Orationes theologicae = Theologische Reden Gregor von Nazianz Gregory of Nazianzus 978-3451239007

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Orationes theologicae = Theologische Reden Gregor von Nazianz Gregory of Nazianzus
 978-3451239007

Table of contents :
I.D er Autor . . . . . . . . . . .
1. Rhetor und Theologe, Werdegang
2. Reden in Nazianz . ... . .
3. Reden in Konstantinopel
4. Reden nach der Rückkehr nach Nazianz
11. Der Kontext . . . . . . . .
1. Theologiegeschichtlicher Ort
2. Eunomius von Zyzikus
3. Konstantinopel
111. Der Text .
1. Aufbau
2. Einheit
3. Geschichte
Einleitende Darlegung gegen die Eunomianer
Zweite Theologische Rede
Über die Theologie
Dritte Theologische Rede
Über den Sohn
Vierte Theologische Rede
Über den Sohn
Fünfte Theologische Rede
Über den Heiligen Geist
Abkürzungsverzeichnis
Werkabkürzungen .....
Allgemeine Abkürzungen
Bibliographische Abkürzungen
Bibliographie
Quellen
Literatur
Register
Bibelstellen
Biblische Namen
Personen
Begriffe
Sachen

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FONTES CHRISTIANI

GREGOR VON NAZIANZ ORATIONES THEOLOGICAE THEOLOGISCHE REDEN

GRIECHISCH DEUTSCH

HERDER

Hier redet einer, der wie kaum ein anderer Theologe der Alten Kirche Gewalt über das Wort besitzt, zu einem Thema, das wie keines sonst für den Glauben bedeutsam ist. Die Reden des Gregor von Nazianz (ca. 330-ca. 390) über den dreieinen Gott sind in eine kirchenpolitisch und theologisch noch offene Situation hineingesprochen: Das Ringen um die Mitte des christlichen Glau­ bens ist noch in vollem Gange, die Kirchen der Reichshauptstadt sind noch in den Händen der Arianer, Spitzel des Gegners sitzen zu Füßen des Redners. Die besondere Bedeutung der Reden liegt darin, daß sie in dieser brisanten Situation dem Trinitätsglauben der kommenden Jahrhunderte den geradezu klassischen Ausdruck verleihen. Schon für das Konzil von Chalcedon war Gregor von Nazianz auf Grund seiner fünf theologischen Reden "der Theo­ loge", ein Titel, den die Alte Kirche sonst nur noch Johannes dem Evangelisten verlieh.

ISBN 3-451-23900-0

Bearbeiter: Hermann losef Sieben, Professor für Dogmen- und Kirchengeschichte an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Sankt Georgen, FrankfurtIMain

lohann.�s Philoponos: De opificio mundi. Uber die Erschaffung der Welt. 3 Bände. Paulinus von Nola: Epistulae. Briefe. 3 Bände. Rupert von Deutz: De divinis officüs. Über die Liturgie des Kirchenjahres. 2 Bände.

Editionsplan "Fontes Christiani" 2. Folge ,

Abaelard: Expositio in epistulam ad Romanos. Römerbriefkommentar. 2 Bände.

Speculum Virginum. ]ungfrauenspiegel. 3 Bände. Sulpicius Severus: Chronica. Chronik. Tertullian: Adversus Praxean. Gegen Praxeas.

Ambrosius: De fide ad Gratianum. Über den Glauben. Augustinus: De doctrina christiana. Über die christliche Lehre. 2 Bände. Dorotheos von Gaza: Expositiones et doctrinae diversae, animabus perutiles. Die geistliche Lehre. Gregor der Große: Homiliae in evan­ gelia. Evangelienhomilien. 2 Bände. Gregor der Wundertäter: Oratio pros­ phonetica ac panegyrica in Origenem. Dankrede an Origenes. Gregor von Nazianz: Orationes theologicae. Theologische Reden. Hugo von st. Victor: Didascalicon. Das Studienbuch. lohannes Cassian: De institutis coenobiorum. Über die Einrichtungen der Klöster.

Die einzigartige Bibliothek christlicher Klassiker

FONTES CHRIST IANI

Zweisprachige Neuausgabe christlicher Quellentexte aus Altertum und Mittelalter Herausgegeben von Norbert Brox, Siegma.r Döpp, Wilhe1m Geer� ings, Gisbert Greshake, Ralller Ilgner, Rudolf Schleffer

GREGOR VON NAZIANZ ORATIONES THEOLOGICAE THEOLOGISCHE REDEN ÜBERSETZT UND EINGELEI TET

Band 22

VON HERMAN N JOSEF S IEBEN

GREGOR VON NAZIANZ THEOLOGISCHE REDEN G RIECHISCH DEUTSCH

H E RD E R FREIBURG . BASEL· WIEN BA RCELONA· ROM· NEW YORK

H E RD E R FREIBURG . BASEL· WIEN B A RCELONA· ROM· NEW YORK

INHALTSVERZEICHNIS Abdruck des von P. Gallay unter Mitwirkung von M. Jourjon freundlicher Genehmigung des Verlages Cerf, Paris. Fontes-Redaktion: Rosalie Hellmann, Nicolaus Klimek, Horst Schneider Gedruckt mit Unterstützung der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung

edierten griechischen Textes a EINLEITUNG I. Der Autor . . . . . . . . . . . 1. Rhetor und Theologe, Werdegang 2. Reden in Nazianz . ... . . 3. Reden in Konstantinopel 4. Reden nach der Rückkehr nach Nazianz

7 7 13 17 24

11. Der Kontext

.. . . . . . . 1. Theologiegeschichtlicher Ort 2. Eunomius von Zyzikus 3. Konstantinopel

26 26 30 36

111. Der Text .

Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme Gregorius :

Orationes theologicae : [griechisch-deutsch] Theo­ logische Reden / Gregor von Nazianz.Übers. und eingeleitet von Hermann Josef Sieben.- Freiburg im Breisgau ; Basel; Wien; Barcelona; Rom; New York: Herder, 1996. (Fontes Christiani ; Bd. 22) NE: Sieben, Hermann o J sef : [Sammlung]; GT ISBN 3-451-23800-4 kart. ISBN 3-451-23900-0 Gewebe

41 41 50 55

1. Aufbau 2. Einheit 3. Geschichte

=

Umschlagbild: Marmorplatte eines Lesepults, Ravenna, S. Apollinare Nuovo, 6. Jh. Alle Rechte vorbehalten - Printed in Germany © Verlag Herder Freiburg im Breisgau 1996 Satz: Nicolaus Klimek, Bochum Herstellung: Freiburger Graphische Betriebe 1996 ISBN 3-451-23800-4 kartoniert ISBN 3-451-23900-0 gebunden

TEXT UND

ÜBERSETZUNG

Erste Theologische Rede Einleitende Darlegung gegen die Eunomianer Zweite Theologische Rede Über die Theologie

. . . . . . . . .

66

. . . . . . . . . . . . . . . . . .

92

Dritte Theologische Rede Über den Sohn

168

Vierte Theologische Rede Über den Sohn

222

Fünfte Theologische Rede Über den Heiligen Geist .

274

ANHANG Abkürzungsverzeichnis Werkabkürzungen . . .. . Allgemeine Abkürzungen Bibliographische Abkürzungen

340 344 344

[Hrsg. ] ;

6 Bibliographie Quellen Literatur Register Bibelstellen Biblische Namen Personen Begriffe Sachen

I N HAL TSVERZEICHNIS

· ·

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· · ·

EINLEITUNG

348 363 3 74 382 382 3 86 391

I.

DE R AUTOR

1. Rhetor und Theologe, Werdegang

Gregor von N azianz verstand sich selbst als christlichen Rhetor; er war von diesem Beruf in einer Weise existentiell erfüllt wie kein anderer Kirchenvater. Er gehört selber zu denen, von denen er einmal gesagt hat, ihr "Leben geht im Wort auf" I. Der entscheidende Grund seiner Liebe zu den AOyot, den Worten, ist dabei deren innere Nähe zum A6yo�, dem Wort. Von diesem inneren Zusammenhang bezieht seine Rede letztlich ihre Kraft und Größe: "Als Diener des Wortes halte ich mich nur noch ans Wort. Niemals möchte ich aus freien Stücken diesen meinen B esitz aufs Spiel setzen; ich schätze ihn, ich liebe ihn, ich freue mich darüber mehr als über j eden anderen B esitz, an dem die Menge ihr Vergnügen hat." 2 Mit welcher Vollendung er dabei das Wort, die Kunst der Rede beherrschte, bezeugt ein Kenner wie E duard Norden, nach dem "keiner alle Töne lodernder L eidenschaft mit einer solchen Meisterschaft in der Sprache zum Ausdruck gebracht hat, gleich gewaltig, mag er den toten Apostaten (Kaiser Julian) . . . in Worten maßlosen Hasses als wildes Tier schildern, oder den Basileios verherrlichen, oder sei­ ner Gemeinde in der Stunde drohenden Tumultes ein letz­ tes Lebewohl zurufen, oder das eigene Irren, Suchen und Finden in innigen und zarten Versen erzählen, oder fast im Hymnenton an den großen Festen . . . ,seinen' Jesus prei­ sen" 3. Kein Wunder, daß er in der östlichen Kirche als "christlicher Demosthenes" gefeiert wurde und daß man 1 3

Gr. 43,1 (PG 36, 493A): . 01, ßio, Eotiv 6 Myo,. Gr. 6,5 (PG 35, 72 8B). NORDEN, Kunstprosa 562 f. . .

