Neuere biblische Forschungen in Palästina und in angrenzenden Ländern: Tagebuch einer Reise im Jahre 1852 [Reprint 2018 ed.] 9783111478494, 9783111111490

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Neuere biblische Forschungen in Palästina und in angrenzenden Ländern: Tagebuch einer Reise im Jahre 1852 [Reprint 2018 ed.]
 9783111478494, 9783111111490

Table of contents :
Vorwort
Inhalt
Anmerkungen
Nachtrag
Zusätze und Berichtigungen
Erster Abschnitt. Einleitung. – Beirut und die Umgegend
Zweiter Abschnitt. Von Beirut durch Galiläa nach ’Akka
Dritter Abschnitt. You ’Akka durch Galiläa und Samaria nach Jerusalem
Vierter Abschnitt. Jerusalem. Vorfälle und Beobachtungen
Fünfter Abschnitt. Jerusalem. Topographie und Antiquitäten
Sechster Abschnitt. Excursionen von Jerusalem
Siebenter Abschnitt. Von Jerusalem nach Beisân
Achter Abschnitt. Von Beisân nach Hâsbeiya
Neunter Abschnitt. Von Hâsbeiya nach Bâniâs und zurück
Zehnter Abschnitt. Von Hâsbeiya und Damascus
Eilfter Abschnitt. Von Damascus nach Ba’albek
Zwölfter Abschnitt. Von Ba’albek über Ribleh nach el-Husn.
Dreizehnter Abschnitt. Von el-Husn au deu Cedern vorbei nach Beirut
Anmerkungen
Itinerar
Index I. Arabische Namen und Wörter
Index II. Alte Geographie, Antiquitäten etc.
Index III. Erläuterte Stellen der heiligen Schrift
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Karten

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Neuere

Biblische

Forschungen in

Palästina und in den a n g r ä n z e n d e n L ä n d e r n . Tagebach einer Reise im J a h r e 1852. Von

E. Robinson, E. Smith uud Andern. Nach len Original-Papieren mit historischen Erläuterungen herausgegeben von

Eduard Robinson, D o c t o r und P r o f e s s o r dei T h e o l o g i e in N e u - Y o i k .

Mit einer Karte von P a l ä s t i n a von H. K i e p e r t .

Berlin. D r u c k u n d V e r l a g von G e o r g R e i m e r .

1857.

Herrn Emil R ö d i g e r , Professor an der Universität zu Halle,

dem g r ü n d l i c h e n K e n n e r des O r i e n t s ,

dem Freunde seit dreissig Jahren,

Hochachtungsvoll gewidmet.

Vorwort, W as mich zu dieser zweiten Reise nach dem heiligen Lande veranlasste, so wie der Plan derselben, ist im Anfang der Einleitung dargelegt worden. Während des wichtigern Theils dieser Reise war mein Reisegefährte wiederum Dr. Eli Smith. Er ging mit mir nach Jerusalem und der Nachbarschaft Hebrons, und von da nach Norden bis Häsbeiya. Von Häsbeiya begleitete mich Herr W. M. Thomson nach Bäniäs und zurück; und dann auf dem Wege nach Damascus, bis eine Tagereise von dieser Stadt. Von Damascus ward Herr S. Robson mein Gefährte, der mit mir nach Ba'albek und um das Nordende des Libanon herum nach den Cedern und so nach Beirüt ging. Dass ein grosser Theil des Gelingens und der Annehmlichkeit der Reise von der langen und vertrauten Bekanntschaft meiner Gefährten mit Sprache und Charakter des Volks abhing, brauche ich hier nicht zu wiederholen. Jeder von ihnen hielt sein

VI

Vorwort.

eignes Reisetagebuch, wo Vorfalle und Beobachtunngen eingetragen wurden. Diese gütigst in meinaen Händen gelassenen Papiere sind vielfältigst beim A b fassen dieses Werkes benutzt worden. Diesen Freuirnden ist daher das Publikum, so wie ich selbst, i zu dauerndem Danke verpflichtet. Vorliegendes Werk ist eigentlich ein Suppleme.ent zu meinem frühern P a l ä s t i n a , und kann nur in dieser Verbindung seinen vollen Nutzen gewähren.:. Die während dieser zweiten Reise gemachtsten Beobachtungen haben eine neue Construktion dder Karten von Palästina nothwendig gemacht. Ntfur sehr selten fielen die Reiserouten der verschiedenaen Jahre zusammen. Das Nöthige ist durch Henrrn H. K i e p e r t mit gewohnter wissenschaftlicher Kunastfertigkeit geschehen. Im Index der arabischen Namen und Worte siiind die arabischen Buchstaben nicht gebraucht wordden. Diese sind bisweilen für den Gelehrten von Wichtitigkeit, aber niemals für die Menge der Leser im all^gemeinen. Jedoch wird das in Bezug auf arabisclche Namen angewendete System der Notation in fast jeddem Falle hinreichend gefunden werden, dem Gelehrtrten die eigentlichen arabischen Lettern anzudeuten; unnd dies ist im Grunde alles, was nöthig ist. Diese NSiotation ist jedoch blos in dem erwähnten Index anrabischer Namen und Wörter vollständig durchgeiuhhrt. — Die geringen Abweichungen, welche im Buchstätabieren mehrerer Namen vorkommen, sind aus. eb6en solchen Abweichungen der volkstümlichen A u s spräche entstanden.

Vorwort.

VII

Wfts die Darlegung des Systems der erwähnten Notation anbelangt, so müssen wir den Leser auf Dr. ßmjLth^ „kurze Uebersicht der Aussprache des Arabischea" im zweiten Anhang des dritten Theiles meines Palästina verweisen. Die Veröffentlichung der„Biblical Eesearches", deu,t§ch: P a l ä s t i n a , ward unerwartet günstig aufgenommen. Im Jahre 1842 erkannte die königliche geographische Gesellschaft von London dem Werke ihre goldne Ehrenmedaille zu. Stimmen der Billigung und freundlichsten Anerkennung kamen zu dem Verfasser von den Gelehrten Grossbritanniens und Deutschlands herüber, aus der alten Welt wie aus der neuen; und den Bänden ward in Bezug auf das heilige Land der Rang eines Hauptwerks zugesprochen. Alles dies war vom Verfasser gänzlich unverhofft, und erfordert seine dankbare Anerkennung. Die daraus entspringenden Verbindlichkeiten im Sinne', legt er demnach das gegenwärtige Werk vor das christliche Publikum. Die Principien, auf welchen es ruht, sind die nämlichen, die dem frühern zu Grunde liegen. Wenn es als eine würdige Ergänzung von jenem betrachtet wird, so bin ich befriedigt. Diesen meinen b i b l i s c h e n F o r s c h u n g e n im Gelobten Lande, dem Resultat dreissigjähriger Studien und persönlicher Untersuchungen im Jahre 1838 und 1852, darf ich nichts mehr hinzuzufügen hoffen. Der Hauptzweck aller dieser Reisen, aller dieser Arbeiten war, wie früher schon angekündigt, die Sammlung von Materialien zur Ausarbeitung eines

VIII

Vorwort.

systematischen Werkes über die physische und hiustorische Geographie des heiligen Landes. Diesem deienke ich, wenn mir Leben und Gesundheit vergönnt wird, von nun an meine Kräfte zu widmen. Mit dem erneuten Ausdruck demüthigen Dannkes gegen Gott nimmt der Verfasser somit Abschied 1 von seinem Werk, mit der Bitte zu Ihm, dass Er,, deur es zu vollenden gestattete, es ferner von Nutzen werirden lasse zur Beförderung Seiner Wahrheit. Neu-York, im Juli 1856.

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Erster Abschnitt. Einleitung. — Beirüt und die Umgegend. Seite 1—40. Ursachen und Plan zu einer zweiten Reise in PalSstina 1. 2. Gelegenheit 2. London, Berlin 2. Koute nach Triest 2. 3. Herrliche Scenerie entlang der Eisenbahn 8. Einschiffung zu Triest 3. Gerader Cours auf Corfu 3. Meleda, nicht Melita 3. Cours um Griechenland 3. 4. Syra 4. Verzug zu Smyrna 4. Alterthümer 4. Amerikanische Missionäre 6. Einschiffung zu Smyrna 6. Gedränge der Verdeck-Passagiere 5. Patmos, die Sporaden, Küste yon Klein-Asien 6. Rhodos 6. 7. Gleicher Cours mit dem des Apostels Paulus 7. Cyprus 7. 8. Baffa, Paphot 8. Lamaka, Citium 8. ' Betritt. Landung 9. Einkehr bei Dr. E. Smith 9. Syrische Mission 9. Pläne 9. Unruhe unter den Drusen 10. Aussicht, Libanon 10. Wetter, Stürme 11. Beirüts Gedeihen 11. Sein Handel 11. Alterthümer 12. Hügel um die Stadt 13. Wege 13. Sandhügel 13. Cap Beirüt 13. 14. Moschee, Sarcophage 14. Ausflug zum Nahr el-Kelb 15. Nahr Beirüt und Brücke 15. Weg am Gestade 15. Der Pass 16. Brücke und Wasserleitung 16. Ausflug nach Deir el-Kdl'ah 17 sq. ßauhcr Aufstieg zum Libanon 17. Terrassenbau 17. Schlucht des Nahr Beirüt, alte Wasserleitung 17. Lage des Klosters 18. Weite Aussicht 18. Bett des Nahr Beirüt 18. District el-Metn 18. Sandstein und Fichte 18. Damascus-Strasse, Bhamdün 19. Ueberbleibsel cineB alten Tempels, Inschriften 19. 20. Maroniten-Mönche 21. Beit Miry, Hufbeschlag 21. Alte Wasserleitung mit Steinröhren 21. 22. Brnmmftoa, Nahr el-Maut 22. Ausflug nach 'Abeih 22 sq. Einsamer Platz mit zahlreichen Sarcophagen 23. 'Ar&mdn, 'Ain Kesür 24. Knabenschule der amerikanischen Mission 24. Examen 24. Lage von 'Abeih 25. Becken des Nahr Dämtir 25. Bückkehr nach Beirüt über Shemlftn 26. Der Priester Flami-

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Inhalt.

nius 26. Wady Shahrur, 6eine Fruchtbarkeit 27. Spuren der altem Wasasserleitung in der Ebene 27. Versammlung der syrischen Mission 27. Brief und Einladung^ von n Dr. Perkins 28. Neue arabische Uebersetzung der Heiligen Schrift von i Dr. Smith 28. Protestantismus im türkischen Reich 29. Drei Befehle in didieser Beziehung 29. 30. Ermunterung der Mission 31. Einheimische Kirorche, Capelle in Beirüt, Gottesdienst 31. 32. Missions-Kirchhof 32. Lieutn. DaJale's Grab 33. Einheimische literarische Gesellschaften 33. 34. Fremde Consulln 35.5. 36. Zusammentreffen mit unserm frühern Diener Komeh 85. Anordnungen n für unsere Heise 36. Vorbereitungen 37. 39. Türkische Post 39. Dammpfschiffahrtslinien 39.

Zweiter Abschnitt. Von Beirftt durch Galiläa nach 'Akka. Seite 41—131. 5. April. Abreise von Beirüt 41. Nahr Ghudir und Nahr Y ä b i s 8 41. Khän Khulda, Heldua 42. Viele Sarcophagc 42. Nahr D ä m ü r , Taiamyra* 42. Räs Sa'diyeh, Platanum 42. Romerstrasse 43. Neby Yüriinas, el-Jiyeh, Porphyreon 43. — 6. April. Unser Zelt in der Nacht uimgeweyeht; frühzeitiger Aufbruch 44. Sidon, Haus des Herrn Thomson 45>. AlUterthümer 45. Ost-Richtung nach dem Libanon; Character der Geigend 4 46. Weg über Häret Saida 47. Deir Mukhallis 47. Lager zu Kefx F ältts 4 47. 7. April. Regenanzeichen 48. Aufbruch nach Rüm 48. Regen; '. Zuflucht in einem Ziegenhause 49. Fortschritt nach Rum; schlechter Weg g 49. Dorf Rum 49. Zuflucht in einem Bauerhause 49. Beschreibung 2. Ausgedehnte Kuinen in der Nähe 453. Weg über die Spitze des Hüfgells, alte Wasserleitung 453. et-Täbighah, mächtige Quellen 454. Altes JResservoir zur Hebung des Wassers 454. Arabisches Lager 454. Teil TTfflrm, mit Disteln überwachsen 454. Die Hauptruine eine jüdische Synagjogje 455. Westwendung meist ohne Pfad -455. Gruppen von schwarzen v-ulccamischen Felsen, gleiche Ruinen 455. Bir Kerdzeh und unbedeutende ßoiine3n 456. Nicht Chorazin 456. Capernsnm, wahrscheinlich zu Khdn Minyeh gelegen; Grandie ¿457 sq. Ansichten früherer Reisenden 465 sq. — Bethsaida, wahrscheinlich zu etTäbighah 470. — Chorazin, wahrscheinlich zu Teil Hüm 471.

XIX

Inhalt.

Wir gelangten an tulsem vorigen W e g , zur Damascus- Strasse, und gingen dann nordwärts 474. Ja'fineh, hohe Lage 474. Ard el-Khait, Hüleh-See -475. — 19. Mai. Unser Weg führte hoch am Abhänge des westlichen Berges 475. F i r ' i m , Dorf und Wady 476. Mughär 476. KubÄ'a und Wadys 47G. Kasyün, Buine 477. Abstieg zur Mündung des Wady Hendäj u n d zur Ebene 477. Boute nach Kedes; Ersteigung der Hügel 478. Wendung aufwärts zum Teil Khureibeh mit Euinen 478. Hohe und sichtbare Lage 479. Wahrscheinlich die Lage von Sazor Naphtali's 479. Historische Notizen 479. — Weg nach Kedes 481. Lage, Quellen 481. Die Ebene ist ohne Abfluss 482. Der östliche Abhang der ganzen Gegend senkt sich vermittelst vier Plateaus 482. Alterthümer, jüdische Bauten, grosse Sarcophage 482. Kedes von Naphtali 483. Geschichtliche Notizen 483. Weg aufwärts nach Meis el-Jebel 484. 20. Mai. Weg nordwärts von Meis 485. Westliche Aussicht, Tibnin 486. Oestliche Aussicht, die Hüleh 486. Hünin, Lage, alte Festung 486. Muthma3slich Beth-Behoi 487. Weg längs eines hohen Bodens 488. Abil, das alte Abel, zur Eechten 488. el-Mutülleh 489. Kefr Kily zur Linken 490. Band der Merj 'Ayün 490. Weg durch die Merj 490. Acker- und Weideland 490. Quelle der Merj 491. Querfeldein zum Teil Dibbin 491. Mutmassliche Lage von Ijon 492. Weg aufwärts nach Häsbeiya, schmale Ebene 493. Thal des Häsbäay 493. Niedriger Bücken des Hermon 493. Schlund des Wady Shib'a 493. Zerstörter Khan im Thale 494. Die F u r t ; Wady BUBIS 494. Aufstieg des Wady nach Hasbeiya 494. Herr Thomson erwartet u n s ; er wird mein Begleiter 494. John Wortabet 494. Dr. Smith kehrt heim 495. Mein Unwohlsein 495. Milchweisse Tauben 495 — Oeffentlicher Gottesdienst 495. Missions - Station 496. — Besuch der grossen Quelle, zerstörte Schönheit dieser Stelle 496. Kein Strom oberhalb im Sommer 497. Die Erdharz-Gruben am westlichen Abhänge 497. Ihre Aehnlichkeit mit Brunnen; Anwendung des Erdharzes 497. Ansicht Häsbeiya's und des Jebel esh-Shcikh 497. W a i y et-Teim, erster Sitz der Drusen 498. Lage Hisbeiya's, HügelAmphith;ater 499. Ansichten der Stadt 499. Weinberge, Diba, Bereitungsart 500. Der Emir 500. Der drusische Khülwät el-Biyäd auf dem Südhügd 500. 'Ain Künyeh 501. Shuweiya 501. Andere Dörfer 602. Höhe verschiedener Funkte 502.

Neunter Abschnitt. Von Häsbeiya nach Bäniäs und zurück. Seite 503—545. Auflegung unter den Drusen, Gerüchte über Bttubereien 503. Erlangung v(n Schutzbrief und Geleite durch den Drusen-Sheikh 503. — 25. Mai Begenschauer 504. Weg über Kaukaba nach Bürghüz 504. Flache Irdschwellung am Libanon, durch welche der L i t i n y in einer Schlucht unterhalb der Brücke von Bürghüz bricht 504. 505. Weg nach Belät lftigs der Schlucht des Flusses, welche durch einen andern Berg-

b*

Inhalt.' rücken gebrochen ist; aufregender Kitt 506. Bellt und die atnliegejende Schlucht 506. Der Webr, liyrax Syriacus, Kaninehen der Schrift E507. Die Khütweh 507. Neby Haskin 507. Judeideh 508. Besuch des Teell Dibibbln und Aufstieg nach Khiyam 508. Aussiebt 508. 26. Mai. Weg zur Hfileh 509. Stufen oder Absätze in der näördlicichen Ebene 509. Tiefes Bett des H&sbäny, Luweizeh und Quellen 510J. Bassaltgegend 510. el-Ghüjar 611. Teil el-Kädy 511. Reiche Quelle uind Stitrom 511. Lage und Gestalt des Teil 512. Kein Krater 513. Spuuren von Ruinen 513. Der Strom wird Leddän genannt; vielleicht von IDan t 513. Dies ist die Lage von Dan; geschichtliche Notizen 514. Sichtbaare DOörfer 514. Geröstete Aehren 515. Die Hüleb., Excursion dahin 515. Difneh, Dapline 515. Grossse EEicbe mit vielen Vogelnestern 516. el-Mansüry 516. Mehrere Canäle wom I Ledd&n, Mühlen, viele Bienen 516. Furt des Flusses von Bäniäs und 1 des Leddän 516. 517. Vereinigung sämmtlicher Ströme 517. ßelatiwe Grlrösse 517. Character der Ebene und des Sumpfes 518. Rückkehr nachh elMansüry 519. Weg nach Bäniäs 519. Umgegend 519. Wir trafen keine R ä i u b e r r 519. Terrasse von B&mäs 520. Jebel Heish 521. 27. Mai. Excursion zum See Phiala 521. Wady Za'äreh 5521. 'Ain Künyeh 522. ZiegendorfMesädy 522. See Phiala; Character, sstagniiirendes Wasser, Frösche, Blutigel 522 sq. Kein Grund zu dem vermoeintlitichen Zusammenhang mit dem Jordan 524. Jetzt er-Räm und er-Rän genaannt t 524. Kleiner See hoch oben im esh-Sheikh 524 Note. Merj Yafüry 5244. Mdejdel Shems 525. Weg zum Sheikh 'Othmän Häzüry, Eichen 525. Schlilucht oberhalb Jubbäta, Haupt des Wady Khüshäbeh 526. Ruine Hazüäry, »nicht Sazor 526. Kül'at Subeibeh, eine grosse, gut erhaltene Festunpg 5227 sq. Rückkehr nach Bäniäs 529. Bünläs, schöne und einzige Lage 530 Wilde Thiere 530. )Drei ' Wadys, 'Asal, Khüshäbeh und Za'äreh 530 531. Grosse Quelle 5531. Das alte Paniurn 532. Inschriften 532. Alte Sage von einer Verbinadungg mit Phiala 533. Andere nahe Quelle 534. — Dorf Bttniäs 534. Citaadelle 3 534. Das alte Paneas 535. Geschichtlichc Notizen 536. Quellen des Jordan und Ströme oberhalb und in der Hüleb 5337. NNicht die entferntesten, sondern die ergiebigsten Quellen werden als der ' Urspiprung eines Flusses betrachtet 538. 28. Mai. Weg nach und in dem Wady et-Teiin 538. 'Ain KChurwwa'ah 538. Besuch des Kul'at Bustra, Tempel, ein Räthsel 539. VWady r und 'Ain öeraiyib 540. Wady Khureibch 541. Rasheiyet el-Fükhar 5441. ßSeine Töpfereien 541. Weg nach Hibbiriyeh 541. Der grosse Wady SShib'a i 542. Dorf Shib'a mit vielen Ziegen 542. Hibbäriych; alter Tempel, Ausismessungen 542. 'Ain Jürfa 544. Ankunft in Hasbeiya 544. Höhe ' versochiedener Punkte 544.

Inhalt.

Zehnter Abschnitt. Von Häsbeiya nach Damascus. Seite 546—615.

Strassel nach Damascus 546. — 31. Mai. Unsere Gesellschaft, Verzögerungen 516. Kreuzung des Wady et-Teim; Quellen am westlichen Abhang 547. Der Kücken Dahar scheidet den HAsbäny und Litäny 547. Strasse län;s der Hohe des Rückens 548. Mauer des Libanon, Taum Niha 548. Niedere Bücken am Fusse des Libanon 549. Schlucht des Litäny 549. Ankunft in Yühmur 550. Die Küweh, eine Naturbriicke 551 sq. Wilde Scenerie 551. Die Brücke 551. Fortschritt nach Neby Süfa; Umgegend 552. Höhe des Bückens ed-Dahar 553. Merj Shemiseh und Umgebung 554. Libbeiya 5i5. Neby Söfa, auch Thelthatha genannt 555. Alter Tempel, Messungen 555. Oberes Becken des Wady et-Teim 556. 1. Jun. Weg von Neby Süfa nach Dahar el-Ahmar, Quelle 557. Erlangte Aufllärung; Muhaiditheh 558. Hügclreihe und Lage des Thaies vom Haupt des Wady et-Teim nach der Biikä'a zu 'Anjar 558. Orte längs den restlichen Hügeln 559. Orte Kings dem Fusse des Anti-Libanon 559. Crosse Damascus-Strasse 560. Dieser Theil des Wady et-Teim ist meist uibekannt 560. Bücken ed-Dahar kein abschweifender Ausl&ufer 561. — Windung nach Bäsbeiya hinauf 561. Seine Lage 561. Jcbel eshSheikh ist iahe 562. Sein niedrigerer Westrücken und das Thal oberwärts 562. Der Gipfel von Herrn Porter besucht 562. Buinen 563. Seine Höhe 563. — Damascus-Strasse von Bäsheiya 564. 'Aiha, zerstreute Beste eines alten Tempels 564. Boute über Kefr Kük 564. Schönes Becken, hftufig ein See 564. Höhe; Kefr Kük 565. Boute über Deir el-'Ashftyir; Ersteigung iines Bückens 566. Drusischer Beiter, Erzählung von Räubern 566. Weriung aufwärts nach Biikhleli 5G7. Alter Tempel 567. Ausmessungen 168. Burkush und dessen Buinen wurden nicht besucht 569. Bückkehr ¡erdwärts durch das Gebirge 56i). Ansicht des Plateau's von Zebedäny F.9. Deir el-'Ashäyir 569 Alter Tempel, Ausmessungen 570. Der Hermo ist von Tempeln umgürtet 571. 2. Jun Herr Thomson kehrt nach Häsbeiya zurück, Abenteuer 571. Unser Wef nach Dimäs, 'Ain und Wady Meithelün, Dimäs 572. Die Bahra, eine Wüstenebene 573 Scllöua Quelle, el-'Arräd 573. Rücken und Thaler 574 Ansicht von Damascus und seiner Ebene 574. Abstieg nach el-Mezzeh 74. — Oestlicher Abhang des Anti-Libanon, sein Character 574. — Ann&heung zur Stadt, Zugänge, Erdmanern 575. Canäle 575. BÄb es-ßurijy 53. Logis bei Herrn Kobson 576. Protestantische Missionen 576. Meine Besaäftigungen 576. Oeffentlicher Gottesdienst 576. Dr. Meshäka und Ant3nBuläd 577.

Damascus. Die Ebae, e\ Ghfttah. — Gränzen. Weitlicher Bücken, Jebel Kasyftn, Jebel Tenieh 578. Jebel Aswad und Jebel Mani'a im Süden 579. Seen und Gebire im Osten 579. — Abtheilungen 580. — Teil» 580. — Boden 581.

XXII

Inhalt.

Flüsse und Quellen 581. Der Barada 581 .Vi 2. Seine Canäle im f o r den und Süden 581. Der alte Chrysorrhoas 582. Wahrscheinlich aiuch der Amana (oder Abana) 5S3. — Der A'waj, wahrscheinlich der falte Pharpar; sein Lauf 583. — Verschiedene Quellen 585. Künstlicho QueLllen oder Brunnen zur Bewässerung 585. Die Seen 586 sq. Die beiden nördlichen speist der Barada 587. Aiusdehnung und Character 587. Der dritte oder südliche See nimmt den A' 'waj auf 588. Dörfer 588. Ruinen im Osten der Seen 589. Ackerbau. Früchte. — Verschiedene Products 689. Bäume lund Früchte 589. Die Stadt. Geographische Lage 590. Bevölkerung 591. Liegt grössttentheils südlich vom Flusse; ihre Gestalt 591. Strassen 592. Häuser; das Innere einiger ist prachtvoll 593. Haus des britischen Consuls 593. ' Castell, Moscheen, Khäns, Basare 594. Fabriken, Handel 595. Bäder, Kaiffeehäuser 596. Schutthügel vor dem Ostthore; weite Aussicht 597. 'Der Meid&n 597. Die Meij und ihre Ströme 597 sq. Hospital für Pilger E598. Bossmarkt; wilde Pferde 598. Die Platane 598. Hunde, ihre Haltung 5598. Wasserreichthum 599. Alle sind eifersüchtig auf ihre Rechte 599. Mückkenplage, Feuchtigkeit 600. Holzschuhe 600. — Kirchen 600. AlterthOmer. — Das Castell 600. Die alte Mauer 601. Kirche des St. Johannes, jetzt Moschee der Ommiaden 601. Viele alte Säulen £602. Die sogenannte „grade" Strasse 603. Dio alten Canäle 603. Keine Wassserleitungcn 603. Münzen 604. Geschichte. — Damascus des Alten Testaments 604. Unter den GSriechen und der syrisch-griechischen Herrschaft 605. Unter den Kömern,, im Neuen Testament und später 607. Unter muhammedaqischer Herrschaft C608. Orte bei Damascos. — Salihiyeh 611. — Kubbet Seiydr, berühmt« Mussicht 611. — Heibon, Lage und Beschreibung 613. Wahrscheinlich das Heibon der Schrift; sein Wein ist noch berühmt 614. — Hureiry 615i.

Elltcr Abschnitt. Von Damascus nach Ba'albek. Seite 616—687. Dritter Theil der Keise; Herr ßobson wird mein Begleiter; AnordiflUH' gen 616. — 7. Juni. Aufbruch; Herr Porter geleitet uns eine Streccke; Zollbeamte 616. Kubbet ßeiyär und seine herrliche Aussicht 617. Zusammentreffen mit dem britischen Consul 617. Dummar; Strassen (617. Weg nach Bessima, weisse Hügel 617. Die Sahra 618. Bessima (618. Langer bis Menin reichender Bücken 618. Lauf des Barada, Strasssen, Dörfer 618. Unterhalb Bessima ist ein Tunnel, aber keine Strasse (619. Vielleicht zur Bewässerung 619. Strasse oberhalb Bessima, Schlucht, kUeine Quelle 619. ' Fijeh und die grosse Quelle; Tempelreste 620. Der Sttrom ist grösser als der Barada unterhalb; anerkannt als ^Quelle des Barada (620. Thal und anliegende Bücken 622. Dörfer; el-Kefr, Tempelrninen £622. Bäk Wady Barada 623. Enger Weg, Brücke 623. Reste einer alten ßttadt,

Inhalt.

xxm

Necropole C23. Alte ausgehauene Strasse 624. Lateinische Inschriften 625. Wely des Neby Habil (Abel) 626. Lage von Abila 627. Geschichtliche Notizen 628 sq. — Aufstieg im Thale nach dem Südende der ZebedänyEbene und Lager 631. Wieder auf dem Plateau von Deir el-'Ashäyir 632. Anliegende Rücken 632. 8. Juni. Garten von Zebediny 632. Blüdän und Dörfer 633. Character der Ebene 633. Höchste Spitze des eigentlichen Anti- Libanon bei Blüdän 633. Ebene von Sürghäya 633. Wady Yahfufeh, 'Ain Hawar und Strom 634. Blüdän und Bergkette 634. Versuch, die Ebene zu kreuzen; Umkehr 635. Annahme eines Führers, und Kreuzung höher oben 635. Quelle des Barada 635. Batrüny 636. Ersteigung eines Bergauslänfers; Gipfel des hohen Westrückens 636. Rückblick; Gegend nach Heibon zu 636. 637. Aussicht nach Süden und Westen 637. Wady el-Kürn und Strasse von Damascus nach Beirut 637. Abstieg auf ihr und Erreichung der Beirut-Strasse auf dem Sahil Judeideh 637. Lage und Wüstennatnr 638. 639. Reihen von Rücken und Plateaus hinter uns 639. Wady Za'rir wird zum Wady Harir und erstreckt sich bis zur Bükä'a 640. Kleiner Khän 640. Hügelreihe und Seitenthal zur Verbindung mit dem Wady etTeim 641. Mejdel; komische Scene zwischen Maulthier und Hunden 641. Alter Tempel, seine auffallende Lage 642. Beschreibung 642. Anderer Tempel zu Zekweh 644. Aussicht vom Tempel zu Mejdel 644. Richtung der Beirüt-Strasse 645. Ruinen von 'Anjar 645. Plünderung durch die Kreuzfahrer 646. Das alte Chalci» unter dem Libanon ('AI. Grosse Quelle, Neba' 'Anjar 648. Ob intermittirend ? 649. Als Quelle des Litäny betrachtet 650. Alluvial - Ebene der Bükä'a 650. Ist eine grosse Gebirgskluft 651. 9. Juni. Verbleiben am Fusse des Anti-Libanon 651. Neba1 Shemsin 651. Hoher Teil und ein fernerer Höhenzug, welcher einen Seitenwady bildet 651. Strassen von Zebedäny, Dörfer 652. Deir el-Ghüzdl 652. Beste eines alten Tempels 653. Masy, Ruinen; Wady und Dorf Yahfufeh 653. 654. Neby Shit 654. Hauptstrasse von Zebediny nach Ba'albek 654. Hier endet der Westrücken des Anti-Libanon 655. Die Bükä'a weiter nördlich 655. Weg nach Ba'albek; Dorfer; obere Route von Zebedany 656. Hinabitieg über 'Ain Burday 656. Eine andere Strasse nördlich von Mäsy liegt an der grossen Ebene 657. Ba'albek; alte Steinbrüche; ungeheurer Stein 658. Lage der Tempel von Ba'albek; alte Stadtmauer 658. Quelle von Ba'albek 659. Höhe 660. Lager in der Nähe der Tempel 660. Die Tempel. Allgemeine Bemerkungen 660. Skizze zum Verstfindniss für Reisenle etc. 661. Plan und Umriss 662. Dff g r o s s e Tempel 663—669. Porticus 663. Inschriften 663. Pavillons 653. Grosses Portal 664. Hexagon 664. — Grosses Viereck 664. Exedrte etc. 664. — Peristyl; Zahl, Ordnung und Stellung der Säulen 665. Die Siulen sind wegen der eisernen Krampen zerbrochen 666. Mauern, auf denen die Säulen standen 666. Imposante Ueberrcste 666. — Unterbauen 667. An der Westseite der ungeheure Trilithon 667. An der

XXIV

Inhalt.

Nordseite 668. Gewölbte Gänge 66K Außenseite der nördlichen , Mauer 669. Der kleinere Tempel 669—672. Seine Lage 669. Messungen u. Säulen 669. Grosses Portal, seine ausserordentliche Schönheit 671. Die Cella, Beschreibung ihres Innern 672. Allgemeine Zflge 672. Gegenwärtiger Zugang 673. Wundervolle Symmetrie 673. Verglichen mit den Tempeln zu Athen und Theben 673.

Deiner kreisförmiger Tempel 674. Gesehlchte 674—687. Heliopolis, die Sonnenstadt 674. Nicht Baalgad, noch Baalath 675. 676. Wahrscheinlich das Bihatk Aven des Propheten Arnos 677. Münzen der Stadt 677. Der grosse Tempel aof Antonmus Pius zurückgeführt 678. Zeugniss durch Münzen 678. Es war ein Pantheon 679. Der Märtyrer Gelasiniis 679. Constantin zerstört den Tempel der Venus zu Afka, und gründet eine Kirche und ein Bischofthum zu Heliopolis 679. Rückkehr zum Heidenthum unter Julian 680. Wiederherstellung des Christenthums 681. Eroberung durch Muhammedaner 682. Die Stadt erscheint zuerst als Ba'albek und als Festung 682. 683. Nachrichten bei arabischen Schriftstellern 683- Ba'albek ist den frühem fränkischen Reisenden unbekannt 685. Spätere Nachrichten 685. 686. Das grosse Werk von Wood und Dawkins 687.

Zwölfter Abschnitt. Von Ba'albek Uber Ribleh nach el-Husn. Seite 688—742. Nördlich von Ba'albek ändert die Bük&'a ihre Natur 688. — 10. Juni. Abreise, Gottesäcker G88. Ungeheurer Abhang, welcher bis westlich vom Anti-Libanon herabläuft 689. Nahich, alter Tempel 689. Grüfte 690. Alte Wasserleitung 690. Weg zum Wady Yünin 690. Einsame Säule in der Ebene 691. Nördlicher Theil der ustlichen Abdachung des Libanon 691. Namen des nördlichen Libanon 6lj2. Kesm el-Hadetly 692. Höbere Gegend, Wasserscheide der Bükä'a 692. Lebweh, Quelle, Becken, Dorf 698. 694. Das alte Libo oder Lylo 694. 11. Juni. Verfolgung des Canal» auf einige Zeit; Wendung aufwärts nach 'Ain, nicht dns Ain der Schrift 6?5. Tiefe Schlucht und Bach, Flkeh 696. Ansicht des Kedes-Sees 69C>. Käs Ba'albek 696. Ein armseliges Dorf, einst ein bedeutender Ort 697. Kirchenruinen 697. Wahrscheinlich das alte Conna 698. Weg nach den Orontesquellen, wüste Gegend 700. Schlucht des Nahr Lebweh 701. Quellen um Fusso des Libanon, östlich vom Strome 701. Geschichtliche Bemerkungen über die Quellen 702. Die Mönchshöhle, Dcir Mär Marön 703. Denkmal von Hürmul, seltsam und unerklärbar 704. Sculpturen, Jagds.cenen 705. Aussicht von ihm 706. Weg nach Ribleh, wüst und bedeckt mit lockerem Trapp 707. Ribleh am Ellenbogen des Orontes 708. Die Furt, das Dorf 708. Aussicht; Gränze des Libanon und Anti-Libanon, Hürmul 709. Das alte Sibla 710-- Historische Nachrichten 711.

Inhalt.

XXV

Die Bükft'a, ihr Character, Coelesyrien 712. — Der Libanon, Natur •eines Ostabhanges, Gipfel und Hohe 712. 713. Der Anti-Libanon, seine Natnr., Höhe nnd Bücken 713. 714. Ebenen oder Becken, Seen 714. Im Libanon ist nnr Ein See, Birket Yemmoneh 714. Häufigere Anzeichen Ton •ulcamischer Wirksamkeit im Anti-Libanon 715. — Thal des Orontes, seine Natnr 715. See Kedes oder von Hnms 715. StSdte: Apamea, jetzt zu Köl'at el-Mndik 717. Lartita, jetzt Seijär oder Sheizär 717. Hamath, jetzt IHasoah 718. Arethusa, jetzt Restart 719. Emeta, jetzt Hnms 719 sq. Bein Hügel oder Teil 721. Laodieea im Libanon, jetzt zu TellNebyMindau 7 22 sq. Paraditut, jetzt Alt-Jüsieh 725. 12. Juni. Gründe, warum wir nicht weiter nach Norden gingen 726. Aufbruch nach el-Husn, um das Nordende des Libanon 726. Gut angebaute Ebene, 'Ain et-Tannür und Strom 727. Buweidah, vulcanische Gegend 727. Allmähliger Aufstieg, Ansicht von Hums und dem See 727. Natur der Gegend 728. Zerfallene Ortschaften 728. Seltsames Grab 728. Abstieg zum Wady Khalid, schöner Bach 729. Fortschritt im fruchtbaren Tbale abwärts 730. Arabische Gottesäcker 730. Aeusserster Nordpunkt des Libanon 730. Schöne Ebene oder Becken, el-Bukei'a 730sq. Nahr el-Kebir 731. Strassen und Brücken über ihn 731. Marschboden; wir machen einen Umweg nach Norden 731. Zerfallene Dörfer, Rindvieh, Büffel 731. Quellen, Strasse von Hums nach Tripoli 732. Ackerbau, schöne Waizenfelder 732. Lager am Fasse des hohen Castells 732. Wohlfeilheit der Lebensmittel 732. Eine Buine bei onsrem Zelt 732. Natur der vorher durchreisten Gegend 733. 14. Juni. Die Festung el-Husn, ihre Lage beherrscht einen wichtigen Pass 733. Beschreibung 734. Aussicht von ihr nach Osten und Westen, See von Hums und Mittelmeer 735. Auch Buij Säfita 735. Sichtbare Dörfer 736. Nur von neueren Beisenden besucht 736. Die jetzige Bauart ist nicht älter als die Zeiten der Saracenen 737. Geschichtliche Nachrichten 738. Vielleicht das Mamouga des Ptolemäus 739. Die Wasserscheide, östlich von el-Husn 740. Der Orontes könnte leicht hinübergeleitet werden 740. Das Kommen gen Hamath bezieht sich auf diese grosse Einsenknng zwischen dem Libanon und den Nusairiyeh-Bergen 741.

Dreizehnter Abschnitt. Von el-Husn auf dem Wege über die Cedern nach Beirftt. Seite 743—816. Der Plan, von el-Husn über 'Akkftr nach den Cedern zu gehen, misslingt 743. — 14. Juni. Aufbruch von el-Husn 744. Einschnitt und Thal in Nordwesten 744. Kloster Mär Jiijia, stark besucht 745. Fortschritt im Thale abwärts 745. Grosse intermittirende Quelle, der Sabbathfluss des Josephus 745. 746. Marsch des Titus, Arcaea ('Arka) und Baphanaea 746 sq. Seidenhaspel 748. Wir verlassen das Thal und wenden uns nach Südwesten 748. Teil el-Haush; Neba' el-'Arüs 749. Untere fruchtbare

XXVI

Inhalt.

Ebene 749. Dörfer 749. 750. Die Strasse von Hums fällt herein 750. Nähr el-Kebir und Jisr el-Abyad, das alte Eleutherua 750. Weg nach Heitela 751. Keine Strasse nach 'Akkär 752. Lager unterhalb Sheikh Muharamed 753. Weisser Oleander 753. 15. Juni. Fehlgeschlagene Hoffnung; Fortschritt nach Tripoli 753. Dörfer und Hügel zur Linken 754. 'Arka und sein Teil 754. Das alte Area, ßitz der Arbiter 755. Geschichtlichc Bemerkungen 755 sq. Flüsse nördlich von Tripoli 758. Wir verlassen die Strasse nach Tripoli und gehen östlich von Jebel Turbul 759. Dörfer 759. Mahr Bärid, Furt; tiefer nnd rauschender Bergstrom 759. Seine Quelle 760. Hochebene zwischen Jebel Turbul und Libanon 760. Wady Hälän und Dorf 761. 'Ayün 'Ashäsh 761. Andere Strasse nach Tripoli; neues Ansteigen nahe bei Erdy 761. Furt des Baches Kesha'in 761. Zugharta 761. — Aufbruch auf der grossen Strasse von Tripoli nach den Cedern und Ba'albek 762. Wady Ju'ait 762. Schlucht durch den niedrigsten Bücken des Libanon 762. Dörfer 762. Erstes Plateau des Gebirges 762. Aussicht; Ebene am Fusse des Libanon, durch einen Kücken vom Meere getrennt 762. 763. Schlund des Wady Heirüna 763. Höchst beschwerlicher Pfad 763. 'Ain Heirüna, Lager 763. Aussicht; herrlicher Abend 764. 16. Juni. Noch immer in der Schlucht 764. Höheres Gebirgsplateau 764. Gut bewässert; unreifes Getreide, Kartoffelfeld 765. Ehden, ergiebige Quelle; nicht Eden 765. Weg zu den Ccdern, Quellen 766. Schlacht des Kadisha 766. Die Cedero 767 sq. Lage und Character der Gruppe 767. Nicht zwei Beisende stimmen in der Zählung der Bäumo überein 768. Die Zahl der alten Bäume vermindert sich fortwährend 768. Die Gegend gilt für geheiligt, Altäre, Capelle 769. Die Cedern stehen in einem grossen Amphitheater 771. Höhe 771. Die Ceder des Libanon ist in der Schrift gefeiert; ihre Anwendung 771. Alte Cedemwälder sind zerstört 773. Noch mancho Cederohaine finden sich mehr nach Norden; Ehrenbergs Zeugniss 773. — Name des Rückens über den Cedern; nicht Jebel Makhmel, welcher nur in Tripoli den höchsten Gipfel bezeichnet 774. Aufbruch von den Cedem; die Kadisha-Schlucht 775. Drei Zweige; wir kreuzen zwei und wenden uns rückwärts 775. Strasse an der Schlucht nach Bsherreh 776. Lage, Fruchtbarkeit, Bettlerinnen 776. Die Fruchtbarkeit des Libanon liegt in dem Wasserreichthum 776. Weg durch die Schlucht; Kloster Mfir Serkis, Seetzen 777. Der tiefe Schlund ist uns nun zur Bechten; Klöster, Dörfer 778. Anderes Kartoffelfeld 778. Hasrün, Nachtlager 778. Lage 778. Neue Kirche 779. Frappante Aussicht in den tiefen Schlund und sein oberes Ende 779. 17. Juni. Glockengeläute 780. Aufbruch auf der Strasse nach Hadith 780. Klöster und Dörfer 780. Deir Kanöbin 781. Verlassen der Strasse nach Hadith und südwestlicher Aufstieg 781. Tafelland; Schlucht des Wady Duweir 781. Niedrigerer zottiger Bücken des Libanon 782. Wady Harisa 782. Alpenpass; Schnee 782. Wady Tannürin und I)örfer unterhalb zur Hechten 782. Wady Bushrikh, Ard 'Aklük 783. Hohe Gegend, schöne Ansichten; schmale Felsebene 783. Schneestellen 783. Araber 784. Hügel mit zinnenartigen Spitzen, Schnee 784. Eine Strasse führt

Inhalt.

xxvn

direct nördlich nach Ha'albck 784. Hoher Ausläufer und Gipfel oberhalb 'Akürah; Jcbel Sfinn.n 785. Abstieg in den grossen Wady el-Mugheiyireh und A.nkunf: in 'Akürah 785. Das Dorf 785 Strasse nach Ba'albek, Inschriften 786. Character dieses Wady 786. Aufbiuoh von 'Akürah 786. Flache Höhb und Quelle 786. Eigcnthümliche Thalbildung mit einer Terrasse zu beiden Seiten 787 Südost-Wendung in den Wady el-Muneitirah; gleichnamiges Dorf, Weinpresse 787. Bemerkungen über das Dorf 788. Eoute nach der Bükä'a 788. Winkel des Thaies; Hohle 788. Quellen 789. Wasserfälle 789. Zerstörter Tempel gegenüber 789. Syenitsäulen 790. Dies sind die Quellen des Nahr Ibrahim, des alten Adonia; und dies ist der Tempel der Venus zu Apheca 790. Geschichtliche Bemerkungen 791. Weg nach Afka, Apheca; Lager 793. 18. Juni. Besuch der Ruinen zu Zawärtb 794. Köstliche Aussicht 794. Rückkehr zur Strasse; Ersteigung des hohen Rückens zur Linken 794. Abstieg und Fortschritt im Wady Shebruh 795. Becken des Nahr el-Kelb 795. Neba' cl-'Asal 795. Schlucht des Ncba' el-Lebcn; Naturbrücke 796. Strom unter derselben von der Quelle 797. Bogen der Brücke und Messungen 797. Weg nach Fukra; Wasserscheide und Canal, Nahr ßalib 798. Ruinen zu Fukra 798 sq. Alter Tempel, eigenthümlicher Höhenzug 799. Seltsame Einhegungen 800 Weg nach Mezra'ah 801. Kreuzung der tiefen und romantischen Schlucht des Salib 802. Die in Westen aufgehende Sonne 802. Dörfer 802. Maulbeerpflanzungen; Weg nach'Ajeltün; Nachtlager 803. 19. Juni. Kesrawän, Character, Wohlstand und Ruhe 803. 804. Shuweir 803. — Letzter Reisetag; Ansicht der See 804. Weg zur Küste; Dörfer und Klöster 804. 'Ain Türah, Zük el-Khuräb 805. Abstieg zum Flusse; die Brücke 805. — Pass des Nahr el-Kelb; frühere und höhere Strasse 806. Inschriften und Sculpturen 806. Lateinische Inschriften 807. Beschreibung der neun Tafeln 808. Ansichten vonLepsius nnd Layard 810. Hohes Altertbum 810. Schwierigkeiten 811. Erst in neuern Zeiten beachtet 812. — Eiliger Ritt nach Beirät 814. — Westabhang des Libanon, seine Becken und Ströme 814. 815. Zahlreiche alte Tempel 815. Fahrt nach Smyraa 816. Verweilen zu Bournabat; Unwohlsein 816. Fahrt nach Triest; Zusammentreffen mit meiner Familie zu Salzburg 817. RUckkehr nach Neu-York 817.

Anmerkungen. I. II. III. IV.

Sande] von Beirut Itinerarium von 'Akka nach Tyrus Statistik der Provinz 'Akka Das Tyropöon und gewisse Alterthümer in Jerusalem. Brief des Herrn Whiting V. Drusischer Schutzbrief Itinerar Index I. Arabische Namen und Wörter II. Alte Geographie, Alterthümer etc III. Stellen zur Erläuterung der heiligen Schrift . . .

818 819 819 822 824 825 833 850 855

Nachtrag. S. 222. T o b l e r s Ausg. der „Citez de Jherutalem" in seiner Topographie B. H. p. 1000 enthält folgende Erklärung des Namens der „portes doulereuses": „AI cief de cele uoie a vne porte par deuers le temple con apele porte dolereuse par la issi fors ihesus quant on le mena el mont de cauuaire por crucefijer et por con lapele on porte dolereuse". Seite 486 sq. Hûnîn ist erwähnt von Bohaeddin während der Kreuzzüge, sowie von Abulfeda. Vergl. Bohaed. Vita Salad. p. 75. Ibid. Excerpt. ex Abulf. p. 63. Schult. Ind. Geogr. Art. Honainum.

Nachtrag von Werken über

P a l ä s t i n a , J e r u s a l e m etc. Grösstenteils neu. Vergleiche Palästina Bd. I. 1838. p. XVII—XXXIX. Dies Vsrzeichniss enthalt nur die wichtigeren oder populären Werke.

L Itinerare, Journale, Reisebeschreibuiigeu etc. Von wirklichen Residenten oder Beisenden. * c. 1190. La (Kiez de Jherusalem etc. Dies ist eine topographische Beschreitung von Jerusalem, wie es war, als Saladin dasselbe den Franken entriss. Zuerst veröffentlicht in des Grafen B e u g n o t ' s Assisei de Jerutalem. Paris 1843. Vol. II. p. 531 sq. Wieder abgedruckt in dem App. zu Schultz's Jerusalem; eine Vorlesung. Berlin 1845. p. 107; Williams' Holy City. 1849. Vol. I. App. p. 134. Auch in der neuen Ausgabe der Bibl. Bes. Vol. II. App. II. * 1311—22. E s t h o r i B. Mose h a - P a r c h i , Khaftor va-ferach. Rabbiniscb, Venedig, ungefähr 1549. Parchi war ein sehr einsichtsvoller jüdischer Kabbi, und sein Werk ist vielleicht das beste unter allen jüdischen Reiseberichten. Die topographischen Theile sind grösstenteils von Dr. Zunz übersetzt, in Asher's Benj. of Tud. II. p. 397—448. Zu den 13., 14., 15., 16. und 17. Jahrhundert gehören die sieben jüdischen Itinerare, welche Carmoly in folgendem Werke veröffentlicht hat: E. C a r m o l y , Itiniraires de la Terre Sainte. Bruxelles 1847. 1802. Lieut. Col. S q u i r e , Travels through parts of the ancient CoeleSyria; in K. Walpole's Travels in various Countries of the East. London 1820. p. 2S9—352. * 1803—10. Ulrich Jaspar S c e t z c n , Reisen durch Syrien, Paliistina etc. 3 Bde. Berlin 1854—55. Diese Bände umfassen Beetzens Reisetagebücher bis zu seiner Abreise nach Arabien. Die vorausgehenden Tagebücher bis Aleppo sind noch nicht erschienen. 1836—38. Joseph R u s s e g g e r , Beiten in Europa, Asien und Afrika. Stuttgart 1841—49. 4 Bde. 8. Der Verfasser reiste hauptsächlich als Geolog. Beine Mitteilungen über Palästina stehen im ersten und vierten Bande.

TVY

Nachtrag von Werken über Palästina.

1842—43. Samuel W o l c o t t , Notices of Jerusalem; an Excursion to Hebron and Sebbeh or Masada; and Journey from Jerusalem northwards to Beirut etc. In Bibliotheca Sacra. 1843. p. 17—87. 1842—43. George W i l l i a m s , The Holy City. London 1845. 8. Second edition. London 1849. 2 Vols. 8. — Herr Williams tritt als Kämpe für alle kirchliche und sonstige Tradition auf. eine Vorlesung. * 1842—47. Ernst Gustav S c h u l t z , Jerusalem, Berlin 1845. — Mittheilungen über eine Heise durch Samarien und Galiläa (im J . 1847]; in Zeitschr. der morgenl. Ges. 1849. III. p. 46 sq. — Schultz war, mit einigen Unterbrechungen, preussischer Consul zu Jerusalem von 1842—1851. In welchem letztem Jahre er starb. Er war zwar nicht immer ein scharfer Beobachter, und seine Urtheile waren bisweilen etwas voreilig gebildet; aber sein Benehmen war jederzeit wohlwollend und edel. 1842—52. Col. C h u r c h i l l , Mount Lebanon, a ten years' Residence, from 1842 to 1853 etc. 3 Vols. Lond. 1853. 8. — Dies Werk giebt manche Mittheilungen und Berichte, auf welche man sich nicht verlassen kann. Die Karte hat derselbe eingeständlich den Aufnahmen der englischen Ingenieure entlehnt; doch ist sie voller Irrthümer. * 1842—53. W. H. B a r t l e t t , Walks about the City and Environs of Jerusalem [in 1842]. London 1844; auch in einer zweiten vermehrten Ausgabe. — The Nile Boat, or Glimpses of the Land of Egypt [in 1845J. London 1849. — Forty Days in the Desert, in the Track of the Israelites [in 1845]. London, ohne Jahreszahl. — Jerusalem Revisited [in 1853]. London 1855. — Hr. Bartlett ist Künstler, und der Hauptzweck seiner Reisen war die Erlangung künstlerischer Darstellungen der besuchten Oerter. In dieser Hinsicht haben seine Werke hohen Werth. Seine Beschreibungen zeugen gleichfalls von Geschmack und feinem Sinn. 1843. Eli S m i t h , A Visit to Antipatris [in April 1843]. Auch: Account of an ancient temple on Mount Lebanon [Deir el-Kül'ah], Bibliotheca Sacra. 1843. p. 47.8 sq. 557. * 1843. John W i l s o n , D.D., Lands of the Bible visited and described. Edinburgh 1847. 2 Vols. 8. 1843—45. Wm. M. T h o m s o n , The Sources of the Jordan etc., welche er im J . 1843 besuchte; in Biblioth. Sacr. 1846. p. 184 sq. — Tour from Beirut through Northern Syria to Aleppo and back [in 1847]; in Biblioth. Sacra. 1849. p. 1, 243, 447, 663. 1845. W. K r a f f t , Die Topographie Jerusalems. Bonn 1846. * 1845—46. Titus T o b l e r , M.D., besuchte Jerusalem zu dieser Zeit und bat in Bezug auf Jerusalem und dessen Umgebungen folgende sechs Werke herausgegeben: 1. Bethlehem. St. Gallen 1849. — 2. Golgotha. St. Gallen 1851. — 3. Die Siloahquelle und der Oelberg. St. Gallen 1852. — 4. Denkblätter aus Jerusalem. St. Gallen 1853. —• 5. Topographie von Jerusalem und seinen Umgebungen. 2 Bde. Berlin 1853—54. — 6. Beitrag zur medicinischen Topographie von Jerusalem. Berlin 1855. 1847. H . G a d o w , Ein Ausflug von Jerusalem über Jericho an den Jordan, das todte Meer und nach Mär Säba; in Zeitschr. d. morgenl. Ges. 1848. II. p. 52 sq. — Mittheilungen über die gegenwärtigen Terrainverh<nisse in und um Jerusalem; ebend. 1849. III. p. 35 sq.

Nichtrag von Werken über Palästina.

XXXI

* 1848. W. F. L y n c h , Commander, Official Report of the United States" Expedition to explore the Dead Sea and the River Jordan; veröffentlicht von dem National Observatory. Washington 1852. 4. Angehängt ist der ausführliche and sehr schätzbare geologische Bericht von Dr. H. J . A n d e r s o n , Geological Reconnaissance of part of the Holy Land. — Diesem offficiellen Werke war ein mehr populäres vorausgegangen: Narrative of the United States' Expedition to the River Jordan and the Dead Sea. Philad. 1849. 8. 1849—50. H. A. De F o r e s t , M. D., Notes of a Tour in Mount Lebanon and to the eastern side of Lahe Hüleh; in dem Journ. of the Amer. Orient. Soc. Vol. II. p. 237 sq. — Notes on Ruins in the Bükä'a and in the Beläd Ba'albek; ebend. Vol. III. p. 351 sq. 1849—51. A. von K r e m e r , Mittel-Syrien und Damascus. Wien 1853. 8. — Auch Topographie von Damascus. 2 Th. Wien 1854—55. 4.— Von geringem Werthe. c. 1850. The true Site of Calvary; in dem Museum of Classical Literature. 1853. Vol. n . p. 3 U - 4 7 6 . 1850—51. F. De S a u l c y , Voyage autour de la Mer Horte et dans les Terres Bibliques. 2 Vols. Paris 185.1. 8. Auch englisch: Narrative of a Journey round the Dead Sea and in the Bible Lands. 2 Vols. London 1853. — Der englische Titel des Werks wenigstens enthält eine Unrichtigkeit; der Verfasser reiste nur rings um das Südende des Todtcn Meeres. Alle meine Verweisungen auf dies Werk betreffen die englische Ausgabe. 1851—52. C. W. M. Van de Velde, Narrative of a Journey through Syria and Palestine 2 Vols. Edinburgh and London 1854. 8. 1852—54. Eev. J . L. P o r t e r , Excursion to the Summit ofHermon; in Biblioth. Sacra. 1854. p. 41 sq. — Excursion to the Lakes east of Damascus. ebend. p. 342 sq. — Excursion from Damascus to Yabrüd etc. ebend. p. 433 sq. — Notes of a Tour from Daviascus to Ba'albek and Hums. ebend. p. 649 sq. Diesen Papieren ist manche Belehrung in Bezug auf die Umgebungen von Damascus entnommen; manches habe ich auch während meines Besuches in dieser Stadt mündlich von dem Herrn Verfasser erfahren. Gleichfalb verdankte ich demselben im Jahre 1852 eine Copie von seiner Karte des Barada-Laufs abwärts der Quellen im Anti-Libanon. — Das Wesentlichste aus den obigen Papieren, wie auch eine Schilderung seines Aufenthalts in Damascus, eine Reise nach Haurän und andere Ausflüge sind seitdem von Herrn Porter veröffentlicht, unter dem Titel: Five years in Damascus. 2 Vols. London 1855. Dies Werk erhielt ich zu spät, um es bei Ausarbeitung meines eigenen Berichtes über diese Stadt 'und Gegend benutzen zu können. 1853. Arthur Penrhyn S t a n l e y , Sinai and Palestine in connection with their History. London 1856.

XXXII

Nachtrag von Werken «Iber Palästina.

Ii. Nachtrag von Werken über die Geographie von Palästina etc. Von Schriftstellern,, welche das Land nicht selbst besucht haben. 1.

Palästina.

* 1835. Carl von R a u m e r , Palästina. Leipzig 1835. 8. Dritte Ausgabe, bereichert und vielfach verbessert. Leipzig 1850. — Dies Werk ist mit grossem Fleiss zusammengetragen, und bildet ein ausgezeichnetes Handbuch. 1841. J . K i t t o , Palestine, its Physical and Bible History. 2 Vols. London 1841. 1841. S. M ü n k , Palestine: Description Oiographique, Historique, et Archlologique. Paris 1841. Dies Werk war erschienen, ohne dass der Verfasser schon die Biblical ßesearchcs benutzen konnte. Da es stereotypic ist, so sind alle spätem Ausgaben unverändert geblieben. * 1848—55. Carl R i t t e r , Vergleichende Erdkunde der Sinai-Halbinsel, von Palästina und Syrien. 4 Bde. Berlin 1848—55. Diese Bände bilden einen Theil der zweiten Ausgabe von des Verfassers grossem Werke: Die Erdkunde etc. nämlich Th. XIV. XV. 1. 2. XVI. XVII. 1. 2. — Dies ist ein ungeheures Magazin von allem, was sieb auf die Geographie von Palästina und Syrien bezieht. 2.

Jerusalem.

1847. James F e r g u s s o n , An Essay on the ancient Topography of Jerusalem. London 184?. 1852. F a l i m e r a y e r , Denkschrift über Golgotha und dot HeiligOrab, in Abhandlungen der Kgl. Bayer. Akademie der Wissensch. III. CI. VI. Bd. III. Abth. Auch besonders erschienen, München 1852. 4.

Zusätze und Berichtigungen in der neuen englischen Ausgabe der B i b l i c a l R e s e a r c h e s , auf des Verfassers „Palästina" anzuwenden.

1. Zu Bd. I. S. 171, 172. In einer Anmerkung (XIV.) werden die Gründe angeführt, warum die Gegend südlich von Jebel Müsa nicht der Stand Israels vor dem Berge gewesen sein kann. Es folgt auch aus der rauhen , unwegsamen Beschaffenheit des Bodens, wovon eine Beschreibung gegeben wird. S. die neue Ausgabe des engl. Werkes, Biblical Researchei, Vol. I. p. 105, 588. 2. Zu Bd. I. S. 192—194. Eine Anmerkung über den Serb&l ist dem Bande beigefügt (Anm. XVI.), in welcher ein Versuch gemacht wird, den Argumenten von Lepsius, der diesen Berg als den Sinai der Schrift betrachtet, zu begegnen. S. n. Ausg. der Bibl. Res. Vol I. p. 118, 590. 3. Zu Bd. I. S. 432. Die Nachrichten über die sinaitischen Inschrif . ten werden bis zur gegenwärtigen Zeit herunter gebracht. Die späteste Untersuchung ist von Herrn Prof. Tuch gemacht, in Zeitschr. d. morgen!. Ges. 1849. III. p. 129—215 Die Resultate seiner Forschungen führen zu dem Schluss, dass die Inschriften das Werk von heidni sehen arabischen Stämmen waren, die damals die Halbinsel bewohnten. Diese pflegten zu gewissen Zeiten zusammenzukommen, um ein Fest zu feiern u nd auf einem Altare von Stein Opfer darzubringen, wie auch Diodorus Siculus erwähnt 3, 42. 43. Diese Zusammenkünfte und Wallfahrten veranlassten die Inschriften. Diese datiren von der Zeit v o r Diodorus Siculus bis in das dritte und vierte Jahrhundert hinein. S. Bibl. Res. n Ansg. Vol. I. p. 128,129, 595. 4. Zu Bd. II. S. 325. Jeba' stellt das alte G e b a dar; s. Bibl. Resn. Ausg. I. 440. 5. Zu Bd. II. S. 338. Taiyibeh entspricht sowohl dem O p h r a h als dem E p h r o n des Alten Testamentes; beide Namen sind wahrscheinlich identisch. Es passt daher auf das E p h r a i m des Neuen Testamentes. S. Bibl. Res. n. Ausg. Vol. I. p. 447. 6. Zu Bd. II. S. 450, 456, 459, 502. Eine Note (XXX.) ist dem dritten Bande beigefügt, die sich auf die Gegenstände dieser Seiten bezieht und die Hauptresultate von Lieutn. Lynch's Offlcial Report giebt, insofern sie sich auf das Todte Meer bezichen. S. Bibl. Res. n. Ausg. Vol. I. p. 613. Robmson, liibl. Forschungen

C

XXXIV

Zusätze und

Berichtigungen.

7. Z u Bd. I I . S. 556. E i n e neue Randglosse giebt den Gedanken S e e t z e n s , d a s s der O r t , von dem er h ö r t e , u n d der von ihm M k a u e i g e n a n n t wird, die alte F e s t u n g Macliaerus sein m o c h t e , w o J o h a n n e s der T ä u f e r e n t h a u p t e t worden sein soll. Es ist die R u i n e einer Feste auf dem Nordendc des J e b e l ' A t t f t r u s , die ü b e r das s ü d l i c h e Ufer d e s Z e r k a Ma'tn h i n w e g h ä n g t . S. Bibl. Res. 11. A u s g . Vol. I . p. 570. 8. Z u Bd. I I . S. 569. D e r einzeln stehende H ü g e l , der T u l e i l el-Ffil g e n a n n t wird, n ö r d l i c h von J e r u s a l e m , bezeichnet die L a g e v o n Gibeali von B e n j a m i n , die in der f r ü h e r n A u s g a b e auf J e b a ' bezogen w i r d . S. Bibl. R e s . n . A u s g . Vol. I . p . 5 7 7 — 5 7 9 . 9. Z u Bd. I I . 8 . 690. E i n P a r a g r a p h ist h i n z u g e f ü g t , der das von R ö d i g e r entdeckte h i s t o r i s c h e Z e u g n i s s giebt f ü r die I d e n t i t ä t v o n E l e u t h c ropolis und B e t h G u b r i n , j e t z t Beit J i b r i n . S. Bibl. Res. V o l . I. p. 65, CO. 10. Z u Bd. I I I . p . 175. E i n e neue R a n d n o t e z a h l t einige der G r ü n d e a u f , w a r u m Kades n i c h t in 'Ain c l - K u d e i r ä t g e s u c h t w e r d e n d a r f , wie H r . Rowlands v o r s c h l ä g t . S. Bibl. Res. n. A u s g . Vol. II. p . 194. 11. Zu Bd. I I I . p. 189. D a s Dorf el-Ghuwein m u s s e h e r auf d a s alte A n i m bezogen werden, als auf Ain. S. Bibl. Res. n . A u s g . Vol. II. p. 204.

Erster Abschnitt. Einleitung. — Beirut uud die Umgegend. D i e Vorbereitung zu dem frühem W e r k e ü b e r verbunden

mit den Resultaten

seiner

„Palästina",

persönlichen

Beobachtung,

e r w e c k t e n in des Verfassers Sinne lebhafter als j e z u v o r das Gefühl der L ü c k e n ,

welche noch immer

r i s c h e n Geographie

in unserer Kenntniss der histo-

des heiligen Landes bleiben.

nicht selten auf, die persönliche Forschung

Fragen

stiegen

an Ort und Stelle in

e i n e r halben Stunde hätte beantworten können, deren L ö s u n g aber jahrelanges Lesen und Untersuchen in der Ferne nicht zu Stande bringen wlirden, den

Sinn

in sofern als

gekommen

waren.

sie noch nie einem Reisenden in So setzte

sich

die Idee

und

der

W u n s c h , das gelobte Land noch einmal zu besuchen, in des V e r f a s s e r s Seele fest. Nicht dass Sache wäre,

die gründliche

Untersuchung

die in einer Reise

dieses Landes

oder in mehreren Reisen

dasselbe, jede ein Paar Monate lang, zu erreichen wäre.

eine durch

Nocli kann

überhaupt eine solche Untersuchung als in der Gewalt und Gelegenheit eines einzelnen

Individuums betrachtet werden.

sondere Feld historischer

Topographie recht ergiebig

Das

w ü r d e einen Aufenthalt von mehreren Jahren e r f o r d e r n ,

und den

B e s u c h j e d e r Stadt, jedes Dorfes, jedes Berges u n d T h a l e s , Ruine

und

sonstigen

ferner b e r e c h n e n , Climas

und

Spur

wie

des

wenig

der Jahreszeiten

Alterthumes.

be-

anzubauen, jeder

wenn

wir

noch von den Veränderungen

des

uns bekannt i s t ,

Und

von den

Erzeug-

nissen des Ackerbaues und, im Allgemeinen, von der Geologie und Botanik jener Gegenden, >on ihrem Thiergeschlecht, ihren Vögeln, Fischen,

Gewürmen,

Insekten;

Robinson, Dikl. Forschungen.

wenn

wir

die Wichtigkeit 1

einer

a

I. Abschnitt.

Einleitung.

genauen Kenntniss der Sprache und Sitten des Volkes bcrüeksichtigen, als die einzigen Mittel, sich mit demselben in unmttelbaren und genügenden Verkehr zu setzen: so werden wir uns fcaldl überzeugen, dass weder durch einen Reisenden,

noch durch mehrere,

die auf das heilige Land bezüglichen Fragen

in unse>n

Tagen

gelöst werden können. Was nun meinen eignen Fall anbelangt, so bezweckte ich bei meiner zweiten Reise nichts weiter als eine neue Untersuchung gewisser Punkte,

in welche Zweifel ausgesprochen worden,

und

den Besuch einiger Landestheile, die in unsern frühern Reiserouten nicht eingeschlossen gewesen

waren.

Dazu gehörte z. B. Galiläa

und die Gegenden im Osten und Westen der grossen i,ördlichen Strasse, die von Jerusalem nach Näblus führt.

Ich war geneigt, es

den Umständen zu überlassen, ob ich noch einmal in die südliche Wüste gehen und vielleicht den Ilor besteigen sollte; so auch ob ich meine Reise nördlich bis Antiochien oder östlich nach Haurän hinein ausdehnen sollte.

So war es mir denn auch kein Fehl-

schlagen einer Erwartung,

als ich mich wegen Mangels an Zeit

und anderer Hindernisse ausser Stande sah, weder in Bezug auf den einen, noch auf den andern Punkt etwas zu thun.

E s war

mir genug, dass mir vergönnt war, noch einmal mein Scherflein zu der Beleuchtung irgend eines Theiles desjenigen Landes beizutragen, welchem die Aufmerksamkeit und Liebe der christlichen Welt nun seit achtzehn Jahrhunderten so ernstlich zugewendet ist. Obwohl die Idee einer solchen Reise schon lange in meinem Herzen gelegen hatte, war es doch nicht vor dem Sommer 1 8 5 1 , dass sich mir eine unmittelbare Aussicht zu ihrer Verwirklichung Öffnete.

Im

theologischen

Herbste

dieses Jahres

Seminars,

nahmen

die Direktoren

des

mit denen ich in Verbindung stehe, die

Sache von selbst auf, autorisirten mich durch einmuthigen Beschluss zu der Reise und gewährten mir dazu den nöthigen Urlaub.

Dem-

zufolge schifite ich mich am 2 0 . Dezember 1 8 5 1 zu Ncu-York ein, Yfar am 1. Januar in

London

und reiste

nach einem vierzehn-

tägigen Aufenthalt dort nach Berlin, wo meine Familie sich bereits aufhielt.

Hier verpflichtete mich wieder die stets bereite Güte von

Ritter und Lepsius,

verschiedener Unterredungen mit Humboldt,

Buch und andern Veteranen der Wissenschaft nicht zu gedenken. Von Berlin nach Triest war mein Weg im Februar 1 8 5 2 derselbe, der er im November 1 8 3 7 gewesen war; d. h. Uber Halle, Dresden und Wien.

Zu jener Zeit war die Reise langsam, traurig

und sehr ermüdend.

Jetzt ward, Dank der Vollendung der meisten

Triest.

Lissa.

3

Eisenbahnlinien, der Reisende schnell u n d vergleichungsweise beq u e m vorwärts getragen; obwohl weder die Schnelligkeit noch die Bequemlichkeit der Eisenbahnzüge in Oesterreich der gewöhnlichen in Preusscn und Sachsen gleicht. Der Anblick des Landes im Winter war natürlich auch diesmal nicht anders als melancholisch, lieber den Sömmering war die Bahn noch nicht vollendet, so wie auch noch nicht die zwischen Laibach und Triest, so dass die dazwischen liegenden Strecken in Postkutschen, und zwar nicht in den comfortabelsten, zurückgelegt werden mussten. Auf diesem ganzen letztem Theil des Weges, mit Einschluss des sogenannten Karsts, d. h. des merkwürdigen Striches hohen Tafellandes in der Nähe Triests, hatten wir Ströme von Regen. Auf meiner Rückkehr im Monat Juli fiel mir die pittoreske Schönheit und allgemeine Fruchtbarkeit Krains und Steyermarks auf das angenehmste auf; so wie auch das Ansehn von Wohlstand und Ueberfluss, das Uberall herrschte. Keine Eisenbahn hat je dem Blicke schönere Gegenden erschlossen, als die durch die Thäler der Sann und Save, zwischen Cilly und Laibach, wo diese Ströme sich selbst durch den Rücken der Julischen Alpen eine Bahn gewühlt haben. Dasselbe gilt auch von Theilen des Thaies der Mürz. In Triest schiffte ich mich am Donnerstag den 12. Februar am Bord des Dampfers Africa nach Smyrna ein. Dies war eins der neuen, schnellern Fahrzeuge des österreichischen Lloyd, und im Durchschnitt im Stande, eilf bis zwölf Seemeilen die Stunde bei stillem Wasser zu machen, während die altern Dampfschiffe es gewöhnlich nicht Uber acht Meilen die Stunde brachten. Da aber die Zeiten der Abfahrt von den Anhaltspunkten unterwegs im Ganzen unverändert geblieben waren, so war am Ende einer Reise der Gewinn nur unbeträchtlich, mit Ausnahme der Fälle, wo die Fahrt an sich lang war. Statt wie früher in Ancona anzulegen, blieben wir jetzt im graden Cours, das Adriatische Meer hinunter an der Oslseite der grossen Insel Lissa und einiger kleinern vorbei. So sahen wir Meleda zu unserer Linken, das bisweilen irrthümlich für das Melita des neuen Testaments gehalten worden ist, den Schauplatz von Paulus Schiffbruch. Starke Winde und häufiger Regen machten die Reise bis Corfu unangenehm. Hier lagen wir mehrere Stunden. Nachher klärte sich das Wetter auf und wir fuhren unter einem heitern griechischen Himmel und milden Lüften weiter. Abends kamen wir durch die Klippenwände des engen Kanales zwischen Ithaka und Cephalonia, berührten auf eine halbe Stunde Zante, und waren am Morgen Navarino und Modon gegen1*

4

I. Abschnitt.

Einleitung.

Uber. Wir hatten jetzt auf u n s r e r Linken die schneebedeckten Gipfel des alten Taygetus, bis wir am Nachmittage um Cap Matapan h e r u m fuhren u n d am Abend um Cap Malio; von da nahmen wir einen graden Cours nach Syra. Die Ansichten und Eindrücke der ganzen Reise waren natürlich n u r wenig von denen verschieden, die ich im Jahre 1 8 3 7 gehabt hatte. Am Dienstag Morgen warfen wir in Syra Anker. Dies ist noch immer der Centraihafen, in dem die Dampfschiffe der verschiedenen Linien zusammentreffen, die von Europa, Constantinopel u n d Athen kommen. Zu dieser Zeit traf es s i c h , dass die Tage der österreichischen und französischen Linien übereinstimmten, so dass nicht weniger als sechs Dampfer hier vor Anker lagen. In Syra lagen wir 3 6 Stunden, bis Mittwoch Nachmittag, aus keinem andern Grunde als um die Zeit der Abfahrt abzuwarten, die vor Jahren für langsamere Fahrzeuge bestimmt worden war. Wir erreichten Smyrna früh am Donnerstag Morgen, am 19. Februar. So hatten wir demnach die Reise in etwas weniger als sieben Tagen gemacht, von denen wir jedoch weniger als fünf in Bewegung waren. Das Dampfschiff der regelmässigen Linie zwischen Smyrna u n d Beirüt sollte am folgenden Montag abgehen; allein eines der Schiffe, die nach Constantinopel laufen, war eben untüchtig geworden, u n d das nach Beirüt bestimmte hatte es ersetzen müssen. Es war daher nothwendig, ein andres abzuwarten. Auf diese Weise ward ich eine Woche in S m y r n a , in der trefflichen Familie meines Freundes und ehemaligen Schülers, des Missionärs Herrn E. Riggs, aufgehalten. Dieser Aufenthalt gab Gelegenheit, wiederum und mit m e h r Müsse die massiven, aber nicht s e h r ausgedehnten Reste des Alterthums zu b e s u c h e n , die sich i n , um u n d bei der Stadl befinden. Die bedeutendsten dieser Ruinen sind die der alten Festung auf der Höhe südöstlich ^ n der Stadt, auf deren Abhang letztere zum Theil gebaut ist. Eine beträchtliche Strecke lang sieht man noch die Spuren der alten Mauer auf dem Kamm der Anhöhe hinlaufen. Nicht weit unterhalb dieser Mauer, in einer Einsenkung des Hügels, ist die Lage des alten Stadium, wo l'olycarp Märtyrthum erlitten haben soll. Auf dem steilen Abhang unter der Festung sind noch die massiven Reste eines alten Theaters zu sehen, und in dem nämlichen Viertel, innerhalb der Stadt, stehen noch einige Säulen, die einst zu einem grossen Tempel gehörten. Die Bevölkerung von Smyrna wird n u n auf u n g e f ä h r 1 5 0 , 0 0 0 Seelen b e r e c h n e t , von denen u n g e f ä h r die Hälfte Muhammedaner

Syra

Smyrna.

5

sind. Das christliche Viertel hat seit kurzem sehr an Population zugemommen. S m y r n a war der Silz einer der sieben Kirchen der Apocal y p s e ; 1 ) es wird aber sonst nirgends im neuen Testamente seiner gedaoht. Es scheint, dass der grosse Apostel der Heiden Smyrna nie b e s u c h t hat, obwohl er so lange in E p h e s u s verweilte. 1 ) Seine R e i s e n zwischen letzterer Stadt und Troas oder Macedonien wurden wahrscheinlich zur See gemacht, wobei er Smyrna weit zur Rechten H e s s . 3 ) Von den drei amerikanischen Missionären, die zur Zeit meines B e s u c h s in Smyrna w o h n t e n , den Herren Riggs, Benjamin und J o h n s t o n , waren die beiden e r s t e m hauptsächlich mit der armenischen Druckerei beschäftigt, und Ilr. Riggs war mitten in einer mühseligen Revision der n e u - a r m e n i s c h e n Version der heiligen Schrift. Beide wurden später mit der Druckerei nach Constantinopel versetzt, während Hr. Johnston nach den Vereinigten Staaten zurückgekehrt ist. A m Donnerstag Nachmittag, den 26. Februar, ging ich an Bord des Dampfschiffs Stambul, eins der altern, langsamem Fahrz e u g e , und durch den langen Dienst eben nicht verbessert. Bis hierher hatten wir keine Verdeckreisenden gehabt; aber jetzt war das Hinter-Verdeck der Länge nach durch einen Abschlag getheilt, so dass für die Cajiltenpassagiere nur die eine Hälfte frei blieb. Der a n d r e Thcil, mit einem niedern Zelte bedeckt, war von Reisenden der verschiedensten Nationen angefüllt, die wie Schafe in der Hürde zusammengedrängt waren. Hier — so wie auch über das Mittel- u n d Vorderschiff zerstreut — waren Russen, Polen, Wallachen, Griechen, Armenier, Juden und T ü r k e n ; Männer, Frauen, Kinder, Sklaven, die alle nach Beirut und grossentheils, denn das Osterfest näherte sich, nach Jerusalem wollten. Die Meisten derselben wechselten kaum ihre Stelle und kamen während der ganzen Fahrt kaum aus ihrem Winkel heraus. Den Schmutz, der sich, besonders während der Seekrankheit, aufhäufte, die Gerüche, die sich über das ganze Schiff verbreiteten, mag man sich lieber vorstellen als beschreiben lassen. Auch war die erste Cajüte nicht frei von ähnlichen unbehaglichen Scenen. Nach der ersten Nacht erbarmte sich jedoch meiner der gutmüthige Steward, indem er

') Offenb. 1, 11. 2, 8. ') Apgsch. 19, 8. 10. ') Apgsch. 20, 1. 6. 13—16.

6

I . Abschnitt.

Einleitung.

mir, da keine Damen mitfuhren, eine der Cabinen der bamencajüte gab, wo ich mich ertraglich genug befand. Achnlichc Scenen unter den Verdeckreisenden erlebte ich auch auf meiner Rückreise bis nach Syra. 1 ) Während des ersten Theiles der Nacht hatten wir stürmische Winde und eine sehr bewegte See und Seekrankheit die Fülle. Gegen Mitternacht kamen wir an Scio (Chios) vorUber und waren bei Sonnenaufgang in das Icarische Meer eingelaufen, indem wir Samos in Norden hinter uns hatten, und Icaria in Nordwesten. Fern in Südwesten, und theilweise Uber dazwischen liegenden Inseln sichtbar, war Patmos, der Schauplatz der herrlichen Gesichte des „Jüngers, den Jesus liebte"; während näher die Hauptlinie der Sporaden erschien, einschliesslich Lepsia, Leros, Kalymnos und andre. Die Küste Klein-Asiens zu unsrer Linken war eine Fortsetzung von Vorgebirgen und zackigen Bergrücken mit tiefen Baien dazwischen und sich eindrängenden Buchten. Diese Inseln, die Sporaden, sind ursprünglich die malerischen Kuppen ähnlicher Berge, deren Fuss in das Meer versenkt ist: Juwelen an Schönheit über den glatten Busen des Acgäischen Meeres gestreut. Der Morgen war wolkenlos und strahlte im Glänze einer orientalischen Sonne, und die kleinen Eilande, hier und da umhergesäet, erschienen wie aus dem Wasser emporgehoben und in der Luft schwebend. Bald nach Mittag nahten wir uns Cos (Coos), auf das uns unser Cours geradeswegs zuzuführen schien; die Dünste, die vom Südwind von der See jenseits aufgetrieben wurden, sammelten sich oben auf dem Berge und kamen als leiser Regen nieder. Wir Hessen die Insel mit ihrer weissen Ortschaft rechts liegen, fuhren an dem langen hohen Vorgebirge vorüber, auf dem vor Alters Cnidus stand, und wendeten uns, immer zwischen stattlichen Eilanden hinweg, nach Rhodus. Der Abend senkte sich schon, ehe wir uns dieser Insel näherten, und da der Ilafengrund schwierig ist, so zog unser Capitän vor, für die Nacht Anker zu werfen. Er that dies in einer kleinen landumschlossenen Bai der gegenüberliegenden Küste, die früher durch eine kleine Festung geschützt ward. Am Morgen des 28. Februar kamen wir in einer Stunde nach der berühmten Stadt Rhodus, wo wir von neuem ankerten. Wir •) Ich weiss keino lebendigere und treuere Schilderung solcher Verdeckscenen, so wie überhaupt der ersten Eindrücke des Beisenden im Orient, als die in Thackeray's „Trip from Cornhill to Cairo."

Patmos.

Cos.

Rhodas.

7

hattem Zeit, durch die Strassen der Stadt zu gehen und die Hauptp u n k t e derselben aufzusuchen. Alles trug das Gepräge der Vernachlässigung und des Verfalles in Folge derselben. So wenig ist übrig geblieben, was die massiven Festungswerke beschützen könnten, dass s i e fast ohne Zweck erbaut zu sein scheinen. Der Hafen ist ä u s s e r s t klein und unsicher. Die jetzige Stadt nimmt n u r einen g e r i n g e n Theil des l'mfangs der alten ein. Die Häuser sind meistens von Stein, aber niedrig und armselig, von engen Gassen d u r c h w u n d e n . Die Hauptstrasse ist grade, doch eng und läuft vom Hafen hinauf. Sie wird die „Ritterstrasse" g e n a n n t , und an der F r o n t e der niedern steinernen Häuser sind noch die Wappen alter adliger Familien Englands und Frankreichs zu sehen. Allein diese H ä u s e r sind jetzt die Heimath von Türken; Gras wächst in vielen S t r a s s e n ; und obwohl der Boden fruchtbar ist und das Clima das schönste der L e h n t e , doch behaupten Intoleranz, Indolenz und gänzlicher Mangel an Bewirtbschaftung ihr Recht in ihren Wirk u n g e n : der Handel erstirbt und Verfall und Untergang ist überall fühlbar. W a s das Interesse dieser Reise bedeutend erhöhte, war theils die beständige ferne Aussicht auf Patmos, theils der Umstand dass u n s e r Cours beinahe der nämliche w a r , welchen der Apostel Paulus auf seiner Rückkehr von Macödonien nach Syrien genommen. ' ) E r war von Troas nach Assos zu F u s s gegangen; dort schiffte er sich ein und kam mit seinen Begleitern nach Mitylene, und am folgenden Tage Chios gegenüber. Von da scheint ihr Cours um das östliche Ende der Insel Satnos herum gewesen zu sein, nach der Stadt desselben Naineus, und so nach Trogyllium gegenüber in einem Tage; und in einem andern Tage nach Milet, wo Paulus seine letzte liebevolle Zusammenkunft mit den Aeltesten von E p h e s u s hielt. Von Milet kamen sie „geraden Laufes nach Coos und den folgenden Tag nach Rhodus." So war denn der Apostel mindestens fünf Tage unterweges, wo wir wenig mehr als 2 4 Stunden brauchten. Von Rhodus segelte er östlich nach Patara an der Küste von Lycien, und dann im geradesten Cours nach Tyrus, Cyprus zur Linken lassend. Wir verliessen Rhodus am Nachmittage des nämlichen Tages, u n d richteten unsern Lauf nach Cyprns. Die schroffen Küsten Lycicns w a r e n zu unserer Linken sichtbar, bis die Schallen des Abends sie verhüllten. Am nächsten Morgen — den 2 9 . Februar — ') Apgach. 20, 13 — 21, 3.

8

I. Abschnitt.

Einleitung.

stiegen die Berge von Cyprus am Horizonte auf;

es wa> jedoch

bereits Nachmittag geworden, ehe wir uns dem westlichen i n d e der Insel näherten wannen

und unfern der Küste daran wegfuhren.

wir eine Ansicht der grossen

Ebene,

So

ge-

die zwischen den

Bergen und der See liegt; Pococke beschreibt dieselbe als ungefähr fünfzehn (engl.) Meilen lang und drei Meilen breit. 1 ) fruchtbar und war mit Oelbäumen bedeckt.

S c schien

Wir konnten mehrere

Dörfer sehen, von denen eins Baffa war,

die Stellvertreterin

des

alten Paphos, einst die vorzüglichste Stadt dieses Theils 4er Insel und der Sitz eines römischen Proconsuls. Hier auch predigte der Apostel Paulus

einst das Evmgelium,

zusammen mit Barnabas, auf ihrer ersten Missionsreise.

S.e hatten

sich in Seleucia nahe der Mündung des Orontes eingeschfft, waren in Salamis

auf

Die Ruinen dieses letztern Orts

sind

noch immer u n g e ä h r

Meilen nördlich von Famagusta zu sehen, FlUsschens. ! )

Von

und

der östlichen Küste von Cyprus gelandet.

hier

gingen sie

vier

auf der Nordseite eines

über die Insel nach Paphos,

wo der Proconsul Sergius Paulus ein Gläubiger, und der Zauberer Elymas mit Blindheit geschlagen w a r d . 3 ) — Das alte Paphos, mit dem berühmten Venustempel,

lag

sechzig Stadien weiter südlich

und zehn Stadien vom Ufer entfernt. 4 ) E s war gegen Abend, als wir um die lange, niedrige, schmale Spitze

des Vorgebirges Gatta herum

und auf Larnaka

zufuhren,

wo wir am frühen Morgen des 1 . März auf der offnen Rhede Anker warfen.

Dies ist jetzt der hauptsächlichste Handelsplatz der Insel,

und der Wohnort der fremden Consuln.

Die M a r i n a , das heisst

der Hafen, ist am Landungsplatz, während das kleinere, aber vornehmere Dorf,

wo die Consuln wohnen,

vom Ufer abliegt.

eine Meile oder darüber

Der Ort ist ungesund.

Die Häuser sind arm-

selig und das Land umher dürftig. Auf dem freien Felde zwischen beiden Ortstheilen deuten viele Spuren

von Fundamenten und Ueberrcsten

alte Ortslage hin.

von Mauern auf eine

In der That sind diese Trümmer so zahlreich,

dass der Boden noch an mehrern Stellen aufgegraben wird, die Steine zum Bauen zu gebrauchen. hier stand, hiess C i t i u m ,

ein Ort

die Vaterstadt des Philosophen Zeno. ') ') J) ")

um

Die Stadt, die vor Alters

von einem gewissen Ruf und Wahrscheinlich war es eine

Dcscription of the East. II. 1. p. 225. Apgsch. 13, 4. 5. Pococke ib. p. 216. Apgsch. 13, 6—13. istraho 14, 5. 1 sq. p. 683

Cyprus.

Larnaka.

Beirftt.

9

phöniizishe Colonie, wie aus den 3 3 hier gefundenen phönizischen Inschirifcn hervorgeht (/nscripliones Citienses), über welche Pococke schorn in Jahre 1 7 3 S berichtete.'). W r blieben bis am Nachmittag in Larnaka und richteten u n sern Laif von da gerade nach Beirüt. Sehr früh am Dienstag Morgen den 2. März erreichten wir diesen Hafen, und als wir auf das Verleck kamen, begrüsste uns der Anblick des „guten Gebirges, (def Libanon", dessen höhere Gipfel jetzt mit Schnee bekränzt w a r e n . Hr. Ilurter, der Drucker der Mission, war bald an Bord, mich zi bewillkommnen und mich durch das lärmende Gedränge zu fiilinn. Nach einem kurzen Aufenthalt auf dem Zollhaus und einem Rtt von ungefähr einer guten Viertelstunde befand ich mich gliickllicl heimisch im Hause meines bewährten Freundes und frühern Rasegefährten, des Doktor Eli Smith. Es war eine wahrhafte Freude, ihn so wiederum in Beirüt zu treffen und von einer liebenidei Familie umringt. Sein Haus steht auf einer Erhöhung siidwestich von der Stadt, von Maulbeergärten umgeben. Herrn Hebards einstiges Haus, wo ich im Jahre 1 8 3 8 wohnte, liegt ganz nahe a n südwestlichen Thore der Stadt; es wird jetzt zur Missionskapelle and zur Druckerei benutzt. Die jährliche Versammlung der syrischen Mission sollte diesmal in Beirtt gehalten werden und Donnerstag den 18. März beginnen. Diese Mission hegreift die Stationen von Beirüt, Sidon und Hasbeiya, 'Abeih, Tripoli und Alcppo. Bei dieser Versammlung wünschte ich gegenwärtig zu sein. Nach dem regelmässigen Cours der Dampfer hätte ich eigentlich am Morgen des vorhergehenden Sonnabend ankommen m ü s s e n , und ich ward zu dieser Zeit erwartet. Die Zeit bis zur Versammlung auszufüllen, war verabredet, dass Dr. SmLh mit mir am Dienstag nach Sidon gehen solle, von wo ich dann Herrn Thomson nach Ilasbeija, wo er den nächsten Sonntag zubringen musste, begleiten konnte. Die folgende Woche hätten vir dann die Gegend von BäniAs besucht, die Ebene des Hüleh, cie Schlucht des Litäny und andere interessante Oerter der Nachbarschaft. Dann wären wir nach Beirüt zurückgekehrt. Aber dieser Plan ward vereitelt, theils durch die dreitägige Verspätung meiner Ankunft, theils durch andere wichtigere Hindernisse. Die türkische Regierung war schon seit einiger Zeit darauf bedacht gewesen, ihr System der Militair-Conscription auszudehnen, ') Pococke, Dcscr. oftheKast. II. 1. p. 212, 213. Gesemi Monum. Script. Linguaeque Fhoen. p. 122—153. Niebuhr, Kcisebeschreibung. III. p. 21 sq.

10

I. Abschnitt.

Bcirüt.

am die kriegerischen Stämme, welche das Gebirge Libanon und das Land östlich vom Jordan bewohnen, darin einschlössen zu können. Es war ihr nicht \ollständig gelungen, und die Drusen insbesondere drohten den entschiedensten Widerstand. E n e Crisis war entstanden, und gerade in diesem Augenblick kam die Nachricht nach Beirut, dass die Drusen vom Libanon nach Haurän zögen, wo sie, in den Festungen der Lejah und mit Hülfe der Drusen jener Gegenden, der türkischen Macht trotzen konnten. Der Weg, den sie zogen, ging über Hasbeiya und den Wady et-Teim hinunter. Zu einer Zeit waren mehr als zweitausend in Hasbeiya. Oft zogen sie in zerstreuten Haufen, und von widergesetzlichen Handlungen, von ihnen oder in ihrem Namen begangen, war genug zu hören. Die Gegend ward als entschieden unsicher für Reisende angesehen, und selbst Herr Thomson, dessen Geschäft von Wichtigkeit war, wagte nicht abzureisen, bis er genauere Nachricht eingezogen hatte. Ich gab die Idee, ihn zu begleiten, obwohl ungern auf und hatte keinen Grund, es nachher zu bereuen, obschon die Excursion, wenn sie thunlich gewesen wäre, mir späterhin, als günstigere Umstände eintraten, eine Woche oder zehn Tage kostbarer Zeit gespart haben würde. Während der ersten Woche nach meiner Ankunft war das Wetter herrlich. Das Thermometer wechselte zwischen 6 0 ' und 8 0 ° Fahr. Der Himmel war wolkenlos, die Atmosphäre mild und duftig, und die orientalische Sonne ergoss ihre belebenden Strahlen Uber Aussichten auf See und Land von der unvergleichlichsten Schönheit. Dr. Smiths Haus bot den Blick auf die Rhede und ihre Schiffe und die Ansicht des Libanon und der syrischen Küste, beinahe bis nach Tripoli hin. Das Haus selbst hat zwei Stockwerke mit dem gewöhnlichen flachen Dache des Landes, das häufiger Ausbesserungen bedarf. Der mittlere Theil des oberen Stockwerks bildet eine gegen Norden offene Terrasse mit Zimmern an jeder Seite. Die Fenster haben erst Glasscheiben bekommen, seitdem Dr. Smith vor einigen 2 0 Jahren das Haus bezog. Zu der Zeit waren Glasfenster noch etwas Seltenes in Beirüt. Hölzerne Läden boten den einzigen Schutz gegen Sturm und Regen. — Von dieser Terrasse konnte das Auge die Aussicht ganz umfassen, und in meinem eigenen Falle „sah es sich nimmer satt" und ward es nicht müde, die herrliche ßerglandschaft anzuschauen. In der Nähe lag Jebel Sunnin, einer der höchsten Gipfel, dessen Seiten bis beträchtlich weit hinunter mit leichtem Schnee bedeckt waren. Weiter unten und rings umher konnte man am Berge die tiefen

Drusen.

Schluchten erkennen,

Witterung.

11

Statistik.

durch welche die Gewässer

dahinrauschen;

rings umher über die Höhen aber waren zahlreiche Dörfer gestreut. In der nächsten Woche fand ein Wechsel Statt; nicht in der Scenerie, aber im Wetter.

Fünf Tage lang, vom Montag bis Freitag

mit Einschluss des letztern Tages, regnete es:

an einigen dieser

Tage schwer und mit geringer Unterbrechung, von starkem Wind begleitet; an andern abwechselnd mit angenehmen Intervallen von Sonnenschein und heiterem Himmel.

Das Unwetter war so heftig,

dass einige Schiffe Anker verloren und alle die Rhede verliessen und sich in das Innere fiel

Schnee

in Fülle,

schneite es.

der Bai zurückzogen.

und

sogar

in

Auf den Bergen

der Gegend

von Hasbeiya

Am Sonnabend und die Tage darauf war das Wetter

wieder wunderschön,

ward aber bald veränderlich und blieb so

drei Wochen, gelegentlich mit heftigem Regen, bis ans Ende der ersten Woche

im April.

Dies

waren

„die letzten Regen"

der

Schrift, die in diesem Jahre beinahe einen Monat später als gewöhnlich dauerten.

Eine Folge dieses späten Regens sahen

wir

nachher auf unserer Reise in der Uberreichen Ernte des Wintergetraides.

Es versöhnte mich auch zuletzt einigermassen mit mei-

nem unerwartet langen Aufenthalt in Beiriit. Die Stadt Beirüt hatte seit meinem vorigen Besuch nichts von ihrem Wohlstand verloren, wonnen.

vielmehr

hatte sie

unermesslich

ge-

Freilich war sie im Jahre 1 8 4 0 am 1 0 . und 1 1 . Sep-

tember von der englischen und österreichischen Flotte bombardirt wordeu, wodurch viele Häuser zertrümmert und viele Menschenleben zerstört worden

waren.

Allein

dem

erstem Schaden

war bald

wieder abgeholfen worden, und die Ilauptspuren des Bombardements, die noch sichtbar waren, bestanden in den Merkmalen der Kanonenkugeln am alten Castell im Hafen.

Die Strassen waren

in besserm Baustyl wieder hergestellt worden und die tiefen Kanäle in ihrer Mitte verschwunden.

Die Bevölkerung ward im Jahre 1 8 3 8

auf ungefähr 1 5 , 0 0 0 Seelen angeschlagen, jetzt aber auf die doppelte Zahl geschätzt.

Eine neue Vorstadt von Strassen bat sich aus dem

südöstlichen Winkel

der ummauerten Stadt herausgestreckt,

die Gärten und Maulbeerpflanzungen und

Südosten

Hauses,

sind

jetzt

voller

auf den Hügeln

Wohnungen.

Vom

das jetzt die Missionsdruckerei einnimmt,

weite, gefällige Ansicht der Stadt und

und

im Süden Dache

des

hat man eine

ihrer Umgebung und des

Libanon im Hintergrunde. Ber Handel Beirftts hat bedeutend zugenommen. Die verschiedenen Linien

der französischen,

österreichischen und englischen

12

I. Abschnitt.

Beirdt.

Dampfschiffe, die den Hafen besuchen, und die Menge vm Segelschiffen verursachen die lebendigste Thäligkeit, und ein gewisser Geschäfts- und Unternehmungsgeist ist sichtlich besonders unter der christlichen Bevölkerung geweckt worden. Dieser wrd ebenfalls durch verschiedene europäische Anstalten zum Abwnden der Seide genährt, die in den Bergen errichtet sind; einige lerselben werden mit Dampf getrieben.') Die Alterthümer in und um Beiriit sind nicht zalilrtich, obwohl es deren mehr giebt, als über die gewöhnlich bericitet wird. Die vielen Säulen, welche als Fundament unter dem Quii liegen, der den gewöhnlichen Landungsplatz bildet, und den Veg, der durch den Felsen ausserhalb der südwestlichen Mauer gtschniitcn ist, hatte ich bei meinem vorigen Aufenthalt gesehen. Ausserdem stehen noch innerhalb der Stadt, nahe der südlichen Mauer und etwas östlich von dem zweiten Thor, wenn man vom amerikanischen Gottesacker an rechnet, drei grosse granitne Säulen, nebst dem Fuss einer vierten, wahrscheinlich die Ueberrestc cnes alten Tempels. Ausserhalb der nämlichen Mauer, ein wenig mehr östlich und an der Südseite der offenen Area, stehen zehn oder zwölf andere Säulen umhergestreut, einige davon von Granit, einige von Kalkstein; allein ob sie je mit denen innerhalb der Muier in Verbindung standen, wäre schwer zu bestimmen. Im Westen der Stadt, auf dem Wege der nach der L o c a n d a B e l v c d e r e führt, giebt es zwischen und auf den Felsen längs dem Wasser auch noch Spuren alter Mauern und Fundamente. Hier in einiger Entfernung von dem Stadtthore ist ein kleiner Mi n a «dir Hafen, in weichein Boote und kleine Schiffchen mit einiger Sicherheit liegen. Die Felsen umher scheinen an mehreren Stellen weggehauen zu sein. Beim Umgraben eines Gartens in Dr. Smiths. Nachbarschaft hat man vor kurzem mehrere Sarcophage oder Särge, aus Töpferwerk gemacht, gefunden, in denen sich Lachrymatorier und andere Artikel von Glas befanden. Einiges davon und auel Fragmente der Särge sind von Dr. De Forest aufbewahrt worden Auf dem offenen Platz \ o r dem südwestlichen Thire der Stadt ist ein tiefer Brunnen, zu dem Stufen hinunter ftihien, die mit massivem Mauerwerk von neuer Struktur bedeckt snd. Dieser Brunnen soll von einer alten unterirdischen Wasserlei ung genährt ') Einen Bericht über den Handel von Beirut im Jahre 1853 siehe in Anmerkung I, am Ende des Bandes.

Alterthümer.

Umgegend.

13

w e r d e n , die vor wenigen Jahren zufällig entdeckt wurde. Die Bogen u n d sonstigen lieberrestc eines andern grossen Aquädukts, durch welchen die Stadt vor Alters mit Wasser vom Libanon versehen w a r d , sind auch noch w a h r z u n e h m e n ; wir' werden ihrer später w i e d e r erwähnen. Die Hügel, die Beirftt u m g e b e n , sind meist von röthlichem Sand mit Fels untermischt, und von leichtem Erdreich bedeckt. Sie e r h e b e n sich zu einer Höhe hier zu 2 0 0 , dort zu 3 0 0 Fuss. Von der Stadt laufen nach verschiedenen Richtungen Wege auf u n d Uber die Hügel. Diese Wege sind wie alle übrigen in Syrien blosse Reitpfade; denn Fuhrwerke irgend einer Art giebt es nicht im Lande. Wie es scheint, sind sie seit Jahrhunderten in der nämlichen S p u r gelaufen, denn an den meisten Orlen, wo keine Felsenschicht sie deckt, liegen sie tief in engen Hohlwegen mit Seitenwänden links und r e c h t s , die bisweilen des Reiters Kopf überragen. Der Rand des Weges ist an vielen Stellen mit indianischen Feigensträuchcrn (Cactus indicus) besetzt. Alle Wege aus der Stadt, die nicht längs der Küste hin oder direkt nach den Bergen führen, laufen auf den beweglichen Sandhügeln a u s , deren wir in u n s r e r vorigen Reise erwähnt haben. Diese sind von dem südwestlichen Ufer des Vorgebirges her aufgetrieben- u n d rücken langsam, aber beständig nordwärts. Ihr Lauf ist nach dem Inland, denn das Westende des Vorgebirges ist Felsland, so wie auch der Strand eine belrächtlichc Strecke gegen Süden hin. Indessen ist ungefähr auf dem halben Wege zwischen Stadt und Cap eine breite Reihe Sandhiigel aufgetrieben worden, die sich mehr und mehr über die cultivirtcn Felder hinzuziehen drohen. An einigen Orten sieht man noch halb begrabene Maulbeerbäume. Der Versuch ist gelegentlich gemacht worden, den Fortschritt des Sandes aufzuhalten, indem man Cras und solche Pflanzen darauf gesäet, die auf sandigem Boden gedeihen; aber bis jetzt ohne besondern Erfolg. Die Regierung ist auch kürzlich bemüht gewesen, Fichtenäpfcl (Pinns halepensis) zu säen, und man sieht an einigen Stellen die jungen Tannen aufsprossen. Der ausgedehnte Tannenhain im Süden der Stadt, den Fakhr ed Dln gepflanzt, ward wahrscheinlich in der nämlichen Absicht angelegt, wenn schon D'Arvieux meint, man habe durch denselben die Luft reinigen wollen. Jener E m i r , bemerkt der nämliche Schriftsteller, betrachtete den Bezirk Beirut als seinen L u s t g a r t e n . ' ) ') D'Arvieux, Mémoires II. p. 333, 337. — Ich hörte es in Beirût be-

44

I. Abschnitt.

Beirftt.

Ich besuchte zweimal das Cap Beirüt, indem ich tlber den breiten Strich losen Sandes im Westen von Dr. Sraiths Hause ging. Das Land senkt sich nach und nach gegen den felsigen Vorsprung ab, und die Felsen längs dem Strande sind d u r c h den Anschlag der Wogen sehr zerarbeitet. Südlich von der Spitze ist eine kleine Bai ausgewaschen; in der Mitte ist ein durchlöcherter Fels und ein a n d e r e r grosser Bruchstein einsam stehen geblieben. Zahlreiches SeegeflUgel findet sich hier zusammen, und der Wellenschlag beim Sturm ist an dieser Stelle ungeheuer. Auf der Landspitze steht noch das viereckige Fundament eines einstigen Gebäudes; wahrscheinlich stand hier der T h u r m , den D'Arvieux im Jahre 1 6 6 0 e r w ä h n t , wo eine Wache gehalten w a r d , die Annäher u n g von Schiffen zu melden. Der nämliche Schriftsteller spricht von fiinf oder sechs Thürmen zwischen dem Cap u n d der Stadt. 1 ) — Auf unserin Rückwege fanden wir auf der Höhe d e s Landes ein Stück zugehauenen Marmor mit drei oder vier eingegrabenen Buchstaben. Wir besuchten ebenfalls die Moschee, die ungefähr auf der Mitte der südlichen Küste liegt. Auch sie scheint die nämliche zu sein, die von D'Arvieux als auf dem Vorgebirge liegend und als viel von den muhannnedanischen Frauen besucht, erwähnt wird.*) Jetzt sollen Familien aus der Stadt darin ihr Sommerquartier aufschlagen. Der Zweck unseres Besuches war jedoch nicht die Moschee, sondern eine Klippenreihe nördlich von i h r , in welcher eine ganz ansehnliche Anzahl von Sarcophagen gefunden worden. Sie sind sämmtlich in den Felsen eingegraben u n d hatten einst Deckel; aber diese letztern sind alle verschwunden. Die Aushöhlungen sind bei einigen grösser am Boden als oben. In diesem Punkte unterscheiden sich diese Sarcophage von allen, die wir gesehen haben. Auf dem halben Wege zwischen der Moschee u n d dem Gap ist nahe dem Ufer eine schöne Quelle, aus der viele Familien in Beirüt während des Frühlings und Sommers ihr W a s s e r bekommen. E s wird in Kruken auf EselrUcken in die Stadt gebracht. Den Tag nach meiner Ankunft in Beirüt ritt ich mit den Herren Hurter und E d d y , welcher letztere als Missionär ebenfalls zweifeln, ob der Tannenhain wirklich von Fakhr ed-Din angelegt sei. Da jedoch D'Arvieux des Emirs Zeitgenosse war, so scheint kein Grand, an seinem Zeugniss zu zweifeln. Siehe Palästina III. S. 718. Anm. ') D'Arvieux, Mdm. II. p. 340. ') Ibid. p. 340.

Ausflug zum Nahr el-Kelb.

15

« r s t angekommen w a r , nach dem b e r ü h m t e n Passe an der Mündung d e s Nahr el-Kelb. Der Weg führt von der Stadt längs dem F u s s e d e r Hügel, wobei eine Ebene von einiger Breite zur Linken bleibt, auf die See zu. Der Weg war Uber alle Begriffe schlecht u n d voll tiefen Schmutzes. Etwa eine gute Viertelstunde von der S t a d t sind die Ueberreste eines alten Gebäudes von Backstein, d a s mit der Legende vom heiligen Georg und dem Drachen in Verbindung gebracht wird. Nach Einigen ward hier der Drache getödtet. Nach Andern ward der Lindwurm an einer Stelle näher dem Meere getödtet und St. Georg wusch bloss seine Hände an diesem One. Sowohl Monconjs im Jahre 1 6 4 7 , als D'Arvicux im Jahre 1 6 6 0 sprechen von einer Kapelle St. Georgs in dieser Geg e n d , welche nach Letzterm in eine Moschee verwandelt w a r d . ' ) Aber keiner von Beiden giebt die genaue Lage an. Sollten diese T r ü m m e r auf irgend eine Weise mit j e n e r Kapelle zusammenhängen ? Ein halbstündlicher Ritt brachte u n s nach dem Nahr Beirftt, der auf dem Vorgebirge aus seiner Bergschlucht hervortretend sich n o r d w ä r t s der See zuwendet. Es läuft hier ein breiter Strich niedern Landes hin zwischen den IlUgeln auf der Westseite und dem F u s s e des Libanon und erstreckt sich, wie es scheint, Uber das ganze Vorgebirge. Dies hat den allgemeinen Eindruck verursacht, als wäre der höhere Theil des Vorgebirges weiter westlich einst ein Eiland gewesen, bis die Meerenge, welche es von der Küste trennte, vielleicht mit Triebsand sich angefüllt habe. Der Fluss war zu jener Jahreszeit von mässiger Grösse. Eine Brückc von sieben engen Bogen mit sehr breiten Pfeilern dazwischen geht darüber. Sic ist oben flach, mit steilen Aufgängen an beiden Enden und mit grossen Steinen unregelmässig gepflastert, so dass sie für Thiere einen gar schlüpfrigen und gefährlichen Pfad bietet. D'Arvieux sagt, die Brücke sei von Fakhr e d - D l n gebaut w o r d e n . 2 ) Von der Brücke bis zum Nahr e l - K e l b ist ein Ritt von zwei Stunden. Die ersten fünfzehn Minuten läuft der Weg über nassen, sumpfigen Boden hinweg, zwischen Bäumen u n d Büschen, bis er am Ufer der Bai ausläuft, noch immer in einiger Ferne vom südöstlichen Winkel derselben. Von diesem Punkte bis zu diesem ') Monconys I. p. 334. D'Arvieux II. p. 373. So auch' Maundrell, March 17. Pococke II. p. 90. 8. Palästina. III. S. 722. Anm. 3. *) Mim. II. p. 377, 378.

16

I. Abschnitt.

Beirfit.

Winkel und von da beinahe bis zu dem Pass läuft der Weg am sandigen Uferstrand weg, über den beständig eine leiclte Brandung spillt. Dem Winkel nahe kommt der kleine Stiom Nahr el-Maut herein, der Fluss des Todes, der seine Quelle oberhalb Brummäna hat. Er soll von dem sumpfigen ungesunden Lande nahe seiner Mündung, so heissen. Weiter nördlich ritten wir durch den etwas grössern Nahr Anteliyas, der auch einea längern Lauf hat und nach dem Dorfe lieisst, das am Fuss des Berges umhergestreut liegt. Ehe man den Pass erreicht, wird das Sandufer von einem Felsenstrich unterbrochen, und die Wellen brechen sich iuf einem Felsenbette, das halb vom Wasser bedeckt wird und von temselben zu den seltsamsten Gestaltungen zerarbeitet ist. Der hohe Rücken nackter, zerwitterter Felsen, der die südliche Wand des Thaies von Nahr el-Kelb bildet, drängt sich gegen Nordwest in das Meer hervor. Der Weg ist um die Spitze herum und über diese hinweg geführt, bis zu einer Höhe von hundert oder mehr als hundert Fuss über dem Wasser. Noch höher oben sieht man einen andern, altern Weg. Der jetzige ist an einigen Stellen mit rohen Steinen gepflastert. Wir fanden es rathsam, als es auf der stei'en nördlichen Seite wieder hinab ging, abzusteigen. Zu dieser Zeit erschien mir der Pass so rauli und schwierig als möglich; als ich aber im Juni von den Cedcrn auf diesem Wege zurückkam, nachdem ich Uber die Höhen und Wände vom Libanon geklommen, erschien mir der Pass von Nahr el-Kelb wie verändert und kam mir nun wie ein ganz erträglicher Bergweg vor. Die Brücke, die fünf Minuten thalaufwärts über den Fluss geht, ist erst neuerdings erbaut; gewöhnlich ist der letztere furtbar. Weiter hinauf ist ein, wie es scheint, alter Aquädukt, durch welchen das Wasser des Flusses, nachdem es mehrere Mühlen getrieben, herumgeführt wird, die Ebene von Jüneh zu bewässern. Indem ich das enge Thal hinaufsah, wie es von beiden Seiten von fast senkrechten Felswänden eingeschlossen da lag, rief es mir mächtig die verwandte, wenn auch viel weniger grossartige Scenerie des Flusses Lchigh zurück, wie dieser sich oberhalb Manch Cliunk in Pennsylvanien gestaltet hat. Die verschiedenen Tafeln und Inschriften, die diesem Passe so viel historisches Interesse geben, untersuchte ich bei mehr Müsse bei meinem spätem Besuch im Juni. Der Bericht darüber bleibe demnach bis dahin aufgehoben.') ') Siehe unter 19. Juni.

17

Ausflug nach Deir cl-Kül'ali.

An einem andern schönen Tage — am 13. März — machte ich in Gesellschaft von Dr. De Forest u n d Herrn Eddy einen Ausflug nach Deir el-Kül'ah, einem Maronitenkloster auf dem Libanon, östlich von Beiröt, wo die Ueberreste eines alten, wahrscheinlich phönizischen Tempels noch stehen. W i r ritten Uber das höhere Land südöstlich der Stadt und in einiger Entfernung südlich von der Brücke durch den Nahr Beirut; dann Uber zwei niedere Rücken h i n w e g , die hier zwischen dem Strom u n d dem Fuss des Berges liegen. Dieser letztere bildet hier, nach Westen abfallend und gegen Süden als eine der Wände des tiefen Strombettes des Beirüt, eine Art Ecke, fast in Form eines ungeheuren Strebepfeilers. Längs derselben hatten wir nun hinanzusteigen. Der Weg führte über el-Mansüriyeh und einige a n d e r e , kleinere Dörfer. Er war steil, r a u h und schwierig, ging oft Uber Stellen ganz nackter, zuweilen glatter und schlüpfriger, zuweilen in Stufen und Schichten aufsteigender Felsen. An manchen Stellen war der Weg nur eine enge Gasse zwischen zwei gleichlaufenden Wänden hin, und bis oben oder beinahe bis oben mit runden losen Steinen angefüllt, so dass die Pferde kaum im Stande waren Fuss zu fassen. Solche Wege sind nicht selten im Libanon; schlimmere fanden wir aber nirgends. Wo es immer Erdreich genug giebt, es zuzulassen, sind die Bergseiten terrassenförmig ausgelegt; und selbst wo n u r ein Paar Fuss erdiger Boden zusammengescharrt hat werden können, ist letzterer angebaut. Strecken Landes, die auf den ersten Blick ganz mit Felssteinen Uberdeckt scheinen, sind auf diese Weise gewonnen w o r d e n ; und die rohen, schmalen Terrassen, die so in Stufen ansteigen, oben mit tüchtigem Bcrgerdrcich überdeckt, ergrünen von Getraidc und dem Laubwerk des Maulbeer- und Feigenbaumes. Diese Terrassen machen einen charakteristischen Zug in der Agricultur der Berge aus. Man iindet sie hauptsächlich längs der westlichen Abhänge des Libanon, wo sie als Merkmale einer tüchtigen und fleissigen Bevölkerung dienen. Die Schlucht des Stromes lag u n s zur Kochten, während wir fortfuhren zu steigen. Wir konnten darin die Ueberreste einer alten Wasserleitung unterscheiden, die an ihrer südlichen Seite hinlief, vermittslst welcher das Wasser einer grössern Quelle, nicht weit oben, einst nach Beirftt gebracht ward. An einer Stelle ging der Aquädukt über einen Zweig der Schlucht auf einer doppelten Bogenreihe hinweg; ' ) und weiter unten soll er eine ganze Strecke ') Nach Callier gab es ursprünglich drei Reihen Bogen; Keyue Archiol. Mai 1846. p. 83. Robinson, Bibl. Forschungen.

2

18

I. Abschnitt.

Beirut.

lang durch einen Tunnel in den Felsen geführt worden sein. Einige Tage später, als wir zurückkamen von 'Abeih, sahen wir die Fortsetzung dieses Aquädukts sich durch die Ebene gegen cie Stadt hinstrecken. Das Kloster steht auf der Höhe der Bergecke, die wir mit einem Strebepfeiler verglichen; von da steigen die Seiten eine Zeit lang noch steiler empor und bilden den Katnm. Dieser Theil ist für jeden Pfad zu steil. Wir wanden uns längs dem westlichen Abhang empor und erstiegen mit Schwierigkeit von Nordwesten in fünf Minuten die Höhe des Berges, im Rücken des Klosters. Hier sieht sich nun der Reisende auf dem Kamme eines dilnnen Rükkens vom Libanon, der gerade vor dem innern Becken und dem Schluchtbctte des Flusses Reirfit hegt. Dieser Rücken ist von der Kluft durchbrochen, durch welche der Fluss in die Ebene tritt, oder endet vielmehr damit. Das Kloster steht auf dem hohen Ende, 2 , 2 0 0 Fuss Uber der Meeresfläche. Die Aussicht von diesem Punkte ist umfassend und interessant. Gegen Westen bietet sich die Stadt Beiröt und ihre ganze Ebene dar, mit dem mittelländischen Meere darüber hinaus. Wahrscheinlich ist bei hellem Wetter die Insel Cypern sichtbar; uns fiel es im Augenblick nicht ein, sie aufzusuchen. In Süden begreift die Aussicht über die Schlucht hinweg die Distrikte von Oberund Unter-Ghiirb. Gegen Osten sieht man die beiden Zweige des Flusses in ihren Felsenthälern, wie sie, von Osten und Nordosten kommend, sich hier unten in einer Kluft begegnen, so tief und steil, dass das Auge den Boden nicht erreichen kann; und so wild und unzugänglich, dass noch Leoparden in ihr hausen sollen. Das Land längs und zwischen diesen Flusszweigen ist der Distrikt el-Metn, eine der reichsten Gegenden des Berges. Darüber hinweg ragen die schneeigen Gipfel Siinnin und Iiuneiseh, die auf dem hohen Kamme vom Libanon ausstehen. Der Anblick des Berges, wie er eben erschien, war düster und schaurig. Laubwerk und Felder waren noch nicht grün genug, die Wirkung der ungeheuern Felsenmassen auszugleichen, von denen viel in dieser Gegend aus einem dunkeln Sandstein besteht. Nur in Verbindung mit diesem Sandstein wird die Fichte (Pinns halepensis) auf demLibanon gefunden, und ganze Haine dieses Baumes kann man an den beiden Flussarmen und überhaupt in dem Metn w a h r n e h m e n . ' ) Der Fluss ') Ueber den Charakter des Sandsteines in diesen Gegenden s. Anderson^ Geol. Report p. 100 sq.

Ausflug nach Dcir el -Kül'ah.

19

selbst zeigt sich nicht in der Tiefe der T h ä l e r ; und die mächtigen Felswände steigen von unten wie ungeheure Bastionen empor. Der Weg von Beirfit nach Damascus u n d auch nach Ba'albek läuft an der Südseite des Flusses Beiröt h i n a u f , zwischen seinen Quellen und dem Hauptgewässer des DAmfir, und geht dann, südlich dicht am Jebel Kuneiseh weg, über den hohen Rücken des Libanon hin. Ein wenig südlich von diesem Wege zwischen den Becken der beiden Flüsse liegt das Dorf B h a m d ö n , der Sommerwohnort Dr. Smiths und anderer amerikanischen Missionäre. Es ist nicht von Deir aus zu sehen. Im Metn aber lagen viele Dörfer vor u n s ; und eins der grössten, Räs el-Metn, sahen wir u n s gerade gegenüber auf der hohen Spitze oberhalb u n d zwischen den Gabeln des Flusses. Die Gegend ist reich und blühend, besonders durch den Seidenbau. — Im Norden ist dies Becken von dem des Nahr el-Kelb durch einen hohen Rücken g e t r e n n t . ' ) Die Ueberreste des alten Tempels zu Deir el-Kül'ah sind schon vor zehn Jahren umständlich von Dr. Smith beschrieben worden. Sie messen 1 0 6 Fuss in der Länge von Südost nach Nordwest, und 5 4 Fuss in der Breite. Die Fronte war gegen Mordwest gerichtet und sah nach der Ebene und dem Meere. Hier war ein Portico, 2 9 Fuss tief, der aus zwei Reihen Säulen b e s t a n d , vier in jeder Reihe. Von vier Säulen stehen noch Theile an ihrem Platze, und das Piedestal einer f ü n f t e n ; aber keine dazu passenden Capitäler sind gefunden. Die Säulen sind unten beinahe 6 Fuss im D u r c h m e s s e r ; die Höhe der einen derselben beträgt noch immer 1 8 | Fuss. Von dem Tempelgebäude selbst blieb n u r das Fundament und Theile der untern L a g e n ; darunter Steine 1 2 bis 1 4 Fuss lang und 4 bis Fuss breit. Die Steine dieses Unterbaues sind längs dem obern Ende tiel'iänderig (bevelted); längs der untern Seite nicht. Die Klosterkirche ist auf und innerhalb des nordwestlichen Theiles des Tcinpclfundanicnles gebaut. Von ihrem Dache gewinnt man den schönsten Blick der herrlichen Aussicht. — Alte Sarcophage finden sich hinter dem Kloster und unterhalb desselben. Umhergestreut auf den Steinen der Mauern oder anderer Theile des Klostergebäudes sind acht bis zehn griechische u n d lateinische Inschriften zu s e h e n ; die meisten davon wohl Denkmale von Votivopferungen, als Tafeln, Altäre oder Stelae, dem Gotte des Tempels gewidmet. Ihre jetzige Lage und der Umstand dass die Seite mit ') Bibliotheca Sacra, 1843. p. 557—163 2*

20

I. Abschnitt.

Beirüt.

der Inschrift nach aussen gekehrt liegt, ist nur zufällig; niclt unwahrscheinlich haben andere Steine in der Mauer Inschriften auf der Innenseite, die so dem Blicke verborgen sind. Eine der grössten der griechischen Inschriften findet sich auf dem Eruchstück eines viereckigen Pfeilers oder Altars, der jetzt die Ecke des Heerdes in der KlosterkQche bildet. Ein anderes Bruchstück, das mit YJS1P endet, wahrscheinlich die Fortsetzung der nämlichen Inschrift, — wenigstens sind die Buchstaben von der nämlichen Gestalt und Grösse, — ist in die Aussenseite der südlichen Mauer des Klosters eingebaut. Eine andere ist auf einem Pfeiler zwischen zwei Bogen im Hofe; wieder eine andre auf der Schwelle einer innern Thür; eine auf einem cylinderformigen hohlen Stein, der jetzt zum Tränken des Viehes gebraucht wird; und so fort die übrigen.') Der Hauptpunkt von historischem Interesse, der durch diese Inscriptionen ans Licht gebracht wird, ist ein Beiname des Jupiter oder Baal, der sich sonst nirgendswo findet. In der lfngen griechischen Inschrift, die jetzt in der Küche ist, wird er angeredet als BAvlMAPKilC ICOIPANE KiiM£2N . . . . JECPOTa, „Baimarkos, Herrscher, Herr der Feste." Die letzten Worte sind, wie es scheint, eine Uebersetzung des Namens.*) In einer kürzern lateinischen Inschrift finden wir den Dativ: JOVI BAIMARCODI. Wie nun im alten Testamente Baal als ein Gegenstaid der Anbetung unter den Heiden von Canaan angeführt wird, inter den Benennungen B a a l - b e r i t h (Herr des Bundes) und B a a l z e b n b (Herr der Fliegen 3 ), so war hier dieser edle Tempel, der ene der Höhen vom Libanon k r ö n t , dem Baal-markos gewidmet, d mit Oleander umsäumt. Die Brücke war 5 Minuten weiter unten, ein ganz rohes, modernes Gebäu. Der Abfall von Jerjft'a zu diesem Thal ist mehr als 1,000 Fuss. Jetzt, ging der Weg allmählig nach dem welligen Lande im Süden hinauf. Fünf Minuten vor 9 Uhr waren wir Teil Habbüsh gegenüber, der uns zur Rechten lag; wir lenkten vom Wege ab darauf zu. Diese Höhe gewährte einen schönen Rückblick auf JerjiYa und den Berg dahinter. Das Dorf liegt in die Augen springend ai|f der Schulter des hohen Berges (Rihän) nördlich der grossen Schlucht des Zaberdny, und wir konnten unsern vorgestrigen Weg den steilen Abhang des Berges entlang jetzt mit den Augen verfolgen. Ucber den ungeheuern Schlund hinweg konnten wir die höhern Koppen des Libanon sehen, während in Südosten hinter dem südlichen Ende des Jcbel RlhAn die erhabenen, schneebekränzten Gipfel des Jebel esh-Sheikh, des alten Hermon, hervorzuragen begannen. Dies war eine Seitenansicht derselben. Sie zeigte zwei Gipfel, von denen der nordöstliche bei weitem der höchste ist. Der Schnee auf dem esh-Sheikh erstreckte sich auch über einen beträchtlichen Theil der Bergseiten, während ihnen gegenüber auf den Koppen des Libanon keiner lag. — Das Dorf Habbösh liegt eine gute (engl.) Meile entfernt, ungefähr W,S.W. Oben auf dem Teil sind keine R u i n e n . ' ) ') Compassrichtungen zu Teil Habbüsh: Humin 15". Neby Säfy 33". 'Arab Sälim 51". Neby Sijud 55". ICül'at esh-Shükif 161". Nebätiyeh etTahta 192 ". Habbüsh 241".

Jeb'el esh-Sheikh. Nebätiyel».

B1

Wir kehrten n u n zu dem W e g e zurück und waren 2 0 Minuten nach 9 Uhr zur Weiterreise fertig. Unser Führer lenkte bald darauf liAks au einen W e g , der grade auf esh-Shükif f ü h r t e , statt u n s nach NebÄtlyeh zu b r i n g e n , wo unsre Maulthiertreiber hinbestellt w a r e n . Es dauerte einige Zeit, ehe wir den Irrthum entdeckten; dann keirten wir quer über das Feld nach dem alten Wege zurück u n d v e r o r e n d a r ü b e r 1 0 Minuten. Das Land war leise hügelig u n d meist angebaut. Wir erreichten das untre NeMtiyeh um 1 0 U h r , ein grosses Dorf in einem breiten, offnen, fruchtbaren Beckbn, d6ssen W a s s e l im Nordwest nach dem Zaheräny abläuft. Es ist e:n Marktflecken, u n d alle Montage wird hier eine Messe gehalten. Es giebt auch einen sogenannten KhAn h i e r , der aus nichts als zwei bis drei Reihen steinerner Bogen besteht, niedrig u n d von so geringer Tiefe, dass kaum ein Pferd darin seiner ganzen Längi nach bedeckt stehen konnte; ungefähr wie man in NeuEngland die Pferdeschuppen neben den Dorfkirchen baut, um sie während des Gottesdienstes vor Sonne und Wetter zu schützen. Nur zwei der Häuser des Dorfes waren zweistöckig. Eins derselben gehörte dem Scheikh des Distriktes Bel;\d esh-Shükif, der jetzt in Beirftt abwesend w a r ; das andre einem reichen Bauern. Der Scheikh soll einen Rath haben, der aus Mitgliedern der verschiednen Sekt6n zusammengesetzt ist. Da die Hufeisen mehrerer unsrer Thiere der Befestigung bedurften, so verweilten wir'hier über eine Stunde. Der Schmidt, ein r ü h r i g e r , geschickter Mensch, that seine Arbelt gut. Mehrere Pferde standen u m h e r und noch mehrere E s e l , die unaufhörlich schrien. — Nebätiyeh liegt auf dem Wege zwischen Sidon und Hasbeiya grade in der Mitte; 6 Stunden von jedem der bfeiden O e r t e r . ' ) Zehn Minuten nach 1 1 Uhr gingen wir auf einem ebenen guten Wege grade auf das Schloss los, das in einer Entfernung von anderthalb Stunden vor uns lag. Nach einer Viertelstunde waren wir dein obern Nebdtiyeh gegenüber, einem viel kleinem, höher gelegnen Dorfe u n s zur Rechten. Grade in unserm Wege befand sich ein Begräbnissplatz, und die Gräber waren von den dahinziehenden Thieren niedergetreten. 1 ) Als wir weiterhin kamen, fanden wir die Felder u n d das Weideland üppiger, u n d den Boden mit Klee, Masslicb, Klatschrosen u n d dergleichen Blumen ') Compassrichtungen vom untern Nebätiyeh: Zebdin 268", J M. Kol'at esh-Shükif 147". *) Compassrichtungen um 11 Uhr 30 Min. Neby 'Aly et-Tähir S. 80° O. 2 M. Ober-Neb&ttyeh N. 80° W. J M.

62

II. Abschnitt.

Von Reinlt nacK 'Alcka.

bedeckt. Dabei lag der Hormon immer, sich majestätisch aufthürmend, grade vor uns. Fünf Minuten nach 1 2 Uhr Hessen wir einen Teich, mit Wasser darin, zur Rechten liegen. 1 ) Gleich darauf kamen wir an Leuten vorüber, die ein Zelt aufgeschlagen und eine grosse Anzahl Pferde bei sich hatten, welche angebunden weideten. Zwanzig Minuten nach 12 Uhr erreichten wir Arn An, das nahe am Füsse des Bergrückens liegt, auf dem das Schloss steht. *) Dieser Rücken erhebt sich zuerst bei Wady Jermük und läuft südwestlich dem Lauf des Litüny entlang. Der Weg von Sidon nach Hasbeiya halt sich mehr links und senkt sich im Norden des Bergrückens in den niedrem Theil des Wady Jermük hinab, und so nach dem Jisr Khürdela. Die Entfernung von Arnim bis zur Brücke beträgt 50 Minuten. Arnfin ist ein kleines elendes Dorf. Sein Name ist nur dadurch bekannt, dass arabische Schriftsteller die anliegende Festung esh-Shiikif darnach bezeichnen, um sie ^On andern Schlössern dieses Namens zu unterscheiden, die jedoch weniger bekannt sind. 5 ) Wir hielten zum MittagsfrühstUck unter einem schattigen Baume an, der zwischen den umhergestreuten Felsblöeken stand. In zwei von diesen waren Sarcophage eingegraben gewesen, mit Fugen zu Deckeln. Einer war an den Enden abgerundet. Zwischen dem Dorf und dem Berge des Castells liegt ein niedrer, wiesenhafter Landstreifen, ungefähr 1 0 Minuten breit. Von dort ist der Aufgang äusserst steil. Es kostete uns vom Dorfe aus 20 Minuten hinauf zu reiten. Ein leichterer Pfad geht von Südwest hinan. Beim Hinaufweg kamen wir an einem Gebäu vorüber, das ehemals ein Wasserbehälter gewesen sein mag. Vorn war ein solides Mauerwerk aufgeftlhrt, der Rücken war aus der Felsenwand ausgehauen. Wir kamen in Südwest der Festung hinauf, und ritten hier zwischen den Trümmern eines Dorfes hinweg, das einst zu der Festung gehört hatte; es war von einer Mauer mit zwei runden Thiirmcn umgeben. Hier war der Kamm des Rückens künstlich eine Strecke hin geebnet worden, vielleicht zu einem Exercierplatz; jetzt bildet die Stelle einen einsamen, aber prächtigen Spaziergang. Als wir uns dem östlichen Rande näherten, sahen wir plötzlich und beinahe senkrecht auf den Litäny ') Conipassrichtungcn um 12 Uhr ö Min. W . 3 M. ') Von Arnun lag Neby 'Aly et-TAhir N. 3 ) Eines derselben, das csh-Shflkif Tirün Tyrus; s. Schultens Index in Vita Salad. art.

Kcfr Tibnit O.

Slmkin

ö" W. genannt wird, war nahe bei Sjalcy fum.

Amün. Krtl'at csh-Shükif.

63

hinab,, wie er in seinem engen Thale 1,500 Fuss unter u n s , wie späterhin Dr. De Forest ausgemessen, dahinfloss. Von Arnftn aus, von wo wir herauf gekommen, erhebt sich der Rücken weniger als 5 0 0 Fuss. Die Höhe Uber der Meeresfläche ist 2 , 2 0 5 Fuss. Wir hatten jetzt dicht vor uns die massiven Ueberrestc des qjten Schlosses, des ß elf o r t der Kreuzfahrer, und rings um uns her eine, herrliche, grossartige Aussicht. Der ganz einzelnstehende Berg ist durchaus nackt; und da er höher ist als die benachbarten Bergrücken und das angränzende Land, mit Ausnahme des Jebel Rlhän, so ragt die Festung als eine augenfällige Landmarke hervor, von allen Seiten weit und breit sichtbar. Gegen Osten zeigten sich die schneeigen Höhen des Hermon, die auch bisweilen Jebel et-Telj, Schneeberge, genannt werden. Weit in O.N.O. erhob sich eine andre mächtige Schneekoppe, die höchste im Antilihanon, im Osten von ZebedAny. Wenn man nach Nordosten blickt, so kann man auch die Umrisse der BükiTa gewahren, des grossen Thaies zwischen dem Libanon und Antilibanon. Zwischen. Nordosten und Norden wälzten sich in dunkeln, schweren Massen die südlichen Rücken des Libanon, die auch Jebel RihAn genannt werden, zwischen den Litdny und Wady J e r m ü k , und füllten bis an ihren Zusammentritt hin den ganzen Zwischenraum an. Von ihnen eine Stunde oder drüber oberhalb dieses Punktes zieht sich ein breiter felsiger und viel niedrigerer Rücken nach S.S.O., durch welchen der Fluss, sich schief durch den ganzen Berg wühlend, eine tiefe, seltsamgestaltete Schlucht bricht. Der nämliche Rücken tbeilt sich jenseits des LitAny; ein Zweig lauft am Strome weiter und bildet die östliche Thalwand desselben und den westlichen Abhang der Merj 'Ayün; dqr andre vereinigt sich mit dem Rücken im Osten der Merj 'Ayön und trennt dieselbe vom Wady ct-Teim. Diesen letztern, Rücken konnten wir jetzt erblicken und über ihn hinwegsehen; noch weiter hinten war die grosse Festung B&niAs sichtbar. In S.S.O. lagen die Berge im Westen des Hüleh. Das tiefe Thal des Litdny unterhalb der Burg ist zwischen den Gegenden der beiden Seiten als „eine grosse Kluft" befestiget und bildet eine fast unübersteighche Barriere zwischen ihnen. Einer der häufigsten Uebergänge ist die Brücke von Khfirdela an der Mündung des Wady Jermük, grade oberhalb der Burg, aber nicht von ihr sichtbar. Die Brücke hat Spitzbogen lind ward einst von einem Thurm 4m Westende beschützt, der jetzt in Trümmern liegt. Der Schlossberg mit seinem westlichen Abhang zieht sich weiter gegen Süden hin; aber nach einer halben Stunde, Deir

64

II. Abschnitt.

Von Beirftt nach 'Akka.

Mlmäs gegenüber, wendet sich der Fluss plötzlich und Leinalie rechtwinkelig nacli Westen und bricht sich eine enge Schlucht durch den Bergabhang, der sich über diesen Durchbrach hinaus noch eine ganze Strecke weiter zieht, grade als wäre nichts geschehen. Der Fluss fährt fort durch das Tafelland, das ihn unigiebt, durch eine enge, tiefe Kluft zu fliessen, bis er unter dem Namen Kasimiyeh nördlich \ on Tyrus in das Meer tritt. Die steilen Seiten dieser Schlucht sind grossentheijs mit Gesträuch bewachsen, und so eng ist dieses Ilohlbette und so eben und glatt ist das Land an beiden Seiten, dass der Reisende sich ohne die mindeste Vorbereitung an dem Rande dieser jähen Kluft sieht. Im Norden ist der Wady Jermük auf der Ostseite durch die hohe Mauer des Jebel Rihan eingeschlossen, und im Westen von einem viel niedrigem Bergrücken, der auf seiner andern Seite sich nur wenig Uber den Strich Tafellandes erhebt, über welches v i r eben gekommen waren. Unterhalb der Wasserscheide, nahe der Winkelbiegung des Zaheranj, breitet sich das Thal zu einer Ebne aus, ungefähr 2 0 Minuten breit und wohl über eine Stunde lang. Zehn Minuten von der Wasserscheide ist eine Quelle, Neb'a elMadineh, aus der ein kleiner Strom, der Zureikln heisst, entsteht. Diesem vereinigt sich 15 Minuten weiter unten ein andrer von Neb'a Shükkah, am Seitenabfall des Jebel Rihan. Wieder nach einer Viertelstunde kommt das armselige Dorf Jermük mit seinem Brunnen und seinem Strom. Ks liegt am Fusse des Rihän. Weiterhin zieht sich das Thal zu einem engen und steilern Hohlbette zusammen und fällt gegen den Liläny ab. Tümrah, die Ruine eines neuern Dorfes, liegt grade in der Gabel und ist eine Stunde weit von Jermük entfernt und 20 Minuten oberhalb des Jisr elKhürdela. Das Thal ist überall fruchtbar, tlieils als Acker-, theils als Weideland; die Ebne jedoch soll ungesund sein. Sie gehört dem Drusenscheikh von der Familie Jemblät. Wady Jermük ist die Gränzlinie zwischen den Distrikten esliShüklf und Jezzln auf dem Libanon. Eben so trennt der ZaherAny Beläd esh-Shüktf von ct-Tufluh auf der Nordseite. Der Anblick, den die grossen, mächtigen Massen des südlichen Libanon oder Jebel RihAn hier bieten, wo der Litüny und der Wady Jermük sie einschliessen und deutlich begränzen, ist dunkel, wild und grossartig. Sein südlicher Vorsprung fällt allmählig in die Gabel der beiden Thäler ab; und obwohl auf demselben ohne Zweifel pflügbares Land ist, so giebt es doch kein

Köl'at esh-Shlklf.

65

Dorf von einiger Bedeutung in der ganzen Gegend im Süden von Kefr Höneh. Jermiik soll das grösste sein.') Wir betraten jetzt die Festung. Der Hauptzugang ist im Süden, und hier war ein schönes WasserbehHltniss in Verbindung mit dem Burggraben. Dieser letztere war in den Felsen eingehauen längs der westlichen Seite und dem südlichen Ende des Schlosses; die andern Seiten waren schon von selbst ganz unzugänglich. Der Kamm des Bergrückens ist sehr schmal, die Burg nimmt die ganze Breite ein und selbst mehr. Der Zugang war vermittelst einer Zugbrücke im Süden, und dann einer niedrem Felsenlage im Osten entlang mehr als 30 Fuss unterhalb der eigentlichen Festung weitergeführt Hier sind noch die Ueberreste von Gebäuden zu sehen, vielleicht Ställe. Sie stammen von den Kreuzfahrern, und stehen auf einem Gmnde, der, wie es scheint, als Stützboden dazu aufgebaut war und auf niederem vorspringenden Felssteinen rulit. Nahe der nordöstlichen Ecke lehnen sich massive Gebäude an das obere Schloss, und durch diese war der Haupteingang. Der ganze Zugang wird daher vollkommen von der Burg beherrscht. Der Boden auf dem Abhang zwischen der niedrem Felsenstufe und der obem Burg, wo er nicht selbst steil und glatt genug war, um ihn unersteigbar zu machen, ist durch Mauerwerk künstlich abgedacht. Dies war jetzt mit blühenden Anemonen übersäet. Die Forirt der Burg hatte sich nach dem Boden richten müssen, auf dem sie steht. Sie ist daher lang und sehr schmal. Die Länge ist zur Breite ganz ausser Verhältnis. Die östliche Seite scheint vorzüglich von den Kreuzfahrern erbaut worden zu sein, mit Ausnahme der Abdachung aussen. Hier steht ungefähr in der Mitte die lateinische Kapelle mit ieistenförmiger Decke und einem schönen gothischen Portal, das nach dem innern Hofe führt. Aber die Westseite und die nördlichen und südwestlichen Winkel braucht man nur mit Einem Blicke anzusehen, um wahrzunehmen, dass dieser ganze Theil einer viel ältern Periode, als die derKreuzzüge ist, angehört. Derselbe bildet noch immer den Haupttheil des Gebäudes und zeigt nur wenig Spuren von Arbeit aus dem Mittelalter. Er ist durchaus aus tiefgeränderten Steinen erbaut; nicht so grosse Steine, wie die von Jerusalem, noch mit so regelmässigen Abkantungen, wie sie selbst im Thurm Hippicus gefunden ') C o m p a s s r i c h t u n g e n Litäny

44°.

K ü l ä ' ä t 83".

120".

Deir

Miinfts 160".

Meifidhün 302".

Arnüu

v o n Kül'at esh-Shükif: N e b y Sijud 6". Khiyam

91".

el-Khirbeh

103".

Zautar 268°.

el-Hümrah

273".

332".

Robinson, Bibl. Forschungen.

Kefr Tibnit

332".

Kluft des

K ü l ' a t BÄnifts Shükin

302°.

N e b y 'Aly et-T&hir 347°, 5

66

II. Abschnitt.

Vi.n Beiiftt nach 'Akka.

werden, aber doch im Allgemeinen \ o n der nämlichen Art, m i r in der Mitte roher gelassen, und überhaupt gröber. Der S t e i n an sich ist auch weicher und daher mehr vom Wetter zerfressen. Hier sind mehrere viereckige Thürme herausgebaut, mit einem Unterbau, der sich von dem Burggraben herauf dacht", wahre Fae-similes des Hippicus. Auf der Südwestseite steht ein r u n d e r Eckthurin, der auch seinen r u n d e n , sich abschrägenden Unterbau hat. Das Ganze nimmt sich gar gut aus. Im Osten davon ist ein kleines Portal, das einen runden Bogen von glatt gehauenen und vollständig abgekanteten Steinen hat. Dies giebl ihm ein zierliches Ansehen. Die Mauern sind sehr fest und hoch. Sie erheben sich 6 0 bis 8 0 Fuss ü b e r den Graben. Die Länge wird auf gegen 8 0 0 Fuss angegeben; die Breite ist verschieden, übersteigt aber n i r g e n d s 3 0 0 Fuss. Die Ausbesserungen der Kreuzfahrer sind überall leicht zu unterscheiden; sie haben einen von dem Uebrigen d u r c h a u s verschiedenen Charakter. Diese grosse Festung steht jetzt gänzlich verlassen und in Ruinen, und ihre gewölbten Ställe und fürstlichen Hallen dienen blos dem Ziegenhirten und seinen Heerden zum Schutz. Obwohl es keinem Zweifel unterworfen ist, dass diese Festung lange vor den Krcuzzügen existirte, so ist mir noch nicht bewusst, dass es eine ältere historische Nachricht v o r dem 12. J a h r h u n d e r t g i e b t . l ) Vielleicht Hesse sich zur Bestimmung des genanen Datums noch irgend eine Notiz der Art finden; aber auf j e d e n Fall kann dies nicht später als die Zeit der Herrschaft der Byzantiner oder Römer über Syrien sein; wenn nicht wirklich früher. Hier Die war immer ein wichtiger Pass von Sidon nach dem Osten. Sidonier w'aren früh schon iin Besitz des Landes um BAni;\s h e r u m und der Ebene des Hüleh, \ o n welcher Josephus als YOU „ d e r grossen Ebene von Sidon" spricht, *) und ihr einziger unmittelbarer Zugang zu jener Gegend, der alleinige Punkt, wo sie gut Uber den Lltäny konnten, nach dem Merj 'A^ftn und dem Hftleh zu kommen, war vermittelst dieses Passes. Hier auch ist noch immer die bequemste der grossen Strassen von Sidon nach Damascus, auf der man die steilen und rauhen Stellen des Libanon gänzlich vermeidet. Dass es in den blühenden Zeiten des phönizischen Handels nicht ') .spüter ') 18, 7.

Ueber die Nachrichten von csh-Sliükif während der Kreuzzüge und siehe unter dem 23. Juni 1838. Jos. Antt. 5, 3. 1: TO p/ya ntäfov Ztötövog noi.ifcif. Vergl. Richter 10. 27. 28.

Kill'at esh-Slifikif,

Litäny.

67

eine Festung gegeben haben sollte, diesen wichtigen Pass zu Verth eidigen lässt sieh kaum voraussetzen. Wir kehrten von der Burg nach Arnim zurück, und verliessen dieses D»rf 2 0 Minuten nach 2 Uhr auf unsrcni Wege nach der Brücke- iijer den LitAny bei Ka'ka'iyeh.

Der Weg führte über eine

r e i c h e , s:höne, obwohl waldlose Strecke Landes nach cl-Hümrab, Iiier hatten wir, uns

das wir 10 Minuten vor 2 Uhr erreichten.') zurückweidend, eine

gar schöne Ansicht

des grossen

Schlundes

des Zahe'äny und der anliegenden Koppen des Rihän, und sahen, wie im Norden der Kluft sich der Berg am höchsten erhob.

