Metrische Stildifferenzen in den Satiren des Horaz ISSN 0491-2764

476 117 85MB

German Pages viii, 220 [232] Year 1952

Report DMCA / Copyright

DOWNLOAD FILE

Polecaj historie

Metrische Stildifferenzen in den Satiren des Horaz
 ISSN 0491-2764

Citation preview

STUDIA LATINA HOLMIENSIA - I

METRISCHE STILDIFFERENZEN IN DEN SATIREN DES HORAZ VON

NILS-OLA NILSSON

tiîSB ,

^

V

S-: :-î^^Âu-ΐκ M

"y

•>

METRISCHE STILDIFFERENZEN IN DEN SATIREN DES HORAZ

Akademische Abhandlung welche zur Erlangung der Doktorwürde mit Genehmigung der humanistischen Fakultät der Universität Stockholm am 13. September 1952 im D-Saal zur öffentlichen Verteidigung vorgelegt wird

VON

NILS-OLA NILSSON FIL. LIC.

STUDIA LATINA HOLMIENSIA I

METRISCHE STILDIFFERENZEN IN DEN SATIREN DES HORAZ VON

NILS-OLA NILSSON

Inhalt.

Einleitung

1

I. DIE ELISIONEN

5

1. Allgemeines und Methodisches 2. Die Ehsionsfrequenz 3. Verse mit mehreren Elisionen 4. Quantität der elidierten Vokale 5. Elision von Vokal nach Vokal 6. Elidierte Wörter besonderer Messungen A. Monosyllaba B. Pyrrhichiaca auf -m und -a C. lambica D. Anapaestica E. Dactylica auf -m und -a F. Cretica G. Choriambica

5 8 10 11 19 21 21 23 25 25 26 26 27

7. Elision in ungewöhnhcher Stellung im Vers A. Die vier ersten Versfüsse B. Die zwei letzten Versfüsse

29 29 32

8. Pausenehsion 9. Leichte EUsionen

36 37

II. VERS UND WORT

40

1. Prolegomena Α. Cäsuren: Methode und Terminologie B. Zur Bestimmung der Wortgrenzen

40 40 43

2. Fehlende Nebencäsuren A. P-Verse

57 57

a) „Caesura 4, trochaica" 58. b) Das 4. und das 5. longum in einem Worte 61.

B. TH-Verse C. T-Verse D. H-Verse E. Übersicht 3. Monosyllabum vor Cäsur A. Vor Ρ Β. Vor Η als Hauptcäsur C. Vor Tri 4. Ehsion in Cäsur A. Elision in Ρ Β. Ehsion in Η und Buc in P-Versen C. Sonstige Fälle 5. Spondeisches Wort im 1. Fuss 6. Der Versschluss A. Fünf silbige Wörter B. Viersilbige Wörter C. I ^ 1 ^ ^ D. Anapaesticum+Monosyllabum E. Pyrrhichiacum im 5. biceps

68 73 78 85 86 86 91 93 94 94 95 97 97 102 103 105 110 Ill

a) Monosyllabum im 5. longum III. b) Wortschluss im 5. longum 113.

F. Monosyllabische Versschlüsse G. Ubersicht der unregelmässigen Versschlüsse III. VERS UND SATZ 1. Grundsätzliches zur Interpunktion 2. Stellung der Interjjunktionen A. Interpunktionen in unregelmässiger Stellung a) Nach dem c) Nach dem e) Nach dem trochaica 132.

114 120 122 122 127 128

1. longum 128. b) Nach dem 1. Trochäus 128. 1. Spondeus 129. d) Nach dem 2. Trochäus 130. 2. Fuss 130. f) Nach dem 3. Fuss 131. g) In 4. h) Innerhalb des Versschlusses 132.

B. Interpunktion in Τ und Buc

135

c. Stellung der starken Interpunktionen

138

(Satzlänge 139, Satzbau 140.)

3. Enjambement

142

Begriffsbestimmungen 142. Frequenz 144. Ausdruckswert 144. Besondere Kategorien: a) Unbetontes Wort vor der Versgrenze („prosaisches Enjambement") 148. b) Interpunktion nahe an der Versgrenze 151.

4. Zusammenfall von Vers und Satz

158

IV. BEGEBNISSE UND ERKLÄRUNGEN

164

Exkurs I. Elision und Kompositionsfuge Exkurs II. Cäsuren vor P? Tabellen Literatur Indices

196 198 201 213 217

Abkürzungen.

Bezeiclinungen der Cäsuren (vgl. S. 41 f.): Ρ = Penthemimeres. Τ = Caesura tertia trochaica. Η = Heplithemimeres. Tri = Trithemimeres. Buc = Caesura bucolica. In einigen Abschnitten werden ausserdem verwendet: Ip = Interpunktion(en). MS = Monosyllabum (-a).

Einleitung.

Von Anfang an war die bunte Mannigfaltigkeit ein Hauptmerkmal der römischen Satire; durch Ennius, den Begründer und Namengeber der Gattung, war ,,das Fehlen eines bestimmten inhaltlichen oder formalen Merkmals selbst . . . gewissermassen zum Merkmal einer literarischen Gattung geworden'' (HEINZE X). Noch bei Horaz tritt diese Vielfältigkeit, sowohl motivisch als Hterarisch-formal, klar vor Augen: autobiographischer und moralphilosophischer Stoff, Anekdoten und Polemik, epische, dramatische und didaktische Form wechseln in reicher Mischung; die Einheit wird dabei, ausser durch die äussere An­ ordnung der Satiren, durch den immer fühlbaren persönlichen Gehalt bewahrt. Die sprachHch-stilistische Form ist nicht minder abwechselnd (noch minder persönlich): der gebildete Umgangston ist zwar die sti­ listische Normallage der Satiren, aber fast unablässig bewegt sich die Rede in schnellen, oft überraschenden Wechslungen nach oben oder nach unten an der Skala; ,,mobilité et variété'' nennt LEJAY CX ,,les qualités premières du style des Satires^\^^ Programmatisch hat Horaz diese Art seines satirischen Stiles selbst gezeichnet (I 10, 11 ff.): et sermone o^us est modo tristi, saepe iocoso, defendente vicem modo rhetoris atque poetae, interdum urhani, parcentis viribus, atque extenuantis eas consulto. Trotz der Einheit des Metrums, ist es von vornherein zu vermuten, dass der Dichter die erstrebte stilistische Versatilität auch durch me­ trische Variationsmittel verwirklicht hat; im Hexameter fand er ein überaus geschmeidiges Instrument vor, und eben als bewusster Vers­ künstler von unerbittlicher Sorgfalt hat er es gewagt, mit dem Meister Lucilius offen zu wetteifern.Bei den bisherigen Forschungen über Prosodie und Metrik der Satiren wurden aber die inneren Verschieden­ heiten nur vereinzelt bemerkt, geschweige denn erklärt; nur die beiden Bücher hat man jedes für sich untersucht und verglichen. (So verVgl. über den Stil der Satiren HEINZE XXIV ff. S. I 4,8 ff. und I 10 passim. 1 — 526900 Nils Ola Nilsson

fährt u. a. HEINZE in seiner wertvollen prosodisch-metrischen Ein­ leitung XXVII—XLV, der ich manche Anregung verdanke.) Es wird die Aufgabe der folgenden Untersuchung sein, die metrischen Differen­ zen innerhalb des Satirencorpus, insofern sie stilistisch von Belang sind, festzustellen und womögHch zu erklären. Stilistisch von Belang kann nur das sein, was vom Durchschnittlichen und Eegelmässigen abweicht; denn, wie es MAROUZEAU ausspricht (Styl. 281), ,,l'expressi­ vité de la forme est, dans tous les cas, fonction de son caractère excep­ tionnel". Das Abweichende kann selbstverständlich nur statistisch festgestellt und nur durch statistische Vergleiche mit Hexameterdich­ tung verschiedener Gattung — wenn es Horaz betrifft, vor allem mit seinen gleichzeitig geschriebenen l^Tischen Hexametern — stiUstisch bestimmt werden. Diese objektive Methode lässt nur eine von zwei entgegengesetzten Bestimmungen zu: hoher oder niedriger Stil, Sorg­ falt oder Nachlässigkeit — alles im Vergleich mit dem Durchschnitt­ lichen. Ich werde im folgenden hauptsächlich die neutraleren Aus­ drücke strenge und freie Metrik verwenden. Im Einzelfall ist allerdings ausserdem mit der Möglichkeit zu rech­ nen, dass ein spezielles Ausdrucksbedürfnis die metrische Unregelmäs­ sigkeit veranlasst hat; im folgenden werde ich das oft annehmen, be­ sonders wenn es sich um lange Wörter handelt. Eine spezielle Expressivität des Einzelfalles lässt sich selbstverständUch ohne subjektive Interpretation nicht ausfinden. Es macht dabei keine grundsätzHche Schwierigkeit, dass in anderen Fällen derselben Unregelmässigkeit keine Expressivität zu finden ist. Ich zitiere darüber nochmals MAROUZEAU (Styl. 305): ,,Les procédés de style ont une valeur latente, faculta­ tive, qui n'apparaît que si les circonstances la font apparaître, s'il y a intérêt à la dégager; ils sont expressifs en puissance, et non nécessaire­ ment". Es braucht ferner kein Widerspruch darin zu liegen, dass man einerseits bei gewissen Unregelmässigkeiten eine spezielle Expressivi­ tät annimmt, anderseits die Metrik des betreffenden Stückes generell als „frei", d. h. weniger elegant, charakterisiert. Wenn es sich um einen so bewusst arbeitenden Dichter wie Horaz handelt, ist es nämlich von vornherein zu vermuten (und die folgende Untersuchung wird es im ganzen bestätigen), dass er die freiere Metrik immer bewusst verwen­ det, sei es um dem Einzelvers eine spezielle Expressivität zu geben, sei es um zum allgemeinen Stilcharakter des Stückes metrisch beizu­ tragen; ich schicke übrigens voraus, dass greifbare Unterschiede zwi­ schen den Satiren hinsichtlich der speziellen oder generellen Expressi-

vität der metrischen Freiheiten nur selten vorhanden sind. Jedenfalls ist der Gegensatz zu den nach strengeren metrischen Forderungen ge­ schriebenen Stücken unbestreitbar, wo von den metrischen Freiheiten kein, oder fast kein, Gebrauch gemacht wird, weder zum einen noch zum anderen Zweck. Es folgt aus dem schon Gesagten, dass eine erschöpfende metrische Untersuchung der Satiren nicht beabsichtigt ist; nur solche Erschei­ nungen, die stihstisch von Belang sind und nicht allzu spärlich vor­ kommen, werden zur Behandlung vorgenommen. Zufällige metrische Beobachtungen ohne stihstisches Interesse werden jedoch bisweilen mitgeteilt; über zwei freistehendere Untersuchungen dieser Art wird in Exkursen nach dem Text berichtet. — Unter den nicht behan­ delten Gegenständen ist die Verteilung der Daktylen und Spondeen. Es lässt sich zwar nicht bestreiten, dass daktylischer und spondeischer Rhythmus wichtige Ausdrucksmittel sind — auch sollen sie bei der Interpretation einzelner Verse vielmals berücksichtigt werden — aber für unsere zentrale Fragestellung — strenge oder freie Metrik — dürfte das Verhältnis der Daktylen und Spondeen keine nennenswerte Bedeutung haben. Die Verteilung der Verse mit vier Spondeen oder mit vier bis fünf Daktylen hintereinander, die ich untersucht habe,^^ stimmt jedenfalls mit der Verteilung der stilistisch bestimmbaren me­ trischen Erscheinungen nicht überein. Anderseits werden die Grenzen der Metrik hier ziemlich weit gezo­ gen. Behandelt wird nämlich, ausser dem Bau des Verses durch die Wörter (II. Teil) und der damit verbundenen (weil die Wortgrenzen betreffenden) Elisionstechnik (I. Teil), auch das Verhältnis zwischen Vers und Satz (III. Teil), ein Gegenstand, der an das Gebiet der ei­ gentlichen StiUstik grenzt.Hier lassen sich allerdings wesenthche Erscheinungen in den Gegensatz „strenge und freie Metrik'' nicht fassen; man muss stattdessen einfach von grösserer oder geringerer Kongruenz von Vers und Satz reden. Ich komme auf diesen Unter­ schied zu Beginn des IV. Teiles zurück, wo für jede Satire die im Laufe der Untersuchung festgestellten Abweichungen zusammengestellt und soweit möglich erklärt, und zugleich die Verschiedenheiten innerhalb der einzelnen Satiren zum ersten Mal dargelegt und in entsprechender Weise interpretiert werden. Einiges darüber wird S. 177,1 mitgeteilt. 2) Vgl. II. Teil, Kap. 1 A.

Es erübrigt nur, einige technische Einzelheiten zu erwähnen. Bei den statistischen Vergleichen lasse ich in der Regel die für das betreffende Buch als ganzes ausgerechnete Zahl (die Gesamtzahl, Gesamtfrequenz) die durchschnitthche Technik des Dichters während der betreffenden Periode repräsentieren. An gewissen Punkten beeinflusst aber die Satire II 3 durch ihren grossen Umfang die Gesamt­ zahl des zweiten Buches allzu kräftig; solchenfalls habe ich auch die Durchschnittszahl der Frequenzen oder der Prozentzahlen der acht Satiren berechnet (s. z. B. S. 9). Wo es mit Hinbhck auf die Frequenz der untersuchten Erschei­ nungen angemessen scheint, werden die statistischen Ergebnisse in Tabellen mitgeteilt, die nach dem Text zu finden sind. Es sei voraus­ geschickt, dass die Bedeutung der Frequenz- und Prozentzahlen der Tabellen selbstverständUch je nach dem Umfang der Satire und der absoluten Zahl der Fälle eine höchst verschiedene ist. Ich werde im Text nach und nach auf die relevanten Abweichungen hinweisen.^^ Mit ,,Frequenz" verstehe ich immer die durchschnittliche Zahl von Fällen der fraglichen Erscheinung in 100 Versen. (Die Frequenz kann daher zuweilen auch durch das %-Zeichen angegeben werden.) Die Frequenz- und Prozentzahlen wurden mit zwei Dezimalen berechnet und dann auf eine Dezimal abgekürzt. Die Summe gewisser Prozent­ zahlen, die eigentlich 100 sein sollte, kann daher um eine Dezimale grösser oder geringer sein. Die beiden Hälften des Versfusses im Hexameter nenne ich, gemäss der Terminologie von PAUL MAAS, Ion gum und biceps. Der Untersuchung zugrunde hegt die Textausgabe von FRIEDRICH KLINGNER in der Bibhotheca Teubneriana 1939. Nur an einer Stelle weiche ich vom Text KLINGNERS ab: II 7,83 lese ich sihi qui, nicht sibique, was ich an anderem Orte zu begründen beabsichtige. Ausser­ dem habe ich die ganze Interpunktion selbständig revidiert (vgl. III. Teil, Kap. 1). Über die Erforderlichkeit der Statistik und die Forderungen an ihre Hand­ habung vgL DE GROOT 86—89.

Erster Teil: Die Elisionen·

1. Allgemeines und Methodisches. Dass die Behandlung der Elision^^ in lateinischer Dichtung nach Zeiten, Dichtern und Gattungen sehr stark wechselt, ist schon lange bekannt und beobachtet. Eine kurze Zusammenstellung bezeichnen­ der Tatsachen gibt VOLLMER 20 f., welche, was den Hexameter be­ trifft, am bequemsten aus der Tabelle bei STURTEVANT-KENT, TAPhA 1915, S. 148 zu ergänzen ist. Vollständiges statistisches Material für alle Hexameterdichter von Ennius bis Ovid steht in der Dissertation von SIEDOW zur Verfügung; die Frequenzzahlen für die behandelten Dichter sind in Tab. IX S. 55 zusammengestellt. Für die spätere Zeit können SIEDOWS Ergebnisse mit Hilfe von HELBIGS Arbeit über die Elision bei den nachklassischen Epikern ergänzt werden. Als typische Beispiele der ,,deutlichen Differenzierung der Stilgat­ tungen" hinsichtlich der Elision weist VOLLMER a.a.O. auf die Unter­ schiede bei Vergil und Horaz hin: die Elisionsfrequenz ist in den Georgica und in der Aeneis fast doppelt grösser als in den Eklogen, und in den Satiren des Horaz doppelt grösser als in den Briefen, viermal grösser als in den Ijrrischen Hexametern. Horaz gibt daher das erläu­ terndste und beweisfähigste Beispiel, weil er gleichzeitig im gleichen Versmass in verschiedenen Gattungen — Satire und lyrischer Epode — gedichtet hat, und weil es folghch ausgeschlossen ist, die Verschieden­ heit der Ehsionstechnik chronologisch, als Folge einer Geschmackver­ änderung des Dichters, zu erklären. Jene Technik muss im grossen unumgänglich für ein von Horaz bewusst gebrauchtes Stilmittel an­ gesehen werden. Der metrische Terminus „Elision" wird hier aus praktischen Rücksichten gebraucht. Vom sprachwissenschaftlichen Gesichtspunkt ist „Synalöphe" zwei­ felsohne eine richtigere Benennung. (Vgl. SOMMER S . 291, STOLZ-LEUMANN S. 108.) Die oben gegebene Ansicht über den bewussten Gebrauch der Elision vertritt, mit Bezug auf augusteische Dichtung überhaupt, C. VAN DER GRAAFF, The Dirae, Diss. Leiden 1945, S. 95 f.: ,,always, we may surmise, the poet had an eye to its effect and applied or avoided it according to his taste" (S. 96).

Es ist deshalb eine naheliegende ilufgabe, zu untersuchen, ob sol­ che bezeichnende Unterschiede in der Elisionstechnik auch innerhalb der einzelnen Werke des Horaz vorhanden sind, und zwar besonders unter den Satiren, die (wie in der Einleitung hervorgehoben wurde) gattungsmässig durch motivische und stihstische Mannigfaltigkeit ge­ kennzeichnet werden, und wo überdies die Elisionsfrequenz hoch ge­ nug ist, um sichere Urteile auch über kleinere Textpartien zu gestat­ ten. Einen interessanten Entwurf einer derartigen Untersuchung, auch unter Berücksichtigung stilistischer Gesichtspunkte, machte schon K. LEHES in seiner (den Text vergewaltigenden) Horazausgabe 1869. In erster Eeihe nimmt LEHES auf die Lieder und Briefe Bezug; nur an einzelnen Punkten zieht er aus den Satiren Material zum Vergleich heran, über welche er jedoch S. xv die wichtige Bemerkung macht: ,,Gewiss ist in den Satiren die Behandlung nicht eine ganz gleichartige. Die Motive dieser Abstufungen mögen oft recht feine nach Ton und Stimmung sein. Die römischen Dichter der Augusteischen Zeit besaszen jedenfalls in der manigfaltig abgestuften Behandlung der Synalöphe ein auszerordenthch wertvolles Kunstmittel.'' Dieser Gedanke ist nach­ her fast unbeachtet geblieben. Die Zahl der Ehsionen, die Quantität der elidierten Vokale, die Zahl der Aphäresen und der Verse mit mehre­ ren Ehsionen in jeder einzelnen Satire sind zwar von KUSCH unter­ sucht worden; seine Ergebnisse hat er in Tabellen S. 10 f. und 24 f. vorgelegt. Er knüpft aber keine Reflexionen daran, gibt auch nicht in den wichtigsten Tabellen S. 10 f. Frequenzzahlen, welche die Unter­ lage irgendwelcher Reflexionen abgeben könnten. (Nur über die Sat. II 3 bemerkt er in einem anderen Zusammenhang S. 6: ,,haec satura omnino ahquo neglegentius est composita, quantum ad numéros.") HEINZE XXXI f. gibt eine Übersicht charakteristischer Züge der Ehsionstechnik in den Satiren und Briefen, erwähnt aber die Unter­ schiede zwischen den einzelnen Satiren nicht, nur die allgemeine Ent­ wicklung vom ersten zum zweiten Buche. — Eine Untersuchung der Elision, die stihstisch angelegt ist (d.h. wo auf das Abweichende ge­ zielt wird), ist m.W. überhaupt nur von NORDEN ZU Aen. VI vorge­ nommen worden (Anhang XI: Bemerkenswerte Synaloephen). Diese ist aber bei weitem nicht erschöpfend; nur ein paar Gesichtspunkte werden angelegt. Wir wollen nun zuerst die Ehsionsfrequenz jeder einzelnen Satire feststellen und auf die wesenthchen Abweichungen von der Gesamt­ frequenz des Buches hinweisen. Dann sollen diese primären Ergebnisse

durch eine allseitige Prüfung der Elisionen auf ihre Schwierigkeit hin ergänzt werden. Um beurteilen zu können, ob die Ergebnisse der QuaHtätsPrüfung das Ergebnis der Elisionsfrequenz bestätigen oder modi­ fizieren, muss man die Häufigkeit der fraglichen Erscheinungen (d.h. besonders schwieriger oder besonders leichter Elisionen verschiedener Arten) nicht durch neue Frequenzzahlen anzeigen (welche ja ganz einfach Funktionen der allgemeinen Frequenz sein könnten), sondern durch das prozentuelle Verhältnis der fraglichen Ehsionen zur Gesamtzahl der Elisionen bestimmen. Wenn es sich nun herausstellt, dass die eine Satire nicht nur besonders zahlreiche, sondern auch besonders schwie­ rige, die andere nicht nur besonders wenige, sondern auch besonders leichte Elisionen hat, können wir die in den respektiven Fällen ange­ wandte Technik sicherer charakterisieren und auch sicherer behaupten, dass sie bewusst und beabsichtigt ist. Ehe wir die Untersuchung beginnen, erübrigt es zu entscheiden, ob auch die sog. Aphärese von es und est einbegriffen werden soll. Sprach­ wissenschaftlich wird sie als eine von der Elision (Synaloephe) ganz verschiedene Erscheinung betrachtet (vgl. SOMMER S. 293), und auch in metrischer Literatur wird sie gewöhnhch für sich behandelt (jedoch nicht z.B. von STURTEVANT und KENT). Man darf aber auf guten Grün­ den bezweifeln, dass die beiden Erscheinungen hinsichtlich der Aus­ sprache scharf und sicher abzugrenzen sind. Die Untersuchung von F. W. SHIPLEY, ,,Hiatus, Elision, Caesura, in Virgil's Hexameter", TAPhA 55 (1924), deutet darauf hin, dass, wenn bei Vergil die Elision vor einem et oder atque im 3. longum stattfindet, der Endvokal (gewöhn­ hch eine longa oder media) über den Vokal von et bzw. atque überwiegt (S. 151 ff.), und R. B. STEELE, Philol. Quart. 8 (1929) 57 f. nimmt, mit Hinweis auf die lateinischen Kontraktionsgesetze und auf den Ge­ brauch der Aphärese in griechischen Versen (wo sie besonders bei εnach schliessendem langem Vokal gewöhnlich ist; s. SCHWYZER I 403), ein ähnliches Verhältnis bei anderen Elisionen, wo ,,a stronger element" einem ,,weak element" vorausgeht, an, was sehr glaubwürdig scheint. Schon LEHRS I f. hat übrigens Elisionen vor et und vor est gleichgestellt, was mit seiner Ansicht zusammenhängt, dass auch nicht in est der Vokal völlig ausgestossen wird (xviif.). Wie dem auch sei — die phonetische Art der Elision ist ja nicht der Gegenstand unserer Untersuchung — so scheint jedenfalls der tatsächliche Gebrauch der sog. Aphärese bei Horaz (jeder Dichter ist für sich zu beurteilen) keinen Anlass zu geben, in dieser

stilistischen Untersuchung die EUsionen mit es, est von den übrigen abzutrennen. Vorläufig sei nur erwähnt, dass die Frequenz der Aphärese in den einzelnen Satiren zur Frequenz der sonstigen EUsion kor­ relativ ist, soweit man es bei den kleinen absoluten Zahlen verlangen kann, und dass die Aphäresen, wenn sie mit den übrigen Ehsionen zu­ sammengezählt werden, nur in einem Falle, I 2, die Reihenfolge der Satiren hinsichtlich der Elisionsfrequenz verändern (vgl. Tab. I). An­ dere Verhältnisse, die auf dasselbe hindeuten, sollen unten besprochen werden; besonders überzeugend scheinen die Zahlen für Elision von Vokal nach Vokal (S. 21). Unter dem Ausdruck Ehsion wird also im folgenden auch die sog. Aphärese von es, est verstanden, und in den Tabellen sind, wo nicht anderes angegeben wird, solche Fälle mitgezählt. An einigen Punkten gebe ich aber Tabellen, wo die Aphärese nicht mitgezählt wird, um Vergleiche mit metrischer Literatur, wo diese Methode befolgt wird, zu erleichtern.

2. Die Elisionsfrequenz. Im allgemeinen hat Horaz in den Satiren die Elision bei weitem nicht so hemmungslos gebraucht, wie in Betracht des Gesprächscha­ rakters der Gattung (sermo) und im Hinblick auf die Komödie zu er­ warten wäre. Offenbar hat er, wie HEINZE XXXI bemerkt, ,,dem Wohlklang zuhebe Zurückhaltung in diesem Punkte geübt". Weniger zurückhaltend als Horaz sind nicht nur (wie HEINZE erwähnt) Lucilius und Vergil, sondern auch Lucrez und Catull (von dessen reinen Hexametergedichten abgesehen). Um das Verhältnis zu erläutern, ent­ nehme ich der Arbeit SIEDOWS (der die Aphärese nicht mitzählt) einige Frequenzzahlen: Lucilius 84,8, Verg. georg. 49, Aen. 52,8, Catull. hex. dist. 51 (aber im stichischen Hexameter 35,2), Lucr. 44,6, Hor. sat. 40,1. Die Elision ist also bei Horaz doppelt seltener als bei dem Vor­ gänger Lucilius — gewiss ein Ausdruck bewusster Verfeinerung. Dass jedoch die Elisionsfrequenz der Satiren nach dem Gefühl des Horaz einer verhältnismässig niedrigen Stilstufe entspricht, zeigt am deutlichsten der Vergleich mit der Frequenz in seinen lyrischen Hexa­ metern, 8,0 (nach SIEDOW). Auch die Frequenz in den Briefen, 17,1 (SiEDOw), kann (trotz dem zeitlichen Abstand der Werke) den Unter­ schied beleuchten, den Horaz hinsichtlich der Elision zwischen Ge­ sprächsstil und Briefstil empfand.

Die Zahlen und Frequenzen der Elisionen (einschliesslich der Aphäresen) in den einzelnen Satiren werden in meiner Tabelle I angegeben. Die Stücke des ersten Buches teilen sich sehr deutlich in zwei Gruppen auf beiden Seiten der Gesamtfrequenz des Buches, 42,8. Höhere Fre­ quenzen (zwischen 60,4 und 51,3) haben die Satiren 2, 3, 7 und 9, nied­ rigere (zwischen 40,5 und 29,8) die sechs übrigen. Es sei schon hier bemerkt, dass die erste Gruppe zwei diatribische Diskussionsstücke, 2 und 3, und die stark dialogische Sat. 9 umfasst, die zweite Gruppe die literaturdebattierenden Satiren 4 und 10 und die erzählenden Stücke 5 und 8. Im zweiten Buche steht Sat. 3 allein mit der fast lucilianischen Frequenz 69. Demnächst folgt Sat. 6 (48,7). Wesentlich niedrigere Frequenzen (ca. 27) haben nur die Satiren 4 und 8. Die Gruppierung spiegelt die Gattungsangehörigkeit weniger klar als im ersten Buche; es fällt jedoch auf, dass die höchste Frequenz in der diatribischen Sat. 3, die niedrigste in der wesenthch erzählenden Sat. 8 zu finden ist. Durch ihren grossen Umfang beeinflusst Sat. II 3 in hohem Grade die Gesamtfrequenz des zweiten Buches. Diese Zahl (47) gibt deshalb eine etwas irreführende Auskunft über die Entwicklung der Ehsionstechnik von der ersten zur zweiten Periode der Satirendichtung. Ein richtigeres Bild gibt hier die Durchschnittszahl (s. oben Einl. S. 4) der acht Satiren des zweiten Buches, 40,8, die ein gewisses Abneh­ men der Elision bezeigt. (Die Durchschnittsfrequenz des ersten Buches fällt fast genau mit der Gesamtfrequenz zusammen: bzw. 43,0 und 42,8.) In der Tabelle habe ich auch die Zahlen der Aphäresen und die Zah­ len und Frequenzen der sonstigen Ehsionen einzeln angegeben, um Vergleiche mit z.B. SIEDOW und KUSCH ZU erleichtern.Ein veränder­ tes Ergebnis gibt diese Methode nur für Sat. I 2, die, wenn die Aphärese nicht mitgezählt wird, nicht mehr die höchste Frequenz des Bu­ ches sondern eine unbedeutend niedrigere als die Sat. 3, 7 und 9 hat. In I 2 machen die Aphäresen ein Viertel sämtlicher Elisionen aus, in II 4 und 5 fast ein Fünftel; nur in I 8 fehlen sie ganz. Die Aphärese ist absolut und relativ etwas seltener im zweiten Buche: im ersten ergibt sie 12,9 %, im zweiten 9,4 % der Elisionen. Aus der Statistik sind hier und im folgenden drei Elisionen in Zitaten aus­ geschlossen worden: I 5,101 securum agere aevom (=Lucr. V 82) und 113,62 materf te appello (aus Pacuvius' Iliona). Über die Aphärese SIEDOW Tab. XIII S. 58, KUSCH Tab. XI S. 24.

Die 75 Hexameter der Epoden enthalten nur 6 Elisionen; die Fre­ quenz ist mithin 8,0 — nur ein Sechstel der Frequenz des zweiten Sa­ tirenbuches. Ausser dem leichten Falle neque Uli ep. 12,9^^ kommen alle in der fünfzehnten Epode vor. Es ist zu bemerken, dass die 33 Hexameter der ältesten Epode, der sechzehnten, ganz ohne Elisionen sind. (In den iambischen Trimetern desselben Gedichtes dagegen fin­ den sich deren vier.) Ebenso fehlt die Elision in den daktyhschen Te­ trametern der Ep. 12 und den kleinen daktylischen Cola der Ep. 11 und 13; das letztgenannte Gedicht ist überhaupt ohne Elisionen. Die Elisionsfrequenz der Ep. 1 —10, in iambischen Trimetern und Dimetern geschrieben, ist 17,5, die der Ep. 17, in stichischen Trimetern, 25,9. Die 34 Hexameter der frühen Carmina I 7 und 28 enthalten 4 Eli­ sionen, wovon 3 in I 7. Die Frequenz ist 11,8. In der Lyrik hat Horaz dann den Hexameter erst c. IV 7 gebraucht, wo sich nur die sehr leichte Elision neque enim v. 25 findet. Das erste Buch der Briefe, das ich zum Vergleich untersucht habe, enthält 196 Elisionen; die Frequenz ist 19,5, kaum die Hälfte der Fre­ quenz der Satiren. Auch die Aphärese ist seltener: die Fälle sind 28, die Frequenz 2,8. Trotzdem machen die Aphäresen einen grösseren Teil der Ehsionen aus als in den Satiren, nämlich 14,3 %.