8

EINLEITUNG

seine Reden in der byzantinischen Zeit neben denen der klassischen Antike als Muster und Modell in den Schulen verwendete - eine Ehre, die keinem anderen Kirchenvater zuteil wurde. Für die griechische Kirche ist Gregor aber nicht nur der unvergleichliche Rhetor, sondern gleichzeitig auch "der Theologe" 4. Diesen Ehrentitel trägt er aufgrund der hier vorzustellenden fünf Theologischen Reden. Wie frühzeitig er auch im Westen gerade als Theologe geschätzt wurde, geht aus der Feststellung seines Übersetzers Rufin hervor: Wer mit Gregor nicht übereinstimme, sei vom rechten Glauben abgeirrt '. In neuerer Zeit, in der nicht mehr so sehr die Orthodo­ xie, der richtige Glaube, sondern die spekulative Kraft und die Originalität als das entscheidende Kriterium für den Rang eines Theologen gilt, verblaßte der Ruhm Gregors als Theologe. Im kappadozischen D reigestirn trat er deutlich hinter Gregor von Nyssa und Basilius von Cäsarea zurück. Man sah in Gregor von N azianz fast nur noch den, gewiß brillanten, Verkünder und Propagator von theologischen Ideen, auf die Basilius als erster gekommen war und die Gregor von Nyssa mit der ihm eigenen spekulativen Kraft konsequent zu Ende gedacht hatte, aber kaum noch einen theologischen Denker von eigenem Rang und Namen. Die­ se Abwertung Gregors als Theologe, d er in neuester Zeit freilich auch widersprochen wird 6, hängt vielleicht mit dem 4

Als einziger Kirchenvater wurde Gregor mit dem Titel 6 1'}E6A.oyo� ausgezeichnet, so schon vom Konzil von Chalcedon (ACO 2,1,3,1 1 4). 5 Vgl. RUFIN, Greg. Naz. orat. praef. (CSEL 46, 5): Id obtinuerit (Gregorius) apud deum et ecclesias dei meriti, ut, quicumque ausus fuerit doctrinae eius in aliquo refragari, ex hoc ipso quia lpse magis sit hereticus arguatur; manifestum namque indicium est non esse rectae fidei omnem qui in fide Gregorio non concordat. (, Vgl. HANsoN, Search 707: "But in j ustice to Gregory of Nazianzus it must be allowed that he was more than just a competent theologian. H e had h i s own kind of brilliance, o f lucidity and o f force, though he was

l.

D E R AUTOR

9

Vorurteil zusammen, daß die perfekte äußere Form not­ wendig dem Inhalt und der Tiefe des Gedankens schade. Natürlich liegt hier ein Problem, und Gregor von Nazi­ anz hat es selber sehr deutlich gesehen, mehr noch: Er hat zeit seines Lebens wie kein anderer Kirchenvater unter diesem Zwiespalt gelitten, einerseits in der schlichten Spra­ che von Fischern und Zöllnern verkünden zu sollen, ande­ rerseits dieser Verkündigung Wirkung geben zu müssen durch das Mittel, das dafür wie kein anderes geeignet ist, nämlich die Rhetorik. In seiner in Versen verfaßten Auto­ biographie bringt Gregor einmal den Unterschied zwi­ schen der "weltlichen" und der einem Kirchenmann abver­ langten Rhetorik, wie er ihn sieht, auf den Punkt: "Zweierlei sind der Myser und der Phryger Grenzen, zwei­ erlei, was die Reden der Heiden und was meine wollen. Denn ihre Reden dienen zur Schaustellung vor Versamm­ lungen j unger Leute und stellen freie Erfindungen dar, bei denen es nicht viel ausmacht, ob man einen Schatten ver­ fehlt oder trifft - denn mehr Kraft als ein Schatten haben sie nicht. Uns aber - denn die Wahrheit zu sagen ist ja unser Ziel -, uns muß es gar angst sein, ob es sich wirklich so verhält, wie wir sagen, oder nicht. Der Weg führt näm­ lich zwischen Abgründen hin, und von ihm abstürzen heißt fraglos abstürzen in die Pforten der Hölle. Darum müssen wir gar sehr auf die Worte achthaben, mit Verstand etwas sagen und anderes anhören; zuzeiten uns aber von beidem gleichermaßen zurückziehen und uns von der Furcht als rechter Richtschnur leiten lassen. Denn weniger bringt das Ohr Gefahr als die Zunge, weniger noch als das Hören der

not as original and as much of a pioneer, perhaps, as were Basil and his b rother." - Vgl. vor allem die souveräne Würdigung Gregors als Tri­ nitätstheologe durch TRISOGLIO, Poesia della trinita 72 1 : "Eleganz ist kein Luxus, nein, sie unterstreicht die Klarheit u nd b ezeugt die Leich­ tigkeit, mit der der Geist sich die Wahrheit angeeignet hat: Bei G regor strahlt die Theologie."

10

11

EINLEITUNG

I. D E R AUTOR

Rückzug aus der Gesellschaft. "7 Es geht dem christlichen Verkünder um die Wahrheit, und die kann er auf für ihn und seine Zuhörer tödliche Weise verfehlen! Gregor hat nicht nur das mit der Rhetorik für den christlichen Verkündiger gegebene Problem gesehen, son­ dern, nach dem Zeugnis seiner Kommentatoren, auch die Probe, die Versuchung, weitgehend bestanden. Für sein Werk, seine Reden, gilt in der Tat, was man allgemein über die christlichen Redner seines Jahrhunderts gesagt hat: " Immer hatten die christlichen Redner dieser Zeit vor den heidnischen Rhetoren das voraus, daß der Inhalt ihrer Vorträge gewichtvoller und erhebender war, weil sie Ge­ genstände abhandelten, wovon die Zeit in ihren Tiefen bewegt war, wofür sie selbst von Begeisterung erfüllt wa­ ren, während die heidnischen Redekünstler für einen abge­ storbenen Kultus oder über andere Gegenstände sprachen, die weder das politische noch das menschliche Interesse in Anspruch nehmen konnten. "H Bevor wir auf den näheren Kontext und den Text selber, G regors fünf Theologische R eden in denen in der Tat von einem Gegenstand die Rede ist, "wovon die Zeit in ihren Tiefen bewegt war", nämlich vom Geheimnis des dreifaltigen Gottes -, zu sprechen kommen, ist zunächst ein B lick auf das Leben und den Werdegang des christli­ chen Rhetors zu werfen. Sein Vater, Gregor der Ältere, von Gregors Mutter Non­ na, die auch auf die religiöse Erziehung des Knaben von großem Einfluß war, zum christlichen Glauben bekehrt, war seit etwa 329 Bischof von Nazianz. Dort oder auf dem in der Nähe gelegenen väterlichen Landgut Arianz kam Gregor zwischen 325 und 330 zur Welt und wuchs zusam­ men mit einem jüngeren Bruder, Caesarius, der später am Kaiserhof als Arzt und hoher B eamter Karriere machte,

und einer älteren Schwester, Gorgonia, die ebenso wie dieser B ruder schon 368/369 vom Tod heimgesucht wer­ den sollte, auf. Die finanzielle Situation des Elternhau­ ses erlaubte Gregor eine Ausbildung, wie man sie sich gründlicher und länger kaum vorstellen kann 9. Die Eltern, reiche Grundbesitzer und Angehörige der griechischen Oberschicht, ließen den jungen Gregor zunächst entweder durch einen Privatlehrer unterrichten oder schickten ihn auf eine Art Elementarschule in Nazianz selber, dann auf eine weiterbildende Schule in der Hauptstadt Kappado­ ziens, Cäsarea, wo er vielleicht schon seinen lebenslangen Freund Basilius kennenlernt. Sein weiterer B ildungsweg führte ihn nach Cäsarea in Palästina, wo er den Rhetor Thespasius hörte, und nach Alexandrien. Beide Orte waren in damaliger Zeit Zentren christlicher B ildung. In Cäsarea hatten der geniale Theologe Origenes, sein Verteidiger Pamphilus und einer der größten Gelehrten seiner Zeit, B ischof Eusebius von Cäsarea, gewirkt. Wahrscheinlich bestand während G regors Aufenthalt in der Stadt die große B ibliothek noch, die die genannten Männer angelegt und benutzt hatten. Alexandrien war einerseits eines der ganz großen Zentren der Bildung in der Alten Welt überhaupt, andererseits ein Ort, an dem die Tradition des Origenes ganz besonders lebendig war. Wahrscheinlich war der Bi­ schof der Hauptstadt Ägyptens, Athanasius, während Gre­ gors Aufenthalt dort wieder einmal in der Verbannung, aber der Student traf hier doch sicher auf seine Anhänger, die ihn mit der Theologie des Vorkämpfers des Konzils von Nizäa vertraut machten. Nicht unmöglich ist auch, daß Gregor in Alexandrien Kontakt mit einem anderen ent­ schiedenen Verteidiger des Konzils von Nizäa hatte, mit

-

7 H

De vita sua 1 240-1256 ( 1 1 5 }UNGCK). ULLMA;\IN, Theologe 1 27.

9

Zum folgenden vgl. u. a. NORRIS, Faith 1 - 1 2 . Vgl. auch die für ein breiteres Publikum gedachte Einführung in Leben und Werk des Gregor von Nazianz bei BERNARDl, Grcgoire de Nazianze 1 01-237.

