Mittheilungen aus dem Tagebuche eines Reisenden in den Jahren 1821 und 1822 [Reprint 2019 ed.] 9783111481661, 9783111114835

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Mittheilungen aus dem Tagebuche eines Reisenden in den Jahren 1821 und 1822 [Reprint 2019 ed.]
 9783111481661, 9783111114835

Table of contents :
Lúttich
Mons
Valenciennes
Tournay
Lille
Boulogne sur mer den 11 September
Rouen den 14 September
Tours
Bordeaux
Chateau la fitte
Schloß Hautbrion
Bordeaux
Narbonne den 28 October
Cette
Montpellier
Nimes
Beaucaire und Tarascon
G. Remy
Aix
Menton

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Mittheilungen aus dem

Tagebuche eines Reisenden in den Jahren 1321 und 1322.

Leipzig, bei C, F, Göschen Beyer 1324.

Bruchstücke aus dem

Tagebuch-eines Reisenden in den Zähren 1321 und 1322.

Lüttich liegt von der Maas durchstr-mt, um­ schlungen von einem grünen Kranze von An­

höhen und Reben, die nicht zu den süßen Gaben des Weingotts gehören.

Die Fe­

stungswerke der Citadelle werden vermehrt und an dieser, wie an der Befestigung des Ber­

ges

des

ehmaligen Karthäuserklosters,

auf

dem andern Ufer der Maas, wird mit vieler

Thätigkeit gearbeitet.

Wenn mich mein Auge

nicht täuscht, so ist die Anhöhe der Karthäuser

von dem nahen Bergrücken, rechts vor der

Stadt beherrscht, und ich zweifle, daß diese beiden

Punkte überhaupt einem Feinde den

Eingang in werden.

das Maasthal lange

schließen

Indessen scheint mir Lüttich weniger

durch seine Lage als durch seine Hülfsquel-

len wichtig, die es der Führung und Bele­ bung des Krieges darbietet.

Pferde abgerech­

net, die es vom Auslande erhält,

sind seine

Vorräthe und Fabriken hinreichend,

einem

Heere von ioo,oooMann alle Bedürfnisse zu

liefern, und den Krieg wenigstens sechs Mo­ nate lang zu ernähren.

Trotz allen Klagen über die Stockung der

Geschäfte, beschäftigen Handel und Gewerb-

fleiß alle Klassen der Einwohner. reichen Steinkohlengruben beruht,

Auf den wie in

England, der Reichthum des Landes.

Die

Stückgießereien, ein Eigenthum des Staates, sind in voller Thätigkeit, um die Festungen, die dem niederländischen Boden überall ent­

steigen, mit allen Mitteln der Zerstörung zu versehen.

Die Gewehrfabriken liefern ihre

Waffen, die bekannt und gesucht sind, an alle

handelnde Nationen.

Das Haus Malherbes

hat im vorigen Zahre

eine Lieferung

von

100,000 Gewehren nach Spanien übernom­

men , und der Absatz der hiesigen Gewehrfa­ briken nach Amerika und an die Menschen und Meinungen von allen Farben betrug in

der letzten Zeit 3—400,000 Gewehre.

Auch

für Arbeiten, die einen größeren Aufwand an Zeit und Kunst bedürfen, wie Jagdge­ wehre u. s. w. haben sich die Bestellungen (selbst aus den Colonien) vermehrt, und die

großen Ledervorräthe Lüttichs werden in jeder

Frankfurter und Leipziger Messe erschöpft. Die Tuchfabriken haben zwar durch den gehemmten Absatz nach Frankreich und Deutsch­

land viel von ihrer Thätigkeit verloren, aber der Schleichhandel trägt ihre Waare auf alle Märkte Europa's, und sie haben sich unter

der französischen Regierung, wie die Fabri­ ken im Herzogthume Zülich, hauptsächlich in Eupen, für ihre Tücher einen Markt in der

Levante, und damals eine reiche Quelle des Handels geöffnet.

Er fodert, wie der Han­

del in Griechenland überhaupt, langen Cre­

dit, und die letzten Ereignisse müssen nach­ theilig auf die großen Häuser Lüttichs wir­ ken , die bedeutende Foderungen in der Levante

haben.

Auch hier hat sich der Grundsatz

bewährt, daß nur Kaufleute mit bedeutenden Kapitalen dem Gang des Handels mit Vor-

theil in allen Richtungen folger» können.

Die

Menge der kleinen , überall und schnell aufkei­ menden Handelshäuser, die nur das Kapital

ihrer Entwürfe in den Handel legen, muß da^ Mißlingen jedes Entwurfs vernichten, und ihr Untergang greift dann durch ihre Zahl störend in den. Welthandel ein.

alte gute Zeit

des

Handels

den alten guten Häusern;

lebt

Die noch in

die Ephemeren,

die auf der Dahn des Glücks flattern, leben überall, nach den Gesetzen der Natur, nicht

lang. Der zunehmende Reichthum spricht aus ihren Verschönerungen.

der Stadt Auf dem

Quai Sauvaniere entsteht Haus fltt Haus,

eine neue Gartenanlage reiht sich an die an­ dere, und das neue Theater, das durch Akgtcn gebaut, gegen 500, coo Franken gekostet

hat, gehört zu den bedeutendsten Verschöne­ rungen Lüttichs.

Mademoiselle Mars spielte

hier Gastrollen, als ich ankam;

ich sah sie

im Misanthrop« und les jeux de l’amour et du hazard, und sie spielte mit der Feinheit, dem Anstand und der Gewandtheit, die Eu-

?

ropa feit ZO Jahren an ihr bewundert; nur

war der Abstand zwischen ihr und ihren Mit­

spielern zu bedeutend, als daß er nicht fite rend hätte auf die Darstellung wirken sollen.

Der Misanthrope, ein Charaktergemälde (eher des Murrkopfs und der üblen Laune als des Menschenfeindes) beschränkt sich, diese

Stimmung ohne

daß

bewegte

in

einigen Lagen zu schildern, diese

eine Handlung Es

bedarf

bei

seiner

fünf Akte

Darstel-

lung des ganzen Aufwandes der Kunst, um

zu gefallen, und ich fand bei seiner Darstel­ lung in Paris das Theater gewöhnlich leer,

und selbst die wenigen Zuschauer, die mehr Vie Gewohnheit

als

Moliere versammelte,

kalt und^untheilnehmend.

Zn einzelnen Bil­

dern, in einzelnen großen Zügen, die den

Charakter schildern, fühlt man die Hand des

Meisters,

aber

erinnern

die

Verse dieses

Stückes immer an das goldene Zeitalter der

französischen Dichtkunst und nicht zuweite»

an den bourgois gentil - komme qui fait de la prose sans le savoir ? —

In dem

Lustspiele von Marivaux drehen fich Hand-

lung und Sprache immer in einem engen

Kreise von Bildern und Worten.

Vater,

Sohn, Tochter, Bedienterund Kammermäd­

chen haben eine Sprache, die mit Nadel­ spitzen bewaffnet,

ritzend und stechend von

einem Munde und von einem Ohre zum an­ dern eilt, und selbst in mehreren Akten im­ mer nur einen Augenblick des Lebens fest­

hält.

Marivaux scheint in Worten dem Er­

finder der Spinnmaschine vorangegangen zu seyn, der den Faden so dünn und fein spinnt,

daß er fich meilenweit ausdehnen läßt, wohl er immer zu brechen droht.

ob­

Das hie-

fige Publikum kannte den Ruf der großen

Schauspielerin und die Namen von Mokiere

und Marifaux standen zettel.

auf dem Anschlag­

Das war hinreichend für alle Augen,

Ohren und Hände des gedrängtvollen Saals, und ein stürmischer Beifall und eine reiche

Einnahme belohnten den Besuch der Künst­

lerin. Die Taubenpost der Alten scheint hier und in den Niederlanden wieder zu entste­

hen; in Lüttich, Antwerpen und mehreren

Städten mehren

sich täglich

die Liebhaber

der Wetten über den schnelleren oder langsa­ mern Flug ihrer Tauben,

und eine kleine

Gattung von Haustauben wird für diese Wet­ ten erzogen.

Zch wurde zu einem dieser Er­

zieher geführt, und ich glaubte bei dem Astro­

nomen der Stadt zu seyn, denn er stand im

dritten Stocke, beinahe auf dem Dache, an ein

großes Fernrohr gebannt, durch das er in der Richtung nach Westen sah.

Die ganze, ziem­

lich zahlreiche Familie, stand auf kleinen Er­

höhungen im Garten zerstreut und starrte in

der nämlichen Richtung zum Himmel empor. Ich kletterte zu dem Hausherrn hinauf, dem ich vorgestellt wurde,

aber er würdigte mich

kaum eines Blickes;

fünfzehn Tauben, die

aus Paris eintreffen sollten,

nahmen seine

ganze Aufmerksamkeit in Anspruch und die allgemeine Erwartung theilte sich mir unwill-

kührlich mit.

Eine Viertelstunde

verging,,

seine Unruhe stieg; die Blicke der Familie stiegen ängstlich zu ihm empor; Viertelstunde;

der Mann

noch eine

war außer sich;

halberstickte Seufzer summten wie Käfer durch

IO

den Garten. —

Stimme, nach, tung

Auf einmal erhob sich eine

das Echo der Familie schrie ihr

alle Finger zeigten in westlicher Rich­ gegen den Horizont,

wo

ich endlich

einen kleinen dunkeln Punkt entdeckte, -der

immer näher kam,

immer deutlicher wurde,

und endlich in den Garten niedersank.

Louison^

riefen alle Stimmen (das war der Name der

Taube) und alles stürzte auf sie zu, sie zu strei­ cheln, sie zu küssen und behutsam das Blatt abzu­

lösen, auf dem die Stunde ihres Abgangs be­

merkt war.

Sie hatte in 45 Stunde den Weg

von Paris nach Lüttich zurückgelegt, der selbst in gerader Linie über 40 Stunden betragen muß.

Die Sprache hat keinen weichen Ton, die

Zärtlichkeit keinen Namen, die Empfindung

keinen Ausdruck der Liebe,

die nicht an die

Angekommene verschwendet wurden.

Der alte

Hausherr wiegte sie auf seinen Händen und an seiner Brust, alle Zeigfinger der Familie schli­

chen schmeichelnd über ihren Rücken; man

brachte ihr weißes Brod in Mitch, ihr Lager wurde mit Baumwolle ausgefüllt, man setzte Flitter und Wasser auf beide Seiten ihres

Lagers, und der alte Mann, der sehr gleich­ gültig gegen mich am Fernrohre stand, war

jetzt zuvorkommend, freundlich,

gesprächig,

und führte mich fröhlich zu seinen übrigen

Jede hatte ihren Namen, erkannte

Tauben.

sie alle,-alle kannten.ihn; sie flogen auf fei­ nen Kopf, auf seine Schultern, sie- pickten ihr Futter aus seiner Hand, er sprach mit ihnen, ihr Girren schien ihm zu antworten; es waren seine Hausgenossen, die er pflegte,

die er liebte, die glücklich durch ihn, und mit denen er glücklich war. Zn dieser Sorgfalt, in dieser Liebe liegt,

wie es scheint,

das Geheimniß ihrer Erzie­

hung und die Entwickelung der sie lehrt,

zu finden.

des Instinkts,

den Ort ihres Glückes wieder

Sie werden in Kästchen in große

Entfernungen (Paris, Orleans u.s. w.) getra­ gen; der Znstinkt der Taube bemerkt die Ge­

genstände auf dem Wege, der sie von dem

Orte ihrer Sehnsucht entfernt. ist sie

Nur dort

durch Sorgfalt und Liebe glücklich;

sie muß sich, entfernt von ihm, überall ver­ waist fühlen, und sobald man ihr den ersten

Ausflug erlaubt, eilt sie, in der Richtung,

die man ihr giebt, den Ort ihrer Wünsche aufzusuchen, und einigen gelingt es, ihn zu erreichen.

Don 15 Tauben, die mein freund­

licher Wirth nach Paris geschickt hatte, war

nur eine zurückgekommen. Bis. jetzt beschränkt sich diese Taubener-

Ziehung nur auf einige reiche Liebhaber, die,

wie ehmals die Blumenliebhaber in Holland, die Tulpe und die Ranunkel,

auch die klei»

nen Haustauben schon zu einem bedeutenden Preise gesteigert haben.