Wir

ritten tlbon Südwesten herunter kommt. Fünf Minuten vor 9 Uhr erreichten wir den Thalgrund, der breit und wohl angebaut ist und auch ziemlich fruchtbar. Wir folgten einem Hauptzweig desselben bis zu seinem Ursprung hinauf, und kamen 2 0 Minuten nach 9 Uhr auf unserm alten Weg von Bint Jebeil nach Tyrus, grade Hfirls gegenüber, heraus. 1 ) Dies Dorf lag 5 Minuten weit von uns S. 60° W., während Tibnin N. 60° 0 . ') Der Name dieses Dorfes war uns im Jahre 1838 von unserm unwissenden Führer fUlschlich als Hadith angegeben worden. So nannte er anch 'Aithat ez-Züt irrigerweise Hülieh.

TO

II. Abschnitt.

Von Bcirftt nach 'Akka.

lag. Wir wendeten uns 5 Minuten lang rechts auf unsrnn alten Wege nach der herrlichen Höhe, von welcher man die ginz.e Ebne und Gegend von Tyrus übersehen kann mit dieser Stalt in der Ferne. Aber der Morgen war nebelig, mit Regenschauer in W e s t e n , so dass die Aussicht weniger ausgedehnt war, als wi( w i r das erste Mal sie sahen. Das Haupt des Wady 'Ashiir ag grade unter u n s . ' ) Jetzt kehrten wir zurück, kamen 4 0 Minuten nach 9 Uhr nach Hdrls, gingen liings der rechten Seite eines Thaies w u t e r , das weiter unten Wady Seribbin genannt wird, und folgten ilm bis zu seinem Eintritt in den grossen Wady el-'Ayön. Bald waird das Dorf ErshÄf sichtbar, das jenseits des Thaies auf den Higeln lag. Wir ritten nun den Abhang rcchts hinauf und kamen un 1 0 Uhr und 2 5 Minuten nach dem Dorfe Seribbin.') Auf demsjlbten Abhang weiter reitend waren wir um 1 0 Uhr und 4 0 Miiutten der Vereinigung des Wady Seribbin mit dem Wady el-'Ayiln fegfeniiber, wo letztrer, der von S.S.O. herunter kommt, sich in scharfem Winkel nach S.W. dreht. Der Weg von Rumeish nich Tyrus kommt im Wady el-'Ayfin herunter, erhebt sich aber hiei umd geht über den Rücken im Nordwesten hinweg. Die Dörfer Kiuzih und SälihAny waren hier hoch oben auf der linken Seite l e s Wady el-'Ayün zu sehen. So auch Beit Lif auf der nämlichen Seite im Thale. 3 ) Wir wendeten uns nun auf gekrümmtem Pfade hinauf auf den Weg nach Tyrus, ungefähr N.N.W. Nachdem wir eine Viertelstunde lang immer bergan geritten waren, kamen wir auf der östlichen Absenkung des breiten Rückens des Tafellandes heraus. 4 ) Ueber dieses ging es nun hinweg, bis wir um 11 Uhr und 25 Minuten YAtir, ein altes Dorf, ganz oben auf der westlichen Bergsenkung erreichten. Hier hat man eine Ansicht von Tyrus und seiner Ebne. Es finden sich hier einige Ucberreste des Alterthums. Im Hofe einer Hütte mit einem Stalle zeigte man uns einen Stein, ungefähr 2 Fuss ins Gevierte gross, mit Sculpturarbeit verziert, aber be') Compassrichtungen auf der Holic nahe bei Iiiiris: Tyrus 303°. Deir 'Ammis 302". el-Biyäd 302°. Kcfra 252", 1 Meile. Tibnin N. 75" O. ") Compassrichtungen zu Seribbin: Ersli&f S. 4 M. Riimeh S. 55" W. ^ Compassrichtungen um 10 Uhr 40 Min.: Ershäf S. 50" 0 . Kauzih S. 25" W. Bcit Lif S. :>r>" W. S.llihäny S. G3"W. Rämeh S. 50" W. *) Compassrichtungen um 10 Uhr 55 Min. auf der östlichen Bergsenkung: Ershaf 119". Sa'sa' 165°. Kauziii 197". Kämch 221°. Beit Lif 220". Yärön 149".

Wady el-'Ayun. deutend zwei

ieschädigt.

Vom

79

In e i n e r F e l s c n l a g e s ü d l i c h v o m Dorfe s i n d

atusjegrabene

Leichnam?.

Y&tir.

Gemächer,

eins

davon

mit

Vertiefungen

für

R i n g s u m h e r sind die Felsen beträchtlich w e g g e h a u e n .

höchsten

Punkt

dieses Felsens

konnten

wir

Kiil'at S h e m a '

s e h e n auf d e m B e r g e südlich von T j r u s , u n d R;\s el-'Abvad d a r ü b e r hinweg.

Das Dorf Teir Harfa w a r weit

sichtbar.

Nicht weit

ryamin, südlich

mit R u i n e n

unten

gegen

en-Näkürah

e n t f e r n t von u n s lag ein Teil N a m e n s Mein d e r Nähe.

Auf einem Teil

1 0 Minuten

von u n s sollten, wie m a n u n s sagte, S ä u l e n s t e h e n , w a h r -

s c h e i n l i c h von e i n e m alten

Tempel.')

W i r h ö r t e n a u c h , d a s s e s in Kuneifidh tiefer u n t e n a m Berge, n a h e d e r E b n e , eine Höhle mit zwei m a r m o r n e n S a r c o p h a g e n gebe, die m i t Bildwerken b e d e c k t s e i e n . — Zu B e i t L I f w u r d e n im letzten J a h r e e i n e Menge G o l d m ü n z e n g e f u n d e n , die

nach Beiröt g e -

b r a c h t und d e m P a s c h a ü b e r g e b e n w u r d e n . — W i r n a h m e n u n s e r n I m b i s s hier ein.

R u n d u m d a s Dorf h e r w a r d g e p f l ü g t ; eine Anzahl

Menschen

damit beschäftigt,' von

einen

war

denen

j e d e r in d e r Hand

u n g e f ä h r 1 0 F u s s langen Treibstock t r u g m i t einer Speiche

am Ende.

Das Pflügen z u d i e s e r J a h r e s z e i t w a r f ü r H i r s e

und

Taback. Um 1 2 U h r u n d 4 0 Minuten

brachen

k e h r t e n zu d e r Gabel d e s W e g s z u r ü c k .

w i r von Yatir auf u n d

Dann ging es 1 0 Minuten

lang ä u s s e r s t steil in d e n W a d y el-'Ayiin h i n u n t e r , d e r W a d y S e r i b b i n mit ihm westlich w e n d e t .

vereinigt u n d

der

wo sich e b e n

e r s t e r e sich

süd-

Nachdem es e i n e k u r z e Zeit lang, d e n B e r g r ü c k e n

Kauzih z u r L i n k e n , diesem Lauf gefolgt, d r e h t sich das Thal w i e d e r zwischen W e s t u n d N o r d w e s t u n d a u s den Bergen,

tritt

F u s s e d e r B e r g e n a h e bei R a s el-'Abyad Wir

gingen

durch

um als W a d y e l - ' A z z i y e h

jetzt,

e i n e tiefe S c h l u c h t

längs dem n ö r d l i c h e n

z u m Meere zu g e l a n g e n .

2 0 Minuten n a c h 1 U h r ,

d e n Wady

el-'Ayün

S.S.O. h i n a u f , auf d e m W e g e n a c h R u m e i s h , bis w i r um 2 U h r in einem s c h ö n e n Becken h e r a u s k a m e n , von Hügeln u m g e b e n . einem

derselben

das Dorf Dibl. Südwest aus.

Auf

l i n k s , e i n e h a l b e Meile e n t f e r n t , N. 6 0 ° 0 . ,

lag

R e c h t s d e h n t e sich die E b n e w e i t e r n a c h S ü d

und

Nach 5 Minuten k a m e n w i r an e i n e n Pfad, d e r ü b e r

u n s e r n W e g h i n w e g von Dibl n a c h RAmeh lief. ihm u n s r e Maulthiere nach letzterm Ort.

W i r schickten auf

W i e d e r u m n a c h 5 Minuten

*) Compassiichtungcn von YAtir: Teir Harfa 253". liül'at Shema' 271. Mejdel Zün 273". Meryamin 266". Tynis 321". Deir Känön 319". Käna? 339". Efts el-'Ain 318". Yiir.m 147". Sa'sa' 1C1". Kauzih 173°.

80

II. Abschnitt. Von Beirüt nach 'Akka.

wendeten wir uns mehr rcchts über die Felder weg uid kamen nach 10 Minuten an den Bogen \on Hüzzür, mit den Riimen von Hazireh darum herum. Sic liegen auf einer kleinen Aniöhe, ein wenig slldlich vom Wege nach Rumeish.') Diese Ruinen erstrecken sich Uber ein bedeutendes. Stück Landös; viele zugehauene Steine und an einem Orte einige grob abgekantete, wie in esh-Shöklf. Es sind mehrere Cistemem dort; eine davon gross und offen, in der zwei FeigeTibäumclien wuchsen. Aber der Hauptgegenstand des Interesses ist der Bogen oder, wenn man will, das Gewölbe, das Hüzzür genannt wird. Es steht auf einem abgeflachten Felsen über dem Eingang zu einem ausgehauenen Grabe. Der Bogen ist rund; die Steine ziemlich gross, döch nicht abgekantet; das Ganze trägt den Stempel des höchsten Alterthums. Unter dem Gewölbe ist der Felsboden weggeschnitten und ein abgesenkter Gang nach dem Grabmal hinuntergeführt. Dieser Gang ist 4 Fuss breit, 1 2 Fuss lang und am untern Ende 51 Fuss tief. Hier ist ein niedriges Portal, das in eine ausgehöhlte FeHsenkammer mit einem Sarcophage führt. Die Bogenwölbung oben ist 6 Fuss breit, gegen 12 Fuss lang und 9£ Fuss hoch. Ein andres Grabmal, ähnlich demselben, liegt südwestlich von ihm. Es ist ebenfalls in einem oben flachen Felsön eingegraben, aber die Bogenwölbung über demselben fehlt. Dieser Ort ward zuerst von dem Missionär Herrn Thomson, der meine Aufmerksamkeit darauf lenkte, aufgefunden, und ist nachher auch von Andern besucht worden. Der Name lässt sogleich an das Hazor im Buche Josua denken. Allein diese Stadl lag, wie wir nachher sehen werden, nahe am Hftleh und im Bezirk von Naphtali; während dieser Ort weit vom Hüleh liegt und zum Stamme Asser gehört. 2 ) Keine historische Notiz ist noch entdeckt worden, die Uber den wahren Namen und Charakter dieser alten Ortslage Nachricht gäbe. Es mag wohl ein altes Hazor gewesen sein, wenn schon keins in Asser erwähnt wird. Uni drei Viertel auf drei Uhr machten wir uns wieder auf den Weg, wendeten uns gegen Südwest und kamen zurück auf den Weg nach R&mch. Eine Menge von Vieh weidete in der Ebene, viel davon war zum trinken um einen Teich her versammelt. Als wir vorwärts kamen, zog sich die Ebene zusammen und um ein ') Compassriclitungen von Hazireh-: Katizih N. CO" W. 1 M. Ershfif N. 25° O. Häntn S. 80" O. 2 M. Dibl N. 40° O. \ M. *) Jos. 11, 1. 10. 19, 36.

Hazireh.

81

RAmeh.

Viertel aif vier Uhr hatten wir ihr oberes Ende erreicht und rillen einen nitdern Rücken hinauf,') von dem ein andres Thal grade in entgegengesetzter Richtung mit dem, aus dem wir eben kamen, hinab lief das Klirtllet el-Werdeh hiess. Wir hörten, dass es sich mit Wady el-Kürn vereinige. Wir hielten uns mehr rechts, und 1 0 Minuttn später lag RAmeh vor unsern Augen; so wie auch 'Aiteh jeiseits des eben beschriebenen Thaies sichtbar w u r d e . ' ) Wir gingen auf Räineh los, erst hinab, dann auf einem Wege, der alle Zeichm eines hohen Alterthums an sich trug und wahrscheinlich seit fielen Jahrhunderten betreten worden war, den einsamen Hügel, au' dem es lag, wieder hinan. Fünfzehn Minuten vor vier Uhr warei wir vor dem Dorfe und schlugen unser Zelt auf einer der grasigen Terrassen im Südwesten des Dorfes auf, grade unter demselben RAinth liegt auf einem einzeln stehenden Hügel mitten in einem Becken grüner Felder und von grössern Anhöhen umgeben; der südwestliche Theil des Beckens hat keinen Abfluss für seine Gewüsser, die sich daher in einem seichten, sumpfigen See sammeln, der im Sommer austrocknet. In Nordwesten ist eine Spalte in dem Rücken, durch die man nach dem Wady el-'Ayfin gehen kann; allein eine leise Erdschwellung oder Wasserscheide in derselben verhindert, dass das Wasser dort abfliesst. In Nordosten ist eine ähnliche Spalte nach dem Wady el-'Ayön hinunter und führt die Wasser des Beckcns ab. Zur Zeit wurden die Einwohner nur vom See mit Wasser versehen, und dasselbe ward in Krügen von Weibern, auf den Köpfen getragen, hinauf gebracht. Die Entfernung betrug etwa eine kleine Viertelstunde meist steil bergan. Im Sommer, wenn der See vertrocknet, wird das Wasser auf Eseln von einem mehrere Meilen weiten Brunnen gebracht. Wir stiessen auf einen alten Sarcophag am Fusse des Hügels, und sahen auch noch andre auf dem Wege hinauf. Oben nahe dem Dorfe finden sich zwei sehr grosse. Einer der Deckel mass 7 | Fuss in die Länge und 2 Fuss in die Breite, bei fast eben derselben Dicke. In einem Felde unterhalb unsres Zeltes, ungefähr auf der Mitte der Hügelseitc, sahen wir andre von ganz besonderm Charakter. In einem grossen, einzeln stehenden Felsblock waren nicht weniger als drei Sarcophage ausgegraben, dicht neben ein-

') Compassriclitungcn um 3 Uhr 15 Min. D i b l 72". 'Ain Ibl 91". ') CompaHsrichtungen um 3 Uhr 23 Min. Rämeh N. 60" W . 'Aiteh S. 30" 0 . 1 Meile. Robinson, Dibl. Forschungen.

6

82

tl. Abschnitt.

Von Beixüt nacli 'Akka.

ander. Die Aussenseite des Felsens war weggehauen und die Ecken abgerundet. Um jeden Sarcophag herum war ein Rand gelassen für den auf gleiche Weise ausgcwülbten Deckel. ,.Da& G a m e ist ein merkwürdiges antikes Monument. E s ist keine Ursache vorhanden, zu zweifeln, dass dies Dorf das alte R a m a des Stammes Asser i s t . ' ) Aber ausser der Gleichheit des Namens giebt es, mit Ausnahme der eben beschriebenen Sarcophage, kein Zeugniss seines Alterlhuuis- Keine Spur existirt davon in irgend einer historischen Schrift später .als die Zeil Josua's, wenn wir die blosse Erwähnung des Namens bei Eusebius und Hieronymus a u s n e h m e n . * ) Westlich v o n . R ä m e h jenseits des Beckens steht ein Berg, der Beiät heisst. Es ist der höchste Punkt rings umher. Auf demselben stehen Ruinen, und wir konnten eine Reihe Säulen imter* scheiden, die an einigen Stellen noch immer ein Architrav stützten.') — Die direkte Entfernung von Tibnin nach Ri\meh ist ungefähr 34 Stunde. D i e n s t a g , d e n 1 3 . A p r i l . Während der Nacht ward der Nordwestwind kalt und heftig. Zum ersten Mal im Leben hörte ich das Geheul des Schakals; es gleicht dem Geschrei eines Kindes oder vielmehr dem Gewinsel eines jungen Hundes. Es kam von den südlichen HQgeln und ward auch von den Dienern vernommen. Wir hatten Uber Nacht beschlossen, die Ruine von BeliU zu besuchen; u n d es dann den Umständen zu ü b e r l a s s e n , oh wir weiter nach Westen, etwa so weit als K(il'at Shema', gehen wollten. Der Morgen war kalt und bewölkt. Wir nahmen, einen Führer» der sein eignes Pferd ritt, und machten uns ein Viertel auf acht Uhr auf den Weg. Es ging an der Nordseite des Sumpfes hinunter und dann ein offnes Thal im Süden des Hügels von Beldt hinauf nach dem südwestlichen Abfall desselben. Einen Pfad gab es nicht, und es ward den Pferden schwer genug, hinauf zu kommen. Um Dreiviertel auf acht waren wir o b e n , grade eine halbe Stunde nachdem wir R i m e h verlassen. Die direkte Entfernung kann daher nicht woJil mehr als Dreiviertel (engl.> Meilen • sein. D e r Wind blies scharf und kalt. Das Thermomete» stand, auf 56°. Fahr, Eine weite, grossarlige Gegend lag vor uns, u n d w ä h -

') Jos. 19, 29. ®) Onomast. art. R a m a . ') Compausrichtungen von Rämeh: 'Aiteli 130°. Kauzib 69". Seribbin 47°. Härls 4C. Khirbet Yftnüh 54". Belät 286", f Meilen.

Râmeh.

Bêlât.

83

rend mein Gefährte' den Führer ausforschte, die Namen der umliegenden Oerler 2u erkunden und die Ortslagen aufzunehmen, wendete ich meine Aufmerksamkeit den Ruinen zu. Hier stand einst ein Tempel irgend einer Art, von dem noch zehn Säulen zeugen. Von dem nördlichen Ende sind seine Seiten in der Richtüng S. 20° 0 . Auf dei' Ostseite, nahe dem Südende, tragen noch vier Säulen ihr Architrav; so auch drei an der nordwestlichen Ecke, nämlich der Eckpfeiler und einer an jeder Seite. Sämmtliche Säulen sind von dein gewöhnlichen Kalkstein der Gegend mit unvollkommnen Capitälern, den dorischen ähnlich. Sie sind ungefähr 12 Fuss hoch, 1 $ Fuss im Durchmesser und 5£ Fuss im Umfang: • Sie stehen 7 ^ Fuss aus einander. Die Länge des ganten Gebäudes beträgt Ungefähr 9 0 Fuss, bei 22 Fuss Rreite. Die vier Eckpfeiler sind n a c h - a u s s e n ' h i n viereckig, aber auf der Innenseite sind sie so abgerundet, dass sie das Ansehen einer Art Doppelsfiulen bekommen. Auch die beiden Mittelsäulen in der östlichen Reihe^sind nach aussen \iereckig und rund nach innen. Offenbar dienten sie, das Portal zu bilden. Auf der Westseile sind noch die Ueberreste einer Plattform, auf welcher der Tempel s t a n d ; sie steht 7 Fuss breit vor der Säulenreihe heraus. Die ganze Aretf liegt voller zerbrochner Säulen, Archilrave und dergleichen, aber einen innern Tempel, ein Allerheiligstes scheint es nicht hier gegeben zu haben. Die Steine sind äusserst verfallen und die ganze Architektur hat den rohesten Charakter; keine Art Rildhauerwerk ist zu sehen, mit Ausnahme der Säulen selbst; eben so wenig finden sich irgend Spuren von Inschriften. — In einer grob teirtgehaucnen Cistcrne fanden wir Wasser. Einige schwache Ueberreste eines kleinen Dorfes sind noch in der Nähe zu sehen; auch liegen ein Paar zugehauene Steine umher; auch bemerkten Wit einen einzelnen Sarcophag in den Felsen eingegraben und einen Deckel dazu vom rohsten Machwerk. Es ist dies eine seltsame Ruine, zu der noch das Verständn i s fehlt. Sie hat keine Aehnlichkeit mit den heidnischen Tempeln im Libanon und Antilibanon, von denen wir später so viele gesehen haben; noch auch mit den Ruinen, welche wir kürzlich in Kübrlkhah besucht hatten. In einigen Punkten, namentlich in der Form der Capitäler und den Pfeilern an den vier Ecken, war einige Aehnlichkeit mit den jüdischen Gebäuden in den frühsten Jahrhunderten nach Christus, die wir nachher in Kefr Bir'im sahen, in, Kedes und an andern Orten. Allein es Hesse sich schwer verm u t h e n , zu welchem Zweck die Juden jener Zeit an diesem Orte 6*

II. Abschnitt.

Von Beirdt ,-nach 'Akka.

sollten solch einen Bau errichtet Iiiiben, da die Tage, des Götzendienstes und ihm geweihter Orte längst vorüber waren. Die westliche Aussicht \ o n dieser Stelle schloss die ganze Küste ein von Tyrus und seine Ebne i m , N o r d e n bis 'Akka und Carmel im Süden. Wir konnten die grosse Kluft sehen, a u s welcher der Wady el-'Azziyeh aus den Bergen in die Ebne tritt; nördlich davon Zibkhi mit Ruinen und Meryamin. Mejdel Zim und Kül'at Shema' liegen auf dem nördlichsten Rucken, des Gebirges, der in Räs el-Abyad endet. Die Festung ist, w i e . e s scheint, eins der vielen Schlösser der Kreuzfahrer. Unter uns war das obere Ende des kürzern Wady Hamül, der ebenfalls durch eine enge Spalte nördlich von $n-Näk&rah sich eine Bahn durch die Berge nach der Küste bricht, Hier, standen die Ruinen einer Ortschaft gleichen Namens, Hämül; möglicherweise lag hier einst das alte H a m m o n von A s s e r . ' ) Weiter südlich sahen wir den öhern Bergrücken, der sich von Ras en-NAkiirah hinaufzieht, und die beiden Landstriche trennt, welche Wady Hämiil im Norden und Wady el-Kürn im Süden entwässert. Wir konnten den Lauf dieses letztem Thaies irn allgciroeinen unterscheiden; seinen Ilauptanfang hat es in den Wjwjys, die von Bukei'a und Beit Jenn herunter kommen, und Liiuft, nachdem es als eine tiefe .Schlucht die ganze Gegend durchschnitten, im Süden von Räs en-N4kiirah nach der Küste. Auf der hohen südlichen Thalwand war das grosse Dorf Tershlha sichtbar. Ikrit ist ein christliches Dorf am Rande desselben Thaies, auf einem Teil; es scheint aus dem Alterthum zu stammen. Dieser Wady e l - K ü r n ward uns als das Ilauplthal des Distriktes cNJebel beschrieben, und erschien u n s auch als solches.. Unser F ü h r e r sagte, es sei so tief und steil, dass es ganz undurchdringlich sei T u n d dass selbst Adler nicht darüber hinweg fliegen könnten. Auf einer isolirten Klippe desselben steht die Festung Kurein, das Montfort der KreuzzUglcr; jetzt in Ruinen und beinah ganz unzugänglich. 1 ) — Im Osten zeigten sich die Berge von Jermük nach Safed z u ; darin sind die Quellen des Wady el-Kürn zu s u c h e n . 3 )

') Jos. 19, 28. — Diese Idee gehört E. G. Schultz an; Ritter, Er4k. XVI. 1. p. 778. — Es kann kein besonderer Werth darauf gelegt werden. ') Im November 1854 besuchte Herr Thomson diese Euine. Seine Beschreibung findet sich in der Biblioth. Sacra. 1855. p 828 ff. ') Compassrichtungen von Bêlât: Tershîha 195". Ikrit 203°. Terbâkbah 185°. Aiteh 120". Eâmeh 104". 'Ain Ibl 96°. Kauz;h 85°, 'Akka 230°.

BelAt.

Aussicht.

85

Ein vbllständiges Gebirgsland lag hier vor u n s , ein wahres Meer von Felshöhen und tiefen, abschüssigen Thälern, meist dicht bewaldet, aber n u r mit einer geringen Anzahl von Dörfern und von Arabern des Stammes e l - M ö s y bewohnt. E s ist ein wilder Bezirk, obwohl mit vielem Ackerbau und noch mehr Weiden. Die Butter s e i n e r Heerden ist berühmt. Die nördliche Spitze, deren W a s s e r hauptsächlich nach dem Wady Hftmül abfliessen, wird dafc Shdb genannt und ist eine Unterabtheilung des Beläd B e s h ä r a h . ' ) Die Gegend, die hier im Westen vor u n s ausgebreitet lag, ist bis ganz vor kurzem beinahe eine terra incognita gewesen. Mit Ausnahme der Küste läuft keine grosse Strasse durch dieselbe in irgend einer Richtung; daher ist n u r selten ein Reisender in ihre Schlupfwinkel gedrungen. Die Kreuzfahrer hatten m e h r e r e Festungen in dem Theile, der dem Meere n a h e r liegt; sie gehörten den deutschen Rittern. Allein das Land ist zu gebirgig f ü r kriegerische U n t e r n e h m u n g e n ; daher hatten die Geschichtschreiber jerfer Tage n u r wenig davon t u erzählen. Im Jahre 4 7 5 4 ging Stephan Schuld von 'Akka n a c h Yänfik-, u n d besuchte nachher Tershlha, Bukei'a, Boit Jenn und Sa'sa'. 1 ) Ohngefähr 1 0 Jahre spater drang auch Mariti nach' Kül'at Jiddln und Tershlha ttnd kehrte Uber Wady el-Kiirn und die Festung Kurein z u r ü c k . 3 ) Die Wegfekarte von Callicr von 1 8 3 0 — 1 8 3 1 zeigt eineil Weg von "Akka ü b e r Jiddin und Tershlba nach Rumeish; aber sie ist nicht mit einer Beschreibung versehen. Im Jahre 1 8 4 4 gingen Dr. E. Smith und Herr Galhoun ¿ u s der Nähe von Akka Uber 'Amkah und SühmAta hach Rumeish h i n a u f , und so nach Kedes und BAniäs. Das Tagebuch dteser wichtigen Reise ist jetzt in meinen Händen, ist aber nie veröffentlicht worden. Drei Jahre s p ä t e r , 1 8 4 7 , besuchte auch Tyvns 336". Zibkin 343". Schlucht des Wady cl -'Azziyeli 327". Mejdel Zun 308". Kfll'at- Shema' 300". Jibbcin 286". Jijirt 278". Schlucht des Wady Hämrül 278". Miryamih 17". Sa'sa' 138°. ') Im November 1854 brachte Herr W. M. Thomson einige Tage in dieser Gegend zu, und besuchte die Kuinen von Kul'at Kyrcin Ein Brief demselben, kurz dal auf geschrieben, enthalt darüber folgendes: „Diese Gegend wimmelt von Wolfen, Bären, Panthern, Hyänen, Schakalen, Füchsen, Hasen, wilden Kaninchen (hyrax Syriacui), Jcrboas und vielen andern Thiertn. Der ganze Hügel, atlf dem das Castcll steht, war von wilden Schweinen zerwühlt. Gazellen und Rebhühner sah man in Menge". S. auch Biblidth. Saera. 1855. p. 830. ') Leitungen des Höchsten. Th. V. p. 271 sq. Paulus' Sammlung. Th. VII. p. SB ff. ••) Mariti, Voyages II. p. 136 sq.

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II Abschnitt.

Von Beiröt iiacli 'Akka.

E.' G. Schultz, der preussischc Consul in Jerusalem», Kiil'at J e d i n und Kurein, und ging auch von Saföd über Rumeish nach Tibnin. Sein handschriftliches Reisetagebuch ist von Ritter in seinem grossen Werke benutzt w o r d e n . ' ) Das Wetter war so kalt, und der Wind so heftig, dass wir unsre Absicht, nach Kül'at Sliema' zu geben, aufgaben und n a c h RAmeh zurückkehrten. Zehn Minuten vor 1 0 Uhr brachen wir mit dem nämlichen Führer wieder auf, und gingen auf unserm gestrigen Wege 20 Minuten bis an die Gabel zurück, wo ein Weg nach 'Aiteh abführt. Wir begegneten hier einem Rebhuhn-Jäger, der einen leichten Rahmen von Rohr trug, ein buntgestreiftes Tuch darüber zu spahnen, das ein Loch gross genug für seine Flinte hatte. Hinter diesem Schirm verborgen, nähert er sich den Vögeln, die von wlen hellen Farben angezogen werden sollen. Um 1 0 Uhr und 1 0 Minuten verliessen wir die Gabel, durchschnitten das obere Ende des gestern erwähnten Wady Khüllet el-Werdch ungefähr S.O. gen S. und traten in die Mündung eines Seiten-Wady's, der von unterhalb der Südseite des Hügels von 'Aiteh herkam. Sehr bald aber wendeten wir uns einen andren Wady hinauf, der auf der Nord- und-Westscite des nämlichen Hügels herunter kam, und betraten um 1 0 Uhr 3 5 Minuten ein kleines Becken,- mit einem Teiche voll Wasser. Hier kreuzte ein Weg von Dibl nach 'Aiteh den unsern; das letztere Dorf lag jetzt zu unsrer Rechten. Wir fuhren fort allmählig zu steigen und kamen um Dreiviertel auf •11 Uhr in einem grössern Becken heraus, ein schöncs Stück behautes Land, das die Wasserscheide zwischen dem Zweige des Wady Khüllet el-Werdeh, der nach Wady el-Kürn fUhrt, und einem andern vor uns bildete, der nach Wady el-'Ayftn hinunter lief. 2 ) Unsere Richtung im Ganzen blieb S.O. gen S. Auf der entferntem Seile der Ebene war ein schöner Teich, beim Eingang in einen Wady, den wir 5 Minuten vor 11*Uhr erreichten, und den wir hinunter gingen. Wir sahen uns bald in einem Felsenthaie, an dessen linker Seite ein Grabmal war: eine ausgehöhlte Kammer, zu der eine niedrige Thür führte. Unterhalb der Felsen dreht sich

') Ritter, Erdkunde. Th. XVI. 1. p. 780—782. — Wir erfuhren später, dass Hr. Van do Velde, den wir in Jeiusalem trafen, cinigo Wochen vor uns auf Belät genesen war, und auch Kül'at Kurein besucht hatte. Seitdem ist Dr. De Korest in Küi'at Kurein geweten. Dasselbe ha: H r . W . M. Thomson im November 1854 besucht. •') Compassiichtungen um 10 Uhr 45 Min. Kauzih N. 10° O'Aiteh N. 75° W .

Bumeish. Kefir Bi'rim.

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das Thal einige hundert Schritte weit mehr links und vereinigt sich dem Wady el-'Ayün. Dieser letztere ist hier wieder ganz eng. Wir gingen weiter über eine niedere Felsenschichte, mit einem Teil zur Linken in der Gabel der beiden Thäler, auf dem die kleinen Ruinen von KCirab stehen. liier traten wir, uin 1 1 Uhr 10 Minuten in den Wady el-'Ayön, der sich gleich darauf zu einer grossen schöncn Ebene ausbreitet, von fernen Hügeln umgeben. Rumeish lag S. 10° 0. im Südlichen Theil der Ebene. Wir kamen um halb 12 Uhr him Rumeish ist ein giosses Maronitendorf; seine Revölkerung schliesst nach dem Census 200 männliche Köpfe ein. Es ist von fruchtbaren Feldern umringt, und scheint mit ihren Erzeugnissen wohl versehen. Wir kauften getrocknete Feigen und andre Esswaaren, so wie auch Gerste fUr unsre Pferde, die wir in Rämeh nicht hatten erhallen können. Mehrere Teiche mit Wasser waren hier und da um -das Dorf her; einige natürlich, andre künstlich. Die Nacht zuvor waren aus dem Dorfe 20 Ziegen gestohlen, und dei Raub ward, wie gewöhnlich, wandernden Arabern schuldgegeben. Drei Thäler treten in diesen Theil der Ebene. Sie kommen von verschiedenen Punkten, Das eine kommt von S.S.O. und durch dieses geht der Weg nach Sa'sa', Kefr Birtm und Safcd hinauf.1) Ein anderes kommt von Südwesten; der Weg von Sühmäta führt durch dieses. Das dritte hat seinen Anfang nahe bei Bint Jebeil, wo wir-es früher als Wady Rumeish gesehen hatten; von da läuft es waldbewachsen und in vielfachen Windungen herab, um sich mit den beiden andern zu vereinigen und den Wady 'Ayun zu bilden, dessen Wasserlauf durch die Ebene geht. Der Weg meines Gefährten, als er iin Jahre 1844 von Sühinäta nach Bmt Jebeil reiste, war durch die beiden letztem Thäler gegangen. Wir nahmen jetzt für den übrigen Tag einen Führer zu Fuss. Wir verliessen Rumeish um Mittag und ritten, um auf den Weg nach Safed in dem mittleren Thale zu gelangen, über einen Platz, der der allgemeine Düngerhaufen des Dorfes zu sein schien. Wir waren zuerst unentschieden, ob wir nach Sa'sa' oder nach Kefr Bir'im gehen sollten, entschlossen uns aber zuletzt, im letztgenannten Dorfe zum Nachtquartier anzuhalten, und von dort nach dem ¿istein Ort einen Ausflug zu machen, wozu wir vollauf Zeit hatten. Diese letzte Absicht ward jedoch durch den tieRigen;' kalten Wind ') Cottipasbrichtuiig von Kttmfeiah: BaW 159".

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II. Abschnitt.

Von Beirut nnch 'Akka.

vereitelt. Das Thal war fruchtbar und wohlgepflügt, _ ob vohl nicht breit, und mit hohen IlUgeln an beiden Seiten. Seinen Namen haben wir nicht, angemerkt.. Fünfundzwanzig Minuten niebher kamen wir an eine hohe Bergspitzc iftis zur Rechten,, atf' der eine Ruine,lag, die BiyAd genannt ward. Ungefähr hier war «s, . wo der Sa'sa'-Weg rechts abging, ein Seitenthal, hinauf.') IJn ein Uhr konnten wir Kefr Bir'im das Thal hinauf auf einem IRgfel liegen sehen, und unmittelbar darauf ward auch .Sa'sa' durch eneiFelsenspalte zu unsrer Rechten sichtbar. Die Hügel wurden jetet steiniger, pnd das Thal enger; aber weiter oben war wiedtrum mehr Feldbau., Fünfundzwanzig Minuten nach ein Uhr erreichten wir Kefr Bjr'im, zu welchem wir einen hohen Hügel, .auf 4em es an der Ostseite des Thaies steht, hinaufzuklimmcn hatten., , Der heftige, ^bitterkalte Wind hinderte u n s , unser Zelt auJfcuschlagen.' Wir wurden daher nach dem Hause des Priesters Elias geführt, ein alter Mann von einigen 7 0 Jahren,, der seit 45 Jahren der Geistliche dieses Maroniten-Dorfes gewesen war. Seiu Haus war gross, und seine Familie bestand, Weiber und Kinder mitgerechnet, aus 2 5 Personen; das untre Stockwerk war von den Familienzimmern und den Ställen eingenommen, u n d noch mehr Ställe waren um den Hof herum. Wir stiegen in ciesem ab, traten durch eine enge, niedrige Tbüre ein und wurden dann eine sehr schmale u n d niedrige Treppe in der Mauer , hinauf, nach dem grossen obern Zimmer geführt, das den ganzen obern Raum'einnahm, u n d , z u m E m p f a n g s und Gastzimmer diente. Es ward von drei Bogen gestützt, auf welchen die Balken des Daches ruhten. Es hatte drei Fenster, §ämmtlich ohne Glas, und da die Läden von zweien des Windes wegen zugehalten werden musstetii so.war ein, Theil des Zimmers vollständig dunkel. , Feuer war in allen Zimmern; in unserm war der Hcerd in der Mitte; er war von Thon gearbeitet in der Fqrm eines Beckens. Auf .einer Seite lagen Teppiche und Kissen. Hier sassen wir Gäste,, oder wir streckten uns darauf aus. Auf der andern' Seite und um das Feuer sassen unser Wirth, der Schcikh des Dorfes und die Nachbarn., Kein Gedanke natürlich, dass man uns allein gelassen hätte. Sie bewachten uns aufs genaueste und zwar nicht ohne Belustigung, als wir uns rasirten; und wunderten sich nachher über u n s e r Schreiben. Sie blieben alle, als wir unser Mittagessen einnahmen, zu dem unser Wirth beitrug, indem er Brot, L e b e n und Butter ') Compassrichtung um 1 Uhr: Kefr Bir'im ¡5. 70° O. S a W ü 10° W.

Kefr Bi'rim.

Synagogen.

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brachte. Die Butter war von Ziegenmilch, doch sahen wir auch, wie ein Mädchen eine Kuh melkte. In einem der untern Zimmer stand eine Wiege von der gewöhnlichen europäischen Form. Man sagte uns, dass sie ganz allgemein seien. Wir machten einen Gang durch das Dorf und untersuchten die unten beschriebenen Ruinen. Ersteres bat eine stattliche Lage, und seine Bevölkerung, lauter Maroniten, besteht nach dem Census aus ICO männlichen Seelen. Das Schloss' von Sa'sa' liegt in voller Ansicht im Südwesten, elhe halbe Stunde fern dem Wege nach, aber in grader Linie kaum eine Viertelstunde. Es steht auf einem Hügel, der in die Augen springt, und hat ein altes Ansehen. Es soll jetzt in Ruinen liegen. Nach E. G. Schultz ist es das „Castellum regis" der Kreuzfahrer. ') Im Osten zeigt sich das Dorf Alma, das Benjamin von Tudela und andre jüdische Reisende erwähnen, als Begräbnissort mehrerer heiliger Männer. 4 ) Auch andre Oerter unsrer frühem Route waren sichtbar. 3 ) Abends stellten wir einmal • wieder unsre Bettstellen auf; uns vor unwillkommenen Gästen zu sichern. Der alte Priester schlief im Zimmer, in eine Wollendecke gehüllt, auf «iner ganz dünnen Matratze, die auf dem Boden lag. Sonst wurden wir jetzt endlich allem gelassen. Nachts füllte sich der Hof, als ein Schutzort, mit Pferden, Kühen, Kälbern und anderem jungen Rindvieh, mit Eseln, Maulthieren, Hunden und Kameelen; der Katzen und des Federviehs nicht zu erwähnen. Das Interessanteste, was in Kefr Bir'im zu sehen ist, sind die Uebcrresto von zwei Gebäuden, die uns anfänglich unerklärbar waren. Eine dieser Ruinen liegt im nordöstlichen • Theilc des Dorfes, und besteht aus der Vorderseite eines Gebäudes, das gegen Süd gewendet steht, mit zwei Reihen von Kalksteinsäulen davor. Diese letztern gehörten ursprünglich zu einein Porticus. Die Vorderraaucr ist von glattgehauenen Steinen, einige von beträchtlicher Grösse. In der Milte ist ein Portal, ziemlich hoch und breit und iu guten Verhältnissen gebaut, dessen Seiten und Sturz mit ausgehauenem Bildwerk verziert sind. Letztrer hat in der Mitte eine Guirlande; darüber ist ein Karniess, und dann ein wohlgeformter, ') Kitter, Erdk. XVI. 1. p. 802. Stcpb. Schuir, V. 295, 300. PHIJUB' Sammlung Th. VII. p. 112, 116. ') Ben;, von Tudela c SUden. Audi hier ist nur noch das schöne Portal und ein Theil der Vorderwand, in welcher eine Sei* tenthüre sich befindet, stehen geblieben. Die Architektur ist fast ganz so« wie die der Ruinen in Kefr Bir'ini; aber von massivem Verhältnissen, grössern Steinen und reichern Bilderzierathen. Einige der Steine sind Fuss lang und 2£ Fuss dick. Das Portal ist beinahe 1 0 Fuss hoch und Fuss weit. Seine Seitenpfeiler sind jeder aus einem einzigen Stein gehauen und voll ausgearbeiteter Bildwerke. Die ebenfalls ausgcrncisselte Oberschwelle, auch Sturz genannt, steht etwas Uber den Seitcnpfeilern vor, und hat weder Inschrift noch Kranz. Der Porticus ist ganz fort, ausser dem Piédestal eines Eckpfeilers nach innen z u , für eine Doppelsäule eingerichtet. Einige Bruchstücke von Säulen und ausgemeisseltera Hauptgebälk liegen umher. Die Area des Innern ist leer. Ein alter Jude sagte, es sei die Synagoge der „Gerechten" gewesen, die da unten begraben seien. — Dieser Synagoge erwähnt Rabbi Benjamin nicht. Allein R. Samuel im J. 1 2 1 0 und Jacob von Paris 1 2 5 8 sprechen davon. 1 ) Iiier war also das Gegenstück der Ruine, die wir in Kefr Bir'ini gesehen hatten. Was die historischen Zeugnisse in Betreff Meirôns anbetriflt, so ist kein Grund vorhanden, die Tradition in Zweifel zu ziehen, dass dies die Ueberreste einer alten Synagoge aus den frühsten Jahrhunderten der christlichen Zeitrechnung seien. Wir standen nicht länger an, denen in Kefr Bir'im denselben Charakter zuzusprechen, und wir waren einigermassen gespannte uns zu vergewissern, ob die auf Tell Ilûm, die uns früher so in Verlegenheit gesetzt, sich nicht nach Allem als von gleichem Ursprung ausweisen würden. Josephus erzählt,, dass er, ausser Gjscala, auch in Ober-Galiläa die Städte Sepli, Jamnilh, Weroth und die Felsen der Acbabari habe befestigen lassen. ä ) Giscala und Meroth sind dieselben wie el-Jish und Meirôn; Jamnilh ist unbekannt und der Fels der Achabari kann in dem neuen 'Akbarah unserer Verzeichnisse, das auch im Talmud erwähnt wird, erkannt werden. Dieses Dorf bekamen wir nicht zu s e h e n ; es ist aber bekannt, dass es südlich von Meirôn und südwestlich von Safed liegt. 3 ) Was das Seph des ') Carmoly 1. c. p. 134. 184. ') 'Axnßä(iiav ntiQav, Jos. B. J. 2, 20. 6. 3 ) ,'AVbarah ist nach. R. PaïChi eine Stunde südlich'Ton Meirôn ; s. Zunz in Asher's Benj. von Tudala. II. pi 427. &ch w a f i • »etzt es anderthalb englische Meilen Westsüdwest von Safed, was ziemlich zu Parchi stimmt; Desçr. fif

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II. Abschnitt.

Von Beirftt nach 'Aklca.

Josephus betrifft, so ist es nicht unwahrscheinlich, dass es das neuere Safed i s t ; da aber desselben bis zur Mitle der Periode der Kreuzzüge weiter keiner direkten E r w ä h n u n g geschieht, so kann es früher kaum ein Ort von einiger Wichtigkeit gewesen s e i n . ' ) Unser weiterer Plan war, von Meirön nach Ramah von Naphlali zu gehen. Dies konnten wir t h u n , indem wir entweder u n s auf dem Weg in der Ebene hielten bis nach Semii'y und dann auf der Strasse von Safed nach Rämeh um die Südostseite des Jebel Jermük h e r u m ; oder indem wir grade über den Hauptrücken des Berges hinüber nach Beit Jenn gingen. Wir wählten das letztre, das u n s eine bessere Ansicht theils des Berges selber, theils des umliegenden Landes versprach. W i r hatten einige Schwierigkeit, einen Führer zu finden, erhielten endlich aber einen alten Mann, der zu Fuss ging. Um 1 0 Uhr brachen wir auf. Sogleich fing es an aufwärts zu gehen, längs einer Schlucht steil bergan, in der Richtung N. 6 0 ° W . Nach 2 0 Minuten lief ein Weg rechts ab Uber die Schlucht hinweg nach dem Dorfe Jermük. Wir kamen nun aus der Schlucht heraus nach der linken Seite und erreichten um halb eilf Uhr die Höhe des steilen A b h a n g s . ' ) Iiier standen fünf sehr alte Olivenbäume. Während es noch immer leise bergan g i n g , bekamen wir eine Aussicht auf den See von Tiberias und erreichten um Dreiviertel auf 1 1 Uhr eine Strecke hohes Tafelland. Hier ist ein Teich mit Wasser, der Birket Zibüd genannt wird, von einer Ruine nicht weit davon. Daher wird der Berg selbst auch bisweilen Jebel Zibüd genannt. Wir ritten nun über diese Ebene hinweg, erreichten um 11 Uhr die westliche Abdachung des Berges und sahen in das tiefe, grosse Thal vor uns h i n u n t e r , das N.W. nach dem Wady Kürn abläuft, und drüber hinweg nach Beit J e n n , auf der Mitte der Bergseite. Auch das Drusendorf Jermük ward zu unsrer Rechten sichtbar auf dem hohen Rücken jenseits des Anfangs eines kürzern Palestine. p. 188. E. Gr. Schultz dagegen spricht davon als eine Stunde südlich von Safed; Zeitschrift der deutschen morgcnl. Gesellschaft. Bd.III. S. 52. ') Jos. B. J . 2, 20. C. Das Talmudische PSX T s e f a t h , in Rash Hashanah c. 2 einmal erwähnt, kann kaum als identisch mit Safed angenommen werden. — Bitter scheint auch Seph als Safed zu betrachten; Erdkunde XVI. 1. p. 759, vergl. aber ebend. p. 687. 5 ) Compassrichtungen um 10 Uhr 30 Min. Jish 26°. Birket Jish 39". Ras el-Ahuiar 39". Kadditha 60". Teitabeh 59°. Deläta 60°. 'Am ezZeitün 95". Safed 106".

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Meiröo. Beii Jenn.

Thalös, das N.W. nach dem ersterwähnten hinunter lief. *) Dieses Dorf, das von Meirön eine Stunde entfernt liegt, ward von dcit Herren Bonar und Mac Cheyne im Jahre 1839 besucht. Es liegt am ebnen Rande des westlichen Bergabhanges und bietet eine Ansicht des Sees von Galiläa. Es soll jetzt fast ganz verlassen stehen.') Wir fingen nun an bergab nach dem grossen Thale zu gehen. Der Pfad führt eine Weile an der rechten Seite eines langen Nebenthales hinunter; dann noch mehr rechts darüber hinweg, an der linken Seite eines kürzern und sehr steilen Wady. Zwanzig Minuten vor 12 Uhr waren wir im Grunde des grossen Thaies, das hier N. 45° W. läuft. Wir erfuhren nicht, mit welchem Namen es an dieser Stelle benannt wird; obwohl es nach aller Wahrscheinlichkeit Wady Beit Jenn heisst; weiter unten nimmt es den Namen Wady Habis an. Nachdem wir uns ein Weilchen thalunter gehalten, bogen wir um eine Spitze in die Mündung einer kleinen, beinahe parallelen Seitenschlucht mit einem schönen Bache, und fingen 50 Minuten nach 1 1 Uhr an, wieder steil bergauf zu gehen auf Beit Jenn zu, welches wir um ein Viertel auf eins erreichten. Beit Jenn ist ein grosses, wohlgebautes Dorf. Die Häuser sind vom gewöhnlichen Kalkstein dieses Gebirges; auf dem Dache des einen aber bemerkte ich einen Roller von schwarzem vulkanischem Stein, der aus der Ferne muss hierher gebracht sein. Diö Bevölkerung schliesst 2 6 0 männliche Köpfe ein; alles Drusen. Spuren von Alterthum giebt es nicht, mit Ausnahme eines einzigen Grabmals im Süden des Dorfes, denen in Meirön sehr ähnlich. — Beit Jenn ward im August 1754 von Stephan Schulz besucht, der von el-Bukei'a kam. Er erwähnt, dass die Einwohner Wasserschläuche fabriciren, und beschreibt die Weintrauben dieser Gegend als besonders gross und schön; eine einzige Traube wiege wohl 1 0 bis 12 Pfund. 3 ) Im April aber war das Ansehen dieser Bergrücken und Felsenabhänge, von Beit Jenn aus, im allerhöchsten Grade kahl, wüst und dürr. Unterhalb des Dorfes iin Südwest ist ein kleines tiefes Becken mit einem Teiche. Ein enges Thal bricht sich daraus durch den westlichen Rücken hinunter in die Ebene von el-Bukei'a, auf der ') Compassrichtungen um 11 Uhr vom Berge: Jermük N. 10° W. 1 M. Beit Jenn S. 70" W. 2 M. *) Narratiye etc. July 13. St. ßrimlz, Leitungen etc. V. p.284. Paulus' Sammlung etc. VII. p. 106. Robinson, Eibl. Forschungen.

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II. Abschnitt.

Von Beirftt nach 'Akka.

andern Seite des Berges. Nördlich \ o n diesem Thale geht ein Pfad über den Berg hinweg, der von Beit Jenn nach dem noch grössern Drusendorfe el-Bukei'a führt, das auf der genannten Ebne liegt. Stephan Schulz beschreibt diese letztere als ungefähr eine Stunde lang und eine halbe breit, als in der Länge beinahe von Süd nach Nord gelegen und Aon ansehnlichen Bergen eingeschlossen. ' ) Ein Bach fliesst durch, der seine Quelle im Brunnen des Dorfes hat. Dieses liegt im südlichen Theile der Ebene in einer wohlangebauten Gegend. Von hier läuft das Bett des Wady elBukei'a hinunter durch das Becken und tritt gegen Westen durch einen tiefen Schlund heraus, durch den es Sühmdta von Tershiha trennt. Die Wände dieser Schlucht sind sehr hoch, und an einigen Stellen förmlich abschüssig steil. 2 ) Das Dorf el-Bukei'a ist eine gute Stunde von Sühmäta entfernt. Die Einwohner sind meistens D r u s e n ; aber Schulz fand zu seiner Zeit etwa zehn oder mehr jüdische Familien dort, und noch jetzt giebt es dort ungefähr zwanzig Israeliten. Diese sollten, wie wir hörten Ackerbau treiben, gleich Fellahs; und es ward uns nachher dun h Herrn Reichard bestätigt, den wir in Jerusalem kennen lernten. Dieser hatte kürzlich den Ort besucht. Es ist dies das einzige Beispiel in Palästina von ackerbauenden Juden. Darum wird von Einigen geglaubt, dass die Juden von Bukei'a Nachkommen der alten israelitischen Einwohner des Landes seien, deren Geschlecht nie durch die s p ä t e m Herren des Landes vertrieben worden sei, weder durch die christlichen, noch durch die muhammedanischen. Sie sagen, dass ihre Väter immer dort gewohnt hätten. Die A n n a h m e , dass sie in diesem ihrem Winkel des Gebirges fern von allen Kriegs- und Reisezügen, so wie auch von allen Wallfahrtsörtern der Juden u n gefährdet hätten wohnen k ö n n e n , stösst auch nicht gradezu wider die Wahrscheinlichkeit an. Zu Beit Jenn waren wir denn n u n mitten u n t e r den Hauptzweigen des grossen Wady e l - K ü r n , der von diesen Bergen herunterkommt, und in den alle Wasser des Distrikts cl-Jebel abfliessen. Der Hauptrücken des Jebel Jermük ist der, Uber welchen wir an seiner niedrigsten Stelle gekommen waren. Im Norden ') Daher der arabische Name el-Bukei'a, das Diminutiv von el-Bük&'a; im Hebr. eine Kluft, Thal, Ebene etc. zwischen Bergen. — Siehe St. Schulz I.V. V. p. 279. Paulus 1. c. VII. p. 103. *) E. Smith, Manuscript Journal, 1844. ') St. Schulz 1. c. Bonar und Mac Cheyne hörten davon 2ti Jermük; Narrative, July 13-

Beit Jenn.

Wady el-Kürn.

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steigt dieser Berg zu der höchsten Kuppe von Galiläa; auch gegen SQden erhebt er sich wieder m e h r , doch nicht zu solcher Höhe. Seine ganze Länge beträgt kaum 2 Stunden. Er scheidet die Distrikte Safed und cl-Jebcl. Südwestlich von Safed, nahe Semft'y, senkt er sich südlich zu einem n i e d r e m Bergrücken hinunter, der in Osten die Ebene von Rdmeh einschliesst. Aber der Hauptrilcken wendet sich last rechtwinklig nach W e s t e n , und fasst als hoher Berg die Ebene von Rdmeh im Norden ein. Es ist dies der höchste der parallellaufenden Bergrücken in Unter-Galiläa. Et* liegt demnach zwischen den Distrikten el-Jebel und esh-Shäghür. Weit hinauf in den innern Engen des südöstlichen Winkels dieses Berges hat das grosse Thal Beit Jenn seine Anlange, und läuft nach Nordwesten hinab, um sich jenseits des Abfalls des Rückens, der die beiden Thäler im Süden t r e n n t , als Wady Habls mit dem Wady el-Bukei'a zu vereinigen. Diese Vereinigung geschieht eine beträchtliche Strecke unterhalb Sühmäta. Ehe sie noch zusammenfallen, nimmt Wady Habis den kürzern Wady Birzeh von links her auf; und von rechts den tiefern Wady Harfeish, der von unterhalb des Dorfes Jermük h e r k o m m t . ' ) Von dem Bergrücken zwischen Beit Jenn und Bukei'a kann man demnach sagen, dass er den nach innen gewendeten rechten Winkel des Berges in zwei scharfe Winkel theilt, von denen jeder seine Wasser durch einen der Hauptzweige des Wady el-Kürn versendet. — Im Norden wird der Distrikt el-Jebel von Belitd Beshärah durch das hohe Land getrennt, das sich von Räs cn-N4kürah nach Osten erhebt. Diese zusammengedrängte Berggruppe ist bisweilen für den A s a m o n des Josephus gehalten worden, nach dem in einem vorkommenden Fall Aufruhrer und Räuber von'Sepphoris flohen. Allein dieser Berg lag grade in der Mitte Galiläa's und Sepphoris gegenü b e r : eine Beschreibung, die viel besser auf den gebrochenen, doppelten Bcrgrücken passt, der die Büttauf im Norden einfasst. *) Um Dreivierlei auf ein Uhr brachen wir von Beit Jenn und schlugen, mit einem neuen Führer zu F u s s , den Weg Rämeh ein. Erst ging es einem niedern Rücken entlang, der schen dem schmalen Thale, durch das wir heraufgekommen, dem kleinen Becken im Südwesten hinlief. 3 ) Dann wendete

auf, nach zwiund sich

') E. Smith, Manuscr. Journal, 1844. ') Jos. B. J . 2, 18. 11. 'Aaafitöv . . . To (Xtatthatov Tijf TctliXalat opof, 8 xtirat /¿iv avuYQv; rij; ZtnifojQeu);. Vergl. Bitter, Erdk. XVI. 1. ß. 774. ') Compassrichtungen tun 12 Uhr 50 Min. Jermük N. 30" 0 . Beit Jenn N.30W. 7*

100

II. Abschnitt.

Von Beirftt nach 'Akka.

unser W e g m e h r westlich, längs einer sattelarligen S e n k u n g des Berges. Im Ganzen war u n s r e Richtung ungefähr S.S.O. Um ein Viertel auf zwei Uhr, eine halbe Stande nachde m wir Beit Jenn verlassen, kamen wir plötzlich auf der Scheitelwand des hohen, abschüssigen Berges heraus, die hier von Osten nach Westen läuft, u n d eine weite, schöne Gegend überblickt, die sich von der Bai von 'Akka nach dem See Tiberias ausbreitet, mit dem Carmel in der Ferne auf einer Seite u n d dein Berg Tabor an der andern. Um die volle Aussicht zu gewinnen, mussten wir 5 Minuten weiter v o r g e h e n , u n d uns nach einer vorspringenden Klippe begeben. Vor u n s lag nun der Distrikt Shäghür, der a u s von Osten nach Westen gehenden Ebenen besteht, welche von gleichlaufenden felsigen Bergketten getrennt werden, von ziemlicher Höhe, aber nicht die u n s r e s Standpunktes erreichend. Einige 1 , 5 0 0 F u s s unmittelbar unter u n s lag die reiche, wohlbebaute Ebene von Kämeh, mit dem Dorfe dieses Namens auf der niedern Absenkung des Berges. Durch diese Ebene führt der Weg von 'Akka nach Safed und auch nach Damascus Uber Khdn Jubb Yüsuf und den Jisr. Auf dem nächsten parallellaufenden Rücken erhob sich, ein wenig östlich, von Süden, ein sehr in die Augen springender Teil, der Teil Häzür genannt wird; drüber hinaus war eine zweite E b e n e , die durch einen schräglaufenden Rücken in zwei Theile getheilt war. Darauf lief wiederum ein Bergrücken mit dem obigen parallel, der mit der andern Seite die grosse Ebene von Büttauf einfasst; dann wieder ein a n d r e r , kürzerer Rücken, östlich von Seffürieh, der sich zwischen der Büttauf und der Ebene Tur'än hinzieht. Die Ebene von Rämeh ist im Osten von dem niedern Rücken eingeschlossen, welcher sich von Jebel Jermük nach Süden erstreckt; u n d im Westen durch die felsigen steilen B e r g e , die nach der andern Seite die Ebene von 'Akka übersehen. In ihrem westlichen Ende ist eine Spalte, als ob dort eine Schlucht hinaus liefe; aber sie dient n u r zu einem Wege und hat keinen Wasserlauf. Der östliche Theil der Ebene wird bis Rämeh durch das obere Wasserbett eines W a d y , Namens Sellämeh entwässert; es kommt von Osten her herum und tritt durch eine Spalte im südlichen Rücken grade westlich von Teil Häzür aus der Ebene. Dann wendet es sich als Wady Sellämeh östlich durch die nächste und läuft nach dem See Tiberias. Das schöne westliche Becken der Ebene von Rämeh wird durch die Anfänge des Wady Sha'ab entwässert, der auf gleiche Art wie j e n e r durch eine andre Spalte des südlichen Rückens abläuft und dann sich westlich nach der Ebene von,'Akka

Kamall von Naphtali.

101

d r e h t , in welcher sein Wasserlauf sich endlich mit dem Flusse Na'män vereinigt. In der Ebene jenseits dieses südlichen Bergrückens links von der Spalte liegen die Dörfer 'Arrftbeh und Sukhnin, von denen letzteres der Hauptsitz des Shäghür i s t . ' ) Die Aussicht von diesem Berge ist eine der schönsten und umfassendsten in ganz Palästina. Auf unserer jetzigen Reise haben wir keine getroffen, die sich damit vergleichen liesse. — Dieser Rücken bildet auch eine sehr bestimmte Gränzlinie zwischen Oberund Unter-Galiläa. 1 ) Fünf Minuten nach halb zwei Uhr brachen wir wieder auf und fingen an auf äusserst steilen Pfaden nach dem Dorfe hinabzugehen. Unterwegs fiel eins der Maulthierc und musste abgepackt werden, ehe es sich erheben konnte. Nachdem wir so 1 0 Minuten verloren hatten, erreichten wir RAmeh um Dreiviertel auf 3 Uhr; grade eine Stunde lang waren wir steil bergab gegangen. Das Dorf liegt auf dem niederem, angebauten Abhang des Berges, immer noch m e h rere 1 0 0 Fuss Uber der Ebene. E s ist ein grosses, wohlgebautes und dem Ansehen nach reiches Dorf. Es wird von Christen und Drusen bewohnt. Erstere sind Griechen und Griechisch-Katholische. Sie machen ungefähr zwei Drittel der Bevölkerung aus. Ausgedehnte Oelbaumpflanzungen umgeben das Dorf. Am Eingange desselben sassen mehrere Männer auf der Erde, aber sie schienen wenig aufgelegt, sich n u r einmal die Mühe zu nehmen, der Fremden Fragen zu beantworten. Unsre Pferde aber bedurften des Beschuhens, und unsern Dienern gelang e s , einen ordentlichen Schmidt zu finden. 3 ) Rämeh hat keine Ueberreste des Alterthums aufzuweisen weder drinnen, noch d r a u s s e n ; so weit wenigstens als wir sehen und vernehmen konnten. Es ist jedoch ohne allen Zweifel das alte Rama des Stammes Naphtali; 4 ) während das Rama, das wir einige Tage früher g e s e h e n , eben so unzweifelhaft das des Stammes Asser ist. Beide werden von Eusebius und Hieronymus blos er-

') Compassrichtungen von dem Berge oberhalb Rameh: Kefr 'Anan 139°. Kürn Hattin 163°. Tabor 183". Ferrildy 122". Teil Häzür 170". er-R&meh 230°. Nubf 261°. Deir el-As'ad 263". 'Arräbeh 219°. Sükhnin 227". Westliches Ende vom Carmel 256". *) Joseph. B. J. 3, 3. 1. 2. Reland, Palaest. p. 127,180 sq. Ritter, Erdk. XVI. 1. p. 685, 757. Vergl. Euseb. et Hieron. Onomast. art. G a l i l a a a . *) Compassrichtungen von er-R&meh: Seijür 217", l j M. Nuhf 270". Deir el-As'ad 267". Teil Häzitr 150". Deir Hanna 188". *) Jos. 19, 36.

102

II. Abschnitt.

Von Beirüt nach 'Akka.

wähnt.') Des jetzigen Ramah's gedenkt Brocardus; er setzt es aber 2 Meilen südlich von Cana, und sein ganzer ßcricht Uber diese Gegend ist verworren. Adrichomius setzt es in die Nähe von Safed.*) Von neueren Reisenden scheint keiner je auf diesem Hauptwege zwischen 'Akka und Damascus gewesen zu sein. Rämeh ward jedoch von E. G. Schulz besucht, als er nach Norden reiste; wie es scheint, im Jahre 1847. Mein Gefährte hatte von diesem Dorfe 1 8 4 4 gehört, als nahe am Anfange des Wady Sha'ab liegend. 3 ) Wir hörten in Verbindung mit dem Teil Häzür von einer Ruine dieses Namens sprechen, und beschlossen, sie zu besuchen. Unterdessen schlugen wir unser Quartier für die Nacht in Müghär auf, einem Dorfe auf dem südöstlichen Abhänge des Teils. Der gewöhnliche Weg von Rämeh, dem wir folgten, geht um den Teil in Osten herum; wir fanden jedoch nachher, dass wir vielleicht hätten Zeit gewinnen können, wenn wir einen weniger benutzten Pfad um die Westseite herum genommen hätten. Wir verliessen Rämeh 1 0 Minuten nach 3 Uhr, und schlugen eine südöstliche Richtung in die Ebene ein. Der Boden war wellig, voller Wechsel und mit alten Olivenbäumen bedeckt, die einen endlosen Hain bildeten, wie die in der Nähe von Gaza und Beirüt. Diese alten Bäume werden, wie wir in verschiedenen Landestheilen fanden, von dem Volke R ü m y , d. i. „griechische", genannt, von einem dunkeln Begriff, dass sie aus einer Vorzeit stammen, die älter ist als die muhammedanische Eroberung. Um 3 Uhr 25 Minuten kamen wir auf die Strasse von Damascus, von welcher 5 Minuten später der Weg nach Safed mehr nach links ablief und Uber die Landschwellung in der Nähe des Berges hinweg geht. Um Dreiviertel auf vier Uhr trennte sich unser Weg von dem nach Damascus; wir wendeten uns mehr rechts, und gingen bald darauf über einen Wasserlauf, der aber jetzt fast trocken war. Dieser ganze Theil der Ebene hat nach Südwesten, nach dem W'adiy SellAmeh, durch die Spalte westlich vom Teil Häzür seinen Abfluss. Das Land ist hier ausserordentlich fruchtbar, der Boden ein rother Lehm. Unser Pfad ging in einem trocknen Wasserbette hinauf. Um 4 Uhr 1 0 Minuten kamen wir auf den Kamm des Bergrückens, welcher vom Teil aus nach Osten läuft, und sahen hinunter die

') Onomasticon, axt. Rama. *) Brocardus c. 6. Adrichomius p. 123. ') Ritter, Erdk. 1. c. p. 772. — E. ßmith, Mscr. Journal* Apr. 2 2 , 1844.

Teil Häzür. Müghfir.

103

Ebene des Wady SellAmeh vor uns. Wir hatten u n s nun längs der Sildostseite des Teil Ilözur hinzuarbeiten, indem wir auf gleicher Höhe blieben. Der Pfad war wenig gebraucht und itihrte an einigen Stellen über so schlüpfrige Felsen, dass wir nur langsam und mühselig weiter kamen. Endlich 1 0 Minuten vor 5 Uhr e r reichten wir Müghär, und schlugen unser Zelt im Osten des Dorfes auf. Dieses, ein Ort von bedeutender Grösse, liegt am steilen Abfall des Teils auf halber Höhe, und schaut nach S.S.O.') Die Häuser und Strassen steigen übereinander stufenförmig wie in Terrassen empor. Viele Häuser haben auf den flachen Dächern f ü r den Sommer einen Schlafplatz eingerichtet. Dies sah ich hier und in Rämeh zum erstenmal. Es schien eine Art Plattform von Stein oder Mörtel zu sein, mit einem Schirm von Weidengeflecht darum. Wir fanden nachher in andern Dörfern solche Schirme von grünen Zweigen und Strauchwerk geflochten. Die Einwohner von Mughctr sind zu zwei Dritteln Drusen und zu einem Drittel griechische Katholiken und Muselmänner. Die beiden letztern treiben ihre Ackerwirthschaft und zahlen ihre Taxen gemeinschaftlich. Die grossen Olivenhaine, die auch die Ebene von Sellümeh bedecken, gehören der Regierung, und für jeden Baum wird eine jährliche Abgabe von 5 Piastern erhoben. Die Landtaxe des Dorfes beträgt 4 0 , 0 0 0 Piaster. Von Alterthumsüberresten war hier nichts zu sehen, als zwei Sarcophage, die in einen Fels im Norden des Dorfes eingegraben waren. Auf der nämlichen Seite weiter hinauf sind auch zwischen den Felsenklippen mehrere Höhlen; aber sie scheinen nicht künstlichen Ursprungs zu sein. Doch stellt Müghdr wahrscheinlich ein altes M e a r a h vor,*) von dem keine Kunde zu uns gekommen. D o n n e r s t a g , den 15. April. Wir nahmen einen Führer und machten uns 25 Minuten nach 8 Uhr auf, um Khirbet H.lzftr zu besuchen und den Gipfel des Teil. Wir ritten westwärts längs dem Abhang hin und hielten uns, ohne Pfad, auf gleicher Höhe, bis wir auf einen kürzern Weg stiessen, der auf der Westseite des Teils von Rämeh her kam. Diesem folgten wir und kamen um 9 Uhr nach Khirbet Häzör, das uns zur Rechten auf der nordwestlichen Seite des Teil und mit Mügh4r ungefähr auf einer Höhe ') Compassrichtungen von Müghär: Khirbet Mimla 145", 3JM. 'AilebÜn 190°. Deir Hanna 236°. Körn Hattin 159®. ') Hebräisch ¡"HStt Hohle; vergl. Jos. 13, 4.

104

II. Abschnitt.

Von Beirät nach 'Akka.

lag, und zwar grade Rämeh gegenüber. Die Ruinen sind b o s die eines gewöhnlichen Dorfes, mit einer einzigen zerfallnen Cistirne. 1 ) Wir ritten jetzt nach dem Gipfel des Teil hinauf; von Nordwesten, ohne Pfad, aber ohne besondere Schwierigkeit, waren wir in 2 0 Minuten oben. E s sind Keine Ruinen auf dieser Höhe u n d nichts was andeutete, dass dort je ein Bauwerk gestander. Die Aussicht war weit und herrlich; wir konnten den See l i b e r i a s und drilber weg die Berge von Haurän sehen, den Tabor und die zwischenliegenden E b e n e n , den Carmel und die Bai von 'Akka. Unter u n s lag die Ebene des Wady Sellämeh mit ihren Olivenhainen und einer alten Ortslage desselben Namens. Dieser W a d y läuft durch die E b e n e , im Norden von Mejdel als Wady er-Rübüdiyeh, nach dem See Tiberias. Westlich von der Spalte, d u r c h welche er von der Ebene von RAmeh hereintritt, läuft in schiefer Querlinie ein Bergrücken in einer südöstlichen Richtung nach dem nächsten parallellaufenden Rücken. Die Ebene westlich von liesem schiefkreuzenden Rücken hängt mit dem Wady Sha'ab zusammen. Dieser letztre kommt auch aus der Ebene von Rämeh durch eine noch westlichere Spalte, und läuft nach der Ebene von 'Akka hinunter. In dieser Richtung war das Land ganz voller Hügel u n d Bergrücken.l) Dieses war der zweite von uns jetzt besuchte Ort, welcher einen Namen t r u g , der mit dem alten Hazor übereinzustimmen schien. Aber hier fehlte die Nachbarschaft des Sees Hüleh; die Ruinen stammten nicht aus dem Alterthume und gehörten keiner Stadt an. Auch zeigte der Teil selbst keine Spur von Fortification, noch von Gebäuden irgend einer Art. Dies war demnach nicht das Hazor des Buches Josua. Wahrscheinlicher ist die Identität von Ydkök, ein Dorf welches wir von hier s a h e n , mit dem alten H u k k o k . ' ) Dies letztre wird ') Compassrichtungen zu Khirbot Häzür: 'Arräbeh 233'. Sükhnin 249°. Seijftr 312". ßämeh 320". Ferrädy 50". Kcfr 'Anän 53". ') Compassrichtungen von Teil Häzür: Safed 53". Ferrädy 40". Yäkük 106"; Tergl. Biblioth. Sacra, 1843. p. 80. Kelb Haurän 107". Abu Shüsheh? 122". Kürn Hattin 158". 'AilebUn (christlich) 186". Tabor 187°. Deir Hanna 220". 'Arräbeh 239". Sdkhnin 254". Westende des Carmel 263$". Khirbet Sellämeh 240". Kämeh 327". Seijür 315". 3 ) Dies setzt eine Yertauschung der Buchstaben Fl und "> voraus, die, obwohl ungewöhnlich, doch nicht ohne Beispiel ist; z.B. tfltt (O'tl), Dttn, i. q. DY>, BÜ^; s. Gesenii Thesaur. p. 558. — Hukkok wurde identificirt in unsern früheren Namenlisten; s. Palästina. III. S.883.

Teil Häzür.

ßelamls.

105

im Buche Josua als dem Stamme Naphtali gehörig hergezählt, obwohl in der spätem Chronik davon als in Asser gesprochen wird. 1 ) Eusebius und Hieronymus setzen es an die Gränze zwischen diesen beiden Stämmen. 2 ) Die Identität ward vom R. Parchi im 14. Jahrhundert erkannt; und die Juden setzen das Grab Habakuks nach Yäkük. s ) Dies Dorf lag von uns ungefähr 0 . gen S. auf dem nördlichen Ende der Ebene des Wady Sellämeh, am Fusse des Bergrückens östlich von unserm Standpunkt. 4 ) Wir stiegen den Teil Häzür auf der Sildostseite hinab, und kehrten nach Müghär auf einem höhern Pfade, als wo wir gestern gekommen, in einer halben Stunde zurück. Zehn Minuten nach 1 1 Uhr verliessen wir das Dorf wieder. Mit einem Führer, der zu Fuss ging, ritten wir gegen Südwest in die Ebene hinunter, um nach 'Arrdbeh zu kommen. Die Absenkung war lang und an einigen Stellen steil. Ein Weilchen ging es durch den Olivenhain. Der Boden um die Bäume herum war gepflügt worden, ihn zum besten derselben zu lockern. Wir mussten hier 10 Minuten auf unsre saumseligen Maulthiertreiber warten. Zehn Minuten vor 12 Uhr kamen wir an das Bett des Wady Sellimeh mit einem kleinen Wasserstrome, der eben austrocknen wollte. Hier konnten wir den Wady hinauf N. 30° W., eine kleine Viertelstunde weit, die Trümmer Khirbet Sellämeh liegen sehen. Dies war ohne allen Zweifel das alte; S e i a m i s , ein Ort in Nieder-Galiläa, den Josephus befestigen Hess. 5 ) Es ward von E. G. Schultz im Jahre 1 8 4 7 erkannt.") Vor uns lag jetzt der schräglaufende Bergrücken, der die östliche Ebene von der westlichen trennt. Diesen stiegen wir nun allmählich hinan, einige Minuten jenseits des Wasserlaufes. Uns zur Rechten auf dem Abhang war ein Stück reiches Weideland, ') Jos. 19, 34. 1 Chr. 6, 75 [60J. An dieser letztem Stelle wird von Hakkok al9 von einer der Freistädte Assers gesprochen; aber in der correspondirenden Stelle Jos. 21, 31, ist es Helkath; vergl. Jos. 19, 25; während die andern Städte in beiden Verzeichnissen dieselben sind. Die jetzige Lesart in der Chronika ist daher vielleicht ein Irrthum der Abschreiber. ') Onomast. Art. Icoc. K. Parchi in Ashers Benj. von Tudela. II. p. 421 sq. Carmoly, Itindr. p. 385, 455. 4 ) Herr Wolcott kam im Jahre 1842 auf seinem Wege von Tiberias nach Safed fünf Minuten östlich von Yäkük vorbei. S. Bibliotheca Sacra, 1843. p. 80. 5 6

) ZtXafiii, Jos. Vit. 37. B. J. 2, 20. 6. ) Zeitschr. der morgenl. Ges. HI. p. 52.

106

II. Abschnitt.

Von Beirut nach 'Akka.

das, wie es schien, niemand gehörte; denn obwohl Eigenthum der Regierung, war es von niemand bebaut und ging zu Grunde. Um ein Viertel auf 1 Uhr erreichten wir den Kamm des Borges und sahen nach der andern Seite in die westliche Ebene hinunter. 1 ) Der östliche Theil derselben hat gar keinen Abfluss, und es stand noch ein Teich mit Wasser darin. Eine leise Landschwcllung trennt die Ebene in zwei Theile; der westliche wird nach Wady Sha'ab zu entwässert. Deir Hanna war eine (engl.) Meile weit entfernt in Südwesten auf einem niedern Landrücken, der vor der h ö h e r n Bergreihe im Süden zwischen u n s und der Ebene elBüttauf lag. Wir schickten unsre Maullhiere auf dem direkten Wege durch die Ebene nach 'Arräbeh, während wir auf dem Berge nach Deir Hanna weiter gingen, das aus der Ferne das Ansehen eines befestigten Platzes hat. Ehe wir hinkamen, gingen wir nach einander bei zwei Thürmen vorüber, die ohne Zweifel zu Wachtposten bestimmt waren. Der eine war ungefähr eine kleine Viertelstunde, der andre kaum einige hundert Schritte vom Dorfe entfernt. Wir erreichten Deir Hanna 2 0 Minuten vor 1 Uhr. Es steht auf einer höhern Stelle des Bergrückens und war einst von einer Nauer umringt, die jetzt sehr in Verfall i s t . l ) Vom Alterthum finden sich keine Spuren u n d die Mauer, obwohl augenscheinlich zur kriegerischen V e r t e i d i g u n g bestimmt, sah weder stark, noch dauerhaft aus. Wir hörten nachher, dass diese Festungswerke von dem b e kannten Dh&her el-'Amr ungefähr in der Mitte des vorigen Jahrhunderts errichtet seien. Nach seinem Tode behauptete sein Sohn 'Aly Deir Hanna. Er ward hier im Jahre 1 7 7 6 von Jezzär Pischa belagert, entkam a b e r . 3 ) Wir gingen nun schräg den südlichen Abfall des Rückens nach Südwesten zu hinunter. Auch auf dieser Seite stehen zwei Thürme oder Wachtposten in den nämlichen Entfernungen. Ueber das Bergende hinaus wendete sich unser Weg links um einen vorstehenden Hügel h e r u m , und wir kamen um ein Viertd auf 2 Uhr nach 'Arräbeh, das in einem Winkel der Hügel liegt, die mit dem südlichen Rücken zusammenhängen. Die Hügel u m ciesen

') Compassrichtungen um 12 Uhr 45 Min. auf dem Berge: Deir Zanna 6. 46" W. el-Müghär N. 65" 0 . Sflkhnìn S. 75° W. *) Compassrichtung zu Deir Hanna: Sükhnin W. ') Volney, Voyage II. p. 125. S. die Notiz über Dhàher i n P a l ä i t i n a unter T i b e r i a s , am Ende.

Dcir Haans.

10?.

'Arräbeh.

W i n k e l herum verbauen alle Aussicht,

mit Ausnahme der west«

lichem und nordwestlichen. 1 ) Hier blieben wir

für den Rest des T a g e s ,

Lahmheit eines unserer Pferde,

aber mehr

theils wegen der

um meinem

Gefährten

Ruhe, zu g ö n n e n ; denn seine Gesundheit war zur Zeit Yon einem vorübergehenden schlugen

wir

Uebel

angegriffen.

unser Zelt im Dorfe

Hofe eines verfallenen Hauses. genug.

Es

schien,

Wegen

des

selbst auf,

hohen

Windes

und zwar in dem

W i r landen unsre Lage unangenehm

als sei die Wehrzahl der Männer und Weiber

und sämmtliche Jungen des Dorfes um unser Zelt versammelt, und namentlich uns

die

letztern

geräuschvoll

ganze Fliegenschwärme

Nacht.

und roh.

bei Tage

Das Dorf liegt halb in Ruinen.

des Alterthums

zeigen

Dazu

belästigten

und Muskitoschwärme Einige

sich noch hier und

bei

s p a r s a m e Spuren

da,

wie

zugehauene

Steine, Saulenfragmente, aber nichts was dem Ort einige Bedeutung gäbe.

Die Einwohner sind Muselmänner, mit drei bis vier Christ-*

liehen Familien

darunter.

Der Tag ward

benutzt,

Gegend einzuziehen. schen den Hügeln. s i e , liegen R u i n e n , wir,

wo m ö g l i c h ,

andre etwa

über

die

anliegende

Auf den Höhen nördlich von Sukhnin, sagten, die Kübarah genannt werden. besuchen. —

Ruine mit noch eine Stunde

Erkundigungen

Die Leute kannten Jefdt im Südwesten zwi-

stehenden S ä u l e n ,

westlich

Diese

wollten

Am Ostende der Büttauf ist eine,

von Hattin.

Namens Um e l - ' A m a d , Weiter

westlich in

der

Büttauf sind noch andre Trümmer, 'Ain N&tif genannt, deren Säulen ebenfalls noch stehen. ist eine R u i n e ,

Am Fuss des Hügels im Norden der Buttauf

die Saläkhit heisst. —

In

der Gegend im Osten

von Müghdr sollen gleicherweise zwei Oerter in Trümmern liegen, von denen der eine Sebäna, der andre er-Rübüdiyeh genannt wird, am

Wady

dieses

Namens.

Dieser

letztre

ist bereits

auf

den

Karten bemerkt. In 'Arräbeh konnten wir nicht umhin das A r a b a des J o s e p h u s zu erkennen, entfernt l a g . 1 )

von

dem

die

Ortschaft

Sogane

zwanzig Stadien

Diese letztre erkannten wir in Sükhntn, das W.N.W.

') Compassiichtungen von 'Arräbeh: Sükhnin 293". Deir As'ad 331°. Bergspalte nach Wady Sha'ab 331°. ') Gr. 'sl(>aßa. — Joseph. Vit. 51: JTQ6( Ztayävijv ztofirp . . . LiQaßmv an^xovaav ilxoot aidiSi«, „nach dem Dorfe S o g a n e . . . . Ton Araba» zwanzig Stadien entfernt." Reland schlug vor, Jn/Säpaiv statt Hgccßcov zu lesen; und diese Lesart ist in einigen Ausgaben angenommen worden; aber irrthümiieh, wie jetzt klar ist. Eeland, Palaest, p. 771, 1021. E . G . Schultz

108

II. Abschnitt.

Von Beir&t nach 'Akka.

in einer Entfernung liegt, die ungefähr auf eine Stunde geschätzt w i r d , obwohl wir nachher es in raschem Ritt in Dreivietel. Stunden erreichten. Die Uebereinstimmung ist daher ungwiöhnlich genau. Dass es ein Dorf Namens A r a b a vor Alters sfoom hier herum gegeben, wussten wir, unabhängig von J o s e p h u s , auis dem Zeugniss des Eusebius und H i e r o n y m u s . ' ) Im 16. Jairtnundert ward es von den Juden als Wallfahrtsort b e s u c h t . 1 ) F r e i t a g , d e n 1 6 . A p r i l . Der Wind kam heute om S.W., der Regengegend, u n d wir hatten gelegentlich einen Schaue-. Meines Geführten Uebel dauerte fort, und wir beschlossen dennaich den Tag über in 'Arräbeh zu bleiben. An der Seite des Berges, der ganz nahe östlich \omi Dorfe liegt, ist eine Klippenreihe, an deren Felsenwänden wii m e h r e r e Löcher w i e Höhlen wahrnahmen. Sie mögen natürlich s e i n ; es scheinen aber deren dazu fast zu viele. W e n n es Griber sind, so m u s s viel davon abgebrochen sein. — Als wir in unterm Zelte sassen, kam auf einmal ein ungeheurer Hundertfuss ganz bedächtig mitten Uber den Boden weggesebritten. Der Biss diesei Insekten ist giftig u n d beschwerlich, doch nicht tödtlich. — Es steht ein einzelner Palmbaum im Dorfe. Wir machten mehrere Versuche, ü b e r die Berge nach JefAt und Käna sich an der Faulheit des Volks u n d Fordrungen. Wir fanden gewöhnlich

einen Führer zu l u d e n , uns zu bringen. Alles zerschlug an der Unverschäimheit ihrer diese beiden Züge zusammen.

S o n n a b e n d , d e n 17. April. Der Morgen war hell und schön, und der ganze Anblick des Landes herrlich. Da wir noch immer keinen Führer halten u n d u n s e r Pferd noch lahrt w a r , so beschlossen wir, u n s hinunter nach 'Akka zu wenden, um dort ein anderes zu mietben, und unterwegs auch Kübarah mitzunehmen. Indem wir demnach ohne Führer eine Viertelstunde nach 7 Uhr a u f b r a c h e n , verfolgten wir den Weg Uber die schöne Ebene weg nach Sükhnin zu. Wir waren einige Minuten geritten, als wir an ein neuzeitiges Wasserbehälter mit verfallnen Mauern kamen, das zu 'Arräbeh gehörte. Es lag rechts am Wege. W i r ritten über die Ebene hinweg u n d stiessen 5 Minuten vor 8 Uhr auf einen war 1847 in 'Arräbeh und schlug die notwendige Verbesserung Tor, in Betreff welcher jedoch Gross und Bitter zweifelhaft zu sein scheinen. Zeitschr. der morgenl. Ges. III. p. 50, 60. Bitter, Erdk. 1. c. p. 768 sq. ') Onomast. art. A r a b a : „Porro est et alia villa Araba nomine in finibus Diocaesareae" i. e. Sepphoris. ') Carmoly, Itin, p. 383, 453.

Arräbeh.

409

Sükhnin.

andern,, grossen, künstlichen Teich mit einem hohen Wall. gehörte; Krüge

zu Sükhnin.

Die

Weiber

trugen

eben

daraus

auf ihren Köpfen nach dem Dorfe zurück.

Dieser gefüllte

Um 8 Uhr er-

reichtem wir Sükhnin, das auf einem runden, einzeln stehenden Hügel lliegt, nahe dem südlichen Bergrücken im südwestlichen Theile der E b e n e .

Es macht sich durch einen augenfälligen weissen Dom

eines Wely, oder vielleicht einer Moschee erkennbar; ein ähnlicher steht aim Fusse des Hügels. baum.

In einem Stück

Auch hier stand ein einsamer Palm-

einer

neuzeitigen Mauer bemerkten wir

mehrerte antike, abgekantete, zugehauene Steine, 3 bis 4 Fuss lang, und dice Oberfläche durchaus abgeglättet.

Sie waren, wie sich von

selbst versteht, hier nicht auf ihrem ursprünglichen Platze. sahen lkeine andern Spuren des Alterthums.

Wir

Die Einwohner sind

hauptsächlich Muselmänner; daneben 2 0 bis 3 0 griechische Christen. Sükhnlm ist das vornehmste Dorf des Shäghür.

Allein die Distrikte

Shägbfrir und Jebel standen jetzt unter Einem Gouverneur, und der Sitz den- Regierung war noch nicht bestimmt. Wiir hatten

bereits in Sükhnin

das S o g a n e

2 0 Stadüen weit von A r a b a , erkannt. 1 )

des Josephus,

Es scheint mir der näm-

liche Oirt zu sein, von dem häufig in den Talmudischen Schriften als S i c h a n i n des 1 4 .

die Rede i s t . ' )

Es wird von jüdischen Reisenden

und 1 6 . Jahrhunderts als ein israelitischer

erwähnt. 3 )

Wallfahrtsort

Es ist in den Listen unsrer vorigen Reise, und ward

von E. G. Schultz im Jahre 1 8 4 7

besucht. 4 )

In Sükhnin hatten wir keine Schwierigkeit, einen Führer zu finden, uns nach Kubarah und zum Fusse des Berges auf unserm Weg naich 'Akka zu bringen. ständiger Mann aus.

Er wies sich als ein treuer,

ver-

Der direkte Weg nach'Akka geht Uber Mi'dr,

ein Dorf auf dem westlichen Rande der Berge, von dem man die grosse Eb>ene

längs

der Küste

Ubersehen kann.

Wir verliessen

') S. o>ben S. 107. Joseph. Vit. 51, 52. B. J . 2, 20. 6. Zwischen den Formen ^ta-yorrj und Sükhnin liegt die Vertauschung des y und kh, hebr. n , was nichits ungewöhnliches ist; s. Gesen. Thesaur. p. 252. Im Hebräischen ward der Name wahrscheinlich mit 3 (s. die nächste Note) geschrieben, das i;n den arabischen Gutturallaut Kh übergegangen; s. Thesaurus p. 047. ") Talmi. y W O ; s. Reland, Palaest. p. 1003. ') R , P a r c h i in Ashers Benjamin von Tudela. II. p. 442. Carmoly, Itin. .p. 382, 453. *) P a l ä s t i n a H I . S. 884. Zeitschr. der morgenl. Ges. III. p. 50, 60. — E s gab ein andres Ztuyüvi] in Gaulonitis, das manchmal mit dem in Galiläa verwechselt ward. Jos. B . J . 4, 1, 1 ; vergl. Vit. 37.

HO

n. Abschnitt. Von Beirüt nach 'Akka.

S ü k h n t n 1 0 Minuten nach 8 U h r , u n d schlugen einen W e g mehr r e c h t s e i n , der u n s in nordwestlicher Richtung thalab ein Becken entlang führte, das gegen Norden \ ermittelst eines Bruchs in den Bergen nach Wady Sha'ab entwässert wird. alles Ansehen hohen Alters. gelegt.

Unsere Strasse

An beiden Seiten

waren

halte

Felssteine

Um halb neun Uhr kamen wir an eine zerfallene Cisterne;

nach 5 Minuten wieder an eine mit S t u f e n , von der W e i b e r , wie "Torhin,

eben W a s s e r

auf

Gleich nachher verliessen

den

Köpfen

nach

dem Dorfe trugen.

wir den alten W e g ,

der wahrscheinlich

im Thal zu u n s r e r Rechten nach W a d y Sha'ab hinunterlief, so weiter grade nach K ü b a r a h , während W e s t e n zu machten.

Wir kamen jetzt auf einem

auf die Höhe hinauf und sahen von o b e n ,

felsigen Pfade

wo wir 1 0 Minuten

nach 9 Uhr waren, das tiefe Wady Sha'ab v o r uns. Kübarah jenseits

des Thaies ward u n s gezeigt;

h a l b (engl.) Meilen w e i t . ' )

und

wir einen Umweg nach

Die Lage ^on

höchstens andert-

Wady Sha'ab, wie wir schon

früher

e r f a h r e n , entwässert den westlichen Theil d e r Ebene von RAmeh, u n d nimmt, nachdem e r aus seiner Bergspalte getreten, auch den engen Schlund auf, der von der Ebene von Sükhnin kommt. W i r hielten u n s nun noch immer links, i n d e m wir auf einem blossen

Geispfad

um

einen Teil,

der

auf

dem

Beigrückeu

lag,

h e r u m ritten und dann an der steilen Bcrgscitc entlang, schwierig genüg, in den Grund des Wady Sha'ab hinabstiegen. v o r halb 1 0 Uhr waren wir im Thalboden. auch Wady Hailazön genannt.

Fünf Minuten

Der Wady Sha'ab wird

Von diesem Punkte ist ein

guter

W e g leicht und eben durch das Thal hm und ü b e r die Ebene von 'Akka w e g ; wir schickten daher u n s e r Gepäck sogleich nach dieser Stadt.

Um nach Kübarah zu k o m m e n ,

mussten

wir die

andre,

h o h e und steile Thalwand erklimmen, und da m e i n ' G e f ä h r t e noch i m m e r leidend w a r , so zog er v o r , hier zu bleiben, während ich mit Rashid und dem Führer das Local von Kübarah W i r brachen demnach

untersuchte.

um Dreiviertel auf 1 0 Uhr auf, ritten

ein Weilchen den Wady hinauf und stiegen dann in schräger Linie an

seiner

steilen

nördlichen

Wand

hinan.

Um

ein Viertel auf

1 1 Uhr kamen wir an eine Strecke Tafelland auf der breiten Höhe d e s Rückens.

Hier war ein

Teich

und W a s s e r d a r i n ;

mehrere

P f l ü g e r sahen wir beschäftigt. W i r ritten weiter, immer nordwärts,

') Compaisrichtuhgen vom Berge um 9 Uhr 10 Min. Säklrain 142", •"Arrftheh 123". Küfcarah? 18°. Deir el-As'ad 2°. Seijür 49". 'Akka 283®. Blrweh 290°. Sha'ab 286". Mi'är 256". Teil Yänün 287°.

Kdbuab. Gatarft.

ill

bis 'wir um halb 10 Uhr nach den Ruinen voll Kübarah kirnen. Sie liegen auf dem nördlichen Rand dieses Tafellandes, Und Uberblicken den südwestlichen Thcil der Ebene von Rämeh, wobei das Dorf zur vollen Ansicht N. 75° 0 . lag. Die Züge der Ebene im allgemeinen hatten wir schon von den Bergen oberhalb Rämeh richtig recognoscirt; aber hier konnte ich deutlicher die Spalte sehen, die sich vom westlichen Ende gegen 'Akka zu bricht. Durch dieselbe geht der Weg von Damascus, aber, wie es scheint, kein Wasser von der Ebene, oder höchstens von ihrem alleräussersten Ende.') Als wir uns Kübarah von Süden her näherten, stieg ein seltsamer Teil oder Hügel auf, viereckig gestaltet und ungefähr 15 bis 20 Fuss hoch. Dies wies sich als der Ueberrest eines alten Gebäudes aus, ganz mit Gras und Unkraut überwachsen. Es mass 30 Schritt an der südlichen und eben so viel an der westlichen Seite. Die Mauern, die noch stehen, sind 4 Fuss dick und sind nach aussen und nach innen von grossen wohlbebauenen Steinen erbaut, während sie mit kleinern Steinen ausgefüllt sind. Did Mauern der Nord- und Ostseite sind meistens dahin. Das Ganze bildet eine viereckige Einbegung von ungefähr 100 Fuss an jeder Seite. Parallel mit der südlichen Mauer, 10 Schritte nördlich von ihr, ist eine andre von gleicher Dicke, und der Zwischenraum ist mit einem runden Bogengewölbe bedeckt, welches der ganzen Länge nach läuft und so einen regelmässigen Bogengang bildet. An einigen Stellen ist er zerfallen gewesen und wieder ausgebessert worden. Jetzt dient er Ziegen zur Hürde. Im nordöstlichen Theile des grossen Gehöfts ist ein ähnlicher, obwohl kleinerer Bau, ebenfalls gewölbt. Es scheint, dass dies die Ruinen einer Burg sind, gross und massenhaft und von hohem Alterthum. Südwestlich von dieser Ruine giebt es zwei alte Cisternen, und im Osten zwei andre; alle gross, wohlgebaut und noch unbeschädigt. Zugehauene Steine liegen über eine Strecke von wenigstens einem Morgen Landes nach allen Richtungen umher; doch kaum in so grosser Zahl, als wir erwarten könnten, im Fall eine bedeutende Stadt hier gestanden hätte; doch augenscheinlich mehr, als zu Seffitrieh zu finden sind. Wir müssen auch nicht vergessen, dass der Boden zwischen diesen Ruinen seit Jahrhunderten (lbergepflügt worden ist. ') Compassrichtungen TOD Kübaraii Mejdel KerÜm N. 60" W. Deix el-A»'ad N. 20" W. el-Balieh N. 15" W. er-RÄmeh N. 75° 0. .NuhfN.450 0. Mi'ftr S. 55" W.

112

n . Abschnitt. Ton Beirttt nach 'Akka.

Der 'Name Kübarah stimmt mit dem G a b a r a oder G a b a r o t h des Jofcephus ' ü b e r e i n . ' ) Tiberias, Seppboris und Gabara waren die grössten Städte in Galiläa. 2 ) Die letztgenannte lag nördlich von Seppboris und Jotapata. Die Gesandten, die von Jerusalem geschickt wurden, gegen Josephus in Galiläa zu intriguiren, gingen nordwärts von Xaloth (Iksäl) Uber Japha (Yäfa), Sepphoris u n d Asochis nach Gabarn. 1 ) Vespasian, als e r , von Ptolemais ('Akka) raarscblrend, die Gränzen von Galiläa Uberschritt, nahm Gabara mit Sturm und liess sich dann bei Jotapata nieder, dem er sich von Norden her n ä h e r t e . 4 ) Alle diese Umstände, in Verbindung mit dem Namen, dienen dazu, die Identität Kübarahs mit dem alten Gabara unWidersprechlich festzusetzen. 5 ) Die alte Strasse von Sogane nach Gabara ging wahrscheinlich das Seitenthal hinunter nach Wady Sha'ab und trat irr denselben beträchtlich östlicher als u n s e r Reiseweg, der darum kürzer u n d weniger steil bergauf und bergab war. Nachdem wir Dreiviertel Stunden bei diesen bisher noch nie besuchten Ruinen zugebracht, kehrte ich zu meinem Gefährten auf einem mehr rechts gehenden Wege zurück. Dies brachte mich längs einer steilen und engen Seitenschlucht auf einem kaum Wahrnehmbaren Pfade, der schwierigste und gefährlichste, der mir noch irgendwo vorgekommen, nach dem Wady Sha'ab. An Reiten war nicht zu denken, denn es ging über ganze Strecken schlüpfriger, gleitender Steine und oft Stufen hinab, 2 bis 3 Fuss hoch. ') Gr. Fi'ißaqa oder rrtßt!>. Die beiden Formen werden eine um die andre gebraucht in Jos. Vita §. 45. — Die Identität mit Kübarah nimmt blos die Vertauschung zweier Gaumenlaute an, y und Koph, hebr. Jundp, die nichts ungewöhnliches ist; s. Gesen. Thesaur. p. 252. 0 Joseph. Vita. 25. 3 ) Joseph. Vita. 45. *) Jos. B. J. 3, 7. 1. Diese Stelle heisst jetzt: 7iöhff iiüv rttiictQfaiv, d. h, Gadara. Aber, wie Reland (p. 771) richtig beraeikt, der Zusammenhang fordert nothwendig: noht raßugtwr, d. h. Gabara. Ein Abschreiber würde leicht einen bekannten Namen an die Stelle eines vergleicliungsweise unbekannten gesetzt haben. Ehen so muss in Jos. Vita 15, Gabara gelesen werden. — Beland verstand Josephus, als sage er (Vit, 45), däss die Entfernung zwischen Gabara und Jotapata 40 Stadien sei; Palaest. p. 771,867. Allein dies scheint vielmehr die Entfernung zwischen Chabolo und Jotapata zu sein; Ritter, Erdk. XVI. 1. p. 7G1. Die unmittelbare Entfernung zwischen Jotapata und Gabara, i. e. Jefät und Kdbarab, ist von 2\ bis 3 Standen, i h. 50 bis 60 Stadien, oder 6 bis 8 römische Meilen. •' 5) Gabara wird »onst erwähnt in Jos. Vit. 10, 40, 46;61. G a b a r o t h kommt Tor ebend. 45, 47.

Gabara.

Kabid.

113

W i r brachen n u n 5 Minuten vor halb 1 Uhr wieder auf und folgten dem Thal hinunter, dessen ebner Boden stellenweise angebaut war. Ehe wir an das Dorf Sha'ab k a m e n , hielten wir, um Wasser zu erhalten, 1 0 Minuten an. Eine Gesellschaft Bauern war, wie es schien, hier unter den Olivenbäumen sitzend, zu einer Art von Picnic versammelt. Sie hatten sich in einem Loche im Boden ein Feuer angemacht, und brateten F ü l , d. h. Bohnen. Sie schickten einen Jungen nach einer beträchtlichen Entfernung, u n s Wasser zu holen. Fünf Minuten nach 1 Uhr kamen wir nach dem kleinen Dorfe Sha'ab, das uns zur Linken am Fuss der südlichen Berge lag. Ml'är war oben am westlichen Abhang sichtbar.') F ü n f zehn Minuten später hatten wir Teil Ydnün, auf dem ein Paar T r ü m m e r stehen, zur Linken. Das Thal hatte sich nach und nach erweitert und öffnete sich jetzt zu einer breiten Ebene. Aber noch i m m e r liefen vom Gebirge Rücken und Felshügel nach beiden Seiten hin a u s und flachten sich erst weiter westlich in die grosse Ebene ab. Der Rücken, der uns im Norden lag, drehte sich an seinem westlichen Ende mit einer Biegung nach S ü d e n ; u n s e r Weg ging grade darunter hin. Oben, grade auf dem Winkel, den er bildete, lag d a s Dorf Birweh. Uns zur Linken, n a h e dem niedern Auslauf des südlichen Rückens, lag Dämön. Drüber hinaus u n d noch mehr links, wie es schien auf einem der Felsenhügel des nächsten Höhenzuges, ward für kurze Zeit das Dorf Kabül sichtbar.*) In diesem Namen Kabül lässt sich ein altes C a b u l e r k e n n e n ; wahrscheinlich das einmal im Buche Josua erwähnte an der Gränze von A s s e r ; 3 ) gewiss aber das Chabolo des J o s e p h u s , ein Dorf innerhalb des Gebietes von Ptolemais, 4 0 Stadien westlich von J o t a p a t a . ' ) Hier lagerte Josephus eine Zeit lang als an einem bequemen Posten zu Einfällen in Galiläa. Eines Cabul wird auch einige Male in den Talmudischen Schriften gedacht. 5 ) Aber wir finden keine weitre Erwähnung desselben bis in das 14. und 15. Jahrhundert, als Kabül ein jüdischer Wallfahrtsort w a r . c ) Es ist seltsamerweise ganz der Notiz Jacotins u n d der Franzosen im ') Compassriclitung zu Sha'ab: Mi'&r S. 10"W. *) Compassrichtungen um 1 Uhr 35 Min. Birweh N. 60" W. DàmOn S. 55° W. Kabul S. 5° O. 3 ) Jos. 19, 27. 4 ) Joseph. Vita 43—45. Keland, Palaest. p. 701. ') Reland p. 668, 701. 6 ) E. Parchi in Ashers Benj. yon Tudela. II. p. 428. Carmoly, Itin. p. 453, 482.

Robinson, Cibi. Forschungen.

8

414

II. Abschnitt.

Jahre 1 7 9 9

entgangen.

Von Bciröt nach 'Aklca.

Mein Gefährte,

der 1 8 4 4

durch Pämön

nach Norden reiste, sah Kabiii \on einem mehr nördlichen

Ge-

sichtspunkt, nahm die Ortslage auf und erkannte es als das G*bul des J o s u a . ' )

Im Jahre 1 8 4 7

\crglich es auch E . G. Schultz mit

dem Chabolo des J o s e p h u s . 2 ) Unser Weg ging über die Ebene weiter.

Hier kamen vwr um

2 Uhr an das Bett des Wady Sha'ab, in dem Wasser standbiegt sich gegen Nahr Na'mdn.

Es

Eine Viertelstunde später waren

wir am Fuss des nördlichen Hügelzuges, wo sie sich nach Süden umbiegen.

Hier war ein Brunnen, und Frauen von Birweh schöpf-

ten Wasser und trugen es auf den Köpfen heim. ward in Nordwesten 'Akka sichtbar.

Nqch 5 Minuten

Fünf Minuten vor halb 3 Uhr

erreichten wir das Ende der nördlichen Hügelkette, die in einen niedern, seltsam gestalteten Teil ausläuft, rund, und der Gipfel abgeflacht.

E s scheint,

als sei er von dem Berge dahinter n u r so

abgeschnitten, mit einer Spalte dazwischen, breiten Graben ähnelt.

die einem künstlichen

Er heisst Teil Birweh.

P e r R e i s w e g Dr.

Smiths im Jahre 1 8 4 4 ging von diesem Teil aus nordwärts, längs dem Fusse der B e r g e , bis er den Weg einschlug, der von 'Akka nach 'Arakah und SöhmAta führt. —

Die Hügelkette im Süden des

Wady Sha'ab endigt bei DAmAn; westlich davon auf der Ebene steht ganz einsam Teil Ktsön, den wir nachher besuchten. Die Ebene

breitete

sich

jetzt bis zu dem darauf folgenden

höhern Hügelzugc aus, der auf der Nordseite des nächsten, von der Richtung der Ebene von Rdnieh herkommenden Wady hinlief. Die Ebene dieses Wady ist schmäler, eben gekommen

waren.

als die,

über welche wir

Hinaufblickend konnten wir Birweh

dem südlichen Rücken liegen sehen.

auf

Um halb 1 Uhr kamen wu-

an einen Brunnen mit zwei Wassertrögen von Stein, die zwei Seiten eines Viereckos bildeten.

Der Brunnen

war mit einem Rad ver-

sehen, und zwei Männer zogen Wasser herauf, indem sie das R&d traten.

Vielleicht giebt dies ein Bild von dem „Wässern mit dem

Fusse". ) 3

Um ein Viertel auf 4 Uhr waren wir dem Ende der

nördlichen Hügel gegenüber und das Auge streifte nun ungehindert Uber

die grosse Fläche

Näkürah, die Scala kamen wir an einen

hinweg

Tyriorum

bis zu dem Vorgebirge Rds en-

der Alten.

Um Dreiviertel auf 4 Uhr

ausgedehnten niedrigen B e r g , der an dieser

') E. Smith, Manuscr. Journal. 1844. April 22. ) Zeitscbr. d. morgenl. Ges. III. p. 49, 60. Kitter 1. c. p. 761.

3

' ) 5 Mos. 11, 1 0 ; nach De Wette.

S. Palästina unter d. 18. Mai 1838.

Akk*.

115

Seile wie ein Festungswerk gestaltet war.

E r lag im Osten der

Stadt zu unsrer Rechten.

Fünf Minuten weiter liegt ein andrer

Brunnen mit einem Rad.

Gleich darauf sahen wir uns am Ufer

des

mittelländischen

Strande,

Meeres

mit

seinem

und die leichten Wellen

schönen,

hartsandigen

spielten um unsre Flisse.

Um

4 Uhr erreichten wir das einzige Landthor von 'Akka am südlichen Ufer und wurden 1 0 Minuten später im Hause des amerikanischen Consularagenten,

Herrn Jirjis Jemäl,

bewillkommt.

Hier blieben

wir bis Montag. Der Besuch 'Akka's hatte ursprünglich nicht in unserm Plane gelegen.

Wir kamen her um eines einzigen Endzweckes willen*

und sobald

dieser

nach der Ruhe

am Sonntag erreicht werden

konnte, beabsichtigten wir wieder aufzubrechen.

Wir leiteten daher

unser Geschäft schon am Sonnabend Nachmittag ein und schlössen es früh am Montage ab. Das Haus, in dem wir abgetreten waren, lag nicht fern vom Mittelpunkte der Stadt, gegen Südwesten.

Es gehörte zur bessern

Klasse Häuser und war zwei Stock hoch. Glasfenster, andre nicht. orientalischen

Einige Zimmer

hatten

Hier, wie in Smyrna, Beirflt und andern

Handelsstädten,

bewohnte

die

Familie

den

obern

Theil des Hauses, während unten Ställe und Vorrathsräume waren. Dies Haus,

wie die meisten,

auf ebnem Boden, Terrasse.

allein

schloss einen Hof ein, klein unten

oben vergrössert

durch

eine Art von

Zu dieser führte in der Mitte eine breite steinerne Treppe

hinauf, die oben mit einem leichten Brustwerk umschlossen war, auf dem Blumentöpfe standen.

Der Boden der Terrasse war von

Stucco, mit Kieselsteinen von verschiedenen Farben in allerlei Arabesken ausgelegt.

Die Hauptzimmer waren an

den

mit Kammern und Wirthschaftsgelasse dazwischen.

vier Ecken,

Am Westende

aber war der Raum zwischen den beiden Eckzimmern zwar unter Dach

und mit Fenstern

nach

dem

mittelländischen

Meere

Carmel hin versehen, aber nach innen zu offen gelassen.

und

Dieser

Ort gewährte uns einen gar angenehmen Aufenthalt, und wiederholt sah ich' von hier aus auf die blauen Wasser des Meeres nnd der Bai hinaus und nach dem langen Bergrücken Carmel, der auf einmal sich aus den Wellen erhebt, mit Kloster und Kirche auf seinem fiussersten Ende; und nach Haifa am Fusse des Carmel, das längs seines untern Abhanges sich erhob. — Der Landessitte zufolge schlugen wir in dem uns angewiesenen Zimmer unsre eignen Betten auf. Uasres Wirthes Familie bestand in ßiner verwittweten Mutter, 8*

116

II. Abschnitt.

Von Belrftt nach 'Akka.

einein jilngem Bruder und zwei Schwestern, alle noch le(jg. Eine ältere Schwester ist die Gattin des britischen Consuls zu Ydfa. Beide Söhne waren im Seminar der Mission zu Beirit erzogen worden; und die jüngere Schwester hatte ebenfalls den vollständigen Cursus in der Mädchenschule der niimlichen Mission vollendet. Mit Ausnahme der Mutter sprachen sie alle etwas engisch, und zeigten die Bildung und Manieren der guten Gesellschaft. Sie hatten früher in Beirüt zur griechischen Kirche gehört; waren aber jetzt Protestanten. Die jüngere Schwester hatte in ihrem Wunsch, das Gute, das sie empfangen, Andern mitzutheilen, eine Schule für kleine Mädchen eröffnet, in welcher fürs erste der Unterricht sich nicht viel über Nähen, Stricken und Lesen erstreckte; dennoch hatte man sich in den griechischen Kirchen selbst g£gen diese demüthigen Bestrebungen öffentlich erklärt; indessen raren doch nicht mehr als zwei Schülerinnen weggenommen worden. —, Die Familie lebte einfach, aber mit angenehmen Anstand. Der Tisch im Empfangszimmer war mit guten englischen BUcheri bedeckt. Die Mahlzeiten wurden auf Frankenweise zu sich genommen und die Frauen nahmen daran Theil; möglicherweise unsertwegen. Unser Wirth hatte seine Thätigkeit Handelsgeschäften . zugewendet, und zeigte die verständigste Kenntniss seines eignen Lindes und auch andrer Gegenden. Wir brachten hier den Sonntag in angenehmer Stille zu. Das Wetter hätte nicht köstlicher sein können, und die ganze Schönheit vom Carmel that sich uns auf. Viele der vornehmsten Einwohner des Ortes, Freunde des Hauses, kamen zum Besuch, und mein Gefährte fand Gelegenheit genug zu religiösen Gesprächen. Früh am Montag Morgen nahm unser Wirth mich auf das flache Dach des Hauses hinauf, das eine Aussicht über ganz Akka und die Umgegend darbot. Im Süden, 8 bis 10 Meilen weit, Carmel mit seinem langen ebnen Rücken, und das Dorf Haifi am Fusse; im Osten ungefähr in gleicher Entfernung die Hügel und Berge von Galiläa; dazwischen die grosse, fruchtbare Ebene, die sich im Norden nach Räs en-NAkftrah ausdehnt, hinter webhem wir das weisse Vorgebirge, Rds el-Abyad Sehen konnten, w.e es nach der See hinunter läuft. Zur Rechteri, südlich vom Bergrücken en-Näkhrah, sahen wir, wie die grosse Kluft vom ^Vady el-Kürn durch die Berge in die Ebene bricht. Noch südicher von diesem Punkte, auf der Nordseite des tiefen, kürzern ftales Wady Jiddin, blickte eine Festungsruine hervor, die Kül'at Jddln genannt ward, anscheinend das Castellum Indi der deutfehen

'Akka.

Aussicht.

Stadt.

117

R i t t e r . 1 ) Die SAhil oder Ebene selbst strotzt von Fruchtbarkeit, wo immer sie angebaut w i r d , u n d bringt das schönste Getraide und das köstlichste Obst, während auch Baumwolle dort gezogen wird;*) dennoch liegt sie, so wie auch die kleinere Ebene Esdraelon daneben, grossentbeils ganz vernachlässigt da. Doch giebt es hier mehrere Dörfer.') 'Akka ist wenig mehr als eine Seefestung. Die Ebene streckt sich hier in ein niedriges, dreieckiges Vorland heraus, das die nördliche Schranke der grossen Bai bildet; auf diesem steht die Stadt. Von dem südwestlichen Ende laufen die Ueberreste einer ehemaligen Mole nach der Küste z u ; u n d hier war einst der Hafen. Allein er ist jetzt seicht und unsicher, und die Schiffe bleiben gewöhnlich auf der Rhede von Haifa gegenüber liegen, unter Carmel. Massive Festungswerke schützen die See nach der Stadt zu auf beiden Seiten. Die dicken Mauern und Bastionen könnten eine herrliche Promenade machen; allein sie sind dem Publikum nicht geöffnet. In der nordöstlichen Ecke lag ein altes Schloss von dem Bombardement von 1 8 4 0 noch immer in Ruinen. Auf der Landseite ist ein doppelter Wall, deren äusserster von Jezzdr Pascha nach dem Rückzug der Franzosen im Jahre 1 7 9 9 errichtet word e n . 4 ) Die breite, flache Anhöhe im Osten der Stadt, die, als wir uns letztrer näherten, u n s zur Rechten lag, scheint das Turon der Kreuzfahrer zu sein, auf dem König Guido von Jerusalem während der Belagerung von 'Akka sein Lager aufschlug; 5 ) und wo auch die Franzosen 1 7 9 9 ihre Batterien errichteten. Die Strassen 'Akka's sind viel breiter, als die von Beiriit, und die ganze Stadt ist offner. Der Hof der grossen von Jezzär gebauten Moschee sah mit seinen Bäumen u n d Brunnen gar angenehm a u s , als wir an ihm vorüber gingen. Eine Wasserleitung von Nordosten, die auch ursprünglich von Jezzär erbaut worden, versieht die Stadt gewöhnlich mit W a s s e r ; aber sie war jetzt zer-

") Brocardus c. 4. Mariti II. p. 144. ! ) Sandys erwähnt, dass zu seiner Zeit (1611) Baumwolle „in Fülle in dem angräuzenden Lande" wachsc; p. 160. ') Längs dieser Ebene läuft die grosse nördliche Strasse nach Tyrus, Sidon und Beirût. Ich füge hinzu ein Itinerar des Wegs zwischen 'Akka und Tyrus von Capt. Newbold. S. Anm. II, am Ende des Bandes. ') Marmont, Voyagé etc. III. p. 79. ') G. de Vinisauf I. 26, 32; inBohn'8 Chromcles of the Crusades, p. l 04, 112. Ueber andre Namen dieser Anhöhe s. Wilkens Gesch. der Kreuzz. IV. p. 255. Anm.

IIS

II. Abschnitt.

Von Beirat nach

Akkn.

brachen und das Wasser ward von einein Brunnen herein gebracht, d e r Leinahe eine halbe Stünde weit ablag. In Betreff der Grösse war 'Akka unter meiner Erwartung. Bör Raum, auf welchem es steht, ist klein. Nach unserm Virth -wird seine jetzige Bevölkerung nur auf 5,000 Seelen gerechnet, obwohl der Census die Zahl der männlichen allein auf 3/171 angebt. Von diesen sind 2,378 Muselmänner Und Drusen; 7 9 3 Chrsten und Juden. Gegenwärtig ist 'Akka der Sitz eines türkischen PascLa, dessen Gerichtsbarkeit sich über die Distrikte der Sdhil, des .'ebel, des Shäghür, Shefa 'Omar, Safed, Tibcrias, Nazareth, sammt Atllt und Haifa erstreckt. Die hauptsächlichsten Aüsfuhrungsartike.' sind Getraide und' Baumwolle. Der Ort wird von französischen, Itatittnischen und österreichischen Schiffen besücht, aber n u r selten von englischen.') Grosse wie kleine Schiffe ankern in Haifa. Herr Jemäl war so gefällig, uns ein Document zu versebaffen, das uns eine statistische Uebersicht der ganzen Provinz 'Akka gab; Bevölkerung, Joche Ochsen, Dorfschaften, Taxen in Geld und Produkten, Erzeugnisse, Zahl der Moscheen, Kirchen und Synagogen — alles war darin verzeichnet. Dies Document findet sich vollständig am Ende des Bandes. 1 ) Diese Stadt ist das Accho des alten Testamentes, aus dem Asser die Cänaniter nicht vertrieb. 3 ) Man sollte demnach schliessen, es mllsse im Bezirk dieses Stammes gelegen haben, obwohl es in der Vertheilung Josua's nicht erwähnt wird. 4 ) Nachher bekam es den Namen P t o l e m a i s , wahrscheinlich von einem der ältern Ptolemäer von Aegypten; doch wann und wie ist nicht bekannt. Im Neuen Testamente wird es erwähnt' als ein Ort, den Paulus einmal auf seinem Wege nach Jerusalem besuchte. s ) Mehrere Male kommt es als Ptolemais in den Maccabäern v o r ; ' ) und auch häufig bei Josephus, der seine Lage richtig beschreibt, und es zu Galiläa

') Bowring's fieport etc. p. 52, 58. *) S. Anra. III, am Ende des Bandet). 3 ) Rieht. 1 , 3 1 . Hebr. '"D3; ßept. 9, 14. 2. Diod. Sic. 19, 93; Lat. A c e , p. 534 sq. IM

auch Gr. Plin. H. N. 5, 17.

Jos, Antt. S. Eeland

') Jos. 19, 24—31. Der Name wird jetzt gewöhnlich all in -der Form Mio. 1, 10 (für 1 3 » ) liegend angesehen. ') Apgsch. 21, 7. *) 1 Macc. 10, 3 9 . 5 6 bq. 11, 22. 24 eto. 2 Macc. 13, 24. 25 etc.

'Akka.

Geschichte.

119

ifechnM.') Strabo spricht davon als von einer grossen Stadt, die die P e r s i r als eine passende Stelle benutzten, Aegypten anzugreifen. *) Von Plinius wird es eine Colonie des Kaisers Claudius g e n a n n t , und diese Bezeichnung findet sich auch auf M ü n z e n . ' ) In d e n frühem Jahrhunderten der christlichen Aera gedenken seiner E u s e b i u s und H i e r o n y m u s ; 4 ) es war der Sitz eines christlichen Öisthumes. Dieses scheint jedoch keinen ausgedehnten Einfluss gehabt zu h a b e n ; denn keine historische Notiz ist davon zu u n s gekommen ausser den Namen von fünf oder sechs Bischöfen; und dies 'btos bei der Signatur in Concilienbeschlüssen. 6 ) Nach der Einnahme von Jerusalem durch Khalif Omar im Jahre 6 3 7 eroberte sein siegreiches Heer ganz Palästina; und nachdem sich Cäsarea e r g e b e n , folgten im Jahre 6 3 8 die andern Städte, und darunter Ptolemais oder 'Akka, auf die Aulforderung der Eroberer ohne Widerstand nach.®) Wenig mehr ist bis zur Zeit der Kreuzzüge über die Stadt bekannt. Unter den Einwohnern des Landes ward ihr griechischer Name vergessen, wie in so vielen andern Fällen; und arabische Schriftstiller kannten den Ort blos als 'Akka. Mit den Kreuzzügeft begann ein vergleichungsweise kurzer, aber blühender Zeitraum des Glückes und Ruhmes. Das erste Heer der Pilger im Jahre 1 0 9 9 feilte in seinem Eifer, die heilige Stallt zu erreichen, vorbei und Hess 'Akka so wie andre Städte in den Händen der Muselmänner, Sie begnügten sich mit einem Vertrag mit dem Gouverneur von 'Akka, in welchem er sich anheischig machte, ihnen die Stadt zu ü b e r g e b e n , wenn sie Jerusalem erobert haben würden, im Fall er nicht Entsatz b e k o m m e . ' ) Das Versprechen ward natürlich nicht gehalten. Im Jahre 1 1 0 3 zog König Balduin I. mit einem Heer von 5 , 0 0 0 Mann gegen 'Akka. Der Besitz des Platzes Ward von den Lateinern f ü r äusserst wichtig gehalten, da er einen ') Jo«. 13. J . 2, 10. 2. ib. 2, 18. 5 ; auch Antt. 12, 8. 2. ib. 13, 2. 1. ib. 13, 4. 1. 2. 9 etc. *) Stiilbo lß, 2. 25. p. 758. 3 ) Plin. II. N. 5, 17: „Colonia Claudii Caesaris Ptolemais, quae quondam Ace." Vcrgl. ib. 36, 65. Utber die Münzen s. fcelaüd p. 638. Frühere Mltnzen, die unter Alexander d. Gii gepiügt, s. in Geseh. Monum. Phocnic. p. 269 und Tab. 35. 4 ) Onomast. Art. A c c h o . Ilieron. Comm. in Am. 1, 2. ' ')• 8. die Namen in Relatid p. 542. Vergl: Le Quien, Oriens Christ. III. col. 775. ') Gibbon, History etc. c. 51. Raim. du Ag. in Gesta Dei. p. 173. Wilken I. p. 267 sq.

120

II. Abschnitt.

Von Beirùt nach 'Akka.

so guten und siebern Hafen hatte, denn dieser letztre war damals mit von den Mauern

der Stadt eingeschlossen.')

Fünf Wochen

lang belagerten die Christen die Stadt und griffen sie aufs tüchtigste a n ; als aber eine Flotte von Tyrus und Tripolis zum Entsatz der Garnison herbei kam, zog sich das Belagerungsheer zurück.*) Im nächsten Balduin

Frühling

jedoch,

im Jahre 1 1 0 4 ,

erneuerte König

die Belagerung mit Hülfe einer genuesischen Flotte und

griff die Sache mit solcher Energie und solchem Glück an,

dass

sich die Stadt bereits nach 2 0 Tagen den Christen e r g a b . ' ) 'Akka

ward

bald

für die Kreuzfahrer

nächst Jerusalem

der

wichtigste Ort des heiligen Landes, und zuletzt der Sitz des christlichen Königs. Genueser, beladen,

In seinen Hafen kamen die Flotten der Pisaner,

Venctianer und andrer, mit Kreuzzüglern und Pilgern so wie mit Vorräthen,

Diese Umstände erklären

Gütern und Kaufmannswaaren. 4 )

diese massiven Festungswerke und die

vielen Palläste, Hospitäler, Arsenale und Waarenhfiuser, die jetzt der Stadt Stärke und Wichtigkeit geben.

Im Jahre 1 1 4 8 versam-

melte sich hier ein grosses Concilium, um über die Angelegenheiten des

Königreichs

Jerusalem

zu b e r a t s c h l a g e n .

Drei

Monarchen

nahmen an f i e s e m Concilium Theil: Conrad III. von Hohenstaufen, Louis VII. von Frankreich und Balduin III. von Jerusalem; ausserdem yiele Fürsten und Edle, Geistliche und Weltliche, darunter die Grossmeister Hospitaliter. 5 )

der

beiden

grossen

Orden

der Templer

Allein mit all seinem Reichthum

und

der

und all beinem

Glänze, das angesammelte Ergebniss eines mehr als achtzigjährigen Gluckstandes,

ergab sich 'Akka im Jahre 1 1 8 7 ,

zwei Tage

»ach

der unheilvollen Schlacht bei Hattin ohne Widerstand, als Saladin heranrückte. Aber

Die Beute war unermesslich. °)

der Besitz 'Akka's,

des Eingangs und Schlüssels

von

Syrien, war zu wichtig für die Christen, um es lange in den Hän-

') Fulchcr. Cam. c. 30: „nobis valde necessaria, quoniam inest ei poitus adeo utilis. ut intra moenia secura naves quam plurima« sane concipere valeat." J ) Fulcher. Cam. c. 23. Albert. Aquens. 0, 18. WUkcn II. p. 194. J ) Fulcher. Cam. c. 30. Alb. Aq. 0, 27—29. Will. Tyr. 10, 26. Wilken II. p. 195 sq. ") Vergi. Ashcrs Benjamin von Tudcla. I. p. €3 eq. ') S. ein Verzeichniss de» Gegenwärtigen in Will. Tyr. 16, I. Wilken III. 1. p. 236. Anm. ' ) Bohaed. Vita Öalad. p. 71. Üeof. VinisauC L.5, 6. Wilken III. 2. p. 292.

'Akt«

den der Ungläubigen zu

12t

Geschichte.

lassen,

ohne wenigstens einen

zu machendes wieder zu gewinnen-

Versuch

Im Jahre 1 1 8 9 , gegen Ende

August,' schlug König Guido ttrit einem Heere,

das nicht 1 0 , 0 0 0

Mann überstieg, sein Lager auf dem HUgel Turon auf, östlich von 'Akka.

Die Stadt, die Saladin' unterdessen mit der grössten Sorg-

falt hatte befestigen lassen, ward sogleich blokirt, während eine Pisaner Flotte sie auch vom W a s s e l her einschloss.

Saladin, der

eben mit der Belagerung von Kül'at eSh-Shüklf (Beifort) beschäftigt war,

eilte zum Beistand 'Akka's,

Heer von aussen beunruhigen.

konnte aber nur das christliche

Die Belagerung dauerte mit wech-

selndem Glücke, bis nach beinahe zwei Jahren die Ankunft Philipp Augusts von Frankreich im April 1 1 9 1 und Richards von England im Juni darauf, mit frischen Kriegskräften, die Belagerer mit neuem Muth und Vertrauen beseelte, während die Belagerten alle Hoffliung verloren.

Am 1 2 . Juli

ward 'Akka' den Christen

zurückgegeben

und zwar mit allen seinen Schätzen an Gold und Silber, Vorräthen

an

Waffen

und

Lebensmitteln

und

mit

seinen

sämmtlichen

Kriegs- und Kaufmannsschiffen, die in seinem Hafen lagen. 1 ) Die Stadt blieb jetzt ein Jahrhundert lang im Besitz der Christen.

Im Mai des Jahres 1 2 0 2 litt sie sehr von einem E r d b e b e n ; 2 )

aber 1 2 2 9 ward sie der Hauptsitz

des Königreichs Jerusalem und

der Sammelplatz der Kreuzfahrer.®)

Und mit dem Hofe wurden

auch die grossen Ritterorden hierher verlegt.

'Akka ward von jetzt

das Hauptquartier des Ordens des heiligen Johannes von Jerusalem, wie das der Templer und der deutschen Ritter.

Die erstem

fingen

nun an, sich die Johanniter von 'Akka zu nennen, wovon in der europäischen Welt d'Acre bekam. 4 )

diese Stadt den französischen Namen St. Jean Die deutschen Ritter erlangten bedeutende Län-

dereien und viele Festungen in den Gebirgsdistrikten im Nordosten von 'Akka,

von

denen

einige

noch heut zu Tage nachgewiesen

werden können. 5 )

') 8. die Geschichte dieser Belagerung und die Autoritäten in Wilkeri IV. p. 2 5 3 - 3 5 7 . s ) 'Wilken VI. p. 6. ") Wilken VI. p. 515. ') Die Kreuzfahrer scheinen schon früher die arabische Form 'Akkft in A c k e r corrumpirt zu haben, oder französisch in A c r e . S. das altdeutsche Gedicht „Freydank", von Wilken angeführt, VI. p. 515. Benjamin von Tudela schrieb schon "Hp?, obwohl mit einem falschen hefcräi&cheir Buchstaben; Ashers Ausgabe I. p. 63.- Heb. p. 31. ' 5 ) Bitter, Erdk. XVI. 1. p. 782.

122

If. Abschnitt.

Von Beirat nacli 'Akka.

Der frühere religiöse Eifer der Kreuzfahrer war längst in einen Geist ausgeartet, der von Moti\ en der Politik und des persönlichen Ehrgeizes gelenkt ward. 'Akka, der Ort, wo die mannichfachen Interessen der verschiedenen Sekten, Orden und Nationen sich alle begegneten, ward der Sitz giftigen Zankes und offner Fehden. Im Jahre 1 1 9 2 stiegen die Streitigkeiten zwischen den Pisanern und Genuesern, und 1 2 5 6 die zwischen den letztern und den Venetiaael-n zu einer solchen Höhe, dass sie in blutige Kriegshändel ausbrachen.') Unter den Orden der Hospitaliter und Tempelritter gab es fortdauernd Misshelligkeiten, um nichts von den persönlichen Feindschaften und Intriguen zu sagen, die unter den Fürsten und Edeln alles Ranges nicht ausstarben. Die christlichen Einwohner der Stadt im allgemeinen hatten sich ebenfalls in den nicht beneidenswerthen Ruf' gesetzt, die Saracenen günstiger als ihre christlichen Brüder zu behandeln, zur Falschheit und Schlechtigkeit geneigt zu sein, und Betrug, Lug und Verrätherei zu üben. 1 ) Bei allen diesen Uebeln stieg Reichthum, Pracht und Luxus immer höher. Die Stadt war der Centraipunkt des Verkehres zwischen Morgenund Abendland; reiche Edelleute aus andern Städten Syriens und von Europa Hessen sich hier nieder; Handelsleute aller Länder des Westens wie des Ostens errichteten Häuser in 'Akka und füllten jhre Niederlagen mit Waaren der verschiedensten Gegenden; und alle äussern Umstände bezeugten die Thätigkeit, die Ausdehnung und den blühenden Zustand des hiesigen Handelsverkehrs. So stand es um 'Akka, als am 5. April 1291 der Sultan Meiek el-Ashraf, der Sohn Kaldwöns, sich mit einem ungeheuern Saracesenheere vor die Stadt legte.') Nach'mehreren Rümpfen, höftigem Angriff von Seiten der Belagerer und braver, jedoch nicht vereinigter Verteidigung der Belagerten ward endlich die Stadt am 18. Mai mit Sturm genommen. Die christlichen Einwohner wurden in grosser Anzahl verrätherisch niedergehauen; die Stadt, nachdehi sie erst der Plünderung Preis gegeben worden, ward an allen vier Ecken in Brand gesetzt; Mauern, Kirchen und massive Palläste wurden niedergerissen und die ganze Stadt der Erde gleich gemacht. 4 ) Die Kreuzritter zogen sich gleich darauf aus allen andern Städten zurück. Dies war das Ende der christlichen Herrschaft in Palästina. ') Wilken IV. p. 473. VII. p. 396. ') Wilken VI. p. 515. 3 ) Wilken VII. p. 736. Wilken VII. p. 760 - 77'i.

'Akkii.

Geschichte.

i23

Ein balbes Jahrhundert später erzählt uns Ludolf von Suchern, dass das ZerstBrungswerk mehrere Jahre fortgesetzt wurde; dass es jedoch nicht so vollständig betrieben sei, dass nicht die Kirchen, Mauern, Thürme und Palläste bei bessern» Glücke wieder hergestellt •werden könnten. Zu seiner Zeit lag 'Akka noch verwüstet und unbewohnt da. Schwarme von Tauben und Rebhühnern nisteten dort. Ungefähr 60 Saracenen waren noch da zu finden, die Platz und Hafen tiewachen sollten. Sie nährten sich theils von diesen Vögeln, theils durch Seidenbau. 1 ) Andre Reisende des 14., 15. Und 10. Jahrhunderts scheinen 'Akka nicht besucht zu haben; und die, welche des Orts gedenken, sprechen davon nur von Hörensagen, oder als beim Vorbeisegeln vom Schiff aus erblickt.*) Im Jahre 1611 war Sandys vier Tage in 'Akka, und nach ihm bezeugten die Ueberreste noch immer seine tingeheure Tüchtigkeit und Starke. 3 ) Bios 200 bis 300 Menschen wohnten zwischen den Ruinen. Er fand auch einige fränkische Handelsleute da, die in einer festen, viereckigen Grotte wohnten, und ihre Schiffe mit Baumwolle befrachteten, welche reichlich im umliegenden Lande wuchs. — Eugene Roger im Jahre 164&, Doubdan im Jahre 1652 und D'Arvieux im Jahre 1658 beschreiben den Verwüsteten Zustand von 'Akka auf ähnliche Weise und erzählen daTon umständlicher. 4 ) Der'letztre spricht Von dem Ort wie von einem ungeheuern Haufen prächtiger Ruinen, der zum Theil von dem von den Winden hergetriebenen Sand bedeckt sei. 5 ) E r sah mehrere grosse schöne Gewölbe, die einst als Cistcrnen oder Magazine gedient, jetzt aber voll stehenden Wassers wären und sehr zur Ungesundheit des Ortes beitrügen. D'Arvieux speci') Ludolf de Such. c. 26. ') So Bleidenbach (1488) in Reyssbuch p. 118. Zuallart (1586) V. c. 3. Cotoricus (1598) p. 125. ') Sandys, Travels p. töO, 160: „Der Lcichnam zeigt, da«s der Körper stark war und mit Bollwerk und Thürmen befestigt; jede Mauer hatte einen mit Stein ausgefütterten Graben und unter diesem mehre verschiedene geheime Pforten. Man sollte aus den Ruinen schliefen, dass dio Stadt blos aus zusammenhängenden Schlössern bestanden hätte, statt irgendwo mit Privatwohnungen gemischt zu sein. — Die ungeheuern Mauern und Bogen sind alle über und unter einander geworfen und liegen wie Felsen 'auf dem Fundamente." — Sandys erwähnt keiner besondern Ruine, ausser eines „goodly temple" der Hospitalitet nahe dem Östlichen Theile der Stadt; p. 160. ') Eugene Roger, La Torre Salute, p. 44—46. Doubdan p. 645 sq. D'Arrieux, M&nolres I. p. 269 sq. 5 ) D'Arvieux ib. p, 270,279.

124

II. Abschnitt.

Von Beirüt nach 'Akka.

ficirt die Ruinen von fünf Gebäuden, als damals bestehend, alle aus den Zeiten der Kreuzfahrer; n,Inilich die Kirche des hiilügen Andreas, das See-Arsenal, das Johanniterhaus, den Pallast des Grossmeisters dieses Ordens und die damit verbundene Jotamiisk i r c h e . D e r Emir Fakhr ed-Dln hatte einen grossen und bequemen Khän errichtet, hatte aber in dieser Zeit den Hafen anfüllen lassen, wie es auch in Sidon und andern Städten der Fall w a r . ' ) In diesem Khän herbergten die fränkischen Kaufleute. Hier war es, wo D'Arvieux und die meisten Andern im Juli vorn Fieber belallen wurden, was er den schädlichen Einflössen der Atmosphäre zuschreibt.') Beinahe während eines ganzen Jahrhunderts wird von keinem der hauptsächlichem Reisenden in Palästina d e m , was wir Uber 'Akka erfahren, etwas von Belang beigefügt, weder durch Nau im Jahre 1 6 7 4 , noch durch Maundrell 1 6 9 7 , noch durch Pococke 1 7 3 7 . 4 ) Aber um das Jahr 1749 herum beginnt eine neue Aera für die verw'Ustete Stadt. Der bekannte Scheikh DhAher el-'Omar, von dessen Geschichte wir in einem frühern Werke einen Auszug gegeben,') hatte jetzt 'Akka in Besitz genommen. Sein Leben ist ziemlich vollständig von Niebuhr gegeben, und besonders vonVolriey. 6 ) Er war Herr von Safed, Tiberias und ganz Galiläa, und machte 'Akka zu seiner Residenz, indem er vorgab, dies alles vom Pascha von Sidon als Lehn zu besitzen, aber sich viele Jahre lang gegen die Angriffe und Intriguen der benachbarten Paschas und seiner eignen Familie als vollkommen unabhängig behauptete. 7 ) Die Mauern und Fortificationen wurden schon früh wieder aufgebaut. 8 ) ') D'Arvieux ib. p. 272—275. 0 D'Arvieux ib. p. 278. Mariti II. p. 81. 3 ) D'Arvieux ib. p. 292. 4 ) Nau, Voyage 5. c. 19. Maundrell unter Mär« 21: „Au.sser einem grossen Khitn, in dem die französischen Factoren ihr Quartier aufgeschlagen haben, nnd einer Moschee und ein Paar armseliger Bütten sieht man nichts hier als Eine Ungeheure Ruine". Pococke II. 1, p. 51 sq. '•) In Palästina'unter T i b e r i a s . *) Niebuhr (1766), Reisebeschr. III. p. 72 sq. Volney (1783), Voyage c. 25. Tom. II. p. 84 sq. ') Mariti II. p. 96. ') St. Schulz war im Jahre 1754 in 'Akka. Dh&her .hatte damals ichon sein eignes Schloss an der Stelle des Johanniterbauses fertig, so wie auch die Stadtmauern an der Landseite. Er brauchte die (Steine von einer der Kirchen zum Bauen. Der Scheikh gab Schulz Briefe an ztyeie seiner Sihne, die Gouverneure in Tiberias und Safed waren. S. Schulz, Leitungen V. S. 181, 187, 227. Paulus, Samml. VII. p. 40,45, 72.

'Akka. JezzÄr "Pascha.

125

Die Bevölkerung wuchs beträchtlich; 1 ) die Verwaltung1 der Justiz war preiswürdig,*) und der Scheikh bemühte sich eifrigst,, den Handel wieder zu beleben und auszudehnen. Es gelang ihm auch. Zu Mariti's Zeit (1760) waren von mehreren europäischen Mächten Consuln in 'Akka ansässig. Einer der Hauptausfuhrartikel war Baumwolle. 3 ) Im Jahre 1 7 7 5 , als der Scheikh beinahe 9 0 Jahr alt war, ward er von Abgesandten des Sultans endlich überlistet und getödtet; sein Kopf ward nach Constantinopel geschickt. 4 ) Ihm folgte der noch bekanntere Achmed mit dem Beinamen elJezzdr, d. h. der Schlächter. Dieser merkwürdige, grimmig wilde Mann war ein Bosnier von Geburt. In seiner Jugend hatte er sich selbst an einen Sklavenhändler in Constantinopel verkauft; so fiel er in 'Aly Bey's von Aegypten Hände und stieg von der demüthigen Stellung eines Mameluken-Sklaven nach und nach zum Posten des Gouverneurs von Cairo.') Volney erzählt, 6 ) dass im Jahre 1773 der Emir der Drusen, Yüsuf, den Jezzir, ein Geschöpf der Türken, als Befehls« haber in Beirut einsetzte. Er nahm erst 50,000 Piaster in Besitz, die dem Emir gehörten, und erklärte sodann, dass er keinen Obern anerkenne, als den Sultan. Yüsuf wendete sich an den Pascha von Damascus, der Jezzdrs Anspruch nicht anerkannte, aber ihn nicht absetzte. Empfindlich über diese Vernachlässigung vereinigte sich Yüsuf mit Sheikh Dhäher von 'Akka, und durch eine russische Flotte unterstützt, griffen sie Beirüt an und eroberten, e s glücklich. Jezzftr begab sich allein zu Dhaher und folgte ihm nach Acre, entwich jedoch bald. Beim Tode Dhahcrs ward er zum Pascha von Acre und Sidon gemacht, und schlug seinen Wohnsitz am ersteren Orte auf. Mehrere Jahre hatte e r h i e r a n der Unteqochung und Vernichtung von Dhähers Söhnen zu arbeiten, deren Gebiete er sich zueignete. 7 ) Zu Volnefy's Zeit ( 1 7 8 5 ) umfasste sein Paschalik das ganze Land zwischen dem Nahr el-Kelb und Cäsarea ') Ich finde keine Schätzung der Bevölkerung zu dieser Zeit. Doch Niebuhr sagt: „Die Hliuscr sind liier hoch und der, Ort ist volkreich." ä ) Mariti ib. p. 98. 3 ) Mariti ib. p. 102 sq. *) Niebuhr ib. p. 76. Volney ib. p. 120. Diese Umstände werden von E. D. Clarke auf die eigne Autorität Jezzflrs erzählt. Wie weit sie mit der genauen Wahrheit übereinstimmen, ist eine andre Frage. S. E. D. Clarke's Travels in the Holy Land. Lond. 1812. 4to. c. 12. p. 364, 365. " *) Yoyage II. p.,112 sq. Volney ib. IL p. 125.

126

II. Abschnitt.

Von Beirüt nach 'Akka.

längs der Küste; es erstreckte sich nach dem Intande bis zum Anti-Libanon und dem obern Jordan und schloss auch Ba'abek ein.') Um diese Zeit war 'Akka eine der vornehmsten Stielte der Küste geworden. Der Pascha hatte hier bereits seine prächtige Moschee gebaut, so wie auch den bedeckten Bazar und 850. p. 105. Ritter, Erdk. XVI. 1. p. 73(1. 4 ) Clarke's Travels ib. p. 381, 382. *) Strabo 16, 2. 27. Jos. Antt. 13, 12. 3. Itili. Antonini ed. Parthev. p. 149. ib. Itili. Hieras, p. 584. b ) Onomaist. Art. J a p h i c : „Oppiduui, Sycaminum nomine, de Caesarea Ptolemaidem pergentibtis super mare propter montem Carmelam, E p h o {'Hifà) dicitur." KolniiMjn, liibl. Forschungen.

9

130

II. Abschnitt.

Von Beir&t nach 'Akka.

den Talmudischen Schriften kommt es unter beidjen Namej mehrere Male \ o r . ' ) Benjamin

Der Reisende Saewulf erwähnt e s ,

so wit auch R .

und R. Parchi.*)

Im Jahre J 1 0 0 belagerte e* Tancred

und nahm es mit S t u r m . 3 )

Arabische Schriftsteller sprethen auch

oft davon. 4 ) — Zu den Zeiten der Kreuzzüge ward es bisweilen talschlich für das alte Porphyreon '') genommen, welches aber, wie wir gesehen haben, bei Neb} Yünas zwischen Sidon und BeirCtt lag. Das jetzige Kloster auf dem Berge Carmel ist ein Gebäude von ganz neuem Ursprung.

Die Lage ist höchst frappant, und ist

darum sehr wahrscheinlich die des heidnischen Altars, wo Vespasian opferte

und der Priester

Berg war schon

ihm

sein Geschick voraussagie. 6 )

früher die Zuflucht von Einsiedlern,

Der

die hier in

Höhlen und Grotten lebten, von denen viele noch zu sehen sind. 7 ) Dies dauerte noch zu den Zeilen der Kreuzzüge. 8 )

Im Jahre 1 1 8 0

spricht Phocas von den Ruinen eines grossen Klosters, wie er es nennt, auf der äussersten Spitze des Vorgebirges nach dem Meere zu.s)

Ein Jahrhundert später, als

der Carmeliterorden

den B e r g ,

und

Brocardus schrieb, uin 1 3 d 0

herum,

bewohnte zur Zeit

Ludolfs von Suchern, halten sie darauf ein schönes claustrum

zu

Ehren

im

der Jungfrau erbaut,

heiligen Lande überhaupt. 1 0 ) das Jahr 1 6 2 0 ,

bestanden

einer grossen K i r c h e . 1 1 )

und besassen In den Tagen

fünfzehn claustra

des Quaresmius, um

auf dem Berge nur noch

die Ruinen

Dreissig bis \ierzig Jahre später sprechen

sowohl Doubdan als D'Arvieux *on den

massiven Ueberresteu als

\on denen eines alten Klosters, welches der Eine der Helena, der Audre dem heiligen Ludwig >on Frankreich zuschreibt, und beide mit gleicher Wahrscheinlichkeit. 1 ')-

LTm diese

Zeit wohnten die

') Reland p. 699, 819, 1024. ') Saewulf, Bohn's Ausgabe, p. 48. Ashers Benjamin \on Tudela. I p. 64. II. p. 429. ') Alb. Aq. 7, 22—26. Wilkuu II. p. 71, 72. EdiUi par Jaubcrt. I. ]>. 348. Schultens Inil. in Vit Suladin Alt C'haiphn. ') S. Will. Tyr. 9, 13. J a c . de Vitr. p. 1067. ") Tacit. Hist. 2, 78. Sueton. Vesp. c. .">. ') In einigen davon fand Scholz sebon früher griechische Inschriften, die er wegen der Gestalt der Buchstaben in die ersten Jahrhunderte der christl. Zeitrechnung setzt. Keisc etc. p. 151 —154. 8 ) J a c . de Vitr. c. 52. p. 1075. ' ) Phocas in I>. Allat. Symmikta. p. 45. '") Brocardus c. 10. Ludolf de Suchern c 28. " ) Quaresmius II. p. 893. b.

" ) Doubdan p. 500.

D'Arvieux, MiSm. II. p. 306.

Carmel-Kloster. Mönche Felsen

in

ausgehöhlten

ausgehauene

noch im J. 1 7 6 0 . l ) über welches von

dein

nachher

und

h a t t e n auch

Alles d i e s d a u e r t e ,

den

eine a u s zufolge

Heere J 7 9 9

Türken

finde;

als Hospital

verwüstet.5)

es ward

aber

gebraucht

und

Im J a h r e 1 8 2 1

Abdallah, d e r P a s c h a von 'Akka, d a s G e b ä u d e v ö l l i g . 3 ) Bau ist s e i t d e m

dein Mann,

S p ä t e r ward ein r e g e l m ä s s i g e s Kloster e r b a u t ,

ich k e i n e h i s t o r i s c h e Nachricht

französischen \on

Grotten

Kapelle.