12

13

EIN LEITUNG

I . DER AUTOR

Didymus dem Blinden, auch er wie der oben genannte Pamphilus ein eifriger Anhänger des großen Origenes. Die tiefe Prägung durch die hellenische Kultur, die Gre­ gor auszeichnet, dürfte ihm dann sein langer Studiena,uf­ enthalt in Athen (345-356) gebracht haben. Dort lehrten um 350 unter anderen der kappadozische Christ Prohäre­ sius und der Heide Himerius Rhetorik. Von dem letzteren sind einige Reden auf uns gekommen, über deren Qualität die Meinungen der Forscher auseinandergehen. Es ist da­ mit zu rechnen, daß Gregor von ihm bestimmte, gerade auch in den Theologischen Reden zu beobachtende Vorge­ hensweisen der Auseinandersetzung mit seinen Gegnern gelernt hat. Daß Prohäresius ein entschiedener Christ war, zeigt die Tatsache, daß er das Angebot seines ehemaligen Schülers, des Kaisers Julian, seine Lehrtätigkeit fortzuset­ zen, obwohl dies Christen durch kaiserliches Dekret (362) eigentlich verboten war, zurückwies. Es ist anzunehmen, daß Gregor von diesem Lehrer nicht nur in der Rhetorik weiter ausgebildet, sondern auch in seinem christlichen B ekenntnis gefestigt wurde. In diese Studienjahre fallen vielleicht auch gewisse unangenehme Erfahrungen Gre­ gors mit dem Studiengenossen Julian, die seine spätere kompromißlos feindselige Ablehnung gegenüber dem Kai­ ser erklären. Als Gregor nach zehnj ährigem Aufenthalt in Athen sich anschickte die Stadt zu verlassen - er ist inzwischen etwa 30 bis 35 Jahre alt - , drängte man ihn zu bleiben. Mögli­ cherweise bot man ihm bei dieser Gelegenheit eine frei werdende Stelle als Lehrer der Rhetorik an. Wie dem auch sei, Gregor kehrte etwas später als sein Freund Basilius in seine Heimat zurück und gab dort zunächst einige Proben seines in Athen und anderswo erworbenen rhetorischen Könnens. Jetzt empfing er wohl auch die Taufe. Es folgte eine kurze Zeit gemeinsamen monastischen Lebens zusam­ men mit Basilius in dessen und seiner Familie " Kloster" Annesi am Irisfluß in Pontus. Ob er zu dieser Zeit zusam-

men mit dem Freund die Philokalie, eine uns glücklicher ­ weise erhaltene Auswahl von Texten aus dem Werk des Origenes, zusammen gestellt hat, ist unsicher. Einiges spricht dafür, daß diese in ihrer Weise neuartige Textsamm­ lung erst nach 362 in Reaktion auf Julians Vorgehen gegen den christliche n Glauben entstanden ist.

R eden in Nazianz 361/362 wird Gregor wider seinen Willen vom Vater zum Priester geweiht. Zunächst sucht er sich durch die Flucht nach Annesi der Ausübung des Amtes zu entziehen, kehrt dann aber zurück und hält seine erste Rede Ostern 362'°. Von jetzt an markieren j eweils Reden die entscheidenden Etappen seiner B iographie 11. Die Osterrede aus dem Jahre 362 verknüpft geschickt das Festthema mit dem Persön­ lichen, nämlich der Mitteilung der Gründe für seine "Flucht" . In engstem Zusammenhang mit der Osterpredigt steht dann eine "Rede", die in der vorliegenden Form wohl nie vorgetragen wurde. Als Frucht seiner Meditationen in der Einöde von Annesi und seines Kontaktes mit den dortigen "Mönchen", vielleicht auch dort schon niederg� ­ schrieben, legt Gregor hier in der Form einer Apologie einen regelrechten Traktat, und zwar den ersten in der Alten Kirche überhaupt, über das Priesteramt, seine geisti­ gen und geistlichen Erfordernisse, vor ' 2 • Wiederum i� eng­ stem Zusammenhang mit der ersten Rede steht die am folgenden Sonntag gehaltene, in der Gregor über den schlechten B esuch seiner ersten Rede klagt 1 3•

2.

10

Or. 1 (PG 3 5 , 396-401 ) . Zum folgenden vgl. BERNARDI, Pr6dication 96-260, ferner jeweils die Einleitung zu SCh 247, 270, 284, 309, 3 1 8, 358 und 384. . 1 2 Or. 2 (PG 35, 408-5 1 3 ) . - Zu diesem Traktat vgl. neuerdIngs LOCH­ BRUNNER, Priestertum 39-66. 13 Or. 3 (PG 35, 5 1 7-525). 11

14

EINLEITUNG

In die gleiche Zeit, nämlich die Jahre 362/363, gehört wohl seine Rede auf die Makkabäischen Blutzeugen 1 4. Der König Antiochus, den Gregor hier im Visier hat, ist kein anderer als Julian Apostata, der sich auf dem Weg von Kon­ stantinopel nach Antiochien zur genannten Zeit nicht weit von Nazianz befand. Eleazar erhält in dieser Predigt Züge seines eigenen Vaters, Gregors des Älteren; in den sieben Söhnen sollen sich die Gläubigen der Gemeinde wieder­ erkennen. Gregor stimmt mit der Predigt seine Gemeinde auf die möglicherweise bevorstehende Verfolgung ein. Wohl aus dem Jahre 364 stammt eine Rede 1 5, in der Gregor in allgemeinen Wendungen die Einheit unter den Gläubigen lobt und zu ihr animiert. Hintergrund ist die Versöhnung zwischen seinem Vater und einer Gruppe von Mönchen, die sich von Gregor dem Älteren getrennt hat­ ten, weil dieser wahrscheinlich ein homoiousianisches Glaubensbekenntnis unterschrieben hatte. In die Anfangs­ m�nate dieses Jahres fällt wohl auch die Abfassung seiner belden Pamphlete gegen den am 26. Juni 363 auf dem Rückmarsch aus dem Perserkrieg umgekommenen Kaiser Julian I", eine leidenschaftliche - übrigens nach allen Re­ geln der Kunst der Invektive abgefaßte - Abrechnung, die freilich nie mündlich vorgetragen wurde 1 7. Sie fällt vor allem deswegen so schonungslos aus, weil ein vom ehema­ ligen Athener Kommilitonen am 17. Juni 362 erlassenes Gesetz die Christen vom Schuldienst ausgeschlossen und damit Gregors Selbstverständnis als christlicher Rhetor zutiefst getroffen hatte. Zu den Großtaten seines Freundes Basilius gehört der Bau einer Art Hospiz in Cäsarea für Arme, Kranke und

I. DER AUTOR

Pilger. Man kann sich gut vorstellen, daß Gregors Rede über die Liebe zu den Arme n '" mit diesem bedeutenden Werk in der Geschichte der christlichen Caritas in Zu­ sammenhang steht. Daß die Rede bei einem Aufenthalt Gregors 368 in Cäsarea gehalten wurde, als das genannte Werk geplant und von den Freunden besprochen wurde, ist wahrscheinlicher, als daß Gregor sie in seiner eigenen Kir­ che in Nazianz hielt. Die in der Rede gegebene Beschrei­ bung des Luxus gewisser Christen paßt nämlich besser auf B ewohner der Hauptstadt als auf Gläubige einer Kleinstadt wie Nazianz. Einen ganz neuen Akzent stellt die eindring­ liche Beschreibung der verschiedenen Kategorien von Elend und von Armen in dieser Rede Gregors dar. Zwei weitere Reden, die Leichenreden zum Tod seines Bruders Caesarius und zu dem seiner Schwester Gorgo­ nia I", gehören zeitlich und inhaltlich zusammen. Sie wur­ den etwa Ende 368 / Anfang 369 gehalten. Gregor hält sich in beiden Reden strikt an die für dieses Genus vorgeschrie­ benen Topoi, was unter anderem bedeutet, daß die Verstor­ benen gebührend gelobt werden müssen. Aus kirchenpolitischen Gründen hatte B asilius, seit 370 B ischof der kappadozischen Hauptstadt Cäsarea, neue Bi­ schofssitze in Nyssa und Sasima gegründet. Für die geeig­ netsten Kandidaten hielt er seinen Bruder Gregor und Gregor von N azianz. In diesen Kontext gehören gleich vier Reden. Die erste hält Gregor noch vor seiner Weihe zum Bischof 20, die zweite unmittelbar danach. Es wiederholt sich das gleiche "Drama" wie zehn Jahre zuvor bei seiner Priesterweihe. Erst nachher kommt Gregor klar zum Be­ wußtsein, welche Konsequenzen sich aus der Weihe für ihn ergeben. Er b ereut es, sich drängen lassen zu haben, und wendet sich j etzt gegen die, die ihn zur Annahme des

14 Gr. 15 (PG 35, 9 1 2-933).

15

Gr. 6 (PG 3 5, 72 1 -752). G r. 4 und 5 (PG 35, 532-720). Zu dieser Datierung vgl . BERN!\RDI, Introduction 3 7. 1 7 Vgl. BERNARDI, Introduction 38-50. 16

-

15

'" Gr. 14 (PG 35, 8 57-909). 1 9 Gr. 7 (PG 35, 756-788) u nd 8 (PG 35, 789-8 1 7). 20 Gr. 1 0 (PG 35, 828-832).

16

EINLEITUNG

Amtes gedrängt hatten". Die dritte Rede12 hält Gregor immer noch in Nazianz in Gegenwart des Gregor von Nyssa, der wohl von seinem Bruder Basilius dorthin ge­ schickt wurde, um dafür zu sorgen, daß Gregor endlich sein Amt in Sasima antritt. Dazu kommt es aber trotz weiterer Ermahnungen durch seinen Freund B asilius nie. Gregor bleibt in Nazianz. Mit der vierten Rede" tritt er eine Art von Koadjutor-Stelle bei seinem Vater in Nazianz an, die er bis zu dessen Tod im Jahre 374 innehat. Zu den verschiedenen in der letztgenannten Rede behandelten Ge­ genständen/gehört ein sehr klares B ekenntnis zur Gottheit des Heiligen Geistes - B eleg dafür, daß die Auseinander­ setzungen über diesen Glaubensartikel in vollem Gange sind. Die Rede schließt mit einem ebenso klaren Bekennt­ nis zur heiligen Dreifaltigkeit. Mit seiner Weihe zum Bi­ schof ist Gregor Lehrautorität zugewachsen, und er zögert keinen Augenblick, sie im Sinne der nizänischen Recht­ gläubigkeit einzusetzen. Als "Hilfsbischof" seines Vaters in Nazianz und nach dessen Tod als "Bischofsverweser" hält Gregor zu den verschiedensten G elegenheiten Reden, eine anläßlich ei­ nes Hagelschlages über das Ertragen von Prüfungen 24, ei­ ne anläßlich einer B ischofsweihe", die wiederum mit ei­ nem klaren B ekenntnis zur Gottheit des Heiligen Geistes schließt, eine anläßlich der Anwesenheit des Provinzgou­ verneurs2", eine, in der Gregor in einer uns nicht näher b ekannten Angelegenheit als Vermittler zwischen seinen Mitbürgern und den staatlichen B ehörden das Wort er­ greift, eine schließlich anläßlich des Jahresgedächtnisses seines Vaters, Gregors des Älteren, der im Frühjahr 37427 gestorben war, in der der Redner interessante Mitteilungen 21 OY. 22 OY.

