. Dieser würde gerade dann von großem Nutzen sein, wenn der Chef nicht selbst aus dem Ingenieurkorps komme.

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selbst gewählter Rathgeber, so bald er Untergeordneter bleibt; soll er aber mehr seyn, so wird ein doppeltes Kommando heraus kommen, und dann wird der gute Chef nicht mit Einheit handeln können und bei der Ausführung gefesselt seyn. Verschiedenheit der Meinung, Eigensinn und Liebe zur Intrige werden Unannehmlichkeiten aller Art unvermeidlich machen. Bemerkung No 8. Ich halte es nicht demütigend für das Corps, dass ihm ein Mann vorgesetzt wird, der nicht aus dem Corps ist.13 Man muss den wahren Gesichtspunkt fassen; die höhern Offizierstellen sind nur für die, welche sie am vollkommensten bekleiden können, sie mögen von diesen oder jenen Regiment, von dieser oder jener Waffe seyn.l Bei der Artillerie sind der Chef und 2 Comandeurs von fremden Waffen14, die Dragoner Regimenter bekommen Husaren Officiere zu Stabsofficiere und umgekehrt; es ist sogar die Regel, so viel als möglich keinen Regiment einenm Comandeur aus demselben zu geben. Der Chef oder Kommandeur des Corps, welcher den Vorurtheilen entgegen arbeitet, den Geist des Corps in einer zwekmäßigen Richtung erhält und den Handwerksgeist, der so leicht in den Artillerie- und IngenieurCorps die höhern Ansichten verdrängt, unterdrükt, die Besezzung der Stellen ohne Konnexion und fremdartigen Einwirkung, also rein und unpartheiisch leitet, die gründlichen Kenntnisse zu befördern sucht, das Verdienst, so weit es die Verhältnisse mit sich bringen, hervor ziehet und die Fehler bestraft, ist der beste, er sey im Corps erzogen oder komme von außen. Nur die Brauchbarkeit und der gute militairische Geist des Corps macht die Ehre desselben aus. Es ist gleichviel, ob er durch einen Chef oder Kommandeur, der aus dem Corps kam oder darin war, befördert wird. Der Handwerksgeist, der sich in das französische Artillerie u. Ingenieur-Corps eingeschlichen hatte, wurde in dem erstern 1774 durch einen ins Corps gesezten Offizier, Gribeauval, zerstört und die Fesseln,

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Eigenhändig verändert aus „die Offizierstellen sind nicht für gewisse Personen da, sondern für die, welche sie am vollkommensten bekleiden können.“ Der anschließende Satz eigenhändig hinzugefügt, er ersetzt die Streichung „So werden jetzt die niedern Stellen besezt, und um so mehr muß dies bei den höhern statt finden.“ Statt „einem“; es könnte auch „kein Regiment einem“ gemeint sein. Statt „fremdartiger“. Pullet hatte geschrieben: „Was endlich für das Corps nicht von minder bedeutenden Werth bliebe, wäre daß es hierdurch für immer der höchst niederdrükenden Dehmüthigung entzogen würde, einen Comandeur aus ihm ganz fremdartigen Waffen helfen zu können.“ Der Chef, Prinz August, kam von der Infanterie, Major Blumenstein, der Brigadier der Schlesischen Artillerie hatte vorher als Ingenieur und Füsilier gedient, sein Vorgänger Schöler bei der Infanterie und im Kadettenkorps.

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in welche der Handwerksgeist das französische Ingenieur-Korps geschmiedet hatteo, wurden nur durch die Revolution gelöset. Montalembert, ein Infanterie-General, gab dazu den Impuls lange vorher.15 Wenn die oberste Stelle aus dem Corps besetzt wird, so ist oft das Dienstalter ein großes Hinderniß, eine gute Wahl zu treffen. Es ist leicht gesagt, man soll den vorzüglichsten wählen. Aber nur dann ist diese Wahlp ausführbar, wenn ein hervorstehender Mann so weit herauf ist, daß man ihn, ohne alle unzufrieden zu machen, wählen kann. Was aber, wenn es daran fehltq oder er nicht weit genug herauf ist? Bei der Infanterie und Kavallerie nimt man in dem Fall den Befehlshaber aus andern Regimentern, warum sollte man nicht bei dem Ingenieur-Corps ihn aus anderen Waffen nehmen, wenn auch nicht die weiter oben angeführten Umstände aus ganz anderen wichtigen Gründen die Wahl oft sehr wünschenswerth machten? Bemerkung No 9.16 Die Offiziere bei dem Kadetten-Corps und Militair-Akademie haben immer ein besseres Avanzement gehabt als die in den Regimentern, und keinem Regiment wird es deswegen einfallen zu verlangen, daß es ein solches Avanzement haben könnte, als die Offiziere haben, welche aus ihnen ins Kadetten-Corps getreten sind! Wie können Sie, mein lieber Pullett, da Sie vom Avanzement im Allgemeinen sprechen, einen Vergleich mit einigen wenigenr begünstigten Offizieren anstellen, und daß der Infanterie, Kavallerie und Artillerie nicht erwähnen, welches zu jenem sich ungefähr wie 100 zu 1 verhält? Alle Infanterie- und Kavallerie-Regimenter und das Artillerie-Corps würden gleiche Rechte zu Beschwerden haben. Wäre der Major von Borck nicht bei der Akademie-Militär sondern bei der Infanterie gewesen, so wäre er vielleicht Leutnant auf halbem Solde.17 Sind nicht eine o

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17

Eigenhändig verändert aus „die Fesseln des Handwerksgeistes des französischen Ingenieur-Corps“, dabei „französischen“ versehentlich unverändert. Eigenhändig verändert aus „ist sie“. Das anschließende Satzende eigenhändig hinzugefügt. Statt „weniger“. Jean Baptiste Vaquette de Gribeauval und der im französischen Ingenieurkorps als „der Dragoner“ verschrieene Marc-René, Marquis de Montalembert, wurden in den ersten zwei Bänden vorgestellt. Als Zeichen der Benachteiligung führte Pullet an, die meisten Ingenieure, „welche von denen Cadets ihres Fleißes und ihrer Geschicklichkeit wegen zum Corps uebergehen mußten“ seien immer noch Subalterne, „während ihre Cadetten Cameraden jetzt Staabsofficiere, mindestens Premier Capitaine“ seien. Pullet verwies auf den mit dem Pour le Mérite dekorierten Ingenieur-Premierleutnant Ernst Gottlieb Kurt von Borcke, dessen jüngerer Bruder trotz geringerer Kenntnisse und ohne Orden bereits zum Major befördert war. Karl August Ferdinand von Borcke, zuvor Direktor der Académie militaire, war nach deren Auflösung zum Pommerschen Infanterieregiment versetzt worden. Beide wurden im sechsten Band vorgestellt.

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große Menge sehr guter Infanterie-Offiziere in gleichem Alter mit Ingenieur-Offizieren auf halben Sold gesezt ohne Hoffnung, angestellt zu werden! Wollen Sie einzelne Vergleichungen anstellen, so würden Sie hier einen reichen Stoff haben, den gefangen gewesenen Ingenieur Offizieren ihre Vorzüge vor so vielen andern zu beweisen. Bemerkung No 10. Wenn alle Individuen des Ingenieur-Corps, in denen noch etwas liegt, darauf (wie sie sagen)s denken, das Ingenieur-Corps zu verlassen, so hoffen sie wohl in den meisten Fällen, 1.) auf eine andere Art mit besserm Avanzement in der Adjutantur oder dem Generalstabe u. s. w. ihr Glük zu machen oder 2.) im Zivilstande ein besseres Auskommen zu haben; der Grund, daß das Ingenieur-Corps nicht geachtet werde oder daß sie schlechtes Avanzement in der Zukunft hätten, wird weniger vorhanden seyn, da zumal der erste Punkt in die Augen fallend falsch ist und die Unrichtigkeit des zweiten bei näherer Ueberlegung sich jeden darstellen muß.t Ich habe es übrigens selbst bemerkt, daß die Ingenieur-Offiziereu hin und wieder glauben, ein schlechteres Avanzement zu haben als die von andern Waffen. Daß auchv dieses der Fall bis zur neuen Einrichtung war, ist richtig, ich habe aber in den Bemerkungen No 1, 2w gezeigt, daß dieser Nachtheil in der Folge nicht mehr statt finden kann. Die Stabs- und andern höhern Offiziere, von denen ich fordern kann, dass sie die wahren Verhältnisse der Avanzements beurtheilen können, müssen die jüngern auf diesen Irrthum aufmerksam machen, ihnen bemerken, wie man gewöhnlich mechanisch von dem vergangenen Zustande auf den zukünftigen schließt, ohne das Eigenthümliche der Lage der Zukunft und Vergangenheit zu untersuchen; sie müssen ihnen ferner bemerklich machen, daß sie seit der neuen Einrichtung schon ein besseres Avanzement gehabt hätten als irgend ein anderes im Kriege bestandenes Regiment, wie ich in Bemerkung No 2x gezeigt habe. Ich darf hier eine Bemerkung nicht übergehen: ich glaube wahrgenommen zu haben, daß die Offiziere, welche einige Kenntnisse sich erworben haben, gleich glauben, sie müßten außerordentlich avanziren, und sich nun gleich mit dem vergleichen, der hier oder da einzeln ein großes Avanzement gehabt hat. Sollte dies bei dem Ingenieur-Corps nicht mits t u v w

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Die Klammer und ihr Inhalt eigenhändig hinzugefügt. Eigenhändig verändert aus „der erste Punkt falsch ist.“ Die folgenden drei Wörter eigenhändig hinzugefügt. Eigenhändig hinzugefügt. Die Zahlen mit Bleistift in eine freigelassene Lücke eingetragen. In Oestreichs Abschrift steht: „1 u. 2“. Die Zahl mit Bleistift in eine freigelassene Lücke eingetragen. Bei Oestreich: „Bemerkung 2“.

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unter der Fall seyn? Alle Offiziere dieses Corps haben einige Kenntnisse, bei ihnen ist also mehr Gelegenheit zu dieser unbilligen Forderung. –––––––––––––––––– –––––––––––––––––– –––––––––––––––––– Jezt muss ich noch einige Punkte beantworten, welche bisher übergangen sind: Sie wollen eine höhere Besoldung fürs Corps haben; ich habe sie nicht gewünscht, ich habe immer geglaubt, eine höhere Besoldung ziehe nur die Interreßirten an, reizze diese, sich ins Corps durch forcirt erworbene Kenntnisse und alle andern ihnen zu Gebote stehende Mittel zu drängen. Ich habe in meiner Erfahrung bemerkt, daß die höher bezahlten Corps nie dadurch einen Vorzug vor den[en] mit gewöhnlicher Besoldung hatten. Sie werden die Beispiele in allen Diensteny finden. Gern wünscht’ ich manchem der jezzigen Individuen, welche durch das ehemalige Avanzement noch zurück sind, ein besseres Einkommen; aber darum den Corps auf die Zukunft einen höhern Etat zu geben, hieße das Allgemeine dem Besondern aufzuopfern. Die höhere Besoldung hat noch den Nachteil, daß die Versorgung und Pensionierung schwerer und härter wird, daß jeder Uebergang in andere Stellen und Waffen Schwierigkeiten hat u. s. w. Ich habe deshalb Seine Majestät gebeten, die höhere Besoldung bei dem Generalstabe abzuschaffen. Sie verlangen in Ihrem Memoir in mehrern Stellen eine Vermehrung des Corps. Ich habe hiergegen nichts, muß aber doch bemerken, daß noch 3 Compagnien Pioniers errichtet werden sollen, und ich werde hierauf um so mehr höchsten Ortes antragen, als dadurch das Ingenieur Corps mehr Offiziere erhält. Den Termin dieses Antrages glaubte ich am besten auf die Zurückgabe Glogaus sezzen zu können, weil dahin Se Majestät sich einstens äußerten. Diese ist aber unerwartet immer noch verzögert. Bei dieser Gelegenheit wird dann wohl wenigstens auch ein Stabsoffizier mehr creirt werden. ––––– In Ihrem Memoir ist nichts von den Vorzügen der Ingenieur-Offiziere, sondern bloß von ihrer nachtheiligen Lage geredet. Beide gehören zusammen, ihr Verhältniß zu einander bestimmt ihre wahre Lage. Die Ingenieur-Offiziere haben vor den andern Waffen mehrere Vorzüge: a.z Sie haben den Vorzug einer bessern Geistesausbildung; dem Infanterie- und Kavallerie-Offizier fehlt dazu die Gelegenheit und Zeit, ihr Dienst beschäftigt sie zum Theil ganz. Es mußaa für jeden Eigenhändig verändert aus „diesen“. Eigenhändig verändert aus „1.“ Eigenhändig verändert aus „Der Ingenieur-Offizier, welcher sich nicht ohne Unterstüzzung ausbildet, hat davon große Vortheile, es muß“.

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Menschen eine höhere Geistes-Ausbildung schon einen hohen Wert haben; der Ingenieur Officier kömmtab dadurch in die Lage, nachher, welches Unglük ihn auch treffen mag, sich helfen zu können. So ist es nicht mit dem Kavallerie- und Infanterie-Offizier, der nichts als seinen Dienst getrieben hat. Ein zweiterac großer Vortheil für den Ingenieur Offizier ist, daß in diesem Corps mehrere Stellen sind, wo ein Offizier früh zu einer Selbständigkeit kömmt, die dabei zugleich mit der nötigen höhern Besoldung verbunden ist und die auf die Ausbildung des Mannes zu Geschäften einen sehr wohlthätigen Einfluß hat. Diese Stellen sind die 8 Platz-Ingenieur-Stellen, welche jede 301/2 rth. Zulage und 1 Ration haben, die 3 Kommandeurstellen der Pionier-Compagnien, jede mit 20 Thaler Zulage. Ferner hat das Ingenieur-Corps zwey Lehrer für immer bei den Erziehungsinstituten und 2 Offiziere bei der dritten Division des Krieges Departements, welche alle einen selbstständigen Wirkungskreis haben, welcher bei den Offizieren eines Infanterie Regiments nicht statt findet. Vielleicht sagen Sie, die beiden letztern Stellen hättenad keine besondern Vortheile. Hierauf erwidere ich, daß die Erfahrung doch zeigt, dass fast jeder sie gerne animt, und daß es an Konkurrenz dazu nicht fehlt. Der größte aller Vorzüge des Ingenieur Corps vor denen eines Infanterie Regiments ist die Gelegenheit sich auszuzeichnen. Wir haben jezt 8, und wenn die Festungen18 zurük gegeben werden, 11 Plaz-Ingenieure. Wo hat ein junger Mann mehr Gelegenheit gehabt sich auszuzeichnen als in dieser Stelle? Hat in der ganzen Armee ein Lieutenant die Gelegenheit gehabt, die Sie, mein lieber Pullett, gehabt und auf eine ehrenvolle Art benuzt haben, sich auszuzeichnen? Hat einer in der ganzen Armee das Avanzement gemacht?19 Dieses gebührte Ihnen mit Recht und noch mehr, aber ohne die Stelle als Plazingenieur hätten Sie es nicht erreichen könnenaf, ja vielleicht nicht einmal Gelegenheit gehabt, sich bemerklich zu machen. Das extraordinaire Avanzement, was die Capitaine Keibel, le Bauld de Nans und einige andere ge-

Eigenhändig verändert aus „2. kömmt er“. Eigenhändig verändert aus „3. Ein dritter“. Eigenhändig verändert aus „diese Stellen haben“. Eigenhändig verändert aus „4.“ Das anschließende Satzende eigenhändig hinzugefügt. Glogau, Küstrin und Stettin. Pullet war für seine Verdienste bei der Verteidigung Danzigs nicht nur mit dem Pour le Mérite und dem Georgsorden 4. Klasse dekoriert, sondern auch vom Sekondeleutnant direkt zum Major befördert worden.

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macht, haben sie ihrer Auszeichnung zu verdanken20, im Infanterie Regiment hätten sie aber dazu nach aller Wahrsheinlichkeitag keine Gelegenheit gehabt. Wenn in einigen Festungen die Platzingenieure diese Gelegenheit nicht ergriffen haben, wie z. B. in Colberg21, so ist dies ihre Schuld. Die Ingenieur Offiziere haben auch bei der Armee in freien Felde mehr Gelegenheit sichah auszuzeichnen als die eines Infant.-Regts. Bei der Belagerung vor der Festung leiten sie allesai, sind sie fast die Einzigen, die sich Ruhm u. Ehre erwerben können. Wenn im vorigen Kriege keine Ingenieure bei der Armee in Preußen waren und sich daher keine auszeichnen konnten, so war dies ein Zufall, und ich bedaure, dass die Gefangenen nicht Gelegenheit hatten, zur Armee kommen zu können; sie hätten immer zum Bau von Werke[n] im Rükken der Armee angestellt werden könnenaj. In Colberg war dies der Fall bei Böhm22. In der Regel haben alle Ingenieur Offiziere immer Gelegenheit sich auszuzeichnen; im freien Felde ist jeder einzeln, in der Belagerung sind die meisten selbstständige Befehlshaber. Bei ihnen können Kenntnisse, Entschlossenheit, Erfindung und Muth sich zeigen. Bei den ordinairen Infanterie- und Kavallerie-Offizieren ist dies weniger der Fall, er ist meistens nur Maschine; das Regiment hat den Ruhm, der einzelne Offizierak genießt ihn nur als Mitglied. Beim Ingenieur tritt aber immer der Einzelne auf. Was kann einem Manne von Ambition angenehmer seyn, als in einem Corps zu dienen, wo er Gelegenheit hat, dem Staate wesentliche Dienste zu leisten und sich auszuzeichnen? Ich halte ag ah

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Eigenhändig verändert aus „hätten sie dazu“. Eigenhändig verändert aus „auch noch mehr Gelegenheit, sich bei der Armee im freien Felde“. Das anschließende Satzende eigenhändig hinzugefügt. Danach eigenhändig hinzugefügt und wieder gestrichen: „bis sie hätten werden ausgewechselt werden können.“ Die folgenden zwei Wörter eigenhändig hinzugefügt. Gotthilf Benjamin Keibel (1770–1835) und Claudius Franz Joseph Le Bauld de Nans et Lagny (1767–1844) waren beide 1794 in Polen mit dem Pour le Mérite dekoriert worden und hatten sich 1807 bei der Verteidigung von Cosel ausgezeichnet. Beide wurden 1808 zum Kapitän befördert und in den Befreiungskriegen mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet. Keibel, der seit 1807 als Platzingenieur von Glatz fungierte, bewährte sich auch beim Ausbau von Befestigungen, z. B. denen von Lenczyc, Cosel, Köln, Minden und Ehrenbreitstein und wurde 1822 mit dem Charakter als Generalmajor pensioniert, ebenso wie 1832 Le Bauld. Die dort 1807 mit Erfolg praktizierte Verteidigung des Vorfelds der Festung war von dem Infanteristen Gneisenau veranlaßt worden. Franz Wilhelm Heinrich von Böhn war 1806 zur Armee kommandiert gewesen, hatte dann aber bei der Verteidigung von Kolberg gedient. Er wurde 1810 als Kapitän dimittiert.

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mich überzeugt, daß die Offiziere des Ingenieur-Korps von diesem Geiste beseelt sind, und sollte einer oder der andere darunter sein, der es nicht wäre, so würde ich das Corps glüklich schäzzen, wenn er gleich aus demselben trete. Sein Austrit würde dem Corps in der Folge, welche Geschiklichkeit er auch besizzen möchte, ein großer Vorteil sein. –––––––––––––––––– –––––––––––––––––– –––––––––––––––––– Zum Schluß muß ich noch Folgendes bemerken: Ihr Memoir war durch mich veranlaßt, indem ich Sie bat, mir Vorschläge zur Verbesserung des Corps freundschaftlich mitzuteilen. Sie haben Ihre Vorschläge auf die Verbesserung des Gehalts der Individuen des Corps und auf das Avanzement derselben, d. i. auf die Vermehrung und Errichtung höherer Stellen gerichtet. Alles dieses würden aber nur Vortheile für die zeitigen Individuen und wohl dem Korps jezt angenehm sein, ohne daß es demselben zu einer größern bleibenden ehrenvollen Vollkommenheit führen würde. Mir scheinen die Ausbildung des Geistes, die Erhöhung des Ehrgefühls, die Erreichung einer höhern Stuffe der Brauchbarkeit und also der Achtung und der Reputation des Corps die Punkte zu seyn, auf die es besonders bei den zu treffenden Verbesserungen ankommen muß. Glauben Sie mir nur, von diesen lezten Punkten hängt die Ehre des Corps, das Glük der Individuen, Alles ab. Ein höheres etatsmäßiges Avanzement und Gehalt würde nur den beliebt machen, der sie bewirkte. Ich trachte aber nach höhern Zwekken fürs Corps. Mein Zwek ist, die Achtung der Offiziere, die immer viel größer war als die von andern Waffen, noch mehr durch ihren Werth zu heben. Hierauf kömmt es nach meiner Ansicht allein an. Sie scheinen zu glauben, mehrere höhere Stellen mit höherm Gehalte sey[en] ein großer Vortheil. Die höhern Stellen und Besoldungen scheinen aber geringen Einfluß auf die Erzeugung höherer Ansichten und Beurtheilungen zu haben, und verhindern, dass Männer von Talenten und Charakterstärkeal in niedern Stellen an der höhern Leitung Anteil nehmen können.am Legen sich die Offiziere nicht bloß auf fortifikatorische Kenntnisse, sondern auch auf die Verbindung der fortifikatorischen Kenntnisse mit dem Festungs- und Feld Kriege, können sie daher den kommandierenden Generalen, bei denen sie angestellt sind, nüzlich seyn, schäzzen sie sich über alles glüklich, wenn sie nüzlich seyn und also dadurch sich auszeichnen können, sind bei ihnen alle andern Zwekke diesem untergeordnet, so wird das Korps, sobald ein Krieg entstehetan, sich noch eine al am

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Verändert aus „Charakter“. Folgt gestrichen: „Des Königs Majestät haben zu dem Kommando einer Brigade, welches ehemals wenigstens einen, wo nicht 2 bis 3 Generallieutenants hatte, jezt in Schlesien einen Obersten angestellt.“ Die anschließende Passage eigenhändig unterstrichen. Eigenhändig verändert aus „sobald Krieg wird“.

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weit höhere Stuffe der Achtung und des Zutrauens erwerbenao, als es schon jetzt genießt. Wenn aus diesem Gesichtspunkte die höhern Offiziere zu ihren Untergebenen reden, wenn sie diesen Geist nach und nach mehr zu verbreiten suchen, wenn nicht die pekuniären Verhältnisse als Grundlage eines guten Zustandes des Corps betrachtet werden, so wird unser gemeinschaftlicher Wunsch, das Corps als ein ausgezeichnetes der Armee darzustellen, gewiss nicht unerreicht bleiben. Ich habe geglaubt, zu diesen Zwekken dadurch wirken zu können, daß jährlich, in Verbindung mit der Artillerie, Uebungen zur Erlangung richtiger Kenntnisse der Wirkung des Geschüzzes, der Führung und Erbauung der Belagerungswerke, Minen, Verschanzungen u. s. w. angestellt würden. Ich habe hierzu Seine Majestät um ansehnliche Quantitäten von Pulver u. s. w. gebeten, die jährlich, so wie auch 9000 rthlr. zu extraordinairen Kosten, bewilligt sind. Ferner habe ich diese Zwekke durch Veranlassung zu eigenen Arbeiten in einiger Hinsicht zu erreichen getrachtet. Ich habe daher den Offizieren des Ingenieur-Corps eine Menge Ausarbeitungen aufgegeben. Meine Absicht ist, diese zu rezensiren und zu ihrer Belehrung eine eigene Beantwortung gedrukt ihnen mitzutheilen. Ich kenne den Nuzzen dieser Bearbeitungen und Belehrungen aus Erfahrung. Endlich hat es mir geschienen, daß durch die Allgemeine KriegesSchule insbesondere die jungen Männer des Ingenieur- und ArtillerieCorps über den mechanischen Geist ihrer Dienstgeschäfte gehoben werden und sich auf die Verbindung der Ingenieur- und Artillerie-Wissenschaften mit der Kriegeskunst überhaupt legen sollten. Mit dieser hoffte ich den Gesichtskreis der jungen Männer zu erweitern, sie zu veranlassen, mehrere Festungen, das Terrain, auf dem die Belagerungen geführt, auf dem Schlachten geliefert, mit der Geschichte in der Hand zu studieren. Schon jetzt haben dazu zwei eine Reise angetreten.ap Die Zeitumstände haben in diesem Jahre verhindert, daß diese Entwürfe [mehr als] nur höchst unvollkommen ausgeführt worden sind. Um die Offiziere indessen noch mehr zu veranlassen, die hier bezeichnete Bahn zu verfolgen, werde ich Seiner Majestätaq den König den unterthänigsten Vorschlag thun, „daß bei jeder Brigade ein IngenieurOffizier in der Kathegorie der Adjutanten und der Offiziere vom Generalstabe bei dem Brigade-General angestellt wird.“ Freilich wird, wenn dies bewilligt wird, von den Ingenieur-Offizieren, welche so angestellt werden, eine große Anstrengung erfordert, damit sie neben den Offizieren von andern Waffen sich ein vorzügliches Zutrauen in ihrear Das anschließende Satzende eigenhändig hinzugefügt. Dieser Satz eigenhändig hinzugefügt. Die folgenden zwei Wörter eigenhändig hinzugefügt. Statt „Ihrer“.

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Brauchbarkeit erwerben. Sie werden diesen Kampf nach meiner Ueberzeugung bestehen. Dieser und ähnlicher Mittel müssen wir uns bedienen, den innern Wert des Offiziers zu heben; von ihm hängt alles ab. Er nur allein ist der Schmied seines eigenen Glükkes, der Achtung und Ehre des Korps; alle äußere Erhebung ist Flitterstaat. Wenn ich mich bestrebe, die jungen Offiziere des Ingenieur-Corps sogleich auf eine höhere Umsicht des Festungs Krieges und auf die Geschichte desselbenas zu leiten, so bin ich weit entfernt, dadurch Vielwissenschaft verbreiten zu wollen, die gewöhnlich zu keinen gründlichen Kenntnissen führt. Mein Zwek ist nur zu der Umsicht zu führen, welche zur richtigern Anwendung der Befestigungskunst im Kriege und zum Angrifat der Festungen erforderlich ist. Ich habe bemerkt, dass dieser Punkt überall sehr vernachlässigt worden; auch bei uns sind alle taktischen Rüksichten bei mehrern Festungen, Pillau, Graudenz, Colberg und einigen andern, auf eine so unverantwortliche Art aus den Augen gesezt, daß wir jetzt gezwungen werden, uns mit unvollkommenen Holzwerken zu helfen. Vielleicht antworten Sie mir, dies habe nicht von den Ingenieuren abgehangen. Ich bin aber überzeugt, dass eine überwiegende richtigere Ansicht hier entschieden haben würde und daß sogar alle Memoirs, welche ich über die Bestimmung des Plazzes einer neuen Festung und über die Verhältnisse der vorhandenen gesehen habe, mir bewiesen haben, dass die damals um Rath gefragten Ingenieur-Offiziere sich immer nur auf die Anlage der Werke an sich beschränkt hatten. Ich bin weit entfernt, dies den Obersten von Hartmann und Laurenz23, welche hierin arbeiteten, zur Last zu legen; es war der Geist, derau damals in den Ingenieur-Corps herrschte. Da ich aber den unbeschreiblich großen Nachtheil des Mangels dieser Umsicht gesehen habe, so ist es meine höchste Pflicht, ihm entgegen zu arbeiten. Uebrigens ist es ganz und gar nicht meine Meinung, daß einige andere nicht zu Rathe gezogene Männer vom Ingenieurcorpsav nicht die obigen Fehler eingesehen hätten. Ich kenne einige, deren Einsicht und Beurtheilung ich im höchsten Grade verehre. Dollstedt d. 22. August 1811

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Statt „derselben“. Die folgenden zwei Wörter eigenhändig hinzugefügt. Folgt gestrichen: „überall“. Eigenhändig verändert aus „daß andere nicht zu Rathe gezogene Männer“. Gemeint ist wohl der im vierten Band vorgestellte Mathias Julius von Laurens.

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169. Scharnhorst an Yorck

Finckenstein, 23. August 1811

Nach einer Abschrift im Nachlaß Gerhard Oestreichs.a Übertragung des Graudenzer Gouvernements an Yorck.

Finkenstein, den 23. August 1811. Es ist mir sehr beruhigend, daß Euer Hochwohlgeboren nun das Gouvernement von Westpreußen förmlich übertragen ist. Soviel kleinliche Arbeit es Ihnen auch machen wird, so ist doch der Einheit wegen die Sache nötig u. in außerordentlichen Fällen eine große Erleichterung, da Sie nun schon eingeweihet sind. Ob ich gleich Ew. Hochwohlgeb. rate, in Hinsicht der Geldbewilligungen bei den Festungsarbeiten sehr zurückhaltend zu sein, da die Ingenieure immer diese suchen, so glaube ich doch, daß bei dem Wasserbau, nämlich der Abdämmung des Weichselarmes, wenn die Umstände dringend sein sollten, eine Ausnahme stattfinden könnte, u. daß Sie in diesem besondern Fall außerordentliche Zulagen verantworten könnten. v. Scharnhorst. 170. Scharnhorst an Yorck

Finckenstein, 23. August 1811

Nach einer Abschrift im Nachlaß Gerhard Oestreichs.a Übersendung von Briefen zur Weiterleitung.

Finkenstein, den 23. August 1811. Ew. Hochwohlgeboren bitte ich gehorsamst, beigehende Briefe gefälligst so zur Befördrung auf die Post geben zu lassen, daß sie nicht französische Festungen passieren dürfen. Es ist mir an der sichern Überkunft dieser Briefe sehr gelegen. v. Scharnhorst. 171. Scharnhorst an Pfuel

Finckenstein, 23. August 1811

BLHA Potsdam, Rep. 37 Jahnsfelde (Gut Jahnsfelde, Kreis Lebus) Nr. 34 (1 S.): Schreiberhand, eigenhändig unterschrieben und mit eigenhändigem Zusatz. Ablehnende Antwort auf Abschiedsgesuch. a

Die Vorlage („Eigenhändiges Original“) im Heeresarchiv, Rep. 15 A Kap. 51 Nr. 220, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt.

a

Die Vorlage („Unterschrift eigenhändig“) im Heeresarchiv, Rep. 15 A Kap. 51 Nr. 220, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt.

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Ew. Hochwohlgebohren1 haben bei mir auf die Erlaubniß angetragen, bei Sr. Maj. dem Könige Ihren Abschied einkommen zu dürfen, weil Sie glauben, ich hätte Ihnen durch die Anstellung des Capitaine Röder2 im General Staabe einen Beweiß gegeben, daß ich Sie für unfähig halte. Ich kann jedoch nicht einsehen, wodurch Sie zu diesen Schlusse geführt worden sind. Der Capitaine Röder ist, wenn mein Gedächtniß mich nicht ganz trügt, früher als [Sie]a zum Staabscapitaine avancirt und die Zeit, die er außer Dienst zugebracht hat, muß ihm doppelt gerechnet werden, da er seine Dienstentlaßung nicht aus Privat-Absichten nachgesucht hat. Was sollte aber aus dem Generalstaabe werden, wenn des Königs Majestät nicht das Recht haben sollten, die fähigen Officiere der Armee auszusuchen und dabei anzustellen, ein Verfahren, daß in diesem Corps den jüngern Officieren gar nicht nachtheilig ist, weil daßelbe eben nicht an eine gewiße Menge der in jeder Charge angestellten Individuen gebunden wird und ihr Avancement darunter auch nicht leidet. Ueberdem scheint es mir, daß Sie sich über das Ihrige nicht zu beschweren haben, [und ich?] erwarte daher um so mehr, daß Sie Ihr [Gesuch?] zurück nehmen werde[n], als ich versicher[e, daß es mir nie?] eingefalln ist, Sie könnte[n] in der Anste[llung des Capitaine] v. Röder eine Zurücksetzung finden.b Finkenstein den 23. August 1811. Scharnhorstc Meine persönliche Hochachtung darf ich Ihnen nicht versichern; bei jed[e]r Gelegenheit habe ich sie an den Tag zu legen gesucht und unendlich glüklich würde ich mich schätzen, wenn ich Ihnen davon ganz nach meinem Gefallen Beweise zu geben Gelegenheit hätte. Scharnhorst An den K.Pr. Hauptmann im Gen. Staabe Herrn v. Pfuhl Hochwohlgeb. zu Berlind

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Hier und in der Folge Textverlust durch Wasserschaden. Am linken Rande des Briefes von Pfuels Hand: „Ich bin um meinen Abschied eingekommen.“ Eigenhändig. Die anschließende eigenhändige Nachschrift in der Vorlage rechts neben der Adresse nachgetragen. Bei der Wiederholung auf dem mit Dienstsiegel gesiegelten Umschlag (fol. 2v) wurde die Adresse ergänzt: „Unter den Linden No 4.“ Vorher wurde dort „Berlin“ zu „Treptow a. d. Rega“ und zurück verändert. Der im dritten Band vorgestellte Stabskapitän Heinrich von Pfuel diente damals mit dem Gehalt eines Premierleutnants in Blüchers Hauptquartier. Trotz Scharnhorsts Bedenken wurde er im August 1811 mit dem Charakter als Major verabschiedet. Der im fünften Band vorgestellte Wilhelm von Roeder wurde im November 1810 zur Dienstleistung in den Generalstab versetzt und am 7. Juli 1811 zum Offizier im Generalstab ernannt.

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I. Stabschef und Geheimdiplomat (März 1811–März 1812)

172. Aktennotiz

Finckenstein, 23. August 1811

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 47 fol. 139r: Eigenhändig.a

An die 3. Div., daß es vortheilhafter sei, bei 0,56 Kaliber zu bleiben.1 Finkenst[e]in d. 23. August 11. 173. Scharnhorst an Yorck

Prökelwitz, 23. August 1811

Nach einer Abschrift im Nachlaß Gerhard Oestreichs.a Druck: Droysen I, S. 209f., 214 (Zitate). Löhne bei den Befestigungsarbeiten bei Graudenz. Anordnungen und Vorschläge Yorcks.

Prakelwitz, den 23. August 1811. Ew. Hochwohlgeb. verehrtes Schreiben1 habe ich eben zu erhalten die Ehre gehabt. Der Kapitän von Streckenbach hat mir 1 ggr. Zulage mehr, als bisher gegeben, abgefordert, wenn auf der Insel gearbeitet würde. Die jetzige Arbeit ist wahrscheinlich in der Festung u. ich begreife nicht, wie der Kapitän eine Zulage von 4 ggr. [fordert?], die ganz wider alle Verhältnisse ist u. den Nachteil erzeugt, daß Exemplifikationen aller Orten eintreten u. man in der Folge des Preises wegen nichts ohne große Kosten machen lassen kann. Ich glaube daher, daß der Kapitän v. Streckenbach diese Art, 12 bis 13 Stunden den Tag zu arbeiten, einstellen u. dagegen gegen 1 ggr. Zulage 8 Stunden arbeiten lassen muß. Sollte der Weichselarm abgedämmt oder auf der Insel ein Werk angelegt werden, so wie ich es vorgeschlagen, worüber jedoch noch keine Antwort erfolgt ist, so glaube ich, daß man 2 ggr. Zulage geben könnte, welche Zulage für außerordentliche Fälle eingerichtet ist u. auch den Arbeitern beim Wegebau gegeben wird. Bei Pillau erhalten die im Lager stehenden Krümper täglich 1 ggr. u. die Feldportionen u. die Viktualienzulage, sonst ist nirgends eine höhere Zulage als 1 ggr. bewilligt.

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Auf dem beantworteten, von Schöler, Liebenroth und Stieler unterschriebenen Schreiben der 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements an Scharnhorst (Berlin, 16. August 1811). Die 3. Division hatte angeregt, das Kaliber der neuen Probebüchse von 0,56 auf 0,58 Zoll zu erhöhen, um zur Not auch Kavalleriemunition verwenden zu können. Die Vorlage („Eigenhändiges Original“) im Heeresarchiv, Rep. 15 A Kap. 51 Nr. 220, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Vom 22. August 1811. Es war früher am selben Ort archiviert.

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In Absicht der Einziehung der streitbaren Mannschaft von der Grenze2 bemerke ich, daß dies zu großes Aufsehen geben würde und auch nur bloß die Krümper gemeint sind, wie ich dies ohnehin weiß. Sehr zweckmäßig finde ich die Heranziehung der Batterie aus Elbing u. die Dislokationsveränderung.3 Die letztere ist umso wichtiger, da durch eine beständige Veränderung der Dislokation keine Bewegung in der Folge, sie sei in dieser oder jener Absicht gemacht, mehr auffällt. Es ist übel, daß in Elbing so große Vorräte4 sind, allein ich sehe doch nicht ein, daß man in dieser Sache etwas tun kann. Die Kaufmannschaft wird u. kann zu der Wegschaffung nicht schreiten. Aber sehr zweckmäßig würde es sein, wenn in diesem Herbst die Westpreußische Brigade von Elbing u. die Ostpreußische von Braunsberg aus gegen einander manövrirten. b In Königsberg ist man in Hinsicht der Aufstellung der Streitmittel ziemlich lau; ich habe, um mich nicht zu kompromittieren, nichts sagen können. Dort wird alles gleich jedem mitgeteilt, was man nur beiläufigt sagt. In Hinsicht der Projekte von Westen her glaube ich doch, daß für den Augenblick nichts zu befürchten ist, ich fürchte aber den Winter. Die Zusammenziehung bei Wilna hat gewißc nicht Offensives zur Absicht, wenn sonst die Nachricht wahr ist. Gott gebe, daß dort ein Geist einziehet, wenn es auch nicht der heilige ist.5 In dem Schreiben von Vegesack6 erkenne ich den Minister Goltz.d Sollte es uns nicht höchst nachteilig sein, eine Konvention der Auslieferung der Deserteure zu treffen?7 eSollte dies nicht eine üble Stimmung der Deutschen in den französischen Garnisonen gegen uns veranlassen? b

c d e

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3

4 5

6

Droysens erstes Zitat umfaßt die hier einsetzenden zwei Sätze sowie den zweiten und dritten des danach folgenden Absatzes. Bei Droysen: „wenigstens“. Dieser Satz im zweiten Zitat Droysens. Die hier einsetzenden zwei Sätze in Droysens zweitem Zitat, dabei heißt es allerdings „in der französischen Garnison“. Yorck hatte geschrieben: „Mit der gestrigen Post habe ich den Befehl erhalten, alle Krümper u. vorzüglich diejenigen, so in den Grenzkreisen befindlich, sofort einzuziehen. Da nun die Westpreuß. Brigade keine Krümper mehr in denen Kantons hat, das K. Kriegsdepart. hiervon auch unterrichtet sein muß, so scheint mir dieser Kgl. Ordre ein weiterer Sinn unterzuliegen u. ich bin daher willens, alle streitbare Mannschaft aus denen Kantonbezirken des linken Weichsel-Ufers einzuziehen.“ Die Elbinger Batterie wurde nach Stuhm verlegt, zwei Battaillone Infanterie, zwei Eskadronen Dragoner und eine Fußbatterie standen nun bei Marienburg. Nach Angabe Yorcks Getreide auf 6 bis 8 Monate für eine „sehr ansehnliche Armee“. Yorck hatte geschrieben: „Wenn sich doch der heilige Geist mit seiner Erleuchtung über die Russen ergießen möchte u. sie zu einem kühnen u. gewiß glücklichen offensiven Unternehmen führen möchte.“ Major Dagobert Roderich Achilles von Vegesack (1769–1850), vormals Offizier im Regiment Kauffberg (No. 51), fungierte seit dem Frieden von Tilsit als preußischer Geschäftsträger in Danzig. 1813 befehligte er ein Landwehrbataillon bei der Belagerung dieser Stadt, danach übernahm er das dortige Polizeipräsidium.

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I. Stabschef und Geheimdiplomat (März 1811–März 1812)

Nur große politische Zwecke können diesen Schritt, wie es mir scheint, veranlassen. Ich überschicke hier einige Verfügungen, welche jetzt getroffen u. in den Schreiben von dem Obersten v. Hak u. Oberstlt. v. Rauch mir kommuniziert sind, u. bitte um die gelegentliche Zurücksendung. Ich werde noch 5 bis 8 Tage in Dollstädt u. Finkenstein bleiben u. bin mit der vorzüglichsten u. herzlichsten Hochachtung Euer Hochwohlgeboren treugehorsamster v. Scharnhorst. 174. Scharnhorst an Yorck

Dollstädt, 24. August 1811

Nach einer Abschrift im Nachlaß Gerhard Oestreichs.a Druck: Droysen I, S. 209 (stark redigiertes Zitat). Das Abkommen über die Auslieferung von Deserteuren. Französische Truppenbewegungen.

Dollstädt, den 24. August 1811 abds. Euer Hochwohlgeboren sehr verehrtes Schreiben von diesem Morgen1 habe ich eben zu erhalten die Ehre gehabt. Ich bin vollkommen darin einverstanden, daß das Kartell auf die direkten gegenseitigen Untertanen auszulegen sei, u. ich wünsche nichts mehr, als das dies der Sache die günstige Wendung gebe, welche Sie beabsichtigen u. welche die einzige ist, sich aus der Sache, wenn es noch möglich, gut herauszuziehen.2 Die Meinung, daß eine Expedition nach Dänemark im Werk sei, wiegt uns in Berlin in eine gefährliche Ruhe. Man tut von außen her alles, uns darin zu bestärkenb, wie auch die gedruckte Einlage3 beweiset. Übrigens gehen, wie mir Boyen schreibt, die Herbeiziehung[en] der Truppen gegen die Elbe ihren alten Gang. Mit herzlicher Verehrung der Ihrige Scharnhorst. 7

Nachdem es bei der Verfolgung von Deserteuren aus Danzig zu einer Verletzung preußischen Gebiets gekommen war, beantragte Saint-Marsan am 13. August bei Hardenberg ein Kartell zur gegenseitigen Auslieferung von Überläufern. Der König ordnete daraufhin an, Yorck sollte sich darüber mit General Rapp verständigen, doch war die Sache bereits durch ein Schreiben des Staatsrats Küster an Saint-Marsan vom 15. präjudiziert. Vgl. die bei Droysen I, S. 214f., zitierte Beschwerde Yorcks vom 24. August.

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Die Vorlage („Eigenhändiges Original“) im Heeresarchiv, Rep. 15 A Kap. 51 Nr. 220, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Droysen faßte in seinem Zitat den Absatz bis hier in einem Satz zusammen. Nicht überliefert. Wie Yorck in einem früher am selben Ort archivierten Schreiben vom selben Tage an Boyen schrieb, wollte er das Kartell zur gegenseitigen Auslieferung von Deserteuren auf französische bzw. preußische „National-Untertanen“ beschränken. Nicht überliefert.

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Nr. 175

Ich gehe morgen Nachmittag nach Finkenstein u. komme den 26. abds. wieder nach Dollstädt zurück. 175. Scharnhorst an Yorck

Finckenstein, 26. August 1811

Nach einer Abschrift im Nachlaß Gerhard Oestreichs.a Zulagen für die Graudenzer Befestigungsarbeiter.

Finkenstein, den 26. August 1811.1 Meine Absicht bei der höheren Zulage-Angelegenheit ging nur dahin, es zu verhindern, daß nichts bei Graudenz geschah, was bei Spandau u. Kolberg von den respektiven Befehlshabern geschehen u., weil es wider den Befehl war, wieder hat zurückgenommen werden müssen. Dann wünschte ich, daß Streckenbach Ew. Hochwohlgeb. nichts vorschlage, ohne Dieselben von allen dabei vorkommenden Schwierigkeiten zu berichten. Es sind in einer ähnlichen Angelegenheit große Kollisionen zwischen dem General v. Blücher u. dem Kriegesdepartement entstanden, u. ich habe mich alle mögliche Mühe geben müssen, daß der General v. Blücher bei dem Könige, so viel als möglich, die Oberhand behielt, obgleich ich sonst dafür bin, daß in Geldsachen das Kriegesdepartement respektiert werden muß. Ich schätze den Kapitän v. Streckenbach sehr, u. es wird mich unendlich freuen, wenn Euer Hochwohlgeb. ihm Ihr Zutrauen ferner schenken. In Hinsicht der Zulage findet die Regel statt, 1. daß in gewöhnlichen Fällen, in denen die Krümper keinen Dienst tun u. einquartiert werden, sie 1 ggr. Zulage bekommen; 2. daß in ungewöhnlichen, wie auf der Nehrung bei Pillau, sie 1 ggr. u. die Viktualien-Zulage oder Lagervergütigung bekommen u. 3. daß in den Fällen, wo die Leute im Wasser arbeiten, wie dies in Spandau der Fall, mit ihnen Akkorde geschlossen werden. Über den letzten Punkt habe ich noch eine Kabinettsordre bewirken müssen, ehe der Oberst v. Hak die Auszahlung leisten konnte. Dies sind die Bestimmungen, soweit ich mich die Sache erinnere. Gibt man nun statt der Lagervergütigung 1 ggr., so ist der höchste Satz in besondern Fällen doch nur 2 ggr. Ist die Besatzung in Graudenz von ihrem Dienst dispensiert, so tritt sie, wie es mir scheint, in die Kathegorie der Krümper bei der Arbeit; tut sie aber ihren Dienst oder wird sie dazwischen eingeübt, so muß sie schwerlich eine höhere Zulage haben, auch wenn sie nur 8 Stunden arbeitet. Da dies aber immer, wie Euer Hochwohlgeboren bemerken, Schwierigkeiten haben würde, so glaube ich, daß man sich

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Die Vorlage („Eigenhändiges Original“) im Heeresarchiv, Rep. 15 A Kap. 51 Nr. 220, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Scharnhorst beantwortete hier ein Schreiben Yorcks, dessen undatiertes Konzept früher am selben Ort archiviert war.

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I. Stabschef und Geheimdiplomat (März 1811–März 1812)

darauf beschränken muß, den Arbeitern auf den Lubiner Kämpen täglich 1 ggr. u. die Viktualienzulage oder Lagervergütigung zu geben u. keinen Unterschied zwischen der Garnison u. den Krümpern machen darf; erstere aber, insoweit sie zu dieser Arbeit gebraucht wird, ganz vom Dienste zu befreien. Könnten alsdann diese Arbeiter alle in Lubin untergebracht werden, so würde die Ausführung gar keine Schwierigkeit haben. Sollten wegen anwachsendem Wasser oder wegen Arbeiten im Wasser außerordentliche Zulagen bewilligt werden müssen, so glaube ich, daß diese Bewilligung allein von Ew. Hochwohlgeboren abhinge, da das Kriegesdepartement vom Könige autorisiert ist, diese Art Zulagen für Spandau zu bewilligen, u. es auch, ohne die Form ganz gegen sich zu haben, auf Graudenz ausdehnen kann. v. Scharnhorst. 176. Scharnhorst an Yorck

Finckenstein, 26. August 1811

Nach einer Abschrift im Nachlaß Gerhard Oestreichs.a Die politische und militärische Lage.

Finkenstein, den 26. August 1811. Ich bin mit Ew. Hochwohlgeboren Ansichten über unsere politische u. militärische Lage völlig einverstanden, u. wie kann man das auch anders. In Berlin gibt man zu verstehen, die Rüstungen seien gegen Dänemark, in Kopenhagen sagt man wahrscheinlich, sie seien gegen Preußen gerichtet. Es bleibt in der Tat nichts übrig, als diese Sprache zu führen. Wegen der Herbstübungen bei Elbing habe ich bereits geschrieben.1 Ich wiederhole es heute. Der Tagesbefehl von Rapp wundert mich nicht, der Kommandant in Magdeburg2 hatte etwas ganz ähnliches ganz aus der Luft gegriffen sich erlaubt. Die Franzosen wissen von jedem Umstande Vorteil zu greifen. Die Einlage an den Major v. Boyen3 bitte ich so sicher als möglich durch die Post gütigst befördern zu lassen. Scharnhorst.

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2 3

Die Vorlage („Eigenhändiges Original“) im Heeresarchiv, Rep. 15 A Kap. 51 Nr. 220, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Yorck wollte seine Brigade an der Weichsel zusammenziehen, um einem möglichen Überfall von Danzig her begegnen zu können, was der König aber nicht genehmigte. Der diesbezügliche Schriftwechsel zwischen Yorck (2. September) und Boyen (8. September 1811) war früher am selben Ort archiviert. Gemeint ist wohl der im fünften Band erwähnte General Michaud. Vgl. Nr. 179.

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Nr. 177

177. Scharnhorst an das Allgemeine Kriegsdepartement

177 Finckenstein, 26. August 1811

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 239 fol. 73r–v (11/2 S.): Konzept, unbekannte Hand. Fragen der Verlegung der Baugefangenen von den Festungen in die Provinzialstrafanstalten.

Das hochlob. allgem. Kriegsdepartment hat unterm 24. huius1 von mir ein Gutachten gefordert über den Plan des Chef der allgemein. Polizei Herrn Geh. Staatsrath Sack2, sämmtliche Baugefangnen von den Festungen zu entfernden [und] in zu diesem Zweck in jeder Provinz zu errichtenden strengen Strafanstalten unterzubringen. Demzufolge bemerke ich Folgendes: a Die Baugefangenen sind allerdings eine große Last für die Festungen. Es sind beinahe durchgehends nicht hinlängliche sichere Gebäude zu ihrer Unterbringung vorhanden und man ist daher genöthigt, sie in großen Maßen zusamenzusperrn oder ihnen Gebäude einzuräumen, die in anderer Hinsicht unentberlich sind. Dadurch wird aber das Sittenverderbniß dieser Menschen noch größer und Beßerung beinahe unmöglich. In dieser Hinsichtb ist also einec Strafanstalt, wie sie der Geh. Staats Rath Sack vorschlägt, sehr wünschenswerth. Allein zwei Bedingungen scheinen doch bei dieser Anstallt unerläßlich, und nur wenn sie völlig erreicht werden können, scheint sie zuläßig. Die erste ist, daß für die Sicherheit der Gefangenen so gesorgt werde, daß ihre Entweichung unmöglich wird. Ob dies ohne Zuziehung des Militairs geschehen könned, muß ich dahin gestellt laßen. Die zweite Bedingung fordert, daß die Gefangenen so strengee behandelt werden, wie es in den Festungen geshieht, damit sie die Strafe fürcht[e]n. Kann diesf durch Isolirung der einzelnen Individuen und andere als öffentlicheg Arbeit erreichth werden, so läßt sich viel Nutzen von der Ausführung einer großen Anstalti dieser Art erwarten und ich gebe ihr meinen ganzen Beifall. Allein es scheint mir, daß alsdann auch alle Baugefangenen ohne Ausnahme in diese Strafanstalten versetz[t] a b c d e f g h i 1

2

Davor gestrichen: „1.“ Verändert aus „2.“ An dieser Stelle ursprünglich ein Absatz. Folgt gestrichen: „Beßrungs“. Folgt gestrichen: „wird, steht“. Verändert aus „mit solcher Strenge“. Folgt gestrichen: „mit menshlicher Behandlung und verbunden und“. Statt „anderer als öffentlicher“. Folgt gestrichen: „und mit menschlichen“. Statt „Ansicht“. Vgl. das von Hake und Schöler unterschriebene und mit Marginalien Rauchs versehene Schreiben (Berlin, 24. Juli 1811, ebda., fol. 71r–72r). Johann August Sack wurde im fünften Band vorgestellt.

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I. Stabschef und Geheimdiplomat (März 1811–März 1812)

werden müßen, weil dies sonst nur eine halbe Maaßregel ausmachen würde, und ich glaube nicht, daß die Ausnahme der Incorrigiblen nöthig sei, um von ihnen die in den Festungen vorkommenden ekelhaften Arbeiten ausführen zu laßen, da sich voraussetzen läßt, daß auch für diese Geschäfte Leute für Geld zu haben sein werden. Wenigstens könnte man immer den Versuch machen. Finkenstein den 26. August 11 An das Allgemeine Krieges Departement. nom.H.G.v.Scharnhorst.j 178. Scharnhorst an Karl August Freiherrn von Hardenberg Dollstädt, 26. August 1811 GStA PK, III. HA MdA I Nr. 6306 fol. 22r–23v (4 S.): Eigenhändig. Warnung vor französischen Absichten.

Mein Freund1 ist noch nicht angekommen, und daher habe ich meine Rükreise noch nicht angetreten. Ohne die jetzige Lage unser politischen Angelegenheiten zu kennen, glaube ich, Ew. Excellenz auf eine Sache aufmerksam machen zu müßen. Trauen Sie nicht den Gesinnungen Marsans; es ist alte Politik, daß man das Vertrauen desa gegenseitigen Cabinets dadurch am ersten gewinnt, wenn man sich stellt, als sey man mit dem seinigen nicht zufrieden. S. R. u. M.2 befolgen hierin eine Taktik. Mir scheint die Sache liegt am Tage. Stehen wir mit Frankreich nicht schon in geheimen Bündnißen, so sind die jetzigen Rüstungen höchst wahrscheinlich gegen uns gerichtet. Man wird in den Anordnungen sich den Anschein geben, als wären sie gegen Dänemark gerichtet, in Dänemark verstehen geben, sie seyen gegen uns bestimmt. Dies ist die gewöhnliche Politik. Wollten wir uns hierin täuschen, so müßten wir diese Art zu handeln nicht kennen, nicht wißen, daß dieb Vorräthe zu einer Armee von 100.000 Mann in Stettin und Danzig sind, daß man in diesen Oertern jetzt ungefähr 30.000 Mann habe, und daß die Polen ihre Rüstungen j

Darunter ein Mundierungsvermerk Greulichs vom selben Tage und ein Abgangsvermerk.

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Verändert aus „seines“. Die anschließende Passage bis „100.000 Mann“ verändert aus einer ungefähr gleichlangen, durch dichte Schraffur gestrichenen. Rittmeister von Bornstedt. „Seine Regierung und Marsan“?

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mit der größten Anstrengung fortsetzenc. Nimmt man hierzu noch, daß Frankreich mit Rußland gespannt ist, daß unsere Defensiv Anstallten, so unbedeutend sie auch sind, den Franzosen bekannt seyn müßen und von ihnen weit höher angeschlagen werden, als sie in der That sind, so läßt sich nicht denken, daß ein ander Plan bei dend Rüstungen statt finde, als der, uns zu unterjochen. Was könnte Frankreich bewegen, unter diesen Umständen seine nicht große Macht in Deutschlande in der Halbinsel Jütland zu zersplittern, dort in der Folge eine Armee zur Behauptung der eroberten Länder halten zu müssen, während es einen Krieg gegen Osten führte! Der General von York hat mir gesagt, er hielte es wichtig, daß wenn eine Invasion zu befürchten wäre, ein Königl. Prinz nach Preußen geschikt würde, weil nur unter der Firma desselben die erforderliche Folgsamkeit stattfinden würde. Der Prinz Heinrich hat sein Regiment in Königsberg3 und würde sich hierzu also paßen. Sollte die Lage bedenklich werden, so würde es immer gut seyn, wenn in Herbst beide Brigaden, die Ostpreussische und Westpreussische, die erste bei Braunsberg und die letztere bei Elbing, gegen einander manoeuvrirten. Dollstädt den 26. Aug. 1811. 179. Scharnhorst an Boyen

Scharnhorstf

Dollstädt, 26. August 1811

GStA PK, VI. HA Nl Hermann v. Boyen (d. Ä.) XIII a fol. 534r–535r (21/4 S.): Eigenhändig. Druck: Nippold, Boyen II, S. 434. Einschätzung der politischen Lage.

Mein lieber Boyn, ich habe Ihren Brief vom 18tn dieses erhalten. In der Einlage habe ich mein politisches Glaubensbekenntniß in etwa dem StaatsKanzler dargelegt.1 Die Rüstungen Frankreichs gehen fort, man läßt sich merken, sie seien gegen Dänemark gerichtet; in Coppenhagen sagt man sehr wahrscheinlich in Vertrauen, sie hätten auf uns Bezug; dies Vorgeben erregt schon höchstes Mißtrauen.2 Welche Operation, in den Augenblick, in den c d e f 3

1 2

Folgt gestrichen: „u. s. w.“ Statt „dem“. Verändert aus „unter diesen Umständen sich“. Unterschrift mit Respektabstand und Respektstrich. Prinz Heinrich, Chef des 2. Ostpreußischen Infanterieregiments, wurde im vierten Band vorgestellt. Vgl. das vorangehende Dokument. Saint-Marsan hatte Hardenberg „vertraulich“ gesagt, Napoleon beabsichtige eine Operation gegen Dänemark, vgl. Nippold, Boyen II, S. 129

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I. Stabschef und Geheimdiplomat (März 1811–März 1812)

man mita Rußland gespannt ist, in den man von Preußen erwarten muß, daß es, wenn man es schlechthin in Besitz nehmen wollte, sich der Verzweifelung übergiebt, in den es wegen des Krieges in Spanien an Truppenb in Deutschland fehlt, werde man in Jütland die französische Armee zersplittern, dort in der Folge zur Behauptung des eroberten Fleks eine Armee halten, während man in Osten Krieg zu führen gezwungen werden könnte, wenn man es nicht freiwillig zu thun geneigt wäre. Wie kann man dies bei diesen Umstande glauben und hoffen, nach dem ohnehin die Armee Ausrüstungsvorräthe nach Danzig und Stettin geschaft sind? Vielleicht hat man mit Frankreich ein Bündniß ins Geheim geschloßen und verläßt sich darauf. Dies ist dann ein anderes. Ich bin noch in Dollstädt und erwarte meinen Reise Freu[n]d.3 Adieu, leben Sie wohl, mein best[e]r Boyn, der Himmel halte Sie gesund, empfehlen Sie mich unsern Freund G.4 Dollstädt, den 26. Aug. 1811. v.Scharnhorst. 180. Scharnhorst an seine Tochter Julie Gräfin zu Dohna Dollstädt, 28. August 1811 GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 22 fol. 36r–37r (3 S.): Eigenhändig. Druck: Klippel III, S. 602; Linnebach, S. 417f. Beschreibung des Guts; Pläne zur Erweiterung. Ankündigung eines Wagens. Personalia.

Liebe Julie, ich bin in Dollstädt gestern Abend von Finkenstein wieder angekommen und gehe heute Nachmittag auf einige Stunden wieder nach Pröckelwitz. Es ist hier eine ewige wechselseitige Bewegung, das für mich äußerst angenehm ist. Dollstädt gefällt mir von Tage zu Tage mehr, immer nehme ich angenehmere Seiten wahr; manches mag daher kommen, weil es nun so mein Wunsch ist. Uebrigens liegt der Ort auch für jeden angenehm. Auch ist das Vorwerk sehr einträglich, bei näher[er] Untersuchu[n]g findet man wenig Land, das schlecht wäre, nur unbedeutende Flecken, das meiste ist sehr gut oder doch mittelmäßig. Die Feldwiesen, welche 50 Fud[e]r Heu gaben, sind, dies ist sogar die Aussage des Amtmanns, von seltener Güte u. weit beßer als die der Niederung; die Sorgewiesen aber theils nur mittelmäßig, theils schlecht. Dem wird aber vielleichta abgeholfen, wenigstens sind große Projecte in Werke. Ich habe die Absicht, noch 6 bis 700 Morgen Wald, welche an den gekauften liegen, zu erstehen, zugleich mit dem Forster Etablissement, welches 60 bis 70 Morgen Land aus macht. Ich habe für dies alles 3500 Thal[e]r geboten. Das Holz ist schlecht, alles, was gut ist, a b 3 4

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Verändert aus „gegen“. Die folgenden zwei Wörter nachträglich hinzugefügt. Bornstedt. Gneisenau. Nachträglich hinzugefügt.

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hat man bei das Vorwerk zum Verkauf gesetzt u. ist also in meinen Besitz. Doch ist der Boden des andern nicht schlecht und ich werdeb einen Theil zu Weide für die Schafe, einen kleinenc Theil zu Ak[e]rlande machen. Auch hoffe ich das sonst nicht beakerte Feld durch diese Umstände zum Theil mit Futterkraute, Kartoffeln u. s. w. zu benutzen, so daß eine bedeut[e]nd größere Oeconomie und Ackerbau, ohne mehr Vieh, Schafe ausgenommen, welche hier schon sind, erfordert werden, wo aber den[n] freilich Stallfütterung nöthig ist, zu welchen das Gut sich eignet, weil die nächsten Aeck[e]r u. Wiesen sich dazu shicken u. Stroh und hohes Streu groß in Ueberfluß vorhanden. Der Wage mit Lotte gehet hier durch und bringt Leinen für Euch mit, er wird in etwa 14 Tagen dort ankommen. Greulich behalte ich bei mir. Lebetwohl und shreibt mir, einen Besuch von meinen Freund1 habe ich nochd nicht erhalten; Tiedemann ist gestern nach Rusoschin2 abgegangen. Küß Adalbert3 in meinen Namen. v. Scharnhorst Dolstädt den 28. Aug. 1811. 181. Scharnhorst an Yorck

Dollstädt, 29. August 1811

Nach der Edition bei Linnebach, S. 418–421, mit Korrekturen Gerhard Oestreichs.a Weiterer Druck: Droysen I, S. 216ff. (Auszug). Die Versetzung Bülows zu Yorcks Brigade. Personalia. Reisepläne. Vorschlag eines Treffens.

Dollstädt, den 29. August 1811. Euer Hochwohlgeboren bedaure ich aufrichtig in Hinsicht der Ihnen unangenehmen Versetzung des General v. Bülows.1 Indem ich Ew. Hochwohlgeboren versichere, weder einen Vorschlag noch einen Fingerzeig, es sei direkte oder indirekte, zu dieser Versetzung gegeben zu haben, kann ich aber auch nicht umhin zu bemerken, daß ich, wär ich in Berlin gewesen und veranlaßt worden, über die Versetzung Bülows einen Vorschlag zu tun, meiner wahrscheinlich zu der jetzigen Versetzung gewesen wäre. Ich hätte gedacht, b c d 1 2 3

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1

Folgt gestrichen: „noch“. Nachträglich hinzugefügt. Nachträglich hinzugefügt. Rittmeister von Bornstedt. Russoschin südlich von Danzig. Scharnhorsts erstes Enkelkind, Adalbert Graf zu Dohna, war am 7. Juli 1811 geboren worden. Die eigenhändige Vorlage befand sich, als sie Gerhard Oestreich einsah, im Heeresarchiv Rep. 15A Kap. 51 Nr. 220. Sie ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Bülow war wegen seiner ständigen Streitigkeiten mit Blücher als Brigadier der Infanterie zu Yorcks Westpreußischer Brigade versetzt worden. Ein Auszug aus Yorcks diesbezüglichem Schreiben an Scharnhorst findet sich bei Droysen I, S. 215f.

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Sie würden noch am ersten mit Bülow fertig, und submittierte er sich nicht gehörig, so würde ihmb das zur Last fallen, so müßte er weg. Als ich nach Pommern kam, war mein Plan, eine Versöhnung zu bewirken und dem General Blücher vorzuschlagen, Bülow zum Generalquartiermeister bei sich zu nehmen. Die Versöhnung gelang nur halb; den andern Plan gab ich auf, weil die Ideen, welche ich von Bülow über den Krieg hörte, viel zu systematisch waren, sich nicht zu unser Lage schickten, und endlich, weil Bülow von Kolberg eine zu schlechte Meinung hatte. Kurz die Ansichten von dem General Blücher, der Geist, in dem er sprach, schickten sich zu unserm jetzigen, die von Bülow zu unsern ehemaligen Verhältnissen nach meiner Beurteilung. Ew. Hochwohlgeboren meinen, Bülow hätte mit Zieten2 vertauscht werden können; da aber wahrscheinlich G.3 für die Oberschlesische Brigade in gewissen Fällen bestimmt ist, so konnte dort Bülow nicht sein. Kleist hätte ich nicht zu Blücher gesetzt; Kleist ist ein braver und gescheuter Mann, aber einc Geist der ehemaligen Art Krieg zu führen, der gewöhnlichen Mittel, der Form. Besser wäre es gewesen, Kleist eine Infanterie-Brigade bei der westpreußischen Brigade zu geben, aber man hat ihn wohl nicht gern vom Brigade-General zum Brigadier machen wollen. Ich setze hier voraus, daß ich vertraut und offenherzig zu Ew. Hochwohlgeboren reden darf. Glauben Sie ja nicht, daß man in Berlin Ihnen etwas Unangenehmes zu tun sucht, sondern daß im Gegenteil das Bestreben dahin gehet, Ihnen Ihre Verhältnisse so angenehm als möglich zu machen. Aber demungeachtet treten doch Verhältnisse ein, wo etwas geschehen muß, was vielleicht nicht ganz nach Ihrem Wunsch ist. So wäre es z. B. nicht möglich gewesen, Sie bei Besetzung der Brigaden nach Pommern zu bringen; dort war Blücher; nach Neiße und Frankfurt Sie zu setzen, wär unverantwortlich gewesen, da Sie das Vertrauen hatten, in außerordentlichen Lagen ein Korps selbst kommandieren zu können, und dazu war bei der westpreußischen Brigade Gelegenheit, aber nicht bei den beiden anderen. Nach diesen Grundsätzen ist verfahren und mußte schlechterdings verfahren werden. Was jetzt die Sache mit Bülow betrifft, so wär es mir lieb, wenn Bülow außer Aktivität treten wollte, ohne den Abschied zu nehmen. Er ist sehr kränklich und kann dies also umso mehr tun. Bülow ist ein braver und sehr gescheuter Mann, aber ein Bülow. Alle Bülow sind eigen, für ihre Meinungen eingenommen und nicht sehr verträglich.4 Er würde auf diese oder jene Art b

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4

Unterstrichenes in der Vorlage gesperrt gedruckt. Das Wort bei Droysen nicht hervorgehoben. Bei Droysen: „im“. Der im vierten Band vorgestellte Oberst Hans von Zieten, damals Brigadier in der Oberschlesischen Brigade. Mutmaßlich Gneisenau oder Graf Götzen; beide waren damals in Schlesien ansässig und rangierten als Obersten nach Generalmajor von Bülow. Scharnhorst dachte hier wohl in erster Linie an Bülows in russischem Gewahrsam verstorbenen Bruder Dietrich, den aus den früheren Bänden bekannten kontroversen

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immer einen Platz gelegentlich finden, zu dem jetzigen paßt er sich nicht, das ist wahr. Indem ich nun offen meine Meinung über die Angelegenheiten der Versetzung Bülows dargelegt habe, ersuche ich Sie, der Staats- und unserer militärischen Ehre und vorzüglich der Erhaltung des Königs wegen Ihre Meinungen und Vorsätze bei dem, was zwischen Ihnen und Bülow sich ereignen könnte, zu ändern und nach den Gesetzen gegen Bülow zu verfahren, sobald er sich nicht gehörig nimmt. Mein Plan ist, von hier ganz inkognito wegzugehen, sobald ich meine häuslichen Angelegenheiten geendigt habe. Angenehm wäre es mir, vorher noch das Vergnügen zu haben, Ew. Hochwohlgeboren zu sprechen. Ich schlage Ihnen vor, übermorgen, als den 31. dieses, in Stuhm, im Amt, zusammenzukommen. Ich werde dort im Wirtshause 12 Uhr mittags eintreffen. Paßt Ihnen gerade diese Zeit nicht, so kommen Sie später. Ich werde so lange warten, bis Sie kommen. Mit herzlicher Verehrung der Ihrige.5 v. Scharnhorst. 182. Scharnhorst an Yorck

[?, 1. September 18111]

Nach einer Abschrift im Nachlaß Gerhard Oestreichs.a Weitere Abschrift, ebda.b Französische Anordnungen in Danzig. Bevorstehende Manöver.

Die Anstalten in Danzig2 erfordern allerdings die größte Aufmerksamkeit von unser Seite; Ew. Hochwohlgeb.c Absicht, die zum Manöver bestimmten Truppen in der Gegend von Marienburg zu üben, scheint mir ganz der Sache

5

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b

c 1 2

Militärtheoretiker und Publizisten, möglicherweise aber auch an Georg Christoph Ludwig von Bülow, der 1793 als hannoverscher Gardekapitän entlassen worden war, weil er „zu frei“ geredet hatte, vgl. Nr. 76 und 92 im ersten Band. Scharnhorst erhielt auch ein Schreiben (Berlin, 22. August 1811, GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 239 fol. 77r–v), in dem Köhn von Jaski seine Ernennung zum 2. Kommandanten von Graudenz meldete. Darauf ist von Schreiberhand vermerkt: „Gratulirt. Finkstein, d. 29. Aug. 11.“ Die Vorlage („Eigenhändig“, mit Präsentationsvermerk Yorcks vom 2. September) im Heeresarchiv, Rep. 15 A Kap. 51 Nr. 220 (vormals im Kriegsarchiv, XI 220), ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Die Vorlage (Kriegsarchiv 57, 67) dürfte später ins Heeresarchiv gekommen sein und ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Sie trug das Datum „Den 1. Sept. 1808 [sic!]“. In der zweiten Abschrift: „E. p.“ Vgl. Anm. a und b. In einem früher zusammen mit der ersten Abschrift archivierten Schreiben an Boyen (2. September 1811) bezeichnete Yorck die Neueinteilung der Garnison von Danzig in feldkriegsmäßige Verbände und Vorkehrungen, um in sechs Stunden marschbereit zu sein, als „entschieden offensive Maßregeln.“

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angemessen zu sein. Die große Anzahl Kranken gibtd ihnen allerdings den Vorwand, die Kriegesaugmentation für die mankierenden Kranken einstweilen einzustellen. Ich würde aber immer sagen, nicht die Augmentation, sondern so viel Männer derselben, als Kranke sind, sollten eingestellt werden, damit man die Truppen gehörig üben könne.3 Ferner bin ich sehr Ihrer Meinung, den Brief des M.e v. Vegesack sogleich nach Berlin pr. Estafette zu schicken. In Eil Scharnhorst.f 183. Scharnhorst an seine Tochter Julie Gräfin zu Dohna Dollstädt, 2. und 3. September 1811 GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 22 fol. 38r–39v (31/2 S.): Eigenhändig. Druck: Klippel III, S. 603f.; Linnebach, S. 421ff. (unvollständig, ungenau). Leben in Dollstädt. Der abgesandte Wagen. Eine Gesellschaft. Behausungen der Insten. Ertrag des Guts. Skizze der Anlage. Reisepläne. Greulichs Jagderfolge.

Dollstädt den 2. Sept. 1811 Mit vieler Freude lese ich, daß Du und Fritz1 und das kleine Wesen gesu[n]da sind; ich bin so gesund, als ich lange nicht war, auch in Finkenstein ist alles gesund. Ich lebe in Dollstädt ziemlich einsam, nur Greulich ist bei mir, Carl ist mit Lotte hier den 30sten Aug. abgegangen und wird den 9ten, wie ich glaube, dort mit den drei Pferden und Friedrich2 ankommen. Gestern war hier zwar große Gesellshaft, der Superin[ten]dent 3 von Blumenau, der Sohn des Amtmanns mit seiner Frau von Heilgenwalde, die beiden schönen, aber etwas bekannten Töchter des Superin[ten]denten, die Tochter des Amtmanns, eine wahre Schönheit mit 2 Niecen desselben. Alle aber in ächtb preussischer Landessitte, indessen schienen doch alle einen guten Unterhalt an Hrn. Greulich seiner Conversation zu finden, die sich für die des hiesigen Schreibers Herr Pietsch sehr vortheilhaft auszeichnete. Der H. Sup. war so gütig, sich mit mir über politische Angele[ge]nheiten auch zu unterhalten. d e f 3

a b 1 2 3

Statt „geben“. In der zweiten Abschrift: „Major“. In der zweiten Abschrift: „v. Scharnhorst.“ Yorck beantragte trotzdem bei Boyen die sofortige Einberufung aller Krümper. Nachträglich hinzugefügt. Bei Klippel und Linnebach: „nicht“. Zu Scharnhorsts Schwiegersohn, Friedrich Graf zu Dohna-Schlobitten, vgl. Anhang 1. Scharnhorsts Bursche. Pfarrer Dittmann.

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In der Lage untersuche ich nun alle hiesigen Verhältnisse, diesen Morgen habe ich die Wohnungen von 14 Instleutenc durchkrochen, wo ich in eigentlichen Verstande Kindernester fand, die zum Theil voll junger Kinder warn, die man für Schmutz kaum recht erkennen konnte. Diesen Nachmittag regnet es, sonst wär ich schon wieder in Holze. Vorläufig habe ich die Repar[a]tur von ein Dutzend Fenster angeordnet; nachdem werde ich in Garten ein Bassin neu einfassen lassen. Es ist zwar sehr klein, aber nun einmal nicht weg zu shaffen. Was ich aus den Garten machen lasse, weiß ich noch nicht, über das Haus, woran ungefähr 200 Thal[e]r gewandt werden müßen, obgleich es auch ohne diese recht gut zu bewohnen ist, so wie über die übrige Haushalts Einrichtung habe ich mich völlig determinirt. Wenn sonst die Russen und Franzosen nicht dazwischen kommen, so soll hier ein schöner Haushalt statt finden, er ist schon jetzt gut, obgleich hier alles unhaushälterisch getrieben wird. Wenn ich noch 600 Morgen Forstland und das Förster Etablissement bekomme, so kann ich den Ackerbau erweitern, habe Wiesen und Weiden dazu in Ueberfluß, denn in schlechtesten Jahren werden hier 100 Fud[e]r Heu eingeärndet. Die Einnahme ist von Gute 1. aus der Weizensaat, die ungefähr 100 Scheffel Einfall und ungefähr 500 Scheffel Üb[e]rshuß oder reinen Ertrag in gewöhnlichen Jahren giebt, zu Zeiten aber noch mehr oder auchd weniger, 2. aus der Erbsensaat, dies Jahr hatte der Amtsrath 100 Scheffel gesät, sie sind aber schlecht gerathen. Sie tragen hier 5 bis 9 fältig nach dem das Jahr. 3. aus der Brauerei, wo die selbst gebaute Gerste mit consumirt wird, in diesen Punkt bin ich in Hinsicht des Ertrags noch ganz unwiss[e]nd, 4. aus den Vieh, vorzüglich Schweinen u. Schafen. Ich will 500 Mutterschafe halten, davon sollen alle Jahr die Lämmer verkauft werden, wenn ich in Elbi[n]g Abnehmer finde. In andrn Vieh und in Federvieh soll hier ein Ueberfluß hershen, kein Gut kann dazu vortheilhafter angeordnet seyn, auch für Gänse u. Enten, Puten, Hüner. Alles ist auch hier in großer Quandität. Ich rechne darauf, daß Du künftiges Jahr in Juni hier kömmst und daß wir hier eine respectabele Herrschaft bilden. Den Hof und Garten muß ich Dir hier abcontrefeien.e

c

d e

Bei Klippel: „Hofleuten“. „Instleute“ ist eine norddeutsche Bezeichnung für Gutstagelöhner. Verändert aus „giebt, oft aber noch mehr oder“. Die folgende Zeichnung mit den dazugehörigen Erläuterungen von Linnebach weggelassen.

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Zu Nr. 183: Eigenhändige Planskizze Scharnhorsts (fol. 39r) mit der Bezeichnung: „Niederungswiese, zu den Gut gehörig, mit Gräb[e]n u. Weidenbäumen.“

a, a b c d e f h k i l u. m n r,r,r o p, q, v

Kornscheunen Schafstall Viehhauß, Hornvieh u. Schweine Pferdestall Brauhauß, in den auch der Brauer u. Hofmann wohnt. Wohnhauß, g. Bak und Waschhauß kleiner Garten beide mit hohen Planken umgeben Holzraum Küchen, Blumen und O[b]stgarten Küchengart[e]n Misthof andr[e]r Hof Wasserbehälter fürs Vieh, in den auch Fische Thore

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s tt ww

kleiner, mit einen Staket umgeb[ene]r Hof, in den 9 Lin[d]en u. 1 Castanie Baum ein Grabe[n] eine Wasserleitung, das Wasser aus dem Teich o in den Graben zu führen, welche in i ein sehr schmutziges Bassin gegeben hat.

Mein Freund, welcher mit mir die Rückreise antreten will, kömt noch nicht u. verlängert hier also meinen Auffenthalt.4 Den 5tn od[e]r 6ten gehet Alexand[e]r5 nach Schlobitten, ich werde ihn dort besuchen, wenn es mir noch länger der Wittrung wegen gefallen sollte. Viel Freude macht es mir, daß ich mehre Hasen hier in meinen Territorio gefunden u. 4 Lappen Hühner6; Greulich hat 1 Hasen u. ein[i]ge Hüner (heute 4 Stük) geschoßen. Fische kann man hier immer haben, auch ist noch ein zweiterf Teich bei den Vorwerk. Adieu liebe Kinder. Heute, den 3ten Sept., habe ich keine Zeit, weil ich zu viel Briefe zu schreiben habe. Scharnhorst. 184. Scharnhorst an Boyen

Dollstädt, 3. September 1811

GStA PK, VI. HA Nl Hermann v. Boyen (d. Ä.) XIII a fol. 523r–v (11/2 S.): Eigenhändig.a Maßnahmen zur Truppenvermehrung angesichts der bedrohlichen Lage.

Alle Sachen von Tiedemann habe ich hier erhalten und danke innigst und herzlichst. Ich habe alles verfügt, was ich verfügen konnte. Mir scheint, wir sind in der Gefahr desarmirt zu werden und meine Privat Meinung gehet dahin, daß wir mehr Menschenb, neue Recruten einziehen und die Krümper einkleiden müßten, denn bei einer Invasion, mitc welcher man uns bedrohet, wird es an Zeit fehlen, die Krümper zu organisiren. Ferner wird es nötig seyn, bei jeder Compagnie noch einen Offizier von den[en] auf 1/2 Sold zu aggre[g]iren. Der General von York klagt über die Anstrengung der hiesigen Provinz in Hinsicht der Aushebung der Cantonisten. Die Marken leisten wenig, könnte man nicht dem Genral von York Recruten aus den Marken geben, damit er Leute in der hiesigen Provinz, wenn es die Verhältniße erlauben sollten, beuhrlauben könnte? Freilich würde dies Aufsehen machen, f 4 5 6

a

b c

Nachträglich hinzugefügt. Gemeint ist wieder Bornstedt. Alexander Graf zu Dohna. Heute nicht mehr übliche Bezeichnung für Bleßhühner. Auf der mit Scharnhorsts Privatsiegel gesiegelten Umschlagseite (fol. 523(a)r) adressiert: „An Se. Hochwohlgeb. den Hern Major von Boyn zu eig[ene]r Eröfnu[n]g“. Die folgenden zwei Wörter nachträglich hinzugefügt. Statt „weit“.

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I. Stabschef und Geheimdiplomat (März 1811–März 1812)

man würde der Sache gleich politische Gründe unterlegen. Ich habe meine Rückreise noch nicht angetretend, mein Freund ist noch immer auf seinen Gute beschäftigt1 und noch nicht bei mir zur Rückreise angekommen. Dollstädt den 3. Sept. 1811 v.Scharnhorst 185. Scharnhorst an Yorck

Dollstädt, 3. September 1811

Nach einer Abschrift im Nachlaß Gerhard Oestreichs.a Französische Truppenbewegungen. Preußische Festungsarbeiten.

Dollstädt, den 3. Sept. 1811. Ew. Hochwohlgeboren haben ohne Zweifel dieselben Nachrichten von Berlin erhalten, die mir zugekommen sind. Die Einziehung mehrer Rekruten für die Arbeiten, welche bei Graudenz gemacht werden sollen, gibt ziemlich freie Hand. Da die Remonte nicht sobald ankömmt, so könnte man im Fall der Not, wenn nämlich eine Invasion einträte, die Pferde nehmen, wo man sie fände, dies würde auch bei den Depots der Kavallerie stattfinden können. Die Arbeiten auf der frischen Nehrung werdenb stark in der Folge betrieben werden. Die Vermehrung der Garnison von Stettin bis zu 1.600 Mann hat veranlaßt, daß man bei Kolberg stark arbeitet u. noch Arbeiter einzuziehen erlaubt hat. In der letzten Woche sind 8.500 Mann über die Elbe u. bei Wesel seit 2 Monaten 28.000 Mann über den Rhein gegangen. Oudinot1 organisiert 25.000 Mann in Holland. Die Garnison von Spandau ist auf 4.000 Mann gesetzt, auch dort wird stark gearbeitet. Die Arbeiten bei Graudenz2 kann man nun erweitern, u. wenn die eine Schanze einigermaßen fertig ist, so kann man meines Bedenkens noch eine zweite nahe am Damm anlegen, damit man nicht so leicht vom Damm auf den Kämpen eingeschlossen werden kann, u. damit man festen Fuß am lind 1

a

b 1

2

Statt „eingetreten“. Bornstedt war noch immer nicht aus Rußland zurück. Die Vorlage („Eigenhändig“) im Heeresarchiv, Rep. 15 A Kap. 51 Nr. 220, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Statt „wird“. Der im vierten Band vorgestellte Marschall Nicolas-Charles Oudinot, Herzog von Reggio. In einem früher am selben Ort archivierten Schreiben an Yorck (29. August 1811) meldete Boyen, der König habe an diesem Tage die von Scharnhorst vorgeschlagenen Arbeiten genehmigt.

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Nr. 186

ken Ufer hat, wenn der Weichselarm, welcher jetzt abgedämmt wird, wieder Wasser bekommen sollte. Immer wird es an Holz fehlen3, vorerst wird es wichtig sein, wenn man Strauch und Stroh zu Hütten hätte, denn diese werden schlechterdings in der Folge erfordert u. die Regierung wird es leicht schaffen können; die Leute können die Hütten selbst bauen Dies heute in Eil! v. Scharnhorst. 186. Aktennotiz

Finckenstein, 4. September 1811

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 239 fol. 76r: Schreiberhand.a Personalie der 2. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements.

Den 3 Ingen. Brigad. Obstlt. v.Harroy Maj. v. Engelbrecht u. – Pullet hiervon benachrichtigt.1 Finkenstein, d. 4. Septbr. 1811. no.H.G.v.Scharnhst.b 187. Scharnhorst an Yorck

Dollstädt, 5. September 1811

Nach einer Abschrift im Nachlaß Gerhard Oestreichs.a Druck: Droysen I, S. 220f. (Zitate). Die Arbeiten bei Graudenz. Reaktionen auf französische Maßnahmen und Truppenbewegungen. Französisch-russische Verhandlungen.

3

Yorck hatte das Ende August in einem Brief an Scharnhorst angesprochen, dessen undatiertes Konzept früher am selben Ort archiviert war.

a

Auf einem von Hake und Rauch unterschriebenen Schreiben des Allgemeinen Kriegsdepartements an Scharnhorst (Berlin, 20. August 1811). Darunter ein Abgangsvermerk Greulichs vom selben Tage. Nämlich von der Ernennung des im dritten Band vorgestellten Majors Wilhelm Ludwig Bogislav von Steinwehr zum neuen Leiter der Infanterieangelegenheiten in der 2. Division des Allgemeinen Kriegsdepartement durch eine Kabinettsorder vom 19. August. Der im sechsten Band vorgestellte Johann August von Harroy, Engelbrecht und Pullet fungierten als Brigadiere der schlesischen, preußischen bzw. märkisch-pommerschen Festungen.

b 1

a

Die Vorlage („Eigenhändig“) im Heeresarchiv, Rep. 15 A Kap. 51 Nr. 220, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt.

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I. Stabschef und Geheimdiplomat (März 1811–März 1812)

Dollstädt, den 5. September 1811. Ew. Hochwohlgeboren sehr geehrtes Schreiben vom heutigen Tage habe ich richtig erhalten. Daß Ew. Hochwohlgeb. Leute zur Arbeit bei Graudenz gefordert, scheint mir höchst zweckmäßig zu sein; sollten Leute darunter sein, welche nicht als Rekruten behalten werden können, so muß man sie, wenn man sie bei der Arbeit entbehren kann, wieder gehen lassen. Es wird aber nötig sein, auch Handwerkszeug, u. zwar für jeden wenigstens eine gute Schippe, zu requirieren. Ich habe geglaubt, daß die Verstärkungen der Arbeiter sich hauptsächlich auf eine unvermerkte Rekrutierung beziehen sollte, denn die eingegangenen Leute werden immer wie Krümper besoldet werden müssen; doch muß ich in diesen Verhältnissen meine Unwissenheit gestehen. Ich glaube aber gehört zu haben, daß das Land jetzt keine Arbeiter unentgeltlich stellt. Daß man der [West]preußischen Brigade in Berlin nichts Extraordinäres, also nichts, was nicht bei den andern Brigaden stattfindet, bewilligen will, liegt wohl daran, daß diese Bewilligung von den Franzosen angesehen würde, als sei sie allgemein, u. dann gewiß Aufsehen verursachte. Allerdings sollte ihre Brigade mobil sein, wenn man die besondern Umstände gehörig in Betracht zöge oder glaubte ziehen zu können. Ich werde Strekenbach wegen der Hütten u. der Anlegung der Schanzen meine Ideen schreiben. Die Verstärkungen der Grenzposten auf der Danziger Grenze scheint mir eine offenbare Defensiv-Maßregel zu sein; wer weiß aber, was dahintersteht? Es freut mich herzlich, daß sie in der Kartell-Angelegenheit Klugheit der Verschlagenheit entgegensetzen.b So sehr wie ich die Zusammenhaltung der Streitkräfte bei Elbing in Hinsicht Ihrer Sicherheit zweckmäßig finde, so unangenehm wird aber dadurch die Lage in Hinsicht der Kommunikation mit dem, was am linken Ufer der Weichsel ist, mit dem, was dort hinkömmt, u. ich glaube daher, daß die Idee bei Elbing sich zu konzentrieren nicht leicht eine völlige Genehmigung in Berlin bekömmt. Die Umstände werden immer das Nähere bestimmen. Sollte es nicht gut sein, wenn Ew. Hochwohlgeb. die Viktualien-Zulage verlangten u. dann mit der Brigade manövrierten? Ich muß aber gestehen, ich würde bei diesem Manöver beständig meinen Standort ändern, bald mit der Brigade an der Weichsel bei Marienwerder, bald à cheval der Weichsel, bald bei Marienburg u. Elbing usw. sein. Dies gehört teils zur eignen Sicherheit u. hat den Vorteil, daß man in Gefahr in der Folge seine Präkautionen ohne Aufsehen nehmen kann.c b

c

Dieser Satz bei Droysen zitiert. Vgl. dazu auch das ebda., S. 221f., zitierte Beschwerdeschreiben Yorcks an Hake. Dieser Satz bei Droysen zitiert, es heißt dort: „Präkaution“.

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Ich werde noch einige Tage hier bleiben, um die Grenzen des Vorwerkes ganz zu bestimmen u. bezeichnen zu lassen. Die Einlage an Vegesack bitte ich befördern zu lassen. Es ist eine Übersetzung meines Artillerie-Werks ins Französische von dem Kapitän Le Blaux, die ich korrigiert habe. Sie erzeigen mir durch die Überschickung derselben eine Gefälligkeit.1 Ich habe heute durch den Minister Dohna die Abschrift eines Gesprächs erhalten, welches Napoleon an den russischen Minister Kurakin2 den 12. Aprild gehalten hat, das sehr starke u. harte Äußerungen gegen Alexander enthält. Indessen scheint mir dennoch, daß sich beide Teile, einer für den andern fürchtet, die Russen für die Franzosen, die Franzosen in einiger Hinsicht für die Russen, daß keiner den andern vorerst offensiv anfällt, wenigstens wird dies nicht von den Russen jemals geschehen; aber ich glaube beinahe, daß es vor dem Winter von den Franzosen geschiehet, u. dann vielleicht auch nur auf uns. Ich kann mich aber irren. Sein Sie meiner ewigen Verehrung mit Hochachtung versichert. Scharnhorst. 188. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements Finckenstein, 5. September 1811 GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 47 fol. 142r (1/2 S.): Konzept, Greulichs Hand. Anhebung des zulässigen Gewichts neuer Gewehre.

d

1

2

Verändert aus „August“. Ein Schreibfehler Scharnhorsts ist hier nicht auszuschließen. In GStA PK, VI. HA Nl Schöll Nr. 32 fol. 79r–82v, ist die „Conversation de Napoléon Buonaparte avec le Prince Kourakin, Ambassadeur de Russie, du 15 aoút 1811“, als der Kaiser Kurakin auf seinem Geburtstagsempfang heftig anfuhr, archiviert. Der 1780 geborene Le Blaux (oder Blaux) hatte 1808 im Stab Marschall Bernadottes gedient. Mutmaßlich ist er identisch mit dem ohne Namen erwähnten Artilleriekapitän, von dem Boyen annahm, daß er von Napoleons Stabschef Berthier im Winter 1810 zu Scharnhorst entsandt worden war, um diesen auszuspionieren, vgl. Nippold, Boyen II, S. 117f. Le Blaux’ in GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 30 fol. 25r–26r, archivierter Brief (Danzig, 23. September 1811) bezieht sich auf Details der Übersetzung. Scharnhorst hatte Anfang 1811 auch Christian von Ompteda mit einer Übersetzung des Handbuchs der Artillerie ins Englische beauftragt, vgl. Klippel III, S. 571f. Beide Übersetzungen kamen nicht zum Druck, doch erschien 1811 in London eine englische Ausgabe des „Militärischen Taschenbuchs zum Gebrauch im Felde“. Aleksandr Borisovič Fürst Kurakin (1752–1818) hatte unter Zar Paul, der ihn als seinen besten Freund bezeichnete, die russische Regierung geleitet. Unter Alexander I. fungierte er zunächst als Vizekanzler, ehe er als Botschafter von 1806 bis 1808 in Wien und dann bis 1812 in Paris residierte.

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I. Stabschef und Geheimdiplomat (März 1811–März 1812)

Antwort1 Ich glaube, daß man es wohl zugeben könnte, daß ein Theil der Gewehre bis 6 Loth bei der Ablieferung schwerer wäre,a weil nach einiger Gebrauch-Zeitb das Gewehr ohnehin kleiner wird, und also dann das Normal-Gewicht statt finden würde, vorausgesezt, daß das öfterec Zerspringen diese Maaßregel rechtfertigen wird.2 Finkenstein d. 5. Septbr. 1811. nom.H.Gen.v.Scharnhorst.d 189. Scharnhorst an Putlitz

Dollstädt, 6. September 1811

Nach einer Abschrift im Nachlaß Gerhard Oestreichs.a Der vor Graudenz anzulegende Brückenkopf.

Dollstädt, den 6. Sept. 1811.

1.

2.

a b c d 1

2

a

1

In Hinsicht des auf den Kämpen anzulegenden Werkes bemerke ich Euer Hochwohlgeboren1 folgendes: Müssen Sie als einen zwar nicht wahrscheinlichen, aber doch möglichen Fall voraussetzen, daß Graudenz bei den beständigen Vermehrungen der polnischen Truppen, bei den Gährungen in diesem Lande, den ersten Tag mit einem Angriff bedrohet werden kann; denn obgleich der König mit jedem in Frieden zu leben wünscht, so ist er doch einer Invasion ausgesetzt. Dieser Lage gemäß muß nun auch bei der Verschanzung verfahren werden. Und ich glaube, daß man, indem man die Schanze auf den Kämpen ausführt, sie auch zugleich mit Palisaden, die auf etwa 10 Schritte vor dem Graben stehen, zugleich umgibt. Ist dann die Schanze nur einigermaßen fertig, so kann sie sich halten. Dies ist jedoch eine Eröffnung, Folgt gestrichen: „theils“. Verändert aus „nach einiger Zeit“. Nachträglich hinzugefügt. Darunter ein Mundierungsvermerk Greulichs vom selben Tage. Auf das von Schöler, Leithold, Liebenroth und Stieler unterschriebene Schreiben der 3. Division an Scharnhorst zu den neu hergestellten Infanteriegewehren (Berlin, 24. August 1811, ebda., fol. 141r–v). Da einige der neu ausgegebenen Gewehre beim Scheibenschießen Risse bekommen hatten, schlug die 3. Division vor, die „Dicke des ganzen Laufs“ (gemeint ist wohl das Doppelte der Wandstärke) um 0,01 Zoll zu erhöhen. Die Vorlage („Abschrift“) im Heeresarchiv, Rep. 15 A Kap. 51 Nr. 220, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Oberst Putlitz, Kommandant von Graudenz, führte dort seit dem Tod Courbières auch dessen Geschäfte als Gouverneur.

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3.b

4.

5.

193

die ich nur Euer Hochwohlgeb. mache, u. die außer dem Kapitän v. Streckenbach schlechterdings niemand erfahren darf als der General v. Yorck, mit dem ich mich schon beredet habe. Wenn das Werk auf den Kämpen nicht zu groß gemacht wird, kein zu starkes Profil bekömmt, so wird es bald fertig werden. Hat man Arbeiter, welche nicht bei diesem Werk angestellt werden können u. nicht zur Abdämmung erfordert werden, so wünsche ich, daß ein zweites Werk an dem Damme angelegt wird, damit man nicht sogleich auf den Kämpen eingeschlossen werden kann. Die Beilage2 ergibt meine Idee im allgemeinen, wobei aber freilich die Lokalität-Abänderungen erfordert werden. Es ist nötig, daß auf den Kämpen Hütten gebauet werden, u. zwar so, wie sie für unsere Feldtruppen gemacht werden. Ich glaube, daß man wenigstens 30 Hütten, worin etwa 600 Menschen unterkommen, bedarf. Bauete man diese Hütten anderswo als auf den Kämpen, so würden sie in der Folge nicht für die Besatzung der Schanzen benutzt werden können. Sollte wegen schlechtem Wetter, wegen wässerigten Bodens, in dem gearbeitet werden muß, es notwendig werden, die Arbeiter aufzumuntern, so können Euer Hochwohlgeboren auf einige Tage den wirklich Arbeitenden ein Geschenk von täglich 1 ggr. machen, d. h. ihnen 1 ggr. täglich mehr geben, als sie jetzt bei den Arbeiten bekommen. Ich werde hierüber schreiben u. nehme die Verantwortlichkeit dieser außerordentlichen Ausgabe auf mich. Ich habe über die Gegenstände, welche ich hier geschrieben, mich mit dem jetzigen Generalgouverneur General v. Yorck geeinigt, u. mit seiner Genehmigung gebe ich Euer Hochwohlgeboren die obigen Aufträge. Euer Hochwohlgeboren gez. v. Scharnhorst.

190. Skizze

[Dollstädt, nicht nach 6. September 1811]

Nach einer Abschrift im Nachlaß Gerhard Oestreichs.a

Beilage Die Schanze A muß nicht allein mit Palisaden umgeben sein, sondern auch ihre Kommunikation mit dem Wasser muß durch Palisaden oder einen tiefen bestrichenen Graben geführt sein. b 2

a

Statt „2.“ Ebenso in der Folge „4.“ und „5.“ statt „3.“ bzw. „4.“ Vgl. das anschließende Dokument. Die Vorlage („Abschrift“) im Heeresarchiv, Rep. 15 A Kap. 51 Nr. 220, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt.

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I. Stabschef und Geheimdiplomat (März 1811–März 1812)

Das noch anzulegende Werk B muß hinten etwa nur durch einen Tambour geschlossen sein, aber doch sicher gegen einen gewaltsamen Angriff. Es muß in den Winkeln vorne Kanonenbänke haben, mit Palisaden umgeben werden. Was man nachher noch anlegt, ergibt Zeit und Umstände.

Zu Nr. 190: Abzeichnung der nicht erhaltenen Skizze Scharnhorsts im Nachlaß Gerhard Oestreichs. Bezeichnet sind der „Damm“, „Ein noch anzulegendes Werk“ B, die „Abdämmung, welche jetzt in Arbeit“, die „Weichsel“ und die „Festung Graudenz“.

191. Aktennotizen

Dollstädt, 7. September 1811

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 239 fol. 74r–75v (1/4 S.): Schreiberhand.a Arbeiten in Graudenz.

Von der angestr. Stelle ist ein Extract zu den Preuß. Vestungs Acten genommen worden No. IV.1

a

1

Am Rande eines von Schöler, Leithold, Liebenroth und Stieler unterschriebenen Schreibens der 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements an Scharnhorst (Berlin, 28. August 1811). Gemeint sind die ersten zwei Absätze zum Auftrag an Streckenbach, 60 Bänke für das Corps de la Place von Graudenz anzufertigen. Scharnhorst hatte das unter dem 16. August angeordnet.

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Nr. 192

Der Meinung auch beigetreten2 und die Division autorisirt, für die sich auszeichnend[e]n Festungs Unter bedient[e]n auf die nach Vollendung der extraordinair. Festungs-Arbeiten verbleibend[e]n Bestandsgelder kleine Remüneration[en] zu assigniren. Dollstädt d. 7. Septbr. 1811. nom.H.G.v.Scharnhst.b 192. Scharnhorst an Yorck

Dollstädt, 8. September 1811

Nach einer Abschrift im Nachlaß Gerhard Oestreichs.a In Preußen umlaufende Gerüchte.

Dollstädt, den 8. September 1811. Ew. Hochwohlgeb. überschicke ich hier die Abschrift eines Briefes an den Kommandanten in Graudenz1; ich habe mit dieser Post nichts Neues von Berlin erhalten. Der Amtsrat in Dollstädt2 zeigte mir vorgestern einen Brief von dem Amtmann Knabe in Preußisch-Mark, worin dieser ihm schreibt, es seien 3 königliche Reitpferde in Preußisch-Mark angekommen, welche nach Darkehmen bestimmt wären, aber noch dort bis auf weitere Ordre bleiben sollten. Daraus ziehet man nun der Himmel weiß welche Konklusionen. Ich weiß von nichts; im Gegenteil gibt man nach meinem Brief eine Besichtigung der Brigaden von Seiten des Königs auf. Wegen der Arbeiten bei Pillau habe ich mit unbeschreiblichen Schwierigkeiten zu kämpfen. Ich werde eine Depesche nach Treptow schicken u. mir einen Offizier von Sie dazu erbitten müssen, doch warte ich noch auf die nächste Post. Meine innigste u. vollkommenste Hochschätzung Scharnhorst.

b 2

a

1 2

Darunter ein Abgangsvermerk Greulichs vom selben Tage. Dies betrifft die Autorisation der 3. Division durch das Allgemeine Kriegsdepartement, bei außerordentlichen Festungsarbeiten Fortifikations-Unterbediente nach Leistung zu vergüten (22. Juni 1811). Die Vorlage („Eigenhändiges Original“) im Heeresarchiv, Rep. 15 A Kap. 51 Nr. 220, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Darauf soll sich ein Präsentationsvermerk mit dem falschen Datum „9. July“ (mutmaßlich tatsächlich: „9. 7ber“) befunden haben. Vgl. Nr. 189 und 190. Vermutlich Boelke.

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I. Stabschef und Geheimdiplomat (März 1811–März 1812)

193. Scharnhorst an Karl August Freiherrn von Hardenberg Dollstädt, 9. September 1811 GStA PK, III. HA MdA I Nr. 6306 fol. 24r–v (1 S.): Eigenhändig. Ankündigung der Abreise nach St. Petersburg.

Ew. Excellenz verfehle ich nicht gehorsamst zu melden, daß der R. v. B.1 gestern Abend hier angekommen und daß ich heute zu meiner Bestimmung abgehe. Ew. Excellenz Befehle und Ansichten, welche mir noch in dem verehrten Schreiben von 29. Aug. wiederholt sind, werde ich genau und gewißenhaft, so wie sie mir früher auch von Sr. Majestät dem Könige gegeben sind, befolgen. Dollstädt den 9. Sept. 1811. 194. Scharnhorst an Boyen

v.Scharnhorsta

Dollstädt, 9. September 1811

GStA PK, VI. HA Nl Hermann v. Boyen (d. Ä.) XIII a fol. 518r–v, 522r (3 S.): Eigenhändig.a Fingierter Reiseplan. Übersendung verschiedener Schreiben. In Preußen umlaufende Gerüchte.

Mein lieber Boyn, nachdem mein Freund1 angekommen und meine Sachen nun hier abgemacht, reise ich morgen von hier ab. Ich werde aber an niemand in Berlin anders schreiben, als daß ich in 8 Tagen abreisete. Ich werde in etwa 12 Tagen bei meinem Freundeb Zeschau2 in Sachsen seyn. Ich reise nicht unter meinem Namen, damit es mir weniger kostet und ich alles beßer beobachten kann. Ich überschicke Ihnen hier3 1. eine Vorstellung wegen Remontirung der Cavalrie Depots; 2. einen Brief, den ich an Blücher geschikt;

a 1

a

b 1 2

3

Unterschrift mit Respektabstand und Respektstrich. Rittmeister von Bornstedt. Der Text steht auf einem Doppelblatt, darin eingelegte andere Blätter tragen die Nummern fol. 519–521. Folgt ein durch dichte Schraffur gestrichenes Wort. Bornstedt. Der aus dem ersten, dritten und sechsten Band bekannte General Heinrich Wilhelm von Zeschau. Vgl. Nr. 195 bis 200.

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Nr. 194

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3.

einen Brief an Stutterheim und die Veranlassung zu diesen Briefe. Diese lege ich zurück, da Sie ihn schon haben.c 4. einen Brief an S. M. den König mit einer Instruction für die Festungscomandanten. Gneisenau mag sie verbessern.4 5. ein Entshuldigungsschreiben an S. M.; 6. eine Depesche, die mir aus P. von S. zugekommen ist, sowohl für S. M. als G.5; 7. eine Vorstellung wegen der Gehülfen bei dem Genral von Blücher; 8. eine Vorstellung wegen Organisierung der Krü[m]per und Einstellung der Augmentation. Mein Amtsrath erzählt[e] mir vor ein paar Tagen, daß ihm eben sein Schwager, der Amtmann Knabe zu Preussisch Mark geschrieben, es wären dort 3 Reitpferde des Königs angekommen, die Befehl hätten, in Preussisch Mark auf weitre Ordre zu bleiben. Dies giebt Anlaß zu vielen Gesprächen. Der Rittmeister von Bornstädt erzählt mir, daß in Königsberg an der Table d’hot6 erzählt wäre, daß der General v. Kökeritz an seinen Wirth in Adler in Königsberg geschrieben, er solle für ihn ein Quartier bereit halten. Wahrscheinlich ist dies eine Lüge oder Herr Nagel7 hat da etwas geschrieben. Man sagt mir, ich weiß aber nicht ob es wahr ist, Stutterheim habe keine Lust mehr zu dienen und also keine Lust zum Kriege. Gegen mich klagte er über Geld Mangel. Er ist abscheulig geitzig. Ich weiß nicht, was ich aus ihn machen soll, er ist brav vor den Feinde, daß habe ich selbst gesehen. Es ist bös, daß York keine Gehülfen hat, er hat von Tippelskirch8 geredet, es [ist] ihm aber nicht recht Ernst damit. Der Rittmeister von Bornstädt bringt diese Depesche nach den Genral von Blücher, dem ich das geschrieben, was Sie hierbei erhalten. Dieser schikt dieses Paket durch einen Offizier an Sie. Adieu mein treuester, liebster und bester Fr[eun]d. Ewig der Ihrige, Scharnhorst. Dollstädt den 9. Sept. 1811.9

c 4 5 6

7 8

9

Dieser Satz nachträglich hinzugefügt. Vgl. Nr. 389. Wohl: „aus P[etersburg] von S[chöler]“ und „G[neisenau]“. An der Tafel seines Gasthauses, wo den Gästen zu einem Festpreis eine vom Wirt bestimmte Mahlzeit serviert wurde. Nagler? Der im vierten Band vorgestellte Major Ernst Ludwig von Tippelskirch trat im Oktober aus dem Generalstab in die Linie zurück und übernahm im Dezember interimistisch das Kommando des Leibinfanterieregiments. Mit einem ebda., III. HA MdA I Nr. 6306 fol. 25r, archivierten Schreiben (Potsdam, 16. September 1811) leitete Boyen einige von Scharnhorst und Schöler eingesandte Sachen an Hardenberg weiter.

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I. Stabschef und Geheimdiplomat (März 1811–März 1812)

195. Denkschrift

[?, nicht nach 9. September 1811]

Nach einer Abschrift im Nachlaß Gerhard Oestreichs.a Vorschläge zur Aufstellung von Kavalleriekommandos in den Festungen.

Die wenigen Festungen, welche Cavalerie Commandos haben, sind dennoch nicht hinlänglich mit Cavalerie versehen, überdies gehen die obigen Commandos den Regimentern ab, die ohnehin sehr schwach sind. Dies veranlaßt zu dem unterthänigen Vorschlag, die Depots sogleich bis 48 Pferde für jedes Regiment zu remontiren und dadurch die Festungen mit Cavalerie zu versehen. Kömmt es jetzt zum Kriege, so können die Depots im Lande ohnehin nicht die Regimenter auf die gewöhnliche Art mit Recruten und Remonte versehen; dies möchte schwerlich die geographische Lage des Staats jemals gestatten. Wird jeder Festung ein oder 2 Regimentsdepots zugetheilt, wird den Depots überlassen, die Pferde sogleich für die nicht berittene Mannschaft anzukaufen, so werden alle Festungen in kurzer Zeit mit der nothdürftigsten Cavalerie versehen seyn, welches gewiß eine wichtige Sache ist. Treten keine unerwarteten Fälle ein, so kann man nachher die Depots anders verlegen und sie als eigentliche Depots gebrauchen. Diese Ansicht bitte ich Sr. Majestät dem Könige vorzulegen. Scharnhorst. 196. Scharnhorst an Friedrich Wilhelm III. Dollstädt, 9. September 1811 Nach einer Abschrift im Nachlaß Gerhard Oestreichs.a Übersendung von zwei Entwürfen.

Dollstädt, 9. Sept. 1811 Ew. Königl. Majestät lege ich hier den Entwurf einer Allerhöchsten Cabinets Ordre für die Commandanten zu Füßen. Es ist zu fürchten, daß manche die Lage des Staats nicht einsehen, und daher auf die wahren Verhältnisse geführt und aufmerksam gemacht werden müssen. Auch lege ich hier den Entwurf zu einer Instruktion bei, welche den Commandanten gegeben werden könnte.1 Ich habe sie der Zeit wegen nicht ins Reine schreiben können und bitte unterthänigst um Entschuldigung. a

Oestreichs Vorlagen zu diesem und drei weiteren Dokumenten befanden sich im GStA, Nl Hermann v. Boyen (d. Ä.) XIII a, ihr Verbleib ist nicht bekannt.

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Vgl. Anm. a zu Nr. 195. Anscheinend ist die Instruktion für die Festungskommandanten gemeint, vgl. Nr. 201.

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Nr. 197

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Sollten diese Arbeiten nicht Ew. Majestät Ansichten entsprechen, so bitte ich unterthänigst, sie als ein Bestreben anzusehen, mich Ew. Majestät allerhöchsten Gnade so würdig zu machen, als meine geringen Kräfte gestatten. v. Scharnhorst. 197. Instruktion

[?, September 1811?]

Nach einer Abschrift im Nachlaß Gerhard Oestreichs.a

Instruction für die Übung im Detaschements Kriege. Da den meisten Officieren noch die Übung fehlt, Detachements von allen Waffen unter allen Umständen zweckmäßig zu führen, so sollen auf Allerhöchsten Special Befehl Sr. Majestät des Königs von jeder Brigade einige solche Detaschements außer der Herbstmanöverzeit in allen Jahreszeiten beständig in Bewegung seyn. Ein jedes dieser Detaschements bestehet ungefähr aus 20 Mann Cavalerie, 1 Compagnie Inf. und 1 Canone von der reit. Artillerie. Zuzeiten wird ein Detaschement bloß aus Infanterie und Cavalerie und zwar mehr Cavalerie als Infanterie zusammengesetzt. Das Detaschement bleibt nie an einem Ort länger als 1, und nur da, wo Übungen in den Sicherheits Anordnungen stattfinden, welche von dem gewöhnlichen abweichen, soll es erlaubt seyn, 2 Tage an einem Orte zu bleiben. Die Tagemärsche werden zu 2 bis 3 Meilen angeordnet. Das Detaschement marschirt und cantonirt mit solchen Precautionen, daß es nicht von einem unerwartet eingetroffenen feindlichen Detaschement überfallen werden kann. Es setzt in jedem Quartier seine Feldwachen aus und nimmt die Sicherheits Maßregeln, welche im Kriege gegen einen Überfall getroffen werden können. Um einer solchen Übung in der Führung eines Detaschements mehr Interesse zu geben und es so nützlich als möglich zu machen, so wird ein kleines Detaschement bloß von Cavalerie, oder im Gebirge auch bloß von Inf., abgeschickt, das größere zu allarmiren, überfallen oder auch es bloß zu beobachten. In diesem Fall ist ein hoher Offizier als einer der Befehlshaber bei den Detaschements bei einem derselben, nicht um etwas zu commandiren, sondern Collisionen zu hindern und dem, welches, wenn sie zusammentreffen, weichen soll, dazu den Befehl zu ertheilen.

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Vgl. Anm. a zu Nr. 195.

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Eine solche Übung darf für ein Detaschement wegen der beständigen Aufregung nicht zu lange dauern, 8 Tage bis 3 Wochen nach Beschaffenheit der Umstände. Der Brigade General wird mit der Übung dieser Detaschements, wenn er es nöthig findet, noch andere Zwecke verbinden, als z. B. die Beobachtung der Gegenden, worin die Einwohner unruhig sind, die Beobachtung der Grenzen, welche eine augenblickliche Aufmerksamkeit erfordern u. s. w. Damit sowohl die Bewohner unserer als der benachbarten fremden Provinzen sich an diese Übung und Detaschementsbewegungen gewöhnen und ihren Zweck kennen lernen, so wird davon eine Anzeige in den Berliner Zeitungen ganz im Allgemeinen gemacht werden. Die Brigade Generale werden die Ausführung dieses allerhöchsten Befehls sich angelegen seyn lassen, mit den Generalgouverneuren, wo es nöthig ist, darüber Rücksprache nehmen und den Detaschements entweder selbst oder durch die Brigadiere und Commandeure der Regimenter die erforderlichen Instructionen geben. 198. Scharnhorst an Friedrich Wilhelm III. Dollstädt, 9. September 1811 Nach einer Abschrift im Nachlaß Gerhard Oestreichs.a Die Arbeiten in Kolberg und Pillau.

Dollstädt 9. Sept. 1811 Die Bemerkung Ew. Majestät, daß sowohl bei Colberg als Pillau auf eine zweckmäßigere Art hätte gearbeitet werden können, fühlte ich immer sehr lebhaft; der Staatskanzler, der Oberst von Gneisenau und Major von Boyen werden mir bezeugen, wie betreten ich hierüber war. Allein es war meine Pflicht, in der schwierigen politischen Lage Preußens nichts zu thun, was nicht durch eine allerhöchste Cabinetsordre von Ew. Majestät bestimmt war, wenn es eine directe Beziehung auf Frankreich hatte. Die Arbeit bei Lochstädt wurde accordirt, weil sie auf keine Art auf die Franzosen gedeutet werden konnte; die auf der Frischen Nehrung hatte auf sie eine directe Beziehung und es wurde daher beschlossen, hier weiter nichts als ein Blockhaus anzulegen, welches auch fertig ist. Bei Colberg wurde nach eben diesen Grundsätzen verfahren, indessen wurde dahin gearbeitet, die Communication mit der See behaupten zu können und zwischen der Festung und See ein festes Lager im Fall der Noth zu bekommen. Die Werke, welche zu diesem Zweck erfordert werden, sind gearbeitet und werden schon jetzt völlig geendet seyn. Da die Anzahl der Truppen

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Vgl. Anm. a zu Nr. 195.

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immer stärker bei Colberg wirdb, so könnte man nachher eine Verschanzung weiter vorwärts verlegen und vertheidigen. Ich trug darauf an bei Ew. Majestät, allerhöchst dieselben hielten sie nöthig, wiesen mich indessen an den Staatskanzler. Dieser fand Bedenken hierin einen bestimmten Schritt zu rathen, weil er in Hamburg1 und Stettin große Aufmerksamkeit erregen würde. Als ich nach Colberg kam, sah ich indessen die Punkte aus, wo eine weiter vorgelegte Verschanzung am zweckmäßigsten war. Ich bezeichnete sie dem General v. Blücher, der auch damit einverstanden war. Eine schon vorher von dem Major von Lossow ausgesehene, allzu ausgedehnte Erweiterung der Verschanzung bei Colberg hielt ich nicht vortheilhaft, und wenn ich hiervon in dem Bericht an Ew. Majestät erwähnt habe, so geschah es, den rechten Gesichtspunkt bei den anzulegenden Verschanzungen in meiner Abwesenheit festzustellen. Da sowohl bei Colberg als Pillau die dringend nöthigen Werke schon fertig und die übrigen in Arbeit sind, so hoffe ich, daß Ew. Majestät allerhöchster Zweck erreicht werden wird. v. Scharnhorst. 199. Scharnhorst an Friedrich Wilhelm III. Dollstädt, 9. September 1811 GStA PK, VI. HA Nl Hermann v. Boyen (d. Ä.) XIII a fol. 521r (1 S.): Eigenhändig. Personalia beim Stabe Blüchers.

Der Genral von Blücher ist ein brav[e]r Mann, der gern etwas thut und gewiß sich brav benehmen wird; seine Nachfolger, wenn er krank werden oder bleiben sollte, sind eben so brav. Aber er und noch mehr seine Nachfolger in den obigen Fall bedürfen Gehülfen. Der Major von Lossow schikt sich dazu nicht; ich rathe diesen von dort wegzunehmena und den Capitän von Thiele und Major von Tiedemann an seine Stelle zu gebenb. Ich kann mich irren; ich halte es aber für meine Pflicht anzuzeigen, daß ich diese Verwechselung der Personen für nöthig halte. Nichts kann abhalten, den letzteren, der jetzt in Russoschin ist, gleich hinzuschicken. Dollstädt den 9. Sept. 1811 v.Scharnhorst.

b 1

a b

Statt „werden“. In Hamburg residierte der im vierten Band vorgestellte Marschall Davout, französischer Oberbefehlshaber in Deutschland und Gouverneur der „Hanseatischen Departements“. Verändert aus „ich würde diesen von dort wegnehmen“. Statt „zugeben.“

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I. Stabschef und Geheimdiplomat (März 1811–März 1812)

200. Denkschrift

Dollstädt, 9. September 1811

GStA PK, VI. HA Nl Hermann v. Boyen (d. Ä.) XIII a fol. 519r–520r (3 S.): Eigenhändig. Maßnahmen zur Mobilisierung von Krümpern im Falle kriegsvorbereitender Maßnahmen Frankreichs.

Nach dem, was mir zugekommen, halte ich es unser politischen und militärischen Lage angemeßen, 1. die Augmentations Mannschaft einzukleiden und zu bewafnen, also noch 38 M. pr. Comp.; 2. die Krümper Manteln, Mützen und Bein Kleider bereit zu halten, damit sie in 24 Stunden so wohl in Pillau als in Colberg eingekleidet werden können. Ferner scheint es nöthig zu seyn, daß Patrontashen oder Beutel zu der Fortbringung der Patronen für die Krümper ebenfalls bereit gehalten werden. Brottaschen haben sie. 3. Sollte die geringste Bewegung bei den französischen Truppen vorgehen, oder sollten diese noch in Stettina und Danzig um 1000 Mann in jeden Ort vermehrt werden, so müßten die Krümperb auf die obige Art eingekleidet und bewafnet werden. Fehlte es an Manteln, so müßte man dazu die Manteln der Feld Regimenter nehmen u. diesen aufgeben, sich Manteln von Leinwand machen zu lassen. An diesem Material fehlt es nicht. Wir haben uns jetzt das Ansehen gegeb[e]n, als seien wir zu allem bereit, wir haben Aufsehen erregt und sind dennoch nicht bereit. Damit die Maßregel No 2 schnell ausgeführt wird, so müßen die Brigade Genrale und Brigade Commissäre dazu den bestimmten Auftrag haben. Es muß ihnen gesagt werden, daß man von sie fordere, daß sie nach Ort und Umständen die bestimmte Einkleidungc ohne viel Hin und Herschreiben vollstreck[e]n müßten, daß man von der bisherigen Norm, wo es nöthig wäre, abgehen dürfte, daß die Unthätigen und diejenigen, welche nicht alle Hülfsmittel ergriffen, welche ihnen zugebote stünden, wenn sie ihren Verstand brauchtend, dafür angesehen werden sollten. Diese meine Ansicht bitte ich Se. Majestät dem Könige zu Füßen zu legen. Dollstädt den 9. Sept. 1811. a b c d

v.Scharnhorst

Die folgenden zwei Wörter nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „müßten so wohl die Krümper als“. Verändert aus „daß sie sich nach Ort und Umständen dem Befehl“. Verändert aus „welche sich nicht Hülfsmittel aller Art, welche ihnen zugebote stünden, wenn sie ihren Verstand brauchten, ergriffen“.

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Nr. 201

201. Scharnhorst an Gneisenau

Dollstädt, 9. September 1811

GStA PK, VI. HA Nl Gneisenau Paket 23 (alte Signatur A 37) fol. 102r–103v (4 S.): Eigenhändig. Gesichtspunkte einer möglichen Verteidigung Spandaus.

Lieber Gneisenau, innigen Dank für Ihren zutraulichen herzlichen Brief. Ich fühle Ihre Lage mehr als irgend einer. Zimmermann1 sagt, in intrikaten Lagen muß man zu Zeiten ein Vateruns[e]r beten, und wenn das nicht hilft, so ist nichts zu thun. Mit der mir aufgestellten Operations Direction – –a bin ich völlig einverstanden; ich werde den Gedanken verfolgen. In Hinsicht der Vertheidigung Spandaus mit einer Brigade bemerke ich Folgendes: 1. daß sie dahin sehen müßen, daß es Ihnen nicht an Gewehren und Munition fehlt. Ich habe immer alle Gewehre von Berlin nach Schlesien geschikt, dort sind sie sehr nöthig. In Spandau sind viel alte unbrauchbare. Ich würde sie nach Schlesien schaffen, obgleich sie kaum den Transport werth sind. Ich wollte sie nach und nach in Berlin mit neuen Schlößern versehen lassen. Ueberlegen Sie alle diese Angelegenheiten mit Schölern. Viel gute Gewehreb in Spandau zu haben, dazu würde ich auch nicht rathen. 2. In Spandau ist nur wenig Geschütz, es wird daher schwerlich ein Ort werden, der viel in der Nähe von Magdeburg, wo man gleich Belag[e]ru[n]gsgeschütz hernehmen kann, leistetc, wenn auch die Besatzung sehr zahlreich wäre. Geschütz nach Spandaud herzuschaffen, dazu ist nicht zu rechnen, üb[e]rdies ist es nicht leicht, ein hergeschaftese Geschütz gleich mit 800 Schuß zu versehen. Das Feldgeschütz, welches bei der Brigade ist, ist nur nothdürftig zu einer Schlacht mit Munitionf versehen, und in Spandau eingeshloßen würde es diesen bald an Munition fehlen. Man kann freilich auf die Munitiong von Spandau greifen, allein dann gehet sieh den Vertheidigungs Geschütz hier ab. In diesen Herbst noch eisern Munition gießen zu laßen, dazu fehlt die Zeit wohl. 3. Der Streso2 ist immer ein Punkt, der verdient, mit ein paar Redouten versehen zu werden. Mehr ab[e]r nach meiner Meinung nicht. Es ist ein a b c d e f g h 1

2

Verändert aus „Operation“. Verändert aus „Zu viel Gewehre“. Verändert aus „leisten kann“. Verändert aus „Etwas“. Nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „Geschütz“. Verändert aus „auf das“. Die folgenden drei Wörter nachträglich hinzugefügt. Mutmaßlich der bereits im ersten Band erwähnte Arzt und Schriftsteller Johann Georg, Ritter von Zimmermann. Der damals unbebaute Stresow liegt der Altstadt und Zitadelle gegenüber, südlich der dort in die Havel mündenden Spree.

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4.

I. Stabschef und Geheimdiplomat (März 1811–März 1812)

Morast ungesund und nicht gelegen,i von da aus vortheilhaft gegen den Feind zu operiren. Streso ist eben so leicht einzuschließen als zu vertheidigen. Aber immer ist es wichtig, Meister von den Ausgängen hier zu seyn. Der Gewehrplan3 ist eben so wichtig u. nach meiner Ansicht noch wichtiger als der Streso. Die Einschließung bei dem Gewehrplan ist nicht so leicht, das Terrän ist dominirend, die Gebäude geben der Besatzung Obdach u. s. w. Ich würde den Gewehrplan noch mehr befestigen. Beim förmlichen Angriff kann man nichts gegen den Stresow unt[e]rnehmen, ehe man nicht den Gewehrplan hat, denn die Werke des Gewehrplans u. der Citadelle nehmen den Feind immer in Flanke, der den Stresow förmlich angreift.

Ich kann mir woll den Fall denken, mit der Berlinerj Brigade sich in Spandau werfen zu müßen; ich würde es aber doch nur als ein Unglük ansehen. Das Ganze ist nicht dazu angethan und eingerichtet. Dies, mein innigst v[e]rehr[te]r Freund, ist meine Ansicht in dieser Sache; nehmen Sie daraus, was sie richtig finden. Ich finde es übrigens sehr recht, daß man sich auf alle Fälle schickt, es kömmt dann nichts unerwartet. Ewig Ihr Freund v.Scharnhorst Dollstädt den 9. Sept. 1811. N. S. Ich habe eine Instruction für die Festungscommandanten und eine Cabinetsordre für dieselbe aufgesetzt; ich rechne darauf, daß Sie beide bearbeiten, wenn der König darauf reflectiren sollte, was ich sehr wünsche. 202. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements Dollstädt, „13. September 1811“ Nach einer maschinenschriftlichen Abschrift im Nachlaß Gerhard Oestreichs.a Fingierter Reiseplan.

Dollstädt, 13. September 18111

i j 3

a

1

Die folgenden drei Wörter nachträglich hinzugefügt. Nachträglich hinzugefügt. Das Gelände östlich von Spandau, rechts der Spree, wo sich die Gewehrfabrik befand; heute Teil von Haselhorst. Die Vorlage („Eigenhändig“) im Heeresarchiv, Rep. 3 OKK Nr. 31, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Das fingierte Datum dieses und des folgenden Schreibens sollte vortäuschen, Scharnhorst habe sich noch länger in Dollstädt aufgehalten. Vgl. Nr. 213.

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Nr. 203

Einer hochlöblichen dritten Division zeige ich an, daß ich in 4 bis 5 Tagen von hier nach Schlesien und der Lausitz gehe und daß ich also keine Briefe mehr von derselben erhalten kann. v. Scharnhorst 203. Scharnhorst an Boyen

Dollstädt, „13. September 1811“

GStA PK, VI. HA Nl Hermann v. Boyen (d. Ä.) XIII a fol. 498r (1/2 S.): Eigenhändig. Fingierter Reiseplan.

Mein lieber Boyna, ich gehe in 4 bis 5 Tagen von hier nach Schlesien u. der Lausitz ab, ich werde Ihnen in der Folge bestimmen, wo Sie meine Briefe hinschicken. Dollstädt den 13tn Sept. 1811 204. Scharnhorst an Boyen

[?, September? 1811]

Nach der Edition bei Nippold, Boyen II, S. 473. Verschlüsselte Ankündigung der Reise nach St. Petersburg.

Der russische Oberstlieutenant von Menin reiset von unser Gegend nach Rußland, über Tauroggen.1 Er kömmt vom Bade, hat eine Wunde im Arm. Ich habe ihm einen Brief an Schöler mitgegeben; er logirt auf dem Schlosse Zarskoje-Selo2, welches nicht bewohnt ist.3

a

Der mit Scharnhorsts Dienstsiegel gesiegelte Umschlag ist adressiert: „An den Königl. Major und Direktor Herrn von Boyn Hochwohlgebor. In Berlin“ mit dem Vermerk „H. d. S.“

1

Dieses Schreiben auf einem kleinen Zettel informierte Boyen über Scharnhorst Reise nach St. Petersburg. In Carskoe Selo („Zarendorf“) befand sich seit der Regierung Peters I. eine kaiserliche Sommerresidenz. Kurz nach Scharnhorsts Aufenthalt, am 31. Oktober 1811, wurde dort das neugegründete kaiserliche Lyzeum eröffnet; unter den ersten Schülern befand sich der zwölfjährige Aleksandr Puškin, nach dem der Ort heute heißt. Es könnte sein, daß damit das nahegelegene Schloß von Pavlovsk, ein Sommersitz Pauls I., gemeint war. Seit dessen Ermordung wurde es nicht mehr dauerhaft bewohnt. Boyen berichtet, daß Scharnhorst bei einem Hofgärtner einquartiert wurde und während seines Aufenthalts ständig einen Arm in einer Binde trug, vgl. Nippold, Boyen II, S. 141f.

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I. Stabschef und Geheimdiplomat (März 1811–März 1812)

205. Immediatbericht

Carskoe Selo, 6. Oktober 1811 [und später]

GStA PK, III. HA MdA I Nr. 6306 fol. 48r–52v (91/2 S.): Reinschrift, eigenhändig.

Unterthänigster Bericht nach der ersten Audienz. Zarsko Zelo den 6ten Oct. 1811. Den 24. Sept. kam ich in Zarsko Zelo an, erst den 4ten Oct. erhielt ich die erste Audienz in Gegenwart des Krieges Ministers Barklai de Tolly1. Der Kaiser erzählte seine jetzigen Verhältnisse mit Frankreich, seine Rüstungsanordnungen und schloß damit, daß der Krieg unvermeidlich sey, daß er ihn aber so lange es möglich und soweit es von ihn abhänge, vermeiden wolle. Er setzte hinzu, dieser Krieg würde über die Erhaltung seines Reichs entscheiden, er müße daher sehr vorsichtig zu Werke gehen, indessen sey er bereit, alles zu thun, was Ew. Majestät verlangten. Diese Wendung schien zu sagen, daß er mehr auf eigenes Intereße als auf fremdes sehen müße. Ich trug ihn Ew. Majestät Wünsche vor, er frug, ob ich etwas aufgesetzt hätte, ich gab ihm das Project No 1 der Beilage, welches der O.L. v. Schöler ins Französische übersetzt hatte. Er las es aufmerksam, sagte nachher, dergleichen Bestimmungen dienten zu nichts, die Sache fände sich von selbst, wenn es so weit käme, auch hätten die Bestimmungen in den Vorgelegten nicht seinen Beifal. Der Kaiser zeigte mir jetzt auf einer Karte die Stellungen seiner Armeen. Sie stehen in einer Linie von Riga und Mitau über Wilno bis Pinsk, in Curland stehet eine Art Avantgarde der Armee des rechten Flügels, vor Wilno eine Art Observations Corps von 2 Division[en]. Die Beilage No 2 enthält die mir mitgetheilten militärischen Nachrichten. Jetzt stehena 17 Divisionen auf der Grenze, welche noch durch 2 verstärkt werden solln. Bei Dünaburg ist eine neue Festung erbaut, bei Riga, Wilno und an einigen andern Orten sind verschanzte Läger angelegt. Diese und die Festungen sind mit 50.000 Mann Garnison Truppen besetzt. Nach den vorläufig entworfenen Operationsplan will manb den Feind in 2 Armeen entgegen gehen, mit der einen auf Rastenburg gegen die Weichsel und mit der andern über Bielsk auf Warschau. Zur Comunication dieser Armeen befindet a b 1

Folgt gestrichen: „nur“. Verändert aus „nach seinen Operationsplan will er“. Der erstmals im vierten Band erwähnte Michael Andreas Barclay de Tolly (1761–1818) war nach seinem Kommando beim Marsch über den zugefrorenen Bottnischen Meerbusen zum General der Infanterie befördert und Anfang 1810 zum Kriegsminister ernannt worden. Der Sproß einer schottisch-baltendeutschen Familie unternahm eine umfassende Reform der russischen Armee, die von der Vergrößerung der Truppenstärke und dem Bau neuer Festungen über neue Dienstreglements bis zur Bekämpfung exzessiver Strafen reichte. 1811 wurde unter seiner Ägide z. B. die Artillerie umorganisiert, eine Vorschrift zum Scheibenschießen und ein neues Infanteriereglement erlassen. Im Januar 1812 veröffentlichte Barclay die „Einrichtungen zur Leitung großer Armeeoperationen“ (Učreženija dlja upravlenija bol’šoj dejstvujuščej armiej) als Vorschrift zur Arbeit der Armeeführung und des Generalstabs.

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sich in der Mitte derselben ein Observationscorps. Wenn eine der beiden Haupt Armeen mit einem Angrif bedrohet wird, so soll sie sich zurückziehen, während nun die andere gegen die feindliche Flank agiert. Wendet sich nun der Feind gegen diese, so soll vica versa2 verfahren werden. Nur wenn sich eine Gelegenheit darbietet, wo man mit überlegener Macht schlagen kann, soll eine Schlacht geliefert werden, und wenn sich diese Gelegenheit nicht darbietet und die russischen Armeen zurük gedrängt würden, solln sie in ihren verschanzten Lägern, ohne den Feind weiter auszuweichen, Haupt Schlachten liefern. Als ich die Lage schilderte, in diec Preußen bei diesen Operationsplan höchst wahrscheinlich kommen würde, erhielten verschiedene Punkte eine vortheilhaftere Auslegung für Ew. Majestät Intereßed. Der Oberstlieutenant von Schöler hatte mir vorhergesagt, daß der Kaiser immer noch einiges Mißtrauen in diee Parteinehmu[n]g Ew. Majestät hätte, daß er fürchtet, daß in den Augenblik der Noth die französische Partei genommen würde und daß er sich schwerlich zu bestimmten Versprechungen verstehen würdef, wenn man ihn nicht auf eine indirecte Art hierzu disponirte und ihn die Furcht benehme, nicht in den Verdacht zu kommen, für fremde Interessen Krieg zu führen. Um allen diesen zu begegnen, hatte der O. L. v. Schöler ein Project zu einem Manifest aufgesetzt, welches den beyden hohen Monarchen zur Rechtfertigung der Vereinigung gegen die Invasion Napoleons dienen könnte. Wir glaubten, daß die schleunige Bekanntmachung desselben von Ew. Majestät beim Ausbruch des Krieges den Kaiser um so mehr binden und jetzt geneigt machen würde, Bestimmungen in Hinsicht der Operationen einzugehen, welche für die Erhaltung Ew. Majestät Provinzen wichtig seyn könnten, ohne daß dadurch Allerhöchst Dieselben vor der Hand gebunden würden. Dieses Projekt legte ich den Kaiserg als einen Gedanken des Oberstl. v. Schöler vor, von den Ew. Majestät nichts wüßten und zu dem nicht die geringste und entfernteste Erlaubniß ausgegeben wäre. Der Kaiser las dies Projekt, gab ihn seinen Beifall, wollte indessen ein anderes nach seinen Ansichten aufsetzen, und auf meine Bitte, über die militärischen Verhältniße Bestimmungen zu geben, sagte er: ich werde ein Contre Project von den Ihrigen aufsetzen. Um alles zu tun, was Se. Majestät den Kaiser zu den Ansichten führen könnte, welche Ew. Majestät von der Lage der Sache haben, setzte ich ein Promemoria auf, welches ich den Kriegesminister Barkleida Tolly schikte, es den Kaiser vorzulegen, in der Beilage No 3 finden Ew. Majestät c d e f g 2

Statt „der“. Nachträglich verändert aus „Lage.“ Statt „der“. Folgt, durch dichte Schraffur gestrichen: „(da von unser Seite keine statt fänden)“. Danach eine fast eine Zeile lange, durch dichte Schraffur gestrichene Passage. Gemeint ist „vice versa“ (umgekehrt).

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I. Stabschef und Geheimdiplomat (März 1811–März 1812)

dieses Promemoria mit einem Briefe an den Minister. Als der Kaiser bei der obigen Audienz bei meiner Entlaßung aus derselben noch einmal auf die politische Lage Frankreichsh kam, bemerkte ich, daß Preussens Sicherheit und also Rußlands Intereße eine Bestimmung der Grenzen in der Aufstellung der militärishen Machti der entgegengesetzten Parteien erforderten, und gab ihn das Promemoria No 4, welches der O. L. v. Schöler ins Französische übersetzt hatte. Er gab der darin aufgestellten Idee seinen völligen Beifall, sprach darüber mit den Krieges-Minister, wie eine solche Erklärung einzurichten sey u. s. w. Da von Conferenzen mit dem Kriegesminister nicht weiter die Rede war, so bat ich gleich nach d[e]r Audienz darum, diese Bitte wurde schriftlich bei der Uebergabe der Beilage No 3j wiederhohlt, und da noch keine Antwort erfolgte, bat ich abermals den 9ten dringend hierum und um eine baldige Abfertigung. Der Kaiser hatte in der Audienz versprochen, den andern Tag, also den 5ten, sein Contre Project der Bestimmungen der militärishen Verhältnisse den Oberstlieutenant von Schöler einzuschicken und mir nachher eine 2te Audienz zu geben; Conferenzen mit den Kriegesminister shienen nicht in seinem Plan zu liegen, ab[e]r grade dies veranlaßte mich meiner Instruction gemäß darauf zu dringen. Ueberdies äußerte sich der Kriegesminister in der 3 bis 4 Stunden langen Audienzk beim Kaiser immer vorteilhafter für Ew. Majestät Intereße als der Kaiser und schien mehr in die Ansichten Ew. Majestät zu entriren und ziemlich frei von den unausführbaren systematishen Ideen, die der Kaiser über die Operationen äußerte, zu seyn. Da er, wenn es zum Kriege kömmt, Major-General bei den Kaiser, der selbst die Armeen comandiren wird, seyn solll und schon jetzt alle Anordnungen leitet, so war eine nähere Verbindung mit ihm um so wichtiger. v.Scharnhorst. 206. Aufzeichnung

[Carskoe Selo, 4. Oktober 1811?1]

GStA PK, III. HA MdA I Nr. 6306 fol. 42r–43r (3 S.): Reinschrift, eigenhändig.

Einige Nachrichten von den russischen Armeen. h

i j k l

1

Verändert aus „Als der Kaiser von neuen auf die politische Lage Frankreichs bei meiner Entlaßung aus derselben“. Die folgenden drei Wörter nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „4“. Die folgenden zwei Wörter nachträglich hinzugefügt. Die folgenden drei Wörter nachträglich hinzugefügt. Es handelt sich um die Scharnhorst bei der Audienz am 4. Oktober gemachten Eröffnungen.

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Die zum Agiren gegen Frankreich bestimmten Armeen bestehen aus 19 Divisionen, von denen aber nur 17 auf der Grenze zwishen Mitau, Dünaburg, Wilna und Pinsk stehen. Die Armee des rechten Flügels soll aus 8 Divisionen Inf. und 4 Cavalerie Divisionen oder Reserven bestehen, die Armee des linken Flügels aus 9 Divisionen Inf. und 3 Divisionen Cavalerie, ein intermediaires Corps zwishen beiden Armeen soll aus 2 Divisionen Inf. und 1 Division Kavallerie bestehen. Eine Inf. Division bestehet aus 12 Bataillon, 24 Stük 6 und 12 Stük 12웩dern. Zu ihr stoßen von der Cavallerie Division, so bald sie sich zu den Operationen in Marsch setzt, 1 leichtes Cavalerie Regiment von 8 Escadrons und 1 oder 2 Pulks Cosacken. Die Grenadiere formiren eigene Divisionen. Es sind 75.000 ausgearbeitete Recruten aus den Depots zu den Div. beordert, um diese zu complettiren, sie werden den 1sten Dec. alten Styls2 den Divisionen einverleibt sein. Diese 75.000 Recruten werden zugleich in den Depots ersetzt. Außer diesen Truppen sollen 50.000 Mann Garnison Truppen zur Vertheidigung der Festungen, verschanzten Läger in 2tr Linie vorhanden sein, so wie auch in der Gegend von Moskau ein Corps meist leichter Truppen. Was an der Donau, in Finland und sonst im Innern des Landes ist, habe ich nicht erfahren, nur habe ich von den Kriegesminister gehört, daß überhaupt an der Donau, in Taurien3 und Grusinien4 5 Divisionen sich befänden, außer den Grenztruppen. Auch äußerte sich Se. Majestät der Kaiser, daß es zu der Aufstellung einer größern Macht es [sic!] nicht an Gewehren und Waffen aller Art jetzt fehle. Die innere Einrichtung der Armeen ist ganz in Hinsicht des Generalstabes, der Verpflegung u. s. w. auf französischen Fuß. 207. Vertragsentwurf

[Carskoe Selo?, nicht nach 4. Oktober 18111]

GStA PK, III. HA MdA I Nr. 6306 fol. 55r–58v (71/2 S.): Reinschrift, eigenhändig. Entwurf Scharnhorsts zu einem russisch-preußischen Bündnis.

Beilage No 1a § 1. Da Se. Majestät der Kaiser aller Reußen nicht zugeben wolln, daß die preussischen Provinzen von französischen Truppen besetzt werden, und da 2 3

4

a 1

Also am 13. Dezember nach dem Gregorianischen Kalender. D. i. auf der Halbinsel Krim und im angrenzenden Gebiet nördlich des Schwarzen und Asowschen Meeres. Grusinien (Georgien) grenzte an die Türkei und Persien, zwei Länder, mit denen Rußland sich 1811 im Krieg befand. In der linken Spalte. Scharnhorst übergab diese Denkschrift Alexander I. auf der Audienz am 4. Oktober.

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Se. Majestät der König von Preußen zu jedem Defensiv-Kriege sich mit Sr. Majestät den Kaiser verbunden haben, um mit Allerhöchstdemselben gemeinschaftlich den Krieg gegen Frankreich zu führen, so wird festgesetzt, 1. daß ein feindlicher Anfall der französischen Truppen und ihrer Allirten auf die preußischen Provinzen, oder 2. daß eine Besitznahme einer oder mehrer preußischen Provinzen durch die obenerwähnten Truppen unter dem Vorwande freundschaftlicher Absichten für beide Theile das Zeichen zum Kriege sey, daß die preussischen Truppen sich dieser Besitznahme mit denb Waffen in der Hand entgegenstellen und die rußischen Armeen sogleich Preußen zu Hülfe eilen. § 2. Den obigen § gemäß wird bestimmt, 1. daß die preussischen Truppen in den Marken, Schlesien und Pommern, wenn sie von einer großen Uebermacht gedrungen werden, in äußersten Fall sich nach den Festungen und verschanzten Lägern bei Colberg und Neisse zurük ziehen, jedoch immer gegen den Feind mit allen Kräften agiren, 2. daß die Truppen in der Provinz Preussen in den angenommenen Fällen Königsberg decken, bis Hülfe von russischen Truppen eintrifft und 3. daß die russische Haupt Macht alsdann in mehreren Armeen gegen die Weichsel u. s. w. marschirt. § 3. Das Corps russischer Truppen, welches sich mit denc preussischer Truppen in der Provinz Preußen vereint, ist vorerst bestimmt, Königsberg und die See-Seite zu decken, damit die Provinz Preussen nicht von der Garnison von Dantzig und warschauischen Truppen überschwemmt werden kann und die großen Ressurcen zur Führung des Krieges [nicht] verlohren gehen, welche in jenem Orte sich befinden, nachher aber mit den übrigen Armeen dem Operationsplan gemäß zu operiren. § 4. Damit der erste große und wesentliche Zwek erreicht werde, stehet dieses Corps an der preussischen Grenze. Es bestehet aus ..... Mann und .... Pferden, der comandirende General desselben hat sein Haupt Quartier in ........ Das vereinigte russische und preussische Armee Corps stehet unter den General, welchen die beiden hohen Monarchen hierzu bestimmen werden. § 5. Da der Verlußt der Zeit in Aufstellung der Streitkräfte den Verlust von Land und Hülfsmittel zum Kriege nach sich ziehet, so wird festgesetzt, daß nach den Ausbruch der Feindseligkeiten in den preussischen Staaten die Befehlshaber der russischen Armeen, sobald sie benachrichtigt werden, dieselben sogleich in Bewegung setzen und daß nicht erst der Befehl von Sr. Majestät den Kaiser von Petersburg in den angenommenen Fall erwartet wird. Die Benachrichtigung von dem Ausbruch der Feindseligkeiten geschiehet durch b c

Statt „dem“. Statt „dem“.

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Nr. 207

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Se. Majestät den König von Preußen oder durch den commandirenden General in Preußen. Se. Majestät der Kaiser bestimmen, daß von Tage dieser Benachrichtigung an das Corps, welches an der Grenze Preussens stehet und anfangs zur Decku[n]g Königsbergs bestimmt ist, in .... Tagen die Memel bei Tilsit und die übrigen Armeen die Memel und den Bug in ungefähr .... Tagen passiren solle. § 6. Um den Feind in den angenommenen Fall in Rücken und Flank zu nehmen, soll ein kleines fliegendes Corps auf Lublin über die Weichsel vordringen und mit den preussischen Truppen in Schleßien gemeinschaftlich zu jenen Zwek agiren. Dieses Corps soll aus ungefähr ...... Mann bestehen und noch einige Tage früher über den Bug als die linke Flügel-Armee gehen. § 7. Um Meister von dend Haffs und der See zu bleiben, schicken Se. Majestät der Kaiser aller Reussen, sobald der Krieg ausbricht, 1. einige bewafnete Schiffe, welche in den Haffs gebraucht werden können, nach Pillau und Memel, 2. einige bewafnete See Fahrzeuge, als Cutter oder Fregatten, nach Pillau und Colberg, damit sie die preussischen Transportschiffe zwischen Pillau, Memel und Colberg escortiren können. § 8. Die Armee in Preussen wird an preussischen Truppen aus ungefähr 20 Bataillons und 24 Escadrons und 7 Battrien bestehen. Wenn die combinirte Armee in Preußen gegen den Feind von der See Küste entfernt mit den russischen Armeen operirt, so werden nur 12 Bataillone, 12 Escadrons und 4 Batterien hierzu von den preussischen Truppen verwandt, die übrigen in der Provinz Preussen formiren ein klein[es] Armee Corps zur Deckung der Küste und der Stadt Königsberg. Werden sie zu diesen Zwecken nicht erfordert, so agieren sie auf den rechten Flügel der ganzen Macht gegene den Feind. § 9. Se. Majestät der König von Preußen geben einenf Ponton-Train mit den zu einer Brücke nöthigen Pontons bei dem combinirten Armee-Corps in Preussen. § 10. Se. Majestät der König von Preussen lassen die Verpflegung des russischen Armee Corps bei der kombinierten Armee in dem Maße und den Verhältnißen besorgen, als diese bei deng russischen Truppen stattfanden, welche bei dem Lestocqschen Corps in letzten Kriege sich befanden. Es wird hierbei von Se. Majestät den Kayser aller Reußen bestimmt, daß dies Korps d e f g

Statt „dem“. Verändert aus „auf“. Statt „einem“. Statt „dem“.

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I. Stabschef und Geheimdiplomat (März 1811–März 1812)

für jede Compagnie 1 Brodwagen auf 5 Tage und 1 Zuchari oder Mehlwagen auf ebensola[n]ge Zeit bei sich haben soll, damit die Truppen immer auf 10 Tage mit Lebensmittel versehen sind. Die preussischen Truppen solln eben diese Einrichtung haben. § 11. Da die Verpflegung der russischen Truppen durch angelegte Fuhrlinien aus den Innern von Rußland nicht allein beschaft werden kann, so sollen von der See und den Haffs Fuhrlinien nach den russischen Armeen angelegt werden. Diese werden in der Provinz Preussen von preussischer Seite regulirt und unterhalten. Die Pferde werden dazu unentgeldlich vom Lande gestellt. § 12. Zur Erklärung des 1sten § wird noch bestimmt, 1. daß Se. Majestät der Kaiser aller Reussen einen jeden Marsch einer bedeutenden Anzahl von Truppen, sowohl französischer als französischallirter, nach Dantzig oder eines Co[r]ps nach Polen durch die preussischen Staaten als eine Besitznahme derselben ansehen wolle und demgemäß, wenn es Se. Majestät der König von Preußen verla[n]gen, so verfahren wolle, als es in ersten § für diesen Fall bestimmt ist. 2. daß ferner Se. Majestät der Kaiser Ihre Armeen auf die äußerste Grenze Ihres Reiche bis Georgenburg, Byalistok, Brzesc2 usw. vorrücken lassen wollen, sobald die französischallirten Truppen sich in Meklenburg und an der Elbe so verstärken und solche Anordnungen machen, daß die Besitznahme Preussens nur der nächste Zwek seyn kann. 208. Aufzeichnung

[Carskoe Selo, 4./6. Oktober 1811?1]

GStA PK, III. HA MdA I Nr. 6306 fol. 59r–v (11/4 S.): Reinschrift, Greulichs Hand. Organisation der russischen Armee.

Beilage No 2. Die erste oder die Armee des rechten Flügels bestehet aus 8 Divisionen Infanterie und 4 Kavallerie-Reserven. Das Observations-Corps, welches die Mitte hat, bestehet aus 2 Divisionen Infanterie und 1 Division Kavallerie; die zweite Armee oder die des linken Flügels bestehet aus 9 Divisionen Infanterie und 3 Divisionen Kavallerie. Jede Division bestehet aus 9412 Mann Infanterie, 1 Regiment leichter Kavallerie von 8 Eskadrons und 1 Regiment Kosaken. 2

Polnischer Name von Brest.

1

Die Denkschrift basiert auf den bei der Audienz am 4. Oktober gemachten Eröffnungen und wurde dem ursprünglich auf den 6. Oktober datierten Immediatbericht Nr. 205 beigelegt.

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Nr. 209

Die Grenadiere bilden eigene Divisionen; die leichte Kavallerie ist bei den Kavallerie Reserven, gehet aber, sobald es zu Operationen kömmt, zu den Infanterie Divisionen. Die jezt ausgearbeitete Anzahl von Truppen im Depota beträgt 75,000 Mann. Sie sind jezt nach den Regimentern vertheilt, aber erst den 1tn Januar werden sie völlig einverleibt sein; sie ersezzen mehr als den Abgang; es werden dagegen 120,000 Rekruten in die Depots treten. Um Moskau steht ein Korps von meist leichten Truppen, welche nicht eingetheilt sind. Zu den Festungen und verschanzten Lägern, wenn die Armeen vorrükken, stehen in der Linie 50,000 Mann Garnison-Truppen. Die Armeen haben eine ganz neue Organisation erhalten. Jede hat im Hauptquartier 1.) einen Generalquartiermeister, der die Operationen der Armee und die Polizei derselben leitet, der General du Jour des Hauptquartiers findet nicht mehr statt; 2. einen General-Kommissär und Intendanten; 3. einen Chef des Ingenieur-Wesens; 4. einen General der Artillerie, welcher die Munition besorgt u. s. w. Diese, so wie die weiteren Anordnungen sind ganz französisch. 209. Scharnhorst an Barclay de Tolly

[Carskoe Selo, 5. Oktober 1811?1]

GStA PK, III. HA MdA I Nr. 6306 fol. 66r–v (2 S.): Konzept, eigenhändig. Übergabe einer Denkschrift zum russischen Operationsplan. Bitte um eine weitere Audienz beim Zaren.

Brief an den Kriegesminister.a Als Se. Majestät der Kaiser die hohe Gnade hatte, den vorläufig projectirten Operationsplan der russischen Armeen bei einem bevorstehenden Kriege auseinanderzusetzen, war ich nicht im Stande, die nachtheilige Lage Preussens bei Ausführung dieses Plans den höchsten Monarchen gehörig zu schildern. Der Mangelb der Geleufigkeit der Sprache, tiefe Ehrerbietung für den höchsten und gütigsten Souverän ließ dies nicht zu. Ich habe in den Promemoria, welches ich hier Ew. Excellenz gehorsamst vorlege, diese Lage in den Ansichten und Geiste meines gnädigsten Königs und Herrn dargelegt. Die Betrachtungen, welche in diesen Promemoria angestellt sind, geben

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Verändert aus „Dienste“.

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Dazu mit Bleistift vermerkt: „gehört zu Beilage 3“. Die folgenden zwei Wörter nachträglich hinzugefügt. Vgl. den Immediatbericht Nr. 205.

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einen hohen Grad der Wahrsheinlichkeit, daß bei den vorläufig projectirten Operationsplan der russischen Armeen 1. diese in jeden Fall in kurzer Zeit in die in Innern von Rußland liegenden verschanzten Läger ohne irgend ein decisives Gefecht sich werden zurük gedrängt sehen, 2. daß dann Preußen isolirt erobert wird, ehe die französischen Armeen von den Nimen und Bug eine Operation gegen die russischen unternehmen, 3. daß auf diese Art Napoleon ohne eine Schlacht zu liefern ganz Europa intimidirt, seinen Waffen einenc neuen Glanz giebt, die polnische Nation (13 Mill. Menschen) für die Erlangung ihrer Freiheit gegen Rußland in Feuer und Flammen setzt, die Türken zum Kriege auf muntert und bei allen diesen Vorteilen den Besitz von großen Ressourcen des Krieges erlangtd, welche die Nachtheile der großen Entfernung von Mutterlande heben, 4. daß Kaiser Napoleon alle diese Vortheile nicht haben, sondern daß sie zum Theil Sr. Majestät der Kaiser von Rußland sich zueignen würde, wenn die russischen Armeen den Defensiv Krieg wie die oesterreichschen unter Daun2 und die englischen unter Wellington3 führten, und beim Ausbruch des Krieges nicht durch zu große Langsamkeit die Vortheile verlöhren, welche die gegenseitigen Verhältniße und die geographische Lagee von Polen und Preußen ihnen darbietenf. c d e f 2

3

Statt „seinem Waffen einem“. Verändert aus „sich in den Besitz [...] setzt“. Die folgenden vier Wörter nachträglich hinzugefügt. Statt „darbietet.“ Vgl. auch die Betrachtungen Scharnhorsts zum österreichischen taktischen System vor 1795, Nr. 305 im zweiten Band. Leopold Josef Graf Daun wurde im ersten Band vorgestellt. Arthur Wellesley (1769–1852), Sohn eines anglo-irischen Grafen, war 1787 an der Militärreitschule in Angers ausgebildet worden. Der in Großbritannien übliche Kauf von Offizierstellen ermöglichte es ihm, bis 1793 vom Fähnrich zum Oberstleutnant aufzusteigen. 1794 kam er im Gefecht von Boxtel und bei der Verteidigung der Waal-Linie als Kommandeur des 33. Infanterieregiments zum ersten Feldeinsatz. 1796 wurde er als Oberst nach Indien versetzt, wo er im Laufe der Eroberung Südindiens zum Oberbefehlshaber der dortigen Streitkräfte aufstieg. 1807 nahm er, nun Generalleutnant, an der Expedition gegen Dänemark teil. 1808 diente er in Portugal, 1809 übernahm er das Oberkommando der britisch-portugiesischen Truppen. Wellington führte sie und ihre spanischen Verbündeten 1814 bis nach Südfrankreich. Ihre Siege schlugen sich in vielen Titeln, Auszeichnungen und Beförderungen nieder, so wurde Wellesley 1809 zum Viscount, 1812 zum Marquess Wellington of Talavera, 1813 zum Feldmarschall und 1814 zum Herzog von Wellington erhoben. Wellington vertrat sein Land auch auf dem Wiener Kongreß und befehligte 1815 die britisch-niederländisch-deutsche Armee, die gemeinsam mit der preußischen Armee unter Blücher bei Belle-Alliance siegte. Neben verschiedenen ausländischen Fürstentiteln trug er den Rang eines Feldmarschalls in sieben weiteren Armeen einschließlich der hannoverschen und der preußischen. Nach dem Krieg konzentrierte er sich wieder auf seine politische Karriere. Seine Amtszeit als Premierminister 1828–1830 ist mit der Zulassung von Katholiken zum Wahlrecht aber auch seinem hartnäckigen Widerstand gegen die Wahlrechtsreform verbunden, welcher ihm dem Beinamen „the Iron Duke“ eintrug.

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Ew. Excellenz ersuche ich gehorsamst und angelegentlichst, Sr. Majestät den Kaiser, den einzigen hohen und übergütigen Freund des besten Königsg zu vermögen, diese Umstände gnädigst in Erwägung zu ziehen und den König nicht ganz der Verzweifelung zu übergeben. Zugleich bitte ich fußfälligst um die Bewilligung noch einer gnädigsten Audienz bei Sr. Majestät den Kaiser, so bald es seyn könnte. Unendlich glüklich würde es mich machen, wenn ich die Gnade haben könnte, Ew. Exzellenz das mündlich aus einander setzen zu können, was ich hier nur unvollkommen schriftlich habeh andeuten können. 210. Denkschrift

[Carskoe Selo, 5. Oktober 1811?1]

GStA PK, III. HA MdA I Nr. 6306 fol. 60r–63v (8 S.): Abschrift, eigenhändig. Kritik am russischen Operationsplan und seinen voraussichtlichen Folgen für Preußen.

Beilage No. 3. Promemoria Darstellung der Lage, in welche Preussen kommen würde, wenn der vorläufig entworfene Operationsplan der russischen Armeen bei einem bevorstehenden Kriege ausgeführt würde So weise und schön der obige Operationsplan in mehrer Hinsicht ist, so gefährlich kann era für Preußen und in der Folge auch für Rußland werden. Es ist zu fürchten, daß einer jeden der beiden operirenden Armeen eine feindliche entgegengestellt wird und daß die Befehlshaber der russischen Armeen den Feind in den meisten Fällen stärker halten werden, als er wirklich ist, wie dies im Kriege sich gewöhnlich ereignet und hier um so mehr statt finden muß, da man den Feind nicht nahe kommen laßen darf, um nicht mit ihm in Gefechte sich zu verwickeln. Sollte nun nicht der Feind bald merken, daß beide Armeen auszuweichen suchten? Dies kann ihn fast nicht entgehen, merkt er es aber, so wird er immer dreister werden und die rükgehend[e]n Bewegungen der russischen Armeen werden so schnell, um decisive Affären zu vermeiden, geschehen müßen, daß kein Concert zwischen beiden in den Bewegungen mehr statt finden kann. Welche Betrachtungen man über die Oprationen der russish[e]n Armeen in Befolgung des obigen Plans anstellt, immer wird das Resultat dahin ausfallen, g h

a 1

Die folgenden zwei Wörter nachträglich hinzugefügt. Folgt gestrichen: „niederlegen können.“ Folgt gestrichen: „auch“. Vgl. den Immediatbericht Nr. 205.

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daß sie sehr bald über die russischen Grenzen in die dort verschanzt[e]n Läger werden zurükgedrängt seyn. Dann wird Napoleon an Nimen vortheilhafte Positionen für seine Armeen nehmen, sie verschanzen laßen, Brücken Köpfe anlegen und s. w. Hierauf wird er die preussischen Festungen und verschanzten Läger angreifen. Jedes verschanzte Lager fällt auch bei der tapfersten Vertheidigung, wenn die Uebermacht bedeutend, wenn die Lebens und Kriegesbedürfnisse consumirt sind. Den Feind an Nimen in den gut gewählten Positionen während jenen Expeditionen gegen die preußischen Festu[n]gen u. s. w.b angreifen würde gewagter seyn, als vor dem Rükzuge eine Schlacht in einer gut gewählten (auf denc schwächsten Punkten verschanzten) Position anzunehmen. Man hätte dann ein Land mit großen Krieges und Lebens Bedürfnißen den Feind ohne zu schlagen überlaßen und suchte es nun durchs Schlagen, nach dem es leer wäre, der Feind die Vortheile des Terräns hätte, wieder zu erobern. Da häufte man Schwierigkeit auf Schwierigkeit. Es ist nicht zu übersehen, daß Napoleon, während er die preussischen Festungen und verschanzt[e]n Läger erobert, seine an Nimen stehende Armee nicht bedeutend zu schwächen braucht. Denn erstlich muß er den preussischen Festungen und Corps gleich im Anfange bedeutende Observations Corps entgegenstelln, also hatd er diese auch nicht im ersten Vorgehen, zweitens braucht er diese nachher nicht stärker zu vermehren als die Truppen, welche er nachkommen läßt, es gestatten, da ihn ohnehin ein Theil der Festungen durch das bloße Aushungern in die Hände falln muß. Untersucht man die nach aller Erfahrung hier wahrscheinlich vorkommenden Ereigniße und bedenkt man, wie es in allen Operationen bei der Ausführung in Hinsicht der systematischen Führung der abgesonderten Armeen zu gehene pflegt, so kann man sich der Ueberzeugung nicht erwehren, daß bei [den] vorläufig beschloßenen Operationen der russischen Armeen Preußen größtentheils sich selbst überlaßen bleiben und von Rußland keine so kräftige Unterstützung erhalten wird, daß es auch in glüklichsten Fall hoffen dürfte, seine Existenz verlängert zu sehen. Bei diesen Operationsplan bleibt in der That Se. Majestät den König von Preußen nichts übrig, als sich der Verzweifelung bei den Ausbruch des Krieges zu übergeben. Als ich den Gedanken zu einer noch festern Verbindung beider hohenf Monarchen Sr. Majestät dem Kaiser zu äußern wagte, war der Plan der Hülfe Preußens zum Grunde gelegt, welchen ich Sr. Majestät den Kaiser zu übergeben die Gnade hatte. Dieser verlangt einen Defensiv Krieg, b c d e f

Verändert aus „während jenen Expeditionen“. Statt „dem“. Verändert aus „hatte“. Statt „zugehen“. Statt „hochen“.

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wie ihn Wellington und viele andere große Feldherrn führten. Ein solcher Defensiv Krieg nach den Ansichten und der Verfahrungsart der gegenseitigen Befehlshaber, den Kriegestheater, den Eigenthümlichkeiten der gegenseitigen Armeen modificirt, scheint so wohl für Rußland als für Preußen der zwekmäßigste zu seyn. Man nehme nur den Fall, daß Napoleon der Meister von Polen und Preußen ist und das halbwüste Lithauen vor sich hat. In welcher vortheilhaften Lage befindet er sich! Die Weichsel mit Dantzig, Thorn, Modelin und Braga2 macht seine Basis der Oprationen in 2ter Linie. Die fruchtbaren Länder Preussens und Polens, die großen Vorräte in Elbing und Königsberg sind in seinem Besitz, die Eroberung der preussischen, nun ganz isolirten Festungen vermehrt sein Geschütz, das eroberte Land giebt ihn Pferde für Cavalerie und Artillerie, die Seeküsten Kleidung für die Soldaten und die Polen Recruten. Diese Lage hebt nicht allein die Nachtheile der großen Entfernung von Mutterlande, sondern setzt in den Stand, den Krieg auf Kosten fremder Länder zu führen, die polnische Nation tief in Rußland hinein zu revolutioniren, den Waffen einen neuen Glanz zu geben und dadurch ganz Europa intimidiren und auf die Türken auf eine nachtheilige Artg für Rußland zu wirken. Ganz anders würde aber die Lage beider hohen Monarchen seyn, wenn der Krieg, wie bereits erwähnt, so geführt würde, wie ihn Lord Wellington in Portugal führt. Da würden die russischen Armeen bei den Ausbruch des Krieges so viel Terrain zu gewinnen suchen als möglich und nie zugeben, daß die französischen eher die Weichsel erreichten, ehe sie dieselbe passirt und sich am linken Ufer schon festgesetzt hätten. Hier würden sie gute Positionen wählen und sie sogleich auf den schwächsten Punkt[e]n verschanzen. Sie würden sich nicht in dieselben stelln, weil in den Fall Napoleon vorsichtig zu Werke gehen würde, sondern ihn entgegengehen und erst in verstellten Rükzuge würden sie die zu bereitete Stellung einnehmen, in der nun Napoleon sie sicher angreifen würde, ohne die Stärke der Position zu erwägen. So machte er es bei Eilau, Pultusk, Friedland und üb[e]rall. Warum sollten ihn die russischen Armeen nicht eben so gut jetzt an der Weichsel wiederstehen, wie sie ihn weit schwächer bei Pultusk und Eilau fast ohne alle Benutzung des Terräns in schlechten Positionen widerstanden? Bei Friedland ging die Schlacht verlohren, weil der linke Flügel an ein Holz gelehnt war und nicht durch Geschütz an der andern Seite der Alle gedekt wurde. Solche Fehler dürfen freilich nicht gemacht werden. Se. Majestät würden sie vermeiden, wenn sie für jede Armee einen hohen Officier mit 10 bis 12 Gehülfen bestimmten, welche bloß die Wahl und die Verschanzungen der Positionen im Rücken der Armeen besorgten und mit der Führung derselben nichts zu thun hätten. Greift Napoleon die russischen Armeen in diesen Positionen nicht an oder glük[t] ihn der Angriff nicht, tritt ein Zustand wie der nach der g 2

Die folgenden zwei Wörter nachträglich hinzugefügt. Praga, die befestigte Vorstadt Warschaus auf dem rechten Weichselufer.

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Schlacht von Eilau ein, so werden die Corps in Flank und Rücken ihn bald zum Rückzuge nöthigen. Werden die russischen Armeen geschlagen, so beziehen sie an Nimen andere Positionen. Die Reserve Armeen, welche zum Theil vorgerükt, haben diese shon in voraus besetzt. Die sehr gelittenen Theile der Armeen gehen in die verschanzten Läger in Innern des Landesh zurük und ergänzen sich hier. Hier an Niemen müßen nun von neuen Schlachten geliefert werden. In dieser Zeit besetzen alle übrigen Reserve Truppen die Verschanzungen, Positionen und Festungen an der Düna u. s. w., damit bei zweiten Unglük man in einen 3tn Kampf einen nicht zu überwindenden Widerstand leisten kann. Man darf sich von den Kooprationen der Truppen in den preussischen Festungen und verschanzten Lägern keinen großen Nutzen versprechen, wenn die russischen Armeen sich über die russische Gränze zurük gezogen haben, wie dies schon oben erwähnt ist. Wenn diese aber an der Weichsel oder zwischen der Weichsel und Oder in guten Positionen und verschanzten Lägern den Feind sich entgegenstelln, alsdann sind die preussischen Festungen und Corpsi so nahe, daß der Feind mit ihnen und den russischen Truppen zugleich zu thun hat, worauf sehr viel ankömt. Bei Ausführung des Oprationsplans, wo man nur auf den Grenzen von Rußland decisive Schlachten liefern will, werden sie das Schiksal von Barcelona, Tarragona u. s. w. haben. Bei den hier in diesen Promemoria vorgeshlagenen Oprationsplan werden sie dagegen den Nutzen für die russischen Armeen haben, den Elvas, Abrantes, Badajos3, die Korps des Obersten Hill, Trant4 und General Silveiras5 für die englische Armee hatten. h i 3

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5

Verändert aus „der Länder“. Verändert aus „alsdann sind sie“. In Barcelona, Pamplona und Figueras waren 1808 vor dem Ausbruch des Krieges (vorgeblich noch verbündete) französischen Truppen einmarschiert und hatten die spanischen Garnisonen verdrängt. Tarragona wurde am 28. Juni 1811 unter großen Opfern bei der Zivilbevölkerung erstürmt. Das befestigte Dorf Abrantes war zu Beginn der Invasion 1807 besetzt worden und die von Graf Wilhelm von Schaumburg-Lippe um das Außenfort Lippe verstärkte Festung Elvas hatte im März 1808 kapituliert, doch erhielt Portugal beide im August 1808 durch die Kapitulation von Cintra zurück. Elvas widerstand 1811, unterstützt durch eine britische Entsatzarmee, einer französischen Belagerung. Die Elvas gegenüberliegende spanische Festung Badajoz trotzte 1808 und 1809 französischen Angriffen, fiel aber am 10. März 1811. Der an einer französischen Militärschule ausgebildete Nicholas Trant (1769–1839) hatte 1794 als Infanterieleutnant in den Niederlanden gedient, danach bei der Eroberung der Kapkolonie und Menorcas und 1801 bei Alexandria. Ab 1808 kommandierte er als Militäragent im Range eines Oberstleutnants portugiesische Milizen. Im Oktober 1810 eroberte er mit 4000 Mann die französische Basis Coimbra, im März 1811 verteidigte er mit 5000 Milizionären die Linie des Mondego, wodurch Masséna veranlaßt wurde, mit seiner Armee statt nach Nordportugal nach Spanien zurückzugehen. Trant fungierte noch bis 1818 als Militärgouverneur von Porto. Der portugiesische Kavallerieoffizier Francisco da Silveira Pinto da Fonseca (1763– 1821) hatte schon 1801 im „Pomeranzenkrieg“ gegen Spanien Freiwilligenverbände

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Endlich glaube ich noch das hier niederlegen zu dürfen, was ich [von] erfahrenen und klugen Männern so oft inj dieser Zeit hörte. Sie glaubten, nur Rußland allein könne auf dem festen Lande der Unt[e]rjochung entgehen. Aber wenigerk durch die Kunst, durch feste Läger und Festungen sey dieser Zwek zu erreichen, als durch große Anstrengung in Aufstellung andrer Streitmittel. Mehrere Armeen müßten nach einander auftreten; sie müßten anfangs schlagen, um erst zu lernen, wie sie ihn schlagen könnten. Damit der Staat die Last tragen könnte, welche diese Anstrengung erfordere, so müße der Krieg so eingeleitet werden, daß ein Theil der Armee auf fremden Boden (Polen) lebe, während ein ander an der Grenze und eine bedeutende Reserve im Innern stände. Ein jeder Staat könne in unsern Zeiten, wo durch die Auflösung aller bisherigen Staatsverhältnisse Kriege in allen Gestallten noch lange unvermeidlich seyn1 würden, nur durch den kriegerischen Geist, durch die durch Uebung erlangte Geschiklichkeit in Führung des Krieges sich erhalten. Die russische Nation sey zum Kriege gleichsam geboren, der Regent sey in der ganzen Welt als ein humaner, weiser, gütiger Monarch bekannt und von allen Völkern geschätzt und geliebt, alle Nationen, alle Regenten hingen ihm an. Die geographishe Lage des Reichs begünstige einen la[n]gen Krieg, 30 Millionen Menshen könnte[n] leicht 600.000 streitbare Männer aufstelln, Preußen habe im 7jährigen Kriege von 41/2 Million 150.000 Streitter aufgestellt. Wer könne es den Souverän verdenken, zur Erhaltung seines Reichs große Anstrengungen zu fordern, wenn er nicht selbst der angreifende Theil wäre? 211. Denkschrift

[Carskoe Selo, nicht nach 4. Oktober 1811?1]

GStA PK, III. HA MdA I Nr. 6306 fol. 64r–v (2 S.): Abschrift, eigenhändig. Empfehlung zu Reaktionen auf französische Truppenbewegungen.

Beilage No 4a

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kommandiert. Anfang 1809 zum Brigadier und Militärgouverneur der Provinz Trásos-Montes befördert, verteidigte er mit seinen Truppen die Linie des Tâmega und die Brücke von Amarante. Dies ermöglichte den Heranmarsch britischer Verstärkungen und erschwerte Soults Rückzug nach seiner Niederlage bei Porto. Hierfür wurde Silveira zum Generalmajor und 1811 zum Grafen von Amarante ernannt. 1813 befehligt er als Generalleutnant eine Division in der Schlacht bei Vitoria. Er starb während der Revolution von 1820. Verändert aus „so mannigfaltig in“, dabei „in“ versehentlich gestrichen. Verändert aus „nicht bloß“. Das Wort versehentlich doppelt. In der linken Spalte. Scharnhorst übergab die Denkschrift am 4. Oktober dem Zaren.

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I. Stabschef und Geheimdiplomat (März 1811–März 1812)

Promemoria Es scheint nur ein Weg zu sein, Preußen in etwas der gänzlichen Willkür Napoleons zu entziehen, nemlich der, daß Ew. K. Majestät das Princip aufstellen, daß Sie nur immer ihre Armeen so weit von Niemenb und Bug entfernt halten würden, als er die seinigen von der Elbe und den Grenzen des Königreich[s] Sachsen entfernt hielte; daß so bald er diese Linie überschritte, Siec gezwungen wärn, sich auch mit Ihren Armeen der Grenze Preussen[s] und Polens zu nähern. Napoleon wird nicht leugnen können, daß diese Regel zwischen allen Staaten bisher beobachtet ist und daß ein Regent, der sie nicht beobachtete, nicht für die Sicherheit seines Reichs sorgte und sich seiner Familie und seinem Volke responsabel machte. Jetzt, vielleicht nur allein jetzt, ist die Zeit eine solche Basis aufzustellen, die so wohl für Ew. Majestät Sicherheit als die von Preussen für die Zukunft äußerst wichtig werden kann. 212. Denkschrift

[Carskoe Selo, 10. Oktober 1811?]

GStA PK, III. HA MdA I Nr. 6306 fol. 65r–v (2 S.): Abschrift, eigenhändig. Vorteile eines russisch-preußischen Bündnisses für Rußland.

No 5 a Promemoria Se. Majestät der König siehet den Krieg als das größte Unglück an, glaubt indessen, daß, wenn die russischen Armeen ihr Kriegestheater nach Polen verpflanzen und Preußen, noch ein Fünkchen von Hofnung eines glüklichen Ausgangs für Ihn vorhanden sey; hält sich aber dagegen überzeugt, daß, wenn dies nicht geschiehet, wenn das Kriegestheater ins Innere von Rußland verlegt wird, er gänzlich verlohren seyb, und erwartet dann von seinem Volke nichts als Niedergeschlagenheit oder gar noch etwas Übeleres. Können nun Se. Majestät der Kaiser nicht durch Ihre Anstallten den König überzeugen, daß Allerhöchst Ihre Armeen die Weichsel eh[e]r als die b c

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Die folgenden zwei Wörter nachträglich hinzugefügt. Folgt gestrichen: „auch“. In der linken Spalte. Verändert aus „wird, gänzlich verlohren“.

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französischen Armeen erreichen können, geben Se. Kaiserlichec Majestät nicht dem Könige die Versicherung, daß Sie das Kriegestheater der russischen Armeen in Polen und Preußen etabliren wolln und nicht allein die Absicht und Hofnung haben, diese Länder in Besitz zu behalten, sondern, wenn es irgend möglich, noch weiter vor zu dringen, so wird sich der König verlaßen und unglüklich fühlen. Was die Verzweifelung eingiebt, kann niemand vorher bestimmen. Mit Rußland in enger Verbindung würde Preußen für Rußland, wenn es zum Kriege käme, zwei Flanken Corps bei Colberg und in Schlesien aufstellen, welche wenigstens 50.000 Mann Feinde beschäftigten. Die Festung Graudenz und das Corps in Preußen würde die Garnison von Dantzig im Zaum halten, wodurch noch 15.000 Feinde verhindert würden, gegen Se. Majestät dend Kaiser zu agiren. In jeden andern Fall, wo Preußen Frankreich in die Hände fiele, würden diese Streitmittel nicht für Se. Majestät den Kaiser, sondern zum Theil gegen ihn vorhanden sein. Ein Teil der preussischen Truppen, das Pillauer verschanzte Lager, Graudenz, der unvermeidliche Haß der preussischen Nation, die aufgegebene Hofnung der deutschen Nation, durch Rußland von der Unterjochung befreiet zu werden, die Unwahrscheinlichkeit der Wirksamkeit Englands auf den Continent durch Truppen und Landungen – alle diese auf die andere Seite getretenen Vorteile würden Rußlands Lage auf einen nicht zu berechnende Grade verschlimmern. 213. Immediatbericht

Carskoe Selo, 17. Oktober 1811

GStA PK, III. HA MdA I Nr. 6306 fol. 26r–28v (6 S.): Reinschrift, eigenhändig. Abschließender Bericht über die geheime Mission in St. Petersburg.

Ew. Majestät statte ich hier unterthänigst Bericht über die Reise nach Petersburg ab. Der Rittmeistera von Bornstädt wurde in Petersburg krank und kam erst den 9ten Sept. abends nach Dollstädt; den 10ten reisete ich dort ab und kam den 24ten nach Zarskoselo. In Preußen konnte ich nur Neben Wege, oft nur mit Bauerfuhren nehmen, in Rußland wurde ich über Schawl 1, Jacobsburg, Pleskow2 und Gaczina auf Straßen zum Theil ohne Posten geführt; diese c e

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Statt „Kaiserlichen“. Statt „dem“. Die folgenden zwei Wörter nachträglich hinzugefügt. Die nordlitauische Stadt heißt russisch Schawli, litauisch Šiauliai, deutsch auch Schaulen. Jakobstadt und Pskov.

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Umstände verlängerten meine Reise, obgleich ich von Anfang an Nacht und Tag unter Weges war. Erst den 4ten Oct. hatte ich Audienz bei Sr. Majestät in Gegenwart des Kriegesministers Barklei de Tolly. Aus dieser Audienz ergab sich, daß Se. Majestät der Kaiser eine Militar-Convention auszuweichen suchte, aber dagegen eine engere politische Verbindung wünschte. Er war abgeneigt, gleich beim Ausbruch des Krieges ein Corps nach Preußen zur Deckung von Königsberg zu schicken, sein Plan, gegen die Weichsel vorzurücken, schien langsam und nicht der Lage Ew. Majestät zu entsprechen; unterdes wollte er ein Projekt einer Militär Convention entwerfen, die nach den, was er vorläufig darüber sagte, gar nicht Ew. Majestät Absicht würde entsprochen haben. Von nun an drang ich auf Conferenzen mit dem Kriegesminister, gab Vorstellungen und Memoirs ein und erhielt endlich den 10ten eine zweite Audienz in Beiseyn des Oberstlieutenants von Schöler, in der zuletzt auf eine schikliche Art dem Kaiser die Vortheile der Verbindungb mit Ew. Majestät auseinander gesetzt wurden; endlich, jedoch ungern, verstand er sich zu der Theilung seiner Armee und der Absendung eines Truppen Corps nach Preussen, doch bewilligte er in dieser Audienz, daß zwischen den Krieges Minister und mir eine Militär-Convention gemacht werden sollte. Dabei laß er uns ein Project einer engern Verbindung vor, welches er aufgesetzt hatte. Es schien Bedingung der Militär-Convention zu seyn, indessen sind hierüber keine Aeußerungen vorgekommen, und ich lege dasselbe, von der Hand des Kaisers geschrieben, hier Ew. Majestät mit einem Billet an mich unterthänigst vor.3 Die Militär Convention wurde nun zwishen den Krieges Minister und mir abgeschloßen, so wie ich sie hier Ew. Majestät zu Füßen legec, erst den 17. Oct. geschah die Unterzeichnung. Eine umständliche Berichtserstattung, welche ich nächsten[s] Ew. Majestät allerunterthänigst übergeben werde, wird die Verhältnisse, welche auf meinen Auftrag Bezug haben, näher entwickeln. Ich füge jetzt diesen officiellen Papieren noch unterthänigst bei, daß des Kaisers Majestät mit einer großen Aufrichtigkeit sich über alle Verhältniße äußerte und es sicher ist, daß er das, was er verspricht, treu erfüllen wird, daß der Minister Barklai de Tolly in Absicht der Militär Operationen ganz in den Ansichten Ew. Majestät ist und, wenn es zum Kriege kömt, der Major-General des Kaisers seyn wird, der selbst die Operationen leiten wirdd.

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Die folgenden drei Wörter nachträglich hinzugefügt. Das anschließende Satzende nachträglich hinzugefügt. Vgl. Nr. 215. Folgt, radiert: „wenn es zum Kriege kömt.“ Das Schreiben des Zaren an Scharnhorst (St. Petersburg, 1. [Gregorianisch: 13.] Oktober 1811) und der damit übersandte Entwurf eines russisch-preußischen Bündnisses (mit Bleistiftanmerkungen Hardenbergs) sind archiviert ebda., fol. 30r bzw. 29r–v, 31r– 32r.

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Bei allen hier ausgeführten Unterhandlungen habe ich immer gemeinschaftlich mit den Oberstlieutenant von Schöler verfahren, ohne seine Tätigkeit und Klugheit, sein Verhältniß mit des Kaisers Majestät und den Umgebungen desselben würde ich nie mit meinen Auftrage zustande gekommen sein.e Zarskoselo den 17tenf Oct. 1811.

v.Scharnhorst.

214. Militärkonvention

Sankt Petersburg, 17. Oktober 1811

GStA PK, III. HA MdA I Nr. 6306 fol. 35r–41v (14 S.): Reinschrift, eigenhändig, unterschrieben und besiegelt von Rumjancov, Barclay de Tolly und Scharnhorst, mit Anstreichungen Hardenbergs. Abschrift, Schreiberhand: GStA PK, VI. HA Nl Schöll Nr. 32 fol. 83r–87v (10 S.). Druck: Fjodor Martens (Hrsg.): Sobranie Traktatov i Konvencij (Receuil des Traités et Conventions) Bd. VII, St. Petersburg 1885, S. 24–37,a zit. Martens. Russisch-preußisches Verteidigungsbündnis.

Se. Kaiserl. Majestät der Kaiser aller Reussen und Se. Königl. Majestät der König von Preussen wolln bei der gegenwärtigen Lage von Europa die Vermeidung des Krieges mit Frankreich, in so fern es möglich ist, fortdaurend als den ersten Grundsatz Ihres Benehmens ansehen, dabei aber auch nichts unterlaßen, was zur Sicherheit und Selbsterhaltung Ihrer respectiven Staaten ersprießlich seyn und diesen Zwek befördern könnte. Diesem Allerhöchst angenommenen Grundsatz gemäß haben Unterzeichnete respective von Ihren hohen Souveränen zur Abschließung einer Militär Convention Bevollmächtigte folgendes bestimmt: § 1. Zur Vermeidung des Krieges in militärischer Hinsicht soll dem nach diesseitig keine Anhäufung von Truppen auf solchen Punkten statt finden, welche dem Kaiser von Frankreich gegründete Besorgnisse geben könne, daß man ihnb angreifen wolle. § 2. Eben so wenig solln auch militärische Neckereien, die von untergeordneten Befehlhabern herrühren, oder nicht bedeutende Truppenmärsche als Ersatzmannschaften u.d.gl., die auf französischer Seite statt finden könnten, e f

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b

Das Folgende mit Respektabstand, die Unterschrift mit Respektstrich. Nachträglich verändert aus „13ten“. Nach dem in Rußland behaltenen Exemplar, mit einer Übersetzung ins Russische. Deutsche Abkürzungen in dieser Edition ausgeschrieben. Statt „ihm“.

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als ein wirklicher Ausbruch der Feindseligkeiten betrachtet werden. Diesseitig bleiben jene Ausbrüche individueller Kampflust streng untersagt, und die Befehlshaber begnügen sich, über die gegenseitigen Anfälle dieser Art bei den gegenseitigen Oberbehördenc diejenigen Beschwerden zu führen, welche man seiner Würde schuldig ist. Ihren eigenen Vorgesetzten machen sie davon ungesäumt Anzeige, wie dieses sich von selbst von allen denjenigen verstehet, was sie von den Bewegungen und Anordnungen des Gegners in Erfahrung bringen. § 3. Als ein wirklicher Ausbruch der Feindseeligkeiten, nach welchem der Krieg unvermeidlich ist, wird angesehen a. eine wirkliche, die Invasion eines Theils der königl. preussischen oder kaiserl. russischen Staaten bezweckende Feindseeligkeit; b. eine bedeutende Vermehrung der französischen Truppen oder ihrer Verbündeten auf der Weichsel; c. jede Besetzung eines Teils der königl. preussischen Staaten unter welchem Vorwande es auch sey und welche beschönigenden Ursachen und Gründe auch dafür auf gestellt werden möchten. Um von solchen Ereignißen möglichst schnell benachrichtigt zu werden, wird man alles aufbieten, um schnell und genau von jeder Bewegung, Vorkehrung oder Unternehmung des Gegners unterrichtet zu seyn, und beide hohe Contrahenten werden sich gegenseitig dergleichen Nachrichten ungesäumt mittheilen. § 4. Zur Begründung des wirklichen Stattfindens eines solchen, als Ausbruch der Feindseeligkeitd anzusehenden Falls, soll ein eigenhändiger Befehl Sr. Majestät des Königs von Preußen an seine Generale der Aufforderung beigefügt seyn, welche an die commandirenden Befehlshaber der kaiserlich russischen Truppen zu ihrer Mitwirkung nach den weiter unterfolgenden Bestimmungen ergehen wird. § 5. Um aber beim Eintreten eines der in 3ten § angeführten Fälle die Mitwirkung der gesammtene Streitkräfte Sr. Kaiserl. Russ. Majestät zu beschleunigen, so wie auch für den Fall, daß der nach den vorigen § erforderliche Befehl Sr. Majestät des Königs der obwaltenden Umstände wegen nicht beigefügt werden könnte, wird folgendes festgesetzt: a. Der in den Königreich Preussen1 commandirende Genral, welches gegenwärtig der Gener[a]l Major von Yorkf zu Marienwerder ist, setzt c d e

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Bei Martens: „obern Behörden“. Bei Martens: „Feindseligkeiten“. Das Wort bei Martens durch Sperrdruck (in der Übersetzung durch Kursivdruck) hervorgehoben. Bei Martens: „Jorck“, so auch in der Folge, außer in § 18. Hier im Sinne von Ost- und Westpreußen.

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sich mit dem comandirenden Genral des rechten Flügels der kaiserl. russischen Armee, welches gegenwärtig der Genral Graf Witgenstein2 ist, unverzüglich in Correspondenz und unterrichtet ihn von allen Vorfällen an der Weichsel und Oder, wie auch von allem, was er von Dantzig und dem Herzogthum Warschau in Erfahrung bringen kann. Der Genral Graf Witgenstein nimmt zu diesem Ende unter Vorwand, daß sein Aufenthalt in Riga durch die Jahreszeit, welche alle Gefahr in der ihn aufgetragenen Küstenvertheidigung aufhebe, unnöthig werde, sein Hauptquartier in Schawl, als den Mittelpunkt seiner Division. Diese Correspondenz gehet, so lange keine dringende[n] Fälle eintreten, durch den königl. Postdirector Müller zu Memel, an den der Genral von York seine Briefe unter Couvert gelangen läßt und von dem sie auf einer zu bestimmenden möglichst sich[e]rn Art directe an den Genral Grafen von Witgenstein oder auch an den kaiserlich russischen Major von Wrangeln in Polangen befördert werden. In außerordentlichen und dringenden Fällen schikt der Genral von York eineng gewandten und zuverläßigen Offizier den graden Weg über Tilsit und Tauroggen nach Roßianh oder Schawl unmittelbar an den Grafen Witgenstein. Der Genral von York erhält zu diesem Ende einige Pässe von den Herrn Reichskanzler3 zum ungehinderten Eintritt in die kaiserlichen Staaten in Blanket. g h

2

3

Statt „einem“. In der Folge fehlt bei Martens das „und“ nach „gewandten“. Bei Martens: „über Tilsit und Tauerrogen nach Roscian“. „Tauerrogen“ auch bei der nächsten Verwendung. Gemeint ist Rossieny. Peter Graf von Sayn-Wittgenstein (1769–1843) war 1799 nach Feldzügen in Polen und im Kaukasus zum Generalmajor befördert worden und kämpfte danach gegen Frankreich und Schweden. 1807 zum Generalleutnant ernannt, erhielt er im August 1811 das Kommando des im Baltikum stehenden I. Korps der „Armee in Polen“, das 1812 insbesondere bei Polock erfolgreich kämpfte. Als General der Kavallerie übernahm Wittgenstein 1813 nach Kutuzovs Tod den russisch-preußischen Oberbefehl, den er aber nach den Schlachten von Großgörschen und Bautzen wieder abgab. Danach kommandierte er eine Unterabteilung der Hauptarmee und wurde 1814 bei Bar-sur-Aube schwer verwundet. 1823 wurde er Feldmarschall und kam im Russisch-Türkischen Krieg von 1828/29 zu seinem letzten Einsatz. Friedrich Wilhelm III. ernannte ihn 1834 zum Fürsten von Sayn-Wittgenstein-Ludwigsburg. Der an westeuropäischen Universitäten gebildete Nikolaj Petrovič Graf Rumjancov (1754–1826), Sohn des erstmals im zweiten Band erwähnten Feldmarschalls Graf Rumjancov-Zadunajskij, hatte von 1779 bis 1796 als Minister in Frankfurt am Main fungiert. Zurück in Rußland wurde er 1801 zum Oberdirektor der Wasser- und Wegebauten ernannt, 1802 zum Handelsminister und 1807 zudem zum Außenminister. Rumjancov begleitete Alexander I. nach Erfurt, nahm 1809 an den französisch-österreichischen Friedensverhandlungen teil und schloß 1810 mit Schweden den Frieden von Frederikshamn ab. Danach auch zum Reichskanzler und Präsidenten des Reichsrats ernannt, lud er 1811 Alexander von Humboldt zu seiner (erst 1829 durchgeführten) Expedition nach Sibirien ein. Nachdem er zu Beginn des Krieges 1812 einen Schlaganfall erlitt, zog er sich aus dem öffentlichen Leben zurück und trat 1814 in Ruhestand. Der Graf wirkte auch als Kunstmäzen und finanzierte u. a. die von Chamisso wissenschaftlich betreute Weltumsegelung der „Rjurik“ unter Otto von Kotzebue.

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b. Als solche außerordentliche dringende Fälle sind zu betrachten: 1. alle Vorgänge auf der Weichsel, die nach § 3 den wirklichen Ausbruch zur Feindseeligkeit begründen und dereni vorhergehende Meldung an des Königs Majestät theils unmöglich werden, theils sehr nachteilige Säumniß in den diesseitigen Maßnehmungen verursachen würdej; 2. alle Vorgänge der nehmlichen Art an der Oder, welche der General von York auf eine zuverläßige Weise, sey es nun mittelst eines königl. Befehls oder ohne denselbenk unter solchen Umständen erhält, die da beweisen, daß Se. Königl. Majestät durch die obwaltenden Umstände in die Unmöglichkeit gesetzt worden, einen solchen Befehl abzuschicken. c. So bald der General Graf von Witgenstein von Ereignißen dieser Art unterrichtet wird, so concentri[r]t er das Corps, welches nach denl weiter unten folgenden Bestimmungen zur Deckung von Königsberg mit wirken soll, auf den bestimmten Punkt und setzt dasselbe nach Maaßgabe der Umstände in Bewegung. d. Zu gleicher Zeit benachrichtigt derselbe alle Befehlshaber der zunächst an der Grenze stehenden Division[en], überhaupt alle Befehlshaber, deren schleunigere Benachrichtigung einenm Gewinn an Schnelligkeit in den zu nehmenden Maßregeln gewähren könnte,n auf directe Weise, und diese erhalten die Ordre, in Folge eines solchen Avertissements ohne Weiteres die Concentrirung der ihnen untergeordneten Truppen auf das schleunigste zu bewirken. § 6. Da die Wirksamkeit der kaiserlich russischen Armeen beim Ausbruch des Krieges zunächst nur gegen dasjenige gerichtet sein kann, was der Gegner mit seinen Streitkräften von der Weichsel aus und überhaupt in Polen unternehmen möchte, diese Unternehmungen aber aller Wahrscheinlichkeit nach aus den stark besetzten Punkten von Dantzig und Thorn gegen das an Kriegesmitteln reiche Königsberg gerichtet sein dürften, so werden Se. Majestät der Kaiser auf dem rechten Flügel der russischen Armeeno ein Corps von 12 Bataillonen, 8 Escadronen und zwei Pulks Cosacken nebst der angemeßenen Artillerie dergestallt in Bereitshaft halten laßen, daß es binnen 5 Tage die Grenze zwischen Tauroggen und Tilsit passiren könne, um in Verbindung mit den in [derp] Provinz Preussen befindlichen Truppen Sr. Majestät des Königs in Uebereinstimmung und selbst vereint zu agiren. i j k l m n o

p

Bei Martens irrtümlich: „daran“. Statt „würden“. Statt „demselben“. Statt „dem“. Statt „einem“. Die folgenden zwei Wörter bei Martens durch Sperrdruck hervorgehoben. Das Folgende bis „angemeßenen Artillerie“ bei Martens durch Sperrdruck hervorgehoben. Ergänzt nach Martens.

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§ 7. Den Befehl en Chef über dieses vereinte Korps führt der Königl. Prinz, den Se. Majestät der König zum Generalgouverneur des eigentlichen Königreichs Preussen zu ernennen beabsichtigen, und in diesen Fall werden die kaiserlich russischen Truppen von einem General von angemeßenen Range befehligt, den Se. Majestät der Kaiser dazu zu bestimmen für gut befinden wirdq. Sollte aber die Ernennung eines Königl. Prinzen bei dem Ausbruch der Feindseligkeiten noch nicht s[t]att gefunden haben oder überhaupt unterbleiben, so comandirt das vereinte Corps der russisch kaiserliche Genral Graf Witgenstein, und unter ihm der Genral Major von York die königl. preussischen Truppen. In beiden Fällen stehet der Befehlshaber en Chef von diesen Corps unter den commandirenden Genral der gesamnten kaiserlich russischen Macht,r benebst allen königl. preussischen Truppen, die in einer freien Comunication mit oben erwähnten zwei Brigaden oder auch mit irgend einem andern Theil der russischen Truppen während dem Laufe des Krieges versetzt werden möchten. § 8. Se. Kaiserl. Majestät wolln außer diesen vorläuffigen Maßregeln auch noch bei allerhöchst dero Marine solche Vorkehrungen treffen laßen, daß beim Ausbruch des Krieges einige bewafnete Fahrzeuge, die zur Deckung der Schiffahrt zwischen Memel, Pillau und Colberg, so wie zur Beherschung des frischen Haffss dienlich sind, auf das schnellste zu diesem Zwek angewendet werden können. § 9. Se. Majestät der König von Preußen hingegen wolln an den Flüßen und Straßen auf dem Wege von Dantzig und Thorn, namentlich an der Passarge und an den Frisching, so wie durch Vernichtung der Weichsel Uebergänge den Vordringen des Feindes von diesen Strome her durch Anlegung allerlei kleiner Werke möglichst Hinderniße in den Weg legen, um das Concentriren und die ersten Anordnungen zum Aufbruch der kaiserl. russischen Heere zu erleichtern. § 10. Se. Königl. Majestät wolln ferner zu eben diesen Zwek solche Anstallten bei Königsberg treffen laßen, welche die Haltbarkeit dieses so wichtigen Ortes gegen einen Coups de Main möglichst gewährent.

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Bei Martens: „werden.“ Das anschließende Satzende lautet bei Martens: „nebst allen Königlich-Preußischen Truppen, die in freie Kommunikation [...] während des Laufes des Krieges versetzt werden dürften.“ Das anschließende Satzende lautet bei Martens: „gebraucht werden können, auf das Schnellste zu diesem Zwek anzuwenden sein sollen.“ Statt „gewährt.“ Das Satzende lautet bei Martens: „wodurch die Haltbarkeit dieses so wichtigen Orts gegen einen Coup de main möglichst lange gewähret würde.“

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§ 11. Beide hohe Souveräneu wolln endlich nach Maßgabe, daß die Rüstungen Frankreichs fortdauren, ihre Streitkräfte im Innern Ihrer Staaten ohne Geräusch vermehren, consolidiren und sicherstelln. § 12. Ungeachtet das System des Krieges, welches man beobachten will, festgestellt und im Geiste desselben die Eintheilung der Armee und der Plan der Operation im Großen angeordnet sind, so kann doch von den eigentlichen Operationen, da man den Angriff abwarten will, nicht hierv etwas Näheres bestimmt werden, als bis man die Maßnehmung[en] des Gegners zum Angriffew beurtheilen kann. Wohl aber kann nach den gegenwärtigen Stellungen und Stärke der kayserl. russischen und königl. preussischen Armee festgestellt werden, welche Bewegungen und Maßregeln beide Armeen, so bald der Krieg unvermeidlich geworden ist, zu machen haben, einestheils um sich gegen partielle Echecs in Sicherheit zu stellen, anderntheils das Vordringen des Feindes möglichst zu erschweren und dadurch die Superiorität über dessen Streitkräfte so lange als möglich zu erhalten und die Basirung der nächsten Operationen um desto weiter vorlegenx zu können. § 13. Die Macht, welche Se. Majestät den Kaiser sogleich aufzustelln im Stande ist, bestehet ohne alle Einschränkung in 17 vollzähligen Divisionen. Davon befinden sich 6 Divisionen in einer solchen Entfernung von der Grenze, daß selbige nach dem erhaltenen Befehl sich zusammenzuziehen spätestens in 8 Tagen die Grenze passiren können, nach der Concentrirung in 3 bis 4 Tagen. Die übrigen Divisionen liegen mehr rükwärts, ihre Aufstellung und Bewegung bis zur Grenze wird 3 bis 4 Wochen erfordern. Die Macht, welche Se. Majestät der König von Preußen in völlig mobilen Stande zur Disposition hat, beträgt mit Einschluß der nothdürftigen Festungsbesatzung[en] über 80.000 Manny. Davon sind 10.000 Mann in den Marken und an der Oder, 20.000 Mann in Schlesien, 20.000 Mann bei Colberg und 14.000z Mann in Preußen, die übrigen sind in den Festungen mit Ausschluß von 6.000 Mann, welche sich bei Pillau als Arbeiter befinden, aber nur wenige Tage bedürfen, um völlig gerüstet ins Feld gestellt zu werdenaa. § 14. Se. Majestät der Kaiser und Se. Majestät der König komen nun im Allgemeinen darin überein, daß die russischen Armeen, so bald der Krieg unvermeidlich geworden, sich so schnell als möglich in Marsch setzen und, u v w x y z aa

Bei Martens: „Souverainen“. Bei Martens: „eher“. Bei Martens folgt: „hinreicheud“ [sic!]. Bei Martens: „vorwärts legen“. Das Wort fehlt bei Martens. Bei Martens: „40,000“, in der russischen Übersetzung aber korrekt: „14.000“. Bei Martens folgt: „da es lauter ausexerzirte Leute sind.“

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wenn es seyn kann, die Weichsel zu erreichen suchen werden, ehe sich der Feind auf derselben mit Uebermacht festsetzen könne. Da nach der Lage der Dinge dies das günstigste Ereigniß, welches man zu erreichen gewärtigen darf, so würde es unnütz seyn, sich in Voraus mit größern Resultaten schmeicheln zu wollnab, es verstehet sich aber von selbst, daß wenn durch nicht vorherzusehende Umstände die Operationen gegen den Feind in Geiste des angenommenen Krieges Systems mit Vortheil weiter getrieben werden können, dieses unfehlbar statt finden werde. Eine andere Deutung des angenommenen Systems würde anzeigen, daß dasselbe mißverstanden werde. Die preussische Armee hingegen wird alles anwenden, ihre verschiedenen Corps durch Erreichung ihrer Festungen und verschanzten Lägerac sämtlich sicher zu stelln und durch ein defensives Benehmen, welches mit der größten Activität betrieben wird, den Vordringen des Feindes gegen die Weichsel Hinderniße aller Art in den Weg zu legen. § 15. Insbesondere aber wolln Se. Majestät der Kaiser, so bald die in den 3ten, 4ten und 5ten § angegebenen Verhältniße dergestallt eintreten, daß das vorbereitete Corps von 12 Bataillonen, 8 Escadronen und 2 Pulksad Cosacken über die Grenze rükt, dasselbe nach Beschaffenheit der Umstände gegen den Pregel oder nach Königsberg marschiren, auch dasselbe vereinigt mit dem preussischen Corps jede Bewegung in der Provinz Preußen machen laßen, wodurch der Hauptzwek auf diesem Punkte, die Deckung von Königsberg, am besten erreicht werden kann. § 16. Zu gleicher Zeit wolln Se. Majestät der Kaiser die 5 andern Divisionen, welche zunächst an der Grenze stehen, so bald sie zusammen gerüktae sind, in das Herzogthum Warschau eindringen laßen, wo selbige nach Maßgabe, daß der Feind zu Erreichung seiner Absichten auf Königsberg detaschiren würde, mehr oder weniger, immer aber nicht ganz unbedeutend demselben überlegen bleiben würden. § 17. Sollte der Feind wider allen Vermuthen sich nicht gegen Königsberg wenden und das mobile Corps der Dantz[ig]er Garnison sich nach dem Herzogthum Warschau in Marsch setzen, so wird alsdann das vereinigte russische preussische Korps sich, unter gehöriger Deckung von Königsberg gegen die zurükbleibende Garnison von Dantzig, dem kaiserlich russischen rechten Flügel nähern und mit demselben in Uebereinstimmung agiren.

ab ac ad ae

Bei Martens folgt hier ein Punkt. Statt „Lägern“. Bei Martens: „Regimenter“. Bei Martens: „zusammengezogen“.

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§ 18. Se. Majestät der König von Preussen wolln, solange die feindliche Macht nicht zu stark gegen Ihre Truppen in Preussen andringt, derselben auf dem Wege von Dantzig durch die Brigade des Generals von Yorck den möglichsten Widerstand leisten und zu gleicher Zeit die Brigade des Generals von Stutterheim demjenigen entgegen gehen laßen, was sich von Thoren aus nähern möchteaf, wo durch der Zusammenhang unter diesen beiden Brigaden sowol, als das Herankommen des mehr gedachten russischen Hülfskorps erleichtert werden wird. Es verstehet sich, daß die Verpflegung sämmtlicher Truppen, aus welchen dieses Corps bestehet, so lange dasselbe mit den preussischen Truppen vereinigtag ist, in eben den Maße, wie es in vorigen Kriege geschah, von preussischer Seit[e] besorgt wird. § 19. Was die übrigen Truppen Se. Majestät des Königs anlangt, so solln die, welche sich in den Marken befinden und welche in einem forcirten Marsche nach Freienwaldeah und in 24 Stunden nach Frankfurt an die dortigen Oder Uebergänge gelangen können, wenn es seyn kann, sich auf Graudenz zurückziehenai, falls dieses nicht angehet, werden sie wo möglich sich nach Colberg werfen, wenn aber auch dieses nicht ausführbar bleiben sollte, so werden sie sich alsdann nach Schlesien begeben, wo ihre Gegenwart freilich minder vortheilhaft, dagegen aber auch das sichere Durchkommen derselben auf diesem Wege viel wahrscheinlicher seyn wird. Eine feste Entscheidung hierüber in Voraus zu nehmen ist bei der Stärke der Garnison von Stettin, bei der großen Anzahl von Truppen in Meklenburgischen und bei den aufgestellten Corps der Sachsenaj unmöglich. Dieselbe hängt lediglich von der ersten Bewegungak des Feindes ab. § 20. Die fernere Wirksamkeit der verschiedenen preussischen Corps, welche sich durch die Lage des Staats in der Unmöglichkeit sich zu vereinigen befinden, wird dem nach dadurch modificirt werden, wie das eine oder andere derselbenal durch die Truppen aus den Marken verstärkt werden wird. Gelingt die Vereinigung auf der Weichsel, so wird dadurch die Stärke der Haupt Masse vermehrt, der Feind muß sich hieram mehr concentriren, um gegen dieselbe Stand halten zu können, und die Diversionen, zu welchen die andern Corps bestimmt sind, gewinnen an Wirksamkeit. Erreichen diese af ag

ah ai aj ak al am

Bei Martens: „von Thorn aus nähern würde“. Bei Martens: „dieses Corps zusammengesetzt ist, so lange dasselbe mit den Preußischen Truppen vereint“. Bei Martens: „Freyenwalde“. Bei Martens folgt hier ein Punkt. Bei Martens: „bey den aufgestellten Saxen“. Bei Martens: „den ersten Bewegungen“. Das Wort fehlt bei Martens. Das Wort fehlt bei Martens.

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Truppen Colberg, so erwächset das dortige Corps zu einer respectabeln Stärke und dasselbe kann nach Beschaffenheit der Umstände kräftigan gegen die linke Flanke des Feindes agiren und dessen Vordringen gegen die Weichsel erschweren. Zu dem Ende wird festgesetzt, daß dieses Corps nicht eh[e]r das befestigte Lager bei Colberg beziehe, als es durch eine unverhältnißmässige Uebermacht dazu gezwungen werde. Bleibt endlich für jene Truppen kein ander[er] Weg als der nach Schlesien offen, so vermindert diesao zwar für den Augenblik die Wirksamkeit gegen den vordringenden Feind durch Diversionen auf dessen Flanken; bei der großen Bevölkerung Schlesiensap, bei der Masse von todten Streitkräften, die dortaq vorbereitet sind und bei den guten Geiste, der die Einwohner belebt, würde aber alsdann bald eine selbständige schlesischear Armee auftreten können, die den Feind in seiner rechten Flanke höchst gefährlich werden würde. § 21. So lange Se. Majestät der König die Möglichkeit absehen, in Berlin zu bleiben ohne die Sicherheit Ihrer allerhöchsten Person und die der Königl. Familie zu compromittiren, dürfte es freilich angemeßen seyn, diese Residenz nicht zu verlaßen. In Fall aber die französischen Truppen und ihre Allirten fortfahren, dieselbe zu umzingeln und gleichsam immer enger einzuschließen, möchte es dennoch sehr zu wünschen seyn, daß Se. Königl. Majestät sich entschließen möchten, einenas andern Auffenthalts Ort zu wählen. Diese Maßregel würde den Erklärungen völlig entsprechen, welche man dem französischen Gesandtenat, seit dem die drohenden Bewegungen in der Nähe von Berlin stattfinden, gemacht hat. St. Petersburg den 17 ten Oct. 1811.au 5 Graf Nicolai von Romanzoff Rußischer Kayserlicher Reichs Kanzler

G.J.D. von Scharnhorst Königl. preussischer Generalmajor Chef des Generalstabs und Ingenieur Corps, Ritter etc.

Barclay de Tolly Rußish Kayßerlicher General der Infanterie

an ao ap aq ar as at au

Bei Martens: „kräftigst“. Bei Martens: „sich“. Bei Martens: „von Schlesien“. Bei Martens folgt: „ganz“. „Schlesische“ bei Martens durch Sperrdruck hervorgehoben. Statt „einem“. Bei Martens: „Minister“. Bei Martens: „den 5 (17) Oktober 1811.“ Die folgenden Unterschriften jeweils mit dem Siegel des Unterzeichners, bei Martens mit „(L. S.)“.

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I. Stabschef und Geheimdiplomat (März 1811–März 1812)

215. Immediatbericht

Carskoe Selo, 18. Oktober 1811

GStA PK, III. HA MdA I Nr. 6306 fol. 53r–54v (4 S.): Eigenhändig.

Unterthänigster Bericht nach der 2ten Audienza Den 10ten dieses habe ich durch die unbeschreibliche Tätigkeit des Oberstlieutenants von Schöler in Zarskoselo die 2te Audienz bei Sr. Majestät den Kaiser gehabt, wobei der Oberstlieutenant von Schöler nur allein zugegen war. Se. Majestät der Kaiser hatten ein Project zu einer noch engern Verbindung mit Ew. Majestät aufgesetzt, welches Sie uns vorlasen. Der Oberstlieutenant von Schöler machte hierbei den Kaiser bemerklich, daß bei einer nähern Verbindung Ew. Majestät sehr auf die militärischen Anordnungen sehen würden. Der Kaiser behaupte[te], die politische Festsetzung sei die Basis für die militärische. Als wir ziemlich deutlich bemerkten, daß der Kaiser gar nicht zu einer für uns vortheilhaften militärischen Convention geneigt war, nahm ich das Wort und die Freiheit, die Ansichten Ew. Majestät über Ihre Lage (so wie ich es vorher mit dem Oberstlieutenant von Schöler verabredet hatte) den Kaiser offenherzig darzulegen: „Se. Majestät der König halten den Krieg für das größte Unglük, welches Ihnen und Ihren Staaten widerfahren kann. Sie glauben, daß nur dann, wenn die russischen Armeen das Kriegestheater nach Polen spielen und Preussen so nach in Wirksamkeit bleiben kann, einige Hofnung des guten Ausgangs des Krieges vorhanden sey. Erhielten Ew. Majestät nun keine Ueberzeugung, daß Se. Majestät der Kaiser den Krieg auf diese Art zu führen gedächten, sondern daß Sie ganz vorzüglich Ihr Augenmerk auf die Vertheidigung der innern Grenzen Rußlandsb gerichtet hätten, so müßten natürlicher Weise sich Ew. Majestät verlaßen halten und es sey nicht zu berechnen, was die verzweifelte Lage zu thun veranlaße.“ Es sey hier zu bemerken, daß die 8 preussischen Festungen und 40.000 Mann in Felde und verschanzten Lägern leicht 100,000 Feinde würden beschäftigen können, daß, wenn Preussen auf Rußlands Seite wäre, die Einwohner Norddeutschlands sich regen und England und Norddeutschland Teil an Kriege nehmen würde[n]. Im entgegengesetzten Fall würden aber ganz andere Verhältniße entstehen, die Streitmittel Preussens würden nun gegen Rußland gewendet, so daß die Nachtheile sich verdoppelten; die Türken würden, wenn die Franzosen über die Grenzen Rußlands vordrängen, den Krieg mit neuen Mut führen; Oestereich würde und müßte unter diesen Umständen sich ruhig verhalten oder gar gegen Rußland, wenn Frankreich Glük im Kriege hätte, auftreten; die polnische Nation, auch selbst der Teil unter Rußlands Bothmäßigkeit, würde von Freiheitsgefühl ergriffen a b

Darunter eine durch dichte Schraffur gestrichene Datumszeile. Nachträglich hinzugefügt.

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in der Lage und bei der Aufmunterung Frankreichs ein höchst nachtheiliger Feind Rußlands werden; bei allen diesen Nachtheilenc würden die französischen Armeen in Preussen u. Polen Lebensbedürfnisse und s. w. beßer als auf Ihren eigenend Grenzen finden. Kurz eine Menge Umstände würden zu Rußlands Nachtheil auf eine fast entscheidende Art vereinigen.e Um auf gleiche Art auf den Kriegesminister zu wirken, hatte ich diesen die Beilage No 5 übergeben. Nach mehreren Discussionen willigte endlich Se. Majestät der Kaiser die Entwerfung einer militärischen Convention nach Ew. Majestät ungefährigen Bestimmungen ein. Er bestimmte dazu den Kriegesminister, wie dies gleich anfangs geschehen war. Wir baten dringend um Beschleunigung der Ausführung. Ich kam in dieser Hinsicht nach Petersburg in das kleine Sommerpalais des Kaisers auf der kleinen Newa Insel Camini Ostrow1. Den 12te[n], 13. und 16tenf hatten wir Conferenzen; der Kriegesminister sprach in der ersten fast wie der Kaiser anfangs, wie es aber schien, wieder seine Überzeugung, in der 2ten dagegen ganz anders, wahrscheinlich war er erst jetzt von einer etwas veränderten Ansicht des Kaisers informirt. Er erklärte indessen schon in der ersten, daß jetzt, da nun Preußen bestimmter mit Rußland ginge, da man sich überzeugte, daß es durch seine Hülfsmittel mit bei den Operationen wirksam sein würde, die Sache ein ganz anders Ansehen erhalte. In der Conferenz am 13. wurden alle Punkte zur gemeinschaftlich[en] Bestimmung gebracht. Der Oberstlieutenant von Schöler entwarf in der Nacht die Convention, schickte den Entwurf den Minister, dieser legte ihn den Kaiser vor, erst den 14ten kam der Entwurf etwasg verändert an uns zurük, mit dem Auftrage, ihn zu übersetzen und zwei Exemplare ins Reine zu schreiben, dies geschah in der Nacht von 14ten auf den 15ten. Den 16ten war eine 3te Conferenz und den 17ten wurde erst die Convention unterzeichnet, ich ging den Abend nach Zarsko Selo zurük und konnte also erst den 18ten des Abends, um alles Aufsehen zu vermeiden, meine Rückreise antretenh. Der Kriegesminister scheint fast dieselben Ansichten von den Operationen zu haben, welche Ew. Majestät haben, der Kaiser scheint sich diesen jetzt genähert zu haben. c d e f g h 1

Verändert aus „Vortheilen“. Nachträglich hinzugefügt. Der anschließende Satz enger geschrieben, mutmaßlich nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „12te[n] und 13ten“ Nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „zurük reisen.“ An der Ostspitze der im nördlichen Mündungsarm der Newa, zwischen Großer und Kleiner Newka, gelegenen Stein- bzw. Steinernen Insel (Kamennyj Ostrov) hatte Katharina II. das Steininselpalais (Kamennoostrovskij dvorec) für ihren Sohn Paul erbauen lassen.

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Bei allen Äußerungen Sr. Majestät des Kaisers herrscht die größte Offenheit und Redlichkeit, er verschweigt keine seiner Ansichten, die uns nachtheilig sind, er verspricht nichts, was er nicht halten will. So beurtheile ich ihn und auch der Oberstlieutenant von Schöler. Zarsko Selo den 18. Oct. 1811 216. Scharnhorst an Boyen

v.Scharnhorst.

Königsberg in der Neumark und Werneuchen, 3. November 1811

GStA PK, VI. HA Nl Hermann v. Boyen (d. Ä.) XIII a fol. 525r–v (2 S.): Eigenhändig. Druck: Nippold, Boyen II, S. 471ff. Einweihung Yorcks in die Mission nach St. Petersburg. Vorsichtsmaßregeln bei der Rückreise von Marienwerder nach Berlin.

Mein lieber Boyna, ich habe den General von York von meiner Reise vertraut machen müßen, 1. weil ich ihn vorläufig anzeigen mußte, daß er im Fall einer Invasion in den ersten 8 Tagen von Rußland so gleich Assistenze zu erwarten und in den Fall sich an den russischen General von Witgenstein wenden müße. Alles dies bei der Voraussetzung, daß von S. M. den König keine Nachrichten an ihn eingingen, die diesen Maßregeln, welche mit seiner bisherigen Instruction übereinstimmen, entgegen wärn. 2. mußte ich ihn vertraut machen, um den Capitän von Boyn zu erhalten, mit dem ich nur b unter seinem Namen unentdekt von den Franzosen und unsern Truppen durch kommen konnte.1 Denn so wohl die Stettiner und Danziger Route, als die andere auf Frankfurt un[d] Marienwerder ist von Conitz bis Cüstrin mit französischen Cavalrie Ordonanzen in allen Stationen belegt, die gleich alle Reisende durch Ordonanzen auf der Route und in den franz. Festungen annonciren; überdies gehet von Conitz nach Dantzig und von Cörlin nach Cüstrin eine Quer Ordonanzen Linie franz. Cav., die auch so gleich jeden, der sie passirt, anzeigtc. Sie sehen, wie schwer es ist, zwischen der Od[e]r und Weichsel unentdekt durchzukommen, zumal da man nicht sicher ist, verrathen zu seyn. Überdies hätte nach meiner Depeche ohnehin gleich ein Courier an den Genral von York abgeschikt werden müssen, welcher durch a

b c 1

Die mit Scharnhorsts Privatsiegel gesiegelte Umschlagseite (fol. 526r) ist adressiert: „An Se. Hochwohlgeb. den Herrn Major von Boyn zu eigner Eröfnung“. Nachträglich hinzugefügt. Statt „anzeigen.“ Nippold, Boyen II, S. 141f., berichtet, Scharnhorst habe dabei als vorgeblicher Diener des Hauptmanns vorn auf dem Kutschbock gesessen. Boyens Vetter Ludwig Wilhelm Otto Karl wurde im dritten Band vorgestellt.

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die Rükreise Boyns überflüßig wird. Dies alles um zu zeigen, daß ich nicht ohne hinlängliche Gründe die obige Confidenze gemacht habe. Boyen wird das übrige Ihnen mü[n]dlich zu sagen. Königsberg in der Neumark den 3ten Nov. 1811. v.Scharnhorst. Werneuchen den 3ten Abends Daß ich eine so große und übertriebene Vorsicht bei meiner Reise brauchte, dazu hielt ich mich verpflichtet, weil den Franzosen, wenn sie einige Nachricht von meiner Reise hatten, es politisch äußerst wichtig war, mir die Depeschen zu rauben. Und wie leicht war dies, da ich mitten unter ihnen war! Ich denke morgen früh von hier nach Wusterhausen zu gehen, von dort nach Berlin zu kommen, wenn Se. Majestät der König es gut finden. Ich würde vorgeben, ich käme aus Sachsen u. sei noch krank. Ich bitte mir so bald als möglich Nachricht zu geben; ich werde unter dem Namen Hauptmann Meened in Wusterhausen seyn. Ich bitte mir zu schreiben, wase von meinen bisherigen Auffenthalt gesagt ist, nemlich was Sie, mein Freund, davon zu andern gesagt haben? Herzliche Umarmung. 217. Scharnhorst an Karl August Freiherrn von Hardenberg Werneuchen, 3. November [1811] GStA PK, III. HA MdA I Nr. 6306 fol. 44r–v (2 S.): Reinschrift, eigenhändig. Ergebnisse der Geheimmission nach St. Petersburg.

Ew. Excellenz verfehle ich nicht gehorsamst anzuzeigen, daß ich eben hier angekommen und über Strausberg nach Wusterhausen gehen werde, um dort morgen die Befehle des Königs, ob ich in Berlin aus der Lausitz kommend krank ersheinen soll. Der Capitän Boyn wird Se. Majestät den König zwei wichtige Actenstücke meiner Mission mit einem kurzen Bericht von der Ausführung meines Auftrags übergeben. Das eine dieser Actenstücke enthelt eine Militär Convention von dem Reichskanzler und Kriegesminister und mir unterschrieben; das andere ein Project von der Hand des Kaisers zu einer innigern Verbindung beider hohen Souveräns.

d

e

Der Name am Rande, mutmaßlich von einer anderen Hand, in lateinischen Lettern und in dieser Schreibweise wiederholt. So wie der Name im Haupttext in deutschen Lettern geschrieben ist, kann er auch als „Menen“ gelesen werden. Bei Nippold, Boyen, steht: „Menin“. Folgt gestrichen: „Sie gesagt“.

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In wiefern diese Aktenstücke des Königs Majestät und Ew. Excellenz Absichten und Wünsch[e]n entsprechen, darüber bin ich sehr unruhig. Ein umständlicher Bericht aller bei dieser Mission vorgefallenen Umstände wird zeigen, daß für den Augenblik nichts weiter zu erhalten war. Ich werde ihn in 24 Stunden abstatten. Mit dankbarer Verehrung Ew. Excellenza Werneuchen den 3ten Nov. Abends 10 Uhr 218. Scharnhorst an Gneisenau

gehorsamster Diener v.Scharnhorst. [Berlin], 6. November 1811

GStA PK, VI. HA Nl Gneisenau Paket 23 (alte Signatur A 37) fol. 105r (1/4 S.): Eigenhändig. Druck: Pertz, Gneisenau II, S. 230; danach Klippel III, S. 607, und Lehmann II, S. 427 (Zitat). Einladung zu einem Treffen.

Lieber Gneisenau, könnten Sie mich nicht diesen Nachmittag besuchen? Ich gehe diesen Abend nach Ch.1 – schenken Sie mir eine Stunde; man muß sich selbst leben, wenn es nicht für andere geschehen kann. Ihr Fr[e]u[n]d Den 6tn Nov. 1811 v.Scharnhorst 219. Immediatbericht

Berlin, 7. November 1811

GStA PK, III. HA MdA I Nr. 6306 fol. 46r–47r (3 S.): Reinschrift, eigenhändig. Übersendung der Berichte über die Verhandlungen in Rußland.

Ew. Königl. Majestät lege ich hier die umständlichen Berichte der Ausrichtung des mir gnädig anvertrauten Auftrags unterthänigst zu Füßen. Ich habe mich aus allen Kräften bestrebt, die politischen und militärischen Verhältnisse Rußlands zu Ew. Majestät so unparteiisch zu schildern, als mir möglich war, und ganz vorzüglich dahin getrachtet, sie eh[e]r zu nachtheilig als zu vortheilhaft darzustellen. Diese Regel glaubte ich beobachten zu müßen, da nach meinen Ansichten Ew. Königl. Majestät hohe Person und Regentenfamilie nur in Rußlands Verbindung den Unglük entgehen können, welches Ihnen drohet, und ich fürchten mußte, daß unvermerkt meine Gefühle Einfluß auf meine Darstellungen haben könnten. Indessen bescheide ich mich gern, daß mein gemüthliches Wesen nicht dazu geeignet ist, ein kaltes a

Das Folgende mit Respektabstand.

1

Charlottenburg.

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Urtheil in dieser großen und wichtigen Angelegenheit zu fällen und daß ich nur durch Treue und Eifer die Dankbarkeit und Hingebung beweisen kann, welche ich schuldig bin. Ich habe diese Berichte nicht ins Reine geschrieben und sie so gelassen, als sie in Rußland aufgesetzt warn, damit auch die hiesigen Ansichten und Verhandlungen keinen Einfluß auf die Darstellung haben konnten. Sollten Ew. Majestät eine weitere Auseinandersetzung der Ausführung d[e]r mir aufgetragenen Unterhandlung befehlen, so würde ich sie am besten mündlich zu geben im Stande seyn, zumal ich wol ohne Aufsehen morgen wieder ausgehen könnte. Berlin den 7. Nov. 1811.

v.Scharnhorst.a

220. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements Berlin, 8. November 1811 GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 208 fol. 77r (1/4 S.): Konzept, Clausewitz’ Hand.a Veränderungen an den Protzen.

Der p. D. erwiedere ich auff das gef. Shr. v. 6t. d. M., daß ich die v. S. K. H. d. Pr. August gewünshte Veränderung an dem Protzloch u. Protzrigel1 zwekmäßig finde u. als nichts dagegen zu bemerken habe, daß diese bei vorkomenden Reparaturen des Schwanzriegels berüksichtigt werden. Berlin d. 8. Novbr. 1811. N.d.G.v.Scharnhorst. Cl.b 221. Buchmanuskript

Berlin, 8. November 1811

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 271 fol. 6r (1 S.): Konzept, eigenhändig. Einleitung für eine Veröffentlichung.

Militärische Aufsätzea von dem königlich preussischen General Major G. J. D. v. Scharnhorst. a

Unterschrift mit Respektabstand und Respektstrich.

a

Auf dem beantworteten, von Schöler, Leithold, Liebenroth und Stieler unterschriebenen Schreiben der 3. Division an Scharnhorst (Berlin, 3. November 1811). Rechts daneben ein Mundierungsvermerk Greulichs vom selben Tage. Vgl. Anm. a. Der Prinz wollte, daß beim Feldgeschütz der Schwanzriegel um zwei Zoll verkürzt, das Protzloch unten konisch erweitert, und die Protzsättel in der Mitte eine Erhöhung erhalten sollten.

b 1

a

Verändert aus „Aufsätze, welche sich“.

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Vorrede b

Seit dem Jahr 1806 war ichc bei der Armee im Felde u. nachher in Dienstgeschäften, welche mir nicht erlaubten, meine schriftstellerschen Arbeiten fortzusetzen; indessen hatte ich manche Veranlaßungen zu militärischen Entwürfen und Ausarbeitungen, welche ich jetzt sammeln will, damit sie nach meinem Todte ein Denkmal meiner Thätigkeitd und meines Bestrebens zur Vervollkommung des Militärse überhaupt und vorzüglich der preussischen militärischen Einrichtungenf für meine Kinder seyn mögen. Berlin den 8tn Nov. 1811. 222. Scharnhorst an Schöler

[Berlin, 9. November 1811]

Nach einer maschinenschriftlichen, handschriftlich korrigierten Abschrift im Nachlaß Gerhard Oestreichs.a Auftrag zu Verzeichnissen von Waffen und Munition.

Nun ersuche ich Sie, mir ein Verzeichnis zukommen zu lassen 1. Wie viel Gewehre wir jetzt überhaupt haben? nämlich reparierte und neue? 2. Wie viel Geschütz jeder Art überall nach dem Frieden von Tilsit gegossen sind? 3. Wie viel Kugeln u. Bomben jeder Art nach den Frieden von Tilsit gegossen sind? 4. Wie viel Pulver nach den Frieden von Tilsit neu gemacht oder gekauft ist?b v. Scharnhorst.1

b c

d e f

a

b

1

Darüber gestrichen: „So lange“. Das Folgende verändert aus „in solchen Dienstgeschäften“, bei der Redaktion wurde „in“ versehentlich verdoppelt. Das Folgende verändert aus „für meine Kinder seyn mögen.“ Verändert aus „Vervollkommung der militärishen Wissenschaften“. Verändert aus „Militärs und vorzüglich der preussischen Armeen“. Die Vorlage („eigenhändig“) im Heeresarchiv, Rep. 4 A 5 Nr. 90, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Dazu von Schöler hinzugesetzt: „Es ist hinzuzufügen: Wie viel Blei gekauft ist, und wie viel Blei u. Pulver verbraucht ist. Sch.“ Die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements übersandte mit einem früher am selben Ort archivierten Schreiben (Berlin, 19. November 1811, maschinenschriftliche Abschrift im Nachlaß Gerhard Oestreichs) die gewünschten Informationen. Im Schreiben selbst wird erwähnt, daß seit dem Frieden 1.812 Zentner Pulver hergestellt oder angekauft wurden, außerdem 5.028 Zentner Blei. Dagegen seien bei Übungen 1.756 Zentner Pulver und 1.908 Zentner Blei verbraucht worden.

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223. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements Berlin, 12. November 1811 GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 47 fol. 144r (1/4 S.): Konzept, Clausewitz’ Hand. Anfrage zur Büchsenproduktion. a

Die hochl. 3t Div. d. Allg. Kr.D. ersuche ich um eine gefällige Mittheilung, wie viel von denb vor meine[r] Reise für die Jägerbataillone u. das Schützenbataillon bestellten Büchsen fertig geworden und ob davon bereits welche abgegangen sind. Berlin d. 12. Novb. 1811. N.d.G.v.S. Cl. 224. Immediatbericht

Berlin, 13. November 1811

GStA PK, VI. HA Nl Daniel Ludwig Albrecht Nr. 9 fol. 46r–49r (61/4 S.): Eigenhändig. Chancen und Gefahren einer Parteinahme für oder gegen Napoleon. a

Vorgestern Abend habe ich zum 2ten mal den Staatskanzler gesprochen. Er sagte mir, Ew. Majestät wärn entschloßen, der französischen Partei beizutreten. Ist dies Ew. Majestät fester und unabänderlicher Entschluß, so scheint eine sich in die Länge ziehende Unterhandlung ohne eine bestimmtere Verabredung mit andern Cabinettern und manche andere Arrangements im Innern des Staats zur Sicherstellung Ew. Majestät höchster Person u. s. w. gewagt zu seyn. Es ist auchb nicht wahrscheinlich, daß nach einer verschlimmerten innern und äußern Lage Ew. Majestät andere Bedingungen erhalten werden als die, welche Graf Marsan zu bewilligen schon jetzt Aufträge hat. Ich fühle mich nicht unbefangen genug, über die Vor- und Nachtheile bei der Parteinehmung Frankreichs oder Rußlands ein Gutachten abstatten zu können. Allein ein Raisonnement, welches sich mir bei meinen Aufträgen wiederholt darstellte, darf ich dennoch Ew. Majestät zu Füßen legen. Was ist Ew. Majestät Absicht bei der Parteinehmung Frankreichs? Ich kann mir keine andere denken als die Erhaltung des Friedens. Sollte aber dieser nicht mit eben so viel Wahrscheinlichkeit ohne die Parteinehmung Frankreichs als mit derselben erhalten werden? Sollte Napoleon wol Preusa b

a

b

Oben rechts von Schreiberhand: „No. 44 Novbr. 1811.“ Die folgenden drei Wörter nachträglich hinzugefügt. Auf der ersten Seite oben von unbekannter Hand: „Schreiben des Generals v. Scharnhorst an den König vom 13. Nov. 1811.“ Nachträglich hinzugefügt.

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sen angreifen, wenn der Graf Liewen erklärte, ein jeder Angriff auf Preussen sey eine Krieges Erklärung gegen Rußland? Scheut Napoleon aberc den Krieg nicht, wenn er Preußen gegen sich hat, so muß er ihm um so eh[e]r ausführbar seyn, wenn Preussen für ihn ist. Das einzige, was man hier gegen sagen könnte, bestände darin, daß er durch Preussens Verbindung besänftigt würde. Sollte aber Napoleon in der jetzigen kritischen Lage mehr seinen Leidenschaften als dem Calcul wahrsheinlicher Vortheile folgen? Die zweite Frage, die sich jeder aufwerfen muß, ist: Worauf wird die größere Sicherheit der Erhaltung Ew. Majestät nach der Parteinehmung Frankreichs sich gründen? Es scheint, als wenn in Frieden dieselbe durch diese Parteinehmung geschwächt würde. Denn Napoleon kann nun nach und nach mit dem preussischen Staate thun, was er will. Ew. Majestät dürfen ihn, wenn Sie ihm öffentlich beigetreten sind, keine Einwendung gegen irgend eine Maßnehmung, so hart sie auch seyn mag, machen. Sie haben niemand, der sich Ihrer an nimmt. Napoleon darf nicht fürchten, daß andere Staaten ihn den Krieg erklären, wenn er in dem Preussischen Veränderung[en] trift. Alle Souveräne, alle Cabinetter haben Ew. Majestät bei den Uebertritt zu Frankreich aufgegeben, und wenn auch nicht Erbitterung und Schadenfreuded bei Ungerechtigkeiten gegen Ew. Majestät sich äußert, so darf doch nicht auf Mitleiden, viel weniger auf Hülfe gerechnet werden. Beym Kriege werden dagegen Ew. Majestät allerdings eine größere Sicherheit in Frankreichs Partei finden als in der von Rußland, bei welcher in jedem Fall Ihre Provinzen zum großen Teil der französischen Invasion ausgesetzt sind. Und da Napoleon wahrscheinlich den Krieg glüklich führt, so wird Preussen auch während des Krieges keinen besondern Unglüksfälln ausgesetzt seyn. Hier ist offenbar der Vortheil bei Frankreichs Verbindung. Bei den erfolgtene Frieden wird Preussens Lage aber wieder höchst gefährlich werden, denn es wird jetzt bloßf von der Willkühr Napoleons abhängen. Wird der Krieg von ihm glüklich geführt, so wird die Erhaltung des preussischen Regentenhauses ganz von seinen Planen und Leidenschaften abhängen. Wird der Krieg unglüklich geführt, so frägt es sich, ob er nicht Preussen lieber seinen Feinden aufopfert als Polen oder andere Länder. Jeder wird das erstere bejahen. Aus allen diesen Betrachtungen folgt, daß bei der Verbindung mit Frankreich eben so wenig Sicherheit der Erhaltung Ew. Majestät zu hoffen c d e f

Nachträglich hinzugefügt. Die folgenden fünf Wörter nachträglich hinzugefügt. Nachträglich hinzugefügt. Nachträglich hinzugefügt.

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ist als bei der von Rußland; daß die erstere für den Augenblik und die letztere für die Zukunft die vortheilhafteste zu seyn scheint. Doch erscheint diese Lage vielleicht nur denen so nachtheilig bei Frankreichs Verbindung zu seyn, welche durch ihre Gefühle hingerißen das Uebele bei derselben vergrößert sehen. Von der andern Seite ist es aber auch wahr, daß die Bedrohung der Existenz aller Diener Ew. Majestät bei der russischen Parteinehmung ein freies unparteiisches Urteil sehr erschwert, und daß man es sich nicht immer lebhaft denkt, daß das Intereße Ew. Majestät Person von den Ihrer Diener darin verschieden ist, daß Allerhöchstdieselben bei der französischen und die letztern mehr bei der russischen in Gefahr kommen. Der Schluß aller Betrachtungen fällt dahin aus, daß Ew. Majestät bei der französishen Verbindung nie glüklich seyn können, wenn Sie nicht Napoleons Vertrauen gewinnen, wenn nicht Ihre Anstrengungen für Frankreich und andre günstige Ereigniße eine Sinnesänderung bei diesen bisher gegen Ew. Majestät immer harten Mann bewirken. Ich wiederhole es noch ein mal: ich traue selbst nicht meinen hier niedergelegten Ansichten, aber meine tiefste Dankbarkeit, meine ehrerbietigsten und innigsten Gefühle für Ew. Majestät Wohl forderten mich dennoch auf, auf Punkte aufmerksam zu machen, welche Allerhöchstdenenselben entgangen seyn könnten.g Berlin den 13. Nov. 1811.

v.Scharnhorst.

225. Scharnhorst an Prinz August

Berlin, 13. November 1811

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 208 fol. 78r–79r (11/2 S.): Abschrift, Schreiberhand. Bemerkungen zu Schießversuchen mit Kartätschen.

Abschrift Berlin d. 13. Novbr. 1811 An den Prinzen August v.P. K. Hoheita E. K. Hoheit danke ich unterth. für die mir mitgetheilten Versuche mit den 3löthigen Kartätschen. Nur bey den letzten Schüssen auf 500, 600 und 700 Schritte herscht die gewöhnliche Übereinstimmung. Bey den

g

Das Folgende mit Respektabstand am unteren Rande der letzten Seite.

a

Datum und Adresse in der linken Spalte, weiter unten ein Vermerk Georges, die „Veranlassung“ sei nicht zu den Akten gelangt.

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1.

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ersten ist die Irregularität so groß, daß offenbar die verkehrte Einsetzung der Kartätschen bey derselben ihren Antheil hat. So weit sich die Sache jetzt übersehen läßt, folgere ich aus den Kartätsch-Versuchen mit den 12웩dern, daß auf 600 und 700 Schritte die 3löthigen Kugeln eine weit größere Wirkung haben als die 2löthigen, und daß auf 500 Schritte der Vorzug der 3löthig. nur noch sehr gering ist; Tödtende Kugeln von 5 Schüssen 700 Schritte –– 70 dreylöthige 28 2löthige 600 –––––– 110 –––––––––– 65   500 –––––– 158 –––––––––– 145 –––––––

2)

daß auf 600 Schritt und näher die 3löthigen Kugeln eine größere Wirkung als die 6löthigen, auf 700 Schritte aber die Wirkung beider Kugeln sich ungefähr gleich sey und auf 800 Schritt die Wirkung der 6löthigen größer als der 3löthigen; Tödtende Kugeln von 5 Schüssen 600 Schritte ordinaire 106 6löthige, 110 3löthige 700 –––––– –––  –––––– 70 –––––––  800 –––––– 30 –––––––– 21 –––––––  Bei andern Versuchen 24 ––– Brummer ––––– 12

3)

daß auf 800 Schritte die 12löthigen Kartätsh[e]n einen Vorzug vor den 6 und um so mehr vor den 3löthigen haben. Eigenhändiger Zusatz d.H. Generals Sehr gut würde es seyn, wenn Euer Königl. Hoheit den Versuch noch einmahl wiederholen ließen.1 Der Pr. Lieut. v.Rosenzweig2 kann ganz gut von Silberberg abkommen. Meine Geschäfte sind soweit abgethan, daß ich jederzeit Euer Königl. Hoheit Befehle ausrichten kann und durch nichts mehr abgehalten werde, von Ihrer Gnade zu profitiren. Berlin d. 13. Novbr. 1811 unt. v.Scharnhorst

1

2

Der Prinz übersandte Scharnhorst unter dem 26. Januar 1812 die Protokolle der zusätzlichen Versuche. Auf dem Begleitschreiben (ebda., Nr. 209 fol. 2r–3r) steht ein Präsentationsvermerk vom 28. Januar sowie: „Vom Herrn General beantwortet, das Concept der Antwort fehlt aber.“ Ludwig Balthasar von Rosenzweig (1782–1860) hatte bis 1807 bei der Festungsartillerie in Glatz gedient, wurde in den Befreiungskriegen mit dem Eisernen Kreuz dekoriert und fungierte 1828 als Major und Artillerieoffizier des Platzes Neiße.

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Nr. 226

226. Scharnhorst an Gneisenau

[Berlin?], 15. November 1811

GStA PK, VI. HA Nl Gneisenau Paket 23 (alte Signatur A 37) fol. 104r (1/4 S.): Eigenhändig.

Mein lieber Gneisenau, um 10 Uhr diesen Morgen kömmt Boyn zu mir, wir haben wichtige Dinge zu verabreden. Ich bitte Sie auch zu mir um diese Zeit zu kommen. Ihr Freund v.Scharnhorst Den 15.a Nov. 1811. 227. Scharnhorst an Karl August Freiherrn von Hardenberg Berlin, 17. November 1811 GStA PK, VI. HA Nl Hardenberg F 14 fol. 3r–4v (4 S.): Eigenhändig. Die bevorstehende geheime Mission nach Wien. Empfehlung Greulichs. Kosten der Reise nach St. Petersburg. Letzte Vorbereitungen.

Ew. Excellenz zeige ich hierdurch an, daß ich den Dienstag Abend von hier abzugehen denke. Aus der Beilage1, die ich an Se. Majestät den König zu schicken bitte, werden Sie den Vorwandt, welchen ich mich zu meiner Reise bediene, ersehen. Ich werde aus Breslau Se. Majestät bitten, mir es zu erlauben, daß ich auf der Grenze Galliziens meinen alten Freund, den Oberst v. Scheiter2, der mich einst hier besuchte, sprechen darf. Indem ich über das, was Ew. Excellenz mir mitgetheilt haben, nachgedacht habe, scheint es mir, daß die Forderungen Sr. Majestät des Königs von dem oestereichschen Kaiser schwerlich im ganzen Umfange zugestanden werden möchten und die ganze Unterhandlung daher als ein Versuch angesehen werden dürfte. Ich werde auf dieser Reise wieder den Feld Jäger Greulich mit nehmen. Dieser junge Mann hat seit dem Tilsitter Frieden mir in allen geheimen Angelegenheiten die größte[n] Dienste geleistet, sich immer mit Klugheit und seltener Discretion benommen. Er ist dabei ein geschikter junger Mann. Er hat den Krieg durchgedient, und ein jünger[er] Bruder von ihm, der nachher zu dienen anfing, ist bereits Officier. Dies veranlaßt mich, Ew. Excellenz gehorsamst zu bitten, sich bei Sr. Majestät dem Könige dahin zu intereßiren, daß era das Versprechen erhält, „wegen seiner ausgezeichneten Dienste, die er bei mehreren Gelegenheiten in besondern Aufträgen geleistet hätte, beim Absterben seines Vaters (wenn er den Examen bestände, welchen die Felda

Nicht gut lesbar, könnte auch „18.“ heißen.

a

Die folgenden drei Wörter nachträglich hinzugefügt. Vgl. das anschließende Dokument. Gemeint ist mutmaßlich der aus dem ersten Band bekannte Georg von Scheither (1772–1816), der 1799 aus hannoverschen in österreichische Dienste übergetreten war.

1 2

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Jäger, die placirt werden, unterworfen sind) durch Stelle seines Vaters3 oder eine andere von Sr. Majestät extra ordinär begnadigt zu werdenb.“ Nur eine allerhöchste Cabinetsordre würde hier befriedigend seyn. Obgleich ich die Reise von hier nach Preusse[n] bis Dollstädt [und] zurük aus der Kriegeskasse mir auszahlen laßen muß, so komme ich dennoch mit den mir zu der Reise nach Rußland gegebenen 200 Friedrichs d’or zu kurz. Dies kömmt daher, daß ich dem Oberstlieutenant v. Schöler für eine russishec Montirung 281 Rubel u. für einen Wagen 1.000 Rubel oder 50 Friedrichs d’or habe geben müßen. Ich durfte mit meinemd von hier mitgenommenen Wagen nicht die Rükreise machen, weil es leicht sein konnte, daß ich dadurch erkannt wurde. Obgleich [ich] einene neuen im Julie, eben vor meiner Abreise gekauften Wagen hatte, so mußte ich ihn doch an den kaiserlichen Kammerdiener Bartland fürf den geringen Preiß von 200 Rubel verkaufen. Aus diesem und mehreren Gründen habe ich, ich kann es nicht genau berechnen und nachweisen, 100 Ducaten ungefähr mehrg als den erhaltenen Vorschuß ausgegeben. Ich ersuche daher Ew. Excellenz um diese 100 Ducaten und um neues Reisegeld zu der Reise nach Wien. Ferner bitte ich Ew. Excellenz um einige Blankets zu Pässen und um einen Vorspanpaß auf 6 Pferde gegen Erlegung der Extrapostgebüren. Dieser ist mir nötig, da man die Extra-Posth nachspüren kann u. nuri ein Abspringen dies verhindert. Ferner bitte ich um einen Paß von oesterreichschen Gesandten4 zu einer Reise nach Wien, auf den Geheimrat Schröder oder einen andern Namen.j Den 17. Nov. 11. Montag Morgen.

b c d e f g h i j 3 4

v.Scharnhorst.

Verändert aus „begnadigt werden sollte.“ Nachträglich hinzugefügt. Die folgenden drei Wörter nachträglich hinzugefügt. Statt „einem“. Die folgenden vier Wörter nachträglich hinzugefügt. Die folgenden vier Wörter nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „Passagiere der Post“. Nachträglich hinzugefügt. Das Folgende mit Respektabstand, die Unterschrift mit Respektstrich. Greulich erhielt tatsächlich 1816 die Stelle seines Vaters als Oberförster in Wargienen. Hardenberg wandte sich am 18. November an den seit 1810 in Berlin residierenden Gesandten Stefan Graf Zichy-Vásonykeö (1780–1853). Zichy, ein Gesinnungsfreund Metternichs, wurde von Friedrich Wilhelm III. mit dem Großkreuz des Roten Adlerordens und bei seiner Abberufung 1827 mit dem Schwarzen Adlerorden dekoriert. Nach einer kürzeren Gesandtschaft in St. Petersburg kehrte er 1829 in Wien ins Privatleben zurück.

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Nr. 228

228. Scharnhorst an Friedrich Wilhelm III.

245 Berlin, 17. November 1811

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 47 fol. 148r–149r (21/4 S.): Konzept, eigenhändig. Rückkehr Lorenz’ und Schnakenbergs von der Besichtigung russischer Gewehrfabriken. Kontakte zu Le Blaux. Übersendung einer französischen Pistole.

An Seine Majestät den König Berlin d. 17. Novbr. 1811.a Der Baumeister Lorenz und Conducteur Schnakenbergb, welche die russischen Gewehr Fabricken besehen haben, sind zurük gekommen. Sie finden manche Verbeßerungen bei unser[n] Gewehrfabriken nothwendigc; ich habe sie daher nach Neisse geschiktd, um diese Verbeßr[u]ng[en] zur Ausführung zu bringen. Unterdes bin ich mit einem französish[e]n Artillrie Capitain le Blaux bekannt geworden, welcher bei der Gewehr Fabrik in Maubeuge gest[a]nd[e]n und mire die innere Einrichtu[n]g der französischen Fabriken umständlich erzählt hat; er ist schon den 4tenf Tag bei mir und ich glaube durch ihng jetzt in St[a]nd gesetzt zu seyn, in der Neisser Fabrik bedeut[e]nde Verbeßru[n]gen machen zu können.h Wenn Ew. Majestät es mir dah[e]r erlaubten, so würde ich dem Baumeist[e]r Lorenz u. Conducteur Schnakenberg nach Schlesien folgen und gemeinschaftlich mit dem Major Brauni dort mehrere Verändru[n]gen in der Gewehr Fabrik treffen. Meine Gegendwart wird jetztj, da ich die dringensten Arbeiten abgethan habek, hier nicht erfordert.l Ich werdem bei dieser Reise auch eine Revision der Militärshule in Breslau, bei welcher Unordnu[n]g[e]n herrshen sollen, vornehmen. Diese Schule muß höchst wahrscheinlich einen andern Director haben, indemn a

b

c d e f g h i j k l m n

Adresse und Datum von Schreiberhand in der linken Spalte, etwas darunter ein Vermerk Georges: „abgeshrieben und vom H. Gen. selbst befördert“. Oben rechts die Nummer: „Novb. 1811 No. 75a“. Verändert aus: „Ew. Majestät verfehle ich nicht, ganz unterthänigst anzuzeigen, daß ich bei meiner Rückreise aus Böhmen hier Baumeister Lorenz und Conducteur Schnakenberg angetroffen habe“. Verändert aus „besehen haben und welche [...] nothwendig finden.“ Verändert aus „beordert“. Folgt gestrichen: „manche“. Verändert aus „3ten“. Folgt gestrichen: „diesen Gegenstand“. Folgt gestrichen: „Ich ersuche“. Das anschließende Satzende verändert aus „die Sache einrichten.“ Verändert aus „Ich habe die dri“. Folgt gestrichen: „hier abkommen“. Folgt gestrichen: „Der Oberstlieutenant“. Folgt gestrichen: „dann“. Verändert aus „haben muß, diese Untersuchung kann“.

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über den jetzig[e]n allerlei Anklagen eingekommen sind. Nur im Winter, wo die Schule in Tätigkeit ist, können diese näher erforscht werden.1 Da wir keine neue französishe Cavalrie Pistole haben, so habe ich mir eine durch den Capitän le Blaux vershaft, welche ich hier Ew. Majestät unterthänigst vorlege. Sie hat den Calib[e]r der frnz. Inf. Gewehre, ist sehr solide eingerichtet. Sie ist zwar sehr schwero, verträgt aber dagegen eine starke Ladu[n]g und hat also einenp wirksamen Schußq auf beträchtliche Distanzen, welches freilich nur bei gezogenen Läuf[e]n wichtig ist. Berlin d. 17. Novb. 1811.r 229. Scharnhorst an Karl August Freiherrn von Hardenberg [Berlin], 18. November 1811 GStA PK, VI. HA Nl Hardenberg F 14 fol. 5r–8r (7 S.): Eigenhändig. Die bevorstehenden Verhandlungen in Wien. Sicherheit des Königs. Gefahren des schlechten Eindrucks einer Verschleppung.

Wir müßen, wie es mir sheint, dem Wiener Cabinet die Offerten des russischen und besonders die abgeschloßene Konvention nicht vershweigen. Die Bestimmtheit Rußlands, die völlige Ueberzeugunga des Wiener Kabinetts von dieser Bestimmtheit, giebt Zutrauen und Muth. Der Auffenthalt Sr. Majestet des Königs in Berlin ist weder vortheilhaft für die Schließung einer Verbindung mit Frankreich noch mit andern Cabinettern. Breslau ist der Ort, wo Se. Majestät der König sich in der Krisis mit Frankreich und Rußland aufhalten müßen. Je länger die Verlegung der Residenz aufgehalten wird, desto nachtheiliger wird sie auf die Meinung der Menschen dereinstb wirken. Auch auf den Fall, daß der König in französischen Bund tritt, ist eine Verlegung der Residenz nach Breslau von der außersten Wichtigkeit. Immer wird Kaiser Napoleon auf das, was Se. Majestät der König frei thut, einen größeren Werth legen als auf abgezwungene Erklärungenc in dem Augenblik persönlicher Unsicherheit. Wer kann auchd in einer ängstlichen Lage frei dencken und handeln?

o p q r 1

a b c d

Verändert aus „frnz. Inf. Gewehre, ist schwer“. Verändert aus „hat demnach einen sehr“. Folgt gestrichen: „ich würde sie ich glaube“. Datum von Schreiberhand. Der König genehmigte Scharnhorsts Reise; eine Abschrift seiner Kabinettsorder (Berlin, 18. November 1811) befindet sich im selben Faszikel, fol. 150r. Die folgenden drei Wörter nachträglich hinzugefügt. Nachträglich hinzugefügt. Das anschließende Satzende nachträglich hinzugefügt. Nachträglich hinzugefügt, auch im folgenden Satz.

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Noch muß ich Ew. Excellenz auf eine Sache aufmerksam machen, von der ich auch gestern Abend nicht geredet habe. Mir scheint, daß der König für die französische Partei, wenn auch keine andern Bedingungene als die erhaltenen gegeben werden, entschloßen seyf und sowohl auf jede andere als auf seine eigenen Hülfsmittel keinen Wert lege. Diese Ansicht und Gefühle des Monarchen laßen uns bei jeder andern als der französischen [Partei] wenig Glükg hoffen. Ich muß hierbei noch bemerken, daß der König schon lange sich auf eine gleiche Art über die politischen Angelegenheiten geäußert hat, und daß die Sache auch wirklich sehr problematisch ist, obgleich ich in der französischen Partei für die Regentenfamilie weit größere Gefahr als in der andern sehe. Es ist aber ein altes Sprü[c]hwort: nur bei seinem Glauben stirbt man seelig. Schwerlich wird jemals die Disposition bei den russischen u. oestereichschen Höfen statt finden, welche der König nach dem, was er mir oft gesagt hat, verlangt; wenn eine Verbindung mit ihnen als vortheilhaft angesehen werden könnte. Bei dieser fortdaurenden Ansicht des Monarchen scheinen alle nahern Verbindungen mit den Frankreich entgegengesetzten Mächten nur dahin zu führen, daß diese gegen uns noch mißtrauischer in Hinsicht unser Beständigkeit und Entschloßenheit für die Zukunft werden. Da sie uns auf eine oder andere Art entgegen kommen, so muß unser nachherige[r]h Zurüktritt ihnen desto mehr in der Folge befremden und sich in Haß verwandeln. Ich halte es für meine höchste Pflicht, diese Gedanken Ew. Excellenz vorzulegen und zu bitten, sie mit Sr. Majestät dem Könige zu überlegen. Ich werde hierzu um so mehr veranlaßt, da das Gerede unter vertrauten, achtungsvolln Männern gehet, es sey eine Partei hier, die Se. Majestät den König zu der antifranzösischen Partei bereden wolle, die heimlich ihre Verbindungen mit dieser habe u. s. w. Selbst der französische Capitän le Blaux hat mir dies in Vertrauen gesagt. Diese Lage vermehrt die Parteiungen, schwächt das innere Zutrauen und selbst die Allerhöchste Autorität, andere große Nachteile nicht zu gedenken. Ich wiederhole es, ich habe von dieser Angelegenheit nicht mündlich gesprochen, um sie schriftlich vorlegen zu können. v.Scharnhorst Den 18. Nov. 1811.

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Die folgenden drei Wörter nachträglich hinzugefügt. Statt „seyn“. Nachträglich hinzugefügt. Nachträglich hinzugefügt.

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230. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements Berlin, 19. November 1811 GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 47 fol. 146r (1/4 S.): Regest, Schreiberhand.a Ablehnung erhöhter Preise für Gewehre der Gebrüder Schickler.

Der 3t Division erwied[er]t, daß auf die Abstellung der Beschwerden, welche die Schicklersche[n] Arbeiter wegen zu geringer Bezahlu[n]g führen1, man sich nicht einlaßen könne, vielmehr der Meinung des p. Braun sey, daß die klein[e]n Abändrungen, welche wir seit Abschließung des Contracts getroffen haben, viel zu unbedeutend sind, um eine Erhöhung in den Preisen zu veranlaßen. Dieser ist so groß, daß die Geb. Schickler bey demselben bestehen können, und es ist ihnen also die Erklährung zu geben, daß die p. Division in den[e]n Preisen der Gewehre weder eine Verändrung treffen noch bewürcken könne. d. 19. Novb. 1811.b v.C. 231. Scharnhorst an Friedrich Wilhelm III.

Berlin, 20. November 1811

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 175 fol. 9r–v (11/2 S.): Konzept, Schreiberhand, eigenhändig unterschrieben.a Abschrift, maschinenschriftlich, handschriftlich korrigiert, im Nachlaß Gerhard Oestreichs.b Unzufriedenheit im Ingenieurkorps. Übersendung von Vorschlägen.

Concept.c Bald nachdem Euer Königlichen Majestät mir das Ingenieurcorps anvertraut hatten, bemerkte ich bey manchen Individuen eine Unzufriedenheit über a

b 1

a

b

c

Auf der ersten Seite des beantworteten, von Schöler, Leithold, Liebenroth und Stieler unterschriebenen Schreibens der 3. Division an Scharnhorst (Berlin, 13. November 1811, Präsentationsvermerk vom 18. November), fol. 146r–147v. Rechts davon ein Abgangsvermerk vom 20. November. Anlaß des in Anm. a erwähnten Schreibens war eine Vorstellung des Büchsenschäftergewerks der Potsdamer Gewehrfabrik, zu der sich Rauch am 12. November geäußert hatte. Die Gebrüder Schickler hatten sich bereits am 7. August an die 3. Division gewandt. Die äußere Form, besonders der große Zierschnörkel am Anfang, zeigt, daß es sich ursprünglich um eine Reinschrift handelte. Oestreichs Vorlage („eigenhändig“) im Heeresarchiv, Rep. 4 Z D 92, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Von einer anderen Hand, möglicherweise eigenhändig. Oben rechts ein Präsentationsvermerk vom 20. November und „No. 89.“ Am linken Rand ein Vermerk Georges: „abgesandt d. 23. 9br. an den M.v.Boyen“.

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ihre Lage. Der General Lieutenantd von Diericke sagte mir, diese Unzufriedenheit habe er schon länger wahrgenommene. Wie ich diesem entgegengearbeitet habe, davon lege ich hier in den Beilagen No. 1 und 2f Euer Königlichen Majestät einen Beweis zu Füßen. Um dieser Unzufriedenheit zu begegnen und den Mangel der Ingenieur Officiere, der in den letzten Zeiten sich so sehr sichtbar offenbart hat, abzuhelfeng, habe ich mit dem Obristlieutenant von Rauch einige Vorschläge aufgesetzet, welche ich in der Beilage No. 3h Euer Königlichen Majestät allerunterthänigst vorzulegen nicht verfehlei. Der Obristlieutenant von Rauch, welcher die Verhältniße des Ingenieurkorps am besten kennt und mit großer Umsicht beurtheilt, wird über diese Vorschläge Euer Königlichen Majestät noch weitere Auskunft geben können.j Berlin den 20.k November 1811. 232. Denkschrift

v. Scharnhorst. Berlin, 20. November 1811

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 175 fol. 10r–13r (61/2 S.): Konzept, Rauchs Hand, mit eigenhändigen Abänderungen. Abschrift, maschinenschriftlich, handschriftlich korrigiert, im Nachlaß Gerhard Oestreichs.a Vorschläge zur Vermehrung des Ingenieurkorps. Begründung der Notwendigkeit, Durchführung und Kosten der Reorganisation.

Allerunterthänigster Vorschlagb Beilage No. 3.c

d e f

g h i j k

a

b c

Bei Oestreich: „Der Herr General“. Bei Oestreich: „bemerkt“. Dazu am Rande ein Vermerk Georges über die zwei in Abschrift beigelegten Schriftstücke: „No. 1. Die Pulletsh[e]n Vorshlg.“ (vgl. Nr. 168), „No. 2. Das Gesuch des Lebaud mit der di[e]sseitig[e]n Antwort Jour. No. 61 Nov.“ (nach Oestreichs Angabe letztere vom 15. November). Bei Oestreich: „entgegenzuwirken“ Dazu am Rande ein Vermerk Georges. Gemeint ist die anschließende Denkschrift. Bei Oestreich: „Ew. Majestät unterthänigst vorlege.“ Das Folgende mit Respektabstand, Unterschrift mit Respektstrich. Eigenhändig verändert aus „18n“. Oestreichs Vorlage („eigenhändige Unterschrift“) im Heeresarchiv, Rep. 4 Z D 92, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Bei Oestreich: „Alleruntertänigste Vorschläge.“ Von Schreiberhand, ebenso wie die folgende Adresse, die in der Vorlage in der linken Spalte steht.

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An Se. M. den Koenig. Seit der Reorganisation des Ingenieur Corps hat die Erfahrung es bewiesen, daß das Corps in Bezug auf die Armee, auf die vorhandenen Festungen und auf die eigenthümliche Lage des Staates in seiner gegenwärtigen Stärke vield zu schwach ist. Der daraus entstehende Nachtheil ist besonders in der letzten Zeit sehr fühlbar geworden, indem es bei den verschiedentlich ausgeführten Befestigungsarbeiten überall an Officieren und Pionieren gemangelt hat, wodurche die zweckmäßigere, bessere und schnellere Ausführung dieser Arbeiten ungemein behindert worden ist. Dieser Mangel an Officieren wird noch dadurch vermehrt, daß eine beträchtliche Anzahl derselben durch anderweitige Dienstanstellungen, welche nicht füglich vermieden werden können, dem eigentlichen Ingenieurdienst entzogen werden, indem dem Corps gegenwärtig dadurch abgehen 1tens bei den Kriegsschulen und dem Cadetten Corps: a. als Lehrer und Directoren: 1 Major, 1 Prem.Capt., 1 St.Capt. und 3 Lieutenants, b. als Zuhörer bei denselben, um sich wissenschaftlich auszubilden: 5     2tens bei der 3tn Division des alg. Kr. Dep.: 1 Prem. C., 1 St. Capitain. 3tn als Adjudanten bei den Brigadiers u. dem Comandeur der Pionirs: 4     zusammen

1 Major, 2 Pr.Capts., 2 St.Capts. u. 12 Lieutenants

¬ « « « « « « « « ­ « « « « « « « « ® also überhaupt: 17 Officiere. Werden hiezu noch die bei den Pionir Compagnien angestellten Officiere, welche pro Comp. wenigsten[s] einen zur Erhaltung der Dienstordnung erfodernf, gerechnet, weil diese dem eigentlichen Ingenieurdiensteg entzogen werden, so sind esh zusammen an 20 Offiziere, und da das Corps gegenwärtig nur 52 Officiere zählt, also über ein Drittheili des Ganzen, welche ihrer eigentlichen Bestimmung nicht ganz entsprechende Dienste leisten.

d e f g h i

Von Rauch nachträglich hinzugefügt. Nachträglich verändert aus „und“. Eigenhändig verändert aus „welche sich auf 13 belaufen“. Folgt gestrichen: „zum Theil auch mehr oder minder“. Die folgenden zwei Wörter eigenhändig hinzugefügt. Verändert aus „zählt, fast zwei Drittheile“.

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Was die 3 vorhandenen Pionir Compagnien anbetrift, so sind diese fastj ebenso unzureichend, welches besonders in Schlesien der Fall ist, wo eine Pionier Compagnie a 123 Mann die dortigen 4k Festungen nicht gehörig besetzen u. die erforderlichen Dienste leisten kann, indem besonders die beiden Festungen Glatz u. Neisse wegen ihrer großen Ausdehnung und ihres Minensystems eine bedeutend größere Anzahl von Pionirenl, besonders Mineuren, erfordert. In dieser Rücksicht haben Euer K. Majestät auch bereits die künftige Formation einer 4ten Pionierkompanie zum Festungsdienst in Schlesien zu befehlen geruhet, wozu die Mannschaften bereits complet vorhanden, gekleidet, armirt u. ausgerüstet sind, so daß diese Compagnie sogleich formirt werden kann, welches in vieler Hinsicht sehr wünschenswert wärem. Wenn nun ferner im Kriege für jede Armee Brigade eine Feldpionier Compagnie formirt werden soll und der Comandeur oder Führer derselben doch wenigstens aus dem Ingenieurcorps genommen werden muß, wenn auch die dabei anzustellenden zweiten Officiere aus andern dazu qualificirten Officieren genommenn werden können, so erhellet aus allen diesen Gründen, daß das Ingenieur Corps nothwendig mit einer verhältnismäßigeno Anzahl von Officieren vermehrt werden müsse, um allen gerechtenp Anforderungen und dem Zwecke desselben gehörig entsprechen zu können. Und da überdies das Ingenieur Corpsq im Vergleich mit allen übrigen Waffen der Armee ehemalsr sehr im Avancement zurückgeblieben ists, so bitte ich Euer K. M. allerunterthänigst, dasselbe mit halb so viel Officiere vermehren zu wollen, als ihn auf eine außerordentliche Art von Dienste abgehen, u. zwart mit 1 Major, 1 Prem. Capt., 1 St. Capt., 2 Pr. Lieut. und 5 Sec. Lieutenantsu, wo denn sich folgende Vergleichung des jetzigen alten Etats mit dem hier vorgeschlagenen neuen ergeben würde: j k l m

n o p q r s

t u

Von Rauch nachträglich hinzugefügt. Nicht bei Oestreich, ebenso fehlt dort „beiden“ vor „Festungen“. Die folgenden zwei Wörter von Rauch nachträglich hinzugefügt. Folgt gestrichen: „und worauf hiemit unterthänigst angetragen wird, da solches ohne alles Aufsehen geschehen kann und die Verpflegung dieser 4t Pionir Compagnie jetzt bereits extraordinair geschiehet.“ Verändert aus „andern qualificirten Officieren entnommen“. Von Rauch nachträglich hinzugefügt. Von Rauch nachträglich hinzugefügt. Von Rauch verändert aus „können. Da das Ingenieur Corps sehr“. Eigenhändig hinzugefügt. Folgt gestrichen: „und dessen eigenthümliche Beschaffenheit es nicht gestattet, demselben durch Versetzungen einzelner Individuen oder auf andere Weise zu Hülfe zu kommen, es jedoch nothwendig ist, für das fernere Fortkommen der darin dienenden Officiere zu sorgen und dadurch einen guten Geist in dem Corps aufrecht zu erhalten“. Eigenhändig verändert aus „dasselbe etatsmäßig mit 8 Officieren, nemlich“. Folgt gestrichen: „gnädigst vermehren zu wollen [verändert aus „zu vermehren“], wonach“. „Lieutenants“ dabei versehentlich auch gestrichen. Die folgenden zwei Wörter eigenhändig hinzugefügt.

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NB. Gegenwärtiger Etat. 1 Comandeur (vacat) ............ 2.600 rtlr. 4 Stabs Officiers a 1900 rtlr. 7.600 ... 9 Prem. Capts. a 1300  11.700 ... 5 Stabs Capts. a 500  2.500 ... 9 Pr. Lieuts. a 360  3.240 ... 28 Sec. Lieuts a 300  8.400 ... –––––– ––––––––––––––––––– 56 Officiere ......................... = 36,040 rtlr.

Neuer Etat: 1 Comandeur(vacat) ............. 2.600 rtlr. 5 Stabs Officiers a 1900 rh. 9.500 rtlr. 10 Prem. Capts. a 1300 rh. 13.000 ... 6 Stabs Capts. a 500 rh. 3.000 ... 11v Premierleuts. a 360 rh. 3.960 ... 33w Secondeleuts. a 300 rh. 9.900 ... ––––––– –––––––––––––––––––– 66 Officiere ......................... = 41,960 rtlr.

Es würde sich mithin die ganze Etatserhöhung jährlich nur auf 5920x [rtlr.] belaufen, von der ganzen Summe aber vorjetzt noch das Kommandeurs Gehalt à 2600 rh. als vacant erspart werden und das Korps bei einer Stärke von 66 Offizieren immer noch nicht einmaly die etatsmäßige Anzahl Officiere eines completten Feldinfanterie Regiments a 14 Comp. erreichen.z Wenn Euer Königl. Majestät diesen allerunterthänigsten Vorschlag gnädigst zu genehmigen geruhen sollten, so würde ich es mir noch vorbehalten, Allerhöchstdenselbenaa die hierauf Bezug habenden persönlichen Vorschläge und Avancements unterthänigst zu Füssen zu legen, und ich wage es daher nur vorjetzt noch Euer Königl. Majestät nachstehendes vorzutragen. Der älteste Stabsofficier des Ingen. Corps, der Oberstlieutenant v. Harroy, ist bereits auch seit längerer Zeit der älteste Oberstlieutenant der Armee. Als Brigadier der 4 schlesischen Festungen hat derselbe diesen Posten mit außerordentlicher Pünktlichkeit, mit Eifer und Treue seither vorgestanden und sich überhaupt durch diese Eigenschaften in seiner ganzen langen Dienstzeit vortheilhaftab ausgezeichnet. Bei allen diesen u. andern guten Eigenschaften qualificirt derselbe sich aber dem ohnerachtet nicht ganz dazu, um den vacantenac Posten des Comandeurs vom Ingen. Corps gehörig vorstehen zu können, obgleich er in seinem jetzigen Posten sehr brauchbar ist. Wenn ich nun in dieser Hinsicht es nicht wage, Euer Königl. Majestät den v w

x y z

aa ab ac

Verändert aus „10“, entsprechend der Gesamtbetrag der Zeile aus „3.600“. Verändert aus „32“, entsprechend der Gesamtbetrag der Zeile aus „9.600“. Entsprechend den hier und in der Zeile darüber vorgenommenen Änderungen wurden in der Folge (auch im anschließenden Text) die Gesamtzahl der Offiziere und der Gesamtbetrag des Etats verändert. Verändert aus „4260 rtlr.“, zunächst zu „4920“. Nachträglich hinzugefügt. Dazu am Rande gestrichen (hier fortlaufend gedruckt): „Ein Infant. Regt. von 14 Comp. hat etatsmäßig: 1 Comandeur, 4 Stabs Officiere, 9 Pr. Captaine, 5 St. Capitaine, 9 Pr. Lieutenants, 4 Adjud. u. Rechnungsfüh., 47 Sec. Lieuts. = 79 Officiere“. Dazu in Bleistift, mutmaßlich eigenhändig: „bleibt in der Abschrift für den König weg“. Verändert aus „Allerhöchstdenenselben“. Von Rauch nachträglich hinzugefügt. Von Rauch nachträglich verändert aus „derselbe sich dann noch nicht ganz dazu, um den“.

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Nr. 233

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Obr.Lt. v. Harroy als Comandeur in Vorschlag zu bringen, so glaube ich dennoch, denselben Euer Königl. Majestät Gnade mit vollem Rechte empfehlen zu dürfen, in welcher Hinsicht ich Allerhöchstdieselben unterthänigst bitte, ihn zum Obersten avanciren und demselben eine jährliche Reise Zulage von 300 rtlr. bewilligen zu wollen, deren er bei seinen beständigen Reisen nach den 4 Festungen und bei dem einfachen Stabsofficiers Gehalt a 1900 rtlr., welches er nur bezieht, als ein unbemittelter Mann sehr bedürftig ist.1 Euer Königl. Majestät würden durch diese Gnadenbezeugung dem ganzenad Ingenieurkorps einen Beweis Höchstdero huldreich[e]n Wohlwollens ertheilen, welches gewiß algemein anerkannt, einen sehr vortheilhaften Eindruck auf das Ganze und auf die Stimmung der einzelnen Individuen machen würde, die sich dann wiederae mit um so größerer Anstrengung Euer Königl. [Majestät] Dienst widmen und sich Höchst Ihres gnädigen Wohlwollens gewiß nicht unwerth bezeigen werdenaf. Berlin den 20.ag Novbr. 11.ah Namens d.H. Generals v. Scharnhorst. v.Rauch 233. Scharnhorst an Karl August Freiherrn von Hardenberg [Berlin], 20. November 1811 GStA PK, VI. HA Nl Hardenberg F 14 fol. 11r (1 S.): Eigenhändig. Übersendung von Dokumenten.

Ew. Excellenz sende ich hier zurük 1. eine Abschrift meiner Instruction1, 2. das Original der Convention von St. Petersburg, 3. eine Quitung, daß ich 100 Fried. d’or zur Reise empfangen habe.2

ad ae af ag ah

1

1

2

Von Rauch nachträglich hinzugefügt. Von Rauch nachträglich hinzugefügt. Von Rauch verändert aus „Wohlwollens nicht ganz unwerth bezeigen wird.“ Eigenhändig (?) verändert aus „19.“ Bei Oestreich das Datum „Berlin, 20. November 1811“ zu Beginn der Denkschrift, als Unterschrift steht dort: „v. Scharnhorst.“ Harroy wurde daraufhin zum Obersten befördert. Für die Reise nach Wien. Abschrift im selben Faszikel, fol. 12r–16r, datiert Berlin, 19. November 1811. Vgl. das anschließende Dokument.

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I. Stabschef und Geheimdiplomat (März 1811–März 1812)

So bald ich die weiteren Pappiere3 von Ew. Excellenz erhalte, werde ich abreisen. Mit innigster Dankbarkeit empfehle ich mich Ew. Excellenz fernerer Gnade. Den 20sten Nov. 1811 v.Scharnhorst 234. Quittung

Berlin, 20. November 1811

GStA PK, VI. HA Nl Hardenberg F 14 fol. 17r (1/2 S.): Eigenhändig.

Daß ich von Se. Excellenz den Staatskanzler Freiherrn von Hardenberg hundert Friedrichs d’or zur Reise nach dem Auslande empfangen habe, besheinige hierdurch. Berlin den 20. Nov. 1811 Scharnhorst 235. Scharnhorst an Karl August Freiherrn von Hardenberg [Berlin], 20. November 1811 GStA PK, VI. HA Nl Hardenberg F 14 fol. 18r (1/2 S.): Eigenhändig. Eingang von Depeschen.

Eben erhalte ich die übersandten Depech[e]n von Ew. Excellenz, ich werde mich bemühen, alle Aufträge nach Ew. Excellenz Plan und Absichten auszuführen, soweit es mir meine Kräfte gestatten. Mit innigst[e]r Verehrung empfehle ich mich Ihr[er] Gnade. Scharnhorst.a Den 20. Nov. 1811

3

Ebda., fol. 10r, eine Liste der Scharnhorst übergebenen Papiere: „Brief an den Kayser, Vollmacht, Instruction, Brief an Metternich, Brief an [Ernst Graf von] Hardenberg, Paß von Zichy – Geheimrath Ackermann aus Pr. Pomm. [verändert aus „Braunschweig“], Blanquets, Cab. O. f. Greulich, 100 Frd’or., Accreditirung bey Hardenberg, Copie des Briefs an den Kayser v. König“. Eine Abschrift des vom König und vom Staatskanzler unterschriebenen Bevollmächtigungsschreibens (Berlin, 18. November 1811), befindet sich ebda., fol. 9r.

a

Unterschrift mit Respektabstand und Respektstrich.

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I. Stabschef und Geheimdiplomat (März 1811–März 1812)

So bald ich die weiteren Pappiere3 von Ew. Excellenz erhalte, werde ich abreisen. Mit innigster Dankbarkeit empfehle ich mich Ew. Excellenz fernerer Gnade. Den 20sten Nov. 1811 v.Scharnhorst 234. Quittung

Berlin, 20. November 1811

GStA PK, VI. HA Nl Hardenberg F 14 fol. 17r (1/2 S.): Eigenhändig.

Daß ich von Se. Excellenz den Staatskanzler Freiherrn von Hardenberg hundert Friedrichs d’or zur Reise nach dem Auslande empfangen habe, besheinige hierdurch. Berlin den 20. Nov. 1811 Scharnhorst 235. Scharnhorst an Karl August Freiherrn von Hardenberg [Berlin], 20. November 1811 GStA PK, VI. HA Nl Hardenberg F 14 fol. 18r (1/2 S.): Eigenhändig. Eingang von Depeschen.

Eben erhalte ich die übersandten Depech[e]n von Ew. Excellenz, ich werde mich bemühen, alle Aufträge nach Ew. Excellenz Plan und Absichten auszuführen, soweit es mir meine Kräfte gestatten. Mit innigst[e]r Verehrung empfehle ich mich Ihr[er] Gnade. Scharnhorst.a Den 20. Nov. 1811

3

Ebda., fol. 10r, eine Liste der Scharnhorst übergebenen Papiere: „Brief an den Kayser, Vollmacht, Instruction, Brief an Metternich, Brief an [Ernst Graf von] Hardenberg, Paß von Zichy – Geheimrath Ackermann aus Pr. Pomm. [verändert aus „Braunschweig“], Blanquets, Cab. O. f. Greulich, 100 Frd’or., Accreditirung bey Hardenberg, Copie des Briefs an den Kayser v. König“. Eine Abschrift des vom König und vom Staatskanzler unterschriebenen Bevollmächtigungsschreibens (Berlin, 18. November 1811), befindet sich ebda., fol. 9r.

a

Unterschrift mit Respektabstand und Respektstrich.