3. Verse mit mehreren Elisionen. Die Elisionen in den Versen, deren jeder mehr als eine EHsion ent­ hält, machen in den Satiren, wie die Tab. II zeigt, etwa 38 % der Eli­ sionen aus. Nach den Angaben SIEDOWS (Tab. I S. 32 und Tab. VIII S. 54)^^ ist dieses Verhältnis am ehesten mit dem bei Lucrez und in der Aeneis zu vergleichen, wo die betreffenden Elisionen bzw. 35 und 37 % der Ehsionen ausmachen; in den Bucolica und Georgica ist die entsprechende Zahl etwa 30 %. Wie in der Frequenz der Elision im allgemeinen, ist Horaz auch in dieser Hinsicht viel vorsichtiger als LuElisionen von neque werden von gewissen Forschern, z.B. ESKUCHE und MAURENBRECHER, überhaupt nicht mitgezählt. Besonders leicht ist die Elision

neque enim. (Vgl. NORDEN 454.) Über die Elision in der lyrischen Dichtung des Horaz vgl. HEINZE in der Einleitung des ersten Teiles seiner Ausgabe, 6. Aufl. 1917, S. 11. Vgl. KUSCH Tab. XII S. 25.

cilius, bei dem die betreffenden Elisionen nach SIEDOW 62,5% aus­ machen. Wesentlich abweichend sind im ersten Buch Sat. 7 mit einer hohen Prozentzahl (was jedoch wegen der kleinen Summe der Elisionen kaum von Bedeutung ist) und die Satiren 5 und 10 mit niedrigen Zahlen. Alle diese Abweichungen stimmen mit denen der Elisionsfrequenz überein. Im zweiten Buch hat vor allem Sat. 3, danach Sat. 6, höhere Prozentzahlen — wie sie auch die höchsten Frequenzen haben. Wesent­ liche Abweichungen nach unten finden sich in den Sat. 5 und 7. — Die Durchschnittszahl des ersten Buches ist 36,9 %, die des zweiten 30,9%. Allzu grosse Bedeutung darf man aber diesen Prozentzahlen an sich nicht beimessen. Erstens ist die Zahl der Verse mit 3 oder 4 EUsionen in der Tabelle zu beachten, zweitens, und vor allem, ist natürhch die Schwierigkeit der einzelnen Elisionen von wesentlicher Bedeutung für die Schwierigkeit ihrer Häufung in demselben Vers. Um eine zuver­ lässigere (wenn auch noch grobe) Beurteilung zu ermöghchen, habe ich diejenigen der betreffenden EUsionen abgetrennt, die entweder kurzes -e oder Vokal vor es, est, et gelten. (Uber et vgl. oben S. 7.) Es bleiben dann im ersten Buche 27, im zweiten 42 Verse mit 2 oder 3 EU­ sionen von grösserer Schwierigkeit^^ — eine bemerkenswerte Zunahme im zweiten Buche. Die Zahlen dieser schwierigeren EUsionen werden in der letzten Spalte der Tab. II angegeben. Im ersten Buche sind sie verhältnismässig zahlreich' besonders in Sat. 3, selten besonders in Sat. 6 und fehlen ganz in Sat. 10. Im zweiten Buche fehlen sie in den Sat. 4, 5 und 8, sind dagegen verhältnismässig zahlreich in den Sat. 3 und 6; nur in diesen Stücken finden sich Verse mit 3 schwierigen EUsionen. Alle diese Abweichungen stimmen mit denen der EUsionsfrequenz überein. In der Lyrik findet sich 1 Hexameter mit 2 EUsionen, ep. 15,5, wo­ von die eine jedoch atque betrifft.

4. Quantität der elidierten Vokale· In Bezug auf das Verhältnis zwischen den drei Kategorien eUdierter Vokale, breves, mediae (Vokal + m) und longae, sind grosse und chaDie Stellen sind wie folgt (Verse mit 3 Elisionen mit Kursiv): I 1,52.60.85; 2,30.57.100; 3,20.22.27.53.59.92.100.111.115.131; 4,26.39.108.136; 5,48.62; 6,27; 7,24; 8,38; 9,6.41; II 1,67.70.71; 2,27.89.92.127.131; 3,16. 41.50.52.61.83.5ö.ll9.131.133.134.152.256.i5ö.l89.197.198.2i?i.205.216.217.235.236. 246.276.S06; 6,5.8.10.26.28.60.106; 7,83.

rakteristische Unterschiede zwischen verschiedenen Dichtern und Gattungen vorhanden. Besser als bei SIEDOW, der nur die Frequen­ zen der einzelnen Kategorien angibt (Zusammenfassung in Tab. IX S. 55), kann man diese Unterschiede bei KUSCH, Tab. IX S. 23, oder bei STURTEVANT-KENT (TAPhA 1915), Tabelle S. 152, ablesen, welche stattdessen den prozentuellen Anteil jeder Kategorie an der Gesamt­ zahl der Elisionen angeben. STURTEVANT-KENT arbeiten mit noch zwei besonderen Gruppen ausser der erwähnten: Elision von que (auch als Suffix, z.B. in quisque) und Elision mit es, est — eine ziemUch he­ terogene Methode, die jedoch die Brauchbarkeit ihrer Statistik nicht sehr verringert. Dieselbe Methode wird auch in KENTS Artikel ,,Likes and Dislikes in Ehsion" (TAPhA 1923) verwendet, wo für einige Dich­ ter, u.a. Lucrez, Horaz, Vergil und Ovid, eine eingehendere und voll­ ständigere Statistik gegeben wird. Dass zu allen Zeiten die Ehsion von kurzen Vokalen als die leichteste, die von langen als die schwierigste gegolten hat, geht aus dem statisti­ schen Material unmittelbar hervor. Ehsionen langer Vokale finden sich in grösserer Zahl nur bei Lucihus (27 % der Elisionen nach STURTE­ VANT-KENT), Catull (26 %, hauptsächhch in den Distichen — vgl. SIEDOW Tab. V S. 22) und Vergil (24 %). Bei den Elegikern machen sie nur 8 %, in den Metamorphosen des Ovid (nach KENT 91) sogar nur 4 % der Ehsionen aus. Unter den späteren, von STURTEVANT-KENT untersuchten Dichtern hat der Satiriker Persius die meisten Ehsionen von longae: 17 %. — Horaz ist in dieser Hinsicht bemerkenswerter­ weise zurückhaltender als Vergil: für das erste Satirenbuch geben STURTEVANT-KENT 18% an, für das erste Buch der Briefe nur 12%; für die Epoden gibt KENT S. 88 10% elidierte longae an. Wie Horaz die Elision von mediae empfunden hat, mag zweifelhafter sein. Überhaupt ist die Stellung der Dichter zu dieser Art von Elision sehr wechsehid. Sie wurde hemmungslos von Vergil (27 % in der Aeneis nach KENT), und in seiner Nachfolge von den nachklassischen Epikern ausser Lucan gebraucht. Ovid dagegen, dem Lucan folgt, schränkte sie fast ebenso hart wie die Elision von longae ein (10 % mediae in den Metamorphosen nach KENT). Horaz nimmt dadurch eine Sonderstellung ein, dass in der Lyrik und in den Briefen ein grösserer Teil der Ehsio­ nen als bei irgend einem anderen lateinischen Dichter mediae betref­ fen. (S. die Specialstatistik über Ehsion von mediae bei MAURENBRE­ CHER 86 ff. und die Tabelle bei KENT 88.) Laut MAURENBRECHER (der die Fälle mit neque und mit es oder est nicht mitzählt) machen solche

Elisionen in den Epoden 45,2 %, in den ersten drei Büchern der Carmina 54,6 % und in den Briefen 40,8 % aus; nur das vierte Liederbuch zeigt eine geringere Zahl, 31,8 %. Angesichts dieser Zahlen, besonders derjenigen für die Carmina, kann man sich ja schwerlich vorstellen, dass Horaz jemals solche Elisionen als einer niedrigeren Stilstufe oder einer freieren Metrik angehörig empfunden hätte — auch nicht zur Zeit der Satirendichtung, denn die Ehsionen von mediae machen in den Satiren, nach MAURENBRECHER, nur 35,1 % aus, d.h. eine erheb­ lich geringere Zahl als in den Epoden (wo diese Ehsionen jedoch nur in den iambischen Versen vorkonmien, s.u.). Im folgenden wird also weniger auf die mediae, in erster Reihe dagegen auf die Menge der ehdierten longae Rücksicht genommen. In dieser Hinsicht ändert sich, wie meine Tab. III zeigt, die Tech­ nik des Horaz vom ersten zum zweiten Buche zu grösserer Freiheit: die longae wachsen an Zahl auf Kosten der breves.^^ Dieses Ergebnis besteht auch, wenn man die Gesamtzahlen der beiden Bücher mit Durchschnittszahlen ersetzt: im ersten Buche 45,7 % breves, 34,3 % mediae, 20% longae, im zweiten 41,2% breves, 31,8% mediae, 27% 1 ongae. — Die Zunahme der elidierten longae betrifft fast gar nicht die sog. Aphärese: 15 Fälle mit longae im ersten Buche machen 26,3 %, 13 im zweiten 27,1 % der Aphäresen aus. Die entsprechenden Zahlen für sonstige Ehsionen sind 20,6 und 27,7 %. Die relevanten Abweichungen im ersten Buche sind die grossen Prozentsätze von longae (etwa ein Drittel) in den Sat. 1 und 9. Die kleinen Prozentsätze in den Sat. 8 und 10 sind an sich ohne Bedeutung; ihr Ergebnis wird aber durch sehr hohe Zahlen für breves bestätigt. Die Abweichungen der Sat. 8, 9, 10 stimmen mit denen der Ehsionsfrequenz überein, diejenige der Sat. 1 dagegen nicht. Die hohen Eli­ sionsfrequenzen der Sat. 2 und 3 werden hier nicht bestätigt. (Die Zahlen der Sat. 7 sind zu klein, um ein Urteil zu erlauben.) Der Endvokal in homo wird in meiner Statistik als kurz gerechnet. Zwar findet sich bei Horaz kein offensichtliches Beispiel dieser Messung, aber gegen ein einziges hämo in der frühen Sat. I 2 stehen 6 Fälle mit Elision von -o (5 in den Satiren, s.u. S. 24, 1 in den Briefen). Wahrscheinlich hat Horaz das Wort in Elision gestellt eben um einem Entscheiden betreffs der Quantität zu entgehen, welche schon bei Lucrez und Catull schwankend ist. (Vgl. HARTENBERGER 40.) Ebenso verfährt Vergil. (Ibid. 30.) Nach Horaz kommt iambisches homo nicht mehr vor. Würde das Wort bei Horaz überall als iambisch gerechnet, würde hier­ durch die Zahl elidierter lambica in den Satiren fast verdoppelt werden. (Vgl. u. S. 25.)

Im zweiten Buche finden sich grosse Prozentsätze von longae in den Sat. 6 (40,4%) und, weniger relevant, 1. Wenige longae (12%) und zahlreiche breves hat dagegen Sat. 8. Was die Sat. 6 und 8 betrifft, stimmen diese Abweichungen mit denen der Elisionsfrequenz überein. Von den übrigen Stücken mit abweichenden Frequenzen weicht hier Sat. 3 gar nicht, Sat. 4 nur durch einen grossen Prozentsatz von bre­ ves ab. In den Hexametern der Epoden werden nur breves (6 Fälle), in den Hexametern der Carmina I 7 und 28 dagegen 1 brevis, 2 mediae und 1 longa ehdiert. In den iambischen Versen der Epoden (509 Verse, wovon 297 Trimeter und 212 Dimeter, einschl. die iambischen Cola in den Ep. 11 und 13) liegt das Verhältnis der Satirentechnik viel näher als in den Hexametern: von 97 Elisionen betreffen 47 breves (48,5 %), 40 mediae (41,2%) und 10 longae (10,3%). Im ersten Buche der Briefe ist der Prozentsatz elidierter longae etwa so gross wie im ersten Satirenbuch, während die mediae, wie in den drei ersten Büchern der Carmina, zahlreicher sind als die breves: die Elisionen betreffen 68 breves (34,7 %), 84 mediae (42,9 %), 44 longae (22,4 %). Elisionen von longa ante natura longam sind, wie ZANDER 577 festgestellt hat, in der rhythmischen Prosa selten. In den Satiren habe ich 27 solche Ehsionen, wovon 12 im ersten Buche, gefunden. In 11 Fällen ist der erste Vokal o, derjenige Endvokal, welcher der Kürzung am meisten ausgesetzt war (vgl. u. S. 16), in 6 Fällen i, das konsonan­ tisch zu lesen sein mag (z.B. I 1, 85 vicini oderunt). Die übrigen Fälle sind: I 4, 25 media elige, 5, 64 larva aut, 6, 38 Damae aut, 9, 65 me eri­ geret, II 1, 71 se a, 3, 78 mala aut, 233 contra haec, 4, 48 re una, 89 me auditum, 6, 13 ie oro, Nur in einem Falle, I 9, 65, sind die beiden Vokale identisch, was laut Quint. IX 4, 33 in der rhetorischen Prosa am mei­ sten gegen die Eegel verstösst. — Im ersten Buch der Briefe wird nur eine longa ante natura longam ehdiert: 1, 92 navigio aeque. Wir haben bisher nicht darauf achtgegeben, ob die Elision vor langer oder vor kurzer Silbe stattfindet.^^ Diese Frage hat grosse Bedeutung Nicht vor kurzem Vokal, wie WALTZ 169 behauptet, sondern vor kurzer Silbe ist die Elision seltener und härter. STURTEVANT-KENT 153 f. zeigen, dass Vokale aller Art am häufigsten vor kurzem Vokal in langer Silbe elidiert wer­ den.

für die Beurteilung der Schwierigkeit vor allem der Elisionen von longae, aber auch derjenigen von mediae, wie aus der Tab. IX bei KUSCH 23 hervorgeht: z.B. finden sich bei Vergil (bei dem die Eli­ sionsfrequenz höher ist als in den Satiren) nur 1,7 % mediae ante brevem gegen 7,5 % in den Satiren. In meiner Tab. IV werden die Eli­ sionen von breves, mediae und longae hinsichtlich ihrer Stellung vor langer oder kurzer Silbe getrennt gezählt. Um Vergleiche mit der Tab. IX bei KUSCH ZU ermöglichen, habe ich hier die Aphäresen ausgeschlos­ sen. (Bei est ist ja nur EUsion ante longam denkbar; gleicher Art sind auch die beiden Aphäresen mit es, II 3, 273 und 7, 29.)^^ Wir haben schon gefunden, dass die Elision von longae im zweiten Buche häufiger ist als im ersten. Wie Tab. IV zeigt, betrifft diese Zu­ nahme auch die besonders schwierigen Fälle ante brevem: die Elisio­ nen von longae a.b. machen im ersten Buche 2,9 %, im zweiten 4,3 % aus, d.h. einen fast ebenso grossen Prozentsatz wie bei Lucihus (4,8 % nach KUSCH). Ebenso sind die Elisionen von mediae a.b. zahlreicher im zweiten Buche, wo sie 8 % ausmachen gegen 6,5 % im ersten; bei Lucilius ist die entsprechende Zahl nach KUSCH nur 5,2 %. — Im ersten Buch der Briefe sind die longae a.b. ebenso häufig wie im zwei­ ten Satirenbuch (8 Fälle, 4,8 %), die mediae a.b. dagegen etwas selte­ ner als in den Satiren (9 Fälle, 5,4%). Bezüglich der mediae ante brevem zeigen nur zwei Satiren einigermassen relevante Abweichungen, beide durch grosse Prozentsätze: I 4 (6 Fälle, 14 %) und II 3 (20 Fälle, 9,7 %). — Besonders hart sind solche Elisionen in der dritten Silbe des Daktylus, zwischen den beiden Kür­ zen. Die Satiren enthalten 15 Beispiele dieser Art: I 2, 119; 4, 108. 117; 7, 21; II 1, 7; 2, 89.92; 3, 56.124.155.197.266.311; 6, 47.85.2) Auch in dieser Einzelheit wird also die Entwicklung zu grösserer Freiheit im zweiten Buche sichtbar. Ehsionen von longae ante brevem finden sich im ersten Buche haupt­ sächlich in den Sat. 1 und 9 mit je 3 Fällen (gut 8 %); sie fehlen ganz in den Sat. 4, 5, 7 und 10. Alle diese Ergebnisse, von der kurzen Sat. 7 abgesehen, stimmen mit unseren früheren Beobachtungen überein. — Im zweiten Buche sind die fraglichen Elisionen vor allem in Sat. Über die Elision von mediae und longae ante brevem bei Horaz vgl. übri­ gens WALTZ 172 ff. 2^ Die Fälle werden, unter den Versstellen verteilt, von SIEDOW 80 f. angeführt, der aber I 4, 108 übersehen hat. S. weiter unten S. 23 f. und 26 über Elisionen von Pyrrhichiaca und Dactylica in -m.

6 (7 Fälle, 14,3 %), und demnäclist in Sat. 7 (4 Fälle, 9,3 %) häufig, während sie in den Sat. 1 und 8 fehlen — was alles ziemHch gut mit den Elisionsfrequenzen übereinstimmt. Es fällt dagegen auf, dass die an Elisionen reiche Sat. 3 verhältnismässig wenige longae a.b. enthält (4 Fälle, 1,9%). Was den Platz im Verse betrifft, hat HAUPT, Opusc. I 92 ff. beobach­ tet, dass Elisionen von longae a.b. bei Vergil gewöhnlich im ersten Fusse stehen, was dann bei Ovid beinahe zur Regel wird. Diese gilt übrigens, wie das Material bei SIEDOW 70 zeigt, auch schon für Catulls Epyllion. Bei Horaz dagegen ist diese Tendenz nicht bemerkbar: unter den 31 longae a.b. in den Satiren stehen nur 11 im ersten Fusse. Diese seltenen und daher für unsere Untersuchung wichtigen Ehsionen sollen aber nicht nur gezählt, sondern auch einzeln beurteilt wer­ den. Von ED. NORDEN ist in der 1. Auflage seines Vergilkommentars (1903), 448 ff., in Anschluss an eine Diss. \^on F. LOREY, eine Ein­ teilung der entsprechenden Ehsionen bei Vergil in vier Gruppen ver­ sucht worden, die ich hier gebrauchen werde. a. Schliessendes -o von schwankender Quantität (vgl. im allgem. die Diss, von HARTENBERGER, bes. S. 41 f., ausserdem HEINZE XXIX, SCHULTE 40).

ergo ubi II 3, 220; 6, 16.106 (diese Verbindung findet sich nach NORDEN 448 dreimal bei Vergil, nach SIEDOW 85 bei Ovid 17mal); quando ego II 6, 60, quando ita II 7, 5, quando iterum'ùAà, 69 (NORDEN 448 führt aus Vergil 2 Beispiele mit quando an, SIEDOW 85 aus Ovid 3 quando ego, 2 quando erit); nemo utl 1, 108; immo alia I 3, 20; ambo uter II 3, 180; sermo oritur II 6, 71; occwpo αί I 9, 6 (vgl. dixerö I 4, 104). Zusammen 11 Fälle. b. Durch Enkhse oder Proklise nahe verbundene Wörter. quid mi igitur I 1, 101, quali igitur II 2, 63; vidi egomet I 8, 23, dixi equidem II 5, 23 (vgl. NORDEN 449; bei Ovid ist nach SIEDOW 85 vidi ego sehr häufig; über die späteren Epiker Unter den Versstellen verteilt, werden sämtliche Elisionen von longae a.b. von SIEDOW 80 angeführt. Von ihm abweichend habe ich nescio an II 3,83 nicht mitgezählt. Daktylisches nescio findet sich schon bei Catull (s. HABTENBERGER 27) und in nescio quis bei allen Hexameterdichtern (5 mal bei Horaz); vgl. MUELLER 413. Nescio an ist ja eine beinahe ebenso feste Verbindung wie nescio quis.

vgl. HELBIG 15: ,,Ιη dactyli brevi priore synaloephae patet i productum personae primae perfecti sequente saepissime ego pronomine."); aequo animo II 3, 16.^^ c. Fälle, wo die Anfangssilbe des zweiten Wortes durch konsonanti­ sche Aussprache von i oder durch Synkope gelängt werden kann (bei Vergil z.B. conversae acies, conversi animi), contra alius I 2, 30, te alio II 2, 55^^; Miseno oriuntur II 4, 33. Vgl. auch I 3, 20 und II 3, 16, oben unter a und b angeführt. d. Sonstige Fälle. 1. Ablative auf -o: metato in agello II 2,114, somno et II 6, 61, rubro ubi ib. 102, anulo equestri II 7, 53; 2. schliessendes -i: tantuli eget I 1, 59, quanti olus I 6,112, antestari ego I 9, 76, si erit II 3, 41; 3. te an ut I 3, 22, tu homines II 6, 92, te agat II 7, 24; 4. divina mota anus urna I 9, 30. Zusammen 12 Fälle. Über die einzelnen Satiren bringt die Verteilung der Fälle unter den vier Klassen wenig Neues; es sei nur bemerkt, dass die einzigen Fälle der Satiren I 8 und II 5 beide episch-traditionell sind (oben unter b), w^ährend der einzige Fall der Sat. I 6 zu den schwierigeren zählt (oben unter d 2). Die unter d angeführten Fälle verdienen aber an sich eine genauere Betrachtung. Die Ablativendung -o wird zwar erst bei Seneca, d.h. bedeutend später als die Nominativ- und die Präsensendung -o, gekürzt (vgl. STOLZ-LEUMANN 102, VOLLMER 20, HELBIG 18). Trotzdem dürften die betreffenden Ehsionen (d 1) als etwas leichter als die übrigen unter d angeführten anzusehen sein. Im zweiten Buche, wo sie alle stehen, wird nämlich o under den ehdierten longae, besonders ante brevem, vor­ herrschend: im ersten Buche werden ehdiert 10 ä, 12 β, 27 ϊ, 28 ô, 3 ü, Diese Verbindung findet sich, nach SIEDOW 66, viermal bei Lucrez, wo ihre enge Zusammengehörigkeit aus der Wortfolge aequo animoque III 939 u. 962 hervorgeht. Daraus wurde das Substantiv aequanimitas von Terenz geschaf­ fen. (TLL I 1004.) Auch bei Ovid kommt aequo animo vor. (SCHULTE 40.) 2^ Die Bemerkung von HEINZE XXXII, dass die Elision ante brevem von me, mi, tUy ie, si in den Satiren „meist im Zitat lebhafter direkter Rede" vorkomme, stimmt überall ausser an der oben angeführten Stelle. Um so grösser wird die Wahrscheinlichkeit, dass die Möglichkeit zweisilbiger Messung von alio diesem Falle eine Entschuldigung gibt. 2 — 526800 Nils Ola Nilsson

2 ae (darunter a.b. 2 α, 1 β, 5 i, 3 ο), im zweiten Buche 12 ä, 20 ë, 32 55 ö, 5 4 ae (darunter a.b. 2 e, 3 14 o, 1 u).^^ Diese Entwicklung geht in den Liedern und Briefen weiter; so werden in den Briefen nach LEHRS' Sammlung S. xix f. 1 ä, 8 ï, 45 δ und 1 ae elidiert. Darunter finden sich auch, nach SIEDOW S. 80, drei Elisionen ante brevem der Ablativendung -o (I 2, 29; 14, 37; II 2, 69). Über die Epiker vgl. HELBiG 22: auch bei Vergil dominiert -o, bei Ovid dagegen -i. — Einer der Fälle unter d 1 ist jedoch schwieriger als die übrigen: anulo equestri, wo die Elision in der dritten Silbe des Daktylus stattfindet. Ich komme unten im Kap. 6 bei der Behandlung ehdierter Cretica darauf zurück. Unter den Elisionen der Gruppe d 2 können die drei letzten durch die Möglichkeit konsonantischer Aussprache von -i entschuldigt wer­ den: quanti olus etc. (Ebenso 7 unter 10 entsprechenden Fällen aus Ver­ gil, die NORDEN 1. Aufl. 450 unter d anführt.) Dasselbe gilt auch von den vier ersten Fällen der Klasse b. — Anders der vierte und schwierigste Fall unter d 2, tantuli eget^ wo i zwischen den breves steht. Auch darauf komme ich bei der Behandlung der Cretica zurück, wo auf die beachtenswerte Lesart tantulo hingewiesen wird. Was die unter d 3 angeführten Elisionen betrifft, sei nur darauf hingewiesen, dass sie sämtlich vor der ersten Kürze des Daktylus stattfinden. Dies ist in den Satiren bei allen Elisionen a.b. von Monosyllaba der Fall; vgl. unten Kap. 6. Die als letzte angeführte Elision, mota anus I 9, 30, steht ganz allein da und sei daher etwas näher erörtert. Sowohl wegen ihrer ungemeinen metrischen Härte als auch wegen der grammatischen Zweideutigkeit, die sie hervorrufen muss {mota Nom. oder Abi. ?), wollte BENTLEY den überlieferten Text durch eine einfache Umstellung in mota divinä anus urna verändern. Dieser Vorschlag wurde von 0. KELLER (Epilegomena zu Horaz, 1869) mit Hinweis auf einige Elisionen von longae ante brevem in den Satiren entschieden abgelehnt; ebenso von L. MUELLER Ζ. St., der sich aber weniger kategorisch ausdrückt: ,,immer­ hin ist sehr erwähnenswert Bentleys mota divina anus urna'\ Der me­ trische Aspekt der Frage scheint nachher unbeachtet geblieben, und BENTLEYS Umstellung ist m. W. von keinem modernen Herausgeber aufgenommen worden. Die Wahl zwischen diesem Vorschlag und der überheferten Lesart sollte aber meiner Ansicht nach immer noch offen Die oben gegebenen Zahlen inkludieren nicht die Aphäresen, welche die Ent­ wicklung nicht mitmachen: erstes Buch 1 ä, 1 ë, 4 8 ö, 1 ae, zweites Buch 1 ä, 2 ë, 6 4 ö.

stehen. Die ausserordentliche Härte der Elision motä anus, die man nicht zur Genüge beachtet hat, dürfte durch die folgenden Tatsachen beleuchtet werden. 1) Elision von ä nach dem 5. longum kommt im übrigen in der ganzen lateini­ schen Hexameterdichtung (nach ESKIJCHE 394 ff.) nur zweimal, bei Lucilius und Ausonius, vor. 2) Horaz hat sonst nur einmal ä a.b. elidiert, conHra alius^ I 2,30. (Nie in den Briefen.) Diese Elision ist aber leichter als mota anus, erstens durch ihren Platz im Vers (vgl. oben S. 16), zweitens wegen der Inflexibilität des Wortes (s. MUEL­ LER 333), drittens durch die Möglichkeit, die erste Silbe in alius lang auszuspre­ chen (vgl. oben S. 17). 3) Elision von ä a.b. ist überhaupt sehr selten. In dem von SIEDOW gesammelten Material finden sich, von Horaz abgesehen, nur folgende 13 Beispiele: 2 bei Lu­ cilius {adversa hieme 561, cuia opera 1069), 5 bei Lucrez {prima acie II 448, contra aliéna II 713, natura animum III 167, dimissa anima III 356, interclusa anima VI 1266)^^ 5 bei Vergil {antiqua ah origine gentis Aen. I 642^^, vestiga oculis VI 145, contra ego XI 160, laeva aciem XI 862, supra homines XII 839), 1 bei Ovid (contra ego met. IX 16= Aen. XI 160). Die Beispiele aus den späteren Epikern sind von HELBIG 19 gesammelt worden: 2 bei Valerius Flaccus (quinqvxiginta Asiam VII 43, quinquaginta animae VIII 274), 4 bei Statins [quinquaginta animae Theb. III 76, una (adv.) équités VII 618, longa ab origine VIII 610, quinquaginta animas VIII 667), 1 bei Silius (Troiana ab origine XVI 369). Mit Ausnahme von Lucil. 561 und Verg. Aen. I 642 nebst den beiden Nachbildungen bei Statins und Silius haben sämtliche Fälle irgend eine Entschuldigung: entweder ist das erste Wort inflexibel, oder kann die Anfangssilbe des zweiten Wortes gelängt werden (so immer bei Lucrez), oder beides. Übrigens ist der formelhafte und traditionelle Charakter der meisten Beispiele auffallend.

5. Elision von Vokal nach Vokal· Auf die Abneigung gegen die Elision eines Endvokals, dem ein an­ derer Vokal unmittelbar vorhergeht, hat MUELLEK 330 f. hingewiesen. In den Satiren machen derartige Fälle, wie meine Tab. V zeigt, etwa 8 % der Elisionen aus. Dass diese Zahl einer verhältnismässig grossen Häufigkeit entspricht, geht aus dem Vergleich mit dem Material aus Ovid bei SCHULTE 44 ff. (m.W. dem einzigen vorliegenden) genügend hervor: in Ovids sämtlichen Werken finden sich 69, bei Horaz allein in den Satiren 77 Beispiele. SIEDOW führt ausserdem adiuta aliéna I 264 an; hier ist aber adiuta Nomina­

tiv. 2^ IANELL und GOELZEB lesen beide antiquae. Die Lesart antiqua wird aber durch die oben im Text im folgenden angeführten Stellen bei Statius und Silius gestützt. Vielleicht sollte auch Alphea ab origine Pisae Aen. X 179 mitgezählt werden. (So IANELL, sonst aber gewöhnlich Alpheae.)

In den meisten der einzelnen Satiren sind die Fälle so gering an Zahl, dass die Prozentsätze wenig besagen. Einige entschiedene Ab­ weichungen lassen sich jedoch feststellen. Im ersten Buche hat einer­ seits Sat. 3 einen auffallend hohen Prozentsatz, anderseits fehlt in Sat. 5 jedes Beispiel. In beiden Fällen stimmt das Ergebnis mit dem der EHsionsfrequenz überein; die Prozentsätze der übrigen Stücke stehen mit diesem wenigstens nicht in Widerspruch. Im zweiten Buche weichen die Satiren 1 und 3 durch hohe Prozentzahlen ab — nur im zweiten Falle in Übereinstimmung mit der hohen Elisionsfrequenz. Am seltensten sind solche Fälle, wo der Paenultimavokal lang ist — was natürlich mit dem Gesetz ,,vocahs ante vocalem corripitur'' zu­ sammenhängt. In den Satiren findet sich nur ein Beispiel mit griechi­ schem Eigennamen, II 3, 198 Menelaum una. SIEDOW (der dieses Bei­ spiel übersehen hat) führt aus den Briefen ein lateinisches an: fio et I 1,16. Vier Beispiele aus Ovid, welche SCHULTE 45 f. anführt, betref­ fen nur griechische Namen. In 65 von den 76 Fällen, wo der Paenultimavokal kurz ist, ist dieser Vokal i. (Bei Ovid, nach SCHULTE 44 f., in 49 von 63 Fällen.) Von den elf übrigen Fällen sind fünf als leicht anzusehen, weil et folgt (I 6, 61; 8, 30; II 1, 61; 3, 232; 6, 47); einmal folgt ac (I 1, 104). Es bleiben fünf Beispiele, die alle in Sat. II 3 stehen: v. 81 doceo insanire, 131 laqueo uxorem, 134 eum occisa, 236 possideam auf er, 321 oleum adde. Dieses Stück unterscheidet sich also nicht nur durch die Menge sondern auch durch die Art dieser Elisionen von der durchschnittlichen Tech­ nik der Satiren. — Dies wird auch in einer anderen Einzelheit sicht­ bar: nur zweimal in II 3 (v. 134, 232) und einmal in II 6 (v. 47) ist das eUdierte Wort zweisilbig. In den Epoden finden sich 7 Elisionen dieser Art (6,8 %), alle mit Î in paenultima; keine davon steht jedoch in Hexameter. In den Hexa­ metern der Carmina findet sich ein Beispiel: Anio ac I 7, 13. Das erste Buch der Briefe enthält 11 Beispiele (5,6 %) — wovon 5 allein in Brief 18 — alle mit i in paenultima ausser 14, 22, wo et folgt. Der Grund der Abneigung gegen derartige Elisionen muss wohl mit MUELLER darin zu suchen sein, dass, weil die elidierte ultima ,,qua-

damtenus absorbeatur synizesi'', eine Art Hiatus nach dem Paenulti­ mavokal entsteht. Bei der sog. Aphärese (wo ja der allgemeinen An­ sicht nach der Vokal in es, est ausgestossen wird) wäre es nun zu er­ warten, dass diese Ungelegenheit wegfallen würde und folglich EU-

#

sionen von Vokal nach Vokal in grösserem Ausmass vorkämen. In den Satiren ist aber das Umgekehrte der Fall: nur in 6 Fällen wird Vokal nach Vokal vor est eUdiert, d.h. in 5,7 % sämtlicher Aphäresen (vgl. Tab. I), während die übrigen 71 Elisionen von Vokal nach Vokal 8,4% aller sonstiger Ehsionen ausmachen. Es fällt ausserdem auf, dass die 6 Beispiele mit est alle im ersten Buch stehen (1,7; 2, 28.95.126; 3, 1; 9, 71). Das beschriebene Verhältnis scheint mir ein schwer­ wiegendes Argument gegen die Trennung der Aphärese von der sonsti­ gen Elision in unserer Statistik abzugeben.