9 (PG 35, 820-825). 11 (PG 3 5, 832-8 4 1 ) . '" OY. 1 6 (PG 3 5, 933-964). 26 Or. 17 (PG 3 5, 964-98 1 ) .

23 OY. " OY. 27 OY.

1 2 ( P G 3 5, 844-849). 13 (PG 35, 8 5 1 -856). 18 (PG 3 5 , 985-1044).

I . D E R AUTOR

17

über seinen Vater und überhaupt über das soziale Milieu der Familie macht. Auf eine spätere Überarbeitung der Rede deutet der Umstand hin, daß sie Passagen über die Mutter enthält, die so klingen, als ob Nonna schon tot wäre. Eine Rede 28 wohl aus dem Jahre 374/375, in der es aufgrund der Anwesenheit eines hohen leitenden B eamten der Finanzbehörde um die verschiedenen Standespflichten geht, ist schließlich Gregors vorläufig letzte Rede in Nazi­ anz. Für die folgenden vier oder fünf Jahre zieht er sich nämlich nach Seleukia in Isaurien vielleicht in eine Art Kloster zurück. Aus diesen der Kontemplation und Samm­ lung gewidmeten Jahren sind keine Reden überliefert. Dort erreichte ihn Anfang 379 die Einladung, die Leitung der kleinen Schar nizänischer Christen in der Reichshauptstadt Konstantinopel zu übernehmen. Möglicherweise ging die Initiative zu dieser Einladung von seiner Kusine, Theodo­ sia, einer Schwester des Amphilochius von Iconium, aus, die, mit einem hohen Reichsbeamten verheiratet, in Kon­ stantinopel wohnte. Gregor nimmt die Einladung an und trifft wohl erst nach dem Neujahrstag 379 in Konstantino­ pel ein. Im Rahmen seines nur zweieinhalb Jahre dauern­ den Aufenthaltes in der Reichshauptstadt hält er im Som­ mer und Herbst 380 seine berühmten fünf Theologischen Reden. Auf sie gehen wir weiter unten ausführlicher ein. Hier ist zunächst der Überblick über seine sonsti ge Rede­ tätigkeit in Konstantinopel fortzusetzen. 3.

Reden in Konstantinopel

Fast die Hälfte der uns überlieferten Reden Gregors stammt aus den zweieinhalb Jahren seines Aufenthaltes in der Reichshauptstadt. Wenn Reden, wie wir einleitend ge­ sehen haben, für ihn soviel wie Existieren, Leben bedeutet, so kann man allein an der Zahl seiner Reden in Konstanti2' OY.

19 (PG 35, 1 044-1 064).

18

19

EIN LEITUNG

I . D E R AUTOR

nopel ablesen, wie intensiv er j etzt lebt. Deutlich wird freilich auch, wie sehr Gregor die Jahre der Zurückgezo­ genheit in Seleukia genutzt hat, um sich für die j etzt an ihn gestellten Anforderungen zu rüsten. Gefragt war er in seinen beiden Eigenschaften als Rhetor und als Theologe in gleicher Weise. In beidem enttäuschte er nicht die in ihn gesetzten Erwartungen und Hoffnungen. Da die Haupt­ kirchen der Stadt alle in den Händen der Arianer waren, fanden die Reden Gregors zunächst in einer Art Kapelle statt, der Empfangshalle eines größeren Privathauses vielleicht dem der Familie der oben genannten Kusine Theodosia -, der Gregor den Namen "Anastasia", das heißt "Auferstehung", gab, um anzudeuten, daß von die­ sem Raum aus der rechte Glaube in Konstantinopel wieder auferstehen sollte. Der erste Kontakt Gregors mit seinem neuen Publikum, der kleinen Gemeinde der nizänischen Christen, ist leider durch keine uns überlieferte Rede dokumentiert. In einer Ansprache'" in der Gregor im Anschluß an den Friedens­ kuß in Form eines Protreptikos sehr eindringlich zum innerkirchlichen Frieden mahnt und auf Gründe des Un­ friedens eingeht, hat man die erste B egegnung mit seinem neuen Publikum sehen wollen, aber die Datierung ist nicht sicher. Datiert man sie auf Herbst 3 79, muß man, weil Gregor auf das Antiochenische Schisma eingeht, jedenfalls eine spätere Überarbeitung annehmen. In einem gewissen Zusammenhang mit der genannten Rede steht eine Anspra­ che", in der Gregor auf den kirchlichen Unfrieden und den hauptsächlichen Grund desselben, nämlich die Vorherr­ schaft der "Theologie" über den einfachen Glauben, ein­ geht. Er nimmt dort in sehr eindeutiger Weise gegen die Diskussion theologischer Fragen durch ein breiteres Publi­ kum Stellung, dem seiner Auffassung nach die dazu erfor-

derlichen Voraussetzungen, nämlich die "Beschauung" und die Sachkenntnis, fehlen. Es handelt sich um eine Programmrede, die sicher nicht nach dem Geschmack aller seiner Zuhörer war! Gregors Rede von 3 79 (oder 380 oder 3 8 1 ?) zum Jahres­ gedächtnis des 3 73 gestorbenen Athanasius von Alexan­ drien3] enthält neben Informationen über das Leben des Vorkämpfers des Konzils von Nizäa und scharfer Kritik seiner Bischofskollegen die Ankündigung, er werde sich für diesen Glauben noch deutlicher als bisher einsetzen. Seine Rede zu Pfingsten 37932 nimmt zwar deutlich Bezug auf die in diesen Jahren diskutierte Frage, ob man den Heiligen Geist ausdrücklich " Gott" nennen soll oder sich mit einem inneren Bekenntnis zu seiner Gottheit begnügen darf, bleibt aber sonst inhaltlich noch hinter der Position zurück, die er im folgenden Jahr in seiner fünften Theolo­ gischen Rede vertreten sollte. In einer improvisierten Lobrede auf den Märtyrer Cy­ prian33 aus dem Jahre 379 vermischt Gregor ganz offen­ sichtlich spärliche Nachrichten über den Märtyrerbischof von Karthago mit solchen über den gleichnamigen Magier aus Antiochien. Die Rede belegt in erschreckender Weise den niedrigen Kenntnisstand über die Kirchengeschichte des 3. Jahrhunderts, und dies bei einem Mann, der immer­ hin zur B ildungselite der damaligen Kirche gehört. Die in einer Art kynischen Diatribe an die Adresse der Aria­ ner gerichtete Aufforderung, sich dem katholischen Glau­ ben anzuschließen '\ die in dieser Form vielleicht nie mündlich vorgetragen wurde, ist entweder nach dem 28. Februar 380 zu datieren, also nach dem Gesetz, durch das Theodosius den Glauben des D amasus von Rom und des Petrus von Alexandrien, also den Glauben des Konzils von Nizäa, zum Reichsglauben erklärte, oder nach den tätlil]

'" Or. 22 (PG 35, 1 1 3 2-1 1 52).

30

Or. 32 (PG 36, 1 7 1-2 1 2).

J)

Or. 21 (PG 3 5, 1 08 1 - 1 1 28). Or. 24 (PG 35, 1 1 69-1 193).

32 J4

Or. 4 1 (PG 3 6, 427-452). Or. 33 (PG 3 6, 2 1 3-237).

20

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EINLEITUNG

I . DER AUTOR

chen Angriffen der Arianer, also unmittelbar nach Ostern 3 79. Der Text zeigt im ersten Fall, in welchem Geisteszu­ stand Gregor sich kurz vor dem Einzug des neuen, auf dem B oden des nizänischen Bekenntnisses stehenden Kaisers in die Reichshauptstadt befand. In der Tat, die Situation der nizäatreuen Christen hatte sich seit der Niederlage von Kaiser Valens, der Hauptstütze der Arianer, in der Schlacht von Adrianopel am 9. August 378 sichtlich verbessert. Sein im Westen seit 375 herrschender B ruder Gratian zeigte den Anhängern des Konzils von Nizäa seine Sympathie. Die am 1 9. Januar 3 79 erfolgte Einsetzung seines eindeutig nizänisch gesinnten Generals Theodosius zum Kaiser des Ostens sollte diese Sympathie bestätigen. Am 24. Novem­ ber 379 schließlich hielt Theodosius seinen Einzug in Kon­ stantinopel. Zwei weitere Reden aus dem Jahre 3 79, die eine über die Rolle der Philosophie im christlichen Denken, die andere über die sittliche Läuterung, also die praktische "Philo­ sophie", als Voraussetzung der Theologie, stehen in einem engen Verhältnis mit einem traurigen Kapitel im Leben Gregors, nämlich der herben Enttäuschung mit dem kyni­ schen Philosophen Maximus, auch "Heron" genannt. Die­ ser hatte sich durch sein Bekenntnis zum nizänischen Glauben sein Vertrauen erschlichen, sich dann aber mit Unterstützung des alexandrinischen Bischofs Petrus in ei­ ner Nacht-und-Nebel-Aktion des Throns von Konstanti­ nopel zu bemächtigen versucht. In der ersten Rede'" der Form nach eine Abschiedsrede, feiert Gregor die Philoso­ phie in der Gestalt des genannten Philosophen, in der zweiten)' informiert er seine Zuhörer in Form eines Plä­ doyers in eigener Sache über die gegen ihn unternommenen Machenschaften des alexandrinischen Emissärs. Mit einer Anfang 380 gehaltenen RedeJ7, in der Gregor anläßlich der

