Neuere Entwicklungen in der Phonologie 9783110849691, 9783110109801

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Neuere Entwicklungen in der Phonologie
 9783110849691, 9783110109801

Table of contents :
Vorwort
Inhalt
Meine Damen und Herren!
1. Phonologie in der Transformationsgrammatik
2. Silbenphonologie
3. „Metrische Phonologie"
4. Phonologische Universalienforschung
Apologie und Schluß
English Summary
Bibliographie
Sachregister
Namensregister

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Neuere Entwicklungen in der Phonologie

Theo Vennemann

Neuere Entwicklungen in der Phonologie

1986 Mouton de Gruyter Berlin • New York • Amsterdam

Theo Vennemann Inhaber des Lehrstuhls f ü r Germanistische und Theoretische Linguistik der Universität M ü n c h e n Mouton de Gruyter (formerly Mouton, The Hague) is a Division of Walter de Gruyter 8c Co., Berlin

CIP-Kurztitelaufnahme

der Deutschen

Bibliothek

Vennemann, Theo: Neuere Entwicklungen in der Phonologie / Theo Vennemann. Berlin ; New York ; Amsterdam : Mouton de Gruyter, 1986. ISBN 3-11-010980-8 NE: Waugh, Linda R.; Ianua linguarum / Series maior

Gedruckt auf säurefreiem Papier (alterungsbeständig — ph 7 neutral). © Copyright 1986 by Walter de Gruyter & Co., Berlin 30. Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung von Mouton de Gruyter reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden. Satz: Arthur Collignon GmbH, Berlin. Druck: Gerike, Berlin. — Bindearbeiten: Dieter Mikolai, Berlin. Printed in Germany.

Vorwort Dieses Büchlein enthält den unveränderten Text eines Vortrags, den ich am i . März 1985 in Hamburg vor dem Plenum der Deutschen Gesellschaft für Sprachwissenschaft mit einigen Kürzungen gehalten habe. Ich möchte dem Vorstand der D G f S , namentlich ihrem Ersten Vorsitzenden (28.2. 1984 — 2 7 . 2 . 1986), Herrn Prof. Dr. Herbert E. Brekle (Regensburg), für die ehrende Einladung zu diesem Vortrag und den Teilnehmern für ihre Geduld sowie für eine anderthalbstündige spannende und lehrreiche Diskussion herzlich danken. Während der Text des Vortrags unangetastet blieb, habe ich in Fußnoten Erläuterungen und Ergänzungen angebracht, da ich meinen Lesern nicht wie den Hörern in Hamburg zu unmittelbarer weiterer Auskunft erreichbar bin. Auch manche Behauptung und Andeutung, die in der mündlichen Darlegung unbelegt hingehen mochte, habe ich in den Fußnoten mit exakten Literaturhinweisen versehen, um Studierende und andere Wißbegierige zu weiterer Lektüre zu leiten (und um den ersteren kein schlechtes Beispiel zu setzen). Der Zusatzcharakter der Fußnoten erweist sich auch darin, daß die weiter beigebrachten Literaturangaben nicht in der Bibliographie wiederholt sind, die mithin allein den Vortrag dokumentiert. Wer also lesen oder nachlesen will, was in Hamburg geschah, lese den Text ohne die Fußnoten. V

Vorwort

Frau Dr. Marie-Louise Liebe-Harkort bin ich für die Aufnahme dieses Textes in das Verlagsprogramm von Mouton de Gruyter sehr verbunden. Ihrer liebenswürdigen Hartnäckigkeit ist es zuzuschreiben, daß diese Überlegungen zu einigen Entwicklungen in der Phonologie überhaupt im Druck erscheinen. Einem großzügigen Akademie-Stipendium der Stiftung Volkswagenwerk verdanke ich die Muße, in der ich meinen Vortrag für den Druck einrichten konnte. D-8901 Ried, i . M ä r z 1986

VI

Theo Vennemann

Inhalt Vorwort

V

Begrüßung

IX

1. Phonologie in der Transformationsgrammatik 2. Silbenphonologie Konsequenzen der Vernachlässigung des Silbenbegriffs in der Transformationsgrammatik Länge Töne Akzent Phonologische Relevanz der Silbenstruktur . Natur der Silbenstruktur- und Akzentregeln Präferenzgesetze für Silbenstruktur Konsonantische Stärke Die wichtigsten Präferenzgesetze Illustration des Silbenkontaktgesetzes . . . . Stärkeassimilation Mechanismen zur Verbesserung von Silbenkontakten 3. „Metrische Phonologie" Z u r „metrischen" Strukturierung der Silbe . Rhythmus, Akzent, Akzentsandhi Verwechslung von Wortakzent und Satzrhythmus VII

i n

ii 17 19 zo 24 27 32 34 37 40 44 46 47 47 55 57

Inhalt

4. Phonologische Universalienforschung 61 Ein Werk zur Systematik und Phonetik der Sprachlautinventare 6z Anwendung auf ein Problem der sprachhistorischen Rekonstruktion: Die Plosive des Urindogermanischen 63 Apologie und Schluß

67

English Summary

71

Bibliography

73

Sachregister

79

Namensregister

89

VIII

Meine Damen und Herren! Der Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Sprachwissenschaft 1 hat mich gebeten, diesen Plenumsvortrag zu übernehmen. Es gehe, schrieb Herr Breide2 in seinem freundlichen Brief (und ich zitiere wörtlich), „um einen soliden, umfassenden ,state-ofthe-art report' zu neueren und neuesten Entwicklungen auf dem Gebiet der Phonologie". Telefonische Rückfrage ergab, daß ich 45 bis 60 Minuten zur Verfügung hätte. Schon als ich Herrn Brekle schrieb, daß ich die Aufgabe übernähme, wußte ich, daß ich sie nicht erfüllen würde. Sie kann gar nicht erfüllt werden. Um das sofort einzusehen, brauchen Sie sich nur

1

Die Deutsche Gesellschaft für Sprachwissenschaft (DGfS) ist eine im Februar 1978 gegründete Vereinigung bundesdeutscher Linguisten bzw., wie es im unzweideutigen Deutsch ihrer Satzung heißt, „volljähriger], natürliche[r] Person[en] . . . , die (a) sprachwissenschaftlich, d. h. bei der wissenschaftlichen Erforschung natürlicher Sprachen tätig [sind] und (b) an einer deutschen wissenschaftlichen Institution oder an einer öffentlichen oder privaten Einrichtung in der Bundesrepublik Deutschland oder Berlin (West) arbeitefn]". Sie zählt derzeit ungefähr 600 Mitglieder. Ihr Organ ist die Zeitschrift für Sprachwissenschaft (seit 1982.). Ihr Erster Vorsitzender (seit dem 27. z. 1986) ist Prof. Dr. Heinz Vater, Institut für Deutsche Sprache und Literatur der Universität Köln.

2

Vgl. Vorwort, S. V. IX

Begrüßung

vorzustellen, Sie sollten für Ihr Forschungsgebiet den entsprechenden Überblick leisten. Nehmen Sie an, es sei ein umfängliches Gebiet mit zweieinhalb Jahrtausende währender Tradition, mit Forschungstätigkeit in aller Welt, mit Schulen, deren bloße Aufzählung mit ihren Hauptvertretern und Hauptwerken ein stattliches Heft füllen könnte, sagen wir: die Syntax oder die Semantik. Stellen Sie sich vor, Sie müßten dies für ein Publikum leisten, das zum größeren Teil nicht innerhalb des von Ihnen darzustellenden Gebiets spezialisiert ist, das vielleicht auf dem Gebiet zumeist nur Grundkurswissen besitzt, welches zudem vermutlich einen veralteten Forschungsstand repräsentiert. Bedenken Sie schließlich, Sie dürften Ihren Bericht nicht auf dem Postwege schriftlich, sondern müßten ihn mündlich abliefern und an Ort und Stelle die Wirkung wahrnehmen: ob Sie Ihr Publikum erfreut oder verärgert, belehrt oder gelangweilt, für Ihr Gebiet eingenommen oder ihm entfremdet haben. Da sehen Sie, daß auch Sie Ihre Aufgabe nicht erfüllen könnten. Würden Sie aber die Einladung deswegen ablehnen, den Auftrag zurückgeben? Ich glaube nicht, und um so weniger, je mehr Sie Ihre Wissenschaft lieben und selbst an ihrer Entwicklung aktiv teilnehmen. Und wie Sie sehen, habe ich es auch nicht getan. Ich habe den Auftrag angenommen, aber in keinem Punkt werde ich ihn erfüllen. Mein Vortrag wird weder solide noch umfassend sein und schon gar nicht ein ,state-of-the-art report' (erst recht natürlich kein Forschungsbericht). Ob ich über neuere und neueste Entwicklungen berichte, hängt davon ab, wann meine Zuhörer die Rezipierung der phonologischen Forschung eingestellt haben. Ich werde länger als eine Stunde sprechen. Am ehesten werde X

Begrüßung

ich mich noch an die willkommene Empfehlung des Vorstands halten, daß ich „selbstverständlich auch [meine] eigenen Positionen angemessen darstellen sollte"; aber auch da muß ich bezweifeln, daß die Vorstandsmitglieder und ich dieselben Vorstellungen von dem haben, was angemessen sei.

XI

i . Phonologie in der Transformationsgrammatik Gegen Ende des vorigen Jahres erhielt ich von einem deutschen Kollegen — einem bedeutenden, hochangesehenen Syntaktiker — die hektographierte Ausarbeitung einer Vorlesung über Phonologie und Phonetik, die er im Rahmen einer Überblicksveranstaltung übernehmen mußte, weil kein spezialisierter Phonologe am Ort war — für ein bundesdeutsches sprachwissenschaftliches Institut kein ungewöhnlicher Zustand. Dieses Skriptum war auf seine Weise unbedingt kompetent verfaßt und in fast allen Punkten richtig. Trotzdem erschien es mir auf eigentümliche Weise altmodisch: Die Fragestellungen waren in ihrer Masse von Chomskys und Halles Sound pattern of English von 1968 inspiriert.3 Die Phonologie der siebziger und achtziger Jahre ist aber global zu kennzeichnen als teils eine Abkehr von den Zielsetzungen jenes Ansatzes, mit Anknüpfung an fast vergessene Einsichten der traditionellen und strukturalistischen Phonologie und deren Ausarbeitung, teils durch eine Überwindung jenes Ansatzes, das Aufgehen einiger seiner Gedanken in ganz neuen Zusammenhängen. Der alte Ansatz war dabei anfänglich noch Ausgangspunkt der Argumentation: Man bekämpfte ihn,

3

Vollständige bibliographische Angaben finden sich jeweils in der Bibliographie am Ende des Büchleins.

1

Phonologie in der Transformationsgrammatik

verglich seine eigenen Vorstellungen mit ihm, um ihre Vorzüge zu verdeutlichen, oft auch nur zu didaktischen Zwecken. Es wiederholte sich, wenn auch weniger konzentriert, der Angriff auf die herrschende Lehre, die zuvor Chomsky und mit ihm Halle gegen den sog. taxonomischen Strukturalismus geführt hatten. Inzwischen ist auch diese Phase im wesentlichen überwunden, genau wie sie damals bald zu Ende ging. Damals sprach man noch eine Weile von den bad guys, Terminus technicus, also ohne jede wertende Komponente, für die taxonomischen Strukturalisten, um das Wir-Gefühl zu stärken. Aber damals wie neuerdings ging man bald zu dem gewöhnlichen Geschäft der Ausarbeitung und Erprobung der eigenen Theorien über. Der Kampf gegen die große SPE-Zitadelle 4 wurde natürlich nicht von den kleinen Burgen aus geführt, in die sich die Überlebenden des Chomskyschen Angriffs geflüchtet hatten, sondern von Neuerern, Aufständischen und Abtrünnigen, die auszogen, um ihre eigene Festung — nun, eben nicht; vielmehr: ihre eigenen Festungen — zu bauen. So war der Kampf diesmal nicht konzentriert, sondern zersplittert. Hat sich die Zitadelle ergeben? Natürlich nicht. Z w a r ist der Fall insofern nicht prototypisch, als die Angreifer sie auch nicht verlassen vorfanden. Sie war und ist durchaus besiedelt, aber eher so wie R o m im frühen Mittelalter. Wie R o m hat sich die Zitadelle auch Züge der Kriegskunst der Gegner zu eigen gemacht; Hilfstruppen stehen in ihrem Dienst, Teile des Befestigungsrings sind sogar verstärkt. Das Mausoleum der Kaiser ist zur Engelsburg des Papstes geworden 4

SPE ist eine übliche Abkürzung für The Sound Pattern of English. 2.

Phonologie in der Transformationsgrammatik

und heißt Lexical Phonology. 5 Aber auch innerhalb der Stadt gibt es eine Gegnerschaft. Die Gegner sehen ihre eigene Lehre als scharfe Antithese zur Hauptlehre; sie merken nicht, daß von außen gesehen die Unterschiede gering sind. Die Transformationsphonologie der sechziger Jahre hat ihren Ausgangspunkt in derselben Problemstellung wie die damalige Transformationssyntax: Sie war Teil eines Systems, innerhalb dessen bedeutungsmäßige und lautliche Züge von Sprachsystemen in einen formalen Zusammenhang gebracht werden sollten. In noch weiterer Zuspitzung: Syntax und Phonologie wurden als Mittel zur Explikation von Paradigmen konzipiert. In der Syntax wurden syntaktische Paradigmen expliziert: Paradigmen von Sätzen, die sich nur im Modus unterschieden; Paradigmen von Sätzen, die als syntaktische Paraphrasen voneinander gelten durften; Paradigmen aus Sätzen und Nominalisierungen; usw. In der Phonologie wurden morphologische Paradigmen expliziert, und zwar sowohl Flexions- als auch Derivationsparadigmen. Eine notwendige Bedingung für das Vorliegen eines sprachlichen Paradigmas ist das Bestehen eines Bedeutungszusammenhangs zwischen sprachlichen Ausdrücken, dem zumindest in einer Reihe von Fällen ein lautlicher Zusammenhang entspricht. Das Dilemma war, daß man keine Semantik besaß und auch keine Vorstellung davon, wie eine solche aussehen könnte. Wie kann man aber eine Bedeutungsbeziehung formal ausdrücken, wenn man keine Bedeutungen darstellen kann? Natürlich im Grunde über-

5

Lexical phonology nennt Paul Kiparsky seine Weiterentwicklung der transformationell-generativen Morphophonologie des Sound pattern of English. Vgl. Bibliographie. 3

Phonologie in der Transformationsgrammatik

haupt nicht. Aber es gab ein von den Strukturalisten 6 erfundenes verzweifeltes Mittel, die Herstellung eines Bedeutungszusammenhangs zu simulieren (in allen Bedeutungen dieses Wortes!): Chomsky rekonstruierte Bedeutungsbeziehungen als Ableitungsbeziehungen. Die Ausdrücke eines Paradigmas wurden von einander 7 bzw., auf einer nächsten Entwicklungsstufe, 8 von partiell identischen zugrundeliegenden Formen abgeleitet, die — und das war, wie ich meine, eine ungeheuerliche Neuerung — in keinem der paradigmatischen Ausdrücke als solche in Erscheinung zu treten brauchten. Dies führte von Anfang an eine erhebliche Unsicherheit in die grammatikalische Beschreibung ein, denn wie die zugrundeliegenden Formen — Tiefenstrukturen in der Syntax, lexikalische Repräsentationen in der Phonologie 9 —

6

Hier ist auf Chomskys Lehrer Zellig S. Harris, den Erfinder der Transformationsgrammatik, angespielt; vgl. z. B. Harris, „Co-occurence and transformation in linguistic structure", Language

33 (1957), 1 8 3 — 340 [Nachdruck in Jerry A . Fodor

und Jerrold J . Katz (Hrsg.), The structure of language: ings in the philosophy

Read-

of language, Englewood Cliffs, N e w

Jersey: Prentice Hall, 1964, 1 5 5 — 2 1 0 ] . 7

So in N o a m Chomsky, Syntactic structures ( = Janua

Lingua-

rum, Series Minor, 4), Den Haag: Mouton, 1 9 5 7 . 8

In N o a m Chomsky, Aspects

of the theory of syntax,

Cam-

bridge, Massachusetts: M.I.T. Press, 1965. 9

Die Chomskysche Phonologie-Theorie war bereits vor dem Gemeinschaftswerk mit Halle, The sound pattern o f

English,

weitgehend entwickelt, vgl. N o a m Chomsky, Current in linguistic theory (=

Janua Linguarum,

issues

Series Minor,

38),

Den Haag: Mouton, 1964, insbesondere S. 2.8 —33, 65 — 1 1 0 [auch

in

The

structure

of

language

(vgl.

oben

Fn. 6),

S. 50 — 1 1 8 , dort S , 6 z —66, 85 — 1 1 2 ] ; und ders., Topics in the theory of generative Minor,

grammar

(=

Janua

Linguarum,

56), Den Haag: Mouton, 1966, S. 76 —92.