6. Elidierte Wörter besonderer Messungen. A. Monosyllaba. Die für eine freiere Metrik sehr charakteristische Ehsion einsilbiger Wörter behandelt am ausführlichsten SIEDOW, der teils in den Tab. X und XI statistische Angaben über die einzelnen Dichter und Wörter bringt, teils im zweiten Abschnitt seiner Arbeit alle Beispiele aus den von ihm behandelten Dichtern zitiert (die aus Horaz S. 81 f.). Vgl. ausserdem HEINZE xxxif., MUELLER 339 f., NORDEN 457 f., ZAN­ DER 597 ff. (unvollständig). Die Ehsionen von Monosyllaba sind zwar in den Satiren verhältnis­ mässig häufig, aber Horaz ist auch in dieser Einzelheit viel zurück­ haltender als Lucilius, etwas strenger auch als Catull. In beiden Bü­ chern der Satiren machen die Elis. von Monosyllaba etwa 10 % aus.^^ Auch diese Zahl wird nur von Lucilius und Catull übertroffen. Nach den Angaben SIEDOWS (der jedoch die Aphärese nicht mitzählt) in Tab. X und in Tab. II zu den resp. Dichtern ist die entsprechende Zahl für Lucilius etwa 13 %, für Catull 12,3, für Lucrez 2,3, für Vergils Eklogen 7,P^ für die Georgica 2,1 %. Unter den einzelnen Satiren weichen, wie meine Tab. VI zeigt, I 1, I 2, II 6 und II 7 durch hohe Prozentzahlen ab; nur betreffs I 2 und II 6 fällt dies Ergebnis mit dem der Elisionsfrequenz zusammen. Abweichungen nach unten von Unter den 51 Fällen in Buch II finden sich 7, wo das Monosyllabum mit dem vorangehenden Worte ein metrisches Wort bildet (s. II. Teil, Kap. 1): 1,74; 2,20.27; 4,48; 7,22.80.86. In Buch I und in Epist. I findet sich kein gleichartiges Beispiel. Die Fälle in den Eklogen werden von SIEDOW 74 zitiert. NORDEN 457 gibt fehlerhaft darüber hinaus 6 Elis. von se an.

wirklicher Bedeutung felilen. Es sei nur erwähnt, dass die Prozent­ zahl für die elisionsreiche Sat. II 3 verhältnismässig gering ist. Es geht aus SIEDOWS Tab. XI hervor, dass die Monosyllaba, welche am häufigsten, auch von sorgfältigeren Hexameterdichtern, elidiert werden, vor allem die Pronominalformen me, te, se und die Konjunk­ tionen si und cum sind. (Vergil hat auch eine besondere Vorhebe für iam, das er 25mal elidiert.) Im ersten Buche der Satiren betreffen nur 18 von 43 Elis. von Monosyllaba die genannten fünf Wörter (4 me, 6 te, 1 se, 3 si, 4 cum), im zweiten Buche 29 von 51 (4 me, 11 te, 4 se, 7 si, 3 cum). Zu dieser Zunahme der häufiger ehdierten Wörter gehört auch, dass im zweiten Buche 4mal tu (im ersten einmal), 3mal die Singularform qui (im ersten nie) elidiert werden; beide Wörter stehen verhältnismässig oft in Ehsion. Nur in Buch I werden ehdiert quae, quam, num, dum, ni, nur in Buch II sum (auch bei Properz und Ovid), quo und die Nominalformen rem (2,27; 3,189; 6,29; 7,67), re (4,48) und di (6,54). Rem und re werden sonst nur von Lucilius und Lucrez, di von keinem anderen Hexameterdichter ehdiert. — Nur in Sat. II 5 betreffen alle EHs. von Monosyllaba ,,gewöhnliche Wörter" (me, te, si). Die Elis. von re in II 4 gehört aber einem Verse an, der wahrschein­ lich irgend eine epische Stelle parodiert (vgl. HEINZE Z. St.); im übri­ gen werden in dieser Satire nur ein me und ein te ehdiert. Zwei Ehs. von Monosyllaba in demselben Verse finden sich nur in 2 Fällen: I 2,57 {mi, cum praep., beides selten ehdierte Wörter) und II 3,41 {nam, si). Ante brevem werden Monosyllaba 3mal im ersten, 7mal im zweiten Buche elidiert (I 1, 101; 3, 33; 9, 60; II 1, 74; 2, 55; 3, 41; 6, 29.92; 7, 24.80). Die Elisionen von langvokalischen Wörtern a.b. wurden oben S. 16 f. zitiert; als die härtesten wurden I 3, 22, II 6, 92 und 7, 24 be­ zeichnet. (Es handelt sich jedoch in diesen Fällen um ,,gewöhnliche Wör­ ter", te und tu.) Von den übrigen Fällen, wo das MonosyUabum a.b. mit einer media endigt, stehen drei (I 9, 60; II 1, 74; 7, 80) im 5. Fuss, worauf ich gleich zurückkomme; das vierte und letzte ist II 6, 29 quam^ rem agis. — Wie SIEDOWS Tab. X zeigt (vgl. auch ZANDER 599 ff.), ist die Technik des Horaz, was die Elision a.b. betrifft, nicht von auf­ fallender Freiheit: besonders im 1. Fuss ist die Erscheinung bei LuDie Fälle mit Aphärese (die oben mitgezählt sind) unterscheiden sich an Art und Verteilung nicht von den übrigen: cum I 2, 122 und II 1, 62, quo II 3, 137, te ib. 273.

crez, Catull und Vergil häufiger als bei Horaz. Die Zunahme in Buch II ist jedoch zu beachten. Was die Stellung im Vers betrifft, sind vor allem die Elis. in der er­ sten Silbe des Verses bemerkenswert. Ausser bei Horaz, findet sich diese Erscheinung, laut SIEDOW Tab. X, nur 6mal bei Lucihus, 3mal bei Catull (dazu 4mal in Pentameter, s. NORDEN 458) und je einmal bei Ennius, Lucrez, Vergil und in der Ciris. In den Satiren kommt sie, wie HEINZE XXXI f. bemerkt, hauptsächUch in Buch I vor, das 7 Fälle enthält (1, 52.56; 2, 96; 3, 27.120; 6, 27; 9, 6); in Buch II hat nur die dritte Satire 2 Beispiele (v. 61, 189); sämtliche Stellen von SIEDOW 80 zitiert.^^ — Zu beachten sind weiter die Fälle im Versschluss (d.h. im 5. und 6. Fuss). Fast nur Horaz erlaubt sich solche Elis. — nach SIEDOW Tab. X finden sich im übrigen nur 2 Beispiele bei Ennius, 1 bei Lucrez — und diese Freiheit steigert sich im zweiten Buch. Die Fälle sind: I 3, 34 te ip^sum, 9, 60 liaec^ dum agit, II 1, 74 quidquid^ sum ego, 3, 41 hoc^ si erit, 273 penes^ te es, 6, 13 te oho, 7, 80 quid^ sum ego. Über die einzelnen Satiren ist hinsichthch der Stellung der Elis. folgendes zu notieren. Unter 5 elidierten Monosyllaba in Sat. I 3 stehen 3 an ungewöhnlicher Versstelle, was die ziemhch geringe Prozentzahl dieser Sat. modifiziert. In den Sat. I 4, I 5, I 10, II 4, II 5, II 8 fehlen anderseits sowohl Elis. an ungewöhnlicher Stelle als Elis. ante bre­ vem, was das Ergebnis der Prozentzahlen für diese Stücke erheblich modifiziert. In den Epoden finden sich nur 2 EKs. von Monosyllaba (5, 9 me, 17, 1 iam, beide in Trimeter), d.h. 2 % der Elis., im ersten Buche der Briefe 8 Fälle, d.h. 4,1 % der Ehs. Mit Ausnahme von mi 18, 112 betreffen diese Ehs. nur ,,gewöhnhche Wörter". Zwei (7, 24; 18, 112) stehen a.b., keines an ungewöhnhcher Versstelle. B. Pyrrhichiaca auf -m und -α. Nicht nur auf -m und -a, sondern auch auf -o auslautende pyrrhichische Wörter werden laut MUELLER 348 f. ungern elidiert. Pyrrhi­ chiaca auf -0 habe ich trotzdem hier nicht mitgezählt; unter 22 Ehs. solcher AVörter in den Sat. betreffen nämhch 13 ego und 4 modo, WörBemerkenswerterweise hat nur in einem dieser Fälle, I 2, 96, das Monosyllabum langen Vokal, obgleich etwa ^/3 aller elidierter Monosyllaba in den Sat. langvokalisch sind.

ter deren Elis. auch MUELLER 349 leicht findet, und die, nach SCHULTE 15, auch nicht Ovid sich scheut zu elidieren. (Die Elis. a.b. von modo II 3, 73 hat allerdings bei Ovid kein Gegenstück.) In den übrigen 5 Fällen wird homo (über die Messung vgl. o. S. 13,1) ante longam eli­ diert: I 3, 57 (im 5. Fuss); 5, 33; 6, 29; 7, 6; II 7, 117. Pyrrhichiaca auf -m werden im ersten Buche 6mal, im zweiten 10mal elidiert. Die Beispiele sind wie folgt: I 2, 62 malum est

II 3, 134 eum occisa

2

6

3,141 viœm illorum

201 enim Aiax 4

6

5, 3

Forum Appi

232 tuum et

2

6, 114 forum adsisio

2

242 idem in

6

7, 25 canem illum

2

266 modum habet

3

6

5, 37 domum atque

9, 19 agam et 2

II 2, 89 aprum antiqui 2

3, 69 decern a

5

6, 47 in diem et 4

73 malum est

Im Versschluss stehen 5 Fälle: I 5, 3; 7, 25; II 3, 201; 5, 37; 6, 47. Der erstgenannte Fall ist durch den Eigennamen entschuldigt {Forum Appi ist auch fast als ein Wort anzusehen); enim (II 3, 201) gehört zu den am häufigsten elidierten Wörtern dieser Messung (s. MUELLER 348, NORDEN 454). Der letzte Fall, II 6, 47, steht als einziger im 5. biceps; hier ist aber das Pyrrhichiacum nicht metrisch selbständig, sondern in diem bildet ein metrisches Wort. (Vgl. u. II. Teil, Kap. 1.) Ante brevem geschieht die Ehs. nur in dem eben erwähnten Fall und in II 3, 266 modum habet, das als Zitat (= Ter. Eun. 57 f.) gewissermassen entschuldigt ist; bei Terenz liegt jedoch die Versgrenze zwischen den beiden Wörtern. Pyrrhichiaca auf -a werden nur 3mal elidiert: I 2, 20 ita ut^, II 5, 32 puta aut^, 6, 44 quota est^. Die hier besprochenen Elis. machen in den Sat. 2 % der Elis. aus. In den Epoden finden sich 4 Elis. von Pyrrh. auf -m, alle in iambischen Versen (2, 40; 4, 8; 16, 24.62)^^, was die Prozentzahl 3,9 ergibt; Von Pyrrhichiaca auf -o werden nur 3 modoy 1 ego elidiert.

laut MUELLER 347 sind solche Elis. in iambischen Versen überhaupt häufiger als' in Hexameter. In den Hexametern der Carmina findet sich ein Beispiel, I 28, 19 senum ac^, im ersten Buch der Briefe 6 Bei­ spiele (darunter eines auf -a, 1, 43), d.h. 3,1 % der Elis.; keines steht im Versschluss, keines ante brevem. C. lambica. Die bei den meisten Dichtern äusserst seltene Elision eines iambi­ schen Wortes' (s. MUELLER 340 f., ZANDER 634 ff.) kommt in den Sat. nur 6mal vor.^^ Nach der Tabelle ZANDERS S. 635 ist Horaz,"in den Satiren und Briefen als ganzes, in dieser Hinsicht viel zurück­ haltender als u.a. Vergil. In Buch I finden sich die einander sehr ähn­ lichen Beispiele metu ex^animem 1, 76 und metu inHusti 3, III, dazu die Aphärese mali est^ 2, 79. In Buch II stehen alle Beispiele in Sat. 3: V. 52 modo inHanum {modo Subst.), 78 mala aut^, 232 domi est^. — In den Epoden findet sich nur die Aphärese viri est 15, 12 (in iambischem Vers), im ersten Buch der Briefe 3 Elis. vor et: 1, 11 et^ rogo et (vielleicht pyrrhichisch), 7, 57 loco et^, 18, 68 viro et^, D. Anapaestica. Die Ehsion eines anapästischen Wortes (s. CRUSIUS 20, SCHULTE 17) findet sich in den Satiren 30mal (14 in I, 16 in 11).^^ In 20 Fällen endigt das Wort auf -o, derjenige Schlussvokal der am ehesten ge­ kürzt wurde (vgl. o. S. 16 ff.). In 5 von den übrigen Fällen ist der Anfangsvokal des zweiten Wortes mit dem elidierten Schlussvokal identisch (I 4, 26 und 6, 129 misera ambitione, II 3, 7 calami inmeritusque, 142 positi intus, 245 soliti inpenso), in einem Falle ist das zweite Wort et (I 7, 19 Rupili et). Die restierenden Fälle sind I 1, 85 pu£ri atque, 4, 25 media elige, II 1, 69 populi arripuit, 3, 152 vigila hoc, — Es ist bemerkenswert, dass nur in einem Falle, I 4, 97, die EHs. vor est stattfindet; hier ist übrigens das anapästische Wort nicht metrisch selbständig, sondern bildet mit der Präposition α ein metrisches Wort. Was die Verteilung unter den Sat. betrifft, fällt besonders die Menge von Beispielen in II 3 auf. Drei Viertel der Fälle des zweiten Buches Über homoy das hier als pyrrhichisch gerechnet wird, s. o. S. 13,1 und 24. 2) Die Stellen sind wie folgt: I 1,55.85.104; 3, 78.89.115; 4, 25.26.97; 5,8; 6,61. 129; 7,19; 9,5; II 1,61.69; 3,7.52.81.83.131.142.152.213.225.245.250.307; 6,111; 7, 3.

stehen in dieser Satire, wo sie 5,3 % der Elis. ausmachen. Die Prozent­ zahl für Buch I ist 3,2. In den lyrischen Hexametern wird nur einmal ein anapästischer Eigennamen elidiert: c. I 7, 13 Anio ac. Das erste Buch der Briefe ent­ hält 7 Beispiele (3, 6 % der Ehs.). Wo der Schlussvokal ein anderer als 0 ist, folgt est (12, 5.13). In drei von den übrigen Fällen folgt et (11, 25; 14, 22; 15, 2); die restierenden sind 7, 98 modulo ac und 14, 38 odio ohscuro (mit identischen Vokalen). E. Dactylica auf -m and -α. Vgl. MUELLER 347 f., NORDEN 456, SCHULTE 17. Daktylische und daktylisch endende Wörter auf -m werden im ersten Buch 4mal, im zweiten (wo Ehs. von media a.b. überhaupt häufiger ist) 9mal elidiert: 3

4

I 2, 119 "pamhilem amo 1

II 3, 56 alterum et

2

1

4, 108 viverem uti

5

1

117 traditum ab 5 1

6

5

1

6

197 inclitum ülixen

2

Optimum erat

1

311 spiritum et 1

2, 89 rancidum ajprum 1

6

155 tisanarium oryzae

7, 21 spectaculum uterque II 1, 7

2

124 quantulum enim

6, 85 aridum et

2

92 integrum edax Dactylica auf -a werden 5mal elidiert: I 2, 126 IHia et, 3, 77 ceHera item'^, 8, 30 la^nea et, II 3, 82 maxHma avahis, 7, 60 conhcia eriHis,^^ Von diesen 18 Beispielen stehen 12 im 1. Fuss, 5 im 5. Fuss, eines (I 2, 119) im 3. Fuss — der einzige Fall in den Sat., wo in der Caesura tertia trochaica elidiert wird. In den lyrischen Hexametern findet sich kein Beispiel, im ersten Buch der Briefe nur eines im 1. Fuss: 1, 69 liberum et. F. Cretica. Die Elision eines kretischen Wortes (d.h. einer longa a.b. mitten im biceps) ist überhaupt äusserst selten. (Vgl. MUELLER 342, ZANDER Elision eines daktylischen Wortes auf -o: II 3, 83 nescio an, (Vgl. o. S. 16,1.)

620 f.) Laut ZANDER, der Wörter auf -o von schwankender Quantität nicht mitrechnet, kommt sie, ausser bei Horaz, nur bei Lucihus und Catull vor. Die Satiren enthalten nur 3 Beispiele^^: I 1, 59 tanHuli egefi, 9, 6 oc^cupo at, II 7, 53 a^nulo equesHri. Der zweite dieser Fälle ist ohne Zweifel leichter als die übrigen, da der Schlussvokal von occupo ebenso gut wie z.B. der von dixerö I 4, 104 gekürzt werden konnte. (Vgl. HAR­ TENBERGER 41.) In den beiden übrigen Fällen wäre die Synkopierung des Paenultimavokals denkbar, wodurch der Schlussvokal in prosodischem Hiat (vgl. si më amas I 9, 38) gekürzt ausgesprochen werden könnte, ohne dass das Metrum gestört würde. Zur ersten Stelle, I 1, 59, existiert eine gut bezeugte Variante, tantulo. Die Ehsion dieser Form wäre etwas weniger hart als die von tantuli. Cretica auf -i werden nämlich bei den von ZANDER und SIEDOW untersuchten Dichtern sonst nur dreimal elidiert: Lucil. 61 ceteri item und 113 asperi Athones, Catull. 97, 6 (Pentam.) ploxeni habet.^^ Im ersten Buche der Briefe findet sich ein Beispiel, 7, 95 obsecro et, das wie Sat. I 9, 6 zu beurteilen ist. G. Choriambica. Vgl. CRUSIUS 20. — Laut SCHULTE 18 finden sich in allen Werken Ovids nur 5 Elis. choriambischer Wörter (alle in den Metamorphosen). Die Sat. enthalten deren 11; 12 12 I 2, 51 munifico esse II 1, 67 ingenio offensi 1

2

2

6, 67 egregio inspersos 1

2

9, 36 praeterita et 12 71 relligio est 12 10, 45 Vergilio adnuerunt

3

72 Scipiadae et 5

6

3, 86 arbitrio Arri 12 189 imperito ac 12 244 nequitia et 1

2

276 stultitiae atque Über nescio an II 3, 83 vgl. o. S. 16,1. Anders geartet ist Ov. her. 8, 71 Gastori Amyclaeo et Amyclaeo Polluci, ob­ wohl SIEDOW 85 f. die Elis. von Castori unter longae a.b. anführt. Der aus lauter griechischen Eigennamen bestehende Vers ist ganz nach griechischer Technik gebaut (Spondiacus, mit Hiat in der Cäsur und Wortende im 5. longum), und die Dativendung in Castori ist zweifelsohne die kurze griechische. (So auch MUEL­ LER 342.) Desgleichen gebrauchen die Dichter nur den griechischen Akkusativ Castora. (TLL suppl. II 242, 64.)

Wenn der elidierte Schlussvokal ein anderer als -o ist, folgt et, nur II 3, 276 atque. Den Cäsurregeln gemäss stehen diese Wörter in der Regel im 1. Fuss; nur in Buch II finden sich ein paar Ausnahmen. Die Verteilung der Fälle in Buch II stimmt mit der Verteilung der elidierten Anapaestica überein. In den lyrischen Hexametern findet sich keine Elis. eines choriambi­ schen Wortes, in Epist. I nur eine, die jedoch ziemhch hart ist: 1, 92 naHigio (ie\ue. Einen ÜberbKck über die Verteilung der in diesem Kapitel bespro­ chenen EUsionen gewährt Tab. VI. Die Monosyllaba sind oben be­ handelt worden. Die Elisionen der übrigen in Rede stehenden Wörter betragen insgesamt im ersten Buch 38 (8,6 % der Elis.), im zweiten 49 (9,6 %); die kleine Zunahme betrifft fast alle Kategorien. Unter den einzelnen Satiren des ersten Buches weicht höchstens nur Sat. 10 wesenthch ab: sie enthält nur die EUsion eines choriambischen Eigennamens. In Buch II unterscheidet sich Sat. 3 sehr deuthch von den übrigen: dort finden sich 31 der betreffenden Elisionen (13,8% der Ehs. dieser Sat.). Verhältnismässig viele Beispiele enthält auch Sat. 1, verhältnismässig wenige die Sat. 2 und 5. In den Sat. 4 und 8 fehlt jedes Beispiel. — Von den Sat. II 1 und 2 abgesehen, stimmen die Abweichungen mit denen der Elisionsfrequenz überein. Es ist von grundsätzhchem Interesse, den Anteil der Aphärese an den hier erörterten EUsionen festzustellen. Von den Dactylica und Cretica, nach denen im Hexameter Aphärese von est unmöglich ist, müssen wir dabei absehen. Vor est werden ehdiert 4 Monosyllaba, 3 Pyrrhichiaca, 2 lambica, 1 anapästisches und 1 choriambisches Wort, zusammen 11 Fälle, d.h. 10,5 % sämthcher Aphäresen. Die sonstigen Elis. von Wörtern dieser fünf Messungen betragen zusammen 146, d.h. 17,2 % aller Elis. ausschliesslich der Aphäresen. Es wäre ja zu erwarten, dass die Abneigung gegen die EUsion dieser Wörter bei est schwächer wäre, weil ihre Endsilbe in diesem Falle unbeeinträchtigt bliebe. In der Tat jedoch hat Horaz, wie unsere Zahlen zeigen, die EUsion solcher Wörter vor est seltener als vor anderen Wörtern zugelassen. (Nur bei den lambica ist die Aphärese verhältnismässig häufig: 2 von 6 Fälen.) Vgl. o. S. 20 f. über die EUs. von Vokal nach Vokal.

7. Elision in ungewöhnlicher Stellung im Vers. Die Stellung der Elisionen im Vers ist schon in den vorigen Kapiteln mehrmals berücksichtigt worden. Ich werde jetzt versuchen, diese Seite der EHsionstechnik zusanmienfassend zu behandeln. Eine voll­ ständige Statistik über die Stellung sämthcher Elisionen, wie sie bei SIEDow und KUSCH ZU finden ist, zu geben wird dabei nicht beabsichtigt; nur die laut früheren Untersuchungen seltenen und im allgemeinen vermiedenen Stellungen der Elision sollen hier berücksichtigt werden.

A. Die vier ersten Versfüsse. Die Elisionen im 1. longum (7 in Buch I, 2 in Buch II, beide in Sat. 3) wurden oben S. 23 aufgezählt. Die EUs. langer Vokale nach dem 2. longum (s. MUELLER 361) hat Horaz im ersten Buche offenbar vermieden: nur in Sat. 2 finden sich zwei Beispiele (v. 32 esto inquit, 57 fuerit mi inquit). Im zweiten Buche aber wird diese Zurückhaltung aufgegeben: es enthält 9 Bei­ spiele, auf mehrere Satiren verteilt: 1, 70 uni aequos, 2, 20 in te ipso, 3, 16 aequo animo, 118 octoginta annos, 130 insanum te omnes, 6, 27 quod mi ohsit, 60 quando ego, 7, 69 quando iterum, 86 in se ipso. Ob die Elis. von Monosyllaba hier als besonders schwierig angesehen wer­ den soll, scheint allerdings sehr fraglich. Wenn der Zweck der etwai­ gen Vermeidung der Elis. gewesen ist, die Wortgrenze nach dem 2. longum rein zu halten, sind Elisionen von Monosyllaba im Gegenteil gleichgültig. Nur in einem der zitierten Verse, II 6, 60, der nicht die Penthemimeres hat, ist jedoch die Wortgrenze als Cäsur (Trithemimeres) von Bedeutung. Die Vermeidung der Elision nach dem 3. longum (s. MUELLER 360) ist viel sicherer bezeugt. Sie geht offenbar die Cäsur an, und ich werde daher diese Fälle im zweiten Teil, Kap. 4, behandeln. Vorläufig sei nur bemerkt, dass die Elisionen an dieser Stelle im zweiten Buche, besonders in Sat. 3, etwas häufiger als im ersten sind, und dass lange Vokale nur 3mal (I 3, 20.131; II 3, 180) elidiert werden. — Ehsionen von Monosyllaba, welche ja die Cäsur nicht beeinträchtigen, werden dort nicht einbezogen. Derartige Fälle sind erheblich häufiger in Buch I mit 10 Fällen (1, 41; 2, 31.57.79; 3, 22.23; 4, 13; 5, 1; 6, 70; 10, 25) als in Buch II mit 3 Fällen (3, 67; 4, 48; 8, 77).

NORDEN hat S. 453 ff. eine Reihe von Ehsionen in seltenen Stel­ lungen, auch mit Eücksicht auf die Messung des elidierten Wortes, verzeichnet. Seine Kategorien wurden von SIEDOW, der die hierher­ gehörigen Stellen aus Horaz S. 80 f. anführt, und von SCHULTE S. 20 ff. aufgenommen. Das Material aus den Sat., soweit es die vier ersten Füsse betrifft (die Gruppen 1—6 bei NORDEN), werde ich hier hurz besprechen. 1. Pyrrhichisches Wort in der dritten Silbe des 1. Fusses: ausser zwei Fällen mit der äusserst leichten Elis. von neque (I 6, 68; 10, 38) finden sich nur in Sat. II 3 zwei Beispiele: v. 205 ego ut, 266 modum habet, (Uber das zweite vgl. o. S. 24.) In den Briefen finden sich laut SIEDOW 3 Beispiele [ego, ubi, age). 2. Daktyhsches Wort in der dritten Silbe des 2. Fusses: nur der leichte Fall II 1, 2 tendere opus. Auch die Briefe enthalten laut SIE­ DOW nur ein Beispiel: II 2, 112 pondéré erunt. 3. Spondeisches Wort zwischen dem 2. und 3. Fuss: ausser 5 Fällen von Aphärese (I 6, 49; II 2, 2.20; 3, 162; 6, 32), welche hier wahrschein­ lich nicht vermieden wurde (vgl. SCHULTE 47 zu Ovid), enthalten die Sat. 10 Beispiele, alle mit einem Monosyllabum im 3. longum^^: in 4 Fällen et (I 3,14; II 1,71.73; 6,28),^) in 2 aut (I 5, 64; 6, 38), in 2 ut (I 4, 109; II 3, 246). Besonders geartet sind zwei Fälle in Sat. II 3: v. 157 morbo an, 233 contra haec. — In den Briefen finden sich laut SIEDOW 7 Fälle (ausschliesshch der Aphärese). Überall ausser II 2, 200 magna an steht im 3. longum et\ solche Fälle dürften den Aphäresen verwandt sein (vgl. o. S. 7 und II. Teil, Kap. 3). 4. In der dritten Silbe des 3. Fusses finden sich, ausser I 2, 119 Ob die Elision spondeischer Wörter von Horaz gerade in dieser Stellung besonders vermieden wurde, scheint sehr zweifelhaft. Buch I enthält im ganzen 30, Buch II 54 Elis. spondeischer Wörter (einschliesslich der Aphäresen); d.h. die Fälle in der fraglichen Stellung machen in beiden Büchern etwa ein Sechstel sämtlicher Fälle aus, was mit Hinblick auf die Zahl der nach den Cäsurregeln denkbaren Stellungen etwa als das natürliche Verhältnis erscheint. — Dass die Elision spondeischer Wörter überhaupt von Horaz vermieden wurde (vgl. CRUsius 20), ist auch unwahrscheinlich, wie der Vergleich der eben erwähnten Zahlen mit den in Kap. 6 mitgeteilten Zahlen elidierter Wörter besonderer Mes­ sungen lehrt. (Vgl. über Ovid SCHULTE 16.) Elidierte Spondiaca fehlen nur in den Sat. I 7 und 10; besonders häufig sind sie in I 6 (8 Fälle), II 2 (9 Fälle) und II 6 (II Fälle). II 1,71 und 6, 28 bildet das spondeische Wort mit vorangehender Präposi­ tion ein metrisches Wort molossischer Messung.

parabilem amo (vgl. o. S. 26), nur ganz leichte Elisionen: neque enim I 4, 40 u. 133, neque ego (mit folgender Elis.) I 6, 87; 10, 48; II 7, 72; nisi I 2, 30; 4, 73; II 2, 15; tibi I 3, 33; sihi II 6, 35; ubi I 2, 86. Alle diese Wörter werden an dieser Versstelle auch von Ovid elidiert (SCHULTE 21). Die starke Abnahme im zweiten Buche (3 Fälle gegen 9 im ersten) kündigt das nach SIEDOW völlige Verschwinden solcher Elis. in den Briefen an. 5. Pyrrhichische oder auf -a endende Wörter werden in der dritten Silbe des 4. Fusses in den Sat. niemals elidiert. In den lyrischen Hexa­ metern findet sich dagegen ein Beispiel, c. I 7, 27 duce et, in den Brie­ fen laut SIEDOW drei. 6. Anapästisches Wort wird zwischen dem 4. und 5. Fuss im ersten Buche 5mal, im zweiten nur in der dritten Sat. 3mal elidiert: I 1, 85 104 3, 78 4, 25

^ueri atque iubeo ac ratio utitur media elige

I 9, 5 cupio omnia II 3, 142 'positi intus 152 vigila hoc 307 vitio accipe

(Die Fälle I 1, 85; 4, 25; II 3, 152 sind auch in anderer Hinsicht be­ sonders hart; s. o. S. 25.) Nur bei Lucilius sind Elis. dieser Art häufiger als in den Sat. (SIEDOW 62 verzeichnet 7 Fälle); Lucrez hat nur 6, Vergil 4 Beispiele (SIEDOW 67, 73). Aus den Briefen führt SIEDOW nur ein Beispiel an: I 7, 98 modulo ac. Trotz der Verschiedenartigkeit der bisher besprochenen Elisionen in den ersten vier Füssen soll der Versuch gemacht werden, einen Uber­ blick über ihre Verteilung zu geben. Dabei scheide ich zuerst die leich­ testen Fälle aus, d.h. die Ehsionen von neque in Gruppe 1, die Aphäresen und die Elis. vor et in Gruppe 3 und alle Fälle der Gruppe 4 aus­ ser I 2, 119. Die oben nicht verzeichneten Elis. nach dem 3. longum (s. II. Teil, Kap. 4) werden mitgezählt, nicht aber die Elis. von Monosyllaba. Es bleiben im ersten Buche 27, im zweiten 34 Fälle. Die Ver­ teilung unter den Satiren des ersten Buches bietet nichts Bemerkens­ wertes. Die besonders schwierigen Fälle stehen aber fast nur in Sat. 1 (2 im 1. longum, 1 Elis. von -a nach dem 3. longum, 2 Fälle der Gruppe 6), Sat. 2 (1 im 1. longum, 2 longae nach dem 2. longum, parabilein amo V. 119), Sat. 3 (2 im 1. longum, 2 longae nach dem 3. longum, 2 Fälle der Gruppe 6) und Sat. 9 (1 im 1. longum, 1 media a.b. nach

dem 3. longum, 1 Fall der Gruppe 6); andrerseits enthält Sat. 10 nur eine leichte Elis. {atque v. 39) nach dem 3. longum. — Im zweiten Buche unterscheidet sich nur Sat. 3 sehr deutlich von den übrigen: sie enthält 19 Fälle, d.h. mehr als die Hälfte sämtlicher in Buch II, und nur hier finden sich Fälle, die als besonders schwierig zu bezeich­ nen sind: 2 im 1. longum, 2 mediae a.b. und 1 longa nach dem 3. lon­ gum, 2 Fälle der Gruppe 1, zwei sonderartige Fälle der Gruppe 3, drei Fälle der Gruppe 6. — Von Sat. I 1 abgesehen, stimmen die Abwei­ chungen mit denen der Elisionsfrequenz überein.