Anwesenheit durchreisender Ägypter den orthodoxen Tri­ nitätsglauben der alexandrinischen Kirche feiert, bringt er seinen Wunsch nach Versöhnung mit Petrus von Alexan­ drien, dem Drahtzieher der Maximus-Affäre, zum Aus­ druck. Deutlich ist in dieser Rede Gregors Bestreben, der Tatsache Rechnung zu tragen, daß das kaiserliche Dekret vom 28. Februar 380 den Glauben des alexandrinischen B ischofs neben dem des Bischofs von Rom zum Reichs­ glauben erklärt hatte. In den trinitarischen Darlegungen der Rede liegt der Akzent sehr klar auf dem Heiligen Geist - Zeichen dafür, daß dieser Teil der Lehre in diesen Jahren besonders umstritten war. Im Zentrum einer Rede " vielleicht vom Sommer oder Herbst 3 80, vielleicht aber auch noch aus seiner Nazianzer Zeit, stehen ebenfalls D arlegungen über die heilige Dreifal­ tigkeit, aber es findet auch, wie in der vorgenannten Rede, eine Versöhnung statt, möglicherweise mit einem der Prie­ ster der Hauptstadt, die Maximus unterstützt hatten. Am Schluß kündigt Gregor eine systematische Widerlegung der Arianer an; im Falle der späteren Datierung dürfen wir darin einen Hinweis auf die uns im folgenden besonders interessierenden fünf Theologischen Reden sehen, auf die wir im nächsten Abschnitt zurückkommen werden. Wahr­ scheinlich zwischen die vierte und die fünfte Theologische Rede, j edenfalls in engem zeitlichem und sachlichem Zu­ sammenhang mit ihnen, ist eine Ansprache einzuordnen'., in der Gregor die Arianer scharf angreift und sich im übrigen über die notwendigen Voraussetzungen für das Amt eines B ischofs ausläßt. Gregor wiederholt hier zum Teil Gedanken, die er 1 5 Jahre vorher über das Priesteramt vorgelegt hatte. Am 24. November 380 also hält Kaiser Theodosius sei­ nen Einzug in die Reichshauptstadt. Noch am gleichen Tag

35 ür: 25 (PG 35, 1 1 97-1 225). 36

Or. 26 (PG 35, 1 227-1 252).

\7

Oy. 34 (PG 36, 24 1 -256).

JS

Oy. 23 (PG 35, 1 1 5 1 -1 1 68).

)" Or. 20 (PG 3 5, 1065-1 080).

22

teilt er Gregor seine Absicht mit, ihn an Stelle des Arianers Demophilus zum B ischof von Konstantinopel zu machen. Am 27. November wird Gregor als Bischof der Hauptstadt in der Kirche der heiligen Apostel eingesetzt, das vom Kaiser einberufene Konzil wird der faktischen Einsetzung die rechtliche Bestätigung folgen lassen. Gregor predigt fortan also nicht mehr in der Anastasia-Kapelle, sondern in der Apostelkirche, der Hauptkirche von Konstantinopel. In einer Rede 40 vom Dezember 3 80, in der Gregor für das ihm zuteil gewordene Vertrauen dankt, sich aber auch gegen den Vorwurf verteidigt, sich unrechtmäßig des Kon­ stantinopler Throns bemächtigt zu haben, und sein aus den verschiedensten Gruppen zusammengesetztes Publikum, vor allem j edoch den anwesenden Kaiser Theodosius, mahnt, nach den j eweiligen Standestugenden zu streben, dürfen wir mit hoher Wahrscheinlichkeit seine Antritts­ rede als neuer B ischof der Reichshauptstadt sehen. Eine weitere Gruppe von Reden gehört wiederum zu­ sammen. Die erste4 1 stellt, wenn die Datierung auf 380 beziehungsweise 381 den Vorzug verdient vor der auf 379 beziehungsweise 3 80, die erste Weihnachtsansprache des neuen Bischofs der Reichshauptstadt dar, die zweite 42 seine Ansprache zum folgenden Fest der Epiphanie. Gregor spricht in seiner Weihnachtsansprache im Rahmen von Ausführungen über die gesamte Heilsgeschichte, bedingt durch die Leugnung von seiten der Arianer, auch ausführ­ lich über die Dreifaltigkeit und beginnt in seiner Rede zu . Epiphanie Ausführungen über die Taufe, die er am folgenden Tag in der dritten Rede'] in sehr großer Ausführlichkeit fortsetzt. Das Hinausschieben der Taufe scheint außeror40

Or. 36 (PG 36,265-2 8 0) . 4I Or . 3 8 (PG 36,3 1 1 -334). 42 Or. 39 (PG 36, 336-360). 409-42 3 . 43 Or . 4 0 (PG 3 6 , 360-425).

I . DER AUTOR

EINLEITUNG

-

Vgl. hierzu DÖRRIE, Epiphanias-Predigt

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dentlich verbreitet gewesen zu sein, der neue B ischof wen­ det all seine Beredsamkeit auf, die verschiedenen Gruppen der Gläubigen der Reichshauptstadt von der Notwendig­ keit des Empfangs der Taufe zu überzeugen. Es versteht sich von selbst, daß von den Taufbewerbern ein eindeutiges B ekenntnis zum Glauben des Konzils von Nizäa verlangt wird. Die drei genannten Reden, Musterbeispiele für den von Eduard Norden so bezeichneten asianischen Stil", gehören zu den formal schönsten, die Gregor hinterlassen hat. Man geht wohl nicht fehl in der Annahme, daß Gregor im Laufe der Zeit auch Homilien über Texte der Heiligen Schrift gehalten hat. Nur ein einziges B eispiel dieser Art von Reden ist erhalten geblieben, eine vor dem 1 0. Juni 3 8 1 gehaltene Auslegung von Mt 1 9, 1 - 1 245, in der Gregor in Anwesenheit des Kaisers im Zusammenhang von Ausfüh­ rungen über die Ehe unter anderem für die Gleichberech­ tigung der Frau in der staatlichen Ehe- und Familiengesetz­ gebung eintritt. Im Mai 3 8 1 trat das vom Kaiser einberufene Konzil zusammen. Es tagte unter dem Vorsitz des Meletius von Antiochien. Nach dessen Tod wählte man Gregor zum Vorsitzenden der Versammlung. Auf deren Tagesordnung stand neben der Behandlung von Lehrfragen die Beendi­ gung des Antiochenischen Schismas. Eine von Gregor vor­ geschlagene Lösung hierzu fand keine Zustimmung. Als von den ägyptischen Bischöfen auch noch seine Wahl zum B ischof von Konstantinopel angefochten wurde - man behauptete, sie sei nach Kanon 1 5 des Konzils von Nizäa ungültig, weil er schon Bischof von Sasima war - , reichte Gregor dem Konzil und dem Kaiser sein Rücktrittsgesuch ein. Vielleicht spielten auch dogmatische Gründe eine Rol-

44 45

Vgl. NORDEN, Kunstprosa 1 3 1 - 1 49 . Or . 3 7 (PG 3 6 , 2 8 1 -308).

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EINLEITUNG

I . DER AUTOR

le: ein in den Augen Gregors nicht genügend deutliches B ekenntnis des Konzils zur Gottheit des Heiligen Geistes. Sein Rücktrittsgesuch wurde, wahrscheinlich wider seine eigene Erwartung, angenommen. Mit einer Rede 4", etwa aus dem Juni 3 8 1 - die uns freilich nur in einer stark veränderten Fassung überliefert ist, die Gregor erst nach seiner Rückkehr in seine Heimat ausarbeitete und die wohl kaum zu seinen L ebzeiten veröffentlicht wurde - , verab­ schiedete sich Gregor von seiner Gemeinde und dem Kon­ zil. Wie schon so oft vorher haben wir es in der uns vorliegenden Rede wieder mit einer Apologie zu tun; Gre­ gor verteidigt sich gegen verschiedene gegen ihn erhobene Vorwürfe, aber er geht auch zum Angriff über und bezich­ tigt seine bischöflichen Kollegen mangelnder Klarheit in Glaubensfragen.

Im Laufe des Sommers 3 8 1 kehrt Gregor in seine Heimat zurück. Weil in Nazianz wieder ein Bischof fehlt, über­ nimmt er dort für etwa ein Jahr die Verwaltung der Diöze­ se. Am 1 . Januar 3 82 - oder, weniger wahrscheinlich, erst in einem der folgenden Jahre - hält er in Cäsarea eine Rede 47 zum Jahresgedächtnis des drei Jahre vorher verstor­ benen Freundes Basilius, in der er wie in kaum einer ande­ ren auch sich selbst als Rhetor ein Denkmal setzt. Indem Gregor in großen Zügen den Lebensweg seines Freundes nachzeichnet, entwirft er das Bild eines idealen Bischofs. Dabei zeigt sich deutlich ein innerer Zusammenhang mit der vorgeblich vor dem Konzil gehaltenen Ansprache. Hatte er dort die Mittelmäßigkeit seiner Bischofskollegen gegeißelt, so stellt er ihnen mit dem von Basilius entwor­ fenen Porträt das Ideal eines großen B ischofs vor Augen. Worauf Gregor ganz besonders insistiert, ist die richtige

Vorbereitung auf das B ischofsamt. Dazu gehört vor allem auch der Erwerb der notwendigen Bildung. Über Sasima ist die Freundschaft zwischen den beiden Männern zwar nicht in die B rüche gegangen, aber daß ihm damals eine tiefe Wunde geschlagen worden war, vermag Gregor selbst in dieser Lobrede auf seinen Freund nicht zu verbergen. Höchstwahrscheinlich gehören in diese letzten Jahre noch zwei Reden, eine zum Osterfest" des Jahres 383, in der Gregor auf Teile früherer Ansprachen zurückgreift, und eine wohl zum folgenden Sonntag4", in der Gregor die Gläubigen zur sittlichen Erneuerung einlädt. Noch im glei­ chen Jahr verläßt Gregor Nazianz und läßt dort seinen Vetter Eulalius als Bischof zurück. Er zieht sich auf den Landsitz seiner Familie Karbala in Arianz zurück, wo er 390 stirbt. Ein großer Teil seiner f�st 250 uns überlieferten Briefe stammt aus diesen letzten Jahren. Auch sein aus rund 1 7 000 Versen bestehendes dichterisches Werk geht auf diese Zeit zurück. Die Herausgeber haben es in folgen­ de Gruppen eingeteilt: 1 . theologische Gedichte mit den Unterabteilungen: dogmatische und moralische, 2. histori­ sche Gedichte, die sich entweder auf ihn selbst oder auf andere beziehen. Die dogmatischen Gedichte haben meist eine didaktisch-apologetische Zielsetzung, unter den als moralisch klassifizierten befinden sich einige von durch­ aus echtem poetischem Eigenwert, Gedichte vor allem, in denen Gregor die Elegie zu neuem Leben erweckt. Sein literarhistorisch wichtigstes und übrigens auch längstes Werk ist das aus 1 949 jambischen Trimetern bestehende Carmen de vita sua, also eine Autobiographie, ein durch­ aus originelles Werk, das freilich nur eine äußere Ähnlich­ keit mit Augustins Confessiones aufweist. Als Dichter hat man Gregor zu Recht als Epigonen der großen klassischen Autoren bezeichnet, sollte bei diesem Urteil aber nicht

4(, Or. 42 (PG 36, 457-492).