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Nr. 236

236. Scharnhorst an Boyen

255 Bunzlau, 23. November 1811

GStA PK, VI. HA Nl Gneisenau Paket 23 (alte Signatur A 37) fol. 106r (1 S.): Eigenhändig. Reiseplan. Kommunikationsfragen.

Buntzlau den 23.a Nov. 1811. Mein sehr verehrter Freund, aus mehreren Gründen bin ich langsamer gereiset, als es mein Plan mit sich brachte. Ich habe in Ziebingen, d. i. in der Mitte zwischen Crossen und Frankfurt, und in Grünberg mehrere Stunden in der Nacht mich aufgehalten. Man muß selbst reisen, um die Schwierigkeiten kennen zu lernen, die ein[em] aufstoßen. Von Bunzlau gehe ich nach Görlitz1 und Hochkirchen, um diese denkwürdigen Oerter noch ein mal im Zusammenhange zu sehen, besehe dann das berühmte Lager bei Marklissa, Schmotseifenb und die Stellung bei Reichenberg und gehe endlichc nach Neisse. Diesen Abstecherd ins Ausland wird man mir wol nicht übel nehmen. Von Neisse werde ich dann weiter gehen, erst in 4 oder 5 Wochen werde ich nach Breslau kommen. Ich habe dies alles nach Neisse und Breslau an Röder, Zieten u. Braune geschrieben. Den Major Braun bitte ich, meine Briefe zu schicken. Ich würde früher nach Neisse gehen, wenn der Baumeister Lorenz und Schnakenberg dort eher ankommen könnten. Bereisete ich die schlesischen Festungen jetzt schnell, so würde jeder glauben, ich wolle hier neue Anordnungen betreiben, dies alles bestimmt mich zu vegetiren, ich habe dies Rödern nicht verschwiegen. Gott erhalte uns Sie, mein innigster, mein bester Boyn. Den Chiffref kann man glaube ich dechifriren, wenn man sich nicht der Worte so viel als möglich bedient und der Novaleurs.2 Ich bitte dies auchg S. zu sagen. Ihr Fr[e]u[n]d ewig v.Scharnhorst.

a b c d e f g 1

2

Verändert aus einer anderen Zahl, mutmaßlich „24.“ Nachträglich hinzugefügt. Die Armee Friedrichs II. hatte hier im Juli 1759 gelagert. Verändert aus „gehe dann über Hirschberg“. Die folgenden zwei Wörter nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „nach Neisse und Breslau“. Folgt gestrichen: „habe ich dechifrirt“. Nachträglich hinzugefügt. In unmittelbarer Nähe von Görlitz befindet sich das Schlachtfeld von Moys (7. September 1757). Bei dem von Scharnhorst auf seiner Wiener Reise verwendeten Code standen Zahlen für einzelne Buchstaben, Silben oder ganze Wörter. Zur Erschwerung einer Dechiffrierung durch Dritte wurden außerdem Zahlen „ohne Wert“, d. i. ohne Bedeutung (hier „Nonvaleurs“ genannt) in eine Nachricht eingefügt.

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I. Stabschef und Geheimdiplomat (März 1811–März 1812)

237. Scharnhorst an [?]

[Wien], 4. Dezember 1811

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 319 fol. 7r–v (11/2 S.): Abschrift, dechiffriert, Boyens Hand. Reinschrift, Schreiberhand, teilweise mit Bleistift dechiffriert: ebda., fol. 6r (1 S.).a Verstümmelter Bericht von der Mission in Wien.

166b 244 48 620 64 h 199 97 186 58 2011 1112 d a c e n 4 xc s t 47 250 98 199 210 401 305 611 82 521 76 212 5 i e Reise seyn ich haltend d 288 306 34 117 139 98 177 203 14 168 2003 39 18 499 5021 a für ohne e r f o 324 23 607 822 59 148 1066 1023 198 702 l g weil 218 901 422 405 96 89 182 38 180 11 55 407 3022 34 fordren Ze n i t m a 303 89 212 299 312 401 139 55 1022 242 305 732 n halten sichf ohne m 34 193 98 4 167 1921 28 242 66 532 7212 87 177 17 5 272 93 a e c e t i g d i 340 28 86 3044 5010 87 38 254 601 69 903 82 326 21 51 766 e e i i e seyn s u 388 12 2061 1253 25 190 1527 11 134 792 412 102 4023 289 c h t gegen 82 17 603 409 14 18 391 171 32 92 2004 305 222 121 78 305 seyn g r o s ich denken ing w 277 42 377 181 89 500 622 93 59 94 567 2120 266 8 167 191 e n i g t a 33 d

3240 43 255 1671 327 98 g e a

b c

d e f g h

57 140 170 182 241h 67 406 251 68 n zu w a

Laut Vermerken auf beiden Blättern wurde die Nachricht, mutmaßlich aus Boyens Nachlaß, an die Professoren Meinecke bzw. Bailleu verliehen, die sie 1914 bzw. 1919 zurückgaben. Das Staatsarchive verleibte sie 1959 dem Nachlaß Scharnhorst ein. Diese Zahl in der Reinschrift nicht mit einer Auflösung versehen. In der Reinschrift als „D“ aufgelöst, die Depesche beginnt also: „Den 4. D[ezember]“ oder „X[ber]“. Die Dechiffrierung der Reinschrift endet hier. „96“ in einer anderen Dechiffrierung auch als „gut“ aufgelöst. Das Wort steht in der Reinschrift in der Zeile darüber, zwischen „212“ und „299“. Verändert aus „reden“. In einer anderen Dechiffrierung aufgelöst als: „erfahren“.

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Nr. 237

257

1206 279

235 60 122 61 167 195 89 263 312 59 305 wollen . mit u n g 286 401 1102 28 52 3201 277 64 62 512 322 86 280 314 14 520 e r n i e r 601 17 335 245 15 98 93 305 408 4 199 99 363 94 36 1250 189 g l e i c h t m 34 57 3 307 512 87 490 609 4 202 831 65 80 83 120 29 300 a n s i c h Sie geben a 166 6 193 809 15 456 401 531 98 3 78 1720 907 68 805 302 l l e s w a 808 32 75 88 21 500 249 18 15 11 450 177 183 301 48 89 s . geben s o l t e n 74 110 128 91 168 170 29 52 280 309 94 406 242 93 307 . Krieg zwischen p a r t i i 281 2001 89 146 1001 65 551 48 47 331 11 232 25 171 38 309 n mit h e i t h i 42 562 52 762 208 140 255 376 190 267 278 1302 453 516 280 312 e r zu 1170 373 401 167 191 1002 373 501 828 932 19 2040 191 18 325 k o 1711 762 27 21 168 312 42 921 523 249 16 69 820 395 628 281 n s e u e 3021 45 450 293 66 540 189 163 399 450 82 1012 2631 n t seyn

i 1

In einer anderen Dechiffrierung aufgelöst als „unentschlossen“. Zu dieser nur bruchstückhaft („die Reise ist, ich halte dafür, ohne Erfolg, weil“, „ich denke in wenig Tagen“ und „mit Ung[a]rn [ver]gleicht man sich, sie geben alles was [sie] geben solten“) entschlüsselbaren Depesche äußerte sich Boyen in einem Schreiben an den Staatskanzler (GStA PK, VI. HA Nl Hardenberg F 14 fol. 31r–32r). Er befürchtete „daß beym Abschreiben, und indem man der Sicherheit wegen non valeurs hinzusetzen ließ, allgemeine Verstümmelungen vorgegangen seyn müssen.“ Mit Hilfe des Begleitbriefs des Grafen Hardenberg kam Boyen zur folgenden Einschätzung: „Nach den ersten Zeilen scheint mir der General auch die Meynung des Grafen Metternich zu sagen, daß gleich eine Alliantz geschlossen werden müsse. Dieß war in der gegenwärtigen Lage Oestreichs nicht zu erwarten und der Zweck der Sendung scheint mir erreicht, wenn sie die Alliantz mit Frankreich abrathen, da hierdurch für den König selbst bey angenommenen ungünstigen Verhältnissen immer eine bedeutende Sicherheit entsteht, in den 2t ihr Versprechen, eine Observations Armee aufzustellen, nicht anders als von höchst bedeutendem Einfluß in dem Laufe der Begebenheiten seyn muß. Wichtig scheint es daher, dem General so bald als möglich neue Instruktionen zukommen zu lassen, und ich glaube, daß es wohl angehen dürfte, diese günstigen Eröffnungen Oestreichs zu unserem Vortheil bey Rußland zu benutzen.“

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I. Stabschef und Geheimdiplomat (März 1811–März 1812)

238. Scharnhorst an Metternich

Wien, 6. Dezember 1811

HHStA Wien, StK Preußen, Kt. 95, fol. 45r–v, 52ra (2 S.): Eigenhändig. Druck: Alfred Stern: Zur Geschichte der Mission Scharnhorst’s nach Wien im Jahre 1811, in: Forschungen zur deutschen Geschichte 22, S. 1–12, hier S. 6f., zit. Stern, Wien, nachgedruckt in Alfred Stern: Abhandlungen und Aktenstücke zur Geschichte der preußischen Reformzeit 1807–1815, Leipzig 1885, S. 115–126, hier S. 121, zit. Stern, Abhandlungen. Übersendung einer Denkschrift.

Ew. Excellenz1 darf ich nicht unangezeigt laßen, daß die Lage Preussens so dringend ist, daß man in Berlin sehnlich nach Nachricht von hier aussiehet. Zugleich lege ich Hochdenenselben hier ein Promemoria2 ganz gehorsamst vor, in welchen ich die Ansichten meines gnädigsten Königs über die Lage zusammen faße und die militärischen Verhältniße, welche bei der Parteinehmung Preussens von3 Frankreich für die übrigen Staaten entstehen, darzustellen suche, wobei ich mir noch einige Eröfnungen mündlich zu thun vorbehalte. Ich weiß wol, daß ich Ew. Excellenz in diesen Promemoria, in so fern es aufs Allgemeine Bezug hat, nichts vorlege, was von Hochdenenselben nicht schon bemerkt wäre, ich habe nur in demselben ganz besonders die militärischen Ansichten in einer Art von Uebersicht zu bringen mich bemühet. In dem ich mich Ew. Excellenz gnädiger Nachsicht empfehle bin ich mit der tiefsten Verehrung Ew. Excellenzb Wien den 6ten Dec. 1811. 239. Denkschrift

gehorsamster Diener v.Scharnhorst. Wien, 6. Dezember 1811

HHStA Wien, StK Preußen, Kt. 95, fol. 46r–50r (9 S.): Eigenhändig.a Druck: Stern, Wien, S. 7ff., danach Stern, Abhandlungen, S. 121ff. Notwendigkeit eines österreichisch-russisch-preußischen Bündnisses gegen Napoleon.

a b 1 2 3

a

Doppelbogen, in den das anschließende Dokument eingelegt ist. Das Folgende mit Respektabstand am unteren Rand der Seite. Zu Clemens Graf Metternich vgl. Anhang 1. Vgl. das anschließende Dokument. Gemeint ist wohl „vor“, d. i. „für“. Auf drei als „No. 1“, „No 2“ und „No 3“ bezeichneten Doppelblättern.

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Nr. 239

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Promemoria. Se. Majestät der König hält sich überzeugt, daß die beiden Kaiserthümer, Oestreich und Rußland, gegen Frankreich einen unglüklichen Krieg führen werden, wenn sie einzeln mit Preussen verbunden sind, und daß ein solcher Krieg nicht allein die Vernichtung Preussens, sondern auch die gänzliche Schwächung und unbedingte Abhängigkeit der Kaiserstaaten herbeiführen werde. Diese Ueberzeugung[en] leiteten die Schritte Sr. Majestät im Jahr 1809 und jetzt sind dieselben mehr als jemals der Meinung, daß die Erhaltung der drei erwähnten Staaten von einer festen Vertheidigungsverbindung abhänge, bei der Preussen sich dennochb in Allem fügen müsse, was Frankreich verlange, so lange diese Forderungen nicht zur unmittelbaren Desarmirung führten. Zufolge dieser Ansichten glaubt der König, daß Er, wenn Se. Majestät der Kaiser von Oestereich nicht eine Verbindung mit Preussen in defensiver Hinsicht eingehen könnten (und also nicht der zwischen Preussen und Rußland angeknüpften Allianz beizutreten geneigt wärn), es sich, seiner Familie und dem Staate schuldig sey, die französische Partei zu ergreifen, so schwer ihn dieser Schritt auch in anderer Hinsicht würde. Daß dieser Schritt des Königs die politische Lage der übrigen europäischen Staaten sehr verändern würde, glaube ich hier noch als einen zur Sache gehörigen Gegenstand darlegen zu dürfen. Ohne Preußens Allianz haben die französischen Armeen, wenn sie beim Ausbruch des Krieges gegen den Nimen vorrücken wolln, drei kleine Armeen auf ihren Flanken. Die eine von Colberg, die andere von Pillau und die dritte von Schlesien aus. Jede hat ein verschanztes Lager und völlig dottirte Festungen in Rücken; ohne Preussens Allianz haben die französischen Armeen, wenn sie bis zur russischen Grenze vorrücken, höchst wahrscheinlich einen Volksaufstand von der Oder bis an den Rhein zu bekämpfen, der sich an die preussischen Festungen und Insurgenten Detaschements anschließen würde. Ohne Preussens Allianz würde endlich England kein großes Interesse an den Krieg auf dem festen Lande haben und nicht durch Landungen, materielle Streitmittel und Geld sehr wirksam seyn können. Diese und andere Hindernisse erschweren den Kaiser Napoleon, ohne die Hülfe Preußens den Krieg über die Grenzen Rußlands zu spielen, bevor er nicht große und entscheidende Siege erfochten und Reserve Armeen aufgestellt hat. Mit Preussen gewint aber die Lage des Kaiser Napoleons eine ganz andere Gestallt: 1. kann er nun seine Armeen ohne von preussischen Truppen und Festungen aufgehalten zu werden, von den preussischen Behörden aus den Provinzen Preussens verpflegt, schnell nach dem Nimen marschiren laßen.

b

Nachträglich hinzugefügt.

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I. Stabschef und Geheimdiplomat (März 1811–März 1812)

2. hat er durch die großen Vorräthe von Lebensmitteln und Kleidungs Bedürfnissen in Colberg, Elbing, Königsberg u. s. w. alles für seine Armeen, was in diesen Puncten fehlen möchte. 3. erhält er die Kriegesbedürfnisse, Pulver, Blei, Bomben, Kanonkugeln, Fuhrwerke und Pferde (grade das, was ihn in der großen Entfernung Frankreichs fehlen möchte) von Preussen nach den proponirten Verbindungs Bedingungen. Unsere dreihundert und einige zwanzig Feld Kanonen, mit allen Zubehör ausgerüstet, unsere 100.000 sehr guten Gewehre wer[den] wir ihn auch nicht versagen dürfen, wenn er sie verlangt. 4. Neben diesen Krieges und Lebens Bedürfnissen, welche die preussische Monarchie Napoleon liefern wird (wenn er durch die Allianz derselben in Stand gesetzt wird, den russischen Armeen zuvorzukommen) wird die auch nunc zum großen Theil völlig freie polnische Nation ganz in seine Gewalt kommen, oder wo dies nicht der Fall ist, in einer Art von Aufstande sich befinden. Hier wird der Kaiser Napoleon, nach dem die Lage es mit sich bringt, die in Preußen erhaltenen todten Streitmittel brauchen können. Schon aus diesen ergiebt sich, daß der Kaiser Napoleon in der obigen Lage den Krieg gegen Rußland auf eine sehr vortheilhafte Art mit fremden Mitteln führen und höchst wahrscheinlich tief ins Innere von Rußland vordringen kannd. Hierdurch wird er seinen Waffen einen neuen Glanz geben, der nicht allein für seine persönlichen Verhältniße wichtig ist, sondern auch ihn in den Entschlüßen zur Ausführung großer Plane befestigen, und von der andern Seite allen Völkern des festen Landes Europas den Gedanken an der Möglichkeit irgend eines Widerstandes benehmen wird. Es ist also hier, wenn man auf die Zukunft siehet, nicht von dem Kriege Frankreichs gegen ein oder zwei Mächte die Rede, sondern von dem gegen alle noch bestehenden. Diese Wahrheit ist zwar schon lange unzählige mal gesagt und anerkannt, aber bisher noch nicht so lebhaft empfunden und aufgenomen worden, daß sie unbedingte wirksam und mit Kraft ins Leben und Handeln übergegangen wäre. Möchte man doch jetzt in der verzweifelten Lage des Ganzen alle gegenseitige Verletzungen vergeßen, wo gefehlt vergeben, in der Anstrengung zur Erhaltung des noch allgemeinf Bestehenden das eigene Einzelne aus den Augen verliehren! Möchte doch endlich eine innige allgemeine Verbindung in Geist und der Wahrheit zustande komen, ehe es auf ewig zu spät ist! Wie ist es einer Macht möglich, nachher noch allein zu stehen, wenn die Erhaltung vereint schon zweifelhaft wird! Wien, den 6. Dec. 1811. c d e f

v.Scharnhorst.

Nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „wird.“ Nachträglich hinzugefügt. Nachträglich hinzugefügt.

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Nr. 240

240. Scharnhorst an Metternich

Wien, 9. Dezember 1811

HHStA Wien, StK Preußen, Kt. 95, fol. 53r (1 S.): Eigenhändig. Druck: Stern, Wien, S. 9, danach Stern, Abhandlungen, S. 123. Ersuchen um baldige Stellungnahme.

Ew. Excellenz darf ich nicht verschweigen, daß ich sehnlich einer gnädigen Eröfnung auf den gehorsamst vorgelegten Antrag entgegen sehe. Meine Instruction und noch mehr mündliche Befehle verpflichten mich um diese widerholt zu bitten. In tiefsten Respect Ew. Excellenza Wien den 9. Dec. 1811.

gehorsamster Diener Ackermann1

241. Rheinfelder1 an Ompteda2

Wien, 10. Dezember 1811

Nach der Edition bei Friedrich von Ompteda (Hrsg.): Politischer Nachlaß des hannoverschen Staats- und Cabinets-Ministers Ludwig von Ompteda aus den Jahren 1804 bis 1813, 3 Bde., Jena 1869, II, S. 153, zit. Ompteda, Nachlaß. Weiterer Druck: nach Ompteda Klippel III, S. 609. Verschlüsseltes Schreiben Scharnhorsts an seinen Schwiegersohn.

Vienne le 10. Décembre 1811. –– 18.3 –– Je dois recommander, Monsieur le Baron, l’incluse ci-jointe à Vos bontés de la part de Monsieur Ackermann qui en Vous priant d’en vouloir donner une Copie au Comte de Dohna, son beaufils, Vous fait dire beaucoup de compliments.

a 1

1 2

3

Das Folgende mit Respektabstand am unteren Rand der Seite. Scharnhorsts Deckname, vgl. Anm. 3 zu Nr. 233. Georg Friedrich Rheinfelder, hannoverscher Legationssekretär in Wien. Der im dritten Band vorgestellte Ludwig Freiherr von Ompteda assistierte bei Scharnhorsts Wiener Mission, vgl. auch sein Gutachten in GStA PK, VI. HA Nl Schöll Nr. 31 Bogen 44. Mutmaßlich das Datum des Eintreffens der Depesche bei Ompteda.

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I. Stabschef und Geheimdiplomat (März 1811–März 1812)

A Monsieur le Capitaine Comte de Dohnaa Lettre chiffrée du Général Scharnhorstb Je me porte parfaitement bien, mais je m’ennuie ici, mon ami4 n’entre pas dans mes idées; outre celà j’ai des affaires qui m’appellent en Silésie. J’enverrai l’ami qui m’accompagne5 à Berlin, il rapporte des lettres et d’autres choses pour Vous. N’oubliez pas les affaires de D– –6 où je pense de séjourner l’été prochain. Ayez soin pour mon petit à – –7 et la petite M– –. Mes compliments à Mr. le Major de Boyen, il lira ce billet, pour s’informer de mon dessein. Adieu mes enfans. 242. Scharnhorst an [?]

[Wien?], 11. Dezember [1811]

GStA PK, VI. HA Nl Hardenberg F 14 fol. 33r (1/2 S.): Abschrift und Dechiffrierung, Boyens Hand. Stand der Mission.

76 244 ich 2910 32 s 333 242

226 197 1023 58 167 4029 180 68 366 403 merken d a 99 302 560 712 253 87 2 913 340 67 68 65 283 409 h i r w a h 52 21 500 362 709 522 50 163 290 327 601 25 98 r s i zu h e 629 93 177 30 1 422 89 15 599 602 327 508 87 2007 381 i o b n l i 908 185 607 783 555 625 65 27 180 244 47 403 306 12 c h n ia

a b

4

5 6 7

a

260 186

173 408 297 4 c 166

In der Vorlage gesperrt gedruckt. Bei dieser Zeile und wohl auch bei der darüber handelt es sich um eine mutmaßlich von Ompteda hinzugesetzte Überschrift. Der Brief wurde mutmaßlich mit einem diplomatischen Code verschlüsselt, was auch erklären dürfte, warum er auf Französisch übermittelt wurde. Hier und in vielen weiteren Depeschen aus Wien ist mit „mon ami“ bzw. „mein Freund“ Metternich gemeint. Greulich. Vgl. die Abrechnung Nr. 336. Dollstädt. Als „A- -“ für „Adalbert“ zu lesen. Mit der anschließend erwähnten „kleinen M- -“ ist mutmaßlich Male Schmidt, Tochter zweier ehemaliger Bediensteter Scharnhorsts, gemeint, vgl. Nr. 428. Statt „o“, verbessert anhand der anderen Entschlüsselungen.

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Nr. 243

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65 602 66 199 3 835 621 168 191 277 888 117 103 126 h t s für nähmlich 143 78 408 603 86 87 166 250 21 163 77 1003 609 82 w e i s zu haben seyn 49 199 203 56 52 307 391 59 48 1005 688 45 241 92 m o r g e n erfahren ich 145 151 33 410 170 34 1020 566 32 208 147 600 60 in zwischen d a s Nein oder ia . 5 u u 176 183 269 5 d 1 1 db 243. Scharnhorst an Boyen

Wien, 16. Dezember 1811

GStA PK, VI. HA Nl Hermann v. Boyen (d. Ä.) XIII a fol. 501r (1 S.): Dechiffrierung, Omptedas Hand. Druck: Ompteda, Nachlaß II, S. 155f.a, danach Klippel III, S. 609f., Stern, Wien, S. 9 (Auszug), und Stern, Abhandlungen S. 124 (Auszug). Stand der Mission in Wien.

V. ce 16 Décembre, 1811b Mr. le Major de Boyenc Depuis mon arrivée il fit içi mauvais temps, et j’ai été terriblement enrhumé; mais à présent cela va déjà un peu mieux; le temps commence à s’éclaircir. Mon ami m’a prié de prolonger mon séjour chez lui encore quelques jours. Il est un peu dérangé, j’espère cependant que je reçevrai en partie ce que j’ai demandé. Adieu, mon cher et digne Ami!

b

Darunter eine von einer anderen Hand mit Bleistift geschriebene Zusammenfassung der Entschlüsselung: „Ich merke das hir wahrscheinlich nichts für weis (= König) zu haben sein [Lücke] morgen erfahre ich inzwischen das Nein oder ja. d. 11. D.“

a

Der Brief wurde verschlüsselt (vgl. Nr. 241) einem auf den gleichen Tag datierten Schreiben des hannoverschen Gesandten Ernst Graf von Hardenberg an Ludwig von Ompteda beigelegt, das bei Ompteda, Nachlaß II, S. 153ff., abgedruckt ist. Bei Ompteda lautet das Datum: „Vienne le 16. Décembre 1811.“ –– 22. –– Bei Ompteda lautet die Überschrift: „Lettre du Général Scharnhorst à Mr. le Major de Boyen“.

b

c

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I. Stabschef und Geheimdiplomat (März 1811–März 1812)

244. Scharnhorst an Boyen

[Wien], 18. Dezember 1811

GStA PK, VI. HA Nl Hermann v. Boyen (d. Ä.) XIII a fol. 500r (1 S.): Dechiffrierung, Omptedas Hand. Stand der Verhandlungen mit Metternich.

Luckau1, le 18 Decembre, 1811 J’ai reçu Votre lettre du 9. courant et je Vous en suis infinement obligée. Au commencement mon ami içi était retiré dans nos entretiens; mais aprésent il m’a témoigné toute la confiance possible. Je parterai d’ici en peu de jours, et j’ai l’esperance à reçevoir de mon ami quelque chose de bon. Je Vous observe que Votre chiffre n’est presque rien, tout le monde peut déchiffrer ce que Vous avez écrit avec ce chiffre. Adieu mon cher et digne Ami !

245. Scharnhorst an Ernst Graf von Hardenberg

Wien, 21. [Dezember] 1811

Nach der Edition bei Friedrich Thimme: Zu den Erhebungsplänen der preußischen Patrioten im Sommer 1808, in: HZ 86 (= Neue Folge 50, 1901), S. 78–110, hier S. 109f., zit. Thimme, Erhebungspläne. Übersendung einer Denkschrift zu Scharnhorsts Verhältnis zum „Tugendbund“.

Ew. Excellenz1 ersuche ich gehorsamst, die Einlage sobald als möglich den Herr Grafen von Metternich zukommen zu lassen; ich bitte darin um Abfertigung; ich darf schlechterdings mich nicht länger ohne Antwort hinhalten lassen, denn auch die, daß man noch keine geben kann, ist immer eine Art von Antwort. Man hat viel Wesen von einer Gesellschaft, der Tugendbund genannt, im Auslande gemacht, meine Feinde haben verbreitet, auch ich sey darin gewesen, dies ist falsch, ich gestehe aber, ich bin für jedes Mittel gewesen, was uns dem Joche Frankreichs entziehen könnte, wenn es mit der bestehenden Verfassung und den Willen des Königs, meines Herrn, zu vereinigen war. Nie habe ich aber etwas gethan, begünstigt oder eingeleitet, was nicht der König wußte, und gerade ich bin derjenige gewesen, der die Feuerköpfe durch die Autorität des Königs in Ordnung gehalten und sie, wo es nöthig war, dem 1

Bei dem fingierten Aufenthaltsort handelt es sich um den Geburtsort von Scharnhorsts Freund Zeschau.

1

Ernst Graf von Hardenberg (1754–1827), ein Vetter des Staatskanzlers, war seinem 1778 in den Grafenstand erhobenen Vater in den hannoverschen diplomatischen Dienst gefolgt. Er fungierte damals als Gesandter in Wien. Später vertrat er Hannover auf dem Wiener Kongreß.

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König denoncirt hatte. Da dies ein Geheimniß war und bleiben mußte, so dienten alle Anklagen gegen mich zu weiter nichts, als daß der König meine Feinde kennen lernte. Dies war auch mein Verhältniß in den Jahren 1808, 9 und zum Theil auch 10. Ich lege hier eine Erklärung2 bei, die ich wahrscheinlich gelegentlich drucken lassen werde, woraus Ew. Excellenz diese übrigens geringfügigen Sachen kennen lernen. Wien, den 21. Jan. 1811. Ackermann. 246. Denkschrift

[Berlin, 20. November 18111]

GStA PK, VI. HA Nl Daniel Ludwig Albrecht Nr. 75 fol. 41r–42v (4 S.): Konzept, eigenhändig. Druck: Lehmann II, S. 656f.a Scharnhorsts Verhältnis zum „Tugendbund“.

Man hatb in Wien von einer in Königsberg entstandenen geheimen Gesellschaft, der Tugendbund genannt, Nachrichten verbreitet, die schlechterdings falsch sind.2 Diese Gesellschaft bestand außer den Prinz v. Hohenzollernc aus gewöhnlichen Geschaftsmännern von der mittlern Klasse und hatte nach ihrer gedrukten Verfaßungd den Zwek, Tugend und Aufklärung zu befördern. Einige exaltirte Köpfe, welche sich in dieser Gesellschaft aufnehmen ließen, wollten aus ihr einen deutschen Freiheitsbund machen. Die Gesellschaft aber ließ sich hierauf nicht ein, sondern blieb bei ihren Statuten.

2

Vgl. das anschließende Dokument.

a

Nach Thimme, Erhebungspläne, S. 110, befand sich damals im HStAH eine Reinschrift von Schreiberhand, die von Scharnhorst eigenhändig unterschrieben und mit dem Datum „Berlin, den 20. Nov. 1811“, versehen worden war. Die folgenden zwei Wörter gestrichen und durch gestrichelte Unterstreichung wiederhergestellt. Thimme zufolge stand in der Reinschrift „Hohenlohe“, allem Anschein nach ein Fehler des Schreibers. Der im fünften Band vorgestellte Hermann Prinz von HohenzollernHechingen fungierte im Tugendbund seit August 1809 als „Obercensor“. Nachträglich verändert aus „bestand aus unbedeutenden Menschen und hatte, ihren Angaben nach“. Vgl. Anm. a. Anlaß für diese Denkschrift war offenbar der von Graf Zichy geäußerte Verdacht, Scharnhorst gehöre dem „Tugendbund“ an. Vgl. dazu dessen Schreiben an Metternich vom 19. November und Metternichs Antwort (25. November 1811), beide exzerpiert bei Stern, Wien, S. 4f., bzw. Stern, Abhandlungen, S. 118f. Zu dem Ende 1809 aufgelösten Tugendbund (offiziell: „Sittlich-Wissenschaftlicher Verein“) und zu früheren Verdächtigungen gegen Scharnhorst, er sei an Verschwörungen gegen den König beteiligt, vgl. Nr. 77 und 128 im fünften Band sowie Nr. 441 im sechsten.

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1 2

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I. Stabschef und Geheimdiplomat (März 1811–März 1812)

Dies ist alles, was ich von dieser Gesellschaft durch einige meinere Freunde, die in derselben sich hatten aufnehmen laßen, und durch die Untersuchungen, welche die Regierung hat anstellen laßen, mit Gewißheit erfahren habe. Man hat gesagt, ich sey ein Mitglied dieser Gesellschaft; dies ist aberf entweder ein Irrthum oder eine offenbare Unwahrheit oder absichtliche Lüge. Ich wurde von den Profeßor Lehmann3 und Major von Both4 zu der Aufnahme in derselben eingeladen. Ich nahm aber die Einladung nicht an, u. als ich nachher erfuhr, daß exaltirte Mitgliederg die Gesellschaft zu andern Zwecken als die, welche oben erwähnt sind, brauchen wollten, bemerkte ich Sr. Majestät den König, als ihn beym Cabinetsvortrage die Statuten u. das Verzeichniß der Mitglieder vorgelegt wurde[n], daß es zu befürchten sey, daßh Leichtgläubige, Argwöhnische und Verläumder das Benehmen einzelner Mitgliederi der ganzen Gesellshaft zuschreiben würdenj und daß auf diese Art sie Mißfallen erregen könnte. Se Majestät sahen aber auf die Gesetze der Gesellschaft u. glaubten nicht, daß Fehler einzelner Mitglieder den Ganzen zur Last gelegt werden würdenk. Ich erkläre hier noch, daß ich nie ein Protocol der Verhandlung[en] der Gesellshaft in Händen gehabt, nie einen Gegenstandl zur Sprachem und Discussion in derselben gebracht und daß ich weder direct noch indirectn in jeder Hinsicht mit derselbeno in keiner Verbindung gestanden habe. Ich füge hier noch hinzu, daß ichp es mir würde zur Ehre rechnen, in dieser Gesellschaft gewesen zu seyn, da ihr Zwek edel und groß war, und daß ich die Anerbietung, in derselben zu treten, nur deswegen nicht annahm, weilq ich voraussah, daß das Benehmen e f g h

i j k l m n

o p q

3

4

Nachträglich verändert aus „durch meine“. Die folgenden vier Wörter nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „Menschen“. Nachträglich verändert aus „wollten, machte ich Se. Majestät den König auf die Gefahr daraus aufmerksam, daß vaterländische“. Nachträglich hinzugefügt. Das anschließende Satzende nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „könnte.“ Statt „Gegenstadt“. Die folgenden zwei Wörter nachträglich hinzugefügt. Nachträglich verändert aus „daß ich nie weder der Gesellshaft noch irgend einem Mitgliede“. Verändert aus „in jeder Hinsicht schlechterdings nichts zu thun gehabt habe“. Folgt gestrichen: „so viel ich den“. Folgt gestrichen: „meine andern Dienstgeshäfte keine andern Arbeiten erlaubten“ sowie etwa eine Zeile durch dichte Schraffur gestrichener Text. Johann Friedrich Gottlieb Lehmann (1763–1821), einer der Gründer des Tugendbunds, war nach dem Studium in Halle 1793 als Kandidat der Theologie nach Königsberg gegangen, wo er zunächst am Friedrichskollegium unterrichtete. Nach seiner philosophischen Promotion 1798 wechselte er ab 1800 als Extraordinarius an die Universität und übernahm 1802 das Direktorat der Kneiphöfischen Kathedralschule. Er trat 1818 in Ruhestand. Der aus dem fünften Band bekannte Gustav von Both gehörte seit Juni 1808 dem Vorstand des Tugendbunds an.

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Nr. 247

einzelnerr Mitglieder nachtheilige Gespräche von derselbens erregen würde, und die Vorsteher der Gesellschaft, obgleich achtungswerthe Männer in ihren Fach, nach meiner Ansichtt nicht geeignet warn, eine Gesellschaft zu bilden u. zu leitenu. 247. Scharnhorst an Metternich

Wien, 22. Dezember 1811

HHStA Wien, StK Preußen, Kt. 95, fol. 58r–v, 66r–v (3 S.): Eigenhändig.a Druck: Stern, Wien, S. 9f., danach Stern, Abhandlungen, S. 124. Ersuchen um Konferenz. Übersendung einer Denkschrift des Staatskanzlers.

Wie dringend die Lage in Berlin ist, habe ich Ew. Excellenz mehrere Male die Gnade gehabt zu schildern. Vorgestern habe ich abermals den Befehl von Berlin erhalten, angelegentlichst um die Entschließung Sr. Majestät des Kaisers über die überbrachten Anträge zu bitten. Die längere Verzögerung einer Antwort wird, wie ich befürchte, halbe Maßregeln erzeugen oder der Meinung, daß von hier nichts zu erwarten sey, den höchsten Grad von Wahrscheinlichkeit geben, beide Fälle können Ew. Excellenz nicht angenehm seyn. Der Herr Graf von Hardenberg sagte mir gestern, daß Ew. Excellenz die Gnade haben wollten, mich diesen Abe[n]d gegen 8 Uhr zu sprechen, ich dachte bei dieser Gelegenheit ein von den Herrn Staatskanzler von Hardenberg erhaltenes Schreiben von 14. dieses, in welchen einige Punkte des überbrachten Antrags näher bestimmt werden, Ewr. Excellenz mündlich vorzutragen; da ich aber dieselben verfehlte, so lege ich das Schreiben mit einigen Erläuterungen hier gehorsamst bey.1 Meine längere Abwesenheit von Berlin muß sehr auffallen und meine Rükreise wird dringend nöthig. Von der andern Seite wird mein Abgang von hier r s t u

a

1

Verändert aus „mancher“. Verändert aus „eine nachtheilige Sensation“. Verändert aus „Fach, ganz und gar“. Verändert aus „einer Gesellschaft zu einer zwekmäßigen Verf“. Danach noch gestrichen: „Aus eben diesen Grunde ist mein Schwager Schmalz nie in dieselbe getreten, obgleich [.........?] gestatteten meine Dienstgeshäfte auch nicht, ein thätiges Mitglied dieser zu sei[n]. Daß diese Gesellschaft in Auslande so wichtig geschildert ist, kann dadurch entstanden seyn, daß sich einzelne exaltirte Mitglied[e]r“. Doppelbogen, in den die in Anm. 1 erwähnte Abschrift sowie das anschließende Dokument eingelegt sind. Das bezieht sich auf die von Scharnhorst eigenhändig angefertigte Abschrift „Promemoria Schreiben des Staatskanzlers von Hardenberg an den Generalmajor von Scharnhorst. Berlin den 14ten Dec. 1811“, ebda., fol. 59r–60r (3 S.), sowie die anschließende Denkschrift.

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I. Stabschef und Geheimdiplomat (März 1811–März 1812)

ohne irgend eine Erklärung auf Se. Majestät den König einen höchst nachtheiligen Eindruk machen. Ich schlage daher gehorsamst vor, die Erklärung, welche Ew. Excellenz beabsichtigen, nach Berlin mit einem Courier schriftlich abgehen zu laßen, mir zur Einsicht bei Ihnen gütigst mitzutheilen, damit ich sie in Berlin mündlich geben kann, wenn etwa der Courier spät[e]r als ich ankäme oder ihn sonst ein Zufall begegnete. Mit der ausgezeichnetesten Hochachtung und Verehrung bin ich Ew. Excellenzb Wien den 22. Dec. 1811. 248. Denkschrift

gehorsamster Dien[e]r Ackermann Wien, 22. Dezember 1811

HHStA Wien, StK Preußen, Kt. 95, fol. 61r–64v (7 S.): Reinschrift, eigenhändig. Konzept, eigenhändig, Fragment: GStA PK, VI. HA Nl Hardenberg F 14 fol. 54r–v (1/2 S.).a Druck: Stern, Wien, S. 10f., danach Stern, Abhandlungen, S. 125f. Erläuterungen Scharnhorsts zur Denkschrift des Staatskanzlers.

In der mir erlaubten Vertraulichkeit glaube ich Ew. Excellenz eröfnen zu dürfen, daß die Lage des Königs sehr traurig seyn würde, wenn die officielle Versprechung einer Hülfsleistung auf den angenommenen Fall nicht statt finden könnte. Hierdurch würden Se. Majestät der König in der Meinung, daß kein vereinter Widerstand mit Erfolg gegen den Kaiser Napoleon mehr möglich sey, sich aufs höchste bestärkt sehen. Nur die in Rußland geschloßene Convention und die vorgeschlagene Verbindung des Kaisers mit Preussen hat die Hofnung, daß jetzt eine Periode der Vereinigung, in der man die gemeinschaftliche Sache wie die eigene ansehen würde, eintreten könnte, bei Sr. Majestät dem Könige belebt. Siehet er sich nun in dieser ohne hin sehr schwachen Hofnung betrogen, so bleibt ihn, dab bei den geringen eigenen Widerstandsmitteln, der Entf[e]rnung der russischen Hülfe und andern Verhältnißen Er nicht ohne Oestereichs Beistand auf seine Erhaltung bei einem mit Frankreich entstehenden Kriege rechnen kann, nichts übrig, als zur französischen Partei überzugehen, und er darf wegen dieses Schritts, nachdem er alles versucht hat, so wol von seinem Zeitgenoßen als der Nachwelt sich der Zustimmung versichert halten, welches Schicksal ihn auch in der Folge treffen möge. Nie verkannte der König die große Redlichkeit und immer gleiche Wolwolnheit Sr. Majestät des Kaisers, allein er fürchtete schon bei meiner Abreise, daß durch einen Zusammenfluß von äußern und innern Verhältnißen der kaiserb

Das Folgende mit Respektabstand am unteren Rand der letzten Seite.

a

Die untere Hälfte eines waagerecht zerrissenen Blattes. Dieses Wort und in der Folge das „Er“ nach „Verhältnißen“ nachträglich hinzugefügt.

b

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lichec Monarch abgehalten werden könnte, jetzt die vorgeschlagene Verbindung einzugehen, für ihn und died allgemeine Erhaltung in Fall der Noth mit aufzutreten. Er äußerte sich hierbei, daß er es als ein Verhängniß der Vorsehung ansehen müße, wenn bei so vielen aufrichtigen Gesinnungen des Kaiserlich Oestereichschen Hofes, bei einer so großen Menge von geübten und tapfern Kriegern, Waffen, Kriegesbedürfnißen und allen andern Hülfsmitteln des Krieges dennoch keine Mitwirkung zur gemeinschaftlichen Erhaltung statt finden könne, und daß er so nach in seiner unglücklichen Lage, den unsichern Geschikt sich hinzugeben beschloßen habe. Ich muß hierbei noch, als zur Sache gehörend, anführen, daß der König sich selbste von einem gemeinschaftlichen Kriege keine große Resultate für Preußen verspricht. Wegen des Besitzes der See-Küste, der geografischen Lage seiner Länder und als schwächerer Theil glaubt er in demselben bei einem nicht leicht zu erwartenden glüklichen Ausgange das Opfer zu werden. Er hält daher die Verbindung mit den beiden Kaiserstaaten in jeden Fall eben so wichtig für diese und die gute Sache überhaupt als für sich selbst. Ew. Excellenz werden sich aus dieser Darstellung überzeugen, daß der König nach der richtigen Ansicht, die er von seiner Lage hat, die französische Partei zuverläßig ergreifen wird, wenn Er nicht das Versprechen bekömmt, in Fall eines Angrifs von Frankreich von hier Beistand zu erhalten, wie er diese bestimmte Erklärung auch mit eigner Hand in meiner Instruction gegeben hat. Um von der anderen Seite zu zeigen, wie ungern Se. Majestät der König diesen Schritt thun wird, darf ich noch zu diesem traurigen fGemählde hinzufügen, daß kein gekröntes Haupt jemalsg eifriger an der Herstellung seiner Unglüksfälle kann gearbeitet haben. Er hat sein ganzesh Privat Vermögen, die Pretiosen seiner Familie, selbst sein Gold und Silberzeug aufgeopfert und sich in seinen häuslichen Verhältnißen so sehr eingeschränkt, als es nur die Würde und der Anstand erlaubte, um einerseits Frankreich die auferlegten Contributionen zu entrichten und andererseits auf den Fall der verzweifelten Nothwehr alle Mittel des Widerstandes aufzustellen. Alle diese großen Anstrengungen sind nun, wenn der König veranlaßt wird die französische Partei zu ergreifen, nicht allein ohne Nutzen, sondern sie können sogar dazu dienen, den Untergang der übrigen Staaten zu beschleunigen. Wien den 22. Dec. 1811 v.Scharnhorst. c

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e f g h

Die Vorderseite des Konzeptfragments (fol. 54r) beginnt mit dem Rest dieses Wortes und geht bis „und tapfern Kriegern, Waffen“. Verändert aus „für die“. Im Konzeptfragment heißt es: „für die allgemeine Erhaltung in Fall der Noth mit auf zu treten, wenn die Noth es forderte.“ Das Wort nachträglich hinzugefügt. Die Rückseite des Konzeptfragments beginnt hier und reicht bis „so sehr eingeschränkt“. Im Konzeptfragment verändert aus „seit dem Tilsitter Frieden“. Im Konzeptfragment nachträglich hinzugefügt.

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I. Stabschef und Geheimdiplomat (März 1811–März 1812)

249. Scharnhorst an Karl August Freiherrn von Hardenberg [Wien], 24. Dezember 1811 GStA PK, VI. HA Nl Hardenberg F 14 fol. 41r–v (11/2 S.): Dechiffrierung, Omptedas Hand.a Druck: Ompteda, Nachlaß II, S. 157b, danach Klippel III, S. 608f. Stand der Verhandlungen mit Metternich. Besorgnis hinsichtlich dessen Plänen.

A S. Excel. Monsieur le Chancelier Baron de Hardenberg.

ce 24 Décembre 1811.c

J’ai reçu l’instruction de Votre Excellence en date du 14. Le Comte Hardenberg et moi nous sommesd toujours en activité pour obtenir une déclaration positive; mais on l’évite. D’après la première conférence il paroissoit, qu’on n’avoit pas l’intention d’entrer dans nos propositions; le Comte Hardenberg étoit du même sentiment. Quelque temps après le Comte Metternich me disoit, qu’on ne pouvoit pas contracter une alliance formelle, mais qu’on avoit l’intention de contenter Sa Majesté le Roi, autant que la situation de l’Autriche le permettroit, et qu’il pourroit se déclarer en deux jours. Le Comte Hardenberg me fit confidence, qu’il avoit remarqué dans un entretien avec le Comte Metternich, qu’on étoit mieux disposé pour nos vues qu’au commencement. Cependant on ne se déclare pas et il semble, qu’on ne soit pas décidé sur ce qu’on veut faire; peutêtre n’a-t-on d’autre dessein que de prolonger la négociation, et d’empecher pour le moment une alliance avec la France; je commence à craindre, qu’on veuille gagner du temps sans s’engager à de conditions positives. On m’a promis de m’expédier demain, mais l’on ne s’est pas expliqué sur les points essentiels, et je perds l’espérance que j’ai eu quelque temps. Ackermann.e

a

b c

d e

Der Brief wurde verschlüsselt einem auf den gleichen Tag datierten Schreiben Graf Hardenbergs an Ompteda beigelegt, das bei Ompteda, Nachlaß II, S. 163–167, abgedruckt ist. Mutmaßlich nach Omptedas einbehaltener Entschlüsselung, vgl. auch Anm. d. Bei Ompteda lautet das Datum: „Vienne le 24. Décembre 1811.“ –– 30. –– Verändert aus „et moi sont“. Ompteda hat die ursprüngliche Form. Die Unterschrift fehlt bei Ompteda.

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Nr. 250

250. Scharnhorst an Karl August Freiherrn von Hardenberg Wien, 27. Dezember 1811 GStA PK, VI. HA Nl Hardenberg F 14 fol. 42r–43r (21/4 S.): Eigenhändig. Ergebnislose Verhandlungen mit Metternich.

Wien, den 27. Dec. 1811. Als ich hier ankam, empfing mich der Graf von Metternich, ohne Zutrauen zu äußern; in der zweiten Conferenz zeigte er aber Offenheit, und das ganze Wesen der Unterredung war voller redlicher deutscher und guter Gesinnungen gegen Preussen. Seine Ansicht von der politischen Lage Europas schien mir so richtig u. seine Beurteilungen der gegenseitigen Verhältnisse so treffend, daß ich mit der Hofnung, man würde bei seinen Rathschlägen wenigstens einiges der gewünschten Versprechungen erhalten, von ihn wegging. Die Zulassung, daß der Graf von Hardenberg um eine Modification meiner Instruktion bat und die zugleich erfolgte Verfügung zur Aufstellung eines Observations-Corps mit einer angemeßenen Reserve bestärkten mich in der gefaßten Meinung. Den beständigen Aufschub irgend einer Erklärung auf mein so oft wiederholtes dringendes Nachsuchen hielt ich für ein Zeichen der Unentschloßenheit in den Maß der Bewilligung und der Verschiedenheit der Meinungen unter den Rath gebenden Personen. Als man aber, nachdem die modificirte Instruction angekommen war, mich immer noch ohne alle bestimmte Äußerungen ließ, verlohr ich die Hofnung, die mich einige Zeit belebt hatte, und da ich fürchtete, daß dieser ungewiße Zustand noch länger dauern könnte, schickte ich den 24sten die Estafette ab, in der ich meine Besorgnisse über eine ungünstige Erklärung Ew. Excellenz anzeigte. Erst gestern Abend erhielt ich die erwartete Eröfnung, welche mich unbeschreiblich unglücklich macht. Sie gehet von hier diesen Abend durch einen oestereichschen Courier in einem officiellen Schreiben an den Grafen Zichy1 und einem Briefe an den König und Ew. Excellenz ab. Meine gestrige Unterredung mit den Grafen Metternich schien mir ohne allen Erfolg zu seyn, gleichwol ist es mir lieb, ihn diesen Abend noch einmal zu sprechen. Auf einem andern Wege werde ich, so bald als möglich, einen umständlichen Bericht von der Ausführung meines Auftragesa und den hiesigen Verhältnissen, insoweit ich sie habe ergründen können, abstatten. Der Major von Boyen wird Ew. Exzellenz mein weiteres Vorhaben anzeigen. v.Ackermann.b a b 1

Das Folgende bis „ergründen konnte“ nachträglich hinzugefügt. Unterschrift mit Respektabstand und Respektstrich. Das Folgende auf fol. 43r. Vgl. auch den Auszug des Schreibens Metternichs an Zichy vom 29. Dezember 1811 bei Stern, Wien, S. 12.

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I. Stabschef und Geheimdiplomat (März 1811–März 1812)

N.S. Daß man hier nicht unsern Forderungen genügt hat, liegt nicht in Mangel an guten Willn und redlichen Absichten, sondern in theils wahren, theils eingebildeten Hindernissen der inneren Verhältnisse und der Furcht vor dem Kriege. A. 251. Scharnhorst an [Boyen]

[Wien], 27. Dezember 1811

GStA PK, VI. HA Nl Hermann v. Boyen (d. Ä.) XIII a fol. 479r (1 S.): Chiffriertes Schreiben, Greulichs Hand? Ankündigung der Rückreise.

Euer Hochwohlgeboren erhalten hier eine Chiffer. Sie werden nächstens Briefe in der überschicktena Chiffer erhalten.b 60 74 92 210 135 49 98 99 52 48 2 61 14 32 34 4 65 48 57 86 52 21 66 16 98 31 28 14 49 56 2 17 69 89 37 56 27 25 38 86 14 45 29 4 25 5 86 57 56 2 66 67 56 92 43 42 3 4 65 68 86 39 94 28 77 155 222 121 n 124 b 94 68 59 98 57 5 68 126 150 58 86 89 56 14 66 28 55 28 38 89 98 2 43 42 3 4 25 34 28 24 94 98 140 82

74 33 18 52 66 88 80 55 38 2 5 38 98 20 42 39 69 65 6 86 37 56 57 67 98 47 32 21c Ich bin mit der größten Hochachtung Euer Hochwohlgeborend Den 27tn Dezember 1811.

a b

c

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gehorsamster Diener MN

Verändert aus „in dieser“. Unter dieser letzten Zeile, wohl von Hardenberg, mit Bleistift (schwer lesbar) vermerkt: „[Thörigt] Boyns [Gesichtspk.?] Befehl zu Danzig“. Danach eine durch dichte Schraffur gestrichene Passage von etwas über einer Zeile. Unter Zugrundelegung von Boyens anderen Dechiffrierungen lautet der Text: „. . Ich reise [aus] mehrer Ursachen erst uebermorgen von hier nach den Ort, wo ich Geschaefte habe, denke in [?] [bis] [?] Tagen. Da, nämlich [an] den Orte[,] dort geben Sie mir die Befehle von Weiss“. Text in eckigen Klammern ist erschlossen. Unterstrichene Wörter werden jeweils von nur einer Zahl repräsentiert, wobei die Konjugation vom Leser besorgt werden mußte. Der Deckname „Weiss“ stand für den König, vgl. Nr. 242. Das Folgende mit Respektabstand.

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Nr. 252

252. Scharnhorst an [Boyen?]

Ottmachau, 1. Januar [1812]

GStA PK, VI. HA Nl Hermann v. Boyen (d. Ä.) XIII a fol. 484r–v (2 S.): Abschrift mit Dechiffrierung, Boyens Hand. Reinschrift, Greulichs Hand: ebda., fol. 483r (1 S.). Mißerfolg der Wiener Mission.

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Text in eckigen Klammern ergänzt nach der Reinschrift, wobei „Oberstlieutenant von Röder“ zur Irreführung dient; es ist Metternich gemeint. „82“ steht für „seyn“. Diese von Boyen übersehene Sequenz ist aufzulösen: „erst [vor] [?] Tage“. Boyen schrieb an dieser Stelle versehentlich: „56 76 69“, aufgelöst „e w e“. „208“ bedeutet nach anderen Dechiffrierungen: „Nein“. Statt „46“, korrigiert nach der Reinschrift; es bedeutet ebenfalls „e“.

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274 1573 habe

I. Stabschef und Geheimdiplomat (März 1811–März 1812)

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Gesamttext: „ist nicht entschlossen anzunehmen, was Weiss [d. i.: der König] angeboten. Ich [habe] das erst vor [?] Tagen erfahren. Er ist lang unentschlossen gewesen, jetzt aber hat er sich entschlossen Nein zu sagen. [Die Mission?] ist also ohne Erfolg. Ich habe nun alles aufgegeben. Sie erfahren schon diese Nachricht durch einen Expressen, der eine weitläufige Chiffer Ihnen geben wird. Ottmachau den 1. Januar. In der letzten überschickten Chiffer habe ich den [24.?] durch eine Estafette [S. E.] den [Staatskanzler Hardenberg] angezeigt, daß ich die Hoffnung verloren hätte, etwas in Wien auszurichten. Den [28.?], den Tag meiner Abreise von Wien, ging ein österreichischer Kurier von Wien nach Berlin, der alle offiziellen Schreiben von dem [?] und [dem] Minister Metternich und einen Brief von mir überbringt, die Nachricht, welche ich hier von dem unglücklichen Erfolg meiner Reise gebe, ist also überflüssig, wenn nicht ein Zufall den Kurier aufgehalten hat. Reisezufall und mein Inkognito verhinderten, daß ich hier eher ankam.“

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Nr. 253

253. Bericht

275 Neiße, 5. Januar 1812

GStA PK, VI. HA Nl Hardenberg F 14 fol. 51r–53v (6 S.): Dechiffrierung, Reinschrift, Boyens Hand. Weitere Reinschrift, Boyens Hand: ebda., Nl Scharnhorst Nr 319 fol. 2r–5r (7 S.).a Druck: nach der zweiten Reinschrift Nippold, Boyen II, S. 473–476. Mögliche Ursachen des Scheiterns der Verhandlungen in Wien. Die Haltung führender Politiker und Militärs sowie der Bevölkerung.

Dechiffrement d’une depeche du Gl de Scharnhorst en date de Neisse du 5 du Janvier 1812.b In der ersten Conferenz schien der Minister Metternich der Meynung zu seyn, der Kaiser werde den Antrag von Preussen geradezuc abschlagen müssen. Die Umstände hätten sich nach der Abreise des Hr. von Jakoby1 wegen der ungarischen Angelegenheiten2 und der grösseren Verlegenheit, in der Preussen gesetzt wäred, geändert. Nachdem ich ihm die Lage geschildert hatte, in die Oestreich und Rußland durch Preussens Verbindung mit Frankreich kommen würden, schien er zu wünschen, das ich die hierbey eintretenden militairischen Verhältnisse näher auseinander setzen möchte, dieß geschah in einem Aufsatz, in dem ich darzulegen suchte, daß durch diesen Übertritt Rußland in die Lage kommen würde, keinen andren Krieg als den zur Vertheidigung seiner inneren Provintzene führen zu können; daß alsdann Napoleon seine Streit Mittel durchf 100/m Mann, dreyhundert Feld Geschütze völlig ausgerüstet und acht Festungen sehr gut armirt und auf ein

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Anscheinend verarbeitete Boyen die chiffrierte Nachricht zu zwei Denkschriften, eine für Hardenberg und die andere für den König. Titel von Schreiberhand auf einem besonderen Blatt (fol. 50r), hierauf von unbekannter Hand mit Bleistift vermerkt: „(an Hardenberg) Eigentlich Anlage zum Immediatbericht Hardenbergs vom 15. Januar.“ In der zweiten Fassung: „den Antrag Ew. Majestet“. In der zweiten Fassung: „der grösseren Gefahren, in die Ew. Majestät gesetzt wären“. In der zweiten Fassung: „den der Vertheidigung des Innern“. Verändert aus „von“. In der zweiten Fassung steht: „seine Streitmittel p. um hundert tausend Mann“. Der im fünften Band vorgestellte Diplomat Konstans Philipp Wilhelm Freiherr von Jacobi-Klöst hatte von Anfang September bis Anfang November eine geheime Mission nach Wien unternommen. Der österreichische Staatsbankrott belastete das Verhältnis zur absolutistischen Zentrale zusätzlich. Nachdem der ungarische Reichstag Einspruch gegen das Patent vom 20. Februar 1811 zur Entwertung der als Papiergeld verwendeten Bankzettel auf ein Fünftel des Nennwerts erhoben hatte, wurde er nicht mehr einberufen und das Patent ab dem 1. September „provisorisch“ auch in Ungarn eingeführt.

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I. Stabschef und Geheimdiplomat (März 1811–März 1812)

halbes Jahr dotirt, im Norden vermehreg und dadurch hauptsächlichh in den Stand gesetzt würde, die polnische Nation nach den Umständen in Bewegung zu setzen und zu armiren; daß England dadurchi einen grossen Theil seines Interesses an dem festen Land, Teutschlandj alle Hoffnung der Selbständigkeit verliehren und alsdann erst recht in die tiefste Sklaverey versinken würde k; ich legte ihm dar, das die Verbindung Preussens mit Frankreich in moralischer Hinsicht eine der grösten Eroberungen Napoleons sey, die sich mit den Früchten jedes anderen Krieges, den er bisher geführt, messen könne, und das man sie als das eigentliche Resultat das Feldzuges von Achtzehnhundertneunl ansehen müsse; ich setzte hinzu, das Preussen in dem Kriege mit einerm der beiden Kaiser Mächte die Besorgniß haben müßte, das Opfer eines etwanigen unglücklichen Ausganges zu werden, und das es daher wohl den Ansichten, welche es 1809 geleitet haben, folgen und sich endlich mit Frankreich verbinden würde, wenn nicht Oestreich sich zu einer Defensiv Verbindungn verstände; ich suchte zu beweisen, das Oestreich bei dieser Verbindung noch mehr Interesse eigentlich als Preussen habe, da mit den Übertritt Preussens an Frankreich Oestereich zugleich als völlig abhängig geworden anzusehen wäreo. Auf diesen Aufsaz zeugte mir der Ministerp Metternich in einer neuen Conferenz das gröste Vertrauen und erklärte, man würde sogleich Nachrichten einziehen, waß die innren Verhältnisse Oestereichs verstattetenq; in dieser Conferenz bemerkte ich, das der Minister Metternich in den Haupt Punkten gerade so urtheilt, wie ich sie in dem erwähnten Aufsatzr geschildert hatte, daß er Oestereich, wenn Preussen sich g h

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In beiden Fassungen steht: „vermehren“. Verändert aus einem durch dichte Schraffur gestrichenem Wort (möglicherweise „aber“). Das Wort fehlt in der zweiten Fassung. Nachträglich hinzugefügt. Getrennt „Teut-schland“. In der zweiten Fassung: „daß alsdann England kein Interesse mehr am festen Lande haben würde und Deutschland alle Hoffnung der Selbständigkeit verliehre und in den Geist der unbedingten Hingebung versinken würde.“ In der zweiten Fassung: „Verbindung Frankreichs mit Preussen in moralischer Hinsicht eine grössere Eroberung sey als die irgend eines andern Krieges, den Napoleon geführt hat, und das man sie als das Resultat der Feldzüge von Achtzehnhundert u. Neun“. Statt „einem“. In der zweiten Fassung: „das Ew. Majestät in dem Kriege mit einer der beiden Kaiser Mächte daß Opfer des sehr wahrscheinlich unglücklichen Ausganges seyn würden, wenn nicht Ostreich sich zu einer Vertheidigungs Verbindung“. Verändert aus „werde.“ In der zweiten Fassung heißt es: „ich suchte zu zeugen, das Ostreich bei dieser Verbindung mehr Interesse als Preussen habe, weil auch bey einem unglücklichen Kriege aller drey Mächte Preussen wahrscheinlich allein das Opfer seyn würde u. Oestreich mit Preussens Übertritt an Frankreich ohne allen Krieg als völlig abhängig anzusehen wäre.“ Fehlt in der zweiten Fassung. In der zweiten Fassung: „gestatteten“. In der zweiten Fassung: „nahm ich wahr, das Metternich sich die Zukunft gerade so dachte, als ich sie“.

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an Frankreich anschließt, fürs verlohren hält, indem diese Alliantz eine völlige Verändrung aller bißher noch bestehenden unabhängigen Staaten und der Mittel, der ihnen drohenden Unterjochung zu wiederstehen, herbey führen müßte. Es erfolgten nach dieser Conferenz noch die bestimten Anordnungen, ein Observations Corps zu stellen; der Graf Hardenberg verlangte mit Beystimmung des Ministers Metternich für mich einige Modifikationen in meiner Instruktion, weil der letzte behauptete, daß die bestimten Forderungen in derselben einen nachtheiligen Eindruck machen müßtent; den Ungarn wurde eine Maaßregel vorgeschlagen, wodurch manu für den Augenblick Geld bekam und ihre Gerechtsame doch ungekränkt blieben. Der Graf Metternich äusserte sich zu vertrauten Personen gantz in dem Geist des obigen Aufsatzes ohne Rückhalt, und erklärte, das diev Haupt Observations Armee von 50/m Mann mit angemessenen Reserven bestehen würde; man erfuhr, das Metternich in dieser und der ungarischen Angelegenheit den Sieg über den Finanz Minister Wallis3 erhalten hättew. Diese gute Wendung der Sache hatte aber keinen langen Bestand und die Ursachen zu dieser Verändrung waren, wie ich glaube, folgende: 1) Auf die Nachricht von der Ausrüstung einer Observations Armee fielen sogleich die öffentlichen Papierex und Graf Wallis, der dem Kaiser versprochen hat, den Staat aus den zerrütteten Finanz Verhältnissen zu retten, hatte nun mit mehr Nachdruck seine Meynung unterstützen können. s

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Fehlt in der zweiten Fassung. Dort heißt es in der Folge: „das durch diese Allianz eine gäntzliche Verändrung der politischen Verhältnisse entstehe und gegen Frankreich alsdann kein Wiederstand möglich sey.“ In der zweiten Fassung: „Es erfolgten hierauf, soviel ich von Hardenberg (ehemaliger hanöverscher Gesandter, der sich in Wien aufhält) erfahren habe, mehrere Conferenzen, es wurde bestimt, ein Observations Corps aufzustellen, Hardenberg mit zu (zu) lassen, das Metternich eine modifizirte Instruktion (verlangen solle), weil dieser behauptete, das (die) Haupt Instruktion wegen ihrer bestimten Forderungen einen nachtheiligen Eindruck machen würde.“ Nachträglich hinzugefügt. In der zweiten Fassung heißt es: „man für den Augenblick zu Geld kommen und ihre Gerechtsame erhalten würde.“ Verändert aus „das man eine“. In der zweiten Fassung: „Der Metternich äusserte sich im Vertrauen der Unterredung ohne Rückhalt, er ließ es fallen, die Haupt Observations Armee bestehe aus funfzig tausend Mann und [sei mit] einer angemessenen Reserve im Innern bereitet. Hardenberg erfuhr, das Metternich in Absicht dieser und der erwähnten [das Wort nachträglich hinzugefügt] ungarischen Angelegenheit den Sieg über den Finanzminister Graf Wallis erhalten hätte“. In der zweiten Fassung: „aber hatte keinen Erfolg, und die Ursache davon war, wie ich glaube, folgende: Erstlich fielen auf das Gerücht von der Ausrüstung einer Observations Armee die Papiere“. Joseph Graf von Wallis, Freiherr von Carighmain (1767–1818), stammte aus dem böhmischen Zweig der irisch-schottischen Familie Walsh. Nach einer Karriere als Justizund Verwaltungsbeamter, zuletzt als Gouverneur von Böhmen, Mähren und Schlesien, wurde er im Juli 1810 zum Präsidenten der Hofkammer ernannt. Durch das Finanzpatent vom 20. Februar galt er als Verursacher des Staatsbankrotts von 1811. Nach seiner Verabschiedung im April 1813 kehrt er in sein altes Fach zurück und wurde Ende 1817 zum Obersten Justizpräsidenten ernannt.

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2) Der General Dukka4 und der General Kutschera5, welche beidey im frantzösischen Interesse sind und grossen Einfluß bey Hofe haben, hatten die Maaßregel der Observations Armee sehr gefährlich und nachtheilig geschildert. 3. kam nun noch dazu, das ein Kurier aus Paris keine guten Nachrichten gebracht hatte. Der Ministerz Metternich sagte mir, das der Kaiser Napoleon in der Audienz, die er dem Fürsten Schwarzenbergaa bey seiner Ankunft gegeben6, gesagt, daß er voraussehe, das es zwischen beiden Cabineten zu Erklärungen kommen würde. Die Observations Armee (die jetzt nur auf 18/m Mann angegeben wurde) hatte übleab Eindrücke gemacht. Der Kaiser habe von Preussen mit dem grösten Lobe gesprochen; der König wäre ein guter Regentac, der den Frieden liebe, der Staats Canzler ein Mann von Talent, der Preussen zu nehmenad wisse, dem Volke aber wäre nicht zu trauen. Alle diese Umstände erzeugten eine gäntzliche Nieder Geschlagenheit und bestimten den Kaiserae Frantz zu der gegebenen unbestimten Antwort. Ich drang in einem neuenaf Aufsatz darauf, die Sache noch einmahl in Überlegung zu nehmenag, indem y

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Folgt, durch Schraffur gestrichen: „von Frankreich“. In der zweiten Fassung heißt es in der Folge „den grösten Einfluß“ und „nachtheilig gefunden, und drittens“. Fehlt in der zweiten Fassung. In der zweiten Fassung „Schwartzenburg“, verändert aus „Hardenberg“. In der zweiten Fassung: „Die Observations Armee, die er jetzt zu achtzehn tausend Mann angab, hätte unangenehme“. In der zweiten Fassung: „ein gutgesinnter Mann“. In der zweiten Fassung folgt: „weiß, das Volk müsse geleitet werden, es wisse nicht waß es wolle. Diese ungünstigen Umstände erzeugten nun“. In der zweiten Fassung folgt: „zu der Antwort, die Ew. Majestät erhalten haben.“ Fehlt in der zweiten Fassung. In der zweiten Fassung folgt: „und stellte vor, waß Ew. Majestät für die gute Sache gethan hätten, daß Sie nähmlich Ihr Privatvermögen, Prätiosen, Gold u. Silber Zeug aufgeopfert, nur um neue Streitmittel aufzustellen und die Contribution an Frankreich zu bezahlen, daß Sie sich durch Ihre Zurüstungen der Gefahr der Vernichtung ausgesetzt, daß Sie, waß man für die Erhaltung der andren Staaten nur verlangen könne, erschöpft hätten und das daher, wenn die Nachwelt sehen würde, daß Sie nicht aus Furcht u. aus verkehrten Ansichten, sondern infolge der unzweckmässigen Maaßregeln der andren Mächte Frankreich in die Arme gestossen wären, diese Schritte nicht Ihnen, vielmehr nur dem russischen u. oestreichischen Cabinette zugeschrieben werden müssen, und das das daraus entstehende Unglück für Ew. Majestät u. Ihre Familie durch äussere Umstände unabwendbar herbeygeführt wäre.“ Feldzeugmeister Peter Freiherr von Duka (1756–1822) war 1793 als Kapitän im Generalstab nach der Schlacht von Famars mit dem Maria-Theresia-Orden ausgezeichnet worden. Seit 1805 fungierte er als Kommandeur im Banat, 1813 diente er im Hauptquartier des Kaisers. Johann Nepomuk von Kutschera (1766–1832), Sohn eines geadelten Beamten, hatte ab 1793 als Adjutant Alvinczys und ab 1797 im Generalstab gedient. Seit 1805 Generaladjutant und wichtigster militärischer Berater Franz I., wurde er 1813 zum Feldmarschalleutnant, 1819 zum Freiherrn und 1832 zum Feldzeugmeister ernannt. Der erstmals im dritten Band vorgestellte Karl Philipp, Fürst von Schwarzenberg (1771–1820), fungierte seit 1809 als Botschafter in Paris und hatte u. a. die Verhandlungen zur Vermählung Napoleons mit Erzherzogin Marie Louise geführt.

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ich bemerklich machte, waß Preussen bereits für die gute Sache gethan hätte, indem Se. Majestät selbst Ihr Privatvermögen, Ihre Pretiosen, Gold und Silberzeug aufgeopfert, um neue Streit Mittel aufzustellen und die Contribution an Frankreich zu bezahlen, daß Sie durch ihre Rüstungen mit eigener Gefahr für die Sicherheit der andren Staaten gewürkt hätten, und das daher die Nachwelt das künftige Schicksahl Preussens zum Theil dem Benehmen des russischen und östereichischen Cabinets zuschreiben ah, daß daraus entstehende Unglück für die königliche preussische Familie als eine Folge jener unnothigen Maaßregeln ansehen würde. Der Graf Metternichai gab mir auf diesen Aufsatz zur Antwort, beyaj der einmal bestimt[e]n Maaßregel sey keine Ändrung mehr möglichak, es sey traurig, das die Cabinette nicht ausal grossen Gesichts Punkten zur Erhaltung der noch bestehenden Staaten arbeiteten, sondern immer dabey fremden Absichten Gehör geben. Der Kaiser Alexander sey zwar ein kluger, guter, vortreflicher Regent, aber die Haupt Maaßregeln seines Cabinets stünden doch denen des preussischen weit nach, welches wegen seiner reinen Absichten die Bewunderung aller derer erhalten müste, die sie kennen zu lernen Gelegenheit hätten. Wahrscheinlich würde Preussen in jeder anderen Parthey doch noch unglücklicher seyn als mit der russischen; in der Politik sey oft das einzige Hülfsmittel Zeit zu gewinnen, für den Augenblick könne Oestereich gantz und gar keine Hülfe geben und das, waß in der Folge geschehen könte, würde von den Umständen abhängen. Dieß war der Haupt Inhalt seiner gutgemeinten, aber nicht ganz offenen Erklärung, der ich nun noch folgende Notizen beyfügen will:

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Folgt gestrichen: „würde“. In der zweiten Fassung heißt es lediglich: „Metternich“. Nachträglich hinzugefügt. In der zweiten Fassung steht: „in“. In der zweiten Fassung folgt: „er setzte hinzu, dieses Unglück hätte man dem russischen Kabinet zuzuschreiben, es sey traurig, das dieses nicht den grossen Gesichts Punkt gefaßt hätte, nur allein zu der Erhaltung der noch bestehenden Staaten zu arbeiten, sondern immer fremdartigen Absichten Gehör gegeben, daß der Kaiser Alexander ein sehr kluger, guter, vortreflicher Regent sey, im Kabinet aber ganz anders erscheine. Daß die Haupt Maaßregeln Ew. Majestät die gröste Bewunderung verdienten u. von allen, welche sie kennen, erhalten, daß aber dennoch Ew. Majestät in furchtbar S [bei Nippold ein Integralzeichen] Parthey wahrscheinlich unglücklicher seyn würden als in der russischen (man muß hier ein falsches Chiffriren voraussetzen. Vielleicht sollte es heissen: das wenn Ew. Majestät für Ihre Person in der frantzösischen Parthey auch unglücklicher als in der russischen seyn würden) es in der Politik oft nöthig sey, Zeit zu gewinnen (hier kommt wieder eine dunkle Stelle, wahrscheinlich enthält sie das Geständniß der damahligen grossen Gährung in Ungarn), daß der König in dem gegenwärtigen Augenblick keine Hülfe von Oestreich erwarten könne und das sie in der Folge von den Umständen abhängen würde.“ Verändert aus „nach“.

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I. Stabschef und Geheimdiplomat (März 1811–März 1812)

Der Erzherzog Carl u. die andren Erzherzöge mit Ausschluß des Erzherzogs Johan7 sollen sich auf die frantzösische Seite neigen, der General Lichtenstein8 u. das Volk den Frieden wünschen. Die Nation ist aber wie immer sehr patriotisch gesinnt, haßt die Frantzosen als ihre Unterdrücker und verachtet die hohen Familien, von denen sie glaubtam, daß sie wegen ihrer Besitzungen sich zu Frankreich hinneigen. Es scheint mir, das einige Mitglieder der kaiserlichen Familie die Hoffnung hegen, wenn sie sich völlig ruhig verhalten, in dem schlimsten Fall durch die Verwandschaft eine Existenz zu behalten. Durch die Heyrath hat übrigens Oestreich nichts gewonnen als die Zurücknahme des Friedens Artikels, der die Stärke der Armee bestimte. Der Graf Metternich sagte mir, das nach den eben erhaltenen Nachrichten im Inneren von Frankreich bedeutende Rüstungen angeordnet wären, welche ungefähr biß Märtz oder Aprill die neuen Streit Mittel an die Elbe und Oder bringen könten. Biß dahin, glaubt man, würde Kaiser Napoleon alles anwenden, um sich durch Güte in den Besitz von Preussen zu setzen, damit er soviel als möglich die öffentliche Meynung in Preussen u. Teutschland für sich behalte, auch an Rußland keine direkte Veranlassung zu neuen Klagen gebean. Neisse den 5. Januar 1812.

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Statt „glauben“. In der zweiten Fassung: „Hiebey muß ich noch bemerken, das der Erzherzog Carl und die andren oestreichischen Printzen, den Erzherzog Johan ausgenommen, für die gänzliche Hingebung an Frankreich sind, daß der Fürst Lichtenstein, der am mehresten geachtete General, wegen seiner grossen Besitzungen, sowie überhaupt das Volck den Frieden wünschen, daß aber dem ungeachtet das Volck in patriotischem Geiste sich äussert, die Frantzosen als ihre Unterdrücker ansieht und die hohe Kaiser Familie, von der sie glauben, das sie frantzösisch gesinnt sind, deßhalb verachten. Es scheint mir, das die Kaiser Familie Hoffnung hat, im schlimmsten Fall der Verwandschaft wegen eine Existenz zu behalten, wenn sie sich ruhig verhielte. Durch die Heirath hat man nichts erhalten als die Zurücknahme des Friedens Artikels, welcher die Stärke der Armee bestimte. Der Minister Metternich sagte mir, das nach den eben aus Frankreich erhaltenen Nachrichten grosse Zurüstungen aus dem Inneren im Werke wären, welche ungefehr im März oder Apprill die Streitmittel an die Elbe und Oder bringen würden, er glaube, das Napoleon biß dahin suchen würde, eine gute Verbindung mit Preussen zu Stande zu bringen, damit Rußland nichts darüber sagen könne und er überhaupt die Meinung sowohl im Inneren von Preussen als Deutschland für sich hätte.“ Die Erzherzöge Karl und Johann wurden im ersten bzw. zweiten Band vorgestellt. Johann Joseph, seit 1805 regierender Fürst von Liechtenstein (1760–1836), ein Schüler Lacys, hatte im Türkenkrieg 1788–1790 gedient. Für seinen Einsatz beim Angriff auf das Lager von Maubeuge 1794 wurde er zum Generalmajor befördert. Er zeichnete sich u. a. an der Trebbia, bei Novi, Hohenlinden, Austerlitz und Aspern aus. 1809 wurde er nach der Demission Erzherzog Karls zum Feldmarschall und Oberbefehlshaber der Armee ernannt und unterzeichnete den Frieden von Schönbrunn. Danach widmete er sich gemeinnützigen Anlagen sowie Künsten und Wissenschaften.

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Nr. 254

254. Bericht

[Neiße], 6. Januar [1812]

GStA PK, VI. HA Nl Hermann v. Boyen (d. Ä.) XIII a fol. 480r–v (11/2 S.): Chiffrierte Reinschrift, eigenhändig, mit Bleistift dechiffriert von Boyen. Aussagen Metternichs zu Verhandlungen mit Frankreich.

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sagen 2082

und 1855

S.Exl. 1050

wir 2438

 329

J 911

 2893

 2180

ist 1690

von Napoleon keine Antwort Erfolg  2020 1845 1430 1170 2707 302

 260

einstelln wohl

zu 1101

Nachricht 2041

das 40

er 600

S 2789

hat 1574

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in 1058

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und Verschanz  1855 1750 328

wenn man 809 1147

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und 1855

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 312

und 1855

 172 ein 594 würde 41

 189 Verzweifelung verbind 2401 und 1855

vertheidigen 1064 ge 1099

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zeigen 1493  251

 260

ung versprechen 1828 2410 die 1009

Frantzosen 996

 315

M. Metternich 1760

 362

wenn man 809 1147

der vertheidig ung 1095 2167 1828 R treffen  1045 2148 311

Man nach P 954 2234 1549

man 1147

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sollen 1667

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 318

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in Stand sezzen 1058 1478 2141

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 261  328  gehen 342 681

Schicksahl 1765

der 1095

da der Napoleon 1227 1095 1845

 1200 erfüllt

Preussen 1563

 1942

 450 von 2020

Kaum zu entzifferndes Wort, könnte „Offiecier“ heißen.

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282

I. Stabschef und Geheimdiplomat (März 1811–März 1812)

allen Seite 300 795

  nur die 325 einschlößen 2523 2178 1009

führen zu 1121 1101 ein 594

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man nicht die ent sch 1147 2054 1009 2209 2147 Min. Metternich 1760 wünscht.  429

bekannt

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Maaßregel 1789  642

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ist 1690

man 1147

J 911 man 1147 man 1147

von 2020

des Napoleon zu erwarten 1030 1845 1101 2207  1206

 431.1 – Den 6. Jan.

255. Scharnhorst an Boyen

Neiße, 7. Januar 1812

GStA PK, VI. HA Nl Hermann v. Boyen (d. Ä.) XIII a fol. 516r–v (11/4 S.): Eigenhändig. Reiseplan. Truppenbewegungen in Sachsen und im Herzogtum Warschau.

Mein lieber Boyn, ich gehe heute nacha Cosel, bleibe morgen dort und kommenden Morgen als den 9ten zurük, dann denke ich den 10ten hierzubleiben, b c 1

a

Verändert aus einem nicht klar lesbaren Wort. Danach einige durch dichte Schraffur gestrichene Wörter. „An S. Exl. den [Staatskanzler] Hardenberg. [?] hält das Lob, welches [Kaiser] Napoleon dem König und S. Exl. [aussprach, für] sehr bedenklich; er sagt, wir hätten nicht die Armirung einstelln, wohl aber dies zu Nachricht versprechen sollen. Ist von Napoleon keine Antwort erfolgt? Minister Metternich [meint,] es ist wahrscheinlich, daß er [böse] Absicht[en] gegen uns hat. Gefährlich würde es seyn, wenn man in diesem Fall nicht Maaßregel[n] zu der Vertheidigung der Festungen und verschanzten Lager treffen [würde], wenn man sich nicht zur Vertheidigung in Stand sezzen und einen geheimen Mann nach [Sankt] P[etersburg] gehen lassen und anzeigen [würde], man müsse [unser] Schicksahl der Verzweifelung übergeben, da der [Kaiser] Napoleon eine Verbindung verspricht, sie nicht erfüllt würde und die französischen Truppen Preussen von allen Seiten einschlößen. Nur die obigen Maaßregeln führen zu einer Verbindung, wenn sonst eine zu erwarten ist. Ist man ruhig, führt man nicht die Entscheidung herbei. Minister Metternich [sendet?] Nachricht, [daß] man Napoleon vor[zu]ziehen wünscht. Was man von der Discretion des [Kaisers] Napoleon zu erwarten hat, [ist] ja bekannt.“ Folgt, durch dichte Schraffur gestrichen: „Glatz“.

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283

Nr. 256

gehe den 11ten nach Glatz, bleibe dort und in Frankenstein den 12ten u. 13ten und komme den 14ten nach Breslau, vielleicht ab[e]r auch 1 od[e]r 2 Tage später. Man sagt hier, die Dörfer der sächsishen Grenze bei und selbst in Lauban seyn voller Truppen, man habe Feldwachen gegen Schlesien ausgesetzt, in Polen sey eine starke Recruten Aushebungb u. s. w. Man zeigt mir die Leute an, welche von dort eben hiergekommen. Sie werden dies vielleicht alle[s] beßer als ich wissen. Gleichwohl glaube ich es Ihnen anzeigen zu müßen. Ihr Freund v.Scharnhorst Neisse den 7ten Jan. Morge[n]s 6 Uhr.c Ich bringe die Instruction an die Comandanten in Erinerung. S. 256. Scharnhorst an Boyen

Neiße, 10. Januar 1812

GStA PK, VI. HA Nl Hermann v. Boyen (d. Ä.) XIII a fol. 514r (1 S.): Eigenhändig. Manöver in Neiße. Reiseplan.

Neisse den 10ten Jan. 12 Gestern Abend bin ich von Kosel zurückgekommen, heute habe ich hier ein Manoeuver machen laßen, welches ohne alle vorherige Disposition sehr schön ausgeführt ist. Besonders kann ich den Major von Carnal 1 und Ritmeister Englhard2 loben. Morgen reise ich nach Glatz, bleibe dort den 12ten und gehe den 13ten nach Breslau. Ihren Brief von 4ten, so wie den von 7ten, habe ich erhalten. Ich danke Ihnen, mein innigster und bester Freunda, b c

a

1

2

Verändert aus „sey eine Aushebung“. Das Folgende auf der Rückseite, deshalb unten rechts auf fol. 516r der Verweis: „verte“. Mutmaßlich zu diesem Brief gehört ein Umschlag ebda., fol. 515r, von unbekannter Hand adressiert: „An den Königl. Major und [folgt gestrichen: „2ten“] Direktor des Allgemeinen Kriegsdepartements p.p. Herr v.Boyen Hochwohlgebor. zu Berlin. Zur eigenen Eröffnung“. Arvid Konrad von Carnall (1761–1840) war im Feldzug 1793–1795 mit dem Pour le Mérite dekoriert worden. Nachdem er bei Jena schwer verwundet wurde, diente er zunächst in Glatz und wurde im März 1811 zum Kommandeur des in Neiße und Cosel garnisonierten 1. Schlesischen Infanterieregiments ernannt. Im Krieg gegen Rußland befehligte Carnall das 6. kombinierte Infanterieregiment, in den Befreiungskriegen wurde er erneut verwundet und mit beiden Klassen des Eisernen Kreuzes ausgezeichnet. Wegen angegriffener Gesundheit wurde er im Oktober 1815 mit dem Charakter als Generalmajor pensioniert. Karl Ludwig von Engelhart war 1807 vom Husarenregiment Schimmelpfennig (No. 6) zu dem daraus hervorgegangenen 1. Schlesischen Husarenregiment gekommen, dessen Kommando er Ende 1815 erhielt. Er starb 1828 als Oberst.

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284

I. Stabschef und Geheimdiplomat (März 1811–März 1812)

herzlich für die Mittheilungen, welche darin mir gegeben sindb. Ich habe hier noch viel zu thun gefunden, ich habe daher kaum Zeit übrig, und ich schreibe dies 111/2 Uhr. Leben Sie wohl, mein bester Boyn. Ihr Frd. v.Scharnhorst 257. Scharnhorst an Boyen

Glatz, 13. Januar 1812

GStA PK, VI. HA Nl Hermann v. Boyen (d. Ä.) XIII a fol. 502r (1 S.): Eigenhändig, Fragment.a Inspektionstätigkeit in Schlesien.

Glatz den 13tenb Jan. 1812 Heute gehe ich nach Silberberg und trefe morgen Mittag in Breslau ein. Ich habe sowol hier als in Neisse und Kosel viele Geschäfte vorgefunden und mein Hierseyn ist für den Dienst des Königs von großen Nutzen. Ich habe dabei nicht versäumt, auch die Truppen zu sehen, und ich habe dabei Gelegenheit gehabt, die höhern Officier zu sprechen und (durch Andere) verschiedene näher kennenzulernen. Ich habe die Fehler, welche c beim Manöv[e]r gemacht wurden, gerügt und die Befehlshaber vor den ganzen Officier Corps den väterlichen Rath gegeben, streng auf die Subordination und died Autorität zu halten, welche ihnen der König gegeben hat. Obgleich die hiesige Brigade zum Theil aus Wasserpolen bestehet, so halte ich sie doch so gut als irgende eine andere.1 Adieu [Ihr Sie herzlich und innigst liebender Freund Scharnhorst]f

b

Verändert aus „Mittheilungen darin.“

a

Vgl. Anm. f. Verändert aus einer anderen Zahl, mutmaßlich „12ten“. Die folgenden zwei Wörter nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „ihre“. Nachträglich hinzugefügt. Hier wurde das Blatt unten abgeschnitten, mutmaßlich von einem Autogrammsammler. Der Inhalt der eckigen Klammer in der Vorlage mit Bleistift von fremder Hand ergänzt. Die Oberschlesische Brigade bezog ihre Rekruten auch aus der als „Wasserpolen“ bezeichneten polnischsprachigen Minderheit Schlesiens. Der ursprünglich Mitte des 18. Jahrhunderts auf die polnischsprechenden Oderschiffer gemünzte Begriff wurde zunehmend herabsetzend gebraucht.

b c d e f

1

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10.03.14 12:37

285

Nr. 258

258. Scharnhorst an [Boyen?]

[?], 19. Januar [1812]

GStA PK, VI. HA Nl Hermann v. Boyen (d. Ä.) XIII a fol. 485r (1 S.): Chiffrierte Reinschrift, eigenhändiga, mit Bleistift dechiffriert von Boyen. Vorgehen nach dem Scheitern der Mission. Geheimhaltung.

den Saz von Clausewitz  550 1047 2020 146 371 schrieben hat 1633 1574  3

König da 532 1227

bei 7

und Gefühl  1855 730 1859 über 1854

ein 594

finden 1092

 375

nach 2234

 369

 77

en 619

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  Maaßregel 90 schiedene 81 1789

für 977

die 1009

 590

 durch  als nun mehr für un 620 2061 381 1022 1847 831 977 1569

auch 534

wirklich 626

der 1095

nach 2234

den 550

hat 1574

 387

was 216

man hätte Nachricht müssen  1147 1580 2041 1785 377

gut 96

acht 138

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man 1147

nicht 2054

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ist 1690

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 zu 1104 1101

 771

und 1855

 16

hier 1006

bey 7

über dies 1854 531

.

)

recht 2130

 ferner noch 744 184 1846

 387

 81

zu 1101

 sehen  46 796 785 ich 1011

 1041 er 600

 710

Zeit 1417

 16

mir 1740

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 299

machen Fehler zu 1780 1093 1101

an Ende nicht S 931 584 2054 2789

 würde 41 1161

von unser S.Exl. 2020 938 1050 etc.

 5

A 82

von 2020 ............

b

den 550

aus führ B 298 773 2730

Fall 2304

eignen beurtheil ung 892 124 1828 en 619

würde mir da durch Haupt ge 41 1740 1227 1043 1009 907

a

er 600

dies 531

 81

 R 1045 710

 ich würde den 2511 1011 41 550

Rath dagegen welche mit 2061 900 175 1744

Zukunft zu nehmen  und  1429 1101 2074 380 1855 479 Seiten ge geben  795 907 1542 629

gut 96

sein 1581

mir Gneisenau ge 1740 97 1099

 271

den 550

 46

 46

stimmen

den 550

 576

auch ich sehr 534 1011 1703

bitten 491

und 1855

von 2020

 199

gut 96

es 2495

 31

bemerken seyn 1182 1666

entfernt von eigen Interesse sey 2246 2020 892 1420 2161

(

werde 217

ge 907 nun 1847

was doch 216 1040  380

nachricht 2041 kein 1430

 den ich 1199 1041 1011b  110

eignen

 stiften 46 das 40

der 1095

 272  2508 Rath 2061

 383

Hierbei mehrere Chiffren nachträglich hinzugefügt, die aber zumeist nur Artikel, Präpositionen oder weniger wichtige Silben ausmachen. Sie wurden daher meistens nicht markiert. Nachträglich hinzugefügt.

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286 weil 1559

I. Stabschef und Geheimdiplomat (März 1811–März 1812)

er 600

  1060 368

verfolgen 1756 alle 300

ung 1828

Verlust 1759

 386

R Brigaden lich 2677 292 521

sehr leicht oder 1703 1660 283

wahrscheinlich 1307

nach 2234

 und das da gegen bei 299 1855 40 1227 1236 7 Gefahr  705 371  zu 1106 1101 J 911  389

Ruhe 1775

V J D 1589 2771 2749 statt 1328

finden 1092

viel 759

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sich 1765

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 leicht 1660 1586 en 619

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 1649

den 550

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 271

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 und 1888 1855

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en 619

 771

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 384

J 911

G 1249

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 696

er 600

 573

der Frantzosen Gesandte  in Inner N 1095 996 754 2607 1058 1692 1840

   beobachten werde  das 830 Hauses 1041 121 217 385 40 2086

 sein 1581 1649  771

 710

 377

S 2789

 620

 772

 Reise N 710 2100 1840

  ich 2520 1911f 1011

wissentlich von 2080 1011

kein 1430

wohl eignen S Interesse  liebe 1335 892 1469 1420 377 1494

  621 sondern 800  940

 1629

alle 300

Aufsaz 1047

en 619

in der Stadt 1058 1095 1824

 877

von 2020

 511 gesprochen

u. s. w.1

Den 19n Januar

c d e f g 1

Bedeutet: „u“. Bedeutet: „in“. Die folgenden zwei Chiffren nachträglich hinzugefügt. Die folgenden zwei Chiffren nachträglich hinzugefügt. Undeutliches Wort, möglicherweise „kame“ o. ä. „Den Satz von Clausewitz, von dem mir Gneisenau geschrieben hat, finde ich auch sehr gut. Ich würde den König dabei bitten, nach seiner eignen Beurteilung und Gefühl

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287

Nr. 259

259. Quittung

Berlin, [nicht vor] 20. Januar 1812

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 12 fol. 52r (1 S.): Zwei unbekannte Hände. Berlin den 20. Jan. 1812

1811 d. 13. Merz

1

17. April

1 1 1

Herr General von Scharnhorst Hochwohlgebohrn empfingen Taschenbuch der Kriegsbegebenheiten1 3’ Jahrg. 1811 ............................ Leben des Grafen von Schmettow2 ......................... Fabri Abriß der Geographie3 .................................. Taschenbuch der Kriegsbegebenheiten 2’ Jahrg. 1810 ........................... 10 7 a zu schuldigsten Dank ß bezahlt Nicolaishe Buchh.4

3 2 –

9 – 10

– – –

4

12



10

7

und den Rat[schlägen?] dagegen, welcher mit diesen überinstimmen, entschiedene Maßregeln für die Zukunft zu nehmen, und den von uns [und] S. Exl. [Hardenberg] Seiten gegebenen durch[aus] als nunmehr für unausführbar anzusehen (was doch auch wirklich der Fall ist). Ich werde, nachdem man [mir] nicht zu rechter Zeit die Nachricht[en] geschickt hat, die man hätte schicken müssen, mir nun kein Gutachten ferner noch erlauben, denn ich würde mir dadurch die hauptsächlichen gemachten Fehler zueignen und überdies am Ende nichts gutes stiften. Hierbei würde zu bemerken sein, daß der Rat von .......... entfernt von Eigeninteresse sei, weil er Verfolgung, Verlust alles Vermögens, aller Brigaden [unverständliche Passage] zu sehr leicht oder wahrscheinlich nach sich ziehen kann, und dagegen bei dem Rat von anderen nicht allein keine Gefahr, sondern wohl eigenes Interesse und Liebe zur Ruhe vielleicht den Individuen unbewußt stattfinden. Ich werde morgen von hier abgehen, aber nur bei Tag reisen. Ich bitte Gneisenau zu sagen, daß er dem [....]svoigt [oder „[....]s Voigt“, möglicherweise ein Deckname] nichts anvertrauen darf und daß man weiß, daß er vom französischen Gesandten im Innern des Hauses beobachtet werde, daß von seinen Aufsätzen in der Stadt gesprochen wird usw.“ a 1

2

3

4

Ab hier wechselt die Hand. [Georg Joachim Göschen (Hrsg.):] Kriegs-Kalender für gebildete Leser aller Stände, 3 Bde., Leipzig 1809–1811. Es handelt sich um das in Anm. ag zu Nr. 370 im sechsten Band als „militärischer Almanach“ erwähnte Werk. Lebensgeschichte des Grafen von Schmettau, Königl. Preuß. Generallieutenants, Ritters des schwarzen Adler-Ordens und General-Quartiermeisters der Armee Friedrichs des Zweiten. Von seinem Sohne dem Hauptmann Grafen v. Schmettau, 2 Teile, Berlin 1806. Tatsächlicher Autor der Biographie des 1759 wegen der Kapitulation von Dresden in Ungnade gefallenen Generalleutnants Karl Christoph Graf von Schmettau (1696–1775) war dessen Neffe, der aus dem vierten Band bekannte Generalleutnant Friedrich Wilhelm Karl Graf von Schmettau. Der Geograph und Statistiker Johann Ernst Fabri (1755–1825) hatte zunächst in Göttingen und Jena gelehrt, ehe er 1794 als Redakteur und (bis 1815 unbesoldeter) Professor nach Erlangen ging. Sein „Abriß der Geographie für Schulen“ (Halle 1785) erschien 1817 in der 15. Auflage. Die von dem 1752 verstorbenen Christian Gottlieb Nicolai begründete Buchhandlung besteht noch heute.

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288

I. Stabschef und Geheimdiplomat (März 1811–März 1812)

260. Scharnhorst an Prinz August

Berlin, 30. Januar 1812

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 209 fol. 6r–v (2 S.): Konzept, Clausewitz’ Hand. Druck: Hahlweg I, S. 175f. Ansichten zur Verpackung von Artilleriemunition.

An den Pr. Augus[t].a Die mir geneigtestb übersandten 7 Piecen, die Verpakkungsversuche betreffendc, habe ich die Ehre Ew. K. H. hierbei gehorsamst zu remittiren.1 Was meine Meinung anbetrift, so muß ich mich auf die früher von mir geschehenen Aeußerungen beziehen. Ich habe nehmlich im Revol. Krieged eine Erfahrung über die hier vorgeschlagene Verpakungs Art gemacht, die mir durch den Versuch nicht ganz beseitigte scheint. Es fand sich nehmlich, daß die bei der hannöv. Artill. stehend in eigenen Fächern verpaktenf Kartuschen nach Beendigung des Feldzugs alle zu dikg u. dadurch unbrauchbar geworden warn, weil sich das Pulver gesakt hatte. Man hat sich daher damals bei der hannöv. Artill. der preuß. Art, nehmlich der liegenden Verpackung bedienth. Selbst das Zusammenbacken des Pulvers war nicht vermieden durch die aufrechte Stellung.i Die Kartuschbeutel bestanden aus gewöhnlichem Etamin2. Diese Erfahrung kannj die Sache nicht in letzter Instanz abthun, weil offenbar der Fehler in dem Zeuge lag, aus welchen die Kartushbeutel gemacht waren. Pergament u. Blech, wie die Russen haben, kann sich nicht erweitern u. wird diesen Nachtheil alsok nicht zulassen. Vielleicht komt man auch noch auf das eine oder andere Mittel, um ihm abzuhelfen. In jedem Fall verdient die von mir angeführte Erfahrung einige Rüksicht, da das Herum Fahren der Munition während eines ganzen Feldzugs mit einem Versuch von einigen Märschen allerdingsl nicht verglichen werden kann. a

b c d e f g h

i j k l 1

2

Oben rechts von Schreiberhand: „Zu Jan. 1812 No. 67“, ein Verweis auf das beantwortete Schreiben des Prinzen (Berlin, 27. Januar 1812, fol. 4r–5r). Nachträglich hinzugefügt. Dazu am Rande sieben schräge Striche. Folgt gestrichen: „die“. Statt „beiseitigt“. Verändert aus „verpakte“, es folgt gestrichen: „Mun“. Verändert aus „zu groß geworden waren, weil sich das“. Verändert aus „Man ist daher damals bei der hannöv. Artill. zur alten Art, nehmlich zur liegenden Verpackung zurückgekehrt“. Folgt gestrichen: „Das Kartuschzeug“. Folgt gestrichen: „nicht unter“. Verändert aus „Russen haben, wird diesen Nachtheil“. Verändert aus „freilich“. Die protokollierten Versuche wurden zwischen dem 28. Januar 1810 und dem 27. Dezember 1811 durchgeführt und beanspruchten insgesamt 18 Tage. Dünnes, stark gepreßtes, glänzendes Kammwollgewebe, hauptsächlich als Kleiderfutter verwendet.

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Nr. 261

Auch glaube ich bemerken zu müssen, daß mir das Verpacken mit stehenden Kartuschen nicht so leicht geschienen hat, weil wenn man das Werk3 nicht in kleinen Partikeln vermittelst eines Spans einstopft, man die Kartusche nicht ohne große Beschwerde wieder herausnehmen kann, dieß wird sich indessen eher durch Versuche ausmitteln lassen. N.d.G.v.Scharnhorst Cl. Berlin d. 30. Januar 1812.m 261. Scharnhorst an Karl August Freiherrn von Hardenberg Berlin, 1. Februar 1812 GStA PK, VI. HA Nl Daniel Ludwig Albrecht Nr. 17 fol. 16r (1 S.): Reinschrift, eigenhändig. Notwendigkeit, Yorck vom veränderten französisch-preußischen Verhältnis zu informieren.

Sollten unsere Verhältnisse mit Frankreich uns jetzt gegen gewaltsame Schritte sichern, sollte von Frankreich kein Gewaltstreich mehr zu erwarten seyn1, so müßte der General von York von dieser veränderten Lage benachrichtigt werden, denn dieser wird, wie Ew. Excellenz wissen, bei jeden unerwarteten Ereigniß der von mir geschloßenen Petersburger Convention gemäß handeln. Ich halte es für meine Pflicht, die Sache in Erinnerung zu bringen.a Berlin den 1tenb Febr. 1812.

v.Scharnhorst.2

262. Scharnhorst an Gerhard

Berlin, 1. Februar 1812

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 48 fol. 3r (1/2 S.): Konzept, Clausewitz’ Hand. Aktennotiz, Clausewitz’ Hand: ebda., fol. 2r.a Dank für Übersendung eines Berichts Moritz’. Verabredung eines Treffens.

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Darunter ein Mundierungsvermerk Greulichs vom selben Tage. Gemeint ist Werg. Das Folgende mit Respektabstand und Respektstrich zur Unterschrift. Verändert aus „2ten“. Ab dem 26. Januar hatte die Division Friant von Mecklenburg aus das nominell verbündete Schwedisch-Pommern ohne Vorankündigung besetzt, angeblich um die Kontinentalsperre durchzusetzen. Hardenberg schrieb daraufhin am 4. Februar an Yorck und Tauentzien, die Konzepte befinden sich ebda., fol. 17r–v bzw. 18r. Auf dem beantworteten Schreiben Gerhards an Scharnhorst (B., 21. November 1811, versehen mit einem Präsentationsvermerk vom 27. Januar 1812).

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I. Stabschef und Geheimdiplomat (März 1811–März 1812)

An den G. St. R. u. Berghauptm. Gerhardb Euer Hochwohlgeb. danke ich ganz ergebenst für diec mir gefälligst übersandten Kopien der Zeichnungen von der Spandaur Gew. Fabrik durch den Hüttenbaumeister Moritz1, ich bitte ergebenst, demselben in meinem Nahmen dafür danken laßen zu wollen; sie sind sehr schön gearbeitetd u. deutlich entworfen, so daß sie mir sehr angenehm sind. Es wird mir viel Vergnügen machen, wenn Ew. mich mit Ihrem Besuch beehren wolle, u. ich bitte Sie nur ergebenst, mir gefälligst Tag u. Stunde sagen zu laßen, so werde ich die Ehre hab[e]n, Sie zu erwarten. N.d.G.v.Scharnhorst Cl. Berlin d. 1. Februr 1812.e 263. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements Berlin, 1. Februar 1812 GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 208 fol. 81r (1/2 S.): Konzept, Clausewitz’ Hand. Aktennotiz, eigenhändig: ebda., fol. 80r.a Anfertigung von Kartätschbüchsen aus Korb.

An die 3te Div.b Der p. Div. erwidere ich auf das gef. Shr. v. 4t. Dzb. v. J., daß ich die Idee des Majorsc v. Shmidt zu Graudenz, in Ermangelung desd Blechs die HaubitzKartätshbüchsene von geflochtenen Weiden in Form eines Steinkorbs zu machen, sehr gutf finde, daß ich aber den eisernen Spiegel nur dann weglaßen würde, wenn durchaus keine zu haben wären. Berlin d. 1. Februar 1812. N.d.G.v.Scharnhorst. Cl.g b

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Verändert aus „An den Geh. Oberbergrath Gerhard“. Oben rechts von Schreiberhand: „Zu Januar 12 N. 37“, ein Verweis auf das in Anm. a erwähnte Schreiben. Folgt gestrichen: „gefällige Mittheilung der Copien“. Nachträglich hinzugefügt. Datum von Schreiberhand, darunter ein mit „G.“ signierter Mundierungsvermerk vom selben Tage. Vgl. Anm. a. Die Zeichnungen befinden sich nicht im Faszikel. Auf dem beantworteten, von Schöler, Leithold, Liebenroth und Stieler unterschriebenen Schreiben der 3. Division an Scharnhorst (Berlin, 4. Dezember 1811). Rechts daneben von Schreiberhand: „Zu Decb. 1811 No. 16“, ein Verweis auf das in Anm. a erwähnte Schreiben. Verändert aus „Hptm.“ Folgt gestrichen: „Eisen“. Verändert aus „Kartätshbüchsen“. Verändert aus „zwekmäßig“. Darunter ein Mundierungsvermerk Greulichs vom selben Tage.

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Nr. 264

264. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements Berlin, 1. Februar 1812 GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 253 fol. 77r (1/2 S.): Konzept, Clausewitz’ Hand. Aktennotiz, unbekannte Hand: ebda., fol. 76r.a Frage eines Verkaufs der Salpeterfabrik in Schweidnitz an den König.

An die 3te Div.b Der p. Div. erwidere ich auf das gef. Shr. v. 18t. Nvbr. v. J.1, daß der Antrag des Gen. M. v.Kalkreuth, dem Könige seine bei Schweidnitz gemachte Salpeteranlage zu verkaufen, dem Maj. Braun mitgetheilt werden muß, u. daß man, wenn dieser die Fabrikation auf Königl. Rechnung übernehmen zu können glaubt, allerdings darauf eingehenc muß. Das Schreiben des Fitzau erfolgt verlangtermaßen hierbei zurück.d N.d.G.v.Sch. Cl. Berl. d. 1. Februr 1812.e 265. Scharnhorst an Friedrich Wilhelm III.

Berlin, 5. Februar 1812

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 239 fol. 85r (1 S.): Konzept, Clausewitz’ Hand. Ersuchen um Kommandantengehalt für Oberst von Raumer.

Berlin d. 5’ Februar 1812 An den König.a Der Oberst von Raumer, Komandant zu Neiße, hat bis jetzt nur das gewöhnliche Stabs-Offizier Gehalt von 1800 rth. genossen. a b

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Auf der Vorderseite des in Anm. 1 erwähnten Schreibens steht: „Braun angetragen.“ Oben rechts von Schreiberhand: „Zu Januar 12 No. 63“, ein Verweis auf das in Anm. a und 1 erwähnte Schreiben. Folgt gestrichen: „könne“. Dazu am Rande ein schräger Strich. Es ging um einen Bericht Fitzaus über die Anlage bei Schweidnitz. Darunter ein Mundierungsvermerk Greulichs vom selben Tage. Vgl. Anm. a. Auf der Rückseite des von Schöler, Leithold, Liebenroth und Stieler unterschriebenen Schreibens vermerkte Schöler am 27. Januar 1812, man habe es bei Scharnhorsts Abreise nach Wien zurückbehalten, um ihn nicht auf der Reise mit der Sache zu behelligen. Datum (von Schreiberhand) und Adresse in der linken Spalte, etwas darunter ein Abgangsvermerk vom 7. Februar. Oben rechts von Schreiberhand: „Zu Febr. 12 No. 16 u. 16a“, Journalnummern des Schreibens Raumers an Scharnhorst (Neiße, 10. Januar 1812) und des Schreibens Rauchs zu den Gehältern der Festungskommandanten (Berlin, 6. Februar [sic!] 1812, Präsentationsvermerk vom 2. Februar 1812) ebda., fol. 81r–v bzw. 83r–84r.

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I. Stabschef und Geheimdiplomat (März 1811–März 1812)

Er ist fast der einzige Komandant, welcher keine Art von Emolument, auch nicht einmal eine freie Wohnung genießt, dazu komt, daß Neisse die größte unsrer Festungen ist u. daß daher hin u. wieder einige Representation unvermeidlich machtb, womit Ausgaben verknüpft sindc; der Oberst v. Raumer hat mich daher ersucht, bei E. K. M. für ihn das Komandeurs Gehalt unterthänigst zu erbitten.1 In so fern Allerhöchstdieselben dieses Gehalt einem Kommandanten zu bewilligend nicht abgeneigt sind, glaube ich, daß der Oberste v. Raumer mehr Ansprüche darauf zu machen hat als ein andrer.2 N.d.G.v.Scharnhorst Cl. Berlin d. 5. Februr 1812.e 266. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements Berlin, 5. Februar 1812 GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 48 fol. 6r–7v (4 S.): Konzept, Clausewitz’ Hand. Aufzeichnung, Clausewitz’ Hand: ebda., fol. 5v (1/2 S.).a Druck: Hahlweg I, S. 144ff. Zurückweisung der Beschwerden des Westpreußischen Grenadierbataillons über die neuen Gewehre.

An die 3te Divis.b Ich erwidere der p. Div. auf das gef. Shr. v. 16t. Nvb. v. J. mit Rückgabe der Einlagen1, daß ich den Vorschlag der Gewehr Revis. Komission, einen Theil der im hiesigen Zeughause befindlichen Gewehre durch b c d e 1

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Verändert aus „ist, daß hin u. wieder doch einige Representation unvermeidlich ist“. Folgt gestrichen: „überdem“. Folgt gestrichen: „geruhen“. Darunter ein Mundierungsvermerk Greulichs vom selben Tage. Vgl. die in Anm. a erwähnten Schreiben; Eugen von Raumer wurde im sechsten Band vorgestellt. In einer Kabinettsorder an Scharnhorst (Berlin, 13. Februar 1812, Abschrift ebda., fol. 88r) schlug der König wegen der angespannten Finanzen das Gesuch aus, bewilligte Raumer aber ein Geschenk von 300 Talern. Die bei Hahlweg I, S. 144f., abgedruckte Aufzeichnung befindet sich auf dem letzten Blatt des beantworteten, von Schöler, Leithold, Liebenroth und Stieler unterschriebenen Schreibens der Division (Berlin, 16. November 1811, ebda., fol. 4r–5r). Das Schreiben ist versehen mit einem Präsentationsvermerk vom 28. Januar und einem Vermerk Schölers gleichen Inhalts und Datums wie bei Nr. 264, Anm. 1. Adresse in der linken Spalte. Oben rechts von Schreiberhand: „Zu Januar 1812 No. 62.“, ein Verweis auf das in Anm. a erwähnte Schreiben. Die dem beantworteten Schreiben beigelegten zwei Berichte der Gewehrrevisionskommission des Westpreußischen Grenadierbataillons vom 9. September bzw. 10. Oktober 1811 befinden sich nicht im Faszikel.

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eine Komission von neuem probiren zu lassen nicht eingehen kann, weil es dazu an einer hinreichenden Veranlassung fehlt. Die hochlob. Divis. mag dem Westpr. Gren. Batt. die Bemerkungen mittheilen, welche sie aus derc Rechtfertigung der Gewehr Komission für gut findet. Außerdem aber bitte ich dem gedachten Bataillon in meinem Nahmen folgendes auf seine Beschwerden wegen der Gewehre zu erwidern. Daß die frühern Vorstellungen, welche das Gren. Batt. wegen der Mängel der neuen Gewehre gemacht hat, unberücksichtigt geblieben sind, weil sied mit zu wenig Sachkentniß u. Erfahrung abgefaßt waren. Daß die jetzige Vorstellung, ob sie gleich mit einem sehr entscheidenden Tone geshrieben ist, doch eben so wenig Sachkenntniß u. Erfahrung verräth. Daß das Gren. Batt. von der Armee das einzige Corps ist, welches die neuen Gewehre schlechter findet als die alten, allein aberf aus den angeführten Ursachen doch keine entscheidende Stimme haben kann. Daß die Regimenter u. Bataillone nicht wissen können, ob die alten Läufe schlechterg oder besser waren, da ehedem nicht mit Kugeln nach der Sheibe geschossen wurde, daß also auch natürlich weniger Läufe springen mußten. Daß, um zwei verschiedene Gewehrarten mit einander zu vergleichen, einzelne u. isolirte Schüsse durchaush nicht hinreichend sind, daß diese ganz u. gar nichts beweisen u. daß man sehr wenig die Sache übersehen muß, um auf diese einzelnen unvollständigen Erfahrungeni einen so großen Werth zu legen. Es sind hier in Berlin unter meinen Augenj mit allen bei einem Versuch nöthigen Einrichtungen 30 bis 40tausend Schüsse zur Versuchung mehrerer Gewehrarten geshehen u. ich hoffe, daß man einem solchen Resultat mehr Autorität zutrauen darf als einzelnen Schüssen, bei denen oft auch die manichfeltigsten Irrthume über die Theorie des Shusses vorwalten. Diese Versuche aber haben Resultate gegeben, die uns über die Vorzüge der neuen Gewehre nicht in Ungewisheit lassen. Die neuen Gewehre sind freilich nicht vollkommen, wie keine Fabrikation der Art vollkommene Fabrikate liefern kann, u. wenn sie in vielen Stücken den besten französ. Gewehren nachstehen, so liegt das in Dinge, die sich nichtk so leicht ändern lassen; in jedem Fall aber wird Folgt gestrichen: „Erklärung der“. Folgt gestrichen: „ohne alle S“. Folgt gestrichen: „abgefaßt“. Die folgenden fünf Wörter nachträglich hinzugefügt. Die folgenden zwei Wörter nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „ganz u. gar“. Folgt gestrichen: „irgend“. Das Folgende bis „Einrichtungen“ nachträglich hinzugefügt. Die folgenden zwei Wörter nachträglich hinzugefügt.

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I. Stabschef und Geheimdiplomat (März 1811–März 1812)

die jetzige Fabrication nicht schlechter seyn wie die ehemalige, da viel mehr Aufmerksamkeit auf den Gegenstand verwendet wird. Freilich konnte ehemals, wo sich kein Mensch um die Güte der Gewehre bekümerte, wo ewig nur blint damit exerzirt wurde, die wesentlichen Fehler nicht so leicht an den Tag kommen als jetztl, noch weniger konnte eins zerspringen, welches ohnehin nicht so leicht möglich war, da sie 11/2 웩 schwer[er] waren; aber um so sonderbar[er] ist es, daß jetzt eine Truppe, die sonst nie etwas von dem Werth ihrer Waff[e]n gewußt hat, so hohe Forderungen thut. Uebrigens muß ich der p. Div. nochm in Beziehung auf den zersprungenen Lauf, welcher nicht hat ausgetauscht werden sollen u. also die Veranlassung zu dem Streit gegeben hat, [bemerken], daß nicht leichtn ausgemacht werden kann, was die Veranlassung ist, wenn ein Gewehr springt, u. daß also dem Battl.o, da dieß Gewehr in Gegenwart mehrerer Offiziere gesprungen ist, mit Recht d[e]r Vorwurf einer Unachtsamkeit oder Vernachläßigung nicht gemacht werden kann. Bei neuen Gewehren ist es nicht wohl zu vermeiden, daß hin u. wieder eins springt u. ich glaube deshalb, daß der König die wenigen, welche auf diese Weise verd[o]rben werden, ersetzen kann u. muß. Die in der Rechtfertigung der Rev. Komiss. enthaltenen Bemerku[n]g[e]n über die nothige Vorsicht beim Losschraubenp des Shlosses können den Truppen mitgetheilt u. sie dabeiq zur Vorsicht ermahnt werden. N.d.G.v.Scharnhorst Cl. Berlin d. 5t Februr 1812r 267. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements Berlin, 5. Februar 1812 GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 48 fol. 8r (1/4 S.): Konzept, Clausewitz’ Hand.a Ablehnung des von Crelinger vorgeschlagenen Ankaufs österreichischer Gewehre.

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Das Folgende bis „schwerer waren“ nachträglich hinzugefügt. Folgt gestrichen: „bemerken, daß“. Nachträglich hinzugefügt. Folgt gestrichen: „allerd“. Die folgenden zwei Wörter nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „u.“, zunächst zu „u. sie dadurch“. Datum von Schreiberhand, darunter ein mit „G.“ signierter Mundierungsvermerk vom selben Tage. Auf dem beantworteten, von Schöler, Leithold und Liebenroth unterschriebenen Schreiben der Division (Berlin, 1. Februar 1812, Präsentationsvermerk vom 3. Februar).

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Nr. 268

Der p. Div. erwiedere ich auf d. gef. Schr. v. 1t. Febr.1, daßb der Vorshlag des G. Fin. Rath Krellinger zur Liefrung der 7000 Gew., davon das Probegewehr hierbei zurückerfolgt, gänzlich abzulehnen ist. N.d.G.v.Sch. Cl. Berlin d. 5. Febru. 1812.c 268. Aktenvermerk

[Berlin], 5. Februar 1812

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 209 fol. 7r (1/4 S.): Eigenhändig.a Angebot Friesners zum Kauf von Pulver und Waffen in Österreich.

Diesen Brief an M. v. Boyn, das Pulver bedürft[e]n wir wol zum Ersatz des Abgangs zum Exerciren, die angebotenen Waffen würden uns bei den politishen Verhältnißen nur zu unnöthigen, jetzt zu vermeidenenden Ausgaben führen.1 S. Den 5. Febr. 1812 269. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartments Berlin, 8. Februar 1812 GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 209 fol. 10r (1 S.): Konzept, Clausewitz’ Hand. Druck: Hahlweg I, S. 176. Hünerbeins neuartiges Pulver und seine Entzündung.

Berlin d. 8t. Febr. 1812.

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Folgt gestrichen: „das Gesuch“. Datum von Schreiberhand, darunter ein mit „G.“ signierter Mundierungsvermerk vom selben Tage. Vgl. Anm. a. Es betraf das Angebot des im vierten Band erwähnten Geheimen Finanzrats Johann Jacob Crelinger, 6–7000 Gewehre zum Stückpreis von 5 Talern 22 Groschen inclusive Frachtkosten aus Wien zu liefern. Beigelegt war ein Gutachten des Zeugkapitäns Sasse über das Probegewehr (Berlin, 27. Januar 1812, ebda., fol. 9r–v). Auf der ersten Seite eines Schreibens F. W. Friesners an Scharnhorst (Breslau, 20. Januar 1812, fol. 7r–8v). Vgl. Anm. a. Friesner verfügte über 600 Zentner (Wiener Gewicht) österreichisches Pulver, von denen er bereits 200 gekauft und nach Neiße transportiert hatte. Er erbot sich auch, 12.000 Gewehre und 8000 Husarensäbel zu beschaffen.

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I. Stabschef und Geheimdiplomat (März 1811–März 1812)

An die 3te Division.a Die hochl. 3te Divis. p. ersuche ich mit Rükgabe der Einlag[e]nb, den Herrn Obersten von Hünerbein in meinem Nahmen zu ersuchen, daß ich die gemachte Erfindung zur anderweitigen Entzündung des Feuergewehrs sehr wichtig und sehr anwendbarc, es übrigens aber am zwekmäßigsten hielte, wenn er die Sache, mit Zuziehung des Oberstleutnant v. Holzendorf als eines praktischen u. erfahrnen Artillerie-Offiziers, ferner so weit als möglich zu bearbeiten und bis zur wirklichen Anwendung auszuführen suche.1 Wenn er hieraufd die Güte haben wolle, sie mir mitzutheilen, so würde ich mein Gutachten bei S. M. d. K. darübere abgeben. N.d.G.v.Scharnhorst. Cl. Berlin d. 8n Februar 1812.f 270. Scharnhorst an Prinz August

Berlin, 10. Februar 1812

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 209 fol. 13r (1/2 S.): Konzept, Clausewitz’ Hand. Druck: Hahlweg I, S. 177. Ausstattung der Zwölfpfünder mit Kartätschen.

An den Prinzen August K. H.a Auf Ew. K. H. gnädiges Schreiben v. 6t. d. M. ermangele ich nicht gehorsamst zu erwidern, daß ich es für zwekmäßig halte, nur 2 Arten v. Kartätschen mitzuführen, daß ich daher glaube, man könne die 1웩digen u. 6löthigenb

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Datum und Adresse in der linken Spalte. Oben rechts von Schreiberhand: „Zu No. 45 Febr. 1812“, ein Verweis auf das von Schöler, Leithold und Liebenroth unterschriebene Schreiben der Division (Berlin, 3. Februar 1812, fol. 9r). Dazu am Rande zwei schräge Striche. Folgt gestrichen: „hielte u. daß ich nur erwartete“. Verändert aus „dann“. Folgt gestrichen: „ablegen“. Darunter ein Mundierungsvermerk Greulichs vom selben Tage. Der im fünften Band vorgestellte Friedrich Heinrich Karl Georg Freiherr von Hünerbein hatte am 4. Januar ein an den König gerichtetes Schreiben eingesandt. Es betraf, dem in Anm. a erwähnten Brief zufolge, „ein nuzbares Schießpulver, dessen HauptBestandtheil oxidirtes salzsaures Kali ist,“ sowie ein Gewehrschloß, „welches durch einen bloßen Druck die Entzündung des reizbaren Pulvers hervorbringt.“ Oben rechts von Schreiberhand: „Zu Febr. 12. No. 54“, ein Verweis auf das beantwortete Schreiben des Prinzen (Berlin, 6. Februar 1812, fol. 11r–12r). Verändert aus „12löthigen“.

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Nr. 271

beim 12pfünder abshaffen und 3 u. 12 löthige in einem solchen Verhältniß mitführen, daß sich die Anzahl der 3loth. Kartäthshschüsse zu den 12 lothigenc wie 2 : 3 verhalte.1 Berlin den 10. Februar 1812. N.d.G.v.Scharnhorst. Cl.d 271. Scharnhorst an Gerhard

Berlin, 10. Februar 1812

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 42 fol. 63r–v (11/2 S.): Konzept, Clausewitz’ Hand. Verweigerung von zusätzlichen Mitteln zum Betrieb der Malapaner Fabrik.

An den Berghauptmann Gerhardt.a Auf Ew. gef. Shr. v. 30t v.M.1 habe ich die Ehre zu erwidernb, daß die 3te Divis. des Allg. Kr. Departements bereitsc die Kosten für 450 Gewehre, die sie in der Neißer Gewehr Fabrik monatlich anfertigen läßt, auf ihren Etat hat, daß mithin über die jährliche Abnahme von 5400 Gewehr Garniturend zu Malapane kein Zweifel seyn kann. Wenn Ew. wünschen 7000 abzusetzen, so wird sich das in der Folge vielleicht einrichten lassen. In der Natur der Sache scheint mire zu liegen, daß unter diesen Umständen, da der Malapaner Fabrik die Gewehre wie einem Kaufmann bezahlt werdenf, die Erstattung der Betriebs-Kapitalien kein Gegenstand des Käufers seyn könne; auch werden diese Kapitalien, nach Ew. mehrmaligen früheren Erklärungen, durch den sichern Debitg hinreichend absorbirt werden können. c d 1

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Verändert aus „daß sich das Verhältniß der kleinen zu den großen“. Darunter ein Mundierungsvermerk Greulichs vom selben Tage. Fast dieselbe Meinung hatte der Prinz in seinem Schreiben geäußert, er fand aber, daß mindestens die Hälfte der Kartätschen dreilötig sein sollte. Der König genehmigte den Vorschlag mit Scharnhorsts Verteilung durch eine Kabinettsorder an Scharnhorst (Berlin, 24. Februar 1812) ebda., fol. 61r. Adresse in der linken Spalte. Oben rechts von Schreiberhand: „Zu Febr. 1812 N. 34“, ein Verweis auf das beantwortete Schreiben Gerhards (Berlin, 30. Januar 1812, fol. 60r– v, Präsentationsvermerk vom 5. Februar). Folgt gestrichen: „daß ich wegen Zusicherung der ein“. Folgt gestrichen: „450 Gewehre“. Folgt gestrichen: „zu Nei jährlich“. Nachträglich hinzugefügt. Folgt gestrichen: „dieselbe“. Folgt gestrichen: „abgesetzt“. Vgl. Anm. a. Da der Fonds des Bergdepartements nicht ausreichte, die Vorschüsse zum Betrieb der Fabrik in Malapane weiter zu zahlen, bat Gerhard darum, sein Gesuch an Hardenberg (26. September 1811, Abschrift a. a. O., fol. 61r–62v) zu unterstützen, die seit März 1809 geleisteten Vorschüsse (21.4531/2 Taler) zu erstatten und weitere 30.000 Taler für die weitere Einrichtung und den Betrieb der Fabrik zu bewilligen.

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I. Stabschef und Geheimdiplomat (März 1811–März 1812)

Ueberhaupt glaube ich, daß in der mündlichen Unterredung, in welcher ich die Ehre gehabt habe, mich mit Euer Hochwohlgebohren über diesen Gegenstand zu besprechen, wir uns vollkommen über diesen Punkt verständigt u. geeinigt haben. N.d.G.v.Scharnhorst. Cl. Berlin den 10n Februar 1812.h 272. Scharnhorst an Prinz August

Berlin, 11. Februar 1812

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 212 fol. 17r–26r (16 S.): Konzept, Hände Friedrich Graf zu Dohnas und Greulichs, mit Veränderungen von einer dritten Hand.a Randbemerkungen, eigenhändig: ebda., fol. 11r–16v (41/2 S.).b Druck: Schöning III, S. 186 (Auszug). Schwierigkeiten bei der Gewehrhandwerkskompanie. Beantwortung von Fragen des Prinzen.

Berlin den 11ten Februar 1812. An des Prinzen August von Preussen Königl. Hoheit.c Um alle Mißverst. vorzub., schikke ich hier die allgem. Bemerk. voraus, d[a]ß E. K. H. unter so vieln für uns alle so wichtig[e]n einsichtsvolend Unternehmung[en], welche Sie zum Best[en] der Pr. Artl. in den wenig[e]n Jahrn, die sie das Glück hat, unt. Ihnen zu stehn, ausgeführt hab[en], die der H[a]ndwerk-Kmp. die größt[en] Schwierigkeit[e]n macht u. bis her am wenigsten zu der Vollkommenht. gekomm[e]n ist, welche Hochdies. bezwekk[e]n. Die Ursache liegt aber auch in sehr in die Augen fallenden Gründen: Erstlich haben die Komp. nicht langsam und auf eine solche Art arbeit[e]n können, wodurch sie nach und nach zu der Eigenschaft kamen, geschwind und gut arbeiten zu können. Der Drang der Zeitumstände hat dieß so veranlaßt. h

Darunter ein Mundierungsvermerk Greulichs vom selben Tage.

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Die Seiten sind von 1 bis 19 numeriert. Auf dem beantworteten Schreiben des Prinzen (Berlin, 10. Februar 1812, Präsentationsvermerk vom 11. Februar). Datum und Adresse von Schreiberhand in der linken Spalte, etwas darunter ein Abgangsvermerk vom 13. Februar. Oben rechts von Schreiberhand: „Zu Febr. 1812 No. 56“, ein Verweis auf das in Anm. b erwähnte Schreiben. Das Folgende von Dohnas Hand. Verändert aus „unter alln“. Nach „vieln“ folgt gestrichen: „lobenswerth“.

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Zweitens fält es jetzo, wo alle Arbeiter so theuer bezahlt werden, schwer, geschickte Arbeiter zu bekommene, wenn auch wirklich deren so, wie sie erfordert werden, vorhanden wären, woran ich noch sehr zweifele; denn so haben wir wohlf zb. Büchsenmacher, welche ein Schloß einzelng mit ungeheuren Kosten eben so gut machen wie eines aus der französischen Fabrik gekommenes, welcheh demungeachtet in der Gewehr-Fabrik unter den hier unvermeidl. Verhältniss[e]n nichts leisten, höchstens nur dazu dienen könnten, Leute anzulern[en], vollkomner zu arbeit[e]n, worauf aber Jahre hingehen, ehe man Fortschritte bemerkt. Sollte dieses in einiger Hinsicht nicht bei den Schmieden in der Artil. Werkstatt ect. Statt finden? Drittens hat es bisher an brauchbaren Holtz gefehlt, u. dasjenige, welches vorhanden gewesen ist, hat von Zeit zu Zeit, ehe es trocken wurde, verbraucht werden müssen. Alles dieses sind Erzeugnisse der besondern Zeitverhältnisse. Aus diesen Gründen hat die Sache bisher nicht besser seyn können, u. ich sage E.K.H. voraus, d[a]ß der beabsichtigt[e]n Vervollkom[mn]u[n]g auch selbst unter günstig[e]n Umständen sehr große Hindernisse im Wege stehn, die nicht so leicht u. so geschwind, als man glaub[e]n möchte, zu überwind[en] sind. Die Erfahrung, welch[e] ich bei der Gew. Fabr. gemacht habe, hat mich überzeugt, d[a]ß man hi[e]r mit allen Eifer u. gut[e]n Willen dennoch nur unbedeutende Fortschritte macht. Ein jeder hat üb[e]r solche Dinge seine eign[e] Ansicht, u. das den Kpt. Perliz1 sein[e] von der des Maj. Braun verschied[en] ist, wundert mich nicht, beide werd[e]n erst, wenn sie das Werk angreif[e]n, durch Erfahru[n]g die Mittel find[e]n, welche zum Zweck führen, denn auch diei vorläufig gethan[e]n Vorschläg[e] des Kpt. Perlitz, so einfach sie auch zu seyn schein[en], führen größtenth[ei]lsj nicht zum Zweck in der Ausführung.k Erlauben E. K. H. nunmehr im speciellen meine Bemerkungen über die mir zur Beantwortung vorgelegten 9 Puncte äußern zu dürf[e]n. e

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Der anschließende Rest des Absatzes und der ganze folgende von Greulichs Hand hinzugefügt anstelle der Streichung „wenn man nicht einen exorbitant [verändert aus „solchen“] erhöhten Preis bei den Komp. einführn will. Und ich bezweifele auch selbst, d[a]ß, wenn man sich diesem unterwirft, geschickte Arbeiter zu erhalten, welche sich zu den Verhältnissen, die einmal bei den Komp. unvermeidlich sind, verstehen.“ Nachträglich hinzugefügt. Die folgenden drei Wörter nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „gekommenes. Aber“. Die folgenden zwei Wörter nachträglich hinzugefügt. Nachträglich hinzugefügt. Der hier folgende größte Teil von S. 5 und die ganze S. 6 (fol. 19r–v) blieben unbeschrieben, der Text wird von Greulichs Hand fortgesetzt auf S. 7 (fol. 20r). Johann Friedrich von Perlitz, Adjutant des Prinzen, wurde im dritten Band vorgestellt.

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ad 1. Bisher waren wir in einem Zustande, wo wir weniger auf höchste Vollkommenheit, als auf die Erreichung der wesentlichen Zwekke sehen konnten. Hätten wir auf die erstere sehen wollen, so wäre weniger gemacht. Zu einem Flintenschloß, welches so gut ist wie die französischen, fordert der Schloßmacher dreimal mehr Zeit. Eine Richtmaschine, wie sie der Mechanikus gemacht hatte, erfordert wenigste[n]s l zweimal mehr Zeit als die, welche jetzt in Neisse gemacht werden.m Die erste ist gewiß vollkommener, aber dennoch wird im wesentlichen die in Neisse gemachte eben das leisten, was die des Mechanikus leisteten, es ist also allerdi[n]gs bei alln Arbeit[e]n ein Punct, wo die höher[e] Vollkommheit immer noch Vorth., aber dennoch keine wesentlich[en] erzeugt. Will man den Grad möglichster Vollkommenheit, wie es verlangt ist, erreichen, so wird die Grenze nicht zu bestimmen seyn, und so wird man schöne Maschinen für den Liebhaber erhalten, der keine Kosten zu scheuen braucht, aber nicht möglichste Wohlfeilheit und höchste Brauchbarkeit im Wesentlichen miteinander vereinigen, und darauf kömt es doch bei allen milit. u. übrig[e]n Einrichtu[n]g[en] ano. Wenn ich nun dem Grundsatz vom Major Braun beistimme, und den vom Kpt. Perlitz nicht ganz richtig halte, so muß ich von der andern Seite erklären, a)p daß bisher die Brauchbarkeit im Wesentlichen bei Neisse so ziemlichq erreicht ist, und b) daß wir daher jetzt alle Kräfte anstrengen müssen, eine größere Vollkommenheit besonders in den andern Werkstätten zu erreichen.r ad 2. Allerdings glaube ich, daß die Anschaffung einess oder mehrer tüchtigen Schmiede oder Stellmachermeisters für die Werkstätte in Berl. u. Kögsbrg.t nötig wäre, und könnte man für die in Neisseu bessere erhalt[e]n, als man dort bereits hat, so würden sie auch hier noch nützl. s[e]in.v l m n o p q r

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Verändert aus „gewiß“. Hier ein Einfügungszeichen, aber keine Einfügung. Das anschließende Satzende von Dohnas Hand hinzugefügt. Von Dohnas Hand verändert aus „kömt es doch an.“ Verändert aus „1stens“, analog in der Folge „b)“ aus „2tens“. Verändert aus „bei Neisse nicht“. Verändert aus „eine gewisse Vollkommenheit zu erhalten.“ Dieser Absatz fast wörtlich so von Scharnhorst formuliert auf fol. 11v–12r. Die folgenden zwei Wörter nachträglich hinzugefügt. Von Dohnas Hand verändert aus „für jede Komp.“ Folgt gestrichen: „und Königsberg“. Das Folgende von Dohnas Hand verändert aus „geschicktere bekommen, als man dort in den Werkstätten hat, so suche man sie zu erhalten.“ Darunter drei Viertel von S. 10 (fol. 21v) unbeschrieben; der Text wird von Dohnas Hand fortgesetzt auf S. 11 (fol. 22r).

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Ich glaube ferner, d[a]ß man in jedem Falle diese Handwerk[e]r erst zur Probe annehmen müssew, vielleicht wäre es ab[e]r besser, wenn man Meist[e]r od[er] geschickte Gesellen bloß zum Anlernen annähme u. siex gut bezahlte. Ich habe es bei der Gewehrfabrik gesehn, d[a]ß mit dem Ansetzen der gewöhnl. geschickten Handwerker [man] nicht gut fährty. Entweder schicken sie sich nicht in die Verhältniss[e] oder wissen ander[n] keine Anleitu[n]g zu geben, und nur selbst auf eine künstliche, nicht anwendbare Art gut zu verfertig[en], überwerf[e]n sich mit ihren Kammerad[e]n, ihren Off. u. Vorgesetzt[e]n, machen nicht zu befriedigende Forderung[e]n, fallen nachher der Kö. Kasse zu Last, ohne d[a]ß siez im Ganzen für die Folge etwas leisten.aa ab

ad 3. In Rücksicht der Bezahlung der Arbeiter bin ich der Meinung, daß ohne Aufsicht auch bei Tagelohn die Arbeit schlecht wird. Die Stückbezalung ist in der besten englischen Fabrike eingeführt. Man setze indessen nur auf den Ausschuß eine Strafe und bezahle den höher, der nie Ausschuß hat, dann wird mann vollkommne Arbeit erhalten und die Betrügerey, welche in dem Tagelohn unvermeidlich ist, wird nicht stattfindenac, und ist di[e]ß in gleich[e]r Art auf die Lehrl. mit einig[e]n Modificat. anzu[wenden]. ad 4. Was die den Offr. der Handwerks-Kompagnie zu ertheilende[n] Zulagen betrifft, so glaube ich, daß ihnen in Rücksicht der hier eintretenden bedeutenden Bewegungsgründe, die auch Euer K. H. anzuführen belieben, allerdings eine angemessene Remuneration bewilligt werden könnte, die aber nur stets eine temporelle Zulage bleiben müßte, und nie in ein wirkl.ad erhöhtes Gehalt übergehn dürfte. ad 5. Ueber die Anschaffung technologischer Bücher bin ich mit Eur. K. H.ae vollkommen einverstanden, und glaube ich, d[a]ß die Artillerie Prüfungs Kommission so wie der Major Braun Höchstdenenselben die hierinn zweckdienlichsten in Vorschlag bringen wird.

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Verändert aus „ad 2 In Hinsicht dieser [verändert aus „der 2.“] Frage glaube ich, d[a]ß man in jedem Falle niemand anders als zur Probe annehmen müsse“. Verändert aus „wenn man jemand bloß zum Anlernen annähme u. ihm“. Nach „od[er]“ folgt gestrichen: „noch besser“. Verändert aus „Ansetzen der im Einzelnen geschikt[e]n Leute man nicht weiter kömmt.“ Die folgenden fünf Wörter nachträglich hinzugefügt. Danach eine etwas längere Lücke. Der Text wird fortgesetzt von Greulichs Hand. Davor am Rand: „NB.“ Das anschließende Satzende von Dohnas Hand hinzugefügt. Nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „Bücher kann ich Eur. K. H. nur meine“.

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ad 6. Wegen dem Dienste der Handwerkskompagnie als Artilleristen stimme ich ebenfalls ganz der von Euer K. H. geäußert.af Meinu[n]g bei, indem nach meiner Ansicht eine solche Kompagnie zwar jede Art von Geschütz zu bedienen wissen muß, aber alle Tempo’s dabeiag weglassen kann. Weiter muß sie gar nicht exercirn und braucht sie auch keine Gewehre zu haben. ad 7. Der Major Braun muß allerdings die Werkstätte[n] in allen Festungen bereisen, wenn Einheit und Aufsicht stattfinden soll. Daß er es aber bisher nicht gethan hat, darinn muß ich ihn bey E. K. H. entschuldigen;ah die ganze Dislocation der Festungs Artillerie und Munition, die seit 11/2 Jahr. ausgeführt wurde, ist sein Werk; er hat in diesen unruhigen Zeiten für die schleunigste Versorgung der Festungen mit Eisen, Munition, Blei, für die Laffetirung, die Versorgung mit Bettungen, Laffeten etc., Holzwerk, Spiegeln, Körbe[n] p. und hundert andern Dingen unermüdet gearbeitet, und ist der wahre Artillerie Inspecteur der schlesischen Festungen gewesen. Dabei hat er die Gewehrfabrik und Handwerks-Stätte auf dem Halse gehabt, wovon die erstere erst jetzt von dem Kapit. Tackmann hat ganz übernommen werden können. Der Eifer und der practische Blick, welcher ihn characterisirt, verdient Eur König. Hoheit Gnade und Protection.ai ad 8. Bei der Abnahme des Eisens bin ich gleichfalls der Meinung, daß man dabei die Bedingung der Zurücklieferung für den Fall mache, daß dasselbe nicht die erwartete Güte haben sollte. Auch glaube ich überhaupt, daß es von demjenigen zu kaufen ist, der es für den billigsten Preis am besten liefert. ad 9 Wenn esaj ausgemittelt werden könnte, daß priv. Nutzh[olz] Bestände nach den erforderten Eigenschaften vorhanden wären, so könnte man diese auch vielleicht durch bloßen Ankauf bei guter Bezahlung erhalten und die strengeren Mittel zur Herbeischaffung vermeiden können; indessen zweifele ich doch, daß man Laffetenholzak von den erforderlichen Dimensionen finden wird. af ag ah

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Verändert aus „ganz Euer K. H.“ Verändert aus „aber ohne alle Tempo’s“. Der anschließende Rest des Absatzes bei Schöning ediert. Dort heißt es: „erst jetzt von dem Kapitain Tackmann ganz übernommen werden konnte.“ Dieser Absatz wörtlich von Scharnhorst auf fol. 12v–13r. Folgt gestrichen: „überhaupt“, ebenso weiter unten nach „strengeren Mittel“. Bis hier verändert aus „ad 9 Die Lieferung von Privat Nutzholzbestände[n] würde anzuwenden seyn, wenn man für Geld das Nötige bekommen könnte, indessen zweifele ich doch, daß man“. Das anschließende Satzende gestrichen und durch punktierte Unterstreichung wiederhergestellt.

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Nun erlauben E. K. H. noch schließl. in Betr. der Neisser Arbeit die Bemerkung hinzuzufügen, daß ich sie für den Anfang und in Rücksicht der überhäuften Arbeiten gut genug halte. Der Vorfall mit dem Einhorn2 kann nichts beweisen. Die Dimensionen sind nicht erprobt. Die ganze Sache ist neu. Das acht Speichen beim Exerciren in E. K. H. Gegenwart brachen, ist allerdings eine Nachläßigkeit in der Arbeit oder ein Fehler in dem Material gewesen. Ich muß aber hierbei bemerken, d[a]ß bei allen neuen Laffeten im Anfang immer dergleichen Fälle sich finden; sind sie nicht häufig, so können sie noch keinen großen Nachtheil haben. Als S. M. d. K. nach Schlesien fuhren, brach sowohl der 1t als 2t neue Wagen; billig sollten daher alle Laffeten erst probirt werden, ehe sie als brauchbar angenommen würden. Die Arbeit, welche in Berlin gemacht ist, bedarf eine große Vervollkomnu[n]g, daß aber diese nur dadurch, d[a]ß man anfangs wenige Arbeit macht, erst die Arbeiter zulernt und dann langsam u. mit großer Sorgsamk. arbeitet, wie einer weniger Arbeit macht, erhalten werden kann, wird kein Sachverständiger leugnen.al Ueber die Aeußerungen des M. Braun bin ich noch so frei, gehorsamst zu bemerken, daß er es sich gewiß nicht würde vergeben können, wenn er E.K.H. Gnade, Nachsicht u. Protection verkannt hätte. Dies ist aber nicht der Fall. Er war empfindlich, d[a]ß der Kpt. Perlitz die Sache so leicht hielt, die Handwerks Komp. zu verbessern, u. ihm indirect Vernachläßigu[n]g vorwürfe. Der M. Braun hat hierinn zwar Unrecht, denn der Kapt. Perlitz handelte offen u. frei. Allein solche Empfindlichkeit[e]n fallen wohl vor, gehn aber vorrüber, u. ich bitte E.K.H. dies dem M. Braun zu verzeihn. Indem ich E. K. H. diese Gedankenam als Antw. auf das gnädige Schr. vom gestr. Dato gehorsamst vorlege, verfehle ich nicht, mit den Anlagen die beigefügten 3 Aufsätze gleichmäßig zurükzureichen.an

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Dieser Absatz fast wörtlich von Scharnhorst auf fol. 12v. Die anschließenden zwei Absätze nachträglich hinzugefügt, sie finden sich fast wörtlich von Scharnhorst auf fol. 15v. Verändert aus „Bemerkungen“. Dazu am Rande drei schräge Striche, darunter vermerkt: „mit der p.Braunschen Beantwortung 4 Beilagen remittirt“. Bei einem von Braun nach Berlin geschickten Einhorn war nach wenigen Probewürfen eine Schildzapfenpfanne gesprungen und hatte der Richtkeil seinen Beschlag verloren.

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273. Scharnhorst an Friedrich Wilhelm III.

Berlin, 12. Februar 1812

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 239 fol. 91r–94r (7 S.): Konzept, Clausewitz’ Hand. Aufzeichnung, unbekannte Hand: ebda., fol. 90r (1 S.). Personalia der Festungen und Brigadestäbe.

An den König. Berlin d. 12. Februr 1812. nom.H.Gen.v.Scharnhorst Cl.a Geruhen E. K. M. allergnädigst zu erlauben, daß ichb unterthänigste Vorschläge wegen einiger persönlichen Anstellungen, welche meinen Geschäftskreis betreffen, Allerhöchstdenselben vorzulegen wage. 1. In Kosel ist der Maj. von Rothenburgc 2ter Komandant; der Ingen. des Platzes, Hauptm. Lebauld de Nans hat sich, da er ein viel älterer Offizier ist, dadurch sehr gekränkt gefühlt; ungeachtet nun eine solched Beschwerde nicht grade zu berüksichtigt werden kann, so habe ich doch geglaubt, dem Hauptm. Lebault, in dem ich ihm dieß antwortete, dies Versprechene geben zu dürfen, daß ich das meinige beitragen würde, dieß ihm drückende Verheltnisse in der Folgef zu ändern, wie E. K. M. dieß aus einem früher von mir unterthänigst gemachten Antrag ersehen haben werd[e]n. In Neisse fehlt es an einem 2tn Komandanten, u. diese Festung bedarf dessen eben so sehr als Cosel u. um so mehr, als derselbe dort wirklich zur Erleichterung d. Komandanten Geschäfte nöthig wird. Der Maj[o]r v.Rothenburg paßt in jeder Rüksicht vortreflich in diese Stelle; es scheint mir daher sehr angemessen, denselben v. Cosel nach Neisse in gleicher Qualität als 2tr Kommandantg zu versetzen.1

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Adresse, Datum (von Greulichs Hand) usw. in der linken Spalte, darunter ein Mundierungsvermerk Greulichs vom selben Tage, ein Verweis auf eine Kabinettsorder vom 15. Februar und ein Abgangsvermerk. Verändert aus „allergnädigst mir“. Der zunächst unleserlich geschriebene Name bei der Redaktion unterstrichen und am Rande markiert, dann neu geschrieben. Karl Wilhelm Sigismund von Rottenburg wurde im sechsten Band vorgestellt. Verändert aus „nun auf einen solchen Einspruch“. Verändert aus „die Hofnung“. Verändert aus „dürfen, daß dies ihm drückende Verheltnisse in der Folge von E. K. M. berüksichtigt u. geändert werden würde“. Von Greulichs Hand verbessert aus „Adjutant“, ebenso im folgenden Absatz. Das geschah durch die in Anm. a erwähnte Kabinettsorder, vgl. Rottenburgs Dankschreiben an Scharnhorst (Neiße, 28. Februar 1812), ebda., fol. 98r.

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2. In Colberg ist durch die Anwesenheit des Obl. v.Horn für den Obl. v. Kampz ein unangenehmes Dienstverhältniß eingetreten. Der letzte als 2 ter Kommandant steht indeß unmittelbar unter den Befehln des 1tern, während es früher im Rgt. Courbière grade umgekehrt war. Ich muß es dahin gestellt seyn lassen, ob Ew. K. M. den Obl. v.Kampz hierbei berüksichtigen u. ihn vielleicht in die Stelle des Maj. v. Rothenburg als 2ter Komandant nach Cosel shicken wollen, wobei ich nur bemerken muß, daß der Gen. v. Erichsen alt u. schwachh u. wahrsheinlich des Ruhestandes bald bedürftig seyn wird.2 3. Der Gen. Maj. v.Bulow hat den lebhaften Wunsch, daß der Majori v. Brause zur Westpr., dagegen der Leutn. v.Auer3 zur Pommershen Brigade Adjutantur versetzt werde. Da derj Gen. v. Bülow den M.v.Brause shon lange kennt, dieser sein ganzes Vertrauen besitztk u. zur Leitung der Adjutantur Geschäfte ganz geeignet ist, da es ohnehin wirklich besser ist, daß der Lt. v.Auer als Schwager des Gen. v. Bülow nicht bei ihm angestellt sey, so glaube ich, daß es dem Besten des Dienstes sehr angemessen ist, wenn diese Vertauschung statt hat.4 4. Bei dieser Vertauschung würde der Hauptm. v.Boyen v. Gen. Stabe, welch[e]r bisher die Adjut. Geschäfte der Westpr. Br. leitete, dort überflüßig werden; nun fehlt es aber in Schlesienl seit der Anstellung des Maj. v. Rothenburg in Kosel an einem Offizier, welcher dem ganz gewachsen wäre; der Ob. v. Ziethen wünscht darin mehrm Unterstützung zu haben, als er jetzt genießt, denn der Rittmeister v. Koschenbahr, welcher der älteste Adjutant ist, eignet h i j k

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Folgt gestrichen: „wird, so daß er im aktiven Dienst schwerlich noch“. Verändert aus „Kapit.“ Folgt gestrichen: „Maj.“ Das Folgende bis „geeignet ist“ nachträglich hinzugefügt, dabei „Leitung“ verändert aus „Führung“. Das Folgende bis „in Kosel“ nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „wünscht eine gute bessere“. Vgl. das Gesuch Kamptz’ (Kolberg, 4. Februar 1812), das Dankschreiben des im fünften Band vorgestellten Heinrich Wilhelm von Horn zu seiner Ernennung zum 1. Kommandanten (Kolberg, 8. Februar 1812) sowie Kamptz’ Dankschreiben an Scharnhorst nach seiner Versetzung nach Cosel (Kolberg, 21. Februar 1812), ebda., fol. 86r, 87r bzw. 96r. Karl Gustav Samuel von Erichsen wurde im sechsten Band vorgestellt. Der in Königsberg gebildete Premierleutnant Ludwig Kasimir von Auer (1788–1837) hatte 1806/07 die Schützen des Füsilierbataillons (No. 24) seines Schwagers Bülow kommandiert und seitdem als sein Adjutant fungiert. 1812 wurde er zum 1. Leibhusarenregiment versetzt, verlor in Rußland sein linkes Auge und wurde mit dem Pour le Mérite dekoriert. In den Feldzügen 1813 und 1814 diente er wieder als Bülows Adjutant, 1815 als Major beim III. Armeekorps. Der mit beiden Klassen des Eisernen Kreuzes dekorierte Auer wurde 1819 zum Stabschef des I. Armeekorps ernannt, 1828 in die Physikalische Gesellschaft aufgenommen und erwarb sich Verdienste um den Wiederaufbau der Marienburg. Nach einem Schlaganfall wurde er 1837 mit dem Charakter als Generalmajor verabschiedet. Tatsächlich diente der im fünften Band vorgestellte Johann Georg Emil von Brause danach als Adjutant Grawerts bzw. Yorcks beim preußischen Hilfskorps in Rußland.

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sich zu einem solchen Geschäft ganz u. gar nicht, u. der Lt. v.Neumann 5, welcher auf ihn folgt, ist zwar ein sehr fähiger Offizier, aber für die 1te Adjut. Stelle noch etwas zu jung u. nicht genug zuverläßig. Dagegen ist der Hauptmann Boyen ganz vorzüglich dazu geeignet u. desn größten Vertrauens würdig; ich glaube daher, daß derselbe bei der Schles. Brigade sehr zweckmäßig angestellt wäre. 5. Da sich der Hauptm. v.Koschenbahr zu seiner Anstellung gar nicht eignet, aber als Kür. Offizier viel Achtung genießt, so würde ich unterthänigst vorschlagen, denselben bei einem Kür. Rgt. mit seinem bisherigen Gehalt allergnädigst agregiren zu wollen.6 6. Der Ob. v.Ziethen hat schon mehreremale E. K. M. unterthänigst um die Beförderung seines dritten Adjutanten, des Leutn. v.Frölich, zum Pr. Leutn. gebethen; da er beimo Ob. v. Ziethen bereits 4 Jahr Adjutant ist, u. ich in der That mich von seinem Eifer u. Fleiß im Dienst selbst überzeugt habe, so wage ich es, dieß Gesuch, welches der Obrst. v. Ziethen in dem einliegenden Schreiben an E. K. M.p erneuert, mit meiner unterthänigsten Bitte zu begleiten.7 7. Euer K. M. werden vielleicht allergnädigst geruhen, sich eines Maj. v. Poyda8 zu erinnern, der beim ehm. Rgt. Grevenitz als Prem. Kapit. gestanden n o p 5

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Verändert aus „u. verdient das“. Folgt gestrichen: „Gen.“ Dazu am Rande ein schräger Strich. August Wilhelm von Neumann (1786–1865) war bei der Verteidigung Cosels als Leutnant im Regiment Sanitz (No. 50) und Adjutant des Kommandanten, seines Vaters David von Neumann, verwundet worden. Nach 1807 fungierte er als Adjutant verschiedener Befehlshaber, seit dem letzten Jahreswechsel bei Zieten. 1813 wurde er bei Großgörschen verwundet, 1814 und 1815 befehligte er das Schlesische Schützenbataillon. Mit beiden Klassen des Eisernen Kreuzes dekoriert, erhielt er im Herbst 1815 das Kommando des Gardejägerbataillons und wurde 1836 zum Generalmajor, 1840 zum Generaladjutanten Friedrich Wilhelms IV. und 1853 zum General der Infanterie ernannt. Leopold Ernst Gustav von Koschembahr (1768–1843) war als Leutnant der Württemberg-Husaren (No. 4) bei der Belagerung von Warschau 1794 mit dem Pour le Mérite dekoriert worden. Bei Auerstedt schwer verwundet, kam er nach Tilsit zum 1. Schlesischen Husarenregiment und fungierte ab 1809 bzw. 1811 nacheinander als Adjutant Götzens und Zietens. Er wurde ab dem 3. März dem Schlesischen Kürassierregiment aggregiert und 1813 bei Liebertwolkwitz verwundet und mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet. Ab 1815 Kommandeur des 4. Kürassierregiments wurde Koschembahr 1831 mit dem Charakter als Generalmajor verabschiedet. Ernst August Moritz von Frölich wurde am 11. Mai 1812 befördert. Er hatte mit den Württemberg-Husaren bei Auerstedt und in Ostpreußen gekämpft. Seit 1807 bei den 1. Schlesischen Husaren, fungierte er von 1810 bis 1821 als Adjutant Zietens. In den Befreiungskriegen wurde der bei Großgörschen verwundete Offizier mit beiden Klassen des Eisernen Kreuzes sowie dem Pour le Mérite dekoriert. Seit 1828 kommandierte er das 1. Kürassierregiment, 1843 wurde er als Generalleutnant verabschiedet. Heinrich Konstantin Anton von Poyda (1764–1834) war 1779 beim Regiment Teuffel von Birkensee (No. 30) eingetreten und erhielt im Krieg gegen Frankreich 1792–1794

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hat und durch eingesandteq wissenschaftliche Arbeiten sich Ew. K. M. zu empfehlen gesucht hat. Er ist Allerhöchstdenselben bereits mehrere Mal zu einer gnädigen Berüksichtigung als ein vorzüglicher Offizier empfohlen worden, der sich auch dadurch ausgezeichnet hat, daß er die Peene-Brücke bei Anclam mit der Arière-Garde des Gen. v. Bila bis zum Abend vertheidigte, u. daß erst nachdem er abgelöst war, von seinem Nachfolgerr ein feindl. Parlementair angenommen wurde, so daß vielleicht durch ihn daß dort eingetretene Unglük9 verhütet worden wäre. Ich halte diesen Mann sehr geeignet zu einer 2tn Komandanten Stelle und unterstehe mich, ihn Ew. K. M. für Silberberg unterthänigst in Vorshlag zu bringen.10 Ich fühle mich um so mehr dazu aufgefordert, als ich die Meinung des Gen. Lt. v. Grawerts, welcher den Komandanten v. Silberberg, Major v. Massow, für außerordentlich geeignet hält zu einer solchen Stelle, durchaus nicht theilen kann. Der Gen. Lt. v. Grawert kennt ihn seit langer Zeit u.t also vielleicht viel besser als ich, auch kann ich mich in mein[e]r Meinung sehr wohl irren, aber ich kann Ew. K. M. nicht verhehlen, daß ich gradezu glaube, es fehlt dem Maj. v. Massow an den meisten der erforderlichen Eigenschaften, nahmentlich an Kenntnissen u. Beurtheilungu. Wegen des Ing. des Platzes v. Silberberg, des Kapt Shulz der 1te, behalte ichv mir vor, E. K. M. noch meine[n] unterthänigsten Vorshlag zu machen, weil auch dieser für die jetzigen Verhältnissew seiner Stelle gar nicht gewachsen ist.11 Indem ich Ew. K. M. diese Vorshläge in tiefster Unterthänigkeit einreiche, sehe ich Allerhöchstdero Prüfung u. Entscheidung ehrfurchtsvoll entgegen. N.d.Gn.v.Scharnhorst. Cl.x den Pour le Mérite. 1795 kam er als Stabskapitän zum neuerrichteten Regiment Graevenitz (No. 57) und sandte in der Folge mehrere militärwissenschaftliche Aufsätze und Landkarten an den König. Bei der Mobilmachung 1805 diente er als Brigademajor unter Hohenlohe, 1806/07 bei der Verteidigung von Silberberg. Auf halbes Gehalt gesetzt, fungierte er seitdem in verschiedenen Verwaltungsaufgaben, bis er 1812 zum 2. Kommandanten von Silberberg und bald darauf zum Interimskommandanten von Glatz ernannt wurde. Ende 1813 befehligte Poyda das 7. Schlesische Landwehrinfanterieregiment vor Erfurt, 1820 wurde er zum Generalmajor befördert und 1825 verabschiedet. q r

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Nachträglich hinzugefügt. Die dem Schreiben zugrundeliegende Aufzeichnung nennt dessen Namen, „Capitain Ziemietzky“. Folgt gestrichen: „Ex“. Versehentlich doppelt. Verändert aus „Eigenschaften, an Kenntnissen, Thätigkeit u. s. w.“ Verändert aus „Schulz der 2te werde ich“ Folgt gestrichen: „dort gar nicht paßt.“ Rechts daneben ein Mundierungsvermerk Greulichs. Die Kapitulation der Generale Bila I und II am 31. Oktober 1806. Dies geschah durch Kabinettsorder vom 15. Februar, vgl. Poydas Dankschreiben an Scharnhorst (Sagan, 23. Februar 1812) ebda., fol. 97r. Johann Gotthilf Schultze (1759–1817) starb als Oberstleutnant a. D.

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I. Stabschef und Geheimdiplomat (März 1811–März 1812)

274. Scharnhorst an Gerhard

Berlin, 17. Februar 1812

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 42 fol. 66r–67r (3 S.): Konzept, Clausewitz’ Hand. Unzufriedenheit mit der Betriebsführung der Malapaner Fabrik.

Berlin d. 17. Febr. 12. An den Berghauptmann Gerhardt.a Euer p. gefälliges Shreiben v. 11t. d. M.1 habe ich die Ehre gehabt zu erhalten. Ich muß Ihnen offenherzig bekennen, daß es mir in der ganzen Sache der Malapaner Fabrikation an einer deutlichen Einsicht fehlt, u. darum muß ich anstehen, meiner Seits Anträge beim Staatskanzlerb zu machen. Wenn Euer p. meine Offenherzigkeit nicht verkennen und mir übel deuten wollen, soc gestehe ich Ihnen aufrichtig, daß ich glaube, es sind in dieser Fabrikation, ehe Ew. die oberste Leitung darin unter Händen hatten, große Fehler gemacht worden. Ich habe keinen Begrif davon, wie die wenigen Anlagen, welche man in Malapane für den Zweck der Gewehrfabrication gemacht hat, eine so bedeutende Summe kosten können wie die, womit sie jetzt im Vorschuß sind, oder wie der Umsatz v. 6000 Gewehren (denn ich glaube nicht, daß mehr gemacht worden sind) einen so großen Shaden hätte zuwege bringen können. Was ichd in Malapane an Anstalten zum Schmieden der Gewehrläufe gesehen habe, hat mir sehr unbedeutend geschienen. Ich habe nicht mehr das Vertrauen zu den Ew. untergebenen Behörden, welches ich bei der ersten Geschäftsführunge gehabt habe, und welches ich zu allen Zeiten zu Ew. selbst unbedingtf haben werde; ich habe mehreremale erfahren, daß man uns anfangs sehr hohe Preise u. diese hinterher sehr heruntergesetzt hat; dieß alles macht, daß ich mich aufgefordert fühle, Ew. auf diese Partie sehr aufmerksam zu machen, weil ich allenfalls glaube, daß Ew. bei einer strengen Beurtheilung der Ihnen deshalb gemachten Vorträge auf Nebenabsichten stoßen werden, womit ich keine Art von Unredlichkeit, sondern nur einseitiges Dienstintereße u. andere falsche Ansichten meine. Ew. werden mir diese freimüthige Mittheilung nicht übel nehmen, sondern sie als einen Beweis meiner Hochachtung u. Freundshaft ansehn.

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Datum und Adresse in der linken Spalte. Oben rechts von Schreiberhand: „Zu No. 101a Febr. 12“, ein Verweis auf das beantwortete Schreiben Gerhards (ebda., fol. 65r–v, Präsentationsvermerk vom 15. Februar). Verändert aus: „bei S. M.“. Folgt gestrichen: „glaube“. Das Folgende verändert aus: „auf der Malapaner Hütte an Anstalten zum Schmieden der Gewehre gesehen habe, schien mir sehr unbedeutend.“ Verändert aus „welches ich früher“. Nachträglich hinzugefügt. Das in Anm. a erwähnte Schreiben ist tatsächlich vom 13. Februar datiert.

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Nr. 275

Was übrigens meine Unterstützung der Sache bei dem Herrn Staatskanzler betrift, so würde es derselben ohnehin nicht bedürfen, da S. Ex. von der Wichtigkeit unsrer Gewehrfabricationg die richtige Ansicht haben u. es für Dieselben gern thun werden, was in den Verhältnissen ist. N.d.G.v.Scharnhorst. Cl. Berlin den 17n Februar 1812.h 275. Scharnhorst an Schachtmeyer

Berlin, 17. Februar 1812

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 273 fol. 23r (1/4 S.): Konzept, Clausewitz’ Hand.a Dank für eingesandte Aufsätze.

Euer p. mir gefälligst zugesandten, sehr schätzenswerthen u. belehrenden Aufsatz1 habe ich mit Vergnügen durchgelesen u. ich freue mich, Ihnen dafür meinen ergebensten Dank abzustatten. Berlin d. 17. Februr 1812. N.d.G.v.Scharnhorst. Cl.b 276. Scharnhorst an Karl August Freiherrn von Hardenberg Berlin, 18. Februar 1812 GStA PK, VI. HA Nl Daniel Ludwig Albrecht Nr. 17 fol. 28r–v (11/2 S.): Reinschrift, eigenhändig. Druck: Linnebach, S. 423. Ersuchen um Reiseerlaubnis nach Preußen.

Ew. Excellenz lege ich hier die verabredete Cabinetsordre für den Feldjäger Greulich1 vor und bitte gehorsamst, sie vollziehen zu lassen.

g h

a

Folgt gestrichen: „gewis“. Darunter ein Mundierungsvermerk Greulichs vom selben Tage.

1

Auf dem beantworteten Schreiben Schachtmeyers an Scharnhorst (Johannisburg, 30. Januar 1812), das mit einem Präsentationsvermerk vom 12. Februar versehen ist. Rechts daneben ein mit „G.“ signierter Mundierungsvermerk vom selben Tage, am linken Rand ein Abgangsvermerk. Genaugenommen zwei Aufsätze des im sechsten Band vorgestellten Benjamin von Schachtmeyer, „Ueber die möglichste Art Sicherstellung derer eine geschloßene FeldSchanze vertheidigender Soldaten für Haubitz-Granaten“ und „Ueber die zweckmäßigste Anwendung derer Jäger, Schützen und Tirailliers bey defensiven Posten-Gefechten, Schanzen-Vertheidigungen p.p.“, ebda., fol. 24r–33r.

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Vgl. Nr. 227 und 233.

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I. Stabschef und Geheimdiplomat (März 1811–März 1812)

Ich wünsche nach Preussen zu gehen, theils um die Kriegesschule in Königsberg zu inspiciren, theils [auc]ha um meine häußlichen Angelegenheitenb [in] Dollstädt zu arrangiren. Ich glaube, diese Reise würde in mehrer Hinsicht gut seyn, meine ehemaligen Reisen würden dadurch mehr cachirt, und die verrätherischen und neidishen preussischen Franzosen, so wie auch die Franzosen selbst, verlöhren mich aus den Augen; wenigstens entginge ich dadurch einer lebhaften Verfolgung.2 Das verlangte Memoir üb[e]r unsere zukünftigen militärishen Verhältnisse werden Ew. Excellenz morgen erhalten. Ueber meine persönlichen Verhältniße für die Zukunft bitte ich diesen Augenblik noch nichts zu bestimmen. Sollte der Allianz Tractat unterzeichnet seyn3, so müßte ichc den Posten des Chefs im Generalstabe niederlegen. Die Aufsicht über die Kriegesschulen, welche jetzt mit diesen Posten verbunden istd, würde ich aber immer behalten können.e Berlin den 18. Febr. 1812.

Scharnhorst.

277. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartments Berlin, 18. Februar 1812 GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 209 fol. 15r: Konzept, Clausewitz’ Hand.a Ankauf des von Friesner angebotenen Pulvers.

Der hochl. 3t. Div. d. A. K. D. erwidere ich auf das gef. Schr. v. 15t d. M., daß ich kein Bedenken dabei finde, die 2387/8 Ctn. Pulver vom Kaufman Friesner zu 52 rth. pr. Cetn. anzunehmen.1 Berlin d. 18’ Februr 1812.b N.d.G.v.Scharnhorst Cl.

a b c d e 2

3

a

b 1

Textverlust durch Öffnen des Siegels, auch in der Folge. Die folgenden zwei Wörter nachträglich hinzugefügt. Folgt gestrichen: „von“. Statt „sind“. Das Folgende mit Respektabstand und Respektstrich zur Unterschrift. Scharnhorst erwog damals eine weitere Reise nach Rußland. Im Nl Albrecht, Nr. 75 fol. 27r–28r, befindet sich ein für ihn von Graf Lieven ausgestellter zweisprachiger Paß vom 31. März (19. nach dem Julianischen Kalender). Der französisch-preußische Bündnisvertrag wurde am 24. Februar in Paris von Krusemark unterzeichnet. Der König ratifizierte ihn am 5. März. Auf dem beantworteten, von Schöler, Leithold und Liebenroth unterschriebenen Schreiben der Division (Berlin, 15. Februar 1812, fol. 15r–16r). Daneben ein Mundierungsvermerk Greulichs vom selben Tage. Vgl. auch Nr. 268.

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Nr. 278

278. Scharnhorst an Prinz August

Berlin, 18. Februar 1812

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 209 fol. 18r (1/4 S.): Konzept, Clausewitz’ Hand.a Aufgabe des Widerstands hinsichtlich der Munitionsverpackung.

Ew. K. H. gnädiges Shreib[e]n v. 16t. d. M. so wie die Beilagen1, welche hierbei zurük erfolgen, haben mich überzeugt, daß es mit der stehenden Verpackung nicht die Shwierigkeiten hat, die ich befürchtet habe, ich trete daher gern der Meinung E. K. H. u. der Artill. Prüfungs Kommission bei. N.d.G.v.Sch.Cl. Ber. d. 18. Febru. 1812.b 279. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartments Berlin, 21. Februar 1812 GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 209 fol. 19r (1/2 S.): Konzept, Clausewitz’ Hand, mit eigenhändiger Hinzufügung.a Rücksendung von Versuchsprotokollen.

Die von der p. Division mir zugesandten Versuchs Protokolleb über die Probemortire1 sende ich hierbei ergebenst zurük, obgleich in dem Begleitungs Schreiben die Rükgabe nicht gefordert wird, weil sie das Original zu seyn scheinen und ihr Besitz mir Vergnügen gemacht haben würde. Sie jetzt zu studiren fehlt es mir an Zeit, ich muß daher die p. Divisionc ersuchen, mir die darin enthaltenen Haupt Resultate in einzelnen Punkten gefälligst aufstellen zu wollend, wenn ich drüber urtheilen soll.2 Berlin d. 21. Februr 1812. N.d.G.v.Scharnhorst Cl.e a b 1

a

b c d e 1

2

Auf der Vorderseite des beantworteten Schreibens des Prinzen (Berlin, 16. Februar 1812). Darunter ein Mundierungsvermerk Greulichs vom selben Tage. Dem in Anm. a erwähnten Schreiben zufolge ein Gutachten der Artillerieprüfungskommission sowie Zeichnungen zum bis 1778 in Preußen benutzten System, Kartuschen stehend zu verpacken. Auf dem beantworteten, von Schöler, Leithold und Liebenroth unterschriebenen Schreiben der Division (Berlin, 17. Februar 1812). Dazu am Rande ein schräger Strich. Folgt gestrichen: „ergeb“. Verändert aus „wissen.“ Die folgenden fünf Wörter eigenhändig hinzugefügt. Darunter ein Mundierungsvermerk Greulichs und ein Abgangsvermerk vom selben Tage. Die Versuche waren vom 26. Oktober bis 23. November 1811 durchgeführt worden; vgl. das von Ludwig, Sasse, Tiedecke und Kräwel unterschriebene Protokoll und das dazugehörige „Rapport-Journal“ ebda., fol. 23r–57r. Die 3. Division sandte das Protokoll am 25. Februar zurück (Begleitschreiben ebda., fol. 22r), da es in drei Exemplaren angefertigt worden war. Hinsichtlich der Zusammenfassung verwies sie darauf, daß der damals erkrankte Leutnant Stieler an einer Instruktion über den Gebrauch der Probemortiere arbeite.

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I. Stabschef und Geheimdiplomat (März 1811–März 1812)

280. Scharnhorst an Karl August Freiherrn von Hardenberg Berlin, 22. Februar 1812 GStA PK, VI. HA Nl Daniel Ludwig Albrecht Nr. 17 fol. 29r (1/2 S.): Reinschrift, eigenhändig. Übersendung eines Gutachtens zu Preußens Militärverhältnissen.

Ew. Excellenz lege ich hier das mir aufgegebene Gutachten über unsere militärishen Verhältniße vor. Erst wenn Se. Majestät sich über die zu ergreifenden Maßregeln genauer bestimmt haben, läßt sich für einen oder anderen Fall das Detail der Ausführung entwerfen.a Berlin den 22. Febr. 1812 281. Denkschrift

v.Scharnhorst Berlin, 22. Februar 1812

GStA PK, VI. HA Nl Schöll Nr. 32 fol. 217r–223r (121/4 S.): Reinschrift, eigenhändig. Mittel zur Erhaltung der Selbständigkeit Preußens im Falle eines Bündnisvertrags mit Frankreich.

Promemoria Ew. Excellenz haben von mir ein Gutachten über unsere militärische Lage und Einrichtungen, wenn der Allianztractat mit Frankreich zustande kömmt, verlangt, und dabei mir aufgegeben, Mittel anzuzeigen, wie wir unsere Selbständigkeit auf eine den Umständen angemeßene Art so viel als möglich sicheren können. Ich lege hier mein Gutachten mit derjenigen Freimüthigkeit und Treue nieder, welche ich Se. Majestät dem König und Ew. Excellenz schuldig bin. Erhaltung der Festungen. Das wichtigste zur Erhaltung einiger Selbständigkeit ist die Festhaltung und Behauptung der Festungen. Dazu gehört aber: a. daß sie gute Comandanten haben und daß die Officiere, auf welche Se. Majestät das größte Zutrauen setzen, zu Festungscomandanten bestimmt werden, als z. B. der Oberstlieutenant von Klüx1, der Major von Rothenburg und andere junge und determinirte Männer. b. Ferner gehört zur Erhaltung der Festungen, daß nahe bei denselben, oder um die Anmuthung fremder Garnisonen abzuwenden, in dieselben, so bald als möglich, a

Das Folgende mit Respektabstand und Respektstrich zur Unterschrift.

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Joseph Friedrich Karl von Klüx wurde im fünften Band vorgestellt.

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Nr. 281

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die sichersten und besten Truppen gelegt werden und daß sie eine Einrichtung haben, so gleich verdoppelt werden zu können. Dazu müßen die Waffen, woran es nicht fehlt, und eine doppelt große und kleine Montirung auf jeden Mann vorhanden seyn. Die Artillerie hat jetzt auf jede Compagnie 100 Arbeiter, diese muß sie behalten und alle Artillerie Compagnien müßen in den Festungen vertheilt werden, da mit auf jeden Fall für eine passive Vertheidigung gesorgt ist. c. Endlich gehört zur Erhaltung der Festungen die Verproviantirung derselben. Die Festungen müßen ohne Unterschied auf 1/2 Jahr mit allen erforderlichena Lebensmitteln versehen seyn, und die den Verderben ausgesetzten von Jahr zu Jahr verkauft oder an die Truppen ausgegeben und dafür neue angeschaft werden. Keine dieser Maßregeln darf bis zu den Augenblik der Noth aufgeschoben werden. Da die Festungen überall mit Fremden umgeben werden könnenb, man bei ihrer Annäherung der Verhältniße wegen keine schleunige Dottirung vornehmen kann, so muß diesec vorher geschehen. An wichtigsten ist diese Vorbereitung für die Festungen Pillau und Graudenz. Denn sollten sie ohne einen langen und kräftigen Widerstand den Russen in die Hände fallen, so würde dies uns doppelt nachtheilig seyn; unsere Achtung und Selbständigkeit litte und ein bleibendes Mißtrauen wär unvermeidlich. Vermehrung der Truppen. Nächst der Erhaltung der Festungen ist zur Begründung einiger Selbständigkeit die Vorbereitung zur Vermehrung der lebendigen Streitkräfte in Fall der Noth sehr wichtig. Waffen und Munition sind für 3 mal 40.000 Mann vorhanden. An meisten fehlt es an Bekleidung. Diese würde aber für eine Vermehrung von 40,000 Mann vorhanden seyn, wenn für alle activen Truppen, wie vor dem Kriege, jederzeit eine alte und neued Montirung vorhanden wäre. Das schwierigste ist ausgearbeitete Leute zu dieser Vermehrung immer bereit zu haben. Die Krümper haben so viel Aufsehen gemacht, daß diese Einrichtung nun eingehen muß. Würde die allgemeine Conscription eingeführt, so würde verfaßungsmäßig das Krümper System fortdauren, ohne daß es Aufmerksamkeit erregen könnte. Das Conscriptions-Project ist in den Punkten, welche Se. Majestät nicht zwekmäßig fanden, abgeändert und liegt bei Ew. Excellenz vollig fertig.2 Es ist auf die Belebung des Geistes der Nation berechnet und die Ausführung desselben möchte jetzt in einiger Hinsicht zwekmäßig seyn.

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––––––––––––––––

Nachträglich hinzugefügt. Nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „dies alles“. Verändert aus „kleine“. Vgl. die Dokumente zur allgemeinen Wehrpflicht im sechsten Band, insbesondere Nr. 170, 367, 634–636.

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I. Stabschef und Geheimdiplomat (März 1811–März 1812)

Wenn ich hier nun in der Ueberschrift gezeigt habe, wie die Vorbereitung zur Aufstellung einer größeren Masse von Streit Kräfte, als der Traktat mit Frankreich uns zugestehen möchte, geschehen könnte, so darf ich auch nicht unbemerkt laßen, daß die Erhaltung des guten Geistes für das Königl. Regentenhauß und für die Selbständigkeit des Staats eben so wichtig als die Bereitstellung materieller Kräfte ist und daß derselbe nicht ohne eine große Festigkeit und Energie in unsern Benehmen erhalten werden kann. Für die Erhaltung des guten Geistes würde es wichtig seyn, wenn Se. Majestät der König bei Schließung des Traktats mit Frankreich erklärten, daß Allerhöchstdieselben keine eigenmächtige, der Allianz entgegenlaufende Handlungen den französischen Militär Befehlshabern zugestehen würden und könnten, wenn nicht eine Unzufriedenheit in Innern bei dieser Verbindung entstehen sollte. Hierbei müßten alle den Traktaten widersprechenden kleinen Conventionen, welche gewaltsam abgedrungen sind, alle eigenmächtig[e]n Handlungen, welche man bisher erfahren, aufgezählt werden. Endlich müßte der Zwist erwähnt werden, welcher zwischen Se. Majestät und den Herzog von Ekmühl3 stattgefunden hat. Man müßte hier hinzufügen, man gebe deshalb alle diese Anzeigen, damit bei den zu befürchtenden unvermeidlichen Zwisten keine andere Gründe untergeschoben werden könnten. Ein ander Punkt zur Erhaltung des guten Geistes und des innern Zutrauens bestehet darin, daß Se. Majestät der König alle die Dienere, welche durch französischen Einfluß sich in höhere Stelln zu bringen und darin zu erhalten suchen, das preussische Intereße hintan setzen, um sich den Franzosen gefällig zu machen, mit denen, welche auf Verlangen der Franzosen aus ihren Dienstverhältnißen gesetzt werden, in eine Cathegorie treten laßen, und daß z. B. mit meiner Entfernung auch die des Feldmarschal Grafen Kalkreuth verbunden sey. Auch gehört zu dieser Maßregel, daß Se. Majestät die Stelle derjenigen, welche auf französisches Nachsuchen erledigt worden, nicht wi[e]der mit französisch Gesinnten besetzen. Sehr wichtig wird dies bei Besetzung der Stelle des Majors von Boyen seyn. Sie wird unter den gegenwärtigen Verhältnißen den Geist der Zukunft bezeichnen. Glauben Se. Majestät nicht, Ihrer Autorität die Kraft, welche zu den obigen Maßregeln erfordert wird, beilegen zu können, so wird sehr bald der französische Einfluß sich erheben und Allerhöchstdieselben werden unvermerkt in die Gefahr kommen, von Ihren eigenen Dienern abhängig zu werden. Alle Ihre Diener, welche eine wahre und reine Anhänglichkeit an Ihre allerhöchste Person haben, werden nun alles verlohren halten, sich mit dem Gedanken, Se. Majestät aufgeben zu müßen, familiärisiren, sich zurükziehen und sichf nach und nach verliehren. Seine Majestät werden dann e f 3

Statt „alle den Dienern“. Nachträglich hinzugefügt. Marschall Davout.

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niemand haben, der nicht von seinen eigenen oder dem französischen Interesse abhängig ist. Ein dritter Punkt, welcher zur Erhaltung des guten Geistes erfordert wird und ohne welche[n] kein Zutrauen zu unser Selbständigkeit in Innern statt finden kann, ist die Benutzung der Neutralität Schlesiens, die aber ohne die Veränderung des Auffenthalts Sr. Majestät, nemlich die Verlegung der Residenz vong Berlin nach Breslau, im Wesendlichen zu nichts dient.

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Bei den zuletzt genannten Mitteln der Selbständigkeit darf nicht unbemerkt bleiben, daß man mit denselbenh offen und frei hervortreten muß, wenn sie kein Mißtrauen erregen sollen, daß aber dagegen wieder Se. Majestät der König den Kaiser Napoleon den Gedanken benehmen müße, je mals auf die andere Seite treten zu wollen, und daß Sie ihn daher bei seinen Operationen nicht allein aus freien Stücken kräftig unterstützen, sondern auch seine Plane, wo Sie können, begünstigeni und ganz in dem Geiste Napoleons handeln müßen. Siehet Napoleon, daß der König es gut mit ihm meynt, daß er ihm wesentliche Dienste leistet, daß er sich von der Gegenpartei ganz entfernt, so wird er Vertrauen zu Preussen faßen. Die ausgezeichnete gute Behandlung der französishen Marschälle, Genrale, Gesandten u. s. w., die Ehrenbezeugungen, mit denen man diese überhäuft, die Aufmerksamkeit, welche man der Person des Kaisers in Hinsicht seines Geburtstages u. s. w. erzeigt, wird den obigen Benehmen einen neuen Werth geben.

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Wenn nun nach meinen geringen Ansichten bei derj Ausführung der hier vorgelegten Maßregeln sich ein gewißer Grad von Selbständigkeit mit der persönlichen Sicherheit der hohen Regentenfamilie und den guten Vernehmen des französischen Kaisers auf eine solche vereinigen ließe, daß dadurch seine Vernichtungs Plane vielleicht aufgehalten werden könnten, so darf ich doch hier nicht unbemerkt lassen, daß diese Maßregeln in der Ausführung große Schwierigkeiten haben und nur in ihren Zusammenhange von Nutzen seyn können, einzeln aber Mißtrauen erregen, unnöthige Kosten veruhrsachen, Verfolgung erzeugen und in jeder Hinsicht verderblich seyn werden. Da nun aber diese Maßregeln in mehreren Hinsichten nicht mit den Ansichten Sr. Majestät des Königs übereinstimmen und also nicht in einer genauen Verbindung ausgeführt werden können, da dieselben ebenfalls nicht mit der Meinung vieler Staatsdiener übereinstimmen möchten, und dadurch zu besiegende Hindernisse als unüberwindlich erscheinen können, und da g h i j

Die folgenden zwei Wörter nachträglich hinzugefügt. Statt „demselben“. Folgt gestrichen: „müßen“. Folgt gestrichen: „obigen“.

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I. Stabschef und Geheimdiplomat (März 1811–März 1812)

endlich niemand mit Sicherheit ihren glüklichen Erfolg garantiren kann, so scheint es mir, „daß alle Aufstellung von Streitkräfte[n] (sie seyen todte oder lebendige) und alle Anordnungen zur Erhaltung der Festungen außer denen, welche in den Traktat bewilligt sind, sehr nachtheilig seyn können, daß es am besten seyn wird, mit der persönlichen Hingebung des Königs Majestet auch die des Staats zu verbinden und so das ganze Benehmen in Uebereinstimmung zu bringen.“ Wir haben dann die Beruhigung, daß allein die Ansichten des Monarchen entschieden haben und daß nicht die entfernteste Veranlaßung zu irgend [einem?] der eingegangenen Traktatek gegeben ist.

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Welche Maßregeln Se. Majestät auch ergreifen mögen, so wird in jeden Fall nöthig seyn, Pillau mit einer Garnison von 2000 bis 2500 Mann guter Truppen, außer 3 Compagnien Artillerie zu versehen und es auf 1/2 Jahr zu dottiren. Berlin den 22. Febr. 1812. v.Scharnhorst. 282. Immediatbericht

Berlin, 23. Februar 1812

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 175 fol. 21r–25v (91/2 S.): Konzept, Greulichs Hand, mit Abänderungen von Clausewitz’ Hand.a Früheres Konzept, Rauchs Hand: ebda., fol. 30r–33r (7 S.).b

Concept.

Allerunterthänigste Avencements-Vorschläge für das Königliche Ingenieur-Corps.

Nach dem Inhalte der allerhöchsten Cabinetsordre vom 5ten Dezember 1811 soll das Königliche Ingenieur-Corps vermehrt werden mit 1 etatsmäßigen Major 1 Prem. Capt.   1 St. Capt.   2 Prem. Lts.   und 5 Sek. Lieuts.   zusammen mit 10 Offizieren.

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Statt „Traktaten“.

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Anscheinend handelte es sich ursprünglich um eine Reinschrift. Die hierin vorgenommenen Abänderungen sind in der Vorlage bereits berücksichtigt.

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Nr. 282

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Durch Verabschiedung sind abgegangen: der Prem. Capit. Stierlein1  Stabs-Capt. v. Poblotzki 2  Sek. Lieut. Koch zusammen 3 Offiziere Außerdem waren bisher vakant 3 Sek. Lieuts, mithin 3 Offiziere Summa des ganzen Manquements beim Ingen.-Corps = 16 Offiziere. Hierauf gründen sich nachstehende unterthänige Vorschläge: 1.)

2.)

3.) 4.)

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d 1

2

Der Major von Rode, Direktor der Kriegesschule zu Breslau, welcher bisher überkompletter Major war, rükt in das etatsmäßige 6te Stabsoffizier-Gehalt à 1900 rthlr. jährlich. Der Major v. Rode, welcher stets gut gedient und sich als Direktor der Krieges-Schule zu Breslau um dieselbe, sowohl bei ihrer Gründung, als ihrem bisherigen guten Fortgange sehr verdient gemacht hat, würde sich dieserhalb zur Erlangung des vollen Gehaltes qualifiziren.c Der Premier-Capitain Meinert, Mitglied der Studien Direction und Lehrer bei der hiesigen Kriegesschule, welcher bisher überkomplet war, rükt in das vakante etatsmäßige Gehalt à 1300 rthlr. Der Hauptmann Meinert, welcher im Lehrfache nüzliche Dienste geleistet, und durch seine Einrangirung im Ingenieur-Corps einigen Verlust erlitten hat, würde nunmehr durch das volle Gehalt entschädigt werden. Der Stabs-Capitain Jachnick und der Stabs-Capitain Streckenbach, Ingenieur des Plazzes von Graudenz, avanziren zu Premier Capitains und rükken beide in das volle etatsmäßige Gehalt à 1300 rthlr. jährlich. Die Stabs Capitaine Jachnick und Streckenbach sind beide zugleichd im Jahr 1792 zu Offizieren avanzirt und ersterer vor letzterem auf den Grund eines Examens rangirt worden, so wie dann auch der erstere ein Jahr früher als der letztere zum Stabs Capitain avanzirt worden ist.

In der Vorlage stehen die (numerierten) Beförderungsvorschläge selbst in der linken Spalte, die (hier doppelt eingerückten) Erläuterungen dazu in der rechten. Die folgenden drei Wörter im früheren Konzept hinzugefügt. Johann Christoph Stierlein, Karl Martin von Poblocki und die weiter unten erwähnten Carl Gottlob von Bronikowski und Karl Sigismund Wilhelm Gabriel von Liebenroth wurden im sechsten Band vorgestellt. Friedrich Koch, ein ehemaliger Mineurleutnant, wurde wegen Verletzung eines Unteroffiziers kassiert (vgl. Anm. 5 zu Nr. 386), doch wurde die Strafe am 13. Januar in schlichten Abschied gemildert. Koch war noch 1844 als Mühlen-Gefäll-Kassen-Buchhalter in Berlin tätig.

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5.) 6.) 7.) 8.)

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I. Stabschef und Geheimdiplomat (März 1811–März 1812)

Beide gehören zu den zuverläßigsten und besten Offizieren des Ingenieur-Corps, beide haben in der lezten Campagne mit Auszeichnung gedient, indem der Capitain Jachnick als Ingenieur de Place von Weichselmünde und Neufahrwasser die Belagerung von Danzig mit beigewohnt, und der Capitain Streckenbach als Ingenieur de Place von Graudenz die Festung mit vertheidigt hat. Beide erhielten wegen ihres Wohlverhaltens den Orden des Verdienstes und wurden überdem bei der neuen Formation des Ingenieur-Corps höher hinaufgerükt, bei welcher Gelegenheit der Capt. Streckenbach einem etwas wichtigern Posten selbstständig vorgestanden hatte, obgleich der Capit. Jachnick sich wieder dadurch ein besonderes Verdienst erworben hat, daß er nach seiner Gefangennehmung, da die Umstände es erforderten, ohne ausgewechselt zu seyn, sogleich wieder vor dem Feinde diente.3 Dieser Rüksichten wegen hat der Major Pullett dringend darauf angetragen, daß die ältere Anciennität zwischen beiden wieder hergestellt werden möge4, welches der Capitain Streckenbach mittelst des anliegenden Originalschreibense selbst erbeten hat, weshalb ich diesen Antrag unterstüzze, indem beide Offiziere von gleichem Werthe sind, und es schwer zu entscheiden seyn dürfte, welcher von beiden den Vorzug verdient. Der Stabscapitain von Rüdgisch5 6     Loos 7     Stein     Bronikowski, welche sämtlich bisher überkomplett waren, rükken in das etatsmäßige volle Gehalt à 500 rthlr. jährlich. Die beiden erstern erhielten eine Zulage von 140 rthlr. jährlich zu dem Premier-Lieutenants Gehalt von 360 rthlr., weil selbige das Gehalt von 500 rthlr. im Ingenieur-Corps schon früher bezogen hatten, welche Zulagen nunmehro wegfallen. Die beiden lezten hatten bisher nur das Premier Lieutenants-Gehalt à 360 rthlr.

Dazu am Rande ein schräger Strich mit der Nummer „Jan. No. 45“. Johann Karl Benjamin Jachnick (1770–1851) war 1787 als Volontär eingetreten und hatte 1792–1795 im Krieg gegen Frankreich gedient. Er erhielt 1813 für seine Mitwirkung an der Belagerung von Wittenberg das Eiserne Kreuz und wurde 1837 als Generalmajor verabschiedet. Vgl. das Schreiben Pullets (Berlin, 6. Januar 1812), ebda., fol. 26r–27v Der in Silberberg stationierte Friedrich von Rüdgisch wurde 1820 als Kapitän verabschiedet. Karl Friedrich von Loos hatte vor dem Krieg beim Kadettenkorps und an der Académie militaire unterrichtet. Er fungierte ab 1826 als 2. Direktor der Artillerie- und Ingenieurschule und trat 1831 als Oberstleutnant in Ruhestand. Johann Alexander Wenzel Stein, ein ehemaliger Mineuroffizier, trat 1822 als Kapitän in Ruhestand.

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9.) Der Sek. Lieutent. v. Gayette8 9 10.)     Vigny 10 11.)     Hankwitz 11 12.)     Richthofen 12 13.)     Sallet 13 f 14.)  Bartsch avanziren sämtlich zu etatsmäßigen    Premier Lieutenants mit dem Gehalte à 360 rthlr. jährlich. Alle diese Offiziere dienen lange, und mehrere derselben mit Auszeichnung. 15.) Der Portepeefähnrich v. Salvigni 16.)  Crüger14   15 17.)  Meyer avanziren zu Sekonde Lieutenants mit   dem Gehalte à 300 rtlr. jährlich. Die Portepeefähnriche v.Salvigni, Crüger und Meyer haben von der Examinations-Kommission das unbedingte Zeugniß der Reife zum Offizier erhalten, und sind hier nach Maaßgabe ihrer im Examen bewiesenen Kenntnisse rangirt. Da es junge Leute von Kopf und Talenten sind, so versprechen sie, bei fortgesetzter Bildung, brauchbare Ingenieur-Offiziere zu werden. Selbige wohnen jezt dem Unterricht in der hiesigen Kriegesschule bei, nach dessen Beendigung ihnen noch ein Examen bevorstehet. Sowohl dieserhalb,

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8

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10 11

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13 14 15

Davor, durch Schraffur gestrichen: „15.)    Schmidt“. Aufgrund dieser Streichung wurden die folgenden sechs Beförderungsvorschläge jeweils eine Nummer niedriger umnumeriert. Im früheren Konzept tragen sie die Nummern 16 bis 21. Der im Potsdamer Militärwaisenhaus aufgewachsene Karl Ludwig Ferdinand von Gayette (1773–1856) war 1794 zum Ingenieurleutnant ernannt worden. Er kämpfte 1806 bei Auerstedt, wurde im Oktober 1812 zum Stabskapitän befördert und 1813/14 mit beiden Klassen des Eisernen Kreuzes dekoriert. Gayette erhielt 1837 beim Abschied den Charakter als Generalmajor. Karl von Vigny (1777–1846), legitimierter vorehelicher Sohn des Generals Madeleine Touros Graf d’Heinze, war 1806 durch die Kapitulation von Erfurt in Gefangenschaft geraten. Er wurde in den Befreiungskriegen mit beiden Klassen des Eisernen Kreuzes dekoriert und 1840 zum Generalmajor befördert. Johann Hanckwitz (1772–1821) hatte 1806 in Stettin gedient und starb als Major. Heinrich Freiherr von Richthofen (1777–1847) war 1793 beim Mineurkorps eingetreten und wurde 1807 für seinen Anteil an der Verteidigung von Graudenz belobigt und in die Kommission zur Neuformation der Pioniere berufen. Seit 1811 unterrichtete er an der Kriegsschule in Breslau, 1813 erhielt er vor Stettin das Eiserne Kreuz. Richthofen wurde 1837 mit dem Charakter als Generalmajor verabschiedet. Der im vierten Band erwähnte Constantin von Sallet (1775–1814) fungierte 1812 als Adjutant Harroys. Johann von Bartsch fungierte 1828 als Major und Platzingenieur von Danzig. Carl Albert Crüger (1792–1836) wurde 1829 als Major verabschiedet. Karl Meyer (1792–1861) war 1810 als Volontär bei der Pionierkompanie in Graudenz eingetreten. In den Befreiungskriegen mit beiden Klassen des Eisernen Kreuzes dekoriert, erhielt er 1849 seinen Abschied als Generalmajor.

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I. Stabschef und Geheimdiplomat (März 1811–März 1812)

als um den Trieb, sich wissenschaftlichg zu bilden, mehr zu befördern, schlage ich unterthänigst vor, die eigentliche Anciennität dieser Offiziere gegenwärtig noch nicht zu bestimmen, sondern ihnen bis dahin nur Patente ohne Datum zu verleihen, und selbige erst dann nach dem Resultate des Examens zu rangiren. 18.) Der Portepeefähnrich v. Albert hat im Examen nur ein bedingtes Zeugniß der Reife erhalten, und qualifizirt sich weder in Hinsicht seiner Talente, noch seiner Kentnisse zu einem guten Ingenieur-Offizier. Derselbe hat aber schon im Kriege gedient, wobei es sein eigener Wunsch ist, bei einem Infanterie Regiment als Offizier angestellt zu werden. Ich schlage denselben daher zum Avanzement als Offizier bei einem Infanterie Regimente unterthänigst vor, und bemerke nur noch, daß derselbe gegenwärtig auf der Krieges-Schule in Breslau befindlich ist. 19. Die Unteroffiziere Hanff u. Knorr, 20. welche beide das unbedingte Zeugniß der Reife zum Portepeefähnrich erhalten haben, würden zu wirklichen Portepeefähnrichen, lezterer als überkomplet, jedoch mit dem etatsmäßigen Gehalte avanziren. Da sich vor jezt keine zu Offizieren examinirte Portepeefähnriche weiter beim Ingenieur-Corps befinden und es den Verhältnissen angemessen seyn dürfteh, bei der Anstellung von Ingenieur Offizieren besonders auf junge Leute von Kopf und Talenten zu reflektiren, so muß ich mir annoch vorbehalten, weitere Vorschläge zur Besezzung der sodann noch vakanten 12i Sekonde Lieutenants Stellen unterthänigst einzureichen. Ich bemerke daher nur noch, daß sowohl dadurch, als durch das vakante Kommandeurs-Gehalt vorjezt noch eine Ersparniß von 6200j rthlr. jährlich am Etat gemacht werden würde, und daß, wenn Euer Königlichen Majestät die hier gemachten Vorschläge zu genehmigen geruhen sollten, die beigehende Rangliste des Corpsk, auf welcher die zu avanzirenden Offiziere und die Gehalte derer, die in ein höheres Gehalt hinaufrükken, roth geschrieben sind, in Kraft treten würde. Durch die Verabschiedung des Capitains Stierlein ist das Kommando der brandenburgischen Pionier-Compagnie erledigt,



g h i j k

Folgt gestrichen: „mehr“. Im früheren Konzept verändert aus „angemessen ist“. Verändert aus „13“. Verändert aus „6500“. Dazu am Rande ein schräger Strich. Vgl. das anschließende Dokument.

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zu welchem Posten in den jezzigen Verhältnissen kein völlig qualifizirter oder anderweit zu entbehrender Ingenieur Offizier vorhanden ist. Sowohl dieserhalb, als auch um andere verdiente und ausgezeichnete fähige Offiziere für den Ingenieur-Dienst zu gewinnen, schlage Euer Königlichen Majestät ich vor, den StabsCapitain Marschall v.Biberstein16, welcher früher im Regiment v.Grevenitz gedient hat, und der jezt dem Major v.Kleist17 zu Colberg zur Assistenz beigegeben worden istl, in das IngenieurCorps als 3ten überkompletter Stabs-Kapitain so einzurangiren, daß derselbe hinter die Kapit. v. Liebenroth u. v. Bork zu stehen käme, ihm das Kommando der brandenburgischen Pionier-Compagnie einstweilen unter der örtlichenm obern Aufsicht des Majors von Kleist ad interim zu übertragen, wozu derselbe mir hinreichend geeignet zu seyn scheint, u. ihm die gewöhnliche Zulage von 20 rth., welche die interimistischen Kommandeure der Pion. Comp. genießen, zu bewilligen.n Euer Königlichen Majestät sehe ich mich übrigens noch unterthänigsto anzuzeigen genöthigt, daß der Premier Capit. Schultze 1te, bisheriger Ingenieur de Place von Silberberg, durch sein Benehmen in der lezten Zeit bewiesen hat, daß derselbe den wichtigen Posten eines Ingenieurs vom Plazze nicht mit der gehörigen Umsicht und Zuverläßigkeit vorzustehen im Stande ist, wovon ich mich persönlich an Ort und Stelle überzeugt habe. In dieser Hinsicht bitte ich Euer Königlichen Majestät, denselben nach Neisse zu versezzen, damit er dort, oder anderwärts, bei vorfallenden Gelegenheiten von dem Obersten von Harroy anderweitig zum Dienst gebraucht werden möge; wogegen ich den Euer Königlichen Majestät im Eingange bereits rühmlichst l

m n

o 16

17

Das anschließende Satzende von Clausewitz’ Hand verändert aus „dem IngenieurCorps zu agregiren und demselben einstweilen das Kommando der brandenburgischen Pionier-Compagnie unter der örtlichen obern Aufsicht des Majors von Kleist ad interim zu übertragen, wozu derselbe mir hinreichend geeignet zu seyn scheint.“ Im früheren Konzept nachträglich hinzugefügt. Folgt gestrichen: „Ich beabsichtige damit, daß derselbe sich sodann mehr mit dem praktischen und technischen Theile des Ingenieur-Dienstes bekannt machen und sich darin routiniren würde, um denselben Euer Majestät sodann in der Folge zur förmlichen Einrangirung in das Ingenieur-Corps in Vorschlag bringen zu können, wenn er sich vollkommen dazu qualifiziren und meinen Erwartungen gehörig entsprechen sollte. Derselbe würde bis dahin sein jezziges etatsmäßiges Stabs-Capitains Gehalt und außerdem die dem Kommando der Pionier-Compagnie früher von Euer Königlichen Majestät bereits bewilligte Zulage von 20 rthlr. monatlich zu beziehen haben.“ Im früheren Konzept nachträglich hinzugefügt. Johann Ernst Marschall von Bieberstein, vormals Leutnant im Regiment Graevenitz (No. 57) und Mitglied der Militärischen Gesellschaft, starb als Ingenieuroberst. Wilhelm Franz von Kleist wurde im fünften Band vorgestellt.

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I. Stabschef und Geheimdiplomat (März 1811–März 1812)

gedachten Hauptmann Jachnick zur Ernennung als Ingenieur des Platzesp von Silberberg unterthänigst in Vorschlag bringe.q Berlin den 23tn Februarr 1812. nom.H.Gen.v.Scharnhorst. 283. Rangliste

Berlin, 23. Februar 1812

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 175 fol. 28r–v (2 S.): Konzept, Schreiberhand, mit Abänderungen von unbekannter Hand.a Früheres Konzept, Schreiberhand: ebda., fol 34r–v (2 S.).

Rang-Liste der Officiere desb Ingenieur-Corps nach der neuen Augmentation im Februar 1812.1 Etatsmäßige Anzahl der Officiere in jeder Charge Nro. 6 Staabs-Officiere p q

r

a b 1

Charge und Namen

etatsmäßiges jährliches Geldt

extraordinaire Zulage

rthlr.

rthlr.

1. Commandeur ....................................................... (vacant)

2600

.

2. Oberst v. Harroy (Brigadier in Schlesien) .......................

1900

300

3. Major v. Engelbrecht (Brigadier in Preussen) ...............

1900

.

4.



v. Krohn (Commandeur der PionierCompagnien)

1900

.

5.



Pullett (Brigadier in der Mark und Pommern)

1900

.

6.



v. Rode (Director der Kriegesschule in Breslau)

1900

.

Von Clausewitz’ Hand verändert aus „Ingenieur de Place“. Das Folgende mit Respektabstand und Respektstrich. Im früheren Konzept folgt: „Berlin den 13tn Februar 1812. Namens d.H. Generals v. Scharnhorst“, dazu ein Mundierungsvermerk Greulichs und die Unterschrift Rauchs. Verändert aus „den 20tn Februar“. Darunter ein Mundierungsvermerk Greulichs und ein Abgangsvermerk vom selben Tage. Kursiv Gesetztes in der Vorlage mit roter Tinte geschrieben. Im früheren Konzept folgt noch: „Königlichen“. Vgl. auch die von Scharnhorst unterschriebene, in seiner Abwesenheit angefertigte „Rang und Quartierliste von dem Königlichen Ingenieur-Corps. Ultimo December 1811“, ebda., fol. 19r–20r (21/2 S., Reinschrift, Schreiberhand).

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Nr. 283

Major Markoff2 (übercomplett) Ingenieur de Place zu Spandau

1300

.

v. Kleist (übercomplett) Ingenieur de Place zu Colberg

1300

.

3. Premier-Capitaine Schultz Ite, Ingenieur de Place zu Silberberg

1300

.

4.





Keibel ......... Ingenieur de Place zu Glatz

1300

.

5.





Schultz IIte, Ingenieur de Place zu Neisse3

1300

.

6.





Le Bauld de Nans, Ingenieur de Place zu Cosel

1300

.

7.





v.Leithold, Mitglied der 3ten Division des Krieges-Departements

1300

.

8.





Meinert, Mitglied der StudienDirection der Kriegesschule

1300

300

9.





Jachnick ..............................................

1300

.

10.





Streckenbach, Ingenieur de Place zu Graudenz

1300

.

1. Seconde Capitaine Fritsche4, Commandeur der Schlesischen Pionier Compagnie

500

240



Otto5 ...................................................

500

.

500

. 600

1. 2.

10 Premier-Capitaine 6 Staabs-Capitaine 2

3

4 5

2.





3.





v.Rüdgisch ..........................................

4.





v.Loos, Lehrer beim CadettenCorps zu Berlin

500

5.





v.Stein .................................................

500

6.





v.Bronikowsky, Commandeur der Preußischen Pionier Compagnie

500

240

Johann Ludwig Markhoff wurde im fünften Band vorgestellt, ebenso Karl Friedrich Andreas von Leithold und Friedrich von Rhade. Karl Friedrich Benjamin Schultze (1766–1818) hatte bis 1806 als Platzingenieur in Neiße gedient und starb als Oberstleutnant und Platzingenieur von Minden. Johann Christoph Fritsche (1755–1813) kam ursprünglich vom Mineurkorps. Christian Ludwig Otto (1766–1853) wurde 1813 zum Kapitän befördert, 1833 verabschiedet und erhielt 1843 den Charakter eines Majors.

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I. Stabschef und Geheimdiplomat (März 1811–März 1812)

Etatsmäßige Anzahl der Officiere in jeder Charge Nro.

11 Premier-Lieutenants 33 SecondeLieutenants c

d

e

6

7 8

9

Charge und Namen

etatsmäßiges jährliches Geldt

extraordinaire Zulage

rthlr.

rthlr.

1. Seconde Capitaine v. Liebenroth (übercomplett), Mitglied der 3n Division des Kriegs Depts.

360

.

2.

Borcke (übercomplett), Ingenieur de Place zu Pillau

360

360

3.c überkomp. St. Capt. Marschall v.Biberstein, Kommandeur der brandenburg. Pioniercompag.

360

.

4. Premier-Lieutenant Modrach6 .........................................

360

.





te



Linde I ...........................................

360

.





Gayette, Adjudant des Majors v. Engelbrecht

360

.

7.





v. Vigny ............................................

360

.

8.





Hankwitz ........................................

360

.

360

300

5. 6.



9.





v.Richthofen, Lehrer an der Kriegesschule in Breslau

10.





v. Sallet, Adjudant des Obersten v. Harroy

360

.

11.





v. Bartsch .........................................

360

.d

1.e Sek. Lieut. Schmidt7, Adjudant beim Major v.Krohn

300

.

2. Seconde Lieutenant Lollhoefel v. Loewensprung8

300

.

3. 4.

 

9



v. Rohwedel ..................................

300

.



Linde IIte ........................................

300

.

Diese Zeile von einer anderen Hand hinzugefügt, dafür die folgenden Premierleutnants jeweils eine Zahl höher umnumeriert. Darunter gestrichen die ursprüngliche Zeile 11 für Premierleutnant „Schmidt, Adjudant des Majors v. Krohn“. Diese Zeile von einer anderen Hand hinzugefügt, dafür die folgenden Sekondeleutnants jeweils eine Zahl höher umnumeriert und die alte vakante 33. Stelle am Schluß gestrichen. Johann Gotth. Wilhelm von Modrach wurde im sechsten Band vorgestellt, ebenso Christian Friedrich und August Wilhelm Linde sowie Johann Leopold Ludwig Brese. Karl Schmidt (1769–1840) wurde 1828 als Oberstleutnant verabschiedet. Johann Christoph Lölhöffel von Löwensprung (1780–1836) war im Kadettenkorps und an der Académie militaire ausgebildet worden, ehe er 1798 beim Ingenieurkorps eintrat. Ab 1801 unterrichtete er Mathematik im Berliner Kadettenhaus, 1807 geriet er bei Weichselmünde in Gefangenschaft. 1812 wurde er zum Generalstab versetzt und diente seitdem beim Stabe Yorcks. Lölhöffel wurde mit beiden Klassen des Eisernen Kreuzes dekoriert, kehrte nach dem Krieg zum Ingenieurkorps zurück und trat 1836 mit dem Charakter als Generalmajor in Ruhestand. Heinrich von Rohwedell wurde im vierten Band vorgestellt.

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Nr. 283

5.

33 Seconde-Lieutenants 12

13

14

15

16 17 18

v. Rauch10 .......................................

300

.

300

.





Erdmann11 ......................................

7.





v. Wenzel12, Lehrer bei der Kriegesschule in Breslau

300

200

8.





Laurens v. Hülsen13 .......................

300

.

300

.

9.





v. Wegern14 .....................................

10.





v. Rhaden ........................................

300

.

300

.

11.





v. Fehrentheil15 ...............................

12.





Breese, Adjudant des Majors Pullet

300

.

13.





v. Rudolphi Weimar, Lehrer bei der Kriegesschule in Berlin

300

.

14.





v. Rothenburg16 ..............................

300

.



v. Huene .........................................

300

.

..............................

300

.

15. 16.

 



17

v. Brodowsky 18



Fischer

.........................................

300

.





Giese ...............................................

300

.





v. Salvigni .......................................

300

.



Crüger ............................................

300

.

21. Meyer .............................................   22. vacant ..................................................................................

300

.

300

.

23. vacant ..................................................................................

300

.

24. vacant ..................................................................................

300

.

18. 19. 20.

11



6.

17.

10







Gustav von Rauchs Bruder Wilhelm (1785–1816) starb als Kapitän. Der ehemalige Mineuroffizier Carl Erdmann (1784–1818) starb als Stabskapitän. Karl August Wilhelm Wenzel (1785–1827) geriet 1806 durch die Kapitulation von Nienburg in Gefangenschaft und unterrichtete seit 1810 Zeichnen und Aufnehmen. 1813/14 diente er unter Blücher und Kleist und wurde mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet. Seit 1822 unterrichtete er an der Artillerie- und Ingenieurschule Fortifikation, für welches Fach er auch mehrere Lehrbücher verfaßte. Laurens von Hülsen (1782–1830) fungierte zuletzt als Kapitän und Platzingenieur in Glatz. Karl Wilhelm von Wegern (1785–1850) hatte sich als Mineuroffizier bei der Verteidigung von Graudenz ausgezeichnet und erhielt nach der Belagerung von Thorn 1813 das Eiserne Kreuz. Er wurde 1844 mit dem Charakter als Generalmajor pensioniert. Carl Friedrich von Fehrentheil (* 1782) fungierte 1813/14 als Adjutant Gneisenaus, später als Major und Platzingenieur von Erfurt. Wegen seiner konspirativen demokratisch-revolutionären Verbindungen wurde Fehrentheil 1824 entlassen und 1827 zu lebenslanger Festungshaft verurteilt; 1833 gelang es ihm, in die USA zu fliehen, wo er zur Gründung der Stadt Hermann in Missouri beitrug. Eduard von Rothenburg, 1811 als guter Schüler an der Allgemeinen Kriegsschule notiert. Carl von Brodowsky wurde 1817 als Premierleutnant verabschiedet. Ludwig Fischer wurde 1819 als Premierleutnant verabschiedet.

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I. Stabschef und Geheimdiplomat (März 1811–März 1812)

Etatsmäßige Anzahl der Officiere in jeder Charge Nro. 33 Seconde-Lieutenants 4 Portepeefähnrichs

Charge und Namen

etatsmäßiges jährliches Geldt

extraordinaire Zulage

rthlr.

rthlr.

25. vacant ..................................................................................

300

.

26. vacant ..................................................................................

300

.

27. vacant ..................................................................................

300

.

28. vacant ..................................................................................

300

.

29. vacant ..................................................................................

300

.

30. vacant ..................................................................................

300

.

31. vacant ..................................................................................

300

.

32. vacant ..................................................................................

300

.

33. vacant ..................................................................................

300

.

Es verbleiben demnach vacant: 1.) das Gehalt des Commandeurs à ............................... 2.)  der 12f Seconde-Lieutenants à 300 rh. .. 

2 600 rth. 3 600 

in Summa =

6 200 rth.

1. Portepeefähnrich Braun19 ................................................. 2. 3.



.

Rathenow ............................................

72

.

v. Scheel20 .............................................

72

.

 Hanff ...................................................  5. Portepeefähnrich Knorr (überkomplett) ........................

4.

72

72

.

72

.g

Berlin den 23ten Februarh 1812.

f

g

h 19

20

Verändert aus „13“, entsprechend die folgenden Summen um jeweils 300 Taler niedriger. Im früheren Konzept stehen noch 13 vakante Sekondeleutnantsstellen und die Summen von 3900 und 6500 Talern. Im früheren Konzept darunter als „6.“ noch ein zweiter überkompletter Portepeefähnrich, (Karl) Simon. Verändert aus „20ten Februar“. Im früheren Konzept steht: „13t Februar“. Gustav Braun wurde im Oktober 1812 zum Leutnant befördert. Nach seiner Entlassung fungierte er als Finanzbeamter in Gütersloh, Gransee und Potsdam und erhielt 1843 den Character als Major. Karl von Scheel (1794–1850), ein Sohn des mehrfach genannten Generals Heinrich Otto von Scheel, starb als Oberstleutnant a. D.

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Nr. 284

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284. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements Berlin, 24. Februar 1812 GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 42 fol. 72r–v (11/2 S.): Konzept, Clausewitz’ Hand. Aktenvermerk, Clausewitz’ Hand?: ebda., fol. 69r.a Brauns Vorschläge zur Aufnahme von Lehrlingen an der Gewehrfabrik in Neiße.

An die 3te Divis.b Der p. Division sende ich hierbei ein Projekt des Maj. Braunc mit der Bitte um Rükgabe ergebenst zu, welches die Annahme vond Lehrlingen in der Neisser Gewehrfabrik betrift. Der Major Braun wünscht nehmlich 1)e lauter Soldatenkinder in der Fabrique als Lehrlinge anzunehmen, 2) verlangt er, daß diese, nachdem sie erwachsen sind u. ausgelernt habenf, der GewehrHandwerks-Compagnie auf eine gewisse Zahl obligat bleiben, also von den Rgtern. nicht eingestelltg werden könnten; 3.h scheint er immer eine gewisse Anzahl Lehrlinge haben zu wollen, u. weil ihm dadurch mehr Arbeiter zuwachsen könnten, als er beschäftigen kann, so wünsht er, daß die in der Fabriki dienenden Arbeiter vorzugsweisej Ansprüche auf die Anstellung als Büchsenmacher bei den Rgtern. haben, um dadurch versorgt zu werden. Zu allen diesen Punkten würde die Allerhöchste Genehmigung S. M. erforderlich seyn, ehe ich aber deswegen meinen Antrag mache, ersuche ich die hochl. Divis., mir Ihr Gutachten darüber gefälligst mitzutheilen. N.d.G.v.Scharnhorst Cl. Berlin d. 24. Febr. 1812.k

a

b

c

d e f

g h i j k

Auf der dritten Seite eines Schreibens Brauns an Scharnhorst (Neiße, 13. Februar 1812, Präsentationsvermerk vom 19. Februar, ebda., fol. 68r–69r) steht: „3. Divis.“ Adresse in der linken Spalte. Oben rechts von Schreiberhand: „Zu Febr. 1812 N. 130“, ein Verweis auf das in Anm. a erwähnte Schreiben. Dazu am Rand ein schräger Strich. Das Projekt (Neiße, 26. November 1811) ist archiviert ebda., fol. 76r–77v. Folgt gestrichen: „40“. Verändert aus „Der Major v. Braun will nehmlich“. Verändert aus „anzunehmen, und verlangt, daß diese, nachdem sie erwachsen u. ausgelernt“. Verändert aus „einrangirt“. Folgt gestrichen: „wünscht er“. Folgt gestrichen: „gewesenen“. Folgt gestrichen: „das Recht haben“. Darunter ein Mundierungsvermerk Greulichs vom selben Tage.

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I. Stabschef und Geheimdiplomat (März 1811–März 1812)

285. Scharnhorst an Yorck

Berlin, 26. Februar 1812

Nach der Edition bei Anton Florian Friedrich von Seydlitz: Tagebuch des Königlich Preußischen Armeekorps unter Befehl des General-Lieutenants von York im Feldzuge von 1812, 1. Band, Berlin und Posen 1823, S. 44f. Weiterer Druck: nach Seydlitz Droysen I, S. 241, und Linnebach, S. 424. Die gegenwärtige politisch-militärische Lage.

Herzlich und innigst danke ich Ihnen für das Andenken, welches Ihr Brief vom 18ten d. mir beweiset. In einer so bestürmten, wankenden Lage, in einer solchen finstern Finsterniß der Zukunft, wie die unsrige ist, kömmt jedes Gemüth in Bewegung und wünscht eine gegenseitige Mittheilung. Ich erlaube mir indessen keine Meinung über unsere politischen Schritte; wir unterliegen einem labyrinthischen Gewirre, welches die Zukunft entwickeln wird, und welches eben so sehr ein Resultat unserer besondern Lage als anderer Umstände ist. Ich habe jetzt keinen andern Wunsch mehr als einen ehrenvollen Tod, wenn das Verhängniß ein Unglück für den König und den Staat herbeiführen sollte. Genehmigen Sie u. s. w. Berlin, den 26. Februar 1812. Scharnhorst. 286. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartments Berlin, 27. Februar 1812 GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 209 fol. 21r (1 S.): Konzept, Clausewitz’ Hand. Aktenvermerk, eigenhändig: ebda., fol. 20v.a Ankauf von Nutzholz auf Vorrat.

An die 3te Divis.b Der p. Division erwidere ich auf das gefällige Shreiben v. 19t. d. M., wie ich allerdings der Meinung darin bin, daß wir jetzt nicht in dem Fall sind, Gelder für die Zukunft anlegen zu können; da man indessen bei der Artillerie trockenes Nutzholz nimmer so sehr gewünsht hat, und die Section für Domainen u. Forsten vielleicht jetzt nicht Gelegenheit hat, ihr Nutzholzc vortheilhaft abzusetzen, so mögte es zum Besten der Staatskassen doch rathsam seyn, davon einen Theil für die Artilleried zu nehmen. Ich glaube daher, a

b

c d

Auf der Rückseite des beantworteten, von Schöler, Leithold und Liebenroth unterschriebenen Schreibens der Division (Berlin, 19. Februar 1812). Adresse in der linken Spalte. Oben rechts von Schreiberhand: „Zu Februar 1812. No. 145“, ein Verweis auf das in Anm. a erwähnte Schreiben. Verändert aus „das ihrige“. Folgt gestrichen: „aufzukaufe“.

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Nr. 287

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es wäre der genannten Section zu antworten, daß wir keine Gelder vorräthig hätten, daß wenn sie also Gelegenheit hätten, ihr Holz sonst abzusetzen, wir Verzicht darauf thun und uns in der Folge auf die bisherige Art helfen müßten, daß aber wenn es ihnen an Absatz fehlte, ich S. M. d. Könige umf die Bewilligung der erforderlichen Summen besonders bitten wollte, um die Artill. auf einige Jahre mit Nutzholz im Voraus zu versehen. Berlin d. 27. Febru. 1812. N.d.G.v.Scharnhorst. Cl.g 287. Scharnhorst an Karl August Freiherrn von Hardenberg Berlin, 29. Februar 1812 GStA PK, VI. HA Nl Daniel Ludwig Albrecht Nr. 17 fol. 30r–v (11/2 S.): Reinschrift, eigenhändig. Druck: Linnebach, S. 424f., danach Gersdorff, S. 467ff. Angebot des Rücktritts Scharnhorsts, Gneisenaus und Boyens.

Die gegenwärtigen Verhältnisse1 führen so wol den Obersten von Gneisenau als den Major von Boyen und mich zu der folgenden gehorsamsten Frage und Vorstellung: Sind Se. Majestät der König entschloßen, bei einer nun schon angefangenen gewaltsamen Besetzung Ihrer Staaten nicht von hier zu gehen, Ihre Staaten und Ihre Person den Franzosen, wenn sie es gewaltsam verlangen, anzuvertrauen und unbedingt noch weiter, als es bereits geschehen, hinzugeben, so würde unser Auffenthalta, da man uns für diejenigen hält, welche gegen die Franzosen cabaliren, hier fernerb noch nachtheilig sein. Auch würde es gut seyn, daß wir unsere Stelln, ich die als Generalquartiermeister Lieutenant und der Major Boyen die als Director der 1sten Division des allgemeinen Kriegesdepartements, niederlegten. Ich bitte Ew. Excellenz, diese Angelegenheit Se. Majestät vorzulegen und uns nach der Allerhöchsten Willens-Meinung zu bescheiden. Mir scheint es vortheilhaft zu seyn, daß die Veränderung bei allen drei Personen zugleich bekannt gemacht würde. Es würde den Franzosen angenehm seyn und ihre Maßregeln mildern. Berlin den 29sten Febr. 1812 Scharnhorst.c e f g

a b c 1

Statt „d. König d. König“. Die folgenden zwei Wörter nachträglich hinzugefügt. Darunter ein Mundierungsvermerk Greulichs vom selben Tage. Folgt gestrichen: „hier“. Bei Linnebach folgt noch: „nur“. Unterschrift mit Respektabstand und Respektstrich. Tags zuvor war in Berlin die Nachricht vom Einrücken französischer Truppen in den preußischen Teil Vorpommerns eingegangen.

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I. Stabschef und Geheimdiplomat (März 1811–März 1812)

288. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements Berlin, 29. Februar 1812 GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 48 fol. 10r (1/4 S.): Konzept, Clausewitz’ Hand.a Genehmigung des Nachbohrens von Gewehr- und Pistolenläufen.

An die Divis. Gegen das in dem gef. Schr. v. 22.1 vorgeshlagene Nachbohrn der Gewehrläufeb, welche Gruben haben, finde ich nichts einzuwenden, so oft die Gewehr Reparat. Comission es für nothwendig hält, welches ich der p. 3tn. Div. hiermit habe ergebenst erwidern wollen. N.d.G.v.Sch. Cl. Berlin d. 29. Februar 1812c 289. Scharnhorst an Schmidt

Berlin, 29. Februar 1812

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 209 fol. 60r–v (2 S.): Konzept, Clausewitz’ Hand. Druck: Hahlweg I, S. 177f. Erläuterungen zur Wilhelmsteiner Lafette.

Berlin d. 29. Febr. 12. An den Maj. v. Schmidta Mit Vergnügen theile ich Ew. auf die mir unterm 18. d. M. wegen der Wilhelmsteiner Wall-Affete gemachten Anfragen mit Rükgabe der Zeichnungb folgende Auskunft mit. Damit das Kanon beimc Rüklauf nicht herunter fällt, muß das Brett, worauf die Affuite ruht, vorn so hoch seyn wie das ganze Gestell u. eine Walze a

b c

1

a

b c

Auf dem beantworteten, von Schöler, Leithold und Liebenroth unterschriebenen Schreiben der Division (Berlin, 22. Februar 1812, Präsentationsvermerk vom 22. Februar). Verändert aus „Gewehre“. Datum von Schreiberhand, darunter ein mit „G.“ signierter Mundierungsvermerk vom selben Tage. Vgl. Anm. a. Die Kosten des vorgeschlagenen Nachbohrens des Laufs betrugen drei Groschen für ein Gewehr, zwei für einen Karabiner und einen für eine Pistole. Datum und Adresse in der linken Spalte, etwas darunter von Schreiberhand: „d. 1 n März zur Post“. Oben rechts von Schreiberhand: „Zu Febr. 12. No. 168“, ein Verweis auf das beantwortete Schreiben Schmidts (Feste Graudenz, 18. Februar 1812, fol. 58r– 59v). Dazu am Rande ein schräger Strich. Folgt gestrichen: „Rekul“.

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haben, um die ein Tau geshlungen ist, der um den vordersten Riegel der Affuite befestigt wird. Ist dieser Tau nun auf der Walze einige Zolld lang nun gewunden, so wird er sich beim Rüklauf abwinden und das Kanon nicht weiter zurükgehen können. Eigentlich aber ist es gar nicht nöthig, daß der Thau von der Walze aufgewundene sey, schon die bloße Elastizität derselben wird dem Kanon den nöthigen Spielraum geben, wenn er vorher nicht allzu stark angespannt ist. Ew. sehen, daß es die nehmliche Vorrichtung ist, die man auf Shiffen anwendet. Das Kippen des Brettes J wird dadurch verhütet, wenn der Klotz N einen Vorstand hat, der in einen Einschnitt in das Brett paßt. Uebrigens muß ich noch bemerk[en], daßf es besser ist, wenn der Schraubenzilinder E mit seiner ganzen Stärke durch das Brett J geht, statt mit einem bloßen Bolzen durchzugehen, dabei kann ich Ew. sagen, daß die auf dem Wilhelmstein befindlichen Affuiten dieser Artg 12 pfündige Kanonen trugen, die mit 4 웩 Ladung ohne Unbequemlichkeit abgeshossen werden konnten.1 N.d.G.v.Scharnhorst. Cl. Berlin d. 29. Februr 1812h 290. Scharnhorst an Prinz August

Berlin, 29. Februar 1812

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 209 fol. 63r–v (2 S.): Konzept, Clausewitz’ Hand. Aktennotiz, eigenhändig: ebda., fol. 62r–v (1/2 S.).a Schußversuche mit Mörsern verschiedener Größe.

Berlin d. 29. Febr. 1812 An den Pr. Augustb Ueber die Nützlichkeit des vom Hauptm. Heuser1 gemachtenc, mir v. E. K. H. gnädigst mitgetheilten, hierbei zurükerfolgenden Vorschlag[s] d zu d e f g h 1

a b c d 1

Verändert aus „Fuß“. Verändert aus „um die Walze gewunden“. Die folgenden vier Wörter nachträglich hinzugefügt. Folgt gestrichen: „weit“. Darunter ein Mundierungsvermerk Greulichs vom selben Tage. Schmidts Schreiben (vgl. Anm. a) bespricht Versuche mit einem Geschütz mit Ladungen zwischen 3/4 und 11/2 Pfund Pulver. Auf dem beantworteten Schreiben des Prinzen (Berlin, 27. Februar 1812). Datum und Adresse in der linken Spalte. Das Folgende bis „mitgetheilten“ nachträglich hinzugefügt. Dazu am Rande ein schräger Strich. Johann Heuser wurde im vierten Band vorgestellt.

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I. Stabschef und Geheimdiplomat (März 1811–März 1812)

Versuchen mit den 50웩digen, 25웩digen u. 10pfünd. Mortier mit Höchstdenselben vollkommen einverstanden, habe ich der 3tn Div. d. A. K. D. geshrieben, das nöthige Pulver dazu anweisen zu lassen. Meiner Meinung nach aber würde es zwekmäßig seyn, diese Versuche zu einem Gegenstand der Frühjahrs Uebung zu machen und dieselben mit deme 25pfünd. in Kolberg, mit dem 10pfünd. in Breslau, mit dem 50pfünd. in Neissef oder Glatz geschehen zu lassen. In dem Protokoll Chema könnten folgende Gegenstände noch mit aufgenommen werdeng, deren Beobachtung bei jedem Versuch interessant ist: 1. das Wetter, 2. wie tief die Bombe in den Boden eingeschlagen hat u. wie der Boden beschaffen war. Ferner erlaube ich mir zu bemerken, daß mit Zündern geworfenh, also auch Pulver zum Herausstoßen da seyn muß, denn ohne Zünder ist jede Uebung mit Bombenwerfen nur höchst unvollkommen. 3. die Länge der Zünder u. wie viel Sekunden sie zu kurze oder zu lange Zeit gebrannt haben. N.d.G.v.Scharnhorst. Cl. Berlin d. 29. Febr. 1812i 291. Scharnhorst an Johann Karl Ludwig Braun Berlin, 29. Februar 1812 GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 209 fol. 64r (1 S.): Konzept, Clausewitz’ Hand.a Der unter Brauns Leitung gebaute Munitionswagen.

An den M. v.Braun Auf Ew. gef. Shr. v. 22t. erwidere ich ergebenst, daß ich den Wagen, welchen Sie jetzt haben bauen lassen, im Allgemeinen fast noch zu schwer finde, wiewohl ich nicht mit Bestimtheit sagen kann, welcher Theil davon insbesondere zu schwer seyn mögte.1 Ich habe an dem früher gebauten Wagen2 nichts e f g

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a 1

2

Folgt gestrichen: „10“. Die folgenden zwei Wörter nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „In dem Protokoll Chema vermisse ich folgende Gegenstände, welche zugleich beobachtet werden können“, folgt gestrichen: „die bei“. Verändert aus „geschossen werden muß“. Darunter ein Mundierungsvermerk Greulichs vom selben Tage. Auf der Vorderseite des beantworteten Schreibens Brauns (Neiße, 22. Februar 1812). Der zur Probe gebaute Munitionswagen sollte spätestens am 10. März in Berlin eintreffen; Braun hatte mit dem in Anm. a erwähnten Schreiben eine Spezifikation der Gewichte der einzelnen Teile überschickt. Dieser wog 11/2 Zentner weniger als der neue.

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zu schwerb gefunden als die Naben u. die Speichen; die Verstärkung dieser Theile hatte wirklichc kaum 1/2 Centner betragen können, deswegen ich nicht glaube, daß der jetzige allenfalls noch 1 Centner zu schwer ist. d Uebrigens habe ich nichts dagegen, daß wenn Ew. mit den Affuiten fertig sind, Sie den Bau mehrerer solcher Wagen anfangen. N.d.G.v.Sch. Cl. Berlin d. 29. Februr 1812.e 292. Scharnhorst an Prinz August

Berlin, 29. Februar 1812

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 210 fol. 107r (1 S.): Konzept, Clausewitz’ Hand. Aktennotiz, eigenhändig: ebda., fol. 106v.a Maßtabellen für Geschütze.

Berlin d. 29. Febru. 1812 An den Pr. August K. H.b E. K. H. habe ich die Ehre, mit Rükgabe der Einlagec auf das gnädige Schreiben vom 26t. d. M. gehorsamst zu erwidern, daß ichd mit den Bemerkungen Ekh. vollkommen übereinstimme, sonst aber gar nichts über diese Dimensionstabellen zu bemerken finde. Für den Ausdruk Ausladung weiß ich keinen passendern, denne Ansatz oder Vorstand mögte auch Mißverständnisse geben. N.d.G.v.Scharnhorst. Cl. Berlin den 29. Februr 1812.f

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a

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Verändert aus „an dem frühern Wagen nichts zu leicht“. Folgt gestrichen: „noch keine“. Folgt gestrichen: „Er wiegt wol 1300 Pfund, folglich komt auf jedes Pfund 328 Pfund, welches sehr viel ist.“ Daneben ein Mundierungsvermerk Greulichs vom selben Tage. Auf der zweiten Seite des beantworteten Schreiben des Prinzen (Berlin, 26. Februar 1812, Präsentationsvermerk vom 28. Februar). Datum und Adresse von Schreiberhand in der linken Spalte. Etwas darunter ein Abgangsvermerk vom 29. Februar. Oben rechts von Schreiberhand: „Zu Febr. 1812 No. 190“, ein Verweis auf das in Anm. a genannte Schreiben. Dazu am Rande einige schräge Striche. Es handelte sich um Tabellen mit den Maßen der verschiedenen Geschütze, die dazu dienen sollten, für die ganze Armee verbindliche Normaltabellen zusammenzustellen. Folgt gestrichen: „gegen diese Tabellen gar nichts zu bemerken“. Das Wort versehentlich doppelt. Darunter ein Mundierungsvermerk Greulichs.

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I. Stabschef und Geheimdiplomat (März 1811–März 1812)

293. Zirkular

Berlin, 2. März 1812

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 175 fol. 35r–38r (61/2 S.): Konzept, unbekannte Hand, von Rauch signiert. Bekanntmachung der Beförderungen beim Ingenieurkorps.

Berlin den 2.a März 1812.

Namens des Herrn Generalmajors von Scharnhorst Hochwohlgeb.

An des Königl. Majors und Commandeurs der Pionier Compagnien Herrn von Krohn Hochwohlgeborn hier In Simile mit den Marginal Abänderungen An den K. Obersten u. Brigadier, H. v. Harroy Hochwohl. zu Neisse An den K. Major u. Brigadier, H. v. Engelbrecht zu Graudenz An den K. Major u. Brigadier, H. Pullett hierb

1.) 2.) 3.) a b

Euer p. mache ich hierdurch bekant, daß S. M. der König die etatsmäßige Vermehrung des Ingénieur-Corps mit 1 Major, 1 Premier-Capitain, 1 Stabs-Capitain, 2 Premier Lieutenants und 5 Seconde Lieutenants auf meinen Antrag allergnädigst zu befehlen geruhet haben, wonach nunmehr das Ingenieur Corps in der Folge aus 66 Officieren bestehen wird. In Folge dieser allerhöchsten Bestimmung und der Statt gefundenen Verabschiedung des Prem. Capitains Stierlein, des Stabs Capit. v.Poblotzky und der Entlassung des Lieuts. Koch haben Seine Majestät nummehr mittelst Kabinets Ordres resp. vom 25. und 27. Februar c. nachstehende Arrangements und Versetzungen bei dem Ingen.Corps zu befehlen geruhet: Der Major v. Rode rückt in das etatsmäßige StabsofficierGehalt à ......................................................................................... 1900 rh. Der Prem. Capit. Meinert rückt in das etatsmäßige Prem. Capitains-Gehalt à ....................................................................... 1300 rh. Die Stabs Capitaine Jachnick und Streckenbach sind zu Premier Capitains mit dem etatsmäßigen Gehalt à ................... 1300 rh. Verändert aus „1.“, ebenso am Ende. Datum und Adressen in der linken Spalte, darunter ein Mundierungs- und Abgangsvermerk vom 3. März.

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5.) 6.)

7.)

8.)

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avancirt. Zugleich haben Seine Majestät der König befohlen, daß der Capitain Jachnick auf den eigenen Antrag des Capitains Streckenbach wiederum wie sonst vor dem letzteren rangiren soll. Die Stabskapitaine v.Rüdgisch, v.Loos, v.Stein und v.Bronikowsky rükken in das etatsmäßige Gehalt von 500 rh. jährlich ein. Die beiden ersten verlieren aber dagegen ihre bisher zu dem Premier-Lieutenants Gehalte bezogene Zulage von 140 rh. jährlich. Die Seconde Lieutenants v. Gayette, v.Vigny, Hankwitz, v.Richthofen, v.Sallet und v. Bartsch avanciren zu Premier-Lieutenants mit dem etatsmäßigen Gehalt von 360 rh. jährlich.1 Die Portepeefähnriche v. Salvigni, Crüger und Meyer avanciren zu Seconde-Lieutenants mit dem Gehalt von 300 rh. jährlich und rangiren vorläufig nach ihren im Officierexamen bewiesenen Kenntnissen, so wie selbige hier aufgeführt sind, wobei S.M. der König zugleich bestimmt haben, daß diese 3 Officiere einstweilen Patente ohne Datum erhalten und die 3 lezten Officierstellen im Corps einnehmen sollen, bis selbige nach vollendeten Studien in der Kriegesschule nochmals examinirt worden sind, um ihre Anciennität nach dem Resultate dieses Examens zu bestimmen. Der Portepeefähnrich Albert ist als jüngster Seconde-Lieutenant zum 2n Westpreuß. Infant. Regt. versetztc, welches ich demselben directe bekannt gemacht habe. Dagegen sind die Unterofficiere Hanf, Knorr undd der Portepeefähnrich Simon, lezterer vom Schles. Schützen Bataillon2, welcher in der Kriegesschule zu Breslau befindlich ist und den jetzigen Lehrcursus daselbst beendingen soll, zu Portepeefähnrichen beim Ingénieur-Corps ernannte, wobei ich bemerke, daß dem p. Knorr und Simon als übercompletten Portepeefähnrichen das etatsmäßige Gehalt extraordinair bewilligt ist. Ferner soll der Conducteur Kannengiesser, nachdem er das Examen bestanden haben wird, als Portepeefähnrich beim Ingénieur-Corps angestellt werden. haben Seine Majestät der König den Stabs Capitain Marschall v. Bieberstein des ehemalig. Regiments Grevenitz als 3ten überzähligen Stabs Capitain dergestalt in das Ingénieur Corps einrangirt, daß derselbe unmittelbar hinter den Stabs Capitain v.Borke zu stehen kommt. Zugleich haben S. Majestät demselben das Commando der brandenb. Pionier Kompagnie unter der Oberaufsicht des Majors v. Kleist übertragen und Am Rande zum anschließenden Satzende vermerkt: „fällt weg an den M. v. Engelbrecht u. den M. Pullett.“ Die folgenden zwei Wörter nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „avancirt“. Sallets und Hanckwitz’ Dankschreiben für ihre Beförderungen (Neiße, 12. bzw. 14. März 1812) befinden sich ebda., fol. 51r–v und 53r–v. Karl Simon († 1861) wurde am 26. Oktober zum Sekondeleutnant befördert. Er wurde 1836 mit dem Charakter als Major pensioniert.

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I. Stabschef und Geheimdiplomat (März 1811–März 1812)

demselben zu dem Premier Lieutenants Gehalt von 360 rh. die Compagnie Führer Zulage von 20 rh. monatlich bewilligtf, welches ich dem p. v.Bieberstein directe bekannt gemacht und ihn aufgefordert habe, das Commando der Compagnie sogleich zu übernehmen. 9.) haben S. Majestät befohlen, daß der Hauptmann Schultz Ite, bisheriger Ingenieur de place von Silberberg, nach Neisse versezt werde, wogegen der Hauptmann Jachnick zum Ingénieur de place von Silberberg ernannt ist, welches ich beideng bekannt gemacht habe. 10.) haben S. M. den Lieut. Löllhöfel v. Löwensprung zum Generalstabe versezth, welches ich demselben directe bekannt gemacht, und ihn zugleich dahin angewiesen habe, die ihm bey Pillau noch etwa übertragenen Arbeiten zu vollenden, sodann aber zur Disposition d.H. Gen. v. Yorck in Königsberg zu verbleiben. Indem ich bemerke, daß alle neuere Gehaltszahlung mit dem 1. März c. ihren Anfang nimt, u. Euer p. ersuche, in Gemäsheit dieser Allerhöchsten Befehle die noch Ihrerseits nötigen Bekanntmachung an die betreffenden unter Ihren Befehlen stehendeni Personen zu erlassen, beauftrage ich Sie zugleich, den bei den Pionier Compag. stehendenj Ingénieur-Officieren von diesen Bestimmungen u. Veränderungen im allgemeinen Kenntniß zu geben und ihnen dabei zu eröffnen, wie es sich voraussetzen ließe, das das Kgl. Ingén. Corps sowohl in der ansehnlichen Vermehrung von 10 etatsmäßigen Officierstellen als in den Statt gefundenen bedeutenden Avancements einen neuen Beweis von der besondern Gnade Sr. Majestät des Königs erkennen und jedes Individuum sich daher um so mehr bemühen würde, durch die strengste Erfüllung seiner Pflichten, durch Fleiß und Application sich der fernern Gnade Seiner Majestät würdig zu bezeugen. Ich werde sodann mit Freuden jede Gelegenheit wahrnehmen, auch künftighin für das Beste des Corps nach meinen Kräften zu sorgen, und diejenigen Officiere, welche sich vorzüglich auszeichnen, Seiner Majestät dem Könige empfehlen. Schließlich bemerke ich hier noch, daß wir Sr. Majestät dem Könige sehr große Dankbarkeit auch insonderheit dafür schuldig sind, 1.) daß fast alle Ingénieur Officiere nach dem Kriege wieder angestellt sind, während von der Infanterie und Cavallerie der größte Theil der Gefangenen noch in Unthätigkeit mit einem kleinen halben Gehalt schmachtet, f

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i j

Am Rande zum anschließenden Satzende vermerkt: „NB. Bleibt weg an den M. v. Engelbrecht u. den Obersten v. Harroy.“ Verändert aus „deshalb“. Am Rande zum anschließenden Satzende vermerkt: „NB. Bleibt weg an den M. Pullett und den Obersten v. Harroy.“ Verändert aus „die Ihrerseits nötigen Bekanntmachung. an die betreffenden“. Zur unterstrichenen Passage steht am Rande: „Kömmt nur allein in dem Anschreiben an den M. v. Krohn.“

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2.) 3.)

daß das Corps noch vermehrt ist und ein größeres Avancement gehabt hat als irgend ein stehen gebliebenes Regiment, und daß bei diesen Umständen von so vielen geschickten andern Officieren in der Armee keine in das Corps gesetzt sind, denn für den Stabscap. v.Bieberstein ist der Lieutenant v.Löllhöfel herausgetreten. Es würde die größte Undankbarkeit und Unwissenheit und einen nicht zu verzeihenden Eigendünkel bezeichnen, wenn dies von irgend einem Individuo des Corps verkannt würde, und ich halte mich daher überzeugt, daß solches durchaus nicht der Fall sein werde. Berlin den 2. März 1812. Namens d.Herrn Gen. M. von Scharnhorst Hochwohlgeboren v.Rauch 2.

294. Scharnhorst an Meinert

Berlin, 2. März 1812

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 175 fol. 39r (1 S.): Konzept, unbekannte Hand, von Rauch signiert. Beförderung Meinerts; seine veränderten Bezüge.

Namens d.H. Gen. v. Scharnhorst. Berlin den 2n Merz 1812. An den Hauptmann Meinert im Ingenieur Corps hiera Es gereicht mir zum besondern Vergnügen, Euer p. bekannt machen zu können, daß S. M. der Koenig Ihnen mittelst Cab. Ordre vom 25t d.v.M.b auf meinen Vorschlag das etatsmäßige Prem. Capts. Gehalt von 1300 rh. jährlich, welches Ihnen vom 1t d. angewiesen wird, zu bewilligen geruhet haben. Indem Euer Hochwohl. dadurch ein neuerc Beweis von der Gnade Sr. Majestät zu Theil geworden ist, glaube ich Sie darauf aufmerksam machen zu müssen, daß Ihre Anstellung als Lehrer bei der hiesigen Kriegesschuled Sie auch um so mehr verpflichtet, wenigstens ein Collegium ohnee ein besonders dafür zu beziehendes Honorar zu lesen, und daß Sie daher sodannf nur noch die besondere Zulage als Mitglied der Studien Direction und das Honorar für a

b c d e f

Datum und Adresse in der linken Spalte, etwas darunter ein Abgangsvermerk vom 4. März. Dazu am Rande ein mit „No. 130“ bezeichneter schräger Strich. Verändert aus „Indem Euer Hochwohl. den Ihnen dadurch zu Theil gewordenen“. Die folgenden fünf Wörter nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „künftighin ein Collegium ohne weiteres Geha“. Verändert aus „künftig“.

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I. Stabschef und Geheimdiplomat (März 1811–März 1812)

ein zweites Collegium, wenn Sie ein solches zu lesen übernehmen sollten, aus der Kriegs-Schul Casse beziehen können, womit Euer Hochwohl gewißg mit mir einverstand[e]n sein werden. B. d. 2t Merz 1812. N. d.H. Gen. v. Scharnhorst.h v.Rauch 295. Scharnhorst an Schultze

Berlin, 2. März 1812

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 175 fol. 40r (1 S.): Konzept, unbekannte Hand.a Strafversetzung Schultzes nach Neiße.

Namens d.H. Gen. v. Scharnhorst. Berlin den 2n Merz 1812. An den Ingen. Haupt. Schulz d. 1t zu Silberbergb Ew. p. mache ich hiedurch bekannt, daß Se. Majestät der Koenig Ihre Ablösung als Ingen. vom Platze zu Silberberg durch den Hauptmann Jachnickc, dessen Ankunft daselbst Sie jedoch noch abzuwarten haben, und Ihre einstweilige Versetzung nach Neisse, wo Sie von d.H. Obersten v.Harroy in vorkommenden Fällen besondere Dienstaufträge erhalten werden, zu genehmigen geruhet haben. Da die gegenwärtigen Verhältnisse diese Veränderung nothwendig gemacht haben, so hoffe ich, daß Sie durch ein fleißiges Studium und ein reifliches Nachdenken über die ausgebreiteten Pflichten eines Ingen. vom Platze sich in der Folged gerechte Ansprüche auf die Uebertragung eines so wichtigen Comandos erwerben werden. # # # 296. Scharnhorst an Harroy

Berlin, 2. März 1812

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 175 fol. 40r–v (11/4 S.): Konzept, unbekannte Hand, von Rauch signiert. Strafversetzung Schultzes nach Neiße. g h

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b

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Nachträglich hinzugefügt. Darunter ein mit „Sch.“ signierter Mundierungsvermerk. Das Konzept hängt mit dem folgenden zusammen; dessen Datum, Unterschriftszeile und die Signatur Rauchs gelten auch für dieses. Datum und Adresse in der linken Spalte, etwas darunter ein Abgangsvermerk vom 4. März. Oben rechts ein Vermerk: „Zu Feb. 12 Nr. 198.“ Der anschließende Nebensatz bis „abzuwarten haben“ nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „sich von Neuem“.

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Auf Briefpapier An den Ingen. Obersten und Brigadier H. v. Harroy zu Neissea Euer Hochwohl. habe ich annoch im Vertrauen eröfnen wollen, daß ich die Veränderung mit dem Hauptm Schultz d. 1’ als Ingen. de Place in Silberberg für nöthig gehalten habe, da derselbe in den gegenwärtigen, außerordentlichen Verhältnissen den wichtigenb Posten eines Ingenieurs vom Platze nicht ganz gewachsen ist, wovon ich mich bei meiner Anwesenheit in Schlesien persönlich zu überzeugen Gelegenheit gehabt habe. Da es dem Hauptmann Schulze indeß nicht an allen erforderlichen Fähigkeiten fehlt, so glaube ich, daß derselbe, durch seine jetzige Versetzung nach Neisse aufmerksam darauf gemacht, es sich besonders angelegen sein lassen wird, sich mehr wissenschaftlich zu beschäftigen und sich dem Ingenieurfache mit mehr Anstrengung als bisher zu widmen. Euer Hochwohlgeboren ersuche ich daher, ihnc mit Rücksicht darauf beschäftigen, und ihn dem gemäß zu besondern Dienstverrichtungen gebrauchen zu wollen, wobei ich mich beehre, Ihnen eine Abschrift meines an den Hauptmann Schulze gerichteten Schreibensd mitzutheilen, und Sie dabei zu benachrichtigen, daß der Hauptmann Jachnick mir als ein sehr verdienstvoller, geschickter u. äußerst zuverlässiger Officier bekannt geworden ist.1 Berlin den 2n Merz 1812. Namens d.H. Gen. v. Scharnhorst. Rauch 297. Scharnhorst an Streckenbach

Berlin, 2. März 1812

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 175 fol. 41r (1 S.): Konzept, unbekannte Hand.a Beförderung Streckenbachs und die neue Anciennitätsfolge.

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Verändert aus „Glatz“. Adresse in der linken Spalte, etwas darunter ein Abgangsvermerk vom 4. März. Nachträglich hinzugefügt. Folgt gestrichen: „in dieser“. Dazu am Rande ein schräger Strich. Vgl. das vorangehende Dokument. Harroys Antwortschreiben (Neiße, 19. März 1812) befindet sich ebda., fol. 55r. Das Konzept hängt mit denen zu den folgenden zwei Dokumenten zusammen, das Datum, die Unterschriftszeile und die Signatur Rauchs zu Nr. 299 gelten für alle drei.

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I. Stabschef und Geheimdiplomat (März 1811–März 1812)

Namens d.H. Gen. v. Scharnhorst. Berlin den 2t Merz 1812. An den Koenigl. Hauptmann u. Ingen. vom Platze, H. Streckenbach zu Graudenzb Euer Hochwohlgeboren mache ich hiedurch bekannt, daß Se. M. der Koenig Sie auf meinen Vorschlag mittelst Cabinets Ordre vom 25t d. v. M. zum Premier Capitain im Ingenieur Corps mit dem etatsmäßigen Gehalt von 1300 rtler. jährlich, welches Ihnen vom 1n d. M. angewiesen wird, zu avanciren geruhet haben. Indem ich mich freue, Euer Hochwohlgeboren von diesem angenehmen Ereigniß in Kenntniß zu setzen, benachrichtige ich Sie zugleich, daß Sr. M. der Koenig in Berücksichtigung Ihres eigenen edelmüthigen Antrages zu befehlen geruhet haben, daß die frühere Anciennität zwischen Ihnen und dem Capitaine Jachnick wieder hergestellt und der letztere Ihnen dem gemäß wieder vorgesetzt werden soll. # # # 298. Scharnhorst an Jachnick

Berlin, 2. März 1812

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 175 fol. 41r–v (1 S.): Konzept, unbekannte Hand. Beförderung Jachnicks und seine Versetzung nach Silberberg.

An den Koenigl. Hauptmann im Ingenieur Corps p. H. Jachnick zu Koenigsberg per Marienwerdera [...]b Zugleich haben Sr. Majestät der Koenig Ihre Anstellung als Ingen. vom Platze zu Silberberg genehmigt, wohin Sie sich baldigst zu begeben, und den Capt. Schulze d. 1n daselbst abzulösen habenc, indem ich das besondere Vertrauen zu Ihnen seze, daß Sie den Ihnen nunmehro bestimmtend wichtigen

b

Datum und Adresse in der linken Spalte, etwas darunter ein Abgangsvermerk vom 4. März. Oben rechts vermerkt: „Zu Febr. 12 N. 198.“

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Adresse in der linken Spalte, etwas darunter ein Abgangsvermerk vom 4. März. Erster Absatz gleichlautend mit dem des vorangehenden Dokuments. Verändert aus „in diesem Posten abzulösen haben werden“. Verändert aus „anvertrauten“.

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Posten mit der erforderlichen Umsicht u. Accuratesse vorstehen und verwalten werden. Indem es mir angenehm ist, Ihnen hiervon Kenntniß zu geben, benachrichtige ich Sie zugleich, daß Se. Majestät in Berücksichtigung des eigenen Antrages des Hauptmanns Streckenbach zu befehlen geruhet haben, daß Ihre frühere Anciennität gegen denselben wieder hergestellt, und Sie dem gemäß wieder vor dem Hauptmann Streckenbach rangiren sollen, wodurch Ihre beiderseitigen Wünsche in Erfüllung gegangen sind. Berlin den 2t Merz 1812. 299. Scharnhorst an Yorck

Berlin, 2. März 1812

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 175 fol. 41v–42r (1 S.): Konzept, unbekannte Hand, von Rauch signiert. Beförderungen und Versetzungen bei den Ingenieuren.

An den K. General Major p. H. v. York Hochwohl. zu Koenigsberg p. Marienwerdera Euer p. gebe ich mir die Ehre ergebenst zu benachrichtigen, daß Sr. M. der Koenig die Stabs Capitaines Jachnick u. Streckenbach im Ingen. Corps zu etatsmäßigen Prem. Capts. mit dem Gehalte zu avanciren, und die Anstellung des Hauptmanns Jachnick als Platzingenieur von Silberberg zu befehlen geruhet haben, weshalb ich Euer Hochwohl. ergebenst ersuche, denselben baldigst zu seiner neuen Bestimmung abgehen zu lassen und den Prem. Lieut. Modrach das Comando des dort befindlichen Pionir Detashements allein zu übertragen. Zugleich benachrichtige ich Euer pp. noch ergebenst, daß auch der Sec. Lieut. v. Gayette, Adjudant des M. v. Engelbrecht, u. der Sec. Lieut. v. Bartsch in Pillau zu Prem. Lieuts. im Ingen. Corps avancirt sind. Berlin den 2t Merz 1812. Namens d.H. Gen. M. v. Scharnhorst v.Rauchb

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Adresse in der linken Spalte, darunter ein Abgangsvermerk vom 7. März. Links darunter ein mit „Sch.“ signierter Mundierungsvermerk.

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I. Stabschef und Geheimdiplomat (März 1811–März 1812)

300. Scharnhorst an Rode

Berlin, 2. März 1812

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 175 fol. 43r–v (2 S.): Konzept, unbekannte Hand.a Beförderung Rodes und Richthofens.

Berlin den 2n März 1812. Des Königl. Majors und Directors der Krieges Schule pp. Herrn von Rode Hochwohl. in Breslaub Es gereicht mir zum besondern Vergnügen, Euer pp. hierdurch bekannt machenc zu können, daß Seine Majestät der König bei der gegenwärtig erfolgten etatsmäßigen Vermehrung des Ingenieur Corps mit 1 Major, 1 Prem. Kapt., 1 Stabs Kapitain, 2 Prem. Lieuts. u. 5 Seconde Lieutenants auf meinen Antrag Ihr Einrükken in das hierdurch entstandene Staabs Offizier Gehalt von 1900 rth. jährl. zu genehmigen geruhet haben, wodurch mir zugleich die angenehme Gelegenheit gegeben worden ist, Ihnen zu beweisen, daß Ihre rühmliche[n] Bemühungen um die Breslauer Kriegs Schuled anerkannt worden sind. Der Etat des Gehalts und der beidene Rationen eines Staabs-Offiziers im Ingen. Corps geht mit dem 1’ d.M. anf, und sind die nötigen Anweisungen deshalb bereits veranlaßt worden. Zugleich mache ich Euer pp.g bekannt, daß Seine Majestät d. K. den Sek. Lieut. v. Richthofen zum Pr. Lieut. zu avanciren geruhet haben, und überlasseh Ihnen, ihm solches mit dem Bemerken zu eröffnen, daß derselbe sein Gehalt von 300 rth. jährl. ebenfallsi vom 1’ d. ab beziehen kann.1 # # #

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g h i 1

Das Konzept hängt zusammen mit denen zu den folgenden vier Dokumenten, die Unterschriftszeile und die Signatur Rauchs zu Nr. 304 gelten für alle fünf. Datum und Adresse in der linken Spalte, darunter ein Abgangsvermerk vom 4. März. Verändert aus „hierdurch benachrichtigen“. Verändert aus „Ihnen einen Beweis zu geben, wie sehr Ihre Verdienstlichkeit, welche sich neuerdings durch Ihre Bemühungen um die Breslauer Kriegs Schule bewährt hat“. Verändert aus „Der Etat des Gehalts sowohl, als der“. Das anschließende Satzende verändert aus „und sind auch bereits die nötigen Anweisungen wegen die weitern Verfügungen getroffen worden.“ Verändert aus „Hierbei mache ich Euer pp. zugleich“. Folgt gestrichen: „ich es“. Verändert aus „bereits“. Rodes und Richthofens Dankschreiben (Breslau, 14. bzw. 18. März 1812) befinden sich ebda., fol. 52r und 54r.

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Nr. 301

301. Scharnhorst an Bieberstein

Berlin, 2. März 1812

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 175 fol. 44r–v (11/4 S.): Konzept, unbekannte Hand. Ernennung zum Kommandeur der Brandenburgischen Pionierkompanie.

Berlin d. 2n März 1812. An den Königl. Kapitaine pp. Herrn von Bieberstein Hochwohlgeb. in Stargard Pommern oder in Colberga Euer pp. mache ich hiemitb bekannt, daß Seine Majestät der König allergnädigst geruhet haben, Sie als 3ter übercompletter Staabs Kapitain ins Ingenieur Corps einzurangiren. Sie haben in diesem Verhältniß das Prem. Lieuts. Gehalt von 360 rth. jährl. und als Kompagnieführer der Brandenburgschen Pionier Kompangnie, deren Kommando Ihnen unter der Ober Aufsicht des Majors v.Kleist interimistisch übertragen ist, eine monatliche Zulage von 20 rth. zu beziehen. In Rücksicht der innern Verwaltung dieser Kompagnie werden Euer pp. noch die näheren Instructionen von dem Major v.Krohn erhaltenc, und fordere ich Sie nur noch auf, Ihr bisheriges Verhältniß unverzüglich aufzugeben und so schleunig als möglich zu Ihrer neuen Bestimmung abzureisen.1 # # # 302. Scharnhorst an Tauentzien

Berlin, 2. März 1812

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 175 fol. 44v–45r (1 S.): Konzept, unbekannte Hand. Ernennung Biebersteins zum Kommandeur der Brandenburgischen Pionierkompanie.

a b c 1

Datum und Adresse in der linken Spalte, darunter ein Abgangsvermerk vom 4. März. Folgt gestrichen: „ergebenst“. Verändert aus „ergehen“. Biebersteins Antwortschreiben (Stargard, 8. März 1812) befindet sich ebda., fol. 48r.

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I. Stabschef und Geheimdiplomat (März 1811–März 1812)

An des Königl. Gen. Lieutenants p. Herrn Grafen v. Tauentzien1 Exzellenz zu Treptow a/Ra Euer pp. beehre ich mich hiemitb ergebenst zu benachrichtigen, daß Seine Majestät der König den Hauptmannc Marschall v.Bieberstein des ehemaligen Regiments Grevenitz als 3t übercompletten Staabs Kapitain in das Ingenieur Corps einrangirt, und ihm zugleich dasd Kommando der Brandenburgschen Pionier Kompagniee in Colberg unter der Ober Aufsicht des Majors v.Kleist zu übertragen geruhet haben. Demgemäß ersuche ich Euer pp., den p. v.Bieberstein, welcher von dieser Allerhöchsten Bestimmung bereits benachrichtiget ist, von seinen gegenwärtigen Verhältnissen als Lehrer bei der Brigade Schule zu Stargard zu entbinden, und ihn so baldf wie möglich zu seiner neuen Bestimmung abgehn zu lassen. # # # 303. Scharnhorst an Albrecht von Hake

Berlin, 2. März 1812

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 175 fol. 45r–v (11/4 S.): Konzept, unbekannte Hand. Die Gehälter der beförderten Ingenieuroffiziere.

An des Königl. Geheimen Staatsrath und Obersten Herrn v. Hake Hochwohlgebornena Seine Majestät der König haben auf meinen Antrag wegen Complettirung des Ingenieur Corps mehrere Beförderungen und Veränderungen durch die unterm 25st und 27’ v. M. an mich erlassene Allerh.b Cabinets Ordres zu gea b c d e f 1

a b

Adresse in der linken Spalte, darunter ein Abgangsvermerk vom 4. März. Nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „Staabs Kapitain“. Dazu am Rande gestrichen hinzugefügt: „unbesetzte“. Die folgenden zwei Wörter nachträglich hinzugefügt. Statt „sobald“. Der im vierten Band vorgestellte Friedrich Bogislav Emanuel Graf von Tauentzien war im Oktober 1811 als Blüchers Nachfolger zum Generalgouverneur in Pommern ernannt worden. Adresse in der linken Spalte, darunter ein Abgangsvermerk vom 4. März. Nachträglich hinzugefügt.

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Nr. 304

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nehmigen geruhet, wodurch bei der etatsmäßigen Vermehrung des Corps mit 1 Major, 1 Pr. Kapit., 1 Stabs Kpt., 2 Pr. Lieut. u. 5 Sec. Lieut. einige veränderte Gehalts Anweisungen nötig geworden sind. Ich ermangele nicht, Euer pp. zu dem Behuf die beiden gedachten Cab. Ordres, von der einen die Abschrift u. von der andern einen Extract, in der Einlage ergebenst zu übermachenc, und ersuche Sie demgemäß, die bestimmtend Gehälter, und für den Major v. Rode die Rationen eines Staabs Offizier[s] des Ingenieur Corps sowie dem Kapitain Jachnik zwei Rationen als Ingen. vom Platzee vom 1st d. M. ab gefälligst anweisen zu wollen.1 # # # 304. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements Berlin, 2. März 1812 GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 175 fol. 45v–46r (1 S.): Konzept, unbekannte Hand, von Rauch signiert.a Anordnung zur weiteren Bekanntmachung der Beförderungen beim Ingenieurkorps.

An Eine Hochlöbl. 3’ Division des Königl. Allgem. Kr. Deptms.b Einer Königl. Hochlöbl. 3’ Division mache ich ergebenst bekannt, daß S. M. der König auf meinen Antrag verschiedene Beförderungen und Veränderungen in Ingenieur Corps zu genehmigen geruhet haben, welche sich aus der angefügten Abschrift u. dem Extract einer unterm 25’ u. unterm 27’ v. M.c an mich erlassenen Allerhöchsten Kab. Ordre das Nähere ergeben, und wornachd sämmtliche dabei interessirte Personene schon mit dem Erforderlichen bekannt gemacht sind.

c d e 1

a

b c d e

Dazu am Rande zwei schräge Striche. Verändert aus „nötigen“. Verändert aus „Jachnick die des Kapitains Schultze, beide aber“. Hakes Antwortschreiben (Berlin, 9. März 1812), ebda., fol. 49r–50r, meldete den Vollzug der Anordnungen. Das Konzept hängt mit denen zu den vorangehenden vier Dokumenten zusammen, das Datum von Nr. 300 gilt für alle fünf. Adresse in der linken Spalte, darunter ein Abgangsvermerk. Verändert aus „angefügten Abschrift einer unterm 25’ v. M.“ Verändert aus „worauf“. Verändert aus „Herren“.

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I. Stabschef und Geheimdiplomat (März 1811–März 1812)

Nun ersuche ich die Hochlöbliche Dritte Division ergebenst, alle betreffenden Commandanturen von den stattgefundenen Veränderungen f gefälligst unterrichten zu wollen. # # # Namens d.H. Gen. v. Scharnhorst. v.Rauchg 305. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartments [Berlin], 2. März 1812 GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 209 fol. 65r: Konzept, Clausewitz’ Hand.a

Der p. Division erwiedre ich auf das gef. Shr. v. 26. v. M., daß ich nichts gegen die Abänderung an denb Trauben der 3, 6 u. 12pf. einzuwenden habe.1 N.d.G.v.S. Cl. D. 2. März 12. 306. Denkschrift

Berlin, 6. März 1812

GStA PK, I. HA Rep. 94 Nr. 18813 (1 S.): Reinschrift, Schreiberhand, eigenhändig unterschrieben.

Entwurf zum Etat für den General-Stab und die Adjutantur des mobilzumachenden Corps d’armée.1

f g

a

b 1

1

Verändert aus „von den Veränderungen ihres Festungs Personals“. Darunter ein mit „Sch.“ signierter Mundierungsvermerk vom 2. März für alle fünf Schreiben, vgl. Anm. a. Auf der Vorderseite des beantworteten, von Schöler, Leithold und Liebenroth unterschriebenen Schreibens der Division (Berlin, 26. Februar 1812). Statt „der“. Diese Änderung war nötig geworden, weil bei einigen der neugegossenen eisernen sechspfündigen Kanonen die Traube abgebrochen war. Preußen hatte gemäß dem Vertrag vom 24. Februar ein Kontingent von 20.000 Mann, fast die Hälfte seiner Armee, für den Feldzug gegen Rußland zu stellen. Statt aber drei der bestehenden sechs Brigaden im Felde zu verwenden, wurde jeweils die Hälfte aller sechs Brigaden mobilisiert und daraus provisorische neue Brigaden und Regimenter formiert. Abgesehen von zwei Kavallerieregimentern und zwei Fußbatterien, die Verbänden der Hauptarmee angehörten, operierten diese Einheiten als geschlossener Verband. Als 27. Infanteriedivision und Reservekavallerie gehörten sie dem X. Armeekorps an, das unter dem Befehl Marschall Macdonalds auf dem linken Flügel der Grande Armée mit Stoßrichtung auf Riga operieren sollte.

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Nr. 306

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1. Ein comandirender General2 Ein Adjudant mit dem Etat eines Comandeurs ¬ Ein     Stabs Officiers ­ 4 Adju     Zwei Adjudanten mit dem Etat eines Stabs Rittmeisters ® danten Ein Stabs Officier als Chef des General Stabes, mit dem Etat eines Comandeurs Drei Subaltern Officiere des General Stabes mit dem Etat eines Stabs Rittmeisters. Ein Stabs Officier als Comandeur der Artillerie mit dem Etat eines Comandeurs Ein Adjudant desselben, mit dem Etat eines Stabs Rittmeisters Ein Stabs Officier vom Ingenieur Corps, als Comandeur der Ingen. u. Pioniere mit dem vollen Etat als Stabs Officier. Ein Premier Lieutenant vom Ingenieur Corps.  Seconde Lieutenant



Acht Feldjäger als Colonnen-Jäger p. 2. Ein Brigade-General Ein Adjudant als Stabs Officier 2 Adjudanten. Ein Adjudant als Stabs Rittmeister Ein Capitaine vom General Stabe. Zwei Feldjäger als Colonnen Jäger p.



3. Ein Brigadier der Infanterie oder Cavallerie Ein Adjudant .............................. mit dem Etat als Stabs Rittmeister Ein Officier vom General Stabe



Wenn ein Brigade General bereits drei oder ein Brigadier bereits 2 Adjudanten hätte, so würde er dann keinen Officier des General Stabes erhalten. Berlin den 6t Merz 1812 Scharnhorst.

2

Zum Befehlshaber des Hilfskorps wurde Grawert ernannt, der hierzu am 24. März zum General der Infanterie befördert wurde.

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I. Stabschef und Geheimdiplomat (März 1811–März 1812)

307. Scharnhorst an Yorck

[Berlin], 7. März 1812

Nach dem Zitat bei Droysen I, S. 245.

Die Vorsehung scheint den angefangenen Gang der großen Weltbegebenheiten vollenden zu wollen.1 308. Scharnhorst an Gerhard

Berlin, 7. März 1812

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 42 fol. 74r (1/4 S.): Konzept, Clausewitz’ Hand. Übersendung einer Kabinettsorder.

An den Berghauptmanna Gerhardt.b Euer p. beehre ich mich in der Anlage die von S. M. d. König auf meinen Antrag erlassene Cabin. Ordre wegen der Gewehrabnahme zu Malapane1 ganz ergebenst in Abschrift mitzutheilen. N.d.G.v.Sch. Cl. Berlin d. 7. Märtz 1812.c 309. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements Berlin, 7. März 1812 GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 48 fol. 11r (1/4 S.): Konzept, Clausewitz’ Hand.a Verwendung kurzer Schäfte bei den Jägerbüchsen.

An die 3te Divis. Gegen die von der Gew. Rev. Comiss. vorgeschlagene Anwendung der vorhandenen kürzern Shefte bei den Jägerbüchsen habe ich nichts einzuwenden, 1

Vgl. auch Nr. 392.

a

Folgt gestrichen: „von“. Adresse in der linken Spalte. Oben rechts von Schreiberhand: „Zu Maerz 1812 No. 2“, ein Verweis auf die in Anm. 1 erwähnte Kabinettsorder. Darunter ein Mundierungsvermerk Greulichs vom selben Tage. Die Kabinettsorder an Scharnhorst (Berlin, 2. März 1812, Reinschrift ebda., fol. 73r) sicherte der Neißer Gewehrfabrik die Abnahme von 450 Gewehrgarnituren im Monat bzw. 5400 im Jahr zu.

b

c 1

a

Auf dem beantworteten, von Schöler, Leithold und Liebenroth unterschriebenen Schreiben der Division (Berlin, 26. Februar 1812, Präsentationsvermerk vom 29. Februar).

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Nr. 310

welches ich der hochlob. Div. auf das unterm 26t. v. M. an mich gerichtete Shreiben1 mit Rückgabe der Einlage so wie der Büchseb ergebenst erwidere. N.d.G.v.Scharnhorst. Cl. Berlin d. 7. Märtz 1812.c 310. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartments Berlin, 7. März 1812 GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 209 fol. 70r (1/4 S.): Konzept, Clausewitz’ Hand.a Verbreiterung von Riemen bei der reitenden Artillerie.

An die Division Gegen die in dem gef. Shr. v. 28. v. M. vorgeshlagene Verbreiterung der Shwanz u. Shweberiem[en] von sämtlich[e]n Reitend[e]n Battrien habe ich nichts einzuwenden, sondern halte es für eine zwekmässige Maaßregel, welches ich der hochl. Div. habe ergebenst erwidern wolln.1 N.d.G.v.Sch. Cl. Berl. d. 7tn März 1812.b 311. Zeugnis

Berlin, 11. März 1812

Nach der Edition bei Eduard Franz Roedlich (Hrsg.): Das Leben des Generals Hieronymus Roedlich (1767–1833), Berlin 1882, S. 70, zit. Roedlich. Weiterer Druck: Nach Roedlich Linnebach, S. 442.a Zeugnis für Roedlich.

Dem Königlichen Obersten Herrn v. Roedlich1 gebe ich hierdurch auf sein Verlangen das Zeugniß, daß er, während ich die Militär-Geschäfte geleitet habe, verschiedentlich Aufträge gehabt hat, wozu Mut, Klugheit und Einb c

1

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b 1

a 1

Dazu am Rande zwei schräge Striche. Datum von Schreiberhand, darunter ein mit „G.“ signierter Mundierungsvermerk vom selben Tage. Vgl. Anm. a. Auf dem beantworteten, von Schöler, Leithold und Liebenroth unterschriebenen Schreiben der Division (Berlin, 28. Februar 1812). Darunter ein Mundierungsvermerk Greulichs vom selben Tage. Der Vorschlag zu dieser Veränderung des neuen Geschirrs rührte von Major von Holtzendorff her. In einer Fußnote, daher ohne Absätze und Unterschrift. Hieronymus Roedlich, bekannt aus dem vierten und fünften Band.

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I. Stabschef und Geheimdiplomat (März 1811–März 1812)

sicht gefordert wurden, und daß er dieselben zur vollkommenen Zufriedenheit seiner Oberen ausgeführt hat.2 Berlin d. 11. März 1812.3 312. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements Berlin, 12. März 1812 GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 42 fol. 95r (1 S.): Konzept, Clausewitz’ Hand. Abnahme der in Malapane gefertigten Gewehre.

Berlin d. 12. März 1812. An die 3te Division.a Aus den Einlagen, um deren Rükgabe ich bitteb, wird die p. Div. ersehen, daß der Maj. Braun eine Instruktion für die Gewehrabnahme in Malapane aufgesetzt hat, die zu strenge gewesen zu seyn scheint. Ich habe nicht Zeit, diese Instruktion durchzugehen, glaube aber überhaupt, daß in diesem Augenblik nur nöthig ist, in Malapane zu verfahrn wie in Spandau verfahren wird. Ich ersuche daher die p. Div., die für die Spandauer Fabrik bestehende Instruktion der Abnahme Comissarien dem Maj. Braun mitzutheilen, mir aber gefälligst zu sagen, ob u. worin die Instruktion des Maj. Braun strenger ist, weil das einiges Licht auf die Malapaner Fabrication werfen wird.1

2

3

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b 1

Roedlich war im Mai 1809 ins Herzogtum Warschau gereist, vorgeblich zu Verhandlungen wegen der Sperrung des Bromberger Kanals, tatsächlich aber zur geheimen Kontaktaufnahme mit dem Hauptquartier der Invasionsarmee des Erzherzogs Ferdinand; vgl. Roedlich, S. 63–70. An diesem Abend nahm Scharnhorst am 42. Stiftungsfest der Loge „Zum goldenen Schiff“ teil, welcher er seit 1801 angehörte. General Neander von Petersheiden wurden hierbei anläßlich seines 50. Dienstjubiläums die Insignien des Roten Adlerordens 3. Klasse und ein Kabinettschreiben übergeben. Hierzu vermerkte das bei Karl Demeter: Scharnhorst und die Freimaurerei, Hamburg 1961, S. 11, zitierte Protokoll: „Auf Ersuchen entsiegelte solches der Hochwürdigste Br. von Scharnhorst und las es öffentlich ab: es enthielt in gnädigsten Ausdrücken die Teilnahme Sr. Maj.“ Neander hatte früher als Meister vom Stuhl der Loge und als ihr Landesgroßmeister fungiert. Datum und Adresse in der linken Spalte. Oben rechts von Schreiberhand: „Zu Maerz 1812 N. 13 und Febr. No. 210.“ Die Journalnummern bezeichnen zwei Schreiben Major Brauns (Neiße, 27. bzw. 23. Februar 1812) ebda., fol. 94r–v und 86r. Letzterem war Brauns „Instruction zur Revision und Abnahme der Gewehrtheile in Malapane für den Berg-Eleven Herrn Schnackenberg“ (Neiße, 20. Februar 1812, fol. 87r–92v) beigelegt. Dazu am Rande einige schräge Striche. Vgl. Anm. a. Vgl. Nr. 323 und 324.

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Nr. 313

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Zu der Anstellung des Schnakenberg als Komiss. in Malapane habe ich vorläufig die Diäten von 1 rh. 8. gl. täglich bewilligt u. lege die Autorisation bei, um solche dem Maj. Braun zu übermachen. In der Folge wird der Schnakenberg auf den Etat der Gewehrhandwerksc Compagnie kommen.d N.d.G.v.S. Cl. 313. Scharnhorst an Prinz August

Berlin, 12. März 1812

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 209 fol. 71r (1/4 S.): Konzept, Clausewitz’ Hand.a

An den Pr. August Euer K. H. danke ich unterthänigst für die Mittheilung der Einlagen, wobei ich nichts zu erinnern finde u. welche ich hiermit gehorsamstb zurüksende.c N.d.G.v.Scharnhorst. Cl. Berlin d. 12n Märtz 1812.d 314. Scharnhorst an Eliason

[Berlin, 12. März 1812?1]

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 209 fol. 66r (1/4 S.): Konzept, Clausewitz’ Hand.a Abschlägige Antwort auf Angebot von Kanonenmetall.

An den p. Eliason. In diesem Augenblik erlauben die Umstände nicht, die 20 Centner Kanonen Metallb in Breslau, welche Ew. Wohlgeb. den Militär Behörden antragen2, zu c d

a b c

d

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b 1 2

Verändert aus „Handwerks“. Dieser Absatz nachträglich hinzugefügt. Auf dem beantworteten Schreiben des Prinzen (Berlin, 5. März 1812). Folgt gestrichen: „remittire“. Dazu am Rande ein schräger Strich. Gemeint sind die Instruktionen für die in Nr. 290 angesprochenen Mörserversuche, die auf Anordnung des Prinzen nun in Königsberg, Kolberg und Neiße durchgeführt werden sollten. Datum von Greulichs Hand, darunter sein Mundierungsvermerk vom selben Tage. Auf der ersten Seite der Offerte des Kaufmanns Eliason (Cosel, 1. März 1812, fol. 66r– v, 68r), die mit einem Präsentationsvermerk vom 4. März versehen ist. Die folgenden zwei Wörter nachträglich hinzugefügt. Vgl. Anm. c. Eliason hatte von dem Breslauer Kaufmann S. Reichenbach zur Begleichung einer Schuld 20 Zentner zersägte Kanonenrohre erhalten, die dieser 1807 mit der Genehmigung Ewald Georg von Massows (Breslau, 10. September 1807, Kopie ebda., fol. 67r) von den französischen Besatzungsbehörden gekauft hatte.

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I. Stabschef und Geheimdiplomat (März 1811–März 1812)

kaufen; ich würde sonst Ihnen diese Gefälligkeit mit vielen Vergnügen erwiesen haben. Sollte es in der Folge geshehen können, so so dürfen Sie darauf rechnen, daß ich Ihren Wunsch berüksichtigen werde. N.d.G.v.S. Cl.c 315. Scharnhorst an Friedrich Wilhelm III.