4

Series

Phonologie in der Transformationsgrammatik

auszusehen hätten, blieb jeder Art empirischer Überprüfung entzogen. Die Grammatik wurde zu einer argumentativen Wissenschaft. Eigentlich wurde sie zu einer Kunst. Die Einführung des Einfachheitskriteriums, 10 eigentlich eines ästhetischen Kriteriums zur Bewertung von Theorien, änderte daran nichts. Im Gegenteil: die empirisch ungestützte Annahme, daß auch ein idealer Sprachbenutzer — selbst wiederum ein unempirisches Konstrukt — aufgrund eines relevanten Ausschnitts der Sprachdaten im Rahmen eines angeborenen Spracherwerbungsvermögens eine einfachstmögliche Grammatik in seinem Geiste erschaffe, die alle Ausdrücke der betreffenden Sprachausprägung und keine anderen zu erzeugen und zu analysieren gestatte, 11 war ihrerseits rein argumentativer Natur und führte zu keiner empirischen Verankerung des Ansatzes. Faktisch wurde die Ansetzung der zugrundeliegenden Formen ins Belieben des Linguisten gestellt. In zahlreichen Syntaxvorträgen habe ich ungezählte Male die Wendung gehört: „The deep structure is something like the following." In der Phonologie machte die neue argumentative Grammatik im Sound pattern of English ihre überzeugendste Bruchlandung. Zwischen divine und divinity, vary und variety besteht ein paradigmatischer Zusammenhang. Also müssen wir ableiten. Leiten wir divinity von divine ab, also /i/ von /ay/? Nein, denn entsprechend müßten wir variety von vary ableiten, also /ay/ von /i/, und die Ansetzung zweier solcher gegenläufiger Regeln, /ay/ /i/ und /i/ -> 10

11

Vgl. The sound pattern of English, passim. Ebd., S. 2 5 i f . , 296£., 330 — 332. 5

S. 296 f., 330 — 340 et

Phonologie in der Transformationsgrammatik

/ay/, widerspräche ja wohl dem Einfachheitskriterium. Also setzen wir in divine/divinity etwas drittes an, das als solches in diesem Paradigma — und tatsächlich in der ganzen behandelten Sprachausprägung — überhaupt nicht vorkommt, ein langes, gespanntes /i/; aus diesem gewinnen wir durch Diphthongierung /ay/, durch Laxing /i/. In vary haben wir ebendieses /i/. Es wird unter Akzent vor Vokal lang und gespannt und alsdann diphthongiert; so gewinnen wir variety.11 Als großer Erfolg wurde es betrachtet, wenn man für die so konzipierten Segmentrepräsentationen und Regeln eine vom je gegenwärtigen Problem unabhängige Rechtfertigung fand (independent justification13). Man fand sie u.a. in Beispielen wie criticize mit /s/ neben critical mit /k/. Warum sollte das /a/ im /ay/ des Suffixes die Assibilierung des /k/ — vgl. auch critic, critique — verursachen? Setzen wir aber auch für dieses /ay/ — nämlich für jedes /ay/ — das lange gespannte /i/ an, so ist auch dieses Problem gelöst; denn die Assibilierung vor palatalem Vokal ist durch wiederum unabhängig gerechtfertigte Regeln garantiert; vgl. mediane mit medical, opacity mit opaque, und entsprechend bei /g/ analogy mit analog u.v.a.14 Freilich hatten viele Regeln auch Ausnahmen, und manche Regeln mußte man auf bestimmte etymologische Teile des Vokabulars beschränken, denn /k/ —• /s/, /g/ —• /]/ vor Palatalvokal15 gilt ja im großen Ganzen nur für den lateinischen Anteil, vgl. king, leeky, give, Maggie.16 Trotzdem sahen sich die Autoren zu 12

Ebd., S. 50 — 54, 1 7 8 — 1 9 1 .

13

Ebd., S . 5 5 .

14

Ebd., S. 54 f., 1 1 9 — 2.2.1.

15

Ebd., S . 4 8 .

16

Ebd., S. 1 7 3 f.

6

Phonologie in der Transformationsgrammatik

Konsequenzen genötigt, die sofort das ungläubige Staunen der Zeitgenossen auslösten. Ich nenne nur eine. Der Vokal in right ,recht, richtig' scheint derselbe zu sein wie in divine, also langes, gespanntes /i/. Aber das kann nicht sein, denn von right ist righteous Rechtschaffen' abgeleitet, und zwar mit den Suffixen /i/ und /os/ — das /i/, damit das /t/ von right palatalisiert wird (es heißt ja nicht [raytas]), und phonetisch [as] als zugrundeliegend /os/ wie in generous, generosity. Eine zugrundeliegende Form /rit + i + os/ müßte aber genau wie /davin + i + ti/ der Laxing-Regel unterliegen; das Resultat wäre nicht [raycos], sondern [risos]. D a Laxing nicht eintritt und zudem /t/ nicht der Frikativ [s] wird wie nach vokalischen Segmenten (delete/deletion, delight/delicious), sondern die Affricata [c] wie nach /s/ (vgl. question, bastion), schließen die Autoren, daß in right dem /t/ ein Frikativ wie /s/ vorausgehe, und da /{/, /0/ und /s/ nicht in Frage kommen, indem diese ja nicht verlorengehen, vgl. rift, myth, wrist, schließen sie, daß der Frikativ velares /x/ sei. Wenn wir nun die Regeln so anordnen, daß Laxing schon vorbei ist, wenn eine andere Regel das /i/ vor /x/ in /rixt + i + os/ spannt und längt, dann haben wir zugleich den Diphthong [ay] und die Affrikata [c] „erklärt" — dies ihr Ausdruck; und mit demselben velaren Frikativ „erklären" sie dann nightingale und mightily.17 Das /x/, einmal geboren (oder wiedergeboren), ruft nunmehr in dem Ansatz sein stimmhaftes Gegenstück /y/ aus /g/ auf den Plan, und dies „erklärt" die Alternanz in resign/resignation, paradigm/ paradigmatic18 und liefert mithin weitere unabhän-

17 18

Ebd., S. Z33 f. Ebd., S.234.

7

Phonologie in der Transformationsgrammatik

gige Rechtfertigung der Analyse der Alternanz von /ay/ und /i/. Aber nun enthält die Beschreibung nicht nur Vokale, die so in den betrachteten Paradigmen nicht vorkommen, sondern auch zwei Konsonanten, die es in der betrachteten Ausprägung des Englischen überhaupt nicht gibt. Mit anderen Worten, bei der Geburt der abstrakten argumentativen Phonologie war die Abstraktheitskontroverse schon mit in die Wiege gelegt. 19 Diese scheint mir nun schon lange Geschichte zu sein, obwohl sie sicher noch einige Gemüter bewegt; einen guten Überblick bietet Alan Sommerstein in seinem Buch. 20 Ich habe an diese Beispiele auch nicht vor allem wegen der Abstraktheitsproblematik erinnert, sondern um die strenge Paradigmenbezogenheit des SPE-Ansatzes zu betonen: Die SPE-Phonologie war zum überwiegenden Teil nicht Phonologie, sondern Morphologie — eine erstaunliche Verwechslung, nachdem die Strukturalisten ihren ganzen Ehr19

Das Problem der „Abstraktheit", d. h. der Diskrepanz zwischen der „zugrundeliegenden Repräsentation"

(underlying

representation) und der phonetisch manifesten phonologischen Form, der „phonetischen Repräsentation"

(phonetic

representation), ist schon im Sound pattern of English selbst fokussiert; vgl. den Abschnitt „ O n the abstractness of lexical representations" (S. n f . ) . 20

Modern

phonology,

insbesondere Abschnitt 9.2, „ H o w ab-

stract is phonology?" (S. 2 1 1 — 2 2 5 )

— betitelt nach einem

einflußreichen Aufsatz von Paul Kiparsky, der nach fünfjähriger Zirkulation als Manuskript in Osamu Fujimura (Hrsg.), Three

dimensions

of linguistic

theory,

Tokio: T E C ,

1973,

S. 5 — 56 erschien. Eine Besprechung der Abstraktheitskontroverse findet sich auch in Theo Vennemann und Joachim Jacobs, Sprache und Grammatik: istischen Sprachbeschreibung,

Grundprobleme

der

lingu-

Darmstadt: Wissenschaftliche

Buchgesellschaft, 1 9 8 2 , S. 35 —47.

8

Phonologie in der Transformationsgrammatik geiz darein gesetzt hatten, diese Bereiche im R a h m e n ihrer Methodik zu trennen. 2 1 21

Z. B. H. A. Gleason, Jr., An introduction to descriptive linguistics, Revised Edition, New York: Holt, Rinehart and Winston, 1955, S. 66: „There are several levels of structure in a language. For the most useful description, each must be clearly distinguished from all the others. They are not, however, wholly independent. Each higher level of structure is best stated in terms of the units of the preceding level. Thus, the statement of the morphemes ist best made in terms of the phonemes. But, on the other hand, the phonology should be stated without any reference to the grammar [„Grammar deals with the morphemes and their combinations", S. 11]. . . . It is not ordinarily feasible to analyze each level separately. Instead, the work must be carried on more or less simultaneously on all levels. All that is required is that it be done in such a way that the results can be stated in terms of an orderly hierarchy of levels, each dependent on those below and describable without dependence on any above." Hinter solchen methodischen Anleitungen verbirgt sich unausgesprochen — wegen einer für den taxonomischen Strukturalismus charakteristischen Verwechslung von Theorie und Methodologie — die theoretische Position, daß das phönologische Teilsystem unabhängig ist. Diese Position teile ich, und ich glaube, daß sie im Begriff ist, sich .nach zeitweiliger Verdrängung durch die Transformationsgrammatik wieder durchzusetzen.

9

z. Silbenphonologie Konsequenzen der Vernachlässigung des Silbenbegriffs in der Transformationsgrammatik Eine Eigentümlichkeit der generativen Phonologie der 6oer und der früheren 70er Jahre ist der nahezu gänzliche Verzicht auf die Einbeziehung von Erkenntnissen über die syllabische Strukturierung von Sprache. Im SPE2Z und z. B. auch in James Foleys Foundations oftheoretical phonology spielt der Silbenbegriff keine Rolle. Bei oberflächlicher Betrachtung muß das sehr verwundern, denn die traditionelle und auch die strukturalistische Phonologie hatten auf diesem Gebiet eine Fülle bedeutender Einsichten gewonnen.23 Ich nenne aus einer Liste von Dutzenden, ja Hunderten von Titeln drei Werke, die mir bedeutend erscheinen.

11

23

Noam Chomsky und Morris Halle, The sound pattern of English. Für die vollständigen Angaben verweise ich wiederum auf die Bibliographie am Ende des Büchleins. Eine mit The sound pattern of English nahezu zeitgleiche Synthese, die einen großen Teil der Ergebnisse aus der Geschichte der Forschung zur Silbenstruktur berücksichtigt, die natürlich auch den Autoren des Sound pattern zur Verfügung gestanden hätten, ist Ernst Pulgram, Syllable, word, nexus, cursus ( = Janua Linguarum, Series Minor, 81), Den Haag: Mouton, 1970. 11

Silbenphonologie

Otto Jespersen entwickelt in seinem Lehrbuch der Phonetik24 in der Nachfolge von Eduard Sievers 25 aufs prägnanteste den Zusammenhang zwischen phonetischer Sonoritätsskala und phonologischer Syllabierung. Wenn heute zahlreiche Phonologen sich daran gewöhnen, die bevorzugte Silbe als eine solche zu sehen, in der die Sprachlautfolge mit geringer Sonorität beginnt, dann an Sonorität zunimmt und schließlich an Sonorität wieder abnimmt (und manche dies in „metrischen Bäumen" darstellen26), so ist dies alles bei Jespersen zu finden. 27 Auch der Begriff der Extrasyllabizität ist natürlich in Sievers' Nebensilben angelegt.28 Eduard Hermanns epochales Werk Silbenbildung im Griechischen und in den andern indogermanischen Sprachen enthält den minuziös geführten Nachweis, daß die urindogermanische Grundsprache intervokalische Gruppen mit zwei Konsonanten hete-

24 25

Im 13. Kapitel, Abschnitt „Silbe" (S. 190 — Z07). Grundzüge der Phonetik, Abschnitt „Silbenbildung" (S. 198 — 215).

16 27

28

Vgl. unten S. 49. Vgl. als Vorläufer des Kiparskyschen „Prominenzproiiis" (the prominence profile of the syllable, auch „Sonoritätsprofil", sonority profile, vgl. „Remarks on the metrical structure of the syllable", S. 250, 253) die — allerdings viel differenzierteren — graphischen Darstellungen der „Sonoritätsverhältnisse" in Jespersens Lehrbuch der Phonetik, 2. Aufl., S. 192. Kiparsky nennt gewisse relativ zu Verallgemeinerungen überzählige dentale Obstruenten am Ende englischer Wörter „extrametrische Segmente" (extrametrical segments, vgl. „Remarks on the metrical structure of the syllable", S.253). Zumindest diejenigen Fälle, in denen auf einen Plosiv in derselben Koda noch ein Frikativ folgt {bets, depth), fallen unter Sievers' Begriff der „Nebensilbe" (Grundzüge der Phonetik, 5. Aufl., S. 205 f.).

12

Konsequenzen der Vernachlässigung rosyllabierte, d. h. auf zwei Silben aufteilte. 2 9 E s ist dies ein Höhepunkt der vergleichenden und rekonstruktiven

Silbenstrukturforschung.

Aus

diesem

Werk wie auch aus vielen einzelsprachlichen Untersuchungen, z. B. von W . Sidney Allen zum Griechischen und Lateinischen, kann man auch lernen, daß und w i e Sprachen in verschiedenen Epochen durchaus verschieden syllabieren können. Ich werde das in wenigen Minuten an Beispielen aus der jüngeren Forschung illustrieren. Der A u f s a t z von Jerzy K u r y l o w i c z „Contribution à la théorie de la syllabe" von 1 9 4 8 enthält eine Fülle schöner Beobachtungen zum syllabischen Sprachbau. Insbesondere wird dort die A u f f a s s u n g , auf die sich heute manche Phonologen viel zugute halten, vertreten und begründet, daß die Silbe stets in A n f a n g s r a n d und Reim, dieser des weiteren in Nukleus und E n d rand zerfalle 3 0 — eine A u f f a s s u n g , die ich allerdings für falsch halte. 3 1

19 30

Vgl. die Zusammenfassung S. 351 — 357. Mit der Basis (engl, base) und dem Kern oder Nukleus (nucleus, peak) einer Silbe sind zugleich ihr Anfangsgrad bzw. Kopf (onset, head) und ihr Endrand bzw. ihre Koda (offset, coda) gegeben, nämlich als das Stück der Basis vor bzw. nach dem Nukleus. Der Keim (rhyme) ist dann definierbar als die (mengentheoretische) Vereinigung von Nukleus und Endrand. Die oben angedeutete Auffassung besagt, daß die Silbe an sich eine Kontituentenstruktur besitze, die diesen definitorischen Festlegungen entspreche, nämlich Reimstruktur. Diese Auffassung ist angegriffen in Davis 1982, der implicite die phonologische Relevanz auch von Körperstruktur und Schalenstruktur nachweist; dabei sind dies die Strukturanaloga der folgenden Definitionen: Der Körper (body) einer Silbe ist die Vereinigung von Anfangsrand und Nukleus, die Schale (shell) die Vereinigung von Anfangsrand und Endrand. Die Relevanz des Silbenkörpers zeigt sich in den vielen Sprachen, bei denen

13

Silbenphonologie

Die Gleichgültigkeit der Transformationsphonologie gegenüber allen diesen Einsichten war nicht vom Gegenstand her motiviert, sondern einzig von einer ganz speziellen Sehweise. Die Silbenstruktur ist ein reines Oberflächenphänomen. Silbenstruktur kann man nur äußerbaren sprachlichen Ausdrücken zuordnen; und die kleinste in normalem Sprechen äußerbare Einheit ist das Wort. Die Transformationsphonologen beschrieben aber, wie ich schon betonte, nicht primär den phonologischen, sondern den morphologischen Bau des Wortes. Im morphologischen Aufbau des Wortes spielt indes die Silbenstruktur sehr häufig keine Rolle. Silbenstruktur hat man deshalb im SPE-Ansatz oder in Foleys Ansatz in den Ableitungsprozessen gar nicht gebraucht. Erst das fertige Produkt hätte syllabiert zu werden brauchen — aber wozu? Man hätte zusätzliche Regeln benötigt, die nichts geleistet hätten, als das Ableitungsprodukt zu verschönern; das aber hätte wohl dem Simplizitätsprinzip widersprochen. Der Ausschluß der Silbenstruktur von der phonologischen Beschreibung hatte seinen Preis: die ganze Anfangsrand und Nukleus strengen Kookkurrenzbeschränkungen unterliegen, z. B. in der westafrikanischen Sprache Nupe, in der Konsonanten vor palatalen Vokalen (/i/, /e/) palatal, O, und vor labialen Vokalen (/u/, /o/) labial, C ¥ , sein müssen, während vor /a/ die Konsonanten, C, mit ihren palatalen und labialen Gegenstücken, Ö bzw. C", kontrastieren; vgl. Larry M. Hyman, „How concrete is pholology?", Language 46 (1970), 58—76, S.60. Die Relevanz der Schale zeigt sich z.B. im Standarddeutschen darin, daß in scharf geschnitteten Silben (akzentuierten Silben mit ungespanntem, kurzem Vokal) Anfangsrand und Endrand nicht beide ein /r/ enthalten können. 31

Meine eigene Auffassung ist in „The rule dependence of syllable structure" dargelegt und begründet. 14

Konsequenzen der Vernachlässigung

Theorie der Prosodie geriet auf ein falsches Gleis. Traditionell wurden Prosodien als Eigenschaften von syllabischen Strukturen aufgefaßt: Töne prototypisch als chromatische Eigenschaften einzelner Silben oder Silbengruppen, Akzente als relative Prominenz, prototypisch als Auszeichnung einer Silbe in einem phonologischen Wort, einer Konstituente in einem Satz. Auch die Deutung der Silbenschwere als Mehrgliedrigkeit eines Reims — heute sagt man: als verzweigender Reim 3 2 — gehörte dieser Tradition an. Als ich 1971 und 1972 in zwei Aufsätzen in Language das Monophthongierungsuniversale — daß nämlich in Sprachen mit einem Längenkontrast M o n o phthongierungen stets Langvokale erzeugen — auf den Doppelvokalcharakter sowohl der Diphthonge als auch der langen Monophthonge zurückführte, berief ich mich ausdrücklich auf eine Tradition. 33 Und na32

Da eine schwere Silbe definiert ist als eine, deren Reim mehr enthält als bloß einen kurzen Vokal (vgl. unten S. 17, Fn. 35), ist eine über ihrem Reim errichtete Baumstruktur verzweigend nicht nur über Nukleus und Endrand, sondern auch, bei leerem Endrand, über einem in diesem Falle notwendigerweise komplexen Nukleus, einschließlich der beiden identischen Bestandteile im Falle eines Langvokals. Dies wird im Folgenden näher ausgeführt und, in den Fußnoten, mit finnischen und lateinischen Beispielen illustriert.