48 Or.

4.

R eden nach der Rückkehr nach Nazianz

" Or. 43 (PG 36, 493-606).

45 (PG 36, 624-664).

49

Or. 44 (PG 36, 60 8-62 1 ).

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EINLEITUNG

I I . DER KONTEXT

übersehen, daß mit ihm, von einigen vereinzelten früheren Versuchen abgesehen, die griechische christliche D ichtung überhaupt erst beginnt.

genannte Zeit. Man kann mit dem oben erwähnten For­ scher die Jahre 3 1 8 bis 3 81, also die Zeit vom ersten Auf­ treten des Arius bis zum sogenannten zweiten ökumeni­ schen Konzil, wiederum sehr treffend, in vier Abschnitte einteilen. Auf eine erste Periode, für die vor allem zu klären ist, was denn Arius wirklich gelehrt und welche Antwort dar­ auf das erste ökumenische Konzil von Nizäa gegeben hat, schließt sich eine zweite an, die mit "Zeit der Konfusion" zu überschreiben ist. Die Konfusion beginnt schon damit, daß die vom Konzil verwendeten B egriffe \moO''ta. JlUPOlV EUOlOi­ av. �Et yup 'tQl OV'tt crxoAacrat, Kat yvroVat 8EOV, Kat » ö'tav 1 0 AaßOlJlEV KatPOV, KpiVEtv« 'ÖEOAoyia� EU'ÖU'tll 'ta. Tim oe; Ot� 'to npaYJla OtU crnouofi�, Kat OUX m� �V 'tt 'trov äAAOlV Kat 'tou'tO E1at) SD 11 1 4 Kai1 0m. Q 1 Kai' om. V 11 16 /)Et : 01) D 1 MrocrEro� : MroÜcrEro� SDC Maur. 11 1 8 EJEOU post IlEll vficr�at add. QW marg. VDC Ruf. 1 1 20 cicrEJ3E�: EUcrEJ3E� AQBWVTS 1 1 24 YEV1l1at ADPC

3 , Zu IlV1lIl11 �EOU vgl. LEMAITRE, Le souvenir; S IEBEN MV7)/11J tJwV. 3 1 Siehe zu dem Sprichwort auch PS.-CLEMENS VON ROM, epit. 1 8 . ,

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S

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Über welche Gegenstände aber soll man philosophieren, und wie weit soll man gehen? Über alle, die uns zugänglich sind, und so weit die Fassungskraft und die Fähigkeit des Zuhörers geht. Sonst werden die Zuhörer vom Gewicht der Worte, wenn ich so sagen darf, niedergedrückt und miß­ mutig und büßen sogar ihre anfänglichen Fähigkeiten ein, ähnlich wie zu laute Stimmen dem Gehör und zu schwere Speisen dem Leib schaden oder, wenn man will, zu schwere Lasten den Trägern und zu heftige Regengüsse der Erde. 4. Ich sage nicht, daß man nicht allezeit Gottes einge­ denk sein soIP'. Die da in allem leichtfertig und eilig sind, sollen uns nicht schon wieder im Nacken sitzen! Gotte s eingedenk zu sein ist wichtiger als zu atmen, und man darf, wenn man so sagen kann, überhaupt nichts anderes tun. Auch ich gehöre zu denen, die das Wort empfehlen, wel­ ches befiehlt, "Tag und Nacht zu meditieren" (Ps 1 , 2), ihn "am Abend und am Morgen und am Mittag zu künden" (Ps 55, 1 8 : LXX Ps 54, 1 8) und "den Herrn zu jeder Zeit zu preisen" (Ps 34, 2 : LXX Ps 33, 2), und, wenn der Satz des Mose zitiert werden muß, "wenn man sich nieder­ legt, wenn man aufsteht, wenn man eine Reise unter­ nimmt" (Dtn 6, 7) oder was immer man tut, sich stets durch Denken an Gott auf noch größere Lauterkeit hin zu ge­ stalten. Wogegen ich etwas habe, ist also nicht, ständig Gottes eingedenk zu sein, sondern ständig Theologie zu treiben. Ich habe auch nichts gegen die Theologie, als ob sie etwas Gottloses wäre, sondern gegen die falsche Zeit dafür. Ich habe auch nichts gegen das Lehren, sondern nur gegen die Maßlosigkeit dabei. Bringt denn nicht eine bis zum Überdruß gehende Sättigung mit Honig Erbre­ chen hervor, obwohl es sich um Honig handelt? Jedes Ding hat seine Zeit (vgl. Koh 3 , 1 ), meint Salomo, und meine auch ich. D as Schöne ist nicht mehr schön, wenn es nicht auf schöne Weise geschieht3 1 , eine Blume blüht im Winter ganz und gar zur Unzeit, Männerschmuck paßt nicht zu Frauen und Frauenschmuck nicht zu Männern,

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G R EGOR VON N A Z I A NZ

THEOLOGISCHE R E D E N I , 5 (27, 5 )

1tEVl}Et YEWllE'tpia, Kai 1tO'tQl ÖUKPUOV, Ev'taul}a Öe IlOVOV 'tov KatpOV , KUt 'tuu'tOV 1taaXOV'tE'tm, Kat » EvEeOcraJ.1EV« EaU'tOt� 1'}Eta vEeOJ.1a'ta, wcr'tE J.1T] »cr1tEtPEtV E1t' UKUV1'}at�« , Kat »'t0 1tpocrm1tOV 'tii� Yii� cOJ.1aAicraJ.1EV« , 'tti rpallalV, au'to Kat 'to » YEYEWll'tat«, ti aAAo i1 apXTJv 1 0 dOUYEt YEvvijOEro�; Ti ouv, &v 1l1lOE 'tou'to, AEyrollEv, aU' ilv a7t' apx'ii � YEYEVV1l IIlEVO�, {va oou puyrollEv 'ta� 7tEpt- I 1 86 EpyOU� €VO'tUOEt� Kat q>tAOXPOVOU�; 'Apa ypaq>TJv a7toioEt� Ka'\'}' f] llrov, ro� 7tapaxapa't'toV'trov n 't'ii � rpaq>'ii � Kat 't'ii � aAll,\,}Eia�; "H 7tamv EMllAOV, ön 7toUa 'trov XPOVtKro� AEYO- I S IlEVroV €V1lAAaYIlEvro� 'toi� XPOVot� 7tPOq>EpE'tat, Kat IlUAtO'ta 7tapa 'tfl OUV1l'\'}Ei'ii � , oux öoa 'tou 7tapEAllAU'\'}O'to� XPOVOU 1l0VOV €O'tiv, i1 'tou 7tapov'to�, aAAa Kat öoa 'tou IlEAAOV'tO�; 'n� 't0 · » 1va 'ti €q>pua�av �'\'}V1l ; « O'Ö7tro yap €q>puu�aV'to' Kai' » 'Ev 7to'tallQ> OtEAEUOOV'tat 7tOO{« , Ö7tEP €oti, 20 OtaßEß"Kam. Kat llaKpov &v Eill 7tuoa� a7tapt'\'}llEiv 'ta� 'totau'ta� q>rovu�, 01 'toi� q>tA07tOVot� 'tE't"pllv'tat.

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2 1 . Soweit also unsere Antwort an die, die i n Rätseln sprechen. Es geschah nicht auf eigenen Antrieb hin gläubige Menschen finden nämlich an der Geschwätzigkeit und dem Gegensatz der Argumente keinen Gefallen, denn es genügt schon ein einziger Widersacher (vgl. 1 Petr 5 , 8)1° -, nötig war es indes wegen unserer Gegner; denn auch die Heilmittel gibt es ja wegen der Krankheiten. Ihnen mußte beigebracht werden, daß sie nicht in allem weise sind und nicht unschlagbar in diesen an sich überflüssigen und das Evangelium zugrunde richtenden (vgl. 1 Kor 1 , 17) Diskussionen. In der Tat, wenn wir uns auf die Fähigkeit der Vernunft berufen und den Glauben beiseite lassen, wenn wir die Glaubwürdigkeit des Geistes durch unsere Untersuchungen zerstören und schließlich unsere Ver­ nunft von der Größe der Dinge, um die es geht, überwältigt wird - und sie wird es ganz gewiß, denn sie geht von dem schwachen Werkzeug unserer Einsicht aus - , was passiert dann ? Dann entsteht der Eindruck, nicht die Vernunft, sondern das Geheimnis selber sei schwach. Und so erweist sich die Gewandtheit der Vernunft als eine Entleerung des Kreuzes (vgl. 1 Kor 1 , 1 7), wie Paulus lehrt. Denn der Glau­ be ist die Erfüllung unserer Vernunft 7l• Indes, der da Knoten zu schürzen und Rätsel zu lösen (vgl. Dan 5, 12) vermag, der auch uns dazu anregte, die Fallstricke ihrer fixen Ideen zu zerreißen, der möge insbe­ sondere auch diese Leute verwandeln und aus Logikern " Gläubige machen und aus solchen, die sie j etzt genannt werden'" Christen! Dazu wollen wir euch j etzt ermuntern. Im Namen Christi bitten wir: "Versöhnt euch mit Gott" (2 Kor 5, 20). " Löscht den Geist nicht aus ! " (1 Thess 5, 1 9).