B. Die zwei letzten Versfüsse. Die grosse Zahl der EUsionen im Versschluss (d.h. im 5. und 6. Fuss) ist ein sehr charakteristischer Zug des horazischen Satirenverses. Ihr Anteil an der Gesamtzahl der Elis. ist im ersten Satirenbuch grösser als bei irgend einem anderen Hexameterdichter ausser Ennius. Wie Tab. VII zeigt, machen sie dort 16,4 % der Elis. aus. Die entsprechen­ den Zahlen für frühere und zeitgenössische Dichter sind (auf Grund der Zahlen bei SIEDOW Tab. II berechnet): Enn. 21,1 %, Lucil. 10,2 %, Cic. 2,3 %, Lucr. 12,9 %, Catull. 8,1 %, Verg. buc. 4,4 %, georg. 4,3 %, Aen. 2,8 %, Prop. 6,9 %. Im zweiten Satirenbuch sinkt die Prozentzahl auf 12,6. Aber nicht nur die Häufigkeit, sondern vor allem die Stellung und Qualität der Elis. im Versschluss müssen berücksichtigt werden. Nach diesen Gesichtspunkten geordnet ist die ausserordenthch genaue und umfassende Untersuchung von G. ESKUCHE im Rhein. Museum 1890, dem ich hier und in Tab. VII in der Aufstellung und Bezeichnung (s. ESKUCHE 237) des Materials folgen werde. Wie ESKUCHE rechne ich hier die Aphärese nicht mit; sie ist bei den meisten Dichtern in der letzten Silbe des Verses ganz gebräuchhch. (ESKUCHE 391 ff. und Tab. S. 416 f.)^^ In anderer Stellung innerhalb des Versschlusses kommt die Aphärese in den Sat. nur einmal vor: II 3, 213 tumidum est^. (Einmalig ist, laut ESKUCHE 415, auch die Aphärese im 5. longum I 2, 81 tenerum est.) Aphärese am Versende findet sich in den Sat. 17mal in Buch I, 9mal in Buch II (darunter einmal es, 3, 273); d.h. 25 % der Aphäresen stehen am Versende. Ebenso in den Briefen {nach SIEDOW Tab. VII S. 34) 18 von 60 Aphäresen, d.h. 30 %.

Form L (Elis. nach dem 5. longum.) Vgl. ESKUCHE 241 ff., 394 ff. Breves: I 1,92; 2,131; 3,52.101; 4,29; 6,36.106; 8,41; 10,43.46; II 3, 33.87.97.195.214.217; 6, 71. Lucrez und, mit einer Ausnahme, Vergil elidieren hier von den kurzen Vokalen nur e. (ESKUCHE 241 f.) Horaz folgt derselben Regel ausser in einem Falle: I 2, 131 deprensa egomet mi. Bei Vergil betreffen 24 von 28 EUs. die Silbe que, bei Horaz dagegen nur 5 von 17. Mediae elidieren an dieser Stelle vor Horaz nur Lucihus und Lu­ crez, nach Horaz, von einer vereinzelten Vergilstelle abgesehen, nur die späteren Satiriker. (ESKUCHE 394 ff.) Die Beispiele in den Sat. zitiert ESKUCHE 395; ich gebe nur die Stellen an: I 1,62; 2,54.57; 8,3; 9, 60; II 1, 74; 3, 72.260; 7, 80. (Das Zitat aus Lucrez I 5, 101 zähle ich nicht mit.) Longae werden hier noch seltener ehdiert; die Elision muss ja, wenn der Vers nicht ein Spondiacus ist, a.b. stattfinden. Nur Lucihus (mit 5 Beispielen) ist in dieser Hinsicht ebenso frei wie Horaz. Die Sat. enthalten 8 Fälle: I 1, 108; 6, 112; 9, 30.76; II 2,114; 3, 41.220; 6, 102. Diese Ehs. wurden in Kap. 4 (S. 16 ff.) zitiert und besprochen; als die unvergleichlich schwierigste stellte sich I 9, 30 heraus. Das erste Buch der Briefe enthält nur 3 Elis. der Form I: 2 von que (1, 27; 6, 36), 1 von einer media (10, 45). Form II, (Mitten im 5. biceps.) Vgl. ESKUCHE 248 ff., 402 ff. Dass diese Form überhaupt häufiger als die vorige ist, hängt von den Regeln für den Bau des Versschlusses ab, nach denen eine Wort­ grenze nach dem 5. longum eine Seltenheit, im 5. biceps dagegen ganz normal ist. Die Elisionen von breves an dieser Stelle in den Sat. und Briefen zitiert und kommentiert ESKUCHE 250 f. Ich gebe nur die Fälle an, wo andere Vokale als e ehdiert werden: a II 3, 82; 7, 60^^; oll, 103; •i II 2, 97. S. weiter Tab. VII. — An der Häufigkeit solcher Ehs. wird Horaz, nach den Angaben SIEDOWS, von Lucihus, Lucrez und Catull übertroffen. Die Frequenzen (nicht Prozentzahlen) sind: Lucil. 2,1 (20 Fälle), Lucr. 2,7 (198 Fälle), Catull. 2,4 (19 Fälle), Hor. sat. 1,1 (24 Fälle). Mediae werden in 4 Fällen ehdiert: I 7, 21 spectaculum uterque, II 3, 155 tisanarium oryzae, 197 incUtum üUxen, 6, 47 in diem eL Vor Für das von ESKUCHE zitierte aequora alehat II 2,48 hat KXINGNER aequor alebat, 3 — 5 2 6 9 0 0 Nils Ola Nilsson

Horaz kommen solche Elis. bei Ennius, Lucilius, Lucrez und Catull vor, bei Vergil an einigen archaisierenden Stellen (NORDEN 455 f.), später nur völlig vereinzelt bei Ovid, Lucan und Statins. (ESKUCHE 403 f.) Longae (die ja hier a.b. stehen) werden dagegen äusserst selten elidiert, vor Horaz nur von LuciUus und Catull, von Horaz nur in den Sat., dann erst von archaisierenden Dichtern des 4. Jahrh. (Die Bei­ spiele aus den Briefen des Horaz und aus Persius bei ESKUCHE 403 betreffen das offenbar pyrrhichische ego.) Die beiden Fälle in den Sat., I 9, 6 und II 7, 53, wurden im vorigen Kap. S. 27 unter den eUdierten Cretica besprochen. Im ersten Buche der Briefe finden sich in dieser Stellung 5 Ehs. kurzer Vokale (4mal e, 16,28 tibi). In 4 Fällen (2,15; 6,17; 7,57; 16, 28) folgt et] die Ausnahme ist 10, 33 "praecurrere amicos. Form III. (Nach dem 5. Fuss.) Vgl. ESKUCHE 385 ff., 408 ff. Diese Stellung der EHsion, die im allgemeinen weit seltener ist als Form II und meistens auch als Form I, ist bei Horaz sowohl in den Sat. als in den Briefen die häufigste. (ESKUCHE 240.) Die EHsionen von breves zitiert ESKUCHE 386; dazu sind zu fügen 4 Ehs. von neque (das ESKUCHE nicht mitrechnet, s. S. 237): II 3, 112; 5, 6; 6, 83.94. Kurzes i und o werden hier mehrmals, kurzes a nur I 10, 28 und II 8, 43 elidiert. S. weiter Tab. VII. Die ziemlich zahlreichen Ehs. von mediae (10 in jedem Buche) zitiert ESKUCHE 409 f.; nur II 5, 37 domum atque hat er übersehen. Über die Verteilung der Fälle s. Tab. VII. Longae werden in 5 Fällen ehdiert: I 3, 34 te ipsum, 5, 8 animo aequo^\ II 3, 86 arhitrio Arri, 6, 13 te oro. 111 subito ingens. Vor Horaz kommen solche Elis. nur bei Lucilius und Lucrez vor, bei Vergil ein­ mal in der Aeneis (NORDEN 456), dann nur bei Persius und spätlateini­ schen Dichtern. In den lyrischen Hexametern steht im Versschluss nur eine sehr leichte Elis. der Form III: neque Uli ep. 12, 9. Das erste Buch der Briefe enthält 7 Ehs. dieser Form, darunter 5 von breves (2, 40; 7, 32; 15, 38; 16, 32; 18, 33), 2 von longae: 1, 92 navigio aeque, 14, 22 video et. Dieser Fall ist gewissermassen durch die feste Verbindung entschuldigt; vgl. o. S. 17,1 über aequo animo. Die letztere Wortfolge ist jedoch die gewöhnliche (TLL II 100,8 ff.)

Form IV. (Nach dem 6. longum.) Vgl. ESKUCHE 390 ff. Diese äusserst seltene Stellung der Elision — in seinem gewaltigen Material zählt ESKUCHE nur einige 20 Beispiele — kommt in den Sat. 6mal vor: I 1, 50 centum an, 2, 22 atque Tiic, 3, 39 ipsa haec, 4, 43 atque OS, II 2, 58 vinum et, S, 92 earum et. Unter diesen Fällen sind die bei­ den mit atque am leichtesten; auch die beiden Fälle der Form IV bei Vergil betreffen dieses Wort (SIEDOW 73). Es ist weiter zu bemerken, dass beide Elis. in Buch II vor et stattfinden; ebenso in allen Fällen in den Briefen (2 im ersten, 2 kritisch unsichere im zweiten Buche; s. SIEDOW 81).

Wie die VersschlusseHsionen der verschiedenen Formen unter den einzelnen Satiren verteilt sind, zeigt Tab. VII. Die Prozentzahlen sind an sich nicht ausschlaggebend; vor allem ist die Qualität der einzelnen Fälle zu beachten. Am leichtesten dürften die Elisionen von breves der Form II sein, am schwierigsten die Elisionen von mediae und longae der Formen I und II (a.b.); die Fälle der Form IV sind auch besonders zu beachten. Bei einer vorwiegend quahtativen Beurteilung erscheint in Buch I die Behandlung der Versschlusselision vor allem in Sat. 9 frei, wo die Fälle sowohl zahlreich als grossenteils hart sind. Auch in Sat. 1 ist die Technik sehr frei; demnächst folgen die Sat. 2, 3, 7. Die Schwie­ rigkeit der Elisionen entspricht nicht den hohen Prozentzahlen für die Sat. 8 und 10. Die kleinsten Prozentsätze von Versschlusselisionen haben die Sat. 5 und 6. In Sat. 5 ist die media der Form III durch Eigennamen {Forum Äppi v. 3), die longa gewissermassen durch die feste Verbindung entschuldigt (s. o. S. 34,1). — Die freieste Technik in Buch II zeigt Sat. 6; daran schliessen sich die Sat. 2, 3, 7. Die hohe Pro­ zentzahl für Sat. 8 ist etwas irreführend; nur die Ehsion der Form IV ist hier als hart zu bezeichnen. Die meisten dieser Abweichungen stimmen mit denen der Elisionsfrequenz überein. Ausnahmen sind besonders II 8 und I 1; dies letztere Stück ist aber im Laufe unserer Untersuchung fast durchgehend durch die Schwierigkeit der Ehsionen aufgefallen. Im ersten Buche der Briefe ist der Prozentsatz der Versschlusseli­ sionen vom zweiten Satirenbuch wenig verschieden: 10,1 % (17 Fälle). Qualitativ ist die Technik jedoch erheblich verfeinert: longae werden nur in den Formen III (zweimal) und IV (einmal vor et) elidiert.

δ. Pausenelision· Dass ein ScUussvokal vor einer inhaltlichen Pause elidiert wird, steht offenbar zu der natürlichen Aussprache in Widerspruch. Die in der Komödie nicht seltene Ehsion im Personenwechsel kann allerdings als ein vöUig reaUstischer Zug gelten: hier gibt es eben keine Pause, sondern der eine Unterredner fällt dem anderen ins Wort. (Vgl. LIND­ SAY, Early Latin Verse, 238.) Die eigenthche Pausenelision aber muss wohl als eine literarische Konvention angesehen werden.^^ Den Ehsionen dieser Art in der klassischen lateinischen Dichtung hat A. G. HARKNESS, „The Eelation of Accent to Ehsion" etc. (TAPhA 36, 1905, 82 ff.) grosse Aufmerksamkeit gewidmet. Seine Untersuchung läuft hauptsächHch darauf hinaus, dass nach einer Pausenehsion die Anfangssilbe in der* Regel keinen starken Satzakzent trägt; merkwürdigerweise sind die Ausnahmen besonders häufig bei kurzer Anfangssilbe (S. 86 f., 98). Zu den interessanten Ergebnissen dieser Untersuchung, die allerdings z.T. mit hypothetischen Faktoren arbeitet, soll hier nicht Stellung ge­ nommen werden. Es sei nur darauf hingewiesen, dass die Fälle in den Satiren, die am stärksten von HARKNESS' Kegeln abweichen, in Sat. II 3 stehen (S. 96). „The language of this satire resembles that of com­ edy and in its use of eUsion is influenced by the drama'', schreibt der Verf. als Erklärung. Eine einfache Untersuchung der Verteilung der Fälle in den Sat. scheint indessen die naheliegende Vermutung zu bestätigen, dass die Pausenehsion überhaupt (die Fälle im Personenwechsel einbegriffen) einer verhältnismässig freien Metrik angehört. Ich habe nur die auf­ fallendsten und sichersten Beispiele, die mit starker Interpunktion (vgl. III. Teil, Kap. 1), gesammelt: 14 in Buch I, 19 in Buch 11.^^ Im ersten Buch ist die Erscheinung besonders in Sat. 9 häufig, welche ein Drittel der Fälle enthält; und von 4, 136 occurram\ hoc abgesehen, werden nur in dieser Satire mediae und longae, die meisten sogar ante brevem ehdiert: v. 6 occupo, at iïle, 69 dicam: hodie, 72 multorum. ignosces, 76 antestari V ego. Im Personenwechsel steht nur eine leichte Ehsion, 9, 52; verwandter Art ist 3, 20. — Im zweiten Buche unter­ scheidet sich noch stärker Sat. 3: sie enthält 15 von den 19 Beispielen des Buches, und die Ehsionen in starker Pause machen mithin 6,7 % So ZANDER 559, 659. 2^ I 1,56; 3,20.57; 4,126.136.137; 5,12.31; 6,61; 9,6.52.69.72.76; II 1,83; 3,25. 32.41.97.117.150.152 bis.156.180.201.236.263.268.307; 5,5; 6,53; 7,2.

der Elis. dieser Sat. aus. (Buch I: 3,2 %, Buch II als ganzes: 3,7 %.) Die meisten Fälle betreffen mediae und longae, auch ante brevem: mediae v. 25, 117 a.b., 150 a.b., 201, 236, 263, 268, longae v. 152 bis, 156, 180 a.b., 307. Sonst wird nur in 6, 53 eine media elidiert; die übri­ gen Pausenehs. in Buch II betreffen kurzes e. Die Fälle im Personen­ wechsel sind in diesem hauptsächlich dialogisierten Buche natürlich häufiger: dieser Art sind alle Fälle ausserhalb der Sat. 3, und darin V. 97, 152 (einmal), 156, 201, 307. Die beiden abweichenden Satiren, I 9 und II 3, sind uns schon durch hohe Frequenz und, besonders die erstere fast durchgehend, grosse Schwierigkeit der Ehsionen bekannt. Anderseits fehlen Pausenelis. in den sonst sorgfältig gearbeiteten Sat. I 8, I 10, II 4, II 8; die Fälle in I 5 sind leicht. Die Wertung der Pausenehsion als metrische Freiheit dürfte damit gesichert sein. Eine weitere Bestätigung gibt das erste Buch der Briefe: es enthält nur 3 Pausenelisionen (1,5 % der Elis.): 6, 52 porrigere: 'hie (vgl. sat. I 5, 12), 7, 70 mecum. ut Übet (Personen­ wechsel), 18, 31 certare. Eutmpelus. Im lyrischen Hexameter fehlt die Erscheinung.

9. Leichte Elisionen· Bisher sind in Kap. 3 — 8 immer die besonders schweren Ehsionen herausgegriffen worden. Um die Ergebnisse dieser Untersuchungen zu ergänzen, werde ich zuletzt auch den entgegengesetzten Weg einschla­ gen, d.h. die besonders leichten Elisionen ausscheiden, ihren Anteil an der Gesamtzahl der Elisionen bestimmen und die so erhaltenen Zahlen zu den Elisionsfrequenzen in Beziehüng setzen. Als ,,leichte Elisionen" werden hier die sog. Aphäresen bei est (und es), die Elisionen vor et, schhesslich alle Elisionen von kurzem e gerechnet. Es ist zu beachten, dass diese Fälle gegenüber den schweren Elisionen keine freistehende Kategorie ausmachen: schwere Elisionen aller Art sind vor et, die meisten auch vor est, denkbar, anderseits können Ehsionen von β an ungewöhnlicher Versstelle stehen. Wegen der grossen Zahl der ,,leich­ ten Elisionen'^ wird es jedoch berechtigt sein, ihr Ergebnis als Modi­ fikation der früher gewonnenen Ergebnisse mit einiger Vorsicht zu verwerten. Die Zahlen werden in Tab. VIII gegeben. Die Angaben über die Aphäresen sind hier aus Tab. I wiederholt; im Kap. 2 wurde u.a. auf ihre relative Häufigkeit in den Sat. I 2 (wo sie ein Viertel der Elis.

ausmachen), II 4 und II 5, andrerseits auf ihr Fehlen in Sat. I 8 hin­ gewiesen. Die absolute Abnahme der Aphärese in Buch II geht, wie oben S. 10 erwähnt wurde, im ersten Buch der Briefe noch Adel weiter; trotzdem machen die Aphäresen dort einen grösseren Teil der Elis. aus (14,3%) als in den Sat. (vgl. Tab. VIII). Uber die Natur der Elision vor et wurden in Kap. 1 einige Theorien referiert. Dass ich derartige Ehsionen unter den besonders leichten zu klassifizieren wage, beruht aber in erster Reihe darauf, dass sie im ersten Buche der Briefe einen vorherrschenden Platz einnehmen; vor ei wird dort 75mal elidiert, d.h. in 44,6 % der Elisionen (ausschl. der Aphäresen). (Für andere Dichter steht m.W. kein Material zur Ver­ fügung.) In den Satiren ist schon, wie Tab. Λ^ΙΙΙ zeigt, vom ersten zum zweiten Buche eine deuthche Zunahme zu vermerken (8,6 — 11,9 %), welche zum grössten Teil auf den Fällen beruht, wo et im 3. longum steht; vgl. II. Teil, Kap. 3. Von allen Vokalen lässt sich das kurze e unzweifelhaft am leichtesten ehdieren; vgl. MUELLER 332, HELBIG 31, und o. S. 33 über die Elisio­ nen im Versschluss. Bei Ovid machen solche Fälle, nach SCHULTES Angaben S. 3 u. 34, etwa 72 % der Elis. aus. In den Sat. sinkt die Pro­ zentzahl dieser EUs. von 29,9 im ersten auf 25 % im zweiten Buch. (Die absoluten Zahlen sind in Tab. VIII zu finden.) Einen grösseren Teil der Elis. machen sie in den Sat. I 6 (39,6 %), I 8 (61,1 %), II 4 (42,3 %), II 8 (44 %) aus, einen geringeren in den Sat. I 9 (15 %) und II 6 (17,5 %). — In den Hexametern der Epoden betreffen 5 von 6 Elis. kurzes e (die Ausnahme ist procera adstringitur 15, 5), im ersten Buche der Carmina dagegen nur eine von vier (7, 27). Im ersten Buche der Briefe ist die Prozentzahl dieser Elis. etwa dieselbe wie in den Sat., nämhch 26,5 (52 Fälle). Die Elis. von que wird von manchen Dichtern besonders bevorzugt; bei Ovid machen, laut KENT 91, die EHs. dieser Partikel (auch als Suffix, z.B. in atque, quisque) 42 % der Elis. aus. (Vgl. SCHULTE 8 f. und über spätere Epiker HELBIG 11 f.) Horaz zeigt aber dafür keine besondere Vorliebe (von den Hexametern der Epoden, wo 4 unter 6 Elis. que gelten, abgesehen): das erste Satirenbuch enthält 53 Elis. von qu£ (auch als Suffix), d.h. 12 % der Ehs., das zweite Buch nur 33 Fälle (6,5 %), das erste Epistelbuch 12 Fälle (6,1 %). Die Gesamtzahl der leichten Ehsionen ist nicht einfach durch Ad­ dieren der drei eben besprochenen Kategorien zu erhalten, denn die Ehsionen von ë vor est oder et dürfen nicht doppelt gerechnet werden.

Nach Abziehen dieser Fälle (20 in jedem Buche) ergeben sich die Zah­ len, die in Tab. VIII angegeben sind. Wie daraus zu ersehen ist, sinkt der Prozentsatz der leichten Ehs. vom ersten zum zweiten Buche mit 4,5 %. Dies beruht aber grossenbeils auf der verhältnismässig geringen Zahl für die umfangreiche Sat. II 3. Wenn statt der Gesamtzahlen die Durchschnittszahlen der beiden Bücher (s. o. S. 4) verghchen wer­ den, erscheint die Differenz unbedeutend: 46,8 % in I, 45,4 % in II. Im ersten Buch der Briefe ist der Prozentsatz der leichten Ehs. erheb­ lich grösser: 63,3 % (124 Fälle). Unter den Stücken des ersten Buches unterschieden sich die Sat. 2, 3, 7 und 9 durch hohe EUsionsfrequenzen (s. Tab. I und S. 9). Für die drei letzteren geben nun die leichten Ehs. ein entsprechendes Re­ sultat: alle diese Stücke haben geringe Prozentzahlen (s. Tab. VIII). Die Zahl der Sat. 2 übersteigt dagegen ein wenig den Durchschnitt, was gänzlich auf der beispiellosen Häufigkeit der Aphärese beruht. Unter den übrigen Stücken, wo die Elisionsfrequenz geringer ist, haben die Sat. 6, 8 und 10 grosse Prozentsätze leichter Elisionen. Nur in Sat. 5, welche die geringste Frequenz hat, ist die Zahl der leichten Elis. geringer als durchschnittlich. — Im zweiten Buch haben wir in den Sat. 3 und 6 die höchsten Elisionsfrequenzen gefunden. Beide, nebst Sat. 2, enthalten verhältnismässig wenige leichte Ehs. Die ge­ ringsten Frequenzen haben die Sat. 4 und 8. Beide enthalten verhältnis­ mässig viele leichte Ehs.; ebenso die an Elisionen relativ arme Sat. 5.

Zweiter Teil: Vers und Wort.

1. Prolegomena. Α. Cäsuren: Methode und Terminologie. Wesen und Zweck der Cäsur in der lateinisclien Verskunst ist von der metrischen Forschung noch nicht aufgehellt worden. Ob die Cäsur eine metrische, von ästhetischen oder rezitationstechnischen Bedürf­ nissen bedingte Pause ist oder sein kann, ob sie zu der inhalthchen (rhetorischen) Pausierung irgendwie in Beziehung steht, ob ihre Stel­ lung besonders im Hexameter einen Widerstreit zwischen Wortakzent und Iktus hervorrufen soll — über diese zentralen Fragen, wie über die fundamentalen Probleme der Art des Akzentes und der Existenz eines Iktus, ist die Wissenschaft keineswegs zu einer geklärten und einstimmigen Auffassung gelangt. Es scheinen auch gegenwärtig keine Aussichten auf ihre nahe Lösung vorhanden zu sein.^^ Die vorliegende Untersuchung, die ja keinen allgemeinen metrischen Problemen sondern nur den Differenzen in der metrischen Praxis'eines bestimmten Dichters gilt, kann und muss aber von den berührten Fragestellungen absehen, um sich ohne Beimischung hypothetischer Erklärungen nur mit den äusserlich feststellbaren Tatsachen zu be­ schäftigen. Überhaupt scheint in der klassischen Metrik sehr befolgenswert die Empfehlung von PAUL MAAS (Rezension von DE GROOT, We­ sen und Gesetze der Cäsur, Gnomon J2, 1936, 97) ,,sich auf die schlichte Beschreibung der Tatsachen zu beschränken" und ,,darauf (zu) ver­ zichten, Wesensschau und Synthese an einem Stoff zu üben, der dafür noch nicht reif ist'^ Die Cäsur in antiken Hexametern ist als tatsächliche Erscheinung m. E. so zu beschreiben: eine Wortgrenze an einer Stelle im Versinneren, wo Wortgrenze erstrebt ist.^^ Warum an gewisEine Übersicht neuerer Literatur über die Cäsurfragen gibt E. KALINKA, B. J. Bd 257 (1937) 72 ff. S. weiter S. E. BASSETT, AJPh 40 (1919) 343 ff. (nur über griech. Hex.) und DE GROOT 117 f. (gute terminologische Übersicht). 2^ Meine Formulierung schliesst sich der von MAAS, Griech. Metr. § 46, nahe an. MAAS versteht aber unter Cäsur die Versstelle an sich; es scheint mir aus prak-

sen Versstellen eine Wortgrenze erstrebt wurde, muss liier, wie eben bemerkt wurde, dahingestellt sein. Dass aber solche Bestrebungen wirkUch vorhanden und für den Versbau von fundamentaler Bedeutung waren, ist eine von der empirischen Metrik (L. MUELLER, BIRT, W. MEYER usw.) längst festgestellte (wiewohl nicht ganz unbestrittene)^^ Tatsache. Dass die erstrebte Wortgrenze keineswegs mit einer Satz­ grenze oder sonstiger inhaltlichen Pause verbunden zu sein brauchte, wird durch das allbekannte und oft hervorgehobene Verhältnis be­ wiesen, dass die weitaus überwiegende Mehrzahl griechischer und la­ teinischer Hexameter eine Wortgrenze im 3. Fuss haben, einerlei ob sich eine inhaltliche Pause dort oder anderswo oder nirgendwo im Vers denken lässt^^; anderseits gibt es keine Versstelle, wohin die vor­ handenen Satzgrenzen mit einer ähnhchen Eegelmässigkeit verlegt wurden. Wie im System der Cäsuren erweist es sich auch im Bau des Hexameterschlusses, dass der Aufbau des Verses durch die Wörter gegenüber dem Verhältnis zwischen Vers und Satz eine selbständige Bedeutung hat. Diese beiden Bereiche der antiken Verskunst, wovon der erstere zur Metrik im engeren Sinne gehört, der letztere an die Stilistik grenzt, müssen methodisch auseinandergehalten werden. Wortgrenzen und Satzgrenzen (Inhaltspausen) in antiken Versen sind folglich stets getrennt zu untersuchen.^^ Die Cäsuren des lateinischen Hexameters sind bekannthch die fol­ genden: Trithemimeres nach dem 2. longum (im folgenden „Tri" ab­ gekürzt), Penthemimeres nach dem 3. longum (P), Tertia trochaica tischen Rücksichten besser, den Terminus nur von tatsächlich vorhandenen Wortgrenzen zu gebrauchen. Die betreffende Versstelle nennt man dann Cäsurstelle. — Den Ausdruck „Wortgrenze" gebrauche ich im Anschluss an DE GROOT; MAAS spricht dagegen von ,,Wortschluss". Das letztere Wort lässt sich besser von der Messung eines Wortes gebrauchen (z.B. „daktylische Wortschlüsse"). In entsprechender Weise verwende ich die Ausdrücke „Versgrenze" und (von den zwei letzten Füssen) „Versschluss". Vgl. E. H. STURTEVANT, Word-ends and Pauses in the Hexameter, AJPh 42 (1921) 289 ff.; The Doctrine of Caesura, a Philological Ghost, AJPh 45 (1924) 329 ff. 2^ Vgl. MEYER, Gesch. 1044 f., DE GROOT 125, PH. B. WHITEHEAD, AJPh 51 (1930) 359 f. Vgl. die Distinktion HEINZES zwischen der ,,Regelung des Verhältnisses von Wortfüssen zu Versfüssen" (xxxii) und dem ,»Verhältnis der Satzgliederung zur Versgliederung" (XLIII); ferner MEYER, Caes. im Hend. 215 f., BASSETT, AJPh 40 (1919) 370 f., STURTEVANT, AJPh 45 (1924) 350, DE GROOT 105, MAAS, Griech. Metr. § 46—49.

mitten im 3. biceps (T), Hephthemimeres nach dem 4. longum (H), Bucolica nach dem 4. Fuss (Buc)^^; ausserdem in gewissen Versen wahr­ scheinlich eine Wortgrenze nach dem 2. Fuss (s. u. S. 79 Jeder Hexameter (die Ausnahmen sind äusserst selten) hat wenigstens eine der Cäsuren P, T und H. Tri und Buc werden nur in gewissen Kom­ binationen erstrebt. Die drei ersteren Cäsuren können daher zusam­ menfassend Hauptcäsuren, die beiden letzteren Nebencäsuren ge­ nannt werden. Wenn ein Hexameter (was in der Regel der Fall ist) mehrere Cäsu­ ren hat, lässt sich nicht entscheiden, ob die eine oder die andere in eben diesem Verse die wichtigste ist. Von der Hauptcäsur (oder ,,der Cäsur'') eines bestimmten Verses im Sinne einer Rangordnung zu spre­ chen ist daher unangemessen und unbegründet. Die inhaltliche Pau­ sierung kann, wie oben hervorgehoben wurde, keine Hilfe leisten, ob­ gleich sie eben an diesem Punkte sehr oft eingemischt wird. (So HEINZE XXXVI f.) Es ist vor allem viel gestritten worden über ,,die Haupt­ cäsur" oder ,,die Cäsur'' in Versen von dem Typus infandum regina iubes renovare dolorem.Es lässt sich zwar in einem gegebenen Falle feststellen, dass in der einen oder anderen Cäsur, oder in zwei Cäsuren, eine Pause liegt; es lässt sich auch feststellen, ob der betreffende Dich­ ter eine allgemeine Tendenz hat, die Pausen in derart gebauten Ver­ sen hierher oder dorthin zu verlegen. Aber für andere Verse, die, wie der eben zitierte, überhaupt keine inhaltliche Pause enthalten, ist aus solchen Bestrebungen nichts zu schliessen. Keine von den drei Cäsuren eines solchen Verses kann in der Tat als die wichtigste angesehen wer­ den. Eben die Kombination Tri + T+H kennzeichnet einen der klassischen lateinischen Hexametertypen. Trotzdem dürfte ein nur aus praktisch-systematischen Bedürfnissen begründeter Gebrauch der Ausdrücke ,,Hauptcäsur'' und ,,Nebencäsur" auch mit Bezug auf die einzelnen Verse berechtigt und ange­ messen sein. Bei der Behandlung der verschiedenen Kombinationen werde ich daher so verfahren, ohne mit dieser Terminologie irgend eine Den Terminus „Diärese" werde ich hier nicht gebrauchen, weil die Distink­ tion zwischen Wortgrenzen in und nach den Füssen für das Cäsursystem be­ langlos scheint. Jedenfalls unterscheidet sich der Gebrauch der Buc bei Horaz nicht von demjenigen der übrigen Cäsuren. Eigentlich sollte auch von einer Cäsur im Versschluss gesprochen werden. Vgl. u. S. 43. S. z.B. MEYER, Gesch. 1063 f.. KUSCH 3.