Aber wie nützlich

könnte diese Erfindung für den Staat, die Kriegskunst

(in

Gebürgen und belagerten

Städten) und den Handel werden, um Nach­

richten schnell zu verbreiten und zu erhalten. Sin Gebürgsrücken legt oft eine Entfernung von mehreren Meilen zwischen uns und un­

sere Nachbarn, die für den Flug der Taube vielleicht kaum eine halbe Stunde beträgt.

Mons.

Bei der ersten Post hinter Namur, in Som-

bref, fängt der klastische Boden der neuesten Geschichte an; dieses Dorf selbst gehört schon

zu dem Schlachtfelde von Ligny, das stch von

hier, rechts von der Straße nach Charleroi, bis

auf

dehnt.

die

Höhen jenseits

Ligny

aus­

Hier lächelte der Sieg zum letzten­

mal seinem Lieblinge, um ihn, zwei Tage

spater,

auf immer zu verlassen.

Bonaparte

war der Erbe der Revoluzion, und diese wurde

auf den Schlachtfeldern von Zemappes und Fleurus befestigt, das Schlachtfeld von Ligny

berührt das von Fleurus, und einige Stun­

den entfernt liegt Waterloo;

das Grab

seiner Größe,

die Wiege und die beiden End­

punkte eines Lebens, das, wenn man es nach

Thaten berechnet, wenigstens drei Zahrhunderte zählt, trennt hier der Raum von eini­ gen Stunden.

Die Schlacht von in den Erzählungen

Ligny lebt hier noch

aller Landleute und mit

ihr das Andenken an

deutschen Muth und

deutsche Tapferkeit, die ruhig und besonnen der Uebermacht wich,

um zwei Tage spater

den Sieg zu entscheiden.

Das Dörfchen,

das der Schlacht seinen Namen gab, liegt in einem Thalgrunde, von kleinen Anhöhen auf

beiden Seiten umgeben,

und die Trümmer

des Schlosses und mehrerer Gebäude, Zeugen

des

großen

Tags,

bestätigen

die den

Grundsatz, daß man den Ruhm gewöhnlich

auf Kosten seiner Ruhe und seines Glücks erkauft.

Unter großen Erinnerungen, die den Rei­

senden bis

Charleroi begleiten, gelangt er

durch eine Reihe

neuentstandener Festungs­

werke in die engen, abhängigen Straßen der Stadt; die Vertheidigungslinie der Sambre

fängt hier an, und man erkennt, wie furcht­ bar Frankreich geworden ist, seitdem es seine

Kraft kennen lernte und entwickelte,

denn

überall auf dieser Seite thürmen sich Boll-

werke auf, die dem Ueberströmen seiner De» völkerung entgegengeseht werden.

Zn der Geschichte der letzten Zeit ist auch Charleroi

merkwürdig,

Zähre 1315 begann,

der

wo

Krieg im

der, wenn der Muth

des französischen Heeres und seines Anführers nicht wäre bei Waterloo gebrochen worden, wahrscheinlich die Gestalt Europa's

dert hätte.

verän­

Der Abstand des Hin- und Zu­

rückströmens

des

französischen Heeres,

die

schöne Haltung, die Begeisterung und das

Vertrauen auf sich und seinen Anführer — und die Verwirrung des Rückzugs, die Auf­

lösung aller Bande,

aller Waffengattungen,

die wie ein Strom,

mit

den

Trümmern

von Waffen, Fahnen und Blut bedeckt, durch die engen Straßen rauschten;

der,

Bonaparte,

in einen Reitermantel gehüllt,

runden Huth

auf dem Kopfe mit

Schnupftuche befestigt,

einen

seinem

vor dem Thore des

Posthauses hielt, und von der drängenden Menschenfluth fortgerissen wurde, bis er auf der andern Seite der Sambre in einem Gar­ ten, eine Stunde lang allein, allen Furien

i6 der Erinnerung überlassen blieb — alle diese Bilder drängen sich hier in den Erzählungen

der Einwohner zusammen,

um einmal der

Geschichte anzugehören, und in ihr als eine

große Lehre zu der Nachwelt zu sprechen.

Wird der Mensch, dadurch belehrt, künf­

tig dem Ehrgeiz entsagen?

Wird er ruhig

und zufrieden neben seinen Nachbarn wohnen

und die Gränzen seines Eigenthums nie zu

erweitern suchen?

Fragt die Geschichte! Die

älteste, die Bibel, sagt uns, daß einmal nur

vier Menschen die Welt bewohnten, von de-'

nen ein Bruder den andern, den vierten Theil der

damaligen

Bevölkerung, erschlug;

die

Nachkommen Kains, die Tamerlane, die Gen« giskane erschlugen Tausende; sie liegen unter

den Trümmern einer halben Welt begraben,

ihre Thaten stehn mit Blut geschrieben in

den Blättern der Geschichte;

die Eroberer,

die nach ihnen die Welt verheerten,

haben

diese Blätter gelesen — und die Bewohner

zwischen

Charleroi und Königsberg mögen

urtheilen, ob die aufgeklärten Vandalen des

igten und igten Jahrhunderts durch die Leh­

ren der Geschichte gebessert waren.

Sobald

man Charleroi außer dem Ge­

biete der Geschichte betrachtet,

ist es

ein

kleines, finsteres Städtchen, dessen enge Stra­ ßen sich an dem Abhang

einander schlingen.

eines Berges in

Indessen verbreiten die

Steinkohlen - und Eisenwerke in seiner Nähe

ein wenig Leben und Bewegung über seine 4oco Einwohner, und man eilt von ihnen,

durch eine sorgfältig angebaute Gegend , und, glücklicherweise von keiner großen Erinnerung

mehr

Mons.

aufgehalten,

in

vier Stunden

nach

Die Hauptstadt des Hennegau brei­

tet sich mit ihren bedeutenden Häusermassen

an dem Fuß einer Anhöhe aus, um die auch

der alte Mars Felsen auf Felsen thürmt, und auf der andern Seite der Stadt liegt das

Schlachtfeld von Zemappes, wo Vie franzö­ sische Revoluzion durch den Steg, durch das

Recht des Stärkeren,

zum erstenryal« von

Europa-gleichsam anerkannt wurde. Das Königreich der Niederlande ist die

jüngste Schöpfung

der Politik, die es zu

einer großen

Schutzwehr für die Sicherheit

Europa's bestimmte.

Die getrennten Nie­

derlande wurden für diesen Zweck zum ersten­ male, seit ihrem Abfall von Spanien, wieder

vereint, obwohl Religion, Sprach«, Sitten

und Gebräuche während ihrer Trennung schär­ fere Scheidungslinien zwischen beiden Völ­ kern gezogen hatten, als sie vielleicht in kei­ nem der übrigen Theile Europa's zwischen Nachbarstaaten

bestehen.

Holland,

dem

Meere abgewonnen und durch die Kunst er­

halten, kauft seine Bedürfnisse größtentheils

dem Ausland ab; der Welthandel hat eS berei­ chert, Sparsamkeit und Ordnung haben die­ sen Reichthum selbst unter den Stürmen der

letzten Zeit erhalten , während der Niederländer

seine Bedürfnisse seinem Boden abgewinnt und nur das Gold, das er säet und erndtet, in die Wagschale des Handels legen kann.

Indessen

hat der Holländer die lange Erfahrung des Welt­ handels, die seinem Nachbar fehlt; er kennt

alle Wege des Ozeans, alle Küsten der han­

delnden Völker, die Erzeugnisse der reichen Niederlande können durch ihn auf allen Märk-

tett der Welt verbreitet werden, während der

Ueberfluß der Erndten,

die das Bedürfniß

des Niederländers gewöhnlich weit übersteigen,

einen gesicherten Absatz in den Speichern Hol­

lands findet, das Brod und Steine von dem

Auslande kauft.

Zn diesen gegenseitigen Be­

dürfnissen beider Länder liegt das Band, das

sie künftig enger vereinen wird, wenn Abnei­ gung, und Vorurtheile,

die Krankheit.aller

Nachbarvölker, von der Zeit gemildert und

geheilt sind, und sie die Erfahrung über die Vortheile ihrer Lage und ihrer Verbindung

belehrt hat.

Diese vereinte Ländermasse ist bestimmt, von dieser Seite einen Wall gegen Frankreich

zu bilden, und es giebt schwerlich ein Land, das

einen

reicheren Anblick von Schanzen

und Befestigungen jeder Art darbietet,

als

diese an einander hängenden Vertheidigungs­ linien,

die

sich an

jedem Fluß und über

jeden Bergrücken der Niederlande hinziehen. Außer dem großen Waffeuplatz von Antwer­

pen, den Napoleon erschuf, den holländischen Gränzfestungen und Mastricht,

das zu der

Drrtheidigungslinie der Maas gehört, tiefe» stiget die Kunst noch: Mons, Dinant, Huy, Lüttich, Charleroi, Ppern, Tournay, Me-

nin, Namur, Ath, Ostende, Nieuport, Audevarde,

Dondremont,

und

vermehrt die

Festungswerke von Fließingen.

Die Schöpfung aller dieser Befestigun­

gen, die aus dem Nichts hervorgehen, das bisher bestand, ist eine europäische Maaßre­

gel, «nd so werden die Kosten ihrer Erhallung auch auf alle Staaten in Europa vertheilt werden müssen.

Die französischen Con-

tritilitioney (6o Millionen Franken) die für den Dau dieser Festungen bestimmt waren,

hat ihre erste Anlage verschlungen;

für die

Zurückgabe von Essequibo,und Demerary sollte die niederländische Regierung zwei Millionen

Pfund Sterling an Englanh bezahlen, die

für die Vollendung dieser Werke bestimmt wurden; England legte noch zwei Millionen

Pfund zu dieser Summe und auch diese vier

Millionen, (96 Millionen Franken) liegen bei­ nahe

in

diesen

ausgedehnten

Schutzlinien

begraben, deren Vollendung wenigstens noch

ioo Millionen fodert. Die Arithmetik,

die einfache Kunst za

zählen, die außer den Kosten auch die nöthi-

gen Streitkräfte berechnet, die sich im Augen» blick

der

Gefahr

schnell sammeln Besorgnisse.

diesen

in

müssen,

Waffenplätzen

weckt noch andere

Sie rechnet für jede dieser Fe­

stungen nur hundert Feuerschlünde und Wurf­ geschütze, und für jedes Geschütz drei Artille­

risten, so fordern diese Bedürfnisse allein nur

für zwanzig Festungen (die älteren mitgerech­ net) 2000 Feuerschlünde

einer Waffengattung,

und

6000 Mann

die selbst in größeren

Heeren nicht für den Festungsdienst können entbehrt werden.

Nur eine Besatzung von

2000 Mann für jeden dieser Punkte ange­ nommen (große Waffenplätze, wie Antwer­ pen u. s. w. bedürfen das vier- und fünf­ fache dieser Zahl, wie der Geschütze, und dir

Summe aller Besatzungen beträgt 40,000 Mann, bet denen die Reserve - Artillerie und

alle sind.

Verwaltungszweige

nicht

mitgerechnet

Das Heer der vereinigten Niederlande

besteht, nach dem letzten Berichte des Kriegs­ ministers in der Deputirtenkammer, aus 36,000Mann, zu denen 12Linien- 2Artil­ lerie-Bataillone und i Kavallerieregiment in den Colonien mitgerechnet werden. 56,000 Milizen, die wie das zweite Treffen dieser Streitlinien angesehen werden, können, nach einer genauen Zeitberechnung, kaum in zwei Monaten auf den bedrohten Punkten gesam­ melt werden. Die Verfassung des König­ reichs verbietet die Bedürfnisse des Heekes durch Ausschreibungen von dem Lande zu erheben; sie müssen nach den bestehenden Prek» fen bezahlt werden, und dieses Gesetz allein muß jedes schnelle Zusammenziehen der Streit­ kräfte, jede rasche Bewegung lähmen, die der Augenblick fodern könnte. Aber selbst bei der größten Beweglichkeit und Elle sind die Streitmassen des Königreichs käum hin­ reichend, diese Vertheidigungslinien zu bese­ tzen, deren Ausdehnung, wie es scheint, auf die vereinte Kraft Europa's berechnet ist. Der Geist der Zahre 1313 und 1314, durch den sich alle Söhne des Vaterlandes zu fei-

ne: Vertheidigung erhoben, ist eine morali­ sche Berechnung,

die der Arithmetik nicht

«»gehört, und sie kann weder hier noch in «adern Ländern, als stehende Zahl in die Liste

der Vertheidigungsmittel ausgenommen werden-

Die Erhaltung der Niederlande und ihrer Waffenpläht sind also durch ihre Lage, im Au­ genblick der Gefahr, an die Hülfe Englands

und Preußens angewiesen.