431

erst errichtet,

und zwar

B e m ü h u n g e n e i n e s einzigen M ö n c h e s .

zerstörte Der jetzige

d u r c h die b e h a r r l i c h e n

Die G e s c h i c h t e d i e s e r Unter-

n e h m u n g w i r d von S c h u b e r t u n d von W i l s o n

gegeben.4)

') Mariti, Voyage. II p. 12G, 130. Pococke II. 1. p. 5G. ') Turner II. p. 117. O. v. Richter p Gl Wilson I. p. 244 3 ) Document in Wilson II. p. 244. ') Schubert III. p. 210 sq Wilson II. p 243 sq Ritter, EiJk. XVI 1. p. 718 sq.

9*

Dritter Abschnitt. You 'Akka durch Galiläa und Sawaria nach Jerusalem. M o n t a g , d e n 19. A p r i l . Nachdem es uns diesen Morgen gelungen, ein Pferd zu raiethen, und unser Wirtli uns einen B ü y u r u l d y vom Pascha verschafft hatte, verliessen wir das Thor von 'Akka 20 Minuten nach 10 Uhr, indem wir unsern Stab wiederum nach Galiläa richten und durch den Wady 'Abilln weiter reisen wollten. Eine halbe Stunde lang war unser Weg derselbe, auf dem wir am Sonnabend nach der Stadt gekommen. Dann zweigte sich ein andrer in mehr südlicher Richtung ab, den wir einschlugen. Er führte uns sogleich durch eine niedre, breite, schlammige Landstrecke, die noch vor ganz kurzem ein weiter Sumpf gewesen, jetzt aber an den meisten Stellen trocken genug war, um die Pferde zu tragen. Früher im Jahre muss dieser Theil des Weges ganz unbenutzbar sein. Selbst jetzt liess sich der Pfad kaum erkennen, und wir verloren 2 0 Minuten damit, ihn zu suchen und im Warten auf unsre Maulthierc, deren Führer immer eine besondre Gabe zeigten, den unrechten Weg zu nehmen. Durch diesen niedern Landstrich läuft das Wasserbett des Wady Sha'ab oder Hailaz6n auf seinem Wege zur Vereinigung mit dem Flusse Na'män, nahe der Mündung des letztern. Ueber diese Senkung der Ebene hinaus kamen wir bald auf ein reiches Weideland. Viele Cavalleriepferde waren Uber dasselbe zerstreut zur Grasung angebunden, von Soldaten bewacht, deren Zelte nahe zur Hand waren. Auch eine Menge Kameele weideten hier. An einer Stelle sahen wir die Soldaten mühen und Heu machen, das einzige Mal, dass ich diesen Process in Palästina

Tell Ktsdn.

133

wahrgenommen. Wenn das Heu trocken ist, so wird es in Seile gewunden, um es auf diese Weise leichter fort zu schaffen. Dann folgten, naher den Bergen, üppige Waizen- und Gerstenfelder; letztre voll Aehren. Als wir weiter ritten, stieg ein Berg mit zwei scharfen Spitzen a u f , wie es schien, grade vor der Kluft, die aus der Ebene Rämeh kommt, und es war schwer zu sagen, auf welcher Seite das Thal wirklich hinunter läuft. Als wir aber näher kamen, konnten wir die Kluft an der Südseite des Berges wahrnehmen, auf welcher Seite auch der Weg nach Damascus hinauf läuft. Wir kamen endlich an den nördlichen Fuss des Teil Klsön, den wir am Sonnabend in der Ferne gesehen hatten. Hier war ein Brunnen mit einem niedern Bau darüber; aber kein Wasser darin. Obenauf lagen zwei Männer und schliefen. Einer davon war von Tumrah. Wir mietheten ihn als Führer, und er wies sich als der beste aus, den wir noch gehabt. Um halb ein Uhr erreichten wir den Gipfel des Teil; die Maulthiere hatten wir vorausgeschickt, uns zu Kefr Menda zu erwarten. Teil Kts6n steht auf der Ebene grade in einer Reihe mit dem Hilgelzuge, der von dem Gebirge westlich nach Dämön hinabläuft. Er ist von diesem Dorfe beinahe zwei (engl.) Meilen entfernt.') Er ist hoch und von regelmässiger Form; aber keine Spur von Ruinen ist darauf wahrzunehmen. Viele Dörfer sind von hier aus zu sehen, wie sie höher oder niedriger Uber die östlichen Hügel zerstreut liegen. Beinahe im Süden war Shefa 'Omar auf einem die Ebene überblickenden Rücken. Es ist ein Marktflecken, jetzt der Hauptort des Distrikts, mit Reihen von Buden, nach denen die benachbarten Bauern ziehen. Ein grosses Schloss ward hier von einem Sohne Dh&her el-'Omars erbaut, das jetzt aber leer steht.*) Näher und grade vor uns lag 'Abilin auf einem hohen, scharfen Hügel, der auf der Südseite des Wady des nämlichen Namens hervorragt und auch Uber die Ebene blickt. 3 ) Uns noch näher lagen Tumrah, Ruweis, Dämön und Birweh; so wie auch Mi'dr

') Der Name Teil Kisön ähnelt blos in unsern Sprachen dem des Flusses Kison. Im Arabischen sind die Buchstaben verschieden (Kaph und Koph). Der Teil steht in keiner Verbindung mit dem Fluss. ') E. Smith, Manuscr. Journ. Apr. 20. 1844. Clarke's Travels, p. 396. Mod. Traveller in Pal. p. 329. — Auch bei R. Parchi erwähnt als S h e f a r a m , Ashers Benj. von Tndela. II. p. 428. 3 ) Vergl. Pococke II. 1. p. 61. Lynch's OfScial Report, p. 13. Es wird auch in einem jüdischen Itinerarium aus dem 14. Jahrhundert erwähnt. Carmoly p. 255.

184

III. Abschnitt.

Von 'Akku nach Jerusalem.

bocli oben auf seinem Bergabhanjj. Kabul war nicht von hieir zu sehen, da die dazwischen liegenden Hügel es \erbargen. In Nordosten konnten wir längs der Iiügel unter andren Kül'at Jedin und Yerka unterscheiden, während 'Amkali, das wir vom Wege weiter nördlich gesehen, jetzt \erstcckt war. Amkah ist auf der Stldiseitc des tiefen Wady, auf dessen Nordscile dagegen Kül'at Jedin Biegt. Der Name 'Amkali erinnert an das B e t h - e m e k des Asser; aber die Lage scheint ihre Identität nicht zuzulassen, da letztres als nahe dem Thale . h p h t h a h - e l gelegen erwähnt wird, an derGränze zwischen Asser und Zebulun.') In der Ebene findet sich etwa eine Viertelstunde westlich vom Teil Kisön ein ähnlicher Hügel, der Teil Da'ük genannt wird und auf dem noch Bautrümmer stehen sollen. l ) Mehr gegen Südwest, noch einmal so weit von uns entfernt, lag uoch ein andrer, Teil Kurdäny, so ziemlich in der Mitte der Ebene. Er ist gross und regelmässig geformt, und nahe seinem Fusse nördlich ist ein Dorf und die immer fliessende Quelle des Nahr Na'mdn 3 ) mit einem Damm und mehreren Mühlen. Dieser Strom muss der Fluss B e i u s des Alterthums sein, der wegen der zufälligen Entdeckung der Kunst, Glas zu machen, berühmt ist. 4 ) Er läuft ungefähr N.N.W, durch die Ebene, und tritt 2 0 Minuten südlich vom Thore von 'Akka in das Meer. Nach Strabo ward der Sand von der Mündung dieses Flusses nach Sidon gebracht, um ihn zu Glas zu schmelzen. Plinius spricht auch von einem Sumpfe, Namens C e n d e v i a , als der Quelle des Belus.®) Hiermit sind wahrscheinlich die Wasser am Fusse des Teil Kurdäny gemeint. Wir vcrliessen Teil Kisön JO Minuten v o r ! Uhr, uud gelangten ') J o s u a 19, 27; vergl. V. 14. — (Jompassrichtungen vom Teil Kisön: 'Akka 3 i n \ Kül'at Jedin 32". Yerka 39". Abu Sinftn 44". Birweh 43". Dämon 87", l j M. Mi'är 03". Ruweis 110", 1 j, M. Trtmrab 120". 'Abilin 150". Shefa 'OIIMI 172". Teil KurdAny 238". Westende von Caimel 261". Teil Da'uk 271", 1 M. Bakhjeh 330". Die» lelztre ist ein Landsitz Abdallahs, des ehemaligen Paseha* lon ' A k k a , in der Ebene im Norden der Stadt. ') D h o n k mit Buinen in l'ococke II. 1. p. «0. ') In E . Smiths Ms. J o u n i . 1844 sind diese Namen Kudamch und Na'imeh geschrieben. 4 ) Die Hauptautoritat ist hier l ' l m i u s : „Belus, vitn fertilcs arenaa pmvo litoii miscens", H . N. '., 17; und vollständiger ib. 36, 65 sq. Yergl. Tacit. Hist. .*>, 7. Strabo 1«, 2. 25. p. 758. Jos. B. J . 2, 10. 2. — Der Fluss ward auch Fagida genannt, I'lin. 5, 17. ) H . N. 5, 17. ib. 36, 65.

'Amkah.

Beins.

Jefät.

135

in 2 0 Minuten nach einem andern niedrigen FelsrUcken, d e r nach der Ebene hinunterlief. Hier spaltete sich der Weg, indem ein Zweig links nach Tümrah ablief. Als u n s e r F ü h r e r fand, dass wir Jefät zu besuchen w ü n s c h t e n , schlug er vor, u n s auf direkterem W e g e hinzubringen, und wir kehrten daher in den nach Tümrah e i n , der am nördlichen Fusse jenes niedern Rückens hinlief. In 1 0 Minuten waren wir in Bir Tlreh. Hier war ein B r u n n e n , aus dem ein Kameel vermittelst eines langen Strickes, den es immer weiter zog, Wasser heraufbrachte. Auf dem Felsrücken grade beim Brunnen steht eine R u i n e ; allein das jetzige Dorf Tireh liegt gegen 4 0 0 Schritte weiter s ü d l i c h . ' ) Nach 5 Minuten gingen wir weiter und hatten um 1 Uhr 3 3 Minuten Ruweis und Dämön in Einer Linie u n s z u r L i n k e n ; ersteres etwa 5, das zweite gegen 1 5 Minuten entfernt. Tümrah liegt auf einem niedrigen Hügel, d e r im Süden von einem Thal umschlungen wird. Statt den Hügel hinauf zu steigen, hielten wir uns unten entlang im Thale und standen 5 Minuten v o r 2 Uhr dem Dorfe gegenüber. Zehn Minuten später war das Dorf eine Viertelmeile hinter uns. Wir fingen nun an allmählig zu steigen. Die Richtung war O.N.O., d e r Pfad noch wenig betreten u n d kaum zu erkennen. Um halb 3 Uhr waren wir auf der Höhe des ersten Rückens, d e r u n s eine herrliche Aussicht auf 'Akka und seine Bai, den Carmel und die Ebene b o t . ' ) Ein a n d r e r Rücken lag vor u n s über ein breites, flaches Thal hinweg, das südwestlich nach Wady 'Abilln h i n u n t e r lief. Auf d e r Höhe dieses zweiten Rückens kamen wir u m 2 Uhr 5 0 Minuten auf Tafelland. Es war gepflügt und voll Kornfelder; in Südosten lag das Dorf Kaukab, zu welchem wir ein Viertel auf 4 Uhr gelangten. Es liegt auf einem felsigen Teil im Südosten jenes Tafellandes, den im Osten und Süden ein tiefes Thal umzieht. Der Ort hat ein altes A n s e h e n ; indessen konnten wir keine S p u r von antiken Ruinen finden. Seine Höhe giebt ihm eine ausgedehnte Aussicht nach W e s t e n , Süden und Südwesten. Grade östlich von u n s , ü b e r ein Becken hinweg und ein kurzes Thal hinauf, lag Jefät, u m g e b e n von Bergen. Im Südosten konnte man den Wely auf dem Berge oberhalb Nazareth erblicken; hier k e n n t

') { M. ') 284°.

Compasbriclitungen bei Bir Tireh: Tümrah S. 65" O. Tireh S. 5" O. Ruweis N. 56" O. ^ M. Dämöu N. 35" O. Teil Kison N. 35° W. Compas&nchtungen um halb 3 Uhr: Teil Kison 297°. Teil Kurdäny 'Abilin 231". Shefa 'Omar 232". 'Akka 303°. Kaukab 129".

136

III. Abschnitt.

man

ihn

unter

dem

Von 'Akku nacli Jerusalem.

Namen

Nein

s e l b s t Neby Isma'il g e n a n n t

Sa'id,

obwohl

er in Nazareth

wird.1)

W i r gingen j e t z t in das s c h ö n e , fruchtbare B e c k e n ai d e r O s t und

Nordostseite

des

Dorfes

hinab.

Es

ist

voller

Olhenbäume.

Dies ist das eigentliche Kopfende des Wady 'Abilln, der s i c h nach S ü d e n und S ü d w e s t e n um den Landrücken, auf d e n

erst

Kaukab

steht, h e r u m hinzieht und n a c h h e r in nordwestlicher R i c h u n g nach der w e s t l i c h e n E b e n e hinunterläuft. thal

hinauf,

das

von

Osten

W i r ritten ein kurzts

herunter kommt

und

Seiten-

seinen

obern

Anfang an einem breiten R ü c k e n hat, der q u e r ü b e r vom r ö r d l i c h e n HUgel nach

dem höhern in Süden läuft.

Dieser letztre t e i s s t Dei-

debeli, u n d es sollen sich Kuincn auf ihm befinden.

Jenseits

R ü c k e n s läuft ein a n d r e s Thal O.S.O. ab, und schlingt sich drauf u m die S ü d s e i t e der B a s i s des Teils von Jefät. diesen letztern Ort um 4 E s ist eine h ö c h s t

W i r erreichten

Uhr.

seltsame Stelle.

Der hohe

runde T e i l ist

vollkommen regelmässig geformt und steht ganz abgesondert, dass e r mit den nördlichen Hügeln v e r b u n d e n ist.

durch eine niedere

An der Westseite dieser

ein tiefer Wady

und schlingt

B a s i s des Teils h e r u m .

des

gleich

flachen

ausser

Bergzunge

Bergzunge

beginnt

sich um die westliche und südliche

Im Osten der Zunge hat ein Wady

seinen

Anfang weiter nördlich und läuft längs dem östlichen F u s s hinunter, um sich

mit j e n e m

zu vereinigen.

Das vereinigte Thal läuft nun

eine kurze S t r e c k e weiter nach Süden

und dann

mit

einer

dung O . S . O . in die Büttauf.

Vom Teil, wenn man westlich

sieht

hohe

man

Kaukab

andern Seite Streifen Stelle

kann

der

ganz

Ebene von

ansehnlicher und

im

und

noch

Kefr Menda

Innern

einschliessend.

denselben mögen

als

betrachten,

W i r näherten uns von

herum;

da

im

einen Sonst

und S ü k h n i n

hier und

nach

so Jefat in ihrem

der Bergzunge her.

lichen Theile sind die U e b e r r e s t e

der

ist

diese

ein

Zug

dahinläuft

zwischen

die breiten R ü c k e n der Länge

auf

schmalen

Norden

höhere Rücken Deidebeh

Oder wir

gespalten

darum

wahrnehmen.1)

eingeschlossen,

zwischen

Thäler

Land

das Thal hinunter

cl-Büttauf

der

und der Büttauf. Sükhnin

das

durch

Bergen

Höhen

Süden

und man

Wenblickt,

durch

diese

verborgenen

Auf ihrem

einer alten Ortschaft

ihr

zwischen

mit

nördvielen

') Compassrichtur.gen um Kaukab: 'Akka 3n"". Jefät 91". 'Ailüt 180". Neby Sa'id 164". S. Palästina, unter dem 17. Juni. ') Compassriehtungcn von J e f ä t : Kaukab 271". Ba'inch 114". el'Ozeir 135".

Jefät.

Jotapata.

13?

zugehauenen Steinen wie von Häusern. Diese T r ü m m e r erstrecken sich auch etwas die Höhe des nördlichen Berges hinauf. Der obere Theil des Teils selbst ist ein platter, nackter Felsen, mit zwei bis drei gewöhnlichen eingegrabenen Cisternen, die jetzt zum Tränken der Heerien gebraucht werden. Rund um den Teil u n d grade u n t e r dem Scheitel, Uberall, ausser in Norden, sind Höhlen, die k a u m alle künstlich sind, obwohl man in einige der kleinern auf ausgehauenen Stufen hinunter gehen m u s s ; entweder dienten sie zu Wasser oder zu Wohnungen. Oder standen einige derselben vielleicht mit unterirdischen Gängen in Verbindung? Keine Spur einer Feste ist auf dem Teil zu bemerken; eben so wenig von Wohnstätten. Nichts deutet an, dass hier je etwas der Art existirt habe. Wir suchten vergeblich nach irgend einem Ueberbleibsel von Mauerwerk um den Gipfel des Teil herum, oder weiter unten. Rein Stein, keine Art von Trümmer weist darauf hin, dass hier je etwas gestanden. Und doch ist der Schluss ganz unwiderleglich, dass dies die Lage Jotapata's war, der berühmten Feste Galiläa's, die sich unter dem Oberbefehl des Josephus selbst so lange gegen die Angriffe Vespasians behauptete, und wo nach dem Falle der Stadt der Historiker selbst gefangen genommen ward, ' j Der einzige Reisende, der diesen Ort in neuerer Zeit besucht, ist E. G. Schultz im Jahre 1 8 4 7 . * ) E r liegt \ o n allen gewöhnlichen Wegen des Landes entfernt, eiu Umstand, der seine lange Verborgenheit leicht erklärt. Die genaue Beschreibung von Jotapata durch Josephus würde an sich die Identität dieses Platzes beinahe feststellen, selbst wenn der Name ganz verloren gegangen wäre. Ihm zufolge war Jotapata mit Ausnahme einer geringen Stelle von Abgründen umringt; tiefe, steile Thäler sonst überall. Es war n u r von Norden zugänglich, und nach dieser Seite dehnte sich die Stadt bis zum gegenüberliegenden Berge und denselben etwas hinauf aus. Diesen Berg liess Josephus mit in die Mauer einschliessen, als er die Stadt befestigte, dass die Feinde sich nicht der Höhe desselben bemächtigen sollten. Die Stadt war von allen Seiten durch Berge verb o r g e n , und konnte nur bei der nächsteu Annäherung erblickt werden. 1 ) Es gab keinen Brunnen in der Stadt, blos Cisternen,

') Jos. B. J. 3, Zeitschr. der ') Jos. B. J. 3, gedacht B. J . 2, 20.

7 3-36. morgenl. Ges. III. p. 51,(51. 7. 7. Der Fortification Jotapata's durch Josephus wird «. Vit. 37.

138

III. Abschnitt.

Von 'Akka nach Jerusalem.

s o d a s s die Belagerten Mangel an W a s s e r

litten.')

Auch

Wüllen

gab es, u a d u n t e r i r d i s c h e Behältnisse, m d e n e n J o s e p h u s und wiele Andre sich v e r b a r g e n , n a c h d e m die Stadt s c h o n g e n o m m e n w a r . ' ) — Keine B e s c h r e i b u n g

d e r ä u s s e r n Z ü g e k ö n n t e h e u t i g e n Tiages

genauer sein. W a s den Namen anbelangt, bemerkt,

dass

das

Jotapata

genugsam

werden;

auch

gleiche,

s c h o n v o r Jalhren

der Talmudischen

um

als

das

S c h r i f t e j (dem

n ä m l i c h e betraettett

in d e m n e u e n Jefat k a n n j e n e W o r t f o r m ncch

kannt w e r d e n . 3 ; Namen

so hat R e l a n d

Gopatata

Die G r i e c h e n ,

die F r a n z o s e n

die in

der Verdrehung

des Alterthums w a r e n ,

scheinen

r u m p i r t e F o r i n , als leichter a u s z u s p r e c h e n , v o r g e z o g e n zu Die E n t f e r n u n g

zu er-

f'eimder

eine , 14. 27.

'J Ilcbr. ¡"¡t]E?, n r r t " , nETP etc. Gr. ' f t u n i n u u t , Reland, PaIacst. p. 81G,8G7sq. Vergl. das alte I t u r b a und das neuere J e i d i i r . In Betreff der Veiwechselung von Yod und Gimel ("», j) siehe Gesenii Thesaurus. p. 252, 557. — Der galildische Dialekt vermischte auch mehrere Gaumenlaute und Buchstaben, wie z. B. H und PI, ? und N u. !>. w. S. Lightfoot, Hör. Hehr, in Opp. I. p. 232. fol. Schoettg. Hör. Hebr. I. p. 235. 3 ) Jos. 19, 14. 4 ) Jos. 19, 26. 27. s ) Dass Jiphthah-cl und Jel'ät identisch seien, ist üchon früher bemerkt worden; jedoch lediglich auf Grund der angenommenen Namensverwandtschaft; Keil, Comm. zu Josua. S. 346. Kitter, Erdk. XVI. 1. p. 768. ") Jos. 19, 27.

140

III. Abschnitt.

Ton 'Akka nach Jerusalem.

W i r verliessen die Bergzunge unterhalb des Teils von JefAt um 4 Uhr 2 0 Minuten, und gingen ohne Pfad 2 0 Minuten l a n g das östliche Thal hinunter. Dann schlugen wir einen Pfad ein, der dem Anschein nach von Sukhnin nach der Bultauf führte. Das Thal, welches bis hierher eine südliche Richtung h a t , wendet sich hier S. 6 5 ° 0 . und läuft so in einer beinahe graden Linie bei Käna in die Büttauf. Ersteres war zu sehen. Als wir das Thal hinunter ritten, sahen wir um und unter uns alles mit Üppig wucherndem wildem Fenchel bedeckt, der die Luft mit seinem Dufte füllte. Auch reiche Striche weissen Klees zeigten s i c h , der mitunter zu beinahe 2 Fuss Höhe aufschoss. Wir erreichten Käna um 5 Uhr. Käna, auch Khirbet Käna g e n a n n t , ist unter diesem Nauien allen Einwohnern der Gegend rings umher b e k a n n t , sowohl Christen als Muselmännern. Es liegt auf der linken Seite des Wady, wie er von Jefät k o m m t , grade wo dieser in die Ebene Buttauf tritt, am südlichen Abhänge eines vorragenden Teils, von w o es die Ebene ü b e r b l i c k t . ' ) Die Lage ist schön. Es war einst ein beträchtliches Dorf mit wohlgebauten H ä u s e r n , die jetzt verlassen stehen. Viele der Wohnungen liegen in Ruinen. Auch mehrere Bogen sieht m a n , die zu modernen Häusern g e h ö r e n ; von Alterthum irgend einer Art konnten wir keine Spur entdecken. — In meinem frühern Werk habe ich die Gründe angeführt, die es sicher machen, dass dieses Dorf und nicht Kefr Kenna das C a n a des neuen Testamentes war, wo der Herr sein erstes W u n d e r in Galiläa that; und dass es als solches bis zu dem 17. Jahrhundert herunter betrachtet wurde.*) ') Compassrichtungen von Käna: Ba'ineh 112". el-'Ozeir 145" RümraAneh 173". Khirbet Rümah 200". Diese sind alle auf der entgegengesetzten Seite der Büttauf. — el-Meshhed 172". Neby S.Vid 184". Seffürieh 202". ') Job. 2,1 — 11. 4,46. Mein Palästina. III. P. 443 sq. — Hr. de Sanlcy streitet wider dieses Käna als Stellvertreterin des alten Cana und spricht sich zu Gunsten Kefr Kenna's aus. Narrative II. p. 417 sq. Er hat zwei Beweisgründe. Der eine ist, dass der griechische Name C a n a von 6 a l i l ü a nie durch KAna el-Jelil hUttc ausgedrückt werden können, da J e l i l ein Adjektiv ist, das g r o s s oder b e r ü h m t bedeutet, so dass jener Name nur C a n a die G r o s s e heissen könne. Hätte aber Hr. de Saulcy sein arabisches Testament nachgeschlagen, so hätte er nicht allein gefunden, dass Galiläa immer durch e l - J e l i l gegeben ist, sondern dass auch Cana von Galiläa (Äni'n rijr /W/A«*"«;), wo immer es vorkommt, durch K ä n a e l J e l i l übersetzt ist; Job. 5,1. 11. 4,46. 21,2. Der andre Grund, den er anfuhrt, ist, (lavs zur Zeit der Hochzeit „Jesus mit seiner Mutter, seinen

Cana von Galiläa.

Kefir Menda.

141

Wir verliessen KAna um 2 0 Minuten nach 5 Uhr, gingen Uber die Mündung des Thaies, das von Jefät kommt, hinweg und kamen so z u einem Brunnen oder einer Cisterne am Fuss der Hügel, wo die Ileerden sich eben zum Abendtranke versammelt hatten. Wir hielten uns nun längs des Fusses der nördlichen Berge in ungeftihr westlicher Richtung, wobei wir die köstliche Ebene zu unsrer Linken hatten. Uns zur Rechten war der hohe Rücken mit der Spitze von Deidebeh. Der ganze östliche Theil der Ebene hat keinen Abfluss, da die Hügel im Osten sie ganz einscbliessen, so dass im Winter dort ein See entsteht, der sich manchmal westlich bis a n den Weg zwischen Käna und Rümmäneh erstreckt. Im Süden dieses Tbeiles der Ebene steigt ein steiler und fast ganz einzeln stehender Rücken empor und scheidet sie von der Ebene Tu'rdn und Kefr Kenna auf der andern Seite desselben. Dieser Rücken läuft im Westen unweit Rümmdneh ab, und die Ebene Tu'rdn wird durch einen Wady entwässert, der mit unebnem Boden in den südwestlichen Theil \ o n el-Büttauf hinabläuft, wogegen diese letztre sich wiederum südwestlich nach dem grossen Wady Melik abtrocknet. Wir erreichten Kefr Menda um 6 Uhr. Da wir wider Erwarteil u n s e r Zelt und Gepäck nicht f a n d e n , so blieb uns nichts übrig, als bis nach Seffürieh weiter zu gehen. Wir hatten ungefähr den vierten Theil des Wegs zurückgelegt, als wir unsern Maulthierführern begegneten, die eben von diesem Orte kamen. Sie hatten schon wieder den rechten Weg verfehlt und waren, ohne es zu wissen, nach Sefförieli gekommen. Es war 7 Uhr, ehe das Zelt nahe am grossen Brunnen von Kefr Menda aufgeschlagen war. Wir hatten eine gar schwere Tagereise gehabt. Kefr Menda ist ein beträchtliches Dorf am Fusse der nördJ ü n g t r n und seinen Vettern zu Fuss von Nazareth nach Capernaum reiste, und Niemand vernünftigerweise glauben könne, dass sie bei einem solchen Zweck und unter solchen Umständen einen Umweg von wenigstens dreissig englischen Meilen gemacht haben sollten"; p. 420. Hierauf mag geantwortet werden, dass diu Stelle (Joli. 2, 12) keine Andeutung giebt, dass Jesus gradesweges von Cana nach Capernaum ging; und selbst, dass, wenn er auf dem Wege von Nazareth nach Capernaum gewesen wäre, der Wunsch, bei der Hochzeit gegenwärtig zu sein, ihn wohl hätte bestimmen können, einen Umweg zu machen, der sich übrigens nicht auf die Hälfte der angegebenen Meilenzahl beläuft. Hr. de Saulcy drückt Bedauern aus, j a er beklagt sich gewissermassen (p. 420, 421), dass ich Kefr Kenna nicht besneht. Besuchte er das nördlichere KAna? Und wenn nicht, fallen nicht seine Bemerkungen auf ihn selbst zurück?

142

III. Abschnitt.

liehen H ü g e l ;

ein w e n i g gegen Osten

darüber hinweg. \on

Kaukab

hinüber

die

in den W a d \

herunterkommt.

Dorfes giebt es N a c h k o m m e n Brunnen

hängt

Spitze Deidffibeh

Im W e s t e n geht d e r W e g n a c h 'Akka J b p r

niedere Landschwellung dieser

Von 'Akka nach Jerusalem.

\on

Unter

den

Klafter W a s s e r s . Zierathen

Drum

herum

Dhäher el-'Omar.

lagen

drei

D*r

alte

des

grosse

ausser s i e b e n

Sarcojhage

e i n e r d a v o n w a r an d e r Seite mit s c h ö n

bedeckt.

wo

Bewohiern

d e s Dorfes soll vierzehn Klafter tief s e i n ,

Trinktröge;

eine

'Abilln h n a b ,

als

geneisselten

Auch in oder auf d e r Mauer d e s

fceservoirs

oben w a r e n zwei Deckel von S a r c o p h a g e n e i n g e m a u e r t ,

ind

nahe

dabei w a r e i n kleines antikes Gefäss v o n b u n t e m Kalksttin.

Dies

w a r e n alle U e b e r r e s t e d e s A l t e r t h u m s , die wir s a h e n ; sie sind a b e r hinreichend,

d e n Ort als antik zu b e z e i c h n e n .

Van E g n o n d

und

H e y m a n s p r e c h e n in i h r e r Zeit \ o n ihm als von e i n e r Mauer eing e f a s s t u n d d u r c h m e h r e r e kleine F o r t s

geschützt.')

Von d i e s e m Dorfe h a t m a n eine weite Aussicht ü b e r die g a n z e grosse Ebene el-Büttauf

und

ihre Umgebungen.

Am

westlichen

E n d e d e r E b e n e ist ein g r o s s e r Teil,

Namens el-Bedawiyeh,

der

sie ganz

von

mit

seinem

übersieht.

alten

Beinahe

Thurme,

o b e r h a l b Nazareth.

südlich

und drüber

In dein

uns

hinaus

lag Seffürieh

d e r W e l y Neby

s ü d ö s t l i c h e n Thcile d e r E b e n e

die Dörfer Ba'ineh, el-'Ozeir, R ü m m ä n e h

u n d Khirbet R ü m e h .

R ü m m ä n e h h a b e n w i r aller W a h r s c h e i n l i c h k e i t n a c h d a s des Stammes

Zebulun.2)

Rümeh

liegt

w e i t e r westlich u n d m a g leicht das R u m a dieser

in s e i n e m

wähnt. 3 )

Bericht

Uber

auf

einem

niedern

Teil

die B e l a g e r u n g

von Jotapata

er-

Ob d a s R u m a h , das einmal im Alten T e s t a m e n t erwähnt

Dienstag,

den 20. April.

bestimmen.4)

W i r b r a c h e n u m ein Viertel auf

9 U h r von K e f r Menda nach Seffürieh auf u n d zwar ohne überall

In

ftimmon

d e s J o s e p h u s sein, das

wird, d a s n ä m l i c h e war, fehlt es u n s an Mitteln zu

Führer.

Sa'ld waren

Der W e g ging d u r c h die s c h ö n e E b e n e . mit e i n e r n i e d r i g e n wilden

Pflanze mit g r o s s e n

Blättern b e d e c k t ; die A r a b e r n a n n t e n sie 'Aküb.

einen

Die Felder waren zackigen

Zwanzig Minuten

vor 9 Uhr lag Teil Bedawiyeh u n s n a h e z u r R e c h t e n .

An seinem

') Van Egmond and Heym. Ii. p. 15. Lond. — Kcfr Menda wird inch in jüdischen Itineraricn nach den Krcuzziigen ernilhnt; Carmoly p. 255, 383, 455. *) Jos. 19, 13. 1 Chr. 6, 77 |G2], S. mein Paläst. III. S. 432. Griech. 'Povut't, Joseph. B. J. 3, 7. 21. Kitter, Erdk. XVI. l.p.760. Es wird auch in den judischen Itineraricn erwähnt; Carmoly p. 186,383,454. 4 ) 2 K. 23, 36.

Ebgie von Zebulun.

143

Fusse lag ein verfallener Khdn, der nach ihm heisst, und ein B r u n n e n . Hier kommt der Weg von 'Akka nach Seffhrieh über 'Abilin h e r e i n ; und der R h i n ward ohne Zweifel zum Besten der Heisenden und Karawanen, die von 'AKka nach Tiberias oder nach der BrLlcke des Jordan unterhalb des Sees gingen, errichtet. Dieser Teil wird von Pococke e r w ä h n t , der auch von einem Dorfe auf seinem Gipfel spricht, welches wir nicht bemerkt h a b e n . ' ) Wir w a r e n eben an d e m Khän vorbei, als wir durch das Wasserbett der E b e n e k a m e n , in dem kleine Tümpel Wasser standen. Es wird h i e r Wady Bedawlyeh genannt und läuft südwestlich als ein weites Thal zwischen flachen Hügelketten hinunter, von denen die rechts vom Wady mit Oelbäumen, die links mit Eichen bedeckt sind. Weiter unten wird es von einem andern Teil Wady Khülladiyeh genannt, und lauft nach Wady Mclik. — In der Ebene oberhalb des Kliäns nimmt es den Wady a u f , der von Tür'in kommt, u n d westlich von dem dazwischen liegenden Rücken durch die Hügel zwischen Seffiirieh und RümniAneh herunter läuft. Da die Wasserscheide in el-Büttauf ziemlich in einer Linie zwischen Kefr Menda und Rümmdneh ist, so f o l g t / ) dass das obere Ende des Wady Melik, nach welchem sich dieser ganze Distrikt entwässert, eigentlich oberhalb T ü r a n liegt. Uin 9 Uhr 5 Minuten theilte sich der W e g ; einer lief direkt nach Seffürieh, der andre lag m e h r rechts längs eines Thaies nach Bethlehem zu. Hier warteten wir 5 Minuten .auf die Maulthiere, uns nachzukommen. Wir n a h m e n nun Abschied von dieser herrlichen weilen Ebene, die vor Alters zu dem Bezirke des Stammes Zebulun gehörte. 3 ) Sie mag o h n e Anstand als die „Grosse Ebene", A s o c h i s genannt, betrachtet werden, von der Josephus als in dieser Gegend befindlich spricht. Sie hatte ihren Namen von einer Stadt Asochis, wo ') I'ocucLc II. 1. p. Cl. Auch Van Egmond und Heynian sprechen von dem Brunnen; JI. p. 13. Lond. s ) Rümimäneli, das R i m m o n oder Tteininon von Zebulun ist in der Ebene; Jos. 19, 13. ') Jos. Vit. 41: ¡eme und Taanach vor u n s , konnten wir nicht umhin zu fühlen, iasss dies der Schauplatz der grossen Schlacht Deborahs und Baraks geewesen sein müsse „in Taanach, an den Wassern von Megiddo". 1 ) Eine Stadt, die entweder auf dem Teil oder auf dem Rücken d a h i n t e r stand, würde sehr natürlich der anliegenden Ebene und i n e n Gewässern ihren Namen geben, wie wir wissen, dass es mit Megiddo und Legio der Fall war. 2 ) Der Teil würde in der That für eine Stadt die prächtigste Lage bieten; aber keine Spur ist vorhanden, dass eine soilche je da gestanden. Legio lag, wie wir sehen werden, an einen andern Orte. s ) Wir verliessen Teil el-Mutsellim um ein Viertel auf 1 0 Uhr, gingen auf der Südostseite bergab, um das Ende des Rückens in der Richtung ungefähr S.W. gen S. herum, und kamen unn halb 1 0 Uhr an eine sehr alte Brücke über den Strom Lejjün. Hier am höhern südlichen Ufer desselben stehen die Ruinen des grossen Khdns von Lejjün, der zu Maundrells Zeiten noch in gutem Stande war. 4 ) Die grosse Strasse \on Ramleh tritt in diesem Winkel aus der Mündung eines Thaies und theilt sich gleich darauf: e i n Zweig, der nach Nazarcth geht, läuft bei dem Khän und der Brücke hinunter; der andre, welcher nach Tabor und Damascus führt, liegt etwa 2 0 0 Schritt vom Khan ab. Der Strom windet sich von Westen her herunter und fliesst nordostwärts in die Ebene, indem er

') Eicht. 5, Ii). ) Eicht. 5 , 1 9 . 2 Chr. 35, 22. Kcland, l'alaest. p. 873, 893. 3 ) Compassrichtungen vom Teil el - Mutsellim: Shcikh Bureik 342". Semmünieh 16". Iksäl «5°. Dühy 81". Zer'in 106". Ta'annuk 160". Khuneifis 28". Jcbätha 20". — Ich fuge s es im Vergleich zu verlieren schien. E s wird in Ueppigkcit umd Lieb') S. mein Palästina III. S. 379. ') In unserer frühem Karte war die Lage dieser beiden D'ürfer verwechselt. — Till Kcram hatten wir nie sehen können. 3 ) Palastina III. S. 371.

Râroin.

Wady Shalr.

165

lichkeit von den Ebenen von RAmeb, el-Büttauf und Ya'bud übert r e f f e n ; der grössern Ebenen von 'Akka und Esdraelon nicht zu gedenken.l) Wir schlugen nicht ohne Mühe unser Zelt im Osten des Dorfes auf, wo der Hügel dem niedern Boden zu terrassenhaft abfällt. Auf dieser Seite ist der Gottesacker. Die Leute schienen im Ganzen wohLgesinnt; doch fehlte es auch nicht an Plumpheit und Zudringlichkeit. In der Shäghür und Uberall seitdem hatten wir gefunden, dass die Bauern sich weigerten, Brot zu v e r k a u f e n ; es galt f ü r eine Schande, dies zu thun. In den besten Häusern giebt es Gem ä c h e r f ü r Fremde, wo Tür Esswaaren gesorgt w i r d , ohne dass d a f ü r etwas angerechnet wird. Da wir in unserm Zelte schliefen, so inussten wir Mehl kaufen und Brot backen lassen. Hier in Rämin wollte man für das Holz, das man u n s gab, keine Bezahlung n e h m e n ; auch liehen sie u n s einen Krug, dass wir selbst uns Wasser holen lassen k ö n n t e n , statt sie für das Bringen desselben zu bezahlen. Das Dorf wird ausschliesslich durch Cisternen damit versehen. Es giebt deren eine Menge; nicht blos in diesem und andern Dörfern selbst, sondern auch längs der Wege. — Was von Provisionen und andern Dingen hier verkauft ward, war theuer. Geflügel, für welches der gewöhnliche Preis 2 £ oder 3 Piaster das Stück war, kostete hier 4 Piaster. F r e i t a g , d e n 2 3 . A p r i l . Um 7 Uhr brachen wir von Rämin nach NAblus auf. Wir ritten in schiefcr Linie den steilen Abhang hinunter in das Thal, das aus dem nördlichen Becken kommt. Die grosse Strasse geht hier, ich weiss nicht aus welchem Grunde, durch diesen Wady statt durch den andern hinauf, und lauft dann Sebüstieh gegenüber 111 schiefer Richtung über den niedern Rücken weg, der zwischen beiden liegt. Um halb 8 Uhr waren wir auf dem Kamme dieses Rückens, den man auch als eine blosse Landschwcllung bezeichnen könnte; Sebüstieh lag nicht weit von uns zur Linken, und die Ruinen eines Dorfes, Namens 'Aslün, waren über unsern Pfad gestreut. Wir betraten nun das südliche Becken. Uin drei Viertel auf 8 Uhr sticssen wir auf den kleinen Bach von gestern, der hier in vollerer Strömung Boss. Wir folgten ihm an ') Coinpassiichtungcn zu Kamin: 'Anebta 313°. ltefr Rümmön 332". Bezzârich 30". Burkah 70". Sebüstieh 109°. Sheikh Sha'leh 114°. enN&kûrah 110". Nablus 125". — Folgendo Ortschaften sind im Süden des Wady Sha'ir: Beit Ûzin 138". Beit îba 141". Keisîn 154. Kuriet Jit 174". Tell el-Kcrkcf, ein giosser Tell im südlichen Theil des Beckcns, 189". Beit Lîd 221°. Kefr el-Lebad 294°.

166

III. Abschnitt.

s e i n e m r e c h t e n Ufer

Von 'Akkft nach Jerusalem.

durch

das breite B e c k e n ;

dann eiiobem wir

u n s , um ü b e r die Spitze e i n e s felsigen R ü c k e n s hinweg zi k o m m e n , die in S ü d w e s t e n h e r u n t e r läuft, während das Thal sich r e c h t s u m die Spitze h e r u m

biegt.

Reihen Kameelen,

zusammengerechnet

In der E b e n e

s c h w e r mit S e i f e b e l a d e n . Aegypten.

Die

gehalten;

Seife

sie wird

Näblus

grossen

wird

den R ü c k e n

für

Massen

Man verpackt sie in g r o s s e n B a l l e n , über

wii m e h r e r e n

weniger

as humdert,

Sie gingen von Näblus nacl Gaza

von

in

begegneten kaum

geschlungen,

die

fabricirt

von

trägt.

und

beste im L a n d e und

lusgefführt.

denen ein Kaneel .zwei,

E i n Theil

der

Ihiere

war

auf gleiche W e i s e mit B a u m w o l l c n b a l l e n beladen.

Jede Reihe Ka-

m e e l c ward von einein

an G ö s s e

kleinen E s e l

g e f ü h r t , der

Gewicht es kaum mit einein Fünltheil vom K a m e c l e Oben

auf dem

Kamme

s e h r deutliche S p u r e n

des

des erwähnten

antiken W e g e s

S e i t e n und stellenweise tieferen B o d e n Wir

sahen

hauenen

auch

hier Ueberrcste

Steinen,

und

Dibbärieh g e n a n n t .

Im T h a l c

Rückens

anden

mit Mauern an

wir

beiden

als das angränzmde L a n d .

einer

Fragmente

und

autiahm.

alten

Ortschall mit

zweier Säulen.

zuge-

Sie wird

jetzt

lag eine Muhle und i n e h e r e davon

zeigten sich am B a c h e a u f dem W e g e nach N a b l u s , d a n n t e r e i n i g e ganz g r o s s e .

Den m e i s t e n

Gerinnen zugeführt,

ward

das W a s s e r von oben in l a n g e n

die auf B o g e n

ruhten.

In dem B i c k e n ,

das

wir e b e n verlassen, w u c h s e n auf vielen Olivenbäurneii liisteln, die von den Arabern S u f f e i r Nachdem

wir

über

genannt den

werden.

Rücken

waren,

ging

eii W e g

die

Höhe hinan, auf der Deir S h e r a f liegt, während ein andrer in S ü d e n um den Ilügel h e r u m geht. waren um 8 kam

aus

W i r hielten u n s in dein lefctern, und

Uhr 1 0 Minuten

einem

breiten

Um 8 Uhr 4 0 Minuten nach S e b ü s t i e h ,

dem Dorfe g e g e n ü b e r .

Scitcnthalc gelangten

unsern

zur L i n k e n

I a l d darauf

ein Ba;h

herum.

wir auf die S t r a s s e w n

früheren R e i s c w c g ;

und

Nablus

da laf noch

c h a r d s o n s berüchtigte „ a l t e " B r ü c k e ü b e r das Thal hinweg

Ri-

nämlich

ein a r a b i s c h e s M ü h l g e r i n n e ! ' ) Uns g e g e n ü b e r , an der Abd»chung des südlichen B e r g e s , westlich unten,

dreht, aber

um welchen sich das Thal eine kurze Zeit lang

lagen

in

w e s t l i c h , Beit iba. uns;

zwanzig

unterhalb

drei Dörfer,

gleicher L i n i e ,

oben J u n c i b ,

Beit I z i n

und n o c h n i e d r i g e r ,

weiter

doch weiter

F ü n f Minuten vor 9 Uhr lag Zawita links über

Minuten

des Dorfes

später

war

dieses Namens

') Palästina III. ß. 364.

der

grüne

ganz

Teil

\oü

dicht um, zur

RAfidieh Linken

Weg nach Niblus. auf der andern Seite des Baches. wir an eine Gabel des Wegs. auf die Mauilhiere.

167

Um 9 Uhr 3 5 Minuten

kamen

Wir warteten hier eino Viertelstunde

Währenddem ritten uns acht bis zehn Sheikhs

aus dem Intande vorbei, die nach Nablus zogen, um den Gouverneur auf dessen Einladung zu besuchen.

Sie hatten ihre Staats-

kleider an und ritten auf muthigen Rossen. Man hatte uns gesagt, dass beide Wege gleich gut s e i e n ; wir nahmen den obern, zur linken Hand.

Allein hier kamen wir bald

an eine Reihe Felsen, über die es den Pferden äusserst sauer ward zu kommen.

Wir

wendeten

uns

daher den nächsten

Seitenweg

hinunter und ritten querüber nach dem andern Wege jenseits des Baches.

Auf

lichen Tliorc

diesem gelangten wir um 1 0 Uhr nach der Stadt.

Da das Wetter

mit Regen

dem westdrohte und

bereits ein Nebel fiel, so gingeil wir grade nach dem Hause eines Protestanten, Nantes 'Audeh, der reisende Franken nehmen pflegte.

bei sich aufzu-

Das Haus lag mitten in der Stadt,

durch mehrere der engen Gassen hindurch mussten.

so dass wir In

einigen

derselben floss ein Gewässer; mehrere waren überwölbt. Der Eingang zum Hause führte durch einen niedrigen Thorweg, und dann durch eine schmutzige Schlüppe zwischen Ställen weg nach einem kleinen Hofe,

aus

dein

eine enge Treppe von

aussen nach einer Terrasse führte, auf welche die Familienzimmer gingen.

Es waren

uns gegeben ward; kamen,

nahmen

zwei grosse Gemächer da, einige englische Reisende,

von

denen

eines

die nach uns an-

für die Nacht vom andern Besitz.

Unsre Stube

war auf die gewöhnliche orientalische Weise nnt Dtvans und Teppichen ganz erträglich

möblirt;

auch einen Tisch halten wir und

ein Paar plumpe Stühle für den Bcsuch

von Franken.

Hier nah-

men wir unsre Mahlzeiten ein, mit denen uns die Familie versah, wahrend Rashid servirte; wiederum

unsre eignen

und hier schliefen wir auch, indem wir Bettstellen aufschlugen.

Wenigstens

be-

fanden wir uns hier bequemer als in des Bauern Hause, in dem wir früher Zuflucht gefunden. Unser Wirth 'Audeh

war

ein

gut

aussehender

verständiger

Mann, eine der Hauptpersonen unter den Protestanten von Ndblus. Auch als Geschäftsmann schien er thätig:

er war in seinem Ge-

schäft in der Stadt, als wir ankamen, so dass wir ihn erst gegen Abend sahen.

Dagegen fanden wir im Hause einen jungen Mann,

Namens Ya'Mb el-Müsa, den Lehrer der S c h u l e , die kürzlich von der bischöflichen nehmen,

Missions-Gesellschaft

verständigen

jungen Mann,

angelegt ist: der auch

einen ange-

ein klein

wenig

168

III. Abschnitt.

Von 'Akka nach Jerusalem.

englisch sprach. Er bewies uns alle Aufmerksamkeit uid Ubernahm die Pflichten des Wirthes. Die Protestanten von Näblus hatten um diese Zeit eine Ermächtigung vom Pascha von Jerusalem, die sie autorisirte. als eine Christengemeinde öffentlich anerkannt zu werden; allein sie hatten dieselbe noch nicht beim Gouverneur von Nablus eingerechl. Zu der Bittschrift darum hatten sich eine gute Anzahl vereingt; aber nun fanden sich nur sieben bis acht bereit, ihre Namen lazu herzugeben. Der eigentliche Anstifter der Sache, der DaW hiess, und seine Parthei hielt sich jetzt zurück. Zwei blos, 'Aideh und Ya'köb, hatten in der englischen Kirchc zu Jerusalem die Communion genommen. Die ganze Angelegenheit schien in Vtrbindung mit den Bemühungen der englischen Missionäre und des Bischofs in der heiligen Stadt zu stehen. Die unter den Auspizien derselben gestiftete Schule war noch klein, aber im Aufblühen. Dr. Smith brachte einen grossen Theil des Abends im Gespräch mit den beiden oben genannten Männern zu, und freut*, sich an ihrer Verständigkeit und ihrer Gesinnung. Sic dranger in uns, bei ihnen über Sonntag zu bleiben, so dass mein Gefährte dort a r a b i s c h e n Gottesdienst halten lnöclite; eine Freude, die ihnen noch niemals zu Theil geworden war. Auf ihren Wunsch ward unsre Abendandacht in arabischer Sprache gehalten. — \ o n ihnen hörten wir, dass es in Näblus ungefähr i22 steuerbare männliche Christen giebt. — Als wir eben auf die Thür des Hauses zuritten, halten wildem grade heraustretenden jüngern Samariterpriestcr begegnet, der eben bei Ya'köb in Bezug auf seine Schule einen Besuch gemacht hatte. Da wir späterhin die Samariter zu besuchen wünschten, so ging Ya'köb, uin ihn von unsrer Ankunft zu benachrichtigen. Der nämliche Priester kam mit ihm zurück, um uns zu bewillkommnen, und nachdem er eine Weile bei uns gesessen, gingen wir sämmtlich nach ihrem K o n i s c h , indem wir beim Eintritt die Schuhe abnahmen. Hier kam auch der ältere Priester, SeUineh, zu uns; er schien einigermassen überjahrig zu sein und ausgedient zu haben, und der Sohn jetzt an der Spitze des Volkes zu stehen. 1 ) Das Zimmer war dasselbe, das wir im Jahre 1838 bcsucht, mit der Nische auf der linken Seile, das Ganze so einfach und schlicht, als nur immer möglich. Auf der der Nische entgegengesetiten Seite ist der Boden um eine Stufe erhöht; oben und unten war ') S. Palästina III. S. 325.

NÄblus.

Protestanten.

S am ari taxier.

169

e r m i t Matten und alten, nicht eben reinen Fussteppichen Der Ort schien

auch

als

bedeckt.

Schule gebraucht zu werden;

auf dem

h ö h e r n Theil des Bodens lagen allerlei Bücher umher. Der Priester war s e h r höflich und mittheilsam.

E r zeigte uns

die handschriftlichen Schätze ihrer Literatur, so wie sie nun eben sind.

Ausser

ihren

Manuscripten

tanischen Pentateuch sionen Eins

haben

sie

derselben S c h r i f t e n ,

derselben

bewilligte

hebräischen

und

Dr. Smith

legen.

zu leihen

und

es zum Behuf seiner eignen Ueber-

E s war sehr nett geschrieben;

schriften und Abtheilungen

samari-

arabischer Ver-

auf welche sie grossen Werth

der Priester

mit nach Beirüt zu n e h m e n , setzung JU brauchen.

des

einige Exemplare

ursprünglich

die Ueber-

in samaritischer Sprache

und S c h r f t ; aber alle diese waren sorglich mit Papier Uberkleistert. Eine Gefälligkeit, wie diese, wäre früher etwas unerhörtes gewesen; auch erregte sie 'Audehs und Andrer nicht geringe Verwunderung. Dr. Smith

hatte übrigens

schon

ein

minder

corrcktes

Exemplar

desselben Werkes \on Damascus erhalten, das wahrscheinlich

von

der frühem samaritischen Colonie in dieser Stadt s t a m m t e . 4 ) Ein alter Commentar

des Pentateuch

ward uns ebenfalls vorgelegt, gegeben wird, soll.

der

der ungefähr 1 0 0 J a h r

des Marky aus-

vor Christo gelebt

haben

Er ist hebräisch und samaritisch in parallelen Colonnen, und

bedeckt wohl 7 0 0 Oktavseiten. sollte

in samaritischer Schrift

für das Werk

vor mehr

Die Copie,

als 4 0 0 Jahren

die man uns

gemacht sein.

zeigte,

Sie haben

auch

noch verschiedene arabische Commentare einzelner Theilc, so dass das Ganze des Pentateuch gedeckt i s t ; Marky ist das Ilauptstück; Priester

erbot

sich,

Ya'köb zu diktiren,

allein

eine Uebersetzung der

der Commentar des

auf ihn verlassen

sie für Dr. Smith

und wollte dafür 3 7 5 Piaster haben.

sie sich ganz.

desselben

ins

Der

Arabische

niederschreiben sollte,

Aber eine Copie des Origi-

nals machen zu lassen, wollte er um keinen Preis bewilligen (wenigstens that er es n i c h t ) , Religion, heiligen

irgend

ein Buch

Charakteren

Zeit möchte jedoch

indem in der

er anführte,

es sei gegen ihre

heiligen Sprache

in die Hände von Fremden vielleicht k o m m e n ,

und in den

zu geben.

wo das Anerbieten

Die eines

hohen Preises diese Gewissensscrupel heben dürfte. Wir sahen auch ihr Buch J o s u a , das nur a r a b i s c h eine blosse Legendensammlung

existirt:

und von geringem Werth. —

Sie

') Die ersten Exemplaro des Bamaritischcn Pentateuch wurden ebenfalls von Deila Valle in Damascus gekauft; s. Palästina III. 8. 354.

170

III. Abschnitt.

Von 'Akka nach Jerusalem.

haben auch, was sie eine Geschielitc ihrer Nation nennen, in a r a bischer Sprache, vom Exodus an bis zu Muhainmed. Ihre Gebete sind hebräisch und füllen zwölf Bände. Wir hörten nicht, d a s s bei ihnen irgend Gesänge in Verbindung mit ihrer Liturgie er Name Jiljülieh scheint dem antiken G i l g a l zu entsprechen; und Eusebius und Hieronymus erwähnen eines Dorfes G a l g u l i s „ das auf der sechsten Meile nördlich von Antipatris liege.*) Da num jetzt kein solches Dorf im Norden von Kefr Säba bekannt ist,') Jiljiilieh aber nur wenig näher als die angegebene Entfernung südlich davon liegt, so Hesse sich wohl die Frage aufwerfen, ob nicht vielleicht durch irgend ein Verschreiben oder Verlesen aus s ü d l i c h — n ö r d l i c h hätte entstehen können. Eusebius muss den Ort gekannt haben, da er oft zwischen Cäsarea und Jerusalem hin u n d her reiste. Dies Galgulis mag oder mag nicht eins sein mit dem Gilgal, das einmal, zusammen mit Dor, im Buche Josua erwähnt wird. 4 ) M o n t a g , d e n 2 6 . A p r i l . Durch den Rasttag erfrischt, brachen wir um drei Viertel auf 7 Uhr vom Wely nach Mejdel Yäba auf, und zwar ohne einen Führer, da der Weg einfach war, und wir darauf rechnen durften, Leuten zu begegnen, bei denen wir uns erkundigen konnten. Fünf Minuten nach 7 Uhr gingen wir über das tiefe, breite Wasserbett von Wady Känah, das von O.S.O. kommt. Es ist hier unter der Benennung Wady Z&kür bekannt, von der Ruine dieses Namens auf seiner Nordseite, eine kleine Viertelstunde links von uns, und wird ebenfalls von einer andern Ruine an der südlichen Thalwand Wady Khureish genannt. Es läuft südlich von Jiljülieh ab nach dem Wady, der von Kefr Süba kommt, und geht so in die 'Aujeli. Um 7 Uhr 10 Minuten war die Ruine Khureish uns linker Iland unfern unsres Pfades. Um 7 Uhr 35 Minuten gingen wir über einen kleineren Wady, der eine Ruine auf der südlichen Thalwand hatte. Diese hiess Kefr Ilatta. Sie bestand blos aus einigen nur theilweise erhaltenen

') Itin. Hieros. p. 600. Die Entfernung von Kefr Säba nach Lydda ist nach unsrer eignen Beobachtung ungefähr 4 Stunden; was, nach unsrer Art zu reisen, nicht &ehr von 12 lömischen Meilen abweichen würde, während es nach der gewöhnlichen mit Maulthieren nicht mehr als ungefähr 10 Meilen ausmachen würde. ') Onomast. Art. Gel g e l . 3 ) Der Name Kilkilieh ist nicht mit dem Namen Gilgal verwandt; noch liegt dis Dorf, man mag es verstehen, wie man will, auf der sechsten Meile nördlich von Kefr Säba. 4 ) Jos. 12, 23.

182

III. Abschnitt.

Von 'Akka nach Jerusalem.

Mauern, einem Wasserbehälter und einem Sarcophag, der als Trinktrog gebraucht ward. hügeln entlang, manchen

Stellen

Unser Weg lief auf den niedrigen Felsen-

wie sie in die grosse Ebene hineinspringen;

an

grade quer über ihren äussersten Auslauf weg.

Fünf Minuten nach 8 Uhr kamen wir nach dem breiten Bette des Wady Rib&h, der nördlich von Mejdel von Osten hereinkam.

Zu-

folge der Erkundigungen, die wir im Dorfe einzogen, hat er seinen Anfang nahe bei 'Akrabeh') und läuft in der Nähe von ez-Z&wieh hinunter.

E r hält sich nördlich von Kftl'at el-'Ain und so nach

der 'Aujeh.

An diesem Wady liegt auch, mitten

Kefr Käsim, das zwar hier nicht sichtbar war,

in den Hügeln,

uns aber, als wir

es später" von der Ebene aus sahen, wie ein alter Ort erschien. Als wir des Weges zogen, lag Kül'at el-'Ain unter uns rechter Hand, auf einer Absenkung der Ebene. sahen wir ein Gebäude in Form das einst eine Festung gewesen

Auf einer kleinen Anhöhe

eines

langen

sein soll.

Parallelogrommes,

Am Fusse dieser An-

höhe im Westen ist die grosse Quelle des Flusses 'Aujeh; sie ist eine der grössten in Palästina. Rohr und Schilf.

um diese Jahreszeit dieser

beinahe

Sie bildet einen Sumpf, dick voll

Diese Quelle und andere weiter unten versehen so

den Fluss gross

als

ganz

allein mit W a s s e r ,

der Jordan

bei Jericho

obwohl ist.

Das

Wasser hat eine bläuliche Farbe und gewöhnlich eine träge Strömung.2)

Der Fluss schwenkt sich ungefähr W.N.W.,

bis er die

Hügel erreicht oder vielmehr das hohe Plateau; hier nun sind die Mühlen bei e l - M i r r ,

ungefähr eine (engl.) Meile von der Quelle.

Der Strom iiiesst unter einem niedrigen,

obwohl steilen, klippen-

artigen Ufer weiter in einer Richtung ungefähr W. gen S. Wir kamen um halb 9 Uhr nach Mejdel Y&ba, das auf einem steilen Berghang uns zur Linken lag.

E s hat ein Scheikhs-Haus

oder Schloss, das den Rest des Dorfes überragt.

Der Ort hat ein

altes Aussehen, allein von eigentlich Alterthümlichem sahen wir nur wenige

entschiedene Merkmale.

Des Scheikhs Schloss

ist

gross

und hoch; es ist erst ganz kürzlich wieder aufgebaut worden; als mein Gefährte im Jahre 1 8 4 3 hier durchreiste, lag es in Ruinen. 3 ) Sein E i g e n t ü m e r aber, Sheikh SAdik el-Jeina'iny, war jetzt in der Verbannung.

Auf einem Felde im untern Theile des Dorfes

merkten

zwei Sarcophage;

wir

die

einzeln

') S. unter 12. Mai. ') E. Smith in Bihliotlieca Sacra 1843. p. 491 ') E . Smitli ibid. p. 488 ¡.q.

liegenden

be-

Felssteine

Mejdel YÄba.

Renthieb.

183

waren an der Aussenseite weggehauen, vielleicht mit Gewölben unten, wie die zu Hableh. — Wir wurden hier 10 Minuten aufgehalten, indem wir einen FUhrer zu bekommen suchten; aber ohne Erfolg.') Von Mejdel wendeten wir uns nach der Ebene S. 67* W., um auf die grosse Strasse zu kommen, die von Damascus nach Ramleh geht Wir gingen vom Dorfe bergab und kamen 10 Minuten vor & Uhr nach dem tiefen Bette des Wady Kuriwa, der Fortsetzung von Wady lielAt.*) Auf der rechten Seite desselben gingen wir nun hinunter, bis wir nach J 5 Minuten uns quer darttber weg wendeten. Hier konnten wir eine kleine Viertetstunde weiter unten eine Brücke mit drei Bogen wahrnehmen. Sie war auf dem Wege von Damascus. Durch diesen Wady müssen die Gewisser einer grossen Strecke Landes abfliessen. Jetzt war er trocken. Er läuft im Westen von der KüFah nach der "Aujeh. Um ein Vierte) auf 10 Uhr kamen wir bei einem Wely, Namens Neby Thäry, de» auf einem niedrigen Teil steht, mit einem Teiche reinen Wassers im Norden, auf den Weg von Damascus. Bieser wird es-SuhAna genannt. Hier hielten wir 1 0 Minuten lang an. 4> Wir setzten dann unsern Weg auf der Suttäna gen Ludd und Ramleh fort. Die Strasse ging nach 5 Minuten über einen Wady hinweg, in dem schmutziges Wasser stand, und erhob sieh dann mit einem höhern Theil der Ebene, wo der Boden kiesiger ist. Um drei Viertel auf 10 Uhr kamen wir naeb Renthieb, das uns dicht zur Linken auf einer einzeln stehenden Klippenreihe lag, welche sich hier mitten in die Ebene streckte. Es scheint früher ein Ort von eiuigem Umfang gewesen zu sein, jetzt aber ist's ein blosses Dorf von armseligen Hütten. 4 ) Der Name Renthieh (oder Remthich, wie wir es bisweilen ') Compassriehtungen von Mejdel Yaba: Kcfr Säba N. Jiljulieh S58° Ludd 204". Hamich 212". Renthieh 224". el-Miri 316". RAael-'Ain 322". — Die folgenden Orte sind auf der westlichen Seite der Ebene: el-Yehüdiyeh 233". el-Fcjj|eh 282". el-Mulcbbis 291". s ) 8. Palastina III. S. 290. J ) Compassrieh tungen von Neby Thäry: Mejdel 67". Kül*»t el-'Ain 10". Fojjch 318". Rentbich 193". Kefr Käsim 48". el-Muaem'ah 136". Küly 145°. Die drei letztem sind auf und iiviwhen don niedrigen östlichen Hügeln. ') Comptissriclktungen zuRenthiob: Küly 10&°. Muzeiri'ah 83°. Mejdel Yaba 45". el-Yehüdiyeh 250", 1$ M. Ramleh 206". Ludd 200°. DeirAbu Mesh'al? 114". Doir Türif 167". et-TireU 147». — Die letztem beiden Hegau am Fuss» der östlichen HügeL

184

III. Abschnitt.

Von 'Akka nach Jerusalem.

aussprechen hörten) könnte der Form nach wohl an die Identität des Ortes mit dem A r i m a t h i a des Neuen Testamentes denken l a s s e n . l ) In einem f r ü h e m Werke habe ich die Gründe angegeben, die mich bestimmen, Arimathia als in keiner Verbindung mit Ramleh stehend zu halten, und warum es mir scheint, dass wir die Lage des erstgenannten Orts auf einem der Hügel östlich von Lydda zu suchen haben. *) Die nämlichen Gründe gelten auch in Hinsicht auf die Idee, Arimathia in Renthieh erkennen zu wollen, und ich möchte hier noch einige darauf bezügliche Bemerkungen hinzufügen. Josephus erwähnt vier Toparchien im Norden von Judäa, sämmtlich nach ihren Hauptorten benannt; nämlich Acrabatene, Gophna, Thamna und Lydda. Diese Ortschaften sind jetzt alle bekannt, da auch Thamna im Jahre 1 8 4 3 von Dr. Smith unter dem Namen Tibneh auf dem Wege von Gophna nach Mejdel Yäba entdeckt worden ist. 3 ) Die Natur des Landes zeigt, dass diese Toparchien wahrscheinlich wie lange Parallelogramme gestaltet waren, die parallel neben einander lagen und sich von Norden nach SUden erstreckten. Das erste nahm die Ostseite der Wasserscheide auf den Bergen ein; das zweite die Westseite derselben, ebenfalls nah auf den Bergen. Das dritte, das von Thamna, begriff die westlichen Abhänge entlang dem Gebirge, während das letzte, das von Lydda, den grössern Theil der Ebene umfasste. Südlich von der Thamnitischen Toparchie war die von Emmaus, während Joppe und Jamnia die Jurisdiktion über die benachbarten Städte hatten. 4 ) Da nun aber Arimathia in dem Thamnitischen Distrikt lag und dieses den westlichen Berghang und wahrscheinlich die benachbarten Hügel umfasste: so können wir Arimathia nicht wohl weder in Ramleh, noch in Renthieh suchen, denn beide liegen mitten in der Ebene, gehörten also der Natur nach zu dem Distrikt von Lydda. Dasselbe Resultat scheint aus einer Stelle im Hieronymus zu folgen. 5 ) Dieser Kirchenvater erzählt von der Paula, indem er ihre ') Es giebt indessen ein andres Rcmthch östlich vom Jordan auf der Haj-Strassc, südlich von Esbmiskin. Dies mag zum Beweise dienen, dass der Name keinen nothwendigen Zusammenhang mit Arimathia hat. 0 Palastina III. 8. 251, 255 f. ') E. Smith in Biblioth. Sacra 1843. p. 484. 4 ) Joseph. B. J. 3, 3. 5. Antt. 14, 11. 2. Plin. H. N. 5, 15. 5 ) Onomast. „ A r m a t h a S o p h i m . . . in regione Tamnitica juxta Diospoliin, undc fuit Joseph qui in Evangeliis ab Arimathia esso scribitur."

ßenthieh, nicht Arimathia.

185

Reise beschreibt, sie sei von Antipatris nach Lydda gereist; dann nicht weit von dieser Stadt nach Arimathia und Nobe; auch nach Joppe; von dort" sei sie nach Emmaus oder Nicopolis gegangen, von wo sie den Weg Uber die beiden Beth-horons nach Jerusalem n a h m . 1 ) Alles dies scheint zu beweisen, erstlich dass Arimathia nicht Renthieh war, denn dieses liegt grade auf dem Wege zwischen Antipatris und Lydda; und zweitens dass es wahrscheinlich irgendwo zwischen Lydda und Nobe, jetzt Beit Nüba, lag, eine (engl.) Meile nordöstlich von Yälo. Vielleicht dürfen wir hoffen, dass Arimathia dort herum später noch entdeckt werden wird; die Gegend ist bis jetzt noch nicht gründlich untersucht worden. Wir verliessen Renthieh um 10 Uhr und gingen nach Ludd. Der Boden senkt sich hier wieder in die untere Ebene hinab, ein flaches, reiches Stück Land, das sich gegen YÄfa im Rücken der Hügel im Westen von Fejjeh ausdehnt. In dieser Richtung kamen, indem wir weiter und weiter ritten, mehrere Dörfer zum Vorschein, deren Namen uns entgingen, weil wir keinen Führer hatten. In der nämlichen Richtung läuft der Wady im Norden von Ludd nach der 'Aujeh. l ) Um 10 Uhr 2 5 Minuten hatten wir eine entfernte Ansicht von Yäfa, das N. 78° W. lag. Um 10 Uhr 4 0 Minuten gingen wir über einen Wady hinweg, der eine Brücke mit zwei Bogen und darunter einen Wasserpfuhl hatte. 3 ) Um 1 1 Uhr trafen wir auf eine Ruine uns zur Rechten, dem Anschein nach die eines Khäns. Zwanzig Minuten später war Berfilich zu sehen, S. 60° 0 . , auf dem Gipfel eines der östlichen Hügel; wie es schien, war es auch eine Ruine. Um halb 12 Uhr kamen wir an eine stattliche Brücke mit drei oder mehr Bogen, die über den ganzen grossen Wady wegging, der Ludd einschliesst und dann nordwestlich nach der 'Aujeh läuft. Diese Brücke ist eine der besten im Lande, gut gebaut, zweimal so weit als die gewöhnlichen und noch immer ganz erträglich gepflastert. Alle diese Brücken und KhAns längs der SultAna zeigen, von welcher Wichtigkeit diese Strasse als die grosse Communications- und Handelslinic zwischen Aegypten und Damascus einst war. ') Hieron. in Ep. 86 ad Eustoch, Epit. Paulae. p. 673: „et Lyddam vcrsain in Diospolim (vidit) . . . . haud prooul ab ca Arimathiam viculum Joseph, qui Dominum sepclivit; et Nobe urbem sacerdotum . . . . Joppen quoque . . . . r e p e t i t o q u e i t i n e r e Nicopolim, quae prius Emmaus vocabatur . . . . atque indo proficiscens ascendit Bethoron inferiorem" etc. ') Um 10 Uhr 15 Min. et-Tireh S . 4 5 ° 0 . 1JM. 0 Um 10 Uhr 50 Min. Dcir Türif S. 60° O. 2 M.

186

III. Abschnitt. Von 'Akka nach Jerusalem.

Wir erreichten Ludd ein Viertel vor 1 2 Uhr und verweilten hier an der nordöstlichen Ecke der Stadt ausserhalb, um uns«rn Itnbiss einzunehmen. Der Weg nach Ranileh geht ein wetig westlich weiter, und unsre Maulthiere und ihre Führer (par nobile) hdttea sich es in den Kopf gesetzt, bis dahin weiter zi geben. Es blieb uns nichts übrig, als Rashid hinter sie drein zu schicken, sie zurückzuholen. Auf diese Weise wurden wir hier beinahe rwei Stunden aufgehalten. In dem offnen Felde in unsrer Mhe "war eine grosse Versammlung von Kameelen, viele davon waren jung. Unter den Häusern in dieser Gegend gab es viele grosse, von denen wir hörten, dass sie Seifenfabriken seien. Sonst sind die Häuser von Ludd, obwohl zahlreich, doch im allgemeinen klein und armselig. Doch wurden unsre Augen wiederum durch den angenehmen Anblick von mehreren Palmbäumcn begrüsst. Wir mietheten einen Führer nach YAlo. Dieser nahm uns, ehe wir aufbrachen, nach den Ruinen der alten Kirche im südwestlichen Quartiere der Stadt. Statt uns durch die Strassen zu führen, brachte er uns von aussen herum nach Süden, wo wir durch ein andres, nicht viel gebrauchtes Thor hinein gingen. Es sind dies gar stattliche Ruinen, obwohl sie jetzt bei Tageslicht weniger imposant aussahen, als wie wir sie das vorige Mal bei Mondschein besuchten. Die historischen Nachrichten über die Kirche, wie über Lydda im allgemeinen, habe ich andern Orts bereits gegeben.') Es war 5 Minuten vor 2 Uhr, als wir das Thor verliessen und den Weg nach YAlo über cl-KubAb nahmen, zuerst S. 26° 0 . Nach einer Viertelstunde gingen wir schräg über den Wadv Harir, der von S.S.W, kam und sich ein wenig mehr nördlich mit Wady 'Atallah vereinigt, um so den grossen Wasserlauf im Norden von Ludd zu bilden. Hier trafen wir auf Pfuhle sumpfigen Wassers, aus denen wir Weiber ihre KrUge füllen und auf ihren Köpfen forttragen sahen. Der Boden ward jetzt höher, und um 2 Uhr 20 Minuten befanden wir uns auf einer Landschwellung, von der man eine weite Aussicht hatte.*) Nachdem wir von ueuero die Ebene erreicht, kamen wir um drei Viertel auf 3 Uhr nach dem Wasserbette des Wady 'Atallah, das über Kubäb von der Merj Ihn 'Omeir herunter kam. Wir gingen dieses Thal hinauf; nach ') Palästina III. S. 261—270. ') Compassrichtungen um 2 Ulir 20 Min. Jiinzu 106". Kamlcli 264". Ludd 334°. Ncby Daniftl 116". el-Haditheh 43". Dies letztre ist ein grosses Dorf neben den östlichen Hügeln grade an der Mündung eines Wady.

Lydda.

Kubäb.

'Annäbeh.

187

1 0 Minuten kam Kubäb zum Vorschein, S. 3 5 ° 0 . Später stiegen w i r wieder höher auf die westliche Seite des Thaies längs der E b e n e , und hatten um 3 Uhr 1 0 Minuten mehrere Dörfer vor A u g e n . 1 ) Darunter war Abu Shüsheh am westlichen Ende einer Hügelkette im S ü d e n ; auch 'Annäbeh, ein Dorf von einigem Umfang im Norden des Wady. Hier entliessen wir u n s e m Führer, der u n s wenig Genüge gethan. Wier hielten u n s nun am äussersten Rande der Ebene, klommen d e n steilen Hügel von Kubdb hinauf u n d erreichten das Dorf 5 Minuten vor 4 Uhr. Dieser Hügel kann als einer der äussersten nördlichen Endpunkte der Kette betrachtet werden, die N.NAV. von Zorah ausläuft, o d e r vielmehr als ein nordöstlicher Ausläufer derselben. Das Dorf ist von beträchtlicher Grösse, hat aber keine Merkmale des Alterthums, noch irgend eine historische Bedeutung. Als wir an seiner südwestlichen Seite hinauf ritten, hatten wir einige Mühe, zwischen all den zahlreichen, kleinen Brunnen gleic h e n d e n Oeffnungen einen Weg zu finden. Dieselben führten zu unterirdischen. Getraidemagazinen. Die Leute waren höflich genug. Wir f a n d e n , dass wir, da wir ohne Führer w a r e n , durch das Hinaufgehen ins Dorf insofern aus unserm Wege gekommen waren, als wir hätten längs dem Thalgrunde nördlich weiter gehen sollen. Um wieder auf diesen u n s e m rechten Weg zu k o m m e n , inussten wir einen sehr steilen Abhang h i n u n t e r : eine mühselige Arbeit. Der Wady 'Aly, d e r von Säris und Lätrön kommt, vereinigt sich hier mit Wady 'Alallah, der \ o n der Merj hierher seinen Weg findet.') Das grosse Dorf 'Annäbeh lag hier im Norden über das Thal hinaus. Der Name lässt an das B e t h o a n n a b a oder B e t h a n n a b a des Hierony mus denken, das nach ihm auf der vierten Meile von Lydda lag; obwohl viele meinten, es läge auf der achten. 3 ) Dies scheint darauf hinzudeuten, dass selbst schon so frühe die Namen 'Annäbeh und Beit Nüba manchmal verwechselt worden. Denn die Bestimmung von vier Meilen und acht Meilen von Lydda passt noch auf ditese beiden Dörfer. ') Compassrichtungcn nm 3 Uhr 10 Min. Abu Shiisheh 198". el-Birliyeh S.50"W. l ^ M . el-Kubab 148". el-'Ann&beh 82°, 211. s ) Compassrichtungen zu Kub&b: Ramleh3l4". 'AnnabehN. el-L&tron 151". 'Amwds 135". Selbit 91". Saris? 130". Beit NUba 107". 3 ) Onomast. Art. A n o b : „Est usque hodie villa juxta Diospolim quasi quarto milliario ad orientalem plagam, quae vocatur Bethoannaba. Plerique autem affirmant in octavo ab ea milliario sitam, et appellari Bethannabam,"

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III. Abschnitt.

Von 'Akka nach Jerusalem.

Indem wir Kubäb um ein Viertel auf 5 Uhr verliessen, stiegen wir gegen Nordosten hinab, gingen Uber den Wady 'Aly hinweg und dann den Wady 'Atallah nach Yälo zu hinauf. Die Lage des letztgenannten Ortes auf der Nordseite eines Rückens, der im Westen aus den Bergen südlich von der Merj ausläuft, ward uns eigens bezeichnet; allein er war von Kub.lb aus nicht sichtbar. Unser Weg ging das breite, offene Thal entlang, erst ungefähr S. 70° O.; 1 ) dann nach einer halben Stunde ward unsre Richtung etwa O.S.O. und um 5 Uhr erreichten wir das Westende jenes auslaufenden Rückens. Wir wandten uns nun die Bergseite entlang hinauf, und passirten nach einer Weile einen engen Wady, welcher nördlich herunter k a m ; eine kleine Quelle war auf seiner andern Seite am Wege. Um 5 Uhr 4 0 Minuten kamen wir nach Yälo. Dies Dorf liegt auf der Mitte der nördlichen Bergseite zwischen zwei Schluchten, die in die Ebene hinunterlaufen. Es übersieht so das herrliche, wiesenhafte Land der Merj Ibn 'Omeir. In der westlichen Schlucht ist eine Quelle, welche die Dorfbewohner mit Wasser versieht. Der Ort hat ein altes Ansehen; in einer Klippe jenseits der östlichen Schlucht sahen wir mehrere grosse Höhlen, die Werke der Natur sein mögen, aber wahrscheinlich vergrössert worden sind. Das Dorf gehört der Familie der Scheikhs Abu Ghaush, die in Kuriet el-'Enab residiren. Einer der jüngern davon war jetzt eben hier; er machte uns in unserm Zelt einen Besuch. Die Leute von Yälo zeigten sich überhaupt wohlgesinnt und geneigt, uns Achtung zu erweisen. Das schöne, weite Becken Merj lbn 'Omeir, das jetzt vor uns ausgebreitet lag, streckt sich zwischen den Hügeln bis ganz zum Fusse der steilen Gebirgswand, auf deren Höhe das obere Bethhoron und Säris liegen. Südlich davon ist der Bergrücken von Yälo, im Norden und Nordwesten niedrigere Hügel. Der Name Ibn 'Omeir gehört einem Distrikt an und nicht der Ebene insbesondre. In unsrer frühern Reise hatten wir dies schöne Stück Landes von der Höhe von Beit 'Ür cl-Föka überblickt, und wir fanden jetzt, dass die dort gegebenen Beschreibungen im Ganzen richtig sind; mit der einzigen Ausnahme, dass, von einem so hohen Tunkte aus gesehen, das Becken mehr nach Südwesten, nach Ekron ') Compassrichtungen um 4 Uhr 40 Min. el-LAtron S. M. 'Amw&s S. 25" O. 1 M. Seibit N. 4" O. 1 M. — Dies letztre ist eine Ruine im Norden des Wady.

Yälo.

Aijalon.

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sich zu senken schien, während wir jetzt erkannten, dass es sich durch den W a d j 'Atalleh nach der 'Aujeh entwässert.') — In 'der Ebene und auf den Hügeln herum giebt es mehrere Dörfer. Von Yälo konnten wir Beit Nüba in der Ebene sehen, Beit Lukieh am Fuss der nördlichen Hügel und Rümmäneh, eine Ruine, auf dem Gipfel des Berges. Ferner Rds Kerka' und Jemmäla auf den untern Theilen des Berges weiter in Norden, im Distrikt der Simh&nSheikhs, die zu Räs Kerka' wohnen und Keis sind. 1 ) Hätten wir von Mejdel YAba nach YAlo mehr nach Osten zu einen direkten Coursr nehmen können, so würde er uns durch ein noch wenig besuchtes Gebiet gebracht haben, das, wie es schien, voller Dörfer war. Die ganze Merj und in der That ein beträchtlicher Theil der grossen Ebene, durch welche wir heute gereist waren, war jetzt mit einer üppigen Saat von Waizen und Gerste überdeckt. Die Merj insbesondre erinnerte mich an die reiche Ernte, die ich vor einein Jahre in Lincolnshire gesehen, als ich von London nach Schottland reiste. Die Gerste stand eben in. der Aehre und war bald zur Ernte reif. Zwischen der Saat stand eine Menge Unkraut hin und her gestreut. Die trockene Jahreszeit war auch schon angebrochen; das Gras fing an manchen Stellen schon an ins Gelbliche zu spielen, und in zwei bis drei Wochen d ü r f t e ' e s mit dem jetzigen frischen Grün vorbei sein. In einem frühern Werke habe ich die Gründe angegeben, die mich bestimmen, YAlo für das alte Aijalon zu halten, und das schöne Becken unter uns für das Thal von Aijalon, Uber welchem Josua dem Mond befahl stille zu stehen. 3 ) Der Ort war immer von Interesse für uns gewesen, und es war uns lieb, eine Nacht darin zubringen zu können. So \icl mir bekannt, ist es bis jetzt noch von keinen neuern Reisenden besucht worden. 4 ) Beit Nfiba, das etwa eine kleine halbe Stunde entfernt unter

') Fallistina III. S. 278. ') Ueber die beiden grossen Partheien Keis und Yemen s. m. Palästina II. S. 601. — Compassrichtungen zu Yalo: Beit 'Ür e l - F o k a G4". Beit Nüba 41 u , I M . Beit Lükieli 59". Rümmaneh 86". R.is Kerka' 59". Jemmäla 35°. 3 ) Jos. 10, 12. S. Palastina III. S. 278, 279. 4 ) Dr. Wilson sagt, dass er die drei Dörfer 'Amwäs, Beit Nüba und Yälo vom Jerusalemer Weg nahe Lätron g e s e h e n habe. In Bezug auf Beit Nüba scheint dies kaum möglich, und noch weniger in Bezug auf Yftlo. Lands of the Bible. II. p. 266.

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III. Abschnitt.

Von 'Akkä nach Jerusalem.

uns in der Ebene lag, mit einem ausgebreiteten Olivewwalle dahinter, dürfen wir als die Repräsentantin des Nobe im Hicttxiynnus betrachten. Es ward auch in seiner Zeit von Einigen flr ein Bethannaba angesehen.') Die historischen Notizen sind in einem frühern Werke gegeben.*) Diese Ebene ward von König Fichard von England zum Local für eine langdauernde Lagerstätte gewählt, ohne Zweifel wegen ihrer Fruchtbarkeit und sonstigen Btquemlichkeit. In YAlo hörten wir von einer Ruine im Gebirge in Osten, die nicht weit abliegen und Kefir heissen sollte. Es war jedoch für u n s jetzt zu spät, sie von Yälo aus zu besuchen, noch waren wir im Stande, später von Jerusalem eine Excursion daain zu machen. Allein es ist unmöglich, in dem Namen Kefir das alte C h c p h i r a h , eine Stadt der Gibeoniten, zu verkennen, die nachher dem Stamme Benjamin zugesprochen w a r d , und die nach der Gefangenschaft wieder \ o n den zurückgekehrten Exilirten bewohnt ward.*) Von jener Zeit bis auf den heutigen Tag ist der Ort unbekannt geblieben. Sollte sich dies bestätigen, so würde unsre Kenntniss der vier Gibeonitischen Städte vollständig sein; denn die andern drei, Gibeon, Beeroth und Kirjath-Jearim, sind bereits in el-Jib, el-Bireh und Kuriet el-'Enab erkannt worden. D i e n s t a g , d e n 2 7 . A p r i l . Der Morgen fing mit regenhaftem Aussehen an, und wirklich fiel ein leichter Schauer; allein die Wolken brachen sich bald und es ward ein schöner Tag. Wir verliessen Yälo 5 Minuten vor 7 Uhr mit einem Führer nach Sür'a. Zuerst kehrten wir auf unsern Weg von gestern Abend etwa 10 Minuten weit zurück; dann hielten wir uns hoch den Abhang entlang, ungefähr N. 65° W . 4 ) Um 7 Uhr 2 5 Minuten wendeten wir uns links um die Schulter des Bergrückens herum und hatten 'AmwAs und Lätrön vor uns in einer Linie, S. 47° W . 5 ) Indem wir nach und nach herunter ritten, kamen wir um 7 Uhr 40 Minuten nach 'Amwäs, das auf der ganz allmähligen westlichen Böschung eines felsigen Hügels liegt, hoch genug jedoch, eine weite Aussicht Uber die grosse Ebene zu haben. Es ist jetzt ') Hieron. in Ep. 86 ad Eustoch. Epit. Paulae. p. G73; s. oben S. 185, Note 1. — Ononiast. Art. A n o b ; s. oben p. 185, Note 7. ') Palestina III. S. 279, 280. 3 ) Jos. 9, 17. 18, 26. Esra 2, 25. Neh. 7, 29. *) Um 7 Uhr 10 Min. el-Burj 15°. Kubàb 299°. 5 ) Compassrichtungcn um 7 Uhr 25 Min. Kubab 304". Abu Shusheh 283". Khaldeh 256°. Beit Jiz 235". Làtròn 227°. 'Amwas 227".

'Amwis.

Emmaus.

ein armseliges Dörfchen, das blos aus einem Paar elenden Häusern besteht. Es giebt indessen zwei Quellen oder Brunnen fliessenden Wassers hier, einen grade beim Dorfe und den andern nur wenig abwärts in dem flachen Thale im Westen. Der erstere ist wahrscheinlich derjenige, den Sozomenos im 5. Jahrhundert, Theophanes im 6. und Willibald im 8. Jahrhundert erwähnen als an einem Orte, wo drei Wege sich begegnen (in trivio) und dem sie Heilkräfte zuschreiben. l ) Wir bemerkten hier auch Bruchstücke von zwei marmornen Säulen und hörten von Sarcophagen ganz in der Nähe, die vor kurzem geöffnet sein sollten. Die hauptsächlichste Antiquität bestand jedoch in den Ueberresten einer alten Kirche südlich vom Dorfe, die ursprünglich ein schönes Gebäude gewesen sein muss, aus grossen behauenen Steinen bestehend. Das runde Oslende steht noch so, wie auch die zwei westlichen Ecken; aber dazwischen liegt alles in Ruinen. Dies ist der jetzige Zustand des einstigen Nicopolis!') Dass'Amwäs das alte E m m a u s oder N i c o p o l i s repräsentirt, das am Fuss der Berge und nach dem Itin. Hieros. 22 römische Meilen von Jerusalem und 10 Meilen von Lydda entfernt lag, ist, glaube ich, von niemand bezweifelt worden. 3 ) Der Name kommt im Alten Testament nicht vor. Allein aus dem ersten Buch der Maccabäer und aus Josephus wissen wir, dass Judas Maccabäus hier den syrischen Fcldhcrm Gorgias schlug; 4 ) dass Emmaus, nachdem seine Festungswerke abgetragen, von neuem von dem Syrer Bacchides befestigt worden; 5 ) dass es unter den Römern der Hauptort einer Toparchie, nachher aber von Cassius in die Sklaverei gebracht ward; endlich dass es auf Befehl des Varus, grade nach dem Tode ^on Herodes d. Gr., niedergebrannt worden. 6 ) Der Ort scheint den Namen Nicopolis erst im 3. Jahr-

') Sozom. II. E. 5, 21. Theophan. p. 41. Vita S. Willibaldi ab anon. § . 1 3 . — Der Ruhm dieser Quelle als einer Heilquelle für Menschen und Thiere scheint sich auch auswärts verbreitet zu haben; s. Reland, Palaest. p. 759 sq. ') Compassrichtungen zu 'Amwäs: Kubäb 314". Ramleli 314". Abu Shüsheh 289". Beit Jiz 234". 'Annäbeh 333 u . 3 ) Hieron. ad Dan. c. 8 und 12: „Emans, quae nunc Nicopolis . . . ubi ineipiunt montana Judaeae consurgere". Itin. Hieros. p. 600. *) 1 Macc. 3, 40. 57. 4, 3. 14. 15. Hieron. ad Dan. c. 8. 5 ) 1 Macc. 9, 50. Jos. Antt. 13, 1. 3. •) Jos. B. J. 8, 3. 5. — Antt. 14, 11. 2. ib. 17, 10. 9.

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III. Abschnitt.

Von 'Akka nach Jerusalem.

hundert nach Christus bekommen zu haben, als er zufolge der Bemühungen des Schriftstellers Julius Africanus, der um das Jahr 2 2 0 n. Chr. blühte, wiederum aufgebaut w u r d e . ' ) Diesen Namen führte er nun- n e b e n dem Namen Emmaus während der Periode der Kreuzzüge. 2 ) Die Schriftsteller dieser Zeit jedoch, so wie die spätem Reisenden, die von einem C a s t e l l u m E m m a u s (nach der Vulgata) sprechen, hatten offenbar dabei — wie wir weiter unten sehen werden — die Feste zu el-Lätrön im Auge, die eine (engl.) Meile davon auf dem Wege nach Jerusalem liegt. 3 ) Das Dorf 'Amwds, obwohl man es von diesem Wege sehen kann, scheint in der That noch von keinem Reisenden besucht worden zu sein. Eine Frage von nicht geringem historischen Interesse steht mit diesem Orte in Verbindung; nämlich ob es mit dem Emmaus des Neuen Testaments zusammenhängt, nach dem die beiden Jünger von Jerusalem gingen, als Jesus ihnen am Tage seiner Auferstehung erschien und sie begleitete? 4 ) Wie der Text des Neuen Testamentes jetzt steht, ist die Entfernung dieses Ortes von Jerusalem auf CO Stadien angegeben. Wenn dies correkt ist, so fallt natürlich jede Idee irgend eines Zusammenhanges desselben mit dem jetzigen 'AmwAs von selbst weg, denn letzteres ist wenigstens 1 6 0 Stadien von der heiligen Stadt entfernt. 5 ) Und doch ist es unbezweifelt w a h r , dass in der frühesten Periode nach dem apostolischen Zeitalter, über welche wir Nachrichten haben, in der Kirche die Meinung herrschte, dass Nicopolis (wie es damals genannt ward) der Schauplatz jener Erzählung gewesen sei. Sowohl Eusebius als Hieronymus im 4. Jahrhundert drücken sich ganz deutlich aus: der eine einer der bedeutendsten Bischöfe und Geschichtschreiber, der andre ein Gelehrter und

') Hicron. in Catalog. Scriptor. Eccles. „Julius Africanus, cujus quinque de temporibus extant Volumina, sub Irapeiatore M. Aurclio Antonino . . . legationem pro instauratione urbis Emmaus suseepit, quae po&tea Nicopolis appellata est". Chron. Pasehal. ad A. D. 223. S. Reland p. 759. *) Will. Tyr. 7, 24. ib. 8, 1. Brocardua c. 9. 10. 1 ) Hier lagerte das erste Heer der Kreuzfahrer zum letzten Mal, ehe es Jerusalem erreichte. Will. Tyr. 7, 24. ") Lucas 24, 13—35. 6 ) Das Itin. Hieros. giebt die Entfernung zwischen Nicopolis und Jerusalem auf 22 röm. Meilen an. Allein die Bestimmung der Entfernungen ist in dem ganzen Itinerarium nur allgemein, und kann in keinem Falle als genau betrachtet werden. Der Reisende braucht jetzt von 6 bis zu 6£ Stunden zwischen 'AmwSs und Jerusalem auf einem sehr bösen Wege.

'Amwás.

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Emmaus.

Uebersetzer der Schrift.') In der That scheinen sie nie an eine andre Auslegung gedacht zu haben, noch findet sich ein Zweifel davon in irgend einer alten Schrift. Die nämliche Meinung blieb durch die darauf folgenden Jahrhunderte gültig bis zum Anfang des 14. Jahrhunderts, 2 ) wo zuerst schwache Spuren einer spätem Idee sich zu zeigen anfangen, dass K u b e i b e h Emmaus sein könnte, eine Voraussetzung, von der sich, wie gesagt, keine frühere Spur zeigt, und die auf keinem andern möglichen Grunde beruhte, ausser dass ein Emmaus 60 Stadien von der heiligen Stadt gefunden werden sollte. 3 ) So hatte also J 3 Jahrhunderte lang die in der Kirche geltende Auslegung das Emmaus des Neuen Testamentes und Nicopolis für identisch gehalten. Es war dies keinesweges blos die Stimme der Ueberlieferung, sondern das wohlerwogene Urtheil gelehrter und kritikgeübter Männer, die im Lande lebten, mit dem Local bekannt waren, und deren Geschäft es war, die Topographie des gelobten Landes zu erforschen und zu beschreiben. — Die Einwendungen, welche sich gegen die Ansicht machen lassen, sind von Ileland und Andern klar angeführt worden; es sind die vier folgenden: 4 ) Erstens. Die ausdrückliche Angabe des Evangelisten Lucas, dass Emmaus 60 Stadien von Jerusalem gelegen h a b e . 5 ) Dies ist in der That die jetzige Lesart, wie wir es in allen Editionen und in den meisten Manuscripten des Neuen Testamentes finden, die auf uns gekommen sind. Allein es ist nicht weniger wahr, dass es in mehreren Handschriften, und einige davon sind \on hoher Autorität, hier e i n h u n d e r t u n d s e c h z i g lieisst, was auf Nicopolis hindeutet. 6 ) Dies m a g die aufgenommene Lesart zu Eusebius ') Onoinast. Alt. E m a u s . Hieronymus, indem er Eusebius übersetzt, sagt hier: „Emaus, de quo loco fuit Cleophas, cujus Lucas meminit Evangelista. Haec est nunc Nicopolis insignis civitas Palaestinae". ') So in Sozomcn. II. E. 5, 21. Thcoplian. p. 41. Vita S. Willibaldi ab anon. §. 13. Will, Tyr. 7, 24. Jac. de Vitr. 03. p. 1081. Brocaidus c. 10. 3 ) Sir J. Maundeville, Voiage p. 94. Ludolf de Suchern § 43, in Keissb. p. 850. Mehr in meinem Paliistina III. S. 282, Note. — Hr. Williams glaubt, dass Kuriet cl-'Enal» früher als Emmaus betrachtet worden sei, wovon sich aber nicht die geringste Spur findet, weder in Geschichte, noch in Tradition. Churches in I'alestine, no. 1. p. 7. ") Reland, Palaest. p. 426 sq Kaumcr, Pal. p. 109. 3. Ausg. Luc. 24, 13. 6 ) Zwei Uncial-IIandschriften haben diese Leseart, näml. K, oder Cod. C y p r i u s , und N, oder Cod. V i n d o b o n e n s i s ; ausserdem auch einige Cursiv-Handschriften. Siehe die critischen Ausgaben von Wetstein, Griesbach, Tischendorf etc. Robinson, Bibl. F o r s c h u n g e n .

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III. Abschnitt.

Von 'Akka nach Jerusalem.

und Hieronymus Zeiten gewesen sein. Es ist in der That eine starke Wahrscheinlichkeit vorhanden, dass dies wirklich der Fall war; denn sonst hätten diese Kirchenväter, wenn sie nach Emmaus suchten, sich blos in einem Umkreis von Jerusalem von 60 Stadien umsehen können, es zu finden. Wir dürfen daher wenigstens diesen bestimmten Schluss ziehen, nämlich dass in ihren Tagen ein solches Emmaus unbekannt war, und auch dass wahrscheinlich diö Exemplare der Handschriften, deren sie sich bedienten, h u n d e r t u n d s e c h z i g Stadien hatten. — Es mag sein, dass das Wort oder der numerische Buchstabe, der e i n h u n d e r t bedeutete, schon frühe durch einen Fehler der Abschreiber ausgelassen war, und dass Copien mit dieser Auslassung mehr und mehr Uberhand nahmen, als die Copisten in andern Ländern nichts von Palästina wussten; bis endlich die Auslassung in den Abschriften ganz allgemein ward. In der That sind auch nur wenige, wenn irgend eins, der jetzt noch vorhandenen Manuscripte in Palästina geschrieben worden. Auch giebt es im Neuen Testamente andre Beispiele irriger Lesarten, die ohne Zweifel ebenfalls durch die Irrthilmer der Abschreiber sich eingeschlichen h a b e n . ' ) Z w e i t e n s . Josephus erzählt, dass Vespasian (oder Titus) 8 0 0 Mann, die er aus seinem Heere entlassen, einen Ort in Palästina zum Wohnen angewiesen habe, der Emmaus geheissen habe und 60 Stadien von Jerusalem gelegen habe.*) Dies, wird angeführt, bestätigt die jetzige Lesart des Neuen Testamentes. Da jedoch, wie wohl bekannt ist, die Werke des Josephus in spätem Zeiten beinahe ausschliesslich von christlichen Abschreibern copirt •wurden, so möchte diese Stelle leicht in Uebereinstimmung mit der gebräuchlichen Lesart im Lucas geändert worden sein; während es auch nicht vergessen werden muSs, dass mehrere noch •) So wird in Joh. 19, 14 gesagt, dass Jesus von Pilatus in der s e c h s t e n Stunde verurtheilt ward; während er nach Marc. 15, 23 in der d r i t t e n Stunde ans Kreuz geschlagen ward. Dies letztre allein stimmt mit den Umständen der Kreuzigung üherein. Wahrscheinlich nahm ein Abschreiber das r für ?'. S. meine griechische Harmonie p. 226. — Ein anderes Beispiel ist in der Apostelgesch. 7, 16, wo A b r a h a m für J a c o b steht. Vergl. 1 Mos. 33, 18. 19. — Ein drittes ist die Einschaltung des Namens J e r e m i a s , Math. 27, 9; vergl. Sach. 11, 12. 13. *). Joseph. B. J. 7, 0. 6. — Sowohl Do Wette als Meyer (über Luc. 24, 13) beziehen sich auf Josephus, der dies Emmaus in Norden von Jerusalem setzen soll. Allein weder Josephus, noch irgend ein andrer Schriftsteller sagt ein Wort über die Richtung desselben im Verhfiltniss zur heiligen Stadt.

'Amwfts.

195

Emmaus.

gelesene Manuscripte des Josephus d r e i s s i g Stadien h a b e n . 1 ) Dies beweist wenigstens, dass die Lesarten wechseln und darum nicht zuverlässig sind, so dass sie kein Gewicht bei der Bestimm u n g des Textes des Neuen Testamentes haben können. Das Original mag eben so wohl hundert und sechzig gehabt haben. D r i t t e n s . Das Emmaus des Lucas und des Josephus, wird angefahrt, wird ein D o r f genannt, 8 ) während Nicopolis eine S t a d t war. Allein das Wort, das Lucas braucht, bedeutet genau: eine O r t s c h a f t o h n e M a u e r n , ein Flecken, verschieden von einer befestigten Stadt; und das was Josephus braucht, einen O r t , und wird ebenfalls für befestigte Posten oder Städte gebraucht. Emmaus war kurz nach Herodes Tode von Varus in Asche gelegt, und war schwerlich bis zum 3. Jahrhundert, als es Nicopolis genannt wurde, ganz wieder aufgebaut. Als Lucas schrieb, war es daher wahrscheinlich eine theilweise noch in Ruinen liegende Ortschaft und ohne Mauern: ein passender Platz zu einer Colonie für entlassene Soldaten. V i e r t e n s . Es wird angeführt: die Entfernung von Nicopolis von Jerusalem ist zu gross, als dass die beiden Jünger noch den nämlichen Abend hätten zurückkehren und die Apostel noch versammelt hätten treffen können. Dies jedoch würde nicht so icl von der Entfernung abhängen, als von der Zeit, wann sie sich auf den Weg gemacht. Sie eilten natürlich zurück, die frohe Kunde zu hinterbringen, 3 ) obschon sie, wenn auch noch so eilig, die Strecke nicht wohl unter 5 Stunden zurücklegen konnten. Es war noch nicht Abend, als sie in Emmaus ankamen; 4 ) und selbst wenn sie so spät als 6 Uhr, was um diese Jahreszeit ungefähr um Sonnenuntergang gewesen wäre, sich auf den Rückweg gemacht hätten, so konnten sie die Stadt um 1 1 Uhr erreichen. Die Apostel waren versammelt und die Thüren waren zugemacht „aus Furcht vor den Juden". 5 ) Sie hatten in der That eine Abendmahlzeit zu sich genommen, allein diese war längst vorüber, denn Jesus frägt nachher: „ob sie hie etwas zu essen hätten"? 6 ) Es war offenbar spät. Es ist daher nichts unmögliches oder unwahrscheinliches in der ') S. N o t e über J o s e p h . 1. c. edit. H a v e r c a m p .

Rödiger in A l l g o m . L i t .

Z e i t u n g , Apr. 1 8 4 2 . No. 72. p. 576. ' ) L u c . 2 4 , 13 yu>fii).

J o s e p h . B . J . 7, 6. 6 ¿ w p i o v .

S. die L e x i c a .

') L u c . 2 4 , 33. *) L u c . 24, 28. 29. ») J o h . 2 0 , 19. ") Marc. 16, 14.

Luc. 24, 4 1 .

13*

196

III. Abschnitt.

Von 'Akka n&ch Jerusalem.

Voraussetzung, dass die zwei einen bedeutenden Weg spät am Abend zurückgelegt hätten, vielleicht nicht ohne grosse körperliche Anstrengung, um ihren Brüdern das wunderbare Ereigniss mitzutheilen, zu dessen Zeugen sie berufen worden. Eine Reise von gleicher Länge bei einer ausserordentlichen Gelegenheit würde sicherlich auch heut zu Tage nichts unerhörtes sein. Der Fall stellt sich demnach so dar: Auf der einen Seite geben gute Handschriften die Entfernung von Emmaus und Jerusalem auf 1 6 0 Stadien an, an welcher Stelle sich ein Ort befand, der Emmaus hiess, der noch immer als das Dorf 'Amwäs existirt; und alles dies wird durch die Kritik und das Urtheil gelehrter Männer unterstützt, die der Zeit nahe im Lande lebten; so wie ferner durch die ununterbrochene Tradition der ersten 1 3 Jahrhunderte. Auf der andern Seite findet sich die gebräuchliche Lesart von 6 0 Stadien in den meisten der jetzigen, ausserhalb Palästina geschriebenen Manuscripte, unterstützt lediglich durch eine zweifelhafte Lesart des Josephus; aber ohne einen weder jetzt, noch zu Ende des 3. Jahrhunderts dort befindlichen Ort, auf welchen die Benennung sich beziehen könnte. Soweit es das Neue Testament angeht, ist es eine Frage zwischen zwei verschiedenen Lesearten; eine, die jetzt übliche, in Handschriften und Ausgaben, aber ohne andre gültige Unterstützung; die andre ebenfalls durch Manuscripte unterstützt und ausserdem durch Thatsachen, durch das Urtheil früherer Gelehrten und durch die alte und ununterbrochene Ueberlieferung. — Nach langer und sorgfältiger P r ü f u n g bin ich geneigt, dem Urtheile des Eusebius und Hieronymus beizustimmen. 1 ) —

Nachdem wir 'Amwds verlassen und längs dem Abhang, der hier nach und nach gegen Westen abfallt, weiter geritten waren, kamen wir in 2 0 Minuten auf den Jerusalemer Weg und nach elLätrön, das dicht an seiner südlichen Seite liegt. Dies ist ein ') Siehe auch Rüdiger in Allgcm. Lit. Zeit. 1. c. Ritter, Er-dk. XVI. p. 545 sq. — Es könnte gesagt werden, und ist gesagt worden, dass die Handschriften, in denen es heisst „ein hundert und sechzig", nur nach der herrschenden Tradition eingerichtet worden sein; Kuinöl, Comm. ad Luc. 1. c. Allein in diesem Falle war und ist ein wirklich in der angegebenen Entfernung existirendes Emmaus. Im andern Falle, 60 Stadien weit, ist keine Spur von einem Emmaus zu finden, mit Ausnahme der zweifelhaften Lesart in Josephus.

'Amwäs.

Lätron.

197

kegelförmiger Teil, von dem man einer weiten Aussicht geniesst; oben stehen die Ruinen einer grossen, starken Feste. Wir ritten nach dem Gipfel, >on dem wir Teil es-Säfieh in Südwesten und auch Ydfa und das mittelländische Meer sehen konnten. 1 ) Die Ruinen bestehen aus Mauern von grossen zugehauenen Steinen, mit zahlreichen innern Abtheilungen und vielen Gewölben. Die Ruinen sind hauptsächlich aus dem Mittelalter, und Spitzbogen finden sich Uberall in den besterhaltenen Theilen. 2 ) Allein das Fundament ist älter, dem Anschein nach römisch, besonders auf der Westseite. Hier ist der untere Theil der Wand eine Strecke lang mit schräg abhängendem Mauerwerk aufgebaut, obwohl die schräge Richtung weniger entschieden ist, als in Jerusalem oder Kül'at es-Shükif. Gegen Süden sieht der Teil in den Wady 'Aly hinab, der von Särls herunter kommend sich hier um den Teil herum zieht und im Norden von Kubdb weiter läuft. Der Jerusalemer Weg geht durch diesen Wady den Berg hinauf. Dieser Ort ist ganz augenscheinlich das Castelluin Emmaus der Kreuzfahrer und späterer Reisender, von welchem sie als identisch mit Nicopolis sprechen. 3 ) Die Festung war ohne Zweifel errichtet, den Zugang zu Jerusalem zu bewachen, und in Folge ihrer Nähe von Emmaus und Nicopolis mag sie auch dieser Stadt zum Bollwerk gedient haben. Auf diese mögen sich die römischen Fundamente erklaren lassen, wie vielleicht auch Hieronymus Benennung von C a s t e l l u m E m m a u s in der Vulgata. 4 ) Als aber die Tradition sich nach und nach geändert hatte, und Emmaus nach Kubeibeh versetzt worden war, finden wir im letztern Theile des 16. Jahrhunderts dieser Ruine als C a s t r u m v. C a s t e l l u m ') Compassrichtungcn von el-Lätron: Teil es-Säfieh 227". Beit Jiz 239". Khüldeh 264". Ramleli 320". Yftfa 323". Kubäb 336°. 'Annäbeh 343". - Von Teil es-Säfieh nahmen wir im J. 1838 die Lage von Lätron auf: N. 49''0. Die Leute dort gaben ihm damals den Namen 'Amwäs; s. mein Palästina II. S. 623. ') Quaresmius und Andre erwähnen zu ihier Zeit unter diesen Ruinen die einer grossen Kirche; Quareein. II. p. 12. F. Fabri in Reissb. p. 241. Cotovicus p. 143. J ) Bernard. c. 10. Fulcher Carnot. 18. p. 396. Will. Tyr. 7, 24. ib. 8,1. Jac. de Vitr. (.3. p. 1081. Brocardus c. 9. Tücher in Reissb. p. 638. Breydenbacli ib. p. 105. — Einige ganz neuere Reisende sprechen noch immer von diesem Ort als von Emmaus; z. B. l'rokcsch p. 39. Barth in Ritters Erdk. XVI. p. 546. 4 ) Luc. 24, 13. — Die frühere I t a l a liest hier m u n i e i p i u m ; Blanchini Quat. Evang. II. p. 298. Vergl. auch Reland, Palaest. p. 429.

198

III. Abschnitt.

Von 'Akka nach Jerusalem.

b o n i L a t r o n i s erwähnt; ein Name, der von der Legende herkommen sollte, die diesen Ort zum Geburtsplatz des reuigen Schochers macht.') Dies ist der wahrscheinliche Ursprung des heutigen arabischen Namens. Allein in welchem Verhältniss immer diese Festung zu Emmaus gestanden haben mag, es lässt sich nicht ohne Grund vermuthen, dass dies die Ortslage des alten Modin ist, des Wohnsitzes der Maccabäer; wenigstens stimmt seine Lage und Höhe besser als die irgend eines andern Ortes mit den Umständen Uberein, die über Modin berichtet werden. An diesem Ort lebten die Maccabäer und wurden sie begraben, und dort errichtete Simon zu ihrem Gedächtniss ein hohes Monument mit sieben Pyramiden.*) Modin lag ganz nahe an der grossen Ebene, und das Monument war allen, die auf dem Meere fuhren, sichtbar. 3 ) Eusebius und Hieronymus bezeugen ebenfalls, dass Modin unfern Lydda gelegen habe, und dass die Gräber zu ihrer Zeit noch existirten. 4 ) Die Autoren aus der Periode der Kreuzzllge sprechen auf unbestimmte Weise von Modin, als irgendwo hier in der Nachbarschaft liegend, 5 ) während Brocardus bereits es nach Sßba versetzt. s ) — Zu allen hier zusammengestellten Umständen würde der hohe und einzeln liegende Teil von LAtrdn gut genug passen. 7 ) Wir brachen um ein Viertel auf 9 Uhr von LAtrön auf und stiegen mit einemmale die steile Höhe in das Bett des Wady 'Aly hinunter, in dem ein Bach dahin floss; dann stiegen wir sogleich wieder auf der andern Seite hinauf und waren um 8 Uhr 35 Minuten oben. Wir befanden uns hier auf der Höhe eines breiten ') So Zuallart liv. 3, p. 16, franzüs. Ausg. Cotovicus p. 143. Quarcsmius II. p. 12. Lctztrcr hat ein ganzes Heer von Autoritiitcn in Bereitschaft, zu beweisen, dass der fragliche Schacher nicht hier geboren war, sondern in Aegypten. *) 1 Macc. 2, 1. 15. 13, 25—30. Joseph. Antt. 13, 6. 5. J ) 1 Macc. 16, 4. 5. 13, 29. ') Onomast. Art. M o d i m : „Vicus juxta Diospolim, unde fucrunt Machabaei, quorum hodieque ibidem scpulchra monstrantur." ') Will. Tyr. 8, 1. Jac. de Vitr. C3, p. 1081. ") Brocard. c. 10, p. 18G. — Ueber die Absurdität, Modin mit Söba zu verbinden, s. mein Paläst. II. S. 581 f. — Quaresmius und einige frühere Reisende sprechen von einer Kirche, die den Maccabäern gewidmet war, einen Steinwuif von L&trSn, auf der Nordseite des Weges; Quarcsm. II. p. 12. Zuallart 1. c. p. IC. Cotovic. p. 143. Wir bemerkten nichts der Art, noch finde ich ihrer in spätem Reisenden erwähnt. ") S. auch Ritters Erdk. XVI. p. 646.

Sur'a.

Zorah.

199

Rückens, von wo wir das tiefere Land zwischen den Hügeln in Süden Ubersehen konnten. Vor uns sahen wir Sur'a liegen.') Es ist gegen das südwestliche Ende des Bergrückens gelegen, der Wady es-Sür4r im Norden einfasst, von welchem Ende ein andrer Rücken oder vielmehr eine Hügelkette abläuft, ungefähr N.N.W, in der Richtung von Khüldeh und Kubdb. Zwischen diesen beiden Bergrücken und dein, auf wclchem wir jetzt im Süden des Wady 'Aly standen, liegt ein otfnes Land ausgebreitet. Es sind hier die, wenn auch felsigen, doch angebauten Becken oder Anfänge von nicht weniger als drei Wadys vereinigt, die westwärts laufen und gegen die Ebene hin zusammenkommen, dann aber, wie es scheint, durch eine Oeffnung in den westlichen Hügeln nach Nähr Rübin gehen. Von jenen Becken lag eines unter dem Rücken, auf dem wir jetzt standen; ein andres sticss an den, der von Sür'a nach Norden läuft; das dritte lag zwischen den andern beiden, alle von einander durch niedrigere Ausläufer getrennt. — Auf unsrer vorigen Reise hatten wir Sür'a von Süden aus auf einem hohen Punkte des Bergrückens liegen sehen, der die schöne Ebene von BethSemes überblickt; jetzt näherten wir uns ihm von Norden, und die Höhe seiner Lage schien hier nicht halb so bedeutend. Indem wir nun bergab und quer Uber den nächsten Wady gingen,') hatten wir wieder den gegenüberliegenden Berg zu ersteigen, und kamen so 5 Minuten vor 9 I h r nach Beit Sösln, einem kleinen Dorfe von altem, armseligem Aussehen. Dann ging es wieder bergab. So kamen wir nach 7 Minuten nach einem alten Brunnen von bedeutender Grösse und einige 2 0 Fuss lief, der mit zugehauenen Steinen ummauert war. Nachdem wir über das ablaufende Ende des zweiten Rückens geritten, befanden wir uns um ein Viertel auf 1 0 Uhr im Bette des dritten Wady, der, mit einem Bache darin, aus der Richtung von Sür'a herunterkam. Diesem folgten wir nun hinauf durch reiche Kornfelder. Nach 8 Minuten stiessen wir auf die Ilauptquelle des Baches: ein stattlicher Brunnen, viereckig, mit grossen, zugehauenen Steinen ummauert, und reichlich überströmend vom schönsten Wasser. Dies ist der Brunnen von Zorah. Als wir weiter ritten, holten wir nicht weniger als 1 2 Weiber ein, die alle, jede mit ihrem Krug voll Wassers auf dem Kopf, mühselig nach dem Dorfe hinauf gingen. Dieses lelztre, der Brunnen, die Felder, die Berge, die Frauen, die Wasser trugen, ') Um 8 Uhr 35 Min. 5 ) Um 8 Uhr 50 Min.

Sü'ra 180". cl-Lätrött 8°. Beit Jiz N. 80° W.

200

III. Abschnitt.

alles d i e s

versetzte

uns

Von 'Akkn nach Jerusalem

in die f r ü h e s t e Vorzeit z u r ü c k ,

als nach

aller W a h r s c h e i n l i c h k e i t die Mutter S i m s o n s a u f gleiche W e i s e £um B r u n n e n kam u n d i h r e n W a s s e r k r u g

mühsam

h e i m w ä r t s trug.



E s ist in d e r That u n b e g r e i f l i c h , d a s s m a n n i c h t allgemein zu diesem Dienste E s e l g e b r a u c h t , z u m a l da e i n s d i e s e r Thiere vier viel grössere Krüge

auf einmal

trägt.

Wir

sahen

sie n u r a n einigen

w e n i g e n O r t e n dazu b e n u t z t . A n d r e 8 Minuten b r a c h t e n u n s an d e n F u s s des spitzen Berges o d e r Teils, auf d e m S ü r ' a liegt; e r ist b e i n a h e so steil u n d regelm ä s s i g als

ein v u l c a n i s c h e r Kegel.

W i r s t i e g e n auf d e r n o r d ö s t -

lichen Seite h i n a u f , u n d i n d e m wir d u r c h d a s Dorf ritten, das auf dieser Seite

grade unterhalb

des Scheitels

liegt,

9 Uhr 4 0 Minuten auf d e m ofl'nen Gipfel h e r a u s . Dorf, o h n e eine S p u r von S c h a t t e n brennenden

Strahlen

der Sonne

k a m e n wir u m E s ist ein elendes

auf d i e s e m hohen P u n k t e d e n

ausgesetzt.

Diese S c h u l t e r

des

Berges a n d e r von d e n b e i d e n R ü c k e n g e b i l d e t e n Ecke schiesst in vier scharfen Spitzen e m p o r . male d e s A l t e r t h u m s

giebt

S ü r ' a liegt auf d e r östlichsten. es im Dorfe

oder

nicht, a u s s e r d a s s die Felsen auf d e m Gipfel a n m e h r e r e n weggehauen sind.

Merk-

d a r u m h e r weiter Stellen

Allein mit A u s n a h m e e i n e r Cisterne mit Stufen

k o n n t e n wir nicht a u s m a c h e n , mit w e l c h e r A b s i c h t d i e s g e s c h e h e n . Der W e l v

dicht bei d e m Dorfe h a t m e h r e r e g r o s s e G r a b m ä l e r in

s e i n e m Hofe.

S ü r ' a liegt in d e m Distrikt v o n R a m l e h , g e h ö r t a b e r

als L e h n d e n S c h e i k h s von L ü h h a m , die in Beit 'Atäb w o h n e n u n d Keis s i n d . Auf u n s r e r f r ü h e r n R e i s e h a l t e n w i r d i e s e n Ort n u r von f e r n e gesehen

u n d ihn als d a s

burtsort

Simsons,

Zorah

erkannt.

des Alten T e s t a m e n t e s ,

Die

s t e h e n d e n h i s t o r i s c h e n Notizen

wenigen

damit

in

d e n Ge-

Verbindung

sind in e i n e m f r ü h e r e n W e r k e ge-

geben. ') Der Hauptzweck u n s r e s B e s u c h e s v o n Z o r a h w a r , eine Ansicht d e s L a n d e s z w i s c h e n d i e s e m Ort u n d J e r u s a l e m w o möglich d e n Lauf

der

g r o s s e n Thäler

zu e r h a l t e n ,

und

im allgemeinen zu v e r -

gewissern.

Die A u s s i c h t v o m Gipfel von Z o r a h ist s c h ö n u n d s e h r

umfassend.

Z w a r e r s t r e c k t sie sich nicht s e h r weit in die g r o s s e

E b e n e , sie u m s c h l i e s s t a b e r d e n Bezirk n a c h Beit Nettif zu u n d b e sonders

die E b e n e

vom

Wady

SürAr,

die g r a d e

unter uns

lag.

'Ain S h c m s , d a s alte B e t h - S e m e s , w a r v o r u n s , ein n i e d r i g e s Plateau, wo die b e i d e n s c h ö n e n E b e n e n sich v e r e i n i g e n , eine h e r r l i c h e ') Rieht. 13, 2.

S. mein Paläbtina II. S. 592, 595.

Sür'a.

Umgegend.

201

Lage für eine Stadt. Die Ebene des Sürär dehnt sich nach Osten und Nordosten weit in die Berge hinein, wo ihr oberer Theil fast ganz von hohen, steilen Bergwänden eingeschlossen ist. An ihrem äussersten Ende liegt das Dorf Yeshft'a (was hier Eshwa' ausgesprochen wird) N. 78° 0 . Ein wenig mehr nach Osten tritt die tiefe, enge Schlucht des YVady GhürAb herein, dessen einer Zweig, wie wir nachher sahen, von SAris kommt, während ein andrer von jenseits Kuriet el-'Enab. Weiter südlich, mit einem hohen Bergrücken dazwischen, konnten wir die Mündung des grossen Wady Isma'il sehen, der von Különieh kommt, die Fortsetzung von Wady Beit Hanina. Der grosse Wasserlauf dieser beiden Wadys vereinigt sich in der Ebene und bildet den Wady Sürär, um dann im Norden von 'Ain Shems herunter zu gehen. Die auf diese Weise eingeschlossenen Ebenen sind von grosser, üppiger Schönheit. Eine Menge von Dörfern war hier sichtbar, in denen wir von unsrer vorigefi Reise her alte Bekannte begrüssen konnten. Yesbü'a und 'Artüf lagen in dem Becken vor uns; das letztre auf dem niedern Rücken, der zwischen den Wasserbetten der Wadys Ghördb und Isma'il ausläuft. Das grosse Dorf Deir Ab An liegt auf dem Fusse des Berges südlich vom Wady Isma'il; Deir el-Hawa auf dem Gipfel des Berges im Süden des nämlichen Thaies. Wir sahen auch Kesla auf einer erhabenen Stelle des hohen Rückens zwischen Ghürab und Isma'il.') Wahrscheinlich ist dies das alte C h e s a l o n an den Gränzen von J u d a , wo die Scheidungslinie von KirjalhJearim vorbei und dann nach Beth-Semes hinunter ging.*) Wir wünschten Jerusalem auf dem kürzesten Wege zu erreichen ; wo möglich Uber Söba. Die leichtesten Wege sollten bedeutende Umwege sein: der eine rechter Hand über Beit 'Atäb, der andre links den Berghang entlang nach Wady 'Aly und so über SArls. Zwischen diesen zweien hörten wir von drei andern Wegen: der eine den Wady Isma'il hinauf nach 'Ain Kirim; dieser war schlecht. Ein andrer auf dem Bergrücken zwischen jenem Wady und Wady Ghürdb Uber Kesla und Söba; und der dritte eine Strecke lang längs dem Berghange und dann Uber Mibsir nach Siris. Die Leute des Orts sagten u n s , der zweite, Uber Kesla, sei der beste und direkteste; aber keiner war willig, mit uns als ') 148". Jemäl Wady ')

Compnssrichtungen vonSür'a: Yc&hü'a 78". 'Artüf 118". Deir Abän Deir el-Hawa 121". 'Ain Shems 190". Beit Nettif 178". Beit el193". Kesla 88". Ras Kcrka' 36". Kubäb 349". Mündung des Ghöräb 84". Mündung des Wady Isma'il 117". Jos. 15, 10. S. mein Paläst. II. 8. 623, Anm.

202

III. Abschnitt.

Von 'Akka nach Jerusalem.

Führer zu gehen. Wir behielten daher unsern Führer aus Y41o, der den Weg zu kennen behauptete, obwohl sich ergab, dass er nie in dieser Gegend gewesen war. Nachdem wir uns also entschlossen hatten, Uber Kesla und S6ba zu gehen, verhessen wir Sür'a um halb I i Uhr und wendeten uns nach 'Artftf, dem nächsten Dorfe in dieser Richtung. Wir ritten den Teil hinunter bis zu dem Sattel auf dem östlichen Rücken; dann ging es die Böschung hinunter in die Ebene des Wady GhürAb, und ein Viertel vor 11 Uhr waren wir iin Bette des letztern, in dem ein Bach floss. Nun stiegen wir allmählig an der andern Seite wieder hinauf und erreichten 'Artftf um 11 Uhr: ein armseliges, aus einigen wenigen Häusern bestehendes Dörfchen. Hier entdeckten wir, dass unser Führer nichts vom Wege wusste, und erkundigten uns nach einem andern. Nach einigem Hin- und Hersprechen brachte dies einen der Beit 'Atäb-SheiKhs herbei, der grade am Ort war. Er und alle übrigen erklärten, dass der Weg über Kesla mit Pferden gar nicht zu passiren sei; eben so wenig sei es der durch Wady Isma'il. Dagegen rieth er uns nach SAris über Mihstr zu gehen, oder besser noch durch Wady 'Aly. Wir wählten das erstere.') Indem wir uns nun von 'Artöf um ein Viertel auf 12 Uhr nach der Richtung von Yeshü'a wendeten, gingen wir hinab in die Ebene des Wady Ghüräb und schräg über dieselbe hinweg, bis wir an einen Weg kamen, der das Thal hinauf nach jenem Orte ging. Wir ritten um halb 12 Uhr dicht links an dem Dorfe vorbei. Es schien gross, mit bebauten Feldern und einer Menge von Fruchtbäumen umher. Wir zogen in einem etwa nördlichen Cours weiter, ein kleines offnes Thal hinauf, bis an sein oberes Ende, und dann 10 Minuten vor 12 Uhr Uber die Wasserscheide. Dann kamen wir um ein offenes Becken herum, aus dem ein Wady westlich hinunter lief. Dies ist der Weg, der den Bergbang entlang nach Wady 'Aly führt. Um 12 Uhr 5 Minuten verliessen wir diesen Weg und wendeten uns in rechtem Winkel, uin den Berg hinauf zu kommen, was uns direkt nach Mihsir führte. Der Pfad ging einen engen, steinigen, wüsten Wady steil hinauf; nur mit grosser Anstrengung konnten unsre Pferde ihn erklimmen. Nach 20 Minuten kamen wir auf den südlichen Rand eines tiefern Thaies, 2 ) ') Compassrichtungcn von 'Artftf: 'Ain Shcms S. 40" W. S. 10" O. Yeshu'a N. 20° O. ') Um 12 Ubr 25 Min. el-Lätrön 313".

Deir Abän

'Artüf.

Mihsir.

203

das ebenfalls nach Westen hinunter lief; noch immer ging es bergan. Der Weg war holprig und mühselig über alle Beschreib u n g ; in den wildesten Theilen des Libanon hatten wir keinen ärgern gefunden. Endlich um 12 Uhr 4 0 Minuten erreichten wir das grosse Dorf Mihslr, das grade auf dem westlichen Scheitel des Berges lag. Hier hielten wir zum Mittagsfiühstück an. Wir wurden von dem vereinigten Gebell aller Hunde des Dorfes b e g r ü s s t ; ausserdem auch durch den Besuch von mehreren Männern. Es schien ein blühender Ort zu sein, der, ein wahres W u n d e r , ein Paar neugebaute Häuser und diese \ o n ganz anständiger Grösse hatte. E s liegt auf einer Höhe von wenigstens 1 , 5 0 0 Fuss Uber dem Meere, und bietet eine äusserst ausgedehnte Aussicht Uber die ganze Ebene von Ydfa und Gaza d a r , mit dein mittelländischen Meere dahinter. Trotz seiner Lage auf diesem Felsenrücken fehlt es nicht ganz an F e l d b a u , und Oelbaumpflanzungen sahen wir viele. In der That sieht man auf allen Hügeln umher Olivenbäume angepflanzt, trotz ihres felsigen E r d r e i c h s . ' ) W i r verliessen Mihsir 1 0 Minuten nach 1 Uhr, um nach Särls, das eine Stunde weiter auf dem nämlichen Rücken liegt, zu gehen. Unser Cours war im allgemeinen O.N.O. Wir blieben von nun an auf dem südöstlichen Scheitel des Berges, wobei wir in das tiefe Thal blickten, den nordwestlichen Zweig des Wady Ghiiräb, der seinen Anfang in dieser Gegend hat. Unser Pfad lag längs der verbindenden Bergrücken, und Uber die Sattel hinweg, die zwischen den schroffen Spitzen liegen, aus denen der Hauptrücken zusammengesetzt ist.*) Auch die Berge u m h e r sehen wild und wüst genug aus. Um 2 Uhr 1 0 Minuten gelangten wir nach Säris, ein kleines, noch auf dem Rücken liegendes Dorf, südlich von der Kluft, durch welche Wady 'Aly hinunter läuft. Eines der Häupter derselben liegt im Osten unterhalb des Dorfes. 3 ) In der Liste der Städte Juda's im Buche Josua hat die Septuaginta eine eingeschobene Stelle, die die Namen von eilf Städten zwischen Eltekon undKirjath-Jearim enthält; u n d dieselben werden

') Compassrichtungcn von Mihsir: Kubäb 321". ßür'a 251". Beit •Atäb 172". Kcsla S.50"O. Deir esh-Shcikh? S. ') Compassrichtungcn um 1 Uhr 40 Min. Kcsla S. 10° O. 2 M. — Um 2 Uhr: Küstöl 92". Soba 103°. cl-'Amün 92". Das letztre ist ein Dorf auf der nbrdlichcn Bergwand des Wady Ghflrab. 3 ) Compassrichtungen von Saris: Soba 109". Küstül 91".

204

III. Abschnitt.

Von 'Akka nach Jerusalem.

auch von Hieronymus erwähnt.') Das Dorf Säris ist wthrscheinlich das S o r e s oder S o r i s dieser Stelle; ob es aber auch das S a r i s des Josephus ist, nach welchem, diesem Historiker zufolge, David floh, ist durch die Lage sehr zweifelhaft gemacht. 4 ) Man sollte denken, dass David sich lieber im südlichen Theile von Juda gehalten haben würde. Von Säris stiegen wir in das Wady 'Aly hinab und gelangten so auf den Jerusalemer Weg. Dieser windet sich dann hinauf und über einen Bergrücken in Norden nach dem südlichen Scheitel eines zweiten Wady; dann da entlang und um seinen Anfang herum nach dem Haupte eines dritten; dann wiederum nach einem vierten noch viel grössern und tiefern, die alle links nach der westlichen Ebene zu laufen. Ob sie sich aber zuvor vereinigen und Wady 'Aly bilden helfen, oder getrennt nach der Ebene laufen, konnten wir nicht erkennen. Der Weg ist schlecht und die ganze Gegend felsig, wüst und melancholisch. Die Schlechtigkeit des Wegs kommt hauptsächlich von der grossen Menge loser Steine her, die man hat in dem Pfade sich anhäufen lassen; würden diese fortgeräumt, so würde er für dies Land gut genug sein; so wie z. B. die Missionäre, die den Sommer zu 'Abeih und Bhamdbn zubringen, jedes Jahr die Steine aus den Wegen räumen lassen, die diese Orte mit Beiriit verbinden, und so die Entfernung um eine ganze Stunde an Zeitmaass vermindert haben. Der frühere amerikanische Consularagent zu Ydia, der ältere Murad, hat einst diesen Weg so von Steinen reinigen lassen und ihn für einige Zeit verhältnissmässig gut gemacht. Allein solchen Gemeinsinn findet man hier nur in seltenen Individuen. Die Regierung thut nichts in der Welt, und der Weg ist wiederum so schlecht als möglich. Indem wir nun immer steil bergauf ritten und um den Anfang des letzterwähnten Thaies herum, kamen wir 5 Minuten vor 3 Uhr auf den Theil des Bergscheitels, der auf Kuriet el-'Enab hinabsieht, ') Jos. 15, 59 Sept. 6ixü> xctl 'EyQctdä, ctiinj lori BaiO-ltip, xiti ttyt»Q xal Ahtiv [al. Ahctfx] xal Kovi.ov xal Tau'ift xul Oojßiji [al. 2wpijs] xal Kapl/I xctl rcdifi yal (z)ef>iiQ [al. Hai^tjQ] Mavoxtö' noi-tis ivSkxa xal al XWFJTTT UVTIÜV. Ilieion. ad Mich. c. 5: „Lcgimus j u x U Septuaginta duntaxat Intcrprctcs in Jesu Nauc, ubi tribus Judae urbes et oppida describuntur, inter caetera etiam hoc scriptum: Thacco et Ephratha, haec est Bctkleem, et Phagor et Aetham et Culon et Tami et Soris et Caraern et Oallim et Baether et Manocho, civitates undecirn et viculi earum; quod nec in Hebraico nec apud alium invenitur interpretem, e t c " S. insbesondere ßeland, Palaest. p. 643, 988. Wilson, Lands of the Bible. II. p. 266. ') Jos. Antt. 6, 12. 4.

Keland p. 988.

Säria.

Kurict el-'Enab.

205

und erreichten um 3 Uhr dies Dorf selber. Es liegt gar hübsch in einem Becken auf der Nordseite eines Ausläufers des westlichen Hügels. Wir sahen eine ganze Anzahl wohlgebauter Häuser, die der Familie der Scheikhs Abu Ghaush gehören. Der einzige Ueberrest von einigem Allerthum, der sich hier findet, ist die schöne Ruine einer Kirche, die gegenwärtig als ein Stall gebraucht wird. Wir ritten hinein, um eine Ansicht ihres Innern zu bekommen. Sie bietet ein seltsames Gemisch von Architektur. Ihr zugespitztes gothisches Portal mit ähnlichen Chorgängen contrastirt seltsam mit den Reihen von runden Bogenfenstern. Sie stammt offenbar aus den Zeiten der Kreuzzüge und hat sich vollständiger erhalten, als irgend eine andre alte Kirche in Palästina.') Dies Dorf ist längst als der Wohnsitz der Familie der Scheikhs Namens Abu Ghaush bekannt gewesen, die seit dem letzten halben Jahrhundert durch ihre Erpressungen und Räubereien der Schrecken aller Reisenden gewesen sind.*) Die Familie ist sehr zahlreich und soll sich nach dem, was wir hörten, auf 60 bis 7 0 männliche Individuen erstrecken. Die späte Rache der türkischen Regierung hat endlich die Häupter dieses gesetzbrüchigen und raubsüchtigen Hauses getroffen. Mehrere derselben wurden im Spätjahre 1 8 4 6 ergriffen und nach Constantinopel geschickt.') Das weitere Geschick einiger derselben ward uns von dem jungen Gliede der Familie, das wir in Yilo sahen, mitgetheilt. Der Eine war in der Verbannung gestorben; ein Andrer war noch im Exil in Bosnien, und ein Dritter war im vorigen Jahre, nachdem er 5 Jahre zu Widdin in der Verbannung gelebt, in seine Heimath zurückgekehrt. In einem f r ü h e m Werke habe ich die Gründe dargelegt, die mich bestimmen, die Lage von Kuriet el-'Enab für die des alten K i r j a t h - J c a r i m zu halten, 4 ) und die meisten spätem Schriftsteller haben diese Ansicht angenommen. 5 ) Eine mönchische Tradition nennt dies die Kirche des heiligen Jeremias und hat lange dies Dorf für Anatholh gehalten, den Geburtsort jenes Propheten. Diesen letztern Umstand zieht schon Quaresmius in Zweifel. 6 ) In ') Compnssricbtungen von Kuriet el-'Enab: Söba S. 20" O. Küstül S. 65" O. — Zwanzig Minuten später lag Söba S. 10" W. ') Ritter, Erdk. XVI. p. 547 sq. 3 ) Wilson, Lands of tho Bible. II. p. 2C7. 4 ) Mein Palästina II. S. 588—391. ") Ritter, Erdk. XVI. p. 108 sq. 547 sq. Raumer, PalSst. 3. Ausg. S. 179. Wilson, Lands of the Bible. II. p. 267. ') Adricbomius p. 14. Cotovicus p. 146. Quaresmius II. p. 15. S. m. Palästina II. S. 320.

206

III. Abschnitt.

Von 'Akka nach Jerusalem.

Betreff auf die Versetzung der Bundeslade von Beth-Seines nach Kirjath-Jearim') machten wir es zu einem Gegenstand, zu vergewissern, ob es einen direkten Weg zwischen den beiden Orten gebe; und in der That war dies einer der Hauptzwecke unsres Besuches von Zorah. Ein ziemlich direkter Weg würde im Osten von Yeshfl'a hinauf gehen und den Wady GhürAb entlang; aber kein solcher Weg ist jetzt vorhanden, und war es, nach der Natur des Landes zu schliessen, vermuthlich nie. Aller Wahrscheinlichkeit nach ward die Bundeslade den Weg von Sirls hinauf gebracht. Als wir von Kuriet el-'Enab weiter gingen, sahen wir um 3 Uhr 20 Minuten linker Hand zwei Stücke von Säulen von rosenfarbenem Kalkstein in eine Mauer eingebaut, von der ein Ueberrest an der Ecke eines Weges stand, der zum Dörfchen Beit Nükkaba hinauf führte. Es lag am Abhänge an der linken Seite, etwa 400 Schritt von uns. Um 3 Uhr 25 Minuten kamen wir an das Bett des Hauptwady, der nachher den GhürAb bilden hilft, und gingen darüber weg. Er kommt aus einiger Entfernung von Norden her. Gleich unterhalb uns zur Rechten war eine alte Brücke darüber mit einem runden Bogen. Ein Weg führte von derselben den Hügel südlich von Küstül hinauf. Wir traten hier in ein Seitenthal, das von Osten kam, und folgten ihm hinauf, bis wir um 3 Uhr 45 Minuten oben auf der Bergwand des grossen Wady Különia herauskamen, welcher letztre weiter unten den Namen Isma'il annimmt. Wir befanden uns hier in einer Spalte des Rükkens, mit Küstül auf einer hohen Spitze uns zur Rechten, kaum 400 Schritte von uns entfernt. Dieser Name möchte wohl von irgend einem Castellum herstammen, wahrscheinlich von einem Schlosse der Kreuzfahrer, ^ n dem keine historische Spur geblieben.*) Was jetzt dort gesehen wird, ist, wie wir hörten, nur die Ruine eines Thurms der Familie Abu Ghaush, in dem sie früher bisweilen ihre Zuflucht gefunden. Er ist sehr wahrscheinlich auf ältern Fundamenten erbaut. — Söba steht auf demselben hochragenden Bergrücken zwischen den Wadys Isma'il und Ghüräb. Uns auf der linken Seite kam jetzt Neby Samwil zum Vorschein. 3 ) Wir fingen nun sogleich an bergab in das grosse Thal zu gehen, eine Seitenschlucht entlang. Der Abfall war steil und lang. ') 1 Sam. 6, 21. 7, 1. 2. ") Für den Namen C a s t e l l u m P i s a n u m schcint es durchaus keine Autorität zu geben; Ritter, Erdk. XVI. p.549. 3 ) Compassrichtungen vom Bergscheitel um 3 Uhr 45 Min. Különia. O. Neby Samwil N. 20° O.

Küstül.

Különia.

207

N a c h d e m tvir etwa zwei Drittheile unten w a r e n , k a m e n wir an e i n e kleine Quelle ummauert

an der

war,

Wegseite,

aber

nicht

5 Uhr, ehe wir noch

nach Wir

den ein

Reisenden Viertel

des T h a i e s

das hoch auf dem

auf

erreicht,

nordwestlichen

Hier nun vcrliessen wir die S t r a s s e , und ritten hinauf

dem Dorfe, waren

für Um

den eigentlichen B o d e n

waren wir KülAnia g e g e n ü b e r , A b h a n g lag.

die sorglich

für sein R o s s .

um

dort in unsern Zelten

in hohem Grade e r s c h ö p f t ,

denn

zu ü b e r n a c h t e n . —> der W e g war

lang

u n d höchst beschwerlich gewesen.

Ich bin in m e i n e m L e b e n

m a n c h e m trübseligen

aber nie auf e i n e m

Wege gereist,

s a n t e r e n und wüster a u s s e h e n d e n , die g r o s s e S t r a s s e zur heiligen Különia

als d i e s e m ;

Spitzbuben zu s e i n , beunruhigt.

und doch ist dies

Stadt.

ist kein g r o s s e s Dorf;

förmig den Abhang entlang.

auf

uninteres-

die Häuser stehen

terrassen-

Die E i n w o h n e r haben den Ruf, g r o s s e

a b e r wir wurden auf k e i n e W e i s e von ihnen

Der enge Boden des Thaies unten war mit Obstgärten

a n g e f ü l l t : Feigen, Granatäpfel, Quitten, Birnen w u c h s e n dort u n t e r einander. —

Der Name des Dorfes lässt an eine frühere

Golonia

der R ö m e r d e n k e n ; es ist aber wahrscheinlicher, dass e r von dem alten Koulon o d e r Culon der Septuaginta und des Hieronymus

her-

kommt. l ) Aus

unserm

Zelt

konnten

wir

das Thal

hinunter und 'Ain

K i r i m in e i n e r E i n s e n k u n g des östlichen B e r g e s hinauf

liegen

sehen.

Vierzehn

Tage

später

den halben

sahen

wir e s

Weg voll-

ständiger. ' ) Mittwoch,

Wir

den 2 8 . April.

kehrten

nach

der

zurück, wo wir gestern Abend die g r o s s e S t r a s s e verlassen e s war grade halb 7 L'hr,

als wir von dort wegritten.

Stelle hatten;

F ü n f Mi-

nuten später und grade ehe wir das Thalbctte e r r e i c h t e n ,

stiessen

wir auf eine vierwinklige R u i n e mit fugenrändrigen Steinen an den Ecken, gebaut

während war.9)

führt ü b e r

d e r mittlere Eine

Thcil

gepflasterte

das Thalbett.

der Mauern

moderne

Der Pfad

ging

weniger

Brücke sogleich

mit ein

sorglich

Spitzbogen Seitenthal

') Gr. Kovliv, s. oben p. 204, Note 1. Würehier Irgend eine C o l o n i a bekannt gewesen, so würde Hieronymus wahrscheinlich eher diese Form vollständig gegeben haben, als blos C u l o n . Der Name kommt i n den Zeiten der Kreuzzüge vor; Wilken, Gesch. IV. p. 509, 510. ') Compassrichtungcn von Különia: 'Ain Kärim 18G". Küstül 275". Jerasalemer Weg S. 80" O. ') Ißt dies etwa die „verlassene Kirche (forsaken church)" von Különia, von der Dr. Wilson spricht? Lands of the Bible. I I . p. 267.

208

III. Abschnitt.

Von 'Akka nach Jerusalem.

hinauf, eng und steinig, und brachte uns um ein Viertel auf 8 Uhr heraus auf ein Stück Tafelland. Iiier wurden uns nun mehrere Orte, die wir früher gekannt, sichtbar: Neby Samwll, Tuleil el-F£il, Beit Iksa, Beit Sürik. 1 ) Wir blieben nun auf diesem Tafelland; wir waren jedoch kaum ein Paar Schritte geritten, als zu unsrer Linken ein kurzer, flacher Wady nach Nordwest in das grosse Thal hinunter ablief, wo wir das Dorf Lifteh unten liegen sahen, grade wo die Thäler sich vereinigten auf der östlichen Bergschulter. Jetzt lief ein anderer flacher Wady südlich a b , und dann ein andrer voll grüner Getraidefelder. In diesem sahen wir um 7 Uhr 2 5 Minuten eine kleine Viertelstunde weit und grade südlich von uns das Kloster des heiligen Kreuzes liegen. Nachdem wir nun Uber eine andre kleine Anhöhe geritten, stieg plötzlich der Oelberg vor uns auf und die heilige Stadt lag vor uns (S. 75° 0 . ) ! Im Süden war die Ebene von Rephaim und ihre Thäler, während sich dahinter der hohe Bergrücken im Westen von Beit Jdla zwischen den Wadys Ahmed und Bittir aufthürmte. Indem wir nun den Gottesacker und den obern Teich rechts liegen Hessen, erreichten wir das Ydfathor 5 Minuten vor 8 Uhr. Wenn man von dieser Seite nach der heiligen Stadt kommt, sieht man nichts von ihrem Innern, das sowohl von der Senkung des Bodens nach Osten, als von der hohen westlichen Mauer verborgen wird. Die Ansicht derselben, wenn man von Norden kommt, ist bei weitem vorzüglicher. Als wir uns näherten, fielen uns einige Verbesserungen um die Stadt her auf. Auf dem niedern Hügel jenseits des obern Theiles des Thaies Hinnom, südlich vom obern Teich, war ein grosser Garten entstanden, mehrere Morgen Landes im Umfang. Er "war in Terrassen ausgelegt und Fruchtbäume waren darin angepflanzt; er sollte dem griechischen Kloster gehören. Der schmale Streifen Land, der an die westliche Stadtmauer gränzt und sonst offen dalag, war jetzt eingehegt und mit Getraide besäet. Dicht an dem Yüfathore auch war ein langes schmales Gebäude an die Mauer angelehnt, das zu Kaffeehäusern eingerichtet war. Wir zogen in die Stadt ein und schlugen für den Tag unser Quartier in einem der Hotels auf. Nachher aber mietheten wir Privatzimmer in dem D e u t s c h e n B r ü d e r h a u s , welche wir den folgenden Morgen bezogen, und wo wir blieben, so lange wir in ') Compassrichtungen um 7 Uhr 15 Min. ICüstül 280". Neby Samwll 348°. Beit Iksa 342". Beit Sürik 351". — Um 7 Ubr 20 Min. Lifteh N. i M.