33

„The phonology of Gothic vowels", S. 106 f., 112; „Phonetic detail in assimilation", S. 868 f., Fn. 12.. — Angelika Lutz macht mich darauf aufmerksam, daß in der sog. Anglischen Ebnung die altenglischen Kurzdiphthonge zu kurzen M o nophthongen wurden. In der Tat wurden in diesem Lautwandel vor c, j , h (auch in den Verbindungen rc, rj, rh, Ih) die Kurzdiphthonge io, eo und ea (d.i. /sea/) zu den kurzen Monophthongen i, e, ce, die Langdiphthonge 10, eo und ea (d. i. /¿ea/) zu den langen Monophthongen 1, e, ce „geebnet", d. h. monophthongiert; vgl. Karl Luick, Historische Grammatik der englischen Sprache, Bd. 1, Abt. I, Stuttgart: Bernhard

15

Silbenphonologie

türlich sind Orthographien wie die finnische, die nicht nur Langkonsonanten, sondern auch Langvokale durch Doppelschreibung mitteilen, nichts anderes als eine Anwendung des traditionellen Verständnisses phonologischer Länge. 34 Tauchnitz, 1964, S. 2 1 3 - z i 8 . Der phonologische Status der altenglischen Kurzdiphthonge, der gelegentlich bezweifelt wurde, ist in Jürgen Giffhorn, Phonologische Untersuchungen zu den altenglischen Kurzdiphthongen, München: Wilhelm Fink, 1974 neuerlich demonstriert worden; vgl. auch Seiichi Suzuki, „Phonetic values of Old English vocalic digraphs", Linguistics 20 (1982), 323 — 338. Ich muß das Monophthongierungsuniversale deshalb folgendermaßen umformulieren: In Sprachen mit einem Vokallängenkontrast erzeugen Monophthongierungen stets aus einmorigen Diphthongen Kurzvokale, aus zweimorigen Diphthongen Langvokale. (Eine Mora ist dabei eine phonologische Maßeinheit vom Gewicht eines Kurzvokals.) Da der Fall, in welchem Sprachen mit einem Vokallängenkonstrast nur zweimorige Diphthonge haben, besonders häufig ist, hat die Regel in ihrer ursprünglichen Formulierung zwar breite Anwendung; als universelle Lautveränderungsregel war sie aber dennoch falsch. 34

Vgl. z. B. Hans Fromm, Finnische Grammatik, Heidelberg: Carl Winter, 1982, S. 38 —41. Die dort gegebenen Beispiele für Länge bzw. Gemination, kala - kalaa, tuli — tuuli — tulli, tulee — tullee — tuulee — tuullee, würden in phonetischer Umschrift mit dem Makron als Längenzeichen folgendermaßen erscheinen: [kala — kalä, tuli — tüli — tuli, tule — tule — tüle — tüTe]; der von Fromm betonte Unterschied zwischen Länge und Gemination („Der geminierte Konsonant enthält immer die Silbengrenze, seine ,Länge' ist daher anderer Art als die vokalische", S. 38) wird augenfällig in einer Notation, die Silbengrenzen markiert, z. B. [ka.la — ka.lä, tu.Ii — tü.li — tul.li, tu.le — tul.le - tü.le — tül.le]. Stoßen verschiedene Vokale zusammen, bringt erst eine silbenmarkierende Umschrift zum Ausdruck, ob bzw. wo Diphthonge vorliegen: joissa ist als [jois.sa] Inessiv Plural zu joka ,welcher', als [jo.is.sa] zu joki ,Fluß'; hauissa ist als [hau.is.sa] Inessiv Plural zu hauki ,Hecht', als [ha.uis.sa] zu haku ,Suche' (S. 40). 16

Konsequenzen der Vernachlässigung

Aber nun beachten Sie die Folge der Eliminierung des Silbenbegriffs aus der phonologischen Beschreibung für die Darstellung der Prosodien.

Länge Die Schreibung eines Doppelvokals wird zweideutig: Ist ein tautosyllabischer Langvokal gemeint, oder sind zwei heterosyllabische Kurzvokale gemeint? Der Ausweg war, Vokallänge als ein distinktives Merkmal wie Höhe, Rundheit usw. zu behandeln. Damit hatte man aber den Unterschied von Lang- und Kurzvokalen als einen prosodischen verkannt. Es ist ja nicht zu verstehen, wieso das Merkmal [ ± lang] prosodisch — und damit z. B. auch metrisch — relevant sein soll, das Merkmal [ ± rund] aber nicht. Warum etwa ein Reim aus einem Langvokal, nicht aber ein Reim aus einem runden Vokal ipso facto mit einem Reim aus Kurzvokal plus Konsonant prosodisch äquivalent sein soll, wie z.B. in der lateinischen Wortakzentuierungsregel, erscheint als zufällig. 35 Für einen Reim aus zwei identischen Vokalen wäre das zu erwarten:

35

Die Regel besagt, daß bei einem mehrsilbigen Wort die vorletzte Silbe (Pänultima) akzentuiert wird, wenn sie schwer ist, sonst — falls vorhanden — die drittletzte (Antepänultima). Eine schwere Silbe ist dabei eine, deren Reim mehr enthält als bloß einen kurzen Vokal, und dies ist schon der Fall, wenn der Reim entweder einen langen Vokal oder einen kurzen Vokal und einen Konsonanten enthält. In orator

,Redner' ist

die Pänultima durch Langvokal schwer, im Namen

Diaulus

durch Diphthong, in ancilla

,lästig'

,Magd' und molestus

durch Kurzvokal plus Konsonant; sie erhält also nach der Regel den Akzent: [ö.rä.tor, di.au.lus, arj.kil.la, mo.les.tus].

17

Silbenphonologie Reim

V

C

Vokal plus Konsonant

Vx

V,

(V T * V 2 ) Diphthong

V,

Va

(V T = V J

Langvokal

A b e r genau diese Deutung hatte man sich durch den Verzicht auf eine syllabische Darstellung verbaut. 3 6

In dominus ,Herr', mulierem ,Frau (Akk.)', integrum ,ganz (Nom. Akk. Neut.)' ist jeweils die Pänultima leicht, so daß — da vorhanden — die Antepänultima akzentuiert wird: [dö.mi.nus, mu.li.e.rem, in.te.grum]. Bei dieser Darstellung ist eine schwere Silbe offensichtlich eine mit komplexem — in der Sprechweise der „metrischen Phonologie" (s.u.): verzweigendem — Reim: Reim

o o . d i a i) . m o .

r a a . a u . k i 1 . 1 e s .

1 1 t

t o r u s a u s

Hingegen ist eine leichte Silbe eine solche mit einfachem, unverzweigtem Reim: Reim d o . 1 n .

I m i e t e

. . .

n u s r e m g r u m

Nur ein komplexer pänultimaler Reim zieht auf jeden Fall den Akzent auf sich (vgl. Fn. 35), ein einfacher weist ihn ab, falls eine Antepänultima vorhanden ist (ansonsten freilich nicht, z.B. pater [pa.ter] ,Vater'). 18

Konsequenzen der Vernachlässigung Töne Indem m a n keinen Silbenbegriff zur

Verfügung

hatte, mußte man auch T ö n e als Eigenschaften v o n Segmenten deuten. D i e relative Selbständigkeit

ge-

genüber ihren Trägern, erkennbar z. B. a m Fortbestehen v o n T ö n e n trotz Veränderung, e t w a Verkürzung oder g a r Elimination ihrer segmentalen Basis, entzog sich damit adäquater Beschreibung. D i e sog. A u t o segmentale Phonologie v o n J o h n G o l d s m i t h hält sich viel darauf zugute, diese Eigenständigkeit der T ö n e — T ö n e als A u t o s e g m e n t e

— erkannt zu

haben.

A b e r verkennen können hat man sie nur, indem man den Silbenbegriff vernachlässigte; und

die

strukturalistische

die

Phonologie

T ö n e immer als Prosodien b z w .

traditionelle hatten

die

Suprasegmentalia

gesehen. 3 7 (Ich will damit die Leistungen der autoseg37

Kenneth L. Pike, Tone languages, Ann Arbor: University of Michigan Press, 1967 beginnt mit dem Satz „A tone language may be defined as a language having lexically significant, contrastive, but relative pitch on each syllable" (S. 3, meine Hervorhebung). Das folgende Beispiel zeigt, wie in der südmexikanischen Sprache Mixteco der Ton des Suffixes -rl ,ich' beim schnellen Sprechen erhalten bleibt, obwohl sein Vokal elidiert wird ( ' ' stehen hier beziehentlich für hohen, mittleren und tiefen Ton): tee ,and' + häa ,arrive' + -ri ,1' + ndätü?ün ,converse' + -yd ,we' —> te-hä-r "dätü^un-yo ,shall I come to talk?' (S. 31). Auch die historische indogermanische Grammatik kannte diese Selbständigkeit der Töne. So schreibt Karl Brugmann, Kurze vergleichende Grammatik der indogermanischen Sprachen, Berlin: Walter de Gruyter, 192z: „Gingen [im Altindischen] vor einem Vokal t(y), ü(v) in y, v über . . . , so bekam der Vokal den sogen, selbständigen Svarita [d. h. der Hochton ' verbindet sich mit dem Tiefton des Vokals zum Fallton \ T. V.], z. B. mitryäs aus mitri(y)as freundschaftlich', svär aus sü(v)ar ,Glanz, Himmel', abhyärcati aus abhi arcati ,er besingt'" (S. 57).

19

Silbenphonologie

mentalen Tonologie nicht schmälern, sondern nur andeuten, daß sie meiner Meinung nach nicht einen konzeptuellen Fortschritt darstellt, sondern nur eine Ab- und Rückkehr und bedeutende Weiterentwicklung im einzelnen.)

Akzent Als besonders nachteilig erwies sich das Fehlen eines Silbenbegriffs in der Akzentologie. Da keine Silben vorgesehen waren, mußten Akzente an Segmenten festgemacht werden: [ ± akzentuiert] wurde ein segmentales Merkmal für Vokale, wie [ ± rund] und [ ± lang]. Den relationalen Charakter des Akzents versuchte man dadurch zum Ausdruck zu bringen, daß man den Bereich [ + akzentuiert] als eine unbegrenzte Skala von Akzentstufen sah, dargestellt durch die natürlichen Zahlen i , 2, 3 usw. als Koeffizienten des Merkmals Stress. Die Folge war, daß ein „Der Akut war [im Klassischen Griechisch] ein steigender, bei einem sonantischen Element von zwei Moren [zwei Gewichtseinheiten vom Gewicht eines Kurzvokals, T. V.] auch noch auf der zweiten M o r a ansteigender Ton. Auch der Zirkumflex, der nur Längen zukam, war steigend, aber die ganze ansteigende Bewegung wurde der ersten M o r a zuteil, während die zweite eine geringere Höhe hatte: Zev, (bfiot; repräsentieren gewissermaßen Zeo, ööfidt; mit einer Accentfolge ähnlich der von näzep, ipepöpsv; Zeö : Zeog = jtäzf.p : nairjp. ... Der Zirkumflex entstand überdies bei Vokalkontraktionen, z . B . ipopehe aus (popeeze" (S. 58 f.). Die Transkription [p h o.re.e.te] > [p h o.ree-te] bzw. [p h 6.re.te] (ei steht hier für langes, geschlossenes [e]) zeigt besonders klar, was Brugmann meint, daß nämlich der Tiefton der dritten Silbe erhalten bleibt, obwohl diese Silbe ihre Eigenständigkeit verliert.

2.0

Konsequenzen der Vernachlässigung

Vokal, wie [ + rund] oder [ — rund] und wie [ + lang] oder [ — lang], nun auch [i stress], [z stress], [3 stress] usw. oder [ — stress] sein konnte.38 Eine Akzentabstufungsregel drückte, wenn beim Aufbau komplexer Ausdrücke einer Konstituente der Primärakzent, [1 stress], zugewiesen wurde, alle übrigen Akzente des neuen komplexen Ausdrucks um eine Stufe hinunter,39 [n stress] [n + 1 stress], so daß bei längeren Ausdrücken Vokale als [7 stress], [19 stress] u. ä. erscheinen konnten. Was aber ist ein Vokal mit dem Merkmal [19 stress]? Der relationale Charakter des Akzents wurde durch diese numerischen Zuweisungen nicht adäquat zum Ausdruck gebracht; er wurde verdeckt. Bei gehässiger Interpretation könnte man, da die Merkmale ja als distinktiv konzipiert waren, sogar folgern, daß zwei Segmentmatrizen, die sich nur durch [m stress] versus [n stress] unterscheiden, bei m # n zwei verschiedene Phoneme bezeichnen, also etwa primär versus sekundär betontes oder sekundär versus unbetontes a — was natürlich eine ebenso unerwünschte oder noch unerwünschtere Konsequenz ist als die, daß ein plus-langes und ein minus-langes a zwei verschiedene Phoneme wären: Natürlich ist ein langes a kein anderes Phonem als ein kurzes a, sondern dasselbe a in einer anderen prosodischen Struktur. Nun ist zwar die numerische Deutung des Akzents nicht eine theoretische Folge der Festmachung des Akzents an Vokalen statt an Silben und noch größeren phonologischen Konstituenten; man kann selbstverständlich auch an Vokalen Relationierungen vornehmen, z. B. auf ihnen metrische Bäume aufbauen. Es ist aber, wie ich meine, 38 39

The sound pattern of English, S. 66. Ebd., S. 16 f. 2.1

Silbenphonologie

eine heuristische Konsequenz; denn während die Silben einer Silbenfolge sozusagen selbstverständlich als erschöpfende Konstituenten aufgefaßt und durch einen Konstituentenstrukturbaum dargestellt werden können, gilt dies für Vokale nicht, indem diese in der Segmentkette isoliert liegen, statt sie zu überdecken: Man hätte — um ein neueres Bild zu verwenden — zunächst die „Vokalprojektion" der Segmentketten herstellen müssen.40 Man sieht jedenfalls, daß durch das Fehlen des Silbenbegriffs in der damaligen Transformationsphonologie auch die Akzentologie aufs falsche Gleis gekommen ist. Freilich ist diese Entwicklung in einer traditionellen Auffassung mit Primär-, Sekundär- und Tertiärakzenten und in der strukturalistischen Interpretation dieser Akzente als ebenso vieler eigener suprasegmentaler Phoneme bereits angelegt gewesen. 41 Die Phonologie des SPE erweist sich in dieser wie in mancher anderen Hinsicht lediglich als Vollenderin des von ihr bekämpften taxonomischen Strukturalismus. Es ist ein bleibendes Verdienst von Liberman und Prince und der durch sie begründeten Forschungsrichtung, durch ihre Kritik diesen Weg als Irrweg sehen gelehrt und der traditionellen Auffassung des Akzents als einer Struktureigenschaft — eben des Hervorgehobenseins bzw. der

40

Vgl. Van der Hülst und Smith, „ A n overview", S. 17: „Projections are strings of segments that result from omitting segments that do not have a certain property, e. g. a string of vowels, which results from omitting all segments that do not have the property , [ + v o c ] ' . "

41

Z . B . bei Gleason (vgl. oben F n . 2 1 ) : „We may now list the complete inventory of English phonemes as follows: . . . 4 stresses / ' * ' " / . . . " (S. 50). Die vier Akzentphoneme heißen in dieser Reihenfolge: primary stress, secondary stress, tertiary stress, weak stress (S. 4 1 f., 45).