Berlin, 13. März 1812

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 163 fol. 41r–v (11/2 S.): Konzept, Clausewitz’ Hand. Druck: Hahlweg I, S. 120f. Umsetzung der vom König veränderten Schwenkungsart im neuen Infanteriereglement.

Berlin d. 13. März 12. An den König.a Der M. v.Natzmer1 hat mich davon unterrichtet, daß Ew. K. M. die im neuenb Exerz. Reglement für die Infantrie2 § 39 festgesetzte Art des Schwenkens imc Marsch nicht genehmigtend. Da nun hierüber etwas an die Truppen erlaßen werden muß, so würde mein unterthänigster Vorschlag dahin gehen, den in Rede stehenden nach E. K. M. Absicht zu verändern, ihn mit dem, was sich auf demselben Blatte befindet, neu abdrucken zu lassen u. den Regtern. zum Einheften mit der Bemerkung durch das Allg. Kr. D. zuzusenden, daß E. K. M. die im § angegebene Schwenkungs Art nicht billigte unde übersehen hätten, daß die Reglemts. Komission in diesem Punkt Ew. K. M. Absicht verfehlt habe.f Es scheint mir diese gänzliche Abänderung nothwendig, da der § zu bestimt abgefaßt ist, um durch eine bloßeg Erläuterung korigirt c

Darunter ein mit der Zahl „12.“ datierter Mundierungsvermerk eines unbekannten Schreibers.

a

Datum und Adresse von Schreiberhand in der linken Spalte, etwas darunter ein Abgangsvermerk vom 14. März. Folgt gestrichen: „Inf.“ Folgt gestrichen: „Colonnen-“. Folgt gestrichen: „und es übersehen hätten, wie die Reglements-Commission die [sic!] in diesem Punkt die Absicht Ew. K. M. erfüllt habe.“ Folgt gestrichen: „es“. Zu diesem Satz am Rande von Schreiberhand ein Verweis auf die entsprechende Kabinettsorder vom 16. März 1812. Nachträglich hinzugefügt. Der im sechsten Band vorgestellte Oldwig von Natzmer. Das Allgemeine Kriegsdepartement hatte Scharnhorst je sechs Exemplare des neuen Exerzierreglements für die Infanterie bzw. Kavallerie mit einem von Hake und Rauch unterschriebenen Begleitschreiben (Berlin, 13. Februar 1812, ebda., fol. 40r) zur Weiterleitung an die Kommissionsmitglieder übersandt. Hierauf ist von Schreiberhand vermerkt: „Den benannten Herrn sind jedem 2 Exemplare zugeschickt worden. D. 18t Febr. 1812.“

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werden zu können, wobei wahrscheinlich viel Mißverständnisse u. neue Anfragen entstehen würden. Nach dem, wash mir der Maj. v. Natzmer mitgetheilt hat, sollen nach Ew. K. M. Absicht diei auf der Grundlinie vershiedenen Flügel der Züge bis an den wahren Drehpunkt im Marsch bleiben, erst bei diesem soll das Comando zum Shwenken gegeben werden, und der stehende Flügel nicht völlig stehen bleiben, sondern sich so viel in dem neuen Allignement fortbewegen, daß dadurch den hintren Zug[e]n Platz gemacht werden. Wenn Ew. K. M. allergnädigst geruhenj wollten, dem Maj. v. Natzmer die Abfassung dieses § aufzutragen, so würde der Oberstleutnant v. Rauch den Druk deßelben besorgen u. das Allgem. Kriegsdepartement k den verschiednen Corps u. Behörden die Mitteilung auf die von mir angegebene Art machen. N.d.G.v.Scharnhorst. Cl. Berlin den 13n Märtz 1812.l 316. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements Berlin, 13. März 1812 GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 253 fol. 79r–v (2 S.): Konzept, Clausewitz’ Hand. Die Salpeterfabrik in Schweidnitz.

Berlin d. 13. März 1812. An die 3te Divis.a Der p. Div. erwiedere ich auf das gefällige Shr. v. 4t. d. M.b mit Rükgabe des Braunshen Shreibens1, Nvbr. v. J., daß die Sache wegenc Ankauf der Shweidnitzshen Salpeter Anlage bis zur völligen Entscheidung des Maj. Braun auf sich beruhen muß. Mir scheint sein Raisonnement ganz richtig, nur ich finde h i j k l

a

b c 1

Verändert aus „Wie“. Folgt gestrichen: „nicht f“. Verändert aus „Wenn E. K. M. die Gnade haben“. Folgt gestrichen: „die Bekantmachung“. Datum von Schreiberhand, darunter ein Mundierungsvermerk Greulichs vom selben Tage. Datum und Adresse in der linken Spalte; oben rechts von Schreiberhand: „Zu Maerz 1812 No. 59“, ein Verweis auf das in Anm. 1 erwähnte Schreiben. Die folgenden fünf Wörter nachträglich hinzugefügt. Am Rande ein schräger Strich. Folgt gestrichen: „Abnahme“. Das von Schöler, Leithold und Liebenroth unterschriebene Schreiben befindet sich ebda., fol. 78r–v. Das beigelegte Schreiben Brauns an die 3. Division vom 18. Februar ist nicht überliefert.

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I. Stabschef und Geheimdiplomat (März 1811–März 1812)

auch, daß der Vorschlag, der Salpeter Fabrication aufzuhelfen, nicht ganz unbenutztd zu lassen wäre. Aus der Salpeterfabrication ein Monopol zu machen wie die oestereichische Regierung, dadurch daß aller Privat Absatz den Fabricanten untersagt wird, ist eine weitläuftige und ungewisse Maaßregel, mit deren Einleitung ich mich in diesem Augenblik nicht einlassen kann. Alleine es scheint keine Shwierigkeit zu haben, den Fabrikanten unsrer Seits folgende Zusicherung zu geben, daß wir ihnen zu allen Zeiten den Salpeter, welchen sie in gehöriger Güte nachf Neiße ablieferten, abkaufen würden zu dem Preise, welchen derselbe im Auslande habe, und daß wir diesen Preis für das nächste Jahr auf 34 rth. pro Centner festsetzten. Ob eine solche Erklärung die Fabrikation des Salpeters in Schlesien verbessern u. steigern werde, ist freilich nicht ausgemacht, indeßen würde sie doch auch zu keinen großeng Nachtheilen für die Militärkassen führen können, da es nicht wahrscheinlich ist, daß innerhalb eines Jahres der Salpeter schnell u. bedeutend fallen sollte. N.d.G.v.Scharnhorst. Cl. Berlin d. 13t Märtz 1812h 317. Scharnhorst an Karl August Freiherrn von Hardenberg Berlin, 16. März 1812 GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 42 fol. 107r–v (2 S.): Konzept, Clausewitz’ Hand. Verhandlungen mit Gerhard wegen der Malapaner Gewehrfabrik.

An den Staatskanzlera Ew. Ex. geneigten Aufforderung v. 15t. gemäß verfehle ich nicht, Hochdenselben über die Malapaner Gewehrfabrikation und die in der Anlage enthaltene Vorstellung des Berghauptmann Gerhardtb meine Meinung gehorsamst vorzutragen. Wir bezahlen dem Bergamt die Gewehre nach dem gewöhnlichen Preis, für welchen, wie ich kaum zweifle, ein Privatmann, wenn wir es nun ihm überd e f g h

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b

Verändert aus „unversucht“. Folgt gestrichen: „von Seiten unsrer den Fabrikanten“. Folgt gestrichen: „Shweidnitz“. Nachträglich hinzugefügt. Darunter ein Mundierungsvermerk Greulichs vom selben Tage. Adresse in der linken Spalte. Oben rechts von Schreiberhand: „No. 217 März 1812“. Mitte der Seite am linken Rand von George vermerkt: „Ist nicht abgegangen“. Die anschließenden zwei Absätze in der Vorlage durchgestrichen. Folgt gestrichen: „Folgendes gehorsamst zu er“.

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trügen, sie unsc auch liefern würde.d Ich habe immer geglaubt, daß das Königliche Berg Amt bei dem Absatz seiner Waaren wie ein gewöhnlicher Kaufmann betrachtet werden könnte, u. daß also daßelbe, wenn man ihm die Waare nach dem Preise bezahlt, den sie überall hat, die zur Fabrikation nöthigen Vorschüsse zu Anlagen u. Betriebs Capitaliene aus den Kassen seines innern Haushalts genommen werden müßten und also weder dem Käufer etwas angingen noch von dem Staate besonders angewiesen zu werden brauchten. Auf die Uebershusse, welche das Bergwerksdepartement jährlich an dief Staatskassen abliefert, werden allerdings neue beträchtliche Anlagen, deren Kosteng erst später durch den Absatz zurükkehren, einen bedeutenden Einfluß haben, u. in so fern kann ich mir wohl denken, daß zu einer neuen Anlage u. der damit verbundenen Ausgabe eine höhereh Autorisation erforderlich ist, und ich denke mir, daß der G. St. R. Gerhardt hierauf seinen Antrag gerichtet hat.i Da aber das Bergamt von diesen Ueberschüssen eine gewisse Quote zieht, soj sheint es um so weniger, daß die Staats Kassen besondere Summen an die Bergwerkskassen zahlen können zum Behuf neuer Anlagen, als dadurch der Uebershuß der letztern in der Folge vergrößert werden wird. Brl. d. 16. März 1812 N.d.G.v.Sch. Cl.k 318. Scharnhorst an Gerhard

Berlin, 16. März 1812

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 42 fol. 108r–v (2 S.): Konzept, Clausewitz’ Hand. Produktionsstockung der Gewehrfabrik in Malapane. Unzufriedenheit mit der Betriebsleitung.

An den Berghauptmann Gerhardta Die 3te Div. d. A. K. D. u. der Major v. Braun aus Neisse zugleich zeigen mir an, daß die Malapaner Gewehrlieferung so sehr in Stocken geräth, daß statt c d e

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g h i j k

a

Verändert aus „übertrügen, unstreitig“. Dieser Satz nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „zur Fabrikation dieser Waaren nöthigen Anlagen u. Vorschüsse weder dem Käufer etwas angingen“. Verändert aus „Insofern das Bergwerksdepartement aber jährlich nun seine Ueberschüsse an die allgemeine“. Verändert aus „Anlagen, die“. Nachträglich hinzugefügt. Der anschließende Rest des Absatzes in der Vorlage gestrichen. Folgt gestrichen: „kann nun so wenig eine neue extraordinäre“. Darunter ein Mundierungsvermerk Greulichs vom selben Tage. Adresse in der linken Spalte, etwas darunter mit Bleistift vermerkt: „Ist nicht abgeschickt, sondern cassirt word.“

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400 Gewehren im verfloßenen Monath nur 256 abgeliefert worden sind. Da nun darüber ein Theil der in Neisse befindlichen Arbeiter müßig liegt u. es sogarb ungewiß sheint, ob wir überhaupt noch mit Gewehren aus Malapane rechnen dürfen, so muß ich Ew. um eine gefällige baldige Erklärung dringend bitten, weil ich natürlich andere Maaßregeln ergreifen u. meine für Neisse gehabten Absichten danach ändern muß. Ich kann Ew. nicht bergen, daß es mir leid thut, die guten Fortshritte, welche wir gemacht hatten, mit einem male rükgängig werden zu sehen, nachdem in 2 Jahren keine Besorgnisse der Art vorhanden waren; indessen kann ich durchaus von dem Grundsatz nicht abweichen, daß wir als Käufer, welche diec Waren baar bezahlen, uns um die Anlage u. Betriebs Kosten nicht bekümmernd können; auch ist davon bei der [neuene?] Einrichtung u. unter dem G. St. R. Karsten1 nie die Rede gewesen, so daß ich also fest entschlossen bin, die ganze Sache falln zu lassen, ohne zu fürchten, einer Inkonsequenz dabei beschuldigt zu werden. Ich wiederhohle deshalb bei Ew. nur die Bitte um eine baldige geneigte Erklärung dessen, was Sie in der Sache beschlossen haben. N.d.G.v.Scharnhorst Cl. f Berlin d. 16. Märtz 1812. 319. Scharnhorst an Johann Karl Ludwig Braun

Berlin, 16. März 1812

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 42 fol. 79r–80r (3 S.): Konzept, Clausewitz’ Hand. Brauns Vorschläge zur Aufnahme von Lehrlingen und zur Anstellung von Arbeitern der Handwerkskompanie als Regimentsbüchsenmacher.

An den Major Braun.a Die Etats der Gewehrhandwerkscompagnie1 sind S. M. d. Könige noch nicht vorgelegt, ich kann daher Ew. über diesen Gegenstandb des weib c d e f 1

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b 1

Verändert aus „u. die Sache überhaupt nicht“. Verändert aus „Käufer, die den Preis der“. Verändert aus „uns in die Anlage u. Betriebskosten nicht mischen“. Das Wort vom Bindungsfalz größtenteils verdeckt. Darunter ein Mundierungsvermerk Greulichs vom selben Tage. Der im fünften Band vorgestellte Karl Johann Bernhard Karsten. Adresse in der linken Spalte. Oben rechts von Schreiberhand: „Zu Maerz 1812 No. 54“, ein Verweis auf das Antwortschreiben der 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements auf Nr. 284 (Berlin, 5. März 1812, fol. 75r–v, unterschrieben von Schöler, Leithold und Liebenroth). Verändert aus „Punkt“. Die endgültige Fassung ist archiviert ebda., fol. 70r, 71r, von Braun übersandt mit dem in Anm. a zu Nr. 284 erwähnten Schreiben.

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tern noch nicht bekant machen. Was das Projekt zur Annahme von lauter Soldaten Kindern als Lehrlingen bei der Anstalt betrift, so muß ich Ew. darüber folgendes erwidern. Lauter Soldaten Kinder als Lehrlinge anzunehmen, vorausgesetzt daß der Eintrit von Seiten der Kinder u. Eltern freiwillig ist, ist Sache der Fabrik u. ihres Direktors, bedarf also keiner höhern Genehmigung. Die Einrangirungc dieser bei der Fabrik großgewordenen u. zu guten Arbeitern ausgebildeten Soldatensöhne in d die GewehrhandwerksCompagnie ist eine sehr zwekmäßige Maaßregel. Die Regimenter würden also auf diese ihnen obligaten Soldatensöhne in dem Fall Verzicht leisten müssen. Die Einrangirung müßte aber von dem Willen des Fabrikdirektors oder Comp. Chefs abhängen, weil ihm sonst leicht mehr Rekruten zuwachsen könten, als er brauche. Er würde unter den Ausge[ar]bei[te]ten die besten auswählen und die schlechtern würden den Rgtrn. wieder obligat werden. Da eine freiee Einwilligung der Regimenter nicht imer zu erhalten seyn würde, so müßte das Recht derf Annahme aller Soldaten Kinder u. ihrer Einstellung der Gew. Handw. Comp.g von S. M. d. Könige verliehen werden, u. nur die Bedingung dabei zu machen seyn, daß das Regiment davon durch die Compagnie benachrichtigt würde. Was die Anstellung der in der Fabrik gezogenen Arbeiter als Büchsenmacher bei den Rgtrn. betrift, so sind die 2te u. 3te Division des Allgem. Kr. Dep. der Meinung, daß man den Regimentern darin kein[e]n Zwang auferlegen könne, weil sie bei einer bestimten Vergütigungs Summe verpflichtet sind, die Gewehre des Rgts. auf eigene Rechnung in brauchbarem Stande zu halten, man ihnen also die Mittel u. Wege dieß zu leisten nicht beschränken dürfe.2 Ich trete dieser Meinung mit voller Ueberzeugung bei u. glaube also, daß hierin sich zum Besten der Fabrik nichts weiter thun läßt, als den Regimentern die Arbeiter der Fabrik zu Büchsenmachern zu empfehlen. Glauben nun Ew., daß unter diesen Umständen der 2te Punkt für die Fabrik noch von Wichtigkeit ist, so bin ich bereit, S. M. d. Könige

Verändert aus „Anstellung“. Verändert aus „ausgebildeten Kinder als“. Verändert aus „freiwillige“. Folgt gestrichen: „Einstellung“. Verändert aus „der Fabrik“. Vgl. das in Anm. a erwähnte Schreiben der 3. Division sowie das von Rauch, Dunker und Steinwehr unterschriebene Gutachten der 2. Division (Berlin, 5. März 1812, fol. 78r–v).

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darüber zu berichten u. den erforderlichen Befehl von Allerhöchstdenselben zu erbitten, u. ich zweifle fasth nicht, daß S. M. diese Bitte gewähren werde. N.d.G.v.Scharnhorst Cl. Berlin d. 16. Märtz 1812i 320. Scharnhorst an Johann Karl Ludwig Braun

Berlin, 19. März 1812

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 48 fol. 14r (1/2 S.): Konzept, Clausewitz’ Hand. Dank für französische Schablonen zur Gewehrschlossproduktion.

An den Major Braun.a Ew. danke ich verbindlichst für die mir gefälligst übermachten Schablone[n]1; es macht ein Vergnügen, das Verfahren der Franz[o]sen hierbei kennen gelernt zu haben, u. mir scheint es keinem Zweifel unterworfen, daß diese Chablonen den unsrigen vorzuziehen sind; ich überlaße es daher auch ganz Ihrem Gutdünken, ob Sie diese Art bei der Neißer Fabrik einführen wollen. N.d.Gns.Scharnhorst.Cl. Berlin d. 19n Märtz 1812b

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1

Nachträglich hinzugefügt. Darunter ein Mundierungsvermerk Greulichs vom selben Tage. Adresse in der linken Spalte von Schreiberhand, ebenso der Vermerk rechts oben: „Zu Maerz 12 No. 97“, der auf das in Anm. 1 erwähnte Schreiben verweist. Datum von Schreiberhand, darunter ein mit „G.“ signierter Mundierungsvermerk vom selben Tage. Am linken Rand ein Vermerk Georges vom 29. März: „Das Kastgen mit denen Chablonen [folgt gestrichen: „liegt im Acten Spinde, und“] ist demnächst bey der Abreise d.H. Generals an die 3’ Divisi[o]n b. m. abgegeben worden.“ Braun berichtete in seinem am 13. März vorgelegten Schreiben (Neiße, 5. März 1812, ebda., fol. 12r–v): „Der Zufall hat uns hier einen französischen Büchsenmacher in die Hände geführt, der zwar nicht unter die geschicktesten Arbeiter gehört, allein mit der Art, wie die Franzosen ihre Gewehr Schlösser arbeiten, ziemlich bekannt zu seyn scheint.“ Diesem hatte Leutnant Wiegand aufgegeben, ein Schloß mit den dazugehörigen Schablonen anzufertigen, die Braun nun an Scharnhorst übersandte. In der beigelegten „Beschreibung“ (Neiße, 4. März 1812, fol. 13r) spezifizierte Braun, zu welchem Teil jede der 14 Schablonen gehörte.

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321. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements Berlin, 19. März 1812 GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 48 fol. 17r (1/2 S.): Konzept, Clausewitz’ Hand. Anschaffung von Mousquetons für die Festung Glatz.

An die 3te Division.a Ich danke der p. Division für die Mittheilung der Dimensions Tabelle des Mousqueton-Laufs welcheb, so wie der Lauf, hierbei zurückerfolgte.c Ich würde nichts dagegen haben, die 100 Stück für Glatz danach anfertigen zu lassen, finde aber den Preis v. 10 rth. so außerordentlich groß, daß man sich erst weiter danach erkundigen muß. N.d.G.v.Scharnhorst.Cl. Berlin d. 19. Märtz 1812.d 322. Scharnhorst an Natzmer

Berlin, 19. März 1812

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 163 fol. 42r (1 S.): Konzept, Clausewitz’ Hand. Druck: Hahlweg I, S. 121f. Umsetzung der vom König veränderten Schwenkungsart im neuen Infanteriereglement.

An den Major v. Natzmer.a Ew. p. habe ich die Ehre, anliegend mit der Bitte um Rükgabe die K. O. mitzutheilen, worin S. M. d. König die Umarbeitung desb § wegen der Schwen-

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Adresse in der linken Spalte. Oben rechts von Schreiberhand: „Zu Maerz 1812 No. 98“ und „108“, Verweise auf die in Anm. c erwähnten Schreiben. Die folgenden vier Wörter nachträglich hinzugefügt. Dazu am Rande zwei schräge Striche. Vgl. dazu die von Schöler, Leithold, Liebenroth und Stieler unterschriebenen Begleitschreiben der 3. Division für den in Neiße angefertigten Probelauf und die Tabelle (Berlin, 12. bzw. 14. März 1812, Präsentationsvermerke vom 13. bzw. 16. März) ebda., fol. 15r bzw. 16r. Scharnhorst hatte die Anschaffung von 100 Musketons zum Gebrauch in den kurzen Gräben der Festung Glatz durch ein nicht überliefertes Schreiben an die 3. Division (15. Januar 1812) angeregt. Datum von Schreiberhand, darunter ein Mundierungsvermerk Greulichs vom selben Tage. Adresse von Schreiberhand in der linken Spalte, etwas darunter ein Abgangsvermerk vom 20. März. Oben rechts von Schreiberhand: „Zu Maerz 12 No. 136“, mutmaßlich die Journalnummer der übersandten Kabinettsorder. Folgt gestrichen: „Abschnittes“.

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I. Stabschef und Geheimdiplomat (März 1811–März 1812)

kung beim Collonnen Marsch zu genehmigenc und die Abfassung des neuen § durch Ew. festzusetzen geruht haben.d Wenn Ew.e den neuen § aufgesetzt haben, so würde es das Kürzestef u. mir sehr angenehm seyn, wenn Sie die Güte hätten, ihn S. M. dem Könige zur speziellen Genehmigung erst wieder vorzulegen, ehe Sie ihn mir zur Besorgung des Druckens zusenden. Fehlte es Ihnen aber, da Sie nicht ausgehen, dazu an Gelegenheit, so werde ich es übernehmen, ihn S. M. shriftlich einzureichen. N.d.G.v.Scharnhorst. Cl. Berlin den 19n Märtz 1812.g 323. Scharnhorst an Johann Karl Ludwig Braun

Berlin, 21. März 1812

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 42 fol. 96r–97r (21/4 S.): Konzept, Clausewitz’ Hand.a Abnahme der in Malapane gefertigten Gewehre. Die Verhandlungen zur weiteren Finanzierung der Fabrik.

Berlin d. 21. März 12. An den Major Braun.b Die von Ew. mir unterm 25t v.M. eingesandte Instruktion für den Eleven Schnakenbergc sowie das sich darauf beziehende Shreiben v. 27. deß. M.1 habe ich erhalten u. die Instruktion nur flüchtig durchlaufen können, sie aber sehr angemessen gefunden. Ich habe sie zur genauen Vergleichung mit der für Spandau bestehenden der 3t Div. zugesandt, die mir darauf beikommendes Gutachtend eingereicht hat, woraus hervorgeht, daß die Division Ihre

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1

Verändert aus „Collonnen Marsch genehmigte“. Dazu am Rande ein schräger Strich. Die Kabinettsorder befindet sich nicht im Faszikel. Folgt gestrichen: „diese[n]“. Die folgenden vier Wörter nachträglich hinzugefügt. Datum von Schreiberhand, darunter ein Mundierungsvermerk Greulichs vom selben Tage. Das Konzept hängt mit dem zum folgenden Dokument zusammen. Datum und Adresse in der linken Spalte. Etwas darunter ein Vermerk: „z.Post 23.“ Oben rechts von Schreiberhand: „Zu No. 140 März 12“, ein Verweis auf ein von Schöler, Leithold, Liebenroth und Stieler unterschriebenes Schreiben der 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements an Scharnhorst (Berlin, 16. März 1812, fol. 85r). Folgt gestrichen: „fand habe ich“. Das Folgende bis „Instruktion“ nachträglich hinzugefügt. Dazu am Rande ein schräger Strich. Das von Schöler, Leithold, Liebenroth und Stieler unterschriebene Gutachten (Berlin, 15. März 1812) befindet sich a. a. O., fol. 110r–111r. Vgl. Anm. a zu Nr. 312.

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Instruktion in allen Punkten sehr zwekmäßig u. vorzüglich findet, es auch nicht angemessen glaubt, einen davon wegzulassen, aber doch im allgemeinen eine billige Nachsicht für nothwendig hält. Ich stimme dieser Meinung um so mehr bei, als der Zustand der Malapaner Fabrik uns in Verlegenheit setzen konnte, wenn wir zu strenge wärn u. die ganze Sache mit einem Male fallen sollte. Der Geh. St. R. Gerhardte will durchaus für Malapane nicht eher etwas thun, bis ihm vom Staatskanzler 20,000 rth. zur neuen Einrichtung der ganzen Fabrikf bewilligt sind. Ich kann mich nun in dieser Sache nicht mischen und daher rücken wir hier nicht einen Schritt vorwärts. Eine Stockung ist alsog allerdings zu fürchten, wenn wir diese durch Billigkeit bei der Abnahme verhüten könn[e]n, so ist es wohl sehr zu wünschen.h Von Malapane ist nicht zu erwarten, daß die Sache eher einen bessern Gang nehme, bis der G. St. R. Gerhardt auf einem oder andern Wege zu dem Entschluß komt, eine gründliche Remedur vorzunehmen. Ich finde daher die Idee, welche Sie in Ihrem Schreiben vom 8t. d. M.2 äußern, ein paari tausend Gewehre, Läufe etc.j aus dem Oestereichschen kommen zu lassen, um die Neißer Fabrik immer beschäftigen zu können, sehr gut, u. trage Ihnen auf, mit Kaufleut[e]n deshalb in Unterhandlung zu tretenk und dann über die Forderungen derselben zu berichten. Die Anlage eigener Hämmer müßte freilich am Ende keine große[n] Schwierigkeiten haben, da es aber, besonders bei dem Mangel geschikter Arbeiter eine mißliche Sache ist, sich darauf einzulaßen, weil man nicht eher von der Sache zurükkomt, bis man einen bedeutenden Shaden durch den großen Ausschuß gelitten hat, so können wir uns nicht darauf einlassen. Das einliegende Gutachten der Division erbitte ich mir gelegentlich zurük. Berl. d. 21n Märtz 1812 N.d.G.v.Scharnhorst Cl.l

e f g h i j k l 2

Folgt gestrichen: „klagt sehr über die außerordentliche“. Verändert aus „Sache“. Verändert aus „daher“. Das Folgende bis einschließlich „Ich finde daher“ nachträglich hinzugefügt. In der Vorlage: „Paar“. Verändert aus „Gewehre“. Das anschließende Satzende von Georges Hand nachträglich hinzugefügt. Darunter ein Mundierungsvermerk Greulichs vom selben Tage. Archiviert ebda., fol. 82r–83v. Hier auf fol. 83r ein Absatz zum Vorschlag, einige Probeläufe auf Privathütten anfertigen zu lassen, am Rande mit „NB.“ hervorgehoben.

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324. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements Berlin, 21. März 1812 GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 42 fol. 97r (1/2 S.): Konzept, Clausewitz’ Hand. Gewehrabnahme in Malapane.

An die 3te Division.a Der p. Division danke ich ergebenst für das mir unterm 16t. d. M. eingereichte Gutachten über die Braunsche Instruktion zur Gewehrabnahme in Malapane. Ich stimme vollkommen der Meinung der p. Div. bei u. habe solches dem Major Braun geantwortet, indem ich ihmb dieß Gutachten übersandt habe. N.d.G.v.Scharnhorst.Cl. Berlin d. 21n Märtz 1812c 325. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements Berlin, 23. März 1812 GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 42 fol. 99r (1/2 S.): Konzept, Clausewitz’ Hand. Verhandlungen mit Gerhard.

Berlin d. 23n März 12. An die 3te Divisiona Der p. Div. erwidere ich auf das gef. Schreiben v. 20t, daß ich bereits über den darin enthaltenen Gegenstand durch den geh. St. R. Gerhardt unmittelbar unterrichtet bin, mich auch schon seit einiger Zeit deshalb in Korrespondenz mit ihm befinde. Das Schreiben des Gerhardt vom 15. dieses erfolgt hierbey zurück.b N.d.G.v.Scharnhorst.Cl. Berlin d. 23’ Märtz 1812c a b c

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Adresse in der linken Spalte. Verändert aus „solches, indem ich dem Major Braun“. Darunter ein Mundierungsvermerk Greulichs vom selben Tage. Datum und Adresse in der linken Spalte. Etwas darunter ein Abgangsvermerk vom 24. März. Oben rechts von Schreiberhand: „Zu Marz 1812 No. 169“, ein Verweis auf das beantwortete, von Schöler, Leithold und Stieler unterschriebene Schreiben der Division (Berlin, 20. März 1812, fol. 98r). Dieser Satz von Georges Hand hinzugefügt, dazu am Rande ein schräger Strich. Darunter ein Mundierungsvermerk Greulichs vom selben Tage.

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Nr. 326

326. Protokoll

Berlin, 23. März 1812

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 48 fol. 18r–v (1 S.): Abschrift, Schreiberhand. Kündigung des Vertrags von 1809 mit den Gebrüdern Schickler.

[...]a Hierauf ist den Gebrüdern Schickler Nachstehendes gesagt worden. Da die Königl. Armee in dem jetzigen Augenblik nicht mehr so viel Gewehre braucht als im Jahre 1809, wo das letzte Uebereinkommen mit Euer Wohlgebohren wegen der Gewehrlieferung geschloßen worden ist, auch das Bedürfniß nicht mehr so dringend ist, um den hohen Preis, mit welchem die Gewehre nach diesem Contract vom Jahre 1809 bezahlet worden, ferner zu bewilligen, so bin ich von Seiner Majestät dem Könige mittelst Kabinets Ordre vom 12tn März d. J. autorisirt worden, Euer Wohlgebohren den im Jahre 1809 mit Ihnen abgeschloßenen Contract zu kündigen und einen neuen, für eine geringere Anzahl Gewehre und zu billigen Preisen einzugehen. Ich ersuche daher Euer Wohlgebohren, Sich mit der 3ten Division des Königl. Allgemeinen Kriegesdepartements darüber in Verbindung zu setzen, welche ich mit meinen Absichten bekannt gemacht habe. Berlin den 23tn März 1812. gez. von Scharnhorst. Von Vorstehendem ist die 3te Division pp. in der hier am 24tn März d.J. abgehaltenen Conferenz mündlich unterrichtet worden. 327. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements Berlin, 23. März 1812 GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 48 fol. 24r–v (11/2 S.): Konzept, Clausewitz’ Hand. Druck: Hahlweg I, S. 146f. Vorgehensweise bei Beschwerden aus der Truppe über Gewehre.

a

Auf fol. 18r zunächst eine Abschrift der Kabinettsorder an Scharnhorst (Berlin 12. März 1812), die diesen seinem Antrag gemäß dazu ermächtigte, einen neuen „mit der Fortdauer der Neißer Gewehr Fabrik verträglichen Contract“ auszuhandeln.

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I. Stabschef und Geheimdiplomat (März 1811–März 1812)

An die 3te Division.a Auf Veranlassung des gef. Schreibens v. 16t. d. M.1 mache ich der hochl. Div. hierdurch bekannt, daß dieselbe, wenn Truppen auf die Austauschung solcher Gewehre antragen, die nach ihrer Meinung ausgeschossen u. dem Zerspringen ausgesetzt seyn sollen, solche mit doppelter Ladung zu probiren und nur die dadurch wirklich schadhaft gewordenen auszutauschenb, die übrigen aber den Truppenc zurükzusenden hat, weil das Königl. Interesse nicht verstattet, von diesem Grundsatz abzugehen. Ich ersuche die Division, den respektiven Corpsd in Auftrag von mir bekannt zu machen, daß, wenn sie Gewehre mit so ausgeschossenen Läufen hätten, daß sie solche aus dem Grunde austauschen zu müssen glaubten, sie selbst gehalten wären, diese Läufe erst mit einer doppelten Ladung vor einer Komission zu probiren, daß ihnen nur die dadurch schadhaft gewordenen ausgetauscht werden könnten, u. daß jedes von ihnen eingesandte Gewehr, welches hier die doppelte Ladung aushielte u. sonst keine Fehler hätte, ihnen auf ihre Kosten zurükgesandt werden würde. N.d.G.v.Scharnhorst. Cl. Berlin d. 23. Märtz 1812e 328. Scharnhorst an Prinz August

Berlin, 23. März 1812

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 209 fol. 72r (1/2 S.): Konzept, Clausewitz’ Hand. Fortgang der Fertigung von Kartätschkugeln.

Berlin d. 23. März 1812 An den Pr. August.a

a

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a

Adresse in der linken Spalte. Oben rechts von Schreiberhand: „Zu März 1812 No. 155“ (Journalnummer des in Anm. 1 erwähnten Schreibens). Folgt gestrichen: „hat, weil das Königliche Interesse“. Folgt gestrichen: „auf ihre Kosten“. Die folgenden vier Wörter nachträglich hinzugefügt. Darunter ein Mundierungsvermerk Greulichs vom selben Tage. Aktueller Anlaß für die von Schöler, Leithold, Liebenroth und Stieler unterschriebene Anfrage der Division (ebda., fol. 23r–v, Präsentationsvermerk vom 18. März 1812) war, daß das Littauische Dragonerregiment 16 Paar Pistolen und drei Karabinerläufe als „ausgeschossen“ eingereicht hatte. Datum und Adresse in der linken Spalte. Oben rechts von Schreiberhand: „Zu März 1812 No. 153“, ein Verweis auf das beantwortete Schreiben des Prinzen (Berlin, 18. März 1812, fol. 73r).

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Nr. 329

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Ew. K. H. verfehle ich nicht, auf das gnädige Shreiben v. 18tn d. M. gehorsamst zu erwidern, daß bereits 80 Centner 2löthige Kartätschkugeln fertig sind und daß man an die übrigen so eifrig arbeitet, als dies bei einem einzigen Arbeiter möglich ist.1 N.d.G.v.Scharnhorst.Cl. Berlin den 23. Märtz 1812.b 329. Scharnhorst an Gerhard

Berlin, 24. März 1812

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 48 fol. 21r–v (2 S.): Konzept, Clausewitz’ Hand.a Randbemerkungen, Clausewitz’ Hand?: ebda., fol. 20r–v.b Dank für Moritz’ Bericht über die Gewehrfabrik in Systerbäck. Kommentar zu Änderungsvorschlägen bei der Gewehrproduktion.

An den geheimen Staatsrath Gerhard.c Ew. danke ich sehr verbindlich für die gefällige Mittheilung der Moritzschen Arbeiten1, die mir sehr viel Vergnügen machen. Ich werde nicht unterlassen, Ew. diejenigen Memoirend, welche der Eleve Shnakenberg mir in der Folge einreichen wird, gleichfalls mitzutheilen. Wenn Ew. mir für die folgenden Lieferungen nure die Original-Zeichnungen des Herrn Baumeister Moritzf zusenden wollen, so werde ich sie bei der 3tn Divis. des Allg. Kr. Dep. kopiren lassen, da es in meinem Bureau an Zeichnern der Art fehlt.g b 1

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d e f g

1

Datum von Greulichs Hand, darunter sein Mundierungsvermerk vom selben Tage. Diese Kugeln waren für die sechspfündigen Kanonen bestimmt. Das Konzept hängt mit denen zu den folgenden drei Dokumenten zusammen. Auf dem beantworteten Schreiben Gerhards (Berlin, 7. Februar 1812, Präsentationsvermerk vom 16. März). Adresse in der linken Spalte. Oben rechts von Schreiberhand: „Zu No. 119 März 12“ (Journalnummer des in Anm. a erwähnten Schreibens). Verändert aus „Arbeiten“. Verändert aus „für die Folge“. Folgt gestrichen: „einreichen“. Am Rande ein Vermerk Georges vom 27. März, Moritz’ Zeichnungen und die Abschrift seiner „Bemerkungen“ seien auf Clausewitz’ Anweisung an den Major Braun weitergeleitet worden, damit er sie Scharnhorst bei seiner Ankunft in Neiße aushändigen könne. Gerhard hatte Scharnhorst den Bericht des Baumeisters Moritz über die von ihm besichtigte russische Gewehrfabrik in Systerbäck (Malapane, 26. Dezember 1811) übersandt. Einen weiteren Bericht Moritz’ gleichen Datums, „Nachricht von Gießen und Bearbeiten des metallenen Geschützes zu St Petersburg“ (ebda., Nr. 264 fol. 1r–57v), übersandte Gerhard am 11. Mai von Berlin aus. Auf dem Begleitschreiben (ebda., Nr. 209 fol. 84r) vermerkte Greulich namens Scharnhorsts: „Dafür gedankt. Breslau d. 10. Juni 1812.“

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I. Stabschef und Geheimdiplomat (März 1811–März 1812)

Was das Kolben der Gewehre2 betrift, so werde ichh mich erst in der Folge darüber erklären können, weil es mir auf die Meinung der Fabrik-Direktoren ankomt. Von der Pulverprobe, welche jetzt bei unsrer Artillerie üblich ist, werde ich der 3tn Div. d. A. K. D. aufgeben, Ew. ein Exemplar zu übersenden.3 Was das Probiren der Läufe betrift, so muß ich bemerken, daß die Franzosen den ersten Probeshuß mit kugelschwerer (also doppelter gewöhnlichen) Ladung thun u. den 2tn mit 1/5 weniger. Ich finde übrigens auch, daß ein Shuß mit doppelter Ladung und 2 bis 3 folgende mit einfacher Ladung zureichen, u. werde den Maj. Braun deshalb instruiren. Die russ. Ladung ist 3/4 Loth bei französischem Kaliber, welches 18 Kugeln auf das Loth4 hat. Sie ist mithin ein unbedeutendes geringes sterkeri als die unsrige, da wir bei 3/4 Loth Ladung 17 Kugeln auf d. Pfund haben. Ueber die eisernen Ladestöcke5 getraue ich mich nicht zu entsheid[e]n, da allgemein behauptet wird, daß sie leicht krum werden. N.d.G.v.Sch. Cl. Berln. d. 24. Märtz 1812j 330. Scharnhorst an Johann Karl Ludwig Braun

Berlin, 24. März 1812

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 48 fol. 22r (1/2 S.): Konzept, Clausewitz’ Hand.a Auftrag zu Gutachten über das Kolben der Gewehre.

An den Major Braun.b Der G. St. R. Gerhardt ist durch den Bericht des Hüttenbaumeister Moritz, daß die Gewehre in Rußland gekolbt würden, veranlaßt worden mich zu fragen, ob dieß bei uns auch wieder eingeführt werden sollte.1 Ich wünsche,

h i j

2

3 4 5

a

b 1

Folgt gestrichen: „die Meinung“. Verändert aus „ein geringes schwächer“. Datum von Schreiberhand, darunter ein Mundierungsvermerk Greulichs vom selben Tage. D. i. das von Gerhard als bemerkenswert beschriebene Kolben (und Schmirgeln) der Läufe, um diese besonders glatt zu machen. Vgl. die folgenden zwei Dokumente. Vgl. Nr. 332. Gemeint ist „Pfund“ (Blei). Gerhard verwunderte es, daß in Systerbäck Ladestöcke ganz aus Eisen (also ohne Verwendung von Stahl) gemacht wurden. Das Konzept hängt mit dem zum folgenden Schreiben zusammen, dessen Datum und Verfasserangabe gelten auch für dieses. Adresse in der linken Spalte. Vgl. das vorangehende Dokument.

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Nr. 331

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ehe ich darin etwas entscheide, Ew. Gutachten über die Nützlichkeit u. Nothwendigkeit des Kolbens zu haben, u. erbitte mir deshalb solches hierdurch ergebenst. # # #c 331. Scharnhorst an die Potsdamer Gewehrkommission Berlin, 24. März 1812 GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 48 fol. 22r (1/2 S.): Konzept, Clausewitz’ Hand. Auftrag zu Gutachten über das Kolben der Gewehre.

An die Königl. Gewehr Comission zu Potsdamm.a Das Kolben der Gewehrläufe ist bei unserer Gewehrfabrikation abgeschaft worden, weil man geglaubt hat, daß es überflüßig sey. Es ist jetzt darüber bei mir eine neue Anfrage entstanden in Beziehung mit die Malapaner Fabrikation; ich weiß nicht, ob die Sache auf eine gründliche Art untersucht u. entschieden worden ist, u. erbitte mir das gefällige Gutachten der hochl. Comission darüber. B. d. 24/3. 1812. N.d.G.v.Sch. Cl.b 332. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements Berlin, 24. März 1812 GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 48 fol. 22v (1/2 S.): Konzept, Clausewitz’ Hand. Übersendung der Prüfungsvorschrift für Pulver an Gerhard.

An die 3te Divis.a Wegen der Gewehrprobe zu Malapane ist es dem Königl. Bergamt wichtig, eine gute Pulverprobe zu besitzen. Ich ersuche die p. Divis., für den Herrn G. St. R. Gerhardt ein Exemplar der bei uns gebräuchlichen Probe machen

c

Rechts daneben ein Mundierungsvermerk Greulichs.

a

Adresse in der linken Spalte. Darunter ein Mundierungsvermerk Greulichs vom selben Tage.

b

a

Adresse in der linken Spalte.

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I. Stabschef und Geheimdiplomat (März 1811–März 1812)

zu lassen u. ihm solches mit den Bestimmungen, nach welchen der Werth des Pulvers bei uns auf dieser Probe beurtheilt wird, gefälligst zuzusenden. N.d.G.v.Sch. Cl. Berln. d. 24. Märtz 1812b 333. Scharnhorst an Prinz August

Berlin, 24. März 1812

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 209 fol. 80r–v, 83r–v (21/4 S.): Konzept, Schreiberhand. Konzept, eigenhändig: ebda., fol. 81v–82r (1 S.).a Kriterien zum Vergleich von Einhörnern mit preußischen Haubitzen.

Conceptb Euer Königlichen Hoheit verfehle ich nicht, auf das gnädige Schreiben vom 21ten dieses Monaths1 unterthänigst zu vermelden, daß es bey dem Vergleich des Einhorns mit der 7웩gen Haubitze auf folgende Punkte ankömmt. 1tns auf die gröste Wurfweite im höchsten Grad, welchen die Laffeten zulaßen, und die stärkste Ladung beider. Dazu gehören von jedem Geschütz 10 Wurf; denn auf Genauigkeit kömmt es hier nicht an. 2ts auf die Genauigkeit im Treffen, wenn man eine Schanze auf etwa 1000 bis 1500 Schritt bewirft: Dazu gehören von jedem Geschütz 20 Wurf, man wählt hierbei eine Elevation, und zwar keine ganz kleine; bei beiden Geschützen etwa 15 bis 20 Grad. Die Distance bei beiden Geschützen muß gleich seyn. 3tens Die Wahrscheinlichkeit im Treffen bei Ricochett oder Rollschüssenc gegen eine bretterne Wand auf etwa 1000 Schritt und 2000 Schritt. Auf jeder dieser Distancen von jedem Geschütze 20 Schuß. 4tns auf die Wirkung bey Kartätshen auf 400 und 800 Schritt, mit jedem Geschütze wenigstens 10 Schuß. Bey allen diesen Proben müste man, ehe der Versuch anfängt, die Elevation, welche zur Distance paßt, erst vorher erforschen, damit in den Versuch keine Abänderung nöthig wird. b

Datum von Schreiberhand, darunter ein Mundierungsvermerk Greulichs vom selben Tage.

a

Gefaltet und quer eingebunden. Von einer anderen Schreiberhand hinzugefügt; mutmaßlich handelte es sich ursprünglich um eine Reinschrift. Oben rechts: „Zu No. 202 März 12“, ein Verweis auf das beantwortete Schreiben des Prinzen (Berlin, 21. März 1812, fol. 79r–v). Verändert, möglicherweise eigenhändig, aus „bey Rollschüssen“. Vgl. Anm. a. Es ging um die bereits für 1811 anvisierte Erprobung des in Preußen gegossenen Einhorns im Vergleich mit einer preußischen Haubitze.

b

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Nr. 334

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Sodann gehört zu den Vergleich, daß man berechne, 1ts welche Wirkung beide Geschütze in gleicher Zeit leisten; 2tens welche Wirkung beide Geschütze bey gleichem Gewicht der Munition leisten, d. h. wenn die Munitions-Ladung eines ganzen Wagens bey beiden Geschützen verschossen ist, ohne auf die Zeit Rücksicht zu nehmen; 3tns wie groß der Totaleffect bey beiden bey gleichen Pferden und Menschen ist, wenn man beobachtet, was Geschütz und Munitions Wagen erfordern. Die Versuche von Grade zu Grade billige ich nicht; man könnte lieber Versuche von 5 und 10 Grad wählen; allein auf das Verhältniß der Wurfweiten bei gleichen Graden kömmt es nicht so sehr an als auf die obigen Punkte. Hat man nurd die Wurfweite von 5 und 10 Grad, so laßen sich die übrigen von 1 bis 15 Grad schon ziemlich genau bestimmen. Alle übrige[n] in der unterthänigst zurückerfolgenden Anlagee enthaltenen Bemerkungen finde ich sehr gut, und ich habe die 3te Division angewiesen, das zu diesen Versuchen benöthigte Pulver verabreichen zu laßen.2 Schließlich kann ich E.K.Hoheit nicht unbemerkt laßen, daß es wohl sehr gut und nützlich seyn dürftef, [wenn] die jungen Leute der Artillerie und der Krieges Schule mit zu diesen Versuchen gezogen würden, weil solches gewiß für sie sehr belehrend sein wird. Berlin d. 24. Marz 1812 334. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements Berlin, 24. März 1812 GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 209 fol. 83v (1/2 S.): Konzept, Schreiberhand.a Anstehende Schußversuche mit Einhörnern und preußischen Haubitzen.

An die hochl. 3te Division des Allgem. Krieges Departs.b d e

f

2

a b

Verändert aus „übrigens“. Dazu am Rande zwei schräge Striche. Gemeint ist ein vom Prinzen übersandtes Gutachten der Artillerieprüfungskommission. Das Folgende verändert aus „nach diesen beendigten Versuchen aus den Resultaten derselben eine Instruction zur Belehrung der jungen Leute der Artillerie und der Krieges Schule entwerfen zu laßen.“ Vgl. das anschließende Dokument. Auf der letzten Seite des vorangehenden Konzepts. Adresse in der linken Spalte.

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I. Stabschef und Geheimdiplomat (März 1811–März 1812)

Seine Königl. Hoheit der Prinz August von Preußen ist gesonnenc, vergleichende Versuche mit einem Einhorn und unsern 7웩gen Haubitzen anstellen [zu] laßen, und wünscht, das dazu benöthigte Pulver und was sonst noch erforderlich seyn möchte, geliefert zu erhalten. Euer Hochlöbliche 3te Division des allgemeinen Kriegs Departements ersuche ich demnach ergebenst, die Verabreichung dieser Materialien gefälligst verfügen zu wollen. Berlin d. 24. März 1812. Nahms.d.H.G.M.v.Scharnhorst 335. Scharnhorst an Weyrach

Berlin, 24. März 1812

Biblioteka Jagiellońska, Krakau, Ms. Berol. Varnhagen-Sammlung 225 (1/2 S.): Schreiberhand, eigenhändig unterschrieben.a

Ew. Hochwohlgebohren übersende ich die Anlage mit dem ergebensten Ersuchen, sie auch den übrigen Herren Adjudanten der Westpreußischen Brigade gefälligst mittheilen zu wollen. Berlin den 24. März 1812. v. Scharnhorst An den königlichen Kapitain Herrn von Weyrach Hochwohlgebohrn. 336. Abrechnung

Berlin, 25. März 1812

GStA PK, VI. HA Nl Hardenberg F 14 fol. 55r–v (1 S.): Reinschrift, Schreiberhand, mit eigenhändigem Zusatz und Zusatz von Hardenbergs Hand.

Berechnung der Ausgaben, welche ich mit dem Feldj. Greulich auf einer Reise nach Wien gehabt habe. –––––––––––– Der p. Greulich für 2 Extrapostpferde von Neisse über Schweidnitz, Sprottau nach Berlin auf 561/2 Meilen, und von Berlin retour nach Breslau 45 –––––– –––––––––

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Verändert aus „will“.

a

Vormals in der Preußischen Staatsbibliothek.

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Nr. 336

= 1011/2 Meilen à 8 p. Pferd . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Postillions Trinkgeld à 3 g. p. Meile . . . . . . . . . . . . . . . Wagengeld für 30 Stazionen incl. dem Wagenmstr. à 8 g. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Andere Ausgaben auf dieser Reise für 9 Tage . . . . . . . Mit 3 Extr.Postpferden von Löwenberg bis Berlin 361/2 Meilen à 8 g. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Postillions Trinkg. à 3 g. p. M. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wagengeld incl. dem Wagenmstr. für 11 Stazionen à 8 g. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Andere Ausgaben auf dieser Tour . . . . . . . . . . . . . . . . Für einen 9 täg. Aufenthalt in Breslau und andere damit verbundene Ausgaben für 3 Personen im Wirthshause . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Für einen 6 täg. Aufenthalt in Neisse . . . . . . . . . . . . . . in Cosel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  Silberberg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  Glatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Für 5 Extrapostpferde von Löwenberg bis Trautenau, mit den Umwegen 34 Meilen à 8 g. . . . . . . . . . . Postill. Trkg. für 2 Postillione à 6 g. für beide . . . . . . . Wagengeld für 12 Stazionen à 3 g. p. St. . . . . . . . . . . . . Für die Reise von Trautenau bis Wien, incl. Trinkgeld den Postillionen etc. etc. . . . . . . . . . . . Die übrigen Ausgaben von Löwenberg bis Wien . . . . Für den 30 tägig. Aufenthalt in Wien, Miethe, Bedienung u. s. w. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Für eine Estafette von Wien bis Berlin ––––––––––––– do do ––––––––––––––    Neisse  Die Retour-Reise von Wien bis Jägerndorf beträgt incl. Postill. Trinkgeld etc. . . . . . . . . . . . . . . . . . . Für 5 Extrapostpferde von Jägerndorf bis Löwenberg, mit den Umwegen 42 Meilen . . . . . . . . . . . Postillionstrinkgeld für 2 Postill. à 6 g. p. M. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wagengeld für 12 Stazionen à 3 g. . . . . . . . . . . . . Andere Ausgaben auf dieser letzten Tour . . . . .

= 67 rtlr. 16 gg. = 12 –– 161/2 – = 10 –– –––––– = 9 –– –––––– = 36 –– 12 – = 4 –– 131/2 – = = = = = = =

3 –– 16 – 5 –– –––––– 58 57 14 6 14

–– –– –– –– ––

= 56 –– 16 = 8 –– 12 = 1 –– 12

– – –a

85 –– –––––– 24 –– –––––– 180 –– –––––– 29 –– 4 – 25 –– 6 – 79 –– –––––– 70 –– –––––– 10 –– 16 – 1 –– 12 – 12 –– ––––––

Summa aller Ausgaben . . . = 881 rtlr. a

–––––– –––––– –––––– –––––– ––––––

8 gr.

Hier endet die Vorderseite, am Ende wird die Zwischensumme von 364 Talern und 18 Groschen als „Latus“ gebildet, diese wird als „Trpt.“ zu Beginn der Rückseite wiederholt.

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I. Stabschef und Geheimdiplomat (März 1811–März 1812)

Hierauf erhalten: von Sr Exzellenz dem Herrn Staatskanzler Frh. von Hardenberg 100 Frd.d’or à 5 r. 19 g. nach dem damaligen Cours = 579 rtlr. 4 gr. von dem Herrn Obersten v. Boyen = 300 ––– ––– ––––––––––––––– = 879 –– 4 – mithin mehr ausgegeben Berlin den. 25. Märtz 1812.

=

2 rtlr. 4 g.

Diese 2 rh. 4 g. sind von mir dem Herrn G. v. Scharnhorst erstattet. Hardenberg b

Die bevorstehende Rechnung ist von dem Feldjäger Greulich geführt und mir so wie sie hier gegeben vorgelegt. v.Scharnhorst. 337. Scharnhorst an Johann Karl Ludwig Braun

Berlin, 25. März 1812

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 42 fol. 100r–101r (21/4 S.): Konzept, Clausewitz’ Hand. Am Etatentwurf der Gewehrhandwerkskompanie erforderliche Änderungen.

An den Major Braun.a Ich sehe mich genöthigt, Ew. den Etat der Handwerks Compagnie1 noch einmal zurükzureichen, weil er in der Form S. M. dem Könige nicht zur Genehmigung vorgelegt werden konnte.b 1. ist es meine Absicht, daß die bei der Handwerk. Compagnie angestellten Offizier ihren eigenen Etat (gleichmäßig dem Artill. Etat) haben u. aus derc Artillerie heraustreten sollen. Es ist also ein Kapitän, ein Prem. u. 1 Sek. Leutnant mit aufzuführen. Ist der Compagnie Führer, wie dieß anfangs seyn

b

Das Folgende eigenhändig.

a

Adresse in der linken Spalte. Oben rechts von Schreiberhand: „Zu Febr. 1812 N. 130“, vgl. Nr. 284. Dazu am Rande ein Vermerk Georges, sämtliche Anlagen seien an Braun zurückgeschickt worden. Folgt gestrichen: „Kompagnie her“. Vgl. Anm. a sowie Nr. 319.

b

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Nr. 337

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würde, nur ein Stabs Kapitän, so erhält er eine bestimmte Zulage (35 rth.) aus dem etatsmäßigen Gehalt zu dem Gehalt eines Stabs-Capitäns u. das Uebrige wird zurükberechnet. 2.d Der entworfene Etat stimt nicht in allen Punkten mit den übrigen Etats der Armee überein, ich habe ihn daher durch die 2te Divis. des Allgem. Kr. Dep. dahin abändern u. die Punkte, wie in der Einlage geshehen ist, besonders bemerken lassen.e Mir scheint nehmlich kein Grund vorhanden, diesen Etat in Kleinigkeiten anders machen zu wollen als alle übrigen. Die großen Montier. Stücke werden für die ganze Armee von der 3tn Division des Milit. Oek. Dep. besorgt u. komen nicht auf den Etat. Hätten Ew. etwa die Absicht, sie den Arbeitern in Gelde zu vergütigen, so müßte damit eine Ausnahme gemacht werden. 3. In den Abänderungen, welche durch die 2te Division im Etat gemacht sindf ist die Zulage für den Komp. Chef noch unter den Betriebs-Kosten stehen geblieben; sieg fällt aber ganz aus, weil sie nur statt findet, wenn ein Stabskapit. Comp. Chef ist u. in diesem Fall aus dem Ueberschuß des Comp. Chef Gehaltes gezahlt werden kann.h 4. Die Art, wie Ew. den Rechnungs-Abschluß im Gen. Etat angelegt haben, ist nicht deutlich genug u. sheint auch nicht ganz richtig zu seyn. Sie ziehen von den Generalunkosten das Gehalt, die kleinen u. die großen Mont. Gelder der Gefreiteni, Gemeinen u. Lehrlinge ab; so viel ich einsehe, weil dieß die Arbeiter der Fabrik sind, deren Gehalt etc. schon in dem Arbeitslohn der Fabrik stekt u. also von diesem abgezogen wird, dann sehe ich nicht ein, warum Sie die Compagnie Unkosten, Medizin Gelder u. Krankenverpflegungsgelder nicht auch abziehen wollen, da dieß Vergütigungen sind, die demj Arbeiter der Fabrik zu Gute kommen u. die ihm also auch abgezogen werden können. Ich ersuche demnach Ew. mir einen neuen Etatsentwurf mit Berüksichtigung dieser einzelnen Punkte einsenden zu wollen. N.d.G.v.Scharhs. Cl. B.d. 25/3 1812k

d e f g h

i j k

Dazu am Rande ein schräger Strich. Folgt gestrichen: „Es ist nehmlich zwekmäßig, alle Etats der Armee“. Verändert aus „w. mußten“. Folgt gestrichen: „gehört aber“. Dieser Absatz nachträglich hinzugefügt, der anschließende umnumeriert von „3.“ zu „4.“ Nachträglich hinzugefügt. Folgt gestrichen: „Gew.“ Darunter ein Mundierungsvermerk Greulichs vom selben Tage.

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I. Stabschef und Geheimdiplomat (März 1811–März 1812)

338. Scharnhorst an das Allgemeine Kriegsdepartement Berlin, 25. März 1812 GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 163 fol. 43r–v (2 S.): Konzept, Clausewitz’ Hand. Druck: Hahlweg I, S. 122f. Umsetzung der vom König veränderten Schwenkungsart im neuen Infanteriereglement.

Berlin d. 25. März 1812. An das Allgemeine Kriegs Departement.a S. M. der Königb haben die im neuen Exerzier Reglementc für die Infantrie im 2ten Abschnit Kapit. 3 § 2 bestimte Schwenkungs Art während des Marsches in Kollonnen nicht zu genehmigen geruht. Allerhöchstdieselben haben mir daher aufgetragen, diesen § in der Art umändern zu lassen, wie er in der Beilage abgefaßt ist.d Aus der abschriftlich beigefügten K. O.e wird das hochlöbl. Allgemeine Kriegs Departement gefälligstf ersehen, daß nach der Absicht S. M. des Königs der in Rede stehende 2. § mit dem, was sich auf demselben Blatte befindet, umgedrukt und den Truppen von Seiten des Allgemeinen Kriegsdepartements mit der Erklärung zugesendet werden soll, daß, da S. M. der Königg die in dem angeführten § bestimmte Schwenkungsart nicht genehmigten und es übersehen hätten, wie die Reglements-Komission in diesem Punkte Hochdessen Absichth verfehlt habe, so ertheilten Allerhöchstdieselben dem Allg. Kr. Dep. den Befehl, der Armee diesen § in der abgeänderten Form gedrukt zum Einheften mitzutheilen. Demgemäß ersuche ich das hochlöbl. Departement ganz ergebenst, den Druk dieses § seiner 2tn Division übertragen zu wollen. Ferner hat der Maj. v. Natzmeri mich unterrichtet, daß folgenderj auf der 120tn Seite befindliche Satz weggelassen werden sollte:

a

b c d e f

g h i

j

Datum und Adresse von Schreiberhand in der linken Spalte, etwas darunter ein Abgangsvermerk vom 25. März. Oben rechts von Schreiberhand: „Zu Maerz 12 No. 136“, vgl. Anm. a zu Nr. 322. Folgt gestrichen: „sind“. Die folgenden drei Wörter nachträglich hinzugefügt. Dazu am Rande ein schräger Strich. Vgl. Natzmers Entwurf ebda., fol. 44r–v. Dazu am Rande ein schräger Strich. Vgl. Anm. a. Verändert aus „wird ein hohes Allgemeines Krieges Departement geneigtest“; „geneigtest“ nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „daß S. M. der König über“. Folgt gestrichen: „nicht“. Verändert aus: „Ferner haben S. M. der König mich durch den Maj. v. Natzmer unterrichtet“. Verändert aus „der“.

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Nr. 339

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Von diesen hier bezeichneten Signalen dürfen nur die unt[e]r No 1–11 dem gemeinen Manne bekannt seyn u. s. w.k Es wird daher auch dieses Blatt umzudrucken seyn, wenn man nicht etwa vorzögel, bei den Druckfehlern anzugeben, daß diese Weglassung statt finden sollm. Die hierbei erfolgenden Exemplare des Drukfehler-Blattes wird das hochl. Departem. wohl die Gefälligkeit haben, denn Truppen zugleich mit zu übermachen.1 N.d.G.v.S. Cl. B. d. 25/3 1812o 339. Scharnhorst an Prinz August

Berlin, 25. März 1812

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 209 fol. 74r (1/2 S.): Konzept, Clausewitz’ Hand. Übersendung einer Gewichtstabelle.

Berlin d. 25. Merz 12. An den Pr. Augusta Ew. K. H. verfehle ich nicht, hierbei eine Abschriftb der Gewichtstabellec gehorsamst zu überreichen, welche der Major Braun zur Beurtheilung des neuen Pulverwagens in Vergleichung mit dem früher gebauten überschikt hat.1 (nicht geshlossen) N.d.G.v.S.

k

l m n o 1

a

b c 1

Cl.

Verändert aus „etc.“ Darunter gestrichen: „Da es am besten seyn wird, diese Bestimmung bei der Angabe der Druckfehler hinten mit wenig Worten“. Folgt gestrichen: „diese Bestimmung“. Verändert aus „statt findet.“ Folgt gestrichen: „respekt“. Darunter ein Mundierungsvermerk Greulichs vom selben Tage. Das Allgemeine Kriegsdepartement antwortete mit dem von Hake und Rauch unterschriebenen Schreiben (Berlin, 10. April 1812) ebda., fol. 46r. Datum und Adresse in der linken Spalte. Oben rechts von Schreiberhand: „Zu No. 172 März 1812“, ein Verweis auf das hier angesprochene Schreiben Brauns an Scharnhorst (Neiße, 17. März 1812, fol. 75r). Folgt gestrichen: „der Dimension“. Dazu am Rande ein schräger Strich. Vgl. Brauns „Nachweisung von dem Gewicht des nach Berlin gesandten und des in Berlin gebauten Munitions Wagens“, ebda., fol. 76r.

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I. Stabschef und Geheimdiplomat (März 1811–März 1812)

Eine Seite (fol. 29r) der eigenhändigen Denkschrift Nr. 342, vgl. S. 383.

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1 . KO R R E K T U R 2 3 4 5

2. Außen- und bündnispolitische Denkschriften 340. Scharnhorst an Karl August Freiherrn von Hardenberg [?, März/ Anfang April 1811] GStA PK, VI. HA Nl Daniel Ludwig Albrecht Nr. 9 fol. 6r–7r (3 S.): Reinschrift, eigenhändig. Möglichkeiten eines preußisch-russisch-österreichischen Bündnisses gegen Frankreich.

Die herzlichste und innigste Anhänglichkeit an Ihre Person und die hohe Wichtigkeit der Sache, über welche ich mich hier auf Ihre Aufforderung erklären muß, macht es mir zur heiligsten Pflicht, offen und frei meine Meinung niederzulegen. Die Uebermacht Frankreichs hat allein ihrena Grund in der Uneinigkeit der übrigen Staaten. Immer führte entweder Oestereich oder Preussen oder Rußland allein den Krieg auf dem festen Lande gegen Frankreich. Gegenseitige Vorurtheile und das einander entgegenlaufende Interesse verhinderten eine bleibende, innige Vereinigung. So war es von jeher in der Welt, so wurden alle Eroberer immer durch die Uneinigkeit, durch das gegenseitigeb kleinliche, untergeordnete Interesse ihrer Gegner groß. So lange man sich von diesem ewigenc Gange der Welthändel nicht lebhaft überzeugt hat, so lange man nicht das wenigerd wichtige Interesse des Staats dem großen, allgemeinen Zwek der Erhaltung desselben aufopfern kann, so lange man es nicht über sich gewinnen kann, sich über alles zu erheben, was diesen entgegen sein könnte, und diese als untergeordnet anzusehen, wird auf dem festen Lande Frankreich nichts widerstehen. Man wird Schlachten gewinnen und dennoch wird der Mangel an lebendiger Überzeugung [von] dieser Wahrheit durch den Mangel der Einheit Abhängigkeit und Vernichtung herbeiführen. Der letzte Krieg zwischen Oestereich und Frankreich hat in den Herzen der Oestereich[er] ohne Grund eine Spannung hervorgebracht; der Krieg mit den Türken erhält diese und verbreitet in allen Cabinettern, in allen gebildeten Ständen Europas die alles niederschlagende Meinung, daß das russische Cabinetf das große Interesse seiner Erhaltung und der Erhaltung Europas einem untergeordneten aufopfere, daß in der Folge von ihm bei so verkehrten Ana b c d e f

Statt „seinen“. Nachträglich hinzugefügt. Nachträglich hinzugefügt. Statt „wenigere“. Folgt gestrichen: „alles“. Danach eine längere, durch dichte Schraffur gestrichene Passage.

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1 . KO R R E K T U R 2 3 4 5

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I. Stabschef und Geheimdiplomat (März 1811–März 1812)

sichten nichts für die Unabhängigkeit Deutschlands und des übrigen Europas zu hoffen sey. Von dem Augenblik an, in dem Rußland den Krieg mit der Türkei endigt und mit Oestereich in innige Verbindung tritt, wird das Zutrauen zu der Erhaltung der Freiheit der Völker und Staaten Europas lebendig werden und nur erst von diesem Augenblik werden die Bewohner der preussischen Monarchie einen Wert in Rußlands Verbindung setzen; bis dahin werden sie größtenteils diese, ich darf es nicht verschweigen, für ein Unglük halten. Rußland hat einen glüklichen Feldzug mit den Türken geendigt; Rußland kann jetzt, ohne sich zu entehren, mit den Türken bei großen Aufopferungen Frieden machen. Sollte ein unglücklicher Feldzug folgen – und wer kann das Kriegesglük garantiren – so würde den Frieden eine neue Schwierigkeit entgegenstehen.1 Preussen muß von Rußland beim ersten Ausbruch haben 1. ein Inf. Regiment in Colberg und eines in Pillau, bloß d[e]r Stimmung wegen. Es kann der Transport schnell zur See geschehen. 2. eine kleine Flottille auf beiden Haffs und ein paar Fregatte[n] vor Pillau und Colberg. 3. eine kleine Eskadre zur Deckung aller See Transporte. 341. Scharnhorst an Karl August Freiherrn von Hardenberg [?, nicht nach 10. Mai 18111] GStA PK, VI. HA Nl Daniel Ludwig Albrecht Nr. 9 fol. 21r (1 S.): Eigenhändig. Übersendung einer Denkschrift.

Die Dankbarkeit, welche ich Se. Majestät und Ew. Excellenz schuldig bin, meine Gefühle und mein Gewißen fordern mich auf, hier meine Ansichten über unsere politische Lage offen und freimüthig niederzulegen. Sie sind bloß ein Bekentniß meiner geringen Beurtheilungen unda es wird mir unendlich beruhigend sein, wenn nach kalter Ueberlegung der aufgestellten Gründe die geschilderte Zukunft weniger beunruhigend gefunden wird. 1

Die russische Armee hatte in Nordbulgarien 1810 die Offensive wieder ergriffen, zwang am 30. Mai die Festung Silistra zur Kapitulation und besiegte am 7. September bei Batin ein größeres türkisches Korps. Nach Kamenskijs Tod übernahm Ende März 1811 General Kutuzov den Oberbefehl. Am 22. Juni siegte die Armee bei Rustschuk erneut, doch ging sie bald darauf über die Donau zurück. Es gelang Rußland den Krieg gerade noch rechtzeitig zu Beginn der Feindseligkeiten mit Frankreich durch den Frieden von Bukarest (28. Mai 1812, türkischerseits ratifiziert am 14. Juli) zu beenden.

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Verändert aus „Sie sind ein Bekentniß und“. Hardenberg bezog sich am 10. Mai auf die mit diesem Schreiben übersandte Denkschrift.

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GStA PK, VI. HA Nl Daniel Ludwig Albrecht Nr. 9 fol. 22r–24v, 26r–30r (141/4 S.): Reinschrift, eigenhändig, mit Randbemerkungen von der Hand Hardenbergsa. Selbstisolierung Preußens. Gefahren eines Bündnisses mit Napoleon, Chancen einer Allianz mit seinen Gegnern. Wahrscheinlicher Verlauf der ersten Phase eines Krieges.

Promemoria. Der Kaiser hat unsereb Aeußerung, sich an ihn anzuschließen, gut aufgenommen. Das ist aber nichts gesagt, denn wie sollte er anders als gut unser Anerbieten aufnehmen? Diese Aufnahme als etwas Vortheilhaftes anzusehen, würde eine auffallende Täuschung seyn. Legte der Kaiser auf unser Anerbieten einen großen Werth, so hätte er mit uns heimlich abgeschloßen, ohne sich von dieser Sache etwas gegen Chernischef merken zu lassen. Daß er diese Mittheilung in einer schiklichen Wendung angebracht hat, läßt sich wohl bei seiner Klugheitc nicht anders denken und entschuldigt die Sache nicht. Rußland hat immerd durch den Kaiser etwas erfahren, was wir absichtlich verschwiegen hatten. Rußland hat uns 1806 und 7 erhalten; höchst wahrscheinlich wärn wir nachher vernichtet, wenn der Kaiser Alexander zu bewegen gewesen wäre, unser Vernichtung einzuwilligen. Daß er hierzu nicht zu bringen war, sah Napoleon wohle ein. Jetzt haben wir den Kaiser Alexanderf von seiner Freundschaft und das russische Cabinet von seiner Verpflichtung entbunden. Wir stehen jetzt isolirt da. Ich gebe allenfalls zu, daß dieser Augenblick nicht gefährlich sey, aber ich frage, ob wir, wenn der gefährliche eintritt, noch Zeit genug haben werden, unsere politischen Verbindungen zu schließen? Ew. Excellenz haben bisher auf eine französische Verbindung gehoft; Se. Majestät haben auf die von Rußland keinen Werth gesetzt und so sind wir nicht mit Rußland in Verbindung getreten. Eine Verbindung mit Frankreich scheint aberg in jeder Hinsicht höchst bedenklich zu seyn. Hier die Gründe.

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b c d e f g 1

Auf fol. 31r–32r steht eine später angefertigte Abschrift des von Hardenberg mit Bleistift geschriebenen Kommentars. Dort wird Scharnhorsts Denkschrift auf „Anfang Mai 1811“ datiert. Verändert aus „die“. Folgen ein oder zwei durch dichte Schraffur gestrichene Wörter. Nachträglich hinzugefügt. Nachträglich hinzugefügt. Nachträglich hinzugefügt. Nachträglich hinzugefügt. Über den Krieg in Spanien heißt es, Frankreich kämpfe dort „seit drei Jahren“. Vgl. auch Anm. a.

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1. hat der Kaiser Napoleon nie mit Preussen eine Verbindung gewollt, denn die bestandene war mehr eine Uebereinkunft zwischen Frankreich und Rußland als eine Allianz zwishen Frankreich und Preussen. Napoleon traut den Gesinnungen des Königs Majestät nicht; er hat Mißtrauen gegen die Armee und Nation, wie er sich gegen des Prinzen Wilhelm K. H. geäußert hat. Diese Abneigung, die geographische Lage des Staats und andere Umstände haben bei ihm höchst wahrscheinlich einen Plan zu Preussens Vernichtung erzeugt. Napoleon kann jetzt, durch die Umstände gedrungen, scheinbar mit Preussen in Verbindung treten. Wird er aber seine Gesinnungen, seinen Plan ändern? Ist dies bei seinem Character denkbar? 2. Die Handlungsart, welche der Kaiser Napoleon in den letzten Zeiten angenommen hat, gibth uns keine Hofnung, daß er irgend einen Staat bestehen läßt, der mit England in Beziehung kömmt und an der See liegt. Keine Regierung und kein Regenti wird es ihm hier recht machen, er glaubt, hierj nur selbst regieren zu müßen, wenn seine Zwecke erreicht werden sollen. Wir haben dies bei allen Staaten an der See, von Illirien bis Travemünde gesehen2. Er hat sogar bei seinen beiden Brüdern3 keine Ausnahme gemacht, und der weiche Winter hat nur Dänemark vor dem Schicksal Oldenburgs geschützt. Was soll nun bei der Handlungsart Preussen von ihm erwarten? Hierzu kömt noch, daß des Königs Majestät Handlungsweise, ihre grade Offenheit, ihre Gerechtigkeitsliebe sich schlechterdings nicht mit den Wesen Napoleonsk vertragen und daß eine gegenseitige persönliche Widrigkeit bald Spannung und Unzufriedenheit erzeugen wird. Wär es daher nicht eine offenbare Täuschung, wenn wir hier bei Preussen ein ander Schiksall voraussetzen wollten als das, welches Holland, Westphalen und Oldenburg soeben erfahren hat? Alle andern Argumente für und wider die Verbindung mit Frankreich scheinen nicht so entscheident als diese zu seyn. Ihre Richtigkeit oder Unrichtigkeit verdient also vor allen andern entschieden zu werden.

h i j k l 2

3

Statt „geben“. Verändert aus „und keine Macht“. Verändert aus „diesen“. Verändert aus „mit seinen Wesen“. Verändert aus „eine andere Zukunft“. Als „Illyrische Provinzen“ wurden die Ende 1809 von Frankreich annektierten Teile Österreichs (Kärnten, Krain, Istrien, Kroatien südlich der Save, Norddalmatien) und Italiens (Süddalmatien) bezeichnet. Travemünde steht hier für die Ende 1810 zum Departement der Elbmündung geschlagenen Gebiete an der neuen französischen Nordostgrenze: Lauenburg, die Hansestädte Hamburg und Lübeck und das Fürstentum Lübeck. Die Könige Louis von Holland und Jérôme von Westphalen.

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3. Ferner darf man nichtm außer Acht lassen, daß, wenn Napoleon Rußland besiegt, Preussen, auch wenn es mit Frankreich allirt wäre, dennochn verlohren seyn würde, denn die Gründe zu der Vernichtung, welche ad 2 angeführt sind, bleiben auch in diesen Fall dieselbeno. Man hat zwar gesagt, Napoleons Grundsatz sey, immer eine kleinere Macht zwischen sich und einer größern zu haben, er werde daher suchen, Preussen immer noch in einer vielleicht kleinern Existenz zu conserviren. Hierauf antworte ich: Napoleon hat in den letzten Zeiten gar keine Grundsätze, sondern bloß seine Leidenshaften befolgt, und daß überhaupt jene Behauptung der Erfahrung wiederspricht, indem am Adriatishen Meer Frankreich mit der Türkei und Oestereich grenzt. Warum sollte nicht eben so gut an der Ostsee eine Grenzung Rußlands und Frankreichs stattfinden können?p 4. Bei der Verbindung mit Frankreich lassen sich keine andern Verhältniße denken als die gänzliche Hingebung der Königlichen Familie in die Gewalt Napoleons, denn außer dieser Hingebung würde die Verbindung eine halbe, eine sehr verderbliche Maßregel seyn; überdies würde in jeden Fall die Verbindung die Hingebung unvermerktq nach sich ziehen. Was würde man aber von der Hingebung der Hohenzollerschen Regente[n]familie sagen, wenn selbst die Brüder Napoleons derselben sich entziehenr? Man hat der spanischen Regenten Familie die Hingebungs für eine Schwäche ausgelegt, und doch war damals die Handlungsweise Napoleons noch ganz anders als jetzt. Ihr eigen Beispiel, die Entfliehung der Brüder4 und andere Thatsachen waren damals noch nicht bekannt. 5. Die Uebermacht Frankreichs ist nicht so groß mehr als sie ehemals war und als sie uns die Zeitungen darstellen. Man muß, um sich hierin nicht zu täuschen, den Gang der militärischen Ereigniße unparteiisch und ruhig verfolgen. 1798 glaubte jeder, England würde überwunden werden, jetzt werden sogar die englischen Armeen den französischen auf den Continent gefährlich. 1808 glaubte jeder, Spanien würde sogleich unterjocht werden (eine Handvoll Truppen hatten die spanischen und portugiesischen Armeen in Jahr 1794 und 95 besiegt), es sey Tollheit, sich der Macht Napoleons zu wiedersetzen, und doch hat wieder alle Meinungen seit 3 Jahren Frankreich gegen Spanien nichts ausgerichtet. m n o p q r s 4

Folgt gestrichen: „vergeßen“. Nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „bleiben dieselben.“ Der Text endet hier in der Mitte von fol. 25v, das Folgende beginnt auf fol. 26r. Nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „denselben fliehen“. Verändert aus „der spanischen Familie dies“. Zu Louis und Lucien Bonaparte vgl. Nr. 76, Anm. 8.

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Oestereich hat seit 18 Jahren den Krieg gegen Frankreich geführt und es ist dennoch nicht unterjocht; Rußland hat nie einen Krieg mit Frankreich zur eigenen Erhaltung als 1807 geführt und war damals nicht darauf vorbereitet, welches jetzt der Fall ist. 1805 und 1806 gab Rußland nur Hülfscorps. Frankreich wird jetzt von der Uebermacht Englands überall in Spannung erhalten; überall hat der Kaiser Napoleon die Gemüther gegen sich aufgebracht; selbst gegen seine eigenen Unterthanen sind mobile Colonnen in Bewegung durchs ganze Land5; englische, portugiesische und spanische Armeen drängen ihn im Süden; noch nie war er in dieser Lage. Napoleons Uebermacht ist aber dennoch immer groß, aber nicht so groß, als sie in den letzten Jahren war. In den letztent Kriege[n] mit Rußland und Oestereich fing das Glük Napoleonsu schon an zu wechseln, in demv mit den Engländern hat es ihn in Egypten, jetzt in Spanien und ueberall zur See den Rücken gekehrt. Wenn gleich aus dieser Darstellung folgt, daß eine Vereinigung mit Rußland und England einer mit Frankreich vorzuziehen ist, so hält man dennoch Preussens Lage sehr unglüklich. Mit Rußland gehet es wahrscheinlich, mit Frankreich ganz gewiß zu Grunde. Mit Rußland und England hat die Königliche Familie in übelsten Fall ein ehrenvolles Privat Leben zu erwarten, mit Frankreich eine unbemitleidete Gefangenschaft. Aus diesen Gründen schlage ich vor, so schleunig als möglich einen Courier nach Rußland abzuschicken und den Kaiser in einem geheimen Briefew zu schreiben: „Man habe, um Zeit zu gewinnen, Napoleon angeboten, mit ihm inx Verbindung zu treten, allein die Sache könne unerwartet zur Entscheidung kommen. Man frage jetzt an, ob man, wenn man angegriffen würde, Hülfe und Unterstützung erwarten könnte und auf welchen Wege und wie sie erfolgen solle. Man mache sich dagegen verbindlich, in einem Kriege gegeny Frankreich mit Rußland zu leben und zu sterben, vorausgesetzt daß der Kaiser auch diese Versprechung bestimmt und heilig des Königs Majestät schriftlich gebe.“z Und nur wenn der Kaiser Alexander dieses Versprechen abschlüge, müßte man sich Frankreich hingeben und dadurch der Vernichtung, welche uns drohet, für den Augenblik zu entziehen. Wie hierbei die t u v w x y z

5

Nachträglich hinzugefügt. Nachträglich hinzugefügt. Statt „im den“. Verändert aus „den Kaiser heimlich“. Verändert aus „mit Frankreich in“, dabei versehentlich „in“ gestrichen. Verändert aus „mit“. Der mit Anführungzeichen versehene Text geht in der Vorlage weiter bis zum Ende von fol. 28r (bis „Vernichtung“). Im Sommer 1811 kam es wegen Mißernten in Frankreich zu Unruhen und Überfällen auf Getreidetransporte.

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persönliche Sicherheit der Regentenfamilie erhalten würde, ist eine Aufgabe, die noch erst aufgelöset werden müßte.aa Die ersten Krieges Ereigniße Wenn wir nicht mit Frankreich gehen, so gehet gleich ein großer Theil der preussischen Provinzen, wahrscheinlichab bis an die Weichsel, verlohren, außer was von den schlesischen Festungen und Colberg aus behauptet wird. Jedoch ist dieser Verlußt noch nicht ganz ausgemacht, und wenn man sich des Volksaufstandes bedienen will, so können weit vortheilhaftere Verhältniße eintreten, die aber freilich nicht sehr wahrscheinlich sind. Die Franzosen müßen bei diesen in jeden Fall auf ihren Rücken denken und die Festungen in beiden Flanken müßen unt[e]r diesen Umständen ihnen bei dem Vorgehenac nach der Weichsel große Besorgnisse erregen. In dieser Zeit wird Polen von den Rußen nach aller Wahrscheinlichkeit genomen und das Kriegestheater zwischen diead Weichsel und Oder verpflanzt, wo eine Schlacht entsheidet, ob man über die Oder vorgehen kann oder hinter die Weichsel zurükgehenae muß. Gehen wir mit den Franzosen, so wird höchstwahrscheinlich die Provinz Preußen von den Russen genommen, und was uns von dem Lande zwischen der Oder und Weichsel bleibt, hängt von dem ersten glüklichen Ereigniss[e]n ab. Immer aber ist es wahrscheinlich, daß Rußland unter diesen Umständen nicht über die Weichsel heraus große Progreßen macht; diese können allein bei unser Verbindung statt finden. Rußland wird nicht leicht ohne Preußen einen glüklich[e]n Offensiv-Krieg führen; Rußland kann nur bei der preussischen Allianzaf von der Stimmung im Innern von Deutschland Vortheile erwarten; die Lage von Colberg giebt in Verbindung Englands Gelegenheit, von da aus kräftig zu agiren, eben diese Vortheile gewähren von Süden her die schlesischen Festungen. Man kann daher voraussetzen, daß ohne Preussen Rußland, in seine Grenzen zurükgedrängt, in der Folge weniger Einfluß auf die Erhaltung Preussens haben, und dies also der Wilkühr Napoleons überlassen wird. Die Resultate, welche diese Lage herbeiführen wird, sind sehr leicht zu berechnen. Dem nach muß Preußen seine eigene Erhaltung in gewißer Hinsicht in der von Rußland suchen. Eben dieser Fall findet noch mehr bei einem Kampf Oestereichs gegen Frankreich statt. aa ab ac ad ae af

Der Text endet hier im oberen Drittel von fol. 28v; das Folgende beginnt auf fol. 29r. Verändert aus „höchstwahrscheinlich“. Die folgenden drei Wörter nachträglich hinzugefügt. Statt „der“. Verändert aus „über die Oder vor oder hinter die Weichsel zurük“. Statt „Aillanz“.

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343. Denkschrift

[?, Mai 1811?a]

GStA PK, VI. HA Nl Daniel Ludwig Albrecht Nr. 9 fol. 33r–34r (21/4 S.): Reinschrift, eigenhändig. Reaktion auf bedrohliche französische Maßnahmen.

Man muß offenherzig mit Marsan reden, man muß ihmb ungefähr Folgendes sagen: Der unerwartete, unangezeigte, einen Überfal ähnliche Marsch des Generals Dupillin, cdie Wegnahme der 2000 Gewehre in Glogau1, die Verstärkung der Besatzung in unsern Festungen und die schnelle und außerordentliche Armirung der Polen auf unsern Grenzen haben Furcht und Besorgniße in allen preussischen Provinzen verbreitet. Jeder fürchtet, daß wir aus Mangel an Thätigkeit und Entschloßenheit desarmirt und ohne alle vorherige Garantien Frankreich auf Discretion hingegeben werden, daß dadurch der National Ehre die letzte tödliche Wunded beigebracht und das Gouvernement der Verachtunge sowohl in Innern als Aeußern Preiß gegeben werde. Jeder sagt, weder Frankreich noch Rußland könten Defensiv Maßregeln beleidigenf, da sie sogar offensive ergreifen, und eine Unzufriedenheit über jene würdeg nur zu deutlich zeigen, daß man eine Desarmirung beabsichtigt habe. Mißtrauen übelnehmen heiße in der Politik nichts anders als einen Vorwandt suchen, um Ungerechtigkeiten begehen zu können.h Der Feldmarschal von Courbiere hat nach richtigen militärischen Grundsätzen die Garnison von Graudenz ohne erst Erlaubniß von Gouvernement zu haben verstärkt2, dies hat diese Maßregel gemißbilligt. Womit soll aber das Gouvernementi die Vernachläßigung defensiver Maßregelnj bei einem Unglük entschuldigen? Es müßtek beschämt verstummenl und sich für unwürdig erkennen, eine Nation zu regieren. Indessen wird es dennoch fortfahren, alle Defensiv Mittel, welche gegen Frankreich äußerlichm Mißtrauen zeigen könnten, nicht zu benutzen, aber in Innern auf seiner Hut zu seynn und in Preußen gegen Rußland und Polen defensive Anstalten zu treffen, ist a b c d e f g h i j k l m n 1 2

Auf der ersten Seite von unbekannter Hand mit Bleistift vermerkt: „1811 Mai“. Die folgenden zwei Wörter nachträglich hinzugefügt. Das Folgende bis „Festungen und“ nachträglich hinzugefügt. Folgt gestrichen: „geschlagen“. Die folgenden fünf Wörter nachträglich hinzugefügt. Die folgenden fünf Wörter nachträglich hinzugefügt. Statt „würden“. Das Wort davor verändert aus „diese“. Dieser Satz nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „Womit soll sich das Gouvernement nunmehr“. Die folgenden drei Wörter nachträglich hinzugefügt. Statt „mußte“. Das anschließende Satzende nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „welche auf irgend eine Art Frankreich“. Das Folgende bis „zu treffen“ nachträglich hinzugefügt. Vgl. Nr. 17 und 19. Ende März, vgl. Nr. 79.

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eine Pflicht, deren es sich nicht entledigen kann. Dagegen darf es aber auch vom französischen Gouvernement erwarten, daß man auf die obige, hier freimüthig dargestellte Lage Rüksicht nehme und fernero nichts thue, welches Furcht und Schrecken in den Gemüthern verbreite.p 344. Denkschrift

[?, 1811?]

GStA PK, VI. HA Nl Daniel Ludwig Albrecht Nr. 9 fol. 42r–45v (61/2 S.): Reinschrift, eigenhändig. Begründung von Scharnhorsts außenpolitischen Empfehlungen. Sofort zu ergreifende politische und militärische Maßnahmen.

1.

2.

o p

a b c d e

Bei Ew. Excellenza Memoir erlaube ich mir hier noch einige Erläuterungen. Die Handlungs Art, welche der Kaiser Napoleon in den letzten Zeiten angenommen hat, machtb es nicht glaublich, daß er irgend einen Staat an der See, der mit England in irgend einer Relation stehet, ferner noch bestehen läßt, wenn er im Stande ist ihn zu vernichten. Er hat dies bei allen gethan, noch neuerlich bei seinen beiden Brüdern und bei Oldenburg. Was soll unter den Umständen Preussen, das Hohenzollersche Hauß erwarten? Alle Entschlüße drehen sich um diesen Punkt. Alle andern Rüksichten sind denen, welche dieser Punkt erfordert, untergeordnet. Die Uebermacht Frankreichs findet nicht in dem Grade statt, in dem man sie annimmt. 1798c glaubte jeder, England würde überwunden werden, jetzt denkt niemand daran, in Gegentheil ist Englands Uebermacht so entscheident, daß sogar auf den Continent seine Armeen den französischen beinahed das Gleichgewicht halten. 1808 glaubte jeder, die Spanier würden sogleiche unterjocht, es sey eine Tollheit, sich Napoleon auf der Grenze Frankreichs zu widersetzen! Und doch hat wieder alle Meinungen Frankreich gegen Spanien noch nichts ausgerichtet. Oestereich hat seit 18 Jahren gegen Frankreich Krieg geführt und ist dennoch nicht unterjocht; Rußland ist jetzt in einer beßern Lage zu diesen Kriege als Oestereich jemals war; ich weiß daher nicht, worauf man unter diesen Umständen die Meinung gründen kann, die UeberNachträglich hinzugefügt. Folgt ein durch dichte Schraffur gestrichener, zweieinhalb Zeilen langer Satz. Verändert aus „Bei diesen“. Statt „machen“. Mit Bleistift verändert aus „1898“. Verändert aus „daß auf den Continent seine Armeen den französischen“. Nachträglich hinzugefügt.

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macht Frankreichs sey so entscheiden[d], daß man sich von einem Widerstand Rußlands wenig versprechen könne. Freilich ist dies die Meinung des größern Publikums, welches durch die Zeitungen gestimmt wird. Thatsachen müßen aberf hier entscheiden. Denken wir uns das Unglüklichste bei beiden Parteien, welche hier gewählt werden könneng, und dies darf man doch nie aus dem Auge verlieren. So ist bei der einen Gefangenschaft und Verachtung, bei der andern, vorausgesetzt daß man entschloßen und aufopfernd zu Werke gehet, persönliche Freiheit und ein ehrenvolles Privat Leben. Endlich muß ich auf die uns angeborne menschliche Schwäche, einer augenbliklichen kleinern Gefahr auszuweichen und sich lieberh einer künftigen vernichtenden hinzugeben, aufmerksam machen. Sie wirkt uns unbewußt, es gehört einge ungewöhnliche Anstrengung der Seele dazu, sie da zu überwinden, wo ohnehin nur Wahrscheinlichkeit, keine Gewißheit stattfinden kann. Es ist daher sehr zu befürchten, daß wir jede Form, uns Frankreich hinzugeben, ergreifen werden, um die Catastrophei der Entscheidung zu entfernen, ohne darauf zu sehn, ob sie mit den Regeln der Klugheit vereinbar ist. Man wird zwar alle Gründe aufsuchen, sich zu rechtfertigen, und also sich täuschen, wie das in solchen Lagenj immer der Fall ist. Die übrige Welt wird aber nach und nach anfangen, die wahren Ursachen der Vorgänge zu ergründen. Die spanische Regenten Familie ist gefangen ohne Achtung, der Herzog von Oels1 frei und geachtet. Friedrich der 2te hätte in 7jährigen Kriege unterlegen, hätte er nicht den Fluhten sich übergeben, ehe die Wellen ihn verschlangen. Aus diesen Betrachtungen ergeben sich unsere politishen Maßregeln. 1.k Wir müßen so viel als möglich die Catastrophe einer Entscheidung zu vermeiden suchen und unsere Rettung bei einem gewaltsamen Angriffel von Frankreich bei den Kaiser Alexander zu verabreden schleunigst bemühet seyn. 2. Wir müßen nichts thun, welches den Kaiser Napoleon veranlaßen könnte, uns feindlich zu behandeln.

f g h i j k l 1

Nachträglich hinzugefügt. Das anschließende Satzende nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „einer augenbliklichen Gefahr auszuweichen und sich“. Die folgenden zwei Wörter nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „Fällen“. Die folgenden zwei Wörter nachträglich hinzugefügt. Die folgenden zwei Wörter nachträglich hinzugefügt. Der aus den früheren Bänden bekannte Herzog Friedrich Wilhelm von BraunschweigÖls war 1809 mit seinem Freikorps über See entkommen und nahm seitdem auf britischer Seite am Krieg auf der Iberischen Halbinsel teil.

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3. Wir müßen aber dennoch uns nicht in seine Hände liefern, wenn wir auch nach und nach in die Position kommen sollten, in der wir vor der Convention von Paris und Erfurt2 warn. 4. Wollte man uns ab[e]r auch diese nehmen, so müßen wir uns der Verzweifelung üb[e]rgeben.m Unsere militärischen Maßregeln werden sich aus der Lage unser Provinzen und Festungen und der obigen politischen Verhältniße ergeben. 1.

2. 3. 4.

Die Gegend um Colberg muß so stark besetzt werdenn, daß diese Festung, wenn die Truppen an der Oder und in den Marken von derselben abgeschnitten werden, sie sich und ihre Comunication mit der See erhalten kann. Diese Maßregel muß schleunigst ausgeführt werden. Eben dies muß für Pillau in Hinsicht der frishen Nehrung unt[e]r schiklichen Vorwänden geschehen. Auch die schlesischen Festungen müßen stärker besetzt und auf 1/2 Jahreo mit Lebensmitteln versehen werden, gleich wie es bei Glogau geschiehet. Man muß die lebendigen Streitmittel noch unter allen erdenklichen Vorwänden zu verstärken suchen und alle todten nach den Umstä[n]den ordnen. Diese militärishen Maßregeln erfordern die größte Beshleunigung.

345. Denkschrift

[?, 1811?]

GStA PK, VI. HA Nl Daniel Ludwig Albrecht Nr. 9 fol. 14r–15r (3 S.): Reinschrift, eigenhändig. Frage der Erhaltung des Herrscherhauses. Stärken und Schwächen der gegenwärtigen Stellung Frankreichs und Rußlands.

Bei allen militärischen Anordnungen scheint es auf die Entscheidung der Frage anzukommen, „ob Se. Majestät der König in dem Augenblik der französischen Invasion bei Ergreifung der französischen Partei sich einer größern Gefahr der Vernichtung des Regentenhauses aussetzen als bei der Ergreifung der russischen?“ Dieses ist der Punkt, auf den alles ankömt. Man muß ihn, ohne ihn mit andern zu vermischen und also ohne ihn zu verdunkeln, rein und bestimmt m

n o 2

Die unteren drei Viertel von fol. 44v blieben unbeschrieben. Der Text wird fortgesetzt auf fol. 45r. Verändert aus „Colberg muß so stark besetzt seyn“. Statt „Jahres“. D. i. vor September 1808.

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beantworten, sonst läuft man Gefahr, sich zu täuschen, wie ich aus den Diskussionen bemerkt habe. Ich schlage vor, hierüb[e]r die Meinung des Herzogs von Oldenburg1 zu hören; er ist anerkannt einer der klügsten Regenten Europas, er kennt die Handlungsweise Napoleons und alle Verhältnisse der Höfe und Staaten. Ich beantworte die oben aufgeworfene Frage bejahend. Mann erwäge die Gründe, ohne den Haupt Gesichtspunkt (Parteinehmung bei einer Invasion) aus dem Auge zu verlieren. 1. Es ist kein Staat an der See der Vereinigung Frankreichsa entgangen; es ist notorisch bekannt, daß Napoleon auch selbst Dänemark diesen Winter nehmen wollte und daß er noch jetzt im Werk ist, dies zu thun. Soll den gerade bei Preußen diese Vernichtung der Staaten an der See aufhören? Aus welchen Gründen soll denn bei diesen Staat eine Ausnahme stattfinden? Giebt es nicht Gründe zu glauben, daß bei diesen Staat mehr Gründe zur Beschleunigung der Vernichtung stattfindenb als bei anderen? Werden unsere Nachkommen nicht glauben, das wir bloß aus Furcht einc unvermeidliches, zweifelhaftes Unglük früher zu bestehen, uns der Vernichtung preiß gegeben hätten? 2. Was man auch von Rußlands Benehmen beim Frieden von Tilsit sagen mag, so hat doch Preussen Rußland seine Existenz zu verdanken und Hessen hat sie verlohrn. Preussen hatte eine bestimmte Partei und Hessen keine. Rußland ist in diesem Kriege in einer besseren Lage als in den von 1806 und 7. a. Es ist mehr vorbereitet; b. England als Hülfsmacht ist weit mächtiger; c. Frankreich hat jetzt einen blutigen und gefährlichen Krieg in Spanien, den es damals nicht hatte. Es muß jetzt in den äußersten Süden und Norden fechten, wenn es mit Rußland in Krieg kömmt. Warum sollte denn jetzt das Resultat des Krieges trauriger sein als 1807? Gründe, nicht Meinungen und dunkle Gefühle müssen hier entscheiden.d

a b c

d 1

Verändert aus „Napoleons“. Statt „stattfindet“. Die folgenden zwei Wörter verändert aus einem kürzeren, durch dichte Schraffur gestrichenen. In der Vorlage am Schluß ein Fragezeichen. Herzog Peter, damals genaugenommen noch Administrator von Oldenburg, wurde im fünften Band vorgestellt.

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346. Scharnhorst an Karl August Freiherrn von Hardenberg [Berlin?, 21./29. Juli 18111] GStA PK, VI. HA Nl Hardenberg F 10 fol. 3r–v (11/2 S.): Eigenhändig. Übersendung einer gemeinsam mit Gneisenau verfaßten Denkschrift. a

Ew. Excellenz lege ich hier ein Memoir vor, welches ich gestern mit dem Obersten von Gneisenau verabredet habe und welches unsere Ansichten über unsere politishe militärische Lage enthält. Ich weiche in einem Punkte von dem, was in diesem Memoir stehet, etwas mit meiner Meinung ab, nemlich in dem, daß das Wegkommen von hier, wenn die Franzosen es verhindern wollten, für den König unmöglich sey. Ich halte immer die Lage gefährlich, verbürge mich nicht für die Sicherheitb des Wegkommens, halte aber dafür, daß man nach Schlesien immer höchst wahrscheinlich durchkommen würde. Vermehren sich indessen die französischen Truppen noch mehr in unsern Festungen und in Dantzig, so wird die Gefahr immer größer und zuletzt tritt der Fall ein, daß ein Durchkommen im höchsten Grade unwahrscheinlich wird. Scharnhorst.c 347. Denkschrift

[Berlin?, 21./29. Juli 1811?1]

GStA PK, VI. HA Nl Schöll Nr. 32 fol. 59r–61v (6 S.): Reinschrift, Gneisenaus Hand, eigenhändig unterschrieben. Mittel zur Stärkung der Verteidigungsfähigkeit Preußens. Sicherheit des Königs und seiner Familie. Französische Kriegsvorbereitungen.

An Se. Excellenz den Staatskanzler Freiherrn von Hardenberg.a Ew. Excellenz Auftrag gemäß habe ich mit dem Obersten von Gneisenau über verschiedene Punkte unserer militairischen und politischen Lage bea b c 1

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Oben links ein Vermerk, mutmaßlich von Hardenbergs Hand: „Aug. 1811“. Die folgenden zwei Wörter nachträglich hinzugefügt. Unterschrift mit Respektabstand und Respektstrich. Gneisenau traf am 21. Juli in Berlin ein. Mutmaßlich wurde das Schreiben kurz vor Scharnhorsts Abreise am 29. Juli übersandt, so daß Hardenberg es Anfang August erhielt, vgl. Anm. a. Adresse in der linken Spalte. Oben rechts von Schölls Hand die Bezeichnung: „No XXV. Mémoir du général Scharnhorst et du Comte Gneisenau. Aout 1811“. Darunter mit Bleistift von unbekannter Hand: „Ende Juli 1811“. Übersandt mit dem vorangehenden Dokument, vgl. dort Anm. 1.

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rathschlagt. Das Resultat unserer ersten Zusammenkunft bestehet in folgenden Bemerkungen: 1. daß wir auf die innern Hülfsmittel zu unserer Erhaltung, da diese immer die wichtigsten und sichersten sind, die größte Aufmerksamkeit wenden und sie so weit als möglich vermehren müssen und daß in diesem Augenblick hierin das wichtigste sei, die angebotenen Waffen aus dem Östreichischen anzukaufen. Der Oberst von Gneisenau wird sogleich, wenn Ew. Excellenz es genehmigen, zu diesem Ankauf die nöthigen Schritte thun. 2. daß wir, um die Streitmittel zu vermehrenb, für Schlesien noch eine Vermehrung von Pulver und Blei in dem Verhältnis der Vermehrung der Waffen bedürfen und daß wir Ew. Excellenz vorschlagen, daß diese Vermehrung für den Augenblik auf 600 Centner Pulver und 1200 Centner Blei bestimmt werde, welche ungefehr eine Ausgabe von 50,000 Thaler ausmachen würde, die indes erst dann statt finden würde, wenn die schon jezt bestimmten und angewiesenen Gelder für Munition ausgegeben seyn werden. 3. Da die schlesischen Festungen eines großen Widerstandes fähig sind, und eine förmliche Belagerung für jeden Feind sehr schwierig seyn würde, so scheint für sie eine Einschließung das gefährlichste und eine hinlängliche Verproviantirung allso sehr wichtig zu seyn. Man schlägt vor, sie auf 41/2 Monate zu verproviantiren, da sie bis jezt nur auf 3 Monate Vorräthe haben. Diese Verproviantirung würde hauptsächlich nur in Mehl und Branntwein bestehen und nach und nach unvermerkt auszuführen seyn; es würden allso die jezzigen Vorräthe um die Hälfte des damaligen Bestandes in Hinsicht des Mehls, der harten Gemüse und des Branntweins vermehrt. 4. Der Punkt von Colberg ist äußerst wichtig, wie allgemein anerkannt ist. Er ist zu einer mittelmäßigen Vertheidigung mit allem versehen, aber es fehlt ihm noch an einigen Werken, die inzwischen auch nicht ohne einige Aufmerksamkeit zu erregen angelegt werden können. Sollte man nicht dem Grafen von St Marsan und durch den General von Krusemark2 erklären lassen können, daß die Besorgnis, welche Frankreich gegen äußere Feinde zu haben scheine, indem es Stettin so außerordentlich verstärke, uns veranlasse, ihrem Beispiel zu folgen und Colberg, soweit es in unserer Macht stehe, ebenfalls zu verstärken? An der Seeseite sei dies schon geschehn, man werde nun an der Landseite arbeiten und zugleich Übung der Truppen im Bau von Verschanzungen damit verbinden. b

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Statt „zuvermehren“. In der Vorlage ist „zu“ immer mit dem folgenden Infinitiv zu einem Wort kombiniert, was diese Edition in der Folge stillschweigend korrigiert. Der im fünften Band vorgestellte Generalmajor Friedrich Wilhelm Ludwig von Krusemark fungierte seit 1809 als preußischer Gesandter in Paris.

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Bei der Anlegung neuer Feldverschanzungen bei Colberg wagen wir nicht mehr, als wir bereits im Jahr 1808 unter weit ungünstigeren Umständen bei Anwesenheit der französischen Armeen in unserm Staate thaten, wo ebenfalls zur lezten Rettung bei dieser Festung vom Blücherschen Korps Verschanzungen gegen die Landseite zum großen Verdruß der französischen Generale, jedoch ohne Rüge des französischen Cabinets angelegt wurden, welche leztere auch bei einer so rein defensiven Maasregel nicht füglich statt finden konnte. Derselbe Fall war damals bei Glatz und das bei dieser Festung noch bestehende verschanzte Lager stammt aus jener sorgenvollen Periode her, wo die Vertheidigungsmittel des Staats bei weitem beschränkter als jezt waren. 5. Frankreich sind unsere Vertheidigungsanstalten zur Abwehrung einer schimpflichen Entwaffnung nimmermehr unbekannt geblieben. Die Vermehrung der Truppen, die Heranziehung der Krümper sind vom Marschall Davoust und andern in vergrößerten Maasstabe geschildert worden, wie Ew. Excellenz selbst dem General von Scharnhorst erzählt haben. Bleiben wir mit diesen Anstalten auf halbem Wege stehen, so ziehen wir uns alle Nachtheile derselben zu, ohne auch nur einen ihrer Vortheile zu ärndten, und handeln demnach inkonsequent, was uns den Tadel der Zeitgenossen und Nachkommen, selbst unserer Feinde, zuziehen muß. Es ist jedoch gut, daß, wo es angeht, alle solche Vertheidigungsmaaßregeln mit Behutsamkeit angeordnet und ausgeführt werden, damit der nie rastende leidenschaftliche Argwohn des französischen Kaisers nicht zusehr dadurch gereizt werde. Ganz ihn zu entgehn ist unmöglich. 6.c Die Sicherheit des Königs und der Königlichen Familie ist die erste Rücksicht. Es ist zu befürchten, daß der französische Kaiser über Planen brüte, derselben sich zu bemächtigen und den König entweder sogleich zu einer Thronentsagung zu nöthigen oder ihn noch vor der Hand im Besitz einer Schattenregierung zu lassen, dessen treue Diener von ihm zu entfernen, ihn mit französischen Regierungspersonen und treulosen Deutschen zu umgeben und sich seines Ansehens zur Beruhigung und Zähmung der Nation, sowie seines Nahmens als eines Stempels für französishe Verordnungen zu bedienen. Das Volk würde glauben, in seinem Herrn einen Verbündeten Frankreichs zu sehen, während er nur Frankreichs Unterthan seyn würde. Die Art, wie dieses durch seine Truppen unsere Länder umstellt und zerschnitten hat, wodurch die Königliche Familie in diesem Augenblick in der entschiedensten Gefangenschaft sich befindet, woraus zu entrinnen eben soviel Glück als Einsicht und Entschlossenheit nöthig ist, giebt uns zu den gerechtesten Besorgnissen Veranlassung, und es wäre Verrath, diese Besorgnisse nicht zu äußern und die Mittel zu verabsäumen, die Entwürdigung unsers Herrn abzuwenden. c

Diese Zahl, mutmaßlich von Hardenberg, mit einigen schrägen Strichen markiert.

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7.d Daß Frankreich uns nach und nach umstellen würde, um uns mit desto größerer Sicherheit schnell zu überwältigen, wurde von Menschen aller Parteien vorhergesehen. Stufenweise ist erfolgt, was man vorhersagte. Die Besatzung von Danzig ist auf eine bedeutende Höhe gebracht, schon jezt die uns bekannt gemachte Anzahl von 15,000 Mann weit überschritten, deren Feldartillerie mobil gemacht, und diese Besatzung soll noch verstärkt werden, wodurch sie zur Armee erwachsen würde. Die von Stettin ist vervierfacht und zwar mit unserer Einwilligung. Cüstrin ist voll Truppen. Zwei Regimenter aus Magdeburg haben abermals Befehl erhalten, sich marschfertig zu halten. Drei französische Regimenter gingen den 7ten und 8ten dieses über den Rhein. Die dritten Bataillone der westphälischen Regimenter, so wie die fünften der französischen, werden ergänzt und marschfertig gehalten. Danzig und Stettin werden mit allem versehen, was zu Armee-Rüstungen an Geschütz, Munition, Waffen (60,000 Gewehre allein in Danzig) und Lazarethanstalten nöthig ist. Mounier3 macht mit Creglinger und Ezechiel unter dem Vorwand zur Versorgung der Militairstraßen Kontrakte zum Belauf von 57,000 Wispel Getreide. Die sächsische Cavallerie steht wenige Meilen von unserer Gränze und kann in einem Marsche bei den Brükken von Frankfurth und Crossen anlangen, während ihre Infanterie einen Marsch später ihr nachfolgt. Die 11,000 Franzosen in Mecklenburg stehen nach wenigen Märschen an der Oder, während die in den Hanseestädten stehenden 9,000 Mann in fünf Märschen vor den Thoren Berlins mit der Besatzung von Magdeburg sich vereinigen können. 8. Um den König dieser so offenbar drohenden Gefahr zu entziehen und ihn nicht dem Übelstand einer erzwungenen Flucht aus seiner Hauptstadt auszusetzen, giebt es kein ander Mittel, als daß selbiger sobald als möglich unter dem Vorwand, über die Truppen in Preussen Musterung zu halten, über die Oder gehe, mit Besichtigung der Anstalten bei Colberg einige Tage verbringe und sodann sofort nach Königsberg eile. Jede Zögerung in der Hauptstadt vermehrt unausweichlich die Gefahr. Der Einwand, daß eine solche Maasregel den französischen Kaiser argwöhnisch machen, und dadurch die Katastrophe, der man begegnen will, beschleunigen würde, während ein längeres Verharren in passiver Erwartung der Begebenheiten uns in dem Falle Nutzen bringen würde, wenn der französische Kaiser von Leidenschaftlichkeit und Rache getrieben seine Hauptanstrengungen fernerhin in Spanien machen und den nordischen Krieg verschieben wolle, ist nichtig. Frankreich hat, um Preussen zu unterdrükken, bei weitem mehr Truppen zu seiner Verfügung, als es hiezu bedarf, und hat d 3

Diese Zahl, mutmaßlich von Hardenberg, mit einigen schrägen Strichen markiert. Möglicherweise Claude-Philippe-Édouard Baron Mounier (1784–1843), der schon 1807/08 als Intendant in Thüringen und Schlesien fungiert hatte und 1809 zum Kabinettsekretär Napoleons ernannt wurde.

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nicht nöthig, dem Krieg in Spanien deshalb etwas zu entziehen. Wenn solches zumal die Hoffnung hegen darf, durch Überraschung den Widerstand zu lähmen, der Person und des Nahmens des Monarchen und hiemit der Hülfsquellen des Landes sich zu bemächtigen, so vermehrt es sogar durch diese geglückte Maasregel seine Streitkräfte durch Bildung einer neupreussischen Armee mit eingeimpfter französischer Sinnesart, und selbst Rußland wird in diesem Falle abgeschreckt, sich unserer anzunehmen, und nur um so mehr bestimmt, auf die strikteste Defensive sich zu beschränken. Wir sind dann ohne Hülfe, ohne Hoffnung und ohne Bedauern. Wer zu zögernder Politik fernerhin noch rathen möchte, dem dürfte doch auch nicht die Frage entgehen, wie lang solche ohne Gefahr dauern könne, wann sie aufhören müsse und ob man dann ohne Verrath so lange zögern dürfe, bis durch tägliche Aufschwellung der fremden Truppen jeder Versuch zu Widerstand schwieriger und erfolgloser werden und in ein unnützes Sträuben ausarten müsse, während wir jezt noch die Mittel besitzen, unsern Widerstand achtungswürdig, selbst glorreich, auch im unglüklichsten Falle zu machen. Noch befindet sich der König im Besitz des gesammten Regierungsapparates und folglich der Einwirkung auf das Volk. Später möchte dieser mächtige Hebel unsern Feinden angehöhren, die ihn mit Erfolg zu benutzen nicht versäumen werden. Scharnhorst.

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N.v.Gneisenau

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3. Denkschriften für Rußland und damit zusammenhängende Konzepte 348. Denkschrift

[?, nach 18091]

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 265 fol. 6r–33v (54 S.): Reinschrift, Greulichs Hand.2 Konzepte, Greulichs Hand, mit eigenhändigen Abänderungen: ebda., Nr. 261 fol. 3r– 19r (31 S.), 91r–104v (241/2 S.),a Nr. 265 fol. 34r–45v (24 S.).b Konzepte, eigenhändig, Fragmente: ebda., Nr. 261 fol. 70r–71r (21/4 S.), 77r–84v (151/2 S.), 63r–69r (13 S.), 58r–62r (9 S.).c Druck: Jürgen Huck: Scharnhorsts Denkschriften für eine Reform der russischen Armeen nach den Feldzügen 1806–1807, in: Jahrbuch für die Geschichte Mittel- und Ostdeutschlands 11 (1962), S. 144–206, zit. Huck, hier S. 153–174. Memoir über die russischen Armeen. 1. Spezifische Vorzüge und Fehler. 2. Taktische und strategische Fehler 1806/07. 3. Vorzüge der französischen Armeen. Höhere Beweglichkeit durch bessere Organisation.

1tes Kapitel Ueber die russischen Armeen im Allgemeinen.d § 1. Eine jede Nation hat in der Art, wie sie den Krieg führt, oft eine geraume Zeit etwas eigenthümliches, welches gewöhnlich ein Resultat des a

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c

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Hier benannt Konzept C bzw. B. Beide umfassen das 1. und 2. Kapitel, die in Konzept B (fol. 91r–104v) vorgenommenen Veränderungen sind in C bereits berücksichtigt. Zu Konzept C gehört ein Titelblatt (Nr. 261 fol. 2r) von unbekannter Hand: „Die Ausarbeitung über die Russische Armee.“ Darunter steht dort eigenhändig: „ist ein Fragment im Überfluß“. Hier benannt Konzept D. Es umfaßt das 3. Kapitel sowie drei Abschnitte, die im Verlauf der Redaktion entfernt wurden und hier in Nr. 349 erscheinen. Hier benannt Konzept A1, A2, A3 und A4. Die hierin vorgenommenen Veränderungen sind in den anderen Konzepten bereits berücksichtigt. Konzept A3 umfaßt auch die in Konzept D gestrichenen Abschnitte. Wegen des Bezugs auf eine 1810 erschienene Schrift, vgl. Anm. bc und 9. Scharnhorst verfaßte 1810/11 mehrere Denkschriften über die russische Armee. Daß wenigstens eine davon sich auch an ein britisches Publikum richten sollte, zeigt das Schreiben Ludwig von Omptedas an Scharnhorst (Dresden, 21. Mai und 8. Juni 1811, ebda., Nr. 24 fol. 13r–14v), mit dem dieser ihm die (im Nl Scharnhorst nicht vorhandene) englische Übersetzung eines Teilmanuskripts übersandte. Er schrieb: „Ihnen, lieber Herr General, sei meine Arbeit eine Gewähr meines herzlichsten Wunsches, wenigstens auf eine Weise in einem und dem nämlichen Felde der Ehre mit Ihnen zu arbeiten; mein alter Geist ist und bleibt für jedes der nämliche, wiewohl er jetzt nur gegen mich selbst wirkt. Mögte meine Übersetzung für mich einen Anspruch auf eine recht baldige Mittheilung der Fortsetzung Ihres Manuscripts begründen.“

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National-Charakters, der innern Einrichtung ihrer Armeen und der Art, wie ein glüklicher Krieg unter einem berühmten Regenten oder General geführt ist, zu seyn pflegt. Diese Eigenthümlichkeit führt zu eigenthümlichen Vorzügen und Fehlern.e § 2. I. Vorzüge. Zu den Vorzügen der russischen Armeen vor andern gehört einef seltene Bravour und eine sehr konzentrirte Aufstellung zur Schlacht. gDaher sehen wir, daß ein Vortheil, welchen der Feind in der Schlacht erlangt, bei ihnen nicht so entscheidend als bei andern Armeen isth; der übrige, nicht gelittene Theil der Armee vertheidigt in einem solchen Falle unerschütterlich seinen Posten oder unterstüzt standhaft den Theil, welcher in Gefahr ist, geschlagen zu werden, oder bereits geschlagen ist; die größerei Bravour und die konzentrirte Stellung bieten hier einander die Hände. Bei Zorndorf wurde der rechte russische Flügel geschlagen, die Schlacht dadurch aber nicht gewonnen; bei Züllichau3 drang der erste preußische Angrif auf den rechten Flügel der russischen Armee durch, aber ohne Erfolgj; bei Kunersdorf war die Hälfte der russischen Armee aufgerollt und doch siegten sie; bei Eylau drang die Kavallerie-Kolonne der französischen Armee (zwischen Eylau und Serpallen) mitten durch beide Treffen der russischen Armee. Manche andere Armee wäre jezt geschlagen gewesen, so aber nicht die russische. Nachher wurde in dieser Schlacht der linke Flügel der russischen Armee gänzlich geschlagen und doch verließ der rechte Flügel und die Mittek, in einem kleinen d

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Dazu gehört das eigenhändige Titelblatt, fol. 5r: „1. Theil[:] Ueber die russischen Armeen“ (darüber vermerkt: „vollständig“). Die Überschrift in Konzept C wurde eigenhändig hinzugefügt anstelle der früheren Fassung „Ueber einige eigenthümliche [in Konzept B verändert aus „allgemeine“] Vorzüge und Fehler der russischen Armeen. I. Eigenthümliche Vorzüge der russischen Armeen.“ In Konzept B verändert aus „Eine jede Nation oder Armee hat in der Art, wie sie den Krieg führt, etwas Eigenthümliches, welches nach Verschiedenheit der Einwirkung des kommandirenden Generals und der innern Organisation der Armee sich zeigt.“ Die anschließende Paragraphennummer und Überschrift dort eigenhändig hinzugefügt. In Konzept C verändert aus „Die Vorzüge der russischen Armeen vor andern oder die eigenthümlichen Vorzüge derselben sind eine große Ausdauer in Fatiguen“. Hier setzt Konzept A1 (fol. 70r–71r) ein. In Konzept B das anschließende Satzende verändert aus „indem der übrige, nicht gelittene Theil der Armee standhaft bleibt.“ In Konzept C verändert aus „größte“, dieses Wort in Konzept B verändert aus „seltene“. In Konzept C verändert aus „bei Züllichau war der erste preußische Angrif [...] nicht ohne Vortheile, aber dennoch“. In Konzept B verändert aus „verließen sie“. D. i. in der Schlacht bei Kay. Die hier und in der Folge erwähnten Gefechte und Kommandeure sind weitgehend aus den früheren Bänden bekannt.

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Haufen zusammen gedrängt, nicht das Schlachtfeld. Bei Friedland war der linke Flügel in Flanke und Rükken genommen, er nahm eine neue Stellung und bot nun allen Angriffen troz, bis 32 Kanonen, welche auf den zusammen gedrängten Haufen gerichtet waren, ihn zwangen, das Schlachtfeld zu verlassen.l Diese ausgezeichnete Bravour zeigt sich auch bei den Stürmen der Festungen. Keine Nation hat in den neuern Zeiten in dieser Art von Angriffen es der russischen gleich gethan; man erinnere sich nur anm Bender4, Oczakow5, Ismail6, Pragn (bei Warschau) u. s. w. Die Konzentrirung der Streitkräfte bei den russischen Armeen scheint keine Zufälligkeit, sondern eine wahre Eigenthümlichkeit derselben zu seyn. Wiro finden die russischen Schlachtordnungen so bei Züllichaup, Kunersdorf und Zorndorf; bei Eylau, sagte der Kaiser Napoleon (in dem über diese Schlacht erschienenen Bülletin), hätte die russische Armee so dik gestanden, daß sie nur die Fronte eines Armee-Corps von 30,000 Mann eingenommen. Es finden bei dieser Zusammendrängung der Truppen ohne Zweifel zu Zeiten sehr nachtheilige Umstände Statt, aber im Ganzen ist diese Aufstellungsart dennoch für die russischen Armeen wichtig gewesen.q Auch hat man diesen nie des Fehlers der zu großen Ausdehnung, welcher andern Armeen in unsern Zeiten zur Last gelegt wird, beschuldigt. § 3. Eine der vorzüglichsten Eigenthmülichkeitenr der russischen Armeen ist die große Folgsamkeit der Untergebenen in den Befehlen der Höl

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In Konzept B verändert aus „war dies auf den linken russischen Flügel derselbe Fall und nur 32 Canonen, welche auf den zusammen gedrängten Haufen gerichtet warn, zwangen ihn das Schlachtfeld zu verlassen.“ Das anschließende Satzende in Konzept C verändert aus „.................“ In der Vorlage von unbekannter Hand mit Bleistift verbessert zu „Praga“. In Konzept C steht davor gestrichen: „Braga“. In Konzept C verändert aus „Bei den russischen Armeen hat man immer in der Aufstellung zur Schlacht eine völlige Vereinigung [verändert zu „Concentrirung“] aller Streitkräfte wahrgenommen, wir“. Dies in Konzept B verändert aus „Bei den russischen Armeen siehet man sehr oft mehrere Treffen oder auch Kolonnen hinter einander, wir“. In Konzept C hinzugefügt. Dieser Satz in Konzept B hinzugefügt. In Konzept C steht: „Eine andere Eigenthümlichkeit“, eigenhändig verändert aus „Eine der großen Eigenthümlichkeiten“. Die Festung am Dnjestr wurde 1789 von einer Armee unter Fürst Potjomkin erstürmt. Das am Schwarzen Meer gelegene Očakov wurde 1737 von einer Armee unter Graf Burkhard Christoph von Münnich erstürmt, sobald sie davor anlangte. Bei dieser Aktion soll der Baron von Münchhausen seinen Ritt auf der Kanonenkugel vollführt haben. Bei einer zweiten Erstürmung 1788 befehligte Fürst Potjomkin. Die Donaufestung Ismajil wurde trotz zwischenzeitlicher Verstärkungen dreimal erstürmt, dabei kommandierte 1770 Fürst Nikolaj Repnin, 1790 Suvorov und 1809 General Andreas Baron von Saß. Suvorov befehligte auch bei der Erstürmung von Praga 1794.

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hern und die unbeschränkte Macht, welche der kommandirende General hat. So lange diese beiden, so sehr in einander greifenden Vorzüge in der russischen Armee erhalten werden, werden sie bei der großen Bravour der Nation, wenn sie auch nicht immer siegen, doch nach jeder Niederlage mit neuer Kraft wieder da stehen. Die Kabale, welche in der österreichischen und den teutschen Heeren herschte, ist eine der vornehmsten Ursachen ihrer Niederlagen; bald kamen die verschiedenen Kolonnen oder Corps gar nicht zum Gefechte an, bald zu spät, ein andermal waren sie sogars unthätige Zuschauer der Niederlagen ihrer Waffen-Brüder. Wenn nicht jeder Heerführer über jedes Vergehen auf der Stelle Kriegesrecht halten, die Sentenz desselben ohne höhere Genehmigungt ausführen lassen kann, wenn er nicht von aller Verantwortlichkeit, außer der der Verrätherei, gegen seinen Regenten und den Staat entbunden ist, so ist immer die Nation, der Regent, die Armee, welche Krieg führen müssen, über kurz oder über lang durch die in jeder Lage, bei jedem Hofe und Regenten ganz unvermeidlichen Intriguen den größten Unglüksfällen unterworfen. Als Laudon im Jahr 1789 den Befehl über die österreichische Armee gegen die Türken übernahm, war seine erste Bedingung, die unumschränkte Gewalt des Monarchen bei der Armee ausüben zu dürfen. Sie wurde ihm bewilligt; Belgrad fiel7, der Krieg wurde glüklicher geführt. Die unbedingte Hingebung und bewunderungswürdige Folgsamkeit der gemeinen Soldaten in den russischen Armeen geben ihnen einen Vorzug vor allen andernu in Europa. Ohne Lebensmittel, ohne gehörige Bekleidung sich ganz dem blinden Geschikke zu ergeben ist keinem Soldaten so eigen wie dem russischen. Mißvergnügen, Unzufriedenheit, Wiedersezlichkeit und Auflösung aller innern Verhältnisse ist bey andern Heeren unvermeidlich, so bald den Soldaten nicht der Sold ausbezahlet, oder nicht statt dessen Brot und andere Naturalien in der Form, wie sie es gewohnt sind, geliefert werden. Zu darben, sich mit Wenigem zu behelfen, ohne den Muth sinken zu laßen, ohne den Gehorsam in der strengen Verfolgung der Gesezze zu versagen, ist den russischen Soldaten wie angeborenv.

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In Konzept C hinzugefügt, nach „Waffen-Brüder“ folgt dort gestrichen: „u. s. w.“ In Konzept C folgt gestrichen: „confirmiren und“. In Konzept C verändert aus „Die bewunderungswürdige Folgsamkeit des Offiziers und gemeinen Soldaten gegen ihre Oberen (die unbedingte Hingabe) giebt ihnen einen Vorzug vor allen andern Soldaten“. In Konzept C verändert aus „ist nur das Eigenthum des rußischen Soldaten.“ Die Stadt wurde am 7. Oktober 1789 erstürmt.

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In den russischen Regimentern herscht noch die strenge militairische Ordnung, der unbedingtestew Gehorsam von dem Brigadier bis zu dem Tambour durch alle Grade. In fast allen Armeen hat der Gehorsam, besonders in den höhern Offizier-Graden, nachgelassen. Man hat in andern den Brigadieren oder den Kommandeuren der Regimenter nicht die ihnen erforderliche unumschränkte Gewalt so gesichert wie in den russischenx. Hierdurch sind sie zu behutsam geworden, gezwungen, sich Freunde und Anhänger zu macheny, und dadurch ist bey ihnen die Kraft, Einheit und Entschlossenheit im Handeln nothwendigerweise sehr geschwächt worden. § 4. Der russische Soldat hat noch darin einen großen Vorzug, daß er die Fatiguen beßer als jeder andere ertragen kann; er ist an Hizze und Kälte gewöhnt, er ist mit wenigen Lebensmitteln, untern freiem Himmel oder in einem Vieh-Stall zufrieden. Sein Körper ist abgehärtet; er wirft sich, nachdem er erhizt ist, in das kalte Wasser, ohne daß es ihm schadet. Ich sah beim Mangel an Lebensmitteln die russischen Soldaten Kräuter auf dem Felde, Mehl mit einem bischen Wasser ohne Zubereitung genießen. Der Vorzug, welchen die Russen in der Ausdauer in Fatiguen vor den teutschen Soldaten haben, zeigte sich uns auf den forzirten Märschen von Königsberg nach Tilsit im Juni 1807. Die Hälfte der teutschen Soldaten blieben liegen und fast kein Russe. § 5.z Jeder wird gestehen, daß diese eigenthümlichen Vorzüge der russischen Armeen, insbesondere die der größern Ausdauer, Hingebung, Subordination, Bravour und unumschränkte[n] Gewalt des Oberheerführersaa, sehr entscheidend seyn können und daß es äußerst intereßantab ist zu untersuchen, wodurch ihnen der Sieg so oft entzogen ist, worin es liegt, daß sie das nicht geleistet haben, was sie bei diesen Vorzügen hätten leisten können. ac Es würde eine unüberlegte Maßregelad seyn, wenn man bei der russischen Armee ein taktisches System einführen wollte, bei welchem ein bedeutender Theil ihrer eigenthümlichen Vorzüge verlohren ginge, w x y z aa ab

ac ad

In Konzept C verändert aus „unbedingte“. In Konzept C folgt gestrichen: „Heeren“. In Konzept C verändert aus „gezwungen, eine Partey für sich zu haben“. In Konzept A1 und B steht „§ 4“ bzw. (gestrichen) „§ 3.“ In Konzept C verändert aus „größern Ausdauer und Bravour“. In Konzept C: „daß es äußerst intereßant“, eigenhändig verändert aus „daß es von der äußersten Wichtigkeit“. In Konzept B diese Passage verändert aus „Vorzüge der russischen Armeen sehr groß, sehr entscheidend seyn können, und daß es der Mühe werth“. Die anschließenden zwei Absätze in Konzept C gestrichen. In Konzept B verändert aus „ein großer Fehler“.

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dagegen würde es aber auch unverantwortlich seyn, wenn man nicht die Ursachen aufsuchen, die Fehler zu vermindern bemühet seyn wollte, welche bei so großen Vorzügen Unglüksfälle herbeigeführt haben, wodurch die Unabhängigkeit des hohen Regenten-Hauses und der Nation in Gefahr kamae. Man wird hier zuerst über die Fehler, die den glüklichen Erfolg der Gefechte und Schlachten und den Operationen der russischen Armeen Hindernisse in den Weg gelegt haben, einige Betrachtungen anstellen und bemühet seyn, Mittel zur Verminderung derselben in Vorschlag zu bringen.af § 6. II. Diejenigen fehlerhaften Maßnehmungen und Einrichtungen, welche vorzüglich den russischen Armeen eigen sind.ag Die allgemeinen Fehler, welche man bei manchen Armeen, sobald sie operiren, siehetah, haben ihren Grund nicht bloß in der mangelhaften Anordnung des kommandirenden Generals, sondern auch in der Organisation der Armee und dem in ihr herrschenden Geiste.ai Wenn nicht ein außerordentlicher Mann, ein energischer und genialischer Kopf an die Spizze der Armee kömmt, so wird sie immer in dem in ihr herrschenden Geiste geführt, der ein Resultat zufälliger Ereignisse und Umstände ist. aj Da der Befehlshaber einer Armee in den meisten Fällen in derselben gebildet ist, so ändert erak, wenn sein Geist sich nicht über die gewöhnlichen Verhältnisse erhebt, selten die eigenthümlichen Fehler derselben. Er sah sie von Jugend aufal, sie stellten sich ihm nicht als Fehler dar, sein Geist unterlag dem Geiste der Armee. Die Einrichtungen ae

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In Konzept B verändert aus „dagegen ist es sehr wichtig, sehr entscheidend für die russischen Armeen und vielleicht selbst für die Erhaltung der Nation und des hohen russischen Regentenhauses, diese Fehler zu vermeiden.“ Konzept A1 endet hier; am Ende heißt: „in den Weg gelegt haben, durchgehen und dann einige Blicke aufs Ganze werfen.“ In Konzept C verändert aus „§ 2. II. Eigenthümliche Fehler der russischen Armeen.“ Dies in Konzept B (wo die „II.“ fehlt) verändert aus dem eigenhändigen „§ 4. Ueber einige Fehler, welche bei den russischen Armeen mehr als bei andern vorkommen“. In Konzept C mit Bleistift verändert aus „Die allgemeinen Fehler“. Das Folgende dort mit Tinte verändert aus „haben ihren Grund gewöhnlich in der mangelhaften Anordnung des kommandirenden Generals und der Organisation der Armee.“ In Konzept C folgt die gestrichene, in Konzept B hinzugefügte Überschrift: „Einige allgemeine Ursachen des Mangels fähiger Feldherrn.“ Das eigenhändige Konzept A2 beginnt hier nach einer weiter unten edierten, später verschobenen Passage auf fol. 77r. Oben auf fol. 77v steht die gestrichene Überschrift „Ueber die [folgt gestrichen: „Organisation der russishen Armee und die“] Fehler, welche sich schon in mehreren Kriegen in der russischen Armee gezeigt haben.“ Die anschließende Parenthese bis „erhebt“ in Konzept B hinzugefügt. In Konzept A2 verändert aus „Er sah nichts andres“.

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und die taktischen Systeme, bei welchen die Nationen glüklich Kriege geführt, werden meistens ohne Rüksicht der veränderten Lage und Verhältnisse bei folgenden Kriegen beibehalten.am Die Oesterreicher führten den Revolutions-Krieg in dem Geiste, in dem der Feldmarschal Daun gegen Friedrich den Zweiten agirtean; die Preußen traten 1806 so gegen Napoleon auf, als wenn sie Daun und Lascy gegen sich gehabt hätten. § 7.ao Die russische Armee hatap nun, wie jede andere, ihre eigenthümlichen Fehler, die theils in der Organisation, theils in den in ihr herrschenden Ansichten von der guten Führung der Kriegesoperationen ihren Grund haben.aq Die russische Armee war nach öffentlichen Nachrichten in allen Kriegen weit schwächer in der wahren Aufstellung als auf dem Papier; ihre Ersaz Mannschaft litt auf dem Marsche zur Armee oft Mangel und kam fast immer zu spät an. Bei keiner andern Armee fanden diese Fehler so allgemein und in dem Grade Statt.ar Der berühmte Schriftsteller Tielke8 klagte schon im siebenjährigen Kriege über diesen Fehler; wir bemerkten ihn allgemein in den Feldzügen in Preussen 1806 und 1807. Die innere Organisation des Rekrutirungswesens undas des Transports und der Verpflegung der Rekruten muß sehr fehlerhaft seyn. Die Bewegungen der russischen Armeen waren in den lezten Kriegen größtentheilsat höchst langsam, auch selbst in großen Entfernungen von dem Feinde, und dabei litt[en] sie öfterer als andere Armeen Mangel an Lebensbedürfnissen.

In Konzept B verändert aus „Die Einrichtungen, bei welchen die Nationen glüklich Kriege geführt, werden bei ihnen nicht sellten bleiben, und selbst die gegenseitigen Verhältnisse werd[e]n ohne Rüksicht der veränderten Lage bei andern Kriegen vorausgesezt.“ In Konzept A2: „oprirte“. In Konzept C verändert aus „§ 6.“ In Konzept B steht „§ 5.“ Die Paragraphennummer und die folgenden Absatznummern fehlen in Konzept A2. Statt „hatte“, korrigiert nach den Konzepten. In Konzept B verändert aus „In der Beilage zu dieser Abhandlung hat man [in Konzept A2 verändert aus „habe ich“] die Eigenthümlichkeiten der österreichischen, französischen [in Konzept A2 verändert aus „preussischen“] und englischen Armeen dargestellt, und hieraus wird man noch mehr die Behauptung bestätigt finden, daß jede Armee gewisse eigenthümliche Vorzüge habe, aber auch nicht von gewißen ihr besonders eigenen, sehr schwer zu bekämpfenden Fehlern frei sey.“ Dieser Satz in Konzept B, der anschließende Rest des Absatzes in Konzept C hinzugefügt. In Konzept C verändert aus „Organisation der Recrutirung“. In Konzept C verändert aus dem in Konzept B hinzugefügten „in den meisten lezten Kriegen“. Johann Gottlieb Tielke wurde im ersten Band vorgestellt.

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Die Art der Verpflegung der russischen Armeen, die Unkunde, sich der Hülfsmittel eines Landes auf eine geschikte Art zu bedienen, und die innere Organisation derselben in Hinsicht der taktischen Leitung haben die Langsamkeit in den Bewegungen gewissermaßen in den russischen Armeen einheimisch gemacht. Nach einer gewonnenen Schlacht blieben die russischen Armeen, gleich den englischen, unbeweglich; nie verfolgten sie in den Schlachten, welche mit den preußischen und französischen Armeen geliefert sind, den Siegau. Man erinnere sich nur Groß Jägerndorf und Kunersdorf. Hätten sie bei Kunersdorf wie die französische Armee unter Napoleon den Sieg verfolgt, so wäre der siebenjährige Krieg durch diese Schlacht geendigt worden. Selten blieben die russischen Armeen bei unentschiedenen Schlachten auf dem Schlachtfelde stehen. Man erinnere sich nur Zorndorf, Pultusk, Eylau. In der glüklichen Wahl der Positionen, in der Kunst, sich des Terrains zum Vortheil zu bedienen, waren in den preußischen und französischen Kriegen die russischen Armeen sehr weit hinter andern zurük.av Bei Groß Jägerndorf fand fast gar keine Wahl des Terrains Statt, bei Zorndorf, Eylau und Pultusk war sie schlecht, bei Kunersdorf höchst gefährlichaw. ax Die russischen Armeen haben sehr oft in ihren Schlachtordnungen viele Treffen und Kolonnen nahe hinter einander,ay sie stehen sehr oft nur 50 Schritte von einander, welches da, wo die gegenseitige Artillerie gut gebraucht wurde, wie bei Zorndorf, Eylau und Friedland, großen Verlust erzeugte, ohne daß diese Stellungsart irgend einen Nuzzen gehabt hatte. Friedrich der Zweyte sagt irgend wo in seinen Werken: „man kann die dikken Klumpen der Russen nur durch die Artillerie bezwingen“. In Konzept A2 heißt es in der Folge: „man erinnre sich nur Groß-Jägerndorf, Kay und Kunersdorf, nie blieb sie bei unentshiedenen Schlachten“. Der Text in Konzept B verändert, in Konzept C ging durch einen Fehler des Schreibers „Kay“ verloren. In Konzept B verändert aus „Eine glükliche Wahl [...] war [...] nicht das Eigenthum der russischen Armeen.“ In Konzept B verändert aus „Zorndorf, Eilau, Pultusk und Friedland war sie schlecht, bei Kunersdorf nicht sonderlich.“ Die anschließenden zwei Sätze in Konzept B verändert aus „Die Schlachtordnung der russischen Armeen hat fast immer eine große Anhäufung der Streitkräfte auf einem Flek, welche in den Kriegen gegen die Türken, wo sie nicht so viel Artillerie gegen sich hat, eine vortheilhafte Stellung ist, aber gegen Armeen, welche viel Artillerie haben, immer gefährlich werden kann. Da, wo der rechte Gebrauch der gegenseitigen Artillerie statt fand, wie bei Zorndorf, Eilau und Friedland, entsprach der Erfolg nicht den Verluste an russischer Mannschaft.“ Die anschließende Parenthese bis „von einander“ in Konzept C hinzugefügt, dabei am Schluß gestrichen: „u. s. w. (bei Eilau noch näher)“.

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Nie gebe man die konzentrirte Schlachtordnung in der russischen Armee auf, nie falle man in den Fehler der zu großen Ausdehnung, aber immer stelle man sich in wohl organisirte Haufen, in gehörigen Entfernungen hinter einander. Nur dann wird die große Bravour der Russen einen entscheidenden Einfluß auf den Sieg haben könnenaz. Die russischen Armeen scheinen so oft einen Fehler in den Gefechten durch theilweises Vorrükken aus der Schlachtordnung in den Kriegen gegen die preußischen und französischen Armeen gemacht zu haben, daß man dieselben zu denen rechnen kann, welchen sie am meisten unterworfen sind. Auf diese Fehler, durch die die Schlachten bei Kesselsdorf und bei Prag verlohren gingen, machte der Feldmarschall Daun die Armee vor der Schlacht bei Collin aufmerksam und gab der Infanterie hierüber die strengsten Befehle, die auch, so viel bekannt ist, in den österreischischen Armeen nachher, während des siebenjährigen Krieges, genau befolgt sind. Die russische Armee hätte bei Zorndorf, wäre sie nicht nach dem mißglükten preußischen Angriffe auf ihrem rechten Flügel theilweise ausgefallen, höchst wahrscheinlich die Schlacht gewonnen. Bei Eylau bewirkten die Angriffe der vorgehenden Infanterie-Kolonnen auf den angreifenden Feind zwar nicht den Verlust der Schlacht, wäre durch sie aber nicht die erste Linie geöfnet wordenba, so hätte die französische Kavallerie nicht die Linie durchbrechen können, welches ein höchst gefährliches Ereigniß für die Armee war und welches sehr leicht eine totale Niederlage, wenn der Angrif gehörig unterstüzt worden wäre, nach sich ziehen konnte.bb In der Schlacht bei Austerlitz hat der Fehler eines partiellen Angrifs eines Theiles der russischen Garde einen sehr nachtheiligen Einfluß auf den Ausgang dieser Schlacht gehabt, wenn man dem Verfasser einer Relation derselben9, der Augenzeuge war,

Das Wort in Konzept C hinzugefügt. Das Ende des Absatzes in Konzept B verändert aus: „Die große Bravour der Russen wird in dieser Lage immer einen entsheidenden Einfluß auf den Sieg haben, statt in ausgedehnten Stellungen nachtheilige Verhältniße entstehen können. Dies mag zur Einleitung der Betrachtungen dienen, welche man hier über die Feldzüge der russischen Armee in Preussen im Jahr 1806 und 1807 niederlegt.“ Der anschließende Text in Konzept B eigenhändig auf zwei Zusatzblättern (fol. 96r– 97v) hinzugefügt. In Konzept C verändert aus „die Anfälle mit Infanterie Kolonnen [...] wäre durch sie nicht die Schlachtordnung geöfnet“. In Konzept B folgt gestrichen: „In der Relation des General von Benigsen von dieser Schlacht heißt es: .......................“ Wie aus der ursprünglichen Fassung der Passage ersichtlich (vgl. Anm. bc), bezog sich Scharnhorst hier auf den in Nr. 357 rezensierten „Essai sur le Système Militaire de Bonaparte“ (London 1810), vgl. dort S. 32–36.

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glauben kann.bc Andere Relationen stehen mit dieser Angabe in Widerspruch.bd Durch den kühnen partiellen Anfallbe eines Theils der Garde wurde die feindliche Linie zwar gebrochen, da aber unter Anführung des Generals Rapp ein stärkererbf Theil der französischen Garde auf den hervor gebrochenen [der] russischen von allen Seiten fiel und dieser isolirt war, so wurde er überwältigtbg; daß Bernadottsche10 ArmeeCorps avanzirte in diesen Augenblik und die große Bravour der russischen Garde, die unter andern Umständen die Schlacht zum Vortheil der Russen entschieden hätte, gab unter diesen, nach Angabe des obigen Verfaßers, höchst wahrscheinlich die erste Veranlassung zum Verluste derselben. Es wird von diesem Gegenstande noch an einer andern Stelle die Rede seyn. Man bemerkt nur noch, daß ein zusammenstimmendes Vorgehen mehrerer oder aller Theile der Armee bei manchen Stellungen oder Ereignissen den Sieg herbeiführen kann, daß von der Benuzzung des erhaltenen Vortheils durch das Vorgehen eines Theils der Kavallerie, um zu verhindern, daß der Feind die Ordnung herstelle, und um ihn zu vernichten, der glükliche Ausgang des Gefechtes abhängtbh und daß es hier gar nicht die Absicht sey, ein Vorgehen im Allgemeinen zu tadeln. bi tes

2 Kapitel Ueber die taktischen und strategischen Fehler der russischen Armeen in den Feldzügen 1806 und 1807bj in Ostpreußen. § 1.bk Um die Behauptung zu begründen, daß die russischen Armeen bei allen Operationen insbesondere den taktischen und strategischen Fehlern unterworfen seyen, und daß diese Fehler eben so sehr in der Organisation der Armee, als in den Oberbefehlshabern ihren Grund haben, werbc

bd be bf bg bh

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In Konzept C verändert aus „eines partiellen Angriffs einen sehr nachtheiligen Einfluß auf die Schlacht gehabt, der Verfasser des System de Buonaparte, der, wie es scheint, Augenzeuge dieser Schlacht war, giebt hierüber folgenden Bericht“. Danach wurde etwa eine Seite freigelassen, in Konzept C schrieb Scharnhorst darin den folgenden stark redigierten Rest des Absatzes. Dieser Satz in Konzept C mit Rotstift hinzugefügt; er steht dort am Ende des Absatzes. Die folgenden zwei Wörter in Konzept C hinzugefügt. In Konzept C hinzugefügt. In Konzept C verändert aus „wurde sie geschlagen“. Die eigenhändig beschriebenen Zusatzblätter von Konzept B enden hier. Das anschließende Satzende in Konzept C hinzugefügt. Die anschließende Nummer verändert, in Konzept A2 wohl aus „3tes“, in Konzept B aus „IItes“. Die folgenden zwei Wörter in Konzept C hinzugefügt. Die Paragraphennummern und Zwischenüberschriften in Konzept B eigenhändig hinzugefügt, ebenso der anschließende Absatz. Marschall Bernadotte, Prinz von Pontecorvo, seit 1810 Kronprinz Karl Johann von Schweden, befehligte 1805 das I. Korps.

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den hier einige Betrachtungen über den Feldzug von 1806 und 1807 niedergelegt. § 2. Eintheilung der russischen und französischen Armeen im Jahr 1807. Die russische Armee hatte in dem Feldzuge 1807, so wie in den vorhergehenden, nicht die Eintheilung der französischen in Armee Corps u. s. w. Sie glich in allen ihren Operationen einem schweren ungelenkigen Körper, statt die französischebl durch ihre innere Organisation mit Leichtigkeit jede Bewegung, welche das Terrain, die Stellung des Feindes u. s. w. erforderten, annahm, und schnell ihre Operationen ausführte. Die russischen Armeen waren in Infanterie-Divisionen, jede zu ungefähr 12 Bataillonen oder 4 Regimentern, getheilt; weiter fand keine Eintheilung Statt. Nach französischer Einrichtungbm hätten die russischen Armeen aus 5 bis 6 Armee-Corps, jedes zu 3 Divisionen, bestanden. Die französische Armee, welche die russische längs der Alle bis über den Pregel und die Memel trieb, bestand aus 6 organisirten ArmeeCorps und einigen kleinern Corps und Kavallerie-Reservenbn. Jedes dieser Armee-Corps blieb in sich immer bei einander, war ein in sich organisirter Haufen, hatte seinen eigenen Befehlshaber, einen Generalstab zur Leitung des Armee-Corps, eine eigene Verpflegungs-Behörde u. s. w. Jedes Armee Corps bestand wieder aus 4 Unterabtheilungen, nemlich aus 3 Infanterie-Divisionenbo und 1 Kavallerie-Reserve. Jede dieser 4 Abtheilungen hatte nicht allein ihren Befehlshaber, sondern auch zur Leitung der Divisionen einen kleinen Generalstab u. s. w. Der Kaiser leitete diese verschiedenen Armee-Corps bloß in strategischer Hinsicht und hatte für die Geschäfte dieser Leitung eine eigene Behörde. § 3. Vergleichung der Hülfsmittel der guten Führung einer Armee bei den französischen und russischen Armeen. bp Der Befehlshaber der russischen Armee11 hatte das Geschäft des französischen Kaisers und der 6 Obergeneralebq (welche die französibl bm

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bo bp

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Die folgenden vier Wörter in Konzept C eigenhändig hinzugefügt. Das anschließende Satzende in Konzept A2 verändert aus „zur Zeit der Revolution wär sie in ungefähr 9 Divisionen, jede“. In Konzept B verändert aus: „bestand aus folgenden Armee Corps: 1. den Garden (man rechnet es für ein Armee Corps, weil alle Waffen in denselben bei einander sind), 2. dem Soultschen, 3. dem Augereauschen, 4. dem Neyschen, 5. dem Davoustschen und 6. dem Bernadotschen, und endlich 7. aus der Division St. Hilaire.“ In Konzept C verändert aus „3 Divisionen“. In Konzept B folgt gestrichen: „Bei den russischen Armeen fand diese Organisation nicht statt.“ In Konzept B verändert aus „6 Marschälle“, analog auch das Ende des folgenden Satzes umgeschrieben aus „6 franz. Generalstäbe der Marschälle.“ Zu Levin August Theophil Freiherr von Bennigsen vgl. Anhang 1 zum vierten Band.

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schen Armee-Corps kommandirten) in einer Person vereint. Der russische Generalstab hatte die Verrichtung des Generalstabes des französischen Kaisers und der 6 französischen Generalstäbe der Befehlshaber der Armee Corps, wenn die der französischen Divisionen nicht gerechnet werden. Es war daher nichts natürlicher, als daß man bei der russischen Armee das Terrain nicht kannte und also nicht benuzzen konnte, daß die Bewegung der ganzen Masse nur äußerst langsam geschehen und in der Schlacht fast gar keine Bewegungen des Ganzen zu einem gemeinschaftlichen großen Zwekke Statt finden konntenbr. Es konnten also nicht die Fehler des Feindes benuzt, nicht der Fehler irgend eines Haufen[s] von einem andern schnell verbessert, nicht der Feind in dem Augenblik, in dem er in Unordnung kam, übereinstimmend schnell verfolgt werden u. s. w. Der kommandirende General konnte weder das Land untersuchen, noch Positionen auf die eintretenden Fälle vorher bestimmenbs. Er glaubte, als er nach Friedland mit der Armee marschirte, dieser Ort lege auf dem rechten Ufer der Alle. Er hatte nach der Schrötterschen Karte12 im Januar 1807 eine Position bei Johnkendorf gewählt, und als er mit der Armee hinkam, fand er, daß die Karte das Terrain falsch darstellte.bt Der russische Generalstab war mehr zum Ausstekken des Lagers, Austheilung der Quartiere und zum Zeichnen der vorgefallenenbu Schlachten bestimmt als zur Leitung der Armee nach den von dem kommandirenden General gegebenen Befehlen. Man denke sich nun bei der französischen Armee die Menge von erfahrenen und ausgezeichneten Befehlshabern und Generaladjutanten, welche die gegenseitigen Stellungen und das Terrain unaufhörlich untersuchen, alle Vortheile, welche dieses darbietet, benuzzen, und dagegen die todte Ruhe bei der russischen Armee in Allem, was die taktische und strategische Leitung betraf.bv § 4. Fehler, welche aus der eben erwähnten mangelhaften Organisation der russischen Armeen in den Feldzügen 1806 und 1807 zum Theil ihren Grund hatten.13 Bei dieser Verschiedenheit in den gegenseitigen Armeen mußten in allen Operationen sehr große Nachtheile für die russische entstehen. br bs bt

bu bv 12

13

In Konzept B verändert aus: „fast gar keine Bewegung statt finden konnte.“ In Konzept B verändert aus „aussuchen lassen.“ In Konzept A2 folgt gestrichen: „Er hatte weder nach Friedland noch nach .... einen Offic. vorausgeschikt, um eine Stellunng in der Gege[n]d auszusuchen, und so“. In Konzept C verändert aus „vorgeschlagenen“. Hier folgte, in Konzept B gestrichen, die hier in Nr. 356 edierte Passage. Karte von Ost-Preussen nebst Preussisch Litthauen und West-Preussen nebst dem Netzdistrict. Aufgenommen von 1796 bis 1802, Nachdruck in: Historisch-Geographischer Atlas des Preußenlandes, Lieferung 6, Wiesbaden 1978. Der Minister Friedrich Leopold Freiherr von Schroetter hatte die Vermessung und Erstellung dieser Karte (1 : 150.000) veranlaßt. Vgl. auch den vierten Band.

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Wir sehen, daß sie im Januar und Juni 1807 in einer offensiven Operation zwischen die feindlichen Quartiere ohne alle Berüksichtigung der Beschaffenheit des Landes und der Stellung des Feindes fiel und gleich darauf in einer Art Unthätigkeit und Unentschlossenheit halt macht, während sich die französischen Armeen schnell versammelten und ihre Operationen planmäßig eingeleitet wurden; wir sehen nun die russische Armee auf dem Rükzuge, als wäre sie schon geschlagen;bw endlich nimt sie eine nicht schlechte Position bei Heilsberg, verläßt sie aber ohne Grund und sezt ihren Rükzug fort. § 5.bx Bei Eylau war kein Flügel gedekt, der linke stand im niedern Wiesengrunde (der russische Schlachtplan stellt das Terrän auf den linken Flügel unrichtig dar)by, statt er ein wenig zurük gezogen, auf der Höhe zwischen Klein Sausgarten und Serpallen oder noch besser auf der Höhe zwischen Auklappen und Klein-Sausgarten (dem Kreegeberg, nahe bei dem leztern Orte), vortheilhaft gestellt gewesen wäre. Zwischen Eylau und Landsberg wärebz eine vortheilhafte Position gewesen, die jedemca Offizier vom Generalstabe, der nur einige Stunden von Landsberg nach Eilau vorausgeschikt wurde, in die Augen fallen mußte.cb Bei Friedland stand der linke Flügel an einem Holze, durch welches man die Armee in Flank und Rükken angrifcc. Bei Eylau wäre dieser Fehler durch ein Reserve-Corps, aus allen Waffen zusammen gesezt, bei Friedland durch 20 Geschüzze, auf dem rechten Alle-Ufer plazirt, um den linken Flügel, nachdem er zurük gezogen, zu dekken, redressirt gewesen. Solche ununterbrochene Folge taktischer und strategischer Fehler wie die gemachten sah man in neuern Zeiten bei keiner andern Armee. Bei Heilsberg war die Stellung besser als bei den vorhin genannten Oertern; sie war verschanzt. Diese aber verließ man, wie erwähnt, ohnecd Grund, denn man weißce, daß auf dem rechten russischen Flügel bw

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bz ca cb cc cd ce

Das anschließende Satzende in Konzept B verändert aus „bis sie in einer Position, die weder in Beziehung der äußern oder strategischen Verhältniße (der Dekkung der zurük liegenden Länder) noch in Hinsicht des Terrains, auf dem die Armee stand, besondere Vortheile hatte, die Schlacht, welche der Feind ihr anboth, annahm.“ Die Paragraphennummern 5 und 6 in Konzept C hinzugefügt. Die eingeklammerte Bemerkung in Konzept C mit Rotstift hinzugegefügt, dort als Fußnote. In Konzept C folgt gestrichen: „für sie bei [freigelassene Lücke]“. In Konzept C folgt gestrichen: „brauchbaren“. Dieser Satz in Konzept B eigenhändig hinzugefügt. In Konzept B verändert aus „angreifen konnte.“ In Konzept B verändert aus: „wie es scheint, ohne hinlänglichen“. In Konzept C folgt gestrichen: „daß der Kaiser Napoleon das Davoustsche ArmeeCorps nach der Seite von Landsberg erst in Bewegung sezte, als das Kaminskische Korps nach dieser Seite abmarschirte“.

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kein Angrif so leicht möglich warcf und daß den russischen Armeen, wenn sie hier geschlagen wurdencg, der Rükzug über Angerburg und die Vereinigung mit der Armee am Narew und den aus dem Innern von Rußland kommenden Verstärkungen übrig blieben. Man hat behauptet, der Marsch der französischen Armee nach Eylau hätte den Rükzug aus der Position bei Heilsbergch verursacht; dies ist aber falsch, denn man weiß, daß der Kaiser mit der Hauptarmee von dem Dorfe Langwiese erst den 12ten des Morgens aufbrach, als die russische Armee den Abend vorher das Schlachtfeld verlassen hatte. Man sehe ..... Stük der Pallas, welche bei ............. erschienen ist14. Wie ließe sich ein Marsch des Kaisers auf Eylau denken, während die feindliche Haupt Armee bei Heilsberg stand, Verstärkungen derselben am Nimen erschienen und eine zweyte russische Armee am Narew sich im besten Zustande befand.ci Die einzige angemessene Position auf einem Rükzuge längs der Alle, welche eine große Stärke in der Fronte hat, bei der die Flügel nur in mehrern Tagemärschen zu umgehen waren, nemlich die zwischen der Frischings- und der Astrowischkenschen Forstcj an beiden Ufern der Alle (auf dem Wege von Allenburg nach Wehlau) wählte man nicht. Der General von Lestocq hielt hier nach der Schlacht bei Eylau mit wenigen Truppen das Davoustsche Corps auf. Beide Forsten sind, außer in sehr starkem Froste, wegen ihres morastigen Bodens ganz impraktikable. § 6. Die Schlachtordnung der russischen Armee war in Hinsicht ihrer innern Anordnungen eben so fehlerhaft als die Wahl der Position. Bei Eylau stand die ganze Armee, wie bereits erwähnt, in einem Klumpen, glich einem steifen und unlenksamen Körperck. Das erste Treffen bestand aus Infanterie in Linie mit einer großen Menge Artillerie vor der Fronte; hinter zwey Bataillonen des ersten Treffens stand 1 Bataillon des zweyten, hinter diesem das dritte Treffen, meistens in Kolonnen zu 3 Bataillonen; in der Mitte stand eine Kolonne zu 6 und eine zu 9 Bacf

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Die anschließende Passage bis „daß der Kaiser mit der Hauptarmee“ in Konzept B hinzugefügt. In Konzept C verändert aus „möglich war, daß, wenn er hier geschlagen wurde, ihm“. In Konzept C von Greulich verbessert aus „Friedland“. Dieser Satz in Konzept B hinzugefügt. In Konzept A2: „Astra...... Forst“. In Konzept B verändert aus „ganze Armee in einem Klumpen und war nicht in Corps von allen Waffen eingetheilt wie die französische, hatte keine Reserve Corps von allen Waffen und glich einem steifen und unlenksamen Körper.“ Das anschließende Ende des Absatzes dort eigenhändig hinzugefügt. Diese von Scharnhorsts Schüler Rühle von Lilienstern redigierte „Zeitschrift für Staats- und Kriegs-Kunst“ erschien 1808–1809 bei Johann Friedrich Cotta in Tübingen. Gemeint ist der Artikel „Geschichtlicher Abriß der Kriegs-Operationen in Preussen“ (1. –3. Stück (1808), S. 123–163, 237–279, 353–370).

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taillonen. Hinter dem vierten Treffen stand die Kavallerie und eine Reserve-Divisioncl von Infanterie. Alle standen, wie bereits erwähnt, nahecm bei einander, jede Kanonenkugel war in allen 4 Treffen von gleicher Wirkung. Bei Heilsberg stand die ganze Kavallerie, außer einem Regimente, auf dem rechten Flügel, wo sie Seen und Moräste vor sich hatten, und die Infanterie in der Mittecn, wo die Gegend vor der Front offen war. Bei Friedland stand fast die Hälfte der Kavallerieco auf dem linken Flügel, mit der Flanke an ein Holz gelehnt, welches bloß mit Jägern besezt warcp, auf dem rechten Flügel war eine unübersehbare Ebene. Bei diesen Mängeln der Schlachtordnungen, der Wahl der Positionen und der zwekmäßigen Eintheilung der Armee fand noch ein anderer Fehler Statt. Das Durcheinanderwerfen der Truppen, das Zerstükkeln der Corpscq, welche zusammen gefochten und einen Befehlshaber hatten. So war in der Schlacht bei Heilsberg das Corps von Bagration ganz zerstükkelt, die Infanterie wurde auf das linke Ufer der Alle, die Jäger in die Mitte in eine Schanze, die Kavallerie auf den rechten Flügel in Reserve gestellt. Die auf dem rechten Flügel zusammen gebrachte Kavallerie formirte hier eine Masse, die weder auf dem Terrain, welches sie vor sich hatte, noch bei dem Mangel der innern Organisation, an Eintheilung u. s. w. agiren konnte. Auch die Infanterie stellte man bei einander, so wie es der Zufall fügtecr. Ganz anders ist es bei den französischen Armee-Corps, sie werden fast niemals getrennt, ihr Befehlshaber, ihr Generalstab, die Befehlshaber der Divisionen mit ihren Generalstäben, alle bleiben in der Schlacht bei einander, in den Verhältnissen, in denen sie vorher waren. Daher kömmt es dann, daß ein solches Armee-Corps in der Schlacht in sich ein wohl organisirter gelenkiger Körper ist, und daß eine Zusammenwirkung der verschiedenen Armee-Corps zu einem großen Zwekke keine Schwierigkeit hatcs, statt bei der russischen Armee, wo Infanterie und Kavallerie zum Theil zerstükkelt und keine Eintheilung von Armee-Corps eingeführt ist, die Gefechte partiel waren, nie der siegende Theil gehörig unterstüzt wurde und den erhaltenenct Vortheilen des Feindes nur durch die große Bracl cm cn co

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cq cr cs ct

In Konzept C verändert aus „standen die Kavallerie- und Reserve-Divisionen“. Das Wort in Konzept C unterstrichen; die drei Wörter davor dort hinzugefügt. In Konzept C verändert aus „Infanterie auf dem linken“. In Konzept C verändert aus „Bei Friedland fehlte es wieder an Abtheilungen in der Armee; fast die Hälfte der Kavallerie stand“. Das anschließende Satzende in Konzept C hinzugefügt. In Konzept B folgt gestrichen: „auch in dieser Schlacht war die Armee ohne alle Eintheilung von Armee-Corps.“ In Konzept C verändert aus „derselben“. In Konzept A2 und B steht: „der Truppen“. In Konzept B verändert aus „so wie man sie hatte.“ In Konzept B verändert aus „eine Zusammenstimmung [...] Statt finden kann“. In Konzept B verändert aus „die Gefechte immer partiel, immer ohne Unterstüzzung des siegenden Theiles waren, und daß die“.

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vour der Truppen Schranken gesezt wurden. Man gehe z. B. die Schlacht bei Heilsberg im Detail durch. § 7.cu Der Feldherr vermehrte noch die Fehler der Organisation der Armee in den Operationen der Feldzüge in Preussen 1806 u. 1807 Daß von den hier aufgeführten taktischen und strategischen Fehlern, welche die russischen Armeen in den Feldzügen von 1806 und 1807 gemacht haben, der größte Theil eine Folge der unzwekmäßigen Organisation der Armee war, ergiebt sich aus den obigen Darstellungencv. Von der andern Seite ist es aber auch nicht zu leugnen, daß der Feldherr (der zwar ein kluger und entschloßener Mann war, dessen Kriegskenntnisse sich aber blos auf die Erfahrung der Feldzüge gegen die Türken gründeten) nichts that, diese Fehler zu verbessern, sondern aus Mangel richtiger Begriffe der Führung einer Armee sie noch sehr vermehrte.cw Ein außerordentliches Genie würde sich vielleicht geholfen haben, würde Hülfsmittel gefunden habencx, die Schwierigkeit[en], welche in der Einrichtung und Verfassung der Armee lagen, zu überwinden. Suwarow15 siegte in Italien gewiß durch seine Energie, es darf hierbei aber dennoch nicht vergessen werden, 1.) daß er keinen Napoleon mit 10 Armee-Corps gegen sich hatte, 2.) daß er mit der österreichischency Armee gemeinschaftlich agirte, 3.) daß er sich des österreichischen Generalstabes in Hinsicht der Wahl der Positionen, der Zugänge zum Feinde u. s. w., also in Hinsicht der Kenntnisse des Landes, bedientecz und 4.) daß die österreichischen Verpflegungsbehörden den Unterhalt der Armee besorgten. Der General von Bennigsen hatte niemand von dem preußischen Generalstabe bei sich, der sich mit der Wahl der Positionen u. s. w., d. i. cu

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In Konzept C verändert aus „§ 5.“ Dort in der anschließenden Überschrift „der Armee“ hinzugefügt. In Konzept C verändert aus „aus unserer Darstellung.“ Der Anfang dieses Absatzes in Konzept B verändert aus „Unter den hier aufgeführten Fehlern haben einige ihren Grund in dem Feldherrn, der zwar ein kluger und entshlossener Mann war, dessen Kriegeskentnisse aber nur bloß auf die Erfahrung der Feldzüge gegen die Türken sich gründete; der größere Theil der Fehler lagen mit in der Verfaßung der Armee.“ In Konzept B folgt gestrichen: „an die man nicht denkt“. In Konzept C verändert aus „kaiserlichen“, ebenso bei der nächsten Verwendung. In Konzept B verändert aus „gemeinshaftlich agirte u. sich des kaiserlich[e]n Genralstabes, der Kenntnisse des Landes, welche [statt „welcher“] dieser hatte, u. s. w. bediente.“ Das anschließende Satzende in Konzept C hinzugefügt. Konzept A2 endet hier, der anschließende Text in Konzept B ganz eigenhändig. Aleksandr Vasil’evič Graf Suvorov-Rymnikskij führte 1799 eine russische Armee über die Alpen, die im Bunde mit den Österreichern die von Moreau, Macdonald und Joubert befehligten französischen Armeen bekämpfte und ihnen bei Cassano (27. April), an der Trebbia (17.–19. Juni) und bei Novi (15. August) schwere Niederlagen beibrachte.

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mit dem Dienste des Generalstabes beschäftigt und darin einige Fertigkeit erlangt hätte.16 Der Oberstlieutenant von Knesebeck und Major von Tippelskirch waren nicht bei ihm, der General von Chlebowski hatte in diesen Zweigen der Kriegeskunstda keine Kenntnisse und der Major von Wrangel nie Gelegenheit gehabt, darin sich einige Fertigkeit zu erwerben. Ueberdies war der erste auch mit andern Dingen und der lezte mit der Korrespondenz der preußischen Angelegenheiten hinlänglich beschäftigt.db Auch in Hinsicht der Verpflegung der Armee war der russische General von preußischer Seite schlecht geleitetdc, obgleich aus allen Kräften unterstützt; dazu kreuzten sich seine Plane und Ansichten über Verpflegung mit denen der preußischen Behorden und es fehlte daher durchaus an Einheit.dd de tes 3 Kapitel Einige wichtige Vorzüge der französischen Armeen vor allen andern, also auch vor der russischen in den Feldzügen von 1806 und 1807. Dieses Kapitel wird das vorhergehende, so wie einige nachfolgende erläutern.df § 1. 1. Vorzug der größeren Bewegbarkeit im Allgemeinen.dg dh Der wichtigste Vorzug der französischen Armeendi vor andern, die größere Mobilität, sowohl in den Operationen, als in den Gefechten und Schlachten, hat ihren Grunddj in der Organisation derselben. Die ganze französische Macht ist in mehrere Armeen, jede von ungefähr 15–dk bis 25.000 Mann, getheilt, jede Armee zerfällt in 3 Divisionen Infanterie und in 1 oder 2 Reserve Cavalriedl. da db

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16

In Konzept C verändert aus „Kriegeskenntnisse“. Konzept B endet hier, der anschließende Absatz in Konzept C eigenhändig hinzugefügt. In Konzept C verändert aus „bedient“. In Konzept C verändert aus „daher an Einheit.“ Konzept C endet hier. Hier beginnen die Konzepte A3 und D, zum während der Redaktion entfernten Text vgl. Nr. 349. Die anschließende Überschrift in Konzept D verändert aus „III. Einige wichtige Vorzüge der französischen Armeen vor allen andern“. Dieser Satz in Konzept D eigenhändig hinzugefügt. Paragraphennummern und Zwischenüberschriften dieses Kapitels in Konzept D hinzugefügt. Davor in Konzept A3 (fol. 64v): „1.“ Das Folgende dort verändert aus „3. Zu den bisher erwehnten Vorzügen der französischen Armeen kömt noch eine wichtige, eine mehr“. Die folgenden zwei Wörter in Konzept D hinzugefügt. In Konzept D verändert aus „als in den Schlachten, liegt“. In Konzept A3 verändert aus „20“. In Konzept A3 verändert aus „u. ein oder 2 Regiment[e]r Cavalrie; wenigste[n]s bestanden im Revolutionskriege die Divisionen immer aus“. Außer den in der Folge Erwähnten dienten 1806/07 die Adjutanten Klüx, Both und Karl Friedrich Heinrich von Wedel beim Hauptquartier Bennigsens.

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Im Revolutions-Kriegedm hatten die Divisionen ihre Kavallerie; jezt scheint dieses nicht der Fall zu seyn, doch hatten in Preußen wenigstens die detaschirten Divisionen immer ihre Kavallerie bei sich. Jedes Armee-Corps hat seinen Generalstab, seine Verpflegungsbehörden u. s. w. und ist ein für sich bestehendes Ganze[s], oder vielmehr so ausgerichtet und organisirt, als wenn es ohne höheredn Leitung, ohne die Geschäftsverwaltung anderer Behörden operiren sollte. Eben so war dieses mit jeder Division. Sie hatte ihren Generalstab, ihre Verpflegungsbehörde u. s. w. Sie war eine kleine Armee, geschikt, abgesondert in jedem Terrain mit allen Waffen bei wechselseitiger Unterstüzzung derselben zu agiren u. s. w. Alle agirende[n] Armee-Corps hatten in den lezten Kriegen gegen Rußland, Preußen und Oesterreich ihren gemeinschaftlichen Befehlshaber in den Kaiser. Dieser kommandirte keine einzelne Armeedo, dagegen wurden alle Armeen von ihm im Allgemeinen zu einer großen Zusammenstimmung geleitet. Sein Generalstab leitete diese Zusammenstimmung, seine allgemeine Verpflegungsbehörde der ganzen Streitmasse vertheilte die Lebensbedürfnisse, welche in den Ländern vorhanden warendp, unter die verschiedenen Armeen, ohne mit dem Detail der Geschäfte einer Armee zu thun zu haben. So gehet in den französischen Armeen die Führung und die wirkende Kraft der Thätigkeit derselben vom Großen bis ins Kleine durch die ganze Masse der Streitkräftedq in einer gehörigen Stuffenleiter, alle Federn der Maschine greiffen nach ihren Bestimmungen in einander und so ist es möglich, von oben her in höchster Harmonie das Ganzedr jeden Augenblik in die größte Wirksamkeit zu sezzen.

Zu Nr. 348: „der Kaiser“, „die Armee-Corps“ und „die Divisionen eines jeden ArmeeCorps“ im Schema Scharnhorsts (Nl Scharnhorst Nr. 265, fol. 23r).

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In Konzept D verändert aus „Im Kriege“. In Konzept A3: „fernre“. In Konzept D folgt gestrichen: „in Person“. In Konzept A3 verändert aus „Verpflegu[n]gsbehörde der Armee vertheilte die Kräfte des Landes“. In Konzept D verändert aus: „So stehet in den französischen Armeen, vom Großen bis ins Kleine, die ganze Masse der Streitkräfte“. Die folgenden zwei Wörter in Konzept A3 nachträglich hinzugefügt.

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§ 2. Wenn der Kaiser einigeds Armee-Corps in Bewegung sezzen will, so zeigt er den Marschällendt den Zwek der Operation an, die Direktionen, die sie mit ihren Armee-Corps in den Bewegungen nehmen oder die feindlichen Corps, welche sie angreifen oder beobachten sollen. Die Mittel der Verpflegung werden meistens nur in Allgemeinen angegeben; die Verpflegungs-Behörden der einzelnen Armeen und die Generalstäbe derselben müssen nun alles besorgen, was zu der Verpflegung und Bewegung der Armee gehört. So wie der Kaiserdu oder sein Generalstab die Bewegungen der Armee zu großen Zwekken im Allgemeinen leitet, ohne sich mit dem Detail der Bewegung einer Armee abzugeben, eben so leiten die Marschälle die Divisionen auch nur im Allgemeinen, jedoch in näherer Beziehung, ohne sich mit den kleinern Lokal-Detail[s] u. s. w. abzugebendv. Dies ist die Sache der Divisions-Generale und ihrer Generalstäbe. Auf diese Art wird der Kaiser nie durchs Detail abgehalten, das Ganze nach seinen Zwekken in großer Zusammenstimmung gehörig dirigiren zu können, auf diese Art werden die Marschälle nicht durch die Menge der kleinen Geschäfte, welche die einzelne Führung der Divisionen erfordert, abgehalten, die Bewegung des ganzen Armee-Corps in Beziehung der Beschaffenheit des Landes, der Stellung des Feindes, des Zwekkes der Bewegung des Armee-Corps u. s. w. gehörig zu leitendw. Der Generalstab des Armee-Corpsdx besorgt die Leitung der Stellung und Bewegung der Armee nur im Allgemeinen, der Generalstab der Division hat gewißermaßen die Ausführung und besorgt das Detail; die Verpflegungsbehörde der Armee besorgt die Verpflegung der Divisionen im Allgemeinen, das kleine Detail, die Hülfsmittel, welche das Lokale, die Zeit und die Umstände herbeiführen, ist die Sache der Divisions-Generale, Generalstäbe und der Kommissarien der Divisionendy. Bei dieser Einrichtung können die Bewegungen der verschiedenen Armee-Corpsdz in vollkommenster Uebereinstimung zu dem Zwekke der Operationen und mit der Benuzzung, welche die Hülfsmittel des Landes, das Terrain und die Fehler des Feindesea darbieten, vollführt ds dt du dv

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In Konzept A3 verändert aus „2 oder 3“. In Konzept A3 verändert aus „zeigt er ihn[en]“. Die folgenden drei Wörter in Konzept A3 nachträglich hinzugefügt. In Konzept A3 verändert aus „den kleinern Detail abzugeben“; das anschließende Satzende nachträglich hinzugefügt. In Konzept D verändert aus „des Armee Corps leiten zu können.“ In Konzept D verändert aus: „der Armee“. In Konzept D verändert aus „Sache der Commissäre der Divisionen.“ In Konzept D verändert aus „Bewegung[en] der Armeen“, dies in Konzept A3 verändert aus „Bewegung[en] in Großen“. In Konzept A3 verändert aus „welche Zeit, das Land, das Terrän und die Nachrichten, welche man von Feinde“.

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werdeneb; bei dieser Anordnung sind eine große Menge Individuen auf allen Punkten zu einem Zwekke in vollkommenster Einheit in Wirksamkeit gesetzt. Ist man weit von dem Feinde entfernt, so sind die Divisionen weiter von einander, sowohl im Marsch als in den Kantonirungen, entfernt, sie breiten sich dann übers Land aus und finden dadurch leichter ihren ec Unterhalt, denn man kann immer rechnen, daß das ärmste Land so viel Lebensmittel in allen Jahreszeiten (jedoch in Frühjahr an wenigsten) vorräthig hat, daß man damit einen so kleinen Haufen, als eine Division ist, auf den Marsche oder auch eine kurze Zeit in den Kantonirungs-Quartieren erhalten kanned. Wissen die Generale, der Generalstab und dieee Verpflegungsbehörden der Divisionen die Hülfsmittel des Landes auf eineef nicht ansheinend harte Art, ohne Excesse sich zu verschaffen, so scheint diese Art der Verpflegung auch nicht einmal sehr drükkend zu seyneg. Bei andern Armeen theilt man die ganze Masse in Kolonnen, eine Verpflegungsbehörde besorgt nun für alle Kolonnen die VerpflegungsAngelegenheit, die Kolonne hat allenfalls einen Kommissair bei sich, der die Naturalien anweiset oder ausgiebt. Wenn nun alle Naturalien angekauft oder durch die Regierung des Landes requirirt sind, und wenn hiervon die Verpflegungsbehörden benachrichtigt worden sindeh, so entspricht diese Anordnung einigermaßenei dem Zwekke. Wenn es aber auf Geschwindigkeit ankömmt, wenn man nichtej lange vorher weiß, welche Marschdirektionen, welche Stellungen man nehmen wird, so ist sie gar nicht anwendbar. Dann muß man bei jeden einzelnen Corps, bei jeder Division sich zu helfen wissen, dann müssen bei ihr Männerek seyn, welche die Ressourzenel der Länder aufzufinden verstehen, welcheem sich vorher schon auf auß[e]rordentliche Fälle gefaßt gemacht haben u. s. w.en eb ec ed

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In Konzept D verändert aus „benuzt werden“. In Konzept D verändert aus „so leicht“. In Konzept D verändert aus: „Land einige Lebensmittel in allen Jahreszeiten (jedoch in Frühjahr an wenigsten) vorräthig hat, daß einen so kleinen Haufen als eine Division auf dem Marsche oder auch eine kurze Zeit in Cantonirungsquartieren die nothwendigsten Lebensbedürfnisse giebt.“ In Konzept D verändert aus „Weiß der Generalstab und die“. In Konzept A3 folgt gestrichen: „menshliche“. In Konzept D verändert aus „so fällt diese Art der Verpflegung auch nicht auf.“ In Konzept D verändert aus „requiriret, wovon die Verpflegungsbehörden benachrichtigt worden“. In Konzept A3 nachträglich hinzugefügt. Die folgenden zwei Wörter in Konzept A3 nachträglich hinzugefügt. In Konzept A3 verändert aus „Leute“. Die folgenden zwei Wörter in Konzept D hinzugefügt. In Konzept A3 folgt, nachträglich hinzugefügt: „vorsichtig“. In Konzept A3 darunter gestrichen: „Als der Kaiser Napoleon vermuthete, daß die russische Armee in Anfa[n]g Junie 1807 ihn angreifen würde, wurde den Armee Corps des Prinzen von Ponte Corvo befohlen, sich bereit zu neu[e]n Oprationen zu halten u. so

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So hatten die Divisionen des Armee-Corps des Prinzen von Ponte-Corvo an der Passarge sich lange vor der Operation im Juni 1807 mit einem Vorrath von Brot und Zwieback auf 10 Tage versehen und dazu die Pferde und Wagen bei den Bauern bezeichnet, die es ihnen nachfahren sollteneo. Die französischen Divisionsgenerale, ihr Generalstab und ihre Verpflegungsbehörde haben in Hinsicht der Verpflegung neben einer großen Sorgfalt eine seltene Geshiklichkeit in der Herbeischaffung der Lebensbedürfnisse. Die meisten Divisionen formirten sichep in den lezten Kriegen, wo sie Gelegenheit hatten, einen kleinen Park von Landfuhren. Das Land lieferte nemlich diese Fuhren, die nur 10 bis 14 Tageeq Dienste thaten und dann abgelöst wurden.er § 3. 2. Vorzug der größeren Bewegbarkeit vor dem Feinde (oder in taktischer und strategischer Hinsicht.) In Hinsicht der großen Bewegbarkeit vor dem Feindees ist der Vorzug der Organisation der französischen Armeen noch weit entscheidender als in Hinsicht der oben abgehandelten größern, aus der leichtern Verpflegung entspringenden Bewegbarkeitet. Wenn einige französische Armee-Corps eine Bewegung machen solleneu, so zeigt der Kaiser den Marschällen der Armee-Corps den Punkt an, auf den sie operiren solln. Da diese durch ihre Generalstäbe Kentnisse des Landes haben, da ihre Armeen einzeln in sich ein Ganzes bilden, so kann sich jedes, und also alle sogleichev auf der Stelle in Bewegung sezzen, statt bei andrn großen Armeen erst noch eine Menge Anordnungen und Bestimmungen ge-

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einzurichten, daß die Divisionen we[n]igste[n]s auf 10 Tage Brot u. Zwieback mit sich führten. Die Divisionen hatten diesen Vorrath aber schon [in] ihren Quartieren, denn sie lagen [das Wort versehentlich doppelt] längs der Passarge von ...... bis ans Haff u. rükwärts bis Tolkmit ......., vertheilt“. In Konzept A3: „u. dazu die Pferde u. Wagen bezeichnet, die es ihnen nachfuhren.“ Die folgenden vier Wörter in Konzept D hinzugefügt. In Konzept D verändert aus „... Tage“; in Konzept A3 steht, schwer leserlich: „10“, verändert aus „8“. In Konzept D folgt gestrichen: „Die größere Bewegbarkeit der französischen Armeen vor andern liegt in der bessern Einrichtung der Verpflegung der Armeen oder vielmehr der geschwinden Herbeiziehung der Hülfsmittel des Landes zum Unterhalt der Armee.“ In Konzept D verändert aus „In Hinsicht der geschwinden Bewegung vor dem Feinde“, dies in Konzept A3 verändert aus „In der tactische[n] Hinsicht“. In Konzept D verändert aus „als in Hinsicht der Bewegung überhaupt.“ In Konzept D verändert aus „Wenn bei einigen französischen Armee Corps das Ganze eine Bewegung machen soll“. In Konzept D verändert aus „so kann sich alles“.

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geben werden müßen, ehe eine Bewegung in vershiedenen Kolonnen ausgeführt werden kann.ew Am sichtbarsten zeigte sich diese Unbewegbarkeitex der großen russischen Armee, als die französischen Armeen den 18. Februar 1807 von Eylau nach der Weichsel sich zurük zogen. Das Lestocqsche Corps folgte der Armee auf dem Fuße, das abgesonderte russische vom Narew kommende Corpsey unter dem Genral Tolstoy war in Begrif eben dasselbe zu thun, indem es sich wie das Lestocqsche organisirte. Wäre der General von Bennigsen mit der Hauptarmee, in etwa 3 ArmeeCorps zwishen dem Haf und der Alle vertheilt, gefolgt, und hätte er nicht befohlen, daß das Lestocqsche und Tolstoysche Corps Halt machen sollte, so wären die französischen Armeen, das wissen wir jezt mit Gewißheit, über die Weichsel gedrängt. Zwar sollte die Verfolgung nach der Absicht des Generals v.Bennigsen statt finden, denn er wollte in 3 Tagen, nach einem Schreiben an den General v.Lestocqez, bei Heilsberg seyn, da aber keine abgesonderten Armee-Corps und für jedes keine wohl unterrichtete und geübte Verpflegungsbehörde statt fand, und er also nicht die Masse (weil sie nicht dazu organisirt war)fa theilen konnte, so erlag sie ihrer eigenen Unbehülflichkeit. Als erfb lang nachher bei Bartenstein ankam, war es vielleicht schon zu spät, noch etwas

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In Konzept D folgt, mit einem Strich am Rande zum Herausnehmen markiert: „Als z. B. der General Bennigsen mit der russischen Armee sich von Heilsberg gegen den Pregel zurükzuziehen beschlossen hatte, konnte sich der General Kaminsky, da er ein abgesondertes Corps kommandirte und zu dem General Lestocq stoßen sollte, gleich in Bewegung sezzen; er umkreisete die französische, auf Eilau [verändert aus „Landsberg“] marschirende Armee, indem er über Bartenstein, Eilau links lassend, nach Königsberg ging, statt der General Bennigsen auf einen um die Hälfte kürzern Wege bei Friedland mit einem großen Theil der französischen Armee fast zugleich ankam, obgleich die französishe Haupt Armee erst den 12tn des Morgens von Heilsberg (vom Dorfe Langwiese) abmarshirte, als Benigsen mit der russisch[e]n Armee, welche den Abend vorher abmarshirte, schon bei Bartenstein war. Wäre die russische große Armee in kleinern Armee-Corps gleich den Corps von Kaminsky marschirt, so hätte sie mit dieser zugleich abmarschiren und eine Position ohnweit Allenburg zwischen der impraktikabeln Astrowischkenschen und der Frischings Forst nehmen können, ehe die französische ankam, oder sie hätte doch wenigstens Zeit gehabt, sich in einer ausgesuchtern Position aufzustellen, als die bei Friedland war. So aber ließ dies die Schwerfälligkeit, die jede große ungetheilte Masse hat, nicht zu.“ In Konzept A3 verändert aus „Unbehülflichkeit“. Die folgenden vier Wörter in Konzept D hinzugefügt. Die folgenden vier Wörter in Konzept A3 nachträglich hinzugefügt. In Konzept D verändert aus „finden, er wollte in 3 Tagen“. In Konzept D verändert aus „Armee-Corps und abgesonderte, in sich wohl unterrichtete und geübte Verpflegungsbehörden statt fanden, er nicht die Masse“. Die folgenden zwei Wörter in Konzept D hinzugefügt.

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zu thunfc, war dieses aber auch nicht der Fall, so konnte doch die an der Alle hinter einander stehende Massefd nicht weiter kommen, wenn sie nicht vor Hunger sterben sollte. § 4. Eben so vorzüglich und fastfe noch wichtiger ist die Organisation der französischen Armeen in Hinsicht der Leitung derselben während einer Schlacht.ff Es mag erlaubt seyn, hier eine Uebersicht von der Leitung einer Armee durch die verschiedenen Befehlshaber zu geben: fg Wenn eine Armee sich zur Schlacht aufgestellt hat und mit einem Angrif bedrohet wird, so hat sie einefh Disposition, wie sie den Feind empfangen soll, erhalten oder ihr Verhaltenfi gehet schon aus ihrer Stellung hervor; wenn eine Armee angreift, so bestimmt der Befehlshaber in den meisten Fällen die Punkte, auf welche die verschiedenen Corps den Angrif richten sollen, oder giebt ihnen allgemeinere Bestimmungen, z. B. diesen oder jenen Flügel des Feindes anzugreifen, in Flank zu nehmen, zu umgehen u. s. w. Alle diese Anordnungen sind das Werk des Feldherrn, sie bezeichnen seinen Plan und den Zwek, den ein jeder Unterbefehlshaber zu erreichen sich bemühen muß.fj Wie er ihn erreicht, wie er in dieser Hinsicht operirt, dies ist seine Sache, ist größtentheils bloß seiner Beurtheilung überlassenfk. Der Feldherr kann nicht bei jedem dieser Unterfeldherrn gegenwärtig seyn, nicht einen abgesonderten Theil leiten, wenn er das Ganze übersehen und den leidenden Theil durch die Reserven unterstüzzen oder zu der Zusammenstimmung der Bewegungen der verschiedenen Theile der Armee etwas beitragen will. In fast allen Schlachten entstehet, nachdem die verschiedenen gegenseitigen Corpsfl, Kolonnen u. s. w. einander erreicht haben, sehr bald oder doch im Laufe der verschiedenen Gefechte eine Bewegung eines Theils oder der ganzen Armeefm. Oft entstehen sogar ganz andere Verhältnisse, ganz andere gegenseitige Lagen, als der Feldherr bei seiner fc

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In Konzept A3 folgt gestrichen: „die Armee stand nun. In Bewegung zu setzen war bei d[e]r Organisation nicht möglich, man fing nun an allen zu leiden, stand auf einem Flek längs der Alle mehrere Monat u. wurde“. In Konzept D verändert aus „die Masse“. In Konzept D hinzugefügt. In Konzept D verändert aus „in einer Schlacht.“ Konzept A3 endet hier. Der folgende Satz in Konzept D eigenhändig hinzugefügt. Hier beginnt Konzept A4. Oben auf der ersten Seite steht dort gestrichen: „Gewöhnlich“. In Konzept D folgt gestrichen: „Art“. In Konzept D verändert aus „oder diese“. In Konzept A4 folgt gestrichen: „Nachdem ab[e]r die Schlacht angefangen“. In Konzept D verändert aus: „operirt, dies ist bloß seine Sache.“ In Konzept A4 verändert aus „Armee-Corps“. In Konzept A4 verändert aus „Fast bei allen Schlachten enstehet während derselben eine Bewegung eines Theils der Armee oder des Ganzen“.

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Anordnung zur Schlacht vermuthen konnte. Gleichwohl sind alle Theile der gegenseitigen Streitmassenfn in Bewegung; auf das angemessene augenblikliche Benehmen eines jeden Unterbefehlshabersfo eines Corps (oder bedeutenden Theils der Armee), auf die wechselseitige Unterstüzzung der verschiedenen neben einander stehenden Corps, auf die Erhaltung des Zusammenhanges unter denselbenfp, auf die Zusammenwirkung aller Theile zum großen Zwekke oder zum Siege kömmt nun alles anfq. Wie soll aber der Befehlshaber der ganzen Streitmasse in einer Ausbreitung von einer teutschen Meilefr den einzelnen Haufen hier die Leitung, die Befehle geben? Er siehet kaum, was auf der Distanz von 1 /3 Meilefs vorgehet, und im Gefechteft entscheiden Augenblikke. Im Verlaufe der Schlacht hängt also von den Befehlshabern der einzelnen Armee-Corps und Divisionen fast alles ab. Sie müssen in den Bewegungen ihrer Truppenfu sich nach einander richten, ein jedes im Zusammenhange des Ganzen auf das vortheilhafteste nach dem Terrain, der sich immer ändernden Stellung des Feindes und den Fehlern, welche derselbe machtfv, leiten. Hat nun eine Armee keine weitere Eintheilung als die in Infanterie- und Kavallerie-Brigaden, keine in Armee-Corps oder in Divisionen, so ist bei den obigen Bewegungen während der Schlacht keine Ordnung, keine Zusammenstimmung zu erhaltenfw, und ist in irgend einem Punkte eine Unordnung erst einmal ausgebrochen, so ist in den meisten Fällenfx die Schlacht verlohren. Selbst auch bei dem Angrif findet dieses nachtheilige Verhältniß bei einer so fehlerhaft organisirten Armee statt, auch hier fehlt in wechselseitiger Hülfefy der verschiedenen Theile der Armeen, die Zusamfn

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In Konzept A4 verändert aus „alle Theile d[e]r Armee wohl in einer Ausbreit[u]ng von einer deutshen oder 2 französischen Meilen“. In Konzept A4 verändert aus „eines jeden einzelnen Befehlshabers“. In Konzept D verändert aus: „wechselseitige [in Konzept A4 verändert aus „gegenseitige“] Unterstützung derselben, auf die Erhaltung des Zusammenhanges“. In Konzept A4 folgt gestrichen: „und hierin hängt nicht sellten in diesen Augenblik von den Befehlshabern d[e]r Corps und Armeen mehr ab als von den Feldherrn.“ Die anschließenden vier Sätze dort nachträglich hinzugefügt. Die folgenden drei Wörter in Konzept D hinzugefügt. In Konzept A4 verändert aus „auf 1/4 Meile“. In Konzept D verändert aus „und hier“. In Konzept D verändert aus „von den Unterfeldherrn fast alles ab. Sie müssen mit ihren Armee-Corps in den Bewegungen“. In Konzept D verändert aus „im Zusammenhange auf das vortheilhafteste nach dem Terrain, der Stellung und den Fehlern, welche der Feind macht“. In Konzept A4 verändert aus „so ist bei dieser Bewegung während der Schlacht gar nichts zu thun, keine Ordnung zu haben, keine Zusammenstimmung in der Bewegung zu erhalten; selbst die geschicktesten Armeen agiren alsdann ohne“. In Konzept D folgt gestrichen: „keine Hülfe mehr, so ist“. In Konzept D verändert aus: „auch hier fehlt in Hinsicht der augenbliklichen wechselseitigen Hülfe“.

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menstimmung der Bewegungen und Angriffe der verschiedenen Haufenfz, und die größte Aufopferung der Truppen führt sehr oft unter den Umständen zu keinem glüklichen Erfolgega, und da, wo höchstens ein Angrif ohne Erfolg hätte statt finden können, trit aus Mangel der Harmonie in der Wirksamkeit des Ganzen oftgb eine allgemeine Flucht ein. Die französischen Armeen haben in dieser Hinsicht einen großen Vorzug vor allen andern. Sie haben zwekmäßige Unterabtheilungen in der ganzen Streitmasse und nicht allein an der Spizze des Ganzen ein großes Genie, sondern auch an der der Armee-Corps, Divisionen u. s. w.gc durch den Krieg gebildete, durch Muth und Fähigkeit sich hervorgethahene Befehlshaber. Ist bei ihnen die Einleitung zur Schlacht einigermaßen dem Umständen angemessen getroffen, so wissen die Befehlshaber der ArmeeCorps nach den Stellungen und Bewegungen des Feindes, den Fehlern desselbengd, dem Terrain u. s. w. auf eine zwekmässige Art zu agiren, die Vortheile des Augenbliks zu ergreifen, und so denge Plan des Kaisers auszuführen. Andere Armeen standengf bisher sowohl in Hinsicht der zwekmäßigen Abtheilungen in den Armeen, als der geschikten und unternehmenden Unterbefehlshaber gegen die französischen zurük; dazu fehlte nicht selten den Unterbefehlshaberngg der gute Willegh, zum großen Zwekke (zum Siege) ohne alle persönliche Rüksichten aus allen Kräften zu wirken. Die Furcht vor den Ob[e]rbefehlshabergi, dem Kaiser, welche in der französischen Armee herrscht, findet in andern weit weniger statt; Kabale[n] gegen den Oberbefehlshabergj, welche in den französishen Armeen mit dem Tode bestraft würden, gehen in andern ungestraft, oft sogar unbemerkt durch. Man kann daher gewiß seyn, daß die französischen Armeen bei den Schlachten siegen, bei denen sie mit ihren Feinden manövriren, bei denen während der Schlacht neue Stellungen oder Bewegungen eintrefz

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In Konzept A4 verändert aus „greift man an, so fehlt in Hinsicht der Zeit, der gegenseitigen augenbliklichen Umstände, der wechselseitigen Hülfe [verändert aus „Zusammenstimmung“] der verschiedenen Theile der Armee die Zusammenstimmung, so ist alles“. Das anschließende Satzende in Konzept A4 nachträglich hinzugefügt. In Konzept D verändert aus „bei so weniger Harmonie in der Wirksamkeit des Ganzen“. In Konzept D verändert aus „Sie haben nicht allein ein großes Genie an ihrer Spizze, sondern sie haben auch zwekmäßige Unterabtheilungen in der ganzen Streitmasse und an der Spizze derselben“. Statt „derselben“. In Konzept A4 folgt, hinzugefügt und wieder gestrichen: „großen“. In Konzept D verändert aus „Bei andrn Armeen stehet man“. In Konzept A4 verändert aus „Befehlshaber“, zunächst zu „einzelnen Befehlshaber“. In Konzept D verändert aus „nicht selten der gute Wille der Unterbefehlshaber“. Die folgenden zwei Wörter in Konzept D hinzugefügt. In Konzept A4: „Cabale gegen den erst[e]n Befehlshab[e]r“.

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ten. Bei Aspern war dieses (außer des allgemeinen Vorrükkens in einem kleinen Raumgk) nicht der Fall; es fanden keine allgemeine Bewegungen in den gegenseitigen Armeengl wie bei Wagram und andern Schlachten statt.gm Um die Vorzüge der französischen Armee in der hier angeführten Hinsicht mehr ins Licht zu sezzen, wollen wir nur hier der Hauptvorgänge dergn Schlacht bei Eylau erwähnen. Diese Schlachtgo fiel auf einen so konzentrirten offenen Terrain vor, daß man glauben sollte, daß bei ihr eine Armee wie im Uebungs-Manöver hätte geleitet werden können, und daß daher bei ihr die obige bessere Organisation der französischen Armee nicht so entscheident hätte seyn können, als sie es dennoch war. Die französische Armee bestand in 4 Armee Corps, also in 4 kleinen Armeen. Das Davoustsche erhielt den Befehl, den linken Flügel der Russen zu umgehen, die Division von St. Hilairgp diesen Flügel von vorn anzugreifen, das Armee-Corps des Generals Augerau traf auf die Mitte und das des Generals Soult auf den rechten Flügel der russischen Armee. Die Garden und einige Kavallerie-Reserven machten die Reserve des Ganzen und befanden sich hinter dem Mittelpunkte der französischen Armee.gq Auf der rechten Flanke der russischen Armeegr sollte das ArmeeCorps des Marschalls Ney agiren, welches aber erst gegen Abend ankam. Der Kaiser befand sich hinter der Mitte der Schlachtordnung auf dem Kirchhofe in Eylau, wo er das Ganze am besten übersehen konnte, doch waren die beiden Flügel-Armee-Corps, theils wegen des Terrains, theils wegen der Entfernung, außerhalb seines Gesichtskreises. Er blieb auf diesen Flek (der übrigens noch innerhalb des feindlichen Kanonschusses laggs) während der ganzen Schlacht, und war dadurch im Stande, das Ganze, so fern es in einer großen Entfernung und bei bedeutendem Zeitverluste möglich ist, im Zusammenhange zu er-

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Diese Parenthese in Konzept A4 nachträglich hinzugefügt. In Konzept D folgt gestrichen: „in großen Abständen“. In Konzept A4 folgt gestrichen: „Bei Eilau wurde die Schlacht nicht vollkommen entshieden, es kam nur ein Flügel von beiden Armeen in Bewegung.“ In Konzept A4 verändert aus „will ich nur hier die“. In Konzept D verändert aus: „erwähnen; sie“. Das anschließende Satzende in Konzept D verändert aus „den linken Flügel von vorn angreifen, der ............ die Mitte und ................ rechten Flügel.“ In Konzept D verändert aus „Die Garden und einige Cavallerie Reserven machten die Reserve und den Mittelpunkt der Schlachtordnung bei Eylau aus.“ In Konzept D verändert aus „Gegen den rechten russischen Flügel“. In Konzept A4: „sich bef[an]d“. Nach der Klammer folgt in Konzept D gestrichen: „wie es scheint“.

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halten. Doch agirten die beiden Flügel-Armee-Corps ganz ohne seine Leitung nach dem ihnen vorgeshriebenen Zwekke. Die französische Armee grif also mit 21/2gt Armee-Corps die Fronte und mit 2 die Flügel an; eines (die Garde) blieb nebst einigen KavallerieReserven hinter der Mitte bei dem alles leitenden Feldherrn. Jedes Armee-Corps war wieder in 3 Divisionen getheilt, jedes hatte alle Waffen bei einander: Infanterie, Kavallerie, Artillerie, welche in wechselseitiger Unterstüzzung in allen Umständen, in allem Terrain fechten konnte[n]. Wie natürlich, wie einfach, wie zwekmäßig ist das alles geordnet! Dagegen warf man nungu einen Blik auf die Schlachtordnung der russischen Armee. Sie stand in einergv geraden Linie, ohne alle Flügeldekkung; auf dem linken Flügel hatte sie nahe hinter dem Flügel eine vortheilhafte nicht besezte Anhöhe, der Flügel stand im Grunde. Im ersten und zweiten Treffen stand Infanterie in Linie, im dritten in Kolonne; hinter dem dritten Treffengw stand die Kavallerie in 3 Haufen vertheiltgx, und zwischen ihnen Reserve-Infanterie, nahe vor dem linken Flügel und dem Dorfe Serpallengy, in einen Wiesen-Grunde, mit Anhöhen umgeben, stand ein abgesondertes kleines Corps unter dem General Barklay de Tolly plazirt. Der Kaiser hielt warscheinlich die Armee bei der kleinen Fronte für ein abgesondertes Armee-Corps, sonst hätte er es nicht eher in der Fronte angreifen lassengz, bis der Marschall Davoust in der Flanke der russischen Armee gewesen wäre.ha Alle Frontangriffe wurden von den Russen abgeschlagen, obgleich ihre Stellung auf ihren linken Flügel sehr schlecht warhb. Indessen kam das Armee-Corps des Marschall Davoust von Sausgarten in die linke Flanke der russishen Armee an. Wäre die russische Armee, wie die französische, in 4 Armee-Corpshc getheilt gewesen, so hätte man davon 3 in der Schlachtordnung aufgestellt und das 4te in Reserve gehabt, und mit diesem und 1 oder 2 Kavallerie-Reserven hätte man sich dem Davoustschen Corps entgegen gestellt. Da aber kein von allen Waffen zusammen geseztes Corps vorhanden war, so nahm man einzelne gt gu gv gw

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In Konzept D verändert aus „3“. In Konzept A4: „Dagegen werfe man“. In Konzept D folgt gestrichen: „fast“. In Konzept D verändert aus: „stand Infanterie, im ersten in Front, im zweiten theils in Front, theils in Colonne; hinter den zweiten“. Die folgenden vier Wörter in Konzept D hinzugefügt. Das anschließende Satzende in Konzept D verändert aus „war in einen Grunde ein abgesondertes kleines Corps unter dem General Barklei de Tolly plazirt.“ In Konzept A4 verändert aus „sonst würde er es nicht eh[e]r in der Front angegriffen haben“. In Konzept A4 folgt gestrichen: „Dieses Mißverständniß veranlaßte“. In Konzept A4 folgt gestrichen: „und weit beßer gewesen wäre, wenn sie den Flügel ungefehr 700 bis 1000 Schritte zurük gebogen hätten.“ In Konzept A4 verändert aus „mehrere Armee Corps“.

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Infanterie- und Kavallerie-Brigadenhd und suchte damit das Armee-Corps des Marschalls Davoust aufzuhalten; es standen also in der Eile zusammen geworfene einzelne Brigaden, ohnehe Ensemble, ohne wechselseitige Unterstüzzung aller Waffen, gegen ein in sich wohl organisirtes ArmeeCorps. Dies siegte daher bald; der linke Flügel der ganzen Armee mußte nun zurük, und nur die große Bravour der Truppen und die reitende Artillrie, welche bei Auklappen zur rechten Zeit eine Position nahm, hinderte eine gänzliche Flucht. Der linke Flüge war indessen von dem Schlachtfelde verdrängt und mit ihm der Feldherr. Die französische Linie hatte mit den rechten Flügel das Dorf Kuschitten besetzt und von da ging die Linie etwas einwärts gebogen, Auklappen vor der Front habendhf. In diesen Augenblik kam ein Theil des preußischen Corps an (9 Batail. u.hg Eskad.), nahm das Dorf Kuschitten und drang bis in das Gehölz von Auklappen vor. Es würde diesen Angrif nicht geschwind genug ausgeführt haben, wenn es nicht in sich organisirt gewesen wär, wenn nicht Infanterie, Kavallerie und Artilleriehh in vollkommenster Einheit zum Zwekke unaufhörlich in Bewegung, in Wirksamkeit gewesen wäre[n]. Man siehet hier, daß aus Mangel der organisirten Corps der linke Flügel der russischen Armee geschlagen wurde und daß das daraus entstehende Unglük durch ein in sich organisirtes kleines Corpshi ohne große Aufopferung bald hergestellt wurde.

349. Denkschrift

[?, nach 1809]

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 265 fol. 34r, 44r–45v (41/4 S.): Konzept, Greulichs Hand, mit eigenhändigen Abänderungen, unvollendet.a Konzept, eigenhändig, unvollendet: ebda., Nr. 261 fol. 63r–64v (4 S.).b Druck: Huck, S. 174ff. hd

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a

b

In Konzept D verändert aus „Dies war aber bei der Eintheilung und Schlachtordnung der russischen Armee nicht möglich. Man nahm nun einzelne Infanterie und Cavalerie Brigaden“. Die folgenden zwei Wörter in Konzept D hinzugefügt. In Konzept D folgt gestrichen: „auf die Kirche von Eilau.“ Dieser Satz in Konzept A4 nachträglich hinzugefügt. Danach eine freigelassene Lücke. In Konzept A4 verändert aus „hätten nicht Inf., Cav. u. Artillrie ein Ensemble“. Die folgenden drei Wörter in Konzept D hinzugefügt. Es handelt sich um die im Verlauf der Redaktion entfernten, hierzu am Rande mit Rotstift markierten Abschnitte des Teilkonzepts D zu Nr. 348, vgl. dort Anm. b und de. Der Text enthält drei Absätze der Denkschrift Nr. 350; die dort vorgenommenen Veränderungen sind hier bereits berücksichtigt, vgl. dort Anm. w. Es handelt sich um die entsprechenden Teile des in Anm. c zu Nr. 348 erwähnten Teilkonzepts A3.

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I. Stabschef und Geheimdiplomat (März 1811–März 1812)

Bei der Redaktion des Memoirs entfernte Ausführungen zur französischen Armee. Befehlshaber. Kriegserfahrung. c

III. Einige wichtige Vorzüge der französischen Armeen vor allen andern §.d Die wichtigsten Vorzüge der französischen Armeen vor allen andern bestehen 1.)e in der größern Mobilitätf, sowohl in den Operationen, als in Gefechten und Schlachten, 2.) in der größern Kriegeserfahrung, 3.) in der bessern Besezzung der höhern Officierstell[e]ng. [...]h

3.

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Vorzüge der französischen Armee durch die größere Fähigkeit und Entshloßenheit ihrer Befehlshaber.i Die französische Revolutionj, welche alle konventionellen Verhältnisse, alle Vorurtheile des Standes, alle Konnexion der höhern Stände gänzlich vernichtete, in der man in dem Drange der Umstände nur da Hülfe suchte, wo sie zu finden war, ohne auf irgend andere Verhältnisse Rüksicht zu nehmen, brachte die unternehmendsten, geschiktesten und erfahrensten Männer zu den erstenk Befehlshaberstellenl. Bei andern Armeen war nicht die Gelegenheit, diese Mäner kennen zu lernen; das Herkommen,m die Privilegien, die Vorzüge der höhern Stände, dien Gewohnheit der Besezzung der Befehlshaberstellen nach dem Dienstalter,o Darüber in Konzept A3 die damals vorgesehene Gesamtgliederung: „I. Fehler, welche bei den russischen Armeen mehr als bei andrn stattfinden II. Fehler, welche die russischen Armeen mit andern gemein haben III. Einige wichtige tactische Vorzüge der französischen Armeen vor allen andern IV. Daß nicht ein Befehlshab[e]r der Armee die in derselben herrshende[n] Fehler der Organisation u. s. w. gut machen könne“. Das Paragraphenzeichen nur in Konzept D. In Konzept A3 verändert aus „3.“, ebenso die folgende „2.“ aus „1.“ und die „3.“ aus „2.“ Am Rande dieses Absatzes steht dort: „NB. nach den Numern zu ersetzen“, dementsprechend sind in der Vorlage die Punkte und in der Folge die Ausführungen dazu verschoben worden. Folgt gestrichen: „in allen Bewegungen“. Eigenhändig verändert aus „Posten“. Hier wäre der als 3. Kapitel von Nr. 348 benutzte Teil der Konzepte zu interpolieren. Der folgende Abschnitt beginnt in der Vorlage auf fol. 44r, in Konzept A3 auf fol. 63v unten. Diese und die folgende Überschrift eigenhändig hinzugefügt. Danach gestrichen: „2.)“ bzw. „3.“ Diese Zahlen in Konzept A3 jedesmal verändert aus „1.“ In Konzept A3 verändert aus „Durch die Revolution, durch den beständ[i]g[e]n Krieg haben sie Männ“. Eigenhändig hinzugefügt. In Konzept A3 folgt gestrichen: „Dies ist ein groß[e]r Vorzug, der in andern Staaten nicht stattfand und der daher“. Die folgenden zwei Wörter in Konzept A3 nachträglich hinzugefügt. Die folgenden zwei Wörter eigenhändig hinzugefügt. Die folgenden Wörter bis „Hofleute“ in Konzept A3 nachträglich hinzugefügt.

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die Konnexion der Familien und der Hofleute und hundert andere Ursachen verhinderten eine gute Auswahl der Befehlshab[e]r der Armeen, Corps, Brigaden, Regimenter u. s. w. Man wird in diesen Punkt bei andrn Armeen die Vorzüge der französischenp sich nie ganz zueignen, die Nachtheile der russischen Armee aber dadurch mildern können, daß man so viel als möglich Befehlshaber unter 45 Jahren wählt, welche die lezten Kriege mitgemacht haben. Je älter der Mensch wird, wenn er erst 45 Jahr passirt ist, desto mehr nimt seine Energie, Unternehmungsgeist und seine körperlichen und geistigen Kräfte ab, besonders bei großen körperlichen Fatiguen und wenn dabei Besorgnisse, Anstrengung des Geistes u. s. w. statt finden. Es giebt zwar Ausnahmen, man kann aber bei diesen nicht vorsichtig genug seyn, wenn man sich nicht täuschen will. Junge kraftvolle Männer werden auch nicht immer den Erwartungen entsprechen, man wird auch bei ihnen zu Zeiten eine unglükliche Wahl treffen, aber nicht so oft als bei den ältern. 4.

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Vorzüge der französischen Armeen in der größern Krieges-Erfahrung Durch den unaufhörlichen Krieg, welche[n] die französishe Nation in allen Ländern, in allen Klimaten seit 20 Jahren führet, hatq sie eine größere Kriegeserfahrung erlangt als alle übrige Nationen. Die kriegeserfahrenen Armeen haben einen großen Vorzug vor andern Armeen von gleicher innrer Beschaffenheit.r [...]s

Eigenhändig verändert aus „Man wird hier die Vorzüge der französischen Armee“. In Konzept A3 verändert aus „welche die Franzosen in allen Länd[e]rn, in allen Climaten führen, haben“. In Konzept A3 steht unten auf fol. 63r: „(No 1 Hier folgt das auf and[e]rn Blätt[er]n Vorgestrichene)“. Auf fol. 63v folgt in Konzept A3: „Es ist für die russischen Armeen sehr wichtig, daß bei ihrer Führung solche Maßregeln getroffen werden, daß die großere Krieges Erfahrung der französischen, die größere Geschiklichkeit in der Führu[n]g der Armeen, welche Napoleon als ein groß[e]r Genral über seine Gegner haben wird, auf eine andere Art so weit als möglich ins Gleichgewicht und dann durch die eigenthümlichen Vorzüge der russish[e]n Armeen ein Uebergewicht hervorgebracht werde. Winter Feldzüge, zumal in Polen, lassen in Kampf mit der Wittrung und den unentbehrlichen Bedürfnissen des Marsches bei den weichlichern südlichen Nationen keine so vollkomne Benutzu[n]g des Terräns u. der Umstände zu als die im Sommer, und werden daher immer für die französischen Armeen [un]glüklichre Resultate als die Sommer Feldzüge geben. Man erinnere sich an den Winter Feldzug von 1806 u. 1807. Gute [verändert aus „Feste“] Positionen, wo die Schlacht sich in regelmässige Gefechte verwandelt, in der keine besondern Bewegungen bei der Armee währ[e]nd der Schlacht vorkommen können“. In der Vorlage folgt hier die in Nr. 350 angestrichene Passage, zum Text vgl. dort ab Anm. w.

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I. Stabschef und Geheimdiplomat (März 1811–März 1812)

350. Denkschrift

[?, 1807/1811?1]

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 156 fol. 2r–6v (9 S.): Konzept, eigenhändig, unvollendet. Druck: Klippel III, S. 624–628, danach Gersdorff, S. 391–400, und Usczeck/Gudzent, S. 326–330. Faktoren mit Einfluß auf den Ausgang von Schlachten und Kriegen. § 1–2. National und nach Zeitalter unterschiedliche Kriegstüchtigkeit. § 3. Kriegserfahrung. § 4. Politische und militärische Organisation. § 5. Die Begabung großer Feldherren und die Grenzen ihrer Wirkung.

Ein[i]ge allgemeine Bemerku[n]g[en] über das Kriegesglük Man hata in unsern Zeiten den Ausgang einer Schlachtb bei den in Kampfe stehenden Armeen nach der[e]n physischen Streitmitteln und den Talenten des Generals beurtheilen wolln, ohne auf andere Umstände Rüksicht zu nehmen. Wird ein stehendes Heer von einem gleich starkenc oder gar schwächern geschlagen, so schreibt man ohne alle andern Rüksichten den glüklichen Ausgang der Schlacht den Fehlern des Generals des geschlagenen Heers zu, oder man erklärt ihn aus der größern Erfahrung und den überragenden Talenten des siegenden.d Andere haben sich bemühet, den Ausgang des Krieges bloß aus der geographischen Lage des Kriegestheaters zu erklären. Sie haben eine mitwirkende Ursach für diee alleinige ausgegeben und den genialischen Blik eines englishen Generals für eine geometrischef Aufgabe gehalten. Diese falschen oder doch einseitigen Ansichten haben die hier folgende Aufzählungg der vornehmsten Ursachen eines glüklichen oder unglüklichen Krieges veranlaßt. Die richtige Beurtheilungh der wirkenden Ursachen bei den glüklichen oder unglüklichen Ausgang eines kriegerischen Ereignisses oder eines Krieges ist für den Staats und Kriegesmann gleich wichtig.i a b c d

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1

Folgt gestrichen: „von jeher, vorzüglich aber“. Verändert aus „eines Kampfes“, die folgenden sechs Wörter nachträglich eingefügt. Statt „gleich stärkern“. Folgt gestrichen: „Heerführers“, dann zwei durch dichte Schraffur gestrichene Zeilen und danach gestrichen: „Diese Beurtheilung ist oft sehr falsch, ein glüklicher Krieg hängt nicht bloß von den Genie des Heerführers und der Stärke des regelmäßigen Heers ab, es sind noch eine Menge andere Ursachen, welche auf demselben oft den entscheidensten Einfluß haben.“ Folgt gestrichen: „Totalursach“. Verändert aus „arithmetische“. Folgt gestrichen: „der auf den glüklichen Ausgang eines Krieges wirksamen Ursachen“. Verändert aus „Kenntniß“. Folgt gestrichen: „Sie erfordert richtige Begriffe von der Führung des Krieges und Menshenkentnisse. Talente, Kentnisse u. Erfahrung müßn sich dazu vereinen.“ Der Text erwähnt die Schlacht von Preußisch Eylau, einige Abschnitte wurden in Nr. 349 übernommen. Gersdorff datiert die Schrift auf 1811, Klippel und Usczeck/ Gudzent auf 1812.

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Wir können hier zu derselben wenig beitragen, unser Zwek gehet hier nur dahin, auf die einseitigen u. unrichtigen Ansichten aufmerksam zu machen.j –

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§1 Die Erfahrung lehrt, daß die nordischen Völkerk, die Normänner (Norweger), Schweden, Russen u. s. w. eine gleichmäßigere (eine sich unter allen Umständ[e]n immer gleiche) Bravourl in allen Kriegen gezeigt haben, als die südlichen. Bei diesen scheint die Bravour mehr von Umständen, von derm Stimmu[n]g der Nation, dem Geist der Regieru[n]g u. s. w. abzuhängen. Nicht allein dien mittlere Geschichte, sondern auch die neuere beweiset dies so üb[e]rzeug[e]nd, daß derjenige, welcher es leugnen wollte, welche[r] einzelne Fälle gegen die Allgemeinheit aufstellen wollte, nur verriethe, daß er die Lehre der Erfahrungen in der Natur, wo immer nuro auf die größere Summe gerechnet werden kann, nicht aus den Ereignissen abzuleiten fähig wäre. Canta Cruz2, der eine ungeheure Geschichtskunde mit eigener Menschen und Weltkenntnisse verband, schreibt die größere Bravour der nordischen Völker einem Mangel am lebhaften Gefühle, einer gewissen Unempfindlichkeit, welche durch dasp strenge Klima, die Lebensweise in demselben, den Mangel der Befriedigu[n]g so vieler Bedürfnisse, der nicht bei den südlichen Völkern in der Maße stattfindet [zu].q Dazu kömmt noch, daß die nördlichen Völkerr nicht allein die Fatiguen weit beßer ertragen, sond[e] rn bei ihnen u. dem Mangel der gewöhnlichen Lebensmittel, welch[e]r in Kriege so oft eintritt, nicht unzufried[e]n, od[e]r doch nie so unzufrieden als die südlichrn Völker, zumal die aus den cultivirtsten Staaten, sind. Schon der letzte Umstand macht, daß sie nicht allein mehr als andere Völker in Kriege leisten können, sondern, daß sie auch dabei guten Muths sind, wenn andere sich unglüklich und in einer verzweifelten Lage glauben. Der Text bis hier (fol. 2r–v, 11/2 S.) wurde nachträglich hinzugefügt. Zu Beginn von fol. 3r zunächst noch einmal die Überschrift, hier verändert aus „Einen Blik auf die Brauchbarkeit der Armeen verschiedener Nationen, Caracter der Armeen“ und „Ueber den Charactr der Armeen unser Zeit“. Am Rande dort außerdem die gestrichene Zwischenüberschrift „1. Capittel. Allgemeine Bem[e]rk[u]ngen“. Verändert aus „Nationen“. Verändert aus „eine größere physische Bravour“. Folgt gestrichen: „Bildung“. Folgt gestrichen: „ältern Ereignisse, sondern“. Folgt gestrichen: „aufs Allgemeine“. Folgt gestrichen: „rauhe“. Zu Beginn der hier anschließenden Seite (fol. 3v) steht gestrichen ein Fragment eines anderen Textes: „drei Divisionen getheilt; die ganze Macht zerfiel nun in 10 bis 11 Armee Corps, jedes Armee Corps in 3 Divisionen und eine oder 2 Cavalerie Reserven.“ Verändert aus „Hierzu kömmt noch nach meiner eignen Erfahrung, daß diese Völker“. Der spanische General Don Alvaro Marqués de Santa Cruz de Marcenado und seine „Reflexiones militares“ wurden im zweiten Band vorgestellt.

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§2 Ein Volk erscheint uns zu einer Zeit tapfer, zu einer andern feig. So sind z. B. die jetzigens Italiäner feig in Vergleich mit den Römer[n] zur Zeit der ersten Könige u. d[e]r Republik.t Die römishe Verfaßung sicherte nicht allein die politische Existenz der Nation, sondern sie mußte auch ein[en] jed[e]n zu[m] Welteroberer machen.u Die Holländer hatten noch vor 200 Jahren den Ruf eines sehr tapfern Volks; da aber die Nation nachher ihre ga[n]ze Glükseeligkeit, Erhaltu[n]g und Ehre in die Erweitru[n]g ihres Handels setzte, so wirkte dies sehr bald auf den Geist, man nahm nun Ausländ[e]r zur Vertheidigu[n]g des Vaterlandes, und Holland war verloren. Fast alle Völker, von den[en] die Geschichte weiter hinausreicht, haben abwechselnde Perioden des hohen Muths u. der Feigheit, die nordischen sind dieser Abwechselung weniger unterworfen. §3 Oft zeigen sich in kurzen Zeiträumen die Armeen eines Volks auf eine ganz verschiedene Art. Die Ursach liegt dann gewöhnlich in mehrern Umständen; oft in derv Krieges Erfahrun[n]g, in der Gewöhnung an den Krieg u. s. w. w Es ist sehr natürlich, daß eine Armee, die Krieg geführt,x nicht allein an die Fatiguen des Krieges gewöhnt, sondern [es] auch an die Gefahr ist, und sich in jeder Lage des Kriegsy beßer zu nehmen weiß, als die, welche hierin ganz neu ist.z Wenn der gemeine Soldat mehrere Male im Feuer gewesen und glüklich wied[e]r aus demselben gekommen ist, so glaubt er, dies werde immer der Fall seyn; der Officier hat dieselben Gefühleaa, lernt die Unordnungen, welche in den Gefechtab unvermeid-

Statt „jetziger“. Verändert aus „zur Zeit der Republik.“ Folgt gestrichen: „Die nachherige Regierungen Italiens [verändert aus „Die größtentheils geistlose Regierungen, die danach, als die Religionskriege aufhörten u. die Duldu[n]g verlangten, stürzten“] reitzten nicht die Thätigkeit der Nation, hinderten sie nicht in Weichlichkeit, in heimliche Laster aller Art h[e]runterzusinken.“ Verändert aus „in den Mangel der Erfah“. Der anschließende Rest des Paragraphen am Rande mit „(NB)“, „No. 1“ und Strichen markiert, die aber wiederum mit mehreren Strichen durchkreuzt wurden. Diese Passage wird am Ende von Nr. 349 verwendet, vgl. dort Anm. s. Verändert aus „Eine Armee, die im Kriege gewesen“. Verändert aus „in jeden Umständen“. In der Vorlage folgen etwa fünf durch dichte Schraffur unlesbar gemachte Zeilen. Verändert aus „der Officier fühlet eben dies, wird gleichmüthiger gegen die Gefahr, gegen die Auftritte des [welcher] muthiger“. Die anschließende Passage in Nr. 349 eigenhändig verändert zu: „Ueberdies lernt der Officier im Kriege die Unordnungen, welche in dem Gefecht unvermeidlich sind, mindern oder den bösen Folgen derselben zuvorzukommen, die Menschen (bei dem Reiben [...]“. Folgt gestrichen: „vorkommen“.

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lich sind, zu mindern oder den bösen Folgen vorzukommenac, lernt die Menschen bei den Reiben so vieler Leidenschaften,ad bei den Entgegenstreben von Muth u. natürlich[e]r oder angeborner Furcht, in den Gewirr des Gefechts muthig und besonnen zu handeln, lernt den Gang des Gefechts kennen, der bei den einen in vielen Punkten wie bei den andern ist und nur durch eigene Erfahrung sich zugeeignet werden kann, lernt die Ideen, die er sich durch Lecture üb[e]r die Truppen Uebu[n]g im Friedn erworben hatte, anwenden. Das alles sind Eigenschaften, welche sich eine Armee nur im Kriege erwerben kann. Eine aguerrierte, eine durch Krieg gebildete Armee hat daher einen großen Vorzug vor eine andre.ae Das ganze Gebiet der Geschichte zeigt, daß die Völk[e]r oder die Theile der Völker nur große Thaten verrichtet haben, welche eine geraume Zeit Krieg geführt hatten.af

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Verändert aus „vorzukommen oder entgegenzuhelfen“. Verändert aus „bei den Gereibe von Furcht und Ambition“. Das anschließende Satzende in Nr. 349 verändert zu: „bei dem Entgegenstreben von Muth und natürlicher oder angeborner Furcht) in dem Gewirr des Gefechtes gleichmüthig und besonnen zu behandeln, den Gang des Gefechts kennen (der bei dem einen in vielen Punkten wie bei dem andern ist) und darnach seine Maßregel auf die eintretenden Fälle immer im voraus zu nehmen, die Ideen, welche er sich durch Lektüre und durch die Truppen Uebung im Frieden erworben hatte, anwenden.“ Der anschließende Satz beginnt dort mit „Dies“. In Nr. 349: „vor einer andern.“ Folgt gestrichen: „Einige Ausnahmen kommen hier, wie in allen Erfahrungs Resultaten, nicht in Betracht. Ich will nur [folgt gesondert gestrichen: „das ausführen, was in unsrer Zeit geshehen ist“] ein sehr auffallendes Beispiel anführen. Die französische Nation ist von allen Zeiten her für eine tapfre Nation gehalten worden, aber dennoch war sie in den ersten Zeiten der Revolution nach einen 30jährig[e]n Frieden nichts weniger als tapfer. Bei ............. [gemeint ist offenbar Valmy] war nur eine Canonade, [folgt gesondert gestrichen: „die ganze fr. Armee wär aufgelöset, hätte der Herzog [von Braunschweig] früher mit Nachdruk, als er die Franzosen fand, angegriffen“]. Die Schlacht bei Jemappes kan wohl nichts für ihre Tapferkeit beweisen, es waren 80,000 Franzosen u. eine ungeheure Anzahl Geschütze, 14.000 Deutsche, die Schlacht bei Neerwinden, Famars und alle kleinere Vorfälle beweisen den schwärmerischen Geist für die neue Verfaßung, nirgend zeigte sich aber [folgt gestrichen: „wahre große“] eine Spur von der Bravour, welcher nachher die französischen Armeen auszeichnete. Die Vorfälle bei Dünkirchen gaben zuerst den französischen Armeen Muth u. Zutrauen, weil sie von den Allirten so schlecht eingeleitet warn, daß die Expedition nicht glücken konnte, nachher wuchs der Muth mit den Fortschritten. Hätt[e]n sie anfangs mehr an den Krieg gewöhnte, in großer Harmonie der Operationen gestellte Armeen gegen sich gehabt, so würden sie ungeachtet der innern Macht u. der Festu[n]gen und andrn großen Streitmittel dennoch aus Mangel der Krieges Erfahrung geschlagn worden seyn.“ Links daneben eine gestrichene unvollendete Einfügung: „Man sah [statt „sach“] auch diesen Unterschied in unsrn Zeiten bei Austerlitz u. Jena. Es standen hier immer Erfahrne gegen Unerfahrne; bei spätern Vorfällen, Pultusk u. Eilau, sah man, obgleich der Vorzug der Erfahrung sich noch bei jeder Gelegenheit zeigte, doch nicht die so große Ueberlegenheit. Man wird freilich sagen, hier seyen die außern Umstände“.

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Von der andern Seite ist ab[e]r dennoch nicht zu leugnen, daß unter manchenah Umständen auch andreai den Mangel der Erfahrung durch Anstrengu[n]g, Klugheit u. Energie ersetzten, dann waren aber die Umständeaj nicht gleich; da führten die letzten meistens einen Erhaltungs (Freiheits) oder Religionskrieg oder aber die innere Beschaffenheit der Armeen, der Local- oder andern begünstigenden Umstände hatte hier einen entscheidenden Einfluß. Adam Schmid3 hat in seiner ...........ak mit großer Gründlichkeit diesen Gegenstand in einen eigenen Capitel4 ins Licht gesetzt; unter denal erfahrnen Kriegesgelehrten legen auf die Krieges Erfahrung Cantaam Cruz und Montecuculi5 einen großen Werth; Friedrich der Große scheintan nur in Hinsicht der Officiere einen besondern Werth auf die Krieges Erfahrung gelegt zu haben. § 4. Eine andere Ursach des Unterschieds derao Verschiedenheit der kriegerishen Thaten, welche ein Volk oft in kurzen Zeiträumen zeigt, ist die innere Anordnung des Gebrauchs der Streitmittel eines Volks. Wenn nur eine Schlacht über die Unabhängigkeit eines Volksap entsheidet, so ist seine Erhaltu[n]g den Zufall ausgesetzt, denn die Schlachten, darin stimmen alle großen Generaleaq überein, hingen nicht sellten von zufälligen Dingen ab.ar Friedrich der Große u. Napoleon waren die größten Feldherrn ihrer Zeit und mußten dennoch von den Feldherrn untergeordneter Klassen bei gleichen innern gegenseitigen Verhältnissen in der Der hier einsetzende Absatz in der Vorlage nachträglich hinzugefügt. Folgt ein überflüssiges „Nationen“. Davor gestrichen: „Verfahren“. In Nr. 349 verändert zu: „andere Mittel“. In Nr. 349 verändert zu „dann war aber die Lage“. Folgt gestrichen: „sehr schön ausgeführt“. Verändert aus „Alle“ und dann aus „Unsere“. In Nr. 349 eigenhändig verändert zu „St.“ Folgt gestrichen: „weniger als die Ältern“. Verändert aus „des“, es folgt gestrichen: „kriegerischen Benehmens“. Verändert aus „über ein Volk“. Folgt gestrichen: „von Friedrich den 2tn Großen“. Verändert aus „hingen sehr viel von Zufällen ab.“ Es folgt gestrichen: „das Genie Friedrichs des 2ten war den des F.M. Dauns eben so überlegen wie daß Genie Napoleons.“ Der Schotte Adam Smith (1723–1790) hatte in Glasgow und Oxford Naturwissenschaften, Theologie und Philosophie studiert, unterrichtete seit 1748 in Edinburgh und erhielt 1751 eine philosophische Professur in Glasgow. Nach Kontakten mit französischen und schweizerischen Physiokraten verfaßte er das für die von ihm geprägte Freihandelstheorie grundlegende Werk: An Inquiry into the Nature and Causes of the Wealth of Nations, London 1776 (erste deutsche Ausgabe: Eine Untersuchung über das Wesen und die Ursachen des Reichtums der Nationen, Leipzig 1776). Mutmaßlich gemeint ist der fünfte Teil („Of the Influence of Custom and Fashion upon the Sentiment“) von Adam Smith: A Theory of Moral Sentiments, London 1759 (erste deutsche Ausgabe: Theorie der moralischen Empfindungen, Braunschweig 1770). Raimondo Graf von Montecuccoli wurde im ersten Band vorgestellt.

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Armee bei Hochkirchen u. Maxen, bei Pultusk u. Eilauas erfahren, wieat sehr das Kriegesglük mit zu den glüklichen Erfolg eines Feldzugs gehört. Eine[m]au Volk, eine[r] Regieru[n]g, welches sich nicht bei dem Anfa[n]g eines Krieges auf die zufälligen Unglüksfälle gefaßt gemacht hat, welches nicht seine Anordnu[n]gen so getroffen, daß es, wenn das Glük ihn ungünstig ist, dennoch Hülfsmittel in sich nach Lage, Zeit u. Kräften findet, gehet es wie Oestreich 1805 u. Preussen 1806. av Die Kraft, die Consequenz in der Maßnehmung der Regierung,aw die Zusammenstimung der verschiedenen Aufbietu[n]gen der Streitmittel, hat einen großen Einfluß auf das Glük der Armeen. Als an die Stelle des kräftigen Wohlfahrtsausschuß u. der National Versamlu[n]g in Frankreich das bald in Schlafheit sich auflösende Directorium trat, shien das Waffenglük die französischen Armeen verlassen zu wollen; das Genie Napoleons rief gleich den Sieg wieder her, Einheit, Concert u. Kraft bezeichneten nun die Schritte der französischen Armeen. Diese Verändru[n]g der Dinge konnte nicht der General Bonaparte an der Spitze der Armee bewirken, es würde ihn wie den übrig[e]n Generalen an allen gefehlt haben, es würde bei ihn[en] in der Herbeischafu[n]g der Streitmittel und in der Kraftäuseru[n]g in Großen keine Harmonie stattgefunden haben, weil er nur einen Theil geleitet und da nur durch Genie ersetzt hätte, was sich auf diesen Wege ersetzen ließ. § 5. Zu den schnellen Veränderungen des Waffenglüks einer Armee kann ein Heerführer sehr viel beitragen; welch ein Unterschied zwischen den Operationen der Allirten Armee in 7jährigen Kriege unter Herzog Ferdinand und Herzog v. Cumberland, zwischen den Operationen der französishen Armeen unter den Prinzen von Cle[r]mont u. Marschal v. Broglio, zwischen den Operationen der oestereichschen Armeen unter den Prinz von Lothringen und General Laudon,ax zwischen den Operationen Napoleons als General 1796 u. s. w. unday der Generale Montesquiou, Jourdan.6 Verändert aus „in der Armee bei Hochkirchen und Eilau“. Folgt gestrichen: „wichtig“. Folgt gestrichen: „Nation oder“. Hier gestrichen: „Wir haben gesehen, wie in Frankr“. Die anschließende Parenthese (bis „der Streitmittel“) nachträglich hinzugefügt. Folgt gestrichen: „in [verändert aus „In“] unsern Zeiten“. Das Folgende verändert aus „des General Jourdans usw. Hier zeigt“. Wilhelm August, Herzog von Cumberland, verlor nach der Niederlage von Hastenbeck das Kommando der Alliierten Armee in Westdeutschland, danach führte sie Herzog Ferdinand von Braunschweig bis zum Ende des Krieges erfolgreich. Von Prinz Karl Alexander von Lothringen befehligte Armeen erlitten gegen die Preußen unter Friedrich II. auch bei hoher zahlenmäßiger Überlegenheit schwere Niederlagen, besonders bei Hohenfriedberg und Leuthen, Laudon kommandierte dagegen bei großen

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Diese schnelle Verändru[n]g findet aber nur dan[n] statt, wenn die Armeen eines Volks in gleichen innern Verhältnissen unter den veränderten Feldherrn stehen u. übrigensaz zwischen den gegenseitigen kein zu entschiedenes Uebergewicht in Hinsicht der innern Verhältnisse in den Armeen stattfindet. Den letzten Punkt hat man hin und wiederba nicht erwogen, man findet in den Schriftstell[e]rn unser Zeit hierüber sehr falsche Ansichten. Sie meynen, ein guter Genral siege mit jede Armee oder unterliege seinen Gegner nie, wenn das Verhältniß der physischen Kräfte nicht zu ungleich wäre. Sie irren sich hierin. Ist eine Armee schlecht organisirt, bestehet sie aus verweichlichten oder aus nicht an die Fatiguen des Krieges, nicht ans Feuer gewöhnten Truppen, aus unerfahrnen Unterbefehlshabern, fehlt es an Strenge, Disciplin, besonders in den obrn Graden,bb und lassen daher die innern Verhältnisse Cabale zu, so wird der gegenseitige General bei gleichen Eigenschaften beider Heerführer immer nach den Grade das Uebergewicht haben, nach den in sein[er] Armee die obigen nachtheiligen Verhältnisse weniger statt finden. Friedrich der Zweite sagt in den 1771 datirten geheimen Instruction[en]7 an seine Generale, 351. Aufzeichnung

[?, 1811?]

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 265 fol. 46r–49r (41/2 S.): Konzept, eigenhändig, unvollendet.

Inhalt des Memoirs über die russischen Armeen

Siegen wie Kunersdorf und Landeshut. 1769 eroberte Napoleon Bonapartes Italienarmee Norditalien und zwang Österreich zum Frieden, während General Jourdan nach der Niederlage seiner Sambre-und-Maas-Armee gegen die des Erzherzogs Karl bei Würzburg den Rückzug antreten und sein Kommando niederlegen mußte. Anne-Pierre, Marquis de Montesquiou-Fezensac (1739–1798), befehligte Ende 1792 die Armée du Midi, die Savoyen kampflos eroberte, wurde aber bald darauf aus politischen Gründen abgesetzt. Möglicherweise meinte Scharnhorst statt ihm aber Moreau, der 1796 nach den Niederlagen Jourdans und Bernadottes einen für seine Rhein-und-Mosel-Armee gefährlichen Rückzug antreten mußte. az ba bb

7

Folgt gestrichen: „in gleichen Lagen“. Verändert aus „hat man bisher“. Verändert aus „Ein guter General kann nicht mit einer schlecht geordneten Armee, mit verweichlichten oder mit nicht an die Fatiguen des Krieges gewöhnten Truppen, mit unerfahrnen Unterbefehlshabern“. Gemeint sind die schon in früheren Bänden erwähnten „Grundsätze der Lagerkunst und Taktik“, die 1800 in Leipzig unter dem Titel „Geheime strategische Instructionen Friedrichs des Zweyten an seine General-Inspecteurs“ verstümmelt gedruckt wurden.

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Nr. 351

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1. Capitel Die eigenthümlichena Eigenschaften der russischen Armeen. Durch eine seltene Bravour, eine unbedingteb Unterwerfung des Will[en]s der Obern, eine große Ausdauer in den Fatiguen des Krieges und eine zu bewundernde Hingebung bei Mangel an Lebensbedürfnissen zeichnete sich der russische Soldat seit Peter den Großenc vor andern aus. Wenn daher bei andern Armeen ein Angriffd in Flank, ein Durchbruch in irgendeinem Theil der Liniee die Schlacht entschied, die Flucht eines Haufens auf die übrigen üb[e]rging, so war dies nicht so bei den russischen – Zorndorf, Züllichau, Kunersdorf, Eilau. Die russischen Soldaten erstürmten Werke, die andere nur in der langsamen Form zu nehmen in Stande waren – Ot....................... Prag.1 Bei den russischen Armeen hat der Befehlshaber eine unumschränkt[e]re Gewalt als bei irgend andern; die Bande der Subordination sind f in ihnen so stark, daß die Intrige und Cabale an Tage der Schlacht schweigt. Bei andern nicht von deng Regenten geführten Armeen, bei den[en] der comandirende General nicht den ersten ihn folgenden Generalh mit dem Todte bestrafen kann (wo der Intrigant sich hinter die hier schwer anzuwendenden Gesetze verstecken kann)i, fehlt zu jeder Operation die Einsicht, Kraft und gegenseitige Unterstützung der Theilej. Die Disciplin hat nicht in den russischen Regimentern, wie in den meisten deutschen Heeren, nachgelassen.k Die russischenl Armeen sind nie in den Fehler einer zu großen Ausdehnung gefallen, wie die deutsh[e]n; die russischen Armeen haben nie das Unglük gehabtm, in abgesonderten Theilen geschlagen zu werden, selbst in ihren Positionen siehet man nie den Fehler, eine zu große Ausdehnungn. Sie erwar-

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j k

l m n 1

Verändert aus „vorzüglichen“. Verändert aus „gänzliche Hingebung in den Will[e]n und“. Folgt gestrichen eingefügt: „fast“. Verändert aus „Wenn bei andern Armeen ein Flügel Angriff“. Verändert aus „Armee“. Statt „ist“. Folgt gestrichen: „Souver“. Folgt gestrichen: „ohne Confirmation des“, verändert aus „noch auf der Stelle“. Die eingeklammerte Parenthese hinzugefügt anstelle von „wenn das Kriegesgericht diese Strafe über ihn ausspricht, werden Tage in der Vollstreckung der Befehle ve“. Verändert aus „und Kraft in allen Theilen.“ Dieser Satz hinzugefügt anstelle von „Bei den meisten europäischen Heer[e]n hat die Subordination in den Regimentern gelitten, besonders bei den Officiern. Bei den russischen Armeen hat man dies Uebel noch nicht wahrgenommen und auch hierin haben sie einen Vorzug vor den deutschen Armeen.“ Verändert aus „deutschen“. Verändert aus „Armeen sind nie corpsweise“. Verändert aus „in ihren Positionen haben sie nicht die Ausdehnung geliebt.“ Gemeint sind die in Nr. 348 genannten Festungen von Očakov bis Praga.

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ten mehr von ihre Bravour, vereinten Widerstande, als von der beß[e]rn Benutzu[n]g des Terräns u. s. w. Man trefe keine Veränderu[n]gen in den russischen Armeen, wodurch die Vorzüge vor and[e]rn verlohrn gehen, suche aber die Ursachen auf, durch welche bei so großen Vorzügeno sie dennoch geschlagen wurden. Bei den russischen Armeen scheinen manche Fehlerp ihren Grund in der Organisation und in den in ihr herschenden Ansichten von der Führu[n]g des Krieges zu habenq. Die Unbeweglichkeit der Armeen, auch sogar nach Schlachtenr, die schlechte Wahl der Positionen, die Fehler der Schlachtordnu[n]g in der zu nahen Aufstellu[n]g der Treffen u. Colonnen hinter einand[e]r und in den Mangel in sich wohl organisirt[e]r Co[r]ps von allen Waffens, das Ausfalln einzelner Theile gegen den angreif[e]nd[e]n Feind während der Schlacht und die dadurch entstehende Oefnung in der Linie fall[e]n nicht allein den comandir[e]nd[e]n General, sondern auch der Verfaßu[n]gt und den herschenden Geiste der Armee zur Last, und nur die höchsteu Armee-Behörde kann hierin eine bleibende Verbeßeru[n]g bewirken. 2tes Capitel Ueber die tactishen und strategishen Fehler der russishen Armeen in den Feldzügenv 1806 u. 1807 in Ostpreussen Die französischen Armeen warn in 6 Arme[e] Co[r]ps, jedes in 3 Divisionen, getheilt; die russischen hatte[n] keine Eintheilung in Armee Corps. Die französischen Armeen hatten den Kais[e]r als Genrallissimus und 6 Ob[e]r Genrale mit ihr[e]n wohlorganisirten Genralstäben, Verpflegu[n]gsbehörden u. s. w. Die o p

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Folgt gestrichen: „der Armee Unglüksfälle aller Art“. Verändert aus „Die Fehler der Organisation, welche man bei den russischen Armeen geseh[e]n hat und welche eben so sehr aus der“. Folgt gestrichen hinzugefügt: „scheinen, als in der“. Danach gestrichen: „1. Unordnung in der Recrutirung. Die Regimenter sind nicht vollzählig, weil der Chef dadurch profitirt; die Recruten kommen zu spät an und sterben zum Theil, ehe sie ankommen, aus Mangel an guter Verpflegu[n]g. Führung Die Kunst, die Armee immer vollzählig zu erhalten Die Schwäche der Armeen, der Mangel (die große Anzahl der zu allen Zeiten manquirenden Manschaften bei den Regimentern) Die zu nahe Aufstellung der Treffen u. Colonnen hint[e]r einander; die Unbeweglichkeit“. Verändert aus „besonders nach einer gewonnen[en] Schlacht, der Mangel einer gut“. Die anschließende Passage bis „Oefnung in der Linie“ nachträglich hinzugefügt anstelle von „und mehrere andere“. Das anschließende Satzende nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „oberste“. Verändert aus „Jahren“.

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Nr. 352

russische hatte für die Geshäfte jener Männer u. Behörden nur den com[an]dir[en]d[e]n Genral, seinen Genralstab und eine Verpflegu[n]gsbehörde. Es war daher nichts natürlicher, als daß man bei der russischen Armee das Terrän und die Hülfsmittel des Landes nicht kannte, die Fehler des Feindes nicht benutzen, die Operationen oft nicht nach der Beshaffenheit des Landes einrichten konnte. Daß die Bewegungen der ganzen Masse nur äußerst la[n]gsam geschahen, in der Schlacht fast gar keinew Bewegu[n]g des Ganzen zu einem großen gemeinschaftlichen Zwek statt finden konnte. Wir sahen, daß die russischen Armee[n] in Januarx und Junie 1807 zwish[e]n die feindlichen Quartierey fiel[en] und gleich aus Ma[n]gel richtiger K[e]ntn[i]sse des Landes, der Bewegu[n]g[en] des Feindes u. s. w.z zwischen denselbenaa unbeweglich stehen blieben, währ[en]d die französischen Armeen sich schnell versammelten und ihre Operationen planmäßig einleiteten, wir sahen, so wie die französischen sich in Bewegu[n]g setz[t]en, die russischen Armeenab auf den Rükzuge, als wär[e]n sie schon geschlagen. Keine gute Stellu[n]g[en] sind für sie ausgesuchtac, der comandire[n]de Genral wählt seine Stellu[n]g[e]n nach der Schrötershen Karte und die Größe der Märsche, welche er in einem Tage thun kann. Bei Eilau war kein Flügel gedekt, der linke stand in niedern Wiesen und wär nur wenig zurükgezogen vortheilhaft gestellt gewesen. Zwischen Eilau u. La[n]desberg 352. Aufzeichnung

[?, nach 1809?]

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 271 fol. 2r–v (11/2 S.): Konzept, eigenhändig.a Gliederung zu einer Schrift über die Taktik seit der Mitte des 18. Jahrhunderts.

Entwurf. Ueber den Geist der Taktik in den verschiedenen europäischen Armeen zur Zeit des 7jährigen u. französishen Krieges.b w x y z aa ab ac

a

b

Folgt gestrichen: „Leitu[n]g“. Die folgenden zwei Wörter nachträglich hinzugefügt. Folgt gestrichen: „fallen ohne Berüksichtigu[n]g der Beshaff[e]nhe[i]t fallen“ Folgt gestrichen: „in Unthätigkeit viel“. Folgt gestrichen: „Halt“. Verändert aus „wir sahen nun die russischen Armeen“. Die anschließenden zehn Wörter (bis „Karte“) verändert aus „der comandir[e]nde General wählte nach der Schrötterschen Karte bei Johnkendorf die einzige gute Position, [die?] bei Heilsberg wird verlassen, ohne darin eine Schlacht anzunehmen“. Das Papier hat dasselbe Kleinformat wie die folgenden zwei Stücke und hängt physisch mit dem anschließenden zusammen. Inhaltlich steht die Aufzeichnung im Zusammenhang mit Nr. 350. Diese Überschrift ersetzt die gestrichene: „Ueber den Character der Armeen [folgt gestrichen: „unser Zeit“] in 7jährigen u. französischn Revolutionskriege – ein Beitrag zur Geschichte der Kriegeskunst.“

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1. Abtheilung Ueber den Geist der Taktik. Armeen im Allgemeinenc 1. Capitel. Allgemeine Bemerkungen.dEinige Völker haben faste immer einen gleichen kriegerischen Werth in Hinsicht ihr[e]s Muths. Ursach, warum er bei andern fällt und steigt. 2. Capitel. Ueber den Geist der Taktik der oestereichshen Armee 3. – Ueber den Geist der Taktik der russishen Armee 4. – der englischenf Armee 5. – der französischen Armee 2. Abtheilung Ueber den Geist der Armeen in der innern Einrichtung 1. Capitel.g Fortification 2. – Artillerie 3. – Bewafnung – Kleidungh 4. – Stellung, Bewegung der Truppeni, niedere Taktik 5. – Geist der Armee – Cons[c]ription 6. – Geist der Armee, Disciplin, Bestrafung, Belohnung, Avancement 7. – Geist der Armee – Oberbehörden, Verhältniß der Befehlshaber 353. Aufzeichnung

[?, 1810/1811?1]

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 271 fol. 3r–v (2 S.): Konzept, eigenhändig.

Betrachtungen über dasa Militär unser Zeit 1.

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a b 1

Nothwendigkeit ein[e]r Landwehr für jeden bedeutend[e]nb Staat, außer der Armee

Verändert aus „1. Abschnitt. Die Armee im Allgemeinen“. Folgt, durch dichte Schraffur gestrichen: „kriegerische Völker, fallend[e]r und steigend[e]r kriegerischer“. Nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „französischen“. Folgt gestrichen: „Festungs“. Diese und die folgenden Kapitelzahlen wurden aus meist nicht mehr lesbaren Werten verändert. Verändert aus „Friedens [verändert aus „Niedere“] Taktik Bewafnung – Evolutionen – [unlesbares Wort] Uebung“. Folgt gestrichen: „vor den Feind“. Folgt gestrichen: „russische“. Nachträglich hinzugefügt. Der wahrscheinliche Zusammanhang mit Nr. 365 legt diese Einordnung nahe.

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Nr. 353

1.

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3. 4.

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Ein jedes Land muß eine innere Vertheidigung haben, eine Landwehr, sonst ist ein großes Reich verlohren, w[en]n seine Armee zerstreut u. verlohren. Diese Vertheidigung muß provinzenweise seyn. Jede Provinz muß einen Waffenplatz haben, a. zur Sicherheit für den Souverän, b. zur Sicherheit für die Niederlegung der Kriegesbedürfniße, sie hat ihr Local zu vertheidigen Organisation der Landwehr d Die Landwehr muß nicht viele kosten, die Waffen u. Munition giebt der Landesher, sie ist in Waffenplatz. Montirung, Bewafnu[n]g, innre Verfaßu[n]g, Uebu[n]g in Fried[e]nszeiten. Verhältniß der Landwehr mit der Armee, so wohl in Frieden als in Kriege Gebrauch der Landwehr in Kriege. Veränderungen, welche in der russish[e]n Armee zu machen.

1.f 2. 3. 4. 5. 6.

Der comandirende General. Allgewalt in Streitmitteln, Lebensmitteln, in d[e]n Operationen Organisation der Armee in Hinsicht des Comandos, der Führung. Junge Generale Die Verpflegung Die Complet Erhaltung. Muster Comissäre Dieg Artillerie – Cosaken, viele Falkonets – Festungen Conscription für die hoher[n] Stände a. Reit. Militzen zu äuser[er] Vertheidigung b. Adel, Landwehr

Ueber die Operationen der russischen Armee bei einem Kriege mit Frankreich. Wichtigkeit der Küste, diese ist von Trav[em]ünde bis ins russische Reich die Operationsbasish der russischen Armee, so wie von der See bis an die Carpaten bilden. Feste Positionen an der See. Operationen in Rücken.

c d e f g h

Verändert aus „1.“ Davor gestrichen: „b.“ Verändert aus „muß nichts“. Verändert aus „a.“, folgt gestrichen: „Bestimmung“. Folgt gestrichen: „Conscription von“. Verändert aus „Operationslinie“.

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354. Aufzeichnung

[?, nach 18091]

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 271 fol. 4r–5v (31/4 S.): Konzept, eigenhändig.a

Friedrich der 2te; Napoleon Die beiden größten Generaleb Man hat beidec zu Erfindern eines eigenen Systems der Taktik machen wollen. Es scheint aber, daß beide, so wie alle große[n] Generale, eigentlichd kein System der Taktik hatten, daß ihr großer Geist sich wenige an Regeln band, sondern mehrf nach den Umständen in jeder Lage die vortheilhaftesten Maßnehmung[en] sich gleichsam für den besondern Fall erfand. (Wir haben schon ........... gesehen, daß nach dem Maß dieser Erfindungsgabe der Werth eines Generals beurtheilt werden muß.)g Einigeh Grundsätze, die gewissermaßeni den genialischen Kopf, den Zwek und Mittel in ihrer Allgemeinheit vorliegen, [sich] aufdrä[n]genj, und welche den ordinär organisirten sich nur durch Erinnerung oder Beispiel darstellen, scheinen sie vor Augen gehabt zu haben, es ist dennoch wahrscheinlich, daß ihre Befolgung mehr eine genialishe Eingebung, eine instinctmäßige Verfahru[n]g, als Befolgung von sich vorgeschribenen Grundsetzen war. Beide warenk kühn in ihren Planen, sie wagten alles, um große Zwecke zu erreichen. Friderich der 2te, in dem er mit wenigen Mitteln gegen Oestreich, Rußland, Schweden und Frankreich den Krieg anfing, Napoleon[s] ungeheurer Unternehmungs Geist zeigte sichl in allen seinen Unternehmungen, bei ihn ist kühner Unternehmungsgeist die Tagesordnung.m

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Vgl. Anm. a zu Nr. 352. Folgt gestrichen: „in der neuern Geschichte“. Statt „bei de“, der Text ab hier verändert aus „bei den ein eigenes System der Taktik, sondern sie“. Verändert aus „gar“. Verändert aus „auch nicht“. Der Text bis hier mit Bleistift am Rande markiert und mit einem „+“ hervorgehoben; das Folgende bis „eines Generals“ mit Bleistift unterstrichen. Nachträglich hinzugefügt. Folgt gestrichen: „Beide hatten manche Aehnlichkeit in ihren Benehmen, die welche die Natur Sie glichen sich in ihren der Führung ihrer Kriege nur in den Punkten, welche die Natur der Sache In einigen allgemeinen Maßregeln, ohne die keine Operation gut geführt“. Folgt gestrichen: „allgemeine“. Folgt, durch dichte Schraffur gestrichen: „die Natur der Sache vorschreibt“. Statt „aufdrä[n]gt“. Folgt gestrichen: „sehr wohl in ihren ersten Operationen eines Krieges, der eine“. Folgt, durch dichte Schraffur gestrichen: „[unlesbares Wort] durch sein ganzes Leben in allem immer thätig und kühn zu großen Zwecken“. Folgt gestrichen: „Fridrich der Zweite hatte wie“. Wegen des Bezugs auf den Feldzug von 1809.

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Napoleons erste Schritte eines Krieges gleichen den Blitzen einer Donnerwolke, welche den, welchen sie treffen,n ganz oder zum Theil vernichten; seine ersten Operationeno eilen ihren großen Ziel so schnell zu, daß der Gegner gewöhnlich nicht Zeit hat, sich zu besinnen. Hierin gleicht er Friederich den 2ten, übertrift ihn aber noch. Friedrichsp Besitznahme von Schlesien, von Sachsen, Eröfnu[n]g des Feldzugs von 1757 hatten nach seinen Mitteln und den gegenseitigen Kräften zwar Aehnlichkeit mit den Operationen auf Wien 1805 und 1809q, auf die Oder 1806, es fand hier aber doch eine Verschiedenheit in der Benutzung und Verfolgung der ersten Vortheile statt. Friederich hielt seine Kräfte vorr der Schlacht zusammen, um nach den Umständen agiren zu könnens. Napoleon hat große Reserven. 355. Aufzeichnung

[?, 1810/1811?]

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 261 fol. 72r–v (2 S.): Konzept, eigenhändig, Fragment. Vorzüge der russischen Armeen. a

§ 1. Vorzüge der russischen Armee vor and[e]rn oder die eigenthümlichen Vortheile derselben sind eine große Ausdauer in Fatiguen und selltenec Bravour. Die russischen Armeen haben meistensd eine große Langsamkeit in ihren Bewegu[n]gen, welches wohl theils in ihr[e]r Verpflegu[n]gsart und zum Theil darin liegt, daß sie immer ihre ganze Macht auf einem Flek beieinand[e]r [ha]bene, [d]ie russischen Armeen haben sich immerf auf der Stelle mit selteb

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Die folgenden zwei Wörter nachträglich hinzugefügt. Folgt gestrichen: „haben in“. Folgt gestrichen: „erste schlesischen Kriege, Besitznahme Anfang des 7jährigen Krieges, Operat“. Eigenhändig verbessert aus „1808“. Verändert aus „Friederich und Napoleon hielten ihre Kräfte in“, dabei „hielten ihre“ versehentlich unverändert. Folgt gestrichen: „man hat ihn darüber in sehr große“. Zunächst gestrichen: „Character [folgt gestrichen: „des Krieges“] der Armeen“. Der anschließende Absatz nachträglich hinzugefügt anstelle des gestrichenen: „Dieser Character findet nur mit großer Ausnahme statt, das Kennkeichen [sic!] findet nur bei einer bedeuten[den] Anzahl von Ereignissen statt. Manche Generale machen eine Menge Ausnahm[e]n“. Verändert aus „Der Haupt Charact[e]r der russischen Armee“. Die folgenden zwei Wörter nachträglich hinzugefügt. Folgt gestrichen: „passive“. Verändert aus „immer“. Textverlust durch Abriß, auch beim nächsten Wort. Es folgt gestrichen: „theils aber auch in and[e]rn Umständen seinen Gru[n]d haben mag.“ Verändert aus „Langsamkeit in ihren Bewegungen gezeigt, sich“.

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ner Bravour geschlagen, fastg nie aber Siege mit Lebhaftigkeit verfolgt, und bei unentschiedenen Schlachten fasth immer das Schlachtfeld geräumt. Man erinnere sich nur die Schlacht bei Groß Jäg[e]rndorf u. ihre Folgen, bei Zorndorfi, Cunersdorf, Pultusk und Preussish Eilau.j Ich erwähne hier nicht den Krieg mit den Türken, er ist ganz von einer andrn Art; der in Italien geschah in Verbindung mit andrn Völk[e]rn u. war nicht rein russisch. Den in Finland kenne[n]k wir nicht, weil es uns an umständlichen Berichten von demselben fehlt. In Belagrungen haben sich die russisch[e]n Armee[n] nie gezeigt, ab[e]r in Stürmen der Festungen – O.. ......................... Braga.l Keine Nation hatm in neuern Zeiten das geleistet, was den russischen nur eigen war. An den einzigen bedeute[n]den Sturm in 7jährig[e]n Kriege, an den der Festung Schweitnitz, haben auch die Russen einen ehrenvollen Antheil.n § 3.o Bei den russischen Armeen siehet man sehr oftp mehrere Treffen oder auch Colonnen hinter einander; wir finden sie so bei Zorndorf u. Cunersdorf. Bei Eilau, sagt der Kaiser Napoleon in den Bülletinq, hätte die russische Armee so dikr gestanden, daß sie die Front eines Armee Corps von 30.000 Mann eingenommen und die russischen Arm[ee]n nie des Fehlers der zu gr[oßen]s Ausdehnu[n]g, der andern Armeen in unsern Zeiten zur Last gelegt wirdt, beschuldigt.

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Das nachträglich hinzugefügte Wort ersetzt eine längere, durch dichte Schraffur gestrichene Passage. Die folgenden zwei Wörter nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „bei Groß Jägerndorf, Zorndorf“. Die anschließenden zwei Sätze hinzugefügt für die Streichung: „Man übergehet das, was in Schweden [folgt gestrichen: „u. der Türkei“] in neuern Zeiten geschehen ist, weil man die Verhältnisse nicht kennt.“ Folgt gestrichen: „ich“. Folgt gestrichen: „Schon in ältern Zeiten waren sie in dieser schreklichen Operation bedeutend.“ Das Wort versehentlich gestrichen. Darunter gestrichen: „Es mag jetzt erlaubt seyn, die Fehler der russischen auf“ und „Man wird jetzt die Fehler, welche den russishen Armeen eigen sind“. Der anschließende Absatz am Rande markiert und mit der Nummer „N. 2“ versehen. Verändert aus „Bei den russischen Armeen liebt man [folgt gestrichen: „die tiefe Stellung“] sehr die Stellungen“. Verändert aus „sagte der Kaiser Napoleon“. Verändert aus „nahe“. Textverlust durch Abriß. Verändert aus „den andere Armeen [...] gemacht hab[e]n“.

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Nr. 356

356. Denkschrift

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GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 261 fol. 99v–101r (3 S.): Konzept, Greulichs Hand, mit eigenhändigen Abänderungen.a Konzept, eigenhändig: ebda., fol. 80r–81v (3 S.). Die russischen Operationen unter Bennigsen im Juni 1807.

Um die gegenseitigen nachtheiligen Verhältnisse recht ins Licht zu stellen, wird es nöthig seyn, eine Operation der russischen Armee etwas detaillirter darzustellen. Man wählt hierzu diejenige, welche imb Frühjahr längs der Alle in Anfange des Monats Juny geführt wurde. Daß die russische Armeec so lange ruhig war, bis Dantzig sich ergeben hatte, und die französischen Armeen grade in den Augenblik angrif, als diese durch das Belagerungs-Corps verstärkt waren,d ist in den französischen Bülletins und überall als ein unverzeihliger Fehler angesehen; diesen Punkte übergehen wirf. Der Zwek der Operationen der Armee war, die französische Armee in ihren Quartieren anzugreifen und sie theilweise zu schlagen. Das ArmeeCorps des Marschalls Ney littg auch einigen Echek, indessen war diese Operation weder nach der Stellung des Feindes, noch des Terräns entworfen, und dazu wurde sie so langsam ausgeführt, daß sie, wenn die franz. Armeen nicht ganz unthätig waren, keinen Erfolg haben konnte. Die französischen Armeen versammelten sich, der Kaiser setzte sie nun in Bewegung; die russische Heeres-Macht stand nun zwischen der Alle und Passarge in der Höhe von Liebstadth, um sie her war der Feind in Bewegung. Der Feldherr befand sich wieder in der Lage, in der er im Januar 1807 bei Mohrungen war. Er hatte die Armee bis an den Feind geführt, nun aber aufgehört zu operiren. Die Armee zog damals nach Eilau, jezt nach Heilsberg und Friedland zurük.i Vorher zeigte sich der Mangel der Kenntniße des Landes, der Stellung des Feindes, des richtigen Oprations-Entwurfs u. s. w., jezt der der geschwina

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Es handelt sich um eine aus Nr. 348 während der Redaktion herausgenommene Passage. In den Konzepten A2 und B ist der Text gestrichen bzw. durch Randlinie als zu entfernen markiert. Im eigenhändigen Konzept A2 danach hinzugefügt, aber wieder gestrichen: „Winter 1807 gegen die französische Armee längs der Weichsel“. In Konzept A2 verändert aus „Daß diese Operation erst grade“. In Konzept A2 folgt gestrichen: „hat die ganze Welt getadelt“. In Konzept A2 verändert aus „Gegenstand“, zunächst zu „Fehler“. In Konzept A2 folgt gestrichen: „da er nicht eigentlich zu unsern Zwek gehört.“ In Konzept A2 verändert aus „wurde auch gewissermaßen unvermutet angegriffen, hatte“. In Konzept A2 folgt gestrichen: „gleichsam betäub“. In Konzept A2 folgt gestrichen: „Aber nicht in ein[e]r Defensiv Operation, sondern in einem Rükzuge wie der nach ein[e]r unglüklichen Schlacht. Die“.

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den Bewegungen, derj guten Wahl des Terrains. Die Armee marschirte den 8ten Abends von Guttstadtk und kam den 9ten des Morgens in der Position bei Heilsberg an. Den 9ten des Abends erfuhr der kommandirende Genral, daß die französische Armee ihn nicht auf dem rechten Alle-Ufer folgte, sondern auf dem linken. Er wollte sich nun auch an dem linken Ufer mit dem größten Theil seiner Armee aufstellen. Es konntel nicht schwer seyn, diese Stellung in den schon so lange ausgesuchten und befestigten Lager zu nehmen, gleich wohl verursachte die Unbehülflichkeit der Armee, daß diese Bewegung kaum den ...... ausgeführt warm. Die ganze Armee wurde nun, ehe sie geschlagen hatten, durch einander geworfen und eben so wunderbar, ohne Hinsicht auf das Terrain, aufgestellt. Sie hatte den linken Flügel an der Alle (ein Theil sta[n]d noch an der andern Seite des [Flußeso]), den rechten an dem See bei ....... Vor der Front waren 3 Schanzen; vor den linken Flügel war das Terrain eben, vor den rechten Seen und Morräste. Auf den linken Flügel stand die ganze Infanterie, auf dem rechten die ganze Cavallerie. Die ganzep Masse der Cavallerie in Bewegung zu sezzen, dazu fand keine Organisation Statt. Wechselseitige Unterstüzzung der Waffen war nicht möglich, daher konnte man auch keine Vortheile von den Siege ziehen, den man über den angreifenden Feind erhielt. 357. Rezension

[?, nicht vor 1810]

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 261 fol. 21r–22v (31/2 S.): Konzept, eigenhändig, unvollendet. Folgen der Einführung der allgemeinen Wehrpflicht während der französischen Revolution.

Essai sur le Systeme militaire de Bonaparte etc. Par C.H.S. officier d’Etat-Major Moscovite. Londres 1810. 151.1 j k l m n o p

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In Konzept A2 folgt gestrichen: „richtigen Stellu[n]g“. In Konzept A2 verändert aus „Liebstadt“. In Konzept A2 folgt gestrichen: „an diesen Tage“. In Konzept A2 folgt gestrichen: „und hätte nicht das Kaminskishe Corps, welche“. In Konzept A2 folgt gestrichen: „auf wunderbare Art“. Die Lücke in der Vorlage ergänzt nach Konzept A2. In Konzept A2 nachträglich hinzugefügt. Essai sur le Système Militaire de Bonaparte, suivi d’une courte notice sur la Révolution française et le couronnement de Sa Majesté Corse, London 1810. Der undurchsichtige Autor „C. H. S.“, nach eigener Angabe ein französischer Emigré, gelangte März 1810 verkleidet als Wiener Kaufmann mit einem vom österreichischen Geschäftsträger in Hamburg auf den Namen Antonio Saluzzo ausgestelltem Paß nach London. Hier bot er dem britischen Außenminister Lord Wellesley seine Dienste an und sagte, sein echter Name sei Salazar. Vgl. C[harles] S[tephen] B[uckland]: The Authorship of the ‚Essai sur le Système Militaire de Bonaparte‘ (1810), in: English Historical Review XXXIX (1924), S. 588ff.

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Die franz. Revolution gaba den Kriegeswesen und der Kriegskunstb einen neuen Geist, eine neue Gestalt. Man führte die allgemeine Verpflichtu[n]g zum Militär Dienst ein, so wie sie nach den Unt[e]rgang des romischen Reichs nicht wieder statt gefunden.c Die gebildeten Klassen trat[en] in d[e]r Armee in allen Graden auf. Der Soldat war nun nicht mehr d[e]r verachtete,d der ungebundene, der ungebildete Haufen.e Dief zwekmässige Führung der Truppen, welche nur die Erfahru[n]g bei einem gewißen Grad der Geistesbildu[n]g lehrt, machte nun in den französisch[e]n Armeeng große Fortschritte. Die Bildung der Nation war durch die allgemeine Conscription mit in die Armee übergeg[ange]n, unter den Gemeinen wie unt[e]r d[e]n Unterofficieren befanden sich eine große Menge junge Männer von höhererh Geistes u. Herzensbildung, noch nie hatte man so wie hier in einer Armee die Vortheile, welche den revolutionären oder revoltire[n]d[e]n Völkern in ihren Kriegen eigen sindi, mit denen, welche nur allein der stehenden Armeen Besitz war, vereinigt.j Die allgemeine Conscription hatte alle Famillien, alle Stände in den Armeen vereinigt, allen war das, was bei den Armeen, wo sie ihre Söhne, ihre Brüder, ihre Geliebten hatt[e]n, wichtig, alle theilten den Stolz der Siege der Armeen mit einanderk, den Mitglieder ihrer Famillien erfochten hatten, und nahmen so den innigsten Antheil an Kriege. Wie ganz anders war dies in andern Armeen; in der holländischen, den deutschen u. s. w. In der preussish[e]n z. B. diente nur der ärmere Adel und die niedrigste Klasse des Volks. Die Vorzüge der Armee warn hier Vorzüge der zum Theil ungebildeten Officiere geg[e]n die gebildete bürgerliche Klassel;

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Verändert aus „Der Revolutionskrieg gab“; das letzte Wort zunächst verändert zu: „formte das“. Verändert aus „Art den Krieg zu führen“. Folgt gestrichen: „Alle Klassen“. Die folgenden zwei Wörter nachträglich hinzugefügt. Folgt gestrichen: „Die Erfahrung machte daher Fortschritte“. Folgt gestrichen: „Kunst“. Folgt gestrichen: „wo unt[e]r den Gemeinen, den Unteroffic., niedern Officiern, wo in allen Klassen durch die allgemeine Conscription gebildete Kopfe sich befanden, wo die Anzahl dieser größer wie bisher in den stehenden Armeen war“. Diese Streichung zunächst ersetzt durch: „bei der Menge der gebildeten Gemeinen“. Verändert aus „von einer grossen“. Statt „ist“. Danach ein in der Redaktion entfernter, unvollendeter Absatz: „Die französischen Tirailleure warn in der Zeit nie fürchterlicher als die wohlgeordnetesten Linien in mehrern Treffen [verändert aus „als die diksten Colonnen, sie haben fast alle“], durch sie sind in den Jahren 1793 u. 94 fast alle Schlachten gewonnen; nachher hat man nach und nach mehr Colonnen, Massen, Quarees und Linien gebraucht, aber immer sind sie noch ein wichtiger Theil der Siegerfechter der französischen Ar“. Die anschließende Parenthese bis „erfochten hatten“ nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „gebildete Klasse der verachtete[n] gemeinen Soldaten“.

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der zum Officier ausgeschloßene bürgerliche Stand, welch[e]r den größern m [Teil?] d[e]r gebildeten Bewohner des Staats ausmachten, beneidete die Vorzüge des Officiers u. verachtete den aus Vagabonden und den ärmsten Theil der Nation bestehnd[e]n gemeinen Soldaten Haufen; so war die Nation in zwei Klassen getheilt, und nach den unglüklichen Schlachten bei Jena u. Auerstädt nahm man eb[e]n so viel Freude üb[e]r den gebeugt[e]n Stolz des Militärs als Traurigkeit über das Unglük des Staats wa[h]r. Die Nation war ino zwei Partheyen getheilt;p gemeinshaftlich[e]r Wid[e]rst[a]nd war nicht mehr möglich; Hülfe von [der] Nation war unt[e]r diesen Umständen nicht denkbar. An ausserordentlichen Hülfsmitteln in d[e]r Armee, an außerordentliche[n] Männern fehlte es, wo sollten sie herkommen? Die Officier Klasse exercirte und studirte die Handgriffe, die Evolution[en] u. höchstens die Manoeuver auf ebenen Boden, die übrige war ganz ungebildet. An militärischen Geist, an Bravour, an guten Will[e]n fehlte es den preussisch[e]n Officier nicht, nur niederträchtige Verläumder können diese Beschuldigu[n]g aussprechenq, aber an Geistes Muthr, an Zutrauen zu außerordentlichen Hülfsmitteln, an Erfahrung, daran fehlte es ihn. Das Unglük erzeugt wohl die kräftigen Menschen groß, wenn sie Geistesbildung haben, betäubt sie aber, wenn ihn[en] diese fehlt. Dies war der Fall bei den brav[e]n Kleist2 in Magdeburg u. so vieln andern. 358. Denkschrift

[?, nicht vor 1810?1]

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 261 fol. 23r–24v (4 S.): Konzept, eigenhändig, Fragment. Militärische Folgen der französischen Revolution. Konskription, Tirailleure, reitende Artillerie, Divisionstaktik. Weiterentwicklung durch Napoleon.

Ueb[e]rblik Die französische Armeen habena in unser Zeit große Fortschritte in der Kriegeskunst gemacht. Man werfe nur einen Blik auf das, was geshehen.b m n o p q r 2

a b

1

Verändert aus „größten“. Statt „ausmachten“. Es folgt gestrichen: „haßten die“. Folgt gestrichen: „2 Theile“. Folgt gestrichen: „die unglükliche Armee“. Verändert aus „fehlte es nicht“. Verändert aus „Geistes Bildung, an Muth“. General der Infanterie Franz Kasimir von Kleist wurde im vierten Band vorgestellt. Die folgenden drei Wörter nachträglich hinzugefügt. Der anschließende Absatz nachträglich hinzugefügt, dabei zunächst gestrichen: „Ihre Grundlage Basis ihrer Größe“. Das Konzept fußt allem Anschein nach auf dem vorangehenden.

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Die wichtigste aller neuern militärishen Einrichtungen der französischen Armee war die Einführu[n]g d[e]r Conscriptionc. Eine ungeheure Menge von Menschen standend durch sie den Machthaber zu Gebote. Und nicht (wie in andern Staaten, wo die Conscription eingeführt) bloß die schlechtere, die unterthänigere, die Sclaven Klasse standen ohne Ausnahme, jeder streitbare Staatsbürger. Die französischen Armeen bestanden daher von neuene in allen Graden aus zum Theil gebildeten Männern, die wenige Erfahrung zu Anführern macht. Keine Armee seit den Unt[e]rgang der römishen Legionen hatten den Stoff, das Material.f In den französischen Armeen herschte schon lange vor dem Kriege das Andenken an die natürliche Schlachtordnu[n]g, die einzige aller gebildeteng Völker, die den Krieg ruhmvoll geführt, nemlich die Vermishung der einzelnen Fechter und derer in geshloßenen Gliedernh, die Anwendung der tiefen und dünnen Stellung nach Zeit, Ort und Umstände[n]. Diese Erinnerung, bis zum Revolutionskriege in Büchern, sah man in den Feldzüge[n] desselben und fast allen Gefechten. Schwärme von Tirailleurn, Linien zu 2 und 3i Gliedern wechselt[e]n mit Colonnen, volln u. leeren Quarrees ab. Die französishen Tirailleure erfochten Siege, sie war[e]n die Bewunderung der ganzen Welt. Man ahmte sie in der Form bald nach, aber man bedachte nicht, daß die französischen Tirailleure aus allen Klassen von Staatsbewohnern, also zum Theil aus gebildetern, ambitieusen Menschen bestanden, die einzeln fechten, beurtheilen konntenj, was sie nach Zeit und Umständen thun mußten, die nicht gleich denen an Sklaven Sinn gewöhnten, wie eine Meute Jagdhunde ohne Sinn und Verstand in c d e f

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Verändert aus „die [danach zunächst eingefügt: „allgemeine“] Conscription“. Verändert aus „stehen“. Verändert aus „bestanden oder bestehen noch zum Theil aus“. Danach, mehrfach redigiert und gestrichen: „Daher die Vorzüge der französishen Tirailleure, Sieger so vieler Schlachten, vorzüglich in den ersten Jahren des französischen Revolutionskrieges. Der vorhandene Stoff entwickelte sich gleichsam ohne das man wußte wie. Andere Armeen, deren Soldaten u. Unteroffic. alle aus den ungebildetesten Klassen der Menshen [danach gestrichen eingefügt: „den unterthänigen, den Leibeigenen Sklaven“] zusammen gesetzt sind, haben die Form der Tirailleurgefechte hin und wieder zwar auch ergriffen, der Geist, die zu dieser Fechtart erforderlichen beßern und eigenthümlichen Bestandtheile, fehlte aber. Nur wenn die Tirailleure an gesunde[n] Verstande und am Ehrgeitz untermischt sind, wenn sie mehr nach eigner Beurtheilung [danach gestrichen hinzugefügt: „aus eigenen Triebe“] als andrer Leitung agiren, werden sie ein bedeutendes Mittel zum Siege werden.“ Nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „geführt, die Vermishung der einzelnen und [in] geschloßenen Gliedern Fechtende[n]“. Verändert aus „zu 3“. Verändert aus „die sich bald beraten sich in jeder Lage selbst zu helfen die von Ehrliebe geleitet wurden die sich selbst zu führen zu dirigiren zu beurtheilen wußten“.