209

Ankunft in Jerusalem.

der Stadt waren. Diese Einrichtung war nicht allein \iel weniger kostbar, als unser Leben in einem Hotel, sie gab uns auch den vollen Gebrauch unsrer Zeit. Wir hatten unsre eignen Betten, und unsre Diener versahen uns mit den Mahlzeiten wie gewöhnlich. Unsre Maulthierführer gingen ausserhalb der Stadt, ihre Thiere auf die Weide zu führen; aber sie kamen bald darauf mit Jammergesichtern zurück, uns zu klagen, dass ihre Maulthiere ohne weiteres in den Dienst der Regierung gepresst worden seien. Der amerikanische Consul war eben von Beir&t in der Stadt angekomm e n ; wir wendeten uns an ihn, und die Sache war sogleich in Ordnung gebracht; allein die Maullhiertreiber wagten es doch nicht wieder, ihre Thiere aus dem unmittelbaren Unikreis unsres Schutzes zu führen. So hatten wir also die heilige Stadt am 24. Tage nach unsrer Abreise von Beiröt erreicht: eine langsame Reise sicherlich! Aber wir hatten mit Genauigkeit die mittlem Gegenden von Galiläa und Tbeile von Samaria untersucht, die bis jetzt nur wenig bekannt waren. Der Reichthum und die Fruchtbarkeit der herrlichen Ebenen, besonders von Unter-Galiläa, zu dem Esdraelon gehört, hatten uns den günstigsten Eindruck gemacht. In dieser Hinsicht Uberragt diese Gegend das ganze übrige Palästina. Bei der Theilung des Landes unter den Stämmen war Juda der grösste und nahm das grösste Stück Land ein. Aber breite Striche davon waren felsig und unfruchtbar, andre wüst, während sogar seine grosse Ebene an der Küste einen weniger reichen Boden hatte und noch hat, als die mehr im Norden. Zebuion und Isnschar, wie es scheint, die kleinsten Stämme, hatten die eigentliche Blume von Palästina inne; während Asser und Naphthali weiter nördlich die reichen Hochlande und Waldhügel von Galiläa besassen, die noch immer strotzen v 011 Acker- und Weideland. Die meisten Reisenden nehmen, indem sie \on Yat'a und Raraleh nach Jerusalem gehen, den direkten Weg Uber Säris. Auf diese Weise treffen sie auf keinen Ort der Schrift, mit Ausnahme von Emmaus und Kirjath-Jearim; sie durchreisen ein trauriges, wüstes Land, und die Annäherung an die heilige Stadt selbst bietet ihnen keine interessanten Züge dar. Ich möchte daher — und ich weiss, dass mein Gefährte mit mir übereinstimmt — mir die Freiheit nehmen, dem künftigen Reisenden zu empfehlen, die Kameeistrasse von Ramleh nach Jerusalem zu nehmen, oder noch besser den Weg weiter nördlich, der Uber Beth-horon führt. Auf diese Weise^wird er nahe bei Lydda, Gimzo, Unter- und OberRobinson, Bibl. Forschungen.

14

210

III. Abschnitt.

Von 'Akka nach Jerusalem.

Beth-horon und Gibeon vorbeikommen; er wird Ramah und Gibeah in der Nähe an seiner Linken liegen sehen, und kann auf dem Scopus verweilen, um eine der schönsten Ansichten der Stadt zu geniessen. Die Entfernung ist zwar auf diesem Wege etwas grösser, allein der Reisende wird sich sowohl durch das bessere Land, das er sieht, und die viel zahlreichem biblischen Associationen reichlich belohnt sehen, so wie auch durch eine bei weitem frappantere Ansicht der heiligen Stadt.

Vierter Abschnitt. Jerusalem.

Vorfalle a n d

ßeobachtaugcu.

A l s wir denn so, nach einem Zwischenraum von 1 4 Jahren, die heilige Stadt wiederum überschauten, wurden Zeichen der Veränderung und ein gewisses Maass allgemeiner Verbesserung Uberall sichtbar.

Die Stadt war, wie das ganze Land, langst wieder unter

die Herrschaft

des

Sultans

zurückgekehrt,

und

die verschieden-

artigen Reformen des ottomanischen Reiches, bürgerlicher wie politischer Natur, waren auch hier dem Namen nach eingeführt worden. Ein bedeutender Einfluss von aussen her war durch die Errichtung des anglo-preussischen Bisthums und die andern damit verknüpften Anstalten ins Land gebracht.

Die Erbauung einer protestantischen

Cathedrale auf dem Berge Z i o n ,

als

ein integrirender Theil

des

englischen C o n s u l a t s ; ' ) die Eröffnung des jüdischen Hospitals, ebenfalls auf Zion unter den Auspicien der englischen Mission, und des preussischen Hospitals unter Besorgung der sogenannten Diaconissinnen; Ackerbaues

die Errichtung

in Verbindung

von S c h u l e n ,

mit letztern —

deutschen

die Einführung

alles

dies

hatte

des dazu

gedient, mehr Geld in Umlauf zu bringen lind den Geist der E i n geborenen

zu

hatten mehrere

ähnlichen

Bemühungen

grosse Gebäude

anzuspornen.

errichtet

und Schulen

Die

Klöster

gegründet,

und das Verfahren, das man in Jerusalem angenommen, alte Häuser ganz niederzureissen

und neue

an ihre Stelle zu bauen,

mahnte

') Die Erlaubniss, die Kirche zu erbauen, ward nur mit der Bedingung gegeben, sie mit dem Consulat in Verbindung zu bringen. Hierin ahmte die türkische Regierung die Politik des römischen Stuhles nach, der protestantischen Gottesdienst in Korn selbst auch nur in den Häusern der Gesandten duldet.

14*

212

IV. Abschnitt.

Jerusalem.

Vorfalle und Beobachtungen,

mich einigermassen an Neu-York. Es waren zu dieser Zeit mehr Häuser in der heiligen Stadt in einer solchen Umwandlung begriffen, als ich im vergangenen Jahre in den sechs vorzüglichsten Städten in Holland zusammengenommen in ähnlichem Process gesehen hatte. Das natürliche Resultat davon war ein \er.nehrter Strassemerkehr: mehr Menschen in Bewegung, mehr Geräusch und mehr Geschäft. Zu alle dem kam ein zunehmendes Einströmen von Franken, sowohl von dort wohnhaften, als von reisenden. Die Mitglieder der Londoner Mission bei den Juden hatten sich meist auf Zion, in der Nachbarschaft der anglicanischen Kirche und nabe dem Judenquartiere, niedergelassen. Die deutschen Einwohner waren hauptsächlich in derselben Gegend zu finden. Zur Beherbergung von Reisenden waren jetzt zwei grosse Hotels vorhanden (ein drittes war seit einiger Zeit verschlossen), die reichliche Kost und erträgliche Betten boten, zu einem Preise ungefähr dem damaligen NeuYorker gleich. Es gab auch in verschiedenen Stadttheilen mehrere Privatlogirhäuser, ungefähr eingerichtet wie die Londoner. Die Zahl fränkischer Reisender sollte sich namentlich sehr vergrössert haben; und was die amerikanischen Staaten anbetrifft, so ward häufig die Bemerkung gemacht, dass die Gäste von dort zahlreicher seien als die von Grossbritannien. Die amerikanischen Missionäre, bei denen wir im Jahre 1 8 3 8 eine Ileimath gefunden, halten 1 8 4 3 die Stadt verlassen, indem es rathsam gefunden ward, die Arbeiten der Mission mehr im Libanon und Nord-Syrien zu concentriren.') Das Haus, in dem wir uns aufhielten, ward später von dem preussischen Consul Schultz bewohnt, dessen vielbeklagter Tod im Jahre 1 8 5 1 stattgefunden hatte. Um diese Zeit hatte Dr. Valentiner, der Caplan des preussischen Consulats, das Haus inne; der neue Consul, Hr. Rosen, war noch nicht angekommen. Es war derzeit nur ein einziger Amerikaner in der Stadt wohnhaft, Dr. Barclay aus Virginicn, mit seiner Familie. Er ist Arzt und Missionär der Cainpbelliten. Trotz diesen wahrnehmbaren Veränderungen und in so weit Fortschritten ist Jerusalem in allen seinen Zügen noch immer entschieden eine orientalische Stadt, sowohl in seiner Enge und Unreinlichkeit, ajs in seiner geistigen Stockung und moralischen ') Herrn Whitings Station war jetzt in Beirüt. Herrn Lanneau's geschwächte Gesundheit hatte ihn genöthigt, nach Süd-Carolina zurückzukehren, wo er jetzt wohnt.

Veränderungen.

Bcsuchc.

213

Finsterniss. Es war noch eben so schwer, sich den Gedanken zu verwirklichen, dass dies einst die glänzende Hauptstadt des Reiches Davids und Salomo's war, zu deren Ehren hebräische Dichter und Propheten sich in begeistertem Preise ergossen; in welcher der Gott Israels seine Wohnstätte auf Erden haben und seinen Ruhm in seinem Tempel ausgesprochen haben sollte, und wo Er, der da „gesetzt ist zum Haupt der Gemeine über Alles", im Fleische lebte und lehrte, und auch litt und starb, als „das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt hinweg nimmt". Allein es war dennoch so. Und von dieser jetzt unansehnlichen, solchergestalt entwürdigten und zertretenen Stelle ist in frühern Zeiten ein Einfluss Uber die Nationen gekommen, zum Wohl und Weh, für Zeit und Ewigkeit, wie ihn die ganze Welt ausser derselben nimmermehr ausgeübt hat. Da unsre Zeit beschränkt war, so mussten wir jeden Augenblick benutzen. Unsre Beobachtungen konnten gewissermassen nicht anders als desultorisch sein, und bestanden mehr in der Wiederprüfung des Vorhergesehenen und dessen worauf Andre inzwischen die öffentliche Aufmerksamkeit gelenkt, als dass wir gesucht hätten, neue Entdeckungen zu machen. Diese letztern können kaum noch von besondrer Bedeutung erwartet werden, bis eine Gelegenheit zu ausgedehntem Ausgrabungen eröffnet wird. Eine Skizze unsres Verfahrens mag hier am Ort sein, ehe ich mich auf das einlasse, was ich allenfalls weiter in Bezug auf die alte Topographie der heiligen Stadt zu sagen haben mag. Wie bereits erzählt, erreichten wir Jerusalem am Mittwoch Morgen, den 28. April. Nachdem wir uns für den Tag im Hotel eingerichtet hatten, war unsre erste Sorge, die Briefe von Europa und Amerika zu erhalten, die hier bei unsrer Ankunft auf uns warteten. Mit dem Empfang und Lesen derselben und dem nöthigeii Ausruhen ging der Vormittag hin. Endlich machten wir uns auf den Weg, und bezeugten erst dem britischen Consul, Herrn Finn, der unter dem Dache der Cathedrale wohnt, unsern Respekt. Ihm und seiner begabten Gattin wurden wir während unsres Aufenthalts in der Stadt für viele Beweise von Aufmerksamkeit und Güte verpflichtet. Nachmittags besuchten wir auch Dr. Mac Gowan, der die Aufsicht des Judenhospitals hat, und brachten eine angenehme Stunde mit ihm zu. Er bewohnt ein neues Haus, das auf dem nördlichen Scheitel Zions liegt, und seine Fenster bieten eine der besten Ansichten der innern Stadt. Dr. Mac Gowan ermüdete auch späterhin nicht in freundlichen Aufmerksamkeiten, und seinen Bemühungen und «einem

214

IV. Abschnitt.

Jerusalem.

Vorfalle und Beobachtungen.

Einfluss auf die Eingebornen hatten wir es hauptsächlich zu dank e n , dass wir Mittel landen, einige unsrer wichtigsten Untersuchungen anzustellen. Bischof Gobat war bereits auf dem Wege nach England, dort einen Resuch zu machen, und das Vergnügen, seine Bekanntschaft zu machen, blieb mir versagt. Hr. Nicolayson, den wir auf unsrer f r ü h e m Reise hier gesehen, war ebenfalls abwesend und auf Besuch in England. Er ist jetzt Rektor der anglicanischen Kirche; seine Stelle ward für die Zeit von Herrn Reichardt von London versehen. Ein Neffe desselben, Herr H. C. Reichardt, der sich schon seit einiger Zeit in der heiligen Stadt b e f a n d , gab u n s viel für uns werthvolle Belehrung u n d dankensw e r t e n Beistand. Im Laufe des Nachmittags gingen wir noch einmal a u s , um die Alterthums-Ueberreste um den S.W.-Winkel der Harain-Area zu untersuchen. Wir kamen zuerst nach dem Klageort der Juden, 1 ) und suchten dort die Mauer zwischen diesem Ort und den Ueberresten des alten Bogens zu examiniren. Dies gelang uns aber nicht. Es ist an einer Stelle ein Fenster in der Mauer, durch welches mein Gefährte früher das dunkle Innere hatte sehen können. Allein dies war vermittelst eines Ladens zugeschlossen. In Betreff der Ueberreste des Bogens habe ich zu meiner f r ü h e m Beschreibung nichts hinzuzufügen. 2 ) Aber beide gewannen wir durch die empfangenen Eindrücke stärker als je die Ueberzeugung, dass die Architektur dieses Theils der Mauer und die der Mauer beim Klageort der Juden im nämlichen Styl sei und aus Einer Zeit stamme, und dass beide zu den allerältesten Ueberresten des alten Unterbaues des Tempels gehören. Dies ist eine Sache der Sinne und des unbefangenen Urtheils, und niemand, der ohne Theorie oder Vorurtheil den Ort besucht, möchte wohl einen Zweifel dagegen e r h e b e n . 3 )

*) S. mein Palästina I. S. 303. ') S. Palästina II. S. 64 ff. — Eine Ansicht des Bogens giebt Bartlett in seinen Comparative Views of Ancient and Modern Jerusalem; und auch Tipping in seinen Stichen zu Traills Uebersetzung von Josephus, Vol. I. 3 ) „Wir brauchen kaum darauf aufmerksam zu machen, dass die Bauart dieser Mauer (am Klageort) dieselbe ist, wie die des Mauerwerks dicht an der Brücke, wie ein V e r g l e i c h b e i d e r A n s i c h t e n zeigen wird. * * * Dasselbe Mauerwerk findet sich an mehreren Orten diese Seite der Mauer entlang, wie schon von Herrn Catlierwood bei seiner Aufnahme der Stadt bemerkt ward." Bartlett, WalkB etc. p. 142. S. auch Tobler, Topographie

I. p. 469.

Klageort der Juden. Haram-Area.

215

Der Zugang zu dem S.W.-Winkel und der Mauer weiter östlich war noch schwieriger geworden als früher, wegen des Anwuchses des Cactus, mit welchem er eingefasst ist. Wir gingen über das anliegende Feld nach dein B4b el-Mugbäribeh, das DUngerthor der Reisenden, in der Stadtmauer. Hier arbeiteten grade zwei Männer, und die innere Pforte des Thores war offen, so dass wir den Raum inwendig übersehen konnten. Wir erstiegen darauf die Mauer und gingen auf derselben entlang, bis wo sie an das Gebäude stösst, welches den südlichen Eingang des Harams unter el-Aksa bedeckt. Hier kletterte ich hinunter und kam auf einem beträchtlichen Umweg zwischen den Cactusstauden weg in das Gebäude. Es war jedoch im Innern desselben zu dunkel, um etwas genau unterscheiden zu können. — Wir massen den Raum längs der Stadtmauer von einem Punkt in einer Linie mit der Westseite des Haram nach Osten hin bis zum Winkel der Stadtmauer, eine Strecke von 296 Fuss Länge. Dies giebt annähernd die Länge der südlichen Harammauer innerhalb der Stadt. Es möchte aber leicht der Umstand, dass die S.W.-Ecke der HaraniArea keinen ganz rechten Winkel bildet, sondern etwas mehr, darin einen Irrthum möglich machen, und demnach würde unser Anfangspunkt zu weit östlich sein und unser Maass zu kurz. Das Cactusdickicht macht jede Messung an der Mauer selbst unmöglich. Das Resultat unsrer Messung des übrigen Theiles der südlichen Mauer wird weiter unten gegeben werden. Der Abend ward in der Gesellschaft von Mitreisenden aus der alten und neuen Welt zugebracht. Wir sprachen auch bei dem amerikanischen Consul vor, der mit seiner Familie so eben von Beirüt angekommen war. D o n n e r s t a g , den 2 9 . A p r i l . Der Morgen ward gebraucht, in unsre Zimmer im Brüderhaus überzusiedeln und mehrere Besuche zu machen; darunter einen bei Herrn Van de Velde aus Holland und zwei Freunden aus London, die nicht weit vom Damascusthore ein angenehmes Quartier gefunden hatten. Der Erstgenannte war schon seit November hier im Lande und vielfältig umhergereist, während er zum Behuf einer neuen Karte Messungen aufnahm. Unser eignes Quartier war im nämlichen Stadtviertel nördlich von der Via dolorosa und westlich von der Hauptstrasse, die südlich vom Damascusthor abgeht. Man gelangte dazu durch eine Gasse,' die sehr steil aus jener Strasse hinan lief, und nachdem sie sich links umgebogen, sich mit einer andern vereinigt, die

216

IV. Abschnitt.

Jerusalem.

Voifällc und Beobachtungen.

nördlich \ o n der Via dolorosa h e r k a m . ' ) Das Gebäude ist auf der NonJui'^seite dieses ganz unregelmässigen Häuserhaufais innerhalb eines llol'es, u n d im Süden davon ist das Innere d i e s e r Häusermassc ein offnes Feld, das sich ganz bis zur Via d d o r o s a u n d die Strasse vom Damascusthore erstreckt, von denen nur e i n e schmale, an einigen Stellen eingesunkene Häuserreihe es trennt. Der Boden dieses Feldes an der Eckc, wo e r an diese beiden Strassen stösst, ist um mehrere Fuss höher als dieselben. In d e m nämlichen Winkel steht die einzelne Säule, die zu der P o r t i j u d i ciaria der Legende gehört haben soll. Zu dieser konnten wir so aus unsrer W o h n u n g leicht gelangen. — Das B r U d e r h a u s f ü h r t e diesen Namen, weil es f r ü h e r von den M i s s i o n s b r ü d e r n bewohnt worden w a r , H a n d w e r k e r , die im Jahre 1 8 4 6 u n d 1 8 1 8 zufolge der Bemühungen Spittlers von Basel hierhergeschickt w a r e n . ' ) Die Idee war, dass sie hier zusammen unverheirathet leben und die j u n g e n Männer des Landes in Vereinigung mit religiösem Unterricht die technischen Künste und Gewerbe lehren sollten. So, hoffte man, würden sie das Vertrauen des Volkes gewinnen u n d als Christen sowohl durch Vorschrift als Beispiel Einfluss ü b e n . Aber diese Erwartungen waren nicht erfüllt worden. Bereits hatten drei davon das Haus verlassen und anderswo Beschäftigung gesucht, wo sie ^ortheilhafter und zwar ohne die Beschränkung durch das Cölibat arbeiten konnten. Einer davon stand jetzt in Verbindung mit der englischen Schule; ein andrer mit der englischen F a r m . Der Bleibende, unser W i r t h , Herr Müller, war aus dem Schwarzwalde und hatte die ganze einfache Frömmigkeit des südlichen Deutschlands, so wie die mechanische Kunstfertigkeit j e n e r Gegend. Er hatte einige arabische Burschen in seiner Werkstatt unten, während die grossen obern Zimmer vermiethet wurden. Auch er schien die Ueberzeugung zu haben, wahrscheinlich in andern Verhältnissen v o r t e i l h a f t e r arbeiten zu können. Nachdem wir uns etwas eingerichtet, gingen wir noch am Vormittage a u s , die Alterthümer längs der Basarstrasse zu untersuchen. Diese Strasse läuft von ungefähr der Mitte der YäfaThorstrasse nordwärts u n d in beinahe grader Linie bis nach dem Damascusthore. Ungefähr auf halbem Wege kreuzt sie sich mit der Via dolorosa; auf ihren nördlichen Theil habe ich mich oben ') Diese beiden Gassen sind nicht in unserm frühern Plan Ton Jerusalem , der hauptsächlich nach dem von Catherwood gezeichnet ward. Sie linden sich auf Toblers Plan, so wie auf dem der englischen Aufnahme. ') Wolff S. 100. Tobler, Topographie I. p. 395.

Deutsches Brüderhans.

217

Basare.

bezogen; der KUne halber mag er die Damascus-Thorstrasse genannt werden. — Am südlichen Ende läuft, dicht an jeder Seite dieser Strasse, eine kürzere parallele; die im Westen erstreckt sich nördlich bis zur südlichen Linie der heiligen Grabes-Kirche, oder ungefähr bis dahin, während die im Osten blos halb so weit fortgeführt ist. Diese drei Strassen sind, so lange sie so zusammen parallel laufen, mit flachen Dächern bedeckt, die Oeffnungen haben, das Licht einzulassen. An den Seiten ziehen sich ßogengewölbe h i n , die den Kaufeuten und Handwerkern zu Läden und Werkstätten dienen. Der mittlere ist der Hauptbasar; und es scheint, die beiden andern sind erst später erbaut, um die Räume dieses Marktplatzes zu erweitern. Im Westen dieses Basars ist der erhöhte Boden, auf dem einst das Johanniterhospital mit seinem Zubehör stand. Auch im Osten erhebt sich der Boden Uber die Dächer des Basars, so dass man von einer Seite nach der andern Uber die flachen Dächer hinweg gehen kann, beinahe ohne nur einmal wahrzunehmen, dass da unten Strassen sind. Diese Strassen sind augenscheinlich, wenigstens zum Theil, a u s g e g r a b e n , und zwar aus einem Erdreich, das mit dem an beiden Seiten von gleicher Höbe war, und die Läden oder Gewölbe längs derselben sind ebenfalls Ausgrabungen. Auf jeden Fall sind letzlre nicht zuerst gebaut und dann mit Erde von sonst wo bedeckt worden. Alle diese Strassen haben den gewöhnlichen Charakter: eine tiefe, eckige Gosse in der Mitte, und grade weit genug, dass Pferde oder Esel an einander vorbei können. Im mittlem Basar ist die Gosse fast ihrer ganzen Länge nach mit grossen, alten Steinen belegt, welche das Dach eines Abzugscanais bilden, der nach Süden hin abfliesst. Diese Steine zeigen keine Spur von Fugenränderung; war je dergleichen daran, so ist doch jetzt nichts mehr davon wahrzunehmen. Es scheint kein Grund zu zweifeln, dass diese Basars die nämliche Stelle des Marktes einnehmen, dessen Eusebius im 4. Jahrhundert erwähnt. Dicht daneben waren die prächtigen Propyläen der Basilica des Constantin, unmittelbar östlich vom heiligen Grabe.') Der Mönch Bernard, der um das Jahr 8 7 0 in Jerusalem war und im Hospitale Carls d. Gr. neben der Kirche der heil. Maria herbergte, bemerkt, dass vor demselben ein Forum oder M a r k t sei, und dass jeder, der dort Geschäfte treibe, jährlich

') E u s e b . Vit. Const. 3, 3 9 : Iii

aùiijc [itarji

nluxtlas

ayogäs.

218

IV. Abschnitt.

Jerusalem.

Vorfälle und Beobachtungen.

zwei Goldstücke zahlen m ü s s e . ' ) Wahrscheinlich war dies der Jahreszins f ü r eines dieser Ladengewölbe. Gegen das nördliche Ende des Basars tritt eine Strasse von Südost herein, und eine andre geht nach Westen zu ab und allmählig bergauf nach dem Hofe der Kirche zum heiligen Grabe. Diese letztre ist der einzige Zugang zu j e n e r aus diesem Stadttheile. Auf der Südseite derselben, ehe man an den genannten Hof kommt, ist ein schönes römisches oder byzantinisches Portal mit rundem Bogen und Zierathen von feiner künstlicher Arbeit. Dasselbe führt auf einen offnen Platz im Süden des Bezirks des heiligen Grabes, wo sonst die Kirche der heiligen Maria von Latina stand.*) Das östliche Ende derselben oder eines andern dergleichen Gebäudes, eine gewölbte Nische, steht noch; südlich daneben ist die Ruine eines Gebäudes, das wie ein Khän aussieht, offenbar das ehemalige Xenodochium, das mit der Kirche verbunden war. 3 ) — Wenn man in dieses Portal hinein geht und um die östliche Seite dieser Ruine, der Wiege der Hospitaliter, weiter hinauf geht, übersieht man den Boden weiter südlich, jetzt ein offner Weideplatz. W i r verglichen die Höhe desselben mit den Strassen unten im Osten und Süden. Die e r s t e m sind die eben beschriebenen Basarstrassen. Die im Süden ist die Strasse vom Yäfathore und nicht weniger als 1 2 bis 1 5 Fuss niedriger als das offne Feld oben. Längs derselben, westlich von den Basars, läuft eine Reihe spitzer Bogengewölbe fast bis zu der nächsten Ecke hin. Sie sind grösser und schöner als die des Basars; sie werden wie j e n e zu Läden und Werkstätten benutzt. An der Ecke des Basars ist ein kurzes StUck Mauer von fugenrändrigen Steinen. Ein Theil des Baues erscheint zuerst als alterthümlich, denn die Steine sind sehr verfallen; wenn man sie aber mit denen zu den Spitzbogen der nahen Gewölbe gebrauchten vergleicht, so weisen sie sich als vom selben Charakter aus, weich u n d leicht vom Wetter zerstörbar. Auch der Styl der Architektur ist in Ecke u n d Bogen der nämliche. Beide standen offenbar mit dem grossen Pallaste der Johanniter in Verbindung. 4 ) Auf dem erwähnten höhern Fleck, der unmittelbar an den höhern Basar stösst, und etwa südlich vom Mittelpunkt desselben ') Bernard. 10: „Ante ipsum hospitals est fohim, pro quo nnusquisque ibi negotians anno solvit duos aurcos illi qui illud providet." ß. Palästina II. S. 244. ') S. mein Palästina II. S. 246 f. 3 ) Ebend. S. 247. *) So auch Herr Whiting; s. Anm, IY. am Ende des Bande«.

Basare.

Säalen.

219

sieht man ein Stück Mauerwerk, vielleicht ein Pfeiler oder die Ecke eines Vorsprungs in der östlichen Wand des nämlichen Pallastes. Diesem ist bisweilen ein hohes Alterthum zugesprochen worden. Einige der Steine sind in der That sehr verwittert; bei näherer Prüfung aber weisen sie sich als ganz von derselben Art mit denen der Spitzbogen in der Strasse im Süden aus, von denen viele eben so verfallen und verwittert sind. In der That findet sich keine Spur eines höhern Alterthums als das des Pallastes, zu dem diese Trümmer offenbar gehörten. Sie m ö g e n die Ueberreste eines Portals sein, allein es würde eine starke Einbildungskraft erfordern, noch eine Spur von Bogenform herausfinden zu wollen. Diese Bemerkungen sind das Resultat wiederholter Untersuchungen. 1 ) Vom Nordende des Basars nach dem Damascusthore ist nur eine Strasse, und diese grösstentheils unbedeckt. Allein von der Ecke der Strasse, die hinunter und an dem sogenannten Helenenhospital vorbeiläuft, bis zu der Via dolorosa ist sie wiederum überdacht, und wie die iorher beschriebenen mit Lichtöffnungen versehen. Hier und dort sind die Dächer hoch genug, dass beladene und berittene Kameele ohne Schwierigkeit darunter weg können. Dieser bedeckte Weg wird als Basar für Werkstätten gebraucht; doch steht er jetzt ziemlich verlassen. Auf dem offnen Strassenplatz zwischen dem Basar und dem bedeckten Wege auf der Westseite erblickt man unter der hohen Hügelwand drei Säulen von grauem Granit Eine derselben liegt grade am Eingang des bedeckten Weges; zwei stehen weiter südlich noch aufrecht. Diese Säulen stehen grade in einer Linie mit der Kirche zum heiligen Grabe. Eine vierte, vielleicht einst dazu gehörende, liegt a m Eingang des mittlem Basars auf der Südseite. Links von den aufrecht stehenden Säulen läuft ein kaum kenntlicher Pfad ab und windet sich die steile Hügelwand hinter denselben hinauf und (führt so nach dem Hofe im Norden des jetzigen coptischen und abyssinischen Klosters. Dieser Hof liegt östlich der Kirche zum heiligem Grabe. Er ist Uber der unterirdischen sogenannten Hclenencap>elle, woselbst der Ort gezeigt wird, wo das Kreuz gefunden w a r d ; das Kloster liegt auf seiner südlichen Seite.*) Vom Hofe sieht mam am östlichen Ende des griechischen Theiles ') Holy City II. ¡p. 57. Schultz p. 61. Krafft p. 29. Letztrer hat zwei Pfeiler; verwirft abeT ganz richtig die Antiquität dieser Trümmer. So auch Herr Whiting; s. Anm. IV. am Ende des Bandes. Tobler, Topographie I. p. 101. ') Prof. Willis in Holy City IL p. 224.

220

IV. Abschnitt.

Jerusalem.

der grossen Kirche hinauf.

Vorfalle und Beobachtungen.

Etwas mehr in Norden ist der Gingang

zu der ungeheuer» unterirdischen Cisterne, die bisweilen die Schatzkammer der Helena genannt wird. Zwei andre

Säulen,

beide

von

Kalkstein,

stehen

noch

am

Nordende des westlichen B a s a r s : die eine ist in die Mauer auf der Ostseite

eingebaut;

ringt, dass man

die andre,

grössere ist so von Häusern um-

nur den obern Theil sehen kann.

natürlich in keiner Verbindung mit den Unter den vielen Gegenständen,

Diese waren

Granitsäulen.

die bei unsrem

frühem B e -

such in Jerusalem im Jahre 1 8 3 8 unsre Untersuchung in Anspruch nahmen, waren diese Granitsäulen unsrer keit entgangen.

Sie hatten

besondern

Aufmerksam-

unbemerkt Jahrhunderte lang hier ge-

standen, bis im J a h r e 1 8 4 5 Schultz ihre Existenz der Welt bekannt machte,

und sie als Ueberreste der alten zweiten Mauer zu

riren h a t t e n ! 1 )

Im folgenden Jahre 1 8 4 6

auszudrücken, Propyläen

dass diese Säulen

sein möchten,

errichteten Basilica.*)

vielleicht Theile

Nach Eusebius war diese Basilica von dein

der Ostseite war ein andrer der

offner Hofraum

Kreuzgänge ( a t o a i )

vorn, „nach

welchen,

der prächtigen

im Osten der grossen von Constantin

heiligen Grabe durch einen offnen Hof getrennt; hin,

figu-

wagte ich die Meinung

an

jeder

und jenseits auf

gegen

die Eingänge

Seite hatte,

und Thore

grade in der Mitte der Marktstrasse, 3 ) die

schönen P r o p y l ä e n (Vorhallen) des ganzen Gebäudes denen, die vorbei gingen,

eine Ansicht der Dinge darboten,

sehen waren". 4 )

die drinnen zu

Auf der nämlichen Stelle, wo dieser Beschreibung

nach die Propyläen gestanden haben müssen, sind jetzt noch diese Granitsäulen zu sehen, und ich habe mich gefreut, meine späterhin durch unterstützt niedriger

zu als

die competentere sehen.5) —

der Boden im

Ansicht

Autorität des Professors Willis

Gegenwärtig Westen,

sind

und es

diese Säulen ist nicht

viel

unwahr-

') E. G. Schultz, Jerusalem p. 00. *) S. Bibliotlieca Sacra, Aug. 184C, p- 436 sq. •") Euseb. ftc(P tii in nvjij; fitoiji 7i)(tx(ia; ¿yoQÜs, Vit. Const. 3, 39. Ich habe dies als „ M a r k t s t r a s s e " gegeben in Uebereinstimmung mit der Version und der Note des Valesius, und weil dies auch am besten zu dem Charakter des Bodens passt. Prof. Willis giebt es als „ M i t t e des b r e i ten M a r k t p l a t z e s " , was allerdings durch das Fehlen des Artikels vor iiyogtit gerechtfertigt wird; allein nicht durcli den Ort selbst. Dieser konnte nicht wohl breiter sein als die Strasse selbst. 4 ) Euseb. Vit. Const. 3, 39. Nach Arculfus stand die Basilica selbst über dem Ort, wo das Kreuz gefunden worden; Adamnan. I. 7. ') Holy City II. p. 250. Lond. 1849.

Propyläen. scheiolich, dass hinauf führten.

ursprünglich

Bedeckter Weg.

221

von ihnen Stufen nach dem Hofe

Kehren wir n u n nach dem bedeckten NVege zurück, so haben wir hier den wichtigen Punkt zu b e m e r k e n , dass die Strasse hier längs einem Hohlwege hingeführt ist, der durch den Bergrücken gegraben ist, welcher bei der Kirche zum heiligen Grabe sich nach Osten erstreckt. Der Erhöhung des Bodens auf der westlichen Seite nach dem Hof des coptischen Klosters hin ist bereits gedacht w o r d e n ; noch höher ist der Boden etwas nördlicher, so dass jnan von den Häusern, die über der grossen Helenencisterne stehen, nach dem Dache der bedeckten Strasse förmlich hinunter steigen muss. Auf der Ostseite dieser letztern und auf gleichem Boden mit der Bedachung ist der Garten des Hauses, in welchem wir f r ü h e r gewohnt, jetzt das des preussischen Consuls, mit Cypressen u n d andern grossen Bäumen und wenigstens Einer ungehcuern unterirdischen C i s t e r n e . ' ) Jenseits des Hauses gegen Osten fällt der Boden wieder steil ab. Es ist hier wenig daran gelegen, ob dieser Rücken aus Erde besteht oder aus Fels. Ich glaube indessen hauptsächlich aus letzt e m ; obwohl es sehr möglich ist, dass der Durchgang mit Mauerwerk ausgelegt ist. Die Kapelle zum Kreuze unter dem eben erwähnten Hof wird f ü r aus dem Felsen ausgehauen gehalten.*) Die Helenencisterne weiter nördlich ist sicherlich so ausgehauen, und die Häuser darüber stehen noch jetzt auf der gebliebenen Felsenfläche, die beträchtlich höher ist als der erwähnte Hof. Auf der Ostseite der Strasse befinden sich noch Cisternen im Felsen, während unterhalb des Consulats der Felsrücken heraustritt und in sehr schräger Richtung quer Uber die Strasse lauft, die bei dem Helenenhospital hinunter führt. Hier führt der Pfad wirklich auf aus dem Fels gehauenen Stufen hinunter. — Der Zugang zum Hause des preussischen Consuls ist von dieser Strasse durch einen bedeckten Gang, von weichein einige Stufen zu einem oifnen Hof hinaufführen, unter welchem eine grosse Ciseme in den Felsen gehöhlt ist. Dann führen noch, mehrere Stufen nach dem Garten und der eigentlichen W o h n u n g hinauf. 3 ) ') S. mein Palästina II. S. 12G. — Die grösste der dort erwähnten CiBternen ist unter diesem Garten. *) Holy City -II. p. 222. So auch die Stufen, die hinunter zur Helenencapelle führen, und vielleicht auch Thcile dieser Capelle selbst; ib. p. 220. 3 ) Es ist zu bedauern, dass Prof. Willis, weil es ihm an einer Gelegenheit zur persönlichen Besichtigung fehlte, in Bezug auf die relative

222

IV. Abschnitt.

Jerusalem.

Vorfalls und Beobachtungen.

Gegen Norden endet der bedecktc Weg, wo die Strasa von der Via dolorosa durchschnitten wird. Ich habe früher de Bemerkung ausgesprochen, dass die Via dolorosa ein Machweik aus den Zeiten der Kreuzzilge oder der Periode bald nach derselben ist, und dass die erste Anspielung, die ich darauf zu finin im Stande gewesen bin, im Marinus Sanutus im 14. Jahrhundert vorkommt. ') Dieser Schriftsteller ist der erste, der blos die hiiligen Stellen längs dieser Strasse herzählt, nennt aber dieselbe nicht bei Namen. Die Meinung, die ich damals aufzustellen gewagt, ist seitdem durch ein Docuinent aus dem 12. Jahrhundert bestätigt worden, das zuerst im Jahre 1843 publicirt wurde.') Aus diesem Document geht deutlich hervor, dass es im 12. Jahrhundert noch keine Strasse dieses Namens in Jerusalem gab. Die, welche jetzt so ven den Mönchen genannt worden, führte damals zwei Namen ihrei verschiedenen Theilen nach. Westlich von der Basarstrasse ward sie l a r u e du S e p u l c h r e genannt; während der Theil im Osten demselben bis zu dem Thore, das nach dem Thale Jehoshaphat führt, unter dem Namen la r u e d e J o s a p h a t bekannt war. 3 ) Im höchsten Theile dieser Jehoshaphatstrasse aber, dem Tempel gegenüber, war zu dieser Zeit ein Thorweg (porta), der P o r t e s d o u l e r e u s e s genannt ward. 4 ) Der Grund dieser Benennung ist unbeDer Thorweg scheint das gegenwärtige E c c e Homo kannt gewesen zu sein.') Wahrscheinlich ward der Name im Lauf der Zeit auf die Strasse übertragen und so diese letztre Via ddorosa genannt. Höbe der Lage der heiligen Grabeskirche und der Basars trasse einen Irrthum begangen hat; eben so in Betreff der Natur des oben beschriebenen Kuckens. Er nimmt an, dass „das Pflaster der Botunda ungefähr auf derselben Höhe liege wie die Stephansstrasso" oder Basarstrasse (Holy City II. p. 238); und ferner, dass die Hohe hinter den Granitsäulen „eine Erderhöhung (a bank of earth)", kein Fels sei; während der bcdeckte Weg ebenfalls durch eine „Bodenerhöhung (raised ground)" geführt sei; ibid. p. 240, 241. Diese letztre Angabe ist im Text oben widerlegt. Das Pflaster der Botunda kann, das allergeringste gerechnet, nicht weniger denn 20 bis 30 Fuss höher als die Basarstrasse seiiy. ') Palästina I. S. 387. II. S. 3. Marin. Sanut. 3, 14. 10. ') S. „La Citez de Jherusalem", eine Beschreibung von Jerusalem in altem Französisch aus dem 12. Jahrhundert, zuerst publicirt in Beugaot, Assises de Jerusalem, fol. Paris 1843. Tom. II. p. 531 sq. Abgedruck; in Schnitz, App. p. 107 sq. Holy City I. p. 133 sq. ') La Citez de Jherusalem §.5—7. 4 ) Ebend. §. 7. *) S. auch Schultz, Jerus. p. 120.

Via dolorosa

Port« judicium.

223

Wo dieselbe sich mit der Basarstrasse kreuzt, an der nordwestlichen Ecke, beträchtlich Uber der S t r a s s e , sieht man die einzelne Säule stehen, welche die Stelle der angeblichen P o r t a j u d i c i a r i a bezeichnen soll. Sie ist von Kalkstein u n d steht natürlich in keinem Zusammenhang mit den Granitpfeilern weiter im Stlden. Nur das obere Ende der Säule kann man von aussen s e h e n ; das untre ist in der Hintermauer eines Kaffeebrennerladens eingebaut, und von einem Piedestal ist nichts zu s e h e n . ' ) Es liegt zu Tage, dass eine einzelne Säule an sich keine Evidenz eines Thores bieten k a n n , sonst würden wir Thore genug Uber die ganze Stadt verbreitet finden. Noch kann die Tradition von einem solchen einstigen Thore auf dieser Stelle u n t e r den Lateinern weiter zurückgeführt werden, als bis zum Ende der Kreuzz ü g e , während die griechische Kirche gar keine Tradition der Art kennen soll.*) Brocardus im Jahre 1 2 8 3 ist der erste, der einer P o r t a j u d i c i a r i a erwähnt, von der nach seiner Erzählung Spuren in der alten Stadtmauer sein sollten. Doch war zu seiner Zeit das Thor dieses Namens im nordwestlichen Theile der neuern Mauer, u n d führte nach Shiloh (Neby Samwil) und Gibeon. 3 ) Er giebt keinen Schlüssel zu der Lage des angeblichen alten Thors. Etwas genauer ist F. Fabri im Jahre 1 4 8 3 . Als er herunter vom heiligen Grabe kam und die Basarstrasse entlang nordwärts ging, sah er das alte Thor, von dem das dicke Mauerwerk eines halben Bogens noch s t a n d ; und indem er dasselbe rechts liegen liess, kam er nachher zum sogenannten Hause der Veronica, das jetzt auf der Ostseite der Basarstrasse gezeigt w i r d . 4 ) Dies würde das Thor ungefähr in die Gegend der Stelle bringen, die jetzt dafür angegeben -wird; würde es jedoch an die entgegengesetzte, südöstliche Ecke der sich kreuzenden S t r a s s e n , oder in die Nähe dieser Ecke setzen. Ein Jahrhundert später ward für das Thor die jetzige

') Toblor, Topographie I. p. 253. ') Tobler ebcnd. p>. 253. Diesem Schriftsteller zufolge halten die Griechen diese Säule für die, auf welcher Petrus' Hahn krähte; während nach einer andern griechischen Autorität es diejenige Säule ist, an welcher Jesu Todesurtheil angeschlagen worden. s ) Brocardus c. 8. p. 183. M&rinus Sanutus spricht ebenfalls von einer Porta j u d i c i a r i a , womit er offenbar die in der äussern Mauer meint; 3, 14. 10. Er sagt nichts von einem Thor in der V i a d o l o r o s a , obwohl er aufs genaueste die verschiedenen andern Dinge beschreibt. ') F. Fabri in Keissb. p.25l.

224

IV. Abschnitt.

Jerusalem.

Vorfülle und Beobachtungen.

Stelle fixlrt und die eine Säule als ein Ueberrest desselben angenommen. ' ) So viel Uber

diesen

„traditionellen Thorweg",

auf welchen,

•wie auf die Granitsäulen weiter südlich, man sich als auf Ueberreste der alten zweiten Mauer bezogen h a t ! * ) Die so weit aufgeführten Orte und Gegenstände wurden von uns sämmtlich am Vormittag dieses Tages besucht und besichtigt. Um jedoch Wiederholungen zu vermeiden, habe ich hier auch die Resultate wiederholter späterer Untersuchungen einverleibt. Am Nachmittage des nämlichen Tages gingen wir noch einmal aus und zwar die Strasse entlang, die ostwärts nach dem jetzigen St. Stephansthore führt.

Wir beabsichtigten die östliche Mauer des

Ilaram zu untersuchen und zu messen.

Diese Strasse, wenn man

da anfängt, wo die, welche südöstlich auf niederm Boden vomDamascustlior daher kommt, hereintritt, geht zuerst beträchtlich bergan, und dies

zwar bis zum S e r a i ,

der Wohnung des KAim Makftra,

oder Militärgouverneurs, die auch als Caserne gebraucht wird. Dies ist nach

der Legende

das Haus des Pilatus.

der Strasse ist der steile Fels. a b , bis

Auf der Nordseite

Von hier an fällt der Boden wieder

er längs der Nordseite des grossen Birket IsrAil wieder

ganz eben wird. Auf dem höchsten Theile der Strasse, der nordwestlichen Ecke des Hauses des Gouverneurs gegenüber, steht der Bogen, der jetzt unter dem Namen E c c e

H o m o bekannt ist.

Mönchstradition die Stelle, zeigte und sprach:

Dies

ist nach der

auf welcher Pilatus J e s u s dem Volke

„Seht diesen M e n s c h e n ! " 3 )

E s ist ein hoher

Thorweg mit einem engen gallerieartigen Stübchen oben darüber. Die älteste Nachricht, die wir von diesem Bogen oder Thorweg haben, ist in der oben erwähnten Beschreibung von Jerusalem aus dein 1 2 . Jahrhundert. genannt. 4 )

Er

wird

dort

les portes

Marinus Sanutus im J . 1 3 2 1

spricht

doulereuses hier von einem

hohen Bogen, au dessen Steine sich der Herr ausruhend angelehnt, als er sein Kreuz t r u g . 5 )

Ein Jahrhundert später war es die Stelle

des Ecce Homo g e w o r d e n , ' ) heute bezeichnet. ') ') 3) 4) ) ')

und

als

Um das Jahr 1 6 2 0

solche

wird

sie noch bis

spricht Quaresmius

Zuallart 3. p. 117. Holy City XI. p. 53. Schultz p. 60. Krafft p. 31. Joh. 19, 5. S. oben S. 222. M. Sanut. 3,14. 10. Gumpenberg, A. D. 1449, im Beigab, p. 462.

divon

Ecco Homo. als

„beinahe von Alter verfallen".')

225 Er

scheint ausgebessert zu

s e i n ; und dann wieder im Jahre 1 8 2 1 erwähnt Berggren, dass er kürzlich wieder hergestellt und geweisst worden sei.*)

Der Bericht,

den wir selbst darüber gehört, war, dass der jetzige B o g e n (nicht die Pfeiler) ungeßhr vor 3 0 Jahren, innerhalb der Erinnerung von einigen

Bekannten

Dr. Mac Gowans,

erbaut

ihnen gab es vorher gar keinen Bogen.

worden

sei;

nach

Dies passt zu Berggrens

Angabe. Aber der Thorweg ist offenbar älter als die Tradition. er jetzt erscheint, ruht der Bogen

welche ein durchaus antikes Ansehen besteht

aus

Sculpturarbeit.

Wie

auf beiden Seiten auf Pfeilern, haben.

Das Mauerwerk

Auch das Karniess dieser Pfeiler

vielleicht aus der Epoche Hadrians hergeleitet werden,

mag

oder m ö g -

licherweise aus der des Herodes; allein es ist nichts in der Grösse oder dem Charakter der S t e i n e , die Arbeit noch weiter zurtlck zu datiren.')

Ich werde vielleicht wieder auf diesen Thorweg zurück-

kommen. Indem wir nun ostwärts die Strasse weiter hinunter gingen, hielten wir a n , um einen Bau zu besichtigen, Blick wie

ein alter Thurm aussieht.

eine Strecke weit jenseits Eingang

zum Haram

der auf den ersten

E r steht auf der Nordseitc,

der Kaserne und beinahe dem

gegenüber.

Als

ein Werk

ersten

des Alterthums

jedoch bewährt er sich nicht bei näherer Untersuchung.

Von den

Steinen sind zwar viele fugenränderig und dem Ansehen nach sehr alt; allein sie sind nicht gross und Ritzen und Spalten dazwischen mit dünnen Stücken und kleinern Steinen ausgefüllt, so dass bald zu sehen ist, dass die geränderten Steine nicht in ihrer ursprünglichen Lage liegen. das

Innere

Ein Blick durch ein Fenster zeigte uns,

gegenwärtig

die

Grabstätte

eines Scheikhs

ist;

dass wir

konnten einen Theil einer gerippten Säule sehen, und den Rumpf einer andern glatten.

Ich erinnere mich nicht, ein andres Beispiel

einer gerippten, oder wie sonst der architektonische Ausdruck ist, mit hohlen Rinnen gezierten Säule in der heiligen Stadt zu haben.

gesehen

Unsre Bemühung, Eingang zu erhalten, war vergebens.

Im Vorbeigehen besahen wir auch den grossen Wasserbehälter. Seine südliche Mauer ist mit einer Art Mörtel überzogen, und die kleinen Steine, ') *) J) Bogen

die man wahrnehmen kann,

sind nur ein Theil

II. p. 207: P r a e v e t u s t a t e p a e n e d e m o l i t u s . Berggren, Reise III. p. 35. M. de Sanlcy scheint nicht blos die Grundpfeiler, sondern auch den selbst für römisch zu halten; II. p. 327.

Robinsoo, Eibl. Forschungen.

1 5

226

IV. Abschnitt.

Jerusalem.

Yorßtllo und Beobachtungin.

dieses Mörtelkleides. Auch die Mauer und Bogen am Westende sind aus kleinen Steinen erbaut, und obwohl die Bogen rund sind, hat der ganze Bau doch keineswegs das Ansehen holien Alterthumes.') Darauf gingen wir zu dein Stephansthore hinaus, nnd untersuchten, indem wir südwärts zwischen den Miislim-Griibern weiter gingen, die Mauer des Harams bis nach der südöstlichen Ecke. Es waren viele inuhammedanische Weiber an den Gräbern, denn es war ¡Iii' heiliger Abend vor Freitag, ihr Sabbath, die Zeit, zu welcher sie die Gräber der Ihrigen zu besuchen pflegen. Als wir zurückkamen, waren sie alle schon heimgegangen; so konnten wir ohne Störung die Länge der Mauer ausmessen. Wenn wir an der nordöstlichen Ecke anfangen, so haben wir zuerst, wie es scheint, die Mauer eines Eckthurmes, einer Bastei, 8 3 £ Fuss lang und auf der Südseite Fuss weit aus der Mauerlinie im Ganzen herausspringend. Diese Thurmmauer besteht zum Theil, bis zu einer beträchtlichen Höhe hinauf, aus sehr grossen, fugenränderigen Steinen; und ganz ähnliche grosse Steine finden sich auch, um die Ecke herumgehend, in der nördlichen Mauer innerhalb der Stadt. Ich mass einen der Steine an der Südostecke, welche den Vorsprung bildet. Er war 2 3 Fuss 9 Zoll lang, 3 Fuss hoch und 5 Fuss 2 Zoll breit. Dieser Thurm stammt augenscheinlich aus dem Alterthume, obwohl die Steine weniger glatt sind und das Mauerwerk weniger künstlich ist als am Klageplatz der Juden. Dann folgt zunächst eine Mauerlinie, eine Curtine oder Mittelwall, der sich 3 7 3 Fuss lang nach der Nordseite des goldenen Thores hin erstreckt. Hier sind an einigen Stellen in den untern Lagen grosse Steine angebracht; allein ganz unregelinässig, und es scheint zweifelhaft, ob sie an ihren ursprünglichen Stellen sind. Das ganze Ansehen der Mauer deutet auf einen Wiederaufbau hin, als wäre sie aus altem Material unregelmässig wieder zusammen geworfen. Das goldene Thor befindet sich in einem Vorsprung, der

') B. m. Palästina II. S. 75, 137 f. — „Das südliche Gewölbe dehnt sich 130 Fuss lang aus und das andre wahrscheinlich eben so "weit. An» Ende des erstem war eine Oeffnung (oben), um Wasser herauf zu ziehen. Die Gewölbe haben einen Gypsmörtel-Ueberguss, und wurden wahrscheinlich gebaut, als der Graben in ein Reserroir verwandelt ward"; Wolcott in Bibl. Sacr. 1843. p. 33.

287

Oestliche Haram-Mauer.

5 5 Fuss lang ist und 6 Fuss weit aus der Mauer heraussteht. Es ist ein doppelter Thorweg, indem zwei runde Bogen von schöner römischer verzierter Arbeit dicht nebeneinander stehen. Die Mauer, die diesen Vorsprung bildet, zu beiden Seiten des Thors und oberhalb, ist 4 Fuss 8 Zoll breit auf der Nordseite, und 4 Fuss auf der Südseite, und neu aufgebaut. Nach diesem ist auf eine Länge von 1 1 0 Fuss 8 Zoll bis zu einem andern kleinen 2 Fuss breiten Vorsprung die Mauer von spiiterm Bau. Ich sage s p a t e r , weil, obwohl die Steine der untern Lagen gross sind, diese weder glatt gehauen, noch dem Anschein nach an ihren ursprünglichen Stellen sind. Ungefähr in der Milte der eben angegebenen Länge ist ein Pförtchen in der Mauer, das jetzt zugestopft ist. Es gehört augenscheinlich zu dem neuern B a u . ' ) Von jenem kleinem Vorsprung bringt uns eine lange Strecke — 8 3 9 Fuss lang — nach einer Spalte in der Mauer, die auch bisweilen für einen Vorsprung angesehen worden ist. Im nördlichen Theile dieser Strecke ist die Mauer ganz offenbar neu. Im südlichem finden sich viele antike grosse Steine, die jedoch blos an den Eckcn abgeglättet, während die mittleren Theile roh und vorstehend geblieben sind, nnd so sich sehr von den grossen Steinen am Klageplatz und andern Orten unterscheiden. Sie sind auf die unregelmässigste Weise angebracht, und gehörten offenbar nicht zu der frühesten Mauer. Das was man für einen Vorsprung gehalten, kann kaum so genannt werden. Am Boden stehen zwar allerdings die untern Lagen ungefähr 6 Zoll weit heraus; aber höher hinauf ist nichts davon zu bemerken. Diese Stelle ist 6 8 Fuss 4 Zoll nördlich von der Südostecke. E s ist sehr möglich, dass hier ursprünglich ein Eckthurm, eine sogenannte Bastei, von dieser Breite stand, der an dieser Stelle einige Fuss vorsprang, wie der an der Nordosteckc; und dass, als die Miaucr wieder aufgebaut ward, man diese letztre in eine Linie mit (dem Ecktliurm brachte. Wenigstens kann die perpendiculäre Spalt«, die durch alle antiken Lagen und Uber die-

') Da ick zur Zeit versäumt hatte, genau anzumerken, wo dieses Pfortchen ist, habe ich im Text die Angaben Tippings und de Saulcy's gebraucht, so weit ich sie verstehe. Traills Josephus I. p. X L I V . De Sauley II. p. 109. Letztrer sieht diese Pforte für „die von Josaphat" a n , die in L a Citez de Jherus. erwähnt wird. Dies ist offenbar ein Irrthum; s. Schultz p. 114. Holy City I. App. p. 139, 140.

15*

228

IV. Abschnitt.

Jerusalem.

Vorfalle und Beobachtungen.

selben hinauf läuft, kaum ein Theil der ursprünglichen Anlage gewesen s e i n . ' ) In der eben beschriebenen langen Strecke der Mauer finden sich ausser andern Unregelmässigkeiten eine Menge von Säulensttlcken eingemauert und zwar horizontal und in die Quere. Auf einem derselben, das mehr als die andern hervorsteht, soll nach dem Glauben der Muhammedaner ihr Prophet sitzen, wenn er die im Thale Jehoshaphat versammelten Völker richtet. — Am südlichen Ende dieser Maucrlinie, nahe dem angeblichen Vorsprung, sind die Steine, obwohl gross, doch äusserst roh, und man kann in zweien von ihnen eine Biegung wie zu einem Bogen wahrnehmen. Aber ein Bogen, ähnlich dem an der SUdwestecke, würde an dieser Stelle ganz unbegreiflich sein, da eben von hier der Boden auf einmal und zwar sehr steil nach dem Thale unten abfällt. 1 ) Ueberdem kann man bei genauerer Besichtigung auch bemerken, dass die Steine unter den beiden bogenartigen durchaus nicht an ihren ursprünglichen Stellen liegen. Sie sind a u f s unregelmässigste gestellt, und einer davon steht 1 0 bis 1 2 Zoll weit \ o r . Die bogenartigen Steine mögen daher entweder zufällig sein, oder waren so f ü r irgend einen andern Ort und Zweck zurccht gemacht. 1 ) In der Strecke zwischen dem angeblichen Vorsprung und der südöstlichen E c k e , eine Länge von 6 8 Fuss 4 Zoll, haben wir augenscheinlich einen Theil des ältesten und ausgearbeitetslen Mauerwerkes, von dem u n s Bruchstücke Übrig geblieben. Es sind 1 5 bis 1 6 Steinlagen. Die Steine sind s e h r g r o s s , fugenränderig und durchaus glatt behauen; ausser dass bei einigen ziemlich in der Mitte der Aussenseite eine 8 bis 1 0 Zoll vorspringende und ungefähr eben so breite und lange rauhe Stelle geblieben ist. Dies mag etwa mit dem Fortschaffen der Steine zusammen gehangen haben. Einige der Ecksteine sind 2 0 Fuss lang; eben solche Steine und solches Mauerwerk finden sich auch um die Ecke herum u n d längs der südlichen Mauer. 4 )

') S. Tippmgs schöne Abbildung von der Harammauer, Südost Ecke, in Traills Josephus Vol. I. ') Ritter, Erdk. XVI. 1. p. 333. s ) In diesen bogenartigen Steinen und in einigen perpendikulttren grade über ihnen, allein höher oben in der Mauer, sieht Herrn de Saulcy's Phantasie ein Doppelfenster und einen Balcon aus den Zeiten Salomons; II. p. 113. ") „Ich betrachte dies als das erste Beispiel von Mauerarbeit in der Welt. Die Steine schliessen dicht; die Fugenränderung wie die GlUttung der Aussenseiten ist so rein und nett gearbeitet, das« die Mauer, wie sie frisch

Oestliche Haram-Mauer.

229

Mit Ausnahme des Basteithurmes an der Nordost-Ecke und dem eben beschriebenen wahrscheinlichen an der Südost-Ecke, scheint e s uns sehr zweifelhaft, dass irgend ein zusammenhängende)' Theil d e r übrigen Mauer zu dem ältesten Bau gehört. Es giebt zwar auch nach SUden zu und auch im Norden des goldenen Thores noch viele grosse Steine; allein sie sind roh und unbearbeitet und liederlich zusammen geworfen. An einer Stelle im Norden des genannten Thores ragen sie wohl einen Fuss breit aus der Mauer h e r v o r ; so auch unter den angeblichen Bogensteinen. Diese allgemeine Unregelmässigkeit der Maueriläche (mit Ausnahme der Nähe der Ecken) fiel uns nachher besonders vom Thalboden her auf. llebersicht. An der Sildost-Ecke anzufangen. Von der SUdost-Ecke bis nach dem angeblichen Engl. Fuss Vorsprung 68J Bis zum kleinen zwei Fuss breiten Vorsprung . 8 3 9 Bis zum goldenen Thor, Südseite Goldenes Thor, Nordseite Bis zum Vorsprung der Nordost-Ecke . . . . Bis zur Nordost-Ecke des Haram

110f — 55 373 83| —

1018

511|

15291 Das Resultat u n s r e r Messungen der nämlichen Mauerlinie im Jahre 1 8 3 8 war 1 5 2 8 F u s s . ' ) Um der b e q u e m e m Nachwcisung und Bezugnahme willen will ich hier ebenfalls gleich unsre Messung der südlichen Mauer des H a r a m hersetzen, obwohl dieselbe erst am folgenden Dienstag genommen ward. Die Steine der südlichen Harammauer nahe der SUdost-Ecke sind g r o s s , schön gekantet und glatt an der Vorderseite, und mit den bereits beschriebenen an dieser Stelle der östlichen Mauer ganz übereinstimmend und zusammenhängend. Auch hier ist ungefähr dieselbe Anzahl von Lagen noch erhalten; sie gehören offenbar ein und derselben Epoche an und sind Theile eines Ganzen. Dieselbe Art Steine finden sich auch weiter nach Westen, aber meist n u r in einzelnen Lagen, manchmal auch in zweien oder dreien von unten a u f ; alle diese Steine s i n d , dem Ansehen nach, an ihren alten Stellen. Ungefähr 9 0 Fuss von der Ecke ist ein

aus den Händen des Erbauers ging, sich wie ein colossales riliivo Täfelwerk ausgenommen haben muss" ; Tipping in Traills Josephus I. p. XTiV. ') Palästina II. S. 30, $8.

230

IV. Abschnitt.

Jerusalem.

Vorfälle und Beobachtungen.

kleiner Thorweg mit einem Spitzbogen, jetzt aber zugemauert. Nach einem Zwischenraum von der niimlichen Länge stösst man aif drei neben einander liegende hohe Thorwege mit runden Bogci u n d ebenfalls zugemauert. Man darf nicht unwahrscheinlich dieselben auf die Zeit des Justinian zurück datiren. Sie bildeten einen breiten Eingang zu den Gewölben unterhalb des Haram.') Der Styl, in dem sie gebaut, ist gänzlich von dem der f r ü h e m Arbeit verschieden. Die Verbindung der Stadtmauer mit der südlichen Mauer des Haram ist vermittelst eines niedrigen viereckigen Gebäudes, oder vielmehr zweier solcher, die zwei Vorsprünge in der äussern Ecke machen. — Ein Vergleich der antiken Theile der südlichen Mauer mit dem Mauerwerk des Judenklageorts und dem an den Südostund Südwest-Ecken hinterliess uns den entschiedenen Eindruck, dass, weit entfernt dass diese Theile des Unterbaues von späterm Datum als die weiter nördlich sein sollten, vielmehr die Ueberreste der südlichen Mauer und der Südost-Eckc entschiedene Zeugnisse eines höhern Alterthurns an sich tragen als fast irgend ein andrer Theil. Südliche Mauer-Messung. Von der südwestlichen Eckc anzufangen. Von der Südwest-Ecke bis zum Winkel der Stadtmauer engl. Fuss längs der Stadtmauer gemessen (s. p. 2 1 5 ) . . . . 296 Dicke der Stadtmauer 3 Erster Absatz 81 Zweiter Absatz 27£ Bis zu der Südost-Ecke 550 9Ö7f Ich habe bereits auf die Möglichkeit, dass bei der ersten dieser Messungen innerhalb der Stadt ein Irrlhum zu Grunde liegen könnte, hingedeutet, 1 ) und war daher nicht überrascht, von Dr. Barclay zu hören, der ebenfalls und zwar in einer dem Haram nähern Linie gemessen hatte, dass nach ihm die Länge der ganzen Mauer sich auf 9 2 6 Fuss belaufe. 3 ) ') Dies waren nicht die Oeffnungen, die Maundicll gesehen; denn diese •waren innerhalb der Stadtmauer. Maundrell Apr. 5. ') S. oben S. 215. 3 ) Meine Messung im J. 1838 war 955 Fuss; sicheilichcinlrrthmn, obwohl ich nicht verstehe, worin er liegen kann. Die folgenden sind zuverlässiger: 1. Herrn Catherwoods im Jahre 1833, aus seinen Noten 932 engl. Fuss. 2. Die von Wolcott und Tipping im Jahre 1842 ; s. Bibliotheca Sacra 1843, p. 23 3. Dr. E. Smiths im Jahre 1844 D i e letztre Messung ward längs der Stadtmauer gemacht.

915 906j -

Südliche Haram- Mauer.

Annen - Kirche.

281

Auf unserin Rückweg nach der Stadt durch das St. Stephanst h o r gingen wir nach der St. Annenkirche, die auf niederni Boden nördlich von der Strasse drinnen steht. Es ist gegenwärtig eine verlassene Moschee. Auf ihrer östlichen Seite ist das südliche E n d e eines Striches höhern L a n d e s ; und hier ist eine solche Anhäufung von Schutt gegen die Kircheninauer, dass man von dort Dach und Dom leicht ersteigen kann. Der erhöhte Boden dehnt sich nach dem nordöstlichen Winkel der Stadtmauer hinauf; ja die östliche Mauer wird auf diesem Rücken fortgeführt. Nach innen zu erhebt sie sich nur wenig über den Boden, während sie auf der Aussenseite von 2 0 zu 3 0 Fuss hoch ist, und zum Theil auf dem scarpirten Felsen ruht. — Wir trafen bei der Kirche einen Abkömmling des Propheten im grünen T u r b a n , der u n s aufs a r tigste über verschiedene Punkte Auskunft gab. F r e i t a g , den 30. April. Wir erwiederten diesen Morgen einen Besuch von Dr. Barclay. Er war kürzlich in ein Haus gez o g e n , das auf dein östlichen Scheitel Zions hart am Rande der steilen Felsenwand lag, fast den Trümmern des alten Bogens gegenüber. Von seinem Dache lässt sich hinüber in den Haram blicken, u n d alle die verschiedenen Gebäude und Theile der Rasenplätze und die vielen Bäume kann mau von dort sehen. Uns beinahe g e g e n ü b e r innerhalb der Haram-Area, in einem kleinen Hofe, der sich längs der westlichen Mauer derselben dahinzog, wuchsen zwei Cypressen. Diese dienten uns zu bequemen Landmarken, die gen a u e Linie der Haram-Area in diesem Theile zu bestimmen, wenn a u s der Ferne gesehen. Es brauchte nur einen Blick von diesem O r t e , um wahrzunehmen, dass die ganze westliche Mauer dieser Area vom nordwestlichen z u m südwestlichen Winkel eine grade Linie bildete. Dies jedoch konnten wir noch deutlicher am folgenden Tage sehen. — Dr. Barclay leitete auch eben den Besitz eines Stück Landes am Fuss der Klippe ein, das grade dem Bogen gegenüber lag. E r wollte einen Garten daraus m a c h e n , um darin graben zu können und so \ielleicht die zu dem Bogen passenden westlichen Endpfeiler zu finden. Ob dergleichen j e gefunden werden mag, scheint sehr problematisch. Hier konnten wir auch auf die Südseite des Wegdammes herabsehen, der über das Thal unten hinweg nach dem Thore des Harams führt. Es sind zwei bis drei offene Stellen auf dieser Seite, die sich unter dem Dome als Gewölbe zu erstrecken scheinen. Unser Freund hoffte darüber unter seinen inoslemitischen Bekannten Näheres erkunden zu k ö n n e n ; es gelang ihm dies aber nicht,

232

IV. Abschnitt.

Jerusalem.

Vorfälle und Beobachtungen.

so lange wir in der Stadt waren. Wir erfuhren jedoch etwas mehr darüber am folgenden Tage. — Dr. Barclay arbeitete eben ai einem grossen, auf wirkliche Messung gegründeten Plane der Statt. Die Aufnahme war beinahe vollendet. Nach diesem Besuch gingen wir zu dem Damascusthore hinaus und sahen uns von neuem die an dessen östlicher Seite ais massiven Steinen erbaute alte Kammer an. Dann stiegen wir auf die Mauer und gingen auf derselben bis nach der Nordost-Ecke der Stadt; und dann südwärts bis beinahe zum St. Stephaisthore. Unsre Absicht war, im allgemeinen den Zuschnitt des Bosens zu untersuchen. Auf dem höchsten Punkt der Mauer, wo sie Uber dei Gipfel des Hügels, den ich für Bezetha halte, hinweg sich bedeutind erhebt, blieben wir eine Zeit lang stehen, und schauten n&h dem allein stehenden Berg weiter im Norden, unter dem die sogenannte Grotte des Jeremias sich befindet. Die beiden Höhen liegen einander mit ihren steilen Felsenfronten grade gegenüber und wecken sehr natürlich den Gedanken, dass sie einst durch, einen Rücken verbunden gewesen sein mögen, der zum Steinbruch benufet worden und sonach weggeräumt worden sein möchte. Jett aber erschien es mir wahrscheinlicher, dass diese Bresche nicht künstlich sei, sondern dass diese Höhe mit Bezetha und Mo'iah zu einer Klippenreihe gehöre, die in Zwischenräumen sich zi jenen Hügeln erhebe.') Grade im Osten dieses nördlichen Hügels kommt von Norden her ein kleines Thal, einer blossen Ginsenkung gleich, tritt östlich vom Herodesthore in die Stadt, und läuft in südöstlicher lichtung in der Nähe der St. Annenkirche und zwischen dem östliclen Abhang von Bezetha und dem gestern beschriebenen hohen Boden längs der östlichen Mauer hinunter. Es hat hier eine gan; ebene Sohle, und Spuren davon erstrecken sich noch bis unter lie östliche Stadtmauer weg, wo es an der Aussenseite etwas südlch vom Stephansthore eine geringe Einsenkung bildet Der Rücken erhöhten Bodens der Stadtmauer entlang, lördjich ') Diese Hypothese eines frühern Zusammenhangs der beidei Bügel •ward vielleicht zuerst von mir an die Hand gegeben; Palästina I 8. 388. ßie ist auf entschiednere Weise angenommen worden vom Verfa,ser der Holy City II. p. 428; von Gadow, in Zeitschr. der morgenl. Ges. II. p. 39; von Schultz p. 36; und von Tobler, Topographie I. p. 50. Die careapondirende Strata jedoch, von welcher Schultz und Gadow sprechen, konnte Tobler nicht herausfinden.

Oestliche Stadtmauer.

233

Gottesäcker.

vom S t . Stephansthore, ist an der Nordost-Ecke vom Graben der Stadtmauer durchschnitten.

Der Boden ist hier nicht so hoch als

veiter südlich, und gegen Norden dehnt er sich zu einer breiten, niedern Landschwellung aus, die eigentlich kaum ein Hügel genannt werden kann. — In der Einsenkung östlich vom Herodesthore ist ein Reservoir im Stadtgraben angebracht.

Hier sahen wir Männer

Wasser in Schläuchen heraufziehen und es auf Eseln in die Stadt bringen.

Es wird in der Regenzeit- durch das Wasser,

das Thal hinunter fliesst, angefüllt.

welches

Nach einigen Karten sollte es

scheineh, als ob das Wasser längs des Grabens von diesem Reservoir nach dem kleinen Becken nahe am Stephansthore hinunter fliesse;

dies aber ist nicht der Fall. — Das Wasser dieses letzten

Reservoirs versieht ein Bad in der Stadt dicht an der Strasse im Süden der St. Annenkirche. 1 ) Als wir durch die Strasse vom St. Stephansthore nach Hause gingen,

besahen

wir noch einmal den angeblichen alten Thurm,

den wir oben beschrieben h a b e n , ' ) und suchten auch, ob es vielleicht noch Spuren einer alten Mauer gäbe, die von irgend einem Punkt in der Nachbarschaft des Herodesthores nach dieser Stelle des Harams entdecken.

geführt

gewesen

sei.

Aber

nichts der Art war zu

Der einzige Bau, der möglicherweise Einen zuerst auf

einen solchen Gedanken bringen könnte, ist die Moschee el-Mamftnlyeb, die frühere Marien Magdalenenkirche der Kreuzfahrerzeit.') Aber ihre Mauern haben kein alterthümliches Ansehen. Am Nachmittage ritten wir nach dem englischen Gottesacker. E r liegt am südlichen Abhänge Zions grade unterhalb des Scheitels, und man kann von da das Thal Hinnom übersehen. Die Terrassen, die des Anbaues wegen hier früher angelegt waren, sind in eine einzige Breite verwandelt worden, die zum Begräbnissplatz eingerichtet i s t

Dabei

ist

die Böschung

unterhalb

des Bergrandes

wfiggegraben, und s«o eine grosse Strecke vom abgedachten Felsen entblösst worden, d e r in diesem Theile der Stadtmauer zum Fundament gedient bat.

Auch ein Paar Bruchstücke der alten Mauer

selbst waren noch .-auf dem Felsen zu sehen.

Eine ganze Anzahl

fugenrändriger Steine waren ausgegraben worden und lagen zerstreut umher.

Einige Bog«n und mehrere Cisternen waren ebenfalls bei

dieser Gelegenheit

ans Licht

gebracht worden.

') Vergl. Palästina II. S. 133. ') S. oben p. 225. ') Quaresmius II. p. 98. Tobler, Topogr. I. p. 441.

An einer Stelle

384

IV. Abschnitt.

Jerusalem.

Vorfälle und Beobachtungen.

ging eine Treppe von 3 6 Stufen, in den steil abgeschrägten Felsen gehauen, hinunter, die, wie es schien, nach dem Boden der Aussenseite geführt. —

Der Gottesacker war noch nicht ganz fertig, und

es waren nicht viele Gräber hier.

Das Grab des verstorbenen Bi-

schof Alexander hatte noch kein Monument. Dann ritten wir nach der amerikanischen E s ist ein kleiner Platz

auf dem Gipfel Zions,

Begräbnissstättc.') ungefähr die Mitte

des Raumes ausserhalb der Stadtmauer und südlich vom lateinischen und vom armenischen Gottesacker. umschliesst ihn wird.

jetzt

Der Boden

mit einer Thür,

ist geebnet worden

grünem Gras bedeckt,

das freilich

Eine hohe solide Mauer die verschlossen

und

gehalten

war gegenwärtig mit

jetzt schon unter dem Strahl

einer orientalischen Sonne Spuren des Verwelkens zeigte. hier blos drei Gräber von Amerikanern.

Es giebt

Dr. Dodge, Frau Thomson

und Professor Fiske von Amherst in Massachusetts, der hier im Mai 1 8 4 7 starb, sind hier beerdigt.

Auch ein Engländer, Hr. Waite

aus London, liegt hier begraben. Professor Fiske war ein alter Freund von mir, seit 25 Jahren mir lieb

und

werth.

Er

war

lange

schwächlich

gewesen

und

schwankend, ob er die Reise nach dem Orient unternehmen sollte, wobei ich es nicht hatte an Zureden fehlen lassen, ihm dazu Muth zu machen.

E r begleitete Dr. Eli Smith und seine Gattin auf ihrer

Reise nach Beirüt, und hätte keine bessere Einführung ins heilige Land haben können. Hier

ward

er

von

Hr. Whiting ging mit ihm nach Jerusalem. einer

bedenklichen Ruhr

brachen sie doch nach Beiriit auf,

befallen.

Indessen

hatten aber kaum eine Tage-

reise hinter sich, als der Fortschritt des Uebels sie zwang, Jerusalem zurückzukehren.

nach

Nachdem er hier beinahe zwei Wochen

mehr und mehr dahin sinkend im Hause des Dr. Mac Gowan krank gelegen, starb er am 2 7 . Mai in stiller Ergebung.*) liegt auf dem Berge Zion;

Ein einfach würdiges Denkmal, errichtet,

Sein Körper

sein Geist lebt im himmlischen Zion. von seinen Amherster

mit einer lateinischen Inschrift,

Freunden

bezeichnete die Stelle.

Auf dem lateinischen Gottesacker suchten wir wiederum Bradfords Grab auf und fanden es nicht ohne Mühe. 3 ) Indem wir nun auf der Westseite um die Stadt herum gingen, besichtigten wir die Spuren der alten dritten Mauer auf der Nord') S. m. Palästina I. S. 283. ) S. Memoir of Rcv. N. W. Fiske, by I L Humphrey D. D. Amherbt 1850. J ) M. Palästina I. p. 380, 381. 2

Gottesäcker.

Heiliges Grab.

285

west- und Nordseite der Stadt. 1 ) Auf eine beträchtliche Strecke sind sie sehr deutlich, und der, welcher sie abläugnet, muss ganz von einer in voraus zusammengesetzten Theorie belangen sein. Dies ist insbesondre mit dem südlichen Theile der Fall, mit den Thürmen und mit den massiven Steinen unter den Olivenbäumen gegen Nordosten. Sie stimmen mit der Beschreibung des Josephus von dem Lauf der dritten Mauer im allgemeinen ganz überein. Zu einer spätem Stunde gingen wir nach der Kirche zum heiligen Grabe, vorzüglich um das sogenannte Grabmal des Joseph und Nicodemus zu besehen. Dies ist in der westlichen Seite der Rotunda; nicht eigentlich die westliche Thür, allein die zunächst der nördlichen, die gewöhnlich offen steht. Ich hatte die Vorsicht gebraucht, ein Licht mitzubringen, und es war gut; denn die Lampe bot eine kaum wahrnehmbare Erleuchtung. Der Eingang führt von der Thürc durch die Kapelle zur Linken, die der Syrier, und von da in die Cryple, die weiter hinein ist. Diese Crypte ist sehr klein.*) Die Fronte besteht aus Mauerwerk, das, wie es scheint, ein Theil der kreisförmigen Mauer hinter den Gallerien ist, auf welchen der Dom ruht. Die Hinterwand ist krumm und unregelmässig, das Dach und der Fussboden bestehen aus solidem Felseni Die kleine Crypte ist offenbar in und unter den Felsen bineingegraben, aber ohne alle Regelmässigkeit der Form. Gegen Südwesten sieht man zwei offene, niedrige Nischen für Leichname der Länge nach eingeschnitten; und gegen N.W. hat es das Ansehen, als wären dort zwei andre, jetzt verschlossene, als ob Leichname darinnen lägen. In den Boden und in der That fast unter den ganzen Boden ist der obere Theil (für den Kopf) eines kleinen Sarcophags ausgegraben, der denn auch unterhalb des Bodens weiter ausgehauen ist (für die Füsse). Ein Deckel verschloss einst diesen obern Theil. Die Länge des ganzen Sarcophags ist blos 4 Fuss. In einem rechten Winkel mit diesem, östlich von ihm, ist ein ähnlicher, aber noch kleinerer Sarcophag in den Boden eingegraben; er erstreckt sich bis unter die Vordermauer. Dass hier ein in den Felsen eingehauenes Grab ist, darüber kann kein Zweifel sein; wie weit zurück aber sein Datum geführt werden darf, ist eine sehr verschiedene Frage. Es ist ohne weiteres angenommen worden, dass dieses Grab hier vor unsres Herrn ') Ebend. II. p. 108, 109. ') Schultz bemerkt richtig, dans ein Mann nicht aufrecht darin stehen und sie nicht mehr als drei Menschen auf einmal fassen könne; p. 96. So auch Quaresmius II. p. 508.

236

IV. Abschnitt.

Jerusalem.

Vorfalle und Beobachtungen.

Kreuzigung existirt habe, und dass daher dieser Ort ausserhalb der zweiten Mauer der alten Stadt gewesen s e i . ' ) geben, dass das Grab vor der Errichtung dagewesen s e i ,

Allein selbst zuge-

von Constantins Kirche

so sind wir dadurch noch keinesweges berechtigt,

anzunehmen, dass es darum schon vor der Zerstörung \on Jerusalem gräber

durch Titus um

ausgehauen

existirt habe.

E s geht hervor,

die Stadt

herum

auch nach

wurden.

Die monolithischen

dass Felsen-

diesem Ereigniss Gräber im Thale

noch von

Jehoshaphat sind kaum älter als die christliche Zeitrechnung, und die Grabmäler mit griechischen Inschriften lereien

sUdlich

vom

Thale Hinnom

und Kreuzen und Ma-

bezeugen

ihren

christlichen

Ursprung oder wenigstens dass sie von Christen gebraucht worden sind.*)

E s ist

sicherlich

keine

unhaltbare Voraussetzung,

während der drittehalbhundert J a h r e ,

die

dass

bis zu Constantins Un-

ternehmen verflossen, dieser Raum wüst gelegen habe und Grüfte hier ausgegraben worden seien.

In der That, die Wahrscheinlich-

keit möchte dafür sein, dass er so wüst lag, denn hätten Häuser darauf gestanden,

so lässt

sich kaum glauben,

dass er so ohne

weiteres als der Ort der Kreuzigung angenommen worden s e i , da dieser nach den Worten der Schrift ausserhalb der Stadt w a r . ' ) Allein es braucht auch gar keiner solchen Hypothese.

Denn

es scheint nicht einmal ein guter Grund vorhanden, diese Gruft selbst auf eine so frühe Periode als die Constantins zu beziehen. Dies springt in die Augen in Bezug auf die in den Boden eingesenkten Gräber.

Ich glaube, dass sich kein andres Beispiel einer

solchen Eingrabung

in den Boden einer Crypte

auch kleiner als gewöhnlich und unterschieden Sarcophagen.

E s mag

zwar

gesagt

werden,

ßndet.

Sie sind

von allen andern und

es ist gesagt

worden, dass diese beiden Ausgrabungen eine spätere Arbeit sind, während die Crypte selbst und die aufrechten Nischcn an der Seite alt s i n d . 4 )

Aber hier begegnet

uns eine ähnliche

Schwierigkeit.

In allen andern Grüften, wo wir solche Nischen oder loculi finden, sind sie entweder in den Seitenwänden der regelmässigen Gemächer, wie in den sogenannten Königsgräbern, in denen der Richter und andern Orts; oder an der Seite eines langen Ganges, wie in ') Schultz p. 96. Kitter, XVI. 1. p. 434. Holy City II. p. 194, 195. ") 8. Palästina II. S. 174, 177, 180. 3 ) Hebräerbr. 13, 12. Joh. 19, 20. *) So Schultz, der zugiebt, dass die Sarcophag® im Boden neuer sein mögen, vielleicht aus der Kreuzfahrerperiode; p.97. Ritter, Erdk. XVI. 1. p. 434 sq.

Heiliges Grab.

Josephs Crypte.

237

den Gräbern der Propheten auf dem Oelberge. Man findet sie nirgends a n d e r s in einer so niedrigen, e n g e n , unregelmässigen Crypte, in welcher (lberdem alles so zusammengedrängt ist. Ferner: die zahlreichen Grabkammern um Jerusalem herum sind alle horizontal in die natürliche oder künstliche Vorderseite des Felsens e i n g e h a u e n ; 1 ) mit Ausnahme derer der Propheten, die von diesem, wie von allen übrigen verschieden sind. Der Eingang ist immer von der Seite, nie von oben. Die in Rede stehende Crypte aber ist beinahe oder ganz auf ebenem Boden mit dem Pflaster der R o t u n d e , und während sie daher aufs leichteste in den an die Kirche stossenden Felsen hätte eingearbeitet werden k ö n n e n , ist sie wenigstens 1 8 bis 2 0 Fuss niedriger als der Boden der Strasse d r a u s s e n , der höchstens n u r wenig, wenn i r g e n d , durch Schutt erhöht ist.*) Wenn daher die Crypte hier vor der Kirche Constantins vorbanden war, so musste es eine tiefe unterirdische Grube sein, dem Anschein nach von oben ausgehöhlt, also ganz unähnlich allen Gruftkammern, wie sie noch so zahlreich um die Stadt h e r u m gefunden werden. Ich habe hier dem Leser die Umstände vor Augen geführt, die zum geringsten eine starke Wahrscheinlichkeit bilden, der blossen Annahme in Bezug auf diese Crypte, dass sie von hohem Alterthum s e i , die Wage zu halten. Dazu kommt nun noch die Zerstörung der Kirche auf Befehl des Khalifen el-HAkim im eilften Jahrhundert, wobei sie bis auf den Grund rasirt ward. Dass ein früheres Grab wie dieses unberührt sollte geblieben sein, ist kaum wahrscheinlich. Welcher Periode also sollen wir diese Crypte zuschreiben? Die Gewohnheit, die Todten in Kirchen zu begraben, ist älter als die Kretuzüge. Die beiden Brüder Gottfried und Balduin, die ersten fränkischen Könige von Jerusalem, wurden beide in der Kirche zum heiligen Grabe bestattet. 1 ) Es war sehr begreiflich, dass die Kreuzfahrer und frommen Männer j e n e r Zeit wünschten, ihre Körper möchten in jenen heiligen Mauern r u h e n . 4 ) Was wäre natürlicher gewesen, als dass durch ein solches Gefühl veranlasst, ') M. Palästina I. p. 175. ') Dies war das Urtheil von Männern, die seit lange in der Stadt wohnhaft gewesen. Prof. Willis sagt: „von 20 bis 25 Fuss"; Holy City II. p. 238. •) Holy City I. p. 397, 404. 4 ) „Es ist allerdings wahr, dasa die Kreuzfahrer sich gern in der Kirche de« heiligen Orabes beisetzen Hessen"; Schultz p. 97.

S38

IV. Abschnitt.

Jerusalem.

Vorfälle und Beobachtungen.

sei es nun eines Individuums oder einer Familie, eine Crypte wie diese in der Periode der Kreuzzüge oder früher errichtet worden sei? — Dies nun im kleinstmöglichen Räume zu thun, um nicht i u viel von der Kirche wegzunehmen, wie hätte etwas besseres in der Nachahmung der alten Grabkammern, mit denen sie sich umringt sahen, ausgedacht werden können? Die Leichtigkeit der Arbeit von innerhalb der Kirche, die unregelmassige Form, der enge Raum und das Zusammendrängen der loculi — alles dies stützt eine solche Vermuthung. Sehen wir die Sache so an, so kann diese Gruft, selbst wenn wir annehmen, sie sei bei den Verwüstungen el-Häkiins unberührt geblieben, nicht \ o r dem 7. oder 8. Jahrhundert gebaut sein. Denn vor den Bemühungen des Modestus existirte Uber dem heiligen Grabe selber keine Kirche. — Es mögen noch andre dergleichen Gräber innerhalb der Kirche oder sonst mit ihr zusammenhängend dagewesen sei, die in den Revolutionen, denen jene unterworfen war, untergegangen sind. Selbst von der jetzigen Crypte ist durch die Vordermauer etwas abgeschnitten. So weit haben wir die Frage Uber dies Grab in Bezug auf -sich selbst geprüft, ganz unabhängig von topographischen und historischen Rücksichten. Späterhin hoffe ich auf geschichtlichem Grunde zu beweisen, dass seine Existenz bei der Bestimmung des Laufes der alten zweiten Mauer kein Gewicht haben kann. Den Abend dieses Tages brachten wir als eingeladene Gäste in der Versammlung der literarischen Gesellschaft von Jerusalem zu, die in der Wohnung des britischen Consuls, Herrn Finn, gehalten ward. Dieser letztere ist ihr Gründer und ihre hauptsächliche Stütze. Der Vortrag dieses Abends ward von ihm selber gehalten: ein Aufsatz Uber das Ramah des Samuel. Ein arabischer Brief an Herrn Finn vom Priester der Samariter zu Näblus ward ebenfalls mitgetheilt. Es war eine Einladung an ihn und seine Familie, bei ihrem Opfer und Passa am folgenden Montag gegenwärtig zu sein. Es war ein seltsames Document, nicht sowohl des Styls wegen, als um der Person und der Gelegenheit willen. Hr. Finn theilte auch der Gesellschaft die folgenden als die neuesten Angaben Uber die Längen- und Breitenlage der heiligen Stadt mit, wie er sie durch das ausländische Büreau von der Admiralität zu London erhalten: Breite: N. 31° 46' 35" Länge: 0 . 35° 18' 3 0 " von Greenwich.') ') Die Autorität, auf welcher diese Angaben beruhen, ist mir nicht

Crypte.

Literarische Gesellschaft.

'239

S o n n a b e n d , d e n 1. Mai. Dies war ein geschäftiger Tag; auch ein Regentag war es zum Theil. Gestern hatte das Wetter fortdauernd neblig und drohend ausgesehen; ebenso war es diesen Morgen, bis es um 10 Uhr anfing zu regnen, hier eine seltene Erscheinung in dieser Jahreszeit. Nach 3 Uhr schien es sich aufklären zu wollen, aber während der folgenden Nacht fiel ein heftiger Regen nieder. Dr. Mac Gowan war so gütig gewesen, Einrichtungen zu treffen, uns heute nach mehreren Punkten von Interesse und Wichtigkeit begleiten zu können. In der That verdankten wir es an einigen Orten nur der Achtung, in der er hier als Arzt unter den Eingebörnen steht, und dem Vertrauen, das er unter denselben geniesst, dass wir eingelassen wurden. Bald nach 9 l'hr kam er zu u n s , von Hrn. Calman und seinem Dragoman, einem griechischen Christen, begleitet. Wir gingen zuerst nach einem unsrer Wohnung ganz nahen Orte auf der Westseite der Strasse, die nach dem Damascusthore führt, wo ein Haus eingerissen worden und mit der Absicht, neue Fundamente zu legen, Ausgrabungen vorgenommen waren. Man hatte wie zu einem Brunnen ein beinahe 50 Fuss tiefes Loch gegraben, und an dieser tiefen Stelle einen Unterbau und Bogen gefunden. Dies war von unsern Freunden vor ein Paar Tagen gesehen worden. Allein wir kamen unglücklicherweise zu spät, und das Loch war zum Theil wieder aufgefüllt. Wir gingen demnächst nach dem S e r a i , d. h. der Kaserne an der nordwestlichen Ecke der Haram-Area, die wir auch schon bei unserm frühern Hiersein besucht hatten.') Wir wurden ohne weiteres eingelassen und stiegen auf das Dach. Ausser der Aussicht im Ganzen, die ich früher beschrieben habe, ward unsre Aufmerksamkeit insbesondre auf die drei folgenden Dinge gerichtet: bekannt. Die Breite ibt 6 Minuten geriuger als die Mittel-Breite, die in meinem Palästina, Dd. XI. p. 13, angenommen ist. Sie ist auch um eine Minute grösser als die von Niebuhr gefundene; ebend. — Der folgende Auszug eines Briefes von Sir F. Bcaufort an den Verfasser, datirt 13. Dec. 1855, giebt noch eine andere Autorität fiir die Länge: „Es geht aus dem Bericht von Capitan Graves in seinem Brief an mich von Malta, Dee. 1842, hervor, dass er drei vortreffliche Chronometer mit nach Jerusalem nahm; dass jedoch ein Unfall zwei derselben betraf, so dass er mir nur das Kesnltat des einen übrig gebliebenen schicken konnte. Und dieses, so sorglich verbessert, als er es im Stande war, gab die Länge der Casa Nuova des lateinischen Klosters zu 35" 18' östlich von Greenwich". ') S. ra. Palästina I. S. 405.

240

IV. Abschnitt.

Jerusalem.

Vorfälle und Beobachtungen.

1) Dass der senkrecht abgeschnittene Fels an der NordwestEcke sowohl nach der West- als der Nordseite noch eine ganze Strecke fortläuft, auf der Westseite in einer Höhe von 6 bis 8 F u s s ; und ferner, dass die ganze Area an der Nordwest-Ecke und der Nordseite Uberhaupt aus einem Felsenboden besteht, der offenbar bis zu seiner jetzigen Fläche weggehauen ist.') Der abgeschnittene Fels längs der Nordseite nahe der Ecke erscheint höher; ja, seine Höbe wird zu 2 0 bis 3 0 Fuss angegeben.*) 2 ) Dass die westliche Mauer der Haram-Area von ihrem nördlichen bis zu ihrem südlichen Ende in grader Linie läuft. Dies ward offenbar, als wir am Nordende standen und zwei Drittel ihrer Länge ganz ungehindert hinunter sehen konnten; weil Uber diesen Punkt hinaus, und genau auf derselben Linie unser Auge an den dicht neben ihrem südlichen Ende stehenden zwei Cypressen haften blieb, die wir gestern vom Hause des Dr. Barclay wahrgenommen hatten. 3) Dass zwischen Zion und dem Rücken, auf dem die Kirche zum heiligen Grabe steht, eine wahrnehmbare, ja sehr beträchtliche Einsenkung ist. Als wir vom Dache wieder herunter kamen, machten wir dem Kalm Makäm in seinem öffentlichen Zimmer unsre Aufwartung. Es war ein ältlicher Türke von mildem Ansehen und gar höflichen Sitten. Er nahm die Gelegenheit wahr, für seine Tochter um ein wenig ärztlichen Rath zu bitten. Wir sassen einige Minuten lang und empfahlen uns. Wir verweilten eine kurze Zeit an der Kirche zur Geisselung in der nämlichen Strasse und gingen dann nach der Moschee elMulawlyeh hinauf, die, auf dem Gipfel von ßezetha gelegen, eine herrliche Aussicht auf die ganze Stadt bietet. Hier wurden wir ohne Umstände eingelassen, sowohl zu der Moschee unten als zu den oben aufgebauten Gemächern. Diese letztem werden als Wohnung gebraucht. Der ursprüngliche untere Theil des Gebäudes war einst eine kleine Kirche und den Kreuzfahrern als S t Johanniskirche b e k a n n t ' ) Darauf gingen wir durch die Basarstrasse, indem wir unter') S. m. Palästina I. S. 406. Catherwood in Bartletts Walks p. 162. Krafft p. 12. Tobler, Topogr. I. p. 4G0 sq. *) Krafft p. 12. Hier findet nicht unwahrscheinlich einige Uebertreibung statt. — Der Verfasser der „Holy City" sagt 20 Fuss, und verweist auf Bartletts Walks, wo ich jedoch keine solche Specification finde. ') La Citez de Jherus. 7. Tobler, Topogr. I. p. 607 sq.

Johannes - Kloster. wegs

die verschiedenen

E c k m a u e r und YAfathore.

Bogen

Säulen

besichtigten,

sowie

des Johanniterpallastes

in

ebenfalls

die

der S i r a s s e vom

S i e sind bereits o b e n b e s c h r i e b e n w o r d e n . ' )

Westlich

davon an der unteren E c k e der nächsten S t r a s s e , die nach Norden e n t l a n g der W e s t s e i t e der K i r c h e zum heiligen Grabe läuft, ist das griechische Kloster Johannes im W i n k e l die K i r c h e . gebaut

in

Es

nimmt

ein Viereck

der Mitte d e s s e l b e n

steht

D i e s e letztre ist e r s t s e i t ein P a a r J a h r e n wieder auf-

worden.2)

zu l e g e n ,

des Täufers.

der beiden S t r a s s e n e i n ;

ward

Indem eine

man

grub,

um

gewölbte Kapelle

S c h u t t angefüllt und längst v e r g e s s e n . weggeräumt,

fand m a n ,

dass

ein

unten

neues

Nachdem

es eine

Fundament

entdeckt,

frühere

man

ganz mit den

griechische

Schutt Kapelle

war, von Nord nach S ü d der L ä n g e des K r e u z e s nach Uber 4 0 F u s s messend

und

mit ThUren

und F e n s t e r n

versehen,

so

dass

sich

deutlich zeigte, d a s s sie einst ganz Uber der E r d e gestanden h a b e n müsse. hoch,

Vom

Boden

und dies

Klosterhofe.

bis zum

letztre

ist

Dache

ist e s

ungefähr

wenigstens

D i e s e r wiederum ist 4 bis 5 F u s s

S t r a s s e draussen.

20

Fuss

auf gleicher Höhe mit dem niedriger

als

die

Die unterirdische Kapelle ist noch i m m e r ofifen,

und wir stiegen hinunter, um s i e zu D e r E i n g a n g zum Kloster

besichtigen.3)

ist a u f der W e s t s e i t e

nördlich an der heiligen G r a b e s - K i r c h e

und von der

weglaufenden S t r a s s e .

Im

südlichen Theile d i e s e r S t r a s s e ist natürlich eine g r o s s e Anhäufung von S c h u t t , und nahe am E i n g a n g des K l o s t e r s ist eine hohe S t e l l e , von

welcher die S t r a s s e

nach S ü d e n

in

die vom YAfathore

her^

k o m m e n d e h i n u n t e r geht, und nach Norden bis zu der G a s s e , die nach

dem l l o f

der

Grabeskirche

östlich

hinabläuft.

In

diesem

T h e i l e ist keine o d e r h ö c h s t e n s s e h r geringe Anhäufung, wie man am Teich von I l e s e k i a Fels

gehauen

ist.

nahe dabei w a h r n e h m e n k a n n ,

Diese G a s s e

hinunter

läuft

der in den

alles W a s s e r

aus

diesem Theil der S t r a s s e sowohl als von weiter nördlich h e r ,

wo

die S t r a s s e nach d e r Via dolorosa zu wieder 8 bis 1 0 F u s s Der Kirche g e g e n ü b e r ist e s beinahe

steigt.

eben.

W i r begaben uns n u n n a c h dem Hause der p r e u s s i s c h e n D i a conissinnen

auf Z i o n ,

wo

wir

und die Nettigkeit u n d Ordnung

aufs

höflichste empfangen

wurden

d e r Anstalt b e w u n d e r t e n .

Unser

') S. oben p. 218. ') Nach Tobler hatte der Wiederaufbau im Jahre 1840 angefangen; I. p. 284—286. 3 ) Dies ist die Kapelle, auf welche sich H m . Whitings Brief bezieht; s. Anra. IV. am Ende des Bandes. Robinson, Bibl. Forschungen.

16

242

IV. Abschnitt.

Jerusalem.

Voifitlle und Beobachtungen.

n ä c h s t e r Besucli galt d e r e n g l i s c h e n S c h u l e ; dann gingen v i r d u r c h das

jüdische

Hospital.

Judengesellschaft und Gowans. an

gehört

Alles war rein u n d

dem

daher

Dies

sjeht unter

die F r e u n d e

viel B e s u c h

der

und

d e r Mission

s c h i e n behaglich.

Patienten

darunter

der

Londoner

d e r ärztlichen Aufsicht Dr. Mac Es war der Tag,

zugelassen werden;

viele

jüdische

Frauen

es

war

in

den

Zimmern. Am N a c h m i t t a g e

begaben

S a ' f t d , d a s an die W e s t s e i t e schen dem Judenklageorte in

die H a r a m m a u e r

b e s i c h t i g e n , , weil

wir

uns

nach dem H a u s e d e s Abu

d e r Harani-Area s t ö s s t ,

und

den Ueberresten

hineindrängt.

Dies H a u s

j a sich

d e s allen

zwi-

Bogens

wünschten

wir

es e i n e d e r a n g e b l i c h e n Ecken a u s m a c h e n

zu soll,

•welche, wie b e h a u p t e t w i r d , die westliche Mauer in diesem

Theile

habe.

besten

W ä h r e n d wir g e s t e r n ü b e r l e g t e n ,

wie

wir wohl am

h i e r Zutritt g e w i n n e n k ö n n t e n , w a r Dr. Mac Gowan von d e r F a m i l i e g e b e t e n w o r d e n , ein k r a n k e s Kind z u b e s u c h e n .

So w a r u n s also

d e r W e g g e ö f f n e t w o r d e n , nicht allein o h n e Schwierigkeit, s o g a r d u r c h höfliche E i n l a d u n g .

sondern

W i r w u r d e n auf d a s f r e u n d l i c h s t e

v o n e i n e m j u n g e n Mann e m p f a n g e n , e i n e m d e r B r ü d e r , d e r e n

Fa-

milien jetzt dies H a u s b e w o h n t e n , u n d w u r d e n in d e n o b e r n Theil d e s letztern g e f ü h r t ,

wo w i r u n s i n n e r h a l b des H a r a m s b e f a n d e n .

Hier hat das Haus einen eigenen

e n g e n Hof im S ü d e n ,

d e r sich

l ä n g s d e r I n n e n s e i t e d e r w e s t l i c h e n Mauer d e r Harain-Area h i n z i e h t , u n d im Osten von d e m eigentlichen I l a r a m noch durch eine e i g e n e d ü n n e W a n d g e t r e n n t ist. erwähnten Cypressen

In d i e s e m e n g e n Hof ist's, wo die oben

stehen.

Gegen S ü d e n h ä n g t dieser Hof mit d e n G e b ä u d e n d i e d e n ganzen Hier

ist

südwestlichen Winkel

die Moschce

der Mughiribeh

w e l c h e wir g e f ü h r t w u r d e n . ' ) das erste einnimmt,

In e i n e m

Das

hat Fenster

grosse

nach

anfüllen.

oder W e s t - A f r i k a n e r , der Gemächer ward

von O m a r e r r i c h t e t e Kibla gezeigt,

flsche I n s c h r i f t hat.

zusammen,

der Ilaram-Area

Gcmach,

der Ostseitc,

das

in uns

n o c h eine c u -

das die S ü d w e s t - E c k e aus

welchen wir den

d o p p e l t e n g e w ö l b t e n Z e l l e n g a n g h i n a b s e h e n k o n n t e n , d e r die s ü d liche Mauer e n t l a n g bis nach d e r Moschee el-Aksa läuft. Wir

kehrten

nun

in

das I l a u s

zurück

und

wurden

in ein

o b e r e s E c k z i m m e r g e f ü h r t , d e s s e n F e n s t e r nach O s t e n u n d Norden gehen.

Hier s c h a u t e n w i r g r a d e auf d e n Ilaram.

d e s Z i m m e r s lief eine E i n s e n k u n g

D u r c h die Mitte

von Nord n a c h S ü d , ein P a a r

') S. Mejr ed-Din in Fundgr. des Orients. II. p. 86 sq.

243

Haus des Abu Sa'Üd. Zoll t i e f ; diese zeigte g e n a u , w a s v o n d e m G e b ä u d e i n n e r h a l b H a r a m s u n d was ausserhalb s t a n d .

a u s s e r h a l b j e n e r L i n i e : v e r r i c h t e t e a b e r i h r e Gebete i n n e r h a l b selben,

weil

ein

einziges

innerhalb des Haram

des

Die Familie w o h n t e u n d schliel

Gebet o d e r

mehr w e r t h i s t ,

eine einzige

der-

Kniebeugung

als f ü n f h u n d e r t

ausserhalb.

A u c h h i e r k o n n t e n wir s e h e n , d a s s die westliche Mauer d e r I i a r a m Area d u r c h a u s g r a d e ist. konnten

deutlich

oder an

derselben

W i r w a r e n n u n bei d e n C y p r e s s e n

wahrnehmen, weiter

wie

nördlich

Stelle, auf d e r w i r standen, w a r e n . v e r s t ä n d i g e M ä n n e r , von d e n e n

die Minarets alle

laufe

und

keine

in e i n e r

Reihe

und

Mauer

mit

der

Die H ä u p t e r d e r Familie,

sehr

e i n e r ein R e g i e r u n g s s e c r e t ä i '

war,

g a b e n e b e n f a l l s ihr Z e u g n i s s daliin a b , grade

auf d e r

Vorsprünge

dass

oder

die westliche Mauer

Winkel

wie

die

öst-

liche h a b e . Ein

anderer Bruder

langes Gespräch

kam

mit meinem

jetzt

herein

Gefährten.

b e s u c h t , die u n t e r h a l b el-Aksa s i n d

und beide hatten

Sie

und

hatten

die

ein

Gewölbe

w e i t e r nach O s t e n ;

aber

o b e s w e s t l i c h Yon el-Aksa auch Gewölbe gebe, w u s s t e n sie nicht. Nach d e m Kaffee gingen ders

ausserhalb

des andern

wir n a c h d e m Z i m m e r

des Harams,

wo Sherbet

gereicht ward.

BruIndem

wir die verschiedenen Treppen des Hauses hinab gingen, passirten w i r n i c h t w e n i g e r als dreimal die H a r a m m a u e r ; e r s t h i n a u s , h i n e i n n n d dann wieder h i n a u s .

d e r M a u e r , d e r d u r c h a u s von n e u e m Bau Wir nahmen

nun Abschied,

dann

Dies ist n a t ü r l i c h d e r o b e r e Theil ist.

s e h r von u n s r e m Besuch b e f r i e -

digt u n d voll Dankes gegen Dr. Mac Gowan, d e r u n s die Gelegenheit d a z u verschafft.

E s w a r dies d a s e r s t e Mal, d a s s

von F r a n k e n b e t r e t e n w o r d e n , u n d u n s e r Besuch

dies H a u s

b r a c h t e vollends

die F r a g e Uber d e n Lauf d e r westlichen Mauer z u r

Entscheidung.

Wir hatten

dem

Scheitel

diese

n u n von Dr. Barclay's H a u s

d e s Zion g e s e h e n ;

wir hatten

E n d e Uberschaut u n d jetzt w i e d e r u m Ende:

in j e d e m Falle a b e r mit

sie

\on

auf

ihrem

östlichen nördlichen

von b e i n a h e i h r e m

südlichen

dem nämlichen Resultat,

nämlich

d a s s sie in i h r e r ganzen L ä n g e v o l l k o m m e n g r a d e l ä u f t . ' ) ') So auch Schultz in Holy City II. p.323. Tobler, Topogr. I. p.XCVI. und in Zeitscbr. der morgenl. Ges. VII. p. 22(5 sq. — Die Frage über den Lauf der westlichen Mauer des Haram ist an und für sich von wenig Bedeutung; ist aber dadurch ein Gegenstand besondrer Aufmerksamkeit geworden , dass die englischen Ingenieure (Aldricb und Symonds) letzten auf ihrem Plan im südlichen Theile mit zwei Absätzen oder nach innen gekehrten Ecken gezeichnet haben; und dass dieser Irrthum dann wieder als ein

16*

244

IT. Abschnitt.

Jerusalem.

Vorfälle nnd Beobachtung«!.

Auf der Rückkehr nach dem YAfathore zu untersuthten wir den Boden um die Nordost-Ecke von Zion herum und cas Westende des Wegdammes. Es scheint keine direkte Verbindung zwischen den beiden zu sein, und die Strasse auf letzten) läuft im Norden von Zion weg und berührt jetzt nicht einmal die nordöstliche Ecke desselben, obwohl die Wasserleitung von Salonions Teichen sich von Zion herumbiegen soll und so dem '.Verdamm entlang weiter geführt ist. Wenn dieser letztre je an ditser Stelle mit Zion im Zusammenhang stand, so kann er doch nir dessen Fuss berührt haben, niemals den Scheitel. — In der Strasse, die vom Wegdamm nordwärts hinunterführt, ist ein Stein tu sehen, der eine verkehrte griechische Inschrift hat. Sie scheint blos kirchlich zu sein. Ein griechisches Kreuz ist auf einer Seite und der Name IS1ANNH2 kommt zweimal vor.') Nachdem wir jetzt die erste steile Gasse auf dieser Seite Zions hinauf gegangen, machten wir einen Besuch bei einem Bekannten unsrer Freunde, einem verstandigen Muselmann, der in einem Hause wohnt, das grade auf dem nordöstlichen Scheitel Zions steht. Er war ein Mann von einer gewissen Gelehrsamkeit und im Besitz eines Manuscriptcs des Werkes Mejr ed-Dia's, aus dem er uns vorlas. Wir befragten ihn wegen des Dammes, in dem er, wie er sagte, Excavationen hatte machen sehen. Ihm zufolge fängt der grosse Abzugscanal, der die ganze Stadt im Norden von Zion entwässert, auf der Ostseite des Thaies an, nicht weit oberhalb des Wegdammes;*) ist unter ihm der Länge nach und einen Theil desselben bildend nach Westen zu fortgeführt, bis er sich südlich wendet und unter der Stadtmauer weg hinausgeleitet wird. Er ist sehr gross, so dass, wie er meinte, ein Mann zu Pferde hinein könnte. Ein anderer kleinerer Kanal, sagte er, komme vom Westen unter einem Theil des Dammes weg geführt und trete so in den grossen. Der Aquädufet von Salomons Teichen, der unter seinem eignen Hause hinwegläuft, ist nach seinem Dafürhalten längs der Südseite des Dammes hingeführt; doch schien er Zeugniss für den spätem Ursprung des südlichen Theiles der Unterbauten der Haram-Area angenommen ist; Holy City II. p. 322, 398, 400. — Dr. Mac Gowan hatte einen Brief von Prof. Willis erhalten, in welchem er ihn über diesen Punkt um Auskunft b a t , die unsre Beobachtungen ihn in den Stand setzten zu ertheilen. Ein Jahr später (1853) machte Hr. Bartlett denselben Schluss ; Jerusalem Kevisited p. 74—76. ') Eine Copie dieser Inschrift s. in Krafft No. 7. ') Vergl. Tobler, Topogr. I. p. 20.

Wegdamm.

Mauer.

245

hier seiner Sache weniger gewiss. — Diese Angaben haben höchstwahrscheinüich einigen Grund; aber der wahre Zustand der Dinge lilsst sich n i c h t bestimmen, bis sich eine Gelegenheit zu weitern Ausgrabungen b i e t e t . ' ) Wir a s s e n um 6 Uhr mit Dr. Mac Gowan und seiner Gattin, und brachten den Abend in ihrem Hause in einem Kreise von F r e u n d e n u n d Reisenden aus den verschiedensten Theilen der Welt zu. S o n n t a g , d e n 2. M a i . Der Tag war trübe und hin und wieder ein Regenschauer. In der englischen Kirche war um 1 0 Uhr Gottesdienst und nachhcr ward das Abendmahl gereicht. Am Nachmittage ist regelmässig deutscher Gottesdienst. Die Herrn Reichardt und Valentiner predigten zu dieser Zeit abwechselnd. Viele Fremde waren gegenwärtig. M o n t a g , d e n 3. Mai. Die Wolken und Schauer des vergangenen Tages waren vorübergezogen; der Himmel war heiter und das Wetter köstlich. Ungefähr um 1 0 Uhr ritten wir zum Damascusthore hinaus und besahen die T r ü m m e r einer f r ü h e m Mauer, die sich ungefähr auf halbem Wege zwischen diesem Thore und der Nordwestecke der Stadt findet. An dieser Stelle sind mehrere Ucberreste alten Mauerwerkes, das fast wie das eines Eckthurms aussieht. Es besteht aus ziemlich grossen, fugenrändrigen Steinen und ein Graben ist daneben. Es scheint mir zu der Mauer gehört zu haben, die der gegenwärtigen voranging, welche Ietztre jetzt innerhalb j e n e r Trümmer steht. Doch ist es durchaus nicht unmöglich, dass es ein Stück der alten zweiten Mauer selber i s t , oder auf den Fundamenten derselben erbaut. Wir ritten jetzt nach Norden zu zwischen die Olivenbäume, indem wir nach weitern Spuren der alten d r i t t e n Mauer suchten, von denen h i e r wohnhafte Freunde u n s gesprochen; es sollten

') Eine Stelllc in Mejr cd-Din bezieht sich vielleicht auf diese Abzugscankle, und es ist sehr möglich, dass das Zeugniss im Text sich hauptsächlich auf sei ne Autorität stützt. Er spricht von der Strasse Davids, d. h. dio Strasse, die vom Yäfathore hinunter führt, und sagt, sie werde so genannt „von einrem unterirdischen Gange, den David hätte vom Kettenthore (des Harams) naich dem Schlosse machen lassen, welche der Mihrab Davids genannt werde. Er existirt noch, und ein Theil davon ist bisweilen unbedeckt. Es ist ein massiv gewölbter Gang". Fundgr. des Orients. II. p. 126. — Eine spätere Bemerkung Dr. Barclay's s. im 5. Abschnitt unten, unter „Gewässer von Jerusalem: der A q u ä d u k t " .

246

IV. Abschnitt.

Jerusalem.

Vorfalle und Beobachtungen

solche linier den Baumen in einer Linie mit d e n e n , w d c h e wir f r ü h e r gesehen, zu finden sein. 1 ) Wir fanden diese wieder, allein stiessen nuf keine a n d r e n mehr. Wir ritten dann auf d e r Thalwand von J e h o s h a p h a t weg nach dem St. S t e p h a n s t h o r e , saben o b e r d u r c h a u s keine Spuren von altem G r u n d b a u . Dann ging es hinab und Uber die ßrllcke im Thale, darauf an Gethsemane w e g , das jetzt von den Lateinern mit einer h o h e n , starken Mauer u m g e b e n und in einen h ü b s c h e n Garten verwandelt ist. Er wird verschlossen gehalten. Die drei Monumente im Thale, nSmlich die sogenannten des A b s a l o m , St. J a k o b und Z a c h a r i a s , 2 ) haben j e d e s zwei a n schliessende Ecksdulen und zwei a n d r e in der Mitte. Diese sind mit ihren Capitalern in dem nördlichen wie in dem südlichen Monumente forbciläuft.

finden

lassen.

d e r Tckiyeh oder d e m

Diese g e h t auf dem Kamin

j e n e s R ü c k e n s h i n u n t e r , u n d im n i e d e r e n Tlicile s e h r s c h r ä g d r ü b e r w e g , i n d e m sie ä u s s e r s t

steil auf d e r N o r d s e i t c d e s s e l b e n

telst in den F e l s e n g e h a u e n e r S t u f e n h i n a b g e h t . dann r c c h t s u n d g i n g tiefung Inn,

wodurch

dem Wcgdaimn kam.

die S t r a s s e e n t l a n g ich,

immer

mich

in d e r thalartigen

Ver-

der nämlichen Strasse nach

Hier g e h t die S t r a s s e v o m Damm

mehrere Ruthen lang h i n a b , vermittelst d e s g r o s s e n

in

und

gestern

vermit-

Ich w e n d e t e

nordwärts

d a s W a s s e r wird o h n e Zweifel

erwähnten Canals abgezogen,

der

hier b e g i n n t . J ) Nun wendete

ich m i c h

') Palastina II. p. 151—153. ') S. m. Palastina II. S. 102. ') S. oben p. 244.

zurück

und

trat

in die S t r a s s e z u r

248

IV. Abschnitt.

Jerusalem.

Vorfälle und Beobachtungen.

Linken zwischen dem Damme und derjenigen, durch welche ich zuerst herunter gekommen. Ihr Lauf ist zuerst westlich, u n d eine kurze Zeit lang geht es sehr steil hinauf; dann dreht sie s»ch und steigt von der ersten Ecke an nach Norden eine längere Strecke weit ungefähr eben so steil noch weiter hinauf; dann wird die Richtung wieder westlich, immer noch in die Höhe, aber mehr nach und nach. Hier kommt eine andre Strasse unterhalb des Basars von Süden her und vereinigt sich mit ihr. Auch diese geht hier ziemlich steil hinauf. — Aus diesen Thatsachen geht hervor, dass es in dieser Gegend noch ein breites Ende jenes Rückens giebt, der ungefähr in einer von der Kirche zum heiligen Grabe und der grossen Moschee gezogenen Linie liegt. Nachher ging ich mit Rashid nach dem Damascusthore. Wir stiegen auf der Ostseite auf die Mauer und gingen auf derselben bis auf den höchsten Punkt von Bezetha. Meine Absicht war, den wahrscheinlichen Lauf der alten zweiten Mauer zwischen dem genannten Thore und der Festung Antonia aufzufinden. Dieses Thor hatten wir schon früher als a n t i k erkannt, und auch aller Wahrscheinlichkeit nach zur zweiten Mauer gehörend. Das Problem war nur, die Linie dieser Mauer so zu ziehen, dass der Hügel Bezetha draussen blieb, und doch für die Sicherheit der Stadt zu sorgen. Die Mauer muss offenbar vom nordwestlichen Theile der Antonia, was gleichbedeutend ist mit dem westlichen Ende der jetzigen Caserne, gelaufen sein; aber ob längs dem Fuss oder über den Scheitel von Bezetha — dies zu bestimmen, fehlten alle Data. Der westliche Abfall von Bezetha ist vergleichungsweise kurz, aber sehr steil. Die Mauer steigt vom Damascusthore steil auf und ist über die Höhe des Berges geführt, der hier jäh nach Norden abfallt; dieser letztre ist hier entweder weggeschnitten oder senkt sich von Natur zu einer steilen Wand ab. Wo der höchste Punkt der Mauer und der höchste Thurm jetzt steht, da ist auch die Felswand am steilsten. Diese Stelle ist recht eigentlich auf dem Gipfel des Berges Bezetha, und grade hier auch fällt der Rücken nach Osten zu in einer jähen 8 bis 10 Fuss hohen Felsenklippe ab, um sich dann in eben der Richtung allmählig ganz abzusenken. Wenn wir nun einen alten Eckthurm oder eine Bastei auf der Mauer dieser hohen Stelle annehmen dürfen, so könnte die Mauer leicht von demselben in einer südöstlichen Richtung den Kamm von Bezetha entlang bis nach der Nordwestecke des Haram oder bis dort in die Nähe geführt sein, wobei die stattliche Moschee el-Mulawiyeh etwas nach Westen liegen blieb. Auf diese

Die zweite Mauer.

Bezetha.

249

Weise käme der kurze steile westliche Abhang ins Innere der Stadt, während der eigentliche Berg selbst, der weniger abschüss i g e , ausgedehntere und bewohntere Theil, auf der Aussenseite bliebe. Etwas >on der nämlichen Art, obwohl in viel grösserem ¡Massstabe, kann noch an den alten Fortificationen der Stadt Smyrna wahrgenommen werden. Auf dem Hügel, der in Südost an die Stadt stösst, liegen die Ueberreste der ungeheuern Festung, von welcher die Stadtmauer eine bedeutende Strecke lang nach Südwesten längs dem äussersten Kamme des dünnen, ebenen Rückens hingeführt ist. — Es ist auch der Bemerkung werth, d a s s , im Fall wir einen solchcn Lauf der Mauer annehmen dürfen, der jetzige Bogen E c c e H o m o , dessen Grundpfeiler wir für wahrscheinlich aus dem Altert h u m stammend anerkannt, grade in diese Linie fallen w ü r d e . 1 ) W a r dieses Bauwerk vielleicht ursprünglich im Zusammenhang mit e i n e r solchen Mauer errichtet? D i e n s t a g , d e n 4. Mai. Nach 9 Uhr ritten wir zum Damascusthore hinaus und besahen die Aussenseite der Mauer im Osten des Thors, so wie Uberhaupt die Natur des Bodens. Gegen 2 0 Schritte ausserhalb des Thores rechter Hand ist ein Brunnen, theilweise mit Steinen bedeckt. Oestlich vom Thore in dem ehemaligen Stadtgraben ist eine tiefe C i s t e r n c , jetzt trocken-und verfallen.2) Der Graben war hier in den Felsen geschnitten; er erstreckt sich, vom Westen anfangend, jetzt nach der Stelle, wo der abschüssige Fels mit der Mauer darauf am höchsten i s t ; das zerfallene Reservoir ist an seinem östlichen Ende. Es sind jetzt keine Spuren zu finden, dass er durch den Felsen weiter nach Osten durchgeschnitten gewesen wäre. Wenn ein Graben je Uber diesen Punkt hinaus existirt h a t , so ist er doch jetzt ganz ausgefüllt. Es war auch keiner n ö t h i g ; denn der Felsen oben ist zur Sicherheit der Mauer hoch genug auch ohne Graben. — Der Umstand, dass der Graben dem Ansehen nach unter dem höchsten Theile des Felsens so endet, scheint meine gestern gefasste Ansicht zu bestätigen; nämlich dass hier wahrscheinlich ein hoher bastei') S. oben p. 224. ') Dies Reservoir wird von Ritter mit einem andern am Eingang der Grotte des Jeremias verwechselt, das Schultz beschreibt, p. 36,37; vergl. p. 35. Ritter, Erdk. XVI. 1. p. 385, 392. Seltsam genug verwechseln sowohl Schultz als Krafft dasselbe mit der später erwähnten Baomwollenhöhle (Grotte de Coton); Schultz p. 3C. Krafft p. 131. Ritter, ebend. p. 392 sq.

250

IV. Abschnitt.

Jerusalem.

Vorfälle und Beobachtungen.

artiger Ecktburm der zweiten Mauer stand, die dann von (iesem Punkte längs dem Kamm \on Bezetha nach der Nordwestecle -von Antonia lief. Einige Schritte weiter als die zerfallene Cisterne, doct n«och unterhalb der Höhe des Felsens, ist eine jetzt zugemauerte Höhle. Von derselben führt ein langer unterirdischer Gang unter de-Stadt •weg; — bis wohin ist nicht bekannt. Dies ist offenbar die Grotte de Coton Mejr ed-Dln's, deren er kurz erwähnt als einer umter der nördlichen Stadtmauer befindlichen Höhle, die sich, wie Einige meinen, bis nach der grossen Moschee ausdehnen soll. 1 ) Das folgende ward uns in Jerusalem in Betreif auf diese Grotte mitgetheilt. Sie sollte zur Zeit Ibrahim Pascha's auf kurze Zei. offen gewesen sein; das Gerücht behauptete, seine Soldaten waren hinein gegangen und hätten Wasser darin gefunden. Vor ein odfr zwei Jahren war sie wieder geöffnet worden, und Herr Weber, der preussische Consul in Beirüt, ging mit dem Muselmann, den wir auf Zion besuchten, und einem Dritten hinein, und zwar bfträichtlich tief. Da sie jedoch weder Lichtcr noch Compass mit hatten, 60 konnten sie weder über Entfernung, noch Richtung urtheilen. Als sie einige Tage später besser versehen den Versuch wiederholen wollten, fanden sie den Eingang schon wieder zugemauert. Der Mutesellim hatte erfahren, dass Kranken die Grotte betreten hatten. — Dies ward inir später in Beirfit von Herrn Weber bestätigt. *) Indem wir nun bei dem Birket el-Hcjjch, wo Männer Wasser heraufzogen, es nach der Stadt zu tragen, hinunter gingen, kamen wir nach der Nordostcckc der Stadtmauer. Der Graben Ringt bei oder nahe dem Birkeh wieder a n , und ist, wie er sich der Ecke nähert, durch den schmalen Rücken geführt, der längs der östlichen Mauer nördlich vom Stephansthore hinläuft. Der Boden ist hier auf der Aussenseite ungefähr halb so hoch als die Mauer. — In der östlichen Mauer nahe der Ecke ist weiter nichts besonderes ru bemerken, ausser der noch immer in den Felsen gehauene ') Fundgr. des Orients II. p. 134. Holy City I. App. p. 163. *) Früh im Jahre 1834 ward zufällig ein Eingang in diese Höhle von Dr. Barclay entdeckt, der sie mit Lichtern untersuchte, und am 1. März 1854 eine kurze Notiz darüber für Herrn W. Ii. Bartlett schrieb; s. Bartletts Jerusalem ßevisited p. 161,162. „Die Höhle, sagt Dr. Barclay, wechselt In der Breite von 20 bis 100 oder 200 Ynrds und erstreckt sich ungefkhr 220 Yards lang in der Richtung des ßeraglio (der Kaserne); endigt aber in einer tiefen Grube".

Grotte de Coton.

Inschrift.

251

G r ä b e l , eine Strecke scarpirten Felsens, worauf die Mauer gebaut ist, und einige bedeutend grosse Steine. Jetzt gingen wir nach dein südlichen Ende des Hararo, besichtigen die südliche Mauer u n d nahmen die Messungen, deren Result«te bereits _ oben gegeben s i n d . ' ) Wir untersuchten auch den H e i l des alten südlichen Thorweges, der von der Aussenseite sichtlich ist, grade wo die neue Stadtmauer daran stösst. Zu oberst sieht man das östliche Ende eines Baues, der einem s e h r flachen Bogen gleicht und auf einem grossen fugenrändrigen, jetzt zerbrochenen Steine ruht. Im Osten von diesem Bogen ist ein Stein n i t einer umgekehrten Inschrift, die wiederholt copirt worden ist. Die folgende ist die Abschrift und Uebersetzung De Saulcy's:

TITO AEL HAURIANÖ ANTON1NO AVG P10 PP PONTIF AVGVR D ü „Dem Titus Aelius Hadrianus Augustus P i u s , dem Vater seines Landes. Hohenpriester, Auguren, gewidmet von den Decurionen." Die Inschrift bezieht sich ohne Zweifel auf Antoninus Pius, den Nachfolger Hadrians, dessen Namen er auch führte. De Saulcy glaubt, dass sie ursprünglich zu dem Fussgestell einer Statue geh ö r t e , die zu Ehren dieses Kaisers auf der Tempel-Area oben errichtet w a r ; und dass sie an ihrer jetzigen Stelle eingeschoben w a r d , als die Grundmauern von Justinians Kirche aufgebaut wurden. Dies dünkt mich keine unwahrscheinliche Hypothese zu sein.l) Unterhalb von alle diesem u n d , wie es scheint, fest mit der Mauer >erbunden, ist an der Aussenseite derselben ein Theil des runden Bogens eines Thorweges, der ganz mit Zicrathen bedeckt jst. Dieses Thor ist jetzt zugemauert; ein vergittertes Feuster ist darüber. Wenn man nicht ohne Mühseligkeit hinaufklettert und im Fenster sitzend durch das hölzerne Gitter schaut, so kann man nach einer Weile, wenn erst die Augen sich an die Finsterniss gewöhnt haben, zwei bis drei ähnliche Bogen weiter zurück unterscheiden und sogar aus einer Spalte noch weiter hinten — wahrscheinlich aus dem Eingang in der Fronte der el-Aksa — das Licht ') S. oben S. 229 sq. *) De Saulcy II. p. 117. — Diese Inschrift ward von meinem Freund Dr. E. ßmith copirt und in der Bibliotheca Sacra veröffentlicht; s. 1843. p. 562. Auch von Kraffi im Jahre 1845, p. 73; von De Saulcy im J . 1851, wie oben.

252

IV. Abschnitt.

Jerusalem.

Vorfalle und Beobachtungen.

strömen sehen. — Doch müssen wir für jetzt in Betreff auf das Innere dieses Thorweges uns mit der Beschreibung des Herrn Wolcott und den schönen Zeichnungen des Herrn Tipping begnüg e n , die beide im Januar 1 8 4 2 sich zu diesem Gewölbe Zugang zu verschaffen w u s s t e n . ' ) Wir begaben uns nun nach Siloam. Auf dem Rückweg aber n a h m ich BeshArah und ritt allein mit ihm Uber Gethsemane nach dem Gipfel des Oelberges. Die Aussicht auf das todte Meer u n d das Jordanthal, wie sie von dem Wely jenseits des Dorfes sich darbietet, machte von neuem auf mich den Gindruck einer tiefen, schaurigen Einsamkeit. Die Aussicht auf die Stadt, vom Dorfe a u s betrachtet, berührte mich angenehmer als früher. S e h r wahrnehmbar war von hier die Einsenkung zwischen Zion und dem Rucken am heiligen Grabe. Die Nordseite des goldenen Thores erschien, von hier gesehen, ungefähr in einer Linie mit der Nordscite d e r Plattform der grossen Moschee. Nachdem wir heimgekehrt, ging ich mit Besharah von neuem a u s , und zwar nach dem innern Nordwestwinkel der Stadt, um dort noch einmal die Ueberreste des alten Thurraes Kül'at el-Jdlüd zu besichtigen, den wir bei unsrem vorigen Besuch gesehen hatten.*) Er ist sehr gross u n d m u s s zu den Zeiten der Kreuzzüge die Eckbastei der Stadt gewesen sein. Das Merkwürdige aber dabei ist der Punkt, dessen ich schon f r ü h e r gedacht habe, nämlich dass diese Bastei auf einem f r ü h e m Bau — sei es n u n Mauer oder Eckthurm — von grossen, fugenränderigen Steinen errichtet i s t Drei Lagen der letztem sind noch im südwestlichen Winkel zu sehen, wie sie quer in die Masse hinein laufen. Ob diese Steine ein Bruchstück der dritten oder zweiten Mauer bilden, möchte schwer zu bestimmen s e i n ; dass sie jedoch zu einer von beiden gehörten, unterliegt kaum einem Zweifel. J ) Ein j u n g e r Freund aus Ramleh, Namens Murkus, ein Sohn des f r ü h e m amerikanischen Consular-Agenten an diesem Orte, war wiederholt bei u n s gewesen, und hatte sich uns auf mannigfache ') Wolcott in Biblioth. ßacr. 184S. p. 17 sq. Tippings viele Zeichnungen mit Noten von Iaaac Taylor finden sich in TrniH's Joseplius, meist im ersten Thcile. *) Palästina II. S. 114. s ) Ausser den Lugen grosser Steine, die im Texte erwillint sind, fanden die Herren Wolcott und Tipping „einen Thorweg im nordwestlichen Winkel, der in ein kleines Gemach mit vier ähnlichen Lagen führte". Biblioth. Sacra 1843. p. 30.

Bestich im griechischen Kloster.

253

Weise nützlich zu machen gewusst. Er war ein Mitglied der grie-r chischen Kirche und ladete uns ein, mit ihm das grosse griechische Kloster zu besuchen, das wcstlich von der Kirche zum heiligen Grabe auf der andern Seite der Strasse liegt und mit jener in Verbindung steht. Nachdem er demzufolge die nöthige Einleitung im Kloster getroffen, begleiteten wir ihn am Nachmittage dorthin. Wir wurden in das Empfangzimmer geführt, das mit einer in die-! sem Lande ungewöhnlichen Eleganz eingerichtet war. Es halte Divans rings herum mit Ausnahme einer niedrem Stelle an der Thüre. Hier fand sich bald der Prediger des Klosters zu uns, ein Mann von empfehlendem Aussehen und entschieden verständig; dann kam der Schrciber und endlich der Wakll (Statthalter) des Patriarchen, der Obere des Klosters in facto. Zwischen ihnen, und meinem Gefährten fand ein ausführliches Gespräch statt. Sie beklagten sich sehr Uber die Engländer und ihr Kommen; jedes Dorf, wenn es nicht in Allem seinen eignen Weg haben könne, drohe nun gleich, sie wollten die griechische Kirche' verlassen und protestantisch werden. Auf die Bemerkung, dass sie ja seit lange in gleich schwierigem Falle mit den Lateinern gewesen seien, erwiederten sie, die Lateiner hätten ihnen viel weniger zu schaffen gemacht. Sie wären wie eine kleine Geige, die wenig Lärm mache; aber jetzt sei eine grosse Trommel gekommen mit ihrem unaufhörlichen bum, bum, buml — Auch von ihrer Schule war die Rede. Dr. Smith besuchte sie nachher und fand sie gross und wohl geordnet. Der Hauptlehrer hatte auf einer deutschen Universität studirt. Wir waren einigermassen begierig, zu hören, was wohl die gelehrten Geistlichen der griechischen Kirche von der Lage vom alten Eleutheropolis denken möchten. Auf unsrer frühem Reise hatten wir es aus topographischen Gründen mit B e t o g a b r a , das jetzige Beit Jibrin, identificirt; allein um die beiden Namen in historischen Zusammenhang zu bringen, dazu hatte es zu jener Zeit noch an Daten gefehlt. ') Das dazu mangelnde Glied war seitdem von Professor Rödiger entdeckt worden. In den Acta S a n c t o r u m von Assemani, die in syrischer, griechischer und lateinischer Sprache publicirt worden, wird im Syrischen von dem Märtyrer Peter Abselama gesagt, er sei in Anea geboren worden, welches „im Distrikt B e t h G u b r i n " liege; während es in der griechischen und lateinischen Version heisst: „im Distrikt von E l e u ') Palästina II. p. 672 ff.

IV. Abschnitt.

Jerusalem.

Vorfalle und Beobachtungen.

theropolis."1) Nun wünschten wir zu wissen, ob diese Identität in der heutigen griechischen Kirche von Palästina bekannt und von ihr aufgenommen wäre.*) Wir hatten in der That schon vor ein Paar Tagen Murku's e r s u c h t , darüber Erkundigungen einzuziehen, und hatten ihm blos den Namen E l e u t h e r o p o l i s gegeben, im Kloster auszufinden, w o es gelegen habe. Er berichtete u n s , dass er sich an den Schreib e r des Klosters gewendet hätte, der ein altes Buch herunter g e nommen und darin gesucht h a b e ; dann aber habe er ihm gesagt, es sei die Hauptstadt eines Bischofs und liege zwischen Gaza und el-'Arlsh. Der junge Mann sagte ihm, w i r glaubten, dass es zwischen Gaza und Jerusalem liege. Nein, war die Antwort, es sei südlich von Gaza; den jetzigen arabischen Namen wisse er im Augenblick nicht, wolle aber weiter nachsehen. — W i r kamen jetzt auf diesen Gegenstand zurück, und der Schreiber wiederholte gegen uns, was er Murkus gesagt. Aber keiner von allen dreien wusste m e h r von Eleutheropolis; nichts, gar nichts. Und doch waren diese drei die Hauptautoritäten der griechischen Kirche in Palästina. — So viel in Bezug auf die „fortgesetzte Tradition" dieser Kirche über diesen P u n k t : „geschrieben und ungeschrieben!" Wir wurden mit der grössten Höflichkeit behandelt. Wahrend unseres Besuchs, der beinahe eine Stunde dauerte, wurden zuerst eingemachte Früchte präsentirt, wovon jeder einen Theelöffel voll n a h m , und nachher einen Schluck Wasser trank. Dann folgte 'Arak, durch Gelée süss gemacht, wonach KafTee mit Zucker servirt ward. Späterhin gingen wir auf den Gebäuden herum und durch die Gallerie über die Strasse, welche das Kloster mit der gegenü b e r liegenden Kirche zum heiligen Grabe verbindet. Diese Gallerie ist so gebaut und eingeschlossen, dass wir nicht gewahr wurden, wann und wo wir Uber die Strasse gingen. Sie führten u n s erst nach d e r griechischen, Constantin und Helene gewidmeten Kapelle, die von der der Lateiner unterschieden ist. Sie ist in einem obern ') Asscmani Acta Sanctor. Martyr. Oriental. II. p. 209, coll. p. 307. Allgem. Lit. Zeit. 1842. No. 72. Biblioth. Sacra 1844. p. 217 sq. ') Folgendes wird von dem Verfasser der Holy City angeführt II. p. 6: „Unterdessen hatte ich durch einen sehr verständigen griechischen Priester des Klosters zu Jerusalem entdeckt, dass dio fortgesetzte Tradition s-einer Kirche, geschrieben und ungeschrieben, überliefert habe, dass Beit Jibrin das Betogabra des Ptolemlius repräsentire und das Eleutheropolis der Kirchengeschiclite sei, und daSs über dies Factum kein Zweifel herrsche. Dies setzte die Sache in unsren Gemüthern ganz ausser Zweifel".

Griechisches Kloster.

Hippicus.

255

Stock im Südwesten des grossen Doms zwischen demselben und der Strasse. Aus derselben sahen wir durch ein vergittertes Fenster grade auf das Grab selber hinab. Es sind mehrere Gemälde in dieser Kapelle von einer bessern Art, als die gewöhnlichen griechischen Bilder. Eins derselben glänzte ganz insbesondre von Gold und Juwelen, während eine Wachskerze in einem ganz gemeinen Leuchter davor stand und dazu einen übrigens nicht ganz ungewöhnlichen Contrast bildete. Nachher gingen wir nach Osten zu hinaus auf das Dach der griechischen Kirche am Dom vorbei, um uns der herrlichen Ansicht von der Stadt, die man von dort aus hat, zu erfreuen. — Der grosse Dom Uber dem Grabe war blos mit Brettern gedeckt, und diese wieder mit dünnen Bleitafeln. Das Blei war jetzt grossentheils abgegangen und die Bretter angefault, so dass im Winter der Regen in Strömen in die Rotunde unten fiel. M i t t w o c h , d e n 5. Mai. Dieser Tag ward hauptsächlich zu einer Excursion nach Wady cl-Werd und Bittir benutzt, wegen deren Beschreibung ich den Leser auf den sechsten Abschnitt verweise. Wir erreichten um 3 Uhr die Stadt wieder. Später am Nachmittage ging ich allein aus, den Hippicus und den Boden um das YAfathor zu besichtigen. Der Thurm Hippicus steht ganz allein da, grau >oj* Alter, unter seinen jungen Brüdern. Wir waren früher eingelassen worden, ihn zu untersuchen, und würden nun gar zu gern ihn wiederum besucht haben. Als aber Dr. Mac Gowan sich für uns sowohl als für einige andre Reisende darum bewarb, so bekam er die Antwort von K4im Makäm: er habe keinen Befehl vom Sultan, Ausländer in die Festung zu lassen. So standen wir davon ab. — Das Y'Afathor steht in einer Einsenkung zwischen der Citadelle auf der Südseite und dem Hügel im Norden, als stände es-am obern Eingang eines Thaies, was auch wirklich der Fall ist. Der Boden südlich steigt zum Zion auf; der im Norden erhebt sich auch steil, so lange man in nördlicher Richtung bleibt. Wo die Richtung der Strasse sich nach Osten neigt, da fängt natürlich der Boden an sich auch wieder zu senken. D o n n e r s t a g , d e n 6. Mai. Der jüngere Herr Reichardt hatte sich freundlichst erboten, uns heute nach mehreren interessanten Punkten zu begleiten, die wir noch nicht untersucht hatten. Wir gingen demnach mit ihm aus und zwar zuerst nach dem Damascusthore. In einigen neuern Discussionen in Betreff Jerusalems ist man

256

IV. Abschnitt.

Jerusalem.

Vorfalle und Beobachtungen.

vorzugsweise bemüht gewesen zu zeigen, dass der untere Theil der Stadt und der Haram vermittelst eines unterirdischen Canals mit Wasser versehen worden seien, der unter diesem Thore oder ganz in der Nähe herein k o m m e . ' ) Es ist von einer grossen Cisterne grade vor dem Damascusthore gegen Osten die Rede gewesen, die nie erschöpft werde, obwohl sie von den vielen Soldatea benutzt w e r d e , die die Wache des Thors bildeten, weshalb tnaa annehmen könne, dass sie mit iiiessendem Wasser genährt werde.*) Und einen eben so „wasserreichen B r u n n e n " soll es auch in dtr Kirche zur Geisselung g e b e n . 3 ) Viel Werth ist auch auf das angenommene Factum gelegt worden, dass das Wasser dieser beiden Cisternen den besondern Geschmack hat, der die Quelle von Siloain auszeichnet; und so ist man zu dem Schlüsse gekommen, dass das angebliche frische Wasser, das diese Cisternen fdllt, durch d;e Stadt nach dem Haram iiiesse und dann von da nach der sogenannten Jungfrauenquelle hinunter laufe. 4 ) Wir suchten zuerst nach der „ g r o s s e n Cisterne" grade vor dem Damascusthore nach Osten zu. Ausser dem oben erwähnten zerbrochenen Reservoir im Stadtgraben 5 ) giebt es gar keine Cisterne hier, und diese ist immer leer und ganz ausser Stande, W a s s e r zu halten. Allein grade bei den Pforten des Tborwegs u n d beinahe von dem vorstehenden Portal überdacht, ist an beiden Seiten eine gewöhnliche Cisterne. Eine jede hat zwei Oeffnungen, eine das Wasser herauf zu ziehen, und die andere, weiter n ö r d lich, das Regenwasser, das vom Boden hineiniliesst, aufzunehmen. Die Rinnen, die dazu dienen, das Wasser vom Wege und weiter von Norden her nach den Oeffnungen zu f ü h r e n , waren noch da; wir sahen diese. Der Offizier der W a c h e , welcher gegenwärtig war, hatte sie selbst machen lassen. In j e d e r der beiden Cisternen stand das Wasser etwa 6 Fuss hoch. Wie gross sie in Umfang w a r e n , konnte der Offizier uns nicht sagen. Wir kosteten das Wasser aus beiden. Das auf der Ostseite war nicht ungleich dem von Siloam, hatte jedoch weniger Beigeschmack. Das auf der Westseite war widerlich und fast faul; woraus deutlich genug hervorging, dass die beiden Cisternen nicht zusammenhängen. Die Offiziere sagten, die Soldaten, die ihre Station am Thore hätten, pflegten ') ') 3 ) *) ')

Krafft p. 131 sq. Holy City II. p. 469 sq. Ritter XVI. 1. p. 392 sq. Krafft ebend. Bitter ebend. Holy City II. p. 461 sq. Krafft ebend. Holy City II. p. 469 sq. Bitter ebend. p. 395. S. oben p. 249 sq.

257

Wasser am Damascos -Thore.

dies W a s s e r gewöhnlich nicht zu g e b r a u c h e n ; sie würden vielmehr von der Cisterne des Haram mit W a s s e r versorgt, womit sie vielleicht

die

der

anstossendcn

Kasernen

meinten.

Das Wasser in

dieser Cisterne wird jedoch für die Soldaten aufgehoben,

Tür den

Fall dnss j e n e s ausgehen sollte. Während unsres frühem Aufenthalts in Jerusalem war es eine allgemeine

Sage unter den

Einwohnern,

dass an einer gewissen

Stelle nahe am Damascusthore man bei stiller Zeit, wenn man das Ohr an die Erde halte, wie von einem

ein Tröpfeln

oder Murmeln

unterirdischen Bach.

hören

könne,

S o wenig machten wir aus

dieser Geschichte, dass ich nicht einmal in meinein frühem Werk davon Notiz

nahm.')

Vier Jahre

später

hörte Hr. Wolcott

das

nämliche Gerücht; es ward jedoch hinzugefügt, dass der Ton nur zur Nachtzeit gehört werden k ö n n e . 1 )

Der Abkömmling des Pro-

pheten, den wir in der St. Annenkirche trafen, wiederholte dieselbe Geschichte, jedoch mit der Aenderung, dass das Tröpfeln nur zur Mittagszeit am Freitag, dem moslemilischen S a b b a t h , sei.')

vernehmbar

W e r zu dieser Zeit, sagte e r , am Thore sein Ohr an die

Erde halte, höre das W a s s e r ; und eben so wenn am Haram.

Allein

wir haben nie j e m a n d getroffen, der selbst das Tröpfeln gehört zu haben

behauptete,

weder

einen Eingebornen,

noch

viel

minder

einen Franken.

Doch mag es gelegentlich Gründe für ein solches

Gcrücht g e b e n ,

da die beiden beschriebenen Cistemen ganz dicht

am Thor liegen.

Alles dies bildet aber nur eine sehr enge und

sagenhafte

auf welche die Hypothese

Basis,

Canales mit

fliessendem

eines

unterirdischen

W a s s e r in dieser Gegend zu b a u e n . 4 )

Wir gingen nun nach der Kirche zur Geisselung auf der Via dolorosa,

dem östlichen Ende

dauerte lange,

der Kasernen

ehe wir eingelassen

wurden.

fast gegenüber. Nachdem

wir

Es eine

') Biblioth. Sacr. 1843. p. 28. ') Ebcnd. ') S. oben p. 231. ") Krafft p. 130. Holy City II. p. 470. Kitter XVI. 1. p. 386. — Ein ähnliches Gerücht (wenn es ein blosses Gcrücht war) war im 6. Jahrhundert in Beziehung auf Gerilusch von Wasser in Golgatha in Umlauf. Antoninus Ton Placentia sagt, indem er von diesem Ol te spiicht: „Juxtaipsum altare est crypta, ubi ponis aurem et audis flumina aquarum; et jactis pomum aut aliud quod natare potest, et vadis ad Siloa fontem, ubi illud reeipies"; s. in Acta Sanctor. Maii T . I I . p. Xetc. Ugolini Thesaur. Tom. VII. p. MCCXVI. Jüdische Schriftsteller des 16. Jahrhunderts erzählen ebenfalls, dass nahe am Hippicus „ein starkes unterirdisches Bauschen von fliessendem Wasser" gehört werde; Schwarz p. 267. Robinson, Bibl. Forschungen.

17

258

IV. Abschnitt.

Jerusalem.