Um 20 — 30,000

Engländer nach den Niederlanden überzufchif» fen, bedarf es bei den großen Kosten der Ausrüstung, selbst nach der Bewilligung des

Parlements wenigstens 4 bis 5 Wochen, bis

diese Truppen gesammelt,

eingeschifft und,

wenn Meer und Wind günstig bleiben, den Punkten ihrer

sind.

Bestimmung

auf

angelangt

Die preußischen Truppen in den Rhein­

provinzen,

auch wenn sie schnell gesammelt,

an die französische Gränze in den Niederlan­ den eilen, bedürfen bei der größten Anstren­

gung wenigstens 18 bis 20 Tage,

um dort

eine Masse von 30,000 Streitern zu bilden. Zch bringe hier das verlorne Kapital von

Zeit, Untersuchungen und Berathungen nicht

24

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in Anschlag, das erfodert wird, biss Muster­

karte des deutschen DundesheereS zusammmzusetzen,

während in Frankreich

durch

tie

moralische Kraft eines Willens für einen

Zweck, auf allen Punkten, alle Kräfte tu

Bewegung gesetzt werden, die sich in Cambrai,

Douai, Valeneiennes, Conde, Lille, Lequesnoi, Landrecy sammeln, aus diesen Festungen alle

Bedürfnisse des Krieges erhalten, und in den Angriffskrieg übergehen können,

eh' es den

preußischen und englischen Heeren möglich wird, die niederländischen Festungen zu erreichen.

Das große Artillerie - Depot in Douai

kann das französische Heer schnell mit allen Mitteln der Belagerung versehen, und der

Mangel hinreichender Besatzungen, ein rasches Vordringen

und

ein

vereinter Angriff der

französischen Kräfte, von allen Zerstörungs­ mitteln begleitet, könnte in einem Theil diese»

Bollwerken,' die Europa sichern

reichs

sollen,

selbst

den

gegen Frankreich

Gränzen

Frank­

eine bedeutende Vermehrung

ihrer Stärke «nd neue Bürgen ihrer Sicher­ heit übergeben.

Valenciennes. Der Eintritt in Frankreich von dieser Seite

ist nicht reihend; das Land breitet sich wel­ lenförmig,

ohne Wald und Schatten, um

Valenciennes aus, und enge finstre Straßen, und Gasthöfe ohne Reinlichkeit und Bequem­ lichkeit find die Bilder, die das schöne Frank­

reich dem Reisenden in dieser Gränzstadt an­ bietet.

Die Reinlichkeit der niederländischen

Städte und Gasthöfe muß man in den fran­ zösischen nicht suchen.

Stühle, denen man

sich nicht ohne Vorsicht anvertrauen darf, Ta­ peten,

an denen alle Schrecken der Revolu-

zion vorübergegangen sind und Fußböden und

Schränke, die Staub und Sonne bedeckt und gerissen haben, verbreiten sich durch die mei­ sten Zimmer dieser Gasthöfe.

Ein gutes, oft

reinliches Bett, die Kunst der Küche und die Meine, die dem reichen Boden Frankreichs angehören, ersetzen zum Theil die Summe von Bequemlichkeiten, die der Reisende ent-

Auch hier wurden die Festungswerke

-ehrt.

auSgtbessert und erweitert, und ValencienneS das,

so lang der Rhein die Gränze Frank­

reichs war,

zu den Festungen des Innern

gehörte und wie die meisten dieser Punkte vernachlässigt wurde, ist wieder ein Wächter

der französischen Gränze geworden, den die Vorsicht mit allen Mitteln der Vertheidigung und Zerstörung umgiebt.

Diese Arbeiten und

der Battisthandel, der ValencienneS ausfchlie-

ßend angehört, verbreiten einiges Leben in

den finstern Straßen.

Der Battist, der hier

in einem Umkreise von 6 Stunden, von dem

ersten Keime bis zu seiner Vollendung ent­ steht, bereichert die Stadt und die Gegend;

denn nach einem mäßigen Anschläge bezahlt

das Ausland jährlich für ihn wenigstens zehn

Millionen Franken an die Kaufleute von Dalenciennes.

Man rechnet im Durchschnitt

jährlich 100,000 Stücke, die von hier auSgeführt,

und von denen zwei Drittheile in

England, die feinsten in Rußland und Polen, und die übrigen in Amerika und Deutschland abgefetzt werden.

Von dem feinsten Battist

kostet das Stück selbst in DalencienneS 400,

der gewöhnlichste 50 Franken, und nimmt man nur den Mittelpreis von roo Franken

für

jedes Stück an, so ist der Tribut des Aus­ landes von 10 Millionen Franken nicht zu

hoch angeschlagen.

Von dieser Summe erhält der Arbeiter

selbst kaum so viel, ein sieches, elendes Leben

zu fristen,

das diese Arbeit zerstört.

Der

Unglückliche muß in Gewölben oder Kellern

arbeiten, um den zarten Faden des Gewebeimmer feucht zu erhalten, der nicht brechen

darf.

Dort sitzt er 10 bis 12 Stunden täg­

lich gebückt an seinem Webstuhle, um mit der

größten Anstrengung ein gewöhnliches Stück Battist von 12 bis iZ Ellen in zehn Tagen zu vollenden; zu den feinen Gattungen bedarf er wenigstens 30Tage,

und mit der Aufop­

ferung seines Lebens und seiner Gesundheit

erwirbt er täglich kaum gvSolS. Mittwoch und Sonnabend, Tagen,

An jedem

den bestimmten

wo der Arbeiter die Frucht feiner

Anstrengung dem Kaufmanne überliefert, hat die Bevölkerung von Valencimne- etwas Ge-

fpensterartiges;

denn bleichere,

abgezehrtere

Gestalten mit hohleren Augen wanken nicht über die Erde, als diese Schatten,

die der

Unterwelt ihrer Werkstätten entschleichen. Den großen Gewinn dieses Handels theilt

der Kaufmann mit dem Landmann, der den

Flachs baut und der hier durch die Art und die Sorgfalt ihn zu bauen, eine Höhe von 3 Schuhen (ii bis irFäuste nach hiestgem

Maße) erhält.

Der Same wird aus Ruß­

land verschrieben, und der Flachs, den inan im ersten Zahre gewinnt,

wird zur Verfer­

tigung der gewöhnlichen Leinwand angewen­ det; der Same, den diese Ernte giebt, wird

sorgfältig ausgewählt,

und von ihm wird

dreimal so viel, als man zu einer gewöhnli­

chen Aussaat bedarf, auf ein Feld gesäet, das sehr stark gedüngt ist, und dann mit Baum5fiert bedeckt wird.

Der stark zusammenge-

brängte Same hindert den Flachs sich auszu­

breiten, er schießt dicht in langen Halmen auf, der starke Dünger treibt ihn schnell em­

por, und die Aeste,

die zugleich die Nässe

des Thaues und Regens

länger bewahren,

stützen die Halme, die, bei ihrer außerordent­

lichen Höhe, Wind und Regen Niederdrücken

würden.

Dieser Flachs wird,

noch nicht

ganz reif, gesammelt, jeder Halm, an der Spitze getheilt hat,

der sich

wird sorgfältig

ausgeschieden; der Same, der nicht reif ge­

worden ist, kann nicht wieder gebraucht wer­ den,

und die Kraft des Bodens, auf dem

der Flachs gebaut wurde, ist auf noZahre

für diesen Anbau erschöpft, aber eine reiche

Flachsernte

bezahlt den Preis

des Feldes,

auf dem er gebaut wurde. Das ganze weibliche Geschlecht in den

Dörfern dieser Gegend,

ist mit dem Spin­

nen des Flachses beschäftigt,

indem es die

Erfahrung und die Lehren unterrichten,

die

sich von Geschlecht zu Geschlecht fortgepflanzt

habe«.

Für die erste Gattung des Battists

muß der Faden so fein gesponnen werden,

Laß 6 bis 7OO,oOo französische Ellen nur ein Pfund wiegen, und für die Verfertigung der

Spitzen rechnet man 11 bis 1200, 000 Ellen

auf ein Pfund;

aber diese mühsame Kunst,

die Bereitung der Spitzen,

die ehmals den

Handel von Valenciennes bereicherte, hat die­

sen Ort verlassen,

um

den Niederlanden,

besonders der Gegend von Brüssel anzugehbren.

Valenciennes besitzt eine der größten und zweckmäßigsten Armenanstalten

in

Europa,

die Menschlichkeit und Frömmigkeit vor 60

Zähren hier gegründet haben.

Zn ihr wer­

den das gebrechliche Alter und die hülflose

Jugend ausgenommen und die letzte zu Ar­

beit, Fleiß und

Ordnung erzogen.

Die

Kinder armer Aeltern bleiben hier bis in ihr sostes Zahr; ein kleines Kapital, das sie sich durch ihre Arbeit erwerben, und eine Aus­ steuer an Kleidern und

Geld- (gewöhnlich

400 Franken) auf Kosten der Anstalt,

die

zugleich für ihre Unterkunft sorgt, sichert ihre

Zukunft,

und sie treten nicht hülflos und

zugleich an Ordnung und Sparsamkeit ge­

wöhnt, in die bürgerliche Gesellschaft zurück.

Ein Findelhaus ist mit dieser Anstalt ver­

knüpft, und obwohl in ihr die Kinder erst nach dem irten Jahre ausgenommen werden, bis zu diesem Alter auf dem Lande leben.

gewöhnlich in

und

den

Familien

bleiben,

denen sie anvertraut wurden, so enthält die­ ses Haus doch über goo Kinder.

Nach den

Registern dieser Anstalt überstieg diese Zahl

vor 25 Zähren nie 60 dieser Unglücklichen,

und diese Listen sind finstere Blätter in der

Sittengeschichte Frankreichs,

die den Geist

der letzten 25 Zahre anklagen. Zwei Stunden von Valeneiennes liegen

die Schwefelquellen und Schlammbäder von

St. Amaud.

Das Wasser wird für Verhär-

ttingen, Steinschmerzen und alle Krankheiten getrunken,

die mit diesen Uebeln verwandt

sind, und die Schlammbäder, die gewöhnlich

18 Grad Wärme enthalten, die in den hei­

ßen Sommertagen bis

zu 22 steigt, haben

längst in der Liste der europäischen Heilmit­ tel eine bedeutende Stelle für Lähmungen,

Wunden und Hautkrankheiten eingenommen. Alle diese Leiden sammeln sich aus allen Thei­

len von Europa an diesen Bädern und Quel­

len,

um die das Dörfchen mit seinen zer­

streuten Häusern liegt, die kaum di« nöthig­ sten Bequemlichkeiten des Lebens enthalten.

Das einzige öffentliche Vergnügen, d. h;

den einzigen Spaziergang bietet ein naher

Wald mit wenig Bäumen und Schatten an, der, einen kleinen Baumgang an den Qüelle» abgerechnet,

in der weiten Ebene den

einzigen Schutz

gegen Staub und Sonne

gewährt.

Dieses Landschaftsgemälde und der

Kreis der Geselligkeit, den nur Leidende und

Kranke bilden, hält jeden von diesen Quel­ len zurück,

der Vergnügen und Zerstreuung

sucht, und Gicht, Rheumatismen, Lähmun­ gen, ein Publikum auf Krücken, mit Wun­

den und der zahlreichen Familie der Haut­

krankheiten bedeckt, sitzt vor allen Häusern,

liegt an allen Fenstern, und hinkt oder schleicht durch alle Straßen des kleinen Orts. Indessen weiß das Bedürfniß der Gesellig­

keit, das dem Franzosen auch in eine Pfütze folgt, -Leben und Heiterkeit selbst über den Schlamm dieser Bäder zu verbreiten; diese

sind in einem großen Gebäude eingeschlossen,

jeder Kranke hat seine Abtheilung, die durch Vorhänge von den andern getrennt ist; beide Geschlechter hüllen sich in ein weites Kjeib

wn Leinwand für den Gebranch dirs« Bä­ der, und kaum hat der Kranke die gehörige Tiefe in dem Schlamm erreicht, so öffnen sich die Vorhänge, Erfrischungen werde« ge­ bracht und gereicht, die übrige Gesellschaft, di« nicht badet , sammelt sich um di« Bekann­ ten im Schlamm«; und Witz, Heiterkeit und Lachen belebe« diese Sümpfe. Noch in den ersten Zähren der Revolu­ tion stand hier ein großes Krankenhaus für verwundete Krieger, die jährlich auf Kosten des Staats hiehergebracht und unterhalten wurden. Dieses Gebäude ist unter Bona­ parte zerfalle«, während Tausend« auf dem große» europäische« Schlachlfelde für den Ehrg«ttz des Eroberers -bluteten; und die Ver­ stümmlungen und Narben des Kriegers, der in diesen Bäder« Heilung suchte, sprachen umsonst;n den», der Ländern und Völkem Wunden schlag, ohne sie zu heilen. Di« Trümmer des Kranknhauses in St. Amand dürfen nicht auf der Landkarte fehle«, dir eiust die Schlachten Donapartrs, seine Siege

und

Eroberungen

der Nachwelt

bezeichnen

wird.