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Felde herum liefen; sie bedachten nicht, daß die französishen Tirailleure die besten Feuerwaffen in ganz Europa hatten, statt die andern Armeen zum Theil mit Gewehren versehn warn, mit denen man nicht zielen (also nicht treffen)k konnte, um sie grader in Paraden tragen zu können. Die französische Artillrie war in Hinsicht d[e]r mechanisch[e]n Einrichtung der Geschütze, Laffeten und andrn Maschienen und auch in Hinsicht d[e]r Bildungl, Uebu[n]g die vollkomste in Europa schon vor den Revolutionskriege.m Auf Mirabeaus2 Vorschlag bekam sie in der Revolution die reit. Artillrie, welche die Mobilitet d[e]r Armeen schnell hob und daher bei ihr zu einer verhältnißmässig größern Stärke gebracht wurde als bei einer andern Armee in Europa. Kein Reich hat schlechtere Pferde als das fr[a]nzösische und keine Artillerie vorzüglichere. Die französishen Armeen bekamen in Anfa[n]g des Revolutions Kriegsn die Divisions Eintheilu[n]g, dies gab ihr eine angemeßene Schlachtordnu[n]g, eine Bewegbarkeit im Gefecht, die bis dahin keine Armee hatte. Die Divisionen waren da in unsern Zeiteno, was die Legionen zu Zeit[e]n der Römer. Die Vergleichung, welche Vegece zwischen den Legionen u. den Auxiliar Truppen inp 2. Buche in 2ten Capitel seiner Institutionen u. s. w. anstellt, paßt auf die französischen Divisionen und die Eintheilung der Armeen der übrigenq Nationen.3 Er sagt hier, dier Legionen haben alle Waffen beieinand[e]r, leichte, schwere, Cavalerie, Infantrie; eine Legion ist in sich eine kleine Armee. Alles ist in ihrs Harmonie; die verschiedenen Waffen unterstützen in Gefecht einand[e]r wechselseitig, nach dem Terrain und Umstände es erfordern, in ihren Bewegu[n]g[e]n besteht die vollkomstet Zusammenstimmu[n]g zu den Zwek. Einu Befehlshaber leitet, ein Geist beseelt sie; Rom hat ihr seine Größe zu verdanken. k l m n o p q r s t u 2

3

Die Klammer und ihr Inhalt nachträglich hinzugefügt. Nachträglich hinzugefügt. Folgt gestrichen: „Es fehlte aber noch die reit. Artillrie“. Verändert aus „in dem Revolutions Krieg“. Verändert aus „das bei den Franzosen“. Das Wort versehentlich doppelt. Folgt gestrichen: „Staaten“. Folgt gestrichen: „französischen Armeen“. Folgt gestrichen: „Einheit Einheit Zusammenstimmung“. Nachträglich hinzugefügt. Folgt gestrichen: „Geist“. Zu Scharnhorsts Auseinandersetzung mit der Kritik Mirabeaus an der preußischen Armee vgl. Nr. 204 und 207 im zweiten Band. Gemeint sind der im 4. Jahrhundert geborene Publius Flavius Vegetius Renatus und seine am Mailänder Kaiserhof verfaßten „Epitoma rei militaris“, deren zweites Buch sich mit den Legionen früherer Epochen beschäftigt. Mutmaßlich verwendete Scharnhorst deshalb die französische Namensform, weil er Vegetius über den aus dem ersten Band bekannten Puységur kennengelernt hatte. Auxiliartruppen wurden von den Verbündeten Roms gestellt.

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Nr. 359

Der Kaiser Napoleon hatv den Ganzen noch eine neue Gestalt gegeben, vor ihn war nur die Armee bis zur Division organisirt, er organisirte die hoh[e]r[n] Bestandtheile der ganzen Macht. Bei ihn wurde sie in Armee Corps von 359. Aufzeichnung

[?, 1810/1811?]

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 265 fol. 50r (1 S.): Eigenhändig.

Zweiter Theil a

Vorschläge zu speciellen Verbeßerungen

1. 2. 3. 4. 5. 6.

Capitel – Armee Eintheilung    – Generalstab    – Verpflegungs Behörden    – Ersatz-Mannschaft. Erhaltung der Armee in immer brauchbaren Zustande b    – Allgemeine Instruction in der Wahl und Zubereitung der Positionen    – Ueber die Operationen und Stellungen der russischen Armeenc u. s. w.

360. Denkschrift

[?, nach 18101?]

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 265 fol. 51r–77v (51 S.): Konzept, Greulichs Hand, mit eigenhändigen Abänderungen. Konzepte, Greulichs Hand, mit eigenhändigen Abänderungen: ebda., Nr. 188 fol. 1r– 5v (10 S.), Nr. 261 fol. 105r–108v (8 S.).a Konzepte, eigenhändig: ebda., Nr. 261 fol. 54r–57v (61/2 S.); 44r–49v (10 S.); 33r–43v, 27r–v (231/4 S.); 73r–76r (61/4 S.).b Druck: Huck, S. 176–181. v

Verändert aus „Napoleon hat“.

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Davor gestrichen: „Specielle“. Das Wort nachträglich hinzugefügt. Folgt gestrichen: „wenn sie in den Krieg zogen“.

b c

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b

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Die hier als B1 und B2 bezeichneten Konzepte umfassen jeweils das 1. bzw. das 2. Kapitel. Die darin vorgenommenen Veränderungen sind in der Vorlage bereits berücksichtigt. Die ersten zwei, hier als A1 und A2, bezeichneten Konzepte umfassen das 1., bzw. 2. Kapitel. Die darin vorgenommenen Veränderungen sind in den Konzepten B1 und B2 bereits berücksichtigt. Die anderen zwei Konzepte, A3 und A4, umfassen das spätere dritte und vierte Kapitel. Wegen der Angaben zum Viehbestand in Preußen.

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Vorschläge zur Reform der russischen Armee. 1. Gliederung in Armeekorps. 2. Organisation des Generalstabs. 3. Verpflegung nach französischem Muster. 4. Ersatz von Mannschaften und Pferden. Bestand an Gewehren.

1.c Kapitel Eintheilung der Armee in Divisionen und Armee Corps.d § 1. Einige allgemeine Bemerkungen über die Eintheilung einer großen Armee in mehrere kleinere. Die Vorzüge, welche eine in Armee Corps und Divisionen eingetheilte Armee vor andern hat, bei welcher diese Eintheilung nicht statt findet, sind bereits in deme zweiten Kapitel erwähnt und in der 4ten Beilage fin der Abhandlung über die eigenthümlichen Vorzüge der französischen Armeen dargelegt.2 Es ist dargethan, daß die größere Bewegbarkeit einer Armee (sowohl in der Nähe des Feindes, als auch in größeren Entfernungen von demselben)g die schnelle wechselseitige Unterstüzzung und zwekmäßige Bewegung aller Theile der ganzen Streitmasse während einer Schlacht nur bei dieser Eintheilung statt finden könne. Man hatte schon lange bemerkth, daß die großen Armeen unbeweglich seyen; daß kleinere durch ihre Bewegbarkeit und durch bessere Benuzzung des Terrains und der Umstände bei gewissen gegenseitigen Verhältnissen der Stärke das ersezten, was der Anzahl abgingi. Der General von Tempelhof und von Warnery und viele andere berühmte militairische Schriftstellerj haben sich aus der größern Bewegbarkeit der kleinern Armeen, die oft sehr großen, fast unbegreiflichen Vortheile erklärt, die Friedrich der Große, Karl der Zwölfte3,

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Verändert aus „Drittes“, zunächst zu „Viertes“. In Konzept B1 eigenhändig hinzugefügt: „Drittes Capitel“. In Konzept B1 folgt gestrichen: „Zweiter Vorschlag.“ Die anschließende Paragraphennummer und Zwischenüberschrift dort eigenhändig hinzugefügt. Das Folgende in Konzept B1 eigenhändig verändert aus „2ten und 3ten Capitel hinlänglich aus einander gesezt.“ Davor gestrichen: „Beilage“. In Konzept B1 steht: „in der 1sten Beilage“. Die Klammern eigenhändig hinzugefügt. Das Folgende in Konzept B1 verändert aus „die wechselseitige Unterstüzzung, die zwekmäßigen Bewegung[en] [...] während einer Schlacht ohne diese Eintheilung nicht möglich sey.“ In Konzept B1 verändert aus „gefühlt“. In den früheren Konzepten: „abgehet.“ In Konzept A1 verändert aus „[...] Tempelhof und viele berühmte Krieger“. Vgl. Nr. 348. Der junge König Karl XII. von Schweden (1682–1718) sah sich im Nordischen Krieg (1700–1721) einer Koalition aus Dänemark, Sachsen-Polen und Rußland gegenüber. Bevor er letztlich unterlag, schlug seine kleinere Armee in mehreren Schlachten zahlenmäßig überlegene Heere, so am 30. November 1700 bei Narva die Russen.

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Türenne u. a. bei allen Operationen, vorzüglich in Schlachten, über die größern Armeen erhielten.4 Es ist sehr auffallend, daß man nicht eher auf die Gedanken gekommen ist, eine große Armee in mehrere kleine zu theilen und sich so die Vortheile der kleinern bei der größern zuzueignen. Die erste Eintheilung einer großen Armee in mehrere kleinerek finden wir bei der allirten englischen-hannöverschen Armee im siebenjährigen Kriege.5 Der Herzog hat wahrscheinlich einen Theil seines Ruhmes der größern Bewegbarkeit seiner Armee und also der Eintheilung derselben in kleinere Armeen zu verdanken.l § 2m Ueber die Größe eines Armee Corps Es frägt sich nun, wie stark die Armee-Corps, welche eine große Heeres-Macht bilden, seyn müssen.n Ist ein Armee-Corps zu groß, so verliehrt es in seiner Bewegbarkeit nach dem Maße seiner Größe. Die kleinern Armee-Corps sind daher in Hinsicht der Leichtigkeit der Führung die vorzüglichsten; sie haben aber darino vielleicht einige Nachtheile, daß sie ohne Unterstüzzung eines andern keiner sehr bedeutenden Kraftäußerung fähig sind. Es scheint, daß ein Armee-Corpsp aus 2 Divisionen und einer Kavallerie Reserve, jede Infanterie Division aus 2 Brigaden, jede zu 4 bis 5 Bataillonen, mit der dazu gehörigen Artillerie und Kavallerie, die natürlichste Zusammensezzung und eine hinlängliche Stärke habe.q Die Organisation der Armee-Corps scheint zum Theil vonr den innern und äußern Verhältnissen des Staats und der geographischen k l

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In den früheren Konzepten: „kleine“. Es folgt ein durch Markierung mit Rotstift entfernter Paragraph, der hier als Nr. 363 abgedruckt wird. Eigenhändig verändert aus „§ 3.“ Paragraphennummer („§ 3.“), Zwischenüberschrift und erster Satz in Konzept B1 eigenhändig hinzugefügt. In Konzept A1 beginnt der folgende Satz: „Ein Armee-Corps verliehrt in sei[ne]r Bewegbarkeit“. Verändert aus „dagegen“. Folgt, von Greulich gegenüber Konzept B1 hinzugefügt: „welches“; das dazugehörige Prädikat (nach „Artillerie und Kavallerie“) fehlt aber. In Konzept B1 eigenhändig verändert aus „Das kleinste Armee Corps kann aus 2 Divisionen und einer Cavallerie-Reserve, jede Infanterie Division aus 2 Brigaden, jede zu 4 bis 6 Bataillonen, bestehen; mithin das ganze Armee-Corps aus 16 bis 24 Bataillonen, mit der dazu gehörigen Artillerie und Cavallerie.“ In Konzept B1 verändert aus „hängt von [...] ab.“ Charles Emanuel von Warnery, Georg Friedrich von Tempelhoff und Henri de Latour d’Auvergne, Vicomte de Turenne, wurden im ersten Band vorgestellt. Vgl. Gerhard von Scharnhorst: Beweis, daß die im Revolutionskriege bei den französischen Armeen eingeführte Abteilung einer Armee in Divisionen von allen Waffen, schon im siebenjährigen Kriege in der Armee des Herzogs Ferdinand statt gefunden habe, in: DMGB 2, 1. Stück (1803), S. 91–96.

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Lage desselben abzuhängen. Dieses ist z. B. der Fall bei der preußischen Armee. Diese ist jezt in 6 Brigaden getheilt; jede Brigade bestehet aus 7 Bataillonen und 12 Eskadronen; zwey Brigaden formiren eine Division. Jede Brigade hat eine reitende und eine Fuß-Batteries, jede von 6 Stük Sechspfündern und 2 Stük siebenpfündigen Haubizzen; für jede Division sind an Reserve Artillerie vorhanden: 1 reitende Baterie, 1 Batterie Zwölfpfünder und 1 Batterie Sechspfünder Fuß-Artillerie. Eine Division ist also 14 Bataillone, 24 Eskadronen und 7 Batterien stark, von denen 4 in der Linie eingetheilt sind. Unter der Kavallerie einer jeden Brigade ist ein Husaren Regiment und unter der Infanterie 2 Bataillone leichte Infanterie. Diese formiren mit 2 Compagnien Jäger eine leichte oder Vorposten-Brigade, die also aus 2 Füseliert Bataillonen 2 Jäger Compagnien 4 Eskadrons Husaren bestehet. Eine Division hat also 2 Brigaden Linien-Infanterie, jede zu 5 Bataillonen, 2 Brigaden Linien-Kavallerie, jede [zu] 8 Eskadronen und 2 Brigaden leichter Truppen. Jede Division, so wie auch jede Brigade hat schon in Friedenszeiten ihre Verpflegungsbehördeu, ihre Medizinal-Behörde, ihren Artillerie-Befehlshaber, ihren kleinen Generalstab, ihre eigene Mobilmachungs-Einrichtung u. s. w. Eine jede Division hat diev Direktoren dieser Behörden und die Division wird als die größte Abtheilung der Armee betrachtet. Die Brigaden werden der Regel nach von General Majors, die Divisionen von General Lieutenants kommandirt. Jede Haupt-Provinz hat ihre eigene Division und jede Unterabtheilung der Provinz ihre Brigade. Es sind daher folgende Brigaden vorhanden: 1.) Die ostpreußische, 2.) die westpreußische, 3.) die pommersche, 4.) die märkische, 5.) die niederschlesische, 6.) die oberschlesische. Die Brigaden haben ihre Standquartiere und ihre Bedürfnisse zur Mobilmachung in ihrer Provinz. Diese Einrichtung Seiner Majestät des Königs hat allgemeinen Beifall gefundenw und die Generale, welche in Friedenszeiten nun durch ihre Brigaden alle Gattungen von Truppen unter sich haben, alle s t u

v w

In Konzept B1 verändert aus „eine Batterie zu Fuß“. In Konzept B1 verändert aus „2 leichte Infant.“ Die Worte „schon in Friedenszeiten“ von hier nach vorne verschoben. Die Passage in Konzept B1 verändert aus „Jede Brigade hat ihre Verpflegungsbehörde [in Konzept A1 verändert aus „ihren Comissär“] auch schon“. In Konzept B1 verändert aus „Zwey Brigaden oder eine Division hat“. Eigenhändig verändert aus „gehabt“.

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Verhältnisse derselben kennen lernen, bilden sich dadurch wenigstens in Hinsicht der mechanischen Leitungx zu brauchbaren Befehlshabern.y § 3.z Ueber die Stärke eines russischen Armee Corps. Die große Heeresmasse, die Frankreich in den lezten Kriegen in Bewegung sezte, neben einander agiren ließ und auf einem Punkt konzentrirte, die größere Geshiklichkeit der französischen Heerführer, große Haufen in Ordnung zu bewegen, die geringe Anzahl der Kavallerie im Verhältniß der Infanterie veranlaßte wahrsheinlich, daß die französischen Armee-Corps gegen 30,000 Mann, also sehr stark sind. Die wenigen Städte der nordischen Gegenden und die geringeaa Population derselben macht bei den russischen Armeen eine große Ausdehnug der Truppen-Corps in Kantonirungen und eine bedeutende Entfernung der Marsch-Kolonnen wegen der Verpflegung nöthig, wenn die Entfernung des Feindes es erlaubt. Es scheint in dieser und mehreren Rüksichten kein hinlänglicher Grund vorhanden zu seyn, bei den russischen Armeen die Armee Corps so stark als bei den französischen zu machen. Alle Völker, welche die Armee Corps so stark als die französischen machen wolln und verhältnißmässig mehr Cavalerie als diese haben, befolgen nur die französische Eintheilung in Hinsicht der Infanterie, aber nicht der Kavallerie.ab Es scheint, daß ein russisches Armee-Corps am einfachsten aus 2 Divisionen, jede Division aus 2 Brigaden Infanterie und 1 Brigade Kavallerie zusammen gesezt würde. Die Infanterie Brigade zu 2ac Infanterie Regimentern oder 4 Musketier und 1 Grenadier Bataillon; die Kavallerie-Brigade zu 1 bis 2 Kavallerie Regimentern. Eine Division bestände demnach aus 10 Bataillonen Infanterie, 4ad Eskadrons Kavallerie inkl. der Kosaken, 2 Batterien Artillerie zu Fuß, 1 do reitender Artillerie.

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In Konzept B1 verändert aus „kennen lernen, die Brigaden von allen Waffen üben, machen [in Konzept A1: „bereiten“] sich dadurch“. Konzept A1 endet hier; das Folgende in Konzept B1 ganz eigenhändig. Eigenhändig verändert aus „§ 4.“ In Konzept B1 verändert aus „geringere“. Eigenhändig verändert aus „Alle Armeen, welche die französischen Armee-Corps in der Stärke inmitiren, haben weit mehrere Kavallerie bei einen Armee Corps als die Franzosen und inmitiren sie dennoch nur in Hinsicht der Infanterie aber nicht der Kavalerie, sondern befolgen in Hinsicht der letztern eine ganz andere Eintheilung.“ In Konzept B1 verändert aus „4“. In Konzept B1 verändert aus „8“, es folgt dort noch gestrichen: „bis“.

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Ein Armee-Corps bestände aus 20 Bataillonen Infanterie, 8 Eskadronen Kavallerie bei den Divisionen, 8 do als Kavallerie-Reserve 4 Batterien Fuß Artill. bei den Divisionen 2 do reit. do 1 do Fuß Artill. in Reserve 1 do reit. do Jede Batterie zu 6 oder 8 Stükken. Jedes Armee Corpsae muß schwere Kavallerie zum Einbruch, leichte zum zerstreuten und einzelnen Gefechte haben; jedes Armee Corps oder jede Division muß Grenadiere zumaf Stürmen, beim ersten einbrechenden Angrif oder, wenn man angegriffen wird, in Reserve auf verzweifelte Fälle haben. Es war bei den meisten Armeen immer ein Fehler, die Grenadiere in ein Corps zu sammeln, wo sie nur sellten zu den gefährlichsten Angriffen kamen, wo sie gewöhnlich nur die Dienste eines andern ArmeeCorps thun. Friedrich der Zweite hatte bei jeder Armee 4 bis 8 Bataillone Grenadiere, welche immer den ersten Angriff thaten (Collin, Leuthen, Zorndorf, Kunersdorf, Torgau.)

 

2tesag Capitel Einrichtung und Geschäftskreis des Generalstabs einer Armeeah § 1ai Eine Armee ohne einen wohl geordneten Genralstab gleicht einem Lande ohne Regierung. Die französischen Armeen haben von jeher auf die wohlgeordnete Geschäftsführung der verschiedenen höhern Stellenaj bei einer Armee einen sehr großen Werth gelegt, wie man aus dem Werkeak über den Dienst des Generalstabes der Armee des General Grimorard6 im Detail

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6

In Konzept B1 verändert aus „Jede Division“. Eigenhändig verändert aus „beim“. Eigenhändig verändert aus „Viertes“, zunächst zu „Fünftes“. „Viertes“ in Konzept B2 eigenhändig zu „Capitel“ hinzugefügt. Überschrift eigenhändig hinzugefügt anstelle der früheren, „Eine jede Armee muß einen wohl geordneten Generalstab haben.“ In Konzept B2 darunter gestrichen: „Dritter Vorschlag“. Nicht in Konzept A2. Dort in der Folge immer „§“ ohne Nummern. In Konzept B2 verändert aus „Befehlshaber“. Der anschließende Titel bis einschließlich „Grimoard“ [sic!] in Konzept B2 eigenhändig in eine dafür gelassene Lücke geschrieben. Philippe-Henri comte de Grimoard: Traité sur le service de l’état-major général des armées, contenant son objet, son organisation et ses fonctions sous les rapports admi-

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nachsehen kann. Sie haben im Revolutions Kriege von dieser Einrichtung wesentliche Vortheile gehabt und ihr (in Verbindung der bessern innern Abtheilungen der Armeen) zum Theil ihreal großen Fortschritte zu verdanken. Bei ihnen führt der Chef des Generalstabs einer Armeeam die Oberaufsicht auf das Detail der Leitung derselben und hat dazu wohlgeordnete Behörden. Bei dieser Einrichtung erliegt der kommandirende General nicht unter der Menge von kleinen Bureau-Arbeitenan, Correspondenzen u. s. w. und kann sich der höhern Leitung der Armee gänzlich widmen, die Truppen und das Terrainao, in dem sie lagern, bivuakkiren, cantoniren oder plazirtap sind, selbst sehen, die umliegenden Gegenden kennen lernen und mit den Befehlshabern der Divisionen, Avantgardenaq u. s. w. sich über die taktischen und strategischen Angelegenheitenar unterhalten. Nur wenn er oft die Vorposten, die Bivouaks, die Posten-Chainen u. s. w. bereitet, bei jeder Zusammenkunft von bedeutenden Detaschements, bei jedem Marsch von einem oder mehrern Regimentern gegenwärtig ist und die Truppen, so bald die Ruhe es verstattet, ausrükken undas vor sich manövriren läßt, kann er die Befehlshaber kennen lernen, Disziplin erhalten und sichat das Zutrauen der Gemeinen erwerben. Von allen dem geschah in den lezten Feldzügen nichts, man sah sowohl bei den preußischen als russischen Armeen die Befehlshaber der Armeen niemals oder doch nur selten aus ihren Hauptquartieren kommen. Sie unterlagen den gewöhnlichen mechanischenau Armee-Geschäften. Mit Correspondenzen aller Art, kleinen Dienstverfügungen, Berichten u. s. w. brachten sie den größten Theil derav Zeit hin. An die nistratifs et militaires, 2 Bde., Paris 1809. Das Werk wurde 1811 in Braunschweig nachgedruckt; möglicherweise von Müffling oder Rühle von Lilienstern wurde erstellt: Ueber den Dienst des Generalstabs der Armee. Ein freier Auszug aus dem französischen Werke des General Grimoard über denselben Gegenstand. Herausgegeben und mit einigen Zusätzen begleitet von einem ehemaligen Offizier eines deutschen Generalstabs, Weimar 1810. al

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In Konzept B2 verändert aus „Einrichtung große Vortheile gehabt, mit ihr in Verbindung der beßern innern Abtheilungen der Armeen zum Theil ihre“. Die folgenden drei Wörter in Konzept B2 hinzugefügt. In Konzept B2 verändert aus „unter der Menge von kleinen Stuben Arbeiten“, dieses in Konzept A2 aus „unt[e]r den Detail von Geschäften“. Die anschließenden Parenthese bis „plazirt sind“ in Konzept B2 hinzugefügt. Möglicherweise Abschreibefehler Greulichs; in den früheren Konzepten steht: „postirt“. In Konzept A2 verändert aus „sehen, die Vorposten und mit den Befehlshabern“, das letzte Wort zunächst zu „Unterbefehlshabern“. In den früheren Konzepten folgt hier noch: „in so weit es die Klugheit leidet“. In Konzept B2 verändert aus „Regimentern, nur dann, wenn er die Truppen, sobald einige Ruhe ist, ausrükken läßt und besiehet“. In Konzept B2 folgt gestrichen: „Achtung“. In Konzept B2 hinzugefügt. In Konzept B2 verändert aus „Mit [...] Dienstverfügungen und Berichten brachten sie ihre“.

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höhern Anordnungen wurde nur beiläufig gedacht. Unbekanntheit mit der großen Bestimmung des Heerführers, die Meinungaw, daß die Führung der Detail-Geschäfte des Hauptquartiers die wesentlichste Bestimmung des obersten Befehlshabers sey, daß seine Ehre darin bestehe, alles selbst zu thunax, also Unwissenheit, Egoismus und Herkommen haben die obigen Mißverhältnisse, welche wesentlich zu dem Unglükke der Armeen beitrugenay, herbeigeführt. Führt der Chef des Generalstabes die Oberaufsicht auf die Detail-Geshäfte des Hauptquartiersaz, so entstehet keine Stokkung in dem Gange der Geschäfte, wenn eine Krankheit oder Unpäßlichkeit den Befehlshaber der Armee überfällt. Ein jeder neuer Befehlshaber der Armee hat nur mit den taktischen und strategischen Verhältnissen vorerst zu thun und kann daher sehr bald das Ganzeba selbst leiten. Wir haben gesehen, daß bei den französischen Armeen in der Revolution die kommandirenden Generale sehr oft verändert wurden und daß die Armeen dadurch nicht im Geringsten in ihren Operationen gestört wurden. Dies hätte nicht geshehen können, wenn die Armeen nicht einen wohlgeordneten Generalstab gehabt hätten. §2 In der 1sten Beilagebb sind die Vorzüge, welche die französischen Armeen durch einen wohlgeordneten Generalstab (in Verbindung zwekmäßiger Abtheilungen)bc vor andern Armeen haben, so überzeugend dargestellt, daß keine Zweifel vorausgesezt werden können. Es kömmt daher darauf an, die Organisation eines Generalstabes näher zu entwikkeln. Man sezt hier eine Heeresmacht von mehrern Armee-Corps voraus, für alle diese einen Generallissimus, für jedes Armee-Corps einen Ober-Befehlshaber und 4 Divisions-Generale. Der Generallissimus (Befehlshaber aller Armee-Corps) hat kein Armee-Corps unter seiner speziellen Leitung. Er hat daher nur einen aw

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In Konzept A2 verändert aus „der Gedanke, alles selbst führen zu müssen“. Das Folgende in Konzept B2 verändert aus „daß durch die Führung der Detail-Geschäfte des Hauptquartiers von dem Chef des Generalstabs der Ruf des Befehlshabers leide, daß die Ehre des ersten Befehlshabers“. In Konzept A2 folgt gestrichen: „der angeborne Egoismus“. In Konzept B2 verändert aus „die an den Unglük der oben genannten Heerführer großen Antheil haben“. In Konzept B2 verändert aus „Führt der Chef des Generalstabes die Detailgeschäfte des Hauptquartiers, so gehen, in so weit es die Klugheit leidet, die gewöhnlichen mechanischen Geschäfte bei der Armee ihren Gang“. In Konzept B2 verändert aus „daher sehr bald das Ganze“, dieses in Konzept A2 aus „die Leitung des Ganz[e]n“. Eigenhändig verändert aus „In der ersten Beilage“, zunächst zu „In den 3ten Capitel“. In Konzept B2 „In der ersten Beilage“ verändert aus „In dem zweiten Capitel“. Die Klammern in Konzept B2 hinzugefügt, ihr Inhalt in Konzept A2 verändert aus „in Verbindung einer guten Abtheilung des ganzen Heeres“.

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Generalstab für die Leitung des Ganzen und also mehr für die strategischen als taktischen Anordnungen.bd Die Generalstäbe des Generallissimus, des Oberbefehlshabers einer Armee und des Divisions Generals haben im wesentlichen eine gleiche Organisation. Bei jeden kommen vor: 1.) die strategischen und taktischen Anordnungen und die damit in Verbindung stehenden Geschäfte, 2.) die innern Dienst-Angelegenheiten der Armee-Corps, 3.) die ökonomischen Angelegenheiten.be Zur weiteren Erklärung dieserbf Vertheilung der Geschäfte der Generalstäbe folgen hier die Uebersichten der Organisation des Generalstabes für ein Armee-Corps und für eine Division. Die Organisation des Generalstabes für den Generallissimus weicht wenig von der ab, welche hier für ein Armee-Corps gegeben ist, und man fügt daher von jener keinen Entwurf bei.bg § 3.bh Zur Beurtheilungbi der hier vorgelegten Uebersicht ist noch Verschiedenes zu bemerken: Man hat angenommen, daß der Chef des Generalstabes dem Oberbefehlshaberbj einer Armee zum Rathgeber, zum Gehülfen in allen Anordnungen und Geschäften gegeben sey, und daß er daher als zweiter Oberaufseherbk über alle Geschäfte des Generalstabes anzusehen und für die gute Führung derselben dabl verantwortlich sey, wo der Oberbefehlshaber nicht selbst eingreiftbm, ordnet, befiehlt und dirigirt. Diese allgemeine Oberaufsicht ist zwekmäßig, a.) weil, wie bereits oben erwähnt ist, der Oberbefehlshaber sonst nicht die Armee und die Gegenden, in denen er Krieg führt, kennen lernt, nicht die höhern strategischen und taktischen Anordnungen leiten kann; b.) weil sonst der Der hier anschließende Rest von § 2 in Konzept B2 eigenhändig auf fol. 107v. Dies ersetzt eine gestrichene Passage (fol. 45r–48r) von Konzept A2. In Konzept B2 folgt gestrichen: „Die hier folgenden Uebersichten der Organisation des Generalstabes in Hinsicht der Geschäftszweige werden einen hinlänglichen Begriff von der Einrichtung des Generalstabes der oben genannten drei Haupt Abtheilu[n]gen geben.“ In Konzept B2 folgt gestrichen: „Zerlegu[n]g der“. Bei Huck schließen nun die Tabellen Nr. 361 und 362 an. Möglicherweise sollten sie aber bei einem der Spiegelstriche nach § 3 und 4 eingefügt werden. Die Tabellen werden hier getrennt ediert, auch da sie nicht im selben Faszikel wie die Vorlage archiviert sind. In der Vorlage eigenhändig hinzugefügt, ebenso weiter unten „§ 4.“ Das Folgende in Konzept A2 auf fol. 49r–v. In Konzept B2 verändert aus „Zur nähern Erläuterung“. In Konzept B2 verändert aus „kommandirenden General“, auch bei den nächsten Verwendungen des Begriffs. In Konzept A2 verändert aus „daher die Ob[e]raufsicht“. In Konzept A2 verändert aus „anzusehen und“. In Konzept B2 verändert aus „vorgreift“.

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Chef des Generalstabes die Entwürfe der Operationen u. s. w. nicht mit Einheit zur Ausführung bringen kann, da ihm die Behörden, die nicht unter ihn stünden, gewiß Hindernisse in den Weg legen würden. Der Chef des Generalstabes arbeitet selbst nichtbn; er ordnet und macht Entwürfe. Die Direktoren der Divisionen sind nicht zur Bearbeitung der Details, sondern zur Redaktionbo der Dispositionen, allgemeinen Befehle und der wichtigern Aufsäzze und Correspondenzen. Die übrigen Arbeitenbp ihres Geschäftskreises führen die dazu angesezten Offiziere. Es ist bei der Organisation des Generalstabesbq des Generallissimus und des Oberbefehlshabers einer Armee als Regel angenommen, a) daß eine jede Behörde eines Geschäftskreises einen Aufseher habe, damit die innere Thätigkeit und Genauigkeit erhalten werde; b) daß die auf einander Bezug habenden Geschäftskreise unter einem Direktor stehen, damit Schnelligkeit, Einheit und Zusammenstimmung in allen Geschäften statt finden können; c) daß durch die Krankheit oder den Abgang eines Invividuums nicht sogleich sehr nachtheilige Stokkungenbr in den Geschäften entstehen können. § 4. So wichtig ein gut organisirter Generalstab seyn kann, so darf man sich doch von der bloßen Form nicht zu viel versprechen.bs Der Grad der Brauchbarkeit der Mitglieder des Generalstabes und der Geist, in dem der Oberbefehlshaber der Armee und der Chef des Generalstabes handelt, bestimmen den Werth des Generalstabs.bt Die Organisation ist an sich ein todtes Wesen, erst durch das innere Leben, die innere Kraft kann sie wirksam seyn.bu

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In Konzept A2 verändert aus „hat kein eigentliches Geschäft“. In Konzept B2 verändert aus „Entwerfung“. In Konzept B2 verändert aus „das Detail“. Die folgenden sieben Wörter in Konzept B2 hinzugefügt. In Konzept B2 verändert aus: „nicht sehr nachtheilige Stokkungen in einem kurzen Zeitraum“. Dieser Satz in Konzept B2 hinzugefügt, danach außerdem, aber wieder gestrichen: „Nur unter gewissen Bedingungen kann sie von wesendlichen Nutzen seyn.“ In Konzept B2 verändert aus „Nach dem Grade der Brauchbarkeit der Mitglieder des Generalstabes, nach den Geiste des Oberbefehlshabers der Armee und des Generalstabes wird derselbe seinen Zwek erfüllen“. In Konzept B2 verändert aus „nur durch [...] kann sie von Nuzzen seyn.“

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3tes Kapitel Anordnung zur Verpflegung der Armeen nach französischer Art.bv § 1. Nur in Frühjahr ist eine Armee schwer zu verpflegen.bw Eine Armee braucht zu ihrer Erhaltung an Naturalien, insbesondere Fourage und Brot.bx Vonby 15ten May an kann man in Teutschland ein Pferd in jeder Gegend von dem ernähren, was auf dem Felde wächst. In Herbst sind die Scheuren und die Häuser mit Fourage gefüllt; nur erst im Frühjahr (im März), fangen sie an leer zu werden, und daher ist von den Monaten Februar und Merzbz bis zum 15ten May die Erhaltung der Pferde bei einer Armee vielen Schwierigkeiten ausgesetzt. Von August an hat man in Teutschland die neue Erndte und also das Getreide, von welchem die Bewohner des Landes leben, in Häusern. Dieses ist den 1ten Februar halb und den 31ten Julyca ganz aufgezehrt. Jede Provinz hat also von dem ersten August an, wenn man ihr das Korn nimt, was sie zu ihren eignen Unterhalt hat, eine ihrer Population angemessene Quantität vorräthig, welche bis zum leztencb Juli beständig abnimt. Diese Regelmäßigkeit der Annahmecc der Vorräthe leidet nach der Kultur und den Handel, welche in den Provinzen statt findet, Ausnahmen. So haben fastcd alle Provinzen längs der Meeresküste von Petersburg über Königsberg, Holstein, Bremen, Amsterdamce bis Dünkirchen theils einen bleibendencf Vorrath von Getreide theils durch ihre Fruchtbarkeit, theils durch den Handel. Dagegen fehlt es den Gebirgsbewohnern in dem Herzogthum Berg, Herzogthum Westphalen, auf dem Harz, auf den böhmischen und schlesischen Gebirgen an der zu ihrem

In Konzept A3 verändert aus „5tes Capitel. Von der Verpflegung“. In der Vorlage folgt gestrichen: „Kein Soldat ist g[e]nügsamer als der russische; wenn er nur Mehl hat, ist er schon zufrieden. Keine Armee ist leichter als eine russische zu verpflegen und keine hat mehr als sie durch den Mangel einer guten Verpflegung in den Feldzügen von 1806 und 1807 gelitten.“ In Konzept A3 verändert aus: „Begriff von der Verpflegung“. Eigenhändig verändert aus „Brot und Fourage.“ Die anschließende „1.“ eigenhändig hinzugefügt. In Konzept A3 folgt gestrichen „6sten“. In Konzept A3 verändert aus „von 1sten Merz“. In Konzept A3 verändert aus „den drauf folgenden 1sten August“. In Konzept A3 folgt noch: „Tag des“. In Konzept A3 verändert aus „Zu diese Annahme“. Die folgenden zwei Wörter in der Vorlage eigenhändig hinzugefügt. Eigenhändig verändert aus „Fast“. In der Folge nach „Dünkirchen“ das Wort „haben“ versehentlich nicht gestrichen. In Konzept A3 folgt gestrichen: „bis Ostende“. Eigenhändig hinzugefügt, ebenso das nächste „theils“.

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Unterhalt nöthigen Quantität des Getreidescg; sie haben daher nicht die oben vorausgesetzten Vorräthe. § 2. Ein permanenter groß[e]r Proviantträn ist nicht vortheilhaftch Man siehet aus dem Obigen, daß eine Armee in kultivirten Ländern vom ersten August an einen Vorrath von Getreide und vom 15ten May an einen Vorrath von Fourage und also Mittel zu ihrem Unterhaltci für Menschen und Pferde findet, daß aber im Frühjahr diese Mittel fast ganz wegfallen und daß sie alsdann nicht anders als aus vorher angelegten Magazinen oder aus den Vorräthen des Kaufmanns, Spekulanten u. s. w.cj leben muß. Um in diesem Fall ihr die Vorräthe nachfahren zu können, braucht man eine Menge Fuhrwerke, d. i. einen Proviant-Train. Man hat bei den preußischen Armeen auch in andern Jahreszeiten einen solchen Proviant-Train nothwendig gehalten. Dadurch sind aber mehr Nachtheile als Vortheile für die Armee entstandenck: kostete dieser Train große Summen, um die täglich abgehenden Pferde zu ersezzencl, und verzehrte die Vorräthe des Landes, welche zur Erhaltung der Armee dienen konnten. lernte die Armee nichtcm, wie sie die Vorräthe des Landes sich eigen machen konnte, sie mußte daher immer Magazine oder angehäufte kleine Vorräthe haben, ehe sie sich bewegen konnte.cn Fand diese systematishe Magazin-Verpflegung, wie oft im Kriege der Fall eintrittco, nicht mehr statt, so war die Armee in Noth und verhungerte in dem getreidereichsten Lande auscp Unkunde der Herbeiziehung der Kräfte desselben. Dies warcq auf allen Rükzügen der preußiDas anschließende Satzende eigenhändig hinzugefügt. In Konzept A3 verändert aus: „Unterhalt einer Armee aus dem Lande, in den sie sich befindet“. Die folgenden vier Wörter eigenhändig hinzugefügt. In Konzept A3 verändert aus „Vorräthen des Landes [vorher: „Handels“]“. In Konzept A3 verändert aus „sind ab[e]r große Nachtheile entstanden“. Folgt gestrichen: „und die übrigen mit Fourage zu erhalten“. In Konzept A3 verändert aus „gewohnte [sich] die Armee nicht daran“. In Konzept A3 folgt gestrichen: „Da diese bei allen schnellen Bewegungen gewöhnlich fehlten, so wurden fast allen Unternehmung[e]n Feßeln derselben angelegt.“ Eigenhändig verändert aus „Fand nun die systematische Magazin-Verpflegung“. In Konzept A3 folgt gestrichen: „Ungeshiklichkeit“. Das anschließende Satzende in Konzept A3 nachträglich hinzugefügt. Es folgt dort gestrichen: „in Thüringen, Sach[s]en im October 1806 der Fall. Da bei außerordentlich[e]n Operationen alle Magazin Verpflegung sehr oft wegfällt, so litten die preussischen Armeen nun durch ihre Unkunde, aus dem Lande die Bedürfnisse wie z. B. bei den Rükzuge aus Sachsen bis an die Weichsel u. Trave 1806, von der Weichsel 1806 und 1807 bis an den Pregel und die Memel der Fall. So litten die preussischen Armeen durch ihren ungeheurn Proviant Trän dennoch an Lebensbedürfnisse gerade in den Zeiten am meisten, in den[en] sie ihn bedurft hätten“.

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schen und russischen Armeen im Jahr 1806 und 1807 der Fall. Auf allen diesen Rükzügen hatte die preußische Armee von dem Proviant-Train nicht die mindesten Vortheile, auch selbst bei dem unerwarteten Vorrükken in Februar 1807 von dem Pregelcr bis an die Passarge hatte sie keine Zufuhr von dem Proviant. § 3. Stärke des permanenten Proviant- und Brotwagen-Trains Bei der preußischen Armee führte der permanente Proviant-Trän auf 9 Tage Mehl für die Armee. Dacs in letzten Kriege so wenig Gebrauch von ihm gemacht wurde, so hat man nachher geglaubt, man könne ihn bis zum 4ten Theil abschaffen und einct Proviant-Train, welcher auf 2 Tage für die Armee das Mehl mit sich führt, nebst einigen Feld-Baköfen, sey hinreichend, die Armee in außerordentlichen Fäll[e]n mit Mehl auf einige Tage zu versehen. Man rechnet jetztcu auf jedes Kavallerie Regiment von 4 Eskadronen oder jedes Infanterie-Bataillon von 4 Compagnien einen sechsspännigen Wagen mit Mehl, welcher 2,400 웩 Mehl, d. i. zu 1600 Portionen Brot, mit sich führt. cv Bei der preußischen Armee hatte in allen Kriegen jede Compagnie außer dem erwähnten Proviant-Train einen Brotwagen, der auf 5 bis 6 Tage Brotcw für die Compagnie führt. Diese Brotwagen sind in jeder Lage von großem Nutzen: sie holen das Brot aus den nächst gelegenen Oertern, wo es gebakken wird, und bei einen Marsch führen sie auf 5 bis 6cx Tage das Brot bei sich. Von diesen Wagen haben die preußischen Armeen fast immer Vortheile gezogen, sie haben sich derselben auch selbst auf den Rückzügen theilweise bedient. Da indessen die französischen Armeen nur auf 2 Compagnien einen 4spänigen Brotwagen in den letzten Kriegen führten, so zeigt dies, daß man auch im Nothfall mit der Hälfte dieser Wagen in wohl cultivirten Ländern auskommen kann.cy Diese eben genannten Proviant- undcz Brotwagen machen für jede Division einen eigenen Park aus. Sie sind nach den Brigaden eingetheilt. Bey den Wagen einer jeden Brigade sind 2 Offiziere, von jedem Ba-

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In Konzept A3: „von der Memel“. Die folgenden drei Wörter eigenhändig hinzugefügt. Eigenhändig verändert aus „und nur ein kleiner“. Eigenhändig verändert aus „Man hat“. In der Folge „gerechnet“ nach „Wagen mit Mehl“ versehentlich stehengelassen. In Konzept A3 über diesem Absatz gestrichen: „§ 3. [verändert aus „§ 4.“] Brot Wagen“. Die folgenden drei Wörter eigenhändig hinzugefügt. Folgt gestrichen: „und die Truppen auf 3“. Dieser Satz eigenhändig hinzugefügt. Der folgende Absatz stand in Konzept A3 zunächst vor dem vorangehenden. In Konzept A3: „oder“.

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taillon und jedem Kavallerie Regiment 1 Unteroffizierda und 3 Gemeine commandirt, welche sie führen, die Aufsicht auf die Knechte, Pferde u. s. w. haben und die Beladung und Bewachungdb besorgen. Die Wagen einer Brigade von 6 Bataillonen bestehen aus 24 vierspännigen Brot- und 6 sechsspännige Mehl-Wagen. Bei ihnen sind also 2 Offiziere, 6 Unteroffiziere, 18 Gemeine zur Aufsicht. Werden die Brot- und Proviant-Wagen von einander abgesondert, so bleiben bei den leztern 1 Offizier, 1 Unteroffizier und 3 Manndc § 4. Landfuhrwesendd. Wenn nun gleich ein bedeutender Proviant-Train in Herbst und Winter in den meisten kultivirten Ländern überflüßig und sogar einer Armee in gewisser Hinsicht nachtheilig ist, so muß dennoch auf ausserordentliche Fälle, insbesondre bei den Operationen in Frühjahr, für Fuhrwerke gesorgt werden. 1. Park von Landfuhrwerken. Die französischen Divisionen hatten in den lezten Kriegen immer einen kleinen Park von requirirten Landfuhrwerken bei den Divisionen. Diese lieferte das Land; sie wurden alle 8 bis 14 Tage entlassen und dafür andre gestellt, die jedesmal Futter für ihre Wagenpferde auf 8 oder 14 Tage mit bringen mußten. Dieser kleine Park diente ihnen statt eines Proviant-Trains, ohne daß er besondere Kosten verursachte. 2. Fuhrlinien Gegen das Frühjahr legten die französischen Armeen in allen Ländern, wo sie Krieg führten, Fuhrlinien an, auf welche[n] die Lebensbedürfnisse von einer Station zur and[e]rn gebracht wurden. So war z. B. in Frühjahr 1807 eine Fuhrlinie von Elbing über Liebstadt bis Gutstadt angelegt. In dieser Linie waren mehrere Stationen; in jeder Station war eine gewisse Anzahl Fuhrwerke, welche das Land stellte und welche den Proviant von einer Station zur andern schafte. Die Fuhrwerke dienten nur 8 bis 10 Tage und wurden alsdann durch andere ersezt.de Als 1795 die Englishe Armee aus Holland kam und fast keinen Proviant-Train im Frühjahr hatte, wurden 2 Fuhrlinien aus den Gegenda db dc dd

de

In Konzept A3 irrtümlich: „2 Unteroffic.“ Eigenhändig verändert aus „Beladung, Bewachung u. s. w.“ Dieser Satz in Konzept A3 nachträglich hinzugefügt. Folgt gestrichen: „statt des Proviant-Trains.“ Die Überschrift in Konzept A3 verändert aus „ § 4. [verändert aus „3.“ und „5.“] Mittel zur Ersetzung des P“. In Konzept A3 folgt die gestrichene Einfügung: „Wie die frnz. Armee in Junie sich in Bewegu[n]g setzte, hatte jede Division in Bezirk sein[e]r [sic!] Quartiere so viel Fuhrwerke sich bezeichnet, als sie zur Fortbringu[n]g von Brot und Zwiebak auf 10 Tage brauchte.“

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den, wo Vorräthe waren, sogleich etablirt. Die eine ging von Ostfriesland, die andere von Bremen bis Osnabrük. In Nienburg und Mindendf wurde ein kleines Reserve-Magazin auf den Fall eines Rükzugs nach der Weser angelegt. 3. Landfuhrwerke bei dem Vorrükken einer Armeedg Als die französischen Armeen im Frühjahr 1807 in die Lage kommen konnten, sich in Bewegung sezzen zu müßen, hatten die Divisionen beständig auf 10 Tage Lebensmittel vorräthig, und in dem Bezirk, in dem sie kantonirten, sich die Fuhrwerke, die sie zum Transport dieser Lebensmittel brauchten, bezeichnet. Als die englische Armee 1795 im Februar aus Holland in Westphalen ankam, hatte sie in ihrn Gefolge eine Menge belgische dh und holländische Wagen mit Getreide und Mehl, von dem sie auf dem Marsch lebte, und die nachher zurük gingen. Hätte die russische Armee, als sie bei Königsberg 1807 in Februar 1807 stand, sich aus Litthauen, aus dem Samlande, aus Kurland u. s. w. einen Fuhrträn für die nächsten Operationen organisirt, um beim Vorrükken oder Rükzuge nicht in Verlegenheit zu kommen, so wäre siedi bei dem nachherigen Vorrükken djaus Mangel der Lebensbedürfnisse nicht aufgehalten worden. Nur erst als diese fehlten, im März und April, dachte man an einen Fuhrwerkstraindk. Jezt war es zu spät. Dieser Mangel der Arrangements für die Zukunft zeigte die größtedl Unkunde in der Führung einer Armee an. § 5.dm Bestimmung der Fuhren, welche ein Land liefern kann Ganz vorzüglich kömmt es bei den Anordnungen der Zufuhren durch Landfuhrwerkedn auf die Menge der Pferde an, welche in dem Lande sind, in dem man Krieg führt. Es ist keine Provinzdo in Deutschland, df dg dh di dj dk

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In Konzept A3 verändert aus „in Nienburg“. In Konzept A3 verändert aus „3. Requirirte Fuhrwerke“. In Konzept A3 verändert aus „niederländische“. In Konzept A3 folgt gestrichen: „bei den großen Vorräthen in Königsberg“. In Konzept A3 davor gestrichen: „[nicht] in Bartenstein aufgehalten“. In Konzept A3 verändert aus „in März, dachte man daran, einen Fuhrwerksträn aus Rußland kommen zu lass[e]n.“ In Konzept A3: „große“. In Konzept A3 darunter gestrichen: „Behörde für die Verpflegung d[e]r Armee Man siehet aus den, was man hier über die Verpflegu[n]g der Armee gesagt hat, daß es bei derselben auf folgende Punkte ankömmt. 1. auf Kenntnisse der Vorräthe d[e]r Lebensbedürfnisse und Fourage, welche in dem Lande, in den man Krieg führt, sich befinden. Ihre Menge in den verschiedenen Jahreszeiten läßt sich aus der Population und den Handelsverhältnissen nach § 1 u. 2 bestimmen. 2. daß man“. In Konzept A3 verändert aus „kömt es bei der Verpflegung der Armee“. In Konzept A3 verändert aus „Es ist fast kein Land, in den“.

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welche nicht Pferde genug hätte, eine Zeit lang ein Armee Corps mit den nöthigen Fuhren auszuhelfen.dp Auf eine Quadratmeile kommen in Deutschland nach Verschiedenheit des Bodens 150 bis 400 Pferdedq. Ein District von 2 Meilen lang und breit, also von 4 Quadrat-Meilen, hat demnach 600 bis 1600 Pferde, und eine kleine Provinz von 10 Meilen lang und 10 breit, also von 100 Quadrat-Meilen, 15,000 bis 40,000 Pferde. drMan kann annehmen, daß wegen der Füllen u. s. w. nur die Hälfte der Pferde nicht zum Fuhrtransport gebraucht werden kann. Im äußersten Fall könnte das Land also nur die Hälfte der ganzen Anzahl der Pferde stellen. Dies aber auch nicht ohne Härte, ohne großen Nachtheil des Landes, wenn nicht die Pferde äußerst geschont und nur eine kurze Zeit bei der Armee gebraucht würden. Will man bei der Requisition der Pferde eines Landes auf die Erhaltung des guten Zustands des Landes sehen, so darf man, wenn eine Ablösung der requirirten Pferde vorhanden seyn soll, nicht mehr als das 8te Pferd requiriren. Eine Provinz von 100 Quadratmeilen giebt also 2000 bis 5000ds Pferde zum Transport von Lebensbedürfnissendt. 2000 Pferde geben 500 vierspännige Fuhrwerke, 4000   1,000 jedes ladet 1200 웩 od[e]r 600 Portion Brotdu. Soll nun einem Armee-Corps, welches 2 Divisionen stark ist, jede Division zu 16 Bataillonen und 16 Eskadronen, also 32 Bataillone (128 Compagnien) und 32 Escadronsdv auf 10 Tage das Brot nachgefahrendw werden, so werden dazu 400 vierspännige Wagen für die Infanterie und Kavallerie erfordert, für das Ganze etwadx 500 viersp. Wagen.dy



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In Konzept A3 folgt gestrichen: „Aus der folgenden Tabelle wird man ungefähr den Viehstand bei ein[e]r gewissen Fläche [verändert aus „Population“] übersehen und sich von der obig[e]n Behauptung überzeugen können.“ In Konzept A3 verändert aus „150 bis 300 Pferde (in Ostpreuss[e]n und Lithauen 400), 600 bis 900 Stük Hornvieh, 1500 bis 2500 Schafe und 250 bis 300 Schweine.“ Im folgenden Satz „1600“ und „40,000“ dort verändert aus „1200“ bzw. „30,000“. Das Folgende in Konzept A3 verändert aus „Man kann, wenn eine Ablösu[n]g vorhanden seyn soll, nicht wohl mehr als das 6te Pferd requiriren.“ Diese Zahlen in Konzept A3 mehrmals verändert. In Konzept A3 folgt gestrichen: „ohne sie zu ruiniren.“ Die Zahlen in Konzept A3 verändert aus „1600“ bzw. „800“. Es folgt dort gestrichen: „dies giebt für eine Compagnie oder Escadron [statt „Escadrons“] von 150 Köpfe auf 5 Tage das Brodt. Ein Armee Corps zu 3 Divisionen, jede von 16 Bataillons und 16 Escadrons, wü[r]de, auf 10 Tage Brod mit sich zu führen, 20 × 4 × 2 × 2 = 320 Wagen bedürfen“. Am Rande gestrichen hinzugefügt: „Bestehet eine Division aus 14 Bat, jedes zu 4 Compagnien u. 4 Regiment[e]r Cav., jed[e]s zu 4 Escadrons, so braucht es 18 × 4 = 72, 20 × 4“. In Konzept A3 folgt gestrichen: „bestehen. Würde also 128, wenn man auf die Compagnie u. Esc. 150 Mann rechnete, in 10 Tagen 1600 Portion oder“. In Konzept A3 verändert aus „Tage versehen“. In Konzept A3 folgt gestrichen: „700“.

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Ist eine Armeedz 12 bis 15 Meile[n] von ihren Magazinen entfernt, so wird mit diesen 500 Fuhrwerkenea das Mehl zu ihrem Unterhalt nach der Armee geschaft werden können, denn sie werden alle 10 Tage dieseeb 12 bis 15 Meilen hin und zurük machen können.ec § 6. Behörde für das Landfuhrwesened. Organisation desselben. Bei einer jeden Armee muß ein hoher Offizier in Hauptquartier seyn, welcheree das Fuhrwesen, welches aus dem Lande gezogen wirdef, organisirt, die Requisition besorgt, die Ablösung ordneteg u. s. w. Unter diesemeh Offizier (ein Stabsoffizier) stehen die Offiziere und Unteroffiziere, welche bei den Divisionen die requirirten Landfuhrträns dirigiren. 100 Wagen formiren eine Brigade; jedeei Brigade wird von einem Officier kommandirt; er hat 2 Unteroffiziere und 6 Mann zur Aufsicht, bei 50 Wagen ist also 1 Unterroffizier und 3 Mann. Sind bei einer Division 2 Brigaden, so führt ein Rittmeister oder Kapitain das Commando. Die Offiziere, welche den Landfuhrtrain kommandiren, sehen dahin, daß die Ablösung der Fuhrwerke durch andere richtig geschiehet; daß die Leute mit ihren Pferden nicht davon gehen; daß die Pferde und Menschen ihren Unterhalt haben und wo möglich unter Dach u. Fach kommen; daß die Pferde nicht übernommen werden; daß der Transportej nach der gegebenen Bestimmung ausgeführt wird.

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In Konzept A3 folgt gestrichen: „Eine Provinz von 1000 Quadratmeilen giebt demnach, ohne daß sie ruinirt würde, für ein Armee Corps von etwa 30,000 M[an]n die nöthigen Fuhrwerke, auf 10 Tage das Brot nach zu fahren. Wollte man statt des 8tn Pferd das 4te requiriren, so würde man auf eine doppelte Zeit, 20 Tage, das Mehl nach fahren können.“

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In Konzept A3 folgt gestrichen: „10 Meile“. In Konzept A3 verändert aus „700 Wagen“. In Konzept A3 folgt gestrichen: „24 bis 30 Meilen“. In Konzept A3 folgt gestrichen: „Fodert man statt des 8tn das 4te Pferd, so hat man eine doppelte Anzahl von Wagen, dann aber wird eine Ablösung nur mit größt[e]r Anstreng[un]g statt finden können.“ In Konzept A3 verändert aus „Proviant-Fuhrwesen“. Das Folgende in Konzept A3 verändert aus „die statistishen Verhältnisse von den Länd[e]rn einziehet, ihr[e]n Viehbestand, ihren Bestand an Getreide u. s. w. Dieser muß für die Erhaltu[n]g der Armee die Zufuhr der Lebensbedürfn. sorgen. Er muß den Chef des Generalstabs täglich alle auf diesen Geg[e]nst[a]nd sich beziehnde Nachrichten mittheilen und dieser dagegen ihn alle erhaltene statistische u. s. w. Nachweisungen mittheilen.“ In Konzept A3 folgt gestrichen: „leitet dirigirt“. Eigenhändig verändert aus „betreibt“. Das Folgende in Konzept A3 verändert aus „Off. (Intendant d[e]r Armee) muß eine kleine Anzahl von Officieren und Unterofficiere[n] stehen, welche die requirirten Fuhrträns organisiren, sie in“. Das Folgende in Konzept A3 verändert aus „ist ein Unteroffcier, der sie dirigirt; er hat 5 Mann zur Aufsicht; bei 10 Wagen also 1 Soldaten.“ In Konzept A3 verändert aus „daß die Fuhr[e]n“.

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Diese Offiziere müssen aus den vorzüglichsten, ehrliebensten und interessirtesten bestehen, und daher aus der Armee kommandirt werden. Sie berichten alle Umstände an den Stabsoffizier, welcher das Ganzeek comandirt. § 5.el Oberste Leitung aller Verpflegung General Intendantem Die Direktionen aller Lebensbedürfnisse der Armee hängt von den Befehlshabern, den Generalstäben, dem Intendanten der Armee und dem General-Kommissair ab. Es muß aber jeder Chef des Generalstabes einer Armee außer diesen Behörden einen Gehülfen für die Direktion des Unterhalts der Armee haben, den man den General-Intendanten nennen könnte.eo Dieser hat alle Nachweisungen von den verschiedenen Behörden über den Zustand der Verpflegung der Armee, alle statistischen Nachrichten von dem Kriegestheater in Hinsicht der Getreide Vorräthe, der Fruchtbarkeitep des Landes und den Viehstandeeq, welche der Chef des Generalstabs erhält, unter seiner Aufsicht. Er ist in Hinsicht der Verpflegungsanordnungen gewissermaßen der Kanzleidirektor und das Organ des Chefs des Generalstabes. Er hat mit keiner Conptabilität zu thun, aber die Anordnungen, welche im Großen zur Herbeischaffung der Naturalverpflegung der Armee, sowohl auf die gewöhnliche Art, als durch außerordentliche Mittel, erfordert werden, ist der Gegenstand seiner Beschäftigung.er Er macht jedoch keine Behörde aus; er legt nur seine Entwürfe, Instruktionen u. s. w. dem Chef des Generalstabes vor, er macht ihm die Vorschläge, wie die Fuhrwerke und alle Hülfsmittel des Unterhaltes des Kriegestheaterses benutzt werden können, wie die Provinzial-Fuhrwerkslinien, die Parks der Provinzial-Fuhrwerke u. s. w.et geordnet werdeneu. Bei ihm kömmt es daher vorzüglich auf taktische, ek el

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In Konzept A3 folgt gestrichen: „dirigirt“. In Konzept A3 dieser und die folgenden Paragraphen nicht numeriert. Die anschließende Überschrift dort verändert aus „Organisation der Direction der Erhaltung der Armee durch Naturalbedürfnisse“. In Konzept A3 folgt gestrichen „Direction der Verpflegung“. In Konzept A3 verändert aus „Besorgung[en]“ (es heißt dort in der Folge: „hängen“). In Konzept A3 verändert aus „Es hat aber der Generalquartiermeister der Armee einen Gehülfen für die Direction des Unterhalts der Armee.“ Die folgenden zwei Wörter eigenhändig hinzugefügt. Das Folgende in Konzept A3 verändert aus „deßelben u. s. w. Er ist das Organ“ In Konzept A3 verändert aus „seines Wirkungskreises.“ Die folgenden zwei Sätze dort nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „Unterhalts der Provinzen, in den[en] Krieg geführt wird“. In Konzept A3 verändert aus „die Provinzial Fuhrwerkparks“. Folgt gestrichen: „etc.“

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1.)

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strategische und statistische Kentnisse an. Er muß in den Vertrauen des Chefs des Generalstabes seyn, und wenn dieser die Entwürfe zu den Operationen in taktischer und strategischer Hinsicht bearbeitet, so richtet jener sein Augenmerk auf die Mittel zur Herbeishaffung der Lebensbedürfnisse bei der Ausführung derselben.ev In den Augenblik, wo die Armee operirt, wo man auf nichts als taktischeew Anordnungen, auf Angriffe und Vertheidigungen denkt, muß er allein die Verpflegung der Armee auf die Zukunft in Auge haben und die nöthigen Anordnungen den Chef des Generalstabes vorschlagenex. § 6. Einige allgemeine Regeln bei der Anordnung der Verpflegung einer Armee. In Kantonirungen.ey a.)ez Zur Erleichtrung der Verpflegung der Truppen in Kantonirungen ist es nöthig, daß wenn die Entfernung des Feindes es zuläßt, die Divisionen der Armee nicht zu nahe bei einander sind und sich so viel es möglich über das Land verbreiten. Es brauchen deswegen die Truppen einer Brigade in sich nicht weit aus einander dislozirt zu seyn, denn es kann immer zwischen den Brigaden ein nicht belegter Raum sich befinden. Dieser liefert aber mit zur Erhaltung der Truppen. b.) Wenn die Entfernung des Feindes die Koncentrirung einer Division oder eines Armee-Corps erfodert, so müßen die rükwärts und neben liegenden Kreise und Provinzen die Zufuhr der Lebensbedürfnisse besorgen. Die in dieser Angelegenheit erforderlichen Requisitionenfa müßen vorher, sowohl in Hinsicht der Herbeischaffung der Lebensbedürfnisse, als des Transports derselben, eingeleitet seyn.fb c.) Es ist sehr wichtig, von den täglichen Bedürfnissen wo es irgend möglich nur etwas auf außerordentliche Fälle zu ersparen. Kann man daher den Soldaten in Kantonirungen täglich 1 웩 Brot statt In Konzept A3 folgt gestrichen: „Er muß Kentnisse von der Führu[n]g der Armeen haben, um den Chef des Generalstabs Vorschläge thun zu können, wie er die [verändert aus „wie er seinen Zwek bei den“] Operation in Hinsicht der Erleichteru[n]g des Unterhalts d[e]r Armee führen könne.“ Statt „taktischen“. Eigenhändig verändert aus „Anordnungen durch den Chef des Generalstabes zur Ausführung bringen.“ In Konzept A3 verändert aus „1. In Cantonnement“. Eigenhändig verändert aus „1.)“, analog wurden in der Folge die numerierten Punkte b.), c.) und d.) aus 2.), 3.) bzw. 4.) umbenannt. Folgt gestrichen: „Organisationen“. Eigenhändige verändert aus „getroffen seyn.“ In Konzept A3 folgt gestrichen: „3. Wenn die Truppen auf nicht zu lange Zeit cantoniren, so muß man von“.

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der gewöhnlichen 2 웩 geben und statt des Abzuges von 1 웩 ihm 1 /2 웩 Fleisch und etwas Gemüse geben, so gewint man schon viel. Oder kann man in den Kantonirungen so viel Getreide herbeischaffen, daß sie täglich von den Dörfern nur mit 1/2 bis 1 웩 Brot versehn werden, so hat man schon viel in der Zufuhr gewonnen. d.) Liegt ein Armee Corps so lange in einer Provinz, daß es zulezt an aller Hülfe von Seiten der belegten Einwohner fehlt, so muß man, wenn keine andern Mittel mehr möglich sind, zum Schlacht-Vieh seine Zufluchtfc nehmen, aber zugleich aus den nicht belegten Provinzen anderes kommen lassen, um das aus Noth genommene in etwas zu ersezzen. Auf Märschen a.)fd Man muß so viel als möglich in vielen kleinen Kolonnen marschiren, damit in den Nachtquartieren die Soldaten nicht zu dicht liegen und also von den Bewohnern gespeiset werden können. b.) Man muß, wenn man nahe bei den Feinde und divisionsweise, also in starken Kolonnen marschiren muß, in den Nachtquartieren Lebensmittel aus der umliegenden Gegend in einem Abstande von 2 Meilen in Durchmesser zusammen bringen lassen, wobei die nöthigen Gefäße zum Kochen nicht zu vergeßen sindfe. Fleisch, Brot, Gemüse müßen aus denff nicht belegten Dörfern nach einen belegten gebracht werden. Im Bivouacq oder Lager. fh Im Bivouacq oder Lager muß man den Truppen Fleisch geben, wenigstensfi 1/4 웩 täglich, wenn es aber möglich 1/2 웩. Im Bivouacq oder Lager hat die Verpflegung die größte Schwierigkeit, weil dann der Soldat gar keine Unterstüzzungfj vom Lande genießt und die Armee gewöhnlich concentrirtfk ist. Man muß daher auf diesen Fall sich in Hinsichtfl der Verpflegu[n]g der Armee vorbereiten, Schlachtvieh aus andern Gegenden nach und nach, so wie es verzehrt wird, herbeischaffen, Landfuhren von allen umliegenden Oertern in Bewegung sezzen und eine solche Einrichtung treffen, daß die entferntern Gegendenfm bald nach der Aufzehru[n]g

Eigenhändig verändert aus „zum Vieh seine Zuflucht zur Erhaltung“. Eigenhändig verändert aus „5.)“, analog in der Folge „b.)“ aus „6.)“. Eigenhändig verändert aus „selbst mit den nöthigen Gefäßen zum Kochen.“ Verändert aus „vielen“. Die Nummer nicht in Konzept A3. Davor steht, versehentlich nicht gestrichen: „7.“ In Konzept A3 verändert aus „wenn auch nur“. In Konzept A3 verändert aus „Hülfe“. Eigenhändig verändert aus „nahe bei einander“. Eigenhändig verändert aus „sich mit“. In Konzept A3 folgt gestrichen: „zugleich in Bewegu[n]g gesetzt w[e]rden“.

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2.)

3.

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der in den Bivouacq- und nahenfn Gegenden vorgefundenen Bedürfnisse mit ihren Zufuhren ankommen. § 7. Man muß durch die Mannigfaltigkeit der Lebensbedürfnisse sich zu helfen suchen, wenn es an einigen fehlt. In der preußischen Armee hat man immer es als eine unabläßige Regel angesehen, den Leut[e]n täglich 2 웩 Brot zu geben, und hat die übrigen Mittel zur Ernährungfo der Menschen fast nie recht angewandt. [Fleischfp.] Zum Ersatz des Brots dient Fleisch. Wenn der Mensch in Nothfall 1/2 웩 Brot u. 3/4 bis 1 웩 Fleischfq hat, so ist er gut ernährt. Mit 1 웩 Brot und 1/2 웩 Fleisch kann er schon ganz gut leben. Man braucht nicht gerade Rindfleisch, also nicht gerade Ochsen, man wechselt mit Schweine-, Rindfr und Schaffleisch ab. Man kann hier nur selten gemästetes Vieh haben, aber auch das ungemästete giebt gute Suppen u. s. w. Gemüse; man muß wo es möglich den Soldaten, wenn die Armee zusammen gezogen wird, durch Grüzze, Reis, Graupen und HülsenFrüchte zum Theil zu ernähren suchen. Diese Gemüse können in großen Quantitäten eben so leicht und noch leichter als Brot transportirt werden, sie sind nicht dem Verderben ausgesetzt, dienen statt des Brots und erfordern keine Backöfenfs. Hat man dazu etwas Fleisch, so ist der Soldat durch die Zusammensetzung dieser Lebensmittel gutft genährt. Jedes Landfu hat seine eigene Gemüse; Kartoffeln findet man überall. Man kann aber, da sie schwer zu transportiren sind, nur Gebrauch von ihnen auf der Stelle machen. Kann man dem Soldaten vor einer Expedition einige Pfund Reiß, Graupen oder Grüzze geben, von dem er täglich eine kleine Quantität zu genießen berechtigt ist, so ist dies ein großes Hülfsmittel für diefv Ernährung. Brantwein, Rum, Wein, Bier und Tabakfw. Bei den teutschen Armeen bediente man sich dieser Nebenmittel der Ernährung des Soldaten fast niefx, und dies war ein großer Fehler. Man muß dasselbe immer bei der Hand haben, damit man, wo die gewöhnlichen Verpflegungsmittel fehlen, mit diesen zu Hülfe kommen kann. Man giebt es vorzüglich Eigenhändig verändert aus „Bivouacq- und andern“; in Konzept A3 steht: „in bivouaquire[n]d[e]n“. Eigenhändig verändert aus „die Mittel der Erhaltung“. Ergänzt nach Konzept A3. In Konzept A3 verändert aus „in Nothfall nur 3/4 웩 Brot u. eben so viel Fleisch“. Eigenhändig hinzugefügt. Eigenhändig verändert aus „sie verderben nicht [...] und erfordern kein Bakken“. Eigenhändig verändert aus „der Soldat allein durch dasselbe“. Eigenhändig hinzugefügt. Eigenhändig hinzugefügt. In Konzept A3 steht: „Hülfsmittel sein[e]r“. In Konzept A3 verändert aus „Wein, Tabak, Bier“. Eigenhändig verändert aus „des Soldaten nicht“.

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a.) bei großen Strapazen, b.) bei geringern Quantitäten anderer Ernährungsmittel, um doch einigermaßen den Soldaten zu entschädigen. Salz. Salz ist das unentbehrlichste Lebensmittel, zumal bei dem Gebrauch von Fleisch, und man muß daher eine große Sorgfaltfy darauf sehen, daß der Soldat immer eine kleine Quandität mit sich führt und daß es nie daran bei der Armee fehle. Doch muß man es nicht eh[e]r ausgeben, bis man überzeugt ist, [daß] der Soldat es bedürfe, weil er gewöhnlich kleine Provisionen sich von Lande selbst verschaft. § 8. Schäzzung der Hülfsmittel der Ernährung der Soldaten durch Fleisch. Wenn man wissen will, wie viel ein Land zur Ernährung des Soldaten an Fleisch leisten kann, so muß man die Anzahlfz des Viehs aller Gattungen wissen und die Hälfte davon zum Genuß als brauchbar annehmen; ferner muß man einen Ueberschlag machen, wie viel Fleisch oder Portionen ein jedes Stük der verschiedenen Gattungen von Thieren liefert. a.) Ein groß[e]r Ochse liefert an Portionen zu 1/2 웩 ga Eine ordinaire nicht gemästete Kuh b.) ein fetter Hammel ein ordinaires Schaf c.) ein gutes fettes Schwein ein ordinaires mageres do gb

Der preußische Staat, welcher 2,780 Quadrat Meilen und 4,600,000 Seelen enthält, hatte im Jahr 1810gc 725,000 Pferde 1,782,000 Stück Rindvieh 4,298.000 Schafe 825,000 Schweine. Es kommen auf 1 Quadrat-Meile also ungefähr 265 Pferde 700 St. Rindvieh 1,500 Schafe 300 Schweine.

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Der anschließende Rest des Absatzes eigenhändig verändert aus „auf dasselbe verwenden.“ In Konzept A3 verändert aus „die Quandität desselben“. Davor in Konzept A3: „b.“, die folgenden Punkte als „c.“ und „d.“ bezeichnet. Das Folgende in Konzept A3 auf einem Zusatzblatt, fol. 27r–v. Vgl. auch die „Vergleichende Tabelle des Zustandes der verschiedenen Provinzen des Preußischen Staates in Rücksicht auf Flächen-Inhalt, Bevölkerung und Viehstand für das Jahr 1809“ im Nl Scharnhorst, Nr. 186 fol. 32r. In Konzept A3 verändert aus „enthält, hat“.

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Die Provinzen sind in diesem einzelnen Bestande sehr ungleich, einigegd einzelne Provinzen und Kreise haben unter 4/6ge dieser Anzahl des Viehs und andere wieder über 9/6gf derselben auf die Quadratmeile. In der Provinz Preußen kommen auf jede Quadratmeile nur 1/3 so viel Schafe als in Schlesien, ganz anders ist es aber mit den Pferden, von diesen ist die Anzahl in beiden Provinzen auf eine Quadratmeile fast dieselbe. Schlesien hat jezt auf 1 Quadratmeile doppelt so viel Rindvieh als die Provinz Preußen, welches abergg zum Theil eine Folge der Viehseuche ist; dagegen hat Preußen auf die Quadratmeile eben so viele Schweine als Schlesien.

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gh 4tes Capitel Ersatz des Abgangs der Mannschaft und Pferdegi; Bestand der Armee an Feuergewehren.gj §. Die Armee wurde nicht zur rechten Zeit rekrutirt. Hierdurch entstanden sehr große Nachtheile: kostete die Armee in ihren inkompletten Zustande fast eben so viel, als wenn die komplet wäre. Man hatte eine Menge Offiziere, Unteroffiziere, Spielleute, Aufwärter der Offiziere, Employés, Pferde für die höhern Officiere, Geld, Medizin und Brotwagen und nur wenig Feuergewehregl. In diesen Zustand kann kein Bataillon, keine Brigade etwas auszeichnendes leisten, gleichwohl wird es immer für ein Bataillon u. s. w. gerechnet; es verliehrt auf diese Weise Zutrauen zu sich und Achtung in Aeußern. Kömmt nun endlich der Ersaz an, so ist Alles neu in Bataillon, so ist es nun nicht besser als ein eben geworbenes, nicht an’s Feuer gewöhnte[s] Bataillon. Wäre der Abgang dagegen immergm ersezt, so wären die Rekruten nach und nach unvermerkt dem Ganzen sowohl in Hinsicht des Geistes als des Dienstes einverleibt und das Bataillon wäre brauchbar.

In Konzept A3 verändert aus „manche“. In Konzept A3 verändert aus „unter 2/3“. In Konzept A3 verändert aus einer anderen Zahl, anscheinend „3/2“. Die folgenden zwei Wörter in Konzept A3 nachträglich hinzugefügt. Hier, zu Beginn von fol. 74r, zunächst gestrichen: „IIte Abtheilung Fehler, welche bei der russischen Armee in Preußen 1806 und 1807 wahrgenommen wurden.“ In Konzept A4 über dieser Überschrift noch gestrichen: „Ueber die Verbeßeru[n]gen, welche bei d[e]r russischen Armee gemacht w[e]rd[e]n können“. Überschrift bis hier eigenhändig verändert aus „1tes Capitel. Recrutirung“. Darunter hinzugefügt und gestrichen: „1ster Vorschlag“. In Konzept A4 verändert aus „den[n] erstlich“. In Konzept A4 verändert aus „Spielleute, Employés und keine Feurgewehre.“ In Konzept A4 nachträglich hinzugefügt.

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Durch den zu späten Ersaz der abgegangenen Mannschaft wird also im Kriege eine Armee unbrauchbar a.)gn wegen Mangel an Streitern, b.) wird sie schlechter und weniger brauchbar nach dem Ersaz und werden bei dem Mangel der Streiter keine Kosten erspart. Man hat diese Fehler, so groß, so entsheidend sie auch sind, unter den vortheilhaftesten Umständen dennoch bei fast allen Armeen, doch am wenigsten bei den französischen, wahrgenommen. Um siego zu vermeiden, muß man auf den 12ten Mann per Compagnie und 18ten per Eskadron einen uebercompletten, nicht bewaffneten, geübten Recruten bei dem Ausmarschgp gleich mitnehmen, weil die Erfahrung lehrt, daß in 2 Monaten nach dem Ausmarsche die Anzahl der im Lazareth liegenden Kranken und der anderweitige Abgang ungefährgq den 12ten Theil der ganzen Compagnie ausmacht und die Compagnie also, wenn diese Anordnunggr nicht getroffen ist,gs immer um den 12ten Theilgt kleiner seyn wird. Die preußischen Truppen haben gewöhnlich den 10ten bis 18ten Manngu im Lazarethe, man würde daher bei den preußischen Truppen die ganze Anzahl von den geforderten Überkompletten gleich beim Ausmarsch in den meisten Fällen unters Gewehr stellen müßen, in jedem Fall würde dies in einigen Wochen der Fall seyn.gv Wenn daher die Compagnie inclusive Unteroffiziere, Spielleute, Offizierknechtegw, Wagenknechte 180 Mann stark ist, so müssen bei derselben 15gx Mann Uebercomplette seyn, wenn sie nach 2 Monaten nochgy komplet erscheinen soll. Auf diese darf man weder Brodtgz, noch Bewaffnung, noch Munition rechnen, weil eben so viel von der Compagnie im Lazareth abwesend, tod, abgegangen oder sonst zurük gelassen ist.ha Damit diese 15 Mann, wenn bei dem Anfange, wo der Abgang der Compagnie noch nicht statt gefunden, zwekmäßighb gebraucht werden gn go gp gq gr gs gt gu gv gw gx gy gz ha

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Nicht in Konzept A4, ebensowenig die folgende Bezeichnung „b.)“ In Konzept A4 verändert aus „1. Um ihn“. In Konzept A4 verändert aus „Marsch“. In Konzept A4 verändert aus „we[n]igstens“. In Konzept A4 verändert aus „Vorkehrung“. In Konzept A4 folgt: „unter den vortheilhaftesten Umstä[n]d[e]n“. In Konzept A4 verändert aus „15ten Theil“. In Konzept A4 verändert aus „10ten bis 20sten [zunächst zu „15sten“] Mann“. In Konzept A4 folgt gestrichen: „2. Durch diese größere Anzahl der“. Statt „Offiziere, Knechte“, verbessert anhand von Konzept A4. In Konzept A4 verändert aus „12“, dazu dort am Rande einige Berechnungen. In Konzept A4 verändert aus „wenn sie anfangs immer“. In Konzept A4 verändert aus „weder bei den Brodtwagen“. In Konzept A4 folgt gestrichen: „Die Compagnie muß diese Anzahl von Ueber“. Der anschließende Satz dort nachträglich hinzugefügt. In Konzept A4 nachträglich hinzugefügt.

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können, formire man von ihnen eine Sektion, gebe ihnen Piken und brauche sie zu polizeilicher innerer Bewachung, Führung der Bagage u. s. w. §. hc Die Compagnie wird bei dieser Anzahl von Ueberkompletten nur in den ersten 2 bis 3 Monatenhd komplet seyn, gewöhnlich ist der Abgang in einem Feldzuge 1/6 bis 1/8 bei der Infantrie und 1/12 bei der Cavallerie und Artillerie; dies bringt bei den Infanterie Compagnien von 180 Köpfen 24 bis 30 Köpfe auf’s Jahr. Blutige Schlachten vermehren bei den Regimentern, welche leiden, diese Anzahl noch sehr. In jedem Fall muß die gegebene Anzahl allmählig ersezt werden. Dies macht aber auf den Monath für jede Compagnie 2 bis 21/2 Mann; aus diesem Grunde müssen in 2 oder doch wenigstens 3he Monaten nach dem Ausmarsch der Armee auf jede Infanterie-Compagnie 4 bis 5 Rekruten und auf jede Eskadron 2 folgen, und es muß dabei eine solche Anordnung getroffen werden, daß sie 2 Monate nach den Ausmarsch der Regimenter bei denselben ankommen. Diese Art der Ersezzung des Abganges muß von 2 zu 2 Monaten während des ganzen Kriegeshf fortgesezt werden und im Herbst müßen die Regimenter, welche vor dem Feinde außerordentlich gelitten, auch ihren außerordentlichenhg Ersaz erhalten. §. Bei der russischen Armee erfolgte keine Ersaz Mannschaft in dem Feldzuge von 1806, sie kam erst 1807 im April und May an. Die Regimenter waren bis dahin, besonders seit der Schlacht bei Eilau, auf die Hälfte, bei einigen auf ein Drittheil ihrer Feuergewehre reduzirt.hh Die Armee war also auf die Hälfte bis ein Drittheil reduzirt, sie konnte daher das nicht leisten, was sie würde geleistet haben, wenn man nach den Grundsäzzen, die oben aufgestellt sind, verfahren hätte; sie würde dann in jedem Fall auf jede Compagnie 45 Feuergewehre stärker gewesen seyn, ehe sie den Ersaz der bei Eilau Gebliebenen erhalten hätte. Das Uebelste bei diesem starkenhi Ersazze war nun noch, daß die Bataillone zum großen Theil aus Rekruten bestanden, die nichts vom Dienste wußten. Den preußischen Füselier Bataillonen ging es eben so, sie waren in dem Feldzuge von 1806 sehr brauchbar, in dem von 1807, als sie auf einmal

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Davor in Konzept A4 gestrichen: „2.“ In Konzept A4 verändert aus „den ersten Monaten“. In Konzept A4 verändert aus „müßen in wenigsten[s] 2“. In Konzept A4 verändert aus „Feldzugs“. In Konzept A4 verändert aus „gelitten, ihren besondern“. In Konzept A4 folgt gestrichen: „Sie konnte also nicht agiren. Nur in April, May“. In Konzept A4 verändert aus „schleun[i]g[e]n“.

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im April rekrutirt wurden und nun fast [ganzhj] aus Rekruten bestanden, gar das nicht mehr, was sie vorher waren. §. Es ist allgemein bemerkt worden, daß die russischen Rekruten Transports im sehr erbärmlichen Zustande in Preußen ankamen und daß nicht für ihre Verpflegung gehörig gesorgt wurde und daß daher so viel von ihnen dadurch krank liegen blieben. Die Franzosen haben bei allen Transportenhk eine Methode, die Nachahmung verdient. Sie ordnenhl aus dem Innersten von Frankreich Militairstraßen an; auf diesen sind die Stationen, wo die Truppen Nachtquartiere haben und wo sie mit Brot und Gemüse oder Fleisch versehen werden, bestimmt. Die Zivilobrigkeiten treffen auf diesen Militär-Ruten die nöthige Anordnung zur Verpflegung. Alle Rekruten Transporte gehen auf diesen Straßen inhm Trupps od[e]r Transporte[n]. Nicht leichthn übersteigt der Transport 50 Mann, wobei immer 1 Offizier ist. Wenn die Station nicht über 50 Mann hat, so ist die Verpflegung leicht. Diese Militairstraßen haben den Vortheil, daß man einzelne sichere Leuteho, kleine Detaschements mit 1 Unteroffizier auf denselbenhp schikken kann. Sie bekommen die Marschrute, nemlich die Namen der Stationsörterhq, mit der Unterschrift einer höhern Behörde oder eines Befehlshabers. Dies ist ihr Paß, ihre Anweisung zu der erforderlichen Verpflegung, Einquartirung u. s. w. §. Unterschleif in Hinsichthr des Abganges der Soldaten und richtigen Angabe der Anzahl der Mannschaft bei den Regimentern fand von jeher in allen Diensten statt. Bei der französischen Armee sind daher die Revüe-Inspekteurehs, deren Anzahl so groß ist, daß auf 4000 Soldaten einer kommt, angeordnet. In den russischen Armeen finden dergleichen nicht statt, und man hat überall die Meinung, daß die Armeen immer weit schwächerht an Köpfen wären wie die eingegebenen Listen sagen, und daß die Besoldung und die Naturalien, welche auf dieselbe[n] gut gethan werden, der Krone also verlohren gehen.

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Ergänzt anhand der Streichung „fast ganz aus Recru“ nach „Aprill“ in Konzept A4. In Konzept A4 verändert aus „haben hierin“. In Konzept A4 verändert aus „führen“. In Konzept A4 folgt: „kleinen“. In Konzept A4 verändert aus „Nie“. Die folgenden fünf Wörter in Konzept A4 nachträglich hinzugefügt. Statt „demselben“. In Konzept A4 verändert aus „Sie bekommen die Route“. Die folgenden sieben Wörter in Konzept A4 nachträglich hinzugefügt. In Konzept A4 verändert aus „Revue-Comissäre“. In Konzept A4 folgt gestrichen: „vor den Feind“.

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Diese Angabe ist um so wahrscheinlicher, da bei den Schlachten, welche die russischen Armeen liefern, die Anzahl der Todten immer so ungeheur groß ist und, was aller Erfahrung geradezu widerspricht, größer ist als die Anzahl der Verwundeten. Man kann diesen Unterschleif nur durch Revue-Inspekteure, ganz auf französischen Fuß organisirt, abhelfen und dadurch, daß wöchentlich ein Rapport von den ausrükkenden Feuergewehrn eingegeben wird, und daß der Regiments-Befehlshaber und der Brigadier kassirt werden, wenn dieser Rapport von dem Divisions General oder dem höhern Befehlshaber unrichtig befunden werden sollte. §. Die in diesem Capitel aufgeführten Verbesserungen bei den russischen Armeen sind von der größten Wichtigkeit, sie sind die Grundlage aller guten Einrichtungen bei der Armee; ohne sie kann weder durch Bravour, noch Abhärtunghu, noch Geschiklichkeit etwas geleistet werden. Man muß daher auf sie eine große Aufmerksamkeit verwenden. 361. Denkschrift

[?, 1810/1811?1]

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 261 fol. 28v–29r (2 S.): Reinschrift, Greulichs Hand. Reinkonzept, Schreiberhand, mit eigenhändigen Abänderungen: ebda., Nr. 161 fol. 1v–2r (2 S.); Konzepte, Greulichs Hand, mit eigenhändigen Abänderungen: ebda., Nr. 261 fol. 50r–51r (2 S.), fol. 85v–86r (2 S.);a Konzept, eigenhändig: ebda., Nr. 261 fol. 53r (1 S.). Druck: Vaupel I, S. 216f.; Huck, S. 183f.

hu

In Konzept A4 verändert aus „Bravour, Ausdaur“.

a

Im Unterschied zum älteren eigenhändigen Konzept (Konzept A) hier als Konzept B bzw. C bezeichnet. Die in Konzept B vorgenommenen Veränderungen sind in Konzept C, die in Konzept C vorgenommenen im Reinkonzept (Konzept D) bereits berücksichtigt. Von Vaupel in die zweite Hälfte des Jahres 1807 eingeordnet und ihm folgend im vierten Band als Nr. 410 gedruckt, beidesmal lediglich nach dem Reinkonzept im Faszikel Nr. 161.

1

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I. Stabschef und Geheimdiplomat (März 1811–März 1812)

Uebersicht der Organisation des Generalstabesb für ein Chef des 1te Divisiond.

2te Divi-

Ein Stabsoffizier des Generalstabes. Diee Bearbeitung der (Geschäfte des bisherigen Generalquartiermeisterstabes)f strategischen und taktischen Anordnungen.

Ein Stabsoffizier des Gegelegenheiten der Armee herigen Generaladjutan-

Ein Stabsoffizier: 1) Polizeiliche Aufsicht im Hauptquartier, im Lager, in den Bivouaks, sowohl in Hinsicht der Reinlichkeit, als der Preise der Waaren, der Spionerie, als der polizeilichen Ordnung in jeder Art. 2) Besorgung der Geschäfte, wenn Deserteure, Gefangene, Spione eingebracht werden. 3.) Leitung der Spionerie, Führung der Correspondenzen zur Einziehung derk Nachrichten von dem Feinde, 4) Untersuchung falscher Pässe u. Austheilung der Pässe im Bezirke der Armee.l

Ein Stabsoffizier und ein Capitain: Geschäfte der innern Angelegenheiten der Armeep, 1.) die Führung des Dienstrostersq in Hinsicht dessen, was jede Division leistet; dass Detail-Dienstroster führt die Division; 2.) die Führung der Bestandlisten, 3.) die Rekrutirungs u. Remontirungs Angelegenheiten, 4.) die Redaktionv der Tages- und andern Befehle, 5.) die Angelegenheiten, welche in Hinsicht des Brotes, der Fourage, Stroh, Holz u. s. w. Empfanges vorkommen, 6.) die Waffen Angelegenheiten.w

Ein Capitain des Generalstabes. Die Redaktiong der taktischen und strategisch. Anordnungen, die auf diese Bezug haben den Correspondenzen und die Führung des Tagebuches der Armee.

¬ « « « ­ « « « ® Zu dieser Abtheilung gehören alle junge, nicht angestellte Offiziere des Generalstabes und die Guiden oder KolonnenFeld-Jäger.j

Der Ingenieur Befehlshaber. Die Aufsicht über die Pontons, PortativBrükken, Pioniers u. Feldfortifikations Arbeitenh; die Instandsezzung der Wege, die Etablirung der erforderlichen Brükken, die Anordnungen, welche zur geschwinden Passirung eines Flusses ohne Pontons erfordert werdeni, die Direktion der geographischen u. topographischen Karten, die Sammlung der statistischen Nachrichten; die Direktion der Kroquirung der Stellungen u. s. w.

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der Befehlshaber der Ingenieure muß mit dem Artillerie-Befehlshaber, wo beide Geschäftszweige in Berührung kommen, sich einigen.m

Diese Division hat einigex hülfen und zum Schreiben.

Die folgenden drei Wörter im Reinkonzept D eigenhändig hinzugefügt. Fehlt in Konzept A. Die in Konzept B eigenhändig hinzugefügte Überschrift lautet auch in Konzept C: „Uebersicht der Organisation des Generalstabes in Hinsicht seiner Geschäftszweige.“ In Konzept A verändert aus „1ste Abtheilung“. In Konzept C verändert aus: „zur“. Die Klammer und ihr Inhalt bei Vaupel hinter „Anordnungen“ nach unten verschoben. In Konzept A: „Ein Staabsofficier od[e]r Capit. des Generalstabs“; in Konzept B: „Ein Stabsoffizier und ein Capitain des Generalstaabes zu den Detail Arbeiten“. In Konzept B folgt noch: „in Hinsicht der zwekmäß[i]g[e]n Form. Er siehet auf“. Diese Passage in Konzept C gestrichen. In Konzept B und C: „wird.“ Der anschließende Rest des Absatzes in Konzept C hinzugefügt, danach folgt dort noch: „Zu dieser Abtheilung [ge]hören die nicht angestellten Ingenieur Officiere.“ In Konzept C verändert aus „oder Feldjäger“; dort folgt gestrichen die in A und B erhaltene Passage: „die Pionierund die Ingenieur-Offiziere.“ In Reinkonzept D: „von“. Dieser in Konzept B hinzugefügte Absatz wurde in Konzept C von seiner ursprünglichen Position als zusätzliche Mittelspalte der 2. Division an seinen endgültigen Ort verschoben, gleichzeitig Punkt 4) hinzugefügt und die ursprüngliche zweite Spalte der 1. Division gestrichen. Letztere lautete nach Konzept B: „Ein Stabsoffizier oder Capitain des Ingen. Corps. Unter der Direktion dieses Offiziers werden die geograph. u. topographischen Karten u. Plane, die statistischen Nachrichten gesammelt u. aufbewahrt, die Stellungen u. s. w. kroquirt.“ Diese Spalte in Konzept B hinzugefügt, links davon außerdem die in Konzept C zur 4. Division heraufgestufte Spalte über den Artilleriebefehlshaber. Beide Spalten zusammen waren dort ursprünglich versehen mit der Überschrift:

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Armeecorps in Hinsicht seiner Geschäftszweige.c Generalstabes 3te Division.

sion. neralstabes. Innere An(die Geschäfte des bisten).

4te Division.n

Ein Stabsoffiziero (General-Intendant). Direktion der ökonomischen Angelegenheiten.

¬ « « « « « « « « « ­ « « « « « « « « « ®

Der Artillerie-Befehlshaber. Die Artillerieund Munitions Angelegenheiten der Armee; Ein Stabsoffizier oder General-Kommis- Ein Stabsoffizier Ober-Zahlmeister. also auch die der InfanCapitain: Führung der sair. als LazarethKasse. terie und Kavallerie. Geschäfte, welche auf Brot, Fleisch, Direktor, Die außerordentlichen persönliche Angelegen- Fourage u. s. w. General-StabsAusgaben bei der r heiten Bezug haben. Chirurgus. Artillerie erfordern die Abgang der Offiziere, Genehmigung des Avanzement, BelohAlle im Felde vorkommende Gegenstände, welche auf die Chefs des Generalstanung, Bestrafung, Bekleidung, Verpflegung, Mobilmachung u. s. w. Bezug bes und stehen unter Disziplin. Alle auf diese haben, gehören in Hinsicht der Ausführung zu dieser der Kontrolle des t Gegenstände Bezug Division. General-Intendanten.u habende Correspondenzen.

¬ « « « « « « « Unter-Offiziere zu Ge-

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x

„Vierte Division Artillerie Direction Befehlshaber der [verändert aus „des Ingenieurwese“] Feld-Ingenieure“. Im Reinkonzept D hierunter etwas freigelassener Raum, der mit einigen Schnörkeln ausgefüllt wurde. Im Reinkonzept D das Wort mit Bleistift unterstrichen und mit dem Vermerk „NB.“ hervorgehoben. In Konzept B: „Ein Stabs Offizier. Führt die Geschäfte der innern sachlichen Angelegenheit[en] d[e]r Armee, unter ihn arbeitet 1 Capitaine von der Infantrie und 1 Capitain von der [folgt gestrichen: „Artillrie“] Cavalerie [folgt gestrichen: „nebst einigen Schreibern, bearbeiten das Detail“]. Die Geschäfte dieser Officiere sind“. Die Passage in Konzept C auf ihre spätere Länge zusammengestrichen. Das Folgende bis „führt die Division“ im Reinkonzept D hinzugefügt. In Konzept B lautet diese Passage: „1. die Führu[n]g des Dienstrosters u. Abfertigu[n]g der Detashements, Piquets u. Wachen“, in Konzept C diese Passage ab „u.“ gestrichen. Diese Spalte in Konzept B hinzugefügt. Im Reinkonzept D folgt gestrichen: „eigentliche auf“. Im Reinkonzept D: „Angelegenheiten“. Diese in Konzept B als vorletzte der 1. Division hinzugefügte Spalte in Konzept C an ihren endgültigen Ort verschoben. In Konzept C verändert aus „Expedition“. Dieser Absatz in Konzept B verändert aus der im Wesentlichen auch in Konzept A vorliegenden Fassung „Ein Staabs Offizier oder Capitain. Zur Bearbeitung des Details der sachliche[n] innern Angelegenheiten der Armee: Das Dienst Roster, Bestand-Listen der Regimenter, Rekrutirung u. Remontirung, Munition u. Waffen, Gefangene u. feindliche Deserteure, eroberte Sachen, Befehle zur Ausgabe von Brot und Fourage u. alle hierauf Bezug habende Correspondenzen.“ In Konzept B danach hinzugefügt: „Subalterne und“, dies in Konzept C gestrichen.

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I. Stabschef und Geheimdiplomat (März 1811–März 1812)

362. Denkschrift

[?, 1811?]

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 161 fol. 3r (1 S.): Reinschrift, Schreiberhand. Konzepte, eigenhändig: ebda., Nr. 261 fol. 32r (1 S.), 52r (1 S.)a. Druck: Vaupel I, S. 2181; Huck, S. 185.

Uebersicht der Organisation eines Generalstabes für eine Division. Chef des Generalstabes der Division. 1te Division.

2te Division.

Ein Stabsoffizier oder Kapitain. Er dirigirt die taktischenb Anordnungen, führt die darauf Bezug habenden Geschäfte, hat die Aufsicht auf polizeilichec Gegenstände in Hinsicht der Spionerien, der eingebrachten Gefangenen, der Pässe u. s. w. Unter ihm stehen die Bestandlisten der Truppen, die Aufnahmen der Gegendene, wenn dergleichen stattfinden; die Rekognoszirungen durch einzelne, dief Feldfortifikationsarbeiten u. s. w.g Er hat einen Ingenieur-Offizier zum Gehülfen.h

Ein Stabsoffizier oder Kapitain. Er führt alle auf den innern Dienst Bezug habende Geschäfte und hat die Redaktion der Tagesbefehle; er hat das Dienstroster und führt sowohld alle sachlichen Geschäfte des innern Dienstes, als auch alle persönliche[n]. Er hat einen Schreiber zum Gehülfen.

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1

3te Division. Ein Kommissair mit einem Gehülfen, besorgt alle ökonomische Angelegenheiten, Zahlungen u. s. w.

4te Division. Der älteste ArtillerieOffizier besorgt alle Artillerieund Munitions-Angelegenheiten.

Hier bezeichnet als Konzept B bzw. A; das letztere, frühere nicht in Spalten angeordnet. In Konzept B verändert aus „Ein Officier führt die tactishen“. In Konzept B folgt gestrichen: „Anordnungen in Hinsicht“. In Konzept B verändert aus „er führt das Dienstroster und“. Im Konzept verändert aus „Arbeiten von Karten u. Aufnahmen“. Die folgenden vier Wörter in Konzept B nachträglich hinzugefügt. Konzept A spricht lediglich von einem „Officier, welcher die tactishen Angelegenheiten, Stand und Bewegung der Truppen, Sicherheits Anordnu[n]g gegen den Ueberfall, oder unerwartet[e]n Angriff u. s. w. zu besorgen hat“. In Konzept A folgt am Schluß: „Die speciellen Ver[r]ichtu[n]g[e]n der Officier von Numer 1 sind die der 1sten Division des Generalstabs der Armee und die speciellen V[e]rrichtu[n]g[e]n der Offic. von Nummer 2 sind die der 2tn Div. des Genralstabs ein[e]r Armee.“ Danach eine mit dem zweiten Absatz von Nr. 360, 2. Kapitel § 2, inhaltsgleiche Passage. Von Vaupel in die zweite Hälfte des Jahres 1807 eingeordnet und ihm folgend im vierten Band als Nr. 411 gedruckt, beidesmal lediglich nach der Reinschrift in Faszikel Nr. 161.

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363. Denkschrift

475 [?, nach 1809]

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 265 fol. 52r–53r (21/2 S.): Konzept, Greulichs Hand, mit eigenhändigen Abänderungen.a Konzept, Greulichs Hand, mit eigenhändigen Abänderungen: ebda., Nr. 188 fol. 1v– 2v (2 S.). Konzept, eigenhändig: ebda., Nr. 261 fol. 54v–55v (2 S.).b Druck: Huck, S. 178.

§ 2. Bestand eines französischen Armee-Corps.c Ein französisches Armee-Corps bestehet gewöhnlichd aus 3 Divisionen und 1 Kavallerie-Reserve; jede Division aus 3 Brigaden oder 9 Bataillonen, mithin die ganze Armeee aus 27 Bataillonen und einer Kavallerie-Reserve von 10 bis 15f Eskadronen (von denen auch oft ein Theil bei den Infanterie Divisionen sich befindet). Bei jedem Armee-Corps ist leichte Infanterie und leichte Kavallerie eingetheilt. In den letzten Kriege führten die französischen Armeen auf 1000 Mann Infanterie und Kavallerie nur 1 bis 11/2 Stük Geschüz, seit der Schlacht bei Aspern ist die Anzahl größer.g Jede Division hat ihre eigene Artillerie, so wie auch die Kavallerie-Reserveh. Der General Lespinasse hat in seinem Werke, über die Organisation der Artillerie1, so wie viele andere militairische Schriftsteller geglaubti, die Artillerie sey in ihrer Anzahl an ein festes Verhältniß zu den Truppen gebunden. Gustaph Adolph und Friedrich der Zweite hatten nicht diesen Grundsaz und der Kaiser Napoleon vermehrte seine Artillerie bei Wien im Jahr 1809 so außerordentlichj, daß man von ihm nicht glauben kann, daß er sich an irgend ein festes Verhältniß der Anzahl der Geschüzze zu den Truppen halte. Es ist wahr, daß die französischen Armeen ohne viele Artillerie große Siege erfochten haben; allein im Anfange des französischen RevolutionsKriegesk spielte die Artillerie doch eine große Rolle. Ohne sie wäre die a

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1

Es handelt sich um einen aus dem 1. Kapitel von Nr. 360 entfernten Paragraphen; vgl. dort Anm. l. Konzept B1 bzw. A1 zu Nr. 360, vgl. dort Anm. a und b. Paragraphennummer und Zwischenüberschrift in Konzept B1 hinzugefügt. In Konzept B1 eigenhändig hinzugefügt. In Konzept B1 eigenhändig verändert aus „Division“. In Konzept A1 verändert aus „8 bis 13“. Dieser Satz in Konzept B1 hinzugefügt. In Konzept B1 folgt gestrichen: „sie bestehet aus reitender und Fuß Artillerie.“ In Konzept B1 verändert aus „in seinem Werke .............................. so wie viele andere geglaubt“. Das Folgende in Konzept B1 verändert aus „und man sahe, daß auch er die Grundsäzze jener großen Könige hatte.“ Das Folgende in Konzept B1 verändert aus „war sie ihr wichtig, ohne sie“; dabei blieb das Komma erhalten. Augustin comte de l’Espinasse: Essai sur l’Organisation de l’Artillerie, Dresden 1801. Zu dem von Scharnhorst mehrfach erwähnten Werk vgl. insbesondere Nr. 125 im dritten Band.

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Schlacht bey Valmy wahrscheinlich verlohren. Als nachher die französischen Armeen so ungeheuer vermehrt wurden, fehlte es ihnen an Geschüzze und an Pferden, und dies war die Ursache, daß sie eine Zeit lang verhältnißmäßig weniger Artillerie als andere hatten. Ein Land, welchem es nicht an Pferden fehlt, eine Armee, welche mit erfahrenern und mobilern Armeen Krieg führt, welche also gute Positionen suchen, in der Behauptung ihres Terrains, ihrer Posten, in dem Verluste, welchen der Feind bei seinen Angriffen leidetl, Vortheile suchen muß, kann nicht genug Artillerie haben, wenn sie dazu die nöthige Munition anschaffen kann. Friedrich der Große rechnete auf jedes Bataillon von 800 Mann 4 Geschüzze (die Hälfte von 12웩digen Kanonen und 10웩digen Haubizzen) und dazu noch etwas auf die Kavallerie.m 364. Denkschrift

[?, nach Juni 1807]

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 261 fol. 20r–v (2 S.): Konzept, eigenhändig, Fragment.a

§ 7. Die Organisation der Armee in Hinsicht der Leitung derselben, in Hinsicht der Einrichtung der Verpflegung, des Artillerie-Wesens, der Ersetzung des Abgangs u. s. w. hat einen großen Einfluß aufb die Ausrichtung derselben. Ein talentvoller General wird hierin viel verändern können, aber nur sellten wird der Gegner ihn hierzu Zeit lassen. Eine Armee, welche mit wohlgeordneten Behörden, die ihre Pflichten kennen und ausrichten, versehen ist, welche von oben herab in immer kleinere Theile zerfällt und einer gelenkigen Maschine gleicht, welche theilweise und zugleich in Zusammenhange zu großen Zwekenc in Bewegung gesetzt werden kann, hat einen großen Vorzug vor einer weniger organisirten Masse, so gut auch die Bestandtheile dies[e]r seyn mögen. Eine Armee kann nicht so durch die Befehle des comandiren[den] Generalsd verpflegt und in Bewegung gesetzt werden, wie ein Regiment. Bei einer Armee werdene Tausende von l

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In Konzept B1 verändert aus „mit erfahrnern, mehr auf Bewegungen geübten Armeen Krieg führt, welche gute Positionen suchen, welche in der Behauptung des Terrains, ihrer Posten, in dem Verluste, den der Feind bei seinen Angriffen leistet“. In Konzept B1 verändert aus „rechnete auf jedes Bataillon von 800 Mann 4 Geschüzze, ohne auf die Cavallerie etwas zu rechnen.“ Das Konzeptfragment stammt offenbar aus der Arbeit an Nr. 360. Folgt gestrichen: „das Glük“. Verändert aus „gleicht, die einzeln und zugleich in ganzen zusammen sich be“. Verändert aus „nicht allein durch den comandiren[den] General derselben“. Folgt gestrichen: „wie ein Land, wie eine Provinz nicht ohne wohlorganisirte Regierung oder Prov. Behörden gut regiert werd[e]n kann.“

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Menshen als Unterbefehlshaber oder Gehülfen derselben erfordert, die Befehle des Obergenerals auszurichtenf. Dazu werden nun zwekmäßig organisirte und thätige Behörd[e]n erfordert, und der Genral einer Armee, welcher es hieran fehlt, kömt immer bei der Ausführu[n]g seiner Plane in Verleg[e]nheit, siehet sich oft da in seinen Lauf gefeßelt, wo er einem groß[e]n Zwek ganz nahe war. Die russisch[e]n Armeen sindg in taktischen Beweg[un]g[e]n die unbewegbarst[e]n in Europa. Mit einen französischen Generalstabeh würden sie unter einem genialischen Souwarow die bewegbarste seyn.i 365. Denkschrift

[?, 1811?]

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 184 fol. 1r–6v (12 S.): Reinschrift, Greulichs Hand. Konzept, eigenhändig, Fragment: ebda., Nr. 261 fol. 87r–90v (8 S.). Vorschläge zu einer russischen Miliz. Rekrutierung, Ausrüstung, Waffengattungen, Offiziere und Unteroffiziere, Gliederung, Mobilisierung, Kriegseinsatz, Übung.

Nothwendigkeit einer organisirten Miliza für jede Stathalterschaft1. Vorschlag zur Einrichtung derselben. Ein jedes Land muß ein inneres Militair (eine Miliz)b und eines zur Vertheidigung der Grenzen (eine stehende Armee)c haben. Das ersted bleibt in den Provinzen, aus denen seine Bestandtheile genommen; das zweite gehet dem Feinde an die Grenze entgegen. Der Soldat des ersten bleibt Bürger und Bebauer des Landes; der des zweiten widmet sich ganze dem Soldatenstande. Nur wenn der Feind die Grenzen des Reichs betritt, verläßt die Miliz ihren Heerde und ficht gegen den Feind,

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1

Folgt gestrichen: „sich angelegen seyn lassen, daß die Zwecke, die [statt „den“] er sich vorgesetzt hat, erreicht werden.“ Die folgenden vier Wörter nachträglich hinzugefügt. Die folgenden zwei Wörter nachträglich hinzugefügt. Das letzte Viertel von fol. 20v blieb unbeschrieben. Im Konzept (auf fol. 89r) verändert aus „ein[e]r Landwehr“, nach „jede“ folgt dort noch gestrichen „Provinz“. Im Konzept verändert aus „eine innere Armee“. Die Klammer und ihr Inhalt im Konzept nachträglich hinzugefügt. Im Konzept folgt gestrichen: „wird nicht besoldet, wenn der Feind nicht ins Land ein“. Im Konzept verändert aus „Miliz der Provinzen, wo diese feindliche Invasion stattfindet, ihre Hütten“. Gemeint ist „Gouvernement“ (russ.: gubernija, gelegentlich auch als „Provinz“ übersetzt), die von Peter I. eingeführte Verwaltungseinheit Rußlands. Bis 1796 war die Gesamtzahl auf 51 angewachsen, ein einzelnes Gouvernement hatte gewöhnlich 300.000 bis 400.000 Einwohner.

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aber nur ihre[r] Stathalterschaftf und die an derselben unmittelbar angrenzenden Stathalterschaften ist sie verbunden zu vertheidigen. Nimmt der Feind die Stathalterschaft ein, so schließt sich die MilizArmee derselben an die stehende Armee oder an die Miliz-Armeen anderer Stathalterschaften. Die Miliz jeder Stathalterschaft bildet eine eigene Armeeg, sie hat einen Befehlshaber und einen Generalstab für diese Armee. Jede dieser Armeen hat einen Waffenplaz in der Stathalterschaft, in welchen die vorhandenen Waffen, einige[s] Feldgeschüz, Munition und andere Kriegsbedürfnisseh vorhanden sind. Der Waffenplatz (eine Festung, ein Fort, eine dazu gelegene Stadt) i wird von der stehenden Armee bewacht, bis die Armee der Stathalterschaft sich versammelt. Jeder Befehlshaber der Armee der Stathalterschaften hat in Friedenszeit schon seine gedrukte Instruktion, in der er über die Organisation der Armee, über seine Befugnisse,j seine Pflichten und sein Verhalten, wenn die Armee zusammen trit, belehrt wird. Organisation der Miliz, oder der Armee der Stathalterschaften.k 1.) Die Milizl bestehet aus allen jungen Männern, welche das 15te Jahr zurük gelegt und noch nicht das 50te erreichtm haben. Kein Stand, kein bürgerliches Gewerbe, keine Kunstn kann hier eine Ausnahme von der Stellung machen. Der Stand, der sich von der Vertheidigung der Stathalterschaft, in der er wohnt, ausschließen wollte, verdiente ausgeschlossen, aufgelöseto, vernichtet zu werden. Bedeutende körperliche Gebrechen schließen aus; auch ist der Witwer von mehrern brotlosen Kindern eximirt.p

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Im Konzept verändert aus „ihre Provinz“, zunächst zu „ihr Gouvernement“. Analog wurde dort in der Folge immer wieder „(ihre) Provinz(en)“ und gelegentlich „sie“ durch „(ihre) Stathalterschaft(en)“ ersetzt. Im Konzept verändert aus „Provinzial Armee“. Dort auch in der Folge „Provinzial Armee(n)“ verändert zu „Armee(n)“ oder „Armee(n) der Stadthalterschaft(en)“. Im Konzept verändert aus „Jede Provinzial Armee hat einen Waffenplatz, in welchen die vorhandenen Waffen, nemlich Geschütz [zunächst verändert zu „schweres Geschütz“], Munition u. s. w.“ Die Klammer und ihr Inhalt im Konzept hinzugefügt, dort vor „Stadt“ gestrichen: „nicht zu große“. Die folgenden drei Wörter im Konzept nachträglich hinzugefügt. Im Konzept verändert aus „Organisation der Landwehr oder Provinzial Armeen“. Im Konzept verändert aus „Landwehr“. Im Konzept verändert aus „das 15te Jahr erreicht und noch nicht das [zweistellige Zahl, erste Ziffer: „4“]ste passirt“. Im Konzept verändert aus „kein bürgerliches, kein höheres Verhältniß“. Im Konzept nachträglich hinzugefügt. Dieser Absatz im Konzept von der zweiten Stelle an die erste verschoben.

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Die Waffen und Munition giebt der Staat; sie sind in den Waffenpläzzen der Provinz, außer den Waffen, welche die Leute zur Uebung bedürfen, niedergelegt. Die Uniform bestehet in Friedenszeitenq aus einer Kopfbedekkung, welche wenig kostet, dabei einiges Ansehen hat, und den Kopf gegen die Witterung und den Hieb einigermaßen dekt. In Kriegeszeiten kommt zu dieser Kopfbedekkung noch ein Ermel-Mantel von Tuch, Leinen oder andern Zeuge mit einem halb grünen und halb rothen Kragen. Ein jeder Miliz-Soldat hat zwey Beutel von Leder oder Leinen, den einen für die mitzunehmenden Lebensmittel und den zweitenr für die Munition. Die Miliz bestehet aus Cavallerie und Infanterie. Wer sich zu Pferdet mit Sattel und Zubehör freiwillig stellen und alle Jahr in Friedenszeiten 8 Tage ein Pferd auf seine Kosten erhalten kann, dient als Kavallerist bei der Miliz, die übrige streitbare Mannschaft als Infanterie. Jede Stathalterschaft hat in den Hauptstädtenu einige Artillerie-Compagnien, mehr oder weniger nach der Population der Provinz. Zu den Artillerie Compagnien werden Tischler, Zimmerleute, Schlösser, Schmiede, Sattler u. s. w. genommen, so viel als möglich Städtebewohner. Die Miliz ist in Compagnienw getheilt. Die Infanterie und Artillerie Compagniex ist 120 Gemeine; die Kavallerie-Compagnie bestehet nur aus 80 Gemeinen. Jede Compagnie hat ihren Hauptmann und Lieutenant, und bei der Infanterie und Artillerie 8 Unteroffiziere, die bei der Kavallerie aber nur 4.y Zu Offizieren wird der Adel und die gebildeten Bürger, dann der gediente Offizier oder Unteroffizier, welche verabschiedet sich in der Provinz aufhalten, gewählt. Keiner kann zum Hauptmann und Lieutenant gewählt werden, der nicht schreiben, keiner zum Unteroffizier, der nicht mit dem Feuergewehr schießen und die Krieges Artikel lesen kann.z Offiziere und Unteroffiziere tragen Montirung. Da, wo es in der Stathalterschaft an hohen und gebildeten

Im Konzept folgt: „nur“. Im Konzept verändert aus „hat einen Beutel von Leder, Leinen für die mitzunehmenden Lebens Mittel und einen 2ten kleinern“. Im Konzept verändert aus „5.“. Der Abschnitt stand dort ursprünglich weiter unten. Die folgenden sechs Wörter im Konzept nachträglich hinzugefügt. Im Konzept: „in der Hauptstadt“, das Folgende verändert aus „3 oder 4 [zunächst verändert zu „2 bis 6“] Artillerie Compagnien, nach dem die Provinz stärker oder schwächer ist.“ Im Konzept verändert aus „5.“, zunächst zu „6.“ Im Konzept folgt gestrichen: „von 120 [verändert aus „100“] Mann“. Statt „Compagnien“. Im Konzept verändert aus „Lieutenant und 4 Unter-Officiere.“ Der anschließende Satz dort nachträglich hinzugefügt. Das Folgende im Konzept verändert aus „Aus der stehenden Armee werden solche Leute aus den Gemeinen zu Unteroffic. [...]“.

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Stände[n] fehlt, werden von der stehenden Armee Gemeine zu Unteroffiziere und Unteroffiziere zu den Hauptleuten und Lieutenants zu der Armee dieser Stathalterschaft gegeben. Dieses ist auch insbesondere für die Kavallerie und Artillerie Compagnien nöthig. 6.)aa Die Miliz jeder Stathalterschaft ist in Brigaden getheilt; jede Brigade bestehet aus 30 Kompagnien, wenn so viel innerhalb eines Raumes von 4000 Quadratwersten oder einem noch kleinern Raumeab sich befinden. Ist dies nicht der Fall, so bestehet sie aus wenigen Compagnien, und zwar aus denen, welche in den obigen Raum (der, wenn er arrondirt liegt, 60 bis 70 Werste im Gevierte hat) sich befinden. 7.)ac Jede Brigade hat einen Brigadier mit einen Adjutanten. Die Compagnien einer Brigade kommen im Sommer in einer solchen Folge nach einander in sich zusammen, daß sie vor ihm alle die Revüe passiren. 8.) Sobald das Reich einen Krieg hat, er mag noch so weit entfernt seyn, werden in allen Brigaden die Compagnien in Infanterie Bataillone und Kavallerie Regimenter getheilt. Jedes Bataillon bestehetad aus 4 Compagnien und also aus 480, und das Kavallerie Regiment aus 4 Compagnien, also aus 320 Gemeinen. Jedes Bataillon, so wie jedes Kavallerie Regiment bekömmt alsdann einen Kommandeur und einen Adjutanten. 9.) Sobald das Reich einen Krieg hat, wird jedes Bataillon und Kavallerie Regiment armirt und 4 Wochen in sich zusammen gezogen und geübt. 10.) So bald das Reich einen Krieg hat, wird die Miliz gleich mit ErmelMänteln und nach und nach mit grünen Rökken, langen Pantalons von Leinen montirt. 11.) Die Armee einer Stathalterschaft wird nie zusammen gezogen, wenn der Feind noch außerhalb der Grenzen des Reiches ist, so bald er diese aber betrit, oder sich ihnen nähert, versammeln sich alle Armeen der Stathalterschaften, welche der feindlichen Invasion am nächstenae, und machen nun mit den stehenden Armeen gemeinschaftliche Sache gegen den Feind, oder vertheidigen ihre und die nächste Stathalterschaften ohne diese. Es ist aber so wichtig, daß sie nicht zu früh, aber auch nicht zu spät zusammen gezogen werden. In erstern Falle würde der Unterhalt zu viel kosten und das Land leiden, im zweiten würde man Gefahr laufen, von dem Feinde desarmirt zu werden, ehe man sich versammelte.

aa ab ac

ad ae

Im Konzept: „7.“ Der Absatz stand ursprünglich unter Absatz 4. Im Konzept verändert aus „von [unleserliche Zahl] Quadratmeilen“. Im Konzept „8.“, dort auch die folgenden Abschnitte 8 bis 11 jeweils eine Nummer höher numeriert. Im Konzept folgt gestrichen: „aus 3 bis 5 Compagnien, nach dem die“. Im Konzept verändert aus „ab[e]r betritt, versammeln sich alle Armeen der benachbarten Stadthalterschaften“.

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12.)af Die Armeen der Stathalterschaften werden bei den Divisionenag der stehenden Armee vertheilt, oder man giebt ihnen einige Truppen von der stehenden Armee. In dem Fall suchen sie das durchschnittene Terrain, Gebirge, Gehölze, Moräste, Flüsse, u. s. w. sie gehen dann vertheidigungsweise und sind größtentheilsah in allen Punkten der Provinzen, in denen die Invasion statt gefunden, vertheilt; also in einer Menge Detaschements aufgelößt, so, daß der Feind außer den Truppen der stehenden Armee und den Armeen der Stathalterschaften, welche diese verstärktai, überall mit Detaschements von der Miliz der Stathalterschaften umgeben, und nur so weit Meister von dem Lande ist, als seine Armee es mit starken Corps besezt hat. Uebung deraj Miliz-Soldaten in Friedenszeiten.

1.) 2.) 3.) 4.)

af ag ah ai aj ak

al am an ao

ak Zu der Uebung der Miliz kömmt sie jährlich compagnieweise 5 Tage zusammen. Die Verrichtungen und Uebungen an diesen Tagenal bestehen in folgenden: Die Compagnie wird den Namen nach nachgesehen und das Register der Namen der Leute und des Ortes berichtigt. Die Compagnie wird in 2 Glieder aufgestellt und ihnen die KriegesArtikel vorgelesen. lernt die Compagnie die ganze und halbe Wendung. Die Compagnie lernt in 2 Gliedern in Front vor- und rükwärts marschiren, dann mit rechts- und links-um marschiren. Bei allem diesen Marschiren werden Reih’ und Glied gehalten, aber so wenig bei den Wendungen als bei dem Marschiren wird der Gleichtrit eingeführt.am Die Compagnie wird in Laden und Schießen mit dem Feurgewehr geübt.an In dieser Absicht werden 24 scharfe Schüsse auf jede Compagnie jährlich gegebenao. Um sie das Schießen zu lehren, so wird ein Unteroffizier in die Mitte der Compagnie gestellt. Diese shließt einen Kreis um

Im Konzept als (zweiter) Abschnitt „11.“ numeriert. Die folgenden drei Wörter im Konzept nachträglich hinzugefügt. Im Konzept nachträglich hinzugefügt. Das anschließenden Satzende im Konzept nachträglich hinzugefügt. Im Konzept folgt gestrichen: „Provinzial Armee oder“. Das Folgende bis einschließlich Punkt 4 im Konzept verändert aus „Die Uebung der Militz bestehet darin, daß sie jährlich compagnie weise 5 Tage zusamen kommen, den Vormittag in 2 Glied[e]rn in Front marschiren, Glied u. Rotte halten, sich mit Colonnen setzen, dann mit rechts u. links um marschiren, bei allen diesen Marschiren Reih und Glied halten, aber so wenig bei den Wendungen als Marshiren den Gleichtritt einführen.“ Statt „an diesem Tage“, verbessert nach dem Konzept. Im Konzept folgt: „5.“ Im Konzept verändert aus „Daß sie zugleich schon laden u. schießen lernen.“ Im Konzept „scharfe“ und „jährlich“ nachträglich hinzugefügt.

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5.)

6.

ap aq ar as

at au av aw ax ay

az

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ihm, nun zeigt er die Patrone, das Pulver, die Kugel, erklärtap alles, hierauf ladet er, erklärt hierbei die Art, wie man dabei verfährt, und feuert nachheraq das Gewehr nach einer 100 Schritt entfernten Scheibe ab. Diese Lektion im Laden und Feuern widerholt er drei malar; nun gehen alle hin und sehen, wie getroffen. Nachher wird diese Lektion auf gleiche Art wiederholt. Auf diese Art geschehen also 6 Schuß; jezt fordert der Hauptman einen der Miliz-Soldaten, welcher Lust dazu hat, auf, nun auch solche 3 Schüsse zu thun. Der Soldat ladet wie der Unterofficier im Kreise u. der Unteroffizier korrigirt ihn dabei, wenn er Fehler macht. Nachher feurt der Soldat nach der Scheibe abas, wobei alle zusehen und der Unteroffizierat sie das Anschlagen und Zielen lehrt. Auf diese Art thut der Soldat 3 Schüsse nach einander. Mit 5 andern Soldaten wird diese Lektion nachher wiederholt. Der Soldat, welcher am besten geshossen, marschirt im Zurükmarsch mit einem Kranz von Eichenlaub vor der Compagnie. Neben dieser Uebung werden die Milizsoldaten in dem Gebrauch der Pike geübt; es wird ein Stamm von einem Baum 6 Fuß hoch so aufgestellt, daß er nur mit Anstrengung umzuwerfen ist; auf demselben wirdau ein Kreis von 4 Zoll im Durchmesser bezeichnet. Auf diesen Stamm laufen [dieav] Milizsoldaten nach einander zu, und richten die Spizze der Pike auf den Kreis und werfenaw durch den Stoß den Baum um. Alle, welche den Kreis treffenax und zugleich den Baum umwerfen, werden aufgezeichnet, damit unter ihnen Emulation entstehet. Jede Infant. Comp. der Provinz. Armee hat für die 8 Unteroffiziere Feuergewehre und für 8 Mann Piken, beides zu der jährlichen Uebung; jede Kavall. Comp. hat 2 Karabiner u. 4 Pistolen; die Artillerie 1 Kanone und 1 Einhorn.ay Jede Inft. Comp. kömmtaz jährlich 5 Tage zur Uebung zusammen; die Artill. u. Cavall. Comp. 8.

Im Konzept folgt: „ihn[en]“, auch nach dem folgenden „erklärt“. Im Konzept verändert aus „hierbei die Vortheile, hierauf feurt er“. Im Konzept steht „2mal“, die Stelle verändert aus „Dies widerholt er 3mal.“ Das anschließende Satzende und der nächste Satz im Konzept nachträglich hinzugefügt. Im Konzept folgt: „ihn[en] den Anschlag u. das Zielen lernt.“ Im Konzept verändert aus „6 Fuß hoch aufgestellt u. auf ihn“. Ergänzt nach dem Konzept. Die folgenden drei Wörter im Konzept nachträglich hinzugefügt. Die folgenden fünf Wörter im Konzept nachträglich hinzugefügt. Im Konzept folgt gestrichen: „Alle Officiere, welche in die stehende Armee abgehen“. Der anschließende Satz dort nachträglich hinzugefügt. Statt „bekömmt“, verbessert nach dem Konzept.

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366. Denkschrift

[?], Mai 1811

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 263 fol. 1r–13v (241/4 S.): Konzept, Greulichs Hand, mit eigenhändigen Veränderungen. Druck: Huck, S. 199–206. Notwendigkeit offensiver Mittel für eine effektive Defensive. Schlachtordnung und Positionswahl. Artillerieeinsatz. Verfolgung. Nutzung der russischen Vorzüge. Vier Mittel zur Abwehr von Angriffen. Anhang zum Ersatz der Armee.

Ueber die Taktik der russischen Armeena, geschrieben im May 1811. Zwek dieses Aufsazzes. Die Erfahrung aller Zeiten lehrt uns, daß man einem klugen und kühnen Feldherrn, einer erfahrenen und in der Kunst, den Krieg zu führen, überlegene[n] Armee nur in gut gewählten Positionen, stark mit Geschüz besezt, widerstehen kann. Wenn man aber in dieser nur leidend vertheidigt, so beobachtet der Feind die eingeschlossene Armee wie eine Festung und schneidet ihr die Lebensmittel, die Hülfsmittel der Vertheidigung u. s. w. ab. Hierdurch wird der Vertheidiger zum Rükzuge oder Detaschiren gezwungen, wodurch er unvermeidlich in Gefechten aller Art, ganz gegen seinen Plan, verwikkelt wird. Fände man aber auch eine Position, aus der uns der Feind weder durch Manöver, noch durch Abschneiden der Lebensmittel, noch der Konsumirung unserer Munition in wiederholten Gefechten vertreiben könnte (und wo ist diese?), so ist dennoch das glüklichste Resultat für uns in derselben eine indezisive Schlacht. Wer aber in einem Spiel nie gewinnen, bloß verlieren kann, darf sich von demselben kein Glük versprechen. Aus diesen Gründen sind nur die Feldherrn, welche durch die oben erwähnte Lage (moralische und taktische Ueberlegenheit des Gegners) zur Defensive gezwungen waren, dann im Verlaufe des Krieges glüklich gewesen, wenn sie die offensiven Mittel, welche ihre Lage ihnen darbotb, mit den eigenthümlichen Vortheilen des Stehenden glüklich zu verbinden wußten. Wie diese Verbindung, so weit die Erfahrung in den neuern Kriegen es gelehret hat, geschehen kann, wie dabei Rüksicht auf die besondern Eigensschaften der gegenseitigen Armeen, der russischen und französischen, und die Art und Weise, wie der Krieg in beiden bisher geführt wurde, zu nehmen ist, hat man versucht in dem hier vorgelegten Aufsaz auseinanderzusezzen.c a b c

Der anschließende Rest der Überschrift eigenhändig hinzugefügt. Statt „darboten“. Der Rest dieser Seite und die Rückseite (fol. 2r–v) blieb unbeschrieben. Zu Beginn des nächsten Blattes (fol. 3r–v) steht zunächst gestrichen: „werden, welcher das ganze Kriegestheater einigermaßen kennt, und bei dem sich alle Nachweisungen von den Subsistenz Kräften der Länder des Kriegestheaters vereinigen. Man könnte ihn den Vize Generalquartiermeister nennen. Dieser Mann muß bei der strategischen Leitung der

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§ 1.d Man wähle die einfache, zu jedem Terrain sich schikkende Schlachtordnung, die Infanterie im ersten und die Kavallerie im zweyten Treffen; man lasse die Truppen einer aus allen Waffen bestehenden Division so viel als möglich bei einander; man behalte immer ganze Divisionen zur Reserve. Im Jahr 1806 und 7 wurde keine Schlacht geliefert, in der diese ganz einfachen Grundsäzze beobachtet wurden. § 2. Gegen einen kühnen, einen sehr beweglichen und erfahrenen Feind entscheidet die Wahl der Positionen sehr viel. Lascy als Generalquartiermeister der österreichischen Armee sezte dadurch den Manövern Friedrichs des Zweyten Schranken. Die Positionen der russischen Armeen waren im Kriege in Preußen (auch im siebenjährigen – und andern Kriegen) gewöhnlich sehr unglüklich gewählt. Bei Eylau stand der linke Flügel in einer Vertiefung und hatte dominirende Höhen vor sich und im Rükken; bei Friedland war der linke Flügel an ein Holz gelehnt, eine Anlehnung, die von jeher zum Unglük führte. Nur selten kann die überlegene Bravour diese Fehler redressiren, man muß daher auf Mittel denken, sie zu vermeiden; dies kann aber nur durch geschikte Offiziere bei dem Generalquartiermeisterstabe geschehen. § 3. Da die Taktik der russischen Armeen auf die Behauptung ihrer Positionen und Annahme des Angriffs in derselben gehet, so kömmt es auch bei ihnen sehr auf die Benuzzung der eigenthümlichen Vortheile, die den Stehenden zu Gebote stehen. Diese sind a.) eine vortheilhafte Vertheilung der Truppen nach dem Terrain; b.) die vollkomstee gegenseitige Unterstüzzung der verschiedenen Waffen. Geschikte Gehülfen der Generale können in dieser Hinsicht von sehr großem Nuzzen seyn; auch die erfahrensten Befehlshaber der Armeen und Divisionen bedürfen sie. Armee die Hülfsmittel der Verpflegung derselben im Allgemeinen angeben, Vorschläge thun, wie in den besondern Lagen die strategische Leitung der Armeen ihre Subsistenz erleichtern kann, wozu ohne Zweifel die Maxime der Franzosen gehört, „sich nur erst dann zu konzentriren, wenn man ganz nahe bei dem Feinde ist.“ Dieser Mann hat nichts mit den Geschäften des bisherigen General Intendanten oder General Kommissairs zu thun, als daß die Befehle des kommandirenden Generals oder des Chefs des Generalstabes durch ihn an jene gehen. Allen Armeen – die französischen ausgenommen – fehlte es bisher an der hier vorgeschlagenen strategischen Subsistenz-Leitung und einem statistischen Bureau, und daher war keine zwekmäßige Benuzzung der Subsistenz-Kräfte der Länder, in denen sie sich befanden, möglich.“ d

e

Eigenhändig verändert aus „§ 4.“, analog die folgenden Paragraphen immer um drei herunternumeriert. Eigenhändig verändert aus „genaue“.

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§ 4. Die russischen Armeen stellten sich bei Pr. Eylau, Zorndorff u. s. w. in gedrängter Stellung (nahen Treffen und geschlossenen Kolonnen) dem Feinde offen zum Ziele dar. Die Taktik verlangt aber bei der defensiven Aufstellung 1.) masquirte und verstekte Batterien, welche in dem Augenblik des eigentlichen Angriffes sich zeigen und die feindlichen Kolonnen zerstreuen, und 2.) in Vertiefungen, hinter Hügeln, Bergen und im Gehölze verstekte Truppen, welche dem Feinde erst bei dem Angrif entgegen rükken. § 5. Armeen, die sich auf der Stelle angreifen lassen, hatten immer einen größern Vortheil von der Artillerie als die angreifenden. Die Schlachten bei Kesselsdorf, Prag, Kunersdorf, Kay, Zorndorf, Collin, Torgau, Minden, Preußisch Eylau u. s. w. beweisen dieses. Die Taktik der russischen Armee erfordert daher sehr viel Geschüz. Es kann aber ein Theil davon in Reserve zurük seyn, damit es nach den Positionen, welche man rükwärts wählt, früh genug kommen kann. Auch bei offensiven Operationen hatte Napoleon, wie man in des G. Lespinas Artillerie-Werk findet, eine Reserve-Artillerie, welche der Armee auf 1 bis 3 Tage Märsche folgte. § 6. Bei allen Armeen feuert das schwere Geschüz oft ohne Nuzzen; bei der russischen geschah dieses in der Schlacht bei Eylau in einem so hohen Grade, daß es bald an Munition fehlte. Wo man die Schlacht auf der Stelle annimt, ist dieser Fehler um so größer, da man hier immer zum Rükzuge gezwungen ist, wenn man die Munition verschossen hat. § 7. Man gebe den russischen Armeen den Befehl, welchen der Feldmarschall Daun vor der Schlacht von Collin gab: „nie die erste Linie durch partielle Angriffe zu brechen.“ Die Oesterreicher hatten davon große Nachtheile in der Schlacht bei Prag, die Schlacht bei Kesselsdorf ging dadurch verlohren. Die Russen hätten die Schlacht bei Zorndorf gewonnen, wenn sie nicht aus der Linie hervorbrachen, in der Schlacht bei Pr. Eylau führte die Brechung der Linie einen höchst gefährlichen Augenblik herbei, und bei Austerlitz soll nach dem Essai sur le Système militaire de Bonaparte ein Fehler dieser Art in der Mitte der Armee einen höchst nachtheiligen Einfluß auf den Ausgang der Schlacht gehabt haben. Partiel wird nur Kavallerie hervorbrechen und die Niederlage des Feindes vollkommen machen. § 8. Wenn die Vorsicht erheischt, daß man gegen einen kühnen und in Manövernf erfahrenen Feind die Linie nicht bricht und in zerstreute Gefechte auflöset, f

Eigenhändig verändert aus „im Manövriren“.

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so folgt hieraus keinesweges, daß der Stehende sich unbedingt leidend verhält, denn wenn dieser die in der Schlacht errungenen Vortheile nicht benuzte, so gliche er einem Fechter, der bloß parirte und nicht stieße. Wenn ein Flügel den gegenseitigen schlägt, so muß man in diesem Punkte die Schlacht zu entscheiden suchen, ehe der Feind auf dem andern Flügel oder in der Mitte seine etwa erhaltenen Vortheile verfolgen kann. So haben die Franzosen in der Schlacht bei Wagramg auf ihrem rechten Flügel die erhaltenen Vortheile geschwinder verfolgt als die Oesterreicher die, welche sie gegen den linken französischen Flügel errungen hatten, und dadurch wurde diese Schlachth zum Vortheil der erstern entschieden. Wo nicht jedes Armee Corps, jede Division alle Waffen bei einander hat, wo nicht immer jede dieser Abtheilungen ein Ganzes in sich bildet und als ein solches alle Bewegungen sogleich machen, alle Gefechte sogleich bestehen kann, wo die Armee einer ungelenkigen schwerfälligen Maschine gliche, in der erst die Benuzzung der Umstände, der Fehler des Feindes u. s. w. eine weitläufige Anordnung von dem kommandirenden General erfordert, da kann keine schnelle Verfolgung des partiellen Sieges, welche meistens den allgemeinen zur Folge hat, Statt finden, und da führen oft die größten Aufopferungen zu keinen glüklichen Resultaten. Die Erfahrung aller Zeiten scheint zu lehren, daß bei der Verfolgung erhaltener Vortheile das Glük sich gewöhnlich für den Kühnen erklärt. § 9. Man darf nicht, wie bei Gros Jägerndorf, Kay, Kunersdorf und Pultusk, nach einer gewonnenen Schlacht den Feind unverfolgt sich zurük ziehen lassen, man muß nach erhaltenen Vortheilen dem Beispiel Napoleons folgen und nicht allein den Feind rasch verfolgen, sondern ihn auch von Neuem zu entscheidenden Gefechten zwingen, denn nur erst in dieser Lage führt der Sieg zu großen Resultaten. § 10. Eine jede Armee hat gewisse ihr nur allein eigene Vorzüge in der Führung des Krieges. Diese Vorzüge bei der russischen sind eine nie übertroffene Bravour, eine seltene Ausdauer bei großen Fatiguen, Zufriedenheit bei wenigen und schlechten Lebensbedürfnissen und unbedingte Subordination in allen Graden. Diese Vorzüge muß man benuzzen. Bei Gefechten in geschlossenen Gliedern, bei Schlachten in ungestümer regnigter Witterung oder großer Kälte und bei Operationen in den schlechtesten Jahreszeiten werden die russischen Truppen immer Vorzüge vor andern haben. Die russische geschlossene Infanterie darf wegen ihrer vorzüglich guten Disziplin und großen Bravour keine feindliche Kavallerie scheuen, die g h

Eigenhändig verändert aus „den Schlachten bei Regensburg und Wagram“. Eigenhändig verändert aus „wurden diese Schlachten“.

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russische Kavallerie muß daher immer die Infanterie vor sich haben. Die russische Kavallerie wird dann nicht in großen Massen zu manövriren brauchen, wozu es ihr ohnehin an Uebung fehlt, sondern in einzelnen Angriffen durch ihre größere Bravour entscheiden. Das Zusammennehmen der Cavallerie hatte für die Oesterreicher bei Wagram einen üblen Erfolg; bei Marengo verlohren sie dadurch die Schlacht; bei Eylau drang die französische Kavallerie-Masse nicht durch; bei Fontes d’onora1 konnte Massena von ihr keinen Vortheil ziehen; nur bei Regensburg, aber erst am Ende der Schlacht, war die Kavallerie Masse von einigem Nuzzen. Indessen entschied sie hier nicht.i § 11. Wenn die Armeen in den lezten Kriegen gegen den Kaiser Napoleon vorrükten, so fiel er auf sie und grif sie sogleich an, ohne Rüksicht auf die Hindernisse des Terrains, die Stärke der Stellungen u. s. w. zu nehmen. Diese Verfahrungsart können die russischen Armeen sehr zu seinem Nachtheil j auf folgende Art benuzzen. Wenn sich der Befehlshaber derselben eine vortheilhafte Position zur Annahme einer Schlacht ausersehen hat, so rükt er den französischen Armeen entgegen, und gehet hierauf, nachdem sie sich ihm nähern, in beständigen Arrieregardegefechten in die ausersehene Position zurük. Hier kann er nun eines Angriffs gewiß seyn. Es verstehet sich von selbst, daß die Disposition zur Benuzzung und Vertheidigung der Position schon vorher getroffen, und jezt den Befehlshabern der Armee-Korps und Divisionen bekannt gemacht wird, und daß alle Vorbereitungen zu einer guten Gegenwehr getroffen sind. Je mehr man hierbei die Truppen in der bezogenen Position verstekken kann und je mehr man sich das Ansehen des Vorhabens eines fernern Rükzuges zu geben weiß, um desto sicherer kann man einen gewagtenk Angrif erwarten. Man erinnere sich nur an die Schlachten bei Pr. Eylau, Heilsberg, Friedland, Aspern und Wagram. Stehet man in einem verschanzten Lager oder einer guten Position, ohne vorher zu operiren, so wird Napoleon den Angrif mit aller Präkaution einleiten. In der Schlacht bei Wagram wurde der Uebergang über die Donau mit aller erdenklichen Vorsicht angeordnet, der Angrif in der Position bei Markgrafen-Einsiedel2 geschah aber übereilt, wurde daher den ersten Tag abgeschlagen und wäre auch den zweiten Tag nicht gelungen, wäre die Position gehörig besezt und nur mit ein paar Schanzen versehen gewesen.

i j k 1

2

Dieser Satz eigenhändig hinzugefügt. Die folgenden drei Wörter eigenhändig hinzugefügt. Folgt, eigenhändig gestrichen: „und übereiligen“. In der Schlacht von Fuentes de Oñoro (3.–5. Mai 1811) vereitelte die anglo-portugiesische Armee Wellingtons den Versuch des im dritten Band vorgestellten Marschalls Masséna, die Festung Almeida zu entsetzen. Markgrafneusiedl.

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§ 12. Eine zweyte Art den Feind, wenn man sich auf der Stelle angreifen läßt, zu überlisten, bestehet darin, daß man ihn bis zu einem ausersehenen Punkte, indem er gegen uns zum Angrif marschirt, entgegen gehet. Giebt dieser nun eine vortheilhafte Stellung für unsere Armee, weiß jede Division im Voraus, wo sie sich in demselben aufstellen muß, kömmt diese Aufstellung dem Feinde, der uns in der Position, in der wir vorher standen, glaubt, unerwartet, so wird seine Marsch- und Angrifs-Disposition dekonzertirt, und er nicht allein in einer nachtheiligen Position, sondern auch in einer Art Verwirrung sich schlagen müssen. Auf diese Art schlug der Herzog Ferdinand den Marschal Contades bei Minden 1759 und der General Imhof den General Chevert bei Meer 1758.3 § 13. Ein drittes Mittel, den angreifenden Feind zu überlisten, bestehet darin, daß man, indem der Feind uns angreift, ihm in der Haupt-Position Widerstand leistet, unterdeß aber mit einem Theile der Armee ihn umgehet und in Flank oder Rükken in dem Augenblik angreift, in dem er sich gänzlich mit unserer Haupt-Armee engagirt hat. Dies war der Fall bei Hohenlinden 1799. Moreau schikte unter dem General Richepanse 2 Divisionen dem Erzherzog Johann in den Rükken, als dieser die französische Armee von vorne angrif. Daß zu einem solchen Stratagem die Gegend und die Fehler des Feindes sich die Hände bieten müssen, daß man das Korps, welches dem Feinde in den Rükken gehen soll, schon vorher danach plazirt und alles vorbereitet haben muß, verstehet sich von selbst. Der Stehende kann in den meisten Fällen den Fehler eines nicht gedekten Flügels gut machen und sich anderweitige Vortheile verschaffen, wenn er in der Nacht vor dem feindlichen Angrif ein Korps oder eine Division absendet und in einem verdekten Terrain, in einer bedeutenden Entfernung von dem Flügel seitwärt aufstellt. Will der Feind nun mit einem Korps uns umgehen, so trift er unerwartet auf das obige Verstek, greift er ohne Umgehung unsern Flügel an, so wird er bei dem Angrif in Flank genommen. Der Marschal Davoust schikte bei der Schlacht bei Wagram in der Nacht vom 5ten auf den 6ten Juli eine Division nach Obersiebenbrunn, welche den oben angegebenen Zwek erfüllte. Das Korps des Generals Barklei de Tolli würde in der Schlacht bei Pr. Eylau, wäre es in der Nacht vor derselben nach Mollwitten marschirt und verstärkt worden, vielleicht den decisivenl Angrif des Armee-Korps von Davoust Schranken gesezt haben.

l 3

Eigenhändig verbessert aus „dicisiven“. Zu Minden, Mehr und den beteiligten Generalen vgl. die ersten zwei Bände.

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§ 14. Ein viertes Stratagem, welches den Armeen, die den Angrif des Feindes erwarten, sehr oft zu Gebote stehet, bestehet darin, daß man einen Flügel der Armee vor einer guten Position der Gefahr eines ihm nachtheiligen Angriffes absichtlich aussezt, und dadurch den Feind zu einem für ihn nachtheiligen Angriffe veranlaßt. Sobald dieser angefangen, und der Feind so in Thätigkeit ist, daß er völlig festgehalten wird, ziehet sich dieser absichtlich schlecht postirte Flügel in die festern Punkte, in denen er sich halten kann und welche vorher mit Geschüz und Reserve-Truppen besezt sind, zurük. Der übrige Flügel und die Reserve greifen nun entweder den ihnen gegenüber stehenden Feind überlegen an oder befinden sich in einer Positionm, in dem sie jedem Angrif widerstehen können. Im ersten Fall würde dadurch der Feind wahrscheinlich geschlagen werden und die stehende Armee wäre zur Offensive übergegangen, im zweiten wären seine Plane zum Angrif außer aller Zusammenstimmung gebracht und daher von ihnen kein glüklicher Erfolg zu erwarten. Um diese Idee in einem besondern Beispiel darzustellen, nehme man den Plan von der Schlacht von Friedland4 vor sich. Der linke Flügel der russischen Armee stand in ab, der rechte in cd, die französische Armee umschloß sie in XXX. Die Seite, nach der sich die russische Armee zurükziehen konnte, ist durch ZZ bezeichnet. Es war vorauszusehen, daß die Franzosen den linken Flügel ab angreifen würden, wenn man die Stellung so wählte, als sie oben angegeben ist; sezte man aber den linken Flügel in ik, stellte in l und o Batterien auf, so grif Napoleon wahrscheinlich den rechten Flügel an, wie er sich unter gleichen Umständen bei Heilsberg gegen den rechten wandte, als er den linken gut postirt fand. Wurde aber dieser bei Friedland geschlagen, so war die russische Armee abgeschnitten. Aus diesem Grunde muß man den linken Flügel in ab en prix stellen, und sobald er ernstlich angegriffen wird, ihn scheinbar, d. h. nur durch wenige Truppen, die der Feind ankommen sehen kan, unterstüzzen, indeß man mit dem rechten und allen Reserven den Feind selbst angreift. Damit der Feind aber die List nicht merkt, muß man in ik eine neue zweite Stellung nehmen, und erst wenn man aus dieser verdrängt wird, sezzen die Truppen die Vorstadt y in Brand; und nun eröfnete man die Batterien in l, m, n, o; unterdeßen dringen der rechte Flügel und die Reserven efn in g und h über Heinrichsdorff vor. Will man aber mit dem rechten Flügel sich defensiv verhalten, so bleibt man in der Stellung cd, indem man den Flügel c bis p zurük ziehet. Vielleicht wendet man gegen dieses Projekt ein, der Feindo m

n o 4

Eigenhändig verändert aus „sich in jedem Fall in einem Zustande“; dabei versehentlich „in“ doppelt stehengelassen. Eigenhändig hinzugefügt. Eigenhändig korrigiert aus „Stadt“. Nicht im Faszikel.

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werde die Stadt erobern, wie es in der Schlacht geschah. Hierauf antwortet man indessen, daß dieses nicht möglich sey, wenn die Vorstadt in Brand gestekt und in l, m, n, o und p Batterien plazirt sind. Alles Vorsichts-Maßregeln, welche nicht in der Schlacht beobachtet wurden.

1.)

2.)

p

q

§ 15p Anhang Im siebenjährigen Kriege und eben so in dem Feldzuge von 1806–7 erhielten die russischen Armeen die Ersazmannschaft immer zu spät; die Bataillone glichen während der Hälfte des Krieges Kompagnien. Wenn nicht alle Monate bei einer Armee so viel Ersazmannschaft ankömmt, als ungefähr abgehet, welches sich im Durchschnitt einigermaßen kalkuliren läßt, so entstehen folgenden Nachtheile: bestehet die Armee bald aus einer Menge Bagage, Offiziere u. s. w. und die Feuergewehre, worauf es ankömmt, fehlen. In dieser Lage verursacht sie dem Staate noch immer große Kosten und leistet gegen den Feind wenig. Durch den Ersaz in Masse von 1 oder 1/2 Jahr kommen auf einmal eine große Menge nicht anß Feuer, an die Fatiguen und den Felddienst gewöhnten Leuten in die Armee, und nun ist sie fast neu und weit schlechter. Nur wenn der Abgang nach und nach ersezt wird und die Amalgamirung unvermerkt geschiehet, bleibt eine Armee brauchbar und gewinnt in ihrem innern Werthe durch die Erfahrung.q Da die Anzahl der Kranken immer ungefähr 1/10 der Kompagnie beträgt und die Gewehre und Munition derselben nicht benuzt werden, so muß bei jeder Kompagnie gleich bei den Ausmarsche 1/10 der Kompagnie zum Ersaz für die Kranken seyn. Diese sind unbewaffnet. Hierdurch werden alle Waffen immer benuzt und die Kompagnie ist immer so stark, als bestimmt ist. Hat eine Kompagnie von 140 Mann nicht 140 + 14, also 154 Mann, so ist sie unterm Gewehr nur 126 Mann stark und 14 Gewehre werden nicht gebraucht.

Diese Paragraphenzahl eigenhändig hinzugefügt. Sie ersetzt die gestrichene Zahl „§ 1.“ unterhalb der folgenden Überschrift. Darunter gestrichen: „§ 2.“

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4. Mit der Wiener Mission zusammenhängende Stücke

[Glatz?1, Januar 1812]

367. Scharnhorst an [Boyen?]

GStA PK, VI. HA Nl Hermann v. Boyen (d. Ä.) XIII a fol. 478r–v (2 S.): Reinschrift, Greulichs Hand?, mit Bleistift dechiffriert von Boyen. Stimmung nach dem Scheitern der Mission. Manöver.

durch 9 1224 1043 9

1205

das ich hier lang bleiben und die Mensch 9 9 40 1011 1006 80 493 1855 1009 1705 5 260

9

9

966 beschäftige 780 9

Vermuthungen 144

9

172

verliehren sah Die 9 68 1765 1009 21

9

259

die über mein alt statt finden und 9 2083 1009 1854 1557 1474 1328 1092 1855

um bei die Sache wird nun in Berlin wenig auf fall 9 1009 1257 1799 1847 1058 103 1531 1446 2304 2549 2183 7 den Geist be den klug 9 9 9 9 9 9 550 1431 2103 1340 ern 1081 550 224 1194 452 Leben. 1176 523 habe ich hier das verschanzen lag er angreife lassen und 1573 1011 1006 1094 1750 32 600 1135 1644 1855 ich sehen mich den Angreif abschlag[e]n 9 550 1135 1210 2533 1011 796 1743

doch nun 1040 1847

ein 594

ich habe 9 2510 1011 1573

verlohren Kinder des Vater landen 68 1712 1030 645 1455

an 931

in so weit es den Staat nicht kompromittiren 1058 1766 2188 2495 550 1332 2054 1077

für 977

den 9 550 1220

ge Meinung wir warum 9 9 9 417 klügern und beßern Theil 1169 145 1099 1791 2438 1768 die niedergeschlagen verliehren zu be nehmen Gesuch 9 68 1101 1194 2074 1570 2522 1009 2055 ist groß 1690 1265

1 2

9

9

10

1232

Wegen der Erwähnung des verschanzten Lagers. Text: „Dadurch, daß ich hier lang bleibe und die Menschen beschäftige, verlieren die Vermuthungen, die über meine [Reise?] stattfinden [an Interesse?] und die Sache wird

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I. Stabschef und Geheimdiplomat (März 1811–März 1812)

[Schlesien, Januar 18121]

368. Scharnhorst an [Boyen?]

GStA PK, VI. HA Nl Hermann v. Boyen (d. Ä.) XIII a fol. 482r (1/2 S.): Chiffrierte Reinschrift, eigenhändig, mit Bleistift dechiffriert von Boyen. Lage des Königs. Rückreiseplanung.

siea haben mir nicht ge Schreiben das 1801 1573 1740 2054 1099 1693 40

sie mein Estafette 1801 1557 790

von erst sten er halten haben 9 es scheint mir das 2020 2230 2146 600 1620 1573 2501 1079 1740 40

nicht 2054

zu Nachricht ist S verliehren 9 9 9 das alle 9 1469 1101 2041 1690 361 40 300 2789 68 169 2532 der König Nütz in jetzt immer die Franzosen Parthey 9 1095 532 2075 1058 1063 1695 1009 996 1560 2542 es 2495

ist daher 1690 520

ich 1011

werde 217

von Breslau nach 2020 105 2234

ich 1011

nicht 2054

ohne 1547

9

16

weg 518

nicht 2054

recht 2130

ihn zurück zu halten 9 1025 1405 1101 1620 2501 Berlin gehen 9 103 681 2570

so Aufmerksamkeit 9 1449 1200b 1766

Reisen 9 2100 2250

9

9

9

2142

260

255

9

79

hier kann 1006 2437 9

259 schnell

2

9

69.

nun in Berlin wenig auffallen. Um bei den Klügeren den Geist zu beleben, habe ich hier das verschanzte Lager angreifen und den Angriff abschlagen lassen. Ich sehe mich doch nun für ein verlorenes Kind des Vaterlands an. Ich habe, insoweit es den Staat nicht kompromittiert, den klügern und beßern Theil [gewählt?] und die Meinung [warum wir verlieren sollten] zu benehmen gesucht [?]. Die Niedergeschlagenheit ist groß.“ a

b 1 2

Zu diesem Schreiben gehört der an „Des Königl. Oberstwachtmeisters und Directors der 1ten Division des allgemeinen Krieges Departements p. Herrn von Boyen Hochwohlgebn. zu Berlin“ adressierte Umschlag, ebda., fol. 481. Verändert aus einem durch dichte Schraffur gestrichenen Wort. Nach der im Text erwähnten Depesche Nr. 252. Text: „Sie haben mir nicht geschrieben, daß sie meine Estafette vom 1. erhalten haben. Es scheint mir, daß nicht [zu berichten] ist, daß alles verloren. [Dem] König nützt jetzt immer die französische Partei, es ist daher nicht recht, ihn zurückzuhalten. Ich werde von Breslau nach Berlin gehen, hier kann ich nicht ohne Aufmerksamkeit [zu erregen] schnell wegreisen.“

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Nr. 369

369. Aufzeichnung

[?, 1811/1812?]

GStA PK, VI. HA Nl Hardenberg F 14 fol. 20r–21v (4 S.): Eigenhändig. Eindrücke von der Mission in Wien. Metternichs Haltung. a

Der Erzherzog Carl ist bei vieln Fehlern dennoch zum Befehlshaber geborn. Er glaubte, der Kaiser Napoleon würde wieder aus der Lobau Insel übergehen. Alle andern glaubten es nicht. Das russische Cabinet habe sich fremd und abweisend bei jeder Gelegenheit gezeigt; noch vor 6 Wochen habe man bei die Forderung Oestereichs von 18b Mill. Banko Zetteln aus den vorigen Kriegen die Bedingung bei der Rükzahlung machen wolln, daß Oestreich sich verbindlich mache, nie gegen Rußland etwas zu thun. Man hat darauf geantwortet, man könne eine unbedeutende Geldsache nicht mit der Politik eines Staats vermishen, man gebe aber die Versicherung, daß man mit kein[e]r Macht im Traktate stehe, nichts gegen Rußland od[e]r Rußland auf irgend eine Art zum Nachtheile geschloßen habe. Oestreichs Anerbietung, zwischen Frankreich u. Rußland den Mittl[e]r zu machen, habe man kalt abgelehnt und gesagt, man stehe mit Frankreich in guten Vernehmen. Neßelrode1 sey in Wien in guten Ansichten gewesen, in Petersburg sei er ganz anders. Stackelberg2 sey gegenc Romanzof u. sehr gut. Der Haß gegen Romanzof ist nicht zu besä[n]ftigen, nie werden diese beid[e]n Minister etwas machen.d Man hat mir hier gesagt, Romanzov habe sich präs. ausg[e]laßen, der Feldmarschal Romanzov habe das Türkische Reich in eine 0 verwandelt, er wolle das Oestereichsche auf 0 setzen. Die Romanzovshe Familie sei dazu bestimmt. Der Kaiser von Rußland stelle sich immer noch vor, er könne u. wolle den Krieg vermeiden. In Absicht der Politik üb[e]rhaupt In den nächsten Jahre w[e]rden große Verändrungen vorgehen, größere wie seit lange der eigentlichen Revolution. a b c d 1

2

Darüber eine durch dichte Schraffur gestrichene, völlig unlesbare Überschrift. Verändert aus „12“ oder umgekehrt. Verändert aus „sey nicht mit“. Der anschließende Rest des Absatzes nachträglich hinzugefügt, ebenso der Satz darunter. Robert Graf von Nesselrode (1780–1862), Sohn eines russischen Gesandten in Lissabon, war in Berlin gebildet worden und trat dort 1802 in den diplomatischen Dienst. Nach seiner gesandtschaftlichen Tätigkeit im Haag und in Paris wurde er er 1811 als Staatssekretär des Zaren nach St. Petersburg berufen. Nesselrode spielte auf russischer Seite bei den politischen Verhandlungen 1813–1815 eine führende Rolle und fungierte von 1816 bis 1856 als Außenminister. Er begleitete Alexander I. zu den europäischen Kongressen und stieg unter Nikolaus I. zum Reichskanzler auf. Gustav Graf von Stackelberg, seit Oktober 1808 russischer Gesandter in Wien, wurde im fünften Band vorgestellt.

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Er wette 10 gegen eins, Preussen gehe zur französischen Partei über. Er frug mich, wie dann wol die Oprationen gegen Rußland gehen würden? Mit diesen Ueberga[n]ge glaubt er alles in der Zukunft vernichtet, außer Rußland eine Existenz ine Norden.f K. N. habe dieg Sache so montirt und gestellt, daß sie nie zusta[n]de kommen würde. Rußland habe immer alles verdorben, 1805 Oestereich zum Kriege gereitzt u. nachher sitzen gelaßen. Jetzt habe manh gewünscht, nun habe es wieder die Unruhe erregt. Man erleichtere den Kaiser N. alle Plane. In Absicht Oestereichs Es könne nichts thuni, die Lebensquelln seyen verstopft. Man sey in Verlegenheit über den Stoff der Unruhnj in Illirien gegen die Franzosen u. müße dort alles anwenden, diesen zu verhind[e]rn. Man habe 13 bis 15.000 Mann zur Besetzu[n]g sei[ne]r Grenzen nach Gallizien beordert, dies mache Aufsehen. Ueberhaupt sehe man Kälte von Seiten voraus (Verweise). Es würde zu Erklärungen kommen u. s. w. Dies sei unangenehm. Vorher hatte er gesagt, Nap. sei jetzt gegen Oestreich in seinen Aeussrungen troken. Was hier von d[e]r Zukunft gesagt, gilt wahrscheinlich die Gegenwart. Man sei immer in V[e]rl[e]g[e]nheit wegen Gallizien, der Kaiser N. habe gesagt, er wolle nie hier etwas unt[e]rnehmen, allein was die Polen selbst thäten, dag[e]g[e]n könnte er als Allirt[e]r nichts thun. Mir scheint die Politik Oestreichs: Verschiedenheit der Meinung[e]n der Rathgeber, Duka u. Kutshera für unbedi[n]gtek Hingebung, Mett[e]rnich u. Bellegarde3 für Erhaltg. durch innre Stärk[e] zu seyn, dies ist, wie ich durch ein[e]n andrn weiß, auch in der letzten Berathschlag[un]g wegen der Observationstruppen der Fall gewes[e]n.l e f g h i

j k l

3

Folgt gestrichen: „äußern“. Es folgen vier besonders gründlich durch dichte Schraffur gestrichene Zeilen. Folgt gestrichen: „Höfe“. Folgt etwa eine halbe durch dichte Schraffur gestrichene Zeile. Folgt, durch dichte Schraffur gestrichen: „[sich nicht in der Zeit verbindlich .... zu nichts..........sichert?]“. Verändert aus „über die Unruh[e]n“. Nachträglich hinzugefügt. Der Absatz am Rande mit einem Strich markiert, dabei steht von Hardenbergs Hand: „Andre Nachrichten“. Heinrich Joseph Johannes Graf von Bellegarde (1756–1845), Sohn eines sächsischen Kriegsministers, war 1771 in österreichische Dienste getreten und hatte sich 1788 im Krieg gegen die Türkei ausgezeichnet. Als Generalmajor diente er seit 1793 in den Niederlanden und am Rhein, 1797 war er als Feldmarschalleutnant am Abschluß des Vorfriedens von Leoben beteiligt. Nach Marengo Oberbefehlshaber in Italien, wurde er bei Pozzolo geschlagen. 1806 wurde er zum Feldmarschall und Generalgouverneur von Galizien ernannt. Nachdem er bei Aspern, Wagram und Znaim gekämpft hatte, übernahm er von 1810 bis 1813 den Vorsitz des Hofkriegsrats. Ab Ende 1813 fungierte er wieder als Oberbefehlshaber in Italien, von 1820 bis 1825 erneut als Präsident des Hofkriegsrats und Minister.

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Die Erzherzöge, der Kaiserin Brüderm ausgenommen4, sind für unbedi[n]gte Hingebu[n]g. Ich glaube die Partei für unbedi[n]gte Hingebung ist die stärkere u. hoft ihre Erhaltu[n]g in der Verwandshaft;n die andre hoft von der Verwandshaft nichts, glaubt aber, daß sie bei völlig[e]r Unterwürfigkeit doch einigen Nutzen haben würde. In Absicht Preussens Der Ueb[er]ga[n]g zu Frankreich entsheide für die Ueb[e]rmacht Frankreichs in einen Grade, so daß n[u]n alles verlohren. Man wolle Preussen mit Güte haben, damit Rußla[n]d nichts dazu sagen könne. Erfolgte der Ueb[e]rga[n]g nicht, so würde er ungefähr gegen den April erzwungen werden.o Der Kaiser habe zu Schwarzenberg gesagt, er sei mit Preussen in höchsten Grad zufrieden, der König sei [ein] braver Regent, Hardenb[e]rg ein gutgesinterp Mann von Talenten, die Nationq müße erst gezogen u. geleitet werden. Schwarzenberg hat geglaubt, Krusemark werde od[e]r habe schon unt[e]rzeichnet. 370. Aufzeichnung

[?, 1811/1812?1]

GStA PK, VI. HA Nl Hardenberg F 14 fol. 22r (1 S.): Eigenhändig. Einschätzungen höherer österreichischer Militärs.

Der General Major von Kutschera, General Adjudant des Kaisers – ganz wie Kockeritz. Der F.Z.M.L. von Duca, die Verlegu[n]g der Armee gemacht – – – ist noch hier, obgleich er comandir[en]der Genral im Banat ist u. das 39ste Inf. Regim. in Pest hat. Wie Lottum2, mehr Kentnisse als Kriegskunst. a Die Kaiserlichen Prinzen, Johan3 ausgenommen, denken wie unsere, die von der Familie d[e]r Kaiserin entgegengesetzt – m n o

p q 4

a 1

2 3

Folgt gestrichen: „Johan“. Folgt gestrichen: „wenn man ganz“. Folgt eine durch dichte Schraffur gestrichene längere Passage beginnend: „Preussen könne den“, endend: „abgeschlagen haben“, dabei mindestens noch einmal „Rußland“ und „Preussen“. Nachträglich hinzugefügt. Folgt gestrichen: „thue nichts“. Franz I. hatte 1808 in dritter Ehe Erzherzogin Maria Ludovika, Prinzessin von Modena geheiratet. Ihr ältester Bruder Franz erhielt 1814 das Herzogtum Modena, die jüngeren, Ferdinand und Maximilian, wurden im vierten bzw. sechsten Band vorgestellt. Statt „Der“. Von einem Archivar 1813 eingeordnet, dagegen spricht allerdings die große Ähnlichkeit mit einem Teil von Nr. 253. Zu Friedrich Graf von Lottum vgl. Anhang 1 zum fünften Band. Der im dritten Band vorgestellte Erzherzog und spätere Reichsverweser.

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Ihre Umgebungen wie Pirch4 u. s. w. Derb Chef des Generalstabes F.Z.M.L. von Radetzky5, ein brav[e]r Mann. Hof Krieges Präsident F.M. Graf von Bellegarde, ganzc wie Walmoden6, höflich, Hofmann, mancherlei Kentnissed, immer mit allen gut. 371. Denkschrift

[?, nicht vor November 18111]

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 99 fol. 73r–74v (4 S.): Konzept, eigenhändig, unvollendet. Das Schlachtfeld von Aspern. Terrain. Brückenkopf. Stellung.

Die Schlacht bei Aspern u. Wagram 1.

b c d 4

5

6

a

b c

1

Beschreibung der Gegenda Die Gegend, in welcher diese Schlachten vorgefallen sind, bestehet aus einer fruch[t]baren Ebene, die größtentheils beackert ist oder zu Weide und Wiesen benutzt wird. Sumpfige und morastige Stellen fi[n]det man gar nicht; die hin und wieder vorhandenen Gräben sind nicht so bedeutend, daß ein einzelne[r]b Reuter sie nicht passiren könnte. Die Dörfer bestehen meistens aus kleinen Häusern; die Prediger, die herrschaftlichen Häuser, die Vorwerke u. Gasthöfe sindc aber dag[e]gen Folgt gestrichen: „Generalquartiermeiste“. Nachträglich hinzugefügt. Folgt ein durch dichte Schraffur gestrichenes Wort. Gemeint ist mutmaßlich Oberst Otto Carl Lorenz von Pirch (Pirch II), der seit 1809 als Gouverneur der jungen Prinzen Wilhelm und Friedrich fungierte. Josef Wenzel Graf Radetzky von Radetz (1766–1858) hatte als Ordonnanzoffizier Lacys im Türkenkrieg gedient, danach in den Niederlanden und Italien. 1799 zeichnet er sich als Adjutant Melas’ an der Trebbia und bei Novi aus, als Feldmarschalleutnant 1809 bei Wagram. Seit Sommer 1809 fungierte er als Chef des Generalstabs. In den Befreiungskriegen diente er als Stabschef Schwarzenbergs, danach als Divisionär und 1831–1857 als Befehlshaber in Lombardo-Venetien. Seit 1836 Feldmarschall, kommandierte Radetzky die 1848 und 1849 bei Custozza und Novara siegreiche Armee. Der 1848 zu seinen Ehren von Johann Strauss (Vater) komponierte Radetzkymarsch hält seinen Namen bis heute lebendig. Zu Johann Ludwig Reichsgraf von Wallmoden-Gimborn vgl. besonders die ersten zwei Bände. Darunter folgt gestrichen: „Die Gegend ist fast ganz eben. Man siehet nicht leicht eine so große Plane vor, als man bei Aspern, Eslingen u. Enzersdorf erblikt.“ Nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „die Prediger Häuser, die herrschaftlichen, die Krüge, die Vorwerke sind zum Theil“. Der Inhalt zeigt, daß die Beschreibung des Schlachtfelds bei Wien auf Beobachtungen vor Ort basiert.

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größer wie in manchen andern Gegenden. Alle Gebäude sind in dies[e]r Gegend massiv; die Maurend fast aller Häus[e]r bestehn aus Ziegeln u. sind 1 bis 2 Fuß dik. An der Donau ist harter Wiesen Grund, hin und wieder mit durch den Strom bei Ueberschwemungen gemachten Vertiefungen, die aber auch harten Boden haben. Ein großer Theil dieser Wiesen ist mit Erlene Gebüsch bedekt, welches zum Theil Mannshöhe hat, zum Theil auch 10 bis 12 Fuß hoch ist. An verschiedenen Stellnf befinden sich auch in deng Gebüschen Bäume, unter denen aber nur die Eichen von beträchtlicher Größe sind. Nur an wenigen Stelln sind diese Gebüsche so dicht, daß sie ein großes Hindernißh des Durchkommens für den einzelnen Soldaten wärn, selbst Reuter können in den meisten Gegendeni mit einiger Mühe durchkommen. Nur die gegen Aspern vorspringende kleine Insel, die Aue genannt, hat viel dickes Gebüsch, welches an manchen Stelln nur von einzelnen Infanteristen und nicht ohne Auffenthalt zu passiren ist.j So wol in der Lobau als am linken Uf[e]r des Lobau-Donauarmsk findet man abwechselnd in allen diesen Gebüshen Wiesenplätze und Stellen, wo das Gebüsch so klein ist oder so dünne stehet, daß es mit geschloßenen Truppen passirt werden kann. Der Donauarm, welcher die Lobau einschließt, hatl zur Zeit der Schlachtm an den schmalen Uebergangspunkt eine Breite von 70 Klaftern gehabt, die Breite seines Betsn ist übrig[e]ns 150 bis 200 Schritt. Er hat viele Inseln, die meistens so hoch wie’s Uf[e]r sind. Wenn die Donau angeschwolln ist, so ist dieser Arm üb[e]rall über 6o und an vielen Stellen bis 12 Fuß tief, wenn die Donau aber wenig Wasser hat, so kann man überall durchreitenp und fahren. Ein kleiner Donau Arm, welche[r] die sich bis nahe an Aspern erstrekkende Inselq, die Aue, bildet, ist noch weit unbedeutend[e]r wie der Donauarm, welche[r] die Lobau Insel umschließt, aber gleichwol nicht zu durchgehen, wenn der Fluß hohesr Wasser hat. d e f g h i j k l m n o p q r

Die folgenden drei Wörter nachträglich hinzugefügt. Nachträglich hinzugefügt. Folgt gestrichen: „stehen“. Statt „dem“. Die folgenden zwei Wörter nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „können fast überall“. Dieser Satz nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „Lobauarms“. Verändert aus „mag“. Die folgenden vier Wörter nachträglich hinzugefügt. Das anschließende Satzende und der folgende Satz nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „dieser Arm 6“. Verändert aus „durchgehen“. Die folgenden zwei Wörter nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „mittleres“.

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Uebergangspunkt aus der Lobau Insel über den Donau-Arm der Lobau Insels vor der Schlacht bei Aspern und die hier a[n]gelegte Brückenschanze: Der Ort des Uebergangs über den Lobaut Donauarm vor der Schlacht bei Aspern ist sehr glüklich gewählt. 1. war der Uebergang und die Schlagung einer Brückeu anfangs nicht zu entdecken, indem das Gebüsch, welches hier sehr stark ist, und dann auch eine Menge damals vorhandener Bäume dies hinderte; 2. führt hier ein Weg zu den Ufern beider Seiten, indem auf diesem Punkte eine Fähre bestand; 3. ist die Krümmung des Flußes für den Uebergangv vortheilhaft, daß die übergehenden Truppen von der Insel rechts u. links verteidigt werden können u. an der Brücke sich eine haltbare Schanze sehr leicht erbauenw ließ. Das Ufer des Donauarms auf der Insel ist entweder eben so hoch als das linke Ufer oderx hat an den Stelln, wo es niedriger ist, einen Damm. Der Brücken Kopf bestand erst aus einery Schanze von zusammenhängenden Linien, welche auf ungefähr 200 Schritt von den Brücken dieselbez einschloß, und dann aus 3 abgesonderten Werken, welche 600 Schritt vor jenen in halben Kreise lagen. Die Flügelwerke waren an den Fluß gelehnt, das mittlere war 120 u. 140 von jenen entfernt, so wohl das mittlere als die beiden Flügelwerke warn von Geschützen auf der Insel vertheidigt. Auch bei denaa Werk von zusammenhä[n]genden Linien, welches die Brücke einschloß, war auf Flankenvertheidig[un]g gesehenab, die Bastionsflanken bestrichen die Flügel rechts u. links u. dieseac die Facen.

s

t u v

w x y z aa ab ac

Verändert aus „2. Uebergangspunkt über den Donau-Arm“. Auch die Wörter „hier a[n]gelegte“ nachträglich hinzugefügt. Nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „1. ist der Uebergang“. Verändert aus „3. war die Krümmung des Flußes für das Uebergehn der Truppen in doppelt[e]r Hinsicht“. Verändert aus „eine Schanze sehr leicht anlegen“. Folgt gestrichen: „überhöhet höher“. Die folgenden zwei Wörter nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „200 Schritt die Brücke“. Die folgenden zwei Wörter nachträglich hinzugefügt. Das anschließende Satzende nachträglich hinzugefügt. Das Wort versehentlich doppelt.

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Nr. 371

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Zu Nr. 371: Zwei eigenhändige Skizzen Scharnhorsts mit Maßen in Schritten (fol. 74r). Bei der oberen heißt es: „NB. Dies Werk ist sehr hervorspring[e]nd“, bei der unteren: „Das linke Flügel Werk liegt ungefähr 150 Schritt den innern näh[e]r als das auf den rechten Flügel.“

Die Brustwehr zu den 3 äuß[e]rn Werk[e]n war 8, die zu den innern 10 Fuß dik. Sie war von der Sohle des Grabe[n]s 12 Fuß hoch.ad Ein and[e]r Werk in a, von 4 kurzen, 40 u. 30 Schritt la[n]gen Linien zusammen gesetztae, scheint entweder zu[m] 2tn Ueberg[an]ge bestimmt gewesen zu seyn oder zur Flankiru[n]g der drei äußern Werke oder zu andern Absichten. Erwägt man nun noch, daß die Schanze[n........af] von der Au Insel warn, welche sich gegen Aspern erstrek[t], soag fällt in die Augen, ad ae af ag

Dieser Satz nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „von 40 u. 30 Schritt la[n]gen Linien“. Die „4“ nicht klar lesbar. Textverlust am oberen Seitenrand. Folgt gestrichen: „siehet man“.

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daß die Flügel der übergehnd[e]n Armee bei den Weiter Vorrückenah durch das Werk a u. die obgenannte Insel gedekt war[en] und daßai dann weiter rükwärts eine concentrirteaj abgesonderte Verschanzu[n]g vorha[n]d[e]n war, der Zugangak rechts und links von der Insel mit schw. Geschütz einigermaßen vertheidigt werden konte, u. daß endlich der eig[e]ntliche Brückenko[p]f die Brücke in äußersten Fall dekteal, daß bei diesen zwekmäßigen Vorkehru[n]g[e]n wenig[e]r bei den Ueb[e]rga[n]ge gewagtam war, als man gewöhnlich glaubt. Die Stellung bei Aspern Obgleich der Kaiser Napoleon zwischen Eslingen u. Aspern nur seine Truppe[n] debouchiren ließan, um die oestereichscheao Armee anzugreifen, so kann dennoch Aspern u. Eslingen als die Front sein[e]r Stellu[n]g betrachtet werden. Die Besatzu[n]g u. har[t]näkige Vertheidigu[n]g dies[e]r Dörf[e]rap beweiset dies. Aspernaq bietet einige besondre Vortheile zur Vertheidigu[n]g da[r], es kann nicht umga[n]gen werden, die massiven Häuserar sind für den Vertheidig[e]r vortheilhaft, zu alln dies[e]n kömmt noch, daß an deras Seite gegen Hirschstadten einige Feldgräben eine Art Decku[n]g gegen die A[n]greifenden geben. Diese Vortheil[e] zusamengenomen machten Aspern zu einen leicht zu vertheidigenden Posten. Esslingen hat bloß die Vortheile d[e]r stei[n]erne[n] Gebäudeat, der hier nochau durch ein massives hohes Getreide Speicher (Schütkasten) vermehrt wurde.

ah ai aj ak al am an ao ap aq ar as at au

Verändert aus „daß die Flügel“. Folgt gestrichen: „der Zugang zur Brückenshanze und der“. Nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „welche“. Das anschließende Satzende nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „risquirt“. Verändert aus „nur debouchirte“. Statt „Oestereichschen“, das folgende Wort nachträglich hinzugefügt. Folgt gestrichen: „zeigt dies“. Folgt gestrichen: „und Essling“. Folgt gestrichen: „erlauben geben“. Folgt gestrichen: „Außen“. Folgt gestrichen: „aber nicht die der dekenden Gräben“. Das Folgende nachträglich hinzugefügt anstelle einer gestrichenen, mehrfach redigierten Passage.

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Nr. 372

372. Aufzeichnung

[?, nicht vor November 1811?1]

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 117 fol. 21r–v (2 S.): Eigenhändig. Besichtigung des Schlachtfelds von Aspern.

Die Kirche und die Kirchhofsmaur liegta um einiges höher als der Ort, in den Theil des Dorfs gegen Eßlgn. warn nochb einigec größre Häuser als die gewöhnlichen d[e]r Dorfer; am Einga[n]ge bei X eine ungefähr 8 Fuß hohe Maur, die aber nicht crenelirt worden ist.d

Zu Nr. 372: Scharnhorsts Planskizze des Dorfes Essling (fol. 21v), darauf bezeichnet „Krug“, „Kirche“, „Pfarhaus“, „[gestrichenes Wort] Ha[u]s“ (das Schloß) „Ummaurter Garten“ und „Speicher“ (der Schüttkasten), unten die „Seite nach Enzersdorf“. Rechts bei der Detailskizze: „Der Krug ein großes Gebäude“ und „Das Haus [und?] die Maurn crenelirt“.

a b c d 1

Folgt gestrichen: „hoch“. Das Wort versehentlich doppelt. Folgt gestrichen: „starke“. Hierzu gehört eine Lageskizze des Dorfes Aspern und der Donauinsel Aue auf fol. 21r. Anscheinend aufgrund eigener Beobachtung entstanden.

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Ummaurter Gartene Die Pfeiler sind 8 hoch, 4 breit und 21/2 dik u. 5 Schritt in Lichten aus einand[e]r. Die Zwishen Maur war nieder gerissen, man weiß nicht v[o]n wem; sie warf nicht g[a]nz 1 Fuß dik.

Seitenansicht und Plan des Schüttkastens von Essling, dabei oben: „Ansicht des Speichers“ und „Dach“, darunter „Speicher“ mit Maßen in „Schritt“, „Thür“ und „Thor“ (fol. 21v).

Die Maur ist 3 Fuß dik, es sind 2 Bänder u. 3 Fenster übereinander. Die Fenster sind klein. Die Thürn warn verrammelt.g Keine Kanon Kugel war durchgedru[n]g[e]n, überall sah ich nirgend[s]h in den Dörfern, daß eine Kanon Kugel durch eine Maur gedru[n]g[e]n war, als in den Pfarhause in Eßlingen u. der Stadt Maur von Enzersdorf in den obern dünnern Theil. Gewöhnlich hatten sie eine Oef[n]u[n]g, welche [den] halben, höchstens d[e]n ganz[e]n Durchmesser [der Kugel maß?], gemacht.

e

f g h

Dazu zwei Skizzen, ein Rechteck von 200 mal 100 Schritt zur Bezeichnung der Größe, sowie der Aufbau der Mauer aus viereckigen Pfeilern mit Zwischenmauern. Folgt gestrichen: „8 Zoll“. Das Folgende in der Vorlage links neben den Skizzen des Schüttkastens. Die folgenden drei Wörter nachträglich hinzugefügt.

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Nr. 373

373. Aufzeichnung

[?, nach 6. Juli 18091]

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 99 fol. 72r (1/2 S.): Eigenhändig. Österreichische Fehler nach der Schlacht von Aspern.

Der größte Fehler nach der Schlacht von Asp[e]rn war, daß man nicht die Franzosen bis üb[e]r die Donau trieb, und sollte man es auch vermittelst von Tranch[ee]n thun, und daß man sich nicht ganz Meister von den linken Ufer der Donau machte. Dies mußte man immer bleiben, u. wo die Franzosen übergehn wollten, mußte man gleich shlagen. Dera zweite Fehler war, daß man nicht die Fr[an]zos[e]n, als sie anf[in]g[e]n überzugehenb, gleich mit all[e]r Macht angriff, alsdann schlug man sich nur mit ein[em] Theil der Armee, vielleicht mit der Hälfte. S. 374. Aufzeichnung

[?, nach 15. August 18091]

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 99 fol. 75r–78v (7 S.): Konzept, eigenhändig, unvollendet.2 Chronologie aus französischer und österreichischer Sicht.

a b 1

1 2

Folgt gestrichen: „größt“. Verändert aus „als sie übergingen“. Nach Wagram. Scharnhorst befaßte sich längere Zeit mit dem Feldzug von 1809; ebda., fol. 5r–15r, befindet sich eine von ihm in Auftrag gegebene Relation der Schlacht von Wagram von Georg Wilhelm von Valentini, vgl. Nr. 89 im sechsten Band. Hierin ist eine Stelle, möglicherweise von Scharnhorst, mit „NB.“ hervorgehoben, wo es heißt, Napoleon habe nach dem Scheitern einer Attacke sächsischer Kavallerie „in seinem Ingrimm auf die armen Sachsen schießen“ lassen. Im selben Faszikel befinden sich auch eine undatierte und unsignierte Darstellung des gesamten Feldzugs (fol. 17r–40r, Schreiberhand), fünf Briefe des Leiters der Kanzlei des Erzherzogs Karl, Feldmarschalleutnant Philipp Ferdinand Wilhelm Graf von Grünne (Pest, 22.–28. September, und Prag, 17. November 1809, fol. 42r–60v), und die Denkschrift „Einige Bemerkungen über die Bataillen von Aspern und Wagram“ von Rittmeister von Falkenhausen vom Chevaulegerregiment Graf Klenau (Kudowa, 21. August 1810, fol. 61r–71r). Nach der Ernennung Davouts zum Fürsten von Eckmühl. Das mutmaßliche Vorhaben, französische Berichte mit österreichischen zu kontrastieren, blieb praktisch unausgeführt. Als Hauptquelle diente das 24. Bulletin der Grande Armée (Wolkersdorf, 8. Juli 1809).

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Schlacht bei Wagram

Französische Armee

Oesterreichsche Armee.b

Stellung vor der Schlacht bei Wagram Den 1sten Jul. verlegte der Kaiser sein Haupt Quartier nach der Insel Lobau. Es war ein starkes Retranchement zur Deckung der Donau Brücke schon vorher angelegt. Eine Insel gegen Enzersdorf3 über bekam eine Batterie von 10 Mörsern und 20 Achtzehnpf., eine andere 4 Mörser u. 6 Zwölfpf. Zwischen beiden Insel[n] war eine 3te grade gegen Enzersdorf mit 22 Stük Geshützen besetzt.4 Diese 62 Stük Geschütze sollten gegen Enzersdorf agiren. Weiter rechts war eine Insel6 zur Bestreichung der Ebene mit 4 Mörs., 10 zwölf und 12 sechspfündigen Kanonen besetzt.

Stellung vor der Schlacht bei Wagram c Die Oestereicher hatten zwischen Aspern, Eslingen u. Mühleuten eine Art Laufgrabend, in den einige geschloßene Werke sich befanden, die vorn ein gutes, hinten aber ein schwaches Profil hatten. Dieser Laufgraben war bedeutend weit von den Donau Arm der Lobau, nur bei Enzersdorf war er nahe; bei Mühleuten sehr weit davon entfernt, in dem dieser Ort vor der Front lag. Die Stellung der Corps war folgende: 1. Die Avantgarde bei Wittau hinter den Laufgraben, 2. das Hillersche Corps5 hint[er] dem Laufgraben zwischen Aspern und Enzersdorf, 3. die beiden Armee-Corps Reuß7 und Collowrat8 auf den Bisamberge, 4. ein Theil der Cavalerie bei Rasdorf9, 5. das Grenadier Co[r]ps bei Gerasdorf, 6. die uebrige Armee zwischen Neusiedel u. Wagram10.

a b c

d

3

4

5

6

Davor gestrichen: „Chronik zu der“. Darunter folgt gestrichen: „Die Schlacht bei Aspern, den 21. und 22sten May“. Ab hier die Schriftführung in der rechten Spalte deutlich anders als in der linken, was auf eine spätere Niederschrift deutet. Verändert aus „hatten den Arm der Lobau Insel mit einem Art Laufgraben umgeben“, dabei „einem“ versehentlich unverändert gelassen. Groß-Enzersdorf. Im 24. Bulletin wurde der erste Tag der Schlacht noch gesondert als „Schlacht von Enzersdorf“ bezeichnet. Möglicherweise befand sich die Batterie zwischen den von den Franzosen nach den bei Aspern gefallenen Befehlshabern Lannes und Espagne benannten Inseln nicht auf einer dritten kleinen Insel, sondern auf der Lobau selbst. Das Gelände wurde durch die Donauregulierung (1875) stark verändert. Der mit Erzherzog Karl zerstrittene Feldzeugmeister Johann Freiherr von Hiller legte kurz vor der Schlacht sein Kommando nieder, sein VI. Korps kommandierte daher Feldmarschalleutnant Johann Graf Klenau. Die auch weiter unten erwähnte Insel Alexander.

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Den 2ten Ein Adjudant des Herzogs von Rivoli ging mit 50 Voltigeurs11 nach der Aspern gegenüberliegenden Insele, warf hier eine kleine Schanze auf. Hierauf folgte die Division Legrand12. Die Oestereicher beschoßenf die Gegend. Die Nacht von 3ten auf den 4ten In dieser Nacht und den 4ten war die franz. Armee in Marsch nach der Insel Lobau. Zwei sächsische Grenadier Bat. besetzten die Verschanzung auf der I. Lobau; die Garden und mehrere zur Italiänischen Armee gehörigeg Truppenabtheilungen standen noch bei Eberstorf13.

7

8

9 10

e f g 11 12

13

Fürst Heinrich XV. von Reuß-Plauen (1751–1825) hatte sich in den Kriegen gegen die Türkei und die Französische Republik als Ajdutant Josephs II. bzw. des Prinzen von Coburg ausgezeichnet. Als Feldmarschalleutnant diente er unter dem Erzherzog Karl bei Stockach, Zürich und 1805 bei Caldiero. 1809 befehligte er das V. Korps, das nach Wagram die Nachhut stellte. Mit dem Maria-Theresien-Orden dekoriert kehrte der Fürst nach Greiz zurück, 1813 befehligte er das österreichische Beobachtungskorps gegen Bayern und schloß den Vertrag von Ried ab. Ab 1819 fungierte er als Generalkommandant von Galizien, ehe er 1824 als Feldmarschall in Ruhestand trat. Feldzeugmeister Johann Karl Graf Kolowrat-Krakovský (1748–1816) war nach dem Krieg gegen die Türkei zum Generalmajor befördert und von der Infanterie zur Artillerie versetzt worden. Für das Gefecht bei Kehl 1797 wurde er hoch dekoriert und 1801 zum Mitglied des Hofkriegsrats ernannt. Er befehligte bei Wagram das III. Korps und wurde danach zum Feldmarschall befördert. Von 1803 bis 1815 fungierte er als kommandierender General in Böhmen. Raasdorf, weiter unten auch „Raschdorf“ genannt. Zwischen Markgrafneusiedl und Deutsch-Wagram. Folgt gestrichen: „von da ans linke Ufer der Donau“. Verändert aus „cannonirten“. Statt „gehorigen“. Laut dem Bulletin führte der Adjutant Massénas 500 Mann an. General Graf Legrand, der Kommandeur der 1. Division von Massénas IV. Korps, wurde im dritten Band vorgestellt. Kaiserebersdorf, auf dem rechten Donauufer. Die Italienische Armee des Vizekönigs Eugène de Beauharnais war nach der Schlacht von Aspern zur Grande Armée gestoßen.

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Den 4ten Die Truppen warn überall in Bewegung, sie lagerten sich auf den leeren Plätzen auf der Insel Lobau. Der Kaiser ritt am Nachmittage auf der Insel umher, redete mit den Corps, vermahnte sie bei der bevorstehenden Schlacht sich als Franzosen zu nehmen.h Die Nacht von 4ten auf den 5ten Um 10 Uhr Abends ließ der Genral Oudinot 1500 Voltigeurs auf den großen Donauarm einschiffen und [an] der Mündung des kleinen an den linken Ufer aussetzen. Sie vertrieben den Feind aus den Gehölz von Mühlleuten. Um 11 Uhr fingeni die Batterien Enzersdorf gegen über an, den Ort zu beschießen; er stand bald in Flammen. Der Oberst St. Croix14, Adj. des Herzog von Rivoli, gingj mit 2500 Mann in Barken über den Donauarm. Der Bataillon Chef Destales15 und der Marin Ingenieur16 hatte auf den Arm der Alexander Insel17 eine Brücke von 80 Toisen lang aus einem Stük verfertigt, die in 5 Minuten in den Donauarm zwischen der Lobau u. den h i j 14

15

16 17

Hier endet fol. 75v, der Text wird fortgesetzt auf fol. 78r–v. Verändert aus „eröfneten“. Verändert aus „warf sich“. Charles-Marie-Robert d’Escorches de Sainte-Croix (1782–1810) hatte als Emigré in den Niederlanden und der Vendée gekämpft, diente aber seit 1805 als Adjutant Massénas. Nach Aspern wurde er zum Obersten, nach Wagram zum Grafen ernannt; er fiel 1810 bei einer Erkundung an der portugiesischen Grenze. Victor-Abel Dessalles (1776–1864) wurde danach zum Obersten und Baron ernannt. Er hatte 1792 als Artilleriesergeant der Nationalgarde begonnen und war 1793 zum Kapitän befördert worden. Er diente vor allem bei Brücken- und Pontonierabteilungen, so 1813 bei Bautzen und in Magdeburg. 1815 befehligte er die Artillerie des I. Korps der Nordarmee. Seit 1818 fungierte Dessalles, der sich ab 1819 De Salle schrieb, als Kommandant der Artillerieschule in Rennes. Beim Donauübergang wirkte das Bataillon der Marinesoldaten der Garde mit. Die nach Napoleons Stabschef Alexandre Berthier benannte Insel befand sich östlich der Lobau, etwa auf halber Strecke zwischen der Mündung des dortigen Donauarms und Groß-Enzersdorf.

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linken Ufer gestellt wurde. Die Inf. ging schnell über, zugleich wurde in 11/2 Stunden 1 Schiffbrücke und in 2 eine Floßbrücke nebenk der aus einem Stück geschlagenl. Diese Brücken lagen 1500 Toisen, also 3700 Schritt, unterhalb Enzersdorf, sie warn 2 Uhr Nachts fertig. Die Div. Legrand wurde heftig beschoßen und zog sich auf die Lobau zurück. Das Wetter begünstigte alle diese Anstallten.m Sturm und Regen bei großer Finsterniß. Die Corps des H. v. Rivoli und Ekmühln und des G. Oudinot passirteno die Brücken. Den 5ten Vormittags Die Italiänische Armee folgte jenen Corps beim Anbruch des Tags. Um 8 Uhr Morgens nahm der Adjudant des Herzogs von Rivoli St. Croix Enzersdorf, es war nur noch 1 Bat. Oest. dort. Der G. Oudinot grif das Schloß Sachsengang an, nahm 900 M. gefangen und eroberte 12 Canonen. Um 10 Uhr passirte[n] die Cav. der Garde, das Corps des Prinzen von Ponte-Corvo die Brücken. NB. Der Kaiser begab sich nach der Insel Alexanderp.

k l m n

o p

Folgt gestrichen: „diesen gestellt“. Statt „geschlagenen“. Folgt gestrichen: „Es war windig“. Verändert aus „Auerstädt“. Auffällig ist, daß Scharnhorst hier den erst einen Monat nach der Publikation des 24. Bulletins verliehenen Titel eines Fürsten (nicht Herzogs) von Eckmühl (Eggmühl) einfügte und den nach einer preußischen Niederlage benannten älteren tilgte. Verändert aus „defilirt“, ebenso weiter unten „passirte[n]“ aus „defilirten“. Statt „Alexanander“.

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Die Feinde bei Rutzendorf wurden angegriffen; der G. Oudinot kam von vorn, der Herzog von Eckmühl umging es rechts. Der H. von Rivoli schlug sich links und vertrieb ein Corps, welches sich in Eslingen u. Aspern vertheidigte. q

Den 5ten Nachmittags

Die französische Armee entwickelte sich nun nach und nach gleichsam en echellon, wo bei der linke Flügel zurük blieb.

Zu Nr. 374: Eigenhändige Skizze Scharnhorsts zur Schlacht von Wagram (fol. 76r). Von rechts nach links sind bezeichnet: „Dav[out]“, „Oud[inot]“, „Marmont, Herzog von Ragusa“, „It. Armee“, „Macd[onald]“, „Cav. Reserve“, „Bern[adotte]“ „Garde“, „Sachsen“, „Lasalle Div.“ (der aus dem vierten Band bekannte Kavalleriegeneral Graf Lasalle fiel in der Schlacht), „Legrand Div.“ und „H. v. Rivoli“. Vor dem linken Flügel steht: „K. 11/4 Stunde“.

Die Sachsen vertrieben den Feind aus Raschdorf; nachher grif die sächsische Cavalrie unter q

Das Folgende in der Vorlage auf fol. 76r–77v.

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Anführu[n]g des G. Zeschwitz18 und Gerard19 oestereichische Cav. in der Gegend von Aderklaa an. Die oestereichsche Hauptarmee stand Abends 7 Uhr zwischen Wagram und Neusiedel, um 9 Uhr warn beide Theile imr lebhaftesten Feuer. Wagram wurde von den Sachsen erobert, aber wieder vom Feinde, es war schon in der Dämerung, genommen. Die Nacht von 5ten auf den 6ten Die Armee ruhete, die Sachsen lagen bei Aderklaa. Den 6ten Mit Tagesanbruch war Massena in Bewegung nach Aderklaa u. setzte sich hinter Ponto Corvo; er ließ eine Division zurük auf den äußersten linken Flügel, welche den Befehl hatte, sich in Nothfall auf die Insel Lobau zurükzuziehen. Selbst der Marschal Davoust sollte sichs durch Großhofen näher nach der Mitte ziehen. Marmont, Oudinot, die It. Armee, die Curassiere, die Garden standen fast hinter einander. Es ist von 7 Linien die Rede, welche von diesen Corps in der Mitte hintereinander standen. Das Corps vont Davoust wurde zuerst r s t 18

19

Folgt gestrichen: „heftig“. Statt „sollte sich sollte sich“. Folgt gestrichen: „Auer[städt]“. Generalleutnant Joachim Friedrich Gotthelf von Zezschwitz (1740–1820) hatte 1795/96 und 1806 die kursächsische Kavallerie befehligt, 1809 kommandierte er unter Bernadotte das sächsische Kontingent. Nach Wagram wurde er mit den Kommandeurskreuzen der Ehrenlegion und des St. Heinrichsordens dekoriert, 1810 aber als General der Kavallerie auf Wartegeld gesetzt. Vgl. seinen von Rühle von Lilienstern konzipierten Bericht an König Friedrich August (Leopoldau, 7. Juli 1809, Abschrift, ebda., fol. 79r–80r). Der 1806 gegen Scharnhorst ausgewechselte Etienne-Maurice Gérard wurde im vierten Band vorgestellt.

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von den von Rosenberg20 angegriffen, die Curassier Div. des Herzogs von Padua21 verstärkten, und von 12 Canonen der Div. des Grafen Nansouty22 in Flank nahmen.u Rosenberg wurde nach Neusiedel zurükgeworfen. Während dieses Angriffs kam die ganze Linie in einv lebhaftes Feuer. Der Kaiser, welcher in der Mitte der Armee, rechts Aderklaa, die Nacht zugebracht u. sich nach den linken Flügel beim Anfa[n]g der Canonade begeben hatte, kam jetzt nach den linkenw zurük und befahl Massena, ein Dorf23 anzugreifen, welches die Armee links bedrohete. Er befahl Davoust,x den Feind bei Neusiedel zu umgehen, und ließ Marmont und Macdonald Kolonnen formiren, Wagram anzugreifen, indes wurde jetzt Massena in dem genommenen Dorfe auf den linken Flügel mit den größten Nachdruk angegriffen; der Kaisery sah u v w x y 20

21

22

23

Dazu am Rande: „N. die Curass. D., Padua die Cav.Div.“ Verändert aus „stand [...] in ein[e]n“, dabei das letzte Wort versehentlich unverändert. Verändert aus „rechten“. Die folgenden drei Wörter nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „man“. Feldmarschalleutnant Franz Seraph, Fürst von Orsini und Rosenberg (1761–1832), hatte 1805 bei Caldiero gekämpft und befehligte 1809 das IV. Korps. 1811 in den Hofkriegsrat aufgenommen, leitete er in den Befreiungskriegen die Versorgung der Kavallerie und wurde zum General der Kavallerie befördert. Er trat 1830 in Ruhestand. Jean-Thomas Arrighi de Casanova (1778–1853), ein entfernter Verwandter Napoleons, hatte u. a. als Adjutant Joseph Bonapartes und Berthiers gedient, bevor er zur Kavallerie versetzt wurde. Der Kaiser ernannte ihn auf dem Felde von Friedland zum Brigadegeneral, 1808 zum Herzog von Padua und nach Aspern zum Divisionsgeneral. Bei Wagram kommandierte Arrighi die 3. Kürassierdivision des gefallenen Generals d’Espagne, 1813 das III. Kavalleriekorps. Er starb als Gouverneur der Invaliden. Étienne-Marie-Antoine Champion de Nansouty (1768–1815), zu Beginn der Revolution Rittmeister, stieg an der Rheinfront bis 1803 zum Divisionsgeneral auf. In den Feldzügen von 1805–1807 und 1809 befehligte er eine schwere Kavalleriedivision und wurde mit dem Großkreuz der Ehrenlegion und dem Grafentitel ausgezeichnet. Als Erster Stallmeister des Kaisers begleitete er Napoleon auf dem Fürstentag von Erfurt und in Spanien. 1812 kommandierte Nansouty ein Kavalleriekorps in Rußland, 1813 und 1814 die Kavallerie der Garde. Während der ersten Restauration zum Kapitänleutnant der 1. Kompanie der königlichen Musketiere ernannt, starb er im Februar 1815 an den Folgen seiner Verwundungen. Hirschstetten?

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sich links ganz überflügelt, er sahz, daß der Feind bis Aspern vordrang. Der Kaiser befahl den G. Macd., die Div. Boussier24 und Lamarque25, welche eben ankam[en], in Angriffs Colonnen zu setzen; die Div. Nansouty, die Garde zu Pferde unterstützte sie. Eine Battrie der Garde von 60 Geschützen u. 40 Stük andre rückten unt[e]r den Gen. Lauriston26 vor bis auf halben Canonshuß. Der G. Reille27 mit den Füselirn u. Tirailleurn der Garde unterstützte Macdonald.aa So ward der Feind auf 3000 Schritt zurükgedrä[n]gtab. Indessen nahm Davoust Markgrafen Einsiedelac, warf alles über den Haufen. Ein starkes feindl. Corps, Bellegardad, welches zwischen Wagram u. Aderklaa vordra[n]g, ward durch Oudinot u. Davoust, z aa

ab ac ad 24

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27

Verändert aus „erfuhr“. Dieser Satz nachträglich hinzugefügt anstelle der Streichung „So wurde die Mitte des Feindes zurükgedrängt. Unterdes siegte Davoust auf den rechten Flügel.“ Folgt gestrichen: „von Massena verfolgt.“ Folgt gestrichen: „dra[n]g vor“. Gemeint ist Markgrafneusiedl. Verändert aus „Ein starkes Corps“. Gemeint ist das I. österreichische Korps. Jean-Baptiste Broussier (1766–1814) hatte in den Revolutionskriegen als Freiwilliger gedient und wurde 1805 zum Divisionsgeneral befördert. Nach Wagram wurde er zum Grafen und Großoffizier der Ehrenlegion ernannt und diente 1812 in Rußland und ab 1813 als Kommandant von Straßburg. Er erlag einem Schlaganfall. Jean-Maximilien Lamarque (1770–1832), der Sohn eines Abgeordneten des Dritten Standes von 1789, hatte als Freiwilliger in den Pyrenäen und bei der Rheinarmee gedient, später bei Austerlitz und in Italien. 1807 ernannte ihn König Joseph von Neapel zum Divisionsgeneral und Generalstabschef. Lamarque wurden bei Wagram vier Pferde unter dem Leibe erschossen; er wurde 1810 zum Baron ernannt. Ab 1828 ein bekannter republikanischer Abgeordneter, starb er 1832 an der Cholera. Bei seinem Begräbnis kam es zu den in Victor Hugos „Elenden“ verewigten Pariser Unruhen. Der schottischstämmige Artillerist Jacques-Alexandre-Bernard Law Graf Lauriston (1768–1828) war mit Napoleon seit ihrer Zeit an der Pariser École militaire bekannt. Bei Marengo diente er als sein Adjutant, danach bei verschiedenen diplomatischen Missionen. Bei Wagram befehligte er die Artillerie der Garde, später begleitete er Marie Louise zu ihrer Hochzeit. Anfang 1811 wurde Lauriston zum Botschafter in St. Petersburg ernannt, 1812 wieder zum Adjutanten des Kaisers, 1813 befehligte er ein Korps bis zu seiner Gefangennahme bei Leipzig. Während der Restauration wurde er zum Marquis, zum Marschall und 1824 zum Minister ernannt. Divisionsgeneral Honoré Graf Reille (1775–1860) hatte lange unter seinem späteren Schwiegervater Masséna gedient. Nach Wagram befehligte er eine Armee in Spanien und bei Belle-Alliance das II. französische Korps. Er starb als Marschall von Frankreich.

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der jetzt gegen Wagram an andrn Ufer des Rußba[c]hs vorrükte, zum Rükzuge gezwungen. ae 12 Uhr war die Schlacht noch unentschieden, 21/2 Uhr war der Feind im Rükzuge. Die Armee rükte den Abend noch bis Oberndorf u. Eberdorf28 vor. Die Garde u. Curassiere blieben bei Raschdorf und das Corps von PonteCorvo bei Leopoldsau. Die Div. Boussier und Goudin29, die Garde Art. zeichneten sich aus; der Kaiser ernannte den Major d’Aboville30, der die letzte comandirte, zum General. Die Chasseur der Garde durchbrachen drei feindl. Quarrees u. eroberten 4 Canonen. Die sächsische Cavalerie schlug sich brav u. hielt die größte Canonade mit Contenance. Massena, die Div. Dupas31 (war nach der Schlacht nur noch 1800 M. stark), die Sachs[e]n u. Hessen litten am meisten. 40 Canonen wurden erobert (12 in Sachseng[a]ng).

ae 28 29

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Zunächst gestrichen: „Zwishen 12 und 121/2 Uhr“. Obersdorf (bei Wolkersdorf) und Großebersdorf. César-Charles-Étienne Graf Gudin de la Sablonnière (1768–1812), einer der drei „unsterblichen“ Divisionäre Marschall Davouts, wurde bei Wagram durch vier Kugeln verwundet und danach mit dem Großkreuz der Ehrenlegion dekoriert. Der an der Militärschule von Brienne ausgebildete Gudin diente während der Revolution als Adjutant und Stabsoffizier an der Nord-, Rhein- und Donaufront und wurde 1799 zum General befördert. Seit 1805 Davout unterstellt, befehligte er die Division, die 1806 mit der von Scharnhorst provisorisch kommandierten Division Schmettau um Hassenhausen rang; hierbei wurde er selbst verwundet und die Division erlitt die schwersten französischen Verluste am 14. Oktober. Gudin wurde 1812 bei Valutina Gora tödlich verwundet. Gardemajor Augustin-Marie d’Aboville (1776–1843), dessen Vater die französische Artillerie bei Yorktown und Valmy befehligt hatte, verlor bei Wagram den rechten Arm. Danach wurde er zum Brigadegeneral, Baron und zum Kommandanten der Artillerieschule von La Fère ernannt. Pierre-Louis Graf Dupas (1761–1823) hatte am Sturm auf die Bastille teilgenommen, war für den über die Brücke von Lodi mit einem Ehrensäbel ausgezeichnet, und nach Austerlitz zum Divisionsgeneral befördert worden. Er diente 1809 unter Marschall Bernadotte.

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5. Verschiedene nicht genau datierbare Stücke

375. Notizheft

[?, Berlin und] Lübben, 7. Oktober 1810–27. März 1811

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 168 fol. 2r–15(a)v (29 S.): Konzept, eigenhändig. [I.] Theorien zur höheren Taktik. Literatur zu verschiedenen Themen. Stellungen. Feldzüge in Westfalen 1761 und in Preußen 1807. Projektiertes Werk über die preußische Armee. Schlacht von Dettingen. Preußische Disziplin. [II.] Vor- und Nachteile des defensiven und offensiven Gefechts. Beispiele. Gefechtslehre, reine Taktik, Kriegskunst. Das alte preußische Kantonsystem. Napoleons Operationen. Kavallerieangriffe. Konskription. [III.] Literatur zu verschiedenen Themen. [IV.] Kavalleriereserven. Artillerie im Gefecht. Russische und Napoleonische Kriegführung. Kavallerie, Terrain. [V.] Schlachtensystem beim Grafen von Sachsen, Friedrich II. und Herzog Ferdinand.

Notizen 1810. Von 7tn Oct. an [I.] Den 7. Oct. Höhere Tactik in Preussishen 1800a Der Genral Tempelhof, Oberstb Pful und Massenbach suchten die höhere Taktikc in ein mathematisches Gewand zu kleiden, so wie Saldern und andere die niedere.1 Tempelhof schrieb eine weitläuftiged B[e]rechnung über die Versorgung der Armee mit Brot, wenn sie sich von ihren Magazinen entfernte. Pful sah dies als die Basis aller Bewegu[n]en an, betrachtete die Armee als einen Satteliten des Magazins, bestimmte hiernach die Grundsätze der Anleg[u]ng der Festungen. Tempelhof stimmte ihnen bei, Massenbach machte sich diese Grundsätze eigen. Kein[e]r verglich sie mit dem, was geschehen war, was geschah. Die reit.e Artillrie stellte bei Valmy u. Eilau die Sache wied[er] her.2 Preussische Armee Stärke der pr. Armee 1759, ihr ehemaliger u. Etat in 7jährigen Kriege. a b c d e 1

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Diese und die folgenden Überschriften in der Vorlage in der linken Spalte. Nachträglich hinzugefügt, es folgt gestrichen: „v.“ Folgt gestrichen: „vorzüglich nach mathematischen Grundsätzen“. Verändert aus „lange Abhandlung“. Nachträglich hinzugefügt. Zu Christian Freiherr von Massenbach vgl. Anhang 1 zum vierten Band. Generalleutnant Friedrich Christoph von Saldern ist aus dem ersten und dritten Band bekannt. Zu den hier und in der Folge erwähnten, nicht einzeln glossierten Gefechten vgl. die ersten sechs Bände.

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Samlu[n]g ungedrukter Nachrichte[n]3, 5tr Theil S. 437–456. Sehr merkwürdig. Schlachtordnu[n]g Bellona4 14. Stük S. 117, vorzüglich 119–122. Art. der Oest. Armee 1759 Bellona 14. St. S. 119–120. Stratagems Hohenfriedberg, Minden, Liegnitz, Hohenlinden, Rosbach,f Meer Rosbach, die 2 schönen Relat., die eine 5.–6. Band meines Journals S. 204, die andre in den Denkwürdigkeiten der mil. Gesellshaft.5 Gaudi6. Eigentliche Strategems sind ¨– Hohenfriedberg? «– Minden Schlachten ©– Liegnitz ª– Hohenlinden Affäre bei Meer Hiervon die Plane  Gollau Anordnung bei Cassel Artillerie. Leuthen f 3

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Mein Journal 5tr u. 6tr Band7 S. 245, 242

Folgt gestrichen: „Soor“. Gottlob Naumann: Sammlung ungedruckter Nachrichten, so die Geschichte der Feldzüge der Preußen von 1740 bis 1779 erläutern, 5 Bde., Dresden 1782–1785. Naumann (1718–1798) stammte aus Bautzen, hatte als preußischer Regimentsquartiermeister gedient und eine Reihe militärgeschichtlicher Werke verfaßt, darunter 1795 den „Beytrag zu der Staats und Kriegsgeschichte während der Feldzüge der Deutschen gegen die Franzosen vom Jahr 1792 bis 1795“. Bellona. Ein militärisches Journal, 20 Stücke, Dresden 1781–1787. Die Zeitschrift wurde von einer Gruppe sächsischer Offiziere herausgegeben. Vgl. Relation der Bataille bey Rosbach, mit Anmerkungen von dem Grafen von St. Germain, in NMJ, Bd. 5 (1791), S. 204–217; Gerhard von Scharnhorst: Ueber die Schlacht bei Roßbach, den 5. November 1757, in: DMGB, Bd. 3, 2. Stück (1803), S. 245–253. Gemeint ist das ungedruckte, zehn Folianten umfassende Werk des im ersten Band erwähnten Generals Friedrich Wilhelm von Gaudi über den Siebenjährigen Krieg. Vgl. Max Jähns: Geschichte der Kriegswissenschaften, München und Leipzig 1891, S. 1865. Vgl. Relation von der Schlacht bey Lissa, den 5ten December 1757, in NMJ, 5. Bd. (1791), S. 235–246; Relation von der Bataille bey Lissa, von einem Preußischen Ingenieur aufgesetzt, ebda., S. 247–253; Bemerkung über die erste der vorhergehenden Relationen, ebda., S. 254–258; Ueber die Vor- und Nachtheile der stehenden Armeen, in NMJ, 6. Bd. (1792), S. 234–254.

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Zustand u. Einrichtung von Truppen Meine Militärbibliothekg eingeschlag[e]n Bibliothek für Officier[e] Cavalerie Balme8 zu lesen Mil.bibl. Auszug eingeshlgn. Franzosen 1766 von 3 auf 2 Gl. Stellu[n]g in der Tactik Milit. Bibliothek (Balme) S. 159 Character der Soldaten vershiedr. Nationen Lloyds9 Abhandlung, Milit. Bibliothek eingeschlagen Wirku[n]g des Geschützes in der Schlacht Fontenoi, Kaiser Leo v. Bursheid10, Bursheid 5ter Theil Cavalrie feuerscheu

Minden, Fontenoi, Kaiser Leo von Bursheid 5tr Theil

No. 4 Begriff von denh Oprationen in näh[e]rn Bezug der Stellungen, (Uebungen in Hinsicht derselben) Man kann hier 3 Fälle annehmen: 1. Man hat ein bestimmtes Terrän, in den man sich stelln soll, man nimt dabei keine äußre Beziehung weiter an. Man setzt voraus, diese seien berüksichtigt. Es ist daher nur bloß die Aufgabe, dies richtig zu benutzeni oder den Feind darin anzugreifen. Man will g h i 8

9 10

Folgt gestrichen: „S. 141“. Verändert aus „Unterricht über die“. Folgt gestrichen: „Dies ist meistens“. Augustin Mottin (1733–1780) hatte als Gemeiner der Gendarmerie im Siebenjährigen Krieg gekämpft und danach an der Reitschule in Lunéville unterrichtet. Ab 1773 verfaßte er unter dem Namen Mottin de la Balme ein Buch über die Reitkunst und die im dritten Band erwähnten „Élemens de tactique pour la cavalerie“ (Paris 1776). Als „de la Balme“ ging er nach Amerika, wo er zum Oberst ernannt wurde. 1780 scheiterte seine Unternehmung auf Fort Detroit bereits im heutigen Indiana, wo er am Eel River im Kampf gegen die Miami fiel. Henry Humphrey Evans Lloyd wurde im ersten Band vorgestellt. Johannes W. von Bourscheid: Kaiser Leo des Philosophen Strategie und Taktik, 5 Bde., Wien 1777–1781. Es handelt sich um die kommentierte Übersetzung eines dem byzantinischen Kaiser Leo VI. (866–912) zugeschriebenen Werks von ca. 900. Das Werk wurde vorher auf Französisch veröffentlicht von Paul-Gédéon Joly de Maizeroy: Institutions militaires de l’empereur Leon le philosophe, 2 Bde., Paris 1771.

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hier zeigen, wie man ein Terrän benutzt, wie darin die verschiedenen Waffen darin einander unt[e]rstützen u. s. w. Dieser Fall ist rein tactisch, was Beziehung auf das Gefecht in dies[e]r Stellu[n]g hat, kömmt hier nur vor. 2tr Fall. Man soll in ein[e]r Geg[e]nd eine Stellu[n]g wählen gegen einen aus einer bestimmten Gegend kommenden oder an einem bestimmten Ort stehenden Feind; hier hat man einen größern od[e]r kleinern Bezirk, in den man seine Stellu[n]g nehmen kann. Bei der Wahl dieser Stellung nimmt man auf das Terrain, die Waffenart der Armee, auf die Combinationen, welche manj in diesen oder jenen Terrain kann, auf das Umgehen des Feindes, auf die Lage, in die man bei dem Rükzuge kömt u. s. w. Die Benutzu[n]g des Terräns wie in Fall No 1 kömmt hierbei wied[e]r vor, und ist ein Theil der Arr[a]ngements und Maßregeln des Falls No 2. 3. Der 3te Fall. Der Feind ist in einiger Entfern[un]g in Anmarsch, noch einige Tagemärsche entfernt oder wir sind in Marsch ihn anzugreifen noch einige Tagemärsche von ihn entfernt. Wir müß[en] uns nun in beiden Fälln nun in unsern Stellu[n]gen, Maßregeln u. s. w. nach den Auffenthal[t]s Ort oder Anmarsch des Feindes, nach der Gegend u. dem Terrän in Allgemeinen, nach dem Unt[e]rhalt der Armee u. s. w. sich richten. Der erste Fall ist rein tactisch, der 2te ist strategisch u. tactisch, schließt aber den 1sten nachher für jeden Truppentheil in sich; der 3te ist rein strategisch, schließt ab[e]r nachher in der Ausführung beide vorhergehnde in sich. Der Oprationsplan ist etwas andres, er ist der Entwurf des ganzen Kriegesk für einen Feldzug, die Ausführung bestehet aus den Oprationen, bei diesen komen die obigen 3 Fälle vor. Feldzug von 1761 in Westphalen. D[e]r Oprationsplan der Franzosen war, den Herzog Ferdinand mit 2 Armeen von Rhein und Hessen anzugreifen, nachher wurde ihre Vereinigu[n]g festgesetzt, um ihn eine Schlacht zu lief[e]rn; diese erfolgte bei Vellinghausen. Dann war der Oper[a]tionsplan, ihn mit einer Armee an der Ober Weser off[e]nsiv und mit d[e]r andrn schwäch[e]rn an der Lippe defensiv zu agiren, Münster, Lipstadt u. s. w. zu nehmen.l j k l

Folgt gestrichen: „zu treffen willens ist“. Folgt gestrichen: „er schließt die obigen in sich“. Folgt gestrichen: „Der Herzog ließ den Er[b]prinzen in Westphalen, folgte der Haupt Armee“.

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Die Haupt Armee näh[e]rte sich Cassel, blieb auf dem Wege in den Paterbornschen Gebirge11 stehen, um nun d[e]n Herzog Ferdinand sich entgegen zu stellen und unt[e]r des in Rücken lä[n]gs der Weser ihn mit dem Hannöversch[e]n von die Comunication abzuschneiden oder ihn von Westphalen wegzuziehn, damit Münster u. Lipstadt genomen werden konnten. Der Herzog folgte ihn[en], ging übers Paterbornsche Gebürge u. setzte sich zwischen der Weser u. dem Paterbornschen Gebürge; der Brogliom näh[e]rte sich nun den Herzog, fand aber nicht für gut ihn anzugreifen, setzte sich drauf a cheval auf die Weser, um den Herzog zu nöthigen, herüber zu gehen, damit Lipstadt u. Münster genomen werden konnte[n]; der Herzog ging gegen die Diemel vor u. zw[a]ng den Broglio zurük nach der Geg[en]d v[o]n Cassel zu komen, dekte durch Corps das Hannövrshe, ging endlich, als auf Münster u. Cassel kein[e] Belagru[n]g mehr statt finden konnte, nach Hier kommen nun mehreren einzelne Oprationen des 3tn Fall, sehr viele Wahlen der Stellung[e]n des 2ten u. noch viel mehr Arr[a]ngements in einer Stellu[n]g des 1ten Falls vor. Mauvillon12 eine weitre Zergliedrung. Ein einfache[s] Beispiel von Feldzug von 1807 in Preussen. Der Oprationsplan (in Jan.) der Russen war, die Franzosen wieder über die Weichsel zu treiben. Der Angriff lä[n]gs der Alle bis Morungen. Die französische Armee ergreift die Offensive, noch ehe ein[e] Schlacht geliefert wird; umgehet die russische links, diese ziehet sich zurük, schl[ä]gt sich bei Eilau. Beide bleibe[n] stehen. Die französishe gehet zurük bis hint[e]r die Passarge. Die russische fo[l]gt, bei[de] bleiben stehen. Die russische f[ä]ngt in Junie an wieder offensiv zu agiren, die franz. versamelt sich, die russische gehet nun zurük bis Heilsbg., wird links umg[an]gen, gehet bis Friedl[a]nd, wo sie eine Schlacht liefert. Gehet h[i]nt[e]r den Pregel, von da hint[e]r die Memel. Auseinand[e]rsetzung der Oprationen.

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n 11 12

Die anschließende Passage bis „ihn anzugreifen“ nachträglich hinzugefügt. VictorFrançois, Herzog von Broglie, wurde im ersten Band vorgestellt. Verändert aus „eine Menge“. Gemeint ist mutmaßlich das Eggegebirge. Gemeint ist die zweibändige „Geschichte Ferdinands, Herzogs von Braunschweig“ (Braunschweig 1794) des aus dem ersten Band bekannten Jakob Mauvillon.

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Der Feldzug in Westphalen 1761o hat fast gleiche Gegner in Feldherrn Talent, wurde mit größter Vorsichtigkeit geführt; der Feldzug in Preussen 1807 hat ungleiche Gegner in Feldh[er]rn Talent, wird nicht vorsichtig geführt. –––– Mein Project, die Einrichtungp der preussish[e]n Armeen unt[e]r Friedrich den Großen und im frnz. Revolutions Kriege zu beschreiben. Ein Beitrag zu der Geshichte der Kriegeskunstq. 1. Abschnitt ¨ 1tes Capitel Bekleidung Bekleidung, Besoldung, © 2tes Capitel Besoldung Verpflegung ª 3tes Capitel Verpflegung 2tr Abschnitt

¨ 1. Cap. Waffen der Inf. u. Cav. Waffen, Waffenfabrica- « 2. – Geschütz, Feld u. Belag[e]rungsart. tion, Mobilmachungs- © 3. – Pulvermühlen, Geschütz Gießerei, bedürfnisse « Gewehrfabrik, Zeughäuser « 4. – Was zur Mobilmachung gehört, Feld ª Requisiten, Brot u. Train Wagen etc.r 3tr Abschnitt Festungen 4tr Abshnitt

Festungen an sich, Manier  1.2. Capitel   Dottirung u. s. w.

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1. Justitz Verfaßungt 2. Disciplin 3. Bestrafung[e]n, Belohnung[e]nu

5. Abshnitt. Bildungsanstallten 1. Allgemeine M. Ac. 2. Cadetten 3. Art. u. Ing. 4. Min.

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Folgt gestrichen: „zeigt“. Verändert aus „Geschichte“. Folgt, durch dichte Schraffur gestrichen: „in den [Jahrhundert?] von Fried. den 2tn bis Napoleon den 1ten.“ Darunter gestrichen: „5. – Festungen, Verproviantirungen.“ Darunter gestrichen: „Bau“ und ein überflüssiges „Dottirung“. Darüber gestrichen: „1. Disciplin“. Der anschließende 5. Abschnitt nachträglich hinzugefügt, die danach folgenden um jeweils eine Zahl höher umnumeriert.

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6ter Abschnitt

7. Abschnittv Verschiedene Waffen, ihr Verhältniß

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– Avancement – Verhältnisse der Comandeurs, Chefs, Inspecteure. 1. C. Inf. 2. C. Cav. 3. C. Art. 4. C. Ing.

8. Niedere Taktik 9. Höhere Taktik 10. Uebungen Schlacht bei Dettingen als Stratagem Campagnes du Marechal de Noaille13, von S. 213 an. Noaille hatte ober und unt[e]rhalb der allirten Armee eine Brücke u. Tetes de Pont, er hofte sie zu theilen, dann einen Theil, da so viel Gués14 vorhanden warn, unerwartetw anzugreifen. Nachher suchte er eine Gel[e]genheit, an den Feind unter vortheilhaft[e]n Umständen zu kommen. Als der Feind marschirte, beschloß er ihn von der Mayn Seite zu beschießen und ein Corps ihn entgeg[e]n zu shicken, vermutlich folgte der übrige Theil der Armee; dies Corps hätte nicht durch Dettingen u. nicht über den Bach gehen solln und die Allirt[e]n in Holz angreifen. 1. warn sie nicht stark g[e]nug, 2. hatten sie nicht die Vortheile des Terräns. Blieb[e]n sie stehen, kam der übrige Theil nach, agirte die Art. von der andern Seite des Mayns, so war alles gut. Die Ursach warum er schlug [S.] 251. Es war u. blieb ein Fehler, daß er nicht früh g[e]nug das Corps unterstützte. Die franz. Inf. sheint schlecht sich betrag[e]n zu haben. Die engl. Cav. auch hier gut.

v w 13

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Folgt gestrichen: „Tactik Niedere Tactik.“ Nachträglich hinzugefügt Campagne de M. le Maréchal Duc de Noailles en Allemagne, l’an MDCCXLIII, 2 Teile, Amsterdam 1761. Adrien-Maurice, Herzog von Noailles (1678–1766), hatte in den Spanischen und Polnischen Erbfolgekriegen erfolgreich in Spanien bzw. Italien gekämpft, unterlag mit seinem Heer aber bei Dettingen. Er vermittelte 1746 den Frieden mit Spanien. Furten.

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Preussens Disciplin: Von dem 1sten Garde Bataillon wurden währnd Fr. d. G. Regierung, in den 14 Jahren, da es ein Ob. Scheel15 comandirte, die Leute so bar[b]arisch behandelt, daß allein von diesem Bataillon 96 Soldaten in der Zeit sich das Leben nahmen. Dies geschah unt[e]r den Augen des großen Königs, denn jeder mußte ihn gemeldet werden und es kamen doch in Durchshnitt 7 bis 71/2 auf 1 Jahr. Er bemerkt, wie es sheint, diex zu große Strenge wohl, fürchtete sich aber, etwas dag[e]g[e]n zu thun. In Berlin nahmen sich jährlich, wie die Acten des G. Audit. ergeben, 22 bis 26 Soldaten das Leben. Der preussische Soldaty wurde in ganz Europa als eine Lage betrachtet, in der jed[e]r um die unbedeutensten, unvermeidlichsten Fehler gleich zu Todte geprügelt werden konnte. Man dachte nur mit Schrecken daran. So war es nicht vor den 7jährigenz Kriege. Möllndorf16 war der erste, welch[e]r hierin eine Mildrung einfließen ließ. Die preussische milit. Verfaßu[n]g war bei den Todte Fried. d. Gr. eine zu stark angespannte überspannte militärishe Maschine. Die Federn, die Räder warn ineinander gefügt, als es der Zufall gewollt hatte; keine allgemeinen Anordnungen fanden weiter statt; die Furcht vor unangemeßnen Bestrafungen erhielt eine ungleichartige krampfhafte Spannung, die nach und nach nachließ, als nach seinen Todte jene aufhörte. Verfaßung, Gesetze, Instructionen, alles vorhandene war in den neuen Zustand der Dinge höchst unvollkommen. Unbewußt, daß der Mashine die Kraft fehlte, welche sie in der Spannung, in der sie war, erhalten könnte, betastete, behandelte man sie noch immer, als wenn jene vorhanden wär. Sie mußte also unt[e]r dem Druk erliegen. Friedrich der Gr. forderte meistens alles von den Chef u. Comandeuraa des Regiments, anfa[n]gs mehr von den erstern, zuletzt mehr von den letztern. [II.] No 1. Begriff von den Vortheilen und Nachtheilen der Gefechte an sich, in Hinsicht des stehnden u. angreifen[de]n Theils.

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Die folgenden zwei Wörter nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „Preussische[r] Soldat zu seyn“. Folgt, nachträglich hinzugefügt: „und den“. Verändert aus „von den Comandeur“. Ernst Gottlob von Scheelen oder Scheel (1726–1786) diente 1742 beim Regiment Kalckstein (No. 25); er wurde 1773 zum Kommandeur des I. Bataillons Garde (No. 15) und 1784 zum Generalmajor ernannt. Wichard Joachim Heinrich Graf von Möllendorff wurde im vierten Band vorgestellt.

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Es ist vortheilhaft, wenn keine tactishe oder strategischeab Vortheile vorhanden, den Feind zu erwarten, nicht der angreifende Theil zu seyn, in so fern hier von den Angriff, von den Anmarsch gegen den stehnden Gegn[e]r die Rede ist. Wenn man den Feind umgehen kann, wenn man auf einem Punkt ihn mit vielen Truppen umgebenac u. einen Punkt angreifen kann, währnd ein Theil seiner Armee nicht fechten kann, wenn man bei den Angriff an Vortheile hat wegen des Gebrauch[s] des Geschützes u. s. w., in allen diesen u. vielen andrn Fälln ist es vortheilhaft, den Feind anzugreifen. Nimmt man aber den einfachen Fall, wo beide gegenseitigen Theile nichts dabei [in] außrer Beziehu[n]g gewinnen oder verlieren, wennad sie angreifen oder stehen bleiben, so ist es 1. in der Ebene beßer sich angreifen zu lassen als selbst anzugreifen, doch schließt dies die Bajonet Attaque aus, die immer ganz nahe erfolgen muß. 2. Stehet man bedekt oder hat der anrückende Theil Hindernisse zu übersteigen, wodurch er in Anrücken aufgehalten wird, so ist der Vortheil des Stehens um so viel größer.ae Der Vortheil desjenigen, der den Feind erwartet, bestehet darin, a. daß er in Ordnu[n]g das nahe Feuergefecht bestehet, der Angreifer verliehrt die Ordnu[n]g durch das Anrücken; b. daß er mehr feurn kann als der Angreifer, der marschirt u. nachher auß[e]r Athem ist und die Wirkung sei[ne]r Artillrie nicht ganz nahe genießen kann; c. daß er nicht den Fehlern in der Bewegung, zufälligen Unordnu[n]gen nicht ausgesetzt ist, welche bei den Angreifer oft eintreten. Wiegt man alles gegeneinander ab, so liegt der größte Vortheil des Gefechts an sich darin, daß man den Feind anrück[e]n läßt, ihn durch das Feuer schadet, dann ihn selbst mit den Bajonet oder der Cav. angreift, wenn er nicht durchs Feuer in einiger Entfernu[n]g von uns in Uno[r]dn[un]g kömmt. Der Vortheilaf, das Gefecht stehnden Fußes zu bestehen, ist um so viel größer, a. wenn unsere Truppen noch nicht aguerrirt sind und solche leicht durchs Feur beim Anrücken in Unordnu[n]g kommen. Wenn es also neue Trupp[e]n oder gar Militzen si[n]d, wenn sie w[e]nig geübt sind u. s. w. Dieser Fall wird allgemein sich an besten so ausdrücken lassen: „Wenn die gegenseitig[e]n unsern in Bravour oder Geshiklichkeit üb[e]rleg[e]n sind“. b. Wenn wir mehrag Artillrie oder mehr Munition als der Feind hat, [haben] oder vielmehr, wenn es uns dran nicht fehlt. ab ac ad ae af ag

Verändert aus „Es ist erster Grundsatz, wenn keine tactishe“. Die folgenden vier Wörter nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „nichts dabei gewinnen, ob“. Darunter gestrichen: „3. Kann man den An“. Folgt gestrichen: „sich angreifen“. Folgt gestrichen: „Infantrie“.

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Aus diesen Bemerkungen folgt nun, daß wir, wenn wir weder strategische noch tactishe Vortheile aus der Lage, in der wir den Feind finden, zu ziehen wissen, uns in Hinsicht der Vortheile des Gefechts aufstellen müßen, um den Angriff zu erwarten. Vorausgesetzt, daß uns die Nachtheile der aeußern Verhältnisse von den Aufschub eines Gefechts nicht dazu nöthigen. Hier komt nun die Abwiegung mehr[e]r Vor und Nachtheile in Betracht: a. die Position des Gegners und das Maß der Nachtheile beim Angriff, b. die Vortheile, welche unsre Stellu[n]g darbietet, c. die aeußern Vortheile, welche der Angriff in Großen dadurch darbietet, daß bei ihm die Truppen muthiger, daß die zufälligen Umstände (nicht die des Gefechts an sich), das Glük mehr den angreifend[e]n Theil begünstigt. Wenn man alles überl[e]gt, so folgt, daß auch in Großen der Fall der beste, wo man sich angreifen läßt, theilweise aber gegen den Feind a[n]greift, da wir wieder Vortheile des Stehens in den Gefecht, wo der Feind seine ga[n]ze Macht verw[e]ndet, genießen, währ[en]d wir ihn anderswo decisiv shaden. No 2. Beispiele, wo der Vertheidiger siegte Hier müßen Beispiele von den Gefecht auf der Stelle folgen und die Vortheile desselben. a. Prag, die Schwerinshe17 Inf., b. Collin, c. warum Leuthen nicht widerspricht diesem Satz, d. Landeshut Bugberge, e. Gr. Jägerndorf, f. Zorndorf, g. Cunersdorf, für u. gegen, h. Kay, i. Breslau, kein Verhältniß, zu ausgedehnt, ohne Ausdehn[un]g gesiegt, k. Torgau, l. Velli[n]ghausen, m. Adelsbach18, Burkersdorf, Leitmansdorf, n. Reichenbach, o.ah Famars, p. Wildre, q. Hondschot, r. Tournay, m. bei Landrecy,ai Lincelle

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18

Folgt gestrichen: „Courtrai Fonte“. Folgt gestrichen: „n.“ Kurt Christoph Graf von Schwerin (1684–1757) hatte als mecklenburgisch-schwerinscher Offizier am Spanischen Erbfolgekrieg teilgenommen und stieg im Nordischen Krieg zum Generalleutnant auf. 1720 trat er in preußische Dienste und führte sein Infanterieregiment (No. 24) als Gegenmodell zur starren Disziplin des „Alten Dessauers“. 1730 gehörte er dem Kriegsgericht über Kronprinz Friedrich an, der ihn nach seiner Thronbesteigung zum Generalfeldmarschall beförderte. Schwerin kommandierte 1741 bei Mollwitz und fiel 1757 in der Schlacht von Prag, als er sein Regiment wieder zum Angriff vorführte. Hier schlug am 6. Juli 1762 ein österreichisches Korps unter Graf Brentano ein preußisches unter dem Grafen zu Neuwied.

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o. Hohenlinden, p. wo Jourdan den Erzherzog in Schwaben, ohnweit den Boden See, angriff19; q. Wagram u. Aspern gehört hier nicht her, r. auch nicht Jena u. Aurstädt, s. aber wohl Austerlitz, t. Eilau, v. Heilsberg, w. Spanden, x. Friedland, y. Zenaim. aa. Neerwinde 1793, Fleurus 1794, Jemappe 1793, Valmy 1792. Talavera, Coruna20. Es kann hier nur von denaj Gefechte an sich die Rede seyn, so wurden z. B. die Franz. geschlagen, welche bei Eilau von vorn a[n]gegriffen, dagegen umging ein ander Theil u. herstellte die Sache. Von den meisten Schlachten des Rev. Krieges u. nachher hat man keine wahre umständliche Berichteak. Dah[e]r nur die herausgehoben, von den[en] man sie hat. Am meisten sheint Aspern, Wagram u. Jena zu wiedersprechen. Dafür Fontenoy, dawied[e]r Lafeld u. Rocoux. Aber der A[n]griff bei Lafeld fielal schlecht aus, bei Rocoux ein Ueberflügeln Engländer bei Alexandrien in Nordholland. Molwitz, Czaslau21?, Soor, Kesselsdorf, Hohenfriedberg. No 3 Begriff von Opration[en] bei ungefähr gleichen Kräften beider Theile. Der eine Theil näh[e]rt sich gemeinlich den andrn 3 bis 1 Tagemarsch; nun bleibtam er gewöhnlich stehen, um die Position des Gegners kennen zu lernen, oder kennt er sie, so greift er ihn gleich an oder erwartet dies von dem Feinde. Beide haben ein Intereße, selbst keinen Angriff von vorn zu thun; dies ist desto größ[e]r, je besser diean Front postirt stehet. Nun entstehen Flanken Angriffe, Umgehungen, Abshickung von Corps, welche den Feind die Zufuhr abshneiden, Provinzen verheeren, den Rücken bedrohen u. s. w. Bei allen diesen hat nun derjenige den Vortheil, der das Land an besten kennt, die Plane seines Gegners an besten erräth, an klügsten ist, selbst vortheilhafte Unt[e]rnehmung[e]n

aj ak al am an 19

20

21

Folgt gestrichen: „einzelnen“. Verändert aus „keine guten Darstellungen.“ Statt „viel“. Verändert aus „bleiben beide stehen“. Folgt gestrichen: „Position ist“. Der Feldzug der von Jean Baptiste Jourdan befehligten Donauarmee führte am 25. März 1799 in die Niederlage bei Stockach gegen die von Erzherzog Karl befehligten Österreicher. Bei La Coruña schlug am 16. Januar 1809 die von dem dabei gefallenen Sir John Moore befehligte britische Armee die verfolgenden Franzosen lange genug zurück, um sich ihre Einschiffung zu sichern. Alternativer Name der Schlacht von Chotusitz.

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einzuleiten, die erfahrnste u. geschikteao Armee hat. Sind diese Eigenshaften bei der Armee u. den Heerführer beieinander, so entstehen bald rückgehende Bewegu[n]gen bei einem Theil oder eine Schlacht, freilich unt[e]r nachtheiligen Umständen. Mehr od[e]r weniger war dies der Fall bei Friedrich dem Großen in seinen ersten Kriegen bis zum Jahr 1759 (eingeschloßen), bei Napoleon bis zum Kriege in Preussen und in Oestereich 1809.ap Entstehet eine nähere Gleichheit in der Geschiklichkeit den Krieg zu führen, der Bravour, lernt der Feldherr der 2tn Klasseaq, den Streiche[n] des an Genie üb[e]rlegnen in den gar gewöhnlichen Fälln auszuweichen, so entstehet in einzelnen Zeiträumen eine Art Gleichgewicht.ar Bei allen diesen kommen nun an beiden Seiten viele zufällige Umst[ä]nde, die der Sache in einzeln[en] Lagen eine andere Gestallt geben. Jede Operation, jede Unt[e]rnehmung hä[n]gt von den Nachrichten ab, die [man] von der Lage u. Stellu[n]g des Gegners hat, von dem Terrain, in den er stehet u. s. w.; irrt man sich hierin nun, wie dies nicht sellten der Fall ist, so sheitern die besten Entwürfe; hierzu kommen noch die Fehler der Befehlshaber der einzelnen Haufen, oft ein unerklärbares panisches Schrecken (Graf v[o]n Sachsen22) oder doch schlechtes Benehmen der Truppen (Noaille)as, Mißverstä[n]nisse (Fried. der 2te Collin u. was er von Hohnfriedberg sagt, Breslau), unerklärbare Unordn[un]g[e]n (Jägerndorf, das 2te Treff[e]n feurt), alles auch bei guten Trupp[e]n, die den Erfolg zufälligat eine ganz andere Gestallt geb[e]n, jedoch nur in einzelnen Fälln geben. In Ganzen gewinnt immer der geschiktere, so wie der beste Spieler in Kartenspiel auch wohl einmal verliehrt, in Ganzen aber doch immer gewinnt. Uebers Gefecht oder Gefechtslehre Hier erst Beispiele, mehr[e]re aus No 2. Die Schlachtord[n]u[n]g vorher erklärt. Die Gr[un]dsätze aufgestellt, auch die 1777 aus den Beyträgen23. Beim A[n]griff etc. Revolutionskrieg, nachher, dann die Beispiele, dan[n] dieau Entwicklu[n]g der meinigen.

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ap aq ar as

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Verändert aus „die Absicht seines Gegners an besten erräth, an geschicktesten ist, selbst angemeßene Unt[e]rnehmung[e]n einzuleiten, die geschikte“. Folgt gestrichen: „Nehmen die Kräfte Erfahrungen bei den andern Theil zu. Seitdem“. Verändert aus „lernt der weniger geschikte“. Darunter gestrichen: „Dächte man sich den Krieg oh“. Verändert aus „oft ein panisches Schrecken oder doch schlechtes Benehmen der Truppen“. Nachträglich hinzugefügt. Folgt gestrichen: „Lehre“. Moritz Graf von Sachsen wurde im ersten Band vorgestellt. Tielkes „Beyträge zur Kriegskunst und Geschichte des Krieges von 1756–1763“ (Freiberg 1775–1786) wurden schon mehrfach erwähnt.

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Reine Taktik florirte 10 Jahr nach dem 7jährigen Kriege fing man an, die reine Taktik zu bearbeiten, nun florirt sie nach u. nach übrall, der brandenburgshe Staabsofficier, Saldern, Mosch24, Tempelhof in Preussen, Guibert in Frankreich, Dundas in England, ......... und Kynsky in Oestreich 25, von Preussen ging indessen alles aus. Jeder Zweig der Wiss[e]nschaft hat seineav Periode. Kriegeskunst, Oprationen – heißt jetzt Taktik und Strategie Man sollteaw die Benenung von Kriegestku[n]st beibehalten u. sie ein theilen [in] a. die Gefechte, Schlachten u. was darauf Bezug hatax, als die Art d[e]r Marschord[n]u[n]g[e]n in der Nähe des Feindes, die Position u. s. w., was ein Theil des Krieges ist, der jetzt gewöhnlich unt[e]r der angewa[n]dten Taktik begriffen wird; 2. den Belagru[n]gs Krieg, Vertheidig[un]g und A[n]griff der Festu[n]g[e]n; 3. die Oprationen der Armeen, Strategie. Das übrige ist Vorbereitu[n]g zum Kriege und bestehet vorzüglich in der Formiru[n]gay der Truppen, in der Bewegu[n]g derselben (reinen Taktik), in der Kentnisse der Waffen, besonders der schwerern (Artillrie), in der Fortification. Conscription Unsere neue Canton Einrichtu[n]g hat den Zweck, daß der Soldatenstand und Stand der übrigen Staatsbewohn[e]r az nicht mehr zwei verschiedene Stände bilden wie jetztba, daß von nun an jeder Bürger Soldat und jeder Soldat Bürger wird; daß der Soldatenstand nicht mehr der verachtete od[e]r beneidete Stand sei, daß jederbb Bürgerssohn

av aw ax ay az ba

bb 24

25

Statt „ihr[e]“, die Worte davor verändert aus „Jede Wiss[e]nschaft hat“. Folgt gestrichen: „statt der Taktik“. Folgt gestrichen: „oder die als Märsche u. s. w.“ Folgt gestrichen: „u. Uebung“. Verändert aus „und Bürgerstand“. Folgt gestrichen: „wo derjenige, der Soldat wird, es immer bleibt und bald sich als ein Gegner des Bürgers ansiehet und wo dieser dagegen den Soldaten beneidet oder verachtet“. Die folgenden vier Wörter nachträglich hinzugefügt. Folgt gestrichen: „an seinen Vortheilen so wie an seinen“. Der als Offizier des Regiments Markgraf Karl (No. 19) bei Kunersdorf und Torgau verwundete Christoph Friedrich von Mosch (1733–1821) wurde 1794 zum Chef des Regiments No. 54 ernannt und 1795 mit dem Pour le Mérite dekoriert. Seit 1799 Kommandant von Wesel, trat er 1805 als Generalleutnant in den Ruhestand. Er schrieb: Taktik der Infanterie, die Feldverhaltungen der Convoys und der Unterricht in der Wahl der Positionen und Dispositionen, aufgesetzt von einem kgl. preuß. Offizier, Dresden 1780. Jacques-Antoine-Hippolyte, Graf von Guibert, David Dundas und Franz Joseph Graf Kinsky von Wchinitz und Tettau wurden im ersten Band vorgestellt.

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Mitgenoße seines Angenehmen und seines Ungenehmen seybc, daß billige und kluge Gleichheit in den Rechten und Pflichten jedes Staatsbewohners Zufriedenheit undbd Liebe zu des Königs Majestät und der Regieru[n]g erzeuge. Da ein a[n]d[e]r Geist od[e]r Ansicht. Betrachten wir unsere jetzige Cantonverfaßu[n]g, so ist sie für das Militär von allen bekannten die schlechteste. 1. führt sie bei der zu ungeheuer ausgedehnten Exemtion uns jetzt nur bloß den ärmern und schlechtesten Theil der Nation zu; 2. fällt dieser, da er 20 Jahr dienen muß, nachher den Staat zur Last u. vermehrt die Ausgaben fürs Militär, ohne daß der Staat davon Nutzen hat; 3. desertirt diese ärmere Klasse, da siebe ihre ganze beste Lebenszeit dienen soll und nichts zu verlaßen hat, in jeden Fallbf mehr als die wohlhabe[n]dere, welche nur eine kürzre Zeit dient u. eign[e]s Vermögenbg zu verlaßen hat. Die größre Desertion ist aber sehrbh nachtheilig; die Mühe der Einübu[n]g, die Kosten der Einkleidu[n]g, Waffen, Pferde u. s. w. gehen verlohren; in Frieden fällt dieser Verlußt schon sehr den Staat zur Last, im Kriege ist er oft unersetzlich, und hier kann die größre Desertion selbst den Fall des Staats nach sich ziehen oder doch bedeutend dazu beitragen. 4. wird es schwer bei der jetzigen Canton Verfaßun[n]g, eine Menge geübte Leute in Canton zu bekommen, theils weil es in der ganz geringrn Klasse in verschiedenen Cantons schon an Menshen fehlt und auch die einzelnenbi nicht wieder auf Uhrlaub gehen können, weil sie kein Zuhauß haben und nirgends hin wissen, wenn sie einmal ausser Dienst durch den Sold[at]enstand gekommen sind. Von dieser Einrichtu[n]g hä[n]gt die Stärke der militärishen Macht ab, und es läßt sich der Vorwurf, daß die Armee als Contingent einer größrn dirigirenden Macht zu viel koste, weit wohlfeiler erhalten werden könne, und dagegen als selbst bestehende Macht gar nicht in Betracht kommen könne, wenn die Festungen gehörig besetzt werden. Bei der allgemeinen Conscription, wo die Individuen nur eine kurze Zeit dienen, wird unvermerkt das Land voll[e]r gedienter Leute, die militärische Macht also sehr vermehrt, die Erhaltung des Staats gesichert, ohne daß es demselben etwas kostet.bj bc

bd be bf bg bh bi bj

Verändert aus „Bürgerssohn seine Vorzüge, seine Nachtheile Angenehmes, sein Ungenehmes genieße theile“. Verändert aus „Gleichheit Zufriedenheit, Liebe und Anhänglich“. Folgt gestrichen: „immer“. Folgt gestrichen: „öfterer“. Verändert aus „u. was“. Verändert aus „Durch die größre Desertion entstehet in Frieden ein großer“. Verändert aus „geringrn Klasse schon an Menschen fehlt und auch diese“. Dazu am Rande angemerkt: „NB. N. 4 muß in den Aufsatz in allgemein gestellt werd[e]n, ab[e]r ein Brief darüb[e]r.“

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Dies[e]r Punkt ganz allein ist von so großen, so entscheide[n]d[e]n Vortheilen, daß man es auf keine Art würde verantworten können, wenn man ihn bei unsr[er] militärishen Einrichtu[n]g außer Acht lassenbk wollte. Napoleons Operationen Napoleons strategishe Operationen haben gewöhnlich die vortreflichsten Anlagen, von den taktischen kann man aber dies nicht sagen. Die Schlacht bei Eilau, bei Aspern, ................, bei Auerstädt, Lodi u. s. w.bl sind Wagstücke, die nur den geli[n]gen, der die erfahrnsten u. besten Truppen hat, der aber auch hierdurch übrall siegt. Die Opration nach der Shlacht bei Eilau war auch schlecht, aber wie genialish sind dagegen seyne Feldzüge in Ganzen von 1796 an bis zum Winer Frieden. Cavalerie Angriff

Gegen Cav. Front u. Colonne vereint.

Zu Nr. 375: Eigenhändige Skizze Scharnhorsts (fol. 10v), dazu heißt es: „8 Esc. in 2 Gliedern und 12 Schritt groß[e]n Int[ervall] durch 1 Gl. also 12 Mann gedekt.“

Die beiden Colonnen sind zum Einbruch bestimmt, die Escadronen vor ihnen werfen sich dem Feind auf die Flanke, ziehen sich links u. rechts von der Mitte, die Colonne bricht ein. Bei der Inf. Flanqueur vor, dann einzelne Angriffe von Escadronen durch die Colonne.

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Folgt gestrichen: „konnte“. Verändert aus „bei Auerstädt“.

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Zu Nr. 375: Eigenhändige Skizze Scharnhorsts (fol. 10v): das „Quarree eines Bat.“ wird von vier Eskadronen angegriffen.

1. 2. 3.

1 Esc. in 4 Zügen greift alle 4 Winkel an drauf folgen 2 Esc. in ein[e]r Front, greifen die Winkel ein[e]r Flank an hint[e]r ihnen 2 Esc. in Colonne, st[ü]rz[e]n sich auf die Fla[n]ke des Quarrees. Nie muß Cav. die Inf. anders als in kleinebm Colonne angreifen. Man kann rechnen, daß unter allen A[n]griff[e]n der Cav. auf die Inf. nur 3/4 Theil reussirt ist; dies ist noch viel gerechnet.

Conscription Zur Zeit der Einführung der Conscription war es ein großer Vortheil, einbn in manch[e]r Hinsicht für die Erhaltu[n]g des Staats entscheidender Vortheil, geschwind die Armee versterken zu können; bei der jetzigen kömt es nicht bloß darauf an, die Armee geschwind verstärken zu können, sondern so viel zu der Vertheidigung des Vat[e]rlands brauchbare Menshen zu haben, als zu Besatzu[n]g der Festungen, zur 4 bis 5 fachenbo Vermehru[n]g der Armee gehören. Jetzt kömmt es darauf an, die Nation in einen Zustandbp zu bringen, in den sie für ihre Erhaltung alles zu thun im Stande ist, ohne sie geg[e]n die Regieru[n]g zu erbittern. So wie gleich nach Einführung der Conscription die Erweiteru[n]g u. Vergrößrung des preussisch[e]n Staats vorzüglich mit durch die Conscription, die damals niemand hatte26, ebenso wird jetzt bm bn

bo bp 26

Nachträglich hinzugefügt. Statt „eine“. Die Worte davor verändert aus „war es ein Vortheil, Soldaten zu haben, da war“. Verändert aus „3 bis 4 fachen“. Verändert aus „auf einen Punkt“. Hier müßte ein Prädikat, etwa „geschah“ oder „gelang“, folgen.

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vielleicht durch die neue Einführung der Dinge der Staat, wenn das Glük ihn will, erhalten. Die jetzige Conscription bezwekt Vereinigu[n]g der Nation und Aufbietu[n]g aller Streitkräfte auf den Fall der Noth zu Vertheidigu[n]g; die ehemalige hatte bloß eine regelmäßige höhere Recrutirungbq zum Gegensta[n]de. Man wird wohlthun zu sagen, man nehme die westphälische Conscription mit folg[e]nd[e]n V[e]ränderu[n]g[e]n an. ................. Setzen aber dar[i]n nicht die Jahre, die ein[e]r dienen soll, fest, sondern sagen daß jeder, der ein Gewerbe a[n]fa[n]ge, sich verheiraten, sich besetz[e]n wolle, nach 4 Jahr Dienstzeit den Abschied erhalt[e]n könne, wenn davon die Beweise geleistet seyen u. s. w. Conscription No. 1 Feurstellen

No 2 Männliche zwischen 18 u. 40 Jahren Cav. 1805 ––– 224,061 ––– 112,812 Inf. 1804 – 1,168,388 ––– 470,349

No 3 Sind einzu- Leute unter 5 Fuß ziehen und incl. all[e]r Kinder über 5 Fuß männlichen Geschlechts excl. No 3 68.000 447,120 325,000 1,535,236

Berlinshe Inspection 1805: 6 Inf. Regiment[e]r hatten

58,911 Feurstellen

Ohne Exemtion einzuziehen von 5 Fuß bis 5 Fuß 10 Zoll –––––––––––––––––– 27,452 Noch von dieser Größe einzelne Söhne –––– 1.438 Mänliche von 1–40 Jahren ––––––––––––––– 100,687 Suma –––– 129,577 In dieser Sume sind von 18 Jahren u. darüber –––––––––––––––––––––––––––– 34,838 [III.] Den 5. Dec. 1810 Krieg gegen die Türken Der deutsche Genral Weismann erfand das Geheimniß, wie man gegen die Türken agiren müße. Es bestehet darin, daß man ihre Inf. mit Cav., aber ihre Cav. mit Inf. angreifen müße. Sie haben immer Waggehälser in groß[e]r Anzahl vor sich; diesen folgt die Masse. Graf Liewen27 bq 27

Verändert aus „eine mäßige Erhaltung“. Mutmaßlich bezog Scharnhorst seine Informationen vom russischen Botschafter. Der Livländer Otto Adolf von Weißmann (1726–1773) hatte im Siebenjährigen Krieg

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Zustand der ehemaligen preussischen und oestereichshen Soldaten Sehr gut in den kleinen, sonst schlechten Buche Bemerkungen über den Zustand des oestreichschen Kriegesheers 179628 Oestereichsche Feldzeich[e]n in eben den Buch Oestereichsche[r] Dienst überhaupt Aechte u. wahrhafte Beiträge zur Geshichte des oestereichshen Militärdienstes.29 [IV.]

3. 1.

Den 18ten Feb. in Lübben30 Cavalrie Reserven Die von 78.000 Esc.31 in der Schlacht von Asp[e]rn war eigentlich sehr passiv. br Es frägt sich: 1. soll man viele Cavalrie Resve., große Massen von der Cav. beieina[n]d[e]r haben oder 2. soll man bei jed[e]r Division eine Brigade Cav. und bei 2 Div. od[e]r ein Armee-Corps eine Reserve Cav. haben? Es frägt sich f[e]r[ne]r solln auß[e]r die Cav. Reserve für das ArmeeCorps noch große Resrv. für mehrer[e] Armee Corps vorha[n]d[e]n seyn? Manbs erklärt sich für die Anordnu[n]g Numer 2. aus folgenden Gründen: wird der Fall öfter vorkommen, wo man unerwartet in d[e]r Linie ein[en] Theil der Cav. braucht, als der, wo man unerwartet die ganze Masse Cav. braucht. Wo man Mass[e]n von Cav. brauchtbt, ergiebt sich

gedient und zeichnete sich im Russisch-Türkischen Krieg von 1768–1774 als Generalmajor aus, besonders bei Vorstößen über die Donau. Belohnt wurde er u. a. mit der 1772 verliehenen Baronie Weißmann von Weißenstein. br

bs bt 28

29

30

31

Davor gestrichen: „A.“ Die folgenden Nummern „1.“ und „2.“ nachträglich hinzugefügt, die „3.“ verändert aus „B.“ Davor gestrichen: „C.“, es folgt gestrichen: „beantwortet diese Frage“. Folgt gestrichen: „das zeigt“. Bemerkungen über den gegenwärtigen Zustand des Oesterreichschen Krieges-Heers, mit Blikken auf den anderer europäischer Mächte, nebst vorausgeschickter Abhandlung über Würde, Nuzzen, Leiden, und der [sic!] daher nothwendigen liebwerthen Achtung für den ganzen Soldaten-Stand, Prag 1790. Verfasser dieser 1784 in Frankfurt und Leipzig erschienenen Gegenschrift zu dem von Jacob de Cognazo unter dem Pseudonym „Veredicus militaris“ verfaßten Werk „Freymüthiger Beytrag zur Geschichte des österreichischen Militärdienstes“ (Frankfurt a. M. 1779) war der Offizier Ferdinand Wilhelm von Wittenburg (1758–1831). Das Datum kann so nicht stimmen, da Scharnhorst die Reise über die sächsische Grenze nach Lübben unter dem Decknamen „Dr. Schmalz“ erst in seinem Brief an Heinrich Wilhelm von Zeschau (Berlin, 19. Februar 1811, Nr. 611 im sechsten Band) ankündigte, und das mit Blick auf den Tod von Zeschaus Frau am 11. Februar. Gemeint sind wohl: „78 Esc.“

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2. 3.

bu bv bw bx by bz ca cb cc

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aus den Umstä[n]d[e]n vorher u. da nimmtbu man die Reserve zusammen. Wie bei Zor[n]dorf, wo die Cav. Reserve d[e]n A[n]griff der Inf. abwartete; bei Roßbach, wo die Cavalrie um den Berg gingbv, bei Cateau, wo man sie als Verstek in Gru[n]d stellte, Reichenbach. Wo die Massen ohne Nutz[e]n zusammen gebracht mehr schadete[n] als nutzten sind a. Lowositz, b. Heilsberg, c. Cunersdorf, d.bw wird man, wenn unerwartet Mass[e]n v[o]n Cav. erfordert würd[e]n, sie nicht grade da bei einander haben, wo sie augenbliklich seyn müßten, oder es müßte ein Zufall seyn. Die Erfahru[n]g ergiebt, daß nur höchst sellten eine Masse von Cav. für sichbx in unerwartete[n] Fälln einen verhältnißmäßigen Erfolg hervor brachte. Dag[e]g[e]n hatt[e]n, wen[n] beide Waffen bei eina[n]d[e]r, sie immer. Man gehe die Schlachten durch. Noch zu Numr. 1. Die Fälle, wo es anby Cav. fehlte, sind häufig. 1. Collin, gleich nach den erst[e]n A[n]griff u. wo nachher die Masse nichts leistete; 2. bei Cunersdorf nach den ersten A[n]griff der Avantga[r]de; 3. Die Cavalrie Mass[e]n sind sellt[e]n den sich defensiv Haltend[e]n nützlich. Prag, Leuthen, Minden, Heilsberg, Reichenberg, Crefeldbz. Dagegen stehet freilich Reichenbach, gewissermass[e]n Roßbach, Cunersdorf, Jägerndorf. Die Regel möchte seyn Die beste allgemeine Regel ist wohl diese: Wo man Zeit hat, Infantrie anzuwend[e]n, da nehme man 1.ca Inf. vorn u. Cav. dahinter; Fälle, wo das wichtig gewesen wäre: a. Prag für die Oestreich[e]r, b.cb Leuthen für die Oestreicher, c. Krefeld für die Franzosen, d. Minden für die Franzosen. 2. In jeden Fall bri[n]ge man da einen großen Theil d[e]r Cav. hin, wo sie entscheident in großen Fläch[e]n zu agirn kam; 3. lasse man keine[n] Theil der Front ganz ohne Cav., jede Div. habe imm[e]r 4cc Escadron bei sich. Es bestehe eine Armee aus 2 Div., jede zu 12 Bat. üb[e]rhaupt aus 24 Esc., so wird sie abgetheilt:

Verändert aus „bri[n]gt“. Verändert aus „Cavalrie einen verdekten Weg nahm“. Dieser Absatz nachträglich hinzugefügt. Die folgenden drei Wörter nachträglich hinzugefügt. Folgt gestrichen: „Vertheil[u]ng der“. Nachträglich hinzugefügt. Nachträglich hinzugefügt. Folgt gestrichen: „Roßbach für die Frnz. c.“ Folgt gestrichen: „(oder we[n]igst[e]ns 2“.

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Zu Nr. 375: Eigenhändige Skizze (fol. 12v), dabei bezeichnet: „2. Div.“, „1. Div.“ und „die beiden Cav. Res[e]rv[e]n“.

Bestä[n]d[e] die Armee nur aus 16 Esc., so fiel eine Cav. Reserve weg. Diese Eintheilu[n]gsart wird sich auf alle Fälle an besten schicken, man gehe die Schlachten u. Gefechte durch, welche man genau kennt.cd Von den[en], welch[e]n ich beigewohnet, wär diese Stellu[n]gsart bei we[ni]gst[en]s 3/4 ohne V[e]rändru[n]g u. bei 1/4 mit einiger V[e]rändru[n]g, wozu es nie an Zeit gefehlt, die beste gewesen.ce Man erinnre sich Lowositz, wie kam da die Cavalrie Masse an. Bei Reichenbach hätte vielleicht der Prinz von Bev[e]rn32 nicht gesiegt, wenn Maquire33 nicht die Cav. vorgeshikt, sondern auf seine linke Flanke mehr Inf. u. dergleich[e]n Cav. gestellt hätte. Der Prinz von Bev[e]rn konnte hier ebenso bei unser Schlachtord[n]u[n]g seine Cav. gebrauch[e]n, wie es hier geschah, hätte er aber auchcf einen A[n]griff mit Inf. hint[e]r die Cav. gethancg, so würde er auch höchst wahrsheinlich gesiegt haben. cd

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32

33

Folgt gestrichen: „In welchen ich war, wo diese Anord[n]u[n]g die zwekmäß. [verändert aus „beste“] gewesen wär: Famars, Wormhout, Rexpöde, Hondscot, Tournay, Werwik, Courtrai, Ingelmünst[e]r, (Gheluwe eine Ausnahme, hier war auch nicht Zeit, Inf. anzubri[n]gen), Hochlede, (Gilse, hier hätte die Cav. agirn können), Oedenrode, hier hatt[e]n wir keine Inf., darum konten wir nichts machen, nichts wagen; Nimwegen, Bentheime“. Folgt gestrichen: „Man setze diese Stellu[n]g für die, welche die Oestreicher bei Prag, bei Reichenberg [verändert aus „Reichenbach“] u. bei Leuthen hatten. Wo Friedrich auf die Inf. traf, welche Cav. hint[e]r sich hatte, wie bei Collin, Zorndorf, Cunersdorf“. Verändert aus „Dagegen hätte der Prinz von Bev[e]rn wahrsheinlich durch“. Folgt gestrichen: „auch gesiegt, übrig[e]ns konnte hier nach der a[n]gegebnen Stellu[n]g auch die Reserve sehr gut gebraucht werden“. Herzog August Wilhelm von Braunschweig-Bevern (1715–1781) nahm in der preußischen Armee am Rheinfeldzug 1734/35 und den drei Schlesischen Kriegen teil. Seine Armee wurde 1757 bei Moys und bei Breslau geschlagen, er selbst geriet in Gefangenschaft. Als Gouverneur von Stettin und General der Infanterie schloß er 1762 den Waffenstillstand mit den in Pommern stehenden Russen und kommandierte im siegreichen Gefecht bei Reichenbach. Johann Sigismund Macquire von Inniskillen († 1767) hatte sich 1746 als GrenzerOberst in Italien ausgezeichnet. Als Feldmarschalleutnant wurde er bei Leuthen verwundet, nach der Belagerung Dresdens 1759 wurde er zum Feldzeugmeister befördert und mit dem Großkreuz des Maria-Theresien-Ordens dekoriert.

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Nr. 375

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Bei Collin wurde die preussische Avantgarde nicht zur recht[e]n Zeitch durch Cav. unterstützt u. ihre erfochtnen Vortheile gi[n]g[e]n verlohrn. Regel des Gefechts Inf., Cav. u. Art. muß in einzelne[n] kleinen Abtheilu[n]g[e]n so wohl als in großen in einer Zusammenstimmu[n]g agiren, wechselseitig sich unt[e]rstützen, bald mehr unt[e]reinand[e]r vertheilt, bald einzelne Waffen als Art. oder Cav. mehr in Masse vereint, nach Terrän, Stellu[n]g des Feinds, Gang des Gefechts u. s. w. Bei Zorndorf hatte Fr. der 2te 60 Geshütz, bei Burkersdorf 45 bei einand[e]r. Bei Friedland entshied Napoleon mit einer Battrie von 32 Geschützen, bei Wagram hatte er ein[e] Battrie vonci 100 Geschützen in der Mitte beim A[n]grif. Bei Fontenoy entshieden 4 Canone die Schlacht, bei Marengo 8 Escadrons34. In allgemeinen genommencj warn Massen von einzelnen Waffen gegen in Anzahl verhältnißmässige von mehrern Waffenck zusammengesetzte Corps nicht glüklich, wen[n] beide in gleich gut[e]r Verfaßu[n]g warn. cl Cavalrie in Masse od[e]r Inf. in Masse ohne Art. that nie etwas Ausgezeichnet[e]s geg[e]n wohlzusammengesetzte Corps v[o]n all[e]n Waffen. Die Artillrie eröfnet die Aussicht zu[m] Siege, die Cav. giebt bei glüklichen Ereignißen in Gefecht den Ausschlag. Alles dies ist jedoch nicht imm[e]r der Fall. In durchshnittnen Geg[en]d[e]n ist Inf. u. Art. nur vorzüglich brauchbar, in abwechsel[n]d offnen u. durchshnittnen bald Inf., bald Cav., in offnen ist die Cav. brauchbar[e]r als in den beiden übrig[e]n, aber doch keine entsheide[n]de Waffe. In den Oprationen, in der Schlacht kömmt man von einen Terrän ins andre. Man siehet hieraus, wie manigfaltig die Combinationen der verschiednen Waffen ausfallen, und am Ende kömmt es auf die Regel h[e]raus, die wir oben gegeben, die Friedrich der 2te in sein[e]r letzten Instr. an sein[e] Inspecteure35 1771 festgesetzt u. die Napoleon zum Theil auch jetzt schon und in der Folge, wo er mehre Unglüksfelle haben sollte, noch mehr befolgen wird.cm ch ci cj ck cl cm

34

35

Verändert aus „preussische Inf. nicht“ Verändert aus „Bei Friedland entshieden 32 Geschütze, bei Wagram hatte er“. Folgt gestrichen: „entshieden aber wenig[e]r einzelne Waffen, weil gewöhnlich“. Verändert aus „Massen von einzelne[n] gegen verhältnißmässig“. Davor gestrichen: „Bloß“. Folgt gestrichen: „Hat man große Massen Cav. beieinand[e]r, wo grade die davon zu Zeiten Vortheile haben, die man“. Scharnhorst sah also die von General François-Étienne Kellermann angeführte Dragonerattacke als schlachtentscheidend an. Gemeint sind mutmaßlich die 1771 ausgegebenen „Éléments de castramétrie et de tactique“ vom 12. November 1770.

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I. Stabschef und Geheimdiplomat (März 1811–März 1812)

Eine Eintheil[u]ng der Armee, welche gesh[w]i[n]d alle jene Combinationen erlaubt, ist also die beste. Alle Art., Cav. Inf. abgeso[n]de[r]t würde sie sehr langsam machen, eine Vertheilu[n]g bis ins Kleine würde sie sehr erschweren. Man muß dah[e]r einen Mittelweg nehmen, von den man zu jed[e]r andrn Combination an geshwindesten übergehen kann. Haupt Princip bei der Führung des Krieges – Russen u. Napoleon Eine jede Armee, eincn jed[e]r Genral hat sein[e] Art den Krieg zu führen. Diese muß man kennen, wenn man von ihren Verhalt[e]n in Kr[ie]ge etwas bestimmen will. Die russische Armee wird in Bewegungen, in Manoeuvriren währ[en]d eines Gefechts immer sehr gegen die französische in Nachtheil seyn. Sie muß wo möglich das Gefecht Man geg[e]n Man stehnd ausmachen, da siegt ihre Bravour. Wo ab[e]r finden sich Positionen, die man, wenn mann darin ganz unbeweglich stehet, wen[n] der Feind einen la[n]ge v[o]rh[e]r darin weiß u. von allen Umgebu[n]g[e]n Nachricht einziehet, nichtco umgehen könnte? Cavalerie Wenn man weniger Cavalrie hat als der Feind, so muß man seine Cav. vertheilen und mit Hülfe der Inf. der gege[n]seitig[e]n Cav. wied[e]rstehen. So macht[en] es die Franzosen in Revolutionskriege, so hätte es der Erzh[e]rzog Carl bei Wagram machen sollen. In welchen Fällen durchshnitten Terrän, in welchen offen In offenen Terrän entsheidet zum großen Theil die Anordnu[n]g des Genrals, er übersiehet das Ganze, benutzt die Fehler des Feindes, unt[e]rstütz[t] die Stellen, auf welche sich die feindl. Ueb[e]rmacht wirft u. s. w. In durchshnittenem Terän entscheiden die einzelnen Theile der Truppen, hier kömmt es mehr auf die Tapferkeit und Geschiklichkeit der einzelnen Bataillone u. s. w. an. Napoleon sucht die Ebene. Cavalerie auf Infantrie Man fordert einige Freiwillige, welche einzubrechen den Muth haben, nimmt davor Officiere und das Loch benutzen die übrigen; aufs Loch kömmt es an. Reit. Art. nahe vor die Masse ist das beste. Napoleons Eigenthümlichkeiten. Er thut nichts halb. Sein Verfolgen bis alles aufgerieben. Ueb[e]rga[n]g bei der Lobau zum 2ten mal.36 cn co 36

Statt „eine“. Folgt gestrichen: „angreifen“. Vgl. Nr. 369.

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Nr. 375

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Er hat darin einencp Vorzug, daß alle seine strategishen Oprationen den höchsten Grad der Schnelligkeit haben. Er trift den rechten Augenblik der Vereinigu[n]g all[e]r Kräfte; beurtheilt seinen Gegner sehr richtig. [V.] Den 27. März 1811. Geschichte des Schlachtensystemscq Der Graf von Sachsen sheint zuerst a[n]gefa[n]gen zu haben, einem Punkt insbesondere anzugreifen, die Lehren Folards37 nach seiner Weise in Absicht des grichish[e]ncr Hammers in Ausübung zu bringen. Bei Rocoux od[e]r Lüttich grif er den linken Flügel der Allirten an, und zwar früh[e]rcs als die Mitte und den rechten; bei Lafeld griff er das Dorf Lafeld an; sein Schüler d’Etree38 grif bei Hastenbek den link[e]n Flügel der Allirten eben so an. Bei allen diesen Angriffen warn Angriffs Colonnen und darhinter eine Linie. Die Angriffs Colonnen warn rechts u. links, also in Flank gedekt. Eine starke anhalt[e]nde Canonade ging vorh[e]r. Bei Lüttich39 sheint das Meistect durch die Canonade ausgemacht zu seyn. Dies war fastcu die Art, wie man Versha[n]zu[n]g[e]n angriff. Friedrich der 2te hatte eine ander Art des Angriffs, er grif mit der Linie an, indem er sie zur Ueberflügelu[n]g hin leitete; nur die Grenadiere hatte er vor sich als Avantgarde, doch dies auch nicht bei Prag und Collin; bei Zorndorf wollt er es. Bei Leuthen hatte er nur 3 Bataillons vor sich. Er hatte also keine eig[e]ntliche Angriffs Colonne, er setzte also auf eine eigentliche Angriffs Colonne keinen Werth! Bei Burkersdorf war so etwas, doch dies führte die Lage herbei. Friedrich der 2te scheint mehrcv auf den Mechanismus der Schlachten gerechnet zu haben.cw

cp cq cr cs ct cu cv cw 37

38 39

Statt „einem“. Darunter gestrichen: „Napoleon“. Nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „später“. Verändert aus „sheint alles“. Nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „Friedrich der 2te rechnete“. Hier folgen zwei leere Seiten, fol. 15v und 15(a)r, der Text wird fortgesetzt auf fol. 15(a)v. Der im ersten Band vorgestellte Jean-Charles de Folard verfocht eine an antike Vorbilder angelehnte Kolonnentaktik. Louis-César Letellier, Herzog d’Estrées, wurde im ersten Band vorgestellt. D. i. bei der Schlacht von Rocourt.

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I. Stabschef und Geheimdiplomat (März 1811–März 1812)

Der Herzog Ferdinand hatte seine eigne Art beim Angriff, sie shien mehr das Resultatcx des Dra[n]gs der Umstände, der eigenen Erfindu[n]g in geschikter Benutz[u]ng der Umstände zu seyn. Er war eig[e]ntlich Original. Die französche[n] Genrale in 7jährig[e]n Kriege. Broglio bei Sa[n]gershausen, Chevert bei Landwernhagen, Contades bei Minden.cy 376. Aufzeichnung

[?, ?]

HStAD, Abt. D 22, Nr. 12/59 fol. 22r (1 S.): Eigenhändig.a Abschrift, unbekannte Hand: ebda., fol. 21r (1 S.).b Empfohlene militärische Fachwerke.

1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. cx cy

a b

c 1

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6 7

8

Art de la guerre par principes et par Regles p. le M. Puysegur1 Comentaires sur le[s] memoires de Montecuculi p. le Comte Turpin de Crissé,c mit den Coment. von Warnery2 Essai sur l’art de la guerre par le Comte de Turpin3 Unterricht des Königs von Preussen an seine General[e], die Hannövrsche Ausgabe4 von 1794, Memoires du Marquis de Feuquieres5 Les Reveries ou Memoires sur l’art de la guerre p. M. Comte de Saxe6, Lloyds Abhandlungen über die allgemeinen Grundsätze des Kriegs.7 Warnerys Werke8. Folgt gestrichen: „eines genialischen Instincts“. Die unteren zwei Drittel von fol. 15(a)v blieben unbeschrieben. Im Nachlaß des Prinzen Wilhelm von Preußen. Versehen mit der Überschrift: „Vom Gl. Scharnhorst empfohlene Werke“. Mutmaßlich von der Hand des Prinzen. Die folgenden fünf Wörter nachträglich hinzugefügt. Das 1748 in Paris veröffentlichte Werk und sein Verfasser, Jacques-François de Chastenet, Marquis de Puységur, wurden bereits im ersten Band vorgestellt, ebenso (oder im zweiten) die meisten in der Folge genannten Autoren. Turpins Werk erschien 1769 in Paris. Charles Emanuel von Warnery schrieb dazu: Commentaires sur les commentaires du comte de Turpin sur Montecuculi avec des Anecdotes relatives à l’histoire militaire du siècle present et de remarques sur Guibert et autres ecrivains anciens et modernes, St. Marino 1777. Das Werk erschien 1754 in Paris, eine deutsche Übersetzung 1756 in Potsdam. Scharnhorsts Ausgabe der „General-Principia vom Kriege“ Friedrichs II. von 1747–1753. Antoine Manassès de Pas, Marquis de Feuquières: Mémoires sur la guerre, 4 Bde., Paris 1731. Moritz Graf von Sachsen: Les Rêveries ou Memoires sur l’Art de la guerre, Den Haag 1756. Gemeint ist mutmaßlich: Henry Humphrey Evans Lloyd: Military Memoirs, London 1781–1783. Auf Initiative Scharnhorsts erschien 1785–1791 in Hannover eine von ihm, Zeschau und anderen besorgte deutsche Gesamtausgabe in neun Teilen.

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Nr. 377

9. 10. 11. 12.

v. Zanthier Auszug aus den Santa Cruz und v. Zanthier über die Läger, Märsche etc. der Armeen.9 Ueber den Dienst des Generalstabs der Armeen von Grimoard. St. Genies practische Kriegeskunst.10

377. Aufzeichnung

[Berlin?, März 1811?1]

Nach dem Zitat bei Friedlaender, S. 294. Weiterer Druck: Nach Friedlaender Klippel III, S. 576. Lehrplan an der Allgemeinen Kriegsschule.

I. Alle Artilleristen und Ingenieure hören: 1) Mathematik für Artillerie und Ingenieure, 2) Artillerie, 3) Physik und Chemie nach Bedürfniß und Kräften, 4) ob sie die reine Mathematik noch hören, überlasse ich jedem. II. Alle älteren Offiziere, welche schon als Offiziere im Kriege gedient und die nöthigen Vorbereitungskenntnisse zu haben meinen, hören Taktik, Artillerie, Militair-Geographie, Geschichte, u. s. w. 378. Aufzeichnung

[?, 1810/1811?1]

Germanisches Nationalmuseum Nürnberg, Archiv Autographen K. 49 (1 S.): Konzept, Eigenhändig. Vizekommandantur der Festung Glatz.

Das einfachste würde seyn, wenn man den Major von Glasenap2 an die Stelle von Blumenstein als Vice Comandant stellte und Blumenstein3 die Ob[e]raufsicht ließe. Allein Glasenap ist ein sehr [.......]era, freilich ganz guter Mann; 9

10

Friedrich Wilhelm Christian von Zanthier: Freyer Auszug aus Santa-Cruz-Marzenado Gedanken von Kriegs- und Staatsgeschäften, nebst einem Versuch über die Kunst den Krieg zu studieren, Göttingen und Gotha 1775; Versuch über die Märsche der Armeen, die Läger, Schlachten und den Operationsplan, Dresden 1778. Jacques-Marie Ray de Saint-Geniez: L’Art de la guerre pratique, 2 Bde., Paris 1754, deutsche Ausgabe: Praktische Kriegeskunst oder der Dienst im Felde, Berlin und Leipzig 1760–1771.