Vorfalle und Beobachtungen.

lange Weile geklopft, kam ein Junge aus der nächsten westlichen Strasse und ging nach dem Schlüssel. Er brachte den unrcckten; allein es kam ein Mann hinter ihm her, der den rechten S c h ü s s e l b r a c h t e , und wir traten ein. Im äussern Hofe ist eine grosse Cisterne, die das Wasser \ o n den anliegenden Dächern u n d dein Hofe aufnimmt. Sie war jetzt voll Regenwasser, rein und gut, wie wir uns beim Kosten überzeugten. In dem kleinern innern Hofe ist ein anderes Reservoir; dieses, sagte der F ü h r e r , w a r ein Brunnen lebendigen W a s s e r s , der nie erschöpft war und in dem das Wasser nie höher oder niedriger stand, als wir es jetzt sahen. Als wir ihn jedoch fragten, woher das Wasser k o m m e , zeigte er auf die anliegenden Dächer und auf die Rinnen, durch welche das Regenwasser in die Cisterne läuft. Ein Eimer Wasser ward heraufgezogen. Wir kosteten es und fanden wieder den Siloamschen Beigeschmack. Als wir das Wasser genauer b e s a h e n , fanden wir es voll von den kleinen schlängelnden W ü r m e r n und anderm Ungeziefer, das in unreinem Regenwasser lebt. Hier also war eine andre gewöhnliche Cisterne und der besondere Geschmack war leicht zu erklären. Dieser Geschmack ist in beiden eben beschriebenen Beispielen lediglich der \ o n unreinem Regenwasser. Es ist jedoch nicht unwahrscheinlich, dass das Wasser der Brunnen in dieser Gegend, das immer als schlecht beschrieben wird, einen ähnlichen Geschmack hat, den es von dem Kalkstein in Felsen und Erdreich leicht bekommen könnte. Ja, es ist sehr möglich, dass der Geschmack der Quelle von Siloam von denselben Ursachen herrühren mag. Wir gingen nun in die Basarstrasse und von dort den Pfad hinauf, der hinter den Säulen der Propyläen wegläuft; so kamen wir wieder nach dem bereits erwähnten Hofe neben dem coptischabyssinischen Kloster Deir e s - S u l t ä n . l ) Die Copten haben noch ein kleineres, dem St. Georg gewidmetes Kloster auf der Westseite des Teiches Ilesekia, neben welchem sie während der ägy|)li§Chen Herrschaft ein g r ö s s e r e s , oder vielmehr einen KhAn zu bauen anfingen, das Werk aber liegen Hessen, als Ibrahim Pascha sich aus dem Lande zurückzog. Das Gebäude ist seitdem von der Regier u n g zu Kasernen benutzt worden.*) Das Deir es-Sultin ist jetzt zum Theil R u i n e ; es hat r u n d e Bogen, aber sonst ohne besondre —



(

') S. oben p. 219. ä ) Holy City II. p. 567. Ritter ebend. p. 498 sq. — Ueber die beim Graben nach diesen Grundbauten des Klosters gefundenen Alterthümer s. m. Palästina II. S. 135.

Kirche der GeUselung.

Helenenciateme.

259

E s kann nicht zu e i n e r f r ü h e m P e r i o d e

Merkmale.

Hälfte des 1 6 . J a h r h u n d e r t s zurtickgcführt H e r r ßeichardt

war

mit dem

als

die e r s t e

werden.')

abyssinischen

P r i e s t e r bekannt,

einem j u n g e n Mann von a n g e n e h m e n Anstand und e i n i g e r G e l e h r samkeit.

Als wir hinein schickten, um E r l a u b n i s s zur B e s i c h t i g u n g

der g r o s s e n Helenencisterne u n s r e Bitte Schlüssel

aufs

und Lichtern.

der Nordseite

des H o f e s ,

und

Der E i n g a n g also

kam

er heraus,

schickte

gleich

ist j e n s e i t s

beträchtlich

östlich,

dann

südlich,

zuletzt

bewilligte

selbst

nach

der Gasse

weit von dem

W i r hatten 3 6 Stufen hinab zu g e h e n ;

selbst. dann

zu b i t t e n ,

verbindlichste

erst nach

wieder nördlich.

Norden,

So

wir an das W a s s e r , das fast wie ein unterirdischer S e e

auf

Kloster kamen

erscheint.

E s w a r E e g e n w a s s e r , rein und w o h l s c h m e c k e n d , das von den a n liegenden Dächern und Höfen

sich

darin sammelt.

Die ganze Ci-

s t e m e s c h e i n t in den massiven F e l s e n gehauen, und n u r theilweise mit Mauerwerk bedeckt

ausgefüllt

zu s e i n .

Die Seiten

sind

mit

Mörtel

Die Aushöhlung s c h e i n t von bedeutender Grösse zu sein,

doch wie weit sie reicht, weiss niemand. zeigte u n s ihren Umfang nicht.

Das L i c h t u n s r e r Kerzen

S i e befindet sich

natürlich

etwas

im Norden e i n e r östlich von der K i r c h e zum heiligen G r a b e gezogenen Linie. —

D e r B o d e n grade Uber der Cisterne

ist mit Häu-

s e r n bedeckt, die hoch wie auf einem E r d r ü c k e n stehen und Oeffn u n g e n haben wie zu B r u n n e n , um W a s s e r von der Cisterne

unten

h e r a u f zu ziehen. * ) Indem

wir nun der westlichen B a s a r s t r a s s e

südwärts

folgten,

und Uber die S t r a s s e , die vom Ydfathore kommt, bei dem W i n k e l , den sie h i e r m a c h t , hinweg s c h r i t t e n , gingen wir noch ein w e i t e r h i n a u f nach Zion.

Hier, linker H a n d ,

wenig

grade an der E c k e ,

w o die S t r a s s e sich nach Westen dreht, kann man die K r o n e e i n e s r u n d e t , a n s c h e i n e n d allen B o g e n s wahrnehmen.

S e i n e F r o n t e steht

n a c h W e s t e n ; e r sieht n u r grade e b e n Uber der Erde hervor.

Wir

sUChlCD von hinten dazu zu gelungen, a b e r o h n e dass e s u n s g e lang.

Die S t e i n e , a u s denen der B o g e n gebaut ist, sind klein, roh

und okne eine S p u r

von F u g e n r ä n d e r u n g

behauen.

E r mag viel-

•) Holy City II. p. 56G. Ritter ib. p. 499. Toller trennt die Gopten und Abyssinier; Denkblätter p. 337. *) Das I t i n . I i i e r o s , spricht von e x c e p t u r i a an der Seite von ConstaEtin» Kirche; allein die Ausdrucksform scheint kaum diese ungeheure Cisternt emzuscliheaaen: „Ibidem modo jusgo Constantini imperatoris baailiea ficta est, id est Dominicum, mirae pulchritudinis, haben« ad latus excepturia, unde aqua levatur, et balneum a tergo, ubi infantes lavantur".

17»

260

IV. Abschnitt.

Jerusalem.

Vorf&lle und Beobachtungen.

leicht zu einem kleinen Thorweg eines W o h n h a u s e s oder eines Hofes gehört haben. Jetzt sieht er fast wie ein roher Eingang zu einem Aquädukt oder Abzugscanal aus. E s braucht blos eines Blickes auf sein Aussehen und seine Lage, um zu w i s s e n , dass e r nie mit einer der Stadtmauern in Zusammenhang gestanden haben kann. So unbedeutend ist in der That das ganze Baubruchstück, dass nicht einmal eine Legende mönchischer Tradition sich daran knUpft.') Ein andrer Ueberrest, aber ohne Bogen, ist die P o r t a f e r r e a , wie sie von den Mönchen genannt w i r d , die wir jetzt besuchten. Bis noch ganz kürzlich soll sie durch zwei Säulen bezeichnet gewesen sein. 1 ) Eine davon ist seitdem verschwunden, und die andre, die ehemals in der Strasse bei Dr. Mac Gowans Hause stand, ist jetzt in die Mauer des Hospitals, letzterm gegenüber, eingebaut, wo man sie noch immer sehen kann, u n d man ihr sicherlich nicht anmerken mag, dass sie je zu einem Stadtthore gehört habe. Sie liegt 6 0 Schritte, oder über 1 0 Ruthen von dem oben beschriebenen Bogen entfernt in westsüdwestlicher Richtung davon. Diese Porta ist ebenfalls kürzlich von Einigen filr das wahre Thor von Gennath in der ersten Mauer des Josephus angesehen worden, von dem die zweite Mauer ihren Anfang nahm, und (wie man vorausgesetzt) nördlich die Basarslrasse entlang weiter lief. 1 ) Des unbedeutenden Charakters dieses Bautrümmers gar nicht einmal zu gedenken, werden sich doch zwei Betrachtungen, die aus der Lage desselben hervorgehen, wenigstens der Consequenz der Vertheidiger dieser Ansicht entgegen stellen. E r s t l i c h : sie ist so weit entfernt von dem Scheitel von Z i o n , dass sie innerhalb (auf der Südseite) der ersten Mauer gefallen sein m u s s , welchen wahrscheinlichen Lauf man auch letzterer i m m e r anweisen m a g ; während sie z w e i t e n s zehn Ruthen oder mehr westlich von dem von ihnen angenommenen Anfangspunkte der zweiten Mauer

') Und doch hat man gemeint, es Bei möglicherweise das Thor Gennath des Josephus! Schultz p. 61 sq. Lord Nugent, Lands Class. et Sacr. II. p. 54 sq. — Dieser Einfall wird mit ßecht yon Tobler belächelt, der den Bogen beschreibt; Topogr. I. p. 106 sq. *) Holy City II. p. 56. Nach Quarcsmius war sio zu seiner Zeit nUr durch den untern Theil einer Marmors&ule bezeichnet; II. p. 95. — Wer alle die Wanderungen dieses traditionellen Thores zu studiren wünscht, schlage in Tobler nach; Topogr. I. p. 413 sq. 3 ) Holy City, folgerungsweise, II. p. 66. Schultz p. 61 sq. Krafft p. 27 sq.

Porta ferrea.

Deutsche Keisende.

261

ist. Dieser letzte Umstand untergräbt natürlich die ganze Hypothese. ' ) Am Nachmittage hatten wir einen angenehmen Besuch von zwei eben von Aegypten angekommenen deutschen Reisenden, Graf Schliefen und Baron Münchhausen, beide aus Schlesien. Sie war e n eben bemtlht, zu einem Besuch von Jerash Anstalten zu treffen, sahen sich aber zuletzt genöthigt die Sache aufzugeben, weil die Forderungen der dazu n o t w e n d i g e n Escorte gar zu enorm waren. Dies sollte, wie wir hörten, theils daher kommen, dass die Scheikhs, mit denen sie unterhandelten, selbst weder Autorität, noch Macht hatten, sie nach Jerash zu bringen; und theils von den hohen Preisen, die vor zwei Jahren Hr. von Saulcy auf seiner Reise um das SUdende des todten Meeres gezahlt haben sollte. Wirklich schien um diese Zeit das Land im Osten des Jordan von Jerusalem aus ganz unzugänglich; ausser vermittelst ungeheurer Geldopfer. *) Nachher machten wir verschiedene Besuche, und brachten den Abend mit mehreren Freunden im Hause des Herrn Reichardt zu. F r e i t a g , d e r 7. M a i , und S o p n a b e n d , d e r 8. M a i , wurden auf einer Excursion bis in die Nachbarschaft Hebrons zugebracht. Sie wird im sechsten Abschnitt beschrieben werden. M o n t a g , d e n 1 0 . Mai. Dies war der Tag, an dem unsre Abreise aus der heiligen Stadt festgesetzt war. Der Morgen ging mit Vorbereitungen hin; dann besuchten wir mehrere Freunde, um Abschied zu nehmen. Ihre zuvorkommende Gute hatte unsern Besuch höchst angenehm gemacht und uns Gelegenheiten zu Untersuchungen verschafft. Wir bedauerten, Dr. Barclay und mehrere ') S. den Anfang und Lauf der zweiten Mauer, wie bei Aldrich und Symonds angegeben, Holy City Vol. I. — Der Lauf der ersten Mauer ist dort zu weit südlich dargestellt, um der sogenannten p o r t a f e r r e a zu begegnen. *) In diesem Zusammenhang möge hier der Auszug eines Briefes von einem New-Yorker Freunde stehen, der auch Syrien im J. 1852 besuchte: „M. de Saulcy hat, fürchte ich, gesehen, was niemand anders gesehen, noch sehen kann. Er hat sicherlich nicht der Wissenschaft gedient, indem er mit dem Beispiel so hoher massgebender Preise vorangegangen, wo er mit seiner bewaffneten Gesellschaft zum Besten derer, die ihm folgen möchten, leicht mässige Bedingungen hätte erzwingen können. Ich bitte, erwähnen Sie in Ihrem zu erscheinenden Werke dieser Sache, dass Mehreren die Gelegenheit werden möchte, jene um ihrer Associationen willen so interessanten Gegenden zu sehen 1"

262

IV. Abschnitt.

Jerusalem.

Vorfälle und Beobachtungen.

seiner Familie am Wechselfieber krank zu finden. Der l a g war heiss und schwül; der Wind von S.W. glich fast einem Sirocco und das Thermometer stand auf 9 0 ° Fahr. Wir verliessen das Damascusthor um 1 2 Uhr, b e g l a t e t von Herrn Calman, der mit u n s die AschenhUgel zu berichtigen wünschte, die sich im Norden der Stadl finden. Sie zu erreichen schlugen wir einen Pfad e i n , der links vom gradtn n ö r d lichen Wege sich abzweigt. Wie oft schon z u v o r , fiel uns hier die grosse Menge alter Cisternen auf, die man noch in dieser Gegend sieht, und die ohne allen Zweifel beweisen, ¿ass die Strassen und Häuser der Stadt sich einst bis hierher ausgedehnt haben. Grade neben unserm Pfade war an einer Stelle cer m a s sive Grundbau einer dicken Mauer zu s e h e n , in einer Linie mit den Spuren der dritten Mauer, die wir f r ü h e r gefunden halten. W i r hörten auch von andern ähnlichen Fundamenten auf der E r d schwellung südlich oder südöstlich vom Grabe der Helena oder den sogenannten Königsgräbern; aber diese selbst zu besuchen, waren wir nicht im Stande. Der AschenhUgel, zu dem wir erst kamen, erstreckt sich von Nord nach Süd und ist sowohl hoch als lang. W i r wendeten u n s nach einem zweiten, noch g r ö s s e r n , höhern u n d längem Hügel, der von Ost nach West liegt. E s giebt noch einen dritten nördlich vom ersterwähnten. Diese Hügel sind gewöhnlich als die Resultate der Aufhäufung von Asche betrachtet w o r d e n , die ehemals durch die Seifenwerke der Stadt entstand. Gegenwärtig soll die Asche zur Bereitung von Mörtel zu Dächern verbraucht werden, u n d zu ähnlichen Dingen. — Ganz vor kurzem ist die Idee aufgestellt w o r d e n , dass dies der Ort sein möchte, nach dem die Asche vom Altare des allen jüdischen Tempels getragen w a r d , 1 ) u n d dass diese Gegend daher nothwendiger Weise ausserhalb der Gränze der Stadt und jenseits der dritten Mauer gewesen sein müsse. Die Hügel sollen von R. Parchi A. D. 1 3 2 2 erwähnt sein.*) — Bei genauer Besichtigung fanden wir nichts, um unsre ') 3 Mos. 6, 10. 11. Vergl. ebend. 4, 12. *) Das Originalirerk Parchi's sah ich im Besitz des jungem Herrn Keichardt in Jerusalem; und seinem und Herrn Calmaus Zeugniss verdanke ich die Angabe im Text. Da mir das Werk gegenwärtig nicht zugänglich ist, so kann ich nicht sagen, ob die Stelle, auf welche sie »ich bezogen, die nämliche ist mit der folgenden, die yon Zunz in Ashers Benj. von Tudela angeführt und übersetzt ist; IT. p. 398: „Auf der A-nssensette des Thoies yon Jerusalem, das das Thor der Stämme genannt -wird, und wel-

Aschenlnigel.

263

f r ü h e r e A i s i c h t zu ä n d e r n , d a s s sie blosse A n h ä u f u n g e n d e r A s c h e aus

den

Seifensiedereien

hierher

gitragen.

NAblus,

auf welche Asche

sind,

führend

Eine s p ä t e r e

mehrerer

Prüfung der

Jahrhunderte

ä h n l i c h e n Hügel

noch täglich g e h ä u f t w i r d ,

diente

bei nur,

d i e s e M e i n u n g zu befestigen. In

dir That,

rischer

LJustand

man

sollte

die S a c h e

meinen,

zum

dass

Schluss

ein

einziger

bringen

histo-

müsste.

Von

d e r Zeit Salomons bis z u r christlichen Aera w a r die S t a d t auf d e r N o r d s e i t e von d e r zweiten Mauer e i n g e s c h l o s s e n ,

und

u n w a h r s c h e i n l i c h , dass die A s c h e vom Altar laglich von

dieser Mauer

jetzigen

Iliigel

getragen

von

dem

sein

Daher vom

als

die

miissten

Opfer diese

Altar b e s t e h e n ,

Jahren

als

Damascusthore.

e r s t n a c h A. D. 4 1 e r b a u t ; 1 ) Tempel,

sollte,

und

zuletzt

innerhalb

aufgehäuft worden

sein,

die E n t f e r n u n g

weg der

Die dritte Mauer w a r d

die Z e r s t ö r u n g v o n Stadt u n d

aufhörten,

ungeheuern

es ist ganz

s o weit

fand

Haufen,

einer Periode was

A. D. 7 0

wenn

sie

von etwa

doch W e n i g e

statt.

a u s Asche dreissig

geneigt

sein

m ö c h t e n zu b e h a u p t e n . 2 ) W i r w e n d e t e n u n s n u n m e h r n a c h Osten u n d b e s a h e n ein P a a r Augenblicke lang d a s Grab d e r Helena. der

Stadt z u r ü c k ,

und

wir

setzten

Mr. Calman

unsere

kehrte nach

Reise fort.

Es war

2 5 Minuten nach 1 2 Uhr. Dies ist

d e r Bericht

Uber e i n e n

w a n d t e n Aufenthalt von zwölf T a g e n

k u r z e n , a b e r fleissig a n g e in

der

zwei d e r s e l b e n fiel d e r christliche S a b b a t h ,

heiligen Stadt.

Auf

u n d drei a n d r e w a r e n

ches m einer nordöstlichen Richtung vom Tempelberge liegt, ist der Boden v o n a s c h e n l i a f t c r N a t u r ; vielleicht ist dieses das Aschentlial, erwähnt in Jer. 31, 40." 'j S. Palästina II. p. 107. *) Seitdem Obiges gesclnieben war, ist im Londoner Athenäum (21. Apr. 18.">5, p. 4G4) ein Biief von Herrn Finn erschienen, der meldet, dass zwei Proben dieser Asche vom grossten der Hügel, eine vom Fuss, die andre vom Gipfel desselben genommen , im Laboratorium des Professor Licbig analysirt worden seien, wobei man gefunden, dass sie hauptsächlich von animalischer, nicht vegetabilischer Substanz besteht. Es ist auch eine kleine Quantität s i l i c i s c h e Säuie darin, die sich nie in der Asche von Fleisch oder Knochen findet. Ganz kleine Knochensplitter wurden entdeckt, und Hr. W. Dickson fand grössere Stücke (Ath. 5. May 1855, p. 521). — Zwei kleine Proben aber sind kaum hinreichend, den Charakter der ganzen Masse dieser ungeheuern Haufen zu bestimmen; und das Dasein von Thierknochen kann sehr leicht zufällig gewesen sein. S. auch Journal of Sacred Litera'.ure for J u l i 1855, p. 477—479.

264

IV. Abschnitt.

Jerusalem.

Vorfälle und Beobachtungen.

hauptsächlich entferntem Excursionen gewidmet; so dass uns blos sieben Tage der Forschung und Beobachtung in und vor der Stadt blieben. Allein wir kamen nicht als Fremde; wir waren daher im Stande, unsere Pläne sogleich zu machen und sie ohne Aufschub oder Hinderniss auszuführen. Die vorstehenden Seiten werden wenigstens, hoffe ich, beweisen, dass wir uns bemühten, unsre Zeit und Gelegenheit zu benutzen.

Fünfter Abschnitt. Jcrnsalem.

Topographie und Antiquitäten.

I n d e m ich noch einmal auf die Betrachtung der Topographie u n d der AlterthUmer der heiligen Stadt eingehe, wünsche ich vorher zu bemerken, dass ich nur solche Gegenstände vornehmen werde, über welche seit dem Erscheinen meines frühern Werkes Uber Palästina mehr oder weniger Meinungsverschiedenheit ausgesprochen worden ist. Und solche Discussionen haben sich hauptsächlich in Bezug auf die in jenem Buche aufgestellten Ansichten erhoben. Dies würde schon Grund genug sein, wenn es nicht noch andre gäbe, warum ich vorgezogen, die dort gegebenen Angaben und Betrachtungen lieber unverletzt stehen zu lassen, als sie irgend einer bedeutenden Aenderung zu unterwerfen. Was auch immer die Verdienste oder Mängel jenes Werkes an sich sein mögen, es hat mindestens die Veranlassung gegeben, dass die öffentliche Aufmerksamkeit sich dem Gegenstand der biblischen Geographie im allgemeinen und der alten Topographie der heiligen Stadt insbesondre in bei weitem höherm Grade zugewendet hat, als hätje gehofft werden können, und innerhalb der letzten 1 0 oder 1 1 Jahre eine grössere Masse von Literatur Uber den letztern der beiden Gegenstände ins Leben gerufen, als irgend ein ganzes Jahrhundert seit der christlichen Zeitrechnung aufzuweisen hat. Für alles dieses kann ich nur dankbar sein. Nicht um eine Lieblingstheorie durchzuführen, begann ich meine Forschungen, denn ich hatte keine; und ich habe sie, hoffe ich, ohne Vorurtheil oder vorgefasste Meinung fortgesetzt. Meine Absicht war durchaus und ist noch „die Wahrheit, die ganze Wahrheit und nichts als die Wahrheit;" die Wahrheit, meine ich,

266

V. Abschnitt.

Jerusalem.

Topographie und Antiquitäten.

wie sie zu uns herab gekommen und noch immer durch die Zeugnisse von Geschichte und Topographie bestätigt wird. Wenn ich iin Laufe fortgesetzter Forschungen weniger Gewicht auf die blosse kirchliche Ueberlieferung und Tradition überhaupt, die nicht von weitern Zeugnissen gestützt wird, legen lernte, als Einigen wünschenswerth schien, so war dies das meiner Ueberzeugung durch die natürlichen Umstände des Falles aufgezwungene Resultat; und mein Urthcil in dieser Sache hat die Billigung der höchsten Namen in der Wissenschaft gehabt. In dieser Hinsicht, wie in der That in den Grundsätzen überhaupt, welche die Basis meines frühem Werkes bilden, sehe ich auch jetzt nichts zu ändern, noch zu widerrufen. Hier wie überall ist „die Wahrheit gross und wird siegen"; und so lange die Wahrheit festgestellt wird und die Interessen der Wissenschaft und Religion gefördert werden, kommt es wenig darauf a n , wer das Werkzeug zur Vollbringung des Werkes ist. So wie ich keinen andern Interessen zu dienen habe, als denen der wissenschaftlichen und religiösen Wahrheit, so habe ich auch keine Befürchtungen in Betreff der Resultate. In den stattgehabten Discussionen haben sich die meisten Meinungsverschiedenheiten gezeigt, indem man sich bemüht hat, die Beschreibungen des Josephus auf die gegenwärtigen physischen ZUge der heiligen Stadt anzuwenden. So ist's bei dem Thale des Tyropöon, den Hügeln Akra und Bezetha, dem Laufe der zweiten Mauer, der Stelle der alten Brücke, der Ausdehnung der TempelArea und dem Verhältnis« der Feste Antonia zu derselben — dies sind die Gegenstände, die vorzüglich der Forschung unterworfen gewesen sind und bisweilen nichts weniger als ruhige — Disquisitionen veranlasst haben. Und es ist keineswegs zu verwundern, dass diese Fragen mit Schwierigkeiten verflochten sind. Von jeher, seit Jerusalem die Hauptstadt des erwählten Volkes geworden, ist sie unzähligen Trübsalen, Revolutionen und Umwälzungen unterworfen gewesen. Selbst vor Alters, zu den Zeiten der Verbannung, ward es prophezeit, dass „die Stadt solle wieder auf ihre Hügel gebaut werden",') und wie oft ist sie seitdem so wieder aufgebaut worden? Ihre Mauern und Wohnungen, ihre Vesten, ihre Palläite und ihr Tempel sind in Trümmer geworfen und zu Staub zermalmt worden. Die Ruinen und der Schutt von fast drei.Jahrtausenden liegen zerstreut über ihren Boden. Kein Wunder, dass ihre Klüfte und Schluchten angefüllt, ihre Hügel abgeflacht sind. ') J e r . 30, 18.

Discussionen.

Josephus.

267

Nor durch die sorglichste Erwägung a l l e r von Josephus angeführten Umstände und durch die vorsichtigste Vergleichung eines jeden mit den ZUgen des Bodens, wie sie jetzt sich zeigen, oder wie die Geschichtc uns lehrt, dass sie einst gewesen, können wir hoffen zu legitimen und vertrauenswürdigen Schlüssen zu gelangen. Durch kein Gesetz der Sprache oder Logik kann es gerechtfertigt werden, dass ein Theil der Beschreibung des Historikers uns zur Richtschnur dienen und ein andrer Theil ganz aus dem Gesicht gelassen werden soll. Meine eigenen Untersuchungen in Bezug auf das Tyropöön und die Hügel Akra und Bezetha bestimmten mich, die Meinung anzunehmen, welche seit den Zeiten der Kreuzzüge, wenn nicht schon seit früher, unter Reisenden und Gelehrten die vorherrschende gewesen ist. Nach dieser fängt das Tyropöon nahe beim jeuigen Yäfathore an und läuft an der nördlichen Seite Zions hinab, wonach es sich südlich wendet und sich bis hinunter nach Siloam zieht. Akra auf der Nordseite Zions war der HUgelrücken, auf dem jetzt die Kirche des heiligen Grabes steht; während Bezetha die Höhe auf der Nord- oder vielmehr Nordnordwestseite der jetzigen Haram-Area war. Der früheste Schriftsteller über Jerusalem, so weit ich im Stande gewesen bin es aufzufinden, der der Beschreibung des Josephus erwähnt, ist der Mönch Brocardus ungefähr A. D. 1283. Ihm verdanken wir die Topographie des heiligen Landes und der heiligen Stadt, so weit die Vorstellungen davon zu den Zeiten der Kreuzfahrer reichten. Er beschreibt ein Thal, das vom Thurm des David (Hippicus) hinunter an der Nordseite Zions weglaufe, bis nach Moriah, wo es sich wende, Moriah vom Zion trenne und sich dann bis hinunter nach dem Kidron erstrecke. Dies Thal war bereits in seinem obern Theilc angefüllt, doch blieben noch die Spuren seiner frühern Aushöhlung sichtbar. — Im Norden dieses Thaies war der Felsen, der bei Josephus A r r a , d . h . Akra heisst. 1 ) ') Brocardus c. 8: -"„.Proinde vallis qnae a tnrri David desccndebat contra latus Aquilonare montis Sion usque ad montem Moria, et reflectitur in Orientem [Austrum], separabat montem Moria * * a monto Sion, et totam inferiorem civitatem, extendebatnrqne usque ad torrentem Cedron, per locum tibi nunc est porta aquarum inter montem ßioft et palatium Salomonis, quod aedificatum fuit in parte Australi montis Moria. * * Verum nunc rorago ipea tota replcta est; relietit tarnen vettigiii prioria eoncavitalis. * * Rupes eminens, quam J o s e p h « Arnim appellat." Die Lesart Orientem für Austrum int offenbar ein Irrthum, wahrscheinlich einer des Abschreiber*. — Brocardus erwilhnt Bezetha gar nicht.

268

V. Abschnitt.

Jerusalem.

Topographie und Antiqnitftter

Die nächsten Schriftsteller, die sich auf Josephus beziehen, sind Adrichomius und der Jesuit Villalpandus gegen das Ende des 16. Jahrhunderts. Beide drücken dieselbe Ansicht in Bezug auf das Tyropöon und Akra a u s . ' ) Von ihnen war sie wahrscheinlich auf den Beisenden Sandys übergegangen, der A. D. 1 6 i l sich in Jerusalem befand.*) Um die Mitte des 1 7 . Jahrhunderts ward Lightfoot durch eine falsch ausgelegte Stelle in den Psalmen u n d indem er sich auf die Babbiner verliess, zu d e m Irrthum verleitet, Zion auf die Nordseite der heiligen Stadt zu versetzen und Akra auf die Südseite; in welcher irrigen Annahme Cellarius ihm folgte. 3 ) Diese Hypothese ward von Dapper schon im Jahre 1 6 7 7 verworfen, allein es war f ü r Reland im folgenden Jahrhundert aufgehoben, sie auf das bündigste u n d unwidersprechlichste zu widerlegen. 4 ) B.eland giebt bei dieser Gelegenheit seine eignen, auf die Autorität des Josephus gegründeten Ansichten; er weist Akra seinen Platz im Norden Zions und westlich von Moriah a n ; und Bezetha setzt er im Norden des Tempels. 5 ) Dem zunächst kam der Geograph D'Anville, d e r , indem er Josephus commentirt, entschieden die Schlussfolge Relands annimmt.*) Die nämliche Ansicht haben auch die Hauptgeographen des heiligen Landes u n s r e s Jahrhunderts, sowohl Bosenmüller als Raumer, a n g e n o m m e n . 7 ) Diese hier genannten, über nicht weniger als sieben Jahrhunderte gestreuten Zeugnisse habe ich angeführt, um zuvörderst darz u t h u n , dass die von mir behaupteten Ansichten über den Lauf

') Adrichom. Theatr. p. 151, 152; auch sein Plan von Jerusalem, wo die Gegend norduordwestlich y om Tempel als Bezetha bezeichnet ist ; p. 145. — Villalpandus, Apparatus Urbis etc. in Pradi et Villalp. in Ezech. Explanations. Eom. 1604, fol. Tom. III. p. 22. B: „Möns igitur hie [Aera] ad Aquilonem situs Sioni, ad Occidentem Moriae, describitur a Josepho his verbis, etc." ') Sandys, Travailes p. 122. ] ) Lightfoot, Cent. Chorogr. Matthaeo praem. c. 22, 23. Sein Irrthum gründete sich auf Ps. 48, 2. — Cellarius, Notit. Orbis. II. p. 457 sq. *) O. Dapper, Palestyn p. 327. — Reland, Palaest. p. 846 sq. ') Palaest. p. 850—853. b ) Dissert, sur l'étendue de l'ancienne Jérusalem. Paris 1747; wieder abgedruckt im Appendix zu Chateaubriand's Itinéraire ; p. 331 : „La seconde colline [Acra] s'élevoit au nord de Sion, faisant face par son côté oriental au mont Moria." — S. auch den Plan von Jerusalem auf D'Anville's Karte von Palästina, auf welcher Acra und Bezetha richtig bezeichnet sind. ') Rosenm. Bibl. Geogr. II. 2. p. 210 sq. — K. von Raumer, Palastina. 3. Ausg. p. 312 sq.

Josephtu.

Zugestandene Punkte.

269

des Tyropöon und die Lage von Akra und Bezetba keinesweges neu w a r e n , und durchaus nicht blos auf meiner eignen Autorität beruhten. Die Schriftsteller, welche während so vieler Jahrhunderte Josephus die nämliche Auslegung gegeben haben, gehörten zu den tüchtigsten Gelehrten ihrer Zeit; noch werden sie etwa von denen, die in unsren Tagen ihre Nachfolger geworden, in Unterscheidungskraft, Kenntnissen und gesundem Urthcil Ubertroffen. Unter den vielen verschiedenen Meinungen, die seit kurzem hervorgetreten sind, ist es erfreulich zu finden, dass einige Punkte wenigstens noch unangefochten geblieben sind, und im allgemeinen noch von den meisten Schriftstellern zugegeben werden. Dies sind b e s o n d e r s die vier folgenden: 1 ) Dass Zion der südwestliche Hügel der Stadt w a r , und n o c h , wie vor Alters, gegen Norden in einem steilen Abfall nach der Strasse, die vom Ydfalhore hinunterläuft, e n d e t . ' ) 2 ) Dass Moriah die Stätte des jüdischen T e m p e l s , der jetzt vom Haram oder der grossen Moschee eingenommene Ort, auf der Ost- und Nordostseite Zions, war. *) 3 ) Dass der alte Thurm südlich vom Yäfathore der Hippicus des Josephus ist, von welchem die erste alte Mauer ostwärts längs dem nördlichen Scheitel Zions nach der Tempeleinhegung lief.') 4 ) Dass die mit dem jetzigen Damascusthore zusammenhängenden alten Ueberreste die eines alten Thores s i n d , das auf der nämlichen Stelle stand und zur zweiten Mauer des Josephus gehörte.4) Die Wichtigkeit dieser allgemein zugegebenen Punkte wird sich beim weitern Fortgang ausweisen. Indem wir u n s zu der Betrachtung besonderer Localitäten wenden, möge es mir erlaubt sein, die Hoffnung auszusprechen, dass der Leser nicht erwarten wird, dass ich jede einzelne Ansicht prüfen werde, die von den nieinigen abweicht, noch dass ich auf jedweden Ginwand mich einlassen werde, den die obige Hypothese oder dialektische Kunst für gut finden dürfte mir in den Weg zu ') Holy City I. Suppl. p. 21; auch p. 268, Ed. 1. — Schultz p. 29, vergl. p. 28. — Krafft p. 3, 4. ') Holy City I. p. 14. — Schnitz p. 29. — Krafl't p. 4, 5. 3 ) Holy City II. p. 14 sq. Der Verfasser zieht einen andern Thurm innerhalb der Citadelle Tor. — Schnitz p. 57. Krafft p. 13,14. — Hr. Ferguson findet den Hippicus in dem Küsr el-Jâlûd; p. 36, 37. *) Holy City H. p. 35. — Schultz p. 60. — Krafft verlegt dies Thor lieher nach der dritten Mauer; p. 42 sq.

270

V. Abschnitt.

stellen.

Jerusalem.

Topographie und Antiquitäten

Es ist ein alter Grundsatz: „die beste Weise, d e n l r r t h a m

niederzupredigen, ist, die Wahrheit zu predigen". im Stande b i n ,

in Klarheit und Kürze

Wenn ich daher

die Hauptargumente

Stützung derjenigen Ansichten darzulegen,

zur

die von den Gelehrten

früherer Jahrhunderte sowohl als von mir selbst angenommen word e n , s o wage ich zu hoffen, dass diese sich dem eignen Urtheil des Lesers empfehlen werden und es mir erlassen sein wird, andre Dinge mit in genaue Erörterung zu ziehen. I.

Das T y r o p ö o n und

Akra.

Da wir u n s in Betreff unsrer Kenntniss dieser beiden Oerter der alten Stadt ganz auf Josephus zu stützen haben, s o m3ge man hier seine Beschreibung n a c h l e s e n : ') „Die Stadt war durch drei Mauern geschützt, wo immer sie nicht von unzugänglichen Thälern umgeben war; denn an solchen Stellen gab es nur Eint Mauer. Sie war, Indem ein Theil gegen den andern stand, auf zwei Ilügcln erbaut, welche r o n einem Thale dazwischen getrennt waren, bei welchem, eins über den andern, die Häuser endeten. Von diesen Flügeln war der, welcher die Oberstadt hatte, viel höher und in seiner Ausdehnung grader. * * * Der andre Hügel, der Akra hiess und die Unterstadt trug, war von beiden Seiten zu einer stumpfen Spitze abgebogen (uf.t(f(xvQios). Ihm gegenüber lag ein dritter Hügel, der von Natur niedriger war als Akra lind früher von diesem durch ein andres breites Thal getrennt war. Allein später, in den Zeiten, in denen die Maccabäcr herrschten, warfen sie Erde in dieses Thal, weil sie die Stadt mit dem Tempel zu verbinden wünschten, und indem sie von der Höhe Akra's abtrugen, machten sie denselben niedriger, so dass der Tempel über demselben erscheinen sollte. Das T h a l , welches Tyropöon genannt ward, von dem wir gesagt haben, dass es den Hügel der Oberstadt und den niedern Hügel von einander getrennt habe, erstreckt ') Jos. B. J . 5, 4. 1: Tiiial i fttj jo> Xöiftp owitmovrii ol SiuiXioi liji utvj(ov(ui, tvnooanoi tc t!(V, xttl ijjjov viprjXoi. tfio c r n l JiXttOTOV vxpot toii nvoyoii TTQoatdiiSov ro ßaSos rijf Taif QOv. (xXrjOri Ji (nt)rtoQ(iot BtCt9a ro vioxnazov fifyoi, o fteO-tQftrjvevefttvov 'EXXaöi yXtöaaj xatvi] Xiyon uv nöXii.

18*

276

V. Abschnitt.

Jerusalem.

Topographie und Antiquitäten.

„Diese (dritte Mauer) führte Agrippa um die neuerhaute Stad;, die ganz enthlösst da lag. Denn die Stadt, von ihrer Einwohnerzahl üb»rfl.essend, hatte sich nach und nach über ihre Mauern hinaus gedrängt; uid war, die Theile im Norden des Tempels am Hügel mit sich vereinigend, um ein nicht Geringes weiter vorgetreten; so dass nun auf einem vierten Hügel, Namens Bezetha, gewohnt ward, welcher der Antonia gegenüber liegt und von dieser durch einen tiefen Graben getrennt ist. Denn es ist hier eigens ein Graben eingeschnitten worden, dass die Fundamente von Antonia, die an diesen Hügel gTänzen, nicht zu leicht zugänglich und geringer an Höhe sein möchten; und so fügte die Tiefe des Grabens den Thürmen bedeutend an Höhe zu. Dieser neugebaute Theil ward in unserer Sprache Bezetha genannt, was in die griechische übersetzt Coenopolis, Neustadt, bedeutet." Die zweite

Stelle

bezieht sich auf die e r s t e ,

und i s t ,

wie

folgt:') „Der Hügel Bezetha war, wie ich gesagt habe, von der Antonia getrennt, und als der höchste von allen, wo er an einen Theil der neuen Stadt stiess, aufgebaut; er allein überragte den Tempel in Norden.'' Von

diesen beiden Stellen scheinen

diese Folgeningen

not-

wendig: Erstlich.

Dass Bezetha

ein hoher HUgel auf der Nordseite

Antonia's und des Tempels war.

Er allein überragte den Tempel

im Norden. Zweitens.

Dass derselbe, da er von der Antonii nur durch

einen tiefen künstlichen Graben getrennt worden war, nothwendig ein unmittelbar daranstossender Hügel sein musstc. Diese Charakteristik aber passt den

hohen HUgel,

der östlich

und zwar passt sie blos auf

v o m Damascustbore ind

nördlich

v o n der nordwestlichen Ecke der Haram-Area l i e g t , auf welcher letztern vor Alters der Ilaupltheil der Feste Antonia staid.*) HUgel ist daher beständig als der Bezetha des Joseph's w o r d e n , von der ersten Nachricht,

Dieser

betrachtet

die wir davon hal§!!; bis auf

die jetzige Z e i t ; mit Ausnahme zweier oder dreier gan. neuerlicher Autoren.J)

') Jos. B. J . 5, 5. 8: 17 Be^iOä Sl Xos f(f Vvi 1 ij( Uvitovittf mivioiv ,

IOV

xav

ItQOafllVQVTtOV. ') E s wird i n der T h a t a n g e n o m m e n , dass Aristobulus „die S'.adt a u c h i n seiner Gewalt gehabt habe"; des T e m p e l s v o n Norden

und hieraus g e s c h l o s s e n , dass dtr Angriff

gewesen

sein

müsse;

H o l y City II. p . 3 4 8 , 3 5 1 .

A l l e i n d a s F a c t u m , dass das V o l k dem H y r c a n u s half und nur die P r i e s t e r b e i Aristobulus blieben, beweist, dass der letztere i m T e m p e l und in Baris eingeschlossen w a r ,

und daher die A n g r i f f e auf den T e m p e l v o n innerhalb

der Stadt g e m a c h t wurden.

Festung Antonia. Norden.

311

Belagerungen.

„ D e n n ein b r e i t e s , tiefes T h a l s c h l o s s die S t a d t ein, die

den T e m p e l in Bich begriff, w e l c h e r letztrc rings h e r u m durch eine S t e i n m a u e r befestigt war" nommen

war,

wilrdo".') canus

dies

„ s o dass, wenn die Stadt ge-

dem

Feinde

ein

zweiter

Die E i n w o h n e r Waren getheilt.

öffheten

dem P o m p e j u s

die

Zufluchtsort

6ein

Die A n h ä n g e r des Hyr-

Thore

und

lieferten

die Stadt

tind d e n königlichen Pallast in s e i n e Hände.

Die Parthei des Ari-

s t o b u l u s dagegen warf sich in den T e m p e l ,

und n a c h d e m s i e die

Brücke, bis

die in die Stadt f ü h r t e ,

zuletzt

auszuhalten.

des H e e r e s

Piso

hinein gesandt.

im königlichen

Pallast a u f ,

abgeschnitten,

ward

Er

darauf

stellte W a c h e n

und befestigte

rüsteten

mit

die

Bio s i c h ,

e i n e r Abtheilung in

der Stadt

gekehrten Häuser

und die um denselben herum liegende

„Pompejus

darauf s e i n e S t e l l u n g

Quartiere

nahm

des T e m p e l s ,

auch h o h e T h ü r m e ;

wo

und

dieser

ein

innerhalb,

angreifbar war.

Graben

war

am

Gegend.

nördlichen

Dort standen

dort g e m a c h t

worden,

und e r w a r von einem tiefen Thale u m r i n g t ; denn der Theil der S t a d t hin war auch s t e i l , Die l l ö m e r hieben

rings

da die B r ü c k e als

Tiefe

war.4)

Die

und

„füllten auf';®)

da d e r Graben von

Kriegsmaschinen

wurden

aufgeführt, und nachdem der g r ö s s t e der T h ü r m e g e f a l l e n , der T e m p e l mit Sturm

nach

war".')

das ganze Thal

doch g e s c h a h dies mit g r o s s e r S c h w i e r i g k e i t , unendlicher

abgebrochen

h e r u m alle B ä u m e n i e d e r ,

auf der Nordseite sowohl den Graben

und

gegen den T e m p e l

endlich wurde

genommen.s)

Nun ist es wohl ganz offenbar, dass mit dem h i e r erwähnten Thal (e nach dem Damascusthor führend angenommen; und um dieses Ziwcckes willen muss das Thor Gennath dieser Strasse gegenUbei aiuf dem Gräber angewendet; s. Smith's Diction. of Antiq. Art. F u n u s , p.56ll. Aber hier war nichts der Art; noch geht hervor, dass das griechigcie 'Wort je so gebraucht ward. Die Worte des Josephus deuten auch auf tinein in die Augen fallenden Felsen hin. Ferner, wenn die Römer ihre Maier bis beinahe an den Gipfel des Berges führten, so übernahmen sie gans freiwillig die Mühe und Arbeit einer solchen Ausdehnung um mindestens eime halbe englische Meile ohne Nothwendigkeit und Grund; und alles des iin einer Arbeit, die dem Heere drei Tage kostete. ') Mein Palästina II. p. 268—287. Der Leser wird auf diese Diucussion •erwiesen, da sie den Bemerkungen des Textes zu Grunde liegt ') S. oben p. 284.

333

Das heilige Grab.

nördlichem Scheitel Zions gewesen sein. Ich habe oben zu zeigen gesucht, dass diese beiden Annahmen nicht haltbar sind. 1 ) Ich habe überdem Thatsachen und Beweise angeführt, stärkere wie zuvor, dite darthun, dass die zweite Mauer beträchtlich weiter westlich vom Grabe gelaufen sein m u s s , und dass es wahrscheinlich ist, dass ihr Stand nahe an der vom Castell nach dem lateinischen Kloster laiufenden Strasse war.*) Was also die topographische Evidenz anbelangt, so scheint sie mit d e r Idee der Aechtheit der jetzigen Lage ganz unverträglich. Hieraus s i n d , wie es scheint, die Bemühungen entstanden, das Tyropöon u n d Akra nach einem andern Theile der Stadt zu versetzen, um sowohl das alte Wasserbehälter, das jetzt unter dem Namen d e s Teiches von Hesekia bekannt ist, los zu werden, als auch die Gewässer von Gihon in Westen. Daher auch die Theorie von Quellen, die nicht existiren, im nördlichen Theile der Stadt. II. In Betreff des h i s t o r i s c h e n Zeugnisses hat ebenfalls eine Veränderung in der Art stattgefunden, es geltend zu machen. Statt der einen Anschein habenden a priori Annahme Chateaubriands haben wir von einem Schriftsteller „eine vorläufige Wahrscheinlichkeit" ( a n antecedent probabiliiy), und von einem andern eine „starke Muthmasslichkeit zu Gunsten eines rechten Schlusses"

(strong presumptwn

in famur

of a right conclusion).')

Allein die

wirklichen historischen Facta bleiben fast ganz unverändert. Der genaue und eigentliche Fragepunkt in Betreff auf diese Sache ist: gab es zur Zeit Constantins irgend eine historische Evidenz oder eine Ueberlieferung von dem Ort des Grabes unsres Herrn, die zur Wahl des jetzigen als des ächten hätte fuhren können? Hier ist Eusebius der erste und hauptsächlichste Zeuge. Kein früherer Kirchenvater, noch irgend ein Schriftsteller macht eine Anspielung auf das Grab als damals existirend; noch auf irgend ein e dasselbe betreffende Ueberlieferung. Noch spricht irgend ein späterer Schriftsteller von den mit der Entdeckung der Stelle zusammenhängenden Umständen, bis 7 0 Jahre nach dem Begebniss. Der Pilger von Bourdeaux im Jahr des Herrn 3 3 3 und Cyrill, ein Diaconus unter Macarius und einige Jahre später Bischof von Jerusalem, beobachten darüber vollkommenes Stillschweigen. Eusebius, der Zeitgenosse und am Vorgange Theil nehmende, der ') S. oben p. 259 sq. p. 284 sq. ) 8. oben p. 284—287. 3 ) Newman, Essay on Miracles, p. 143 eq. p. 153 sq. p. 74. J

Holy City II.

334

V. Abschnitt.

Jerusalem.

Topographie und Antiquitäten.

Freund und Agent des Kaisers Constantin in Palästina, ist daher der einzige Schriftsteller, der den historischen Theil als Augenzeuge erzählt. Der nämliche spricht zehn oder mehr Jahre vor der angeblichen Entdeckung des Grabes von Schaaren von Pilgern, die nach Jerusalem geströmt kämen, um ihre Andacht auf dem Oelberge zu verrichten, wo unser Heiland seinen Schülern lehrte und dann zum Himmel a u f f u h r . ' ) Er spricht auch von der Stätte der Geburt des Herrn zu Bethlehem, die in der That durch eine noch frühere Tradition bezeichnet ward. 1 ) Hätte es aber ebenfalls eine bestimmte auf des Herrn Grab bezügliche Ucberlieferung gegeben, so ist schwer zu begreifen, dass diese Schaaren von Pilgern, die so voller Begierde waren, selbst die unbedeutendsten Localitäten der heiligen Schrift aufzufinden, vernachlässigt haben sollten, die heilige Stelle zu vergewissern und zu besuchen; und eben so, warum Eusebius sollte versäumt haben, auf irgend eine Weise auf dieselbe anzuspielen, wenn er von den beiden andern verwandten Ueberlieferungen spricht. 3 ) In der That muss man vielmehr aus den Worten des Eusebius auf das N i c h t - D a s e i n einer solchen Tradition schliessen. Er erzählt, 4 ) dass nach dem Concilium von Nicäa (im J. 325) in dem Kaiser Constantin das Verlangen erwachte, „ein ruhmwürdiges Werk in Palästina zu verrichten, indem er die Stätte der Auferstehung des Herrn ausschmücke und heilige. Dies ward auch von ihm und zwar nicht ohne vorherige göttliche Ermahnung vollzogen, denn sein Geist wurde dazu vom Heiland selbst bewegt- 5 ) Denn bis ') Euseli. Demonstr. Ev. G, 18. p. 288. iJtmauvxöjatv to

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77Qoaxvvq" W., \ M. — Dies ist wahrscheinlich das alte cty(ön der Septuag., das P l i a g o r oder I ' h o g o r von Eusebius und Hieronymus, in der Nähe von Bethlehem. Siehe oben p. 204, Anm. 1, Onomast. Art. F o g o r . Rcland, Palacst. p. 955. ®) Compassrichtungen 40 Minuten nach 12 Uhr: Beit Fejjär 153". Beit Ummar 230". Beit Säwir, eine Ruine, 331", { M. — Anstatt Beit Fejjär schreibt Dr. Wilson Beit Hajar; allein dies ist nicht richtig. Mein Gefährte, Dr. Smith, gab sich heute besondere Mülie, den lichtigen Namen herauszufinden. Lands of the Bible I. p. 386. Kitter, Erdk. XVI. 1. p. 270. ') 2 Chr. 20, 26; vergl. 20. 4 ) Palästina II. S. 416. Wolcott in Biblioth. Sacra. 1843. p. 43. Vergl. Wilson, Lands of the Bible I. p. 386. Ritter, Erdk. XV. 1. p. 635. ') Compassrichtungen 5 Minuten vor 12 Uhr: Beit Ummar 230°. Halhül 202". Küfin 217". ßhiyükh 172".

Berachab. waren,

kamen

wir

nach e i n e m

Küfin.

361

ähnlichen Thale,

das

N a m e n t r a g t lind sich unten m i t d e m e r s t e m vereinigt. s o v e r e i n i g t , läuft n a c h Wady JeliAr im S ü d e n d e m t o d t e n Meere z u . ' )

w i r den W a s s e r b e h ä l t e r

8 bis 1 0 Minuten wohnt,

und

in

Der W a d y ,

von Tekoa u n d s o

W e i t e r h i n h a t t e n wir u m 2 Uhr z u r L i n k e n

eine R u i n e , g e n a n n t Beit Za'ter. — reichten

denselben

Z e h n Minuten nach 2 U h r e r -

von Küfin,

entfernt zur Rechten

d e r Mitte

liegt

von

liegt.1)

ein g r o s s e s

dem

das Dorf

Dasselbe ist b e -

verfallenes Gebäude, hat.5)

w e l c h e s a u s d e r E n t f e r n u n g ein ganz stattliches A n s e h e n Fünf

Minuten

später

kamen

wir

in

einen

anderen

flachen

W a d y , d e r von S ü d e n h e r k o m m t u n d sich nordöstlich n a c h

Wady

'Arrüb

einen

wendet.

Wir

gingen

denselben —

o d e r vielleicht

Zweig d a v o n — h i n a u f , u n d g e l a n g t e n 5 Minuten n a c h halb 3 Uhr auf e i n e niedrige A n h ö h e , v o n

d e r wir in einen ä h n l i c h e n , damit

parallel l a u f e n d e n W a d y z u r L i n k e n h i n u n t e r s a h e n .

J e n s e i t s dieses

letztern, auf e i n e m Hügel, e i n e kleine Viertelstunde v o n u n s , lagen die R u i n e n

v o n Beit K h e i r ä n . 4 ) .

wärts

läuft

und

Norden

Der W e g

an der Westseite

dieses

geht Wady,

hier etwas der hier

abnach

geht.

Bis s o weit h a t t e n

wir von d e n Teichen

an

dieselbe S t r a s s e

verfolgt, w e l c h e w i r im J a h r e 1 8 3 3 , als w i r u n s d e r heiligen Stadt z u e r s t n ä h e r t e n , a m Tage u n s e r e r A n k u n f t in Palästina waren.

Erschöpft und

Wüste,

waren

wir

ermüdet

von d e r l a n g e n

damals genöthigt gewesen,

gekommen

Reise d u r c h ü b e r die

zwischen H e b r o n lind J e r u s a l e m o h n e F ü h r e r h i n w e g z u e i l e n . manche Punkte

erfuhren

wir

deshalb

a n d e r e falsch b e r i c h t e t w u r d e n . mancher

Hinsicht

als

den

am

Ich

nichts,

während

die

Strecke Ueber

wir

über

hatte diesen T a g i m m e r

wenigsten

befriedigenden

in

unserer

ganzen f r ü h e m R e i s e b e t r a c h t e t , u n d b e d a u e r t e d e s h a l b nicht, d e n selben Weg jetzt n o c h m a l s

zurückzulegen. —

Gegend b e s t a n d e n b i s s o weit a u s

niedrigen

Die H a u p t z ü g e

der

felsigen Hügeln

und

') Palästina II. S. 410. ') Compassrichtungen am Wasserbehälter von Küfin: Beit Fejjftr 88". Beit Za'ter 59". Beit Khciran 195". Küfin 275", | M . ') Küfin ist (1er Ort, welcher uns auf unserer frühem Heise irrthümlich Abu Fid genannt wurde. Wir hatten damals keinen andern Führer als einen Nubischen Kamceltreiber aus Dhohcriyeb. Es giebt indessen gar keinm solchen Namen wie Abu Fid. ') Compassrichtungen 5 Minuten nach halb 3 Uhr Beit Kheirän gegenüber Beit Fejjär G4". Beit Kheirän 141°, 4 M. Halhül 191". 'Ain edliDhirveh 210". der naheliegende Teil 222".

362

VI. Abschnitt.

Excursionen von Jerusalem.

dazwischen liegenden uninteressanten und unangebauten Tbälern; die Hügel spärlich mit Buschwerk, hauptsächlich Straucheichen, bedeckt. Von hier an weiter nach Süden findet man mehr Anbau, und die Hügel sind weniger mit Buschwerk bedeckt, da sie oft bis zum Gipfel angebaut werden. Wir bogen jetzt von der Strasse nach Hebron mehr nach Südwesten, längs einer niedrigen Höhe, welche den links liegenden Wady vom Wady Rishräsh auf unserer rcchten Seite trennte. Dieser letztere senkt sich stark nach Westen, gegen Wady Sör z u , wie wir hörten. Unsere Absicht war, einen hohen abgerundeten Teil zu ersteigen, der westlich nahe an der Strasse nach Hebron lag, da wir dort Ruinen zu finden hofften. Wir erreichten den Gipfel um 3 Uhr, allein wir fanden nichts darauf. Vor uns nach Südwesten lag der Thurm von Beit Silr auf einem andern niedrigem Teil.') Nach einem Aufenthalt von 1 0 Minuten gingen wir quer durch das dazwischen liegende Thal ohne irgend einen Weg über die Felder weg und kamen 20 Minuten nach 3 Uhr zu dem Thurm von Beit Sur. 'Arn cdh-Dhirweh auf der Strasse nach Hebron lag von diesem Ort N. 8 0 ° 0 . Wir hatten diesen Thurm schon auf unserer frühern Reise gesehen und erwähnt; allein da wir damals keinen Führer hatten, erfuhren wir seinen Namen nicht und vermochten daher nicht, die Identität des Ortes vollständig festzustellen; doch war ich schon damals geneigt, ihn seiner Lage und anderer Anzeichen wegen für das alte Beth-zur zu halten, als welches es auf unserer Karte verzeichnet wurde.*) Hr. Wolcott hörte den Namen Beit Sör zuerst; 3 ) und er wurde uns jet/.t ebenfalls von den Leuten, die wir auf den Feldern trafen, so genannt. Dieser Name, in Verbindung mit den alten Ueberresten, lässt keinen Zweifel über die Identität des Orts zu. — Die hauptsächlichste Ruine ist der T h u r m , von welchem gegenwärtig nur noch eine Seite übrig ist. Er mag ungefähr 2 0 Fuss ins Gevierte gehabt haben. An seiner südwestlichen Ecke befinden sich ein paar nicht sehr grosse fugenränderige Steine, die seinen alten Ursprung anzeigen, wiewohl der obere Theil wahrscheinlich aus der Zeit der Kreuzzüge herrührt. Einige gehauene Steine liegen darum herum zerstreut, so wie ebenfalls ein paar Säulenbrucbstückc und mehrere Grundwerke von Gebäuden; aber ') Compassrichtungcn um 3 Uhr auf dem Teil: Beit Ummar 7". Jäla, ein Wcly, 326°. Beit Sur 216°. llalhül 104". Shiyukh 113". ®) Palästina I. S. 360, Anm. 3 ) Biblioth. Sacra. 1843. p. 56.

Beit Sur.

Beth-zur.

363

keine Spuren einer Mauer im Süden, wo der Teil sich mit der Hügelreihe verbindet. In dem Östlichen Abhang unter dem Thurm sind ein paar ausgehöhlte Gräber. Es muss ein kleiner Ort gewesen sein, der aber eine feste Lage hatte und eine grosse Strasse beherrschte. Joscphus erwähnt seiner als der stärksten Festung in ganz J u d ä a . ' ) Beth-zur wird in dem Buch Josua als zwischen Halhül und Gedor liegend ervähnt;*) und in der That liegt es auch jetzt noch dazwischen, ,nicht weit vom erstem Orte. Es wurde von Rehoboam befestigt, und die Einwohner halfen nach der Verbannung bei dem Bau der Mauern von Jerusalem. 3 ) Judas Maccabäus schlug hier Lysias, und verstärkte die Festung im Krieg gegen die Idumäer. 4 ) Sie wurde darauf von Antiochus Eupator belagert und eingenommen, dann stärker befestigt und von Bacchides behauptet, bis sie cndlich in die Hände von Simon Maccabäus fiel, der sie noch verstärkte. 5 ) Eusebius und Hieronymus, so wie auch der Pilgrim von Bourdeaux erwähnen Bcth-zurs. 6 ) Alle diese Schriftsteller halten dasselbe, oder \ielmehr die nahe Quelle für den Ort, wo Philippus den Eunuchen tauAe. Wir werden später auf diese Tradition zurückkommen. Wir gingen jetzt nach 'Ain edh-Dhirweh auf der Hebronstrasse hinunter, wo wir nach 7 Minuten anlangten. Auf der Ostseite der Strasse ist eine niedrige, nach Nordosten laufende Felsenwand, welche nach Nordwesten 1 0 bis 12 Fuss hoch senkrecht abfallt. An einigen Stellen scheinen die Felsen behauen zu sein, und es linden sich dort ebenfalls ausgehöhlte Gräber. Nahe bei diesen Felsen an der Strasse ist die Quelle. Sic ist klein und ergiesst sich unter einer Mauer von grossen gehauenen Steinen hervor in einen Trinktrog. Westlich von der Strasse sieht man einen schönen kleinen mit Mörtel ausgefütterten Wasserbehälter, so wie auch einen grösseren, roher gearbeiteten ohne Mörtel. Oestlich von der Quelle steht die Ruine einer alten Kirche oder Capelle, und zwischen dieser und der Quelle lag ein eingeschlossener Hof. Die Strasse zeigt grade an dieser Stelle Ueberreste eines alten Pflasters, ') Antt. 13, 5. G. ) J03. 15, 58. Siehe im allgemeinen Iteland, Palacst. p. 658 eq. mer, Paläst. S. 1G3, 164. 3 ) 2 Chr. 11,7. Neh. 3, IG. ") I Macc. 4, 29. 61. 2 Macc. 1 1 , 5 ; vcrgl. Jos. Antt. 12, 7. 5. b ) 1 Macc. G, 31. 50. ib. 9, 52. 10, 14. ib. 11, 65. 66. 14, 7. 33. ') Onoraatt. Art. B e t h s u r . Itin. Iiieros. p. 599. 2

Räu-

364

VI. Abschnitt.

Excursionen von Jerusalem.

wie wir deren schon vorher ähnliche auf diesem Weg bemerkt hatten; allein nirgends fand sich eine Spur von Geleisen.') Dies also ist die Quelle, welchc eine frühere und so weit zuverlässigere Tradition, als die sich auf die Quelle des Philippus bei Welejeh beziehende, als den Ort bezeichnet, wo Philippus den Eunuchen auf dem Wege von Jerusalem nach Gaza taufte. *) Sowohl Eusebius und Hieronymus, als auch der Pilgrim von Bourdeaux geben Beth-zur als den Schauplatz dieser Handlung an. Wir wissen nicht, welche Gründe jene Kirchenväter hatten, dieselbe überall mit Beth-zur in Verbindung z u b r i n g e n , 3 ) wenigstens enthält die Bibel durchaus keine Andeutung der Art. Ueberdies war hier keine Wüste, und ausserdem spricht der Umstand, dass Philippus nachher in Azotus (Ashdod) weit weg in der Ebene angetroffen wurde, stark gegen diese Meinung. Ich habe bereits anderswo Gründe angegeben, die ich noch jetzt für haltbar ansehe, weshalb der Schauplatz der Taufe in der Ebene, auf dem Weg vonEleutheropolis nach Gaza, vielleicht in Wady el-Hasy gesucht werden müsse.4) Von der Quelle schickten wir Rashid mit den Maulthieren und dem Gepäck auf dem graden Wege nach Halhül hinauf, um dort das Zelt aufzuschlagen und alle Vorbereitungen zu machen, während wir cr-Rämch besuchen und dann zurückkehren wollten. Der F ü h r e r , den wir in MAr EliAs genommen hatten, war bis hierher mit der Gegend wohlbekannt, da er oft in Ilalhfil gewesen war, wo er Weinberge gepachtet hatte; allein jetzt war seine Kenntniss des Weges am Ende, und wir nahmen deshalb einen andern Führer, um uns nach er-RAmeh zu bringen. Fünf Minuten nach halb 3 Uhr brachen wir von 'Ain edhDhirweh auf und erfolgten in südlicher Richtung die grosse Hebronstrasse, wobei wir noch immer hinauf und über die Landanschwellung gingen, welche mehr zur Linken die breite Anhöhe bildet, auf welcher Halhül liegt. Die Strasse läuft darauf westlich vom Becken des Wady 'Ain 'Äsy hin, der nach N. 7 5 ° 0 . geht und sich mit dem Wady in Südosten von Ilalhfil vereinigt. Wir waren in diesem Becken 5 Minuten vor 4 Uhr. Nachdem wir darauf über eine andere niedrigere Landschwcllung gekommen waren, langten wir 5 Minuten nach 4 Uhr bei dem Anfang des Wady Beit Ilaskeh ') ') ') ")

Siehe im allgem. Krafft in Ritter's Erdk. XVI. 1. S. 266 ff. Apgsch. 8, 38 ¡f. Onomast. Art. B e t h b u r . Itin. Ilieros. p. 599. Siehe Palästini II. S. 644, 655, und Anm. auf S. 747.

Beit Sûr.

Er-Ritmeh.

865

an, welcher westlich nach Terkûmieh zu hinunterläuft. Dann stiegen wir allmählig hinauf, wendeten u n s ein Viertel nach 4 Uhr in einem rechten Winkel zur Linken, u n d gelangten in 7 Minuten über die Felder zu den ungeheuern Grundmauern, welche wir schon früher besucht hatten. 1 ) Dieselben sind den Juden als „Abrahams Ilaus" bekannt und werden von den Eingeborenen wegen des dazu gehörigen B r u n n e n s mitunter Dir el-Khülll genannt. Diese unerklärlichen Mauern befinden sich in demselben Zustand, in dem wir sie i m Jahre 1 8 3 8 sahen, mit Ausnahme der Bedeckung des Brunnens, •welche verschwunden ist. Dieser Brunnen ist von bedeutendem U m f a n g , bis zur Oberfläche des Wassers ungefähr 1 0 Fuss tief, u n d soll eigentlich eine Quelle sein. Die Richtung der längsten Mauer ist nach dem Compass S. 8 0 ° 0 . Nach der Meinung des Volks gehören diese Grundmauern zu den Ruinen von e r - R â m e h , welche auf dem Iltigel im Norden liegen und sich herunter bis zu dieser Stelle erstrecken. Daher der Name Râmeh e l - K h u l l l , den w i r f r ü h e r diesen Grundmauern geben hörten. Wir stiegen nun den Hügel e r - R â m e h hinauf und erreichten i n 6 Minuten den Gipfel. Hier, so wie am Abhang liegen die Ueberreste eines grossen Dorfes, und der Boden ist den ganzen W e g entlang mit den Ruinen von Wohnungen bedeckt, welche m e h r e r e Morgen einnahmen, und unter denen wir gehauene Steine fanden. Oben ist eine Cisternc in den Felsen gehauen. Hr. Wolcott sah dort einige Bruchstücke von Säulen, ein paar fugenränderige Steine und viele andere in kleinen Würfeln. Auch sagt e r , dass das mittelländische Meer hier durch eine Spalte in den nordwestlichen Hügeln sichtbar sei.*) Wir konnten von hier aus mehrere Orte wahrnehmen, welchc wir im Jahr J 8 3 8 gesehen oder besucht hatten; südwestlich Dfira, südöstlich Beni Na'im und mehr in der Nähe Beit 'Ainftn. 3 ) Welchem alten Ort u n d welcher Art von Gebäuden können alle diese Ueberreste zugeschrieben werden? Bis jetzt konnte diese Frage noch nicht g e n ü g e n d beantwortet werden, und vielleicht wird dies niemals geschehen. Indessen geht aus mehreren Andeutungen alter Berichte hervor, dass der Ort, jetzt e r - R â m e h genannt, derjenige i s t , welcher in den ersten Jahrhunderten der christlichen ') Palästina I. S. 357, 358. ') Biblioth. Sacra. 1843. p. 45. 3 ) Palästina II. S. 413—417. III. S. 20G. — Compassrichtungen zu Râmeh: Shiyûkh 67". Beit 'Ainûn 81". Bcni Na'im 134°. Dûra 238". Beit Sûr 351". Halhûl 9".

366

VI. Abschnitt.

Exemtionen von Jerusalem.

Zeitrechnung mit Recht oder Unrecht für denselben gehalten wurde, an dem nahe bei Hebron die Terebinthe von Mamre stand, wo Abraham lange Zeit sein Zelt aufgeschlagen hatte. ' ) Aus dem Zeugniss des Eusebius und Hieronymus im 4. Jahrhundert geht hervor, dass dieser Ort damals als nahe bei Hebron liegend angenommen wurde, während dasjenige des Josephus, des Itin. llieros. im 4,, des Sozomenes im 5., und des Adamnanus im 7. Jahrhundert deutlich zeigt, dass er nicht weit von Hebron nach Jerusalem zu lag. *) Das Itin. Hieros. und Sozomenes stimmen überein, indem sie ihn z w e i römische Meilen von Hebron setzen, während Josephus sagt, dass er nur s e c h s S t a d i e n von dieser Stadt entfernt lag. Da der Ort in jenen Jahrhunderten wohlbekannt war und viel besucht wurde, und da die Angabe von z w e i Meilen mit seiner gegenwärtigen Entfernung von Hebron Übereinstimmt, so bleibt wohl wenig Zweifel, dass die Angabe des Josephus, obwohl derselbe Ort damit gemeint war, irrig ist. 3 ) Angenommen also, dass dies die Stelle ist, wo Abrahams Terebinthe gestanden haben soll, so können wir vielleicht eine Erklärung für die Grösse dieser Ueberrestc eines alten Ortes auffinden. Eusebius bcrichlct, dass Abrahams Terebinthe, welche zu seiner Zeit noch dastand, ein Gegenstand der Verehrung sowohl f ü r die Christen als auch für die Heiden der Umgegend geworden war, und dass diese hier einen Götzen und Altäre errichtet hallen. Um dieser Götzendienerei ein Ende zu machen, befahl der Kaiser Constantin, dass an diesem Ort eine B a s i l i c a oder Kirche erbaut werden sollte, deren Aufsicht dem Eusebius selbst Ubertragen w u r d e . 4 ) Bei dieser Gelegenheit wird gleichfalls berichtet, dass hier lange Zeit ein grosser Markt gehalten wurde, zu dein die Leute weit und breit aus dem Land herbeiströmten, um zu kaufen und zu verkaufen, und dass nach der letzten Niederlage der Juden im Krieg gegen Hadrian im Jahr 1 3 5 n. Chr. eine grosse Menge Gefangener jedes Alters und Geschlechts hier öfl'entlich als Sklaven

') Luther: der Hain Mamre, 1 Mos. 13, 18. 18, 1. ') Onomast. Art. A r b o c h , D r y s . Jos. B. J. 4, 9. 7. Itin. Hieros. p. 599. Sozom. II. E. 2, 4. Adamnan. ex Areulfo 2, 11. 3 ) Die s e c h s ( f f ) Stadien mögen ein Irrthum des Abschreibers fiir s e c h z e h n ({{/«ATt*«) sein; um so mehr, da Zahlen gewöhnlich mit Zeichen geschrieben wurden, und man nur ein J o t a auszulassen und g statt 15 zu schreiben braucht. Oder es mag auch die Angabe des Josephus nur eine ungefähre Schätzung nach jahrelanger Abwesenheit gewesen sein. 4 ) Onomast. I. c. Euseb. Demonstr. Evang. c. 9. Vita Const. 3, 53.

Er-K4meli.

Eamah.

367

verkauft w u r d e n . ' ) Aus allen diesen Thatsachen geht hervor, dass dieser Ort nicht lange nach Josephus mehrere Jahrhunderte hindurch wohl bekannt war und viel besticht wurde, so wie sich aus ihnen ebenfalls genügend herausstellt, dass sich hier einst eine grosse Stadt befunden haben muss, deren Ueberreste noch gegenwärtig vorhanden sind. In Betreff der ungeheuern Mauern, welche den imposantesten Zug des Ortes bilden, kann ich bis jetzt noch keine genügende Erklärung auffinden. Sie scheinen nicht von den Juden herzur ü h r e n , denn sie zeigen keine Aehnlichkeit mit den Mauern von jüdischer Bauart in Hebron oder Jerusalem. Wenn hier wirklich auf Constantins Befehl eine Kirchc erbaut wurde, was das Zeugniss späterer Schriftsteller in der That anzudeuten scheint, so müssen wir natürlich annehmen, dass dies ihre Grundmauern waren. Dennoch tragen dieselben keinen Zug kirchlicher Architektur an sich und lassen durch sich selbst auf keine Kirche schliessen. l ) Eine andere Frage entsteht in Betreff des gegenwärtigen Nam e n s er-RAmeh. Zuerst vennuthet man in ihm natürlich das R a m a l i d e s S ü d e n s , welches dem Simeon gehörte und zweimal im Alten Testament erwähnt w i r d ; 3 ) allein die Art und Weise, in der dieser Ort genannt wird, scheint anzuzeigen, dass er ganz im SUden von Juda und- allem Anschein nach südlicher als Hebron lag. Die Art, in welcher der Terebinthe von Mamre im Alten Testament und von den spätem Schriftstellern erwähnt wird, schliesst jede Vermuthung aus, dass es mit jenem Ramah identisch gewesen sein könne. Da indessen das hebräische Wort R a m a l i , welches H ö h e bedeutet, nicht selten als Eigennamen gebraucht wurde, so ist es nicht unwahrscheinlich, dass dieser Hügel in alter Zeit einer der vielen Ramahs in Palästina war, von denen wir keine Kunde haben. Und der ¡Name des Ilügels mag sich in neuerer Zeit so weit ausgebreitet haben, dass er gegenwärtig den unter ihm liegenden benachbarten Ort mit seinen Ruinen einschliesst. Die Ruinen von Bcit 'Ainün, welche wir von er-Riimeh aus sahen, wurden im Jahr 1 8 4 2 von Herrn Wolcott besucht. 4 ) Sie ') Sozom. II. E. 2, 4. Hicvon. Comm. in Jes. c. 31. Comm. in Zack. 11,4. Cbron. Pasclial. p. 253 Par. p. 474 Dind. Keland, Palaest. p. 711—715. Mein Palästina II. S. 202. J ) Dies war ebenfalls die Ansieht des Ilerm Tipping; Bibliotli. Sacr. 1843. p. 45. 3 ) Hebr. 3JD n ü T Jos. 19, 8; 3 3 ? r W H 1 Sani. 30, 27. 4 ) Blblioth. Sacra/1843. p. 57, 58. '

368

YI. Abschnitt.

Excursionen von Jerusalem.

liegen hauptsächlich auf dem niedrigem Theil des südlichen Abhanges eines Bergvorsprungs zwischen zwei zusammenkommenden Thälern. Sie liegen ungefähr über einen Raum von einer Viertelstunde in der Länge und halb so viel in der Breite. Die Ilauptruine ist von Norden nach Süden 8 3 F u s s lang und 7 2 Fuss breit; allein die Stücke zerbrochener Säulen, welche in die Mauern hineingebaut s i n d , so wie noch manche a n d e r e Umstände zeigen, dass dies nicht der ursprüngliche Bau ist. Die Ueberreste der Stadt liegen auf dem sanften Abhang nördlich von diesem Gebäude. Die Grundmauern sind v o r h a n d e n , u n d die Strassen und Form der Häuser sind noch zu erkennen. Die grössten gehauenen Steine waren 6 Fuss lang, 3 Fuss breit u n d fugenrändrig. In dem obern Theile befinden sich auch drei bis vier Cisternen, allein die Quelle lieferte natürlich hauptsächlich das Wasser. Herr Wolcott stellte die Vermuthung auf, dass dieser Ort wahrscheinlich mit dem B e t h a n o t h des Buches Josua identisch sei. Die Namen, obwohl durchaus nicht dieselben, mögen doch hinlänglich ähnlich sein, und die Erwähnung B e l h - a n o t h s zugleich mit Halhül und B e t h - z u r trägt dazu bei, die Identität des Ortes festzustellen.') Wir brachen um drei Viertel auf 5 Uhr von e r - M m e h nach Halhül auf, indem wir in nördlicher Richtung den Berg hinabgingen. Am Fusse desselben befand sich eine ausgehöhlte, jetzt trockene Cisterne, mit Stufen versehen, um hinein zu steigen. Vor uns lag eine fruchtbare Ebene, welche sich sehr sanft nach Osten zu einem Wady abwärts senkte. Nachdem wir über diese und eine niedrige Wasserscheide gegangen, kamen wir in den tiefen Wady Kabün h i n u n t e r , welcher hier unter Halhül nordöstlich hinläuft, aber weiter unten in einer Windung südöstlich in den grossen Wady tritt, der nach Beni Na'lm zu liegt. 8 ) Die Ruinen von Beit 'Ainün sind auf seiner linken Seite u n d , wie es scheint, nahe bei der Vereinigung der Wadys. Wir gingen darauf durch grosse wohlangebaute Felder wieder den gegenüberliegenden Abhang hinauf und langten 1 0 Minuten nach 5 Uhr in Halhül a n , wo wir u n s e r Zelt oben, nicht weit von der überall sichtbaren Moschee, aufgeschlagen fanden. Die ganze Umgegend von Halhül scheint wohl angebaut. Es finden sich dort schöne Felder u n d Weinberge, so wie auch viele Kühe und Ziegen. Besonders fruchtbar und gut gepflegt ist der ') Jos. 15, 58. 59. ') Palästina II. S. 412.

Halhül.

Wady Rishr&sh.

369

östliche Abhang. Das Dorf, welches der Hauptort eines Distrikts i s t , liegt grade unter dem östlichen Bergscheitel und ist deshalb von der Strasse nach Jerusalem aus nicht sichtbar. Die Einwohner waren nicht sehr zuvorkommend, und beantworteten nur wenige u n s e r e r Fragen, vorzüglich in Betreff der Gräber. Die alte Moschee, oder der Wcly von Neby Yünas ist von dürftiger Bauart. Sie hat einen Thurm, oder Minaret, was ihr aus der Entfernung das Aussehen einer auf einem Hügel stehenden neu-engländischen Kirche giebt. Wir dachten erst, dass sie vielleicht ursprünglich eine Kirchc gewesen sei; allein es finden sich keine dergleichen Anzeichen. Sie liegt so hoch und ist in so grosser Entfernung sichtbar, dass wir erwarteten, viele Dörfer von hier aus wahrnehmen zu können, worin wir uns indess getäuscht fanden. In das Innere der Moschee einzutreten wurde uns nicht gestattet.') Das alte Halhul des Buches Josua, mit welchem dieser Ort übereinstimmt, wird ebenfalls in dem Onomasticon des Hieronymus e r w ä h n t . ' ) Ein jüdischer Reisender aus dem 14. Jahrhundert sagt, dass sich hier das Grab des Propheten Gad befinden solle. 3 ) E s giebt wohl keinen alten Ort, dessen Identität weniger zweifelhaft wäre; trotzdem scheint derselbe vor unserer f r ü h e m Reise nicht wieder erkannt worden zu sein. 4 ) S o n n a b e n d , d e n 8. Mai. Wir verliessen Haihill um 6 Uhr und stiegen in 1 2 Minuten den Abhang nach 'Ain edh-Dhirweh hinunter. Von hier schickten wir Beshärah mit den Maulthieren und dem Gepäck auf dem graden Wege nach Jerusalem zurück und behielten n u r Rashid bei uns, um den Weg Uber Beit Ummar und von da am westlichen Rande des Gebirges entlang desto schneller zurücklegen zu können. Zwanzig Minuten nach 6 Uhr brachen wir wieder auf und kamen in 1 0 Minuten zu dem Scheideweg, der nach Beit ümmar führt. Wady Rishrdsh lag u n s hier zur Linken; dieser senkt sich als eine tiefe Schlucht nach der westlichen Ebene, an deren nördlichen Seite auf einem fast allein liegenden hohen Hügel der Wely von Jila steht. Gegenüber auf der Südseite ist Bükkdr, ein alter Ort, der durch zwei Bäume bezeichnet wird. Wir schlugen den ') Compassrichtungen zu Halhül: Beit Ummar 359°. BeitKheirän 10". ') Jos. 15, 58. Onomast. Art. E l u l . 1 Sam. 22, 5. 2 Sam. 24, 11 ff. — Ishak Chclo im Jahre 1334, Carmoly p. 242; vcrgl. p. 388, 435. Bios erwähnt wird dasselbe ebenfalls ein paar Jahre früher von K. Parchi; Ashers Bcnj. von Tudela II. p. 437. 4 ) Palästina I. S. 359. Robinson, Bibl. Forschungen. 24

370

VI. Abschnitt. Excunionen TOQ Jerusalem.

Weg nach ßeit Ummar ein, indem wir die Strasse nach Jerusalem rechts liegen Hessen, und stiegen allmählig hinauf. Vierzig Minuten nach 6 Uhr waren wir oben. ') Nach 5 Minuten wurde Kftftn N. 45° 0 . sichtbar. Um uns herum hörten wir das Locken von Rebhühnern, von denen die BUsche hier voll zu sein schienen. Nachdem wir dann 1 0 Minuten vor 7 Uhr bei dem Anfang des Wady vorbeigekommen waren, der sich stldlich von Kölln in westlicher Richtung hinunterzieht, erreichten wir 1 0 Minuten nach 7 Uhr Beit Ummar, einen elenden Schutt- und Trümmerhaufen. Dasselbe liegt hoch, und da es eine alte Moschee mit einem Thurm, so wie noch einen andern armseligen Thurm hat, nimmt es sich trotzdem aus der Entfernung ganz stattlich aus. In ganz Palästina habe ich kein erbärmlicheres Dorf gesehen, als dieses. Nur wenige Frauen Hessen sich sehen; die Männer sahen mürrisch und misstrauisch aus und wollten uns keine Auskunft geben. Wir erfuhren, dass sie schon seit einem Jahr mit einem andern Dorf unter den Bergen, Sftrlf, mit dem sie eine Blutfehde hatten, Krieg führten. Auf dem Thurm der Moschee war ein Wächter aufgestellt, um die Annäherung des Feindes auszuspähen. Nach einigen Schwierigkeiten fanden wir endlich eine Frau, die unsere Fragen vernünftig beantwortete.*) Nördlich von Jäla läuft zwischen Beit Ummar und Jedür der Wady Muzeiri'ah hinunter. Kusbur erscheint wie ein Dorf, ist aber eine Ruine, die durch Wady esh-Sheikh von Bukkdr getrennt wird. Min'ln nahm sich aus, als wenn es bewohnt wäre. Indem wir 3 Minuten nordwestlich gingen, erblickten wir eine gute Viertelstunde von uns entfernt Jedftr. Dies ist nichts als eine kleine durch einen Baum bezeichnete Ruine auf einem vom Bergrande hervorragenden Teil. Später, als wir weiter gingen, sahen wir sie etwas näher uns zur Linken. Jedür ist das alte Gedor von Juda. 1 ) Wir verliessen Beit Ummar 5 Minuten nach halb 8 Uhr und gingen in einer Richtung von ungefähr N. 20° 0 . allmählig in das grüne Bett und Becken des südlichen Zweiges von Wady 'Arrüb hinunter. Der Anfang dieses Wady liegt nahe am westlichen Bergrand grade unter Jedür, und läuft durch das ganze Gebirgsland ') Compassrichtungen 40 Minuten nach 6 Uhr: Halhûl 179°. Bùkkâr 285". Beit Sûr 203°. Beit Ummar 2". *) Compassrichtungen zu Beit Ummar: Beit Nettîf 315°. Jâla 269". Um Burj 269". Min'în 211". Bûkkâr 231". Kusbur 231°. BeitFejjâr 91°. Jedûr N. 35" \V., JM. 3 ) Jos. 15, 58. Onomast. Art. G a e d u r .

Beit Ummar. hinunter bis zum todten Meer. wieder schräg

Säulenreite.

371

An seiner Nordseite ging es dann

hinauf bis oben auf den B e r g , der hier eine be-

trächtliche Höhe hat.

Fünf Minuten nach 8 Uhr waren wir o b e n . ' )

Darauf ging es wieder hinunter, was uns in den nördlichen Zweig von Wady 'Arriib brachte.

E s war ein Viertel auf 9 Uhr, als wir

einen Augenblick an einem Brunnen

mit fliessendem Wasser ver-

weilten, nahe bei den unbedeutenden Ruinen von Merrina, die wir gestern über das Thal weg gesehen hatten. Richtung N. 1 5 ° 0 .

ein grades

flaches

Wir nahmen nun eine

Seitenthal hinauf,

genannt

Wady Shukheit, welches wir bis zu seinem Anfang verfolgten.

An

seiner Mündung lagen zu unsrer Rechten die geringen Ueberreste von Um el-Meis.

Weiter nördlich ist es offen und culturfähig, und

wir trafen hier mehrere Männer, welche pflügten.

Dreiviertel auf

9 Uhr kamen wir zu einem Baum am Anfang des Thals auf der Wasserscheide, und Hebron,

der die Gränze zwischen den Provinzen Jerusalem

so wie auch zwischen den Yemen und Keis b i l d e t 1 )

W i r hielten uns hier 5 Minuten auf.

Vor uns sahen wir Beit Sa-

kärieh auf einem fast alleinstehenden Bergvorsprung oder Teil, der nordwestlich zwischen zwei tiefen Thälern hervorragt, und mit dem hohen Land im Süden

durch

eine niedrige Bergzunge zwischen

den Anfängen dieser beiden Thäler verbunden ist. von

dort hinunter

nach

dem Wady Musürr.

Diese

laufen

Wir gingen

hinab,

tlber jene Bergzunge weg, und waren 5 Minuten nach 9 Uhr oben auf dem Teil. Als wir die eben beschriebene Bergzunge erreichten,

sahen

wir eine grosse Säule, die grade am Wege lag und vielleicht hier ausgehauen worden ist.

Hier und den ganzen Weg hinauf fanden

sich viele gehauene Steine, unter ihnen einige sehr grosse, sowohl zerstreut umherliegend, als auch in Mauern und Fundamenten. Gipfel

des Teils ist

Morgen im Umfang. auch Bruchstücke

ziemlich gross

Der

und hat wohl zwei bis drei

E s sind hier mehrere alte Cisternen, so wie

von Säulen.

Nach Nordwesten

sahen wir zwei

Gräber mit aufrechtstehcnden Thüren in der senkrechten, grabenen Vorderseite" eines unterirdischen Felsens. Baum steht ein altes Wely, genannt Abu Zakary.

ausge-

Unter einem Der Ort war zu

dieser Zeit nur von einigen wenigen Familien bewohnt,

die sich

') Compassrichtungen 5 Minuten nach 8 Uhr vom Berge: Beit Ummar S. 20° W. Küfin S. 2 0 " 0 . 3 ) Compassrichtungen drei Viertel auf 9 Uhr an dem Baum: Shiyükh 167". Halhül 193°. Beit ßftr 200°. Beit Ummar 208°. Beit Sakarieh 21". ßoba 7°.

24*

372

VI. Abschnitt. Excursionen von Jerusalem.

hier vorübergehend aufhielten. Zwei F r a u e n butterten in Ziegenhäuten in der schon früher beschriebenen A r t . ' ) Das Land umher war von Meshullam gepachtet, welcher Baumwolle darauf zu ziehen beabsichtigte. *) Hier also haben wir eine fast unangreifbare Lage für eine starke Festung, und der Name Beit Sakärieh zeigt seine Identität mit dem alten B e t h Z a c h a r i a , 3 ) woselbst Judas Maccabäus von Antiochus Eupator geschlagen w u r d e . 4 ) Als die Syrer B e t h - s u r belagerten, verliess Judas seine Stellung in der Citadelle von Jerusalem und schlug sein Lager bei Beth Zacharia auf, siebzig Stadien von dem Feind entfernt. Hier wurde sein Heer \ o n Antiochus angegriffen und geschlagen. Daraus ergiebt sich, dass Beth Zacharia zwischen B e t h - z u r und J e r u s a l e m , siebzig Stadien von ersterem, entfernt lag. Wir hatten diesen Morgen den Weg \ o n 'Ain edhDhirweh, der Quelle von B e t h - z u r , nach Beit Sakärieh in z w e i u n d e i n e r V i e r t e l s t u n d e in schnellerm Schritt als gewöhnlich zurückgelegt. Angenommen also, dass wir vier römische Meilen in der Stunde machten, was n u r s e h r wenig von dem richtigen Verhältniss abweichen kann, so ergiebt sich eine ziemlich vollkommene Uebereinstimmung, und die Gleichheit der Namen trägt dazu bei, jeden Schatten von Zweifel zu e n t f e r n e n . 5 ) Wir gingen von Beit Sakärieh wieder über die Bergzunge, den einzigen Ausgang von d o r t , und kamen in 7 Minuten an den Ort, wo wir die Strasse nach Jerusalem verlassen hatten. Fünf Minuten nach halb 1 0 Uhr setzten wir u n s e m Weg von hier fort, und sahen 5 Minuten darauf zu u n s e r e r Rechten das kleine Becken am Anfang von Wady BiyAr, welcher südlich von BeitFäghür und den Teichen hinunterläuft. Dies Becken liegt südöstlich vom Teil von Beit Sakärieh, und eine Strasse führt das Thal hinunter nach den Teichen und Bethlehem. Wir hielten u n s mehr links um den

") Palästina II. S. 405. *) Compassrichtungen von Beit Sakärieh: Beit Ummar 208". Hübaleli, eine Ruine, 260°. Jeba' 291". Sünäsin 309". Beit 'Atäb 325°. Deir elHawa 325". Soba 6". Hüsän 14°. Neby Samwil 20". Beit Nettif 290°. Anfang vom Wady Biyär 125°. 3 ) Gr. Be&Cax«Q{a, 1 Macc. G, 32. 33. Jos. Antt. 12, 9. 4. 4 ) 1 Macc. 6. 32 ff. Jos. Antt. 12, 9. 4. B. J. 1, 1. 5. Keland, Palaest. p. G60. ") Folglich füllt das Argument Kraffts, um zu beweisen, dass Bethzaebaria das Dorf edh-Dhoheriyeh südwestlich von Hebron sei, in sich selbst zusammen. Bitter, Erdk. XVI. 1. S. 205—207.

Beit Sakârieh.

Wady Mnsûrr.

373

Anfang des tiefen Thaies östlich vom Tell herum, und den Ruinen gegenüber in einer Richtung ungefähr N.O. gen 0 . bis 1 0 Uhr, wo das Thal sich mehr nach Westen zog. ' ) Nach 5 Minuten Aufenthalt setzten wir unsern Weg in derselben allgemeinen Richtung fort, und kamen um den Anfang eines ähnlichen tiefen Wady herum, welcher sich mit einer eben solchen Biegung erst nach Norden, dann nach Nordwesten und zuletzt nach Westen krümmt. Etwas weiter hin genossen wir 5 Minuten nach halb 1 1 Uhr einen weiten Ueberblick über die ganze Hügelgegend unter uns im Westen. Nühhälin liegt im Grunde vom Wady el-Musürr an dessen Südseite. Dieser Wady schicn grade unter Jeba' nördlich von diesem hinzulaufen, und nachdem er sich mit Wady Sûr, der sich von Süden hierherzieht, vereinigt hat, bildet er mit diesem den weiten Wady es-Süint, zwischen Beit Nettif und Shuweikeh.*) Ein schönes und wohlangebautes Stück Land! Jetzt wendeten wir uns O.N.O., erreichten in 1 0 Minuten die Höhe des Bergrückens und kamen 1 0 Minuten vor 1 1 Uhr zu dem östlichen Rande, von welchem Bethlehem und der Oelberg zu sehen waren. 3 ) Vor uns lag der Anfang eines Wady, der nach Wady Biyâr südlich von den Teichen hinunterläuft. Unser Weg führte hoch oben an der nördlichen Bergwand dieses Thaies entlang, bis er sich darauf an einer niedrigen Stelle über den Bergrücken hinweg links wendete, und darauf in derselben Art auf dem südlichen Thalhang eines parallel laufenden Wady weiter ging, der sich nach den Teichen hinuntersenkt. Dies letztere Thal ist breit und hat viele Weinberge und Oelpflanzungen von Feigenbäumen. Jenseits desselben war el-Khüdr sichtbar. Diesem Ort gegenüber wendeten wir uns 10 Minuten nach 1 1 Uhr in das Thal hinunter, und nachdem wir quer durch dasselbe geritten, gingen wir etwas bergan und kamen 25 Minuten nach 1 1 Uhr in dem Dorfe an. Es befindet sich hier ein Zweig des grossen griechischen Klosters in Jerusalem, welchem der gröbste Theil der Weinberge und Obstfelder gehört. Das Dorf ist klein und gänzlich von dem Kloster abhängig. Die

') Compassriehtungcn um 10 Uhr: Bcit Sakärieh 238". Nühhaiin 310°. Hüsän N. Kuriet es-Sa'idch N. Soba N. ') Compabsiichtungen 5 Minuten nach halb 11 Uhr: Beit Sakärieh 219". Hübäleh 231". Jeba' 262". Nühhälin 264". Sünäsin 281". Bcit 'Atäb 306". Deir el-Hawa 316". Kesla 322°. cl-Kabu 339". Hüsan 345". Soba 356". Welejeh 7". 3 ) Compassrichtungen 10 Minuten vor 11 Uhr: Der Oelberg 48°. Bethlehem 79". 2 M.

374

VI. Abschnitt.

Excnrsionen von Jerusalem.

Einwohner waren vor wenig Jahren als eine Colonie von Welejeh hierher gekommen. Der Ort liegt auf der Wasserscheide zwischen dem Thale, das nach den Teichen hinunterfuhrt, u n d dem Anfang des tiefen Wady Bittir, welcher letztere nach Nordwesten ausläuft. W i r n a h m e n hier u n s e r Frühstück auf einem Feld dicht hinter dem Dorf. Als wir 5 Minuten vor 1 2 Uhr wieder aufbrachen, hatten wir den hohen Bergrücken vor uns, welcher zwischen Wady Bittir und Wady Ahmed hinläuft. Wir schlugen den Weg nach Bethlehem e i n , der am Anfang des Wady Bittir vorbei und ü b e r den Bergrücken weggeht u n d Beit Jäla nördlich liegen lässt. Die beiden Abhänge des Rückens sind dicht mit grossen Felsen bedeckt. Zehn Minuten nach 1 2 Uhr waren wir auf der Höhe u n d sahen in das Becken von Wady Ahmed hinunter. Ein kleines Thal lief von u n s e r e r Rechten nach den Teichen h i n ; der ganze übrige Strich Landes entwässert sich nach Wady Ahmed, der nach Norden läuft. Unser Führer verliess u n s hier, um nach seiner Heimath in Beit Jäla zurückzukehren. E r hatte sich treu u n d verständig gezeigt, u n d ich hoffe, dass er eine angenehme Erinnerung an die Excursion, die er mit u n s machte, bewahren wird. Nachdem wir Uber das Becken von Wady Ahmed hinweg gegangen, kamen wir 1 0 Minuten nach halb 1 Uhr auf die Kameeistrasse, welche von den Teichen nach Jerusalem grade Uber dem Bett des Thaies u n d hinter Bethlehem hinführt. Wir verfolgten dieselbe und waren 5 Minuten vor 1 Uhr Raheis Grab gegenüber, wo wir wieder die bereits gestern beschriebenen durchbohrten Steine der Wasserleitung sahen. Dieselbe alte Wasserleitung lief q u e r über einen Sattel im Berge, in geringer Entfernung nördlich davon, unter einem Mauerwerk von grossen gehauenen Steinen w e g , das sich noch immer erhalten. Noch weiter nördlich sieht man die jetzige Wasserleitung sich unter der Strasse längs der steilen Abhänge südlich von MAr EliAs hinwinden nnd sich darauf nach dem Osten der höhern Hügel wenden. Wir ritten jetzt schnell vorwärts; ein Viertel nach 1 Uhr waren wir Mär Eliäs gegenüber, und 5 Minuten vor 2 Uhr langten wir in Jerusalem beim Yäfathor an.

Siebenter Abschnitt. Von J e r u s a l e m nach Beisan. M o n t a g , d e n 1 0 . Mai. Wir verliessen Jerusalem, wie am Ende des vierten Abschnitts erzählt ist, und nachdem wir die AsehenbUgel untersucht und einen Augenblick das Grab der Helena besichtigt hatten, brachen wir von letzterem 5 Minuten vor halb 1 Uhr auf. Wir gingen über das Thal Josaphat weg, und die erste Höhe auf der andern Seite hinauf, nach einer kleinen Ebene, die sich nach Osten hinabzieht und in einem kleinen Wady endet, welcher am nördlichsten Ende des Oelbergs in das Thal Josaphat tritt. Der nächste Abbang war steiler, und der gepflasterte Weg, der hinauf führte, mag vielleicht theilweise aus dem Alterthume stammen. Dieser Abhang ist der alte Scopus, von wo Titus zuerst Jerusalem erblickte. Zehn Minuten vor 1 Uhr hatten wir die Höhe erreicht, und ich rief mir die Empfindungen zurück, mit denen ich früher von hier aus von der heiligen Stadt Abschied genommen, von dem ich damals glaubte, dass es der letzte s e i . ' ) Vierzehn Jahre waren seitdem dahin gegangen; Vieles und Grosses war unterdessen in andern Dingen geändert; allein h i e r war noch alles eben s o , und physische und historische Züge waren dieselben. Jetzt aber ergriff mich ein tieferes Bewusstsein, dass mein Blick in der That zum letzten Male auf dieser Scene voll Schönheit und historischen Ruhmes ruhe. Fünf Minuten weiter nach Norden geht ein Pfad zur Rechten ab und Uber den Hügel weg nach Hizmeh; an der nämlichen Stelle beginnt zur Linken ein Seitenwady, der westwärts nach dem Wady Beit Hanina hinunter geht. Um drei Viertel auf 1 Uhr war Sha'fät ') Palastina III. S. 290.

376

VII. Abschnitt.

Von Jerusalem nach Beis&n.

zu unserer Linken, etwa 600 Schritt entfernt, und 5 Minuten nach 1 Uhr lag Tulcil el-Fül dicht zu unsrer Rcchten. Dies ist die Lage des alten Gibcah Sauls. 1 ) Von hier neigt sich der Weg allmählig. Fünf Minuten mehr brachten uns nach den Ruinen Kbirbet el-Kütd', die grade am Wege liegen. Diese fand ich geringer und weniger bedeutend, als ich mir vorgestellt. Sie sind auch zu fern vom Fusse des Tuleil el-Fül, als dass man sie als entschieden als die Ueberreste Gibcahs betrachten könnte. Doch kann sich wohl die Stadt so weit hinunter erstreckt haben. Möglicherweise dürften noch Spuren der alten Stadt um den Fuss des Berges im Osten oder Nordosten aufgefunden werden können; obwohl wir, als wir den Teil im Jahre 1 8 3 8 besuchten, nichts da\on gewahrten.') Um 1 Uhr 1 8 Minuten kamen wir an den Kameelweg nach Ramleh, der links abging; das Dorf e r - R 4 m zeigte sich jetzt auf seinem kegelförmigen Hügel, Tuleil el-Fül im Norden gegenüber. Um 1 Uhr 4 0 Minuten waren wir an dem zerfallenen Khän, der als Khuräib er-RAm bekannt ist, mit einer Cisterne, aus der Weiber Wasser zogen. Südlich davon ist ein kleiner Hügel Namens Kabr el-'Amälikah, Grab der Amalekiter. Er verdient blos Erwähnung als ein Beweis, wie leicht unter dem Volke hochklingende Namen in Gebrauch kommen. — Nach einem 5 Minuten langen Verweilen wendeten wir uns grade nach er-Räm, welches wir 5 Minuten vor 2 Uhr erreichten. Hier giebt es zerbrochene Säulen, ein Paar fugenrändrige und einige andre grosse Steine; auch in Südwesten ein altes Reservoir von ziemlicher Grösse. Das Dorf stand jetzt fast verödet. 3 ) Wir nahmen nun einen Führer, verlies&en er-Ram um 2 Uhr und wendeten uns ostwärts in den Weg nach Ilizmeh. Der Pfad läuft auf der Höhe längs der Nordseite von Wady 'Aiyäd weg, der weiter unten zum Wady Farah wird. Uns gegenüber war ein niedriger Teil, der Khirbet Erhah heisst; er lag um 2 Uhr 10 Minuten S. 25° W. Eine Viertelstunde darauf bekamen wir 'Anäta und Hizmeh zu Gesicht; wie auch 'Almit, einen nackten niedrigen Teil jenseits des Wady, der im Süden von Hizmeh hinunterläuft. 4 ) Der Name 'Almit war bereits von Herrn Finn gefunden und mit A l e m e t h , einer der Priesterstädte von Benjamin, verglichen wor') S. Addcnda. — Biblioth. Sacra. 1844. p. 598—602. *) Palästina II. S. 566. ') Ueber unsern frühem Besuch von cr-Räm s. Pal. II. S. 566. Compassrichtungen um 2 Uhr 25 Minuten: 'Andta 171°. 'Almit 145". Hizmeh 136". Tuleil cl-Fül 220".

377

Er-RAm, Ram ah. den,

die in

Almon

der

Chronik

heisst. *)

aufgezählt

werden,

die a b e r in

Josua

Der Name selbst würde vielleicht nicht e n t s c h e i -

d e n ; allein die E r w ä h n u n g d i e s e r Stadt zwischen Geba und Anathoth s p r i c h t stark für die Identität. Nachdem wir den W e g nach Hizmeh v e r l a s s e n , der ü b e r das Thal w e g g e h t ,

um

nach jenem

Dorfe zu f ü h r e n ,

hielten wir uns

an d e r Nordseite, gingen hinab nach dem breiten, ebnen und dem Ansehen nach fruchtbaren S t r i c h L a n d e s , der hier den einfasst, von

und

kamen 5 Minuten Führer Kubür

unserm

Wasserlauf

vor 3 Uhr nach dem P u n k t ,

Isra'ln,

genannt

ward,

nachher

der vom

S c h e i k h von Mükhmäs a b e r K u b ü r el-Amälikah, d. h. „ G r ä b e r der Amalekiten".

Diese sind zuerst von Capitän Newbold und zwar mit

e i n i g e r Uebertreibung b e s c h r i e b e n w o r d e n . * ) steinernen Bauwerke,

blos lange,

von g r o b e n g e b r o c h e n e n

E s giebt vier dieser

niedrige, rohe

Parallelogramme

S t e i n e n , die o h n e g r o s s e

gelegt

2 1 F u s s breit.

Das n ä c h s t e hat eine L ä n g e von 9 8 F u s s .

beträgt

sind.

Das g r ö s s t c

Regelmässigkeit

Uber einander

überschläglich 3 b i s 5 F u s s ;

w e n i g e r erhebt.

Ungefähr

in

ist 1 0 2 F u s s

ausser

wo

lang

und

Die Höhe

der B o d e n

sich

der Mitte der Ostseite des g r ö s s t e n

ist e i n e viereckige Oeffnung, eine Art T h ü r , die in eine kleine viereckige K a m m e r

führt.

Nach

dem S ü d e n d e zu

ist

in

dem

näm-

lichen Parallelogramm eine kleine Oeffnung, wie zu einem B r u n n e n , bis

auf

den B o d e n

hinab.

Die andern B a u t e n

haben weder K a m m e r , n o c h B r u n n e n . von der r o h e s t e n Art.

sind

k l e i n e r und

Die Arbeit des Ganzen ist

E s ist nichts hier, was die Idee von Grab-

monumenten oder von W e r k e n von b e d e u t e n d e m Alterthuine gäbe. E s sind B a u t e n , die die A r a b e r leicht h a b e n Uber einander werfen können, und zwar ohne b e s o n d e r s weit z u r ü c k z u g e h e n ; zu welchem Zwecke a b e r ist ganz Jetzt, Thal, über

um

indem

unerklärlich.3)

3 Uhr,

wir u n s

verliessen

wir

welchcs wir ritten, el-Haiyeh

schräger

Richtung

(Ruinen

das

Das L a n d ,

hatte zum Theil vortrefflichen B o d e n ;

davon a b e r b e s t a n d aus n a c k t e m F e l s . 4 ) wir Khirbet

in

u n g e f ä h r 0 . gen N. wendeten.

viel

Um halb 4 Uhr erreichten

der S c h l a n g e n ) ,

das,

auf

einem

') Hcbr. M a b ? A l l e m e t h , 1 Chron. 6, 45 (GO); A l m o n Josua 2 1 , 1 8 . ') Lond. Athenaeum, 1849. No. 1124. p. 491. Bitter, Erdk. XVI. 1. p. 522. 3 ) Von diesem Ort lag Hizmeh S. 30" W . £ M. der Conscription verlassen.

Es stand jetzt wegen

4 ) Compassrichtungen um 3 Uhr 15 Minuten: 'Almit200". Hizmeh 245". Tuleil el-Fül 248".

378

VII. Abschnitt. Voll Jerusalem nach Beisän.

niedrigen Teil gelegen, in den Wady Suweinit hinunter sab. Dieser letztre vereinigt sich weiter unten mit Wady Fdrah. Die Ruinen sind die eines gewöhnlichen Dorfes, mit einer Cisterne in der Mitte. Von einer Mauer ist kein Anschein d a , noch von gehauenen Stein e n ; mit Ausnahme einiger weniger von geringer Grösse, die um die Cisterne herum umher liegen, und frUher zu einem Bogen gehört haben mUssen. Weder Name, noch Charakter der Trümmer deutet auf irgend hohes Alterthum.') Wir hörten hier noch von ähnlichen Ruinen weiter unten, wo die beiden Wadys sich vereinigten, die Kula'at Tuweiy genannt wurden. Wir schlugen nun den Weg nach Jeba' ein, N. 65° W . , und Uberstiegen einen Rücken von beträchtlicher Höhe, dessen Grat wir 1 0 Minuten vor 4 Uhr erreicht hatten. 2 ) Die Felder lagen wohlgepfiügt und grün um uns her; allein das Getraide stand viel dünner, als das was wir in Galiläa gesehen. Wir kamen um ein Viertel auf 5 Uhr nach Jcba'. Dies ist das alte Geba, das mehrmals in der Schrift, als an der nördlichen Gränze des Königreichs Judäa gelegen, vorkommt. 3 ) Nachdem wir 1 0 Minuten angehalten, zogen wir weiter nach Mükhm&s, indem wir uns unmittelbar einen sehr steilen rohen Pfad hinunter in den tiefen Wady es-Suweinit begaben. Der Weg war so jäh, und die Felsenstufen so hoch, dass wir absteigen mussten, während die Packthiere nur mit grosser Schwierigkeit weiter kamen. Der Boden des grossen Wady ist hier breit und uneben; ') Wir waren nach diesem Ort gekommen, weil wegen des Namens (den Krafft Med i n e t C hai schreibt) kürzlich versucht worden ist, ihn mit der Lage des alten A i zu identificiren. Allein es findet zwischen diesen Namen keine Verwandtschaft statt; denn Ai enthält den zähen Buchstaben 'Ain, den der andre nicht hat. Der letztre ist auch eine regelmässige Pluralform, und bedeutet S c h l a n g e n . Ferner war Ai nahe an Bethel und yon dort leicht zugänglich. Dieser Ort aber ist wenigstens beinahe drei Stunden weit von Bethel entfernt, und der tiefe und höchst unwegsamo Wady es-Suweinit liegt dazwischen. Es giebt hier durchaus kein Thal auf der Westseite, ausser die niedrige offne Ebene, über die wir gekommen waren. S. Krafft, Topogr. Jerus. p. IX. Bitter, Erdk. XVI. 1. p. 527 sq.— Compassrichtungen von Kh. el-Haiyeh: 'Almit 223". Hizmeh 251°. Teil el-Fü! 251". Taiyibeh 8". ') Compassrichtungen um 3 Uhr 50 Hinuten auf einer Höhe: Kh. elHaiyeh S. 65° 0. Jeba* N. 65" W. Hizmeh S. 55° W. 3 ) lieber Jeba' (Geba) und unsern 'frühern Besuch daselbst s. Palästina II. p. 325 sq.

Jota'.

Mükhmiis.

379

das Hauptbette kommt zwischen Bethel und Blreh herunter. Hier, w o wir quer darüber weg gingen, traten von Südwest und Nordwest mehrere Seiten-Wadys herein. Die Rücken zwischen denselben laufen in hoheq, in den grossen Wady vorspringenden Spitzen ab. Die östlichsten dieser Klippen an jeder Seite waren wahrscheinlich die Aussenposten der beiden Garnisonen von Israel u n d den Philistern. Der Weg läuft um die Ostseite des südlichen Hügels, den Posten Israels, herum und dreht sich dann herauf über den westlichen Theil des nördlichen Hügels, wo der Posten der Philister und die Scene von Jonathans Abentheuer war. Es fiel u n s jetzt selbst mehr als das vorige Mal auf, welche steile Wände diese Hügel haben, und wie geeignet sie für die Umstände der Erzählung sind. Es sind vereinzelt im Thale stehende Hügel; ausser dass die niedern Rücken, an deren Ende sie sich erheben, sie mit dem hohen Bodenland auf jeder Seite verbinden.') Nachdem wir Uber den westlichen Theil des nördlichen Hügels geritten waren, führte der Pfad wieder in den Seiten-Wady binab, der hier herein kommt, und windet sich dann ostwärts herum nach dem Dorfe hinauf. Wir erreichten MiikhmAs 10 Minuten nach 5 Uhr, und schlugen unser Zelt in den Feldern in Nordosten des Dorfes auf. Der Tag war ausserordentlich heiss und schwül gewesen; das Thermometer war am Nachmittag zu 95°Fahrenh. gestiegen; hier am Abend um 7 Uhr stand es noch auf 83°. Oestlich von Mukhmds und an der Nordseite des Wady esSuweinit giebt es zwei Ruinen. Eine davon lag uns nahe vor Augen auf einem hohen, runden Teil, der Kubbeh heisst;*) die andre, weiter unten, ward Duweir genannt. D i e n s t a g , d e n 1 1 . Mai. Die Richtung, welche wir gestern genommen, war auf den Besuch gewisser Localitäten berechnet, die einer genauem Untersuchung zu bedürfen schienen. Unsre heutige Absiebt war, das Land weiter nördlich zu besichtigen, uns aber so nahe als möglich am Bergrand des Jordanthaies zu halten, und nachher unsern Weg nach NAblus zu finden. Wir brachen 5 Minuten nach 6 Uhr mit einem Führer nach Rümm6n auf, und ritten zuerst den flachen Wady im Osten von ') 1 Sam. 14, 4 sq. Palästina H. p. 327. ') Dies K u b b e h ist ohne Zweifel das Gobah Kraffts, das er an die andre Seite des Thals setzt, wo dieses sich mit dem Wady F&rah vereinigt; wo aber wir von einer Ortslage Namens Kula'at Tuweiy hörten. Er betrachtet es auch als das alte Gibeah von Benjamin. Topogr. Jerus. p. IX. Bitter, Erdk. XVI. 1. p. 528.

380

VII. Abschnitt.

Von Jerusalem nach Beisän.

MükhmAs hinauf; von dem obern Ende desselben nahmen wir dann eine Richtung N. 5 0 ° 0 . Um ein Viertel auf 7 Uhr erschienen auf einem Hügel u n s zur Rechten, der Teil 'Askar hicss, einige Ruinen. Unser W e g ging über kleine Ebenen und Becken von Thälern hinweg, welche letztre südöstlich nach dem Suweinit liefen. Um drei Viertel auf 7 Uhr gingen wir quer Uber den Weg, auf dem wir vor Zeiten von Jericho nach Deir Duwan gereist waren; die Ruinen von Abu Sübbilh, die uns zur Linken liegen mussteu, w u r den u n s nicht sichtbar. Sie werden so von einer Familie genannt, die eine Zeit lang darin lebte; ihr eigentlicher Name aber ist Kefr N d t a . ' ) Von diesem Punkte liegt Rümmön grade nördlich. Wir sahen hier zum ersten Male auf unsrer jetzigen Reise Ileerden von Schafen u n d Ziegen unter einander gemischt; auf unsrer frühern Reise sahen wir dies oft. Hier fanden wir auch Alraunen, u n d R e b h ü h n e r waren häufig. Viele Getraidefelder lagen um uns h e r . Nun ritten wir ganz allmählig ein Seitenthal hinunter u n d kamen um ein Viertel auf 8 Uhr auf den Grund des grossen Wady el-'Asas grade unter Rümmön. Weiter unten wird er Wady es-Sik genannt, u n d nachher Wady en-Na'imeh. Auf einem Umwege ging es nun wieder hinauf; erst steil h i n a n , dann einen leisen Abhang durch Waizenfelder hinauf, zuletzt noch steiler als zuvor nach R ü m m ö n , das wir 5 Minuten vor 8 Uhr erreichten. Es liegt hoch auf einem felsigen Teil mit einem tiefen Thale auf der Nordseite, das südöstlich in das noch tiefere 'Asas läuft. Der Ort hat ein altes Ansehen. Im nordöstlichen Theile ist ein tiefer Teich in den Felsen eingeschnitten. Es scheint keinem Zweifel unterworfen, dass dies der Fels R i m m o n ist, wo der Ueberrest der Denjamiten Zuflucht nahm. *) E s befanden sich mehrere Officiere hier, ein neues Häuserund Eigenthumsverzeichniss aufzunehmen. Es ward erzählt, dass sie Bestechungen bis zum Belauf von 2 , 0 0 0 Piaster allein im Distrikt Beni Sälim erhalten. Um 8 Uhr setzten wir unsern Stab weiter nach Taiyibeh, das N. 1° 0 . lag. Wiederum führte der Pfad uns über kleine Ebenen u n d Anfänge von südostwärts laufenden Thälern. Diese Gegend hat mehr guten Boden, als man in einem solchen Felsland vermuthen sollte. Aber weder Bäume, noch Büsche sind zu sehen. Um 8 Uhr 4 0 Minuten waren wir am Fusse des hohen Teil, auf •) Palästina II. p. 5C1. ') Rieht. 20,45.47. S. mehr in Palästina II. p. 325.

Rimmon.

Deir Jerüf.

381

welchem Taiyibeh liegt. Hier ist der Anfang eines Thaies, das Wady Rubeiyeh heisst und im Osten von Rümmön S. 1 0 ° 0 . nach dem 'Asas hinabläuft. Anstatt nach dem Flecken hinauf zu gehen, wendeten wir u n s links und ritten am Fusse des Teil weg, und so längs seiner Westseite, die vom Wady Küsls aufsteigt; dieser letztre erstreckt sich bis zum 'Asas, Deir DuwAn g e g e n ü b e r . ' ) So kamen wir herum nach dem Seitenabhang des Beckens im Norden Taiyibehs, und erreichten um 9 Uhr Deir J e r ü r , von wo Taiyibeh S. 5 0 O . lag. Deir J e r ü r ist ein Dorf von einiger Ausdehnung und liegt gegen Süden auf einer sich zwischen zwei Wadys drängenden Spitze, die sich hier vereinigen und den Wady Habis bilden, der nach dem Ghür zwischen DCtk u n d 'Aujeh hinunter läuft. Wir suchten hier einen Führer zu bekommen, waren aber nach beträchtlichem Aufenthalt genöthigt ohne einen abzureisen. W i r betraten nun eine Gegend, durch die noch selten Jemand gedrungen war, und die vergleichungsweise noch eine leere Stelle auf den Karten ausmacht. Wir verliessen Deir Jerür um ein Viertel auf 1 0 Uhr, folgten dem W a d y , der von Norden kommt, hinauf, und kamen nach 1 0 Minuten an eine Cisterne, an welcher Weiber wuschen. Wir brauchten Wasser f ü r unsre Thiere; erst wollten sie u n s glauben machen, es sei keins darin, liessen uns nachher aber doch welches heraufziehen. Wir hielten u n s 1 0 Minuten hier auf. W i r hätten nun den östlichen HügelrUcken hinauf auf den Weg nach Kefr Mälik gehen sollen; aber ohne F ü h r e r , wie wir waren, blieben wir im Thale bis um 1 0 Uhr, *) als einige Knaben, welche Ziegen hüteten, u n s zurecht wiesen, worauf wir den Hllgel auf einem schwierigem Pfade erstiegen, und 1 0 Minuten nach 1 0 Uhr auf den rechten Weg gelangten. Dieser liegt längs dem Kamme eines, wie wir nun erkannten, hohen Rückens, des höchsten Bodens in der That, über den wir noch gekommen waren. 3 ) Kürn Sürtabeh lag in Nordosten unter u n s ; und vor u n s lag eine sehr tiefe, zerrissene Schlucht, die hinab nach dem Gh6r lief. Unsre Richtung war jetzt N. 5 5 ° 0 . Bald fing es an s e h r steil bergab zu gehen. Um drei Viertel auf 1 1 Uhr kamen wir nach Kefr Mdlik, einem Dorf von einigem Umfang, das auf einem Bergrücken liegt; ') Palästina II. p. 331. — Ueber unsern frühern Besuch Taiyibehs s. ebend. p. 332. '} Compassrichtungen um 10 Uhr: Deir Jerür S. 35° O. Taiyibeh 167". 3 ) Compassrichtungen um 10 Uhr 10 Min. von der Höhe des Bückens: Barn Sürtabeh 55". el-Mughaiyir 54°.

382

VÜ. Abschnitt. Von Jerusalem nach Beisän.

dieser letztre streckt sich in Nordosten zwischen zwei in den tiefen Wady Mühämy hinablaufende Thäler hinein. Von diesem Punkte war Khirbet Jeradeh sichtbar, wie es in einer Entfernung von etwas mehr als einer halben Stunde und beinahe im Norden auf einem Teil im Thale lag; etwas weiter, hinter einem Hügel, sollte die Ebene von Turmus 'Aya liegen. ') Die Richtung von Sämieh ward uns ungefähr östlich angegeben. Oberhalb desselben sollten die Ruinen eines Castells liegen, das elMerjemeh genannt wurde. 1 ) Wir ruhten in Kefr MAlik aus und nahmen dort unser Mittagsfrühstück ein. Um halb 1 Uhr brachen wir von neuem auf und zwar mit einem Führer nach Daumeh. Steil und langsam ging es in das westliche Thal hinab, und dann dasselbe in nordöstlicher Richtung hinunter, bis wir 5 Minuten vor 1 Uhr an die Mündung des Wady Hilmar kamen, der auf der Südseite von Khirbet Jeradeh herunterkam. *) Die Hügel oder, wie ich vielmehr sagen sollte, Berge rings herum waren felsig und nackt, ausser wo gelegentlich zwischen die Felssteine Oelbäume gepflanzt waren. Fünf Minuten später wendeten wir uns den Wady Shära nordwestlich hinauf, und folgten später einem Zweige desselben nordöstlich. Der grosse Wady, der durch die Vereinigung dieser und noch andrer Thäler gebildet wird, beisst hier el-Mühämy, und weiter unten Wady es-Sämieh. Um halb 2 Uhr, nahe der Stelle, wo ein Seitenthal ablief, standen auf einem Hügel dicht an unsrer Linken die Ruinen von Sl'a. Fünf Minuten später kamen wir auf einem hohen Bergrücken herum und sahen auf der Ostseite in ein tiefes, südlich laufendes Thal hinein. Durch dieses Thal hinunter konnten wir, etwa eine Stunde von uns entfernt, die Lage Sämiehs im Hauptthale wahrnehmen; seine reiche Ebene war mit Zwiebelfeldern bedeckt und von seinen Quellen bewässert. Sämieh war jetzt eine Ruine. Sein Castell war von hier nicht sichtbar. Unterhalb des Dorfes dreht sich der Wady nach Osten, und senkt sich als Wady 'Aujeh, der nördlich nächste vom Wady NuwA'imeh, nach der Ebene. In einiger Entfernung hinter Sämieh liegt ein hoher kegelförmiger Berg, der den Namen Nejemeh führt. 4 ) ') Palästina II. p. 303. *) Compassrichtungen zu Kefr Mälik: Abu el-'Auf 335". Khirbet Jeradeh 355", 1J M. el-Mughaiyir 53". ») Hier lag Khirbet Jeradeh N. 10" W. { M. *) Compassrichtungen um 1 Uhr 35 Min.: Khirbet Jeradeh S. 85° W. es-Sämieh S. 25"O. 24 M. Nejemeh S. 25® O. — Dies es-Sämieh ist wahr-

Kefir MÄlik. Sämieh.

S83

Zehn Minuten später ging es ein wenig abwärts nach dem östlichen Theile einer schönen, meist von Waizen bedeckten Ebene, die sich wohl eine Stunde weit von Osten nach Westen ausdehnte, und etwas .minder als halb so breit war. Dem Anschein nach wird sie nach Südosten durch das oben beschriebene Thal entwässert. Um 2 Uhr sahen wir gegen Norden, nicht viel über eine Viertelstunde von u n s , auf dem Gipfel der Hügel eine alte Ruine, die Külasön genannt ward. Wir erhoben uns nun nach und nach von der Ebene an der nordöstlichen Ecke derselben durch eine andre enge Ebene und kamen ein Viertel auf 3 Uhr nach Mughaiyir, einem ansehnlichen, von gehauenen Steinen gebauten Dorfe. Die Leute waren höflich genug und bereit, unsere Fragen zu beantworten. ') Um halb 3 Uhr waren wir wiederum unterwegs, und zwar ging es beträchtlich hinab in eine gar schöne Ebene, wo uns unser Weg durch ausgedehnte Waizenfelder führte in einer Dichtung ungefähr N.N.O. Die Saat aber stand viel weniger reich, als die wir weiter im Norden gesehen, besonders in Galiläa, und diese Bemerkung war auf ganz Judäa anwendbar. Die Ebene lag lang und schmal von Südwest nach Nordost, und da unsre Richtung schräg durchlief, so erhoben wir uns nach einiger Zeit zu einer höhern, steinigen Ebene links, eine Art Terrasse, die nach Westen hin von schroffen Bergen eingefasst war. Hier Uberschritten wir eine Schlucht, die aus diesen Bergen kam, und Wady Reshshäsh heisst. Sie läuft östlich durch eine tiefe enge Schlucht nach dem Gbör, wo sie mit Wady Füsäil zusammenfällt. Die anmuthige, oben erwähnte Ebene entwässert sich in dieselbe, und wir konnten wahrnehmen, dass der Anbau eine Strecke weit den Berg hinunter fortdauerte. Wir geriethen hier auf einen unrechten Pfad und zogen eine Zeit lang umher, wobei wir 15 Minuten verloren. Zwanzig Minuten nach schein lieh der Ort, den Dr. Barth, der im Februar 1847 von Jericho nach Näblus ging, Ssamireh nennt; Kitter XV. 1. p. 405. Allein es ist nicht der nämliche mit Sumrah, von dem wir in Jericho hörten; dies ist eine Bnine im Ghör ungefähr drei Viertelstunden nördlich von 'Ain es-Sultän. Mein Gefährte hatte sie im Jahre 1844 besucht. Der Name es- Silmieh steht in nnsern frühern Verzeichnissen; Palästina II. p. 554. III. p. 875. Ritter L c. p. 465 sq. — Barth scheint auch von einem Schlosse zu sprechen, das Nejemeh heisst; ebend. p. 464. ') Compassrichtungen zu Mughaiyir: Külasön 321°. el-Mejdel 6°. — Dies scheint das aus gehauenen Steinen gebaut« Mreir Barths zu sein; Bitter XV. 1. p. 467. Der Ort steht in unsern frühem Verzeichnissen; PalSst. H. p. 873.

384

VII. Abschnitt.

Von Jerusalem nach Beis&n.

8 Uhr gingen wir Uber einen andren Wady w e g , der ein Zweig des ersterwähnten von Nordwesten war. Eine Ruine stand auf seiner hohen westlichen Wand, ungefähr 6 0 0 Schritt weit von uns. Diese Ruine hiess Merdjim. Indem wir nun einem ilachen Seitenwady nordöstlich hinauf folgten, kamen wir auf dem Rücken heraus, der den Scheitel des Berges oder vielleicht besser des hohen Tafellandes bildet, welches das Ghör überschaut, und erreichten um halb 4 Uhr das Dorf Daumeh. Dies ist eine alte Ortschaft u n d passt zu dem alten E d u m i a oder E d o m i a des Eusebius und Hieronymus, dessen Lage sie als zwölf römische Meilen östlich von Neapolis angeben, und irrigerweise dem Stamme Benjamin z u s c h r e i b e n . ' ) Rings um das Dorf her finden sich alte Gräber. Es hat auch eine Quelle, die wir zwar nicht besuchten, aber nach noch einem Tage drückender Hitze, während welchem wir kein a n d r e s als Cisternenwasser gehabt, froh genug waren ihr Wasser trinken zu können. Ich finde nicht, dass dies Dorf je von einem Reisenden besucht worden wäre. Fünf Minuten östlich vom Dorfe ist eine höhere Stelle, die über diesen Theil des Ghör und nach Kürn Sürtabeh eine ungehinderte Aussicht bietet. Diesem Punkte gegenüber tritt eine breite Bucht vom Ghör zwischen Kürn Sürtabeh in Norden u n d einem n i e d r e m Vorsprung, der Müskürah h e i s s t , im Süden heraus. In dieser Bucht liegt Füsdil, das alte Phasaelis, und die vorspringende Bergspitze Müskürah trennt es von der kleineren Bucht von 'Aujeh im Süden.*) E s war ein Sirocconebel in der Atmosphäre, so dass wir die verschiedenen Gegenstände nicht mit vollkommener Deutlichkeit sehen konnten; aber wir konnten die Umrisse der grössern Bucht unten w a h r n e h m e n , wie sie sich in die Berge hinein zog, obwohl Füsäil selbst dicht unter u n s vom Berge, auf der wir stand e n , nicht zu sehen w a r . 3 ) Der Lauf des Jordan war im allgemeinen erkennbar, doch die Bergreihe jenseits war n u r schwach zu sehen. Der lange hohe Fclsrücken Sürtabeh lag u n s zur Linken gegenüber, wie er jenseits der Bucht, von Nordwesten sich nach

') Onomast. Art. Edomia. ') Die Ebene 'Aujeh ist auf eben dieselbe Weise Ton dem Landstrich des Wady Nuwä'imeh weiter in Süden durch eine andere niedrige vorstehende Spitze getrennt. Diese heisst 'Esh el-Ghüräb. E. Smith, Ms. Jouro. 17. Apr. 1844. 3 ) Die Lage von Füsäil ward von Dr. Smith im April 1844 besucht. Es finden sich dort noch Grundwerke von Häusern und Mauern, vielleicht Gartenmauern, und Ueberrcste von Wasserleitungen. Ms. Journ.

Daumeli.

385

Kürn Sürtabeh.

S ü d w e s t e n h i n u n t e r u n d weit in das G h ö r hinein erstreckte. das Ende

und a u f seinem

höchsten

Theile

ist das Horn

n i c h t ungleich an Gestalt dem e i n e s R h i n o c e r o s .

Gegen (Kürn),

Darüber hinweg

fällt d e r B e r g in einer breiten S c h u l t e r ab, von der ein niedriger, felsiger Rücken

fast bis

zum J o r d a n

reicht.

In der That

ist das

J o r d a n t h a l h i e r in s e i n e engsten Gränzen g e d r ä n g t ; und von Kürn S ü r t a b e h kann m a n s a g e n , obere

und untere Ghör,

letztere

fruchtbar und

scheint

an

flacher

dieser

Berge

das e r s t e r e

auch h ö h e r als

vom F u s s

des

durchzustrecken

Sürtabeh

Diese

wüst,

das

Das Thal

er-

sich

ein

q u e r nach

dem

der

der Jordan

ist der B o d e n

durch

durch e i n

mit k a h l e n , kalkigen

bilden Höhlen

das

indem

Wo

findet,

von tiefen S c h l u c h t e n

t e n w ä n d e n aufgerissen.

unten,

scheint.

d i e s e s höhere L a n d seinen W e g g a n z e s Labyrinth

ist meist

in vielen Theilen angebaut.

Stelle

HügelrUcken

östlichen

dass es das Ghör in zwei T h e i l e ,

titeilt;

und Hügel

Sei-

der v e r -

s c h i e d e n s t e n Gestaltung und bieten einen gar wilden wüsten Anblick dar.1)

Diese wilden Hügel konnten wir jetzt s e h e n ,

so wie auch

d e n L a u f des J o r d a n s durch dieselben. Die tiefe Kluft, welche wir gewahr g e w o r d e n , ehe wir Daumeh e r r e i c h t e n , und eine andre, die j e t z t nördlich von u n s l a g , unten zusammen, Namen Fusse

und n e h m e n ,

Wady F ü s ä i l

an.

des B e r g r ü c k e n s

laufen

wo sie diesen Ort b e r ü h r e n ,

Noch

weiter

Sürtabeh

nördlich

und

Wady

Ahmar

kommt

längs

den dem

herunter,

d e s s e n eines Haupt bei 'Akrabeh ist und das andre in der kleinen E b e n e in Osten

von Nablus.

E s soll in

e h e dieser den J o r d a n erreicht. * ) der

von 'Ain F u s ä i l

von Daumeli

bewässert

unil Mejdel

wir s t a n d e n , w a r

wird,

angebaut. —

nicht s e h r

den Wady Füsäil

Der B o d e n s l r i c h wird

von

Die

hohe

in

den

Einwohnern

Stelle,

viel niedriger als die

fallen,

der B u c h t , auf

der

Wasserscheide

zu 'Akrabeh, und die B e r g m a s s e n , die sich s o in ungeheuern

Ab-

fällen nach dem Ghör h i n u n t e r wälzen, b o t e n eiue prachtvolle A n sicht dar.

Selbst Sürtabeh

auf dein wir

jetzt

standen,

Näblus nicht sichtbar.

ist kaum

höher

und daher

in

als der

Bergscheitel,

der Nachbarschaft

von

Das W e s t e n d e s e i n e s R ü c k e n s ist am h ö c h -

sten, vielleicht h ö h e r als das Horn s e l b e r .

E r bricht so mit einem

Male nach der W e s t s e i t e hinunter, dass der R ü c k e n als ein einzeln stehender,

n u r in geringem Masse mit der h o h e n westlichen

Ge-

') Diese Beschreibung ist aus dem handschriftlichen Journale Dr. Smiths genommen, der im April 1844 das Ghör hinauf von Jericho bis nach Wady Fftri'a reiste. ') E . Smith, Ms. Journ. 17. Apr. 1844. Robinson, Eibl. Forschungen.

25

386

VII. Abschnitt.

Von Jerusalem nach Beisfin.

gend verbundener Berg erscheint. Wie wir ihn nachher mehr in der Richtung seiner Länge sahen, so schien es, als wären hier eine ganze Masse nackter, zackiger RUcken zusammen geworfen und durch ein einziges durch das Ganze laufende Rückgrat zusammen gehalten. Die Leute hier und auch an andern Orten sprachen von Biuinen, die irgendwo auf Sürtabeh liegen sollten, und von einem Wasserbehältniss, zu dem früher eine Wasserleitung von NAblus gegangen sei. Ich besichtigte den Gipfel lange und sorgfältig durch einen von Plössl's F e l d s t e c h e r n ; konnte aber, namentlich nicht auf dem Horn, irgend etwas entdecken, was einer Ruine ähnlich sah. Die Entfernung konnte, in einer Luftlinie gemessen, kaum mehr als zwei oder drittchalb englische Meilen betragen.') — Sürtabeh wird im Talmud als die Station nächst dem Oelberge erwähnt, wo Signalfackeln angezündet und geschwenkt wurden, die Erscheinung des Neumondes zu verkündigen.®) Der allgemeine Lauf des Jordan oder vielmehr der seines grünen bewachsenen Randes, wie wir ihn von diesem Punkte wahrnehmen konnten, könnte kaum gewunden genannt werden; vielmehr erscheint er ziemlich grade. Die vielen Windungen des Flusses demnach, wie sie in Lieutnant Lynchs Karte niedergelegt sind, scheinen mehr die des eigentlichen Flussbettes zu sein, längs des niedrigsten Alluvialthales und zwischen den Bäumen, als die des niedrigen Thaies selber. Auf unserer vorigen Reise halten wir das Ghör bei Jericho besucht und dort die Compasslage von Küm Sürtabeh, von Notden gesehen, aufgenommen. Jetzt halten wir den Berg ganz nahe und sahen das grosse Thal hinunter. Dies machte meine Ansicht des unteren Ghörs vollständig, während mein Gefährte es durchreist hatte. s ) M i t t w o c h , d e n 1 2 . Mai. Wir wurdeil diesen Morgen beinahe eine Stunde aufgehalten, indem wir einen Führer zu finden ') Schultz liürtc auch von Ruinen auf Sürtabeh, und glaubte sie mit seinem Telescop zu sehen; Ritter XV. 1. p.453. ') Talmud. NSwIO, Rosch Haschana c. 2. Reland, Palaestina p. 34G. Ritter ib. p. 454. 3 ) Compassriclitungen 5 Minuten östlich von Daumeh: el-Mugliaiyir 208°. Mejdel 353". Jib'it 191". Küm Sürtabeh 68". FüsAil ungefähr 99°. Standpunkt Dr. Smiths 97°. — Der Standpunkt Dr. Smiths im Jahre 1644 war eine halbe Stunde östlich (87°) von Füsäil auf dem HügelrüCktn, der von Sürtabeh ausläuft.

Kürn Sürtabfeb. Wünschten.

387

Mejdel.

Endfich 5 Minuten vor 7 Uhr brachten wir ohne einen

solchen' nach' Mejdel auf.

Unser Weg lag durch eine andre enge

Ebene

die sich nach dem südlichen Schlund

voll Waizenfelder,

durch das Thal, durch welches wir gestern nach Daumeh kamen, entwässerte.

Wir hätten die Ebene

kaum hinter u n s , als wir an

den Rand einer tiefen engen Schlucht kamen, die ganz unwegsam und undurchdringlich schiert.

Sie heisst Wady Bursheh oder auch

Wady NAsir und bricht sich nach dem Dorfe FüsAil durch, wo sie sich mit der südlichen wird.

Schlucht vereinigt und zum Wady Füs&it

Sie war hier sehr tief mit abschüssig jähen Wänden und

s i c h steil senkenden) Grunde.

Indem wir nun westwärts auf einem

längs der jähen südwestlichen Thalwand führenden Pfad hinritten, waren wir 2 0 Minuten nach 7 Uhr mit dem Thalbett auf gleichem Boden,

grade an einer Stelle,

wo dieses mit einem Male gegen

1 0 0 Fuss oder mehr noöh hinunter bricht;

wir aber stiegen an

der andern Seite wieder hinauf und erreichten Mejdel um 5 Minuten nhch halb 8 Uhr. Auch dieser Ort liegt auf dem hohen Bergscheitel, GhAr

überschaut.

E r ist höher

nähere Ansicht des Thdles unten.

als Daumeh

und

der das

gewährt

E s ist vielleicht

Pfonkf, von dem m a n Kürn Surtabeh übersehen kann.

Die Haupt-

züge der Landschaft aber sind die nämlichen, wie in Daumeh. Atmosphäre war noch immer verschleiert,

eine

der nächste Die

so dass wir nichts so

deutlich sahen, als wir gewünscht h ä t t e n . ' ) Mejdel hat das Ansehen eines alten Ortes;

es sind Aushöh-

lungen zu Gräbern hier und viele in den Felsen gehauene Cisternen. Sehr wahrscheinlich

ist dies das Magdal-senna

des Eusebius und

Hieronymus, das sie an die Gränzc von Judäa setzen, sieben Meilen nördlich von Jericho.

Name und Lage passen,

und in einem so

wenig besuchten Lande kann die Bestimmung der Entfernung leicht zu gering ausfallen.*) ') Compassrichtungen zu Mejdel: 'Akrabch ungefähr 332". Yänün N. 'Ain TArta 28°. E. Smithsfe'tandpuflktim Ghor 114". •) Onomast. Art. Senila. Reland, Palaest. p. 884. — Das Griechische des Eusebius ist jetzt Mtyäkr) Z(vvttt statt Mäyittl Z(vvct, wie bei Hieronymus. Letzterer nennt es „terminus Judac", wofür wir ohne Zweifel le4eri müssen „terminus Judaeae", wie es in Bezug auf 'Akrabeli steht. Eben so steht jetzt im Text von Eusebius OQIOV TRJ( 'fdov/UAFAC, offenbar für rijf 'fovJatJa(i wie er ebenfalls im falle von 'Akrabeh schreibt; Onomast. Art. A o r a b i . Das Factum, dass sowohl Acrabi als Magdal-senna in dieser Gegend an der nördlichen Grfinze Judäa's lagen, zeigt, wie nahe sie an einander waren, und zeugt entscheidend für das jetzige Mejdel. 25*

388'

VII. Abschnitt.

Von Jerusalem nach Beis&n.

Unter den Orten, die wir von Mejdel s e h e n konnten, war 'Ain Tina N. 2 3 ° 0 . E s ist nicht unwahrscheinlich, dass dies das alte Thanath oder Thenath des Eusebius u n d Hieronymus ist, das als zehn römische Meilen östlich von Neapolis, auf dem Wege nach dem Jordan liegend, angegeben w i r d . ' ) Ich habe die Entfernung dieses Orts von Mejdel nicht notirt; auch sahen wir es nicht wieder. Es ist kein genügender Grund v o r h a n d e n , es f ü r das Taanath-shiloh der Schrift zu halten, wie von Einigen angenommen wird. 8 ) In Mejdel fanden wir einen F ü h r e r . W i r verliessen diesen Ort 1 0 Minuten vor 8 U h r , um nach 'Akrabeh zu gehen. Unsre Richtung war ungefähr N. gen W. E r s t senkte sich der W e g ein wenig u n d ging dann über eine andre, nicht grosse Ebene hinweg, die mit Waizen bedeckt war. Es überraschte uns hier, in diesem ungeheuern Abfall der Berge so viel gutes Land zu finden, und so viele schöne pflügbare Ebenen, wenn auch von geringer Grösse. Wir wendeten uns demnächst um die Seite eines niedrigen Hügels links, und gelangten um ein Viertel auf 9 Uhr auf ein offenes unebenes L a n d , das sich von S.O. nach N . W . , an beiden Seiten höhere Hügel, ausdehnte. Auf den südlichen Hügeln konnte man das Dorf Jürish s e h e n , während mehr im Westen Ausarln l a g . ' ) Unser Cours war Uber dies Stück Land weg. Zwanzig Minuten vor 9 Uhr sahen wir in weiter Ferne den hohen Wely von Sheikh Salmfm el-Färisy, mit dem wir auf u n s r e m Wege von Näblus nach Hableh bekannt geworden w a r e n . 4 ) Um 9 Uhr traten wir in das breite, wiesenhaflte Thal von 'Akrabeh 5 ) u n d erreichten diesen Ort nach einer Viertelstunde. 'Akrabeh ist ein Ort von beträchtlicher Grösse u n d Wichtigkeit. Es hat eine Moschee mit einem regelmässigen D o m , und ist jetzt wie \ o r Alters der Hauptflcckcn des Distrikts. Seine Lage ist

') Onomast. Art. T h e n a t h . So auch l'tolcmacus Grjva; Itcland, Palaest. p. 461,1032, 1034. Schultz i n t sich daher, wenn er dies Thana nahe an Beit Förik setzt; Zeitschr. der morgenl. Ges. III. p. 48. ') So Bonfrcre, Onomast. Art. T h e n a t h . Auch Gross in Zeitschr. d. morgenl. Ges. III. p. 55. ') Compassrichtungen um 8 Uhr 15 Min.: Jürish 286". Ausarin 311". 'Akrabeh 344". Eine Kuine 292", £ M. 4 ) Um 8 Uhr 40 Minuten war die Lago von Sheikh SalmSn el-Ffirisy 30C". S. oben p. 175. ') Compassrichtungen um 9 Uhr: Jürish 233°. Ausarin 281°. 'Akrabeh 328", i M. Kürn Silrtftbch 106".

Mejdel.

'Akrabeh, Acrabi.

389

6chön. E s liegt an dem untern Abhänge des nördlichen Berges, und Ubersieht den fruchtbaren Streifen ebenen Landes im Süden, der hier wie in M b l u s die wirkliche Wasserscheide zwischen zwei Thälern ist, welche in entgegengesetzten Richtungen laufen. Das eine, das Wady JenAb heisst, läuft westwärts an Kübalän vorbei und sUdlich der Mükhna, und senkt sich zu der westlichen Ebene im Norden von Mejdel YAba als Wady Rib.lh h i n a b . ' ) Das andre ist eins von den Häuptern des Wady Ahmar. Es lallt reissend schnell längs dem südlichen Fusse des Sürtabeh nach dein Ghör ab. In dem Flecken sahen wir mehrere Säulencapitäler h e r u m liegen. Ein altes Reservoir war gegen den Abhang gebaut, unten von ganz ansehnlicher Höhe. Die Mauern desselben sind von rohen Steinen aufgebaut. Es ist ganz zerfallen. Es ist keine Frage, dass dies das A c r a b i des Eusebius und Hieronymus ist, das neun römische Meilen östlich von Neapolis auf dem Wege nach dem Jordan und Jericho im Distrikte A c r a b a t e n c lag.*) Vom Orte selbst ist weiter nichts bekannt; allein die Toparchie, der er den Namen gab, wird öfters e r w ä h n t . ' ) Sie war die östlichste der vier Toparchien, die hier neben einander zwischen dem Jordan und dem Mittelmeere lagen. 4 ) Wie weit sie sich sUdlich erstreckte, kann nicht genau bestimmt werden. Die Gegend führte den Namen Acrabatene mindestens noch immer zur Zeit des Hieronymus im 4. J a h r h u n d e r t ; allein weder dieser Name, noch der der Hauptortschaft scheint nach dieser Zeit irgendwo erwähnt zu w e r d e n , bis zu unserm jetzigen Jahrhundert. W i r hörten von 'Akrabeh auf unsrer vorigen R e i s e , 5 ) wie Andere vor u n s ; allein besucht ward es zuerst %on E. G. Schultz im Jahre 1847.6)

') S. oben p. 182, auch Palastina III p. 308. •) Onomast. Art. A o r a b i ^AxQaßßtlv): „Est autem et vicus hueusque grandis uovem miliLus ä Neapoli contra orientem descendentibus ad Jordanem et Hierico, per eam quae appellatur Acrabitene". 3 ) A c r a b a t t a oder A c r a b a t e n e , Joseph. B. J. 3, 3. 5; auch ebend. 2, 12. 4; 2, 20. 4; 2, 22. 2 ; 3, 3. 4. — Plinius H. N. 5, 15. Bei Euseb. «nd Hieron. Onom. Art. E d o m i a , J a n o n , S e l o . *) S. oben p. 184. '') Palästina II. p. 323. Als 0 . von Richter nordwärts auf der grossen Strasse reiste, lag Akrabi zw seiner Rechten; allein gesehen kann er es nicht haben; Wallfahrten p. 55. Auch Scholz hat den Namen, p. 267. Irby und Mangles hörten auf ihrem Wege vom Jordan nach Näblus von einem Dorfe „Agrarba", das vielleicht Akrabeh war; p. 327. [100.] e ) Zeitschr. der morgenl. Ges. III. p. 47. Bitter XV. 1. p.456.

390

VII. Ahechniü.

Von Jerusalem n&ch BoieAn.

Wir schickten nun unsre Maulthiere auf dem graden Wege von 'Akrabch nach Näblus voran, während wir seihst einen Umweg nach Norden Uber YAnün einschlugen. Fünfundzwanzig Minuten nach 9 Uhr brachen wir auf und ritten auf einem Wege, der längs dem Abhänge des Hügels ungefähr auf gleicher Höhe mit dem Dorfe nach Osten führte, weiter, flieser brachte uns nach 1uina mit einem Baume, 170°, 1J M.