Rangordnung der Cäsuren ausdrücken zu wollen. Ich werde also die Verse der Satiren in die folgenden vier Klassen einteilen: 1) Weil Ρ die unvergleichlich häufigste unter den drei Hauptcäsuren ist, lasse ich sämtUche Verse, wo sie vorhanden ist, eine Klasse aus­ machen und nenne sie P-Ver se. Sowohl H als Buc nenne ich in sol­ chen Versen Nebencäsuren. Tri wird in P-Versen nicht erstrebt (s. Exkurs II). 2) Verse mit T und H nenne ich TH-Verse. Keine der Cäsuren wird hier als die Hauptcäsur bezeichnet. Tri ist die regelmässige Nebencäsur. 3) Verse mit T, aber ohne Ρ und H, nenne ich T-Verse und be­ zeichne Τ als die Hauptcäsur des Verses. Nebencäsuren sind Tri und Buc. 4) Verse mit H, aber ohne Ρ und T, nenne ich H-Verse und be­ zeichne Η als die Hauptcäsur des Verses. Nebencäsuren sind Tri und wahrscheinhch die Wortgrenze nach dem 2. Fuss. Wie der Cäsurbegriff oben äusserhch bestimmt wurde, liesse sich auch der klassische Hexameterschluss in ähnhchen Termini beschrei­ ben: alternative Cäsuren mitten im 5. biceps oder nach dem 5. Fuss, und Zeugmata nach dem 5. und dem 6. longum. Gemäss der herge­ brachten Terminologie werde ich jedoch nicht von Cäsuren im Versschluss sprechen. Die Gleichartigkeit der Erscheinungen wird dadurch markiert, dass die Cäsuren und der Versschluss unter der gemeinsamen Rubrik ,,Vers und Wort" behandelt werden. B. Zur Bestimmung der Wort grenzen. a) Elision und Cäsur. Dass bei eUdierter Ultima eine Cäsur nach der Paenultima vor­ handen sein kann, scheint allgemein anerkannt und braucht keine längere Erörterung; es sei nur an die gleichartige Elision an der Vers­ grenze in hypermetrischen Versen (in den Sat. I 4, 96 und 6, 102) er­ innert. Als Beispiel zitiere ich einen P-Vers ohne andere Hauptcäsur: I 6, 66 mendosa est natura, alioqui recta, velut si. In gleicher Weise liegt bei Ehsion nach dem 4. longum H vor, usw. Ich werde im fol­ genden ohne Vorbehalt mit dem Vorhandensein einer Cäsur in solchen Fällen rechnen.

Anderseits ist es offensichtlich, dass die Cäsur durch die Elision verschlechtert wird, weil dadurch die beiden berührten Wörter phone­ tisch näher verbunden und folghch die Wortgrenze gewissermassen verdunkelt wird. Verdunkelte Cäsur dürfte die angemessene Be­ nennung einer solchen Wortgrenze sein. Dass Horaz sich der Schwäche der verdunkelten Cäsur bewusst war, geht daraus hervor, dass er bei verdunkelter H in P-Versen einen gewissen Ersatz erstrebt hat. (S. u. S. 96.) Bei verdunkelter Ρ lässt sich dagegen nichts Entsprechendes feststellen. (S. u. S. 95.) Mit den Aphäresen bei es, est werde ich anders verfahren. Trotz dem im ersten Teil dieser Untersuchung mehrmals geäusserten Zweifel an ihrer völligen Verschiedenheit von sonstigen Elisionen rechne ich nach der üblichen Weise das vorangehende Wort + esi (es) als ein ,,metri­ sches Wort".^^ (Vgl. BIRT 70, 1.) Ich nehme also Buc, nicht Η an, nicht nur in Fällen wie II 3, 14 contemnere miser, vitanda est improba Siren, wo vitanda est, auch wenn man von der Aphärese absieht, ein metri­ sches Wort bildet (s. u. S. 56), sondern auch z.B. in I 5, 92 qui locus a forti Bio mede est conditus olim. Anders zu beurteilen sind die Fälle, wo die Elision nicht an der Cäsurstelle, sondern vor der vorangehenden Silbe liegt, wie in dem vergiHschen talibus adfata Ae^nean. Nach dem Vorgange von LACHMANN (zu Lucr. VI 1067) hat W. MEYER (Gesch. 1046 f.) behauptet, dass in solchen Fällen Ρ ,,nicht fehle, sondern nur durch Ehsion verdunkelt sei''; ebenso sei bei einer Ehsion vor dem 2. longum Tri, vor dem 4. longum Η vorhanden. Diese Auffassung wurde auch von NORDEN an­ genommen (S. 425, 2), der folghch, wie MEYER, einen Vers wie den eben zitierten nicht als H-Vers, sondern als P-Vers zählt (S. 429, 2). (Ebenso KALINKA, B. J. 257, 73.) Dies muss aber vernünftigerweise voraussetzen, dass der auslautende Vokal über den anlautenden über­ wiegt (was auch MEYER 1047, 1 andeutet); vgl. MIRGEL 47 mit Anm. 1. Dieses Verhältnis ist allerdings unter gewissen Umständen (vor allem wenn ein langer Vokal vor et oder überhaupt vor einem schwa­ chen Vokal elidiert wird) keineswegs ausgeschlossen; vgl. o. S. 7. Aber daraus eine allgemein gültige Regel zu machen ist selbstverständhch unzulässig. In den meisten Fällen wurde zweifelsohne der auslautende MAROUZEAU, La phrase à verbe ,,être", S. 247 f., erweist, dass bei den Komi­ kern est in Aphärese ohne Rücksicht auf die grammatische Beziehmig stets an das vorangehende Wort angeschlossen wird.

Vokal geschwächt und der anlautende deuthch ausgesprochen (so na­ türlich der Diphtong ae in dem zitierten Vers), so dass das longum, nach dem die angebliche Cäsur liegen sollte, von der Anfangssilbe des zweiten Wortes ausgefüllt wurde. Nach diesem longum gibt es also keine Wortgrenze und folglich keine Cäsur. (Vgl. MUELLER 220, KUSCH 7.) Einzig durch theoretische Auseinandersetzungen können aber metri­ sche Fragen nicht beantwortet werden. Allgemein gültige Lösungen sind auch nicht möglich, weil das Wollen des einzelnen Dichters im­ mer mitspielt. Aus der metrischen Praxis des Horaz in den Satiren müssen wir also auch zu ermitteln suchen, ob in diesem Texte Cäsuren nach elidierter Ultima anzunehmen sind. Zum Kriterium nehmen wir den Bau der Verse, in denen vor einem im 3. longum anfangenden mehrsilbigen Worte ehdiert wird und folglich laut der referierten Auf­ fassung Ρ vorliege. Es sind die folgenden 22 Verse: 1) 2) 3) 4) 5) 6) 7) 8) 9) 10) 11) 12) 13) 14) 15) 16) 17) 18) 19) 20) 21) 22)

I I I I I I I I I II II II II II II II II II II II II II

1, 76 vigilare metu exanimem, noctesque diesque 1, 86 mimris, cum tu argento post omnia ponas 2, 63 est in matrona ancilla peccesne togata 3, 89 porrecto iugulo historias captivus ut audit 3, 111 iura inventa metu iniusti fateare necesse est 3, 119 ne scutica dignum horrihili sectere flagello 5, 55 Sarmenti domina exstat: ah his maioribus orti 5, 83 mediam noctem exspecto; somnus tarnen auf ert 7, 24 solem Asiae Brutum appellat, stellasque saluhres 1, 69 primores populi arripuit populumque tributim 2, 88 dura valetudo inciderit, seu tarda senectus 3, 25 cum lucro noram; unde frequentia Mercuriale 3, 74 si male rem gerere insani est, contra bene sani 3, 131 cum laqueo uxorem interimis matremque veneno 3, 134 an tu reris eum occisa insanisse parente 3, 216 Ruf am aut Pusillam appellet, fortique marito 3, 217 destinet uxorem, interdicto huic omne adimat ius 3, 245 luscinias soliti inpenso prandere coemptas 3, 291 mane die, quo tu indicis ieiunia, nudus 6, 60 0 rus, quando ego te aspiciam, quandoque licebit 7, 112 non hor am tecum esse potes, non otia recte 8, 52 monstravi incoquere, inlutos Curtillus echinos}^

Es kommen hinzu die folgenden 4 Verse mit einsilbiger Präposition im 3, longum, nach der keine metrische Wortgrenze vorliegt (s. u. S. 53):

Als Ρ-Verse betrachtet, sind alle diese Verse freilich in regelmässiger Weise, d.h. mit einer der alternativen Nebencäsuren gebaut: Nr 12 mit Buc, alle übrigen mit Η (die jedoch in Nr 15 ebenfalls nach einer elidierten Silbe anzunehmen wäre). Dies ist aber die natürhche Folge einerseits der Vermeidung der sog. caesura 4. trochaica, anderseits des normalen lateinischen Wortumfanges: es ist nur ausnahmsweise zu er­ warten, dass ein mit dem 3. longum anfangendes Wort auch noch das 5. longum umfasst. (Auch das ö.longum darf übrigens nach den klas­ sischen Versschlussregeln nicht durch einen Wortschluss gebildet sein; das lange Wort müsste also um noch eine Silbe länger sein.) Wir müssen aber auch die Frage stellen: wenn angenommen wird, dass die 22 Verse nicht Ρ haben, wieviele von ihnen sind irgendwie unregelmässig gebaut? Zwei Verse, Nr 7 und 21, sind regelmässige TH-Verse, ein Vers, Nr 12, ein regelmässiger T-Vers, deren es im übri­ gen in den Satiren 32 gibt. (S. u. S. 74.) Zehn Verse (Nr 2, 4, 6, 8, 9, 10, 13,18, 19, 20) sind regelmässige H-Verse; in Nr 20 ist jedoch Tri unregelmässig gebildet (Monosyllabum und Elision). Acht Verse (Nr 1, 3, 5, 11, 14, 16, 17, 22) sind H-Verse ohne Tri^^ (Nr 17 mit verdunkelter H), also unregelmässig gebaut; solche Verse kommen aber in den Sa­ tiren noch 14mal vor. (S. u. S. 79.) Es bleibt nur ein Vers, der ganz cäsurlose II 3, 134, mit Elision sowohl vor dem 3. als vor dem 4.lon­ gum; hier fungiert aber, wie gleich nachgewiesen werden soll, die Kom­ positionsfuge als eine Art Ersatzcäsur.^) In keinem der 22 Fälle ist es also notwendig, eine Ρ nach der ehdierten Silbe anzunehmen, um den Versbau zu erklären. Die meisten dieser Verse sind nach anderen in den Satiren übhchen Formen ge­ baut; die übrigen (ausser der anders zu erklärenden Ausnahme) ge­ hören zu einem Typus, der öfter ohne als mit einer Elision vor dem 3. longum belegt ist. Das Ergebnis ist m. E. deutlich genug, um, die oben vorgebrachten theoretischen Gründe ergänzend, die Entschei­ dung zu gestatten: nach einer elidierten Endsilbe ist in den Satiren I 3,72 si volet: hac lege in trutina ponetur eadem I 5,62 Campanum in morbum, in faciem permulta iocatus I 6,22 vel merito, quoniam in propria non pelle quiessem 95 atque alios legere ad fastum quoscumque parentes. In Nr 14 ist auch Τ in der Kompositionsfuge denkbar; vgl. u. S. 48. Die vier Verse mit Präposition im 3. longum sind sämtlich H-Verse, drei regelmässige (der erste jedoch mit Monosyllabum vor Tri); in einem, I 5,62, steht auch im 2. longum eine einsilbige Präposition.

keine Cäsur vorhanden, und die fraglichen Verse sind nicht unter den P-Versen zu zählen. b) Kompositionsfuge als Cäsurersatz. Dass in einem Kompositum die Silbengrenze nach einer Präposition oder in negativum (um sonstige Präfixe handelt es sich in den Satiren nicht) die Wortgrenze als Cäsur einigermassen ersetzen kann, ist in sprachwissenschafthcher Hinsicht nicht befremdend.^^ Dass Horaz diese Möglichkeit anerkannt imd benutzt hat, erweisen die fünf Hexa­ meter, welche er ohne AVortgrenze an den Hauptcäsurstellen gebaut hat: sat. II 3, 134 an tu reris eum occisa insanisse parente 181 vestrum praetor, is intestabilis et sacer esto a. p. 87 cur ego si nequeo ignoroque poeta salutor 263 non quivis videt inmodulata poemata iudex 377 sie animis natum inventumque poema iuvandis. Diese Verse haben nur Eines gemein: im 3.1ongum (im ersten Vers auch im 4.1ongum) steht das Präfix eines Kompositums. Dass nicht an einen reinen Zufall zu denken ist, wird dadurch bestätigt, dass das Präfix in den vier ersten Fällen in neg. ist (im ersten Verse im 4.1ongum), das bedeutungsmässig besonders leicht als selbständiges Element hervortritt. Es gibt indessen keine zwingenden Gründe, die Kompositionsfuge als vollgültige Cäsur anzusehen. Vor allem sind die eben zitierten Verse viel zu gering an Zahl, um eine derartige Schlussfolgerung zu gestatten; weiter ist die Unregelmässigkeit in a.p. 263 offenbar, in a.p. 87 und sat. II 3, 181 wahrscheinlich gewollt expressiv.Was die beiden Satirverse betrifft, ist auch zu bemerken, dass sie der Sat. II 3 angehören, welche durchgängig von einer freien Metrik gekennzeich­ net ist. Vgl. WACKERNAGEL, Vorl. II 171 ff., SCHMALZ-HOFMANN S. 495. Über die ganze Frage DE GBOOT 121 f., 125. — Das ,,etymologische Bewusstsein" von der Zusammensetzung wird u.a. dadurch erwiesen, dass bei Plautus und Terenz muta cum liquida im Wortinneren nur in der Kompositionsfuge, wie sonst in der Wortgrenze, positionsbildend ist. (SOMMER S. 283, 289.) 2^ In drei Fällen wird auch vor dem Präfix elidiert. Über die (bei Horaz un­ wesentliche) Rolle der Elision in diesem Zusammenhang s. Exkurs I. Vgl. MUELLER 461, VOLLMERS Indices bei KXINGNER 330, HEINZE XXXIV.

Dass die Kompositionsfuge als Cäsur einer Wortgrenze gleichwertig sei, darf auch nicht (wie es HEINZE XXXIII, MIRGEL 52 f. tun) damit begründet werden, dass Horaz einige Male in lyrischen Versen eine derartige Cäsur gestattet hat: dreimal in alkäischen Zehnsilblern (I 16, 21; 37, 5; II 17, 21), zweimal in Asklepiadeen (I 18, 16; II 12, 25). Er hat nämlich auch zwei cäsurlose alkäische Verse ohne Komposi­ tionsfuge gebaut: I 37, 14 mentemque lymphatam Mareotico, IV 14, 17 spectandus in certamine Martio. — Was die Satiren angeht, ist es frei­ lich ein besseres Argument, dass in den gleichzeitigen Epoden in drei cäsurlosen Trimetern (1, 19; 11,15; 16, 8) stets eine Kompositionsfuge an der Cäsurstelle vorliegt. Aber auch dieses Verhältnis beweist nur, dass der Dichter unter solchen Umständen das Fehlen der Cäsur leich­ ter ertrug. Hinsichthch der Kompositionsfuge stimme ich also dem Urteil von WALTZ 199 bei: ,,Evidemment ce n'est pas là une césure véritable, mais une atténuation à l'absence de césure.Komposita werden folglich von mir in der Regel als metrisch einheitUch und unteilbar angesehen. Eine Ausnahme bilden jedoch die Komposita, deren Präfix eine zweisilbige Präposition ist. Erstens und vor allem weil Horaz der­ artige Komposita mehrmals durch eine Versgrenze geteilt hat {interj est sat. I 2, 62, circumjspectemus epist. II 2, 93 — jedoch wohl expres­ siv — , interjnoscere a. p. 424)^^, zweitens im Hinblick auf die metrische Selbständigkeit zweisilbiger Präpositionen vor dem Nomen (s. u. S. 54), muss damit gerechnet werden, dass die Kompositionsfuge hier als vollwertige Cäsur wirken kann.^^ (So, wiewohl etwas dunkel, auch NORDEN 426, 3.) — Nur in drei Fällen in den Satiren wird der Vers­ bau erst bei Annahme einer Cäsur nach zweisilbigem Präfix regelmäs­ sig. Es handelt sich um P-Verse, wo ein langes Wort das 4. und 5. longum umfasst (s. u. S. 61): Tatsächlich nimmt MUELLER 460 f. denselben Standpunkt ein: er glaubt •zwar an eine Cäsur in Komposita ,,per licentiam tmesis", nennt sie aber ,,satis tamen duram habitam". — VOLLMER 13 redet in diesem Zusammenhang von „verdunkelter Cäsur"; dieser Ausdruck wird besser (und gewöhnlicher) bei Eli­ sion an der Cäsurstelle gebraucht. (S. o. S. 44.) — NORDEN 426,3 wird mit der Frage allzu schnell und kategorisch fertig. Vgl. den sapphischen Vers c. I 2,34 quam locus circum volat et Cupido; hier lässt sich sehr wohl mit VILLENEUVE circumvolat (wie sat. II 1,58) schreiben, ohne dass die in den sapphischen Versen des Horaz obligatorische Cäsur zerstört wird. (So auch WALTZ 201.) — Ist etwa auch c. III 3,37 intersaeviat zu schreiben? Die sprachliche Tmesis ist auch häufiger bei zweisilbiger als bei einsilbiger Präposition. (WACKERNAGEL, Vorl. II 175.)

I 6,127 gransus non avide, quantum interpellet inani I 10, 29 Corvinus, patriis intermiscere petita II 4, 75 incretum puris circumposuisse catillis. In diesen Fällen nehme ich nach inter und circum (das sind gerade diejenigen Präpositionen die Horaz durch die Versgrenze abgetrennt hat) eine H als Nebencäsur an und werde folghch die drei Verse als regelmässig zählen. In den zwei letzteren Fällen wird die Wahrschein­ lichkeit dieser Beurteilung dadurch erhöht, dass die Satiren I 10 und II 4 kein weiteres Beispiel der betreffenden Unregelmässigkeit enthalten.i^ Wir sind aber von keiner Konsequenz genötigt, in jedem Kompo­ situm mit zweisilbiger Präposition das Präfix metrisch abzutrennen. In zwei Fällen würde dadurch der Versbau beispiellos verschlechtert: im H-Vers II 3, 217 destinet uxorem, interdicto Tiuic omne adimat ius (denn ein Monosyllabum vor H findet sich sonst nur in I 2, 99 demissa et, was wegen der Ehsion vor et weniger hart ist) und im P-Vers II 4, 91 non tarnen interpres tantundem iuveris (spondeisches Wort im 2. Fuss vor einem Monosyllabum kommt sonst in den Satiren nicht vor). In weiteren vier Fällen würde der Versbau ebenfalls schlechter: I 2, 96 und 99 circumHata, II 1, 58 circum^volat, II 8, 32 inter^sit. In den übri­ gen] Fällen würde die Abtrennung für den Versbau keine Bedeutung haben. An allen diesen Stellen rechne ich das Kompositum als me­ trisch einheitlich. Die Selbständigkeit des Präfixes ist als fakultativ anzusehen; sie braucht nur bei metrischem Bedarf in Kraft zu treten, f Wie nach dem Präfix eines Kompositums kann bei gewissen Dich­ tern vor der enkhtischen Partikel que (zuweilen vor ne oder ve) Cäsur oder Cäsurersatz eintreten. Mit voller Evidenz lässt sich jedoch diese Erscheinung erst im silbernen Zeitalter nachweisen; entscheidend ist, dass alle Verse mit T, in denen Tri fehlt, im 3. Fuss vor der Cäsur que haben — d.h. Ρ ist als Hauptcäsur anzunehmen.^^ In II 4,75 ist auch die preziöse Alliteration (c-) p-c-p-c zu beachten, die für die metrische Selbständigkeit von posuisse spricht. 2> Die Stellen sind wie folgt: I 1,116; 2,96; 9,26.36.38; 10,88; II 3,131; 4,5.6; 6,104; 7,73. Praeterea, interdum, interea habe ich nicht berücksichtigt. Vgl. MEYER, Gesch. 1045 f. (dagegen MUELLER 465), MIRGEL 6 Anm., 41 ff. — NORDEN 431 f. nimmt ohne Vorbehalt auch bei Vergil Cäsuren vor que an. 4 — 526900 Nils Ola Nilsson

In den Satiren ist mit dieser Möglichkeit nicht zu rechnen.^^ Von den 21 TH- und T-Versen ohne Tri haben nämhch nur 2 (I 8, 7 und II 3, 24), d.h. 9,5 %, que vor T, während von den 166 TH- und TVersen mit Tri nicht weniger als 27, d.h. 16,3 %, eine Enklitika (24mal que, 3mal ve) vor T haben. Zu vergleichen sind die entsprechenden Zahlen für Vergil (laut MIRGEL 41): que steht vor T in 58 von 75 Ver­ sen ohne Tri (77,3%), in 361 von 1032 Versen mit Tri (35%). Bei Vergil lässt sich also wenigstens eine bestimmte Tendenz zur Verselb­ ständigung von que feststellen, bei Horaz dagegen nicht. c) Metrische Wörter. Die metrisch unselbständigen Wörter, die zusammen mit einem vor­ angehenden oder nachfolgenden Worte ein ,,metrisches Wort"^^ bil­ den, sind selbstverständlich unter den Procliticae und Encliticae zu suchen. Unsere Kenntnis der Pro- und Enkhse beruht hauptsächlich auf den Zeugnissen der römischen Grammatiker, welche ZANDER 466 — 492 gründhch analysiert hat. Vier Klassen akzentloser Wörter werden von ihm konstituiert: 1) relative Pronomina, 2) unemphatische persönUche und indefinite Pronomina, 3) gewisse unemphatische Ad­ verbien, 4) Präpositionen vor ihrem Casus und nicht nachgestellte Konjunktionen. Die dritte Klasse ist aber zweifelhaft und schwer zu bestimmen, und mit HAGENDAHL, La prose métrique d'Arnobe (Gö­ teborgs Högskolas Årsskrift XLII, 1936: 1, Gbg 1937), 14 ff. lasse ich sie daher im folgenden weg. Stattdessen ist nach den Forschungen von MAROUZE AU (s. u. S. 55) eine andere Klasse einzufügen: Formen von esse, denen das Prädikativum oder, wenn es sich vom Verbum substantivum handelt, das Subjekt unmittelbar vorangeht. Prokhse oder Enklise ist aber nicht ohne weiteres mit metrischer Ebenso HEINZE XXXIV. WALTZ 202 ff. akzeptiert dagegen die Cäsur vor que; seine Beispiele sind hauptsächlich den Briefen entnommen. 2^ In den Satirversen, wo Tri fehlt, steht nie eine Enklitika nach dem 2. longum. (Mit namque I 2,119 und atque I 4,1 ist wohl nicht zu rechnen.) Vgl. NOUGARET, Métr. § 9. HAGENDAHL (der nur einsilbige Formen von esse als enklitisch zählt) erklärt S. 16: „on est d'accord qu'elles s'appuient enclitiquement sur le mot précédent" (von der grammatischen Beziehung also ganz abgesehen). Zur Begründung dieser Behauptung wird u.a. auf SCHMALZ-HOFMANN 614 hingewiesen; dort steht aber nur, in Übereinstimmung mit MAEOUZEAU, dass „esse mit dem Prädikatsverbum oder -nomen eine enge Einheit bildet".

Unselbständigkeit des betreffenden Wortes gleichbedeutend. Die erstere ist eine sprachliche Erscheinung, die letztere eine metrische und kann mithin nur durch eine Untersuchung der Praxis des einzel­ nen Dichters festgestellt werden. Die Versgrenze muss dabei, wenn es sich um Hexameter handelt, das primäre Kriterium liefern: wenn ge­ wisse (pro- oder enklitische) Wörter bei einem gewissen Dichter durch diese stärkste metrische Grenze von dem Worte, womit sie sprachhch zusammengehören, getrennt werden können, sind die fraglichen Wör­ ter auch im Versinneren als metrisch selbständig anzusehen. (Die Möghchkeit einer anderen Deutung im Einzelfall ist allerdings grund­ sätzlich offen zu halten; zwecks der Statistik sind aber generelle Ent­ scheidungen nötig.) In vielen Fällen kann auch die Stellung des Wortes vor oder nach einer Hauptcäsurstelle den Ausschlag geben: wenn ohne Annahme einer metrischen Wortgrenze zwischen den zusammenge­ hörigen Wörtern der Vers jede Hauptcäsur entbehren würde, ist das fraghche Wort metrisch selbständig. Diese Kriterien können nur in einer Richtung eine sichere Entscheidung ermöghchen: es lässt sich im Einzelfall feststellen, dass ein Wort metrisch selbständig, nicht aber, dass es unselbständig ist. Nur wenn der Dichter ein Zeugma im Hexa­ meter streng beobachtet (was Horaz nicht tut), ist auch die letztere Feststellung möglich. Wenn aber eine Gruppe von pro- oder enkhtischen Wörtern in einem Texte vom Umfang der Satiren niemals durch eine metrische Grenze vom zugehörigen Worte getrennt werden, bil­ det dies allenfalls einen starken Wahrscheinlichkeitsbeweis der metri­ schen Unselbständigkeit der fraglichen Wörter. Wenn nun diese Kriterien auf die Satiren und auf die oben erwähn­ ten Klassen von Prochticae und Encliticae angewandt werden, lassen sich einige dieser Klassen sofort als metrisch selbständig ausscheiden. Relative Pronomina stehen mehrmals satzeinleitend am Versende, z.B. I 1, 94; 4, 130; II 1, 65; 2,108^^; in drei Fällen steht auch ein Eelativum vor Ρ ohne folgende H: I 4, 2 quorum^ comoedia ^prisca virorum est, 10, 16 scripta quibus^ comoedia etc. (hier jedoch nachgestellt), II 4, 66 non alia quam qua Byzantia putuit orca.^^ Unemphatische per­ sönliche Pronomina stehen ebenfalls nicht selten vor der Versgrenze, wobei oft das regierende Wort am Anfang des nächsten Verses Vgl. u. III. Teil, Kap. 3, und über andere Dichter NORDEN 401. 2^ In 7 anderen Fällen (mit einsilbigen Formen des Relativums, ausser I 3,103 quitus) folgt zwar H; 70 % ist aber fast nur die durchschnittliche Frequenz von H in P-Versen. (S. u. S. 57.)

folgt, z.B. I 1, 82 tejsuscitet, 10, 9 selinpediat, II 3, 31 tejfmstrere. (Vgl. III. Teil, Kap. 3.) Gleichartige Fälle, wo das Pronomen vor Ρ steht, habe ich nur zweimal gefunden, und nur im letzteren ist Ρ die einzig möghche Hauptcäsur: II 3, 174 ne vos^ ageret und 179 ^ vos^ titiïlet, Konjunktionen, sowohl koordinierend als subordinierend, stehen so häufig satzeinleitend am Versende, dass dies als ein Charakteristikum des horazischen Satirverses zu bezeichnen ist.^^ Einige Beispiele: et I 3, 13; 9, 62; II 2, 58; aut II 2, 18; nam II 7, 78; si 1 1, 46; II 3, 241; cum I 5, 59; II 2, 5; quod I 3, 30; 10, 78; quam I 1, 48; II 3, 135. Auch vor Ρ steht häufig eine Konjunktion. Ich habe nur die Verse mit ein­ silbiger Konjunktion im 3.1ongum gezählt: es gibt deren in den Sa­ tiren 62, und nur in 41 folgt Η — etwa das normale Verhältnis (s. u. S. 57). In 8 von diesen Fällen steht auch vor Η ein Monosyllabum, was in Versen, wo Η Hauptcäsur ist, viel seltener vorkommt (s. u. S. 91). Das enklitische indefinite quis lässt sich weniger sicher beurteilen. Es steht freihch in den Satiren niemals am Versanfang und ist ohne Zweifel meistens unselbständig, nicht nur nach si, ne, num, mit denen das Pronomen von KLINGNER beinahe konsequent zusammengeschrie­ ben wird^\ sondern auch nach neu, nisi, seu, sive, uhi und nach nescio (vgl. MUELLER 466), wo KLINGNER nicht zusammenschreibt. (Es sind die folgenden Fälle: nach Konjunktion I 3, 106 neu^ quis, II 1, 78 nisi quid^, II 6, 69 seu quis^, II 1, 38 si-ve quod und seu quod^, I 4, 138 uhi quid^, nach nescio I 9, 2.10.67.) In anderartigen Fällen, wo das Prono­ men von der Konjunktion getrennt steht, oder wo die Konjunktion fehlt, dürfte dagegen das Pronomen metrisch selbständig sein. Ent­ scheidend ist der Vers II 7, 89 ex his ut ^ro^rium^ quid noscere\ wenn ro rium quid ein metrisches Wort bildete, würde der Vers jede Haupt­ cäsur entbehren, ohne dass ein Cäsurersatz vorhanden wäre, wie in den oben S. 47 angeführten Versen. In einigen sprachhch gleichartigen Fällen wird der Versbau zwar bei Annahme eines selbständigen quis weniger regelmässig (Monosyllabum vor Tri I 4, 104 sijdixero quid und III ne , j perdere quis velit, vor Ρ II 1, 81 ne , , .jincutiat tibi quid, Wortschluss im 6.1ongum I 3, 56 probus quis), aber diese Unre­ gelmässigkeiten sind in den Satiren keineswegs beispiellos.^^ Vgl. u. III. Teil, Kap. 3, und über andere Dichter NORDEN 401 f. Abweichend nur I 1,15 si quis deus (vgl. II 5,49; 7,24) und I 3,106 ne quis e in diesem Sinne nach römischem Stilempfinden für die Sprache der Poesie wenig geeignet war". Dass es jedenfalls nach dem Stilempfinden des Horaz für den poetischen Gebrauch wohl geeignet war, beweisen zur Genüge die drei (von AXELSON zitierten) Stellen der Carmina, wo er es sonst verwendet hat: II 17,3 nec dis amicum est nec mihi te prius / ob ire, III 9,24 te­ cum obeam lubens — an beiden Stellen wird ein inniges Gefühl mit seltener Un­ mittelbarkeit geäussert — und der (wie das ganze Gedicht) sehr gehobene Passus II 20,7 non ego, quem vocas, / dilecte Maecenas, obi b o, / nec Stygia cohibebor unda. In den Satiren und Briefen dagegen kommt obire weiter nicht vor. Lässt sich denn auf dieses Beispiel der horazischen Wortwahl (das AXELSON 109 besonders hervorhebt) der Verdacht gründen, dass Horaz „als Lyriker kein