Der reiche Anbau des Landes

in allen

Theilen Frankreichs, beweist die Fortschritte

des Ackerbaues, der Bevölkerung, die Noth­

wendigkeit des Fleißes

tfhb der Anstrengung

und die große Vertheilung des Grundeigen­ thums,

die einen Grad erreicht hat,

Besorgnisse für

die Zukunft

erregen

der

muß.

Der Besitzer von 4 — 5 Hektaren (jeder zu 360Quadratruthen) wird hier zu den wohl­ habenden Landleuten gezählt, und dieser kleine

Raum seines Grundeigenthums erlaubt ihm freilich, es wie einen Garten, mit dem Spa­ ten und der Schaufel zu bearbeiten und so

dem Boden dreimal mehr abzugewinnen, als er ehmals trug. in Flines,

Bei einem Herrn Devret

einem Dorfe bei Douai, sah

ich gepflanztes Korn, und der Reichthum

seiner Felder übertraf

der Körner,

Größe und Schwere

und der Höhe und Dichtheit

der Halme und der Aehren, alles was ich in dieser Art gesehen hatte.

Das Feld wird bei

dem Pflanzen des Korns,

wie gewöhnlich

gedüngt und vorbereitet.

Eine Schnur wird

über die Breite des Feldes gespannt, und ist dieses zu breit, so^ wird es in mehrere Pflan­

zungen

abgetheilt.

Der Landmann

gräbt

längs dieser Linie mit dem Pflanzstocke (an

dessen Ende sich nach einer Länge von drei Zollen, eine runde Eisenplatte befindet, damit

er nicht tiefer in die Erde dringt) Löcher in das Feld, die 6 bis 7 Zoll von einander ent­

fernt seyn müssen, und zwei Kinder folgen ihm, von denen eines einen Teller mit dem Samen trägt, das andere abwechselnd 2 und 5 Körner in jede Oeffnung legt,

und diese

bei'm Weitergehen, wie der Landmann bei'm Zurückkehren auf dieser Linie fest niedertritt.

Die zweite Linie wird dann 7 Zoll von der ersten entfernt, und auf diese Art das Feld in allen Richtungen angebaut.

Zwei Tage

sind hinreichend ein Feld von 1600 Quadrat­ ruthen zu bepflanzen, man bedarf hiezu nie

den sechsten Theil der gewöhnlichen Aussaat,

und schon diese Ersparung bezahlt zweimal die Kosten der Arbeit.

Nach der Angabe

des Herrn Devret, selbst nach dem Zeugniß

der Ackerbaugesellschaft in Paris, die diese

Angabe bei der letzten Ernte prüfte, damals

das

gewonnen,

Samenkorn die

wurde

hundertfältig

Körner waren größer und

schwerer, das Stroh höher und dichter als

gewöhnlich; und mischte sich in diese Angabe nicht ein kleiner Grad von Eitelkeit, die in jedem höheren Halme die Fortschritte der Auf­ klärung sucht, so verdient diese Art freilich den Namen der höchsten Vollkommen­

heit des Ackerbaues, den man ihr hier giebt.

Indessen zeigt der erste Anblick, daß

sie nur auf kleine Güter anwendbar ist, und wenn ich nicht irre, so gehört diese Erfindung

England an, wo sie bei den großen Massen der Landgüter und der Unmöglichkeit sie auf

diese anzuwenden, über den Canal wandern mußte, um auf den kleinen zerstückelten Thei­ len des

französischen Bodens

den Ruf z«

erhalten, den sie verdient. Durch diese Vertheilung des Grundeigen­

thums ist es zu einem Werthe gestiegen, den man außer England nicht kennt.

Franken für

die Hektare

6 bU 7000

(360 Quadratru-

rhen)

sind kein ungewöhnlicher Preis, und

der größere Grundeigenthümer findet überall

Pächter,

die unter den drückendsten Bedin­

gungen einen Theil seiner Besitzungen bauen. Der Pachter übernimmt, außer dem hohe»

Pachtgelde, das der Eigenthümer nach dem Verhältnisse der Preise in Geld oder Getreide

fordern kann,

noch die starken Abgaben an

die Regierung, ohne für däS Mißlingen oder die Vernichtung der Ernte die geringste Ent­ schädigung fodern zu können.

Daher ist es

begreiflich , wie ängstlich jeder Zoll Erde hier benutzt wird;

die Kartoffel, die Rübe, die

Dohne wachsen beinahe unter der Hausthüre

des Landmanns, die kleinste Wasserader wird

mit Anstrengung und Sorgfalt über

seine

Felder geleitet, und der ganze Zweck, der ganze Znhalt seines Lebens, sind Arbeit, Er­

sparung und Erwerb.

Wenn das Bedürfniß

zu sprechen, das von ValenctenneS bis an

die Pyrenäen immer dringender wird, den Landmann

an

die Thüre

führt oder Gruppen

seines

Nachbars

auf der Straße bildet,

so drehen sich gewöhnlich die Kreis« de- Ge-

sprächS um das, was sie verdienen und gewin­ nen, gewonnen haben, gewinnen können oder

gewinnen werden, und wer die Geduld hat,

vor diesen Gruppen stehen zu bleiben, hört nur Zahlen, die wie ihre Erwerbungen stei­

gen und fallen, und alle Hoffnungen, Wün­ sche, Plane, alle Handlungen und Verhält­

nisse berechnen, schätzen und bestimmen. Diese Richtung,

die der beengte Boden

und die Nothwendigkeit zu erwerben, dem

Geiste der untersten Volksklassen gegeben hat,

darf bei dieser immer steigenden und bewegten Volksmenge nicht übersehen werden.

Frank­

reich hat in 30 Zähren voll Schrecken und Stürme, trotz dem Bürgerkriege, der Guillo­ tine und den 100 Schlachtfeldern, auf denen

die Blüthe feiner Bevölkerung sank,

seine

Einwohnerzahl um vier Millionen vermehrt.

Zn den erweiterten Gränzen des Kunstfletßes und der Betriebsamkeit, - als das Meer für

den größten Theil

von Europa

geschlossen

war, und auf dem vertheilten Grundeigen­ thum

unter Millionen

arbeitsamer Hände,

ist dieser Zuwachs seiner Bevölkerung

ent-

standen;

der Friede,

die zerstörten Klöster,

die nicht wieder hergestellt werden -können,

die Verminderung der Weltgetstlichen, ihre verminderten Einkünfte, die kein Reihmtttel

für die Abneigung des Volks gegen diesen Stand werden,

selbst

die Verbreitung der

Kuhpockeneinimpfung, die nach und nach über

alle Vorurtheile siegt,

müssen diese Volks­

menge erhalten und vermehren. Aber in allen Ländern sind Fabriken ent­ standen , die den Kunstfleiß beleben, und das

Einführen der französischen, wie jeder frem­

den Waare, wird durch hohe Zölle erschwert, die oft Verboten

gleichen;

die Thätigkeit

der französischen Werkstätten muß dadurch ge­ lähmt und mit ihr die Mittel des Unterhalts

für hundert Tausende vermindert werden; der Besitz von 4 bis 5 Hektaren, der den wohlha­

benden Landmann und seine Familie kaum mit der Anstrengung ihrer vereinten Kräfte ernährt, zerfällt nach

seinem Tode,

bei

zahlreiche»

Nachkommen, in so viel kleine Theile, die

den Besitz jedes Erben vielleicht auf wenige Quadratruthen beschränken;

Fleiß, Anstren-

gung, die Schaufel und das Pflanzen deKorns, mögen dem Boden die reichsten Ern-

ten abgewinnen;

die moralischen und physi­

schen Anstrengungen, wie das Gebieth der

Erfindung, haben ihre Grtnzen, nur das Be­ dürfniß der Erhaltung, das unS mit dem

Daseyn gegeben wird, hat keine Gränze als das Grab;

die vermehrte Volksmenge hat

vermehrte Bedürfnisse, deren Ungestüm der Mangel steigert, und selbst die Colonien Frank­ reichs sind nicht mehr bedeutend genug, um

Abzugskanäle für den Ueberfluß seiner Bevöl­ kerung zu bilden.

Nach einem Bericht in

der Deputirten-

kammer im Zahre 1321 waren 25,000 Ge­

meinden (mehr als die Hälfte aller Gemein­

den in Frankreich) ohne

Schulen;

das

jetzige Geschlecht ist unter den Stürmen der

Revolution aufgewachsen; Leidenschaften und

Verbrechen haben unter allen Gestalten seine Wiege

und

seine Jugend

umringt;

schnelle Wechsel der Regierungsformen

der

hat

die Bande des Vertrauens und des Gehor­ sams erschüttert oder gelöst, und manches, das

--------- —

4i

heilig und ehrwürdig sich zwischen den Vor­ satz und das Verbrechen stellt, hat die Ver­ wilderung de- Lagers in das Reich der Dorurtheile verwiesen. — Alle diese einzelnen Züge liegen wie finstre Schatten in diesem Volksgemälde, dem Geist, Muth, Kühnheit, Frohsinn und Ehrgefühl angehören, ohne den Beobachter zu beruhigen, vor dem die Zeit auf den Trümmern ehrwürdiger Einrichtun­ gen steht, an denen Jahrtausende bauten und die ein Augenblick in der Weltgeschichte, di« letzten go Jahre, zerstörten.

T o u r n a y.

Der Weg führt bei ValencienneS über den

Canal der Schelde, bei dem Städtchen St. Amand (eine halbe Stunde von den Bädern) über eine Brücke der Scarpe, die bei Mor-

taques in die Schelde fällt, und an dem lin­ ken Ufer der letzten hierher.

Alle diese klei­

nen Wasseradern (die Schelde selbst ist hier kaum 40— 50 Schritte breit) werden durch

Schleusten geschwellt, und sind mit Schiffen von 60 — so Tonnen bedeckt, die eine Was­

sertiefe von 6 Fuß bedürfen. segelt Schiff an Schiff,

Handels

über

diesen

Hier liegt oder

und der Gang des

Gewässern

verbreitet

Thätigkeit und Bedürfnisse unter den Be­ wohnern ihrer Ufer.

Auf beiden Seiten

dieses Weges erheben sich die Schlachtfelder

von Famars, Fontenoi und Tournay.

Der

Krieg hat seit 4 Jahrhunderten den Nieder-

landen überall seine Spuren eingedrückt/ und

es ist ein trauriger Ruhm für ein Land, durch solche Denkmahle der Geschichte anzugehören.

Diese weiten Gräber sind jetzt mit Ernten und Wiesen bedeckt,

und zahlreiche Heerden

weiden ungestört auf dem Staub der Helden und zwischen den großen Erinnerungen der Geschichte.

Eine reiche Landschaft mit Thürmen, Dör­ fern, Hügeln, Gärten und Wiesen dehnt sich

auf beiden Seiten der Schelde aus, die sich in weiten Dogen durch diese Gegend windet; die weißen Segel, die der Handel auf ihrem

Rücken ausbreitet, scheinen in der Ferne zwi­ schen den Daumgruppen und Heerden,

auf

dem grünen Teppich der Wiesen hinzugleiten, der an ihren Ufern ausgebreitet liegt, und

dieses Bild leiht der Gegend einen Reitz, der die Felsen, und Gebürgsmassen ersetzt, die ihr

mangeln. Ein eigenes Leben giebt diesem Wege der Schleichhandel, der sich auf ihm, ohne Scheu,

von der Sonne beleuchtet, unter allen Ge­

stalten bewegt.