26*

404

VTI. Abschbitt.

Von Jerusalem nach Beisän.

herunterkommen, als sollte er dem Wady Mälih begegnen; allein er wendet sich rechts und vereint sich wahrscheinlich dem letztern weiter unten. — Das Castell war blos von massiger Grösse und liegt jetzt vollständig in Ruinen. Es war von unvollkommen ins Geviert gehauenen, nicht grossen Steinen erbaut. Einige fugenrändrige darunter bezeugen das Alterthum des Unterbaues. Auch einige runde Bogen sind wahrzunehmen; allein diese schienen eher zu den spätem Wohnungen zu gehören, die innerhalb der Mauern errichtet worden. Keine Cisterne war irgendwo zu sehen. Die südliche Mauer der Feste — sie ist neuer — ist längs dem Rande der perpendiculären Felswand gebaut. Der Ort bietet eine weite, schöne Ansicht des Ghörs und der anliegenden Gegend, wozu auch der südöstliche Theil des Sees Tiberias gehört; aber nur eine geringe Anzahl bestimmter Ortschaften war sichtbar.') Die Lage des Castells ist grade westlich von Kül'at er-Rübüd; beide gewähren auf den verschiedenen Seiten des Jordan eine volle Ansicht von einander. Eine Furt in diesem Strom, nahe bei Säküt, ist grade zwischen ihnen. Sollten sie je mit einander in Verbindung oder nur in Verhältniss gestanden haben? Ich bin nicht im Stande gewesen, weder von dem einen, noch von dem andern eine historische Notiz zu finden, ausser dass Abulfeda des Kül'at erRübüd als des damals eben erbauten Castells von 'Ajlön erwähnt. *) Wir führten unsre Pferde den steilen Abhang hinunter bis zur nämlichen Stelle am Wege, bei der wir abgelenkt waren, und ritten um ein Viertel auf 9 Uhr weiter. Der Weg, statt im Bette des Wady weiter zu gehen, dreht sich querüber durch den Pass und berührt das Thalbett wieder weiter unten. Fünf Minuten brachten uns durch den Pass, und in noch 10 andern Minuten waren wir am Boden des Berghanges. Unsre Richtung war dabei O.S.O. Ein offnes Stück Land lag nun vor uns mit einer kleinen salzigen

') Compassrichtungcn von Kösr cl-Mälih aus: el-Hendcküi 106J°. Kül'at er-Rübüd 90^". Kefr Abil? 66". Yerzah 226". Seihab 294". Jebel esh-Sheikh 21". ') 8. m. Palästina II. p. 334. Tab. Syr. ed. Köhler p. 92. Schultens Excerpt. p. 63; et Ind. Geogr. Art. E s j l o u n u m . Irby und Maagles besuchten den Kül'at er-Rübüd und untersuchten ihn vollständig. Sie beschreiben ihn als durchaus von türkischer (saracenischcr) Architektur mit einer arabischen Inschrift. Er beherrscht eine äusserst weite Aussicht auf die Ebene des Jordan, das todte Meer und den See Tiberias, und ausserdem auf weite Landatrccken nach alle» Richtungen. Travels p. 306. [93.]

Kflsr el-Mälih.

Wady Mfilib.

405

Quelle; nahe dabei ein Paar Hütten der Leute von Teyäsir, die hier jetzt ihre Ernte hielten. Fünf Minuten nach halb 9 Uhr lag die Bergspalte, durch welche Wady MAlih durch den Rücken bricht, u n g e f ä h r 6 0 0 Schritt weit u n s zur Rechten; wir trafen bald wieder auf das Wadybett, und kamen um drei Viertel auf 9 Uhr an die reichlichen Salzquellen, die dem Thale den Namen gegeben. Das W a s s e r ist ungefähr blutwarm ( 9 8 ° ) und so salzig, dass u n s r e Pferde trotz ihres Durstes es nicht trinken wollten. Die Araber sagten u n s i n d e s s e n , dass Thiere es in der That bisweilen trinken, u n d dass es zum Bewässern gebraucht wird, was wir jedoch nicht selbst gesehen haben. Ein fauler Geruch ist in der Nähe der Quellen wahrnehmbar. — Ganz nahe an ihnen, am nördlichen Abhänge der Thalwand, liegen die Ruinen einer früheren Ortschaft von beträchtlicher Grösse. Es scheinen die Ueberreste gewöhnlicher Wohnungen zu s e i n ; ausser einem grossen behauenen Steine im östlichen Theile. Diese Ortslage wird Khirbet MAlih g e n a n n t ; allein eine historische Notiz, die damit in Verbindung zu bringen wäre, habe ich nirgends g e t r o f f e n . ' ) Nach 5 Minuten brachen wir wiederum a u f , verliessen Wady MAlih und ritten in einer Richtung ungefähr N.O. ü b e r den niedrigen Rücken. Dies brachte u n s sogleich in das ob^re Ende eines flachen Wady h i n e i n , der W a d y esh-Shükk hiess; diesem folgten wir im nämlichen Cours h i n u n t e r , bis wir um ein Viertel auf \ 0 Uhr an eine Quelle kamen von reinem, obwohl warmen W a s s e r ; an ihrem linken Ufer lagen die Ruinen eines Dorfes, das esh-Shükk hiess. Hier verweilten wir 1 0 Minuten lang. Indem wir nun das Thal weiter hinunter g i n g e n , ward unsere Richtung allmählig 0 . bei N. und das Ghör fing an sich nach u n d nach vor uns zu öffnen, so dass wir u m 9 Uhr 4 0 Minuten von neuem 5 Minuten anhielten, um Beobachtungen zu machen und Ortsbestimmungen aufzunehmen. *) Fünf Minuten vor 1 0 Uhr kam der Wady MAlih wieder von Südwesten herein, längs einem langen, schmalen niedrigen R ü c k e n , nachdem er einen langen Umschweif zwischen den ') Stand diese Ortslage und das nahe liegende Kdsr el-Mälih vielleicht in irgend einem Zusammenhang mit dem C o a b i s der Peutingerschen Tafel, das auf der Militilrstrasse zwischen Jericho und Scythopolis lag, zwölf römische Meilen weit von letzterem? Die Entfernung wenigstens stimmt iiberein. ') Compassrichtungen uin 9 Uhr 40 Minuten: Kefr Abil? 65". Deir Abu Humeid 98$". Dies ist ein Gipfel der östlichen Berge, ohne Gebäude; und vielleicht ist der Name nicht richtig.

406

VII. Abschnitt.

Von Jerusalem nach BeisSn.

Hügeln g e m a c h t Gr hatte hier einen kleinen Wasserbach, wie es schien, sich bis nach dem Jordan im Flicssen erhält. Wady esh-Shükk vereinigt sich hier mit i h m :

der, Der

Indem wir weiter u n d weiter gingen, hatten wir an beiden Seiten Hügel u n d Rücken nach und nach abfallen u n d sich mehr u n d mehr mit Gras bedecken sehen. Nichts war mehr zu erblicken, was den Namen B e r g verdient hätte, wenn man höchstens etwa den Rucken zu Küsr el-Mälih ausnimmt. Um 9 Uhr 5 0 Minuten waren wir am Ende der Hügel zur Linken, d. h. im Norden. Allein eine breite Landschwellung zog sich von ihnen hinab über das Ghör weg fast bis zum Jordan hinunter. Die Hügel zur Rechten (auf der Südseite von Wady MAlih) halten sich höher und laufen auch nach dem Jordan hinab, wo sie plötzlich klippengleich abfallen, während der Fluss an dieser Stelle ganz an die Ostseite des Ghör zurückgedrängt ist. Zwischen dieser Hügelreihe u n d der oben erwähnten breiten Landschwellung läuft das tiefe Bett des W a d y MÄlih nach dem Jordan. Die östlichen Böschungen der Berge von Gilboa, wie wir nachher g e s e h e n , liegen viel weiter zurück, u n d diese Hügel und die Erdschwellung, die beide ganz in das Ghör hinein laufen, machen ihn hier ganz eng. Wir ritten an der Südseite j e n e r Erdschwellung h i n u n t e r , indem wir das Bett des Wady MAlih ungefähr 2 , 0 0 0 Schritte entfernt zu unsrer Rechten hatten. Am östlichsten E n d e , wo dies höhere Land nicht weit vom n i e d e r e m Thale des Flusses plötzlich grade abfällt, liegt SAküt, wo wir um 1 0 Uhr 2 0 Minuten hinkamen. Es ist dies blos die Ruine eines gewöhnlichen Dorfes, einige Grundwerke von rohen Steinen erbaut. Uns gegenüber lag die östliche Wand des niedrigem Jordanthaies abschüssig steil, hoch bis zu 1 5 0 und 2 0 0 F u s s , Mergel, wie es schien. Hart darunter, etwa eine halbe (engl.) Meile von u n s , floss der Stroin. Vor allen Bäumen und Büschen konnten wir anfänglich das Wasser nicht s e h e n ; erblickten es aber später von einer etwas mehr nördlichen Stelle. Eine ganze Zahl von Ortschaften und andern Gegenständen waren von Säkftt sichtbar. Einige davon waren uns schon bekannt. Tabor und Dühy konnten wir w a h r n e h m e n , wie wir durch das grosse Thal Zer'ln hinauf s a h e n , während im Norden Kaukab auf seiner Klippe sich zeigte, u n d weit darüber hinaus die Schneehöhen des Hermon. In den östlichen Bergen lag uns Wady Yäbis gegenüber, u n d man konnte auch sehen, wie der Wady Zerka oder der Jabbok sich durchbricht. Im Ghör lagen viele Teils zerstreut

Das GhGr.

Säkut, Suchoth.

407

u m h e r ; so z. B. Teil es-Sa'idiyeh ganz nahe dem Jordan, wo eine Furt hinüber nach Abu 'Obeida geht. Hendekük ist ein Hügel im Ghör nahe der östlichen Bergseite. Teil el-Mu'ajjijeh liegt im n i e d r i g e m , dort breiten Jordanthale. In der E b e n e , in der Richtung von Wady Zer'in, waren Teil Um el-'Ajra und Teil Ridghah. 1 ) Nahe am Fuss der flachen, steil nach Osten abfallenden Höhe von S i M t bricht eine gar schöne Quelle reinen glänzenden Wassers her* or. Ein Dickicht von Feigenbitumen beschattet sie. Hier nahmen wir unsern Iinbiss ein und genossen so Wasser wie Schatten. So dicht auch dieser Schatten war und bei der sprudelnden Quelle, stand um 1 2 Uhr das Thermometer doch auf 92°. Burckhardt war der erste, der den Namen Säküt in diesör Gegend hörte. Allein er sah den Ort nicht selbst. 1 ) Was den Namen anbetriflt, so ist er augenscheinlich der Stellvertreter des alten S u c h o t h , wo Jacob „bauete ihm ein Haus und machte seinem Vieh HUlten", als er auf seiner Heimkehr von Mesopotamien \ s a r . 3 ) Allein die alten Bezeichnungen der Lage Suchoths haben so wenig Bestimmtes, dass die Ausleger noch nicht einig geworden sind, wo dasselbe eigentlich zu suchen sei. Jacob zog mit seinem Haus und Viehstand nach S ü d e n ; er ging quer über den Jabbok, jetzt Wady Zerka; und nachdem er seinem Bruder Esau b e g e g n e t , „reiste er nach Suchoth". 4 ) Dies scheint auf den ersten Blick zu bedeuten, dass Suchoth südlich vom Jabbok lag; aber auf welcher Seite des Jordan, und ob vielleicht in der Kuräwa oder ihr g e g e n ü b e r , wird dadurch nicht bestimmt. Iis gehörte dem Geschlecht Gad; allein auch dieses entscheidet nichts Uber seine Lage am F l u s s e , denn der Bezirk

') Compassriehtungen zu Säkftt: Tabor 343". Dühy 342". Kaukab N. jebel csh - Slicikh 19". Teil el-Mu'ajjijeh 27". Deir Abu Htimeid 108°. Hendckük 111". Berg (¡¡lead, höchste Spitze, 162". Teil es-Sa'idiyeh 170". Teil cl-llümra 336". Kahäb 339". Teil er-Kidghah 339". Teil Um el'Ajra 340". ') Burckhardt ging durch die Furt bei Bcisän, und sagt bios: „Near whore wo ciOSMMI, nie the ruins of Sukkot"; Travels in Syr. p. 345, n. Lieitenant Lynch und seine Gefährten lagerten ein wenig oberhalb Säküt, dem Wady Yäbis gegenüber, und hörten vonSuccoth als „about five miles nearly due west from the camp"; Offic. Report. 1852. p. 25. 3 ) Hebr. fTCD, Sept. ^XIJVIU, „Hütten", 1 Mos. 33,17. Auch Josephus hat ¿¿i/vai, Antt. 1, 21. 1. So auch Eusebius und Hieronymus r die blos an 1 Mos. referiren; Onomast. Alt. Sconae. ") 1 Mos. 33, 17.

408

VII. Abschnitt.

Von Jerusalem nach Beisän.

Gad schloss den Jordan ein bis hinauf zum See Tiberias.') Dieselbe Unbestimmtheit existirt in Betreff auf Gideons Verlangen an die Einwohner Suchoths. Denn obwohl zuerst gesagt wird, dass er zum Jordan gekommen und hinübergegangen, doch wird seine Aufforderung gleich in derselben Verbindung erzählt. 1 ) Die Erwähnung Suchoths bei dem Psalmisten scheint sich lediglich und allein auf den anliegenden Landstrich des Ghörs zu beziehen. 3 ) So weit also haben wir blos das anscheinend entschiedene Factum, dass Suchoth irgendwo im Süden des Jabbok lag; allein auf welcher Seite des Jordans, geht nirgends hervor. Andre Stellen jedoch scheinen ihm eine mehr nördliche Lage anzuweisen, die leicht mit der von Süküt identificirt werden könnte. So fiel, um die einzelnen Umstände von Gideons oben erwähntem Verlangen zu betrachten, die grosse Schlacht desselben im Tbale Jesreel vor, 4 ) nach welchem die Midianiter vermittelst dieser Furten von dem andern Ufer des Jordan herüber gekommen waren; und in ihrer Flucht werden sie natürlich wieder nach den nächsten Furten gesucht haben, so wie auch Gideon, indem er sie so hitzig verfolgte. Eine derselben ist nahe bei Säküt; vielleicht mehrere. Ferner, wenn Saloino die Gefässe und Werkzeuge für «len Tempel bereiten liess, so heisst es: „In der Gegend des Jordan Hess sie der König giessen in dicker Erden zwischen Suchoth und Zarthan." 5 ) Allein Zarthan, wie wir aus derselben Quelle wissen, war bei Bethsean oder Scythopolis, dem jetzigen Beisän. 6 ) Aus dieser Stelle sollte man also schliessen, dass Suchoth wahrscheinlich im Westen des Jordan war und daher wohl in Säküt zu suchcn sein dürfte. Die einzige andre Notiz findet sich bei Hieronymus, der da sagt, es gäbe zu seiner Zeit eine Ortschaft Sochoth im Distrikte von Scythopolis. 7 ) Auch dies erfordert eine nördliche Lage, da der Distrikt von Scythopolis sich nicht wohl viel weiter südlich als Säküt erstreckt haben kann, wegen des Bergrückens, der sich dort in das Gh6r vordrängt. Auf der andern Seite sagt Hieronymus

') Jos. 13, 27. *) Rieht. 8, 5. 6. 14 — 16. 3 ) Ps. 60, 8 [6]. 108, 8 [7], *) Rieht. 6, 33. 7, 1. 5 ) 1 K. 7, 46. •) 1 K. 4, 12. ^ Quaest. in Gen. 33, 17: „ S o c h o t h . Est autem usque hodic civitas trans Jordanem hoc vocabulo in parte Scythopoleos". Opp. ed. Mart. Tom. H. col. 537.

Das Ghör.

Suchoth.

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ausdrücklich, der Ort liege jenseits des Jordan, worunter gewöhnlich die Ostseite des Jordan verstanden wird. Dies ist der einzige Beweis, der für Suchoths Lage an der Ostseite des Flusses spricht. Diese Widersprüche in den Beweisgründen haben Ritter bestimmt, zwei Succoths anzunehmen: eines im Süden des Jabbok u n d das andre nahe bei Scythopolis.') Allein ist dies n o t wendig? Wo es im ersten Buch Mosis*) heisst, „Jacob, nach seiner Zusammenkunft mit Esau, zog nach Suchoth", kann er nicht eben so gut nach Norden gereist s e i n ? Als sein Bruder ihn verliess, so geschah es mit dem entschiedenen Versprechen von Jacobs Seite, dass er „mählich hinnach treiben" 3 ) wollte, bis er nach Seir komme, dem Wohnort Esau's. Er betrog Esau; und was war natürlicher, als dass er nun auf einmal sich auf den Rückweg machen und vermittelst der Furt bei Suchoth über den Jordan setzen w ü r d e ? Wenn dies zugegeben wird, so fällt mit einem Male die ganze Frage über ein Succoth im Süden des Jabbok weg. Was Hieronymus Ausdruck „jenseits des Jordan" anbelangt, so vergesse man nicht, dass es ein hebräischer idiomatischer Ausdruck ist, und daher mit derselben Unbeschränktheit wie im Hebräischen ausgelegt werden darf. 4 ) Es ist ohne allen Zweifel wahr, dass dieser Ausdruck gewöhnlich sich auf den Osten des Jordans bezieht, insofern als die Schreibenden meist im eigentlichen Palästina lebten, also auf der Westseite des Flusses. Allein an einigen Stellen wird er auch gebraucht, den W e s t e n des Jordan zu bezeichnen; wenn entweder der Sprechende eben auf der Ostseite war, oder sich und den Leser dorthin in Gedanken versetzte, bisweilen aber auch ohne dass man einen solchen Grund nachweisen könnte. 5 ) Dasselbe gilt ebenfalls in Betreff des Ausdrucks „ j e n seits des Flusses", wo der Euphrates gemeint ist, der auch in

') Ritter, Erdk. X.V. 1. p. 447. ') 1 Mos. 33, 17. J ) 1 Mos. 33, 14. 4 ) Ilebr. "p-Pil Sept. n^Qav IOV 'fopdavou, Vulg. t r a n s J o r d a n e m , 1 Mos. 50, 10'. 5 Mos. 1, 1. 5. al. ') Z. B. 5 Mos. 3, 20. 25, wo Moses im Osten des Jordan ist. So auch 1 Sam. 31, 7, wo nicht wohl ein Grund angegeben werden kann. Manchmal ist das Wort „westwiirts" zugefügt, blos um den Ausdruck bestimmter zu machen, Jos. 5, 1. 12, 7. 2 2 , 7 ; auch o s t w ä r t s 4 Mos. 32, 19. An allen diesen Stellen haben wir das Hebr. Sept. n f g a v , Vulg. t r a n s . S. Gesen. Thesaur. p. 986.

410

VII. Abschnitt.

Von Jerusalem nach Beisän.

Bezug auf Provinzen im Westen des Euphrates vorkommt.') Im gegenwärtigen Falle hat Hieronymus umständlich vin Jacobs Ringen init dem Engel gesprochen, sowie auch von dessen Zusammenkunft mit Esau, Vorfalle, die beide im Osten des Jordan stattfanden. Er lenkt dann a b , u m von dem Haus und den Hütten zu sprechen, die Jacob erbaute, u n d fährt dann gleich darauf fort, zu erzählen, dass es zu seiner Zeit auf der andern Seite d e s Jordan im Distrikt Scythopolis eine Ortschaft gebe, die Succoth (Iltltte) heisse; d. i. westlich vom Jordan, die andre Seite von der, wo das f i n g e n mit dem Engel und die Zusammenkunft mit Esau stattfand, wovon er unmittelbar vorher geredet h a t t e . 2 ) Man könnte auch a n f ü h r e n , dass der ganze Distrikt Scythopolis wahrscheinlich auf der Westseite des Jordan w a r , da im Osten des Flusses und noch näher daran die Stadt Pella lag, die ihren eignen Distrikt hatte. Wenn diese hier ausgesprochenen Ansichten richtig sind, so mögen wir als gewisses Resultat annehmen, dass das jetzige Säkfit Name und Lage des alten Succoth vertritt. Wir verliessen Säküt u m drei Viertel auf 12 Uhr, um u n s nach dem O r t , nach dem wir unser Gepäck hinbestellt hatten, zu begeben, ein Cours ungefähr N. 3 5 ° W. Erst gingen wir schräg über den nördlichen Abhang der nämlichen breiten Erdschwcllung hinweg, deren Boden mit nichts als dickcn Disteln bedeckt war. Eine grosse Strecke war davon weggebrannt, wahrscheinlich während des Winters oder im Vorfrühling. Rechts >on uns war niedrigerer Boden, zu dem wir nach und nach hinuiitcrkamen; hier wuchsen Gras, wilder Haler und Disteln unter einander, und dazwischen hier und da ein Dornbusch. Das Erdreich war wie unser „Ohio Bottom". Das Gras, mit hohem Maaslieb durchschossen, und der wilde Ilafer reichte den Pferden bis zum Rücken, während die Disteln bisweilen der Reiter Köpfe überragten. Alles stand trocken; an einigen Orten war es schwer genug, durch dies überUppige Gewächs durchzukommen. Endlich gelangten wir an die eigentliche Ursache dieser Fruchtbarkeit, ein schöner Bach, der sich durch den Grund schlängelte. Wir gingen uin 1 2 Uhr 2 0 Minuten darüber und in schräger Richtung eine andre ähnliche Erd') Z. B. 1 K . 6 , 4 [4, 24], wo Luther die Worto IrtJH durch „ d i e s s c i t des Wassers" übersetzt. So auch in Esia 8, 36. 4, 10. 115. S. weiter in Gesen. Thesaar. p. 086. ') Hieion. Quaest. in Gen. 32, 24 — 33, 17; Opp. ed. Mart. Tom. II. p. 536, 537. i>. oben Anm.7 zu p.408.

Das Ghdr. 'Ain el-Beida.

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Schwellung hinauf, die, wie jene zuvor, nur mit Disteln überzogen w a r . Hier trafen wir auf eine alte Oelkufe, sehr gross und aus einem einzigen Stein gemacht; sie war offenbar hierher gebracht, u n d zeigt, dass sonst hier in der Nähe Oelbäume wuchsen. Fünf Minuten nach halb 1 Uhr stiessen wir von neuem auf denselben Bach und seine Quelle, die 'Ain el-Beida genannt wird. Es ist ein schöner grosser Born, von Gurkengärten umgeben, der ein beträchtliches Stück Land bewässert. 1 ) Hier waren wir nun am Rande des höhern Theils des Ghörs, wo flache Bergrücken und Höhenzungen vom Fuss der westlichen Berge Uberall herausspringen, und eine hügelige Ebene bilden, wohl bewässert, pflügbar und grossentheils mit Waizen bebaut. Man kann sagen, dass das Land weiter östlich, über welches wir jetzt gekommen waren, sich bis zum hohen Ufer des untern Jordanthaies erstreckt. Es ist weniger hoch, hat mehr ganz ebenen Boden, obwohl auch hier zwischen den Wasserläufen sich niedrige Landschwellungcn hinziehen, und ist wenig bebaut. — Die Einwohner von Tübds, wie wir gesehen haben, sind in drei feindliche Partheien gespalten, und diese Spaltungen werden mit in ihren Anbau des Gbör hineingetragen. Eine Parthei säet bei 'Ain elB e i d a , ' w o wir jetzt waren; eine andre um 'Ain Mak-hüz herum, weiter im Norden; und die dritte bei Ridghah, SAküt und weiter im Süden. Auch die Leute von Tayäsir säen im Süden vom Mälih, dessen Wasser dort zur Bewässerung dient. Der ganze Strich nördlich von Wady Mdlih sollte von der Regierung an einen der Sheikhs der Familie Jenär verpachtet sein, die in Jeba' und der Nachbarschaft zu Hause ist. Von ihm wird es nun wieder an die Dörfer verpachtet. Unser Führer, der Sheikh von Tubäs, gehörte zu der Parthei zu 'Ain el-Beida. Er hatte vorausgesetzt, dass unsre Maulthiertreiber, da sie den Wady Kushneh hinunter gesendet waren, dem Bach nach der fcbene folgen würden. Wir ritten daher ungefähr nordosiwärts weiter, bis wir um 1 Uhr 1 0 Minuten nach dem Wasser des Khushneh kamen, ungefähr eine (engl.) Meile von dessen Austritt aus den Bergen. Hier liegen auf beiden Seiten des Stroms die Ueherreste einer beträchtlichen Ortschaft, die aber aus wenig mehr als blossen Grundwerken bestehen; und diese

') Von 'Ain cl-Beida sahen wir Toll el-Himmeh, einen grossen hohen Teil am Fusse der westlichen Berge, in einer Entfernung von ungefähr einer Viertelstunde in einer Richtung von ß. 45" W,

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VII. Abschnitt.

Von Jerusalem nach Beisän.

meist auf der Südseite des Wady. Diese Ortslage heisst Berdela.') Hier hielten wir an in der Hoffnung, u n s e r Gepäck- zu finden. Allein wir sahen u n s getäuscht und es blieb u n s nichts Übrig, als weiter zu gehen bis zu dem Hauptquartier der andern Parthei von Tbbäs bei 'Ain Mak-hftz. Fünf Minuten nach halb 2 Uhr ritten wir daher in der nämlichen Richtung weiter, kamen an den Drescherböden der nördlichen Parthei vorbei, die auf einem leisen Abhang, der die noch niedrigere Ebene überblickte, eingerichtet w a r , u n d erreichten 'Ain Mak-hüz in 2 0 Minuten. Aber auch hier war nichts von unsern Maulthiertreibern zu sehen, noch zu h ö r e n ; und Rashid war daher ausgeschickt, nach ihnen an einer Quelle noch höher hinauf in der Mündung des Wady Khushneh zu suchen. Hier endlich fand er sie. Der Junge, ihr F ü h r e r , hatte sie hierher gebracht, statt sie an den bestimmten Platz zu bringen. Allein ehe sie u n s erreichen k o n n t e n , u n d ehe wir n u r Nachricht bekommen konnten, unsre weiteren Pläne zu m a c h e n , war es so spät geworden, dass wir beschlossen, hier u n s e r Nachtlager zu nehmen. Das Thermometer war jetzt 9 3 ° mit einem starken Nordwestwind. 'Ain Mak-hüz ist nicht so gross als die andern Quellen; allein das Wasser ist gut. E s war der siebente Quell oder Bach, an den wir heute g e k o m m e n , u n d mit Ausnahme von z w e i e n , alle im Ghör selber. Diese Wasserfülle war u n s ganz unerwartet, u n d erklärt wahrscheinlich genugsam die grössere Fruchtbarkeit dieser Gegend. Allein ausser dem Wasservorrath m u s s man auch das wärmere Clima dieses tief eingesenkten Thaies mit in Rechnung bringen. Ohne je auf einmal bedeutend hinabgestiegen zu sein, hatten wir doch die Waizenfelder in Taydsir am Morgen noch unreif verlassen und waren bei der Ernte und dem Dreschen im Ghör am Mittag. Das Völkchen von Tübfts, das sich u m den Mak-hüz gelagert hatte, war eben mitten in der Ernte. Sie wohnten in Zelten und Hutten mit Weibern und Kindern, Pferden u n d Eseln, Hunden und Federvieh; das letztre besonders - war wahrscheinlich hierher gebracht, um sich an den herumgestreuten Körnern zu weiden. Wir schlugen u n s e r Zelt neben ihnen auf und freuten uns an dem muntern Schauspiel. Die Leute zeigten sich freundlich und gastlich.

') Compassrichtungcn auf der Nordscite von Berdela: Kaukab 15". Teil el-Hümra 18". Teil Um 'Ajra 18". Rahäb 18°. Teil Kidghah 80". Kefr Abil? 80". Teil el-Mu'ajjijeh 84". Deir Abu Humeid 111". Tabar 350". — Dühy ward vom Jebel Jelbön verborgen.

Das Ghör. 'Ain Mak-Mz.

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W i r konnten hier den Wady Khushneh s e h e n , wie er durch die Berge h e r u n t e r kam. E r lief nach Nordosten u n d bildete so einen fast ganz direkten Weg von TübAs nach BeisAn. Nördlich davon kommt ein andres Thal, Wady K ü b ö s h , ' ) aus der Nachbarschaft des Dorfes Jelkdmfts h e r u n t e r , in eben der Richtung wie j e n e s , grade u n t e r der südöstlichen Seite der eigentlichen Berge von Gilboa. In der Mündung desselben ist ein Brunnen und eine R u i n e , Namens Ka'ftn. Ungefähr zwei Stunden südlich von ßeisän, a m F u s s e der nämlichen Berge, ist auch eine Quelle und die R u i n e Mujedda'.*) Beisän und seinen dunkeln Teil waren wir bis jetzt noch nicht im Stande gewesen zu erspähen, da mehrere Höh e n dazwischen lagen. 3 ) Im Laufe des Nachmittags konnte Dr. Smith mit zwei jungen Sheikhs von d e r hier lagernden Parthei, den SawAfita, einen Vertrag m a c h e n , u n s auf einer Excursion über den J o r d a n , an die wir f ü r den folgenden Tag dachten, als Führer zu dienen. E s waren ein P a a r kräftige, rüstige und verstündige junge Männer, u n d man kam Uberein, dass sie u n s für 4 0 Piaster, ein jeder, begleiten sollten. Wir machten demgemäss unsern P l a n , nach Kefr Abil zu g e h e n , indem wir voraussetzten, dass wir natürlich längs dem Wady Yäbis hinauf gehen würden u n d so nach JabesGilead forschen könnten; dann aber gradezu nach Beisän zurückzukehren u n d unterwegs die Ruinen zu besuchen im Stande sein w ü r d e n , die Tübükät Fahil g e n a n n t werden u n d von Irby u n d Mangles beschrieben worden sind. Unser Hauptzweck war dabei, wo möglich die Entfernung zwischen diesen Ruinen und JabesGilead auszumitteln, u m dadurch zu bestimmen, ob die e r s t e m die Ueberreste von Pella s i n d , da nach Eusebius und Hieronymus Jabes sechs römische Meilen von Pella entfernt auf dem Wege nach Gerasa l a g . 4 ) — Auf u n s r c Einladung beschloss auch Herr Van de Velde u n s zu begleiten. Sein bewaffneter Reiter aber e r klärte nicht mit zu k ö n n e n , denn wenn irgend ein Unfall eintrete, werde er getadelt w e r d e n , dass er ü b e r seine Gränzen geschritten ') Wir hörten es auch Wady Shübäsh nennen. ') Dies wird von E. Gr. Schultz erwähnt; Ritter, Erdk. XV. 1. p. 423, 446. Er spricht auch von einem Wady Mujedda'; wahrscheinlich ein kleiner Wady; vielleicht ist es auch nur ein andrer Name für Wady Kübösh. 5 ) Compassrichtungen zu 'Ain Mak-hüz: Teil Hümra 8". Rahab 10°. Teil Um 'Ajra 10". Kaukab 12°. Wady Yäbis 103". Deir Abu Humeid 116". Tabor 348". Wady KübÖsli N. 75" W. Wady Khushneh S. 65" W. 4 ) Onomast. Art. A s i r o t h , J a b i s - G a l a a d .

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VII. Abschnitt " Yon Jerusalem nach Beisän.

und den Distrikt der Provinz Nablus verlassen hätte. Er sollte daher unsre Maulthiertreiber nncli Bcisän begleiten und dort mit ihnen auf unsre RUckkchr warten.') S o n n a b e n d , d e n 1 5 . Mai. Wir standen schon um halb 3 Uhr auf, denn wir wollten um 4 Uhr fort. Allein es gab einigen Aufenthalt mit dem Führer, der die Maulthiere nach Beisän nehmen sollte, und wir kamen nicht vor 2 0 Minuten nach 4 Uhr fort. Unsere Sheikhs waren wohlberitten und aufs munterste gestimmt. Erst hatten wir eine Richtung etwa 0 . gen S. nach einer Furt ein wenig nördlich von Säküt zu nehmen. Zehn Minuten vor 5 Uhr kamen wir nach dem Teil Ridghah in der Ebene, auf dem ein Paar alte Grundwerke zu sehen sind. Am Fusse desselben ist eine anmuthige Quelle und ein Wely Namens Sheikh SAlim mit ein Paar Hutten d a r u m . ' ) Wie wir weiter und weiter ritten, fingen die Strahlen der Morgensonne an die Gipfel der Berge von Gilboa hinter uns zu vergolden. Um 5 Uhr 2 5 Minuten kamen wir Uber einen breiten Bach, der von einer Quelle in der Ebene herströmte, die ed-Deir hiess. Unser Pfad führte,.wie der gestrige, meist durch hohes wucherndes Gras, wilden Hafer, Disteln und anderes Gestrüpp. Um halb 6 Uhr kamen wir auf den Scheitel des untern Jordanthaies, der hier vielleicht 1 5 0 Fuss über dem Fluss ist. 3 ) Nun fingen wir sogleich an einen kleinen Wady hinunter abwärts zu gehen. Unten ritten wir quer über die schmale angeschwemmte Ebene weg, die den Grund des Thaies bildet; nach unsern Führern soll sie niemals unter Wasser treten. In ihr sind zwei frühere Betten des Flusses, jetzt voller Tamarisken (Turfa), ebon hier der allerhüufigste Baum; durch diese Canäle entsendet der Strom noch immer in der Regenzeit seine Wasser. Es geht daraus hervor, dass derselbe sein Bett von Zeit zu Zeit ändert, und die sich darin

') Die Umstände maclicn es passlich, hier zu bemerken, dass Ilr. Vau de Velde blos uns b e g l e i t e t e , und zwar auf unsre Einladung. Er hatte weder mit dem Plan, noch mit den Einrichtungen, weder mit den Kosten, noch mit den Resultaten der Excursion irgend etwas zu thun. ') Compassrichtungen zu Ridghah: Teil AbuFeraj 2". Kaukab 3*. Teil el-Mu'ajjijeh 89". el-Hujeijeh, Teil und Iiuino auf dem niederem Abhang der östlichen Berge, 135". Wady Kübösh 284". Teil Hümra 332". Tabor 343". — Ridghah wird auch von Bertou erwähnt, Bulletin de la Soo. g&igr. de Paris. 1839. T. XII. p. 156. Ritter XV. 1. p. 441. 3 ) Compassrichtungen um 5 Uhr 30 Minuten: Wady Kübösh N. 70°W. Wady Yäbis O.

Jordanfurt.

Wady Yfibis.

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bildenden Inseln mit ihm. Zehn Minuten vor 6 Uhr erreichten wir das Ufer des Flusses an der F u r t . ' ) Diese ging über eine lange, schmale Insel weg. Der westliche, engere Canal ward ohne Mühe überschritten, obwohl der Strom sehr reissend war. Die Insel ist von nicht unbedeutender Grösse, angeschwemmtes Erdreich von strotzender Fruchtbarkeit, wie das hohe wuchernde Gras und Unkraut bezeugten. In der Menge von Tamarisken dazwischen nisteten zahllose Vögel, und zuin ersten Male in diesem Jahre hörte ich d e n Gesang der Nachtigall. Der östliche Canal war noch einmal so breit, viel tiefer und die Strömung rasch. Die Furt ist auf einer Bank, über der die Wasser sich in Stromschnellen brechen. Hier war einige Vorbereitung nöthig. Wir mussten unsre Mantelsäcke vor uns nehmen, Schuh und Strümpfe ausziehen und die Hosen bis über die Knie aufrollen. So kamen wir ganz gut hinüber. Das Wasser kam hoch über unsrer Pferde Seiten; es war warm und von bläulicher Farbe. Zwanzig Minuten nach G Uhr war alles wieder in Ordnung und wir wieder unterwegs. Unsre Shcikhs hatten uns schon zu unsrem Tröste gesagt, dass an der Furt bei BeisAn das Wasser noch tiefer sei. Wir fingen nun sogleich an, das hohe, steile Ufer des untern Thaies hinauf zu steigen, unter dem der Fluss hier dahin geht, und kamen bald nach dem höhern Ghör oben, das hier eng und anfänglich trocken und wüst ist. Wir ritten schräg hinüber, etwa 0 . gen N. auf die Mündung des Wady Yäbis zu, wo dieser aus den Bergen tritt. Um halb 7 Uhr ritten wir über den Weg, der von Beisän nach Abu 'Obeida und es-Salt führt, der näniliche, auf dem Burckhardt reiste. 2 ) In der Nähe der Hügel wird der Boden niedriger und eine kleine Quelle mit einem Sumpf und einem Bache macht einen Strich Landes fruchtbarer. Beim Zurückblicken sahen wir in der Ebene einen einzelnen Beiter, der, wie es schien, uns folgte. Aber unsre Führer nahmen keine weitere Notij von ihm. Um drei Viertel auf 7 Uhr waren wir am Fuss der ersten Hügel; eben fingen wir an ein wenig bergan zu reiten, als wir uns von 20 bis 3 0 Bewaffneten umringt sahen. Es waren, wie sich auswies, FcllAhln von Farah, einem Dorfe höher hinauf im Gebirge. Die Einwohner dieses Dorfes bebauen den tragbaren ') Compassrichtungcn an der Jordanfurt: Kaukai) 35Cn. ) Travels in Syi. p. 345.

s

Säküt 229".

416

VIT. Abschnitt.

Von Jerusalem nach Beisän.

Boden im Eingange des Wady Yibis und hausten jetzt hier in aufgeschlagenen Hütten, um zusammen die E r n t e zu vollziehen. Gemeinschaftlich mit den andern Bewohnern Jebel 'Ajlöns waren sie kürzlich bemüht gewesen, Muhammed Pascha zu verhindern, u n t e r ihnen die Conscription zu erzwingen. Jetzt hatten sie uns bewacht, u n d waren der Meinung, wir könnten vielleicht von der Regierung in einem ähnlichen Geschäft kommen. Sie kannten unsre Sheikhs; u n d als sie f a n d e n , wie die Sache s t a n d , nahmen sie uns nach ihrem Lager nahebei auf der südlichen Seite des Wady YAbis. Sie hatten ihre Hütten auf der Stätte eines verfallenen Dörfchens aufgeschlagen, u n d m a c h t e n , so wie u n s r e F r e u n d e aus Töbds auf der andern Seite des J o r d a n , eine förmliche Colonie a u s , indem sie ihren ganzen Haushalt, einschliesslich H u n d e und Hühner, mitgebracht hatten. Sie ladeten uns zum Frühstück ein, was wir zwar ablehnten, u n s r e Führer jedoch a n n a h m e n . Sie machten eine Mahlzeit von B r o t , L e b e n und Oel; an dem Kairee, der darauf gebracht ward, nahmen auch wir Theil. — i i i e r bekamen wir den seltsamen schwarzen Teil von Beisän zu s e h e n , auf den sich alle unsre Ortsbestimmungen filr dieses Dorf b e z i e h e n . ' ) Fünf Minuten von dem Lagerplatze brachten u n s auf den Grund des Wady Yäbis, den wir 1 0 Minuten nach halb 8 I h r e r reichten. Er hat einen Strom mit vortrefflichem W a s s e r und eine Mühle. Unsre F ü h r e r wollten eben dieses Thal hinauf lenken, wie wir gewünscht u n d erwartet hatten, als ein Mann, der im Felde arbeitete, ihnen sagte, dass der Weg nach Kefr Abtl durch einen andern Wady hinaufginge. So wendeten wir uns denn m e h r n ö r d lich und fingen an einen kleinen W a d y , den Raud Abu el-Khüraz, hinauf zu gehen. Längs der nördlichen Wand desselben ging unser Pfad weiter, sich auf und ab über eine Reihe von steilen, grasbedeckten Hügeln windend. Fünf Minuten nach 8 Uhr ward u n s eine kleine Ruine Namens cl-Kurkumeh gezeigt, wie sie im Süden von Wady Ydbis auf einer kleinen, mit Waizen übersäeten Ebene lag.*) Um halb 9 Uhr wurden die Hügel höher und grüner, und Eichbäume fingen an sich zu zeigen, die Eichen von Basan (arab. Mellöl). Sie standen hier umhergestreut auf den Hügeln, wie die Bäume in Obstgärten, ungefähr wie die Olivenbäume im Westen des Jordan. 1

) Compassrichtungen an der Mündung des Wady Yfibis: Säküt 237^". Ridgliah 280°. Teil el-Mu'ajjijeh 299". Teil Abu cl-Feraj 304". Dühy 322". Teil Beisän 331". Tabor 335". Kaukab 348". ') Um 8 Uhr 5 Minuten las Kurkumch 8. 2 M. entfernt.

Jordanfurt.

417

Wady Y4bis.

Endlich fünf Minuten vor 9 Uhr kamen wir^auf eine gende Stelle,

vorra-

von der sich eine weite Aussicht Uber das ganze

nördliche Ghör bot,

von Kürn Sürtabeh

Hier umfasste das Auge

auf einmal

nach dem S e e Tiberias.

tief unter uns die Oeffnung

des Wady Färi'a zwischen dem Bergrücken Sürtabeh und dem gegenüber liegenden niedrigem Vorgebirge el-Makhrüd; Küsrel-Mälih und die Wadys Milih, Khushneh und Kübösh, wie sie die westlichen Hügel verliessen und sich nach dem Jordan die malerischen Berge von Gilboa; von Jezreel hinauf sah, zum Vorschein.

ausstreckten;

j a wenn man das breite Thal

so kamen selbst Carmel und dann Tabor

Ein grosser Theil des Sees in der südlichen und

westlichen Gegend war sichtbar.

E s war eine herrliche Aussicht,

und ich freute mich, das ganze Ghör in Norden von Kürn Sürtabeh nun eben so vollständig übersehen zu können, als ich vorher den von diesem Berge südlichen Theil Uberschaut hatte.

Der Tag war

heiter und die Atmosphäre durchaus k l a r . ' ) Dieser hohe Punkt wies sich als der Scheitel des ersten Plateaus

des

Berges

aus.

Nachdem

wir 1 0 Minuten

nach 9 Uhr

wieder aufgebrochen waren, gingen wir in einer ungefähr nordöstlichen Richtung ganz allmählig einen leisen Abhang hinauf, eine gar köstliche Landschaft.

durch

Felder lagen um uns her, auf denen

der Waizen so herrlich stand, dass wir ihn nie reicher und besser gesehen.

Zur Ernte war er noch nicht reif.

üppigste Weideland. 2 5 Minuten

Dazwischen lag das

Eichenhaine kamen nun häufiger.

Um 9 Uhr

sahen wir das bewohnte Dorf Heläweh ungefähr drei

Viertel Stunden von uns, südlich vom Wady Y ä b i s , in einer Lage S. 50° 0 .

Um 9 Uhr 4 0 Minuten kam Kül'at er-Rübüd in Südosten

zum Vorschein,

noch immer hoch Uber u n s ;

dem Namen Kül'at Ibn Fureih bekannt.*)

es ist auch unter

Um 1 0 Uhr waren wir

im Angesicht von Kefr Abll, 3 ) und hier konnten wir uns von einem

') Compassrichturigen am 8 Uhr 55 Minuten auf einer hohen Spitze: Kürn Sürtabeh 209". el-Makhrüd, Ende, 203". Säküt 243°. Mündung de* drei Wadys am Jordan, nämlich W. Mälih 236". W. Khuahneh 258". W. Kübösh 282". — Küsi el-Mälih 246". Kurkumeh 213". Nördlicher Fuss vom Berg Gilboa 318". Nordende rom Carmel 311". Dühy 317". Beisftn 318". Tabor 329". Kaukab 340". Deir Abu Humeid 1514". — Nicht zu sehen, aber die Eichtling bezeichnet: Heläweh 138"? Färah 169"? ') Compassrichturigen um 9 Uhr 40 Minuten: Kül'at er-Kübüd 1461*. Deir Abu Humeid 164°. ») Compassrichturigen um 10 Uhr: Kürn Sürtabeh 211°. Küsr el-Mälih 247°. Dühy 311°. Kaukab 330". D i i i Abu Humeid 174". Kcfr Abil 0 . Robinson, ßiil. Forschungen.

27

418

VII. Abschnitt.

Von Jerusalem nach Beis&n.

andern weniger hervorragenden Bergscheitel wiederum einer weiten Aussicht erfreuen. W i r kamen 1 0 Minuten nach 1 0 Uhr nach Kefr Abil, ein geringes Dorf ohne eine Spur des Alterthums. Es steht nahe am östlichen Theile des ersten Plateaus, nicht weit davon wo der Berg wieder steil ansteigt, doch von einem offenen, angebauten Wady von demselben getrennt. Dieser läuft am Fusse des höhern Berghangs südlich nach Wady Yibis. Wir fanden das Dorf fast verlassen. Als Muhammed Pascha kürzlich k a m , Soldaten herauszun e h m e n , flohen alle Einwohner, und jetzt, wo sie uns Fransen in einiger Entfernung hatten kommen sehen, hatten sie das nämliche gethan. Keiner zeigte sich, bis es ausgemacht war, wer wir seien. Sie waren jedoch nicht weit und fanden sich bald wieder ein, während auch von andern Dörfern mehrere Leute herbei kamen, sich nach unsern Absichten zu erkundigen. Die Leute hier hatten ziemlich dasselbe Ansehen und W e s e n , wie die auf der andern Seite des Jordan. — Das Dorf liegt nach unsrem Dafurhalten nicht viel weniger als 2 , 0 0 0 Fuss Uber dem Flusse. Drei andre Dörfer, Beit i d i s , Kefr 'Awän und Judeita, waren etwas höher oben zu sehen.') In dem höhern Bergrücken gegen Südsüdost und nicht viel über eine Viertelstunde entfernt, konnten wir eine tiefe Thalschlucht w a h r n e h m e n , durch welche der Yäbis aus diesem Berge tritt u n d dann mehr nach Süden abschweift, jenseits eines ziemlich hohen Hügels, südlich von Kefr Abil. In dieser Thalschlucht sollen die Ruinen einer Ortschaft, Namens cl-Maklüb, liegen, die, wie es hiess, „umgestürzt" worden sei; allein Säulen finden sich nicht dort. Weiter im Westen, auf der Südseite des Wady Yabis, jenseits des eben erwähnten hohen Hügels, hörten wir von einer andern, auf einem ähnlichen Ilügel gelegenen R u i n e , e d - D e i r geheissen, wo sich Säulen finden sollen. Sie liegt am Wege, der von BeisAn nach Ilcläweh und Jerash führt. Wir konnten von keinen andern Ruinen in der Nachbarschaft h ö r e n ; so wenig als von i r g e n d e i n e m Ort, der den Namen Yäbis geführt hätte. Dieser Name existirt jetzt blos in Verbindung mit dem Wady. Der Hauptzweck u n s r e s Ausfluges nach Kefr Abil w a r , nach der Lage von Jabes-Gilead zu s u c h e n , indem wir hofften, dadurch einen bestimmten Punkt zu finden, nach dem wir die Position ') Compassrichtungen zu Kefr Abil: Kül'at er-Rübüd 156°. Beit Idis N. 50" O. 1 M. Kefr 'Awän N. 70" O. \ M. Judeita S. 7D°0. { M.

Kefr Abil.

419

Jabes-Gilead.

Pella's ausmitteln könnten. Hierin sahen wir uns jedoch zum Theil getäuscht; denn da es uns für jetzt an Zeit gebrach, stand es nicht in unsrer Macht, die oben erwähnten Ruinen zu besuchen. Hätten wir die Erfahrung, die wir jetzt erlangt, vorher gehabt, so würden wir richtiger den Wady YAbis bis nach ed-Deir und Maklftb hinaufgegangen sein, und von da den graden Weg nach Tübükat Fahil und Beisän genommen haben. Wir hätten auch jetzt noch diese Trümmerlagen besuchen können, wenn wir alle Umstände gekannt hätten. Allein ein langer Weg nach Beisän lag vor uns, und durch ein unbekanntes Land; unsre Führer waren begierig zurückzukehren, und wir fanden bald aus, dass sie nichts von Tubükat Fahil wussten. In solchen Fällen ist es schwer, blos auf das Zeugniss von Arabern hm zu irgend einem bestimmten Schluss zu kommen; doch scheint nur geringer Grund zu zweifeln, dass die Ruine von ed-Deir mit der Lage von Jabes-Gilead Ubereinstimmt. Der Name e d - D e i r , der K l o s t e r bedeutet, wird oft Ruinen gegeben, aus denen die Araber sonst nichts zu machen wissen; während die dort befindlichen Säulen und die Lage auf dem Wege von Beisän nach Jerash Umstände sind, die bedeutend ins Gewicht fallen. Die Entfernung auch, sechs Meilen von Pella, wie sie von Eusebius und Hieronymus angegeben wird, scheint ganz auf ed-Deir zu passen.') Jabes-Gilead wird zuerst im Buch der Richter erwähnt, *) als die einzige Stadt, die im Krieg gegen den Stamm Benjamin sich nicht anschloss; weswegen die Einwohner niedergemetzelt wurden, während man ihre Töchter den übrig gebliebenen Benjamiten zu Weibern gab. Nachher als die Stadt von Nahas, dem König der Ammoniter, belagert ward, eilte Saul zu ihrem Entsatz herbei. 3 ) Es geschah wahrscheinlich in dankbarer Erinnerung dessen, dass später, als nach dem Gemetzel von Gilboa die Körper Sauls und seiner drei SütlllG u m den Philistern an die Mauern von Bethsan aufgehängt wurden, die Einwohner von Jabes in Gilead „sich aufmachten und die ganze Nacht gingen" und die Leichname nach ihrer eignen Stadt trugen, sie verbrannten und ihre Gebeine be-

•) Onomast. Art. J a b i s - G a l a a d : „Nunc est vicus trans Jordanem in sexto miliario civitatis Pellae super montem euntibus Gerasam". S. auch Art. A s i r o t h . *) Eicht. 2 1 , 8 . Jos. Antt. 5, 2. 11 'läßtaoi. ') 1 Sam. 11, 1—11. Jos. Antt. 6, 5. 1 'Iaßis.

27*

420

VIL Abschnitt. Von Jerusalem nach Beia&n.

gruben.') Dafür empfingen sie den Dank Davids, der nachher die Gebeine wegbringen liess. *) Jabes kommt in der Schrift nicht weiter vor. Allein es war zur Zeit des Eusebius und Hieronymus noch vorhanden, deren Zeugniss oben angeführt ist. Aber von dieser Zeit an bis zur Gegenwart hat nie ein Reisender sich nach seiner Lage umgesehen. Es bedarf noch einer persönlichen Untersuchung, und möge diese nicht lange hinaus geschoben werden. Nachdem wir uns nicht ohne Ueberwindung entschlossen hatten, direct von Kefr Abll nach Beisän zu gehen, berechneten wir, dass, wenn die Ueberreste zu Tubükat Fahil die von Pella sind, die Entfernung nicht viel weniger als sechs römische Meilen betragen kann, und wir daher erwarten durften, sie zu einer Zeit zu erreichen, die anderthalb oder zwei Stunden nicht überstiege. Um ein Viertel auf 12 Uhr brachen wir wieder auf, ritten eine tiefe Schlucht im Norden des Weges, durch den wir gekommen, hinunter, in einer im ganzen nordwestlichen Richtung, und blieben eine Zeit lang in der Schlucht, von aller Aussicht ausgeschlossen. Um 12 Uhr 10 Minuten wendete sie sich mehr links; wir aber ritten den steilen Iiügel rechts hinauf und erreichten um ein Viertel auf 1 Uhr den Gipfel. Hier kamen wir in ein andres Thal, im allgemeinen von der nämlichen Richtung. Auch diesem folgten wir nur, bis es sich links drehte, worauf wir wiederum den Rücken zur Rechten hinaufritten und um 12 Uhr 35 Minuten oben waren.') Noch immer aber ging es nach und nach bergan; zu unsrer Linken war 10 Minuten später eine höhere Spitze, auf welcher Ruinen zu liegen schienen. Unsre Führer wussten erst nicht recht, was sie sagen sollten, erklärten aber endlich, dies sei Tubükat Fahil. Wir gingen nun hinauf und hatten eine weite Aussicht, aber von Ruinen war nichts zu erblicken. 4 ) Um ein Viertel auf 2 Uhr wieder ständig und rasch abwärts, und zwar hinweg. Um halb 2 Uhr befanden wir birge, das den letzten Bergscheitel nach

aufbrechend, ging es beüber freie, grasige Hügel uns auf einer Art Vorgedem Ghör hin auszumachen

') 1 Sam. 31, 8—14. Jos. Antt. C, 14. 8 'laßiooie. ') 2 Sam. 2, 4 - 7 . 21, 12—14. ') Compassrichtuitgen um 12 Uhr 35 Minuten: Saküt 225". Kaukab 332". Tabor 323". Dühy 309". 4 ) Compassrichtungen um 12 Uhr 45 Minuten: Kaukab 832°. Beis&n 300". Dühy 309". S&miriyeh 270°. Teil Um 'Ajra 276°. Zer'in 296°. Jebel Jermük 346". — Sämiriyeh ist eise Kuine auf der Westseite des GhSrs, nahe am Berge.

Fahil, Pella.

431

schien. Unter uns zur Linkeu, auf einem niedrigen Hügel in einem Winkel zwischen diesen höhern Hügeln, kaum eine (engl.) Meile von uns entfernt (S. 3 5 ° W.), sahen wir jetzt Iluinen liegen, welche u n s r e Führer blos u n t e r dem Namen el-Jerm kannten. Wir waren zu dieser Zeit grade 1 $ Stunden von Kefr Abil entfernt; und diese E n t f e r n u n g stimmte m i t P e l l a ; allein die Unwissenheit unsrer Sheikhs, die nur immer weiter wollten, und die anscheinende Unbedeutenheit der Ruinen, wie sie von hier aus erschienen, bestimmte uns, auf unserm Wege zu bleiben und den Hügel hinunter zu gehen. Hier jedoch konnten wir es nicht länger aushalten. Es war 2 0 Minuten vor 2 Uhr, als wir kurz ablenkten und links, nur von einem u n s r e r Führer gefolgt, durch eine schmale, von reichen Feldern reifen Waizens überdeckte Ebene abritten, wobei wir über eine Schlucht in derselben mussten. So kamen wir in 1 5 Minuten nach Fahil; denn so wurden u n s diese Ruinen von den Leuten, die wir hier fanden, genannt. Der niedere, flache Teil oder Hügel, auf welchem die Hauptruinen s t e h e n , sieht westwärts auf die schmale Ebene hinab, die auch auf der Nordseite hinaufläuft, zwischen diesem und dem vorstehenden Hügel, von dem wir herunter gekommen waren. Im Süden ist eine Schlucht und über dieselbe weg erstreckt sich die beschriebene schmale Ebene noch etwas weiter. Hinten sind die Berge, deren Ausläufer den Ort einschliessen. Ein einzelner Teil erhebt sich im südöstlichen Theile ganz nahe bei der flachen Erdzunge, die den Hügel, auf dem die Ruinen stehen, mit den Hügeln hinten verbindet. E r siebt fast wie künstlich abgeschnitten aus, als hätte er eine Acropolis f ü r die Stadt bilden sollen. Grade unter seinem südwestlichen Fusse ist der obere Anfang der Schlucht, die nach Südwesten weiter läuft, u n d grade dort ist eine grosse, prächtige Quelle, von der ein Mühlbach das Tbal hinab fliesst. Die» letztre war jetzt fast ein Sumpf und ganz mit Tamarisken und Oleander überwachsen. Die Quelle wird Jerm el-Mauz genannt. Das Thal bricht sich als Wady Mauz bis zum Grunde des Ghörs und zum Jordan, eine halbe Stunde südlich von der Furt bei Beisän. 1 ) Wir konnten n u n die Unwissenheit u n s r e r Führer Uber den Nauen Fahil verstehen.*)

') Burckhardt, Travels in Syr. p. 345. Von Wady Mauz bis nach Wady Y&bis ist drei Viertelstunden; siehe ebend.' *) Buckingham hörte beide Namen, Tübükat Fahil and Jerm el-Mauz; Tra T . among the Arab Tribes, p. 10,138.

422

VII. Abschnitt.

Von Jerusalem nach Beisän.

Die ganze schmale E b e n e , die westlich von den Ruinen und an den Hügeln entlang liegt, ist, wie wir nachher wahrnehmen k o n n t e n , im Grunde nur eine Bergabstufung, eine Art von Terrasse, die vorn an den Hügeln vorsteht u n d noch immer mehrere hundert Fuss Uber dem Jordanthal unten. So bedeutet denn auch Tübükat Fahil: Terrasse des Fahil. Sie wird von den Einwohnern von Kefr 'AwAn bebaut und braucht wenig oder keine Bewässerung. Das Land, durch welches wir h e r u n t e r kamen, gehört ihnen auch, ist aber zu z e r r i s s e n , u m den Pflug dort viel anwenden zu können.') Wie wir so von Norden heran k a m e n , sahen wir in der u n tern Ebene u n s zur Linken zahlreiche Grundwerke mit vielen zerbrochenen Säulen. Beim Hinaufsteigen nach der Stadt, von Osten h e r , kamen wir mit einem Male zu den Ueberresten eines Gebäudes, von dem das Portal herunter gebrochen und die Stücken u m h e r gestreut waren. Darin waren drei granitene Säulen. Davor lag eine geschnittene Kalksteinplatte, auf der mit roher Schrift der Name Q Ü 1 M A 2 (Thomas) geschrieben stand; eine spätere Inschrift ohne Zweifel. Das Gebäude mag ein Tempel gewesen sein; vielleicht auch eine Kirche. Oben bildet der Hügel eine Fläche von vier bis fünf Morgen, über welche Grundwerke von Häusern und Haufen zugehauener Steine, mit Säulenbruchstücken vermischt, u m h e r gestreut sind. Fugenrändrige Steine sahen wir nicht. Auf der Südseite ist der Abhang nach der Schlucht zu ganz steil, und hier schienen die Häuser auf T e r r a s s e n , eins ü b e r dem andern, bis zum Fuss hinunter gebaut gewesen zu sein. Die Quelle befindet sich unter der Südostseite; nahe daran stehen noch zwei Säulen, als ob sie zu einem kleinen Tempel gehört hatten. Gegen Westen ebenfalls sahen wir in der Ebene Grundwerke und Ruinen. Dies zeigt, dass sich die Stadt über ein bedeutendes Stück Boden erstreckt haben muss. Von Stadtmauern konnten wir keine Spuren bemerken. Dieser Ort ward zuerst von Irby u n d Mangles am 12. März 1 8 1 8 l ) besucht. Sie kamen von der Westseite, und fanden dort in der Ebene „die Ruinen eines viereckigen, an einem Ende abgerundeten Gebäudes, das von Säulen umringt gewesen zu sein schien". Auf dem Hügel sprechen sie von den Ruinen eines neuern

') Compassrichtungen von Fahil aus: Düliy 311". Kaukai) 336". Beisän 304°. Teil Um 'Ajra 278°. ') Travels p. 304, 305. [p. 92, 93.J

Fahil, Pella.

423

Dorfes. Hiervon sahen wir nichts; allein es ist sehr möglich, dass liier aus den herumgeworfenen Steinen gelegentlich Hütten errichtet worden sind. Unter den Säulen entdeckten sie die drei Ordnung e n , dorische, jonische und connthische, und bei der Quelle erwähnen sie „eines schönen Tempels". Indem sie Uber das Fliisschen gingen und einem Pfad nach Süden folgten, kamen sie an eine kleine, sehr dick mit Kraut und Gras bewachsene Ebene; besonders war die Senfpflanzc so hoch, dass sie ihren Pferden bis an die Köpfe reichte. Hier, gegen Osten, waren viele Ausgrabungen im Hügel, welche sie für die Gräber hielten, von denen sie, als in dieser Nachbarschaft befindlich, gehört. Da sie in dieser Richtung keinen Weg fanden, so gingen sie über das Flüsschen zurück und wieder hinunter nach ihrem früheren Wege, das Gh6r entlang.') Dies sind die Ruinen und die hauptsächlichsten topographischen Züge von Fahil; allein auf welche Gründe gestützt kann diese Ortslage mit dem alten Pella identificirt werden? E r s t l i c h wissen wir, dass Pella eine der Städte der Deeapolis 2 ) im Osten des Jordan an der nördlichen Gränze von Peräa war. 3 ) Ja, als Pompejus von Damascus nach Judäa marschirte, kam er über Pella und Scythopolis. 4 ) Es folgt daraus, dass diese beiden Städte nicht weit von einander lagen; auch erwähnt ihrer Josephus mehrere Male zusammen. 5 ) W i r hatten jetzt Beisän (Scythopolis) jenseits des Flusses im Angesicht. Z w e i t e n s : von Eusebius und Hieronymus wissen wir, dass Jabes-Gilead von Pella sechs römische Meilen war, auf dem Wege über den Berg nach Gerasa. °) Wir waren jetzt von Kefr Abil ungefähr eine englische Meile nördlich

') Schon im Febr. 181C horte Buckingham, als er yon Nazareth nach es-Salt dieses Weges reiste, von diesem Orte ; allein „as it was on an eminence difficult of access, wo [he] did not go up to it". Nachher horte er wieder in.Kcfrenjy davon. Trav. among the Arab Tribes, p. 10, 138. — Im Sommer 1842 hörte Hr. 6 . Williams, als er hier herum nach Pella suchte, von diesen Ruinen; aillein er „could not turn aside to examine them"; Holy City I. p. 201. ') Euscb. et Hieron. Onomast. Art. D e e a p o l i s . Plin. H. N. 5, 16. lleland, Palaest. p. 203. 3 ) Jos. B J. 3, 3. 3. 4 ) Jos. Antt. 14, 3. 4. B. J . 1, 6. 5. ') Jos. Antt. 14, 4. 4. B. J. 1, 7. 7. ib. 2, 18. 1. e ) Onomast. Art. J a b i s - G a l a a d und A s i r o t h ; s. oben p.419, Anm. 1. Das Onomasticon enthält keine andre Notiz über Pella, ausser dass im Art. D e e a p o l i s der Name desselben genannt wird.

424

VII. Abschnitt.

Von Jerusalem nach BeisÄn.

der Ruine e d - D e i r im Wady YAbis nach einer Stelle in eben der Entfernung in Norden von Fahil in 1-J Stunden gekommen: eine mehr als gewöhnlich genaüe Uebercinstimmung. D r i t t e n s : wenn Plinius die Städte der Decapolis aufzählt, spricht er von Pella als „überreich an W a s s e r " , ' ) und die herrliche Quelle innerhalb ihres Bezirks bezeugt noch immer die Wahrheit dieser Beschreibung. V i e r t e n s : die Namen Fahil und Pella sind nahe verwandt, wir mögen nun den e r s t e m als blos von dem griechischen Pella abstammend betrachten, oder als eine ältere aramäische Form, welche die Griechen in Pella corrumpirt. Nachdem wir die Ueberreste hier gründlich besichtigt und ich alle Umstände genau erwogen, wagte ich gegen meine Gefährten an Ort u n d Stelle die Meinung auszudrücken, in welche sie einstimmten, dass wir hier zwischen den Ruinen des so lange verlorenen und s o . lange gesuchten Pella's ständen! Solche Momente sind es, die dem Reisenden seine Belohnung geben. Die Idee indessen, dass in diesen Ueberresten die Lage von Pella zu finden sei, war mir keinesweges eine neue. Der Gedanke war Irby und Mangles, den Entdeckern dieser Ruinen, nicht in den Sinn gekommen, u n d kein fränkischer Reisender hat seitdem den Ort besucht. Allein schon seit 1 8 3 9 oder 1840, als ich in Berlin die Handschrift meiner frühern Untersuchungen in Palästina zum Druck bereitete, hatte ich ein Exemplar ihres Werkes bei mir;*) u n d die Wahrscheinlichkeit, dass dieser Trümmerhaufe mit Pella identificirt werden k ö n n e , fiel mir sogleich aufs Herz. Derselbe Gedanke entstand auch in Kiepert, der ebenfalls das Buch benutzte, als er die Karten für mein Werk machte. Von wem die Idee dem Andern zuerst mitgetheilt ward, möchte jetzt schwer zu bestimmen s e i n ; auf jeden Fall schlüg Kiepert vor, den Namen Pella auf dieser Karte in Verbindung mit dieser Stelle zu setzen. Es unterblieb j e d o c h , weil ich w ü n s c h t e , dass die Karten durchaus nichts enthalten sollten, was nicht vollkommen gewiss sei. Allein auf Kieperts eigner späterer, im Jahre 1 8 4 2 publicirten Karte war Pella als solches zum ersten Mal angebracht, und zwar mit einem Fragezeichen. Von dieser Zeit an ist die Idee ein öffentliches Eigenthum g e w o r d e n . ' ) ') Plin. H. N. 5, 16 (18): „Pellam aquis divitem". *) Ans der Bibliothek der konigl. geogr. Ges. von London, durch die Güte des zeitigen Secretärs, Capitän Washington R. N. Es gab, so weit man wusste, damals kein andres Exemplar in Berlin. *) Ritter nimmt auch die Identität dieser Ruinen mit denen von Pella

Falül, Pella, Bütis.

425

Gin Schriftsteller des 5. Jahrhunderts sagt u n s , dass Pella a u c h den Namen B ü t i s führte. 1 ) Eine viel spätere Angabe beh a u p t e t , dass die Stadt von macedonischen Veteranen aus den Heeren Alexanders des Grossen erbaut oder mindestens bewohnt war, die hier unter seinen Nachfolgern im Königreiche Syrien sich niederliessen; daher komme der Name Pella, zu Ehren des macedonischen Pella.*) Diese Idee zu stützen wird angeführt, dass Pella eine der Städte war, welche durch die fanatischen Juden unter Alexander Jannaeus zerstört worden seien, weil die Einwohner sich geweigert, sich nach den jüdischen Gesetzen und Gebräuchen zu richten; was beweise, dass die Einwohner Fremde und Heiden gewesen seien.®) Ob aber dies alles mehr als eine Hypothese i s t , den Namen Pella zu erklären, bleibt zweifelhaft. 4 ) — Möge dem aber auch sein, wie ihm wolle, von Polybius erfahren wir, dass Antiochus der Grosse von Syrien, nachdem er sich in Besitz vom Berg Tabor und andern Orten gesetzt, im Jahre 2 1 8 v. Chr. Uber den Jordan ging und Pella, Kamiin und Gephrfts nahm. 5 ) Auf die wichtigern Notizen, die Josephus giebt, haben wir uns bereits bezogen. Pella ward mit andern Städten von Pompejus den

als gewiss an; Erdk. XVII. 1. p. 1023—28. Berl. 1851. In unsern frühem Verzeichnissen war der Name Kefr Abil unrichtig Kefr Bil geschrieben; und der Name war in dieser Form mit Pella verglichen; s. Palästina III. p. 919. Dies vermeintliche Kefr Bil verwechselt Ritter mit „den Ruinen eines neuem Dorfes", von denen Irby und Manglcs als zu Fahil gesehen sprechen, und sucht dann die Identität des letztern mit Pella zu beweisen. Seine Beweisgründe sind richtig, ruhen aber auf irrigen Annahmen. — Auf die nämliche Autorität von Irby und Mangles ist auch Hr. Williams „disposed to think, that Pella must be looked for in this locality"; Holy City. 1. Edit. Lond. 1845. p. 127. ') Steph. Byzant. TMXka nöXig xottijg ZvQta; r/ Bovus ltyop(vr\. ') Adrichomius p, 92. Bonfrere in Onomast. ed. Cleric. p. 122. Ritter XV. 2. p. 1025, 1027. — Ich finde nicht, dass diese Idee viel vorkommt, wenn überhaupt irgendwo, vor der Zeit des Adricbomius im 16. Jahrhundert. J

) Jos. Antt. 13, 15. 4. B. J. 1, 4. 8. ib. 2, 18. 1. ) Strabo erzählt jedoch, dass Apamea am Orontes (jetzt Kul'at Müdik) manchmal unter den frühem syrischen Königen Pella genannt ward, weil so viele der macedonischen Kriegsveteranen dort wohnten; Strab. 16, 2. 10. p. 752. b ) Polyb. 5, 70. 12: xal TiQoäymv yiagilaße ffillav xai Kafiovv .xnl 4

TttfQOvv.

426

V I I . Abschnitt.

Juden

genommen

und

Von Jerusalem nach Beisän.

seinen

eigenen

Bürgern

wiedergegeben.')

Späterhin ward Pella die Hauptstadt einer Toparchie. * ) Der Name Stadt ist in

Pella

den

kommt

in

der Schrift nicht vor;

kirchlichen Annalcn

berühmt,

allein

die

als die S t a d t ,

in

welche vor der Belagerung und Zerstörung J e r u s a l e m s durch Titus sich die Christen zurückzogen.

E u s e b i u s erzählt von diesem

zug

göttlichen

und

sei.3)

wie

Die

es

Zeit

zufolge

einer

ihrer R ü c k k e h r

wird

Ermahnung

nirgends

Um-

geschehen

angegeben.4)



Aus den Münzen von Pella geht h e r v o r , d a s s die Stadt unter Heliogobal A. D. 2 1 7 — 2 2 2 zu blühen l o r t f u h r , 5 ) und a u s den W o r ten des E u s e b i u s

und Hieronymus m e h r a l s ein J a h r h u n d e r t

spä-

ter scheint hervorzugehen, dass sie auch zu ihrer Zeit noch nicht verödet w a r . 6 )

V i e l m e h r wird sie unter d e n bischöflichen Städten

des zweiten Palästina aufgezählt, zu gleicher Zeit mit

Scythopolis;

und die Namen dreier i h r e r Bischöfe k o m m e n zwischen A. D. 4 4 9 und 5 3 6 v o r . 7 ) leicht

Die Stadt scheint d e m n a c h

vollständig bis

im Ganzen und viel-

zur Zeit der m u h a m m e d a n i s c h e n

Eroberung

bestanden zu h a b e n . Wir verliessen nordwärts hatten.

nach

Diesen

Pella

der

10

Stelle

Minuten

zurück,

erreichten

wir in

nach

wo

2

nuten

an

den R a n d

des

steilen A b h a n g e s

oder T e r r a s s e herabfallt.

kleiner Wady

Namens

Abu

und

einer Viertelstunde

dann in einer nordwestlichen Richtung w e i t e r , Tübükah

Uhr,

wir vom Wege

Seiyäd

kehrten abgelenkt

und

brachte,

der von

B e i m Hinunterreitcn uns

zur

gingen

was uns in 5 Mi-

Hechten.

der

war ein Die

Höhe

zusammen beträgt nicht weniger als etwa 6 0 0 F u s s oder da herum. W i r erreichten den B o d e n um 2 Uhr 4 0 Minuten. der Abfall

bis

höhe.

war

Es

zum F u s s e 3

Uhr

10

sehr allmählig

und

Minuten,

wir

als

Von da an ist

dieser ain

ohne Ufer-

Fusse

waren.

') J o s . Antt. 14, 4. 4. B . J . 3, 7. 7. *) J o s . B . J . 3, 3. 5. *) Euseb. H. E . 3 , 5 : xnr« riva xnijauov roif «t)ro3i tSoxfytots cfi nnox«Ai)ipia>f 3oS(vTtt 7i{to tov noi^uov. Dasselbe wird von Epiphanius erzählt, der allein von ihrer Rückkchr spricht; de Mensur, et Ponder. 15. p. 171. ed. Petav. 4 ) Vergl. Palästina I I . p. 204, 205. •) Eckhel, Doctr. Nummor. III. p. 350. Mionnet, M^d. Antiques V. p. 329. Suppl. V I I I . p. 232. f ) Onomast. Art. A s i r o t h , D c c a p o l i s , J a b i s - G a l a a d . ') Reland, Palaestina p. 215, 226. Le Quien, Oriens Christ. III. col. 697. — Ritter hat, wie es scheint, diese Notizen übersehen; Erdk, X V . 2. p. 1028.

Fella.

Jordanfurt nach Beisàn.

427

Eigentlich gehen drei Furten nach BeisAn. Wir waren an die mittlere gekommen. Einer unserer Sheikhs warf seine leichten Kleider ab und wadele hinein; allein er fand das Wasser tief und den Boden wegen der vielen grossen Steine schlecht. Eine andre Furt ist bedeutend weiter den Strom hinauf. Wir wendeten uns jetzt den Fluss hinunter, ungefähr S.S.W., und kamen in 15 Minuten, 5 Minuten nach halb 4 Uhr, nach der untern Furt, die Tümra heisst. Ein niedrigerer Teil mit einem Wely, Namens Sheikh Daüd, liegt gegenüber, ungefähr 8 0 0 bis 9 0 0 Schritt weiter hinunter. ' ) Derselbe Sheikh wadete wieder hinein und gab einen günstigen Bericht. Er und sein Gefährte ritten zuerst durch. Die Strömung war heftig und das Wasser kam ihren Pferden bis zur Seite und hinten bis oben an den Schwanz. Wir machten nun unsre Vorbereitungen, hinüber zu gehen, wie am Morgen. Sheikh Kasim, derjenige der beiden, der sich bei weitem am höflichsten und gefalligsten bewiesen, schlug vor, durchzuwaden und unsre Pferde eins nach dem andern am Zügel zu führen. Dies nahmen wir gern genug an und kamen so sicher hinüber; blos ein Paar der Mantelsäcke wurden ein wenig nass, allein ohne dass etwas beschädigt war. — Die Furt ging hier, wie oben, Uber eine Bank im Flussbette, an dem die Wasser sich in Schnellen brachen, grade wie am Morgen. — Der Fluss ist hier tiefer und breiter und misst 1 4 0 Fuss an B r e i t e . 2 ) Fünf Minuten nach 4 Uhr ritten wir vom Flusse fort und erreichten in fünf andern Minuten die hohe Uferwand des untern Thaies. 3 ) Beim Zurücksehen hatten wir hier eine schöne Ansicht der T ü b ü k a h , der grossen Bergterrasse, die sich hier gegen die östlichen Hügel lehnt, eine schmale, aber fruchtbare Ebene auf ihrem Plateau, und plötzlich und steil zum Ghör abfallend. Es scheint die einzige in ihrer Art zu sein. Zwanzig Minuten nach 4 Uhr ritten wir über einen schönen Bach, der aus Quellen zu Beisdil köliiiiien sollte. Die ganze Ebene war jetzt so voller Quellen und Bächlein, dass sie an einigen Stellen fast zum Sumpfe wurde. Sie war überall fruchtbar und gut bewässert; an einigen Theilen angebaut, doch in den meisten vernachlässigt. Wie wir weiter gingen, ward der Berg Hermon das Ghör hinauf sichtbar, grade als ') Auch von Irby und Mangles erwähnt p. 304. [92.] ') Irby und Mangles gingen hier hinüber. ,,We measured the breadth, and found it to be one hundred and forty feet". Travels p. 304. [92.J ') Compassrichtungen um 4 Uhr 10 Minuten: Kaukab 348°. sän 298".

Teil Bei-

428

VH. Abschnitt.

Von Jemsalem nach Beis&it.

läge e r zu Häupten desselben, oufthürmte.

wie er sich majestätisch \or uns

Auf dem ganzen Weg hatten wir den schwarzen Teil

von Beisän im Angesicht, der in der Ferne einsam nahe der Nordseite der breiten Oeffnung des Thaies von Jezreel vor uns aufstieg. Um 5 Uhr 5 Minuten kamen wir an den Fuss der Böschung, vermittelst welcher die Ebene

j e n e s Thaies

sich nach dem Grunde

des Ghörs hinabsenkt; und eine Viertelstunde später erreichten wir das Dorf, das auf dem Scheitel dieser Böschung liegt.

Wir ritten

an einem Bach weg hinauf, der seine Wasserfillle den Berghang hinabwälzte, jedoch

dessen schwärzliche Farbe und Schwefelgeruch

auffiel.

scheinlich

alles

Eine Menge Rindvieh,

gewiss 2 0 0 Stück,

was das Dorf b e s a s s ,

uns wahr-

kam uns entgegen.

Wir

fanden unser Zelt hier an einer luftigen Stelle aufgeschlagen, nahe dem Wasser, im Süden des Dorfes; und es gefiel uns ganz, es in Besitz nehmen zu können. Einen günstigem Tag hätten wir für eine Excursion über das Ghör und den Jordan glänzend

rein;

kaum haben können.

Die Atmosphäre war

ein angenehmer Nordwestwind

wa* während des

ganzen Tages fühlbar, so dass die Sonnenstrahlen nie lästig wurden.

E s war unsre

waren 1 3 Stunden

schwerste Tagereise in

der Arbeit

und

in Palästina,

denn wir

fast beständig im

Sattel

gewesen. Unsre Sheikhs kehrten nach den Zelten der ,brigen

zurück.

Wir bezahlten jedem seine 4 0 Piaster und legten noch 2 0 Piaster als B a k s c h i s c h

bei,

dienstfertig gezeigt.

besonders für Kasim,

der sich besonders

Dies waren genau die Kosten der Identifici-

rung Pella's! S o n n t a g , d e n 1 6 . Mai. war uns allen willkommen. drückend.

Schwärme

Der Tag

von Fliegen

durch die Nachbarschaft

der Ruh* und Andacht

Das Wetter war warm> obwohl nicht umgaben

uns,

so vielen Viehes erzeugt.

wahrscheinlich Wir wurden

vielfältig durch Besuche der Sükr-Araber unterblHctieB, GhAr in Besitz haben.

Das Dorf war voll von ihnen

die das

Unsre Diener

sagten, es seien dort nicht weniger als 5 0 Reiter, (ie zur Zeit an den Einwohnern zehrten.

Mehrere von ihnen besichten uns und

sassen lange unter unserm Zelte.

Ich hatte mein Taschenmesser

gebraucht und es auf einen Augenblick neben roiel an des Bettes gelegt, nahe an der Thür.

E s verschvand,

den Fuss und

hat

wahrscheinlich einem der Beduinen zum Andenken seines Besuchs bei den Franken gedient. Im Laufe des Tages machten wir nach mehreren Riebtungen

Beisän. Lage.

429

Spaziergänge. Ich suchte einige der Bäche nach ihrer Quelle zu verfolgen, aber es gelang mir nicht; und am Nachmittage erstiegen wir den Teil und besahen die anliegenden Ruinen, eine kleine Viertelstunde nördlich vom Dorfe.

Ich werde hier die Resultate unsrer Beobachtungen über Beisän, von denen einige am Montag Morgen gemacht wurden, zusammenstellen; so wie auch, was Uber das Ghör, das wir hier verliessen, zu sagen noch übrig bleibt. Dorf und Ruinen von Beisän liegen, wie bereits oben bemerkt, am Rande der grossen Thalebene Jezreel, wo sie in ziemlich steiler, wohl 300 Fuss hoher Abdachung nach dem ebenen Ghörgrunde abfällt. Jene Ebene ist hier zwei bis drei englische Meilen breit zwischen den nördlichen Hügeln und den Bergen von Gilboa im Süden. Die nördlichen Hügel ziehen sich ganz fcis in das Ghör hinunter und sind ohne Schönheit. Die südlichen Berge erstrecken sich nicht so weit nach Osten und ein Streifen der Ebene Jezreel läuft längs ihren östlichen Fusse hinunter und bildet dort ein hohes Plateau dem Ghör entlang. Diese Berge haben ein wildes, malerisches Aussehen und schweifen südwärts in anmuthiger Biegung ab; keine Eon \ e r s c h i c d e n c n Wasserbetten. W e n n u n s schon gestern die G e g e n d wohlbewässert erschienen w a r , wie viel m e h r noch das Land, d u r c h das wir jetzt kamen. Wir ritten ü b e r nicht weniger als J 5 b i s 2 0 m u n t r e Bäche, die sämmtlich n o r d wärts dem JAlfid zuliefen. Alle kamen s i e , wie es schien, aus einem grossen Sutnpf im Südwesten von Beisän, dessen Uferwand ganz nahe schien, obwohl von Buschwerk und Dickicht \ erborgen. Wir hätten jetzt gern einen F ü h r e r gehabt, u n d versuchten es mit einigen der Schnitter, die im Felde rcchts a r b e i t e t e n ; allein keiner wollte gehen. Um halb 8 Uhr kamen wir Uber den letzten u n d breitesten der Bäche; die alte Brücke lag u n s hier in geringer E n t f e r n u n g z u r Rechten. Zehn Minuten vor 8 Uhr kamen wir an einen niedrigen Teil dicht am Wege. Diesen erstiegen wir u n d verloren so 1 0 Minuten. Bald darauf k a m e n wir Uber ein Flüsschen,

442

VIII. Abschnitt.

Von Beisän nach Häsbeiya.

das aus einer Quelle links nahe am Fussc der Berge herströmle u n d auch nach dem Jälüd floss. Um halb 9 Uhr erreichten wir Beit Ufa, das grade am Fuss des Gebirges liegt auf einem leisen Abhang, der vor dem Auslauf einer kleinen Schlucht sich herausstreckt. Die Berge von Gilboa, statt von Zer'in nach dem Ghör in grader Linie hinunter zu laufen und dann mit dem Ghör einen Winkel zu bilden, schweifen hier bogenförmig herum, so dass Beisän, das, wenn man es weiter von Westen sieht, in der Mitte der Ebene Jezreel zu liegen scheint, in der Wirklichkeit viel näher, ja ganz nahe an den nördlichen Hügeln ist. Grade da, wo die Gebirgsbiegung beginnt, liegt Beit Ufa. Zuerst kamen wir an zwei Sarcophage, die an der Aussenseitc behauen oder bemeisselt waren, und ganz allein im Felde standen, nahe dem Punkt, wo der steile Aufgang beginnt. Nahe herum u n d grade unterhalb derselben giebt es n u r sehr wenige Ueberreste oder sonstige Spuren einer Ortschaft. Allein weiter u n t e n , über den jetzigen Weg hinweg, ist ein beträchtliches Stück Land mit r o h e n , viereckig gebrochenen, nicht gehauenen Steinen bestreut, und keiner grösser als anderthalb Fuss lang. Dies ist aber auch a l l e s . ' ) Auf einem kleinen Plateau einer steilen Bergseite, etwa 2 0 0 Fuss hoch grade über den Sarcophagen, sind die Ueberreste eines Dorfes Namens Judeideh zu sehen. Ein wenig westlich davon in der Schlucht ist eine kleine Quelle, die 'Ain Judeideh genannt wird; allein es war gegenwärtig kein Wasser in der Schlucht unten. Wir gingen nicht nach diesen Ueberrcsten hinauf. Von Beit llfa liegt das Dorf Kiimieh an der Nordscite des Thaies N. 24° W. — Wir "hatten geglaubt, dass von diesem Ort ein Pfad über die Berge direet nach Jenin f ü h r e ; allein es bedurfte nur eines Blickes auf die jähe Bergwand vor u n s , um uns zu überzeugen, dass es hier nie eine betretene Strasse gegeben haben kann. Beit llfa ward zuerst im Jahre 1 8 4 7 von E. G. Schultz besucht. 2 )

') Compassrichtungen zu Beit llfa: Dühy 332". Tabor 355". Kümieh 336". en-Na'ürah 348". Shüttali 5". Ith An 97". Teil Beisän 104". Kaukab 50". Teil csh-Sheikh Hasan 313". •') Zcitschr. der morgenl. Ges. III. p. 48, 49. Kittcr, Erdk. XV. p. 423 sq. Von Jenin ging Schultz quer über den Berg weg und an der örtlichen Seite in Süden von Mujedda' hinunter; dann am Fusb der Berge weg nach Beit Ufa. Nachher ging er über 'Arfibböneh und Deir Ghüzal noch einmal über die Berge zuiüek. Es scheint, dass zwischen diesen beiden Wegen kein gangbarer war.

448

Beit Ilfa, nicht Bcthulia. Schultz hielt Beit. Ilfa für das Bethulia, apocryphischen

Buchs Judith;

darin g e f o l g t . ' )

und Ritter

richtiger

und

Betylua des

andere

sind

ihm

Allein die a n g e n o m m e n e Namensähnlichkeit kann

schwerlich zugegeben werden, 1 ) während topographische Rücksichten g e g e n die Identität streiten. Alles, w a s wir von Betylua wissen, ist a u s dem Buch Judith: ein B u c h , das jetzt sehr allgemein nicht als geschichtlich, sondern als e i n e Art sowohl

von

jüdischem Roman

die E r e i g n i s s e ,

als

stcigliche Schwierigkeiten darbieten. 3 ) Dothan,

dessen

betrachtet wird,

Lage jetzt bekannt i s t ; und da derselbe im Zuso ist er für die Bestim-

m u n g der Lage des letztern von Wichtigkeit. 4 ) als südlich von

schrieben w i r d ,

unüber-

Ein darin genannter Ort ist

s a m m e n h a n g mit Betylua erwähnt w i r d , dass Betylua,

in welchem

die topographischen Notizen

Es ist ganz offenbar,

der Ebene Esdraelon l i e g e n d ,

nicht weit von Dothan;

be-

als einen der Pässe von

dieser Ebene in die Berggegend beherrschend,

und als selbst auf

einem Berge liegend mit einer Quelle oder Quellen am Fusse desselben. s )

Alle diese Umstände

sprechen entschieden wider seine

Identität mit Beit Ufa. ') Ritter 1. c. Gross in Zeitschr. der moigenl. Ges. I. c. p. 58, 59. *) Der Name ist eigentlich B e i t I l f a , und wird so mit arabischen Buchstaben von Schultz selber geschrieben. Zwischen diesem Namen und dem griechischen BnvXovn ist es schwer viel Aehnlichkeit heraus zu finden. Schultz schreibt aber den Namen mit lateinischen Buchstaben mehrere Male Beitilun, und so entstellt einige Aehnlichkeit. Allein dieser Acndeiung fehlt allo Beglaubigung und gehört zu den Freiheiten, die Schultz nur gar zu geneigt war sich zu nehmen. ') De Wette, Einl. ins A. T. §§.307, 308. Winer, Ke.ilw. Art. J u d i t h . 4 ) Judith 4, (.. 7, 3. 18. In Judith 4, (3 lesen wir: ReivXova yai BexOfiiaSatfi, jj toiiv q., 449.

456

V m . Abschnitt.

Von Beisiin nach Hasleiya.

Das Wasser war schlecht. Die Ruinen, von denen wir gehört, liegen auf der Westseite desselben Thaies, gegen 8 0 0 Schritt südwestlich, nahe an seinem Eintritt in den Hauptwady. Sie bestehen blos aus einigen Grundbauten von schwarzen Steinen, offenbar nichts als die Ueberreste eines armseligen, ganz unbeträchtlichen Dorfes. Sie sind unter dem Namen Khirbet Kerazeh bekannt. Wir gingen nicht bis zu ihnen hin, da es keinen Pfad dahin gab und wir sie ganz Ubersehen konnten. Ihre Entfernung von Teil Hilm muss ungefähr eine Wegstunde sein. Wir waren an diesen Ort gekommen, weil der Name Keräzeh einige Aehnlichkeit mit dem C h o r a z i n des Neuen Testaments hat, und wir in diesen Ruinen oder in der Lage derselben etwas zu finden hofften, das zur Bestimmung der Lage dieses alten Ortes dienen könnte. Hierin sahen wir uns getauscht. Diese Ueberreste sind zu unbedeutend, um je zu irgend einem Orte von einiger Wichtigkeit gehört zu haben. Auch lag Chorazin nach Hieronymus am Ufer des S e e s , 1 ) während diese Lage eine Stunde weit davon ist, und von den Hügeln eingeschlossen. Der See ist nicht einmal zu sehen und jede öffentliche Strasse, sei sie alt oder neu, ist weit davon ab.*) Hier trennten wir uns von unserni Sheikh, der nach seiner Heimath zurückkehrte, während wir unseres Weges zogen.

Nachdem wir so unsere Wiedcruntersuchung des westlichen Seeufers vollendet hatten, sei es mir verstattet, ein Paar Augenblicke bei der Betrachtung zu verweilen, in wiefern die Thatsachen und Umstände, so wie die historischen Nachrichten uns bei der Bestimmung der Lage \ o n Capernaum, Bethsaida und Chorazin zu Hülfe kommen. Von diesen drei Orten nimmt Capernaum, als der wichtigste, zumeist unsere Aufmerksamkeit in Anspruch. Es ist bemerkenswerth, wie selten die E\angelisten die Erzählung vom Leben des Herrn mit der Erwähnung eines bestimmten Ortes verknüpfen; ausgenommen dass im allgemeinen Galiläa oder Jerusalem genannt wird. Im Innern von Galiläa kommt blos Na') Hieron. Comm. in Esa. IX. 1. p. 83, ed. Mart. „Lacum Genesareth, in cujus litore Capernaum et Tiberias et Bethsaida et Chorazaim sitae sint". *) Pococke scheint, als er sich nach Chorazin erkundigte, den Namen Kcräzeh gehört zu haben, den er G e r a s i schreibt; Vol. II. 1. p. 72. Der Ort ward im Jahre 1843 von Herrn Keyes besucht, der damals einer der amerikanischen Missionäro zu Beirut war.

Kcräzcli.

Capernaum.

457

zareth, Cana und Hain v o r ; das crstcrc als der Ort, wo Jesus aufwuchs; die beider andern als die Schauplätze gewisser Wunder. Am Seeufer hören wir blos von Capernaum, wo Jesus sich aufhielt; von Bethsaida und Chorazin, wo viele seiner gewaltigen Werke geschahen; von Magdala, als dem Wohnort der Maria Magdalene, und beiläufig von Tiberias, das von Ilerodes Antipas nur eben erst wieder aufgebaut war, und nur eben bekannt und bedeutend zu werden begann. 1 ) Ohne Zweifel ist es aus diesem Grunde, dass andere Städte am See durch die häufigere Gegenwart des Herrn, so wie durch die Lehren und Wunder desselben, berühmter geworden sind, als Tiberias. C a p e r n a u m . In meinem frühern Werke habe ich, nach einer aufmerksamen Prüfung der Sache, die Meinung ausgedrückt, dass die Lage von Capernaum wahrscheinlich in der Nähe von Khän Minyeh zu suchen sei.*) Diese Meinung ist von Dr. Wilson bekämpft worden, während er Capernaum an Teil Iiiiin setzt. 3 ) Hierin ist ihm Ritter gefolgt. 4 ) Indem ich diese Sache von allen Seiten geprüft, habe ich seit Jahren gestrebt, meinen Geist für die Ueberzeugung offen zu halten, wohin immer sich die Wage der Beweiskraft neigen möchte. Allein nach einer fernem Untersuchung des Bodens und ein sorgliches Erwägen der historischen Nachrichten sehe ich keinen triftigen Grund, mein früheres Urtheil zu widerrufen. Im Gegentheil scheint dieses Urtheil mir durch mehrere früher nicht in Betracht gezogene Umstände noch befestigt. Es sei mir verstattet, hier eine Uebersicht der Beweisgründe in Form einiger Sätze darzulegen. 1. Das sogenannte Land Genezareth 5 ) war zur Zeit unseres Heilandes und zu der des Josephus ein bestimmter und wohlbekannter Bezirk. Aus dem Neuen Testamente erfahren wir blos, dass dieses Gebiet auf der Westseite des Sees lag. °) Josephus beschreibt es als längs dem See gellegen, und als von wundersamer Fruchtbarkeit. Es hatte alle Arten Bäume: Wallnuss-, Feigen- und Olivenbäume, ja selbst Pa Innen. Es brachte auch die hauptsächlichsten Früchte während des ganzen Jahres her\or; und Trauben und Fei') ') 3 ) 4 ) ") 6 )

Palästina III. p. 5 16 sq. Palästina III. p. 5.41 sq. Lands of the Bible. II. p. 143 sq. Erdk. XV. p. 339 sq. Gr. >j j'ij rtvvtiaccgfy, Matth. 14, 34. Marc. 6,53. Matth. 1. c. Marc. 1. c. Vergl. Joh. 6, 24.

458

VIII. Abschnitt.

Von Bcisän nach Hilsbciya.

gen während zehn Monate im ,l;ihrc.') Wenn wir nun auch in dieser Beschreibung, wie billig, einige Ucbertreibung annehmen, so hat doch niemand je die Identität dieses Gcnnesaret mit der jetzigen Ebene el-Ghu^eir in Frage gestellt. Nach den neuesten Beobachtungen ist die Fläche des Sees mindestens 6 0 0 — 7 0 0 Fuss unter der des Mittelländischen Meeres; 1 ) das Clima ist daher, wie das des Ghör, etwas ägyptisch. Selbst jetzt hat die kleine Ebene „alles Ansehen von Fruchtbarkeit, und würde, wenn in Ordnung gehalten und gehörig angelegt, wahrhaft reizend und ergötzlich sein. Gegenwärtig hat sie mehrere reiche Weiden und angebaute Felder, voll üppig stehenden Korns, Keis und Gemüse. Wilde Feigen und eine Fülle von Nübkbäumen wachsen noch immer in ihr an mehreren Orten. Verschiedene Reihen von Oleanderbüschen, besonders längs der durchlaufenden Bäche, vermehren die Schönheit der Gegend. Der Boden ist grossentheils dunkler, angeschwemmter Lehm, und hält viel von dem debris des basaltischen Felssteines der Nachbarschaft." 3 ) Dies Stück Land ist durch die Hügel, welche im Norden und Süden desselben bei l i h i n Minyeh und Mejdel nach dem See hinuntergehen, vollständig abgeschlossen. Josephus sagt: „die Länge dieses Landstriches dehnt sich dem Seeufer entlang bis zu dreissig Stadien a u s ; die Breite beträgt zwanzig," 4 ) d. h. drei und drei Viertel römische Meilen in die Länge und zwei und eine halbe in die Breite. Reisende unseres Jahrhunderts geben die Länge von el-Gbuweir auf eine Stunde (mit Pferden) a n , oder auf ungefähr drei englische geographische Meilen: eine sehr .genaue l'ebereinstimmung. 5 ) Dr. Wilson bemerkt: „es kam uns- vor, als ob der Bericht, den Josephus von den Dimensionen des Tlhales (der Ebene) giebt, so ziemlich correkt sei." 0 ) II. Die Städte Capernaum und Bethsaida lagen auf der Ebene Genezareth oder dicht daran. Die Wahrheit dieser Behauptung geht aus beiläufigen Erwähnungen im Evangelium hervor. Nach ,dem gewaltsamen Tode Jo*) Joseph. B. J. 3, 10. 8. ) Lynch, Official Report, Transv. Section, opp. p. 43. ') Wilson, Lands of the Bible. II. p. 137. — Die Talmudisten sprechen ebenfalls von der grossen Fruchtbarkeit Gennesarets, und setzen es in die Nähe von Tiberias. S. Lightfoot, Opp. ed. Leusd. II. p. 227. 4 ) Joseph. B. J. 3, 10. 8 fin. "•) Burckhardt p. 320. WilBon, Lands of the Bible. II. p. 138. ') Ibid. p. 138. =

Lage von Capernaum.

459

fiannis des Täufers reiste der Herr mit seinen Schillern zu Wasser nach einer einsamen Stelle am nordwestlichen Theile des Sees, in der Gegend von Julias, dem nördlichen Bethsaida.') Hierhin folgte ihm das Volk und hier speiste der Herr am Nachmittage wundersamerweise die Fünftausend. 2 ) Gegen Abend hiess Jesus seine Jünger das Boot besteigen und ^or ihm Uber den See nach B e t h s a i d a fahren, wie es im Marcus heisst; während Johann e s nach C a p e r n a u m sagt. 3 ) Der Wind war stark und ungünstig; sie quälten sich mit Rudern und das Boot hatte stark zu arbeiten. 4 ) Während' der ganzen Nacht kamen sie wenig weiter, bis in der vierten Wache (nach Tagesanbruch) Jesus zu ihnen kam, auf den Wellen schreitend. Sie nahmen ihn in das Boot und, so sagt Johannes, „alsbald war das Schilf am Lande, wo sie dahin f u h r e n " ; während nach Matthäus und Marcus „sie kamen in das Land Genezareth". 5 ) Am folgenden Tage nahm das Volk, das sie dahinten gelassen, „andere Schiffe und fuhr nach Capernaum u n d suchte Jesum". Sie fanden ihn in Capernaum, wo er sogleich in der Synagoge lehrte. 6 ) Dies Zeugniss beweist, dass die Jünger die nordöstliche Gegend des Sees verliessen, um nach Bethsaida oder Capernaum zu gehen, dass sie durch den Ungestüm von Wind und Wellen aus ihrer Richtung getrieben wurden, und am nächsten Morgen in Genezareth landeten, nach Johannes „das Land, dahin sie f u h r e n ; " und dass während des Tages Jesus sich nach Capernaum begab, wo das Volk, das ihm gefolgt war, ihn fand. 7 ) Es folgt als ein n o t w e n d i g e r Schluss, dass Capernaum und Bethsaida nahe an einander lagen, am Ufer des Sees und in oder ganz nahe an der Ebene Genezareth. Es folgt auch aus den Umständen fast eben so nothwendig, dass sie au der nördlichen Gränze derselben lagen. Diesen Schluss halte ich fiir ganz unumstösslich.

Er wird

') Matth. 14, 13. Jl.aic. (>, 32. Joh. 6, 1. Ueber die Nachbarschaft von Bethsaida s. Luc. 9, 10. ') Matth. 14, 15 sq. Marc. 6, 35 sq. Luc. 9, 12 sq. Joh. 6, 5 bq. 3 ) Marc. 6, 45. Joh. 6, 16. 17. Vergl. Matth. 14, 22. *) Joh. 0, 18. Marc. 6, 48. Matth. 14, 24. ') Joh. 6, 21. Matth. 14, 34. Marc. 6, 53. 6 ) Joh. 6, 22—25. 59. ^ Während des ersten Theils des Tages heilte Jesus viele, wie es. scheint, ehe er Capernaum erreichte; Matth. 14, 35 sq. Marc. 6, 54 sq. — Das Volk konnte von der andern Seite kaum vor dem Nachmittag Capernaum erreichen, da die Boote erst von Tiberias kamen; Joh. 6, 23.

460

VIII. Abschnitt.

Von BeisAn nach Häsbeiya.

ebenfalls in der bündigsten Kürze \ o n Lightfoot b e h a u p t e t . ' ) Auch Dr. Wilson giebt d e m Schluss seine Beistimnuing,*) obwohl mit einem Vorbehalt, von dem ich nachher sprechen werde. Seltsamerweise erwähnt Ritter dieses ganzen Argumentes durchaus nicht. III. Die Quelle Caphnrnaum des Josephus im Lande Genezareth war wahrscheinlich die 'Ain ct-Tin; und das von ihm erwähnte Dorf Kepharnome wahrscheinlich der Ort, wo jetzt nahe daran die Ruinen sind. Josephus f a h r t , nachdem er die Fruchtbarkeit \ o n Genezareth wie oben beschrieben, folgendermassen l'ort: „ E s wird auch von einer sehr trinkbaren (oder fruchtbar machenden) Quelle bewässert, welche die Leute in der Gegend Cupharnaum nennen. Von dieser haben Einige geglaubt, dass es eine Ader des Nil sei, weil sie Fische hervorbringt, ähnlich dem Coracinus des Sees bei Alexandria. 3 ) E s giebt, wie wir gesehen haben, im Ghuweir zwei grosse Quellen, 'Ain et-Tin und die r u n d e Q u e l l e . In meinem frühem Werke habe ich erzählt, mit welchem Eifer ich auf dem Hügel, der neben der letztern liegt, nach Spuren von Ruinen gesucht, in der vergeblichen Hoffnung, dass dies die Lage von Capernaum sein k ö n n t e . 4 ) Ausser von diesen Quellen wird die Ebene auch noch von Bachen a u s den W a d j s el-IIam&m, e r Rübüdiyeh und zu einigen Jahreszeiten aus el-'Amöd bewässert, von denen der vom Wady cr-Rübüdlyeh kommende bei weitem (1er grösste ist. 5 ) Wenn daher Josephus die Quelle von Capharnaum erwähnt, konnte

') Opp. cd. Leusd. II. p. 2 2 7 : „Nam urbem hanc in Gcnnesaritidc sitam fuissc d a r u m facinnt Evangelistae collati". ') Vol. II. p. 145. 3 ) Joseph. B. J . 3, 10. 8: xrt) Tirjyij iFi«piFii«t Ttoiifiioitiitj [al. yovi/jojtuTtj], Kaanz unreif lagen. Der ('.rund sollte in der frühern Saat der e r s t e m liegen. Je früher die Saat, je zeitiger die Ernte. Während des Tages hatte ich mich höchst unwohl befunden und erreichte Ja'üneh in einem Zustande grosser Erschöpfung. Das (Jebel vermehrte sich von Tage zu Tage, und nöthigte mich später, mehrere Tage in IMsbeiya zu verweilen. M i t t w o c h , d e n 1 9 . Mai. Wir schickten die Maullhiere auf dem Wege lälngs der Ebene voraus; wir selbst wollten auf dem Abhang der Berge der Reihe von Dörfern entlang gehen. Unser Zweck dabei war, gewisse Ruinen, die Kasyün genannt wurden, zu ') Compassrichtungen zu Ja'unch: Fir'im 5". Mughär 25". Südende des Bces 54". Teil el-Feras jenseits des Jordan 95". Jebel csh-Sheikh 36". el-Mflntär 88".

476

VIII. Abschnitt.

Von Beisàn nach Hàsbeiya

besuchen. Wir hatten wiederholt von ihnen gehört, ja so weit zurück als Kefr Bir'im. Wir verliessen Ja'üneh 20 Minuten nach 6 Uhr und kamen Dreiviertel auf 7 Uhr nach dem Bette des VVady Fir'im; über uns links, etwa 5 Minuten entfernt, lag das Dorf. Indem wir weiter gingen, scheuchten wir plötzlich einen ungeheuern Habicht oder Geier auf: ein mächtiges Geschöpf mit gelber Brust, schwarzen Flügeln und so gross wie ein mittelmässiger Hund. Unsre Araber nannten ihn A t a b . Um 7 Uhr waren wir bei Müghär, dem dritten Dorfe, und zogen grade darunter weg. Wir sahen hier Säulen in einer Mauer und mehrere Grabeshöhlungen. Jetzt kam Jebel Sünnin zum Vorschein, mit mehr Schnee bedeckt, wie es schien, als der Hormon.') Es war ein Viertel auf 8 Uhr, als wir an den Brunnen des Dorfes kamen, der in der That näher am nächsten Dorfe lag, allein doch nur ausschliesslich von Mughdr gebraucht ward. Fünfundzwanzig Minuten nach 7 Uhr kamen wir nach KübA'a, dem grössten der vier Dörfer. Es liegt auf einem Vorsprung, der sich zwischen zwei kleine Wadys hineinstreckt. Wir gingen dahinter weg, wo wir auf dem Bergrücken einen kleinen Teich fanden, dessen Wasser sich aus einer Quelle gesammelt. Um 7 Uhr 3 7 Minuten kamen wir an den Brunnen von Kübä'a; nahe dabei war in einem grossen Felsblock ein Grab. Wir kamen nun nach dem tiefen Wady Lauz, und ritten den steilen grasigen Thalhang hinunter, und um Dreiviertel auf 8 Uhr über das Wasserbett. Dieser Wady scheint mit einer Schlucht zusammenzuhängen, die wir die Ebene nach Süden und dem See zu kreuzen sahen. Nachdem wir am nördlichen Thalhang wieder hinauf geritten, niussten wir sogleich wieder in den Wady 'Amiikah hinab, eine tiefe Kluft, die von S. 70° W. herunterkommt und sich etwas weiter oben mit einer andern mehr nördlichen vereinigt. Auf ihrer Nordseite, ein wenig östlich von uns, lag ein Teil, der von nahe daran befindlichen Höhlen Mughr en-Namar genannt wird. Nachdem wir um 8 Uhr 7 Minuten über das Wasserbett gegangen, ging es wieder hinauf u n d , wie vorher, über niedrige Bergausläufer und flache Wadys weiter. Fünf Minuten nach halb 9 Uhr erreichten wir

') Compassrichtungen von Mughär: cl-Mankülibch 155". el-Miintar 100". Teil cl-Feras 100". Südende des Sees 60". Nordende des Sees 30". Jebel esh-Sheikh 3(i". Jebel Sünnin 20". Teil el-Hürräweh, grade über 'ALn Mellähah, 19".

Kasyün.

477

Marüs, die Ruine eines kleinen, aus rohen Steinen gebauten Dorfes, s o wie auch diejenigen w a r e n , die wir hinter uns gelassen; ein W a s s e r b e h ä l t e r stand jetzt trocken. Einige Oliven- und Feigenb ä u m e hier und dort schienen zu bezeugen, dass es noch nicht lange so in Verfall gelegen. Atfch war hier ein Stückchen pflügbares Land. — Wir waren jetzt beinahe dem SUdende des Sees gegenüber, das N. 87° 0 . lag. Indem wir nun weiter und wiederum über eine Schlucht wegr i t t e n , kamen wir 1 0 Minuten vor 9 Uhr an z w e i ' i n die Felsen eingehauene Gräber und um 9 Uhr nach den Ruinen Namens Kas y ü n . Nachdem wir so viel von diesen Trümmern gehört', waren wir unangenehm enttäuscht, als wir blos die Ueberreste einer ganz gewöhnlichen Ortschaft f a n d e n , grösser zwar wie die von Marüs, allein ebenfalls blos aus rohen Steinen erbaut und jetzt ganz überwachsen mit Dornen und Disteln. Auch hier war ein Wasserbehälter ohne Wasser. Der Abhang vorn geht hier bis nach der Mündung des Wady Ilendäj hinab, der von W.N.W, herkommt; ja e r bildet eigentlich eine der Seiten desselben. Der Hendäj vereinigt sich nicht weit oben mit Wady D b a , der ganz nahe im Norden von Kasyün d a h i n l ä u f t . l ) — Ich hörte nachher von Herrn Porter in Damascus, dass er und Dr. Paulding einst von der Mündung des Wady Hendäj nach Safed hinaufgeritten waren. Nachdem sie beinahe eine halbe Stunde lang immer aufwärts geritten, kamen sie an eine Trümmerlage auf der Südseite, deren Namen sie nicht erfuhren. Sie sahen Säulen wie von einem Tempel und einen aufrecht stehenden, drei F u s s hohen Stein mit einer griechischen Inschrift, von der sie jedoch keine Abschrift nahmen. Dieser Ort kann n u r Kasyün gewesen sein, obwohl wir weder Säulen, noch Inschriften sahen. Die Säulen mögen nicht unwahrscheinlich die einer jüdischen Synagoge gewesen sein. Auch u m Kasyün h e r u m ist eine Strecke Ackerland, und zwar mehr als bei Marüs. Unser Ritt war bis hierher heute uncomfortabel genüg g e w e s e n , meist ganz ohne Pfad u n d Strecken lang durch eine Ueberfliille von Disteln durchaus unwegsam gemacht. Die Gegend ist voller Hügel u n d Höhenausläufer, und Uberhaupt beträchtlich höher als die Ebene, obwohl gegen Westen die Berge sich sehr bedeutend! höher erheben. Da es keinen W e g nach Norden quer über Wady Ilendäj weg gab, so wendeten wir u n s jetzt, um 9 U h r ' 1 0 Minuten, nach Osten ') Compassrichtungen zu Kasyün: Marüs 191°.

Südende des Sees 95°.

478

VIII. Abschnitt.

Von Beis&n nach H&sbeiya.

hinunter in die Mündung jenes Thaies hinein. Wir gingen erst eine angebaute leise Anhöhe und dann einen sehr steilen Abhang hinunter, zusammen nicht weniger als 3 0 0 bis 4 0 0 Fuss. Fünf Minuten nach halb 1 0 Uhr waren wir unten, und sahen u n s , a n einem schönen hellen Bache. Weiter oben wird der Wady elMu'addamiyeh genannt; er hat seinen Anfang nahe el-Jish.') Wir folgten dem Bach in die Ebene hinab. Gin gebahnter Weg führt das Thal hinauf; er kommt dem Ansehen nach vom Jisr Benät Ya'k6b. Indem wir über die Spitze des Ilügels linker Hand weggingen, 5 Minuten vor 1 0 U h r , ! ) wendeten wir uns auf einem nördlichen Wege links und kamen um 1 0 Uhr an einen Scheideweg, denn hier durchkreuzt ihn ein Pfad, der vom Jisr nach Kedes führt. Hier erwarteten uns unsre Maulthiere. Wir folgten dem Wege nach Kedes, und fingen um 1 0 Uhr 1 0 Minuten an uns zu erheben, die Hügel hinan, die auch hier bis ganz an den See hinlaufen. 3 ) Unsere Richtung war ungefähr N.W. Die Ebene dem See entlang ist fruchtbar, und unterscheidet sich insofern von dem Ghör, dass sie auch ohne Bewässerung reichlich trägt. Indem wir die Ilügel hinaufritten, kamen wir erst auf eine kleine blühende Ebene, und dann auf eine grössere, die gleichsam zwei Stufen der Höhe bildeten. Die letztre wird durch einen Wady entwässert, der sich durch eine Spalte nach dem Hftleh hinunterbricht. Um 1 1 Uhr lag diese uns östlich; sie ist ein wenig südlich von Mellähah. Hier fingen wir an, den noch höhern Hügel in Nordwesten zu ersteigen, von dem wir beim Hinaufgehen eine schöne Ansicht des südlichem Theils des Sees hatten. Um ein Viertel auf 1 2 Uhr gelangten wir nach dem Plateau von Kedes, eine Hochebene. Iiier hatten wir zu unsrer Linken S. 6 0 ° W. einen hervorragenden Teil mit Ruinen, die Khuraibeh heissen. Ohne einen Pfad zu finden, ritten wir darauf zu, ihn zu besehen. Als wir uns dem Fuss des Teil näherten, stiessen wir auf eine Oelpresse aus alter Zeit. Wir erstiegen den Hügel von Norden; hier fanden wir unweit des Fusses ein altes gut erhaltenes Grabmal. Die untere (nördliche) Seite eines eingesunkenen Felsens war entblösst und so zugehauen worden, dass er eine glatte senkrechte Fläche bildete. Dann war nun eine Thüre und eine schräg ') Palästina III. p. 636 sq. ' ) Compaasriclitung 5 Minuten vor 10 U h r : el-Hürr&weh 12°. s

) Compassrichtungen

Wükk&s 172", 2 M.

um

10 Uhr

10 Minuten:

Chiftlih 144°,

3 M.

Dies sind zwei Beduinenruinen auf den niedrigen Hü-

geln, die das Flachland der Ebene im Süden einfassen.

Teil Khui*ibeh, Hazor.

479

ablaufende R a m p e , die hinunter f ü h r t e , während auf dem Felsen d r ü b e r eine cyclopische Mauer war. Wir sahen keine andern Grüfte. Um 1 1 Uhr 4 0 Minuten waren wir auf dem Gipfel des Teils. Die Stelle ist hoch u n d nimmt sich gar schön aus. Man übersieht von dort das tiefe, wilde Wady Hendäj im Süden und die E b e n e von Kedes im Norden, mit einem schönen Anblick des Sees u n d der Ebene des Hftleh noch weiter nördlich. Wady Hendäj bricht ein wenig weiter oben zwischen hohen Felswänden herunter. Am F u s s des Teils, im Norden desselben, ist ein Streifen flachen Landes ungefähr 7 0 0 Schritt breit, u n d wenigstens einige 5 0 Fuss unterhalb der Ebene Kedes, Er hat im Norden eine felsige Anhöhe und wird nach dem Henddj zu durch einen Wady im Westen des Teils entwässert. Auf dem Gipfel des Teils befinden sich mehrere grosse Steinhaufen. Einige uicser Steine sind von bedeutender Grösse und abgeviereckt, obwohl nicht behauen. Wir sahen weder fugenrändrige Steine, noch Säulen. Die meisten der Steine waren dem Ansehen nach schon häufig zum Häuserbau in verschiedenen Epochen gebraucht worden. Ai^ch zwei Oelpressen gab es hier; oder vielmehr war eine davon die Kufe, das Oel aufzunehmen; sie war rund u n d tief, und niedriger u n d kleiner als die Kelter. Diese Oelpressen beweisen, dass die Olive hier einst bedeutend gebaut w u r d e , während man jetzt keinen Oelbaum erblickt. Viele Eichen (Bal&ta) standen rings umher z e r s t r e u t . ' ) Dieser Teil war bereits von Dr. Smith bemerkt worden, als er im Jahre 1 8 4 4 in Kedes w a r ; und ich hatte f r ü h e r die Frage aufgeworfen, o b dies nicht möglicherweise die Lage des alten Hazor von Naphtali sein möchte?*) Wir waren jetzt hierher gekommen, diesen Punkt an Ort und Stelle zu untersuchen. Das Hazor von Naphtali') war offenbar das Hazor des Jabin, der viele Könige zusammenbrachte gegen Josua nach den Wassern von Merom, dem jetzigen See Hüleh, der aber von jenem Feldherrn geschlagen w u r d e , während er Hazor niederbrannte. 4 ) Diese Erzählung setzt die Lage Hazors in der Nachbarschaft des Sees voraus; auch sagt ') Compassrich.tungen von Teil Khuraibeh: Kedes 4". el-HürrAweh 67". Teil el-Feras 117". Nordende des Sees 87°. Südende des Sees 11G", 'Alma 24-2". Wady Hend.äj, nach oben, 242". ') S. Bibliotheica Sacra. 1847. p. 403. Vergl. Biblioth. Sacr. 1846. p. 212, 213. 3 ) Jos. 19, 36. *) Jos. 11, 1 — 13.

480

VIII. Abschnitt.

Von Beisän nach Itftsbeiya.

Josephus ausdrücklich, dass es „über dem See Semechonitis läge", wie er ihn n e n n t . ' ) In späterer Zeit bedrückte ein andrer Jabin von Hazor Israel; seine Heere aber wurden von Debora und Barak besiegt. 2 ) Wie es scheint, ward dasselbe Hazor von Salomo befestigt.®) Wir lesen ferner, dass unter Pekah, König von Israel, „Tiglath Pileser, der König zu Assyrien, kam und nahm Hion, Abel-Beth-Maecha, Janoha, Kedes, Hazor, Gilead, Galiläa und das ganze Land Naphtali und führete sie weg in Assyrien". 4 ) Tiglath Pileser kam von Norden; und Hion, Abel, Kedes und Gilead werden in der Ordnung genannt, in der sie bekanntlich liegen, wenn man von Norden nach Süden geht. Hier drängt sich von selbst der Gedanke auf, dass Ilazor, welches nächst Kedes erwähnt wird, nicht weit davon nach Süden zu gelegen haben müsse. Dies wird auch durch die Aufzählung der umschlossenen Städte von Naphtali bestätigt, die in umgekehrter Ordnung von Süden nach Norden hergezählt werden; nämlich Hammath, Rakkath, Cinnereth, Adama, Ramah, Hazor, Kedes etc. 5 ) Es geschieht Hazors weiter keiner Erwähnung nach dem Einfalle des Tiglath Pileser, ausser historisch bei Josephus, wie oben angeführt. Was nun die Lage anbelangt, so konnte keine Stelle vollständiger zu den oben gesammelten Daten passen, als dieser Teil. Er Uberschaut die Hüleh, Ebene und See, und liegt dem nördlichen Ende der erstem beinahe gegenüber; er ist eine Stunde weit von Kedes, nach Süden zu, und ist in sich selbst eine Lage von bedeutender Stärke. Der jetzige, ganz unbestimmte Name „Ruinen" bietet keine Art von Schlüssel dar. Den Haupteinwand könnte vielleicht die Abwesenheit alles Anscheins von bedeutenden Festungswerken bieten; allein es darf nicht vergessen werden, dass der Ort bereits vor dem jüdischen Exil zerstört war und niemals wieder aufgebaut worden ist, ausser, nach dem, wie es heutigen Tages erscheint, als ein Ackerdorf. Dass es einst ein grosser Ort war, ist augenscheinlich. Das Grabmal deutet auf ein hohes Alterthum hin, auf Reichthum und ganz vermuthlich auch auf Stand, während die Bauwerke, die gegenwärtig Kedes einige Bedeutung geben, offenbar aus einer viel spätem Zeit stammen. Ich fühle ') Joseph. Antt. 5, 5. 1: rijf ZffitxtDvhiSa; Xtjxvrjs. ') Eicht, c. 4. 3 ) 1 Könige 9, 15. ") 2 Könige 10, 29. 5 ) Jos. 19,35—37.

ti 'Aoiuqov niXcios . • • «v'h

di

ujitQxiijat

Hazor.

481

Kedes von Naphtali.

mich daher nicht g e s o n n e n ,

auf jene

Ein-

wendung zu legen, und sehe mich zu dem S c h l ü s s e geneigt,

ein b e s o n d r e s Gewicht

dass

h i e r das llazor von Naphtali Sollte irgend

jemand

stand.

einwenden,

d a s s auf

Königsstädte Hazor und Kedes zu n a h e

diese W e i s e

die

aneinander g e b r a c h t wür-

den, so möge e r sich der analogen Fälle von Taanach und Megiddo e r i n n e r n , von Gibeah und R a m a h , von Bethel und Ai. W i r hatten bereits zwei Orte besichtigt, welche Namen wie Hazor führten, und späterhin b e s u c h t e im Osten von B ä n i ä s . 1 )

ähnlich

ich n o c h einen

Allein keiner davon stimmt im

dritten

mindesten

zu den historischen Nachrichten, nach denen einzig und allein die L a g e von llazor ausgemacht werden

kann.

W i r brachen 5 Minuten >or 1 2 Uhr wieder a u f , stiegen vom Gipfel des Teil nach Nordwesten hinab

und hielten

uns in

dieser

Richtung, bis wir an einen Weg nach Kedes im W e s t e n der oben erwähnten

felsigen

Anhöhe

kamen.

Wir

blieben

hier

auf

der

E b e n e und stiegen 4 0 Minuten vor 1 Uhr bei der nördlichen Quelle von Kedes ab.

Das Dorf lag westlich ^on uns auf seinem

Hügel;

wir gingen aber nicht hinauf. K e d e s ist auf einem ziemlich hohen Rücken gelegen, der u n gefähr O . S . O . aus

den westlichen Hügeln

ist dieser Rücken

von

der Hochebene

ausläuft. durch

Gegen

einen

Süden

Wady

oder

vielmehr einen Streifen niedrigem Flachlandes getrennt, in welchem unter dem Dorfe sich

ein reichlicher Quell

Das Dorf steht auf dem sich

höchsten Theil

zu einer Art von Teil

Berg einen Absatz,

klaren W a s s e r s

findet.

des I l ü g e l r ü c k c n s ,

wo e r

gestaltet hat.

Oestlich

davon hat der

und dann einen andern niedrigem T e i l ;

dann

läuft Aom F u s s e des letztern wieder ein niedriger R ü c k e n aus, der mitten

in der E b e n e

Die ganze E b e n e

ist

weiter

östlich

in Norden

m

e i n e r Felsenklippe

und Osten

des Dorfes

endigt.

und

eine

Strecke lang auch m Südosten wenigstens gegen 5 0 F u s s niedriger als die E b e n e weiter südlich.

Die Q u e l l e ,

bei

der wir anhielten,

ist nördlich vom B e r g e auf einem Stück L a n d , das s i c h etwas ü b e r die niedrigere E b e n e

erhöht.

Hügeln eingeschlossen. scheint

sich ein Wady

Letztre

ist in Osten

von

geringen

An einer Stelle beinahe östlich vom Dorfe durch nach

der Hüleh

zu b r e c h e n .

Gefährte j e d o c h , der im April 1 8 4 4 h i e r r e i s t e , nahm j e n e n

Mein Weg,

') S. oben über Huzzür, p. 8 0 , Khirbet Hazür und Teil Hazür, p. 103 sq. Ueber den Wely des Sheikh Othman el-Hazüry siehe unter dem 27. Mai. hobiosoo, Dibl. F o r s c h u n g e n .

31

482

VHI. Absohnitt.

Von Beis&n nach H&sbeiya.

f a n d ' a b e r , dass die Ebene dort keinen Auslass hat. Jener Theil stand damals ganz voll W a s s e r , das aber in schnellem Abtrocknen begriffen w a r . ' ) Diese Hügelkette schliesst Kedes von aller Aussicht auf die Hüleh a b ; allein wir konnten Uber sie weg das ausgedehnte Tafelland \ o n Jeidür jenseits der Hüleh erblicken, während Jebel esh-Sheikh in voller Majestät vor u n s aufstieg.*) Der ganze östliche Abhang von der Hochgegend iin Osten von Bint Jebeil nach der Hüleh soll sich vermittelst vier Stufen und drei dazwischen liegender Plateaus absenken. Das erste derselben ist die E b e n e , an deren obern E n d e 'Atherün liegt. Sie entwässert sich nach dem L M n y . Das nächste ist die Ebene im Norden von M&likiyeh, die sich nach der von Kedes entwässern soll. Die dritte ist eben die von Kedes. Von dieser geht die vierte Stufe hoch und steil nach der Hüleh hinab. Die Lage von Kedes ist wahrhaft köstlich; sowohl mit Wasser versehen als ganz von fruchtbaren Ebenen umringt. Allein unter den Bewohnern der Gegend schien die Meinung zu herrschen, dass das Wasser beider Quellen ungesund sei. Zur Zeit unserer früheren R e i s e , im Jahre 1 8 3 8 , hörten w i r , dass das Dorf u n b e wohnt sei., Allein im Jahre 1 8 4 4 fand Dr. Smitli es von einer Bevölkerung aus Haurän eingenommen, die ein Paar Monate zuvor hier eingezogen war. Im Dorfe nahm er zwei niederliegende Säulen w a h r ; doch scheint es keine andern Spuren des Alterthums zu enthalten. 3 ) Die Alterthumsreste finden sich vorzüglich auf der Ebene unterhalb des Dorfes, in der Nachbarschaft der nördlichen Quelle. Rund u m die Quelle selber her sind eine ganze Anzahl Sarcophage zu sehen, von denen einige jetzt als Trinktröge dienen. Sie sind sämmtlich glatt behauen, sowohl von i n n e n , als von a u s s e n ; Sculpturarbeit findet sich jedoch nicht. Oestlich von d e r Quelle sind die Trümmer zweier alten Gebäude, aus b e b a u e n e n Steinen bestehend und von guter Arbeit zeugend. Das östlichste ist das grösste. Seine Mauern stehen n o c h , u n d an seiner östlichen Fronte ist ein grosses Portal mit zwei kleinen Seitenportalen. Säulen sahen wir nicht; wohl aber corinthische Capitäler zwischen den Ruinen. Der ganze Charakter dieses Bauwerks u n d seiner ') E. Smith in Biblioth. Sacr. 1849. p. 376. *) Compassrichtuogen von Kedes, im Jahre 1844 aufgenommen: Jebel esh-Sheikh 50°. Castell über Bäniäs 53°. Teil el-Feras 122". el-Khuraibeh 186°. Benit 195°. ') Biblioth. Sacr. ib. p. 376.

483

Kc, 1. 24. — Jos. 20, 7. 1 ihr. 6, 7G. Kielt. 4, G. — 2 K. 15, 29. 1 Micc. 11, 63. 73. — Tob. 1, 2.

') Gr. 7i£os KutSoiaooli, Joseph. B. J . 4, 2. 3.

31*

484

VIII. Abschnitt.

Von Beisän nach Häsbeiya.

Eusebius und Hieronymus nennen es Cydissus und setzen es zwanzig römische Meilen Aon Tyrus und nalie an P a n e a s . ' ) Wir hören nichts •weiter von Kedes bis zu den Zeiten der Kreuzzilge, als es Benjamin von Tudela besucht ward. Kr fand keine Juden hier, wohl aber mehrere Gräber jüdischer Heiligen, und unter diesen das des Barak.*) Nach spätem jüdischen Itinerarien waren hier auch die Gräber Deborahs und Jaels. 3 ) ßrocardus spricht von Kedes in Ausdrücken, die zum gegenwärtigen Zustande passen. 4 ) Es ist mir nicht bekannt, dass es seitdem von fränkischen Reisenden besucht worden wäre; bis zum jetzigen Jahrhundert. Wir hörten im Jahre 1 8 3 8 d a \ o n , als wir in Benit waren, und es ward erwähnt, dass es einige Jahre früher von Lady Hester Stanhope besucht worden sei. 5 ) ßertou war im nämlichen Jahre dort, bald nachdem wir Syrien verlassen. c ) Major Robe nahm diesen Weg 1841 und Dr. Smith im Jahre 1 S 4 4 . 7 ) Allein keiner, ausser dem Letztern, hat eine Beschreibung dieses Ortes gegeben. Wir brachen nun um 2 Uhr 20 Minuten von der Quelle von Kedes auf, und ritten auf einem ganz von Disteln durchwachsenen Wege nordwärts durch die niedere Ebene. Nach 2 0 Minuten kamen wir an die Hügel, in die wir durch einen Wady eingingen, der ein wenig West von Nord herkam. Fünf Minuten weiter hinein im Wady stiessen wir auf einen B r u n n e n , in dem Wasser war. Fünf Minuten vor drei kam der Hauptzweig des Thaies von der linken Seite herunter; bei einer Biegung desselben sahen wir auf seiner hohen weltlichen Bergseite das Dorf Buleida grade vor uns liegen. Durch diesen Zweig soll sich die ganze Gegend, die östlich von dem von 'Atherim herunterkommenden Thale liegt, entwässern. Wir verliessen nun das Thal, indem wir an der sehr steilen Westseite eines kleinern Zweiges hinaufritten, und kamen 5 Minuten nach 3 Uhr auf ein schönes pflügbares Stück Tafelland. Nahe dabei standen einige grosse stattliche Butmbäume.") Wir •) Onomast. Art. C e d c s . ') Benj. von Tudela, cd. Asher I. p. 82. J ) Carmoly p. 264, 378, 450. *) Brocardus c. 7. p. 173: „Cedes Neplitalim, quae abundat omnibus bonis. Monstrantur illic magnae ruinae, et sepulchra pulcherrirua antiquorum". ») Palästina III. p. 622. 6 ) Bull, de la Soc. de G(;ogr. Sept. 1839. p. 144. Biblioth. Saci. 1843. p. 11. — Ibid. 1849. p. 374 sq. •) Compassrichtungca um 3 Uhr 5 Alinuten: el-Hürräweh 154°. Teil

Kedes. fuhren

fort

485

Meis el-Jebel.

durch dieses Tafelland

uns ganz allmählig mehr und

mehr nach Norden zu e r h e b e n ; dann ging e s wieder etwas bergab, bis wir um 3 Uhr 4 0 Minuten kamen,

an das

das auch Meis el-Jebel heisst.

Häsbeiya

geht durch dieses Dorf;

ausgebreitete

Dorf

Meis

Der Weg von 'Akka nach

ein wenig

mehr

nach

Süden

fiel derselbe in den unsrigen. Das Dorf zerfällt in zwei Theile, den westlichen und östlichen, \ermittelst einer flachen Höhlung, schlugen.

in welcher wir u n s e r Zelt auf-

Südwestlich vom Dorfe hatte sich Regenwasser zu einem

hübschen Teiche gesammelt, aus dem die Heerden tranken.

Dies

W a s s e r ward auch von den Einwohnern zu eignem Gebrauche b e nutzt, obwohl

in

Quelle

finden

sollte.

einem Thale nördlich vom Dorfe sich eine gute

Land.

S i e hängt mit dem Bezirk um Tibnin zusammen, von dem

sie östlich liegt. aus.

Die

ganze Gegend ist ein schönes

Auch das Dorf ist gross

und

sah

Stück

betriebsam

Die Leute schienen sich hier verhältnissmässig ziemlich be-

haglich zu befinden. Donnerstag, nuten

nach s e c h s ,

Norden,

den

20.

Mai.

in

Meis 1 0

Mi-

ein kleines Becken im

das sich von Westen nach Osten hinzog, hinunterritten.

Dies, hörten zum S e e .

wir,

hatte gar keinen Abfluss und wird im Winter

Jetzt w a r es angebaut.

zu kalt zum Baumwollenbau. bedeckt. ritten

W i r verliessen

indem wir sogleich

Um halb sieben Uhr und

wir

Die Gegend hier ist hoch und

Die Hügel vor uns waren mit Eichen wiederum fünf Minuten später

an zwei Wadyeingangen v o r ü b e r , die nach einem an-

dern, Namens Wady el-Jeinal, sich hinunterziehen; dieser letztere läuft, nach dem L i t a n j . sicht nach

Westen,

Immerfort aufwärts Uhr nach wannen

Um 7 Uhr bekamen wir eine weite Aus-

die auch reitend,

dem Rande

des

die

kamen

Festung

Abhangs südlich

hier eine weite herrliche Ansicht

uns zur Hechten sich

einschloss. ' )

von

Hftnin und

ge-

des Hüleh, der unter

ausbreitete.*)

Der Anblick war in der That prächtig. Jebel Sünnin

Tibnin

wir um ein Viertel auf acht

¿u ^ e h e n ,

In weiter Ferne war

mit vielem S c h n e e darauf.

Ganz

nahe

el-Feras 127". Kodes 180". Khuraibeh 183". Mubeibib 305". Buleida V f . >, M — Um 3 Uhr 20 Minuten: Muheibib W. — Um 3 Ubr 35 Minuten: Khuraibeh 181". ') Compassiichtungen um 7 Ulir: Tibnin 274". Märön 225°. Muheibib 219". el-Malikiyeh 200°. Meis 211". ®) Compassrichtungen um 7 Uhr 15 Minuten: Hdnin 5". el-Mutülleh 25°. Kül'at BäniSs 74". Äbil 32".

486

VIII. Abschnitt.

Von Beisän nach Hasbciya.

u n s in Nordost gegenüber stieg Jebel esh-Sheikh empor, von dessen Gipfel Schnee und Eis in S t r e i f e n , ohne Zweifel Schluchten, herunterliefen. Die ganze Ebene des Hüleh lag, bis ganz zum Sumpfe angebaut, vor uns. Sie ist grösser als Sumpf u n d See zusammengenommen. Wir glaubten hier deutlich mit dem Auge den verschiedenen Strömen, die durch die Ebene iiiessen, folgen u n d ihre Vereinigungspunkte genau unterscheiden zu können. Ich notirte alles sorgfältig, allein das Resultat gab mir in Bezug auf unter solchen Umständen gebildete Urtheilc eine L e h r e : wenn nämlich der Blick von einem hohen Aussichtspunkt auf ein weites StUck Land unten fallt. Als ich einige Tage spater durch die Hüleh reiste und die Ströme bis zu ihrem Zusaramenfluss verfolgte, fand sich, dass die meisten meiner Noten unrichtig waren. — Hier waren auch Hünin, Abil und Mutulleh zu sehen. Sie lagen vor uns auf den westlichen Bergen. Als wir um halb acht Uhr wiederum aufbrachen, ging es immer bergab, bis wir nach einer halben Stunde Hünin erreichten. Hier finden sich die Ruinen einer grossen Festung mit einem ä r m lichen Dorfe im Süden daran. Die Ortschaft liegt in einer Spalte des Berges, die sich nordwestlich und südöstlich durchgebrochen und den Berg beinah bis zur Hallte seiner Höhe zerborsten h a t In dieser Kluft erhebt sich ein breiter Teil zu geringer Höhe, auf dem sowohl Ruinen als Dorf gelegen sind. Das enge Thal gegen Nordwesten lauft nach dem Litäny. Im Osten senkt ein kleiner, flacher Wady sich steil nach dem Hüleh hinab. Hünin gehört zum Bezirk Belftd Beshärah; ein Zweig der herrschenden Sheikhs war früher hier wohnhaft. Allein seit dem grossen Erdbeben im Januar 1 8 3 7 ist kein Theil des Schlosses mehr bewohnbar gewes e n , und diese Lehnsherren haben sich alle in und um Tibnin niedergelassen.') Die ältere Festung nahm einen grossen Flachenraum ein; der grössere Theil des Bodens in Süden, auf dem jetzt das Dorf steht, gehörte dazu. Die spätere türkische Festung, die jetzt mit ihren n e u n oder zehn Thiirmen ebenfalls in Ruinen liegt, bedeckte n u r ungefähr den dritten Theil dieses Flachenraums im Norden. An der nordwestlichen Ecke, so wie überhaupt an der ganzen Nordseite, ist der solide Fels, der das Grundwerk bildet, weggeschnitten und formirt einen, an einigen Stellen zwanzig Fuss tiefen u n d beinah eben so breiten G r a b e n , dicht an dessen Innenseite ') W. M. Thomson in Bibliotheca Sacra. 1846. p. 203.

Hünin, Beth Rehob.

487

die Mauer aufgebaut ist. Auf der Ostseite ist die Mauer u m den Scheitel des Teils herumgeführt. In diesem nördlichen, neuern Theile sind keine Ueberreste des Alterthums zu s e h e n , mit Ausnahme einiger kleinen fugenrändrigen Steine auf der Ostseite und ebenfalls neben dem türkischen Portal auf der Südseite. Hier findet sich ein fugenrändriger Stein von bedeutender Grösse. Ein Paar a n d e r e solche Steine sind hier u n d da in Häuser und Mauern des Dorfes eingebaut zu sehen. Im Dorfe, ausserhalb der neuern Festung, steht ein schönes altes Portal beinah noch ganz vollständig, und aus g r o s s e n , f u g e n r ä n d r i g e n , nicht aus ihrer Stelle gerückten Steinen erbaut, u n d mit Furchen f ü r die Thüren. Unter allen diesen T r ü m m e r n ist dies entschieden das beste. Ein eigent ü m l i c h e r Zug dieser Ruine besteht in' mehreren Stücken alten Mauerwerkes, aus u n b e h a u e n e n Steinen e r b a u t ; das heisst aus Steinen glatt abgebrochen, doch nicht ordentlich abgeviertet, und roh u n d unregelmässig über einander gefugt. Solche Mauerstücke finden sich in m e h r e r e n Theilen der Festung. Ich erinnere mich nicht, dergleichen irgendwo sonst gesehen zu haben. — Dies Castell m u s s vor Alters ein gewaltig starker Platz gewesen s e i n ; allein wie es jetzt i s t , kam es u n s r e r auf die darüber gehörten Berichte gegründeten Erwartung nicht nach. Der nordöstliche Theil des Sees ist v o n hier zu s e h e n . ' ) Der Ort ward im Jahre 4 8 4 3 von W. M. T h o m s o n besuchl. Es ist schwierig, die Lage dieser alten Festung genügend zu erklären, ausser dass sie die Ebene Hüleh unten beherrscht. Dass sie schon z u r Zeit der Israeliten existirt haben m u s s , scheint kaum einem Zweifel zu unterliegen. Ich weiss jedoch von keinem Ort im Alten Testament, m i t dem wir es mit irgend einer Wahrscheinlichkeit für identisch halten k ö n n t e n ; es müsste denn Beth Rehob s e i n , auch hlos Rehob' g e n a n n t , eine Stadt und vielleicht ein Distrikt unweit der Staidt Dan. Sechshundert Daniten, wird erzählt, kamen „an Lais, an e i n still, sicher Volk," die fern von Sidon lag, und „im Grunde, w e l c h e r an Beth Rehob lieget." 3 ) Hier bauten sie eine Stadt und n a n n t e n sie Dan. Allein die Stadt Dan lag, wie wir sehen werdleni, zu Teil el-Kädy. 4 ) Dasselbe Rehob ist wahrscheinlich g e m e i n t , wenn von den Kundschaftern von Kades') Coapassrichtungen Ton Hünin: Kül'at Bäniäs 81". Teil el-Kädy 77». Teil el-Feris 138". Nordrande des Sees 154°. ') S. Eibliotli. Sacr. 1846. p. 201 sq. Ritter, Erdk. XV. p. 242 sq. J ) Heb,'. S h r n - m a b - i m Rieht. 18, 28; vergl. V. U . 29. *) ß. mter dem 26. Mai.

48S

VIII. Abschnitt.

Bamea

gesagt

Rehob,

da

wird,

dass

Von Beisfln nach H&sbciyn. sie das L a n d

m a n gen Hamath gehet".4)

durchsuchten E s ist kaum

bis

„gen

wahrschein-

lich, d a s s die K u n d s c h a f t e r ü b e r die g e w ö h n l i c h e n ö r d l i c h e Gränze von

P a l ä s t i n a bei

Dan

hinausgingen;

d e r d i r e k t e W e g n a c h Harnath Bükä'a. *) und

und

von

diesem

Punkt

d u r c h d e n W a d y e t - T e i m u n d die

Zu allen d i e s e n U m s t ä n d e n p a s s t d i e L a g e \ o n

wir werden

vielleicht

ist

in

keinen

grossen

Irrthum

Ilünin,

verfallen,

annehmen.3)

w e n n wir es f ü r d i e s e n Ort

W i r b r a c h e n 5 Minuten n a c h halb n e u n U h r von HAnin wieder auf, und ritten

kamen,

und

zwischen

indem

wir quer

u n s nordöstlich dem

Berge

Rechten hinauf.

über eine geringe Einsenkung

hielten,

rechts

und

durch einer

eine

Streckc

niedrigem

Gehölz

Anhöhe

Z e h n Minuten v o r 9 U h r o b e n angelangt,

zur

mussten

w i r sogleich w i e d e r in d e r n ä m l i c h e n R i c h t u n g eine Zeit l a n g a b w ä r t s d u r c h ein e n g e s T h a l , d a s mit g r ü n e n B ü s c h e n u n d len F e l d e r n n o c h nicht reifen Waizcns ü b e r s t r e u t w a r . e s auf gleichem hoch

iibcr d e r

Boden

längs

Ebene.

Die

mussten

über

dem Abhang hinweg, Bäume hörten

gingen.

Wir

hinweg.

E i n s d e r letztern lief nach Äbil z u ,

hinunter.

Indem

hinaufritten,

wir

hatten

Abil z u r R e c h t e n .

den

wir um

mehrere

auf,

schma-

Dann immer

als

Bergausläufer

ging noch

wir

bergab

und

Wadys

nach d e m

Derdärah

Abhang

desselben

halb zehn U h r ein w e n i g

unter u n s

steilen n ö r d l i c h e n

Es liegt auf einem deutlich g e f o r m t e n Teil, d e r

u n t e r s e i n e m Gipfel n a c h S ü d e n

zu eine Art Absatz

hat.

Dieser

Teil ist auf d e r Ostseite d e s Derdarah, d e r von Merj 'Ayiin k o m m t . Äbil

ist \ o n

Christen

bewohnt.

Wir konnten

h i e r die Kluft ge-

w a h r e n , d u r c h die d e r S t r o m h e r u n t e r k o m m t ;

sie ist so e n g u n d

tief, d a s s m a n sie fast f ü r künstlich halten sollte.

E r k o m m t von d e r

Merj auf d e r Ostseite v o n el-Mutiilleh h e r a u s , m a c h t d a n n eine tiefe Biegung westwärts Westen

von

zwischen

Abil w e i t e r .

den Der

beiden

letztere

Dörfern, Ort

s c h ö n e n W a i z e n s auch b i s w e i l e n Abil el-Kamh

wird

und

fliesst

wegen

in

seines

genannt.

') Hebr. m a n t o b a r n - l ? , 4 Mos. 13, 22. ') So auch „die Syrer von Beth Retob", in 2 Sam. 10, 6 erwühnt, werden in V. S „die Syrer von Rehob" genannt. Vergl. Ritter XV. p. 218. — Der Ausdruck r'OM fcOob scheint in 4 Mo». 13, 22 in seiner ursprünglichen Bedeutung genommen zu sein: „da man gen Hamath gehet"; so Luther. In allen andern Stellen bezieht sich der Ausdruck auf einen viel nördlichem Punkt, etwa in der Hussenten nördlichen Gränze Palästina's; so Rieht. 3, 3. 1 K. 8, 65 u. s. w. Siehe unten, am Ende von Abschn. XII. *) Es gab ein anderes Rehob im Siamra Asser, weiter westlich; Jos. 19, 28. 30. 21, 31. Rieht. 1, 31.

Abil, Abel. Merj 'Ayün.