In besonderer Weise expressiv ist I 4, 46 esset, quaesivere, quod acer spiritus et vis: hier hat Horaz bewusst einen schlechten Vers ge­ schrieben, um den Mangel an acer spiritus et vis in der Komödie zu illustrieren. Ohne Gegenstück in den Satiren ist das ganz unbetonte spondeische Wort im 1. Fuss vor Interpunktion; s. u. S. 100. Die Perallzu sicheres Stilempfinden besessen habe" (AXELSON 112)? Durchaus nicht. In der Tat scheint es eher von einer kühnen poetischen Modernität zu zeugen. Zur Zeit des Horaz war nämlich obire »sterben' in der Literatur (und wahrschein­ lich in der Sprache) fast neu. Es fehlt nicht nur bei Cicero (laut KREBS-SCHMALZ, den AXELSON 105 Anm. 24 zitiert; die Angabe von KREBS-SCHMALZ, dass es sich ,,wiederholt in Briefen an Cicero" finde, muss irrtümlich sein: nach dem Index von OLDFATHER-CANTER-ABBOTT finde ich nur 2 Belege der Verbindung diem suum obire) sondern auch bei Caesar, Sallust und Nepos. (B. WINAND, VOcabulorum Latinorum quae ad mortem spectant historia. Diss. Marburg 1906, 66.) Die frühesten Belege finden sich (laut WINAND a.a.O.) bei Lucrez. Was AXELSON 105 darüber bemerkt ist aber mehrfach irreführend: ,,Die Tatsache, dass es Lukrez ziemlich gern gebraucht (absolut oder mit Zusatz von mors oder letum), ist im Hinblick auf die ungemein prosaische Art seiner Diktion natürlich keine Ge­ geninstanz." Erstens darf absolutes obire mit der in der ganzen Latinität (WI­ NAND 40 ff.) gebräuchlichen Verbindung mortem obire nicht vermischt werden; absolutes obire findet sich bei Lucrez nur 2mal, III 1042.1045. (In III 1079 nec devitari letum pote, quin obeamus lässt sich letum aus dem Hauptsatz ergänzen.) Zweitens darf man die lucrezischen Belege nicht mit einem allgemeinen Hinweis auf seine prosaische Diktion abfertigen, ohne die Stellen näher zu betrachten. In der Tat gehören die beiden Belege einem entschieden poetischen und patheti­ schen Passus an: ipse Epicurus obit decurso lumine vitae, / qui genus humanum ingenio superavit . . . Tu vero dubitabis et indignabere obiret (WINAND 66 sieht darin eine metaphorische Umwandlung der Bedeutung ,untergehen', von Sonne und Sternen, die ebenfalls bei Lucrez zuerst belegt ist.) Sehr wahrscheinlich in Anlehnung an Lucrez, hat Horaz diese Novität seiner lyrischen Sprache einver­ leibt. Bei Vergil fand sie dagegen keinen Eingang, was mit der GattungsVerschie­ denheit zusammenhängen mag: jedenfalls die Epik ist für Neologismen wenig emp­ fänglich. Es ist dann alles andere als erstaunlich, dass es in der späteren, vergil­ treuen und konventionellen Epik fehlt. Dagegen muss hervorgehoben werden, dass es einerseits bei den Satirikern Martial und luvenal laut den Angaben AXEL­ SONS ebenso selten ist wie bei den Epikern (die beiden satirischen Belege haben auch durchaus kein prosaisches Gepräge: Mart. XI 82,3 obit saevis fatis, luv. 6,559 magnus civis obit et formidatus Othoni), anderseits, wie AXELSON kurz be­ merkt, ,,mehrmals in den Senecadramen" (genauer 6mal), also in einer hohen, aber nicht-epischen Gattung, belegt ist. In der Prosa wird das Wort laut KREBSSCHMALZ U. a. von Livius gebraucht ,,und wird später allgemein üblich". Dass es auch in nachklassischer Zeit keinen alltäglich-prosaischen Klang erhielt, geht mit voller Evidenz aus seinem Gebrauch bei Tacitus hervor: die 10 taciteischen Belege von obire ,sterben' (wie die 7 Fälle von mortem obire und ein vereinzelter von supremum diem obire) stehen sämtlich in den Annalen.

fektendung -ere gehört zwar zu einer höheren Stilstufe als -erunt (s. LÖFSTEDT, Philol. Komm, zur Peregr. Aeth., 36 ff.); bei den Hexame­ terdichtern ist sie aber aus metrischen Gründen — vor allem dem Be­ dürfnis nach trochäischen Schlüssen — so viel häufiger als -erunt, dass ihre Stilfarbe ziemlich verblasst sein dürfte.Anderseits dürfte esset, wie essem, esses, esse, nach der Verteilung dieser Formen bei Horaz zu urteilen, unpoetisch sein: die Satiren und Briefe enthalten 58, die Lyrik nur 2 Belege (ep. 5, 38, c. III 27, 73).^^ Unpoetisch ist auch idcirco V. 45, das sonst in den Satiren fehlt; vgl. AXELSON 80 Anm. und TLL VII 1: 172, 27 ff. Eine spielerische Nachahmung des LuciUus (vielleicht ein Zitat) ist I 10, 70 et in ver su faciendo. Metrische Gründe dieser Annahme wur­ den von E. PLEW in seinem Aufsatz über viersilbige Wörter im Hexameterschluss (in LEHES' Ausgabe CXLI ff.) vorgeführt. Wahrschein­ lich ist aber die Nachahmung auch eine sprachliche: die Konstruktion Präposition-Substantiv-Gerundiv kommt sonst in den Satiren nicht vor, dagegen bei Lucilius 633 aggere in iaciendo, 748 in re agenda] ebenfalls bei Ennius, A. 380 aetate in agunda. Nicht interpretierbar sind I 3, 38, ohne beide Nebencäsuren, I 3, 130 (mit einem leicht unterzubringenden Eigennamen) und I 10, 51. D. H-Verse. Hexameter mit H als einziger Hauptcäsur sind bei allen lateinischen Dichtern verhältnismässig selten. Genaue Angaben über ihre Zahl stehen jedoch im allgemeinen nicht zu Gebote. Die Zahlen MEYERS sind hier völlig unbrauchbar, weil er in jedem Verse mit Elision nach S. die Tab. bei R. B. STEELE, AJPh 32 (1911) 331. In den Sat. sind allerdings die Formen auf -erunt verhältnismässig zahlreich: laut STEELE 11 -erunt, 17 -ere. Im 3.Fuss, wie an unserer Stelle, ist ja aber nur -ere metrisch möglich. 8 von den 17 Formen auf -ere stehen in der Tat vor T. Den unpoetischen Charakter der Formen essem, esses, u.s.w. scheint ein Ver­ gleich zwischen Lucrez und Vergil zu bestätigen. Lucrez hat in 7347 Versen 16 esset (18 foret), 4 essent (9 forent), Vergil in 12913 Versen 1 esses, 8 esset (5 foret in der Aen.), 1 essent (2 forent in der Aen.). Bei O vid aber sind in den Meta­ morphosen (11959 Versen) die fraglichen Formen weit häufiger: 8 essem, 4 esses, 31 esset, 1 essemus, 4 essent (5 forem, 1 fores, 35 foret, 3 forent). Tibull hat 3 esset (1 fores, 1 foret), Properz 2 essem, 3 esses, 4 esset, 1 essent (3 fores, 5 foret, 5 forent). Der Inf. esse ist überall häufig — am wenigsten bei Vergil, der 24 Beispiele hat, während z.B. Tibull 18 hat.

dem 2. Fuss mit Ρ rechnet; und solche Elisionen sind (wie unten dar­ gelegt werden soll) in H-Versen sehr häufig, bei Vergil sogar regelmäs­ sig. BIET zählt nur H-Verse mit Tri, sog. ,,versus tripartiti"; es ist ihm ein Hauptanliegen, die Häufigkeit dieser Verse im Verhältnis zu den ,,versus tripartiti" mit Τ (den regelmässigen TH-Versen) zu unter­ suchen. Einige seiner Angaben über diese beiden Verstypen mögen den Gang der Entwicklung andeuten. Bei Lucrez sind H-Verse mit Tri etwa doppelt häufiger als TH-Verse mit Tri, und bei Cicero haben sie sogar ein dreifaches Übergewicht (BIRT 20 ff.). Bei den Neoterikern ist aber das Verhältnis das umgekehrte: in den längeren Gedich­ ten Catulls ist der erstere Typus 6mal (nur in c. 64), der letztere 19mal belegt (BIRT 23). Der TH-Vers bleibt dann bei allen Dichtern die ge­ wöhnlichere Form; z.B. bei Properz zählt BIRT 39 H-Verse und 99 TH-Verse (S. 28, 33). Bei Ovid verschwinden die H-Verse fast völhg; nur vereinzelte Fälle in den Metamorphosen führt BIRT S. 55 an. Die Form lebt jedoch bei den nachklassischen Dichtern fort, wenn auch die TH-Verse überall häufiger sind. (BIRT 62 f.) Genauere Angaben über sämtliche H-Verse (auch die Verse ohne Tri) finden sich für Vergil, Properz und Tibull. Laut Hosius enthalten die Eklogen 12 H-Verse (1,4 %), laut BUTCHER die Georgica 63 (2,9 %) und die Aeneis 371 (3,8 %). Bei Properz finden sich laut Hosius 31 H-Verse (1,5%), bei Tibull I-II laut CARTAULT (S. 172) 8 H-Verse (1,3 %). Die Frequenz der H-Verse in den Satiren ist im ersten Buch 3,7, im zweiten 2,9 (s. Tab. IX), d.h. verhältnismässig hoch. Die Ab­ nahme im zweiten Buch stimmt mit der allgemeinen Entwicklung überein (von der die Häufigkeit der H-Verse in der Aeneis eine Aus­ nahme bildet). In der Lyrik findet sich nur ein H-Vers, ep. 12, 5. Unter den Abweichungen der einzelnen Satiren ist nur die hohe Zahl der Sat. I 3 zu beachten: 7,1 % (10 H-Verse). Die Nebencäsur Tri fehlt in den Satiren in 22 von 70 H-Versen, d.h. 31,4 Bei Vergil fehlt in den Eklogen Tri in einem von 12 HVersen, in den Georgica in 7 von 63 (11,1 %), in der Aeneis in 44 von 371 (11,9%), bei Tibull niemals, bei Properz dagegen in 10 von 31 H-Versen, d.h. etwa so oft wie in den Satiren. — Einen Ersatz der Tri haben nur 3 Verse: I 4, 81; 5, 62; II 8, 52. W. MEYER (besonders Gesch. 1059, 1062) hat in den H-Versen noch eine regelmässige Nebencäsur gefunden: nach dem 2. Fuss. (Mangels I 1,76; 2,63; 3,76.111; 4,81.90; 5,62.97; 7,30; 9,9.61; 10,84; 11 2,60.88; 3,131. 142.216.217; 7,57.85; 8,52.68.

eines Namens nenne ich sie im folgenden ,,die Diärese''.) HEINZE XXXV und XXXVIII wendet gegen MEYER ein, dass, wenn die Diä­ rese fehlt, vor H ein Wort von mehr als molossischer oder choriam­ bischer Messung, d.h. ein ungewöhnlich langes Wort, stehen muss; ,,Absicht darf man also in dieser Erscheinung nicht suchen". Die Frage lässt sich beim Fehlen einer sprachstatistischen Untersuchung des Wortumfanges (wie sie von NOUGARET, EEL 1946, 261 ff. entworfen wird) nicht endgültig beantworten. Vielleicht ist die Form, die sich am häufigsten von selbst ergab, künstlich verallgemeinert worden. Einstweilen muss man m.E. die Ansicht MEYERS gelten lassen, weil die Diärese mit einer sehr grossen Regelmässigkeit vorhanden zu sein scheint; s. die Tabelle MEYERS, Gesch. 1076 f.Aus der ganzen Dich­ tung Vergils vermag NORDEN 431 (BUTCHER lässt diese Einzelheit unbesprochen) nur 7 H-Verse ohne Diärese anzuführen, die alle entschul­ digt oder expressiv sind.^^ Von 8 H-Versen bei Tibull entbehrt nur einer die Diärese, und die Ausnahme ist durch Eigennamen entschuldigt. (CARTAULT 172.) Bei Properz fehlt allerdings die Diärese etwas häufi­ ger, in 6 von 31 H-Versen (19,4 %); zwei Fälle sind jedoch durch grie­ chische Eigennamen entschuldigt.^^ In den H-Versen der Satiren (wie laut MEYER 1054 bei Lucilius) findet sich die Diärese erheblich regel­ mässiger als die Tri: sie fehlt nur in 7 H-Versen (10 %).^^ Die H-Verse bei Vergil sind von SANDFORD und, von ihm unab­ hängig, von BUTCHER eingehend untersucht worden. Die Mehrzahl dieser Verse (laut SANDFORD S. III etwa 70%) haben eine Elision nach dem 2. Fuss, meistens von einer Kompositionsfuge nach dem 3. longum begleitet (wie obstipuit primo aspectu); wenn die Elision in der Diärese fehlt, hat der Vers entweder den eben erwähnten P-Ersatz (wie coniiciunt furit immissis) oder einen Eigennamen vor H (wie accélérai simul Aeneas). Von dieser Regel weichen nach SANDFORD nur 19, nach BUTCHER 31 H-Verse ab (wie nec ripas datur horrendas), die laut SANDFORD grossenteils ein expressives Wort vor H haben oder Die von MEYER als P-Verse gezählten H-Verse mit Elision nach dem 2.Fuss haben ja sämtlich die Diärese, obschon verdunkelt. Es kommt hinzu einer der 12 H-Verse der Eklogen, 8,34 hirsutumque supercilium, wo jedoch eine Ρ nach dem zweisilbigen Präfix angenommen werden kann. II 8,3; III 14,7; IV 5,21; 7,5.63; 8,63. Alle diese Verse ausser dem ersten ha­ ben trochäischen Wortschluss im 2. Fuss. I 3,5; 10,84; II 3,107; 4,88; 7,57,85; 8,39. In weiteren 4 H-Versen (I 1, 76; 3,111; 4,90; 7,30) steht vor der Diärese ein kurzes Monosyllabum oder ein elidier­ tes iambisches Wort nach einem trochäischen Wortschluss.

von einer metrisclien Tradition abhängig sind. Diese Ausnahmen wer­ den in der vergilischen Dichtung immer seltener: laut BUTCHER Tab. II c machen sie in den Eklogen 18,2 %, in den Georgica 12,7 %, in der Aeneis 5,6 % der H-Verse aus. — Die H-Verse der Satiren weichen vom vergilischen Typus oft ab. Vor allem ist die Ehsion in der Diärese erheblich seltener: sie findet sich in 22 Fällen (31,4 %), darunter ITmal zusammen mit dem P-Ersatz, der sich auch in 23 Versen ohne Elision in der Diärese findet. In 7 von den H-Versen ohne Ehsion in der Diä­ rese steht ein Eigenname vor H. Es bleiben 11 Verse, die von der vergihschen Regel abweichen (z.B. I 2, 122 stet pretio, neque cunctetur, cum est iussa venire)', sie machen 15,7 % der H-Verse aus.^^ Die Aus­ nahmen sind also häufiger als in den Georgica und der Aeneis; sie sind im zweiten Buch nicht seltener als im ersten, und in keinem der 11 Fälle kann dem Worte vor H irgendeine besondere Expressivität zu­ geschrieben werden. Auch der einzige lyrische H-Vers, ep. 12, 5, ge­ hört zu dieser Gruppe. In 15 H-Versen in den Satiren fehlt Tri und findet sich die Diärese. (Von den 4 Versen mit kurzem Monosyllabum vor der Diärese, die o. S. 80,3 erwähnt wurden, sehe ich hier ab.) 6 von diesen Versen haben spondeischen 2. Fuss (I 2, 63; 5, 62; II 2, 88; 3, 131.216.217); sie haben alle Elision in der Diärese. Von den übrigen 9 Versen, mit daktyhschem 2. Fuss, hat dagegen nur einer (II 8, 52) Elision in der Diärese. Dieser Tatbestand hat in den Verhältnissen bei Monosyllaba im 3.1ongum ein genaues Gegenstück: vor dem Monosyllabum steht bisweilen ein reiner daktylischer, nie dagegen ein reiner spondeischer Wortschluss, wohl aber ein durch Elision gebildeter ,,pseudospondeischer''. (S. u. S. 91.) Wie bei ,,pseudospondeischem'^ Wortschluss im 2. Fuss in P-Versen ist in den in Ptede stehenden H-Versen die elidierte Silbe stets eine longa oder eine media. Bei der Interpretation der H-Verse ohne eine oder beide Nebencäsuren sind drei metrisch verschiedene Gruppen zu unterscheiden. 1) 4 Verse ohne Diärese, mit einem langen Wort zwischen Tri und H. Die Expressivität kann teils von dem Wortumfang, teils möghcherweise von dem Ausbleiben aller Cäsuren zwischen Tri und H (Diärese, P, T) abhängig sein. (Vgl. o. S. 62 f.) Offenbar expressiv ist II 8, 39 mvertunt Ällifanis vinaria tota, nicht nur weil der spondeische EhythI 2,122; 4,90; 5,97; 6,3; 9,9; II 2,24.60.67; 3,142; 6.55; 7,51. 6 — 526900 Nils Ola Nilsson

mus, wie HEINZE Ζ. St. bemerkt, ,,die gewaltige ,Arbeit' der beiden Zecher" malt, sondern auch weil der Umfang der Wörter die Grösse der Becher und der Schlucke veranschaulicht; vgl. o. S. 63 zu absor­ bere V. 24 derselben Satire. — Den gleichen Bau hat II 3, 107 aversus mercaturis; zusammen mit dem spondeischen Rhythmus scheint die Länge der Wörter den Eindruck von Uberdruss und Widerwille zu erwecken — wie fortunati mercatores I 1, 4 nach der Erklärung HEINZES ,,die Ermüdung des Soldaten" malt. (S. o. S. 63 f.) — Daktyhschen Rhythmus haben dagegen I 3, 5 und II 4, 88, in denen vor Η per amicitiam steht; vielleicht verstärkt die Länge dieses metrischen Wortes den Eindruck von Eifer und Inständigkeit, der hauptsächlich auf den Daktylen beruht. 2) 7 Verse mit trochäischem Wortschluss im 2. Fuss. Nach diesem Versanfang muss der Leser eine Ρ erwarten. Das Ausbleiben dieser Cäsur kann (wie in den Versen der vorigen Gruppe) zur Wirkung des vor Η stehenden Wortes beitragen. Mehrfach expressiv ist I 1, 76 an vigilare metu exanimem, noctesque diesque. Erstens kann exanimem sehr wohl emphatisch sein, zumal das Wort in anderer Bedeutung als ,leblos' neu und poetisch ist. (TLL V 2: 1174, 30 ff., 39 ff.) Ferner soll der daktylische Rhythmus offenbar die nervöse Furcht malen, wie in dem einzigen Vers, wo Horaz sonst exanimis gebraucht, II 6, 114 exanimes trepidare, simul domus alta Molossis, und bei Vergil Aen. V 481 sternitur exanimisque tremens procumbit humi bos. Endlich hat m.E. die EHsion metu exanimem eine Ausdruckskraft imitativer Art. Ausser dem analogen Fall in dem gleich zu behandelnden H-Vers I 3, III und einer Aphärese ist dies die einzige Ehsion eines iambischen Wortes im ersten Buch (s. o. S. 25) und ausser der Ehsion von tu V. 86 derselben Satire die einzige Ehsion eines langen u in diesem Buche. Sie muss folghch auffallen; die Wirkung wird eine keuchende ,,Atemlosigkeit" sein. — Ähnlich gebaut ist I 3, III iura inventa metu iniusti fateare necesse est. Dieser Vers macht trotzdem einen völlig verschiedenen Eindruck; das hegt an dem spondeischen Rhythmus, der dem sentenzartigen In­ halt Gewicht gibt. Die Elision von metu kann hier höchstens nur zur Schwere des Verses beitragen. Interpretierbar ist die Unregelmässig­ keit, weil iniusti eine offenbare Emphase hat, die ,,die pointierte Anti­ these iura — metu iniusti'' (HEINZE) hervorhebt. Übrigens dürfte das Präfix in gerade wegen der antithetischen Betonung an dieser Stelle besonders leicht als metrisch selbständig aufgefasst werden können; es ist oben S. 47 hervorgehoben worden, dass in allen hauptcäsurlosen

Versen bei Horaz vor einer Cäsurstelle in negativum steht. — Negie­ rendes in im S.longum hat auch I 7, 30 vindemiator et invictus. Wahrscheinhch soll aber invictus emphatisch sein. Dieses Wort scheint vor allem im Epos heimisch zu sein; es findet sich schon bei Ennius (A. 192) und wird von Vergil nur in der Aeneis (7mal) gebraucht. Horaz hat es im allgemeinen in erhabenen Zusammenhängen verwendet (von Medea, Achilles, luppiter, Augustus), ausser an unserer Stelle und epist. I 1, 30 invicti membra Glyconis, In beiden Fällen ist wohl Epi­ kerparodie anzunehmen, die eine gewisse Emphase des Wortes ver­ langt. — Weniger interpretierbar ist der ähnlich gebaute Vers I 4, 90 hic tibi comis et urbanus liberque videtur, vielleicht soll urbanus ironisch unterstrichen sein. Es bleiben in dieser Gruppe drei Verse, wo nur zwei lange Wörter den Versteil vor H füllen. Offenbar emphatisch sind die von einem starken Ethos getragenen Worte ambitione relegata I 10, 84, wo die Emphase durch den seltenen, bei Horaz einmahgen metaphorischen Gebrauch von relegare verstärkt wird. In II 7, 85 responsare cwpidinibus, contemnere honores geben die langen Wörter den Eindruck von Kraft und Pompa, der zu dieser stoischen Deklamation sehr wohl passt^^; auch der Infinitiv bei fortis ist hoher Stil. In gleicher Weise gebaut ist der Versteil vor H in V. 57 derselben Satire: altercante libidinibus tremis ossa pavore. Der überwiegend daktylische Ehythmus und die kürzeren Wörter nach H geben zwar einen verschiedenen Gesamteindruck: nervöse Furcht, wie I 1, 76 (oben S. 82). Aber der Um­ fang der beiden Wörter vor H dürfte die gleiche pompöse Wirkung wie in V. 85 haben. Der ganze Vers hat eine gehobene Diktion: meta­ phorisches altercari ist wahrscheinlich neu (TLL I 1751, 45 ff.), ebenso die Konstruktion mit dem Dativ (ibid. 50 ff.); tremere hat Horaz sonst nur lyrisch gebraucht, und die Konstruktion mit dem Acc. graecus ist natürUch poetisch (LEJAY Ζ. St. vergleicht Verg. georg. III 84 tre­ mit artus)] zu bemerken ist auch die künstlerische Wortstellung: Attri­ but und Substantiv umrahmen den Vers. (Vgl. NORDEN 391 f.) 3) 15 Verse ohne Tri aber mit der Diärese. Wenn dieser Versbau die Ausdruckskraft eines einzelnen Wortes fördert, muss sie das vor Η stehende, molossische oder choriambische Wort betreffen, weil es die Vgl. die parodische Pompa des aus nur drei Wörtern bestehenden Verses I 2,1 Amhuhaiarum collegia^ pharmacopolae und die ähnliche Wirkung von responsare in dem unregelmässigen Ρ-Vers epist. I 1,68 Fortunae te responsare superbae.

Stelle der zuerst erwarteten Cäsur Ρ deckt. (Auch ein Monosyllabum vor P, dem ein spondeischer oder daktylischer Wortschluss im 2. Fuss vorangeht, ist jedoch eine Seltenheit; s. u. S. 87, 91.) Nur in drei von den hierhergehörenden Versen scheint dies der Fall zu sein: I 4, 81 absentem qui rodit (logische und affektive Emphase), II 3, 217 inter­ dict ο huic omne adimat ius (die Emphase wird durch die Anfangsstel­ lung im Satz erhöht) und II 8, 52 inlutos Curtillus echinos (inlutos gibt das Merkwürdige der gastronomischen Neuerung an und wird im folgenden Vers begründet; vgl. HEINZE Z. St.).^^ Der eben erwähnte Vers II 3, 217 destinet uxorem, interdicto etc. ist aber als ganzer expressiv: der spondeische Rhythmus und die mehr­ fache metrische Schwerfälligkeit (die harte EUsion in Η hat in den Satiren kein Gegenstück) malen die zerknirschende Schwere des prätorischen Eingreifens. Ebenso dürfte in II 2, 88 dura valetudo inciderit die metrische Härte beabsichtigt sein: sie harmoniert mit dem Inhalt. In zwei Versen sind die beiden ersten, daktylischen Füsse expres­ siv; im 2. Fuss steht ein daktylisches Wort(ende), wonach auch ein Monosyllabum vor Ρ oder ein trochäisches Wort vor Τ unregelmässig wäre.,,Ιη ire modo ocius, interdum consistere malt der Rhythmus das ab­ wechselnde Schnellgehen und plötzhche Stehenbleiben'', erklärt HEINZE zu I 9, 9 in Anlehnung an DÖDERLEIN; zum Eindruck der Schnel­ ligkeit wirkt wahrscheinhch mit, dass im 2. Fuss ein daktylisches Wort steht — vgl. o. S. 71 zu I 3, 32 und 8, 44.^^ In II 8, 68 sollicitudine districtum malt das aus zwei Daktylen bestehende Wort die ängst­ liche Hast und Ruhelosigkeit; vgl. oben zu I 1, 76 und II 7, 57. Nach LEJAY Z. St. hat Horaz noch zweimal einen Hexameter mit einem Worte dieser Messung eingeleitet. Beide Verse sind H-Verse und offen­ sichtlich expressiv: epist. I 7, 8 officiosaque sedulitas hat etwa die gleiche Expressivität wie der SatirA^ers, epist. II 2, 122 luxuriantia compescet malt das überwuchernde stihstische Unkraut (wie a. p. 447 ambitiösa reddetjornamenta). In lyrischen Versen hat Horaz zweimal flektierte Formen von soUicitudo gebraucht, in beiden Fällen am SatzVgl. jedoch über das in neg. oben S. 82 zu I 3,111· 2^ Nach daktylischem Wort(schluss) im 2. Fuss folgt in den Sat. 15mal P, 3mal T, 8mal ein molossisches oder choriambisches Wort vor H. Interdum ist ein Lieblingswort des Lucrez, der es 46mal gebraucht, darunter 6mal vor H. Mit einer dieser Stellen, IV 133 interdum concrescere in alto, hat der entsprechende Teil des Satirverses, interdum consistere, in aurem, eine so grosse phonetische Ähnlichkeit, dass eine unbewusste Reminiszenz denkbar ist.

und Versende und stark ausdrucksvoll: ep. 13,10 levare diris sector a sollicitudinibus, c. I 18, 4 mordaces aliter diffugiunt sollicitudines. In I 3, 76 denique, quatenus excidi penitus vitium irae ist der Ge­ danke iucreziscli; ebenso denique und kausales quatenus, (HEINZE und LE JAY ζ. St.) Aller Wahrscheinlichkeit nach soll auch das lockere und ungefeilte metrische Gefüge den kunstlosen lucrezischen Vers spiele­ risch nachahmen. Es mag sogar ein direkter metrischer Einfluss des von den Kommentatoren herangezogenen Lucrezverses II 310 nec mdicitus evelli mala posse putandum est anzunehmen sein: beide Verse haben daktylischen Wortschluss im 2. Fuss, evelli bei Lucrez entspricht in metrischer, grammatischer und inhaltlicher Hinsicht excidi bei Horaz; zu beachten ist auch die formale und inhalthche Ahnhchkeit zwi­ schen radicitus und penitus. Vgl. o. S. 72 f. über den lucrezischen Einfluss in V. 104 derselben Satire. In den Versen I 9, 61 und II 3, 142 stehen vor der Diärese die Eigen­ namen Aristius und Opimius, die in Hexameter ohne Unregelmässig­ keit kaum unterzubringen sind. (S. o. S. 59.) Diese Entschuldigung hat auch für den Terminus technicus repotia II 2, 60 Geltung; dieses Wort ist wegen des konsonantischen Anlautes noch schwieriger verwend­ bar. Das vorherrschende sachhche Interesse ist hier ebenso offensicht­ lich wie in den oben S. 67 angeführten unregelmässigen P-Versen. Ein einleuchtendes Beispiel des vorherrschenden Strebens nach stilistischer Proprietät ist I 2, 63 est in matrona ancilla peccesne togata. Hier hätte der Dichter leicht einen regelmässigen Vers herstellen können, wenn er ancilla mit serva ersetzt hätte. Sein Stilgefühl hat aber das gewöhn­ liche, alltägliche Wort verlangt. Serva ist, laut AXELSON 58, Anm. 23, im Gegensatz zu servus und ancilla, der Epik nicht ganz fremd. Horaz hat es nur einmal, von einer im Epos berühmten Sklävin, gebraucht, c. II 4, 3 serva Briseis; in V. 1 desselben Gedichtes aber, wenn von einer verachteten Sklävin in der römischen Mitwelt die Rede ist, sagt er ancilla, I 5, 62 Campanum in morhum, in faciem kann durch die Anapher gewissermassen erklärt werden; vgl. o. S. 67 zu II 3, 215 und 237. — Es bleiben nur II 3, 131 und 216, über die ich nichts zur Erklärung sagen kann. E. Übersicht. Tab. XI bietet eine statistische Ubersicht sämthcher Verse die eine oder zwei Nebencäsuren entbehren. Sie ist selbstverständlich nur mit

Vorsicht zu benutzen: erstens sind die einzelnen Fälle, wie unsere Un­ tersuchung dargelegt hat, sehr verschiedener Art, zweitens sind die absoluten Zahlen für die einzelnen Satiren meistens so gering, dass auf kleinere prozentuelle Abweichungen nicht viel Gewicht gelegt wer­ den darf. Mit diesen Vorbehalten können jedoch gewisse allgemeine Aufschlüsse über strenge oder freie Behandlung des Cäsursystemes ge­ wonnen werden. Im ersten Buche weicht vor allem Sat. 8 durch ihre grosse Menge unregelmässiger Verse (24%) ab; das hegt jedoch ganz an der einmali­ gen Häufigkeit der 4. trochaica in dieser Satire. Sonst weichen wohl nur die Sat. 3 und 5 in relevanter Weise ab, die erstere durch einen grossen, die letztere durch einen kleinen Prozentsatz unregelmässiger Verse. In beiden Fällen stimmt das Ergebnis mit dem der Elisions­ frequenz überein; ebenso die an sich irrelevanten Abweichungen einer­ seits der Sat. 9, anderseits der Sat. 1, 4 und 10. Im zweiten Buche fällt vor allem Sat. 8 durch einen gut doppelt grösseren Prozentsatz als durchschnittlich auf; diese Abweichung wi­ derstreitet völlig der Elisionsfrequenz. In bester Ubereinstimmung mit dieser steht dagegen die allerdings nicht starke Abweichung der Sat. 3 nach derselben Seite (hier sind zudem zwei Verse ohne Hauptcäsur zu bemerken); ebenso die geringen Prozentsätze unregelmässi­ ger Verse in den Sat. 4 und 5.