1

Wegen des Kontexts bei Friedlaender.

a

Das Wort offenbar durch Radierung nicht mehr zu entziffern, es scheint mit dem Buchstaben „o“ anzufangen. Wohl nach der Ernennung Gleißenbergs zum Major, aber noch vor der Versetzung Funcks zurück zur Linie. Mutmaßlich der im fünften Band erwähnte Georg Friedrich Boguslav von Glasenapp von der Schlesischen Artilleriebrigade. Blumenstein wurde am 1. Dezember 1807 zum Vizekommandanten von Glatz ernannt, am 3. Juni 1809 zum interimistischen Kommandanten.

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I. Stabschef und Geheimdiplomat (März 1811–März 1812)

ich würde lieber rathen, einen von den neuen aggregirten Majors hinzusetzen: 1. Bornstädt4, 2. Tuchsen5, 3. Gleissenberg6 oder 4. Funk7, welcher bei den Genral v[o]n Grawert ist, oder Beckendorff8 oder Streit9; Tuchsen kenne ich nicht, die andern sind aber capableb Männer und bilden sich durch ein wichtigesc Geschäft aus. Scharnhorst 379. Aufzeichnung

[Berlin?, März oder Juli 1811?1]

GStA PK, VI. HA Nl Hermann v. Boyen (d. Ä.) XIII a fol. 507r (1 S.): Eigenhändig. Vorschläge zu Vizekommandanten der Festungen.

Zu Vice-Commandanten mit den Obersten v. Gneisenau, M. v. Boyn und mira gemeinshaftlich ausgesucht.

b c 4

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9

a 1

Statt „cacable“, das Wort in der Vorlage verändert aus „cable“. Das Wort nachträglich hinzugefügt. Entweder Friedrich (1766–1825) oder Johann Eugen von Bornstedt (1768–1813); beide hatten im Regiment Tschammer (No. 27) gedient, sie waren im Juni bzw. Oktober 1809 zum Major befördert worden. Mutmaßlich Otto Wilhelm Leopold von Tuchsen, seit Ende 1808 dem Leibinfanterieregiment aggregiert, am 2. Februar 1810 zum Major befördert, August 1812 zur Gendarmerie versetzt. Mutmaßlich der bis 1806 als Stabskapitän an der Académie militaire angestellte Gleißenberg, der 1813 als Oberstleutnant im 3. Ostpreußischen Infanterieregiment seinen Wunden erlag. Friedrich Wilhelm von Funck (1774–1830) hatte als Leutnant im Regiment Favrat (No. 33) vor Mainz und in der Pfalz gedient und hatte 1805 als Bibliothekar der Militärischen Gesellschaft fungiert. Als Adjutant Grawerts wurde er bei Jena verwundet und 1808 zum Major befördert. 1811 erhielt er das Kommando des Füsilierbataillons des 2. Ostpreußischen Regiments. In den Befreiungskriegen befehligte er ab Juni 1813 das 2. Schlesische Infanterieregiment und wurde als Kommandeur der 12. Brigade bei Belle-Alliance mit dem Eichenlaub zum Pour le Mérite dekoriert. Funck starb als Generalmajor und Kommandant von Kolberg. Mutmaßlich der im fünften Band vorgestellte Wilhelm Karl Reinhold von Beckedorf, der am 25. Oktober 1810 zum Major beim 3. Ostpreußischen Infanterieregiment ernannt worden war. Möglicherweise Johann Karl August Freiherr von Streit, seit Juni 1810 Major im 2. Schlesischen Infanterieregiment, ab Januar 1812 Kommandeur des Füsilierbataillons des 1. Ostpreußischen Regiments. Verändert aus „v. Gneisenau und v. Boyn“. Unter Berücksichtigung der tatsächlich erfolgten Ernennungen und unter der Annahme, daß hier die Resultate einer Konferenz und nicht eines Briefwechsels aufgezeichnet sind. Gneisenau hielt sich seit August 1810 in Schlesien auf, reiste in der zweiten Märzhälfte 1811 und dann wieder ab Mitte Juli nach Berlin. Scharnhorst reiste Ende Juli 1811 aus Berlin ab.

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Nr. 379

M. – Cap. M. M. M.

Steinwehr2 Jasky3 v. Löwenstern4 v. Rothenburg5 v. Koschitzky6 v. Brixen7

Stabscapit. M. Maj. Cap.

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Graudenz Pillau Spandau Neisse Silberberg Cosel

v. Courbiere8 v. Reitzenstein9 auf 1/2 Sold v. Kleist Rüchel?10 v. Bardeleben bei der Artillerie11 v.Scharnhorstb

b

2

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11

Der mit Scharnhorsts Privatsiegel gesiegelte Umschlag (fol. 509v) ist adressiert: „Sr. Hochwohlgebn. den Hern Major von Boyn“. Wohl Wilhelm Ludwig Bogislav von Steinwehr. Dieser wurde am 19. August 1811 ins Allgemeine Kriegsdepartment versetzt, um die Infanterieangelegenheiten zu leiten, da er infolge einer Krankheit nicht mehr felddienstfähig war. Der aus dem fünften und sechsten Band bekannte Andreas Ernst Köhn von Jaski wurde am 19. August 1811 zum 2. Kommandanten von Graudenz ernannt, vgl. Anm. 5 zu Nr. 181. Friedrich Wilhelm Ferdinand von Löwenstern, der bis 1806 beim Regiment Kropff (Nr. 31) gedient hatte, wurde 1813 als Major im 10. Reserveinfanterieregiment tödlich verwundet. Major von Rottenburg wurde am 11. Oktober 1811 zum 2. Kommandanten von Cosel ernannt. Friedrich Heinrich Bogislav von Koschitzky († 1835) hatte bis 1806 beim Regiment Hohenlohe (No. 32) gedient und war 1809 beim 1. Schlesischen Infanterieregiment einrangiert worden. 1810 wurde er zum Major befördert und fungierte bis Oktober als interimistischer Kommandant von Silberberg. Koschitzky trat 1833 unter Verleihung des Charakters als Oberst in den Ruhestand. Es gab zwei Majore dieses Namens. Der 1811 noch aktive Franz von Brixen († 1821), der 1799 zum Major im Regiment Marwitz (No. 38) ernannt worden war, wurde im Februar 1812 pensioniert. Johann von Brixen († 1836), seit 1797 Major in der Oberschlesischen Füsilierbrigade, war bereits 1809 pensioniert worden, diente dann aber ab 1813 als Adjutant und im Generalstab, ehe er 1816 zum Kommandanten von Stettin ernannt wurde und 1832 als Generalmajor seinen Abschied erhielt. Entweder Ferdinand August Baron de l’Homme de Courbière, der 1811 unter Beförderung zum Kapitän verabschiedet wurde, oder sein Bruder Karl Alexander, der im August 1811 zum Stabskapitän befördert und 1832 pensioniert wurde und 1867 den Charakter eines Obersten erhielt. Möglicherweise der im dritten Band vorgestellte Friedrich Freiherr von Reitzenstein. Der erstmals im dritten Band vorgestellte Friedrich Jakob von Rüchel-Kleist wurde erst 1813 als Generalstabsoffizier reaktiviert. Der im fünften Band vorgestellte Karl Moritz Ferdinand von Bardeleben war nach seiner Rückkehr aus österreichischen Diensten im Februar 1810 bei der Artillerie wieder angestellt worden. Er wurde 1811 zur Schlesischen Artilleriebrigade und nach Cosel versetzt.

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I. Stabschef und Geheimdiplomat (März 1811–März 1812)

380. Aufzeichnung

[?, April 18111]

Nach einer maschinenschriftlichen, handschriftlich korrigierten Abschrift im Nachlaß Gerhard Oestreichs.a Besetzung und Verteidigung der Ostseeküste.

1. Die Krümper und Soldaten aufgelöster Regimenter der pommerschen und brandenburgischen Brigaden, welche noch nicht eingezogen, marschieren nach der Küste, um an den Batterien zu arbeiten. Die der brandenburgischen Brigade werden in den Kreisen gesammelt u. von da durch einen Offizier oder Unteroffizier hingeführt, verpflegt, einquartiert. 2. Jede Kompanie der beiden preußischen, pommerschen und brandenburgischen Brigaden gibt 1 Offizier und 2 Unteroffiziere ab, um die Arbeiter an der Küste zu kommandieren. Die Arbeiter formieren also eben so viel Arbeitsbrigaden, jede von 1 Offizier kommandiert, als Kompanien in den obigen Brigaden vorhanden sind. Die Garden sind hiervon nicht ausgenommen. 3. Die Kavallerieregimenter der preußischen, pommerschen und brandenburgischen Brigaden formieren von ihren 25 nicht berittenen Leuten 1 Detaschement von 100 Mann, welches 3 Offiz. und 6 Unteroffiziere kommandieren. Die brandenburgische und pommersche Brigade schickt diese Detaschements nach Kolberg. 4. Die pommersche Brigade, sowohl Kavallerie als Inf. und Artillerie, und 2 Bataillon des 1sten Westpr. Infanterieregiment[s] soll außer der Besatzung von Swinemünde, Rügenwalde u. s. w., welche schon jetzt an der Küste oder nahe derselben stehet, nach Kolberg und der Gegend verlegt werden. Die Quartiere sollen sich rechts und links bis Varchim2 und Treptow und rückwärts bis gegen Körlin ausdehnen, damit die Festung gegen einen gewaltsamen Angriff des Feindes, der in der Gegend derselben landen könne, gedeckt ist. Das Quartier des General von Blücher gehet nach Treptow. Dieser allerhöchste Befehl wird im ganzen Umfange sofort ausgeführt, weil keine Ausnahmen stattfinden können. 5. Alle Arbeiter bekommen neben ihren Kittel u. s. w. einen Beutel so groß als der Tornister mit Übergehäng, um ihre Lebensmittel mit sich führen zu können. 6. Die schlesische Artillerie in den Festungen bekömmt für jede Kompanie 100 Arbeiter, die durch 1 Art. Offiz. und 4 Unteroffiz. oder Bombardiere kommandiert werden. Diese Leute sind zu den nötigen Artilleriearbeiten bestimmt und überhaupt der Artillerie zu helfen.

a

1 2

Die Vorlage („Eigenhändig o.U.u.D.“) im Heeresarchiv, Rep. 2 Nr. 188 d, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. So von Oestreich datiert. Varchmin.

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Nr. 381

7. Die Truppen, welche die pommersche Brigade an der See sogleich unterstützen, bestehen aus 1. den brandenburgischen Ulanenregiment in Wriezen, Freienwalde, Angermünde und Schwedt, 2. das Bat. des Westpreußischen I.R. aus Spandau, welches nach Freienwalde rückt, 3. den neumärkschen Dragonerregiment am rechten Ufer der Oder von Freienwalde bis Schwed gegenüber, 4.b den 1sten Westpr. Dragonerregimente in Fürstenwalde und 5. in 1 Batt. reit. Art. bei dem Ulanenregimente. Der Befehlshaber dieser Truppen, der Ob. v. Jeanneret3, befindet sich in Freienwalde. 381. Scharnhorst an Friedrich Wilhelm III.

[?, Juni 1810/Ende 1811?1]

GStA PK, VI. HA Nl Hermann v. Boyen (d. Ä.) XIII a fol. 493r–495v (6 S.): Eigenhändig, mit Randbemerkungen von der Hand des Königs. Vorschläge zu Truppenverschiebungen.

Ew. Königl. Majestät allerhöchsten Befehl gemäß habe ich hier den Entwurf zu einigen Dislocations Veränderungen gemacht.a 1. Das Leibgrenadier Bataillon marshirt, nachdem es den Abend 6 Uhr den Befehl erhält, den darauf folgenden Tag Morgens 6 Uhr nach Werneichen und Gegend und den darauf folgenden Tag nach Freienwalde und Wrietzen.b Geruheten Ew. Majestät ein ander Bataillon zu nehmen, so würde dazu das Füselier Bataillonc von Leibregiment genommen werden können. 2. An eben diesem Tage marschirte 1 Batterie reit. Art. von hier nach Schwedt; den ersten Tag nach Bernau, den 2tn nach Neustadt Eberswalde, den 3tn nach Angermünde u. den 4ten nach Schwedt. 3. Die nicht bespante Fuß Battrie zu Schwedt marschirt von dort nach der Küste bei Kolberg. Diese Veränderung des Standorts der Battrie ist in jeder Hinsicht zwekmäßig. 4. Das Pomersche Husaren-Regiment bricht 24 Stunde nach erhaltener Marschordre auf und beziehet die Cantonirungs Quartiere in Conitz, Hamerstein, Friedland und Jastrow. b 3

a

b c 1

In Oestreichs Vorlage stand „3.“ und beim folgenden Punkt „4.“ Friedrich Wilhelm von Jeanneret wurde im fünften Band vorgestellt. Daneben von der Hand des Königs: „Hierüber ist mit dem Staatskanzler zu conferiren, im Ganzen scheint mir die Idee gut.“ Diese und die folgende Anmerkung in Bleistift, dann mit Tinte nachgezogen. Dazu am Rande von der Hand des Königs: „24 Stunden vorher zu avertiren“. „Füselier Bataillon“ mit Bleistift durchstrichen. Nach der Ernennung Hardenbergs zum Staatskanzler (vgl. Anm. a), aber vor Abschluß des preußisch-französischen Bündnisses, da mehrere genannte Formationen, z. B. das Leibregiment, 1812 zum mobilen Korps gehörten.

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I. Stabschef und Geheimdiplomat (März 1811–März 1812)

5. Das Brandenburgsche Ulanen Regiment marschirt an der Küste nach Stolpe, Coeslin u. s. w. und besetzt diese. 5. Das Brandenburgsche Husaren Regiment oder die Garde du Corpsd rükt nach Neustadt Eberswalde, Angermünde u. s. w. an die Stelle des Ulanen Regiments. 6. Das Brandenburgsche Cürassiere Regiment rükt nach Berlin. Durch diese Veränderung der Dislocation schieben sich 1 Battrie, 1 Cav. Regiment und 1 Bataillon Inf. unvermerkt nach und über die Oder, die große Straße zwischen der Oder und Weichsel wird nun einigermaßen besetzt und gedekt und zugleich werden die Truppen und das Publikum an Truppenbewegungen gewöhnt. Die Lage der Westpreussischen Brigade ist immer sehr precair; in Elbing ist eine Batterie ohnef Truppen; auch Marienburg ist nicht besetzt. Ich schlage daher hier allerunterthänigst vor, das 2te Bataillon des 2teng Ostpreussisch[e]n Inf. Regiments nach Marienburg zu verlegen und zwar mit den Befehl, sich 24 Stunden nach erhaltener Ordreh in Marsch zu setzen. Die Westpreussische Brigade muß in beständiger Bewegung seyn, dies ist die Regel, wenn man von einer ueberlegenen Macht bedrohet wird. Das 2te Westpreussische Dragoner Regiment mag von Riesenburg ans linke Ufer d[e]r Weichsel in der Gegend von Mewe und Neuenburg, das 2te Leibhusaren Regiment an rechten Uf[e]r d[e]r Weichsel in der Gegend von Marienwerder dislocirt werden, 1 Escadron davon um Marienburg. In Preussen könnte 1 Bataillon aus Königsberg nach Braunsberg rücken, etwa das 1ste des 2ten Ostpreussischen Regiments. In Schlesien würde das schlesische Grenadierbataillon aus Brieg nach Schweitnitz verlegt werden können, alsdann wärn in der Nähe des Gebirgs doch einige Truppen bei entstehenden Unruhen. Die Marschordre zu fast alln diesen Dislocations Verändru[n]gen müßte unerwartet kommen und ihre schleunige Vollführungi bestimmt verla[n]gt werden, wenn Ew. Majestät Ihre Absicht, die Truppen an einen schleunigen Aufbruch zu gewöhnen und sie marschfertiger und mobiler zu machen, erreichen wollen. Auch würden dadurch die Provinzen belehrt werden, daß sie wegen eines schleunigen Aufbruchs der Truppen sich nicht zu beunruhigen brauchen; die d e f g h i

„Garde du Corps“ mit Bleistift durchstrichen. Verändert aus „Dragoner“. Verändert aus „und keine“. Statt „2sten“, verändert aus „1sten“. Verändert aus „erhaltenen Befehl“. Folgt gestrichen: „strengst“.

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Nr. 382

fremdenj Grenztruppen würden über die Absicht solch[e]r schleunigen Verfügungen irre werden und die Ausführu[n]g dieser Maßregel würde daher in mehrer Hinsicht vortheilhaft seyn. 382. Scharnhorst an Prinz August

[Berlin, nicht vor 18. Mai 18111]

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 210 fol. 96r (1/2 S.): Konzept, Clausewitz’ Hand.a Rücksendung eines Aufsatzes.

E. K. H. habe ich die Ehre, die Arbeit des Hptm. Jacobi gehorsamst zu remittiren.2 Meine Zeit erlaubt mir jetzt nicht, diese Arbeit zu lesen. Ich werde aber in so fern E. K. H. einen Werth auf meine Ansichten von diesen Fragen legen sollten, mir die Freiheit nehmen, E. K. H. eine eigeneb Beantwortung derselbenc in der Folge gehorsamst zu übersenden. N.d.G.v.S. Cl.d 383. Aktennotiz

[Berlin, nicht vor 14. Juni 18111]

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 47 fol. 63r: Eigenhändig.a Reparatur von Karabinern für die Kavallerie.

Die Carabiner müßen schußbar gemacht werden, aber nicht mehr. Dann kann ihre Reparatur nicht viel kosten, wen[n] es mit Aufsicht geschiehet.2

j

Nachträglich hinzugefügt.

a

Auf einem Schreiben des Prinzen August an Scharnhorst (Berlin, 16. Mai 1811, fol. 96r–v). Das Wort nachträglich hinzugefügt. Folgt gestrichen: „ganz gehor“. Darunter der Vermerk: „Statt des obigen Briefes habe ich privat. die in Rede stehende Schr. dem Hptm. Perlitz unterm 31t. May übersandt. v.Cl.“ Vgl. Anm. a. Prinz August hatte Scharnhorst eine von Hauptmann Jacobi, Artillerieoffizier der Festung Neiße, gelöste Aufgabe zur Begutachtung übersandt.

b c d

1 2

a

1 2

Auf einem von Schöler, Schmidt und Leithold unterschriebenen Schreiben der 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements an Scharnhorst (Berlin, 11. Juni 1811, Präsentationsvermerk vom 14. Juni). Aufgrund des Präsentationsvermerks, vgl. Anm. a. Da die Dragoner und Kürassiere schon vollständig mit Karabinern ausgerüstet waren, trug die 3. Division Bedenken, eine Reparatur von 1700 schadhaften Karabinern im Königsberger Artilleriedepot anzuordnen.

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384. Planskizze

[Dollstädt?, Ende August 1811?1]

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 22 fol. 35r (1 S.): Eigenhändig.a

Das Amt Haus in Dolstädt An der Erde

Zu Nr. 384: Scharnhorsts Skizze des Dollstädter Erdgeschosses, darin bezeichnet: „Speise Kamm.“, „Kleine Küche“, „Vorraths Kamm.“, „Schlaf Kammer“, „Küche“ mit „Bakofen“, „große Stube“, „Wohnstube“, „Diele“, „Domestiken St.“, „Schl. K.“, „Eingangs Dach“, letzteres getragen von zwei mit „a“ bezeichneten Baumstämmen.

a 1

Ganz mit Bleistift geschrieben und gezeichnet. Die Skizze dürfte bei einem der ersten Aufenthalte in Dollstädt angefertigt worden sein.

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Nr. 385

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Eine Treppe hoch

Zu Nr. 384: Zum ersten Stock gehören drei mit „Stube“ bezeichnete Zimmer, eine „Kamer“ und ein „Boden Raum“. b

Der Eingang ist wie bei den Baurhäusern in Preußen a u. a sind zwei Lin[d]en Baume; die Diele schlecht belegt, die kleine Küche ist zu klein und die große dunkel, die Maurn weg u. man hat eine sehr gute.

c

Oben sind die Stuben zwar ganz gut, allein der Boden Raum ist nicht durch eine Wand von Dach separirt. 385. Scharnhorst an Yorck

[?, nicht nach 10. September 18111]

Nach einer Abschrift im Nachlaß Gerhard Oestreichs.a Druck: Droysen I, S. 222f. (Zitate). Der vor Graudenz anzulegende Brückenkopf. Verlegung der Brücke von Marienwerder. Westpreußische Magazine. b c

a

1

Das Folgende am rechten Rand. Das Folgende am linken Rand. Die Vorlage („Eigenhändig“) im Heeresarchiv, Rep. 15 A Kap. 51 Nr. 220, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Darauf befand sich ein auf den „10. 7tbr.“ datierter Präsentationsvermerk. Vgl. Anm. a.

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Der Hauptmann v. Streckenbach muß sogleich anfangen, die Schanze auf den Kämpen aufwerfen zu lassen. Die Bestimmung des Major v. Engelbrecht muß schlechterdings ein Irrtum sein, u. es tut mir leid, daß dadurch schon Zeit verloren ist.2 Ich habe dem Kapitän v. Streckenbach die nötigen Instruktionen wegen der Konstruktion der Schanze gegeben. Wenn die Krümper in Hütten liegen, so bekommen sie die Viktualien-Zulage zu dem 1 ggr. Arbeitsgeld, dies u. die Stroh u. Holzkosten werden allerdings beträchtlich. Allein von der andern Seite haben die Hütten folgende Vorteile: 1. sind die Leute bei der Arbeit u. brauchen nicht so weit hin u. zurück zu gehen, u. 2. bekömmt man dadurch auf den Kämpen eine Wohnung für 1 Bataillon, welches bei einem entstehenden Kriege von der größten Wichtigkeit sein würde. Ein bombenfreies Blockhaus in der Schanze ist so bald nicht fertig, u. man braucht mehr Menschen zur Behauptung des linken Weichselufers, als im Blockhaus bleiben können. Der Zweck der Schanze ist nicht bloß, die Weichsel à fleur d’eau3 beschießen zu können, sondern festen Fuß am linken Ufer zu haben, von dort die Gegend zu beherrschen u. den Feind, der nicht bedeutend stark ist u. die Festung hier einschließen wollte, vertreiben zu können, dies hat Strekkenbach nicht erwogen. Der Anschlag der Hütten scheint mir hoch zu sein, 1 Fuß Holz von 3 Zoll im Durchmesser 3 ggr., also ein Pfahl von 4 Fuß 12 ggr. ist sehr viel nach meiner Meinung, doch kenne ich die dortigen Holzpreise nicht, u. Streckenbach muß das verantworten. Über die Verlegung der Brücke bei Marienwerder4 gehet mein Sentiment dahin, daß sie weit zweckmäßiger bei Graudenz sein würde, weil sie hier unter dem Schutz der Festung u. einer Art Brückenkopf durch die Schanze auf den Kämpen wäre. Wenn man die Brücke von Marienburg nach Graudenz brächte, so müßte, da die Stadt jetzt die Miete und nur den Wert dann bezahlte, wenn man sie nicht zurücklieferteb. Die Sache ist freilich sehr bedenklich, u. müßte durch eine Estafette in Berlin um Genehmigung gefragt werden. Immer wird diese Verlegung Aufsehen, sehr großes Aufsehen geben. Dies ist aber nun einmal nicht zu vermeiden. Man wird eine Brücke in Graudenz für eine preußisch-russische Offensivmaßregel halten, obschon sie nur eine preußische Defensive ist.c Weniger Aufsehen würde die Verlegung der Brücke bei Marienwerder machen,

b c 2

3 4

Der Satz bricht hier ab. Dieser Satz von Droysen zitiert, es heißt dort: „Brücke bei Graudenz“. Ein früher am selben Ort archiviertes Schreiben Yorcks an Scharnhorst erwähnte, daß Streckenbach angefragt hatte, ob er mit dem Schanzenbau „nach einer früheren Bestimmung“ noch bis zur Rückkehr Engelbrechts warten solle. Mit dem Wasser gleich, waagerecht mit dem Wasser. Eine solche war von der Kommandantur in Graudenz beantragt worden, um eine Verbindung zu den Lubiner Kämpen herzustellen.

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u. diese würde auch die Länge usw. haben, welches mit der andern noch zweifelhaft ist, u. ich würde daher diese Verlegung vorziehen.5 Die Magazine in Marienburg, Merwe, Stargard u. Dirschau würde ich nicht transportieren6, sie können ohnehin nicht sehr bedeutend sein, man gebe sie den Ereignissen preis. Mir scheint es, daß Euer Hochwohlgeb. in Berlin vorstellen müssen, daß dasjenige an Approvisionnement, welches noch in Graudenz fehlte, u. wohl einige Zeit zur Anschaffung erfordere, als Brantwein u. Brennholz, sofort angeschafft würde, das Übrige muß der Kommandant u. wem sonst der Auftrag gegeben ist, wissen, was im Fall der Not in der Stadt Graudenz oder Marienwerder zu bekommen u. in 24 Stden. an Ort u. Stelle zu schaffen ist. Es ist bei uns eine übele Sache, daß man durchaus nicht im Geist, sondern immer in der Form handelt.d Ich gehe in einigen Tagen von hier u. empfehle mich Ew. Hochwohlgeboren fernerer Freundschaft u. Güte. Sollten Briefe an mich kommen, so bitte ich sie nach Finkenstein zu schicken, der Graf Dohna schickt sie mir dann nach Schlesien nach. Ich kann mich irren, aber ich fürchte den Winter. Mit herzlicher Verehrung Euer Hochwohlgeboren treu ergebenster Diener v. Scharnhorst. Wegen der Wagen, welche Streckenbach verlangt, habe ich eine Bemerkung bei dem Originalschreiben gemacht. Ich habe, wie Ihnen schon wird zugekommen sein, an Streckenbach geschrieben, daß man außer der Redute auf den Kämpen noch eine am Damm anlegen müsse; ich füge noch hinzu, daß beide zugleich gemacht werden können, falls bei der auf den Kämpen dadurch keine Arbeiter entzogen werden; übrigens bemerke ich noch, daß die Krümper, bevor die Hütten fertig, allerdings in Lubin einquartiert werden müssen. S.

d 5

6

Dieser Satz von Droysen zitiert, es heißt dort „übliche Sache“. Yorck ließ Ende Oktober die Schiffbrücke von Marienwerder, als sie vor Einsetzen des Eisganges eingeholt wurde, nach Graudenz bringen. Wie es die Regierung vorgeschlagen hatte. Gemeint sind u. a. Mewe und PreußischStargard.

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386. Randbemerkungen

[Berlin?, nicht vor 7. November 18111]

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 175 fol. 1r–6v (12 S.): Eigenhändig.a Kommentare und Verfügungen zu den in Scharnhorsts Abwesenheit vorgekommenen Ingenieurangelegenheiten.

Ich bitte den Vorshlag zum Abschiede u. den zur Einrükung in seine Stelle zu machen.2 Sehr gut3 [...] Könnte man ihn nicht auf 1/2 Sold setzen?4 [...] Ich bitte nun um einen Vorschlag!5 [...] Ich bitte, einen Vorshlag zu Lieutenants für die 3 aufsetzen zu laßen!

a

1 2

3

4

5

Auf dem von Rauch unterschriebenen „Pro Memoria. Ueber die in Abwesenheit des Herrn Generalmajors v. Scharnhorst vorgekommenen Angelegenheiten und darauf Bezug habenden Anordnungen“ (Berlin, 7. November 1811). Abschnitt 1 betraf das Ingenieur- und Pionierkorps, er war gegliedert in A. Personalia und B. „Sachliche Angelegenheiten“. Vgl. Anm. a. Zu 1 A, 2. Punkt. Rauch hatte das Abschiedsgesuch des Hauptmanns von Poblocki (nach eigener Angabe „gänzlich invalide“) bis zur Rückkehr Scharnhorsts ruhen lassen. Rauch hatte erreicht, daß der von der Studiendirektion vorgeschlagene Leutnant Richthofen zum Nachfolger Poblockis als Lehrer der Fortifikation an der Breslauer Kriegsschule ernannt wurde, nicht der von deren Direktor Rode favorisierte Kapitän Rüdgisch. Zu 1 A, 3. Punkt. Premierleutnant Christian Linde (Linde I) von der in Kolberg stationierten Brandenburgischen Pionierkompanie hatte sich finanzieller Unregelmäßigkeiten schuldig gemacht und wurde in den Rapports ständig als krank geführt. Rauch hatte jedoch von einer öffentlichen Rüge abgesehen, da sein Vater, der inaktive Major Johann Linde, den Schaden ersetzen wollte. Zu 1 A, 4. Punkt. In derselben Kompanie mußte sich Leutnant Friedrich Koch vor einem Kriegsgericht verantworten, weil er einen Unteroffizier im Streit mit seinem Degen verletzt hatte. Er, Linde und Leutnant Rhade galten zudem als unzuverlässig, was auf ihren Vorgesetzten, Kapitän Stierlein, zurückfiel und weshalb Rauch Personalveränderungen für notwendig hielt.

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Ich bitte so den Vorschlag zu machen!6 [...] Richtig7 [...] Man könnte ihn hier kommen lassen und seine a[n]geborne[n] Fäh[i]gkeit[e]n durch die Studien Commissio[n] untersuchen lassen.8 [...] Sehr gut!9 Sehr gut10 Sehr gut11 Lassen Sie uns ja bald die Sache abthun.12

6

7

8

9

10

11

12

Beides zu 1 A, 5. Punkt. Nach der Verabschiedung Poblockis würden drei Leutnantsstellen im Ingenieurkorps freistehen, für die sieben Pionier-Portepeefähnriche infragekamen. Rauch hielt Salvigni, Crüger und Meyer für die Geeignetesten, danach rangierten für ihn Braun, Rathenow und Scheel, während er Albert für ungeeignet hielt. Zu 1 A, 6. Punkt. Der von General Grawert zur Versetzung ins Ingenieurkorps vorgeschlagene Portepeefähnrich Pierré vom Schlesischen Schützenbataillon war trotz Auszeichnung mit der silbernen Verdienstmedaille „wegen eines vertrauten Umganges mit niedrigen Weibspersonen“ vom Offizierskorps des Bataillons bei mehreren Offizierswahlen übergangen worden. Deshalb hielt Rauch ihn auch für das Ingenieurkorps für untauglich. Zu 1 A, 7. Punkt. Oberjäger Karl Simon vom Schlesischen Schützenbataillon hatte zwar seine Prüfung abgelegt, war aber mangels freier Stellen noch nicht zum Portepeefähnrich ernannt worden und bewarb sich nun bei den Ingenieuren. Die Breslauer Kriegsschule lobte Simons Fleiß und Wissen, doch wollte Rauch sich nicht ganz auf deren Urteil verlassen. Dies und das Folgende zu 1 B. Rauch hatte angeordnet, daß General Stutterheim sämtliche ostpreußischen Pioniere in und bei Königsberg konzentrierte, um eine gute Ausbildung der 81 neuen Rekruten unter dem Kommando des Hauptmanns Jachnick und der Leutnants Modrach und Lölhöffel zu gewährleisten. Rauch hatte auf Yorcks Ersuchen 15 in Pillau und Lochstädt dienende alte Mineure nach Graudenz zurückgeschickt. Für die Pionierübungen in und bei Königsberg hatte Rauch insgesamt 800 Taler überwiesen. Die von Rauch bestimmte Ausstattung der Feldpionierkompanien mit Reserveschanzzeug usw. mußte Scharnhorst noch genehmigen.

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Richtig13 Richtig14 387. Aufzeichnung

[Berlin?, nicht nach 19. November 18111]

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 175 fol. 7r–8r (11/4 S.): Eigenhändig, mit Anmerkungen Rauchs.a Einrangierung von Offizieren und andere Personalia des Ingenieurkorps. b

Cap. Rudolphi

St.C. Steinwehr2 St.C. Rohr3 L. oder Cap. Horn4

13

14

a b

1 2

3

4

Rauch hielt die von Major von Krohn eingereichten Entwürfe zur Neuformation der Pioniere für zu verwickelt und unpraktisch. Der Entwurf zur Übungsinstruktion für die Rekruten sei besser, man müsse aber noch die von General von der Lahr entworfene berücksichtigen. Der Antrag Krohns, für die Übungen noch Mineur- und Sappeurwerkzeug anzuschaffen, mußte nach Rauchs Ansicht noch näher geprüft werden. Letztere datiert Berlin, 19. November 1811. Oben rechts von Schreiberhand ein Präsentationsvermerk vom 19. November und die Nummer „N. 67a“. Die anschließende Liste in der linken Spalte. Vgl. Anm. a und b. Mutmaßlich der aus dem fünften Band bekannte Friedrich Wilhelm Franz Heinrich Leopold von Steinwehr, Brigadeadjutant bei Oberst von Below und seit dem 15. November 1810 interimistischer Platzmajor von Glatz. Eugen Ferdinand Wilhelm Ludwig von Rohr (1782–1851), ehemaliger Offizier des Regiments des Herzogs Karl Wilhelm Ferdinand von Braunschweig (No. 21), kämpfte nach Ausbildung an der Akademie für Junge Offiziere bei Auerstedt und in Danzig. 1809 diente er zunächst bei Scharnhorst, ehe er im August zum Adjutanten Yorcks ernannt wurde. Ab Oktober 1811 zum Prinzen Karl von Mecklenburg-Strelitz versetzt, kehrte er im März 1813 zu Yorck zurück und wurde bei Königswartha schwer verwundet. Der mit beiden Klassen des Eisernen Kreuzes dekorierte Rohr fungierte 1847/48 als Kriegsminister und erhielt nach der Pensionierung 1848 den Charakter eines Generals der Infanterie. Gemeint ist möglicherweise der 1806 geadelte Johann von Horn (1776–1852) aus Wesel, der 1794 als Freiwilliger in das Husarenregiment Blücher (No. 8) eingetreten war, 1799 zum Kornett und 1803 zum Sekondeleutnant befördert wurde. Der 1806 bei Fürstenberg schwer Verwundete wurde von der Immediat-Untersuchungskommission für den Pour le Mérite vorgeschlagen. Horn wurde 1809 zum Adjutanten Blüchers ernannt und am 30. August 1811 zum Stabsrittmeister befördert. Das könnte nicht nur Scharnhorsts Unsicherheit bezüglich des Ranges erklären, sondern auch, warum er ihn weiter unten in Berlin vermutet: Blücher war im Oktober nach Berlin zitiert worden, um sich wegen der Schanzarbeiten bei Kolberg zu verantworten und wurde am

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St.C. Bieberstein5, dieser ist vorzüglich Knakfus Dedenroth c Ich finde diese Bemerkung[e]n sehr richtig, habe sie zum Theil schon selbst gemacht. Ich will folgenden Vorschlag machen: 1. noch ein Stabsofficier Tracte[m]ent zu v[er]geben oder Harroi das Comandeur Tractament u. dann allen von unten auf ein höh[e]res in jeden Grade. 2. Wegend Pionier Comp. noch zu ernennen 1 Stabsoffic., 1 Cp., 1 St. C. u. 3 Lieutenants, auf jede also 2 Offic.e Die von Ihnen a[n]g[e]gebenen Gründe könen hier bei demf Vorschlage dienen, ich habe sie vorgestrichen.

Dazu können einrangirt werden 1. St. C. Bieberstein, ein vorzüglich[e]r Offic. 2. der Stabscapit. Steinwehr, wenn er es wollte. Er ist zuverläßig u. brauchbar. 3.g Vielleicht Knakfuß u. Dedenroth, 4. der Lieut. Horn, er ist glaubig hier, 5. der Lieut. Pritwitz6, 6. Lieutenant v[o]n Rüdiger, w[e]lch[e]r bei mir ist.h Soll[t]te nicht der Capit. Rudolphi sich zu den Corps, vorzüglich für die Pionier Co[m]pagnie passen? Er hat gute Kentnisse.i Ich bitte Sie an mehrere zu denken, nur wünschte ich keine höhere, doch würde man vorzügliche immer nehmen können.

c d e

f g h

i 5 6

11. November 1811 seines Kommandos enthoben. Horn kämpfte 1813 an der Spitze des 9. Schlesischen Landwehrkavallerieregiments an der Katzbach und vor Glogau, wofür er das Eiserne Kreuz erhielt. Er wurde 1833 als Generalmajor verabschiedet. Das Folgende in der rechten Spalte. Verändert aus „2. Für die“. In seiner Marginalie schlug Rauch stattdessen vor, das Ingenieurkorps um je einen Stabsoffizier, Premierkapitän, Stabskapitän und Premierleutnant sowie vier Leutnants zu vermehren. Statt „der“. Folgt gestrichen: „die beiden Offic.“. Diese Zeile nachträglich hinzugefügt. Zu der ganzen Liste am Rande von Rauch erläutert, warum er dafür eintrat, nur Subalternoffiziere, nicht höhere, in das Ingenieurkorps einzurangieren. Dazu am Rande, eigenhändig: „Der“. Wohl Johann Ernst Marschall von Bieberstein. Mutmaßlich Karl Ludwig Wilhelm von Prittwitz.

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Ich danke ihnen, mein lieber Rauch, für alle die gut[en] Ano[r]d[n]u[n]g[e]n, welche Sie in Corps getroffen. Ihr Fr[eun]d Scharnhorstj 388. Denkschrift

[Berlin?, 1811?1]

Nach der Edition bei Scherbening II, S. 258–262.

Elementar-Evolutionen eines Bataillons und einer Brigade von 4 Bataillonen. I. Stellungen und Evolutionen des Bataillons.a § 1. Zum Schlagen stellt man das Bataillon 1) in ausgedehnter Front, um sich durch Feuer zu vertheidigen, wenn es auf den Flügeln und im Rücken gedeckt ist; 2) in Massen, a) wenn es sich gegen den Feind bewegt, um ihn anzugreifen, b) wenn es den Feind mit dem Bajonnet angreift und c) wenn es vom Feinde umgeben ist. § 2. Bei allen diesen Aufstellungen und vorzüglich in nicht ganz offenem Terrain agiren die Schützen, oder vielmehr das dritte Glied einzeln gegen den Feind. § 3. Die Aufstellung[en] der Division eines Bataillons, der Bataillone und der Brigaden sind einander völlig gleich; die Division eines Bataillons agirt in Masse eben so als das Bataillon, das Bataillon eben so als die Brigade. § 4. Die Division, oder vielmehr die Kompagnie, ist das erste Element der taktischen Aufstellungen und Bewegungen; sie muß die Eigenschaft der taktischen Körper an sich tragen, sie muß also für sich abgesondert in Masse und in ausgedehnter Stellung fechten u. s. w. Das Bataillon bestehet aus 4 Kompagnien, die Kompagnie aus 4 Zügen oder 48 Rotten, jede zu 3 Mann, der Zug aus 12 Rotten. Geht das dritte Glied vor dem Zuge, so wird es durch einen Unteroffizier oder Gefreiten geführt j

Hier endet der eigenhändige Text im oberen Viertel von fol. 7v. Auf fol. 7v–8r äußerte sich Rauch zu Scharnhorsts Vorschlägen, soweit ihm die Offiziere bekannt waren: Rudolphi wäre als Major schon zu hoch aufgerückt und könne an der Kriegsschule nicht entbehrt werden, ähnlich lag der Fall des inzwischen zum Kapitän beförderten Steinwehr. Dedenroth, Rüdiger und Knackfuß hätten in ihren derzeitigen Stellen bessere Aussichten. Rauch wollte daher jüngere qualifizierte Offiziere, möglichst inaktive, ins Ingenieurkorps holen.

a

Unterstrichenes in der Vorlage durch Sperrdruck hervorgehoben. Aus den Arbeiten am Infanteriereglement von 1812.

1

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und bildet eine Sektion. Die 4 Sektionen des dritten Gliedes einer Kompagnie werden von einem Offizier geführt. Die vornehmsten Aufstellungen und Evolutionen eines Bataillons bestehen, außer den gewöhnlichen Ab- und Aufmärschen, den Schwenkungen und dem Deployiren, in folgenden Haupt-Evolutionen und Stellungen. Das Bataillon steht in ausgedehnter Schlachtordnung in 3 Gliedern, man will sich dem Feinde nähern und weiß nicht, in welche Lage und welches Verhältniß man kommt; man glaubt, man werde höchst wahrscheinlich in ausgedehnter Linie agiren müssen. Formirt die Massen – Marsch – vorwärts – Marsch. In dieser Stellung hat man im Vormarsch im durchschnittenen und abwechselnden Terrain den Vortheil, daß in einzelnen Theilen das Bataillon bequem alle Terrains passiren und immer taktische Körper zur Offensive und Defensive bilden kann. In dieser Lage wird man die Schützen vor, oder so lange der Feind nicht vorhanden ist, in der Linie in den Intervallen der Masse haben. Die letztere Stellung ist übrigens ihre gewöhnliche Stellung auf ungewisse Ereignisse. So wie sich daher das Bataillon auf das vorhergehende Kommando in Marsch setzt, erfolgt das Kommando: Formirt die Schützen-Linie. Drei Sektionen, a, b, c, füllen die Intervalle zwischen den Massen aus, die vierte d dient zu ihrem Soutien, bei ihr befindet sich der Offizier.b Sollen sie vor, um das Terrain zu durchsuchen oder den zerstreuten Feind zu vertreiben, so erfolgt das Kommando: Schützen Marsch – Marsch! Hält man es nöthig, die Kompagnie-Massen mehr bei einander im Vorrücken zu haben, um die Bataillonsmasse zum Angriff oder zur Vertheidigung gegen Kavallerie geschwind formiren zu können, so geschieht es durch das Kommando: Formirt die Bataillons-Masse in Linie. Es bleiben indessen 12 Schritte Distanz zwischen jeder Kompagnie-Masse, damit sie dem Hindernisse des Terrains ausweichen können und [um] den Kanonen-Kugeln, welche nun eben so oft in die Zwischenräume als Massen treffen, weniger ausgesetzt zu sein. Die Züge lassen 2 Schritt Distanz zwischen sich, damit die Luft durchziehen und die Schützen einrücken können, wenn es nöthig gefunden wird. Findet man nöthig, die Bataillons-Masse in Kolonne zu formiren, fürchtet man einen Angriff von der Kavallerie oder will man mit dem Bajonnet eindringen, so wird kommandirt: formirt die Bataillons-Masse. Im Marsch bleibt zwischen der Kompagnie-Masse ein Raum von 3 bis 4 Schritt und zwischen den Zügen einer von 2 Schritt. Im Augenblick des Angriffes mit dem Bajonnet schließt alles noch auf und ist die Kolonne so geschlossen als möglich. b

Scherbening gibt an: „die zugehörigen Figuren sind meist verloren gegangen.“

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Ist man von Kavallerie umgeben oder fürchtet in der Bewegung die Kavallerie, so muß man, kommt sie unerwartet, sich in der Bataillons-Masse in Kolonne vertheidigen. Hat man aber Zeit, eine angemessene Stellung zu nehmen, in der man sich bequem bewegen, Geschütze, Wagen und Befehlshaber in die Mitte nehmen kann, so wird kommandirt: formirt das Quarree. Die erste und dritte Kompagnie-Masse macht auswärts Front. Bei diesem Quarree ist nicht das animalische Vertrauen in die Masse so stark als bei der Bataillons-Masse in Kolonne, dagegen giebt das Quarree mehr Feuer, mehr Leichtigkeit in Bewegung in nicht völlig ebenem Terrain, mehr innern Raum für den Befehlshaber, für das etwanige Geschütz u. s. w. Beim Angriff kann die Stellung en echequier, zumal wenn 2 Bataillone neben einander agiren, unter manchen Umständen von Nutzen seyn. Dann erfolgt das Kommando: formirt das Echequier – Marsch. Bei allen Massen agiren die Schützen nach Umständen und für sie bleibt im dritten Gliede bei Halt der nöthige Raum. Schlacht-Ordnung eines Bataillons. 1. 2.

Im durchschnittenen Terrain gegen Infanterie und Kavallerie. Im offenen nur bloß gegen Infanterie. Fig. VI. Beilage XVI.c aa) Bataillon in 2 Gliedern. bb) Drittes Glied in 2 Zügen formirt. cc) Ein Drittheil der Züge des dritten Gliedes zum Tirailliren. Die Tirailleure treten in dem hier angenommenen Fall ins dritte Glied ein. Ihre Stellungen haben sie 1. wenn sie nicht vorrücken, wenn nämlich kein Feind vor der Front sich zeigt oder das Bataillon einen geschlossenen Angriff unternimmt oder vom Feinde, z. B. von der feindlichen Kavallerie annimmt, hinter ihren resp. Kompagnien, wo sie zugweise in 2 Gliedern stehen; 2. vor dem Bataillon zum Tirailliren, wenn ein Feind vorhanden ist. Hier stehen sie in einer Division bei einander, wenn sie sich weit vom Bataillon entfernen, oder in 2 Zügen, wenn sie nicht sehr weit vom Bataillon sich entfernen. Fig. VIII. Eine Division des dritten Gliedes in der Schlacht-Ordnung zum Tirailliren. 1. Im durchschnittenen und vermischten Terrain, wenn sie weit vom Bataillon vorgerückt ist. c

Diese und die folgenden Angaben beziehen sich auf die bei Scherbening in der Beilage XVI gedruckten Pläne.

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2.

Im offenen, wenn keine Kavallerie vorhanden und sie weit vom Bataillon vorgerückt ist. aa) Die Division des dritten Gliedes in 4 Peletons zu 2 Mann hoch. bb) Vier Unteroffizier-Trupps in einem Gliede, welche mit Zwischenräumen von 3 bis 4 Schritt den zerstreuten, hinter Bäumen stehenden und in Gräben liegenden tiraillirenden Leuten folgen und nach Umständen in ihre Linie rücken und feuern oder über feindliche Tirailleure, welche sich avanturiren, herfallen, sich aber nie ganz debandiren. cc) Die einzelnen Tirailleure, welche nach dem Terrain agiren, sich aber beständig umsehen, damit sie nie von ihrem UnteroffizierTrupp abkommen.

Bemerkung. Die Anzahl der à la debanda[de] agirenden Tirailleure cc beträgt in den meisten Fällen, wo die feindlichen Tirailleure nicht aufdringen oder man nicht die Affaire zur Entscheidung bringen will, die Hälfte des Unteroffizier-Trupps bb. Beide zusammen die Hälfte des Peletons. In andern Fällen kann die Hälfte Tirailleure, die Unteroffizier-Trupps bb ein Viertel und alsdann der übergebliebene Theil, die geschlossene Division aa, noch ein Viertel betragen. 2. Die Tirailleure dürfen sich nie von ihren Unteroffizier-Trupps entfernen; die Unteroffzier-Trupps müssen nie sich auflösend vermischen und nie die Division des dritten Gliedes verlassen. 3. Die Unteroffizier-Trupps agiren nur durch Schießen oder durch den laufenden Angriff, wo sich eine vorzügliche Gelegenheit darbietet. 4. Kömmt der Unteroffizier-Trupp ins Feuer, so rückt die Hälfte des noch zurückgebliebenen Peletons mit 1 Unteroffizier an seine Stelle und es bleibt also nur noch ein Viertel des ganzen Pelotons zurück. Werden diese 4 Regeln nicht befolgt, so werden in kurzer Zeit zum großen Theil die Patronen unnütz verschossen und man bleibt nicht Meister der Tirailleure. Diese laufen aufs Blinde dem Feinde nach, verlieren sich von ihren Truppen und die Unordnung wird allgemein. 1.

Fig. VII. Ein Bataillon en masse formirt. abcd) Das Bataillon auf der Mitte en masse formirt, jedes Peleton in 3 Gliedern. gh) Das dritte Glied der beiden linken Flügel-Kompagnien c d in 2 aufgeschlossene Züge, jeder zu 2 Gliedern. ef) Das dritte Glied der beiden rechten Flügel-Kompagnien a b eben so wie die linken formirt.

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Die Züge des dritten Gliedes sind bestimmt zum Tirailliren, und wenn die feindliche Kavallerie sich nähert, die Flanken zu decken, indem sie Front auswärts machen; in solchen Fällen tiraillirt nur 1 Zug und der andere bleibt zur Deckung der Flanke, die immer durch einen Zug von 2 Gliedern gedeckt ist, wie in der IX. Figur. 389. Instruktion

[Berlin?, Anfang 1812?1]

GStA PK, VI. HA Nl Hermann von Boyen (d. Ä.) Nr. 325 fol. 8r–35v (541/2 S.): Konzept, unbekannte Hand. Teilkonzept, unbekannte Hand mit Veränderungen von Boyens Hand: ebda., fol. 36r–37r (3 S.).a Abschrift, Schreiberhand: ebda., Nl Gneisenau Paket 19 (alte Signatur: A 12) fol. 60r–84r (481/2 S.). Druck: Klippel III, S. 792–798 (Auszugb); Preußisches Heer I, S. 522–540. Geheimer Anhang zur Instruktion für die Festungskommandanten.

Anhang zu der Instruction für die Festungs-Commandantenc § 1. Nachrichtend vom Feinde. Der Commandant der Festung muß sich nicht darauf verlassen, daß er bei Ausbruch eines Kriege die Nachricht von dem Anrücken des Feindes durch andere Befehlshaber erfahren werde, er muß sie sich auch selbst zu verschaffen wissen, und die Befehlshaber der Provinzen oder diejenigen, denen dieses Geschäft aufgetragen ist, haben sich daher sogleich mit den Commandanten der verschiedenen Festungen zu verabreden, aus welchen Bezierken jeder von ihnen seine Nachrichten ziehen soll. Alle Commandanten und die Befehlshaber der Provinzen müssen durch Relais in beständiger Verbindung mit einander bleiben und sich alle wichtigen Nachrichten mittheilen. Sind die Festungen aber isolirt, so müssen sie auch von allen Punkten Nachricht einziehen, von denen ihnen etwa Gefahr drohen könnte.e Die Wege sind: a. abgeschickte Offiziere undf Unteroffiziere oder andere vertraute Personen, welche viele Meilen von der Festung nach der Seite, wo ein a

b c

d e f 1

Es handelt sich um Änderungsvorschläge zu einem früheren Konzept, die in der Vorlage bereits berücksichtigt sind. Teilweise umformuliert, neu gegliedert in 30 Punkte statt 25 Paragraphen. Der Titel auch auf einem separaten Titelblatt, fol. 7r. Gemeint ist die Instruktion für die Festungskommandanten vom 30. September 1809. Bei Preußisches Heer: „Nachricht“. Die Einleitung aufgrund des Teilkonzepts umformuliert. Bei Preußisches Heer: „oder“. Scharnhorst erwähnte die Instruktion in Nr. 194 und 201; die Ermahnung an Boyen in Nr. 255 spricht dafür, daß die Redaktion zum Jahreswechsel noch nicht abgeschlossen war.

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Feind herkommen könnte, sich auf der großen Straße aufhalten, und sobald er kommt, durch schnelle Boten, Estafetten u. s. w. den Commandanten davon benachrichtigen. b. Ein anderer Weg, Nachrichten vom Feinde zu erhalten, sind ausgestellte Avertiessements-Posten, sie brauchen nur aus drei bis zehng Mann zu bestehen, sie müssen aber, wenn der Feind ihnen nahe komt, alle 24 Stunden ihren Standpunkt ändernh. c. Ein dritter Weg, Nachrichten vom Anrücken des Feindes zu erhalten, ist Benachrichtigung durch Correspondenten. Dazu werden, sobald der Ausbruch des Krieges nahe ist, aufgefordert die Postbedienten, Beamten, Prediger u. s. w. Man verläßt sich auf jedem Wege nicht auf einen, man fordert mehrere auf, Nachrichten mitzutheilen. d. Ein viertes Mittel, Nachrichten vom Feinde zu erhalten, ist, verkleidete Offiziers oder andere Personen mit Extrapost auf den Wegeni zu schicken, wo man glaubt, daß der Feind kommen könnte, ihnen aufzugeben, sobald sie etwas erfahren, Estafetten zurückzuschicken. Alle diese Mittel muß man auf den Punkten, woj nach der Wahrscheinlichkeit ein Feind herkommen kann, vereint anwenden; das von c findet aber immer im ganzen Umfange der Festung statt. Die dadurch verursachten Kosten werden in Rechnung angenommen.k § 2. Dotirung der Festungl Das der Festung fehlende Aprovisionement verschaft sich der Commandant, sobald der Krieg ausbricht, a. auf dem gewöhnlichen Wege, so lange er sicher ist, daß er es auf diesem erhalten kann, ehe er eingeschloßen ist; b. auf dem ungewöhnlichen oder gewaltsamen, sobald er in Gefahr komt, eher eingeschlossen zu werden, ehe er es auf dem gewöhnlichen zu erhalten im Stande ist. Die Zeit, auf welche man sich mit Lebensmitteln versiehet, läßt sich nicht bestimmen; wäre es möglich, sich auf ein Jahr mit Lebensmitteln zu versehen, so wäre dies sehr wichtig, und jeder Commandant sollte trachten, diesen Vorrath in den nothdürftigsten Artikeln zu erhalten. § 3. Stehet zwischen der Festung und dem Feinde keine Armee oder kein Corps, und ist es wahrscheinlich, daß die Festung eingeschlossen wird, so wird das

g h i j k

l

Bei Preußisches Heer: „8 bis 10“. In der Abschrift: „verändern.“ In der Abschrift: „dem Wege [so auch bei Preußisches Heer] hinzuschicken“. Die folgenden drei Wörter fehlen in der Abschrift. Dieser Satz aus dem Teilkonzept übernommen. Zu diesem Paragraphen vgl. auch Nr. 523 im fünften Band. Bei Preußisches Heer: „Festungen“.

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Aprovisionement der Festung vermehrt, soweit esm derselben von Nutzen sein kann, alle Vertheidigungsmittel, Menschen, Holz, Kleidung u. s. w. werden, soweit es möglich herbeigezogen. Dieses geschiehet auf dem gewöhnlichen Wege oder durch Requisitionen oder gewaltsam, nachdem die Umstände es nöthig machen. nHierbei muß aber nach einem gewissen System verfahren werden; Menschen, Holz, Kleider, Waffen u. s. w. müssen in gehöriger Uebereinstimmung stehen, nur Lebensmittel muß man mehr haben, weil die Festung in Gefahr geriete, ohne förmlichen Angriff ausgehungert zu werden. Da, wo mehrere Festungen neben einander liegen, müssen die Befehlshaber der Provinzen schon gegenwärtig einer jeden diejenigen Bezirke anzeigen, aus welchen die Commandanten, im Falle sie gewaltsame Mittel anwenden müßten, ihre Bedürfniße hernehmen können. Da, wo Corps zwischen dem Feinde und der Festung stehen, deren Bestimmung es ist, sich im Nothfall auf die Festung zurückzuziehen, haben die kommandirenden Generale derselben gleiche Verpflichtung mit dem Commandanten der Festung in Ansehung der Herbeischaffung der Lebensbedürfnißeo und Kriegsbedürfniße aller Art, und müssen sich daher sogleich mit den Commandanten über die Mittel zur Anschaffung ihrer gemeinschaftlichen Bedürfniße dergestalt in Verbindung und Übereinstimmung setzen, daß dadurch jede mögliche Verwirrung und ein Durcheinandergreifen der Befehle gänzlich vermieden ist. Da, wo keine Corps bestimmt sind, sich auf die Festungen zurück zu ziehen, u. diese sich in einem isolirten Zustande befinden, sind auch die Commandanten allein verantwortlich u. müssen daher dieselben alles nöthige allein anordnen, jedoch den Befehlshaber der Provinz von allem, was sie thun, unterrichten und Benachrichtigungen und Anweisungen möglichst benutzen. § 4. Vemehrung der Garnison. Ein jeder Commandant muß dafür Sorge tragen, daß er 1. soviel Combatanten als Feuergewehre hatp, 2. daß außerdem jedes schwere Geschütz mit sieben Kanoniren versehen sei, 3. daß eineq Reserve von 1/4 der übrigen Mannschaft an Rekruten da sei. Die Reserve-Mannschaft bekomt keine Gewehre, sondern eine 10 Fuß lange Pike, wird aber mit dem Feuergewehr exerciert, den Compagnien attachirt und thut Dienste mit denselben. Da ein Theil der Compagnie immer krank ist, ein Theil zur Arbeit in der Festung gebraucht wird, so wird die ausrückende Mannschaft im Dienst, wenn die Leute von der Reserve die Gewehre der Kranken u. s. w. nehmen, dennoch immer bewaffnet sein. m n o p q

Bei Preußisches Heer: „dies“. Der anschließende Rest des Paragraphen aufgrund des Teilkonzepts umformuliert. In der Abschrift und bei Preußisches Heer: „Lebensmittel“. Bei Preußisches Heer: „habe“. Folgt gestrichen: „dritte“.

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§ 5. Fehlt es der Festung an einer starken Besatzung, und hat man keine Feuerwaffen, so ziehet man dennoch soviel Rekruten als möglich ein, und bewaffnet die Hälfte der Compagnie mit Feuerwaffen und die Hälfte mit Piken. Zur Vertheidigung der Brustwehr, Bresche u. s. w. sind die Piken besser als die Bajonette. Durch die Kranken, Gestorbenen, Verwundeten, Gebliebenen, durch die Aufwärter im Lazarethr, Arbeiter im Magazin, und durch die große Anzahl Arbeiter, welche die Ingenieure und die Artillerie brauchen, wird im Verlauf der Belagerung die Hälfte der Gewehre einer Compagnie oft in der That auch ganz entbehrlich seins. Es verstehet sich von selbst, daß man bei Vermehrung der Garnison auch auf die Vermehrung der Lebensmittel denken muß. Mit der Kleidungt kann man sich auf mehr als eine Art helfen. Kittel mit Kragen von anderer Farbe und einer Mütze oder Ermelmantel von Tuch, Drillich oder andrem Zeuge vertreten die Montirung. Hat die übrige Garnison Mäntel, so nimmt man ihr diese und giebt sie den Rekruten; in der Festung kann man ohne Mäntel fertig werden. Einen Theil der Rekruten kann man auch ganz ohne Montirung lassen. Man verschaft sich Cavallerie durch Pferde, welche man in dringenden Fällen nimt, wo man sie findet, und hat man keine Cavalleristen, so setze man Infanteristen darauf, damit man sie schnell dahin bringen kann, wo sie unerwartet vortheilhaft agiren können. In der Folge der Belagerung, wenn das Fleisch fehlt, schlachtet man die Pferde und bedient sich ihres Fleisches zur Nahrung. § 6. Widerstandsfähigkeit der Festung. Das Studium der systematischen Werke über die Belagerung und Vertheidigung veranlaßt bei den besten Köpfen falsche Ansichten. In diesen Schriften werden vollkommne Werke, große Garnisonen, vollkommne, vollständigeu Dotirungen u. s. w. vorausgesetzt. Fehlenv diese nun, so meint der Leser, die Festung sei nicht zu vertheidigen. Dergleichen Ansichten der Commandanten haben im letzten Kriege mehrere unserer Festungen dem Feinde in die Hände geliefert. Hätten die Commandanten die Geschichte der gut geführten Vertheidigungen älterer und neuerer Zeitw gelesen, und sich nur an die Vertheidigung Genuas durch Massena2 erinnert, so würden diese Unglücksfälle nicht entstanden sein. Ein Commandant, der ohne Casematten oder r s t u v w 2

Die folgenden drei Wörter fehlen in der Abschrift. Das Wort fehlt bei Preußisches Heer. In der Abschrift: „Bekleidung“. Bei Preußisches Heer: „vollkommen vollständige“. Bei Preußisches Heer: „Fehlten“. In der Abschrift: „Zeiten“. General Masséna kapitulierte am 4. Juni 1800; die lange Verteidigung band feindliche Kräfte und begünstigte dadurch den Alpenübergang der französischen Reservearmee und ihren Sieg bei Marengo.

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ohne volle Portionen oder ohne eine zahlreiche Garnison keine Festung glaubt vertheidigen zu können, hat weder Muth noch Hülfsmittel in sich und wird auch selbst bei den größten Mitteln wenig leisten. Man muß sich zu verschaffen suchen, alles was nur zu einer guten Vertheidigung nützlich sein kann; man muß aber auch, wenn es fehlt, wissen, wie man die Menschen zum Entbehren bringt, wie man sich bei dem Mangel einer Sache durch eine andere hilft. Hiezu komt noch, daß jeder Widerstand vernünftiger Weise nur so lange dauert, bis alle Kräfte konsumirt sind. Wer kann aber vorher wissen, welche Kräfte der Feind anwenden kann, und wenn er noch so große anwendet, ob er an dem Tage, an dem wir unsere letzte Munition verschießen, den letzten Ausfall thun, nicht die Belagerung aufhebt. Der schlechteste Ort ist eines großen Widerstands fähig, wenn der Commandant entschlossen ist, alle Hindernisse wegzuräumen, und mit Muth dies Geschäft anfängt; der Beste leistet weniger, wenn jede Rubrik der Versorgungstabellen voll sein soll, wenn statt dem Vorbilde muthiger Vertheidigung (Alekantis3, Candias4, Gravis5) mit wenigen Mitteln unsere systematischen Unterrichte in der Fortification (von Unerfahrnen, Halbgelehrten geschrieben) genommen werdenx, wenn mehr Wehrt auf die Form als auf Muth u. Geist gelegt wird. § 7. Wie weit gehet man in der Vertheidigung des Terrains, welches die Festung umgiebt? Die Grundsätze des Krieges erfordern, 1. dem ankommenden Feinde so weit entgegen zu gehen, ihn so weit von der Festung zurück zu halten, als es ohne Gefahr abgeschnitten zu werden geschehen kann; je mehr Land die Festung in Besitz behält, desto mehr Mittel hat sie zu ihrer Erhaltung, zu der Vermehrung ihrer Provisioneny. Nachdem die Umstände, das Terrain, das Verhältniß der Stärke des Feindes zur Stärke der Garnison, wird man den Feind auf viele Tagemärsche oder auch nur auf wenig Stunden von der Festung sich entgegenstellen können. 2. Die Grundsätze des Krieges erfordern die Vertheidigung vorliegender Posten, um den Feind von der Festung abzuhalten. Wir haben hiervon ein schöx

y 3

4

5

Bei Preußisches Heer: „(Alicante, Candia, Grave) mit wenigen Mitteln unser systematischer Unterricht in der Fortifikation (von unerfahrnen Halbgelehrten geschrieben) genommen wird.“ In der Abschrift: „Provision.“ Bei Preußisches Heer folgt: „Je nachdem“. Gemeint ist wahrscheinlich die Verteidigung Alicantes gegen eine französische Armee während des Spanischen Erbfolgekrieges (1709); in den Napoleonischen Kriegen wurde die Stadt erst 1812 belagert und erfolgreich verteidigt. Das heutige Iraklion war als Festung der letzte venezianische Stützpunkt bei der Verteidigung der damals ebenfalls Candia genannten Insel Kreta im Kriege 1645–1669 gegen die Türkei. Die kleine Maasfestung Grave erlebte viele Belagerungen, mutmaßlich bezieht sich Scharnhorst auf die von 1674, als die von Wilhelm von Oranien befehligte niederländische Armee sie trotz hartnäckiger französischer Verteidigung eroberte.

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nes Beispiel in derz Vertheidigung Colbergs. Der Feind eröffnete die Tranchee vor der Wolfsschanze6, die erbärmlichste Schanze, die vielleicht jemals vor einer Festung vertheidigt ist. Kunstgerecht würde die Vertheidigung für tollkühn, der Angriff in der Form für thöricht erklärt werden. Man muß im Kriege alles versuchen. 3. Die Regeln der Vertheidigung fordern, daß man die vorliegenden Werke zu vertheidigen suchtaa, so schwach man auch ist. In den meisten Fällen läßt der Feind sich darauf ein, die Belagerung zieht sich dadurch in die Länge. Bei der Befolgung dieser Regeln wird man sich einiger Gefahr aussetzen, Truppen außerhalb der Festung zu verliehren, die man in derselben besser brauchen kann. Gefahr ist aber im Kriege, wenn man sich Vortheile verschaffen will, immer unvermeidlich, man setze nur nie Alles aufs Spiel, damit man im Unglücksfall immer noch eine dürftig gute Vertheidigung leisten kannab. Diese drei Regeln schließen nicht aus, daß man gegen einen Überfall oder gewaltsamen Angriff, welcher ohne eine förmliche Eröffnung der Trancheenac eintreten könnte, nicht seine Hauptvertheidigung und Conzentrirung aller in der Festung habenden Mittel auf das Hauptwerk oder den Hauptwall beschränkt. Dieses geschieht aber nur gegen einen Ueberfall; bei einem förmlichen Angriff findet die Conzentrirung, wenige Fälle ausgenommen, nicht statt. § 8.ad Geist, in dem der Commandant einer Festung operiren muß. Beschränkte sich die Garnison auf eine passive Vertheidigung, so thäte sie nichts, als daß sie den Punkt, auf dem die Festung liegt, im Besitz behielt. Dann aber sind 10 bis 15 Millionen Thalerae, die fast jede Festung gekostet hat, die ungeheuern Armirungskosten und die Garnison verlohren, ohne daß sie in den meisten Fällen wesentlichen Nutzen leistenaf; dann tragen die stärksten Festungen wenig zur Erhaltung des Staates bei. Man muß daher dieser Ansicht nicht Gehör geben, man muß jede Garnison als ein Corps ansehen, das dem Feinde unaufhörlich Schaden zufügen soll, und die Festung als den Schlupfwinkel, in den es sich im Fall der Noth zurückzieht. Wird die Festung eingeschlossen und belagert, so komt es darauf an, daß wir solange fechten, als wir gesunde Streiter haben, und das der Mangel gesunder, nicht z aa ab ac ad ae af 6

Bei Preußisches Heer folgt: „letzten“. In der Abschrift und bei Preußisches Heer: „suche“. In der Abschrift: „könne.“ In der Abschrift und bei Preußisches Heer: „Tranchée“. Die anschließende Überschrift fehlt bei Preußisches Heer. Bei Preußisches Heer: „10 bis 15.000.000 Rth.“ Statt „leistet“; korrigiert nach der Abschrift. Die Wolfsbergschanze wurde seit dem 7. Mai 1807, vor Abschluß ihres von Gneisenau angeordneten Ausbaus, von den Franzosen angegriffen, nach zwei vergeblichen Sturmversuchen regelrecht belagert und am 11. Juni durch eine formelle Kapitulation übergeben.

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verwundeter Mannschaft mit dem der Lebens- und Kriegs-Bedürfniße zugleich eintritt. Versteht der Commandant diese Aufgabe aufzulösenag, so darf er und seine Garnison auf Unsterblichkeit Anspruch machen. Die Mittel, welche der Commandant anwendet, jene großen Zwecke zu erreichen, müssen ihm überlassen bleiben. Es wird indessen nöthig sein, hier einige Punkte zu bemerken. 1. Man muß bei allen Schritten anfangs die größte Vorsicht beobachten, damit nicht durch eine unglückliche Affaire der Muth der Garnison niedergeschlagen wird. Man muß sich daher anfangs defensiv verhalten und nur etwas thun, wenn man die Wahrscheinlichkeit eines guten Erfolgs vor sich hat. Man muß einen Hauptschlag zu vermeiden suchen. Dieser würde, im Fall der Feind siegte, für die die Vertheidigung sehr nachtheilig würken. Man muß nur mit dem Feinde sich da schlagen, wo man mit entschiedener Überlegenheit oder großen Vortheilen des Bodens auftreten kann.ah 2. Man muß anfangs dahin trachten, die Garnison ans Feuer zu gewöhnen und ihr Muth einzuflößen. Die geringste glückliche Affaire ist in dieser Hinsicht wichtig. Man muß allso kleine Affairen, kleine, zu nichts führende Engagements suchen; wir lernen, da wir einen geübten und erfahrnen Feind vor uns haben, immer dabei mehr als er. 3. Der Commandant muß eherai einen Fehler der allzugroßen Vorsichtigkeit machen, als sich einem Unglücksfalle aussetzen. Der erste Fehler schadet gewöhnlich nicht im Wesentlichen; wenn man nur Meister von den Debouschees aus der Festung nach allen Seiten bleibt, so kann man nachher gegen den Feind wieder offensiv agiren, und wenn er schwach ist, ihm durch einen Haupt-Angriff oder durch unaufhörliche Anfälle, Ueberfälle usw. schaden und ihn zum Rückzuge bringen. 4. Man muß nur die große Ansicht vor Augen haben, daß man in einer Festung (Meister von den Debouschees nach allen Seiten) den Feind im großen Umkreise, nach allen Gegenden und stärker anfallen kann, als er auf dem Fleck ist, und hierauf alle Anordnungen, Plane und Vorbereitungen basiren; man muß dabei sich hüten, sich selbst auf einen zu großen Umfang zu stellen, man würde in demselben auf allen Punkten schwach sein, dem Feinde immer unterliegen und in die Gefahr kommen, ganz gesprengt zu werden. 5. Nur am Ende der Belagerung, wenn keine andern Mittel mehr sind, als gefahrvolle Unternehmungen zu wagen, geht man kühn zu Werke, man tritt dann in die eigenthümlichen Verhältniße, daß man, was man auch wagt, nicht viel verlieren kann, weil man bald ganz verlohren ist. Diese Lage giebt gewisse Vortheile über den Feind, die, wenn das Glück günstig ist, oft noch zu großen Resultaten führen können. ag ah

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Bei Preußisches Heer: „Aufgabe zu lösen“. Der letzte Satz aufgrund des Teilkonzepts umformuliert. In der Abschrift: „Man muß nur da mit dem Feinde schlagen“; dort fehlt auch die folgende Absatznummer „2.“ In der Abschrift und bei Preußisches Heer: „lieber“.

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§ 9. Ist der Feind weit entfernt, so bestimmt der Commandant zur Besatzung der Festung eine gewiße Anzahl Truppen; die Artillerie macht hier die Hauptsache aus. Diese nothdürftige Garnison vermehrt er durch Rekruten, die täglich geübt werden, die übrige Garnison operirtaj gegen den Feind. Ist der Feind sehr stark, so nähert sich das im Felde operirende Corps ihm nicht anders, als um Posten zu überfallen, die Streif-Detaschements aus dem Lande zu vertreiben u. s. w. Das aus der Festung ausgerückte Corps ist dann unaufhörlich in Bewegung, bald vereinigt, um einen Coup auszuführen, bald in mehrere Detaschements zerstreut, um den Feind zu allarmiren. Kein Cantonirungsquartiere, kein Bivouac wird länger als 12 Stunden bezogen. Ist die Gegend offen, hat man wenig Cavallerie und der Feind viel, so marschirt man während der Nacht, bivouacquirt bei Tage in Gehölzen u. s. w. Durch unaufhörliche Bewegungen, bald vorwärts, bald rückwärts, bald rechts, bald links, durch heimliche Märsche, bei Tage in Gehölzen und bei Nacht in offenen Terrain, vermeidet man die Gefahr, vom Feinde überlegen angegriffen zu werden. Immer bleibt bei diesen Operationen eine kleine Reserve nötigak zwischen dem operirenden Corps und der Festung. Bei dieser kommen alle Nachrichten ein, diese zieht alle Hülfsmittel der Vertheidigung aus dem Lande u. s. w. Bei allen diesen Operation[en] läßt man den Feind ausspähen: a. durch kleine ambulante Detachements von 1 Offizier und 10 bis 12 Mann; b. durch Patrouillen von 3 Mann, welche nur bei Nacht marschiren und bei Tage in Wäldern, abgelegenen Häusern, hohem Getreide verstekt liegen; c. durch abgeschickte Landleuteal. Diese Ausspähungsdetaschements und Patrouillen sind vor dem Corps u. berichten an dasselbe und an die Reserve. § 10. Gehet der Feind die Festung vorbei und läßt sie durch ein Corps einschließen, so komt sie in Gefahr, mit eben so viel Truppen eingeschlossen zu werden, als in der Festung sind; dann ist die Festung dem Staate von garkeinem Nutzen, alles Geld zu ihrer Erbauung ist umsonst ausgegeben. Dieser Fall, der so oft bei unthätigen, nicht inteligenten Commandanten zu allen Zeiten eingetreten ist, muß schlechterdings vermieden werden, und der Commandant muß hier zuförderst erwägen, daß im Kriege die Nachrichten vom Feinde immer dahin lautenam, daß er sehr stark sei. Hinzuan kommt dann, daß man immer in größerer Gefahr zu sein glaubt, als man wirklich ist. aj

ak al am an

Bei Preußisches Heer: „agirt“; in der Folge: „das im Felde agirende Corps“ und „zwischen dem agirenden Corps“. Nachträglich hinzugefügt, fehlt in der Abschrift und bei Preußisches Heer. Bei Preußisches Heer: „Landreuter“. Bei Preußisches Heer: „laufen“. In der Abschrift und bei Preußisches Heer: „Hierzu“.

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Von diesen menschlichen Fehlernao konnte sich Türenne nach so vielen Feldzügen, wie er selbst gesteht, nicht losreißen. Man muß allso durch diese Nachrichtenap und unwillkührlichen Gefühle sich nicht intimidiren lassen, etwas zu unternehmen, sonst komt man sogar in die Gefahr, sich mit einem schwächeren Blokade-Corps einschließen zu lassen, als die Garnison ist, wie im letzten Kriege dieses mehreren unserer unglüklichen aq Commandanten begegnet ist. Man beobachtet hier folgende Regeln: 1. Beim Anmarsch des Feindes setzet man sich ihm in den Posten entgegen, wo Wenige gegen Viele mit Vortheil fechten können, um die Annäherung und Einschließung zu hindernar. 2. Man behauptet solche Posten, welche das Debuschiren der Garnison erleichtern, auf das Hartnäckigste. 3. Man behauptet solche Posten, welche die Communication mit andern Corps, Festungen oder der See deken, auf das hartnäckigste. 4. Man fängt an, mit dem Feinde auf mehreren Punkten zu blänkern und zu tirailliren, ohne etwas Entscheidendes zu unternehmen, u. setzet das immer fort. Man macht alle Nächteas kleine Allarmirungen. 5. Wenn man auf diese Art und durch andere Ausspähungen die Stärke des Feindes und seine Stellung erforscht hat, wenn er durch die beständigen Allarmirungen dreist geworden ist, wenn unsere Truppen anfangen, sich ans Feuer zu gewöhnen, so greift man einen seiner schwächsten Posten an; ist man so glüklich, daß man ihn über den Haufen wirft, daß man auch nur einige Gefangene bekömmt, so erhebt man diese Vortheile, um der Garnison Muth zu machen, lobt und belohntat diejenigen, welche den Ueberfall gemacht haben, um dadurch zu ähnlichen Thaten zu reitzen. 6. Gleich darauf setzt man die unaufhörlichen Allarmirungen, das beständige Blänkern und Tirailliren fort, damit der Feind keinen Augenblick sicher ist, ob dieses Vorspiel zu einem ernstlichen Angriff und Überfall führt oder ob es bloß in der Absicht geschiehet, um ihn zu fatiguiren. Unerwartet wagt man einen neuen Hauptangriff auf einen seiner Posten, indem man den ganzen Umkreis durch falsche Angriffe in Respect hält. Geschah der erste Angriff u. Überfall bei Tage, so wird dieser in der Nacht durchgeführt. 7. Auf diese Art geht der Krieg unaufhörlich fort, auf diese Art benutzt man die Vortheile der Festung, welche darin bestehen, a. daß man im Mittelpunkte des postirten Feindes nach allen Seiten, auf jeden Punkt seiner ausgedehnten Postirungen einen großen Theil der ganzen Stärke der Garnison verwenden kann, ao ap aq ar as at

In der Abschrift und bei Preußisches Heer: „diesem menschlichen Fehler“. Bei Preußisches Heer: „losreißen, man muß also durch diese Nachricht“. In der Abschrift und bei Preußisches Heer: „unwissenden“. Statt „hindert“; korrigiert nach der Abschrift. In der Abschrift und bei Preußisches Heer folgt: „mehrere“. In der Abschrift und bei Preußisches Heer: „belobt“.

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b. daß man in der Festung sich zu neuen Unternehmungen ausruhen kann, statt der postirte Feind nur unsicher ruhen u. schlafen kann, wenn er nicht allen möglichen Affront ausgesetzt sein will. 8. Der Hauptzweck war anfangs dem Feinde Schaden zuzufügen, ihm die Einschließung beschwerlich zu machen, die Garnison ans Feuer zu gewöhnen u. ihr Muth einzuflößen; so wie man dieses einigermaaßen erreicht hat, gehet man weiter und sucht die ganze Einschließung aufzuheben. Anfangs nahm man Posten, ohne daß man sie im Besitz behielt, ohne daß man sich nachher, wenn der Feind sich versammelte, in ernsthafte Gefechte einließ. Jetzt aber macht man Entwürfe, die Postirung auf einem der schwächsten Punkte zu sprengen, indem man einen Posten aufhebt, die übrigen in die Flanke nimmt, und so seine Vortheile verfolgt, soweit als möglich. § 11. Schließt der Feind mit einer großen Übermacht die Festung ein, so befolgt man die nämlichen Verhaltungsmaßregeln, welche in § 10 aufgestellt sind, obwohl man ihn in diesem Falle nur selten zur Aufhebung der Einschließung wird bewegen können, so muß man dennoch den Versuch machen. Man könnte einen schlechten General gegen sich haben, die feindlichen Truppen könnten sich schlecht benehmen, das Glück könnte in anderer Hinsicht der Garnison günstig sein. Man muß im Kriege alles versuchen! Es versteht sich von selbst, daß man hier mit Vorsicht verfahren muß und daß eine sehr schwache Garnison oder ein mehrere Male überlegener Feind hier eine Ausnahme macht. Ist die Festung bei einer entschieden großen feindlichen Übermacht durch aufgeführte Contravallationswerke eingeengt, so tritt die Garnison nunmehr in die Categorie des eigentlichen Vertheidigers der Festung, aber dennoch darf die Vertheidigung nicht blos leidend sein, wenn der Commandant die eigenthümlichen Vortheile (§ 10) der Garnison einer Festung gegen ihren Feind nicht aufgeben will. Man muß nicht aufhören, ihn Tag und Nacht zu allarmiren, mit ihm unaufhörlich zu tirailliren u. Posten anzugreifen. Gewöhnlich sind Contravallationswerke nur schlecht; die feindlichen Truppen können in denselben in der Nacht sich nicht durchs Feuer vertheidigen und verlieren bei einem überraschenden Angrif, der das Werk umschließt, da sie immer zum Theil, wenn auch nur im Stehen schlafen, die Contenance. Bohrt man ein Dutzend Feinde nieder, macht einige Gefangene, so ist dies das Werk weniger Minute[n] u. allarmirt die ganze feindliche Armee. Die Garnison ruhet, die Truppen, die den Ausfall gemacht, gehen in die Festung zurück und erholen sich von ihrer Fatigue. Sind auf diese Weise die Einschließungstruppen an kleine Ausfälle gewöhnt, so macht man unerwartet auch einmal einen größeren, um wo möglich dem Feinde einige Kanonen zu nehmen. Dies intimidirt den Feind und macht der Garnison Muth. Die Posten der feindlichen Einschließungstruppen werden nun verstärkt und die feindlichen Truppen durch die vielen Wachen, Piquets pp. fatiguirt und ins Lazareth gebracht.

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§ 12. Organisation der Detaschements zu Ausfällenau. Der kleine Krieg, welchen die Garnison auf die in § 9, 10 u. 11 beschriebene Weise führt, erfordert geschickte, ehrgeitzige junge Offiziere; nach der Dienst-Tour sie zu nehmen, würde zu keinen glücklichen Resultate[n] führen. Die einmal hierzu genommenen Offiziere müssen immer bei diesem Dienst bleiben und immer ihre Leute behalten. In der nachahmungswürdigen Vertheidigung Cassels im Jahre 1761 durch den Grafen von Broglio formirte dieser ungefähr 20 Detaschements Freiwillige von ungefähr 25 Mannav Soldaten, 1 Offizier und einigen Unteroffiziern. Diese Detaschements löseten sich im Dienste ab. Immer waren 5 bis 7 solcher Detaschements zum Allarmiren, zu Überfällen u. s. w. um die Festung in Activität. Die Offiziere, welche nichts thun, als sich auf diese Art beschäftigen, lernen die Gegend, das Benehmen des Feindes und ihre Leute bald kennen, sie entfernen die Unbrauchbaren, Timiden u. fordern andere. Ihre Belohnungen ziehenaw Andere an, diesen Dienst zu übernehmen und sich auszuzeichnen. Ein Staabsoffizier hat über diese Detaschements die Inspection, aber nur in Hinsichtax der Verpflegung, Disciplin u. s. w., nicht in Hinsicht ihrer taktischen Leitung, diese muß der Commandantur und den Offizieren selbst überlassen bleibenay. Bei großen Ausfällen führen diese Officiere die Avantgarde, die Seitendetaschements und falschen Angriffe. Diese Detaschements thun keine Arbeitenaz u. bestehen aus allen Gattungen Truppen; wer sich freiwillig dazu auffindet, wird genommen. Es wird gut sein, Cavallerie, Infanterie u. Jäger bei einem Detaschement zu haben. Kann der Cavallerist Gebrauch von seinem Pferde machen, so dient er zu Pferde, sonst zu Fuß. Ein Abzeichen am Huthe oder am Arme bezeichnet diese Klasse von Dienstthuern. Ein beständiger Befehlshaber für mehrere Detaschements würde dem Geist des Detaschements sicher Fesseln anlegen u. zu den formellen Dienstverhältnissen zurückführen, welche unvereinbar mit diesem Gebrauch der Truppen sind. § 13. Vorkehrungen bei der Einschließung. 1. Gegen die Ersteigung sind in jeder Flanke der Bastionen ein bis zwei Geschütze u. auf der Kanonenbank im ausgehenden Winkel der Bastion 2 bis 3 bei den meisten Festungen hinlänglich. Ist übrigens jedes Bastion mit 200 Mann Infanterie besetzt u. eine Reserve von leichter Artillerie als Infanau av

aw ax ay az

In der Abschrift und bei Preußisches Heer folgt: „u. s. w.“ Das Wort fehlt in der Abschrift. Bei Preußisches Heer heißt es: „Freiwilliger. Jedes bestand aus ohngefähr 25 Mann“. In der Abschrift: „Ihre Belohnung zieht“. In der Abschrift: „Rücksicht“. In der Abschrift: „werden.“ Bei Preußisches Heer: „Arbeit“.

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terie in der Mitte der Festung, so wird kein Feind sich auf die Außenwerke und dem Glazis bei überraschendem Sturm festsetzen können. Vorliegende Werke u. solche, welche man vom Hauptwall auf allen Linien nicht beschießen kann, u. in denen der Feind sich festsetzen könnte, wenn sie nicht besetzt wären, werden, wie sich von selbst verstehet, auch gegen den überraschenden gewaltsamen Angriff besetzet. Jedoch wird der Besatzung bei denselben kein Rückzug verstattetba, sondern sie muß sich bis auf den letzten Mann beim überraschenden Angriff vertheidigen. Hat man die Geschütze u. die Garnison auf alle Werke zerstreuet und nicht wie eben bestimmt plaziert, so können in der Nacht bei einem gewaltsamen Angriff große Unglücksfälle eintreten. Erst bei der förmlichen Belagerung wird jedes Werk von Fuß zu Fuß vertheidigt u. besetzt, wie schon anderswo gesagt worden. Die Flankengeschütze müssen auf Rahmen liegen oder durch Latten eine bleibende Richtung erhalten, wenn sie in der Nacht mit Nutzen u. ohne Gefahr der Neben-Bastions und anderer Werke gebraucht werden sollen. Diese Einrichtung ist wesentlich und soll von dem Artillerieoffizier, ohne sich ernster Bestrafung auszusetzen, nicht vernachläßigt werden. 2. Jede Fronte, etwa der 3te bis 4te Theil der Festung, hat ihren eigenen Befehlshaber gegen den unerwarteten gewaltsamen Angriff. Der Befehlshaber muß seinen Standpunkt so wählen, daß er den ganzen zu vertheidigenden Theil der Festung übersehen kann. 3. Der Commandant muß alle Menschen, welche nichts zur Vertheidigung der Festung beitragen können und nicht auf 1/2 Jahr mit Lebensmitteln versehen sind, aus der Festung weisen. Es ist Pflicht, diese Härte mit Ernst auszuführen. 4. Die nahe gelegenen nachtheiligen Gebäude müssen früh ganz eingeäschert oder demolirt oder durch eingelegte Bomben gesprengt werden. 5. Der Commandant kann nicht zugeben, daß die Einwohner in einer in dem Kanonenschuße der Festung liegenden Stadt bleiben; sie würde dem Feinde den Aufenthalt nahe bei der Festung erleichtern. Er muß daher die Ausziehung aus denselben verlangen, ihnen anbieten, alles, was sie von Werth haben, in die Festung zu bringenbb. 6. Will der Feind im Winter eine Festung einschließen, so bleibt nichts übrig, als die Gegend nahe um die Festung zu verwüsten, die Dörfer einzuäschern. Der Feind wird dann mit großen Schwierigkeiten bei der Einschließung zu thun haben. Die Härte ist nicht so groß, als sie zu sein scheint; die Bewohner würden ja in jedem Fall alles, was sie von Wehrt haben, verlieren, jetzt nehmen sie es mit und verlieren ihre Häuser nur, die ihnen ersetzt werden. Es versteht sich von selbst, daß nur eine kräftige Vertheidigung die obige Maaßregel entschuldigt. ba bb

In der Abschrift: „gestattet“. Bei Preußisches Heer: „nehmen.“

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§ 14. Dienst in der Garnison, wenn die Festung eingeschlossen ist. Man rechnet gewöhnlich den 3ten Theil derbc Garnison zum täglichen Dienst, dies muß aber nur der 3te [Theilbd] der dienstbaren oder ausrükenden Mannschaft sein. Gewöhnlich lassen die Commandanten aus Furcht, überfallen zu werden, die Leute fast beständig auf den Werken liegen und fatiguiren sie so, daß sie nach u. nach ins Lazareth kommen, dadurch benehmen sie sich die Mittel zu einer guten Vertheidigung. Man muß lieber einiger Gefahr sich aussetzen, als sich selbst aufreiben, sonstbe geht man gewiß verlohren. Die Artillerie macht gegen den gewaltsamen Angriff die Hauptsache aus. Es komt dabeibf darauf an, daß sie bei demselben schnell in Wirksamkeit gesetzt wird. Man findet gewöhnlich für die wenige Mannschaft, welche zu der Besetzung des Geschützes eines Bastions erfordert wird, in den Kasematten der Flanken oder in nahen Häusern oder anderen Gebäuden Unterkommenbg für die Artilleristen. Wo dies nicht der Fall ist, liegen sie im Sommer unter Zelten, im Winter in Hütten, welche in den Bastionen geschlagen u. erbauet werden. Sind die Artilleristen hier bei einander, so trifft man die Einrichtung, daß bei Nacht immer die Hälfte, bei Tag aber nur der 4te oder 5te Theil sich beim Geschütz befindet, die übrigen aber auf den ersten Lerm gleich bei der Hand sind. Bei Nacht ist alles angezogen, bei Tage kann die Hälftebh entkleidet sein. § 15. Vertheidigung einzelner wichtiger Posten. 1.) Die vorliegenden Werke müssen zur Vertheidigung eigene Befehlshaber haben, welche das Commando in denselben immer führen; für jeden Posten müssen 2 oder 3 bestimmt sein, damit sie sich ablösen können; beim Angriff sind sie alle 3 auf dem Posten. 2. Man muß die vorliegenden Werke, wenn sie nicht sehr feste sind, nicht zu stark besetzen, weil, im Falle der Feind sie doch nimmt, man sonst zu viel verliert, sich aber im voraus so einrichten, daß man sie gleich darauf selbst angreifen und den Feind daraus vertreiben kann. Die Erfahrung lehrt, daß dieser Angriff fast immer reusirt, weil der Feind nach der Wegnahme gewöhnlich in einer Art Unordnung ist, die Werke rückwärts keine Vertheidigung gestatten pp. Dies Princip der Vertheidigung findet auch unterbi größerer Einschränkung bei den Außenwerken statt. bc bd be bf bg

bh bi

Bei Preußisches Heer folgt: „ganzen“. Ergänzt nach der Abschrift. Verändert aus „dadurch“. Fehlt in der Abschrift und bei Preußisches Heer. Die folgenden drei Wörter nicht in Preußisches Heer, dafür dort im folgenden Satz: „liegen die Artilleristen“. Bei Preußisches Heer: „bei Tage können die Hälfte immer“. Bei Preußisches Heer: „mit“.

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§ 16. Wie verhält sich die Artillerie bei den ersten Arbeiten des Belagerers? 1. Nur wenn der Feind wenig Geschütz hat, u. mit diesem sich der Festung unter 800 Schritt nähert, kann man mit Nutzen gegen ihn das Geschütz der Festung gebrauchen. Hat er nur einigermaßen hinlängliche Artillerie, so wird man auf 7 bis 800 Schritt nichts gegen ihn ausrichten und die Munition unnöthiger Weise verschießen, welche man nachher unendlich besser gebrauchen kann.bj 2. Kommt der Feind bei einer förmlichenbk Belagerung bis zu 500 Schritt vor die Festung, so kann man schon seine Schießscharten ruiniren. Aber nie muß das auf solchen Linien geschehen u. aus solchen Schießscharten, gegen die sein Geschütz gerichtet ist, da ziehet man immer über kurz oder lang den Kürzesten. In diesem Fall muß man von Linien, die der Feind nicht beschießen kann, die nicht in der Verlängerung der Mittellinie seiner Schießscharten liegen, theils mit Geschütz auf Gribowallschen Walllaffetenbl ohne Schießscharten oder mit Geschütz auf ordinairen Laffetten durch ebenbm geöffnete Schießscharten schräge in seine Schießscharten schießen. Auf diese Art bringt man mit ein Paar Geschützen bald eine ganze Batterie zum Schweigen. Die Kunst des Artilleristen vom Platze besteht darin, daß er immer eine feindliche Batterie beschießen kann, ohne selbst beschossen werden zu können. Die eigenthümlichen Vortheile der Belagerten gegen die Belagerer (fertige Brustwehren in allen Direktionen zu haben statt letzterer alle erst bauen muß, u. sie fast immer in der Direction eines Parallel-Kreises haben kann) geben zu einerbn vortheilhaften Stellung des Geschützes Veranlassung, wenn Talente u. Thätigkeit zu ihrer Eingreifung sich die Hand bieten. Eine Menge von innen heraus halb eingeschnittene Schießscharten auf allen Werken (welche von außen nicht entdeckt werden können und nachher leicht zu öffnen sind, weil man in dem angenommenen Fall die äußere Hälfte der Scharte im Fall der Noth nicht zu bekleiden braucht) u. eine hinlängliche bj

bk bl

bm bn

Bei Preußisches Heer folgt: „Bomben auf 800 Schritt nach einem so kleinen Object, als eine Batterie in der Tranchée ist, zu werfen, hat fast gar keinen Nutzen. Es muß ein heiliges Gesetz sein, nicht über 400 Schritt sich der Bomben gegen den Belagerer zu bedienen. Auf 400 Schritt ist die Wahrscheinlichkeit des Treffens gegen kleine Objecte um 5 bis 6 mal größer als auf 800. Wer in einer Festung die Bomben über 400 Schritt verschießt, muß daher zur Verantwortung und vor ein Kriegsgericht gezogen werden. Man wird antworten, wenn uns der Feind mit einiger Wirkung bewirft, warum sollen wir es nicht können? Hierauf erwiedere ich: ein Bastion ist an 40 bis 50 mal so groß als eine Batterie in der Tranchée, die bei 6 Geschützen nur 100 Fuß lang und 36 Fuß breit ist. Und wozu das Schießen, wenn man nichts dadurch bewirkt und nachher die Munition fehlt?“ In der Abschrift: „gänzlichen“. In der Abschrift: „Grubeauvalschen Wall Lavetten“, bei Preußisches Heer: „Gribeauval’schen Wall-Affüten“. In der Abschrift und bei Preußisches Heer: „obengeöfnete“. Bei Preußisches Heer: „jener“.

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Anzahl Gribowallscher Wall-Laffettenbo erleichtern die Ausführung der eben beschriebenen Maaßregeln. 3. Hat der Feind wenig Geschütz, so wird man auf die oben beschriebene Art dasselbe oft zum Schweigen bringen. Geht er indessen immer mit seiner Arbeit vor, so besteht die Hauptsache der Vertheidigung darin, dies Vorgehen mit so wenigem Munitionsaufwand zu verhindern als möglichbp. Dieses geschieht nur, wenn man ihn verhindert, bei Tage zu arbeiten (welches nicht schwer ist) und bei Nacht auf Punkte Geschütz richtet, auf denen er der Wahrscheinlichkeit nach arbeiten wird. Dies Geschütz feuert aber nicht immer, sondern während einer Nacht etwa 2mal eine kurze Periode so geschwind als möglich, damit, wenn man den rechten Punkt trifft, die Arbeiter auf einmal vertrieben werden. Ein langsames Feuer würde vielleicht das nicht bewürken. Indessen darf man nicht über 1/7 bis 1/6 seiner Munition, solange die feindlichen Werke nicht unter 300 Schritt nahe gekommen sind, verschossen haben. Die wahre Vertheidigung geht erst an, wenn man bis auf den Flintenschuß nahe bei einander ist. § 17. Wie verhält sich die Artillerie, wenn der Feind mit seinen Werken bis auf den Flintenschuß an die Festung herangekommen ist? Jetzt ist der Zeitpunkt, wo die eigentliche Belagerung anfängt und der Vortheil des Belagerten über den Belagerer darin sehr groß ist, daß dieser in dem wirksamen Schuß sich ihm nähern und exponiren muß. Aus dieser besondern gegenseitigen Lage geht nun das Verhalten der Artillerie des Belagerten hervor: 1. Sie muß ihre ganze Kraft dahin richten, dem Belagerer das weitere Vorrücken zu verwehren, sie muß, wenn sappirt wird, auf die Spitze der Sappen schießen und dadurch das Vorrücken derselben verhindern. Bei Tage hat dies keine Schwierigkeit, anders ist es aber bei Nacht. Man muß bei Tage den Kanonenbq die Richtung nach dem Punkte geben, in dem bei Nacht nach aller Wahrscheinlichkeit gearbeitet wird, u., wie bereits erwähnt, Latten an die Räder u. den Schwanz der Laffeten nageln, damit sie die gegebenebr Richtung in der Nacht behalten. Hat man Rahmlafetenbs, so bedarf man dieser Vorkehrung nicht. Die Haubitzen sind, wenn der Feind nahe komt, gegen die Sappen von großer Wirkung. Man giebt ihnen eine geringe Ladung u. schießt die Granaten in flachen Bogen ab. Sie leisten hier die Wirkung der Kugel[n] und krepiren nachher noch größtentheils. Mit dem Gebrauch der Kugeln u. Haubitz-

bo bp bq br bs

In der Abschrift: „Gribeauvalscher Wall Affüten“. Bei Preußisches Heer folgt: „ist.“ Bei Preußisches Heer: „dem Kanon“. Bei Preußisches Heer: „gehörige“. In der Abschrift und bei Preußisches Heer: „Rahm-Affüten“.

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granaten verbindet man den Gebrauch der Bomben, oder wenn der Feind näher kommt, den der Steinwürfe. Um das Pulver zu sparen, wird man gegen die Sappen sich wenig der 12웩der oder 24웩dr. bedienen, und den 12웩dern, wenn man sich dieser Kaliber bedienen muß, nur 11/2 bis höchstens 2 웩 Ladung geben. 2. Das Kanonenfeuer der Belagerten wird nur gegen das der Belagerer gebraucht, solange diesbt nicht in bedeutender Stärke sich zeigt. Ist dies der Fall, so unterliegt unter gleichen Umständen zuletzt das Feuer der Belagerten dem des Belagerers. Hier wäre also eine große Anstrengung ohne Nutzen, nur wenn man von den Cavalliren in die feindliche Schießschartebu feuern kann, so ist es vortheilhaft, auf die Batterien der Belagerer zu feuern, wie dasbv weiter oben gesagt ist. 3. Um dem feindlichen Kanonenfeuer so viel möglich einige Hindernisse in den Weg zu legen, muß man gute Jäger u. Infanterie-Schützen auf die Schießscharten schießen lassen. Dies inkommodirt die feindlichen Artilleristen und giebt Veranlassung, daß sie schlecht richten. § 18. Bei dem Gebrauch der Artilleriebw finden manche Stratageme statt. Bei keiner Kriegsoperation hat man dazu mehr Gelegenheit. 1. Baut der Feind eine Batterie, so schießt man von vorne auf die Arbeiter, und die Kanonen, mit welchen man von den Nebenwerken in der Folge in seine Schießscharten feuern kann, zeigt man nicht, bis diese fertig sind u. der Feind durch sie feuert. 2. Fängt der Feind an, auf unserebx Geschütze mit einigem Effekt zu feuern, so stellt man sich, als sei das Geschütz demontirt, u. zieht es hinter den Merlonby eine Zeit lang zurück, feuert aber immer noch mit einem von Zeit zu Zeit, um dadurch Veranlassung zu geben, daß der Feind auf diese Schießscharte seine Kräfte und Munition verschwendet. Wird sie ruinirt, so feuert man aus einer andern gegen ihn. 3. bz Gegen Abend hört man auf mit feuern, damit der Feind glaube, er habe unser Geschütz zum Schweigen gebraucht; so bald es nun finster ist, und er bei der Herstellung seiner Schießscharten ist, schießt man mit Kartätschen auf diejenigen seiner Batterien, die uns vorzüglich nachtheilig sind, eine kurze Zeit und wiederholt dies noch einige mal in der Nacht. 4. Man muß, wie schon bestimmt ist, nie sich dem feindlichen Feuer mit Gewalt widersetzen; man muß überall Emplacements haben, damit man mit Consumirung weniger Kräfte solchen Batterien, die uns sehr nachtheilig bt bu bv bw bx by bz

Bei Preußisches Heer: „es“. In der Abschrift und bei Preußisches Heer: „feindlichen Schießscharten“. In der Abschrift: „dies“, bei Preußisches Heer: „dieses“. Bei Preußisches Heer folgt: „in Festungen“. In der Abschrift und bei Preußisches Heer folgt: „Schießscharten oder unsere“. In der Abschrift: „die Merlons“. „Merlon“ bedeutet „Zinne“. Die Zahl nachträglich hinzugefügt, in der Folge „4.“ verändert aus „3.“

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sind, schaden und das Ganze so beschäftigen könne, daß der Feind in seiner beständigen Activität bleibt und dadurch entkräftet wird, Mangel an Munition leidet pp.ca 5. Man mußcb weder lagenweise noch nach gewißer Ordnung in Hinsicht der Geschütze von einer Batterie feuern, sondern hierin ganz unregelmäßig zu Werke gehen. Eben so muß man keine gewiße Zeit in der Folge der Schüße beobachten. Geschieht es, so ist die Absicht, ihn dadurch zu hintergehen, indem man bald eine Veränderung trift. § 19. Der Gebrauch der Artillerie beschränkt sich allso in den vorausgesetzten Belagerungs-Perioden auf folgende Punkte: 1. daß man insbesondere das Vorrücken der feindlichen Arbeiten hindert. 2. Daß man die feindlichen Batterien da demontirt, wo es mit weniger Aufopferung von unserer Seite geschehen kann, u. daß dieser Fall vorzüglich dann stattfindet, wenn eine Batterie uns sehr schadet. 3. Daß man mit Aufopferung weniger Kräfte den Feind veranlaßt, viel zu schießen, damit er Mangel an Munition leidet, wenn er näher kömmt, oder die ihm zu Gebote stehende Munition vor einer Festung consumiret und weiter keine Belagerung vornehmen kann. § 20. Gebrauch der Artillerie, wenn der Feind dem Glacis sich nähert und sich auf demselben logirt. 1. Jetzt sieht man dahin, daß man die Geschütze in den Flanken u. auf den Facen zur Bestreichung des Ravelingrabens so durch Traversen deckt (wenn keine Kasematten vorhanden sind), daß der Feind es nicht demontiren kann und man sich in jedem Fall in Activität setzen kanncc, wenn der Feind stürmt. 2. Zugleich hat man Kanonen auf den Außenwerken und Bastionen zur Bestreichung des bedekten Weges, durch Traversen gedekt, bereit, damit man den Feind bei diesem Sturm mit Kartätschen empfangen kann. 3. Von nun an bedient man sich bei den Kanonen nur halber Pulverladung, bei dem 12웩dr allso nur 1 3/4 웩 und bei dem 6웩drcd 1 웩. Auch selbst bei den Kartätschen ist eine größere Ladung überflüßig. Bei den Haubitzen behält man zu den Kartätschen die gewöhnliche Ladung bei. § 21. Jetzt ist es Zeit, sich der Steinwürfece zu bedienen; man kann auch die 50웩dign Mörser dazu nehmen. Hat man nicht schon lange vorher eine große Menge Steine auf verschiedenen Punkten des angegriffenen Polygons angeca cb cc cd

ce

Bei Preußisches Heer: „an Munition u. s. w. leidet.“ Folgt gestrichen: „wie schon bestimt ist“. Bei Preußisches Heer: „könnte“. In der Abschrift und bei Preußisches Heer: „bei den 12Pfündern“ und „bei den 6Pfündern“. In der Abschrift und bei Preußisches Heer: „Steinmörser“.

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häuft u. sich lange vorher mit Spiegeln versehen, so wird der Gebrauch der Steine, der jetzt entscheidend ist, kärglich ausfallen. Der Feind wird nun das Uebergewicht im Feuer bekommen und die Festung wird durch die Vernachlässigung dieser Vorbereitung[en] unter gewissen Umständen verlohren gehen. Steinkörbe sind im Nothfalle entbehrlich, wenn man nur so viel hat, als erfordert werden, Steine nach den Mörsern hinzutragen. Kann man sie haben, so ist es gut. Die Spiegel sind zu einer guten Wirkung unentbehrlich, man kann sie aber bloß von Holz machen.cf Eiserne 12–24löthige Kugel[n] sind besser als Steine; die Kugeln, welche wir haben, können wir indeß besser brauchen u. es würde ein unverzeihlicher Fehler sein, sie aus den Mörsern zu werfen u. hernach bei der Vertheidigung des Grabens, der Bresche pp. Mangel an Kartätschen zu leiden. Zwei oder drei Steinwürfe werden aber eben so viel leisten als ein Kugelwurf. In der Zeit, in der Carnot7 seine Kugelwürfe thun will, kann man fünf Steinwürfe thun. Das mehrere Pulver zu den mehreren Steinwürfen komt nicht sehr in Betracht, man braucht dabei überhaupt nur sehr wenig. Indeß kann man sich auch mit großem Nutzen der zerschlagenen Hohlkugeln, die der Feind in die Festung geworfen hat, bedienen, sie leisten beinahe eben so viel als Kugeln.cg § 22. Ausfälle. Die Detachements der Freiwilligen machen alle Nächte u. selbst bei Tage Ausfälle. Sie vertreiben die Sapeure, steken die Schanzkörbe an, reißen sie um pp. u. ziehen sich schnell zurück. Durch ihre beständigen Angriffe ist ein immerwährendes, abwechselndes Feuer, sowohl auf der Front der Attake als gegen die Contrevallationswerkech. Hierdurch werden die größern Ausfälle vorbereitet, der Feind wird eingeschläfert, er wird durch einen größern Ausfall überrascht, wenn er nicht gegen die kleinern in starker Aufstellung sich aufs höchste fatiguiren will. So agirte Broglio gegen den Grafen von Bückeburg in der Belagerung von Cassel 1761 u. nahm ihm das Geschütz bei den großen Ausfällen aus den Batterien. Ob und wie oft man große Ausfälle macht, dies hängt von den Umständen ab. Wenn die Lage der Festung u. die Stärke der Garnison es leidet, so sind sie die kräftigen Mittel, den Feind aufzuhalten oder ihn zu zwingen, die cf

cg ch 7

Bei Preußisches Heer folgt anstelle des anschließenden Rests des Paragraphen: „Sich statt der 21/2- bis 3pfündigen Steine 24löthiger eiserner Kugeln zu bedienen, wie Larnat [gemeint ist mutmaßlich Carnot] will, gehet nicht, wie mir die Erfahrung gelehret hat. Diese leichten Kugeln machen nicht einmal blaue Flecke. Ohne ein Gewicht von 21/2 bis 3 Pfund ist in der obigen kleinen Fluglinie kein Körper wirksam. Indessen kann man sich auch mit großem Nutzen der zerschlagenen Bomben, die der Feind in die Festung geworfen hat, bedienen, sie leisten bei gleichem Gewicht mehr als Steine.“ Dieser Satz aus dem Teilkonzept übernommen. Bei Preußisches Heer folgt: „und hierdurch“. Der aus den früheren Bänden bekannte Lazare Carnot.

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Belagerung aufzuheben. Wenn die Lebensbedürfniße fehlen u. man die Festung nicht lange mehr vertheidigen kann, so ist es die Pflicht des Commandanten, die Ausfälle zu verdoppeln, bis die Streitkräfte der Garnison konsumirt sind. Die Entschuldigung, daß er dadurch dennoch nicht die Aufhebung der Belagerung bewirke, darf kein ehrliebender Commandant machen, denn wie kann er den Ausgang vorher wissen, und wenn er die Streitkräfte des Feindes aufreibt, verhindert er dadurch nicht, daß der Feind nun noch eine andere Festung belagern kann? § 23. Abschnitte. [1.] Wenn der Feind nahe komt, so ist es eine große Wichtigkeit, in den troknen Gräben des angegriffenen Polygons kleine Gräben der Quere nach durch die Hauptgräben u. Gräben der Außenwerke zu ziehen und sie mit Palisa-den zu besetzen, damit der Feind, wenn er irgend wo bei dem Sturm in den Graben komt, nicht gleich überall sich ausbreiten kann; daß dieses unterlassen worden, dadurchci ging Bergenopzohm 1747 verlohren und Valencien 1793.8 Bei einem bastionirten Polygon mit Ravelin sind diese Gräbencj nach beiliegender Zeichnung in aa und bb am nothwendigsten. Da diese Gräben nur 10–15 Fuß breit sind, so legt man zur Communication Bohlen oder Balken über sie, die man während der Nacht wegnimt. 2. Die Abschnitte, welche man in den Bastionen macht, um den Feind, welcherck die Bresche stürmt, zu empfangen, müssen gleich angefangen werden, wenn die Trancheen eröffnet [werden]cl und man den wahren Angriff von dem falschen unterscheiden kann. Nachher würde es zu spät sein. Es ist schlechterdings nothwendig, in die Bastione u. Raveline, bevor die Bresche gemacht ist, schon spanische Reitercm, Eggen, Fußangeln, Wagengestelle pp. zu bringen, welche man demnächst in die Bresche wirft, um den Feind, der stürmt, darin aufzuhalten. Nichts ist wichtiger, als Palisaden vor den Abschnitten, womöglich im Graben zu haben. In jedem Falle muß man an eine Barrikade vor der Brustwehr des Abschnitts denken. 3. Die Bresche füllt man am besten mit Balken, welche man in sie hineinlegt, auscn. Diese kann man leicht so verbinden, daß sie nicht herunter rollen. Dies geschah von den Franzosen bei der Vertheidigung von Valencienne 1793 mit dem besten Erfolg. Sie bedienten sich der Linden Bäume aus der Stadt. ci cj

ck cl

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cn 8

Verändert aus „ausbreiten kann, hierdurch“. Die folgenden drei Wörter nachträglich hinzugefügt. In der Abschrift am Rande ein schräger Strich, die dazugehörige Zeichnung (s. u.) fehlt dort aber. Bei Preußisches Heer: „wenn er“. In der Abschrift: „wenn die Trechéen geöfnet“, bei Preußisches Heer: „wenn die Tranchee eröffnet wird“. Statt „in den Bastionen u. Ravelinen, bevor die Bresche gemacht ist, schon spanische Reiter“. Bei Preußisches Heer: „und“. Bergen op Zoom wurde 1747 von einem französischen Heer unter Marschall Löwendal erstürmt. Zur Belagerung von Valenciennes vgl. den ersten Band.

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Nr. 389

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Zu Nr. 389: Skizze auf fol. 32r.

§ 24. Vertheidigung der Bresche. Es ist eine Regel im Kriege, im äußersten Falle seine Zufluchtco zur Bravour zu nehmen. Es ist aber falsch, wenn man bei einem Sturm der Bresche sich in den Feind stürtzt, wie die Spanier bei Tarragona9, man muß 1. die Bresche dem Feinde impractikabel zu machen suchen. Dazu dienen die im vorigen Paragraphencp angeführten Mittel und große Holzstöße, welche man im Augenblick des Sturms anzündet. 2. Man muß Minen, wenn auch nur Fladerminen oder in Ermangelung derselben Bomben, welche man durch ein Leitfeuer erst dann entzündet, wenn der Feind die Bresche in Besitz hat, anwenden. 3. Man muß, und dies ist das Wichtigste, mehrere Kanonen oder besser Haubitzen, mit kleinen Kartätschen geladen, rükwärts in das Bastion (es sei im Abschnitt oder sonst wo) auf Rahmen stellen, damit sie Richtung auf die Bresche behalten, und nuncq sie gegen den stürmenden Feind gebrauchen. 4. Man muß in das Bastion eine geschlossene Linie Infanterie stellen, welche es von einem Schulterpunktecr zum andern anfüllt, und dieser Patronen mit zwei Kugeln geben, mit dem Befehl, nur dann zu schießen, wenn der Feind co cp cq cr 9

Bei Preußisches Heer folgt: „nur allein“. Statt „Pasagraf“. Nicht in Preußische Armee. Bei Preußische Armee: „welche von einem Schulterstück“. Tarragona wurde am 28. Juni 1811 nach fast zweimonatiger Belagerung von einer französischen Armee erstürmt. Der kommandierende General Suchet erhielt dafür den Marschallsstab.

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durch die Bresche dringen wollte, sonst aber ruhig sich zu halten. Stehen diese hinter dem Abschnitte, so ist dies um so viel besser. 5. Hinter dieser Linie muß man kleine geschlossene Colonnen haben, welche den Feind, wenn er durchdringen sollte, mit dem blanken Gewehr angreiffen, und wenn er in der Bresche sich logirt, auf ihn fallen u. ihn herunter in den Graben werfen. 6. Während man auf diese Art die Bresche im Bastion selbst vertheidigt, feuert man Bomben, Kugeln, Steine, Kartätschen von den neben liegenden Bastions u. Courtinen auf den Feind, der die Bresche stürmt. 7. Auf den übelsten Fall hat man hinter dem angegriffenen Polygon den größten Theil von der Infanterie der Garnison in kleinen geschlossenen Colonnen aufgestellt, um dem durchdringenden Feind überall begegnen zu können. § 25. Durchschlagen der Garnison durch den Feind. Der systematische Krieger hält das Durchschlagen einer Garnison durch den Feind für ein tollkühnes Unternehmen. Der, welcher sich an die Erfahrung hält, findet es unter manchen Umständen nicht allein ausführbar, sondern sieht auch in demselben ein Mittel, der Armee Ehre und Achtung bei Freund und Feind zu erwerben. Was kann danncs noch verlohren gehen, wenn kein anderes Mittel als eine Capitulation zum Kriegesgefangenen uns offen steht, die Garnison dem Könige und Staate zu conserviren? Wenn der Staat und der König mit dem Kriege untergehen, so ist diese Sprache der Erhaltung nur eine pflichtlose, unverzeihliche Entschuldigung! Gleichwohl können Festungen situirt sein, wo ein Durchschlagen schlechterdings unmöglich ist. Uebrigens kann es auch nur bei denen stattfinden, wo man wegen Mangel der Lebensbedürfniße oder der Kriegsbedürfniße den Ort nicht länger vertheidigen kann. Daß man beim Abzuge das Geschütz unbrauchbar macht, die Munition vernichtet, die Werke wenn es möglich ist sprengt, verstehet sich von selbst.ct 390. Gutachten

[Berlin, nach 17. Februar 18121]

Nach dem Auszug bei Friedlaender, S. 314. Unterricht in höherer Mathematik und Ballistik.

Ich willige alles ein, ich weis aber niemand für den Unterricht in der höheren Mathematik vorzuschlagen. Ich glaube, daß man den Prof. Ideler dahin discs ct

1

Bei Preußische Armee: „denn“. Bei Preußische Armee folgt: „gez. von Scharnhorst.“ Scharnhorst bezog sich auf die Empfehlung der Studienkommission von diesem Datum, Professor Ideler anstelle des verstorbenen Textor zum ordentlichen Lehrer der höheren Mathematik an der Allgemeinen Kriegsschule zu ernennen.

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Nr. 391

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poniren müßte, daß er den Traité du mouvement des projectiles appliqué au tir des bouches de feu par Lombard2, an V, vortrüge. Das Werk von Antoni über die theoretische Artillerie de l’usage des armes à feu würde darin einen Vorzug haben, daß es weit mehr Gegenstände umfaßt, allein die Entwickelung der Kugelbahn und alles, was mit diesem Gegenstande in Verbindung steht, ist weit besser von Lombard abgehandelt. Die fünfte Vorlesung in Vega’s dritten Bande, sowie der letzte Abschnitt des vierten Bandes verdient hier vielleicht einige Benutzung.3 391. Scharnhorst an Karl August Freiherrn von Hardenberg [Berlin, vor 11. März 1812] GStA PK, VI. HA Nl Daniel Ludwig Albrecht Nr. 17 fol. 41r–44r (7 S.): Reinschrift, eigenhändig. Druck: Linnebach, S. 425ff. Tiedemanns Absage der ihm angebotenen Nachfolge Boyens. Scharnhorsts künftige Aufgaben. Das schwierige Verhältnis zu Hake und Knesebeck.

Gestern habe ich mit den Major von Tiedemann gesprochen und entfernt gesagt, daß ich ihn bei Sr. Majestet zur Besetzung des Posten[s] von dem Major Boyen in Vorschlag bringen würde. Er schien sich aber nicht zu getrauen, diesen Posten anzunehmen, 1. wegen seiner Gesundheit, er hat diesen Winter von Stubenarbeiten ein[e] Art Nervenfieber gehabt; 2. weil ihm die Arten von Arbeiten, welche in dies[e]n Posten erfordert werden, ganz fremd wären und er darin schlecht u. höchst langsam arbeiten würde und nach seinen natürlichen Anlagen nie darin einige Routine erlangen könnte, auch überdies keine einzige fremde Sprache verstünde; 3. weil er nicht die Gabe des Vortrags habe, ihn nicht gegeben sey, sich mit der erforderlichen Circomspection zu benehmen, und daher bald anstoßen würde.1 Ich glaube, daß der König den ältesten Thiele nehmen könnte, ich weiß wenigstens keinen beßern.2 2

3

1 2

Der schon mit 18 promovierte Jean-Louis Lombard (1723–1794) hatte zunächst an der Artillerieschule in Metz unterrichtet, ehe er 1759 an die neugegründete in Auxonne wechselte. Zu seinen Schülern gehört u. a. der junge Napoleon Bonaparte. Das hier zitierte Werk erschien drei Jahre nach Lombards Tod. Alessandro Vittorio Papacino d’Antoni und sein Standardwerk „l’Uso dell’armi de fuoco“ wurde im ersten Band vorgestellt, ebenso Georg Freiherr von Vega und seine „Vorlesungen über die Mathematik“. Kurze Zeit später nahm Tiedemann seinen Abschied und trat in russische Dienste. Boyen erhielt am 11. März unter Beförderung zum Obersten seinen Abschied und Urlaub. Am selben Tage wurde der im vierten Band vorgestellte Major Louis Gustav von Thile (Thile I) als sein Nachfolger zum Direktor der 1. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements und vortragenden Adjutanten des Königs ernannt.

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In Absicht meiner künftigen Verhältniße halte ich dafür, daß bestimmt würde, daß ich die Stelle als Chef des Generalstabs niederlegte, Director der Kriegesschulen bliebe, Inspecteur der Waffen Fabrikationen, der Fabrikationen für die Artillerie u. s. w. und in dieser Hinsicht in Schlesien wohnen sollte. Hält man es nöthig, so nehme man mir auch das Ingenieur-Corps und die Inspection der Festungen. Hierbei muß ich Ew. Excellenz noch benachrichtigen, daß es in der Folge mit meinen militärischen Wirkungskreise große Schwierigkeit haben wird, so klein er auch seyn mag. Der Oberst von Hak hat das Verhältniß, in welchen ich bisher stand, tief empfunden, immer getrachtet sich davon loßzureißen und mich immer so behandelt, wie er mein augenbliklichesa Verhältniß ansah. Erzeigten Se. Majestät mir Zutrauen, so comunicirte er mich alles und war offen. Glaubte er, ich sey ohne Einfluß, so war b er gleich anders. Ich habe daher mit ihm mehrmal[s] unangenehme Correspondenzen und Unterredungen gehabt. Zuletzt noch, als ich hier aus Schlesien wieder gekommen war; und erst, als er sah, daß Se. Majestät der König mir nach wie vor gnädig war, zog er andere Saiten auf. In noch unangenehmern Verhältniße stehen ich mit den Obersten von Knesebek. Sein Benehmen in Potsdam, mit Beyme nicht öffentlich in Gegenwart von Rüchelc zu sprechen und heimlich mit ihm zu conferiren, erweckte in mir schon damals Mißtrauen.3 Als er bei meine Brigade gesetzt wurde, wollte er bei den Generalstabsarbeiten mich leiten; wir überwarfen uns in den Arbeiten im Hildesheimschen, und da er Unrecht hatte, mußte er sich submittiren. Er sagte nun allen Menschen, ich sey kein Mann von Kopf, nur Pful4 sey ein brauchbarer Man für die Ausführung. Als wir in Hannover 1805 warn und der Herzog von Braunschweig und der Graf Schulenburg mich mit mehreren Vertrauen als ihn behandelten, bat er um den Abschiedd; als hierauf wieder 1806 der General von Rüchel nach Hannover kam und sehr bald anfing, zu mir mehr Vertrauen als zu ihm zu marquiren, erfolgten unangenehme Auftrittee zwishen ihn und diesen General. Bei jeder Gelegenheit zeigte sich nachher die gegen mich zurükgebliebene Erbitterung. Auch bei seiner jetzigen Sendung5 sah er mich nur einmal; ich bat ihn, bei mir zu essen, ich versprach ihn manche Renseignements, er kam aber nicht zu mir a b c d e 3

4 5

Nachträglich hinzugefügt. Folgt gestrichen: „alles“. Verändert aus „nicht öffentlich mehr“. Verändert aus „erbat er den Abschied“. Die folgenden fünf Wörter nachträglich hinzugefügt. Karl Friedrich Freiherr von dem Knesebeck hatte von 1799 bis Ende 1803 als Inspektionsadjutant von Ernst Wilhelm Philipp von Rüchel fungiert, zu ihnen sowie Friedrich Wilhelm Graf von der Schulenburg-Kehnert vgl. den vierten Band. Zu Karl Friedrich Beyme vgl. den fünften und sechsten Band. Phull. Nach St. Petersburg.

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Nr. 392

und reisete weg, ohne daß ich einenf Brief an Schöler mit schicken konnte. In Königsberg sollte er 1809 mit der milit.g Comission über unsr. Conscription u. s. w. konferiren; er sagte, er würde seine Meinung geben und könnte sich zu keinen Conferenzen einlassen, dies sey ihm zuwieder. Jedermann hält ihn für den größten Egoisten; ich habe ihn als den größten Intrigant[en], aber dabei als einen Mann von Beurtheilung und Kenntnissen kennen gelernt. Ich habe von ihn und Hak in jeden militärischen Verhältniß alles mögliche Unangenehme zu erwarten, und ich fürchte, daß sie, wenn es unvermerkt geschehen kann, die neue Einrichtung der Armee untergraben, in ihren Grundfesten erschüttern und sie so umkehren werden. Ich wünsche, das dies alles Se. Majestät der König erfährt, damit Allerhöchstdieselben nicht hintergangen werden. Scharnhorst.h 392. Scharnhorst an [?]

[?, März 1812?]

GStA PK, VI. HA Nl Daniel Ludwig Albrecht Nr. 75 fol. 25r–26r (21/4 S.): Reinschrift, eigenhändig. Druck: Linnebach, S. 427f., danach Gersdorff, S. 471ff. Die beklagenswerte Lage Deutschlands. Mahnung zur Treue zu Preußen.

Verehrtea Freunde, mit wehmüthigen Herzen nähere ich mich Ihnen, um mit Ihnen zu trauern über das Schicksal der deutschen Völker. Nichts hält jetzt den großen Gang der Weltbegebenheiten auf, die Höhern suchen ihn gleichsam zu übereilen undb des einzelnen Entgegenstreben erzeugt die Wirkung eines Felsens in einem großen Strohm – heftige Bewegungen und Stöße, ohne daß der Strom aufgehalten würde seinem Lauf zu folgen. Unsere Regenten kennenc keine Ruhm Begierde; sie wurden von Schulmeistern und Stokcaporalen gebildet; unsere Großen kennen keine Rittersitte, wollen bloß die Welt genießen. Die Gefühle und der Geist der höhern Stände bezeichnen eh[e]r den Sklaven als den freien hochgebornen Deutschen. Große Veränderungen stehen uns an Kurzen bevor, ich ersuch Sied daher, sich nicht vom Vaterlande zue weit zu entfernen, ich werde dies auch nicht f g h

a b c d e

Statt „einem“. Nachträglich hinzugefügt. Unterschrift mit Respektstrich. Statt „Verehrten“. Nachträglich hinzugefügt. Nachträglich hinzugefügt. Nachträglich hinzugefügt. Nachträglich hinzugefügt.

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thun, obgleich ich dazu von neuen eine Aufforderung erhalten habef. Wer sein Ziel aus den Augen verliehrt, kömmt in Gefahr sich zu verirren. Sehen Sie hierin, meine Freunde, keinen Mißmuth, keine Beschwerde über Einzelne; ich sehe unsere Weltereignisse als den unabänderlichen Naturgang der Völker an. Wer kann mit der Vorsehung zürnen.

f

Statt „haben.“

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II. In Schlesien während des Rußlandfeldzugs (April–Dezember 1812) 1.

Privatbriefe und Dienstgeschäfte in chronologischer Folge

393. Scharnhorst an Thile

Breslau, 22. April 1812

Nach der Edition bei Linnebach (2. Auflage), S. 428.a Reiseplanung und bisherige Tätigkeit in Schlesien.

Breslau, den 22. April 1812. In der Hoffnung, Gneisenau hier in Breslau zu finden, habe ich endlich mich hier vor Anker gelegt.1 Haben Sie die Güte, dies beiläufig dem König zu sagen, aber ganz von ungefähr. Merken Sie dann, daß es ihm nicht recht ist, so schreiben Sie es mir, ich werde alsdann nach Glatz gehen, in Neiße ist es mir zu ungesund. Ich bin in Glatz, Silberberg usw. nun gewesen und denke von hier nach Kosel und Neiße auf einige Tage zu gehen. Ich bitte Sie, mein lieber Thile2, Ihre etwaigen Briefe an mich hierher zu adressieren. Ich beschäftige mich mit der hiesigen Kriegsschule, Artillerieangelegenheiten und vorzüglich mit schriftstellerischen Arbeiten.3 Sollte jemand sagen, daß ich etwas anderes triebe, so ist er ein Verleumder und ein Schurke. Gott gebe Ihnen Gesundheit, Ihr Freund Scharnhorst. 394. Scharnhorst an Tiedemann

Breslau, 28. April 1812

Nach der Edition bei Max Lehmann: Tagebuch und Briefwechsel des Oberstlieutenants v. Tiedemann aus dem Jahre 1812, in: Jahrbücher für die deutsche Armee und Marine 24 (1877), S. 117–148, hier S. 121f. a

1

2 3

Die Vorlagen Linnebachs für Scharnhorsts Briefe aus Schlesien an Thile befanden sich im Nachlaß Thiles, A 16, doch ist dieser Faszikel in dem Bestand (GStA PK, VI. HA Nl L. G. von Thile) nicht mehr vorhanden. Gneisenau hatte am 21., Scharnhorst am 26. März (kurz vor der Ankunft der ersten Truppen von Marschall Oudinots II. Korps) Berlin verlassen. Gneisenau reiste aber bereits am 3. April von Breslau nach Wien weiter und befand sich nun auf dem Weg zum russischen Hauptquartier in Wilna. Vgl. Anm. 2 zu Nr. 391. Ebenfalls in Breslau befanden sich damals Boyen, Clausewitz, Julie, Fritz und Adalbert Dohna. Clausewitz reiste am 2. Mai nach Rußland ab.

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II. In Schlesien während des Rußlandfeldzugs (April–Dezember 1812)

Weiterer Druck: Nach Lehmann Linnebach, S. 428f. Grüße zur Abreise Tiedemanns nach Rußland. Aktuelle Ereignisse.

Mein lieber Tiedemann; ich danke Ihnen für das Andenken, welches Sie in Ihrem Briefe mir bewiesen haben. So wie auch nun die allgemeinen Angelegenheiten gehen mögen, ich kann Ihren Entschluss1 nicht mißbilligen, weil jeder zuerst darauf sehen muss, mit sich in Uebereinstimmung zu bleiben. Die Besetzung von Spandau2 hat mich geschmerzt, da sie ein Misstrauen gegen den König manifestiert. Der Krieg gewinnt immer mehr Wahrscheinlichkeit, obgleich ich ihn noch nicht gewiss halte. Ich arbeite den dritten Theil meines Werkes3 aus und werde nachher mehrere Reisen ins Gebirge und4 mir interessanten Gegenden machen. Schreiben Sie mir, wenn Sie von Berlin abgehen, adressiren Sie den Brief an den Oberstlieutenant von Klüx in Brieg. Seien Sie immer mein Freund, ich war lange der Ihrige und werde es innigst und herzlichst ewig bleiben. Breslau, den 28. April 1812. Scharnhorst. 395. Scharnhorst an Karl August Freiherrn von Hardenberg Breslau, 10. Mai 1812 GStA PK, VI. HA Nl Daniel Ludwig Albrecht Nr. 19 fol. 33r–v (11/2 S.): Reinschrift, eigenhändig. Druck: Linnebach, S. 429f. Lob des Betragens Blüchers und des Prinzen August. Die eigenen Verhältnisse.

Ew. Excellenz überschicke ich hier einen Brief an Se. Majestät den König und überlasse es Hochdenenselben, ob Sie die Uebergabe bei einer schiklichen Gelegenheit nöthig finden. Ich kann nicht genug das Betragen des General v. Blücher und des Prinzen August loben.1

1

2

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4

1

Tiedemann trat nun in russische Dienste. Er fiel am 22. August 1812 bei Dahlenkirchen im Kampf gegen Truppen des preußischen Hilfskorps. Spandau war am 23. April auf Napoleons Befehl von französischen Truppen besetzt worden. Scharnhorst arbeitete nun am „Handbuch der Artillerie“. Den dritten Band schloß er 1813 bis auf das Vorwort ab, der vierte blieb unvollendet. Hier müßte „in“ oder „nach“ folgen. Vgl. das anschließende Dokument und Nr. 398.

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Nr. 396

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Ob gleich ich hier den ganzen Tag am Schreibtisch den 3ten Theil meines Artillerie Werks ausarbeite, so will ich dennoch bei nächster Post Ew. Excellenz eine treue Schilderung von den, was man hier von unsern innern Angelegenheit[en] spricht und urtheilt, als ein Zeichen meiner Aufmerksamkeit auf alles, was den Staat angehet, vorlegen. In dem ich mich Ihrer ferneren Gnade und Protection empfehle, bin ich mit der innigsten Verehrung Ew. Exzellenza Breslau den 10tn May 1812

gehorsamster v.Scharnhorst

396. Scharnhorst an Friedrich Wilhelm III.

Breslau, 10. Mai 1812

GStA PK, VI. HA Nl Daniel Ludwig Albrecht Nr. 19 fol. 34r–35v (3 S.): Reinschrift, eigenhändig. Druck: Linnebach, S. 430f. Zurückweisung von Kalckreuths Anschuldigungen gegen Scharnhorst und andere. Versicherung der Königstreue.

Ew. Königl. Majestät muß ich mit einer mir persönlich angehenden unterthänigsten Darstellung einige unangenehme Augenblicke machen, so sehr mich dies auch schmerzt. Der Feldmarschal Graf von Kalkreuth setzt seine Verläumdungen fort und bringt unter den gegenwärtigen Umständen mehrere Individuen in Gefahr, ihre persönliche Freiheit zu verliehren.1 Was er ehemals zu dem Prinz Biron2 und andern gesagt hat, ist Ew. Majestät bekannt. Nachher hat er in einer silbernen Kette, an welcher ich einea Uhr trage, das Zeichen eines Insurrections-Ordens gegen Ew. Majestät und unsere Regierung zu sehen vorgegeben und das Brandenburgsche Husaren Regiment, um der Sache mehr Publicität zu geben, nach derselben visitiren lassen.3 Dabei spricht er beständig vom Tugendbunde und noch vor wenigen a

Das Folgende mit Respektabstand.

a

Bei Linnebach: „meine“. Vgl. Nippold, Boyen II, S. 190. Kalckreuth war als Nachfolger Grawerts zum Generalgouverneur von Schlesien ernannt worden. Gustav Kalixt, Fürst Biron von Kurland, wurde im fünften Band vorgestellt. Einige dem Tugendbund zugerechnete Männer und Frauen waren ab 1809 mit an der Weste, als Arm- oder Halsbänder getragenen litauischen silbernen Ketten aus Ostpreußen zurückgekehrt. Diese wurden für ein Erkennungszeichen des Tugendbundes gehalten, bis man bemerkte, daß auch zu dessen Gegnerschaft gerechnete Damen solche Ketten trugen. Vgl. z. B. Amalie von Romberg (Hrsg.): Vor hundert Jahren. Erinnerungen der Gräfin Sophie Schwerin geb. Dönhoff, Berlin 1910, S. 286f.

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2 3

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II. In Schlesien während des Rußlandfeldzugs (April–Dezember 1812)

Tagen von preussischen Insurgenten im Innern. Er hat es sehr bequem gefunden, eine Menge Personen dadurch denunciren zu können, daß er lächerliche Orden ihnen andichtet. Denn er kann unmöglich an solche kindische Angaben glauben; die Erfahrung hat ihm die Falschheit der Sache hundertmal gezeigt. Da aber die Franzosen an dergleichen glauben, so ist kein besseres Mittel sich ihnen gefällig zu machen, als in diesen Ton einzustimmen und alle verhaßten Individuen in die Cathegorie irgend eines signirten4 Ordens zu setzen und sie so der Verfolgung Preiß zu geben und dabei ein allgemeines Mißtrauen gegen König, Volk und Regierung zu erzeugen und zu unterhalten. Daher sprach er, als er nach Paris ging, mehr vom Tugendbunde als jemals. Zugleich sucht er sich dadurchb bei Ew. Majestät das Ansehen zu geben, als strebte er für den Thron, dessen Achtung kein Individuum mehr im Innern durch die Herabwürdigung der Regierung und auswärts durch die Erregung des Mißtrauens untergräbt. Ich stehe mit niemand über politische oder heimliche Ordens Angelegenheiten in Correspondenz. Außer Dienst-Briefen habe ich, seit ich von Berlin abgereiset bin, nur von den Major von Tiedemann und Schöler ein freundschaftliches Schreiben erhalten. Ich bin hier zu niemand, auch nicht einmal in die Ressourze5, gegangen. Bei dem General von Blücher habe ich in einer großen Gesellschaft gegeßen, ich habe weder in dieser, noch als ich ihn sonst ein paar mal sah, eine unpassende Aeußerung von ihm gehört. In einer kleinen Tischgesellschaft brachte er die schickliche Gesundheit, König und Vaterland, und sonst keine aus. Ich habe mich verpflichtet gehalten, die Lage dieser Sache, soweit meine Kenntnisse reichen, treu darzustellen, denn ich möchte nicht gern vor Ew. Königl. Majestät anders als ein dankbarer und bis in den Tod ehrfurchtsvoll ergebener Diener dastehen, der sich nur auf den Fall ein anderes Unterkommen reservirt hat, wenn er, im Innern verfolgt, gezwungen wird, seinen König, für welchen er zu sterben bereit ist, zu verlassen.c Breslau den 10ten May 1812.

b c 4 5

v.Scharnhorst.

Nachträglich hinzugefügt. Das Folgende mit Respektabstand. Gemeint ist möglicherweise „fingierten“, wie Linnebach vorschlug. Gemeint ist mutmaßlich die 1765 gegründete Provinzial-Ressource in der Albrechtsstraße, der im Gegensatz zu anderen Breslauer Gesellschaften viele Offiziere angehörten.

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Nr. 397

397. Scharnhorst an Boyen

[Breslau?, 12. Mai 1812?1]

Nach der Edition bei Nippold, Boyen II, S. 516. Weiterer Druck: Nach Nippold Linnebach, S. 429.

Hier, lieber Boyen, erhalten Sie die Abschrift2, die Sache muß heute weg, es ist Dienstag Nachmittag 3 Uhr. Scharnhorst. 398. Protokoll

[Breslau, 10. Mai 1812]

Nach der Edition bei Nippold, Boyen II, S. 516–520, hier S. 518.a Verwahrung gegen Verleumdungen im Gespräch mit Kalckreuth.

[...]b Der General von Scharnhorst nahm hierauf das Wort und erklärte, daß, nachdem er Sr. Majestät mit aller ihm möglichen Treue und Aufopferung gedient hätte, es doch ihn jetzt im höchsten Grade erbittren müsse, sich von unberufenen Menschen verläumdet zu sehen und daß, wenn dieß nicht aufhören sollte, man am Ende zu außerordentlichen persöhnlichen Mitteln würde seine Zuflucht nehmen müssen. Se. Exzellenz der Herr Feld-Marschall erwiderte hierauf, daß gegenwärtig ein jeder und er selbst fortdaurend verläumdet sey; es hätte indeß in der frantzösischen Armee doch der Glaube geherrscht, daß es eine große Faktion gebe, die den Krieg mit Gewalt herbey führen wolle, deßwegen wäre Anklam und Demmin besetzt, die Sachsen an die Gräntze marschiert1, die Elbe gesperrt und die Division Gudin feindlich in die Mark marschirt.

1

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a

b

1

Der erste Dienstag nach dem Treffen beim Prinzen August am 10. Mai fiel auf den 12. Mai 1812. Es geht um Boyens Konferenzprotokoll, vgl. den anschließenden Auszug. Nach Boyens Protokoll der Konferenz in der Wohnung des Prinzen August über die von Feldmarschall Graf Kalckreuth verbreiteten Gerüchte über eine gegen den König gerichtete Verschwörung. Teilnehmer waren Kalckreuth, Prinz August, Scharnhorst, Generalmajor Schuler von Senden, Boyen, sowie die Adjutanten Kalckreuths und des Prinzen, Oberstleutnant von L’Estocq und Hauptmann von Perlitz. Hier wird nur der Teil des Protokolls abgedruckt, der Aussagen von Scharnhorst selbst festhält. Die Davout unterstellte Division Friant besetzte am 26. Februar Anklam, Demmin und Swinemünde mit der Begründung, dort seien britische Waren gelagert. Am selben Tage rückte ein von Marschall Oudinot befehligtes französisch-sächsisches Korps an die Grenze zur Mark. Swinemünde wurde ein paar Tage später wieder geräumt.

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II. In Schlesien während des Rußlandfeldzugs (April–Dezember 1812)

Diesem entgegnete der General von Scharnhorst, daß die Division Gudin bereits nach dem Abschluß des Traktats2 eingerückt und daher nicht feindseelig gekommen seyn könne, und daß man also auch wohl andere Gründe für die Besetzung von Anklam etc. als die erwähnten annehmen müsse, daß aber, wenn wirklich eine solche Ansicht in der frantzösischen Armee geherrscht hatte, diese nur allein durch eine treulose aus dem innern herkommende Verläumdung erzeugt wäre; worauf der Oberst Boyen noch hinzufügte, daß, da Se. Majestät der Kaiser von Frankreich in allen Ihren Verhandlungen auf das Freundschaftlichste zu Werke gegangen und kein derartiges Mißtrauen gegen eine existirende Parthey auch nur mit einer Silbe gezeigt hätte, so wäre man berechtigt anzunehmen, daß alle derartigen Gerüchte nur boßhafte Erfindungen seyen. [...] 399. Scharnhorst an Thile

Breslau, 15. Mai 1812

Nach der Edition bei Linnebach (2. Auflage), S. 431f. Kalckreuths Anschuldigungen gegen Scharnhorst und andere.

Breslau, den 15. Mai 1812. Mein lieber Thile! Endlich habe ich vorgestern zwei ältere Briefe und gestern einen neueren Brief vom 9. Mai von Ihnen erhalten. Herzlichen Dank für beide. Sie erzeigen mir eine große Gefälligkeit, wenn Sie mich von allem, was in der Armee verfügt wird, benachrichtigen. Lassen Sie aber dies durch einen andern schreiben, eigenes Schreiben raubt zu viel Zeit. Wir haben hier der Himmel weiß welche besondere[n] Nachrichten fast alle Tage, ich hör aber nie auf dieselben. Daß wir halb Vertriebenen hier es uns nicht mehr gefallen lassen wollen, daß der Feldmarschall Kalkreuth unkluges Zeug redet und hier jeden der Landesverräterei verdächtig macht, daß er sagt, die preußischen Insurgenten hätten die Franzosen ins Land gezogen und wäre[n] hierhergeflüchtet und d. gl., wird uns wohl niemand verdenken. Mag er immer heimlich Land und Menschena anschwärzen und verraten, öffentlich kann man das doch nicht dulden. Gestern hat er mich zu Tische geladen. Ich gehe hin, obgleich er schon mehrere große Diners gegeben, zu denen ich nicht geladen war. Was tut er aber, er führt den General Kleist und Schöler1 zu Tisch, setzt sie rechts und links seiner hohen Person, obgleich ich alter 2

Der preußisch-französische Bündnisvertrag wurde am 24. Februar in Paris unterzeichnet; am 2. März marschierten 15.000 Franzosen von Magdeburg nach Brandenburg an der Havel.

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In der ersten Auflage: „Leute“. Gemeint ist der im vierten Band vorgestellte Ernst Julius Freiherr Schuler von Senden, Kommandant von Breslau.

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Nr. 400

General war.2 Solche Erbärmlichkeiten sind mir gleichgültig, allein auf eine förmliche Art verleumdet zu werden, das kann kein rechtlicher Mann zugeben, und ich habe daher erklärt, es verstehet sich mit allen den Formen, welche die Verhältnisse im strengsten Sinn mir erlauben, auf eine außerordentliche Artb, sobald ich das geringste höre, diejenigen Maßregeln zu ergreifen, die jeden zu Gebote stehen, und es bleibt auch kein anderes Mittel übrig. Der Himmel erhalte Ihre Gesundheit. Ihr sie herzlich liebender Freund v. Scharnhorst. 400. Scharnhorst an Thile

Breslau, 17. Mai 1812

Nach der Edition bei Linnebach, S. 433f. Gegenwärtige Tätigkeit in Schlesien. Abreise Clausewitz’ und Tiedemanns.

Breslau, den 17. Mai 1812. Lieber Thile, endlich erhalte ich Ihre beiden älteren Briefe und auch den von 9. dieses zugleich. Die erstern waren zwischen Neiße, Frankenstein und Glatz 14 Tage auf Reisen gewesen. Herzlichen Dank für die mir aufgeopferte Zeit. Sie sind damit zu freigebig gewesen, in der Folge schreiben Sie mir nur einige Zeilen. Ich arbeite unaufhörlich an meinem Artilleriewerke, fahre alle Nachmittage mit meiner Tochter [und] dem Schwiegersohn aus; sehe niemand als unsern Freund Boyen und den Prinzen August, wenn er mich zu Tisch bittet, was denn freilich oft kömmt. So lebt sich denn ganz gut, wenn es nur ruhig fortgehen kann. Ich denke im Juni cu. nach Kudowa zu gehen und dort das Bad zu gebrauchen und dann in Oestreichschen, besonders Böhmen, einige Schlachtfelder zu besehen, wenn ich dazu die Erlaubnis erhalte. Man sagt hier, es würde in Böhmen und Mähren viel geworben und gerüstet. Ich weiß nicht, ob es wahr ist. Sie können nicht glauben, welche sonderbaren Gerüchte hier in Umlauf sind. Ich habe hier den General Kleist gesprochen und mich gewissermaßen mit ihm ausgesöhnt. Daß Tiedemann und Clausewitz abgegangen, ist ein großer Verlust. Sie versprachen für die Zukunft viel. Ich suche mein Gemüt zu beruhigen und in Hingebung, soweit ich für nützlich halte, Ersatz zu finden. Leben Sie wohl, ewig Ihr Freund v. Scharnhorst.

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Unterstrichenes bei Linnebach gesperrt gedruckt. Scharnhorst war 1807, Kleist (Brigadegeneral der Niederschlesischen Brigade) 1808 und Schuler von Senden 1809 zum Generalmajor ernannt worden.

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II. In Schlesien während des Rußlandfeldzugs (April–Dezember 1812)

401. Scharnhorst an Friedrich Wilhelm III.

Breslau, 22. Mai 1812

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 48 fol. 34v (1/2 S.): Konzept, Greulichs Hand.a Antrag zur Auflösung der Gewehrreparaturanstalten in Königsberg und Kolberg.

An den Königb Ekm. finde ich mich verpflichtet, unterth. anzutrag[e]n, daß die Gewehrreparaturanstalt[e]n in Königsberg und Colberg die vorhandenen vorzüglichern Materialien nunmehro verarbeitet habenc und bei den noch übrigen schlechtern die reparirten Gewehre fast eben so theuer wie neue kommen, und daß es daher vortheilhaft seyn würde, diese Anstalten eingehen zu lassen.d Die Reparaturanstalt in Graudenz befindet sich zwar in eben dem Fall derer in Colberg u. Königsberg,e da sie aber für das mobile Corps vielleicht vortheilhaft seyn könnte, so schlage ich vor, sie noch ferner bestehn zu lassen. In diesen allerunterth. Vorschlägen habe ich nicht allein meinen Ansichtenf, sondern auch den[en] der 3n Division des Algkrdepts., welche[s] die Oberdirekziong der Verwaltung dieser Anstalten führt, gefolgt.1 Breslau d. 22t. May 1812 nom.H.Gen.Scharnhs. mnd.d.d.Gr. 402. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements Breslau, 22. Mai 1812 GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 48 fol. 34v (1/2 S.): Konzept, Greulichs Hand.a Zustand der Gewehrreparaturanstalten.

An die 3te Divisionb

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Auf der Rückseite des zweiten Blattes eines von Schöler, Leithold, Liebenroth und Stieler unterschriebenen Schreibens der 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements an Scharnhorst (Berlin, 15. Mai 1812, fol. 33r–34r). Darüber durch dichte Schraffur gestrichen: „An die 3te Division“. Statt „hat“. Folgt gestrichen: „Da indessen“. Folgt gestrichen: „allein“. Nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „Direkzion“. Der König genehmigte diese Vorschläge durch die ebda., fol. 37r, archivierte Kabinettsorder an Scharnhorst (Charlottenburg, 8. Juni 1812). Vgl. Anm. a zum vorangehenden Dokument. Adresse in der linken Spalte.

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Nr. 403

Mit den Vorschlägen der h. 3n Div. in dem geehrten Schr. v. 15. d.M.1 bin ich einverstanden, und habec daher diese Angelegenheit heute Sr M.d.K. in einem Berichte vorgetragen. Indem ich diesen Bericht2 der p. Division in der Anlage abschriftlich kommuniz[ir]e, ersuche ich dieselbe ergebenst, mir die jetzt in Bearbeitung habendend Nachweisungen über die materiellen Streitmittel in den Festungen gefälligst mitzutheilen. Breslau d. 22t. May 1812. nom.H.Gen.Scharnhorst. mnd.d.d.Gr. 403. Immediatbericht

Gr.

Breslau, 27. Mai 1812

GStA PK, VI. HA Nl Hardenberg F 19 fol. 14r–15v (31/4 S.): Abschrift, Schreiberhand. Notwendigkeit der Außenwerke Kolbergs. Möglichkeit einer partiellen Demolierung aus politischen Rücksichten. Stationierung von Kavallerie. Ausschluß des Kommandanten von den Verhandlungen mit Frankreich.

Abschrift. Unterthänigster Bericht über die Demolirung der Verschanzungen bei Colberg. Von den Verschanzungs Werken, welche die Festung Colberg umgeben, können bei einer Landung der Engländer nur diejenigen, wenn sie genommen würden, gefährlich werden, welche zwischen der See und der Festung liegen und den Eingang der Persante decken, und also den Engländern Mittel an die Hand geben, mit schwerem Geschütz und Munition zu landen. Es ist nicht abzusehen, wie die Engländer, ohne Meister von dem Eingang der Persante zu seyn, etwas ernstliches gegen Colberg unternehmen könnten, da außer Swinemünde, Rügenwalde und Stolpe keine Landungs Plätze für schweres Geschütz und die dazu erforderliche Munition vorhanden sind. Swinemünde ist von französischen Truppen besetzt, von daher ist also nichts zu befürchten, und von Rügenwalde und Stolpe her schweres Geschütz und die dazu gehörige Munition nach Colberg zu bringen, um es zu beschießen und dahin die Communication zu unterhalten, mögte den Engländern nicht leicht c d 1

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Folgt gestrichen: „deshalb“. Verändert aus „ergebenst, die bearbeiteten“. Vgl. Anm. a zum vorangehenden Dokument. Dazu gehören die „Nachweisung von den in sämtlichen Artillerie-Depots vorhandenen Infanterie-Gewehren und Karabinern“ und die von den „vorräthigen reparaturfähigen Waffen und vorhandenen Debris“ (Berlin, 5. bzw. 14. Mai 1812, a. a. O., fol. 35r, 35v–36r), Also das vorangehende Dokument.

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II. In Schlesien während des Rußlandfeldzugs (April–Dezember 1812)

möglich seyn. Und auch selbst in dem Fall, daß die Engländer von der Landseite her etwas unternehmen könnten, würde durch das Demoliren der Schanzen das Beschießen von Colberg nicht gehindert werden, denn der Punct, wo die Schanze Kastor und Pollux vor dem Cörliner Damm liegt, ist ganz dazu geeignet, von Terrain gedeckt, Colberg zu bombardiren, wie den überhaupt das Bombardement einer Festung, wenn keine vorliegende Werke vorhanden sind, schlechterding nicht verhindert werden kann. Wollte man die Werke an der See demoliren, so würde man zwar der Gefahr, daß sie von den Engländern genommen werden könnten, ausweichen, allein man würde dann nicht im Stande seyn, den Eingang der Persante zu verteidigen und den Engländer zu verwehren, bei einer Landung sich von dieser Seite feste zu setzen. Aus den obigen Betrachtungen scheint für die Demolirung der Verschanzungen um Colberg kein militärischer Grund vorhanden zu seyn. Ein anderes ist es mit dem politischen. Es ist sehr wahrscheinlich, daß die französischen Befehlshaber die Verschanzung bei Colberg zum Vorwande der Besezzung der Werke des Eingangs der Persante brauchen werden. Ob aber diese Besetzung dadurch, daß ein Teil der Schanzen demolirt wird, verhindert werden kann, ist sehr zu bezweifeln, wenn sie im Plan des Ganzen liegt. Entschlößen Sich Ew. Majestät indeßen, einen Teil der Verschanzungen demoliren zu laßen, so würden 1.) die an der See liegenden und vorzüglich die große neue Schanze in der May Kuhle (Kleistschanze), die neue Strandschanze ohnweit der Wolfsbergschanze, die Wolfsbergsche Schanze selbst und alle hart am Strande liegende Werke als Strandverteidigungs Werkzeuge in ihrem jetzigen Zustande bleiben müßen. 2.) würden die Schanzen Kastor und Pollux vor dem Cörliner Damm, so wie ein oder 2 Redouten zwischen dieser und der Wolfsbergschanze bleiben müßen, weil diese Werke die Braunburger Vorstadt decken und unentbehrliche Werke für die Verteidigung der Festung sind. 3.) Die Morast Redoute, die Ziegelschanze, die Kirchhofschanze und die beiden kleinen Blockhäuser in der May Kuhle sind gewißermaßen Teile der Festung, und bei ihnen kann von keiner Demolirung die Rede seyn. Werden alle diese genannten vorliegenden Werke mit 2000 Mann besezt, so bleiben noch 2000 für die Festung. Uebrigens ist es nicht wahrscheinlich, daß man von französischer Seite es übel nehmen wird, wenn bei Colberg und am Strande einige 1000 Mann mehr vorhanden sind als tractatmäßig bestimmt ist. Denn beide Teile haben gegen einen auswärtigen ja ein und ebendaßelbe Intereße. Das Regiment Königin Dragoner scheint bei Colberg von größerem Nutzen zu seyn als eine gleiche Anzal Infanterie. 1.) können im Fall der Noth die Kavalleristen auf den Wall und in Schanzen eben so gut als die Infanterie dienen. 2.) können sie bis dahin nebst der reit. Artillerie zur Beobachtung der Küste weit nützlicher als Infanterie seyn. 3.) sind sie der Festung, wenn der Feind auf einem entfernten Punct gelandet ist, weit wichtiger als Infanterie. Sie geben ihr einen weit um sich greifenden

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Nr. 404

Wirkungs-Kreis, können das Einkommen der detaschirten Truppen, die Herbeiführung der Lebensmittel u. s. w. begünstigen. Nachher sind sie, mit der reitenden Artillerie zwischen der See und Festung postirt, eine paßende, jede Unternehmung des Feindes erschwerende Reserve. 4.) Es möchte mit der Zeit auch schwer werden, in Schlesien mehr Cavallerie zu erhalten, als hier schon vorhanden ist. Daß der Commandant von Colberg1 mit dem französischen Befehlshaber der Strandbesatzung sich über Punkte, von welchen hier die Rede ist, in Berathung setze, wird nie für das Intereße Ew. Majestät vorteilhaft seyn. Alle unmittelbare Unterhandlung[en] der Diener Ew. Majestät mit fremden Behörden müßen, wenn kein besonderer Auftrag und specielle Instruction dazu erteilt ist, über kurz oder lang der Königlichen Autoritaet nicht allein höchst nachtheilig seyn, sondern auch die bedenklichsten Folgen herbeiführen. Breslau den 27. May 1812.a (unterzeichnet) v. Scharnhorst. 404. Scharnhorst an Karl August Freiherrn von Hardenberg

Breslau, 3. Juni 1812

GStA PK, VI. HA Nl Daniel Ludwig Albrecht Nr. 20 fol. 1r–2r (2 S.): Reinschrift, eigenhändig. Druck: Lehmann II, S. 458 (Zitat). Übersendung eines Schreibens an den König. Notwendigkeit der Versorgung der Festungen.

Ich benutze eine gute Gelegenheit, Ew. Excellenz hier einen Brief an Se. Majestät den König zuzushicken, welch[e]n ich, wenn Sie es zwekmäßig finden, zu übergeben gehorsamst bitte.1 Ew. Excellenz wissen, daß ich für eine unbedingte Hingebung an Frankreich bin, immer aber gegen eine Ueberlassung, bei der das Verdienst des eigenen Zutrauens verlohren gehet, mich erklärte. Das letzte ist nach und nach eingetreten und wird sich mit der Desarmirung der Festungen endigen. Dann hat der Kaiser Napoleon auch nicht die geringste Verpflichtung, uns gut zu behandeln, denn alles, was er besitzt, ist gewaltsam, freilich auf eine eigene Art, wie bei Spandau2, errungen. Wie kann der Kaiser Napoleon unter den Umständen Zutrauen, wie Achtung für unsere Regierung haben? Ich glaube daher, der König muß auf die Erhaltung der Festungen und ihre Dottirung bestehen, nichts aus denselben fern[e]r weggea 1

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Das Folgende mit Respektabstand. Oberst Karl Leopold Heinrich Ludwig von Borstell wurde im vierten Band vorgestellt. Vgl. das anschließende Dokument. Nach Spandau war Ende April auch Pillau von französischen Truppen besetzt worden.

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II. In Schlesien während des Rußlandfeldzugs (April–Dezember 1812)

ben, das Fehlende ersetzen, oder aber sie ganz an Frankreich überlaßen, da dies auf den ang[e]f[a]ngn[e]n Wege doch im Geistea der Sache in kurzer Zeit statt finden wird. Alsdann hört das Mißtrauen bei den Franzosen auf und der König hat auch das letzte gethan, was er für Frankreich thun kann.b Breslau den 3ten Jun. 1812.

v.Scharnhorst

405. Scharnhorst an Friedrich Wilhelm III.

Breslau, 3. Juni 1812

GStA PK, VI. HA Nl Daniel Ludwig Albrecht Nr. 20 fol. 3r–4r (21/4 S.): Reinschrift, eigenhändig. Versorgung der preußischen Festungen.

Ew. Königl. Majestät haben aus den hiesigen Festungen 2600 Centner Pulver nach der Weichsel geschikt, dies macht mehr als den 3ten Theil des vorhandenen aus. Da sie nun vorher schon sehr dürftig mit diesem Bedürfniß versehen waren, so ist ihre Vertheidigungsfähigkeit dadurch sehr geschwächt worden. Magdeburg, Spandau und andere noch weiter zurückliegende Plätze dottirt man sehr reichlich, Glogau hat mehr Pulver als alle 4 Ew. Majestät zugehörigen Festungen in Schlesien. Wenn nun nach meiner geringen Einsicht eine zutrauungsvolle Hingebung an Frankreich das beste System ist, was Ew. Majestät befolgen können, so scheint dennoch eine heimliche unvermerkte Desarmirung, bei dera alles Verdienst der zutraulichen Hingebung verlohren gehet, mir in mehrer Hinsicht sehr nachtheilig zu seyn. Ich würde daher allerunterthänigst in Vorschlag bringen, von zweien Wegen einen zu wählen. Entweder die Festungen gehörig von neuen mit Pulver zu versehen, oder aber Frankreich zu erklären, daß man, um das bei der Besetzung von Spandau sich gezeigte unerhörte Mißtrauen zu benehmen, bereit sey, jede Festung den französischen Truppen zu öfnen, aber dagegen auch erwarte, daß man aus den Innern von Frankreich mit den unentbehrlichsten Kriegesbedürfnissen versehen werde. Dies ist eine außerordentliche Maßregel, allein es ist, wenn die Auslieferung der Munition fort gehet, nichts geschehen, welches nicht durch die Umstände sehr bald herbei geführt werden wird. Als die erste conventionsmässige Lieferung des Pulvers aus Schlesien abging, glaubte jeder, daß weiter nichts genommen werde[n] würde, und daß

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Die folgenden zwei Wörter nachträglich hinzugefügt. Das Folgende mit Respektabstand und Respektstrich zur Unterschrift. Statt „den“.

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Nr. 406

das abgeführte ersetzt werden solle, nachdem aber dies nicht geschehen und von neuen 500 Centner nach Preussen geschikt werden solln, mußte auch diese Hofnung schwinden.b Breslau den 3ten Jun. 1812.

v.Scharnhorst

406. Scharnhorst an Friedrich Wilhelm III.

Breslau, 4. Juni 1812

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 42 fol. 113r–114r (21/2 S.): Konzept, Greulichs Hand. Übersendung des Etats für die Gewehrhandwerkskompanie und die Gewehrfabrik. Bitte um Beförderung Tiedeckes.

An Seine Majestät den König.a

Breslau den 4’ Juni 1812.

Ew. Königliche Majestät haben bereits unterm 16’ Juni v. J. zu erhalten geruht, daß aus Personal der Gewehrfabrik zu Neißeb eine GewehrhandwerksKompagnie organisirt werden solle.1 Demzufolge überreiche ich Allerhöchstdenselben ehrfurchtsvoll sowohl den Etat für die Gewehr Handwerks Kompagnie, als auch für die damit verbundene Gewehrfabrikc auf das gegenwärtige Etatsjahr, mit der allerunterthänigsten Bitte, dieselben huldreichst zu vollziehen; demnächst aber dem Artillerie Major Braun zu Neisse den Befehl zu ertheilen, daß er die Organisation darauf ungesäumt vornehme.2 Da jedoch unter den Arbeitern der Fabrik sich noch mehrere nicht obligate Ausländer befinden, welche als gute Arbeiter für jetzt noch nicht zu entbehren sind, so wird man diese einstweilen noch beibehalten müssen, woraus den folgt, daß died Beendigung der Organisation der Gewehr Handwerks Kompganie erst allmählig wird statt haben können. Zum Chef der Kompagnie schlage ich mit Genehmigung des Prinzen August von Preußene den Prem. Lieut. Tiedecke von der Brandenburgischen Artillerie Brigade vor. Nach dem einstimmigen Zeugniß aller seiner bisherigen Vorb

Das Folgende mit Respektabstand und Respektstrich zur Unterschrift.

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Adresse in der linken Spalte. Verändert aus „daß das Personal der Gewehrfabrik zu Neiße in“. Dazu am Rande zwei schräge Striche. Die folgenden vier Wörter nachträglich hinzugefügt. Die folgenden zwei Wörter nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „schlage ich“. Gemeint ist mutmaßlich Schreiben Nr. 86, das jedoch auf den 1. Juni 1811 datiert ist. Vgl. die entsprechende Kabinettsorder an Scharnhorst (Charlottenburg, 27. Juni 1812, a. a. O., fol. 120r).

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II. In Schlesien während des Rußlandfeldzugs (April–Dezember 1812)

gesetzten eignet sich derselbe zu diesem Posten ganz vorzüglich, besonders da er der Gewehr Reparatur Anstalt zu Berlin zur allgemeinen Zufriedenheit vorgestanden und sich bei dieser Gelegenheit sehr gründliche Kenntnisse in der Gewehr Fabrikation erworben hat. Weil nun der p. Tiedecke durch diese Anstellung aus seiner militärischen Laufbahn entfernt wird, mithin für die Folge keine Aussichten zum besondern Avancement hatf, er auch schon an 27 Jahre mit Eifer und Treue gedient hat, so wage ich die unterthänige Bitte, daß Ew. Königliche Majestät geruhen möchten, dem p. Tiedecke den Charakter als wirklicher Kapitän, jedoch mit dem Gehaltg als Stabs Kapitän, huldreichst zu ertheilen. Diese Auszeichnung scheint auch um deswillen nothwendig, da bei der Gewehr Fabrik zu Neisse schon der Stabs Kapitän Wiegand kommandirt steht, welcher [ein] über 10 Jahre jüngerer Offizier ist als der p. Tiedecke. Breslau d. 4. Juni 12. mund.d.d.Gr. nom.d.H.G.v.Scharnhorst. 407. Scharnhorst an Gerhard

Breslau, 4. Juni 1812

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 42 fol. 112r–v (2 S.): Konzept, Greulichs Hand. Produktionsstockung der Gewehrfabrik in Malapane.

Des Königlichen Geheimen Staatsraths und Berg Hauptmanns Herrn Gerhard Hochwohlgeboren.a

Breslau den 4’ Juni 1812.

Der Artillerie Major Braun zeigt mir an, daß die Fabrication der Gewehrtheile zu Malapane, statt sich zu vermehren, mit jedem Tage abnimmt, und daß, wenn dies in der bisherigen Progression fortgeht, sie bald gänzlich aufhören wird. Nach den Versicherungen, welche Ew. mir gegebenb, die Fabrication nach allen Kräften zu unterstützen, muß ich glauben, daß die Besorgnisse des Major Braunc zu weit getrieben sind, wenngleich die von ihm übersandten f

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Folgt, durch dichte Schraffur gestrichen: „und weil auch schon ein jüngerer Offizier als [...........]“. Verändert aus „mit Beibehaltung seines Gehaltes“. Adresse in der linken Spalte. Das Folgende bis „zu unterstützen“ nachträglich hinzugefügt. Folgen etwa drei durch dichte Schraffur gestrichene Wörter, als letztes: „ungegründet“.

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Rapported von dem, was wirklich an Gewehrtheilen geliefert worden, beweisen, daß seine Besorgnisse nicht ganz ungegründet sind. Da nun nach dem Willen Sr. Majestät die Gewehrfabrikation auf Königliche Rechnung durchaus in Schwung gebracht werden soll, so ersuche ich Ew. nochmals ganz ergebenst, sich dieser Sache auf das lebhafteste anzunehmen, auch mich wissen zu lassen, welche Hindernisse dem guten Fortgang noch entgegenstehen, damit ich meinerseits gleichfalls an ihrer Beseitigung arbeiten kann. Nach Meinung des Major Braun sollen noch 2 Haupthindernisse zu überwinden seyn, nämlich die Anschaffung geschickterer Arbeiter, d. h. der Schleifer und Garniseur, und dann die Verbesserung der Anlage, besonders des Wasserbaus, damit nicht bei jedem eintretenden zu hohen oder zu niedern Wasser die ganze Fabrikation in Stocken geräth. Für geschickte Arbeiter werden Ew. gewiß schon Sorge getragen haben, allein wegen des Umbaues der Werke ist, wie ich höre, noch nichts geschehen. Damit nun aber die gute Jahreszeit nicht ungenützt verstreicht, so ersuche ich Ew., diesen Bau recht bald vornehmen zu lassen, besonders da, wie ich höre, die Gelder dazu schon bewilligt seyn sollen. nom.H.G.v.Scharnhorst. mund.d.d.Gr. 408. Scharnhorst an Prinz August

Breslau, 9. Juni 1812

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 42 fol. 116r–v (1 S.): Konzept, Greulichs Hand, mit eigenhändigen Veränderungen. Engpässe bei der Gewehrfabrikation. Ersuchen um Entsendung Brauns nach Suhl.

An den Prinz August Kh. Die Verhältnisse, in denen sich gegenwärtig die Gewehr Fabrikation a in Neisse befindet, wonach die Werkstätten zu Malpane noch nicht ganz soviel Gewehrtheile liefern, als festgesetzt worden istb, um die Fabrik in Neisse ununterbrochen in Gang zu erhalten, machen es nothwendig, sich zu bemühen, vorläufig eine kleinec Quantität Läufe vom Auslande zu beziehen.d Ich wünsche daher, daß, Ew. Königliche Hoheit es gnädigst genehmigen, wenn ich den Artillerie Major Braun zu einer Reise nach Suhl hiermit in Vorschlag bringe, und daß Höchstdieselben gnädigst bei des Königs Majestät d

Folgt gestrichen: „beweisen, daß“.

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Die folgenden zwei Wörter eigenhändig hinzugefügt. In zwei Schritten verändert aus „nicht ganz das leisten, was erfordert wird“, dabei „festgesetzt worden ist“ eigenhändig. Eigenhändig hinzugefügt. Folgt, durch dichte Schraffur gestrichen: „Vor allen Dingen aber auch an Kenntniß zu sammeln.“

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II. In Schlesien während des Rußlandfeldzugs (April–Dezember 1812)

darnach antragen, daß dieser Offizier auf 4 bis 6 Wochen dorthin commandirt werden darfe, um einen Versuch zu machenf, eine kleine Quantität Laufe vom preußischen Kaliber daselbst in Bestellung zu geben. Dies wird noch überdies den großen Nutzen gewähren, daß der Major Braun eine Kenntniß der dortigen Gewehrfabrikation sich erwerben undg die erlangten Erfahrungen zum Vortheil unserer Fabrik anwenden kann.h i Ich bemerke übrigensj, daß bei diesen Ankauf kein[e] Erweitru[n]g unsr Gewehrfabrikation bezwekt ist, sondern daß Neisse nur so viel Gewehre, als shon la[n]ge bestimt ist, liefern soll, daß Potsdam in der Folgek weit weniger Gewehre liefert u. daß die meist[e]n Gewehr Reparaturanstallt[e]n jetzt eingehen.l Breslau d. 9. Juni 1812.1 nom.H.G.v.Scharnhorst. mund.d.d.Gr. 409. Scharnhorst an Friederike Hensel

[?], 14. Juni 1812

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 51 fol. 20r–21r (3 S.): Eigenhändig. Abschrift: ebda., Nr. 5 fol. 11v–12r (2 S.). Entfremdung. Gedanken zur Zukunft des Verhältnisses.

Meine liebe Friderike, wir sind noch 3 Tage hier, ich muß, da ich fürchte, es könnten Mißverständnisse zwischen uns stattfinden, schriftlich sagen, wie ich über unser Verhältniß denke.1 Ich sehe voraus, ich werde Dich verlassen e f g h

i j k 1

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Das anschließende Satzende nachträglich hinzugefügt. Die folgenden drei Wörter eigenhändig hinzugefügt. Folgt gestrichen: „durch“. Am Rande eine Notiz Greulichs vom 20. Juli: „An den Major Braun Die hierauf erhaltene Kabinetsorder hat der H. General dem Major Braun in Originale zugeschickt, um darnach zu thun, was er für gut achtet.“ Vgl. Anm. 1. Der hier einsetzende Absatz eigenhändig hinzugefügt. Verändert aus „Ich bitte übrigens zu bemerken“. Verändert aus „daß dies durch die kleinere Quandität, welche Potsdam liefert“. Auf der Rückseite gestrichen eigenhändig: „Wir bedürfen“ und „Da die Liefferung der Gewehre“. Eine an Scharnhorst adressierte Kabinettsorder (Potsdam, 15. Juni 1812, a. a. O., fol. 115r) erklärte auf Anraten Hardenbergs eine Bestellung von Gewehrläufen in Suhl wegen des möglichen Eindrucks im Ausland für untunlich, gestattete aber, daß Braun als Privatmann reiste, um sich Kenntnisse über die Suhler Gewehrproduktion zu verschaffen. Vgl. den Vermerk Georges auf fol. 117r zur Rücksendung der Kabinettsorder durch Braun. Dieser schrieb (Neiße, 25. Juli 1812, fol. 124r–125r), er werde nach der Revue durch den König privat nach Suhl reisen. Zu Friederike Hensel vgl. Anhang 1, zu ihrem Verhältnis zu Scharnhorst auch Abschnitt 2 dieses Kapitels.

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müssen; ich habe mich Dich aufgedrungen und ich kann es nicht laßen, diesa ferner zu thun, so lange ich bei Dir bin. Wenn ich aus Deiner Nähe mich entferne, so geschiehet es aus zwei Ursachen. Erstlich, weil ich glaube, daß ich Dir durch mein aufdringendes Wesen zuwieder bin und Dir nur die Tage verbittere, und zweitens, weil ich die kleine Vergehung, welche Du gegen das Versprechen vom 26. May gemacht hast, erst dann werde vergeßen können, wenn Du es bereust und ich hieraus schließen kann, daß es nicht wieder geschiehet. Die Sache selbst ist mir nicht so unangenehm, als daß Du sie leugnen wolltest und mir das einzige, was ich für meine Liebe zu Dir, für meine ganze Hingebung erwarten kann, versagtest. Ich fordere nichts von Dir, auf der Welt nichts, als unbedingtes Zutrauen. Für dies will ich Dein Vater seyn und Dir mit meinen Kindern gleich stelln und alles für Dich seyn, was Du willst. Aber dieses Zutrauen bedarf ich auch ganz, wenn mir Dein Verhältniß glüklich machen soll, ich habe es Dir immer gesagt und tausend mal wiederholt, daß Du nur allein dadurch von mir stoßen köntest, wenn Du es mir nicht zukommen ließest. In dem ich Dir hier die mündliche Versprechung wiederhole, alle Verpflichtungen eines liebevollen Vaters bei Dirb zu übernehmen, füge ich noch hinzu, daß ich diese auch halten werdec, wenn Du meine Bittend nicht erfüllen solltest, daß ich immer mit Liebe und Freundschaft Dir ergeben seyn werde, so lange ich lebe; daß ich niemand das Anerbieten gethan habe und niemals thun werde, was Du von mir hast, und was ich selbst bei mir kaum verantworten kann. Ueberlege nun, meine Friderike, und vergiß dabei nicht, daß ich in meinen Entschlüßen eben so standhaft für als wieder eine Sache bin, eben so treu und innig für Diche ein Vater seyn, als von Dich auch unabänderlich entfernt halten werde; übersieh nicht, daß bei mir nicht Eigensinn und Albernheit in Spiel ist, sondern daß unwilkürliche Gefühle mich bestimmen; bedenke ferner, daß nicht Deine Güte und Gefälligkeit hier etwas entscheiden kann, sondern daß es auf Dein inneres Wesen ankömmt, und daß Du meine Wünsche nie erfüllen wirst, wenn Deine Empfindungen nicht dahin stimmen und Du und ich nur immer in größere Verlegenheit kommen. Sag mir in diesen Fall frei heraus, daß Du meinen Forderungen nicht genügen köntest, dann bleiben wir entfernte Freunde; Du hast immer in Unglük einen Vater, der Dich mit Liebe und Zärtlichkeit aufnehmen wird. Dies ist mein ganzes Herz Dir dargelegt – wähle nun. Scharnhorst Den 14. Jun. 1812. a b c d e

Nachträglich hinzugefügt. Folgen ein oder zwei durch besonders gründliche Schraffur gestrichene Wörter. Statt „werden“. Folgt, durch dichte Schraffur gestrichen: „auch“. Folgt gestrichen: „wie“.

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II. In Schlesien während des Rußlandfeldzugs (April–Dezember 1812)

410. Scharnhorst an Schöler

Breslau, 17. Juni 1812

Nach der Edition bei Linnebach, S. 434f.a Planung für Reise nach Österreich.

Lieber Schöler, ich gehe morgen von hier nach Cudowa, von dort besuche ich die Schlachtfelder in Böhmen, ich werde jedoch nicht leicht über 8 bis 10 Tage in eins fort von Cudowa abwesend sein1, ich werde die Einrichtung treffen, daß meine Briefe mir sicher zukommen oder in Cudowa so lange liegen bleiben, bis ich zurückkomme, Braun hatte den Brief an mich sehr sorgsam bestellt. Leben Sie wohl. Ihr Freund Scharnhorst. 411. Scharnhorst an Johann Karl Ludwig Braun

Breslau, 19. Juni 1812

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 42 fol. 118r (1 S.): Konzept, Schreiberhand, mit eigenhändiger Hinzufügung. Ankauf von Gewehrläufen im Ausland.

An den Major Braun Aus der Anlage, die ich mir zurük erbitte, werden Eh. ersehen, daß wir mit unserer Gewehrfabrikazionsanstalt noch immer nicht viela weiter sind. Sie äußerten mir bei Gelegenheit, daß Sie Gewehrläufe von Wienb od[e]r Suhle ankaufenc könnten. Ich halte diesen Ankauf, um bald mit Gewehrläufen versorgt zu werden, jezt für das beste, und ersuche Sie, dafür die nöthigen Schritte zu thun und zu dieser Angelegenheit sich in Correspondenz zu sezzen. Breslau d. 19. Juni 1812. nom.H.G.Scharnhorstd

a

1

a b c d

Linnebachs Vorlage befand sich damals im Besitz von Frau Oberstleutnant Jähns in Berlin. Mutmaßlich reiste Scharnhorst deshalb mindestens zweimal über die Grenze, das erste Mal während der Korrespondenzlücke vom 21. Juni bis 1. Juli. Nachträglich hinzugefügt. Die folgenden zwei Wörter eigenhändig hinzugefügt. Verändert aus „anschaffen“. Darunter ein Mundierungsvermerk Greulichs vom selben Tage.

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Nr. 412

412. Scharnhorst an Friederike Hensel

[?], 20. Juni [1812]

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 51 fol. 22r (1 S.): Eigenhändig. Abschrift: ebda., Nr. 5 fol. 12v–13r (1/2 S.). Unglück der Trennung. Bevorstehende Reise nach Österreich.

Meine liebe Friederike, ich liebe Dich so unaussprechlich, daß ich nur dann glüklich seyn kann, wenn Du ganz meine bist und wenn Du Dich nicht scheust, dies jedem so weit, als ich es passend finde, zu zeigen. Du hast dies in den ersten beiden Tagen unsers Hierseins gethan, Du hast mich damit verwöhnt, ich kann Dein jetziges Zurüktreten nicht ertragen, mein Gemüth ist zu empfindlich, ich muß daher von hier, so schwer mir dieser Schritt auch wird. Ich gehe morgen früh weg, ich bin unbeschreiblich unglüklich; wilst Du bei meinen Hiersein das sagen, was Dir von Haus geschrieben, so muß es also diesen Nachmittag geschehen, wir können als dann diesen Abend darüber weitersprechen. Ob ich gleich glaube, daß Du für mich verlohren bist, wenn ich erst weg bin, so werde ich doch ein mal wieder kommen; ich werde alle Anstallt treffen, daß du in jeder Stunde als meine Tochter da wo Du weißt erscheinen kannst, wenn Du sonst den Muth hast, Dich mir anzuvertrauen und in mir einen liebevollen Vater finden willst. Du kannst Dich nun entschließen. Dein Dich liebender S.a D. 20. Juni.b 413. Scharnhorst an Thile

Glatz, 2. Juli 1812

Nach der Edition bei Linnebach (2. Auflage), S. 435. Schriftstellerische Tätigkeit. Scharnhorst und die Liebe.

Glatz, den 2. Juli 1812. Ich danke Ihnen, mein lieber Thile, für die Güte, welche Sie gehabt haben, mich mit den militärischen Vorgängen historisch bekannt zu machen.1 Sie verbinden mich durch diese Notizen unendlich, und niemand kann Ihnen dafür dankbarer sein als ich. Ich bedaure, daß Sie auch schon anfangen, die Folgen der vielen sitzenden und anstrengenden Arbeiten zu fühlen. So mancherlei Umstände auf mein Gemüt aucha gewirkt haben, so bin ich dennoch gesund. Mir gehet es wie den hypochondrischen Leuten, ohne Hypochonder zu sein.2 Oft bin ich eine Zeit in schriftstellerischen Arbeiten glücklich. Dann kömmt a b

a 1

In der Abschrift: „v.Scharnhorst.“ Datum mutmaßlich von Friederike Hensels Hand. Fehlt in der ersten Auflage. Am 24. Juni hatten die ersten Truppen der Grande Armée den Njemen überschritten und damit Napoleons Feldzug gegen Rußland eröffnet.

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II. In Schlesien während des Rußlandfeldzugs (April–Dezember 1812)

ein äußerer Anstoß, der mein Gemüt so erschüttert, daß eine Zeit dazu gehört, ehe es wieder in Ruhe kömmt. Ich habe auf der Welt alles versucht, ich glaube, so recht glücklich kann man auch in besseren Zeiten nicht sein. Dies tröstet mich oft eine Zeitlang, aber nur eine Zeitlangb. Die innere gemütliche Freundschaft füllt, wenn man zu Jahren kömmt, nicht ganz das Herz mehr aus. Die Liebe, ich schäme mich nicht, es Ihnen zu gestehen, kann mich noch aufs Innerste erschüttern, aber auch sie hat von frühester Jugend an mich immer durch zu tiefe Eindrücke verwundet, immer forderte ich zu viel, und leistete man allesc, was ich forderte, so wurde ich ängstlich und das hohe Interesse verlor sich. Gott gebe Ihnen und uns allen Gemütsruhe. Ihr Freund Scharnhorst. 414. Scharnhorst an Thile

Glatz, 2. Juli 1812

Nach der Edition bei Linnebach (2. Auflage), S. 436. Weiterer Druck: Lehmann II, S. 453 (Auszug). Scharnhorsts Kompetenzen hinsichtlich der Festungen außerhalb Schlesiens.

Glatz, den 2. Juli 1812. Sie fragen mich freundschaftlich, inwieweit ich Anteil an der Inspektion der außer Schlesien befindlichen Festungen habe. Meine Antwort ist: alle auf die Besetzung mit Truppen, die Verteidigung und die Verhältnisse der Befehlshaber in denselben Bezug habenden Gegenstände können auf keine Art meinen Geschäftskreis berühren. Alle anderen Anordnungen (als: Reparatur der Werke, Anlegung neuer, Versorgung mit Kriegs- und Lebensbedürfnisse), alle Befehle, welche nicht von außen oder den mobilen Korps kommen, gehen mir allerdings an. Und aus welchen Grunde sollte hierin ein ander Verhältnis eintreten? Ich bin ja in Dienst, in völliger Autorität meiner Stelle. Noch mehr, meine älteren und allein dem General von Hake bekannten Verhältnisse sind nicht einmal aufgehoben.1 Ich erkläre aber hier feierlich, daß ich sie als aufgehoben ansehe. So stehet die Sache. Soll ich aber nur, von Dienstverhältnissen abstrahiert, Ihnen als Freund reden, so sage ich Ihnen 2

Die Hypochondrie (abgeleitet von Hypochondrium, der wissenschaftlichen Bezeichnung eines Teils der oberen Bauchgegend) wurde damals auch als Erkrankung verschiedener Eingeweide, etwa des Darms oder der Gallenblase, gedeutet.

b

Unterstrichenes bei Linnebach gesperrt gedruckt. In der ersten Auflage: „leistete mein Alter“.

c

1

Tatsächlich hatte der König sie am 26. April suspendiert, aber offenbar ohne Scharnhorst davon zu benachrichtigen, vgl. Nr. 392 im sechsten Band.

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Nr. 415

offen, daß es mir lieb ist, wenn mir nichts bekannt gemacht wird, wenn ich mit nichts zu tun habe als da, wo der König von mir ein Gutachten fordert, welches als ein Zeichen des allerhöchsten Zutrauens immer für mich einen großen Wert hat. Herzlich und innigst Ihr Freund Scharnhorst. 415. Scharnhorst an Friederike Hensel

[Kudowa?], 12. [Juli 1812a]

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 343 (21/2 S.): Eigenhändig. Friederikes heimliche Abreise nach Breslau und die Folgen.

Innigst geliebte Auguste1, was es ist Dich nicht zu sehen, nicht zu sprechen, habe ich erst diese Tage erfaren. Wie ich dies vertragen werde, weiß ich noch nicht, ohne Dich ist mir die Weltb, ist mir alles tod. Der Tag nach Deiner Abreise war mir schreklich, alles stürmte auf uns ein und den Tag darauf war alles vergessen. Ich hatte gesagt, ich wüste, das Du hättest weg gehen wolln, dies nahm mich Julchen am meisten übel. Ich schwieg zu allen, nur das lit ich nicht, das man von Dir was übel sprach. Dies ist auch nicht anders als nur in Verdruß geschehen, außer daß der Graf2 gehört hatte, das Du mit den Officier bekannt wärst und den vielleicht gefolgt wärst. Ich habe das wiedersprochen, undc gesagt, Du wärst nach Haus, ich wüßte es, dasselbe hat Friederich3 zu allen gesagt. Damit ist nun alles vorbei. Fritze war Dir bis Glatz nach, ich folgte ihn bis Reinerz, damit, wenn er Dich gefunden, Du nicht zurük gebracht würdest. Ich hätte Dich loß gemacht, ich hätte nicht gelitten, daß meine Auguste der Verachtung hier preis gegeben wäre, hätte es mich auch mein Leben gekostet. Ich schreibe dies am Sontage den 12ten, ich rechne, das Du morgen, den 13ten, als an Montage hinkämst. Ich werded bald bei Dir sein. Julchen hat ein Mädgen von Glatz gemietet, welches morgen kömt, jetzt ist die älteste Benedix Tochter hier. Weder Fritz noch Julchen spricht mit mir ein Wort. Wenn Du mir, meine Auguste, gut bist, so ertrage ich diesen Has mit Freuden. In Deiner kindlichen Liebe lebe und webe ich, dieser Liebe vertraue ich meine ganze Glüka

b c d 1

2

3

Nach dem archivalischen Vermerk „12.7.“ auf der ersten Seite. Der 12. Juli 1812 fiel tatsächlich auf einen Sonntag. Die folgenden zwei Wörter nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „sondern“. Folgt gestrichen: „den“. Friederike Hensel nahm auf Scharnhorsts Wunsch den Namen Auguste (von) Scharnhorst an. Da es unklar ist, ob diese Namensänderung rechtsgültig war, wird sie in dieser Edition auch in der Folge Friederike Hensel genannt. Da Scharnhorsts Schwiegersohn Friedrich Graf zu Dohna in diesem und anderen Briefen gewöhnlich als „Fritz(e)“ erwähnt wird, ist mutmaßlich Graf Götzen gemeint, der sich viel in Kudowa aufhielt. Scharnhorsts Bursche.

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II. In Schlesien während des Rußlandfeldzugs (April–Dezember 1812)

seeligkeit [an]. Ich bin jetzt ganz frei von Mistrauen, ich komme zu Dir mit offenen zutrauungsvolln väterlichen Herzen. Ich bitte Dich an Herrn Seeliger4 zu sagen, das er in Absicht des Klosters5 nichts thune möchte bis ich käme. Zeige Du Dich niemand. Dein Dich innigst und väterlich liebender S. wird ehe Du es glaubst bei Dir sein. 416. Scharnhorst an Karl August Freiherrn von Hardenberg Breslau, 20. Juli 1812 GStA PK, VI. HA Nl Daniel Ludwig Albrecht Nr. 21 fol. 37r–38v (4 S.): Eigenhändig. Druck: Lehmann II, S. 349 (Zitatea). Übersendung von zwei Schreiben an den König. Stimmung und Versorgungslage in Schlesien.

Ew. Excellenz haben mir von jeher so viel Zutrauen und Gnade erzeigt, daß ich wieder meine Schuldigkeit und Gefühle handeln würde, wenn ich ohne Ihre gütige Zustimmung irgend einen Schritt von Bedeutung thäte. Aus diesn Gründen schicke ich Ihnen hier zwei Briefe an Se. Majestät den König, die ich nur dann zu übergeben gehorsamst bitte, wenn sie nicht ganz von Ew. Excellenz gemißbilligt werden.b e 4

5

a

b

Folgt gestrichen: „müße“. Gemeint ist mutmaßlich der Kunst- und Horndrechsler Johann Konrad Seeling (1768– 1812). Dieser Sohn eines Fürther Seifensieders lebte seit 1792 in Breslau, seit 1794 als Meister und Bürger. Während der Belagerung von Breslau verteilte er auf eigene Kosten Suppe an die Soldaten und beteiligte sich an Bürgerdeputationen, die den Gouverneur zur Fortführung der Verteidigung aufforderten. Nach der Kapitulation verteilte Seeling Reisegeld an Selbstranzionierte, und hob sich bei der Fortschaffung von über 100.000 Talern aus königlichen Kassen einen Bruch. In der Folge beteiligte er sich an konspirativen Projekten, u. a. gegen Glogau. Im März 1809 reiste er mit dem Tuchfabrikanten Gottlob Sigismund Jaeckel nach Königsberg, wo er dem Königspaar vorgestellt wurde und auch Scharnhorst kennenlernte; vgl. Nr. 314 im fünften Band. Der 1810 mit dem Zivilehrenzeichen ausgezeichnete und zum Stadtverordneten gewählte Seeling hatte sein Vermögen (1806: 12.000 Taler) seinem Patriotismus geopfert und wandte sich daher mit einer Bitte um Unterstützung an den Staat. Eine Kabinettsorder vom 30. Januar 1812 gewährte ihm und seiner Familie ein Haus und eine Rente. Vgl. den von Peter Friedrich Kanngießer verfaßten Nachruf in: Schlesische Provinzialblätter Bd. 56, 10. Stück (Oktober 1812), S. 289–303, sowie Hermann Granier: Patriotische Schlesier in der Franzosenzeit von 1806/07, in: ZVGS 40, S. 231–246. Friederike Hensel wurde in Breslau im Ursulinenkloster einquartiert, zu dem seit der Gründung 1687 eine Pensionatsschule gehörte. Der deutsche Konvent wurde 1946 samt der Marienschule in Bielefeld neugegründet, am alten Ort neben der Breslauer Universität besteht seitdem ein polnischer. Dort auf den 30. datiert. Lehmann zitiert Punkt 1 ab „das Uebelste“ und den letzten Satz von Punkt 2. Dazu am Rande von Hardenberg vermerkt: „Dieses habe ich nicht gethan und die Gründe dem G. v. S. in Glatz mündlich eröfnet.“ Vgl. die anschließenden zwei Dokumente.

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Nr. 416

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Bei dieser Gelegenheit glaube ich Ew. Excellenz folgende Resultate über die Stimmung im Innern mittheilen zu dürfen. 1. Man ist nicht mit der Regierung zufrieden, aber Widersetzlichkeiten sind dennoch nicht zu fürchten; das Uebelstec bestehet darin, daß die meisten Menshen sich dahin äußern, es seid bei uns so übel, daß es nicht schlechter werden könne und daß nun nichts mehr von Außen zu befürchten sey. 2. Innere Verbindungen von irgend einer Bedeutung gegen die Franzosen finden nicht statt. Die vernünftigern und kräftigern Individuen von dieser Klasse sind sind schon weg oder gehen noch nach Rußland od[e]r England. Alle antifranzösisch Gesinnten glauben, daß so wohl der Hof als die Regierung in der Lage einer nicht gänzlich unbedingten Abhängigkeit sich anfang[e]n nicht mehr unglüklich zu fühlen und eine Wiederbelebung unter veränderten Verhältniß[e]n nie zu hoffen sey. 3. Die Maßregeln gegen die Ausgewanderten und noch Auswandernden hat man zwar nicht ungerecht, aber weder billig noch politisch richtig gefunden.1 Die billigsten Individuene entschuldigen diesen Schritt mit den Drang der Umstände. 4. Die Noth unter den Unterthanen der ärmern Klassen ist sehr groß in Schlesien gew[a]chsen, viele und wirklich sehr viele Menschenf haben seit Monaten bloß von Beeren und Kräutern auf dem Felde gelebt. Jetzt aber ist jed[e]n geholfen, die Ernte hat angefang[e]n und alle Feldfrüchte sind in den üpigsten Wachsthume. 5. Die Wieder Anstellung des Minist[e]r v. Ingersleben hat einen sehr übeln Eindruk in doppelter Hinsicht gemacht, theil[s] weil er und sein Bruder treuloß gehandelt2, theils aber auch, weil man die alte Einrichtung der Provincial Minister3 dadurch wied[e]r erneurt habeg. Ich denke mich freilich die Sache ganz anders.

c d e f g 1

2

3

Folgen drei oder vier durch dichte Schraffur gestrichene Wörter. Die folgenden zwei Wörter nachträglich hinzugefügt. Nachträglich hinzugefügt. Nachträglich hinzugefügt. Statt „haben.“ Da viele Offiziere nach Abschluß der französisch-preußischen Allianz in russische oder britische Dienste getreten waren, erließ die Regierung am 2. Juli das Edikt wegen der Auswanderung preußischer Untertanen und ihrer Naturalisation in fremden Staaten. Der wie sein Bruder im vierten Band vorgestellte Karl Heinrich Ludwig von Ingersleben (1753–1831) war im Juni zum Präsidenten von Pommern ernannt worden. Ihm machte man zum Vorwurf, daß er sich als Chef der Zivilverwaltung von Stettin nicht aktiv der Kapitulation widersetzt hatte (was er selbst als unzulässige Einmischung in militärische Belange ansah), sein Bruder, Oberst Friedrich Wilhelm Ferdinand (1746– 1814) war als Hauptverantwortlicher für die Kapitulation von Küstrin in Abwesenheit zum Tode verurteilt worden. Die Ernennung eines ehemaligen Ministers zum Präsidenten einer Provinz verleitete einige zum Fehlschluß, man beabsichtige die für einzelne Provinzen zuständigen Ministerposten wieder einzuführen, die Stein in seiner Reform abgeschafft hatte.

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II. In Schlesien während des Rußlandfeldzugs (April–Dezember 1812)

Das ich keinen Antheil an diesen Meinung[e]n nehme und nur den Zwek habe, Ew. Excellenz die Ansichten der Menshen einer gewißen Klasse bekannt zu machen, werden Sie mir zuglauben, wenn Sie sich meiner Anhänglichkeit, Verehrung und Dankbarkeit gnädigst erinnern. Breslau den 20. Jul. 1812. v.Scharnhorst 417. Scharnhorst an Friedrich Wilhelm III.

Breslau, 20. Juli 1812

GStA PK, VI. HA Nl Daniel Ludwig Albrecht Nr. 21 fol. 39r–40v (31/2 S.): Reinschrift, eigenhändig.a Pulvermangel der Festungen. Bedeutung der Festungen für die Unabhängigkeit Preußens. Die instruktionswidrig schnelle Übergabe Pillaus.

Das Zutrauen, womit mich Ew. Majestät beehrten, und die Stelle, welche ich zu bekleiden die Ehre habe, machen es mir zur Pflicht, wiederholend darzulegen, daß Ew. Majestät Festungen nicht das zu einer Vertheidigung erforderliche Pulver haben und daß auch in Colberg die Lebensbedürfnisse nach einer mir zugekommenen Nachricht vermindert sind, um damit für den Augenblik die mobilen Truppen auszuhelfen. Die Festungen warn vor der Allianz mit Frankreich außerst nothdürftig mit Pulver versehen, und es war bei den Vorsatz des Krieges mit Rußland nöthig dasselbe zu vermehren. Statt dessen aber ist es vermindert und die Quandität jetzt so gering, daß daraus bei der Vertheidigung die größten Unglüksfälle entstehen können. Es ist daher äußerst wichtig, den Festungen wenigstens das genommene Pulver wiederzuersetzen. Man darf nicht übersehen, daß jede Festung 8 bis 12 Mill. Thaler gekostet, daß Ew. Majestät alle Kräfte des Staats angewandt haben, sie mit allem, was zu einer Vertheidigung gehört, zu versehen, und daß nun der Mangel eines Bestandtheils den Gebrauch so vieler theuer erkaufter Mittel unmöglich macht, und dies grade in einer Lage, wo dieb Selbständigkeit der Monarchie allein von den Festungen abhängt. Eben so halte ich mich verbunden, Ew. Majestät auf einen andern die Festung[en] betreffenden Punkt aufmerksam zu machen. Bei der Uebergabe der Festung Pillau1 hat der Comandant2 nicht die ihm von Ew. Majestät gegebene Instruction befolgt und allen Comandanten ein neues Beispiel gegeben, daß weder neuere Instructionen, noch Bestrafungen der Comandanten, welche in den letzten Kriege die Festungen übergeben hatten, auf den jetzigen a

b 1

2

Dazu der mit dem „fliegenden“ Privatsiegel Scharnhorsts versehene Umschlag, adressiert: „An Se. Majestät den König zu allerhöchst eigener Eröfnung“ (fol. 41r). Folgt gestrichen: „einzige“. Marschall Davout hatte am 28. April die Überlassung der kleinen Festung an die französische Armee gefordert, was mit Zustimmung Grawerts einige Zeit später geschah. Ernst Christian Albert von Tresckow.

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Zustand anzuwenden seyen. Es liegt in den Verhältnissen, daß Ew. Majestät Frankreich in diesen Kriege auf alle Art unterstützen, um dadurch sich Zutrauen und Vortheile für den Staat zu verschaffen. Wenn aber diese Unterstützung durch Fehler unsers Benehmens erzwungen wird, wenn andere als Ew. Majestät sie vershenken dürfen, so kömmt weder Ew. Majestät noch den Staate dadurch etwas zu Gute und es entstehet dadurch ein sehr übeler Geist, von den die Folgen nicht zu berechnen sind. Die reine Absicht, welche ich bei dieser Darlegung habe, darf die Freimüthigkeit allergnädigst entschuldigen.c Breslau den 20. Jul. 1812.

v.Scharnhorst

418. Scharnhorst an Friedrich Wilhelm III.

Breslau, 20. Juli 1812

GStA PK, VI. HA Nl Daniel Ludwig Albrecht Nr. 75 fol. 31r–32r (21/2 S.): Reinschrift, eigenhändig. Druck: Linnebach, S. 436f. Gesuch um Aufträge oder Entlassung für die Dauer des Krieges.

Ew. Königl. Majestäta erlauben mir gnadigst, hier meine persönlichen Verhältnisse mit der Offenheit allerunterthänigst aufstellen zu dürfen, welche mir die Pflicht und die innigsten Gefühle der Dankbarkeit auferlegen. Ew. Königl. Majestät haben mich mit großen Zutrauen zu beehren geruhet und mich in meinen kleinen oeconomischen Verhältnissen besonderer hoher Gnade angedeihen lassen. Diese gnädigsten Gesinnungen haben mich in den Stand gesetzt, allen Unannehmlichkeiten, welche die politische Lage herbeigeführt, zu trotzen. Nun aber tritt ein ander Fall ein. Der Krieg ist ausgebrochen, ich bin hier ohne alle Beschäftigung, welcheb auf irgendeine Art Nutzen haben könnte. Es ist mir unmöglich, die Gefühle des Strebens für Ew. Majestät Wohl und Vaterland abzulegen und während des Kriegs, der nun angefangen, in der letzten Periode meines Lebens einer andern Empfindung Raum zu lassen als der, welche mir zur Natur geworden ist, und welche mit die Ehre in so inniger Uebereinstimmung steht, daß beide nicht zu trennen sind.

c

Das Folgende mit Respektabstand.

a

Der Umschlag (fol. 30r) ist adressiert: „An Se. Majestät den König. Zu allerhöchst eigener Eröfnung.“ Folgt gestrichen: „hier“.

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II. In Schlesien während des Rußlandfeldzugs (April–Dezember 1812)

Ich glaube daher Ew. Majestät allerunterthanigst bitten zu dürfen, mir Aufträge zu geben, für Ew. Majestät Interesse im Auslande zu wirken, da, wo ich einiges persönliches Zutrauen hoffen darf, oder mir, wenn der Krieg fortdauren sollte, meine Entlassung gnädigst zu bewilligen. Ich würde dann das feste Land verlassen, aber dennoch entfernt, so weit ich es im Stande bin, darin meine Zufriedenheit suchen, fürc das Wohl Ew. Majestät in einem untergeordneten Kreise streben zu können und in dem Augenblik, wo ich für dasselbe unmittelbar wirksam seyn könnte, kein ander Glük kenne, als das, für Ew. Majestät zu leben od[e]r zu sterben. In tiefster Ehrfurcht Ew. Majestät Breslau den 20. Jul. 1812.

allerunterthänigster Diener v.Scharnhorst.

419. Scharnhorst an Karl August Freiherrn von Hardenberg Breslau, 20. Juli 1812 GStA PK, VI. HA Nl Daniel Ludwig Albrecht Nr. 75 fol. 29r (1/2 S.): Reinschrift, eigenhändig. Dank für finanziellen Zuschuß.

Ew. Excellenz danke ich ganz gehorsamst für die Bewilligung der Auszahlung des kleinen Ueberschußes von dem mir durch Ihre Vorsprache bewilligten Königl. Geschenk. Ich werde so lange ich lebe mit innigster Dankbarkeit seyn Ew. Excellenz Breslau den 20sten Jul. 1812.

gehorsamster Dien[e]r v.Scharnhorst

420. Aktenvermerk

Breslau, 20. Juli 1812

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 42 fol. 118r: Unbekannte Hand.a Beauftragung Brauns zur Formation der Gewehrhandwerkskompanie.

c

Die folgenden zwei Wörter nachträglich hinzugefügt.

a

Unter den Unterschriften Hakes und Rauchs auf einem Schreiben des Allgemeinen Kriegsdepartements (Berlin, 30. Juni 1812).

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Nr. 421

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Die vidim. Etats u. Abschrift der Cab. Order1 dem Major Braun zugesandt, u. ihm die Poussirung der Formazion der Gewehrhandwerkskp. empfohlen.2 Breslau d. 20. Juli 1812. nom.H.Gn.v.Scharnhrst.b 421. Scharnhorst an Ebeling

Breslau, 20. Juli 1812

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 239 fol. 102r: Randvermerk, Greulichs Hand.a

Aus eben den Gründen abgeschlagen.1 Breslau d. 20’ Juli 1812. n.G.v.Sch. Gr. 422. Testamentarische Verfügung?

Breslau, 30. Juli 1812

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 51 fol. 24r–v (2 S.): Reinschrift, eigenhändig. Abschrift: ebda., Nr. 5 fol. 13r (1 S.). „Adoption“ und Erbberechtigung Friederike Hensels.

Auf den Fall, daß ich in Kriege bleiben oder plötzlich versterben sollte, glaube ich hier mich über mein Verhältniß mit Friederike Hensel micha bestimmt erklären zu müßen. Hingerissen von einer väterlichen Zuneigung habe ich sie, da sie keinen Vater mehr hat und keine Zuflucht zu ihrer Mutter haben kannb, zu meinen eigenen Kinde angenommen und beschloßen, sie als dasselbe erziehen zu lassen und ihr auch meinen Namen Auguste Scharnhorst beigelegt. 1 Ich verlange von meinen Anverwandten, daß sie, wenn ich plötzlich versterben b 1

2

a 1

a b 1

Darunter ein Mundierungsvermerk Greulichs vom selben Tage. Vgl. die Abschrift der Kabinettsorder an das Allgemeine Kriegsdepartement zur Formation der Gewehrhandwerkskompanie (Charlottenburg, 27. Juni 1812) ebda., fol. 119r. Vgl. Brauns Schreiben (Neiße, 25. Juli 1812, fol. 124r–125r), mit dem er auch die Kabinettsorder zurückschickte. Auf dem beantworteten Gesuch Ebelings (Neiße, 25. Juni 1812). Unteroffizier Ebeling von der 2. Oberschlesischen Provinzialinvalidenkompanie, der 26 Jahre bei der Neißer Mineurkompanie gedient hatte, bewarb sich um die freigewordene Stelle eines Wallmeisters in Neiße. Die 3. Division des Militärökonomiedepartements lehnte ihn ab, weil er nicht gut genug zeichnen konnte. Nachträglich hinzugefügt. Nachträglich hinzugefügt. Vgl. Anm. 1 zu Nr. 415.

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II. In Schlesien während des Rußlandfeldzugs (April–Dezember 1812)

sollte,c diesen gemäß gegen sie verfahren und ihr den Theil meines Vermögens zukommen lassen soll[en], welcher ihr gehörte, wenn sie meine eheliche leibliche Tochter wäre. Sie hat diese Schenkung weder von mir verlangt, noch erschlichen, kein unedles Verhältniß hat zwischen uns statt gefunden, Treue gegen meine Tochter, Liebe zu meinen Enkel, anständiges sanftes einnehmendes edles Wesen und Zutrauen zu mir sind die Eigenschaften, welche mich vermocht haben, nach dem ich sie bei Friederike Henseln bemerkte, sie für meine Tochter anzunehmen. Breslau den 30. Jul. 1812d G. J. D. v.Scharnhorst. 423. Scharnhorst an Stein

Breslau, 1. August 1812

Archiv Graf von Kanitz Schloß Cappenberg, Nl Stein Nr. S 1272,6 (1 S.): Eigenhändig. Druck: Pertz, Stein III, S. 134f., danach Linnebach, S. 437f. Empfehlungsschreiben für Boyen.

Ew. Excellenz lege ich hier meine innigste und dankbare Verehrung nieder. Ich füge dieser nichts hinzu; der Oberst von Boyn wird Ihnen alles sagen, was ich außer dieser Gelegenheit noch zu sagen hätte; auch wird er mir das schreiben, was Sie mir wissen lassen möchten.1 In tiefster Verehrung Ew. Excellenza Breslau den 1ten Aug. 1812.

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gehorsamster Diener v.Scharnhorst

Zum anschließenden Satzende zwischen den Zeilen von Friederike Hensels Hand: „(Dieses verlang ich nicht und nehme es auch nicht an, nur Ihre Freundschaft)“. Darunter Scharnhorsts Privatsiegel. Das Folgende mit Respektabstand. Scharnhorst gab Boyen auch einen Brief an Graf Hardenberg mit, der ihm dann eine Audienz bei Metternich vermittelte, vgl. Nippold, Boyen II, S. 202–205. Boyen reiste am 2. August zusammen mit Friedrich Graf zu Dohna von Kudowa aus ab; in Prag trafen sie Steins Gattin und Justus von Gruner, Stein selbst erst am 25. Oktober in St. Petersburg.

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Nr. 424

424. Scharnhorst an Friederike Hensel

Kudowa, 3. August 1812

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 51 fol. 26r–27r (3 S.): Eigenhändig. Verschlüsselter Liebesbrief. Familiennachrichten. Reisepläne.

Kudowa den 3ten Aug. oder Montag 1812. Meine beste Auguste, innigsten Dank für das Biliet, welches Du mir von Deiner Schwigerin bei meinen Weggehen von Dir gabst, sag ihr, ich lebe für sie, nur allein für sie bis an meinen Tod. Ich habe das Biliet bei ihr Gemählde1 gelegt, diese beiden Stücke können mir nichta geraubt werden. Ich bin hier gestern den Sontag angekommen. Fritz ist gestern Abend von hier gegangen, und meine Tochter reiset nun Ende August, also in 4 Wochen, ohne Fritz nach Preussen. Sie und der kleine Adalbert, welcher zwei Zähne erhalten, befindet sich wol. Von Deiner Schwigerin und von irgend einen Verfolgen oder Rache ist nicht mehr die Rede. Julchen hat eine Frau bei das Kind genommen. Man hat gesagt, die Fr.2 wäre nachher in Reinerz gewesen, dies hat mich Friederich erzählt, auch hat er mich gesagt, es wär zwei Tage nach meiner Abreise von hier ein Brief anb Fr. von ihren Bruder angekomen, den Julchen zu sich genommen hätte. Ich habe ihn gelesen, er ist unterschrieben Karl Monwes, es werden darin der Fr. Vorwürfe gemacht, daß sie nicht auf einen Brief geantwortet, der Brief ist übrigens anständig geschrieben. Julchen wird wohl nicht auf Breslau bei ihrer Abreise gehen, doch weis ich das noch nicht. Ich bin sehr froh, das hier keine Klatscherei statt findet, das nun alles ruhig über Deine Schwigerin ist und niemand von ihr ein Wort spricht. Der Graf Götzen nimt großen Antheil an Dich, und als ich ihn erzählte, daß Du bei der Stillfried3 wärst, sagte er, das thut mir leid. Er erzählte mir hierauf folgendes. Die Stillfried sei seiner verstorbenenc Schwester4 Tochter und bei seinen Schwager Magni5 gewesen, habe aber dort weg müssen, weil sie zu manslieb gewesen und in gewissen Zeiten dadurch ganz von Sinnen kome. a b c 1 2

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5

Nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „von“. Nachträglich hinzugefügt. Vgl. auch Nr. 470. Mutmaßlich: „Friederike“; vgl. Nr. 415. Hier und auch in Nr. 428 tat Scharnhorst, offenbar zur Irreführung eventueller Mitleser, so als ob Auguste und ihre „Schwiegerin“ Friederike zwei verschiedene Personen wären. Vgl. Nr. 466. Elisabeth Friederike (1768–1802), verheiratet mit Joseph Graf von Stillfried-Rattonitz (1762–1805), der mit seinem Vater zusammen Bad Kudowa ausgebaut hatte. Vgl. aber Nr. 429. Anton Alexander Graf von Magnis (1751–1817), Sohn einer geborenen Götzen, war mit Graf Götzens Schwester Louise (1763–1848) verheiratet. Der Großunternehmer betrieb auf 13 Gütern rationelle Land- und Forstwirtschaft, galt mit seinen Merinoherden als der größte Schafzüchter Deutschlands und betrieb eine Glashütte.

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II. In Schlesien während des Rußlandfeldzugs (April–Dezember 1812)

Weil sie dort immer Mansleute gesehen, so habe man sie entfernen müssen, damit nicht Unglüksfälle entstanden wärn; er fügte hinzu, ich solle Dich für sie warnen und suchen, daß Du von ihr entfernt würdest. Ich weis das nun nicht zu machen und bitte Dich, daß Du mit ihr nie, weder nach der Kirche noch sonst, ausgehest. Dies must Du streng halten und ich ersuche Dich, diese Bitte unter keinen Vorwand unerfüllt zu lassen, und bei den Verlust meiner väterlichen Liebe nicht mir ihr auszugehen, noch sonst Dich mit ihr einzulassen – antworte mir hierauf. Ich gehe den 8ten nach Neisse und hoffe Dort einen Brief von Dir vorzufinden, den 11ten kom ich in Glatz und von dort werde ich Dich schreiben, w[ie?]d es mit mir wird. Wo ich hier gehe und stehe, erinnere ich mich, was ich mit Deiner Schwiegerin gesprochen, was sie mir gesagt, oft bin ich in ihren Andenken ganz glüklich, dann verzweifele ich wieder an allen. Ueber Dich, meine herzlich geliebte Auguste, bin ich sehr beruhigt aus Breslau gegangen und ich habe das Zutrauen zu Dir, daß Du mich noch viel Freude machen wirst. Nichts soll meine väterliche Liebe abwendig machen, und sollt ich auch Dein Zutrauen verlieren, so würde ich doch nie aufhören, Dein liebevoller Versorger zu sein. Ich werde nächsten Posttag an Deine Mutter6 schreiben. Dein Dich innigst liebender Onkel S. 425. Scharnhorst an Friederike Hensel

Neiße, 8.–10. August 1812

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 343 (3 S.): Eigenhändig. Familiennachrichten. Verhaltensregeln. Reiseplanung.

Meine liebe Augustea, ich bin gestern den 7ten von Kudowa weggegangen und eben in Neisse angekomen, wo ich einen Brief von Dir erwarte. Fritz hat seine große Reise angetreten und ist mir ganz weit weg, Julchen wird gegen Ende dieses Mon[a]ts nach Preussen reisen und in den ersten Tagen von September durch Breslau gehen. Greulich wird sie begleiten und wahrscheinlich wird Greulich seine Braut nach Frankfurt komen und von da mit ihn und Julchen nach Preussen gehen. Adalbert hat zwei Baken Zähne bekomen. Julchen ist nach Fritzens Abreise sehr traurig. Ich werde dieses Schreiben nicht abschicken, bis ich einen Brief von Dir erhalten habe und Dir noch mehr von mir schreiben kann. –––––––– –––––––– –––––––– d 6

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Textverlust durch Entsiegelung. Es könnte auch sein, daß hiermit die „würdige Mutter“, nämlich die Oberin des Ursulinenklosters, gemeint ist. Auf der Umschlagseite adressiert: „An Auguste Scharnhorst“, versiegelt mit Scharnhorsts Privatsiegel.

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Nr. 425

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Das obige schrieb ich gestern am Freitage und erhielt gleich darauf Deinen Brief. Ich freue mich, daß Du gesund bist, alles andere wird sich schon finden. Ich habe Dich nicht geschrieben, meine liebe Auguste, daß Du nicht ausgehen soltest, ich habe Dich nur früher gebeten, daß Du nicht ohne Aufseherin ausgehen möchtest und nachher Dir geschrieben, daß Du nicht mit der St. ausgehen soltest. Du irst Dich als, wenn Du meinst, ich wollte nicht, daß Du ausgingst. Daß Du mit andern Aufseherinnen ausgehest, dagegen habe ich nichts, also auch nichts dagegen, daß Du mit der Guvernante ausgehest. Ich habe indessen an die würdige Mutter geschrieben, daß Du gewohnt wärst allein zu sein und daß sie Dich nicht zum ausgehen zwingen und Dich so oft es seyn könnte allein ließen, wenn Du es wolltest. Was Dir die Stillfried gesagt hat, daß ihr Vater ein ander Stillfried wäre, kann immer sein, sie ist aber diejenige, die in Eckersdorf gewesen und von der mir Götzen das gesagt hat, was ich geschrieben; es kann aber auch sein, daß sie jetzt gut ist. Ich sehe nicht ein, warum Du Briefe nach Seeligers1 schicken wolltest, Du kannst ja nur Briefe an mich durch ein Mädgen auf die Post schicken, die werden immer ungeöfnet überkomen. Ich habe einmal gesagt, Du kenst niemand in Breslau, wie dies auch der Fall ist, schickst Du nun etwas zu Seeligers oder käme von ihnen jemand zu Dir, so würde man glauben, ich hätte nicht die Wahrheit gesagt. Auch sehe ich es nicht gern, meine Auguste, daß Du andere Bekanntschaften hast als die, welche Dein Auffenthalt Dir zugeführet, wie wir dies mit einander abgemacht haben. Überlade Dich ja nicht mit lernen, viel zu lernen dient zu nichts, sei immer ein sanftes tugendhaftes Mädgen wie Du bisher warst, dann wirst Du, liebe und gute Aufnahme überall finden; daß Du Musik lernst, ist mir sehr angenehm, Du weist wie sehr ich sie liebe. Den angekommenen Brief von Monwes war mir gar nicht unangenehm, ich sah daraus, daß Du mit ihn keinen Briefwechsel haben wolltest. Warum hast Du mir nichtb gesagt, was Dir den Sontag unangenehmes gesagt ist? Ich bin sehr neugierig dies zu wissen. Ich bitte Dich, schreib mir alles, was Du auf den Herzen hast, verschweig mir nicht, schreib mir alles, meine beste Auguste, was in Deinen Innern und Aeußern vorgehet, dadurch erzeigst Du mir den größten Gefalln, dadurch belohnst Du Deinen liebevolln Onkel, der so viel Sorgen sich oft wegen Dein Glük macht. Du mußt nicht just schreiben, wenn die Post abgehen will, sondern vorher, wenn dir etwas einfällt. –––––––– –––––––– –––––––– Heute, Montag den 10ten, kann ich Dir nun, meine liebe Auguste, sagen, daß ich keine große Reise mache, sondern in Deiner Nähe bleibe; aber nach

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Nachträglich hinzugefügt. Mutmaßlich an Seeling und seine Familie.

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II. In Schlesien während des Rußlandfeldzugs (April–Dezember 1812)

Breslau werde ich nicht soc bald kommen. Schreib Du mir nach Glatz2, setze nemlich unten rechts auf die Aufschrift Glatz oder auf Deutsch Glatzd, wenn Dir die lateinischen Buchstaben zu schwer sind. Gott erhalte Dich gesund, Dein Dich innigst liebender Onkel Scharnhorst Neisse den 10. Aug. 1812 426. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements Glatz, 13. August 1812 GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 48 fol. 39r (1/2 S.): Regest, Schreiberhand. Auflösung der Gewehrreparaturanstalt in Berlin.

Auf eine Anfrage der 3. Division des Allgemeinen Kriegesdepartements vom 20. July 1812 ist derselben geantwortet worden, daß es ganz zweckmäßig sey, die Gewehr-Reparatur Anstallt zu Berlin nunmehro nach Abgang des Hauptmanns Tiedicke eingehen zu laßen. Auch fände man es gut, daß die noch nicht reparirten Gewehre gelegentlich nach Schlesien abgehen, weil es nicht rathsam ist, in Berlin große ArmaturBestände aufzusammeln. Glatz d. 13. Aug. 1812. Nahs.G.v.Scharnhorst.a 427. Scharnhorst an Bethusy

Glatz, 13. August 1812

GStA PK, I. HA Rep. 74 Staatskanzleramt O. U Nr. 7 (1 S.): Reinschrift, Schreiberhand, eigenhändig unterschrieben. Aktennotiz, Greulichs Hand: ebda., VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 209 fol. 89r.a Verweisung eines Angebots an die 3. Division.

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Folgt gestrichen: „leicht“. In diesem Satz „Glatz“ die ersten zwei Mal in lateinischer, dann in deutscher Kurrentschrift. Hier trafen am 12. auch der König und Hardenberg ein und Hardenberg brachte Scharnhorst dazu, von seinem Rücktrittsgesuch Abstand zu nehmen, vgl. Nr. 416 und 418.

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Darunter, mit Bleistift von George vermerkt: „Vorhandene Abschrift ist von dem orig. Schr. des H. Generals an die Division genommen word.“

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Auf der ersten Seite der beantworteten Denkschrift des Grafen Bethusy („Ganz ergebenstes Promemoria“, Glatz, 13. August 1812, fol. 89r–90r).

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Nr. 428

Ew. Hochgebohrenb habe ich die Ehre zu erwiedern, daß der Ankauf der zerschlagenen Eisenmunition unter den gegenwärtige Umständen nicht zu meinem, sondern lediglich zum Ressort der 3ten Division des allgemeinen Krieges-Departements gehört. Uebrigens kann ich in diesem Betracht blos bezeugen, daß für den Moment die schlesischen Festungen ein größeres Bedürfniß an Pulver als an Eisenmunition haben.1 Glatz den 13ten August 1812 An Se. Hochgebohren den Herrn Grafen von Bethusy

v.Scharnhorst

428. Scharnhorst an Friederike Hensel

Glatz, 13. August 1812

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 51 fol. 28r–29r (3 S.): Eigenhändig. Reiseplanung. Hoffnung auf baldiges Wiedersehen.

Meine liebe Auguste, Du bist ein gutes Mädgen; daß Du so oft an mich schreibst, danke ich Dir herzlich, Deine Briefe sind meine größte Freude, ich habe ja niemand als Dich, der an mich hängt; meine Tochter lebt nur für ihren Mann und ihr Kind, selbst die kleine Male1 habe ich ihren Vater lassen müßen, hängst Du nicht an mich, so würde ich zuletzt ganz verlaßen sein. Ich werde, meine liebe Auguste, da Du es gern siehest, so bald ich kann, wenn auch nur auf einige Tage nach Breslau kommen. Ich mache diesen Herbst eine kleine Reise, aber nicht weit, wir bleiben also beieinander. Ich habe heute an Deine Mutter geschrieben. Der einliegende Brief ist an Deine Schwägerin Friederike, der ich, wie Du weißt, sehr gut bin. Ich gehe nun von hier nach Kudowa, von da denke ich nach Breslau auf einige Tage zu kommen und dann eine kleine Reise zu machen. Ich habe diese Tage viel zu thun gehabt und bin mehrmal sehr naß geworden, aber wohl b

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1

Die Umschlagseite ist adressiert: „An Se. Hochgebohren den Herrn Grafen von Bethusy in Glatz.“ Ernst-Philipp Graf Huc von Bethusy (1761–1831) hatte bis zur Erhebung seines Vaters in den Grafenstand durch Karl Theodor von der Pfalz-Bayern (1779) den Titel Marquis d’Huc getragen. Als Besitzerin der großen Güter Bankau und Albrechtsdorf wurde seine Familie zu den schlesischen „Magnaten“ gerechnet. Bethusy hatte im Auftrag der Provinz große Mengen Munitionseisen angekauft (ca. 40.000 Zentner in Neiße, 50.000 in Schweidnitz), die in einem Schuppen im Laboratorium von Neiße gelagert wurden und bot sie nun zum Selbstkostenpreis zum Verkauf an die Armee an. Die Provinz hatte außerdem ca. 7000 Zentner noch brauchbare Munition dem Staat gratis übergeben. Vgl. dazu den Schriftwechsel in GStA PK, I. HA Rep. 74, a. a. O. Mutmaßlich die Tochter von Heinrich und Jette Schmidt, die in früheren Bänden mehrfach als Bedienstete Scharnhorsts erwähnt wurden. Vgl. Nr. 20 im sechsten Band.

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II. In Schlesien während des Rußlandfeldzugs (April–Dezember 1812)

und gesund; es freuet mich ganz außerordentlich, daß Du zufrieden bist, ich bitte Dich, meine liebe Auguste, nicht zuviel zu lernen, davon köntest Du krank werden; ferner wünsche ich, daß Du zu den Wasser Wein trinkst, damit Du nicht durchs Wasser ungesund wirst und einen Kropf bekömst. Gott erhalte Dich, Dein Dich väterlich liebender v.Scharnhorst Glatz den 13. Aug. 1812 429. Scharnhorst an Friederike Hensel [Kudowa], 17.–19. [August 1812] GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 51 fol. 30r–31v (4 S.): Eigenhändig. Nachrichten von Verwandten und Bekannten. Warnung vor Fräulein von Stillfried. Reiseplanung. Zahnweh. Übersendung einer Silhouette.

Meine liebe Auguste, Du hast von mir einen Brief aus Glatz den 12ten1 erhalten; heute schreiben wir den 17ten, es ist Montag, ich habe also 4 Tage hingehen lassen, ohne an Dich zu schreiben, ich habe aber an Dich nur unaufhörlich gedacht, in der größten Gesellschaft nur an Dich gedacht. Das Tuch, was Du Adalbert geschenkt hast, habe ich ihn zweimal mit großen Vergnügen eingebunden. Er ist jetzt gesund und auch Julchen. Ich habe einen traurigen Brief von Lotten erhalten, alle ihr Geld ist gestohlen, sie ist nach Dollstädt nach Karl gegangen, ich habe gesorgt, daß es ihr an nichts fehlen kann. Ich habe diese Tage an den Zähnen gelitten, bin aber sonst wol; gestern Nacht war ich beängstigt, ohne daß ich wuste warum; da fürchte ich nun, daß Dir was wiederfahren wäre, weil Du so vollblütig bist. Graf Götzen hat mir gesagt, die Stillfried sei die, wo von icha Dir geschrieben, aber nicht seiner Schwester Tochter; ich habe mit ihren Vater2 in Glatz gegeßen bei Königstafel. Er bekümmert sich nicht um sie und hat fast alles durchgebracht. Sie ist aber die, welche die Krankheit hat, die ich Dir geschrieben, und hat deswegen nicht inb Eckersdorf bei dem Graf Magni bleiben können, weil siec zu einer gewissen Zeit alle Monat ganz ausser sich war. Verbrenne oder versiegele Du die Briefe, worin ich etwas von ihr geschrieben habe. p. Ich bitte Dich, lerne nicht zu viel, Du wirst davon krank werden, und wenn man zud viel lernen will, so wird man davon ganz dümlich. Die Haupt Sache ist, daß Du ein gutes sanftes Mädgen bleibst, das andere findet sich. a b c d 1 2

Nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „und auch deswegen nicht“. Verändert aus „bleiben konnte, um“. Nachträglich hinzugefügt. Nr. 428; dieser Brief ist allerdings auf den 13. August datiert. Möglicherweise Friedrich Freiherr von Stillfried-Rattonitz (1763–1813) auf Neurode, Bruder von Götzens Schwager.

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Nr. 429

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Heute ist die Post von Breslau hier angekommen, ich erwartete einen Brief von Dir, weil ich von ungefähr gehört hatte, es wärn 3 Briefe für mich in Glatz von Breslau angekommen. Nun aber hat der alberne Postmeister diese Briefe nicht geschikt und ich schicke daher einen Boten morgen nach Glatz, um diese Briefe holen zu lassen, in der Hofnung, daß unter ihnen einer von Dir ist. Uebermorgen den 20sten, als am Donnerstage, reise ich auf 7 bis 8 Tage von hier nach Böhmen, um einige Schlachtfelder zu besehen; nachher komme ich wieder hier, und wenn Julchen nach Preussen abgereiset ist, kome ich nach Breslau und bleibe dort, um Dir, meine beste Auguste, in der Nähe zu seyn, dann werde ich Dich oft sprechen, mit Dir ausfahren, für Dich Bücher kaufen und, so weit ich es kann, Dir Deinen Auffenthalt angenehm machen.3 Ich habe mich vorgenommen, meine beste Auguste, Dich schriftlich zu unterrichten in solchen Dingen, die Du ohnehin in Kloster lernst, nemlich in der Erdbeschreibung oder Geographie, Geschichte und Rechtschreibung. Die Sache würde mir viel Vergnügen machen. Obgleich ich glaube, daß dies durch zufällige Umstände verhindert werden wird, so macht mich doch der Gedanke daran viel Freude. Ohne Dich kann ich mich keine denken. Ich leide noch immer unbeschreiblich an Zahnschmerzen; sorge ja für Deine Gesundheit, meine liebe Auguste. Obgleich ich nach Prenzlau geschrieben, so würde es doch gut seyn, wenn Du auch dorthin4 schriebest. Ich schreibe dies den 19ten, also am Mittewochen. Ein Mensch, welcher hier Gesichter sehr ähnlich ausschneidet, hat auch mich ausgeschnitten, man findet es ähnlich, darum überschicke ich es Dir, meine liebe Auguste. Es ist schon 5 Uhr, ich erwarte stündlich einen Brief von Dir und habe heftig Zahnweh. Endlich habe ich eben Deinen Brief erhalten, obgleich Du ein wenig böse bist, so habe ich mich doch unbeschreiblich über denselben gefreuet. In der größten Eil kann ich Dir nur noch ein paar Worte schreiben. Ich habe S. keine Aufträge gegeben, sich um Dich zu bekümmern, dies ist auf alles, was heilig ist, nicht geschehen. Ich habe Dich auch, meine beste Auguste, nicht beleidigen wolln und es auch nicht gethan, mein Brief kann Dich unmöglich beleidigt haben. Ich kann Dich heute nicht ganz Deinen Brief beantworten, und sage Dich nur noch, daß ich Dich bitte, Deine Briefe niemand zu zeigen. Ich will Dich nächstens über alle Punkte Deines Briefes schreiben. Deine innigst und herzlich guter Onkel S. e 3

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Folgt gestrichen: „Dich“. Scharnhorst kam am 24. August in Prag an, vgl. die Angabe Justus von Gruners bei Linnebach, S. 495f. Dabei begleitete ihn seine Tochter, die sich am 3. September in einem ebda. zitierten Brief aus Kudowa bei ihrer Freundin Philippine von Rhediger nach der „Reise nach Prag“ zurückmeldete. Also an Friederikes Mutter oder Karl Monwes?

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II. In Schlesien während des Rußlandfeldzugs (April–Dezember 1812)

430. Scharnhorst an Johann Karl Ludwig Braun Kudowa, 4. September 1812 GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 42 fol. 126r (1/4 S.): Konzept, Greulichs Hand.a Kosten einer Reise Schnakenbergs.

So gerne ich auch geneigt bin den p. Schnakenberg fortzuhelfen, so bin ich doch nicht berechtigt, ihn die zurük erfolgende Liquidazionb zu autorisiren, da es mir nicht bekannt ist, daß ich ihn zu dieser Reise beauftragt habe, und muß daher Eh. überlassen, in wie fern Sie auf die Bitte des p. Schnakenberg rüksichtig[e]n können.1 Cudowa d. 4’ Septb. 1812. nom.H.G.Scharnhorst. Gr. 431. Aktennotiz

Kudowa, 4. September 1812

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 209 fol. 88r: Greulichs Hand.a

Dec. könnte kein[en] Gebrauch davon machen.1 Cudowa d. 4. Septbr. 12. n.H.G.v.Scharnhorst. Gr. 432. Scharnhorst an [Johann Karl Ludwig Braun] Kudowa, 5. September 1812 GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 48 fol. 42r–v (11/4 S.): Konzept, Greulichs Hand. Weiteres Konzept, Schreiberhand, unvollendet: ebda., fol. 43v (1/4 S.).a Auftrag zum Nachbau einer französischen Pistole. a b 1

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Auf dem beantworteten Schreiben Brauns (Neiße, 27. August 1812). Dazu am Rande ein schräger Strich. Vgl. Anm. a. Der Fabrikkommissar schuldete der Fabrikkasse nach der Reise 200 Taler. Auf dem beantworteten Schreiben des Grafen Oppersdorff an Scharnhorst (Schloß Oberglogau, 15. August 1812). Franz Joachim Wenzel Reichsgraf von Oppersdorff (1778–1818), Majoratsherr in Oberglogau, bot Scharnhorst eine etwa 70 bis 80 Zentner schwere Bronzeglocke aus dem dortigen säkularisierten Minoritenkloster zum Verkauf an. Der Graf unterhielt ein privates Orchester; Beethoven besuchte sein Schloß 1806 und komponierte für ihn seine 4. und 5. Sinfonie; erstere ist ihm gewidmet. Am rechten Rand abgeschnitten. Der Text lautet: „In Bezug auf Euer Hochwohlgeboren gefällig[es] Schreiben vom 19ten d. M. [vgl. Anm. 1] überschikke ich Ihn[en] bei-

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Nr. 432

1.) 2.) 3.) 1.) 2.) 3.)

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Ew. Hochwohl. überschikke ich beikommend die französische Pistole, um nach derselben ein Paar Probe Pistolen zu machen.1 Ich bitte in allen Stükken sich nach dieser Pistole genau zu richten, mit nachstehenden Ausnahmen: keinen Ladestok, ein konisches Zündloch, ein oben zurükgebogener Pfanndekkel. Bei dem Schloß2, welches Sie mir zugeschikt haben, mache ich folgende Bemerkung[en]: schließt der Pfanndekkel nicht genau auf die Pfanne, man siehet durch; ist die Stangenfeder zu kurz und, wie mir scheint, auch zu schwach. Eine zu kurze Feder verliert zu bald ihre Elastizität; ist der ganze Gang des Schlosses nicht so sanft und gleichmäßigb als wohl zu wünschen wäre, vorzüglich ist die Reibung des Pfanndekkels auf der Dekkelfeder nicht gleichmäßig. Das Schloß der französischen Pistole ist von vorzüglicher Beschaffenheit, aber auch besser wie die der gewöhnlichen Pistolen; es wird also als einc schwer zu erreichen[desd] Muster angesehen werden könn[en.] Ich bitte mir ein Paar ordinäre Pistolen für die beidene französischen zu schikken, wenn eine Se. M. der König behalten hat u. die andere für die Fabrike bleiben soll.3 Cudowa d. 5’ Septb. 1812. N.d.H.G.Scharnhst. Gr.

kommend ein sehr gut gefertigtes französ[isches] Pistol, und ersuche Sie, das Pistol bei Anferti[gung] dieser Waffe genau zum Muster zu nehme[n]“. Verändert aus „gleichförmig“. Verändert aus „es wird also nicht als ein Muste“. Textverlust durch Abriß, auch bei der nächsten eckigen Klammer. Nachträglich hinzugefügt. Anläßlich der anstehenden Produktion einer Anzahl Karabiner und Pistolen hatte die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements Braun gegenüber erwähnt, daß Scharnhorst mit dem alten preußischen Pistolenmodell unzufrieden sei. Braun bat daraufhin Scharnhorst schriftlich (Neiße, 19. August 1812, ebda., fol. 41r) um die Überlassung des Gegenstücks der mit Nr. 228 dem König vorgelegten, in Maubeuge produzierten Pistole als Modell. Zur Sache vgl. auch das von Schöler, Leithold und Gieseler unterschriebene Schreiben der 3. Division an Scharnhorst (Berlin, 14. August 1812, fol. 40r). Mit dem erwähnten Schreiben hatte Braun ein nach französischem Modell gearbeitetes Karabinerschloß übersandt. Über den Fortgang der Sache berichtet das a. a. O., fol. 49r–v, archivierte Schreiben des Artilleriemajors Jacobi (Neiße, 21. September 1812).

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II. In Schlesien während des Rußlandfeldzugs (April–Dezember 1812)

433. Scharnhorst an Friederike Hensel

Kudowa, 5.–7. September 1812

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 343 (3 S.): Eigenhändig. Sorge um Friederikes Wohlbefinden. Julies Schwangerschaft. Familiennachrichten. Bedeutung der Farben.

Den 5ten am Sonnabend Unsere Briefe, meine liebe Augustea, haben sich gekreuzt oder auf dem Wege begegnet, ich werde diesen nun noch einige Tage zurükhalten, damit unsere Briefe, wenn Du gleich nach Empfang meines letzten Briefes schriebst, sich nicht wieder begegnen. Ich bin endlich von meinem Zahnweh geheilt und ganz gesund, bade mich aber hier alle Tage. Ich bitte Dich ja den Thee zu trinken, der Dich verordnet ist, und Deine Augen zu schonen. Ich bin wegen Deiner Gesundheit sehr besorgt und ich werde Dich, wie ich bereits geschrieben, zu der Majorin Borken bringen lassen, wo ich auch hinkomme, um 8 Tage auf dem Lande zuzubringen, und wo wir dann alle nach der Schneekoppe, der höchste Punkt des Riesengebürgs, reisen wolln. Lerne die Musik, dies wird Dir Erholung seyn; das Geld wird sich schon finden. Wenn es mir irgend möglich gewesen wäre, so wäre ich in diesen Tagen nach Breslau gekommen, mehrere Ursachen haben mich aber davon abgehalten; wenn ich Dich sehe, werde ich Dir alles erzählen. Julchen ist in guten Umständen und dabei äußerst empfindlich; sie hat bei dem Adalbert eine Grenzjägersfrau, die nichts taugt und so alt sie ist noch immer hin läuft und tanzt und das Kind vernachläßigt. Julchenb gehet gegen den 18 bis 20sten von hier nach Preussen abc und dann soll unsere Reise nach den Riesengebirge vor sich gehen, weil sonst die Jahreszeit zu spät wird. Schreib mir nur bald, ob Du ohne irgend eine Bedenklichkeit diese Reise wünschest. Sontag den 6ten Der heutige Tag ist mir mit sehr vielen Andenken an Dich hingegangen, ich habe Adalbert viel gehabt und bin mit ihn nach einem Hause, wo ich sonst wohnte, das Fruchthaus, gegangen, er hatte den kleinen Tuch um, den Du kenst. Daß Du die Nacht so wenig schläfst, meine liebe Auguste, ist nicht gut. Ich bitte Dich recht angelegentlich, einen Doctor um Rath zu fragen und das zu thun, was er Dir vorschreibt, vorzüglich wird der Thee, wie ich schon gea b c

Auf der Umschlagseite adressiert: „An Auguste Scharnhorst“. Verändert aus „Sie“. Verändert aus „20sten hier ab“.

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schrieben, nach den Dir gegebenen Recept heilsam seyn. Ein Glaß werde ich Dich schon wieder kaufen. Wie oft ich an Dich schreibe, liebe Auguste, daß weis ich nicht, gewiß alle 8 Tage einmal. Wenn ich aus Deinen Briefe sehe, daß Dir meine angenehm sind, so schreibe ich Dir oft, aber doch nur alle 8 Tage einmal. Deine Blümchen sind mir ein angenehmes Andenken, die Blumen haben die Farbe behalten, Du weist doch, was die blaue Farbe bedeutet? Ich will Dir die Bedeutung der Farben erzählen. Die weisse Unschuld, died blaß rothe unschuldige Liebe, die grüne Hofnung, die blaue Beständigkeit, Lilla verzweifelte Liebe, violet Schalusie, schwarz Traurigkeit. Ich habe aus Deinen Briefen mit Vergnügen gesehen, daß Du von Tage zu Tage richtiger schreibst, um Dich etwas darin fortzuhelfen habe ich einen halben Bogen zu Deinem Unterricht aufgesetzet, den ich hier beilege. Ich werde dies in andern Sachen auch thun, wenn Du Dich daraus vernehmen kannst. Den Montag Morgen den 7ten Ich habe angestanden, diesen Brief Dir zuzuschicken, ehe ich einen von Dir erhielt; ich kann es aber doch nicht lassen ihn heute abzuschicken. Antworte mich bald, liebe Auguste, vielleicht erhalte ich von Dir schon morgen einen Brief. [Deine] Dich innigst guter Onkel. S. [Cu]dowa den 7ten Sept. Du addressirst Deine Briefe nach Cudowa 434. Scharnhorst an Friederike Hensel

Kudowa, 18. September [1812]

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 51 fol. 32r–v (2 S.): Eigenhändig. Krankheit. Nachrichten von Freunden. Planung zu gemeinsamer Reise.

Cudowa den 18ten Sept. Aus der Einlage1 wirst Du, meine liebe Auguste, sehen, daß ich an einem Flußfieber krank gewesen bin, bei den ich Zahnschmerzen hatte. Ich habe Dir die Sache nicht gerade zu schreiben unda auch nicht ganz verschweigen wolln. Aus diesen Geständniß wirst Du Dich den einliegenden Brief erklären können. Gestern habe ich einen Arzt aus Glatz gehabt, dieser hatb erklärt, d e

a b 1

Folgt gestrichen: „rothe“. Hier und in der Folge Textverlust durch die Entsiegelung. Die folgenden zwei Wörter nachträglich hinzugefügt. Folgt gestrichen: „mich“. Vgl. das anschließende Dokument.

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II. In Schlesien während des Rußlandfeldzugs (April–Dezember 1812)

daß meine Krankheit nichts zu bedeuten hat, daß ich den Sontag2 von hier abreisen kann und nichts zu befürchten habe. Als ich gestern die Nachricht von dem Tode des Herrn Seeling3, den ich so sehr gut war, erhielt, wurde ich so bestürzt, das Julchen mir es ansah und fragte, was mir wiederfahren wäre. Ich habe heute an die Witwe4 geschrieben, noch mehr werde ich Dich sagen, wenn ich Dich sehe. Es bleibt dabei, daß Du den Mittwochenc Morgen nach Jordansmühle, 4 Meilen von Breslau, auf dem Wege nach Frankenstein fährst. Ich kann Dir keinen Wagen nach Breslau schicken, Du must Dir einen halben verdekten Wage, nämlich eine halbe Chäse miethen lassen, der Dich nach Jordansmühle bringt. Du mußt den Mittewochen Morgen, den 23sten dieses, sehr früh, halb se[c]hs Uhr, dort abfahren, damit Du den Mittag in Jordansmühle ankömst. Es wird von den Leuten im Kloster Dir leicht jemand eine Chäse mit 2 Pferden verschaffen, Du must nur bei Zeiten darnach schicken. Ich hole Dir vielleicht von Jordansmühle abd, oder es kömt eine Tochter von der Borken, in jeden Fall werde ich dafür sorgen, daß dort der Fuhrmann bezahlt wird. Ich bin gestern schon wieder auf und eine Stunde in der freien Luft gewesen, heute soll ich den ganzen Nachmittag an der freien Luft sein. Du kanst mir nicht mehr schreiben, meine liebe Auguste, auch ich kann Dir nichte noch ein mal schreiben. Ich sehe Dich nun und freue mich darauf mit väterlicher Liebe, Dein Dich innigst gut[e]r Onkel. 435. Scharnhorst an Friederike Hensel

[Kudowa], 12.–16. September [1812]

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 51 fol. 33r–36v (8 S.): Eigenhändig. Plan zur Reise ins Riesengebirge. Ein neuer Mantel. Gefühl der Vereinsamung. Verschlimmerung der Krankheit.

Den 12ten Sept. Schon [vor] 3 oder 4 Tagen erhielt ich Deinen mit Güte und Liebe geschriebenen Briefa. Ich habe mich das Vergnügen ihn zu beantworten aufgespart und unaufhörlich an meinen Buche, welches bereits gedrukt wird, gearbeitet. c d e 2 3 4

a

Folgt, durch dichte Schraffur gestrichen: „Aben[d]“. Das Folgende bis „Borken“ nachträglich hinzugefügt. Die folgenden drei Wörter nachträglich hinzugefügt. Also am 20. September. Zu Breslau am 14. September. Johanna Christiane Seeling, geborene Geiler, Tochter des ehemaligen Meisters ihres Mannes. Nachträglich hinzugefügt.

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Oft bin ichb dabei von Zahnschmerzen unterbrochen, auch die vergangene Nacht habe ich daran sehr gelitten. Ich sehe aus Deinen Briefe Deine immer gleiche Anhänglichkeit, ich danke Dir dafür, sie macht fast meine einzige Freude aus, denn ich bin ganz verstimmt, ohne daß ich die wahre Ursach weiß, wenn ich Dich sehn werde, wenn ich einmal dazu aufgelegt seyn werdec, will ich Dir das umständlich erzählen. Die Majorin Bork ist auf dem Lande und wohnt 8 Meilen von Breslau. Daß Du einmal eine kleine Reise machst, wird Dir gesund seyn, da Du ohnehin so eingezogen lebst und nicht recht wohl bist. Ich werde ungefähr in 8 bis 10 Tagen, also den 22. oder 23sten einen Wagen schicken und Dich dorthin holen lassen, dies wird den Morgen früh seyn, damit Du noch den Tag hinkömst. Ich werde an die würdige Mutter hierum schreiben. Laß Dir auf den Winter einen Ueberrok von grauen Flanel machen, so ungefähr wie mein Nachtrok, das Zeug ist auf der Olauerstraße bei dem Kaufmann Hentschel zu haben, die Elle kostet 50 Böhmen1, es ist sehr breit. Du mußt es dunkel von Farbe nehmen; ein kleiner Kragen und auf den Kragen und die Arm Aufschläge komet eine Borted von Kamelgarn, blau und gelb. Ich habe hier solche Ueberöcke bei Damen gesehen, diee gut kleideten, sehr leicht warn und vorzüglich wärmten, laß ihn Dir gleich machen, ich bitte Dich darum, wenn Du sonst keinen Winterüberok schon hast. Den 13ten, Sontag Nachmittag. Diesen Morgen habe ich Deinen Brief von 10ten erhalten, er kam mir ungemein zur rechten Zeit, um mich aufzuheitern. Ich hatte die vorhergehende Nacht kein Auge zugehabt, so quälen mich die Zähne, auch heute bringe ich im Bette zu. Dazu kam noch, daß ich nach Deinen vorigen Briefe besorgt war, daß Du krankf würdest. Dein Brief machte mich auf einmal heiter. Ich habe nun bald, da Julchen weggehet, niemand als Dich, der für mich sorgt, wenn ich krank werden sollte, und Du hast wieder niemand als mich. Ich bin nur allein von Dir versichert, daß Dir viel an meinen Leben gelegen ist und sehe in Dir jetzt meine näheste Freundin. Meineg Söhne leben der großen Welt in entfernten Welttheilen, meine Tochter ihren Manne und ihren Kinde, überdies sind wir erkältet und entzweiet, weil ich nicht will was sie will. Du irst Dich aber, meine liebe Auguste, gänzlich in der Ursach unsers Zwistes, ich werde ihn Dir weitläuftig erzählen, wenn ich bei Dir komme. Uebrigens kann es mir wol niemand verdenken, wenn ich nach einem Wesen mich b c d e f g 1

Nachträglich hinzugefügt. Die folgenden zwei Wörter nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „ein Band“. Folgt, gestrichen eingefügt: „sich“. Folgt gestrichen: „wirst“. Folgt gestrichen: „Kinder“. Schlesische Bezeichnung für Groschen, nach dem zuletzt im 16. Jahrhundert geprägten Böhmischen (eigentlich Prager) Groschen, der noch bis ins 18. Jahrhundert in weiten Teilen Deutschlands als Rechnungsmünze verwendet wurde.

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II. In Schlesien während des Rußlandfeldzugs (April–Dezember 1812)

sehne, daß sich an mich schließt, das innigen Antheil an meinen Leiden und Freuden nimt, und da ich nun gradeh kein Kind habe, daß dies seiner Lage nach kann und theil[t], warum sollte ich mich nicht an eine Anverwandtin wenden? Ich wäre, wenn ich dies nicht thäte, zuletz[t] ohne Freunde, ohne alles. Siehe, liebe Auguste, dies ist die Ursach, warum ich mich so freue, wenn Du mir gern schreibst, wenn Du Antheil an allen nimst, was mir begegnet. Den 15ten am Dienstag Morgen. Ich bin so durch das Zahnweh geplagt, daß ich zu Bette liege und daher habe ich diesen Brief gestern nicht geendigt und gestern Abend nicht abgeschikt. Diesen Morgen bin ich etwas besser und ich hoffe, daß mich diese Krankheit nicht in meinen Weggehen von hier stören soll. Ich gehe den 20sten, den nächsten Sontag, von hier nach Glatz, den Montag nach Frankenstein und den Dienstag als den 22sten zu meinen Freund Borkei in der Nähe von Schweitnitz; dieser schikt den Mittewochen als den 23sten einen Wagen nach Jordansmühlej, um Dich dort abzuholen, wahrscheinlich wird seine Tochter Dir mit diesen Wagen entgegen komen.k Du mußt den Mittewochen früh von Breslaul abfahren, damit Du noch den Tag bei uns ankömst. In Jordansmühle wird Dir der Wage des Herrn von Bork in Wirtshause erwarten. Wir werden mit Borks, wenn ich gesund bleibe, ins Gebirge reisen, und Du kanst erst etwa den 7ten Tag nach Breslau zurükkommen, weil wir bis Schmiedeberg, um die Schneekuppe zu sehen, 4, und wenn ein re[g]nigter Tag einfällt, 5 Tage brauchen. Den Dienstag Nachmittag Ich liege noch immer zu Bette, so hat mir das Zahnweh herunter gebracht. Ich habe heute vergebens auf den Doctor von Braunau gewartet. Ich habe diesen Morgen Deine Briefe alle durchgelesen. Bleibe imer so meine Auguste wie Du jetzt bist, Du wirst mein Stolz seyn und es wird Dir auf der Welt nicht anders als gut gehen. Du schreibst, ich hätte immer Dein Wol gewollt, wenn ich diesen Zwek erreiche, so werde ich glüklich seyn, nur dies allein macht mir das Leben werth und ich kann mich unbeschreiblich freuenm, daß ich mich nicht in Dich geirt habe, ich kann diese Freude nicht oft genug wiederholen. Wien sehe ich dieo Menschen so ganz anders wie Dich; aus Dir etwas zu machen ist mein unaufhörliches Denken. h i j k

l m n o

Verändert aus „und da dies nun grade nicht“. Nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „Jordans“. Folgt, durch dichte Schraffur gestrichen: „Ich habe einen Freund in Breslau geschrieben und [ihn gebeten, Dir einen Wagen?] des Wagens [am Anbruch?] vom Kloster nach Jordansmühle [besorgt?]“. Verändert aus „Du mußt dort den Mittewochen früh“. Folgt gestrichen: „wenn“. Folgt gestrichen: „oft“. Verändert aus „ich so ganz andere“.

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Den 16ten Mittewochen Morgen Gestern Abend erhielt ich Deinen Brief, meine liebe Auguste, von 14ten; ich binp unbeschreiblich unglüklich, daß ich Dich nicht gleich diesen Brief in Deine Hände bringen kann, daß Du nicht weist, daß ich jetzt stündlich, augenbliklich in meinen einsamen Zimmer an Dich denke, um Dich besorgt bin, und ich nur allein in den Gedanken lebeq, es sei auf diese oder jene Art, glüklich zu sehen. Ich muß noch immer das Bette hüten und leide unbeschreiblichen Schmerz. Das übelste ist, das hier kein Arzt ist und ich auf eigene Mittel beschränkt bin. Vorgestern sind schon meine Sachen nach Breslau abgeschikt, daß ich anfangs hierblieb, geschah meiner Tochter wegen, ich wollte sie, da Fritz weg und sie kränklichr war, nicht allein lassen, ich wollte wenigstens mir nichts zuschulden komen lassen. Seit ich zu Bette liege, hat sie sich sehr gut benommen und alles angewandt, mein Zutrauen wieder zu gewinnen. Du hast unrecht, wenn Du Dich Gedanken machst, unglüklich bist, Du handelst in Allen so uneigennützig und edel als irgend ein Mensch es kann. Ich werde Dir, wenn wir uns sehen, viel erzählen und nichts, was Dir besonders unangenehm sein könnte. Bis heute bin ich noch immer sehr besorgt gewesen wegen meines Zahnschmerzens, noch immer habe ich den Morgen Anwandlung von Fieber gehabt, diesen Morgen aber nicht, vielleicht daß das schöne Wetter meiner Natur zu Hülfe kömt. Ich bin sehr mager geworden. Vor 6 Jahren hatte ich den nemlichen Zufall, wo ich 14 Tage unter beständigen Fieber und Zahnschmerzen zu Bette lag.2 Daß Du an Deinen jetzigen Aufenthalt zufrieden bist, macht mich viel Freude; Du verlangst wenig und da ist man schon immer gut daran. Mittewochen Nachmittag Als ich das obige diesen Morgen schrieb, schien der Schmerz abzunehmen, bald nachher nahm er aber zu, und da ich nun schon 4 Tage zu Bette liege, so habe ich nach Glatz geschikt und lasse einen Arzt holen. Ich bin ganz verdrießlich, daß mich diese Unpäßlichkeit so übel trift und grade in diese[r] Zeit. An meisten liegt es mir schwer auf den Herzen, daß ich Dir nicht an vorigen Posttage geschrieben habe, ich hätte noch imer so viel Kräfte gehabt, ein paar Zeilen zu den zu schreiben, was ich bereits geschrieben hätte. Vergieb mir diesen Fehler.

p q r

2

Folgt gestrichen: „sehr“. Nachträglich hinzugefügt. Folgen ein oder zwei durch dichte Schraffur gestrichene Wörter, möglicherweise: „und schwanger“. Während der Kur in Driburg Ende Juli/Anfang August 1806.

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II. In Schlesien während des Rußlandfeldzugs (April–Dezember 1812)

436. Scharnhorst an Friederike Hensel

[Frankenstein, 23. September 1812a]

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 343 (2 S.): Eigenhändig. Planungen zum gemeinsamen Urlaub im Riesengebirge.

Meine liebe Auguste, ich schicke Dir Friederich entgegen, weil ich immer noch unbeschreiblich an Zahnschmerzen leide. Friederich wird Dich zu mir nach Frankensteinb in ein ander Wirtshaus führen und Du wirst bei mir einige Tage bleiben müßen, ehe wir irgend wo hin reisen können. Gestern ist meine Tochter von mir gereiset, Greulich ist noch bei mir geblieben, so wie Du ankömst, folgt Greulich meiner Tochter, um mit ihr die Reise anzutreten. Er wird Dich also zu sehen kriegen. Daß ich Dich wenig schreibe, da ich Dich bald sehe, wirst Du mir vergeben. Meine Tochter ist mit vieler Liebe von mir gegangen. Ich bin in Frankenstein in einen andern Wirtshause, in den Du auch seyn wirst mit der Seeling. Sei über meine Krankheit unbesorgt, sie ist schmerzhaft aber ohne alle Gefahr. Ich mußte Dich bei mir haben, ich konnte die Sehnsucht nicht unterdrücken, und ich wollte und konnte dich diese Tage nicht in Breslau laßen. Mündlich mehr, Dein Dich herzlich liebender S. Friederich wird gegen Dich ganz zurükhaltend seyn; sei Du auch so gegen ihn. 437. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements Frankenstein, 25. September 1812 GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 48 fol. 48r (1/4 S.): Konzept, Greulichs Hand.a Herstellung von Mousquetons für die Festungen.

Die besondere Beschaffenheit unser Festung[e]n, vorzüglich die v. Glatz, machtb den Gebrauch von Mousquetons nothwendig. In Hinsicht der Kosten würden so viele Infanterie Gewehre weniger geliefert als der Betrag dieser

a b

a

b

Laut archivalischem Vermerk auf der Vorderseite. Die folgenden vier Wörter nachträglich hinzugefügt. Oben auf dem beantworteten, von Schöler, Leithold und Gieseler unterschriebenen Schreiben der Division (Berlin, 28. August 1812). Die folgenden zwei Wörter nachträglich hinzugefügt.

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Musquetons ausmacht, so daß also in diesem Punkt kein Hinderniß im Wege wäre. Frankenstein d. 25. Septbr. 1812.1 nom.H.G.Scharnhorst. md.d.d.Gr. 438. Scharnhorst an Schöler

Frankenstein, 25. September 1812

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 209 fol. 87v (1 S.): Konzept, Greulichs Hand.a Blumensteins Salpeterfabrikation. Verschiedene abgeschlossene Versuche.

1.)d

An den Major v.Schoeler E. H. überschikke ich hier einen von dem Major von Blumenstein einzureichenden Bericht an die dritte Division des AKD. Ich habe die Uebergabe übernommen, um Eh. darüber meine Ansicht schreiben zu können. Ich glaube gerne, daß die Gesuche des Majors von Blumenstein nicht mit der Form bestehen können; ich wünsche indeß, daß sie erfüllt werden mögten und nehme die Verantwortlichkeit, die dadurch für die dritte Division entstehen könnte, auf mich. wir können alsdann behaupten, daß wir der Salpeterfabrikation in Glatz auf alle Art aufzuhelfen uns bemühet haben, und dieses ist mein Bestreben, obgleich es mir scheint, daß keine große[n] Resultate hier zu erwarten sind. Zugleich zeige ich Eh. noch freundschaftlich an, daß ich eine Probe Laffeteb für die neuen gezogenen Falkonetts in Glatz gesehen habe, das Ganze aber so komplizirt finde, daß ich nicht glaube, daß hiervon, wegen der allzugroßen Kosten, Gebrauch gemacht werden kann. Auch fehlt noch der Versuch, aus welchem erwiesen wird, daß die gezogenen Falkonetts besser als die glatten schießen. Soll dieser lezte gemacht werden, so glaube ich, daß man dem Major Braun und Kapit. Tiedecke den Auftrag dazuc geben müßte. Ich zeige E.H. an, daß ich verschiedene Versuche über die gegossenen Kartätschen in Glatz1,

1

In dem in Anm. a erwähnten Schreiben berichtete die Division, das Hüttenamt in Malapane sei zwar bereit, bei Abnahme von mindestens 50 Stück den Mousqueton-Lauf zu 8 Taler 12 Groschen zu liefern, daß ein komplettes Mousqueton aber mindestens 15 Taler kosten würde.

a

Auf der Rückseite des in Anm. 1 erwähnten Schreibens. Verändert aus „daß ich die Laffeten“. Nachträglich hinzugefügt. Folgt gestrichen: „sehr“. Blumenstein hatte diese Versuche bereits im Mai unternommen. Da er der 3. Division zur Kostenerstattung einen schriftlichen Befehl vorlegen mußte, hatte er Scharnhorst eine entsprechende Ausfertigung übersandt. Auf dem Begleitschreiben Blumensteins (Glatz, 15. September 1812, ebda., fol. 87r) ist von Greulich vermerkt: „unterschrieben remittirt. Frkst. d. 25. Septbr. 1812.“

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626 2.) 3.)

II. In Schlesien während des Rußlandfeldzugs (April–Dezember 1812)

über die Wirkungen der Bomben gegen Menschen in Neisse und gegen Blokhäuser und Mauern in Glatz und über Steinmortiere in Neisse habe machen lassen, welche für das Archiv der dritten Division nüzlich seyn können und welche ich von den resp.e Artilleriebefehlshabern in diesen Festungen, Majors v.Blumenstein und Braun, einzusenden bitte. Ich bemerke hierbei, daß ich nicht allein Befehl dazu gegeben, sondern auch bei den Versuchen derf Bomben und Steinmortiereg die Art und Weise, wie sie gemacht werden sollen, vorgeschrieben habe. Frankenstein d. 25. Septembr. 1812. nom.H.Gen.v.Scharnhorst. mund.eod.d.Gr.

439. Scharnhorst an Stützer

Frankenstein, 26. September 1812

Nach der Edition bei August von Janson: Ein Brief Scharnhorsts vom September 1812, in: Militär-Wochenblatt (1907), Nr. 144, Sp. 3263–3268, hier Sp. 3264ff.a Weiterer Druck: Nach Janson Linnebach, S. 438ff. Scharnhorsts Tätigkeit in Schlesien. Austausch von Nachrichten über Bekannte.

Mein lieber Stützer1, wie geht es Ihnen? Ich lebe wie die Nomaden, ich baue mich bald hier, bald da an, ziehe dann weiter, wenn Jahreszeit oder andere Umstände dazu Veranlassung geben. Anfangs war ich eine kurze Zeit in Liegnitz, darauf in Frankenstein, endlich in Breslau und Cudowa, an jedem Orte beinahe zwei Monate; vor dem letzten Orte auf der Rückreise bin ich in Frankenstein an heftigen Zahnschmerzen liegen geblieben, aber seit gestern auf der Herstellung. Ich bin meinen Grundsätzen treu geblieben, habe mich in allem gefügt und erwarte ruhig die Zukunft. Nie habe ich mich auf innere Verbindungen eingelassen, wovon man so viel schwatzt; äußerlich bin ich passiv erschienen, damit ich, wenn ich vertrieben würde, einen Ort fände, wo man mich aufnehme. Das ist meine Lage. Ich habe den dritten Band meines Artilleriewerkes ausgearbeitet, er bestehet aus zwei Abschnitten; der erste handelt die Bedienung des Geschützes und die Uebung der Artillerie überhaupt ab, der zweite die Wirkung des Geschützes. Wer für die Ansichten unserer Zeit ist, wird viel anstößiges darin finden. Ein Schatz von Versuchen wird diesen Teil meines Werks, solange die Artillerie nicht eine ganz andere e f g

a 1

Folgt gestrichen: „Befeh“. Verändert aus „nicht allein den Befehl, sondern auch bei den“. Statt „Steinmortieren“. Jansons Vorlage befand sich damals im Besitz des Geheimen Rats Hobrecht. In GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 50 fol. 37r–38v, befindet sich ein Brief Stützers an Scharnhorst (Berlin, 8. Dezember 1812).

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Form bekömmt, den künftigen Artilleriegelehrten wert machen. Der vierte Teil enthält den Gebrauch der Artillerie im Felde und ist zum Teil auch schon fertig. Da haben Sie nun einen Bericht von meinem Leben und Weben, dem ich noch hinzufüge, daß mein Schwiegersohn in Wiern2 ist und meine Tochter vor zwei Tagen von hier nach Preußen zu ihrer Schwiegermutter abgegangen ist. Lassen Sie, mein verehrter Freund, die Schmidten kommen, fragen Sie, was meine Male3 machte? Ich schicke hier einen Friedrichsd’or für sie. Oft habe ich mit vieler Rührung an dies Kind gedacht. Ich bin jetzt ganz isolirt, bloß zwischen Fremden, selbst mein treuer Greulich ist mit meiner Tochter nach Preußen. Rühl4 hat sich dem König zum Lehrer bei der Kriegsschule angeboten; ich bin gefragt worden, ob er dazu paßte; ich habe die Frage bejahende beantwortet. Wir werden ihn also bekommen und ich frage Sie, ob man ihn nicht in der Folge in die Studienkommission aufnehmen könnte? Alles dies unter uns. Gibt es in der militärischen Literatur etwas Neues? Mir ist nichts vorgekommen. Die Wiener militärische Zeitschrift5 ist mir zugekommen, sie ist sehr gut. Was macht Beyme? Auch er ist ein versetzter Baum.6 Er hat viel Glück, im Sinn gemeiner Leute das Wort genommen, viel Unglück im Sinn wie Menschen von sicherem Gefühl und Beyme es nehmenb. Schreiben Sie mir, wie es mit Ihrer Gesundheit stehet, ob Sie zufrieden mit Ihren Verhältnissen sind. Kann ich etwas in den Schulverhältnissen zum besten tun, so bin ich bereit dazu. Adressieren Sie Ihre Briefe nach Breslau, ich werde sie von dort erhalten, wenn ich anderswo sein sollte, oder geben Sie sie an Schöler. Sein Sie meiner innigsten Freundschaft versichert, so lange ich lebe; niemanden könnte ich mich mit dem unbedingten Zutrauen in die Arme werfen, welches ich von jeher zu Ihnen hatte. Ihr Freund Frankenstein, den 26. Sept. 1812 v. Scharnhorst b 2

3 4 5

6

Statt „nimmt.“ Von Janson als der estnische Kreis Wierland interpretiert, doch spricht alles für Linnebachs Lesart „Wien“, zumal die Angabe der österreichischen Hauptstadt die Reise Friedrich Graf zu Dohnas nach Rußland noch verschleierte. Tatsächlich waren Boyen und Dohna am 10. August in Wien eingetroffen und erreichten nach der Weiterreise über die türkische Bukowina am 29. September die erste russische Garnison in Chotyn. Unter Umgehung der Grande Armée erreichten die beiden erst am 25. Oktober St. Petersburg. Vgl. Anm. 1 zu Nr. 428. Rühle von Lilienstern wurde tatsächlich in der Folge angestellt. Gemeint ist die 1808 von Erzherzog Karl gegründete und noch heute erscheinende „Österreichische Militärische Zeitschrift“. Beyme lebte seit seiner Entlassung 1810 zurückgezogen in Steglitz.

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II. In Schlesien während des Rußlandfeldzugs (April–Dezember 1812)

440. Scharnhorst an Friederike Hensel

Neiße, 15. Oktober 1812

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 343 (3 S.): Eigenhändig. Scharnhorsts Einsamkeit und Anlehnung an Friederike. Reiseplanung.

Meine beste Auguste, ich habe heute Deinen Brief erhalten, Du hast mir dadurch eine große Freude gemacht. Du kannst gar nicht glauben, wie ich es jetzt fühle, daß ich nun ganz von allen Anverwandten außer Dir, von allen Freunden, von allen abgesondert bin, daß ich mich an Dich allein halten muß, daß Du mir alles ersetzen und seyn muß[t]. Es beruhigt mich sehr, daß Du das zu fühlen scheinst, daß Du mit vieler Güte Dich an mich schließt. Du must es aber noch mehr thun, meine liebe Auguste, Du must Dich aufdringen, Du must mich fest an Dich schließen, dadurch wirst Du mich glüklich machen und ich werde Deinen Wünsche[n], welche sie auch seyn möchten, entgegen kommen, wenn Du sie mir offen sagst. Ich werde nicht meinen Plan, den Sonnabend zurükzukommen, ausführen können, dagegen aber nun auch alles abthun, so daß ich in Breslau, so bald ich zurükkomme, diesen Winter ohne die zweite Reise zu machen bleiben kann. Ich komme auf diese Weise eher zur Ruhe. Bei der nächsten Post werde ich Dir von Cosel schreiben, wenn ich nicht zugleich ankome. Daß ich jede Stunde berechne, die mich abhält in Deiner Nähe zu seyn, weiß[t] Du. Besonders unangenehm ist mir es jetzt abwesend zu seyn. Du kanst nicht an mich schreiben, ich würde Deinen Brief nicht erhalten.a Ist Dir irgend etwas unangenehm, so würde ich es abhelfen; wünschest Du in einer andern Lage zu seyn, so wird dazu sich Gelegenheit finden. Ich kann den Tag meiner Zurükkunft noch nicht gewiß bestimmen, aber es wird bald seyn und dann bleibe ich immer bei Dir, oder wenn Du willst, immer bei mir. Ich gehe heute den 15ten Donnerstag von hier nach Kosel 8 Meilenb, dann nach Gleiwitz noch 5 Meilen hinter Kosel und von da über Malapane zurük nach Breslau. Dein treuester Freund und Onkel Neisse den 15. Oct. 1812.

Scharnhorst

441. Scharnhorst an Friederike Hensel

Cosel, 17. Oktober [1812]

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 51 fol. 38r–39r (3 S.): Eigenhändig. Entfremdung von Julie. Gedanken zum künftigen Verhältnis. a b

Das Folgende in einer anderen, größeren Schriftführung. Verändert aus „nach Kosel“.

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Nr. 442

Meine liebe Augustea, auf meinen Reisen überdenke ich 1000mal, wie es zu machen, daß Du in der Folge glüklich wirst und daß ich davon bei Dir oder in Deiner Nähe die Freude genieße. Du kannst jeden Deiner Wünsche von mir befriedigt erwarten, nur eine Liebe zu einem Fremden würde mich von Dir entfernen, indem dies, ich habe esb bei meiner Tochter gesehen, der Todt für die kindliche Liebe, für die innere zutrauliche Freundschaft ist. Seit meine Tochter liebte, hing sie nicht mehr mit inniger lebhafter Liebe an mich, sie konnte ohne mich glüklich seyn, sie hatte eine andere Stütze, wenn ich nicht mehr gewesen wäre, ich war also ihr nun nicht mehr wichtig. Das merkt und fühlt man bald und dies hat mich bald zu den Entschluß gebracht, ein ander weibliches Wesen an mich zu ziehen. Du siehest also, meine Auguste, daß ich ohne das große Opferc von Dir, nicht einen andern zu lieben, nicht in Deiner Freundschaft und Liebe leben kann, und daß ich daher alle Veranlaßung d, wodurch Du in irgend eine Liebschaft kommen köntest, zu meiden suchen muß. Solltest Du aber dennoch irgend eine Liebschaft einmal über kurz oder lang haben, so offenbare Du sie nur, ich werde sie ohne hin bald merken, weil so etwas sich nicht verbergen läst. Ich werde als dann mich zwar von Dir entfernen, aber immer Dein Freund bleiben, Dein warmer treuer Freund. Denn ich weiß, daß in dieser Sache der Mensch nicht von sich abhängt. Unbeschreiblich hart würde es aber für mich seyn, wenn Du dies nicht zu thun gutmüthig und zutraulich genug wärst; ich würde als dann trachten Dich zu vergeßen. Ich weiß, daß Du jetzt keine Liebschaft hast, die mich beeinträchtigen könnte, ich habe jetzt in Dich eine anhängliche Anverwandtin, die mir sehr gut ist und alles gern thut, was meine Zufriedenheit erfordert. Ich bin daher in Deiner Liebe und Freundschaft sehr glüklich und werde so immer allein für Dich leben. Kosel den 17ten Oct. v.Scharnhorst Morgens beim Abgange nach Gleiwitz. 442. Scharnhorst an Friederike Hensel

Gleiwitz, 20. Oktober 1812

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 343 (11/2 S.): Eigenhändig. Verzögerung der Rückkehr.

Meine liebe Auguste, ich werde unglüklicherweise hier länger aufgehalten, als ich anfangs dachte. Dies macht mich unbeschreiblich unglüklich. Ich bitte Dich a

b c d

Auf der Umschlagseite (fol. 39v): „An die Fräulein Auguste Scharnhorst im St. Klaren Kloster bei den Urselinerinn. in Breslau.“ Verändert aus „indem, ich habe dies“. Die folgenden zwei Wörter nachträglich hinzugefügt. Folgt gestrichen: „dazu“.

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II. In Schlesien während des Rußlandfeldzugs (April–Dezember 1812)

mir sogleich ein paar Zeilen nach Tarnowitz in Oberschlesien zu schreiben, die Post gehet über Oppeln, schreib mir, ob Du gesund bist, ob Dir nichts unangenehmes begegnet ist. Ich lebe in Deinen Andenken und Deiner Liebe. In jeden Fall kome ich in 8 Tagen zu Dir und bleibe bei Dir diesen ganzen Winter. Dein Dich innigst liebender Onkel Gleiwitz den 20sten Oct. 1812. Scharnhorsta Ich bin vollkommen gesund, aber unbeschreiblich verdrießlich, daß ich so aufgehalten werde und dazu in einer Einöde leben muß, wo ich nichts habe. Ich bin in Gedanken unaufhörlich bei Dir Nacht und Tag. 443. Scharnhorst an Friederike Hensel Tarnowitz, 24.–25. Oktober 1812 GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 343 (4 S.): Eigenhändig. Verzögerte Rückreise. Zukunft des Verhältnisses.

Meine liebe Auguste, Dir wird mein langes Ausbleiben unerklärbar seyn; ich bin aber nun auf dem Rükwege und hoffe mit diesem Briefe beinahe zugleich anzukommen. Ich habe an unsere Zukunft gedacht und vorzüglich an Deine, ich werde so bald ich bei Dir bin darüber weiter sprechen. Ich bin über nichts besorgter als über Deine Gesundheit und Zufriedenheit. Ich wünsche, daß Dir die langen Abende nicht so lange als mir daurn. Ich hoffe, daß auf irgend eine Art sich in der Folge wird machen lassen, daß Du in Breslau den Abend bei mir bist, verstehet sich in Gesellschaft von anderna. Denke Du auch hierauf, wie dies einzurichten. Ich bin jetzt sehr gesund, obgleich ich wegen des Regenwetters nicht aus den Hause gehen kann und auf den Reisen mit übeln Wagen zu kämpfen habe. Ich bin sehr verdrießlich, daß ich durch die Nachläßigkeit von andern so aufgehalten werde. Die einzige Freude, welche ich nun noch auf der Reise habe, ist ein Brief, den ich von Dir in Tarnowitz zu hoffen habe. Er wird wahrscheinlich sehr kurz seyn. Ich bin nach und nach auf meiner Reise durchs Zerstreuen ganz ruhiger und kälter geworden; vor meiner Abreise war ich sehr gemüthlich. Du sagtest mir bei meinem Weggehen, daß Du nicht recht zufrieden jetzt in Kloster wärst, indem man wahrscheinlich eine nachtheilige Meinung von Dir hätte, und Du weder zu einen noch den andern Dich halten könntest. Ich habe dies mich oft erinnert und ich werde nicht eh[e]r ruhen, bis Du Dich, es sei dort oder anderswo, zufrieden findest. Meine Lieblings Idee ist, für Deine Glükseeligkeit so viel ich kann zu sorgen und von Dir abhängen zu lassen, was Dir dann Deine Gefühle eingeben. Diesen Planb will ich genau befolgen. a

Das Folgende auf der Rückseite.

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Folgt eine halbe durch dichte Schraffur gestrichene Zeile. Nachträglich eingefügt anstelle von „kann und“.

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Nr. 444

Meine Natur und mein ganzes Wesen ist so, ich muß mit Dir ganz vertraut und innig seyn oder ganz entfernt, wo ich dann andern Idealn und Gefühlen mich hingeben müßte. Meine Lage ist einzig, ganz von ungefähr bin ich von allen Freunden, allen Verwandten gleichsam geschieden und mit Dir allein in vertrauter Freundschaft, mit einem Mädgen, die außer mir auch niemand hat, an den sie sich halten kann. Wenn wir nicht beieinander Schutz suchen, wenn wir nicht einander mit Liebe, Güte und Zutrauen behandeln, wenn wir nicht gegen einander treu und offen sind, wer wird es alsdann seyn. Glaube nicht, meine Auguste, daß ich hier irgend ein Mißtrauen gegen Dich äußern will, dazu habe ich keine Veranlaßung. Ich weiß aber woll, daß das menschliche Herz ein so närrisches Ding ist, daß man gar nicht für dasselbe gut sagen kann. Und was können Mißverständnisse und andere zufällige Dinge nicht anrichten. Wir wolln uns das übelste denken, um es zu vermeiden, und wenn es auch eintreten sollte, ich würde nur allein in Deinem Andenken leben, immer hoffen, daß ein Unglüksfall Dir begegnete, der Dich zu mir führte. So werde ich immer seyn, wenn ich mich sonst recht kenne. Lebe wohl, meine treue gute Auguste, alle Tage nähere ich mich bis ich in Deine Arme eile. Dein Dich innigst liebender Onkel Scharnhorst Tarnowitz den 24. Oct. 18121 Mit einer bangen Sehnsucht wünsch ich jetzt alle Stunden bei Dir zu seyn. Heute bin ich unaufhörlich bei Dir im Geiste. Den 25sten Oct. 444. Scharnhorst an Friederike Hensel

Oppeln, 29. [Oktober 1812]

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 51 fol. 40r–41v (4 S.): Eigenhändig. Abschrift: ebda., Nr. 5 fol. 13v–14r (2 S.). Krise der Beziehung.

Oppeln den 29sten Abends Meine beste Auguste, ich habe in diesen Augenblik Deinen Brief erhalten, er hat mich unbeschreiblich betrübt, theils weil Du nicht wohl gewesen bist, theils wegen Deines Traums. Unmöglich kömmt der Traum aus Dir, er ist Dir zugewehet, er kömt nicht aus Deinen Innern. Was darin Bezug auf mich hat, widerspricht mein ganzes Leben, meine ganze Art zu handeln, die auch Dir bekannt ist. Du hast unmöglich diesen Traum gehabt, ein anderer hat ihn 1

An diesem Tag schrieb Scharnhorst auch an Blumenstein, um ihn mit der Durchführung weiterer Versuche zu beauftragen, vgl. dessen Antwortschreiben (Glatz, 1. November 1812, ebda., Nr. 30 fol. 27r–28r).