22

Konsequenzen der Vernachlässigung relativen Prominenz 4 2 — neue Geltung verschafft zu haben. Sie haben, indem sie zugleich bestimmte, in

42

Vgl. Sievers, Grundzüge der Phonetik: „Wir verstehen jetzt unter der Accentuierung eines Wortes die relative Charakteristik aller seiner Silben, unter Satzaccentuierung die relative Charakteristik aller einzelnen Teile eines Satzes oder die relative Charakteristik der einzelnen Sätze gegen einander. Denn zur vollständigen phonetischen Charakteristik eines Wortes oder Satzes gehört ausser dem, was bisher über Einzellaute, Lautverbindungen und Silbenbildung erörtert ist, . . . dass man wisse, es sei eine Silbe oder ein Wort vor den andern in irgend welcher Weise hervorgehoben" (S. 228). „Die Abstufung der Silbenstärke innerhalb des Takts hat mit der absoluten Stärke (Lautheit) der einzelnen Silben nichts zu schaffen. Für die Abstufung der beiden Silben des Taktes habe ist es z.B. gleichgültig, ob der ganze Takt lauter oder leiser gesprochen wird . . . : das relative Verhältnis, auf das es hier allein ankommt, bleibt dasselbe. . . . Der Stärkeabstand der starken Silben von den schwächern. Dieser kann ein sehr verschiedener sein. Im Deutschen ist er z.B. ein sehr großer" (S.238). N. S. Trubetzkoy, Grundzüge der Phonologie, Göttingen: Vandenhoek & Ruprecht, 5. Aufl. 1971 (i.Aufl. 1939): „Die Betonung darf als gipfelbildende Hervorhebung eines Prosodems bezeichnet werden [„Mit Prosodem bezeichnen wir die kleinste prosodische Einheit der betreffenden Sprache, also die Silbe in silbenzählenden und die More in morenzählenden Sprachen", S. 179]. Phonetisch kann diese Hervorhebung auf verschiedene Weise realisiert werden" (S.186). „Die expiratorische Verstärkung einer betonten Silbe wird in vielen Sprachen auch zur Satzdifferenzierung verwendet. Und zwar bekommt dasjenige Wort, das inhaltlich hervorgehoben werden soll, diese expiratorische Verstärkung. ... Auch im Deutschen unterscheidet sich der Satzakzent nur durch seinen Stärkegrad. Die Unterordnung der Wortakzente unter den Satzakzent geschieht im Wege der Stärkeabstufung. . . . Im Deutschen können nur die zusammenge-

¿3

Silbenphonologie

der Transformationssyntax für die Strukturbeschreibung entwickelte Darstellungsmittel auf die phonologischen Strukturen anwandten, die Akzentologie und vor allem die Rhythmusforschung auf ein anderes Gleis gebracht, auf dem sie nun immer schneller fährt — in die richtige Richtung, wie mir scheint, wenn sich auch einzelne Züge und ganze Teilstrecken noch in dichtem Nebel befinden.

Phonologische Relevanz der Silbenstruktur In meinem Aufsatz von 1972, „On the theory of syllabic phonology", habe ich gezeigt, daß die Silbenstruktur sowohl in wortphonologischen als auch in realisationsphonologischen Regeln eine Rolle spielt. Joan Bybee Hooper hat sich in ihrem ebenfalls 1972 erschienenen Aufsatz „The syllable in phonological theory" und vor allem in ihrem Buch An introduction to natural generative phonology von 1976 ähnlich und weiterführend geäußert. Obwohl dies in dem damaligen generativistischen Rahmen sicherlich ein Fortschritt war, so haben wir, wie ich fürchte, unser Teil dazu beigetragen, daß die Silbenphonologie selbst auf ein falsches Gleis geriet, auf dem die meisten Züge heute noch fahren. Wir haben nämlich, von der Vorstellung einer zu syllabierenden Phonemkette ausgehend, gefragt, durch welche universellen setzten Wörter durch die Stellung des Hauptakzents differenziert werden (übersetzen — übersetzen), wobei es sich immer um die Opposition ,Hauptakzent — Nebenakzent' handelt, und dieselbe Opposition gilt auch für den deutschen Satz" (S. 202. f.). 24

Phonologische Relevanz der Silbenstruktur

und einzelsprachlichen Regeln diese Syllabierung herbeizuführen sei; Fragen nach den Eigenschaften dieser Regeln, nach ihrer Interaktion mit anderen phonologischen Regeln, schlössen sich an, etwa ob sie relativ zu jenen extrinsisch oder intrinsisch geordnet seien, ob sie schon im Lexikon anzuwenden seien usw.: Fragen, die in der Transformationsphonologie z. B. als die nach der Zyklizität von Silbenstrukturregeln weiterhin ihre Rolle spielen. Ich halte diese Fragen für falsch gestellt. Silbenstruktur wird nach meiner — zuerst 1974 in „Words and syllables" im Parasession-Band der Chicago Linguistic Society dargestellten — Auffassung weder durch universelle noch durch einzelsprachliche Regeln eingeführt; durch universelle nicht, da in verschiedenen Sprachsystemen gleichartige Sprachlautfolgen ganz verschieden syllabiert sein können, und durch einzelsprachliche nicht, da in manchen Sprachen Silbenstruktur kontrastiv sein kann. Es kann ja in manchen Sprachsystemen ein und dieselbe Sprachlautfolge syllabisch verschieden strukturiert sein erstens durch verschiedene Silbenzahl, zweitens bei gleicher Silbenzahl durch verschiedene Position der Silbengrenze, und drittens bei gleicher Silbenzahl und gleicher Position der Silbengrenze durch verschiedene Position der Nuklearität. Die lateinische Sprachlautfolge [uoluit] kann zweisilbig sein, /uol.uit/ ,er dreht um, hat umgedreht', und dreisilbig, /uo.lu.it/ ,er hat gewollt'. Phonologien ohne Silbenbegriff behelfen sich hier, indem sie „Halbvokale" als eigene Phoneme ansetzen: /uoluit/ versus /uoluit/, also /u/ versus /u/ bzw. [— vocalic] versus [ + vocalic]. Aber das ist nichts anderes als der schon hinreichend kritisierte Fehler, Struktureigenschaften als Merkmalspezifikationen an Phonemen auszudrücken; ich erinnere an 15

Silbenphonologie

[ ± lang] und [ ± akzentuiert] bzw. [n stress] mit n = i , 2, 3, . . . Der Unterschied zwischen dem zweiten u in /uol.uit/ gegenüber /uo.lu.it/ besteht nicht in der Abwesenheit bzw. Anwesenheit eines Merkmals Vokalisch, sondern in der Positionierung eines und desselben Vokals /u/ in verschiedenen syllabischen Strukturen, nämlich im Anfangsrand bzw. im Nukleus der jeweiligen Silbe. Es verursacht hier insbesondere also nicht ein Merkmalsunterschied verschiedene Syllabierungen, sondern allenfalls umgekehrt die verschiedene Syllabierung einen Unterschied in den Merkmalen — obwohl hiervon nun gerade beim Lateinischen keine Rede sein kann; insbesondere kannten die nativen Lateiner den erst mittelalterlichen Unterschied zwischen und überhaupt nicht, sie schrieben /uol.uit/ und /uo.lu.it/ unterschiedslos , und /kau.ne.aas/ konnte sowohl ,Feigen (im Akkusativ)' bedeuten als auch ,hüte dich zu gehen!', nämlich als Realisationsform von /ka.ue.nee.e.aas/.43 Im Standarddeutschen kann eine Folge /VPlV/ bei gespanntem erstem Vokal und stimmlosem Plosiv P die Gruppe /PI/ in Simplizia sowohl heterosyllabieren als auch in der zweiten Silbe tautosyllabieren: /VP.1V/, /V.P1V/, z. B. täglich /täk.lif/, eklig /e.kli?/. Die Tautosyllabierung ist der phonologische Normalfall, wie man an Thekla, Oklahoma, Kaplan usw.

43

Als M . Crassus in Brundisium sein Heer gegen die Parther einschiffen wollte, begegnete er einem Händler, der mit dem Ruf „Cauneas!" seine getrockneten Feigen aus der karischen Stadt Caunos anbot. Der orakelgläubige Crassus deutete die Lautform als realisationsphonologisch kontrahierte Variante des Satzes „ C a v e ne eas!" und schloß, er werde zum Bleiben ermahnt.

2.6

Natur der Silbenstruktur- und Akzentregeln

erkennt. Die Heterosyllabierung signalisiert stets eine morphologische Grenze. Bei ekeln /e.kjn/ versus eklen /e.kly/ kontrastiert in den zweiten Silben die Position des Nukleus. (Ich folge mit der Schwa-losen Darstellung der unakzentuierten Silben der Auffassung des Aussprache-Dudens.) Entsprechend in -magern /ma.gfn/ : magren /ma.gry/, englisch acorn lei.k\x\l (neben /ei.korn/), lantern /lsen.tfn/ versus apron /ei.pry/. Das Gotische hatte die Struktur /iy/ aus dem Uridg. ererbt, die Folge /ju/ aus + /^u/ hinzugewonnen. Die Struktur + /iy/ war vielleicht zu /ju/ oder weiterentwikkelt, aber es wird allgemein angenommen, daß jedenfalls im Vor- und Frühgotischen + /iy/ und + /ju/ kontrastierten. Einschlägig sind auch Fälle sogenannten „Akzentumsprungs", die in Wirklichkeit Fälle von Nuklearitätsverschiebung sind, z. B. mhd. ie /je/, nhd. je /je/; besonders aufschlußreich sind hier Entwicklungen wie ae. ceosan /tjeo.zan/, me. chose /tjo.za/ (neben regulärem chese /tfe.za/), ne. choose /tjuz/ und noch deutlicher mit dem bewahrten „Halbvokal" aisl kljüfa ,klieben', bjööa ,bieten', bjüga ,biegen', nämlich jeweils aus urgerm. "V^u/, vorisl. + [^u 90] mit Senkung des Abglitts vor Dental, dann + /iyu ¡90/ unter Bewahrung der Vokallänge, d. h. der syllabischen Struktur des Reims.

Natur der Silbenstruktur- und Akzentregeln Nach meiner schon 1974 vorgetragenen Auffassung drücken alle wortphonologischen Regeln Wohlgeformtheitsbedingungen für phonologische Wort¿7

Silbenphonologie f o r m e n aus; sie sind also p h o n o l o g i s c h e Strukturbeschreibungen. Sie k ö n n e n stets als V o r k o m m e n s v e r b o t e formuliert w e r d e n , genau wie die R e g u l a r i t ä t e n in anderen Bereichen, z . B . N a t u r g e s e t z e . I n d e m sie b e s t i m m t e p h o n o l o g i s c h e Strukturen

ausschließen,

charakterisieren sie den phonologischen eines

Sprachsystems.

Spielraum

Silbenstrukturregeln



und

übrigens a u c h Akzentregeln — sind, so gesehen, p h o nologische Regeln wie andere; sie d r ü c k e n aus, welche syllabischen Strukturierungen Akzentverteilungen

— bzw.

welche

— nicht m ö g l i c h sind

(wobei

n o c h Z e n t r u m und periphere Bereiche des Sprachsystems zu unterscheiden sind 4 4 ). In d e m jeweils verbleibenden p h o n o l o g i s c h e n Spielraum k ö n n e n sich dann

natürlich

morphologische

Regeln

einnisten.

Z . B. gilt, wie wir gesehen haben, die Syllabierung 44

Im Zentrum eines Sprachsystems befinden sich alle Ausdrücke der betreffenden Sprachausprägung, die vom Standpunkt des Sprachsystems aus normal, unauffällig sind, in der Peripherie diejenigen, die in irgendeiner Weise nicht in diesem Sinne systemgerecht sind. In einer Regelgrammatik der hier angedeuteten Art sind (phonologisch) zentral gerade alle Ausdrücke der Sprachausprägung, die allen (phonologischen) Regularitäten des Systems entsprechen und somit unter alle (phonologischen) Regeln der Grammatik fallen; (phonologisch) peripher sind Ausdrücke der Sprachausprägung in dem Maße, wie sie die (phonologischen) Regularitäten des Systems durchbrechen und somit die (phonologischen) Regeln der Grammatik verletzen. Z. B. ist das Nomen Code des Standarddeutschen phonologisch peripher, da es, als /kod/, die Auslautverhärtung durchbricht, d. h. die Regel verletzt, der zufolge echte Konsonanten (Plosive, Frikative, Affrikaten) in der Silbenkoda stimmlos sein müssen; es ist auch morphologisch (Plural!) und orthographisch peripher. Offenbar läßt sich bei diesem Ansatz der Begriff der Peripherialität durch Unterscheidung nach Zahl und Wichtigkeit der verletzten Regeln als ein graduierender entwickeln und präzisieren. 28

Natur der Silbenstruktur- und Akzentregeln

/VP.1V/ (bei gespanntem erstem Vokal) als Exponent einer morphologischen Grenze; und die phonologische Freiheit, die darin besteht, daß in einem mehrsilbigen Wort, das auf -or endet (für mich stets /or/, nie /or/), sowohl die Ultima als auch die Pänultima akzentuiert sein kann (Tenor versus Ténor), ist auf der morphologischen Seite dadurch genutzt, daß Nomina actoris Pänultimaakzent haben müssen: Doktor, Professor, Kalkulator; Tenor und Matador gehören natürlich nicht hierher, wie die Plurale zeigen, und in Motôr neben Motor macht sich kolumnarer 45 Ultimaakzent breit, wenn die Deutung als Nomen actoris nicht naheliegt, ansonsten nur Motor, wie Promotor. Für die Beschreibung der Silbenstruktur der deutschen Standardsprache nicht durch Syllabierungsregeln, sondern durch Verbotsregeln ist seither ein Anfang gemacht worden, nämlich von Wus van Lessen Kloeke in seinem Buch Deutsche Phonologie und Morphologie, 1982, und von mir in dem Aufsatz „Zur Silbenstruktur der deutschen Standardsprache", in Silben, Segmente, Akzente, 1982. Für den deutschen Akzent habe ich noch nie eine phonologi45

In der Morphologie heißt die Akzentuierung der Wörter eines Paradigmas kolumnar, wenn stets derselbe Teil des Stammes bzw. der Affixe akzentuiert ist (so daß das Akzentzeichen bei Untereinanderschreibung der Wörter des Paradigmas stets in derselben Kolumne erscheint!): Motor Motors

Motoren

29

Silbenphonologie

sehe Regel gesehen, obwohl ich vermuten möchte, daß hier oder dort in einer Fußnote eine steht. Was sich z. B. bei Wolfgang Ullrich Wurzel in „Der deutsche Akzent" findet, sind im wesentlichen morphologische Regeln, indem sie z. B. Akzentpositionen mit Suffixen in eine Beziehung bringen, wie ich es vorhin beim Beispiel der Nomina actoris auf -or getan habe. Eine Akzentregel könnte so aussehen: Ist die Pänultima eines Simplex unreduziert und geschlossen, so ist Präpänultimaakzent unmöglich. Möglich ist Sarástro, Kommando, Levante, Katmandú, lébende; unmöglich sind z. B. *Hóllunder, *Wacholder, so daß es nicht überrascht, daß diese verdunkelten Komposita nach ihrer Verdunkelung (übrigens nicht: Verdunklung!) umakzentuiert wurden. Eine zweite, nicht ganz so strenge Regel — sie läßt Ausnahmen in der Peripherie zu — besagt: Ist die Pänultima eines Simplex unreduziert und die Ultima reduziert, so ist Pänultimaakzent unmöglich. Möglich ist Ágathon, aber nicht Ágathe; es muß Agathe heißen. Möglich ist natürlich auch lébende, rédete-, Araber — und zwar sowohl /á.ra.bf/ gemäß Duden als auch /ara.bf/ gemäß Siebs46 — ist eine mir völlig rätselhafte Ausnahme: Kinder lesen und viele Erwachsene sprechen

46

Meine Notation will besagen, daß der Aussprache-Duden für die akzentuierte Silbe gespannten, langen a-Vokal

ansetzt,

woraus auf offene Silbe und insgesamt — nach einer traditionellen Einteilung

— auf sanften Silbenschnitt geschlossen

werden darf, während der Siebs ungespannten, kurzen Vokal ansetzt, woraus auf geschlossene Silbe und insgesamt auf scharfen Silbenschnitt geschlossen werden darf. Der Punkt über dem /r/ will besagen, daß das /r/ sowohl zur Basis der ersten Silbe als auch zu derjenigen der zweiten Silbe gehört, daß es also ein Gelenk bildet; vgl. zu diesem Begriff z. B. „ Z u r Silbenstruktur der deutschen Standardsprache", S. 1 6 9 f.