3. Monosyllabum vor Cäsur. A. Vor P. In der eingehenden Einzeluntersuchung von 0. BKAUM, De monosyllabis ante caesuras hexametri Latini collocatis, werden unter den Werken des Horaz die Epoden, sat. I, epist. I und die Ars poetica be­ rücksichtigt (S. 30 ff.); WALTZ 189 ff. behandelt nur die schwierigeren Fälle. Die Technik des Horaz im ersten Satirenbuch lässt sich am ehesten mit dem Vergils in den Georgica und der Aeneis vergleichen. Die Frequenz der MS^^ vor Ρ in sat. I ist laut BRAUM (dessen Angaben vom Typus ,,semel in 8 1/2 versibus'' ich hier und im folgenden in Prozentzahlen übertrage) 10,8, in Verg. georg. 10,6 (S. 21) und in Aen. I—VI 9,7 (S. 24). Es sind dies verhältnismässig hohe Frequenzen; „Monosyllabum (-a)" wird im folgenden MS abgekürzt.

höhere finden sich nur bei LuciUus, sogar 33,3, und Lucrez, 12,7 (S. 16 f.). Dass die fraghche Erscheinung einer freieren Metrik angehört, erhellt sehr deutlich aus dem Frequenzunterschied zwischen Catulls Epyllion c. 64 und seinen übrigen Hexametern: resp. 2,2 und 9,4 (S. 19 f.). Bei den Elegikern sind die Frequenzen durchgehend niedrig: Tibull 4,4 (S. 33), Properz 4,0, in Buch IV nur 1,8 (S. 34), Ov. am. 4,2 (S. 39), met. I—VI 3,1 (S. 42). Unter den nachklassischen Dichtern finden sich nur bei den Satirikern Frequenzen, die mit denen bei Horaz und Vergil vergleichbar sind (S. 55 f.). Beim obigen Vergleich wurde BRAUMS Frequenzzahl für das erste Satirenbuch verwendet. Die meine ist wegen der hier befolgten Re­ geln für die Bestimmung der Wortgrenzen nicht unbedeutend niedri­ ger: 9,1. (Ich zähle nur 80 Beispiele, BRAUM 96.) Im zweiten Buch sinkt die Frequenz auf 7,7 (74 Beispiele). Nach den Angaben BRAUMS S. 30 zu urteilen ist diese Abnahme in den Episteln nicht weiterge­ gangen. Die wenigen Fälle in den lyrischen Hexametern deuten sogar auf eine entgegengesetzte Entwicklung hin: die 70 P-Verse der Epoden enthalten nur 3 Beispiele (14,1; 15,7; 16,31), die 30 P-Verse im ersten Buch der Carmina 4 Beispiele (7, 5.13.17; 28, 25). Unter den einzelnen Satiren des ersten Buches hat, wie Tab. XII zeigt, die neunte eine gut doppelt höhere Frequenz als durchschnitt­ lich; erheblich niedrigere Frequenzen haben die Sat. 2 und 5, und in Sat. 8 fehlt jedes Beispiel. Im zweiten Buche weichen nur die Sat. 1 und 3 durch höhere Frequenzen vom Durchschnitt ab; die prozentuelle Abweichung der dritten Satire ist zwar gering aber im Hinblick auf den Umfang des Stückes nicht ohne Belang. Vor dem MS steht in der Eegel im 2. biceps ein MS oder ein j^jrrhichisches Wort. Seltener und schwieriger sind die Fälle, wo der 2. Fuss aus einem spondeischen oder daktylischen Wort(schluss) besteht. (Vgl. BRAUM 6, wo weitere Literatur zitiert wird.) Spondeische Wörter und Wortschlüsse finden sich in dieser Stellung bei Horaz nie (und laut BRAUM überhaupt bei keinem Dichter nach Lucrez), daktylische dagegen 15maP^ öfter im zweiten als im ersten Buch. (S. Tab. XII.) In 9 von diesen Fällen ist das MS eine Form von hie (Pron. oder Adv.). Die Vermutung, dass diese Formen enklitisch sind, liegt nahe; in 2 Fällen Ii I 1,112; 2,123; 3,4.24.50; 9,75; II 1,21.38; 2,34.64; 3,5.30.228.250.321. Viermal steht vor Ρ ein daktylisches Wort + esi, das ich als metrisch unselbstän­ dig rechne: I 3, 29.46; II 6, 51; 7, 79. Über durch Elision daktylisch gewordene Wörter, die hier nicht mitgezählt werden, s. u. S. 91.

(I 1, 112, II 2, 64) ist jedoch das MS durch eine Sinnespause vom voran­ gehenden Wort getrennt, und in weiteren 2 Fällen (I 3, 24 hic amor, II 3, 5 hue fugisti) gehört es mit dem folgenden eng zusammen. — In den lyrischen Hexametern finden sich zwei entsprechende Fälle, die beide — im Gegensatz zu den Satirversen — expressiv scheinen. Ep. 14,1 mollis inertia cur hat eine psychologisch-imitative Wirkung: die Schlaffheit des Verses malt die geistige inertia, C. IV 7,7 immortalia ne speres dürfte eine verwandte Ausdruckskraft haben: der Vers drückt eine müde Resignation aus. Die Unregelmässigkeit ist besonders auffallend, wenn das MS durch eine Sinnespause vom vorangehenden Wort isohert ist. (Vgl. BRAUM 66 ff.) Dies ist im ersten Buch lömal, im zweiten 13mal der Fall; eine starke Interpunktion nach dem 2. Fuss findet sich in I 3, 19 sibi. nunc, 20 vitia? imm{0), 4, 80 iacis? est, 101 mera; quod, II 2, 64 imitahitur? liac, 3, 98 volet, hoc, 278 fuit? an,^"^ In 11 von diesen Versen (darunter I 3, 20 mit starker Interpunktion) findet sich aber auch eine Ehsion zwischen dem 2. und 3. Fuss (z.B. I 3, 33 quisquam, at), die das MS mit dem vorangehenden Wort enger verbindet (s.u.). — In der Lyrik findet sich ein Fall mit starker Interpunktion vor dem MS: c. I 28, 25 dare: sic. Wenn die Fälle mit daktylischem Wort(schluss) im 2. Fuss oder (und) mit Sinnespause nach dem 2. Fuss (aber ohne Elision) als be­ sonders schwierig gerechnet werden, stellt sich heraus, dass diese Fälle in beiden Büchern etwa 19% ausmachen (15 Fälle in I, 14 in II). Sie sind verhältnismässig zahlreich in I 3 (5 von 13 Fällen), II 2 (3 von 6), II 3 (8 von 28); keine schwierigen Fälle finden sich in den Sat. I 5, 6, 7, II 4, 6, 7, 8. Eine Sinnespause nach dem MS mildert anderseits die Unregelmäs­ sigkeit, weil sie das MS vom folgenden Wort deutlich trennt und da­ durch seinen (subjektiven) Anschluss an das vorangehende Wort er­ leichtert: wenn auch die syntaktische Zusammengehörigkeit damit nicht besonders eng ist, werden jedoch die beiden Wörter unter dem Eindruck der unmittelbar folgenden Satzgrenze als verhältnismäs­ sig zusammengehörig empfunden (z.B. I 3, 4 ille Tigellius hoc. Caesar), besonders wenn auch vor dem Wort im 2. biceps pausiert wird (z.B. I 9, 71 Welligio est,' — 'at mi: sum paulo infirmior), Sinnespause nach Die übrigen Fälle sind I 1, 40.64.112 (nach dakt. Wort); 2, 67; 3, 33.86; 4,102; 9, 19.75 (nach dakt. Wort).76; 10, 9; II 1, 61.67; 2, 48; 3, 3.50.279; 5, 68.73; 6, 28; 7, 117. Über Interpunktion nach dem 2. Fuss im allgemeinen s. III. Teil, Kap. 2.

dem MS findet sich in 14 Fällen im ersten Buch (darunter starke Inter­ punktion in 3, 4; 9, 40.41.71; Pause auch nach dem 2.1ongum in 4,35 und 9,71), und in 8 Fällen im zweiten (darunter starke Interpunktion in 3, 180.267; 8, 45; Pause auch nach dem 2.1ongum in 1, 34). In drei von diesen Fällen (I 2, 123; 3, 4; II 3, 321) besteht der 2. Fuss aus einem daktyhschen Wort(schluss). — Was die Verteilung betrifft, sei nur auf die 3 Fälle mit starker Interpunktion in Sat. I 9 hingewiesen. In unkritischer Nachfolge BIRTS betrachtet BRAUM (S. 12) als ,,gravius peccata'' die Fälle mit Elision vor dem MS (wie I 3, 115 nec vincet ratio hoc). Ein Blick auf das von ihm vorgebrachte Material lehrt schon, dass diese Klassifizierung verkehrt ist. Bei Catull sind, wie oben bemerkt wurde, in c. 64 MS vor Ρ erheblich seltener als in den übrigen Gedichten; aber die Fälle mit Elision sind verhältnismässig ebenso zahlreich im ersteren wie in den letzteren. (BRAUM 19 f.) Bei Vergil machen die Fälle mit Elision in den Georgica mehr als die Hälfte sämt­ licher Fälle aus, in der Aeneis unbedeutend weniger. (BRAUM 27.) Im vierten Buch des Properz sind MS vor Ρ mehr als doppelt seltener als in den früheren Büchern (s. o. S. 87); Elision vor dem MS findet sich aber in etwa der Hälfte der Fälle, d.h. weitaus häufiger als in den frü­ heren Büchern. (BRAUM 34 ff.) Dass bei Tibull und Ovid die Elisions­ fälle selten sind, hängt selbstverständlich damit zusammen, dass diese Dichter überhaupt die Elision vermeiden. — Offenbar hat also be­ sonders Vergil von den Georgica ab (und, wie gleich erwiesen werden soll, auch Horaz vom zweiten Satirenbuch ab) die Elision vor dem MS geradezu erstrebt. Diese Tendenz lässt sich theoretisch leicht er­ klären: weil die Elision (hier richtiger: die Synalöphe) das MS mit dem vorangehenden Wort enger verbindet, wird die metrische Selbstän­ digkeit des MS geschwächt, wird sozus. die Einsilbigkeit gemildert.^^ Derartige Fälle sind also, trotz BIRT und BRAUM, als leichte zu klassi­ fizieren. Die Verteilung der Elisionsfälle unter den einzelnen Satiren (die aus Tab. XII hervorgeht) ist kaum bemerkenswert; höchstens kann auf das Fehlen von Beispielen in Sat. II 2 hingewiesen werden. Zwischen den Büchern besteht aber ein wesenthcher Unterschied: die Elisions­ fälle machen im ersten Buch 21,3%, im zweiten 44,6% aus. In der Ly­ rik findet sich nur ein Beispiel (c. I 7, 13 Änio ac), aber im ersten EpiVgl. Exkurs I über Elision vor einsilbigem Präfix.

stelbuch und in der Ars poetica geht laut BRAUM 31 f. die Entwick­ lung weiter — obgleich die EUsionsfrequenz in den Episteln weniger als die Hälfte derjenigen in den Satiren ist.^^ Aller Wahrscheinhchkeit nach hat die prozentuelle Verdoppelung der Elisionsfälle im zweiten Buch einen direkten Zusammenhang mit dem Erscheinen der gleichen Technik in dem gleichzeitigen Werk Vergils, den Georgica. Darauf deutet vor allem die Weise, wie Horaz et vor Ρ gebraucht. Im ersten Satirenbuch steht 9mal et vor Ρ (11,3% sämtli­ cher MS vor P), darunter 5mal mit dem vorangehenden Wort durch Elision verbunden (29,4% sämtlicher Elisionsfälle).Im zweiten Buch ist die Technik stark verändert: 20mal steht et vor Ρ (27% sämthcher MS vor P), darunter 19mal mit Ehsion (62,5% der Ehsionsfälle).^^ Dieser Gebrauch stimmt mit der Technik Vergils in den Georgica wohl überein: laut dem von BRAUM 22 f. vorgelegten Material steht dort 75mal et vor Ρ (39,1% der MS vor P), darunter 66mal mit Elision (60% der Elisionsfälle). In epist. I ist Horaz, laut dem Material bei BRAUM 31, noch weiter gegangen: 29mal steht et vor Ρ (35,8% der MS vor Ρ — insgesamt 81 nach Abzug derjenigen die ich als metrisch unselbständig betrachte), darunter 20mal mit Elision (90,9% der 22 Elisionsfälle). Es sei hinzugefügt, dass in den Metamorphosen Ovids (laut MIRGEL 19) 12mal vor einem MS im 3. longum elidiert wird, darunter llmal vor et, Imal vor aut. Möglicherweise wurde in diesen Versen nicht der Endvokal, sondern das e in et ,,ausgestossen''. (Vgl. o. S. 7.) Diese Vermutung wird dadurch gestützt, dass der Endvokal in weitaus den meisten Fällen in den Satiren eine longa oder eine media ist (resp. 11 und lOmal); eine brevis wird nur 3mal vor et im 3.1ongum elidiert (I 9, 76, II 3, 43.192). In epist. I sind die Verhältnisse ähnlich: von den 20 Elisionen vor et betreffen nur 4 eine brevis. Wegen der besonderen Art der Elisionsfälle habe ich unter den Fäl­ len mit daktylischem Wort(sch]uss) im 2. Fuss die sozus. pseudodakIn entsprechender Weise hat Horaz in sapphischen Versen nur nach Elision ein MS vor die Cäsur gestellt. Vgl. HEINZE, Die lyrischen Verse des Horaz, Ber. d. sächs. Ges. d. Wiss., Philol.-hist. Klasse, Bd 70: 4, 1918, S. 72. Über parallele Erscheinungen bei Phaedrus und Seneca vgl. Phaedri fabulae Aesopiae, rec. L. HAVET, Paris 1895, 152 f., und J. DESCROIX in Mémorial à J. MAROUZEAU, Paris 1943, 120. 2) Mit Elision 3, 14; 7, 19; 9, 19.76; 10, 19. Ohne Elision 3, 125; 5, 95; 9, 63.75. Mit Elision 1,61.71.72.73; 3,43.56.92.117.192.224.279.313; 5,68; 6,28; 7,1. 3.40.67.100. Ohne Elision 6, 116.

tylischen, d.h. durch Elision daktyhsch gewordenen Wörter und Wort­ schlüsse nicht mitgezählt. (So verfährt auch BRAUM, ohne Erwähnung oder Begründung der Methode.) Die Satiren enthalten 7 solche Fälle: I 1, 13 iie genere hoc^\ 4, 26 oh avaritiam aut, II 1, 72 Sci^piadae et, 3, 43 stultitia et, 192 consulere et, 224 luxuriam et, 313 dissimilem et. Im zwei­ ten Buch ist also das MS stets et. Im zweiten Buch (nicht im ersten) finden sich auch Fälle mit pseudospondeischem Wort(schluss) im 2. Fuss: 1, 71 a volgo et, 3, 50 sinistrorsum, hie, 180 ohstringam amb{o), 4, 7 naturae hoc, 6, 28 in turha, et, 7, 1 ausculto, et. Echt spondeische Wörter und Wortschlüsse im 2. Fuss fehlen dagegen, wie S. 87 be­ merkt wurde, in den Satiren, wie überhaupt nach Lucrez. In den Georgica finden sich mehrere sowohl pseudospondeische als pseudodakty­ lische Wörter und Wortschlüsse im 2. Fuss vor MS, aber nur ein echt daktylisches Wort. (BRAUM 22 f.) Es mag schhesslich die Frage gestellt werden, ob Horaz die Mangel­ haftigkeit der Hauptcäsur durch ein strengeres Beobachten der Nebencäsur auszugleichen sucht. Das ist nicht der Fall: unter 122 P-Versen ohne sowohl H als Buc haben 12 ein MS vor P, d.h. etwa der gleiche Prozentsatz wie unter den P-Versen überhaupt. (Nicht weniger als 8 von diesen 12 Versen haben jedoch Elision vor dem MS.) Auch ist H an und für sich in den betreffenden Versen nicht häufiger als durch­ schnittlich. B. Vor H als Hauptcäsur. In den H-Versen der Satiren findet sich nur ein Beispiel, I 2, 99 ad talos Stola demissa et circumdata palla, das durch die Elision vor et sehr gemildert ist. (Vgl. o. S. 90.) Wenn ein H-Vers so gebaut ist, muss der 3.Fuss aus einem Wort(schluss) bestehen — eine äusserst seltene Anomalie. In TH-Versen finden sich in jedem Buche 7 Beispiele was der Frequenz 8,8 im ersten, 10,1 im zweiten Buch entspricht. Die Sat. I 4, 5, 10, II 6 und 7 enthalten keine Beispiele. — Diese Erscheinung ist laut BRAUM 110 ff. im allgemeinen sehr selten und fehlt bei mehreren Die Redensart de genere hoc ist aus Lucrez übernommen (s. HEINZE Z. St.), bei dem einsilbige Präpositionen metrisch selbständig sein können. (S. o. S. 53,4.) 2' I 1, 99; 2, 20; 3, 32.51; 6, 42; 8, 44; 9, 42; II 1, 39; 2, 128; 3, 232; 4, 13; 5, 48; 8, 32.61.

Dichtern gänzlich. Ausnahmen sind, ausser den Satiren, vor allem die Eklogen Vergils, die (laut BRAUM 110) 7 Beispiele enthalten (7,4% der 95 TH-Verse).i^ Die betreffenden 14 Verse in den Satiren haben fast sämtlich eine inhaltliche Pause, in der Regel eine starke, in T (z.B. I 1, 99 opprimeret, metuebat. at hunc). Nur in einem Fall ist eine Pause in T undenk­ bar: II 3, 232 cuique domi est, id crede tuum, et vel nunc pete vel cms. Möglicherweise überwog aber hier der Endvokal in tuum (vgl. o. S. 90); jedenfalls ist die metrische Selbständigkeit von et durch die Synalöphe geschwächt. (Sonst wird nur zweimal vor ut elidiert: I 2, 20; 9, 42.) — Der gleiche Tatbestand lässt sich bei anderen Dichtern feststellen. Die 7 Verse dieser Art in Vergils Eklogen haben alle eine deutliche Pause in T, ausser 3,109, wo eine Pause jedoch nicht undenkbar ist. Die von BRAUM III angeführten 4 Beispiele aus georg. I, III, IV haben entweder Pause in T oder Elision vor et im 4.1ongum; 5 Beispiele aus Aen. II, III, IV, VI gehören alle der letzteren Kategorie an. Von drei proper­ zischen Beispielen, die BRAUM 112 anführt, hat eines Pause in T, zwei Elision vor et\ von vier Beispielen in Ov.met. I—III (BRAUM 112) ge­ hören zwei der einen, zwei der anderen Kategorie an. Wie ist diese Regelmässigkeit zu erklären? Es liesse sich allerdings denken, dass die Dichter bei mangelhaftiger H die T mit einer Sinnes­ pause zu verstärken strebten. Wahrscheinlich ist jedoch keine bewusste Tendenz mit im Spiel. Wenn nämlich vor H ein MS steht, muss nach T ein kurzes MS (oder ein elidiertes iambisches oder pyrrhichisches Wort) stehen. Die kurzen lateinischen MS dürften aber zum ganz über­ wiegenden Teil satzeinleitende Pronomina und Partikeln sein; daher die Satzgrenze in T. Elidierte zweisilbige Wörter brauchen dagegen nicht satzeinleitend zu sein, und die unvergleichlich leichteste Ehsion war die vor et. — In dieser Weise lassen sich auch einerseits die allge­ meine Seltenheit der MS vor H, anderseits ihre relative Häufigkeit in den Satiren und in Vergils Eklogen erklären. Interpunktion in T ist nämlich in lateinischen Hexametern im allgemeinen sehr selten, aber gerade in den Satiren und den Eklogen ist sie erheblich häufiger als durchschnittlich; vgl. III. Teil, Kap. 2 B. BRAUM zählt nur die regelmässigen TH-Verse. Die übrigen habe ich nach Hosius' Index kontrolliert.

C. Vor Tri. Über MS vor Tri stehen meines Wissens sehr spärliche Angaben zur Verfügung. W. MEYER, der diese Erscheinung in T- und TH-Versen bei Ovid und Lucan untersucht hat (Uber die weibliche Caesur, 229 ff.), findet, dass die Tri ,,fast ebenso streng wie die männUche Hauptcaesur'' (P) behandelt wurde: sie ,,wurde überhaupt nicht oft durch ein einsilbiges Wort gebildet und, wenn doch, so musste diesem ein­ silbigen Worte fast stets ein aus 2 Kürzen oder 1 Länge bestehendes Wort vorangehen'^ (S. 231). Die H-Verse hat MEYER in diesem Zusam­ menhang nicht untersucht. — BRAUM 97 ff. behandelt nur MS nach spondeischem oder daktylischem Wort im 1. Fuss; seine Zahlangaben lassen sich übrigens wegen der verschiedenen Bestimmung der Wort­ grenzen nicht ohne weiteres mit den meinen vergleichen. In den Satiren lässt sich keine Verschiedenheit hinsichtlich der Zu­ lassung der MS vor Tri zwischen den TH-, T- und H-Versen feststel­ len. Die Frequenz der Erscheinung sinkt in allen drei Verstypen gleichmässig vom ersten zum zweiten Buch: in TH-Versen 13 Fälle in 67 Versen mit Tri in Buch I (19,4%), 7 Fälle in 66 Versen mit Tri in Buch II (10,6%), in T-Versen 5 Fälle in 26 Versen in I, 1 Fall in 13 Versen in II, in H-Versen 4 Fälle in 26 Versen in I, 2 Fälle in 22 Versen in II. Die Gesamtfrequenz ist im ersten Buch 18,5, im zweiten 9,9. Die Un­ terschiede zwischen den einzelnen Satiren sind wegen der geringen absoluten Zahlen meistens belanglos. Beispiele fehlen nur in II 2 und II 4; in I 5 findet sich nur ein Fall in 14 Versen mit Tri. — In der Ly­ rik findet sich ein Beispiel, ep. 12, 5 polypus an (H-Vers). In gerade der Hälfte der Fälle in jedem Buch steht vor dem MS ein daktylisches Wort^\ ausserdem in 4 Fällen (TH-Versen) ein spondeisches: I 2, 6 frigus quo, 121 Gallis, hanc, 4, 49 saevit quod, II 7, 115 frustra: nam?^ Die Verteilung dieser Fälle ist nicht bemerkenswert. — Aus MEYERS Angaben über Lucan S. 231 erweist sich, dass dieser weit mehr als Horaz vermieden hat, den 1. Fuss vor dem MS durch ein Wort zu bilden: unter 22 TH- und T-Versen mit MS vor Tri haben nur 4 ein daktylisches und 2 ein spondeisches Wort im 1. Fuss. 1) I 3, 51.112.114; 4, 84.104.111; 5, 12; 6, 44; 7, 4; 8, 22; 10, 85; II 1, 51; 5, 10; 6, 73; 7, 50; 8, 61. Darunter sind 3 T-Verse (I 4, 104; 5, 12; 7, 4) und 2 H-Verse (I 3, 114; 4, III). Spondeisches Wort + MS vor Tri kommt laut BRAUM bei allen klassischen Dichtern vor, sogar bei Tibull (S. 102), bei Ovid jedoch nur einmal in epist. ex Ponto (S. 103).

Eine Sinnespause vor dem MS (vgl. o. S. 88) findet sich in 10 Fällen^^, darunter 4 mit starker Pause: I 3, 72 volet: hac, 5, 12 ingerere: 'hue, II 7, 115 frustra: nam, 8, 61 tolleret: ''heu. Pause nach spondeischem Wort hat, ausser II 7, 115, auch I 2, 121 Gallis, hanc; in beiden Fällen hat das spondeische Wort eine starke Emphase. (Vgl. u. S. 99 f.) Eine Sinnespause nach dem MS (vgl. o. S. 88) findet sich nur in 3 Fällen (I 1, 89; 4, 104; 8, 22). Die Fälle in I 1 und I 8 sind die einzigen MS vor Tri in diesen Satiren. Elision vor dem MS (vgl. o. S. 89) findet sich nur in dem schon zi­ tierten Vers I 5, 12 ingerere: 'hue. Das Wort et, das vor Ρ besonders mit Elision oft vorkommt, steht nur einmal, II 6, 73, vor Tri.

4. Elision in Cäsur. A. Elision in P. 9 Verse im ersten, 14 im zweiten Buch (resp. 1% und 1,4% der P-

Verse) haben durch' Elision verdunkelte P.^^ Im Verhältnis zu der hohen Elisionsfrequenz der Satiren sind dies ziemlich geringe Zahlen, jedenfalls im Vergleich mit Vergil, über den BUTCHER 129 f. die nötigen Angaben bringt. In den Eklogen haben allerdings nur 4 von 712 PVersen (0,6%) verdunkelte P, aber die allgemeine Elisionsfrequenz der Eklogen (27,2 nach SIEDOW 24) ist viel geringer als die der Satiren. In den Georgica und der Aeneis dagegen, wo die Elisionsfrequenz noch etwas höher ist als in den Satiren, beziffern sich die Frequenzen von verdunkelter Ρ laut BUTCHERS Angaben auf 4,7 und 5,9 — mehrfach höher als in den Satiren. In 2/3 der Fälle handelt es sich jedoch laut BUTCHER 124 um die leichte EHsion von que, ve oder -ne. — Bei Properz und Tibull ist verdunkelte Ρ dagegen selten: bei Properz finden sich, laut Hosius, 6 zum Teil schwere Fälle in 1928 P-Versen (0,3%), in Tib. I—II, laut CARTAULT 188, nur eine Elision von que. Die all­ gemeine Elisionsfrequenz ist aber bei beiden Dichtern gering: 26,2 bei Properz, 11,6 bei Tibull (SIEDOW 38 und 35). Die Elisionen in Ρ sind in den Satiren im allgemeinen auffallend leicht: 15 betreffen breves (13 e, 2 α: I 1, 35 und 6, 66), 5 mediae (a.l. II 4, 84; 5, 90; a.b. I 9, 44; II 3, 89.119) und nur 3 longae: I 3, 20 immo I 2, 81(?).121; 3,72; 5,12; 10,85; II 6,60.73; 7,50.115; 8,61. 2) I 1, 35; 3, 20.131; 4, 58; 6, 66.120; 8, 25; 9, 44; 10, 39; II 1, 76; 2, 32; 3, 55. 81.89.119.180.251; 4,84; 5,55.90; 6,29; 7,96; 8,38.

alia, 131 instrumento artis, II 3, 180 ambo: uter. Vergil ist in der Aeneis, laut MIRGEL 20, auch qualitativ freier als Horaz: er elidiert in Ρ etwa 70 breves (50 β, 20 α), 66 mediae (24 a.b.), 55 longae. — Die Verteilung unter den Satiren ist kaum bemerkenswert; höchstens ist das Fehlen von Beispielen in I 2 und I 5 und die relative Häufigkeit (2%) in II 3 zu notieren. Das letztgenannte Stück enthält auch die einzigen Fälle mit longa und mit media a.b. im zweiten Buch; über den sicher ex­ pressiven V. 180 s. o. S. 66. Strengere Regelung der zweiten Vershälfte ist in diesen Versen nicht erstrebt: Η und Buc fehlen in 3 Fällen (II 1, 76; 3, 180; 4, 84). Η an und für sich ist auch nicht häufiger als durchschnittlich. Wenn HEINZE XXXIII die verdunkelten Cäsuren (in der Tat nur P) bei Horaz behandelt, schreibt er u.a.: ,,während er in den äohschen Odenversen fast ausnahmslos darauf hält, dass dann die zweite ver­ schilf f ene Silbe ein einsilbiges Wort oder die Anfangssilbe eines Kom­ positum ist. . ., vernachlässigt er diese Vorsicht in den Satiren etwa in der Hälfte der Fälle''. In der Tat weichen nicht weniger als 14 von den 23 Satirversen von dieser Regel ab^\ darunter alle mit elidierter longa und einer mit media a.b. Offenbar hat die Regel für den Satir­ dichter Horaz noch nicht existiert; es ist folglich sinnlos, von einer ,,Vernachlässigung" zu reden. Bei verdunkelter Η in P-Versen scheint dagegen, wie gleich erwiesen werden soll, die von HEINZE in den Carmina beobachtete Technik schon in den Satiren (und zwar aus be­ greiflichen Gründen) angewandt zu sein. B. Elision in Η und Buc in P-Versen. Von den alternativen Nebencäsuren der P-Verse ist Η weitaus öfter als Buc durch Elision verdunkelt. Wenn von den Versen mit sowohl Η als Buc abgesehen wird^^ finden sich im ersten Buch 22, im zweiten 41 P-Verse mit verdunkelter Η (resp. 2,7 und 4,6% der regelmässigen P-Verse). Die Unterschiede zwischen den einzelnen Satiren sind wegen der kleinen absoluten Zahlen meistens belanglos. Eine erheblich höhere Die von HEINZE ausgelassenen Verse sind I 9, 44; 10, 39; II 2, 32; 3, 89.119; 5, 55, die er wahrscheinlich — aus syntaktischen Rücksichten — als H-Verse klassifiziert. Verdunkelte Η mit folgender Buc findet sich in 23 P-Versen (12 in I, 11 in II). In 3 von diesen Versen ist auch die Buc verdunkelt (I 7, 12; II 1, 70; 3,86); in diesen Fällen gilt aber die eine Elision dem leicht elidierten atque.

Frequenz hat jedoch Sat. II 3 (24 Fälle, 8,9%), eine verhältnismässig hohe Sat. II 6 (7 Fälle, 7,5%). Nur vereinzelte Beispiele finden sich in den Sat. I 5, 6, 8, 10, II 4, 5, 8, keine in den Sat. I 7 und II 7. Nicht nur die Frequenz, sondern auch die Schwierigkeit dieser Ehsionen wird im zweiten Buch erheblich gesteigert: im ersten Buch werden elidiert 12 breves, 7 mediae, 3 longae, im zweiten 11 breves, 18 mediae, 12 longae. — Unter den 96 regelmässigen P-Versen in den Epoden und in carm. I findet sich ein Beispiel: ep. 15,5 procera adstringitur. In 45 Fällen, d.h. in 71,4% der betreffenden 63 Verse steht nach der verdunkelten H ein Kompositum mit einsilbigem Präfix oder (lOmal) eine einsilbige Präposition + Casus (z.B. I 5, 23 demum exponimur)\ ebenso in dem einzigen Fall in der Lyrik. Dass die Kompositions­ fuge in diesen Versen als Ersatz der Buc bewusst erstrebt ist, kann durch einen Vergleich mit P-Versen mit unverdunkelter H ohne fol­ gende Buc nachgewiesen werden. In den Sat. I 1,2,5, II 1,2,5 finden sich 221 so gebaute Verse; nur in 62 von diesen (28,1%) steht nach H ein einsilbiges Präfix oder eine einsilbige Präposition. Aus dem starken prozentuellen Unterschied geht mit voller Evidenz hervor, dass der Ersatz der Buc, gerade wenn die H durch Elision mangelhaft war, vom Dichter erstrebt wurde. Von den 18 Versen mit verdunkelter H ohne folgenden Cäsurersatz sind 3 durch Eigennamen entschuldigt (I 10, 77 explosa Arbuscula, II 3, 187 Aiacem Ätrida, 4, 33 Miseno oriuntur); in 2 Fällen gilt die Elision dem leicht elidierten atque (I 2, 18; 9, 34). Von den restierenden 13 Fällen stehen nicht weniger als 9 in der Sat. II 3 (V. 95, 135, 139, 156, 167, 183, 244, 248, 296); die übrigen sind I 1, 52 tantundem haurire, 8, 40 pacto alterna, II 6, 58 mortalem altique, 8, 65 vivendi aiehat. Verdunkelte Buc findet sich nur in 6 P-Versen ohne H (1% der so gebauten Verse): I 4, 96 convictore usus, II 2, 13 cedentem aera, 3, 224 Nomentanum arripe, 229 cum Velabro omne, 4, 45 natura et, 59 lactuca innatat. Wie verdunkelte H wird also verdunkelte Buc im zweiten Buch erheblich häufiger; es ist zu bemerken, dass Ρ-Verse mit Buc als einziger Nebencäsur im zweiten Buch absolut und relativ seltener sind als im ersten. (S. o. S. 58.) — Dass die Ehsion in Buc besonders vermieden wird, wenn Buc die einzige Nebencäsur ist, geht aus einem Vergleich mit P-Versen mit H+Buc hervor: von 156 so gebauten Ver­ sen in den Sat. I 1, 2, 5, II 1, 2, 5 haben 14 (9%) verdunkelte Buc.