3 avay.:aioo� : avay.:atov C 1 1 4 Ellltiltwv�a� : avnltilt�ov�a� P 1 tv' : tva Q 11 5 W10' PC 1 1 6-7 ltpol3aA'-611Et'}a A 11 1 2 avaoEi':V'IHat : ava post au�ii> add. A 1 �iilv alrovrov post aiiilva� add. SP 11 In fine nEpl Yloü a > B nEpl Yloü A6yo� a > WP

THEOLOGISCHE REDEN 3, 2 1 (29, 2 1 )

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Oder vielmehr, Christus möge sich mit euch versöhnen, und der Geist möge euch, wenn auch spät, erleuchten. Wenn ihr j edoch in eurer schlimmen Streitsucht verharrt, dann wollen wenigstens wir die Dreifaltigkeit für uns sel­ ber bewahren und von der Dreifaltigkeit bewahrt werden, indem wir tadellos (vgl. Apg 24, 1 6; Phil 1 , 1 0) und rein bleiben bis zur vollkommenen Offenbarung dessen, wo­ nach wir verlangen, in Christus selbst, unserem Herrn, dem die Ehre ist in alle Ewigkeit (vgl. Offb 1 , 6). Amen.

Aorm: 8EOAOrIKOl: TET APTOl: I1EPI YIOY

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1 . 'E1tEtOTj O"Ot 'ta fJ�E'tEPQl A6YQl 1tPOcr'Öa OE t;wV'to�, Kat t;cooa Kat 1tAEOV �xoucra 't0 d1tapaUaK'tOV 11 'toi> ' Aoall 6 Lt]'Ö, Kat 'toi> YEWWV'tO� 1taV'to� 't0 YEwroIlEVOV. TOlau't1'\ yap " 'tWV a1tAWV EIl 1tPO� a�iav OtmpE't1'\�, Kat Otat'tWV Ot­ Kairo� 'toi:� » \l1t0 vOllov« Kat 'toi:� » \l1t0 XaptV«, 'l'UXTI Kat

1 , 3) und weil er die Kraft verleiht bestehenzubleiben. Man nennt ihn "Wahrheit" Goh 1 4 , 6), weil er von Natur aus eines ist und nicht vieles; denn die Wahrheit ist eine, und die Lüge ist vielfach gespalten, auch deswegen, weil er das reine Siegel (vgl. Joh 6, 27) des Vaters ist und sein untrüg­ liches "Prägebild" (Hebr 1 , 3). "Bild" (Kol 1 , 1 5) wird er genannt, weil er gleichen Wesens ist mit dem Vater und von ihm herkommt; dieser aber nicht von ihm. Denn d as ist die Natur eines B ildes ", eine Nachahmung des Urbildes zu sein, nach dem es ge­ nannt wird. In unserem Fall j edoch ist es noch mehr: Sonst handelt es sich um das unbewegte Bild von etwas Beweg­ tem, hier j edoch um das lebendige Bild von etwas Leben­ digem und ein Bild, das seinem Urbild vollkommener gleicht als Set dem Adam (vgl. Gen 4, 25) oder irgendein Gezeugtes seinem Erzeuger. Solcher Art ist nämlich die Natur der einfachen Wesen, nicht in einem Punkt zu glei­ chen und in einem anderen nicht zu gleichen, sondern ganz Abbild des Ganzen zu sein, ja eher dasselbe zu sein als bloß ein Abbild. "Licht" G oh 8, 12; 9, 5 ) wird er genannt, inso­ fern er der Glanz der Seelen ist, die sich in ihrem D enken und Leben rein halten. Denn wenn Unwissenheit und Sün­ de Finsternis sind, dann sind Erkenntnis und Leben in Gott L icht. " Leben" Goh 14, 6) wird er genannt, weil er Licht (vgl. Joh 8, 1 2; 9, 5) ist und einer j eden vernünftigen Natur Bestand und Wesen ist. Denn "in ihm leben wir, in ihm bewegen wir uns, und in ihm sind wir" (Apg 1 7, 28), und zwar kraft einer zweifachen Art von Hauchung (vgl. Gen 2, 7; Joh 20, 22): Während alle von ihm den Lebenshauch eingehaucht bekommen, empfangen den Heiligen Geist nur die, die für ihn Raum haben, und zwar in dem Maße, als wir "den Mund" unseres Geistes "öffnen" (Ps 1 1 9, 1 3 1 : LXX Ps 1 1 8, 1 3 1 ) . "Gerechtigkeit" (1 Kor 1 , 3 0) wird er genannt, weil er nach Verdienst vergilt (Mt 1 6, 27; Röm 2, 6) und weil er j edem sein Recht verschafft, denen, die "unter dem Gesetz", und denen, die "unter der Gnade" (Röm

2 'I1EÜÖO� : 'I1EÜÖE� A 1 ltOAUcrXlöE� : -crXEÖEV AC -crXEÖE� T -crXEÖE� S 11 3 crt : 1tpaY ll'tO Kat 0llooumot; Ti� Tje; E1tiaKE'Ifle;. To OE KOAa�EtV, 6pyi�EtKoIlEVOV �yvro�, WO"tE tl tOtoUtOV 11 EvvoiiO"at tOAlliiO"at, 11 a1toq>ft­ vaO"l}at; AEi1tEtat OEl�at tiva Kat �O"tl Kat AEYEtat· eEO�, avl}pro1tO�, aYYEAO�, Kpicrt�, Ilatatot'll � o i tOtoUtOt O"UAAOYt0"1l0t Kat tii� 1tiO"tEro� aVatp01t11 Kat tou lluO"t'll piou KEvrocrt�. 24. ToO"aut'll � ouv 0'Ö0"'Il� Otaq>opö:� EV toi� övollacrt Kat toi� 1tpaYllacrt, 1tffi� OÜtro O"U Aiav OOUAEUEt� tQ'l ypallllatl, Kat yivn IlEta tii� 'Iouoai:Kft� O"oq>ia�, Kat O"uA.A.aßai� aKoAoul}El�, aq>El� ta 1tpaYllata; Ei OE O"ou »ta Ot� 1tEVtE« A.EYOVtO�, 11 »ta Ot� E1tta«, ta OEKa O"uvftyOV, 11 ta tEO"O"apE� Kat OEKa EK tffiv AqollEvroV" 11 EK tOU �Q'lov AOYtKOV, l}V'IltOV, tav avl}pro1tOV,

denn mit diesen Begriffen wurde auch die Mauer deines Zufluchtsortes, auf die du dein ganzes Vertrauen setztest, niedergerissen! Oder ist dir jetzt klargeworden, daß sie aus Aussagen stammen, die sie einschließen, ohne daß von ihnen ausdrücklich die Rede ist? - Was für Aussagen ? Solche wie: "Ich bin der erste, und ich werde danach sein" (Jes 44, 6) 77. Und: "Vor mir ist kein anderer Gott, und nach mir wird kein anderer sein" (Jes 43, 1 0). Will sagen: das ganze "ist" ist mein, ohne Anfang und ohne Ende. Wenn du davon ausgehst, daß es vor Gott nichts gibt und daß er keine Ursache hat, die älter ist als er selber, dann hast du ihn als "ursprungslos" und "ungezeugt" bezeichnet. Wenn du davon ausgehst, daß Gott nicht aufhören wird zu sein, dann hast du ihn als "unsterblich" und "unvergänglich" bezeichnet. Das also waren die ersten beiden Paare von Dingen 7 8 , und so verhalten sie sich. Was sind das nun für D inge, die es nicht gibt und von denen auch nicht die Rede ist ? Es sind Dinge wie: eine böse Gottheit, eine viereckige Kugel, das Vergangene ist gegenwärtig, ein Mensch ist nicht zusam­ mengesetzt. Kennst du jemanden, der sich bis zu solcher Torheit verstiegen hat, daß er Derartiges zu denken oder zu äußern wagt? Schließlich bleibt noch aufzuzeigen, wel­ che Dinge existieren und von welchen auch die Rede ist. Es sind solche wie "Gott", "Mensch", "Engel", "Gericht" und "Nichtigkeit" 7", wie diese deine Syllogismen, die den Glau­ ben zerstören und das Geheimnis entleeren (vgl. Röm 4, 1 4; l Kor l , 1 7). 24. Wenn aber der Unterschied zwischen den Dingen und der Rede über sie so groß ist, warum hältst du dich dann so sklavisch an den Buchstaben und hältst es mit der j üdischen Weisheit, klebst an den Silben 80 und läßt die Dinge selber fahren ? Angenommen, du sagst "zweimal fünf" oder "zweimal sieben", und ich schlösse aus dem Gesagten "zehn" beziehungsweise "vierzehn", oder aus "vernünftiges, sterbliches Lebewesen" "Mensch", würde