Natur der Silbenstruktur- und Akzentregeln

systemgerecht Araber (manche unterscheiden durch den Akzent Menschen und Pferde aus Arabien). Die Autoren des SPE glaubten, den englischen Wortakzent gänzlich durch Regeln einführen zu können; im Lexikon wurden keine Akzente eingetragen, sondern allenfalls Ausnahmen zu bestimmten Akzentregeln als solche gekennzeichnet.47 Dagegen erkennt Elizabeth Selkirk in ihrem Aufsatz „The role of prosodic categories in English word stress" und in ihrem neuen Buch Phonology and syntax, daß das Englische durchaus ein bestimmtes Maß an Akzentuierungsfreiheit hat, wobei es unrichtig wäre, stets Regelfälle bzw. Ausnahmen zu Regeln anzunehmen. Überhaupt ist ihre Akzentlehre das extreme Gegenstück zu der des SPE: Sie baut die Akzentstrukturen direkt auf fertigen Wortformen auf, ohne Zyklus, während ein Jahr zuvor Paul Kiparsky in Linguistic Inquiry noch schrieb, nämlich in einem Artikel dieses Titels: „Metrical structure assignment is cyclic." Die Paradestücke der alten Zykluslehre, z. B. condensation mit Vollvokal /e/, vgl. cond[s]nse, versus compensation mit Reduktionsvokal /a/, vgl. compensate, erklärt sie zu lexikologischen Zufällen, indem offenbar bei der Entstehung dieser nominalen 47

„In the case of examples discussed so far, the facts seem to be that stress is not a category that is specified in lexical entries. That is, lexical matrices are not distinguished from one another in terms of the categorial feature [ ± stress] in certain positions, as they are distinguished in terms of the categorial features [ ± vocalic], [ ± voice], [ ± strident], etc. Instead, the contours of stress and the arrangement of reduced and unreduced vowels are determined by general rule" (S. 146). Im weiteren Verlauf des Kapitels, „Stress as a lexical category" (S. 145 — 1 6 z ) , wird gezeigt, daß in dem gewählten Rahmen auch die Berücksichtigung weiterer Beispiele keine Veranlassung gibt, den Akzent als lexikalisch zu behandeln.

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Silbenphonologie

Derivate die phonologische Form der entsprechenden Verben berücksichtigt worden sei. Natürlich: was bereits fertig im Lexikon vorhanden ist, braucht nicht mehr generiert zu werden. Es hat für mich etwas außerordentlich Befriedigendes, zu sehen, wie gerade die besten Arbeiten in einem ansonsten generativen Konzept — und Selkirks Werke gehören da für mich zum allerbedeutendsten, was in den letzten Jahren entstanden ist — immer auch eine starke Wiederannäherung an die linguistische Tradition — fast möchte ich sagen: an den gesunden Menschenverstand — erkennen lassen. Wenn ich in diesen Fragen der Konzeptualisierung der Zusammenhänge — etwa zwischen Lexikologie, Morphologie und Phonologie — bei der Lektüre neuer generativistischer Konzeptionen oft wie der Igel sagen möchte „Ick bün all do", so hängt das sicherlich damit zusammen, daß ein alter Marburger Germanist und Indogermanist den Zusammenhang mit der Tradition auch bei intensiver Einlassung auf die Transformationsgrammatik nicht leicht ganz verliert.

Präferenzgesetze für Silbenstruktur Um nun zu den universellen Syllabierungsregeln zurückzukommen, wie sie vor allem Joan Bybee Hooper 1976 in ihrem Buch in Angriff genommen hat, so ist die Sache ebenfalls ganz anders ausgegangen, als wir es uns damals vorstellten. Es wurde nämlich schnell genug klar, daß es sich hier überhaupt nicht um universelle Regeln handelt, sondern um Präferenzgesetze, in denen formuliert wurde, welche syllabischen Strukturen generell bevorzugt werden, indem sie bezüglich eines angegebenen Parame32

Präferenzgesetze für Silbenstruktur

ters „besser" sind als andere. Sie sind also Bewertungsregeln für Silbenstruktur, keine Sprachbauregeln. In ihren diachronen Korollaren geben sie dementsprechend an, welche Silbenstrukturen stärker zur Veränderung tendieren als welche anderen, nämlich stets die — bezogen auf einen bestimmten Parameter - „schlechtesten" Strukturen. Hier möchte ich gleich eine Warnung anbringen, denn dieser Gedanke wird oft mißverstanden. Manche Leser oder Hörer denken nämlich: Wenn dieser Druck besteht, Silbenstruktur zu verbessern, warum sind nicht längst alle Sprachsysteme in dieser Hinsicht optimal? Die Antwort ist einfach genug: Es gibt nicht nur einen einzigen Parameter, nach welchem Sprachsysteme besser oder schlechter sein können. Am bekanntesten ist dies von dem Widerstreit zwischen Lautwandel und Analogie: Bestimmte Arten von Lautwandel erleichtern die Aussprache und verbessern das Sprachsystem unter diesem Gesichtspunkt; sie veruneinheitlichen aber oft zugleich die Paradigmen, und das ist unter dem Gesichtspunkt der Transparenz paradigmatischer Zusammenhänge schlecht. Die Analogie, z.B. ein paradigmatischer Ausgleich, ist unter diesem zweiten Gesichtspunkt gut; er führt aber oft dieselben nicht-optimalen Lautstrukturen wieder ein, die vorher durch Lautwandel beseitigt worden waren. Ähnlich bei der Silbenstruktur: Die optimale Silbenstruktur ist CV.CV.CV usw.; die Entwicklung hiervon abweichender Strukturen ist oft genug ausschließlich als Folge des Strebens nach diesem idealen Ziel zu verstehen. Aber es gibt andere Präferenzen, darunter die für die Kürze der Äußerungen. Hieraus erwachsen die bekannten Kürzungen, vor allem Synkope und Apokope. Diese verschlechtern aber notwendigerweise die Silbenstruk33

Silbenphonologie

tur, wie man schon erkennt, wenn man sie auf eine CVCVCV-Kette anwendet: das Resultat ist CVCCV bei Synkope,-CVCVC bei Apokope, in keinem Fall also länger die optimale syllabische Ausgangsstruktur. Helmut Lüdtke sieht deshalb mit Recht in den Sprachsystemen kybernetische Systeme, in denen niemals alle Parameter zugleich optimiert werden können, sondern nur eine bestimmte Gesamtqualität erreicht werden kann, die sich im geschichtlichen Prozeß nur wenig ändert, in den Jahrmillionen der linguistischen Evolution aber sicherlich beträchtlich erhöht hat. Erlauben Sie mir nun bitte, nach diesen Generalitäten — wenn nicht Gemeinplätzen — einige Silbenstrukturpräferenzgesetze aufzuführen und einige von ihnen und ihre diachronen Korollare zu illustrieren. Hier ist, will mir scheinen, ein merklicher Fortschritt erzielt worden, sowohl in der Fassung der Gesetze wie in ihrer Anwendung, nämlich der Erklärung von Lautwandeln, die sich zuvor dem Verständnis von Generationen von Forschern verschlossen hatten. Ich fasse hier die Ergebnisse eines Jahrhunderts der Silbenstrukturforschung nach neuestem Stand zusammen, meist ohne die Einsichten einzelnen Forschern zuzuordnen.

Konsonantische Stärke Die Gesetze beziehen sich sämtlich auf eine partielle Relationierung der Sprachlaute eines Sprachsystems, genannt Konsonantische Stärke. Diese ist sprachspezifisch, weist aber insofern von Sprache zu Sprache gleichförmige Züge auf, als für solche Stärkeskalen bestimmte Präferenzgesetze gelten, de34

Präferenzgesetze für Silbenstruktur

nen zufolge eine Stärkeskala um so besser ist, je stärker bestimmte phonetische Erfordernisse erfüllt sind. Grob gesprochen: je genauer sie einer phonetischen Skala der engen und energischen Lautbildung entspricht. Auf diesem Gebiet herrscht große konzeptuelle Verwirrung. Manche Linguisten, vor allem diejenigen, welche von einer Sonoritätsskala — sonority hierarchy — sprechen, meinen, diese sei universell. Sie meinen damit einen phonetischen Parameter, auch wenn unklar bleibt, was Sonorität eigentlich ist. (Auch mich interessiert die Frage wenig, was phonetische Intensität — wenn ich Engenbildung und Energieaufwand einmal so zusammenfassen darf - eigentlich ist: ich bin ja kein Phonetiker.) Ein solcher Begriff ist natürlich universell; aber er ist nicht in jedem Fall der, welcher der einzelsprachlich relevanten Relationierung entspräche. Diese kann nämlich punktuell von der phonetischen Optimalität abweichen, denn sie ist, wie das übrige Sprachsystem, nicht ein natürliches, sondern ein kulturelles Gebilde. Als solchem sind ihr durch die natürlichen Gegebenheiten des sprachlichen Kommunikationsprozesses, und darunter eben auch die phonetische Ausstattung des Menschen, lediglich natürliche Grenzen gesetzt und selbstverständlich auch Qualitätsmerkmale zugewiesen; aber keinesfalls ist sie mit einem phonetischen Objekt identisch. Um nur ein Beispiel zu nennen: Ein stimmhafter Frikativ ist intensiver als ein gewöhnliches apikales Irl und erst recht als ein Vokal. Im Isländischen geht aber der stimmhafte labiodentale Frikativ /vi in der Silbenstruktur mit Iii und /r/.48 Der Grund ist, daß marginales /u/ — 48

Genauer handelt es sich um die folgende neuisländische Lautregel: In Simplizia wird eine Gruppe aus zwei Konsonanten

35

Silbenphonologie „halbvokalisches" /u/ — sich w i e ja auch im Deutschen zum Frikativ gewandelt hat, die Silbenstruktur diesem Sprachlautwandel aber nicht — noch nicht — Rechnung getragen hat. A u c h dieses Beispiel zeigt, daß die Silbenstruktur ein phonologischer Parameter ist, der nicht aus phonetischen Gesetzen abgeleitet werden kann. D a s besagt aber natürlich nicht, daß auch die syllabischen Präferenzen nicht durch phonetische Gesetze bestimmt wären. D a s Gegenteil ist der Fall. — Z u r Erinnerung gebe ich Ihnen ein typisches Beispiel einer Stärkeskala und einer Stärkeklassenskala.

—|—|—|—|—|—|—|—|—|—|—zunehmende Konsonantische Stärke a e i r l m v f b p o u n z s d t i) Stärkeklassen

g k —| 1 1 1 1— Vokale Liquiden Nasale Frikative Plosive

zwischen akzentuiertem und unakzentuiertem Vokal in der zweiten Silbe tautosyllabiert, wenn der erste Konsonant zur Gruppe /p, t, k, s/ und der zweite Konsonant zur Gruppe /r, v, j/ gehört (wobei /v/ und /j/ in dieser Position stets aus +/u/ bzw. + /i/'— nämlich den Halbvokalen + / u i/ — entstanden sind); ansonsten wird die Gruppe heterosyllabiert. Der Unterschied wird sinnfällig dadurch, daß im ersteren Fall der akzentuierte Vokal — wie in jeder anderen offenen Silbe auch — lang ist, im letzteren Fall kurz. Beispiele: ti.tra, sko.pra, vö.kva, E.sja mit offener erster Silbe und Langvokal, aber einerseits sig.ra, tem.ja, tel.ja und andererseits vit.ni, ep.li, vis.na mit geschlossener erster Silbe und Kurzvokal, im ersteren Fall, weil der erste Konsonant nicht zur Gruppe /p, t, k, s/ gehört, im letzteren Fall, weil der zweite Konsonant nicht zur Gruppe /r, v, j/ gehört (vgl. Vennemann 1972:

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Präferenzgesetze für Silbenstruktur Die wichtigsten Präferenzgesetze Die Präferenzgesetze nehmen auf den Begriff der Konsonantischen

Stärke Bezug. Ich gebe nur die

Hauptgesetze. Über punktuelle Aufhebungen — z. B. Sonderregelungen für homorganische dentale Verbindungen — kann ich hier aus Zeitgründen nicht sprechen. 4 9 Z u den Begriffen: Es wird angenommen, daß die Silbenbasis, d . h . die Sprachlautfolge, die zu einer Silbe gehört, lexikalisch, morphologisch oder phonologisch bestimmt ist. Die Position des Nukleus ist ebenfalls phonologisch relevant; sie ist lexikalisch,

3 — 8). Diese Lautregel war zur Zeit ihrer Entstehung (mit der zweiten Gruppe + / r u i/) phonetisch plausibel: Es handelte sich um eine Silbenkontaktverbesserung durch Resyllabierung (vgl. weiter unten), indem + /p, t, k, s/ die vier stärksten und /r, u, i/ die drei schwächsten Sprachlaute des damaligen Sprachsystems waren, die sich zu intervokalischen Zweiergruppen verbanden. Heute ist die Lautregel ein nur noch historisch verständlicher Teil der isländischen Phonologie. 4

' Hier sei immerhin ein Beispiel angegeben. Im Wortanlaut des Standarddeutschen sind alle Kombinationen aus Plosiv und Liquida (in dieser Reihenfolge) erlaubt und üblich — ausgenommen allein die homorganen Verbindungen mit /l/: pr br

tr dr

kr gr

pl bl

*tl Ml

kl gl

Wörter wie Tlingit (Name eines Indianerstammes der Nordwestküste) gehören offenbar der äußersten Peripherie des standarddeutschen Wortschatzes an. — Weitere Beispiele finden sich in meinem Aufsatz „Universal syllabic phonology", Theoretical Linguistics 5 (1978), 175—215, auf S. 183 —185, insbesondere Fn. 9. 37

Silbenphonologie

morphologisch oder phonologisch bestimmt.50 Von ihr aus definiert sich der Anfangsrand als das Silbenbasisstück vor dem Nukleus, der Endrand als das Silbenbasisstück nach dem Nukleus. Die Sprachlautfolge aus dem letzten Sprachlaut einer Silbe und dem ersten Sprachlaut der Folgesilbe heißt ein Silbenkontakt. 51 Präferenzgesetze

für

Einzelsilben:

A N F A N G S R A N D G E S E T Z : Ein Anfangsrand ist um so stärker bevorzugt, (a) je näher die Anzahl seiner Sprachlaute bei Eins liegt, (b) je größer die Konsonantische Stärke seines ersten Sprachlauts ist und (c) je schärfer die Konsonantische Stärke vom ersten Sprachlaut auf die Stärke des folgenden Nukleus zu abfällt. E N D R A N D G E S E T Z : Ein Endrand ist um so stärker bevorzugt, (a) je kleiner die Anzahl seiner Sprachlaute ist, (b) je geringer die Konsonantische Stärke seines letzten Sprachlauts ist und (c) je schärfer die Konsonantische Stärke vom letzten Sprachlaut auf die Stärke des vorangehenden Nukleus zu abfällt. so

51

Vgl. oben S. 25 — 2.7. Zur morphologischen Bestimmung der Syllabierung vgl. auch unten S. 40 f. Z. B. ist in blinkte /blirjk.ts/ der Nukleus der ersten wie der zweiten Silbe der Vokal. Der Anfangsrand der ersten Silbe ist /bl/, der zweiten /t/. Der Endrand der ersten Silbe ist /i)k/, der der zweiten Silbe ist leer. Der Silbenkontakt der beiden Silben ist /kt/. Wenn es darauf ankommt, kann man den Sprachlautteilfolgen auch eine Numerierung geben (nach der Platznummer des ersten Sprachlauts der jeweiligen Silbe bzw. des jeweiligen Wortes oder komplexeren Ausdrucks). Z. B. ist der Endrand von Tat /tat/ 3/t/ und somit unterschieden vom Anfangsrand 7t/ ( = /t/).