Von der französischen Gränze

bis Tournay, auf einer Strecke von dritthalb Stunden,

habe ich über hundert Schleiche

Händler gezählt, die zum Theil bewaffnet, in

Haufen vereint, meinest Postknecht anhielten,

und von ihm Nachrichten filier ’ die Aufstel­

lung der französischen Zollbedienten und GenS-

d'armes an diesem Tage foderten und erhiel­

ten.

Alle Postknechte an den Gränzen schei­

nen den Gang dieses Handels, seine Vorräthe, die Mittel ihn zu verbergen, und alle

Nachrichten zu kennen, die auf ihn Bezug

haben;

wenigstens kannte

ganze Topographie dieser

der meinige die Anstalt,

und er

schien den Gewinn, den er aus dieser Kennt­

niß zog, zu den erlaubten Vortheilen seiner

Lage zu rechnen.

Indessen würden selbst die

Linon - und Musselinfabriken in St. Quen­ tin und Tarave (in Elsaß), die einen großen Theil Frankreichs mit diesen Stoffen versor­ gen, ohne den Schleichhandel ihre Arbeiter

entlassen müssen, denn der feinste Faden in den berühmten Baumwollspinnereien in Rouen wird gewöhnlich nur bis zu der Feinheit von

35, nur in einer bis zu ico gesponnen, wäh-

tfltb ihn der englische Kunstfleiß, «en» ich nicht irre, schon über 200 spinnt.

Alle Grade

der Feinheit, die zwischen diesen beide« Nummern liegen, muß also der französische Ge-

werbsfletß aus England beziehen, und bei

dem strengen Verbote ihrer Einfuhr,

erhal­

ten diese Fabriken nw durch den Schleich­

handel die Möglichkeit, ihre Arbeiten fort­

fetzen zu können. Die Baumwollenspinnerei des Herrn Mill« in Lille, hat zwar im vorigen Zahre den Fa­ den bis zu 130 gesponnen, und bei der Aus­

stellung in Paris den Preis erhalten; aber

alle diese Versuche im Kleinen ausgeführt,

sollten nur die Möglichkeit beweisen,

dem

Faden diese Feinheit auch in Frankreich geben

zu können,

und sie waren mehr berechnet,

die Nationalettelkeit als das Bedürfniß der Fabriken zu befriedigen.

der Leichtigkeit,

die

England wird bei

ersten Gattungen

der

Baumwolle zu erhalten; bei der Ausdehnung seiner Spinnereien, der Vortreffkichkeit und Genauigkeit seiner Maschinen und dem großen Kapital, das auf diesen Zweig des Kunst-

fleißes verwendet wird

und jeden Versuch,

jede Verbesserung und jede Ausdehnung er­

laubt, in dieser Hinsicht noch lang den Vor­

zug vor Frankreich behaupten.

fischen Kaufmann fehlt es

Dem franzö-

weder an Liebe'

noch an Eitelkeit für sein Vaterland, aber die meisten, die ich sprach, geben selbst dem

englischen Faden den Vorzug vor dem fran­ zösischen, der leichter bricht, und dessen Un­

gleichheit oft störend durch die feinen Gewebe läuft. Indessen sorgt die englische Betriebsam­

keit dafür,

daß es dem französischen Kunst­

fleiße nie an Gespinnsten von jeder Feinheit

mangelt; in Tournai liegen ganze Berge da­

von aufgethürmt, die sich schnell wieder erhe­ ben, wenn ein Theil ihrer Massen auf den Rücken des Schleichhandels gerollt ist, um

über die Gränze getragen zu werden. Diese

Aemsigkeit

des Schleichhandels,

die gefüllten Waarenlager, mehrere Werkstät­

ten der niederländischen Betriebsamkeit und ein Domkapitel, das sich aus den Trümmern

des ehmaligen erhebt, verbreiten Thätigkeit

und Gewinn aber kein Leben in den «ngen, stillen,

öden Straßen von Tournai.

Die

berühmte Teppichfabrik, eine der ersten und

ausgedehntesten Anstalten dieser Art in Eu­

ropa , beschäftigt noch gegen 4000 Arbeiter.

Zch wurde in ihr mit der nämlichen zuvor­

kommenden Höflichkeit empfangen, wie vor 28 Zähren, und dem Fremden werden hier

mit einer seltenen Offenheit die Vertheilung der Arbeiten, ihr Stufengang, ihr Zneinan-

dergreifen, ihre Vortheile und Eigenheiten erklärt.

Zn allen Theilen der Welt, wo man

Teppiche bedarf, sind die von Tournai,

der

Reichthum ihrer Farben, die Dichtheit ihres

Gewebes und ihre Dauer bekannt; der Preis

sehr hübscher Teppiche ist von 11 bis 15 Fran­ ken für die brabanter Q.uadratelle, die aber

bescheiden neben größeren Teppichen aus einem Gewebe liegen, deren Preise von 3,000 bis

20,000 Franken steigen.

Unter diesen zeich­

nete sich ein Fußteppich mit dem Wappen der

vereinigten Staaten aui-, der für den Congreßsaal in Washington bestimmt war. —

Zch suchte vergebens die einfachen Zeichnun­ gen und Farben, die ich «hmals hier bewun­ dert hatte, und der Einfluß der persischen und türkischen Teppiche, die der Holländer vorzüglich liebte scheint in allen neuen Mu­ stern vorherrschend zu seyn. Die zart« Form und Farbe der Rose, war in allen neuen Teppichen bunt und brennend; es war nicht das Kind unsers Frühlings, die Sonne von Zspahan schien sie gefärbt Zu haben, und die kleinste Blume blühte hier in breitere« Um­ rissen und glühenden» Farben, als sie ihr der milde Himmel Luropa's geben kann. Anstalten wie diese, die ihre Betriebsamkeit über alle Theile der Welt verbreiten, folgen dem Geschmack der Zeit und den Federungen, die er ihnen aufdringt, und die sich immer mehr von der Natur und ihrer einfachen Ordnung zu entfernen scheinen. Diese Rie­ se« der Flora, diese brennenden, grelle« Far­ ben, die auf dem nämlichen Gewebe in ein­ ander vrrschmelzen, überraschen und blenden das Auge, ohne es zu befriedigen, und ich »nerke, daß sich die Zeit, di« Teppich« und ich

in 2g Zahlen verändert Haven, ohne babmch

reihender geworden zu seyn.

Die Domkirche gehört zu den ersten SDittfc Würdigkeiten von Tournai.

Sie ist durch die

Baukunst mehrerer Jahrhunderte zusammen,

gefetzt, und ihre Außenseite, selbst in ihren kleinsten Theilen, mit dem Fleiß

Zwei

der Bild,

hanerkunst

überladen.

Pfeilern,

die durch die Mitte des Innern

hinziehn,

stören den ersten Eindruck;

Reihen

von

erst

nach und nach enthüllt sich vor dem Auge der

weite Raum und die großen Verhältnisse der Massen, die sich stolz erheben und über ihm wölben.

Der Vandalismus der letzten Zeit,

der alles Heilige zerstörte,

wölbe nicht erschüttern; ren,

was die

konnte diese Ge­

er entriß den Altä­

Habsucht befriedigen konnte,

aber er ließ der Andacht diesen Tempel, in ihm dem Gram und dem Unglück eine Zu­

flucht, und auf einem der Seitenaltäre «in herrliches Gemälde

von Hemlkng,

Unterricht der Jungfrau darstellt.

das den

durch 'Sie h. Anna

Zch betrat diese Kirche an einem Feier»

tage;

aber die Andacht,

diese alte Tugend

der Niederländer, hatte nur kleine zerstreute Gruppen in dem weiten Raume gebildet, und selbst ein Theil dieser Bevölkerung zog mir

bettelnd nach, sobald meine Neugierde,

die

den alten Hemling suchte, den Fremden ver­ rieth.

Die reinen Stimmen der Orgel ström­

ten durch die Kirche und sprachen mit immer

stärkeren Tönen zu dem Gefühle, das sie zur Begeisterung der Andacht erhoben.

Solche

Stimmungen sind die glänzenden Augenblicke des innern Lebens,

die

in der Brust den

Muth erheben und den Sturm besänftigen,

aber sie sind nicht günstig für die kalte Zer­

gliederungskunst, die ein Gemälde in seine

einzelnen Theile zerlegen will um es zu beur­ theilen.

Indessen scheint, unter allen Stim­

mungen betrachtet, dieß Äemälde des alten

Meisters würdig zu seyn; außer den reichen Farben und Falten der Gewänder, und der Ausführung

thümlichkeiten

der Umgebungen, der

den Eigen­

niederländischen

Schule,

hat die Jungfrau auf diesem Gemälde eine

Zartheit und Unschuld des Ausdrucks, die dem großen Meister und feinen Kunstgenoffen unter den burgundischen Herzogen eigen

Zn der Darstellung dieser schönen

waren.

Mythe des Christenthums,

die zart, rein,

liebend, versöhnend und verzeihend, die Be­ ruhigung

und

den Trost unsers Glaubens

enthält, scheint die Scheidelinie zwischen der burgundischen

und der spätern niedrrländi»

schen Schule zu liegen, in der unter Rubens

und seinen Schülern oft Gestalten aufblüh­ ten,

die mehr den irdischen Reihen Flan­

derns,

als

dem himmlischen Ausdruck der

Liebe und Ergebung angehörten.

Diese Mythe, die unter dem glühenden

Himmel Italiens und in den Wundern Ra­ faels erst den ganzen Reichthum ihrer An­ muth und ihrer Göttlichkeit entfaltete, hat dem Kunstgenius jenseits der Alpen den Rang

vor dem aller übrigen Länder gesichert, aber sobald er sich von diesem Ausdruck der himm­ lischen Liebe wendet, um in der Folterkam­ mer der Märtyrer zu verweilen, kehrt man

mit wunden Gefühlen zu den Meistern der

burgundischen

und

niederländischen 'Schule

zurück, um von ihnen beruhigt und erheitert zu werden.

Andacht, Ruhe, Unschuld und

das Göttliche, das sich mit dem Menschli-

chen in den Chrisiusköpfen Hemlings, van Eyks und ihrer Kunstjünger vermählt, schei­

nen mir die großen Eigenthümlichkeiten der burgundischen Schule, während die Heiter­ keit alle ihre Farben auf die Leinwand Ten-

niers gehaucht hat und die Zdyllenwelt unsrer

ersten Träume unter den Bäumen und an

den Quellen Rujsdalö ausgebreitet liegt.

Silit/ (sLieues von Tournay).

Auf dem Wege hieher fesselt nichts die Auf­

merksamkeit, als der reicheAnbau des Bodens»

Der Handel und die Betriebsamkeit haben vor den Thoren von Lille eine lange Reihe von 200

Windmühlen aufgestellt, die schon in der Ferne

das kornreiche Flandern und

die Vortheile

die der Anbau der Oelpflanzen

bezeichnen,

dem Landmanne gewährt.

Man rechnet im

Nord-Departement gegen 100,000 Hektaren,

also ungefähr den sechsten Theil seines Bo­ dens, die mit Oelpflanzen bedeckt sind, deren

Ertrag den Landeigenthümer und den Handel bereichern.

Lille steht mit Metz und Strasburg in der ersten Reihe es

gehört

der französischen Waffenplätze/

zugleich zu den ersten Handels-

Plätzen Frankreichs.

Zwei und zwanzig Ka­

näle und kleine Flüsse, durch die Kunst schiff­ bar gemacht, mehr als der sechste Theil aller

Kanäle in Frankreich,

durchschneiden

das

Nord-Departement in allen Richtungen, und

die Deule,

die Lille durchströmt, verbindet

sie mit der Hauptstadt des französischen Flan­

derns, wo Betriebsamkeit und Reichthum in jedem Zahre den Kreis des Handels erwei­

tern.

Oel und Seife, Band- und Tuchfa­

briken,

einer

der

größten Kornmärkte in

Europa und Baumwollenspinnereien, die jetzt überall

dem

Boden Frankreichs

entsteigen,

bezeichnen durch ihre Vermehrung und ihre Thätigkeit die Fortschritte des hiesigen Kunst­

fleißes,

der auf den vielen Wasserstraßen,

die ihn umgeben,

Paris

und

das

Meer

berührt. Das Museum in Lille enthält eine Ge­ mäldesammlung, die der ehmaltge Ueberfluß

des Museums in Paris der Hauptstadt Flan­ derns, wie denen aller Departements mitge­

theilt hat.