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Dir erzählt. Ich werde eilen, bei Dir zu seyn und mit Dir alles auf einen festen Fuß setzen. Ich habe ja außer Dich nichts auf der Welt, woran ich hange, und Du giebst nun den Mißtrauen Raum, nein meine Auguste, dies habe ich nicht verdient. Ich komme zu Dir, Dein Wille soll der meinige seyn, und um den schändlichen Verdacht, den Du von mir hast, zu entfernen, werde ich alle Mittel ergreifen, die mir nur zu Gebote stehen, und wenn es auch meine Ruhe, meine Zufriedenheita, mein Leben kosten sollte. Daß Du glüklich gewesen bist und jetzt unglüklich bist, könnte mich zur Verzweifelung bringen, daß konnte ich nie denken; ich hielt Dein ehemaliges Verhältniß nicht glüklich, nicht unglüklich; ich glaubte bisher, Du wärst auch in Klost[e]r geliebt von allen; noch nie habe ich mich in meinen Planen so betrogen gefunden, noch nie ist die innigste reinste Güte des Herzens sob verkannt. Glaube nicht, daß ich Dich hierdurch Vorwürfe mache; Du hast diesen unglüklichen Argwohn, er muß Dir selbst eine Qual seyn, nur das muß ich Dir sagen, daß mein ganzes Benehmen Dir zu diesen Argwohn keine Veranlassung gegeben hat, und daß ich Dich bitte, Dich [an] mein Benehmen zu erinnern und mich darnach zu richten. Legst Du es mir so hart aus, daß ich von Dir Behutsamkeit in allen gefordert habe, Dir ein verschiedenes gebeten habe? Ich will Dir die Ursachen offen und frei erzählen, wenn ich zu Dir komme. Dein Brief hat mich unbeschreiblich unglüklich gemacht. Nun habe ich doch niemand auf der Welt mehr, der Zutrauen zu mir hat, der mit inniger Liebe und Zutrauen an mich hängt, in Dir allein hatte ich die ganze Welt mit ihren Reichthümern und alles das ist nun Täuschung, Du siehest in mich den schändlichsten Menschen, nun will ich nichts mehr hoffen, nichts mehr wünschen. Eine Stunde nachher Nun noch, meine Auguste, die Versicherung, daß ich Dir Deine Aeusserung nicht übelnehme, indem sie mir die Gelegenheit giebt, Dich allen Argwohn zu benehmen, sobald ich komme; daß ich aber dennoch so bewegt und traurig bin, daß mir auch nichts glücken will, daß ich nicht weiß, was ich thue. In jeden Fall bin ich in wenigen Tagen bei Dir, nichts soll mich abhalten, Dir jetzt mich ganz zu zeigen, wie ich bin, Dir alles zu sagen, was auf unser Verhältniß Bezug hat; alles vergebe ich Dir gern, das aber kann ich Dir nicht vergeben, daß Du nicht weiß[t], daß ich so ganz von Deinen Wille abhänge, daß dies so sehr der Fall ist, daß es unsern Verhältniß schadet. Dann schreib[st] Du von Unrecht, das Du gethan, ich weiß von den nichts; alles, was Du gethan, unser ganzes Verhältniß, alle unser Thun und Lassen, ist so rein, so edel, daß es die ganze Welt wissen könnte; ich komme immer auf den Gedanken, daß Dir von jemand die Sache angewehet ist, der sich zwischen uns unedle Verhältnisse denkt. Dein Dich ewig liebend[e]r Onkel Scharnhorst.

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Die folgenden zwei Wörter nachträglich hinzugefügt. Folgt gestrichen: „verkehrt“.

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Nr. 445

445. Scharnhorst an Friederike Hensel

Oppeln, 30. Oktober 1812

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 51 fol. 42r–45v (71/2 S.): Eigenhändig. Abschrift: ebda., Nr. 5 fol. 14v–15v (3 S.). Vorschläge zum Abbau von Friederikes Mißtrauen. Bedingungen für die Fortsetzung der Beziehung.

Oppeln den 30sten Oct. 1812 Ich bin es mir schuldig, Deinen Brief vom 22sten Oct. schriftlicha zu beantworten, obgleich ich in wenigen Tagen bei Dir seyn werde; was ich Dir gestern schrieb, war nur der erste Ausbruch meiner Empfindungen. Es kränkt mich, meine Auguste, daß Du auf drei herzliche Briefe mich einen sehr kalten Brief voller Mißtrauen, zu welchen ich keine Veranlassung jemals gab, geschrieben hast, und ich begreife nicht, wie Dir dies bei so langer Abwesenheit von mir möglich gewesen ist. Dir Dein Mißtrauen durch Versicherungen und Betheurungen zu benehmen, wird nicht möglich seyn, denn sonst hätten meine bisherigen Handlungen gegen Dich und andere Menschen Dich von der Unrichtigkeit Deines Mißtrauens überzeugt. Es bleibt mir daher nichts übrig, als eine solche Veranstalltung zu treffen, wodurch das Mistrauen gehoben wird. Diese kann nur darin bestehen, daß ich Dich von mir ganz unabhängig mache, Dir ein klein Kapital geben, Dich wenig sehe und eine nur väterliche Aufsicht auf Dich führe. Dann must Du an einen andern Ort, wo Du unter mehrere Menschen kömst und die freie Wahl hast, so fort zu leben oder Dich freiwillig in meine oder in die Arme eines andern Manns zu werfen. Schon habe ich Dir geschrieben, daß ich für Deine Zukunft gesorgt hätte, ich wollte damit sagen, daß ich einen Ort für Dich gefunden hätte, wo Du nebst zweien andern erwachsenen Mädgenb anständig und wie ich glaube auch angenehm leben und alles lernen köntest und wo alle Klatschereien von vorigen Zeiten aufhörten. Ich will Deine Freundschaft und Liebe nicht erzwingen. Wenn Du sie mir nicht aufdringst, so werde ich wegen unsers Verhältnisses immer glauben, alle Dein Gut seyn sey nur dankbare Ergebung. Noch muß ich Dir sagen, daß bei der Ungleichheit unsere[r] Jahre Du Dich nur antragen und aufdringen must, denn wenn Du dies nicht kannst, so muß ich Deine Einwilligung als ein gutmüthiges dankbares Nachgeben betrachten, und das genügt mich nicht. Bei einer solchen Vereinigung würde keiner glüklich. Wie ich unser jetziges Verhältniß ansehe, daß wil ich Dir hier offen gestehen: Du magst mich wohl leiden, magst wol mit mir umgehen, aber in eigentlia b

Die folgenden zwei Wörter nachträglich hinzugefügt. Folgt gestrichen: „leben“.

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chen Verstande liebst Du mich nicht. Verschiedenheit des Alters oder meine zu aufdringende Liebe haben verhindert, daß Du lebhafte Gefühle der Liebe gegen mich bisherc gehabt hast. Irr ich mich, so vergieb mir. Es würde von Dir sehr unbillig seyn, wenn Du es verlangtest, daß ich mit Deiner dankbaren Nachgebigkeitd vollkommen glüklich seyn sollte, und es würde von Dir himmelschreiend unrecht seyn, wenn Du es mir zur Last legen wolltest, daß ich darüber traurig wäre. Wenn Du eine solche Traurigkeit auslegtest, als hätte ich dabei die Absicht, mich zurükzuziehen oder als seyen mir schändliche Plane fehlgeschlagen, so handelst Du gegen mich unverantwortlich, und dann wird die Ungerechtigkeit, die Du Dir schuldig machst, mich stärken mein Schiksal zu ertragen. Daß ich so streng in meinen Forderungen bin, hat zwei Ursachen; erstlich sahe ich, daß Du, bevor Du ins Kloster kamst, Dich nicht entschloßen hatteste, für mich zu lebenf, zweitens ist es mir oft vorgekommen, daß unglüklicheg Verbindungen unter ähnlichen Verhältnissen getroffen sind, daß die Mädgen sich täuschten und nachher nicht glüklich warn. Es ist besser, daß einer glüklich wird, als zwei unglüklich. Du kannst, meine Auguste, glücklich werden, Du bist ein tugendhaftesh gutes Mädgen. Du verlangst nicht viel, und wenn der Zufall Dich einem guten Menschen zuführt, so kann ich Dich einigermaßen versorgen. Mein Trost wird dann seyn, Dich glüklich gemacht zu haben und bald ruhig sterben zu können. Daß Du auf eine andere Arti in Deiner ehemaligen Lage glüklich geworden wärst, ist möglich, aber nicht wahrscheinlich; denn Deine ehemaligen Verhältnisse setzten Dich den Zufällen aller Art aus, ich bitte Dich, selbst in Dich zu gehen und aufrichtig gegen Dich selbst zu seyn.j Dann wirst Du finden, daß alles, was Du von Deinem ehemaligen Glük in Deinen letzten Briefe anführst, sich größtentheils in Täuschungen auflöset. Nie hat mich ein Vorwurf so geschmerzt als der, ich hätte Dich aus Deiner glüklichen Lage gerißen, wo alles Dich geliebt, wo Du zufrieden und vergnügt gewesen wärst. Dieser Vorwurf könnte mich Gott weiß wo noch hink bringen; ich habe diese Stelle Deines Briefes oft gelesen und immer mit thränenden Augen. Dieser Vorwurf macht mich in allen, was Dich betrift, so ängstlich auf die Zukunft, daß ich fast zu nichts Muth habe.

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Nachträglich hinzugefügt. Nachträglich hinzugefügt, es folgt eine etwas über eine Zeile lange Streichung durch dichte Schraffur. Folgen ein oder zwei durch dichte Schraffur gestrichene Wörter. Folgen fünfeinhalb durch dichte Schraffur gestrichene Zeilen. Folgt gestrichen: „Verh“. Folgt ein durch dichte Schraffur gestrichenes Wort, mutmaßlich: „wirklich“. Die folgenden vier Wörter nachträglich hinzugefügt. Folgt, durch dichte Schraffur gestrichen: „Das aber“. Verändert aus „Gott weiß wo zu“.

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Hier nun, meine innigst geliebte Friedericke, hast Du alles, was in meinen Herzen ist, mit diesen sind nun alle meine Träume für die Zukunft vereitelt. Vielleicht hätten sie sich ohnehin in Täuschungen aufgelöset. Mit treuer Offenheit will ich mich in Deinen Arm werfen, mit Dir alles abreden, was zu Deinen Glük nach unsern schwachen Voraussichten führen kann; alles, was Du willst, soll in unsern Verhältniß geschehen, wenn ich die Hofnung dabei haben kann, daß es zu Deinen Glük führt. Dein Dich innigst liebender S.l 446. Scharnhorst an seine Tochter Julie Gräfin zu Dohna Oppeln, 1. November 1812 GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 22 fol. 41r–42r (3 S.): Eigenhändig. Druck: Klippel III, S. 641f.; Linnebach, S. 440ff. Die Rüstungsbetriebe in Schlesien. Sorge um Julies Gesundheit. Pferdekäufe. Kriegsereignisse.

Meine liebe Julchena, ich habe Deinen Brief, der mich so viel Freude gemacht hat, erst gestern Abend hier erhalten, ich kam von Gleiwitz, ich bin mit den Berghauptmann Gerhard seit 3 Wochen in den dortigen Gegenden gewesen, um eine neue Anlage für die Fabrikation von Gewehrläufe, Bajonete u. Ladestöcke zu veranstallten, das schwedische Eisen wird zu theur und unsere Hütten Fabriken haben keinen Absatz, niemand kauft, niemand hat Geld. Selbst das Blei ist gefallen und auf die Fabrikate, welche nach Oestreich ausgingen ist eine Abgabe von 50 pr. Cent von oestereichscher Seite gelegt. Auf den Wollmarkt ist nicht viel verkauft, überallb klagt man. Ich war sehr wegen Deiner Gesundheit besorgt, da Du wahrscheinlich auf der Reise schlecht gegeß[e]n und getrunken ha[s]t. Daß Du den Morgen matt bist, ist eine Folge schwacher Nerven. Du mußt wenig Gemüse, viel Fleisch eßen und die freie Luft genießen. Seit 3 Wochen habe ich auf meiner Reise nur 1 guten Tag gehabt, die andern hat es geregnet, die Gewäßer sind ausgetreten, die Oder stehet gestern 9 Fuß über den ordinären Wasserstand. Ich habe von Dollstädt von den Verwalt[e]r Briefe und auch einen von den Grafen Louis1, ich kann diesen Morgen alle diesec nicht beantworten, danke Du den letztern vorläufig für seine unabläßige Güte und Freundschaft. Auch hier sind von neuen Lieferungen ausgeschrieben, die Landstände lassen die zu liefernden Pferde von Juden aufkaufend und liefern, weil diese beßer l

In der Abschrift: „von Scharnhorst“.

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Der Brief ist auf der Umschlagseite (fol. 42v) adressiert: „An die Frau Grafin zu Dohna geb. v. Scharnhorst zu Finkenstein in Preussen“. Folgt gestrichen: „seu“. Verändert aus „diesen Morgen über alle diese Geg“. Die folgenden zwei Wörter nachträglich hinzugefügt. Zu Julies Schwager Ludwig Graf zu Dohna vgl. Anhang 1.

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durchzukommen wissen. Sie bezahlen den Juden ungeheure Preise, auch sind die Pferde hier sehr theuer und der Eiken2 warn angesehene Gebote geschehen, als ich von Breslau abreisete. Mit meiner Gesundheit gehet es sehr gut, auch habe ich noch immer meine Besoldung in baaren Gelde erhalten, so wie alle hiesigen Truppen. Von unsern Truppen sind in der letzten Affäre bei Mitau 6 Officiere geblieben, 2 gefa[n]g[e]n und 30 bleßirt, es ist darunter kein Bekannter von uns.3 Gestern begegneten mir 3 Wagen mit prächtigen Pferden, ich redete sie an, es warn Juden aus Jassy, die Briefe erhalten hatten, daß die Türken die Moldau und Wallachei besetzten, sie kamen von Leipzig. Ich muß zum Schluß eilen, ich billige sehr gern den Plan, den der Graf Louis mit der Vermogensteur hat, und will, wenn das Geld fehlt, siee von hier bezahlen, bisher habe ich noch nichts bezahlt; ich wünsche ind[es?]f mit den Angaben des Werths nichts zu t[hun] zu haben. Von Karln4 kann ich dies nicht [glauben?], was Du schreibst, ich werde ihn indessen n[ie?g] wieder nehmen; er ist bei Henry5 Bedienter, wie mir der alte George schreibt. Hat der Dokter verordnet, daß der gutmüthige Adelbert gebadet werden soll? Sei ja in Winter mit den Baden vorsichtig. Dein Dich ewig innigst liebender Vat[e]r Oppeln den 1. Nov. v.Scharnhorst 1812 Bezeuge allen meine herzliche Verehrung.

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3

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Die folgenden zwei Wörter nachträglich hinzugefügt. Hier und in der Folge Textverlust durch Ausriß bei der Entsiegelung. Bei Linnebach steht hier: „nun“. Florentine von Eicke geb. Groß (1780–1842), Gattin des Majors Ernst Christian Theodor von Eicke (1764–1850) vom 2. Schlesischen Husarenregiment, der damals das mobile Husarenregiment Nr. 3 in Rußland befehligte. Über den Kriegsverlauf war man inzwischen stark auf private Nachrichten und Gerüchte angewiesen, wie sie etwa in dem zu Nr. 443 erwähnten Schreiben Blumensteins vom 1. November enthalten sind. Dessen Informanten zufolge sei „Fürst Schwarzenberg von den Russen sehr maltraitirt worden“, Napoleons Waffenstillstandsangebot unbeantwortet geblieben und die Belagerung von Riga aufgegeben worden. Man spräche von antifranzösischen Bewegungen in Russisch-Polen und einer Offiziersverschwörung in Stockholm. Es sei zu befürchten, daß die Grande Armée „in Moscow sich nicht wird halten können“ und womöglich Winterquartiere hinter Bug und Njemen nehmen müsse. Tatsächlich hatte sie am 23. Oktober Moskau geräumt, was die Berliner Zeitungen aber erst am 12. November meldeten. Ebenfalls am 23. Oktober hatte General Malet in Paris unter Lancierung der Falschmeldung, Napoleon sei gefallen, versucht das kaiserliche Régime zu stürzen. Mutmaßlich der in Nr. 429 und in dem zu Nr. 455 zitierten Brief Julies erwähnte „Carl“. Diesen Diener, der vor ihrer Ankunft aus Schlobitten abgereist war, verdächtigte die Gräfin, einen auf dem Transport von Berlin nach Ostpreußen verschwundenen großen Koffer „mit unseren besten Sachen“ gestohlen zu haben. Darin befand sich „auch Dein schönes Stück Leinewand“, Tischzeug, Kinderwäsche und Gardinen. Möglicherweise der frühere Generalkonsul in Madrid.

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Nr. 447

447. Scharnhorst an Thile

Breslau, 9. November 1812

Nach der Edition bei Linnebach (2. Auflage), S. 442f. Übersendung eines Gutachtens zu einer neuen Lafette. Scharnhorsts Tätigkeit in Schlesien.

Breslau, den 9. Nov. 1812. Mein lieber Thile, ich schicke hier das befohlene Gutachten über die Lafettenerfindung des Obersten Roedlich1. Er glaubt, daß seine Erfindungen verworfen werden, weil er ein Fremder ist. Daher möchte in jedem Fall ein Versuch im Großen nicht am unrechten Orte sein, obgleich ich mich von demselben nicht viel verspreche. Ueberdies hat keine Macht Geld genug, bei den Festungslafetten, wegen ihrer großen Anzahl, eine weitläuftige Maschinerie, welche hier vorgeschlagen ist, machen zu lassen. Auch kann ein Gespann Pferde in der Belagerung sie reichlich ersetzen. Die 2te Einlage hat mir ein alter Artilleriekamerade gegeben, es ist ein guter, aber eina sehr ordinärer Mensch, für den ich also mich nicht besonders verwenden kann. Ich bin seit einigen Tagen von meiner Bergwerksreise zurück, ich werde nächstens einige Vorschläge von neuen Anlagen in Gemeinschaft mit dem Berghauptmann2 einschicken. Ich arbeite an meinem Artilleriewerk, welches jetzt gedruckt wird. Ich werde übrigens einen kleinen Leitfaden der Kriegswissenschaften für unsere Kriegsschulen schreiben, und ich hoffe noch in diesen Winter. Herzlichen Dank für alle Mitteilung[en], mit innigster Freundschaftb der Ihrige. v. Scharnhorst. 448. Immediatbericht

Breslau, 12. November 1812

GStA PK, I. HA Rep. 74 Staatskanzleramt O. U Nr. 8 fol. 7r–8v (4 S.): Reinschrift, Schreiberhand, eigenhändig unterschrieben. Abschrift, Schreiberhand: ebda., fol. 3r–4v (4 S.). Die Gewehrfabrikation in Schlesien seit 1809 und ihre Probleme. Notwendigkeit einer neuen Produktionsstätte in Czarnowanz.

Als im März des Jahres 1809 durch den Obristen Grafen von Götzen Reparaturen an Gewehrtheilen von der schlesischen Bergwerks Behörde gefordert a b 1

2

Fehlt in der ersten Auflage. In der ersten Auflage: „mit herzlichem Dank“. Die Liste der Erfindungen Roedlichs bei Roedlich, S. 187, führt für 1812 eine „Lafette von Gußeisen neuer Bauart für schweres Geschütz mit Triebwerk“ auf. Gerhard.

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wurden, hatte man dazu keine Anstalten, und man benutzte die Gefälle des Eisenhüttenwerks Malapane, welche zu anderen Zwecken angelegt, und daher zu diesem sehr unvollkommen eingerichtet waren. Das dringende Bedürfniß an Gewehren führte dahin, daß man den Anträgen der Militair Behörden nachgab und sich auf die Anfertigung neuer Gewehre einließ. Sie konnten aus vorstehenden Ursachen nur schlecht ausfallen, indeß die Nothwendigkeit, Gewehre zu haben, und die eigene Unkunde dieser Fabrication ließ weniger Schwierigkeiten bei der Annahme der gefertigten Gewehre finden. Hierdurch entstand das Vertrauen, mit zunehmender Geschicklichkeit der vorhandenen Arbeiter und in Hoffnung des Engagements erfahrener fremder Arbeiter brauchbare Fabricate fortwärend liefern zu können. Daher wurde im Jahre 1810 mit der Gewehr Reparatur Anstalt zu Neisse unter dem Major Braun auf 3 Jahre ein Contract geschlossen, jährlich 3600 Gewehreläufe und eben so viel Bajonette und Ladestöcke zu liefern, und im verflossenen Jahr 1811 das Versprechen gegeben, diese Anzahl bis zu 4800 zu vermehren, wenn eine Zusicherung einer ferneren Abnahme auf mehrere Jahre Statt fände und wenn die zur Errichtung einer vollständigen Fabrique nöthigen Gelder hergegeben würden, weshalb auch die erforderlichen Anträge bei dem Staats Ministerio unterm 26 tn Septbr. a. p. gemacht wurden. Auf diese Bestimmungen wurde die Gewehr Fabrick-Compagnie in Neisse errichtet. Nachher lehrte indeßen die Erfahrung, daß in Malapane die nach und nach geforderte größere Vollkommenheit der abgelieferten Fabricate bei der dortigen sehr ungünstigen Localität nicht zu erreichen ist, auch aus eben diesem Grunde jährlich höchstens nur 3000 Gewehrläufe, Bajonette und Ladestöcke geliefert werden können, und daß nur mit Aufopferung der sämtlichen Malapaner Werke für die Zukunft eine Erweiterung der dort sehr eingeschränkten Vorrichtungen möglich ist. Da nun die bisherigen Versuche und Erfahrungen auf Mittel geführt haben, von schlesischem Eisen eben so gute Gewehrläufe, Bajonette und Ladestöcke als von schwedischen zu fertigen, da die Neisser Fabrick in Verfertigung der Schlösser, Schäfte und Garnitur in den letzten Zeiten eine Vollkommenheit erreicht hat, welche die Potsdammschen bemerkbar übertrifft, und da endlich nur die Neisser Fabrick einländische Producte verarbeitet, so scheint es von äußerster Wichtigkeit zu seyn, den Mangel der erforderlichen Anlagen zu Verfertigung der Läufe, Ladestöcke und Bajonetts, welcher nur allein dem Fortgange der Fabrication Hinderniße in den Weg legt, schleunigst abzuhelfen. Sollte die Fabrication der rohen Armatur-Theile ferner in Malapane geschehen, so würde zur Errichtung einer vollständigen Armatur Fabrique, welche der Neisser Fabrique die Läufe, Bajonette und Ladestöcke liefert, eine Summe von 24,000 rh. erforderlich seyn und außerdem würden noch einige Gebäude zur Unterbringung des Arbeits-Personals aufgestellt werden

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müssen. In diesem Fall würden aber das Malapaner Eisenhüttenwerk und namentlich der dortige zum Munitions Guß bestimmte Hoheofen gänzlich eingehen, weil das zu Malapane vorhandenen Wassergefälle und die für eine wohl eingerichtete Armatur Fabrique zu beschaffenden Räume es nicht gestatten, beide Zwecke mit einander zu verbinden. Eine vorzüglich günstige Gelegenheit zur Errichtung einer Armatur Fabrique, ohne den zeitherigen Hüttenbetrieb des Malapaner Werks zu stören und ohne den dortigen, ursprünglich zum Munitions Guß bestimmten Hohenofen zu verlieren, bietet ein in dem aufgegebenen Stift Czarnowanz, eine halbe Meile von Oppeln an dem Malapane Fluß gelegenes Wassergefälle dar. An diesem Gefälle hat vormals ein Hüttenwerk gelegen, welches jetzt gänzlich verfallen und völlig unbrauchbar geworden und deshalb auch schon abgetragen ist. Die Anlage würde auf diesem Punkte zwar etwas theurer seyn, indem sie einen Kosten-Aufwand von etwa 30,000 rh. und freies Bauholz aus den Königlichen Forsten veranlassen dürfte, allein das dortige Gefälle macht eine weit freiere und ungehinderte Disposition in der Ausführung, also eine größere Vollkommenheit in der Ausführung der Fabrique als zu Malapane möglich, und das ganz in der Nähe befindliche alte Klostergebäude1 giebt eine sehr günstige Gelegenheit zur Unterbringung der Arbeiter, so daß die Kosten für beide Punkte fast dieselben seyn dürften und zugleich der Vortheil, das Malapaner Hüttenwerk ungestört in seinem Zustande zu belassen, erreicht wird, welches um so nothwendiger ist, wenn die Neisser Fabrique nicht wenigstens ein volles Jahr hierdurch, so lange nämlich der Umbau dauern dürfte, auf alle Lieferungen von Malapaner Armatur Theilen Verzicht leisten soll. Geruhen Ew. Königl. Majestät, aus unserem allerunterthänigsten Vortrage die Nothwendigkeit der Errichtung einer soliden Armatur Fabrique zur Beschaffung der nöthigen Garnituren für Neisse, die dann auch wohlfeiler geliefert werden können, Allergnädigst zu entnehmen, und zu diesem Zwecke huldreichst zu gestatten, „daß zu der vorstehend angegebenen Summe von dreissig tausend Thalern zur Etablirung der Armatur Fabrique in Czarnowanz 15,000 rh. aus den Ersparnißen der vorhandenen Fonds und Allerhöchst bewilligten Etats der Waffen-Fabrication und die andern 15,000 rh. aus dem Ertrage der schlesischen Berg und Hüttenwerke in den Jahren 1813 und 1814 verwendet, das freie Bauholz aber aus Ew. Majestät Kupper und Dambrowkaer 2 Forsten

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Das 1810 säkularisierte Prämonstratenserkloster war 1228 gegründet, 1643 zerstört und im Barock wiederaufgebaut worden. Gemeint ist ein einstmals im Besitz der Familie von Dambrowka befindlicher Forst bei Kreuzburg.

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gleich im Jahre 1813 hergegeben werden darf, so wie auch das eigentliche Klostergebäude des ehemaligen Stifts Czarnowanz sogleich der Armatur Fabrique eingeräumt werden können.“3 Breslau4, den 12ten November 1812.a v.Scharnhorst. 449. Scharnhorst an Prinz August

Gerhard.

Breslau, 1. Dezember 1812

GStA PK, IV. HA Rep. 4 Nr. 102 fol. 1r–v (11/4 S.): Reinschrift, eigenhändig. Übersendung einer Denkschrift zu Haubitzen und eines Manuskripts zum „Handbuch der Artillerie“. a

Ew. Königl. Hoheit lege ich hier meine Ansicht über den gegenseitigen Werth der Haubitzen und Einhörner zu Füßen. Ich werde über die hier gemachten Versuche noch Vergleichungen mit andern anstelln, und lasse mir daher die einzelnen abshreiben, und kann das Original der Protocolle erst in einigen Tagen zurückshicken. Die General Tabelle kömmt aber hier beigelegt zurück. Von meinen Werk kömt der erste Abschnitt hierbei, den 2ten werde ich nächstens vorzulegen die Gnade haben. Ew. Königl. Hoheit würden mir eine große Gnade erzeigen, wenn Sie diese Abschnitte, so wie meine Aufsäze über die Colberger Versuche und über das Einhorn, mir nach genommener Abschrift wieder zurück geben ließen.b Breslau den 1stn Dec. 1812

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Scharnhorst

Das Folgende mit Respektabstand und einem Respektstrich zur Unterschrift Scharnhorsts. In der Abschrift steht das Datum (irrtümlich: „Berlin, den 12n November 1812“) auf Höhe der Unterschriften, darunter folgt dort: „An des Königs Majestät.“ Der Antrag wurde durch eine Kabinettsorder an Scharnhorst und Gerhard (Charlottenburg, 26. November 1812) genehmigt, vgl. das Konzept ebda., fol. 9r–v. In Breslau erhielt Scharnhorst u. a. ein von Hake und Thile unterschriebenes Schreiben (Berlin, 27. Oktober 1812) mit der Abschrift einer Kabinettsorder an Yorck (Potsdam, 18. Oktober 1812) zu Auszeichnungen beim mobilen Korps sowie zwei Schreiben Harroys (Neiße, 23. Oktober bzw. 6. November 1812) zur Überlassung der Festungswerke von Schweidnitz an die dortige Kommune; sie befinden sich ebda., VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 177 fol. 1r, 2r–4v, bzw. Nr. 242 fol. 2r–5r, 6r–8v. Zufolge der Bearbeitungsvermerke Liebenroths beantwortete Scharnhorst das erste Schreiben am 15., die beiden Schreiben Harroys am 17. November. Oben auf der ersten Seite ein Eingangsvermerk vom 1. Dezember 1812 und ein Vermerk Perlitz’ vom 3. Dezember zur Beantwortung. Das Folgende mit Respektabstand und Respektstrich zur Unterschrift.

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Nr. 450

450. Gutachten

Breslau, 3. Dezember 1812

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 340 (21/2 S.): Reinschrift, eigenhändig. Gutachten zu einer Schrift für den Physikunterricht. a

Wenn in der Vorrede der Zwek des Unterrichts ausgesprochen würde, daß er in allen, was Einrichtung der Geschütze, Laffeten, Munition u. s. w. betrift und auf Artillrie Dienst Bezug hat, fürs ganze Corps bestimmt sey, daß aber der wissenschaftliche Theil nur für den Unterofficier und Feurwerker abgefaßt wäre, so würde der vorgeshlagene Titel wohl passen. b

Von der Reibung kann alles gesagt werden, was für die Anwendung wichtig ist 1. in Hinsicht der Schenkel und Räder mit mehreren Beispielen; 2. in Hinsicht der Rollen und Bolzen mit Beispielen; 3. in Hinsicht der Seile mit Beispielen; 4. in Hinsicht der beiden geriebenen Körper und der Mittel, die Reibung zu vermindern, mit Beispielen.

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In Absicht der parabolischen Theorie ist bloß ein Begriff davon zu geben, dies ist zwar sehr gut, was hilft es aber, wenn es nicht angewandt wird? Hier müßen alle Aufgaben, welche in der Ausübung vorkommen, aufgelöset und durch Beispiele erläutert werden. Es muß auch in dieser Hinsicht eine kleine Sinustabelle beigefügt werden oder eine Tabelle, welche die Sinusse der doppelten Winkeld enthält, wie in Struensee1. Die Aufgaben müßen nicht bloß aufgelöset werden, sondern es müßen Beispiele gegeben werden, und dabei angezeigt, in wie weit die parabolische Theorie anzuwenden und worin sie zu corrigiren. Dieser Unterricht wird auch den Officier sehr nützlich seyn, da er nur allein in Vega gut ausgeführt ist, welches Werk wohl sehr wenige haben. Ich habe in der ersten Ausgabe meines Handbuchs2 S. 256 im ersten Theil die 3 Haupt Aufgaben gelehrt.

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Oben rechts von unbekannter Hand ein Eingangsvermerk vom 3. Dezember 1812. Der anschließende Absatz mit Rotstift eingeklammert und mit „1“ bezeichnet. Der hier einsetzende Abschnitt bis einschließlich Punkt 4 mit Rotstift eingeklammert und mit „2“ bezeichnet. Die anschließenden fünf Absätze mit Rotstift eingeklammert und mit „3“ bezeichnet. Verändert aus „welche die doppelten Sinusse“. Gemeint sind die „Anfangesgründe der Artillerie“ (1760) von dem im ersten Band vorgestellten Karl Gustav von Struensee. Gemeint ist das „Handbuch für Offiziere“.

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II. In Schlesien während des Rußlandfeldzugs (April–Dezember 1812)

Wegen der Fehlschüsse habe ich meine Bemerkung neben § 1655 bis 1666 gesetzt. Nie muß man die Erfahrung den theoretishen Shlüßen in der Artillerie unterordnen, dadurch untergräbt man Theorie unde zwekmässige Anwendung.f Breslau den 3tn Dec. 1812 451. Randnotiz

v. Scharnhorst

Breslau, [nicht vor 5. Dezember 1812]

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 255 fol. 7r: Eigenhändig.a

Wie viel si[n]d das letzte mal abgeliefert u. wie viel ausgeschoßen?1 452. Scharnhorst an Thile

Breslau, 13. Dezember 1812

Nach der Edition bei Linnebach, S. 443. Verschiedenes. Vereitelung einer Reise Blüchers nach Wien.

Breslau, Sonntag, den 13. Dez. 1812 Euer Hochwohlgeboren Schreiben vom 8. Dez. habe ich richtig erhalten. Ich bin für die darin mir gegebenen Nachrichten von Röder seiner Versetzung verbunden.1 Das Schreiben, worauf Sie sich bezogen, ist noch nicht angekommen. Ich empfehle Ihnen die Sache des Generals von Corswandt2 in Absicht seines Etats. Ich werde umständlich den 18. an Sie bei den Prinzen August schreiben, welches in Berlin den 21. ankommen wird. Sollte der General von Blücher um Urlaub bitten nach Wien, um seine Verwandte

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Folgt gestrichen: „Erfahrung“. Dieser Absatz mit Rotstift eingeklammert und mit „4“ bezeichnet. Das Folgende mit Respektabstand und Respektstrich zur Unterschrift. Auf einem Schreiben Karstens an Scharnhorst „hieselbsten“ (Breslau, 5. Dezember 1812). Karsten berichtete, er habe Schnakenberg angewiesen, zehn Gewehrläufe „mit sogenannten sichtbaren Schweißnäthen und Gruben, und zwar 5 Stück bessere und 5 Stück weniger gute“ zur Probe aus Malapane nach Neiße zu schicken. Friedrich von Roeder, bis dahin Chef des Generalstabs beim Yorckschen Korps, war gerade zum Brigadier der ost- und westpreußischen Kavallerie ernannt worden. Der im fünften Band vorgestellte Generalmajor Karl Friedrich von Corswant war Ende November zum Brigadier bei der Kavallerie in Rußland ernannt worden.

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Nr. 453

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zu besuchen, so wünschen seine Frau3 und sein Sohn, daß es ihm abgeschlagen würde, weil es zuviel kosten würde und der General noch immer nicht arrangiert ist. Herzlich und innigst. Scharnhorst. Heute morgen haben wir nach Reaumur 141/2 Grad.4 453. Scharnhorst an Karl August Freiherrn von Hardenberg Breslau, 18. Dezember 1812 GStA PK, VI. HA Nl Daniel Ludwig Albrecht Nr. 24 fol. 34r–36r (41/2 S.): Reinschrift, eigenhändig. Druck: Linnebach, S. 443ff. In Schlesien herrschende Stimmung und umlaufende Gerüchte.

Der Major v. Thiele wird Ew. Excellenz dasjenige vortragen, was ich ihm von unsern Militärangelegenheiten geschrieben habe. Ich benutze übrigens noch diese Gelegenheit, um Ew. Excellenz einige Gerede, welche mir zu Ohren gekommen sind, mitzutheilen, ohne darauf irgend einen Wert zu legen. Der Prinz August hat von fern in Trachenberg gehört, daß der Fürst Hatzfeld gesagt, Ew. Excellenz würden sich schwerlich noch diesen Winter in Ihren Posten erhalten. Von einigen Frauenzimmern, mit welchen ich umgehe, ist mir mehrere Male erzählt worden, daß das Gerede gehe, Ew. Excellenz wärn ganz in französischen Händen und suchten durch die Franzosen sich in Ihren Posten zu erhalten. Die Anstellungen der Personen bei der neuen Einrichtung würde[n] dies beweisen. Von dem klügern Theil werden Ew. Excellenz am meisten darin getadelt, daß eingeführte Einrichtungen immer wiedera geändert und versprochene Leistungen nicht gehalten würden und so alles Zutrauen verlohren gehe. Niemand von irgend einem Ansehen, kein rechtlicher, kluger Mannb beschuldigt Ew. Excellenz einer unedlen Handlung oder Absicht, ganz beson-

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Blüchers zweite Frau, Katharina Amalie („Malchen“) geb. von Colomb (1772–1850). Mit dem Sohn ist mutmaßlich sein langjähriger Adjutant Major Franz von Blücher gemeint, nicht dessen jüngerer Bruder Friedrich Gebhard. Unter dem Gefrierpunkt, d. i. minus 19 Grad Celsius. Verändert aus „eingeführte Sachen immer“. Verändert aus „Ansehen, rechtlicher kluger“.

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II. In Schlesien während des Rußlandfeldzugs (April–Dezember 1812)

ders hat sich dies auch bei der Lütwitzschen Arretierung1 ausgesprochen; allgemein ist aber die Meinung, Ew. Excellenz wären schlecht umgeben, ohne daß man Ihren Umgebungen etwas Schlechtes beschuldigt. Seit 14 Tagen hat sich das Gerede über die innern Einrichtungen verlohren und ein fast allgemeiner Haß gegen die Franzosen sich gezeigt, zum Theil gewiß aber nur scheinbar; denn diejenigen, welche von dem vorigen Feldzugec hoften und erwarteten, daß der Friede in Moskau und Petersburg dictirt würde, haben nun ganz die Tramontane2 verlohren und vergeßen, welche Hülfsmitteld dem Kaiser Napoleon zu Gebote stehen, wenn die Russen das Kriegestheater über ihre Grenzen verpflanzen wollten.3 Die Gerüchte sind hier über die letzten Kriegesbegebenheiten von der Art, daß es sich wohl denken läßt, daß die Russen in diesen Winter bis an die Weichsel vordringen; sollte abere dies der Fall sein, so wird man in Preussen sich an die Russen wenden, denn die Unzufriedenheit des Adels, der Kaufleute und zum Theil auch der Officiantenf mit dem Gouvernement ist sehr groß. Vielleicht könnte man etwas dagegen thun, ich mag es aber nicht den Pappier anvertrauen. Alles, was ich hier geschrieben, bitte ich als eine freundschaftliche Mittheilung und Ansicht anzusehen, über welche ich keine weitere Beweise anfüh-

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3

Die folgenden zwei Wörter nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „vergeßen, was“. Nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „der Officianten zum Theil“. Ernst von Lüttwitz (1776–1837) war 1800 als Kreisdirektor in Wassertrüdingen wegen außergerichtlicher Verhängung von Prügel- und Gefängnisstrafen suspendiert worden. Da er sich aber in den damaligen Kriegswirren bewährte, wurde er wiederangestellt. Nach der Übergabe Ansbachs an Bayern kehrte er in seine Heimat Schlesien zurück und nahm als Oberkriegskommissar an der Verteidigung der Provinz 1806/07 teil. Nach einem Zwischenspiel in Berlin wurde Lüttwitz Ende 1811 zum Präsidenten des Landesökonomiekollegiums in Reichenbach ernannt. Er wurde in Glatz inhaftiert, weil er am 12. November 1812 er in einer Denkschrift an den König das Recht des Volkes beansprucht hatte, „auch ohne Verlangen des Königs demselben die verlorene oder aufgegebene Selbständigkeit wieder mutig zu erringen“. Im April 1813 Zivilkommissar unter Blücher, legte Lüttwitz sein Amt im Konflikt mit Gneisenau nieder. Danach fungierte er als Regierungspräsident in Reichenbach (1816–1818) und seit 1826 als Provinziallandtagsdeputierter. Das Wort bezeichnete ursprünglich den in Italien von den Alpen her kommenden Nordwind, dann auch den Polarstern. Hier wird es offenbar im Sinne von „Orientierung, Leitstern“ benutzt. Das auf den 3. Dezember datierte 29. Bulletin der Grande Armée vermittelte einen ersten Eindruck von den Schrecken des Rückzugs von Moskau. Die Trümmer der Grande Armée passierten zwischen dem 26. und 29. November unter großen Verlusten die Beresina. Napoleon verließ sie am 5. Dezember und reiste im Schlitten nach Frankreich, wobei er am 12. durch Glogau kam. Zwei Tage später forderte er von Dresden aus Friedrich Wilhelm III. auf, das preußische Hilfskontingent auf 30.000 Mann zu erhöhen. Am 16. Dezember erreichte die Spitze des Rückzugs Königsberg.

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Nr. 454

ren kann. Ich füge nur noch die Versicherung der größten Dankbarkeit und innigsten Verehrung hinzu.g Breslau den 18tn Dec. 1812.

Scharnhorst.

454. Scharnhorst an Schöler

Breslau, 22. Dezember 1812

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 255 fol. 8r–v (11/2 S.): Konzept, eigenhändig. Preise der Malapaner Gewehrfabrik.

An Se. Hochwohlgeb. den Herrn Major von Schölera Ew. Hochwohlgeb. zeige ich hierdurch an, daß d[e]r Berghauptmann Gerhard ab[e]rmals auf eine Erhöhung des Preisses der Gewehrläufe, Bajonette und Ladestöcke von 1 rh. 21 ggr. 41/2 d. angetragen hat, und daß ich ihn dieselbe verweigert habe. Meine hierbei erfolgende Antwort an d. B.H. Gerhard wird Ihnen einige weitere Aufschlüsse geben. Ich vermuthe, daß man den Berghauptmann hintergehet und daß man die Absicht hat, Schiklers dadurch zu favorisiren, daß man der Ausführung der Neisse[r] Fabrick Hindernisse in den Weg legt und die Preisse der Fabrikate erhöhet. D[e]r Hauptmann Tiedeke hat sich in Malapane überzeugt, daß sie uns den Preiß des [Materials?] u. der Arbeit höher angeb[e]n, als sie ihn bezahlen, kurz es kommen mehrere Gründe zusammen, die meinen Argwohn bestärken. Von der andern Seite ist es ab[e]r auch wahr, daß man in d[e]n letzten Zeiten von unsr Seite eine zu grosse Vollkommenheit gefordert hat, worin wir nach lassen müßen und auch nach lassen können. Ich bitte den Herrn General von Hak diese Sache gelegentlich mitzutheilen. Breslau den 22sten Dec. 1812. v.Scharnhorst 455. Scharnhorst an seine Tochter Julie Gräfin zu Dohna Breslau, 27. Dezember [1812] GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 23 fol. 2r–v (2 S.): Eigenhändig. Druck: Klippel III, S. 642f.; Linnebach, S. 445f. Nachrichten von Bekannten und vom Kriege. g

Das Folgende mit Respektabstand und Respektstrich zur Unterschrift.

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Adresse in der linken Spalte.

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II. In Schlesien während des Rußlandfeldzugs (April–Dezember 1812)

Liebe Julchena, Deinen Brief von 11ten1 habe ich erst gestern erhalten, ich war sehr über Deine Gesu[n]dheit besorgt; ich habe für Adalbert einen Fallhut2, fur dich eine Haube geshikt. Ich habe die Hofnung, daß Dir der Auffenthalt in Elbing in Winter gut bekomen wird, im Sommer ist es dort ungesund. Ich habe gesternb einen Brief von R. erhalten, er shreibt, daß sich unsere beiden Bekannten wohl befinden; dann von einer Vermehrung von dreihundert Rthl. jährlicher Einkünfte. Man erzählt hier abendtheuerliche Ges[ch]ichtens von den Armeen in Rußland; in den Lemberger Zeitungen lieset man die schändlichen Verb[r]eitungen von Gefechten, welche zum Nachtheil der französischen Armeen vorgefallen wärn.3 Ein alter Bekannter von Fritz, G., war aus ich weiß nicht welchen Ursachen einstc arretirt, ist aber jetzt wieder loß, Lütwitz wird nach Glatz transportirt. Eikens sind gesund, die Röder ist kränklich. Ich habe Jette Schmid4 einen Ueberrok geschikt. Gott gebe Dich und allen unsern Freund[e]n und Verwandten Muth und behüted vor unglükliche Zufälle. Ich bitte Dich, shreib mir bald wieder, wenn auch nur ein paar Zeilen, was da passirt, wo Du bist. Dein Dich innigst liebender Vater, küsse Adelbert u. alle in meinem Namen Breslau den 27stene Dec. Scharnhorst Ich gehe heute Ab[e]nd nach Strieße und bleibe dort morgen mit den Pr. Merkel u. Profeßor Rohde.5 S. a

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Die Umschlagseite (fol. 3v) ist adressiert: „An die Frau Grafin zu Dohna geborne v. Scharnhorst zu Schlobitten in Preussen.“ Das Wort nachträglich hinzugefügt. Das nachträglich hinzugefügte Wort ist nur schwer zu entziffern; bei Klippel und Linnebach steht: „neulich“. Klippel und Linnebach ergänzen hier „uns“, es würde aber auch „sie“, „euch“ oder „dich“ passen. Verändert aus „26sten“. Eine Abschrift befindet sich ebda., Nr. 288 fol. 36v–37r. Julie kündigte darin ihre Reise nach Elbing an und berichtete u. a. über die in Dollstädt angefallenen Kosten und kleine Schwächeanfälle, gegen die sie „China“ (Chinin) einnahm. Besonders bedankte sie sich für ein von ihrem Vater übersandtes schönes Kleid. Mit in Rippen abgenähter Polsterung versehene Kopfbedeckung zum Schutz vor Verletzungen im Kleinkindalter und beim Laufenlernen. In Julies Brief heißt es: „Adalbert [...] hat einen kleinen Säbel, der ihm viel Freude macht, er geht für sich allein stundenlang in der Stube herum, zuweilen fällt er.“ Am 21. Dezember war es russischen Verbänden gelungen, sich zwischen das Gros von Macdonalds X. Korps und das preußische Hilfskorps zu schieben. Am 30. schloß Yorck mit Wittgensteins Stabschef Diebitsch die Konvention von Tauroggen ab, durch die sein Korps für neutral erklärt wurde. Diebitsch wurde dabei von Clausewitz und Friedrich Graf zu Dohna assistiert. Julie hatte geschrieben: „Jette Schmidt habe ich eine Kleinigkeit geschickt, vielleicht thust Du auch etwas für sie, ihre Einnahme ist 9 Fl. [?] monathlich und bald kommt sie wieder in die Wochen.“ Gemeint sind mutmaßlich der im 6. Band erwähnte Regierungsvizepräsident Friedrich Theodor Merckel und Major von Rode, der Direktor der Kriegsschule in Breslau. In Striese (Kreis Trebnitz) wohnte auch Staatsrat Karl Niklas Wilhelm von Rhediger, dessen Frau mit Julie befreundet war.

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Nr. 456

456. Scharnhorst an Karl August Freiherrn von Hardenberg Breslau, 29. Dezember 1812 GStA PK, VI. HA Nl Daniel Ludwig Albrecht Nr. 75 fol. 33r–v (2 S.): Reinschrift, eigenhändig. Druck: Linnebach, S. 446. Benötigter Raum für Salpeterfabrikation in Neiße. Gesuch um Verwendung.

Der Major von Blumenstein bittet Ew. Excellenz um einen Raum für eine Salpeter Siederei in Neisse; er treibt diese für uns wichtige Fabrikation für seine Rechnung, wenn Verlußt entstehet, und für Rechnung des Königs, wenn Gewinn herauskömmta. Er verdient in Hinsicht seines Eifers, mit welchemb er die Sache treibt, auch Ew. Excellenz Gnade in Hinsicht seiner Privat Angelegenheiten. Zu diesen gehorsamsten Gesuch fürc Major v. Blumenstein füge ich noch einen hinzu, der meine Person betrifft. Ich bitte Ew. Excellenz, mich zu gebrauchen; meine Ehre leidet es nicht, unter den gegenwärtigen Umständen unthätig zu sein, meined reiben mich auf! Wie ich nützlich werd[e]n kann, das überlasse ich Ew. Excellenz und des Königs Majestät.e Breslau den 29stn Dec. 1812. 457. Scharnhorst an Thile

Scharnhorst

[Breslau, 29. Dezember 1812?1]

Nach der Edition bei Linnebach (2. Auflage), S. 447f. Übersendung einer Eingabe an den König, nach Schlesien zu gehen.

Mein lieber Thile, ich überschicke Ihnen hier einen Brief an Se. Majestät2; meine Absicht ist nicht, dem König den Rat zu geben, gegen die Franzosen aufzutreten. Ich bitte um das, woruma ich ihn bat, als ich von Berlin a b c d

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Verändert aus „Gewinn zu hoffen.“ Statt „welcher“. Folgt gestrichen: „den“. Hier müßte ein Wort folgen. Linnebach ergänzte „[Untätigkeit]“ und veränderte das folgende Verb zu „reibt“. Das Folgende mit Respektabstand und Respektstrich zur Unterschrift. Statt „warum“. Das damals diesem Schreiben beigelegte Gesuch an den König wird im folgenden Dokument als abgesandt erwähnt. Es ist unwahrscheinlich, daß Scharnhorst einen Tag oder länger wartete, um Hardenberg zu informieren. Scharnhorst sandte, mutmaßlich etwas früher, dem König seine guten Wünsche zum neuen Jahr, vgl. dessen Antwortbrief (Potsdam, 1. Januar 1813) in GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 53 fol. 3r.

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II. In Schlesien während des Rußlandfeldzugs (April–Dezember 1812)

wegging, um die Verlegung des Aufenthalts von Potsdam nach Breslau. Die meisten Menschen glauben, der König sei in Potsdam und Berlin nicht frei und unabhängig, er lebe in einer Provinz, die unter einem fremden Gouverneur stehe3, da er doch den Vorzug unter den andern Alliirten Frankreichs haben könne, in einer Provinz zu sein, wo er souveräner Herr sei; sie schließen daraus, er lege keinen Wert auf Unabhängigkeit, und dies schlägt sie nieder. Seit den letzten 8 Tagen ist diese Ansicht allgemeiner und bei vielen Menschen gehässiger in dieser Stadt geworden, und ich halte mich überzeugt, daß der König, wenn er bei der jetzigen Katastrophe in Berlin oder Potsdam bleibt, alle[s] Zutrauenb unter einer bedeutenden Klasse von Menschen auf immer verliert, und daß dieses unter manchen Umständen ein großer Verlust ist. Schöler schreibt an mich, es sei zu spät, unsere Festungen noch mit dem Fehlenden zu versehen; daß es zu spät, kann niemand wissen, man beschleunige nur die Sache. Ich habe gehört, daß man in Berlin noch einen bedeutenden Vorrat an Futter hat, während es hier daran fehlt; vielleicht hat man es nach den Umständen gebrauchen wollen, entweder in Kolberg oder in Schlesien, mir scheint es aber, daß es besser wäre, dasselbe sogleich abzuschicken, etwa 100 Zentner nach Kolberg und 300 nach Neiße und Kosel. Ihr Freund Scharnhorst. 458. Scharnhorst an Karl August Freiherrn von Hardenberg Breslau, 29. Dezember 1812 GStA PK, VI. HA Nl Daniel Ludwig Albrecht Nr. 24 fol. 42r–43v (31/4 S.): Reinschrift, eigenhändig. Druck: Linnebach, S. 446f., danach Gersdorff, S. 475–478. Scharnhorsts Bitte an den König, nach Breslau zu gehen.

Ew. Excellenz zeige ich hierdurch an, daß ich an des Königs Majestät geschrieben und ihn gebeten habe, sich unter den gegenwärtigen Umständen nach dem neutralen Theil seiner Staaten zu begeben und seine Festungen mit den erforderlichen Lebens u. Kriegesbedürfnissen und guten Garnisonen zu versehen. Mir scheint, daß die jetzige Lage der Dinge diese Maßregeln erfordere, und daß sie daher auch dem Kaiser Napoleon nicht mißfallen können. Der Aufenthalt des Monarchen in einer Provinz, in der ein fremder Genral Gouverneur war, hat immer, ich darf es nicht verschweigen, allgemein mißb 3

In der ersten Auflage: „alle Getreuen“. Während der großen Truppendurchmärsche im Mai hatte Graf Tauentzien die Gouverneursgeschäfte an General Pierre-François-Joseph Baron Durutte (1767–1827) abtreten müssen.

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fallen; jetzt, da die Franzosen Unglük gehabt haben und ihre Achtung gesunken, steigt auch natürlicher Weise jenes Mißfallen; man glaubt, der König lege keinen Werth darauf, in einem Lande zu seyn, wo er allein Herr wärea. Alles dies würde nicht weiter stattfinden, wenn der König in den Theil der Provinz[en] sich begeben wollteb, in demc er Herr und Meister ist über alles, was ihn umgiebt. Aus diesen Gründen bitte ich Ew. Excellenz im Namen aller wahren Freunde und wahrhaft patriotischen Unterthanen des Königs, Se. Majestät zu vermögen, Ihren Aufenthalt nach Breslau zu verlegen; ich bemerke hierbei aber, daß es, wenn es nicht gleich geshiehet, nie geschehen wird, und daß, wenn die jetzigen Ereignisse den König nicht dazu vermögen, von zukünftigen nichts zu erwarten ist, und daß überdießd in einigen Wochen eine Veränderung des Orts auffallen könnte, welche jetzt ganz im Lauf der Dinge gerechtfertigt ist. Ich darf dabei nicht unbemerkt lassen, daß meine Vorschläge nichts verlangen, was der Allianz mit Frankreich zuwieder ist. Mit der dankbarsten Verehrung bin ich Ew. Excellenze Breslau den 29stn Dec. 1812.

a b c d e

gehorsamster Di[e]ner v.Scharnhorst

Folgt eine mehrfach durch dichte Schraffur gestrichene Passage von einer Zeile Länge. Verändert aus „Provinz[en] zurükkehrt“. Statt „der“. Nachträglich hinzugefügt. Das Folgende mit Respektabstand und Respektstrich zur Unterschrift.

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2. Briefe an Friederike Hensel

459. Scharnhorst an Friederike Hensel

[Breslau, Juli 1812a]

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 343 (21/2 S.): Eigenhändig, Fragment.b

Liebe Auguste, ich schicke Dir hier nur wenige Sachen, ich bin gar noch nicht recht eingerichtet. Ich habe gestern Abend beständig daran gedacht, wie ich Dich mehr sehen könnte, ohne daß daraus was übeles gedacht werden könnte; ich möchte Dich so gern oft sehen und ich fürchte dabei immer, daß hieraus in der Folge Nachtheile für Dich entstehen. Ich werde etwa Morgen kommen und Dir im Sprachzimmer sprechen, weil dies immer das Anständigste ist. Ich bin hierin ängstlicher als Du, denn mir ist alzusehr daran gelegen, daß Du einen ganz unbescholtenen Karakter und Ruf hast, und ich bitte Dich auf diesen Punkt in jeder Hinsicht aufmerksam zu seyn. Ich habe heute nun noch viel zu laufen. Es kommen hier bei 1. sehr schlechte Pflaumen, es warn keine bessern 2. 2 Thaler Münze und 2 Thaler Kurant1 3. die Schuhe, 4. etwas Zucker 5. die Briefe und 6tens die Sehnsucht Dich zu sehen folgt nach. Ich werde Dir spätestens morgen früh das andere schicken. Ich werde morgen der Einladung gemäß um 2 Uhr erscheinen. Dies in Eile. Ich weiß nicht, was Du unter den Petschaft, worauf der Orden ist, verstehest. Dein Dich ewig guter S.

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Laut einem archivalischen Vermerk auf der ersten Seite. Auf jeden Fall nach dem Einzug Friederike Hensels ins Ursulinenkloster. Kleinformatiges Doppelblatt, untere Hälfte der zweiten Seite abgeschnitten, dadurch mutmaßlich Textverlust. D. i. je zwei Taler in Scheidemünzen und in vollwertigen Silbermünzen.

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Nr. 460

460. Scharnhorst an Friederike Hensel

[?, 1812?]

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 51 fol. 6r (1 S.): Eigenhändig.

Ich bleibe, ich bin Dein mit innigster Liebe, was auch aus mir werden mag, ich thue alles was Du willst; ich habe mit gespielt, um mich nicht lächerlich zu machen, ich habe heute in Deiner Gegenwart, ja so gar diesen Mittag bei Tische Thränen vergoßen, als die Musik so auf mich wirkte, daß ich in Begriff war davon zu gehen. Daß Dir aber mein Mitspielen empfindlich war, verdenke ich Dich nicht. Ich bleibe so lange bis ich Dich mit nehmen kann oder Dich einige Tage nachher abhole. Immer Dein Dich innigst und treu liebender S. 461. Scharnhorst an Friederike Hensel

[Breslau1, 1812?]

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 51 fol. 7r–8r (21/4 S.): Eigenhändig.

Liebe Auguste, wie befindest Du Dich? Schreib mir es nur mit ein paar Zeilen oder einen Worte. Ich bin noch immer um Dich besorgt. Ich bitte Dich nicht auszugehen, willst Du zu mir komen, so laß ich Dich mit den Wagen holen. Ich halte heute von 12 bis 1 Uhr eine Vorlesung, willst Du bei mir essen, so will ich Dich 1 Uhr mit den Wagen holen lassen oder selbst holen, willst Du aber diea Clavierstunde nicht versäumen, so will ich Dich 3 Uhr holen. Eben da ich dies schreibe, kömmt Caroline. Wolltest Du nicht, meine liebe Auguste, den Doctor diesen Morgen komen laßen? Gieb mir vor 12 Uhr einige Nachricht, ich will um 1/212 Friedrich herschicken. Ich bitte Dich um alles inb der Welt Dir ja noch in Bette zu halten und mir zu schreiben, ob Du Fieber hast. Dein halb unruhiger S. 462. Scharnhorst an Friederike Hensel

[Breslau?, nach Juli 1812?1]

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 51 fol. 9r–v (11/2 S.): Eigenhändig.

Liebe Auguste, ich bin diesen Morgen gar nicht recht und möchte daher nicht gern ausfahren; ich will aber den Wagen um 10 Uhr schicken, damit Du mit der Fräulein Stillfried ausfahren kannst. Ich wünsche, daß dies geschiea b 1

1

Folgt gestrichen: „Quer“. Das Folgende auf einem kleingerissenen Zettel. Scharnhorst hielt 1812 Vorlesungen an der Kriegsschule in Breslau. Vgl. Anm. 2.

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II. In Schlesien während des Rußlandfeldzugs (April–Dezember 1812)

het, weil vielleicht die Fräulein Stilfried Vergnügen daran findet und es Dir zur Gesundheit dient. Ich werde Dich diesen Nachmittag in Sprechzimmer besuchen, da ich Dir verschiedenes zu sagen habe. Ich schicke Dir hier den Brief, der mich wegen Wilhelms so betrübt hat.2 Antworte mir, meine liebe Auguste, nur ein paar Zeilen, wie es mit der Spazierfahrt werden soll und sage der Fräulein Stillfried, daß ich nicht mit fahren konnte. Dank, herzlichen Dank für Deinen Brief. S. Sonnabend Morgen 1 /2 8 Uhr. 463. Scharnhorst an Friederike Hensel

[Breslau?, 1812?]

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 51 fol. 10r (1 S.): Eigenhändig.

Liebe Auguste, ich schicke Dir hier ein[e] schwarze Kappe, gefällt sie Dir, so kom morgen früh in derselben zu mir, gefällt sie Dir nicht, so schicke sie morgen früh zurück mit dem Mädgen, welches Dir zu mir bringt. Meine Auguste ist heute zum ersten mal meine treue nächste Anverwandte, mein Trost im Leiden gewesen, meine Auguste ist mir nun alles was ich habe. Ewig Dein 5 Uhr S. 464. Scharnhorst an Friederike Hensel

[Breslau?, 1812?]

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 51 fol. 11r–v (11/2 S.): Eigenhändig.

Liebe Auguste, ich vergesse Dich keinen Augenblik, ich habe aber gestern viel zu thun gehabt und auch heute; aber Du must dennoch diesen Abend mit Deiner Stubengesellschaft zu mir kommen. Es essen verschiedene Herrn bei mir, welche denke ich um 4 Uhr weg sind; ich werde Dich, so bald sie weg sind, den Wagen schicken oder, wenn Du das nicht willst, Friederich, dann laß Dich aber von den Mädgen begleiten. Schreib mir, meine beste Auguste, ob Du den Wagen haben willst. Endlich habe ich diesen Morgen meine Pappiere gegen Geld eingewechselt. Daß Du meine Einzige bist, vergiß nichta, und daß ich ohne Dich gar keine Freude habe. Dein Dich immer gleicher S. Morgens 8 Uhr. 2

Mutmaßlich enthielt dieser Brief die Nachricht von der Verwundung Wilhelm von Scharnhorsts bei Salamanca, die letztlich zum Verlust eines Auges führte. Wellingtons anglo-portugiesische Armee errang am 22. Juli 1812 bei der spanischen Universitätsstadt einen entscheidenden Sieg über die von Marschall Marmont befehligte Armée de Portugal.

a

Verändert aus „Du bist meine Einzige, vergiß das nicht“.

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Nr. 465

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465. Scharnhorst an [Friederike Hensel]

[?, 1812?]

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 51 fol. 12r (1/2 S.): Eigenhändig.

Dein Wunsch, meine ewig innigst Geliebte, ist auch mein Wunsch, liegt tief und [un]auslöschlich in meiner Seele, das Wie will ich mit Dich überlegen, nichts soll mich abhalten der Deine zu seyn, so weit es Dein Glük seyn kann. Kom zu mir diesen Mittag 1/2 1 Uhr. Dein Scharnhorst 466. Scharnhorst an Friederike Hensel

[?, 1812?]

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 51 fol. 13r–15v (6 S.): Eigenhändig. Beziehungskrise wegen Fräulein von Stillfried.

Wenn die Stillfried gesagt hat, daß ich ihr irgend etwas angenehmes gesagt hätte, als daß ich für ihre Angelegenheit sorgen wollte, so viel ich könnte, daß ich aber nicht glaubte, etwas thun zu können, indessen nicht alle Hofnung fallen ließea, so lügt sie sagt die Unwahrheit. Sie antworteteb, daß ich mir soc großmüthig bewiese, daß sie ganz beschämt wäre. Darauf sagte ich, daß ich dies jeden zu thun schuldig wäred, dem ich nicht kennte, und also um so mehr ihr, da sie mit Dir zusammen gewesen wäre. Wenn die Stillfried oder die Person, die dabei war, sagt, daß ich sonst ihr etwas verbindliches gesagt hätte, so sind beide die schändlichsten Lügner. Wenn sie gar sagte, ich hätte sie gefragt, ob sie mich lieb hätte oder mir gut wäre, so ist sie die infamste Verläumderin, so ist sie, ich kann es nicht anders auslegen, halb toll, wie sie dann dies auch wol ist, wie ich Dir gleich anfangs geschrieben, daß ich siee sprechen mußte, war mir unangenehm, ich that es aber, weil ich fürchtete, daß sie Dich, wenn wir auf ein mal mit ihr abbrechen, verläumden würde, daß sie von uns was übeles sagen würde. Als sie Dich so übertrieben lobte, sagte sie, ich möchte die Antwort, die ich ihr geben könnte, durch Dich schreiben lassen. Ich sagte ihr, ich würde sie ihrf selbst schreiben, weil sie wol nicht wünschte, daß ihre Familienangelegenheiten Dir bekannt wärn, indessen stünde ich dafür, daß Du nie einen andern davon etwas sagen würdest. Hierauf sagte sie, Du wärst verschwiegen, und wenn zwischen den Kleinen Uneinigkeiten wärn, so leitetest Du alles zum Besten. a b c d e f

Das anschließende Satzende nachträglich hinzugefügt. Folgt gestrichen: „mir“. Nachträglich hinzugefügt. Nachträglich hinzugefügt. Folgt gestrichen: „gesprochen“. Verändert aus „die“.

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II. In Schlesien während des Rußlandfeldzugs (April–Dezember 1812)

Wie kanst Du, meine liebe Auguste, von mir glauben, daß ich mich mitg einem schlechten Menschen vertraut einlassen würde, da ich dies nicht gegen einem guten thue. Und ich will ewig verflucht seyn, wenn ich weiß, daß ich seit mehreren Jahren jemals die Frageh, ob mir jemand gut wäre, mir erlaubt hätte, außer bei Dir, die meine einzige Angehörige ist. Wie sollte ichi denn dazu kommen, gegen einen schlechten Menschen mich eines solchen Ausdruks zu bedienen? Nie werde ich sie wieder sprechen. Bei schlechten Leuten kömt man immer schlecht weg, ich hofte dadurch, daß ich sie gut begegnete, mit Güte von ihrj zu komen, ihren Verläumdungen zu entgehen, die ich für Dich so sehr fürchtete. Nun siehest Du ein, meine Auguste, warum ich Dich für sie gewarnt habe, warum ich es für ein Unglük hielt, daß sie bei Dir war. Wie kann aber meine Auguste nur einen Augenblik es leiden, daß die böse Person so etwas von mir sagt, und es nicht gleich wiedersprechen; ich fordere Dich auf, dies bei allen zu thunk, bei denen sie mich verläumdet hat, da mit sie jeder kennen lernt. Ich fürchte an Ende wird die Person Dich noch an meisten verläumden, Du wirst sehenl, wir werden noch sehr beklatscht werden. Ich habe dies in Eile verworn hingeschrieben, weil ich mich geärgert habe und es mich kränkt, daß Du die Erzählung nicht gleich für eine infame Verläumdu[n]g ausgegeben und es mir nicht auf der Stelle geschrieben hast. Dein Dich, aber nur allein für Dich, guter Onkel Scharnhorst 467. Scharnhorst an Friederike Hensel

[Breslau?, 1812?]

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 51 fol. 16r (1 S.): Eigenhändig.

Liebe Auguste, ich bin eben sehr dringend bei den Prinzen August zum Essen gebeten, ich kann diesmal nicht ausweichen, ich frage Dich an, ob Du unter diesen Umständen hier essen willst und ob ich Dich 11 Uhr erwarten soll. In jeden Fall seid Ihr diesen Abend bei mir. Antworte ein paar Worte. Dein Scharnhorst. 468. Scharnhorst an Friederike Hensel

[?, 1812?]

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 51 fol. 17r–v (2 S.): Eigenhändig.

Meine liebe Auguste, Du bist nun gleich böse und nimst die Sache anders auf als ich sie meine; ich habe nicht gesagt, daß Du mit jemand Briefe gewechselt g h i j k l

Verändert aus „gegen“. Folgt gestrichen: „außer an Dir“. Folgt, durch dichte Schraffur gestrichen: „Mit schlechten Menschen kömt“. Verändert aus „sie“. Folgt gestrichen: „zu den“. Folgt gestrichen: „Du wirst“.

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Nr. 469

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hättest, ich habe Dich gebeten, es nicht zu thun, und wie leicht könnte sich dazu eine Gelegenheit ereignen, die an sich unschuldig wäre. Ich habe nicht gesagt, Du solltest gar nicht aus gehen, auch habe ich nicht gesagt, Du wärst zu viel ausgegangen, ich habe Dich bloß gebeten, nicht mit den Kindern auszugehen. Du hast mir selbst geschrieben, daß dies gar nicht für Dich paßte, daß es Dir nicht angenehm wäre, Du hast noch hinzu gesetzt, daß Du nicht einmal Lust hättest, mit andern auszugehen, viel weniger noch mit Kindern. Warum bist Du also böse, daß ich Dich bitte es nicht zu thun? Ich habe nicht verlangt, daß Du nie von der Stube gehen solltest, Du hast mich aber gesagt, Du wärst zu Friederich herunter nach der Pforte gekomen, dies wünsche ich nicht, daß es bei Friederich oder auch bei andern geschiehet, weil es sich nicht für Dich schikt. Warum bist Du mir nun so böse, meine theure Auguste? Ich soll Dir bloßa sagen, was ich wünsche, wie weiß[t] Du es denn. Sei mich gut, es ist mir ja niemand mehr gut, sei meine sanfte gute Auguste, und wenn ich, ohne daß ich es gewust, Dich beleidigt habe, so vergieb mir es. Dein Dich herzlich und innigst guter S. 469. Scharnhorst an Friederike Hensel

[?, 1812?]

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 51 fol. 18r–19r (3 S.): Eigenhändig. Abschrift: ebda., Nr. 5 fol. 12r–v (1 S.).

Ich bitte Dich noch einmal, habe Mitleid mit mir und laß mich nichta zu Dir kommen, wenn Dein ganzes Herz nicht allein für mich schlägt, wenn Du nicht allein für mich leben, um mich sein willst, wenn Du nicht allein in meiner Liebe glüklich sein kannst. Das Dir dies unmöglich ist, vergebe ich Dir gern, nie könnte ich es Dir aber vergeben, wenn Du mich mit Liebe täuschen wolltest, wenn Du mich kommen läßt und nicht anders gegen mich sein kannst als bisher, gegen mich nicht anders als gegen jeden andern. Die Zurüksetzung und den Spot würde ich nicht ertragen. Immerb will ich, ichc wiederhole es, Dir ein liebevoller Vater sein, ich will mein Glük darin suchen, daß ich um Dich trauere, ich will mich damit trösten, daß ich es verdient habe, von Dir geliebt zu werden, ich will alles thun, was Du willst, und mir davon ausnehmend, eine zurüksetzende Behandlung, die doch in meinen Augen nachtheilig ist, mir das schöne Gefühl der Liebe zu Dir rauben könnte und mich unbeschreiblich unglüklich macht.e a

Verändert aus „nicht“.

a

Das Wort in der Abschrift nachträglich hinzugefügt. Folgt gestrichen: „aber“. Nachträglich hinzugefügt. Nachträglich hinzugefügt. Das Folgende in der Abschrift an den Anfang gesetzt.

b c d e

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II. In Schlesien während des Rußlandfeldzugs (April–Dezember 1812)

Nachdem ich alles nachsehe, was ich Dir geschrieben habe, was ich von Dir fordere, gebe ich fast auf, Dich jemals wiederzusehen, denn ich glaube nicht, das Du das annehmen kanst, ich glaube nicht, daß Du mich liebst und ohne Liebe ist das, was ich gefordert habe, unausführbar. Ich kan nicht anders, ich muß und darf Dir nichts verschweigen. Frag nur Dein Herz, findet sich in demselben ein Fünkchen Mitleid und Liebe, und gehest Du alles ein, so wird aus den unglüklichsten Menschen der glüklichste. Dein Dich innigst liebender S.f 470. Scharnhorst an Friederike Hensel

[?, 1812?]

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 51 fol. 23r–v (2 S.): Eigenhändig. Freude über Porträt.

Du kanst Dich nicht vorstelln, wie sehr ich mich über Dein Bild freue, ich besehe es unaufhörlich, wenn ich allein bin und an Dich denke. Oft denke ich, daß Du mir in der Folge entrißen würdest, daß Mißverständnisse, veränderte Gefühle, unglükliche Ereignisse uns auf immer trennen könnten. Dann sag ich mir, dieses Bild kann Dich niemand nehmen, es wird, wenn Abwesenheit oder äußere Eindrücke der Liebe zur Friederiken schaden sollten, Dich an die Zeilen erinnern, die sie Dir gab, als Du sie das letzte mal sahest. Ich habe mich vorgenommen, bei erster Gelegenheit mich für Dich, meinea liebe Friederike mahlen zu lassen, ich denke mir, daß mein Bild1 Dir angenehm seyn wird, sollte mich jetzt oder in der Folge der Zeit, meine Liebe Dir gleichgültig seynb und ein ander Dein Herz besitzen, so wird dennoch, wenn Du älter wirst, eine Zeit kommen, wo Du sagen wirst, der Freund dieses Bildes liebte mich wie keiner, lebte nur allein für mich, war mein treuster Freund. Dieser Gedanke kann mich unbeschreiblich glüklich machen. Du wirst diesen Brief durch Auguste erhalten. Der Himel erhalte mir Deine Liebe, meine Liebe hat der Himel für Dich in Schutz genommen. Ewig Dein S.

f

In der Abschrift: „v.Scharnhorst“.

a

Verändert aus „mich für meine“. Folgt gestrichen: „so wird“. Friederike besaß später ein Miniaturporträt Scharnhorsts; dieses wurde nach ihrem Tode von einer Tochter an Scharnhorsts und Gneisenaus Enkelin Agnes von Münchhausen überlassen, vgl. deren Briefe (Erdmannsdorf, 20. April und 20. Mai 1864) ebda., fol. 2r–3r und 4r–5r.

b 1

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3. Besichtigung von Schlachtfeldern der Schlesischen Kriege

471. Scharnhorst an [Metternich?]

[?, nach 15. Mai 18121]

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 30 fol. 29r (1 S.): Konzept, eigenhändig. Druck: Klippel II, S. 623; Linnebach, S. 432f. Ersuchen um Paß zur Bereisung historischer Schlachtfelder in Österreich.

Hochgebor. Herr Reichsgraf Gnädigster Herrr Staats u. Cabinets Minister!2 Ew. Excellenz ersuche icha unterthänigst umb einen Paß für mich und einen Bedienten zu der Bereisung der Schlachtfelderc in den Kayserlich Königlichen Staatend. Ich arbeite an einem Werke üb[e]r die Kriegeskunst, welches mich zu dies[e]n Reisen veranlaßte und in welcher Hinsicht ich auch von Sr. Majestät dem Könige die Erlaubniß zu dieser Reise erhalten habe.3 Ew. Excellenz würden mir eine sehr große Gnadef erzeigen, wen[n] Sie mir diesen Paß bald nach Glatz zu senden wollten.

a b c

d e f 1 2

3

Folgt gestrichen: „ganz“. Folgt gestrichen: „die Er[laubnis?]“. Statt „Schlachtfeldern“; die Passage verändert aus „zu den verschiedenen Schlachtfeldern“. Folgt gestrichen: „sowohl in B[öhmen] Ich wünsche diese Gnade“. Folgt gestrichen: „Ich habe dazu die Erlaubniß meines gnädigsten“. Verändert aus „Gewogenheit“. Vgl. Anm. 3. Linnebach vermutet Außenminister Graf von der Goltz als Adressaten, doch ein Paß zur Bereisung Böhmens mußte von einer österreichischen Stelle ausgestellt werden. Auch wäre ein preußischer Paß eher zusammen mit der in Anm. 3 erwähnten Kabinettsorder übersandt worden. Scharnhorsts Gesuch vom 9. Mai 1812 war durch eine Kabinettsorder vom 15. (ebda., Nr. 10 fol. 18r, Druck: Klippel III, S. 623) genehmigt worden.

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II. In Schlesien während des Rußlandfeldzugs (April–Dezember 1812)

472. Aufzeichnung

[?, nicht vor Sommer 1810?1]

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 121 fol. 5r–7v (6 S.): Eigenhändig. Schlachtfeld und Verlauf der Schlacht von Hohenfriedberg (1745).

Hohenfriedberg Der Plan ist ziemlich richtig, nur die Berge sind schlecht dargestellt, ich habe den Abhang des Höhen Zugs durch eine punktirte Linie bezeichnet, die übrige Gegend ist ganz eben. Die Gehölze sind jetzta nicht ganz so wie auf den Plan, doch ungefähr; die Teiche existiren nicht mehr, man siehet aber noch die Einfaßung derselben. Die Gräben in dem Gehölz zwishen Pilgramshaynb und Günthersdorf sind etwas verändert, hier sind einige Dämme, die decken, u. einige Gräben, die aufhalten, doch kann hier Infanterie überall durch. Ich bin selbst, wie wohl mit Mühe, mit dem Pferde überall durchgeritten. Zwar war die Zeit trocken; in nasser Zeit soll es ganz anders seyn, die Schlacht war aber auch in Junie. Wahrsheinlich ist hier an den Gräben und dadurch entstandenen Art von Dämmen etwas geändert, weil Landtheilung vorgefallen. Der Dam D ist grade und der bedeudenste in der ganz[e]n Gegend; er gehet aber nur bis an die Ecke des Teichs und von da nach Pilgramshayn, ab[e]r nicht ganz hin. Die Gräben von c Günthersdorf nach Thomasdorf2, hinter den[en] die Oest. Inf. gestanden, sind noch da, aber es sind Gräben ohne Däme u. so shmal, daß man mit einen Pferde über setz[e]n kann, also kein bedeutender Auff[e]nthalt. In nasser Zeit ist die Gegend difficil, tonigt, in trokner unbedeut[e]nd. Durch den Fluß3 bin ich durchgegangen, der König spricht in seiner Relation von Brücken, waren sie nöthig, so muß aber vorher ein Regen statt gefunden haben. Batterie Das Terrain zu den auf den Plan angezeigten vortheilhaften Batterien war vorhanden, und diese Batt. konnten, wenn sie stark warn, sehr große Dienste thun, die eine soll 6 Stük 24웩dr gehabt haben; sie solln nützlich gewesen seyn. a b c 1

2 3

Nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „Pilgramsdorf“. Folgt gestrichen: „Pilgra“. Die Aufzeichnung fußt auf einer Besichtigung des Schlachtfeldes. Bei seiner Inspektionsreise im Sommer 1810 hatte Scharnhorst erstmals Gelegenheit, die Schlachtfelder in Schlesien und der Neumark zu bereisen; vgl. auch die Notizen zum Schlachtfeld von Mollwitz, Nr. 437 im sechsten Band. Da aus diesem und den folgenden Dokumenten nicht erkennbar ist, wann sie entstanden, werden sie in der chronologischen Reihenfolge der Schlachten angeordnet. Thomaswaldau. Die Lange Beele.

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Nr. 472

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Vortheile des Terrain Der rechte preussische Flügel hatte große Vortheile des Terrains, war immer höher, konnte alles übersehen; im Holze hatte derjenige, der sich postirte, Vortheile, doch nicht sehr große; übrigens war das Terrain ganz gleich. Wer in einem so offnen Terrain eine Schlacht verliehrt, wenn die geg[e]nseitige Cavalerie siegt, verliehrt immer viel. Stellung der Truppen Die Oestereicher wurden durch das du Moulinshe Corps4 links in Flank genommen, dies verbesserte die damalige fehlerhafted Schlachtordnu[n]g u. trug sehr viel zum Siege bei. Wer bei einer schwächer[n] Cav. diese auf den Flügel stellt, hat die höchste Wahrsheinlichkeit geschlag[e]n zu werden. Pr.v. Lothringene hatte keine Reserve, immer dehnte er sich aus; hätte er eine Reserve ins Gehölz bei Günthersdorf rücken lass[e]n, so wär es ganz anders gewesen. Die Oestereicher müßen sich nicht gut geschlagen haben, der Verlußt der Preussen ist zu gering. Warum 2 Corps bei der oestereichshen Armee noch zurük warn, weiß ich nicht, der König giebt sich zu 70.000 Mann an, die Oestereicher schein[en] hier nicht überlegen gewesen zu seyn. Stratagem Der König machte den Pr. v. L. glaubend, er wolle sich von Schweitnitz nach Breslau zurük ziehen; als der Prinz nun in die Ebene von Striegauf den 3. Juni herunter kam, und der König dies sah, griff er ihn den 4ten mit Tages Anbruchg u. ganz unerwartet an. Das Unerwartete u. die Unbereitschaft hatte große Vortheile, dazu kam, daß der König seine ganze Macht, der Pr. aber nicht beieinanderhatte. Relation des Königs Sie ist schön u. scheint wahr zu seyn, er verwechselt wie gewöhnlich die Namen der Dörfer. Schön was er von den Zufälligen sagt, das Beispiel, was er anführt, zeigt den Nutzen der Armee Divisionen Waffen Die Artillerie. Sie scheint hier keinen auszeichnend[e]n Antheil zu haben, der Angriff mit dem Bajonet kömt vor, die Oestereicher shein[e]n aber an Bravour den Preuss[e]n sehr nachgstand[e]n zu haben. Die pr. d e f g 4

Nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „Lothringen“. Gemeint ist Prinz Karl von Lothringen. Das anschließende Datum nachträglich hinzugefügt. Folgt gestrichen: „rash“. Die Avantgarde der preußischen Armee unter Generalleutnant Peter Ludwig du Moulin (1681–1756), sechs Grenadierbataillone und drei Husarenregimenter.

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II. In Schlesien während des Rußlandfeldzugs (April–Dezember 1812)

Cav. hat die gegenseitige geschlagen, doch scheint die v[o]n linken Flügel etwas zu spät gekommen zu seyn. Plan Man muß die punktirte Linie nicht übersehen, wo beide Armeen und wirkliche Treffen. 473. Aufzeichnung

[Prag?, Ende August 1812?1]

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 121 fol. 23r–28r (101/4 S.): Eigenhändig.a Beobachtungen auf dem Schlachtfeld von Prag (1757). Hypothetische Verwendung reitender Artillerie in dieser Schlacht.

Gegend. Auf den Plan fehlen zwar ganze Dörfer, doch ist der Wasser und Hohen Zug richtig nur in Detail oft unrichtig. So ist z. B. der Höhenzug des Ziska Berg2 bis neben Hlorzes hin sehr unterbrochen durch niedrige Rücken; eine bedeutende Höhe ist in III und von da ist eine Stellung nach IV sehr vortheilhaft. Eben so vortheilhaft scheint eine Stellung von V auf IV zu seyn, in dem vor dieser überall ein Art Thal ist, auch sagt der König, in der Stellung zwischen Strasnitz und Hlorzes hätten sich die Oestereicher lange gewehrt, welches fast dieselbe ist. Die Stellung EE scheint nach den Terrain sehr gut gewählt gewesen zu seyn, obgleich von linken Flügel die Zugänge bei Kyge, Hostawitz bis 6 hin sich nicht von der angegebenen Stellung wegen des welligten Terrains beshießen ließen; nur der Teich bei Kyge ist noch vorhanden, von den übrigen angegebn[en] sind nur noch die nassen Niedrigu[n]g[e]n zu sehen. Der rechte Flügel der oestereichshen Inf. vorb Sterboholy stand so, daß er bis an die niedrige VII feuren konnte, und war von den Vorwerke und den Wasserzug3 nicht über 6 bis 700 Schritt entfernt. Ungefähr bei X fiel Schwerin. Auf den Punkt JJ, wo der Angriff geschah, war grade der nachtheiligste Punkt. Grade da, wo Co hintern rechten Flügel der Inf. gezeichnet, ist ein bedeutenderc Hügel auf der Anhöhe, vermutlich hat die Cav. hint[e]r diesen gehalten. Die Wiesen u. der Wasserlauf zwishen Hostawitz u. VI sindd beschwerlich zu Fuß zu passiren. a b c d 1 2

3

Oktavformat. Folgt gestrichen: „Kyge“. Verändert aus „ein sehr hoher“. Folgt gestrichen: „sehr“. Vgl. Nr. 429, Anm. 3. Ursprünglich Veitsberg, benannt nach dem Hussitenführer Jan Žižka († 1424). Hier, im heutigen Stadtteil Žižkov, lag auch das Dorf Hrdlorzez. Der Roketnitzer Bach und die dadurch verbundenen Teiche.

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Nr. 473

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Die Höhe I hint[e]r Sterboholy tritt bis VIII und ist bedeutend, obgleich nicht g[a]nz so hoch wie die, worauf der rechte Flügel der Inf. E stand. Auf ihr war der rechte Punkt vor der Artillerie gewesen, jetzt der reitenden, sie würde fast die ganze Linie EE beschoßen haben. In KK ist die Inf. durch Höhen gegen die Artillerie in EE gedekt. Die Höhen, wo die Artillerie in LL stehet, sind beinahe so hoch als die in EE u. die Weite LE ist nicht über Kanonschuß. Von der Seite von Wisoczan ist der Angriff weniger schwierig als Sterboholy, der Berg III, V ist zwar hoch, ziemlich steil, aber zu ersteigen; Prosik liegt hoch, Wisoczan in der Tiefe. Die Artillerie hätte in III u. Ve gegen den entfernt[e]n Feind sehr wirksam agirn können, aber nicht gegen den ersteig[e]nden. Rechts u. linksf neben und durch Hlorzes konnte die angreifende Inf. ziemlich ungesehen sich dem Feind nähern, weswegen hier auch ein Angriff statt fand, von den es ungewiß ist, ob früher als der Angriff X, welches jedoch glaublich. Der Punkt bei Hlorzes war nach Wegnahme der Batterie N der angreifbarste. Die Stellungg, in der die oestereichshe Armee stand, gehörte zu den gewöhnlichen, welche durch Combinationen bei einer verstellten Vertheidigung gut werden. Es ist eine Regel bei jed[e]r Schlachtord[nu]ng, daß nicht durch einen feindl. Angriffh, der glüklich ist, alles verlohren gehet. Dies ist der Fall, wo die Cav. auf den Flügel eine leidende Defensive ficht oder wo die Cavalrie bei Vertheidigungs Stellungen im ersten Treffen stehet; weil die Fliehenden alle Unterstützung mit sich fortrissen. Es scheint daß die Cav. der Oestreich[e]r so wie die Preussishe bei Molwitz geshlagen u. davon gega[n]g[e]n. Umi den Gebrauch der reit. Art. zu entwickeln, muß man die Schlacht durchgehen.4 Hier bei Prag konnte sie bei der östreichshen Cav. w[e]nig leisten. War sie vor der Front, so ging sie mit der Cav. verlohren, stand sie in IX ohne Inf., so hatte sie wahrsheinlichj das nemlich Schiksal, stand sie [in] XI, so nahm sie die verfolg[en]de feindliche Cav. in Flank, die konnte aber nichts entsheiden, doch war hier der beste Platz. Die preussische reit. Art. hätte aber in I nicht allein gegen die oestreichshe Cavalerie agiren, sondern auch die oest. Inf. bei XI in Flank nehmen können, nur mußte in VIII und in Sterboholy eine Reserve Batterie stehen. e f g h i j 4

Folgt gestrichen: „die Cavalerie“. Die folgenden drei Wörter nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „Position“. Verändert aus „Es ist eine Regel, daß nicht durch einen Angriff die ganze Schlacht“. Folgt gestrichen: „einen Begriff“. Nachträglich hinzugefügt. Die anschließenden Betrachtungen stellen wohl Vorarbeiten zum 4. Band des Handbuchs der Artillerie dar.

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II. In Schlesien während des Rußlandfeldzugs (April–Dezember 1812)

Nie sollte reit. Art. ohne Inf. seyn, das Wesen der Vertheidigu[n]g der Art. erfordert Inf. Oft wird sie zurück bleiben, dies aber schadet nicht, sie wird angekommen seyn, wen[n] es Zeit. Zu Zeit[e]nk wird sie verlohren gehen, aber noch ofter die Art. ohne ihr. In XII u. XIII war die reit. Art. der preussish[e]n Cav. in unglüklichsten Fall nützlich u. konnte jeden Ausgang herstellen; sie mußte aus I u. VIII hier hingehn, so bald der Angriff a[n]ging. Wo die Cav. angreift, kann die bei ihr befindliche reit. Art. nur eine Defensiv Position nehmen; wo die Cav. angegriffen wird, kann die reit. Artillerie nur nutzen, wen[n] der Feind Defileen vor der Front zu passiren hat.l Oft kann die reit. Art. sehr nützlich seyn, die gegenseitige Cav. zur Bewegung zurück oder vorwärts zu bringen, wenn man sie nicht in der stehenden Position angreifen kann.

Zu Nr. 473: Skizze Scharnhorsts zum Gefecht am Teich (fol. 26r).

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Verändert aus „Oft“. Folgt gestrichen: „Wo die geg[e]nseitige“.

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Nr. 473

aa bb cc

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Cavalrie welche angreifen soll ent[gegen]gesetztem Cav., welche die angreifende bei d in die Flank nehm[en] würde Batterien, um die Cav. bbn zu vertreiben.

Dies sind seltene Fälle Wo die reit. Art. der angr.o Cav. an nützlichsten ist, ist bey Defileen 1. die sie passirn muß, wen[n] sie angreift, und sie vertreibt den Feind, welcher nahe hinter denselben stehet, damit unsere Cav. übergehn kann. 2. Sie dekte sie nachher, damit die Cav. hier einen sichern Rükzug hat. Benutzung der augenbliklichen Verhältnisse entscheidet mehr als die größte Anlage. Bei Prag entshied das Cav. Gefecht u. der Angriff zwischen Kyge u. Hlorzes, der Inf. Angriff, welcher entscheiden sollte, war g[a]nz ohne Erfolg. Bei Lowositz geschah der Angriff auf den linken Flügel ohne Befehl u. Disposition,p dies war das Entsheidende, was hier geschah. Bei Kollin sheiterte ebenso wie bei Prag die Disposition und kein ander Umstand redressirt die Sache wie bei Prag es der Fall war. Gegend Der Teich bei Kyge und Hloupetin und hinter Podschernitz ist noch so wie im Plan. Der bei Nieder Micholup5 ist Wiese. Die Ketteq Berge von Ziskaberge bis Hloupetin ist in der Hauptsache zusammenhäng[e]nd, auf den Ziskaberge ist er steil, nachher wird der Abhang sanft[e]r, schon von Invaliden Hause6 an ist er so sanft, daß er fast allerwärts quer über mit Geschutz befahren werden kann, auch ist er von III an ganz beakert. Von Hloupetin bis an die Moldau ist ein Thal, daß bei XIII sich so erhob[e]n hat, daß man keine Vertiefung mehr wahrnimmt; an der Seite von Prossik ist es an mehren Orten sehr steil. Aller Hohen habens in der Nähe der Moldau steile Abdachu[n]gen u. bekommen nach u. nach schwächere. Diet Inf. EE ist ziemlich nachu den Abhang des Bergs gestellt, der Berg wo sie stehet ist richtig gezeichnet. m n o p q r s t u 5 6

Verändert aus „feindl.“ Statt „cc“. Nachträglich hinzugefügt. Folgt gestrichen: „da, wo die“. Nachträglich hinzugefügt. Folgt gestrichen: „Anhohen“. Die folgenden drei Wörter nachträglich hinzugefügt. Folgt gestrichen: Truppen EE“. Folgt gestrichen: „der Hohe“. Unter-Mecholup. Nördlich des Ziskaberges am Südufer der Moldau.

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II. In Schlesien während des Rußlandfeldzugs (April–Dezember 1812)

Die größte Höhe ist vor Sterboholy ohnweit XI. Ungefähr in XV ist jetzt eine Schanze, hier übersiehet man von Kyge rechts das ganze Feld. Der Teich u. Berg zwishen Nieder Micholup u. Sterboholy sind ganz richtig. Es scheint, daß die Erzählung von Warnery richtig ist. Der Teich ist jetzt Wiese.

Der Berg der Batterie N ist so

Zu Nr. 473: Eigenhändige Skizzen (fol. 27v und 28r): „Pr. Cav.“ und „Oester. Cav.“ an „Teich“ und „Wiesengrund“.

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Nr. 474

474. Buchmanuskript

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GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 121 fol. 20r–22r (41/2 S.): Konzept, eigenhändig.a

Betrachtungen über den Gebrauch der Artillerie in der Schlacht bei Prag 1757.* Der Haupt Angriff in der Schlacht bei Prag war auf den rechten Flügel der oestereichschen Armee gerichtet. Die oestereichsche Infanterie stand hier auf einer sanften Anhöhe,b man sehe den .... Plan mit der dabei befindlichen Erklärung, und hatte von den rechten Flügelc auf ungefähr 600 Schritt das Vorwerk Sterboholy. An diesend ging der linke Flügel der angreifenden Infanterie Linie vorbei, den rechten Flügel zurükhaltend. Die angreifenden Truppene kamen bis zu 4 bis 300 Schritt an die oestereichsche Stellung, litten aber hier so sehr durch das Geschützfeuer, daß sie das Schlachtfeld verließen. Hierin sind alle Schriftsteller, alle Augenzeugen völlig einverstanden. Der König hatte befohlen, so erzählt der General Warnery, beim Angriff nicht zu feurenf, es scheint, daß diesem Befehl Folge geleistet istg, in jeden Fall wurde die feindlicheh Stellung nicht vor dem Angriff voni der Artillerie beschoßen; erst als die angreifende Infanterie sich zurückgezogen hatte, kam diese an und fuhr auf den Höhen von Podschernitz auf und schoß von hier auf den Feind. Nach einigen Berichten folgten die Regimentsstücke der Linie, konnten aber nicht geschwind genug die sumpfigen Wiesen zwischen Podschernitz2 und Sterboholy passiren. Einige Schriftsteller schreiben den Auffenthalt, welchen die sumpfigt[e]n Wiesen bei den angreifenden Truppen veranlaßten, einen Theil des schlechten Erfolgs des Angriffes zu. Es ist in dessen zu bemerken, daß die sumpfigten Wiesenj auf den linken Flügel der angreifenden Linie ziemlich außer der Schußweite der Kartätschen sich befanden, daß der rechte bei Sterboholy a

b c d e

f

g h i j 1 2

Der aufgrund des archivalischen und sachlichen Zusammenhangs hier eingeordnete Text gehört mutmaßlich zum unvollendet gebliebenen vierten Band des „Handbuchs der Artillerie“. Hierauf deutet z. B. die mit Anm. b glossierte Stelle hin. Das Folgende bis einschließlich „Erklärung“ nachträglich hinzugefügt. Die folgenden vier Wörter nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „Von diesen fing“. Verändert aus „den rechten Flügel der angreifenden Truppen zurükhaltend und“, dabei „der“ versehentlich stehengelassen. Danach mehrere gestrichene Fortsetzungen, zuletzt: „nach andern Erzählung[en] wurde aber dennoch gefeurt“. Folgt gestrichen: „welches Geschütz das schwere das Batterie Geschü“. Folgt gestrichen: „postirte Inf“. Folgt gestrichen: „schwerem Ge“. Das Folgende bis einschließlich „ziemlich“ nachträglich hinzugefügt. Vgl. Nr. 429, Anm. 3. Gemeint ist genaugenommen Unter-Poczernitz.

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nasse, aber nicht sumpfige Wiesen traf und daß die angreifende Infanterie Linie mehrere 100 Schritt noch angerükt ist, als sie die Wiesen passirt war. Es scheint daher, daß der Auffenthalt der Truppen, welchen die Wiesen veruhrsachten, wohl sehr nachtheilig den angreifenden Truppen gewesen seyn kann, aber dennoch nicht die entscheiden[de] Ursach des Mißlingens des Angriffs ist und daß auch, wenn diese Wiesen nicht vorhanden gewesen wären, dennoch der Angriff wahrscheinlich mißlungen wäre. Daraus würde folgen, daß eine Linie Infanterie mit einer verhältnißmässigenk Artillerie vor der Front nicht leicht von feindlicher Infanterie in der Front über den Haufen geworfen werden kannl, wenn sie nicht vorher durch die feindliche Artillerie leidet. Jedoch ist hierbei die Bedingung nicht zu übersehen, daß die angreifende Infanterie sich nicht ungesehen und durchs Terrain gedekt der vertheidigenden nähern kann. Der König wollte die Vortheile des Unerwarteten, welches er von den Flanken-Angriff sich versprach, genießen und daher sich nicht mit einer Canonade aufhalten. Die Höhe zwischen Podschernitz und Sterboholy und vorzüglich die zwischenm Sterboholy und Nieder Micholupn, nahe bei den erstern Orte, eignete sich zuro Beschießung des rechten Flügels der oestereichschen [In]fanteriep. Wurden auf diesen Höhen die Batterien gestellt, so concentrirte sich ihr Feuer auf den oestereichshen rechten Flügel der Infanterie.q Ging während dieser Kanonade die preussische Cavalerie zwischen Hostiwarz und Nieder Micholup der Oestereichschen in die rechte Flanke, so war offenbarr mehr Wahrscheinlichkeit zu dem glüklichen Ausgang des Angriffs, der nun die oesterreichsche Linies mehr in Flank nehmen konnte als bei den ausgeführten unvorbereiteten obliken Angriff.t Ein Beispiel, daß die Artillerie wenig leisten kann, wenn sie auf einem Berge stehet, und zugleich von mehreren Seiten angegriffen werden kann, zeigt die oestereichscheu Batterie auf dem Berge zwischen Kyge und Hloupetin, neben der Wassermühle. Die Geschütze warn hierv auf einem Berge gestellt, von den manw die umliegende Gegend sehr gut beschießen konnte, aber nicht die Zuk

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m n o p q r s t u v w

Verändert aus „mißlingen wäre; und daß eine gut vortheilhaft aufgestellte Infanterie ohne hin“. Verändert aus „nicht von der Infanterie in der Front zu befürchten hat, über den Haufen geworfen zu werden“. Vor „über“ versehentlich ein zweites „nicht“ eingefügt. Verändert aus „Die Höhe bei Podschernitz, vorzüglich aber die bei“. Verändert aus „Micholup“. Gemeint ist Unter-Mecholup. Folgt gestrichen: „Stellung der Artillerie“. Textverlust durch Ausriß. Dieser Satz nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „vielleicht“. Folgt gestrichen: „weniger in Front als in der“. Darunter gestrichen: „Der“ und „Die Oest“. Verändert aus „der oestereichsche Posten“, dabei „der“ versehentlich stehengelassen. Folgt gestrichen: „in eine Art Stern“. Folgt gestrichen: „auf 800 bis 2500 Schritt“.

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gänge des Punktsx, auf welchen die Geschütze standen. Selbst auf den Bergrücken war auf ungefähr 200y Schritt vor der Schanze eine niedrige Stelle des Bergesz, auf welchen die angreifenden Truppen gedekt sich nähern konnten. Rechts und links konnten sie ganz ungesehen den Berg ersteigen. Solche Batterien könnenaa in Hinsicht der umliegenden Gegend sehr imponirend seyn, allein auch hier leisten sie in Rüksicht der Annäherung wenig, weilab ihr Feur auseinander gehet wie die Radien eines Kreises. Sie können nur dazu dienen, den Feind den Auffenhalt auf den Terrän beschwerlich zu machen und ihm bei dem Angriff anderer Theile der Schlachtordnung zu schaden. *

Die Quellen sind die Werke des großen Königs, Tempelhofs, Retzows3, Warnerys4 und des Oestereichschen Veterans; die ungedrukten Nachrichten und Gaudis Manuscript der Geschichte des 7jährigen Krieges5. Der Verfaßer hat die Erzählungen mit dem Terrän, welches er an Ort und Stelle sorgfältig untersucht hat, verglichen und eine Skitze des Angriffs der preussischen Truppen zur Uebersicht hinzugefügt.

475. Aufzeichnung

[?, 1810/1812?]

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 121 fol. 29r–31r (5 S.): Konzept, Greulichs Hand?1 Betrachtungen zur Schlacht von Breslau 1757.

Schlacht bei Breslau Der Herzog von Bevern sagt in dem p. Gaudischen Manuskript, er hätte die Oesterreicher nicht angreifen sollen, weil es der König ihm untersagt; dieser x y z aa ab 3

4

5

1

Verändert aus „der Schanze“. Verändert aus „auf einige 100“. Statt „Bergens“. Verändert aus „Solche Posten konten“. Folgt gestrichen: „ihre Kugel“. Friedrich August von Retzow (1729–1812) hatte als Adjutant seines Vaters, des auf dem Schlachtfeld von Leuthen zum Generalleutnant beförderten Wolf Friedrich von Retzow gedient, bis dieser nach Hochkirch in Ungnade fiel und starb. Der Sohn lebte seitdem auf seinem Gut, gehörte wahrscheinlich dem Kreis des Prinzen Heinrich an und trat später der Militärischen Gesellschaft bei. Retzow verfaßte die gegenüber Friedrich II. sehr kritische „Charakteristik der wichtigsten Ereignisse des siebenjährigen Krieges“ (2 Teile, Berlin 1802, 21804), die 1803 auch in französischer Übersetzung erschien. Gemeint ist mutmaßlich Charles Emanuel von Warnery: Campagnes de Fréderic II, Roi de Prusse, 1756–1762, o. O. 1788. Jacob de Cognazo und seine „Geständnisse eines österreichischen Veteranen“ (Breslau 1781–1791) wurden im zweiten Band vorgestellt. Zu Gottlob Naumanns „Ungedruckten Nachrichten“ und Gaudis Manuskript vgl. Nr. 375. Für Scharnhorsts Verfasserschaft sprechen u. a. der hypothetische Gebrauch reitender Artillerie, die Überlegungen zur Anlage geschlossener Feldschanzen und zu Untergliederungen der Armeen.

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aber sagt in seinem hinterlassenen Werke gerade das Gegentheil, auch macht der Herzog sich den Vorwurf, daß ers nicht gethan habe.2 Es war unverzeihlich, daß er es nicht that, bevor Schweidnitz sich ergeben hatte3, weil erstlich Schweidnitz, wenn er es wirklich that, dadurch gerettet wurde; zweitens, weil der Feinda nach der Eroberung ausserordentlich anwachsen mußte und die Hülfe des Königs, doch vor der Schlacht von Rosbach, sehr unsicher war.b Die Entschuldigung des Herzogs, daß die Cavallerie so schlecht im Stande gewesen, ist ganz unstatthaft; da natürlicherweise die gegenseitige nicht besser seyn konnte und der Prinz de Ligne4 es sagt, daß die kaiserliche zum grosten Theil krepirt wäre. Es ist sonderbar, daß dieser allgemeine Vorwand auch bei den erfahrensten Leuten statt findet, da doch gewöhnlich der eine so wie der andere ruinirt oder fatiguirt etc. ist. Die Verschanzung war auch nicht gut angelegt. 10 bis 12c geschlossene Redouten so wie die des Grafen von Sachsen im Holze von Fontenoyd würden bei Breslau eben den Effekt gehabt haben, den sie dort hatten; man hätte in jede 4 Stük Geschütze um eines der schwächsten Bataillone sezzen müssen, die alle 4 auf den Ekbänken hätten stehen könnenf; 2. aber auch hinter den Traversen, um sicher zu seyn, vom feindlichen Geschütz demontirt zu werden und von hier auf den Feind, der etwa zwischen den Redouten durchdringen wollte, schießen zu können. Sind die Bänke hinter den Traversen, jede für 2 Kanonen eingerichtet, so ist es besser. Diese Redouten mußten sehr stark von Profil, nemlich in Rüksicht des Grabens, der Pallisaden, Wolfsgruben und Verhakke seyn. Sie mußten in jedem Falle so liegen, daß sie die Lohe mit Kartätschen beschießen konnten und durch erhöhete Brustwehren, Traversen u. s. w. gegen das gegen über liegende höhere Terrain gedekt werden; nur dann war die Lohe ein Hinderniß bei der feindlichen Attake, denn außerdem ist dieser Fluß so unbedeutend, daß er gar nicht in Betracht kommt. Da die Schanzen zwischen Gräbischen und Klein Mockbeer nicht diese Lage hatten, so passirte der Feind die Lohe höchst wahrscheinlich ohne großen Verlust und nun war das Gefecht von beiden Theilen mit gleichen Vortheilen verknüpft. Außer diesen Redouten, welche ungefähr den Bezirk der Verschanzung, welche von Pilsnitz über Schmiedefeld, Höfchen5, Klein Mocka b c d

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2 3 4 5

Folgt gestrichen: „dadurch nun“. Der anschließende Absatz nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „6 bis 8“. Verändert aus „Barry“. Zur Schlacht von Fontenoy vgl. Nr. 306 und 307 im zweiten Band. Die folgenden fünf Wörter nachträglich hinzugefügt. Am Rande steht: „Lohe Seite“. Darunter befindet sich die grobe Skizze einer viereckigen Redoute. Vgl. das 6. Kapitel von Friedrichs „Histoire de la guerre des sept ans“ (1763). Am 12. November 1757. Karl Joseph, Fürst von Ligne, wurde im dritten Band vorgestellt. Maria-Höfchen.

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beer nach Siebenhuben zu sich erstrekte, laufen könnten, mußten auf der Höhe vor Gabitz und Gräbischen noch 3 geschlossene Redouten, jede mit 4 Geschütz, sich befinden. Auf den Werkeng der Festung nach Siebenhuben zu mußten wenigstens 20 Geschütz plazirt seyn, welche den linken Flügel der erstern 10 bis 12 Redouten dekten. Die übrige Infanterie und Artillerie, vorzüglich die leichte Artillerie, konnte in 3 Reserve Corps, das eine zwischen Schmiedefeld und Cosel6, das andere zwischen Schmiedefeld und Klein Mockbeer, das dritte zwischen Gräbischen undh Gabitz hinter der Anhöhe stehen; nur einzelne Bataillone mußten von diesen gegen die Lohe, hinter das Verhak bei Pilsnitz und in der Schanze vor der Lohe bei Pilsnitz plazirt werden; eine jede dieser Reserve Corps würde etwa 5 bis 6 Bataillone stark gewesen seyn und, wenn man das Festungsgeschütz zum Theil in den Schanzen miti anwendete, 2 Batterien gehabt haben, wozu nun 3 Kavallerie-Reserven gekommen wären, wovon die bey Gräbischen aus 40 bis 50 Eskadrons und die beiden andern jede aus etwa 20 würden bestanden haben. In dieser Lage würde die Cavallerie auf dem linken Flügel zwischen den Redoute[n] auf der Höhe zwischen Gabitz und Gräbischen, die dort 1000 Schritt aus einander lagen, freies Spiel gehabt haben; sie würden von Gräbischen aus den Feind, der bei Klein Mockbeer zwischen den Redouten durchgedrungen wäre, in den Rükken haben nehmen können, während die Reserve ihn von vorn angriff. Die Disposition des Herzogs von Bevern, von den Bataillonen Kommandirte in die Redouten zu sezzen, versprach keine gute Vertheidigung, weil nicht die Ehre des Bataillons hierin in Betracht kam, auch wohl die von Gräbich verlassen, als die beiden Bataillone,j zu denen die Commandirten gehörten, die in ihrk waren, anderswo gebraucht wurden, wodurch dann auch der Angriff auf Klein Mockbeer entschieden wurde; auch war es ein Fehler, daß die Schanzen zum Theil hinten offen waren; erstlich deswegen, weil man sich allen Zufällen aussezt, zweitens deswegen, weil keine zusammen hängende Linie hinter ihnen stand. Schön war die Disposition, dem Feinde, der die Lohe passirte, auf den Hals zu gehen, ehe er stärker würde, als die angreifenden Preussen. Allein der Erfolg zeigte, daß bei Klein Mockbeer diese Regel nicht anwendbar war, indem dazu weder die Schanzen noch die Stellung paßten. In unsern Zeiten würde die reitende Artillerie vorzüglich gebraucht werden können, in weiten Zwischenräumen zwischen den Canonen vor einem übergegangenen Feinde 500 bis 600 Schritt aufzufahren. Man machte hier auch g h i j k 6

Die folgenden zwei Wörter nachträglich hinzugefügt. Folgt gestrichen: „Höf“. Verändert aus „das Festungsgeschütz gehörig“. Verändert aus „das Bataillon“. Verändert aus „ihnen“. Kosel.

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den unrechten Gebrauch von der Cavallerie, daß man sie die Infanterie angreifen ließ, ehe sie von unserer Infanterie und Artillerie eine geraume Zeit im Feuer gebraucht war. So kunstmäßig und gut die ganze Disposition des Herzogs v. Bevernl auch war, so scheint doch, daß die Posten keine allgemeinen Befehlshaber gehabt haben, wie wäre es sonst möglich gewesen, daß sich der rechte Flügel, ohne das man weiß warum, und gegen Abend die ganze Armee ohne Befehl erhalten zu haben zurük [..............]m So etwas ist in diesem Kriege bei den Franzosen, bei ihrer systematischen Abtheilung in Divisionen, nicht vorgekommen. Der Angriff der Oesterreicher auf allen Stellen zugleich war sehr gut angeordnet. Der Vorwurf, daß sie bei Pilsnitz nur eine falsche Attaque hätten machen sollen, ist ungerecht; man weiß vorher [nicht?], wo man am besten durchdringen kann oder der gegenseitige Feind sich schlecht hält u. s. w. Ihr Angriff zwischen den beiden Mockbeers war sehr schön, nur ist es dem Nadasti7 nicht zu vergeben, daß er sich nicht hier anschloß. Einige haben gewollt, man hätte den Hauptangriff von dieser Seite thun sollen, sie haben aber Unrecht gehabt, denn der Herzog v. Bevern hatte gerade diese Seite verstärkt, weil er dieses auch glaubte. Bei dem Angriff kömmt es vorzüglich darauf an, daß auf allen Theilen zugleich aktiv agirt wird, obgleich in einzelnen Fällen immer es gut ist, unerwartet auf einen Punkt mit großer Überlegenheit zu fallen; dies war aber hier bei Tage nicht möglich. Der größte Fehler des Herzogs von Lothringen war aber ohne Zweifel dieser, daß er die Armee nicht aus aus allen Kräften gleichn den andern Tag verfolgte und mit einem großen Theil seiner Armee von Landberg auf den Hals ging, um sie einzuschließen und gänzlich aufzureiben.8 476. Aufzeichnung

[Leuthen?, nicht vor Juli 1810?]

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 121 fol. 33r–37r (81/2 S.): Konzept, eigenhändig und Greulichs Hand. Feld und Verlauf der Schlacht von Leuthen (1757). Verschiedene Darstellungen. Analyse und weiterführende Betrachtungen.

l m n 7

8

Verändert aus „des Herzogs“. Textverlust durch Abschneiden des unteren Randes. Nachträglich hinzugefügt. Franz Leopold Graf von Nádasdy hatte von 1734 bis 1739 als Husarenoberst an mehreren Feldzügen teilgenommen, ehe er sich im Österreichischen Erbfolgekrieg auszeichnete, wofür er 1754 zum General der Kavallerie und Kommandanten von Ofen (Buda), 1756 zum Ban von Kroatien ernannt wurde. Auch zu Beginn des Siebenjährigen Krieges kämpfte er erfolgreich, nach der Schlacht von Leuthen kehrte er jedoch nach Kroatien zurück, wo er als Feldmarschall starb. Im selben Faszikel, fol. 32r, befindet sich ein gestochener Plan der Schlacht.

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Schlachtfeld von Leuthena Das Terrän sanfte Anhöhen, wellenförmig. Vor Leuthen dominirt das Terrain das, worauf der Feind stand, auch gegen Frobelwitz. Es ist falsch, daß von Sageschütz das Terrän dominirend nach Leuthen u. Frobelwitz ist. Die Battrien auf den Höhen von Leuthen war[en]b herlich placirt. Angriff von Neumark1 laßt sich aus des Königsc Relation erklären; durch einige abgeseßne Escadron[en]. Man sah hier Entshluß. Es war weg[e]n d[e]r feindl.d Position bei Neumark wichtig, es zu nehmen. Angriff bei Borne In d[e]r Relation des Königs schön entwickelt. Er glaubte anfangs hier die feindl. Armee.e Der Angriff war durch die Inf., welche in Holz auf dem feindl. linken Flügel rükte, herlichf geleitet. Man wagte immer etwas. Es war Nebel. Indessen 60 Esc. können was thun. g NB. 1. Nachtheile der Cav. auf d[e]n Fl. 2. Nachtheile der la[n]gsamen Unt[e]rstütz[un]g. Angriffspunkt des linken Flügels war herlich gewählt, die Gründe, welche der König dafür angiebt, sind aber nicht g[e]nügend; er sagt von der dominir[en]d[e]n Höhe. Diese war da, wo er sich rechts bewegte, aber nicht wo er den Fe[i]nd von des Feindes linken Flügel auf rollen mußte. Die Beschreibung des Angriffsh des Königs weicht v. der des Genral v[o]n Tempelhof [ab]. Die des Königs ist aber wie es mir sheint die beste. Das Gefecht bei Leuth[e]n ist in Tempelhof übertrieben.i Terrain. Der Berg bei Striegwitz2, Glantzberg, und der vor Sagschütz sind beinahe gleich hochj, doch müste der bei Sagschütz wohl der höchste, sowohl gegen Striegwitz als gegen Lobetinz seyn. Dann scheint die größte Höhe neben Leuthen ungefähr da, wo X stehet, zu seyn und dann bei den Windmühlen bei Leuthen und der Butterberg – oder vielmehr die Berge zwischen dem Butterberge und Radaxdorf. Diese lezten sind wahrscheinlich die höchsten in dieser Gegend.

a b c d e f g h i j 1

2

Diese Überschrift in der Vorlage in der linken Spalte. Verändert aus „warn“. Folgt gestrichen: „Erklärung“. Verändert aus „Höhen“. Dieser Satz nachträglich hinzugefügt. Folgt gestrichen: „entwickelt“. Die hier einsetzende Anmerkung in der Vorlage am Rande. Verändert aus „Der Angriff“. Der Text bis hier eigenhändig, danach von Greulichs Hand. Verändert aus „sind ungefähr gleich groß“. Am 4. Dezember 1757, dem Vortag der Schlacht, nahmen einige preußische Kavallerieregimenter überraschend Neumarkt, wo sich die österreichische Feldbäckerei befand. Schriegwitz.

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Erster Angriff G H. Die Batterie K kann hier wohl nicht gefeuert haben: sie ist allzu schlecht plazirt. Auf dem Glanzberg würde sie besser plazirt gewesen seyn. Es ist überhaupt wahrscheinlich, daß die Cavallerie nicht auf dem Glanzberge gestanden hat, in den Augenblik, in dem die 6 Bataillone sich in H befanden und die 4 in J. Jedoch könnte es der Fall seyn, daß sie von hier hat vorgehen wollen und nun von der österreichischen Cavallerie geschlagen ist und daß hierauf die 6 Bataillone H zum Vorschein gekommen und die feindliche Cavallerie in dieser durchschnittenen Gegend vertrieben haben. In jedem Fall ist die Cavallerie auf diesem Flügel schlecht placirt gewesen und p. Wedell3 scheint mit seinen 10 Bataillonen und 20 Stück Artillerie bei Sagschütz alles gemacht zu haben, wo dann nachher in dem offenen Terrain zwischen Leuthen und G. Gohlau die Cavallerie allerdings entscheidend zum Siege beitragen konnte. Hätten hier nicht gerade die Würtenberger und das bunte Hadixsche Corps gestanden, so würde bei der Schlachtordnung, die der König gewählt hatte, in jedem Fall der erste Erfolg des Angriffes ganz anders ausgefallen seyn.4 Der Tempellhoffsche Plan5 von Leuthen ist der richtigste der mir vorgekommenen Tempellhoffschen Pläne, indeß sind die Berge zu stark und nicht nach ihrer Gestalt richtig angegeben, und haben die Truppen so in geraden Linien gestanden wie es in dem Plan angegeben ist, so sind sie hin und wieder nach dem Terrain schlecht plazirt gewesen. Terrain. Nach dem dieses geschrieben, habe ich noch gemerkt, daß der kleine Berg Y und die Höhe Z vor Frobelwitz mit zu den höchsten Punkten der Gegend gehören, aber jeder Punkt faßt nur 1 Batterie von 8 Geschüzzen. Stellungen der Oesterreicher AA B Diese Stellung hatte auf dem rechten Flügel bis bei der Frobelwitzer Windmühle vorbei ungefähr bis B’ das dominirende Terrain, von da bis vor Leuthen dominirte das vorliegende Terrain die Stellung; rechts Leuthen bei x hatte sie wieder die größte Höhe; eben so auch bei Sagschütz sie die Höhen cc’ hinter und vor Sagschütz besetzte. Eine weit bessere Stellung für die Oe3 4

5

Der im dritten Band erwähnte General Karl Heinrich von Wedel (1712–1782). Der Hauptangriff traf auf die 10 württembergischen Bataillone von Nádasdys Korps, das außerdem 10 bayrische Bataillone und verschiedene leichte Truppen enthielt. Mit „Hadix“ ist wohl Generalfeldwachtmeister Graf Seyssel d’Aix gemeint, der die Bayern kommandierte. Gemeint ist wohl der von Carl Ludwig Oesfeld nach einer Neuvermessung des Schlachtfelds 1783 angefertigte. Auf einem Exemplar davon, ebda., fol. 39r, sind mit Bleistift zusätzliche Positionen markiert.

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sterreicher würde gewesen seyn S’ E’ F’ X G’ oder A’ Z Y E’ X G’.6 In dieser lezten Stellung hätte die Hauptarmee nur zwischen Z G gestanden, die Flügel in A’ und H’ wären mit leichten Truppen besezt gewesen. In dieser Stellung würde es schwer gewesen seynk, den rechten Flügel in Z Y F’ anzugreifen, weil die Batterien an diesen 3 Oertern das ganze Terrain würden bestrichen haben; jedoch hätten bei F’ 30 bis 40 Stük schwere Geschüzze stehen müssen; dem Zentrum Leuthen wäre hinlänglich dadurch gedekt, daß das Dorf Leuthen in Brand gesetzt worden. Zweyte Stellung der Oesterreicher P O ist weit besser wie die erste. Der rechte Flügel stehet hier bis J’ auf dominirenden Anhöhen, der linke ebenfalls bis an das Dorf Leuthen. Das Zentrum hätte nur nicht vor Leuthen stehen müssen, sondern dahinter und das Dorf in Brand gesezt. Die Cavallerie auf dem linken Flügel war hier auch sehr schlecht plazirt. Zweyte Stellung der Preussen LL M Hier ist der linke Flügel L und die Batterien sehr vortheilhaft plazirt. Die Cavallerie des linken Flügels entscheidet bei q gewißermaaßen die Schlacht. So scheint dies, denn es ist gar nicht abzunehmen, daß durch den Verlust des Dorfes Leuthen der Rükzug sollte bewirkt seyn, wenn nicht das Geschüz die Truppen von den Leuthener Höhen vertrieben habe. Wodurch ist die Schlacht entschieden? Es scheint nicht, daß sie bloß oder nicht einmal hauptsächlich durch das Überflügeln entschieden wurde, denn nach der Relation mußte ja nachher das Zentrum bei Leuthen angegriffen werden; wäre unser rechte[r] Flügel durchgedrungen und das feindliche Zentrum in den Rükken genommen, so wäre der Frontangriff, der so viel Menschen gekostet haben soll, nicht nöthig gewesen; auch mußte ja, wie eben erwähnt, der rechte Flügel noch nachher angegriffen werden! Und wäre Leuthen nicht erobert und die Cavallerie des rechten Flügels nicht geschlagen, wäre dann wohl die Schlacht gewonnen? Nach der Relation scheint dies nicht der Fall zu seyn. Ueberhaupt überzeuge ich mich durch das Studium des 7jährigen Krieges in Detail immer mehr und mehr, daß Bärenhorst7 recht hat, wenn er behauptet, daß Friedrich II. seine Schlachten mehr durch den Vorzug seiner Truppen (in Hinsicht der Tapferk 6

7

Die folgenden vier Wörter nachträglich hinzugefügt. Die erste Stellung verläuft vom Breslauer Berg bei Frobelwitz zum Hügel nördlich bei Leuthen, durch den Ort und von dort ostwärts bis zum Leuthener Wald. Die zweite Stellung verläuft vom Wald nördlich von Groß Heidau nach Süden westlich von Frobelwitz (Z), biegt dann unter Einschluß der kleinen Hügel zwischen Frobelwitz und Leuthen nach Südosten zum Hügel östlich von Leuthen und von dort zum Rande des Leuthener Walds (G’). Der aus den ersten Bänden bekannte Georg Heinrich von Berenhorst.

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keit und Geschicklichkeit) als durch sein Uberflügelungssystem gewonnen hat. Immer magl dies unsere Aufmerksamkeit und Nachahmung verdienen, so ist doch aber auch von der andern Seite wieder wahr, daß es nirgend das leiste, was von ihm in so vielen Büchern gesagt ist. Bei Prag scheint der Angriff in der Mitte bey Kyge entschieden zu haben; bei Collin reussirte der schiefe Angriff nicht; hier bei Leuthen reussirte er auf dem linken Flügel, und doch mußte man nachher das Zentrum und den rechten Flügel schlagen; bei Zorndorf stand der Feind unbeweglich, man beschoß ihn und griff seinen rechten Flügel an, mußte nachher aber doch auch seinen linken angreifen, bei Torgau, wo der König den Feind im Rükken angrif und hierdurch entscheiden wollte, entschied am Ende doch der Frontangriff unter Ziethen8. Ueberall haben die Flügel, die refüsirt und nicht ins Gefecht kommen sollten, doch am Ende vorzüglich angegriffen und eben so viel entschieden wie die übrigen, und wo sie dies nicht konnten oder nicht ausführten, wie bei Collin und Kunersdorf, da ging die Schlacht verlohren. Aus den verschiedenen Relationen scheint hervorzugehen, daß die Würtemberger bei Sagehütz (wie selbst der König in seinen hinterlassenen Werken sagt) sehr wenigen Widerstand geleistet haben, es ist daher zu bewundern, daß der erste Angriff keinen größeren Erfolg gehabt hat und der Feind nicht gewissermaßen aufgerollt ist; es scheint aber ein Fehler bei Friedrichs II. Anordnungenm immer gewesen zu seyn, daß die ersten Angriffe nicht gehörig unterstüzt wurden. Dieses war z. B. sehr auffallend in der Schlacht bei Collin, wo das Hüllsche Corps9 gleich anfangs so große Eroberungen machte; dann in der Schlacht bei Cunersdorf, wo die Grenadiere gleich den Mühlenberg eroberten und in einer Stunde nicht unterstüzt wurden. (Man sehe Kurze Nachricht von der Schlacht bei Cunersdorff vom Zollrath Seidel.10) Dieser Fehler kam ohne Zweifel daher, daß kein Befehlshaber des ersten Angriffs mehrere Brigaden von allen Waffen unter sich hatte, daß jede Waffe, Infanterie und Cavallerie ihren eigenen Befehlshaber hatte und also nicht immer in wechselseitiger Unterstüzzung agirt werden konnte. Es ist in Hinsicht der Schlachtordnung sehr merkwürdig, daß auch selbst noch bei einem so großen Feldherrn, wie Friedrich II. war, die Cavallerie nach alter Form auf den Flügeln da blieb, wo man gar keine Anwendung von ihr machen konnte, wie z. B. hier auf dem rechten Flügel der preul m 8 9 10

Statt „macht“. Statt „Andordnungen“. Der aus dem zweiten Band bekannte General Hans Joachim von Zieten. D. i. die Avantgarde unter dem späteren Generalleutnant Johann Dietrich von Hülsen. Samuel Friedrich Seydel: Kurze Nachricht von der Schlacht von Kunersdorf, nebst einigen wichtigen Vorfällen vor und nach der Schlacht, Frankfurt/Oder 1811. Der im fünften Band vorgestellte Verfasser war allerdings Major und Direktor der Kriegsschule in Königsberg.

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ßischen Armee. Hätten nicht die 6 Bataillonen diesen Fehler wieder gut gemacht, so würde, als hier die Cavallerie geschlagen wurde, vielleicht ein sehr großer Nachtheil entstanden seyn. Die Oesterreicher büßten diesen Fehler der alten Ordnung sehr theuer; erstlich wurde dadurch ihr linker Flügel so leicht gebrochen, weil bei Sagschütz rechts und links Infanterie und Cavallerie im ersten Treffen eins durchs andere stand, indemo die Hauptarmee ihre Cavallerie auf den Flügeln hatte und Nadasti auch, und beide eine Linie ausmachten. Sodann verlohr die österreichische Armee ihre Cavallerie von dem rechten Flügel ganz, indem diese angegriffen und weggejagt wurde. Hätte sie stattdessen Infanterie und Artillerie im ersten Treffen gehabt und die Cavallerie im zweiten und en reserve, so wäre hier, wo die Infanterie noch nichts gelitten hatte, die preußische Cavallerie gewiß nicht durchgedrungen. Um sich die Nachtheile der Stellungen der Cavallerie im ersten Treffen recht deutlich zu machen, nehme man nur an, daß zwey Corps gegen einander stehen, mit gleicher Front, das eine seine Cavallerie im zweiten Treffen und das andere sie auf den Flügeln.

Zu Nr. 476: Skizze auf fol. 36v.

Bei diesen Stellungen denke man sich nun, daß diese beiden Corps bald im durchschnittenen, bald in offenem Terrain kommen, wie doch dies bei einem jeden Angriff der Armee, ohne daß man es vorher weiß, der Fall ist; daß diese Corps bald angelehnt, bald unangelehnt stehen, bald Hindernisse des Terains vor der Fronte, bald Berge, bald Defileen passiren müssen, bald auf einzelne feindliche Infanterie oder Cavallerie oder Artillerie stoßen; immer wird die n o

Statt „6 [verändert aus „4“] Bataillonen“. Verändert aus „weil“.

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Schlachtordnung, wo die Infanterie im ersten Treffen stehet, passen, paßt aber niemals, wo die Cavallerie auf den Flügeln stand, bei jedem Vorfall wird man also Veränderungen treffen müssen; dies wird Aufenthalt verursachen und in unerwarteten Fällen unglükliche Ereignisse herbeiführen. 477. Aufzeichnung

[?, nicht vor Mai 1801?]

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 121 fol. 38r–v (2 S.): Eigenhändig. Fehler der Österreicher bei Leuthen und Möglichkeiten zu ihrer Vermeidung.

Leuthen Nostitz1 zog sicha zu spät zurück, dadurch verlohr er so viel; warum stellte er nicht seine Cavalerie verdekt und hatte Detaschements vor? Luchesi2 zog sich zurük als er sah, daß ihn Driesen3 überflügelte u. litt auf den Rükzug.

1.

a b c d e f g h 1

2

3

(Wäre die oestereichsche Armee eingetheilt gewesen, so würde sie aus etwa 4b Armee Corps, jedes zu 3 Divisionen bestanden haben. Jedes Armee Corps würde etwa aus beinahec 20,000 Menschen bestanden haben.)d In der Lage, in der diee oest. Armee war, kam es drauf an, sich, da keine gutef Position vor sie da war, sich verdektg zu stellen; alsdann konnte der König keine angemessene Disposition ihres Angriffs treffen. In dieser Hinsicht hätte die Reserve, so wie das Nadastische Korps, hinter der Armee bleiben solln.h Die Cav. mußte hinter den Flügeln stehen. Dann wer[e] dies die Position:

Die folgenden zwei Wörter nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „5“. Nachträglich hinzugefügt. Am Rande eine kleine Berechnung. Folgt gestrichen: „kaiser“. Nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „versteckt“. Folgt gestrichen: „und die ganze Armee hätte“. Der bei Leuthen tödlich verwundete sächsische Generalleutnant Georg Ludwig Reichsgraf von Nostitz-Ransen. Der bei Leuthen gefallene österreichische General der Kavallerie Joseph Graf Lucchesi d’Averna. Der preußische Generalleutnant Georg Wilhelm von Driesen (1700–1758), Chef des Kürassierregiments No. 7.

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Nr. 477

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Zu Nr. 477: Skizze Scharnhorsts auf fol. 38r. Vor „Leuthen“ und Frobelwitz“ die Infanterie, dahinter die Kavallerie des linken bzw. rechten Flügels. Dann hinter den Dörfern „Brechhaus“ und „Krampitz“ das „Nadastishe Corps“ und die Reserve.

2.)

i j k l 4 5

Diese Position war weniger gefahrvoll. Besser aber wär es gewesen, wenn ein Theil der Truppen verstekt gewesen, da hätte der König höchstwahrscheinlichi eine sehr nicht pass[en]de Dispostion zum Angriff getroffen. Dies konnte auf mehr als eine Art geshehen. Das Nadastische Corps figurirt in großer Front zwishen Leuthen u. Frobelwitz bis gegen Sagschitz hin. Die Armee stand bei Frobelwitz, im Holz mit d[e]r rechten u. linken auf d[e]r Weidrichteufe, doch rükwärts dies[e]r Position in Colonne; die Cav. hinter Guckerwitz u. Krampitz, die Reserve hint[e]r d[e]n rechten Flügel. So wie der Feind das Nadastische Corps versezte, daß [es] einen Theil sei[ne]r Inf. u. Art.j im Holze bei Wushke Teich u. rechts und links hatte, um die Cav. aufzunehmen, so avancirte d[e]r rechte Flügel gegen die Leuthn[e]r Windmühle, die Reserve über Heide4 den Feind in Rücken, währ[en]d die Cav. zwishen den Breslau[e]r B[e]rg5 u. Sahra mehrere Angriffe anführt. Wenn der Feindk über Leuthen hinauszog, ohne die Truppen bei Frovelwitz anzugreifen, so konnte manl ihn in Rücken kommen, geschah dies Vorrücken nicht, griff er vor Leuthen Frovelwitz an, so kam ihn Verändert aus „gewiß“. Verändert aus „sei[ne]r Inf.“. Folgt gestrichen: „nicht“. Folgt gestrichen: „diesen Augenblick abwarten“. Groß Heidau. Hügel (174 m) auf halbem Wege zwischen Frobelwitz und Saara.

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3.



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die Reserve in Rücken. Das Nadastishe Corps beschäftigte ihn von vorn an allen Kräft[e]n und besetzte in übelsten Fall die Ueb[e]rgänge üb[e]r das Schweitnitzer Wasser6 bis vor Arnoldmühle bis Stabelwitz. Eine Schein-Stellungm hätte mann zwishen Sagshütz u. Leuthen nehmen können, Sagschütz auf den linken u. Leuthen vor den rechten Flügel nehmen können; hierzu konnte man daso Nadastishe Corps verwenden, wenn man ihnen eine Brigade Inf. u. Cav. zugab. Die Armee stellte man ins Geholz mit den rechtn Fl. bei Sahra u. den linken bei[m] verlohrnen Teich völlig verdektp, die Cav. zwischenq Sahra u. das Holz, verdekt; die Reserver ins Holz hint[e]r Gr. Gohlau, um den Feind, indem er das Nadastische Corps drängt, über Klein Gohlau in Rücken zu nehmen. Wenn nun der Feind das Nadastische Corps üb[e]r das Schw. Wasser treibt, so gehet die Reserve loß, die Armee nimmt ihn, ind[e]m sie den rechten Flügel an Leuthen lehnt, in Flank u. Rücken, die Cav. umgehet des Feindes linken Flügel.s Gegen einen Feind wie Friedrich d[e]n 2tn u. die preußisch[e]n Truppen müßt man ein partielles Gefecht führn, das la[n]ge daurte, sich in einzelne Gefecht[e] auflöset. Keines in der Ebene, wo Geschicklichkeit der Bewegung in Großen, geschwinde Benutzu[n]g des Terrains auf einmal entsheidet. Dazu gehört durchschnittenes Terrän.

478. Aufzeichnung

[?, nicht vor Juli 1810?]

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 121 fol. 40r–v (11/2 S.): Eigenhändig. Bemerkungen zum Schlachtfeld von Kay.

Kay Terrain, sehr richtig auf den Gaudishen Plan, aucha der alte gestochene sehr gut. Die Hohen, wo die preussischen Truppen vor den russischenb auf dem recht[e]n Flügel standen, fast so hoch als die bei Palzig, wenigstens die geg[e]n Eichmühle1 m n o p q r

s 6

a b 1

Verändert aus „Eine andere Stellung“. Folgt gestrichen: „sehr leicht bei“. Der anschließende Rest des Absatzes in der linken Spalte nachgetragen. Verändert aus „gedekt“. Verändert aus „hint[e]r“. Die folgenden drei Wörter gestrichen und durch punktierte Unterstreichung wiederhergestellt. Das Folgende auf der ersten Seite am Rand ohne Bezug auf eine Stelle im Haupttext. Alternativer Name der Weistritz. Nachträglich hinzugefügt. Die folgenden vier Wörter nachträglich hinzugefügt. Am Eichmühlen-Fließ östlich von Palzig.

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über, doch ist dies nur von der höchsten Höhe hint[e]r der Front d[e]r Preussen d[e]r Fall, das Terrain von Palzig her ist näher bei den Bach immer höher als das g[e]g[e]nüb[e]rliegende. Der Bach bei Eichmühle leicht zu passirn, die Russen sollen aber die Schütze geöfnet u. die Teiche abgelass[e]n haben. Der Bach ist weit[e]r unterwärts bei Gloksen sehr morastig. Das Holz, durch welche[s] der Angriff gi[n]g, ist mit Inf., Art. etc.c zu passiren, es sind flache Sandberge mit vieln Wegen, aber etwas niedriger als der russische rechte Flügel. Dieser stand äußerst vortheilhaft u. war nicht durchs Holz allein anzugreifen, man hätte zugleich von Hammer her kommen müßen, man hätte dadurch 2 mehrere Vortheile gehabt, der Angriff hätte aber dann shnell ausgeführt werden müßen, um die Wirku[n]g des Unerwarteten zu haben. Mit Tagesanbruch des andern T[a]ges, in dem man sich vorherd gestellt, als wollte man nach Krossen abmarshiren. Auch hätte man ohnweit des Hammers eine Position nehmen können. Es ist zu bemerken aus den alten Plan, daß der rechte Flügel 3 Uhr angekomen, die Attaque auf den linken Flügel 1 Uhr ang[e]gang[e]n u. die Russen 11 Uhr auf den Platz waren. 479. Aufzeichnung

[Kunersdorf?, nicht vor Juli 1810?]

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 121 fol. 41r–42r (3 S.): Eigenhändig. Das Schlachtfeld von Kunersdorf und seine Darstellungen. Analyse des preußischen Angriffs.

Bemerkungen die Schlacht bei Cunersdorf betreff[e]nd 1.

c d

1 2

3

4

Die Gegend läuft von den Bergen von den Laudonsgr[u]nd1 ab bis gegen den Kuhgru[n]d, und von den Mühlberg bis zu den Kuhgru[n]d; vor den Laudonsgrund sind indessen mehr Berge, die alles dominiren; doch sind die Berge nach den Judenkirchhofe zu2 noch höher. Die Gegend zwischen den Spitzberge3 u. Mühlenberge, und zwischen den Spitzberge u. einer Höhe grade wo T stehet4, welches Laudons Grund geg[e]nüberliegt, ist ebenfalls ganz flach. Verändert aus „ist wenigsten[s] mit Inf. u. Cav.“ Nachträglich hinzugefügt. Bzw. der Hohle Grund. Die Judenberge. Der Friedhof der jüdischen Gemeinde von Frankfurt an der Oder befand sich westlich davon. Gemeint ist wohl der Große Spitzberg westlich von Kunersdorf (auf dem sich eine größere russische Schanze befand), nicht der Kleine Spitzberg östlich davon (auf dem während der Schlacht eine große preußische Batterie stand). Die Falkensteinberge. Der Buchstabe „T“ steht auf einer gestochenen Doppelkarte „Plan IV“ des Lagers von Bunzelwitz und der Schlacht von Kunersdorf, fol. 44r, aber nicht auf einem weiteren Ausdruck, fol. 56r, der unten rechts bezeichnet ist „S.A. 3ter Bd.“ Die Abkürzung bedeutet mutmaßlich: „Scharnhorst: Artillerie“.

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2.

3. 4. 5.e

1.

2.

a b c d e f 5 6

7 8 9

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Die Gegend vor den recht[e]n Flügel der Russen, wo das Verhak5, ist eben so hoch und bergig als der Theil worauf der rechte Flügel u. hier hat auch der Krielsche Plan6 einen großen Fehler. Der Krielshe Plan zeigt übrig[e]nsa an, wo Berge, aber nicht wie sie beshaffen sind, der Tempelhofsche Plan ist fehlerhaft, die Batterien zu weit, nur darin ist er richtiger, daß vor den rechten russischen Flügel, wo das Verhak, das Terrain fastb eben so hoch u. bergig ist, als das, auf den der rechte Flügel der Russen standc. Das Elsbruch7 war immer nur für einzelne Mensh[e]n practikabel, sonst wohl ganz als impractikabel anzunehmen. Auf dem Tempelhofschen Plan ist eine Batterie8 links [von] Kunersdorfd, die nicht auf den Krielshen, die Batterien nahe bei Kunersdorf an d[e]n Seen solt[e]n erst zu Ende der Schlacht statt gefunden haben. Der russische linke Flügel stand auf den Mühlenberge immer gefährlich, 1. der Berg nicht zu vertheidigen, 2. kann er umgangen werden, rechts u. links u. von vorn, ohne beshoß[e]n zu werden. Art des Angriffs Der König grif hier wie bei Leuthen, Zorndorf, Kollin, Lowositz u. s. w. an. Der rechte Flügel sollte refusirt werden. Bei einer Parallel Stellung, wo gewissermassen es auf die Bewegu[n]g[e]n der Armee ankömt, mag diese Angriffsart gut seyn, hier ab[e]r war sie gar nicht angebracht, denn er brauchte nur einen kleinen Theil der Truppen, statt der Feind viele brauchen könnte. Der König kannte ganz u. gar das Terrain nicht. Der Angriff der Grenadiere9 wurde hier aber so wenig wie die Hüllsensche Inf. bei Kollin zur rechten Zeit unterstützt; auch war dies[e]r Angriff, obgleich er gelang, nicht gutf eingeleitet. Die angreifenden TrupNachträglich hinzugefügt. Nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „auf den die Russen standen.“ Statt „Zorndorf“, auch bei der nächsten Nennung. Statt „4.“ In der Vorlage dieses Wort versehentlich doppelt. Am Nordrand der Grundheide. Vgl. Johann Ludwig Kriele: Ausführliche und zuverlässige historisch-militärische Beschreibung der Schlacht bei Kunersdorf und Frankfurt am 12ten August 1759. Mit beigefügtem genauen Situations-Plane, nebst verschiedenen Nachrichten der Schicksale Frankfurts und der umliegenden Gegend in damaliger Zeit, Berlin 1801 (Vorwort von 1802, 2. Auflage 1807). Im von Ulrich Kriele herausgegebenen Nachdruck (Karwe 2003) fehlt die Karte jedoch. In der Subskriptionsliste des von dem Kunersdorfer Prediger Kriele (1753–1828) verfaßten Werks sind u. a. Scharnhorst, der König, Herzog Friedrich Wilhelm von Braunschweig, Gneisenau und Yorck aufgeführt. Gemeint ist mutmaßlich der Große Elsbusch westlich des Kuhgrunds. Gemeint ist möglicherweise die auf dem Kleinen Spitzberg, vgl. Anm. 3. Es handelte sich um die aus sechs Grenadierbataillonen und zwei Füsilierbataillonen bestehende Vorhut der Armee unter Generalmajor Friedrich August von Schenckendorff.

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3.

4.

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pen waren nicht stark genug, sie umshloßen nicht den Berg, sie warn in 2 Treffen gewiß selbst in der größten Unordnung, als sie auf den Berg kamen, und daher gerieth nun die Verfolgung in Stocken. Der Angriff des Königs hat viel Aehnlichkeit mit den bei Krefeld, er mußte auch wie dieser eingeleitet werden: a. ein Schein Angriff auf den recht[e]n Flügel, b. ein Scheinangriff auf die Mitte, den Spitzberg10, c. der Haupt Angriff auf den Mühlenbergg. Alle 3 mit Anbruch des Tages. Der König hatte Leute genug in der Armee, welche die Gegend kannten. Die nächsten Dörfer lieferten sie ja auch. Jeder Angriffh mußte Inf. u. Cav. u. Art. bei sich haben, so wie bei Krefeld. Die Cav. so wohl als die Art. fand hier überall practikabeles Terrän, wenn es beiden sonst Ernst war, durch zu kommen.

480. Aufzeichnung

[Landeshut?, nicht vor Juli 1810?]

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 121 fol. 45r–48v (71/4 S.): Konzept, eigenhändig und unbekannte Hand.a Feld und Verlauf der Schlacht und des Gefechts von Landeshut 1760 bzw. 1757.

Landeshut1 Der Bugberg2 1 und der Lauschberg oder Stangenberg 3 sind die höchsten der von Preussen besetztenb, doch ist nur von den Stangenberge der Punkt, auf dem die Ziefer stehet, hoch, der Theil nach dem Wumelsberge zu ist niedrig.3 No 5 u. 6 sind 2 mit Reichshennersdorf parallel laufende Berge, und fast so hoch wie der Bugberg, 7 ist noch höher. Nächst den Bugberge ist der Kirchberg der höchste, niedriger ist der Galgen u. Gerichtsberg 8, 9, dann folgt der Burgberg und zuletzt der Thimenberg links den Burgberge. Eine passive Defensive hatte nur die Besetzung des Kirch-, Burg- u. Gerichtsberges zugelassen, auch allenfalls des Thiemenbergs. Von einer g h 10

a

b 1

2 3

Folgt gestrichen: „mit Anbruch des Tages.“ Verändert aus „Der Angriff auf die Mitte“. Also auf den Großen Spitzberg. Diese Schrift wurde von Scharnhorst angefangen und einem Mitarbeiter fortgeschrieben, möglicherweise vom Geheimen Kriegsrat Scheel, der Scharnhorst auf seiner Reise 1810 begleitete. Folgt gestrichen: „dann folgt“. Der Text betrachtet zwei österreichische Siege, zunächst den von Laudon befehligten am 23. Juni 1760, dann das kleinere Gefecht am 24. August 1757. Der 898 m hohe Buchberg nordwestlich von Landeshut. Die Karte, auf die sich die Nummern beziehen, befindet sich nicht im Faszikel.

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passiven Defension dürfte hier ab[e]r nicht die Rede sein, sondern hier mußte die Combination von Terrain u. Manöv[e]r alles ausmachen.c Dies war hier die Erfindung, 1. wie man beim A[n]griff einem Theil des Feindesd auf den Hals fiel, 2. wie man dadurch und durch die ganze Stellung u. Bewegu[n]g während des Angriffs einen freien Rükzug behielt. Große Reserven wärn hier die Haupt Sache gewesen. – –



c d e f g h i j k 4

Auch Loyd sagt, Fouquet4 hätte sich gern bei Landeshut schlagen lassen wolln. Zu der Besetzu[n]g der Position, welche er einnahm, hätte eine große e Armee gehört u. auch diese war hier an unrechten Orte gewesen, wenn sie sich hatte passiv defensiv verhalten wolln, auch sie wär überflügelt, ohne Rükzug gewesen. Der Angriff auf Fouquet ist ein Beispiel einer guten Unternehmu[n]g, denn er wurde g[a]nzf aufgerieben, welches hier gar nicht hätte seyn solln; seine Stellung so wohl in tactisch[e]r als strategische[r] Hinsicht giebt Veranlassu[n]g, einigeg Grundsätze der Tactik u. Strategie zu entwickeln. Wie ein Corps bei Landeshut Niederschlesien decken soll, wie diese Stellu[n]gh Schlüßel zu Niedershlesien von Böhmen ist, das kan ich nicht begreifen. Man spricht viel v[o]n Stellung[en], an den[en] durch kü[n]stliche Manöver bei gewissen Straßen, Gebirgen u. Flüßen der Feind aufgehalten werden könne; die Sache mag auch zu Zeiten gelingen, zu mal wenn ein Mann beim Feinde comandi[r]t, der in eben den Geist operirt; so aber ist es nicht bei andern. 10.000 Mann in Landeshut solln Niederschlesien decken, wäre dies so, müßte eine Festung hier unshätzbar seyni, denn mit 12.000 Man wär durch sie Schlesien gedekt. Ich gebe zu gegen Streifereij. In der damaligen Lage u. bei den damaligen Besitz der Festu[n]gen war es richtig, das Gebirg in Besitz zu haben, oder bei Landeshut ein Corps zu haben, dies galt aber nur so lang der Feind in geringer Anzahl oder nicht in bedeutend überlegner etwas unternehmen wollte; war dies nichtk der Fall, so fiel der ganze Calcul Folgt gestrichen: „Dadurch“. Verändert aus „beim A[n]griff einem Theil“. Nachträglich hinzugefügt. Nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „die“. Nachträglich hinzugefügt. Folgt gestrichen: „So ist es aber in der That nicht, wie man“. Folgt gestrichen: „doch auch dies können“. Nachträglich hinzugefügt. Der aus dem zweiten Band bekannte preußische Befehlshaber Heinrich August de la Motte-Fouqué wurde bei Landeshut schwer verwundet gefangengenommen.

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weg. In den ersten angenommenen Fall war aber auch eine Stellu[n]g bei Schweitnitz dasselbe. Das eine Stell[un]g bei Landeshut Glatz gegen eine Belager[un]gl decken sollte, istm mir ganz unbegreiflich; in Gegentheil würden diese Stellu[n]g[en]n zu dies[e]n Zwek sehr nachtheilig seyn. Nicht Stellungen oder doch Stellung[en]o, s[o]ndern Bewegungen machen das Wesen der Strategie. Nur in wenigen Fällen können Stellung[e]n etwas leisten, gewöhnlich leistenp sie mehr durch die Meinung, durch die Unentschloß[e]nheit des feindlichen Genrals als durch ihre physische u. geographische Lage. Mann muß die erste versuchen; überhaupt ist eine Regel immer vorauszusetz[e]n: 1. daß der feindl. Genral Fehler mache, ins Formwesen der Strategie u. Tactik sich verloren habe, unentshloßen zu Werke gehe u. 2. daß er ganz entgegen gesetzt handele. Manq muß auch auf diesen Fall gefaßt seyn. Dann wird man die Vortheile des ersten genieß[e]n u. die Nachtheile des letztern, so weit die Lage es gestattet, balanciren. Combinationen vonr strategisch[e]n Bewegu[n]g[e]ns mit Stellung[e]n, bei denen tactishe Bewegu[n]gen die Nachtheile der Stellung u. Lage ersetzen, sind das Mittel, sich gegen gute feindl.t Generale in der obigen Lage zu helfenu. Stellu[n]gen in dem Sinn, welche in Tempelhof u. s. w. ausgedrukt, sind nur gut gegen Generale, die in diesen Sin[n] operirn. Das Betragen von Janus5 ist vortreflich, er stellte sich hint[e]r den Bug Berg verdekt und als Kreutzerv ihn angrif kam er hervor. Sein Corps war schlecht, aber einige Grenadier Comp. machten viel aus. Wo schlechte Truppen, müßen immer einige gute [sein]. Der Bugberg war 1757 bewachsen, nachher durchs Militär fast ganz kal.w l m n o p q r s t u v

w

5

Darunter auf dem Kopf: „Landeshut“. Folgt gestrichen: „sehr“. Folgt gestrichen: „grade sich nachtheilig“. Verändert aus „Nicht Stellungen, Operationen“. Verändert aus „thun“. Folgt gestrichen: „wird“. Folgt gestrichen: „tactishen u.“, verändert aus „Bewegungen“. Folgt gestrichen: „in Verbindung“. Nachträglich hinzugefügt. Folgt gestrichen: „alles andere dient zu nichts bloße“. Verändert aus „er“. Gemeint ist der preußische Generalmajor Johann Friedrich von Kreytz (oder Kreytzen) (1693–1759). Dieser hatte im Spanischen Erbfolgekrieg in Italien und Frankreich und in den Schlesischen Kriegen gekämpft. Er wurde bei Prag verwundet und geriet in Schweidnitz in österreichische Gefangenschaft. Hier endet der eigenhändige Teil, das Folgende (ab fol. 47v unten) von der zweiten Hand. Oberst Franz Maximilian Jahnus, Freiherr von Eberstädt (1711–1772), zeichnete sich mit seinen Grenzern auch 1758 bei Domstadtl aus und wurde 1763 zum Feldmarschalleutnant befördert. Zuletzt fungierte er als Kommandant des hamburgischen Stadtmilitärs.

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So wie der General Janus sich gestellt, so hätte sich auch verhältnißmäßig Fouquée stellen sollen. Wenn man die Lehren geben will, wie sich ein abgesondertes Detaschement in seinen Operationen und Stellungen verhalten soll, so kann man das Beispiel von p. Janus sehr gut aufstellen; jedoch muß der p. Janus sich nicht mit p. Kreutzer einlassen, wenn dieser auf eine zwekmäßigere Art zu Werke gegangen wäre. Er hätte im entgegen gesetzten Falle beständig den p. Kreutzer hasidiren und durch Manöver und Bewegungen ihn so lange schikaniren müssenx, bis er ihn zum Theil aufgerieben, oder durch seine Truppen ermüdet undy ihn zu einem nachtheiligen Gefechte verleitet hätte. Dies wäre im Gebirge, wo er leichte Truppen und p. Kreutzer nur Linientruppen hatte, sehr leicht gewesen, wenn er sich immer verdekt stellte und mit seinen Husaren und Kroaten immer seinen Gegner beobachtete. Schon hieraus sieht man auch, daß ein jeder Kriegesvorfall seine eigenen Grundsäzze hat: hier, wo leichte gegen schwere agirten, muß man ganz anders verfahren, als bei Truppen von gleichen Gattungen. Uebrigens sieht man auch bei dem Detachement von p. Kreutzern, wie übel es ist, wenn Linientruppen nur als Linientruppen in der Ebene agiren können. 481. Aufzeichnung

[Liegnitz?, nicht vor Juli 1810?]

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 121 fol. 49r–v (2 S.): Eigenhändig. Das Schlachtfeld von Liegnitz. Gliederung einer Lehrschrift zur Kriegskunst.

Liegnitz Die Höhen in den großen Plan sind viel zu stark. Man sollte den Katzbach nach den Relationen viel stärkera glauben, als er ist, er ist ganz unwichtigb, überall zu durchwaden. Das Benehmen des Königs vor der Schlacht bei Liegnitz ist ein vortrefliches Beispiel, wie jede schwache Armee, jedes kleine Corps, jeder kleine Poste sich benehmen muß, wenn er nahe vor den Feind stehet. Von der andrn Seite hat sich Daun hier recht gut benommen, so wie auch Lassy, in dem er zur rechten Zeit auswich. Eine Armee von 30 bis 40,000 Mann kann leichtc eine, welche doppelt so stark ist, wenn die erstere sehr bewegbar und das Land gut kennt, theilweise schlagen. Sehr bemerkensx y

a b c

Folgt gestrichen: „wie“. Gestrichen und durch geschlängelte Unterstreichung wiederhergestellt. Verändert aus „den Katzbach ganz anders annehmen“. Die folgenden drei Wörter nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „immer“.

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werth ist die falsche Stellung, welche der König nahm, nur scheintd es, daß die Idee, dene Feind dadurch zu verführn, hier nicht anwendbar war. In der Kriegeskunst könnte man 3 Haupt Capitel aufstellen: 1. Wie man sich stellt, die Positionen,f 2. Wie man sich vor dem Feind benimmt, wenn kein[e] gute Stellu[n]g oder man sich in nichts entscheidendes ein lassen will. Wie man sich durch Bewegungen hilft, wie der König bei Liegnitz. 3. Wie man den Feindg in Stell[un]g[e]n angreift und gegen ihn verfährt, wenn er nach No 2 agirt. 482. Aufzeichnung

[Liegnitz?, nicht vor Juli 1810?1]

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 121 fol. 50r–v (11/4 S.): Reinschrift, unbekannte Hand.a Das Schlachtfeld von Liegnitz. Pläne und Darstellungen der Schlacht.

Liegnitz Der Plan aus der militairischen Monatsschrift2 oder Tempelhoff ist ganz falsch; der von p. Gaudi ist weit richtiger; auch ein zweiter Plan aus der Plankammer ist richtiger, nur sind in leztern die Berge zu stark angegeben. Nach dem Tempelhoffschen Plan scheint es, als wenn die preussischen Truppen selbst angegriffen hätten; der König aber sagt: das Terrain desselben wäre sehr vortheilhaft gewesen; die angreifenden Oesterreicher in vielen Treffen zu 5 Bataillonen Front hätten unter diesen Umständen nicht durchdringen können, um so mehr, da die Artillerie große Wirkung gethan und die Cavallerie bei den vielen kleinen einzelnen Gehölze[n] und Berge[n] immer verstekt auf die feindliche Infanterie gefallen wäre. Alles dieses stimmt auch genau mit der Gegend überein. Sowohl der König als p. Tempelhoff zeigen an, daß der König einen Angriff vermuthet habe; der leztere sagt auch, daß nach der Ankunft des österreichischen desertirten Offiziers der König das Schlachtfeld rekognoszirt; auch ist, sowohl aus der Disposition des Marsches, als aus den nachherigen Anordnungen des Königs ganz klar, daß er auf dem Schlachtfelde einen Angriff erwartete. Dahingegen p. Laudon den König in dem Lager glaubte und keine Avantgarde hatte, um die Freibatailloneb in Panthen zu überfallen, so d e f

g

a b 1 2

Die folgenden zwei Wörter nachträglich hinzugefügt. Statt „denn“. Folgt gestrichen: „2. [verändert zu „3.“] Wie man die Stellung angreift“. Die anschließende Zahl verändert aus „3.“ Die folgenden zwei Wörter nachträglich hinzugefügt. Dieselbe Hand wie in Nr. 480, vgl. dort Anm. a. Verändert aus „das Freibataillon“. Der Inhalt spricht für einen Zusammenhang mit Nr. 481. Die mehrfach erwähnte Militärische Monatsschrift erschien 1785–1787 in Berlin, der „Plan der Bataille bei Liegnitz“ im Juli 1785 im 2. Band.

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erzählt es der König. Er traf daher ganz unerwartet auf die Preussen: diesen dagegen kam er nicht unerwartet, theils weil der Angriffc im Allgemeinen vermuthet wurde, theils, weil der Major Hundt3 die feindliche Colonne vorher entdeckt hatte. Diese Bataille gehört daher zu denen, wo man den Feind durch ein Strategém geschlagen hat, und nicht allein die ganze Einleitung der Schlacht an sich, sondern auch die Benuzzung des Schlachtfeldes sezt diese Schlacht unter diejenigen, welche durch Kriegeslist gewonnen sind. 483. Aufzeichnung

[Bunzelwitz?, nicht vor Juli 1810?]

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 121 fol. 53r–54v (3 S.): Konzept, eigenhändig.a Das verschanzte Lager bei Bunzelwitz.

No 2. Bunzelwitz Die Höhen folgen so: 1. Würben, 2. Pfarhöhe1, 3. die in der Mitte bei Zedlitz, 4. die Höhen rechts Jaurnig. Alle sind nicht bedeute[n]d.

Zu Nr. 483: Skizze der Befestigungen bei „Jaurnig“ (fol. 53r) c 3

a 1

Verändert aus „die Angriffe“, dabei das zweite Wort versehentlich unverändert. Seine Eskadron des Leibhusarenregiments Zieten stieß im Nebel auf Laudons Kolonne. Sehr kleinformatiges Papier. Gemeint ist mutmaßlich der Pfaffenberg nordwestlich von Jauernick.

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a u. b geschloßene Redouten, c, d, e Werke, hint[e]r welchen man die Gegend beshießen kann. In Tempelhof fehlt die Höhe e und es wurde auf den linken Flügel ein Angriff sehr böse gewesen seyn, die offnen Schanzen wärn inb Rücken genommen, zumal in der Nacht. Die Schanzen warn übrig[e]ns recht dazu passe[n]d die Gegend vor der Front zu bestreichen, so daß er sehr lit, ehe er bis an die eigentliche Vershanzu[n]g kam; allein bei Nacht. Eine jede Verscha[n]zu[n]g muß auf den H[a]upt Punkten geschloßne Schanz[e]n haben, sonst offene; da vereinig[e]n sich beide Vortheile. Man muß nicht glauben, daß man aus einer geshloßnen Schanze nicht herauskommen könnte, wenn man sich zurükziehen will! Kann sie der Feind nutzen, so muß sie hint[e]n nur mitc Tambour u. tiefen Graben geshloßen seyn.

Zu Nr. 483: Eigenhändige Profilskizze (fol. 54r).

12 geshloßene Redut[e]n in den mit G bezeichneten Platze w[ür]d[e]n jeden Fortshritt des Feindes wied[e]r rückgängig gemacht haben, wie Pultava 2 u. Fontenoy, jede 8 Geschütze mit Palisaden an der Contrescarpe, Wolfsgruben, tiefen Gräben, anderwärts offnen Shanzen. 484. Aufzeichnung

[?, nicht vor Juli 1810?]

HStAD, Abt. D 22, Nr. 12/59 fol. 33r (1 S.): Konzept, unbekannte Hand, unvollendet.a Das Terrain des Lagers von Bunzelwitz.

Verschanzte Lager bei Bunzelwitz Die Berge in dem Tempelhofschen Plan sind nach alter Artb ziemlich richtig, obgleich im Einzelnen daran vieles auszusezzen ist. Es ist in Hinsicht der Gehölze u. s. w. noch fast alles so, wie im siebenjährigen Kriege. Der Pfaffenberg ist jezt etwas mit Gebüschen bewachsen. Die Hauptschanzen sind nach b c 2

a b

Folgt gestrichen: „Flank“. Verändert aus „hint[e]n mit Palisaden“. Bei Poltawa besiegte die von Peter I. kommandierte russische Armee am 8. Juli 1709 das Heer Karls XII. von Schweden. Im Nachlaß des Prinzen Wilhelm, möglicherweise von Scheels Hand. Folgt gestrichen: „und nicht“.

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dem Terrain ausserordentlich gut angelegt, indessen ist doch ihre Aussicht in manchen Punkten durch andere Höhen beschränkter, als wie man auf den Plan wahrnimmt. Die an dem Holz liegende Höhe, hinter dem Regiment Alt-Braunschweig, ist in dem Theil, welcher gegen Jung Braunschweig abläuft, schlecht dargestellt.1 Da dieses Lager, wie man glaubt, nur in der Nacht angegriffen werden kannc, weil das Spiel der Batterie bei Tage ihre entscheidende Vertheidigung ist, so scheint es, daß die vielen offenen Schanzen, zumal vor Bunzelwitz, Jauernig und s. w., bei einem nächtlichen Angriffe sehr gefährlich waren, indem sie ohne große Aufopferungen genommen werden konnten. Es ist ausser Zweifel, daß die Haupt-Schanzen, d. sindd diejenigen, welche auf den Punkten liegen, von denen alles abhängt, hätten geschlossen werden müssen. Drang dann der Feind irgendwo durch oder nahm die minder wichtigen im Rükken, so war noch nichts verlohren. Auf folgende Punkte 485. Denkschrift

[?, ?]

HStAD, Abt. D 22, Nr. 12/59 fol. 34r–37r, 40r–v (71/2 S.): Konzept, Schreiberhand, mit eigenhändigen Abänderungen. [1.] Operationen Friedrichs II. 1761 bis zur Errichtung des Lagers von Bunzelwitz. [2.] Die Operationen zur Verteidigung. Taktische Betrachtungen.

Das verschanzte Lager bey Bunzelwitz [1.] Es schien, als wenn der Königa in den Operationen, welche das Lager bei Bunzelwitz herbeiführten, keine Neigung zu einer Schlacht mit den Russen hatte. Entweder sah er voraus, daß dieselbe ihn außer Stand setzen würde, ferner seinem zahlreichen Feind Widerstand leisten zu können, oder aber er wußteb oder vermuthete, daß er, wenn er sich gegen sie defensiv verhielt, nichts von ihnen zu befürchten hatte. Der Erfolg scheint das letztere wahrscheinlich zu machen. Indem man von diesem Gesichtspuncte, der mit dem Benehmen beider Theile in vollkommener Uebereinstimmung stehet, [ausgeht], kann man sich die Maasnehmung des großen Mannes vor und während des Lagers von Bunzelwitz erkläc d 1

a

b

Folgen etwa vier durch dichte Schraffur gestrichene Wörter. Verändert aus „d. i.“ Das Regiment Alt-Braunschweig (No. 5) stand hinter und südlich der Schanze XXIV (östlich des Südrands von Zedlitz), daran schlossen sich südwärts die Regimenter Markgraf Karl (No. 19) und vac. Jung-Braunschweig (No. 39) an, letzteres hinter Schanze XXV. Das anschließende Satzende verändert aus „durchaus eine Schlacht mit den Rußen vermeiden wollte.“ Die folgenden zwei Wörter nachträglich hinzugefügt.

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ren, doch muß man hiervon die Nichtbesetzung der Kunzendorfer Höhen1 ausnehmen. Alle Kenner und Schriftsteller und auch selbst der König sind darin einstimmig, daß durch die Besetzung derselben der Feind in eine große Verlegenheit gekommen wäre und daß diese nichts weniger zur Folge gehabt haben würde, als daß die rußische Armee, ohne etwas zu thun, sofort nach Pohlen hätte zurückkehren müßen. Nehmen wir an, daß diese Behauptung ihre Richtigkeit hätte, oder auch nur dies, daß die Ocupationc der Kunzendorfer Höhe die vereinigte rußische und oesterreichische Armee in große Verlegenheit würde gebracht haben, so scheint es, daß die Geschichte und auch selbst die des Königs uns höchst unvollständige Auskunft über die Nichtbesetzung derselben giebt. Den 15tn stand der König bey Wahlstadt mit einem Theil seiner Armee, ein andrer unter dem Markgraf Carl2 bey Lonig3, die Rußen bey Tentscheld zwischen Klemerwitz u. Kunzendorf4, der General Laudon mit dem Gros der Armee bey Ober Kunzendorfe. Der König hatte indeß an diesem Tage erfahren, daß ein Theil der oesterreichschen Armee sich mit den Rußen vereinigt hätte. Am 17n marschirte die Laudonsche Armee nach Jauer; wir können voraussetzen, daß der König spätestens d. 18n diesn Marsch erfuhr. In der Nacht vom 18n auf den 19n oder auch den 19n konnte die Armee des Margrf. Carl die Höhe von Kunzendorf erreichen. Dies war aber so wenig der Fall, daß der König den letztern auf die Nachricht von der Bewegung der oster. Armee am 17n nach Granowitz, d. i. näher an sichf zog, und daß den 18n so wohl die Armee des Königs, als die des Marggrf. Carl ruhig in Lager stehen blieb. Man legt es hier dem Genr. Laudon zum Fehler, daß er den König nicht angegriffen habe. Man behauptet, der Marggraf und der König hätten einander nicht unterstützen können, hätten schlechte Positionen gehabt u. s. w. In diesen Beshuldigungen macht man dem König, ohne daß man die Absicht hat, bittere Vorwürfe, denn nur dieser kannte seine Lage. Dem General Laudon aber war sie nicht bekannt und konnte sie auchg nicht den 18n bekannt seyn, weil sowohl er den 17n nach Jauer und der Mgrf. Carl an eben Verändert aus „Behauptung“. Die folgenden vier Wörter nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „bey Kunzendorf“. Verändert aus „nach Granowitz“ (Gränowitz). Nachträglich hinzugefügt. Die Höhen von Kunzendorf bei Freiburg. Markgraf Karl von Brandenburg-Schwedt (1705–1762), ein Enkel des Großen Kurfürsten und Herrenmeister des Johanniterordens, zuletzt General der Infanterie. Er war bei Mollwitz, Hochkirch und Torgau verwundet worden und starb als letzter männlicher Sproß seiner Linie. Lohnig. Kunzendorf östlich von Liegnitz.

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diesem Tage des Abends nach Granowitz kam. Nun aber war die preußische und oesterreichsche Armeeh noch 2 Stunden auseinander. Er konnte also erst am 18ten einige sichere Nachrichten von ihren Positionen einziehen. Wie ließe sich aber denken, daß er an diesen in Gemeinshaft mit den Russen den Angrif zu unternehmen im Stande war. Bey Armeen, die unter einem General stehen, würde dies schon Schwierigkeiten haben, wenn man mit aller Vorsicht zu Werke gehen wollte, und diese war hier nöthig; wie viel weniger ließ es sich bey verbundenen denken, wo alle Operationen nur durch umständliche Conferenzen und Uebereinkünfte ausgerichtet werden können.i Ob besondere nicht bekannte Umstände, falshe Nachrichten vom Feinde den König abgehalten haben, die Höhe von Kunzendorf in der Zeit in der der General Laudon sie verlassen hatte, zu nehmen, oder ob er die Wichtigkeit dieses Gegenstandes erst zu spät gefühlt und nicht die nöthige Aufmerksamkeit und geheime Vorbereitung dazu getroffen hat, ist schwer zu entsheiden. Doch sheint das letztere am wahrscheinlichsten zu seyn. Ueberall wird man in der Geschichte der Feldzüge des Königs finden, daß seine Bewegungen und einzelne Unternehmungen mehr durch die augenblicklichen Umstände bestimmt wurden als durch systematishe Entwürfe. Er ergrif in jeder Combination die besten Maaßregeln gleichsam instinctmäßig und hatte dadurch den Vorzug, daß er ganz den Vortheil genoß, den die besondern Umstände darboten. Man kann nicht wohl sagen, er habe dies oder jenes System der Tactic gehabt; die Umstände führten seine eigenthümliche[n] Maasregeln herbei. Sein großer Geist ersetzte hier System und Kunst. Dadurchj entstanden aber ohne Zweifel in einzelnen Fällen Fehler, und vielleicht kann man den der Nicht Besetzung der Höhe von Kunzendorf dahin rechnen, wie wohl wir dies nicht mit Gewißheit behaupten wollen. Es ist durchaus unmöglich, die Maasregeln eines Heerführers in einzelnen Fällen zu beurtheilen, wenn man nicht alle die Umstände kennt, die sie bestimmen. Die meisten Kritiker über dergleichen Gegenständek sind mehr Beweise der unrichtigen Vorstellungen der Verfaßer von der Führung der Armeen und den hierbei vorkommenden Umständen als eine eigentliche Kritik. Man kann viele Feldzüge machen und dennoch keine richtige Begriffe von der Schwierigkeitl der Vermeidung der Fehler, welche nachher, wenn man alle Umstände von beiden Seiten weiß, h i j k

l

Folgt gestrichen: „schon“. Darunter ein durch Strichelung getilgter Spiegelstrich. Verändert aus „Hierdurch“. Verändert aus „Kritiken über diesen Gegenstand“. Es folgt gestrichen: „welche wir in so vielen Büchern finden“. Folgt, durch dichte Schraffur gestrichen: „der Ergreifung und Ausführung der zweckmäßigsten Hülfsmittel“.

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so äußerst entsheidend sind, haben. Der unberufene Kritiker unterscheidet sich von den kundigern durch die entsheidende Abstimmung. Der letzte erklärt sich nur unter gewissen Voraussetzungen, der erstere unbedingt. Es ist in unsern Zeiten nötig, auf solchen Gegenstand aufmerksam zu seyn, und in der Hinsicht wird man diese Bemerkung ergreifen. Den 19t um 10 Uhr marschirte der König nach Pitshen ab, den 20n um 3 Uhr morgens setzte er sich von neuen in Bewegung, um die Höhen von Kunzendorf zu occupiren, der Feind hatte sie aber in der Nacht schon zum Theil besetzt und war noch im Marsch sie zu besetzen. Der König nahm jetzt eine Position zwishen Zedlitz und den niedern Felde von Jaurnig. (NB. 152) Schon den 20sten wurde die Verschanzung des Lagers angefangen; in 3 Tagen wurden die vornehmsten Werke und in 8 Tagen alle nebst den Hindernissen des Zugangs beendigtm. [2.] Die Hälfte der Truppen arbeiteten und die übrigen ruheten. Es wurde auch sogar noch in der Nacht gearbeitet.o Der König vergleicht die Verschanzung mit einer Festung, von der der vershanzte Berg bei Würben die Citadelle vorstellen könne. Die Vershanzung von Jaurnig war demnach alsp ein Aussenwerk anzusehn. Die Haupt Vershanzungq bestand aus offenen Werken mit hohen Bänken für das Geschütz, um über die Brustwehr wegfeuren zu können. Nur wenige Infanterie hatte die Bestimmung, die Werke zur besetzen. Sie stand größtentheilss hinter den Werken in der ersten u. die Cavalerie in der zweiten Linie. Die ganze Länget des eingeschloßenen Raums der Verschanzung betrug 9000 Schr. oder 11/2 Stundenu u. die Breite 4000 Schritt, wenn man die Jaurniger Vershanzu[n]g nicht in Betracht zog. In diesen gegen 24.000 Schritt oder 4 Stunden in Umfang habenden Werken warenv 460 Geschütze placirt. Der Tempelhofshe Plan giebt sowohl das Terrain als die Einrichtung u. Lage der Werke auf das vollkomste an. (NB. 155)w m

n o p q r s t u v w

Verändert aus „geendigt.“ Hier endet fol. 37r. Das Folgende, auf fol. 40r–v, ganz eigenhändig, dabei mehrere Sätze und Satzteile verändert aus durch dichte Schraffur gestrichenen Passagen. Folgt gestrichen: „täglich“. Die ersten beiden Sätze nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „war“, zunächst zu „war in dieser Hinsicht“. Verändert aus „Die eigentliche Vershanzung“. Folgt gestrichen: „vertheid“. Verändert aus „Diese stand“. Die folgenden drei Wörter nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „9000“. Folgt, durch dichte Schraffur gestrichen: „[Lücke] Canonen und [Lücke] Haubitzen, also“. Das Folgende bis „ein Corps blieb bei Laudon“ nachträglich hinzugefügt.

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Den 25sten rükten die Russen bis Strigau vor, Brentano5 stand schon vorher hier. Hierauf rükte die Laudonshe Armee zwish[e]n Bögendorf u. Zirlau vor, die Arendsdorfer Höhe6 wurde besetzt u. vershanz[t], der Eichbergx den 28ten. Affäre 163. Von Schweitnitz aus konnt man den Feind in Flank nehmen. Besetzu[n]g der Höhe bei Sabisdorf7. Hier hätte man eine geshloßene Redute bauen sollen. Den 29ten rükten die Russeny näh[e]r, sowohl den Oestreich[e]rn als den Preussen. Der Tielkshe Plan. Den 30. wurden die Bataillone Schenkendorf8 von Puschkau u. Sara9 zurükgezogen. Den 9ten Sept. gingen die Russen ab, ein Corps blieb bei Laudon. Aus der Vertheilung der Truppen und der Artillerie siehet man, daß der König den größten Theil seiner Truppen u. übrigen Vertheidigungsmittel den Angriff der oestereichshen Armee entgegengestellt hatte und daß alle Infant. u. Artillerie in den Umfang der Verschanzung placirt waren. Hierdurch entging ihn eine Reserve. Man kann freilich sagen, daß er die Truppen und Artillrie von den nicht angegriffenen Theilen hätte wegnehmen können, um andere Puncte im Fall der Nothz dadurch zu verstärken. Allein dies hat mehrere Schwierigkeiten als man glauben sollte, dennaa wird dies[e]r Theil bald darauf mit einen Angriff bedrohet, so glauben hier die Truppen sich jetzt verloren und dann kann es sich leicht fügen, daß nun der Weg zum ab Unterstützen u. also auch die Zeit, in der sie erfolgt, ums doppelte verlängert würde; die Reserve gehet den Halbmesser, die übrige Unt[e]rstützung den Durchmesser. Man sage nicht, daß die Stärke der Armee keine Reserve erlaubt habe. Es wird hier unt[e]r Reserve kein Theil der Truppen verstand[e]n, der nicht schlagen solle, sond[e]r[n] ein solcher, der grade da, wo d[e]r Angriff am gefährlichstenac ist, sich den Feind en[t]gegenstellt. Man kann hier den großen Vortheil der reit[e]nden Artillrie sich darstellen. Hätte man z. B. 8 bis 10 Batt., also 80 bis 100 Stük gehabt, so hätte man diese bei der Cavalerie in der Mitte des Lagers placirtad und bei einen einbrechenx y z aa ab ac ad 5

6

7 8 9

Die folgenden zwei Wörter nachträglich hinzugefügt. Folgt gestrichen: „weiter“. Verändert aus „können, allein um andre“. Verändert aus „hat eine doppelte Schwierigkeit, nun“. Statt „zur“. Verändert aus „größten“. Verändert aus „gestellt“. Der bei Hochkirch ausgezeichnete Generalmajor Joseph Anton von Brentano-Cimaroli (1719–1764) wurde 1763 zum Feldmarschalleutnant befördert. Gemeint ist offenbar die stark verschanzte Windmühlhöhe bei Mittel-Arnsdorf; allerdings stand auch auf dem Meltzerberg bei Ober-Arnsdorf eine kleine Schanze. Säbischdorf. Also die zwei Bataillone des Infanterieregiments Schenckendorff (No. 9). Saarau.

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den Angriff den Feind 5 bis 6 Battrien, also 50 bis 60 Stük, unerwartet en[t]gegengestellt, eine Streitkraft, die immer dem Haupt Angriff Widerstand leistete u. in der angenommenen Verbindung entsheiden konnte. Man vergeße hierbei nicht, daß diese Artillrie nicht in der Canonade ist u. also vorher nicht leidet; daß sie beim einbrechenden Angriff in freien Felde g[a]nz nach den Umständen, nach den Angriff placirt wird und doppelt so gesh[wi]nd als Geschütz in Schanzen feurt. 486. Aufzeichnung

[Burkersdorf?, nicht vor Juli 1810?]

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 121 fol. 57r–58v (4 S.): Konzept, eigenhändig.a Das Schlachtfeld von Burkersdorf.

N.1 Bei Burkersdorf bei der Battrie kann man gut ins Thal sehen. Dort ist ein Platz, wo die Cav. gut stehen könnte, aber wozu war sie hier? u. wozu die beiden Reg. Inf.? Die Höhe gehet steil h[e]rauf, doch gehet ein Holzweg herauf. Das Profil ist ungefähr wie hier, es sind also [eine] Art Kupen bei a, a, a.

Zu Nr. 486: Profilskizze mit „größt[er] Hohe“ (fol. 57r).

Jetzt ist alles mit Holz bewachsen, wo die Redut[e]n lagen. Der Berg ist ziemlich breit, auch wo Möllendorf nach dem Plane h[e]raufgeg[an]g[e]n ist alles bewachsen. Die Thal[e]r der kleinen Flüße sind breit u. tief. Es gehen allerwärts Holzwege u. Steigeb. Es war ein groß[e]r Fehler, daß nicht die großte Hohe besetzt war, dies ist immer ein Fehler. Auf Berg[e]n ist in den wenigsten Fälln die Art nicht recht wirksam, der Feind kömt von allen Seiten u. ist, wen[n] sie oben stehet, in H[e]raufga[n]ge nicht zu faßen, oft bedekt. In der Ebene, bei flachen Bergen, in wasservolln Geg[e]nd[e]n, da ist die Art. sehr wichtig, auf Bergen die Inf. Die Berge bei Leutmansdorf si[n]d sehr hoch, viele Kuppen, Thäler, hier ist der Plan nicht richtig, der Berg, auf den die Haupt Schanze, ist jetzt bew[ac]hs[e]n. a b

Sehr kleines Papierformat. Verändert aus „Fußsteige.“

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Zu Nr. 486: Skizze der Gegend bei „Leutmandorf“ (fol. 58v).

Fast alles beackert, kein Gehölz, hin u. wieder Birken Gebüsche. 487. Aufzeichnung

[Reichenbach?, nicht vor Juli 1810?]

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 121 fol. 59r–60v (4 S.): Eigenhändiga Schlachtfeld und Stellung bei Reichenbach.

Schlacht bei Reichenbach1 Wenn man auf den Fischberge stehet, so siehet man den Kleischberg, Girlsberg und verlohrnen Berg, so in der Stuffenleiter als angeführt höher als der Fischberg; alle übrigen Berge ersheinen sehr niedrig, und nur der Spitzberg a 1

Oktavformat. Am 16. August 1762 vereitelte hier eine preußische Armee unter dem Herzog von Braunschweig-Bevern den Versuch einer österreichischen unter Lacy, Schweidnitz zu entsetzen.

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u. der Berg, wenn man aus Kleitsh2 kömt, rechts, scheintb noch eine, obwohl sehr untergeordnet bedeut[e]ndec Höhe zu haben. Die Berge von Spitzberge bis an den rechten Flügel der 4 Bataillone sind fast nicht wahrzunehmen, nur von Spitzberge läuft es ab. Der Berg 1 scheint mir zu weit nach Reichenbach zu liegen, er ist sehr dend Spitzberge untergeordnet; man siehet über ihn von dem Spitzberge den Grund des Dorfes; der Berg 2 hint[e]r den Möring3 stand ist fast nicht wahrzunehmen und nur eine wellenförmige Erhöhu[n]g. Der Herms u. Gutberg sind freilich bedeutend, etwa so wie der Berge 3, der B[e]rgf 4 ist mit 3 eine und dieselbe Anhöhe, aber nicht so hoch als 3, und jetzt bewachsen. Man konnte von Fischberge ganz deutlich das St. Ignonsche Corps und auch das Beksche4 marshiren sehen; auch Peterswalde5 sehen. Die Höhe 5, auf der die Battrie, ist gering, so wie ungefähr 2; das Terrän läuft von Fischberge ab bis an die Peile. Von den Schobergrund weis niemand, er ist nicht morastig. Die Plane in den großen Bogen sind besser als die detaillirte[n]; es fehlt aber das Geholz auf den Fishberge. Alle Flüße u. Bäche sind unbedeutend, man reitet durch ohne den geri[n]gst[e]n Auff[e]nthalt. Man amusirte von oest. Seite sich mit canoniren, wo man hätte das Bajonet brauchen sollen. Man findet überhaupt die Artillerie mehr mißbraucht als nicht zur recht[e]n Zeit gebraucht. Hierüber eine Ausführung. Bevern hatte die Stellu[n]g recht methodish genomen. Man sollte ab[e]r in solchen Fällen, wen[n] man sich einmalg zeigen will oder muß, mehr figuriren, mehrere Truppen verstecken, dann ankommen lassen u. dadurch den Feind in Ungewißheit bri[n]gen, dies wäre hier an Ort u. Stelle gewesen. b c d e f g 2 3

4

5

Verändert aus „hat“. Nachträglich hinzugefügt. Folgt gestrichen: „Bergen“. Folgt gestrichen: „4“. Das Wort versehentlich doppelt. Nachträglich hinzugefügt. Anschließend steht in der Vorlage: „zeigsten“. Kleutsch. Der preußische Husarenoberst Christian Möhring (1704–1773) starb geadelt als Generalmajor. Generalmajor Joseph Graf von Saint-Ignon (1716–1779) befehligte einen Unterverband des Korps des Feldzeugmeisters Philipp Levin Freiherr von Beck (1720–1768), das aus dessen Kavallerie sowie einiger Infanterie bestand. Peterswaldau.

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4. Kriegsgeschichte und Militärtheorie

488. Lehrschrift

[?, nach 15. August 18091]

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 96 fol. 3r–15v (25 S.): Konzept, Greulichs Hand, mit eigenhändigen Abänderungen, unvollendet. Konzept, eigenhändig, unvollendet: ebda., fol. 16r–21v, 27r–34v (27 S.).a Notwendige Kenntnisse zur Kriegführung. Einfluß verschiedener Umstände. Beispiel: Der Winter- und Frühjahrsfeldzug in Ostpreußen 1807. b

Begriffe von der Führung des Krieges2 § Die Kenntnisse, welche der General besizzen muß, der eine Armee befehligt, oder der Unterricht in der Führung einer Armee, wird die Kriegeskunst (l’art militaire, l’art de la guerre) oder die Taktik und Strategie genannt. Die allgemeinen Regeln der Führung des Krieges stellen sich unsc bei einiger Ueberlegung größtentheils fast ohne Unterricht dar. Die Anwendung ist aber so verwikkelt, erfordert so manche Rüksichten auf Zeit, Ortd und auf die besondern Verhältnisse der gegenseitigen Armeen, daß gerade hierin am meisten gefehlt und also Belehrung erfordert wird.e Diese kann aber, da sie, wie eben erwähnt, durch die besondere Lage der Umstände bestimmt wird,f nur durch Beispiele und wegen der Manigfaltiga

b

c

d

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f

1 2

Veränderungen hier z. T. mit Bleistift vorgenommen. Dieses Konzept fußt mutmaßlich auf dem folgenden Dokument sowie auf Nr. 348. Im eigenhändigen Konzept davor gestrichen: „Beispiel“, der anschließende Titel verändert aus „Die Führung des Krieges“. Das anschließende Paragraphenzeichen und die meisten der folgenden dort nachträglich hinzugefügt. Im eigenhändigen Konzept verändert aus „stellen sich dem gesunden Verstande größtentheils“. Die folgenden zwei Wörter nachträglich hinzugefügt, dafür ein „u. s. w.“ nach „gegenseitigen Armeen“ gestrichen. Dieser Absatz im eigenhändigen Konzept stark redigiert, dabei u. a. gestrichen: „Es bestehet dem nach der Unterricht in der Kriegeskunst vorzüglich in Anwendungen der allgemeinen Regeln auf Vorfälle des Krieges.“ Das Folgende verändert aus „und diese mannigfaltig ist, nur unvollkommen durch Beispiele gegeben werden.“ Nach der Ernennung Davouts zum Fürsten von Eckmühl. Dieses und ein großer Teil der folgenden Manuskripte und Aufzeichnungen stammen mutmaßlich aus den Arbeiten an dem in Nr. 447 erwähnten „Leitfaden“ für die preußischen Kriegsschulen. Zum im Text beschriebenen Feldzug und den dabei genannten Befehlshabern vgl. auch den vierten Band.

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keit der Fälle auch durch diese nur unvollkommen gegeben werden. Aus Beispielen der Benuzzung der Lage der gegenseitigen Armeen, der Localität und s. w. in angeführten Fällen wird der Leser Winke bekommen, wie dies in andern geschehen kann, und nach dem Grade seiner Beurtheilung[s]kraft undg seiner Erfindungsgabe wird er nachher hierin glüklich seyn. Um aber bei den Beispielen des Verhaltens im Kriege die besondern Verhältnisse leichter und vollkommener im Zusammenhange der übrigen Operazionen darstellen zu können, wird manh sie aus einem Feldzuge wählen, desen Uebersicht hier vorgelegt wird, aus dem von 1807i in Preussen.j §... Uebersicht des Feldzuges von 1807. Erste Periode des Feldzugs, Schlacht bei Eilauk Der russische Feldherr, General von Bennigsen, beschloß nach der Schlacht von Pultusk, nachdem er mehrere Verstärkungen erhalten hatte, offensiv zul agiren, und maschirte diesem Plan gemäß vom Narew über Bialla und Rhein auf Heilsberg. Die französische Armee befand sich in dieser Zeit in den Kantonnirungsquartieren zwischen dem Narew u. der Weichselm. Gilgenburg und Neidenburg waren die vordern Quartiere. Das Neyschen Corps war aber gegen Königsberg bis an die Alle bei Bartenstein und Bischoffstein vorgerükt; das Bernadottsche war nach Elbing zu im Marsch und befand sich schon zum Theil in der Gegend von Preußischholland. o Das russische Hauptquartier war den 15ten Januar in Bialla und den 18ten in Rhein. g

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Verändert aus „Aus der gegebenen Benuzzung derselben muß der Leser lernen, wie es durch eigenes Nachdenken in andern Fällen geschehen kann, und nur nach dem Grade seiner Beurtheilung“. Das Folgende verändert aus „hier die Uebersicht der Geschichte des Feldzuges von 1807 vorangehen lassen. Da der Verfasser Augenzeuge desselben war und Gelegenheit hatte, die äußeren und innern Verhältnisse der gegenseitigen Armeen einigermaßen kennen zu lernen, so wird bei diesen Beispiele seine Darstellung weniger als bei andern Irrthümern unterworfen seyn.“ Im eigenhändigen Konzept bei dieser Zahl die gestrichene Einfügung: „und zwar vom Rükzuge der russischen Armee von Morungen in Februar an“. Im eigenhändigen Konzept blieben das untere Drittel dieser Seite und die ganze folgende (fol. 17r–v) unbeschrieben. Diese und die nächste Zwischenüberschrift eigenhändig hinzugefügt. Der Rest des Absatzes verändert aus „verfahren, und war diesem Plan gemäß vom Narew bis Mohrungen im Jahr 1807 vorgedrungen. Das Hauptquartier war den 15ten Januar in Bialla, den 18ten in Rhein; der Marsch ging von da über Bischoffstein auf Arensdorf und Mohrungen, wo die Armee den 26ten Januar ankam.“ Im eigenhändigen Konzept: „zwishen den Narew, der Weichsel“, dann folgt gestrichen: „und Thorn“. Im eigenhändigen Konzept steht statt „Ney“ durchgehend „Neu“. Der hier einsetzende Satz eigenhändig hinzugefügt.

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II. In Schlesien während des Rußlandfeldzugs (April–Dezember 1812)

§... Sowohl das Neysche Corps, als das Bernadottsche, kam durch den Marsch der russischen Armee in die Gefahr abgeschnitten zu werden; und wäre die russische Armee von Biala statt nach Bischoffstein auf Wartenburg, und das Lestocqsche Corps statt von Wormditt nach Pr. Holland auf Saalfeldp marschirt,q so kamen die beiden obigen feindlichen Corps in große Gefahr abgeschnitten zu werden. Jezt fielen nur einige nichts entscheidende Gefechte vor, von welchen das nahe Mohrungen, bei dem Dorfe Georgenthal sehr blutig war. Den 26. Januar kam die russische Armee bei Mohrungen an.r §... Der russische Feldherr blieb hier mit der Armee bis zum 31tn Januar stehen. Aus einen Befehl des Kaisers, welchen man bei einem aufgefangenen französischen an den Marschall Bernadotte abgeschikten Offizier fand, ergab sichs, daß der Kaiser die Armeen versammelte, und den 31tn Januar in Willenberg einzutreffen beschlossen hatte, um die russische Armee anzugreifen, wobei der Plan war, „mit der großen Armee die russische von Rußland abzuschneiden, während das Bernadottsche Corps den rechten Flügel desselben durch lebhafte Angriffe fest zu halten suchen sollte.“ Die französischen Armee-Corps sollten, wie man nachher erfuhr, den 31tn Januar sich versammeln: das 1te vom Marsch. Bernadotte zu Strasburg, das 3te zu Myssiniec, 4te u. die große Kavalleriereserve zu Willenberg,  5te zu Brok (am Bug),  6te zu Gilgenburg,  7te zu Neidenburg,  10te zu Thorn.  §... Der russische Feldherr beschloß, den französischen Armeen sich entgegen zu stellen und versammelte seine Macht den 3ten Februar bei dem Dorfe Ionkowo (Johnkendorf) unweit Allenstein. Der Feind suchte sich noch denselben Tag der Brükke über die Alle bei Bergfried zu bemächtigen, um der russischen Armee den Rükzug abzuschneident, erreichte jedoch nicht seinen Zwek. p q

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Eigenhändig verändert aus „von Wormditt auf Pr. Holland, auf Guttstadt“. Der Rest des Satzes im eigenhändigen Konzept verändert aus „so wärn höchstwahrscheinlich beide Corps nicht ohne großen Verlußt davon gekommen.“ Dieser Satz eigenhändig hinzugefügt, dafür im folgenden Satz „hier“ aus „bei Mohrungen“ verändert. Eigenhändig verändert aus „Durch einen Befehl [...] sah man“. Verändert aus „bei Bergfried, um der russischen Armee den Rükzug abzuschneiden, zu bemächtigen“.

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Der Marschall Ney hatte den Befehl, mit seinem Corps den rechten Flügel der russischen Armee zu bedrohen und das preußische Corps zwischen dem seinigen und dem Bernadottschen in die Klemme zu bringen. Die Stellung bei Ionkowo war mit Holz umgeben und in jeder Hinsicht gefährlich. Diese Umstände veranlaßten den russischen Feldherrn, sie zu verlassen. Er wollte nunu den geraden Weg nach der russischen Grenze einschlagen und marschirte in der Nacht nach Wolfsdorf ab, den 5ten Febr. nach Frauendorf, den 6ten nach Landsberg, den 7ten nach Eilau. Zwischen Landsberg und Hof3 und zwischen Eilau und dem Vorwerk Grünhöfchen war ein starkes Arriergardengefecht. §... Schon mehrere Tage hatte General von Benigsenv beschlossen, bei Eilau den Angrif des Feindes zu erwarten. Ging er zurük, so fiel Königsberg in feindliche Hände, bevor eine Schlacht geliefert würde. Die französischen Armee-Corps waren bei Eilau nicht alle versammelt, das Bernadottsche war noch beinahe zwey Tagemärsche zurük, weil der an den Marschall abgeschikte Offizier, welcher ihm den Befehl zum Marsch bringen sollte, aufgehoben wurde. Das Neysche Corps war auf dem linken französischen Flügel und hatte einen großen Umweg, anfangs längs der Passarge gemacht. Dieses Corps und ein Theil des preußischen standen bei den Dörfern Orschen und Hussehnen in der Nacht vor der Schlacht (vom 7n auf den 8n Februar) nahe bei einander; lieferten den 8ten des Morgens bei dem Dorfe Pompiken ein Gefecht, wodurch das Neysche so aufgehalten wurde, daß es erst den Abend, nachdem die Schlacht geendigt war, bei Althof auf dem rechten Flügel der russischen Armee ankam. Das Armeecorps des jezzigen Prinzen von Eckmühl war bei dem Verfolgen der russischen Armee von Jonkowo bis Eilau aufw Guttstadt, Heilsberg u. s. w. marschirt und befand sich in der Nacht vor der Schlacht ungefähr in der Gegend des Dorfes Sardinen. §... Der Kaiser grif mit den übrigen Armeecorps (der Marsch. Augerau, Soult, der Division St. Hilaire, den Garden, der großen Kavallerie-Reserve des Herzogs von Berg4) den 8ten die russische Armee bei Preuß. Eilau an, während das Corps des Prinzenx von Eckmühl den linken russischen Flügel umging, welchem ein Theil des preußischen Corps abends zur Hülfe kam; wogegen aber nun das Corps des Marschalls Ney in der rechten Flanke der russischen Armee erschien. u v w x 3 4

Dieses Wort eigenhändig hinzugefügt, ebenso in der Folge „Febr.“ nach „5tn“. Verändert aus „hatte der russische Feldherr“. Verändert aus „Prinzen von Eckmühl war auf“. Im eigenhändigen Konzept verändert aus „Fürsten“. Hoofe. Der spätere König Joachim von Neapel.

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II. In Schlesien während des Rußlandfeldzugs (April–Dezember 1812)

Die russische Armeey zog sich nach Königsberg und der Theil des preußischen Corps, welcher in der Schlacht bei Eilau auf demz russischen linken Flügel gefochten hatte, nach Allenburg zurük. §... Die russische Armee nahm eine Stellung vor Königsberg, wurde hier mit Krieges- und Lebens-Bedürfnissen von Neuem versehenaa und hatte darin einen Vorzug vor der französischen, der es hieran fehlte. Dies ist wahrscheinlich eine der Hauptursachen, welche den Kaiser veranlaßten, keinen weitern Angrif auf die russische Armee zu unternehmen, und sich bis hinter die Passarge, wo seine Armee durch Vorräthe in Elbing und der Niederung der Weichsel Unterhalt fanden, zurükzuziehen. §... Den 18ten Februar zogen sich die lezten französischen Truppen aus der Gegend von Preußisch Eilau zurük. Der Theil des preußischen Corps, welcher bei Allenburg bis dahin gestanden, folgte den französischen Truppen auf dem Fuße über Domnau, Eilau, Bartenstein bis Heilsbergab und hatteac an allen diesen Orten, vorzüglich in den letzten, kleine Gefechte mit den französischen abziehenden Truppen. Von hier marschirte es rechts nach Wormditt und hatte dort den 25n Februar eine Vorposten-Affaire an der Passarge. Von Wormditt marschirte es nach den Frischen Haff zu, bezog zwischen Mehlsack und dem Frischen Haff Kantonirungsquartieread und besezte die Passarge mit einer Vorpostenkette. Die Stadt Braunsberg war schon früher von dem Theil des preußischen Corps besezt worden, welches bei Königsberg gestanden. Dies hatte den 24ten Februar eine glükliche, den 26ten aber eine unglükliche Affäre vor Braunsberg geliefert, wodurch dieser Ort verlohren und von der französischen Armee besezt wurde. §... Die russische Armee war von Königsberg nach Heilsberg marschirt, wohin auch das russische Hauptquartier den 29ten Februar5 kam.ae

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Im eigenhändigen Konzept verändert aus „Der russische Feldher“. Das anschließende Satzende verändert aus „linken Flügel gefochten hatte, nach Friedland zurük.“ Das Folgende im eigenhändigen Konzept verändert aus „und obgleich der Kaiser zwei Armee Corps, das des Prinzen von Ponte-Corvo u. Neu, hatte, welche nicht bedeutend gelitten hat, so fand er es“. Der Rest des Satzes ab hier eigenhändig hinzugefügt. Statt „hatten“, dieses Wort verändert aus „lieferten“. Verändert aus „bezog auch Cantonnirungsquartiere zwischen Mehlsack und dem Frischen Haff“. Im eigenhändigen Konzept „Cantonirungsquartiere“ verändert aus „Winterquartiere“. 1807 war kein Schaltjahr.

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af

Die Bewegung der französischen Armeen war anfangs über die Grenzlinie, welche nachher gewählt wurde, herausgegangen. Den 3ten März besezten die französischen Truppen von Neuem Allenstein und Guttstadt, drangen bis Wormditt vor, und es entstand den 4ten eine bedeutende Kanonade bei Zechern (einem Dorfe zwischen Heilsberg und Guttstadt an der Alle), ohne daß andere Operazionen erfolgten. §... Die französischen Armeen nahmen hierauf nach und nach folgende Stellungen: Dasag kaiserliche Hauptquartier Osterode und seit dem ten Finkenstein. te 6 Corps, Marschall Ney – Guttstadt.  te Soult – Liebstadt, Mohrungen.  4   te 1 Bernadotte – Schlobitten, Braunsberg,    Elbing. te Davoust – Allenstein  ..   te .. und das polnische Corps,   Marsch. Massena – Neidenburg, Willenberg, Chorzele. Die große Kavallerie-Reserve Herzog von Berg – Elbinger Niederung. Das ..te Corps – Lefebvre – belagerte Dantzig. §... Die russische Avantgarde stand bei Launau, das Kosaken Corps beiah Bischoffsburg, die Haupt-Armee zwischen Heilsberg und Schippenbeil an beiden Ufern der Alle, die Armee am Narew bei Ostralenka, das preußische Corps am rechten Ufer der Passarge von Mehlsack bis Heiligenbeil. Das russische Hauptquartier Bartenstein.

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Im eigenhändigen Konzept (fol. 21v) folgt gestrichen: „u. stand längs der Alle an beiden Ufern zwischen Schippenbeil und Heilsberg in Cantonnirungsquartier; die Avantgarde standen bei Launau, das Cosaken Corps bei Bischofsstein, Rössel u. s. w. Ausgangs Merz wurde eine Verschanzung bei Heilsberg, größtntheils am rechten Ufer der“. Ebda. steht noch die gestrichene Einfügung: „den 29. Febr. war das russishe Haupt Quartier in Heilsberg, [das] preussische Corps längs der Passarge, zwischen Mehlsak u. Heiligenbeil, die Armee an Narew zu Ostrolenka, das Corps des Prinzen von Ponte Corvo Schlobitten, Elbing, Braunsberg, das Corps des Marschal Soult Liebstadt u. Mohrungen, das Corps des Marschal Davoust Allenstein, das Corps des Marschal Ney, Hauptquartier des Kaisers Osterode, die große Cavalerie Reserve in der Niederung zwishen Marienburg u. Christburg, das Corps des Marschal Massena u. die Polen Neidenburg, Chorzel, Willenberg.“ Das eigenhändige Konzept wird fortgesetzt auf fol. 27r. Zunächst steht dort gestrichen: „Der Marschal Lefebvre belagerte Dantzig.“ „Das“ eigenhändig eingefügt, die dadurch bedingten Veränderungen (z. B. „Kaiserliches“ zu „kaiserliche“) fehlen in der Vorlage. Im eigenhändigen Konzept folgt gestrichen: „Bischofstein, Passenheim“.

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II. In Schlesien während des Rußlandfeldzugs (April–Dezember 1812)

§... Den 12ten März fielen bei Bischoffstein und Wormditt, den 18ten unweit Passenheim, den 24n bei Omileff und Malga6, zwischen den Kosaken und Polen, bedeutende Postengefechte vor. Der russische Feldherr General von Bennigsen hatte sich den 29ten März eine Stellung bei Heilsberg ausersehen, in welcher er seine Armee, im Fall er angegriffen würde, versammeln wollte. Er ließ sie verschanzen. Anfangs April kamen die Verstärkungen der russischen Armee nach und nach an, und den 17n April traf der Kaiser von Rußland und der König von Preußen im russischen Hauptquartier ein. §... Die Festungen Dantzig und Colberg waren eingeschlossen. Anfangs war durch ein kleines Corps preußischer Truppen die Gemeinschaft zwischen Pillau und Dantzig auf der Nehrung gedekt; den 24tn März ward aber der Weichselarm, welcher die Nehrung von der Nogat Insel absondert, vom Feinde forzirt, und seit dieser Zeit fand keine Landkommunikazion mit Dantzig mehr statt. Man wollte diese im May herstellen, der General Kaminski schiffte sich mit 4,500ai Mann bei Pillau ein und debarkirte bei Fahrwasser7, drang nun den 15ten May von dem Fort Weichselmünde auf das rechte Weichselufer vor, während der Oberst von Bülow mit einem Detaschement von Pillau aus auf der Nehrung die Aufmerksamkeit auf diese Seite zog. Der Feind war überlegen, die Garnison von Dantzigaj konnte die Eröffnung der Gemeinschaft nicht begünstigen, das Corps des General von Kaminski schiffte sich daher nach einem ernstlichen Gefechte wieder ein, und das Detaschement desak Obersten von Bülow zog sich nicht ohne Verlust wieder zurük. Den ..ten May kapitulirte Dantzig. Zweite Periode des Feldzugs, Schlacht bei Friedland. §... Erst im Juni nahmen die Operazionen der Armeen von Neuem ihren Anfang. Die russische Armee war aus unbekannten Ursachen bis zum 5ten Junial in völliger Unthätigkeit geblieben, obgleich die Belagerung von Dantzig in der letzten Zeit 30,000 Mann von der französischen Armee beschäftigte. §... Die Stärke der französischen Armeenam wurde bei diesem Sommer Feldzuge sehr verschiedentlich angegeben: der General von Bennigsen gab sie zu ai aj ak al am

6 7

Im eigenhändigen Konzept verändert aus „5000“. Im eigenhändigen Konzept folgt gestrichen: „that keinen Ausfall“. Im eigenhändigen Konzept folgt gestrichen: „General von“. Im eigenhändigen Konzept: „5ten [verändert aus „3ten“] Junie“. Das Folgende im eigenhändigen Konzept verändert aus „war nach und nach nach allen Verstärkungen im Frühjahr 1807 bis zu 130.000 Mann gestiegen“. Bei dem Gut Omulef und dem Dorf Malga am Fluß Omulef. Neufahrwasser.

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190,000 Mann,an wahrscheinlich viel zu hoch an; die russische Macht war nach seinen Listen folgende: die Hauptarmee 72,000, das Corps am Narew 17,000 und das preußische Corps 10,000 Mann. Hier ist aber nur von effektiven Kombattanten die Rede, denn sonst war die russische Armee stärkerao. §... Erst nachdem sich Dantzig ergeben hatte, faßte der russische Feldherr den Entschluß, die Operazionen von Neuem anzufangen und die französischen Armeen anzugreifen. Sein Plan war gleich anfangsap, das Corps des Marschalls Ney bei Guttstadt abzuschneiden und aufzuheben. Er entwarf hierzu folgende Disposizion: 1.) Das preuß. Corps machte einen falschen Angriff auf die Uebergänge der Passarge bei Spanden und Braunsberg, um das Corps des Marschall Bernadotte zu beschäftigen. 2.) Ein Corps Russen von 2 Divisionen suchte durch einen Angriff auf die Brükke über die Passarge bei Lomitten (zwischen Wormditt und Liebstadt) die Aufmerksamkeit des Corps vom Marschall Soult auf sich zu ziehen. 3.) Der wahre Angriff gehet auf das Corps des Marschall Ney (welches man auf 24,000 Mann gewiß zu hoch anschlug). Dieses Corps stehet zwischen Amt Guttstadt und Wolfsdorf; das Quartier des Marschalls ist in der Stadt Guttstadt. 4.) Der Hettmann Platow gehet mit 5000 Mannaq, größtentheils Cosacken, (mit Einschluß einer Brigade Infanterie) über die Alle zwischen Allenstein und Guttstadt, um das Davoustsche Armee Corps zu allarmiren und das Neysche in Rükken zu nehmen. §... ar Das preußische Corps beschäftigte den 5ten und 6ten das Corps des Marschalls Bernadotte; der Hettmann Platow ging bei Bergfried über die Alle, als das Corps des Marschall Ney nochas zum Theil in der Gegend von Guttstadt war. Die Kolonnen der russischen Hauptarmee kamen aber erst an, als das Neysche Corps schon den Rükzug nach der Brükke bei Deppen angetreten hatte. Den 6ten Juni trieb die russische Avantgarde unter dem Prinzen Bagration die Arriergarde des Neyschen Corps über diese Brükke zurükat. Die an

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Das Folgende im eigenhändigen Konzept verändert aus „die russishe zu 72.000, das Corps am Narew zu 17.000 und das preußische Corps zu 9000.“ Im eigenhändigen Konzept folgt gestrichen: „und in der Schlacht bei Friedland, welche den Ausgang [verändert aus „welche das Schiksal“] des Krieges entshied, warn die gegenseitigen fechtenden Theile ungefähr gleich stark.“ Im eigenhändigen Konzept der Absatz bis hier verändert aus „Der russische Feldherr hatte den Plan“. Die folgenden zwei Wörter eigenhändig hinzugefügt. Im eigenhändigen Konzept zunächst gestrichen: „Diese Unternehmung wurde den 5ten ausgeführt, hatte aber nicht den beabsichtigten Erfolg, indessen hatte das Corps des Marschal Neu einigen Verlußt.“ Die folgenden zwei Wörter eigenhändig hinzugefügt. Im eigenhändigen Konzept folgt gestrichen: „und es entstand ein hitziges Gefecht, welches keinen Erfolg hatte.“

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II. In Schlesien während des Rußlandfeldzugs (April–Dezember 1812)

Stellung des Neyschen Corps am linken Ufer der Passarge hinter der Brükke war aber so vortheilhaft, daß ein jeder Versuch des Ueberganges ohne Erfolg blieb. §...au Den 7ten Juni wollte der General v. Bennigsen mit der russischen Armee auf Allenstein marschiren, als er Nachricht erhielt, daß die Kosaken in die Stadt eingedrungen wären und daß der Marschall Davoust im Marsch wäre, sich mit dem Marschal Ney zu vereinigen. Den 8n Juni des Morgens machte man von französischer Seite eine Demonstrazion, als sey es die Absicht, über die Passarge bei Deppen vorzudringen. Eine lebhafte Kanonade wurde ungefähr 3 Stunden unterhalten, und ein abwechselnd Musketenfeuer den ganzen Tag.av Man erfuhr bei der russischen Armee die Ankunft des franz. Kaisers, man sah französische Truppen eine Scheinbewegung nach Mohrungen zu machen und sie darauf hinter einem Holze zurükkehren und nach der Seite von Liebstadt marschiren. §... Als der General von Bennigsen nun aus diesen und mehreren Umständen schloß, daß der Kaiser ihn rechts umging, zog er sich mit der Armee zurük und erreichte den 9n Juni mit Tagesanbruch Lingenau. Der Prinz Bagration machte auf dem linken und der Hettmann Platow auf dem rechten Flügel die Arriergarde. Der General Uwarow, welcher eine Brigade schwere Kavallerie kommandierte, fand den Feind in einem Holze unweit der Brükke von Elditten (zwischen Liebstadt und Guttstadt)aw und erfuhr, daß die französische Hauptarmee hier im Anmarsch sey. §... Als der Kaiser den 5ten oder 6ten Juniax die Nachricht von dem Vordringen der russischen Armee erhalten hatte, gab er den Befehl zu der Konzentrirung verschiedener Armee-Corps und der großen Kavallerie-Reserve am linken Ufer der Passarge, während der Marsch. Bernadotte den untern Theil dieses Flusses dekken und über ihn vordringen sollte. Diese Befehle wurden schnell ausgeführt. Schon den 8t marschirte das Armee Corps des Marsch. Soult auf Wolfsdorf. Den 9tn waren unter eigener Anführung des Kaisers die Garden, die Kavalleriereserve, die Corps der Marschälle Ney und Lannes vereinigt im Marsch gegen den rechten Flügel der russischen Armee.ay §... Als der General von Benigsen die französischen Armeen in seiner rechten Flanke wahrnahm, beschloß er, mit der Armee nach Heilsberg in die verau av

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Eigenhändig hinzugefügt. Im eigenhändigen Konzept folgt die gestrichene Einfügung: „Das Armee Corps des Marshal Soult marshirte auf Wolfsdorf u. traf hier auf die Division Kaminsky, welche nach der Seite von Heilsberg sich zurükzog.“ Die Klammer und ihr Inhalt eigenhändig hinzugefügt. Verändert aus „der Kaiser gleich anfangs“, zunächst zu „der Kaiser den 5ten Juni“. Verändert aus „in Marsch auf Guttstadt und“. Die anschließende Paragraphennummer und die nächsten beiden Sätze des Paragraphen eigenhändig hinzugefügt.

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schanzte Stellung zurükzugehen. Er glaubte diesen Rükzug am sichersten am rechten Ufer der Alle machen zu können und passirte diese den 9ten bei Guttstadt. Die russische Armee zog sich den 9ten über diesen Ort am rechten Ufer der Alle in ihre schon vorher verschanzte Stellung zurük. Der Prinz Bagration und der Hettmann Platow machten bei diesem Rückzug die Arriergarde im Angesicht einer zahlreichen feindlichen Macht. Sie kamen, als die russische Armee bei Guttstadt die Alle passirte, sehr ins Gedränge, ohne jedoch einen großen Verlust zu leiden.az Die französischen Armeen sezten ihrer Verfolgung bei Guttstadt Grenzen und gingen nicht über den Fluß, sondern marschirten am linken Ufer der Alle auf Heilsberg. §... Der russische Feldherr, welcher nun den 10ten seine Armee in dem verschanzten Lager am rechten Ufer der Alle aufgestellt hatte, erfuhr den Marsch der französischen Armeen ungefähr um 10 Uhr morgens. Er schikte hierauf die Arriergarde unter dem Prinzen Bagration an’s linke Ufer der Alle, indem sie den Fluß bei Heilsberg passirte, und gab den Befehl, dem Feinde entgegen zu gehen, damit ein Theil der Armee während dieser Zeit die Alle passiren und den rechten Flügel der verschanzten Stellung besezzen könnte. §... Die russische Avantgarde traf bald auf den Feind, indem ein über Launau retirirendes Vorpostendetaschement ihr fechtend entgegen kam. Da aber die französischen Armeen sehr stark vordrangen, so kam sie ungeachtet einer Unterstüzzung von russischer Kavallerie in große Gefahr aufgerieben zu werden und hatte auch einen bedeutenden Verlust. §... Die vordringenden französischen Truppen (als die Armee Corps der Marschälle Lannes und Ney nebst einigen Kavalleriedivisionen und der Füseliergarde) trafen auf den rechten Flügel der russischen verschanzten Stellung, warfen alles, was sie vor sich fanden, über den Haufen und hatten schon eine Schanze und Batterie genommen, als die russischen Reserven vorrükten, die eingedrungenen Truppen angriffen, das verlohrene Terrain wieder eroberten und so die Stellung behaupteten.ba Erst als alles finster wurde, endigte das sehr blutige Gefecht.

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Folgt eine nachträglich beseitigte Paragraphennummer. Im eigenhändigen Konzept verändert aus „Gegen Abend zog die Avantgarde zurük und sie trafen auf den rechten Flügel der russishen verschanzten Stellung, nahmen eine Schanze und Batterie. Da aber das Feuer von der Artillerie von rechten Ufer den angreifenden Truppen in die linke Flanke kam und die hinter den Schanzen stehenden Reserven sogleich vorrückten und die eingedrungenen Truppen angriffen, so wurde die Schanze sogleich wieder erobert u. die Stellung behauptet.“ Danach gestrichen: „Es wurden hierbei verschiedene kleinere Cavalerie Gefechte vor den Schanzen nachher geliefert, welche ab[er] nichts entschieden.“

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II. In Schlesien während des Rußlandfeldzugs (April–Dezember 1812)

§... Der Kaiser traf den 11ten Anstalten, auf den 12ten die russische Armee anzugreifen. Der Marschall Davoust bekam Befehl, der russischen Armee den Weg nach Eilau abzuschneiden. Diese Bewegung geschah gegen Abend. Als sie der General v. Bennigsen wahrnahm, glaubte er, der Kaiser wolle ihn umgehen und von Königsberg und der russischen Grenze abschneiden. Dies veranlaßte ihn zu dem Entschluß, in der Nacht vom 11tn auf den 12tn nach Bartenstein zu marschiren. Von da ging er den 12ten nach Schippenbeil und den 13ten nach Friedland, wo die Armee den Abend sehr spät ankam. §... bb Die Division von Kaminski (2 Brigaden russischer Infanterie und 17 Eskadronen preußischer Kavallerie) machte seit dem 1ten Juni einen Theil des preußischen Corps aus. Sie stand den 4n Juni noch bei Mehlsak, machte am 5tn und 6ten die Attake auf dem Brükkenkopf bei Spanden; marschirte von da ab, um die Operazion der russischen Armee auf Guttstadt zu unterstüzzen; traf den 8ten auf das Armeecorps des Marschall Soult bei Dietrichsdorfbc, wendete sich darauf nach Heilsberg, nahm thätigen und ehrenvollen Antheil an dem blutigen Gefechte bei Heilsberg am 10ten; marschirte den 11ten Mittags nach Bartenstein, von da über Uderwangen auf Königsberg. §... Die Bestimmung des preußischen Corps war, Königsberg zu dekken. Es marschirte den 12ten nach Zinten, um der russischen Armee im außerordentlichen Falle die Hand bieten zu können. Da aber in Zinten der Befehlshaber dieses Corps, der General Lestocq, erfuhr, daß bereits französische Corps zwischen der russischen Armee und dem preußischen Corps sich befänden, so wandte er sich nach der Seite von Königsberg und nahm bei dem Dorfe Gollowbd eine Stellung, in der er die Strassen nach Kreuzburg, Eylau und Zinten beobachten konnte. Er hoffte hier die Ankunft der Division von Kaminski und seine[r] Vorposten, welche noch weiter zurük waren, abwarten zu können. §... Kaum war die Kaminskische Division mit dem preußischen Corps vereinigt, so wurde dasselbe von einem Corps feindlicher Kavallerie angegriffen, welche aber nicht eindrang und sich mit einigem Verlust wieder zurükzog.

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Im eigenhändigen Konzept steht zunächst gestrichen: „Das preussische Armee-Corps stand doch den 11tn Junie in den Cantonnirungsquartieren zwischen Mehlsak u. Heiligenbeil, marschirte den 12ten nach Zinten, den 13ten nach Gollau [folgt gestrichen: „bei Uderwangen, wurde dort von einem Corps französischer Cavalerie angegriffen“], einem Dorfe 11/2 Meile vor Königsberg auf dem Wege nach Kreutzburg. Hier vereinigte es sich wieder mit der Division Kaminski, welche aus russischer Infanterie u. 15 Escadrons preussischer Cavalerie bestand.“ Im eigenhändigen Konzept verändert aus „Wolfsdorf“. Im eigenhändigen Konzept: „Gollno“.

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Das preußische Corps zog sich den 14ten des Morgens nach der Gegend von Königsberg und wurde gezwungen, bevor alle erwarteten VorpostenTruppen ankamen, die Stellung nahe vor Königsberg zu nehmen,be wodurch ein Detaschement von 2000 Mann, welches an der Passarge zurük geblieben war, abgeschnitten wurde. Bei dem Zurükzuge in Königsberg wurde das preußische Corps vom Feinde sehr gedrängt und hatte einigen, jedoch nicht bedeutenden Verlust. Den 14ten des Abends so wie den 15ten fielen einige Kanonaden vor, ohne daß jedoch die Stellung des Corps, welche sehr vortheilhaft war, angegriffen wurde. Den 16n erhielt der Befehlshaber desselben die Nachricht von der verlohrenen Schlacht bei Friedland und marschirte über Labiau nach Mehlaucken, wo es sich mit der russischen Armee, welche über Wehlau nach Tilsit im Rükzuge war, vereinigte. §... Der Kaiser ließ die russische Armee bei dem Rükzuge von Heilsberg durch 2 Divisionen Kavallerie am rechten Ufer der Alle verfolgen; die übrigen Armee-Corps sezten sich in verschiedenen Direkzionen in Marsch, um den russischen Armeen den Rükzug abzuschneiden und sie überhaupt zu umgeben. Schon den 12ten des Abends traf der Kaiser in Eylau ein. Den 13ten marschirte der Großherzog von Berg mit seiner KavallerieReserve auf Königsberg, das Armee-Corps des Marschall Davoust folgte ihm. Die übrigen Armee Corps standen um Eilau, bei Kreuzburg, Lampasch, Domnau u. s. w. Den 13n erfuhr der Kaiser, daß die russische Armee Bartenstein verlassen habe und auf Friedland marschire. Er ertheilte hierauf dem Großherzog von Berg und den Marschällen Soult und Davoust den Befehl, gegen Königsberg, und den Corps der Marschälle Lannes, Ney, Mortier, Bernadotte, den Garden und den Kavallerie-Divisionen nach der Gegend von Friedland zu marschiren. Die Avantgarde des Armeecorps des Marschall Lannes kam schon den 13ten abends bei Friedland an, wurde aber aus dem Orte vertrieben. In der Nacht kam das Corps selbst; die übrigen Corps kamen erst den 14ten später an, so daß sie erst um 5 Uhr abends zum Angriff vereinigt aufgestellt werden konnten. Die russische Armee stand schon den 14ten des Morgens 10 Uhr bei Friedland in Schlachtordnung. Die ihnen gegen über stehenden französischen Generale suchten ihre Schwäche auf eine geschikte Art zu verbergen und die russische Armee, ohne daß es zu entscheidenden Schritten kam, so lange zu beschäftigen, bis die ganze französische Macht sich konzentrirt hatte.bf be

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Im eigenhändigen Konzept folgt gestrichen: „Der Feind dr[a]ng bis ans Thor, es entst[a]nd ein Gefecht auf den nassen“. Im eigenhändigen Konzept folgt gestrichen: „Den 15ten abend[s] war das Hauptquartier des Kaisers zu Paterswalde, zwishen Allenburg u. Wehlau, den 16. zu Taplacken, den 17ten zu Klein Schirau, den 18ten zu [Groß] Skaisgirren, nicht weit von Mehlauken.“

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II. In Schlesien während des Rußlandfeldzugs (April–Dezember 1812)

Die Schlacht wurde nach 6 Uhr abends entschieden und die russische Armee völlig geschlagen. §... Sie zog sich zurük auf das rechte Ufer der Alle, indem die Brükken bei Allenburg vernichtet wurden; bei Wehlau über den Pregel. Die Brükke bei diesem Orte wurde abgebrannt. Den 16ten kamen die franzosischen Armeen an den Pregel und machten Anstalten zum Uebergange. Der russische Feldherr wollte den Pregel anfangs vertheidigen, gab aber nachher sein Vorhaben auf und marschirte den 17ten nach Popelken, vereinigte sich den 18ten mit dem preußischen Corps, wie bereits erwähnt, bei Mehlaucken und nahm den 19ten eine Stellung vor Tilsit. Er wurde zu dieser gefährlichen Maßregel den 19ten um 10 Uhr morgens gezwungen, indem seine Arriergarde gedrängt und er nicht mehr als eine Brükke über die Memel hinter sich hatte, und es schien, als wenn noch an diesem Tage Kaiser Napoleon eine Schlacht liefern wollte, die nun nicht mehr zu vermeiden war. Es traf aber hier, wie es so oft im Kriege der Fall ist, nicht ein, was man erwartete, und die Armee hatte Gelegenheit, in der Nacht vom 19ten auf den 20ten über die Brükke zu gehen und so ihren Rükzugbg bis hinter die Memel ohne bedeutenden Verlust zu endigen. Das preußische Corps besezte nun die Insel zwischen der Ruß und Gilge und vertheidigte den leztern Fluß; die russische Armee besezte den Memel Fluß weiter aufwärts; die Brükke bei Memel wurde nach dem Uebergange der russischen Armee verbrannt.bh 489. Lehrschrift

[?, nach 1807]

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 279 fol. 21r–24r (61/4 S.): Konzept, eigenhändig, unvollendet. Einführung in die Kriegskunst anhand des Feldzugs in Preußen 1806/07.

§ 1a Begriff von der Führung des Krieges Die Kenntnisse, welche der General besitzen muß, der eine Armee befehligt, oder der Unterricht in der Führung einer Armeeb, wird die Kriegeskunst (l’Art militaire, l’art de la Guerre) oder die Strategie und Taktik genannt.

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Im eigenhändigen Konzept folgt gestrichen: „glüklich zu endigen.“ Die unteren vier Fünftel der letzten Seite blieben unbeschrieben. Darüber gestrichen: „Ueber die Positionen“. Verändert aus „Die Kenntnisse, welche zur Führung einer Armee erfordert werden, und der Unterricht über die Führung derselben“.

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Um sich einen Begriff von den, was zur guten Führung einer Armee erfordert wirdc, zu machen, muß man sich die Vorgänge eines Krieges vergegenwärtigen. Als 1806 Rußland an den Kriege zwischen Preussen und Frankreich Theil nehmen wollted, marschirte die russische Armee längs den Narew den französischen, in Polen eingedrungenen Armeen bis an die Weichsel entgegene. Dieser Fluß wurde nun in späten Herbst besetzt, um den Feind zu verhindern über denselbenf zu gehen. Das preussische Co[r]ps unter den General-Lieutenant von Lestocq stand bei Thorng und verwehrte dem Feinde den Uebergang über den Fluß, d. i. vertheidigte denselben. Oberwärts bis Warschau standen russische Truppen, um den Fluß zu vertheidigen. Die Haupt Armee der Russen stand weiter rükwärts. Als der comandirende General der russischen Armee im Decemberh die Weichsel verlassen zu müssen glaubte und sich längs den Narew zurük zog, verfolgten ihn die Feinde. Es kam nun darauf an, entweder i eine solche Stellung zu nehmen, in der er den Feind widerstehn konnte, oder aber den Feind, der ihn verfolgte, selbst anzugreifen. Er hielt das erstere für sich an zuträglichstenj und wählte bei Pultusk eine Stellung, in der er den Feind glaubte Widerstand leisten zu können. § 2.k Bei diesen Operatione[n] kam es nun ganz besonders auf dreil Punkte an: auf die Wahl der Stellu[n]g, d. i. auf die Auffindung des Punktes, in dem man den Feind wiederstehen konnte. Der Widerstand hing hier nicht so wohl von der Beschaffenheit des Terrains, auf den die Armee stand, als des umliegenden, auf den der Feind die Armee umgehen konnte, [von der]m Stellung d[e]r übrigen Co[r]ps u. Armeen ab, damit immer von dies[e]n Hülfe erfolgen oder man doch nicht von ihnen gänzlich abgeshnitt[e]n würde. Die Aufsuchung eines solchen Terräns oder die Wahl der Positionn oder der Läger der Armeen ist einero der wichtigsten Punkte bei der Führung der Armee. Ist sie schlecht, so kann die Verändert aus „Um sich einen Begriff von der Führung einer Armee“. Statt „wollten“. Verändert aus „Armeen entgegen und besetzte zu“. Statt „demselben“. Folgt gestrichen: „und beobachtete die Weichsel bis G rechts; bei Thorn ab, wo die Feinde warn“. Verändert aus: „der comandirende General im December gut fand“. Verändert aus „Es kam darauf an“. Verändert aus „Er wählte den ersten Fall“. Nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „kam es nun auf zwei“. Statt „auf die“. Das anschließende Satzende nachträglich hinzugefügt anstelle von „der Armee ist von der größten Wichtigkeit“. Statt „eines“.

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Armee darin nicht mit Vortheil den Feind widerstehen und ist alle Tapferkeit u. Aufopfr[u]ng den größten Unglüksfällen ausgesetzt. Der 2te Punkt, auf den es bei der obigen Operation ankam, betriftp den Angriff des Feindes. In den oben angenommenen Fall konnte der russische Feldherr den ihn nachfolgenden Feind angreifen, wenn er keine gute Position für seine Armee fand. Der französische Feldherr hatteq, als er über die Weichsel gi[n]g, die Absicht, das in jeden Fall zu thun, weil er wußte, daß die russische Armee bald Verstärkung bekommenr würde. Die Untersuchung der Stellung des Feindes, die Wahl des rechten Punkts zum Angriff und die Anordnung der Truppen beim Angriff ist also eine zweite wichtige Aufgabe für den comandirenden General einer Armee.s In den hier angenommenen Fall, wo der russische Feldherr nicht den Plan hatte, die Franzosent anzugreifen, war sieu ein Gegenstand des französischen Feldherrn. §3 Bei der hier angenommenen Operation kam esv noch auf die Bestimmung viele[r] andrer Punkte an. Z. B. Soll die russishe Armee sich lä[n]gs den Narew oder nach einen andrn Direction zurük ziehen? Soll sie sich in Corps theilen oder immer zusammen bleiben? In welcher Geg[e]nd soll sie sich den Feind entgegen stelln, wenn man so[n]st in derselben eine gute Position findet?w Der französische Feldherr kann die russische Armeex mit sei[ne]r ganzen Macht verfolgen und ihr eine Schlacht liefern, oder aber er kann sie nur mit einem Theil verfolgen, einen andern auf Königsb[e]rg marshirn lassen, mit einem dritten die russische Armee auf ihren linken Flügel umgehen, mit der Haupt Armee eine Schlacht so la[n]ge als möglich vermeiden, damit die franz. Corps in der linken Flanke den russischen Armeen ihnen Comunication mit der Küste, mit Dantzig u.y Colberg abgeschnitten würden und die Vorräthe in Königsberg, Elbing u. s. w. in die Hande der Franzosen fielen. Verändert aus „2te Punkt ist die“. In der Vorlage „auf“ statt „bei“. Die folgenden sechs Wörter nachträglich hinzugefügt. Folgt gestrichen: „u. er also Ursach hatte, sie vorher zu shlagen“. Folgt gestrichen: „3. Es kömmt aber nicht allein darauf an, daß“. Verändert aus „den Feind“. Folgt gestrichen: „bloß“. Das anschließende Satzende verändert aus „noch darauf an, durch welche Geg[e]nd die Armee sich zurükziehen sollte, ob sie zusammen bleiben oder in mehrere Corps sich theilen sollte“. Der anschließende Rest des Absatzes sowie der ganze folgende nachträglich hinzugefügt anstelle von „der Feind umgehet und die zurükziehnde Armee beschließt es, mit der ganzen Macht darüber herzufallen.“ Die folgenden vier Wörter nachträglich hinzugefügt. Folgt gestrichen: „Elbi“.

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Diese und eine M[e]nge andre vershiedne Maßregeln finden in fast jeder Lage des Krieges bei den Oprationen statt. Nach den Ansichten, welche d[e]r comandirnde Genral von der Art, wie der Krieg geführt werden muß, und nach der Kentniß, die er von La[n]de u. d[e]r entgegengesetzten Armee hat, wählt er bald diese, bald jene. Man siehet leicht ein, daß die Leitung der Armeez in Hinsicht der Operationen von der größten Wichtigkeit, so wohl für die sich hier zurükziehende als die verfolgende ist.aa Die gegenseitigen, unter N. 3 angeführten Bewegungen der Armeen, welche inab den meisten Werken üb[e]r die Kriegeskunst unter demac Titel: Oprationsplan oder Oprationen der Armeen vorkommen, werden größten Theils von den comandirenden Generalen nach den Zwek, den man sich bei dem Kriege vorgesetzt hat, nach den Bewegu[n]gen des Feindes, nach der Localität und andern Umständen geleitetad. § 4.ae Man kann daher annehmen, daß die wichtigsten Gegenstände der Führu[n]g einer Armee in dreiaf Capitel zerfallen: 1. Die Wahl der Po[si]tion und dieag Vertheidigung derselben. 2. Der Angriff des Feindes in einer genommenen Position u. s. w. 3. Die Leitung der Opration[en] der Armeen u. Corps derselben. In den beiden ersten Capiteln siehet man auf die Stellu[n]g und Bewegungen der Armeen in so fern sie Bezug aufs Gefecht haben, in denah letzten siehet man auf die Punkte, in denen die Armeen stehen, und auf die Bew[e]gu[n]gen, welche sie machen müßen, um zu einer vortheilhaften Stell[u]ng zu kommen oder um ohne dieselbe bloß durch Bedroh[u]ngen auf den Feind zu unserm Vortheil zu wirken. Das erste u. 2te Capitel ist ein Gege[n]st[a]nd der Taktik (Stellung und Bewegung d[e]r Truppen), das 3te der Strategie (Führung der Armeen ohne Hinsicht auf ihre Stellung und Bewegu[n]g[en], welche auf die Stellung, aufs eigentlicheai Gefecht bezug haben). z aa

ab

ac ad ae af ag ah ai

Folgt gestrichen: „in der angenommenen Hinsicht“. Folgt gestrichen: „Sollte hier alles gehörig Wenn die russische Armee zwekmäßig geführt werden sollte, so müßte sie so wohl in Hinsicht der Vertheidigung der Weichsel“. Verändert aus „Diese Leitung der Armeen in Hinsicht der gegenseitigen Bewegungen nennt man eigentlich die der Operationen derselben“. Folgt gestrichen: „Capitel“. Folgt gestrichen: „sie fordern Kentnisse des Krieges, besonders des“. Darüber gestrichen: „In den neuern militärishen S“. Folgt gestrichen: „verschiedene Abschnitte“. Folgt gestrichen: „Zurichtung“. Das Wort in der Vorlage versehentlich doppelt. Folgt gestrichen: „Die Grenzen der Ta[k]tik u. Strategie sind schwer zu bestimmen und das“.

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II. In Schlesien während des Rußlandfeldzugs (April–Dezember 1812)

Bei den strategishen Oprationen betrachtet man die Armeen als Punkte, bei den taktishen siehet man auf ihre Form, ihre Stellung auf den Terrän, ihre Bewegung in Hinsicht dieser Umstände und des Gefechts. 490. Lehrschrift

[?, nach 1807?1]

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 96 fol. 22r–26v (91/2 S.): Konzept, eigenhändig.a [1.] Der Frühjahrsfeldzug in Ostpreußen 1807. [2.] Analyse der Entwürfe und Anordnungen. [3.] Strategeme.

[1.] §...b Da Dantzig jetzt von den französischen Armeen belagert wurde, so hättec die russische Armee die französischen angreifen müßen, weil diese durch das Belagerungs Corps von etwa 30.000 Mann geschwächt wurden. Der Angriff geschah aber aus nicht bekannten Ursachen erst, nach dem Dantzig verlohren war. §... Die russisch[e]n Armeen fielen nun in die Quartiere der französischen Armeen und drangend über Guttstadt bis Elditten vor. Die französischen, welche bei Guttstadt, Liebstadt,e Allenstein, Osterode, Saalfeld, Finkenstein, Morungen, Preussisch Holland u. s. w. theils in Cantonirungsquartieren, theils in kleinen Lägern sich befanden, versammelten sich schnellf. Der Kaiser rükte darauf mit ihnen am linken Ufer der Passarge vor. Der russische Feldherr glaubte rechts umgangen zu werden, zog sich über Guttstadt nachg bei Heilsberg zurük, stellte sich hier auf u. erwartete einen Angriff. Die französischen Armeen verfolgt[e] ihn,h wobei anfangs die russische Arriergarde und nachher die französische Avantgarde in gefährliche Gefechte verwickelt wurden. §.... Der russische Feldherr glaubte, sein rechter Flügel würde nun umgangen, als ein Theil der französischen Armee sich gegen denselbeni bewegte. Dieser a b c

d e f g h

i 1

Eingeordnet zwischen die zwei Teile des eigenhändigen Konzepts zu Nr. 488. Dieses und die folgendne Paragraphenzeichen nachträglich hinzugefügt. Der Anfang verändert aus: „Als 1807 die russische Armee bei Bartenstein und Heilsberg versammelt war und Dantzig von der französischen belagert wurde, hätte“. Davor die gestrichene Einfügung „I“. Verändert aus „Die russisch[e]n Armeen rükten“. Die folgenden drei Namen nachträglich hinzugefügt. Nachträglich hinzugefügt. Folgt gestrichen: „seinem verschanzten Lager“. Der Rest des Satzes ab hier verändert aus „der Kaiser recognoscirte die russische Stellung, wobei die Avantgarde sich in ein Gefecht verwickelt sah“. Statt „demselben“. Allem Anschein nach im Zusammenhang mit Nr. 488 entstanden, vgl. Anm. a hier und dort.

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Irrthumj veranlaßte ihn, sich von Heilsberg auf den rechten Ufer der Alle bis Friedland zurükzuziehen. Hier kam diek Avantgarde den 13ten Junie abends an, vertrieb ein Detaschement feindlicher Cavalerie und stellte, als diese durch ein Avantcorps von der französischen Armee unterstützt wurde, sich vor Friedland auf. In der Nacht kam die ganze russische Armee und nahm eine Stellung am linken Ufer der Alle, das Städtgen Friedland im Rücken. Die französischen Armee Corps langten nach u. nach bei den Avantcorps an, welches mit der russishen Armee von Anbruch des Tages an im Feuer war. Als der Kaiser die Stellung der russish[e]n Armee übersehen hatte u. wahrnahm, daß ihr linker Flügel in Flank u. Rücken genommen werden konnte, gab er den Befehl, sie von vornl lebhaft anzugreifen, währendm der linke Flügel umgangen und in Flank u. Rücken genommen wurde. Die russische Armee wurde geschlagen und zog sich auf Wehlau über den Pregel und von da über die Memel bei Tilsit. §.... Während diesen Operationen stand das preussische Corps unter den General Lestocqn an der Passarge, um Königsberg zu decken. Ein Theil desselben marschirte anfangs längs der Passarge über Mehlsak, um den rechten Flügel der russischen Armee zu verstärken, u. vereinigte sich mit demselben bei Heilsberg, ging aber von dort, als die russische Armee sich zurük zog,o über Bartenstein nach Königsberg. Der übrigep Theil des preussischen Corps ging von der Passarge, nachdem die russische Armee von Heilsberg den Rükzug angetreten hatte, nach Königsberg zurük, um diesen Ort zu decken, und als nach derq Schlacht bei Friedland die russische Armee nach Tilsit sich zurük zog, nahm auch das preussische Corps seinen Wegr über Labiau und vereinigte sich mit der russischen Armee bei Tilsit. §.... Nach dem Uebergange über die Memel vertheidigte das preussishe Corpss den untrn Theil des Memel Flusses, die russische Armeet den mittlern.

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Verändert aus „Diese Täuschung“. Folgt gestrichen: „Armee in der Nacht an, stellte sich auf“. Das Folgende verändert aus „Avantgarde den Abend an und stellte sich gegen ein Avantcorps von der französischen Armee auf.“ Verändert aus „den Befehl, die Front“, zunächst zu „die russische Armee von vorn“. Folgt gestrichen: „ein Armee C[orps] Theil der Avantgarde den linken“. Verändert aus „Während diesen Operationen war das Lestocqsche Armee Corps“. Verändert aus „von dort nachher“. Verändert aus „größere“. Folgt ein überflüssiges „die“. Verändert aus „Rükzug“. Folgt gestrichen: „die [verändert aus „den“] Memel Insel oder die Gilge und viel mehr“. Folgt gestrichen: „war Tilsit gegen über zur Verhinderung des Uebergangs aufgestellt um die französische Armee zu verhindern, den Fluß zu passiren.“

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II. In Schlesien während des Rußlandfeldzugs (April–Dezember 1812)

§.... Eine andere kleine russische Armee stand am Narew einer französischen gegenüberu; nach der Schlacht [bei] Friedland zog sich das russische Armee Corps am Narew bis Byalistok zurük.v [2.] 1.

2.

3.

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Bei diesen Feldzuge kamen nun manche Entwürfe und Anordnungen vor.x Die ersten Bewegungen der russischen Armeen hatten zum Zwek, ein Theil der französischen zu schlagen, ehe sie sich versammelt haben würde, und insbesondere daß Neu’sche Armee Corps bei Guttstadt. Dies war also ein Angriff der feindlichen noch nicht versammelten Armeen. Bei den französischen Armeen waren solche Anordnungen getroffen, daß sie, obgleich nicht versammelt, doch nicht einzeln beim Angriff der russischen geschlagen wurden. Hier war die Anordnung der Concentrirung der Armeeny mit offensiven Bewegungen gegen den angreifend[e]n Feind verbunden, denn in den Augenblick, in den die französichen Corps sich versammelten, umgingen sie die russishe rechte Flanke. Eine rükliegende Concentrirung der französisch[e]n Armeen in der Geg[e]nd von Mohrungen oder Saalfeld würde, obgleichz sie Sicherheit der Vereinigu[n]g gestattet hätte, doch nicht zu großen Resultaten geführt haben, welche die unerwartete schnelle Vorrückung der französischen Armeen bewirkte.aa Als der Feldher der russischen Armeen seine rechte Flanke mit einer Umgehung bedrohet sah und nun sich zurükzog, kam es bei ihnab auf die Herbeiführung einer solchen Lage an, in der er sich mit den Feind unt[e]r vortheilhaften Umständen schlagen konnte. Erac glaubte diese in einer passiven Vertheidigung zu finden. Hier war die Auffindung eines Punkts, in den er den feindlichen Vordringen sich entgegenstellen konnte, also die Wahl einer guten Stellung [entscheidend?]. Der Wid[e]rst[a]nd hing hier nicht so wohl von der Beschaffenheit des Terräns

Verändert aus „Armee war am Narew aufgestellt, einer französischen, welche Warshau und die Oberweichsel dekte, gegenüber“. Der Rest dieser Seite, über die Hälfte von fol. 23v, blieb unbeschrieben. Davor mit Bleistift hinzugefügt: „3.“ Folgt gestrichen: „1. Der Angriff der französischen Quartiere.“ Folgt gestrichen: „bei einen feindlichen Angriff“. Folgt gestrichen: „sichrer doch“. Statt „bewirkten.“ Es folgt gestrichen: „3. Der Rükzug der russischen Armeen“. Das Folgende verändert aus „auf die Auffindung eines Punkts an, in den er den feindlichen Vordringen widerstehen konnte, also die Wahl einer guten Stellung.“ Folgt gestrichen: „hofte“.

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[ab], auf welchem die Armee sich aufstellte, als von derad Verbindung dieser Stellung mit den übrigen besondrn Verhältnißen der Decku[n]g Königsbergs, der Gemeinschaft mit den Innern von Rußland, der russischen Armee am Narew, der Stellu[n]g[e]n u. Bewegu[n]g[e]n der französischen Armeen.ae Beide Theile mußten bei den Bewegungen der Armeen darauf sehen, daß ihre Armeen nicht unaufgestellt angegriffen wurden u. daß sie ihre Macht bei einer Haupt Schlacht zusammen hatten u. s. w.af ag Der russische Feldherr mußte seine Flanken beobachten lassen, damit er nicht umga[n]gen wurde oder in einer Lage sich schlagen mußte, in der ihn kein Rükzug übrig blieb; dabei mußte er Königsberg, wo große Vorräthe warn, zu decken suchen. Der französische Feldherr bedrohete ihn mit Umgehung seiner Flanken, dann mit der Wegnahme von Königsberg, um seine Macht zu theilen, u.ah leitete die Bewegung der Armeen so, daß er seinen Gegner zum Rükzuge so lange veranlaßte, bis er unter vortheilhaften Umständen ihn eine Schlacht liefern konnte.ai Kam es zu der Schlacht, so war die französische Armee unter den vorhin erwähnten Umständ[e]n der a[n]greif[e]nde Theilaj (bei Friedland). Hier war also nun der Angriff einer Armee, die [den] Feind auf der Stelle erwartet, einzuleiten u. auszuführen.ak Bei der Schlacht entsheidet die Aufstellung der Truppen, die wechselseitige Unterstützung derselben u. die Leitung des Gefechts überhauptal eben so sehr als das Terrän u. die übrigen Umstände. Statt „als auf die“; aufgrund der unvollkommenen Veränderung von „hing davon ab“ aus „es kam darauf an“ steht am Ende dieses Satzes auf fol. 24v noch „an“. Der Text geht weiter auf fol. 26r, zunächst mit der Streichung: „Gegend, die Lage Königsbergs, des Arme“. Es folgt gestrichen: „4. [später verändert zu „5.“] Bei der französischen Armee war der Haupt Gegenstand der Operation der Angriff der russischen Armeen, wenn sich dazu eine vortheilhafte Gel[e]ge[n]heit darböte; der Kaiser Napoleon liebt entscheidende Schläge. Ohne Siege sind diese nicht möglich.“ Das Folgende bis „ihn eine Schlacht liefern konnte“ nachträglich hinzugefügt auf einem besonderen Blatt, fol. 25r. Dieser Absatz mit mehreren Zwischenfassungen verändert aus: „Beide Theile mußten die Bewegungen von einer Stellung zur andern so leiten, daß sie nicht in Gefahr kamen, unaufgestellt geschlagen zu werden“ und „Beide Feldherrn mußten bei den Bewegungen dahin trachten, b. daß sie ihren Zwek erreichten“. Es folgt noch gestrichen: „c. daß sie ihre Flanken und Rücken beobachteten.“ Davor gestrichen: „b.“ Das Folgende verändert aus „suchte die Bewegung der Armee so zu leiten, daß er unter vortheilhaften Umständen eine Schlacht lieferte.“ Der in der Vorlage auf fol. 25v anschließende Text ist umrandet und dadurch ausgegliedert; er folgt hier am Ende als Teil [3.]. Die folgenden zwei eingeklammerten Wörter nachträglich hinzugefügt. Folgt gestrichen: „6. Die Schlacht erfolgte bei Friedland. 6. Das Gefecht macht ein“. Verändert aus „Bei einer Schlacht entscheidet die Art des Gefechts“.

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II. In Schlesien während des Rußlandfeldzugs (April–Dezember 1812)

Die Gefechtslehre macht dah[e]r einen wichtigen Geg[e]nsta[n]d des Unterrichts in der Kriegeskunst aus. am Der Rükzug nach der Schlacht bei Friedland, so wiean die Verfolgu[n]g war sehr entscheidend u. die Capitel von dem Rükzuge u. d[e]r Verfolgu[n]g einer geschlagenen Armee sind sehr wichtig. –––––––––––––––––––––––––––––––––– ao

7.

[3.] ap

5.

Bei allen Bewegungen, Stellungen, bei allen Entwürfen und Anord[n]u[n]gen trachtet man dahin,aq durch nicht zu entdecken[de] Bewegungen oder verstekte sich Vortheile über seinen Feind zu verschaffen, ihn durch Scheinstellungen, Bewegungen u. Anordnungen den vorhabenden Plan zu verbergen, ihn auf alle Art zu täuschen und dadurch in nachtheilige Lagen u. Gefechte zu verwickeln. Wir wollnar die Kunst, sich dieser Mittel zu bedienen, die jeder guteas Feldherr mehr oder weniger von Dra[n]ge der Umstände getrieben, gleichsam instinctmäßig anwendet, hier die Stratageme derat Taktik unsr Zeit nennen.

491. Lehrschrift

[?, nach 1807]

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 96 fol. 35r–41v (101/2 S.): Konzept, Greulichs Hand, mit eigenhändigen Abänderungen, unvollendet. Konzept, eigenhändig: ebda., fol. 42r–48v (111/4 S.). I. Wahl der Stellungen und Läger mit Beispielen von 1807. II. Läger in der Nähe des Feindes. III. Angriff und Verteidigung von Positionen.

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Davor gestrichen: „Nach der Schlacht eines“. Das Folgende verändert aus „der Rükzug u. die Verfolgung überhaupt erfordert besondere Vorkehrungen“. Am Ende von fol. 26v folgt noch gestrichen: „Aus diesen kurzen Begriff von den Operationen einer Armee wird man sich erklären können“, verändert aus „Aus allen diesen siehet man, daß in der Kriegeskunst folg[e]nde Abschnitte“. Vgl. Anm. ai. Zunächst steht gestrichen: „4. Bei allen Ereignissen des Krieges kömmt es am Ende auf das Gefecht selbst an, auf die Aufstellung der Truppen zum Gefecht und die Leitung des Gefechts, wir nennen dies hier die Gefechtslehre; andere haben es die angewandte Taktik genannt.“ Das Folgende verändert aus einer mehrfach redigierten Passage, beginnend: „seinem Feind den wahren Plan, den vorhabenden Plan zu verbergen, ihn zu uns vortheilhaften Schritten zu verleiten. Das Folgende verändert aus „diese hier die Kriegeslisten oder die Stratageme oder die jetzige Art den Krieg zu führen nennen“. Statt „guter“, die anschließende Passage verändert aus „Feldherr anwendet“. Folgt gestrichen: „heutig“.

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1tes Kapitel Wahl der Stellungena und Läger. § 1. Eine in Kantonirungen stehende oder in mehreren Divisionen vertheilt marschirende oder postirte Armee muß, wenn sie in die Nähe eines Feindes kömmt, einen Versammlungspunkt haben, in dem sie, wenn der Feind angreifen wollte, sich ihm entgegen stellen kann. Oft dient dieser Punkt zugleich zum Lager oder Bivouacq auf einige Zeit.b Als die russische Armee im Januar 1807 den Narew Fluß verließ und sich der Alled näherte, längs derselben zwischen die französischen Quartiere in der Gegend von Mohrungen fiel und bis nach diesem Orte mit dem Haupt-Quartier vorrükte, mußten auf dieser Expedition, obgleich die Truppen zum Theil wegen der Jahreszeit des Nachts in den Dörfern kantonirten, dennoch täglich für die Armeen Versammlungspunkte bestimmt werden, damit sie in unerwarteten Fällen sich versammeln konnte[n].e Als der Feind sich hierauf zusammenzog, die russische Armee mit einem Angriff bedrohete, diese sich ihm bei Johnkendorf entgegenstellte, darauf sich bis Eylau und Königsberg zurük zog, mußte wegen der Nähe des Feindes die Armee immer solche Läger und Bivouacqsf beziehen, in den[en] sie im Fall der Noth mit dem Feinde eine Schlacht liefern konnte. In der Position bei Eylau und bei Königsberg wollte der russische Feldherr, wenn der Feind ihn angriffe, eine Schlacht annehmen. Hier war die Stellung also zu einem Schlachtfelde ausersehen und hier verdient sie die größte Aufmerksamkeit in jeder Hinsicht.

Im eigenhändigen Konzept verändert aus „Positionen“. Im eigenhändigen Konzept verändert aus „auf eine kurze Zeit.“ Dort folgt gestrichen: „1. Als die russische u. preussische Armee in Nov. u. Dec. 1806 zwischen Thorn und Warschau längs der Weichsel zur Vertheidigung dieses Flußes postirt war, mußte man eine Position bestimmt haben, in welcher sie sich versammeln konnte, wenn die postirten Corps den Feind abhalten konnten, den Fluß zu passiren. Diese Position wurde bei Pultusk genommen und der russische Feldherr beschloß in derselben eine Schlacht anzunehmen, wenn der Feind ihn darin angriff, wie dies wirklich geshah.“ Im eigenhändigen Konzept verändert aus „2.“, entsprechend in der Folge „2.“ und „3.“ aus „3.“ bzw. „4.“ Folgt gestrichen: „bei Schippenbeil“. Dieser Absatz im eigenhändigen Konzept stark redigiert, dabei die gestrichene Einfügung: „Da man in diesen Positionen nicht mit der ganzen feindlichen Macht angegriffen werden konnte, so brauchten sie keine vorzügliche Stärke zu haben. Es kam hier nur insbesondre darauf an, die Armee auf einen Punkt zusammen zu haben.“ Im eigenhändigen Konzept verändert aus „solche Positionen“.

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II. In Schlesien während des Rußlandfeldzugs (April–Dezember 1812) g

Der Zwek der Stellungen und Läger bestimmt die Wichtigkeit ihrer Wahl. Es giebt 3 Klassen von Stellungen.h Die Klasse, welche unter No 1 vorkam, nennt man Marsch-Bivouacqs oder Marsch-Lägeri; die Klasse, welche unter No 2 vorkam, nennt man gewöhnlich Läger oder Bivouacqs und endlich die Klasse, welche unter No 3 vorkam, nennt man eigentliche Positionen.

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§ 2. I.) Marschläger oder Bivouacqs.j Ein Armee Corps oder eine Division ist auf dem Marsche, ein Theil der Truppen, vorzüglich Kavallerie, kantonirt, der übrige bivouacquirt oder lagert des Nachts; der Feind ist mehrere Tagemärsche entferntk: es soll für sie ein Bivouacq oder Lager nach jedem Marsche gewählt werden. Bei der Wahl dieser Klasse von Lägern oder Bivouacqs siehet man, wenige Fälles ausgenommen, mehr auf die Bequemlichkeit der Truppen als auf die Vorzüge der Stellung. Ist es offenbar unmöglich, vom Feinde angegriffen zu werden, so siehet man bei dieser Wahl bloß auf die Bequemlichkeit der Truppen; ist dagegen unter gewissen Umständen ein Angriff nicht ganz aus den Grenzen der Möglichkeit, so nimt man auch einige Rüksicht auf die taktischen Vortheile des Lagers oder Bivouacqs. § 3. Die Bequemlichkeit eines Marsch-Lagers oder Marsch-Bivouacqs erfordert mehrere Beobachtungen. muß der Ort des Lagers so viel [wie] möglich auf der Marschroute der Division oder des Armee-Corps liegen. Ist kein guter Flek zum Lager an der Hauptstraße, so gehet die Division von dieser bei Zeiten ab, damit durch die Beziehung des zur Seite liegenden Lagers kein zu großer Umweg (Detour) gemacht wird. Im eigenhändigen Konzept steht hier, zu Beginn von fol. 43r, gestrichen: „Es hängt demnach die Wahl der Positionen von dem Zwek ab, und man hat 1. Marsch Positionen oder Marschläger, bei d[e]ren Wahl mehr auf die Bequemlichkeit der Aufstellung der Truppen als auf tactishe Vortheile gesehen wird, 2. Positionen oder Läger, in denen man in Fall der Noth den Feind Widerstand leisten kann, in welchen man jedoch keine Schlacht vorzunehmen denkt.“ Im eigenhändigen Konzept verändert aus „Es giebt also 3 Abstuffungen der Positionen.“ Im eigenhändigen Konzept verändert aus „nennt man hier Marsch-Positionen oder Läger“; in der Folge wurden dort die Benennungen verändert aus „gewöhnliche Positionen“ und „starke Positionen“. Im eigenhändigen Konezpt verändert aus „1. Wahl eines Marsch Lagers, einer MarschPosition [zeitweise verändert zu „Marsch-Disposition“], eines Punkt zur Versammlung der Truppen für eine Division od[e]r Armeecorps“. Im eigenhändigen Konzept verändert aus „Eine Armee ist auf dem Marsh und bivouacquirt oder lagert des Nachts, der Feind ist noch entfernt“.

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Der Boden des Lagers oder Bivouacqs muß so viel wie möglich trokken seyn: ein Lager auf Wiesen ist nicht so gesund als eines auf Aekker[n] oder Heidekraut, weil auf Wiesen der Thau später fällt.l Es muß im oder in der Nähe des Lagers hinlänglich Wasser für Pferde und Menschen seyn. Der kleinste Bach giebt für Menschen und meistens für Pferde hinlänglich Wasser, wenn man durch einen kleinen Querdamm das Wasser sammelt. Man läßt diesen Damm von den Landleuten machen. Für die Infanterie darf das Wasser in einem Marschlager oder Bivouacq in keinem Fall über 1/2m und für Kavallerie nicht über 1 Stunde entfernt seyn. Eben so unentbehrlich wie das Wasser ist auch das Holz. Man muß daher die Bivouacqs oder Läger in der Nähe des Holzes machen. Ein kleines Wäldchen oder eine Gegend mit Strauchwerk oder Hekken bewachsen, eine Allee und s. w. geben auf eine Nacht hinlänglich Feuerholz. Soll das Lager oder Bivouacq länger dauern, so braucht man mehr Holz zum Feuern und einen bedeutenden Theil zu Hütten. Alsdann ist nöthig, in der Nähe eines bedeutenden Holzes zu stehen. Es ist oft sehr schwer, die Nähe des Holzes und Wassers mit einander zu verbinden. Man hilft sich dann dadurch, daß man die Kavallerie wie die Infanterie, auch selbst die Brigaden, von einander separirt; jeder ein Dorf giebt, welches gewöhnlich mit Brunnen, Hekken und Zäunen versehen ist. § 4. Ist man nicht ganz sicher vor einem feindlichen Angriff in einem Marschlager, so sucht man die Stellung zu nehmen, daß man im Nothfall darin dem Feinde einigen Widerstand leisten kann. Um dem Feinde einigen Widerstand leisten zu können, muß ein Theil der Truppen die Front nach dem Feinde und ein anderer nach den Flanken zu [habenn], wenn diese nicht durch Terrain-Hindernisse gedekt sind. Man muß in der Stellung rechts, links und rükwärts sich bewegen können. Vorzüglich siehet man dahin, daß man nicht durch ein inpraktikabeles im Rükken und in den Flanken liegendes Terrain in die Gefahr kommt, eingeschlossen zu werden. Eine Insel, welche durch den Arm eines Flusses gebildet wird und nur rükwärts eine Brükke hat, oder ein Fluß im Rükken mit einer Brükke geben in der angenommenen Stellung Im eigenhändigen Konzept verändert aus „ein Lager auf Wiesen Grund ist nicht so gesund als Aecker oder Heide (Heidekraut) Grund, weil die Wiesen den Tau länger halten.“ Im eigenhändigen Konzept davor gestrichen „1/2“ und dann „3/4“. So ergänzt, da im eigenhändigen Konzept nach „die Front nach dem Feinde“ gestrichen steht: „zu haben“.

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3.)

II. In Schlesien während des Rußlandfeldzugs (April–Dezember 1812)

keine gute Stellung; man behalte lieber die Insel oder den Fluß vor der Fronte.o Hat man sich in mehrere Brigaden getheilt oder hat man wegen der Bequemlichkeit eine in taktischer Hinsicht schlechte und gefährliche Stellung auf einem Rükzuge nehmen müssen, so marschirt man vor Tage aus derselben ab und versammelt sich mit Anbruch des Tages auf einem Rendez vous, in dem die Armee nicht eingeschlossen werden kann.p § 5. II. Gewöhnliche Läger oder Bivouacqs. Man ist so nahe bei dem Feinde, daß man den größten Theil der Armee, um nicht in die Gefahr zu kommen, einzeln geschlagen zu werden, lagern oder bivouacquiren lassen muß. Da der Feind die Armee in einer solchen Lage unerwartet angreifen könnte, so muß das Lager oder der Bivouacq so genommen werden, daß die Armee sich darin dem Feinde entgegen stellen kann. Gegen den Angriff in Flank und im Rükken kann man in solchen Lägern sich nur selten sichern; sie müssen daher so genommen werden, daß man, sobald dieser zu befürchten ist, sich aus demselben in ein anderes zurük ziehen kann. Bei der Wahl der gewöhnlichen Läger hat man selten die nöthige Zeit, die Gegend zu untersuchen, oft ist diese schon durch die Weite des Tagemarschesq bestimmt: dies trit immer bei dem Rükzuge ein; so hatte die russische Armee auf dem Rükzuge von Mohrungen nach

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Dieser Absatz stand im eigenhändigen Konzept zunächst vor dem vorangehenden, die beiden wurden entsprechend umnumeriert. Der anschließende Absatz wurde dort nachträglich hinzugefügt. Im eigenhändigen Konzept folgt hier (fol. 46r) gestrichen: „II. Läger oder Positionen, in denen eine Division oder Armee-Corps sich schlagen kann. Beispiel von Marschlägern Eine Armee marschirt von Berlin nach Magdeburg, der Feind stehet in Magdeburg; die Nachrichten von den Detaschements in Görzke und Burg zeigen an, daß der Feind nicht auf dies[e]r Seite der Elbe sich befinde. 1str Marsch. Von Berlin nach Potsdam, das Bivouacq vor und hinter d[e]r Pirsch Heide. Die Cavalerie cantonirt in Bornim, Bornstädt und Potsdam; auch e[i]n Theil der Infantrie in diesen Ort. Da von d[e]r Potsdamer Insel mehrere Ausgänge in einer großen Entfernung von einander sind, so ist hier in der angenommenen Lage keine Gefahr. 2tr Marsch. Von Potsdam nach Brandenburg, das Bivouacq in der Heide, so das Brandenburg in Rücken bleibt. Wär man nicht sich[e]r vor dem Fei[n]de, so würde man Brandenburg vor der Front nehmen. In Brandenburg und den Vorstädten cantonirt die Cav. und eine Brigade Inf. 3tr Marsch. Von Brandenburg nach Ciesar. Nahe bei Ciesar, auf dem Wege von diesem Orte nach Hohenziatz, befindet sich ein leichtes Gehölz, welches sich zu einem Bivouacq oder Marschlager eignet. In Ciesar fehlt es nicht an Wasser.“ Im eigenhändigen Konzept verändert aus „durch die Größe des Marsches“.

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Eilau und Königsberg die Bivouacqs . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wenn man in einem gewöhnlichen Lager nur eine Nacht stehet, so hat man nicht leicht einen Angriff zu befürchten, es trit dann mehr in die Klasse der Marschläger; ganz anders ist es aber, wenn man länger in demselben stehen bleibt.r § Bei den gewöhnlichen Lägern kömmt es auf eine glükliche Benuzzung der Gegend an, auf welche man beschränkt ist.

1.) 2.)

3.) 4.)

§ III. Vertheidigung und Angriff einer Position.s Die Vertheidigung und der Angriff einer Position zerfallen in folgende Punkte: Ein Lager oder eine Position zu wählen, worin man den Feindt bis zu einem gewissen Zeitpunkt oder überhaupt nicht zu fürchten hat. Die Wahl der Positionen und Läger. Eine Armee in der Position nach dem Terrain so zu ordnen und aufzustellen, daß darin mit Vortheil alle Waffen agiren können: die Schlachtordnung. Diese zerfällt in die Disposition zur Schlacht und das Verhalten im Gefechte. Eine feindliche Armee in einem Lager oder in einer Position anzugreifen. Die Disposition zum Angriff und das Verhalten im Gefecht.u Den Feind in Absicht unserer Stellungen und Bewegungen, in Absicht unserer Angriffs- und Vertheidigungs-Punkte u. s. w. irre zu führen: die Stratageme der höhern Taktik.

492. Lehrschrift

[?, nach 1807]

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 96 fol. 49r–52v (61/4 S.): Konzept, Greulichs Hand, mit eigenhändigen Abänderungen, Fragment. [I.] Operationsplanungen nach der Schlacht von Friedland. [II.] Mögliche und tatsächliche Positionswahlen, Angriffe und Operationsleitung.

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Im eigenhändigen Konzept verändert aus „Hier sind also die gewöhnlichen Läger oft von den Marschläg[e]rn wenig verschieden, doch opfert man den ersten nach den Grad der Gefahr die Bequemlichkeit.“ Im eigenhändigen Konzept folgt gestrichen: „Operationen der Armeen. Bei der Leitung der Operationen der Armeen können folgende insbesondere zu den Dienst des Generalstabes gehören“. Statt „dem Feinde“, verbessert nach dem eigenhändigen Konzept. Im eigenhändigen Konzept folgt gestrichen: „4. Bei der Vertheidigung und den Angriff der Positionen solche Anordnu[n]gen der Stellungen u. Bewegungen der Armeen zu treffen, daß der Feind“.

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II. In Schlesien während des Rußlandfeldzugs (April–Dezember 1812)

[I.] §... [1.] Bei diesen Operationen kommen nun mehrerea Entwürfe und Anordnungen vor. Wir wolln hier vorerst diejenigen in Erwägung ziehen, welche bei dem Rükzuge der russischen Armee von Guttstadt nach Heilsberg, Friedland u. s. w.b vorkommen. Bei der russischen Armee bestanden dieselben, da der Feldherr den Plan hatte, sich angreifen zu lassen, in der Wahl der Stellungen, d. i. in der Auffindung der Punkte, in welchen man dem Feinde wiederstehen konnte.c Der Widerstand hing hier nicht sowohl von der Beschaffenheit des Terrains abd, auf dem die Armee stand, als [von der]e Lage, Stellung in Hinsicht der umliegenden Gegend, Königsbergs, des Armee-Corps am Narew und der Gemeinschaft mit dem Innern von Rußland. Die Untersuchung einer solchen Stellung ist einerf der wichtigsten Punkte bei der Führung einer Armee überhaupt, denn auch selbst bei den Angriffs Kriege müßen die Armeen immer so aufgestellt werden, daß sie sich in jeder Lage vortheilhaft schlagen können.g 2. Bei der französischen Armee war der Hauptgegenstand der Operation der Angriff der russischen Armeen, in dem diese sich nur auf die passive Vertheidigung einer Stellung beschränkte[n].h [II.] i

Der zweite Punkt, auf denj es bei der obigen Operation ankam, betrift den Angriff des Feindes. In dem oben angenommenen Fall konnte der

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Folgt gestrichen: „strategische u. taktische“. Folgt gestrichen: „eine vorzügliche Aufmerksamkeit verdienen. Bei diesen kam es insbesondere“. Bis hier weitgehend eigenhändig hinzugefügt oder verändert. Der Anfang von fol. 49r lautete ursprünglich: „Punkte an: 1.) auf die Wahl der Stellung, d. i. auf die Auffindung des Punktes, in dem man dem Feinde widerstehen konnte.“ In der Vorlage gestrichen, der Satz ab hier flüchtig umgeschrieben aus „als auf das umliegende (auf dem der Feind die Armee umgehen konnte), auf die Stellung der übrigen Corps und Armeen, damit immer von diesen Hülfe erfolgen oder man doch von ihnen nicht gänzlich abgeschnitten wurde.“ Statt „als auf die“. Statt „Stellungen ist eines“. Verändert aus „Die Aufsuchung eines solchen Terrains oder die Wahl der Positionen oder der Läger der Armeen ist eines [sic!] der wichtigsten Punkte bei der Führung einer Armee. Ist die Wahl der Stellungen schlecht, so kann die Armee darin nicht mit Vortheil dem Feinde widerstehen und ist dadurch bei aller Tapferkeit, bei aller Aufopferung den größten Unglüksfällen ausgesezt.“ Dieser Satz eigenhändig hinzugefügt; es folgt noch gestrichen: „Bei dem Angriff kam es auf die Wahl des Punkts zum Angriff“. Das Folgende, fol. 49v–50v, 52r–v, d. i. der Rest bis auf den letzten Satz, in der Vorlage gestrichen. Statt „Punkt, bei dem“.

2.)

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russische Feldherr den ihn verfolgenden Feind angreifen, wenn er keine gute Position für seine Armee fand. Der französische Feldherr hatte, als er über die Weichsel ging, die Absicht, dies in jedem Fall zu thun, weil er wußte, daß die russische Armee bald Verstärkung bekommen würde. Die Untersuchung der Stellung des Feindes, die Wahl des rechten Punktes zum Angriff, die Anordnung der Truppen zum Angriff, selbst nebst der Leitung des Gefechts war bei den Entschluß des Kaisers, die russische Armee wo er sie traf anzugreifen, die wichtigste Aufgabe des Feldherrnk. In dem hier angenommenen Fall, wo der russische Feldherr nicht den Plan hatte, die Franzosen anzugreifen, war diese Aufgabe ein Gegenstand des französischen Feldherrn.l § 3. Bei der hier angenommenen Operation kam es noch auf die Bestimmung vieler anderer Punkte an: Z. B. Soll die russische Armee sich längs der Narew oder nach einer andern Direktion zurük ziehen? Soll sie sich in Corps theilen oder immer zusammen bleiben? In welcher Gegend soll sie sich dem Feinde entgegen stellenm? Der französische Feldherr kann die russische Armee mit seiner ganzen Macht verfolgen und ihr eine Schlacht liefernn oder er kann sie in der Front mit einer Schlacht bedrohen und zugleich einen Flügel umgehen, wodurch sie in Gefahr kömmt, in Flank oder Rücken genomen zu werden, oder er kann sie mit der Haupt Armee verfolgen, ein Corps auf Königsberg marschiren lasseno; mit jener so lange als möglich eine Schlacht vermeiden, damit dieses Zeit u. Gelegenheit hat, in der rechten Flanke der russischen Armee das hier befindliche preussische Corps zu schlagen und darauf die Komunikation mit der Ostsee Küste, mit Dantzig und Colberg abzuschneiden und die Vorräthe in Königsberg, Elbing zu nehmenp. Diese und eine Menge andere Verschiedenheiten in der Einleitung der Operationen finden in fast jeder Lage des Krieges statt.q Verändert aus „zum Angriff und die Anordnung der Truppen beim Angriff ist also eine zweyte wichtige Aufgabe für den kommandirenden General einer Armee.“ Hier die gestrichene Einfügung: „Wir wolln vorerst bei diesen beiden Punkten stehen bleiben und die Stellungen der Armeen u. den Angriff derselben abhandeln.“ Folgt gestrichen: „wenn man sonst in derselben eine gute Position findet“. Das Folgende bis „genomen zu werden“ eigenhändig hinzugefügt. Verändert aus „oder aber er kann sie nur mit einem Theile verfolgen, einen andern auf Königsberg marschiren lassen“, dabei „einen“ versehentlich stehengelassen. Es folgt gestrichen: „mit einem dritten die russische Armee auf ihrem linken Flügel umgehen“. Verändert aus „mit der Hauptarmee eine Schlacht so lange als möglich vermeiden, damit die französischen Corps in der linken Flanke der russischen Armee dieser die Komunikation mit der Küste, mit Dantzig und Colberg abschnitten und die Vorräthe in Königsberg, Elbing u. s. w. in die Hände der Franzosen fielen.“ Verändert aus „Diese und eine Menge andere verschiedene Maaßregeln finden in fast jeder Lage des Krieges bei den Operationen statt.“

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II. In Schlesien während des Rußlandfeldzugs (April–Dezember 1812)

Die Wege, welche der comandirende General hier einschlägt, hängen von der Art, wie er den Krieg führt, von der Kenntnisse, welche er vom Lande, der feindlichen Armee und andern gegenseitigen Verhältnissen hat, ab.r Man siehet leicht ein, daß die Leitung der Armee in Hinsicht der Operationen von der größten Wichtigkeit, sowohl für die sich hier zurükziehende, als die verfolgende ist. Die gegenseitigen, unter No 3 angeführten Bewegungen der Armee, welche in den meisten Werken über die Kriegeskunst unter dem Titel „Operationsplan oder Operationen der Armeen“ vorkommen, werden größtentheils von den kommandirenden Generalen nach dem Zwekke, den man sich bei dem Kriege vorgesezt hat, nach den Bewegungen des Feindes, nach der Lokalität und andern Umständen geleitet.s § 4. Man kann daher annehmen, daß die wichtigsten Gegenstände der Führung einer Armee in drey Kapitel zerfallen: 1.) die Wahl der Position und die Vertheidigung derselben; 2.) der Angriff des Feindes in einer genommenen Position u. s. w.; 3.) die Leitung der Operationen der Armeen und Corps derselben. In den 1sten u. 2ten Kapiteln siehet man auf die Stellungen und Bewegungen der Armeen, insofern sie Bezug aufs Gefecht haben; in dem 3tent siehet man auf die Punkte, in denen die Armeen stehen, und auf die Bewegungen, welche sie machen müssen, um zu ihnenu zu kommen oder um, auch ohne dieselbe, bloß durch Bedrohungen, auf den Feind zu unserm Vortheil zu wirken. Das erste und zweyte Kapitel ist ein Gegenstand der Taktik, d. i. der Stellungen und Bewegungen der Truppen in directer Beziehung aufs Gefechtv, das dritte der Strategie (Führung der Armeen ohne Hinsicht der aufs eigentliche Gefecht sich beziehenden Stellungen u. Bewegungen). r

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Dieser Satz nachträglich eingefügt anstelle von „Nach den besondern Umständen, welche den einen oder andern Fall begünstigen, nach den Ansichten, welche der kommandirende General von der Art, wie der Krieg geführt werden muß, und der Kenntniß, die er vom Lande und der entgegenstehenden Armee hat, wählt er bald diese, bald jene Maßregeln.“ Dabei die gestrichene Einfügung: „Die obigen 5 Punkte machen die vornehmsten Capitel [verändert aus „die 5 Haupt Capitel“] der Krieges Kunst aus, sie dienen gleichsam Wir wolln die hier erwähnte[n] 5 [folgt gestrichen: „Haupt Gegenstände“, verändert aus „Haupt Punkte“] Capitel der Führung des Krieges hier abhandeln und dabei den Feldzug von 1807 zur Erläuterung uns bedienen.“ Verändert aus „In den beiden ersten [...] in den beiden lezten“. Verändert aus „um zu einer vortheilhaften Stellung“. Verändert aus „der Taktik (Stellung und Bewegung der Truppen)“.

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Bei den strategischen Operationen betrachtet man die Armeen als Punkte; bei den taktischen siehet man auf ihre Form, ihre Stellung nach dem Terrain, ihre Bewegung in Hinsicht dieser Umstände und des Gefechtes. Es kam in dieser Operation also erstlich auf die Wahl u. Anordnungen in den Stellungen an, zweitens auf den Angriff derselben, drittens auf die Leitung der Bewegungen der Armeen.w 493. Lehrschrift

[?, nach 1807]

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 96 fol. 53r–55v (51/2 S.): Konzept, Greulichs Hand, unvollendet. Konzept, Greulichs Hand, mit eigenhändigen Abänderungen: ebda., fol. 60r–61v (4 S.); Konzepte, eigenhändig: ebda., fol. 56r–58v (6 S.), 62r–63v (31/2 S.), 59r–v (11/4 S.).a [I.] Stellungen und Läger einer defensiv agierenden Armee. Voraussetzungen einer passiven Verteidigung. Beispiele: [II.] Königsberg 1807. [III.] Hastenbeck 1757.

[I.]

Ueber die Stellungen und Läger einer Armee.b § 1. Einec operirende Armee erwartet den feindlichen Angrif oder greift selbst an.d Der Plan bei Aufstellung einer den Feind erwartenden Armee iste, sich entweder leidend zu verhalten und auf der Stelle zu schlagen oder bei seiner Annäherung zum Angrif sich ganz oder zum Theil in Bewegung zu sezzen und durch unerwartete Aufstellungen und Angriffe Vortheile zu verschaffen.

w

Dieser Satz eigenhändig auf einem besonderen Zettel, fol. 51r, dabei ein Zeichen für eine Einfügung. Es ist nicht ersichtlich, wo dieser Satz genau einzufügen ist.

a

Die vier früheren Konzepte hier der Reihe nach bezeichnet als A, B, C und D. Die Vorlage, das Konzept von Schreiberhand, basiert in seinem hier als [I.] bezeichneten Hauptteil auf Konzept A, in den Beispielen [II.] und [III.] auf den Konzepten C bzw. D. Das auf kleinerformatigem Papier geschriebene, stark redigierte Konzept B ist eine frühere Fassung von Konzept A. In Konzept A: „Ueber die Stellungen (Läger) einer Armee“, verändert aus der in Konzept B mehrfach veränderten Fassung „Ueber die Posizionen (Stellungen, Läger) einer Armee.“ In Konzept A folgt gestrichen: „gegen den Feind“. In Konzept A folgt gestrichen: „Im ersten Fall wählt sie eine Posizion und vertheidigt sich darin gegen den Feind. Dies geschiehet, indem die ganze Armee blos stehend ficht oder indem nur ein Theil stehend ficht und ein anderer zum Angrif übergehet oder indem sie ganz zum Angrif übergehet.“ Das Folgende in Konzept A verändert aus „also entweder leidend auf der Stelle sich zu schlagen oder bei seiner Annäherung zum Angrif sich ganz oder zum Theil zu bewegen und durch unerwartete Aufstellungen und Angriffe sich Vortheile zu verschaffen.“

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1.) 2.)

3.)