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Präferenzgesetze für Silbenstruktur

NUKLEUSGESETZ: Ein Nukleus ist um so stärker bevorzugt, je geringer seine Konsonantische Stärke ist. Präferenzgesetze für

Silbenfolgen:

SILBENKONTAKTGESETZ: Ein Silbenkontakt ist um so stärker bevorzugt, je größer die Differenz in der Konsonantischen Stärke zwischen dem zweiten und dem ersten Sprachlaut ist. INITIALGESETZ: Wortmediale Anfangsränder sind um so stärker bevorzugt, je weniger sie sich von möglichen wortinitialen Anfangsrändern des Sprachsystems unterscheiden. FINALGESETZ: Wortmediale Endränder sind um so stärker bevorzugt, je weniger sie sich von möglichen wortfinalen Endrändern unterscheiden. PROKOSCHS GESETZ: Eine (dynamisch) akzentuierte Silbe ist um so stärker bevorzugt, je näher ihr Gewicht bei zwei Moren liegt. (Die optimale akzentuierte Silbe ist zweimorig.)52 52

Das Gesetz ist eine Generalisierung der Beobachtung von Eduard Prokosch (A comparative Germanic grammar, Philadelphia: Linguistic Society of America, 1939, S. 140), der zufolge im Deutschen und ähnlich in allen germanischen Sprachen in akzentuierten (nicht-letzten) Silben die Quantität im 13. und 14. Jahrhundert „standardisiert" wurde, nämlich gedehnt in offenen und (zumindest der Tendenz nach) gekürzt in geschlossenen Silben: ne.men > ne.men ,nehmen', nä.men > idem ,nahmen', dah.te > idem ,deckte', däh.te > dah.te ,dachte'. Wie man sieht, ist das Resultat in jedem Fall eine Akzentsilbe mit genau zwei Gewichtseinheiten oder Moren (vgl. oben S. 16, Fn. 33), nämlich Kurzvokal plus Konsonant oder Langvokal ( = Kurzvokal plus Kurzvokal), während die Ausgangssilbe bei Dehnung einmorig, bei Kürzung dreimorig

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Silbenphonologie

Die diachronen Korollare zu diesen Präferenzgesetzen will ich nicht einzeln aufführen; sie ergeben sich alle aus dem übergeordneten Diachroniegesetz. Statt einzelner diachroner

Korollare:

DIACHRONIEGESETZ: Die Tendenz zur Veränderung einer sprachlichen Struktur auf einem gegebenen Parameter ist um so stärker, je weniger präferiert (je „schlechter") die Struktur auf diesem Parameter ist. Illustration des Silbenkontaktgesetzes Ich möchte die erklärende Kraft dieser Silbenstrukturgesetze am Beispiel des Silbenkontaktgesetzes verdeutlichen. Für das Standarddeutsche gilt, wie ich glaube, nebst einigen Sonderregelungen der morphosyllabische Hauptsatz: MORPHOSYLLABISCHER HAUPTSATZ FÜR DIE DEUTSCHE STANDARDSPRACHE: Liegt bei einer internuklearen Sprachlautabfolge die Silbengrenze nicht vor oder in dem letzten Stärkeklassengipfel, obwohl dies nach den phonologischen Regeln zulässig wäre, so koinzidiert die Silbengrenze mit einer morphologischen Grenze. (Ein Stärkeklassengipfel ist ein plazierter Sprachlaut in einer Sprachlautabfolge, dem nicht ein Sprachlaut aus einer höheren Stärkeklasse zur Seite steht.)53 war. — Vgl. auch die Verteilung von Länge und Kürze bei der oben (S. 35 ff., Fn. 48) kurz besprochenen isländischen Lautregel. "

Vgl. „ Z u r Silbenstruktur der deutschen

Standardsprache",

S. 302. Anders gewendet: Wird eine Silbengrenze nicht durch

40

Präferenzgesetze für Silbenstruktur

Nehmen wir einen ganz einfachen Fall: Wartha versus Tatra, mit intervokalischem /rt/ bzw. /tr/. Das plazierte /t/ bildet den einzigen Stärkegipfel. Eine morphologische Grenze liegt nicht vor. Sonderregelungen für Verbindungen aus Irl und /t/ gibt es nicht. Also ist die Syllabierung einerseits /var.ta/, andererseits /ta.tra/. Ein Kontakt /t.r/ ist ohne Vorliegen einer morphologischen Grenze nicht möglich. Eine Syllabierung /.rt/ ist unter keinen Umständen möglich. Man sieht also, daß das Standarddeutsche in Simplizia nur den „guten" Kontakt /r.t/, nicht aber den „schlechten" Kontakt /t.r/ duldet. Das steht — ebenso wie der ganze Hauptsatz — im Einklang mit dem Silbenkontaktgesetz. Sie alle kennen die Westgermanische Konsonantengemination. Sie besagt — und ich vereinfache für unsere Zwecke — , daß in der Gruppe akzentuierter Kurzvokal plus Konsonant plus Resonant plus Vokal der Konsonant geminiert wird, und zwar mit den folgenden Einschränkungen: Westgermanische Konsonantengemination in der Verbindung VCRV (a) Vor „Halbvokal" werden alle Konsonanten außer /r/ geminiert. Got. satjan, -skapjan; as. settian, skeppian Got. kunjis, halja; as. kunnies, bellia Got. farjan, as. ferian morphologische Faktoren bestimmt, so fällt sie vor oder in den letzten Stärkeklassengipfel. Die Bestimmung „letzten" zielt auf den Fall benachbarter Stärkeklassengipfel, z. B. in Arktis /ark.tis/, Var.ktis/. Die Bestimmung „in" meint den Fall, daß man intervokalische Konsonanten nach ungespanntem Vokal als „Gelenke", d. h. als „ambisyllabisch", als beiden Silben zugehörig, betrachtet, z. B. in Amme /arha/.

4i

Silbenphonologie

(b) Vor Liquiden werden nur stimmlose Plosive geminiert. Got. akrs, anord. eple; as. akkar, ae. ceppel54 Got. ligrs, nadrs, fugls; ahd. legar, natra, fogal Bei diesem allbekannten Lautwandel war bis vor kurzem weder ein Grund für sein Vorkommen überhaupt noch ein Grund für seine merkwürdige interne Struktur bekannt. Andererseits hatte Nigel Vincent in einem unveröffentlichten Aufsatz die Vermutung angestellt, daß es sich nicht um eine Versammlung von Zufällen handele, sondern um einen systematischen, motivierten Lautwandel wie z.B. im Falle des Umlauts, da nämlich ein ganz ähnlicher Lautwandel, mit derselben Ausnehmung des r, im Italienischen stattgefunden hat. Freilich war die Motivation für die italienische Gemination gerade so unbekannt wie für die westgermanische. Das Silbenkontaktgesetz mit seinem diachronen Korollar ermöglichte nun eine verblüffend einfache Erklärung. Sie ist in dem Aufsatz von Robert Murray und mir, „Sound change and syllable structure [: Problems] in Germanic phonology" in Language 1983 dargestellt. Wir gingen von der These aus, die Eduard Hermann in seinem schon genannten Buch ausführlich begründet hatte, daß das Urindogermanische und Urgermanische internukleare Zweiergruppen heterosyllabierte; für unsere Zwecke genügte eine eingeschränkte Fassung.

54

Der Plosiv und die Liquida sind z. T. später durch Anaptyxis (Sproßvokalbildung) getrennt worden. Der altenglische Genitiv lautet cepples. 42

Präferenzgesetze für Silbenstruktur

SYLLABIERUNGSREGEL FÜR DAS URGERMANISCHE: Alle Folgen aus zwei Sprachlauten zwischen einem akzentuierten Kurzvokal und einem weiteren Vokal sind heterosyllabisch: ^ C C V -> ^C $ CV 5 5 Diese Regel ist an sich sehr plausibel: es ist die einfachst mögliche Regel unter allen Syllabierungsregeln für Zweiergruppen, die sich überhaupt in den Sprachen der Welt finden. Sie ist die einfachste — aber nicht die natürlichste. Wieder haben wir es mit zwei Parametern zu tun, die sich nicht beide optimieren lassen! Die Regel schafft z. T. gute, z. T. schlechte Kontakte. Die schlechtesten Kontakte sind die, bei denen der zweite Sprachlaut des Kontakts ein Vokal — ein „Halbvokal" — ist. Diese werden durch die Gemination alle beseitigt, ausgenommen die von allen vorkommenden am wenigsten schlechte Gruppe /r.i/. (Auch dieser Kontakt wird später sporadisch verbessert, und zwar durch Stärkung des Halbvokals, z. B. +far.io > Fer.ge.) Diejenigen Kontakte, die eine Liquida als zweiten Sprachlaut enthalten, sind, da Liquiden stärker sind als Vokale (Halbvokale), insgesamt etwas besser als die entsprechen-

55

Das Zeichen „ $ " markiert die Silbengrenze; ich habe es 1968 in meiner Dissertation German phonology (University of California, Los Angeles), S. 1 1 1 , i59f., 180f. eingeführt und benutze es als alternative oder zusätzliche Notation zum Punkt in Regeln und überall dort, wo der Punkt mißverständlich oder zu wenig auffällig ist. — Die schon 1982 in „Zur Silbenstruktur der deutschen Standardsprache", S. Z71 f., festgestellte Beliebtheit des Zeichens hat offenbar weiter zugenommen, denn es wurde unlängst sogar im Muster von Freizeithemden und Krawatten amerikanischer Touristen beobachtet.

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Silbenphonologie

den mit Vokalen. Vor Liquiden wurden deshalb nicht alle — bzw. fast alle — Konsonanten geminiert, sondern nur die wenigen, die gleichwohl noch besonders schlechte Kontakte machten, nämlich die stimmlosen Plosive. Sie sehen, wie die Gemination tatsächlich gerade die schlechtesten Silbenkontakte eliminiert: VC $ RV > VC $ CRV Alle Zielkontakte sind besser als ihre Ausgangskontakte. Beachten Sie zudem eine Feinheit: Auch die in der Zielstruktur entstehenden komplexen Anfangsränder sind gerade die besten, die es gibt; denn je stärker der erste Sprachlaut und je schwächer der zweite, desto besser der Anfangsrand, nämlich nach Aussage des Anfangsrandgesetzes.

Stärkeassimilation Robert Murray hat die folgende Gesetzmäßigkeit entdeckt und 1982 publiziert: M U R R A Y S GESETZ: In progressiver Assimilation dominiert der Sprachlaut mit der geringeren Konsonantischen Stärke. Ich möchte dieses Gesetz modifizieren und folgendermaßen verallgemeinern: STÄRKEASSIMILATIONSGESETZ: Wird in einem Silbenkontakt die Konsonantische Stärke assimiliert, so verringert sich die Konsonantische Stärke des stärkeren Sprachlauts. 44

Präferenzgesetze für Silbenstruktur

LATEINISCHE BEISPIELE Z U M STÄRKEASSIMILATIONSGESETZ Regressive Assimilation: meto, +met-sui > messui ,ich habe gemäht' Gr. hupo-, +sup-mos > summus ,höchster' Skt. svapnas, +suep-nos > somnus ,Schlaf' decet, +dek-nos > dignus [diqnus] ,würdig' secö, +sek-mentom > segmentum [gm] ,(Abschnitt' Got. apn, +atnos > annus J a h r ' rädix, +räd-mos > +rämmos > rämus ,Zweig' sedeö, +sed-lä > sella ,Sessel' coröna, +corön-lä > corölla ,Krönchen, Girlande' + kon-legö > colligö ,ich sammle' + kon-rumpö > corrumpö ,ich zerstöre' + ad-ripiö > arripiö ,ich ergreife' + sub-ripiö > surripiö ,ich nehme weg' Progressive Assimilation: E. salt, + saldo > sallö ,ich salze' Lit. kalnas, +kolnis > collis ,Hügel' es-se, +vel-se > velle ,wollen' + fer-se > ferre ,tragen' Ausnahme: +ager-los > agellus ,Äckerchen' Ich glaube schon, daß dieses Gesetz in besonderen Einzelfällen oder durch schematische Regelungen durchbrochen werden kann. Aber im großen und ganzen scheint es zu stimmen. — Beachten Sie, daß, wenn es stimmt, das Gesetz die alte Erkenntnis, daß mediale Konsonanten häufig schwächer sind als initiale, als Spezialfall miterklärt, vor allem, wenn man bedenkt, daß der Kodateil eines Kontakts zugleich dem Endrandgesetz unterliegt. 45

Silbenphonologie

Mechanismen zur Verbesserung von Silbenkontakten Man wird sich natürlich überlegen, welche Möglichkeiten es überhaupt gibt, schlechte Silbenkontakte zu reparieren. Ich glaube, die folgende Liste ist vollständig; auf eine umfassende Exemplifizierung muß ich hier aus Zeitgründen leider verzichten. 56 (1) Resyllabierung: A.B > .AB (2) Gemination: A.B > A.AB (3) Kalibrierung: (a) Kodaschwächung: A.B > C.B, wobei C schwächer als A (b) Kopfstärkung: A.B > A.C, wobei C stärker als B (4) Kontaktepenthese: A.B > A.CB, wobei C stärker als A (5) Stärkeassimilation: (a) regressiv: A.B > C.B, wobei die Stärke von C kleiner als die von A ist und größer-odergleich der von B (b) progressiv: A.B > A.C, wobei die Stärke von C kleiner als die von B ist und größeroder-gleich der von A (6) Kontaktanaptyxis: A.B > AV.B, wobei V ein Vokal ist (7) Metathese: A.B > B . A Alle diese Mechanismen werden tatsächlich eingesetzt. Ich erwähne nebenbei, daß auch ganz gewöhnliche Assimilationen und Dissimilationen Silbenkontakte verbessern können, nämlich ohne daß speziell die Konsonantische Stärke eine Rolle spielen muß. 56

Diese findet sich in einer demnächst erscheinenden Arbeit „Preference laws for syllable structure". 46

3. „Metrische Phonologie" Ich wende mich nun einem Forschungsbereich zu, der mit dem unglücklichen Namen „metrische Phonologie" versehen worden ist. Die Bezeichnung ist nur insofern zutreffend, als die in diesem Bereich untersuchten Phänomene auch in der Metrik, als einem Zweig der Poetologie, eine Rolle spielen. Gemeint sind ursprünglich Untersuchungen zur Akzentologie und Rhythmuslehre in einem bestimmten formalen Rahmen. Einige Vertreter verwandter Disziplinen haben sich durch Ausnutzung des Beschreibungsapparats angehängt, nämlich Tonologen und Erforscher der Silbenstruktur. (Eine ausgezeichnete Hinführung zu diesem hochinteressanten Forschungsbereich ist die zweibändige Sammlung von Aufsätzen The structure of phonological representations, hrsg. von Harry van der Hülst und Norval Smith, 1982 [Band II erschienen 1983], darin vor allem der Herausgeber eigener Beitrag „An overview of autosegmental and metrical phonology". Eine sehr lesbare Hinführung ist auch der Aufsatz von Geert Booij.)

Zur „metrischen" Strukturierung der Silbe Zur Tonologie möchte ich mich nicht äußern. Hier steht die Artikelsammlung von Victoria Fromkin und dem deutschen Leser die sehr ausführliche Übersicht 47

„Metrische Phonologie"

von Alfons Weidert zur Verfügung. Lassen Sie mich aber bitte mit wenigen Worten begründen, weshalb ich meine, daß eine „metrische" Strukturierung der Silbe ein Fehlgriff ist. Ich benutze dabei Paul Kiparskys Aufsatz „Remarks on the metrical structure of the syllable" in Phonologica 1980, hrsg. von Wolfgang U. Dressler u. a. Mit Bezug auf Kurylowicz, die Pikes, Hockett, Halle und Vergnaud, Selkirk, Rischel, McCarthy, Prince und eigene Vorarbeiten nimmt Kiparsky eine universelle Zweiteilung der Silbe in Anfangsrand und Reim, des Reims in Nukleus und Endrand an,

Onset

Rhyme

und er rekonstruiert eine relationale Beschreibung, die diese Zerlegung zum Ausdruck bringt:

$ S W

(in synchronischen Regeln bzw. Entsprechungen) 43, 51 (in diachronischen Regeln bzw. Entsprechungen) 44 — 46 (Silbengrenze) 41, 43 A55, 46 (Silbengrenze) 43f. u. ASS (strong, stark) 4 8 - 5 3 , 59f. (weak, schwach) 4 8 - 5 3 , 59f.

Ae. Ahd. Anord. As. E.

s. s. s. s. s.

Altenglisch Althochdeutsch Altnordisch Altsächsisch Englisch

Got. Gr. Lit. Neolat. Skt.

Abglitt, Senkung des velaren Abglitts vor Dental 27 Ableitungsbeziehung, Ableitungsprozeß 4, 14 Abruzzesisch s. Italienisch Abstraktheitskontroverse 8 u. A20 — Abstraktheit 8 A A 1 9 - 2 0 Akronym 63 A61 Akzent 2 0 - 2 4 — als suprasegmentale Phoneme in der strukturalistischen Phonologie 22 — als segmentales Merkmal 20f. — relationaler Charakter 21 — als relative Prominenz in Wort und Satz 15 — als Struktureigenschaft 22 — als gipfelbildende Hervorhebung eines Prosodems bei Trubetzkoy 23f. A42

s. s. s. s. s.

Gotisch Griechisch Litauisch Neolateinisch Sanskrit

— als relative Hervorhebung bei Sievers 23 A42, bei Giegerich 58-60 — als expiratorische Verstärkung einer betonten Silbe zur Satzdifferenzierung bei Trubetzkoy 23 A42 — als Abstufung der Silbenstärke innerhalb des Takts bei Sievers 23 A42 — Akzentstufen 20f. — Akzentabstufungsregel 21 — numerische Deutung 20f. — Primärakzent 21 — primärer Wortakzent 58 — Primär-, Sekundär-, Tertiärakzent, primary, secondary, tertiary stress 22 u. A41 — sekundäre, tertiäre Hervorhebungen 58

79

Sachregister — Haupt-, Nebenakzent 24 A42 — Akzentuierung der Einsilbler und endbetonter Wörter 58-60 — Akzentuierung der Mehrsilbler und Komposita 58 — 60 — Ultimaakzent 29 — Pänultimaakzent 29 — Pränultimaakzent im Deutschen 30 — Darstellung mit durch Strong und Weak gekennzeichneten metrischen Bäumen 57, 59f. — kolumnarer 29 u. A45 — unakzentuierte Silben, Schwalose Darstellung — Interaktion mit Rhythmus 56 — akzentueller Sandhi, Akzentsandhi 55, 56f.; s. auch Akzentsandhilehre — morphologische Akzentregeln 30 — und Silbenbegriff 20 — Umakzentuierung verdunkelter Komposita im Deutschen 30 — Akzentuierungsfreiheit im Englischen 321f. — lexikalisch vs. regelgeleitet im Englischen 31f. u. A47 — und Dipthongierung im Englischen 6 — im Lateinischen 17 u. 17f. A35, A36 — s. auch Wortakzent, Satzakzent

Akzentregel 27 — 32, 54 Akzentsandhilehre 55; s. auch Akzent — akzentueller Sandhi Akzentsilbe s. Silbe Akzentstelle 57, 60 Akzentsysteme 62 Akzenttheorie s. Akzentologie Akzentverteilung 28 Akzentumsprung 27 Alphabetische Formation 63 A61 Altenglisch -

Anglische Ebnung 15 A33 Kurz- und Langdiphthonge, Monophthongierung 15f. A33 - und Westgermanische Gemination 42 u. A54 Alternanz 7, 8 Althochdeutsch 42 Altindisch 19 A37; s. auch Sanskrit Altisländisch 27, 37 A48; s. auch Altnordisch Altnordisch 42; s. auch Altisländisch Altsächsisch 41f. Ambisyllabisch s. Gelenk Analogie und Lautwandel 33 Anaptyxis, Sproßvokalbildung 42; s. auch Kontaktanaptyxis Anfangsrand s. Silbe Anfangsrandverbesserung 52 A58 Antepänultima s. Silbe Apokope 33f. Appendix, Nebensilbe, Affix, Extrametrische Segmente, extrametrical segments 12 u. A28, 50 u. A57, 51 Argumentative Grammatik, argumentative Phonologie 5, 8 Assibilierung 6

Akzentlehre s. Akzentologie Akzentologie, Akzenttheorie, Akzentlehre 20, 24, 47 — von Chomsky und Halle 31 u. A47 — von Giegerich 58 — 60 — von Hayes 51, 57, 60 — von Liberman und Prince 51 — von Selkirk 31

Assimilation 46; s. auch Stärkeassimilation Auslautverhärtung 28 Ausnahmen s. Regel Autosegmentale Phonologie, autosegmental phonology 19f., 47

8o

Sachregister Bad guys 2

Diphthong — Kurzdiphthong, einmoriger Diphthong 15f. A33

Bedeutungsbeziehung 3f. — als Ableitungsbeziehung 4 Betonung 23 A42; s. auch Akzent Buchstabenwort 63 A61 CV.CV.CV. 33f.