Die gewöhnliche Krankheit der

Gemälde-Liebhaber, den Namen Raphaels

in das Verzeichniß ihrer Sammlung einzu­ tragen,

herrscht auch in dieser,

die unter

diesem Namen eine heilige Familie enthält.

SS die ich vor mehreren Jahren unter den Kunsts

schätzen Roms im Museum Napoleon gesehen

hatte, und die jetzt wieder mit den übrigen auf

dem

ihrer Hetmath

classischen Boden

aufgestellt ist.

Indessen gehört diese Abschrift

des großen Meisters (die achte, die ich von diesem Gemälde kenne) jt» den besten und ältesten.

Die Farben haben,

besonders im

Hintergründe nachgedunkelt, und st« zeugt von

der geübten Hand des Malers, derben Geist Raphaels ^erkannte und ihn in der Uebertra-

gung nicht verwischte.

Zu den großen Na­

men dieser Sammlung gehören noch Andrö del Sarto und Guido Reni.

Eine Madonna

mit dem Kinde, von dem heil. Johann und

zwei Engeln umgeben, ist unstreitig ein Werk des ersten Meisters, und die Engel auf bei­

den Seiten der Jungfrau freundlichsten Gestalten

deö

gehören

zu den

Himmels,

der Kunstgenius der Erde gegeben hat.

die Eine

Sibille von Guido, wenn der Name nicht täuscht, scheint wenigstens zu seinen frühern

Werken zu gehören, wo sich der Geist dieses

Meisters,

in der Schule Caravagio's gebll-

bet, in großen, harten Umrissen gefiel, und erst später j» den zarten und weichen For­

men und Farben überging, die seine letzten Werke bezeichnen.

Diese großen Namen der

umschlingt

italienischen Schule

ein

ausge­

Vernets und

dehnter Kranz von Jordans,

ihren Zeitgenossen, Blüthen des französischen die ein kälte­

und niederländischen Bodens,

rer Himmel, als der italienische, färbte.

Zn allen Gemäldesammlungen,

die ich

ehmals und jetzt in Frankreich sah, , verweilt

der Nationalgeschmack gern bei dem Namen Bernet und er wird fetten unterlassen, den

Fremden

auf ihn

aufmerksam

zu

machen.

Dieser Künstlep hat alle Launen des Meeres

belauscht und

den

Wechsel

seiner

Tinten,

Sturm und Ruhe, oft glücklich auf seinen Paletten nachgeahmt;

aber der Fremde, der

nicht schon an seiner Wiege, mit andern fest­ stehenden Begriffen in Frankreich, von dem

Glanze dieses Namens geblendet wurde, steht

oft kalt vor den Werken dieses Meisters, dem treuen Abbilde des zürnenden Elements, da-

ihn in einigen Gemälden LouterbourgS er-

schüttert.

In

diesen

hebt sich die Woge

schäumend im Vordergründe des Gemäldes; der

Sturm,

das Schwanken

des Schiffs

und der Kampf des Menschen mit den Eie-

menten ergreifen, ohne durch andere Gegen­ stände getheilt oder aufgehalten zu werden,

während das Bedürfniß des Franzosen unter Menschen zu seyn,

in den meisten Gemäl­

den. Bernets, den Vorgrund gewöhnlich mit Gruppen überladet, die an die kleinen Figu­

ren erinnern, die ehmals aus unsern Por­

zellanfabriken

hervorgingen,

und

hier

den

Eindruck des empörten oder ruhigen Meeres, vom Mond oder Gewitter beleuchtet,

stören

und schwächen.

Zch vermißte hier, wie in den meisten

öffentlichen Gemäldesammlungen Frankreichs außer Paris, die vier großen Namen der

französischen

Schule,

le Sueur,

Pouffin,

Claude Lorrain und Lebrun, den Schlachten­ maler Alexanders.

Sie haben den Ruhm

ihrer Schule Jahrhunderte lang bewahrt- und

erst in der letzten Zeit schlossen sich ein paarbedeutende Namen an diese großen Vorgän-

ger, die wie sie,

durch das Erhabene und

Einfache der Antike belehrt, die Wendungen

und Stellungen aus ihren Gemälden verbann« ten, die von der neuen Tanzkunst auf der

Dühne, selbst in David und einigen seiner Schüler, auf die Leinwand der französischen

Maler übergegangen waren.

Dünkirchen, den ».September. (igStcueS.)

Ein herrlicher Weg, den der große Garten Flanderns auf beiden Seiten umgiebt, führt

hieher.

Ueppige Wiesen, von hohen Bäu­

men beschattet, schlingen sich um freundliche Häuser, deren Aeußeres den Reichthum des Landmanns

verräth.

Zn

ihrem

Znnern

herrscht selbst in den entlegensten Theslen des

Hauses, eine Reinlichkeit, Theile Frankreichs angehört.

die

nur

diesem

Auf der Hälfte

des Weges, zwischen Lille und Cassel, fängt die Straße an sich allmählich,

bis zis, der

Anhöhe, auf der Cassel liegt, zv erheben, wo den Reisenden eine der ausgedehntesten

Aussichten

in

Europa

überrascht.

Dieser

Cimborasso Flanderns ist nur gvoFuß über

der Meeresfläche erhaben,

man ersteigt ihn

bequem in 20 Minuten, und an seinem Fuße liegt das reiche Flandern, «in Theil der Nie­

derlande, bei Dünkirchen und Ostende das Meer, und in einem weiten Umkreise von

Dünkirchen über Calais und Lille, ein Theil Frankreichs, wie eine Landcharte ausgebreitet.

Dünkirchen, Dergues, Hondschoote, FurneS, Nieuport,

Ostende,

Bruges,

Poperingen,

Dirmute, Ipern, Courtrai, Menin, Lille,

Bailleul,

Armentieres,

Labassee, Bethune,

Merville, S. Venant, Lillers, Estaire, Lagorgue,

Hazebrouck, Air«, S. Omer, Ar-

dres, Calais, Gravelines, Dourbourg, Ar­

ques, Theronnes und Cassel, 32 Städte und über 100 Flecken und Dörfer breiten sich, von diesem Standpunkt gesehen, über die reiche Landschaft aus.

Cassel selbst besteht aus einer

kleinen,. zusammengedrängten

Häusermasse,

an den Abhang dieser Anhöhe gelehnt.

Die

6o einzige glänzende Stelle des kleinen OrtS ist des Generals Vandamme,

Haus

das

das

einen Theil der großen Aussicht beherrscht.

Ausgedehnte Gartenanlagen schlingen sich um dieß Gebäude, durch den großen Garten der Natur, der es überall umgiebt, und sagen

der Jugend, die zu den Waffen eilt, daß der Krieg, der einen Welttheil verheert, auch

seine Günstlinge hat, die er bereichert»

S» wenigen Minuten hat man die Ebene erreicht und eilt durch das kleine finstere Dergues, einem der großen Kornmärkte Frank­ reichs, mit stehenden Wässern und Sümpfen umgeben, in drei Stunden nach Dünkirchen.

Wer die Geschichte und in ihr den lan­ gen, blutigen Kampf um den Besitz dieser

Stadt liest, Carl

der

2te

der

immer 'geldbedürftige

endlich

um 5 Millionen an

die

Frankreich abtrat, der folgt hier überall unter

Träumen Zeit,

und Erinnerungen- der Spur der

die mit einem Schritte zerstört, an

was der Mensch seine theuersten Hoffnungen

und. Erwartungen knüpft.

Der Hafen, in

dem der Krieg noch vor einem Jahrhunderte

feine Flotten sammelte, faßt jetzt ckaum Schiffe von 300 Tonnen, die selbst nur bei hoher Fluth dort einlaufen können, und die iden

Straßen der Stadt, die ehmals Betriebsam­

keit und Handel belebten,

zeigen, daß ihre

Bevölkerung, nur allein von dem Jahre 1792 bis igiZ/ von 34,000 Einwohnern auf 22,000 horabgesunken

ist,

ohne daß die Schrecken

der Revolution mehr als zwei Menschenleben von ihr gefodert haben.

Noch vor dreißig Jahren beschäftigte der Handel hier jährlich 2400 Schiffe, während

im Jahre 1320 nur 498 aus« und einlie­

fen, von denen so für den Stockfischfang

an den Küsten von Island, 30 für die Co­ lonien, eben so viel-' bestimmt waren, aus

dem Norden Schiffsbauhvlz, Theer, Potasche

N. s. w. zu holen,

und ungefähr 200 dem

Küstenhandel angehörten.

Noch im Jahre

1811 wurden hier zwei Fregatten von 44 Kanonen

ausgerüstet,

denen

es

trotz der

Wachsamkeit der Engländer gelang, Antwer­

pen zu erreichen, und Schiffe von 500 Tonnen konnten noch vor 6 Jahren bei hoher Fluth hier

«inlaufen.

Eine Sandbank, die sich «ährend

einem halben Jahrhundert vor diesem Hafen ruhig gebildet hat, dehnt sich mit jedem Jahre weiter aus und droht, ohne schnelle und große

Maaßregeln, diesen Hafen zu schließen.

Die

Regierung hat 3 Millionen für diese Maaß­ regeln bewilligt, die Arbeiten haben bereits

angefangen,

eine große Zahl von Händen

und Maschinen sind thätig, die Sandberge dem Schlund des Meers zu entreißen, und die Hoffnung belebt wieder die Entwürfe des

hiesigen Kaufmanns,

der von einer nahen

Zukunft Entschädigung für alle Entbehrun­ gen der Vergangenheit erwartet.

Man rech­

net nur drei Jahre für die Vollendung die­ ser Arbeiten, aber bei dem starken Andrang des Meeres gegen diese Küste, das immer

nur Sandwellen auswirft und

zurückläßt,

scheinen zehn Jahre kaum hinreichend, dem Kampf des Menschen

den Sieg über das

stürmische Element und den Preis seiner An­

strengungen zu sichern. Dem Handel von Dünkirchen wird durch

den Kanal, . den die Aa bildet,

den von

Bourbourg durch die LyS und die Deule bei

Cambrai und Douai, -durch den Kanal de

la Sensöe, der die Scarp mit der Schelde verbindet, und endlich durch den Kanal von S. Quentin die Verbindung mit Paris geöff­

net.

gen

An diesen Namen, der die Hoffnun­ jedes Franzosen

steigert,

knüpft

der

hiesige Kaufmann glänzende Entwürfe, die

sich

auf das wiedergeöffnete Meer und die

Bedürfnisse der Hauptstadt gründen, die er, bei

einer

Kanäle,

Vervollkommnung

größeren

in 12 Tagen

zu

erreichen

der

hofft.

Aber die Schifffahrt auf dieser Wasserstraße

nach Paris wird nur durch die Kunst, durch

eine genaue Berechnung und Anwendung des

Wasservorraths und durch eine große Anzahl von Schleußen in

bürge möglich,

einer Gegend ohne Ge-

die den Thau, der Wolken

und den Regen sammeln, um sie in Quellen der Ebene zuzusenden.

Das Schließen und

Oeffnen dieser Schleußen, und Verlaufen der

Schifffahrt überall

das

Gewässer, auf;

Schwellen halten diese

ich habe auf der

Scarp und der Schelde belastete Schiffe oft

tagelang auf der nämlichen Stelle gtsehelk,

und nach einer mäßigen Berechnung würd«

ein Schiff in dem Labirinth dieser Kanäle, selbst bei einer größer» Wassermasse, Paris

kaum vor 20 — 22 Tagen erreichen, wäh­ rend die Dampfschiffe auf der Seine, trotz den Sandbänken bei Quillebeuf, wo sie oft

24 Stunden lang die Fluth erwarten müs­ sen,

die Fahrt von Havre nach Paris in

4 — 6 Tagen vollenden.

Calais, den 10. September. Die Gegend zwischen Dünkirchen und Ca­

lais besteht aus Sand und angeschwemmter

Erde, die mehrere Jahrhunderte dem Meer

entrissen haben und die das Bedürfniß zu leben, in Felder und Wiesen verwandelt hat. Gleich hinter den Festungswerken und Süm­

pfen von Gravelines steigt der weiße Thurm von Calais empor; man athmet freier, wemt

finstern Straßen der klei­

man die engen,

nen Festung und die grüne Decke der stehenden Gewässer verlassen hat, den,

Calais,

ker,

dle sie uMge«

man eilt in zwei Stunden nach

und

die große Herberge der beiden Völ­ hier nur ein schmaler Streif des

die

flüssigen Bodens trennt, auf dem die Größe Englands ruht.