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II. In Schlesien während des Rußlandfeldzugs (April–Dezember 1812)

Man theilt daher hier die Stellungenf der Armeen 1.) in die Stellungen zu einer passiven Vertheidigung und 2.) in die zu einer aktiven. § 2. Ueber die Stellungen zu einer passiven Vertheidigung.g Will man in einer Gegendh den Feind erwarten und sich darin stehend gegen seine Angriffe vertheidigen, so wird man unter übrigens gleichen Umständeni ohne Begünstigung des Terräns wahrscheinlich geschlagen werden. Begünstigen aber die Gegenstände der Natur und Kunstj das Gefecht des Stehenden, so wird er, nach dem Maße der Begünstigung – d. i. der Vortheile des Terräns und der Verschanzung – mit dem Angreifenden sich mehr oder weniger in gleicher Lage oder auch in einer vortheilhaftern befinden. § 3. Bei der Auswahl der Stellung zu einer passiven oder stehenden Vertheidigung kömmt es insbesondere auf nachstehende Punkte an: Die Dekkung der Flügel. Die Flügel werden durch Morräste oder nicht [durch]zuwadendek Flüsse oder unersteigliche Berge oder Festungen oder Verschanzungen gedekt. Die Beobachtung der Angriffe des Feindes. Die Stellung wird so genommen, daß weder auf den Flügeln noch vor der Fronte Wald, Gebüsche oder Berge die Annäherungl des Feindes unserm Auge oder unserer Beobachtung gänzlich entziehen können. Die Verbergung oder Maskirung der Armee. Unsere Stellung wird dem Auge des Feindes entzogen, damit er nicht nach derselben seine Angriffe ordnen und unsere Armee sich in den Punkten, wo er angreift, unbemerktm verstärken kann. Sie wird in, zwischen und hinter Gebüschen und Waldungen, in Vertiefungen, hinter kleine Berge u. s. w. aufgestellt.n

In Konzept A verändert aus „Posizionen“, ebenso bei den nächsten zwei Verwendungen des Wortes. Hierdurch wird eine in Konzept B vorgenommene Veränderung wieder zurückgenommen. In Konzept B verändert aus „Ueber die Positionen oder Stellungen für eine Armee“, zunächst zu „Ueber die Stellungen einer stehenden Vertheidigung (Positionen der Armee)“. In Konzept B verändert aus „Position“. Die folgenden vier Wörter in Konzept A eigenhändig hinzugefügt. In Konzept A verändert aus „der Natur (das Terrän) und Kunst (die Verschanzungen)“. Ergänzt nach Konzept B; in der Vorlage und Konzept A steht „zu wadende“. In Konzept B folgt am Ende des Absatzes noch gestrichen: „(Erklärung 1) (Beyspiel 1)“. In Konzept B verändert aus „Angriffe“. In Konzept A verändert aus „Unsere Stellung wird so genommen, daß sie dem Auge des Feindes entzogen ist, damit er nicht nach derselben seine Angriffe ordnen kann und damit unsere Armee sich in den Punkten, wo er angreift, ehe er es bemerkt“. Dieser Satz in Konzept A eigenhändig hinzugefügt.

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4.)o Die Möglichkeit des Rükzuges. Da im unglüklichen Falle die Armee sich zurükziehen muß, so kommt es bei jeder Stellung darauf an, daß das Terrän der Gegend der Armee den Rükzug erlaube oder ihn erleichtere. 5.) Die Schwierigkeiten, welche der Feind bei den Angriffen überwinden muß. Man wählt solche Stellung[en], wo der Feind im Angriff durch Hindernisse des Terräns oder der Kunst in unserm Feuer aufgehalten werden kann. 6.) Die Ausdehnung der Stellung. Die Truppen müssen in jedem Theile ihrer ganzen Fronte und ihrer Flanken stark genug seyn, dem Feinde Widerstand leisten zu können, und dennoch eine Reserve zur Unterstüzzung der leidenden Theile und für unvorhergesehene Fälle behalten.p Bei einer Stellung von mittlerer Stärke wird immer eine Linie in 3 Gliedern und eine Reserve von der Hälfte der Stärke der Linie erfordert. Jedoch kann nach Maßgabe der Schwierigkeit des Zuganges der Stellung und der Stärke der Artillerie auch eine Verminderung der Truppen statt finden.q [II.]

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Erstes Beispiel einer Stellung zu einer passiven Vertheidigung. Man wählt hier die Stellung [bei] Königsberg, in welcher die russische Armee nach der Schlacht bei Pr. Eylau sich sezte, und welche im Jahr 1807 für dass preußische Corps eingerichtet und auch im Juni 1807 von demselben besezt wurde.t Die Fronte desselben abc erstrekte sich von dem Pregelarm beim Friedländer Thore längs dem Walle über Brandenburger Thor bis zum Nassengarten Thore.* Im Fall aber das Corps zu schwach seyn würde, den Nassengarten mit zu besezzen, ginge die Posizion vom Brandenburger Thore nach der Friedrichsburg abd. Die Flügel waren vollig gedekt. Der rechte Flügel wäre in ersten Fall durch eine morrastige Gegend, welche sich bis an’s Haff erstrekte oder im zweiten durch den Pregel gedekt; der linke in jeden Fall durch einen Pregelarm und die morrastige Gegend jenseit desselben.

*

Oder Nassegarten – ist eine Vorstadt.

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In Konzept A verändert aus „5.)“, der anschließende Absatz analog umnumeriert aus „6.)“. Der ursprüngliche Absatz „4.)“ wurde als „6.)“ nach hinten verschoben. Das Folgende in Konzept A eigenhändig hinzugefügt. In Konzept A folgt gestrichen: „sowie bei“. Konzept C setzt hier ein. Die Überschrift dort verändert aus „Beispiel einer vollkommenen Posizion“. Der für den Text verwendete Plan fehlt. In Konzept C folgt gestrichen: „Lestocqshe Corps“. In Konzept C verändert aus „Man wählt hier die bei Königsberg im Jahr 1807 für ein kleines Corps mit vieler Artillerie eingerichtete Posizion.“

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II. In Schlesien während des Rußlandfeldzugs (April–Dezember 1812)

Die Beobachtung feindlicher Angriffe hatte keine Schwierigkeit, da die Gegend vor der Posizion bis zu 2000 Schritten und von dem Thurm der Kirche bei Ku noch viel weiter beobachtet werden konnte. Die Truppen standen den Auge des Feindes entzogen hinter den Erdhaufen des demolirtenv Walles vom Friedländer bis Brandenburger Thor und von da hinter der Erhöhung, welche vor dem Nassengarten hin sich erstrekt oder hinter einer Brustwehr, welche von dem Brandenburger Thor bis zur Friedrichsburg gezogen war. Der Rükzug hatte durch Königsberg, weil das Corps über dem Pregel nur 2 Brükken hatte, allerdings Schwierigkeiten, indem der Feind, wenn er den linken Flügel zu erst zum Weichen brachte, die Brükken erreichen konnte, bevor der rechte Zeit hatte, bei denselben anzukommen. Nur dadurch, daß die Reserven in diesem Fall ihn eine Zeit lang in den Straßen auf halten konnten, wurde obige Schwierigkeit einigermaßen gehoben. Die Schwierigkeiten, welche der Feind beim Angriffe in den Hindernissen des Terräns fand, waren sehr groß. Auf dem linken Flügel hatte er nur den Damm beim Niederkruge und den erhöheten Weg von Continen, auf denen er sich nähern konnte; auf beiden mußte er einen morastigen, nicht zu durchwadenden Bach passiren. Ging die Stellung vom Brandenburger Thore nach der Friedrichsburg, so hatte er von dem Nassengarten und rechts und links demselben in e und f ein zugänglich Terrän. Hier aber war eine Redoute vor dem Brandenburger Thor bei b, in e ein nasser und in f ein pallisadirter Graben. In der Mitte hatte er nur den zugänglichen Damm bei Pinnaten1. Der linke Flügel war durch den Wassergraben xz, welcher nicht zu durchwaden war, unzugänglich gemacht. w Die Ausdehnung der Stellung betrug von Nassengarten Thor bis zum Friedländer 4,200 Schrittex und erforderte mit 3 Gliedern besezt und zur Reserve 1/3 des Ganzen 12,600 + 6,300 = 18,900 Mann.y Hatte man nicht diese Stärke und wählte man die Stellung von Friedländer Thore bis zur Friedrichsburg, so war die Ausdehnung der Stellung nicht ganz 13,500 Schritte und erforderte 15,750z Mann zur Vertheidigung. u v w

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y z 1

In Konzept C verändert aus „a.“ In Konzept C verändert aus „ehemaligen“. In Konzept C wurde der hier einsetzende Absatz analog zur in Anm. o vermerkten Verschiebung hierhin plaziert. Er stand dort ursprünglich hinter dem mit „Die Truppen standen den Auge des Feindes entzogen“ beginnenden Absatz. In Konzept C folgt gestrichen: „u. war für ein Corps von 8000 Mann stark mit hinlänglicher Artillerie versehen“. In Konzept C verändert aus „8.400 + 4.200 Mann, also 12,600 Mann.“ In Konzept C verändert aus „Stellung 13.500 Schritt groß u. erforderte 10,500“. Ponarth.

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Nr. 494

Da vor der Posizion von Königsberg ein Theil des Terräns schlechterdings unzugänglich war, durch das andere der Feind sich nur auf Dämmen und über tiefe Wassergräben zu nähern im Stande war; so konnte man, da es nicht an Artillerie fehlt, sie mit einer weit geringern Anzahl von Menschen als eben gefordert ist, gegen jeden gewaltsamen Angriff vertheidigen. [III.]

Zweytes Beispiel einer Stellung zu einer passiven Vertheidigung.aa Schlacht bei Hastenbeck 1757.ab Nur selten finden sich Stellungen, welche die vornehmsten hier verlangten Eigenschaften vereinigen, theils weil sie die Natur nicht darbietet, theils weil man nicht Zeit hat, die schwachen Stellen zu verstärken.ac In den meisten Fällen findet man nur Zeit und Gelegenheit, einen Flügel anzulehnen und eine einigermaßen vortheilhafte Frontlinie zu erhalten. In ...ten Planad

494. Aufzeichnung

[?, nach 1807?]

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 96 fol. 67r (1/4 S.): Konzept, eigenhändig, Fragment.a b

Drittes Beispiel einer Stellung zu einer passiven Vertheidigung. Schlacht bei Friedlandc 1807.

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Der Titel in Konzept D mehrfach verändert, zunächst aus „Zweites Beispiel einer passiven Stellung“. Es folgt dort gestrichen: „Die Schlacht bei Fontenoi 1745“ und „Man siehet in dieser Stellung“. In Konzept D folgen gestrichen zwei mehrmals redigierte Überschriften: „Von den Vortheilen und Nachtheilen der Stellungen zu einer passiven Vertheidigung“ und „Anwendung der Stellungen zu einer passiven Vertheidigung“. In Konzept D verändert aus „Gewöhnlich ist nur nur ein Flügel völlig gedekt und der Zugang ohne bedeutende Hindernisse, wie die Stellungen bei Hastenbek u. Friedland zeigten; so bleibt nichts übrig, als solche Vertheidigungsmittel zu wählen, welche die meisten Gegenden darbieten.“ Dort auch die gestrichene Fassung: „Wenn man Stellungen findet, bei denen nur ein Flügel vielleicht gedekt ist, so ist man schon glüklich.“ Das untere Drittel der letzten Seite der Vorlage (fol. 55v) blieb unbeschrieben. Das Konzept stammt anscheinend aus dem Entstehungsprozeß des vorangehenden Dokuments. Davor gestrichen: „Zweites Beispiel Stellung zu einer passiven [folgt gestrichen: „Defensive“] Vertheidigung zur Schlacht bei [folgt gestrichen: „Fontenoi 1745“] Friedland 1807.“ Folgt gestrichen: „1757.“

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II. In Schlesien während des Rußlandfeldzugs (April–Dezember 1812)

495. Aufzeichnung

[?, nach 1807?]

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 96 fol. 65r, 66r (2 S.): Konzept, eigenhändig, unvollendet.a Voraussetzungen und Beispiele passiver Verteidigungsstellungen.

Gute Positionen oder Stellungen für eine Armee b

Soll man in einer Stellung den Feind erwarten und sich in derselben leident, wie in einer Schanze oder in einer Festung vertheidigenc, so muß sie noch folgende Eigenschaften haben. d 1. muß sie auf den Flügeln durch Morästee oder nicht durch zu wadende Flüßef oder durch Festungeng oder durch unersteigliche Gebirgeh gedekt seyn (1), sonst wird sie auf einem derselben mit der größten Macht des Feindes angegriffen oder gar umgangen (2),i während der übrige mit einen geringenj Theil der feindlichen Armee beschäftigt wird. 2. Ist auf den Flügel noch vor der Front die Aussicht [nicht] durch Waldk, Gebüsch und Berge verdekt [zu] seyn, sonst wird sie auf einem Punkt unerwartet mit den größten Theil der feindlichen Macht angegriffen u. zersprengt, ehe sie diesen Hilfe senden kann, wie bei Hastenbek u. Krefeld 1758, Corbach 1760, Torgau 1761, Wilhelmsthal 1762, Wattignies 1793 und Friedland 1807. 3.l

a

b

c d

e f

g h

i

j k

l

Kleineres Format. Mutmaßlich stammt diese Aufzeichnung aus dem Entstehungsprozeß von Nr. 493. Das Folgende verändert aus „Soll eine Stellung, in der man den Feind erwartet, durch das Terrain“. Folgt ein überflüssigerweise hinzugefügtes „will“. Das Folgende verändert aus „muß sie auf den Flügeln gedekt seyn, sonst wird sie auf denselben mit der größten Macht des Feindes angegriffen oder umgangen.“ Folgt gestrichen: „(wie bei Krefeld der rechte französische Flügel)“. Folgt gestrichen: „(wie bei Lowositz 1756 der rechte Flügel oder bei Fontenoi 1744 der rechte Flügel)“. Folgt gestrichen: „(wie dies der Fall bei so vielen Schlachten mit einem Flügel war)“. Verändert aus „unersteigliche oder doch schwer zu passirende Berge, deren in Deutschland aber sehr wenige sind (und [folgt gestrichen: „ich“] man kein Beispiel hier anzuführen weiß)“. Das Folgende verändert aus „wie bei Fleurus 16.., Rocoux 1746, Kesselsdorf, Prag 1757, Krefeld 1758, Wilhelmsthal 1762 u. s. w., Eilau 1806, Famars 1793 oder Mouscron und Hondschoote 1793, Mouscron 1794, Preussisch Eilau 1806“. Verändert aus „mit einer geringen Anzahl“. Vor und nach diesem Wort je einmal gestrichen: „Holz“, nach dem folgenden gestrichen „Terrän“. Hier endet der Text auf fol. 65r, es folgt nur noch eine Berechnung (156 + 39 = 195).

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Nr. 496

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1. Beispielem (1) Dekung des Flügels a. durch Moräste Krefeld 1758 b. durch Flüße Lowositz 1756 c. durch Festungen Famars 1793 d. durch unersteigliche Gebirge, Fälle, wo man sie unersteiglich gehalten und sie es nicht warn, Hastenbek 1758.1 Eine kurze übersichtliche Erzählu[n]g in jeden Fall mit Anführu[n]g der Quellen. (2) Angriffe und Umgehungen ungedekter oder nicht hinlänglich gedekter Flügeln a. Rocoux 1746. Angriff des Flügels b. Umgehung des Flügels Fleurus 1690, Hondschooten 1793, Preusisch Eilau 1806. 496. Aufzeichnung

[?, nicht vor 18091]

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 96 fol. 68r (1 S.): Konzept, eigenhändig, unvollendet.a Beispiele aktiver Verteidigungsstellungen. b

Beispiele der Stellungen zu einer activen Vertheidigung 1. Schlacht bei Mindenc 2. Schlacht bei Liegnitz 3. Schlacht bei Aspern, Wagram 4. Anwendung der Grundsatze der Stellung ein[e]r activen Vertheidigung a. auf die Schlacht beid Hastenbeke b. auf die Schlacht bei Friedland.

m

n 1

a b

c

d e 1

Darunter gestrichen: „1. Der linke [verändert aus „rechte“] Flügel bei Fleurus 1696 Der linke Flügel bei Krefeld 1758“. Diese Überschrift mehrfach verändert. Zu diesen und den anderen unglossierten Beispielen vgl. die früheren Bände. Mutmaßlich aus dem Entstehungsprozess zu Nr. 493. Davor gestrichen: „Drittes Beispiel Die Stellung zur Schlacht bei Famars 1793 zu einer passiven Vertheidigung; die Stellung zur Schlacht bei Hastenbek 1757 Wie das Beispiel einer passiven Vertheidigung“. Folgt gestrichen: „2. Schlacht bei Aspern u. Wagram“. Die folgenden Nummern „2.“ und „3.“ verändert aus „3.“ bzw. „4.“ Folgt gestrichen: „Friedland“. Folgt gestrichen: „5. auf“. Wegen der Erwähnung von Aspern und Wagram.

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II. In Schlesien während des Rußlandfeldzugs (April–Dezember 1812)

497. Lehrschrift

[?, nicht vor 1809]

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 186 fol. 16r–19r (41/2 S.): Konzept, Greulichs Hand, mit eigenhändigen Abänderungen, unvollendet. Einleitung zu einem Werk über Strategeme. Anwendbarkeit der Lehren.

Stratagemsa Einleitung Bei allen Gelegenheiten im Kriege muß man dem Feinde eine falsche Ansicht unserer Stärke, unserer Stellung, von dem Zwekke unserer Bewegungen und Anordnungen beizubringen suchen. Man muß sich hierzub der Spione, der Bestechungen, falscher Gerüchte, zwekloser Rekognoszirungen und Anlegung von Magazinen und aller anderern Mittel, welche sich unsern innern und äußern, und besonders den gegenseitigen Verhältnissen darbieten, bedienen. Weißc man sich hierbei Kenntnisse von der Stellung, den innern Verhältnissen des Feindes durch Spione, Bestechungen, Rekognoszirungen, Beobachtungen u. s. w. zu verschaffen, so können zufällige glükliche Ereignisse und die Fehler oder die Ungeschiklichkeit des Gegners, die Kenntnisse des Charakters und der Art und Weised, wie der gegenseitige Feldherr in gewissen Lagen zu verfahren pflegt, und viele andere Umstände Gelegenheit geben, den Feind zu hintergehen, ihn in Hinsicht der strategischen Operationen oder der Gefechte und Schlachten in eine nachtheilige Lage (mit weniger Gefahr in große Gefahr) zu bringen und ihn dann in der gelegten Schlinge mit wenigern Streitmitteln oder Aufopferungen zu schlagen. So verfuhr Napoleon 1805 gegen die Oesterreicher1, so der Herzog Ferdinand 1759 bei Minden gegen die Franzosen2. Dieser Mittel, dieser Strategeme bedienten sich bisher nur die größern Feldherrn, wenn der Drang der Umstände oder das Genie, sie gleichsam instinktmäßig darauf führte. Uns fehlt daher in den neuern Büchern über die Kriegeskunst ein Kapitel, daß diesen Gegenstand umfaßt, und dies veranlaßte diese Abhandlung, in der man a b c d 1

2

Auf einem eigenen Titelblatt, fol. 16r. Die folgende Überschrift in der linken Spalte. Folgt, durch dichte Schraffur gestrichen: „des Terrains“. Verändert aus „Geschiehet dieses und weiß“. Verändert aus „die Art“. So beförderte der Spion Karl Schulmeister mit einer gefälschten Zeitung die Einkesselung der Armee Macks in Ulm und Napoleon ging in den Tagen vor Austerlitz zum Schein auf Friedensgespräche ein, um den Eindruck zu erwecken, er fürchte sich vor einer Schlacht. Herzog Ferdinand plazierte das Korps des Generals Georg August von Wangenheim isoliert beim heutigen Todtenhausen, um Contades zu einem Angriff zu animieren, der es seiner Hauptmacht ermöglichte, die Franzosen in offenem Gelände anzugreifen.

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Nr. 497

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jüngern oder mit der Geschichte weniger bekannten Kriegern Ideene und Beispiele von diesem Gegenstande der Kriegeskunst – besonders im Bezug der Gefechte und Schlachten – zu geben bemühet ist. Diese Abhandlung kann übrigens keinen eigentlichen Unterricht, keine eigentlichen Grundsäzze und Regeln zur Befolgung aufstellen. Jedes Strategem ist in der Combination der Benuzzung der Umstände mehr eine eigene Erfindung als die Befolgung der Regeln oder der Beispiele. Nur demjenigen, welcher Anlagen hat, glükliche Combinationen zu treffen, welchem es nicht an eigenen Ideen fehlt, wenn er den Gegenstand, auf den es ankömmt, übersiehet, aber unerfahren in der Einleitung und den mechanischen Anordnungen der Ausführung ist, kann diese Abhandlung vielleicht einigen Nuzzen schaffen. Bei andern fruchtbarern Genies, welche diese Gegenstände kennen, welchen die Ideen zu Strategems und die Mittel der Ausführung dunkel vorschweben, können sie durch diese Abhandlung ins Leben, zum Handeln hervorgerufen werden, und allen Befehlshabern können sie zeigen, wie sie aufmerksam seyn müssen, die ihnen gelegten Schlingenf zu vermeiden. Am schwersten möchten diese Strategeme gegen die Feldherrn, welche mit ihrem beherrschenden Genie, erfahrene tapfere Krieger und unumschränkte Gewalt über große Mittel zum Kriege vereinigen, anzuwenden seyn. Ihre Operationen gleichen bei dem Anfange des Krieges den verspäteten Gewittern, welche im Ueberfluß der Kraft alle Elemente der Atmosphäre an sich ziehen undg alles, was sich ihnen entgegen stellt, niederwerfen und betäuben. Nur erst nach und nach, wenn irgend ein ungünstiger Umstand ihren genialischen Ungestüm mildert, wenn die Betäubung von der andern Seite sich legt, die Erfahrung und Tapferkeit mehr ins Gleichgewicht trit, dann erst siehet man Schlachten von Kollin, Hochkirch und Cunersdorf, von Eylau und Aspern. Aber am Gleichgewicht im ganzen Umfange fehlt freilich auch dann noch immer sehr viel; die Unterwürfigkeit, welche der höhere Geist um sich verbreitet, erhält eine gewisse lähmende Besorglichkeit, welche nicht selten in Furchtsamkeit ausartet und die glükliche Ausführung des einsichtsvollsten Entwurfsh, der glüklichsten Combinationen hindert. Was half es Lascy, daß er den großen Friedrich bei Reichenbach 1762 durch eine List in seinem Lager so lange festhielt, bis p. Daun im Stande war, sein Vorhaben auszuführen. Seine Unentschlossenheit verhindert unverkennbar den glüklichsten Erfolg.3 Daß aber ein entschlossener, wenn gleich dem großen Geistei seines Gegners untergeordneter Feldherr der zweiten Klasse hier etwas leisten kann, zeigt e

f g h i 3

Die folgenden zwei Wörter nachträglich hinzugefügt, dafür nach „zu geben“ gestrichen: „und die Beispiele der letzten Kriege vorzulegen“. Verändert aus „müssen, Fallstrikken des genialen Feldherrn“. Verändert aus „Atmosphäre beherrschen“. Die folgenden drei Wörter nachträglich hinzugefügt. Die folgenden zwei Wörter nachträglich hinzugefügt. Der Versuch, das Korps des Herzogs von Braunschweig-Bevern einzuschließen und Schweidnitz zu entsetzen, endete mit einer Niederlage, vgl. Nr. 487.

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II. In Schlesien während des Rußlandfeldzugs (April–Dezember 1812)

uns Laudon in der lezten Hälfte des Feldzuges 17614 und selbst Daun bei Hochkirch, wo der Sieg mit von der verstelltenj Befestigung des Lagers, des Verhauens der Zugänge zu demselben, also von der List abhing. 498. Aufzeichnung

[?, nach 1807]

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 186 fol. 20r–21r (3 S.): Konzept, eigenhändig. Gliederung zu einem Werk über Strategeme.

Plane zu dem Werke 1.

6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15.

Minden nur in der Uebersicht, in Detail mag man den großen Plan nachsehen. Meer, in Detail u. Uebersicht Hohenfriedberg Hochkirchen in der Uebersicht Liegnitz in Detail u. der Uebersicht der vorherigen Position, 2 kleine Plane Landeshut Gollau Breda Wilhelmsthal in der Uebersicht Entwurf bei Kassel (Hohenkirchen) Bergen Hastenbek. Valenciennes No 8, die Sch[a]nzen, die Kanone heraus. Colberg, der Wolfsberg Die Behauptu[n]g des linken Flügels der Russen bei Cunersdorf.



Citaten Zierenberg.1

1. 2. 3.

Kriegeslist in Festungen In Kassel 1761 Gibraltar Menin

2. 3. 4. 5.

j 4

1

Nachträglich hinzugefügt. Laudon nutzte den Vorstoß Friedrichs II. gegen Neiße aus, um Schweidnitz im Handstreich zu nehmen. In der Nacht auf den 1. August 1760 überfiel hier ein vom damaligen Erbprinzen von Braunschweig angeführtes Korps ein französisches Feldlager, vgl. z. B. Scharnhorsts „Militärisches Taschenbuch“, S. 57f.

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Nr. 498

4. 5.

735

Gneisenau, ein Werk nicht hartnäckig vertheidigen, wieder nehmen.2 Unerwartetesa Feuer von der Seite, alle Augenblik anstellen, als wollte man capituliren Stratagems in der Wahl der Positionen, Lage u. den Verhalten in denselben.

1.b

Verstellte Verschanzungen. Wenn man darin schlagen will, macht man dennoch an Oertern, die man nicht vertheidigen will, Verschanzungen. Wenn man den Feind entgegen gehen will, vershanzt man sich dennoch. Wenn man in einer Vershanzung sich shlagen will, so macht man viele schlechte, ab[e]r einige Hauptpunkte, welche nur entscheiden solln, gut, alsdann wird der Feind, der auch vielleicht die shlechten mit Force angreift, hinterga[n]gen. c Man läßt ihn an bestimten Punkten siegen, um [ihn] recht in eine nachtheilige Lage zu locken.

2.

Stellu[n]g[e]n, so wie man schlagend müßte, wenn man weit von Feinde ist, damit er auf unser Stratagem nicht kömt. Nahe bei dem Fei[n]de ab[e]r die Stellu[n]g g[a]nz anders, als man schlagen will. Hier geschikte Combinaisons mit den Vorposten, Terrain u. s. w.



Guide d’offic. Von Stratagems und Embuscaden



Die Verschanzungen können zu Strategems Veranlassu[n]g geben, man placirt darin mehrere Geschütze, der Feind wird sie darin erwarten. Man läßt aber nur ein paar oder eins drin, placirte die übrigen anderwärts, neben der Verschanzung. (Wir thaten es aus Noth bei Valenciennes). Diese bleiben währ[en]d der feindl. Canonade unbeshoßen und kommen bei den A[n]griff des Feinds unerwartet.

a b c d e 2

Statt „Unerwarteten“. Darunter gestrichen: „2.“ Davor gestrichen: „3.“ Verändert aus „bald so, wie man schlagen will, bald nicht“. Verändert aus „setzt“. Die Wolfsbergschanze wurde am am 11. Juni 1807 nach 25tägigen französischen Angriffen übergeben. In der Nacht vom 14. zum 15. Juni wurde sie durch einen Ausfall der Kolberger Besatzung vorübergehend wieder genommen und die inzwischen dort angelegten französischen Feldbefestigungen zerstört.

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736 –

II. In Schlesien während des Rußlandfeldzugs (April–Dezember 1812)

Es sind eine Menge Fälle, wo man bei einer passiven Vertheidigu[n]g der Schanzen ein Stratagem anbri[n]g[e]n kann. 1. In Kleinen Colberg, capitulirn, sie wieder nehmen. Ursach a. der Feind erwartet es nicht, b. die Lage hat sich geändert, die Batt. sind anderswo placirt. 2. In Großen Kunersdorf. Die passive Vertheidigu[n]g eines unentbehrlichen Punkts ist nicht möglich. Das Arra[n]gem[en]t muß nun getroff[e]n werden, durch Combinaisons etwas zu machen. Stratagem, welches die Russen bei Kunersdorf hätten anbr[in]g[e]n können. Besitz von Holz, den König dort angegriffen, ohne Canonen, Widerstand mit Canon auf dem Schlachtfelde. In den Fall hätten sie den Berg auf den link[e]n Flügel nur proforme besetz[e]n müßen.f

499. Notizen

[?, nach 1807]

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 186 fol. 22r–23v (21/2 S.): Eigenhändig. Gedanken zu einem Werk über Strategeme.

Ueber die Kriegeslista (in der höhern Taktik) Bewegungsgründe, hierüber eineb Abhandlu[n]g zu shreiben. 1. Weil es ein nicht behandelt[e]r Gegenstand, in den ich viel neuesc sagen kann. 2. Weil ein einzelner, nicht zu weitläuftig[e]r Geg[en]stand vield gelesen wird. 1. 2. 3. 3.

Die Abhandlung bestände in der Schlachtordnung (List, Feurlinie, Stoß mit dem Bataillon; Cavalrie Colonne hinter Artillerie verdekt bis auf einen gewissen Augenblik u. s. w.; in der Position, das Verdekt Stellen, dies sollte das erste seyn; Friedrich des 2ten Vorschriften an die Inspecteure; die Stratagems der Schlachten.

Es muß mit den Schlachten anfangen, um die richtige Ansicht zue geben. f

Auf der Rückseite (fol. 21v) gestrichen: „Ew. Hochwohlgeb. Meinung, den General von Grawert die Acten wegen der Prenzlauschen Capitulation“.

a

Verändert aus „Die Kriegeslist in der höhern Taktik“. Folgt gestrichen: „kleine“. Nachträglich hinzugefügt. Nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „um die Ansicht zu erklären“.

b c d e

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Nr. 500

Dahin gehört 1. das Manöver von Seidlitz bei Gotha1, Janus bei Landeshut, Lestoq bei Königsberg oder Gollau, Menin Da[s] Stratagem der mit Leinwand bezogenen Brüke bei Mastricht. Von Leinwandblendungen große Vortheile bei Belageru[n]gsarbeiten. 27f Ellen, ein Battrie Kaste also 41/2 Thalerg, für eine Battr. von 10 Geshütze also 45 Thaler. Um das Feuer hier u. dahin zu ziehen, wo nicht gearbeitet wird. Schlachten: Minden, Krefeld, Wilhelmsthal, Hohenlinden, Steinkerke (Wilhelm u. Luxenburg)2 500. Aufzeichnung

[?, nach 1809]

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 186 fol. 24r–25r (21/4 S.): Konzept, eigenhändig, unvollendet. Gliederung zu einem Werke über Strategeme.

Ueber die Stratageme der Tactik unser Zeit Erklärung der Stratageme der Taktik unsr Zeiten und Zwek dieser Abhandlung. I.

Abschnitt Beispiele von Stratagemen der Taktik unser Zeit II. Abschnitta Ueber die Schlacht[ord]nunge[n] und den Gang der Gefechte in Bezug der Stratageme der Ta[k]tik III. Abschnitt Ueber die Einleitung und Ausführungb der Stratageme

f g 1

2

a

b

Davor gestrichen: „30 18“. Verändert aus „3 Thaler“. Friedrich Wilhelm von Seydlitz täuschte bei seinem Überfall auf die Armee des Prinzen Soubise am 19. September 1757 eine größere preußische Stärke vor, indem er ein in Reserve stehendes Dragonerregiment in einem Glied aufstellte. Bei Steenkerque schlugen am 3. August 1692 die Franzosen unter dem aus den ersten Bänden bekannten François-Henri de Montmorency-Bouteville, Herzog von Luxembourg, eine verbündete Armee unter König Wilhelm III. und Kurfürst Max Emanuel von Bayern. Verändert aus „III. Abschnitt“; dieser Abschnitt stand ursprünglich nach dem folgenden, zunächst als „II. Abschnitt“ bezeichneten. Verändert aus „Ueber die Anwendung“.

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738 IV.

II. In Schlesien während des Rußlandfeldzugs (April–Dezember 1812)

Dispositionenc des Grafen von Sachsen u. Friedrichs des 2tend.

I. Capitele 1. Man trift eine solche Einrichtung, daß man einen Theil des Feindes angreift und ihn schlägt, ehe er Unterstütz[u]ng von den andren bekomen kannf, während man sich der Gefahr entziehet, von der ganzen feindlichen Macht angegriffen zu werden. 2. Hierg das Beispiel von Liegnitz. Mantouah, welches letztere[s] nur indirecte hier her gehört.1 3. Inwiefern hier die Flügel Angriffe hergehören; Krefeldi, aber Ursach, warum hier nicht Kunersdorf und Collin hergehört. Allgemeine Bemerkung über Friedrich des 2tn Ueberflügelung. 4.j In der Ausführung Schnelligkeit, Krefeldk. Wie diese nicht bei Kunersdorf u. Collin beobachtet wurde. Torgau dageg[e]n fast übereilt, aber doch zu entschuldigen. 5. Anordnung in strategischer Hinsicht. [Die]l Allirten 1794. Warum der Plan mißlang. Oft muß man auch entzognen Theil als Ausnahme agiren lassen, dann muß ab[e]r ein Unglük bei ihnen nicht die Sache entsheiden können; ist dies, so kann der entzogene Theil dennoch agiren. Cateau. Nutzen davon. 1805, 1809 in Italien.m II. Capitel Man stellt sich defensiv und erwartet den Feind und gehet ihn, wenn er kömmt, auf einem solchen Punkt entgegen, wo man die Vortheile an seiner Seite hat oder wo man ihn unerwartet kömt.n c d e f

g h i j k l m n 1

Verändert aus „Vorschriften“. Folgt gestrichen: „in Hinsicht der Taktik unser Zeit“. Verändert aus „I.“ Verändert aus „einen Theil angreift und ihn schlägt, ehe er Unterstütz[u]ng bekomen kann“. Das anschließende Satzende nachträglich hinzugefügt. Folgt gestrichen: „zuerst“. Verändert aus „Eine Erzählung, was Napoleon bei Mantoua gethan, inwiefern“. Folgt gestrichen: „(vielleicht auch Fleurus)“. Folgt gestrichen: „Hauptgrundsatz“. Nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „Napoleon“. Das Folgende bis „so kann“ nachträglich hinzugefügt. Darunter gestrichen „Die“. Darunter gestrichen: „Minden, Ho“. Bei Liegnitz durchbrach die Armee Friedrichs des Großen das Korps Laudons, ehe diesem die in der Nähe stehende Hauptarmee Dauns oder das Korps Lacys zu Hilfe kommen konnte. Der Verweis auf Mantua bezieht sich mutmaßlich auf den Feldzug von 1796/97, in dem Napoleon Bonapartes Italienarmee bei Arcole und Rivoli zwei zum Entsatz der Festung anmarschierende österreichische Heere in getrennten Verbänden schlug.

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Nr. 501

1. Beispiele Schlacht[e]no: Minden, Hohenfriedbergp. Einleitung, Ausführung, Schnelligkeit. 2. Beispieleq von kleinen Gefechten: Meer, Gheluwe nach der Affäre von Lincelle. 501. Notizen

[?, nach Juni 1807]

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 133 fol. 64r–65v (3 S.): Eigenhändig.a Gliederung zu einer Schrift über Kriegslisten.

Ueber die Kriegeslist in der Taktik in der lezten Hälfte des 17ten Jahrhunderts und Anfang des 18ten. Plane 1. Friedb[er]g1 2. Liegnitz 3. Minden in der Uebersicht 4. Hastenbekb ¨a. Gollau kleine ©b. Gotha Seidlitz «c. Reichenberg2, W[a]rn[e]ry ªd. Janus, Landeshut3 5.c Fulda 1762 Herzog Ferdinand4 6. Hohenlinden 7. (Napoleon) etwa Eilaud oder Friedberg5 Unter Kriegeslist verstehet man hier alles, was Verstellung, Demonstration, heimliche Einleitung, also auch Flügelangriffe, während andere Theile amüsirt werden. Zur Kriegeslist gehört: o p q

a b

c d 1 2

3 4 5

Nachträglich hinzugefügt. Folgt gestrichen: „Meer“. Verändert aus „2. Bei Vorposten“. Kleines Format. Diese Zeile nachträglich hinzugefügt. Die anschließenden Punkte a bis d umnumeriert aus „4.“ bis „7.“ Diese Nummer und die folgende verändert aus „8.“ bzw. „9.“ Die folgenden zwei Wörter nachträglich hinzugefügt. Hohenfriedberg. Entweder der Sieg der Preußen unter dem Herzog von Braunschweig-Bevern über die Österreicher unter Königsegg bei Reichenberg in Böhmen (21. April 1757) oder der Sieg der Österreicher unter Macquire über die Preußen unter Wunsch bei Reichenberg in Sachsen (5. September 1759). Vgl. Nr. 480. Sieg der alliierten Armee über die Franzosen am 30. November 1759. Friedland.

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2. 3.

1. 2.

II. In Schlesien während des Rußlandfeldzugs (April–Dezember 1812)

den Feind zu beschießen, shlecht schießen, durch vieles Schieß[e]n veranlassen, das Tirailleur Feuer. Es verbindet sich mit 2 andern Vortheilen: 1. dadurch den Aug[e]nblik der Blöße des Feinds abwarten zu können, 2. eine Umgehu[n]g etc. unt[e]rdes auszuführen; das beständige Hin u. Heranmarschirn in Innern, von Geschütz und s. w. beständiges Allarmiren auf Vorposten, wenn man nahestehet, Cassel, ist die Vorbereitu[n]g zu glüklichen Ueberfall. Zwei Haupt Capitel Wo bei der Einleitu[n]g der Schlacht ein Stratagem, eine eigentlichee Ueberlistu[n]g zum Grunde liegt, Hohenfr., Minden, Lignitz, Hohenlinden. Wo es auf eine Umgehu[n]g, Flügelangriff bei solchen Demonstrationen an kömt, daß man die obigef nicht siehet. Schlacht bei Fleurus6, gCrefeld, Wilhelmsthal. Character der Mächte geg[e]n Frankreich, nie die Mittel in Innern gehörig a[n]gestre[n]gt, Oestreich, Preuss[e]n etc. Oestereich vorzugehen. Bei beiden entschied also ein Haupt Schlag. 1805 u. 6. Nachh[e]r corrigirt sich Oestereich. Rußland 1807.

502. Aufzeichnung

[?, nach Juni 1807]

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 133 fol. 66r–67r (21/2 S.): Konzept, eigenhändig, unvollendet.a Regeln und Beispiele zu Angriff und Verteidigung.

Angrif, Vertheidigung Man greift bei einer Schlacht an oder man vertheidigt sich, wo bei auch ein partiellerb Angrif statt finden kann. Man hatc nur dann Vortheile bei den Angriff, 1. wenn man die ganze feindliche Front in Ungewißheit üb[e]r den Angriff halten u. einend Theil unerwartet mit ein[e]r weit überleg[en]ene e f g 6

a b c d e

Folgt gestrichen: „List“. Verändert aus „man sie“. Davor gestrichen: „Minden“. Mutmaßlich ist der Sieg des Herzogs von Luxembourg am 1. Juli 1690 gemeint. Kleines Format. Nachträglich hinzugefügt. Die folgenden zwei Wörter nachträglich hinzugefügt. Statt „einem“. Verändert aus „großen“.

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Nr. 502

2.

3.

4. 5.

6.

741

Anzahl Truppen angreifen kann, während man die übrigen feindlichen Truppen beschäftigt. So war der Flügel A[n]griff bei Crefeld, Fleurus, Wilhelmsthalf, Rosbach, (Torgau?), Hochkirchen, Eilau. Finden die obigen Bedigu[n]g[e]n bei der obigen Art von A[n]griff, wie z. B. bei Prag, Collin, Zorndorf, Cunersdorf, Kay u. s. w., nicht statt, so sind auch die erwarteten Vortheile nicht zu erwarten. Wie die Erfahrung dann auch gelehrt hat. wenn man seine ganze Machtg vereinigt u. auf ein Corps oder die nicht vereinigte Haupt Armee fällt, Wilhelmsthal, Warburg, Reichenbach, Maxen. Hierin ist Wilhelmsthal ein Meisterstük u. vereinigt die Vortheile der Vere[i]nigu[n]g mit den des Flügel Angriffs. So kann manh abgesond[e]rt stehend mehr thun als vereinigt. wenn man eineni Theil der feindl. Armee umshließend du[rc]h Artillrie zu Grunde richten kann. Dies wäre bei Zorndorf der Fall gewesen, bei Cunersdorf bis ans Dorf Cunersdorf. Es war bei Rocoux der Fall, hätte bei Dettingen es werden können. wenn man sehr üb[e]rleg[e]n istj, der Feind nicht viel Art. hat und bald die Ueberl[e]g[e]nheit zu verliehren bedrohet wird. wenn man in Gefahr stehet, umschloßen, abgeschnitten u. s. w. zu w[er]den, wo man die nahe Gefahr größer als den Nachtheil des Angriffs hält. Wenn man den Feind mit Gefahr für ihn abschneiden kann, ohne selbst abgeschitt[e]n, d. i. ohne Gefahr abgeshnitt[e]n zu werden.k wenn der Feind intimidirt ist oder wir eine entshiedene tactishe u. moralische Ueb[e]rleg[en]heit haben.

Wenn man in andrn Fällen, wie bei Hohnlinden die Oest., Austerlitz die R., Kay die Pr., Minden die Fr., Lowositz, Collinl, Cunersdorf, Zorndorf die Pr., Catrau1 u. s. w. angreift, so wird man sellt[e]n den Sieg davon tr[a]g[e]n oder doch ihn zu theur erkauf[e]n, wohl zu verstehen, wen[n] die geg[e]nseitige Armee ihre Schuldigkeit thut. Die Vertheidigung hat, wenn die obengenant[e]n ersten 3 Fälle nicht bei ihr eintreten, den Vorzug vor den Angriff. Man hat bei ihr a. den Vortheil, daß man in Schlachtord[n]u[n]g nach den Terrain stehet oder so seine Colonne placirt hat, daß man bald diese Stellu[n]g ein f g h i j k l 1

Das anschließende Satzende nachträglich hinzugefügt. Folgt gestrichen: „zusammen“. Verändert aus „freilich“. Statt „einem“. Die folgenden sechs Wörter nachträglich hinzugefügt. Dieser Satz nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „bei Hohnlinden, Austerlitz, Kay, Minden die Fr., Lowositz“. Gemeint ist mutmaßlich Le Cateau (26. April 1794).

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b.

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nehm[en] kann. Der Feind kennt das Terrain gewöhnlich nicht, hat nicht Zeit u. Uebe[r]legu[n]g, es sich zu Nutze zu machen, es ist für ihn in den meisten Fälln, von mancher Position gut gewählt, auch nachtheilig. Bergen,

503. Notizen

[?, ?]

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 133 fol. 68r (1 S.): Eigenhändig.a Gliederung zu einem taktischen Werk.

Enthält:b [1]sterc Abschnitt Uebers Verhalten der Trupen ind Schlachten a. Formirung d. Schlacht in der Ebene b. Schlacht in durchschnitten. Terrain 2ter Abschnitt Marsch Disposition u. Schlachtordnu[n]gen für Detaschementer, welche blos aus Cavalrie bestehen.

e

504. Aufzeichnung

[?, ?]

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 167 fol. 28r–v (2 S.): Konzept, eigenhändig. Gliederung zu einem taktischen Werk.

Angrif mit einer Armee

a

b

c d e

Auf einem ursprünglich als Titelblatt verwendeten Blatt, auf dem gestrichen von Schreiberhand in großer Zierschrift steht: „Kurzer Unterricht über den Feld-Krieg.“ Etwas darunter von unbekannter Hand, mutmaßlich versehentlich nicht gestrichen: „1787“. Darüber gestrichen: „Verhalten der Trupen in Actionen“ sowie einige Berechnungen. In der unteren Hälfte der Seite folgt gestrichen: „1. Verhalten der Trupen einer in der Ebene angenommenen Schlacht. 2. Verhalten der Trupen in einer in durchschnittenen Gegenden angenommenen Schlacht. 3. Verhalten der Trupen bey Escortirung einer Convois.“ Das Folgende am linken Rand. Text wegen eines aufgeklebten Papierstreifens am linken Rand nur teilweise lesbar. Folgt gestrichen: „Feld“. Darüber gestrichen: „Ueber die Marsh Dispositionen und Anordnu[n]g einzelner Gefechte für Detaschements, welche blos aus Cavalerie bestehen.“

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Ein vershanztes Lager, welches nicht tournirt werden kann.a a. Vorbereitung zum Angriff 1. Recognosciren, wie? 2. Nachrichten b. Zeit des Angrifs 1. So bald als möglich; Uhrsach? 2. In welchen Fall mitten in der Nacht, in welchen mit Tagesanbruch c. Art des Angrifs 1. Warum in vershiedenen Colonnen? 2. Zusammensetzungc einer Colonne d. Disposition zum Angrifd 1. in Absicht des ganzen, 2. in Absicht einer Colonne selbst.

b

Bunzelwitz ist das beste Beyspiel.e B.

a

b c d e f g h

Angrif einer nicht verschanzten Armee a. Vorbereitung zum Angrif 1. Man weiß nicht, wo der Feind eigentlich stehet. Lowositz. 2. Seine Stellung ist bekannt b. Zeit des Angrifs. Mit Tagesanbruch c. Art des Angrifs 1. Warum in vershiedenen Colonnen?f Bey Crefeld, Wilhelmsthalg 2. Mit der ganzen Armee; Minden, Lowositz, Prag, Kollin etc. d.h Disposition zum Angrif 1. In Absicht des Ganzen Lage des Ganzen Absicht Mittel zur Erreichu[n]g Verhalten beym Siege      unglüklichen Ausgange

Darunter gestrichen: „Regeln, welche aus der Natur der Sache fließen“ und „a. So bald als möglich, damit“. Der hier einsetzende Abschnitt a steht in der Vorlage unter Abschnitt d. Verändert aus „Einrichtung“. Die folgenden zwei Punkte nachträglich hinzugefügt. Diese Bemerkung in der Vorlage links neben Punkt c. Verändert aus „In vershiedenen Colonnen“. Folgt gestrichen: „Zusammensetzung einer Colonne“. Folgt gestrichen: „Angrif in ver“.

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505. Lehrschrift

[?, nach 1810?]

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 176 fol. 1r–7r (13 S.): Konzept, Greulichs Hand, mit eigenhändigen Abänderungen. Konzept, eigenhändig: ebda., Nr. 186 fol. 26r–29v (8 S.). Geschichte der Infanterietaktik. Einleitung (§ 1). I. Tiefe der Aufstellung (§ 2–4). II. Gefechtsordnung mit schwerer und leichter Infanterie (§ 5–8).

Erster Aufsatz.a Einleitung in die Taktik der Infanterie § 1.b Die Taktik der Infanterie hat seit dem französischen Revolutions Kriege eine Veränderung erlitten. Ein Blik auf die Gefechtsordnung in verschiedenen Zeiten und die Beurtheilung derselben durch die berühmtesten Krieges Männer wird den Leser in den Gesichtspunkt stellen, diesen Gegenstand in seinem Zusammenhange zu übersehen. I. Stellungen in Hinsicht der Tiefe oder der Anzahl der Gliederc § 2. Bei den ältern berühmten kriegerischen Völkern, den Griechen, Römern u. s. w., stand die Infanterie in 6 bis 16 Gliedernd; nach und nach verminderten sich diese, doch standen die französischen 1690 in der Schlacht bei Fleurus unter dem berühmten Luxemburg noch in 6 Gliedern; erst im siebenjährigen Kriege 1757 wurde die Stellung in 3 Gliedern allgemein; kurz nachher focht man noch in 4. Selbst im Anfang des siebenjährigen Krieges stand die Infanterie bei einigen Armeen, unter andern bei der österreichischen und den hannöverschen Corps noch in 4 Gliederne. Bei der Stellung in 3 Gliedern konnten alle 3 Glieder bei der angenommenenf Länge der Infanterie Gewehre stehend feuern, doch fiel gewöhnlich das erste auf die Knie, wenn gefeuert wurde,g und setzte die Kolbe des Gewehrs auf die Erde, das Bajonet gesenkt in der Höhe der Pferde Brust, um so der Cavallerie besser Widerstand leisten zu können und den beiden hintern Gliedern mehr Bequemlichkeit im Feuern zu gewähren. Man behauptete, die Stellung in 3 Gliedern sey diejenige, bei der alle Leute feuern könnten, und a b c d e f g

Diese aus „Erste Abhandlung“ veränderte Überschrift eigenhändig hinzugefügt. Die Paragraphennummern im eigenhändigen Konzept noch freigehalten. Die Überschrift am Rande wiederholt. Folgt gestrichen: „hintereinander“. Verändert aus „fand noch [...] die Stellung in 4 Gliedern statt.“ Verändert aus „damaligen“. Das folgende bis „Pferde Brust“ nachträglich hinzugefügt.

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daher unserer jezzigen Taktik, in der die Infanterie nur durchs Feuern entscheiden könne, angemessen. Die Unbequemlichkeit bei dem Niederfallen des ersten Gliedes, wenn man in 3 Gliedern feuert, und die Neigung zur Ausdehnung der Fronte, um immer seinen Feind überflügeln zu können, veranlaßte, daß man im französischen Revolutions Kriege im Jahre 1794 hin und wieder auch die Infanterie in 2 Gliedern stellete. § 3. Währendh die Infanterie von der tiefen Stellung zur dünnen überging, stritten die militairischen Schriftstelleri über die Vor- und Nachtheile beider. Zuerst vertheidigte der als militairische[r] Schriftsteller berühmte Ritter Folard11727 die tiefe Stellung, nach ihm trat der größte Heerführer seiner Zeit, der Graf von Sachsen für sie auf; in unserer Zeit vertheidigten mehrere französische Offiziere, insbesondere Menil-Durand und Maizeroi2 die tiefe Stellung;j sie hatten außer der allgemeinen Meinung die bekannte[n] Schriftsteller Guibert, Mauvillon, du Puget3, Coudrai4 u. s. w. gegen sich. Ueberall behauptete man von den Gegnern der tiefen Stellung, die Wirkung des schweren Geschüzzes lasse dieselbe nicht zu. Inzwischenk trat einer der größten Artilleristen seiner Zeit auf, der Graf von Schaumburg-Bückeburg, und schrieb im Jahre 1773 eine Taktik der tiefen Stellungen, in der er dieser vielleicht auf die scharfsinnigste Art das Wort redete, und eine Anordnung angab, auf welche die bisherigen Einwendungen gegen die tiefe Stellung fast keine Anwendung fanden. Zwar konnte man damals aus den lezten Kriegen keine Beispiele aufstellen, wo man bei der tiefen Stellungl gesiegt hätte, weil die Truppen alle in der h i j

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Verändert aus „Unterdes“. Im eigenhändigen Konzept verändert aus „die gelehrten Soldat[e]n“. Das Folgende verändert aus „dagegen schrieben aber andere, nicht weniger berühmte Männer, Guibert, Mauvillon, Puget, Coudrai, und vertheidigten die dünne Schlachtordnung. Verändert aus „Während dieses Streites“. Verändert aus „durch die tiefen Stellungen“, dabei blieb „Stellungen“ unverändert. Folard legte seine Theorie erstmals im ersten Band der „Histoire de Polybe“ (6 Bde., Paris 1727–1730) ausführlich dar. Paul-Gédéon Joly de Maizeroy und François-Jean de Graindorge d’Orgeville, Baron von Ménil-Durand, wurden im zweiten und dritten Band vorgestellt. Der von Ludwig XVI. 1786 zu einem Erzieher des Dauphins ernannte General EdmeJean-Antoine du Puget d’Orval (1742–1802) hatte als Artillerist bei der Eroberung Korsikas gedient. Er gehörte mehreren gelehrten Gesellschaften an und verfaßte außer naturwissenschaftlichen Werken auch den von Tempelhoff übersetzten „Essai sur l’usage de l’artillerie dans la guerre de campagne et dans celle des sièges“ (Amsterdam 1771). Der Ingenieur und Artillerist Philippe-Charles-Jean Baptiste Tronson de Coudray (1738–1777), Mitglied der französischen Akademie der Wissenschaften, wurde 1777 zum amerikanischen Generalmajor ernannt, ertrank aber kurz nach seiner Ankunft im Schuylkill River bei Philadelphia. Neben landwirtschaftlichen und hüttenkundlichen Schriften verfaßte er „Discussion nouvelle des changemens faits dans l’artillerie“ (1766) und „Artillerie nouvelle, ou Examens des changemens faits dans l’artillerie française depuis 1765“ (Amsterdam 1772).

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dünnen fochten. Indessen hatte eine Art volles Quarree von Engländern und Hannoveranern in der Schlacht bei Fontenoi 1745 die französischen Linien durchbrochen und alle Angriffe abgeschlagen. Man sagte aber, am Ende sei es durch eine Batterie in Unordnung gebrachtm. § 4. Erst in dem französischen Revolutions-Kriegen fing man wieder an, sich der Colonnen beim Angriffe zu bedienen; wie und wo sich hier die tiefen Stellungen vorzüglich vor den dünnen bewiesen haben, darüber fehlt es an dokumentirten Nachrichten, nur so viel ist aus eigener Erfahrung bekannt, daß man bei vielen Gelegenheiten, auch in den lezten Feldzügen von 1805 bis 1809o, sich der Colonne bei der französischen Armee im Gefechte bedient hat. In der Instruktion concernant les Manoeuvres de l’infanterie. Strasbourg An VIII findet man Vorschriften zur Formierung und den Evolutionen mit Bataillons Massen u. s. w.p Noch in der Schlacht von Talavera 18105 waren 2 Massen (volle Quarrees)q auf dem linken Flügelr; in der Schlacht bei Alexandriens griff man in geschlossenen Colonnen an; in der Schlacht bei Preussisch Eylau 1807 griff man rechts dem Städtchen Eylau in Colonnen an; in der Schlacht bei Jena bediente man sich der Colonnen zur Unterstüzzung der Angriffe. Die österreichischen Armeen haben im lezten Kriege 1809 häufig in Bataillons Massen gefochten. In der Schlacht bei Aspern widerstanden sie in dieser Ordnung dem Angriffe der französischen Cavallerie und in der Schlacht bei Wagram leistete[n] sie, besonders gegen Abend, wieder sehr gute Dienste, obgleich hier der Kaiser Napoleon eine ungeheure Menge Artillerie hatte. In dem österreichischen Reglement vom Jahr 1806 haben die Bataillonsmassent bereits das Bürgerrecht erlangt. In der preußischen hat der König im Jahr 1808 der Infanterie taktischeu Instruktionen gegeben, in der er bald die

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Folgt gestrichen: „und zog daraus wenigstens keine entscheidenden Beweise für die Vorzüge dieser Stellung.“ Von Scharnhorst nach dem eigenhändigen Konzept korrigiert aus „französischen Kriege“. Im eigenhändigen Konzept verändert aus „1808“, ebenso im folgenden Absatz. Im eigenhändigen Konzept folgt gestrichen: „Diese Instruction ist nur ein Anha[n]g zum Reglement von 1791, es heißt aber darin Die Erfahrung soll zu diesen Vorschriften Veranlassung gegeben haben.“ Die Klammer und ihr Inhalt nachträglich hinzugefügt. Folgt gestrichen ein Fußnotenzeichen „*“, bei den folgenden drei Beispielen, ebenfalls gestrichen: „**“, „***“ bzw. „****“. Folgt gestrichen: „17..“. Gemeint ist der britische Sieg am 21. März 1801. Verändert aus „In dem österreichischen, kurz vor dem Kriege herausgekommenen Reglement [im eigenhändigen Konzept danach ein Fußnotenzeichen] hatten sie auch“, dabei „hatten“ versehentlich nicht gestrichen. Verändert aus „In andern Armeen, z. B. in der preußischen, hat nach dem Kriege der König der Infanterie“. Tatsächlich am 27. und 28. Juli 1809.

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tiefe, bald die dünne Stellung als eigentliche Schlachtordnung festsetzt; und schon im Jahr 1804 sah man bei den preussischen Manövern Angriffs-Colonnenv. II. Gefechtsordnung. § 5. w In der Gefechtsordnung der Eroberer der Welt, der Römer, hatte man leicht Bewaffnete (1/3 der ganzen Anzahl) zum zerstreuten Gefechte, schwer Bewaffnete zum geschlossenen. Die Lacedemonier und Macedonier, auch alle Völker des Mittelalters, welche irgend eine bleibende militairische Achtung genossen, hatten unter vielen Modulationen dieselbe Einrichtung. Nachher nahm die Taktik manche Form an. Bei dem Anfange des siebenjährigen Krieges war man fast ganz von der schiklichen Zusammensezzung schwer und leicht Bewaffneter, oder vielmehr zerstreuter und geschlossener Fechter, abgekommen. Man fühlte aber bald den Mangel der Truppen zum zerstreuten Gefechte im durchschnittenen Terrain und errichtete Frei Bataillons, Freicorps u. s. w. Der Herzog Ferdinand hatte mehr als 14,000 leichte Truppen, über welche die Franzosen sichx in mehreren Schriften beklagen. Man sahe indessen diese damals als eine Gattung Truppen an, die bloß zur Bewachung der Armee diente, auf den Flügeln und vor der Front in durchschnittenen Terrän föchten, und nicht als einen Theil einer jeden Gefechtsordnungy. Da die Schlachten größtentheils im offenen Terrain oder in verschanzten Positionen geliefert wurden, und da keine Armee Truppen als Bestandtheile der Linie zum zerstreuten Gefechte hatte, so fühlte man auch das Bedürfniß derselben in Hauptschlachten nicht so sehr und blieb in der Verfassung, welche der Zufall herbei geführt hatte. § 6. In dem nordamerikanischen Kriege im Jahr 1775 bis 1783z, wo die NordAmerikaner für ihre Freiheit fochten und in welchen sie, da sie nicht in der Taktik geübt waren, das durchschnittene Terrain suchten, wo alles auf den natürlichen Verstand und die Ausdauer der einzelnen Fechter ankömmt, sahen die Engländer, daß es ihnen an der Geschiklichkeit zum einzelnen Gefechte, besonders im durchschnittenen Terrain, fehle. Jedes Bataillon bekam nun bei ihnen eine leichte (Flanc) Compagnie; die Franzosen, die in diesem Kriege neben den Amerikanern fochten, bekamen bei jedem Bataillon eine

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Verändert aus „eigentliche Schlachtordnung annimt.“ Davor im eigenhändigen Konzept gestrichen hinzugefügt: „Die am vorzüglichsten Armee aller Zeiten“. Die folgenden drei Wörter nachträglich hinzugefügt, dafür am Ende des Satzes ein Fußnotenzeichen gestrichen. Verändert aus „die zur Bewachung der Armee dienen mußten und nicht als einen Theil einer jeden Gefechtsordnung im durchschnittenen und gemischten Terrain.“ Im eigenhändigen Konzept statt der Jahreszahlen Lücken.

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Jäger-Compagnie. Bei der preußischen Armee fing manaa bald nachher an, bei jeder Compagnie eine gewisse Anzahl Schüzzen auszuwählen, welche nicht in Reih’ und Glied fochten, sondern zu dem zerstreuten Gefechte, oder vielmehr gegen die einzelnen Schüzzen der Infanterie oder Flanqueure der Cavallerie, welche in das geschlossene Bataillon feuern wollten, bestimmt waren. § 7. In dem französischen Revolutions-Kriege, wo die in der Taktik ungeübten französischen Armeen nur im durchschnittenen Terrain gegen die geübtern teutschen fechten konnten, wurde das Bedürfniß der Uebung, im durchschnittenen Terrain fechten zu können, noch mehr als in den Amerikanischen Kriege bemerktab; die Infanterie, welche noch keinen Schüzzen hatte, wie z. B. die hannöverische, bekam nun welche. Man errichtete überall mehr leichte Infanterie. Bei der österreichischen Armee wurde im Winter 1793 zu 1794 das dritte Glied eines Bataillons in eine abgesonderte Division gestellt, um es zu den einzelnen Gefechten gebrauchen zu können. Indessen zeigte sich in dem folgenden Feldzuge bei dem Gebrauche des dritten Gliedes, daß man dasselbe mehr als einen Theil des Bataillons betrachtete, welcher, wo ein Haufe abgesondert fechten konnte, angewandt wurde. § 8. Die französischen Armeen hatten inzwischenac ein System der Taktikad, welches erlaubte, in offenen und durchschnittenen Terrain, zerstreut und geschlossen zu fechten, durch den Drang der Verhältnisse, in dem sie waren, und durch das Genie der Nation praktisch ausgebildet, ohne daß sie sich ihres Systems bewußt waren. In den Schlachten von Hondscoote, den Gefechten von Dünkirchen, Werwick, Turkoingae, den Schlachten bei Mouscron und bei Wattigny, den Angriffen der Weissenburger Linien u. s. w. siegten sie im Herbstaf 1793 immer in zerstreueten Gefechten oder durch ihre Tirailleure. Im Frühjahr 1794 wurden die Schlachten von Courtrai, von Mouveau und von Fleurus auf eben dise Art gewonnen, entscheidende geschloßene Gefechte kommen hier wenig vor, doch waren sie nicht ausgeschlossen; man bediente sich ihrer aber nur da, wo man mit dem zerstreueten Gefechte nicht seinen Zweck erreichen konnte. Die französischen Tirailleure griffen die Batterien an und brachten sie nicht selten zum Schweigen. aa ab ac ad ae

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Die folgenden zwei Wörter nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „zu können, allgemeiner gefühlt“. Verändert aus „indessen“. Im eigenhändigen Konzept folgt gestrichen: „(der ältern Völker)“. Eigenhändig verbessert aus „Turkonig“. Im eigenhändigen Konzept folgt gestrichen: „(wo Wangenheim .......)“. Verändert aus „im Spät-Jahre“.

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Das Fort Creve-Coeur, welches die Ablassungs-Schleusen der Ueberschwemmung von Herzogenbusch dekte, wurde von Tirailleuren, welche sich eingegraben hatten, belagert. Kein Geschüz im Fort konnte geladen und gerichtet werden, ohne daß ein Theil der Canonieren getödtet oder verwundet wurdeag. Peschiera wurde in unsern Zeitenah fast auf eben die Art von den Franzosen belagert. Vor dem Sturm auf Menin im April 1794 naheten sich 4000 Tirailleure der Festung und verwundeten oder tödteten auf der Erde liegend fastai alle Kanoniere, die ein Kanon bedienen wollten. Der französische Soldat war durch dasaj lebhafte Gefühl für Ehre, für gegenseitige Auszeichnung, durch die Geschiklichkeit, jede Form leichtak anzunehmen, in jeder Lage sich in den Umständen und Verhältnissen bald finden zu können, mehr zum zerstreuten Gefechte geeignet als irgend einer der übrigen Nationen. Die Franzosen waren daher, wo sie diesem System folgten, wo sie geschlossenen Gefechten auswichen oder ausweichen konnten, durch ihre Ueberlegenheit in jenem immer Sieger; oft erst in 3 und mehrern Gefechtstagen, aber immer desto sicherer, weil sie keine entscheidende Gefechte eingingenal, bei dem der Zufall so vielen Einfluß hat. § 9. Den teutschen Taktikern klebt noch die Taktik der Herbstmanöver Friedrichs des Großen an. Wir vergessen durch diese Manöver den Krieg; alle, selbst die englischen und französischen Taktiker (nicht die natürlichen Soldaten, welche 1793–1794 u. s. w. die Truppen befehligten) sahen diese Manöver als die Grundlage der höhern Taktik an. Mehrere geschikte Männer, Tempelhof und andere, beurtheilten nach diese[r] in Form übergegangenen Taktik die Anordnungen deram Schlachten. Daß der Mechanismus der Bewegungen allein den Sieg entschiede, war die allgemeine Meinung. Die mathematischen Grundsäzze der niedern Taktik wurdenan, da man sich mit ihr vorzugsweise beschäftigte, die Grundlage der höhern.ao Tempelhof schrieb einen Aufsatz, in dem er aus einer willkührlich angenommenen Anzahl von Brot- und

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Statt „wurden.“ Verändert aus „im Jahr [freigelassene Lücke]“. Verändert aus „und tödteten auf der Erde liegend“. Im eigenhändigen Konzept verändert aus „Die französische Nation fand in der gegenseitigen“. Nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „weil sie sich keines entscheidenden Gefechtes aussezzen“, dabei entstand versehentlich „entscheidendes“. Im eigenhändigen Konzept verändert aus „Die Geschichtsschreib[e]r, selbst Tempelhof, beurtheilte[n] in diesen Geiste, nach dies[e]r Tactik die“. Die anschließende Parenthese bis „beschäftigte“ nachträglich hinzugefügt. Folgt gestrichen: „Selbst die Strategie unterwarf man einer festen Beschränkung. Der General“.

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II. In Schlesien während des Rußlandfeldzugs (April–Dezember 1812)

Proviant-Wagen alle Bewegungen bestimmteap, welche eine Armee seiner Meinung nach unternehmen könnte. Er dachte sich die Verpflegung als die Centripedal und die Operation als die Centrifugal-Kraft, wo bei 15 Meilen Halbmesser das Gleichgewicht erfolgte. Ueber den hübschen Kalkül vergaß man 1000 Erfahrungen, welche diesem widersprachen. Diese Krankheitaq war so epidemisch, daß die gesundesten Körper von ihr ergriffen wurden. 506. Lehrschrift

[?, ?1]

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 176 fol. 9r–14v (111/2 S.): Konzept, Schreiberhand, mit eigenhändigen Abänderungen. Wechselseitige Unterstützung von geschlossen und aufgelöst kämpfender Infanterie. § 1. Notwendigkeit beider auf jeder Ebene. § 2. Organisation. § 3–4. Aufstellung in verschiedenen Terrains. § 5. Gefecht.

Zweiter Aufsatz.a Schlachtordnung und wechselseitiger Gebrauch des geschlossenen Bataillons und der zerstreuten Schüzzen oder Tirailleure. § 1. Schützenb Die Infanterie muß im offenen und im durchschnittenen Terrain, gegen zerstreute und geschlossene Truppen fechten.c Ein jeder abgesonderte Haufen, Bataillon oder Kompagnie, hat daher seine Abtheilung zum geschlossenen und zerstreuten Gefechte. Die Abtheilung zum geschlossenen Gefechte sezt ihr Zutrauen in der Ordnung der in Reih’ und Glieder oder dem Schluß, dem Feuer in Masse und dem Bajonet. Die Abtheilung zum zerstreuten Gefechte sucht ihren Werth in der Geschiklichkeit im einzelnen Schießen, der Benuzzung des Terräns und

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Im eigenhändigen Konzept verändert aus „schrieb einen Aufsatz, nach den er aus der Verpflegung alle Bewegungen bestimmte. Die Sache fand Beifall, der Geist hatte sich den Mechanismus“. Folgt gestrichen: „des Mechanismus“. Diese Überschrift eigenhändig hinzugefügt anstelle der Streichung „Begriff von den Schlachtordnungen und den Gefechten der verschiedenen Waffen einer Brigade. 1tes Kapitel“. Verändert aus „Erklärung“. Folgt gestrichen: „Hieraus ergiebt sich ihre Aufstellung zum Gefechte und die Art und Weise, wie dasselbe ausgeführt wird.“ Dafür im folgenden Satz „daher“ hinzugefügt. Es wird die Verwendung von Regimentsgeschützen erwähnt; diese wurden in Preußen nach dem Frieden von 1807 abgeschafft.

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der Vortheile, welche die Stellungen und Bewegungen des Feindes an die Hand geben.d § 2. Die Abtheilung zum zerstreuten Gefechte bestehet entweder aus einer Compagnie leichter Infanterie bei jedem Bataillon, welche nie in der Linie sich aufstellt und in Gefecht bald hinter, bald vor dem Bataillon ist, oder aus dem 3tn Gliede einer jeden Compagnie des geschloßenen Bataillons. Dies ist die Einrichtung der preussischen Infantrie. Beie jeder Kompagnie, jedem Bataillon ist 1/3 der Mannschaft, welche sonst das dritte Glied ausmachte, zum zerstreuten Gefecht bestimmt. Diese Mannschaft hat ihre eigenen Unteroffiziere und Offiziere und wird zu diesem Gefecht besonders geübt. Ein Bataillon von 4 Kompagnien hat 4 Züge zum zerstreuten Gefechte in 2 Gliedern, jeder Zug wird durch einen Offizier, alle 4 Züge durch einen Kapitain kommandirt; dies[e] heißenf die Schüzzenzüge oder die Züge des dritten Gliedes.g Bei jeder Aufstellung, wo kein Feind bestimmt ist, stehen die 4 Zuge zum zerstreuten Gefecht 50 Schritt hintern Bataillon. Wird eine Compagnie von Bataillon detaschirt oder auch nur einen Augenblik abgesondert, so nimmt sie ihren Zug Schützen mit. Kein Bataillon, keine Compagnie, kein Zug agirt ohne mit seinen Schützen ein Ganzes zu formiren. § 3. In Fig. 4 stehet das Bataillon in aa in 2 Gliedern (und 4 Kompagnien) in Schlachtordnung; in bb stehen vor der Front die 4 Schüzzen-Züge (Züge des dritten Gliedes), von welchen ein Theil vorgerükt zerstreut gegen den Feind schießt (tiraillirt). Dies ist die Schlachtordnung im durchschnittenen und vermischten Terrain, sowohl zur Vertheidigung als zum Angriffe. d

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Folgt gestrichen: „Die Griechen und Römer hatten diese Eintheilung bei der Infanterie; in der neuern Taktik ist sie seit dem nordamerikanischen Revolutionskriege wieder zum Vorschein gekommen, denn in diesem bekamen zuerst die französischen und englischen Bataillone eine eigene Kompagnie zum zerstreuten Gefechte.“ Der Anfang des Absatzes verändert aus „Wir nehmen hier an, daß bei“; in der Folge das „ist“ entsprechend verschoben. Verändert aus „durch einen Offizier kommandiert, ein Kapitain kommandirt alle 4 Züge. Wir nennen dieses in der Folge“. Der anschließende Rest des Abschnitts nachträglich hinzugefügt anstelle der Streichung „Im Plan ... Fig. 1 stehet ein Bataillon in offener Gegend gegen Kavallerie in Schlachtordnung: aa das geschlossene Bataillon in 2 Gliedern und 4 Kompagnien, jede zu 50 Rotten; bb die 4 Züge des Bataillons zum zerstreuten Gefechte, welche auf Märschen u. s. w. das dritte Glied ausmachen. [Dazu am Rande eine gestrichene Skizze.] Die Umstände bestimmen, wieviel von diesen Schützen [verändert aus „4 Zügen“] zum zerstreuten Gefechte vorrükken. Stehet man im offenen Terrain und hat Kavallerie gegen sich, so rükken nur wenige Schützen [verändert aus „zerstreute Fechter“] vor, weil diese die feindlichen Blänker[er] abhalten können. Die zurük bleibenden sind bestimmt, a.) die Intervallen zu dekken, b.) hinter die Lüken zu rükken, welche in dem Bataillon entstehen könnten, c.) gegen den Feind, der im Rükken oder in der Flank sich zeigte, zu agiren.“

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Die 4 Schüzzen-Züge vereinigen sich, wenn sie einige 100 Schritte von dem Bataillon vorgehen; sie stehen dann in Kolonne hinter den zerstreuten Fechtern, wenn sie dadurch dem Auge des Feindes sich entziehen können oder wenn sie von feindlichen Kavallerie-Trupps etwas zu befürchten haben; können sie sich aber in jedem Augenblik des Feuerns gegen den Feind bedienen und nur dadurch ihm Widerstand leisten, so stehen sie in einem Gliede hinter den zerstreuten Fechtern; in andern und also den gewöhnlichen Fällen stehen sieh in 2 Gliedern. In den meisten Gefechten, wo man Infanterie vor sich hati, ficht zuerst das dritte Glied neben der Artillerie als erstes Treffen; die geschlossenen Bataillone sind dann zu entscheidenden Schritten, dem Angriff mit dem Bajonet oder dem ganz nahen Feuer in Masse, bestimmt. § 4. In Fig. 5 stehen drey Bataillone in durchschnittenen Terrän in aa in Linie; sie haben einige 100 Schritte vor sich in bb die Züge des dritten Gliedes nach dem Terrän postirt, vor diesen befinden sich in cc die zerstreuten Schüzzen; hinter der Linie der 3 Bataillone stehen 2 Bataillone in dd als Reserve. Nicht selten wird man in dieser Lage das Geschüz in e und f plaziren, die zurük getriebenen zerstreuten Schüzzen und die noch geschlossenen Schüzzenzüge werden nun eine Linie efb ausmachen, die dem Feinde in allen den Fällen Widerstand leisten kann, in denen er nicht entscheidende Angriffe zu thun für gut findet. Trit dieser Fall ein und dringt er bis zu der Linie bb vor, so werden die geschlossenen, nun noch nichts gelittenen Bataillone sich ihm mit ganzer Kraft zwischen und rechts und links den Batterien e und f entgegegen stellen, wo dann die Schüzzen-Züge sich hinter den Flügeln der Bataillone formiren und ihnen zur Reserve dienen. In Fig. 6 marschiren 2 Bataillone in Linie in geschloßenen Gliedernj zum Angriffe der feindlichen Infanterie; vor ihnen befinden sich ihre SchüzzenZüge in der Linie cc mit zerstreuten Schüzzen umgeben. Hinter den beiden Bataillonen aa befinden sich 3 Bataillone bb in Reserve mit 2 halben Batterien e und f. Von den Flügelbataillonen 1 und 3 sind in dd die Schüzzenzüge neben die beiden angreifenden Bataillone gerükt. Nur die Hälfte oder 1/3 der Züge dd sind in Reih’ und Gliedern, die andern fechten zerstreut. § 5. Das Gefecht der Infanterie ist eine wechselseitige Unterstüzzung der zerstreuten Fechter und der geschlossenen; im durchschnittenen Terrän wird mehr einzeln und zerstreut, in offenen mehr in Masse und geschlossen gefochten. In der Verbindung beider Fecht-Arten und der Anwendung der zerstreuten werden sehr große Fehler gemacht, und dies veranlaßt, die Anwendung der h i

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Folgt gestrichen: „in einer Linie“. Verändert aus „wo man gegen die feindliche Infanterie ficht“, dabei „gegen die“ versehentlich stehengelassen. Folgt gestrichen: „und Reihen“.

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letztern hier umständlicher zu empfehlen, als unser Zwek es sonst mit sich bringt. Zwekmäßig geübte und bewaffnete Schüzzenkettenk, durch die Kanonen verstärkt, gehen in der Zukunft vor unsern Bataillonen, wenn sie angreifen sollen, her, bringen die feindlichen zum Feuer und erhalten sie darin so lange als möglich. Wenn dann ihre Patronen verschossen sind, wenn ihre Gewehre versagen, wenn ihre Artillerie vergebens auf Reserve-Munition wartet, so sey die Bestimmung unserer folgenden, bis dahin nicht gelittenen und folglich in Ordnung gebliebenen Bataillone, geschlossen anzugreifen und das Gefecht zu entscheiden. Wenn der Feind im durchschnittenen Terrain sich befindet, so machen die zerstreuten Fecht[e]rl ein erstes Treffen vor dem Bataillon, und werde[n], wo es nöthig ist, von Kanonen unterstüzt. Wo man zum Rükzuge gezwungen wird oder wo man den nicht Stand haltenden Feind verfolgt, da müßen die zerstreuten Fechterm, durch die Kanonen verstärkt, die feindlichen Trupps entfernt [halten], damit die Bataillone in Ordnung ohne Aufenthalt sich bewegen können; wo feindliche Kavallerie drohet, da zwinge die verstärkte Schüzzenkette, wenn die Umstände es erlauben, dieselbe sich entfernt zu halten, damit sie nicht von einem etwanigen Fehler unserer Bataillone in der Bewegungn Vortheile ziehen könne. Da wo (wie bei den meisten Ereignissen im Kriege) ein großer Theil des Heeres keine entscheidenden Schritte thun darf, wo er blos Demonstrationen zu machen gezwungen isto, während auf andern Punkten Angriffe geschehen, da lasse man nur die Schüzzenkette vortheilhaft postirt, und wohl durch Kanonen unterstüzt, den agirenden Theil sein; man wird dann die geschlossenen Bataillone nicht unnöthigerweise aufreiben; man wird an dieselbe eine nicht örtlich fest gehaltene, nicht ins Gefecht verwikkelte, eine zu jedem andern Gebrauche bereite Truppe haben. Und wollte der Feind die Kette zersprengen, so falle man ihn nun geschlossen mit noch nicht verwendeten Kräften auf den Hals, denn auch die kürzeste Bewegung giebt Kraft. Bei Vertheidigung einer Schanze stelle man die Schüzzen hinter die Brustwehr und lasse sie nur allein nebst den Kanonen, solange der Feind sich über 150 Schritte entfernt hält, agiren, damit ihn, wenn er auf den Rand des Grabens kömmt, die noch nicht gelittenen, am Fuß der Bank gesessenen geschlossenen Bataillone oder Kompagnie jezt mit einer nicht verschwendeten Masse des Feuers empfangen könne, und nicht vorher ohne Nuzzen, wie es gewöhnlich der Fall zu seyn pflegt, ihre Munition verschieße. k l m

n o

Statt „Eine zwekmäßig geübte und bewaffnete Schüzzenkette“. Verändert aus „so bilde das bewegliche Schüzzenfeuer“. Verändert aus „da halte die bewegbare [zunächst verändert zu: „zu geschwinden Bewegungen geschikte“] Schüzzenkette“. Verändert aus „Fehler unserer Bewegungen“. Die folgenden sieben Wörter nachträglich hinzugefügt.

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II. In Schlesien während des Rußlandfeldzugs (April–Dezember 1812)

Sind mehrere abgesonderte Schanzen zu vertheidigen, so lasse man die Schüzzen und Regiments-Kanonen von den zurük stehenden Bataillonen zwischen die mit dem Bataillon besezten Schanzen rükken und mit der Besazzung und dem Geschüz der Schanzen eine Linie bilden. Durch diese wird der Feind vielleicht eben so großen Widerstand im Feuer finden, als wenn die ganzen Bataillone sich ihnen hier entgegen stellten. Und diese werden als 2te Linie immer bereit seyn, auf eine offensive Art den Feind, wo er durchdringt, entgegen zu gehen und zurük zu treiben, so, daß hier durch den Gebrauch der Schüzzen bei einer leidenden Defensive die Vortheile der Offensive einigermaßen erhalten werden. Wenn man Schanzen angreift, so lasse man auf einige 100 Schritte dieselben mit Schüzzen einschließen, welche sich in Vertiefungen, Gräben, Furchen, hinter Bäume, Hekken etc. werfen, und hier, von Kanonen verstärkt, die Besazzung der Schanze zum Feuer bringen und dieselbe so lange darin erhalten, bis sie die Munition verschossen hat, und man sich ihrer nun durch den gewaltsamen Angriff bemächtigen kann. Bei der Vertheidigung einer Festung lasse man die mit Büchsen versehenen Schüzzen in [in] 100 und selbst einigen hundert Schritten vor dem Glacis gemachten Löchern oder kleinen hufeisen förmigen Gräben, von denen die Erde nach dem Feinde zu geworfen wird*, den Feind abhalten, den Ort in der Nähe zu rekognosziren, und wenn er ihn förmlich belagert, so lasse man von diesen Löchern oder Gräben, oder auch, wenn er erst näher kömmt, von den Werken der Festung beständig durch diese Büchsenschüzzen auf die Schießscharten der Batterien der Trancheen feuern. Man wird dadurch viele Artilleristen tödten, sie zu Uebereilungen bei dem Richten und Laden zwingen und oft sogar ihr Feuer zum Schweigen bringen. Belagert man aber eine Festung, so versehe man, wenn man mit der zweyten Parallele sich auf einen Büchsenschuß den Festungswerken genähert hat, die Brustwehr der Parallele zwischen den Batterien auf die gewöhnliche Art mit Sandsäkken, stelle hinter diese bei Tage Schüzzen mit Büchsen, welche beständig auf die Schießscharten der feindlich agirenden Kanonen feuern. Man wird dadurch nicht allein die Artilleristen, an denen es immer in Belagerungen fehlt, tödten, sondern die kleinen Kugeln werden in alle Direktionen sich in den Werken des angegriffenen Polygons kreuzzen, die Kommunikation darin unterbrechen, und die Vertheidigung auf alle Art äußerst erschweren. Man imitire hier den Angrif der Franzosenp im Jahr 1794 auf Menin, Creveceur, Nieuport u. s. w., wo sie mit einigen hundert Tirailleuren, welche beständig abgelößt wurden, die Besazzungen aufs äußerste fatiguirten und zwangen, die Munition zu verschießen, wenn sie es hindern wollten, daß der Feind sich auf den Rand des Grabens logirte. *

Die Engländer hatten die erstere Art vor Gibraltar, die Franzosen die leztere bei der Vertheidigung des Forts Kehl.

p

Die folgenden drei Wörter nachträglich hinzugefügt.

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Nr. 507

507. Notizen

[?, ?]

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 221 fol. 10r–11r (21/2 S.): Eigenhändig.a Notizen zur Artillerie und zur Infanterietaktik.

Die Schußweiten für die 18 Caliber langenb 12웩 mit 3 웩, den 6웩dr mit 21/4 und den 20 Calib. langen 3웩dr mit 11/2 웩 Pulv[e]r geladen, sind ungefähr folgende in Schritten 3웩dr – 6웩dr – 12웩dr –

1 Grad 700 – 750 – 800 –

2 Grad 1000 – 1100 – 1200 –

3 Grad 1230 – 1400 – 1550 –

6 Grad 1850 2100 2300

Ein Grad trägt zur Schußweite bei

bei den 3웩dr – 6웩dr – 12웩dr 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10.

zwishen 1 u. [3?] Grad 275 – 325 – 375 –

zwischen 3 u. 6 Grad 200 233 283c

Beurtheilu[n]g der Wirkung und der Anwendu[n]g Art. Feur gegen bewegliche Truppen mit Paskugln. Art. Feur gegen stehende mit Paskugeln. – – – – Truppen, die Auffenthalt finden, mit Paßkugeln Art. F. gegen bewegliche Truppen mit Cartätshen – – – stehende Truppen mit – – Art. F. gegen Truppen, die Aufenthalt finden mit Cartätshen Wirkung des Art. F. zu Vertheidig[un]g u. Angrif eines Defilees – – – – – – zur Vertheidigu[n]g u. Angriff eines Dorfes – – – – – – – zur Vertheidigu[n]g u. Angriffd eines B[er]ges – – – – – – – zur Vertheidigu[n]g u. Angriff eines Gehölzese Nachtheile 1. 2.

a

b c d e

Geschütz, in wie fern Nicht gegen Kartätschen oder kleine Kugeln. Fällts auf einen, so gehet der andere beim Angriff durch

Die kleinformatigen Seiten stammen aus der Arbeit am 3. und 4. Band des Handbuchs der Artillerie sowie an den vorangehenden Dokumenten. Folgt gestrichen: „Geschütze, den“. Das untere Drittel dieser Seite (fol. 10r) blieb unbeschrieben. Statt „Angriffs“. Das untere Viertel dieser Seite (fol. 10v) blieb unbeschrieben.

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II. In Schlesien während des Rußlandfeldzugs (April–Dezember 1812)

2. Gefecht 1. geshloßene 2. zerstreute Sonst hatten wir nur das geschloßene – 1. Griechen, Römer, Mittelalter 2. Nordamerikanische Kriege 3. Französische Krieg. Ging alles in das zerstreute Gefecht über – Vortheile des zerstreuten Gefechts – Graf von Sachsen Instinkt – System der Franzosen. 508. Denkschrift

[?, nach Juli 1809]

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 279 fol. 25r–30r (91/2 S.): Konzept, eigenhändig, unvollendet. I. Schlachtordnung einer Division. II. Schlachtordnung einer Armee. III. Stellung nach dem Terrain.

Schlachtordnung, Stellunga I. 1. 2.

3.

a b c

d

e

Die Schlachtordnung einer Division aus allen Waffen oder eines Detashements bestehet im Allgemeinen in folgender Aufstellungb Die leichten Brigaden machen vor der Schlacht die Vorposten, in der Schlacht stehen siec vord oder hinter ihre Brigade oder sie beobachten das Terrän auf den Flügeln der Armee oder Div. Die Divisionen des 3tn Gliedese sind zum Gefecht in durchschnittenen Terrain bestimmt; sie vertreiben in allen Terräns den Feind, welcher nicht so stark ist, daß er ihnen widerstehen kann. Den stärkern Feind bringen sie zum Feuer, um ihn dadurch zu schwächen und zu beschäftigen. Die geschloßnen Bataillone des ersten Treffen[s] bleiben bei allen diesen Beschäftigungen der Divisionen des 3tn Gliedes in vollkomner

Verändert aus „Schlachtordnung, Position“. Verändert aus „I. Die Schlachtordnung bestehet“. Verändert aus „1. aus der leichten Inf., einiger leichten Cav. u. Artillerie. Sie macht die Vorposten der Armee und dekt, wenn sie sich zur Armee zurückziehen muß“. Folgt gestrichen: „ihrer Brigade, oder wenn sie sich verschoßen u. gelitten, hinter derselben; auch dienen sie die Flügel zu“. Folgt gestrichen: „vertreiben den schwächern Feind, bringen den stärkern zum Feuer, damit das erste“. Der anschließende Rest des Absatzes nachträglich hinzugefügt.

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4.

5.

6.

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Ordnu[n]g, umf nachher mit aller Kraft den nun geschwächten Feind mit den Bayonet oder, wenn er angreift, durchs naheg Feuer übern Haufen werfen zu können. Das zweite Treffen oder die Reserveh unterstützt das erste; die Bataillone des 2tn Treffens oder der Res. treteni an die Stelle der in Unordnu[n]g komenden Bataillone des ersten, entstehen Lücken in ersten, so deck[e]n sie diese; greift man an, nachdem das erste eine Zeit la[n]g gefeurt, so gehen die Bataillone des 2tn Treffens in Massen durchs erste; dringt der Feind durchs erste oder kömmt er in Flank u. Rückenj, so stellt sich ihn das 2te Treffen entgegen. Zu allen diesenk Bestimmungen muß es in Bataillons Massen bleiben. Die Cavalerie befindet sich in offenen Terrän und bei entfernt[e]n Feinde und einer in Bataillons Massen avancirendenl Inf. vor derselben, um die Gegend geschwind zu untersuchen u. den Feind zu recognoscirenm; in der Schlacht macht sie das 3te Treffen aus und stehet hier, so viel es das Terrän erlaubt, verdekt und gewöhnlich in Colonne. Sie rükt den Feind entgeg[e]n, wenn unsre Infantrie in Unord[n]u[n]g kömt u. davon läuft; sien wirft sich auf den durch die Infantrie gedrungenen Feind und stellt sich den in Flank u. Rücken kommenden entgegen; beim Angriff u. bei anhaltenden Feuer stürzt sie sich in den wankenden Feindo oder sucht ihn in Flank und Rücken zu fallen. Die Artilleriep

Eigenthümlichkeiten dieser Schlachtordnung Um diese Schlachtordnung nach ihrer Eigenthümlichkeit anzuwenden, muß man ihre Eigenschaft vor Augen haben und in den unvermerklichen Abänderu[n]gen, welche Localität und andere Umstände erfordern, müßen diese Eigenthümlich[keit]en so viel als möglich beibehalten werden. Dies ist der Grund, warum man sieq jetzt in der Uebersicht aufzählt.r f g

h i j k l m n o p q r

Verändert aus „3. Das erste Treffen“. Verändert aus „den Bayonet oder durchs“. Bei der Redaktion blieb am Ende ein überflüssiges „kann“ stehen. Verändert aus „3. Das erste Treffen“. Verändert aus „das erste, indem es“. Verändert aus „kömmt er in Rücken“. Folgt gestrichen: „unbestimmten“. Verändert aus „bei einer avancirenden“. Verändert aus „die Gegend auf zu klären, nachher“. Verändert aus „Sie tritt an die Stelle“. Folgt gestrichen: „bei enstehenden“. Hier endet fol. 25v; fol. 26r blieb unbeschrieben. Folgt gestrichen: „umstehend“. Dieser Absatz nachträglich hinzugefügt, ebenso die anschließenden Zahlen „1.“ bis „5.“

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II. In Schlesien während des Rußlandfeldzugs (April–Dezember 1812)

1. Bei dieser Schlachtordnung komen bei den schwachen Feind nur die leicht[e]n Truppen oder die Div. des 3ten Gliedes in Gefecht; 2. bei den stärkern Feind nur das 1ste Treffen, und beinahe 2/3 des Ganzen stehet in Reserve; 3. bei dies[e]r Schlachtordnu[n]g kann man das Gefecht mehrere Male mit frischen Truppen erneurn, und kömt also nicht in den Fall, sich so bald zu v[e]rshießen oder durch ein Unglük geshlagen zu werden; 4. diese Schlachtordnu[n]g schikt sich zu allen Terrains, zu allen Ereignissen, der Defensive u. Offensive, bei allen konnen die verschieden[en] Waffen einand[e]r wechselseitig unt[e]rstützen u. gemeinshaftlichs mit ihrer eigenthümlichen Stärke zu großen Zwecken wirken;t 5. bei dies[e]n Schlachtordnu[n]gen ist weniger auf die Ausdehnu[n]g als auf die innere Stärkeu nach allen Seiten berechnet, weil dieß die allgemeine Eigenschaft einer guten Schlachtordnung ist und jene nur in gewissen Fällen mit höchster Vorsicht angewendet werden kann. II.

2.

s t u

v w x y

Von der Schlachtordnu[n]gv mehrer Divisionen oder einer Armee im Allgemeinen. § Durch diew Ausdehnu[n]g der Stellungen entstehet in den meisten Lagen großes Unglückx. Immer ist die zu große Ausdehnu[n]g gefährlicher als die zu große Tiefe. Stehen z. B. alle Divisionen eines Armee Corps neben ein ander,soy hat d[e]r Feind den Vortheil, 1. daß er, wenn er auf einem Punkte durchbricht, die ganze Armee in 2 Theile sondert u. sie aufrollt oder doch hindert, sich ferner mit Vortheil schlagen zu können, (theil[s] weil sie nun rechts u. links in Flank genommen ist, theils weil die einzelnen Theile alle Verbindung verlohren haben); daß er unsere ganze Front beschäftigen kann, daß wir uns auf allen Punkten gleich stark vertheilen müßen, wäh[re]nd er auf einem den größten Theil seiner Streitmasse vereinigt u. nun hier durchbricht. § Stehen die Divisionen hintereinand[e]r, so kann kein andr Nachtheil als der des Umgehens entstehen; da ab[e]r dieser durch die hintern Divisionen begegnet wird, und da den vordern es nicht an Unterstützu[n]g Die folgenden vier Wörter nachträglich hinzugefügt. Danach folgte ursprünglich ein Spiegelstrich. Verändert aus „Alle Schlachtordnu[n]gen, welche diese Eigenschaften nicht haben, sind weniger auf die Ausdehnu[n]g als auf die innere Stärke gesehen und“. Das Folgende stark redigiert. Verändert aus „II. Von den Positionen“, zunächst zu „Stellungen“. Folgt gestrichen: „größere Tiefe der S“. Verändert aus „meisten Fällen große Unglücksfälle.“ Folgt gestrichen: „ziehet ein“.

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1.

2.

z aa ab ac ad ae af ag ah ai

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fehlt, so entstehet bei dieser Aufstell[un]g bei gleicher Geschiklichkeitz der Benutzu[n]g des Terräns u. der Umstände in gewisser Hinsicht ein Gleichgewicht. § Hieraus zieht man den Schluß, daß nur in den Fälln, wo man durch die Ausdehnu[n]g den Vortheil gewinnt, nicht umgangen zu werden, dieselbe bis zu dem Gradeaa der Beraubu[n]g einer aus allen Waffen zusammen gesetzten Reserve unt[e]r gewiss[e]n Umständen (bei großen Hinderniss[e]n des Zuga[n]gs, bei viel[e]r Artillrie, Befestigu[n]gab u. s. w.) vortheilhaft seyn könne; daß in allen Fälln, wo eine Umgehung, ein Flankenangrif statt finden könne, daß hier bei allen Aufstellu[n]g[e]n, wo man die Geg[e]nd nicht kennt, bei allenac Marschlägern, Bivouacs oder Marsch Cantonirungen man sich inad 2 oder mehrere Division[en] hinter einand[e]r stelln müße.ae § In einer guten Stellung hat man also hinter den ersten Divisionen andere von allen Waffen, welche nicht bestimmt sind, einen od[e]r andrn Flügelaf zu verlä[n]gern, sich auf ihnag in Haken aufzustelln, sondrn in Lauf der Schlacht den Feind anzugreifen, der in der Front irg[e]ndwo durchbricht od[e]r in der Flanke der aufgestellten Divisionen in Thätigkeit ist, und nur in den Fall, in den man den Feind, der unsre Front angreift, mit der Reserve selbst in Flank a[n]greift u. schnell die Affäre auf eine Art endigen kann, bei der wir nicht in Gefahr kommen, gehet man von der obigen Regel ab. Wo man eine Armee von 3 Divisionen hat, stellt m[a]n we[n]igst[e]ns 1 zur Reserve auf; hat die Armee 4 oder 5 Divisione[n], so bestehet die Reserve in den meist[e]n Fälln aus 2. Wir hatten in der Schlacht bei Aurstädt 5 Divisionen, von den[e]n 2 in Reserve aufgestellt warn, die Anord[n]u[n]g war schön, da sie aber wed[e]r die 3 schlag[en]d[e]n in der Front unt[e]rstützten, noch den Feind auf den feindl. rechten Flügel in Flank nahmen, so hatten die Vortheile der Stellu[n]g hier auch keinen Erfolg. In der Schlacht beiah Wagram und Friedland waren keine disponibeln Truppen hinter der ersten Linieai der oestereichschen u. russischen ArFolgt gestrichen: „in Manoeu“. Verändert aus „einem gewißen Grade“. Folgt gestrichen: „der Front“. Folgt gestrichen: „Lagermärschen“. Folgt gestrichen: „wenigstens“. Folgt gestrichen: „Es ist demnach unabweichlich[e]r Grundsatz, daß“. Statt „Flügeln“. Folgt gestrichen: „en potence“. Folgt gestrichen: „Aspern“. Verändert aus „der Fronte“.

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II. In Schlesien während des Rußlandfeldzugs (April–Dezember 1812)

meen, oderaj es warn viel mehr die noch disponibeln Truppen nicht so aufgestellt, daß sie zu Reserven gebraucht werden konnten, und sie gi[n]gen verlohrn. In der Schlacht bei Eilau schlugenak die russischen Reserven den in der Mitte durchgedr[un]gnen Feind zurük, als sie nachh[e]r geg[e]n das in die linke Flanke komm[ende] Davoushe Corps auf gestellt werden mußten, wär die Schlacht verlohrn worden, wenn nichtal das später angekommene u. als zweite Reserve zu betrachte[n]de Lestocqsche Corps das Gleichgewicht wied[e]rhergestellt hätteam. In der Schlacht bei Marengo entschied die Reserve, die Division Dessaix1, da die oestereichsche große Cavalrie Reservean sich verlohr.ao In der Schlacht bei Rocoux hatte der Graf von Sachsen außer den 2 Treffen noch 2 Reserve Corps, eines hint[e]r den andern, jedes von allen Waffen, so daß die Armee in 4 Linien hint[e]r einand[e]r sta[n]d; bei Laffeld griff die Clermontsche Division2 an, hierauf folgte die Armee in 2 Treffen, dann eine Reserve von allen Waffen, welche den 3ten Theil der Armee ausmachte. Friedrich der 2te wollte den Angriff seiner Grenadiere bei Collin, Zorndorf, Cunersdorf und Torgau mit beiden Inf. Treffen folgen. III. Stellung in Hinsicht des Terräns Der wichtigste Punkt, auf den man bei der Wahl [der] Stellung sehen muß, ist daß [der] Feind nicht die Armee übersehn kann, daß er nicht weißap, was er auf diesen oder jenem Punkt gegen sich hat. Hinter Anhöhen, an der Begr[e]nz[u]ng lichter Wälderaq, hint[e]r kleinen Wäldern, hinter ei[ne]r gebüshigt[e]n oder einer mit hohen Hecken durchshnittenen Gegend kann eine Armee diese Vortheile der Stellu[n]g sich

aj ak al sm

an ao

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2

Das Folgende verändert aus „so weit entfernt, daß sie nicht gebraucht“. Verändert aus „retteten“. Verändert aus „die Reserven den durchgedr[un]gnen Feind zurük“. Verändert aus „Das später angekommene u. als Reserve zu betrachte[n]de Corps stellte die schon verlohrne Schlacht wieder her.“ Folgt gestrichen: „nichts th“. Darunter gestrichen: „In der Schlacht bei Vellinghausen entschied der Generalmajor von Ahlefeld [Siegfried Ernst von Ahlefeldt], als die Schlacht schon lange gedaurt hatte, mit den über die Lippe gehnden .......... Bataillonen, welche als Reserve anzusehen warn.“ Der anschließende Rest des Abschnitts II. nachträglich hinzugefügt. Folgt gestrichen: „worauf wo nun die Truppen stehen“. Verändert aus „Gehölze“. Der bei Marengo gefallene Louis-Charles-Antoine Desaix wurde im vierten Band vorgestellt. Geführt von dem im ersten Band vorgestellten Louis de Bourbon-Condé, Graf von Clermont.

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––

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zueignen. Eine solche Stellungar entspricht gemeiniglich den Forderniss[e]n der meisten Verhältniße des Krieges: 1.as wenn man sich aufstellt, um dieat weitern Beweg[u]ngen des Feindes oder einen gewissen Zeitpunkt (bis etwa meine Verstärkung angekommenau ist, bis man die Absichten u. Stärke des Feindes näher erführe u. s. w.) abzuwarten; 2. wenn man keine gute Stellung findet, doch aber auch den Feind, entweder weil man nicht weiß, wo er stehet, oder weil man seine Stellu[n]g zu starkav hält, um ihn anzugreifen; 3. keine rükgehnde Bewegu[n]g machen will. In diesen Fälln kann man aus ei[ne]r verdekte[n] Aufstellung, wo der Feind sich näh[e]rt, ein Gefecht, ein[e] Schlacht vortheilhaft einleiten, den Feind in eine nachtheilige Lage verwickeln, in ein Verstek, wenn man glücklich ist, locken. 4.aw Ein geschikter u. erfinderisch[e]r General, der glüklichax die Verhältniße des Terräns, seine Truppen Gattungen und die Art, wie der feindliche General zu agiren pflegt, combinirt, wird nur in verdekten Stellungenay Gelegenheit finden, seinen Feind Fallstricke zu legen, ihn durch Strategemsaz in ein für ihn nachtheiliges Gefecht zu verwikkeln. Minden, Hohenkirchen bei Wilhelmsthal 1762, Reilkirchenba Friedland – Wollte Benigsen bloß sich auf der Stelle shlagen, so mußte er in das Alle Defilee. Das Schlachtfeld v[o]n Friedland war nur zu Strategems gut. Wie? (Es mußte das Alle Defilee besetzt werden.) Er hatte versehn, Lestocq an sich zu ziehn, wenigstens sein[e] Cav.bb

–– ar as at au

av aw ax

ay

az ba bb

Die Maßneh[m]ung[en] in Kriege hängen von der Art ab, wie der gegenseitige Genral agirt Statt „Stellungen“. Links daneben gestrichen: „Positionen“. Das Wort versehentlich doppelt. Verändert aus „Eine Position, in der ich Beweg[u]ngen des Feinds oder einen gewissen Zeitpunkt, bis etwa meine Verstärkung angekommen, abwarte“. Es folgt gestrichen: „ist also in den meisten Fällen nichts weiter als eine Stellung, aus der ich ein vortheilhaftes Gefecht, eine Schlacht vortheilhaft einleiten kann, in der ich den Feind“. Das Folgende bis „vortheilhaft einleiten, den Feind“ nachträglich hinzugefügt. Folgt gestrichen: „findet“. Statt „3.“ Verändert aus „Je geschikter der General, je glüklicher er combinirt“, dabei „der“ versehentlich stehengelassen. Verändert aus „wird in jeden Terrän seine“; dabei vor „nur“ ein überflüssiges „in“ stehengelassen. Folgt gestrichen: „zu schlagen“. Verändert aus „Minden, Cassel, Reilkirchen, Cörbeke, Austerlitz“. Hier endet fol. 30r. Die folgenden Notizen stehen auf fol. 30v.

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II. In Schlesien während des Rußlandfeldzugs (April–Dezember 1812)

Friedrich der 2te, Daun, Laudon Ferdinand, Broglio, Soubise3, d’Etree Regeln der Position folg[e]n aus diesen; einige allgemeine sind indessen doch da.bc Erläuterung, als Beilage, nicht als Taschenbuch. Sie werden erinnert in Taschenbuche. Sie müßen daher vorher studirt werdenbd, doch kann man das Taschenbuch ohne ihr Studium gebrauchen. Sie haben keine Plane, weil man diese zu Haus nach schlagen kann.be

509. Aufzeichnung

[?, ?]

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 279 fol. 31r–v (2 S.): Eigenhändig. Gliederung und Notizen zu einem Buch über den Feldkrieg.

Denkwürdigkeiten des Feldkriegs, zum Gebrauch im Kriege.a Erinnerungen aus der Kriegskunst zum Gebrauchb im Kriege. 1sterc Band Schlachtordnungen, Positionen.d 2ter Band Operationsplan,e Angriff u. Vertheidigung der Festungen. 1str Band Cap. 1. Art. u. Verschanzungskunst Capitel 2. Schlachtordnu[n]gen a. An sich –––– 3. Vorläufige Idee von der Fechtart in offnen u. durchschnitt[ne]n Terränf

bc bd be 3

a b c d e f

Dieser Satz nachträglich hinzugefügt. Das anschließende Satzende nachträglich hinzugefügt. Folgt gestrichen: „Sie sind mit kle“. Der in den ersten zwei Bänden vorgestellte Charles de Rohan, Prinz von Soubise. Diese Überschrift in der linken Spalte nachträglich hinzugefügt. Folgt gestrichen: „im freien Felde“. Folgt gestrichen: „Theil“, ebenso weiter unten bei „2ter“ bzw. „1str Band“. Darunter gestrichen: „1. Capitel Schlachtordnungen“ und „2.“ Folgt gestrichen: „Festungskrieg“. Verändert aus „2. Schlachtordnu[n]g in verschiedenen Terrän“.

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Capit. 4. Positionen. a. Vertheidigung u. Angriff der Positionen einer Armee oder eines Corpsg, b. verschanzte Positionen oder Läg[e]r, ihr[e] Vertheidigung u. Angr. 5. Capitel. Vertheidigung der Defileen, Brücken u. s. w. u. Angriff derselben.h 6. Capitel.i Vertheidigung der Flüße u. Ueb[e]rga[n]g üb[e]r dieselben 7.j Cap. Anord[n]u[n]g der Winter u. Cantonirungs Quartiere, ihre Vertheidigu[n]g u. Angriff. 8. C. Vorposten Anordnungen 9. C. Detashements, Escorten. 10.k Cap. Rückzug, Verfolgung auf dem Rükzuge.l –– ––

––

Neben einen guten Beispiel ein schlechtes. Wie Heimolz Daß die Beispiele nur zeigen, wie die allgemeinen Regeln, welche sichm aus eigner Ueb[e]rlegung ergeben, angewandt werden; daß aber in jed[e]n verschiedne[n] Fall eine eigene verschiedene Anwendung statt finde, daß gleichsam eine neue Erfindung dazu gehöre, die allgemeinen Regeln in jeden einzelnen Fall anzuwenden, indem jeder gewöhnlich seine eigenthümliche Anordnu[n]g erfordert. Daß man also ohne eigene Ueb[e]rlegung u. Erfindung keine angemessenen Anordnung in Kriege treffen kann. Selten findet man Positionen od[e]r Stellung[en], in deneno man ohne Bewegungen eine Schlacht annehmen kann, wenn man nicht umgangen, in Flank u. Rücken genommen seyn will; in den[en] kann ein[en] der Feind von seinen Lebensmitteln abschneiden u. dadurch zwing[e]n, Bewegungen rückwärts zu machen.

510. Aufzeichnung

[?, nach Juni 18071]

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 279 fol. 32r (1 S.): Eigenhändig. Lehrbeispiele von Verteidigungspositionen.

g h i j k l

m n o

1

Verändert aus „a. an sich“. Dieser Absatz nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „d.“ Verändert aus „6.“ Dieses und die folgenden zwei Kapitel nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „6.“ Darunter der durch dichte Schraffur gestrichene Beginn eines 11. Kapitels. Fol. 31r endet hier. Verändert aus „welche die Ver[n]u[n]ft von selbst ergiebt“. Nachträglich hinzugefügt. Statt „der“. Nach der Schlacht von Friedland.

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II. In Schlesien während des Rußlandfeldzugs (April–Dezember 1812)

Positionen Vertheidigungsdispositiona a. in offnen Felde b. in verschanzten Positionen. b

1tes Beispiel Wo das Umgehen gar nicht oder beinahe nichtc möglich war. a. die verschanzte von Bunzelwitz b. die bei Breda oder Dongen c. die zwischen Breda u. Gertrüdenb[e]rg.d

2tes Beispiel Wo das Umgehen schwierig a. die verschanzte von Ziehen bei Königsberge b. P[l]aunscher Gr.2 3tes Beispiel Wo das Umgehen sehr leicht war a. die Position bei Eilau. b. die vershanzte bei Heilsberg. c. Friedland d. Lutterbergen. 4tes Beispiel Aus den[en] man den Feind, wenn er uns angreifen will, selbst unter für uns vortheilhaften Umständen angreifen kann. a. Minden b. Cassel 1762 c. Position bei Breda undf Rosenberg3 an der Aa. d. Friedland e. Hohenfriedberg. f.g Austerlitz. a b c d e

f g 2

3

Darunter gestrichen: „1. Bei Königsberg“. Die anschließenden zwei „Beispiele“ bei der Redaktion umnumeriert und umgestellt. Verändert aus „das Umgehen fast nicht“. Darunter gestrichen: „d. die bei Friedland“. Darunter gestrichen: „b. die zwischen den Teich u. den Pregel“, „c. [verändert zu „b.“] Fontenoi“ und „d. Courtrai“. Der folgende Punkt nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „d.“ Folgt gestrichen: „Lutterbergen“. Anfang November 1759 zog sich Dauns Armee hinter den Plauenschen Grund bei Dresden zurück. Eine daraufhin unternommene preußische Operation gegen die österreichischen Verbindungen resultierte in der Einschließung und Kapitulation des Korps des Generals Finck bei Maxen am 21. November 1759. Gemeint ist mutmaßlich Rijsbergen.

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Nr. 511

765 [?, nach Juni 1807?1]

511. Aufzeichnung

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 121 fol. 18r–v (11/2 S.): Eigenhändig. Beispiele von Verteidigungspositionen.

Zu zeichnende Plane I.

Wo das Umgehen und In Flanknehmena unmöglich. 1. Die verschanzte Position von Bunzelwitz in der Uebersicht auf 1 Blat. 2. Zwischen Breda u. Gertrüdenberg, ein klein Blat, bloß in der Uebersicht, bis Herzogenbuschb 3. Die bei Pirna. (NB ein Buch, wie man die Geshichte studirt)

II.

Wo das Umgehen und In Flank Nehmen schwierig. 1. Die Verschanzung von Königsbergc 2. Die Position hinern Plauenschen Grunde, muß bis Dipoldiswalde gezeichnet werden, u. die kaiserl. Position 1759. u. Pr.



III. Wo das Umgehen sehr leicht war. 1. Eilaud 2. Heilsberg 3. Lutterbergene

a b c

d

e

1

Verändert aus „das Umgehen“. Links neben der letzten Zeile gestrichen: „3. Zwishen“. Darunter gestrichen: „2. Fontenoi“. Die anschließende Nummer „2.“ entsprechend verändert aus „3.“ Darunter gestrichen: „2. Friedland“; die folgenden beiden Nummern entsprechend umnumeriert. Darunter mit Bleistift notiert: „Berlikom bei Herzogenbusch“ sowie: „IV. Noch Beispiele von Umgehungen Im Großen Schlacht bei Fleurus Im Kleinen Gefecht von Templeuve“. [Hiermit könnte das von Pont à Chin gemeint sein.] Nach der Schlacht von Friedland.

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766 IV.

II. In Schlesien während des Rußlandfeldzugs (April–Dezember 1812)

Aus den man den Feind, wenn er uns 1. Mindenf angreifen will, selbst unt[e]r vortheilhaften 2. Friedland Umständen angreifen kann 3. Cassel 1762g 4. Hohenfriedbergh 5. Rosbachi

512. Aufzeichnung

[?, nach Juni 1807]

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 279 fol. 33r–34v (3 S.): Eigenhändig. Notizen zu einem militärtheoretischen Werk. Verschanzungen. Dispositionen. Angriffe mit Lehrbeispielen.

In den Erläuteru[n]gen Die Kriticken vona –––––––––––– Schanzen –––––––––––– Verschanzungen –––––––––––– Positionen a. Schanzen mit Sturmpfählen oder ganz ohne vorlieg[en]de Hindernisse. Fast überalb nur in entfernter Canonadec für die Artilleristen nützlich. Valenciennes. b. Verschanzungen. Breda, Werwick, Valenciennes. c. Positionen Eilau, Friedland, Valenciennes,d Wormouth, N. N. (auf dem Berge, wo Clairfaye geshlagen wurde1), Courtraie

f g h i

a b c d e

1

Folgt, mit Bleistift geschrieben: „Nach Kupferstich mit Project“. Folgt gestrichen, mit Bleistift geschrieben: „in Arbeit“. Folgt, mit Bleistift geschrieben: „nicht gemacht“. Etwas darunter folgt gestrichen: „Angriff der Positionen“, darunter „a. Angrif“ und dann „I. Angriff einer Armee, die nicht zu umgehen b. [verändert aus „a.“] Cunersdorf c. [verändert aus „b.“] Famars a. Angriffsdisposition en echellon, eine allgemeine Anordnung“. Folgt gestrichen: „Positionen.“ Folgt gestrichen: „fast nachtheilig“. Die folgenden drei Wörter nachträglich hinzugefügt. Folgt gestrichen: „Wilder“. Die untere Hälfte von fol. 33r blieb unbeschrieben. Der Text wird fortgesetzt auf fol. 33v. Gemeint ist wahrscheinlich die Schlacht von Wattignies, in der die Österreicher auf dem Plateau von Souvergeaux angegriffen wurden. Clerfait stand dabei unter dem Oberbefehl des Prinzen von Coburg.

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Nr. 512

a. b. c. a. b. c.l

d. e.

767

Uber die schriftlichenf Dispositionen den Zwek darstelln den Geist, in den agirt u. gehandelt werden soll nicht zu bestimmt, nicht zu unbestimmt. Hochledeg. Was nicht vergessen werden darf. Ob alle Truppenh u. die ganze Artillrie ihren bestimmten Befehlshaber in V[e]rzeichniß der Tr.? i Ob alle Befehlshab[e]r ihre Anweisung, was sie zu thun? Ob für die Lebensmittel gesorgt?j Wo die Brodwagen bleiben? Wo die übrigen Proviantwagen? Obk Ochsen folgen? Ob für eine gute Vertheil[un]g der Inf. u. Art. Munition gesorgtm und die Divisionsbefehlshaber wissen, wo sie Reserve Munition bekommen? Ob die Artillerie u. Inf.n Reserve Munition ihr bestimmter Art u. Befehle auf alle Fälle haben? Ob für Blessirte Wagen gesorgt? Ob wegen des fliegenden Lazareths etwas zu verfügen? Wohin die Kranken u. Blessirten zu bringen? Wohin der Rükzug in übelsten Fall? Ob die Brücken u. s. w. auf diesen Fall eingerichtet? Ob auf diesen Fall über andere Anstallten, welche zur Sicherheit dienen könneno, vorläufig der Befehl an ein paar vertraute Offic. gegeben? Z. B. um Brücken spre[n]gen oder bald unbrauchbar, wenn man sie in der Retraite passirt, machen zu können u. s. w.? Angriff der Positionen oder feindlichen Armeen a. b.

f g h i j

k l m n o

Allgemeine Regeln Angrif in freien Felde –– verschanzte Posit.

Nachträglich hinzugefügt. Folgt gestrichen: „Tournay.“ Die folgenden vier Wörter nachträglich hinzugefügt. Davor gestrichen: „b.“, das „b.“ in der Zeile darunter verändert aus „c.“ Der Rest dieses Punktes nachträglich hinzugefügt. Darunter gestrichen: „d. Ob für die Bleßirten Wagen gesorgt?“ Folgt gestrichen: „die Regimenter wissen, wo sie“. Verändert aus „e.“ Das anschließende Satzende nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „f. Ob die Artillerie“. Folgt gestrichen: „in Voraus verfügt“.

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II. In Schlesien während des Rußlandfeldzugs (April–Dezember 1812)

1stes Beispiel Angrif einer Armee in Frontp a. Zorndorfq, Lafeld, Eilau. 2tes Beispiel Angriff einer Armee, derenr einer Flügel nicht völlig gedekt, s aber nicht zu umgehen ist. a. Cunersdorf b. Famarst d. Lüttich2. 3tes Beispiel Angriff einer Armee, welche auf einem Flügel angegriffen u. umgangen werden kann. a. Krefeld – in durchschnitten[en] b. Eilau – in offenen Terrän c. Friedlandu – theils offen, theils durchschnitten Warum bei Collin der Angriff nicht gela[n]gv 4tes Beispiel Angriff, wo man den Feind auf beiden Flügeln umgehen kann. a. Wilhelmsthalw 5. Angriff, wo man den Feind auf beiden Flügeln umgehen u. in Rücken nehmen kann a. Wilder b. Mouscron c.x Weimar 513. Aufzeichnung

[?, ?]

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 279 fol. 35r–v (11/2 S.): Eigenhändig. Gebrauch von Beispielen. Verschanzungskunst.

Die Critiken muß man anführen, damit der Lehr[ling?] lernt, nicht in die Fehler zu falln, in die andere gefallen. p q

r s t u v w x 2

Verändert aus „Armee, die nicht zu umgehen und bloß in Front angegriffen werden kann.“ Folgt gestrichen: „auf einen Blatt. b. ein eigner Entwurf auf einer andern Position. c. Courtrai. c. [verändert aus „d.“] Dettingen. e.“ Statt „dessen“. Verändert aus „nicht gedekt, aber doch“. Darunter gestrichen: „c. Kesselsdorf“. Der folgende Punkt umrandet. Umrandet. Verändert aus „Warum es bei Collin nicht gelang“, dabei versehentlich keine Streichungen. Darunter gestrichen: „b. Wilder“ und „c. Mouscron“. Folgt gestrichen: „Auerstädt“. Gemeint ist mutmaßlich Rocourt.

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Nr. 513

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Den[n] die gut[e]na Beispiele geben ihn nur eine Idee einer guten Position, da er aberb sie nicht grade zu nachahmen kann, in dem Umst[ä]nde u. Terrän neue Combinatione[n] u. Erfindu[n]gen erfordern, so riskirt er immerc noch auf manichfaltige Art Fehler zu machen.d Verschanzungs Kunst – Die Bau[u]ng u. Dimension – Zeit der Erbau[u]ng bei ei[ne]r gewissen Anzahl Leute NB. Schanzeug, geschwi[n]de Ablösunge 1. 2. 3.f 4. 5.

Eine Schanze mit Profil, Palisaden, Wolfsgruben, kleinen Pfäln etc. Eine Einshneidung (einen Fluß vor sich) Verschanzung a. einzelneg b.   geschl. Blokhaus

Zu Nr. 513: Planskizze und Profil der „Palisaden“ (fol. 35v).

a b c d e f g

Verändert aus „Die“. Folgt gestrichen: „nur selten wird“. Folgt gestrichen: „noch, in die Gefahr zu falln“. Die untere Hälfte von fol. 35r blieb unbeschrieben. Diese drei Zeilen in der Vorlage links neben den folgenden. Folgt gestrichen: „Schießscharten u. Bänke für Canonen, Bettungen“. Folgt gestrichen: „mit Red“.

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II. In Schlesien während des Rußlandfeldzugs (April–Dezember 1812)

Einzelne Schanzen Princip der Vertheidigung Den Feind in Feur aufhalten, Unt[e]rschied der Hindernisse in einzelnen u. Großen etc. Princip des Angriffs a. Beschießen (hilft selten viel) b. Tirailleure c. Angriffe, Abtheilu[n]g zum Eindri[n]g[e]n auf den Ra[n]de des Grabe[n]s   zum Umgehen   gegen den übrigen Feind.   Die Palisaden 6 Fuß aus der cd = ef = 2 F. 4  in Erde.



514. Aufzeichnung

[?, ?]

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 279 fol. 37r–v (11/4 S.): Eigenhändig. Notizen zu militärwissenschaftlichen Schriften.

1. 2. 3.

Die Schlacht von Bergen ist als ein Beispiel einer guten Position u. Disposit. der Vertheidigung, die Schlacht von Rosbach als ein Beispiel, wie man sich des Terräns geschikt bedienen müße; der Ueb[e]rg[a]ng üb[e]r die Saale bei Weissenfels u. s. w. ist merkwürdig.

Die Armeen haben etwas Eigenthümliches in ihrer Art den Krieg zu führen. 1. Die französische in den Revolutionskriegea – Dumourié, Carnot, Pichegru1 b Napoleon, etwas verändert c Was bei blieb: a. Divis. u. ihre Vortheile, b. zerstreute Gefechte, c. Gebrauch der Cav. Drei Perioden – Dumouriez – Carnot, Pichegru – Napoleon 2. Die oestereichschen Armeen. – Clerfaye Defensiv System 1792 – Coburg, Mak – Erzherzog2 a b c 1 2

Die folgenden zwei Namen nachträglich hinzugefügt. Davor gestrichen „2. Unter“. Davor gestrichen „3.“ Die hier und in der Folge genannten Generäle sind aus den früheren Bänden bekannt. Gemeint ist mutmaßlich Erzherzog Karl.

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Nr. 515

3. 4.

771

Bleibende Eigenthümlichkeiten. Die preussische Herzog von Braunshweig. Russishe – bleibende Eigenthümlichkeiten.

Die bleibenden Eigenthümlichkeitend werden von den General nach seinem Genie mehr od[e]r weniger geändert. Ein Blik auf den 7jährigen Krieg. Oestereichsche, Pr., allirte, franz. Armeen. Aehnlichkeit Napoleons u. Friedrichs. 515. Lehrschrift

[?, ?]

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 279 fol. 38r–40r (5 S.): Konzept, eigenhändig.

Von den Character der Führung des Kriegesa Ebenso wie in den äusern u. innern gesellshaftlich[e]nb Verhältnissen der Völker zufällige Umstände eine große Verschiedenheit erzeugen und keine systematische Verfaßung nach den gesellschaftlich[e]n Vertrage und nur sellten von derc Natur bestimte Gränzend eine bedeutende Zeit zwishen den verschieden[en] Völkern statt fanden, eben so ist es auch mit den gegenseitigen Verhältnissen der Armeen, den Terräne, welches zu behaupten u. s. w. Zufällige Ereignissef, Verschiedenheit der Ansichten von Vortheiln u. Nachtheilen desselben Terrains und der Begriffe von der Führung des Kriegesg, Vershiedenheit desh Gemüths, Characters der gegenseitig[e]n Feldherrn und eine Menge andre Ursachen erzeugen nicht selten eine große Verschiedenheit in der Führung der Armeeni. Ein ander Umstand der Verschiedenheit der Operationen entstehetj durch die verschiedenen Einleitung[en], in der die gegenseitigen Stellungen und Bed

Folgt gestrichen: „hängen ab“.

a

Darunter gestrichen: „Die Zufälligkeit der Oprationen und der Character der Führung des Kriegs“. Verändert aus „Ebenso wie in der Verfaßung u. Lage der Völker“. Verändert aus „und keine philosophischen Systeme, keine Abrückung, welche die“ Folgt gestrichen: „jemals statt“; das Folgende verändert aus „eine geraume Zeit statt fanden, eben so ist es auch mit den Oprationen.“ Verändert aus „Kriegestheater“. Folgt gestrichen: „falsche u. wahre Nachrichten unrichtige“. Verändert aus „desselben Terrains, persönliche“. Das Folgende verändert aus „Characters der Feldherrn“. Verändert aus „erzeugen eine unendliche Verschiedenheit in den Benehmen im Kriege“. Es folgt gestrichen: „auch selbst, wenn diese Feldhern in gleichen Grundsätze[n] der Taktik erzogen warn, obgleich gewisse[r] Character in den Benehmen sichtbar bleiben wird.“ Statt „entstehen“.

b c d

e f g h i

j

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II. In Schlesien während des Rußlandfeldzugs (April–Dezember 1812)

wegungen sich ergeben, und dieselben gegenseitig[e]n Feldherrn verfahren bei denselben Armeen ink einem und dem selben Terrän und in gleichen Lagen sellten auf ein und dieselbe Art. Bald veranlassen diese die Nachricht[e]nl von der gegenseitigen Lage, die Ansichten des Terräns, die augenblikliche Gemüths Stimmungm des Feldherrn, die Berichten von den Detaschem. an die Befehlshaber u. s. w.o Alle diese werden in der zweiten Besetzung dieses Terräns von den[en] in der ersten oft sehr vershieden seyn. Oft hat ein Feldherr einenp Schritt aus Unkunde des Terrains und der feindlich[e]n Stellu[n]g gethan, er will nicht gern gleich ihn zurük thun; er glaubt zu bemerkenq, daß der feindliche General die daraus entstehenden Nachtheile nicht benutztr, vielleicht weil er die Stellu[n]g seines Gegners nicht kennt, hierdurch entstehet nun eine Constellation der Armeen u. Corps, die ganz vershieden von der ist, die ohne diese Einleitu[n]g würde statt gefunden haben. Nur derjenige, welche[r] die Kriegesgeschichte bis ins Einzelne, bis zu den Beweggr[ü]nden jeder Ausrichtung studirt oder Gelegenheit hat zu sehen, wie es bei der Führung der Armeen zugehet, wird sich von dem, was hier behauptet ist, üb[e]rzeugen. Dies Ausführung der ersten Grundsätze hängt gar oft von zufälligen Umständen, von Glük ab, wir sehen dies bei den ersten Feldherrn, selbst noch dann, [wenn] sie die gegenseit[i]gen Armeen u. Feldherrn und das Kriegestheater auf das genaueste kennen. Man erinnere sich an den Feldzug von 1761 in Westphalen u. Schlesien, die beid[e]n größten Feldherrn konntent nicht die Vereinigu[n]g der gegenseitigen abgesonderten Armeen [verhindern?], obgleich sie zwishen ihnen warn, mit Vortheil einzeln angrifen; sie mußten ihre Vereinigu[n]g sich gefallen lassen oder sie thaten esu. Man kann hieraus den Schluß ziehen, daß nur ein General von auszeich[n]enden Talentenv sich den Namen eines groß[e]n Generals erwirbtw, wenn ihn das Glük nichtx zuwider isty oder wenn er überlegene Streitmittel hat (den k l m

n o

p q r s t u v w x y

Statt „im“. Verändert aus „falsche gegenseitige Nachrichten“. Verändert aus „die zufälligen Umstände, die augenblikliche Stimmu[n]g der persönlichen Gemüthsart“. Statt „Berichten“. Der anschließende Satz verändert aus „bald in der Verschiedenheit der Beurtheilung des feindlichen Generals u. s. w.“ Folgt gestrichen: „falschen“. Verändert aus „er siehet“. Die anschließende Parenthese bis „nicht kennt“ nachträglich hinzugefügt. Die folgenden zwei Wörter nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „hinderten“. Folgt gestrichen: „wenigst[e]ns.“ Verändert aus „nur ein großer General glüklich ist“. Verändert aus „genannt wird“. Folgt gestrichen: „ganz“. Das Folgende bis „trotzen kann)“ nachträglich hinzugefügt.

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Nr. 516

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Glük trotzen kann) und daß man bei der Beurtheilung der Befehlshaber der Armeenz mit großer Umsicht und behutsamer verfahren muß. Diese vorläufigen Bemerkungen werden den Leser überzeugen, daß es hier nicht die Absicht ist, den Character der Führu[n]g des Krieges, der jeden Feldherr[n], jeder Nation, jeden Zeitalter, jedem Kriegestheater eigen ist, als fest und unbedingt darzustellen.aa Dieser Character zeigt sich aber dennoch, wennab aus der Menge des Einzelnenac wie in den Berech[n]ung[e]n der Naturersheinu[n]g[e]n Schlüße des Wahrscheinlichen mit Vorsicht aufgestellt werden. Jeder Feldherr hat seine eigene Bildung, Erfahrung und also Ansicht von der Führu[n]g des Krieges, nach dieser verfährt er, wenn er selbständig auftritt. Man nehme Daun, Laudon, Broglio, den Herzog Ferdinandad, den Prinzen Heinrich1, den großen König – alle selbständige Feldherrn, und welche Verschiedenheit in der Führung des Krieges. 516. Notizen

[?, ?]

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 279 fol. 48r–v (2 S.): Eigenhändig. Schlachten und Feldzüge im 17. und 18. Jahrhundert.

Noticen 1.

Die allirte Armee bei Höchstädt 1704, 66 Bat. 178 Esc. 52 Canon 50 bis 52.000 M. Die französische Armee 90 Canonen ¬ 1 82 Bat. ­ 60 M. 160 Esc. ® M Der linke Flügel hatte 34 Canon genomen. Die Schlacht ist in Hinsicht der Schlachtordnu[n]g u. des Gefechts äusserst merkwürdig.

z

aa ab ac ad 1

1

Verändert aus „Beurtheilung der Generale eine“. Das anschließende Satzende verändert aus einer längeren, durch dichte Schraffur gestrichenen Passage. Darunter gestrichen: „Indessen ist es der“. Folgt ein überflüssiges „man“. Folgt gestrichen: „gleichsam“. Die folgenden drei Wörter nachträglich hinzugefügt. Der Bruder Friedrichs des Großen. Zu lesen: „60.000 Mann“.

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II. In Schlesien während des Rußlandfeldzugs (April–Dezember 1812)

Die Relation auf dem kl.a Plan, der im Haag herausgekommen ist, verdient gelesen zu werden. Auf den linken Fl. wurde die allirte Cav. geschlag[e]n u.b übern Bach2 zurükgetrieb[e]n, die 2te Linie redressirte alles. Tallard3 stellte zu letz[t] 10 Bat. zwishen der Cav. vertheilt, sie wurden niedergehauen. Der Verlußt der All. 4485 Todt. 7323 Verw. 2.

Die Seckendorfsche kaiserl. u. Reichsarmee, welchec 1735 über den Hunsrück marshirte4, war 77 Bat. 96 Esc. stark u. hatte 18 oestr., 2 wolfenbüttelsche u. 6 sächsische = 26 Canonen.

3.

Die Stellung der Russen in dem Baurschen Plane5 1769–71, meist[e]ns in Quarree mit Canone[n] in Ecken, auch Cav. drin, doch auch viel Detaschements draussen.

Schlacht bei Altenheim

1tn Aug. 1675

Franz. Armee Graf von Lorge Kaisl. Armee Graf von Montecuculi Montecuculi verfolgte die fr. Armee6, sie setzte sich hinter die kl.d Schutter, in Schlachtordnu[n]g die Cav. auf den Flügeln; von dieser gingen auf den recht. frnz. Fl.e vor 4 Bataillone, die sich in ein Holz setzten, u. 4 Escs. dazwishen.

a b c

d e 2 3

4

5

6

Nachträglich hinzugefügt. Die folgenden zwei Wörter nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „Das Seckendorfsche Corps, welches“, dabei „welches“ versehentlich nicht geändert. Nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „von dieser gingen“. Gemeint ist wohl der Riedgraben. Marschall Camille Graf von Tallard (1652–1728), der im zweiten Band vorgestellte französische Befehlshaber bei Höchstädt. Während des Polnischen Erbfolgekriegs. Die von dem u. a. durch seine Gesandtschaft in Berlin bekannten Reichsgrafen Friedrich Heinrich von Seckendorff angeführte Armee schlug am 20. Oktober 1735 bei Klausen in der Eifel die französische des Grafen Coigny. Gemeint ist offenbar eine von dem aus dem ersten Band bekannten General Friedrich Wilhelm von Bauer (1731–1783) beschriebene Schlachtordnung aus dem russisch-türkischen Krieg 1768–1774. Nach der Schlacht von Sasbach. Zur Chronologie des Feldzugs vgl. Nr. 155 im ersten Band, in dem auch der Graf von Lorges vorgestellt wurde.

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Nr. 516

Zu Nr. 516: Skizze zur Schlacht von Altenheim (fol. 48v).

Diese wurden a[n]g[e]griffen, mit Cav. von frnz. Seite u. nachher mit 2 Bataillonen Inf. verstärkt. Das Ganze wurde geschlagen, üb[e]r die Schutter geworfen. Gleich drauf ging[e]n die Oestreich[e]r auf den linken fr. Flügelf üb[e]r die Schutter, nur mit Cav., sie folgten in ein Holz an der Seite der frnz. Armee, Dragon[e]r zu Fuß, um ihren Rükzug in Fall der Noth zu decken.

Zu Nr. 516: Auf dieser Skizze bezeichnet: „3 Bat. Inf.“, „Drag. zu Fuß“, „oest. Colonne“, „Gehölz“ und „franz. Cav.“ (fol. 48v). f

Verändert aus „die Oestreich[e]r links“.

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II. In Schlesien während des Rußlandfeldzugs (April–Dezember 1812)

Die oest. Cav. wurde in Colonne angefallen und geworfen, eine Esc. auf die andere, es entstanden mehr[e]re Gefechte;g Montecuculi setzte Inf. u. Drag[o]n[e]r an die Brücke, den Rükzug zu dek[e]n, die Cav. ging in der Reträte durch die Schutter. Die Franz. warfen nun selbst Inf. in das Holz a. Nachher marshirten die Armeen an der Schutt[e]r gegen einand[e]r auf, Mont. stellte die Inf.h in ersten, die Cav. ins 2te Treffen; auch die Frnz. that[e]n das, doch behielten sie die Cav. auf den linken Flügel, wie Inf. lä[n]gs den Fluß postirt, sie gingen [in] der Nacht zurük. Es scheint, als wenn bei den beßrn Generaln die Natur der Sache zu der Schlachtordnu[n]g, die Inf. in ersten Treffen geführt habe. Uebrige[n]s shien das Inf. Feur in dies[e]r Zeit sehr gefürchtet zu seyn. 517. Lehrschrift

[?, nicht vor 1809?1]

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 106 fol. 25r–27r (3 S.): Konzept, eigenhändig. Gefahren der Gewohnheit und des Formenwesens.

Von Jugend auf gewöhnt das zu thun, was andere thun, reden und handeln wir mehr nach Gewohnheit alsa nach den Planen, welche die reine Vernunft uns vorschreiben würde, wenn wir uns von den Herkommenb loßreißen könnten. So pflanzen wir die Vorurtheile in allen Zweigen des menschlichen Wissens fort. Die ganze Menschheit, alle Völker, sind diesen Hange des Menschen unterworfen, daher die Verschiedenheit in ihren Sitten, ihren Verfaßungen, ihrenc Handlungen, ihren Meinungen, von dend, was ist, was gewesen und seyn wird. Hierzu kömt noch, daß in allen menschlichen Einrichtungen die ersten einfachen Mittel zum Zweke, das Gefühl des Bedürfnisses der wahren Mittel baldf verlohren gehet, daß geistlose Menschen sich bald in das Formwesen verliehreng, immer in der Form zu setzen und nach u. nach den Geist, der die Form regiren sollte, ganz zu tödten. So ging esh zu allen Zeiten den Religionen, der Ausführung der Gesetze, fast allen Einrichtungen. g h

a b c d e f g h 1

Folgt gestrichen: „das erste“. Verändert aus „Cav.“ Verändert aus „Gewohnheit, nach den Herkommen, als nach der Vernunft“. Verändert aus „von der Gewohnheit“. Folgt gestrichen: „bürgerlichen“. Verändert aus „Meinungen von Dingen auf dieser Welt, von Gott, von der Zukunft“. Folgt gestrichen: „der Geist von dem, welche“. Nachträglich hinzugefügt. Das anschließenden Satzende nachträglich hinzugefügt. Die folgenden drei Wörter nachträglich hinzugefügt. Wegen der Verweise auf die Kriege in Spanien und Tirol.

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Nr. 517

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Daher sah man, so lange keine stehende Armeen vorhanden warn, in den militärishe[n] Einrichtungen der gebildeten Völker die größtei Einfachheit in den Mitteln, mit den[en] man den Zwek zu erreichen suchte. Die römishej und griechische militärische Verfaßung ist für jeden, der nicht ganzk durch Gewohnheit und Form verdorben ist, der den Geist der Dinge von der Form abzusondern weißl, weit zwekmäßiger als die unser stehenden Armeen. Wie wenig haben sie auch durch ihre Institutionen in unsern Zeit[en] geleistet! Die Nord-Amerikanerm, die Franzosen, die Tyroler2, die Spanier haben gezeigt, was kleine Völker ohne Streitmittel, ohne andere Einigung als die Liebe zur Unabhängigkeit gegenn die weltbeherrshenden Armeen, gegen alle Mittel der Natur u. sogenanteno Kunst fast ohne Mittel und ohne Kunst leisten können; und die in stehenden Armeen gebildeten Generale, Bourgoyne, Howep, Herzog von Braunshweig, Clerfaye, Prinz von Coburg, Möllendorf, Herzog von York,q Kray, Wurmser, Alvinzy u. s. w.3, worin erhoben sie sich über die kunstlosern, über Waschinton4, Dumouriez, Carnotr, Pichegru, Hoche, Moreau, Buonaparte, Massena u. s. w.? i j k l m n o p

q r 2

3

4

Verändert aus „So lange [...] warn, blieben die militärische[n] Einrichtungen“. Die folgenden zwei Wörter nachträglich hinzugefügt. Nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „der sich zu den Geist des Wesens der Dinge heran faßen kann eine“. Verändert aus „In Amerika u. Frankreich“. Folgt gestrichen: „die größ“. Nachträglich hinzugefügt. Lesung etwas unsicher, da der Name aus einem durch dichte Schraffur gestrichenen, mit „G“ beginnenden verändert wurde. Die folgenden drei Namen nachträglich hinzugefügt. Nachträglich hinzugefügt. Im seit 1806 bayrischen Tirol begann am 9. April 1809 ein mit der österreichischen Kriegserklärung koordinierter Volksaufstand. Die von Andreas Hofer und anderen angeführten Aufgebote schlugen ihre bayrischen, französischen und sächsischen Gegner in mehreren Gefechten und Schlachten, mußten sich aber infolge der Niederlage Österreichs Ende des Jahres geschlagen geben. Die meisten hier und in der Folge Genannten sind aus den ersten zwei Bänden bekannt. Der Politiker, General und Dramatiker John Burgoyne (1722–1792) hatte im Siebenjährigen Krieg u. a. in Portugal gedient, kapitulierte 1777 mit seinem britischbraunschweigischen Korps bei Saratoga und erhielt danach kein Kommando mehr. Der ebenfalls politisch aktive General William Howe (1729–1814) hatte im Österreichischen Erbfolgekrieg in Flandern gedient und sich im Siebenjährigen Krieg u. a. bei Quebec ausgezeichnet. Er befehligte 1775 bei dem verlustreichen Sieg von Bunker Hill und erzielte als britischer Oberbefehlshaber 1776 einige Erfolge, so bei Brandywine Creek, wurde 1778 aber abgelöst. Der Landbesitzer und Sklavenhalter George Washington (1732–1799) war 1752 in die Miliz von Virginia eingetreten und hatte seit 1754 am Krieg gegen Frankreich und seine indianischen Verbündeten teilgenommen, der in den Siebenjährigen mündete. Hierbei stieg er zum Kommandeur der gesamten virginischen Miliz auf. Im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg befehligte er seit 1775 die mehrfach geschlagene, aber letztlich siegreiche Continental Army. 1787 präsidierte er dem amerikanischen Verfassungskonvent, von 1789 bis 1797 regierte er als der erste Präsident der Vereinigten Staaten.

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II. In Schlesien während des Rußlandfeldzugs (April–Dezember 1812)

Man muß hier zu allgemeinen Ueberblicken menschlicher Einrichtungen sich erheben, wer dies nicht nothwendig hält, nicht hiezus fähig ist, darf nicht übert allgemeine Einrichtungen u. Verfaßungen urtheilen, eignet sich bloß zu den untergeordnetenu Arbeiten der Einzelnen. ––––––––––––––––––––v Wenn in der Verfaßungw, Bildung und Uebung der stehenden Armeen größte Zwekmäßigkeit herrschte, wie ließen sich diese Ereignisse erklären? Vergebens wird man der Nachwelt aufdri[n]gen wolln, diese Vergleichung sei zwischen heterogenen Dingen aufgestellt.x Aber man gehe auch nur in das innere Wesen der stehenden Armeen, z. B. der Bildung der Anführer! Wodurch wird ihr Geist zu großen Thaten erhoben, ihr Verstand ausgebildet? Wodurch bekommen sie eine Fertigkeit, die Kriegesfälle anzuordnen, auszuführen? Stehet das innere Wesen der stehenden Armeen in Friedenszeiten nicht grade dieser Ausbildung entgegen? 518. Aufzeichnung

[?, nicht vor 18101]

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 168 fol. 16r–17v (4 S.): Konzept, eigenhändig. Gliederung eines Werks über die Kriegskunst.

Die Kriegeskunst, zum Unterricht der Kriegesschule in Berlin. 1. Theil Begriffe von Kriegea Inhalt

s t u v w x

a b c 1

1str Abschnittb Innere Zusammensetzung einer ins Feld rückenden Armee. Schlachtordnungc 2tr Abschnitt Begriff von der Führung des Kriegs

Nachträglich hinzugefügt, außerdem ein überflüssiges zweites „nicht“. Folgt ein überflüssiges „eine“. Nachträglich hinzugefügt. Der Rest der Seite und Rückseite (fol. 26r–v) blieben unbeschrieben. Nachträglich hinzugefügt. Folgt gestrichen: „Warum vernichtet[e]n [verändert aus „bezwangen“] denn die Römer in eben den Verhältnißen die Carthaginenser selbst in den Augenblik, da diese den größten General [folgt gestrichen: „der damaligen“] an ihrer Spitze und sich der Verzweifelung übergeben hatten?“ Möglicherweise ist gemeint, die Römer wären angesichts der Siege Hannibals zeitweise verzweifelt gewesen. Verändert aus „Begriffe von den Anordnungen im Kriege.“ Darunter gestrichen: „1. Bestandtheile einer Armee“. Verändert aus „Erklärung“. Nach Eröffnung der Allgemeinen Kriegsschule.

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Nr. 518

1.d 2.e 3. 4.

779

Versamlung der Truppen in Kantonirungsquartieren od[e]r Lagern. Begriff von den Operationen zweier gegenseitigen Armeen, durch ein Beispiel gegeben.f Begriff von einem Gefecht. Beispiel (Sangershausen) Begriff von einer Schlacht (Eilau)g

2ter Theil Ueber dieh Gefechte, Schlachten, Stellungen u. s. w. 1ster Abschnitti. Ueber die Schlachtordnung im Allgemeinen 2tr Abschnitt. Gefecht zwishen Detashements, Angriff u. Vertheidigu[n]g von Posten.j 3ter Abshnitt. Wahl derk Stellung[e]n u. Anordnung der Vertheidigu[n]g derselben 4tr Abschnitt.l Die Vorposten oder die Sicherheits Anordnu[n]g einer Stellu[n]g 5tr Abschnittm. Angriff der Stellu[n]g[e]nn 6. Zurükzüge u. Verfolgung 7.o Vertheidigung der Flüsse und Gebirgs Ketten, Moräste u. s. w. d e f g

h i j k l

m n o

Verändert aus „2.“, analog die folgenden Nummern „2.“ bis „4.“ aus „3.“ bis „5.“ Folgt gestrichen: „Beispiele der Operationen“. Darunter gestrichen: „4. Von den Stellungen (Positionen)“. Darunter auf fol. 16r–v gestrichen eine stark redigierte Passage: „3tr Abschnitt Gefechtsordnu[n]g, Schlachtord[n]u[n]g, Angriff u. Vertheidigung in Allgemeinen Ueber die Führung des Krieges 1. [folgt gestrichen: „Ueber die Fechtart“] Von den Schlachtordnu[n]gen überhaupt 2. Angriff einer stehend[e]n feindlichen Armee in ihrer Stellu[n]g. 3. Vertheidigung einer Stellung 4. Abschnitt Wahl einer Stellung u. Sicherheit gegen unerwartete A[n]griffe 1. Ueber die Wahl einer Stellung, eines Lagers 2. Ueber die Befestigung einer Stellung 3. Ueber die Sicherheit in einer Stellung gegen unerwartete Angriffe 5tr Abschnitt 4. Ueber die Vertheidigung der Flüße und Gebürgs-Ketten und den Uebergang derselben; Vertheidigung von Gebürgsketten, einer befestigten Grenze u. s. w. 4. Verhalten bei Stellungen, die umgangen werden können. [folgt gestrichen: „5. Ueber die Combinationen in einer Stellung“] 5. Abschnitt 4. Abschnitt. Wahl [folgt gestrichen: „eines Lagers“] einer Stellung, Anordnu[n]g zur Vertheidigung derselben. 5. Angriff einer Stellu[n]g“. Folgt gestrichen: „Anordnungen im Kriege Grundsatz Führung des in Felde“. Folgt gestrichen: „über die allgemeinen Grundsätze der Anordnungen im Kriege“. Verändert aus „2. Ueber die zum Gefecht“. Folgt gestrichen: „Läger“. Das Folgende verändert aus „Angriff der Stellungen. Sicherheitsanord[n]u[n]gen der Stellungen, Cantonirungs oder Winterquartier“. Verändert aus „4tr Abschnitt.“ Darunter gestrichen: „2tr Absch. Angriff und Vertheidigung bei Detaschements Posten“. Verändert aus „6.“, analog die folgende „8.“ aus „7.“

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II. In Schlesien während des Rußlandfeldzugs (April–Dezember 1812)

8. 9. 10. 11. 12.

Uebergänge über Flüße, Zurükzüge ueber Flüße u. s. w.p Ueber die Cantonirungs u. Winterquartiere. Ueber die Fouragirungen.q Ueber die Operationen zweier gegenseitigen Armeen Somer Winter Ueber den Krieg zweier Nationen.

3ter Theil dier Stratageme der heutigen Taktik. 4ter Theils Ueber die Vertheidigung und den Angriff der Verschanzungen u. Festungen. Die Beispiele sind abgesondert beschrieben, nur allgemein in Text angeführt, dam[i]t dieser concentrirt bleibt. Ueber die Grundsätze all[e]r Anordnungen in Krieget (Einleitung zu den Theil von den Stratagems) 1tr Grundsatzu Die Vortheile der verschiedenen Waffen, derv Vertheidigung, des Angriffs und Terräns so combiniren, daßw durch die innre wechselseitigex Thätigkeit eine größere Stärke als die Zusammenstellung der einzelnen Kräftey erhalten wird. (Die chemishe Production). tr 2 Grundsatz Nach der eigenthümlichen Lage handeln.z ter 3 Grundsatzaa Den Feind unerwartet in einem Punkte mit einer größer[n] Anzahl anfalln, als er aufstelln kann. p q

r s t

u v w x y z aa

Die folgenden Punkte 9 und 10 nachträglich hinzugefügt. Die folgenden Punkte 11 und 12 verschoben von ihrer ursprünglichen Position vor Punkt 6. Verändert aus „3.“, dabei diese Nummer versehentlich verdoppelt. Verändert aus „3ter Theil“. Der anschließende Rest der Überschrift nachträglich hinzugefügt. Darunter gestrichen: „1. [folgt gestrichen: „Sich in Hinterhalt“] Pläne und Stärke verbergen. 2.“ Mit großem Abstand darunter gestrichen: „2. Den Feind ueberlisten, Hinterhalte legen.“ Verändert aus „2tr Grundsatz“, analog in der Folge „2tr Grundsatz“ aus „3.“ Verändert aus „2. Angriff“, dabei „2.“ versehentlich stehengelassen. Folgt gestrichen: „nicht allein das größte“. Verändert aus „die gegenseitige“. Folgt gestrichen: „ersteht“. Folgt gestrichen: „Keine, die nicht durch durch“. Statt „3str Grundsatz“, verändert aus „1str Grundsatz“. Dieser Teil stand ursprünglich vor den zwei vorangehenden.

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Nr. 519

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Dazu gehört in taktischer Hinsicht, immer verdekt zu stehen, in Gehölze[n], Gebüsche[n], hint[e]r Bergen oder seinenab Standpunkt in der Nacht zu verändern beim Angriffe. Dazu gehört in strategischer Hinsicht, seine Plane geheim zu halten, nachdem alles in Bewegu[n]g ist, von einer Armee zur andrn schnell zu detashiren. Gedekte Gränzen. 519. Aufzeichnung

[?, 1812?1]

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 168 fol. 18r–v (2 S.): Konzept, eigenhändig. Gliederung und Materialsammlung für ein Werk über die Strategie.

Strategie Begriff und Beispiel von den Operationen einesa Feldzugs. Darauf folgt eine umständlichere Abhandlu[n]g.b 1. Entwurf der Oprationen des Feldzugsc 2. Leitung der Opratione[n] im Laufe des Krieges Bei den Entwurf kömmd vor: – 1. Offensivee a. Invasion. Friedrich der 2te 1756,f [die] Allirten 1792. b. Systematishes Fortshreiten. – Friedrich der 2te 1762 – Brogliog 1761. ab

Statt „oder seinem“, verändert aus „bald hier, bald da“.

a

Verändert aus „einer Armee“. Dieser Absatz nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „1. Entwurf des Feldzugs und erste Oprat“. Verändert aus „kömmen Punkte“. Verändert aus „Defensive Opration“. Darunter gestrichen: „a. Invasion b. Systematisches [verändert aus „Systematische Leitung“] Fortschreiten. a. Friedrich der 2te Sachsen 1757, Napoleon [folgt gestrichen: „Preussen 1806“] Rußland 1812 b. Friedrich der 2te 1762, [folgt gestrichen: „Herzog Ferdinand 1762“] Broglio [folgt gestrichen hinzugefügt: „u. Ferdinand“] 1761 – 2. Defensive [folgt gestrichen: „Operation“] Feldzug der Russen 1806, Friederich der 2te 1760“. Der anschließende Rest der Zeile nachträglich hinzugefügt. Darunter gestrichen: „offensiv, Oestreich u. Sachsen defensiv 1756. Die Franzosen 1806. b. Broglio u. Ferdinand 1761. 1805 und 1806 offensiv, Preussen defensiv.“ Folgt gestrichen: „u. Ferdinand 18“. Der Text steht in Zusammenhang mit Scharnhorsts Lehrtätigkeit. Die Erwähnung des Rußlandfeldzugs legt eine Niederschrift noch 1812 oder Anfang 1813 nahe, vgl. Anm. e.

b c d e

f

g 1

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782 2.

1.

2.

II. In Schlesien während des Rußlandfeldzugs (April–Dezember 1812)

Defensive.h 1. Daun 1762i 2. Friedrich der 2te 1760j Leitung der Operationen in Lauf des Kriegs Offensive a. Friederich der 2te 1757, Rosbach u. Leuthen, gut. b. Russen 1806 u. 1807 schlecht c. Condade 1759 gut u. schlecht. Defensive, Friedrich der 2te 1760, 1761 gut Russen 1806 u. 1807 schlecht. Herzog Ferdinand 1761, gut Oestereicher 1809, schlecht.

Kriegeskunstk Zuerst1 was Krieg, dann das Feuergewehrm, drauf dien Taktik, zuletzt dieo Strategie.p Stratagem, in Landau beim Bombardement 1793 Feuer mit nassen Stroh in der Festun[n]g, um Rauch zu machen; die Preussenq warn zu weit davon. Nun glaubten sie, die Kugeln kämen hin u. feurten viel.r Man mußte in der Festu[n]g auf solche[n] Flecke[n] Feuer mach[e]n, wos man gern das Feur des Feindes hinziehn will, weil jed[e]r au[f]s Feur shießt.

h i j k

l m n o p

q r s

Folgt gestrichen: „Oestreich, Sachsen, Daun“. Verändert aus „1. Feldzug der Allirten 1794“. Verändert aus „1757“. Diese Überschrift in der linken Spalte. Es folgt gestrichen: „In der Abhandlung über die Taktik.“ Folgt gestrichen hinzugefügt: „Einleitu[n]g“. Verändert aus „dann die Strategie“. Folgt gestrichen: „angewandte“. Folgt gestrichen: „Strategeme“. Darunter gestrichen: „Vorbereitung zur Kriegesku[n]st 1str Abshnitt. Wirkung des Feurgewehrs 2tr Abshnitt. Stellung, Gefecht. Kriegesku[n]st 1ster Abshnitt. Vorbereit[un]g 2tr Abschnitt. Strategie 3tr Abschnitt. Angewandte Taktik 4. -Stratageme.“ Verändert aus „Feinde“. Der anschließende Satz nachträglich hinzugefügt. Folgt gestrichen: „keines“.

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Nr. 520

520. Aufzeichnung

[?, nach 1807?]

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 186 fol. 2r (1 S.): Reinschrift, Schreiberhand. Verzeichnis von Plänen.

Vertheidigung und Angriff von Defiléen A.

Vertheidigung, wo die Brücken vernichtet waren oder man doch das Defilée vor der Front hatte. Plan I. Fig. 1. Brücke von Werwick. Fig. 2. Brücke und Damm in Menin. Plan Ia. Project bei Mandeln1 ohnweit Königsberg.

B.

Vertheidigung, wo man Meister vom Uebergange war. Fig. 3. Brücke von Spanden (Plan I.) Plan II. Fig. 1. Angriff des Brückenkopfs von Spanden2. Fig. 2. Detaillirterer Grundriß des Brückenkopfs von Spanden mit den Profilen. Plan III. Fig. 1. Brücke bei Brückermühle3.

C.

Vertheidigung von Stadtthoren und ähnlichen Defilées. Fig. 2. Mühlen und Höxter-Thor bei Lübeck. Fig. 3. Wie man die Vertheidigung des Mühlen und Höxter-Thors hätte erleichtern können. Plan IV. Fig. 1. Vertheidigung des Brandenburger Thors in Königsberg.

D.

Angriff eines Defilées, Brücke u. s. w. Fig. 2. Damm bei Menin Plan IV Fig. 3. Brücke bei Halle Plan V. Fig. 1. Der Nasse-Garten bei Königsberg. a Fig. 2. Burgthor bei Lübeck.



Die dazu gehörigen 2 Aufsätze im Kleck sind mit No 6 und No 7 bezeichnet.

a 1 2

3

Davor mit Bleistift: „(noch in Arbeit von Lieut. v. Dedenroth)“. Das Dorf befand sich früher nordöstlich von Königsberg. Vgl. hierzu auch die mutmaßlich von einem Mitarbeiter Scharnhorsts verfaßte Denkschrift „Ueber den Brücken-Kopf bei Spanden an der Paßarge“ und die beigelegten Pläne, ebda., Nr. 127 fol. 2r–13r. Vgl. Nr. 17 im ersten Band.

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II. In Schlesien während des Rußlandfeldzugs (April–Dezember 1812)

521. Skizzen

[?, ?]

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 186 fol. 3v–4r (2 S.): Konzept, eigenhändig. Angriff und Vertheidigung von Defileen.

Vertheidigung des Defileesa aa bb c d,d ee

1 Bataillon Inf. das 3te Glied desselben Battrie zwei Regiment[e]r Cav. in Colone Ein Regiment Cav. in Linie

A[n]griff des Defilees AAA 3 Battrie Art. BB zwei Bataillon in Massen C 1 Bataillon in Linie EEE Die 3tn Glieder der obig[e]n 3 Bataillons FF zwei Regiment[e]r Cav. in Colonne GG Die leichte Brigade gehet du[r]ch den Fluß.

a

Rechts daneben gestrichen: „Feindliche Stärke scheint unsern Brigade Befehlshaber zu seyn: Weniger Inf. u. Art. als unsere a[n]greif[e]nde Brigade, aber eb[e]n so viel oder mehr Cav. als unsere.“

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Nr. 521

785

Zu Nr. 521: Skizze mit Maßstab „2000 Schritt“ (fol. 4r).

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II. In Schlesien während des Rußlandfeldzugs (April–Dezember 1812)

A B 3 Bat. in Massen mit 2 Bat. C D 2 Bataillone in Massen E F die beiden Füsel. Bataillon in Mass[e]n G H die 3 Esc. Husar in Linie J K die beiden Lini. Cav. Regim. in Colone LL Resrv. Art. MN und OP Tirailleur und Flanqueureb ZZ die feindl. Cav. in Linie YY die feindl. Inf. in Linie XX u. WW die feindl. Tiraillr. u. Flanqueure. 522. Aufzeichnung

[?, nach 1809]

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 186 fol. 5r (1 S.): Konzept, eigenhändig, unvollendet. Beispiele zu Angriff und Verteidigung von Defileen.

Vertheidigung eines Defilee’s Die Vertheidigunga und der A[n]griff eines Defilees ist einb sehr wichtiger Gegenstand der angewandten Taktik; der A[n]griff u. die Vertheidigung von Brückenc, Thore[n], Dämme[n], hohle[n] Wege[n], Uebergänge[n] übers Gebürge, Chausseen in schlechten Terrain u. s. w. kommen in Lauf des Krieges sehr oft vor. 1806 die Brücke bei Halle, das Thor bei Lübek, 1807d der Damm bei Brau[n]sb[e]rg, die Brücke bei Spanden, die Brücke beim Niederkruge vor Königsberg; wer denkt nicht an Lody 1796, Wien 1805e, Aspern 1809, Menin 1793, Jena 1806, Rousbrugge, Hondschoot 1793, Pont a Chin, Walhem, Werwik, Ingelmünster, Morseele (bei Dendermonde), Dröge, Bentheim 1794. Die Vertheidigungf und der A[n]griff eines Punkts, eines Defilees ist gleichsamg die erste Elementar Anordnung, welche sich in allen übrigen Anordnung[e]n nach Terrän, Umständen und manchen andern Modif[ic]ationen anwenden läßt. b

Das Folgende in der Vorlage in der rechten Spalte.

a

Die folgenden drei Wörter nachträglich hinzugefügt. Statt „eine“. Verändert aus „Taktik; Fluß Brücken“. Statt „1707“. Folgt gestrichen: „1809“. Den Franzosen gelang es hier 1805 durch Übertölpelung des wachhabenden Offiziers die Donaubrücke im Handstreich zu nehmen. Die folgenden drei Wörter nachträglich hinzugefügt. Folgt gestrichen: „das Element der Anordnung“.

b c d e

f g

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Nr. 523

523. Lehrschrift

787 [?, nach 1793]

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 186 fol. 6r–8v (4 S.): Konzept, eigenhändig.a Verteidigung von Defilees durch Verschanzungen. Verschanzungen bei Valenciennes 1793.

No. 1.b 1stesc Beispiel. Welches zeigt, wie man zur Vertheidigung eines Defilees das Einschneiden anwenden kann.d

a

b c d

Die dazugehörigen Plan- und Profilskizzen wurden zu einem Stich verarbeitet, der an fol. 7 angeklebt wurde. Mit Bleistift geschrieben, möglicherweise von einer anderen Hand. Statt „1stel“. Dieser Absatz stark redigiert. Darunter gestrichen: „Deckung durch Einschneiden, geschwindeste Art sich zu verschanzen“.

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II. In Schlesien während des Rußlandfeldzugs (April–Dezember 1812)

Zu Nr. 523: Eigenhändige Plan- und Profilskizze (fol. 6r).



bc = 800 ad =



ce = 400 S. de =



cf 200 S. df feg e

Ein Damm in einem morastigen Boden, Eine Brücke über einen unbedeutenden Bach

cd ein Vorposten von 2 Comp. Inf.e, welcher den Uebergang über diesen Dam verhindern soll.

1. 2.

e f g h

In den ersten Stunden nach Ankunftf des Vorposten wird die Brücke abgebrochen u. in f der Dam durchstochen. So bald diese Arbeit ausgeführt ist, wird in cd eine Art Tranchee gemacht, von der das Profil in h i k l dargestellt ist. Diese Art sich zu decken nennt man sich einschneiden, sie ist ges[ch]wind gemacht. In welchen Fallen man sich des Einschneidens bedienen kan: wo man sich bloß gegen ein[e] Canonade decken will und bei den nahen Angriff durch Reserve verstärkt wird oder den Feind entgegen gehen will, wie in 3tn Beispiel; wo man Hindernisse des Angriffs oder des Zugangs vor sich hat u. also den einbrechenden Angriff u. Sturm der eigentlichen Verschanzungg nicht zu fürchten hat, wie in 1. u. 2ten Beispiel.h

Verändert aus „ein Vorposten“. Verändert aus „Bei Ankunft“. Verändert aus „des Angriffs for sich hat u. den nahen Angriff u. Sturm“. Die untere Hälfte dieser Seite (fol. 6v) blieb unbeschrieben, der Text wird fortgesetzt auf fol. 7v.

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Nr. 523

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1ste Art der Vershanzung Deckung durch Einschneiden, geschwindeste Art sich zu deckeni. 2tesj Beispiel. Welches zeigt, wie die Franzosen sich in den Walde von Vicogne (nahe bei Valenciennes) auf einer Chaussee eingeshnitten u. das Gebüsch vor derselben zum Verhak gemacht hattenk, durch welches man bei widerhohlten Angriffen nicht durchdrang.

Zu Nr. 523: Eigenhändige Plan- und Profilskizze (fol. 7v).

AB Eine Chaussel CD Ein Theil des Waldes, der ausm Gebüschen bestand, die auf 5 Fuß Höhe eingeknikt warn EF No 1, Profil der Chaussee in ihren anfänglichen Zustande EF No 2, Profil der Chausse, nach den die Franzosen sich in ihr eingeschnitten und sie dadurch zur Vertheidigung eingerichtet hatten. g der bis zu 10 Fuß breite u. 3 Fuß tiefen erweiterte Chaussee Grabe, in den die Franzosen währe[n]d der Canonade bedekt stehen konnte[n] h ein Theil der Chausee, 4 F. breit, als Bank, um über die Brustwehr i wegfeuren zu können. Die Brustwehr war 4 F. hoch, die Erde verlor sich auf der Mitte der Chaussee.o i j k l m n o

Verändert aus „sich zu vertheidigen“. Statt „2stes“; verändert aus „1stes“. Folgt gestrichen: „Obgleich diese von oestereichscher Seite Welches“. Folgt gestrichen: „(in den Walde von Vicogne in May 1793)“. Folgt gestrichen: „niedern“. Verändert aus „10 Fuß breite“. Das folgende Blatt (fol. 8) hat ein kleineres Format als die anderen beiden.

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II. In Schlesien während des Rußlandfeldzugs (April–Dezember 1812)

Zu Nr. 523: Eigenhändige Plan- und Profilskizze (fol. 8r).

3tes Beispiel. Verschanztes oestereichschesp Lag[e]r bei Bruai 1793, aus dem Gedächtnis aufgezeichnet. AB CD EF FG Hq

Oest. Lager unter d[e]n Genral Clerfaye Die Verschanzung vor der Front des Lagers Unbedeutender Bach Morastiger Theil des Bachs Gehölz von Vicogne, dessen Umfang von leichten Truppen mit einer Art Verhak u. Artr Fleschen versehen u. von leichten Truppen bewacht. Das Profil No 1 zeigt die Einrichtu[n]g der Redute bei C. Sie hat eine 41/2 Fuß hohe Brustwehr u. deswegen einen Graben y, welcher im Innern der Redute; auss[e]rlich hat sie einen 8 Fuß breiten u. 6 Fuß tiefen Graben. So wohl vor den Graben als in demselben liegt Dorn, Hainbuchen u. andere krause Gebüsches, zwischen denen hin u. wied[e]r spitze Pfähle, 11/2 bis 2 Fuß aus der Erde stehen. Diese Art Deckung durch Einschneident erfordert nicht halb so viel Zeit als andere und ist dennoch gegen einen Sturm durch das GebüschVerhak u. den Graben einigermaßen gedekt. Nur hat man nicht übrall Dorn oder andere krause Gebüshe; dann muß man sich statt ihrer der Verhacke p q r s t

Nachträglich hinzugefügt, ebenso das „Oest.“ vor dem nächsten „Lager“. Verändert aus „A“. Verändert aus „dessen Umfang mit einen Verhak u.“ Das anschließende Satzende nachträglich hinzugefügt, dabei „2“ verändert aus „21/2“. Verändert aus „Diese Art Brustwehr“.

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Nr. 523

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von kleinen Baumen oder Aeste[n] bedienenu, und darunter Wolfsgruben oder in Nothfall diese allein, wenn man so[n]st nicht, wie hier angenommen, Zeit hat, Palisaden u. tiefe Grab[e]n anzubringen. Das Profil No 2 zeigt die Einrichtung des Einschnitts, d. i. der Tranchee zwishen den beiden Schanzen für die Infanterie, das Profil 3 die Einrichtung für diev Aufstellung des Geschützes.

Zu Nr. 523: Der für den Druck vorbereitete Kupferstich der drei Beispiele (fol. 7(a)r).

u v

Das Folgende bis „diese allein“ nachträglich hinzugefügt. Folgt gestrichen: „Anbringung des Geschützes“.

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II. In Schlesien während des Rußlandfeldzugs (April–Dezember 1812)

524. Aufzeichnung

[?, nach Mai 18091]

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 186 fol. 9r (1 S.): Konzept, eigenhändig. Verteidigung von Flußübergängen und Toren.

No. 6a Vertheidigung eines Defilees (eines Uebergangs über einen Fluß, eines Thors u. s. w.) Brücken a. b.

1. 2. 3.e 4. 5. 6.

Vernichtung einer Brückeb Wenn Zeit abbrechen, halb abbrechen, um sie selbst noch brauchen zu könnenc (NB. Joche, Pfeiler, sonst bald hergestellt) Wenn es an Zeit fehlt, – Bei hölzernen Holzstöße anzünden oder Sprengen – b[ei] steinernen Sprengen. Bei Menin 50 u. 70 웩 Pulver. Eine Tonne Patron 100 웩 shwer. Brücke in Werwik Plan .... Keine Tr[u]pp[e]n an der ander[n] Seite Brücke und Dam in Menin (mein Plan) Plan ..... Trupp[e]n an d[e]r andrn Seited Brücke bei Spandenf. Meister von Ueberga[n]ge. Plan ... Allg.g Anordnu[n]g, wie eine Brücke zu vertheidigen, ohne besondre Rüksicht auf die Trupp[e]n an der andrn Seite der Brücke.h Vertheidigu[n]g des Ueb[e]rga[n]gsi bei Brückermühle. Pl. Keine Truppen an der andrn Seite. Indirecte Vertheidigungj bei Meer.

Thore2 1. Mühlen u. Hüsterthor Pl. 2. Wie man die Vertheidigung des Mühlen u. Hüster Thor hätte erleichtern könnenk, nebenstehen. Plan. 3. Vertheidigu[n]g des Brandenburger Thors. a b c d

e f g h i j k 1 2

Mit Bleistift von unbekannter Hand, möglicherweise von der eines Archivars. Die folgenden Punkte a und b nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „a. Abbrechen“. Darunter gestrichen: „3. Mühlenthor, 4. Hüsterthor in Lübek, Plan ....., 5. Wie man bei den Mühlenthor die Zubereitung hätte machen müßen, Pl. ... Fig. 1.“ Verändert aus „6.“ Die folgenden drei Wörter nachträglich hinzugefügt. Nachträglich hinzugefügt. Folgt gestrichen: „5. Brücke bei Spanden Pl. ...“ Verändert aus „6. Brücke“. Verändert aus „6. Schlacht bei Aspern.“ Es folgt gestrichen: „Affäre“. Verändert aus „2. Wie man das Mühlen u. Hüster Thor hätte vertheidigen müßen“. Wegen der Erwähnung der Schlacht von Aspern. Die ersten beiden Beispiele betreffen die Verteidigung Lübecks (Mühlen- und Hüxtertor), das dritte die Königsbergs.

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Nr. 525

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Zu Nr. 524: Scharnhorsts „Fig. 1.“ zeigt eine „Barrikade von Wagen“ sowie „Grabe[n]“ und „Wall“ (fol. 9r).

Angriff eines Defilees, Brücke u. s. w. 1. Brücke bei Halle, Plan ...., Holzendorf3 2. Burgthor bei Lübek, Pl. 3. Damm bei Menin, Pl. 4. Brücke bei Lody 5. Nassegarten bei Königsberg. 525. Denkschrift

[?, nach 1794]

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 186 fol. 10r–11r (3 S.): Konzept, eigenhändig. Verteidigung der Brücke von Wervik. Verteidigung auf dem Rückzug.

3

Karl Friedrich von Holtzendorff wurde in dem Gefecht verwundet.

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II. In Schlesien während des Rußlandfeldzugs (April–Dezember 1812)

Skizze „No 2“ zur Stellung an der Lys („Liss Fl.“), fol. 10r.

Vertheidigung eines Defilees auf Vorpostena durch eine Haubitze in der Stadt Werwik 1793 u. 94. gga Ein Theil der Stadt Werwik, am rechten Uf[e]r der Liß, von den Franzosen besetz[t]. ab eine Brücke, von der die Bretter abgenomen und nur noch 4 Balken über die Joche liegen a Eine hohe Traverse, hinter der eine franz.b Haubitze, welche durch eine Schießscharte auf die Brücke gerichtet gg Häuser mit franz. Schützen besetzt. c Ein Ort, aus den man auf die Traverse a mit 2 3웩dignc Canonen schoß; man ladete sie in e u. d u. schob sie he[r]vor ff Häuser mit hannöv. Schützen besetzt. a b

c

Verändert aus „Besetzung eines Defilees“. Verändert aus „Eine Traverse, hinter der eine“. In der Folge „franz.“ bzw. „hannöv.“ vor „Schützen“ ergänzt. Nachträglich hinzugefügt.

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Nr. 525

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Das Defilee wurde von den Franzosend vertheidigt u. von den Hannov. nicht forcirt.

Zu Nr. 525: Skizze „No 1“ (fol. 10v–11r).

Vertheidigung einer Brücke bei dem Rükzuge unsr. Truppen Die Brücke. Es ist hier angenommen, daße die feindliche[n] Trupp[e]n bei den Rükzuge mit unsern vermisht seyn u. daß in die Luft sprengen dadurch gehindert werden könnte. b Spanische Reuter auf der Brücke, währnd der Nacht angeschloßen, um geg[e]n den Ueberfall sich zu sichern cccc Wolfsgruben oder Spanishe Reuter oder kleine Pfale oder Palisaden, welche 5 Fuß hoch oblik, die Spitze einwerts gekehrt mit 7 Zwischen Räumen u. Lichten dd Eine Brustwehr 50 Fuß la[n]g mit 2f Schießscharten, hinter denen 2 Haubitzen oder Canonen ee Eineg Tranchee für etwa 2 Comp. ff Reserve Sollten die feindl. Truppen vermisht mit uns[ere]n auch über die Brücke bis g vordri[n]gen, so werden nun einige Cartätschüße von jeder Caa

d e f g

Folgt gestrichen: „behauptet“. Diese fünf Wörter ersetzen eine längere, dicht durchgestrichene Passage. Folgt gestrichen: „Geschützen“. Folgt gestrichen: „Traverse“.

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II. In Schlesien während des Rußlandfeldzugs (April–Dezember 1812)

none alle Fei[n]de zwishen g u. h vernichten u. diejenigen, welche mit unsern Truppen vermischt bis i gekommen u. die Verschanzu[n]g c, d, e anfallen wolln, werden von der Reserve f, f gefang[e]n genommen. Gewöhnlich placirt man bei Vertheidigu[n]g des Rükzugs der Trupp[e]n üb[e]r eine Brücke die Geshütze in k, k u. legt hier Brustwehrn an. Die Erfahru[n]g hat mich gelehrt, daß bei dieser Anordnu[n]g der unternehm[e]nd[e]h Feind gewöhnlich mit durchdringti, wenn man nicht sehr viel Geschütz hat u. die Punkte K K nicht höher als die Brücke liegen. Durch die vorgeshlagene Anordnu[n]g wurde[n] 1794 bei Menin die Frnz.j mit 2 3웩dign Canonen verhindert, mit unsern sich zurükziehnd[e]n Tr[u]ppen, mit denen sie vermisht warn, über die Lis zu dri[n]gen. Gleich wohl kann man, wenn man mehr Geschütze hat als 2 bis 4 Stük, welche in d erforderlich sind, sie in l u. m so aufstellen, daß sie mit Cartätschenk den Rückzug der Truppen von der andrn Seite vertheidigen können. Sie müßen hierbei nichtl zu nahe an Fluß u. nicht nahe bei einander stehn, sonst ist die Bedienung gleich vernichtet von den Inf. Feurm des Feindes. Man muß hier die Prolonge angelegt haben. 526. Aufzeichnung

[?, nicht vor 1809]

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 186 fol. 30r–31v (31/2 S.): Konzept, eigenhändig. Beispiele. Drei Arten der Verteidigung einer Flußlinie.

Uebergang und Vertheidigung der Flüße. 1. 2. 3.

h i j k l

m

a b 1

Vertheidigung des Rheins durch die Clermontsche Armee 1758.1 Falscher Uebergang bei Rürort. Falsche Direction in Hinmarsch. Die Bylands Insel, die Heu-Schiffea, das neutrale Terrän. Vertheidigung der Lis bei Bousbek. Affäre in Nov.b 1793. Mißlungene Vertheidigung des Kanals von Löwen. Vertheidigung der großen Neethe bis Liers.c Nachträglich hinzugefügt. Das anschließende Satzende nachträglich hinzugefügt. Die folgenden vier Wörter nachträglich hinzugefügt. Folgt gestrichen: „die Brücke“. Die folgenden acht Wörter nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „hierbei wo möglich [300?] Schritt“. Die schwer entzifferbare Zahl verändert aus einer anderen. Folgt gestrichen: „der andrn Seite“. Verändert aus „Heu-Wagen“. Verändert aus „Dec.“ Es geht um die Operationen des Herzogs Ferdinand von Braunschweig, die zur Schlacht von Krefeld führten.

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Nr. 526

4. 5. 6. 7. 8. 9. 10.

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Vertheidigung der Maas 1794 von Ruremonde bis an Ausfluß der Maas. Uebergang bei Alfen. Folge. Vertheidigung der Waal und des Rheins. Art der Vertheidigung. Uebergang bei dem Dorfe Ghent2 und Kekerdom. Zurükgeschlagen. Vertheidigung der Yssel, nachher der Ems. Vertheidigung der Weichsel 1806. Vertheidigung der Passarge 1807. Vertheidigung der Memel und Gilge 1807. Vertheidigung der Donau 1809. Es giebt 3 Arten der Vertheidigungen der Flüße.d

1ste Art. Man vertheidigt einen Fluß, in dem man den Fei[n]d hind[e]rt, ihn zu passiren und eine Brücke zu schlagen. In diesen Fall legt man Battrien an, um dene Fluß rasirend beschießen zu können.

Zu Nr. 526: Eigenhändige Skizze (fol. 30v), darauf angezeigt die „Feindliche Seite“.

2. Art. Oft wird ein Fluß vertheidiget, in dem man den Fe[i]nd zu hindern sucht, mit einen bedeutenden Theil über denselb[e]n zu gehen, ehe man diesen mit einem stärkern angreifen kann. In diesen Fallf werden die Fuhrten unbrauchbar gemacht, Brückeng vernichtet und der Fluß mit Feldwachen besetzt, welche stärkre Detashements hinter sich zur Unt[e]rstützung oder Aufnahme hab[e]nh; hinter diesen befi[n]de[n] sich die Armee Corps. c

d

e f g h 2

Die Punkte 2 und 3 nachträglich hinzugefügt, die folgenden zwei Punkte entsprechend umnumeriert. Darunter gestrichen: „1. Die Vertheidigung eines Flußes wie die Lis in Belg., 30 bis 100 Schritt breit, der an manchen Stelln zu durchwaden ist. Diese Vertheidigung kann, wenn eine kleine Strecke zu vertheidigen ist“. Folgt gestrichen: „Feind“. Folgt gestrichen: „wird der Fluß gewöhnlich“. Verändert aus „die Fuhrten oder Brücken“. Folgt gestrichen: „Diese Art der Vertheidigung ist die“ Gendt.

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II. In Schlesien während des Rußlandfeldzugs (April–Dezember 1812)

Zu Nr. 526: Eigenhändige Skizze (fol. 30v–31r), darauf angezeigt die „Feindliche Seite“, „Feldwachen“, „Detashements, oder Vorposten Brigaden“ und „Division der Armee.“

3te Art Man bedient sich auch eines Flußes bloß zu ein[e]r Vorposten Kette, um den Feind beßer beobachteni und eine kurze Zeit aufhalten zu können, und Zeit zu haben, sich aus den Cantonirungsquartiern zu versammln oder den Feind mit der ganzen Macht entgeg[e]nrück[e]n zu können.

i

Die folgenden fünf Wörter nachträglich hinzugefügt.

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5. Verschiedene nicht genau datierbare Stücke

527. Aufzeichnung mit Skizzen

[Neiße, nicht vor 1810?]

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 271 fol. 37r–v (11/2 S.): Eigenhändig.

Redoute von Neisse1 Eina 5 Fuß hohes Glacis in derb Escarpe ein Blockhaus, die Brustwehr oben 20 dik, Grabe 9 tief.

Zu Nr. 527: Skizze der Abdachung „zu Rollbomben“ (fol. 37r).

Die Wand F von Ständern u. Bohlen Der Balke a b muß untern Horizont, die Casematte in Lichten 71/2 F. hoch. Die Schußlöcher sind Ziellöcher. In cd stehen von 10 zu 10 F. Ständ[e]r mit Tragebalken, damit die Beschädigu[n]g der Schrankwände nicht den Einsturz verursachen k[ö]nne.c

a b c 1

Statt „Eine“. Folgt gestrichen: „Contres“. Daneben eine Berechnung (12 + 7 + 8 + 5 = 22 [richtig: 32] Fuß). In diesem Zusammenhang vgl. auch das Schreiben Harroys an Scharnhorst zur Unterbrechung der Arbeiten zur Anlage von Verschanzungen bei Glatz und Neiße (Neiße, 20. November 1812, ebda., Nr. 241 fol. 1r–2r).

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II. In Schlesien während des Rußlandfeldzugs (April–Dezember 1812)

Die Schrankwand 20 an jeder Seite + 20 40 80 die Seit der R. 120 60 Mann 40 Seit der Red. 100 400 alle 4 Seitend Kanonenbänke

d

An der Seite gestrichen:

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„44 Fuß 80 2 / 124 / 62 Mann an jedr Seite, also 248 M. In der Schanze 40 jede Seit, also 160 M.“

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Nr. 528

Festungs Seite Dies die Redoute in Plan. Hintere Seite Schränkwand u. Graben

Zu Nr. 527: Skizze auf fol. 37v.

528. Scharnhorst an Rottenburg

[Schlesien?, nach 10. Mai 18121]

Nach der Edition bei Linnebach, S. 434.a Dank für Briefe. Aktuelle Ernennungen in der Armee.

Lieber Rothenburg, herzlichen Dank für das Andenken an mich; ich habe in allem 3 kleine Briefe von Ihnen erhalten. Ich billige alles in höchsten Grade, Sie haben so gehandelt, wie sie mußten. Ihre Lage ist unangenehm.2 Sie werden aber schon Mittel finden durchzukommen. Wer kann es allen recht machen? Der Oberst v. [Zieten3] ist sehr über das Avancement von Brauchitsch4 aufgebracht und hat an den König geschrieben. Grüßen Sie a

1 2

3 4

Wahrscheinlich gelangte Linnebachs Vorlage, eine Abschrift im Kriegsarchiv, Verz. 12 Nr. 57, später ins Heeresarchiv und ist dort 1945 verbrannt. Vgl. Anm. 4. Das bezieht sich möglicherweise auf die Ernennung Borstells zum Gouverneur und 1. Kommandanten von Kolberg. So von Linnebach ergänzt. Der aus dem fünften Band bekannte Ludwig von Brauchitsch, Chef der Gendarmerie, war am 10. Mai zum Generalmajor befördert worden.

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II. In Schlesien während des Rußlandfeldzugs (April–Dezember 1812)

Dumoulin5. Briefe an mich bitte ich an den Geheimen Sekretär George in Berlin zu schicken. Der Himmel erhalte Sie gesund. Ihr Freund Scharnhorst. Ich gehe nach Cudowa mit meiner Tochter. 529. Scharnhorst an Yorck

[?, nach 12. August 1812?1]

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 30 fol. 30r–v (2 S.): Konzept, eigenhändig. Druck: Lehmann II, S. 462f. (Zitate); Linnebach, S. 438. Die Yorck zugedachte Rolle im mobilen Korps. Scharnhorsts Entschluß in Preußen zu bleiben. a

Als Sie zumb zweiten Befehlshaber bei dem marshirt[e]nc Corps ernannt wurden, hofte ichd, daß dadurch unsere Würde gegen unsere Allirtene behauptet werden würde und unsere Truppen den Krieg lernen und sich Achtung in demselben erwerben sollten.f Eine Verkettung von Umständen scheintg mir zu beweisen, daß ich diese Hofnung zu voreilig gefaßt habe. Sie detaschirt und die Unthätigkeit der Russen wird den General v. Grawert gestatten, nach sein[e]r Art zu manoeuvriren, und wir werden in der Kriegeskunst auf den Flek stehen bleiben, auf den wir vorher war[e]n.2 Die Russen werden übrigens bald bezwungenh werden, weil sie sich nicht ihrer eigenthümlichen Hülfs Mitteli zu bedienen wissen, nichts von der Führung der Armeen verstehen und so weit darin zurük sind, daß sie diese nicht so bald erlernen können. 5

Dem aus dem vierten Band bekannten Friedrich Ferdinand du Moulin (1776–1845) war 1810 die Stelle des Postmeisters von Kolberg übertragen worden, vorgeblich als Versorgungsposten, tatsächlich, um die geheime Kommunikation mit Großbritannien sicherzustellen; vgl. Nippold, Boyen II, S. 133.

a

Zunächst gestrichen: „Mein Gedanke, mein Wunsch war“. Folgt gestrichen: „ersten“. Das Wort nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „dachte ich nur“. Folgt gestrichen: „Truppen“. Folgt gestrichen: „Jetzt gebe ich meine Hofnungen auf, Sie sind detaschirt und daß Ganze“. Statt „scheinen“; folgt gestrichen: „dieser Hofnung keinen Raum laßen zu dürfen Aussicht zu hindern“. Verändert aus „die Russen werden geschlagen“. Verändert aus „eigenthümlichen Mittel“. Vgl. Anm. 3. Yorck war am 10. Juli an die Spitze eines von Memel nachmarschierenden Verbandes gestellt worden, während es vor Riga, abgesehen vom Gefecht bei Eckau (19. Juli), relativ ruhig blieb. Am 13. August mußte Grawert jedoch wegen einer auf dem Feldzug zugezogenen Erkrankung sein Kommando an Yorck übergeben.

b c d e f

g

h i 1 2

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Nr. 530

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Ich habe beschloßen, mein Vaterland nicht zu verlaßen und mit demselben das ungewisse Schiksal zu theilen.3 Dies sind meine Bekentnisse, welche ich als einen Beweis meiner unbegrenzten Verehrung ich Ihnenj darlege und mit der innigstenk Herzlichkeit mich Ihrer Freundschaft empfehle. 530. Scharnhorst an Thile

[Schlesien?, vor 23. Dezember 1812]

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 243 fol. 7r (1/4 S.): Auszug, Schreiberhand.a Versorgung der Festungen.

Am 23n d.M. kam der Director der ersten Division des Allgemeinen KriegesDepartements, Major v. Thiele, zu mir, um über den Zustand unsrer Festungen Erkundigung einzuziehen, und erklärte sich im Laufe des Gesprächs durch Ewr. Hochwolgebornen schriftliche Äußerung gegen ihn, Es sey zweckmäßig, den Festungen under den jetzigen Umständen alles dasjenige zu verschafen, was ihnen noch fehle, um eine ernsthafte Vertheidigung leisten zu können, und nicht zu einer schnellen Übergabe genötigt zu seyn, zu diesem Schritte veranlaßt. [...]b 531. Denkschrift

[?, 1812?]

Nach dem Auszug bei Scherbening II, S. 357f. Austattung der Festungen mit Geschütz.

Nach dem Tilsiter Frieden mußten die preußischen Festungen wieder mit Geschütz und Munition auf eine gleichförmige Art versehen werden. Neisse und Spandau waren ganz leer und konnten nur Geschütze und Munition aus anderen Festungen erhalten. Auch der Armee fehlte es an Munition. Ich nahm die Bestände vor und machte einen Ueberschlag, ob alle vorhandenen Geschütze und Munition zu dem dringendsten Bedarf der Festungen und Armee hinreichen würden und fand ein beruhigendes Resultat ......... es j k 3

a b

Verändert aus „unbegrenzten Hochachtung ich Ihnen darzulegen nicht“. Folgt gestrichen: „Freundschaft“. Lehmann bezieht das darauf, daß Scharnhorst nach dem Treffen mit dem König und Hardenberg in Glatz von seinem Entlassungsgesuch Abstand nahm, vgl. Nr. 425, Anm. 2. In einem Schreiben Schölers an Scharnhorst (Berlin, 26. Dezember 1812, fol. 7r–v). Danach erläutert Schöler, was er Thile gesagt habe und was er nach weiteren Recherchen darüber dachte. Zwar fehle in den Festungen einiges (z. B. etwas an Pulver in Kolberg und Schlesien, etwas an Holz in Preußen), doch sei das z. Zt. nicht zu beschaffen und man müßte es im Ernstfall dem Savoir-faire der Kommandanten überlassen.

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II. In Schlesien während des Rußlandfeldzugs (April–Dezember 1812)

fand sich, daß es uns nicht an Geschütz überhaupt fehle, wohl aber an Mörsern. Es wurde daher dem Könige vorgeschlagen, Mörser und Bomben gießen und dagegen die in den Festungen entbehrlichen Kanonen zum Feldgebrauch einrichten zu lassen, welches genehmigt wurde ... es fand sich nun, daß sowohl das Geschütz als die Munition in den Festungen sehr unzweckmäßig vertheilt waren, und daß hierin eine große und kostbare Veränderung vorgenommen werden mußte, deren Ausführung erst im Jahre 1811 ganz geendigt wurde. [...] Man muß hierbei noch bemerken, daß bei allen diesen Festsetzungen eine Vermehrung wünschenswerth blieb und daß schon jetzt die eiserne Munition in den Festungen vermehrt ist. [...] Obgleich der folgende Aufsatz durch eine Kommission1, in der ich Vorsitz hatte, entstanden ist, so darf ich ihn mir doch zueignen; ich habe ihn aufgesetzt und die Mitglieder der Kommission sind meinen Vorschlägen unbedingt beigetreten. 532. Aufzeichnung

[Breslau?, vor 31. Dezember 1812]

GStA PK, VI. HA Nl Daniel Ludwig Albrecht Nr. 24 fol. 14r–15v (4 S.): Reinschrift, eigenhändig.

Von den russischen Streitkräften. Die Armeen bestehen jetzt 1. 2. 3. 4. 5.

aus der Reserve Armee, welche nach Volhynien im Marsch ist; sie ist vor Kurzem aus den Milizen formirt, stehet unter dem General Gudowiths1 und ist 70,000 Mann stark; aus einem neuen, aus den mittäglichen Provinzen gekommenen Corps von etwa 8 bis 9000 Mann, welches jetzt die Grenze von Gallicien erreicht hat; aus der großen Armee unter Cutusow von 115,000 Mann, bei Wilna, oder weiter vorgerückt2; aus den Cosaken, welche 20.000 Mann, wahrscheinlich aber auf die Hälfte geschmolzena oder vielmehr unberitten sind; aus der Armee unter Titschagof3, etwa 40.000 Mann stark, diese hat am wenigsten gelitten;

1

Die aus dem 6. Band bekannte Kommission von 1809 zu Fragen der Festungsartillerie.

a

Folgt gestrichen: „sind.“ Andrej Ivanovič Graf Gudovič (1782–1867) war als Kürassieroberst bei Borodino schwer verwundet und im Dezember 1812 zum Generalmajor befördert worden; 1813 und 1814 befehligte er Kürassierverbände. Gudovič trat 1816 aus Gesundheitsgründen in den Ruhestand, er starb als Oberjägermeister des Zaren. Die von dem aus dem vierten Band bekannten Mihail Illarionovič Fürst KutuzovSmolenskij kommandierte Armee erreichte am 10. Dezember Wilna. Admiral Pavel Vasil’evič Čičagov (1765–1849) hatte 1789/90 gegen Schweden gedient und ab 1802 als Vizeadmiral die russische Marine reformiert. Als Oberbefehlshaber der Schwarzmeerflotte und der Donauarmee schloß er 1812 den Frieden von Bukarest mit

1

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3

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Nr. 532

6. 7. 8. 9. 10. 11.

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die Witgensteinsche Armee ist 45.000 Mann stark; das Sakenscheb Corps ist 20,000 Mann stark; aus der Garnison von Riga unter den Genral Palucci4, ungefähr 10.000 Mann Feldtruppen und ebensoviel Recruten; aus der Besatzung von Bobruisk, 12 Bataillonen; aus der Besatzung von Kiew, 12 Bataillonen; aus der Besatzung von Petersburg, die sehr zahlreich seyn soll.

Jedes großec Gouvernement hat seine Miliz Armeed, bei kleinen hab[e]n zwei nur eine Armee. Eine Gouvernements Miliz-Armee bestehet aus 15 bis 20.000 Mann. Zwei Ausschreibungen zu Recrutirungen sind in der Ausführung, die erste bringt die Recruten in Januar zu den Armeen. Unter den russischen Generalen hat Witgenstein die größte Achtung bei dem Kaiser und der Armee; Kutusow hat gar keine. Die Ausländer sind von den Armeen zum Theil entfernt; Genral Pful hate nach England einen zweijährigen Uhrlaub5, Barklai de Tolly hat um den Abschied gebeten, aber nicht erhalten, ist jetzt in Petersburg, so auch Wolzogen6 u. a. der Türkei, danach wurde er zum Befehlshaber der 3. Westarmee ernannt. Da man ihm zur Last legte, daß der Überrest der Grande Armée über die Beresina entkommen konnte, ließ er sich 1814 beurlauben und lebte seitdem in Italien und Frankreich, wo er seine Memoiren verfaßte. Als er sich weigerte, in die Heimat zurückzukehren, wurde er 1834 seiner russischen Würden entkleidet; er starb in Paris. b

c d e 4

5

6

Statt „Sakenschen“. Fabian Gottlieb von der Osten gen. Sacken wurde im vierten Band vorgestellt. Nachträglich hinzugefügt. Zweimal verändert aus „seine Armee“. Verändert aus „ist“. Filippo Marchese Paulucci (1779–1849) war 1793 in die sardische Armee eingetreten, später wechselte er zur österreichischen und 1807 als Oberst zur russischen. Nach Dienst in den Kriegen in Finnland, an der Donau und im Kaukasus und inzwischen zum Generalleutnant befördert, wurde er 1812 zum Generalgouverneur von Livland und Kurland ernannt. Von Riga aus nahm er an den Verhandlungen teil, die zur Konvention von Tauroggen führten. Paulucci wurde 1823 zum General der Infanterie befördert, 1829 kehrte er ins Piemont zurück, wo er als Generalinspekteur, Divisionär und Minister fungierte. Der zum Ziel des 1812 grassierenden Fremdenhasses gewordene Phull reiste am 20. November nach England ab. Der mit Schiller befreundete Ludwig Freiherr von Wolzogen (1773–1845) war kurz vor dem Frieden von Basel zur preußischen Armee gewechselt und 1802 in die Militärische Gesellschaft eingetreten. 1804 kehrte er nach Württemberg zurück, wo er zum Oberstleutnant der Garde aufstieg, trat dann aber 1807 in russische Dienste. Durch seine Denkschrift „Napoleon und die Art, gegen ihn Krieg zu führen“, wurde Alexander I. 1810 auf ihn aufmerksam und ernannte ihn zu seinem Flügeladjutanten. Wolzogen kämpfte u. a. bei Borodino und diente 1813 mit Auszeichnung im Stab des Zaren und wurde nach der Schlacht von Leipzig zum Generalmajor befördert. 1815 kehrte er in preußische Dienste zurück, 1836 trat er als General der Infanterie in Ruhestand.

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II. In Schlesien während des Rußlandfeldzugs (April–Dezember 1812)

Der Haß der russischen Nation gegen die Franzosen gehet unvermerkt auch auf anderef Ausländer, doch stehen viele, als Benigsen, Witgenstein u. a., in Ansehen und genießen alles Zutrauen. Der Haß der russischen Baureng gegen die Franzosen ist nicht zu beschreiben, er gehet so weit, daß ein Ausländer selbst in russischer Uniform riskirt erschlagen zu werden, wenn er allein ist. Von den ausländischen Ueberläufernh hat man ein eigenes Corps, Legion, errichtet; diese wird von den ehemaligen hannöverschen Major von Arnschild7 comandirt und ist gegenwärtig gegen 3000 Mann stark; es fehlt dabei an Officieren; so wol die Formation als Besoldung ist auf deutshen Fuß. 533. Aufzeichnung

[Breslau?, Ende 1812?1]

GStA PK, VI. HA Nl Daniel Ludwig Albrecht Nr. 24 fol. 51r–v (11/2 S.): Reinschrift, eigenhändig. Druck: Lehmann II, S. 465 (Zitat). Das schwedisch-russische Verhältnis. Die Politik Rußlands.

Die schwedische Landung ist nicht zu Stande gekommen, weil man den Kronprinzen2 die versprochene finländische Division nicht gegeben, weil man sie bei Riga nicht glaubte entbehren zu können und statt der verlangten Insel Aaland mit der Festung Schweaborg3 nur die erstere zugestanden hat. Der Reichskanzler Romanzow hat noch immer das Portefeuille der Auswärtigen Angelegenheiten, man glaubt, er habe die Sache so geleitet, daß die schwedishe Landung nicht zustande gekommen ist. In Rußland ist alles wieder ihn, in Wien wird er gehaßt u. verachtet, der Kaiser soll ihn aus einer Art Eigensinna beibehalten. Von Frieden spricht man in Rußland nicht, aber auch nicht von auswärtigen Eroberungen; man denkt nur an die Vernichtung der Franzosen.

f g h 7

a 1 2

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Verändert aus „die“. Verändert aus „Der Haß der Nation“. Verändert aus „Von den Ausländern“. Der aus dem ersten Band bekannte Wilhelm Daniel von Arentsschildt, seit 1811 russischer Oberst, erhielt das Kommando über die Russisch-Deutsche Legion. Folgt ein überflüssiges zweites „ihn“. So im Faszikel eingeordnet. Der mit Unterstützung Napoleons zum Kronprinzen Karl Johann ernannte Bernadotte machte sich zunehmend die wirtschaftlichen und politischen Interessen seiner neuen Heimat zu eigen. Nach der Besetzung Schwedisch-Pommerns vollzog Schweden daher unter seiner Leitung einen Kurswechsel und verbündete sich mit Großbritannien und Rußland. Sveaborg.

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a. Persönlichkeiten im Umkreis Scharnhorsts Friedrich Wilhelm Heinrich August, Prinz von Preußen (1779–1843), wurde nach seinem Vater Prinz Ferdinand (1730–1813, jüngster Bruder Friedrichs II.) auch Prinz August Ferdinand genannt. Als Prinz des königlichen Hauses diente er ab 1796 gleich als Hauptmann in den Berliner Infanterieregimentern Alt-Larisch (No. 26) und Arnim (No. 13). 1801 kam Prinz August durch den Eintritt in die Militärische Gesellschaft in Kontakt mit Scharnhorst. 1803 erhielt er als Major das Kommando eines Berliner Grenadierbataillons (1/13), dessen drittes Glied er schon damals für das Tirailleurgefecht ausbildete. Als Oberstleutnant zog Prinz August 1806 mit seinem Bataillon ins Feld und kämpfte nach der Schlacht von Auerstedt meist bei der Nachhut. Nach dem Gefecht bei Prenzlau (28. Oktober) geriet er in Kriegsgefangenschaft, die er zusammen mit seinem Adjutanten Clausewitz in Frankreich verbrachte. In Nancy vollendete er im Juni 1807 seine „Vorschläge zur Verbesserung der preußischen Militärverfassung“, nach dem Frieden von Tilsit kehrte er über die Schweiz nach Preußen zurück. Im November 1807 zum Generalmajor befördert, wurde er im August 1808 zum Chef des Artilleriekorps ernannt. Das sollte nicht zuletzt die Waffengattung aufwerten, aber der Prinz vertiefte sich in seinen neuen Aufgabenbereich und arbeitete zur Zufriedenheit des Königs und Scharnhorsts. Im März 1813 wurde er zum Generalleutnant befördert und erhielt das Kommando über die mobile Artillerie, führte aber im Herbstfeldzug eine Brigade im II. Armeekorps, mit der er sich besonders bei Kulm und Leipzig auszeichnete. Nach dem zeitweiligen Ausfall General Kleists übernahm er im April 1814 das Kommando des ganzen Korps und wurde noch im selben Jahr zum General der Infanterie befördert. 1815 leitete er im Gefolge des Sieges von Belle-Alliance die Belagerung und Eroberung mehrerer nordfranzösischer Festungen. Während des Friedens fungierte er als Generalinspekteur der Artillerie und Kurator der Artillerie- und Ingenieurschule. Nachdem schon 1806 sein älterer Bruder Louis Ferdinand bei Saalfeld gefallen war, wurde Prinz August durch den Tod seines Vaters 1813 zum reichsten Grundbesitzer in Preußen, u. a. gehörten ihm die Schlösser Bellevue und Rheinsberg. Da er aber nie die Erlaubnis zu einer legitimen Heirat erhielt, fiel der Besitz zum größten Teil an den König, nachdem der Prinz auf seiner letzten Inspektionsreise in Bromberg gestorben war. Mehr als für seine militärischen Verdienste blieb er für sein Liebesleben in Erinnerung, in erster Linie für seine im Briefwechsel gepflegte

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Fernbeziehung zu Juliette Récamier. Mit drei Frauen unterhielt Prinz August mehrjährige Verhältnisse, aus denen insgesamt zwölf Kinder hervorgingen. Ludwig Leopold Hermann Gottlieb von Boyen (1771–1848) trat 1784 als Freikorporal in das Infanterieregiment Anhalt (No. 2) ein und wurde Ende 1786 als Fähnrich zum Bartensteiner Regiment Wildau (No. 14) versetzt. Er kehrte aber bald nach Königsberg an die dortige Militärschule zurück und besuchte 1788 auch Universitätsvorlesungen von Immanuel Kant, Christian Jakob Kraus und Theodor Schmalz. Nach Dienst als Adjutant während des polnischen Feldzugs von 1794 stieg er bis 1799 zum Stabskapitän auf. Anfang 1803 trat er als korrespondierendes Mitglied der Militärischen Gesellschaft bei und erhielt 1804 ihren ersten Preis für die Beantwortung der Frage über die Ausbildung der Linieninfanterie zum aufgelösten Gefecht. Die vieldiskutierte Frage, ob Offiziere auch zu Fuß dienen könnten, erprobte er aufs Exempel, indem er 1805 mit einem Kameraden von Bartenstein aus zu Fuß zum Herbstmanöver in Berlin und Potsdam marschierte. Infolge der günstigen Aufnahme seiner Denkschrift „Gedanken über den Krieg mit Frankreich“ durch Geusau und Kleist wurde Boyen 1806 in den Generalstab und zum Hauptquartier der Hauptarmee versetzt. Von Scharnhorst als Kurier eingesetzt, wurde Boyen in der Schlacht von Auerstedt schwer verwundet und ausgeplündert. Von Weimar aus trat er Ende März 1807, getarnt als wandernder Gärtnergeselle Hermann Beyer, die Reise über Böhmen nach Ostpreußen an. Von Ende April bis zum Friedensschluß diente er als Verbindungsoffizier bei der russischen Armee am Narew, danach hielt er sich in Memel auf. Boyen wurde am 31. Januar 1808 zum Major und Mitglied der Militärreorganisationskommission ernannt, im selben Jahr trat er in Königsberg dem Tugendbund und der Freimaurerloge „Zu den drei Kronen“ bei. Nach der Reorganisation der obersten Staatsbehörden leitete er die 2. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements, im Februar 1810 übernahm er die 1. Division. Nach Abschluß des Bündnisses mit Frankreich nahm Boyen 1812 als Oberst seinen Abschied und reiste nach Rußland. Im folgenden Jahre kehrte er zurück und fungierte zunächst als Verbindungsoffizier zur russischen Armee; nach der Niederlage von Großgörschen wurden ihm die märkischen Rüstungen und die Verteidigung Berlins übertragen. Nach dem Waffenstillstand diente Boyen als Stabschef Bülows beim III. Armeekorps und stieg zum Generalmajor auf. Nach dem Friedensschluß 1814 wurde er zum ersten preußischen Kriegsminister ernannt, als der er die Organisation der Landwehr vollendete und im Dienstpflichtgesetz vom 3. September 1814 die allgemeine Wehrpflicht einführte. 1818 zum Generalleutnant befördert, nahm er zum Jahresende 1819 aus Protest gegen den antireformerischen Kurswechsel seinen Abschied und beschäftigte sich mit wissenschaftlichen Studien. Unter Friedrich Wilhelm IV. kehrte Boyen in den Dienst zurück und übernahm von März 1841 bis November 1847 abermals das Amt des Kriegsministers, um als Generalfeldmarschall und Gouverneur des Invali-

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denhauses seine Tage zu beschließen. Er schrieb eine Reihe militärhistorischer und biographischer Werke, darunter die von Nippold herausgegebenen „Erinnerungen aus dem Leben des Generalfeldmarschalls von Boyen“ (Leipzig 1889–90). Gemeinsam mit Gneisenau, Clausewitz und Rauch bemühte sich Boyen um die Errichtung des Grabdenkmals für Scharnhorst auf dem Berliner Invalidenfriedhof, wie Rauch ist auch er in dessen unmittelbaren Nähe begraben. Carl Philipp Gottfried von Clausewitz (1780–1831) nahm schon als dreizehnjähriger Fähnrich im Neuruppiner Infanterieregiment Prinz Ferdinand (No. 34) an der Belagerung von Mainz teil. Er kam 1801 als Leutnant an Scharnhorsts Akademie für junge Offiziere und schloß sich der Militärischen Gesellschaft an, die ihn im April 1804 zu einem ihrer Redakteure wählte. 1803 wurde Clausewitz dem Prinzen August von Preußen als Adjutant zugeteilt, beide gerieten im Gefecht bei Prenzlau am 28. Oktober 1806 in französische Kriegsgefangenschaft. Clausewitz kehrte erst Ende 1807 wieder nach Preußen zurück, wo er seit 1809 als Mitarbeiter Scharnhorsts wirkte und später auch an der Allgemeinen Kriegsschule unterrichtete. 1810 heiratete er Marie Sophie Gräfin von Brühl (1779–1836), Oberhofmeisterin der auch von ihm verehrten Prinzessin Marianne von Preußen. Als absehbar wurde, daß Preußen auf Napoleons Seite am Krieg gegen Rußland teilnehmen würde, nahm Clausewitz im März 1812 seinen Abschied und trat in die russische Armee ein. Er diente in den Stäben verschiedener Generale, zuletzt bei der Armee des Grafen Wittgenstein, für dessen Stabschef Diebitsch er als Unterhändler am Abschluß der Konvention von Tauroggen am 30. Dezember mitwirkte. Während des anschließenden Frühjahrsfeldzugs kam Clausewitz wieder in dienstlichen Kontakt mit Scharnhorst, zu Beginn des Herbstfeldzugs 1813 wurde er an die Niederelbe zum alliierten Korps des Generals Ludwig Georg Thedel Graf von Wallmoden-Gimborn (Sohn des Feldmarschalls, dessen Stab Scharnhorst 1794–1801 geleitet hatte) versetzt. Erst im April 1814 kehrte er als Oberst in preußische Dienste zurück und kämpfte im folgenden Jahr als Stabschef des III. Armeekorps bei Ligny und Wavre. 1818 wurde er zum Generalmajor und Direktor der Allgemeinen Kriegsschule ernannt, 1827 erhielten er und seine Brüder die offizielle Bestätigung ihres ungesicherten Adels. 1831 wurde er als Generalstabschef Gneisenaus zur Observationsarmee gegen Polen berufen. Nach dessen Tod an der Cholera führte er das Kommando bis zum Ende des Aufstandes weiter, starb aber noch im selben Jahr in Breslau. Clausewitz hatte schon zu Lebzeiten kleinere Schriften publiziert, doch erlangte er seine Bedeutung als Schriftsteller und Militärtheoretiker erst mit der posthumen Veröffentlichung seiner hinterlassenen Schriften. Sein Hauptwerk, „Vom Kriege“ (Erstauflage in drei Bänden mit einem Vorwort seiner Witwe, Berlin 1832–1834) prägte nicht nur Generationen von Offizieren, sondern beeinflußte z. B. auch Marx, Engels und Lenin. Zu seinen weiteren Schriften gehören u. a.: Über das Leben und den

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Charakter von Scharnhorst, in: Historisch-politische Zeitschrift, 1. Bd. (1832); Der Feldzug von 1812 in Rußland, der Feldzug von 1813 bis zum Waffenstillstand und der Feldzug von 1814 in Frankreich, Berlin 1835; Der Feldzug von 1815 in Frankreich, Berlin 1835. Friedrich Wilhelm III. (1770–1840) bestieg mit dem Tode seines Vaters Friedrich Wilhelm II. am 16. November 1797 den preußischen Königsthron. Der emotional gehemmte junge Mann war als zukünftiger Thronfolger unter Aufsicht seines Großonkels Friedrichs II. erzogen worden. 1792 führte der Kronprinz sein Infanterieregiment No. 18 in den Krieg gegen Frankreich und nahm an der Belagerung von Frankfurt teil. Anfang 1793 wurde er zum Generalmajor befördert und lernte seine spätere Gattin, Prinzessin Luise von Mecklenburg-Strelitz (1776–1810) kennen. Die noch im gleichen Jahr geschlossene Ehe wurde als eine für seinen Stand untypische Liebesehe gerühmt. 1794 diente der Kronprinz einige Monate auf dem Feldzug in Polen, danach führte er ein quasi bürgerliches Familienleben mit Luise. Von ihren zehn Kindern überlebten sieben ihre Mutter, darunter die späteren Könige Friedrich Wilhelm IV. (1795–1861) und Wilhelm I. (1797–1888, seit 1871 Deutscher Kaiser). Die Regierung Friedrich Wilhelms III. kennzeichnete eine gewisse Zwiespältigkeit; er ließ oft genug Vertreter konträrer Positionen gleichzeitig gewähren. Auf militärischem Gebiet erarbeitete sich z. B. Scharnhorst sein Vertrauen, doch wirkten gerade einige dem König nahestehende hohe Offiziere, etwa die Generaladjutanten Köckritz und Knesebeck, Scharnhorsts Reformprojekten entgegen. Innenpolitisch war Friedrich Wilhelm III. Reformen zunächst abgeneigt, außenpolitisch verfolgte er eine Politik der Neutralität, die 1805 jedoch auf einen gefährlichen Schlingerkurs zwischen Frankreich und der 3. Koalition geriet. Als es im Sommer 1806 zur Konfrontation mit Napoleon kam, war Preußen zunächst isoliert und seine Armee wurde bei Jena und Auerstedt geschlagen, ehe ein Bündnis mit Rußland und Großbritannien abgeschlossen werden konnte. Trotz seines starken Interesses an Militärangelegenheiten war der König als Befehlshaber unbedeutend, so daß seine Anwesenheit beim Hauptquartier des Herzogs von Braunschweig 1806 das Führungschaos nur verschlimmerte. Nach der Niederlage gab er notgedrungen einer Phase umfassender Reformen Raum, die im zivilen Bereich mit den Namen Stein, Hardenberg und Humboldt verbunden sind, im militärischen mit dem Scharnhorsts. Den militärischen Kurswechsel leitete der König durch das Ortelsburger Publikandum (1. Dezember 1806) und die Einsetzung der Militärreorganisationskommission selbst ein. Die Reformen blieben jedoch letztlich unvollendet, da Friedrich Wilhelm III. nach dem Sieg über Napoleon auf einen Kurs der Restauration im Zeichen der Heiligen Allianz mit Rußland und Österreich (1815) und der Karlsbader Beschlüsse (1819) zurückschwenkte. Insbesondere das Verfassungsversprechen vom 22. Mai 1815 wurde nicht eingelöst. Doch sollten einige der späteren Neuerungen seiner Herrschaft den weiteren Gang der

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preußischen und deutschen Geschichte prägen, so die Friedrich Wilhelm besonders am Herzen liegende Stiftung der Union zwischen lutherischer und reformierter Kirche (1817) und die Gründung und stetige Erweiterung des Deutschen Zollvereins ab 1819. Privat lebte der König seit 1824 in morganatischer Ehe mit Gräfin Auguste von Harrach, Fürstin von Liegnitz (1800– 1873). August Wilhelm Anton Neidhardt von Gneisenau (1760–1831), Sohn des bei der Reichsarmee dienenden Artillerieoffiziers August Wilhelm Neidhardt, wurde zu Schildau während eines Halts vor der Schlacht von Torgau geboren. Nach dem Tod der Mutter wuchs er in Würzburg bei seinen Großeltern und seiner Tante auf, bis ihn 1773 sein in kurmainzische Dienste getretener Vater nach Erfurt holte. Hier besuchte er das Gymnasium und studierte 1777/78 an der Universität Mathematik und Baukunst. Aus Geldmangel diente er während des Bayrischen Erbfolgekriegs in der österreichischen Armee, danach trat er in das ansbach-bayreuthsche Jägerregiment des Obersten von Reitzenstein ein und erhielt 1780 sein Offizierspatent. Dem Beispiel seines Vaters folgend, nahm er 1782 einen früheren Adelstitel der Familie wieder auf und nannte sich Neidhardt von Gneisenau. Im selben Jahr wurde er mit einem Kontingent von Truppen deutscher Kleinstaaten im Dienste Großbritanniens nach Nordamerika eingeschifft. Da dort der Amerikanische Unabhängigkeitskrieg faktisch beendet war, verbrachte er die Zeit bis zur Rückkehr 1783 in Garnisonen in Neuschottland. Ende 1785 trat Gneisenau in preußische Dienste und wurde 1786 als Premierleutnant zum neu aufgestellten leichten Infanterieregiment Chaumontet in Niederschlesien beordert. Im Füsilierbataillon Schurf (No. 15) nahm er am Feldzug in Polen teil, 1795 wurde er als Kapitän zum Bataillon Rabenau (No. 13) in Jauer versetzt. Hier betrieb Gneisenau militärische Studien und trat 1803 als korrespondierendes Mitglied der Militärischen Gesellschaft bei. Zu Beginn des thüringischen Feldzuges wurde er bei Saalfeld leicht verwundet. Zum Stab Hohenlohes versetzt, erlebte Gneisenau die Schlacht von Jena, danach gelang es ihm, sich nach Ostpreußen durchzuschlagen. Er wurde zunächst bei der Organisation der Reservebataillone angestellt und am 17. Dezember 1806 zum Major befördert. Im Frühjahr 1807 empfing Gneisenau in Danzig die Ernennung zum Kommandanten von Kolberg. Nach seiner Ankunft am 29. April leitete er mehrere Ausfälle, die zusammen mit der Anlage neuer Verschanzungen dazu beitrugen, daß die belagerte Festung sich bis zum Friedensschluß hielt. Gneisenaus Name war nun in aller Munde, er wurde zum Oberstleutnant befördert und mit dem Pour le Mérite ausgezeichnet. Ab Ende August 1807 arbeitete er in der Militärreorganisationskommission eng mit Scharnhorst zusammen; überdies berief ihn der König 1808 in die Immediatkommission zur Untersuchung der Kriegsereignisse. Im Laufe des Jahres wurden ihm auch die Leitung der Artillerie-, Festungsund Ingenieursachen sowie das Kommando des Ingenieurkorps übertragen,

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Aufgaben, die er ab März 1809 auch als Direktor der 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements weiterführte. Nach dem Ende des Krieges zwischen Frankreich und Österreich wurde der im Mai zum Obersten beförderte Gneisenau zum 1. Juli 1809 aus dem Staatsdienst entlassen und auf eine einjährige Mission nach England, Schweden und Rußland entsandt. Danach fungierte er als Staatsrat, bis er nach dem Abschluß des französisch-preußischen Bündnisvertrags im März 1812 der Form nach entlassen wurde. Er reiste im Geheimen nach Österreich, Rußland, Schweden und England; nach seiner Rückkehr im März 1813 kam er als neuernannter Generalmajor zum Hauptquartier Blüchers. Nach Scharnhorsts tödlicher Verwundung übernahm er dessen Stellung als Blüchers Generalstabschef und leitete die Operationen der Armeen Blüchers in den siegreichen Feldzügen von 1813/14 und 1815. Gneisenau wurde u. a. mit dem Titel eines Grafen und einem Ehrendoktordiplom der Universität Berlin belohnt, führte 1815/16 den Oberbefehl des Besatzungskorps in Frankreich und dann das Generalkommando am Niederrhein. 1818 zum Gouverneur von Berlin und 1825 zum Generalfeldmarschall ernannt, übernahm Gneisenau 1831 den Oberbefehl über die während des Aufstands in Polen an der preußischen Ostgrenze aufgestellte Armee, starb aber in Posen an der Cholera. Seit 1796 war er mit Karoline Freiin von Kottwitz (1772–1832) verheiratet; aus dieser Ehe gingen drei Söhne und vier Töchter hervor, darunter Agnes, die 1818 Scharnhorsts Sohn Wilhelm heiratete. Albrecht Georg Ernst Karl von Hake (1768–1835), ehemaliger Page Friedrichs II., wurde 1785 zum Fähnrich beim Regiment Garde (No. 15) ernannt. 1793 wurde er in den Generalquartiermeisterstab versetzt und nach der Schlacht von Pirmasens mit dem Pour le Mérite ausgezeichnet. Hake, der seit 1799 als Inspektionsadjutant der Berliner Infanterieinspektion fungierte, unternahm 1801 als Major zusammen mit Scharnhorst und anderen die formelle Konstituierung der Militärischen Gesellschaft. 1804 wurde er Prinz Heinrich, dem Bruder des Königs, als Adjutant zugeteilt; er stand ihm auch im Frühjahr 1807 bei der Aufstellung der Reservebataillone in Ostpreußen zur Seite. Im Juni 1807 zum Oberstleutnant befördert, wurde Hake im Mai 1809 als Grolmans Nachfolger zum Direktor der 1. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements und zum Obersten ernannt. Im Februar 1810 übernahm er das von Graf Lottum abgegebene Militärökonomiedepartement, im Juni desselben Jahres wurde er nach Scharnhorsts Entlassung auch zum interimistischen Chef des Allgemeinen Kriegsdepartements ernannt. Da Hakes Autorität durch die geheimen Sonderbefugnisse Scharnhorsts eingeschränkt wurde, gestaltete sich die Zusammenarbeit für beide schwierig. Hake wurde im Mai 1812 zum Generalmajor befördert, erhielt sein Patent aber erst im März 1813. Nachdem er im Frühjahr 1813 an der Organisation der Mobilmachung und den Kriegsvorbereitungen mitgewirkt hatte, machte er die folgenden Feldzüge im Hauptquartier des Fürsten Schwarzenberg mit. 1815

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befehligte Hake eine Brigade in Bülows IV. Korps und nach der Schlacht von Belle-Alliance das Norddeutsche Bundeskorps bei der Belagerung mehrerer Festungen. Mit beiden Klassen des Eisernen Kreuzes dekoriert und 1814 zum Generalleutnant befördert, erhielt Hake 1816 das Kommando des im Rheinland stehenden Armeekorps. Nach Boyens Rücktritt wurde er 1819 zum Kriegsminister ernannt und 1825 zum General der Infanterie befördert und mit dem Schwarzen Adlerorden ausgezeichnet. Nachdem er sein Amt 1833 aus gesundheitlichen Gründen niedergelegt hatte, reiste Hake durch Italien und starb 1835 in Neapel. Karl August Freiherr von Hardenberg (1750–1822) stammte aus Kurhannover; sein Vater, Feldmarschall Christian Ludwig von Hardenberg (1700– 1781), hatte 1778 als kommandierender General der Armee Scharnhorsts Übertritt aus schaumburgischen Diensten befördert. Der jüngere Hardenberg unternahm im selben Jahr nach Tätigkeiten als Kammerrat in Wetzlar, Regensburg, Wien und Berlin eine Bildungsreise nach Frankreich, Holland und England, um dann das Amt des hannoverschen Gesandten im Haag zu übernehmen. Wegen des Skandals um die Affäre seiner ersten Ehefrau mit dem Prinzen von Wales trat Hardenberg 1782 in braunschweigische Dienste und wurde 1787 zum Präsidenten des Kammerkollegiums ernannt. 1786 überbrachte er das bei Herzog Karl Wilhelm Ferdinand hinterlegte Testament Friedrichs II. an dessen Nachfolger, der ihn 1790 dem Markgrafen Christian Friedrich Karl Alexander von Ansbach und Bayreuth als Minister empfahl. Als dieser im Jahr darauf seine Regentschaft zugunsten Friedrich Wilhelms II. niederlegte, trat Hardenberg in preußische Dienste. Als Minister unterzeichnete er 1795 den Baseler Frieden. Da Haugwitz das auswärtige Portefeuille abgab, wurde Hardenberg 1803 provisorisch und ab April 1804 definitiv damit betraut. 1804 trat Scharnhorst erstmals mit Denkschriften an ihn heran. Im Rahmen der preußischen Neutralitätspolitik versuchte Hardenberg auf eine Annäherung an Großbritannien hinzuarbeiten, im November 1805 nahm er an den Verhandlungen über eine Intervention Preußens zugunsten der 3. Koalition teil. Die politische Kehrtwende im Gefolge der Schlacht von Austerlitz und das Mißtrauen Napoleons führten aber im Februar 1806 zu seinem Sturz. Nach der Niederlage von Jena und Auerstedt folgte Hardenberg dem König nach Ostpreußen, wo er im April 1807 zum leitenden Minister ernannt wurde, dem neben der Außenpolitik auch die mit der Führung des Krieges zusammenhängenden Fragen, außer der eigentlichen Armeeführung, oblagen. Nach dem Frieden von Tilsit mußte Friedrich Wilhelm III. auf Druck Napoleons Hardenberg erneut entlassen (14. Juli 1807), drei Jahre später holte er ihn jedoch wieder an die Spitze der Regierung zurück und ernannte ihn zum Staatskanzler (4. Juni 1810). Hardenberg setzte die von Stein initiierten Reformen trotz verschiedener Widerstände fort. Nach dem Ersten Pariser Frieden wurde er zum Fürsten erhoben und vertrat Preußen auf dem Wiener Kongreß. Das Verfassungsversprechen des

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Königs im Edikt vom 22. Mai 1815 ging auf ihn zurück. 1817 organisierte Fürst Hardenberg den Staatsrat und wurde zu dessen Präsident ernannt, auch auf den europäischen Kongressen der folgenden Jahre versuchte er die preußischen Interessen wahrzunehmen. Den zunehmend restaurativen Tendenzen im Deutschen Bund setzte er keinen effektiven Widerstand entgegen; sein Tod auf einer Erholungsreise in Italien markierte das Ende der preußischen Reformära. Clemens Wenzel Nepomuk Lothar Graf von Metternich-Winneburg zu Beilstein (1773–1859) wuchs an Rhein und Mosel auf und studierte 1788 in Straßburg bei Wilhelm Koch, bei dem auch Talleyrand, Benjamin Constant und Montgelas in die Lehre gingen. Als reichsgräflicher Zeremonienmeister nahm er an den Kaiserkrönungen Leopolds II. und Franz II. teil. Im Herbst 1792 floh er vor den Revolutionstruppen von Mainz nach Brüssel, 1794 verfaßte er die Flugschrift: „Ueber die Nothwendigkeit einer allgemeinen Bewaffnung des Volkes an den Grenzen Frankreichs, von einem Freunde der allgemeinen Ruhe“ und ging nach Wien. Durch die Heirat (1795 in Austerlitz) mit Eleonore Gräfin Kaunitz (1775–1825), einer Enkelin des Staatskanzlers von Kaiserin Maria Theresia, fand er Zugang zum österreichischen Hochadel. Metternich vertrat auf dem Rastatter Kongreß noch die westfälische Grafenbank, ab 1801 fungierte er als kaiserlicher Gesandter in Dresden und ab Winter 1803 in Berlin. Hier kam er 1805 bei den Verhandlungen über den folgenlosen Allianzvertrag mit Scharnhorst in Kontakt. Nach dem Dritten Koalitionskrieg wurde Metternich nach Paris versetzt, nach der erneuten Niederlage bei Wagram schlug er Friedensverhandlungen vor und wurde als Nachfolger Graf Stadions zum Außenminister ernannt. In dieser Position erwies er sich 38 Jahre lang als geschickter Politiker im Sinne eines europäischen Gleichgewichts. Einer seiner ersten Erfolge war die Anbahnung der Ehe Napoleons mit Marie Louise von Österreich. Auch innenpolitisch übte er maßgeblichen Einfluß aus, scheiterte jedoch mit dem Projekt einer föderalen Umorganisation des Landes am Widerstand von Kaiser Franz I. In der Folge entwickelte Metternich sich zunehmend zum Verfechter vorrevolutionärer Strukturen und vollzog auch in der Frage von Volksbewaffnung und Volkserhebung, für die er noch 1809 eingetreten war, eine Kehrtwendung. Scharnhorst verhandelte Ende 1811 ergebnislos mit ihm über ein mögliches russisch-preußisch-österreichisches Bündnis gegen Napoleon, doch stellte auch Österreich 1812 ein Hilfskorps zur Grande Armée. Nachdem dieses Ende Januar 1813 einen Waffenstillstand mit den Russen abschloß, hielt Metternich sein Land zunächst neutral. Er trieb aber die Rüstung voran und vermittelte nach den Schlachten von Großgörschen und Bautzen den Waffenstillstand von Pläswitz. Nach dem Scheitern der Verhandlungen mit Napoleon trat Österreich der Allianz gegen ihn bei, und Metternich nutzte seine gestärkte Position, um die Schonung der Interessen der süddeutschen Rheinbundstaaten durchzusetzen. Der nach der Schlacht von Leipzig zum

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Fürsten erhobene Minister arbeitete nach dem 1. Pariser Frieden mit Castlereagh und Talleyrand gegen Preußen und Rußland zusammen und verhinderte die Annexion von ganz Sachsen durch Preußen. Metternich prägte die Deutsche Bundesakte mit, wandte sich aber schnell von ihren konstruktiven Ansätzen ab, wodurch er die Bildung deutscher Landesparlamente verzögerte, es Preußen aber auch erleicherte, durch den Deutschen Zollverein die wirtschaftliche Führungsrolle zu übernehmen. Besonders durch die Karlsbader Beschlüsse von 1819 stand das „Metternichsche System“ für die scharfe Überwachung und Repression oppositioneller Kräfte im Deutschen Bund und in Europa. Als Leitfigur der Reaktion wurde er 1818 vom König beider Sizilien zum Herzog von Portella und 1826 vom König von Spanien zum Granden 1. Klasse ernannt, seit 1821 führte er auch den Titel eines österreichischen Haus-, Hof- und Staatskanzlers. Sein schlechtes Ansehen bei Liberalen und Demokraten wurde durch sein Privatleben noch verschärft. Die Revolution von 1848 führte zu seinem Sturz; Metternich mußte nach England fliehen und kehrte erst 1851 nach Wien zurück. Johann Georg Gustav von Rauch (1774–1841) kam als Dreijähriger mit seinem Vater, dem braunschweigischen Ingenieurkapitän Johann Bonaventura von Rauch (1740–1814) nach Preußen. Dieser arbeitete seit 1788 als Lehrer und seit 1798 als Direktor an der Ingenieurakademie in Potsdam; als Generalmajor und Vizekommandant von Stettin wurde er 1809 wegen seiner Rolle bei der Kapitulation dieser Festung zu lebenslanger Festungsstrafe verurteilt. Gustav von Rauch trat 1788 als Eleve in die Ingenieurakademie ein und wurde 1790 zum Leutnant ernannt; seitdem diente er in Schlesien und den in der zweiten Polnischen Teilung annektierten Gebieten. Auf dem Feldzug von 1794/95 nahm er u. a. an der Belagerung Warschaus teil, Ende 1796 wurde Rauch zum Adjutanten des Generalquartiermeisters Levin von Geusau, 1802 zum Quartiermeisterleutnant und Ende 1803 zum Kapitän ernannt. Seine 1802 geschlossene Ehe mit Geusaus Tochter Karoline Christiane Amalie (1780–1867) wurde 1815 geschieden. Rauch trat früh in die Militärische Gesellschaft ein und wurde nach der Reform des Generalquartiermeisterstabs in die von Christian von Massenbach geleitete 2. Brigade versetzt. Das enge Verhältnis zu diesem sollte ihn allerdings 1810 nicht davon abhalten, den Auftrag zur Vernichtung des vierten Bandes der Memoiren Massenbachs zur vollen Zufriedenheit des Königs durchzuführen. Nach seiner Beförderung zum Major im Oktober 1805 assistierte Rauch dem vortragenden Generaladjutanten Kleist und begleitete 1806 den König ins Feld. Nach der Schlacht von Auerstedt gelangte er nach Ostpreußen, wo er als Stabschef des Generals Kamenskij an dem vergeblichen Versuch teilnahm, Danzig von See her zu entsetzen. Ausgezeichnet mit dem Pour le Mérite und zwei russischen Orden stand Rauch am Ende des Feldzugs beim Stabe des Generalgouverneurs Rüchel. Nach dem Frieden von Tilsit wurde er besonders bei der Reorganisation des Ingenieurkorps und des Militärbildungswesens eingesetzt, ab

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Oktober 1808 auch als Direktor der Plankammer. Im März 1809 übernahm Rauch die Direktion der 2. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements, 1810 wurde er zum Oberstleutnant, 1812 zum Obersten und als Nachfolger Scharnhorsts zum Chef der Ingenieure befördert. Im Frühjahr 1813 fungierte er als Stabschef Yorcks, nach Scharnhorsts Tod wurde er als Generalmajor zum Stabe Blüchers versetzt. Als Träger beider Klassen des Eisernen Kreuzes wurde er Ende 1813 zum Chef des Allgemeinen Kriegsdepartements und Militärökonomiedepartements ernannt, im Juni 1814 zum Generalinspekteur der Festungen. Es folgten die Beförderungen zum Generalleutnant (1817) und zum General der Infanterie (1830) und 1831 die Aufnahme in den Staatsrat. Seit 1837 Kriegsminister, erhielt Rauch die höchsten Orden Preußens und Rußlands sowie das Ehrenbürgerrecht Berlins, ehe er 1841 in Ruhestand trat. Aus Rauchs zweiter Ehe mit Rosalie Wilhelmine Charlotte von Holtzendorff (1790–1862) stammte u. a. Rosalie (1820–1879), die spätere Gräfin von Hohenau und morganatische Gemahlin des Prinzen Albrecht von Preußen. Hans David Ludwig von Yorck (1759–1830) stammte aus einer kaschubischen Adelsfamilie und diente ab 1772 bei den Infanterieregimentern Borcke (No. 16) und Luck (No. 53). Nach dem Bayrischen Erbfolgekrieg wurde er wegen Insubordination kassiert und trat nach einjähriger Festungshaft 1781 in niederländische Dienste. Während des Amerikanischen Unabhängigkeitskrieges kämpfte er auf dem Indischen Ozean unter dem französischen Admiral Pierre-André de Suffren gegen die Briten, u. a. 1782 bei der Eroberung von Trincomalee auf Ceylon. Erst nach dem Tod Friedrichs II. konnte Yorck zur preußischen Armee zurückkehren, wobei ihn seine ostindischen Erfahrungen für die neue Füsilierwaffe prädestinierten. Seit 1787 diente er beim Bataillon Plüskow (No. 8), mit dem er als Major am Feldzug in Polen 1794/ 95 teilnahm. 1797 zum Chef des neuen Bataillons No. 23 ernannt, wurde er schon zwei Jahre später mit dem Kommando des Feldjägerregiments betraut. 1802 trat er als Mitglied der Militärischen Gesellschaft in Kontakt mit Scharnhorst, zu dem der leicht erzürnbare und politisch konservative Offizier jedoch Distanz wahrte. 1805 zum Regimentschef befördert, zeichnete sich Oberst Yorck 1806 an der Spitze seiner Jäger besonders im Rückzugsgefecht von Altenzaun aus, geriet aber am 6. November bei der Erstürmung von Lübeck verwundet in Gefangenschaft. Nach seiner Auswechslung im Juni 1807 wurde Yorck mit dem Pour le Mérite dekoriert und zum Generalmajor ernannt, Ende 1808 zum Chef der Westpreußischen Brigade. Auch durch die ihm Anfang 1810 übertragene Generalinspektion der leichten Truppen kam er vielfach in Kontakt mit Scharnhorst, so als Gutachter bei der Abfassung des neuen Infanteriereglements. Ende 1811 wurde Yorck zum Generalgouverneur von Preußen und zum Chef der Ostpreußischen Brigade ernannt, im März 1812 zum Generalleutnant. Im Feldzug gegen Rußland fungierte er zunächst als Stellvertreter General Grawerts, doch nach dessen

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Rückkehr in die Heimat übernahm er das Kommando des preußischen Hilfskorps bei der Grande Armée. Während des Rückzugs aus Kurland schloß Yorck am 30. Dezember 1812 die Konvention von Tauroggen ab, die das Korps für neutral erklärte und den Bündniswechsel Preußens einleitete. Danach nahm der General an den Maßnahmen zur Einleitung der Volksbewaffnung in Ost- und Westpreußen teil und führte den aus dem Hilfskorps gebildeten Verband gegen die Franzosen. Schon im Frühjahrsfeldzug 1813 erhielt Yorck beide Klassen des Eisernen Kreuzes, im Herbst als Kommandeur des I. Armeekorps nach der Schlacht an der Katzbach den Schwarzen Adlerorden. Nach der Völkerschlacht bei Leipzig wurde er zum General der Infanterie befördert; nach dem Feldzug in Frankreich folgten das Großkreuz des Eisernen Kreuzes und die Erhebung zum Grafen Yorck von Wartenburg. 1815 kommandierte er das V. Armeekorps, das jedoch im Feldzug von BelleAlliance nicht zum Einsatz kam; danach wurde Yorck verabschiedet. 1821 verlieh ihm der König noch den Charakter als Generalfeldmarschall. b. Scharnhorst und seine Familie Gerhard Johann David (1802: von) Scharnhorst (* Bordenau, 12. November 1755, † Prag, 28. Juni 1813) erhielt ab 1773 seine militärische Ausbildung auf der Kriegsschule des Grafen Wilhelm von Lippe-Schaumburg-Bückeburg. 1778 trat er als Fähnrich in hannoversche Dienste, zunächst beim Estorffschen Dragonerregiment (seit 1783: 8. Kavallerieregiment), in dessen Regimentsschule zu Northeim er unterrichtete. Im benachbarten Göttingen trat er 1779 in die Loge „Zum goldenen Zirkel“ ein und blieb seitdem bis an sein Lebensende als Freimaurer aktiv. Im Juli 1782 wurde Scharnhorst zur Artillerie und deren neuer Schule in Hannover versetzt. Im folgenden Jahrzehnt machte er sich als Lehrer und Fachschriftsteller über die Grenzen des Kurfürstentums hinaus einen Namen, erreichte aber bis zum Beginn des Revolutionskrieges lediglich den Rang eines Titularkapitäns ohne eigene Kompanie. In seinem ersten Feldzug befehligte er 1793 in Flandern zunächst eine Batterie, doch übertrug man ihm schon bald Stabsaufgaben. 1794 fungierte er de facto als Stabschef des Generals von Hammerstein und war maßgeblich am weithin beachteten Ausbruch der Garnison von Menin beteiligt. Er wurde zum Major befördert und zum Stab des späteren Oberbefehlshabers, des Grafen von Wallmoden-Gimborn versetzt, dessen wichtigster Stabsoffizier er bis zum Ende der Feindseligkeiten blieb. 1796 zum Generalquartiermeister des hannoverschen Korps in der Observationsarmee ernannt, die unter preußischer Leitung zum Schutz der Neutralität Nordwestdeutschlands aufgestellt wurde, beteiligte er sich in der Folgezeit auch an Initiativen zur Reform der hannoverschen Armee, insbesondere im Bereich der Generalstabsarbeit und der Artillerie. Die Unsicherheit seiner Karriereaussichten in Hinblick auf Gage und Beförderungen (nicht zuletzt die fehlende Perspek-

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tive, einmal Regimentschef zu werden) veranlaßten Scharnhorst jedoch dazu, auch nach seiner Ernennung zum Oberstleutnant 1797 mit preußischen Offizieren über einen Übertritt zu verhandeln. Er erhielt schließlich seinen Abschied und ging im Mai 1801 nach Berlin, wo er in das 3. Artillerieregiment eintrat und im Herbst die Direktion der neugegründeten Akademie für junge Offiziere übernahm, welcher als Vorbereitungsanstalt bald das Lehr-Institut für die Berlinische Inspektion angegliedert wurde. Neben dem Unterricht an der Akademie nutzte Scharnhorst auch die „Militärische Gesellschaft“, die er bei seiner Ankunft als informellen Verein einiger meist jüngerer Berliner Offiziere vorgefunden hatte, als Forum zur Verbreitung modernerer militärischer Vorstellungen. Nach ihrer offiziellen Neugründung am 24. Januar 1802 wuchs die Gesellschaft rasch an und viele Vorträge Scharnhorsts und anderer Mitglieder wurden nun regelmäßig in den „Denkwürdigkeiten der Militärischen Gesellschaft“ veröffentlicht. Scharnhorst, seit dem 14. Dezember 1802 zusammen mit seiner Familie geadelt, wurde im Frühjahr 1804 zum Generalquartiermeisterleutnant ernannt und zum Obersten befördert; als Chef der 3. Brigade des Generalquartiermeisterstabes oblag ihm u. a. die Ausbildung von Generalstabsoffizieren und die militärische Aufnahme der westdeutschen Landesteile. Bei der Mobilmachung der preußischen Armee während des 3. Koalitionskrieges wurde Scharnhorst zum Generalquartiermeister der Niedersächsischen Armee des Herzogs von Braunschweig ernannt, die nach dem Sieg Napoleons bei Austerlitz aber nicht mehr zum Einsatz kam. Als infolge des Friedens von Schönbrunn Scharnhorsts alte Heimat Hannover von einer preußischen Armee besetzt wurde, fungierte er als Generalquartiermeister des Befehlshabers, General Graf von der Schulenburg-Kehnert. Bei der erneuten Mobilmachung im August 1806 diente er zunächst im Korps des Generals Rüchel, Ende September wurde er aber zum Herzog von Braunschweig versetzt, der den preußischen Oberbefehl führte und die Hauptarmee in Thüringen kommandierte. Als Chef des Generalstabs des Herzogs erlebte er die Niederlage von Auerstedt, während des Rückzuges schloß er sich dem Korps des Generals Blücher an, bis französische Truppen ihn am 6. November bei der Erstürmung Lübecks gefangennahmen. Sofort ausgetauscht, reiste er von Hamburg nach Ostpreußen zum Hauptquartier Friedrich Wilhelms III., der ihn dem letzten preußischen Feldkorps unter General L’Estocq zuteilte. Als dessen faktischer Generalquartiermeister nahm er u. a. an der Schlacht von Preußisch Eylau (7./8. Februar 1807) teil, wofür er mit dem Pour le Mérite ausgezeichnet wurde. Nach dem Friedensschluß beförderte der König ihn zum Generalmajor (17. Juli 1807) und betraute ihn mit dem Vorsitz der Militärreorganisationskommission (25. Juli 1807). Mit der Gründung des neuen Kriegsministeriums wurde ihm das Allgemeine Kriegsdepartement unterstellt, als dessen Chef er aufgrund außenpolitischer Rücksichten im Juni 1810 zurücktrat. Auf seinem Posten als Chef des Generalstabs und des Ingenieurkorps leitete er die Reorganisation der preußischen Armee insgeheim weiter und bereitete die Erhebung gegen die

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Napoleonische Herrschaft vor, bis er im Zuge der preußisch-französischen Allianz von 1812 kaltgestellt wurde. 1813 ging er als Generalleutnant und Chef von Blüchers Generalstab wieder ins Feld und wurde in der Schlacht von Großgörschen (2. Mai 1813) verwundet. Noch bevor die Wunde auskuriert war, reiste er als Unterhändler nach Österreich ab. Er starb in Prag an den durch die Reisestrapazen verschlimmerten Folgen der Verwundung. Scharnhorsts Eltern Ernst Wilhelm Scharnhorst (* Bordenau, 7. Oktober 1723, † Bordenau, 5. August 1782) war Quartiermeister in dem Dragonerregiment gewesen, in dem später auch sein Sohn Gerhard diente. 1759 ließ er sich als Landwirt in Hämelsee nieder, 1765 übersiedelte er nach Bothmer, und erst nach einem langwierigen Erbschaftsprozess erhielt er 1772 das von seinem Schwiegervater hinterlassene ritterschaftliche Gut in Bordenau. Hierdurch wurde der Sohn eines Brinksitzers Mitglied der calenbergischen Landschaft und verfügte über die Mittel, seinen ältesten Sohn zum Offizier ausbilden zu lassen. Friederike Wilhelmine Scharnhorst geb. Tegtmeyer (* Bordenau, 10. Juli 1728, † Hannover, 10. Januar 1796), war die jüngste der drei Töchter des Freisassen Johann David Tegtmeyer (1687–1759), dem das ritterschaftliche Gut in Bordenau gehörte. Am 31. August 1752 heiratete sie den sozial weit minder geachteten Ernst Wilhelm Scharnhorst, doch erst nach einer sechsjährigen heimlichen Beziehung und der unehelichen Geburt der Tochter Wilhelmine. Nach dem Tode ihres Mannes lebte sie im Hoffischerhaus in Hannover bei ihrem Schwager. Heinrich Caspar Scharnhorst (1720–1787), seit 1779 Hoffischer zu Hannover, wurde 1782 Vormund der noch unmündigen Kinder seines verstorbenen Bruders. Er selbst blieb kinderlos und wurde von seiner Frau Klara Sophie Juliane Scharnhorst überlebt. Scharnhorsts Geschwister Wilhelmine Scharnhorst (* Detbergen, 1752, † Blumenau, 8. August 1811) heiratete 1776 den Mühlenpächter Heinrich Ludolf Müller (1745–1807) in Blumenau. Ernst Wilhelm Scharnhorst (* Hämelsee, 10. November 1760, † Bordenau, 13. Juni 1809) hieß in der Familie seit seiner Dienstzeit beim hannoverschen 6. Dragonerregiment „der Fähnrich“. 1787 übernahm er das durch den Tod seines Onkels freigewordene Amt des Hoffischers in Hannover. Der zeitle-

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bens unverheiratete Wilhelm kümmerte sich während der Abwesenheiten seines Bruders Gerhard um dessen familiäre Belange und die Bewirtschaftung des Gutes in Bordenau. Er starb mit 48 Jahren an einer Lungenentzündung. Heinrich Friedrich Christopher Scharnhorst (* Hämelsee, 5. Juni 1763, † Bordenau, 18. November 1831) wurde Landwirt, zunächst als Pächter der Domäne Steimke bei Uslar, ab 1811 als Verwalter des Gutes in Bordenau. Seit etwa 1797 war er verheiratet mit Justine Rolfs (1773–1840). Heinrich Dieterich Christian Scharnhorst (* Bothmer, 25. November 1770, † Ebersdorf, 12. Juli 1809) trat 1784 als Kadett in die hannoversche Artillerie ein, wechselte aber als Sekondeleutnant in hessen-darmstädtische Dienste, zunächst ins Leichte Infanteriebataillon. Anfang 1794 kam er als Hauptmann mit seinem Bataillon nach Flandern, im Herbst kam er durch die Kapitulation von Crevecoeur in Gefangenschaft. 1796 wurde er zum Stabskapitän im Regiment Landgraf befördert und heiratete Karoline Thilemann (1771– 1826), die Tochter eines niederländischen Obersten. Nach dem Beitritt Hessen-Darmstadts zum Rheinbund diente er in den Armeen Napoleons und wurde 1807 zum Major und Kommandeur des 2. Bataillons des hessendarmstädtischen Leibregiments befördert. Zwei Jahre später wurde er in der Schlacht von Wagram tödlich verwundet. Zwei weitere Geschwister starben als Kinder – Johann Heinrich (1768–1771) und Dorothea Christine Luise (1774–1776). Scharnhorsts Ehefrau und Schwäger Klara Christiane Johanna (von) Scharnhorst (* 1762, † Berlin, 12. Februar 1803), genannt Kläre, heiratete Gerhard Scharnhorst am 24. April 1785 in Bordenau. Sie und ihr älterer Bruder Theodor waren Kinder des Kanzlisten an der Kriegskanzlei Friedrich Wilhelm Schmalz (1724–1763). Ihre Mutter Clara Justine Luise Schmalz, geborene Völckenig, heiratete 1769 in zweiter Ehe Christian Scharlock. Theodor Anton Heinrich Schmalz (1760–1831), Klara Scharnhorsts älterer Bruder, studierte in Göttingen Philologie (1777–1780) und Jura (ab 1783). Nachdem er an der Universität Rinteln als Doktor der Rechte promoviert hatte, lehrte er dort 1785/86 als Privatdozent, 1787 als Extraordinarius und ab 1788 als ordentlicher Professor Staatsrecht und Kameralistik. 1789 folgte er einem Ruf an die Universität Königsberg. Er stieg 1801 zum Kanzler und Direktor der Universität auf, 1803 folgte die Ernennung zum Geheimen Justizrat und der Wechsel an die Universität Halle als Ordinarius und Direktor.

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Nach der Schließung der Universität zog Schmalz 1807 dem König nach Memel nach. Im Herbst 1808 erregte er das Mißtrauen der französischen Besatzung wegen einer Schrift zur publizistischen Begleitung der Reformen und kam zeitweilig in Haft. 1809 folgte die Berufung in den Oberappellationssenat des Kammergerichts und 1810 die zum Gründungsrektor der neuen Berliner Universität. Seit 1815 sollte Schmalz sich vor allem als altkonservativer Theoretiker und Verfolger von „Demagogen“ einen Namen machen, weshalb seine Bücher 1817 auch auf dem Wartburgfest verbrannt wurden. Er war verheiratet mit Luise Schmalz, geborene Edelmann. Zu seinen Werken gehören u. a.: Denkwürdigkeiten des Grafen Wilhelms zu SchaumburgLippe, Hannover 1783; Ueber Erbunterthänigkeit; ein Commentar über das königlich Preussische Edikt vom 9ten Oktober 1807, ihre Aufhebung betreffend, Berlin 1808; Berichtigung einer Stelle in der Bredow-Venturinischen Chronik für das Jahr 1808. Ueber politische Vereine und ein Wort über Scharnhorst’s und meine Verhältnisse zu ihnen, Berlin 1815. August Scharlock, genannt „Gustel“, diente als Fähnrich der Regimentsartillerie beim hannoverschen 10. Infanterieregiment und geriet 1794 bei der Kapitulation von Nieuport in französische Kriegsgefangenschaft. Nach seiner Rückkehr gründete er eine Familie, während der Besetzung Hannovers trat er als Kapitän in das Ende 1803 errichtete Kavallerieregiment der französischen Légion Hanovrienne ein. Nach Garnisondienst in Avignon wurde dieses 1806/07 zur Besetzung Neapels und ab Herbst 1807/08 bei der Besatzung Potsdams eingesetzt, ehe es ab November 1808 am Krieg auf der Iberischen Halbinsel teilnahm. August Scharlock fiel am 22. August 1810 bei Ladoeiro in einem Vorpostengefecht gegen britische und portugiesische Kavallerie. Georg Scharlock, genannt „Schorse“, diente zunächst im hannoverschen Artillerieregiment und assistierte während des Feldzugs 1794/95 seinem Schwager als Schreiber, bis er Anfang 1795 in französische Kriegsgefangenschaft geriet. Nach seiner Rückkehr kam er als Regimentsquartiermeister zum 9. (später 8.) Infanterieregiment. Nach der Auflösung der kurhannoverschen Armee diente er offenbar 1806/07 kurzzeitig bei der Königlich Deutschen Legion, um dann eine Zivilstelle bei Bremen zu übernehmen. Dort trat er 1813 als Hauptmann in das Bataillon Bremen-Verden der in Hannover zum Kampf gegen Frankreich neuformierten Freiwilligenverbände ein. Kinder von Gerhard und Klara Scharnhorst Heinrich Wilhelm Gerhard (von) Scharnhorst (* Hannover, 16. Februar 1786, † Ems, 13. Juni 1854) wurde seit 1794 als hannoverscher Kadett ausgebildet, später studierte er in Halle und Göttingen die Rechte. Er trat 1808 bei

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der Kriegs- und Domänenkammer zu Königsberg ein, ergriff aber 1809 zu Beginn des französisch-österreichischen Krieges das Kriegshandwerk. Im Mai 1810 reiste der frischernannte preußische Husarenleutnant nach England, ab Januar 1811 kämpfte er zwei Jahre lang als Artillerieoffizier der Königlich Deutschen Legion in Spanien und wurde bei Salamanca verwundet. 1812 fungierte er als Adjutant Wellingtons, 1813 kehrte er nach Preußen zurück, um in Blüchers Hauptquartier zu dienen. Nach dem Kriege setzte er seine Karriere in der preußischen Artillerie fort. Er heiratete 1818 Agnes Kunigunde Antoinette Gräfin Neidhardt von Gneisenau (1800–1822), Tochter des Mitarbeiters seines Vaters. Wilhelm von Scharnhorst befehligte 1849 die Artillerie der gegen die Revolution in Baden eingesetzten Truppen und erhielt 1850 seinen Abschied als General der Infanterie. Klara Sophie Juliane (von) Scharnhorst (* Hannover, 28. Juli 1788, † Düsseldorf, 20. Februar 1827), genannt Julie, diente 1809/1810 als Hofdame der Prinzessin Wilhelm von Preußen (Maria Anna von Hessen-Homburg), wodurch sie auch in Kontakt mit Clausewitz’ späterer Frau kam. Sie heiratete am 10. November 1809 Karl Friedrich Emil Burggraf zu Dohna-Schlobitten (s. u.). Juliane gebar sechs Kinder, davon Adalbert (1811–1877) und Balduin (1813–1843) noch zu Lebzeiten ihres Vaters. Sie starb im Alter von 38 Jahren an einer Brustkrankheit. Sophie Ernestine Scharnhorst (* Hannover, 3. Juni 1791, † Hannover, 5. März 1792) starb an den Blattern. Friedrich Gerhard August (von) Scharnhorst (* Hannover, 20. April 1795, † Berlin, 11. Oktober 1826) reiste etwas später als sein älterer Bruder nach England und diente im 1. Husarenregiment der Königlich Deutschen Legion. Er heiratete Johanna Gräfin von Schlabrendorf-Gröben und starb als Major im preußischen 8. Ulanenregiment. Anna Sophie Emilie (von) Scharnhorst (* Hannover, 29. Dezember 1796, † Hannover, 9. Juli 1804) starb an einer Kopfkrankheit. Scharnhorsts Schwiegersohn und seine Familie Karl Friedrich Emil Burggraf zu Dohna-Schlobitten (1784–1859) stammte aus einer der angesehensten alten Familien Preußens. Er trat 1793 als Junker in das schwarze Husarenregiment No. 5 ein, 1798 kam er als Fähnrich zum Dragonerregiment Werther (No. 6). 1803 unternahm er mit seinen Brüdern Ludwig und Fabian längere Reisen durch Deutschland, 1804 und 1805 besuchte er als Sekondeleutnant die Akademie für junge Offiziere in Berlin. Bei der Mobilmachung 1805 wurde der Graf zum Generalquartiermeisterstab

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versetzt und arbeitete im Hauptquartier Rüchels und danach einige Monate unter Graf Schulenburg in Hannover. Im Krieg 1806 wurde Dohna bei Halle verwundet und geriet in französische Gefangenschaft. Nach seiner Auswechslung am 1. März 1807 diente er unter Scharnhorst bei L’Estocqs Hauptquartier; noch im selben Jahr wurde er mit dem Pour le Mérite dekoriert und zum Stabskapitän befördert. Am 10. November 1809 heiratete er Julie von Scharnhorst, im Februar darauf wurde er in das Büro seines Schwiegervaters versetzt und zum Kapitän befördert. 1812 nahm er seinen Abschied, um in der russischen Armee zu dienen. Nach seiner Versetzung zurRussisch-Deutschen Legion assistierte er beim Abschluß der Konvention von Tauroggen. Im April 1813 erhielt er das Kommando über das 2. Husarenregiment der Legion, das 1813 an der Niederelbe kämpfte und mit dem zusammen er im Juni 1814 als Oberst zurück in preußische Dienste trat. 1815 führte Graf Dohna das aus der Russisch-Deutschen Legion hervorgegangene 8. Ulanenregiment ins Feld und wurde nach der Schlacht von Wavre mit dem Eisernen Kreuz 2. Klasse ausgezeichnet. Bis 1837 stieg er zum Generalleutnant auf, dann befehligte er nacheinander das II. und das I. Armeekorps. 1848 zum General der Kavallerie befördert, erhielt er 1854 seinen Abschied als Generalfeldmarschall. Graf Friedrichs Vater, Friedrich Alexander Burggraf zu Dohna-Schlobitten (1741–1810), Herr auf den Schlössern Schlobitten und Finckenstein, trug sämtliche preußischen Orden. Den Pour le Mérite hatte er 1762 als Adjutant des Herzogs Ferdinand von Braunschweig nach der Schlacht von Wilhelmsthal erhalten. Das 1807 zeitweise von Napoleon bewohnte Schloß Finckenstein hatten er und seine Frau, Gräfin Luise Amalie Karoline (1746– 1825), von ihrem Vater, dem Generalleutnant Friedrich Ludwig Graf Finck von Finckenstein, gekauft. Der Graf stellte 1790–1793 den jungen Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher als Hauslehrer für seine Kinder an und hob 1802 die Erbuntertänigkeit seiner Bauern auf; 1803 wurde er zum Obermarschall des Königreichs Preußen ernannt. Von den elf Geschwistern des Grafen Friedrich lebten zur Zeit seiner Hochzeit noch drei Schwestern und fünf Brüder; von diesen werden im vorliegenden Band erwähnt: Friedrich Ferdinand Alexander Burggraf zu Dohna-Schlobitten (1771– 1831) trat 1790 in den Staatsdienst und fungierte 1794–1801 als Kriegs- und Domänenrat in Berlin. Als Kammerdirektor in Marienwerder besorgte er 1806 die Verproviantierung von Graudenz und Danzig. Nach Steins Rücktritt leitete er als Minister des Innern gemeinsam mit Altenstein das neue Ministerium. Bald nach der Ernennung Hardenbergs zum Staatskanzler trat Graf Alexander unter Protest gegen die Reduzierung seines Portefeuilles zurück und kehrte als Generallandschaftsdirektor nach Ostpreußen zurück.

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1813 betrieb er die Bewaffnung der Provinz (Theodor von Schön erklärte später, Dohna, nicht Scharnhorst, habe die Landwehr geschaffen) und fungierte bis 1814 als Zivilgouverneur der Provinz Preußen. Danach gehörte Dohna mehrmals dem Provinziallandtag an. Friedrich Ludwig (Louis) Moritz Achatius Burggraf zu Dohna-Schlobitten (1776–1814) nahm im Dragonerregiment Bruckner (No. 9) an den Feldzügen am Rhein und in Polen teil. 1801 wurde er als Premierleutnant zum neuerrichteten Dragonerregiment Rouquette (No. 13) versetzt. Als Kapitän zeichnete er sich 1806/07 im Kleinkrieg in Ostpreußen und bei der Verteidigung von Danzig aus, danach wurde er als Major verabschiedet. 1813 wurde er zu einem Mitglied der Generalkommission zur Aufstellung der ostpreußischen Landwehr bestellt und kommandierte ein Landwehrkorps bei der Belagerung von Danzig. Nach der Kapitulation der Stadt wurde er zum Kommandanten ernannt, starb aber kurze Zeit später an Typhus. Helvetius Carl Friedrich Georg Albrecht Graf zu Dohna-Schlobitten (1789–1821) diente seit Juni 1807 im Dragonerregiment Zieten (No. 6) bzw. im Ostpreußischen Kürassierregiment (Nr. 2) und besuchte 1811 mit Erfolg die Allgemeine Kriegsschule. Im März 1812 nahm er seinen Abschied, um in russische Dienste zu treten. Er diente, ab 1814 wieder in der preußischen Armee, im Regiment seines Bruders Friedrich und wurde 1819 als Major im 8. Ulanenregiment verabschiedet. Scharnhorsts Adoptivtochter und Verlobte Die Halbwaise Friederike Hensel (1790-ca. 1864) wurde von Julie und Friedrich zu Dohna als Kindermädchen für ihren Sohn Adalbert angestellt, wodurch Scharnhorst sie kennenlernte. Bei einem gemeinsamen Aufenthalt in Bad Kudowa im Sommer 1812 näherten sich die beiden an und es entstand eine enge Beziehung. Bei einem Altersunterschied von 35 Jahren und den Gegebenheiten der Zeit changierte diese zwischen der von Liebenden und einer Art Vater-Tochter-Verhältnis, nicht unähnlich etwa den Beziehungen Blüchers und Friedrich Wilhelms III. zu ihren zweiten Frauen. Wie Scharnhorst in seinen Briefen bemerkte, war eine der Ursachen für seine Suche nach Zuneigung, daß sich seine Tochter seit ihrer Heirat emotional von ihm löste. Andererseits vertiefte es die Entfremdung zwischen ihm und Julie, als Friederike im Juli 1812 aus dem Dienst der Dohnas entlief und diese einige Zeit später das Verhältnis entdeckten. Scharnhorst adoptierte Friederike formlos und legte ihr den Namen Auguste (von) Scharnhorst zu. Besorgt um ihren guten Ruf brachte er sie im Ursulinenkloster in Breslau unter. Er traf sich mit ihr, wenn seine dienstlichen Verpflichtungen es gestatteten. Bevor Scharnhorst im März 1813 ins Feld zog, unterzeichneten die beiden eine notariell

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beglaubigte Verlobungsurkunde. Im Juni reiste Friederike bzw. Auguste zu dem Verwundeten nach Prag, fand ihn dort aber nur noch als Toten vor. In der Folge wurde Friederike von Scharnhorsts Familie abgewiesen und auch von mehreren gemeinsamen Vertrauten, z. B. Leutnant Greulich, im Stich gelassen; sie fand aber Zuwendung bei einer Ursulinerin und der befreundeten Familie Seeling.1 Etwa 1817 heiratete sie den Steuerinspektor Blankenburg, dem sie acht Kinder gebar, von denen fünf noch lebten, als er 1857 verschuldet in Berlin starb. Da sie das ihr 1813 von Scharnhorst überschriebene kleine Vermögen für ihre Kinder ausgegeben hatte und die Auszahlung der Witwenpension auf sich warten ließ, wandte sie sich mit einem Hilfegesuch an den König. Hierdurch kam es wieder zu einem Kontakt mit der Scharnhorstschen Familie, da Friedrich Graf zu Dohna als Gutachter herangezogen wurde. Mit Hilfe seines Sohnes Siegmar überzeugte er sich, daß am Verhältnis Scharnhorsts mit der Witwe Blankenburg nichts zu beanstanden sei, und verhalf ihr durch sein Gutachten zur Bewilligung der Unterstützung.2

1

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Vgl. die Erinnerungen in Friederike Hensels vom 17. Februar bis 14. August 1814 geführten Tagebuch (GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 6 fol. 1r–14r). Vgl. „Erinnerungen des Siegmar Gr. Dohna aus den gelegentlichen Mittheilungen des Feldmarschall Gr. Dohna bezüglich des General v. Scharnhorst“ (1882) und die Akten zum Gesuch der Witwe Blankenburg (ebda., Nr. 5 fol. 2r–3v bzw. 5r–8v).

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Anhang 2: Glossar militärischer und ziviler Fachbegriffe

Académie militaire

1765 von Friedrich II. gestiftete Offiziersakademie für Adlige. Adjutant mit dem Bürodienst betrauter, einem Befehlshaber attachierter Offizier. Affäre Gefecht. Affüte (Affuite) Lafette. aggregieren ein aggregierter Offizier gehörte seiner Einheit in der Regel nur administrativ an; erhielt er eine tatsächliche Kommandostelle, so wurde er „einrangiert“. Allgemeine die am 15. Oktober 1810 in Berlin eröffnete OffizierKriegsschule schule ersetzte die Académie militaire von 1765, die Ingenieurakademie von 1788, die Militärakademie der Artillerie von 1791 und die Akademie für junge Offiziere von 1801. Dazu gehörten als Vorinstitute die Kriegsschulen für Portepéefähnriche in Berlin, Breslau und Königsberg. Allgemeines Kriegs- für Militärverfassung und Armeekommando departement zuständige Abteilung des 1808/09 eingerichteten preußischen Kriegsministeriums. Amalgamierung Zusammenfügung verschiedenartiger Truppen zu einem Ganzen, z. B. in Frankreich 1794 von Linienund Nationalgardebataillonen zu Halbbrigaden (Regimentern). Der Begriff wurde auch für die Einreihung frisch ausgebildeter Rekruten in eine im Felde stehende Einheit benutzt. amüsieren in ein hinhaltendes Gefecht verwickeln. Anciennität Rangfolge nach dem Zeitpunkt der Beförderung, (Ancienneté) Dienstalter. approvisionieren verproviantieren. Arrièregarde Nachhut. Artilleriebrigade in Preußen von 1808 bis 1850 Bezeichnung der regimentstarken administrativen Verbände der Artillerie. Auditeur Militärgerichtsbeamter. Avancement Beförderung. avancieren 1. vorgehen, vorrücken; 2. befördern bzw. befördert werden. Avantgarde Vorhut.

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Avantkorps Avertissement Ballistik Bank Bastion Bataille Bataillon Bataillonsmasse Batterie Bedeckter Weg Biwak (Bivouac) Blankett Blessierte Blockhaus Bombardier Bombe Brandröhre Brigade

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Truppenverband zur Wahrnehmung der Vor- bzw. Nachhutaufgaben für eine Armee. Nachricht, Warnung. Lehre von der Geschoßbahn. von der Brustwehr eines Walls oder einer Schanze gedeckte erhöhte Plattform, für Geschütze auch Barbette, Geschütz- oder Kanonenbank genannt. hervorspringendes Bollwerk einer Festung. Schlacht. taktische und administrative Grundeinheit, vor allem der Infanterie; je nach Armee bestand ein Infanteriebataillon aus vier bis zehn Kompanien. zum Gefecht in Kolonne formiertes Bataillon, siehe Kolonne. taktische Einheit der Artillerie, in Preußen gewöhnlich mit sechs Kanonen und zwei Haubitzen ausgestattet. Infanteriedeckung hinter dem Glacis einer Festung, meistens direkt vor dem (äußeren) Graben. Lager zur Übernachtung unter freiem Himmel, im Gegensatz zu einem mit Hütten oder Zelten ausgestatteten Lager. „blanko“ ausgestelltes Dokument wie z. B. ein Paß, bei dem der Name des Trägers oder Empfängers oder ein zu zahlender Betrag noch einzutragen ist. Verwundete. im Befestigungswesen ein fest gebautes Unterkunftsoder Wachtgebäude aus Holz oder Stein. in Preußen niedrigster Unteroffiziersrang der Artillerie. Haubitz- oder Mörsergranate. Zündröhre für Bomben und Granaten. 1. taktischer Verband, bestehend aus zwei oder drei Regimentern bzw. einer entsprechenden Anzahl von Bataillonen oder Eskadronen; 2. administrative Unterteilung, z. B. beim preußischen Generalquartiermeisterstab (1804–1806) und Ingenieurkorps; 3. siehe Füsilierbrigade; 4. in Preußen ab 1806 Bezeichnung für regimentstarke Neuformationen, denen man den Namen „Regiment“ verweigerte, z. B. die Artilleriebrigaden; 5. in Preußen ab 1808 auch ein divisionstarker, administrativer und taktischer Verband aus allen Waffengattungen (auch „Armeebrigade“ genannt), dessen Unterteilungen auch als Brigaden, z. B. Kavalleriebrigade und Infanteriebrigade, bezeichnet wurden.

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Brigadegeneral

Brigademajor Brigadier

Brummer Büchse

C Charakter

chargieren Chef

à cheval Chevaulegers Corps d’armée Coup de main crenelieren Croquis

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1. (général de brigade) während der Französischen Revolution eingeführter Rang, der den maréchal de camp (Generalmajor) des Ancien Régime ersetzte; 2. in Preußen ab 1808 Funktionsbezeichnung für Befehlshaber einer (divisionstarken) Brigade, im Unterschied zu den ihm untergeordneten Brigadieren. Funktionsbezeichnung (nicht Dienstrang) für einen Flügeladjutanten, der Verlustlisten, Lagerpläne und Verpflegungsberichte vorzulegen hatte. 1. Befehlshaber einer Brigade; 2. Befehlshaber einer zum Gefecht zusammengestellten Einheit, z. B. der Tirailleurlinie einer Brigade; 3. bei einigen Armeen ein Rang zwischen Oberst und Generalmajor; 4. in Frankreich der niedrigste Unteroffiziersrang einiger Waffengattungen; 5. in Preußen ab 1808 ein einem Brigadegeneral unterstellter Befehlshaber der Infanterie, Kavallerie oder leichten Truppen. sehr schwere zwölfpfündige Festungskanonen, die im Siebenjährigen Krieg als Feldgeschütze eingesetzt wurden. Gewehr mit gezogenem Lauf, das dadurch erheblich höhere Treffsicherheit auf weite Entfernungen erzielte als die Muskete, aber auch mehr Übung und Zeit beim Laden erforderte. siehe auch K bzw. Z. Durch die Verleihung eines militärischen Charakters erhielt der Empfänger Titel, Abzeichen und Ehrenrechte eines Ranges, nicht aber die damit verbundenen Befugnisse, Pflichten und Bezüge. 1. laden; 2. angreifen, attackieren. 1. höchster Offizier eines Regiments oder Korps, gewöhnlich im Range eines Obersten oder darüber; mit einigen Ausnahmen wurden Regimenter bis ins 19. Jahrhundert nach ihrem Chef benannt; 2. siehe Kompaniechef. „rittlings“, zu beiden Seiten einer Straße, eines Flusses usw. Benennung für reguläre leichte Kavallerie, u. a. bei der österreichischen und bayrischen Armee. siehe Korps (Bedeutung 2 und 3). Handstreich. mit Schießscharten (frz.: creneaux) versehen. skizzenhafte Geländezeichnung.

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à la debandade, en debandade debarkieren Debouchee (Debouché) debouchieren

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in aufgelöster Ordnung. landen, ausschiffen. Ausgang, Defilee.

mit einem Verband aus einem Engpaß kommen und sich entwickeln. Defilee Engpaß. Demonstration sichtbare Truppenbewegung zur Ablenkung des Feindes, Scheinangriff. demontieren ein Geschütz durch Artillerietreffer unbrauchbar machen. Departement 1. Abteilung einer Verwaltungsbehörde, auch Bezeichnung für ein Ministerium (als Abteilung des Staatsministeriums); 2. Verwaltungsbezirk in Frankreich und seinen Satellitenstaaten.. deployieren eine Einheit von der Marsch- zur Gefechtsformation überführen. Depot 1. Lager für Munition und andere militärische Bedürfnisse; 2. Teil einer Einheit, der in der Garnison zurückbleibt, um den Ersatz auszubilden. Detachement Truppenabteilung für besondere Aufgaben. detachieren einen Teil einer Truppenformation für spezielle Aufgaben absondern. Division 1. zum Gefecht zusammengestellter taktischer Verband, z. B. die Divisionen des dritten Gliedes; 2. fest organisierter Verband aus Truppen mehrerer Waffengattungen, speziell einer aus zwei oder mehr Infanteriebzw. Kavalleriebrigaden mit dazugehöriger Artillerie (Infanterie- bzw. Kavalleriedivision); 3. Abteilung einer Behörde, z. B. des Allgemeinen Kriegsdepartements und des Militärökonomiedepartements; 4. Militärdivision (division militaire): frz. administrativer Bezirk zur Durchführung der Konskription usw., umfaßte in der Regel mehrere Departements. Divisionsgeneral während der Französischen Revolution eingeführter (général Dienstgrad, der den Generalleutnant des Ancien de division) Régime ersetzte; 1793–1804 höchster Rang. Dotierung Ausstattung einer Festung mit dem zu ihrer Verteidigung Notwendigen, insbesondere Proviant. Dragoner ursprünglich berittene Infanterie, im 18. und 19. Jahrhundert in der Regel mittlere oder schwere Kavallerie. dritten Gliedes, aus den Soldaten des dritten Gliedes zusammenZüge bzw. gestellte Verbände, die als Gefechtsreserve und Division(en) des Tirailleure eines Infanteriebataillons dienten.

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Dukaten Echec en échelon en échiquier

Einhorn Einschnitt Elevation Emplacement Emulation eodem (die) Eskadre (Geschwader) Eskadron (Schwadron) Eskarpe Estafette Evolution Exercice Exerzierreglement expedieren Face

Fähnrich (engl.: Ensign) Falkonett Faschine Fatigue Feldjäger

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Goldmünze im Wert von 4 Gulden bzw. 2 2/3 Reichstalern. Rückschlag, Niederlage. in Staffeln, gestaffelt, d. h. die Unterformationen eines Regiments, einer Brigade usw. sind wie die Stufen einer Treppe in Breite und Tiefe versetzt. schachbrettartig, d. h. die Unterformationen einer Einheit (z. B. Eskadronen einer Brigade) sind wie die gleichfarbigen Felder eines Schachbretts gegeneinander versetzt, so daß die Einheiten eines Treffens durch die Lücken zwischen denen des anderen durchziehen können, ohne daß Unordnung entsteht. russischer Haubitzentyp mit langem Rohr. einfachste Verschanzung, Schützengraben. Neigungswinkel eines Geschützrohrs. Deckung zum Schutz eines Geschützes beim Feuern. Wetteifer, Nacheiferung. (am) selben (Tage). kleiner Verband von Kriegsschiffen. administrative und taktische Formation der Kavallerie; ein Regiment bestand aus zwei oder mehr Eskadronen. auf der Angreiferseite liegende Böschung eines Grabens. siehe Stafette. Bewegung eines Truppenkörpers zum Wechsel der Formation oder der Front. 1. Übung; 2. Exerzierreglement. Vorschrift, nach der einzelne Soldaten und Formationen in ihren Bewegungen usw. ausgebildet wurden. befördern, absenden. Vorderseite einer Befestigung; Fleschen bestanden nur aus zwei Facen, geraden Wällen, die einen Winkel mit dem Feind zugekehrter Spitze bildeten, bei komplexeren Werken schlossen sich außen einspringende Flanken an. in Preußen bis 1807, in einigen anderen Armeen noch länger der unterste Offiziersdienstgrad. leichtes Geschütz mit langem Rohr. zusammengeschnürtes Reisigbündel zur Bekleidung von Verschanzungen, Überwindung von Bodenhindernissen usw. Ermüdung, Strapaze, Erschöpfung. siehe Jäger.

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Anhang 2: Glossar militärischer und ziviler Fachbegriffe

Feldmarschallleutnant Feldportion Feldwache

Feldzeugmeister Feuerstelle Feuerwerker Fladdermine Flanke Flankeur (Flanqueur) Flesche Flügeladjutant forcieren förmlicher Angriff Fort Fourage fouragieren Freikorps (auch: Freibataillone, Freiregimenter) Friedrichd’or Fuder Furier (Fourier) Füsiliere

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österreichischer Dienstgrad, entsprach dem Generalleutnant anderer Armeen. siehe Portion. mit der Überwachung eines bestimmten Bereichs betraute Abteilung, die wiederum Unterabteilungen (Patrouillen, Vedetten, Gefreitenposten, Schildwachen usw.) vorschob. österreichischer Dienstgrad der Infanterie und Artillerie, gleichrangig mit dem General der Kavallerie. Bezeichnung für einen Haushalt im preußischen Kantonwesen. Unteroffiziersdienstgrad der Artillerie, entsprach dem Sergeanten anderer Waffengattungen. Landmine zur Bekämpfung von Truppen im Vorfeld einer Befestigung. 1. Seite einer Aufstellung, im Gegensatz zu Front und Rücken; 2. abgeknickter Seitenwall einer Befestigung. Plänkerer der Kavallerie; im engeren Sinne ein speziell für das aufgelöste Feuergefecht bestimmter und ausgebildeter schwerer Kavallerist. Schanze oder Ravelin in Pfeil- bzw. V-Form mit dem Feind zugekehrter Spitze. Adjutant eines Monarchen. 1. zwingen, 2. (eine Stellung) im Angriff nehmen. im Festungskrieg eine systematische Belagerung durch die Anlage von Parallelgräben und Minengängen. kleinere dauerhaft angelegte Befestigung, selbständig oder als größeres Außenwerk einer Festung. Verpflegung, im engeren Sinn Pferdefutter. Verpflegung aus der Umgebung beschaffen. aus Freiwilligen, in der Regel für die Dauer eines Krieges aufgestellte Truppenformationen außerhalb der Organisation eines stehenden Heeres. Bewährte Einheiten konnten ganz oder teilweise zu regulären Einheiten umgewandelt werden. preußische Goldmünze im Nennwert von fünf Talern. Maß für Heu, Holz usw.: die Ladung eines zweispännigen Wagens. für Quartierangelegenheiten und Verpflegung zuständiger Unteroffizier. in Preußen 1787–1807 Bezeichnung für eine mit Musketen (manchmal mit etwas gezogenem Lauf) ausgerüstete leichte Infanterie, ab Dezember 1809 für die aus leichter Infanterie bestehenden dritten

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Bataillone der Infanterieregimenter. Der Name ist abgeleitet von frz. „fusil“ (Steinschloßgewehr). Füsilierbrigade In der preußischen Armee 1787–1807 administrativer Verband aus drei Füsilierbataillonen unter ihrem ranghöchsten Bataillonschef (Brigadier). Fuß Längenmaß, das in 12 Zoll zu jeweils 12 Linien unterteilt war. In Kurhannover war der 29,1 cm lange Calenberger Fuß verbindlich, in Preußen vor allem der 31,4 cm lange Rheinländische. In Frankreich war ein Pied du Roi = 32,5 cm. Garde ursprünglich die Leibwache eines Monarchen, bald aber vergrößert und im Feld eingesetzt, seit dem 18. Jahrhundert in fast allen Armeen ein ausgesprochenes Elitekorps. Garde du Corps Name von schweren Gardekavallerieregimentern in verschiedenen Armeen. Garnitur die am Gewehrschaft angebrachten Beschläge. Generaladjutant 1. Adjutant eines Monarchen, im Range über den Flügeladjutanten. In Preußen bildeten die drei bis vier Generaladjutanten 1787–1807 eine eigene Behörde (Generaladjutantur), durch die alle militärischen Vorgänge und Eingaben passieren mußten, ehe sie an den König gelangten. 2. Adjutant eines Generals, im Gegensatz z. B. zu Inspektions- oder Regimentsadjutanten. General du jour im 18. Jahrhundert der von Tag zu Tag abwechselnde General, der im Felde für die Ausstellung der Vorposten einer Armee zuständig war. Generalintendantur Verwaltung des Verpflegungswesens einer Armee. Generalquartierim 18. und frühen 19. Jahrhundert übliche Bezeichmeister nung für den Chef des Generalstabs. Generalquartierim 18. und frühen 19. Jahrhundert übliche Bezeichmeisterstab nung für den Generalstab. gewaltsamer Angriff im Festungskrieg ein überraschender Sturm bzw. Handstreich ohne den oder vor Abschluß des langwierigen förmlichen Angriffs. Glacis glattes, nach außen hin flach abfallendes Vorfeld einer Befestigung, das einem Feinde keinen Sichtschutz und keine Deckung bieten sollte. Glied in einer Formation nebeneinander stehende Soldaten. Gouvernement 1. in Preußen die oberste militärische Behörde einer Festung, größeren Stadt oder Gebiets; 2. (russ.: gubernija) Verwaltungsbezirk Rußlands, auch als „Provinz“ oder „Statthalterschaft“ bezeichnet.