2 c]i : ö ABD 1 t7tE7toi1�l1 OßOUJ.lEVO� O"E 'tOV O"UKOq>UvtT]V 'tIDV 6vo­ J.lU'trov. Oü'tro J.lEV ouv O"'tT]O"OJ.lE'Öa 1tpO� 'tOU� E� f]J.ltO"Eia� EuyvmJ.lOVa�. Loi yap OUOE 'tou'to ��EO"'tt AEynv. '0 yap 'ta� 'tOu Yiou 1tpoO"T]yopia� oü'tro� EvapyEi� o1)O"a� Kai 'toO"au'ta� UPVOUJ.lEvO�, ouo' &V 'tau'ta� nOEO"t}rJ� OT]AOVO'tt, Kai Ei 1toU O"aq>E­ O"'tEpa� Kai 1tAEiou� EyivroO"KE�. '1-I0T] OE Kai 'tTJV ai'tiav OT]AmO"ro 'tii� 1tUO"TJ� E1ttKPU"'Ero�, Kai1tEp O"oq>Ot� ouO"tv UJ.ltV, ßpaxu 'tt 'tov Myov uvayaymv. 25. ÖUO YEyovaO"t »J.lE'ta'ÖEO"n�« ßirov E1ttq>avEi� EK 'tou 1tav'to� aiIDVo�, ai Kai 8'6 0 Öta'ÖiiKat KaAouV'tat, Kai » O"EtO"J.loi Yii�«, ota 'to 'tou 1tpuYJ.la'to� 1tEptßOT]'tov. 'H J.lEV U1tO 'tIDV EiomArov E1ti 'tov vOJ.lov, f] OE U1tO 'tou vOJ.lOU 1tPO� 'to EuaYYE­ AWV. Kai 'tpi'tov O"EtO"J.lOV EuaYYEAt�oJ.lE'Öa, 'tTJV EV'tEU'ÖEV E1ti 'ta EKEiO"E J.lE'tuO"'taO"tv, 'ta J.lT]KE'tt lCtVoUJ.lEVa J.lT] OE » O"aAEUOJ.lEva«. Tau'tov OE ai 0'00 Öta1'}fiKat 1tE1tOv'ÖaO"tv. Ti 'tou'to; OUK u'Öporo� J.lE'tEllCtvt]t}rJO"av, OUOE ÖJ.lou 'tfl 1tpm'tTI lCtvt]O"Et 'tii�

ich i n deinen Augen dann Unsinn von mir geben ? Und warum auch, wo ich doch nur sage, was auch du sagst! Denn eine Aussage gehört nicht weniger dem, der sie macht, als dem, der sie ableitet. Wie ich in den genannten Fällen meine Aufmerksamkeit weniger auf das, was du sagst, als auf das, was du denkst, richten würde, so hätte ich für den Fall, daß ich in der Heiligen Schrift auf etwas stieße, was dort nicht ausdrücklich oder nicht eindeutig gesagt, aber in ihr gedanklich enthalten ist, keine Bedenken, es ausdrücklich zur Sprache zu bringen, und würde mich dabei vor dir und deinen Haarspaltereien, was die Wörter angeht, nicht fürchten. D as ist unsere Antwort an jene, die wenigstens halbvernünftig 8 1 sind. Bei dir kann man freilich nicht einmal dies sagen. Da du sogar die so klaren und so zahlreichen B ezeichnungen des Sohnes abtust, hätten die des Heiligen Geistes offensicht­ lich auch keinen Eindruck auf dich gemacht, selbst wenn du noch viel deutlichere oder viel zahlreichere vorfändest. Warum die Rede über den Heiligen Geist so dunkel ist, will ich euch, obwohl ihr selber doch so gescheit seid, j etzt darlegen, indem ich ein wenig weiter aushole. 25 . Zwei markante Veränderungen (vgl. Hebr 12, 27) 82 der Lebensweise gab es im Laufe der Zeiten. Sie heißen die beiden Testamente, auch "Erdbeben" (vgl. Mt 27, 5 1 ). So allgemein bekannt sind sie. Die eine Veränderung war der Übergang von den Götzen zum Gesetz (v gl. Ex 20, 3-5), die andere der vom Gesetz zum Evangelium (vgl. Mt 27, 5 1 ; Hebr 9, 3-8)" . Das Evangelium nennt uns ein drittes "Erd­ beben", es ist der Übergang von hier nach dort zu den D ingen, die keiner Veränderung und keiner Erschütte­ rung {vgl. Hebr 1 2 , 28) mehr unterworfen sind. Dassel­ be haben beide Testamente erfahren. Was denn? Die Ver­ änderung fand nicht plötzlich statt und nicht auf einen

1 apO A 11 4 ouoe S Maur. 1 111) om. A 1 1 Q BW Maur. 1 EUptcrKOV : 1lUptcrKOV BW'''D D 11 9 yap oMt : öE ou C 11 1 0 EVEPYEt� 1 4 J3paxu : lltKp6v WTS 1 1 1 5 MOl C 1 1 111löE : 111ltE QBWVT 11 2 1 Taute. S" AQVTS 11 22 ouo' ADPC 81

5 VOOUllEVOlV : vooullEVOV 1 1 7 i] lltcr(a� B i]1l1l crE(a� A 11 1 3 UlltV oucrt S 1 1 20 EKEtcrE : EKEtt}EV A 1 1 /l' D 1 7tE7t6vt}acrt

Gemeint sind solche, die die Gottheit des Sohnes, nicht aber die des Heiligen Geistes annehmen. 82 Zur Bedeutung von llEtat}Ecrt� i m Profangriechischen und im Neuen Testament vgl. MAURER, METliiJEau;. 83 Vgl. LEO DER GROSSE, serm. 5 9, 7 (CCL 1 38A, 358): . . . scisso templi

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velo Sancta Sanetarum ab indignis pontificibus recesserunt; ut figura in veritatem . . . lex in evangelium verteretur.

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G REGOR V O N NAZIANZ

THEOLOGISCHE R E D E N 5, 25 (3 1 , 25)

E'YXEtpilO'EW�. Tivo� �VEKEV; EioEVat yap avaYKatOv. Iva �T] ßtaO'1'}&�Ev, aUa 1tEtO'1'}&�EV. To �Ev yap aKoumov, ouoE �6Vt�ov' roO'1tEP &. ßiC;X Ka'tEXE'tat 't&V pE'l>�a'twv i'I 't&V CP'l>'t&v. To OE houmov, �oVt�cOtEp6v 'tE Kat aO'cpaAEO''tEpoV. Kat 'to �Ev 'tou ßtaO'aIlEVo'l>, 'to OE f]IlEtEPOV' Kat 'to IlEV E1ttEtKEia� emu, 'to OE 't'l>pawt1('ii � E�o'l>O'ia�. 01JKO'l>V aia� O''l>VEXeOPllO'EV' f] OE'l>'tEpa 'ta� 1'}'l>O'{a� 1tEPtEAouO'a, 'tT]V 1tEpt­ 'tOIlT]v OUK EKeOA'l>O'EV' d'ta m� ä1ta� EOE�av'to 'tT]V ucpaipEmv, Kat 'tO O''l>'YXwPll1'}Ev O''l>VEXeOpllO'av oi IlEV 'ta� 1'}'l>aia�, oi OE 'tT]V 1tEpt'tollflv' Kat YEY6vamv, avn IlEV E1'}Vrov, 'Io'l>oatot· avn OE 'tou'twv, XptO''ttavoi, 'tat� Ka'ta IlEPO� IlE'ta1'}EO'Em KAa1tEV­ 'tE� E1tt 'to EuayyEALOv. I1Et1'}E'tW O'E 'tou'to I1auAo�, EK » 'tou 1tEPt'tEIlVEtV« Kat » ayvtsm1'}at« 1tPOEA1'}cOV E1tt 'to AEYEtV' » 'EycO OE, aOEAcpoi, Ei 1tEpt'tOIlT]V K11puO'O'w, TI �'tt OteOKollat« ; 'EKEtVO 'tii� oiKovollia�, 'tou'to 'tii� 'tEAEt6't1l'to�.

einzigen Schlag. Weshalb nicht ? Das müssen wir näm­ lich wissen. D amit man uns nicht Gewalt antut, sondern damit wir überzeugt werden. Das, was unfreiwillig ge­ schieht, ist nämlich auch nicht von Dauer"4 . Man kann es bei Flüssen oder Pflanzen sehen, die gewaltsam zurück­ gehalten werden. Das Freiwillige dagegen ist eher von Dauer und sicherer. Das Unfreiwillige ist von dem, der die Gewalt anwendet, gewirkt, das Freiwillige von uns selber. Das eine paßt zu Gottes mildem Verhalten, das andere zu tyrannischer Gewalt. Denn Gott wollte nicht Unfreiwilligen, sondern Freiwilligen Gutes tun. Das ist der Grund, weswegen er, wie Erzieher (vgl. Gal 3, 24 f) und Ä rzte das tun, hier einen von den Vätern überliefer­ ten B rauch abschafft, dort einen anderen noch weiter dul­ det und kleinere Zugeständnisse macht, die Freude berei­ ten. So handeln ja auch die Ärzte gegenüber den Kranken. Damit die Arznei angenommen wird, wird sie in geschick­ ter Weise mit angenehmer schmeckenden Zutaten berei­ tet. Denn es ist nicht leicht zu ändern, woran die Men­ schen gewöhnt sind und was lange Zeit hindurch B rauch war. Wovon rede ich? Das erste Testament nahm die Götzen weg, aber duldete die Opfer, das zweite nahm die Opfer weg, aber verbot nicht die Beschneidung. Sobald die Men­ schen mit der Wegnahme versöhnt waren, duldeten sie auch die Wegnahme des Geduldeten, und zwar die einen die Wegnahme der Opfer, die anderen die Wegnahme der Be­ schneidung. Und aus Heiden wurden Juden und aus Juden Christen. Durch schrittweise Veränderungen wurden sie unvermerkt zum Evangelium geführt. Davon soll dich Pau­ lus überzeugen, der den Schritt tat weg von der Beschnei­ dung (vgl. Apg 1 6, 3) und den Reinigungen (vgl . Apg 21 , 26) hin zu dem Bekenntnis: "Ich aber, B rüder, weshalb werde ich dann noch verfolgt, wenn ich die Beschneidung predi­ ge?" (Gal 5, 1 1 ). Entgegenkommen 8 ; war das eine, Voll­ kommenheit das andere.

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