Der Gasthof des Herrn Dessin zeigt im Kleinen,

was der Mensch im Zustande der

Bildung und Verfeinerung bedarf. hält

ein

wo

Theater,

oft

Publikum vor den Helden Bühne sitzt,

Speisesaal,

Er ent­

ein englisches

der französischen

ohne sie zu verstehen;

einen

ein Billardzimmer, ein Lesezim­

mer, Bäder und einen Garten mit Blumen,

Bäumen

und Schatten.

Geruch,

Füße,

Frohsinn,

Geist,

Magen,

Bequemlichkeit

und Reinlichkeit finden hier unter einem

Dache Befriedigung.

Der Hafen wird nur durch die Ankunft

und den Abgang der Reisenden und einige Schiffe belebt, bestimmt

sind.

die

für den Küstenhandel

Hier liegen große

Vor-

5

räthe von französischen Weinen, ein

Theil

in

nördlichen

den

der- fremden Küste

auf

den Schleichhandel

Provinzen

und der größere durch

abgesetzt

Frankreichs

von denen

vercheilt wird, die sich hier, von der Sonne

beleuchtet,

weiß

und

blendend

auf denen sich da-

Kreidefelsen ausbreitet,

Schloß

ben. und

und

mit ihren

Thurm von Dover erhe­

der

Das kleine Calais scjbst erhält Leben Bewegung

Neugier

die

durch

seiner

die täglich an das Ufer strömt,

Bewohner,

um die Kommenden und Gehenden aus- und

einsteigen zu sehen. wurde

hier

gerechnet

im

und

Wohlhabenheit,

Die Zahl der Reisenden

Zahre

die

1320 über 30,000

Stadt

verdankt

ihre

wenigstens die ihrer Gast­

höfe und aller, die für die Bedürfniss« der

Reisenden

sorgen,

hauptsächlich

der Ebbe

und Fluth des brittischen Pactols, der hier

vorüberrauscht,

um

Europas zu verbreiten.

sich

über alle Theile

Boulogne sur m er, den 11. September.

Man fühlt die Nähe Englands an den müden Postpferden, den überfüllten Gast­ höfen, den Rechnungen, die alle Preise jen­ seits des Canals beibehalten haben, und dem Schwarm von Reisenden, der die Straßen bedeckt. Unter diesen war eine Gattung, die Sterne nicht aufgezählt hat, die der schlafenden Reisenden, die auf dem kurzen Wege von Calais hieher 5 Wa­ gen anfüllte, und wahrscheinlich über den Canal geschifft war, um Aankreich zu sehen. Schon in Calais steht vor jedem Waaren­ lager eine englische Aufschrift neben der französischen; diese Gewohnheit dehnt sich auf den Laden des kleinsten Krämers bis jenseits Doulogne aus, und das kleine Marquine, die letzte Post vor Doulogne, ent­ hält eine große englische Erziehungsanstalt, an deren Fenstern fröhliche Kindergruppen

lagen,

die mit

dieser blühenden Fülle der

Gesundheit nur England angehören. Auf

der letzten

Anhöhe vor Doulogne

erhebt sich die Säule,

das hier

3 Zahre versammelt

dem Andenken

seines Hierseyns und

das Heer,

war,

die im Zahre 1804

seinem Anführer Arbeit,

zu setzen beschloß.

Diese

im Zahre 1312 unterbrochen

die

wurde, wird seit 18 Monaten, auf Kosten des Departements fortgesetzt, und die Säule und

ihre

Umgebungen sollen

in

grauem Marmor, Verhältnissen, wenn sie

3 bis 4

großen und richtigen

bereits zu

135 Schuhen,

in

Sie erhebt sich aus

Zähren vollendet seyn.

einer Höhe von

und sie wird iss haben,

vollende? ist;

der Platz um die

Säule wird dann mit einem eisernen Ge­

länder umgeben, der Gipfel der Anhöhe mit Bäumen

bepflanzt,

des Denkmals, nern hinaufsteigt,

versöhnte.

auf

der. Spitze

wie in der

auf einer Treppe im Zn-

Säule Trajans,

Friedens stehen,

und

zu der man, wird

die

Bildsäule des

der Europa mit Frankreich

Diese

Anhöhe

beherrscht eine

weite Aussicht, die sich auf der einen Seite

auf der andern bts Mon-

bis Dünkirchen,

treuil ausdehnt, und vor ihr liegt das Meer und die Küste von England,

auf der man

Vie Säule des Friedens erblickt.

Lager

Das

Doulogne,

von

über das

man oft gespottet hat, war eine der großen des

Schulen

Heer,

Kriegs. erstenmal

;um

Hier auf

lernte

einem

in so großen Massen versammelt,

das

Punkte in Erd,

Hütten leben und entbehren, dem Wechsel aller Zahrszeiten trotzen, jkch durch Arbei«

ten abhärten und gehorchen.

Zahre von getrennt,

Beinahe drei

allen bürgerlichen Verhältnissen kannte der Soldat

hier nur die

Würde seines Standes, seine Waffen, seine

Vorgesetzten, den Gehorsam und den Ruhm, und die Legionen,

die acht Zahre lang die

Welt erschütterten,

gingen aus diesem Lager

hervor. Die Straße

senkt

sich bei der Einfahrt

in den untern Theil der

in Doulogne

steil

Stadt hinab,

der sich am Meer ausbreitet;

die

finsteren

Häusermassen

der

übrigen

Theile

wie

liegen

den Stufen

auf

eines

Amphitheaters, an dem steilen Abhange des

Berges, und bilden mit einer Felsenkette einen Halbkreis um den kleinen Hafen,

die Küstenschiffarth belebt. der

Schleichhandel große

häuft, da er,

den nur

Auch hier hat Vorräthe aufge-

wie in Calais,

genau Wind

und Fluth berechnen kann, um an der engli­

schen Küste zu landen.

Die Ueberfahrt von

hier nach Dover währt bei günstigem Winde

2, höchstens

Stunde,

da das Meer von

hier gegen die englische Küste strömt;

sie ist

die von Calais nach Dover,

also kürzer als

die selbst das Dampfboot nie unter z Stun­

aber die Strömung ist von

den vollendet;

Dover nach Calais eben so günstig, es von hier nach Dover ist; Dampfboot

kann

stigsten Winde,

der Ueberfahrt ein

kürzerer

als sie englische

in dritthalb Stunden in

während es,

Calais landen,

das

bet dem gün­

wenigstens 4 Stunden zu nach Doulogne bedarf, und

Aufenthalt

auf

dem

Meere

bestimmt die Masse der Reisenden, von der.

| England «»gehören, zu

der Landung tn:.

Calais,

obwohl

Boulogne 9 Lieues Paris

wohin diese Reisenden gewöhn­

riäher liegt, lich eilen.

Auf den Wällen der oberen Stadt,

von

großen Daumen beschattet, genießt man eine

weite Aussicht auf die Stadt,

die Berge,

die sie umgeben, die englische Küste und daö

das bei jedem Wechsel der Beleuch­

Meer,

tung hellere oder dunklere Tinten und neue

Diese

Reize entfaltet.

südliche

Punkt

Boulogne,

in

Wälle,

den

wie jeder

Umgebungen

von

sind an heiteren Tagen mit eng­

lischen Familien bedeckt,

die

sich hier, der

Küste ihres Vaterlands gegenüber,

niederge­

lassen haben, um unter einem milderen Him­

mel wohlfeiler

zu

athmen.

Man

rechnet

6000 Engländer, die jetzt in Boulogne leben, und die englische Sprache hat in den engen,

-den Straßen Landes

seine

der

Stadt

verdrängt.

Der

Gewohnheiten,

beinahe

die des

Engländer,

Sitten

der

und Sprache

auf jeden Boden des Auslandes verpflanzt, hat auch hier seine eigene Welt'gebildet, die

sich' durch

scharfe

Scheidelinien

von

der

Eigenthümlichkeit des französischen BodenS

trennt.

Ueberall blühen

die

hier

schönen

Züge der Engländerin neben der Freundlich­ keit der Eingebornen,

die

ihrem Gesichte

aber nicht die

Beweglichkeit und Ausdruck,

Farben der

zarten Formen und

mittheilt;

Nachbarin

das schnelle Begreifen und Ant­

worten des Franzosen steht neben dem Be­

sinnen und der Besonnenheit

des Englän­

die heitere Unwissenheit neben

ders;

unter Griechen ist;

der Witz,

dem

Lächeln

neben dem,

dem

der in Eaton und Oxford

gelehrten Ernst,

und

Römern aufgewachsen

der schnell aufgefaßt,

verschwindet,

das

er

mit weckt,

der den flüchtigen Einfall in

breiten Umrissen festhält, und die Sorglosig­

keit, die ohne Brod, in zerrissenen Kleidern,

ein Lied erheitert,

neben dem reichen Trüb­

sinn, der einer großen Summe von Bequem­

lichkeiten und Porter bedarf, lächeln.

Diese

und

um nur

zu

hundert andere kleine

Züge laufen trennend und störend durch alle Verhältnisse der beiden Völker,

und keine.

Zeit wird diese Scheidelinien auf den beiden

Elementen verwischen, auf denen sich ihr Handel oder ihre Eifersucht begegnen oder bekämpfen.

Abbeville,

(21 Lieues).

Der Weg von Boulogne hierher steigt und

fällt von Hügel zu Hügel, die mit den Aehren die auf ihnen wogen, wie ein auf­ geregtes Meer sich über die Gegend auszu­ breiten scheinen. Sobald man den Gipfel des steilen Abhangs in den engen, finstern Straßen von Montreuil erreicht hat, wird die Gegend flacher und die Aehre, die hoch und üppig die Felder hinter Montreuil deckte, scheint hier, in dem kargen Boden, die Anstrengung des Landmanns weniger zu belohnen. Der kalte Sommer (1521) hatte die Erndte verspätet, nur auf einigen Fel­ dern lagen die Garben aufgehäust, und ein Schwarm von Aehrenlesern, der die Bevöl­ kerung ganzer Dörfer enthalten mußte, war auf diesen Feldern zerstreut. Selten hat

mich ein Anblick so unangenehm überrascht, als dieses Heer gebückter,

Menschen,

die,

emsig suchender

von Luft und Sonne ver­

sengt, eine Handvoll Aehren für die Anstren­

gung eines Morgens belohnte.

Dieß Bild

der Übervölkerung und der Nothwendigkeit, der Natur auch die kleinste Gabe zu entrei­ ßen, begleitete mich bis an

die Thore von

Abbeville, die ich spat erreichte. Zn ganz Europa herrscht ein günstigeVorurtheil für die französischen Posten, die englischen gleichstellt oder

man zuweilen den vorzieht.

der

Die Pünktlichkeit des Franzosen,

jeden Augenblick

keinen versäumt,

berechnet

daher

und

spannt die Pferde in der

Minute an, in der sie bestellt wurden,

der

Reisende

wird

bei

Pferde selten aufgehalten.

dem

Wechsel

und der

Darin bestehen

die großen Vorzüge der französischen Posten

vor den deutschen, besonders denen des nörd­

lichen

Deutschlands;

in

mancher

andern

Hinsicht scheinen mir die Posten im südli­

chen

Deutschland

vorzüglicher.

Diese sind

oft zwei bis dreimal so lang als die franzü-

und eine Post von 5 Lieues, oder

fischen,

3 deutschen Meilen,

lichen Straßen

wird auf den vortreff­

des südlichen

Deutschlands

oft in anderthalb Stunden,

in Frankreich

mit den nämlichen Pferden,

selten

oder 2 Stunden erreicht.