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Gouverneur

1. Offizier, der ein Gouvernement verwaltete; 2. Erzieher eines Prinzen oder von Offizierschülern; 3. (russ.: gubernator) Statthalter in einem russ. Gouvernement. Grenadiere nach Körpergröße und Kampfkraft ausgesuchte Mannschaften der Infanterie (z. T. auch der Dragoner), die durch Besonderheiten der Uniform hervorgehoben wurden. Die Grenadierkompanien zweier Regimenter wurden oft zu besonderen Grenadierbataillonen zusammengestellt. Manche Eliteregimenter wurden insgesamt als Grenadiere bezeichnet. Groschen der 24., in Preußen ab Dezember 1811 der 28. Teil eines Talers (guter Groschen, Gutergroschen); ein guter Groschen enthielt 12 Pfennige. Guide (Feldguide) berittener Soldat, Unteroffizier oder junger Offizier zur Unterstützung der Kommandeure bei Erkundungen und anderen Stabsaufgaben. Hetman (Ataman) höchster Offizier eines Kosakenheeres, z. B. der Donkosaken. Haubitze Geschütz zum Bogenschuß, das Granaten, Brandkugeln, Leuchtkugeln und Kartätschen verschoß. In der Regel waren Haubitzen wesentlich kürzer als Kanonen vergleichbaren Kalibers (Ausnahme: die russischen Einhörner). huius (hujus) dieses (Monats). Husaren leichte Kavallerie, deren Uniform auf der ungarischen Volkstracht basierte. Ingenieure das Ingenieurkorps bestand aus Ingenieuroffizieren und Pioniersoldaten (Sappeure und Mineure; in manchen Armeen gab es ein gesondertes Mineurkorps). Der Aufgabenbereich der Ingenieuroffiziere umfaßte auch den Bau von Festungen, Verschanzungen und Zivilbauten, die Landvermessung und die Kartographie. Inhaber Österreichisches Äquivalent eines Chefs. Inspektion administrativer Verband unter Aufsicht eines Inspekteurs oder Generalinspekteurs. Inspektionsadjutant Adjutant eines Inspekteurs. Jäger 1. (Feldjäger, Jäger zu Fuß, chasseurs à pied) leichte Infanterie, in deutschen Armeen in der Regel Büchsenschützen; 2. (Feldjäger zu Pferde) kleines preußisches Truppenkorps, das Kuriere und Guiden stellte; 3. (zu Pferde, chasseurs à cheval) reguläre leichte Kavallerie in Frankreich, den Tochterrepubliken und einigen

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Journal Kabinett

Rheinbundstaaten; 4. in Rußland die übliche Bezeichnung für leichte Fußtruppen, Äquivalent der französischen Leichten Infanterie. 1. Zeitschrift oder Zeitung; 2. Tagebuch; 3. Geschäftstagebuch einer Behörde, in dem die ein- und ausgehenden Schreiben verbucht wurden. zu Beginn des 19. Jahrhunderts bezeichnete das Wort in Preußen das Geschäftszimmer des Königs und die mit der Besorgung seiner zivilen und militärischen Geschäfte betrauten Beamten und Offiziere. Schreiben eines Fürsten. unmittelbarer schriftlicher Befehl eines Fürsten.

Kabinettschreiben Kabinettsorder (Kabinettsbefehl) Kabinettvortrag Termin eines hohen Beamten oder Offiziers beim Monarchen zur Berichterstattung über die jeweiligen Dienstgeschäfte, Entgegennahme von Befehlen usw. Kadett Zögling einer militärischen Erziehungsanstalt (Kadettenhaus) zur Heranbildung von Offiziersanwärtern. Die Kadettenkorps der europäischen Armeen bezogen zumindestens bis zur Französischen Revolution ihren Nachwuchs hauptsächlich aus dem Adel. Kampagne Feldzug. (Campagne) Kanone Geschütz zum Verschießen von Vollkugeln und Kartätschen. Kanonier Gemeiner der Artillerie. Kanton in Preußen das Gebiet, aus dem ein Regiment seine inländischen Rekruten erhielt; nicht unbedeutende Teile des Landes, darunter die meisten größeren Städte, waren jedoch von der Kantonpflicht ausgenommen. kantonfrei von der Kriegsdienstpflicht befreit. Kantonierung Einquartierung von Truppen in einem Ort. Kantonist in Preußen ein inländischer Kriegsdienstpflichtiger. Kapitän (Capitain) Hauptmann. Karabiner Feuergewehr berittener Truppen, deutlich kürzer als die Musketen der Infanterie, einige Modelle so kurz, daß sie einhändig abgefeuert werden konnten. Karree (Quarree) Rechteckige Gefechtsformation der Infanterie mit Front nach vier Seiten zur Abwehr von Kavallerieattacken. Man unterschied zwischen hohlem Karree (in Linie formierte Truppen bilden den Umriß eines Rechtecks ab) und vollem Karree (Aufstellung in Kolonne mit auf den Flanken nach außen gewandten Soldaten, dabei dort die Zwischenräume zwischen

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Kartätschen Kartusche Kasematte (Casematte) Kavalier (Cavalier) Kehle Knecht Kolonne

Kombattanten Kommissariat (Kriegskommissariat) Kompanie (Compagnie)

Kompaniechef Kondukteur (Conducteur) Königlich Deutsche Legion (The King’s German Legion) Kontravallationswerke

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den Kompanien bzw. Zügen durch hineingestellte Soldaten gefüllt). Streugeschosse der Artillerie zur Bekämpfung von Truppen auf kurze Distanz; sie enthielten in einer Hülse eine Vielzahl kleinerer Kugeln. in Stoff oder Papier verpackte Pulverladung für Geschützgeschosse bombenfest überwölbter Raum in einem Festungswerk. Oberbegriff für verschiedene Arten von erhöhten Befestigungswerken, z. B. innerhalb einer Bastion. der nach hinten offene Teil einer Befestigung, insbesondere einer Flesche oder Lünette. Fuhrmann beim Militär, u. a. Fahrer der Artillerie. im Gefecht eine Formation mit mehreren in Linie aufgestellten Untereinheiten hintereinander. In der Regel betrug die Front eines Bataillons in Kolonne (auch: „Bataillonsmasse“) etwa ein Viertel bis ein Drittel der Länge bei Aufstellung in Linie. Der größeren Beweglichkeit und Stoßkraft der Gefechtskolonne entsprachen aber eine größere Verwundbarkeit gegen Artillerie- und Gewehrfeuer und eine reduzierte eigene Feuerkraft, da nur die vordersten Glieder schießen konnten. Siehe auch Marschkolonne. kämpfende Truppen. Verpflegungs- und Proviantwesen einer Armee. administrativer (bei der Infanterie auch taktischer) Verband mit einer nach Armee und Waffengattung variierenden Sollstärke von etwa 70 bis knapp 200 Mann. Bei der Artillerie stellte meistens eine Kompanie die Bedienung einer Batterie, je nach Kaliber aber auch die von zweien oder einer halben. höchster Offizier einer Kompanie, mindestens im Range eines Hauptmanns. Offiziersanwärter der Artillerie und Ingenieure. Freiwilligenkorps, das 1803 in Großbritannien aus Soldaten und Offizieren der aufgelösten kurhannoverschen Armee aufgestellt wurde. vom Belagerungsheer um eine Festung angelegte Verschanzungen gegen Angriffe der Besatzung.

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Kornett (Cornet) Korporal Korps

Fähnrich der schweren Kavallerie und Husaren. niedrigster Unteroffiziersdienstgrad. 1. administrativer Verband bei bestimmten Waffengattungen, in Preußen z. B. das Ingenieurkorps; 2. autonom operierender taktischer Verband verschiedenster Größe; 3. fester taktischer Verband aus zwei oder mehr (Armee-)Divisionen (Armeekorps, Corps d’Armée, seit 1803). Kosaken russische irreguläre leichte Kavallerie, ursprünglich Wehrbauern. Kriegsministerium für die Landstreitkräfte, in einigen Staaten mit sehr kleiner Marine auch für diese zuständiges Ministerium. Das 1808/09 eingerichtete preußische Kriegsministerium (Kriegsdepartement) war unterteilt in Allgemeines Kriegsdepartement und Militärökonomiedepartement. Kriegsschule siehe Allgemeine Kriegsschule. Krümper überkomplette Mannschaften zum Ersatz für laufenden Abgang. Nach 1807 wurde in Preußen „Krümpersystem“, die schnelle Ausbildung und baldige Beurlaubung von Rekruten als Krümper dazu benutzt, um Soldaten über die Höchstgrenze von 42.000 Mann hinaus auf den Krieg vorzubereiten. Das Wort soll auf „krümpfen“ (auch „krumpfen, krempen“), d. i. „zusammenschrumpfen“, zurückgehen. kugelschwer Maß für die Pulverladung im Verhältnis zum Gewicht des Geschosses. Kurant (Courant) in einem Lande umlaufendes vollwichtig ausgemünztes Geld, im Gegensatz zu Papiergeld, Rechenwährungen und Scheidemünzen. Kürassiere schwere Kavallerie, benannt nach ihrem Brustpanzer (Küraß); preußische Kürassiere trugen 1787–1814 keinen Panzer. Kurierjäger zur Nachrichtenbeförderung eingesetzter Feldjäger zu Pferde. Kurtine (Courtine) Wall zwischen zwei Bastionen. Landwehr zur Landesverteidigung aufgestellte Miliz, entsprach (russ.: opolčenie) der französischen Nationalgarde. Lärm Alarm. Legion 1. römischer Truppenverband, je nach Ära zwischen ca. 3000 und 6000 Mann stark, gemischt aus schwerer und leichter Infanterie sowie Reitern; 2. im 18. und 19. Jahrhundert Benennung von Freiwilligenverbänden, die aus Einheiten verschiedener Waffengattungen bestanden.

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Leibregiment Leichte Dragoner leichte Infanterie

leichte Kavallerie

Leutnant (Lieutenant)

Lieue Linie

Logement Lot Louisd’or

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Name von Regimentern, deren Chef der Monarch war, die aber nicht zur Garde gehörten. Bezeichnung der regulären leichten Kavallerie der hannoverschen und britischen Armee. Oberbegriff für Infanterieeinheiten, die zumindestens theoretisch im aufgelösten Gefecht kämpfen konnten; in der Praxis verschwamm die Grenze zur schweren oder Linieninfanterie. Zur leichten Infanterie rechnete man u. a. Jäger zu Fuß, preußische Füsiliere (seit 1787), österreichische Grenzer und die Tirailleur- und Voltigeurregimenter der französischen Garde. Oberbegriff für Kavallerieeinheiten, die mehr zu Aufklärungs- und anderen Aufgaben als zu geschlossenen Attacken eingesetzt werden sollten, insbesondere Chevaulegers, Husaren, Jäger zu Pferd, Kosaken, Leichte Dragoner und Ulanen. siehe Premierleutnant, Sekondeleutnant; im preußischen Sprachgebrauch bezeichnete das einfache Wort „Leutnant“ einen Sekondeleutnant, im französischen, britischen und hannoverschen dagegen einen Premierleutnant. altes französisches Längenmaß („französische Meile“); zu Lande unterschied man Lieue de France (4452 m) und Lieue de poste (3898 m). 1. die reguläre Truppe einer Armee, im Unterschied zur Garde, aber auch zu Freikorps, Milizen und anderen Verbänden der „zweiten Linie“; 2. in Frankreich unterschied man seit der Revolution zwischen Regimentern der Linieninfanterie (infanterie de ligne) und der Leichten Infanterie (infanterie légère), was aber bald nur noch die unterschiedlichen historischen Wurzeln der Einheiten reflektierte und nicht unterschiedliche Kampfweisen; 3. Längenmaß, der zwölfte Teil eines Zolls; 4. Aufstellung einer Einheit (Kompanie, Bataillon, Regiment usw.) in einer Tiefe von zwei oder drei Gliedern, die bei der Infanterie den Einsatz aller Gewehre gleichzeitig ermöglichen sollte. von den Belagerern einer Festung gewonnener Stützpunkt in einer Bresche. der 32. Teil eines Pfundes, in Preußen und Hannover 14,4 g. Goldmünze im Nennwert von 20 Livres bzw. fünf Reichstalern, entsprach dem preußischen Friedrichd’or und dem imperialen Napoléond’or.

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Lünette

nach hinten offene Schanze oder Ravelin, deren Form (zwei Facen und zwei Flanken) an eine Mondsichel erinnerte. Major-General französische und russische Bezeichnung für den Chef (major général) des Generalstabs einer oder aller Feldarmeen. Manquement Fehlbestand, Fehlbetrag. maréchal général sehr selten vergebener höchster Dienstgrad im Frankreich des Ancien Régime. Marschkolonne Formation zum Marsch über größere Distanzen; die Breite hing im Wesentlichen von der benutzten Straße ab. maskiert verdeckt, in verdeckter Aufstellung. Masse siehe Kolonne. Meile Längenmaß: Deutsche oder geographische Meile: 7420,4 m; Preußische Meile: 7532,5 m, Calenberger Meile (Hannover): 7419,2 m; britische Meile: 1609,3 m. Siehe auch Lieue. Militärökonomie- für Finanzen und Versorgung zuständige Abteilung departement des preußischen Kriegsministeriums. Mine in einer unterirdischen Kammer angelegte Sprengladung. Mineur auf den Bau unterirdischer Gänge spezialisierter Pioniersoldat. Ministerium (Staats- im Preußen der Reformzeit Bezeichnung für die ministerium) Gesamtheit der amtierenden Minister. Morgen Flächenmaß, in Preußen etwa 2553 Quadratmeter, in Hannover etwa 2621. Mörser Steilfeuergeschütz mit sehr kurzem Rohr und verengter Kammer, das im Festungskampf Granaten, Brandund Leuchtkugeln oder Steine (Steinmörser) verfeuerte. Mortier Mörser. Mousqueton Handfeuerwaffe mit sich zur Mündung erweiterndem (Musketon) Lauf, die mit 10–12 Kugeln geladen wurde und besonders bei Belagerungen zum Einsatz kam. Muskete Gewehr der Fußtruppen mit ungezogenem Lauf, ursprünglich mit Luntenschloß, seit dem 18. Jahrhundert mit Steinschloß. Musketier in vielen Heeren übliche Bezeichnung für einen gewöhnlichen Infanteristen, in Preußen ab 1808 für Soldaten der ersten beiden Bataillone eines Linieninfanterieregiments. Oberfeuerwerker Unteroffiziersdienstgrad der Artillerie. Oberkriegs1787 eingerichtete, 1808/09 durch das neue Kriegskollegium ministerium ersetzte Verwaltungsbehörde der preußi-

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schen Armee. Es war seit 1796 in drei Departements unterteilt. Oberstab Gesamtheit der nicht in den einzelnen Kompanien eingeteilten Offiziere eines Regiments, siehe Stabsoffizier. Observationsarmee, Armee oder Korps zum Schutz einer Grenzlinie oder Observationszum Abschirmen einer Belagerung gegen ein eventuell korps heranrückendes Entsatzheer. Orden im preußischen Sprachgebrauch vor 1813 war mit „der Orden“ der Verdienstorden („Pour le Mérite“) gemeint. Ordonnanz Soldat für Kurierdienste. ordre de bataille Schlachtordnung. Ouvertüre Öffnung, Durchgang. Palisaden oben zugespitzte Schanzpfähle; sie waren in der Regel eingegraben und über- und unterirdisch miteinander verbunden. Parallelen von den Belagerern einer Festung parallel zum Wall angelegte Gräben zur Aufnahme von Batterien und der Sturmstellung der Infanterie. Paßkugel bei Büchsen eine (bleierne) Kugel, die genau in den Lauf paßt, bei Geschützen eine (massive) Vollkugel. Peloton in Preußen 1. eine halbe Infanteriekompanie, nach 1807 als Zug bezeichnet, 2. nach 1807 eine Unterabteilung einer Division des dritten Gliedes. Pfund Gewichtseinheit; in Preußen: 1 Pfund = 467,4 g, in Hannover: 1 Pfund = 467,7 g, in Wien: 1 Pfund = 560,5 g. Pike zum Stoß verwendete Stangenwaffe der Infanterie, im 16. und 17. Jahrhundert 5–6 m lang; 1789–1815 verwendete man deutlich kürzere Modelle. Pikett (Piquet) Truppenabteilung zur Unterstützung von Wachen oder einer Vorpostenlinie. Pistole 1. Goldmünze im Wert von etwas über fünf Reichstalern; 2. Faustfeuerwaffe. Plankammer Einrichtung zur Herstellung von Terrainaufnahmen und militärischen Karten in Potsdam, 1742 von Friedrich II. begründet, dem Ingenieurkorps angegliedert. Plänkerer (Blänkerer) in aufgelöster Ordnung kämpfender Soldat. Platz Festung, größere Garnison usw. Polygon Befestigung, deren gerade Wälle ein geometrisches Vieleck bilden. Das Wort wurde auch als Synonym für Teilbefestigungen wie Bastionen benutzt. Pontonier auf den Brückenbau spezialisierter Pioniersoldat. Portativbrücke transportfähige Brücke, in der Regel Pontonbrücke.

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Anhang 2: Glossar militärischer und ziviler Fachbegriffe

Portepee (Porte-épée) Portepeefähnrich Portion Potence poussieren Premierkapitän Premierleutnant Profil Prolonge Protze Punkt Quarree Quartiermeister Queue Ranzionierte

Ration Ravelin Recul Redoute refüsieren

Regiment

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silberner oder goldener Faustriemen am Degen oder Säbel als Abzeichen der Offiziere und höheren Unteroffiziere. Offiziersanwärter im Unteroffiziersrang. von der Armee gestellte Nahrungsmittelmenge für einen Mann pro Tag. Vorsprung. vorwärts treiben, fördern. im preußischen Ingenieurkorps übliche Bezeichnung für einen wirklichen Kapitän, um ihn vom Stabskapitän zu unterscheiden. Offiziersrang, entspricht dem damaligen österreichischen (und heutigen deutschen) Oberleutnant. Querschnitt durch ein Befestigungswerk. Tauschlaufe zur Befestigung eines Geschützes an der Protze ohne das eigentliche Aufprotzen. Zweirädriger Zugwagen für ein Geschütz, an dem das hintere Ende der Lafette zum Transport auf dem Protznagel aufgehakt wurde. Längenmaß, der zwölfte Teil einer Linie. siehe Karree. 1. für die Bekleidung, Waffen, Munition und Verpflegung einer Einheit zuständiger Offizier bzw. Unteroffizier; 2. Dienststellung im preußischen Generalstab. Ende einer Marschordnung. losgekaufte bzw. ausgewechselte Kriegsgefangene; „Selbstranzionierte“ waren aus der Gefangenschaft entwichen. Das Wort ist abgeleitet von Ranzion (Lösegeld). von der Armee gestellte Futtermenge für ein Pferd pro Tag. hinten offenes Außenwerk vor dem Wall einer Festung. Rückstoß. geschlossene Feldverschanzung. einen Flügel refüsieren bedeutete 1. ihn zwar aufmarschieren, aber nicht in ein ernsthaftes Gefecht verwikkeln zu lassen, oder 2. Einheit(en) gestaffelt hinter einem Flügel so zu plazieren, daß sie einen zu erwartenden feindlichen Flankenangriff selbst in der Flanke bedrohten. administrative Grundeinheit einer Armee; in der Regel bestand ein Infanterieregiment aus zwei oder mehr Bataillonen, ein Kavallerieregiment aus zwei oder mehr Eskadronen.

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Anhang 2: Glossar militärischer und ziviler Fachbegriffe

Regimentsartillerie, Regimentsgeschütz, Regimentskanonen reitende Artillerie

Rekognoszierung Relais Remonte repoussieren Retirade retirieren Retraite Retranchement Revue Rheinbund (Confédération du Rhin) Rikoschettschuß

Rittmeister Roster Rotte

Rubel Sappen

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der Infanterie zugeteilte Geschütze, die als Teil ihrer Einheit operierten und von dazu abgestellten Infanteristen bedient wurden. Bei selbständigen Bataillonen sprach man von Bataillonsartillerie usw. leichte Artillerie, bei der zur größeren Beweglichkeit die Bedienungsmannschaft beritten war (z. B. in Preußen und Frankreich) oder auf den Geschützlafetten aufsaß (z. B. in Österreich und Hannover). Letzteres System wurde auch als fahrende Artillerie bezeichnet. Erkundung, Aufklärungsunternehmen. Standort einer kleineren Reiterabteilung zur Nachrichtenübermittlung. Auffüllung des Pferdebestandes von berittenen Truppen. zurückwerfen. Rückzug. (sich) zurückziehen. Rückzug. Feldverschanzung. mit einigen Übungen verbundene Musterung der Truppen, Heerschau. Bündnis deutscher Klein- und Mittelstaaten unter dem Protektorat Napoleons, begründet durch die am 17. Juli 1806 unterzeichnete Rheinbundakte, umfaßte 1811 36 Staaten. Kanonenschuß mit verminderter Ladung, um bei Belagerungen durch die mehrfach aufspringende Kugel in der ganzen Länge eines Wallgangs Schaden bei Menschen und Material anzurichten. Hauptmann der Kavallerie. Tabelle; benannt wegen der Ähnlichkeit mit einem Bratrost. 1. in einer Formation hintereinander stehende Soldaten (so viele, wie es Glieder gab, d. i. in der Regel zwei oder drei); 2. zwei Scharfschützen, die im Gefecht so zusammenwirken, daß immer wenigstens ein Gewehr geladen ist. russische Währungseinheit, entsprach Anfang des 19. Jahrhunderts etwa 1,05 Reichstalern. Laufgräben, auch Bezeichnung für die verschiedenen Arten, sich bei der Anlegung eines Grabens vor dem feindlichen Feuer zu schützen.

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Anhang 2: Glossar militärischer und ziviler Fachbegriffe

Sappeur Scharfschützen Scheffel Schildwache Schildzapfen Schlüsselmajor Schritt

Schütze Schwenkung schwere Kavallerie

Sekondeleutnant Sektion Sergeant Soutien Spanischer Reiter Spiegel Stabskapitän, Stabsrittmeister Stabsoffizier Stafette (Estafette)

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auf den Bau von Laufgräben und Hindernissen spezialisierter Pionier. für das aufgelöste bzw. Tirailleurgefecht vorgesehene Infanteristen einer regulären Einheit. Getreidehohlmaß, in Preußen 1 Scheffel = 54,96 Liter. Einzelposten der Infanterie. Seitliche Auswüchse am Kanonenrohr, mit denen es auf der Lafette gelagert wurde. für das Öffnen und Schließen der Tore einer Festung zuständiger Unteroffizier. Längenmaß, insbesondere für militärische Zwecke; in der hannoverschen Armee wurde ein Schritt zu 2 Calenberger Fuß 8 Zoll = 77,6 cm benutzt, in der preußischen einer von 2 Rheinländischen Fuß 6 Zoll = 78,4 cm, in der französischen einer zu 0,4 Toisen = 77,6 cm. 1. für das aufgelöste Gefecht bestimmter preußischer leichter Infanterist, der nicht mit einer Jägerbüchse ausgerüstet war; 2. siehe Scharfschützen. Truppenbewegung, bei der eine Gefechtslinie die Front bzw. eine Kolonne ihre Marschrichtung ändert. Oberbegriff für Kavallerie, deren Hauptaufgabe es war, in Schlachten Attacken in enger Formation zu reiten. Man rechnete dazu Kürassiere, Reiter, Karabiniers und die französischen Grenadiere zu Pferd, meistens auch die Dragoner. Offiziersdienstgrad, entspricht dem damaligen österreichischen Unterleutnant und heutigen deutschen Leutnant. Unterteilung kleinerer Abteilungen, z. B. eines Pelotons. Unteroffiziersdienstgrad (ohne Portepee). Unterstützung, insbesondere einer Vor- oder Nachhut oder einer Schützenkette. Hindernis, bestehend aus einem langen Balken mit kreuzweise durchgesteckten spitzen Pfählen. Metall- oder Holzscheibe zwischen einem Artilleriegeschoß (z. B. einer Kartätsche) und der dazugehörigen Kartusche. preußischer und sächsischer Dienstgrad zwischen Premierleutnant und Kapitän bzw. Rittmeister. Offizier im Range eines Majors, Oberstleutnants oder Obersten. außerordentlicher reitender Bote.

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Sternschanze

eigenständiges Befestigungswerk mit sternförmigem Grundriß. Strategem Kriegslist, Kunstgriff, taktische Maßnahme. Sturmpfähle in etwa waagerecht verankerte Palisaden zum Schutz eines Walles gegen emporsteigende Angreifer. Subalternoffizier Offizier im Range eines Fähnrichs (Kornetts), Sekondeleutnants oder Premierleutnants. supernumerair überzählig. Tambour 1. Trommler; 2. kleine, oft aus Palisaden bestehende Verteidigungsanlage zur Deckung von Eingängen zu Dörfern, Schanzen oder Forts. Tete (tête) Spitze einer Marschordnung oder eines im Bau befindlichen Laufgrabens. Tête de pont Brückenkopf. Tirailleur in aufgelöster Ordnung kämpfender Soldat. Towarczys Bezeichnung der preußischen Lanzenreiter 1800–1807; das polnischen Wort „towarzysze“ bedeutet „Genossen, Kameraden“. Train (Provianttrain) Nachschubfuhrpark. Tranchee Lauf- oder Schützengraben. Traube 1. der „Knopf“ am Boden (hinteren Ende) eines Geschützrohrs; 2. eine Kartätsche, bei der die Kugeln durch Pech miteinander verklebt waren. Traverse innerer Querwall zum Schutz vor seitlichem Feuer. Treffen in der Schlachtordnung nebeneinander aufgestellte Einheiten; im 18. Jahrhundert stand eine Armee in der Regel in zwei oder drei Treffen hintereinander, wobei das zweite (und dritte) als Reserve des ersten dienten. Triqueballe Schleppwagen, Handprotzwagen. überkomplett über die im Etat vorgesehene Zahl (von Offizieren, Mannschaften, Pferden usw.) hinaus. Ulanen mit Lanzen bewaffnete leichte Kavallerie nach polnischem und letztlich tatarischem Vorbild. vakant derzeit ohne Chef; in der preußischen Armee führten vakante Regimenter und Bataillone den Namen ihres verstorbenen, versetzten oder entlassenen Chefs mit dem Zusatz „vacat“ bzw. „vac.“ bis zur Ernennung seines Nachfolgers weiter, in einigen Fällen mehrere Jahre lang. Vedette Kavallerievorposten aus zwei oder drei Reitern. Verhack aus verankertem Gebüsch und Geäst verfertigtes Hindernis. Visierschuß Schuß mit waagerechtem Geschützrohr. Vortrag siehe Kabinettvortrag.

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Anhang 2: Glossar militärischer und ziviler Fachbegriffe

Wachtmeister Wallafette Wallgranate Wallmeister Werst Wispel

Wolfsgrube Wurf Zitadelle

Zoll (frz.: pouce, engl.: inch) Zug

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Feldwebel der berittenen Truppen. Lafette speziell für Geschütze, die fest auf dem Wall einer Festung positioniert waren. Handgranate zum Einsatz bei der Festungsverteidigung. Unteroffizier, der in einer Festung Materialbestände verwaltete und Baumaßnahmen unterstützte. russisches Längenmaß; bis 1835 maß eine Wersta (moderne Transkription „versta“) 1077 m. norddeutsches Getreidemaß; in Preußen und Mecklenburg 1 Wispel = 24 Scheffel, d. i. etwas über 1300 Liter, dazu meistens ein (bei Hafer: zwei) Scheffel „Draufgabe“. Zugangshindernis vor Befestigungen, bestehend aus einer nach unten spitz zulaufenden Grube, in der sich meistens ein spitzer Pfahl befand. Schuß einer Granate oder Kugel aus Haubitzen oder Mörsern. kleine Festung innerhalb oder neben einer großen; konnte zur Fortsetzung der Verteidigung nach Eroberung der Festung dienen, aber auch dazu, die Zivilbevölkerung einer Festungsstadt in Schach zu halten. zwölfter Teil eines Fußes; nach Calenberger Maß (Hannover) 24,2 mm, nach Rheinländischem (Preußen) 26,2 mm, in Frankreich 27,1 mm. siehe Peloton.

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Anhang 3: Thematischer Wegweiser zu den Stücken Außenpolitik: 43, 45, 46, 75, 76, 79, 104, 105, 135, 176, 178, 179, 187, 205, 209, 224, 227, 229, 239, 248, 285, 287, 307, 340, 341, 342, 343, 344, 345, 346, 392 Bündnisfragen, Landesverteidigung: 22, 33, 45, 46, 76, 79, 81, 94, 99, 104, 105, 135, 173, 178, 182, 184, 185, 187, 200, 205, 206, 207, 208, 209, 210, 211, 212, 213, 214, 215, 216, 217, 224, 229, 238, 239, 248, 250, 253, 261, 280, 281, 340, 342, 343, 344, 345, 346, 347, 368, 385, 404, 405, 457, 458 Fremde Streitkräfte auf preußischem Gebiet und vor den Küsten: 16, 17, 19, 41, 42, 47, 55, 68, 69, 70, 76, 85, 99, 123, 133, 164, 170, 174, 176, 178, 179, 185, 216, 281, 343, 346, 347, 394, 398, 399, 403, 404, 405, 417, 457, 458 Verhältnis zu Frankreich: 16, 17, 19, 41, 42, 43, 46, 47, 68, 69, 70, 76, 81, 85, 94, 99, 104, 105, 123, 133, 145, 173, 174, 176, 178, 179, 182, 185, 187, 198, 216, 224, 228, 229, 254, 261, 276, 281, 287, 342, 343, 344, 345, 347, 368, 396, 398, 399, 403, 404, 405, 453, 457, 458, 529 Verhältnis zu Österreich: 45, 46, 54, 227, 229, 233, 235, 236, 237, 238, 239, 240, 241, 242, 243, 244, 245, 246, 247, 248, 249, 250, 251, 252, 253, 254, 258, 336, 340, 367, 368, 369, 370, 471 Verhältnis zu Rußland: 17, 22, 33, 43, 46, 54, 67, 76, 84, 104, 105, 124, 135, 136, 145, 147, 151, 154, 160, 173, 193, 204, 205, 206, 207, 209, 210, 211, 212, 213, 214, 215, 216, 217, 219, 224, 227, 233, 239, 248, 276, 329, 340, 342, 345, 348 Festungen (auch Waffen- und Materialbedarf): 1, 8, 34, 49, 50, 51, 80, 87, 123, 127, 132, 156, 157, 158, 160, 161, 164, 169, 173, 175, 177, 185, 187, 189, 190, 191, 195, 198, 201, 236, 255, 256, 257, 275, 281, 321, 347, 367, 380, 385, 393, 400, 403, 404, 405, 414, 417, 437, 457, 527, 530, 531 Entfestigung von Breslau und Schweidnitz: 50, 51, 89, 448 Finanzen der Armee (auch Sold, Löhne usw.): 8, 26, 44, 48, 72, 73, 74, 88, 97, 101, 102, 106, 129, 144, 168, 173, 175, 187, 189, 191, 227, 234, 271, 272, 303, 317, 323, 336, 386, 438 Formalia (Benennungen, Uniformierung, Auszeichnungen usw.): 44, 101, 143, 156, 168, 200 Instruktionen (einschließlich Exerzierreglements): Artillerie: 3, 7, 12, 38 Festungen: 196, 201, 255, 389, 417 Infanterie und Kavallerie: 12, 63, 92, 125, 149, 315, 322, 338, 388 Truppenführung (einschließlich Übungen): 30, 95, 96, 197 Krieg in Rußland 1812: 306, 394, 418, 446, 448, 452, 453, 455, 529, 532, 533 Militärbildungswesen: 56, 95, 96, 103, 110, 128, 146, 152, 276, 461 Lehrpläne, Prüfungen, Aufgaben: 10, 11, 36, 37, 95, 96, 103, 128, 146, 152, 155, 377, 382, 390, 393, 447, 450

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Anhang 3: Thematischer Wegweiser zu den Stücken

Schulgebäude und Zubehör: 13, 60, 72 Militärjustiz: 162, 177 Ministerium (Interna und Personalia): 164, 165, 416, 453 Öffentliche Meinung: 164, 165, 192, 194, 395, 416, 453 Stimmung unter Offizieren: 162, 164, 231 Organisatorisches: Artillerie (auch Gewehrproduktion): 7, 34, 40, 58, 60, 64, 86, 90, 101, 106, 107, 195, 272, 281, 284, 319, 337, 401, 406, 420, 426 Ingenieur- und Pionierkorps: 8, 40, 65, 114, 167, 168, 231, 232, 386 Gouvernements und Brigaden: 79, 80, 94, 99 Personalia (incl. Listenführung, Versetzungen, Beförderungen, Emolumente, Pensionen usw.): 80, 115, 116, 137, 166, 171, 227, 256, 276, 311, 400, 418, 419, 448, 452, 456, 528, 529; zu Einzelfällen vgl. den Personen- und Formationsindex Artillerie: 32, 56, 58, 73, 74, 78, 117, 118, 155, 447 Festungen: 162, 164, 181 Anm. 5, 265, 273, 281, 378, 379, 391 Gouvernements und Brigaden: 80, 99, 157, 162, 164, 167, 169, 178, 181, 199, 273, 281, 399, 400, 452 Ingenieure und Pioniere: 8, 31, 32, 167, 168, 232, 273, 282, 283, 293, 294, 295, 296, 297, 298, 299, 300, 301, 302, 304, 386, 387, 421 Militärbehörden: 79, 137, 186, 276, 281, 287, 391, 414 Militärbildungswesen: 13, 56, 72, 95, 97, 103, 110, 113, 121, 128, 168, 282, 283, 293, 294, 300, 386, 391, 439 Rüstungsbetriebe: 31, 32, 59, 106, 107, 111, 117, 118, 126, 406, 430 Polizeiliche Einsätze und Kompetenzen, Gendarmerie: 99 Truppenergänzung, Mobilmachung, Truppenverlegungen, Remonte: 3, 24, 28, 29, 58, 73, 85, 90, 94, 99, 144, 145, 156, 173, 184, 185, 187, 200, 281, 380, 381, 386, 446 Verpflegung: 13, 49, 80, 360/3 Waffen und Munition: 1, 18, 19, 24, 27, 30, 42, 49, 53, 57, 69, 70, 144, 222, 270, 347, 426, 427, 431, 446 Ausländische Produzenten und Händler: 267, 268, 277, 347, 408, 411 Geschütz- und Munitionsproduktion, Erprobung: 20, 21, 27, 39, 59, 67, 77, 78, 84, 87, 108, 138, 140, 222, 225, 263, 279, 290, 292, 305, 313, 314, 328, 329, 333, 334, 438, 443, 449 Geschützzubehör, Lafetten, Fuhrwerk: 15, 23, 35, 57, 61, 64, 90, 98, 138, 139, 220, 260, 278, 286, 289, 291, 310, 339, 438, 447, 507 Gewehrproduktion, -erprobung und -reparatur: 1, 2, 7, 9, 42, 52, 62, 71, 82, 88, 91, 100, 102, 106, 112, 119, 120, 129, 130, 131, 134, 141, 142, 148, 150, 153, 172, 188, 222, 223, 228, 230, 262, 266, 271, 272, 274, 288, 308, 309, 312, 317, 318, 319, 320, 321, 323, 324, 325, 326, 327, 329, 330, 331, 383, 401, 402, 406, 407, 408, 411, 426, 432, 437, 446, 447, 448, 451, 454 Pulver- und Salpeterproduktion: 6, 25, 31, 32, 122, 126, 222, 264, 269, 316, 332, 438, 456

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Personen- und Formationsindex Die Zahlen entsprechen den Nummern der Dokumente, bei längeren folgen hinter einem Schrägstrich die der Unterteilungen. Abamelik, Ivan Semjonovič, Fürst (1768–1828), russ. Artillerieoffizier, später General: 67, 84 d’Aboville, Augustin-Marie (1809:) Baron (1776–1843), frz. General: 374 d’Aboville, François-Marie (1808:) Graf (1730–1817), frz. Artillerieoffizier: 374 Ackermann, Geheimrat, Deckidentität Scharnhorsts: 233, 240, 241, 245, 247, 249, 250 Adye, Ralph Willett (1764–1804), brit. Artillerieoffizier und Militärschriftsteller: 66 Ahlefeldt, Siegfried Ernst von (1721– 1792), hann. General: 508/II Albert, Carl von (* 1791), preuß. Offizier: 282, 293, 386 Alexander I. (Aleksandr Pavlovič, 1777– 1825), Kaiser von Rußland seit 1801: 17, 46, 54, 76, 104, 105, 136, 160, 187, 205, 206, 207, 209, 210, 211, 212, 213, 214, 215, 217, 248, 253, 342, 344, 369, 488, 532, 533 Alliierte Armee (Spanischer Erbfolgekrieg): 516 Alliierte Armee (Pragmatische Armee, 1740–1748): 375/I Alliierte Armee (in Westdeutschland, 1756–1763): 350/5, 360/1, 375/I, 493/ III, 498, 501, 526 Alvinczy, Joseph, Freiherr von Barberek (1735–1810), k.k. General: 253, 517 Ancillon, Jean Pierre Frédéric (Johann Peter Friedrich, 1767–1837), preuß. Prediger, Historiker und Beamter, später Minister: 13, 72 d’Antoni, Allessandro Vittorio Papacino (1714–1786), sard. Artilleriegeneral und Militärschriftsteller: 390 Arakčeev, Aleksandr Andreevič (1797: Baron, 1799:) Graf (1769–1834), russ.

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General, später Generalfeldmarschall, 1808–1810 Kriegsminister: 135, 136 Arentsschildt, Wilhelm Daniel von (1761–1835), hann. Offizier, russ. General: 532 Arnauld de la Perière, August Ferdinand von (1786–1863), preuß. Offizier, später General: 121 Arrighi de Casanova, Jean-Thomas (1778–1853), frz. General: 374 Auer, Ludwig Kasimir von (1788–1837), preuß. Offizier, später General: 273 Auerswald, Hans Jakob von (1757– 1833), preuß. Oberpräsident: 164 Augereau, Pierre-François-Charles d’ (1757–1816), frz. Marschall, 1808 Herzog von Castiglione: 348/2–3; 488 Friedrich Wilhelm Heinrich August (auch: August Ferdinand) von Preußen, Prinz (1779–1843), preuß. General, später Generalfeldmarschall: 3, 12, 15, 23, 24, 35, 38, 39, 40, 56, 58, 60, 61, 73, 74, 78, 84, 90, 98, 118, 127, 138, 139, 140, 155, 168, 220, 225, 260, 270, 272, 278, 290, 292, 313, 328, 333, 334, 339, 382, 395, 397, 398, 400, 406, 408, 449, 452, 453, 467, Anhang 1 Bagration, Pjotr Ivanovič, Fürst (1765– 1812), russ. General: 348/2, 488 Barby, Johann Heinrich Christian (1765–1837), preuß. Lehrer: 103/2 Barclay de Tolly (russ.: Barklaj de Tolli), Mihail Bogdanovič (1813: Graf, 1815: Fürst, 1761–1818), russ. General und Kriegsminister, später Feldmarschall: 205, 206, 209, 210, 212, 213, 214, 215, 217, 348/3, 366, 532 Bardeleben, Karl Moritz Ferdinand von (1777–1868), preuß. Offizier, später General: 379 Bartland, russ. Kammerdiener: 227

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Bartsch, Johann von (* 1775), preuß. Ingenieuroffizier: 282, 283, 293, 299 Bauer, Friedrich Wilhelm (1763:) von (1731–1783), hess. Artillerieoffizier, hann. und russ. General: 516 Beck, Philipp Levin Freiherr von (1720– 1768), k.k. General: 487 Beckedorff, Wilhelm Karl Reinhold von (1769–1845), preuß. Offizier, später General: 378 Beethoven, Ludwig van (1770–1827), dt. Komponist: 431 Bellegarde, Heinrich Joseph Johannes Graf von (1756–1845), k.k. Feldmarschall und Minister: 369, 370, 374 Bellegarde, Johann Franz (1741:) Graf von (1707–1769), sächs. General und Minister: 369 Below, Friedrich Karl Ludwig von (1750–1848), preuß. Landesstallmeister: 103/4 Below, Gustav Friedrich Eugen von (1791–1852), preuß. Offizier, später General: 103/4 Below, Hans Karl Friedrich Franz von (1764–1840), preuß. Offizier, später General: 162, 387 Benedix, Tochter eines Bekannten Scharnhorsts?: 415 Bennigsen, Levin August Theophil (Leonti Leont’evič) (1813: Graf) von (1745–1826), russ. General: 348/2–3; 351, 356, 488, 489, 490/1–2; 491, 492, 508/III Berenhorst, Georg Heinrich von (1733–1814), preuß. Offizier und Militärschriftsteller: 476 Berg, Großherzog von: siehe Joachim I. Napoleon Bernadotte, Jean-Baptiste Jules: Siehe Karl Johann von Schweden Berthier, Louis-Alexandre (1753–1815), frz. Marschall und Minister, 1807– 1814 Fürst von Neuchâtel, Herzog von Valengin, ab 1809 Fürst von Wagram: 187, 374 Bethusy, Ernst-Philipp Graf Huc von (bis 1779 Marquis d’Huc, 1761– 1831), preuß. Gutsbesitzer: 427 Beyme, Karl Friedrich (1816: Graf von, 1765–1838), preuß. Kabinettsrat und Minister: 391, 439

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Bieberstein, Johann Ernst Marschall von, preuß. Ingenieuroffizier: 282, 283, 293, 301, 387 Bila (Bila I), Karl Anton Ernst von (1741–1820), preuß. General: 273 Bila (Bila II), Rudolf Ernst Christoph von (1743–1808), preuß. General: 273 Biron von Kurland (seit 1802 auch: Biron-Wartenberg), Gustav Kalixt Fürst (1780–1821), russ. und preuß. Offizier, später General: 396 Blaux (Le Blaux) (* 1780), frz. Artillerieoffizier: 187, 228 Blücher, Katharina Amalie geb. von Colomb (1772–1850), Ehefrau von Gebhard Leberecht: 452 Blücher, Franz Ferdinand Joachim von (1778–1829), preuß. Offizier, ab 1814 Graf von Blücher-Wahlstatt, später General: 162, 452 Blücher, Friedrich Gebhard von (1780–1834), preuß. Offizier, ab 1814 Graf von Blücher-Wahlstatt: 452 Blücher, Gebhard Leberecht von (1814: Fürst Blücher von Wahlstatt, 1742–1819), preuß. General, später Generalfeldmarschall: 103/4, 133, 156, 157, 162, 164, 170, 175, 181, 194, 198, 199, 209, 283, 302, 347, 380, 387, 395, 396, 452, 453 Blumenstein, Wilhelm Johann Maria Freiherr von (1768–1835), frz. und preuß. Offizier, später General: 6, 27, 31, 32, 168, 378, 438, 443, 446, 456 Boelke, preuß. Amtsrat: 159, 183, 192, 194 Boguslawski, Karl Anton Andreas von (1758–1817), preuß. Offizier, später General: 95, 96, 103/1 Böhn, Franz Wilhelm Heinrich Reinhold Ernst von, preuß. Ingenieuroffizier: 168 Bonaparte, Lucien (1775–1844), frz. Politiker, seit 1814 Fürst von Canino: 76, 342 Bonaparte, sonst: Siehe die jeweiligen Vornamen Borcke, Ernst Gottlieb Kurt von (1774– 1838), preuß. Ingenieuroffizier, später General: 162, 168, 282, 283, 293 Borcke, Karl August Ferdinand von (1776–1830), preuß. Offizier, später General: 168

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Personen- und Formationsindex

Borcke, Frau von, Ehefrau des Folgenden: 433, 434, 435 Borcke, von, preuß. Major, Bekannter Scharnhorsts: 433, 435 Borcke?, von, Tochter von Major und Frau von Borcke: 434, 435 Bornstedt, Friedrich Karl Leopold (1766–1825), preuß. Offizier, später Postmeister: 378 Bornstedt, Gustav von (1782–1820), preuß. Offizier: 17, 22, 43, 54, 136, 151, 164, 178, 179, 180, 183, 184, 193, 194, 213 Bornstedt, Johann Eugen von (1768– 1813), preuß. Offizier: 378 Borstell, Karl Leopold Heinrich Ludwig von (1773–1844), preuß. General: 103/4, 403, 528 Both, Julius Gustav Friedrich von (1772–1835), preuß. Offizier, später General: 246, 348/2 Bourbon (Borbón), span. Königshaus: 76, 342 Bourgoyne, John (1722–1792), brit. Politiker, General und Dramatiker: 517 Bourscheid, Johannes W. von, österr. Militärschriftsteller: 375/I Bouvier, F. L., preuß. Lehrer: 103/2 Boyen, Ludwig Leopold Hermann Gottlieb von (1771–1848), preuß. Offizier, später Kriegsminister und Generalfeldmarschall: 43, 55, 81, 104, 151, 156, 157, 162, 165, 166, 167, 174, 176, 179, 182, 184, 185, 187, 194, 195, 197, 198, 199, 200, 203, 204, 216, 226, 231, 236, 237, 242, 243, 244, 250, 251, 252, 253, 254, 255, 256, 257, 258, 268, 281, 287, 336, 367, 368, 379, 389, 391, 393, 397, 398, 400, 423, 439, 455, Anhang 1 Boyen, Ludwig Wilhelm Otto Karl von (1780–1845), preuß. Offizier, später General: 216, 217, 273 Brauchitsch, Ludwig Mathias Nathanael Gottlieb von (1757–1827), preuß. General: 528 Braun, Gustav (1789-nach 1843), preuß. Ingenieuroffizier, später Finanzbeamter: 283, 386 Braun, Johann Karl Ludwig (1771– 1835), preuß. Artillerieoffizier, später General: 7, 26, 34, 38, 59, 62, 71, 86, 106, 107, 117, 122, 129, 130, 131, 141,

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142, 143, 148, 228, 230, 236, 264, 272, 284, 291, 312, 316, 318, 319, 320, 323, 324, 329, 330, 337, 339, 407, 411, 420, 430, 432, 438, 448 Braunschweig-Bevern, August Wilhelm, Herzog von (1715–1781), preuß. General: 375/IV, 475, 487, 497, 501 Braunschweig-Öls, Herzog von: Siehe Friedrich Wilhelm von Braunschweig Freikorps des Herzogs von Braunschweig-Öls (1809–1814): 344 Brause, Johann Georg Emil von (1774–1836), preuß. Offizier, später General: 273 Brentano-Cimaroli, Joseph Anton von (1719–1764): k.k. General: 375/II, 485/2 Brese, Johann Leopold Ludwig (1856: von Brese-Winiary, 1787–1878), preuß. Ingenieuroffizier, später General: 283 Britische militärische Einheiten: 33rd Foot (1st Yorkshire (West Riding) Regiment): 209 Königlich Deutsche Legion: siehe Hannoversche Einheiten Marine (Royal Navy): 46/4, 76, 164 Brixen, Franz von († 1821), preuß. Offizier: 379 Brixen, Johann von († 1836), preuß. Offizier, später General: 379 Brodowsky, Carl von (* 1792), preuß. Ingenieuroffizier: 283 Broglie, Victor-François, (1745:) Herzog von (1718–1804), frz. Marschall: 350/5, 375/I, V; 389/12, 22; 508/III, 515, 519 Bronikowski, Carl Gottlob von (1770–1836), preuß. Ingenieuroffizier: 65, 282, 283 Bronikowski, Karl Ludwig von Oppeln- (1766–1842), preuß. Offizier, später General: 44 Broussier, Jean-Baptiste (1809:) Graf (1766–1814), frz. General: 374 Bruaille (Bucaille?), frz. Militärbeamter: 55 Brünneck, Friedrich Wilhelm von (1785–1859), preuß. Offizier, später General: 103/4 Brünneck, Karl Otto Magnus (1840: Oberburggraf) von (1786–1866), preuß. Offizier und Politiker: 103/4

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Personen- und Formationsindex

Bückeburg, Graf von: siehe Wilhelm, Graf zu Lippe-Schaumburg-Bückeburg Bülow, Adam Heinrich Dietrich von (1757–1807/08), ehem. preuß. und k.k. Offizier, Militärschriftsteller: 181 Bülow, Friedrich Wilhelm von (1814: Graf Bülow von Dennewitz, 1755–1816), preuß. General: 103/4, 152, 157, 162, 164, 181, 273, 488 Bülow, Georg Christoph Ludwig von, hann. Offizier, später preuß. Kreisdirektor: 181 Burja, Abel (1752–1816), preuß. Mathematiker und Prediger: 13 Carnall, Arvid Konrad von (1761–1840), preuß. Offizier, später General: 256 Carnot, Lazare-Nicolas-Marguerite (1753–1823), frz. Ingenieur und Staatsmann, 1793–1797 Leiter des Kriegswesens: 389/21, 514, 517 Caroline, Bekannte Scharnhorsts?: 461 Castillon, Friedrich von (1747–1814), Philosoph, Professor in Berlin: 13 Celsius, Anders (1701–1744), schwed. Astronom: 452 Černyšov, Aleksandr Ivanovič (1826: Graf, 1841: Fürst, 1786–1857), russ. Offizier und Diplomat, später General und Minister: 104, 342 Chamisso, Adelbert von (Louis-Charles-Adelaïde de, 1781–1838), preuß. Offizier, Dichter und Naturforscher: 214/5 Chasot (Chasôt), Ludwig August Friedrich Adolf Graf von (1763–1813), frz. und preuß. Offizier, zuletzt russ. General: 55 Chevert, François de (1695–1769), frz. General: 366, 375/V Chlebowski, Christian Wilhelm von (1755–1807), preuß. General: 348/2 Čičagov, Pavel Vasil’evič (1765–1849), russ. Admiral: 532 Clausewitz, Carl Philipp Gottfried von (1780–1831), preuß. Offizier, später General, Militärschriftsteller: 1, 2, 3, 4, 6, 8, 9, 15, 23, 25, 26, 27, 31, 32, 34, 35, 39, 52, 59, 60, 61, 63, 64, 65, 71, 82, 86, 89, 90, 91, 98, 100, 101, 103/2, 106, 107, 111, 115, 116, 117, 118, 119, 120, 122, 125, 126, 129, 130, 131, 134,

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137, 138, 139, 140, 141, 142, 143, 144, 220, 223, 230, 258, 260, 262, 263, 264, 265, 266, 267, 269, 270, 271, 273, 274, 275, 277, 278, 282, 284, 286, 288, 289, 290, 291, 292, 305, 308, 309, 310, 312, 313, 315, 316, 317, 318, 319, 320, 321, 322, 323, 324, 325, 327, 328, 329, 330, 331, 332, 337, 338, 339, 382, 393, 400, 455, Anhang 1 Clausewitz, Friedrich Volmar Karl Heinrich von (1771–1854), preuß. Offizier, später General: 88 Clausewitz, Marie Sophie von, geb. Gräfin von Brühl (1779–1836), Oberhofmeisterin und Schriftstellerin: Anhang 1 Clerfait, François-Sébastien-CharlesJoseph de Croix, Graf von (1733– 1798), k.k. Feldmarschall: 512, 514, 517, 523 Clermont, Louis de Bourbon-Condé, Graf von (1709–1771), frz. General: 350/5, 508/II, 526 Coburg, Prinz von (Friedrich Josias, Herzog zu Sachsen-Coburg, 1737–1815), k.k. Feldmarschall: 374, 512, 514, 517 Cognazo, Jacob de (1732–1811), k.k. Offizier und Militärschriftsteller: 375/III, 474 Coigny, François de Franquetot, Graf von (1670–1759), frz. Marschall: 516 Contades, Louis-Georges-Erasme, Marquis de (1704–1793), frz. Marschall: 366, 375/V, 497, 519 Corswant, Karl Friedrich von (1754–1824), preuß. Offizier, später General: 452 Corvin-Wiersbitzky, Gottlob Georg Karl Ludwig von (1756–1817), preuß. General: 103/1 Corvin-Wiersbitzky, Karl Friedrich Heinrich Ludwig von (1789–1872), preuß. Offizier, später General: 103/1 Cotta, Johann Friedrich (1822: Freiherr Cotta von Cottendorf, 1764–1832), württ. Verleger, Unternehmer und Politiker: 348/2 Courbière, Friedrich Ernst Baron de l’Homme de (1774–1817), preuß. Offizier: 162 Courbière, Ferdinand August, Baron de l’Homme de (1786–1825), preuß. Offizier, später Landrat: 80, 379

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Personen- und Formationsindex

Courbière, Guillaume René, Baron de l’Homme de (1733–1811), ndl. Offizier, preuß. Generalfeldmarschall: 79, 80, 94, 99, 162, 188, 343 Courbière, Karl Alexander, Baron de l’Homme de (1782–1867), preuß. Offizier: 379 Courbière, Ludwig Heinrich, Baron de l’Homme de (1777–1813), preuß. Offizier: 80 Creglinger, Getreidehändler?: 347 Crelinger, Johann Jacob (ca. 1755–1839), preuß. Kriegskommissar, später Geheimer Kriegsrat: 267 Crüger, Carl Albert (1792–1836), preuß. Ingenieuroffizier: 282, 283, 293, 386 Cumberland, Prinz Wilhelm August, Herzog von (1721–1765), brit. General: 350/5 Dalberg, Karl Theodor Anton Maria Freiherr von (1744–1817), Erzbischof von Mainz 1802–1806, danach Fürstprimas, 1810–1813 Großherzog von Frankfurt: 103/2 Dambrowka, von, schles. Familie: 448 Daun, Leopold Josef, Graf (1705–1766), k.k. Feldmarschall: 209, 348/1, 350/4, 366, 497, 500, 508/III, 510, 515, 519 Davout, Louis-Nicolas (1770–1823), frz. Marschall und Minister, 1808 Herzog von Auerstedt, 1809 Fürst von Eckmühl, 1815 Kriegsminister: 17, 19, 47, 198, 281, 347, 348/2–3; 366, 374, 398, 417, 488, 508/II Decker, Friedrich Wilhelm Heinrich (1819: von, 1744–1828), preuß. Artillerieoffizier, später General: 12, 95, 96 Dedenroth, Friedrich Emil Ludwig von (1786–1850), preuß. Offizier, später General: 37, 103/4, 387, 520 Delitz, Friedrich Ernst Theodor von (1789–1848), preuß. und russ. Offizier, später preuß. General: 103/4 Desaix de Voygoux, Louis-CharlesAntoine (1768–1800), frz. General: 81, 508/II Dessalles (ab 1819: De Salle), VictorAbel (1809:) Baron (1776–1864), frz. Artillerieoffizier, später General: 374 Dewitz, Friedrich Christian August von (1770–1818), preuß. Offizier und Landrat, später Beamter: 164

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Diebitsch und Narden, Hans Karl Friedrich Anton von (russ.: Ivan Ivanovič Dibič, 1785–1831), russ. General, später Generalfeldmarschall, seit 1829 Graf Dibič-Zabalkanskij: 455 Diericke, Christoph Friedrich Otto von (1743–1819), preuß. General: 10, 95, 96, 231 Dietrich, Christian Karl (1774–1848), preuß. Offizier, später General: 37 Dittmann († 1824?), Samuel Christian, preuß. Pfarrer und Superintendent: 159, 183 Dohna-Schlobitten, gräfliche Familie: 159, 164, Anhang 1 Dohna-Schlobitten, Adalbert Graf zu (1811–1877), Enkel Scharnhorsts, später preuß. Beamter: 180, 183, 241, 393, 424, 425, 428, 429, 435, 446, 455 Dohna-Schlobitten, Friedrich Ferdinand Alexander Burggraf zu (1771– 1831), preuß. Beamter, 1808–1810 leitender Minister: 159, 183, 187, 385, Anhang 1 Dohna-Schlobitten, Karl Friedrich Emil („Fritz“) Burggraf zu (1784–1859), Schwiegersohn Scharnhorsts, preuß. und russ. Offizier, später preuß. Generalfeldmarschall: 183, 241, 272, 385, 393, 400, 415, 423, 424, 425, 428, 435, 439, 441, 455, Anhang 1 Dohna-Schlobitten, Friedrich Alexander Burggraf zu (1741–1810): preuß. Obermarschall: Anhang 1 Dohna-Schlobitten, Helvetius Carl Friedrich Georg Albrecht Graf zu (1789–1821), preuß. und russ. Offizier: 103/4, Anhang 1 Dohna-Schlobitten, Klara Sophie Juliana Burggräfin zu, geb. Scharnhorst (1788–1827), Tochter Scharnhorsts („Julchen“, „Julie“): 93, 159, 180, 183, 221, 241, 393, 400, 415, 424, 425, 428, 429, 435, 436, 439, 441, 446, 455, 528 Dohna-Schlobitten, Luise Amalie Karoline Burggräfin zu (1746–1825), geb. Gräfin Finck von Finckenstein: 164, Anhang 1 Dohna-Schlobitten, Friedrich Ludwig Moritz Achatius („Louis“) Burggraf zu (1776–1814), preuß. Offizier: 446, Anhang 1

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Personen- und Formationsindex

Dolffs, Florenz Ludwig von Bockum gen. (1769–1813), preuß. Offizier: 149 Driesen, Georg Wilhelm von (1700– 1758), preuß. General: 477 Duka (1815: Duka von Kádár), Friedrich Peter Freiherr (1756–1822), k.k. General: 253, 369, 370 Du Moulin: Siehe Moulin Dumouriez, Charles-François (1739– 1823), frz. General und Minister: 514, 517 Dundas, Sir David (1815: Baronet of Richmond, 1735–1820), brit. General: 375/II Dunker, Friedrich Wilhelm von (1753–1830), preuß. Offizier, später Postmeister: 319 Dupas, Pierre-Louis (1808: Graf) (1761–1823), savoy. und Genfer Offizier, frz. General: 374 Duppelin, Jean (1771–1813), frz. General: 17, 343 Durutte, Pierre-François-Joseph (1809:) Baron (1813: Graf, 1767–1827), frz. General: 457, 458 Duval (?), Bekannter Scharnhorsts: 159 Ebeling, preuß. Mineurunteroffizier: 421 Eckert, Johann Wilhelm († 1831), preuß. Artillerieoffizier: 103/2, 4 Eckmühl, Fürst von: Siehe Davout Eicke, Ernst Christian Theodor von (1764–1850), preuß. Offizier, später General: 446, 455 Eicke, Florentine von (1780–1842), geb. Groß: 446, 455 Eliason, Kaufmann in Cosel: 314 Engelbrecht, Ludwig Philipp von (1758– 1818), preuß. Ingenieuroffizier: 40, 152, 167, 186, 283, 293, 299, 385 Englische Armee (Englisch-kombinierte Armee): 360/3 Erdmann, Carl Ludwig (1784–1818), preuß. Ingenieuroffizier: 283 Erichsen, Karl Gustav Samuel von (1743–1827), russ. Offizier, preuß. General: 273 Erman, Jean Pierre (1735–1814), preuß. Prediger und Schuldirektor: 103/2 Erman, Paul (1764–1851), preuß. Physiker und Lehrer: 103/2 Espagne, Jean-Louis-Brigitte (1808:) Graf (1769–1809), frz. General: 374

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l’Espinasse, Augustin, Graf de (1736– 1816), frz. Artilleriegeneral und Militärschriftsteller: 363, 366 Esterházy von Galantha (ungar.: Eszterházy de Galantha), Nikolaus (Miklós) II., Fürst (1765–1833), k.k. General: 54 d’Estrées, Louis-César Letellier, Chevalier de Louvois, (1763:) Herzog (1695–1771), frz. Marschall: 375/V, 508/III Eugène (1804:) Prinz (1781–1824), geb. Eugène Beauharnais, frz. General, 1805–1814 Vizekönig von Italien, seit 1817 Herzog von Leuchtenberg und Fürst von Eichstätt: 374 Ezechiel, Getreidehändler?: 347 Fabri, Johann Ernst (1755–1825), dt. Geograph und Statistiker: 259 Falkenhausen, von, k.k. Chevauxlegeroffizier: 373 Fehrentheil, Carl Friedrich von (* 1782), preuß. Ingenieuroffizier, später Revolutionär: 283 Ferdinand, Herzog von BraunschweigWolfenbüttel (1721–1792), preuß. Generalfeldmarschall: 350/5, 360/1, 366, 375/I, V; 497, 501, 505/5, 508/ III, 515, 519, 526 Ferdinand Karl Joseph von ÖsterreichEste (1781–1850), Erzherzog, k.k. General: 311, 369, 370 August Ferdinand von Preußen (1730–1813), Prinz, preuß. General: 127 Feuquières, Antoine Manassès de Pas, Marquis de (1648–1711), frz. General und Militärschriftsteller: 376 Finck, Friedrich August von (1718– 1766), preuß. General: 510 Fischer, Ludwig (* 1791), preuß. Ingenieuroffizier: 283 Fitzau († 1841), preuß. Pulverfabrikationsbeamter: 122, 264 Folard, Jean-Charles de (1669–1752), frz. Offizier und Militärschriftsteller: 375/V, 505/3 Fouqué, Heinrich August Baron de la Motte- (1698–1774), preuß. General: 480 Franckhen, Karl Leopold von († 1857), preuß. Offizier: 158

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Franz I. Joseph Karl (1768–1835), Kaiser von Österreich seit 1804, als Franz II. dt. Kaiser 1792–1806: 227, 233, 239, 247, 248, 253, 369, 370 Franz Joseph Karl Ambrosius Stanislaus von Österreich-Este, (1779–1846), Erzherzog, k.k. General, seit 1814 Herzog Franz IV. von Modena: 369, 370 Französische militärische Einheiten: Chasseurregiment zu Pferde der Garde: 374 Marinebataillon der Garde: 374 Sappeurkompanie der Garde: 168 Artilleriekorps: 17, 23, 39, 168, 358, 390 Ingenieurkorps (Corps du génie): 168 Generalstab: 348/2–3; 360/2, 364 Donauarmee (Armée du Danube, 1799): 375/II Italienarmee (1793–1797): 350/5, 500 Reservearmee (1800): 389/6, 508/II Rhein-und-Moselarmee (Armée de Rhin-et-Moselle) (1795): 350/5 Sambre-und-Maas-Armee (Armée de Sambre-et-Meuse): 350/5 Südarmee (Armée du Midi): 350/5 Grande Armée (1803–1807): 348, 488, 489, 490/1–2; 492 Garde: 348, 488 I. Korps: 348, 488 III. Korps: 348/2–3; 488, 508/II IV. Korps: 348/2–3; 488 V. Korps: 488 VI. Korps: 348/2–3; 356, 488, 490/2 VII. Korps: 348/2–3; 488 X. Korps: 488 Reservekavallerie: 348/3, 488 Grande Armée (1809): 371, 373, 374 Garde: 374 II. Korps: 374 III. Korps: 374 IV. Korps: 374 IX. Korps: 374 XI. Korps: 374 Reservekavallerie: 374 Italienische Armee (1809): 374 Armée d’Allemagne (1810–1811): 17, 198 Grande Armée (1812): 446, 453, 455 I. Korps: 398 II. Korps: 393, 398 X. Korps: 306, 455

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27. Division: Siehe Mobiles Korps (Preußische militärische Verbände) Friant, Louis (1808:) Graf (1758–1829), frz. General: 17, 47, 261, 398 Friedrich II. (der Große, 1712–1786), König in bzw. von Preußen seit 1740: 127, 161, 344, 348/1, 350/4–5; 354, 360/1, 363, 366, 375/I–II, IV–V; 376, 472, 473, 474, 475, 476, 477, 479, 481, 482, 485, 497, 498, 499, 500, 505/9, 508/II–III; 514, 515, 519 Friedrich von Preußen, Prinz (1794– 1863), später preuß. General: 103/2, 370 Friedrich, Scharnhorsts Bursche: 183, 415, 424, 436, 461, 464, 468 Friedrich August I. von Sachsen (1750– 1827), König seit 1806, 1763–1806 Kurfürst Friedrich August III., 1807– 1813 auch Herzog von Warschau: 374 Friedrich Wilhelm (der Große Kurfürst, 1620–1688), Kurfürst von Brandenburg seit 1640: 485/1 Friedrich Wilhelm, Herzog von Braunschweig-Wolfenbüttel (1771– 1815), seit 1805 Herzog von Braunschweig-Öls, seit 1806/1813 reg. Herzog von Braunschweig, preuß. General: 344, 479 Friedrich Wilhelm II. (1744–1797), König von Preußen seit 1786: 89 Friedrich Wilhelm III. (1770–1840), König von Preußen seit 1797: 2, 13, 16, 17, 19, 20, 21, 28, 29, 30, 33, 40, 46, 54, 55, 60, 63, 67, 72, 73, 76, 79, 80, 81, 85, 86, 89, 90, 92, 99, 101, 103, 104, 106, 107, 114, 115, 116, 121, 123, 125, 126, 128, 133, 134, 136, 137, 143, 146, 147, 149, 150, 151, 164, 165, 168, 171, 173, 175, 176, 181, 185, 189, 192, 193, 194, 195, 196, 197, 198, 199, 200, 201, 205, 206, 207, 208, 209, 210, 211, 212, 213, 214, 215, 216, 217, 218, 219, 224, 227, 228, 229, 231, 232, 233, 237, 238, 239, 242, 245, 246, 247, 248, 249, 250, 251, 252, 253, 254, 257, 258, 265, 269, 270, 272, 273, 276, 280, 281, 282, 284, 285, 286, 287, 293, 294, 295, 297, 298, 299, 300, 301, 302, 303, 304, 308, 315, 319, 322, 326, 327, 337, 338, 341, 342, 345, 346, 347, 360/1, 368, 369,

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Personen- und Formationsindex

375/II, 380, 381, 391, 393, 394, 395, 396, 398, 401, 402, 403, 404, 405, 406, 407, 408, 414, 416, 417, 418, 419, 420, 425, 432, 439, 448, 453, 456, 457, 458, 471, 479, 488, 505/4, 529, Anhang 1 Friedrich Wilhelm von Preußen (1795–1861), Kronprinz, seit 1840 König Friedrich Wilhelm IV.: 72, 103/4, 273 Friesner, F. W., Breslauer Kaufmann: 268, 277 Fritsche, Johann Christoph (1755–1813), preuß. Ingenieuroffizier: 283 Frölich, Ernst August Moritz von (1787–1858), preuß. Offizier, später General: 273 Funck, Friedrich Wilhelm von (1774– 1830), preuß. Offizier, später General: 378 Gaudi, Friedrich Wilhelm von (1725– 1788), preuß. General: 375/I, 474, 475, 478, 482 Gayette, Karl Ludwig Ferdinand von (1773–1856), preuß. Ingenieuroffizier, später General: 282, 283, 293, 299 Peter Friedrich Georg von Oldenburg, Prinz (1784–1812), russ. Gouverneur: 46/1 George, Louis David (1754–1839), preuß. Beamter: 50, 67, 86, 89, 90, 122, 138, 142, 143, 144, 228, 231, 320, 323, 325, 329, 337, 408, 426 Gérard, Etienne-Maurice (1812:) Graf (1773–1852), frz. General, später Marschall und Minister: 374 Gerhard, Johann Carl Ludwig (1768– 1835), preuß. Bergbeamter: 15, 20, 21, 59, 120, 129, 130, 131, 148, 262, 271, 274, 308, 317, 318, 323, 325, 329, 330, 332, 407, 446, 447, 448, 454 Giese, Carl (* 1789), preuß. Ingenieuroffizier: 283 Gieseler, Johann Georg Friedrich (* ca. 1772), preuß. Artillerieoffizier, später Zollbeamter: 432, 437 Glasenapp, Georg Friedrich Boguslav von (ca. 1772–1830), preuß. Artillerieoffizier: 378 Gleim, Johann Wilhelm Ludwig (1719–1803), dt. Dichter: 103/2 Gleißenberg († 1813), preuß. Offizier: 378

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Gneisenau, August Wilhelm Anton (1814: Graf) Neidhardt von (1760– 1831), ansbach. Offizier, preuß. General, später Generalfeldmarschall: 5, 14, 110, 115, 121, 164, 167, 179, 181, 194, 198, 201, 218, 226, 258, 283, 287, 346, 347, 379, 389, 393, 453, 470, 479, 498, Anhang 1 Goltz, Alexander Wilhelm Freiherr von der (1774–1820), preuß. und russ. Offizier, später preuß. General: 149 Goltz, August Friedrich Ferdinand Graf von der (1765–1832), preuß. Minister, später Oberhofmarschall und Bundestagsgesandter: 17, 19, 68, 69, 173, 471 Göschen, Georg Joachim (1752–1828), Verleger in Leipzig: 259 Gotthold, preuß. Geheimsekretär und Dozent: 103/2 Götzen, Friedrich Wilhelm Graf von (1767–1820), preuß. General: 126, 181, 273, 415, 424, 425, 429, 448 Graeivell (Gräwell), Wilhelm, preuß. Offizier: 37 Grawert, Julius August Reinhold von (1746–1821), preuß. General: 36, 37, 50, 51, 273, 306, 378, 386, 417, 498, 529 Greulich, Karl Friedrich Wilhelm (1782– 1854), preuß. Feldjäger, später Offizier und Beamter: 1, 2, 6, 8, 9, 15, 21, 23, 25, 26, 27, 31, 32, 34, 35, 38, 39, 48, 52, 59, 61, 62, 63, 64, 65, 71, 77, 82, 84, 90, 91, 92, 98, 100, 101, 106, 107, 111, 112, 115, 119, 120, 121, 125, 127, 128, 129, 130, 131, 134, 149, 152, 154, 158, 177, 180, 183, 186, 188, 191, 208, 220, 227, 233, 241, 251, 252, 260, 263, 264, 265, 269, 270, 271, 272, 273, 274, 276, 277, 278, 279, 282, 284, 286, 289, 290, 291, 292, 308, 310, 313, 315, 316, 317, 318, 319, 321, 322, 323, 324, 325, 327, 328, 329, 330, 331, 332, 336, 337, 338, 348, 349, 356, 360, 361, 363, 365, 366, 367, 401, 402, 406, 407, 408, 411, 420, 421, 425, 427, 430, 431, 432, 436, 437, 438, 439, 475, 476, 488, 491, 492, 493, 497, 505 Greulich, preuß. Oberförster, Vater Wilhelms: 227 Greulich, preuß. Offizier, Bruder Wilhelms: 227

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Greulichs Braut: 425 Gribeauval, Jean Baptiste Vaquette de (1715–1789), frz. Ingenieur und Artilleriegeneral: 168, 389/16 Grimoard, Philippe-Henri Grimoüard genannt Graf von (1753–1815), frz. General und Militärschriftsteller: 360/2, 376 Gröben, Ida Gräfin von der, geb. von Auerswald (1791–1868): 165 Gröben, Karl Graf von der (1788–1876), preuß. Offizier, später General: 103/4, 128 Gröben, Wilhelm Graf von der: 165 Gruner, Karl Justus (1815: von, 1777– 1820), preuß. Beamter, später Diplomat: 423, 429 Grünne-Pinchard, Philipp Ferdinand Wilhelm, Graf von (1762–1854), k.k. General: 373 Gudin (de la Sablonnière), César-Charles-Étienne (1808:) Graf (1768–1812), frz. General: 374, 398 Gudovič, Andrej Ivanovič Graf (1782– 1867), russ. General: 532 Guibert, Jacques Antoine Hippolyte, Graf von (1743–1790), frz. General und Militärschriftsteller: 375/II, 505/3 Gustav II. Adolf (1594–1632), König von Schweden seit 1611: 363 Hake, Albrecht Georg Ernst Karl von (1768–1835), preuß. Offizier, später Kriegsminister und General: 1, 7, 19, 26, 28, 29, 30, 44, 80, 90, 101, 106, 107, 114, 121, 143, 144, 158, 160, 173, 175, 177, 186, 187, 303, 315, 338, 391, 414, 420, 448, 454, Anhang 1 Hamburgisches Stadtmilitär: 480 Hanckwitz, Johann (1772–1821), preuß. Ingenieuroffizier: 282, 283, 293 Hanff, preuß. Ingenieur-Portepeefähnrich: 282, 283, 293 Hannibal (247–183 v. Chr.), karthag. Feldherr: 517 Hannoversche militärische Einheiten: Artillerieregiment: 17, 39, 260 Königlich Deutsche Legion (King’s German Legion): 159 2. Leichtes Dragonerregiment: 103/4 Hardenberg, Ernst Christian Georg (1778:) Graf von (1754–1827), hann.

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Diplomat und Minister: 233, 237, 243, 245, 246, 247, 249, 250, 253, 423 Hardenberg, Karl August, Freiherr (1814: Fürst) von (1750–1822), preuß. Minister, ab 1810 Staatskanzler: 1, 5, 13, 14, 22, 33, 43, 45, 46, 47, 48, 50, 51, 54, 55, 69, 75, 76, 99, 105, 109, 132, 133, 135, 136, 145, 147, 151, 154, 164, 165, 178, 179, 193, 194, 198, 213, 214, 217, 224, 227, 229, 233, 234, 235, 237, 242, 246, 247, 249, 250, 251, 252, 253, 254, 258, 261, 271, 274, 276, 280, 281, 287, 317, 323, 336, 340, 341, 342, 343, 344, 345, 346, 347, 369, 370, 381, 391, 395, 403, 404, 408, 416, 417, 418, 419, 425, 453, 456, 457, 458, 529, 532, 533, Anhang 1 Harroy de Techreaux, Johann August von (1753–1820), ndl. und preuß. Ingenieuroffizier, später General: 111, 152, 186, 232, 282, 283, 293, 295, 296, 387, 448, 527 Hartmann, von, preuß. Ingenieuroffizier: 168 Hartung, Albrecht (1774–1829), preuß. Lehrer: 13 Hartung, August (1762–1829), preuß. Lehrer: 103/2 Hatzfeldt-Werther-Schönstein zu Trachenberg, Franz Ludwig, Fürst von (1756–1827), preuß. General und Diplomat: 123, 453 Hauck, Marcus, Breslauer Spiegelfabrikant: 89 Haydn, Joseph (1732–1809), österr. Komponist: 54 Hecker († 1810?), preuß. Professor: 13 Hecker, Witwe des vorigen: 13 Hedemann, August Georg Friedrich Magnus von (1785–1859), preuß. Offizier, später General: 109 Friedrich Heinrich Ludwig, Prinz von Preußen (1726–1802), Bruder Friedrichs II., preuß. General: 474, 515 Friedrich Heinrich Karl, Prinz von Preußen (1781–1846), Bruder Friedrich Wilhelms III., preuß. Offizier, später General: 178 d’Heinze, Madeleine Touros Graf (1729–1810), frz. Ingenieuroffzier, preuß. General: 282 Helwing, Christian Dietrich (1764– 1833), Buchhändler in Hannover: 66

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Personen- und Formationsindex

Henry, preuß. Beamter und Diplomat: 446 Hensel, Friederike („Auguste von Scharnhorst“, 1790-ca. 1864), später verh. Blankenburg, Scharnhorsts Altersliebe: 409, 412, 413, 415, 422, 424, 425, 428, 429, 433, 434, 435, 436, 440, 441, 442, 443, 444, 445, 459, 460, 461, 462, 463, 464, 465, 466, 467, 468, 469, 470, Anhang 1 Hensel?, Mutter Friederikes: 422, 428, 429 Hentschel, Breslauer Kaufmann: 435 Heuser, Johann († 1827), preuß. Artillerieoffizier: 290 Hill, brit. Offizier: 210 Hiller, Johann (1789:) Freiherr von (1754–1819), k.k. General: 374 Hiller von Gärtringen, Johann Friedrich August Freiherr (1772–1856), preuß. Offizier, später General: 36 Hobert, Johann Philipp (1759–1826), Mathematiker und Physiker, preuß. Professor: 10, 11, 103/2 Hoche, Louis-Lazare (1768–1797), frz. General: 517 Hofer, Andreas (1767–1810), tirol. Gastwirt und Aufstandsanführer: 517 Hoff, Johann August Christian von (ca. 1752–1813), preuß. Jurist, später sachsen-gothaischer Rat: 13 Hofmeister, Friedrich (1782–1864), Leipziger Musikalienhändler und Verleger: 31 Hohenlohe-Ingelfingen, Friedrich Ludwig, (1796:) Fürst von (1746– 1818), preuß. General: 273 Hohenzollern, preußisches Königshaus: 46, 214/21, 219, 229, 248, 281, 342, 344, 345, 347 Hohenzollern-Hechingen, Hermann Friedrich Meinrad Joseph Johann Nepomuk Antonius von Padua Spiridon Kamillus Fidelis Xaverus Johannes Prinz (bis 1806 Graf) von (1777–1827), preuß. Offizier, später General: 246 Holstein-Gottorp (auch: Holstein-Gottorf), russ. und oldenb. Herrscherhaus: 46/1, 348/1 Holtzendorff, Karl Friedrich von (1764–1828), preuß. Artillerieoffizier, später General: 7, 269, 310, 524

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Horn, Heinrich Wilhelm von (1761–1829), preuß. Offizier, später General: 273 Horn, Johann Jakob (1806:) von (1776– 1852), preuß. Offizier, später General: 387 Howe, William Lord (1729–1814), brit. General: 517 Huene, Heinrich Friedrich Ernst Georg Wilhelm von Hoiningen gen. (1790–1857), preuß. Offizier, später General: 103/4, 283 Hülsen, Johann Dietrich von (1693– 1767), preuß. General: 476, 479 Hülsen, Ludwig Laurens von (1782– 1830), preuß. Ingenieuroffizier: 283 Humboldt, Friedrich Heinrich Alexander Freiherr von (1769–1859), dt. Naturforscher: 214/5 Hundt, preuß. Husarenoffizier: 482 Hünerbein, Friedrich Heinrich Karl Georg Freiherr von (1762–1819), preuß. Offizier, später General: 269 Ideler, Christian Ludwig (1766–1846), preuß. Astronom, Physiker und Philologe: 103/2, 390 Imhoff, Philipp Ernst Joachim Freiherr von (1702–1768), braunschw. General: 366 Ingersleben, Friedrich Wilhelm Ferdinand von (1746–1814), preuß. Offizier: 416 Ingersleben, Karl Heinrich Ludwig von (1753–1831), preuß. Minister, später Oberpräsident: 416 Jachnick, Johann Karl Benjamin (1770–1851), preuß. Ingenieuroffizier, später General: 282, 283, 293, 295, 296, 297, 298, 299, 303, 386 Jacobi-Klöst, Konstans Philipp Wilhelm (1788:) Freiherr (1786:) von (1745– 1817), preuß. Diplomat: 253 Jacobi, preuß. Artillerieoffizier: 382, 432 Jaeckel, Gottlob Sigismund, Tuchfabrikant in Breslau: 415 Jagow, Friedrich Wilhelm Christian Ludwig von (1771–1857), preuß. Offizier, später General: 134, 144 Jahnus, Franz Maximilian, Freiherr von Eberstädt (1711–1772), k.k. General, später hamburg. Stadtkommandant: 480, 499, 501

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Jaski, Andreas Ernst Köhn von (1768– 1846), preuß. Offizier, später General: 379 Jeanneret, Friedrich Wilhelm von (1764–1828), preuß. Offizier, später General: 380 Jeetze, Johann Heinrich Julius von († 1836), preuß. Offizier: 52 Jérôme Napoléon (Hieronymus Napoleon, 1784–1860), vorher Jérôme Bonaparte, frz. General, später Marschall, 1807–1813 König von Westphalen, später Graf von Montfort: 342, 344 Joachim I. Napoleon geb. Joachim Murat (1767–1815), 1808–1815 König von Neapel, frz. Marschall und Großadmiral, 1805 Prinz, 1806–1808 Großherzog von Berg: 488 Johann Baptist Joseph Fabian Sebastian von Österreich (1782–1859), Erzherzog, k.k. General, 1848–1849 dt. Reichsverweser: 253, 366, 369, 370 Joly de Maizeroy, Paul-Gédéon (1719–1780), frz. Offizier und Militärschriftsteller: 375/I, 505/3 Joseph II. (1741–1790), dt. Kaiser seit 1764: 374 Joseph Napoleon (1768–1844), geb. Joseph Bonaparte, König von Neapel 1806–1808, König von Spanien 1808–1813: 374 Joubert, Barthélemy-Catherine (1769– 1799), frz. General: 348/2 Jourdan, Jean Baptiste (1815: Graf, 1762–1833), frz. Marschall: 350/5, 375/II Kalckreuth, Ernst Karl Rudolf von (1745–1813), preuß. General: 25, 264 Kalckreuth, Friedrich Adolf (1786:) Graf von (1737–1818), preuß. Generalfeldmarschall: 4, 16, 17, 157, 281, 396, 398, 399 Kameke, Paul von († 1827), preuß. Offizier: 103/4 Kamenskij, Nikolaj Michailovič Graf (1776–1811), russ. General: 340, 348/3, 356, 488 Kamptz, August Ernst von (1757–1817), preuß. Offizier, später General: 132, 162, 164, 273

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Kannengiesser, preuß. Kondukteur: 293 Kanngießer, Peter Friedrich (1774–1833), dt. Philologe und Historiker: 415 Kant, Immanuel (1724–1804), dt. Philosoph: 103/2 Karl Friedrich Albrecht, Markgraf von Brandenburg-Schwedt (1705–1762), preuß. General: 485/1 Karl Alexander, Prinz von Lothringen und Bar (1712–1780), k.k. Feldmarschall: 350/5, 472, 475 Karl Friedrich August von Mecklenburg-Strelitz (1785–1837), Prinz (1816: Herzog), preuß. Offizier, später General: 103/4, 387 Karl Ludwig Johann von Österreich (1771–1847), Erzherzog, k.k. und Reichsfeldmarschall, 1812 Herzog von Teschen: 253, 350/5, 369, 370, 373, 374, 375/II, IV; 439, 514 Karl von Preußen, Prinz (1801–1883), später preuß. General: 103/2 Karl XII. (1682–1718), König von Schweden seit 1697: 360/1, 483 Karl, Bediensteter Scharnhorsts?: 183, 429, 446 Karl Johann, Kronprinz von Schweden (1763–1844), bis 1810 Jean-Baptiste Jules Bernadotte, frz. Marschall, 1806–1810 Fürst von Pontecorvo, seit 1818 König Karl XIV. Johann: 187, 348, 350/5, 374, 488, 533 Karl Philipp Theodor von Pfalz-Sulzbach (1724–1799), Kurfürst von der Pfalz seit 1743, von Bayern seit 1777: 427 Karl Wilhelm Ferdinand (1735–1806), reg. Herzog von Braunschweig-Wolfenbüttel seit 1780, preuß. Generalfeldmarschall: 350/3, 375/I, 387, 391, 498, 514, 517 Karsten, Karl Johann Bernhard (1782– 1853), Berg- und Hüttenkundler, preuß. Beamter: 148, 318, 451 Katharina von Oldenburg, Prinzessin (1788–1819), geb. Jekaterina Pavlovna, Großfürstin von Rußland, 1819 Kronprinzessin von Württemberg: 46/1 Katharina II. (Jekaterina Alekseevna, geb. Sophie Friederike Auguste von Anhalt-Zerbst, 1729–1796), Kaiserin von Rußland seit 1762: 215

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Keibel, Gotthilf Benjamin (1770–1835), preuß. Ingenieuroffizier, später General: 168, 283 Kellermann, François-Étienne (1770– 1835), frz. General, 1808 Graf von Valmy, 1820 Herzog: 375/IV Kettenbach, Philip, preuß. Pionier: 32 Kiesewetter, Johann Gottfried Christian (1766–1819), Philosoph und Mathematiker, Professor in Berlin: 103/2 Kindermädchen aus Glatz: 415 Kinderfrau (Grenzjägersfrau) in Kudowa: 424, 433 Kinsky von Wchinitz und Tettau, Franz Joseph Graf (1739–1805), k.k. General: 375/II Klaproth, Martin Heinrich (1743–1817), Chemiker und Mineraloge, Professor in Berlin: 103/2 Kleist, Franz Kasimir von (1736–1808), preuß. General: 357 Kleist, Friedrich Heinrich Ferdinand Emil von (1814: Graf Kleist von Nollendorf, 1762–1823), preuß. General, später Generalfeldmarschall: 28, 152, 181, 283, 399, 400 Kleist, Wilhelm Franz von (1765–1817), preuß. Ingenieuroffizier: 282, 283, 293, 301, 403 Klenau, Johann Joseph Cajetan Graf von (1758–1819), Freiherr von Janowitz, k.k. General: 374 Klüx, Joseph Friedrich Karl von (1774– 1814), preuß. Offizier, später General: 281, 348/2, 394 Knabe, Amtsrat in Preußisch-Mark: 192, 194 Knackfuß, Friedrich Ludwig Karl (1772–1842), preuß. Offizier, später General: 37, 103/2, 121, 387 Knesebeck, Karl Friedrich Freiherr von dem (1768–1848), preuß. Offizier, später Generalfeldmarschall: 348/2, 391 Knorr, preuß. Ingenieur-Portepeefähnrich: 282, 283, 293 Koch, Friedrich, preuß. Ingenieuroffizier, später Beamter: 282, 293, 386 Köckritz, Karl Leopold von (1744–1821), preuß. General: 17, 165, 194, 370 Kolowrat-Krakowský (tschech.: Krakovský z Kolovrat), Johann Karl Graf (1748–1816), Freiherr von Ugezd, k.k. Feldmarschall: 374

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König, Rudolph Erdmann (ca. 1768– 1841), preuß. Artillerieoffizier: 103/2 Königsegg-Rothenfels, Christian Moritz von (1705–1778), k.k. Feldmarschall: 501 Köpke, Georg Gustav Samuel (1773– 1837), preuß. Lehrer: 103/2 Korn, Johann Jacob (1702–1762), Buchhändler und Verleger in Breslau: 119 Korn, Wilhelm Gottlieb (1739–1806), Buchhändler und Verleger in Breslau: 119 Koschembahr, Leopold Ernst Gustav von (1768–1843), preuß. Offizier, später General: 273 Koschitzky, Friedrich Heinrich Bogislav von († 1835), preuß. Offizier: 379 Kotzebue, Otto von (russ. Otto Jevstafeevič Kocebu, 1787–1846), russ. Seeoffizier: 214/5 Krauseneck, Johann Wilhelm von (1775–1850), ansbach-bayreuth. und preuß. Offizier, später General: 157 Kräwel, Christian Friedrich David (1826: von, 1776–1841), preuß. Beamter und Offizier: 279 Kray, Paul (1734–1804), k.k. General, 1790 Freiherr von Krajowa: 517 Kreytz (Kreytzen), Johann Friedrich von (1683–1759), preuß. General: 480 Kriele, Johann Ludwig (1753–1808), preuß. Prediger: 479 Krohn, Johann Sigismund (1796:) von (1760–1834), preuß. Ingenieuroffizier, später General: 31, 32, 152, 283, 293, 301, 386 Krüger († 1826), preuß. Zeichenlehrer: 13 Krusemark, Friedrich Wilhelm Ludwig von (1767–1822), preuß. General und Diplomat: 19, 104, 276, 347, 369 Kurakin, Aleksandr Borisovič, Fürst (1752–1818), russ. Minister und Diplomat: 187 Küster, Johann Emanuel (1815: von, 1764–1833), preuß. Diplomat: 19, 173 Kutschera, Johann Nepomuk (1819: Freiherr, 1805:) von (1766–1832), k.k. General: 253, 369, 370 Kutuzov, Mihail Illarionovič Goleniščev- (1811:) Graf (1745–1813), russ. Generalfeldmarschall, 1812 Durchlauchtigster Fürst von Smolensk: 214/5, 340, 532

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Labry, preuß. Schreib- und Rechenmeister: 13 Lacy (Lascy), Franz Moritz, Graf von (1725–1801), k.k. Feldmarschall: 253, 348/1, 366, 370, 487, 497, 500 Ladenberg, Philipp (1839: von, 1769– 1847), preuß. Beamter, später Minister: 164 Lahr, Heinrich von der (1734–1816), preuß. Ingenieurgeneral: 386 Lamarque, Jean-Maximilien (1810:) Baron (1770–1832), frz. General: 374 Lannes, Jean (1769–1809), frz. Marschall, 1808 Herzog von Montebello: 374, 488 Lasalle, Antoine-Charles (1807:) Graf de (1775–1809), frz. General: 374 Laudon (Loudon), Gideon Ernst (1758:) Freiherr von (1717–1790), k.k. Feldmarschall: 348/1, 350/5, 479, 480, 482, 485, 497, 500, 508/III, 515 Laurens, Mathias Julius (1787:) von (1755–1807), preuß. General: 168 Lauriston, Jacques-Alexandre-Bernard Law (1808:) Graf (1817: Marquis) de (1768–1828), frz. General und Diplomat, später Minister: 374 Le Bauld de Nans et Lagny, Claudius Franz Joseph (1767–1844), preuß. Ingenieuroffzier, später General: 168, 231, 273, 283 Le Blaux: Siehe Blaux Lefebvre, François-Joseph (1755–1820), frz. Marschall, 1807 Herzog von Danzig: 488 Legrand, Claude-Juste-Alexandre-Louis (1808:) Graf (1762–1815), frz. General und Senator: 374 Lehmann, Johann Friedrich Gottlieb (1763–1821), Professor und Schuldirektor in Königsberg: 246 Lehmann, Johann Georg (1765–1811), sächs. Offizier: 103/2 Leithold, Karl Friedrich Andreas (1799:) von (1770–1819), preuß. Ingenieuroffizier: 1, 3, 8, 9, 27, 35, 61, 62, 64, 65, 70, 77, 91, 100, 111, 119, 188, 191, 220, 230, 263, 264, 266, 267, 269, 277, 279, 283, 286, 288, 305, 309, 310, 316, 319, 321, 323, 325, 327, 383, 401, 432, 437 Leo VI. („der Weise“, „der Philosoph“, 866–912), oström. Kaiser seit 886: 375/I

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Leonhard, preuß. Schuldiener: 13, 97 Leopold I. von Anhalt-Dessau (der „alte Dessauer“; 1676–1747), Fürst seit 1693, preuß. Generalfeldmarschall: 375/II L’Estocq, Anton Wilhelm von (1738– 1815), preuß. General: 37, 348/2–3; 488, 489, 490/1, 499, 508/II–III L’Estocq, Gottfried Ludwig Heinrich von (1756–1837), preuß. Offizier, später General und anhalt. Diplomat: 398 Liebenroth, Karl Sigismund Wilhelm Gabriel von (1772–1857), preuß. Ingenieuroffizier, später General: 129, 153, 172, 188, 191, 220, 230, 263, 264, 266, 267, 269, 277, 279, 282, 283, 286, 288, 305, 309, 310, 316, 319, 321, 323, 327, 401, 448 Liechtenstein, Johann Joseph Fürst von (1760–1836), seit 1805 reg. Fürst, k.k. Feldmarschall: 253 Lieven, Christoph Heinrich (Hristofor Andreevič Liven) (Baron, 1799:) Graf (1826: Fürst, 1774–1839), russ. General und Diplomat: 17, 135, 224, 276, 375/III Ligne, Karl Joseph, Fürst von (1735– 1814), k.k. und russ. Feldmarschall, Diplomat: 475 Linde (Linde II), August Wilhelm (1783–1858), preuß. Ingenieuroffizier: 283 Linde (Linde I), Christian Friedrich (1775–1821), preuß. Ingenieuroffizier: 283, 386 Linde, Johann († 1816), preuß. Pontonieroffizier: 386 Lloyd, Henry Humphrey Evans (1729– 1793), Offizier, zuletzt russ. General, Militärschriftsteller: 375/I, 376, 480 Loebel, Wilhelm von († 1813), preuß. Offizier: 103/4 Lölhöffel von Löwensprung, Johann Christoph (1780–1836), preuß. Ingenieuroffizier, später General: 283, 293, 386 Lombard, Jean-Louis (1723–1794), frz. Artillerieoffizier und Mathematiker: 390 Loos, Karl Friedrich von (* 1771), preuß. Ingenieuroffizier: 282, 283, 293

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Lorenz, preuß. Baumeister: 228, 236 Lorges, Gui-Aldonce de Durfort, Graf von (1628–1702), frz. Marschall: 516 Lossau, Johann Friedrich Konstantin von (1767–1848), preuß. Offizier, später General: 4, 157, 162, 198, 199 Lotte, Bekannte oder Bedienstete Scharnhorsts?: 183, 429 Lottum, Karl Friedrich Heinrich Graf von Wylich und (1767–1841), preuß. General, später Minister: 103/4, 370 Louis Napoléon (Lodewijk Napoleon, 1778–1846), vorher Louis Bonaparte, König von Holland 1806–1810, danach Graf von Saint-Leu: 76, 342, 344 Löwendal, Ulrich Friedrich Waldemar, Graf von (1700–1755), General in wechselnden Diensten, zuletzt frz. Marschall: 389/23 Löwenstern, Friedrich Wilhelm Ferdinand von († 1813), preuß. Offizier: 379 Lucchesi d’Averna, Joseph Graf († 1757), k.k. General: 477 Ludwig XVI. August (1754–1793) König von Frankreich und Navarra 1774–1792: 505/3 Ludwig Joseph (1781–1789), Dauphin von Frankreich: 505/3 Ludwig, Johann Emanuel (1758–1823), preuß. Artillerieoffizier: 279 Auguste Wilhelmine Amalie Luise von Preußen, geb. Prinzessin von Mecklenburg-Strelitz (1776–1810), Königin von Preußen seit 1797: 415, Anhang 1 Lüttwitz, Hans Ernst von (1776–1837), preuß. Beamter: 453, 455 Luxembourg, François-Henri de Montmorency-Bouteville, Herzog von (1628–1695), frz. Marschall: 499, 501, 505/2 Macdonald, Étienne-Jacques-JosephAlexandre (1765–1840), frz. Marschall, 1809 Herzog von Tarent: 306, 348/2, 374, 455 Mack von Leiberich, Karl, Freiherr (1752–1828), k.k. General: 497, 514 Macquire von Inniskillen, Johann Sigismund († 1767), k.k. General: 375/IV, 501

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Magnis, Anton Alexander Graf von (1751–1817), preuß. Großunternehmer: 424, 429 Magnis, Louise Gräfin von (1763–1848), geb. Gräfin von Götzen: 424 Maizeroy siehe Joly de Maizeroy Malet, Claude-François de (1754–1812), frz. General: 446 Mantey, Schmied in Kolberg: 138, 140 Maria Ludovika Beatrix von Österreich-Este (1787–1816), Erzherzogin, Prinzessin von Modena, seit 1808 Kaiserin von Österreich: 369, 370 Marie Louise (Maria Luise, Erzherzogin von Österreich; 1791–1847), 1810– 1814 Kaiserin der Franzosen und Königin von Italien, ab 1815 Herzogin von Parma, Piacenza und Guastalla: 253, 374 Markhoff, Johann Ludwig (1761–1831), preuß. Ingenieuroffizier, später General: 283 Marmont, Auguste-Frédéric-Louis Viesse de (1774–1852), frz. Marschall, 1808 Herzog von Ragusa: 374, 462 Marquard, preuß. Schuldiener: 13, 97 Marsch, Ernst Gottlieb († 1812), preuß. Artillerieoffizier: 162 Masséna, André (1758–1817), frz. Marschall, 1808 Herzog von Rivoli, 1810 Fürst von Essling: 366, 374, 389/6, 488, 517 Massenbach, Christian Karl August Ludwig Freiherr von (1758–1827), preuß. Offizier, württ. Politiker: 375/I Massenbach, Eberhard Friedrich Fabian Freiherr von (1753–1819), preuß. General: 103/4, 162 Massow, Ewald Georg von (1754–1820), preuß. Beamter, Oberpräsident: 314 Massow, Valentin von (1793–1854), preuß. und brit. Offizier, später preuß. General: 103/4, 273 Mauvillon, Jakob (1743–1794), hess. und braunschw. Ingenieuroffizier, Militärschriftsteller: 375/I, 505/3 Maximilian II. Emanuel (1662–1726), Kurfürst von Bayern seit 1679: 499 Maximilian Josef von Österreich-Este (1782–1863), Erzherzog, k.k. General: 369, 370 May, Carl Christian von († 1842), preuß. Offizier: 66

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Personen- und Formationsindex

May, Rudolph Just. Christian von († 1832), preuß. Offizier: 66 Meinert, Friedrich (1757–1828), preuß. Ingenieuroffizier und Mathematiker: 95, 96, 103/1–2; 282, 283, 293, 294 Melas, Michael Friedrich Benedikt, Baron von (1729–1806), k.k. Feldmarschall: 370 Ménil-Durand, François-Jean de Graindorge d’Orgeville, Baron von (1729–1799), frz. General und Militärschriftsteller: 505/3 Menin, Oberstleutnant, Deckidentität Scharnhorsts: 204, 216 Merckel, Friedrich Theodor (1828: von, 1775–1846), preuß. Beamter, später Oberpräsident: 455 Metternich-Winneburg, Clemens Wenzel Nepomuk Lothar Graf (1813: Fürst) von (1773–1859), k.k. Diplomat, 1808–1848 Außenminister, 1821– 1848 Haus-, Hof- und Staatskanzler: 227, 229, 237, 238, 239, 240, 241, 243, 244, 245, 246, 247, 248, 249, 250, 252, 253, 254, 369, 423, 471, Anhang 1 Meyer, Emil Karl Friedrich (1792–1861), preuß. Ingenieuroffizier, später General: 282, 283, 293, 386 Michaud, Claude-Ignace-François (1751–1835), frz. General: 176 Mirabeau, Honoré-Gabriel-Victor de Riqueti, Graf von (1749–1791), frz. Schriftsteller und Politiker: 358 Modrach, Johann Gotth. Wilhelm von (* 1766), preuß. Ingenieuroffizier: 283, 299, 386 Möhring, Christian (1773:) von (1704– 1773), preuß. General: 487 Möllendorff, Wichard Joachim Heinrich, Graf von (1724–1816), preuß. Generalfeldmarschall: 375/I, 486, 517 Montalembert, Marc-René, Marquis de (1714–1800), frz. Offizier und Militärschriftsteller: 168 Montecuccoli, Raimondo, Graf von (1609–1681), Reichsfürst und Herzog von Melfi, k.k. Feldmarschall: 350/3, 376, 516 Montesquiou-Fezensac, Anne-Pierre, Marquis de (1739–1798), frz. General und Politiker: 350/5 Monwes, Karl, Bruder von Friederike Hensel?: 424, 425, 429

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Moore, Sir John (1761–1809), brit. General: 375/II Moreau, Jean-Victor (1761–1813), frz. General: 348/2, 350/5, 366, 517 Moritz, Friedrich Alexander († 1852), preuß. Offizier, später Landrat: 103/4 Moritz, preuß. Hüttenbeamter: 71, 262, 329, 330 Mosch, Christoph Friedrich von (1733–1821), preuß. Offizier und Militärschriftsteller: 375/II Mottin de la Balme, Augustin (1733– 1780), frz. und amerikan. Offizier, Militärschriftsteller: 375/I Moulin, Friedrich Ferdinand du (1776–1845), preuß. Offizier und Postmeister, später General: 76, 528 Moulin, Peter Ludwig du (1681–1756), preuß. General: 472 Mounier, Claude-Philippe-Édouard (1809:) Baron (1784–1843), frz. Beamter: 347 Müchler, Johann Georg (1724–1819), preuß. Philologe und Schriftsteller: 13 Müffling genannt Weiß, Philipp Friedrich Karl Ferdinand Freiherr von (1775–1851), preuß. Offizier, später Generalfeldmarschall: 360/2 Müller, Friedrich Wilhelm Heinrich, Mühlenpächter in Blumenau, Neffe Scharnhorsts: 66, 83, 93 Müller, Heinrich Ludolf (1745–1807), Mühlenpächter, Ehemann von Wilhelmine Müller: Anhang 1 Müller, Wilhelmine (1752–1811), Schwester Scharnhorsts: 66, 83, Anhang 1 Müller, Postdirektor in Memel: 214/5 Münchhausen, Agnes von (1822–1898), geb. von Scharnhorst, Tochter Wilhelm von Scharnhorsts: 470 Münchhausen, Karl Friedrich Hieronymus Freiherr von (1720–1797), russ. Offizier: 348/1 Münnich, Burkhard Christoph (1728:) Graf (russ.: Hristofor Antonovič Minih, 1683–1767), sächs.-poln. General, russ. Generalfeldmarschall und Minister: 348/1 Murat, Joachim: Siehe Joachim von Neapel Musquinet de Beaupré, Jean-Charles, frz. General: 19

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Nádasdy-Fogaras, Franz Leopold von (1708–1783), k.k. Feldmarschall: 475, 476, 477 Nagler, Karl Ferdinand Friedrich (1823: von, 1770–1846), preuß. Beamter, Diplomat und Minister: 194 Nansouty, Étienne-Marie-Antoine Champion (1808:) Graf de (1768– 1815), frz. General: 374 Napoleon I. (Napoléon Bonaparte, 1769–1821), Kaiser der Franzosen 1804–1814, 1815, König von Italien 1804–1814, Erster Konsul 1799–1804: 46, 54, 76, 81, 104, 105, 187, 205, 207, 209, 210, 211, 214, 224, 229, 239, 248, 253, 254, 281, 342, 344, 345, 348, 350/4–5; 354, 355, 356, 357, 358, 363, 366, 369, 371, 373, 374, 375/I–II, IV; 390, 394, 398, 404, 413, 446, 453, 458, 488, 489, 490/1, 492/II, 497, 500, 501, 505/4, 514, 517, 519, 533 Natzmer, Leopold Anton Oldwig von (1782–1861), preuß. Offizier, später General: 315, 322, 338 Naumann, Gottlob (1718–1798), preuß. Quartiermeister und Militärschriftsteller: 375/I, 474 Naumann, Johann Georg (1754–1836), dt. Tierarzt: 103/2 Neander (1806:) von Petersheiden, Johann Friedrich Wilhelm (1743– 1817), preuß. Artilleriegeneral: 311 Nesselrode, Karl Robert, Graf von (1780–1862), russ. Diplomat, später Minister und Reichskanzler: 369 Neuchâtel, Fürst von: siehe Berthier Neumann, August Wilhelm von (1786–1865), preuß. Offizier, später General: 273 Neumann, David (1779:) von (1734– 1807), preuß. General: 273 Neuwied, Karl Ludwig Graf von Wied zu (1710–1765), preuß. General: 375/II Ney, Michel (1769–1815), frz. Marschall, 1808 Herzog von Elchingen, 1813 Fürst von der Moskwa: 348/2–3; 356, 488, 490/2 Nicolai, Christian Gottlieb († 1752), Berliner Buchhändler: 259 Nicolaische Buchhandlung, Berlin: 259 Nikolaj Pavlovič, Großfürst (1796– 1855), seit 1825 Kaiser Nikolaus I. von Rußland: 369

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Noailles, Adrien-Maurice, Herzog von (1678–1766), frz. Marschall und Minister: 375/I–II Nostitz-Ransen, Georg Ludwig Reichsgraf von († 1758), sächs.-poln. General: 477 Nothardt, Friedrich Magnus von († 1804), preuß. Offizier, später Kammerdirektor: 62 Oertel, Christian, preuß., später bayr. Offizier: 103/4 Oesfeld, Carl Ludwig (1786:) von (1741–1804), preuß. Kartograph: 476 Ompteda, Christian Friedrich Wilhelm, Freiherr von (1765–1815), hann. Offizier: 187 Ompteda, Ludwig Karl Georg Freiherr von (1762–1834), hann. Diplomat, später Minister: 159, 241, 243, 244, 249, 348 Oppermann, Konstrukteur einer Büchse: 134 Oppersdorf, Franz Joachim Wenzel Reichsgraf von (1778–1818), preuß. Majoratsherr: 431 Orsini und Rosenberg, Franz Seraph (Reichsgraf, 1796:) Reichsfürst von (1761–1832), k.k. General: 374 Österreichische militärische Einheiten und Behörden: Chevaulegerregiment Nr. 5 Graf Klenau (1804–1819): 373 Infanterieregiment Nr. 39 Duka (1803–1822): 370 Generalstab: 253, 348/2, 370 Hofkriegsrat: 369, 374 Hauptarmee (1809): 371, 373, 374 I. Armeekorps: 374 III. Armeekorps: 374 IV. Armeekorps: 374 V. Armeekorps: 374 VI. Armeekorps: 374 Grenadierkorps: 374 Otto, Christian Ludwig (1766–1853), preuß. Ingenieuroffizier: 283 Oudinot, Nicolas-Charles (1808:) Graf (1767–1847), frz. Marschall, 1810 Herzog von Reggio, später Minister: 185, 374, 393, 398 Palmié, Johann Michael (1768–1841), preuß. Lehrer und Pastor: 103/2

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Parisey († 1812), preuß. Ingenieuroffizier: 162 Paul I. (Pavel Petrovič, 1754–1801), Kaiser von Rußland seit 1796: 187, 204, 215 Paulucci, Filippo Marchese (russ.: Filipp Osipovič Paulučči, 1779–1849), sard. und k.k. Offizier, russ. General, sard. Minister: 532 Perlitz, Johann Friedrich von († 1814), preuß. Artillerieoffizier: 272, 382, 398, 449 Peter Friedrich Ludwig von Oldenburg, Herzog (1755–1829), bis 1803 Fürstbischof von Lübeck, 1785–1823 Administrator von Oldenburg, seit 1823 reg. Herzog: 345 Peter I. (Pjotr Alekseevič, 1672–1725), Kaiser von Rußland seit 1682: 204, 351, 365, 483 Pfuel, Friedrich Heinrich Ludwig Ferdinand von (1781–1846), preuß. Offizier, später General: 171 Phull (auch Pfull), Karl Ludwig August Friedrich von (1757–1826), württ. und preuß. Offizier, russ. General und Diplomat: 76, 375/I, 391, 532 Pichegru, Jean-Charles (1761–1804), frz. General: 514, 517 Pierré, preuß. Portepeefähnrich: 386 Pietsch, preuß. Schreiber: 183 Pirch (Pirch II), Otto Carl Lorenz von (1781–1824), preuß. Offizier, später General: 370 Pius VII. (Barnaba Luigi, Graf Chiaramonti, 1742–1823), Papst seit 1800: 46/1 Platov, Matvej Ivanovič (1812:) Graf (1751–1818), russ. General, seit 1801 Ataman der Donkosaken: 488 Poblocki (Poblotzky), Karl Martin von († 1823), preuß. Ingenieuroffizier: 282, 293, 386 Polnische Divisionen (1806/07): 488 Polybios (ca. 205-ca. 123 v. Chr.), griech. Historiker: 505/3 Pontanus, Johann Christian (1801:) von (1742–1813), preuß. Artilleriegeneral: 77, 108 Pontecorvo, Fürst von: siehe Karl Johann Postmeister von Glatz: 429 Potjomkin-Tavričeskij (Potemkin), Grigorij Aleksandrovič (1783:) Fürst

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(1739–1791), russ. Generalfeldmarschall, Großadmiral und Minister: 348/1 Poyda, Heinrich Konstantin Anton von (1764–1834), preuß. Offizier, später General: 273 Preußische Behörden: Ministerium (Staatsministerium): 165, 448 Finanzministerium: 165 Sektion für direkte und indirekte Abgaben: 164 Kassendepartement: 72, 97 Innenministerium: 25, 165 Bergwerks- und Hüttendepartement (und nachgeordnete Behörden): 59, 67, 271, 317, 332, 437, 448 Sektion für Kultus und Unterricht: 72 Preußische Militärbehörden: Oberkriegskollegium: 1. Departement: 117 Militärreorganisationskommission: 391 Kriegsministerium (Kriegsdepartement, ab 1809): 173, 175 Allgemeines Kriegsdepartement: 13, 26, 28, 173, 177, 186, 315, 338, 420 1. Division: 287, 391, 530 2. Division: 186, 319, 337, 338 3. Division (1807–1809: Artillerieund Ingenieurdepartement): 1, 2, 3, 8, 9, 18, 25, 27, 34, 35, 42, 61, 62, 64, 65, 69, 70, 77, 82, 87, 88, 91, 95, 98, 100, 102, 111, 112, 119, 120, 122, 126, 129, 130, 138, 142, 150, 153, 158, 168, 172, 188, 191, 202, 220, 222, 223, 230, 232, 263, 264, 266, 267, 269, 271, 277, 279, 283, 284, 286, 288, 290, 304, 305, 309, 310, 312, 316, 318, 319, 321, 323, 324, 325, 326, 327, 329, 332, 333, 334, 383, 401, 402, 426, 427, 432, 437, 438 Militärökonomiedepartement: 3. Division: 44, 337, 421 Artillerieprüfungskommission: 7, 15, 23, 90, 117, 138, 139, 272, 278, 333 Gewehrkommission (Potsdam): 331 Kommission zur Bestückung der Festungen: 531 Kommission zur Errichtung der Allgemeinen Kriegsschule: 95

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Kommission zum Geschützguß mit Kapseln: 67 Reglementskommission: 63, 149, 315, 388 Preußische militärische Einheiten: Infanterieregimenter der alten Armee: No. 3: Fürst Leopold von AnhaltDessau (1693–1747), Prinz Franz von Anhalt-Dessau (1751–1757), Kahlden (1758–1759), Fürst von Anhalt-Bernburg (1759–1784), Leipziger (1784–1788), Thadden (1788–1800), Renouard (ab 1800): 168 No. 4: Kalckreuth (ab 1797): 121 No. 5: Bonin (1742–1755), Herzog Ferdinand von Braunschweig bzw. Alt-Braunschweig (1755– 1766), Saldern (1766–1785), Kalckstein (1789–1801), Kleist (ab 1801): 103/4, 162, 484 No. 7: Herzog von BraunschweigBevern (1741–1781), Owstien (ab 1790): 103/1, 4 No. 8: Fürst August von AnhaltZerbst (1714–1747), Hake (1769–1785), Scholten (1786– 1791), Ruits bzw. vac. Ruits (ab 1795): 103/4 No. 9: Schenckendorff (1759–1763), Winning (1796), Brehmer (1796– 1802), Schenck (ab 1802): 485/2 No. 15: Kronprinz (1731–1740), Garde (ab 1740; eingeteilt in 1. Bataillon Garde und Regiment Garde): 103/4, 375/I No. 19: Markgraf Karl (1731–1763), Goetze (1794–1806), Prinz von Oranien bzw. Oranien-Fulda (ab 1806): 375/II, 484 No. 21: Erbprinz von Braunschweig (1773–1780), Herzog von Braunschweig (ab 1780): 387 No. 22: Prinz bzw. Fürst Moritz von Anhalt-Dessau (1741–1760), Klinckowström (1791–1795), Pirch (ab 1795): 115 No. 24: Schwerin (1723–1757), Goltz (1757–1761), Zenge (ab 1799): 103/4, 375/II No. 25: Kalckstein (1729–1760), Ramin (1760–1782), Möllendorff (ab 1782): 375/I

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No. 27: Prinz Leopold von AnhaltDessau (1715–1747), Stojentin (1764–1776), Knobelsdorff (1776– 1800), Tschammer (ab 1800): 378 No. 30: Jeetze (1732–1752), AltStutterheim (1759–1768), Teuffel von Birkensee (1778–1781), Rüchel (1794–1798), Borcke bzw. vac. Borcke (ab 1798): 273 No. 31: Lestwitz (1746–1763), Tauentzien (1763–1791), Kropff (ab 1805): 379 No. 32: Prinz von Hohenlohe (1786– 1796), Fürst von Hohenlohe (ab 1796): 379 No. 33: Favrat (1794–1804), Alvensleben (ab 1805): 378 No. 38: Marwitz (1796–1800), Pelchrzim (ab 1800): 379 No. 39: Prinz Franz von Braunschweig bzw. (vac.) Jung-Braunschweig (1745–1763), Zastrow (ab 1800): 484 No. 41: Graf Wied (1746–1765), Woldeck (1782–1792), Schladen (1792–1804), Lettow (ab 1804): 36, 66 No. 45: Landgraf von Hessen-Kassel (1757–1785), Unruh (1795–1805), Zweiffel (ab 1805): 103/4 No. 50: Sanitz (ab 1800): 273 No. 51: Krockow (1773–1786), Hanstein (1786–1803), Kauffberg (ab 1803): 173 No. 54: Mosch (1795–1799), Natzmer (ab 1799): 375/II No. 57: Graevenitz bzw. vac. Graevenitz (ab 1795): 161, 273, 282, 293, 302 No. 58: Courbière: 103/4, 273 Infanterieregimenter der Reorganisation ab 1808: Nr. 1 (1. Ostpreußisches): 103/4, 168, 378 Nr. 2 (Pommersches): 103/4, 168 Nr. 3 (2. Ostpreußisches): 103/4, 162, 168, 178, 378, 381 Nr. 4 (3. Ostpreußisches): 103/4, 168, 378 Nr. 5 (4. Ostpreußisches): 103/4, 168 Nr. 6 (1. Westpreußisches): 103/4, 168, 380

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Nr. 7 (2. Westpreußisches): 28, 103/4, 168, 293 Nr. 8 (Garderegiment zu Fuß, 1806– 1808 Bataillon Garde bzw. Garde zu Fuß): 103/4, 128 Nr. 9 (Leibinfanterieregiment): 103/4, 194, 378, 381 Nr. 10 (Kolbergsches): 103/1, 121, 162 Nr. 11 (1. Schlesisches): 256, 379 Nr. 12 (2. Schlesisches): 378 6. Kombiniertes Infanterieregiment (1812/13): 256 Grenadierbataillone der alten Armee: 12/34: Hülsen (ab 1804): 162 Grenadierbataillone 1808–1814: Pommersches: 103/1 Westpreußisches (vorher 52/58: Brauchitsch (ab 1803)): 266 Leibgrenadierbataillon (vorher Pommersches Provisorisches Grenadierbataillon: Waldenfels (1807–1808)): 381 Schlesisches: 381 Füsiliereinheiten der alten Armee: Oberschlesische Füsilierbrigade: 379 1. Ostpreußische Füsilierbrigade: 103/4 No. 3: Thile (1787–1795), Wakenitz (ab 1797): 37 2. Ostpreußische Füsilierbrigade: 37 No. 21: Stutterheim: 103/4 No. 24: Bülow: 273 Leichte Bataillone der Reorganisation: Gardejägerbataillon: 134, 144, 223 Ostpreußisches Jägerbataillon: 88, 144, 223 Schlesisches Schützenbataillon: 144, 161, 223, 273, 293, 386 Reservebataillone 1806/07: 1. Neumärkisches: 103/4 3. Neumärkisches: 162 Reserveinfanterieregimenter (1813/14): 10. Reserveinfanterieregiment: 379 Kürassierregimenter der alten Armee: No. 4: Siehe Nr. 1 No. 7: Driesen (1755–1758), Manstein (1762–1777), Kalckreuth (1784–1788), Ilow (1788–1792), Borstell (1792–1804), Reitzenstein (ab 1804): 477 No. 13: Siehe Nr. 3

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Kürassierregimenter der Reorganisation: Nr. 1 (Schlesisches, vorher No. 4 (Wagenfeld (ab 1800)): 273 Nr. 2 (Ostpreußisches, 1807–1808 Kürassierregiment Zieten): 103/4 Nr. 3 (Regiment Garde du Corps, vorher No. 13): 103/4, 128, 381 Nr. 4 (Brandenburgisches, 1806–1807 1. Kürassierbrigade Stülpnagel, 1807–1808 Märkische Kürassierbrigade): 381 Dragonerregimenter der alten Armee: No. 5: Siehe Nr. 1 No. 6: Schorlemer (1741–1760), Meyer (1760–1777), Posadowski (1777–1787), Rohr (1787–1790), Werther (1790–1803), Auer (1803–1807), Zieten (ab 1807): 103/4, siehe auch Kürassiere Nr. 2 und Dragoner Nr. 2 No. 7: Siehe Nr. 3 No. 8: Siehe Nr. 4 No. 9: Prinz zu Holstein-Gottorp (1743–1761), Bruckner (1792–1798), Graf Herzberg (ab 1798): 103/4 Dragonerregimenter der Reorganisation: Nr. 1 (Königin, vorher No. 5: Markgraf Friedrich von Bayreuth (1735– 1763), Markgraf Karl Friedrich Alexander von Ansbach-Bayreuth (1769–1806), Königin (ab 1806)): 403 Nr. 2 (1. Westpreußisches, 1807–1808 Dragonerregiment Zieten): 380 Nr. 3 (Littauisches, vorher No. 7: Schenk (1792–1803), Pastau (1803–1805), Rhein (1805), Baczko (ab 1806)): 327 Nr. 4 (2. Westpreußisches, vorher No. 8: Platen (1757–1787), Bardeleben (1790–1801), Busch (1801– 1803), Esebeck (ab 1803)): 381 Nr. 5 (Brandenburgisches, 1807–1808 1. Dragonerbrigade bzw. Dragonerregiment Prinz Wilhelm): 28 Nr. 6 (Neumärkisches, 1807–1808 2. bzw. 1. Dragonerbrigade Wedell I): 380 Husarenformationen der alten Armee: Leibhusarenregiment No. 2: Zieten (1741–1786), Göckingk (1795–

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Personen- und Formationsindex

1805), Rudorff (ab 1805): 103/4, 168, 482 No. 4: Prinz bzw. Herzog Eugen von Württemberg (1782–1807): 273 No. 5: Lossow (1759–1783), Suter (1795–1804), Prittwitz (ab 1804), Leibhusarenregiment Prittwitz (1808): 168, siehe auch Nr. 1 und 2 No. 6: Werner (1757–1785), Wolfradt (1792–1800), Schimmelpfennig von der Oye (1800–1806), Fürst von Anhalt-Pleß (ab 1807): 256 No. 7: Köhler (ab 1796): 37 No. 8: Siehe Nr. 5 No. 9: Bosniaken (1745–1800), Korps Towarczys (1800–1807), Regiment Ulanen (1807–1808): 103/4, siehe auch Ulanenregimenter Nr. 1 und 2 Husarenregimenter der Reorganisation (Numerierung ab 1809): Nr. 1 (1. Leibhusarenregiment): 103/4, 168, 273 Nr. 2 (2. Leibhusarenregiment): 168, 381 Nr. 3 (Brandenburgisches, bis Mai 1809 1. Brandenburgisches): 103/4, 145, 168, 381, 396 Nr. 4 (1. Schlesisches): 256, 273 Nr. 5 (Pommersches, vorher No. 8: Belling (1759–1779), Goltz (1787–1794), Blücher (ab 1794)): 28, 145, 168, 381, 387 Nr. 6 (2. Schlesisches): 446 Kombiniertes Husarenregiment Nr. 3 (1812/13): 446 Ulanenregimenter: Nr. 2 (Schlesisches): 103/4, 128 Nr. 3 (Brandenburgisches): 28, 103/4, 145, 380, 381 Normaleskadron: 103/4 Artilleriekorps und Inspektion der Artillerie: 1, 7, 15, 24, 26, 30, 31, 38, 39, 40, 49, 56, 57, 58, 59, 61, 73, 77, 86, 90, 99, 101, 103, 106, 107, 117, 118, 134, 142, 143, 155, 168, 173, 260, 270, 272, 281, 286, 310, 312, 319, 333, 334, 337, 339, 406, 420, 447, 448, 449, 450 Artillerieformationen der alten Armee: 1. Artillerieregiment: 117 Festungsartillerie: 49 Militärakademie der Artillerie: 10, 103/2

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Artillerieformationen der Reorganisation: Brandenburgische Artilleriebrigade: 7, 12, 103/2, 406 Schlesische Artilleriebrigade: 78, 103/4, 168, 378, 379, 380 Ingenieurkorps: 40, 103, 114, 167, 168, 169, 186, 231, 232, 282, 283, 293, 294, 295, 296, 297, 298, 299, 300, 301, 302, 303, 304, 386, 387, 391 Mineurkorps, Mineure: 386, 421 Pionierkorps, Pionierkompanien: 30, 32, 60, 103/3, 114, 232, 282, 283, 293, 299, 301, 302, 386, 387 Ingenieurakademie: 95, 103/4 Plankammer: 482 Generalstab (Generalquartiermeisterstab): 36, 37, 103, 115, 128, 137, 168, 171, 194, 276, 283, 287, 293, 391 3. Brigade (bis 1806): 391 Feldjägerkorps zu Pferde: 48, 154, 227 Kadettenkorps (bis 1808 auch: Adliges Kadettenkorps): 95, 103/2, 4; 168, 232, 282, 283, 375/I Adlige Militärakademie (Académie militaire): 13, 72, 103/2, 168, 282, 283, 375/I, 378 Akademie für junge Offiziere (1801–1804: Lehr-Anstalt für junge Infanterie und KavallerieOffiziere): 387 Allgemeine Kriegsschule für Offiziere (ab 1810): 10, 11, 13, 30, 37, 56, 72, 95, 96, 103, 113, 128, 146, 152, 168, 232, 276, 282, 283, 294, 333, 377, 386, 387, 390, 391, 439, 488, 489, 490, 491, 492, 493, 494, 495, 496, 497, 498, 499, 500, 501, 502, 505, 506, 508, 518, 519 Kriegsschule (für Portepeefähnriche) in Berlin: 13, 30, 37, 103, 121, 152, 232, 276, 283, 293, 377, 488 Kriegsschule in Breslau: 13, 30, 103/4, 110, 152, 228, 232, 276, 282, 283, 293, 300, 386, 393, 455, 461, 488 Kriegsschule in Königsberg: 13, 30, 103/4, 121, 152, 232, 276, 476, 488 Artillerie- und Ingenieurschule: 282, 283 Kriegskommissariat: 360/3 Proviant-Fuhrwesen-Train: 360/3 Provinzialinvalidenkompanien: 421 Lützowsches Freikorps (1813/14): 37

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Personen- und Formationsindex

3. Pommersches Landwehr-Infanterieregiment: 162 7. Schlesisches Landwehr-Infanterieregiment: 273 9. Schlesisches Landwehr-Kavallerieregiment: 387 Hauptarmee (1806): 508/II 3. Division: 374 Blüchersches Korps (Rückzug nach Lübeck): 121 Feldkorps in Preußen (1806/07): 488, 489, 490/1, 493/II, 508/II–III Reservedivision (Kamenskij): 348/3, 356, 488, 490/1 Brigaden 1808–1812: Brandenburgische Brigade: 30, 201, 360/1, 380, 381 Niederschlesische Brigade: 28, 360/1, 399 Oberschlesische Brigade: 181, 257, 360/1 Ostpreußische Brigade: 37, 162, 173, 178, 214/7, 18; 360/1, 380, 452 Pommersche Brigade: 157, 273, 360/1, 380 Westpreußische Brigade: 99, 162, 173, 176, 178, 181, 187, 214/7, 18; 273, 335, 360/1, 380, 381, 452 Mobiles Korps (27. Division) in Rußland (1812): 103/4, 306, 381, 394, 414, 417, 446, 448, 452, 455, 529 Preußische Gendarmerie: 99, 115, 162, 378 Preußische Vereine: Militärische Gesellschaft in Berlin: 282, 378, 474, 532 Provinzial-Ressource in Breslau: 396 Sittlich-Wissenschaftlicher Verein („Tugendbund“): 245, 246, 396 Prittwitz, Karl Ludwig Wilhelm von (1790–1871), preuß. Offizier, später General: 103/4, 387 Proyski, preuß. Offizier: 162 Puget d’Orval, Edme-Jean-Antoine Graf du (1742–1802), frz. Artilleriegeneral und Naturwissenschaftler: 505/3 Pullet, Samuel (1770–1825), preuß. Ingenieuroffizier, später General: 40, 96, 152, 167, 168, 186, 231, 282, 283, 293 Puškin, Aleksandr Sergeevič (1799– 1837), russ. Dichter: 204 Putlitz, Friedrich Wilhelm Ludwig Otto Gans Edler zu (1750–1828), preuß.

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Offizier, später General: 161, 189, 190, 192 Puységur, Jacques-François de Chastenet, Marquis de (1655–1743), frz. Marschall: 358, 376 Radetzky von Radetz, Johann Josef Wenzel Anton Franz Karl, Graf (tschech.: Josef Václav hrabě Radecký z Radče, 1766–1858), k.k. General, später Feldmarschall: 370 Rapp, Jean (1809:) Graf (1772–1821), frz. General: 81, 173, 176, 182, 348/1 Rathenow, Ludwig (* 1783), preuß. Ingenieur-Portepeefähnrich: 283, 386 Rauch, Johann Georg Gustav von (1774–1841), preuß. Offizier, später General und Kriegsminister: 49, 74, 78, 87, 121, 134, 168, 173, 177, 186, 230, 231, 232, 265, 282, 283, 293, 294, 295, 296, 297, 298, 299, 300, 301, 302, 303, 304, 315, 319, 338, 386, 387, 420, Anhang 1 Rauch, Karl Wilhelm Heinrich (1785– 1816), preuß. Ingenieuroffizier: 283 Raumer, Eugen von (1758–1832), preuß. Offizier, später General: 265 Ray de Saint-Geniez, Jacques-Marie (1712–1777), frz. Militärschriftsteller: 376 Réaumur, René-Antoine Ferchault de (1683–1757), frz. Physiker und Zoologe: 452 Reichenbach, S., Kaufmann in Breslau: 314 Reille, Honoré-Charles-Michel-Joseph (1808:) Graf (1775–1860), frz. General, später Marschall: 374 Reisinger, Johann Georg (1755–1838), preuß. Gießdirektor: 21, 67, 111 Reitzenstein, Friedrich Freiherr von (1775–1831), preuß. Offizier: 379 Repnin, Nikolaj Vasil’evič Fürst (1734–1801), russ. Generalfeldmarschall: 348/1 Retzow, Friedrich August von (1729– 1812), preuß. Offizier, Gutsherr und Schriftsteller: 474 Retzow, Wolf Friedrich von (1699–1758), preuß. General: 474 Reuß-Plauen, Heinrich XV., Fürst von (1751–1825), k.k. General, später Feldmarschall: 374

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Personen- und Formationsindex

Rhade, Friedrich von (1784–1827), preuß. Ingenieuroffizier: 283, 386 Rhediger, Karl Niklas Wilhelm Freiherr von (1764–1826), preuß. Beamter: 455 Rhediger, Philippine Sophie Friederike Freifrau von, geb. von Kannewurff (* 1780), ehem. Hofdame: 429, 455 Rheinfelder, Georg Friedrich, hann. Diplomat: 241 Ribbentrop, Friedrich Wilhelm Christian Johann (1823: von, 1767–1841), preuß. Beamter: 80 Richepanse (Richepance), Antoine (1770–1802), frz. General: 366 Richthofen, Gottlob Heinrich Oswald Freiherr von (1777–1847), preuß. Ingenieuroffizier, später General: 282, 283, 293, 300, 386 Riesenburg, von, preuß. Offizier: 103/4 Rochelle, Karl Wilhelm von (1824 Roux de Rognon von Rochelle, * ca. 1764), preuß., später frz. Offizier: 168 Rode, Johann Philipp (1798:) von (1758– 1834), preuß. Ingenieuroffizier, später General: 110, 152, 228, 282, 283, 293, 300, 303, 386, 455 Roeder, Friedrich Erhard Leopold von (1768–1834), preuß. Offizier, später General: 103/4, 126, 236, 252, 452 Roeder, Wilhelm Karl Ferdinand von (1781–1813), preuß. Offizier: 171 Roeder, Frau von: 455 Roedlich, Hieronymus Franz Seraph (1767–1833), k.k. und preuß. Offizier, später preuß. General: 311, 447 Rohr, Eugen Ferdinand Wilhelm Ludwig von (1782–1851), preuß. Offizier, später General, 1847/48 Kriegsminister: 387 Rohwedell, Heinrich von (1780–nach 1828), preuß. Ingenieuroffizier: 283 Rosenau, Daniel David (* 1756), preuß. Sprachlehrer: 103 Rosenzweig, Ludwig Balthasar von (1782– 1860), preuß. Artillerieoffizier: 225 Rothenburg, Eduard von (* 1787), preuß. Ingenieuroffizier: 103/4, 283 Rottenburg, Karl Wilhelm Sigismund von (1777–1837), preuß. Offizier, später General: 273, 281, 379, 528 Rousseau, Jean-Jacques (1712–1778), frz. Schriftsteller und Philosoph: 103/2

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Rüchel, Ernst Wilhelm Friedrich Philipp von (1754–1823), preuß. General: 391 Rüchel-Kleist (bis 1808: Kleist), Friedrich Jakob von (1778–1848), preuß. Offizier, später General: 379 Rüdgisch, Friedrich von (* 1771), preuß. Ingenieuroffizier: 282, 283, 293, 386 Rüdiger, (von?), preuß. Offizier: 103/4, 387 Rudolphi, Nikolaus Ludwig von (1772– 1837), preuß. Offizier, später General: 37, 387 Rudolphi-Weimar, Friedrich von (* 1784), preuß. Ingenieuroffizier: 103/2, 283, 387 Rühle von Lilienstern, Johann Jakob Otto August (1780–1847), preuß. Offizier, später General: 348/2, 360/2, 374, 439 Rumjancov, Nikolaj Petrovič, Graf (1754–1826), russ. Diplomat und Minister, 1810–1812 Reichskanzler: 214, 217, 369, 533 Rumjancov-Zadunajskij (bis 1774: Rumjancov), Pjotr Aleksandrovič, Graf (1725–1796), russ. Generalfeldmarschall: 214/5, 369 Russische militärische Einheiten: Garden: 348/1 Artilleriekorps: 260 Kosaken: 353, 488, 532 Generalstab: 205, 206, 348/2, 357, 359, 360/2–3; 364, 366 Train: 360/3 Landwehr (Opolčenie): 353, 365, 532 Russisch-Deutsche Legion (Rossijsko-Germanskij Legion): 103/4, 532 Hauptarmee (1806/07): 348/2–3; 356, 360, 488, 489, 490/1–2; 491, 492, 493/II, 494 Avantgarde: 488, 490/1 Korps am Narew (1806/07): 348/3, 488, 490/1–2; 492/I Marine: 207, 214/8, 340, 353, 532 Sachsen, Moritz, Graf von (1696–1750), frz. Maréchal général: 375/II, V; 376, 475, 500, 505/3, 507, 508/II Sächsischer Quartiermeisterstab (auch Plankammer): 103 Sack, Johann August (1764–1831), preuß. Beamter, Oberpräsident: 177

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Personen- und Formationsindex

Sacken, Fabian Gottlieb (1832: Fürst) von der Osten gen. Sacken (russ.: Fabian Vil’gel’movič Saken, 1752– 1837), russ. General, später Generalfeldmarschall: 532 Sainte-Croix, Charles-Marie-Robert (1809:) Graf d’Escorches de (1782– 1810), frz. General: 374 Saint-Geniez: siehe Ray de Saint-Geniez Saint-Germain, Claude Louis, Graf de (1707–1778), frz. General und Kriegsminister, dän. Generalfeldmarschall: 375/I Saint-Hilaire, Louis-Charles-Vincent Le Blond (1808:) Graf de (1766–1809), frz. General: 348/2–3; 488 Saint-Ignon, Johann Anton Joseph Graf von (1716–1779), k.k. General: 487 Saint-Marsan, Antoine-Marie Philippe Asinari Graf von (Filippo Antonio Asinari Marchese di San Marzano, 1767–1828), sard. Minister, frz. Diplomat: 47, 68, 173, 178, 179, 214/21, 224, 343, 347 Saldern, Friedrich Christoph von (1719– 1785): preuß. General: 375/I–II Sallet, Constantin von (1775–1814), preuß. Ingenieuroffizier: 282, 283, 293 Saluzzo (Salazar?), Antonio, frz.? Schriftsteller: 348/1, 357, 366 Salvigny, Johann von (* 1792), preuß. Ingenieur-Portepeefähnrich: 282, 283, 293, 386 Santa Cruz de Marcenado (Don Alvaro Navia Osorio Vigil, Marqués de Santa Cruz, Vizconde del Puerto, 1687–1732), span. General und Diplomat: 350/1, 3; 376 Sarnowsky, Franz Helden von (1777– 1813), preuß. Offizier: 37 Saß, Andreas Burchard Friedrich (russ.: Andrej Pavlovič Zas) Baron von (1753–1815), russ. General: 348/1 Sasse, Johann Friedrich († 1834), preuß. Artillerieoffizier: 267, 279 Schachtmeyer, Benjamin von (1762– 1818), preuß. Offizier: 275 Schack, Ferdinand Wilhelm Karl von (1786–1831), preuß. Offizier, später General: 103 Schaper, Heinrich Samuel Gottlieb von (1782–1846), preuß. und russ. Offizier, später preuß. General: 158

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Scharlock, August († 1810), Schwager Scharnhorsts, hann. und frz. Offizier: Anhang 1 Scharlock, Clara Justine Luise, geb. Völckenig, verw. Schmalz, Schwiegermutter Scharnhorsts: Anhang 1 Scharlock, Georg, Schwager Scharnhorsts, hann. Offizier: Anhang 1 Scharnhorst, Friedrich Gerhard August (1802:) von (1795–1826), Sohn Scharnhorsts, brit. und preuß. Offizier: 159, 221, 435, Anhang 1 Scharnhorst, Wilhelm Gerhard August (1799–1815), Neffe Scharnhorsts, später hessen-darmst. Offizier: 83 Scharnhorst, Anna Sophie Emilie (1802:) von (1796–1804), Tochter Scharnhorsts: Anhang 1 Scharnhorst, Ernst Wilhelm (1723–1782), Scharnhorsts Vater, hann. Unteroffizier, später Landwirt: Anhang 1 Scharnhorst, Heinrich Friedrich Christopher (1763–1831), Bruder Scharnhorsts, Landwirt: 66, 83, Anhang 1 Scharnhorst, Gerhard Johann David (1802:) von (1755–1813): passim, Anhang 1 Scharnhorst, Heinrich Dieterich Christian (1770–1809), Bruder Scharnhorsts, hessen-darmst. Offizier: 66, 83, Anhang 1 Scharnhorst, Heinrich Caspar (1720– 1787), Scharnhorsts Onkel, Hoffischer zu Hannover: Anhang 1 Scharnhorst, Klara Sophie Juliana (1802:) von: Siehe Dohna-Schlobitten Scharnhorst, Justine (1773–1840), geb. Rolfs, Ehefrau Friedrichs: Anhang 1 Scharnhorst, Karoline geb. Thilemann (1771–1826), Witwe Heinrichs: 66, Anhang 1 Scharnhorst, Klara Christiane Johanna (1802:) von, geb. Schmalz (1762– 1803), Ehefrau Scharnhorsts („Kläre“): Anhang 1 Scharnhorst, Klara Sophie Juliane, Scharnhorsts Tante: Anhang 1 Scharnhorst, Sophie Ernestine (1791– 1792), Tochter Scharnhorsts: Anhang 1 Scharnhorst, Ernst Wilhelm (1760– 1809), Bruder Scharnhorsts, hann.

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Personen- und Formationsindex

Offizier, Hoffischer und Landwirt: Anhang 1 Scharnhorst, Heinrich Wilhelm Gerhard (1802:) von (1786–1854), Sohn Scharnhorsts, brit. und preuß. Offizier, später preuß. General: 159, 221, 435, 462 Scharnhorst, Friederike Wilhelmine, geb. Tegtmeyer (1728–1796), Scharnhorsts Mutter: Anhang 1 Scharnhorst, Wilhelmine: Siehe Müller, Wilhelmine Scheel, Heinrich Otto von (1745–1808), dän. Artillerieoffizier, preuß. General: 283 Scheel, Karl von (1794–1850), preuß. Ingenieur-Portepeefähnrich, später Offizier: 283, 386 Scheel, preuß. Militärbeamter: 480, 482, 484 Scheelen (Scheel), Ernst Gottlob von (1726–1786), preuß. General: 375/I Scheither, Georg Heinrich Wilhelm Freiherr von (1772–1816), hann. und k.k. Offizier, später k.k. General: 227 Schenckendorff (Jung-Schenckendorff), Friedrich August von (1710–1780), preuß. General: 479 Schickler, Gebrüder, Berliner Bank-, Handels- und Fabrikunternehmen: 62, 100, 230, 326, 454 Schierstädt, Karl Friedrich Reinhard von (ca. 1778–1818), preuß. Offizier: 103/4 Schiller, Johann Christoph Friedrich (1802:) von (1759–1805), dt. Dichter und Historiker: 532 Schmalz, Auguste, Nichte Scharnhorsts: 14 Schmalz, Friederike Mathilde (1800– 1858), später verh. von Carisien, Nichte Scharnhorsts: 14 Schmalz, Friedrich Wilhelm (1724– 1763), hann. Beamter, Vater von Klara Scharnhorst: Anhang 1 Schmalz, Luise geb. Edelmann, Ehefrau von Theodor: 14, Anhang 1 Schmalz, Mine, Nichte Scharnhorsts: 14 Schmalz, Theodor Anton Heinrich (1760–1831), Jurist und Kameralist, Professor und Rektor in Königsberg, Halle und Berlin, Schwager Scharnhorsts: 14, 246, Anhang 1

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Schmalz, Dr., Deckname Scharnhorsts: 375/IV Schmettau, Friedrich Wilhelm Karl Graf von (1742–1806), preuß. General: 259, 374 Schmettau, Karl Christoph Graf von (1696–1775), preuß. General: 259 Schmidt, Friedrich († 1814), preuß. Artillerieoffizier: 34 Schmidt (Schmid), Heinrich (Hinrich), Bediensteter Scharnhorsts: 241, 428 Schmidt (Schmid), Jette, Ehefrau Heinrichs: 241, 428, 455 Schmidt (Schmidt I), Johann Otto Heinrich (1792:) von (1758–1841), preuß. Artillerieoffizier, später General: 1, 3, 8, 9, 20, 21, 27, 35, 61, 62, 64, 65, 67, 70, 77, 78, 82, 91, 100, 102, 111, 119, 122, 126, 263, 289, 383 Schmidt, Karl (1769–1840), preuß. Ingenieuroffizier: 283 Schmidt, Male, Tochter von Heinrich und Jette: 241, 428, 439 Schnakenberg, preuß. Berg- und Hüttenkundler: 71, 228, 236, 312, 323, 329, 430, 451 Schöler (Schöler II), Reinhold Otto Friedrich August von (1772–1840), preuß. Offizier und Diplomat, später General: 33, 76, 104, 135, 194, 204, 205, 213, 215, 227 Schöler (Schöler I), Moritz Ludwig Wilhelm von (1771–1855), preuß. Offizier, später General: 1, 3, 8, 9, 27, 35, 42, 49, 53, 57, 61, 62, 64, 65, 70, 77, 91, 100, 119, 122, 126, 129, 153, 168, 172, 177, 188, 191, 220, 222, 230, 263, 264, 266, 267, 269, 277, 279, 286, 288, 305, 309, 310, 316, 319, 321, 323, 325, 327, 383, 396, 401, 410, 432, 437, 438, 439, 454, 457, 530 Schöll, Maximilian Samson Friedrich (1766–1833), frz. Verleger, preuß. Diplomat, dt. Schriftsteller: 347 Schön, Heinrich Theodor von (1773– 1856), preuß. Beamter, später Oberpräsident und Minister: 159, 160, 165 Schroetter, Friedrich Leopold Reichsfreiherr von (1743–1815), preuß. Offizier und Minister: 165, 348/2, 351 Schuckmann, Kaspar Friedrich (1834: Freiherr) von (1755–1834), preuß. Beamter, später Minister: 1, 72

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Personen- und Formationsindex

Schulenburg-Hornhausen, Adolf Ernst Ludwig Reichsgraf von der (1765– 1813): preuß. Offizier: 162 Schulenburg-Hornhausen, Bernhardine Friederike Reichsgräfin von der, geb. von Blücher (1786–1870), seit 1814 Gräfin von Asseburg: 162 Schulenburg-Kehnert, Friedrich Wilhelm (1786:) Reichsgraf von der (1742– 1815), preuß. General und Minister: 123, 391 Schuler von Senden, Ernst Julius Freiherr (1753–1827), preuß. Offizier, später General: 398, 399 Schulmeister, Karl Ludwig (Charles Louis, 1770–1853), frz. Spion, Offizier und Polizeibeamter: 497 Schultze (Schultze I), Johann Gotthilf (1759–1817): preuß. Ingenieuroffizier: 273, 282, 283, 293, 295, 296, 303 Schultze (Schultze II), Karl Friedrich Benjamin (1766–1818), preuß. Ingenieuroffizier: 283 Schütz, Karl August Heinrich Wilhelm von (1784–1833), preuß. Offizier, später General: 103/4, 128 Schwarzenberg, Karl Philipp, (1804:) Fürst von (1771–1820), k.k. General und Diplomat, später Feldmarschall: 253, 369, 370, 446 Schwerin, Kurt Christoph von (1684– 1757), meckl.-schwerin. General, preuß. Generalfeldmarschall: 375/II, 473 Schwerin, Sophie Gräfin von, geb. Gräfin von Dönhoff (1785–1863), dt. Schriftstellerin: 396 Seckendorff, Friedrich Heinrich (1719:) Reichsgraf von (1673–1763), k.k. Offizier, sächs. und k.k. General und Diplomat, k.k. und bayr. Feldmarschall: 516 Seeling, Johann Konrad (1768–1812), Kunstdrechsler in Breslau, preuß. Patriot: 415, 425, 434 Seeling, Johanna Christiane geb. Geiler, Witwe des Vorigen: 425, 434, 436 Selter, Johann Christian (* 1767), preuß. Philologe: 13 Seydel, Samuel Friedrich († 1840), preuß. Offizier und Militärschriftsteller: 152, 476

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Seydlitz-Kurzbach, Anton Friedrich Florian von (1777–1832), preuß. Offizier, später General: 285 Seydlitz-Kurzbach, Friedrich Wilhelm von (1721–1773), preuß. General: 499, 501 Seyssel d’Aix, Johann Claudius (JeanClaude) Graf († 1761), bayr. General: 476 Silveira Pinto da Fonseca Texeira, Francisco da (1763–1821), seit 1811 Graf von Amarante, port. General: 210 Simon, Karl († 1861), preuß. Ingenieuroffizier: 283, 293, 386 Sjöholm, Friedrich Wilhelm von (1768–1820), preuß. Offizier, später General: 162 Smith, Adam (1723–1790), brit. Philosoph und Nationalökonom: 350/3 Sokolowsky, preuß. Militärbeamter: 158 Sokrates (ca. 470–399 v. Chr.), athen. Philosoph: 103/2 Soubise, Charles de Rohan, Prinz von (1715–1787), frz. Marschall: 508/III Soult, Nicolas-Jean de Dieu (1769– 1851), frz. Marschall, 1808 Herzog von Dalmatien, später Minister und Maréchal général: 348/2–3; 488 Spillecke, August Gottlieb (1778–1841), preuß. Prediger und Pädagoge: 103/2, 113 Stackelberg, Gustav Ernst (russ.: Gustav Ottonovič) Graf von (1766–1850), russ. Diplomat: 369 Stein, Johann Alexander Wenzel (* 1761), preuß. Ingenieuroffizier: 282, 283, 293 Stein, Heinrich Friedrich Karl Reichsfreiherr vom und zum (1757–1831), preuß. Staatsmann und Minister, 1807–1808 leitender Minister: 109, 416, 423 Stein, Christiane Magdaline Wilhelmine Friederike Freifrau vom und zum Stein (1772–1819), geb. Gräfin von Wallmoden-Gimborn: 423 Steinaecker, Christian Wilhelm Heinrich von († 1822), preuß. und meckl.schwerin. Offizier: 115, 116 Steinhausen, preuß. Justizrat: 83 Steinwehr, Friedrich Wilhelm Franz Heinrich Leopold von (1785–1860), preuß. Offizier: 387

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Personen- und Formationsindex

Steinwehr, Wilhelm Ludwig Bogislav von (1774–1857), preuß. Offizier, später General: 186, 319, 379 Stieler (1832: Stieler von Heydekampf), Christian August (ca. 1777–1839), preuß. Artillerieoffizier: 129, 153, 172, 188, 191, 220, 230, 263, 264, 266, 267, 279, 321, 323, 325, 327, 401 Stierlein, Johann Christoph (1759–1827), ansbach., preuß. und bayr. Ingenieuroffizier: 282, 293, 386 Stillfried-Rattonitz, Elisabeth Friederike Reichsgräfin von (1762–1805), geb. Gräfin von Götzen: 424, 429 Stillfried-Rattonitz, Friedrich Freiherr von (1763–1813), preuß. Kammerherr und Gutsbesitzer: 425, 429 Stillfried-Rattonitz, Johann Joseph (Freiherr, 1792:) Reichsgraf von (1762– 1805), preuß. Offizier und Gutsbesitzer: 424, 425, 429 Stillfried, Michael Raimund Freiherr von (1726–1792), preuß. Offizier und Unternehmer: 424 Stillfried, Fräulein von: 424, 425, 429, 462, 466 Strampff, Anton Christian von (1754– 1822), preuß. Artillerieoffizier, später General: 138, 140 Streckenbach, Ernst Heinrich (1770– 1813), preuß. Ingenieuroffizier: 65, 161, 173, 175, 187, 189, 190, 191, 282, 283, 293, 297, 298, 299, 385 Streit, Friedrich Ludwig (1762–1813), preuß. Artillerieoffizier: 56, 58, 95, 96, 103/2–3 Streit, Johann Karl August Freiherr von (1766–1821), preuß. Offizier, später General: 378 Struensee von Karlsbach, Karl Gustav (1789:) von (1735–1804), dän. Beamter, preuß. Minister und Militärschriftsteller: 450 Stünkel, preuß. Hüttenbeamter: 15 Stutterheim, Ludwig August von (1751– 1826), preuß. General: 37, 152, 162, 167, 194, 214/18, 386 Stützer, Christian August (1765–1824), Professor in Berlin: 103/2, 439 Suchet, Louis-Gabriel (1770–1826), frz. Marschall, 1812 Herzog von Albufera: 389/24

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Suvorov-Rymnikskij, Aleksandr Vasil’evič (1789:) Graf (1729–1800), russ. Generalissimus, 1799 Fürst von Italien: 348/1–2; 364 Tackmann, Ferdinand Friedrich († 1830), preuß. Artillerieoffizier: 67, 73, 74, 78, 272 Tallard, Camille, Graf von (1652–1728), frz. Marschall und Minister, 1714 Herzog von Hostun: 516 Tauentzien, Friedrich Bogislav Emanuel (1792:) Graf von (1760–1824), preuß. General, 1814 Graf Tauentzien von Wittenberg: 152, 261, 302, 457 Tempelhoff, Georg Friedrich (1784:) von (1737–1807), preuß. Artilleriegeneral und Militärschriftsteller: 360/1, 375/I–II; 474, 476, 479, 480, 482, 483, 484, 485/2, 505/3, 9 Textor, Johann Christoph von († 1811), preuß. Offizier: 103/2, 390 Thile (Thile II), Adolf Eduard von (1784–1861), preuß. Offizier, später General: 157, 199 Thile (Thile I), Louis Gustav von (1781– 1852), preuß. Offizier, später General und Minister: 391, 393, 399, 400, 413, 414, 447, 448, 452, 453, 457, 530 Thümen, Heinrich Ludwig August von (1757–1826), preuß. General: 16 Tiedecke, Julius Heinrich (1767–1828), preuß. Artillerieoffizier: 67, 91, 102, 117, 134, 279, 406, 426, 438, 454 Tiedemann, Karl Ludwig von (1777– 1812), preuß. und russ. Offizier: 103/2, 128, 152, 157, 159, 164, 166, 180, 184, 199, 391, 394, 396, 400 Tielke, Johann Gottlieb (1737–1787), sächs. Offizier und Militärschriftsteller: 348/1, 375/II, 485/2 Tippelskirch, Ernst Ludwig von (1774–1840), preuß. Offizier, später General: 79, 194, 348/2 Tolstoj, Pjotr Aleksandrovič Graf (1769–1844), russ. General: 348/3 Trant, Nicholas (1769–1839), brit. und port. Offizier: 210 Tresckow, Ernst Christian Albert von (1760–1831), preuß. Offizier, später General: 158, 162, 417 Tresckow, Heinrich Ludwig von, preuß. Offizier: 103/4, 128

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Personen- und Formationsindex

Tronson de Coudray, Philippe-CharlesJean Baptiste (1738–1777), frz. Artillerie- und Ingenieuroffizier, amerikan. General: 505/3 Tuchsen, Otto Wilhelm Leopold von († 1821), preuß. Offizier: 378 Tuckermann, Jakob Heinrich Ernst (1788–1867), preuß. Offizier, später General: 103 Turenne, Henri de La Tour d’Auvergne, Vicomte de (1611–1675), frz. Maréchal général: 360/1, 389/10 Turpin de Crissé, Lancelot Graf (1716–1795), frz. General und Militärschriftsteller: 376 Ursulinenkloster zu Breslau: 415, 424, 425, 429, 434, 441, 443, 444, 459, 462 Uvarov, Fjodor Petrovič (1821: Graf, 1773–1824), russ. General: 488 Valentini, Georg Wilhelm von (1775– 1835), preuß. Offizier, später General: 373 Vega, Georg, Freiherr von (1756–1802), österr. Mathematiker und Physiker: 390 Vegesack, Dagobert Roderich Achilles von (1769–1850), preuß. Offizier, 1813–1838 Polizeipräsident von Danzig: 173, 182, 187 Vegetius Renatus, Publius Flavius (4./ 5. Jhdt. n. Chr.), röm. Militärschriftsteller: 358 Vigny, Johann Karl Magdalena von (1777–1846), preuß. Ingenieuroffizier, später General: 282, 283, 293 Wallis, Joseph Graf von, Freiherr von Carighmain (1767–1818), k.k. Minister: 253 Wallmoden-Gimborn, Johann Ludwig Reichsgraf von (1736–1811), hann. Feldmarschall: 370 Wangenheim, Georg August von (1706–1780), hann. General: 497 Wangenheim, Georg Wilhelm Philipp von († 1799), hann. General: 505/8 Warnery, Charles Emanuel von (1720– 1786), schweiz. Offizier in wechselnden Diensten, Militärschriftsteller: 360/1, 376, 474, 501

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Washington, George (1732–1799), amerikan. General, Präsident der USA 1789–1797: 517 Wedel, Karl Friedrich Heinrich von (1783–1858), preuß. Offizier, später General: 348/2 Wedel, Karl Heinrich von (1712–1782), preuß. General und Minister: 476 Wegern, Karl Wilhelm von (1785–1850), preuß. Ingenieuroffizier, später General: 283 Weißmann von Weißenstein, Otto Adolf (1772:) Baron (russ.: Otton Ivanovič Baron Vejsman fon Vejsenštejn, 1726–1773), russ. General: 375/III Wellesley, Sir Richard, (1799:) Marquess (vorher Viscount, 1760–1842), brit. Politiker, 1809–1812 Außenminister, ab 1780 Graf von Mornington: 357 Wellington of Talavera, (1804:) Sir Arthur Wellesley, (1809: Viscount, 1812:) Marquess (1814 Herzog von Wellington, 1769–1852), brit. General, 1828–1830 Premierminister: 103/4, 209, 210, 366, 462 Wenzel, Karl August Wilhelm (1785– 1827), preuß. Ingenieuroffizier: 283 Wettin, sächs. Königshaus: 76 Weyrach, Karl Christian von (1782– 1869), preuß. Offizier, später General: 37, 335 Wiegand, Karl († 1823), preuß. Artillerieoffizier: 320 Friedrich Wilhelm Ernst, Reichsgraf zu Lippe-Schaumburg-Bückeburg (1724–1777), reg. Graf seit 1748: 210, 389/22, 505/3 Wilhelm III. von Oranien (1650–1702), Erbstatthalter der Niederlande seit 1672, König von England, Schottland und Irland seit 1689: 389/6, 499 Friedrich Wilhelm Karl von Preußen, Prinz (1783–1851), preuß. Offizier, später General: 41, 47, 342, 376, 484, 485 Wilhelm von Preußen, Prinz (1797– 1888), König Wilhelm I. seit 1861, dt. Kaiser seit 1871: 103/2, 4; 370 Wittelsbach, bayr. Königshaus: 76 Wittenburg, Ferdinand Wilhelm von (1758–1831), dt. Militärschriftsteller: 375/III

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Personen- und Formationsindex

Wittgenstein, Ludwig Adolf Peter, Graf (1834: Fürst) von Sayn- (1769–1843), russ. General, später Generalfeldmarschall: 214/5, 7; 216, 455, 532 Wittgenstein-Hohenstein, Wilhelm Ludwig (Graf, 1804:) Fürst von Sayn- (1770–1851), preuß. Beamter und Diplomat, später Minister: 17 Witzleben, Karl Friedrich Heinrich Günther von (1755–1825), preuß. Offizier, später General: 52, 134 Wobeser, Johann Ludwig von († 1812), preuß. Offizier: 103/4 Wölfling, Christ., preuß. Pionier: 32 Woltmann, Karl Ludwig (1805:) von (1770–1817), dt. Historiker, Schriftsteller und Diplomat: 103/2 Woltmann, Karoline (1782–1847), gesch. Müchler, geb. Stosch, dt. Schriftstellerin: 103/2 Wolzogen, Justus Philipp Adolf Wilhelm Ludwig Freiherr von (1773–1845), württ., preuß. und russ. Offizier, später preuß. General: 532 Wrangel, August Friedrich Ludwig Freiherr von (1774–1851), preuß. Offizier, später General: 348/2 Wrangel, von, russ. Major: 214/5 Wunsch, Johann Jakob (1757:) von (1717–1788), preuß. General: 501 Wurmser, Dagobert Siegmund, Graf von (1724–1797), k.k. Feldmarschall: 517 Württemberg, württ. Königshaus: 76 Yorck, Hans David Ludwig von (1814: Graf Yorck von Wartenburg, 1759–1830), preuß. und ndl. Offizier, später preuß. Generalfeldmarschall: 36, 79, 80, 81, 85, 94, 99, 103/4, 123,

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124, 133, 134, 144, 145, 152, 160, 161, 162, 163, 164, 167, 169, 170, 173, 174, 175, 176, 178, 181, 182, 184, 185, 187, 189, 192, 194, 214/5, 7, 18; 216, 261, 273, 283, 285, 293, 299, 307, 385, 387, 448, 452, 455, 479, 529, Anhang 1 York und Albany, Prinz Friedrich August, Herzog von (1763–1827), Bischof von Osnabrück, brit. Feldmarschall: 517 Zanthier, Friedrich Wilhelm Christian von (1741–1781), port. Offizier und Militärschriftsteller: 376 Zeschau, Heinrich Wilhelm von (1760– 1832), sächs. General: 194, 244, 375/ IV, 376 Zeschau, Karoline Christiane von (1765– 1811), geb. von Brause: 375/IV Zezschwitz, Joachim Friedrich Gotthelf von (1740–1820), sächs. General: 374 Zichy-Vásonykeö, Stefan Graf (1780– 1853), k.k. Diplomat: 227, 233, 246, 250 Zielinski, Karl Heinrich von (1772– 1816), preuß. Offizier, später General: 162 Ziemietzky, preuß. Offizier: 273 Zieten, Wieprecht Hans Karl Friedrich Ernst Heinrich (1817: Graf) von (1770–1848), preuß. Offizier, später Generalfeldmarschall: 181, 236, 273 Zieten, Hans Joachim von (1699–1786), preuß. General: 476, 528 Zimmermann, Johann Georg (1786:) Ritter von (1728–1795), schweiz. Arzt und Schriftsteller: 201 Žižka von Trocnov, Jan (ca. 1360–1424), Hussitenführer und Feldherr: 473

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Ortsindex Die Zahlen entsprechen den Nummern der Dokumente, bei längeren folgen hinter einem Schrägstrich die der Unterteilungen. Umbenennungen 1933–1945 wurden hier berücksichtigt, da sie in vielen kommerziell vertriebenen Karten noch heute maßgeblich sind. Aa: 510 Aachen (frz.: Aix-la-Chapelle; bis 1794 Reichsstadt): 103/4, 104 Abrantes: 210 Adelsbach (Struga): 375/II Aderklaa: 374 Adria: 342 Ägypten: 81, 342 Åland (finn.: Ahvenanmaa): 533 Albrechtsdorf (Wojciechów, in Oberschlesien): 427 Alexandria (El-Iskandarîya): 210, 375/ II, 505/4 Alicante: 389/6 Alle (poln.: Łyna, russ.: Lava): 348/2–3; 356, 375/I, 488, 490/1, 491 Allenburg (heute: Družba): 348/2, 488 Allenstein (Olsztyn): 488, 490/1 Almeida: 366/10 Alpen: 348/2, 389/6, 453 Alphen (bei Oss): 526 Altenheim: 516 Althof (heute: Orechovo): 488 Amarante: 210 Amerika, Vereinigte Staaten von: 76, 283, 375/I, 505/3, 6–7; 517 Amsterdam: 360/3 Angerburg (Węgorzewo): 348/2 Angermünde: 380, 381 Angers: 209 Anklam: 273, 398 Ansbach (Fürstentum, bis 1791 Markgrafschaft BrandenburgAnsbach): 164, 453 Ansbach (Stadt): 164 Arcole: 500 Aremberg (Herzogtum): 46/1 Arnoldsmühle (Jarnołtów): 477 Arnsdorf (Milikowice): 485/2 Asowsches Meer: 206

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Aspern: 253, 348/3, 363, 366/11, 369– 374, 375/II, IV; 496, 497, 505/4, 508/ II, 522, 524 Astrowischken (später: Astrau): 348/2–3 Aue (Donauinsel): 371, 372 Auerstedt: 103/4, 162, 273, 282, 374, 375/II, 387, 508/II, 512 Auklappen (heute: Maloe Ozernoe): 348/2–3 Austerlitz (Slavkov u Brna): 81, 104, 253, 348/1, 366/7, 374, 375/II, 497, 502, 508/III, 510 Auxonne: 390 Badajoz (extremad.: Baajós): 210 Baden (Großherzogtum, 1803–1806 Kurfürstentum, vor 1803 Markgrafschaft): 46/1, 103/4, 123 Baltikum: 205, 214/5 Banat: 253, 370 Bankau (Bąków, in Oberschlesien): 427 Barcelona: 210 Barry: 475 Bar-sur-Aube: 214/5 Bartenstein (Bartoszyce): 348/3, 360/3, 488, 490/1 Basel (Stadt): 46/5, 532 Batin: 340 Bautzen (sorb.: Budyšin): 214/5, 374, 375/I Bayern (Königreich, bis 1805 Kurfürstentum; frz.: Bavière): 46/1, 3; 76, 103/4, 161, 374, 453, 476, 517 Bayreuth (Stadt): 103/4 Belgien (Landschaft): 360/3, 526 Belgrad (Beograd): 348/1 La Belle-Alliance (Gehöft): 36, 103/4, 209, 374, 378 Bender (Bendery): 348/1 Bentheim (Bad Bentheim): 375/IV, 522

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Ortsindex

Beresina (weißruss.: Bjarezina, russ.: Berezina): 453, 532 Berg (1806–1813 Großherzogtum, davor Herzogtum): 6, 360/3, 488 Bergen (heute: Bergen-Enkheim): 498, 502, 514 Bergen op Zoom: 389/23 Bergfriede (Barkweda): 488 Berlicum: 511 Berlin: 1–82, 84–157, 166, 168, 171, 172, 174, 176, 177, 181, 185–188, 191, 192, 194, 201, 203, 214/21, 216–235, 241, 246, 247, 250, 252, 259–339, 346, 347, 367, 368, 369, 375, 376, 377, 379, 381, 382, 383, 385–391, 393, 394, 396, 401, 402, 420, 426, 432, 437, 439, 446, 452, 453, 457, 474, 479, 491/I, 528 Bialla (Biała Piska, 1938–1945: Gehlenburg): 488 Bialystok (Białystok): 164, 207/12, 490/1 Bielefeld: 415 Bielsk: 205 De Bijland (alte Schreibweise: Byland): 526 Bisamberg: 374 Bischofsburg (Biskupiec): 488 Bischofstein (Bisztynek): 488 Bitche (dt.: Bitsch): 161 Blumenau (Königlich Blumenau, 1931– 1945 Königsblumenau, heute Kwietniewo): 159, 183 Bobrujsk (weißruss.: Babrujsk): 532 Bodensee: 375/II Bögendorf (Witoszów): 485/2 Böhmen (Königreich): 103/4, 253, 360/3, 374, 400, 410, 429, 435, 471, 480, 501 Bordenau: 66, 83, 93, 159 Borne (Źródła): 476 Bornim: 491/I Bornstedt: 491/I Borodino: 532 Bottnischer Meerbusen: 205 Bousbecque: 526 Boxtel: 209 Brandenburg (Brandenburg an der Havel): 16, 398, 491/I Brandenburg (Mark Brandenburg, auch: die Marken): 77, 184, 186, 207/2, 214/13, 20; 282, 283, 293, 301, 344, 360/1, 380, 398, 457, 458 Brandenburg (Kurfürstentum): siehe Preußen (Königreich)

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Brandenburg-Ansbach: siehe Ansbach (Fürstentum) Brandywine Creek: 517 Braunau (Broumov): 435 Braunsberg (Braniewo): 121, 158, 173, 178, 381, 488, 522 Braunschweig (Stadt): 55, 233, 360/2 Braunschweig (Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzogtum): 117, 233, 344, 516, 517 Breda: 498, 510, 510, 511, 512 Bremen (frz.: Brême, 1806–1810 Freie Stadt, bis 1806 Reichsstadt, ab 1813 Freie Hansestadt): 46/1, 103/2, 360/3 Breslau (Wrocław): 1, 13, 31, 50, 51, 70, 89, 98, 103/2, 110, 119, 148, 227, 228, 229, 232, 236, 255, 256, 257, 268, 281, 282, 283, 290, 293, 300, 314, 329, 336, 368, 375/II, IV; 386, 393–408, 410, 411, 415–425, 428, 429, 433, 434, 435, 439–459, 461–464, 467, 472, 474, 475, 532, 533 Breslauer Berg: 476, 477 Brest (auch Brest-Litowsk, poln.: Breść nad Bugiem): 207/12 Brieg (Brzeg): 381, 394 Brienne (Brienne-le-Château): 374 Brok: 488 Bromberg (Bydgoszcz): 123 Bromberger Kanal (Kanał Bydgoski): 311 Bruay: 523 Brücker Mühle: 520, 524 Buchberg (Bukowiec, bei Landeshut): 375/II, 480 Bückeburg (Grafschaft): siehe Schaumburg-Lippe Bug: 207/5–6; 209, 211, 446, 488 Bukarest (București): 340, 532 Bukowina: 439 Bulgarien: 340 Bunker Hill: 517 Bunzelwitz (Bolesławice): 479, 483, 484, 485, 504, 510, 511 Bunzlau (Bolesławiec): 236 Burg (bei Magdeburg): 41, 47, 66, 83, 491/I Burgberg (Berg bei Landeshut): 480 Burkersdorf (Burkałów): 375/II, IV–V; 486 Butterberg: 476 Byzanz (Oströmisches Reich): 375/I

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Caldiero: 374 Candia (vormals Herakleion, heute: Iraklion): 389/6 Carskoe Selo (dt. auch Zarskoje Selo, heute: Puškin): 204–213, 215, 219 Cassano (Cassano d’Adda): 348/2 Le Cateau (le Cateau-Cambrésis): 375/ IV, 500, 502 Charlottenburg: 136, 218, 401, 406, 420, 448 Chorzele: 488 Chotusitz (Chotusice): 375/II Chotyn (Hotin): 439 Christburg (Dzierzgoń): 488 Cintra (Sintra): 210 Coimbra: 210 La Coruña (galic.: A Coruña): 375/II Cosel (Koźle): 8, 111, 168, 255, 256, 257, 273, 283, 314, 336, 379, 393, 405, 440, 441, 457 Courtrai (ndl.: Kortrijk): 375/II, IV; 505/8, 512 Crevecoeur (an der Dieze): 505/8, 506/5 Čudovo: 135, 136 Custozza: 370 Czarnowanz (Czarnowąsy, 1936–1945: Klosterbrück): 448 Czaslau (Čáslav): 375/II Daber (Dobra): 164 Dahlenkirchen (Dole): 394 Dalmatien: 342 Dambrowkascher Forst: 448 Dänemark (Königreich): 46/1, 174, 176, 178, 179, 209, 342, 345, 360/1 Danzig (Gdańsk; bis 1793 Freie Stadt, 1807–1813 Republik): 4, 34, 41, 68, 81, 99, 123, 161, 168, 173, 176, 178, 179, 180, 182, 187, 200, 207/3, 12; 210, 212, 214/5–6, 9, 17–18; 216, 251, 282, 346, 347, 356, 387, 489, 490/1, 492/II Darkehmen (heute: Ozjorsk): 192 Darmstadt: 66 Demmin: 398 Dendermonde (frz.: Termonde): 522 Deppen: 488 Dettingen: 375/I, 502, 512 Deutschland (bis 1806 Deutsches Reich), Deutsche: 31, 76, 162, 164, 178, 179, 209, 212, 215, 246, 253, 340, 342, 347, 348/1, 350/3, 5; 351, 357, 360/3, 375/III, 392, 435, 495, 505/7, 9; 516, 532

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Deutsch-Wagram: Siehe Wagram Diemel: 375/I Dippoldiswalde: 511 Dirschau (Tczew): 385 Dittrichsdorf (heute: Biała Wola): 488 Dnjestr (ukrain.: Dnister, rumän.: Nistru): 348/1 Dollstädt (Alt und Neu Dollstädt, Stare und Nowe Dolno): 136, 156, 159, 160, 163, 164, 167, 168, 173, 174, 178–181, 183, 184, 185, 187, 189–194, 196, 198–203, 213, 227, 241, 276, 384, 385, 429, 446, 455 Dömitz: 47 Domnau (Domnovo): 488 Domstadtl (Domašov nad Bystřicí): 480 Donau (frz.: Danube): 206, 340, 348/1, 369, 371, 372, 373, 374, 375/III, 522, 526, 532 Dongen: 510 Dresden: 103/2, 4; 159, 348, 375/I, IV; 376, 453, 510 Driburg (Bad Driburg): 435 Dröge: 522 Düna (lett.: Daugava, russ.: Zapadnaja Dvina, weißruss.: Dz’vı¯na): 210 Dünaburg (lett.: Daugavpils, russ.: Dvinsk): 205, 206 Dünkirchen (Dunkerque, 1794: Dune libre): 350/3, 360/3, 505/8 Eckau (Iecava): 529 Eckersdorf (Bożanów): 425, 429 Edinburgh: 350/3 Eggegebirge: 375/I Eggmühl (frz.: Eckmühl): 374, 488 Ehrenbreitstein: 168 Eichberg (bei Bunzelwitz): 485/2 Eichmühlen-Fließ: 478 Eifel: 516 Elbe (tschech.: Labe): 41, 46/1, 47, 103/4, 133, 174, 185, 207/12, 253, 342, 398, 491/I Elbing (Elbląg, Stadt): 94, 159, 162, 173, 176, 178, 183, 187, 210, 239, 360/3, 381, 455, 488, 489, 492/II Elbmündung, Departement der (Département des Bouches de l’Elbe): 342 Elditten (Ełdyty Wielkie): 488, 490/1 Elsaß (frz.: Alsace): 81 Elvas: 210 Ems (Fluß): 526 England: 76

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England: siehe Großbritannien Enzersdorf: siehe Groß-Enzersdorf Erfurt (Stadt): 214/5, 273, 282, 283, 344, 374 Erzgebirge: 103/2 Essling (bis 1999: Eßling): 371, 372, 374 Etrurien (Königreich): siehe Toskana Europa: 209, 212, 214, 250, 340, 342, 344, 345, 348/1, 350/1, 352, 358, 364, 375/I Eutin (Fürstentum): siehe Lübeck (Bistum) Eylau: siehe Preußisch Eylau Falkensteinberge: 479 Famars: 253, 375/II, IV; 495, 511, 512 Figueras (katalan.: Figueres): 210 Finckenstein, Schloß (Pałac Finckensteinów): 156, 159, 169–177, 180, 181, 183, 186, 188, 385, 446, 488, 490/1 Finckenstein (Kamienec): 156, 488, 490/1 Finnland (seit 1809 russ. Großfürstentum): 206, 532, 533 Fischberg (Berg bei Reichenbach): 487 Flandern (ndl.: Vlaanderen, frz.: Flandre): 517 Flatow (Złotów): 80 Fleurus: 375/II, 495, 500, 501, 502, 505/2, 8; 511 Fontenoy: 375/I–II, IV; 475, 483, 493/ III, 494, 495, 505/3, 511 Fort Detroit (Fort Pontchartrain du Détroit, heute Detroit): 375/I Frankenstein (Ząbkowice Śląskie): 255, 400, 434–439 Frankfurt am Main (bis 1806 Reichsstadt): 160, 214/5, 375/III Frankfurt an der Oder: 5, 88, 181, 214/19, 216, 236, 347, 425, 479 Frankreich (1792–1804 Französische Republik): 4, 16, 17, 18, 19, 23, 31, 39, 41, 45, 46, 47, 55, 68, 69, 70, 76, 79, 81, 85, 89, 91, 103/2, 4; 104, 110, 123, 133, 138, 139, 145, 160, 161, 162, 168, 170, 173, 174, 176, 178, 179, 182–185, 187, 198, 200, 205–216, 224, 228, 229, 237, 238, 239, 245, 248, 253, 254, 258, 261, 266, 272, 273, 276, 281, 282, 306, 320, 329, 340, 342–352, 354, 356, 357, 358, 360, 363, 364, 366, 368, 369, 371–374, 375/I–II, IV; 381, 389/6–7, 23–24; 394, 396, 398, 399,

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403, 404, 405, 413, 416, 417, 432, 439, 446, 453, 455, 457, 458, 475, 480, 488–492, 497, 499–502, 505, 506/1, 5; 507, 508/II, 514, 516, 517, 519, 522, 523, 525, 526, 529, 532, 533 Frauendorf (Babiak): 488 Frederikshamn (finn.: Hamina): 214/5 Freiburg (Świebodzice): 485/1 Freienwalde (Bad Freienwalde (Oder)): 214/19, 380, 381 Friedland (heute: Pravdinsk): 104, 210, 348, 356, 366/11, 14; 374, 375/I–II, IV; 488, 490/1–2; 492/I, 493/III, 494, 495, 496, 501, 508/II–III; 510, 511, 512 Friedland (in Pommern): 381 Friedrichsburg (Fort in Königsberg): 493/II Frische Nehrung (poln.: Mierzeja Wiślana, russ.: Baltijskaja kosa): 185, 198, 344, 488 Frisches Haff (poln.: Zalew Wiślany, russ.: Kaliningradskij zaliv): 207/7, 11; 214/8, 340, 348/3, 488, 493/II Frisching (russ.: Prochladnaja, Fluß): 214/9 Frisching (Gehölz): 348/2–3 Frobelwitz (Wróblowice): 476, 477 Fuentes de Oñoro: 366/10 Fulda (Stadt): 501 Fürstenberg (Fürstenberg (Havel)): 387 Fürstenwalde: 380 Fürth: 89, 415 Gabitz (Gajowice, heute Stadtteil von Breslau): 475 Galgenberg (Berg bei Landeshut): 480 Galizien (in Polen): 227, 369, 374, 532 Gatčina: 213 Geertruidenberg: 510, 511 Geluwe: 375/IV, 500 Gendt (bei Pannerden): 526 Genua (Republik, 1797–1805 Ligurische Republik): 46/1 Genua (Genova; Stadt): 389/6 Georgenburg (Jurbarkas): 136, 207/12 Georgenthal (Jurki): 488 Georgien (auch: Grusinien; bis 1799 Königreich): 206 Gerasdorf (Gerasdorf bei Wien): 374 Gerichtsberg (Berg bei Landeshut): 480 Gibraltar: 498, 506/5 Gilge (Mündungsarm der Memel, heute: Matrosovka): 488, 490/1, 526

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Gilgenburg (Dąbrówno): 488 Gilze: 375/IV Girlsberg (Berg bei Reichenbach): 487 Glanzberg: 476 Glasgow: 350/3 Glatz (Kłodzko, Stadt): 6, 8, 31, 32, 87, 103/4, 122, 126, 161, 168, 225, 232, 255, 256, 257, 273, 283, 290, 296, 321, 336, 347, 367, 378, 387, 393, 400, 405, 413–416, 424–429, 434, 435, 437, 438, 443, 453, 455, 471, 480, 527, 529 Gleiwitz (Gliwice): 440, 441, 442, 446 Glogau (Głogów): 18, 19, 42, 69, 76, 168, 343, 344, 346, 387, 405, 415, 453 Glogsen (Głogusz): 478 Gollau (heute: Poddubnoe): 375/I, 488, 499, 501 Görlitz (Ostteil heute: Zgorzelec): 236 Görzke: 491/I Gotha: 376, 499, 501 Göttingen (Stadt): 103/2, 259, 376 Gräbschen (Grabiszyn, heute Stadtteil von Breslau): 475 Gränowitz (Granowiec, 1937–1945: Grändorf): 485/1 Gransee: 283 Graudenz (Grudziądz): 4, 8, 65, 79, 80, 94, 112, 156, 158, 160, 161, 162, 164, 168, 169, 173, 175, 181, 185, 187, 189–192, 212, 214/19, 263, 281, 282, 283, 289, 293, 297, 343, 379, 385, 386, 401 Grave: 389/6 Graz: 76 Greiz: 374 Griechenland, Griechen: 375/V, 505/2, 506/1, 507, 517 Großbritannien und Irland, Vereinigtes Königreich von (bis 1800: von Großbritannien): 41, 46/4, 76, 164, 209, 210, 212, 272, 342, 344, 345, 348, 350, 352, 357, 360/1, 366/10, 375/I– II; 398, 403, 416, 462, 505/3–4, 6, 9; 506/1, 5; 528, 532, 533 Großebersdorf: 374 Große Nete: siehe Nete Groß-Enzersdorf: 371, 372, 374 Großer Elsbusch: 479 Großer Spitzberg: 479 Groß Gohlau (Gałów): 476, 477 Großgörschen: 80, 214/5, 273 Groß Heidau (Błonie): 476, 477 Großhofen: 374

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Groß-Jägersdorf: 348/1, 355, 366/9, 375/ II, IV Groß Mochbern (Muchobór Wielki, heute Stadtteil von Breslau): 475 Groß Sausgarten (heute: Berezovka): 348/3 Groß Skaisgirren (heute: Bol’šakovo, 1938–1945: Kreuzingen): 488 Grundheide: 479 Grünberg (Zielona Góra): 236 Grünhöfchen (Gradzik): 488 Gruzino: 135, 136 Guckerwitz (Kokorzyce): 477 Gumbinnen (heute: Gusev): 159 Günthersdorf (Jeleniów): 472 Gutberg (Berg bei Reichenbach): 487 Gütersloh: 283 Guttstadt (Dobre Miasto): 356, 360/3, 488, 490/1–2; 492/I Den Haag (’s Gravenhage): 123, 369, 376, 516 Hagelberg: 161 Halle (Halle an der Saale): 95, 103/2, 4; 164, 246, 520, 522, 524 Hamburg (bis 1810 Freie Stadt, bis 1806 Reichsstadt, seit 1813/14 Freie und Hansestadt): 19, 46/1, 103/2, 198, 342, 357, 480 Hameln: 160 Hammer (Przetocznica): 478 Hammerstein (Czarne): 145, 381 Hannover (Kurhannover, offiziell: Kurfürstentum BraunschweigLüneburg): 39, 83, 181, 227, 241, 244, 245, 249, 253, 260, 360/1, 375/I, 391, 505/2–3, 7; 525, 532 Hannover (Stadt): 66, 376, 391 „Hanseatische Departements“: 198 Hansestädte: 46/1, 76, 347 Harz: 360/3 Haselhorst (bei Spandau): 201 Hassenhausen: 374 Hastenbeck: 350/5, 375/V, 493/III, 495, 496, 498, 501 Havel: 201 Heiligenbeil (heute: Mamonovo): 488 Heiligenwalde (Swięty Gaj): 183 Heilsberg (Lidzbark Warmiński): 103/4, 121, 348/2–3; 351, 356, 366/11, 14; 375/I–II, IV; 488, 490/1, 492/I, 510, 511 Heinrichsdorf (heute: Rovnoe): 366/14

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Ortsindex

Helgoland (fries.: Deät Lun): 31 Hermann (Missouri): 283 Hermsberg (Berg bei Reichenbach): 487 Herzogenbusch (‘s Hertogenbosch, den Bosch): 505/8, 511 Hessen (Landschaft): 375/I Hessen (Kurfürstentum, bis 1803 Landgrafschaft Hessen-Kassel): 46/2, 345 Hessen-Darmstadt (Großherzogtum, bis 1806 Landgrafschaft): 46/1, 123 Hessen-Homburg (Landgrafschaft): 103/2 Hessen-Kassel: Siehe Hessen (Kurfürstentum) Hirschberg (Jelenia Góra): 236 Hirschstetten (heute Stadtteil von Wien): 371, 374 Hlaupietin (Hloubětin, dt. auch: Tiefenbach): 473, 474 Hochkirch: 236, 350/4, 474, 485, 497, 498, 502 Höchstädt: 516 Hohenfriedberg (Dobromierz): 350/5, 375/I–II; 472, 498, 500, 501, 510, 511 Hohenkirchen: 498, 508/III Hohenlinden: 253, 366/13, 375/I–II; 499, 501, 502 Hohenziatz: 491/I Holland (1806–1810 Königreich, bis 1795 Republik der Vereinigten Niederlande, 1795–1805 Batavische Republik, 1805–1806 Bataafs Gemenebest, ab 1813 Königreich der Vereinigten Niederlande): 17, 46/1, 76, 161, 185, 209, 210, 342, 350/2, 357, 360/3, 389/6 Holland (Provinz): 36, 375/II Holstein (Herzogtum): 360/3 Hondschoote: 375/II, IV; 495, 505/8, 522 Hoofe (Dwórzno, frz.: Hoff): 488 Hooglede: 375/IV, 512 Hostawitz (Hostavice): 473 Hostiwarz (Hostivař): 474 Hrdlorzez (Hrdlořezy, dt. auch: Kehlen): 473 Hunsrück: 516 Hussehnen (heute: Pogranicnoe): 488 Iberische Halbinsel: 344 Ijssel (dt.: Issel): 526 Illyrien: 342, 369 Illyrische Provinzen (1809–1814): 342

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Indien: 209 Ingelmunster: 375/IV, 522 Irland (Königreich): 209, 253 Ismajil (Izmail, türk.: Ișmasıl): 348/1 Istrien: 342 Italien (Landschaft): 17, 81, 348/2, 350/2, 5; 355, 369, 370, 374, 375/I, IV; 453, 480, 500, 532 Italien (1805–1814 Königreich, 1802– 1805 Italienische Republik, 1797– 1802 Cisalpinische Republik): 374 Jägerndorf (Krnov): 336 Jakobstadt (lett.: Je¯kabpils, russ.: Jakobštadt, poln.: Jakubów): 213 Jassy (Iași): 446 Jastrow (Jastrowie): 381 Jauer (Jawor): 485/1 Jauernick (Jaworów): 483, 484, 485 Jemappes (heute Stadtteil von Mons): 350/3, 375/II Jena: 103/2, 4; 256, 259, 375/II, 378, 505/4, 522 Johannisburg (Pisz): 275 Jonkendorf (Jonkowo): 348/2, 351, 488, 491 Jordansmühl (Jordanów Śląski): 434, 435 Judenberge (bei Kunersdorf): 479 Jütland: 178, 179 Kaiserebersdorf: 374 Kapkolonie: 210 Kärnten: 342 Karpaten: 353 Karthago: 517 Kassel: 375/I, 389/12, 22; 498, 501, 510, 511 Katzbach (poln.: Kaczawa): 103/4, 387 Kauen (Kaunas, russ.: Kovno): 136 Kaukasus: 214/5, 532 Kay (Kije): 348/1, 351, 366/5, 9; 375/II, 478, 502 Kehl: 374, 506/5 Kekerdom: 526 Kesselsdorf: 348/1, 366/5, 7; 375/II, 495, 512 Kiew (Kijiw, russ.: Kiev): 532 Kirchberg (Berg bei Landeshut): 480 Kirchenstaat (1798–1799: Römische Republik): 46/1 Klausen: 516 Kleiner Spitzberg: 479

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Ortsindex

Klein Gohlau (Gałówek): 477 Klein Mochbern (Muchobór Maly, heute Stadtteil von Breslau): 475 Klein Sausgarten (heute: Bol’šoe Ozernoe): 348/2–3 Klein Schirrau (heute: Surikovo): 488 Kleischberg (Berg bei Reichenbach): 487 Klemmerwitz (Kłębanowice): 485/1 Kleutsch (Kluczowa): 487 Kleve (Stadt): 160 Kolberg (Kołobrzeg): 1, 4, 8, 46/4, 76, 103/2, 4; 112, 132, 138, 140, 156, 157, 158, 162, 164, 168, 175, 181, 185, 198, 200, 207/2, 7; 212, 214/8, 13, 19–20; 239, 273, 282, 283, 290, 301, 302, 313, 340, 342, 344, 347, 378, 380, 381, 386, 387, 389/7, 401, 403, 417, 449, 457, 488, 489, 492/II, 498, 528 Kolin (Kolín): 348/1, 360/1, 366/5, 7; 375/II, IV–V; 473, 476, 479, 497, 500, 502, 504, 508/II, 512 Köln (bis 1795 Reichsstadt, frz.: Cologne): 168 Königsberg (Königsberg in Preußen, heute Kaliningrad): 13, 94, 103/4, 112, 121, 145, 156, 158, 159, 160, 162–166, 173, 178, 194, 207/2–3, 5, 8; 210, 213, 214/5–6, 10, 15–17; 232, 239, 246, 273, 276, 293, 298, 313, 347, 348/1, 3; 360/3, 381, 383, 386, 391, 401, 415, 446, 453, 476, 488–492, 493/ II, 499, 510, 511, 520, 524 Königsberg in der Neumark (Chojna): 216 Königswartha: 387 Königs Wusterhausen: 216 Konitz (Chojnice): 216, 381 Kontienen (heute: Vorošilovo (Stadteil von Kaliningrad)): 493/II Kopenhagen (København): 176, 179 Korbach: 495 Körbecke: 508/III Körlin (Karlino): 216, 380, 403 Korsika (frz.: Corse, ital.: Corsica): 357, 505/3 Kosel (Kozanów, heute Stadtteil von Breslau): 475 Köslin (Koszalin): 381 Krain: 342 Krampitz (Krępice): 477 Krefeld: 38, 375/IV, 479, 495, 499, 500, 501, 512 Kreta (vormals auch Candia, heute: Kriti): 389/6

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Kreuzburg (Kluczbork): 448 Kreuzburg (heute: Slavskoe): 488 Krim (russ.: Krym, krimtatar.: Qırım): 206 Kroatien, Kroaten: 342, 475, 480 Krossen (Krosno Odrzańskie): 70, 236, 347, 478 Kudowa (Bad Kudowa, KudowaZdrój): 373, 400, 410, 415, 423, 424, 425, 428–435, 439, 528 Kunersdorf (Kunowice): 348/1, 350/5, 351, 355, 360/1, 366/5, 9; 375/II, IV; 476, 479, 497, 498, 500, 502, 508/II, 511, 512 Kunzendorf (Morkrzeszów, bei Freiburg, auch: Ober- und NiederKunzendorf): 485/1 Kunzendorf (Palanka, bei Liegnitz): 485/1 Kupp (Kup): 448 Kurisches Haff (lit.: Kuršiu˛ marios, russ.: Kuršskij zaliv): 207/7, 11; 340 Kurland (bis 1795 Herzogtum): 205, 360/3, 532 Kurmark: 162 Küstrin (Kostrzyn): 55, 68, 70, 103/1, 168, 216, 346, 347, 416 Kutschitten (heute: Znamenskoe): 348/3 Kyge (Kyje): 473, 474, 476 Labiau (heute: Polessk): 490/1 Lafelt: 375/II, V; 508/II, 512 La Fère: 374 Lakedaimon: siehe Sparta Lampasch (heute: Nadeždino): 488 Landau: 519 Landberg: 475 Landeshut (Kamienna Góra): 137, 350/5, 375/II, 480, 499, 501 Landrecies: 375/II Landsberg (Górowo Iławeckie): 348/2– 3; 351, 488 Landwehrhagen: 375/V Lange Beele: 472 Langwiese: 348/2–3 Lauban (Lubań): 255 Laudonsgrund (Hohler Grund?): 479 Lauenburg (Herzogtum): 46/1, 342 Launau (Łaniewo): 488 Lausitz (sorb.: Luzyca): 202, 203, 217 Leine: 83 Leipzig: 31, 103/4, 259, 350/5, 374, 375/ III, 376, 446, 532

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Lemberg (L’viv, russ.: L’vov, poln.: Lwów): 455 Lenczyc (Łęczyca): 168 Leoben: 369 Leopoldau (heute Stadtteil von Wien): 374 Leuthen (Lutynia): 350/5, 360/1, 375, 474–477, 479, 519 Leutmannsdorf (Lutomia): 375/II, 486 Liebertwolkwitz: 273 Liebstadt (Miłakowo): 356, 360/3, 488, 490/1 Liegnitz (Legnica): 375/I, 439, 481, 482, 496, 498, 500, 501 Lier (frz.: Lierre): 526 Ligny: 103/4 Lingenau (Łęgno): 488 Linselles: 375/II, 500 Lippe (Fluß): 46/1, 375/I, 508/II Lippstadt: 375/I Lissa (Leszno): 375/I Lissabon (Lisboa): 369 Litauen (Großfürstentum): 210, 213, 360/3, 396 Littauen (Preußisch-Litauen): 360/3, 396 Livland: 375/III, 532 Lobau (Donauinsel, heute Auengebiet): 369, 371, 374, 375/IV Lobetinz (Łowęcice): 476 Lobositz (Lovosice): 375/IV, 473, 479, 495, 502, 504 Lochstädt: 94, 158 Lodi: 374, 375/II, 522, 524 Lohe (Ślęźa): 475 Lohnig (Łagiewniki Średzkie): 485/1 Lombardei: 370 Lomitten: 488 London (frz.: Londres): 45, 187, 348/1, 357, 376 Löwen (ndl.: Leuven, frz.: Louvain): 526 Löwenberg (Lwówek Sląski): 336 Lübben (sorb.: Lubin (Błota)): 375/IV Lübeck (1806–1810 Freie Stadt, bis 1806 Reichsstadt, seit 1813 Freie und Hansestadt): 46/1, 66, 103/1–2, 4; 342, 520, 522, 524 Lübeck (Bistum, seit 1802 oldb. Fürstentum): 342 Lubin (Lubień, Groß- und Kleinlubin, Wielki und Maly Lubień): 161, 175, 185, 189, 190, 385 Lublin: 207/6 Luckau (sorb.: Łukow): 244 Lunéville: 375/I

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Lutterberg: 510, 511 Lüttich (frz.: Liège, ndl. Luik; Stadt): 375/V, 512 Lys (ndl.: Leie): 525, 526 Maas (frz.: Meuse): 526 Maastricht: 499 Madrid: 446 Magdeburg (Stadt): 16, 117, 160, 162, 176, 201, 347, 357, 374, 405, 491/I Magdeburg (Herzogtum): 154 Mähren (Markgrafschaft): 103/4, 253, 400 Mailand (Milano, lat.: Mediolanum): 358 Main: 375/I Mainz (bis 1803 Kurfürstentum): 123 Mainz (Stadt; frz.: Mayence): 378 Makedonien: 505/5 Malapane (heute: Ozimek): 71, 148, 271, 274, 308, 312, 317, 318, 323, 324, 329, 331, 332, 407, 408, 437, 440, 448, 451, 454 Malapane (Fluß, poln.: Mała Panew): 448 Malga: 488 Mandeln: 520 Mantua (Mantova): 500 Marengo: 366/10, 369, 374, 375/IV, 389/6, 508/II Maria-Höfchen (Nowy Dwór, heute Stadtteil von Breslau): 475 Marienburg (Malbork): 99, 173, 182, 187, 273, 381, 385, 488 Marienwerder (Kwidzyn): 156, 164, 187, 216, 298, 299, 381, 385 Markgrafneusiedl: 366/11, 374 Marklissa (Leśna): 236 Marseille (1794: Ville-sans-nom): 103/4 Maubeuge: 228, 253, 432 Maxen: 350/4, 502, 510 Mecklenburg (Landschaft): 207/12, 214/19, 261, 347 Mecklenburg-Schwerin (Herzogtum): 115, 375/II Mehlauken (später: Liebenfelde, heute: Zales’e): 488 Mehlsack (Melzak, heute: Pieniężno): 488 Mehr (heute Teil von Haffen-Mehr): 366/12, 375/I, 498, 500, 524 Memel (auch Njemen, russ.: Neman, lit.: Nemunas): 207/5, 209, 210, 211, 239, 348/2, 360/3, 375/I, 488, 490/1, 526; siehe auch Njemen

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Memel (Klaipe˙ da, Stadt): 207/7, 214/5, 8; 488, 529 Menin (ndl.: Menen): 498, 499, 505/8, 506/5, 520, 522, 524, 525 Menorca: 210 Metz: 390 Mewe (Gniew): 381, 385 Miami (Volk): 375/I Minden (Stadt): 36, 46/1, 66, 160, 168, 283, 360/3, 366/5, 12; 375/I, IV–V; 496–500, 502, 504, 508/III, 510, 511 Mitau (Jelgava, russ.: Mitava): 205, 206, 446 Modena und Reggio (Herzogtum): 369 Modlin (heute Teil von Nowy Dwór Mazowiecki): 210 Mohrungen (Morąg): 356, 375/I, 488, 490/1–2; 491 Moldau (Fürstentum, frz.: Moldavie): 439, 446 Moldau (Vltava, Nebenfluß der Elbe): 473 Mollwitten (Molwity): 366/13 Mollwitz (Małujowice): 375/II, 472, 473, 485/1 Mondego: 210 Montmirail: 103/4 Moorsele: 522 Moskau (Moskva): 206, 208, 446, 453 Mouscron (ndl.: Moeskroen): 495, 505/8, 512 Mouvaux: 505/8 Moys (Ujazd): 236 Mühlberg (Hügel bei Kunersdorf): 476, 479 Mühlhausen (in Ostpreußen, Młynary): 159 Mühlleiten: 374 Münster (Stadt): 46/1, 160, 375/I Myszyniec: 488 Narew: 348/2–3; 488, 489, 490/1–2; 491, 492/II Narva (dt.: Narwa): 360/1 Naugard (Nowogard): 164 Neapel (Königreich): 374 Neerwinden: 375/II Neidenburg (Nidzica): 488 Neiße (Nysa; Stadt): 1, 8, 32, 42, 59, 62, 71, 82, 86, 117, 126, 129, 130, 131, 141, 142, 148, 153, 181, 207/2, 225, 232, 236, 253–257, 265, 268, 271, 272, 273, 282, 283, 284, 290, 291, 293, 295,

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296, 308, 312, 313, 316, 318, 320, 321, 326, 329, 336, 379, 382, 393, 400, 405, 406, 408, 420, 421, 424, 425, 427, 430, 432, 438, 440, 448, 451, 452, 454, 456, 457, 497, 527, 531 Nete (ndl.: Grote Nete, frz. Grande Nèthe): 526 Neuenburg (Neuenburg/Weichsel, Nowe): 381 Neuenhagen (bei Berlin): 77 Neufahrwasser (Nowy Port): 282, 488 Neumark (Kammer- bzw. Regierungsbezirk): 99, 472 Neumarkt (Środa Śląska): 476 Neu-Ostpreußen: 37 Neurode (Nowa Ruda): 429 Neustadt Eberswalde (heute: Eberswalde): 381 Newa (Neva): 215 Niederkrug (auch: Schönbusch, heute Stadtteil von Kaliningrad): 493/II, 522 Niederlande (Landschaft): 210, 360/3, 369, 370, 374 Niederlande: siehe auch Holland (Königreich) und Österreichische Niederlande Niederschlesien: 1, 360/1, 399, 480 Nienburg: 283, 360/3 Nieuport (ndl.: Nieuwpoort): 506/5 Nimwegen (Nijmegen): 375/IV Njemen (dt.: Memel, russ.: Neman, lit.: Nemunas): 209, 210, 211, 239, 348/2, 413, 446; siehe auch Memel (Fluß) Nogat: 81, 99, 488 Nordamerika: 505/6–7; 506/1, 507, 517 Nordsee: 46/1, 76, 344, 345 Normandie: 105 Normannen: 350/1 Norwegen (Königreich): 350/1 Novara: 370 Novgorod: 136 Novi: 253, 348/2, 370 Nürnberg (bis 1806 Reichsstadt): 103/2 Oberglogau (Głogówek): 431 Oberschlesien: 181, 257, 360/1, 442 Obersdorf: 374 Obersiebenbrunn: 366/13 Očakov (Očakiv, türk.: Özu): 348/1, 351, 355 Oder (poln.: Odra): 89, 145, 164, 210, 214/5, 13, 19; 216, 239, 253, 257, 342, 344, 347, 354, 380, 381

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Ortsindex

Oedenrode: Siehe Sint-Oedenrode Ofen (Buda, heute Teil von Budapest): 475 Oldenburg (Herzogtum): 46/1, 76, 342, 344, 345 Omulef (Omulew, Gut und Fluß): 488 Oppeln (Opole): 442, 444, 445, 446 Orschen (Orsy): 488 Osnabrück (Stadt): 360/3 Ostende (ndl.: Oostende): 360/3 Osterode (Ostróda): 488, 490/1 Österreich (Habsburgische Monarchie, ab 1804 Kaisertum): 2, 9, 46, 52, 68, 76, 209, 214/5, 215, 227, 229, 233, 234, 237–250, 252, 253, 254, 258, 267, 268, 311, 340, 342, 344, 347, 348, 350/4–5; 352, 354, 355, 357, 366/2, 8, 10; 369– 374, 375/I–IV, 379, 389/6, 400, 410, 423, 446, 471–475, 477, 479–482, 485, 486, 487, 497, 500, 501, 502, 505/2, 4, 7; 508/II, 511, 514, 516, 517, 519, 522, 523, 532 Österreichische Niederlande (bis 1714 Spanische Niederlande): 210, 360/3, 369, 370, 374 Österreichisch-Schlesien: 253 Ostfriesland (Fürstentum): 360/3 Ostpreußen (Provinz): 76, 94, 99, 162, 164, 165, 173, 178, 214/5, 273, 348/2, 360/1, 380, 381, 386, 396, 446, 452, 488, 490/1 Ostpreußen (Kammer- bzw. Regierungsbezirk): 360/3 Ostrolenka (Ostrołęka): 488 Ostsee: 31, 40, 41, 46/1, 4; 76, 99, 198, 207/3, 7–8, 11; 210, 214/5, 8; 248, 342, 344, 345, 353, 380, 381, 389/10, 403, 492/II Otternhagen: 83 Ottmachau (Otmuchów): 252 Paderborn (bis 1803 Fürstbistum): 375/I Palzig (Pałck): 478 Pamplona (bask.: Iruñea): 210 Paris: 69, 104, 105, 123, 145, 187, 253, 276, 344, 347, 369, 374, 376, 396, 398, 446, 532 Pasewalk: 47 Passarge (poln.: Pasłęka, Fluß): 214/9, 348/3, 356, 360/3, 375/I, 488, 490/1, 520, 526 Passenheim (Felcyn): 488 Pavlovsk: 204 Peene: 273

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Peile (Piława): 487 Persante (poln.: Parsęta): 403 Persien: 206 Peschiera: 505/8 Pest (heute Teil von Budapest): 370, 373 Peterswaldau (Pieszyce): 487 Peterswalde (Piotrowiec): 488 Pfaffenberg: 483, 484 Pfalz (Landschaft): 378 Philadelphia: 505/3 Piemont (Fürstentum): 532 Pilgramshain (Żółkiewka): 472 Pillau (heute: Baltijsk): 8, 46/4, 94, 158, 162, 164, 168, 173, 192, 198, 200, 207/7, 212, 214/8, 13; 239, 281, 283, 293, 299, 340, 344, 379, 404, 417, 488 Pilsnitz (Pilczyce): 475 Pinsk: 205, 206 Pirna: 511 Pirschheide: 491/I Pitschen (Pyszczyn): 485/1 Plauen (heute Stadtteil von Dresden): 510 Plauenscher Grund (bei Dresden): 510, 511 Poczernitz (Počernice): 474 Polangen (Palanga): 214/5 Polen (bis 1795 Königreich): 37, 76, 168, 209–212, 214/5–6; 215, 224, 239, 253, 255, 342, 343, 360/1, 369, 375/I, 446, 485/1, 488, 489; siehe auch Warschau (Herzogtum) Polock (weißruss.: Polack): 214/5 Poltawa (Poltava): 483 Pommern (preuß. Provinz): 69, 103/2, 123, 145, 157, 162, 164, 181, 186, 199, 207/2, 233, 282, 283, 293, 301, 302, 360/1, 375/IV, 380, 416 Pompicken (heute: Dolgorukovo): 488 Ponarth (heute: Dimitrovo (Stadtteil von Kaliningrad)): 493/II Pont à Chin: 511, 522 Pontecorvo (Fürstentum): 348/1, 3; 488 Popelken (heute: Vysokoe, 1938–1945: Markthausen): 488 Porto: 210 Portugal (Königreich): 46/1, 159, 209, 210, 342, 366/10, 374, 462, 517 Potsdam: 9, 37, 42, 47, 52, 56, 71, 82, 83, 95, 104, 120, 147, 149, 156, 164, 194, 230, 282, 283, 331, 376, 391, 408, 448, 457, 491/I Pozzolo: 369

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Ortsindex

Prag (Praha): 103/2, 109, 348/1, 366/5, 7; 373, 375/II–V; 423, 429, 435, 473, 474, 476, 480, 495, 502, 504 Praga (bei Warschau): 210, 348/1, 351, 355 Pregel (russ.: Pregolja): 214/15, 348/2–3; 360/3, 375/I, 488, 490/1, 493/II, 510 Prenzlau: 103/4, 429, 498 Preußen (Königreich, bis 1701 Kurfürstentum Brandenburg): 1, 7, 15–22, 24–30, 36, 37, 39–42, 44–49, 55, 57– 64, 67–82, 84–92, 94–107, 110, 111, 112, 114, 117–158, 160, 161, 162, 164, 165, 167–179, 181, 182, 184–205, 207, 209–225, 227–274, 276–348, 350/4, 357, 358, 360, 366/2, 367, 368, 369, 370, 374, 375, 377–383, 385–408, 410, 411, 413, 414, 416–421, 423, 426, 427, 430, 431, 432, 437, 439, 443, 446–458, 471–502, 505, 508, 511, 514, 517, 518, 519, 527–532 Preußen (Landschaft): 49, 85, 121, 123, 124, 145, 162, 165, 168, 178, 183, 186, 191, 192, 204, 207/2–3, 5, 8–11; 212, 213, 214/5–7, 13, 15, 18; 215, 227, 276, 283, 342, 347, 348/1–2; 354, 356, 360/3–4; 366/2, 375/I–II; 380, 381, 424, 425, 429, 433, 439, 446, 453, 455, 488, 489, 492, 493/II, 519 Preußisch Eylau (heute: Bagrationovsk): 47, 104, 121, 210, 348, 350/3–4; 351, 355, 356, 360/4, 366/2, 4–7, 10–11, 13; 375/I–II; 488, 491, 493/II, 495, 497, 501, 502, 505/4, 508/II, 510, 511, 512, 518 Preußisch Holland (heute: Pasłęk): 488, 490/1 Preußisch Mark (Przezmark): 192, 194 Preußisch-Stargard (Starogard Gdański): 385 Prökelwitz (Prakwice): 159, 173, 180 Prossek (Prosek): 473 Pskov (dt.: Pleskau): 136, 213 Pultusk (Pułtusk): 210, 348/1, 350/3–4; 355, 366/9, 488, 489, 491 Puschkau (Pastuchów): 485/2 Pyrenäen: 374 Quebec (frz.: Québec): 517 Raasdorf: 374 Radaxdorf (Radakowice): 476 Ranstedt (bei Magdeburg): 162 Rastenburg (Kętrzyn): 205

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Reelkirchen: 508/III Regensburg (bis 1803 Reichsstadt): 366/8, 10 Reichenbach (im Eulengebirge, Dzierżoniów, bis 1946: Rychbach): 375/II, IV; 453, 487, 497, 502 Reichenbach (bei Plauen): 236 Reichenberg (Liberec): 375/IV, 501 Reichenberg: 501 Reichshennersdorf (Przedwojów): 480 Reinerz (Bad Reinerz, Duszniki Zdrój): 415, 424 Reinickendorf: 60 Rennes (bret.: Roazhon): 374 Reuß-Plauen (Fürstentum): 374 Rexpoëde: 375/IV Rhein (frz.: Rhin, ndl.: Rijn): 17, 36, 41, 117, 185, 239, 347, 369, 374, 375/I, IV; 526 Rhein (Ryn): 488 Rheinbund (frz.: Confédération du Rhin): 207/1, 12; 214/21, 529 Rheinland: 37 Ried (Ried im Innkreis): 374 Riedgraben: 516 Riesenburg (heute: Prabuty): 381 Riesengebirge: 433, 435, 436 Riga (Rı¯ga): 205, 214/5, 306, 446, 529, 532, 533 Rijsbergen: 510 Rivoli: 500 Rocourt: 375/II, V; 495, 502, 508/II, 512 Roermond: 526 Roesbrugge: 522 Roketnitzer Bach (Rokytka): 473 Rom, Römisches Reich: 350/2, 358, 505/2, 5; 506/1, 507, 517 Roßbach: 375/I, IV; 475, 502, 511, 514, 519 Rössel (Reszel): 488 Rossieny (lit.: Raseiniai, dt. auch: Raseinen): 214/5 Rügenwalde (heute: Darłwowo): 380, 403 Ruhrort: 526 Russ (Mündungsarm der Memel): 488 Rußbach: 374 Rußland (Kaiserreich): 4, 17, 19, 31, 46, 54, 67, 68, 76, 81, 84, 103/4, 104, 105, 124, 135, 136, 145, 151, 154, 160, 164, 173, 178, 179, 181, 183, 184, 187, 193, 204–217, 219, 224, 227, 228, 229, 233, 237, 239, 248, 253, 254, 256, 261, 273,

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Ortsindex

276, 281, 306, 329, 330, 333, 334, 340, 342–345, 348–357, 359–366, 369, 374, 375/I, III–IV; 385, 393, 394, 400, 413, 416, 417, 423, 439, 446, 448, 449, 452, 453, 455, 478, 479, 483, 485, 488–492, 493/II, 501, 502, 508/II, 514, 516, 519, 529, 532, 533 Russoschin (Rusocin): 180, 199 Rustschuk (Ruse): 340 Saale (Nebenfluß der Elbe): 514 Saalfeld (Zalewo): 488, 490/1–2 Saara (Żar): 477 Saarau (Zarów): 485/2 Säbischdorf (Zawiszów): 485/2 Sachsen (Königreich, bis 1806 Kurfürstentum): 42, 46/1, 3; 76, 103/2, 133, 194, 214/19, 216, 236, 255, 347, 354, 360/1, 3; 369, 373, 374, 375/I, IV; 398, 477, 501, 511, 516, 517, 519 Sachsengang (Schloß): 374 Sagan (Żagań): 273 Sagschütz (Zakrzyce): 476 Saint-Cloud: 105 Saint-Leu (Saint-Leu-La-Forêt): 76 Salamanca: 462 Salm (Salm-Salm und Salm-Kyrburg, Fürstentümer): 46/1 Samland: 360/3 Sandershausen: 375/V, 518 Sankt Petersburg (Sankt-Peterburg): 22, 33, 54, 104, 135, 136, 147, 154, 193, 194, 204, 207/5, 213, 214, 215, 219, 233, 254, 261, 329, 360/3, 369, 374, 391, 423, 439, 453, 532 San Marino: 376 Saratoga Springs: 517 Sardienen: 488 Sardinien (Königreich): 46/1, 532 Sasbach: 516 Sausgarten: siehe Groß und Klein Sausgarten Save (Sava): 342 Savoyen (bis 1802 Herzogtum): 350/5 Schaumburg-Lippe (Fürstentum, bis 1807 Grafschaft, bis 1777 LippeSchaumburg-Bückeburg): 505/3 Schawli (lit.: Šiauliai, russ.: Šavli, dt.: Schaulen): 213, 214/5 Schippenbeil (Sępopol): 488, 491 Schlesien (frz.: Silésie, preuß. Provinz): 5, 18, 37, 42, 46/4, 49, 53, 57, 69, 74, 76, 78, 122, 126, 137, 148, 181, 186,

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201, 202, 203, 207/2, 6; 212, 214/13, 19–20; 228, 232, 236, 239, 241, 257, 272, 273, 281, 283, 296, 316, 342, 344, 346, 347, 354, 360/3, 368, 375/IV, 378, 379, 380, 381, 385, 391, 393, 394, 396, 399, 400, 403, 405, 414, 416, 426, 427, 433, 435, 439, 446, 447, 448, 453, 457, 458, 472, 480, 515, 528, 530 Schleswig (Herzogtum): 103/4 Schlobitten (Słobity): 183, 446, 455, 488 Schmiedeberg (Kowary): 435 Schmiedefeld (Kuźniki): 475 Schmottseifen (Pławna): 236 Schneekoppe (poln.: Śnieżka, tschech.: Sněžka): 433, 435 Schönbrunn: 253 Schottland (Königreich): 205, 253, 350/3, 374 Schriegwitz (Jarząbkowice): 476 Schutter (Fluß): 516 Schuylkill River: 505/3 Schwaben, Schwäbischer Kreis: 375/II Schwarzes Meer: 206, 348/1, 532 Schweden (Königreich): 46/1, 5; 104, 162, 214/5, 261, 348/1, 350/1, 354, 355, 360/1, 446, 448, 483, 532, 533 Schwedisch-Pommern (SchwedischVorpommern): 261, 533 Schwedt: 58, 380, 381 Schweidnitz (Świdnica): 25, 264, 316, 336, 355, 381, 427, 435, 448, 472, 475, 480, 485/2, 487, 497 Schweiz (1798–1803 Helvetische Republik, frz.: Suisse): 46/1, 350/3 Serpallen: 348 Sibirien: 214/5 Siebenhuben: 475 Silberberg (Srebrna Góra): 8, 225, 257, 273, 282, 283, 293, 295, 296, 298, 299, 336, 379, 393, 405 Silberhammer (heute Stadtteil von Danzig): 119 Silistra: 340 Sint-Oedenrode: 375/IV Sizilien (Königreich): 46/1 Soldau (Działdowo): 99 Soor (Ždár): 375/II Souvergeaux: 512 Spandau: 8, 16, 30, 34, 71, 96, 119, 175, 185, 201, 262, 283, 312, 379, 380, 394, 404, 405, 531 Spanden (Spędy): 121, 375/II, 488, 520, 522, 524

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Ortsindex

Spanien (Königreich): 46/1, 76, 133, 179, 209, 210, 342, 344, 345, 347, 350/1, 374, 375/I–II; 389/6, 24; 462, 480, 517 Sparta (Lakedaimon): 505/5 Spitzberg (Berg bei Reichenbach): 487 Spree (sorb.: Sprjewja): 201 Sprottau (Szprotawa): 76, 336 Stabelwitz (Stabłowice): 477 Stangenberg (oder Lauschberg, bei Landeshut): 480 Stargard (Stargard in Pommern, Stargard Szczeciński): 301, 302 Stargard: Siehe auch Preußisch-Stargard Stecknitz: 46/1 Steenkerque (ndl.: Steenkerke, bei Soignies): 499 Steglitz: 439 Steimke: 66 Sterboholy (Štěrboholy): 473, 474 Stettin (Szczecin): 16, 17, 47, 68, 123, 133, 168, 178, 179, 185, 198, 200, 214/19, 216, 282, 346, 347, 379, 416 Stockach: 374, 375/II Stockholm: 446 Stolp (Słupsk): 381, 403 Strasburg (Brodnica): 488 Straschnitz (Strašnice): 473 Straßburg (Strasbourg): 374, 505/4 Strausberg: 217 Striegau (Strzegom): 472, 485/2 Striese (Strzeszów): 455 Stuhm (Sztum): 173, 181 Suhl: 408, 411 Sveaborg (finn.: Viapori, ab 1918: Suomenlinna): 533 Svencjany (lit.: Švenčionys, poln.: Święciany): 136 Swinemünde (Swinouście): 380, 398, 403 Systerbäck (Sestroreck): 329 Talavera de la Reina: 209, 375/II, 505/4 Tâmega: 210 Taplacken (Talpaki): 488 Tarnowitz (Tarnowskie Góry): 442, 443 Tarragona: 210, 389/24 Taurien: 206 Tauroggen (Taurage˙): 204, 214/5–6; 455, 532 Tempelberg: 5, 14 Templeuve: 511 Tentschel (Taczalin): 485/1

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Thiemenberg (Berg bei Landeshut): 480 Thomaswaldau (Tomaszów): 472 Thorn (Toruń): 17, 79, 210, 214/6, 9, 18; 283, 488, 489, 491 Thüringen: 347, 360/3 Tilsit (heute: Sovetsk): 41, 81, 136, 173, 207/5, 214/5–6; 222, 227, 273, 345, 348/1, 488, 490/1, 531 Tirol (Grafschaft): 517 Todtenhausen (bis 1759 Tonhausen): 497 Tolkemit (Tolkmicko): 348/3 Torgau: 360/1, 366/5, 375/II, 476, 485/1, 495, 500, 502, 508/II Toskana (Großherzogtum, 1801–1807 Königreich Etrurien): 46/1 Tourcoing: 505/8 Tournai (ndl.: Doornik): 375/II, IV Trachenberg (Żmigrod): 453 Trakehnen (heute: Jasnaja Poljana): 103/4 Trás-os-Montes (Provinz): 210 Trautenau (Trutnov): 336 Trave: 360/3 Travemünde: 121, 342, 353 Trebbia: 253, 348/2, 370 Trebnitz (Trzebnica): 455 Treptow an der Rega (Trzebiatów): 156, 171, 192, 302, 380 Tübingen: 348/2 Türkei (Osmanisches Reich): 206, 209, 210, 214/5, 215, 340, 342, 348/1–2; 355, 369, 370, 374, 375/III, 389/6, 439, 446, 516, 532 Uderwangen (heute: Čehovo): 488 Ulm (bis 1803 Reichsstadt): 497 Ungarn (Königreich; frz.: Hongrie): 54, 237, 253 Unter-Mecholup (Dolní-Měcholupy): 473, 474 Unter-Poczernitz (Dolní-Počernice): 474 Uslar: 66 Valenciennes: 66, 389/23, 498, 512, 523 Valmy: 350/3, 363, 374, 375/I–II Valutina Gora (auch: Valutino): 374 Varchmin (Wierzchomino): 380 Vellinghausen: 375/I–II; 508/II Vendée: 374 Venedig (Republik, ab 1797: Venetien): 370, 389/6

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Ortsindex

Venta del Poço: 103/4 Verlorener Berg (bei Reichenbach): 487 Verona: 104 Vicoigne: 523 Virginia: 517 Vitoria (heute: Vitoria-Gasteiz): 210 Vorpommern (preuß. Anteil): 287 Waal: 209, 526 Wagram (Deutsch-Wagram): 47, 348/3, 366/8, 10–11, 13; 369–374, 375/II, IV; 496, 505/4, 508/II Wahlstatt (Legnickie Pole): 485/1 Walem: 522 Wallachei: 446 Warburg: 502 Wargienen (mutmaßlich das bei Wehlau, heute: Velikolukskoe): 227 Warmbrunn (Cieplice Śląskie-Zdrój): 137 Warschau (Herzogtum, 1807–1814): 17, 68, 79, 121, 123, 124, 133, 160, 189, 207/1, 3, 12; 210, 214/5–6, 16–17, 21; 311, 342, 343, 529 Warschau (Warszawa, frz.: Varsovie, Stadt): 124, 205, 210, 273, 348/1, 489, 490/1, 491 Wartenburg (Barczewo, an der Pissa): 488 Wassertrüdingen: 453 Waterloo: 47 Wattignies (Wattignies-la-Victoire): 495, 505/8, 512 Wedding (bei Berlin): 96 Wehlau (heute: Znamensk): 159, 160, 348/2, 488, 490/1 Weichsel (poln.: Wisła, frz.: Vistule): 161, 164, 169, 173, 175, 176, 185, 187, 189, 190, 205, 207/2, 5; 210, 212, 213, 214/3, 5, 9, 14, 20; 216, 342, 348/3, 356, 360/3, 381, 385, 405, 453, 488, 489, 490/1, 491, 492/II, 526 Weichselmünde (Wisłoujscie): 282, 283, 488 Weimar (Stadt): 360/2, 512 Weissenburg (Wissembourg): 505/8 Weißenfels: 514 Weistritz (Bistryca, auch: Schweidnitzer Wasser): 477 Werneuchen: 216, 217, 381 Wervik (frz.: Wervicq): 375/IV, 505/8, 512, 520, 522, 524, 525 Wesel: 185, 375/II, 387

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Weser: 360/3, 375/I Westfalen (Landschaft): 37, 131, 375/I, 515 Westfalen (Herzogtum): 360/3 Westphalen (Königreich, 1807–1813): 41, 46/1–2; 47, 55, 123, 131, 342, 347 Westpreußen: 76, 79, 80, 94, 99, 162, 164, 169, 173, 176, 178, 181, 184, 185, 187, 214/5, 335, 343, 360/1, 380, 381, 452 Wien (frz.: Vienne): 45, 104, 123, 187, 209, 227, 229, 236–253, 264, 268, 336, 354, 357, 363, 367, 368, 369, 371, 372, 375/II, 393, 411, 439, 452, 522, 533 Wilhelmstein: 289 Wilhelmsthal (bei Kassel): 495, 498, 499, 501, 502, 508/III, 512 Willenberg (Wielbark): 488 Wilna (Vilnius, russ.: Vil’na, poln.: Wilno): 136, 160, 173, 205, 206, 393, 446, 532 Wisoczan (Vysočany, dt. auch: Wissotschan): 473 Wittau: 374 Wittenberg: 282 Woldenberg (Dobiegniew): 99 Wolfsdorf (Wilczkowo): 488 Wolhynien: 532 Wolkersdorf (Wolkersdorf im Weinviertel): 374 Wormditt (Orneta): 488 Wormhout: 375/IV, 512 Wriezen: 380, 381 Würben (Wierzbna): 483, 485/2 Württemberg (Königreich, bis 1803 Herzogtum, 1803–1806 Kurfürstentum): 46/1, 76, 476, 532 Würzburg (Stadt): 350/5 Wusterhausen: Siehe Königs Wusterhausen Wustermark: 16 Wylder: 375/II, 512 Yorktown: 374 Yssel: siehe Ijssel Zarskoje Selo: Siehe Carskoe Selo Zechern (Urbanowo): 488 Zedlitz (Pasieczna): 483, 484, 485/1 Zehden (Cedynia): 5 Zell (Zell (Mosel)): 103/4 Zeven, Kloster: 350/5

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Ortsindex

Ziebingen (Cybinka): 236 Zierenberg: 498 Ziesar: 16, 491/I Zinten (heute: Kornevo): 488 Zirlau (Ciernie): 485/2 Žižkaberg (Vrch Žižkov): 473

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889

Znaim (Znojmo): 369, 375/II Zorndorf (Sarbinowo): 348/1, 351, 355, 360/1, 366/4–5, 7; 375/II, IV; 476, 479, 502, 508/II, 512 Züllichau (Sulechów): 348/1, 351 Zürich (Stadt): 374

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Stückeverzeichnis I. Stabschef und Geheimdiplomat (März 1811-März 1812) 1. Privatbriefe und Dienstgeschäfte in chronologischer Folge 1.

1811 März 4

2.

1811 März 4

3.

1811 März 4

4. 5. 6. 7. 8.

1811 1811 1811 1811 1811

9.

1811 März 12

März 4 März 5 März 5 März 5 März 7

10. 11. 12. 13.

1811 1811 1811 1811

März 15 März 7 März 17 März 18

14. 15. 16.

[1811 März 19?] 1811 März 22 1811 März 22

17. 18.

1811 März 24 1811 März 25

19. 20. 21. 22.

1811 1811 1811 1811

März 26 März 27 März 27 März 28

23. 24. 25. 26. 27.

1811 1811 1811 1811 1811

März 28 März 28 März 28 März 29 März 29

28. 29. 30.

1811 März 30 1811 März 30 1811 April 1

31.

1811 April 3

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Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements ........................................................ Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements ........................................................ Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements ........................................................ Scharnhorst an Lossau ................................................... Scharnhorst an Gneisenau ............................................. Scharnhorst an Blumenstein .......................................... Scharnhorst an Albrecht von Hake .............................. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements ........................................................ Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements ........................................................ Scharnhorst an Diericke ................................................. Instruktion für Professor Hobert ................................. Scharnhorst an Prinz August ........................................ Scharnhorst an Karl August Freiherrn von Hardenberg .............................................................. Scharnhorst an Gneisenau ............................................. Scharnhorst an Prinz August ........................................ Scharnhorst an [Friedrich Adolf Graf von Kalckreuth?] ............................................................ Scharnhorst an Lieven .................................................... Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements ........................................................ Scharnhorst an August Graf von der Goltz ................. Scharnhorst an Gerhard ................................................. Scharnhorst an Schmidt ................................................. Scharnhorst an Karl August Freiherrn von Hardenberg .............................................................. Scharnhorst an Prinz August ........................................ Scharnhorst an Prinz August ........................................ Scharnhorst an Ernst von Kalckreuth .......................... Scharnhorst an Albrecht von Hake .............................. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements ........................................................ Scharnhorst an Friedrich Wilhelm III. ......................... Scharnhorst an Albrecht von Hake .............................. Bestimmungen zum Munitionsverbrauch bei Übungen .................................................................... Scharnhorst an Blumenstein ..........................................

1 2 2 3 3 4 5 5 7 7 8 10 10 12 13 14 15 15 16 17 18 18 19 20 20 21 22 22 25 26 28

10.03.14 12:40

Stückeverzeichnis

32. 33.

1811 April 4 1811 April 4

34.

1811 April 5

35.

1811 April 5

36. 37. 38. 39. 40. 41. 42. 43.

1811 1811 1811 1811 1811 1811 1811 1811

44. 45.

1811 April 14 1811 April 15

46. 47. 48. 49. 50.

[1811 nicht nach April 15] 1811 April 15 1811 April 15–21 1811 April 16 1811 April 17

51. 52. 53. 54.

1811 1811 1811 1811

April 17 April 17 April 19 April 21

55. 56. 57. 58. 59. 60. 61.

1811 1811 1811 1811 1811 1811 1811

April 23 April 23 April 24 April 25 April 27 April 27 April 29

62.

1811 Mai 2

63. 64.

1811 Mai 3 1811 Mai 3

65.

1811 Mai 3

66. 67. 68. 69.

1811 1811 1811 1811

70. 71.

1811 Mai 9 1811 Mai 9

April 7 April 7 April 10 April 12 April 12 April 12 April 13 April 14

Mai 5 Mai 6 Mai 9 Mai 9

Scharnhorst an Krohn .................................................... Scharnhorst an Karl August Freiherrn von Hardenberg .............................................................. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements ........................................................ Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements ........................................................ Zirkular zur Versendung von Aufgaben an Offiziere . Notiz zur Versendung von Aufgaben .......................... Scharnhorst an Prinz August ........................................ Scharnhorst an Prinz August ........................................ Scharnhorst an Prinz August ........................................ Scharnhorst an Prinz Wilhelm ...................................... Scharnhorst an Schöler ................................................... Scharnhorst an Karl August Freiherrn von Hardenberg .............................................................. Scharnhorst an Albrecht von Hake ............................... Scharnhorst an Karl August Freiherrn von Hardenberg .............................................................. Denkschrift zur Bündnisfrage ....................................... Scharnhorst an Prinz Wilhelm ...................................... Abrechnung für eine Dienstreise Greulichs ................. Scharnhorst an Schöler ................................................... Scharnhorst an Karl August Freiherrn von Hardenberg .............................................................. Scharnhorst an Grawert ................................................. Scharnhorst an Karl von Witzleben .............................. Scharnhorst an Schöler ................................................... Scharnhorst an Karl August Freiherrn von Hardenberg .............................................................. Scharnhorst an Boyen .................................................... Scharnhorst an Prinz August ........................................ Scharnhorst an Schöler ................................................... Scharnhorst an Prinz August ........................................ Scharnhorst an Gerhard ................................................. Scharnhorst an Prinz August ........................................ Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements ........................................................ Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements ........................................................ Scharnhorst an Friedrich Wilhelm III. ......................... Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements ........................................................ Aktennotiz zum Konflikt zwischen zwei Ingenieuroffizieren ......................................................................... Scharnhorst an seinen Neffen Friedrich Müller ........... Immediatbericht zum Haubitzenguß ........................... Scharnhorst an [August Graf von der Goltz] ............... Scharnhorst an Karl August Freiherrn von Hardenberg .............................................................. Aktennotiz zu französischen Erkundungen ................ Scharnhorst an Johann Karl Ludwig Braun .................

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891 28 29 29 30 30 31 32 34 36 36 37 38 38 39 39 43 44 44 45 46 46 47 48 48 49 50 50 51 51 52 52 53 54 54 55 56 58 58 59 60

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892 72. 73. 74. 75.

Stückeverzeichnis

1811 1811 1811 1811

Mai 9 Mai 10 Mai 10 Mai 12

76. 1811 Mai 12 77. 1811 Mai 15 78. 79. 80. 81. 82.

1811 1811 1811 1811 1811

Mai 16 Mai 23 Mai 23 Mai 23 Mai 23

83. 1811 Mai 26 84. 85. 86. 87.

1811 1811 1811 1811

Mai 29 Mai 30 Juni 1 Juni 1

88. 1811 Juni 4 89. 1811 Juni 4 90. 1811 Juni 5 91. 1811 Juni 5 92. 93. 94. 95.

1811 1811 1811 1811

Juni 7 Juni 8 Juni 9 Juni 10

96. 1811 Juni 10 97. 1811 Juni 14 98. 1811 Juni 14 99. 1811 Juni 15 100. 1811 Juni 17 101. 1811 Juni 20 102. 1811 Juni 20 103. 1811 Juni 24 104. [1811 Juni 27?] 105. 1811 Juni 28 106. 107. 108. 109. 110.

1811 1811 1811 1811 1811

Juni 29 Juni 29 Juni 30 Juli 1 Juli 2

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Scharnhorst an das Kassendepartement ....................... Scharnhorst an Prinz August ........................................ Scharnhorst an Rauch .................................................... Scharnhorst an Karl August Freiherrn von Hardenberg .............................................................. „Promemoria“ zur außenpolitischen Lage Preußens .......................................................................... Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements ........................................................ Scharnhorst an Schmidt ................................................. Scharnhorst an Yorck ..................................................... Scharnhorst an Yorck ..................................................... Scharnhorst an Yorck ..................................................... Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements ........................................................ Pachtvertrag zwischen Scharnhorst und seinem Bruder Friedrich Scharnhorst ....................................... Scharnhorst an Prinz August ........................................ Scharnhorst an Yorck ..................................................... Scharnhorst an Friedrich Wilhelm III. ......................... Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements ........................................................ Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements ........................................................ Scharnhorst an Hauck .................................................... Immediatbericht zum Mobilmachungsplan der Artillerie .................................................................... Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements ........................................................ Scharnhorst an Friedrich Wilhelm III. ......................... Scharnhorst an seinen Neffen Friedrich Müller .......... Scharnhorst an Yorck ..................................................... Scharnhorst an die Studiendirektion der Allgemeinen Kriegesschule ............................................ Scharnhorst an Boguslawski .......................................... Scharnhorst an das Kassendepartement ....................... Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements ........................................................ Scharnhorst an Yorck ..................................................... Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements ........................................................ Scharnhorst an Albrecht von Hake .............................. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements ........................................................ Immediatbericht über die Allgemeine Kriegsschule ... Scharnhorst an Boyen .................................................... Scharnhorst an Karl August Freiherrn von Hardenberg .............................................................. Scharnhorst an Johann Karl Ludwig Braun ................. Scharnhorst an Albrecht von Hake ............................... Scharnhorst an Pontanus ............................................... Scharnhorst an Stein ....................................................... Scharnhorst an Gneisenau .............................................

60 61 62 63 63 68 69 69 70 71 72 72 74 75 76 77 78 78 79 80 81 81 82 83 84 85 86 86 87 88 89 90 103 104 105 105 106 107 107

10.03.14 12:40

Stückeverzeichnis

111. 1811 Juli 3 112. 1811 Juli 5 113. 1811 Juli 5 114. 1811 Juli 6 115. 1811 Juli 6 116. 117. 118. 119.

[1811 Juli 6] 1811 Juli 7 1811 Juli 7 1811 Juli 7

120. 1811 Juli 7 121. 1811 Juli 8 122. 1811 Juli 9 123. 124. 125. 126. 127. 128. 129.

1811 1811 1811 1811 1811 1811 1811

Juli 9 Juli 9 Juli 10 Juli 11 Juli 13 Juli 15 Juli 15

130. 131. 132. 133. 134. 135.

1811 1811 1811 1811 1811 1811

Juli 15 Juli 15 Juli 15 Juli 16 Juli 17 Juli 19

136. 1811 Juli 19 137. 138. 139. 140. 141. 142.

1811 Juli 20 1811 Juli 23 [1811 Juli 23] 1811 Juli 23 1811 Juli 23 [1811 Juli 23]

143. 144. 145. 146. 147.

1811 1811 1811 1811 1811

Juli 23 Juli 23 Juli 24 Juli 25 Juli 25

148. 1811 Juli 25 149. 1811 Juli 26 150. 1811 Juli 26

Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements ........................................................ Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements ........................................................ Scharnhorst an Spillecke ................................................ Denkschrift zum Etat der Pionierkompanien ............. Immediatbericht zum Abschiedsgesuch Steinaeckers ..................................................................... Scharnhorst an Steinaecker ............................................ Scharnhorst an Johann Karl Ludwig Braun ................. Scharnhorst an Prinz August ........................................ Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements ........................................................ Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements ........................................................ Immediatbericht zu Beförderungsvorschlägen ............ Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements ........................................................ Scharnhorst an Yorck ..................................................... Scharnhorst an Yorck ..................................................... Scharnhorst an Friedrich Wilhelm III. ......................... Scharnhorst an Friedrich Wilhelm III. ......................... Scharnhorst an Prinz August ........................................ Immediatbericht zur Allgemeinen Kriegsschule ......... Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements ........................................................ Scharnhorst an Johann Karl Ludwig Braun ................. Scharnhorst an Gerhard ................................................. Scharnhorst an Kamptz ................................................. Scharnhorst an Yorck ..................................................... Immediatbericht zur Oppermannschen Büchse .......... Scharnhorst an Karl August Freiherrn von Hardenberg .............................................................. Scharnhorst an Karl August Freiherrn von Hardenberg .............................................................. Scharnhorst an Friedrich Wilhelm III. ......................... Scharnhorst an Prinz August ........................................ Scharnhorst an die Artillerieprüfungskommission ..... Scharnhorst an Strampff ................................................ Scharnhorst an Johann Karl Ludwig Braun ................. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements ........................................................ Scharnhorst an Albrecht von Hake .............................. Scharnhorst an Albrecht von Hake .............................. Scharnhorst an Yorck ..................................................... Immediatbericht zur Allgemeinen Kriegsschule ......... Scharnhorst an Karl August Freiherrn von Hardenberg .............................................................. Aktennotiz zu Schäden an Gewehrläufen .................... Immediatbericht zur Vereinheitlichung der Reglemente der Infanterie und Kavallerie .................... Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements ........................................................

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893 108 109 110 110 111 112 112 113 114 115 115 116 117 118 118 119 120 120 122 123 124 124 125 125 127 128 128 129 130 130 131 131 132 132 133 134 134 134 135 136

10.03.14 12:40

894 151. 1811 Juli 27 152. 1811 Juli 27 153. 1811 Juli 27 154. 1811 Juli 28 155. 1811 Juli 29 156. 1811 August 2 157. 1811 August 4 158. 1811 August 16 159. 1811 August 17–19 160. 1811 August 19 161. [1811 nicht nach August 19] 162. 1811 August 20

Stückeverzeichnis

Scharnhorst an Karl August Freiherrn von Hardenberg ....................................................... Zirkular zur Versendung von Probeaufgaben ....... Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements .................................................. Scharnhorst an Karl August Freiherrn von Hardenberg ....................................................... Scharnhorst an Prinz August .................................. Scharnhorst an Boyen .............................................. Denkschrift über die Befehlshaber und Stäbe in Pommern .................................................... Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements .................................................. Scharnhorst an seine Tochter Julie Gräfin zu Dohna ................................................................... Scharnhorst an Yorck ............................................... Denkschrift „Über Graudenz“ ...............................

Denkschrift über die Befehlshaber in Pommern, West- und Ostpreußen ............................................. 163. 1811 August 20 Scharnhorst an Yorck ............................................... 164. 1811 August 21 Scharnhorst an Karl August Freiherrn von Hardenberg ....................................................... 165. 1811 August 21 Scharnhorst an Boyen .............................................. 166. 1811 August 21 Scharnhorst an Boyen .............................................. 167. [1811 August 22?] Scharnhorst an Boyen .............................................. 168. 1811 August 22 Kritik der Denkschrift Pullets über das Ingenieurkorps ......................................................... 169. 1811 August 23 Scharnhorst an Yorck ............................................... 170. 1811 August 23 Scharnhorst an Yorck ............................................... 171. 1811 August 23 Scharnhorst an Pfuel ................................................ 172. 1811 August 23 Aktennotiz zum Kaliber der Jägerbüchse .............. 173. 1811 August 23 Scharnhorst an Yorck ............................................... 174. 1811 August 24 Scharnhorst an Yorck ............................................... 175. 1811 August 26 Scharnhorst an Yorck ............................................... 176. 1811 August 26 Scharnhorst an Yorck ............................................... 177. 1811 August 26 Scharnhorst an das Allgemeine Kriegsdepartement .................................................... 178. 1811 August 26 Scharnhorst an Karl August Freiherrn von Hardenberg ....................................................... 179. 1811 August 26 Scharnhorst an Boyen .............................................. 180. 1811 August 28 Scharnhorst an seine Tochter Julie Gräfin zu Dohna ................................................................... 181. 1811 August 29 Scharnhorst an Yorck ............................................... 182. [1811 September 1] Scharnhorst an Yorck ............................................... 183. 1811 September 2–3 Scharnhorst an seine Tochter Julie Gräfin zu Dohna ................................................................... 184. 1811 September 3 Scharnhorst an Boyen .............................................. 185. 1811 September 3 Scharnhorst an Yorck ............................................... 186. 1811 September 4 Aktennotiz zum Allgemeinen Kriegsdepartement 187. 1811 September 5 Scharnhorst an Yorck ............................................... 188. 1811 September 5 Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements ..................................................

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137 137 138 139 139 139 140 141 142 144 145 146 149 149 152 154 155 155 170 170 170 172 172 174 175 176 177 178 179 80 181 183 184 187 188 189 189 191

10.03.14 12:40

Stückeverzeichnis

189. 1811 September 6 190. [1811 nicht nach September 6] 191. 1811 September 7

Scharnhorst an Putlitz .............................................. 192 Skizze zum Graudenzer Brückenkopf ................... 193

Aktennotizen zu den Schanzarbeiten bei Graudenz .................................................................. 192. 1811 September 8 Scharnhorst an Yorck ............................................... 193. 1811 September 9 Scharnhorst an Karl August Freiherr von Hardenberg ....................................................... 194. 1811 September 9 Scharnhorst an Boyen .............................................. 195. [1811 nicht nach Denkschrift zu Kavalleriekommandos in den September 9] Festungen .................................................................. 196. 1811 September 9 Scharnhorst an Friedrich Wilhelm III. ................... 197. [1811 September?] „Instruction für die Übung im Detaschements Kriege“ ...................................................................... 198. 1811 September 9 Scharnhorst an Friedrich Wilhelm III. ................... 199. 1811 September 9 Scharnhorst an Friedrich Wilhelm III. ................... 200. 1811 September 9 Denkschrift zur Mobilisierung von Krümpern im Kriegsfall .............................................................. 201. 1811 September 9 Scharnhorst an Gneisenau ....................................... 202. 1811 „September 13“ Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements .................................................. 203. 1811 „September 13“ Scharnhorst an Boyen .............................................. 204. [1811 September?] Scharnhorst an Boyen .............................................. 205. 1811 Oktober 6 „Unterthänigster Bericht nach der ersten Audienz“ ................................................................... 206. [1811 Oktober 4?] Aufzeichnung „Einige Nachrichten von den russischen Armeen ................................................... 207. [1811 nicht nach Entwurf zu einem preußisch-russischen Oktober 4] Bündnisvertrag ......................................................... 208. [1811 Oktober 4/6?] Aufzeichnung „Beilage No 2“ zur russischen Armee ........................................................................ 209. [1811 Oktober 5?] Scharnhorst an Barclay de Tolly ............................. 210. [1811 Oktober 5?] „Promemoria“ zum russischen Operationsplan ......................................................... 211. [1811 nicht nach „Promemoria“ zu Reaktionen auf französische Oktober 4?] Truppenbewegungen ................................................ 212. [1811 Oktober 10?] „Promemoria“ zur Empfehlung eines russisch-preußischen Bündnisses ............................ 213. 1811 Oktober 17 Immediatbericht über die geheime Mission nach St. Petersburg ................................................... 214. 1811 Oktober 17 Russisch-preußische Militärkonvention ................ 215. 1811 Oktober 18 „Unterthänigster Bericht nach der 2ten Audienz“ ........................................................... 216. 1811 November 3 Scharnhorst an Boyen .............................................. 217. 1811 November 3 Scharnhorst an Karl August Freiherrn von Hardenberg ....................................................... 218. 1811 November 6 Scharnhorst an Gneisenau ....................................... 219. 1811 November 7 Immediatbericht über die Verhandlungen in Rußland ................................................................. 220. 1811 November 8 Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements .................................................. 221. 1811 November 8 Einleitung „Militärische Aufsätze“ ........................ 222. [1811 November 9] Scharnhorst an Schöler ............................................

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194 195 196 196 198 198 199 200 201 202 203 204 205 205 206 208 209 212 213 215 219 220 221 223 232 234 235 236 236 237 237 238

10.03.14 12:40

896

Stückeverzeichnis

223. 1811 November 12

Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements .................................................. 224. 1811 November 13 Immediatbericht zur Bündnisfrage ......................... 225. 1811 November 13 Scharnhorst an Prinz August .................................. 226. 1811 November 15 Scharnhorst an Gneisenau ....................................... 227. 1811 November 17 Scharnhorst an Karl August Freiherrn von Hardenberg ....................................................... 228. 1811 November 17 Scharnhorst an Friedrich Wilhelm III. ................... 229. 1811 November 18 Scharnhorst an Karl August Freiherrn von Hardenberg ....................................................... 230. 1811 November 19 Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements .................................................. 231. 1811 November 20 Scharnhorst an Friedrich Wilhelm III. ................... 232. 1811 November 20 „Allerunterthänigster Vorschlag“ zur Vermehrung und Reorganisation des Ingenieurkorps ......................................................... 233. 1811 November 20 Scharnhorst an Karl August Freiherrn von Hardenberg ....................................................... 234. 1811 November 20 Quittung für Reisegeld ............................................ 235. 1811 November 20 Scharnhorst an Karl August Freiherrn von Hardenberg ....................................................... 236. 1811 November 23 Scharnhorst an Boyen .............................................. 237. 1811 Dezember 4 Scharnhorst an [?] ..................................................... 238. 1811 Dezember 6 Scharnhorst an Metternich ...................................... 239. 1811 Dezember 6 „Promemoria“ zur Bündnisfrage ............................ 240. 1811 Dezember 9 Scharnhorst an Metternich ...................................... 241. 1811 Dezember 10 Rheinfelder an Ompteda ......................................... 242. 1811 Dezember 11 Scharnhorst an [?] ..................................................... 243. 1811 Dezember 16 Scharnhorst an Boyen .............................................. 244. 1811 Dezember 18 Scharnhorst an Boyen .............................................. 245. 1811 Dezember 21 Scharnhorst an Ernst Graf von Hardenberg .......... 246. [1811 November 20] Denkschrift über Scharnhorsts Verhältnis zum „Tugendbund“ ................................................. 247. 1811 Dezember 22 Scharnhorst an Metternich ...................................... 248. 1811 Dezember 22 Denkschrift zur Erläuterung der Vorschläge des Staatskanzlers ..................................................... 249. 1811 Dezember 24 Scharnhorst an Karl August Freiherrn von Hardenberg ....................................................... 250. 1811 Dezember 27 Scharnhorst an Karl August Freiherrn von Hardenberg ....................................................... 251. 1811 Dezember 27 Scharnhorst an [Boyen] ........................................... 252. 1812 Januar 1 Scharnhorst an [Boyen?] .......................................... 253. 1812 Januar 5 Bericht über die Mission nach Wien ....................... 254. 1812 Januar 6 Bericht über die Verhandlungen mit Metternich ... 255. 1812 Januar 7 Scharnhorst an Boyen .............................................. 256. 1812 Januar 10 Scharnhorst an Boyen .............................................. 257. 1812 Januar 13 Scharnhorst an Boyen .............................................. 258. 1812 Januar 19 Scharnhorst an [Boyen?] .......................................... 259. 1812 Januar 20 Quittung für bezahlte Bücher ................................. 260. 1812 Januar 30 Scharnhorst an Prinz August .................................. 261. 1812 Februar 1 Scharnhorst an Karl August Freiherrn von Hardenberg ....................................................... 262. 1812 Februar 1 Scharnhorst an Gerhard ...........................................

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239 239 241 243 243 245 246 248 248 249 253 254 254 255 256 258 258 261 261 262 263 264 264 265 267 268 270 271 272 273 275 281 282 283 284 285 287 288 289 289

10.03.14 12:40

Stückeverzeichnis

263. 1812 Februar 1 264. 1812 Februar 1 265. 1812 Februar 5 266. 1812 Februar 5 267. 1812 Februar 5 268. 1812 Februar 5 269. 1812 Februar 8 270. 271. 272. 273. 274. 275. 276.

1812 1812 1812 1812 1812 1812 1812

Februar 10 Februar 10 Februar 11 Februar 12 Februar 17 Februar 17 Februar 18

277. 1812 Februar 18 278. 1812 Februar 18 279. 1812 Februar 21 280. 1812 Februar 22 281. 1812 Februar 22 282. 1812 Februar 23 283. 1812 Februar 23 284. 1812 Februar 24 285. 1812 Februar 26 286. 1812 Februar 27 287. 1812 Februar 29 288. 1812 Februar 29 289. 290. 291. 292. 293. 294. 295. 296. 297. 298.

1812 1812 1812 1812 1812 1812 1812 1812 1812 1812

Februar 29 Februar 29 Februar 29 Februar 29 März 2 März 2 März 2 März 2 März 2 März 2

Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements ........................................................ Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements ........................................................ Scharnhorst an Friedrich Wilhelm III. ......................... Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements ........................................................ Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements ........................................................ Aktenvermerk zu einem Angebot von Rüstungsgütern ............................................................... Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements ........................................................ Scharnhorst an Prinz August ........................................ Scharnhorst an Gerhard ................................................. Scharnhorst an Prinz August ........................................ Scharnhorst an Friedrich Wilhelm III. ......................... Scharnhorst an Gerhard ................................................. Scharnhorst an Schachtmeyer ....................................... Scharnhorst an Karl August Freiherrn von Hardenberg .............................................................. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements ........................................................ Scharnhorst an Prinz August ........................................ Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements......................................................... Scharnhorst an Karl August Freiherrn von Hardenberg .............................................................. „Promemoria“ zur Erhaltung der Selbständigkeit Preußens .......................................................................... Immediatbericht mit Beförderungsvorschlägen für das Ingenieurkorps ................................................... „Rang-List der Officiere des Ingenieur-Corps nach der neuen Augmentation“ .................................... Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements ........................................................ Scharnhorst an Yorck ..................................................... Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements ........................................................ Scharnhorst an Karl August Freiherrn von Hardenberg .............................................................. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements ........................................................ Scharnhorst an Schmidt ................................................. Scharnhorst an Prinz August ........................................ Scharnhorst an Johann Karl Ludwig Braun ................. Scharnhorst an Prinz August ........................................ Zirkular zu Beförderungen im Ingenieurkorps ........... Scharnhorst an Meinert .................................................. Scharnhorst an Schultze ................................................. Scharnhorst an Harroy .................................................. Scharnhorst an Streckenbach ......................................... Scharnhorst an Jachnick .................................................

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897 290 291 291 292 294 295 295 296 297 298 304 308 309 309 310 311 311 312 312 316 322 327 328 328 329 330 330 331 332 333 334 337 338 338 339 340

10.03.14 12:40

898 299. 300. 301. 302. 303. 304.

Stückeverzeichnis

1812 1812 1812 1812 1812 1812

März 2 März 2 März 2 März 2 März 2 März 2

305. 1812 März 2 306. 1812 März 6 307. 1812 März 7 308. 1812 März 7 309. 1812 März 7 310. 1812 März 7 311. 1812 März 11 312. 1812 März 12 313. 314. 315. 316.

1812 1812 1812 1812

März 12 März 12 März 13 März 13

317. 1812 März 16 318. 319. 320. 321.

1812 1812 1812 1812

März 16 März 16 März 19 März 19

322. 1812 März 19 323. 1812 März 21 324. 1812 März 21 325. 1812 März 23 326. 1812 März 23 327. 1812 März 23 328. 329. 330. 331.

1812 1812 1812 1812

März 23 März 24 März 24 März 24

332. 1812 März 24 333. 1812 März 24 334. 1812 März 24

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Scharnhorst an Yorck ..................................................... Scharnhorst an Rode ...................................................... Scharnhorst an Bieberstein ............................................ Scharnhorst an Tauentzien ............................................ Scharnhorst an Albrecht von Hake .............................. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements ........................................................ Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements ........................................................ „Entwurf zum Etat für den General-Stab und die Adjutantur des mobilzumachenden Corps d’armée“ .......................................................................... Scharnhorst an Yorck ..................................................... Scharnhorst an Gerhard ................................................. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements ........................................................ Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements ........................................................ Zeugnis für Roedlich ...................................................... Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements ........................................................ Scharnhorst an Prinz August ........................................ Scharnhorst an Eliason ................................................... Scharnhorst an Friedrich Wilhelm III. ......................... Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements ........................................................ Scharnhorst an Karl August Freiherrn von Hardenberg .............................................................. Scharnhorst an Gerhard ................................................. Scharnhorst an Johann Karl Ludwig Braun ................. Scharnhorst an Johann Karl Ludwig Braun ................. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements ........................................................ Scharnhorst an Natzmer ................................................ Scharnhorst an Johann Karl Ludwig Braun ................. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements ........................................................ Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements ........................................................ Protokoll zur Kündigung des Vertrags mit den Gebrüdern Schickler ...................................................... Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements ........................................................ Scharnhorst an Prinz August ........................................ Scharnhorst an Gerhard ................................................. Scharnhorst an Johann Karl Ludwig Braun ................. Scharnhorst an die Potsdamer Gewehrkommission ..................................................................... Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements ........................................................ Scharnhorst an Prinz August ........................................ Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements ........................................................

341 342 343 343 344 345 346 346 348 348 348 349 349 350 351 351 352 353 354 355 356 358 359 359 360 362 362 363 363 364 365 366 367 367 368 369

10.03.14 12:40

Stückeverzeichnis

335. 336. 337. 338.

1812 1812 1812 1812

März 24 März 25 März 25 März 25

339. 1812 März 25

Scharnhorst an Weyrach .............................................. Abrechnung für Dienstreisen Greulichs .................... Scharnhorst an Johann Karl Ludwig Braun .............. Scharnhorst an das Allgemeine Kriegsdepartement ............................................................................... Scharnhorst an Prinz August ......................................

899 370 370 372 374 375

2. Außen- und bündnispolitische Denkschriften 340. [1811 März/April] Scharnhorst an Karl August Freiherrn von Hardenberg ........................................................... 341. [1811 nicht nach Scharnhorst an Karl August Freiherrn Mai 10] von Hardenberg ........................................................... 342. [1811 Mai Anfang] „Promemoria” zur Bündnisfrage und zu einem möglichen Krieg ........................................................... 343. [1811 Mai] Denkschrift zur Reaktion auf französische militärische Schritte ..................................................... 344. [1811?] Denkschrift mit außenpolitischen Empfehlungen .... 345. [1811?] Denkschrift zur Bündnisfrage .................................... 346. [1811 Juli 21/29] Scharnhorst an Karl August Freiherrn von Hardenberg ........................................................... 347. [1811 Juli 21/29?] Politisch-militärische Denkschrift Scharnhorsts und Gneisenaus ............................................................

377 378 379 384 385 387 389 389

3. Denkschriften für Rußland und damit zusammenhängende Konzepte 348. [nach 1809] 349. [nach 1809] 350. [1807/1811?] 351. [1811?] 352. [nach 1809?] 353. [1810/1811?] 354. [nach 1809] 355. [1810/1811?] 356. [nach 1807] 357. [nach 1809] 358. [nach 1809?] 359. [1810/1811?] 360. [nach 1810?] 361. [1810/1811?] 362. [1811?] 363. [nach 1809]

Denkschrift zur Reform der russischen Armee ........ Bei der Redaktion von Nr. 348 entfernte Passagen ... Denkschrift „Einige allgemeine Bemerkungen über das Kriegesglück“ ................................................ Aufzeichnung „Inhalt des Memoirs über die russischen Armeen“ ..................................................... „Entwurf. Ueber den Geist der Taktik in den verschiedenen europäischen Armeen“ ....................... Aufzeichnung „Betrachtungen über das Militär unser Zeit“ .................................................................... Aufzeichnung „Friedrich der 2te; Napoleon. Die beiden größten Generale“ .................................... Aufzeichnung über die russische Armee ................... Denkschrift über die russischen Operationen im Juni 1807 .................................................................. Rezension des „Essai sur le Système militaire de Bonaparte“ ............................................................... Denkschrift zu den militärischen Folgen der Französischen Revolution ........................................... Aufzeichnung zur Reform der russischen Armee .... Denkschrift zur Reform der russischen Armee ........ „Uebersicht der Organisation des Generalstabes für ein Armeecorps“ .................................................... „Uebersicht der Organisation eines Generalstabes für eine Division“ ......................................................... Bei der Redaktion von Nr. 360 entfernter Paragraph ......................................................................

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394 421 424 430 433 434 436 437 439 440 442 445 445 471 474 475

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900 364. [nach 1807 Juni] 365. [1811?] 366. [1811 Mai]

Stückeverzeichnis

Konzeptfragment aus der Redaktion von Nr. 360 ...... 476 Denkschrift „Nothwendigkeit einer organisirten Miliz für jede Stathalterschaft“ ...................................... 477 Denkschrift „Ueber die Taktik der russischen Armeen“ .......................................................................... 483

4. Mit der Wiener Mission zusammenhängende Stücke 367. 368. 369. 370. 371.

[1812 Januar] [1812 Januar] [1811/1812?] [1811/1812?] [nicht vor 1811 November] 372. [nicht vor 1811 November] 373. [nach 1809 Juli 6] 374. [nach 1809 August 15]

Scharnhorst an [Boyen?] ................................................ Scharnhorst an [Boyen?] ................................................ Aufzeichnung zur Mission in Wien .............................. Aufzeichnung über höhere österreichische Militärs ... Denkschrift „Die Schlacht bei Aspern u. Wagram“ ....

491 492 493 495 496

Planskizze zur Schlacht bei Aspern .............................. 501 Aufzeichnung zu den Operationen nach der Schlacht bei Aspern ........................................................ 503 Aufzeichnung „Schlacht bei Wagram“ ......................... 503

5. Verschiedene nicht genau datierbare Stücke 375. [1810 Oktober 7 –1811 März 27] 376. [?] 377. [1811 März?] 378. [1810/1811?] 379. [1811 März oder Juli?] 380. [1811 April] 381. [1810 Juni/ 1811 Ende?] 382. [1811 nicht vor Mai 18] 383. [1811 nicht vor Juni 14] 384. [1811 August Ende?] 385. [1811 nicht nach September 10] 386. [1811 nicht vor November 7] 387. [1811 nicht nach November 19] 388. [1811?] 389. [1812 Anfang?] 390. [1812 nach Februar 17]

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Notizheft ......................................................................... 513 Literaturliste für Prinz Wilhelm ................................... Aufzeichnung zum Lehrplan an der Allgemeinen Kriegsschule .................................................................... Aufzeichnung zur Vizekommandantur in Glatz ......... Aufzeichnung zur Nachfolge in mehreren Vizekommandanturen .................................................... Aufzeichnung zur Besetzung und Verteidigung der Küste ......................................................................... Scharnhorst an Friedrich Wilhelm III. .........................

536 537 537 538 540 541

Scharnhorst an Prinz August ........................................ 543 Aktennotiz zur Reparatur von Karabinern ................. 543 Planskizze „Das Amt Haus in Dolstädt“ ..................... 544 Scharnhorst an Yorck ..................................................... 545 Randbemerkungen zu Angelegenheiten des Ingenieurkorps ............................................................... 548 Aufzeichnung zu Personalia des Ingenieurkorps ........ 550 Denkschrift „Elementar-Evolutionen eines Bataillons und einer Brigade von 4 Bataillonen“ ......... 552 „Anhang zu der Instruction für die FestungsCommandanten“ ............................................................ 556 Gutachten zum Mathematik- und Ballistikunterricht ......................................................................... 576

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Stückeverzeichnis

391. [1812 vor März 11] 392. [1812 März?]

901

Scharnhorst an Karl August Freiherrn von Hardenberg .............................................................. 577 Scharnhorst an [?] ........................................................... 579

II. In Schlesien während des Rußlandfeldzugs (April-Dezember 1812) 1. Privatbriefe und Dienstgeschäfte in chronologischer Folge 393. 1812 April 22 394. 1812 April 28 395. 1812 Mai 10 396. 397. 398. 399. 400. 401. 402. 403. 404. 405. 406. 407. 408. 409. 410. 411. 412. 413. 414. 415. 416. 417. 418. 419. 420. 421. 422. 423. 424. 425. 426. 427. 428.

Scharnhorst an Thile ...................................................... Scharnhorst an Tiedemann ............................................ Scharnhorst an Karl August Freiherrn von Hardenberg .............................................................. 1812 Mai 10 Scharnhorst an Friedrich Wilhelm III. ......................... [1812 Mai 12?] Scharnhorst an Boyen .................................................... [1812 Mai 10] Protokoll einer Konferenz mit Graf Kalckreuth ......... 1812 Mai 15 Scharnhorst an Thile ...................................................... 1812 Mai 17 Scharnhorst an Thile ...................................................... 1812 Mai 22 Scharnhorst an Friedrich Wilhelm III. ......................... 1812 Mai 22 Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements ........................................................ 1812 Mai 27 „Unterthänigster Bericht über die Demolirung der Verschanzungen bei Colberg“ ................................ 1812 Juni 3 Scharnhorst an Karl August Freiherrn von Hardenberg .............................................................. 1812 Juni 3 Scharnhorst an Friedrich Wilhelm III. ......................... 1812 Juni 4 Scharnhorst an Friedrich Wilhelm III. ......................... 1812 Juni 4 Scharnhorst an Gerhard ................................................. 1812 Juni 9 Scharnhorst an Prinz August ........................................ 1812 Juni 14 Scharnhorst an Friederike Hensel.................................. 1812 Juni 17 Scharnhorst an Schöler ................................................... 1812 Juni 19 Scharnhorst an Johann Karl Ludwig Braun ................. 1812 Juni 20 Scharnhorst an Friederike Hensel.................................. 1812 Juli 2 Scharnhorst an Thile ...................................................... 1812 Juli 2 Scharnhorst an Thile ...................................................... 1812 Juli 12 Scharnhorst an Friederike Hensel.................................. 1812 Juli 20 Scharnhorst an Karl August Freiherrn von Hardenberg .............................................................. 1812 Juli 20 Scharnhorst an Friedrich Wilhelm III. ......................... 1812 Juli 20 Scharnhorst an Friedrich Wilhelm III. ......................... 1812 Juli 20 Scharnhorst an Karl August Freiherrn von Hardenberg .............................................................. 1812 Juli 20 Aktenvermerk zur Formation der Gewehrhandwerkskompanie ........................................ 1812 Juli 20 Scharnhorst an Ebeling .................................................. 1812 Juli 30 Testamentarische Verfügung? ........................................ 1812 August 1 Scharnhorst an Stein ....................................................... 1812 August 3 Scharnhorst an Friederike Hensel ........................... 1812 August 8–10 Scharnhorst an Friederike Hensel ........................... 1812 August 13 Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements .................................................. 1812 August 13 Scharnhorst an Bethusy ........................................... 1812 August 13 Scharnhorst an Friederike Hensel............................

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581 581 582 583 585 585 586 587 588 588 589 591 592 593 594 595 596 598 598 599 599 600 601 602 604 605 606 606 607 607 608 609 610 612 612 613

10.03.14 12:40

902

Stückeverzeichnis

429. 1812 August 17–19 430. 1812 September 4 431. 1812 September 4 432. 433. 434. 435. 436. 437. 438. 439. 440. 441. 442. 443. 444. 445. 446. 447. 448. 449. 450. 451. 452. 453. 454. 455. 456. 457. 458.

Scharnhorst an Friederike Hensel ........................... Scharnhorst an Johann Karl Ludwig Braun ........... Aktennotiz zu einem Angebot des Grafen Oppersdorff ................................................. 1812 September 5 Scharnhorst an [Johann Karl Ludwig Braun] ........ 1812 September 5–7 Scharnhorst an Friederike Hensel ........................... 1812 September 18 Scharnhorst an Friederike Hensel ........................... 1812 September Scharnhorst an Friederike Hensel ........................... 12–16 [1812 September 23] Scharnhorst an Friederike Hensel ........................... 1812 September 25 Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements .................................................. 1812 September 25 Scharnhorst an Schöler ............................................ 1812 September 26 Scharnhorst an Stützer ............................................. 1812 Oktober 15 Scharnhorst an Friederike Hensel ........................... 1812 Oktober 17 Scharnhorst an Friederike Hensel ........................... 1812 Oktober 20 Scharnhorst an Friederike Hensel ........................... 1812 Oktober 24–25 Scharnhorst an Friederike Hensel ........................... 1812 Oktober 29 Scharnhorst an Friederike Hensel............................ 1812 Oktober 30 Scharnhorst an Friederike Hensel............................ 1812 November 1 Scharnhorst an seine Tochter Julie Gräfin zu Dohna ................................................................... 1812 November 9 Scharnhorst an Thile ................................................ 1812 November 12 Immediatbericht zur Gewehrfabrikation in Schlesien ................................................................ 1812 Dezember 1 Scharnhorst an Prinz August .................................. 1812 Dezember 3 Gutachten zu einer Physiklehrschrift ..................... [1812 nicht vor Aktennotiz zu Gewehrläufen .................................. Dezember 5] 1812 Dezember 13 Scharnhorst an Thile ................................................ 1812 Dezember 18 Scharnhorst an Karl August Freiherrn von Hardenberg ....................................................... 1812 Dezember 22 Scharnhorst an Schöler ............................................ 1812 Dezember 27 Scharnhorst an seine Tochter Julie Gräfin zu Dohna ................................................................... 1812 Dezember 29 Scharnhorst an Karl August Freiherrn von Hardenberg ....................................................... 1812 Dezember 29 Scharnhorst an Thile ................................................ 1812 Dezember 29 Scharnhorst an Karl August Freiherrn von Hardenberg .......................................................

614 616 616 616 618 619 620 624 624 625 626 628 628 629 630 631 633 635 637 637 640 641 642 642 643 645 645 647 647 648

2. Briefe an Friederike Hensel 459. 460. 461. 462. 463. 464. 465. 466. 467. 468.

[1812 Juli] [1812?] [1812?] [1812 nach Juli] [1812?] [1812?] [1812?] [1812?] [1812?] [1812?]

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Scharnhorst an Friederike Hensel ........................... Scharnhorst an Friederike Hensel ........................... Scharnhorst an Friederike Hensel ........................... Scharnhorst an Friederike Hensel ........................... Scharnhorst an Friederike Hensel ........................... Scharnhorst an Friederike Hensel ........................... Scharnhorst an Friederike Hensel ........................... Scharnhorst an Friederike Hensel ........................... Scharnhorst an Friederike Hensel ........................... Scharnhorst an Friederike Hensel ...........................

650 651 651 651 652 652 653 653 654 654

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Stückeverzeichnis

469. [1812?] 470. [1812?]

903

Scharnhorst an Friederike Hensel ........................... 655 Scharnhorst an Friederike Hensel ........................... 656

3. Besichtigung von Schlachtfeldern der Schlesischen Kriege 471. [1812 nach Mai 15] 472. [nicht vor 1810 Sommer?] 473. [1812 August Ende?] 474. [nach 1812 August] 475. 476. 477. 478. 479.

[1810/1812?] [nicht vor 1810 Juli?] [nicht vor 1801 Mai?] [nicht vor 1810 Juli?] [nicht vor 1810 Juli?]

480. 481. 482. 483. 484.

[nicht vor 1810 Juli?] [nicht vor 1810 Juli?] [nicht vor 1810 Juli?] [nicht vor 1810 Juli?] [nicht vor 1810 Juli?]

485. [?] 486. [nicht vor 1810 Juli?] 487. [nicht vor 1810 Juli?]

Scharnhorst an [Metternich?] .................................. 657 Aufzeichnung „Hohenfriedberg“ ........................... 658 Aufzeichnung zum Schlachtfeld von Prag ............. „Betrachtungen über den Gebrauch der reitenden Artillerie in der Schlacht bei Prag“ ......................... Aufzeichnung „Schlacht bei Breslau“ .................... Aufzeichnung „Schlachtfeld von Leuthen“ ........... Aufzeichnung „Leuthen“ ......................................... Aufzeichnung „Kay“ ............................................... „Bemerkungen die Schlacht bei Cunersdorf betreffend“ ................................................................. Aufzeichnung „Landeshut“ .................................... Aufzeichnung „Liegnitz“ ........................................ Aufzeichnung „Liegnitz“ ........................................ Aufzeichnung „Bunzelwitz“ ................................... Aufzeichnung „Verschanzte Lager bei Bunzelwitz“ .............................................................. Denkschrift „Das verschanzte Lager bey Bunzelwitz“ .............................................................. Aufzeichnung zum „Schlachtfeld von Burkersdorf“ ............................................................. Aufzeichnung „Schlacht bei Reichenbach“ ...........

660 665 667 670 676 678 679 681 684 685 686 687 688 693 694

4. Kriegsgeschichte und Militärtheorie 488. [nach 1809 August] 489. [nach 1807] 490. [nach 1807] 491. [nach 1807] 492. [nach 1807] 493. [nach 1807] 494. [nach 1807?] 495. [nach 1807?] 496. 497. 498. 499. 500.

[nicht vor 1809] [nicht vor 1809] [nicht vor 1809] [nach 1807] [nach 1809]

501. [nach 1807 Juni] 502. [nach 1807 Juni] 503. [?]

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Lehrschrift „Begriffe von der Führung des Krieges“ .............................................................. Lehrschrift zur Einführung in die Kriegskunst ..... Lehrschrift zur Einführung in die Kriegskunst ..... Lehrschrift zur Wahl von Stellungen und Lägern ........................................................................ Lehrschrift zur Operationsplanung ........................ Lehrschrift „Ueber die Stellungen und Läger einer Armee“ ............................................................. „Drittes Beispiel einer Stellung zu einer passiven Vertheidigung“ ......................................................... Aufzeichnung zu passiven Verteidigungsstellungen .................................................................. Liste von Beispielen zur aktiven Verteidigung ...... Lehrschrift „Stratagems“ ......................................... Gliederung zu einem Werk über Strategeme ......... Notizen „Ueber die Kriegeslist“ ............................. Gliederung „Ueber die Stratageme der Tactik unser Zeit“ ................................................................ Gliederung „Ueber die Kriegeslist in der Taktik“ Aufzeichnung „Angrif, Vertheidigung“ ................. Gliederung zu einem taktischen Werk ...................

696 708 712 716 721 725 729 730 731 732 734 736 737 739 740 742

10.03.14 12:40

904

Stückeverzeichnis

504. [?] 505. [nach 1810?] 506. [nach 1810?]

Gliederung zu einem taktischen Werk ......................... „Einleitung in die Taktik der Infanterie“ ..................... „Schlachtordnung und wechselseitiger Gebrauch des geschlossenen Bataillons und der zerstreuten Schüzzen oder Tirailleurs“ ............................................ 507. [?] Notizen zur Artillerie und zur Infanterietaktik .......... 508. [nach 1809 Juli] Denkschrift „Schlachtordnung, Stellung“ .................... 509. [?] Aufzeichnung „Denkwürdigkeiten des Feldkriegs“ ... 510. [nach 1807 Juni] Aufzeichnung „Positionen. Vertheidigungsdisposition“ ..................................................................... 511. [nach 1807 Juni] Aufzeichnung „Zu zeichnende Plane“ ......................... 512. [nach 1807 Juni] Aufzeichnung zu einem militärischem Fachwerk ....... 513. [?] Aufzeichnungen zum Unterricht und zur Verschanzungskunst ....................................................... 514. [?] Notizen zu militärwissenschaftlichen Schriften .......... 515. [?] Lehrschrift „Von den Character der Führung des Krieges“ .................................................................... 516. [?] Notizen zur Kriegsgeschichte des 17. und 18. Jahrhunderts ............................................................. 517. [nicht vor 1809?] Lehrschrift zu Gefahren der Gewohnheit und des Formenwesens .......................................................... 518. [nicht vor 1810] Gliederung eines Werks über die Kriegskunst ............. 519. [1812?] Gliederung und Materialsammlung für ein Werk über die Strategie ............................................................ 520. [nach 1807?] Verzeichnis von Plänen zu „Vertheidigung und Angriff von Defiléen“ .................................................... 521. [?] Skizzen zu Angriff und Verteidigung von Defileen .... 522. [nach 1809] Aufzeichnung „Vertheidigung eines Defilee’s“ ........... 523. [nach 1793] Lehrschrift zur Verteidigung von Defileen durch Verschanzungen .............................................................. 524. [nach 1809 Mai] Aufzeichnung zur Verteidigung von Flußübergängen und Toren ........................................... 525. [nach 1794] Denkschrift zur Verteidigung von Brücken ................. 526. [nicht vor 1809] Aufzeichnung „Uebergang und Vertheidigung der Flüße“ .......................................................................

742 744 750 755 756 762 763 765 766 768 770 771 773 776 778 781 783 784 786 787 792 793 796

5. Verschiedene nicht genau datierbare Stücke 527. [nicht vor 1810?] 528. [1812 nach Mai 10] 529. [1812 nach August 12?] 530. [1812 vor] Dezember 23 531. [1812?] 532. [1812 vor Dezember 31] 533. [1812 Ende?]

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Aufzeichnung „Redoute von Neisse“ .......................... 799 Scharnhorst an Rottenburg ........................................... 801 Scharnhorst an Yorck ..................................................... 802 Scharnhorst an Thile ...................................................... 803 Denkschrift zur Bestückung der Festungen ................ 803 Aufzeichnung „Von den russischen Streitkräften“ ..... 804 Aufzeichnung zur Außenpolitik Rußlands und seinem Verhältnis zu Schweden .................................... 806

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GERHARD VON SCHARNHORST

PRIVATE UND DIENSTLICHE SCHRIF TEN (VERÖFFENTLICHUNGEN AUS DEN ARCHIVEN PREUSSISCHER KULTURBESITZ, BD. 52) HG. VON JOHANNES KUNISCH (52,1, 52,2) SOWIE VON JOHANNES KUNISCH UND MICHAEL SIKORA (52,3–52,7). BEARB. VON MICHAEL SIKORA UND TILMAN STIEVE (52,1, 52,2) SOWIE VON TILMAN STIEVE (52,3–52,7)

Der Name des preußischen Heeresreformers Gerhard von Scharnhorst (1755–1813) ist fest mit der Einführung der allgemeinen Wehrpflicht verbunden, aber auch die Neugestaltung der Offi ziersausbildung, die Überwindung der Adelsprivilegien im Offi zierkorps oder die Professionalisierung des Generalstabs wurden von ihm betrieben. BD. 52,1: SCHÜLER, LEHRER, KRIEGS-

2007. XXVIII, 896 S. GB. MIT SU

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BD. 52,5: LEITER DER MILITÄRREORGANISATION (PREUSSEN 1808–1809)

BD. 52,2: STABSCHEF UND REFORMER

2009. XXVII, 885 S. GB. MIT SU

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