489

Dies Abil mag immerhin als die Stcllvertreterin des alten Abel oder Abel Beth-Maecha dieser Gegend, das uns aus der Schrift bekannt ist, betrachtet werden. Den letztern Namen erhielt es wahrscheinlich von seiner Nähe von Beth-Maecha; von letzterm Ort wird es auch unterschieden.') Einmal wird es Abel Maim genannt. 2 ) Es wird zweimal mit andern Orten in der Ordnung von Norden nach Süden genannt. Einmal heisst e s : „Ijon (hebr. 'Iyon, arab. 'Ayiin), Dan, Abel Beth Maecha und das ganze Cineroth," 3 ) und dann wieder: „Hion, Abel, Janoah, Kedes, Hazor, Gilead." 4 ) Diese Erwähnungen passen alle auf die Lage von Abil. — Dass d i e s e r Ort das wahre Abel der Schrift eher als Ibl el-Hawa i s t , das auf dem Bergrücken zwischen Merj 'Ayiin und Wadv ct-Teim liegt, ist aus zwei Gründen wahrscheinlich. Das erstcre liegt, wie die meisten alten festen Städte, auf einem Teil; ferner ist seine Lage so, dass die Reihenfolge „Hion, Dan, Abel," wie oben angeführt, nicht unnatürlich erscheint; was bei Ibl elHawa der Fall sein würde, da es im Nordosten von Ijon liegt. 5 ) Das Dorf el-Mutülleh ist von Drusen bewohnt. Es ist dieses der südlichste von dem Theil der Sekte bewohnte Ort, der um den Jebel esh-Sheikh wohnt. Dies Dorf und Abil sind auch die südlichsten Dörfer des Distriktes Merj 'Ayiin. Mutülleh liegt auf dem Hügel, der an die Merj gränzt, durch welche der Derdärah herunterbricht; man hat von dort einen herrlichen Ueberblick des grossen Beckens der Hitleh. Daher sein Name, der eine „Aussicht - ' oder vielmehr eine „Niedersicht" bedeutet. Vom grössten Theil der Merj selbst ist das Dorf nicht sichtbar. Seine Lage ist mehr als 2 0 0 Fuss höher als dieselbe. Wahrend wir so Abil und el-Mutülleh im Angesicht hatten, befanden wir uns auf einer kleinen hochgelegenen Ebene, die gegen Nordwesten zu durch einen Wady entwässert wurde. Wir näherten uns jetzt dem Ende des Berges zu unserer Linken; um 9 Uhr 4 0 Minuten konnten wir Uber den LitAny hinweg den Wady Jermük hinaufsehen, nach der Hochgegend um Jerjii'a. Sehr bald ') 2 «am. 20, 14. 18. ') 2 Chron. 1«, 4 ; vergi. 1 K. 15, 20. 3 ) 1 K. 15, 20. J o s e p h . Antt. 8, 12. 4. Josephus hat hier die verderbte Form Irißeiicivij ') 2 K. 1 5 , 2 9 . ') Dieselbe Ansicht wird von AV. M. Thomson ausgesprochen in Bibl. Sacr. 1846. p 2 0 4 ; vergi, p. 213, 214. E. Smith in Ms Journ. 25. April 1844. Bitter, Erdk. X V . p. 241.

490

Vlil. Abschnitt.

Von Beiaän nach Häsbeiya.

kam auch das Schloss esh-Shükif hinter den Bergen zum Vorschein, auf einer Höhe emporragend, die von hier aus wie eine mächtige Mauer erschien. Der W a d y , der die kleine Ebene entwässert, öffnet sich bald in ein breites Thal, ein Streifen angebauten Landes, der sich bis nach dem Litäny hinzieht, an einem Punkte nicht weit südlich vom Castell. Hier war alles voller Waizenfelder und Olivenhaine. Auf der Südseite lag das grosse Dorf Kefr Kily, das um 9 Uhr 5 0 Minuten N. 35" W. etwa 10 Minuten von uns entfernt lag. Weiter unten, auf der nämlichen Seite, wo der hohe Boden sich gegen den Lltäny hinabsenkt, liegt das grössere Dorf Deir Mlmäs, das wir schon vorher vom Castelle gesehen hatten. — Mit diesem Thale hören die Berge im Süden auf; im Norden sind nur noch die niedrigem Hügel um die Merj herum. Jetzt ging es ganz leise hinab, bis wir um 1 0 Uhr den Rand des Berghanges, der die Merj einschliesst, erreichten, und wo dieselbe in ihrer ganzen Ausdehnung zu unsern Füssen lag. Es ist eine gar schöne, ovalförmige ßbene, von eben nicht hohen Hügeln eingeschlossen. Ihre Länge ist von N.N.W, nach S.S.O. und beträgt ungefähr eine Stunde, während sie etwa zwei Drittel Stunden breit ist. Von dem Wady et-Teim auf der Ostseite und von dem Lltdnythale in Westen trennen sie jene Hügelketten. Die ganze Ebene ist so glatt wie eine Diele; auch ist sie gut bewässert und grossentheils angebaut. Ein Theil davon ist Weideland, wozu wir später gelangten. Etwas Uber die Mitte hinaus sahen wir einen Hain, Bäume und Büsche untereinander. — Ehe wir den Berg hinunterritten, ruhten wir einige zwanzig Minuten aus. Jetzt aber, 2 5 Minuten nach 10 Uhr, ritten wir hinab in die Merj. Eine Viertelstunde später kreuzten wir die grosse Strasse, die von der Höleh über Mutülleh nach dem Ji.sr el-Khürdela nahe am Castell führt. Der Weg, dem wir folgten, ging direkt nach Khiyam auf den nordöstlichen Hügeln. Fünf Minuten vor 1 1 Uhr kamen wir über einen Bach, der von Westen herfloss, und eine Viertelstunde nachher an das Hauptgewässer der Merj. Dies war jetzt zum Behuf der Bewässerung durch einen Damm grade unter dem Pfade gehemmt. Männer wuschen eben Schafe in dem so gebildeten Teiche. Das Wasser war zu lief hier ain Wege zu einer Furt. Wir ritten daher am Westufer des Baches hinauf durch Felder, voll von Pflügern, bis wir endlich einen guten Uebergang fanden. Das Wasser war nicht hoch, aber das Bett war an manchen Stellen sumpfig. Um halb zwölf I h r waren wir wieder in unserm Wege, nachdem wir durch den Umweg zehn Minuten

Meij 'Ayftn. Teil Dibbln.

491

verloren hatten. Gleich darauf hielten wir bei einer kleinen Quelle an, um hier unter Feigenbäumen unsern Imbiss einzunehmen. Uns gegenüber, links, lagen die Weiden der Merj. Eine Menge von Pferden, wahrscheinlich der Regierung gehörig, waren dort, an Pfähle befestigt, auf der Weide. Mehrere Zelte waren dabei für die Hilter. Wir waren Uber ein Stück dieses Weidelandes gekommen und hatten das üppige Gras mit weissem Klee, stellenweise acht Zoll hoch, bewundert. Eben so wie gestern das um Kedes. Hier auch sahen wir zum ersten Male die hohe Silberpappel, die in der Gegend von Damascus so allgemein ist. Um halb 1 Uhr waren wir wieder unterwegs und gingen bald vom Khiyam-Wege links ab auf einen Weg, der nach Judeideh führte, um dort den grossen Teil am nordwestlichen Ende der Merj zu besichtigen. Nach 1 0 Minuten waren wir einer Quelle gegenüber, die wir nach dem, was wir über deren Lage gehört, und was Dr. Smith auf seiner frühern Reise erfahren, 1 ) für d?e grosse Quelle der Merj hielten. Sie war im nördlichen Theile des Baumwäldchens u n s zur Linken. Allein 1 0 Minuten vor 1 Uhr hatten wir an unsrer linken Seite einen grossen Wasserbehälter, oder vielmehr einen jetzt zerbrochenen Steindamm, unterhalb grosser Quellen, die am Fuss einer niedrigen Erdwand hervorkamen; offenbar bestimmt, das Wasser zur genügenden Höhe für Mühlen oder zur Bewässerung der ganzen Ebene zu bringen. Als ich in der folgenden Woche mit Herrn Thomson wieder hier vorbei kam, erfuhren wir, dass dies die Hauptquelle sei, die wahre Birket Derdärah. Einige Minuten darauf ritten wir quer feldein ohne einen Pfad grade auf den Teil zu. Fünf Minuten nach 1 Uhr setzten wir mit einiger Mühe Uber ein kleines Flüsschen, das aus einer engen, nach Nordosten hinauf laufenden Abzweigung der Ebene herunterkam; noch 5 Minuten und wir waren am Fusse des Teil. Er wird gewöhnlich Telll Dibbln genannt, von einem Dorfe dieses Namens nicht weit davon; auch heisst er Teil NAma. In der Ebene in Norden und Nordosten sahen wir am Fusse des Teils Spuren von Ruinen; hierunter einige Bruchstücke von Säulen. Der Teil ist an dieser Seite äusserst steil. Sein Gipfel ist abgeflacht, so dass er oben ein beträchtliches. Stück ebnes Land bildet, das gut angebaut ist. Hier und da liegen ein Paar Steinhaufen umher, als hätten früher hier Gebäude gestanden, oder Mauern in Osten und Westen. ') Ms. Journ. 25. April 1841.

492

VIII. Abschnitt.

Von Beìsàn nach H.ìsbeiya.

Die Höhe des Teil über der E b e n e ist nach De F o r e s t

110 Fuss.')

grosse Strasse

Längs

von Sidon

seinem

nach IIAsbena

von der J i s r el-Khürdela heraufkommt. bequemste vielleicht

aller W e g e der

einzige,

zwischen

Fussc

läuft

die

und Damascus

hin,

die

Dies ist der ebenste und

Damascus

der

zu

einem

ist

an

diesem

der Messung des Dr.

östlichen

und

Fahrweg

der lviistc, gemacht

und

werden

könnte.2) Die E b e n e

cl-Merj

Forest 1 , 8 2 2 Fuss

obern

iibcr dem Meere.

Ende

Obwohl

nach Dr. De

s i e als fast

ganz

e b e n e r B o d e n erscheint, so neigt sie sich doch wirklich sehr nach S ü d e n ; denn in dieser Gegend, gegen Miilülleh 7.u, ist sie 3 3 0 F u s s niedriger. Dieser Teil Dibbin bieten,

da e r

Strasse

von der Küste

liche Zeichen

würde eine herrliche L a g e

die ganze E b e n e beweisen

Stadt gestanden.

nach auch,

Sollten wir

überschaut

für eine Stadt

und eine der grossen

dem Innern beherrscht. dass

auf diesem

uns i r r e n ,

wenn

Unumstöss-

Platz

einst

wir dies

für

eine die

L a g e des alten ljon ( h e b r . I y ö n ) halten, dessen Name sich in dem arabischen

'Ayfin

erhalten

hat?3)

Wir

haben

eine Analogie

der

Art im Falle von J a b c s - G i l e a d ; der Name als Stadt ist untergegangen,

allein e r ist im Zusammenhang mit dein T h a l , W'ady YAbis,

auf die

Nachwelt

nördlichste Stadt

herunter gebracht.

Ijon

dieser Gegend genannt.

wird

zweimal als

Einmal,

die

als Benhadad,

von Asa herbeigerufen, „ I j o n , Dan, Abel und ganz Cinneroth" verwüstete;4)

und

dann w i e d e r ,

wenn Tiglath P i l e s e r m s Land lallt

und die E i n w o h n e r \on „ I j o n , Abel, Janoah, K e d e s und H a z o r ' in die

Gefangenschaft

fortfuhrt.Nach

nichts m e h r von Ijon g e h ö r t ;

und

der

sein Teil

Gefangenschaft

wird

und c m Paar T r ü m -

m e r ist alles, was übrig g e b l i e b e n , seine wahrscheinliche L a g e zu bezeichnen.6) ') Compassrichtungen von Teil Dibbin. el-Judeideh N. Taurn Niha 11". Khiyam 137". el-Hurr.iweh 18U". Meshhad 211°. el-Khureibeh 228". Külä'at 241". Meshhad ist cm Berggipfel mit einem AVely, nördlich von Hünin, der die Meij ubei schaut. 2 ) Vergl. W . M. Thomson in Biblioth Sacr. 1846. p. '¿07. 3 ) Hebr. "|'ri* fiir eine Ruine, 1 K. 15, 20. 2 K. 15, 29. 2 Chr. 16, 4. Sept. Aiuv 2 Chron. 16, 4; Josephus Altiv, Antt. 8, 12. 4. Das arabische ' A y t i n hat A l e f fiir ' A m gen echsclt, und bedeutet „Quellen". 4 ) 1 K. 15, 20. 2 Chr. 16, 4. 5 ) 2 K. 15, 29. ') Von der möglichen Identität von Ijon und 'Ayün spricht schon der Recensent von Räumers Palästina in den Münchner Gel. Anzeigen 1836.

Teil Dibbln.

Nahr H ä i b ä n y .

493

Wir verliessen den Fuss des Teil um ein Viertel auf 2 Uhr auf der Sidoner Strasse und eilten Hdsbeiya zu, indem wir nordostwarts durch die vorerwähnte lange, schmalc Abzweigung der Ebene hinaufritten. Hierin war der Bach, über den wir gekommen. Er schien an einer Stelle uns zur Rechten einmal einen grossen, jetzt zerfallenen Damin gehabt zu haben. — Um 2 Uhr erhoben wir uns vom Ende dieser Abzweigung zu einer kleinen höheren Ebene. 1 ) Ueber diese gingen wir quer weg auf den Bergrücken zu, der sie von Wady et-Teim scheidet. Ueber diese letztre Ebene waren wir ein Viertel auf 3 Uhr weg, wo eben ein Wady durch jenen Rücken nach dem Nahr Hasbany hinunter bricht. Der hohe, südliche Thalhang war gar anmuthig bewaldet. 2 ) Der Pfad hält sich hoch an der nördlichen Thalwand; um halb 3 Uhr lenkten wir nach Norden u:n die Bergschulter herum. Jetzt floss tief unter uns in seinem engen Bette der Hasbany, während unmittelbar \ o r uns Jebel esh-Sheikli sich grossartig aufthürinte. Hier zum ersten Male bemerkte ich, wie ein niedriger parallellaufender Bergrücken sich an der Westseite des Hernion hinzieht, ungefähr zwei Drittel so hoch als der Hauptrücken, und von dem letztern durch tiefe, fast gänzlich unzugängliche Thäler getrennt. Kein Reisender hat dieses niedrigem Bergrückens erwähnt. 3 ). Grade dem Punkte, wo wir jetzt waren, gegenüber spaltet sich derselbe zu einem ungeheuern Schlund, der einen offen liegenden Abhang am Bergfusse kreuzend auch die Felsenhügelkettc zerschneidet, welchc den Strom des Wady et-Teim einfasst. Dieser Schlund ist der Wady Shib'a. Weiter nördlich öfinet sich dies hier so enge Thal des IIAsbäny zu einem schönen Becken bebauten p. 902. Er schreibt jedoch A d s c h u n . Der nämlichc Gedanke ward, ganz u n a b h ä n g i g davon, in meinem vorigen W e i k c ausgedruckt, III. p 611, N. 2, und Anli. p. 887. Die Identit.it w i l d von W. M. Thomson angenommen in lilblioth. Saer. 184G. p. 201; vergl. p. 214. ltitter, Erdk. XV. p. 241 sq. ') Compassrichtungcn um 2 Uhr: Khülwät cl-Biyäd 72". I b l l 3 5 " . Teil D i b b l n 224". el-Khurcibeh 226". Külä'ät 231°. el-Judeideh 262°. Neby Sijud? 324". *) Südlich von diesem waldigen Lande, oben auf dem Bergrücken, liegt Ibl, von welchem Orte im Jahre 1844 die folgenden Ortsbestimmungen aufgenommen wurden: Judeideh 291". Khiyam 2 i 0 | " . Meshhad 222". Teil el-Hürräweh 19G". Kefr Shüba 118|". Kefr H a m ä m 108°. Rasheiyet elFükhär 95i". 'Am Jfirfa 65°. Abu Kamhah 52". Neby Sijud 325". 3

) Er ist im geologischen Bericht des Dr. Anderson beschrieben, der spfiter im nämlichen Jahre, 1852, publicirt ward: s. Lynch's Official Report, 1852. p. 112 sq.

494

T i l l . Abschnitt.

Von Beisftn nach Hisbeiya.

Landes, dessen Boden mit Oliven- und Maulbeerbäumen bedeckt w a r , während sein westlicher Abhang bis oben hinauf gepflügt w a r ; der östliche ist zu felsig zum Ackerbau, wenigstens stellenweise. Wir stiegen n u n auf s e h r steilem Pfade nordwärts in dies Becken hinunter u n d erreichten den grossen verfallenen Khän am FuSse des Hügels ein Viertel vor 3 Uhr. Dies Gebäude ist ein Viereck, 8 0 Schritt breit auf jeder Seite, mit verzierten Eingängen in Osten und Westen. Jetzt ist es blos ein Ort, wo jeden Dienstag ein grosser Wochenmarkt gehalten wird, nach dem die Bauern aus der Umgegend weit u n d breit zum Kaufen oder Verkaufen kommen, wenn sie etwas brauchen oder etwas zu verhandeln wünschen. Der Khän i s t , wie es scheint, für alle hierher gebrachten Waaren nicht gross genug; daher sind noch einige sechzig in Reihen stehende Buden am Abhänge des Hügels südlich vom Khän errichtet. ' ) Indem wir u n s auf dem Wege auf der Westseite des Stromes hielten, hatten wir um 3 Uhr das Dorf Kaukaba hoch Uber u n s am linken Berghang, eine Viertelstunde von u n s entfernt. Nach 2 5 Minuten erreichten wir den nördlichen Theil des Beckens, wo es sich wieder zu einem engern Thale zusammenzieht. Hier gingen wir durch den Fluss. Es ist ein schöner wasserreicher Strom, der aus der grossen Quelle nicht viel weiter oben entspringt und an dieser Stelle auf seinem westlichen Ufer eine Mühle und Mühlgerinne hat. Von der Furt aus ritten wir ostwärts das Thal hinauf nach Häsbeiya. Dieses Thal wird Wady Büsis genannt. Es ist zuerst ziemlich offen und breit; dann aber wird es felsig u n d eng u n d der Weg Uber alle Begriffe schlecht. Die Steine sind vulcanisch. Fünf Minuten vor 4 Uhr waren wir dem Westtheile der Stadt g e g e n ü b e r , und indem wir um den vorspringenden Hügel, auf dem die Stadt liegt, h e r u m immer noch im Thale weiter ritten, kamen wir 5 Minuten nach 4 Uhr nach dem Missionshause im östlichen Theile der Stadt. Hier fanden wir Herrn Thomson von Sidon, der bereits zwei bis drei Tage auf u n s gewartet hatte. Das Haus ward von John Wortabet, einem Schüler der Missionäre, bewohnt, der bereits die Sorge f ü r die protestantische Kirche in Iläsbeiya, zu deren Pastor er nachher förmlich eingeweiht worden, übernommen hatte. Seine Mutter u n d Schwester wohnten bei ihm. Die letztere war ebenfalls ') S. W. M. Thomson in Biblioth. Sacr. 184G. p. 186.

Nabr Hàsbàny.

Hàsbeiya.

495

in der Missionsschule erzogen. In dieser willkommenen Heimath ward ich vier Tage durch das Uebelsein aufgehalten, das mir noch immer anhing. Den Bewohnern dieses Hauses bin ich innigen Dank schuldig für die mir bewiesene Freundlichkeit und unermüdliche Gastfreundschaft. Wir lohnten nun unsre Maulthiertreiber a b , die blos bis zur Erreichung dieses Ortes gemiethet worden waren. Sie hatten so oft unter einander sich gezankt, dass ich nicht das mindeste Verlangen hatte, sie länger zu behalten, besonders da wir die Aussicht hatten, hier mehrere Tage aufgehalten zu werden. Nur einer ward zurückgehalten, um Dr. Smith nach Beirüt zurück zu hegleiten. F r e i t a g , d e n 2 1 . Mai. Dr. Smith und Rashid brachen sehr zeitig heute nach Sidon auf, wo sie am Abend anlangten; früh am Nachmittage des folgenden Tages erreichten sie BeirCit. Von allen f r ü h e m Begleitern war allein BeshArah mir übrig, und er blieb treu, thätig und dienstfertig bis zuletzt. Herr Thomson nahm von nun an Dr. Smiths Stelle ein. E r hatte seinen eigenen o b e m Diener mitgebracht, so dass die Reiseeinrichtung dieselbe blieb, wie zuvor. Sowohl diesen wie den folgenden Tag hielt ich mich ganz still und meist im Bett. Herr Wortabet hatte u n t e r den drei Missionsärzten , die sich damals im Lande b e f a n d e n , ' ) Medicin studirt, und seinem Rath, mit vollkommenem Ausruhen verbunden, verdankte ich meine schnelle Genesung. Die Zeit ward mir nicht lang, da mich sowohl die Beobachtung der nationalen Sitten und Gebräuche interessirte, als auch die tägliche Erfahrung der Missionäre in ihrem Verkehr mit den Eingebornen. Ein Käficht mit einem Paar milchweisser Tauben von Damascus hing auf der Veranda. Sie waren von der Gattung, welche die Araber von dem vermeintlichen Klang ihres Girrens Ya K a r t m n e n n e n ; allein Franken können diesen Klang kaum heraus hören. Auch die Schwalben waren hier ganz zu Hause, und bauten sogar in der Küche ihre Nester. S o n n t a g , d e n 2 2 . Mai. OefTentlicher Gottesdienst ward am Vor- und Nachmittage im Missionshause gehalten. Das grosse Zimmer diente zur Kapelle. Herr Wortabet predigte am Morgen und Hr. Thomson am Nachmittag. Die Zuhörer beliefen sich auf dreissig bis vierzig; bisweilen aber steigt ihre Zahl auf hundert. ') Er hat seitdem die medicinsche Ehren-Doktorwürde vom Yale College in N. Häven erhalten.

•196

VIII. Abschnitt.

Von Beigän nach Hilsbeiya.

Ich versuchte gegenwärtig zu sein; allein ein ohnmachtiges Gefühl kam über mich und nöthigte mich, mich niederzulegen. — Eine Subscription zur Errichtung einer protestantischen Kirch« in Häsbeiya war bereits eingeleitet; seitdem ist ein Gebäude \on genügender Grösse f ü r die Gemeinde dort errichtet. Diese Missionsstation hat lange unter der Aufsicht der Herren Thomson und Van Dyk gestanden, die zwar in Sidon wohnen, aber oft Hdsbeiya auf ganze Tage und Wochen besuchen. Die Geschichte der protestantischen Erregung in Hdsbeiya ist höchst interessant, allein zu wohl bekannt, um hier dabei zu verweilen. 1 ) M o n t a g , d e n 2 4 . Mai. Ich hatte wieder etwas Kräfte gesammelt; so ritt ich denn gegen Abend mit Herrn Thomson aus, die Quelle des Jordan zu besuchen. Der Weg führt an d e r Nordseite des Thaies hinunter nach der Brücke, die über den Strom g e h t , ein starker Steinbau, etwa 1 0 Minuten weit von der Furt, durch welche wir am Donnerstag herübergekommen waren. Die Quelle ist ungefähr 2 0 0 Schritt nördlich von der Brücke. Der Bergrücken, der sich im Norden von HAsbena herunterstreckt, läuft hier in einer vulcanischen Klippe aus, die den Namen Ras el-'Aujeh führt. Am Fusse derselben entspringt die Quelle und ergiesst sich sogleich in das Thalbett selber hinein. *) Ihre Wassermasse ist gleich von Anfang bedeutend. Man nennt sie Neba' el-IIdsbäny oder auch Räs e n - N e b a ' . Ein wenig unterhalb der Quelle ist ein starker, dauernder Damm herübergezogen; durch diesen ist ein Oberwasser gesammelt und ein kleiner Teich gebildet, aus welchem das Wasser in ein breites Mühlgerinne geleitet ist. Auf diese Weise ist alle Schönheit und Poesie dieser Stelle zerstört worden. Die Quelle als solche ist gar nicht zu sehen; ausser dass man grade über dem Damm das Wasser auf der Oberfläche des Teiches u n d quer darüber weg aufkochen sieht. Am Ufer stehen ein Paar B ä u m e , und an der Ostseite des Teiches erhebt sich ein grosser Felsen. Dies ist die weiteste der beständig iiiessenden Quellen des Jordan. Wir ritten beträchtlich weiter darüber hinaus; fanden aber ') S. Annual Reports of the American Board of Commissioners for Foreign Missions, mehrere Jahre hinter einander. Auch die Bände des Missionary Herald. ') Compassrichtungen von Käs cl-'Aujeli, oberhalb der Quelle, 1844: Ibl 22ö". Khiyam 221". Meshhad 223J". Kankaba 257". Häsbeiya 156". •Ain Künyeh 121". Mirais 76°. Kufeir 69". Dhuneibeh 51°. Libheiya35". Lauf des Wady hinauf 58".

Häsbeiya.

Quellen.

497

Harzgruben.

zu dieser Jahreszeit n u r einen kleinen Bach von oben herunterströmend, der der Abfluss kleiner Quellen höher oben sein sollte. Wirklich war, als wir einige Tage später nicht weit oberhalb über das Thal gingen, zuerst gar nichts von einem Bach zu sehen. Doch kommen in der Regenzeit so grosse Wassermassen ^om obern Theile des Wady et-Teiin und den Höhen von Jebel esh-Sheikh um Rasheiya herab, dass sich ein ungeheurer Strom im Thale bildet. Auf einige (engl.) Meilen weit über der Quelle bleibt das Thal eng und der Boden felsig; noch weiter oben aber dehnt es sich wieder zu einem breiten, welligen Becken aus. Wir begaben uns jetzt nach den berühmten Erdharzgruben, die sich im westlichen Berghang finden, der Furt gegenüber und ungefähr eine Viertelstunde >on dieser entfernt. Der Boden bei diesen Gruben besteht aus einer leisen Böschung vön verhärtetem Mergel mit untermischten Knoten von Kiesel; aber nichts, was Erdharz andeutete. Es giebt zwanzig bis dreissig brunnenartige Gruben, einige daton 5 0 Fuss tief. Neue werden oft geöffnet, und alte aufgegeben, tiefer eingesenkt. Die Strata des Minerals werden dann in horizontaler Folge bearbeitet und das Produkt vermittelst einer Winde hinauf befördert. Das Harz ist äusserst fest und gilt als zum besten gehörig, das es giebt. Land und Gruben gehören der Regierung und werden von denen gepachtet, die letztre zu bearbeiten wünschen. Die Arbeit filr das Jahr war vor einigen Tagen eben eingestellt worden. Das Harz wird vorzüglich nach Damascus verkauft. Es wird hauptsächlich beim Weinbau gebraucht, um die Trauben zernagenden Insekten abzuhalten. Eine starke Hitze zerschmelzt e s ; es wird dann mit ein wenig Oel gemischt, und dann die Rebe nahe an der Wurzel damit beschmiert.') Von diesen Harzgruben hat man eine gute Ansicht der Westseite des Jebel esh-Sheikh und seines niedrigem, parallellaufenden RUckens. Der hohe Hauptrücken, wie man ihn von hier oder sonst voll der Seite sieht, hat zwei Gipfel, von denen der nordöstlichste bei weitem der höchste ist; vielleicht um 1 , 0 0 0 Fuss höher als der andre. Beide waren jetzt mit Schnee und Eisstreifen, die an den Seiten hinunterliefen, überdeckt. 1 ) — Der in gleicher Richtung ') S. auch Beetzens Reisen I. p. 324, 325, 329, 330. Burckhardt's Trav. in SyT. p. 34. Dr. Anderson'» Geol. Report, in Lynch's Official Report, 1852. p. 116. ') Hr. J. L. Porter, Ton Damascus, erstieg den Gipfel des Hermon im Herbste 1852. Er beschreibt die höchste Spitze als eigentlich aus drei Spitzen gebildet, so nahe aneinander, dass sie von unten wie eine einzige Robinson, Bibl. Forschungen

32

498

VIII. Abschnitt.

Von Beisfin nach H&fbeiya.

laufende Bergrücken ist 2 , 0 0 0 bis 3 , 0 0 0 Fuss niedriger; er läuft in der gonzen Länge von esh-Sheikh von der Nachbarschaft von RAsheiya bis zum südlichen Ende Uber B4ni4s. Gr ist ganz ungebrochen; mit Ausnahme der Stelle beim Dorfe Shiba', wo das hohe obere Thal, das nicht weit vom nordöstlichen Ende seinen Anfang hat, sich seinen Weg nach dem Wady e t - T e i m durch den genannten Rücken d u r c h b r i c h t . ' ) Nicht weit südlich ist eine Wasserscheide im hohen Thal, welches letztre sich dann wiederum nach Südwesten hinunterneigt und sich durch den tiefen Schlund von Wady el-'Asal auf der Ostseite eines , hohen, spitzen Kegels nach d e r südlichen Ebene hinabsenkt, welche nicht weit westlich von Bäniäs liegt. Von den Gruben hat man auch eine Ansicht der höhern Tbeile von Häsbeiya. Wir ritten durch die Furt dahin zurück und nach Hause.

Das wichtige Thal Wady et-Teim war früher im 1 1 . J a h r h u n dert der Zufluchtsort des Derazy, des Gründers der Religion der Drusen, und hängt daher mit der ältesten Geschichte dieses seltsamen Geschlechtes zusammen.*) Im 14. und 15. Jahrhundert wird dies Thal von Abulfeda und edb-Dhäbiry e r w ä h n t . 1 ) Das kurze Thal, in welchem Häsbeiya beinahe verborgen liegt, bat seinen Anfang nicht weit östlich von der Stadt. 4 ) E s bildet oben aussehen. Er beschreibt den nach Bäniis zu auslaufenden Kücken als viel niedriger als jenen Gipfel. Wahrscheinlich fällt, wenn man der Länge nach hinunter schaut, die im Text erwähnte niedrigere Spitze nicht besonders in die Augen. S. Biblioth. Sacr. 1854. p. SS. ') S. oben p. 493 ') S. De Sacy, Expose de la Belig. des Drmes. I. p. CCCLXXIII sq. Biblioth. Sacr. 1843. p. 220 sq. J ) Abulfeda, Tab. Syr. ed. Köhler, p. 20. edh-Dh&hiry spricht von Wady et-Teim als von einem Distrikt der Provinz Damascus, der 360 Dörfer enthalte; s. Bosenmüller, Analect. Arab. III. p. 22. Lat. p. 46. 4 ) Bei der Beschreibung von Hftsbciya und seiner Umgebungen ward mir der Vortheil eines Ms. Journals von Dr. E. Smith, der im Jahre 1844 mehrere Wochen dort zubiachte. — Die frühern Reisenden scheinen Wady et-Teim nicht besucht zu haben. Fürcr von Haimendorf kam vorbei, als er im Jahre 1666 von der Hüleh Dach der Bükft'a und Ba'albek ging; p. 280, Nürnb. 1646. Seetzen war in dieser Gegend im Jahre 1806, und beschreibt sie; Beisen, Berl. 1854. I. p. 323 sq. v.Zacbs Monatl. Corr.XVUI. p.340— 344. Dann folgte Biuckhardt, Trav. in Syr, p. 3 2 - 4 3 . Vergl. Bitter, Erdk. XV. p. 152 sq.

409

Häsbeiya. Lage.

ein m e r k w ü r d i g e s Amphitheater, an drei Seiten von hohen Hügeln eingeschlossen, die in Terrassen abfallen u n d bis hoch oben hinauf mit Wein u n d mit Feigen u n d Olivenbäumen Uberdeckt sind. Die vierte Seite ist von dem Felsenhügel gebildet, auf und um welchen die Stadt steht. Dieser ist ein Vorsprung der südlichen Hügel, der das Thal an der nördlichen Seite desselben zu einöra engen Grunde einschliesst, und so den Kreis des Amphitheaters fast vervollständigt. Die Hügel auf der Nord- u n d Südseite dieses obern Endes des Thals erheben sich nicht weniger als 6 0 0 bis 7 0 0 Fuss hoch. Noch höher ist die östliche ß e r g w a n d ; die Westseite viel niedriger. Auf der Spitze dieses l e t z t e m , vorspringenden Hügels, grade ü b e r der Thalenge, steht der sogenannte Pallast des Emir, mit seinem Zubehör. Unterhalb dieser Gebäude auf dem westlichen Abhang ist das Judenquartier; gegen Süden längs der höhern Hügelseite steigen die Häuser der Stadt empor, einen bedeutenden Raum bedeckend. Sie dehnen sich auch über die Nordostseite des niedrigem vorspringenden Hügels aus bis in den Thalgrund hinunter. In der That, sie haben schon angefangen sich Uber das Flussbett nach Nordosten auszubreiten, wo wegen der Steilheit des Bodens die Häuser so hoch stehen, als im alten Theile der S t a d t Nachdem der Büsis durch die Enge durch i s t , erweitert e r sich b a l d , u n d sein Bett läuft erst durch ein offnes Stück Land und tritt dann ein wenig oberhalb der Furt in den Häsbäny. Eine gute Ansicht von Hisbeiya gewinnt man, wenn man den nördlichen Hügel besteigt, auf dem W e g , der nach der Brücke f ü h r t , den wir am Montag verfolgten. Dies ist eine Aussicht aus der Nähe, mit der man die ganze Stadt auf einmal Uberblickt. Man sieht, wie die Häuser sich bis weit hinauf im Süden u n d Südwesten von des Emirs Pailast ausbreiten; und dann wieder im 06ttn hinunter nach dem Flussbett und darüber hinweg. Dies östliche ist das protestantische Quartier.

Ein andrer s c h ö n e r Ueberblick der Stadt und des Amphitheaters bietet sich von dem kleinen Dorfe von 'Ain Künyel), das grade im Osten von HAsbeiya eine halbe Stunde davon grade am Bergrande Uber dem Amphitheater liegt. — Eine dritte Ansicht, mehr eine Fernsicht, hat man aus der entgegengesetzten Richtung von dem hohen Bergrücken westlich von Wady e t - T e i m . Wenn man von diesem Punkte ungefähr O.S.O. den Wady Büsls hinaufblicit, so bietet sich dem Auge das ganze Thal und Amphitheater nebit der Stadt mit einem Male dar. Hier kann man auch e r kennen, wie das Amphitheater ein tiefes, in die Mitte eines breiten 32*

500

Vili. Abschnitt.

Von Beisàn nach H£sbeiya.

von Jebel e s h - S h e i k h westwärts herunterlaufenden Rückens eingesenkter Kessel ist, welcher Kessel das enge Thal nach dem H£tsbäny zu entwässert. — Die Breite Häsbeiya's ist nach Lieu'enant Lynch N. 3 3 ° 2 5 ' 1 3 " . Eine unendliche Fülle \ o n Trauben werden um Hüsbeiya herum gezogen. Der südliche Hügel ist förmlich mit Weinslöcken Uberdeckt. Die Trauben werden meist so gegessen, oder zi Rosinen getrocknet; w ä h r e n d ein Theil davon zerstampft, u n l aus dem Safte der Syrup bereitet wird, den m a n D i b s nennt. Als ich einst a n einem Nachmittag mit Herrn Wortabet längs dem obern Flussbett im nordöstlichen Stadttheil g i n g , kamen vir an eine zu der Bereitung solches Dibs bestimmte Kelter. Sie bestand aus zwei ilachen K u f e n , nebeneinander s t e h e n d , in welchen die Trauben zertreten wurden. Aus ihnen ward der Saft in eine kleine Röhre ausserhalb gezogen und durch diese in drei kleinere, tiefere Kufen geftlhrt, wo er stehen und sich abklären musste. Alle diese Kufen waren in die Felsenmasse eingehauen. Der Saft ward s o dann in einen grossen Kessel grade darunter geschüttet, worin er zu der geeigneten Dicke gekocht w a r d ; zuletzt ward er in einigen noch kleineren Kufen abgekühlt. . Die Emire von H&sbeiya sind ein Muslemzweig des Hauses von S h e h ä b ; unterschieden von d e n e n , die so lange im Gebirge des Libanon geherrscht haben. Das Haupt des Hauses ist der erbliche Gouverneur des Distriktes H&sbeiya, der aber natürlich vom Pascha von Damascus abhängig ist. Der sogenannte Pallast ist schofel genug, deckt jedoch einen bedeutenden Boden u n d dient mehreren Zweigen der Familie zur Wohnung. Der gegenwärtige Emir galt f ü r einen schwachen, treulosen Mann, der immer den Mantel nach dem Winde hing. Jetzt eben zeigte er sich für die Missionäre gar günstig gestimmt, und Herr Wortabet war sein Hausarzt. Allein auf der andern Seite war e r immer bereit, den Protestanten etwas zu versetzen, und weigerte sich eben jetzt, sie ihre Taxen anders, wiö als Glieder der griechischen Kirche, zahlen zu lassen, in direktem Widerspruch mit dem Gesetz u n d dem Gebrauch an a n d e r n Orten. Der höchste Punkt über Häsbeiya südlich von der Stadt ist von einem drusischen Andachtsorte gekrönt, ein Zusammenfluss von Kapellen, der Khulwät el-Biyäd genannt wird. Diese Khülwehs stehen in der Regel ganz einzeln auf einer Hügelspitze am Rande eines Abgrundes, oder an der Gränze eines Waldes. Von dieser i h r e r einsamen Lage haben sie ihren Namen erhalten, der „ E i n -

Häsbeiya.

Weinberge.

Dörfer.

501

samkeit", also so viel wie Einsiedelei bedeutet. Der Grösse und dem Bau nach sind sie kaum von gewöhnlichen Wohnhäusern zu unterscheiden. Der KhülwAt el-Biyäd ist das berühmteste aller Andachtshäuser der Drusen. Es ward im Jahre 1 8 3 8 nach der entscheidenden Schlacht von Shiba' geplündert; das heilige Adytum ward betreten, und die geweihten, in mehreren Kisten verwahrten Bücher wurden durch Land und Welt umhergestreut. 1 ) Der Khülwät el-Biyäd ist ungefähr 2 0 Minuten weit von Häsbeiya entfernt, und liegt ein wenig westlich vom Wege, der nach 'Ain Jürfa und Hibbäriyeh führt. Seine Lage gewährt eine Uebersicht der Merj 'Ayün und des Distrikts von Shükif bis fast zum Meere hin; nach Süden hin aber schliesst die Aussicht die Hbleh ein. Sowohl an Ausdehnung als an Schönheit giebt es wenige Aussichten, die mit der dieses Ortes verglichen werden können.*) Das Dörfchen 'Ain Künyeh, eine halbe Stunde östlich von HAsbeiya, ist schon oben erwähnt. Aus einer schönen Quelle daselbst führt ein kleiner Aquädukt Wasser nach dem Pallaste der Emire hinunter. Daher der Name des Dorfes. 3 ) Ein andres Dorf, Shuweiya, liegt höher oben, etwa eine Viertelstunde von 'Ain Künyeh, beinahe in der nämlichen Richtung von Häsbeiya. Es wird von Drusen bewohnt und ist ungefähr eine Stunde weit von Khülwät el-Biyäd. Es liegt auf einer andern Spitze dieses Amphitheaters von Hügeln, und zwar auf einer höhern, als eine der früher erwähnten, von der die Aussicht noch weiter, obwohl weniger interessant ist. Gegen Norden sieht man das Dorf 'Ain 'Ata, das sich durch einen weissen Dom auszeichnet, in der Höhe, nahe am Fusse des Jebel e s h - S h e i k h , im Distrikte ') E. Smith in Mias. Herald, 1845. p. 46. Eben derselbe sagt ferner: Women are geneially excluded from residing in Khülwehs; but tbe occupants have their families often in some adjacent building. At Khfilwät elMiysd, we were told, that women only came up from the town (Häsbeiya) in the morning, to cook and clean and keep house for the men, and went down again to their bouses in the city in the evening, not being allowed to lodge on the hill"; ibid. *) Compassrichtungen zu Khülwät el-Biyäd, im J. 1844: Tell el-Hürräweh 203". Khiyam 229". Ibl 238". Judeideh 256°. Kül'at esh-Shükif 249°. Kaukaba 298°. Neby 'Aly et-Tähir 264°. Neby Sijud 301°. Libbeiya 27°. 'Ain Künyeh 67°. 'Ain 'Ata 63*". Shuweiya 80". Hibbäriyeh 147°. 'Ain Tannürah N. cl-Muhaiditheh 38". ') Compassrichtungen zu 'Ain Künyeb, im J. 1844: Muhaiditheh 34°. Khülwät el-Biyäd 245". Kül'at esh-Shükif 248". Häsbeiya 270". Neby Sijui 292". Taum Niha, 8. Spitze, 329$".

502

VIII. Abschnitt.

Von Beisän nach H&sbeiya.

Rdsheiya. Von demselben zieht sich ein Bergrilckcn nach dem Häsbäny hinunter und bildet die Gränze zwischen den Distrikten RAsheiya und Hdsbeiya, oder, wie sie genannt werden, dem obern u n d dem untern Wady et-Teim. Zwischen diesem Rücken und dem Büsis senken sich zwei Wadys nach dem H&sbäny hinunter. Das nördlichste davon hat das grosse Christendort' Kufeir auf seiner nördlichen Bergseite, und auf der südlichen das Dorf Khülwet elKufeir. Der südliche Wady ist bedeutend breiter und m u s s vielleicht als ein Doppelwady betrachtet w e r d e n , da ein niedriger Rücken, auf dem das Dorf Mirais liegt, ihn der Länge nach entzwei schneidet. Höher hinauf an der nördlichen Thalwand liegt das Dorf 'Ain Tinta. — Kaukaba, Libbeiya, Neby Süfa (oder Thelthätha) und Muhaiditheh sind Ortschaften auf der östlichen Böschung des Bergr ü c k e n s , welcher das Thal des HdsbAny im Westen begränzt. — Oberhalb Shuweiya, nach Osten zu, trennt nur ein schmaler Rücken die Thäler Mlmis und Shiba' und verbindet den Hügel von Shuweiya mit dem Berge dahinter. Der Weg von Häsbeiya nach Shiba' geht längs diesem Rücken weg, von dem auch e i n Sommerweg nach Damascus sich abzweigt.') Der Bergrücken, welcher im Norden von HAsbeiya sich von 'Ain Künyeh hinunter streckt, trennt den Wady Büsis vom Thale Mlmis; er läuft unten in der schon erwähnten Klippe aus, die den Namen Räs el-'Aujeh führt. Die Höhe verschiedener Punkte in und u m Häsbeiya ward itn nämlichen Jahre von Dr. De Forest mit dem Anefoid bestimmt, wie folgt: der Khän die Furt

1 , 6 0 9 engl. Fuss 1,654 -

Quelle des HAsbäny . . H&sbeiya, Pallast . . . Weg bei Khülwät el-Biyäd

1,700 2,160 2,711

-

') Compassrichtungen zu Shuweiya, im J. 1844: 'Ain 'Ata 5G". 'Ain Tinta 35 Libbeiya 11^". Dhuneibeh 20}". Mimis 6°. Neby Süfa el-Muhaiditheh 32". Kaukaba 278}". Judeideh 257". Kul'at csh-Sbükif 251". Ibi 2464". Khiyam 239". Meshhad 233}". Hibbàriyeh 214". clFerdis 247". 'Ain Jürfa 251". Hàsbciya 281". #

Neunter Abschnitt. Von Häsbciya n a c h ß u n i a s und zurück. Oer

bereits

erwähnte Zustand

von Aufregung und

unter den Drusen vom Libanon war noch

Unruhe

nicht ganzlich vorUber.

Noch hörte man oft von in der Gegend umher begangenen Raubund Gewaltthaten durch zerstreute Haufen aus diesem Volke, oder solchen die sich dafür ausgaben.

Solche Gerüchte vernahmen wir

fast tSglich in Häsbeiya, das grade zwischen den Drusen vöm Libanon und denen von HaurAn mitten inne liegt, und auch selbst Drusen zu seinen Einwohnern zählt, von denen einige Männer von Eittfluss s i n d . ' ) Was aber mehr unmittelbar auf unsern Plan einwirkte, der Bericht,

dass 1 5 bis 2 0 Drusen

von

der Metn sich in

Gehölz bei Bäniäs postirt hatten und alle beraubten, behandeln ihnen gut dQnkte, zogen.

Ein

obwohl nicht alle,

Jude war ain Sonnabend

Bauern am Sonntag. mit seiner Familie,

beraubt

war ein

die so zu

die des Weges

worden,

mehrere

Am Montag aber war ein reisender Engländer unter welcher

drei Damen,

von B.tniäs nach

HAsbeiya da durchgekommen, ohne einen Räuber zu erblicken. hiess, diese Aufruhrer hätten den Emir von HAsbeiya,

Es

den Gou-

verneur des Bezirks, wissen lassen, dass sie ihm Trotz böten.

Auf

jeden Fall war dieser Beamte eingeschüchtert und tbat nicht einen einzigen Schritt gegen die Plünderer.

Alle Wege nach Damascus

wurden als unsicher betrachtet. Da wir uns vorgenommen

hatten,

wo möglich am Dienstag

nach B i n i i s aufzubrechen, so gebrauchten wir die Vorsicht,

uns

mit einem Briefe von dem Haupt-Sheikh der Drusen dieser Gegend ') S. mehr über dieseh Gegenstand oben p. 10.

501 zu

IX. Abschnitt. \ersehen,

Von HÄsbeiy.i nach Bilniäa und zurück. wohnte.1)

d e r in IIAsbeiya

E r stellte ihn mit Be-

reitwilligkeit a u s , u n d war auch gleich d a m i t zwei

seiner

bewaffneten L e u t e

mitzugeben.

einverstanden, Wir

uns

rnietheten auch

f ü r den Ausflug drei d r u s i s c h e Maulthierführer. Dienstag, Erstaunen

den

25.

Mai.

von j e d e r m a n n

zu

Diesen

regnen,

zwei leichte S c h a u e r h e r n i e d e r .

Morgen

und

es

zum

wirklich k a m e n

drohte

auch

Da ich w i e d e r ziemlich bei Kräften

war, beschlossen

wir d e n n o c h a u f z u b r e c h e n u n d mit Gemüchlich-

keit zu

U n s e r e Gesellschaft b e s t a n d

reisen.

und mir, führern

u n s e r n beiden D i e n e r n , und

den

beiden

den

a u s H e r r n Thomson

drei d r u s i s c h e n Maulthier-

bewaffneten L e u t e n

des

Sheikhs.

Ein

thätiger j u n g e r M a n n , d e r g e r n in Geschäften nach Bäniäs wollte, b a t um E r l a u b u i s s , sich u n s anschliessen zu d ü r f e n , u n d machte sich w ä h r e n d .thiere

der Reise s e h r nützlich.

mit dem Gepäck

unter

Wir

Begleitung

schickten

eines

der

die Jlaulbewaffneten

Männer nach J u d e i d e h , w ä h r e n d wir selbst m i t d e m a n d e r n beabsichtigten bis nach Bürghüz u n d dann l ä n g s

d e r Kluft d e s Litäny

zu g e h e n . W i r verliessen

das Missionshaus u m 1 1 U h r , erreichten die

F u r t d e s HdsbAny in vierzig Minuten u n d k a m e n zehn Minuten v o r zwölf Uhr an den Scheideweg nach K a u k a b a . wo

wir

den Khän

sehen

mässiger J a h r m a r k t .

konnten.

W i r k a m e n vorbei,

Hier w a r

Die Leute k o m m e n

hier

h e r , von d e r H ü l e h , vom W a d y e t - T e i m , ja

heute

ein

viel vom

regel-

Libanon

selbst von H a u r ä n .

Der R e g e n v o n heute Morgen hatte die Zahl e t w a s v e r d ü n n t ; doch sahen

wir

Viele u n d

begegneten

Andern.

zwölf Uhr passirten wir u n t e r Kaukaba w e g ,

Fünf

Minuten

lichen Abhang liegt, u n d verweilten 5 Minuten unter d e n bäumen,

einen

neuen leisen

nach

das hoch am w e s t -

Regen a b z u w a r t e n .

Das

Oliven-

Dorf

sah,

wie gewöhnlich, weit b e s s e r a u s d e r F e r n e a K in d e r N ä h e a u s . Ein b r e i t e s , tiefes und vom Khän westwärts h i n a u f , Bergrücken spaltet.

bricht und

E s geht vom

wohlangebautes

Thal

erstreckt

indem es sich durch den

ihn bis halb

in

seinem

sich

westlichen

Grund

entzwei-

HAsbAny ganz allmählig u n d leise h i n a u f ;

auf d e r W e s t s e i t e aber nach d e m LitAny zu fallt es plötzlich d i e s e m Strom ab, etwas u n t e r h a l b d e r Brücke von B ü r g h ü z .

nach Durch

diese E i n s e n k u n g geht d e r W e g vom KhAn nach d e r Brücke, u n d v o n dort an d e r Flanke d e s L i b a n o n

hinauf d u r c h W a d y

SifsAf

') Da dieser Brief in seiner Art ein Musterbrief ist, so theile ich eine Uebersetzung mit; s. Anm. V, am Ende des Bandes.

Bürghüz.

Brücke.

505

nach Kefr H&neh und Jezzin. ' ) Das eben beschriebene Thal soll Merj 'Ayûn vom Distrikt von Hàsbeiya t r e n n e n ; es ist folglich die Scheidelinie in dieser Gegend zwischen den Paschaliks von Sidon u n d Damascus. Wir hielten uns von Kaukaba hoch oben um die Schulter des nördlichen Berges herum und neigten uns dann allmählig wieder, um auf den Weg zu kommen, der vom Khân aus auf der Wasserscheide weggeht. An diesen gelangten wir um halb ein Uhr und begannen sogleich den steilen Abhang nach der Brücke zu hinu n t e r zu steigen. Nach 2 0 Minuten hielten wir auf dem Plateau des kleinen Drusendorfcs Bürghüz a n , indem das letztere etwa 2 5 0 Schritt nördlich von u n s liegen blieb, und Strom und Brücke noch mindestens zweihundert Fuss u n t e r u n s warçn. Die Brücke soll von den Römern herrühren. Wir konnten von hier die Natur des Flusses und seines Schluchtbettes eine ganze Strecke hinauf u n d hinunter beobachten. Unmittelbar nördlich von Bürghüz ist eine breite, flache Erdschwellung vom Fuss des Libanon a u s quer über den Fluss gew o r f e n , nach dem östlichen Bergrücken zu. Diese Höhe ist mindestens eine gute Viertelstunde breit. Der Fluss bricht diese ganze Strecke entlang sich durch eine seltsam gestaltete Schlucht, äusserst eng und mit Wänden drei- bis f ü n f h u n d e r t Fuss hoch und oft bis z u m Senkrechten steil. Einen grossen Theil dieser Schlucht konnten wir von hier und später von andern Stellen überblicken. Sie windet sich unsäglich und mit scharfeckigen Krümmungen. Ganz unten konnten wir den Fluss selbst s e h e n , der wie ein Gebirgsbach schäumend und tosend sich durch sein steiles Felsenbett stürzte. — Südlich von Bürghüz wird f ü r eine kurze Zeit der Boden niedriger und das Flussbett breiter. Dies ist zu einem Wege hinab und einer Brücke Uber den Strom benutzt worden. Etwas unterhalb der Brücke dreht sich der Fluss eine kleine Weile mehr weitlich, wendet sich dann aber wieder nach Süden zu. Hier bei Bürghüz hielten wir wiederum zwanzig Minuten a n ; zum Theil wegen eines andern leisen Regengusses. Doch war dies der letzte und der Nachmittag war heiter und kühl. Zehn Minuten nach ein Uhr brachen wir wieder nach Bêlât a u f , jedoch nicht auf dem gewöhnlichen Wege, sondern indem wir durch die Felder ohie Pfad mittendurch gingen und u n s so nahe als möglich an «!er Schlucht hielten, die der Fluss hier durch einen an•) Vcigl. Wilson, Lands of the Bible. II. p. 192 sq.

506

IX. Abschnitt.

Von Häsbeiya nach Bâniâs und zurück.

d e m , vom Libanon südwärts laufenden Bergrücken gesclnitten. Dieser Rücken ist augenscheinlich eine Verlängerung des siillichen Fusses des Libanons selber, durch welchen er in den nielrigern Rücken im Osten des esh-Shükif übergeht. DerFluss tritt unweit der Brücke von Bürghüz in ganz schräger Richtung h i n e n und spaltet ihn der Länge nach, doch der östlichen Seite am nächsten, bis er etwas unterhalb Beldt sich fast in einem rechten Winkel plötzlich dreht und den Rücken nach Westen zu durchschneidet. Hier tritt er nun wieder in ein mehr offnes Land und setit südwärts unter dem esh-Shükif weg seinen Lauf fort. Der Bücken, der so auf der Ostseite liegen bleibt, ist äusserst d ü n n , scharfkantig u n d steil. Wir hielten uns ganz oben längs seiner Höhe, bisweilen hinunterschauend in den Abgrund des Stroms uns zur Rechten, bisweilen um die östlichen Seiten der hohen, scharfen Spitzen herumreitend. Es war ein gar gefährlicher, schwindlig machender Pfad, und der ganze Ritt im hohen Grade aufregend. ' ) Der Lauf der Schlucht von Jisr Bürghüz nach Bêlât ist im Ganzen ungerahr von N.O. gen N. nach S.W. gen S. Die Tiefe wechselt, j e nach den Bergen, auf jeder Seite von 600 zu 1 2 0 0 Fuss. Die Schlucht ist so weit ziemlich grade, ausgenommen einen stumpfen Winkel gegen Süden, ehe sie Bêlât erreicht. Die Seiten laufen steil, doch nicht senkrecht hinan und sind mit Buschwerk Uberdeckt, ähnlich den hohen Ufern des nämlichen Flusses östlich von Jisr Ka'ka'lyeh, obwohl die Kluft hier enger und tiefer ist. 4 ) Fünf Minuten vor halb drei Uhr kamen wir nach dem kleinen Dorfe Beldt, das an der östlichen Seite der SchlucPt liegt, mit einem breiten Felde hohen Landes dahinter. Vom D ^ f e ging es fünf Minuten lang abwärts, um den Rand der K l i p p e n zu erreichen. Hier, grade ehe die Kluft sich westwärts dreht, werden die Berghänge jäher und fast bis zum Senkrechten steil. Adler, d e r e n Nester auf der westlichen Klippe hingen, schwangen sich über die Schlucht. Etwas nördlich vom Dorfe war unten auf dem Grunde eine Mühle, und ein Pfad, dem das Auge kaum ohie Schwindel folgen k o n n t e , leitete hinab zu ihr. Die Tiefe der Schlucht hier auf der Ostseite ist 7 0 0 Fuss, wie einige Tage zuvor Herr T h o m son und Dr. De Forest mit dem Aneroid ausgemessen hatten. Das Dorf liegt noch 2 0 0 bis 3 0 0 Fuss höher und die 3erge weiter

') Compassrichtungen um halb 2 Uhr: Bürghui N. 75 1 }. S. 30° W. ') S. oben p. 67.

esh-Shükif

Schlucht des LîtAny. Bêlât.

507

nördlich erheben sich noch mehr. Die westliche Klippe ist nicht weniger als einige 900 Fuss Uber dem Strom. Auf der Höhe derselben ist, wie es schien, ein schönes, ebenes Plateau mit grünem Grase und dazwischen von kleinen Eichenbäumen uberdeckt. Der Grund der Schlucht ist durchaus eng und ganz vom Flusse eingenommen. Es war ein unbeschreiblich wilder, grandioser Anblick, der mir ewig unvergesslich bleiben wird. Zu vergleichen wbsste ich ihm nichts als etwa die berühmte Schlucht des Flusses Salzach beim Passe Lueg, auf der Strasse von Salzburg nach Gastein. In den Seiten der Schlucht, Belàt gegenüber, hausen eine Menge kleiner Thiere, die W e b r genannt werden, die S c h a p h a n der hebräischen Schrift, 1 ) bei den Naturforschern Hyrax Syriacus. Herr Thomson hatte, als er früher hier war, sie aus den Spalten und Höhlen des Felsens herauskommen sehen; im Winter kommen sie am Mittage, im Sommer blos am Abend.') Fünf Minuten vor drei Uhr brachen wir von Belàt nach Dibbln und Judeideh auf; unsere Richtung im allgemeinen war südlich. In l ö Miauten waren wir der Biegung der Stromschlucht gegenüber, und konnten mit dem Auge ihren westlichen Lauf hinab verfolgen. Ihre Wände steigen hier fast senkrecht auf, und die Schlucht wird noch enger. Am westlichen Ende ist eine Stelle, die Khutwel heisst. Hier soll der Fluss mehr «1s irgendwo zusamipengepresst werden. Der Strom hat sich hier ein tiefes Bett in den Fel&in gewühlt, so schmal, sagte man uns, dass man hinüber schreiten kann. 3 ) Die Stdle, auf der wir standen, ist eine alte Ortslage, die jetzt Neby Haskln heisst. Iiier waren die Trümmer zweier Säulen zu s e h e n ; ^ich zwei in einen einzeln stehenden Felsen gearbeitete ') Luthe); Kaninchen. ') §. mêlr über dies Thier in Gesen. Hebr. Lex. Art. "¡SB. Thesaur. p. 1467. Seesen in Ritters Erdk. XV. p. 596. Wilson, Lands of the Bible. II. p. 28seine stattlichen Säulen sind gänzlich zerfallen, und die itngelieüleri Steinblöcke liegen ringsum in den wildesten Haufen. Die Fromti war nach Westen den Schneekoppen des Hermon zugerichtet. Hier war einst ein Mittelportal mit kleinern Seitenthüren. Am östiliclen Ende war ein halbkreisförmiger Vorsprung, wie man sie an grcchischen Kirchen findet. Von diesem aus lief inwendig eine dO'pp^lte Säulenreihe mit jonischen Kapitalem durch den Tempel d u r c h nach dem Eingang. Die Steine waren gross und gut bearbeittet und alle Einzelnheiten hatten, wenn auch einfach, doch ein gewisses kinstfertiges Aussehen. Die beiden Steine, von denen Burckhiarct erzihlt, dass sie am Eingang liegen, und die Figur

568

X. Abschnitt.

Von Mäsbciya nach Damascus,

eines Vogels mit ausgebreiteten Flügeln darauf gearbeitet, bemerkten wir nicht. — Die Dimensionen sind nach unsern eignen Messungen, wie folgt: Grösse des Tempels selbst, Länge . 8 2 Fuss 8 Zoll Breite. 5 7 - — Halbkreisförmiger Vorsprung, Tiefe 19 4 Sehne 21 8 Ganze Länge des Baus . . . . 102 - — Säulen, Länge des Schafts . . . 18 1 Capitäler, Höhe 3 - — Durchmesser der Schafte . . 3 - — Eine Eigentümlichkeit hat dieser Tempel, wie sie noch nie bei einem andern bemerkt worden ist. Auf der Aussenseite der südlichen Mauer, nahe an der südöstlichen Ecke und grade über dem Boden, ist ein grosser Steinblock, 6 Fuss ins Geviert, auf dem eine Verzierung in Forin eines grossen Medaillons ausgemeisselt ist. Es ist eine äussere Kreislinie in Relief oder ein verzierter Rand, 5 Fuss im Durchmesser; ein innerer eben solcher Rand in höherm Relief 4 Fuss im Durchmesser. Innerhalb ist ein menschliches Antlitz ganz von vorn in noch kühnerem Relief sorgfältig ausgearbeitet. Die Länge des Gesichts vom Haare oben bis zum Kinn ist 3 Fuss 4 Zoll; die Breite 2 Fuss 4 Zoll. Die Züge sind absichtlich zerstört; doch ihre angenehme Form ist noch immer zu erkennen. Beim ersten Blick schien es uns die Sonne bedeuten zu sollen; allein der Rand zeigt nichts, was Strahlen vorstellen könnte. Es mag ein nn Tempel angebeteter Baal gewesen sein. Auf einem geringen Hügel nordöstlich von diesen Ruinen war ein andrer, sehr kleiner Tempel, aber gänzlich zerfallen. 1 ) Obwohl Rükhleh so an der grossen Strasse zwischen Rasheiya und Damascus liegt, haben dennoch wenige Reisende von seinen Antiquitäten Notiz genommen. Seetzen kam dieses Weges und erwähnt der Ruinen; allein er besichtigte sie augenscheinlich nicht näher. 2 ) Burckhardt besuchte sie auf einer Excursion von Damascus. 3 ) Richardson war hier; allein sein Bericht ist ganz unvollständig. 4 ) ') Burckhardt spricht von einem andern Gebäude mit vielen kleinen zerbrochenen Säulen, ein Paar hundert Schritt weiter nach Süden; p. 49. Auch unser Führer sprach von einem andern Tempel weiter unten im Thale. s ) Reisen I. p. 316. ^ Trav. in Syr. p. 49. 4 ) Trav. I I . p. 456.

Rükhleh.

Deir cl-'Ashäyir.

569

W i r wären gerne nach Burkush weiter gegangen, eine Stunde oder etwas darüber südwestlich von Rükhleh und hoch an der Flanke des Hernion. Dort ist eine ähnliche Tempelruine und auch die T r ü m m e r eines Castells auf einer Bergspitze. Sie sind von Burckhardt beschrieben w o r d e n . ' ) Allein der Tag ging zur Neige, und wir mussten unsern Stab gegen Deir el-'Ashäyir richten. W i r verliessen Rükhleh um Dreiviertel auf 5 Uhr und ritten zuerst auf der Damascusstrasse 8 bis 1 0 Minuten lang zurück. Dann wendeten wir uns im Ganzen ungefähr nach Norden. Eine Zeitlang ging es nun durch eine wilde, öde Gegend; zu unsrer Rechten war ein felsiger Rücken, der alle Aussicht nach Osten ausschloss. Links hatten wir die zerklüfteten Rücken u n d Hügel, durch die wir gekommen waren. Um ein Viertel auf 6 Uhr fingen wir an ein enges, nach Norden rasch abwärts laufendes Thal hinu n t e r zu gehen. Es war voller h ü b s c h e r , violetter B l u m e n : ein wilder Bergpfad, unserm Führer bekannt, doch sonst n u r wenig betreten. Wir glaubten hier einige Spuren einer alten Strasse w a h r z u n e h m e n , die durch dieses Thal hinunter gegangen sein mochte. Nach dem ersten steilen Abfall öffnet sich dies enge Thal zu einer gar anmuthigen Ebene, die sich von SUden nach Norden streckt und von allen Seiten von Bergen eingeschlossen ist. Hier, noch immer auf der Höhe, hatten wir u m halb 6 Uhr eine Aussicht nach Norden auf das ganze Plateau und die Ebene von ZebedAny, nach welcher wir nun hinabgingen. Links in der Ferne war der sogenannte Jebel ZebedAny; rechts das Gebirge von BlüdAn, der höchste Theil des Anti-Libanon, mit der schönen Ebene, die zwischen dieselben hineinläuft. Mehr in der Nähe war das Plateau hügelig und ungleich; es hängt gegen Osten etwas niederwärts, mit flachen Rücken und von tiefen Thälern durchkreuzt. Noch immer sah es grün und schön a u s , und ein Thcil der Frühlingsfrische war ihm geblieben. Wir hielten uns noch immer nach Norden, die Ebene entlang, zwischen hohen Felsenrücken auf beiden Seiten. Um 6 Uhr wendeten wir uns gegen Nordosten, um die Schulter des östlichen Rückens herum, der sich hier eine Zeitlang herumbiegt und dann wieder nach Norden läuft, indem er ein weiteres u n d mehr welliges Feld einschliesst. Um halb 7 Uhr kamen wir nach Deir el'Ashäyir, das auf dem östlichen Abhänge dieses weiteren Feldes liegt, mit einer niedrigem Ebene gegen Osten u n d einem kleinen ') Tray. in Syr. p. 50.

570

X . Abschnitt.

Von HAsbeiya nach Damascus.

S e e o h n e Abfluss nah am F u s s e

des östlichen Berges.

ist gar

rings u m h e r ;

schön u n d

Fruchtbarkeit

Dorf ist n i r g e n d s zu sehen. n o c h g r ü n e m Grase

W i r schlugen bei

unser Zelt auf.

Drusen und Christen.

aber

Die L a g e ein

andres

einer Quelle

auf

Die wenigen E i n w o h n e r sind

Sie haben einen schlechten R u f ;

doch wa-

ren s i e un6 in keiner W e i s e beschwerlich. Hier n u n sind wiederum die Ruinen

e i n e s grossen und einst

prächtigen T e m p e l s , der gegen Osten g e r i c h t e t steht, und i n g e r R ü c k s i c h t von a l l e m , Ruine

was

steht a u f einer hohen

wir b i s h e r g e s e h e n ,

Plattform von Mauerwerk,

2 4 i F u s s w e i t e r als das Gebäude vortritt, an den

andern S e i t e n ;

schieden.

die Höhe i s t ,

je

eini-

abwich.

Die

die v o m

und

ungefähr 1 2

Fuss

nach

dem B o d e n ,

ver-

Die Plattform selbst ist an ihrem obern Theile r i n g s u m

mit einem K a r n i e s verziert; ein ä h n l i c h e s , umgekehrt, läuft weiter unten h e r u m .

Die Steine des Tempels

An

waren Pfeiler mit j o n i s c h e n

den E c k e n

dem P o r t i c u s scheinen stens

findet

sich

h a b e n keine F u g e n r ä n d e r . Capitälern.

Vorn v o r

keine Säulen gestanden zu h a b e n ;

gegenwärtig

nichts

davon.

wenig-

Die Mauern

stehen

meistens n o c h , ohschon einzelne Theile davon eingefallen s i n d , dass

einige der Pfeiler an den Ecken

allein heraus stehen.

so Die

F a r b e des S t e i n s ist dunkler als sonst wo, u n d die Arbeit weniger deutlich hervortretend und fein als in den andern Tempeln. der Plattform

war

am

östlichen E n d e ,

wo

Unter

sie b e i n a h e 2 0

Fuss

I J ö h e hat, ein Eingang, über welchem ein grosser S t e i n als O b e r schwelle lag.

Unsre Messungen waren, wie

folgt:

Plattform, L ä n g e

126

Breite

69

-



-

88

-

9

-

T e m p e l , ganze Länge inwendig

.

.

.

.

B r e i t e inwendig Altargemach, Länge Hauptbau, vom Altar bis zum Porticus . Porticus,

einschliesslich

die 3

Fuss

.

Fuss —

Zoll

33

-

3

-

27

-

8

-

46

-

7

-

14

-

6

-

dicke

Hintermauer G r o s s e r S t e i n als Oberschwelle, Länge .

.

12

-

5

Breite .

.

4

-

5

-

Dicke

.

1

-

G

-

54

-

Höhe der Mauern, Schätzung Ein

wenig

südöstlich

leise abschüssigen

Terrasse

vom Tempel finden

.

und auf

der

sich andre weit



-

nämlichen

ausgebreitete

R u i n e n , dem Anschein nach vom nämlichen Clurakter und aus der n ä m l i c h e n Zeit.

Allein sie sind so gänzlich zerfallen und u m h e r -

Dcir el-'Ashäyir.

571

gestreut, und so durchhaut von den Dorfhäusern, dass es sehr schwer ist, sie heraus zu finden. Mehre kurze Säulen sind noch hier und da zu sehen. Der Gedanke bietet sich einem d a r , dass dies ein bedeutender, mit dem Tempel oben verbundener Hof gewesen sein möchte; oder vielleicht stand hier auch ein andrer grösserer Tempel. Das Erstere scheint mir wahrscheinlicher. Die Steine dieser letztern Trümmer sind gross, gut zugehauen und ohne Mörtel über einander gelegt. Ich habe oben bemerkt, dass der ganze Hermon von Tempeln umgürtet s e i . ' ) Wir hatten jetzt das Panium in Bäniäs besucht; die rohen Trümmer zu Kül'atBustra; die stattlichen Ueberreste zu Hibbärjyeh, Neby Süfa, 'Aiha, Rukhleh und Deir el-'Ashäyir; ausser diesen ist auch der Ruinen von Bekka und Burkush erwähnt worden. Hr. Thomson hatte von ähnlichen Ueberresten zu 'Ain 'Ata, 'Ain Hershy und mehrern andern Orten gehört. Diese Ruinen liegen sämmtlich auf dem Hermon oder um ihn herum. Dje Bukä'a und die angrenzenden Striche sind gleichfalls voller ähnlicher Gebäude, um nichts von der höchsten Herrlichkeit der Tempel von Ba'albek zu sagen. Wer nun waren die Gründer aller dieser kostbaren und grossartigen Bauwerke? M i t t w o c h , d e n 2. J u n i . Diesen Morgen verliess Hr. Thomson mich, um in John Wortabets Begleitung weiter nach Damascus zu reisen, während er selbst mit seinem Diener auf direktem Wege nach Häsbeiya zurückging — eine lange Tagereise, die er in 1 0 Stunden zurücklegte. Im wildesten Theile des Gebirges stiess er auf zwei wilde Gesellen von den Beit el-KantAr. Als sie erfuhren, wer er war, liessen sie ihn ziehen, und erboten sich sogar, umzukehren und ihm durch das Gebirge zum Schutz zu dienen. Sie waren bis an die Zähne bewaffnet und kamen eben von einem Angriff auf Kür'ün im südlichen Theil der ßüki'a zurück. Herr Thomson entsagte mit Freuden ihrer Gesellschaft, und erreichte IMibeiya in Sicherheit, obwohl ein zu der nämlichen Räuberbande gehöriger Haufen eben auf der Strasse von Räsheiya nach HAsbeiya plündernd einherzog, und zwar beinahe bis zum Eingange zum letztern Orte. Wahrend nun Herr Thomson nach Westen zog, setzten wir unsern Stab nach Osten. Zehn Minuten nach 7 Uhr von Deir el-'Ashäyir aufbrechend, ritten wir erst in die niedrigere Ebene hinab, wobei uns der kleine See derselben zur Rechten blieb. ') S oben p. 563.

572

X. Abschnitt.

Von Häsbeiya nach Damascus.

Dieser hat gar keinen Abfluss und soll später im Jahre ganz austrocknen. Unser Cours •war im Ganzen O.N.O. Fünf Minuten nach halb 8 Uhr kamen wir nach der nordwestlichen Schulter des Bergs, der sich hier in einem plötzlichen Absturz über den See lehnt. Hier war eine niedrige Wasserscheide. Dann betraten wir ein offnes flaches Thal mit auf- und niedersteigenden Hügeln zu beiden Seiten. Ungefähr um 8 Uhr trat der Weg von Jubb Jenin und Bekka von der linken Seite her in den unsrigen, und um 8 Uhr 1 0 Minuten auch der gewöhnliche Weg von Beirut, der von einem Hügel ebenfalls zur Linken herunterkam. Hier an der Stelle, wo die beiden Wege sich vereinigen, ist eine schöne Quelle, die 'Ain Meithelün heisst, und nahe dabei sind die Grundwerke der Ruine eines grossen Khäns. Der Wady führt ebenfalls den nämlichen Namen weiter unten. Unsere Richtung ward jetzt Ost gen Süd. Als wir weiter kamen, ward das Thal eng und tiefer; die Seiten stiegen hoch und felsig empor, und bildeten so einen Bergpass, durch welchen der Bach von der Quelle dahinfloss. Nachher ward das Land wellenförmig und hüglig. Zehn Minuten vor 9 Uhr machte das Thal mit dem Bache eine Krümmung nach rechts hin; wir dagegen wendeten uns links die Thalwand hinauf, und dann uns um einen Hügel und an seiner Südseite hinaufwindend, kamen wir um 9 Uhr nach DimAs. Es ist dieses ein grosses Dorf, das hoch oben auf der südöstlichen Seite des Hügels liegt, und der gewöhnliche Anhaltpunkt für Reisende und Caravanen. Im obern Theile des Dorfes ist ein langes Gewölbe mit einem aus grossen Steinen gebauten runden Bogen, wie es scheinen sollte, aus dem Alterthume. Wir waren jetzt Uber und durch das breite Hochland gekommen, das die Gebirgsrücken im Süden und Osten von Deir el'Ashdyir mit der höhern Bergkette von Blitdän im Norden verbindet, so den Rücken bildend, der das Plateau von Deir el-'Ashäyir und Zebedäny von dem niichsten Plateau auf der östlichen Abdachung des Anti-Libanon scheidet. Dies nächste niedrigere Plateau, das jetzt vor uns lag, hatte offenbar nach Osten zu einen bedeutenden Abfall; es war zuerst uneben und voller Niederungen. Um ein Viertel auf 1 0 Uhr, indem wir uns immer noch 0 . gen S. hielten, thalte sich der Weg; wir schlugen den linken ein, der um einen Hügel herum ging, um einen sehr steilen Abfall des andern Wegzweiges zu vermeiden. Fünf Minuten nach halb 10 Uhr stiessen wir wieder auf Wady Meithelün und seinen Bach, und begaben uns, ihn kreuzend, auf

Dimäs. Die Sahra.

573

seine rechte Seite. Er lief hier nordöstlich und führt so fort, bis e r sich dem Barada bei Judeideh vereinigt. Nun ging es lange ganz allmählig h i n a u f ; so kamen wir 1 0 Minuten vor 1 0 Uhr auf die grosse, wüste Hochebene e s - S a h r a , die Herrn Porter zufolge 3 , 4 0 0 Fuss Über der Meeresfläche ist. E s ist in der That eine Wilste, gänzlich unfruchtbar und unangebaut. Sie zieht sich südwestlich bis ganz an den F u s s von Jebel e s h - S h e i k h , und ist auf der Südostseite von einer andern Hügelkette eingeschlossen, die von Dummar und Sftlihiyeh, welche vom Ende des e s h - S h e i k h selbst auslauft, oder vielmehr von unter dem Ende. Die wüste Ebene dehnt sich auch nordöstlich eine bedeutende Strecke weit Uber den Barada a u s ; die Kluft des letztern ist von Hügeln eingefasst. Weit in Norden und Nordosten, Uber das Thal von Helbftn hinaus, scheint eine Gebirgskette von Westen nach Osten hinunter zu laufen. Ihre Formen sind äusserst m a l e r i s c h . ' ) Unser Cours über die Sahra weg war ungefähr S.O. gen 0 . Bald nachdem wir hinein gekommen, eine Stunde von Dlmäs, theilte sich der Weg. Der linke führt nach dem Barada und der Brücke von Dummar, und geht quer über den Rücken hinter S4lihiyeh, von wo man die Aussicht auf die Ebene von Damascus hat, welche so b e r ü h m t ist. Wir hatten beabsichtigt, diesen Weg zu nehmen; allein u n s r e Maulthiertreiber, die allein mit dieser Gegend bekannt waren, schlugen entweder durch ein Missverständniss oder aus Verstocktheit den andern Pfad ein. Als wir den Irrthum entdeckten, war es zu spät, ihm abzuhelfen. Anderthalb Stunden lang war u n s e r Weg so wüst und melancholisch, als n u r einer sein kann. Der Barada mit seinem lieblichen Thal lag ohnweil von uns zu u n s r e r Linken. Allein keine S p u r davon war zu sehen. Kaum ein Baum oder Busch zeigte sich, weder an Berg, Ilügel oder Ebene. Weit zur Rechten lag in dieser WUstenebene, ein wonig ab von d e r nächsten Hügelkette, ein armseliges Dorf Namens Sübbiirab. E s war vom Punkte, wo die Wege sich theilten, S. 6 J 0 VV. und in derselben Richtung wie die Schneegipfel des Hermon. Kein a n d r e s Dorf war weit und breit zu sehen, und es war im eigentlichen Sinne des Worts eine Einöde. Um Dreiviertel auf 1 1 Uhr sahen wir einen Bach sich zu unsrer Rechten d u r c h die Ebene hinwinden. Zehn Minuten später stiegen wir zu seinem Bett hinab, wo eine s c h ö n e , reiche Quelle hervorbricht, die Neba' el-'Arräd genannt wird. Ihr Ausfluss soll ') S. mehr über die Sahia unter dem 7. Juni.

574

X. Abschnitt.

Von Hflsbeiya nach Damascus.

periodisch sein und zu manchen Zeiten ganz aufhören. Nahe dabei sind die Grundwerte eines zerfallenen Khans, die eben so heissen. Der Bach schlängelt sich nordöstlich nach dem Barada nahe bei el-HAmy, und nimmt den Namen Wady Ya'für a n ; weiter unten wird er noch durch eine bedeutendere Quelle genährt, und seine Ufer sind mit Pappeln bedeckt. Jenseits der Quelle wird die Sahra ein wüstes Hügelland. Ein Viertel auf 1 2 Uhr kamen wir an den Anfang eines tiefen Thaies, das nordöstlich nach dem Barada, westlich >on Dummar, hinunterlief. Der Fluss war jetzt nicht fern, und wir konnten die Bäume sehen, wie sie seinem Laufe folgten. Rechts um das Thalhaupt herum gehend, kamen wir 5 Minuten nach halb 1 2 Uhr auf die Höhe des Rückens jenseits, durch welchen der Fluss sich durchbricht. Vor uns lag ein andrer paralleler Rücken mit einem tiefen Thale dazwischen; beide Rücken waren nur eine Gabel der Hauptmasse des Berges. Nachdem wir sehr steil hinab und in langsamer Erhebung wieder hinauf gestiegen, erreichten wir die Höhe des letzten Rückens ein Viertel nach 1 2 Uhr. Und nun fing Damascus und seine prächtige Ebene an vor unsren Blicken aufzugehen. Jetzt theilte sich von neuem der Weg. Wir ritten östlich weiter und ein beträchtliches Stück hinab, bis um 1 2 Uhr 25 Minuten von einer vorragenden Stelle sich uns eine herrliche Aussicht auf die ungeheure Ebene mit ihren endlosen Hainen von Frucht- und andern Bäumen und auf die fast ^ n Laubwerk verhüllte Stadt darbot. Jedoch ist die Aussicht vom Wely hinter S&lihtyeh noch herrlicher. Die Luft war etwas verschleiert, und die fernen Seen nicht zu sehen. Nun ging es den langen, steilen Berghang hinab, bis wir um 1 Uhr im Dorfe Mezzeh anlangten,') das am Fusse des nackten, dürren Kalksteinfelsens wie hingeworfen lag, dicht an der Mündung der tiefen, jähen, wildzerrissenen und äusserst engen Schlucht, durch welche der Barada in die Ebene tritt. Diese Schlucht ist höchst merkwürdig. Sie ist nur so grade durchgebrochen und die Straten sind hier und da unter einander geworfen. — Iiier hielten wir an, in einer Fruchtbaumpflanzung unsern Imbiss einzunehmen. Uns zur Seite war der erste vom Flusse im Süden abgeleitete Canal. Wir waren nun am östlichen Fusse des Anti-Libanon, nachdem wir Uber alle Rücken und Hochebenen seines südlichen Theiles gekommen. Das Becken um Kefr Kük herum scheint, obwohl ohne ') Dies Dorf wird von Edrisi erwähnt; I. p. 350, cd. Janbert.

Die Bahra.

El-Mezze.

575

Auslass und obwohl beinahe so hoch als die Ebene von Zebedüny, d e n n o c h entschieden zu dem westlichen Abhänge des Berges zu g e h ö r e n . Die hohe Wasserscheide, die wir weiter im Osten kreuzt e n , läuft nordöstlich durch das Hochland um Yüntah weiter und bildet zuletzt den Jebel Zebedäny. Dieser letztre trennt die Ebene von Zebedäny von dem wüsten Becken von Judeideh im Westen. Dies hat eine ähnliche Position, wie das Becken von Kefr Kfik, n u r dass es höher ist u n d vom Wady el-Kürn durch den Rücken nach Osten hin entwässert wird. Nördlich von Rükhleh stiessen wir auf das Thal, welches die weiter nördlich das Plateau von Deir el-'Ashayir und Zebedäny umgebenden Rücken spaltet, u n d folgten diesem Thale. Nachdem wir durch eine Spalte des nächsten R ü c k e n s passirt, kamen wir nach Dimäs u n d die breite Sahra; u n d jetzt hatte uns der Ritt den Abhang des letzten Rilckcns von Sälihiyeh hinab an den Rand der grossen Ebene gebracht. Nördlich vom Barada ist, wie wir sehen werden, die Theilung weniger regelmässig; besonders breitet sich der Rücken, der die Hochebene von ZebedAny von der Sahra trennt, zu einem breiten Strich Bergland aus. Fünf Minuten nach 2 Uhr brachen wir von el-Mezzeh auf, und gingen durch die unendlichen Haine von allen Arten von Frucbtb ä u m e n , welche die Ebene d e c k e n , ostwärts grade auf die Stadt los. Die Strassen, wclche auf dieselbe zufTlhren, sind ziemlich breit u n d von 5 bis 6 Fuss hohen Erdmauern eingefasst. Diese Mauern sind aus grossen Massen zusammen gepresster Erde geformt, wie ungebrannte Backsteine, 2 Fuss ins Geviert, oder noch g r ö s s e r , einigermassen den adobes von Mexico gleichend. Diese werden an der Stelle gemacht, wo sie stehen sollen, indem ein hölzerner Rahmen aufgestellt und mit lest eingestampfter Erde gefilllt w i r d , worauf dann der Rahmen weiter bewegt wird. Diese Mauern halten mehrere Jahre aus. Wasser ist überall längs der Strassen und durch die Felder geführt. Zwischen Mezzeh u n d der Stadt kamen wir Uber drei Canäle vom Barada, und es giebt einen vierten an dieser Seite. Die an der Nordseite sind grösser. Alles bezeugte, dass wir u n s einer grossen Stadt nahten. Um 2 Uhr 2 0 Minuten kamen wir an eins der südwestlichen Thore, Bftb es-Surljy. Keine Zollbeamten zeigten sich. Wir ritten ein u n d wanden u n s durch enge Strassen u n d k r u m m e Gassen nach dem Christen\iertel der Stadt, das den ganzen östlichen Theil einnimmt. Wir waren Fremde hier und fragten nach dem Hause des Dr. Pailding, den ich in Beirut kennen g e l e r n t Indessen

576

X. Abschnitt.

Von Hftsbeiya nach Damascus.

begegneten wir einem Bekannten unsrer Häsbeiyaner auf der Strasse, von dem wir e r f u h r e n , dass die ganze Sache schon eingerichtet sei, und dass wir im Hause des Missionärs Herrn Robson erwartet wUrden, der mich auf meiner weitern Reise begleiten sollte. Dies war willkommene Nachricht. Zehn Minuten nach 3 Uhr stiegen wir vor Herrn Robsons Thilre a b ; und in seiner Wittwerwohnung fand ich f ü r meinen kurzen Aufenthalt in Damascus die gastlichste Aufnahme. Die Stadt war gegenwärtig als ein Feld protestantischer Missionäre unter der Wirksamkeit der Glaubensboten der irländischen presbyterianischen Kirche und der assoeiirten reformirten presbyterianischen Kirche in den Vereinigten S t a a t e n . ' ) Zu den erstem gehörten die Herren Robson und Porter; zu den letzlern die Herren Rarnett, Fräser und Lansing und Dr. Paulding als Arzt. Sie handelten in der vollkommensten Uebereinstimmung und als Eine Mission in Allem, ausser in ihren Verhältnissen zu den Gesellschaften zu Hause. Ilr. Robson war von ihnen der älteste Bewohner dieses Landes: er war seit 8 Jahren liier. Er sowohl als Herr Porter waren zu Hause. Die meisten der Amerikaner waren abwesend, ihre Sommerwohnungen in Blftdän einzurichten, einem Dorfe hoch oben auf dem Bergrücken östlich von Zebedäny, von dem man auf die herrliche Ebene hinabsieht. Jedoch kam Dr. Paulding am Sonnabend zurück, und ich hatte das Vergnügen des Umgangs mit ihm und Herrn Fräser. Ich blieb bis am folgenden Montag Morgen in Pamascus, vier Tage lang. Während dieser Zeit waren die Herren Robscn u n d Porter unermüdet in Freundschaftsdiensten. Sie fühlten mich nach allen interessanten Stellen sowohl in als ausserhalb der Stadt. Der erste Tag, der Donnerstag, war meistentheils dem Briefsclreiben und dem Ausruhen gewidmet, welches letztre ich noch immer s e h r bedurfte. Am Freitag machten wir einen langen Spaziergang durch das Innere der Stadt und besichtigten ihre Antiquitäten und a n d r e merkwürdige Gegenstände. Am Sonnabend ritt Hr. Porter nit mir von aussen um die Stadt herum und auch noch durch rcehrere Strassen, in denen ich noch nicht gewesen war. Der gewöhnliche Gottesdienst ward am Sonntag in einem grossen Zimmer im Hause des Dr. Paulding gehalten, das dazu eingerichtet worden und zu einer Missionscapelle bequem be'unden ist. Früh um 8 Uhr predigte Herr Wortabet arabisch, urd u m ') Associate reformed Presbyterian Church.

577

Ankunft in Damascus.

11 Uhr Hr. Fräser; um 4 Uhr am Nachmittage Ilr. Robson. Die Zahl der Anwesenden war zwanzig bis dreissig. — Ich trank Thee bei Dr. Paulding und brachte den Abend in seiner höchst intelligenten Familie zu. Am Sonnabend machte ich auch einen angenehmen Besuch bei Dr. Meshäka, dem sehr thätigen und gescheidten cingebornen Arzt, dessen Name im Zusammenhang mit der protestantischen Bewegung im Lande weit und breit genannt worden ist. Er führt eine mächtige und schnellfertige Feder, und seine Schriften sind für die Anbahnung des Wegs dir die Wahrheiten des Evangeliums von Bedeutung. Er kennt blos die arabische Sprache; sein Geist scheint in beständiger Thätigkeit zu sein, und er sprach geläufig Uber eine Menge von Gegenständen, die sonst den Orientalen ziemlich fremd sind. Einen andern Literaten, wenn auch von verschiedenem Gepräge, traf ich bei Herrn Robson. Dies war Antön BulAd, ein gelehrter griechischer Mönch, der sich der Topographie und Statistik von Damascus und seiner Umgegend mit einer Art von Leidenschaft gewidmet hat. Er hatte sich die Mühe genommen, mit eigner Hand alle Listen arabischer Namen, die er in dem Appendix der englischen Ausgabe meines Werkes über Palästina gefunden, abzuschreiben, und hat ebenfalls Herrn Porter Verzeichnisse der Dörfer um Damascus und auf der Ebene verschafft. Sonst steht es freilich im Ganzen mit der Gelehrsamkeit unter den Dimascenern heutzutage ziemlich schlecht. Und doch ist die Stadt finst als die Heimatli vieler ausgezeichneter Schriftsteller berühmt gewesen.') ') Bowring erzählt, dass er keinen Buchhändler in Damascus oder Aleppo habe finqen können; auch könnte kein Schreiber jetzt sein Brot durch ¿bschrifteu von Manuscripten verdienen; Eeport p. 109. Seetzen fand drei mojleinitisclie Buchhändler, von denen zwei zugleich Buchbinder waren; Rosen I. p. 270. Bücher können natürlich jetzt blos von den Privateigentümern gekauft werden; vergl. Seetzen, ibid. Auf diese Weise gelingt ea den Missionären gelegentlich, zum Besitz seltener und werthvoller Manuscript: zu gelangen.

Hobinon, Eibl. F o r s c h u n g e n .

37

578

X . Abschnitt.

Damascus.

D a m a s c u s. Ein vollständiger B e r i c h t ü b e r die Topographie und Geschichte d i e s e r alten Stadt würde rend

meines

kurzen

allein einen ganzen Band

Aufenthalts

konnte

ich

füllen.

natürlich

Wäh-

n u r allge-

m e i n e E i n d r ü c k e empfangen, und solche allein kann ich j e t z t dem Leser

vorlegen.

Mein

Plan

ist

nur,

das

selbst g e s e h e n , oder durch gute Autorität Die Ebene. —

Gränzen.

W i r haben oben g e s e h e n ,

der letzte und niedrigste R ü c k e n seinen

Anfang

selbst h a t . 1 )

unter

und

und wird

bei B u r z e h ,

Ende

bei

Mezzeh

gegen

von J e b e l

unterkommt.

Der

Rücken

verschiedene Namen.

esh-Sheikh

Südlich

dem Barada

verschiedenen

von der S c h l u c h t

sich O.N.O. biegt und ausstreckt.3)

Dieser

her-

Theilen

des Barada wird

zwischen d i e s e r Schlucht und der

e r als J e b e l KasyCin

von J e b e l T i n i y e h ,

durch-

der von Menln und llelbön

bekannt;1)

weiter in Norden

bat e r den Namen J e b e l Kalamün, bis zu der hohen, Pyramide

dass Osten

weiter nordöstlich, von

führt in seinen

er Kalabit el-Mezzeh genannt; ist

von

zwei Stunden

der g e r i n g e m Kluft eines W a d y ,

bei Burzeh

des A n t i - L i b a n o n

östlichen

ich

E r hat im Ganzen eine nördliche Richtung, ein nackter

Kalksteinrücken, brochen,

dem

was

zu erzählen, erfahren.

an

deren

vorragenden

andern S e i t e der R ü c k e n

sich ostwärts nach der W ü s t e bei Palmyia lange

Rücken

bildet

überall

die

westliche

und nördliche Einfassung der grossen E b e n e von Danr'ascus. Nördlich

von

der

Schlucht

des

Barada

steigt

der

mittlere

Theil des J e b e l Kasyün zu einer erhabeneren S p i t z e e m p o r , wohl

') S. oben p. 573. ' ) Auch Abulfeda nennt ihn so; Tab. Syr. ed. Köhler, p. 100, 1G4. Ist dies vielleicht ein alter M ö n s C a s i u s ? J ) Die grosse nördlicho Strasso nach Hums, Ilamah und Aleppo geht nahe am nordostlichen Fusse des Jebel Tiniyeh über diesen Bergrücken hinweg. Auf der andern Seite liegen mehrere äihnliclio Bücken, die vom Anti-Libanon aus in die östliche Wüste hinein liufen. Zu Kutaifch, jenseits des ersten Rückens, fünf und eine halbe Stunde von Damascus, zweigt »ich der Weg nach Palmyra a b , der die ganze Zeit an einer breiten, von Hügelketten eingefassten Ebene fortgeht. 8. J . I . Porter in Biblioth. Sacr. 1854. p. 444, 449, 4S0, C81 sq. — In einer Anmerkung giebt Hr. Porter die Entfernungen auf der Strasse nach Palmyra, wie folgt, an: Vom Fusse des Jebel Tiniyeh nordöstlich nach Jerüd, 3.} Stunden; von da nach Kuryetein 11 Stunden; von da nach Palmyra 1 8 | Stunden.

Die Ebene.

579

GrUnzen.

1 , 6 0 0 Fuss Uber die Ebene. Diese Spitze ist von einem Wely gekrönt, von dem man eine ausserordentlich weile Aussicht hat.') Ungefähr eine englische Meile südöstlich vom Fusse dieser hohen Koppe und anderthalb östlich von dem Punkte, wo der Barada aus seiner Schlucht heraustritt, liiuft die westliche Mauer der Stadt Damascus, denn init Ausnahme eines kleinen Theiles liegt die ganze Stadt südlich vom Flusse. Dicht am Fusse des Jebel Kasyiin liegt das lange Dorf SAlihiyeli ausgebreitet. — Von der Stadt sieht man den Jebel esh-Sheikh mit seiner Eiskronc über alle Rücken des Anti-Libanon emporragen, in einer Richtung S. 85° W. Wenn wir nun den Blick südwestwärts richten, nach dem hohen Theil der Ebene, die den östlichen Fuss des Jebel eshSheikh umgiebt, so sehen wir, wie eine Reihe niedriger Hügel dort anfängt und ostwärts weiter läuft. Sie werden höher und höher und werden endlich zu Bergen, wenn auch nur von geringer Höhe, die zu Nejlia, 2 — 3 Stunden südöstlich von Damascus, enden. Diese Bergreihe heisst Jebel el-Aswad; sie bildet die südliche Gränze der Ebene. Ihr höchster Punkt überragt die Ebene nicht um mehr als 5 0 0 Fuss. 1 ) Hinter diesem Höhenzuge liegt das Thal des Flusses A'waj, das im Süden von der höhern Kette des Jebel Mini'a eingefasst ist, deren höchste Koppen ostwärts von Kesweh liegen, und die man nach links hin noch jenseits derer des Jebel el-Aswad sich kann ausbreiten sehen. Noch weiter links als alle diese Berge kann man eine ungeheure ununterbrochene Ebene wahrnehmen, deren Hintergrund, die Berge von HaurAn, am fernen Horizonte nur undeutlich zu sehen ist. Im Osten breitet sich die Ebene von Damascus bis nach den drei Seen aus, nach denen die Gewässer des Barada und A'waj fliessen. Ich werde später des Weitern über dieselben sprechen. Aber jenseits dieser Seen geht die Ebene noch 3 — 4 Stunden weiter; oder vielmehr erliebt sie sich allmählig zum Abfall einer Kette kegelförmiger Hügel, die sich mehrere Stunden lang von Norden nach Süden hinzieht, und et-Tellöl (die Teils) genannt werden; manchmal auch Jebel Aghar. Die mittlere und höchste ') Dies ist niclit der Punkt, von dem man die unter den Reisenden mit Recht so berühmte Aussicht hat. Diese ist von einem weniger hohen Wely aui Südende des Jebel Kasyun, dicht am Rande der Schlucht. — Abulfcda crw.ilmt des Jebel Kasyiln und spricht auch von der arabischen Legende, d.iss es dort war, wo Kain den Abel erschlug; Tab. Syr. ed. Kohler p. 100. ') J. L. I'orter in Bibliotli. Sacr. 1834. p. 343.

37*

580

X. Abschnitt.

Damascus.

dieser Kegelspitzen hat den Namen Teil Dükweh. Von Damascus aus gesehen, sind sie dicht am Horizont. Vom südlichen Ende der TellCil dehnt sich eine ungeheure Ebene nach Jebel Haurän aus. Auch im Norden erstreckt sich eine Ebene ostwärts, so weit das Auge nur reichen k a n n . ' ) Abtheilungen. Die Entfernung von Damascus nach den Seen wird auf 6 Stunden gerechnet oder ungefähr 20 englische Meilen von Sälihiyeh. Ihre grösste Breite hat die Ebene von Norden nach S ü d e n ; — diese beträgt ungefähr 7 Stunden. Allein sie wird nach Südwesten hin schmal. Dies sind die allgemeinen Grössen-Verhältnisse der Ebene von Damascus. Sie wird in 5 Distrikte eingetheilt. Die Ghütah begreift den westlichen Theil und schliesst die Stadt ein, über die hinaus sie ungefähr 2 Stunden östlich geht, während sie sich im Süden nur bis zu einer ungefähr 0 . gen S. von dem südlichen Ende des Meiddn gezogenen Linie erstreckt. Sie wird von den» Barada in Nord- und SüdGhfitah getheilt. Oestlich davon ist die Merj, die bis an die Seen geht und etwas weiter südlich hinunterläuft als die Ghütah. Auch sie wird von dem Barada in die Nord- und Süd-Merj getheilt. Alle südlichen Gegenden der Ebene zwischen diesen Distrikten und dem Jebel el-Aswad, so wie auch das Thal von A'waj, sind in dem Distrikt Wady el-'Ajam einbegriffen. Jenseils dieses letztem sind die Distrikte Haurdn in Südosten und Jeidiir, das alte Ituräa, in Süden. Die Zahl der Dörfer in diesen Distrikten und ihre Bevölkerung ist nach den Regierungsbüchern, wie folgt. Zufolge der Ansicht der Missionäre ist jedoch die Angabe der Bevölkerung wenigstens 2 0 Procent unter der Wahrheit. Nord-Ghütah . . 19 Dörfer 16,806 Einwohner SUd-Ghütah . . 1 1 2,370 Nord-Merj . . 23 4,176 Süd-Merj . . . 30 6,170 Wady el-'Ajam') 51 18,178 Summa 134 Dörfer 4 7 , 7 0 0 Einwohner. Dies ist die Bevölkerung mit Ausschluss der Stadt selbst. T e i l s . Der Boden der Ebene ist durchaus flach. Hier und da sind über mehrere Gegenden kleine Teils oder Hügel gestreut; die meisten sind wahrscheinlich nichts weiter als die aufgehäuften ') J. L. Porter in Biblioth. Sacr. 1854. p. 333 sq. 338,431. ) Wahrscheinlich einschliesslich des Thaies des A'waj.

J

Die Ebene.

Abtheilungen.

Tells.

Boden.

581

Ueberreste ehemaliger Dörfer. Die aus Schlammerde gebauten Häuser der Bewohner sind nach und nach zerfallen u n d andere aus frischem Material dafür erbaut w o r d e n ; so ist nach und nach ein förmlicher Berg aufgehäuft, so wie es bei den Dörfern in Aegypten der Fall ist. Einige dieser Teils sind auch wohl künstlich, die Arbeit eines Volkes in einem f r ü h e m Zeitalter. Der von SAlihlyeh, drei und eine halbe Stunde östlich von der Stadt, ist einer der grössten in der Ebene. Neben ihm fand Herr Porter eine Tafel von Kalkstein mit einem assyrischen Basrelief, und an einer Stelle, wo die Wasser des Barada einen Theil des Seitenhanges fortgerissen h a b e n , sind noch immer Lagen v o n , an der Sonne getrockneten, Backsteinen sichtbar. 1 ) B o d e n . Der Boden der Ebene von Damascus ist ein reicher, sandiger Lehm. Die Unterschicht ist gemischt, aus glatten runden Kiesel- und Feuersteinen und Sand zusammengesetzt. Ein beträchtlicher Theil von Wady el-'Ajam ist vulcanischer Fels, hart und schwarz. Jebel el-Aswad besteht fast ganz daraus. Der Kalkstein der höhern Distrikte vom Anti-Libanon ist compakt; wenn man darauf schlägt, klingt es wie Metall. Bei Damascus ist er weiss und weich. In dem weichen Felsen des Jebel Kasyün finden sich schöne Ammoniten. Flüsse und Quellen. Die Hauptursache der Schönheit und Fruchtbarkeit der Ebene von Damascus ist der Fluss Barada, der Chrysorrhoas der Alten. E r entspringt in der Hochebene, südlich von ZebedAny auf dem Anti-Libanon, wo ich nachher seinen Quell besucht habe, und stürzt in südöstlicher Richtung den Berg hinunter, bis er bei Mezzeh aus seiner Schlucht in die Ebene tritt. Hier wendet er sich östlich und nimmt, der Nordmauer der Stadt entlahg, seinen Weg q u e r Uber die Ebene weg nach den beiden nördlichen Seen. Die Quantität des Wassers zu schätzen, die dieser Kluss d e r Ebene zuführt, ist s c h w e r , allein sehr bedeutend ist sie sicherlich. Es ist ein tiefer, b r e i t e r , rauschender Bergstrom, und obwohl 9 oder 1 0 Zweige davon genommen sind, und einige davon von ganz beträchtlicher Grösse, Stadt u n d Ebene zu versorgen, doch bleibt er im Weiterfliessen ein ansehnlicher Strom, und tritt vermittelst zweier Canäle in den mittleren See. Sein Wasser ist schön, klar u n d durchsichtig. Die beiden grössten Abzüge sind an der Nordseite, der Yezld und der Taurah. Der erstere ist oberhalb Dummar nahe bei el') Biblioth. Sacr. 1854. p. 679.

Journal of Sacr. Lit. Jan. 1855. p. 469.

582

X . Abschnitt.

Härm

abgeführt,

beide

sind

Der

Yezid

und

der andere

dicht nebeneinander versorgt

SAlihiych

der

grösste;

er

ist unter

etwas

unterhalb

dieses

Ortes;

durch die enge S c h l u c h t geleitet.

und

Dörfern iin Norden der Stadt.

Damascus.

die F e l d e r von 2 — 3

andern

Der T a u r a h ist von allen Zweigen

Sälihivch

weggeführt,

wonach

er

s e h r b e t r ä c h t l i c h e s Stück Land zu beiden Seiten der grossen lichen S t r a s s e b e w ä s s e r t , weit von der Stadt. dem

ein

nörd-

bis 'Adrali, vier und eine halbe Stunde

Dort dreht er sich südöstlich und geht nach

nördlichen S e e . ' )

Ein dritter kleinerer Canal

an der Nord-

seite beginnt ein wenig östlich von der Stadt und dient m e h r e r e n Dörfern z u r

Bewässerung.

An der S ü d s e i t e giebt es verschiedene kleinere Canäle. ist

oberhalb

Dummar

dieses D o r f e s ;

und em

herausgenommen; dritter in

der

ein

anderer

Schlucht.

Einer

unterhalb

Die

beiden

er-

s t e m sind nach Dörfern in der E b e n e geleitet, während der dritte die Gärten derselben versieht, der Stadt. Seite.

Er

meiste

W a s s e r zum

'Akrabäny,

so wie

auch

den südlichen

Theil

Ein vierter Canal, der BaniAs, ist der g r ö s s t e auf dieser fängt

etwas

oberhalb

Gebrauch

der

Stadt

an,

der Einwohner.

und Ein

liefert

das

fünfter,

der

ist ebenfalls durch die Stadt geleitet, nach dem Dorfe

'Akraba, und ein sechster, der grade unterhalb der Stadt abgeführt ist, versorgt m e h r e r e Dörfer weiter östlich.

Noch weiter den F l u s s

hinunter sind noch mehrere andere Canäle abgeleitet,

die tieferen

Theile der Ghütah und der Mcrj zu bewässern. * ) Dieser der Alten.

Fluss

ist,

wie

Plinius schreibt

schon ihm

bemerkt,

der"

die Fruchtbarkeit

Chrysorrhoas von

Damascus

z u ; 3 ) und S t r a b o beschreibt ihn als last g a n j erschöpft von allen seinen C a n ä l e n . ' ) zantiuni B a r d i n e s ;

Im 5 . Jahrhundert nennt ihn Stephan von B y was darauf h i n d e u t e t , dzss der Name Barada

') Biblioth. Sacr. 1851. p 155 -') Die nämlichen Namen für die meifcten Canalo weiden auch von Ibn cl-Wauli im 14. Jahihundert angegeben; s>. App. su Abulfeda, Tab. Syr. cd Kollier p. 171 sq. — Ediisi im 12. Jalirhuiidci. hat nntci andern die Namen Bend (Yezid), Bfivali (Taurah), KanAt cl-M?rah (ol-Mczzcli), KänAh. Man wild aber sehen, dass, mit Ausnahme des letztem, dieso Abweichungen aus einer blossen Veränderung in den Punkten entstehen, die zu den arabischen Buchstaben gehören; Edrisi par Jaubert I. p. 350. 3 ) Plin. II. N. 5, IG: „Damascuin cx epoto liguis amno Clirysonhoa icrtilcm". *) Strabo 16, 2. 16. p. 750: t i j T«S öxtit(«S ¿t«Moxezei oyeäovit.

Die Ebene.

Flüsse und Quellen.

583

schon damals unter dem Volke gäng und gäbe w a r . ' ) Von den beiden in der heiligen Schrift erwähnten Flüssen von Damascus, dem A m a n a (oder Abana) und dem P h a r p a r , ist der Barada wahrscheinlich der A m a n a ; 1 ) theils weil es natürlich ist, dass der grösste und wichtigste Fluss zuerst genannt w i r d , theils weil diejenige Gegend des A n t i - L i b a n o n , die an den Hermon stüsst und zu dem Theile des Berges, in dem der Barada seine Quellen hat, passt, ebenfalls A m a n a genannt w i r d . 3 ) Der zweite F l u s s , der P h a r p a r , würde demnach der A'waj Sein, 4 ) der in der That der einzige andere selbständige Strom von Bedeutung im Gebiete von Damascus ist. Er entsteht aus dem Zusammenfluss mehrerer Bäche um Sa'sa' herum. Einer von ihnen kommt aus der Quelle bei Beit Jenn auf dem Wege von Sa'sa' nach Bänids und nimmt weiter unten einen Zweig auf, der aus der grossen Quelle von Menbej k o m m t . 5 ) Ein anderer, grösserer Bach hat seinen Ursprung in Nordwesten in den Schluchten des Jebel esh-Sheikb. Er kommt vom Dorfe 'Arny herunter und flicsst au der Nordseitc von Kcfr Ilauwar weiter. 6 ) Von Sa'sa' läuft der A'waj erst nach Nordosten auf Damascus z u ; „ein kleines, m u n tres Flüsschen"; 7 ) dann biegt er sich h e r u m , beinahe 0 . gen S. u n d flicsst in einer Schlangenlinie bis Keswch, das auf seinem nördlichen Ufer liegt. Daran vorbei schwenkt er sich in anmutbiger Biegung um die letzte hohe Spitze des Jebel Mäni'a, und windet sich durch die wiesenhafte Ebene weiter, bis er etwas f-ücllich vom Dorfe Heijdny in den südlichen See tritt. Seine Gewässer jedoch erreichen den See nicht immer. Irn November

') Stcph. B y z . : JttunOxöi, nölig £v(>/n; /jeaiyeiog, vniQfav oiv(xrjg, '"('* I0V Unniiivrjy notafiöv. Cellarius bezweifelt die A e c h t h e i t des T e x t e s ; Notit. O r b . II. p. 373. s . j e d o c h Vitriugo ü b e r Isa. c. 17, init. IV. ) ^ I i . 6, 12. Im H e b r ä i s c h e n steht in K e r i A m a n a , wie es auch .im Rande der englischen Version heisst. Dies ist o h n e Zweifel clio bessere Lesart. ') Cant. 4, 8. — S. im allgemeinen B i b l . Sacr. 1849, p . 370 sq. *) Auf diese W a h r s c h e i n l i c h k e i t h a t z u e r s t , soviel ich w e i s s , Monro aufmerksam gemacht j S u m m e r Rainblc I I . p. 54.

Bcsucht und beschrieben von W. M. Thomson; Biblioth. Sacr. 1840. p. 368. 6 ) Dies scheint der S t r o m zu sein, der a u c h S ä b l r ä n y g e n a n n t wird, vom Doifc Bcit Säbii. B u r c k h a r d t giebt irrigerweise diesen Namen dem obern Theile des A ' w a j ; p . 312.

") Schubert III. p. 271,

584

X. Abschnitt.

Damascus.

1 8 5 2 war unterhalb der Bergspitze von Mäni'a sein Bett vollkommen trocken.') — Oberhalb Jftn ist ein grosser Canal am linken Ufer des A'waj abgeleitet, die Felder dieses Dorfes und die anderer Dörfer zu bewässern. 2 ) — Em anderer ist am rechten Ufer bei Kesweh abgeführt zur Tränkung der Gärten und Obstpflanzungen von 'Adaliyeh und Hurjilleh unterhalb. 3 ) — Der obere Theil des A'waj läuft „m einem tiefen Bett von schwarzem Stein von Haurän;" 4 ) die Trappsteinfonnation endet bei JCin. 5 ) Kein anderer wichtiger Fluss iiiesst durch die Ebene. Verschiedene kleine Bäche kommen aus den Schluchten und Quellen im Westen und Norden hinein. Allein sie alle verzehren und erschöpfen sich bald, indem sie das Erdreich fruchtbar machen. So z. B. ein Flüsschen, das von dem Wady herunterkommt, in dem das Dorf Kül'at Jendal liegt, jenseits Katana. 6 ) Ein anderer kommt aus einer Quelle bei Mar'aba im Thale unterhalb Menin und Helbön, fliesst hinunter nach Burzeh und bewässert dieses Dorf und einen Theil der Ebene unterhalb. 7 ) Em dritter entspringt in einer schönen Quelle 111 der Nähe des kleinen Dorfes Hafeiyer in der nördlichen Sahra und geht durch einen tiefen Schlund in die Ebene von Damascus hinunter, wo er jedoch bald ganz verschwindet. Noch ist ain Fuss dieser Hügel eine alte Wasserleitung wahrzunehmen, die, wie es scheint, nach Damascus lief und vermuthlich aus diesem Strome ihren Wasservorrath empfing. 8 ) — Ausserdem tritt noch ein vierter Strom ganz in Nordosten in die Ebene, der aus einer Quelle zu Ruhaibeh in der Ebene von Jerüd kommt. Er heisst Nahr cl-Mukubrit (Schwefelfluss), obwohl sein Wasser rein und gut ist. Es> ist dies ein schöner Fluss. Er fliesst durch Maksiirah und bewässert die Ebene jenseits, lin Sommer >cisiegl sein Wasser gänzlich; allein während des Winters fliesst es in den nördlichfn See. J. L. Porter in Biblioth. Sacr. 1854. p. 339. Vergl. im allgemeinen p. 62—65, 344. ') W. M. Thomson in Biblioth. ¡Sacr. 184'.). j. 367. ') J. L. Porter in Biblioth. Sacr. 1854. p. 344. 4 ) Burckhardt p. 312. ") W. M. Thomson ibid. p. 367. — Dr. Wilsrn sagt: „The basaltic and cretaceous rocks meet at it (the A'waj) on tie same level. The fust of these forms its right bank, and the sccond its left. The basalt ceases where the Damascus road leaves it"; Lands of thf Bible II. p. 324. 6 ) J. L. Porter in Bibl. Sacr. 1854. p. 65. ') J. L. Porter, Privatschreiben. ') Ebend. Bibl. Sacr. 1854. p. 692.

Die Ebene.

Bewässerungsart.

585

Es giebt ebenfalls hier und da natürliche Quellen in der Ebene selbst. Solch eine ist vielleicht d i e , welche, eine Viertelstunde westlich von Katana, das Dorf versorgt und sich in den Feldern in einiger Entfernung weiter unten erschöpft hat. Sie fliesst nicht östlich quer über den Weg der Haj und dann weiter, wie es in Burckhardts Karten dargestellt i s t . ' ) — Eine andere ist 'Ain el-Kuseir in der Ebene nach dem Fusse der nördlichen Hügel, 3 5 Minuten N.N.O. von Ddma. Es sind drei Quellen dicht neben einander, und der Strom bewässert eine grosse Menge Felder und Weingärten. Was übrig bleibt, fällt in den Taurah. Ein verfallnes Dorf, el-Kuseir, liegt 2 0 Minuten unterhalb des Brunnens. Der oben erwähnte alte Aquädukt war oberhalb desselben und ist in keiner Verbindung damit. *) — Die grösste Quelle in der Ebene ist 'Ain Härüsh, anderthalb Stunden S.O. gen 0 . von Datnascus. Ein schöner Strom fliesst von ihr ab nach Osten, d e r , indem er 5 grosse Dörfer mit ihren Gärten und Feldern bewässert, sich ganz verzehrt. 3 ) Eine andere Art künstlicher Bewässerung ist auch in der Ebene von Damascus weit und breit ins Werk gesetzt; so wie auch in den Ebenen von Jerild und Kuryetein auf dem Wege nach Palmyra. In denen Theilen der Ebene, die nicht durch von Flüssen oder Bächen abgezogene Canäle zu erreichen waren, sind auf folgende Weise künstliche Quellen gebaut worden. Ein Brunnen oder eine Grube wird gegraben, um Wasser zu finden, gewöhnlich in einer Tiefe von 20 — 30 Fuss. Dann w i r d , indem man dem Niederhang der Ebene, der ungefähr O.S.O. ist, folgt, in einer Entfernung von vielleicht JOO Fuss oder auch etwas weiter eine andere Grube gegraben, und auf dem Boden mit der erstem verbunden, so dass das Wasser in dieselbe hineinfliesst. Eine ganze Reihe solcher Gruben und Brunnen wird auf diese Weise mit einander verbunden, bis zuletzt das Wasser ganz oben ist und eine laufende Strömung w i r d , die man dann über die Felder vertheilt. Dies ist der Fall nach 2,000 bis 3 , 0 0 0 Schritten je nach dem Abfall der Ebene. Auf diese Weise wird ein Theil des Wassers, der schon zur Bewässerung benutzt und verzehrt i s t , wieder gewonnen und von neuem gebraucht. Diese unterirdischen Canäle kann man in der Ebene an den ') Ebend. p. 65. !

) Ebend. Privatschr.

®) Ebend. Biblioth. Sacr. 1854. p. 332.

586

X. Abschnitt.

Damascus.

langen Reihen runder Danimhügel erkennen, die um die Ocffnungen herum aufgehäuft sind. Einige solche Reihen fangen schon nahe am Meidän an. Wenn man die Ilajstrasse entlang nach Süden geht, so kommt man etwa eine Stunde von der Stadt an einen in tiefem künstlichem ßette fliessenden Bach, der auf diese Weise geschaffen ist. Eine Viertelstunde weiter ist ein ähnlicher, der Nahr Sabineh genannt wird, weil er das ein wenig mehr östliche Dorf dieses Namens bewässert. Wieder 1 0 Minuten weiter und ungefähr eben so weit ab vom Fuss des Jebel Aswad ist ein grösserer Strom, Namens el-Berdy. Auch dieser ist auf die nämliche Art zusammengebracht; das Haupt seines Canals ist 2 0 Minuten westlich vom Wege und 5 Minuten jenseits des Drusendorfs Ashrafiyeb. Er bewässert das Dorf Buweidah, das ungefähr eine Stunde vom Wege abliegt, und wird durch die Gärten und Felder unterhalb desselben gänzlich erschöpft. l ) — Im nordöstlichen Tbcile der Ebene, jenseits Maksürah, soll es zwei ähnliche Canäle geben.*) Ich hörte auch, dass es zwischen der Stadt und den Seen mehrere Reihen derselben giebt, indem eine Reihe immer beginnt, wo die Wasser der vorhergehenden anfangen sich über den Boden zu verbreiten. 3 ) Viele dieser Canäle sind jetzt von Schutt und Erde verstopft und darum nicht mehr in Gebrauch, indessen kann man ihren Lauf an den aufgedammten Haufen noch immer nachweisen. Es ist ganz unberechenbar, wie viel Zeit, Mühe, Erfindungskraft und Kosten auf die mannichlachen Mittel und Wege, die Ebene zu bewässern, gewendet worden. Es scheint fast, als hätte das jetzige Geschlecht der Bewohner schon seit mehreren Jahrhundertein vom Fleisse ihrer Väter gelebt. D i e S e e n . Die Ebene von Damascus neigt sich leise gegen Osten oder vielmehr O.S.O. ungefähr auf 20 englische Meilen, bis sie in einem breiten Becken, das 3 Seen enthalt, ihre äusserste Tiefe erreicht. Auf der andern Seite desselben fängt die Ebene wiederum auf 1 2 — 1 5 englische Meilen an zu steigen, bis sie sich zum Fuss der Kette der Tellfil erhebt. Die Seen und das grosse Becken überhaupt haben keinen Auslass, und sind das natürliche ') J. L. Porter in Bibl. Saer. 1854. p. 342, 343. — Jedoch ist auf Burckhaidts Karte der Berdy als bei Katana entspringend dargestellt und nach den Seen zu fliessend; auf der Karte von Berghaus entspringt er hoch am Abfall des Hcrmon. Er fliesst niemals nach den Seen. s

) J. L. Fortcr in Bibl. Sacr. 1854. p. 454. ) Ebend. Privatschr.

3

Die Ebene.

Die drei Seen.

587

E m p f a n g s b e h ä l t e r aller Gewässer, der F l ü s s e wie der Quellen, der Ebene von

Damascus.

Diese S e e n sind b i s h e r verhältnissmässig unbekannt g e w e s e n . 1 ) Kein R e i s e n d e r hat sie besucht. Missionären

ist

Journal enthält,

in

ihrer

E i n e r oder der Andere von den

Nachbarschaft

w a s ich

nur

ihnen e r f a h r e n konnte.

Allein n o c h

vember 1 8 5 2 )

die Herren

machten

e i n e n Ausflug d a h i n ,

vorbeigereist;

und

im nämlichen J a h r e ( i m NoRobson,

Porter

und

ausdrückliah mit dem E n d z w e c k ,

gend zu u n t e r s u c h e n ;

und

mein

i m m e r d a r ü b e r Unterrichtendes von

ein

vollständiger

v o n Herrn P o r t e r veröffentlicht w o r d e n . 2 )

Bericht

Barnett

diese

Ge-

darüber

ist

Eine kurze

Uebersicht

d e r R e s u l t a t e i h r e r Untersuchungen ist daher alles, dessen e s hier bedarf. Die auf,

beiden

nördlichen S e e n

so wie die des ganzen

n e h m e n die W a s s e r des B a r a d a

nördlichen

Theilcs

der E b e n e .

Der

südlichste d e r s e l b e n , der B a h r e t el-Kibleh „ S ü d - S e e ' genannt wird, liegt m e h r gegen Westen als der a n d e r e , e s h - S h ü r k i y e h „ O s t s e e " heisst.

Sie

der darum auch

Bahret

sind beide ungefähr von der

n ä m l i c h e n G r ö s s e ; diese mag nicht viel von 6 — 7 englischen fünf Viertel deutschen Meilen im D u r c h m e s s e r abweichen, ihr

Umfang

ungefähr 2 0

englische

beträgt.

Meilen



von einem S t r i c h

etwa 4

und

eine

deutsche

hem,

festen L a n d e s von ungefähr e i n e r halben S t u n d e B r e i t e g e Die Oberfläche

Beide

werden

halbe trennt.



oder

während

der S e e n

besteht

zum

Theil

aus

ho-

Stellen

klaren W a s s e r s und zum Theil aus e i n e m u n g e h e u e r n , a u s langem S c h i l f oder laufendein Hohr zusammengesetzten Dickicht, zu e i n e r Höhe von J O — 2 0 F u s s e m p o r g e s c h o s s e n . Seite westen

des B a h r e t nach

cl-Kibleh

'Ataibch

läuft

von

in Nordosten,

Judeidet

etwa

das

bis

Die westliche

el-KhAs

2 Stunden.

in

Süd-

In diesen

S e e leeren sich 2 Hauptarme des B a r a d a a u s : e i n e r etwas südlich von ' A t a i b c h , d e r andere noch eine ganze S t r e c k e weiter südlich. Nach

dem ü b e r e i n s t i m m e n d e n

fliosst

der Bairada i m m e r so in den S e e , und wird der S e e

mals

janz trocken.

giebt,

so m ü s s e n

sie

Wenn

des

bei

der

diesen

dortigen Angaben

Einwohner

Barada

stattfinden

In den nördlichen S e e flicsst n o c h nördlich

von

'Ataibeh

nie-

Ausnahmen

in Zeiten u n g e w ö h n l i c h e r Dürre

und sind h ö c h s t selten. — a n d e r e r Ann

es

Zcugniss

hinein.

') Selbst Abulfcda spricht von ihnen als von einem See; Supplem. cd. Köhler p. 157. •) Biblioth. Sacr. April 1854. p. 329 - 344.

Er

ein em-

Tab. Syr.

588

X. Abschnitt.

Damascus.

pfängt ebenfalls das übrige Wasser des Taurah und im Winter auch den Nahr el-Mukubrit, der bei Maksürah herunterkommt Allein seine hauptsächlichste Nahrung soll er aus dem Ueberfluss empfangen, den der andere See im Winter hat; dieser strömt ihm durch einen tiefen, weiten Graben in seinem südwestlichen Theile zu. Oerselbe ist so regelmässig, dass man ihn für künstlich halten sollte; doch ist dem nicht so. Wenn das Wasser hoch ist, so sollen die beiden Seen an mehreren Stellen näher neben einander treten und in einem engen Wady einander sogar begegnen. Allein dies ist nicht gewöhnlich, und meistentheils wechselt der sie trennende Landstrich von einer Viertel bis halben Stunde in der Breite. Aus diesen Seen sollen die Märkte von Damascus in grossem Masse mit frischen Fischen versehen werden. 1 ) - I n dein Rohrdickicht halten sich besonders gern die wilden Schweine auf. Der dritte See liegt südlich und südöstlich vom Dorfe Ileij&neh, wovon er auch Bahret Ileij&neh heisst. Er ist *on dem Bahret el-Kibleh durch hohes, eine Stunde breites Stück Land getrennt und hängt nicht mit diesem See zusammen. Er ist kleiner als die beiden andern. Der Durchmesser ist etwa 5 und der Umkreis nicht mehr als 15 englische Meilen. Der Fluss A'waj tritt in seinen nordwestlichen Winiel etwa 20 Minuten weit vom Dorfe Ileijäneh. Im November 1852 war der Fluss so wie der See vollkommen trocken; allein das schwankende Rohr und die Farbe des Bodens bezeichneten deutlich, wo die Gränzen des Wassers wahrend des Winters sind. Die Bewohner der Nachbarschaft sagten, dass er nur selten ganz austrockne. Ein Wintergiessbach, der Liwa, der von Süden kommt, tritt im südwestlichen Winkel in den See. Die drei östlichsten Dörfer der Ebene von Damascus * Maksürah, 'Ataibeh und Heij.ineh, liegen m einer graden L i n e , von letztrem N. 2 7 ° 0 . Das ganze uncrmessliche Feld im Siileii und Osten der Seen ist gegenwärtig durchaus ohne Niederlißsungen. Im Herbste ist es versengt und wüst; jedoch im Frühling ein vortreffliches Weideland, und dann wird es von den weit atsgebreiteten Heerden der Beni Sükhr und der Wulid 'Aly ii Besitz genommen. Auf dem ansteigenden Lande jenseits der Seen, in ¿er Mitte zwischen den letztern und den Tellül, finden sich drei Runen von ') Sectzeu, Reisen I. p. 304.

Die Ebene. grossen Gebäuden.

Ackerbau.

Sie liegen alle beträchtlich auseinander.

Araber nennen

sie Diyftra (Klöster).

worden;

ist Uber ihren Ursprung

noch

etwas bekannt.

589

Fruchte.

Die

Sie sind noch nie besucht oder ihr Wesen

irgend

Möglicherweise sind dies die „ O r t e , die vor dem

Feinde schützen", oder die befestigten Plätze, von denen Abulfeda in Verbindung mit den Seen Ackerbau, Früchte. gränzt,

ist

gewidmet.

spricht.') Der Tbeil der Ebene, der an die Stadt

meist dem Anbau von Früchten

und

Gartengemüsen

In den fernem Gegenden wird eine Fülle von Getraide

aller Arten, was nur immer von Menschen und Thieren benutzt wird, gezogen.

Taback, Baumwolle, Flachs, Hanf, Krapp und Rici-

nus werden auch in beträchtlichem Masse gebaut.

Allein das erst-

genannte Gewächs macht nur einen kleinen Theil der verbrauchten Quantität a u s ;

und auch Krapp wird viel mehr in der Ebene von

Nebk gezogen.*) Von Bäumen ist der Olivenbaum der häufigste, und die Baumgärten liefern

ungefähr

den vierten Theil des in Damascus zum

Essen, Brennen und Seifemachen verbrauchten O e l s . ' )

Die hohe,

schlanke Pappel mit ihrem silbernen Laubwerk ist auch an vielen Orten häufig zu sehen, besonders im Thale längs dem Barada; sie liefert

beinahe

das

einzige Bauholz;

zum

Oliven- und Aprikosenholz gebraucht. 4 )

Brennen

wird

meist

Hier und da sind einige

Palmbäume, Cypressen und Platanen zu sehen.

Allein der besondre

Ruhm von Damascus sind seine Gärten von Fruchtbäumen, welche die Stadt meilenweit umgeben und sie fast ganz einhüllen. aller Arten Ueberfluss

giebt an

es

in Menge

Wasser

Fruchtcultar günstig.

ist

und

zu geringen

dem Gemüsebau

und

Gemüse

Preisen.

Der

besonders

der

E s giebt kaum ein Obst, das um Damascus

herum nicht gezogen würde, entweder in der Ebene oder im Thale des Barada.

Ausser Oliven sahen wir oder hörten von Apfelsinen,

Citronen, citronaten (in den Höfen der Häuser), Aepfeln, Birnen, Qüiüen,

Pfirsichen,

Aprikosen,

Mandeln,

Pflaumen,

Zwetschen,

Trauben, Feigen, Granatäpfeln, Maulbeeren, Wallnüssen, Haselnüssen, Pistasien u. s. w . 5 )

Die Weine von Damascus gehören unter

') Tab Syr. Suppl. ed. Köhler p. 157. ') Bowring, Eeport p. 17,18, 93. 3 ) Ebeid. p. 16,92. 4 ) Seeken, Reisen I. p. 29. ») Ver(l. Lands of the Bible. II. p. 32G; auehen. Die

Bessima.

Der Tunnel.

619

Entfernung zwischen Dummar u n d Judeideh ist eine Stunde und 2 0 Minuten. Von Judeideh aus läuft die Strasse über den Rand der Sahra weg in grader Richtung auf Deir KÄnon zu, zu welchem sie durch einen flachen Seiten-Wady herabkommt. Von hier a u s folgt sie dem rechten Ufer des Stromes nach dem Sük hinauf. Alle Dörfer zwischen Judeideh u n d Deir Känon liegen auf dem linken Ufer. Von Hämy nach Ashrafiyeh ging Seetzen auf einem direkten Wege quer Uber die Hügel w e g ; wahrscheinlich führt auch von Judeideh ein Weg längs dem Flusse dorthin. Allein zwischen Ashrafiyeh und Bessima, eine Entfernung von 2 0 Minuten, giebt es einen grossen Theil des Weges keinen andern Pfad für Pferde a u s s e r längs dem S t r o m b e t t . ' ) Für Fussgänger auch ist der einzige Pfad durch einen Tunnel, der längs dem Boden der Klippenwand von conglomeratem Kalkstein gehauen ist. Dieser Durchgang ist eng, doch hoch genug, dass ein Mann fast aufrecht darin gehen kann. Wir sahen den Eingang bei B e s s i m a ; er erstreckt sich beinah bis Ashrafiyeh. Mein Gefährte war einst durchgegangen, u n d hatte sein Pferd herum nach dem a n d e r n Ende geschickt. Dies ist der Tunnel, dessen ich schon oben erwähnt habe, als von Einigen für den Anfang einer Wasserleitung betrachtet, d u r c h welche das Wasser des Barada nach Palmyra gebracht worden sei. 2 ) Ich habe auch die Einwendungen a n g e f ü h r t , die sich gegen eine solche Hypothese erheben. Da alle sonstigen anerkennungswerthen Spuren fehlen, so scheint es viel wahrscheinl i c h e r , dass dieser Durchgang dazu bestimmt w a r , Wasser vom Flusse nach der Gegend der Sahra unterhalb Ashrafiyeh zu führen. Doch ist nur nicht bekannt, dass irgend ü c b e r r e s t e einer solchen Bewässerung noch existiren. Wir hörten a u c h , dass sich Spuren einer Wasserleitung auf dem Wege nach e l - F i j e h befinden, bemerkten jedoch nichts davon. 3 ) Von Bes§iliiä aus> hält sich der Weg dicht am Flusse und tritt mit einem Male in eine äusserst e n g e , tiefe Schlucht, über ') Weetzen sagt, die Pferde hatten sechs Mal durch den Strom zu Traden; Reisen I. p. 138. *) S. oben p. 603. 3 ) Ich bin der Meinung, dass dies der von Pocockc beschriebene Aquädukt ist; II. 1. p. 13l>. Er &agt, er fange ungefähr eine Meile unterhalb Fijy an; und dass er „ f o r about four milea" seine Spuren nachweisen konnte. Die Genauigkeit der Angabe möchte wohl in Zweifel gezogen werden können.

620

XI. Abschnitt.

deren

wandsteilen

Von Dnmasctis nach Ba'alhek.

Klippen

Spitzen aufsteigen.

zu

beiden

Seiten h o h e ,

wildfehroffe

Kaum dnss für den Pfad dicht am Strome noch

Raum blieb.

E s ist dies eine der pittoreskesten Stellen am gan-

zen F l u s s e .

Nach einer Viertelstunde

treten die Thalwände

ein

wenig zurück, und an dieser Stelle sprudelt die kleine, aber wunderliebliche Quelle 'Ain e l - K h u d r a

vom reinsten Wasser.

S i e ist

dem F l u s s e nahe und läuft hinein; jetzt war sie von einem s c h ö nen grünen Rasenplatze umgeben. mehr

und mehr.

Um halb ein

Das Flussthal öffnete sich nun Uhr kamen wir nach dem Dorfe

Fljeh und 5 Minuten später an die grosse Quelle. Der L a u f des Thaies ist hier ungefähr von Westen nach Osten, und die Quelle kommt unter dem nördlichen Hügel hervor.

Der

Weg

um

nimmt hier eine

kurze Schwenkung

oberhalb der Quelle wegzugehen.

vom Flusse weg,

Letztere bricht mit einem Male

in voller mächtiger Strömung hervor, beträchtlich

grösser als der

Barada h ö h e r oben, und an Wasserreichthum wohl init der grossen Quelle zu Teil e l - K ä d y

zu vergleichen,

obwohl das Wasser we-

niger schön und funkelnd ist als das zu BäniAs. sich

schäumend

in

seinem

Uber 1 0 0 Schritt weit.

Felsenbettc

Der Stroin wälzt

nach dem Barada,

wohl

Er ist so breit und tief und so rcissend,

dass keiner unternehmen würde durchzuwaden.

W i r kamen nicht

ohne Mühseligkeit bis

und fanden

an den Zusammenfluss,

auch

da den Strom von der Quelle noch am wasserreichsten und m ä c h tigsten,

obwohl

beinah

ein

Drittel

davon gleich

an

durch einen Canal zur Bewässerung abgeführt wird.

der

Quelle

Das W a s s e r

dieses S t r o m s ist rein, durchsichtig und wohlschmeckend,

während

d e r Barada, wo er von oben kommt, ein trübes Ansehn hat. Die Quelle kommt etwas unter dem Wege aus einer kleinen Höhle

mit 2

niedrigen Ocffnungen

heraus,

von

denen

an einer

noch die Ueberreste eines niedrigen Bogens zu sehen sind.

Grade

Uber dieser Stelle ist eine alte Plattform, zum Theil aus dem F e l sen selbst, zum Theil aus schwerem Mauerwerk von grossen viereckigen

Steinen

bestehend.

Auf dieser Plattform

stehen,

einige

F u s s zurück, die Trümmer eines kleinen Tempels, ungefähr 3 0 F u s s breit.

E r ist aus grossen zugehauenen Steinen

Porticus

oder

Säulen

oder

überhaupt

gebaut; aber von

irgend einem

Zierath

ist

nichts wahrzunehmen. Ein Paar Fuss südlich

vom Mundloch

der Quelle ist ein an-

deres, niedrigeres Bauwerk, das vom Bette des Stromes aufgebaut ist.

E s besteht aus zwei parallelen

Mauern,

die südöstlich

von

dem hohen Ufer herausragen, j e d e 3 7 Fuss lang und 6 F u s s dick,

Quelle zu el-Fijeh.

681

und hinten durch eine 27 Fuss lange und 4 Fuss dicke, gegen die Uferwand ruhende Mauer vereinigt. Oben auf den Seitenmauern sind die Ueberreste eines sehr schweren, aus grossen Steinen gebauten Bogens, der das ganze Innere bedeckt zu haben und so ein sehr festes Gewölbe gebildet zu haben scheint. Dieses Gewölbe muss wenigstens 1 5 bis 2 0 Fuss hoch gewesen sein. Von aussen springen längs den Seitenmauern grosse, abhängende Steine hervor, wie bei einem Karnies, zur Verzierung der Plattform eines Tempels.') Vorn, nach dem Strom zu, war eine Art grossen Portals, das diese Seite meistentheils einnahm. In der Hintermauer, inwendig, ist nicht hoch Uber dem Boden eine längliche, viereckige Oeffnung, als ob ein Arm der Quelle einst dort herausgekommen wäre, und in den Seitenmauern ist tiefunten und mehr nach vorn zu ebenfalls eine Oeffnung, als hätte das Wasser dort hinaus (Hessen sollen. Es sind auch Nischen an den Seiten und am Ende. Nahe daran, im Süden der Vorderseite, liegt das Bruchstück einer Säule, vielleicht ein Piedestal. Wir konnten uns des Schlusses nicht erwehren, dass dieses Gebäude einst eine gewölbte Plattform war, auf der ein kleiner Tempel stand, und Uber einem künstlichen Arm der Quelle errichtet. Die Architektur ist einfach und roh und deutet auf ein hohes Alterthum. Quelle und Strom unten sind in dem dicken Laubwerk von Hainen und Obstgärten eingehüllt. Wir nahmen unsern Imbiss auf den ungeheuern Steinen der alten Tempel-Plattform, unter dem dichten Schatten von Wallnuss- und andern Bäumen, beim Gesang der Nachtigallen und zwischen dem Rauschen der Gebirgsbäche. Diese Quelle giebt uns ein andres Beispiel von der volkst ü m l i c h e n Gewohnheit, der auch arabische Geographen gefolgt, nach welcher nicht der entfernteste Ursprung eines Flusses, sondern sein reichlichster Born als seine Quelle betrachtet wird.*) So schreibt Edrisi, dass „die Wasser, welche die Ghütah tränken, ails einer Quelle Namens el-Fijeh kommen, die auf dem Berge entspringt; sie fliesseil mit einem Geräusch und Brausen vom Berge hinab, das man in grosser Entfernung hören kann". 3 ) Abulfeda sagt: „die Quelle des Flusses von Damascus ist unter einem Tempel,

') Vergleiche die Plattform des Tempels zu Deir el -'Ashäyir ; s. oben

p. 570. ") Dies dient auch für den Fall des Jordan zur Erläuterung; s. oben p. 537. — So auch die Quelle von 'Anjar und die des Orontes bei Hürmul. 3 ) Edrisi par Jaub. I. p. 350.

X I . Abschnitt.

der el-Fijeh

heisst

Von Damascus nach Ba'albek.

Nachher vereinigt er sich mit einem

Flusse Namens Barada; und von hier kommen alle Flüsse von Damascus". 1 ) Und doch ist die wahre Quelle des Barada, wie wir sehen werden, mehrere Stunden weiter hinauf in den Bergen. Das Thal des Barada ist an dieser Stelle, obwohl in einigen seiner Theile gepflügt, doch von 8 0 0 bis 1 , 0 0 0 Fuss hohen Mauern eingeschlossen, scharfkantige, zerrissene malerische Felswände. Der Gebirgsrücken, durch welchen der Fluss sich hier den Weg nach Besslma bricht, scheint ein etwa 0 . gen N. ablaufender Zweig des Hauptrückens zu sein, der zunächst unterhalb dem Plateau von Dcir el-'Ashäyir und Zebedäny liegt. Dieser abzweigende Rücken fallt bei Menln in einer hohen Klippe ab. Der Zwischenraum im Westen zwischen demselben und dem Stammrücken ist nicht eingesenkt, sondern meist hohes unebenes Tafelland, das sich längs HelbAn, in Westen von diesem, ausdehnt; oder vielmehr kann man sagen, dass es von den Thälern von Efry und Hureiry, die südlich nach dem Barada laufen, in drei Bergrücken g«etheilt wird. Das Thal des Barada ist von dieser Stelle des Silk aus etwas mehr offen; aber es hat diesen Zweiglücken im Süden und die Strecke hohen Tafellandes im Norden. Wir verliessen 'Ain el-Fijeh 5 Minuten vor 2 Uhr, indem wilden Weg am linken Flussufer hinauf verfolgten. Zwanzig Minuten nach 2 Uhr kamen wir an Deir Mukürrin vorbei und eine Viertelstunde später an Kefr Zeit. Um Dreiviertel auf 3 Uhr befanden wir uns Deir KAnön am südlichen Ufer gegenüber, und um 3 Uhr el-Huseinlveh, ebenfalls am entgegengesetzten Ufer. Eine Viertelstunde später kamen wir nach cl-Kefr, und ritten 5 Minuten weiter W.N.W, nach den Huinen eines griechischen Tempels, der von einem Vorsprung Fluss und Thal überschaute. Hier lagen viele umgestürzte Säulen um uns herum. Sie massen 3 1 Zoll im Durchmesser, und eine davon 1 9 Fuss 2 Zoll m der Länge. Auch ungeheure corinthische Capitäler liegen umher und zwei Ecken eines sehr massiven und vielverzierten Giebelwerkes. Der Porticus war nach dem Fluss zu, und die Piedestals seiner beiden Säulen stehen noch an ihrer Stelle. Der Tempel war klein, aber von massivem Bau, gut gebaut und äusserst reich an Zicrathen, mit gemeisseltem Giebel und doppeltem Karnies. In der Nähe liegen behauene Steine umher, oder sind in Mauern eingebaut. ' ) T a b . SJT. cd. Köhler p. 15. - - Auf dasselbe kommt heraus, was Ihn el-Wardy sagt, Excerpt. in Abulfedae T a b . Syr. p. 174. in Schultens Ind. Geogr. Vit. Salad. Art. P h a i h a .

Auch L e x . Geogr.

Sftk Wady Barada.

Gräber.

623

Nachdem wir nach el-Kefr zurückgekehrt, verliessen wir dies Dorf um halb 4 I h r und gingen unmittelbar darauf über den Fluss auf einer Brücke nach der Südseite. Auf dem nördlichen Ufer nahe an der Brücke ist ein breiter niedriger Teil, dessen flacher Gipfel angebaut ist. Wir kamen jetzt in die direkte Strasse von Damascus, in der wir von nun an blieben. Zehn Minuten vor 4 Uhr waren wir dem kleinen Dorfe Berheleiya auf dem nördlichen Ufer gegenüber. Der Pfad erhebt sich hier längs dem niedrigem Theile des hohen steilen Hügels im Süden. Fünf Minuten vor 4 Uhr lag das grosse Dorf Silk Wady Barada rechts, am südlichen Ufer, grade unter u n s . ' ) Zehn Minuten weiter als dies Dorf dreht sich das Thal, das von Deir Klnön ungefähr nordwestwärts hinauf läuft, auf 1 0 bis 1 5 Minuten nach Südwesten herum, und wendet sich dann wiederum beinahe grade nach Westen. Dieser kurze Theil des Thaies bildet den Pass es-Sfik, und ist auf der Südost* seite von dem westlichen Ende der eben erwähnten hohen Klippe eingeschlossen und im Nordwesten von wandsteilen Felsenklippen von der nämlichen Höhe. Die Wände der Kluft sind hier nicht weiter als 1 5 0 . F u s s von einander. Ungefähr auf der Mitte dieses Passes geht eine gute, neuzeitliche Brücke von einem einzigen Bogen über das tiefe, enge Bette des Flusses, und von diesem Punkte an läuft der Weg am Nordufer weiter. Wir kamen 1 0 Minuten nach 4 Uhr an die Brücke und hielten nach dem Uebergang eine Weile an, die Grossartigkeit dieses Anblicks zu geniessen und die Ueberreste des Alterthums zu besichtigen. Alles hier war wild und wüst und \on tiefer unfehlbarer Wirkung. Im Dorfe es-Sfik sollen sich noch Spuren von alten Grundmauern und Wohnhäusern finden, und auf der Nordseite des Flusses sind Säulen und andre Ueberreste an verschiedenen Orten zu sehen. Auch in den Klippen jenseits des Stromes giebt es viele ausgehauene Graber, meist zwischen der Brücke und der Ecke, wclchc das Tlial Ulllcn bei seiner südwestlichen Biegung macht. Hier, unterhalb der Brücke, besteht die Bergseite in Nordwesten zuerst aus einem steilen Abhang von Erde oder debris, der vom Rande des Flusses sich erhebt und bis zur Mitte des Berges auf') Dies ¡9t das letzte Dorf im Tbale des Barada. Ich bin im obigen Bericht genau in der Angabe der Lage und des Namens jedes Dorfes im Thale gewesen. Der Bericht Burckhardts ist sehr lückenhaft und in einigen Punkten irrig; p. 2, 3. Jedoch scheinen einige neuere Beisende ihn blos abgeschrieben zu haben; z. B . George Robinson, Travels II. p. 1 1 3 ; Russegger I. p. 173.

624

XI. Abschnitt.

Von Damascus nach Ba'albek.

steigt. Ueber diesen sind viele behauene Steine gestreut, so wie auch Säulen, ganz und in Bruchstücken, von denen einige bis zum Boden herabgerollt s i n d . ' ) Ueber diesem Abhang steigt der Kalksteinfelsen senkrecht auf, und in diesem finden sich die uelen ausgehauenen Gräber. Sie sind mit grossem Fleiss ausgearbeitet, und zu einigen gehen lange Stufenreihen hinauf. Der ganze Felsen ist etwas ausgeschweift und bildet eine Art Amphitheater. Herr Robson war im Sommer 1 8 4 8 zu einigen Gräbern hinauf geklommen und hatte sie untersucht. Eines derselben war ein viereckiges Gemach mit zwei Crypten auf jeder Seite, in jeder zwei Nischen; und einer Crypte mit vier Nischen der Thür gegenüber; ausserdem waren noch vier andre Nischen (loculi) im Boden des Gemaches selbst. Andre Gräber gleichen diesem; einige sind grösser, andre kleiner. Einige sind blosse in die Fläche des Felsens geschnittene Vertiefungen, ungefähr 7 Fuss lang und 2 Fuss tief; mit einem Bogen oben und im Boden mit einem einzelnen locuhts für einen Leichnam. Alle diese einzelnen Gräber hatten früher Steindeckel, wie die von Sarcophagen; aber alle sind geöffnet worden. In der Klippe am südlichen Ufer ist eine einzelne Giabesaushöhlung, ein wenig höher den Fluss hinauf. — Auf dem Gipfel der nordwestlichen Klippe Uber den Gräbern soll es ausgedehnte alte Steinbrüche geben. Am merkwürdigsten von allen Ueberresten ist die alte Strasse, die längs der nordwestlichen Felswand etwa 1 0 0 Fuss Uber dem neuen Weg und der Brücke ausgehauen ist. Sie fängt an der Bergecke a n , bei welcher das Thal sich wiederum nach Westen dreht, und es ist nicht schwierig, dort zu ihr hinauf zu klimmen. Die Kluftwände haben hier eine Höhe von 6 0 0 bis 8 0 0 Fuss. Die Strasse erstreckt sich ungefähr 300 Schritt weit vorn an der Felswand weg. Sie ist aufs beste durch den soliden Felsen geschnitten, 15 Fuss breit. An einigen Stellen hat man einen dünnen Theil des Felsens nach dem Flusse zu stehen lassen, von unglei') Zu Maundrells Zeit standen noch einige dieser Säulen. In Bezug auf den Pass sagt er: „Ilerc we entered into a narrow g u t , between two steep rocky mountains; the river Barada running at the bottom. On the other side of the river were several tall pillars, which excited our curiosity to go and take a nearer view of them. We found them part of the front of some ancient and very magnificent edifice; but of what kind we could not conjecture"; s. unter dem 4. Mai. — Das Gebäude war ohne Zweifel ein Tempel. — Pococke sah ebenfalls im J. 1738 zwei Säulen mit ihrem Gesims noch an der Nordseitc des Flusses stehen; II. 1. p. 116.