— Langdiphthong, zweimoriger Diphthong 15f. A33 — und Syllabierung 16 A34 — als verzweigender Reim 18 Diphthongierung 6 Dissimilation 46

CV-Silbe 49, 51, 52 Dehnung 39 A52 Deutsch, Standarddeutsch

Ebenen, Modularität 55; s. auch prosodische Ebene, Strukturalisten — Levels of structure Einfachheit vs. Natürlichkeit von

— kontrastierende Syllabierung 26f. — Beschreibung der Silbenstruktur 2 9 - 3 1 — Auslautverhärtung 28 A44 — Relevanz der Schale 14 A30

Syllabierungsregeln 43 Einfachheitskriterium, Simplizitätsprinzip 5, 6, 14 Einsilbler, s. Akzent Elektronische Datenverarbeitung 61

— Appendices 50 A57 — Lautgeschichte 69 — Stärkung der Halbvokale 36, 43 — Kombinationen aus Plosiv und Liquida im Wortanlaut 37 A49 — Morphosyllabischer Hauptsatz 40f. u. A53 — „Standardisierung" der Quantität 39 A52 — scharf geschnittene Silben 14 A30 — Stärkeabstand der Silben bei Akzentuierung 23 A42

Endrand s. Silbe Englisch 5 — 8, 45 — lateinischer Anteil 6 — kontrastierende Position des Nukleus in unakzentuierten Silben 27 — extrametrische Segmente, extrametrical segments 12 A28 — vier Akzentphoneme im Strukturalismus 22 A41 — Regelhaftigkeit des Wortakzents 31f. u. A47 — Akzentuierungsfreiheit 31f. — Akzentsandhi 56f. — s. auch Altenglisch, Mittelenglisch Enklise 59f. Erklärung — in der Transformationsphonologie 7 — von Lautwandel 34 — erklärende Kraft der Präferenzgesetze für Silbenstruktur 40-46 Extrametrische Segmente, extrametrical segments s. Appendix

— Haupt- und Nebenakzent bei zusammengesetzten Wörtern 23f. A42 — Umakzentuierung verdunkelter Komposita 30 — Akzentsandhi 56 — Satzrhythmus 59 — und Peripherialität 28 A44 — s. auch Althochdeutsch, Mittelhochdeutsch Deutsche Gesellschaft für Sprachwissenschaft (DGfS) v, ix u. AI Diachrones Korollar s. Präferenzgesetze Diachroniegesetz 40 8i

Sachregister Extrasyllabizität 12; s. auch Appendix Finnisch 15 A32, 16 u. A34 Fußbildung 50 Gelenk 30 A46, 41 A53 Gemination

Kalibrierung 46 Kern s. Silbe Klitikon 60 Koda, coda s. Silbe Kodaschwächung 46 Kolumnar s. Akzent Kontaktepenthese 46 Körper, body s. Silbe Körperstruktur s. Silbe Komposita

— Länge von Konsonanten 16 A34 - italienische 42 — westgermanische 41 — 44 - als Silbenkontaktverbesserung 44, 46 Generative Phonologie der 60er und 70er Jahre 11; s. auch Transformationsphonologie Germanisch, germanische Sprachen 39 A52, 52 A58; s. auch Urgermanisch „Glottalische Rekonstruktion"

— verdunkelte, im Deutschen 30 — Komposition s. Akzent Konsonantische Stärke 34—36, 37-46 — und Präferenzgesetze 34 — 37 u. A48, 50 A57 — und Position der Nuklearität 53 Kontakt s. Silbe Kontaktanaptyxis 46 Kopf s. Silbe

64-66 Gotisch 27, 41f., 45 Griechisch 13, 20 A37, 45, 52 A58 Haida 66

Kookkurrenzbeschränkung, Kookkurrenzrestriktion — in Körpern 13f. A30, 54 — in Schalen 14 A30, 54 Kopfstärkung 46 Kreolisierung, Phonologie der 67 Kürzung

„Halbvokal" 25, 27, 36f. u. A48, 41, 43 Heterosyllabierung 12f., 26f., 36, 42f. Homorgane dentale Verbindungen 37 u. A49 Idealer Sprachbenutzer 5 Igbo 65 Indien, indische Sprachen 65; s. auch Sanskrit, Altindisch Indogermanische Sprachen 64f.; s. auch Urindogermanische Grundsprache Indogermanistik 63f.; s. auch Urindogermanische Grundsprache Intensität, phonetische 35, 51 Intonatorik 67

— „Standardisierung" der Quantität 39 A52 — Kürze der Äußerungen 33f. Länge 15f„ 17f. — Längenkontrast 15f. u. AA32-34 — als Reimverzweigung 18 — in phonetischer Umschrift 16 A34 — Bewahrung der Vokallänge bei „Akzentumsprung" 27 — „Standardisierung" der Quantität 39f. A52 — und Gemination 16 A34 — und Monophthongierung 15f. A33

Isländisch 35f. u. 3 5 - 3 7 A48, 40 A52; s. auch Altisländisch Italienisch, italienische Dialekte 52 A58 82

Sachregister Lateinisch 13, 15 A32 — kontrastierende Silbenstruktur bei Halbvokalen 25f. u. A43 — Stärkeassimilation 45 — Wortakzentuierungsregel 17 u. 17f. A35 — s. auch Neolateinisch Lautbildung, enge und energische 35 Lautverschiebung 66 Lautwandel 33f., 36, 52 u. A58, 67 — und Analogie 33 — Erklärung 34 — Westgermanische Gemination als motivierter 42 Laxing 6, 7 — Laxmg-Regel 7 Leichte Silbe s. Silbe Lexikalische Repräsentation, lexical representation 4, 8 A19 Lexical Phonology 3 u. A5 Lexikon 32, 58 Linguistic Institute, Los Angeles 1983 62 Linguistic Society of America (LSA) 62 Litauisch 45 Makron s. Transkription Markiertheit 51f. Mehrsilbler s. Akzent Merkmal 20, 26 — als distinktiv konzipiert 21 — distinktives 69 — als categorial feature 31 A47 — Merkmalspezifikation 25 Metathese (Kontaktmetathese) 46 Metrik, poetologische 47, 54 „Metrische Phonologie", metrical phonology 47 — 60 — Forschung 47 Metrische Raster, metrical grids 57

Metrischer Baum, metrical tree, Baumstruktur, Strukturbaum 12,15 A32, 2 1 , 4 8 - 5 3 , 5 7 , 5 9 f . Mittelenglisch 27 Mittelhochdeutsch 27 Mixteco 19 A37 Modularität s. Ebenen Mögliche Silbe s. Silbe Monophthongierung 15 — von Kurz- und Langdiphthongen 15f. A33 Monophthongierungsuniversale 15 u. 15f. A33 Mora, More s. Silbe Morenzählende Sprache 23 A42 Morphologische Grenze 40, 41 Morphophonologie, transformationell-generative 3 A5 Morphosyllabischer Hauptsatz s. Deutsch Mot 59 Natürlichkeit vs. Einfachheit von Syllabierungsregeln 43 Nebenakzent 58 Nebensilbe s. Appendix Neolateinische 52 A58 Notation s. Transkription Nuklearität — lexikalische, morphologische, phonologische Bestimmtheit der Position 37f. — kontrastierende Position 25, 27 — Position und Konsonantische Stärke 53 — Verschiebung, Akzentumsprung 27 Nukleus s. Silbe Nupe 14 A30 Orthographie 16 — und Peripherialität 28 A44 — finnische 16 u. A34 Pänultima s. Silbe Paradigma 3 — 8 — morphologisches Paradigma 3

83

Sachregister -

Flexionsparadigma 3 Derivationsparadigma 3

— Initialgesetz 39

-

syntaktisches Paradigma 3 Explikation 3

— Prokoschs Gesetz 39

-

und Bedeutung 3f. paradigmatischer Zusammenhang 5 Akzentuierung der Wörter 29 A45

— Stärkeassimilationsgesetz 44f.

-

— Finalgesetz 39 — Murrays Gesetz 44 — Allgemeines Silbenbaugesetz 50 A57 — diachrone Korollare 33, 34, 40, 42

-

Veruneinheitlichung durch Lautwandel 33 Parameter 32 — 36 - Sonorität als phonetischer 35 - Konsonantische Stärke als phonologischer 35 — 37 u. A48 - Optimierung 34, 43

— Diachroniegesetz 40 — Erklärung von Lautwandel 34 — erklärende Kraft 40 - 46 Präferenzgesetze für Stärkeskalen 34f. Präpendix s. Appendix Primärakzent s. Akzent

Peripherie eines Sprachsystems 28 u. A44, 30, 37 A49, 50 A57 Phonem 21

Projektion, projection

22 A40

Prominenz, Hervorgehobenheit — Prominenzprofil,

Phonemkette 24 Phonetik, linguistische 68f. Phonetische Repräsentation, phonetic representation 8 A19 Phonologie-Tagungen, Internationale 68

prominence

profile s. Silbe — als Eigenschaft des Akzents 15, 58 — Darstellung

durch

metrische

Bäume 57, 59 Prosodem 23 A42

Phonologischer Spielraum 28 Phonotaktik 62 Präferenz für Kürze der Äußerungen 33

Prosodie — Theorie der 14f. — Eigenschaft syllabischer Strukturen 15

Präferenzgesetzte für Silbenstruktur 3 2 - 4 6 , 52 - als Bewertungsregeln 33

— und Silbenbegriff 17 — 24 — prosodische Struktur 21 Prosodische Ebene 50, 53, 59

-

und Phonetik 35f.

-

Quantität 39 A52; s. auch Länge

-

Bezug zur Konsonantischen Stärke 37 und Sonderregelungen 37 u. A49 für Einzelsilben 38f. Anfangsrandgesetz 38, 44, 50 A57, 52 Endrandgesetz 38, 50 A57 Nukleusgesetz 39, 50 A57

-

für Silbenfolgen 39 Silbenkontaktgesetz 39, 40 - 44

— als Wohlgeformtheitsbedin-

-

Realisationsform 26 u. A43 Realisationsphonologie 67 Realisationssyntax 56 Rechtfertigung, unabhängige, independent

justification

6, 7f.

Reduktionsvokal 31 u. A47; s. auch Schwa-lose Darstellung Regel 5, 6, 55 gung 27 84

Sachregister — — — — —

als Vorkommensverbot 28 einfache vs. natürliche 43 Strukturabhängigkeit 54 Ausnahmen 6, 30, 31 extrinsische, intrinsische Anordnung 7, 25 — phonologische 40, 54 — wortphonologische 24, 27 — realisationsphonologische 24 — zur Syllabierung 14, 29 — universelle, einzelsprachliche Syllabierungsregeln 24f., 32 — Syllabierungsregel für das Urgermanische 43 — isländische Lautregel 35 ff. A48, 40 A52 — Interaktion von Syllabierungsregeln mit anderen 25 — Akzentregeln, Natur 27 — 32 — für Nebenakzente der Wörter 58 — lateinische Wortakzentuierungsregel 17 u. 17f. A35 — morphologische Akzentregeln 30 — Satzrhythmusregeln 58 — der poetologischen Metrik 54 — Markiertheitsregel 52 — universelle Lautveränderungsregel 16 A33 Regelverletzung und Peripherialität 28 A44 — s. auch Deutsch — Morphologischer Hauptsatz Regelgrammatik 28 A44 Reim, rhyme s. Silbe Reimstruktur s. Silbe Rekonstruktion, sprachhistorische 63-66 Resyllabierung 37 A48, 46 Rhythmus, Satzrhythmus 55 — 60 Rhythmologie, Rhythmusforschung, Rhythmuslehre 24, 47, 55-57, 57-60

Rumpf, Silbenrumpf, s. Silbe Sandhi s. Akzent — akzentueller Sandhi Sanskrit 45, 64; s. auch Altindisch Satzakzent 23 A42, 55f., 57 — und Komposition 58 — s. auch Akzent Satzakzentologie, Satzakzentlehre 55, 56 Satzphonologie 55, 58 Satzrythmus s. Rhythmus Schale, shell s. Silbe Schalenstruktur s. Silbe Schwa-lose Darstellung unakzentuierter Silben 27 Schwere Silbe s. Silbe Segmentkette 22; s. auch Sprachlautfolge Segmentrepräsentation 6 Silbe — Basis, base, Silbenbasis 13 A30, 30 A46, 37, 38, 50 A57, 51, 55 — Nukleus, nucleus, Kern, peak 13 u. 13f. A30, 26, 38 u. A51, 39, 48, 49, 50 A57, 52, 53, 54, 55 — Anfangsrand, Kopf, onset, head 13 u. 13f. A30, 26, 38 u. A51, 39, 44, 48, 49, 50 A57, 52 A58, 54 — Endrand, Koda, coda 12 A28, 13 u. 13f. A30,15 A32, 28 A44, 38 u. A51, 45, 48, 49, 50 A57, 52, 54 — Körper, body 13 A30, 54 — Reim, rhyme 13 u. A30, 15 u. A32, 17 A35,18 u. A36, 27, 48, 52; s. auch Verzweigender Reim — Schale, shell 13f. A30, 54 — Rumpf, Silbenrumpf 50 A57 — Rumpfsilbe 50 A57 — offene Silbe 30, 36 A48,39 A52; s. auch CV-Silbe — geschlossene Silbe 30 A46, 36 A48, 39 A52; s. auch VC-Silbe

»5

Sachregister -

leichte Silbe 18 A36, 50, 52

-

schwere Silbe 15 u. A32, 17 A35, 18 A36, 50, 52 Schwere, Gewicht 15

-

Mora, More 16 A33, 20 A37, 23 A42, 39 u. A52 mögliche 50 A57 wirkliche 50 A57

-

bevorzugte 12, 50 A57

-

natürlichste 52

-

optimale akzentuierte 39 u. A52 Konstituentenstruktur 13 A30

-

Körperstruktur 13 A30, 54

-

Reimstruktur 13 A30, 48f., 54

-

Schalenstruktur 13 A30, 54 „metrische" Strukturierung 47-55 An-sich-Strukturierung 54f.