Auf den Neben­

straßen (d. h. auf jeder Straße,

unmittelbar

nach

vor |

führt)

Paris

die nicht verknüpft

gewöhnlich ein Gewirre von Stricken

und

Riemen die Lücken der zerrissenen Geschirre;

die Pferde sind meistens klein, matt, ohne

Sorgfalt gewartet, mit

Anstrengung

erheben.

und sie können sich nur

zu einem kurzen

Galopp

Nach dem geringsten Regen wird

der französische Postknecht nie das Pflaster der Landstraße verlassen, das den J^uf seiner

Pstrde und den Wagen stört,

des Reisenden zer­

um auf einem der breiten Nebenwege

zu fahren, denn er kennt die Unmöglichkeit,

den Wagen

durch

den

erweichten

mit seinen Pferden zu schleppen;

Boden

jede An­

höhe von wenigen Schritten keucht das Post­ pferd mit Mühe hinauf;

auf jeder Post,

die nur einen kleinen Berg oder eine Sand-

strecke enthält, hat der Postmeister das Recht,

die Bezahlung eines Zten oder 4ten Pferdes

zu fodern, das er sich bezahlen läßt, ohne

es anzuspannen;

das hoppelte Postgeld

in

jeder bedeutenden Stadt (poste royale); die

Erlaubniß in so vielen kleinen Städten, die Bezahlung

für

eine

Viertelpost

mehr

zu

fodern, greifen überall störend in die Berech­ nung des Reisenden ein,

bei einem Trink­

geld von 40 Sols für die Post, auf der man 30 Sols für das Pferd bezahlt, wird jeder Postknecht den Reisenden bestürmen, bis er

diese Summe erhöht,

und wirft man ihm

die Langsamkeit vor,

mit der er die Post

zurückgelegt hat,

so beweist er das Gegen­

theil, und die Unrichtigkeit und Ungleichheit

der Uhren,

selbst

die Müdigkeit der Pferde und

die Schonung des Wagens und der

Gesundheit

des Reisenden

werden Beweise

für ihn und ich habe auf keinen Posten bes­ sere Beweise

und schlechtere Pferde gefun­

den, als in diesem Theile von Frankreich. Nur in der Nähe der Hauptstadt,

alles schneller vorübereilt,

wo

die Zeit und der

Mensch,

Posten sind dort

bedeutend kürzer

und die

der gewöhnlichen Reisenden,

Ungeduld

Paris,

daS Postpferd, denn die

eilt auch

die

das Ziel ihrer Wünsche, nicht früh

genug erreichen können, theilt sich durch Geld

und

dem

Versprechungen

Postknechte

und

durch ihn dem armen Pferde mit, das Sporn und Peitsche eine Stunde lang beleben.

blühende

Zwei

Nachkommen

Colberts,

wie die Kunst und der Gewerb-

die ihm,

ihr Daseyn

fleiß in Frankreich überhaupt,

verdanken,

eine

der

größten

und eine Teppichmanufactur,

Tuchfabriken

sind das ein­

zige, was die Aufmerksamkeit des Reisenden

hier festhalten kann.

Zn der ersten reinigt

eine Dampfmaschine

die Wolle

und

giebt

ihr alle Grade der Vorbereitung, die sie für

den Webstuhl bedarf.

Auch das Scheeren

und Glätten des Tuchs,

wo die Hand des

Menschen nie die gleiche Bewegung der Ma­

schine ersehen kann, richtet.

werden durch sie ver­

Zm Znnern des Hauses beschäftigt

diese Anstalt, die älteste ihrer Art in Frank­ reich, über 400 Arbeiter, und sie liefert jähr«

lich ungefähr 2coo Stücke, meistens mittelfeinc Tücher, deren Absatz in Frankreich selbst gest«

chert ist.

Ganz feine Tücher,

schönsten

und

wohlfeilsten

in

die zu, den

Frankreich

gehören, werden hier jährlich kaum 150 —

200

verfertigt.

Stücke

Der

Preis

des

feinsten Tuches, das ich sah, stieg nicht über 40 Franken die

Elle und es wird in allen

Kaufladen unter dem großen Namen Louvier verkauft,

der den Preis jeder Elle um 20

Franken vermehrt.

Der Geschmack der Zeit

hat in der Teppichfabrik auch persische Dlttmen

und Tigerfelle

aufgespannt,

auf ihren

Webstühlen

aber sie.ist zugleich den einfa­

chen Zeichnungen und Mustern der früheren Zeit treu geblieben,

piche von Breite von

12

und ich habe hier Tep­

Ellen Länge

uhb 10 Ellen

seltener Schönheit und

Reich­

thum der Zeichnung und Ausführung gese­ hen,

die den sehr mäßigen Preis von 500

Franken nicht überstiegen. Diese beiden Anstalten, die in und außer dem -Hause beinahe 4000 Arbeiter beschäfti­

gen,

und

rin

Kapital

von 3

Millionen

Franken in Umlauf setzen,

beleben die aus­

gedehnten, engen Straßen von Abbeville und

den kleinen Ausfuhrhandel auf der Somme, welche die Stadt durchströmt. von Abbeville,

Der Hafen

Valery, ein

St.

kleines

Städtchen, das 4 Stunden von hier an der Somme, und noch zwei Stunden von ihrer

Mündung

liegt,

ist

beinahe

durch

eine

die jede Fluth und

Sandbank geschlossen,

also jeder Tag vermehrt.

Den Hafen,

in

dem fich Wilhelm der Eroberer auf noo Schif­ fen mit 100,000 Mann einschiffte,

können

jetzt nur bei sehr hoher Fluth Schiffe von 60

Tonnen

erreichen,

und

mehrenden Sandberge,

jedem

die

stch

immer

die sich beinahe vor

französischen Hafen

auf dieser Küste

häufen, drohen den Handel von St. Valery, ohne schnelle Maaßregeln, ganz zu vertilgen;

aber diese Maaßregeln

Kapital erfodern,

würden

ein großes

das in keinem Verhält­

nisse zu dem Handel zu stehen scheint, die Somme und ihre Ufer belebt.

btt-

Rouen, den 14, September.

(22 Lieues.)

Sechs Stunden hinter Abbeville betritt man

die Gränze der Normandie,

die gleich in

dem ersten Dorfe der Cyber, üppige Waiden

und Gruppen von Apfelbäumen, der Wein­ Neufchatel,

stock der Normandie, bezeichnen.

ein kleines, finsteres Städtchen ist der bedeu­ tendste Punkt auf dieser Straße.

Es hat

durch seine Käse eine Stelle auf der gastro­ nomischen

Karte

Frankreich

von

erhalten,

ohne durch eine andere Merkwürdigkeit den

Ruhm

seines

Daseyns

zu vermehren und

man eilt aus dem Dunkel und der Unrein-

lichkrit seiner Straßen, tungen nach Rouen,

eines Hügels,

am

mit großen Erwar­

das sich am Abhang

Ufer

der

Seine aus­

breitet. Keine glänzenden Wagen, kein Schwarm von Bedienten, aber Lärm und Geschrei, eine

Menschenmasse, die

fich

drängt und sttßt.

sich nicht aufhalten läßt,

kaum grüßt,

in

antwortet und spricht, alles

Zahlen fragt,

sagt dem Reisenden, daß er in einer großen

Handelstadt ist.

Aufden öffentlichen Plätzen»

unter dem Schatten

der Bäume, nirgends

der Schritt des heiteren Müßiggangs, der

Luft und Erholung sucht;

es ist

die Eile

des Erwerbs, die den Werth des Augenblicks kennt und

keinen verlieren will, alles eilt,

alles strömt von und nach der Börse zu den Geschäften, die mit ihr in Verbindung stehen. Die Gruppen auf der

Straße

bildet

das

Steigen oder Fallen der Staatspapiere,

«in

Baumwolle',. oder

ein

erhöhter

Zoll

auf

Markt, der sich öffnet oder schließt, und ich habe nie die Bevölkerung einer großen Stgdt

gesehen, deren Gedanken

und Entwürfe so

ausschließend an dem Baumwollenfaden ihrer

Spinnereien,

oder an dem Lauf des Flusses

geknüpft sind,

der sie mit dem Meere und

der Welt der Hauptstadt verbindet.

Wer die Bedeutung des hiesigen Handels will kennen lernen, die Halle,

muß an einem Freitage

ein altes Gebäude

mit

großen 6

Sälen, besuchen, von

mehreren

wo au- einem Umkreis«

Meilen die Gefpinnste von

Baumwolle, Flachs, Hanf, Leinwand u. s.w. aufgehäuft und feilgeboten werden.

Man

rechnet den Werth der verkauften und bestell? ten Waaren in jeder Woche auf eine Million

Franken, und in dieser Summe ist der Er?

trag der großen Baumwollenspinnereien nicht begriffen.,

die ihre Fäden unmittelbar den

Webstühlen oder Die größte gegen

dem Ausland überliefern.

dieser

Spinnereien

500 Arbeiter,

täglich kaum

beschäftigt

die in 13 Stunden

15 — 20 Sols

erwerben.

Der höchste Lohn für 16 — 17 Stunden und 5 — 6 Pfund gesponnenes Garn steigt

nie über 50—60 Sols, und nur die Ueber« völkerung Frankreichs kann diesen Arbeits­

lohn erklären, der in keinem Verhältnisse zu ersten

Bedürfnisse steht.

Diese Spinnerei liefert,

nach der Angabe

den Preisen

der

des Eigenthümers, jährlich 200,000 Pfund, und nach

diesem Verhältnisse würden alle

Baumwollspinnereien

in

und

um

Rouen

ungefähr 3 Millionen Pfund dem Handel

übergeben.

Der Faden wird hier bi» zu den

Nummern 24

und 36,

und nur in einer

100 gesponnen.

Fabrik zuweilen bis

Das

Pfund von Nr. 24 wird um 3 Franken 5

Sols,

das von 36 um 4 Franken 10 SolS

verkauft, und nach einem Durchschnittspreis

von

4

Franken

würde

der

Ertrag

dieser

Spinnereien jährlich 12 Millionen betragen.

Rechnet man hiezu die Kosten des Webens, der Bleiche,

der Färbung,

die Interessen für

des Druckens,

das Kapital

des

ersten

Ankaufs und den Gewinn des Handels,

so

läßt sich das Dreifache dieser Summe anneh-

men, das jährlich für diesen Zweig des Ge-

«erbfleißes allein gegen 40 Millionen betra­

gen würde.

Die Feinheit des Fadens bezeich­

net zugleich die der hiesigen Gewebe, die für den Mittelstand und die unteren Klassen der Gesellschaft berechnet sind, und größtentheilS in Frankreich selbst ihren Absatz finden. Ein

Theil befriedigt die Bedürfnisse der franzbsi, schen Colonien,

und

zwei Schiffsladungen

hatten im Jahre 1320, unter fremder Flagge, einen reichen Absatz in St. Domingo gefun-

beit, die

wo der Gewerbfleiß von Rouen durch Gesinnungen

des

Präsidenten

Boyer

einen vortheilhasten Markt zu finden hofft. Die Lage von Rouen selbst gewährt die»

die keine andere im

ser Stadt Vortheile,

Innern Frankreichs mit ihr theilt.

Auf der

einen Seite die Ebbe und Fluch des Mee« reS, auf der andern Paris mit der immer steigenden Fluch feiner Bedürfnisse, ist Rouen

der

Mittelpunkt für

b(e Erzeugnisse aller

Welttheile, die Havre der Hauptstadt sendete Die Dampfschiffe sinnen, wenn sie bei den

Sandbänken von Q-uilleboeuf nicht die hohr Fluth erwarten müssen,

in zwölf Stunden

von Havre hier ankommen, und sie bedürfen von hier,

bei den großen Krümmungen der

Seine, 48 Stunden, um Paris zu erreichen. Die großen Vortheile dieses'Handels lassen sich nicht berechnen,

er theilt seine Bewe­

gung zwischen Havre und Paris

den Be­

wohnern beider Ufer mit, und in dem Hafen

der Seine in Rouen

herrscht eine Thätig­

keit, die den meisten französischen Hafen am

Weltmeere fehlt.

Zn dem hiesigen Museum überrascht ein

Gemälde,

mit dem Namen Raphael, das

Zug für Zug der Madonna in der Galleri?

von

Dresden gleicht;

nur daß hier

der

h. Amand statt dem Pabste vor der Mutte? Gottes

kniet

und

die Bischofsmütze

statt

der Tiara im Vorgrunde des Gemäldes auf­

gestellt

- Seine Originalität stützt sich

ist.

darauf,

daß

eine

Aebtissin

St.< Amand in Rouen,

also

noch

während

des

dem

1515,

Leben Raphaels,

dieß Gemälde in Rom bestellte,

nimmt auf ihm

Klosters

im Zahre

der Heilige

und daher

des Klosters

die Stelle des Pabstes ein; die Rechnungen

für die Bezahlung

des Gemäldes und bi«

Kosten des Transports wurden in den Ar­

chiven des Klosters bewahrt, bis sie die Re,

voluzion zerstörte; ein

Giulio,

die

Schüler

Raphaels,

Romano, Gurvfolo u. s. w