Es-Suk.

625

Inschriften.

eher Höhe, als eine Schutzwehr; an andern Stellen war wahrscheinlich eine Mauer aufgebaut. Am nordöstlichen Ende bricht jetzt dieser Weg ganz plötzlich in einer Felswand ab, die von dem abhängenden Ufer emporsteigt. Wenn er je weiter ging, so muss er, scheint e s , auf künstlichen temporären Stützen geruht haben; denn die alte Wasserleitung, die grade unter ihm weggeht und an der Vorderseite der Klippe weiter geführt ist, dient zum Beweis, dass kein Sturz des Felsens oder keine sonstige Veränderung in seinen Zügen stattgefunden hat. Es ist nicht leicht zu sehen, auf welche Weise der Weg weiter gegangen sein kann, noch wozu er, wenn er h i e r endete, gedient haben kann. Die Wasserleitung, die mit schräg gelegten Steinen überdeckt ist, sieht man zuerst 1 0 bis 1 5 Minuten höher oben im Thale, und ihre Spuren können ungefähr auf die nämliche Entfernung noch weiter unten verfolgt werden.') Die berühmten lateinischen Inschriften, die in neueren Jahren oft copirt worden sind, finden sich auf Tafeln, welche in die glatte Felsenwand Uber der Strasse eingehauen sind; einmal am östlichen Ende, und dann wieder mit unbedeutenden Abweichungen gegen 1 2 0 Schritt weiter nach Westen. *) Die erstem sind die leserlichsten. Folgendes ist eine richtige Abschrift: 3 ) I. IMPCAESMAVRELANTONINVS AVGARMENIACVSET IMPCAESLAVRELVERVSAVGAR MENIACVSVIAMFLVMINIS VIABRVPTAMINTERCISO MONTEREST1TVERVNTPER IVLVERVMLEGPRPRPROVINC SYRETAMICVMSVVM 1MPENDI1SAB1LENORVM ') Diese Wasserleitung ist, wie oben g e s a g t , u n t e r h a l b dem aufgegrabenen Wege. Krafft scheint davon als o b e r h a l b der nämlichen Strasse zu sprechen; p. 2C9. ') Die Abweichungen finden sich hauptsächlich in der kurzen Inscription. Sie bestehen grüsstentheils in einer verschiedenen Abtheilung der Zeilen, oder auch o p e r e statt o p e r i . Sie z e i g e n , dass die Steinschneider ihre Arbeit nicht immer mit Genauigkeit verrichteten. 3

) Abschriften durch Dr. De Forest und Febr. 1848. p. 86—90. Abschriften sind auch 32, 33; vergl. p. 269; von Schultz, Monatsber. und Tafel. Berl. 1841; und v o n De Saulcy II. Robinson, Eibl. Forschungen.

Andre s. in Biblioth. Sacr. gegeben von Krafft, Num. der Ges. fürErdk. II. p. 205 p. 590 sq. 40

626

XI. Alischnitt. Von Damascus nacli Bi'albek II. PROSALVTE IMPAVGANTO NINIETVERI MVOLVSIVS MAXIMVST LEGXVIFFQVI OPEHIINSTITVS

Nach dem Präsidenten Woolsey mögen diese Inschriften vollständig ausgeschrieben werden, wie f o l g t : ' ) I. Imperator Casar Marcus Aurelius Anloninus : Augustus Armeniacus et : Imperator Casar Lucius Aurelius Ferus Augustus Ar:meniacus viam fluminis : vi abruptam interciso : monte restituerunt per : Julium Verum Legatum pro Prcrtore provincite : Syrim et amicum suum : impendiis Abilcnoimm. II. Pro salute : fmperatoi-um Augustorum Anto:nini et Veri: Marcus Folusius Maximus Cenlurio : Legionis XFl Flavia; Firma; [Fidelis] qui : operi institit voto suscepto.*) Die alte Stadt, auf die man aus diesen Ueberresten und Inschriften schliessen muss, lag zum Theil vielleicht da, wo das jetzige Dorf ist; doch hauptsächlich, scheint es, auf dem nördlichen Ufer des Flusses. Wenigstens waren auf diesem Ufer die Strasse, die Wasserleitung, die Gräber und die Tempel. Auf dem Gipfel der südlichen Klippe, ein wenig weiter unten, und beinahe dem Dorfe es-Sük gegenüber, steht der Wely mit dem vermeintlichen Grabe des Neby ifabll, d. i. des Propheten Abel, wo, wie die Araber sagen, Cain den erschlagenen Bruder begrub. Im Juni 1851 klommen die Herren Robson und Barnett auf steilem mühseligem Pfade unmittelbar vom Sflk dazu hinauf. Die Klippe ist hier nicht weniger als 8 0 0 Fuss hoch. Das Grabmal ist ganz schlicht, und merkwürdig nichts daran, als dass es 27 Fuss lang ist. Es ist zum Theil das Grundwerk einer alten Mauer, deren Spuren man auf eine mehr als noch einmal solche Länge verfolgen kann. 3 ) Es ist \on einem Wely mit flachem Dachc Uberdeckt, u n d scheint häufig bcsticht zu werden. ') Bibl. Sacr. Febr. 1848. p. 85—89. *) „The date of the inscriptions is fixed veiy nearly by the imperial title A r m e n i a c u s , assumed on occasion of the triumph held by both emperors after the subjugation of Armenia by Verus. This triumph took place in A. D. 166, and Verus died in A. D. 169. The first inscription, at least, falls within this interval". Biblioth. Sacr. 1848. p. 89. 5 ) Zu Maundrells Zeit hiess es, dass das Grab selber 30 englische Ellen (90 Fuss) lang 3ei; Maundrell unter dem 4. Mai.

Es-Suk.

637

Abila.

Nahe daran sind die Ruinen eines alten Tempels, der, ungefähr 45 Fuss lang und 27 Fuss breit, von behauenen Steinen erbaut war. Unter dem östlichen Ende ist ein kleines Gewölbe, in welchem sich drei Sarcophage befinden. Am nämlichen Ende gehen in den Felsen selbst geschnittene Stufen hinauf. Die Steine des Tempels sind gross und gut zugerichtet; aber von Säulentrümmern ist nichts zu sehen. Die beiden Buchstaben A H , in einen Stein eingeschnitten, waren die einzigen Spuren einer Inscription, die sie fanden. 1 ) Dieses Grabes des Abel scheint zuerst Radzivil ungefähr A. D. 1584 gedacht zu haben. 2 ) Maundrell, ein Jahrhundert später, bemerkt, dass hier ein Zusammenhang mit dem alten Abila oder Abilene zu sein scheine; 3 ) und es ist nicht unwahrscheinlich, dass der Name Abel (Habil) zuru Theil eine volkstümliche traditionelle Erinnerung der Stadt Abila sein könnte. Pococke vermuthet, dass Abila nahe lag, und hörte von „einer Inschrift auf einem Steine in der Nähe des Flusses", was sich wahrscheinlich auf die oben gegebene bezieht.4) Kein weiterer Fortschritt ward in der Identificirung Abila's gemacht, bis im Jahre 1822 das Quarterly Review dem Publikum zu wissen that, dass Hr. Bankes eine lange Inschrift mitgebracht habe, aus welcher hervorgehe, dass Abila in diesem Passe gelegen habe. 5 ) Dies aber geht keinesweges entschieden aua der Inschrift, an und für sich betrachtet, hervor. Doch möchten die anliegende Necropolis und die Tcmpelruinen wohl jede Gelegenheit zum Zweifel beseitigen. In der That ist die Lage von ') Ich habe diesen liericht über Neby Habil in Herrn Bobsons eigner Sprache gegeben. Er weicht sehr von dem Pococka's im Jahre 1738 »b, der den Ort besucht zu haben behauptet, und doch des merkwürdigen Passes unten gar keiner Erwähnung thut; II. 1. p. 115, 116. Pococke nennt das Gebäude eine Kirche, und spricht ron zwei grossen Säulen mit dorischen Capitälern. Er spricht mich von einer mangelhaften griechischen Inschrift in Versen, die „des Lysanias, Tetrarchen von Abilene, erwähnt"; ibid. p. 116. Alles dies beiührt mich als sehr zweifelhaft, besonders wenn wir es mit der gänzlichen Verwirrung seiner topographischen Notizen zusammennehmen. ') Gumpenberg spricht mehr als ein Jahrhundert früher vom Grabe Abels ; allein er meint augenscheinlich Jebel Kasyiin bei Damascus; Reyssb» p. 451. S. oben p. 579, Anm. 1. 3 ) Maundrell unterm 4. Mai. Er denkt, der Name Abilene sei aus dem Namen A b e l entstanden. 4 ) Pococke II. 1. p. 115,116. ') Quart. Rev. Vol. XXVI. No. 02. p . 3 8 8 : „There is not, in fact, any

40*

628

X I . Abschnitt.

Von Damascu« nach Ita'albck.

Abila durch die alten Itinerarien entscheidend auf diese Stelle

fixirt.

Diese g e b e n s e i n e Entfernung \on Damascus auf 1 8 römische Meilen auf dem W e g e nach Hehopolis oder Ba'albek a n . 1 ) hierher,

mit

f r i s c h e n Pferden

D a m a s c u s in ungefähr 6 Stunden Die Stadt A b i l a nach

der

wird nicht

christlichen

fahren

wir nirgends.

Die

von

gekommen.2) selber

Zeitrechnung.

führte den Namen Abilene;

W i r waren

und beständig bergan reitend, erwähnt

Der

wie weit

bis einige J a h r e

Bezirk

darum

herum

er sich aber e r s t r e c k t e ,

erste Notiz

über

diesen Distrikt

er-

finden

wir beim Evangelisten L u c a s , der b l o s anführt, dass im 1 5 .

Jahre

des Tiberius, als J o h a n n e s der T ä u f e r seine Mission a n t r a t ,

Lysa-

nias T e t r a r c h ersten J a h r e

von Abilene w a r . 3 )

dem altern Agrippa, trarchie

Ungefähr 1 0 J a h r e später,

Caligula's A. D. 3 8 , erzählt J o s e p h u s ,

seines

dein l l e r o d e s

Oheims Philipp

dass

der Apostelgeschichte,

gab,

und ebenfalls

im

Caligula die

Te-

die T e t r a r c h i e

des L y s a n i a s „ o d e r Abilene"; und dass diese ihm von Claudius b e i seinem Regierungsantritt

bestätigt

worden,

mit der g e n a u e m

Be-

zeichnung, d a s s „Abila des Lysanias und was sonst a u f dem B e r g Libanon sei",

Distrikte w ä r e n ,

die dem Kaiser selbst

gehörten.4)

B e i m T o d e des Merodes Agrippa gingen sie auf seinen S o h n , jüngern

Agrippa,

über,

vor

den

Paulus

ist die letzte historische Nachricht, haben. Stadt

gebracht

die wir vom

ward.5)

Distrikt A b i l e n e

In diesen Schenkungen u n d Uebertragungen wird von gesprochen

als

von

„Abila

des

den Dies

Lysanias",

um

es

der von

position more certainU ascertained, than that of Abila of Lysanias . . . Mr. Bankes lias brought home a long inscription (not observed by former travellers.), copied from the face of a rock there, in which the Abilenians record the making of a new road to their city". Diese Angabe kann, wie sich nun erweist, durch die Inschrift nicht ganz begründet werden. ') So das Itincrariuni des Antoninus und die Feutiiigcrschen Tafeln: II in. Anion. Tabula Peut Heliopoli. Eliopoli. Abila. M. P. X X X V I I I . Abila. M. p. X X X I I . Damasco. M. P. X V I I I . Damasco. M. P. XVIII. S . Itineraria ed. Wesseling, p. 198. Tab. Peut. ed. Seheyb. Segm. I X . F . S. auch Biblioth. Sacr. 1848. p. 83 sq. Keland, I'alaest. p. 527, 528. ') Nach unsrer gewöhnlichen Reiserechnung machten wir in einer Stunde drei englische Meilen; allein hier erfordert die bestiindige aufsteigende Richtung eher drei römische Meilen. 3 ) Lucas 3, 1. 4 ) J o s . Antt. 18, G. 10. ib. 19, 5. 1 : ix TÜV «VTOV. B. J . 2, 11. 5. 6 ) J o s . Antt. 20, 7. 1. Apgsch. c. 26.

Abila.

Geschichte.

629

einem andern Abila in Peraa, östlich von Gadara, zu unterscheiden. ' ) Es geht demnach h e n o r , dass die genauere Bezeichnung des Josephus, die sich auf eine um mehrere Jahre spätere Periode als die Nachricht von Lucas bezieht, mit dieser letztern vollkommen Ubereinstimmt. Josephus sagt in der That nicht ausdrücklich, dass ein Lysanias 1 0 Jahre früher den Distrikt als Tetrarch verwaltet habe; allein er spricht von der „Tetrarchie" desselben und von dem „Abila des Lysanias". Noch giebt es einen gültigen Grund, warum sich der Ausdruck des Historikers auf einen frühern Lysanias beziehen sollte, der ungefähr 70 Jahre vor der von Lucas bezeichneten Periode lebte, und welcher von Josephus in durchaus keinen Zusammenhang mit Abilene gebracht wird. Dieser frühere Lysanias war ein Sohn des Ptolemäus, des Sohnes des Mennäus. Zur Zeit des Pompejus war dieser Ptolemäus Herr von Chalcis unterhalb des Libanon, und wird als ein mächtiger, beunruhigender Nachbar von Damascus erwähnt.*) Aus diesem letzten Umstand — und aus diesem allein — könnte man vielleicht schliessen, dass er auch im Besitz von Abilene gewesen sein müsse, das an das Gebiet von Damascus gränzte. Lysanias folgte ihm ungefähr 4 0 Jahre vor Christo, wurde aber durch die Ränke der Cleopatra ungefähr 34 vor Christo getödtet. 3 ) Einige Jahre später ist von einem gewissen Zenodorus die Rede, der die Besitzungen des Lysanias g e p a c h t e t habe.") Er hatte auch Gewalt über Trachonitis und andre Distrikte; allein Augustus nahm nachher diese weg uud gab sie Ilerodcs dem Grossen 22 v. Chr.; und nach dem Tode des Zenodorus J9 v. Chr. bekam Herodes noch mehr von dessen Gebiet. 1 ) So weit geschieht bei Josephus durchaus keiner Erwähnung von Abilene, und es ist l l o s durch eine mögliche, vielleicht wahrscheinliche Schlussfolge, dass wir auf irgend eine Weise diesen

') Jos. Antt. 10, 5. 1. ib. 20, 7. 1. So anch Ttolcmacus 5, 14. 4: ^ivonviov, vergi. Kelaml, I'alaest. p. 4"i8. - Ucbcr Abila in Pelila, jetzt Alni, s Polyb. 5, 71. 2. Jos. B. J. 2, 13. 2. ib. 4, 7. 5. Burckhardt p. 269. ') Jos. Antt. 14, 7. 4: XuixtSos trjf ino tot Ai¡}avo> oQti. 13, 6. 3: Si pitt)ùi 7jv t ì tIÒXH yihmv Vergi. 14, 3. 2. B. J. 1, 9. 2. 3 ) Jos. Antt. 14, 3. 3. B. J. 1, 13. 1. — Antt. 15, 4. 1. Dio Casa. 49, 32. 4 ) Jos. Antt. 15, 10. 1: ZQVÀDIOQÓG t i j (/xifttodiojo IÒV oJxov iov Avauvlav. ') Ibid. 15,10. 1—3.

'ApUa

630

XI. Abschnitt.

Von Damascus nach li,r..Ibf!i

f r ü h e m Lysanias damit verbinden Können; und selbst dann nicht als Tetrarch. Es ist in der Tliat nicht unmöglich, dass sowohl Ptolemäus als sein Solin Lysanias im Besitz von Abilene waren; dass nach der Ermordung des letztern es vom Kaiser zum Besten der noch unmündigen Kinder des Lysanias an Zenodorus verpachtet ward, und nachher die Kinder wieder in ihre alten Rechte eingesetzt w u r d e n ; in welchem Falle der Lysanias des Lucas leicht ein Sohn oder Enkel des frühern Lysanias gewesen sein kann. Wenn ein Sohn, so muss er zu der von Lucas bezeichneten Zeit beinahe 7 0 Jahr alt gewesen sein. Dies ist nicht unmöglich; denn 10 Jahre später, A. D. 38, war sein Gebiet an den Kaiser zurückgefallen, vielleicht in Ermangelung von Erben, und ward von ihm als sein Eigenthum dem Merodes Agrippa zugetheilt. — Wie dem aber auch sein möge, es ist nichts m diesen f r ü h e m Ereignissen und UmstSnden, was nur im mindesten Grade die Uebereinstimmung zwischen Lucas und den spatern Nachrichten des Josephus beeinträchtigen könnte. Die Stadt Abila blühte noch mehrere Jahrhunderte lang. Das Datum der oben gegebenen Inschriften ist ziemlich genau durch den kaiserlichen Titel „Armeniacus" bestimmt, der bei Gelegenheit des Triumphes angenommen ward, welchen beide Kaiser nach der Unterjochung von Armenien durch Verus feierten. Dieser Triumph fand im Jahre 166 statt; und Verus starb 1 6 9 . ' ) Die längere Inschrift wenigstens fällt in diesen Zwischenraum. Abila ward ein Bischofsitz im Patriarchate von Antiochien. Einer seiner Bischöfe, Jordanus, war beim Goncilium von Ghalcedon im Jahre 4 5 1 gegenwärtig; und ein andrer, Alexander, wird unter «lern Kaiser Justin im Jahre 5 1 8 erwähnt. 2 ) Von dieser Zeit an scheinen alle Spuren von Abila auf den Blättern der Geschichte verschwunden, bis zum jetzigen Jahrhundert. 3 ) Dies ist um so überraschender, als seine Lage in den alten Itinerarien sehr beslimmt angegeben ist. Es lag auf einer der grossen Strassen von Damascus nach der Seeküste; auch ward die Stelle von Ruinen bczcichnct, die seinen ehemaligen Glanz ') Zumpt, Annalcs p. 134. ') Le Quien, Oriens Christ II. p. 843. Vergl. Keland, Palaest. p. 529. ') Selbst Büsehing konnte am Schluss des vorigen Jahrhunderts blos •ermuthungsweise die Lage von Abila nahe bei Ncby llabil anweisen, indem er sich auf Pococke's Zeugniss stützte; XI. 1. p. 369. Noch war Kitter im Stande, in seiner ersten Ausgabe weiter vorwärts zu gehen; Vol. II. p. 436. Berlin 1618.

Abila.

Oberer Barada.

631

bezeugten, und durch eine vielleicht ausgedehntere und merkwürdigere Necropolis als irgend eine andre in Syrien.')

Wir stiegen in der Schlucht etwas jenseits der Briickc wieder zu Pferde und brachen um 4 Uhr 4 0 Minuten wieder auf, indem wir dem nördlichen Ufer des Stroms hinauf folgten, in einer beinahe östlichen Richtung; nach 1 0 Minuten verlor sich die Jähe der Bergseiten; allein das Thal blieb eng und die Thalhänge hoch. Um 5 Uhr öffnete sich jenes zu einer schmalcn wiesenhaften Ebene. Eben hier fällt der Fluss 12 bis 15 Fuss hoch ab. Auch kommt von Südwesten ein Seitenthal mit einem Bache herein, der Ahfluss vom Wady el-Kiirn, von dem weiter unten die Rede sein wird. Der Bach trocknet im Sommer aus; über seinem Bette sieht man noch die Trümmer einer allen Brückc. Indern wir ein wenig bergan ritten und uns um die Schulter des Hügels rechter Hand herum wendeten, kamen wir nach 7 Minuten auf einmal nach dem südlichen und schmälern Thcil der Ebene Zebedüny. Sie bot einen gar schönen Anblick, gleich einer Wiese, mit grünen Feldern und grünem Grase überdeckt, wodurch sich der Strom mit raschem Lauf wand. Die Ansicht war viel abendländischer, als mir noch eine hier vorgekommen. Die Lage der Ebene ist last ganz direkt von Süden nach Norden. Indem wir uns nun ein wenig vom Wege hinunter begaben, schlugen wir 2 0 Minuten nach 5 Uhr auf grünem Grase an der Seite des tiefen, rastlos dahineilenden Stromes unser Zelt auf. Zehn Minuten weiter unten und der Eekbiegung des Thaies gegenüber war eine Mühle und eine Brücke, lieber diese letztre führt cm Weg nach Batrfmy und ein andrer, mehr rechts, läuft ab, um mit dem Weg nach ßeirüt zusammenzufallen. — Hier waren wir nun wieder mitten in grUner Früh-

') Di Wilson k a m 1111 J u u i 1813 diesen Vi'cg Er e r z ä h l t : „ W e did not stop to examin«-' the tombs, or aqueducts, 01 ruins, which we observed from the road which liaTe long been supposed to m a r k t h e site of ftn Abila". Er t h e i l t die Inseriptionen init nach einer Abschrift, die D r . Do Forest im J . 1846 genommen; L a n d s of t h e Bible. X847. I I . p . 3 7 3 s q . — Mr. De Saulcy, der irn J . 1851 hier w a r , und dessen W e r k 1853 herausk a m , sagt: „es ist m i r nicht b e k a n n t , dass diese Inschrift veröffentlicht w o r d e n " ; obgleich sie von L e t r o n n e im J o u r n a l des Savans im März 1827 veröffentlicht war. Mr- De S a u l c y scheint sich beinahe f ü r den ersten zu h a l t e n , der diese Stelle mit der L a g e von A b i l a identificirt; N a n a t I I . p. 591, r>92 sq.

632

XI. Abschnitt.

Von Damascus nach B.V.illick.

lingsfrische, wie wir es vor einer Woche zu Deir cl-'Ashäyir gewesen waren. — Jebel esh-Sheikli lag hier S.W. ( Der Barada, wie er sich hier durch die Ebene windet, obwohl, wie schon oben bemerkt, tief und r a s c h , bewegt sich dennoch in grösster Stille. Unser Zelt stand nicht 3 0 Fuss von seinem Rande, und dennoch war nicht das kleinste Rieseln, noch Murmeln zu hören. Wir waren wiederum auf derselben Hochebene, auf der Deir el-'AshAyir liegt. In Betreff der beiden S t r a s s e n , auf welchen ich n u n zwischen diesem Plateau und üainascus gereist, so ist die Sahra viel schmäler auf der nördlichen als auf der südlichen. Auf der andern Seite breitet sich der niedrige Rücken zwischen Deir el-'AshAyir und Dimäs und der Sahra zu einem weiten Stück Gebirgsland a u s , das zwischen unsrer gegenwärtigen Lagerstätte und Bessima lag: an der untern Seite von dem Rücken eingefasst, der sich von Bessima nach Menin hinstreckt, so wie an der Westseite von der schon oben beschriebenen Hügelkette zwischen unsrem Zelt und Wady H u r e i r y . ' ) Diese Hügel längs der Ebene von Zebedäny sind zuerst nicht h o c h ; allein jenseits Bludän und n o r d östlich von Zebedäny steigen sie zu den erhabensten Gipfeln des eigentlichen Anti-Libanon empor. Im Westen ist die Ebene in ihrem breitesten Theile von einem hohen Rücken eingeschlossen, der viel felsiger und wüster aussieht, als der an der Ostseite. D o n n e r s t a g , d e n 8. J u n i . Wir schickten heute Morgen unsere Maulthiere auf dem direkten Wege nach 'Anjar; wir selber beabsichtigten einen weitem Umweg zu nehmen. Nachdem wir zuerst auf unsern gestrigen Pfad zurückgekehrt waren, hielten wir u n s auf demselben gegen Zebedäny z u , bis wir 1 0 Minuten vor 7 Uhr auf die Schulter einer breiten Landhöhe k a m e n , die von den östlichen Hügeln sich in die Ebene hineindrängt. Hier war Zebedäny am nördlichen Ende der Ebene zu sehen, ungefähr fünf Viertel Stunden von uns entfernt, mitten zwischen Bäumen und Gärten, die sich weit und breit ausdehnten. Diese Obstbaumpflanzungen und Gärten bedecken den ganzen nördlichen Theil der Ebene und gleichen denen um Damascus. *) Auf der hoben östlichen Bergseite konnten wir Blüdän wahrnehmen, beinahe östlich

') S. oben p. 615. *) Hr. Thomson sagt von diesen Gärten: „They arc the neatest and best kept in Syria, not excepting those of Damascus"; Biblioth. Sacr. Nov, 1848. p. 762.

Oberer Barada.

Zebedüny-Ebene.

633

von ZebedAny, und ebenfalls, allem viel näher an uns und weiter u n t e n . n a c h dem Fuss der Hügel zu, die beiden kleinern Dörfer Bukin und MödAya. Das letztere lag uns am nächsten. Von hier konnten wir auch die ganze Ebene übersehen, und einen Begriff von ihrer Gestalt im Ganzen gewinnen, so wie wir diese ebenfalls nachher von ihrer westlichen Seite erkannten. Die ganze Länge der Ebene ist ungefähr zwei und eine Viertelstunde. Der südliche Theil, in dem wir gelagert hatten, ist schmal, kaum eine Viertelstunde breit. Der Fluss windet sich leise durch ihren Grund dahin. Auf der Westseite ist dieser Theil mit niedrigen Hügeln umsäumt, die nach ungefähr einer Stunde sich in rechtem Winkel nach Westen drehen; dann breitet sich die Ebene längs ihrem nördlichen Fusse nach Westen aus, bis zu dem hohen Felsenrücken an der nämlichen Seite. Hier nun ist sie am breitesten; die Entfernung von einer Seite zur andern möchte wohl eine Stunde betragen. Mehr nach Norden zieht sie sich allmählig von der Ostseite her wieder zusammen, bis sie bei ZebedAny sich zu zwei Dritteln eingeengt. Grade in diesem südwestlichen Winkel des breiten Theils 'der Ebene ist die grosse Quelle des Barada. Die Hügel im Osten erheben sich mehr und mehr, bis sie zu Bergen werden u n d , wie schon oben gesagt, hinter BliidAn zu den höchsten Spitzen des Anti-Libanon, zu einer Höhe von 6,800 Fuss über der Meeresfläche, ansteigen. 1 ) Die breite Thalebene wird auf der Nordseite von ZebedAny und seinen Gärten von einem Ausläufer des Berges unterhalb BlüdAn durchschnitten, der westlich von demselben herunterkommt. Jenseits des Dorfes läuft blos ein enges Thal mit abhängenden, angebauten Scitenwänden von dem nordwestlichen Theil der Ebene nach Norden hinauf. Dies wird Wady ZebedAny genannt. Nach dem Lauf von einer Stunde öffnet sich das Thal in eine andere Ebene, die eine Stunde lang und halb so breit ist; fruchtbares, angebautes Land mit Weingärten und Obstpflanzungen. Diese heisst die Ebene SürghAya vom Dorfe dieses Namens an ihrem nördlichen Ende. In der siido'stlichen Ecke dieser Ebene, am Fusse der Berge, ist das Dorf 'Ain Hawar, von ZebedAny fünf Viertelstunden entfernt. Grade in der Mitte des Dorfes stösst man auf eine schöne Quelle, deren Strömung den Wady ZebedAny hinuntergeht, nach der niedrigeren Ebene. Bei SürghAya, Dreiviertel Stunden weit von 'Ain Hawar, ist eine andere Quelle, deren Bach ') J. L. Porter.

634

XI. Abschnitt

Von Damascus »ach Ba'albek.

N.N.W, den W'adj llaura hinunterfliesst und den Strom des. Wady Yahlufeh bilden hilft, der beim Dorfe dieses Namens in die Bfikä'4 tritt. Dieses Thal hinunter gebt die Ilauptstrasse von Zebedäny nach Ba'albek, auf welche wir in der That nachher bei Neby Shlt stiessen. Ein anderer Weg führt quer Uber den westlichen Berg von Zcbeddny nach Zahleh. Der Stroin von 'Ain Hawar, den man auch den Nahr Zebedäny nennt, wird im Sommer durch die Versorgung Zebedäny's und seiner Gärten mit Wasser ganz erschöpft, während er im Winter durch die Ebene weiter fliesst und in den Barada fällt. Unterhalb Zebeddny, am östlichen Rande der Ebene, finden sieb auch drei kleinere Quellen. Die erste ist 'Ain Funduk, ungefähr eine halbe Stunde S.S.O. vom Dorfe, mit einem verfallnen Khän. Dann mit Zwischenräumen \ o n ungefähr einer Viertelstunde folgen 'Ain Sälih und 'Ain cl-HaddAd. Die Bächlein derselben iiiessen in die Ebene und machen die Gegend umher sumpfig. Die allgemeine Richtung der hohen Bergkette oberhalb Bl&dän, die das eigentliche Rückgrat des Anti-Libanon bildet, vom Baradn nordwärts, ist ungefähr N.N.O. Die der weniger hohen, aber wüst aussehenden Kette im Westen der Ebene ist beinah die nämliche. Die letztere fällt gegen Norden mehr und mehr ab, und sinkt endlich, wie wir sehen werden, bei Neby Shit, wo sie endet, gänzlich hinunter. — Von der Stelle, wo wir standen, war die Richtung der Quelle des Barada ungefähr N.W. gen W. Gern hätte ich jetzt mich seitwärts gekehrt, um Blüdän zu besuchen, das der britische Consnl und die amerikanischen Missionäre u m Damascus /11 ihrrm Soinineraulenthalt gewählt. Es liegt hoch auf der ßergseito, ungefähr 4 , 8 5 0 Fuss Uber der Meeresiläche,') und mehr als 1,000 Fuss Uber Zebedäny; vielleicht das höchste Dorf im Anti-Libanon. Es ist im Besitze der schönsten Quellen und >on einer Fülle \ o n Frucht- und schattengebenden Bäumen aller Art umringt. Die Luft ist rein und die Aussicht bezaubernd. Allein ein Besuch dort hätte einen ganzen Tag gekostet, und meine Zeit war beschränkt. "Wir wendeten uns nun, 5 Minuten vor 7 Uhr, in die grosse Ebene hinunter, um quer durch nach der grossen Quelle zu reiten.

') Oder vielmehr genauer 4,842 englische Fuss. Zebed&ny ist nach Bussegger (I. p. 721) 4,024 Pariser F u s s , oder 4,292 engl. Fuss über dem See. Dies Resultat scheint, mit H r n . Porters Höhen von Blüd&n und 'Ain Barada verglichen, zu gross zu sein.

Zib^dfiny-Ebene.

Barada-Qaelle.

635

Herr Robson war einst, nicht viel weiter oben, ohne Schwierigkeit darüber gegangen. Allein wir sahen uns bald zwischen Gräben und kleinen Wasserbetten, die aus den Quellen im Osten der Ebene kamen, wie verloren. Wir setzten über einige nicht ohne Mühe, und waren zuletzt gezwungen umzukehren. Ein Mann, der das Vieh hütete, half uns dabei, und ward späterhin unser Führer über die Ebene. Wir gingen n u n weiter in Norden an der Ostseite der beiden untern Quellen w e g , wendeten uns 1 0 Minuten, ehe wir nach 'Ain el-Funduk kamen, wiederum westwärts, setzten über das muntere Bächlein derselben, und stiessen um ein Viertel auf 9 Uhr auf einen wohlbetretenen Pfad, der S.S.W, durch die Ebene auf die Quelle des Barada zuführte. Auf der Stelle, wo wir diesen Weg betraten, waren wir etwa 4 0 Minuten weit von Zebed l n y ; denn wir hatten ungefähr eine halbe Stunde auf unsern Irrwegen verloren. Unser Pfad führte uns im Westen der sumpfigen Theile der Ebene hinweg; zwar kamen wir Uber verschiedene Wasserläufe, allein meist auf Brücken und ohne weitere Schwierigkeit. Nur eins dieser Wasserbetten schien von Bedeut u n g zu sein; dies hatte gegenwärtig etwas Wasser, war jedoch nicht gross. Wir hielten es für das Bett des Stromes von ZebedAny. Um Drei\iertel auf 9 Uhr kamen wir an das linke Ufer des Barada, der hier nach Osten fliesst. Wir berührten ihn hier gerade an dem allernördlichsten Punkte seines Laufes, wo uns gegenüber ein kleiner Hügel mit ein Paar Bäumen und einigen Mauertrümmern lag. Dieser wird Bustin el-'Arab genannt, als den Bewohnern von Haush el-'Arab, einem kleinen Dorfe auf den Hügeln weiter im Siiden, gehörig. Wir folgten nun dem Fluss am linken Ufer hinauf, ungefähr W. gen S., und kamen um 9 Uhr an seine obere Quelle. Der erste Ausflur.s der Quelle bildet einen kleinen See von einer Länge von höchstens 5 0 0 Schritt und etwa 1 5 0 breit. Er ist seicht und sumpfig und dem Anschein nach kaum einige Fuss tief; doch soll an einigen Stellen die Tiefe bedeutend sein. Er ist voller Schilf und Rohr, Wasserlilien und andern Wasserpflanzen. Nirgends sieht man das Wasser über der Fläche aufkochen; allein am westlichen Ende sind viele kleine Quellen längs dem Rande. Der Fluss fliesst zuerst 0 . gen N. ab, bis er an dem Bustän vorbei ist; dann dreht er sich herum nach dem untern Theil der Ebene. Der Fluss erscheint hier gross und tief und contrastirt auffallend mit seiner s p ä t e m Gestalt, wo er in seinem Felsenbette durch die Schluchten weiter unten im Thale dahin rauscht. —

636

XI Abschnitt.

Von Datnnscu* nach Bn'alhck

Die Quelle ist am Fusse des hohen westlichen Herges. So viel mir bekannt, ist hie noch nie vorher beschrieben worden. Sie ist 3,600 Fuss über der Meercsflache. Von der Stelle, wo wir zuerst die Dnmascusstrassc vcrliessen, ist sie wohl beinahe eine Stunde entfernt, so dass wir eine volle Stunde mit dem Auffinden — oder vielmehr Verlieren — unsres Wegs auf Umwegen zugebracht halten. Wir verliesscn die Quelle um ein Viertel auf 10 Uhr und gingen S.S.W, parallel mit dem westlichen Berge. Der Pfad führt über die holperigen Bergausläufer und Hügel hinweg, die den Raum im Süden der breiten Ebene von ZebedAny und im Westen ihres untern Armes anfüllen. Indem wir u n s allmählig erhoben, kamen wir 5 Minuten nach 1 0 Uhr nach Batrüny, das am Fusse des restlichen Rückens liegt. Es überschaut nach Osten und Süden ein längliches, nicht unfruchtbares Becken; im südlichen Theile dieses letztern bemerkten wir Einhegungen zu Weingärten und Fruchtbäume. Wir ritten in der nämlichen Richtung und so ziemlich in der nämlichen Höhe eine halbe Stunde weiter und kamen dann an den Fuss einer langen Höhe, die von dem westlichen Berge nach Osten hin auslief, auf der Nordseite des Wady el-Kürn, und auf dieser Seite mit dem Berge bis hoch oben hinauf einen Winkel bildend. Längs dem nördlichen Abhänge dieses Ausläufers steigt nun der Weg hinauf, der ein wenig unterhalb unserer letzten Nachtlagerstätte über den Barada geht und sich nachher mit der Strasse nach Beirüt vereinigt. Wir fielen in diesen W e g ' ) und stiegen auf demselben, immer nach Westen hin, den Ausläufer entlang hinauf, bis wir lim 11 Uhr oben auf dem hohen westlichen Bergrücken herauskamen, von wo wir eine weite Aussicht sowohl nach Osten als nach Westen hatten. 1 ) Beim Zurückblicken hatten wir unter uns im Nordosten das liebliche Thal von Zebedany mit der Blfldän-Kette und ihren erhabenen Koppen dahinter. Nach Osten hin lag die breite Gebirgsgegend, durch welche der Barada seinen Weg nach der Sahra bricht. Gestern hatten wir die Ostseite des von Bessima nach 'Ain Sähib und Menin laufenden Rückens gesehen; heute sahen wir die Westseite, über welche sich, wie über j e n e , ein Felsen-

') Compassrichtungcn um 10 Ulir 40 Minuten: Zcbcdäny N.O. gen N. Schlucht des Sük O.S.O. Jebcl esh-Sheikh S.S.W. ®) Compassrichtungen um 11 Uhr: Schlucht des Sük O. gen S. Schlucht zu Sälihiyeh O.S.O.

Obere Barada-Quelle.

Aussicht.

637

kämm wegzieht, und höher gegen Nordosten als am Barada. Oben bildet er ein rauhes, zerrissenes Plateau von fast dreieckiger Gestalt. Im Westen von diesem liegt ein anderer Rücken, durch ein Thal getrennt, das ^om Barada aus der Nähe AOII Fijeh neben dem Dorfe Efry nach dem Westende des Wady Ilelbön hinaufläuft. Dieser Rücken steigt nach Norden zu zu grösserer Höhe an und bildet etwa 3 Stunden weit ^ m Barada einen der höchsten Gipfel dieses Theiles vom Anti-Libanon. Zunächst kommt Wady Ilureiry, der diese mittlere Kette von der, welche die' Ebene Zebcduny einfasst, scheidet, die mit den hohen Koppen im Norden von BICidän. Im Süden war die Aussicht nach dem südlichen Tlieile des nämlichen Plateaus, um Deir cl-'AshAyir herum, durch das aufgerissene Hochland längs dem Wady cl-Kiim abgeschnitten, das zwischen dem Bergausläufer, an dein wir eben heraufgekommen, und dem niedrigeren Rücken oberhalb Kh;\n Meithelun eingeschlossen liegt. Vor uns hatten wir jetzt auch Jebel esh-Sheikh in S.S.W, und ebenfalls Theile des Libanon, mit Jebel Kcniseh und der Strasse von Damascus, die nahe daran wegläuft. Diese letztere konnten wir Uber einen andern, niedrigem Rücken des Anti-Libanon vor uns hinweg wahrnehmen. Derselbe schliesst ein Becken, Namens Sahil Judeideh, ein, welches jetzt tief zu unsern Füssen lag. Sein stldliches Ende war nicht weit ^on uns zur Linken. In seiner südöstlichen Gegend, vielleicht eine kleine halbe Stunde \ o n uns, war der Eingang in den Wady el-Kürn zu sehen, durch welchen es sich entwässert. Durch dieses Thal kommt die Hauptstrasse von Damascus nach Beirilt über DimAs herauf, geht ungefähr N.N.W, schräg über die Ebene, und tritt in den Wady Za'rir und so hinunter in die Büka'ü. Gleich wie diese Strasse die Quelle und den Khiin Meitheliin verlässt, geht sie über den Hügel zur Rechten hinweg, und erreicht, durch einen Hachen Wady aufwärts geh e n d , in 4 0 Minuten den hohen Seitenhang eines tiefen Wady, der von der Nähe von Yüntah und Ilclwa herunterkommt und von Burckhardt Wady Helwa genannt wird.') Das Dorf Sürghäya liegt von diesem Punkt N. 3 6 ° 0 . An der nämlichen Stelle tritt der Wady el-Kürn in den Wady Helwa, und in dieser Vereinigung erreicht das Thal den Barada ein wenig oberhalb dem Silk. 2 ) Die Thalhänge sind im Wady el-Kürn hoch, an vielen Stellen ganz ab•) Trav. p. 208. ') S. oben p. C31.

638

XI. Abschnitt.

Von Damascua nach Ba'allxk

s c h l i s s i g e B e r g e , a u s denen F e l s e n v o r r a g e n , mit Höhlen und e i n e r Menge verhütteter B a u m e und S t r ä u c h e r .

S o verwildert und gänz-

lich

Unruhen

unbewohnt,

fallen,

dient e s ,

den B a n d i t e n

Vereinigung

mit

zum

wenn

innere

beliebten

des

Von

seiner

dein Wady Helwa bis z u m Eintritt in die E b e n e

/udeideh ist e s anderthalb Stunden. Gränze

im Lande vor-

Schlupfwinkel.

Distriktes

Das T h a l bildet die südliche

Zebeddny.') —

Von

dem P u n k t e ,

wo wir

jetzt standen, ist Helwa über das Becken von Judeideh weg zu sehen. E s lag S . 6 3 ° W .

ungefähr 1

Stunde 2 0

Minuten

weit von

uns.

Diese Bergkette ist bis auf den Grund vom W a d y el-Kürn g e s p a l t e n ; streckt sich a b e r dann u n u n t e r b r o c h e n weiter bis zum W a d y YahfCtfeh, in e i n e r Richtung N. 2 5 ° 0 . nah

6,000

Fuss

über der

I h r e g r ö s s t e Höhe ist b e i -

Meeresfläche.

Nördlich

von Sahil J u -

deideh vereinigt sich der westliche R ü c k e n m i t ihr, und die ganze Bergkette läuft bei Neb} Shlt a u s und endigt

dort.*)

W i r wendeten uns jetzt beinah in r e c h t e m W i n k e l und fingen an s e h r allmählig abwärts zu g e h e n , u n g e f ä h r N. gen W . längs dem westlichen S c h e i t e l des R ü c k e n s , Uber den wir s o eben Nach 1 0 Minuten eröffneten

gekommen.

sich u n s prächtige Ansichten des J e -

bel Sünnln und des Berges o b e r h a l b d e r C e d e r n ;

beide

mit i h r e n

nur

hinab. mit

Schneekronen.

Noch

immer

ging

es

glänzend

ganz

leise

Um halb 1 2 Uhr erreichten wir ein kleines, e b n e s Plateau,

einem

niedrigen Rücken zwischen d e m s e l b e n und der E b e n e .

Durch

diesen

Ebene

hinunter.

wir hinunter

niedrigen Der

Rücken

bricht

ein

Wady

nordwestlichen R i c h t u n g

steil

nach

desselben

der

folgten

und kamen um Dreiviertel auf 1 2 Uhr a u f den

lichen R a n d der E b e n e .

Hinter diesem R ü c k e n ,

nach d e m

östnord-

östlichen Theile der E b e n e zu, auf dem S e i t e n a b b a n g d e s östlichen Berges,

liegt das kleine Dorf Kufeir Yabfis, welches wir

nicht s a h e n . ; 3

Indem

wir nun

schräg

indessen

ü b e r die E b e n e ritten



') Diese Bcsclnoiliung Weges im Wady el-Kurn hinauf ist aas dem handschriftlichen Journal Di. E. Smiths im Jahre 1844. *) Hr. J . Ii. Porter ging im Jahre 1852 an diesem Orte über den Berg, als er von Bl&dfin nach dem Gipfel des Hermon reiste. Sein Weg lag von hier südwestlich bergab und an dein Eingang des Wady el-Kürn vorbei, und dann wieder hinauf und über das hohe Plateau bei Mezra'at ed-Deir nnd Yüntah nach Kefr Kük; Biblioth. Sacr. Jan. 1854. p. 41—44. — Hr. W. M. Thomson, indem er im J . 1848 von 'Anjar nach Zebed&ny ging, kam über diesen Bergrücken viel weiter in Norden, und dann direkt nach Zebedfiny herunter; Biblioth. Sacr. Nov. 1848. p. 762. ') Von einer Stelle auf der Beirüter Strasse, auf halbem Wege «wischen

Ebene von Judeideh.

639

N.N.W. — kamen wir 5 Minuten nach 12 Uhr an der Mündung von Wady Za'rir auf die Damascusstrasse. Dies ist eine seltsame Ebene. An Länge ist sie beinah der von Zebedüny gleich, etwa zwei und eine Viertelstunde; an Breite mass sie meist nicht mehr als eine halbe Stunde. Ihre Richtung im Allgemeinen war die nämliche mit der Ebene Zebedilny, nur weiter Sie liegt natürlich höher südlich: von S. g e n W . nach N. gen 0 . als jene Ebene, da der lange Wady el-Kürn sie nach dem Barada nahe unterhalb des Fusses derselben entwässert. Sie correspondirt rücksichtlich der Lage mit dem Becken von Kefr Kük; d. h. beide liegen im Westen aller höhern Rücken \ o m Anti-Libanon, mit diesen Rücken beinahe in einer Linie. Ein breites Stück hohen Tafellandes trennt sie von einander. Der Sahil Judeideh entwässert sich ostwärts nach dem Barada, während das Becken von Kefr Kök ganz ohne Abfluss ist und gegen 1 0 0 Fuss tiefer liegt als die Quelle des Barada. Der Sahil Judeideh ist ein wüstes Feld. Nichts als ein Paar Rüsche und verhüttete Bäume beim Eingang des Wady el-Kürn und hier und da an den Thalhängen, und wahrscheinlich etwas Ackerbau und vielleicht etwas Wasser zu Kufeir Yabhs, das wir eicht sahen, — dies ist alles. Sonst aber hat die Ebene nicht einen Baum, nicht einen Busch und nicht einen Tropfen lebendigen Wassers, noch giebt es irgend eine menschliche Behausung •weder auf der Ebene selbst, noch dicht an ihren Gränzen. Sie liegt ungepflügt und ganz w ü s t , ausser dass Distelsträucher und Stechginster spärlich über den Boden gestreut sind. Und dies grade in der Mitte zwischen dem Plateau von Zebedänv und der Bdkä'a, zwei der üppigsten, fruchtbarsten Ebenen der Welt. Jene Ebenen sind gut bewässert, während diese durchaus ohne Wasser ist. Wir waren jetzt, so zu sagen, aul der Wasserscheide zwischen der Ebene von Damascus und der Bükä'a. Die Rücken und Hochebenen, welche östlich \ on uns m der unmittelbaren nördlichen Nachbarschaft des Barada lagen, waren die folgenden: Jebel Kasy&n; das Plateau der Sahra; der Bergrücken, der von Bessima nach Menin herunterläuft; das bei Efry hinauflaufende Thal; der Rücken im Westen dieses Thaies; Wady Hureiry; die hohe BlödänKette; das Plateau von Zebedäny; der westliche Rücken oder Jebel dem Eingang de» Wady cl-Küm nnd Wady Za'rir, liegt das Dorf Kufeir Yabüs N. 25° O. Dr. E. Smiths Ms. Journal.

€40

XI. Abschnitt.

Zebedäny;

Sahil

Von Damascus nacli Ba'albel;.

Judeideh.

Zwischen

diesem

letztern

und

der

wir

eine

Bükii'a blieb jetzt blos d e r niedrige R ü c k e n v o r u n s . Indem

wir n u n

den

Wady

Za'rir b e t r a t e n ,

ritten

Viertelstunde lang ganz leise b e r g a n n a c h N o r d w e s t e n , u n d k a m e n so 2 0

Minuten

Thal sich dauert

nach

nach

noch

1 2 Uhr n a c h

N.N.W, a b w ä r t s

2 0 Minuten

der Wasserscheide,

zu

länger

neigen

fort.

Um

anlangt.

wo Der

12 ühr

40

das Name

Minuten

k a m e n w i r an einem g r o s s e n Baum v o r b e i , von wo d e r Name des T h a i e s sich

in

hält sich a b e r Rand

der

äusserst

Wadj im

Büka'a am

eng,

ändert. immer

Fussc

Es

nach

des

windet

sich

Nordwesten,

Anti-Libanon

ungemein, bis es

betritt.

den

Es

ist

d e n n d e r Boden ist wenig m e h r als das Bett e i n e s

Wintergiessbachs. steil.

Harir

Ganzen

Es geht s e h r beträchtlich b e r g a b , a b e r n i r g e n d s

Dies Thal ist ganz von H ü g e l n e i n g e s c h l o s s e n , j e d o c h

letztern s i n d w e d e r s e h r h o c h , n o c h b e s o n d e r s steil. ist n i c h t s zu s e h e n ;

diese

Von A n b a u

a b e r die Hügel sind a n beiden

Seiten

mit

B ü s c h e n u n d ziemlich armseligen "Bäumen ü b e r d e c k t , nieist E i c h e n o d e r auch

e i n e r Art B a u m ,

der Beeren trägt,

H a g e d o r n g l e i c h e n , n u r d a s s sie l ä n g e r sind. nannt. obern

Es

ist von d e r

Menge

Theile dieses T h a i e s ,

dieser

d a s s es

Bäume hier auf

welche d e n e n

des

E r wird Za'rCtr g e im östlichen

oder

eine S t r e c k e

von

3 5 Minuten W a d y Za'rir g e n a n n t w i r d . — U m halb 2 U h r k a m e n wir

an

die M ü n d u n g d e s W a d y H a r i r ; die ganze E n t f e r n u n g von

der Ebene Judeideh beträgt daher anderthalb Stunden.

Dies Thal

g e w ä h r t e i n e n s e h r b e q u e m e n W e g d u r c h d i e s e n Rücken d e s AntiL i b a n o n ; s o wie Wady c l - K ü r n e b e n s o den D u r c h g a n g d u r c h nächstöstlichen Rücken An

der

für R e i s e n d e : an,

Mündung ein

den

bildet.') des

Wady

erbärmliches,

Harir

stellt

schmutziges

unsern Imbiss einzunehmen,

kleiner Wir

Khän hielten

u n d ich w a r zu s e h r e r s c h ö p f t ,

u m nicht g e r n die Gelegenheit z u m w e n n es a u c h an solchcm Ort sein

ein Loch.

Ausruhen

zu b e n u t z e n ,

und

musste.

•) Im Jahre 1848 reisto Hr. W. M. Thomson auf einem direkten Wege von 'Anjar nach Zcbedäny; s. Biblioth. Sacr. Nov. 1848. p.762. Er ging den Wady 'Anjar hinauf, 23 Minuten südlich von Neba' 'Anjar. Nach 2 Stunden kam er über eine Wasserscheide in den Wady Mädar; diesen Wady ritt er noch 2 Stunden hinauf. Ganz am obern Ende dieses Wadys ist ein Pass, der direkt nach Zebedäny hinüberführt. Diese Eoute möchte wohl nördlich vom Sahil Judeideh liegen; allein der Wady Mädar, der als wüst beschlieben wird, Uuft wahrscheinlich in den Sahil, da er sich nach dem Wady el-Kürn entwässern soll.

Wady Za'rlr.

641

Mejdel.

Noch waren wir nicht auf der Ebene der Bukä'a selbst, Vor u n s lag ein Zug massiger B e r g e , der in einiger Entfernung u n s zur Rechten anfing u n d sich weit nach Süden erstreckte, parallel mit dem A n t i - L i b a n o n laufend u n d nicht weit von seinem Fusse. Zwischen beiden ist eine schmale Thalebene, höher als die Bük&'a. Sie neigt sich hier nach Norden hinab u n d ist 1 5 — 2 0 Minuten breit. Dies ist die Hügelkette u n d das zwischenliegende Thal, welches ich bereits beschrieben- habe, als sich vom Wady et-Teiin nach Norden ausdehnend und in der That eine Fortsetzung des letztgenannten Thaies b i l d e n d . ' ) Mejdel 'Anjar war jetzt u n s gegenüber sichtbar, und auf einer der höchsten Höhen anderthalb Stunden von u n s lag Sultän Ya'köb. Die Hügelkette wird blos von Wady Falüj u n t e r b r o c h e n , eine halbe Stunde südlich von jenem Dorfe. — Gegen Norden sinkt die Höhenkette nach und nach zu blossen Hügeln u n d zur Ebene herab. Auf der nördlichsten der Höhen steht der Tempel von Mejdel, die Fronte nach N.N.O. gekehrt. Mejdel selbst liegt in der Vertiefung, die einen Sattel zwischen diesem u n d dem nächstsüdlichen Hügel bildet; das Dorf mit seinen Minarets steht hauptsächlich nach Osten gerichtet. *) Wir verliessen den Khän 5 Minuten nach halb 3 U h r , gingen sogleich über das enge Thal hinüber u n d kamen in 2 0 Minuten nach Mejdel. Als wir durch das Dorf r i t t e n , fielen die Hunde Jirjis' Maulthier an. Das Maulthier schlug aus, die Hunde heulten. Jirjis ward abgeworfen und das Thier r i s s , immer um sich w e r f e n d , a u s und in die Felder. Die Ordnung ward endlich wieder hergestellt, ohne dass weder Mann, noch Maulthier, noch Hunde grossen Schaden gelitten. — Mejdel ist ein grosses und, wie es s c h e i n t , nahrhaftes Dorf. Viele Häuser hatten Höfe, die daranstossenden Wände waren geweisst und sahen überhaupt reinlicher a u s , als ich sonstwo hier in Dörfern sie gesehen. Das Minarct ist ein alter viereckiger Thurm von besserem Ansehn und Bau als gewöhnlich. Dieser Umstand und ein hoch oben herumgehendes Karnics gab mir die Idee, ob das Gebäude vielleicht aus früheren Zeiten s t a m m e , als der Islam selbst. Mejdel wird von Abulfeda erwähnt, als auf dem Wege von Ba'albek nach Wady etTeim gelegen. 3 ) Wir stiegen von Süden her zum Tempel hinauf u n d erreichten ihn in 1 0 Minuten vom Dorfe. ') S. oben p. 558—561. *) Compassrichtnngen vom Khau: Mejdel W.N.W. gen W. J ) Tab. Syr. ed. Köhler p. 20. Robinson, Bibl. Forschungen.

Der Tempel N.W:

41

XI. Abschnitt.

643

Die Lage

Von Damascns nach Ba'albek.

dieses Tempels ist äusserst frappant.

Das grosse

Thal ist hier von Berg zu Berg gegen 3 Stunden breit und sein Lauf im Allgemeinen ist ungefähr von S . W . gen S. nach N.O. gen N. In seiner Lage auf dem allernördlichsten hohen Punkt der langen, sich von Wady et-Teim herziehenden Hügelkette sieht der Tempel nordwärts auf die köstliche Aussicht in die Bukä'a hinab,

deren

schöner, grüner Teppich sich zwischen der erhabenen Mauer des Anti-Libanon zur Rechten und den noch höhern SchneerUcken des Libanon selbst zur Linken dahin breitet. Der Hauptbau des Tempels s e l b s t , soweit wir das nördliche Ende bestimmen konnten, mass 8 2 Fuss in der Länge und 4 6 Fuss in der Breite.

E r hatte einen Porticus mit mehreren Säulen nach

Norden; aber alles liegt zerstreut, umgestürzt und in gänzlichem Verfall; obwohl es scheinen sollte, dass die Säulen wieder zu irgend einem Zwecke zusammen und übereinander geworfen seien. 1 ) Der Durchmesser derselben 3 Fuss 9 Zoll. umher,

unten

ist 4 F u s s ,

und weiter oben

Ungeheure dorische Capitäler liegen hier und da

so wie auch Stücke

von einem gemeisselten Giebelwerk.

Auf der Ostseite fehlen die obern Lagen der Mauer, und die ganze Aussenseite der Steine ist vom Wetter zerfressen.

An der näm-

lichen Seite inassen wir in der vierten Steinlage von unten zwei, von denen ein jeder 2 1 Fuss lang und 5 Fuss 8 Zoll hoch war; nachher fanden wir auch einen von gleichen Verhältnissen in der westlichen Mauer.

Am südlichen Ende

gen viel mehr vom Wetter zerstört; kleiner und fugenrändrig bearbeitet. am vollständigsten.

sind auch die untern L a und in den obern sind sie

Die westliche Mauer ist noch

Die Steine sind hier wohlerhalten

schönste fugenrändrig

abgekantet.

Die Fugen

die in Jerusalem, vielleicht etwas tiefer. und noch ganz.

und aufs

sind ebenso

wie

Sie sind gut geschnitten

Auf der Westseite sind auch die Ueberreste einer

Verzierung zu sehen, wie ich sie hier zum ersten Male wahrnahm; nämlich ein schmaler Vorsprung oder Gürtel die ganze Seite entlang, sowohl unten am Boden,

als auch auf der Mitte der Höhe.

An der südwestlichen Eckc zeigt sich etwas wie ein viereckiger Pfeiler; aber so viel ist vom Wetter weggebröckelt, dass es nicht recht zu erkennen ist. Das grosse Portal innerhalb des Porticus war I i F u s s 6 Zoll

') Vielleicht zu dieser oder jener Zeit zu einem moslemitischen Fort; obwohl Jetzt nichts darauf hindeutet, dass der Tempel je zu solchem Zweck gebraucht worden wUre.

Mejdel. breit,

mit

043

Alfer Telupel.

gemeisselten Seitenpfosten,

jeder 2 4 Fuss hoch und

6 Fuss breit, und 4 Fuss 3 Zoll dick.

Auf jeder Seite desselben

ist ein kleinerer Thorweg.

Die Wände des Innern waren ursprüng-

lich mit Halbsäulen verziert, und zwei Nischen, eine Uber der andern,

dazwischen;

d.h.

abwechselnd

alles ist sehr zerfallen.

Dies

Nischen

und

eine

Säule.

In einer Ecke zunächst dem Por-

ticus steht ein Bruchstück

einer doppelten

rosenfarbnem K a l k s l e i n . ' )

Das

Innere

gerippten

misst

in

Säule von

seiner

ganzen

Länge ungefähr 6 0 Fuss und 3 5 in der B r e i t e ; der Altar am Südende

nimmt zwölf und einen halben Fuss

scheint

ein.

eine Scheidewand gewesen zu sein.

Vor

demselben

Die innern

Lagen,

auf gleicher Höhe mit dem Fussboden, bestehen aus 4 Steinen an jeder Seite, von denen die beiden grössten in jeder Mauer 2 1 Fuss lang und 5 Fuss 8 Zoll hoch

sind.

Diese

correspondiren

mit

der vierten Lage der Aussenseite in der östlichen Mauer und mit der dritten in der westlichen. Die Höhe des Tempels ist von 3 5 — 4 0 Fuss bis zum Kamiess, von dem ein Theil noch besteht.

An der Westseite sind Ii

Stein-

lagen; keiner derselben weniger als 3 Fuss dick, und einige viel dicker. Dieser alte Tempel

ist nach

dem kleinem zu ßa'albek

die

schönste und besterhaltene Ruine in dem grossen Thale oder der Nachbarschaft.

Er ist einfach,

sichtlich auch von frUher

gesehen,

massiv und wahrhaft schön, und

einem keuscheren und altern Typus, als wir

und selbst als die von Ba'albek.

Jedoch findet

sich in der Geschichte nicht die kleinste Anspielung darauf.

Chalcis

unter dem Libanon lag zwar in der Nähe, allein die Schriftsteller, die von dieser Stadt reden, keine Weise Erwähnung.

thun des benachbarten Tempels auf

Selbst zur gegenwärtigen Zeit ist es blos

innerhalb der letzten Paar J a h r e ; dass der Bau als ein alter Tempel erkannt in

worden ist;

obwohl

er seit Jahrhunderten

der Niihe die grosse Strasse zwischen Damascus

Uberschaut.

und ganz und Beirüt

Kein früherer Reisender erwähnt seiner.*)

besuchte ihn im Jahre 1 8 0 5 und beschrieb ihn,

Seetzen

allein sein Tage-

buch hat ungekannt bis zum gegenwärtigen Zeitpunkt

gelegen. 3 )

') Aehnlichc Säulen giebt es im kleinern Tempel 2u Ba'albek, wie wir nfcchher sahen. ' ) Sdlbst Abulfeda nicht, der eine Notiz über Mejdel hat; Tab. Syr. ed. Köhler p. 20. ') Seetzen, Reisen. Berlin 1854. I. p. 263.

41*

644

XI. Abschnitt.

Von Damaseli'! nach Ba'albek.

Burckhardt war zweimal in der Nachbarschaft, zu 'Anjar u n d in der Nähe von Mejdel, allein er erwähnt seiner auf keine W e i s e . l ) Bis zum Jahre 1 8 4 4 sprechen die Reisenden davon noch als von einem T h u r m e oder Castell. 2 ) Ich finde ihn zuerst im J. 1 8 4 7 als eines alten Tempels erwähnt. 3 ) Ungefähr Dreiviertel Stunden südlich von Mejdel auf dem westlichen Fusse der nämlichen Bergkette ist das Dorf Zekweh (oder Dhekweh) mit der Ruine eines a n d e r n , kleinern alten Tempels. Das Innere misst 3 7 Fuss in Länge u n d 19 Fuss in Breite. Die Halle ist 5 Fuss tief und die Mauern 2 Fuss dick. Die Säulen sind einfach mit corinthischen Kapitälern. Sarcophage und grosse Steine von alten Gebäuden liegen u m h e r g e s t r e u t , und in der Hilgelseite finden sich ausgegrabene G r ü f t e . 4 ) Von dem Tempel von Mejdel giebt e s , ausser der herrlichen Aussicht die Biikä'a hinauf mit den schneeigen Koppen des Keniseh und Sünnin ganz nahe zur L i n k e n , u n d den funkelnden Höhen Uber den Cedern in der F e r n e , noch andre interessante Gegenstände in der Nähe zu sehen. Unter u n s waren in Nordosten die Ruinen von 'Anjar, und darüber weg die grosse Quelle. 5 ) Von dieser letztern fliesst ein beträchtlicher Strom erst W.N.W.; dann dreht er sich nach Südwesten, u m sich mit dem Lltäny zu vereinigen. Die Bergkette, auf welcher der Tempel steht, sinkt zu einer Reihe niedriger Teils hinab. Auf dem nördlichsten derselben und darum herum liegt das Dorf Neby Za'ür mit einem augenfällig gelegenen W e l y . 6 ) Den Weg \ o n Damascus nach Beirüt sieht ') Trav. p. 8, 31. *) Dr. Ilogg ciw&hnt seiner im Jahre 1833 als „a large castellated building"; Visit etc. II. p. 85. Dr. E. Smith im J . 1844 spricht von Mejdel 'Anjar als vielleicht ein Drittel engl. Meile vom Wcgo ab, „with the ruined tower on the liill back of it". So spät als 1851 erwähnt seiner Kremer als „oine auf alten Grundlagen ruhende Kapelle"; Mittel - Syrien and Damascus. Wien t853. ') E. G. Schultz reiste im J . 1847 dieses Weges mit Philipp Wolfe. Letztrer spricht von diesem Bauwerk als von „den ßuinen eines heidnischen Tempels"; Reise ins gelobte Land p. 187. Sie besuchten es nicht. *) Dr. De Forest in Journ. of the American Oriental Soc. Vol. III. p. 363. Dr. De Forest hatte diese Ruinen bereits besucht, sowie auch die zu Mejdel; und ebenfalls die weniger bedeutenden Ueberrestc nicht weit von Hummärah und 'Aithy; ebend. p. 361, 362. 5 ) Compassrichtungen vom Tempel zu Mejdel: Mejdel B. Kh&n an der Mündung des Wady Harir S.O. gen 0 . 'Anjar, Ruine, N. 50"O. Neba' 'Anjar N. 65" O. ') Dieser Wely soll aus den Ruinen eines alten Tempels gebaut sein,

Mejdel.

Tempel.

Umgegend.

645

man aus dem \Yady Harir heraustreten und dann im Norden von Mejdel sich schräg Uber die Ebene wenden. Er erreicht die Brücke Uber den Strom von Neba' 'Anjar in einer Stunde und zehn Minuten von Wady Harir. Diese Brücke heisst Dir Zeinün von einem naheliegenden Dorfe; der FIuss ist schon zu tief zu einer Furt.') Der Weg lässt darauf Bürr Elids rechts liegen, und geht 40 Minuten von der genannten Brücke und 10 Minuten jenseits el-Merj auf einer niedrigen, auf drei Bogen ruhenden Brücke Uber den Litäny. Das Wasser ist hier tief und lehmfarbig. Drüben steigt der Weg den Berg hinan, und erreicht zuerst oben das Dorf Mekseh, eine Stunde weit von der Brücke des LitAny. Zehn Minuten höher oben kommt der Weg von Zahleh hinein, und 20 Minuten weiter oben, als der Punkt dieser Vereinigung, ist der Kh4n el-Mureijdt. Am Fusse des Berges weiter südlich ist das grosse Dorf Kübb Elids, und 10 Minuten weiter oben das Castell desselben Namens, das von dem berühmten Drusenhäuptling Fakhr ed-Dln erbaut worden sein soll. Ein rauher Bergpfad führt vom Castell in 40 Minuten nach Shükif eth-Thaur hinauf, ein Ort, der von der Gestalt eines Stieres seinen Namen führt, die auf der Nordseite eines einzelnstehenden Felsens am Fusse einer zottigen Wand eingeschnitten ist. Die Figur ist 5 Fuss hoch und der Körper 8 Fuss lang. Von dieser Stelle bringt ein noch höheres Aufsteigen den Wanderer in 40 Minuten nach dem gewöhnlichen Beirüter Weg auf der Höhe des Berges.') Wir kehrten nun von dem Tempel nach Mejdel zurück und brachen um 4 Uhr 20 Minuten nach 'Anjar auf. Nach 25 Minuten kreuzten wir die Strasse von Datnascus nach Beirät, und kamen um 5 Uhr nach den Ruinen von 'Anjar. Sie liegen auf dem Abhang, vermittelst welches die hohe, schmale Ebene rasch nordwärts

mit Sarcopliagen und andren Ueberresten rings herum; s. H. Guy's Relation II. p. 33,34. Ritter, Erdk. XVII. p. 182. ') W. M. Thomson in Bibl. Sacr. 1848. p. 760. — Von dieser Brücke nahm im Jahre 1844 Dr. E. Smith die folgenden Ortsbestimmungen auf: Müallakah jenseits Zahleh 5". Bürr Elias 346". Jeditheh 321". Mekseh 313°. Kh&n el-Mujeirfit 308". Kübb Elias 303". el-Merj 288°. Estübl 259". Mejdel 194" ? Neby Za'ür 151". Dar Zeinün 144°. 'Anjar, Ruine, 113". *) Dr. De Forest in Journ. of the Am. Orient. Soc. III. p. 365, 366. — Dr. De Forest ging vom Tempel zu Mejdel nach Westen hinab, und kam in einer Stunde an den Litäny durch das Dorf Estübl; und dann in anderthalb Standen nach Kübb Eliäs.

646

XI. Abschnitt.

Von D.imnsfiis nach Ba'albflt

nach dem niedrigen angeschwemmten Lande längs dem Fliuse von Neba' 'Anjar hinabsinkt. Hier sind die Trümmer von den Mauern und Thürinen einer befestigten Stadt zu sehen; oder vielmehr nur einer grossen Citadelle. In Form ist sie beinahe ein Quadrat,« mit acht bis neun Thürmen an jeder Seite. Die Mauer ward von aussen von zugehauenen Steinen erbaut; einige der Steine sind gross, und alle gut bearbeitet. 1 ) Sie sind jetzt meist übereinander gefallen, und die Ruinen der Mauern und Thürme bezeichnen nur noch die f r ü h e m Umrisse. Wir massen die Mauer an der Nordseite, wo sie am kürzesten ist; die Länge beträgt ungefähr 1,000 F u s s ; die längeren Seiten schätzten wir auf etwa 4 0 0 Fuss mehr. Von Ueberresten von Gebäuden ist innerhalb der Mauern nichts zu sehen, ausser geringe Grundwerke, unter welchen wir auf drei Säulen stiessen; es mag deren noch mehrere geben. Die Häuser waren wahrscheinlich von kleinen gebrochenen Steinen erbaut, wie man sie jetzt baut; viele solcher Steine liegen umhergestreut. Die Festung möchte für eine beträchtliche Einwohnerzahl geräumig genug gewesen sein, und eine noch grössere Zahl mag ausserhalb der Mauern gewohnt haben. Das Ganze erinnerte mich entschieden an die Citadelle von Bäniäs, obwohl dies 'Anjar einen bedeutend e m Raum einnimmt, und seine Thürme weniger massiv sind. — Der Ort ward mit Wasser durch die eine Viertelstunde weite grosse Quelle versorgt. Das Wasser derselben ward wahrscheinlich zu einem grossen Behälter gehoben und aus diesem in die Stadt und Festung geführt. In der Geschichte der Krcuzziige lesen wir, dnss im Sommer 1 1 7 6 , während Saladm in der Nachbarschaft von Aleppo beschäftigt war, König Balduin IV. einen Zug von Sidon in die Büka'a unternahm. Beim Lebergang über den Libanon kam er auf ein fruchtbares Feld mit wasserreichen Quellen, das M e s s a a r a (Meshghürah) genannt ward. Von da kam er in das Thal Bacar (el-Bükä'a) hinunter, cm Land, wo Milch und Honig floss, das inan für das alte Ituräa hielt. In dieser Ebene kamen sie an einen Ort, dessen neuerer Name Amegarra war. Er war von starken Mauern umgeben und trug in seinen Gebäuden viele Merkmale alten Glanzes. Einige meinten, dies sei Palmyra; allein es kann keinem Zweifel unterworfen sein, dass es 'Anjar war, oder wie die Araber es schrieben, 'Ain el-Jürr. Hier plünderten und sengten ') Nach Burckhardt war die Mauer 12 Fubs dickj Trav. p» 8. Hqxt Thomson giebt die Zalil der Thùrme aiif 32 an; Bibl. Sftcr. 1848. p. 761.

'Anjar, Chalcis.

647

die Kreuzfahrer nach Beheben; denn die Einwohner waren alle ins Gebirge geflohen. 1 ) 'Anjar wird ebenfalls von Abulfeda in Verbindung mit der Quelle erwähnt. Er schreibt den Namen 'Ain el-Jurr, aus der in der gewöhnlichen Umgangssprache 'Anjar entstanden. Er sagt, „es seien hier grosse Ruinen von Steinen". 1 ) Allein, obwohl die Ruinen nur eine Viertelstunde weit von der grossen Strasse zwischen Dab u s c u s und Beirät liegen, und dem Blick durchaus offen, so w^ren doch Seetzen und Burckhardt die ersten Reisenden, die sie besuchten und besehrieben; und nur wenige sind ihnen gefolgt. 3 ) Schon im Dezember 1847 ward ich vermutungsweise darauf geführt, diese Ruinen mit dem alten C h a l c i s u n t e r d e m L i b a n o n in Verbindung zu bringen, das Josephus erwähnt. 4 ) Der Geschichtschreiber erzählt, dass Pompejus auf seinem Marsche Oftch Süden von seinem Winterquartiere, wahrscheinlich in der Umgegend von Antlochia, um das Jahr 6 3 v. Chr. die Citade]le «ersWrte, die zu Apamea am Orontes stand (jetzt Kül'at el-Mudik), durch die Städte Heliopolis (Ba'albek) und Chalcis zog, und dann über den Berg gehend, der Coele-Syrien umschliesst, weiter von Pßlla nach Damascus zog. 5 ) Von diesem Chalcis war der bereits unter A b i l a erwähnte Ptolemäus, der Softn des Mepngus, der Gebieter.') Auch Strabo spricht vpp Chalcis ip Verbindung mit Heliopolis, sls dem nämlichen Ptolemäus unterthänig. 7 ) Diesem Ptolemäus folgte sein Sohn, der frühere Lysanias, dessen Besitz') Will. Tyr. 21, 11. Tucli in Zeitschr. der morgcnl. Ges. IV. p. 512. Ritter XVn. p. 22C. ') Tab. Syr. ed. Kollier p. 20: „Zu 'Am el-Jürr giebt es grosse Steinträmmer. Der Ort liegt eine lange Tagereise südlich von Ba'albek. Nahe daran ist ein Doif, das el-Mejdel heisst; er liegt am Wege, der von Ba'albek nach Wady et-Temi fuhrt. Von 'Ain el-Jihr entspringt ein grosser Fluss, der in die Bukfi'a teuft"; vergl. p. 93. ») Seetzen, Reisen ]. p. 262. Burckbardt p. 8. Loid Lindsay im J. 1837, Letiers II. p. 370. W. M. Thomson in Bibl. Sacr. Nov. 1848. p. 761. Der Ort wird auch in Dr. Smiths Ms. Journ. 1844 erwähnt, und von Ph. Wolfe im J. 1847 blos genannt; p. 187. *) Jos. B. J . 1, 8. 2: ij Otto Aifiüvip Xulxis. Antt. 14, 7. 4. *) Jos. Antt. 14, 3. 2. S. oben p. G29. Jos. Antt. 14, 7, 4. B- J . J, 9. 2. Strabo 16, 2. 10. p. 753. Strabo .erwähnt hier, dass dieser Ptolemäus «n Belitz der Ebene Marsyas und des bergigen Randes der Ituräer war; yergl efeend. §§.17,18. p. 755. Es ist daher wahrscheinlich, dass Strabo's Eben$ M$isyas die ßük&'a war; und so wärp das Chalcis der letztern Stelle das Alu?)i£he mit der yorjgen.

64R

XI. Abschnitt.

Von Pamasciis nach Bn'alhcW.

thUmer nach seiner Ermordung durch Antonius von Zenodo.-js gepachtet w u r d e n , wie schon früher e r z ä h l t . ' ) Viele Jahre später schenkte der Kaiser Claudius im ersten Jahre seiner Refi-rung, A. D. 41, Chalcis dem Ilerodes, einem B r u d e r des altern (Htrodes) Agrippa, mit dem Titel als König; und gab ihm auch die .V&ichl ü b e r den Tempel zu Jerusalem und das Recht, die Hohenpriester zu e r n e n n e n . l ) Nach seinem Tode, um das Jahr 4 8 , ging Chalcis auf seinen Neffen über, den Jüngern Agrippa, der in der Apostelgeschichte vorkommt. 3 ) Er behielt es vier Jahre lang und war dann mit dem Titel als König nach den Provinzen, die früher seines Vaters Oheim, Philipp, und dann sein Vater besessen, \ersetzt, nämlich Batanäa, Trachonitis, Abilene und a n d r e . 4 ) Die fernem Schicksale von Chalcis sind unbekannt. Die hier angeführten Nachrichten, besonders der Marsch des Pompejus, laufen darauf hinaus, zu zeigen, dass Chalcis unter dem Libanon in der Bükd'a, südlich von Ba'albek lag. 5 ) Auch seine wahrscheinliche Verbindung mit Abila lässt auf eine den Pässen des Anti-Libanon nahe Lage schliessen. Alle diese Umstände deuten auf die starke Festung zu 'Anjar, als die Ueberreste des alten Chalcis. Auch giebt es im ganzen Thale sonst keine Trümmer, die man mit diesem in Verbindung bringen könnte. 6 ) Von den Ruinen von 'Anjar kamen wir in 1 5 Minuten, grade nach Osten reitend, nach der grossen Quelle Neba' 'Anjar am Fusse des Anti-Libanon, die, da sie in einem kleinen Wasserbehälter oder Teich ihren Ursprung hat, auch manchmal Birket 'Anjar genannt wird. Hier fanden wir unser Zelt bereits aufgeschlagen, unweit der Quelle, auf grünem Gras auf dem wiesengleichen Felde, durch welches der wasserreiche Fluss bereits Nt-h mehrfach schlän') S. oben p. 629. ') Jos. Antt. 19, 5. 1. ib. 19, 8. 1. 3. ib. 20, 1. 3. 3 ) Jos. B. J . 2, 12. 1. — Apgsch. 25, 13. c. 26. ") Jos. Antt. 20, 7. 1. ') Es gab noch ein andres altes Chalcis, jetzt Kinneserin, ein Paar engl. Meilen südlich von Aleppo; Abulfeda, Tab. Syr. p. 117. Keland machte auf den Unterschied zwischen beiden Städten aufmerksam J Palaest. p. 315. Cellarius verwechselte sie; Notit. Orb. II. p. 363, 364. 6 ) Der Inbegriff der obigen Bemerkungen findet sich in der Biblioth. Sacr. für Febr. 1848. p. 90, 91; mit fernerer Beziehung auf dieselben im nämlichen Werk für Nov. 1848. p. 761. — Ritter ist ebenfalls für die Identität 'Anjars mit Chalcis; Erdk. XVII. p. 185—187. Jedoch, indem er an einer Stelle missverständlich meine Bemerkungen für die des Hrn. Thomson hält, schreibt er irrigerweise die erste Aufstellung dieser Ansicht diesem zu.

'Anjar.

Quelle und Fluss.

649

gelnd ein tiefes Bett g e g r a b e n . ' ) Die Quelle ist gross genug, wenn auch nicht s o ergiebig als die von Fijeh und Teil el-Kädy, doch beinahe oder eben so reichlich als die zu BAniäs. Sie kommt grade am Fusse des Anti-Libanon h e r a u s , doch noch immer hoch genug Uber der niedrigen E b e n e , u m ein halbes Dutzend Mühlen zu treiben. Die Strata des Berges geht tiefer als die Ebene in den Erdboden• hinein, und das W a s s e r kocht in seinem B i r k e h , der mit Mauerwerk ausgefüttert ist, grade vor der so eingesenkten Bergwand auf. Aus diesem Teich geht der Fluss auf die Mühlen hinunter und stürzt dann weiter nach dem angeschwemmten Lande u n t e n , wobei sein Lauf zuerst W.N.W, ist. Das Wasser ist von der schönsten Klarheit. Mauertrümmer und Grundwerke von grossen zugehauenen Steinen sind um den Teich h e r u m zu sehen. Vielleicht gab es einst einen Tempel h i e r ; obwohl dies auch möglicherweise die Ueberbleibsel eines hochgebauten Wasserbehälters sein können, welches das Wasser zu einer Höhe brachte, es nach der benachbarten Stadt und Festung zu leiten. Neba' 'Anjar wird von den Einwohnern f ü r eine zum Theil wechselnde Quelle gehalten. Burckhardt hörte von den Leuten der Mühle, dass das Wasser „zu gewissen Zeiten still steht, und dann wieder anfängt unter dem Felsen hervorzukommen, wohl acht oder zehn Mal am Tage". 8 ) Zufolge des Herrn Thomson „kocht zu allen Zeiten ein grosser Strom auf; aber zu gewissen, unregelmässigen Zeiten wächst das Wasser plötzlich ungemein; bisweilen blos einmal am Tage, während zu andern Zeiten dieser Anwachs wohl sechs, acht, ja zehn Mal an einem Tage stattfindet. 3 ) Wir hielten ebenfalls Nachfrage, u n d die Antwort w a r , dass der Quell niemals ganz stockt, allein hinsichtlich der W a s s e r m a s s e , die er herausseudet, in Zeiträumen von einigen Stunden abwechselt. Da jedoch kein Heisender dies Phänomen selbst beobachtet hat, und die Berichte darüber so verschieden sind, so stieg in mir die Frage auf, ob überhaupt wohl der gelegentliche Wachsthum des Wassers im Birkeh etwas anderes sein möchte, als durch das Absperren einer oder der andern Mühle ganz natürlich von selbst entstehen muss.4) ') Compassrichtungen von Neba' 'Anjar; Tempel von Mejdel W.S.W. •Anjar, die Euinen, W. Zahleh N. 20" W. Neby Za'ùr, Wely und Dorf, N. 60® W. H M . entfernt. ') Trav. p. 9. 3 ) Biblioth. Sacr. 1848. p. 760, 761. ") Soviel mir bekannt, ist die Quelle nur von Burckhardt und W. M.

650

XI. Abschnitt.

Von Dnmasciib nach Ba'nlhek.

Abulfeda spricht von dein Fluss von Neba' 'Anjar als von einem „grossen Fluss, der in die Büka'a fliesst".') Da er tonst nirgends auf einen Fluss in der Bükä'a anspielt, so sollte es scheinen, er habe diese Quelle für den Ursprung des LitAny gehalten; auf eben die Weise, als er den Barada beschreibt als von Fijeh entspringend, indem er nicht die fernste, sondern die ergiebigste Quelle als den eigentlichen Ursprung eines Flusses betrachtet. *) Der Strom von Neba' 'Anjar, durch die Gewässer der beiden geringem Quellen weiter im Norden vergrössert, ist gewöhnlich bedeutend grösser bei der Vereinigung als der Litäny, dessen mehr nördliche Quellen sich in der Ebene erschöpfen. 3 ) Von den Eingebornen wird Neba' 'Anjar für den Ursprung des Flusses gehalten. 4 ) An diesem Ort läuft ein Zweig der grossen angeschwemmten Ebene der Bükä'a zwischen die südliche Hügelkette und eine andre hinein, die, wie wir sehen werden, weiter im Norden anfängt; diese Thalzunge geht ganz bis an den Fuss des Anti-Libanon und bildet so einen Abfluss für den Strom, der von der Quelle kommt. Es ist mir nicht bekannt, ob die Höhe dieses Thciles der Bük&'a je ausgemacht worden ist. Die Höhe Zahlehs, zwei und eine halbe Stunde weit davon, wird von Dr. De Forest auf 3,071 Fuss angegeben; 5 ) von Russegger auf 3,093 englische Fuss; 6 ) so dass bei Neba' 'Anjar die Höhe nicht wohl Uber 3,000 Fuss sein kann. Hieraus würde folgen, dass der Barada in der Ebene Zebediny nur 600 Fuss höher als Neba' 'Anjar in der Bük4'a ist. — Der Boden der Bukü'a steigt allmählig nach Norden auf beinahe bis Lebweh, und seine Höhe an der Wasserscheide kann, init den Thomson beschrieben worden; e . die beiden vorhergehenden Noten. Stetzen erwühut ihrer kurz; Reisen I. p. 263. Vergl. Bitter, Erdk. XVII. p. 181. ') Tab. ßyr. p. 20 S. oben p. 647, Anm. 2. *) Was diesen Grundsatz, als auf den Barada angewendet, betrifft, so sehe man oben p. 621, auch auf den Jordan p. 537; vergl. lütter XVII. p. 180. ') Burckhardt beschreibt den Strom von 'Anjar im September als im Besitz von „more than triple the volume of water of the Lltfiny"; p. 8. ßo auch Herr Robson in Ms. Notes. •) So Dr. Smith in Palästina III. p. 894. ') Privatbrief. 6 ) Russeggers Angabe ist 2,900 Pariser Fuss; Trar. I. p. 697. — Russeggers Resultate mit dem Barometer, mit denen Herrn Porters mit dem Aneroid verglichen, scheinen wenigstens nm 109 Fuss grösser; s. oben p. £90, Anm. 6.

'Anjar.

Barometermessungen

zu

Ba'albek

4 , 0 0 0 F u s s über der See sein.

651

Quellen.

verglichen,

nicht

weniger

als.

In seinem allgemeinen Charakter

ist daher dies grosse Thal eine ungeheure hohe, gegen drei Stunden breite Gebirgskluft, und die Bergkoppen, von denen es eingeschlossen ist, haben, von seiner Ebene gesehen, 3 , 0 0 0 bis 4 , 0 0 0 Fuss weniger Höhe, als wenn man sie vom Mittelländischen Meere und dessen Ufern erblickt. Mittwoch,

den

9. J u n i .

Der F l u s s ,

wie er bei

unserm

Zelt vorbeifloss, hatte ein 8 bis 1 0 Fuss tiefes Bett und wandsteile Ufer, so dass nicht leicht überzusetzen war.

Um nun nordwärts

weiter zu kommen, ritten wir nach den Mühlen zurück und dort Uber den Strom,

der hier in mehrere Arme getheilt dahinrauscht.

Die Mühlen 5 Minuten nach halb 7

Uhr verlassend,

hielten wir

uns den Fuss des Anti-Libanon entlang und kamen 5 Minuten vor 7 Uhr

nach Neba' Shemsin,

die

andre Hauptquelle der Gegend.

Auch dies ist ein gar schöner B o r n , wenn auch nicht ein Drittel so gross als Neba' 'Anjar.

Das Wasser bricht unter Felsenlagen

hervor, die sich in einem Winkel von wenigstens 4 5 Graden unter den Boden der Ebene senken, und

fliesst

durch das niedrige an-

geschwemmte Land dahin, bis es sich mit dem Strom von 'Anjar vereinigt.

Auf der Südseite der Quelle sieht man die Grundwerke,

ein Viereck, irgend eines neuern, eine halbe Stunde

weiter

ganz rohen Gebäudes. —

nach Norden

Quelle, die Neba' Beida genannt wird.

ist eine

andre

Etwa

kleinere

Sie ist westlich vom Wege

und sollte nur den vierten Theil so gross als Neba' Shemsin sein. Ihr Bächlein

fliesst

drei Quellen

waren die einzigen,

von 'Anjar hören

ebenfalls dem Fluss von 'Anjar zu. — von

Diese

denen wir in der Gegend

konnten.')

Wie wir weiter ritten, war um ein Viertel auf 8 Uhr 6 0 0 bis 7 0 0 Schritt zu unsrer Linken ein hoher Teil, der ganz einsam in der Ebene stand.

Eine kleine Viertelstunde

e i n -andrer Höhenzug a n , der parallel mit

nördlich davon fängt dem Fusse des Anti-

Libanon lauft, ganz ähnlich mit dem im Süden von Mejdel. j e n e Kette

sebhesst

diese

ein schmales hohes Thal ein.

Wie Diese

Höhen dauern, mit einiger geringen Unterbrechung und Unregelmässigkeit bei Neby Shit, bis Ba'albek fort, wo sie aufhören; denn

' ) Burckhardt spricht von einer vierten Quelle noch eine Stunde weiter Mch Norden, von der er hörte, die er aber nicht besachte; p. 9. Sie mag sich in einem der Dörfer befinden, hat aber mit 'Anjar keinen Zusammenhang.

652

XI. Abschnitt.

Von Dnmnscus nach Ba'albek.

dieser Ort steht grade am Nordende derselben. Ihr Lauf im Ganzen ist wie der des Anti-Libanon ungefähr N.O. genN. Unsre Richtung war heute am nächsten N. 40° 0 . Um 5 Minuten nach halb 8 Uhr ward Zahleh am Fuss des Libanon in einer Linie mit dem SUdende der Bergkette sichtbar. Bald darauf stiessen wir auf eine grosse Strasse, die von Zebedäny herunter nach Kefr Zebad grade vor uns führte und um den südlichen HUgel herum ging, sich mit dein Bei ruter Weg unterhalb Mekseh zu vereinigen. Dies ist ein Zweig des bereits erwähnten Weges von ZebedAny nach Zahleh. 1 ) Um 8 Uhr erreichten wir Kefr Zebad. Dieses Dorf liegt, wie unser Weg, auf der Ostseite der Bergkette innerhalb des engen hohen Thaies, das hier nach SUden zu entwässert wird. Die Berge zur Linken sind hier herum von ansehnlicher Höhe; auf einem derselben ragt eine kegelförmige Spitze empor, die Jebel esh-Sha'ir genannt wird. Hier sollen Ueberreste eines alten Gebäudes zu sehen sein; allein keine Säulen. Um 8 Uhr 20 Minuten lag uns das kleine Dorf 'Ain zur Rechten.*) Der nächste Ort ist Kuseiyeh, ein grosses J)orf oben auf dem Berghang, der Wasserscheide des engen ThaJes gegenüber. Wir kamen 5 Minuten vor 9 Uhr durch. Auf der Bergseite links Uber dem Dorle ist noch der Unterbau eines, wie es scheint, alten Gebäudes zu sehen und ein Paar Lagen der Mauern. Es ist ungefähr 40 Fuss lang und 20 Fuss breit. Die Steine sind gut zugerichtet und mögen vielleicht die Ueberbleibsel eines kleinen Tempels sein. Von Säulen ist nichts zu bemerken. Bei Kuseiyeh kommt der direkte Weg von ZebeiMny nach Zahleh vorn Anti-Libanon herunter und geht durch eine Spalte in der Bergkette in die grosse Ebene hinunter. 3 ) Um ein Viertel auf 10 Uhr kamen wir an eine andre tiefe Spalte in der Bergkette, durch welche wir eine gute Aussicht auf die grosse Ebene unten hatten. Grade im Winkel derselben unter uns lag das Dorf Hashmush kaum 5 bis 10 Minuten von uns. Die Ueberbleibsel eines alten Bauwerks sollen dort in der Nähe sein. Fünf Minuten vor halb 10 Uhr kamen wir nach dem Dorfe Deir el-Ghüzäl, das hoch auf dem östlichen Abhänge der Höhenkette lag oder vielmehr auf einem Rucken zwischen zweien dieser HUgel. ') S. oben p. 633. ') Dr. De Forest sah zu 'Ain ein corinthisches Capital und einige antike behauene Steine; Journ. of Am. Orient, ßoc. III. p. 360. *) S. oben p. 633,

Deir el-GlirtzSl.

Mâay.

653

Ein Wady senkt sich von ihm aus ganz steil westwärts nach der Bükä'a hinab. Ganz nahe am Dorfe und oberhalb desselben sehen die massiven Grundwerke eines alten Tempels mit zwei grossen zertrümmerten Säulen grade in den tiefen Wady hinein und Uber die grosse Ebene hinaus. Viele der grossen Steine des Tempels sind weit hinab in das Thal gerollt. Unter diesen ist ein kleiner Altar mit einer Inschrift, nur eben noch leserlich genug, um zu sehen, dass sie griechisch war. Hier hielten wir 20 Minuten an. Als wir um Dreiviertel auf 10 Uhr wieder aufbrachen, blieb unsre Richtung im allgemeinen N. 40° 0 . So kamen wir in einer Viertelstunde nach Ra'ith, einem kleinen Dorfe auf einem Htlgel.1) Darüber hinaus dreht sich das Wasserbett des nördlichen Theiles der höhern schmälern Ebene W.N.W, und geht hinaus in die Bükä'a. Wir gingen 10 Minuten nach 10 Uhr darüber; es wird Wady Sahür genannt. Die Berge werden nun zu niedrigen Ausläufern vom Anti-Libanon, die bisweilen plötzlich klippengleich abfallen. Nachdem wir über diese Bergsprossen hinweg geritten, kamen wir 5 Minuten nach halb 11 Uhr nach Mäsy, ein Dorf auf einem solchen Hügel. Ein wenig westlich davon sind hier die Ueberreste einer Moschee, die vor Alters eine Kirche gewesen zu sein scheint; einige sagen, dass sie dem heiligen Johannes gewidmet war; aber auf welche Autorität, weiss ich nicht. Es sind hier Säulen, die einen Durchmesser von 29 Zoll haben; an der südwestlichen Ecke ist ein Stein mit einer lateinischen Inschrift zu sehen. Diese aber ist so unleserlich, dass wir nichts als den Namen L o n g i n u s herausbringen konnten. Wir hatten jetzt eine kleine Ebene, den untern Theil des Wady Yahfüfeb, vor uns. Jenseits derselben konnten wir unsern Weg nach Neby Shit wahrnehmen, wie er quer über einen hohen Rücken weggeht, der aus dem Anti-Libanon hervorkommt und in einem hohen Teil westlich vom Wege endet. Der Lauf des letztern ist ungefähr N.N.O. Rechts sahen wir Wady Yahföfch durch den niedrigen, westlichen Rücken vermittelst eines wilden Schlundes sich durchbrechen. Mäsy um 1 1 Uhr hinter uns lassend, ritten wir die steile Höhe hinab in die kleine Ebene des Wady Yahfüfeh, und kamen in 10 Minuten nach ihrem hübschen, hier ziemlich grossen und zur Bewässerung gut benutzten Bach. Der Weg folgt dem Bach ') Hier fand Dr. De Forest „small Corinthian capitals and fragments of columns"; Joura. of Aon. Or. Soc. III. p. 360.

6 51

XI. Abschnitt.

Von Damascns nach Ba'albck.

am rechten Ufer beinahe bis zum Dorfe Yahffifeh, das in der Mündung des Schlundes liegt, und dreht sich dann ein Thal hinauf nach Norden. Da wir keinen Führer hatten, verfehlten wir den Weg u n d erklommen den Hügel gradezu und ohne Pfad, kamen aber etwa 3 0 0 Schritt weit westlich vom Dorfe wieder auf den Weg. Wir ritten nun ü b e r den hohen Rücken, der vor uns lag, wobei wir den hohen Teil zur Linken hatten; dann ging es ein tiefes Thal auf der andern Seite, das N. gen W. auslief, hinunter u n d Uber dasselbe weg und sodann nach Neby Sh1t zu unsrer Rechten hinauf, wo wir um ein Viertel auf 1 Uhr anlangten. Hier sahen wir u n s nach einer schattigen Stelle u m , auszuruhen und unsern Imbiss einzunehmen. Wir fanden ein unbewohntes, kürzlich ge* weisstes H a u s , nahmen Besitz von der Vorhalle und liessen u n s dort mit möglichster Behaglichkeit nieder. Der Eigenthümer sab u n s und bewachte uns von ferne. Es scheint, die türkischen Beamten n e h m e n nach ihrem Belieben von Häusern Besitz u n d zwingen die Bewohner, sie zu bedienen. Der Eigenthümer hielt sich daher f e r n ; auf unsre Einladung aber kam e r , sass bei u n s und liess es u n s wohl sein. Neby Shit ( S e t h ) ist ein sehr grosses Dorf auf halbem Wege den westlichen Abhang des westlichen niedrigsten Rückens vom Anti-Libanon hinauf. Weiter u n t e n , grade im Norden, auf einer Felsenklippe zunächst der Ebene liegt das Dorf er-Rumädj etwas Uber eine halbe Stunde weit entfernt. Unter i h m , diesseits der Klippe, ist ein tiefes wohlangebautes Thal, das südwestwitrts in die Biikä'a auslauft. Das Dorf Neby Shit hat seinen Namen von einem sehr in die Augen fallenden Wely des „ P r o p h e t e n Seth", dessen Körper nach der moslemitischen Legende hier r u h e n soll. Nahe dabei ist eine gute Moschee. Die Aussicht von diesem Dorfe ist nach Norden zu sehr weit in das grosse Thal hinein, während ihm der Libanon mit seinen zerrissenen Wänden und schneeigen' Koppen grade gegenüber liegt.' Hier bei Neby Shit kommt eine der Hauptstrassen, dio von Zebcdäny nach Ba'albek führt, herein. Sie ist schon von Zebedäny bis nach Sürghäya beschrieben w o r d e n . ' ) Von da folgt sie dem Strom von Wady Haufa (oder Sürghäya) eine halbe Stunde hinunter bis zu seiner Vereinigung mit dem Strom, der den Wady Ma'rabitn von Nordosten herunter k o m m t , Uber welchen letztren eine alte Brücke geht. Das Dorf Ma'rabün liegt eine gute halbe 0 S. oben p. 633.

TVady Yahfftfeli. Neby Shlt.

655

Stunde oben in diesem Thale, in einem wiesengleichen Becken mit vielen Fruchtbäumen, ähnlich den Ebenen von Zebedäny und Sürgbäya, mit denen es so ziemlich in einer Linie liegt. Unterhalb der Vereinigung nimmt das Thal den Namen Wady Yahfüfeh an, der seinen Weg durch den westlichen Bergrücken nach der Ebene unten vermittelst einer rauhen, oft zwischen senkrechten Wänden sich durchwindenden engen Schlucht schneidet. Der Lauf dieses Wadys ist im allgemeinen ungefähr nordwestlich, bis er eine halbe Stunde von Neby Shlt sich westwärts durch seinen Schlund oberhalb Yahfüfeh nach der Ebene kehrt. Der Weg folgt der Schlucht bis ins Angesicht von Yahfüfeh; dann erhebt er sich und geht Uber den Rücken weg nach Neby Shlt. Die ganze Entfernung von Surgh&ya nach dem letztern Dorfe beträgt ungefähr zwei und eine Viertelstunde.') An diesem Punkte kann man auch sagen, dass der westliche oder äussere Rücken vom Anti-Libanon endet, derselbe, der westlich von der Ebene von Zebedäny liegt und durch welchen auch Wady Yahfüfeh seine Schlucht gebrochen. Dieser Rücken ist nach und nach niedriger und immer niedriger geworden; hier dreht er sich mehr nach Nordosten und läuft, sich mit ihm vereinigend, in den nächsten, höhern Bergrücken, den von Blüddn, hinein. Dieser letztre ist das eigentliche Rückgrat des Anti-Libanon. Indem er ungefähr N. gen 0 . läuft, kommt er so zu der Bükä'a; und langsam nach dem Libanon hinlenkend, verengt er die Breite der Bükä'a in ihrem nördlichen Theile jenseits Ba'albek. Von Neby Shit nordwärts ist der östliche Theil der Bükil'a (wenigstens ein Viertel) eine Terrasse oder Hochebene längs dem Fusse der östlichen Berge, bisweilen mit Hügeln darin. Dieser Theil ist auf der Westseite, nach der niedrigem Ebene zu, von einer Hügelkette umsäumt; allein mit breiten Oefinungen und vielen Unterbrechungen. Der Boden der Terrasse senkt sich nach Westen, ist jedoch uneben, voll Kiessand und beinahe eine Wüste zu nennen. Wir brachen um 1 Uhr 25 Minuten von Neby Shlt auf und mussten nach dem Thalboden unter Rumädy sehr tief hinunter gehen. Hier giebt es Obstbäume tmd andern Anbau. Indem wir Rumädy auf seinem Felsrücken links Hessen und nach und nach wieder hinauf stiegen, kamen wir auf die Terrasse und ritten zwischen Hügeln weg durch die halb wüste Ebene. Um Dreiviertel ') S. Herrn J. L. Porter in Biblioth. Sacr. 1854. p. 660.

656

XI. Abschnitt. Von DamascuB nach Ba'albek.

auf 3 Uhr kam der Wadv Sbabät herein. Mit einem kleinen Strom und felsigem, wllstem Bett schneidet er seinen Weg durch die Terrasse vermittelst einer sehr tiefen, wilden Schlucht tom Berge bis zu der niedrem Ebene. Dies Thal hat seinen Anfang nicht weit vom Wady Ma'rabön, und ein mehr nördlicher Weg \on Sürghäya nach Ba'albek geht von der Yahfüfeh-Strasse an der Brücke ab, dann ungefähr Dreiviertel Stunden lang den Wad\ Ma'rabiln hinauf und sodann Uber einen niedrigen Rücken weg in den Wady Shabdt. Diesem folgt er eine Zeit lang nach Nordwesten, verlässt ihn aber nach und nach, indem er sich über nackte felsige Abhänge wendet und 20 Minuten jenseits der Stelle, wo wir den Wady gekreuzt, in unsern Weg tritt. Wir kamen 5 Minuten nach 3 Uhr an diese Vereinigung. Dieser Weg soll nicht länger als der Uber Neby Shtt sein, während er besser und ebener, obwohl weniger interessant ist als der andre. Es giebt keine Felshügel zu überklimmen und keine engen Hohlwege sich durchzuwinden. 1 ) Zehn Minuten nach 3 Uhr lag das Dorf ßereitän W. gen N. ungefähr 25 Minuten von uns, auf der Südseite einer Spalte in der Hügelkette. Hier giebt es viele alte Gräber. Wir zogen über das wüste Feld weiter. Um 4 Uhr kamen wir an eine andre tiefe, zottige Schlucht, die, wie die vorige, durch die Terrasse schnitt. Dies war Wady et-Taiyibeh, so von einem Dorfe weiter unten zwischen den Hügeln genannt; indessen hörten wir auch ihren obern Theil Wady Hijrabän nennen. Fünf Minuten nach halb 5 Uhr kamen wir an einen Scheideweg. Ein Zweig ging mehr rechts nach der Quelle von Ba'albek; wir nahinen den andern, der mehr links durch eine breite Spalte in den Hügeln hinunterlief. Ini Grunde dieser Spalte passirten wir um Dreiviertel auf 5 Uhr das kleine Dorf 'Ain Burday mit seiner Quelle. Darauf am Fusse der nächsten Hügel weiter gehend, kamen wir um 5 L'br nach der Stadt Ba'albek, die an der nordwestlichen Ecke der hohen Terrasse und Hügelkette liegt. Diese beiden brechen hier herunter und hören auf, während ein Arm der angeschwemmten Ebene nach ostwärts bis zur Quelle läuft. Der Weg, den wir so von Mäsy über Neby Shlt gemacht hatten, ja eigentlich schon von 'Anjar, hatte uns in Wirklichkeit ') J. L. Porter in Biblioth. Sacr. 1854. p. 660, 661. — Ich yermuthe, dasa dies der Weg ist, den Dr. Wilson gereist, als er von Zebedäny nach Ba'albek ging; doch ist seine Beschreibung unbestimmt; Lands of the Bible. H. p. 375, 376.

Wady ShabAt.

Bereitin.

657

Sir'in.

aus der Bükä'a herausgebracht, so dass wir im eigentlichen Verstände den ganzen Tag über nicht mehr in der grossen Ebene gewesen waren, sondern auf höherem Boden im Osten der Hügelkette. Dies kleinere Seitenthal ist eine seltsame Naturbildung. Man kann es als vom Wady e t - T e i m bis Ba'albek gehend betrachten, mit Unterbrechungen hauptsächlich zu 'Anjar und Neby Shit. Die grosse Ebene selbst, wie wir sie durch die Oeffnungen zwischen den Hügeln sahen, ist von der üppigsten Schönheit und Pracht, ein Edelstein in einer Fassung von Bergen ruhend, aus der die Schneedecken des Libanon wie Brillanten schimmern. Die Ebene Büki'a ist soweit überall wohl bewässert. Die Berge fangen weiter südlich an sie zu verengen, und nördlich von Ba'albek verändert sich ihr Charakter gänzlich. Von MÄsy nordwärts führt ein andrer Weg, der an dem westlichen Fusse der Hügelkette weggeht, und natürlich am östlichen Rand der grossen Ebene:'.) Nachdem er den Strom von Yahfüfch überschritten, steigt er einen steilen Hügel hinan, lässt das Dorf Küna 10 Minuten rechts, läuft in einem flachen Thale westlich vom oben erwähnten hohen Teil weiter, und erreicht in 4 5 Minuten eine Stelle, wo es Steinbrüche und ausgehöhlte Gräber giebt. Eine Viertelstunde weiter, über das Thal weg, das unterhalb Neby Shlt herausläuft, ist das Dorf Sir'in; zwanzig Minuten später geht der Weg westlich von Rümädy unter demselben weg. Nach einer Viertelstunde folgt Tübshär; dann in 10 Minuten links 'Ain el-Kunciseh, ein neues Dörfchen. Nach wiederum 25 Minuten kommt man nach Bereitein. Von da nach Taiyibeh ist es 3 5 Minuten. Dreiviertel Stundeu weiter liegt das Dorf Düris JO Minuten links vom Wege. 1 ) Eine andre halbe Stunde endlich bringt den Reisenden nach Ba'albek.

'| Diesen Weg nahm Dr. De Forest, al» er von Ba'nlbek nach 'Anjar reiste; Joum. of Am. Orient. Soc. III. p. 3 5 8 , 3 3 9 . — Schubert folgte ebenfalls demselben W e g , wenigstens von Sir'in, das er Zarain schreibt; III. p. 314. ') Düris ist auf dem direkten Wege von Zahleh nach Ba'albek. Nahe diesem Dorfe ist ein Gebäude, das wie oin kleiner Tempel aussiebt. Burckhardt beschreibt es als von acht der schönsten granitnen Säulen umgeben; Trar. p. 11, 12. Allein nach Otto v. Richter sind die Säulen blos ohne alle Ordnung und zum Theil verkehrt in den Boden gepflanzt, und bilden einen moslemitischen Tnrbeh oder W'ely; p. 80. So Auch Squire in Walpole's Travels in various Countrics of the East; p. 307. Ein solcher Schluss wird noch starker und bestimmter von De Saulcy ausgesprochen; Narrat. II. Hdhtuson, Bilil. Kornchungea.

42

658

XI. Abschnitt,

liti'alhek.

Die alten Steinbrüche von Ba'albek sind in der westlichen Basis des letzten Hügels, 8 — 1 0 Minuten südlich von Stadt und Tempel. Hier kann man noch immer die Art sehen, wie die gewöhnlichen Steine zum Bau der massiven Strukturen der nahen Stadt gebrochen worden. Sie wurden gemeiniglich von der senkrechten Felswand in aufrechter Lage ausgehauen, indem ein Zwischenraum von ungerahr 6 Zoll zwischen ihnen und dem Felsen dahinter und zur Seite weggeschnitten ward; man liess sie halb zugehauen und geglättet. Viele solche Steine, Uberall getrennt, nur nicht unten am Boden, stehen noch da, wie massive, viereckige Pfeiler. In dem nämlichen Hügel sind nahe der Stadt mehrere Grabesaushöhlungpn. Der grösste Stein von allen, der durch die Reisenden so berühmt geworden, liegt in einer schrägen Lage in einer Richtung von Osten nach Westen. Wir raassen ihn, wie folgt: Länge . . . 6 3 Fuss 4 Zoll Breite . . . j7 2 Höhe . . . 14 7 Für welche besondere Stelle dieser Stein bestimmt war, ist schwer zu sagen; an den Orten, wo die jetzigen Gebäude stehen, scheint kein Raum für ihn zu sein. Wenn man ihn beurtheilt, wie er jetzt liegt, so scheinen die wirklichen Verhältnisse durchaus unglaublich. Wenn man auf ihn zugeht, so zweifelt man nicht, dass man seine Hand auf die höchste Stelle desselben legen könnte; aber der Versuch lehrt bald, dass man sich wenigstens um die Hälfte verrechnet hat. Auf der niedrigen rückenförimgen Erdschweüung zwischen diesem letztem Hügel und einer kleinen Erhöhung 10 Minuten weiter nach Norden stehen die beiden grossen Tempel. Die alte Stadtmauer läuft von ihrer südwestlichen Ecke in östlicher Richtung den Ilügel bis beinahe ganz oben hinauf; 1 ) von da nordwärts wieder hinunter und weit in die Ebene hinein, die sich nach

p. 639. Es ist augenscheinlich das nämliche Gebhude, von dem Pococke vor mehr als hundert Jahren spricht, als von „a Maliometan sepulchre of an octagon figure"; II. 1. p. 1(18. Die schoncn Säulen wurden natürlich t o n Ba'albek hingebracht. ') In dorn Winkel, den die Stadtmauer auf diesem Hügel bildet, stand sonst die dorische SUulc, die Pocoekc und Wood beschreiben; Pococke II. 1. p. 107. Wood p. 17. Sie war schon im Jahre 1802 umgestürzt; Squire in Walpole's Trav. in the East p. 306. — Die Ueberreste werden von De Saulcy beschrieben; Narrative II. p. 615 sq.

Alte Steinbrüche.

«59

Quelle.

der Quelle zu a u s d e h n t ; dann Nord von West nach der oben erwähnten Anhöhe. Der Spur der vierten Mauer folgten -wir nicht. Die Mauer war Susserlich von gehauenen Steinen und hatte in Zwischenräumen eine Menge von viereckigen Thürmen. Der ganze Bau erinnerte mich s e h r an die Mauern und Thürme von 'Anjar; ausser dass der hier umschlossene Flächenraum bedeutend grösser ist. Mauern und T h ü r m e liegen jetzt in Ruinen, und die neue Ortschaft, die meist auf der Ostseite des Tempels erbaut worden, ist nichts als ein armseliges Dorf von etwas mehr als gewöhnlicher G r ö s s e . ' ) Doch stehen viele Bäume herum von verschiedenen Arten, allein besonders Wallnussbäume. Die g r o s s e , schöne Quelle von Ba'albek ist 1 5 Minuten Süd von Ost vom Tempel, in ihrem eignen lieblichen Thale, einer Vertiefung in der Ebene, die hier bis an den Fuss des Anti-Libanon hinaufläuft, im Norden der Hügel und Terrasse. Das ganze Thal hat ein üppiges, wiesengleiches Ansehen. Das W a s s e r kocht an mehreren Stellen a u f ; um zwei derselben ist eine niedrige halbkreisförmige Mauer gebaut. An dem Steinwerk eines dieser Brunnen fand Maundrell eine griechische Inschrift mit dem Namen eines christlichen Bischofs. 1 ) Das Wasser von glänzender Klarheit läuft in einem schlängelnden anmuthigen Flusse ab, der etwa die G r ö s s e des Stroms i o n Neba' Shemstn hat. Ganz nahe bei der Quelle sind die Ruinen einer Moschee mit einer Säulenreihe mitten d u r c h ; vielleicht waren sie einst von Bogen bedeckt und halfen das Dach tragen. Auf der Nordseitc ist ein viereckiger Hof.*) — Der Strom fliesst \ o n der Quelle nach den Tempeln hinunter. Sein natürlicher Lauf ist im Norden derselben; allein auch längs der Südseite der Tempel sind jetzt Zweige davon hingeführt, die mehrere Mühlen nähreu. Der ganze Fluss wird nachher in der Ebene durch Bewässerung e r s c h ö p f t , so d a s s , ausser im W i n t e r , gar kein Wasser in ihm den Lltrtnv erreicht. Die allerweiteste beständige Quelle des Lltänv soll bei einem Dorfe Haushbeh s e i n , beinahe westlich von Ba'albek, am Fusse des Lib a n o n ; und der Strom ist 1 — 2 Stunden unterhalb seines Ur-

') Zu Burckhardts Zeit enthielt Ba'albek ungefähr 70 Familien Metäwileh und 25 griechisch-katholische; p. 15. Wahrscheinlich hat darin wenig Veränderung stattgefunden. *) Maundrell, Jonrn. 5. May, am Ende. *) Die kleinere Quelle, Jüsh genannt, die Burckhnvdt besuchte, ist höher oben auf 18. 8. auch die Bezugnahme darauf in Robert's Sketches, Erklärung (1er Platte: E a s t e r n P o r t i e o , B a a l b e c . 3 ) Es wird angenommen , dass die Säulenordnung durch Tempel und Tempelhöfe die corinthisehe gewesen sei. *) Po auch Wilson's Lands of the Bible. II. p. 383.

XI. Abschnitt,

ßn'alhek.

z u f ü g t e ; ' ) zubarmueu also beinah 7 6 F u s s . 1 ) Die Säulen bestanden meist aus 4 Stücken; viele davon liegen jetzt über den Boden zerstreut umher. Sie waren mit eisernen, einen Fuss langen und einen Fuss dicken eisernen >udeln oder Klammern an einander befestigt; manchmal auch waren zwei gebraucht, eine r u n d , die andere viereckig. 3 ) So lest waren die so zusammengefügten Theile verbunden, dass in einigen Fällen der Sturz der Säulen sie nicht getrennt hatte. Eine der empörendsten Formen der unbarmherzigen Barbarei, denen diese herrlichen Ruinen unterworfen gewesen sind, ist noch in dem Abhauen und Abbrechen vom Fuss der noch stehenden Säulen zu selten, um diese Massen von Eisen zu erhalten 1 Diese Säulenreihen standen auf ungeheuern Mauern, die beinah 50 Fuss hoch über den Boden auf der Aussenseite aufgebaut waren. Die östliche Mauer lehnte an der Plattform des grossen Vierecks, die, wie inan glauben sollte, niedriger war als der Boden des grossen Peristyls. Die südliche Mauer ist jetzt meist mit Schutt von Jahrhunderten Uberdeckt. Die auf der Westseite ist von dem noch zu beschreibenden gigantischen Mauerwerk verborgen. Die nördliche Mauer ist frei. Sie ist von gut gearbeiteten, kunstfertig zugerichteten, fugenrändrigen Steinen gebaut. Lagen langer Steine wechseln mit Lagen von kürzern ab. Die Dicke dieser Lagen ist sehr gleichförmig, 3 Fuss 8 Zoll; und von der jetzigen Bodenfläche an der Aussenseite nach den Piedestalen der ungeheuern Säulen oben kann man 1 3 Lagen zählen, demnach ungefähr 4 8 Fuss. In der südlichen Mauer waren die Steinlagen ähnlich und die Höhe wahrscheinlich die nämliche'. Ob es oben in einer Höhe mit diesen Mauern eine gewölbte tfsplanade gab, die von dem Penstyl eingeschlossen war; ob darüber eine cella innerhalb der letztern war; oder ob Esplanade und Peristyl allein zum Zicrath eines ungeheuern unbedeckten Tempels dienten, kann vielleicht nie ausgemacht werden. Vielleicht ist dies letztere nicht die unwahrscheinlichste Hypothese. Dieser grossartige Peristyl, der so einige 30 Fuss hoch über die Gegend umher erhoben stand, war weit und breit nach allen Richtungen zu sehen. Selbst jetzt noch machen die 6 westlichen

') Wood and Dawkins, Plate XXIII. ') Lands of the Bible. II. p. 383. ') Wood p. 23.

Der piosse Tempel.

«67

Säulen auf der Südseite, die einzigen, die noch aufrecht stehen, den Hauptanziehungspunkt und das Wunder aller verschiedenen Ansichten Ba'albcks aus. Zur Zeit von Wood und Dawkins im Jahre 1 7 5 1 standen noch 9 Säulen. Nicht weniger wundervoll als die andern Theile des grossen Tempels sind die colossalen iiusserlichen U n t e r b a u t e n , von welchen die Mauern, auf denen der Peristyl r u h t , umschlossen und gedeckt sind, wenn in der That diese Benennung auf die ungeheuern Massen Mauerwerk, auf denen nichts r u h t , anzuwenden i s t . ' ) Dieser äusserliche Unterbauwall ist auf der Nordseite und am Westende des Peristyls, und existirt wahrscheinlich auch auf der Südseite unter den Schutthügeln. £ r wird von Wood als überall 29 und einen halben Fuss entfernt von den Mauern, welche die Säulen stützen, bezeichnet, und ist selber 10 Fuss dick. Die imposanteste dieser Unterbauten ist die westliche Mauer, wenn man sie von der Aussenseite sieht. Sie erhebt sich bis zum Boden der Säulen einige 5 0 Fuss Uber die Erdfläche; und in ihr erblickt man den Einbau von 3 ungeheuern Steinen, die unter allen Reisenden berühmt sind. Die Länge eines der Steine ist 6 4 Fuss; die eines andern 6 3 Fuss 8 Zoll; und die des dritten 6 3 Fuss; in allem 1 9 0 Fuss 8 Zoll. Ihre Höhe beträgt ungefähr 1 3 Fuss; die Dicke ist, wie es scheint, ungefähr die nämliche, oder vielleicht beträchtlicher. Sie liegen etwa 2 0 Fuss Uber dem Boden, und unter ihnen liegen 7 Steine von gleicher Dicke, die sich an beiden Enden etwas Uber die o b e m heraus strecken. *) Es ist augenscheinlich, dass diese ungeheuern Blöcke die Bedeckung des Westendes des grossen«Tempels bildeten, und bezeichneten, wie weil sich dasselbe erstreckte, mit der Breite der mächtigen Kolonnade oben corrcspondireml. Die Mauer, die von diesen Blöcken südwärts läuft, ist aus geungerem Material und wahrscheinlich aus neuerer Zeil. — Ohne Zweifel waren es diese

') Wood und Dawkins geben ihnen den Namen s u b a s e m e n t , mil der nämlichen Frage, ob es auch eine richtige Benennung Bei. *) Dr. Wilson spricht hier von „one stone overlooked both by Maundroll, and Wood and Dawkins, probably because irregularly cut in the outer surface, though of undivided mass, which is s i x t y - n i n e feet in length, thirteen in depth, and eigtheen in breadth"; II. p. 381. Diese Angabe bin ich weder im Stande zu bestätigen, noch ihr zu widersprechen. W i e alle frühem Reisenden, mit Ausnahme Dr. Wilsons, nahmen wir keinen solchen Stein wahr.

668 3

XI. Abschnitt

enormen

Steine,

die dem

Ba'albek.

grossen

Tempel

sein

altes

Epithel

gegeben. ' )

Trilithon

Auf der Nordseite ist die Unterbau-Mauer n u r ungefähr 2 0 F u s s h o c h ; sie ist nie vollendet woiden. Arbeit:

Auch sie ist \on c\elopischer

unermessliche Steine, eingebaut,

gekommen,

und nie glatt gearbeitet.

überschläglich

3 1 Fuss

in

wie s i e

vom

Steinbruch

Hier sind neun S t e i n e ,

der Länge

die

und 9 F u s s 7 Zoll in der

B r e i t e lind 1 3 F u s s in der Tiefe m e s s e n . 2 )

Ich habe, als ich von

dem ungeheuern Block, der noch im S t e i n b r u c h liegt, s p r a c h , b e merkt,

dass

selben

zu

im Plan sein

der jetzigen Strukturen kein Platz f ü r den-

scheine.J)

Es

möchte j e d o c h

nicht

unmöglich

sein, dass dieser Block dazu b e s t i m m t war, g e r a d e auf diese Mauer gelegt zu werden, in einer L i n i e mit den ä h n l i c h e n Steinlagen Westende;

und

dass

um irgend

eines

Grundes

willen

der

am Bau

aufgegeben und die Mauer in ihrem jetzigen unvollendeten Zustand gelassen

ward.

Auf diese

Weise

ist

die

herrliche

innere

Mauer

von fugenrändrigen Steinen, welche die S ä u l e n r e i h e trägt, a u f dieser Seite für B l i c k und Zugang offen geblieben. Unter den nördlichen und südlichen S e i t e n d e s g r o s s e n Vierecks,

die weit

vor

dem l'eristyl und dem S e c h s e c k

vorspringen,

sind lange gewölbte Gänge, die sich ganz durch von einer A u s s e n seite nach der andern erstrecken.

Auch giebt e s w e n i g s t e n s E i n e n

solchen G a n g , der den entgegensetzten W e g läuft und die andern

verbindet,

und wahrscheinlich

giebt e s m e h r e r e .

Gänge und R ä u m e über der Plattform werden auch

beiden Andere

beschrieben.')

Der Bogen des Gewölbes ist r u n d ; und an den Wanden s i n d n o c h Ueberbleibscl

von

da eine B ü s t e . 5 ) einzige Eingang pels oben

durch

lateinischen

Inschriften zu sehen und h i e r und

Zur Zeit M.uindiells und der Poatöv lau. ') Maerob. Saturnal. 1, 23: „Assyrii [i. e. Syri] quoque Solem sub nomine Jovis, quem Dia Heliopoliten cognominant, maximis ceremoniis celebrant in civitate, quae Heliopolis nuneupatur. Ejus Dei simulacrum sumtum est de oppido Agypti, quod et ipsum Heliopolis appellatur, regnanto apud Aegyptios Senemure; perlatumque est primum in earn per Opiam, legatnm Deleboris, regis Assyriorum, sacerdotesque A g y p t i o s , quorum prineeps fuit Fartemetis, dinque habitum apud Assyrios, postea Heliopolim commigravit".

43*

670

XI. Abschnitt.

Ba'albek.

halten w o r d e n . ' ) Allein dieser Ort ist, wie wir gesehin haben, wahrscheinlich eher in Bänifis zu suchen; und einige G r i n d e sind angeführt worden, warum er nicht wohl so weit nördlich al s Ba'albek gelegen haben kann.*) Von demselben Schriftsteller wird B a a l a t h ebenfalls als eins und dasselbe sowohl als Baal-gad wie als Ba'albek gehalten. Wir lesen in der That, dass Salomo „ b a u e t e Gaser u n d das niedre Beth Horon und Baelath und Tadmor in der Wüsten im L a n d e " ; 3 ) und darum wird a n g e n o m m e o , dass Baelath Ba'albek s e i , einzig und allein weil es mit Tidmor zusammengestellt wird. In einer andern Stelle jedoch ist die Ordnung umgekehrt u n d wir lesen, dass Salomo „bauete Tadmor in der Wilsten, Kornstädte in Hamath, die beiden B e t h - h o r o n s u n d Baalath". 4 ) Das Argument ist also zerstört. Ferner sagt auch Josephus ausdrücklich, dass das so durch Salomo befestigte Baelath nahe bei Gazara (Gaser) im Lande der Philister lag. 5 ) E s w a r daher kein andres als das Baelath des Stammes Dan. 6 ) Ein dritter Name, der von dem nämlichen Schriftsteller in ähnliche Verbindung gebracht w i r d , ist B a a l - h a m o u , das einmal im Hohen Lied vork o m m t , 7 ) wo gesagt w i r d , dass Salomo dort einen Weingarten habe, den er an Hilter verpachte für tausend Goldstücke von jedem. Allein Salomo würde schwerlich Ba'albek als einen günstigen Ort zu einem Weingarten auserlesen haben, besonders zu einem von solchem Umfang und W e r t h . 8 ) Wahrscheinlicher ist es, dass der Prophet Arnos auf Heliopolis

') Hcbr. "IJ Jos. 11, 17. 12, 7. So Iken de Baal-hamon et Baalgad in seinen Disaertatt. pliilol. theol. Michaelis Supplemm. ad. Lex. Hebr. p. 107, 201. Rosenm. Bibl. Geogr. I. 2. p. 280, 281. Ritter, Erdk. XVII. p. 230. ') S. oben p. 536. ') Hebr. p b j O , 1 K. 17. IS ') 2 Chr. 8,' 4—b ') Jos. Antt. S, 6. 1; vergl. Rel. Palaest. p. 778 sq. b ) Jos. 19, 44. ^ Hebr. ^ Ü n Hohes L. 8, 11. So auch Dr. Wilson, Lands of the Bible. II. p. 384. 9 ) In B a a l - l i a m o n wird das zweite Wort H a m o n von Einigen für A m o n oder A m r a o n , den ägyptischen Jupiter, genommen; so Michaelis, Supplem. 1. c. p. 201. Rosenm. 1. c. p. 281. Wilson 1. c. Jedoch kommt dieser ägyptische Name im Hebräischen vor als "} fflN, Jer. 46, 25. Nah. 3, 8. Gesenius bezieht Baal-hamon auf das Bila/itov oder BaXapiöy, Judith 8, 3, unter den Hügeln von Samaria, in der Nähe von Dothan. Dies iat wahrscheinlicher, wenn nur ein solcher Ort je existirte. S. oben p. 443.

Geschichte.

677

und seinen Götzendienst anspielt, wenn er von der „Ebene Aven" spricht (Bikath Aven). 1 ) Die Septuaginta scheint die Stelle so verstanden zu haben; denn sie giebt hier das hebräische Aven durch On, den einheimischen Namen des ägyptischen Heliopolis.1) Die Anspielung würde sich sonach auf die grosse Ebene Bükä'a beziehen oder Coele-Syrien, wovon Heliopolis stets die vorzüglichste Stadt war. 3 ) Und dies stimmt mit dem Zusammenhang. Die Hauptnachrichten Uber Heliopolis während des 2. und 3. Jahrhunderts gewinnen wir aus den Münzen der Stadt. Von diesen sind viele noch vorhanden, wie sie unter den meisten der Kaiser von Nerva bis auf Gallienus geprägt worden. 4 ) Von den frühsten, denen unter Nerva und Hadrian, haben die erstem den Stempel COL. IVL. HEL., und die letztem C. I. HEL. LEG. H. Die Devise auf beiden ist ein Colonist, der zwei Ochsen treibt; und dies ist auf allen Münzen der spätem Kaiser fortgesetzt, so wie auch die Inschrift COL. IVL. AVG. FEL. Heliopolis hatte demnach den Rang einer römischen Colonie; und ferner wird der Schluss gemacht, dass eine Colonie militärischer Veteranen von Julius Cäsar oder von Augustus hierher geschickt ward, wie auch nach Beryt u s . 5 ) Gegen den Schluss des 2. Jahrhunderts gewährte Septimius Severus der Stadt das Jus Italicum, eine Gnade, die begünstigten Provinzialstädten zu Theil ward. 6 ) Es sind keine Münzen der Stadt unter den beiden Antoninen vorhanden, und nur eine unter Commodus, die nicht wesentlich von denen unter Nerva und Hadrian abweicht. Allein in der Abwesenheit von Münzen und allen andern alten Zeugnissen finden wir seltsam genug in Johann von Antiochia, mit ') Hcbr. Am. 1, i . ') Sept. ntor. Bis hierher, \ o n Käinid nordwärts, ist sie in ihren Hauptzügen eine breite, flache, fruchtbare Ebene, die den grössten Theil der weiten Bergkluft einnimmt; nur ein schmales paralleles Thal, eine Art Terrasse, läuft am Fuss des Anti-Libanon hin, >on der untern Ebene durch eine Reihe von Hügeln getrennt. Die Breite des Raumes zwischen den Bergen wird überschläglich auf driltehalb bis drei Stunden angegeben. Nahe bei Neby Shlt endet, wie wir gesehen haben, der niedrigere, westliche Rücken des Anti-Libanon; und der höhere Bergrücken bildet weiter nach Norden die Wand der Bükd'a.') Dieser kehrt sich ganz allmählig gegen den Libanon h i n , und das grosse Thal wird, wenigstens bis zur Wasserscheide bei Lebweh, immer enger. D o n n e r s t a g , d e n 1 0 . J u n i . Wir brachten die frühen Morgenstunden damit z u , die Ruinen noch vollends zu untersuchen, und besuchten auch die Quelle. Um ein Viertel auf 1 1 Uhr brachen wir von unserer Lagerstätte an dem Tempel auf, und waren in 1 0 Minuten am nördlichen Thore in der alten Stadtmauer. Sowohl in Nordosten als in Nordwesten von der Stadt sind Gottesäcker, und die Form der Grabsteine, die an beide Enden des Grabes gesetzt waren und durchaus den Gräbern in Neu-England und Deutschland glichen, fiel mir besonders auf. Hier aber waren sie durch ganz niedrige Seitenwände verbunden, und schlössen so das Grab in einem länglichen Viereck ein. — Unsre Richtung war jetzt Nordost, auf Nahleh zu. ') S. ofcen p. 655.

Tempel zu Nahleb.

689

V o r u n s erhob sich nun ein Streifen L a n d e s , der an den o s t wärts nach der Quelle sich abzweigenden Auslauf der E b e n e stiess. Als wir u n s wie ein

\on Süden

h e r Ba'albek

vom östlichen

Rücken.

Berg

quer

mehr näherten,

durch

das Thal

sah e r aus

ausgestreckter

J e t z t erwies e r sich als das S ü d e n d e eines b r e i t e n ,

mit

K i e s b e d e c k t e n Abhanges, der vom Anti-Libanon nach W e s t e n

hin-

unterlief und wenigstens

bis

in

die Mitte d e r B r e i t e

h i n e i n ; e i n e ungeheure Abdachung

mit ä u s s e r s t

des

Thaies

unebenem

Boden

und d a r ü b e r hin vom B e r g h e r u n t e r k o m m e n d e n B ü c k e n und tiefen Wadys

dazwischen.

Es

ist

eine

Art F o r t s e t z u n g

des

Wüstenpla-

teaus im Süden von B a ' a l b e k , und erstreckt sich nach Norden bis zu der W a s s e r s c h e i d e

bei

Lebweh.

L e b w e h ist wüst und u n f r u c h t b a r ;

Die ganze L a n d e s s t r e c k e mit A u s n a h m e

eines

bis

geringen

A n b a u s in den tiefern Tliälern und ein P a a r armseligen Kornfeldern u m einige wenige Dörfer herum. westlichen B e r g zu bot

Das untere e b e n e L a n d nach

sich uns als eiue Fortsetzung des

dem

frucht-

b a r e n Theiles der Bükä'a dar, und es schien auch nicht an Anbau zu fehlen. Wir

fingen

nun

an j e n e n

wüsten

Abhang

hinauf zu

reiten,

und k a m e n um 1 1 Uhr an ein kleines B ä c h l e i n , das z u r B e w ä s s e r u n g diente

und

um

die Hügel

herum

von

einer

südöstlich von Nahleh hierher g e b r a c h t war. — t e r lag Deir e l - A h m a r , 1 1 Uhr 4 0 Minuten

kleinen

Quelle

F ü n f Minuten

spä-

nahe am F u s s e des L i b a n o n , N.N.W.

Um

kamen wir nach Nahleh.

Dies liegt a u f dem

südlichen Thalhang einer s e h r tiefen, e n g e n , wilden S c h l u c h t ,

durch

die, ganz von der B e r g e s h ö h e h e r a b , der Abhang zerrissen ist, bis z u r westlichen E b e n e hinab. und eine s c h ö n e

Quelle

Unten auf der S o h l e

findet

sich

unterhalb

fliesst

des

ein B a c h ,

Dorfes.

Dies

die Ueberreste

eines

letztre ist nichts als ein Haufen elender Hütten. Hier in der Mitte des Dorfes alten Tempels. werk,

sind

auch

E r stand auf e i n e r erhöhten Plattform t o n Mauer-

wie der zu Deir e l - ' A s h ä y i r . ' )

Zwei L a g e n g r o s s e r

sind unten zu s e h e n , welche das Grundwerk b i l d e n . eine Lage

grosser

zugerichteter,

in F o r m

wie

Dann

ein

Steine kommt

unigekehrtes

Karniess;

Uber dieser wieder zwei L a g e n , von denen die e i n e ein

Karniess

oder eine

Plattform bildet, erhebt 1 3 } Fuss

Norstehende

Die Plattform unter

Leiste

hat

und

den B o d e n

der

die auf diese W e i s e sich 1 2 F u s s Uber die E r d e dem

ragt

an

Tempel

beiden hervor.

Seiten Das

und

am

Ostende

') S. oben p. 570. Robiason, Dikl. l'ortchuogeD.

44

Westende

sowohl

des

690

X I I . Abschnitt.

Vou Ba'albek über Kibleh nach el-Husn.

Tempels als der Plattform ist weggebrochen und zerstört. Der Übrig gebliebene Theil des Tempels selbst ist 7 8 Fuss lang und 42 Fuss breit. Die Steine sind gross, viele davon 1 0 bis 12 Fuss lang. Einige scheinen rohe Fugenränder zu haben, was zufällig sein mag. Vom eigentlichen Tempel sind nur einige wenige Steinlagen übrig, und innerhalb derselben und auf der Plattform haben die Dorfbewohner ihre Hutten aufgeschlagen. In den Höfen andrer Wohnungen und aussen um das Dorf herum sieht man noch eine Menge zugehauener Steine. Auf einem Hügel im Osten des Dorfes sahen wir die Grundbauten und sonstigen Spuren einer einstigen Stadt. Im nämlichen Hügel finden sich mehrere ausgegrabene Grüfte. Diese hatte mein Gefährte Herr Robson im Jahre 1 8 4 8 besucht. Eine davon besteht aus einem langen Gange, auf dessen beiden Seiten sich fünf ausgehauene Nischen befinden, während auch eine am Ende dem Eingang gegenüber ist. In jeder dieser eilf Nischen sind drei Sarcophage oder loculi neben einander in den Fels eingeschnitten. Die Anlage der übrigen Grüfte ist ganz ähnlich; nur an Grösse sind sie sehr verschieden. Jenseits dieses Hügels, in einem Thale südöstlich vom Dorfe, ist eine kleine Quelle, von der das Wasser in alten Zeiten durch einen Aquädukt wohl Uber eine halbe Stunde weit nach Nahleh gebracht ward. Noch sieht man Ueberreste desselben, gut gebaut und mit Mörtel überzogen. Allein das Wasser wird jetzt in rohen offnen Kanälen nach Süden geleitet, die zu Ba'albek gehörenden Felder zu bewässern. Eins dieser Flüsschen hatten wir auf unsrem Wege hierher überschritten. Um Dreiuertel auf ein Uhr verlicssen wir Nahleh. Nachdem wir in die Schlucht hinabgestiegen und auf einer steinernen Brücke mit einem Bogen über den Bach gesetzt, stiegen w»r in einer nordwestlichen Richtung wieder aufwärts bis um 1 Uhr. Dann wendeten wir uns nach Norden, den Abhang entlang, und waren um Dreiviertel auf 2 Uhr Yiinln gegenüber, einem kleinen Dorfe zu unsrer Rechten. Iiier ist in dem grossen Abhang eine Unterbrechung von einer halben Stunde. Ein breiter, seichter Wady mit einem Strom kommt vom Fussc des Berges heraus. In diesem liegt das Dorf mit der Quelle an der Basis des Anti-Libanon, und dahinter eine Schlucht im Berge. Wir kamen fünf Minuten vor zwei Uhr an den Bach im Thale. Er war längs der Abhänge in mehreren Zweigen hingeleitet und ganz zum Behuf der Bewässerung aufgebraucht. An dieser Stelle konnten wir schon die Wir-

ISahloli.

Ansicht des Libanon.

691

kung des Zusamraenlaufens der Berge wahrnehmen, denn das grosse Thal ist hier nicht breiter als 2 Stunden. Unser Weg lief hier längs dem östlichen Berge ungefähr auf dem Drittel der Breite der Ebene hin. Deir el-Ahmar liegt von Yünln N. 6 4 ° VV. Südlich von Deir el-Ahmar, auf dem Wege von Ba'albek nach diesem Dorfe, anderthalb Stunden N.N.W, von Ba'albek und im westlichen Theile der Ebene steht eine einsame Säule, zur corinthischen Ordnung gehörig. Sie steht hoch auf einem Piedestal oder einer Plattform mit 5 S t u f e n , und besteht ausser dem Fuss und dem Kapital aus 1 4 — 1 5 Steinblöcken, jeder etwa von drei Fuss Dicke. Auf der Nordseile ist eine glatte Tafel eingehauen; doch" von einer Inschrift ist keine Spur zu s e h e n . ' ) Es mag ein Monument gewesen sein, möglicherweise in irgend einer Beziehung auf Ba'albek oder seine Umgegend errichtet; oder noch wahrscheinlicher sollte es zum Denkmal irgend eines jetzt unbekannten historischen Ereignisses dienen. Von den Eingebornen wird es el-Maghazel „die Spindel - ' g e n a n n t . J ) Von diesem Theile unseres Weges hatten wir eine vollständigere Ansicht des nördlichen Theiles der östlichen Abdachung des Libanon. Unter dem hohen RücKcn der Ccdern, und eher mehr als den halben Berg hinauf, ist eine breite unebene Terrasse, von unregelmässigen flachen Thälern in ein Paar Rücken abgetheilt, die parallel laufen, aber gleichfalls ganz unregelmässig sind. Diese erstrecken sich nordwärts die ganze Länge des Libanon entlang, und verlaufen sich in mehrere kleinere Höhcnstrecken. Alle diese und der ganze untere Theil des Berges scheinen gut bewaldet. Das heisst für den Libanon; denn der grösste Theil des Holzes besteht aus \erbutteten Eichen (Sindidn), die so erbärmlich bleib e n , weil das Volk seine Ziegen und Schafe beständig die jungen Sprossen abfressen lässt. 3 ) Von dieser Terrasse erhebt sich sehr steil der erhabene Bergrücken, ganz aus dem nackten Felsen bestehend. I m diese Zeit war jede Höhlung darin mit Schnee ausgefüllt lind ganz oben lag eine fast ununterbrochene Schneedecke auf dem Berge. Diese Schneemasse zur jetzigen Jahreszeit sollte jedoch etwas ungewöhnliches sein. Ehe wir Ba'albek erreichten und auch heute hatte mein Gefährte sich mehrere Male nach dem Localnamen dieses Theils des ') Maundrell, G. May. Pococke II. 1. p. 107. Wilson, Lands of the Bible. II. p. 386. 3 ) Thomson in IJiblioth. Sacr. 1848. p. 700. ') So Hr. Robson, der durch diese Gegend des Gebirges gereist war. 44*

692

X I I . Abschnitt.

Von Ba'albek über Eibleh nach el-Husn.

Libanon erkundigt. Einer nannte ihn Jebel Bsherreh; ein anderer Jebel Libndn. Ein Mann in Yünln bezeichnete ihn mit dem Namen el-Misklyeh „der Bewässerer," nannte ihn aber weiter südlich Libnftn. Andere sprachen von ihm ohne weiteres als von „el-Jebel." Unser Weg lag nun den westlichen Theil des grossen Abhangs entlang, in einer Richtung ungefähr N. gen 0 . Wir näherten uns offenbar der Wasserscheide des grossen Thaies, die bis jetzt noch niemals vollständig bestimmt worden ist; wir waren darum ganz besonders aufmerksam darauf. Nach einiger Zeit kam vor uns zur Linken das Dorf Resm el-Iiadeth zum Vorschein, das am Fuss einer Höhe lag, die sich zuerst westwärts ganz Uber das Thal weg auszudehnen und so die Wasserscheide zu bilden schien. Allein die Leute sagten uns, dass ein engeres Thal weiter nach Norden hinliefe, etwas westlich vom Dorfe, wie wir auch selbst wahrnahmen, und dass das Wasser dort noch von Norden fliesse. Fünf Minuten nach drei Uhr waren wir dem Dorfe gegenüber, das eine kleiue Viertelstunde westlich von unserem Wege lag. Wir ritten nun ganz leise bergan in nordnordöstlicher Richtung und stiessen bald auf einen hellen Bach, der südwestwärts nach dem Dorfe von einer Quelle hinuntergeleitet ist, welche weiter nördlich und östlich hervorkommt. Um 4 Uhr kamen wir auf der Firste des Berges heraus und konnten nun zum erstenmale frei nach Norden schauen. Hier war das einsame Monument von Ilürmul sichtbar, und wir gewannen einen Blick auf den ganzeu nördlichen Theil der BükA'a. Ein kleiner Strom war durch einen künstlichen Ganal aus der Gegeud des östlichen Berges längs der Höhe des breiten Rückens herabgeleitet. Nahe au uuserein Pfade war er in 2 Aeste getheilt, um so zwei kleiue Felder zu bewässern, zwei Einsenkungen au beiden Seiten des Rückens. Einer dieser Arme floss süd westwärts a b ; der andere nordwestwärts. Das alte Bett des Gewässers ist ein Wady, eine kleiue Sirecke weiter nördlich und niedriger. Dies läuft nach Nordwesten und nach Norden. Hier ist also, scheint es mir, die Wasserscheide in diesem Theilc des grosseu Thaies; und auch im westlichen Theile des letztern kann sie nicht bedeutend von dieser Linie abweichen. l )

') ist die reiste als in

Die einzige publicirte Nacbricht über die Wasserscheide der Bük&'a von W . M. Thomson in der Biblioth. Sacr. 1848. p. 698. Herr T h . sudlich die Westseite e n t l a n g , u n d spricht von der Wasserscheide einem laugen Gctraidcfcld befindlich, wtstlich t o n L e b w e h . — Im

Wasserscheide in der BrtkA'a.

693

Wir hielten uns n u n , indem wir nach und nach bergunter gingen, grade auf die Quelle von Lebweh zu, die östlich vom Dorfe liegt. Ehe wir sie erreichten, stiessen wir atif einen Canal zur Bewässerung, der erst südwestlich längs dem südlichen Rande der niedrigen Ebene, im Westen der Quelle, abgeführt ist. Diesem folgend erreichten wir die Quelle um 5 Uhr und schlugen hier unser Nachtlager auf. Dies ist eine gar grosse Quelle des schönsten klaren Wassers, das aus verschiedenen Stellen von unterhalb einer breiten Strecke groben Kieses hervorquillt, die sich westlich einer Kalksteinschichte findet. Diese Felsschichte hängt mit dem höhern zum Berg hinauflaufenden Boden zusammen. Die Wassermasse, welche hier hervorbricht, ist vielleicht selbst grösser als die zu Wnjar. Ausser den vier hauptsächlichsten Strömungen giebt es noch 3 oder 4 kleinere; und man scheint blos im Kiese graben zu brauchen, um so viel Quellen zu haben, als man will. Ausser dem Canal längs der Südseite der niedrigen Ebene ist auch ein anderer längs dem nördlichen Rande abgeführt; und ein dritter, grösserer ist höher oben das Thal entlang nach Norden geleitet, ganz nahe am Wege, bis nach cl-Kä'a. Das übrige Wasser fliesst in das Becken hinunter und macht es fruchtbar und wiesenhafl lieblich. Der Strom fliesst sodann nordwestlich weiter nach dem Fuss des Libanon, und bricht sich, die westliche Seite des grossen Thaies entlang, den Weg in einer tiefen, engen, zottigen Schlucht, durch ein wüstes Stück Felsland nach den Quellen des Orontes, nach Hürmul zu. in der Mitte des Beckens liegt auf einem niedrigen Teil zwischen den Bächen das armselige Dorf Lebweh. Es ist eine Viertelstunde von der Quelle entfernt und seine Lage W.N.W. Dies trägt da? Gepräge einer antiken Ortslage, wenn auch von Ueber-

Ottober 1852 ging Dr. De Forest das Thal atif der Westseite hinauf und fand die Wisserscheide etwa? südlich vom Dorfe Sha'ad, von welchem Dorfe das Wasser nordwärts läuft. Die eigentliche Lage dieses Dorfes ist nicht genan angegeben; doch ist zu vermuthen, dnss dieselbe nicht viel, wenn überhaupt, südlicher als Lebweh sei. Von hier nach den Quellen des Orontes brauchte Dr. De Forest vier und eine halbe gewöhnliche Beisestunde. Wir brachten von Lebweh nach den genannten Quellen fünf Stunden zu; ohne Gepäck, allein auf einem etwas weniger direkten Wege; Ms. Journ. — Dr. De Forest giebt die Höhe der Wasserscheide auf 3,127 Fuss an; was jedoch um mehrere 100 Fuss niedriger ist als, nach Kussegger und Schubert, die Lage Ba'albeks. S. oben p. 660.

694

XII. A b b i n i l i .

bleibscln jetzt n i c h t s

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