-

-

-

Silbenrumpf s. Silbe Silbenschnitt 30 A46 Silbenschwere s. Silbe Silbenstruktur 14, 24, 27, 35f. — als phonologischer, nicht phonetischer Parameter 36 — lexikalische, morphologische, phonologische Bestimmtheit 37f. — kontrastierend 16 A34, 25 — Regelabhängigkeit 54 - bevorzugte 32 — 34 - optimale 33f. - und Prominenzprofil 53 — Silbenstrukturregeln, Natur 27-29 - als Konstituentenstrukturbaum darstellbar 22 - der deutschen Standardsprache 29-31 - Verbesserung durch Lautwandel 33 — Verschlechterung durch Synkope und Apokope 33f. - Tendenz zur Veränderung 33 — Unbestimmtheit, Uberbestimmtheit 69 — Grenzfall einer allgemeineren Relationierung 69 — epiphänomenaler Charakter 69 - Forschung 11 A23, 13, 34, 47 - s. auch Markiertheit, Präferenzgesetze Silbenstrukturwandel 67 Silbenzählende Sprache 23 A42 Simplizitätsprinzip s. Einfachheitskriterium Sonorität 12, 35, 51; s. auch Konsonantische Stärke Sonoritätsprofil, sonority profile s. Silbe

nicht-prosodischer Teil 55 Prominenzprofil, prominence profile, Sonoritätsprofil, sonority profile 12 A27, 49, 51, 53 relative Charakterisierung mit Strong und Weak 4 8 - 5 3 Kontakt, Silbenkontakt 37 A48, 38 u. A51, 39, 40, 43, 44, 45, 46 Akzentsilbe, (dynamisch) akzentuierte 39 u. A52 Ultima 29, 30

-

Pänultima 17f. A35, A36, 29, 30 Antepänultima 17f. A35, A36

-

prosodische Ebene der 50

-

s. auch Gelenk, Appendix, Silbengrenze, Silbenstruktur, Syllabierung, Markiertheit, Präferenzgesetze, Metrischer Baum Silbenbaugesetz, Allgemeines s. Präferenzgesetze

Sonoritätsskala, sonority hierarchy 12, 35; s. auch Stärkeskala Sprachentod, phonologische Theorie 67

Silbengrenze 16 A34, 25, 40 Silbenkontakt s. Silbe Silbenphonologie 11 — 46

86

Sachregister Spracherwerb, phonologischer 67 Sprachlautfolge, Sprachlautabfolge 37, 38 u. A51; s. auch Segmentkette Sprachlautinventare 62 — 66 Sprachsysteme, besser oder schlechter 33 Sproßvokalbildung, Anaptyxis 42 Standarddeutsch s. Deutsch Stärke s. Konsonantische Stärke Stärkeassimilation 44 — 45, 46 Stärkeklasse 36, 40 — Stärkeklassenskala 36 — Stärkeklassenbaum 51 — Stärkeklassengipfel 40, 41 A53 Stärkeskala 34 — 36, 51 — als kulturelle Gebilde 35 Stray syllable adjunction 51 Stress s. Akzent Strukturalismus — taxonomischer 2, 22 — Strukturalisten 2, 4 u. A6, 8f. — Methodik 9 u. A21 — Verwechslung von Theorie und Methodologie 9 A21 — levels of structure 9 A21 — grammar 9 A21 — morpheme 9 A21 — strukturalistische Phonologie 1, 11, 19, 27 — phoneme 9 A21 Strukturbaum s. Metrischer Baum Suppendix s. Appendix Syllabierung

— im Standarddeutschen 40f. u. A53 Syllabische Struktur s. Silbenstruktur Synkope 33f. Takt 23 A42 Tautosyllabierung 26, 36 A48 Tiefenstruktur, deep structure 4, 5 Tlingit 37 A49 Ton 15, 19f. — als Prosodie bzw. Suprasegmentale 19 — als Autosegment 19 — Akut 20 A37 — hoher, mittlerer, tiefer 19 A37 — steigender 20 A37 — Fallton, selbständiger Svarita 19 A37 — Zirkumflex 20 A37 — und Silbenbegriff 19 — Selbständigkeit 19 u. 19f. A37 — und pitch 19 A37 — Transkription 19f. A37 Tonologie 47f. Tonsprache, tone language 19 A37 Tonsysteme 62 Traditionelle Phonologie 1, 11, 19 Transformationsgrammatik 1 — 24 — Erfinder 4 A6 — falsche Beurteilung des Verhältnisses von Regeln und Strukturen 54 — falsche Bewertung von Notationen 53 Transformationssyntax 3—5, 24 — und Explikation syntaktischer Paradigmen 3 , Transformationsphonologie 1 - 2 4 , 25 — und Explikation von morphologischen Paradigmen 3 — 8 — als Morphologie 8, 14 — Vernachlässigung des Silbenbegriffs 11, 14

— — — — —

syllabische Strukturierung 11 Verschiedenheit 13 und Merkmalsunterschied 26 Regeln 14, 40, 43f. Einfachheit vs. Natürlichkeit von Regeln 43 — und Sonoritätsskala 12 — als Exponent einer morphologischen Grenze 28f. 87

Sachregister Transkription, Umschrift, Notation — phonetische 16 A34 — silbenmarkierende 16 A34 — Notation von Gelenken 30 A46 — Makron als Längenzeichen 16 A34 — Notation und Silbenschnitt im Deutschen 30 A46 — Akzentzeichen bei kolumnaren Akzent 29 A45 — von Tönen 19f. A37 — Notation und Theorieformulierung 53 Typologische Phonologie 61 UCLA Phonological Segment Inventory Database 62 — 66 Ultima s. Silbe Umschrift s. Transkription Universalien, phonologische

Vereinigung, mengentheoretische 13 A30, 52 Verzweigender Reim 50 Vokalkontraktion 20 A37 Vokalprojektion 22 u. A40 Westgermanische Konsonantengemination 41—44 Wohlgeformtheitsbedingung 27 Wort — kleinste äußerbare Einheit 14 — phonologische Wortform 27f. — phonologisches Wort, Akzentuierung 15 — Akzentuierbarkeit 60 — morphologischer Bau 14 — morphologisch peripheres 50 A57 — s. auch Akzent Wortakzent 23 A42, 55, 57, 58, 60; s. auch Akzent Wortebene 59 Wortphonologie 55 Zentrum eines Sprachsystems 28 u. A44; s. auch Peripherie Zugrundeliegende Form, zugrundeliegende Repräsentation, underlying representation 4, 5, 7, 8 A19 Zyklizität von Silbenstrukturregeln 25, 31

— Monophthongierungsuniversale 15 u. 15f. A33 — Forschung 61 — 66 Universalienprojekt in Stanford 61 UPSID 6 2 - 6 6 u. A61 Urgermanisch 27, 42 — Syllabierungsregel 43 Urindogermanische Grundsprache 12, 27, 42, 63 - 66, 69 VC-Silbe 49

88

Namensregister Allen, W. S. 13 Bartsch, R., und Th. Vennemann 62f. A61 Basb0ll, H. 66 A62 Bauer, L. 61 A60 Bell, A. 69 Booij, G. 47 Brekle, H. E. v, ix Brugmann, K. 19f. A37 Bybee Hooper, J. 24f., 32 Cairns, Ch.E., und M. H. Feinstein 52 Chomsky, N. 2, 4 u. A A 6 - 9 - und M. Halle 1 - 8 , 11 u. AA22 - 23, 14, 21 A A 3 8 - 3 9 , 22, 31 u. A47 Clements, G . N . , und S. J. Keyser 54 Crassus, M. 26 A43 Davis, St. 13 A30, 54 Dinnsen, D. 68 Dressler, W. U. 48, 68 Duden 27, 30 u. A46 Feinstein, M . H. s. Cairns, Ch. E., und M. H. Feinstein Fischer-Jergensen, E. 68 Fodor, J.A., und J . J . Katz 4 A6, A9 Foley, J. 11, 14 Fromkin, V. A. 47 Fromm, H. 16 A34 Fujimura, O. 8 A20 — und J. B. Lovins 50 Gamkrelidze, Th.V., und Ivanov 64

Giegerich, H. 5 8 - 6 0 Giffhorn, J. 16 A33 Gleason, H. A. 9 A21, 22 A41, 61 A60 Goldsmith, J. A. 19f., 62 Greenberg, J. H. 61 Halle, M. - und J.-R. Vergnaud 48 - s. Chomsky, N., und M . Halle Hamp, E. 61 A60 Harris, Z. S. 4 A6 Hayes, B.Ph. 51, 54, 55, 56f., 60, 62 Hermann, E. 12f., 42 Hockett, Ch. F. 48 Hooper, J. B. s. Bybee Hooper, J. Hopper, P. 64 van der Hulst, H., und N. Smith 22 A40, 47, 49 Hyman, L. M . 14 A30, 60, 62 Ivanov, V. V. s. Gamkredlidze, Th. V., und V. V. Ivanov Jacobs, J. 56 - s. Vennemann, Th., und J. Jacobs Jespersen, O. 12 u. A24, A27 Katz, J . J . s. Fodor, J.A., und J . J . Katz Kaye, J. D., und J. Lowenstamm 52 Key, M . R. 61 A60 Keyser, S. J. s. Clements, G. N., und S. J. Keyser Kiparsky, P. 3 A5, 8 A20, 12 A28, 31, 4 8 - 5 5 , 56

V.V.

89

Namensregister Pulgram, E. 11 A23 Rischel, J. 48 Rohlfs, G. 52 A58 Ruhlen, M. 61 Selkirk, E. O. 31f„ 48, 49 Siebs 30 u. A46

Kloeke, W. van Lessen 29 Knappen, J. 61 A60 Kohler, K. 68 Kreitmair, W. 69 Kurytowicz, J. 13, 48, 55 Ladefoged, P. 68 Lieb, H.-H. 56 Liebe-Harkort, M.-L. vi Liberman, M. 22, 57

Sievers, E. 12 u. A25, A28, 23 A42, 50 Smith, N. s. van der Hülst, H., und N. Smith Sommerstein, A. H. 8 u. A20 Suzuki, S. 16 A33 Tillmann, H.G. 68 Trubetzkoy, N. S. 23f. A42 Vater, H. ix Al Vennemann, Th. 14 A 31, 15 u. A33, 24f., 27f., 29, 30 A46, 36 A48, 37 A49, 40 A53, 43 A55, 50 u. A57, 54, 64

- und A.S. Prince 2 2 - 2 4 , 51 Lovins, J. B. s. Fujimura, O., und J. B. Lovins Lowenstamm, J. s. Kaye, J. D., und J. Lowenstamm Lüdtke, H. 34 Luick, K. 15 A33 Lutz, A. 15 A33 Maddieson, I. 62f. u. A61, 66 McCarthy, J. J. 48 Murray, R. W. 44

-

und J. Jacobs 8 A20 s. Bartsch, R., und Th. Vennemann - s. Murray, R. W., und Th. Vennemann Vergnaud, J.-R. s. Halle, M., und J.-R. Vergnaud

- und Th. Vennemann 42 Ohala, J . J . 68 Pike, E.V. s. Pike, K.L., und E.V. Pike Pike, K. L. 19 A37 - und E. V. Pike 48 Prince, A. S. 48 - s. Liberman, M., und A.S. Prince Prokosch, E. 39 u. A52

Vincent, N. 42 Weidert, A. 48 Wurzel, W. U. 30



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Roman Jakobson • Linda R. Waugh

Die Lautgestalt der Sprache Unter Mitarbeit von Martha Taylor, übersetzt von Christine Shannon und Thomas F. Shannon. 14,8 x 22,8 cm. XXIV, 337 Seiten. Mit 8 Abbildungen. 1986. Gebunden D M 140,-; approx. U S $ 60.90 ISBN 311010936 0 (Janua Linguarum. Series Maior 75)

Diese Untersuchung der Laute menschlicher Sprachen und ihrer Beziehungen ist die letzte größere Arbeit des Sprachwissenschaftlers Roman Jakobson und zugleich eine auch für Studenten verständliche Abhandlung über die Vielfalt der Fragen, die in diesem Zusammenhang gestellt werden können und gestellt werden müssen. Sprachlaute tragen, für sich genommen, keine Bedeutung, sondern unterscheiden Bedeutungen als Teil von Silben oder Wörtern. Zusätzlich zu den distinktiven Merkmalen behandelt dieses Werk die Beziehung der Laute zu der grammatischen Struktur, zu Variationen jeglicher Art, zur Synchronie und Diachronie und zum Prozeß der Kommunikation. Die Wichtigkeit der Sprachlaute in Wortspielen und in der Poesie ist jedem klar, doch die allumfassende Behandlung dieser und ähnlicher Themen bringt neue Einsichten. Jakobson selbst sagte, daß jeder seine eigene Betrachtung auf den einen oder anderen Teil beschränken könne, aber er würde einen Fehler begehen, wenn er das Weitergehende vergessen oder leugnen würde. All das, was nicht vergessen werden darf, wird hier so erläutert, daß es nicht vergessen werden kann.

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Hans Henrich Hock

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Principles of Historical Linguistics

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1986. 14,8 x 22,8 cm. XIV, 706 pages. With 18 illustrations. Paperback D M 58,-; approx. US $26.40 ISBN 3 11011068 7

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This book provides in up-to-date form an understanding of the Principles of Historical Linguistics and the related fields of comparative linguistics and linguistic reconstruction. In addition, it provides a very broad exemplification for the principles of historical linguistics.

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An introductory Chapter 1 is followed by a chapter which provides the necessary background on phonetics, transcription, and related matters. Chapters 3 to 8 deal with sound change, both in its traditional conceptualization by the neogrammarians and in terms of the more recently developed notions of 'contrast' and 'structure and function'. Analogy is discussed in Chapters 9 to 11, the last of these being devoted to the contributions which generative linguistics can make. Chapters 12 and 13 conclude the coverage of 'internal' non-contact induced developments, by discussing semantic and syntactic change respectively. Language contact is treated in Chapters 14 to 16. Chapter 14 deals with lexical 'borrowing' 15 covers dialectology, and 16 is devoted to such phenomena as convergence, pidgins, Creoles, and language death. Internal reconstruction and comparative linguistics are the topics of Chapters 16 to 18. The last chapter is devoted to a discussion of the general nature and causes of linguistic change.

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Hans Henrich Hock is Associate Professor of Linguistics and the Classics at the University of Illinois at Urbana-Champaign, USA

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Roman Jakobson • Morris Halle

Fundamentals of Language First printing 1956 Third printing (2nd rev. ed.) 1980. 96 pages. Paperback approx. $5.75; D M 15,ISBN 9027930740 (Janua Linguarum, Series Minor 1)

Noam Chomsky

Syntactic Structures First printing 1957 14th printing 1985. 117 pages. Paperback approx. $ 9.25; D M 24,ISBN 311010682 5 (Janua Linguarum, Series Minor 4)

Jan Svartvik

On Voice in the English Verb First printing 1966 Second printing 1985. XIV, 200 pages. Paperback approx. $26.25; D M 68,ISBN 9027906696 (Janua Linguarum, Series Practica 63)

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Child Language, Aphasia, and Phonological Universals First printing 1968 Third printing 1980. 101 pages. Paperback approx. $ 8.50; D M 22,ISBN 9027921032 (Janua Linguarum, Series Minor 72)

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A. R. Luria

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Journals

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FOLIA LINGÜISTICA HISTORICA Acta Societatis Linguisticae Europaeae Editor: Jacek Fisiak Two issues per volume Appears as supplement to Folia Lingüistica 1986: Volume 6

INTERNATIONAL JOURNAL OF THE SOCIOLOGY OF LANGUAGE General Editor: Joshua A. Fishman Associate Editor: Robert L. Cooper Assistant Editor: Andrew W Conrad Six issues per volume 1986: Issues 5 7 - 6 2 Price per volume DM 216,-; approx. $ 83.50 Single issue DM 54,-; approx. $21.00 Subscription price for individuals DM 82,-; approx. $ 31.75 (prepaid; not valid for residents of Germany, Switzerland, and Austria) ISSN 0165-2516

LINGUISTICS An interdisciplinary journal of the language sciences Editor-in-Chief: Wolfgang Klein Assistant Editor: Brian Wenk Editorial Board: Bernard Comrie, Osten Dahl, Norbert Dittmar, Flip G. Droste, Gerald Gazdar, Jaap Van Marie, Jürgen Weissenborn Six issues per volume

1986: Volume 24 Price per volume DM 395,-; approx. $ 152.00 Single issue DM 73,-; approx. $28.25 Subscription price for individuals DM 104,-; approx. $40.00 (prepaid; not valid for residents of Germany, Switzerland, and Austria) ISSN 0024-3949

MULTILINGUA Journal of Interlanguage Communication Editor: J. C. Sager Editorial Board: J. A. Bachrach, Theodor Holtz, Loll Rolling, Danica Seleskovitch, Yorick Wilks, Antonio Zampolli, Jean-Marie Zemb, Harald H. Zimmermann Size 20.3x28 cm. Four issues per volume

1986: Volume 5 Price per volume DM 135,-; approx. $ 52.00 Single issue DM 34,-; approx. $ 13.25 Subscription price for individuals DM 58,-; approx. $22.50 (prepaid; not valid for residents of Germany, Switzerland, and Austria) ISSN 0167-8507

SEMIOTICA Journal of the International Association for Semiotic Studies / Revue de l'Association Internationale de Semiotique Editor-in-Chief: Thomas A. Sebeok Assisted by Bernardine Psaty Editorial Committee: Claude Bremond, U m b e r t o Eco, Henry Hiz, Julia Kristeva, Juri M . Lotman, Jerzy Pelc, Nicolas Ruwet, Meyer Schapiro, Hansjakob Seiler Five volumes per year. Two double-issues per volume

1986: Volumes 58-62 Price per year D M 5 7 8 , - ; approx. $ 2 2 3 . 0 0 D o u b l e issue D M 122,-; approx. $ 47.00 Subscription price for individuals D M 2 7 5 , - ; approx. $ 106.00 (prepaid; not valid for residents o f Germany, Switzerland, and Austria) I S S N 0037-1998

TEXT An interdisciplinary journal for the study of discourse Editor: Teun A. van Dijk Editorial Board: J o h n B. Black, Aaron Cicourel, Malcolm C o u l t h a r d , J a n o s Petofi, Deborah Tannen Four issues per volume

1986: Volume 6 Price per volume D M 125,-; approx. $ 4 8 . 2 5 Single issue D M 3 7 , - ; approx. $14.25 Subscription price for individuals D M 6 0 , - ; approx. $ 2 3 . 2 5 (prepaid; not valid for residents o f Germany, Switzerland, and Austria) ISSN 01654888

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