C. Sonstige Fälle. Verdunkelte T findet sich nur in dem TH-Vers I 2,119 (parabilem amo), verdunkelte H als Hauptcäsur nur in dem H-Vers II 3, 217 (oben S. 84 kommentiert), verdunkelte Tri nur in den beiden H-Versen I 2, 84 (venale habet) und II 6, 60 (quando ego). Über Elision in der Diärese nach dem 2. Fuss in H-Versen s. o. S. 81.

5. Spondeisches Wort im 1. Fuss. Ein Vergleich mit den in BIRTS Symbola — der Hauptquelle für diese Einzelfrage — vorhandenen Angaben erweist, dass Horaz öfter als alle anderen klassischen Dichter (mit Ausnahme von Properz im ersten Buch) den 1. Fuss des Hexameters durch ein spondeisches Wort bildet. Die Frequenz dieser Erscheinung ist in den Satiren, wie meine Tab. XIII zeigt, im ersten Buch 8,6, im zweiten 8,2.^^ Im ersten Buch der Briefe, wo BIET die Episteln 1—9 und 18 untersucht hat, ist die Frequenz noch etwas höher, 10% (ich übertrage BIRTS Angaben in Prozentzahlen); erst im zweiten Epistelbuch sinkt die Zahl auf 6,3 in II 1 und 4,1 in a.p. (BIRT 38).^^ Bei Lucrez ist die Frequenz, mit unbedeutenden Differenzen zwischen den Büchern, etwa 4% (S. 22), bei Catull 3,6 im Epyllion, aber 7,5 in den Epigrammen (S. 23 f.), bei Vergil in den Eklogen 4,5, in den Georgica und der Aeneis etwa 3% (S. 39), bei Tibull im ersten Buch 5, im zweiten 3,3 (S. 48).^^ Properz hat in Buch I die hohe Frequenz 9% und erst in Buch IV eine wesent­ lich niedrigere, 4% (S. 28). Die geringsten Frequenzen hat Ovid, z.B. 1,2 in ars III und 1,3 in met. X (S. 53). Wie aus BIRTS Angaben über die Satiren S. 38 hervorgeht, hat er durch Elision spondeisch gewordene Wörter (wie corvorum atque) nicht mitgezählt. Ich bin der gleichen Methode gefolgt, hauptsächlich um Vergleiche zu ermöglichen; sie hat aber auch eine innere Berechtigung, weil die Elision die metrische Selb­ ständigkeit des ,,pseudospondeischen" Wortes verringert. (Vgl. o. S. 89, 91.) Solche Fälle werden jedoch in Tab. XIII besonders angegeben. Nach meiner Bestimmung der metrischen Wortgrenzen würden die Fre­ quenzzahlen ein wenig höher sein als die nach BIRT angeführten. Unter den von mir in den Sat. gezählten 178 Fällen sind 10 mit einsilbiger Präposition + MS im 1. Fuss (I 1,56; 6,80, II 2,123; 3,196; 6,36.41.78; 7,88.89; 8,31) und 2 mit MS + einer einsilbigen Form von esse (II 3, 188; 8, 65). Unter den Fällen mit elidier­ tem dreisilbigem Wort sind 3 mit Präposition + elidiertem zweisilbigem Wort. 3) Vgl. über Tibull CARTAULT 52 ff. 7 — 526900 Nils Ola Nilsson

Es ergibt sich aus den angeführten Zahlen, dass im grossen und ganzen höhere Frequenzen von spondeischen Wörtern im 1. Fuss mit einer freieren Metrik zusammengehören. Ob sich Horaz zur Zeit der Satirendichtung dieses Stilcharakters der Erscheinung bewusst war, könnte zwar daher etwas fraglich erscheinen, dass ihre Frequenz in den Hexametern der Epoden fast ebenso hoch ist wie in den Satiren (5 Fälle, 6,7%), im ersten Buch der Carmina sogar viel höher (5 Fälle, 14,7%)^^; erst in der Ars poetica findet sich, wie oben bemerkt wurde, eine erheblich niedrigere Frequenz. Wegen der kleinen Zahl der Fälle darf jedoch den die Lyrik betreffenden Frequenzzahlen kein allzu grosses Gewicht beigemessen werden. — Es fällt übrigens auf, das 7 von den betreffenden 10 lyrischen Hexametern (die Ausnahmen sind ep. 12, 3; 16, 49; c. I 28, 35) den gleichen Bau der ersten Vershälfte haben: spondeisches+trochäisches+iambisches Wort (z.B. illic omne malum), eine in den Satiren verhältnismässig seltene Form, die ander­ seits in c. IV 7, 3 wiederkehrt. Nur wenige Satiren zeigen relevante Abweichungen von der Ge­ samtfrequenz. (Vgl. Tab. XIII.) ErhebHch höhere Frequenzen haben I 6 und II 8 (eine ziemlich hohe auch die lange Sat. II 3), niedrigere Frequenzen I 4, II 5 und besonders II 4, die auch keinen Fall mit eli­ diertem dreisilbigem Wort enthält. Mit anderen, stilistisch unzwei­ deutigen Verschiedenheiten zusammengestellt, können wenigstens die Abweichungen im zweiten Buch die Annahme, dass die fraghche Er­ scheinung auch in den Satiren stilistisch von Belang ist, bestätigen. Die weitaus meisten Fälle stehen in P-Versen; in den übrigen Vers­ typen muss, wenn der 1. Fuss aus einem Wort besteht, Tri nach einem Monosyllabum liegen oder fehlen. In TH-Versen stehen 7 Fälle (I 2, 6. 121; 4, 49; 8, 7; 9, 66; II 3, 24; 7, 115), in T-Versen 2 (I 3, 38; 4, 46) und in H-Versen 2 Fälle (I 4, 81; 5, 97). Warum werden spondeische Wörter im 1. Fuss vermieden? Laut NORDEN 435 „da spondeischer Versanfang mit darauffolgender Diae-

rese ein für den Eh3rthmus stark retardierendes Element bildet". Diese Erklärung setzt voraus, dass nach dem spondeischen Wort eine Pause gemacht wird; sonst kann der Rhythmus nicht stärker als von jedem beliebigen spondeischen 1. Fuss retardiert werden. Es scheint leichter 1) Ep. 12,3; 13,17; 14,15; 16,19,49; c. I 7,9.19.31; 28,13.35. Nicht mitgezählt sind das Enniuszitat I 4, 61 belli ferratos und das Pacuviuszitat II 3, 62 mater, te.

anzunehmen, dass spondeische Wörter am Versanfang mehr als dak­ tylische^^ als metrisch freistehend, aus dem Gefüge des Verses gelöst empfunden wurden. Beide Erklärungen lassen sich auf den Tatbe­ stand apphzieren. NORDEN a. a. 0. zählt fünf verschiedene Bedingungen auf, unter denen Vergil spondeisches Wort im 1. Fuss zugelassen haben soll. Einige dieser Kategorien sind allzu unbestimmt formuUert und allzu weitherzig exemplifiziert, besonders die dritte, „mehr oder we­ niger enger Wortzusammenschluss bei Konjunktionen, Partikeln, ad­ verbialen Begriffen und Pronomina'', und die vierte, „enge Verbin­ dungen anderer Art". Einfacher und besser werden m. E. zwei Klas­ sen unterschieden: 1) entschuldigte Fälle, wo die Eetardierung (oder die metrische Abgesondertheit des Wortes) durch enge sprach­ liche Zusammengehörigkeit mit dem folgenden Worte geschwächt ist (die Gruppen 1—4 bei NORDEN), und 2) expressive Fälle, wo um­ gekehrt die Eetardierung (oder die Abgesondertheit) ausgebeutet wird, um das spondeische Wort hervorzuheben (Gruppe 5 bei NORDEN: ,,bei nachdrücklicher Betonung des Worts").2^ Ein Beispiel der ersten Klasse ist quamvis crassa I 3, 15, der zweiten multos saepe viros I 6, 10. Im Einzelfall ist es jedoch sehr oft schwierig oder unmöglich zu ent­ scheiden, ob der Fall zu irgendeiner (und solchenfalls oft welcher) der beiden Klassen gerechnet werden kann. Ich verzichte daher auf eine vollständige Klassifizierung der Fälle nach diesen Kategorien und greife nur eine kleine Gruppe heraus, wo die erstere Möglichkeit — enge sprachliche Zusammengehörigkeit — von Anfang an ausgeschlos­ sen ist: die Fälle mit Sinnespause nach dem spondeischen Wort. Es finden sich deren in den Satiren 24, die ich alle ausschreibe:^^ I 1, 32 ut in otia tuta recedant, j ai un t, cum sihi sint. . .; 2, 121 illam ... / Gallis, hanc Philodemus ait sibi; 4, 46 comoedia necne poema / es s et ^ quaesivere; 114 concessa cum venere uti / possem: ^^deprensi . . .; Daktylische Wörter im 1. Fuss werden nicht einmal von den sorgfältigsten Verskünstlern vermieden; s. BIRT passim. Bei Horaz ist diese Erscheinung sogar häufiger in den lyrischen Hexametern als in den Satiren: die Frequenzen sind bzw. etwa 25 und 14%. CARTAULT 56 f. interpretiert fast sämtliche Fälle bei Tibull als emphatisch: ,,Tibulle ne fait figurer le mot spondaïque en tête de l'hex. que pour pro­ duire un effet de style." — Ähnliche Beobachtungen über Ovid bei BIBT 54,1, über Statins bei Fr. LEO, De Stati silvis, Index scholarum Gött. 1893, 22 f. Über meine Interpunktion vgl. III. Teil, Kap. 1.

I 5, 10 inducere terris / umbras, et caelo diffundere signa; 6, 8 quAili sit quisque parente / natu s, dum ingenuus; 75 quo pueri ... / ihant, octonos ref erentes . . .; 118 adstat echinus / vilis, cum patera guttus; 7, 34 te I oro, qui reges consueris tollere; II 1, 27 Castor gaudet equis, ovo prognatus eodem / pug nis; quot. . .; 54 erede nepoti / matrem: nil fadet sceleris . . .; 3, 42 si erit in te f sol o, nil verbi . . . addam; 51 unus utrique / error, sed variis inludit partibus; 90 quid ergo / sensit, cum . . . voluit; 95 omnis enim res, j virtus, fama, decus . . .; 188 „rex sum —nil ultra quaero; 202 quid enim Aiaxjfecit? 265 ecce / servos, non paulo sapientior; 5, 49 et scribare secundus / her es, et 102 ergo nunc Dama sodalis / nu s quam est? 109 sive domus sit / emptor, gaudentem . . .; 7, 35 „ecquis / audit?'' cum magno blateras clamore; 115 f r u s t r a : n a m comes atra premit; 8, 44 ^^hasc gravida, inquit, / capta est, deterior . . . futura^^ Es leuchtet sofort ein, dass in mehreren dieser Fälle das spondeische Wort mit Emphase rezitiert werden soll oder kann. Andere Fälle sind allerdings fraglich: doch kann z.B. aiunt I 1, 32 emphatisch sein, wenn es ,,vorgeben" bedeutet; ebenso possem I 4, 114 im Sinne „es war mir durchaus möglich''; natus I 6,8 soll vielleicht hervorgehoben sein, weil es libertino patre natum V. 6 wiederaufnimmt.Ein Fall lässt sich auch nicht entfernt den emphatisch-expressiven anreihen: poema / esset I 4, 46. Hier hat Horaz (wie schon S. 77 dieser unregelmässig ge­ baute Vers kommentiert wurde) aller Wahrscheinlichkeit nach schlecht schreiben wollen, um die prosaische Art der Komödie (und der Satire) In 6 Fällen steht im 1. Fuss ein elidiertes dreisilbiges Wort vor Interpunk­ tion: I 4, 136 occurram; hoc, 5, 29 legatiy aversos, 8, 38 corvorum, atque, 9, 72 multorum. ignosces, II 3, 32 frustrere: insanis, 263 accedam? an. In einem Fall, I 6, 75, lässt sich eine malerische Absicht denken: der schwere, spondeische Versanfang und der sehr ähnliche Bau der ganzen Verse 74 und 75 {laevo suspensi + ^ Worte, ibant, octonos+ 3 Worte) malt dann etwa, wie die ,»gros­ sen" Zenturionsöhne, ihrer Würde bewusst, taktfest zur Schule marschieren.

zu illustrieren: nisi quod fede certo differt sermoni, sermo merus}^ Einen ähnlichen exemplifizierenden Zweck hat der cäsurlose Vers a. p. 263 non quivis videt inmodulata poemata iudex. In beinahe der Hälfte sämtlicher Fälle hätte der Dichter durch Um­ stellung der zwei (bisweilen drei) ersten Worte des Verses die Bildung des 1. Fusses durch ein spondeisches Wort vermeiden können. Die Frage, warum er dies nicht getan hat, kann fast immer auf eine von zwei Weisen beantwortet werden: entweder hat er eine vom Sprach­ gebrauch mehr oder weniger festgelegte Wortfolge nicht ändern wol­ len oder können — es handelt sich dann natürlich oft um ,,enge Ver­ bindungen'' — oder dient die gewählte Wortstellung einem stilistischen Zweck, gewöhnlich dem Hervorheben des spondeischen Wortes, z.B. durch Hyperbaton oder durch Anfangsstellung im Satz. Man kann also auch in diesem Zusammenhang von ,,entschuldigten'' und „expres­ siven" Fällen reden (vgl. o. S. 99); dass ein spondeisches Wort durch ein sprachUches Mittel, wie Hyperbaton, hervorgehoben wird, schliesst selbstverständlich nicht aus, dass auch die metrische Struktur an sich expressiv ist. Ich gebe einige Beispiele der beiden Kategorien: 1) Festgelegte Wortfolge: I 1, 6 contra mercator {contra ,,hingegen" steht bei Horaz immer am Satzanfang), 2, 15 quanto perditior, 23 siquis nunc quasrat'^\ 29 quarum suhsuta, 8, 19 quantum carminibus, 9, 7 noris nos (Pronomen in enklitischer Stellung), II 2, 35 ducit te (item), 3, 11 quorsum pertinuit, 79 quisquis luxuria, 196 per quem tot iuvenes, 4, 50 quali perfundat, 5, 9 quando pauperiem, 6, 41 ex quo Maecenas. Zu dieser Kategorie gehört auch der einzige Fall in der L3rrik, wo eine Umstellung möglich wäre: c. I 28, 35 quamquum festinas. 2) Stilistische Absicht. Hervorheben des spondeischen Wortes: I 1, 12 solos f elicis, 2, 14 quinas hic capiti mercedes exsecat, 70 magno prognatum . . . consule, 3, 58 Uli / tardo cognomen, pingui damus, 4, 48 differt sermoni, 5, 16 multa prolutus vappa, 6, 37 omnis mortalis, 10, 35 magnas Graecorum . . . catervas, II 3, 41 primum nam inquiram, 305 stultum me fateor, 313 tanto dissimilem et tanto . . . minorem, 8, 28 longe dissimilem. (In den beiden letzten Fällen ist allerdings die WortstelBewusst schlecht geschrieben ist auch, unter den Fällen ohne Interpunk­ tion, der cäsurlose Vers II 3,181 uter aedilis fueritvejvestrum praetor; vgl. o. S. 66. Weitere Stellen mit Formen von siquis im 1. Fuss: II 2, 51; 3, 33.214.249; 5, 45. Vgl. nequid tu perdas II 5, 37.

lung die vom Sprachgebrauch gegebene.) In ein paar Fällen, II 2, 8 dicam, si potero und 6, 67 pasco libatis dapibus, hat zwar das spondeisehe Wort kein grosses Gewicht, grösseres jedoch als das folgende, — Euphonische Rücksichten können zuweilen die Wortstellung beeinflusst haben, so offenbar I 1, 42 furtim defossa timidum deponere terra, wo sonst zwei gleichlautende Silben {tim) zusammengestossen wären. Vielleicht hat der Dichter es auch vermieden, gleich auslautende Wör­ ter zusanamenzustellen: I 5, 16 (oben zitiert), 97 Bari moenia piscosi (m. B. p, wäre zwar metrisch unzulässig, nicht aber m. p.B,), II 2, 77 cena desurgat dubia, 3, 167 dones quidquid habes, 4, 58 tostis marcentem squillis, 8, 81 quaerit de pueris, num sit. Am wenigsten erklärlich ist II 3, 145 quondam lethargo grandi est oppressus; vielleicht hat jedoch der Zusammenstoss quondam grandi dem Dichter missfallen. Es lässt sich anderseits denken, dass, wenn in der ersten Vershälfte ein spondeisches Wort in anderer Stellung als im 1. Fuss steht, die gewählte Wortstellung von dem Streben, die fragliche Unregelmässig­ keit zu vermeiden, bedingt ist. Einleuchtende Beispiele einer solchen Tendenz habe ich nicht gefunden (solche Beispiele lassen sich auch schwerlich vorstellen), aber in mehreren Fällen ist diese Erklärung wahrscheinlich oder möglich: I 2, 2 mendici, mimae, balatrones, 46 de­ meterent ferro, 3,66 communi sensu^\ 90 conminxit lectum, 4,95 ie coram^\ 5, 4 differtum nautis, 15 avertunt somnos, 54 contulerit litis, 85 nocturnam vestem, 7, 8 Sisennas, Barros, 10, 74 contentus paucis, II 2, 17 defendens piscis, 30 inparibus formis, 3, 39 te quicquam indignum, 324 maiorem censu, 5, 101 audieris ''heres'\

6. Der Versschluss. Der Bau des 5. und 6. Fusses des Hexameters wurde bekanntlich in der klassischen lateinischen Dichtung wesentlich auf zwei Formen be­ schränkt: 1) - w w I - U (condere gentem), 2) - ^ | w - υ {conde sepulcro) TLL III 1971, 40 ff. bringt nur wenige vergleichbare Beispiele. Die gewöhn­ liche Wortstellung scheint jedoch sensus communis zu sein, z. B. Phaedr. I 7, 4 und Sen. ep. I 5, 4. 2^ Die normale Wortstellung ist, wie die Belege in TLL IV 945 f. lehren, die umgekehrte. Ibid. 943, 11 ff. werden die Belege von nachgestelltem coram auf­ gezählt; wie die Horazstelle, lassen sich die übrigen poetischen Beispiele von coram nach einem einsilbigen Pronomen aus einer metrischen Rücksicht erklä­ ren, nämlich der Vermeidung eines MS vor Cäsur: Ov. epist. 11,89 me coram^y Mart. 7, 92, 5 te coram^, 10, 14, 10 me coram^.

mit der Variante - ^ | w | ~ U {gente tot annos)}^ Bei Horaz überwiegt die zweite Form (einschliesslich der Variante) kräftig, sowohl in den Satiren als in den lyrischen Hexametern: Buch I der Satiren enthält 307 Versschlüsse der Form 1, 458 der Form 2, Buch II resp. 372 und 491, die Hexameter der Epoden resp. 29 und 37 (die sechzehnte Epode jedoch resp. 17 und 12), die Hexameter in carm. I resp. 11 und 19. Laut der Tabelle bei NOUGARET, Métr. S. 47 (die allerdings nur 200 Verse jedes Dichters umfasst) überwiegt sonst nur bei den älteren Dichtern Ennius und Lucrez die Form 2, obwohl nicht so stark wie bei Horaz (Ennius 62—73, Lucrez 84—91), bei Vergil, O dd und Lucan dagegen die Form 1 (Vergil 107—86, Ovid 110—87, Lucan 107—92).^) Irgendeine stilisti­ sche Bedeutung dürfte aber das Verhältnis zwischen den beiden regel­ mässigen Formen nicht haben. In erster Eeihe interessiert uns selbstverständlich der Gebrauch, den Horaz in den Satiren von den anders gebauten Versschlüssen macht. Ich werde im folgenden jede unregelmässige Form für sich be­ sprechen, um dann die Frequenz der unregelmässigen Versschlüsse überhaupt zu untersuchen. A. Fünfsilbige Wörter.

Im älteren lateinischen Hexameter kamen fünfsilbige Wörter am Versende verhältnismässig allgemein vor: laut MEYER, Gesch. 1040 gibt es bei Ennius 20 Beispiele, was die Frequenz 4% ergibt, bei Lucilius 31 Beispiele (5%) und im Buch VI des Lucrez 33 Beispiele (2,6%); in Lucrez III w. 1—1000, die ich selbst untersucht habe, kommen 50 Beispiele vor (3 Fälle mit Präposition + viersilbigem Wort nicht mit­ gezählt), d.h. 5%. Aber von den Neoterikern an ist ihr Gebrauch kräf­ tig beschränkt: Catull hat laut MEYER a. a. 0. 5 Beispiele (0,6%), Tibull keines, Properz 2, Ovid in sämtlichen Distichen nur 3 Beispiele, die aus Eigennamen bestehen. Verg. Aen. I und IV enthalten nach MEYER 1041 nur 1 Beispiel, den Namen Deiopeia; in den Eklogen gibt Die Form - ^ | | - ^ ist entschieden als Variante der zweiten, nicht der er­ sten der beiden Hauptformen aufzufassen, denn das MS gehört fast stets mit dem folgenden Wort sprachlich zusammen; s. NOUGARET, Métr. § 108, und vgl. o. S. 57,2 und 59,1 über kurze MS nach Ρ und H. (Irreführend CRUSIUS 50.) Bei den Elegikern überwiegt dagegen die Form 2 (E. BRÉGUET, Le Roman de Sulpicia, Thèse Genève 1946, 77); für Tibull bringt CARTAULT 127 ff. genaue Zahlen: in Tib. I—II sind 261 Schlüsse der Form 1, 340 der Form 2 (darunter 43 von der Variantenform).

es nach Hosius 5 Beispiele (0,6%), alle ebenfalls griechische Eigen­ namen . Horaz geht schon in Sat. I mit diesen Schlüssen sparsamer um als Lucrez, aber freier als die sonstige klassische Dichtung. Das Buch ent­ hält 14 Beispiele (wovon jedoch 6 Eigennamen, s. unten), was eine Frequenz von 1,4% bedeutet. Im zweiten Buch aber ist er in dieser Hinsicht ebenso zurückhaltend wie Catull und wie Vergil in den Ek­ logen: 6 Beispiele (wovon 6 Eigennamen), was 0,6% macht. Im ersten Buch der Episteln ist die Frequenz etwa die gleiche: die ersten 500 Verse enthalten 4 Beispiele (darunter 3 Eigennamen); in 500 Versen des zweiten Buches finden sich 6 Beispiele (darunter nur 1 Eigen­ name).^^ In den lyrischen Hexametern gibt es keinen Versschluss dieser Art (dagegen 4 von dem Typus Cyllenea). Neulich hat L. NOUGARET (REL 1946, 262 ff.) nachgewiesen, dass die sehr niedrige Frequenz der fünf silbigen Wörter bei Vergil, sowohl im Versinneren als auch am Versende, eine natürliche Folge der Selten­ heit dieser Wörter in der Sprache ist; er hat daraus den Schluss gezo­ gen, dass solche Versschlüsse von Vergil nicht vermieden, anderseits aber von Lucrez, bei dem fünf silbige Wörter ganz überwiegend am Versende stehen, bewusst gesucht wurden (und infolgedessen noch mehr von Ennius und Lucilius). Aber mit Rücksicht auf ihre Häufig­ keit in der archaischen Dichtung — oft handelt es sich auch um typi­ sche ennianische Wörter wie altitonantis — muss man jedoch anneh­ men, dass wenigstens die Neoteriker im bewussten Gegensatz zu der archaischen Verskunst auf sie verzichtet haben; jedenfalls müssen solche Schlüsse für sie und für spätere Dichter einen archaischen Stil­ charakter gehabt haben — oder einen griechischen, denn im griechi­ schen Hexameter gelten die lateinischen Versschlussregeln nicht. So kann man auch bei Horaz, wie HEINZE XL bemerkt, mehrere Bei­ spiele als den epischen Vers parodierend oder darauf anspielend inter­ pretieren: I 1, 100 fortissima Tyndaridarum ist die parodisch wir­ kende Apposition zu liberta; die Länge des vorletzten Wortes trägt zu dem pompösen Eindruck bei. (LEJAY z.St.: ,,Horace imite la vieille épopée latine.") I 2, 1 ambubaiarum collegia, pharmacopolae ist in­ haltlich und durch die masslos langen Worte (der Vers besteht nur aus drei Worten) auch formal offenbar parodisch; ähnlich I 6, 109 lasanum portantes oenophorumque-, es ist jedoch zu bemerken, dass in den Die stellen sind I 2, 28; 5, 8.26; 8, 1; II 1, 19.52.172.173(Präp.).223; 2, 82. Die untersuchten Partien enden mit I 10, 42, bzw. a. p. 14.

beiden letzten Fällen das fünfsilbige Wort griechisch ist. I 6, 4 olim qui magnis legionibus imperitarent hat, wie HEINZE hervorhebt (vgl. auch LEJAY z.St.), einen epischen Klang — man könnte genauer sagen: einen archaisch-epischen; vgl. in den Enniusfragmenten drei­ mal den Versschluss induperator, einmal induperantum, und vor allem Lucr. III 1028 magnis qui gentibus imperitarunt (,,nach Ennius?'' HEINZE zur Horazstelle). Bei Horaz wird die Wirkung durch die Länge des vorletzten Wortes verstärkt, wie in I 1, 100. In ein paar anderen Fällen hat das fünfsilbige Wort die gewöhnliche Expressivität der langen Wörter (vgl. o. S. 63): I 5, 41 candidiores (,,die Begeisterung des Dichters'' HEINZE XL) und II 7, 83 imperiosus („das Pathos des Stoikers" HEINZE XL — vgl. auch I 6, 4 imperita­ rent). In 8 Fällen ist das fünfsilbige Wort ein Eigenname: im ersten Buche die griechischen Tyndaridarum 1, 100 (oben interpretiert), Heliodorus 5, 2 und Pitholeonti 10, 22, und ausserdem dreimal (5, 40.48; 10, 81 — der letzte Vers auf den ersten anspielend) Vergiliusque; im zweiten Buche Avidienus 2, 55 und Mercuriale 3, 25. Es bleiben noch 7 Fälle, die nicht interpretierbar scheinen: I 1, III pauperiorum, 4, 123 obiciebat, 8, 31 inferiorem^ 10,88 qualiacumque, II 3, 79 superstitione (sechssilbig!), 285 litigiosus, 5, 68 invenietque,^^ In einem dieser Fälle, I 10, 88 qualiacumque, wird jedoch der Vers­ schluss regelmässig, wenn man eine Wortgrenze vor cumque annimmt, das Horaz oft durch Tmesis abtrennt (die Fälle werden in VOLLMEKS indices, S. 330 in KLINGNERS Ausgabe, angeführt). Auch in supersti­ tione II 3, 79 kann man eine Wortgrenze nach dem Präfix annehmen, aber der Vers bleibt auch in diesem Falle unregelmässig. B. Viersilbige Wörter. Uber viersilbige Wörter am Versende liegen Untersuchungen von E. PLEW (in LEHRS' Horazausgabe CXLI ff. abgedruckt) und von MEYER, Gesch. 1035 ff. vor; die letztere scheint teilweise auf das Ma­ terial PLEWS ZU bauen, das wenigstens was Horaz betrifft nicht voll­ ständig ist. Wie die fünf silbigen Wörter kommen auch die viersilbigen am VersBei Lucrez finden sich die Versschlüsse inveniamque III 944 und invenientes I 736, aber keine weitere inhalthche oder formale Ähnlichkeit deutet auf eine Reminiszenz.

ende im wesentlichen nur in vorklassischem Hexameter vor. Am grössten ist ihre Frequenz bei Ennius, 5,6% laut PLEWS Material CXLIX f., aber auch bei LuciUus und Lucrez sind sie verhältnismässig zahl­ reich; die Frequenz ist bei Lucilius (laut MEYERS Material S. 1037) 2,8%, bei Lucrez (laut PLEWS Material CXLVII ff.) 2,2%. Aber von den Neoterikern an sind diese Versschlüsse selten (MEYER 1038 ff.), und zum durchaus überwiegenden Teil sind sie bewusst gräzisierend. So ist bei Vergil (laut PLEW CLIII) in 47 Fällen von 52 das viersilbige Wort griechisch, ebenso in 7 FäUen von 8 bei Ovid; und auch im übri­ gen ist die Technik dieser Verse oft griechisch (Hiat, Längung von brevis).^^ Horaz erscheint in den Satiren noch verhältnismässig frei in der Verwendung dieser Versschlüsse, weniger frei jedoch als Lucrez. In Buch I habe ich 22 Fälle gefunden (2,1%), in II 20 Fälle (1,8%). Wegen der hier befolgten Wortabgrenzungsregeln sind indessen diese Zahlen nicht ganz mit den eben erwähnten für ältere Dichter vergleichbar; wenn man die Fälle ausschliesst, wo das viersilbige Wort nur ein ,,me­ trisches Wort'' ist, bleiben in Buch I 15 Fälle, in II 16 Fälle, was der Frequenz 1,5% in beiden Büchern entspricht. In den Epistehi ist die Erscheinung nach PLEW CXLII weit seltener: im ersten Buch gibt es nur 3 Fälle (0,3%), wovon einen mit einem griechischen Wort, im zweiten 7 (0,7%), wovon 4 mit griechischem Wort. In der Lyrik kommt nur das griechische Wort Mytilenen c. I 7,1 vor. Vor dem viersilbigen Worte kann im 5.1ongum entweder ein Monosyllabum^^ oder die Endsilbe eines mehrsilbigen Wortes (im folgenden nur Wortschluss genannt) stehen. Obwohl an den gräzisierenden Stellen bei den augusteischen Dichtern die Fälle mit Wortschluss im 5.1ongum weitaus zahlreicher sind, wird man wohl nach der Analogie des Versschlusses | W ^ | - W (s. u. S. III ff.) mit MEYER, Gesch. 1036 und HEINZE XLI die Fälle mit MS im 5.1ongum als leichter ansehen müssen. Die Verteilung der Beispiele beider Kategorien in den einzelnen Satiren stimmt mit dieser Annahme gut überein; das einzige Beispiel in der Lyrik hat auch MS im 5.1ongum. Ich führe sämtliche Fälle nach den beiden Kategorien geordnet an:^^ Vgl. auch MIRGEL 12 f. Elidierte zweisilbige Wörter, die ja mit den MS metrisch gleichwertig sind, werden hier immer stillschweigend mit diesen zusammengezählt. Ausser den „metrischen Wörtern" fehlen 7 Fälle bei PLEW CXLII.

a) MS im ö.longum. 1, 104 ac nebulonem 2 12 ac nebulonis -'J 34 non aliénas 57 umquam alienis 3, 124 qui sapiens est 4, 4 aut alioqui 27 hie fuerorum 77 num sine sensu^'' 5, 80 non sine fumo 6, 36 matre inhonestus 7, 16 ut Diomedi 8, 3 jurum aviumque 13 ne sequeretur 9, 59 nil sine magno 68 sed meliore 3, 207 non furiosus 221 qui sceleratus 4, 29 non sine Coo 5, 46 ne manifestum 6, 59 non sine votis 8, 49 non sine aceto 87 non sine farre

b) Wortschluss im ö.longum. I 2, 98 ciniflones, parasitae 119 venerem facilemque 3, 52 fortisque haheatur 7, 14 virtus in utroque 8, 48 Saganae caliendrum 10, 46 Varrone Atacino 70 in versu faciendo Π 1, 27 totidem studiorum 2, 95 rJiomhi patinaeque 114 metato in agello 3, 72 ridentem alienis 166 differt barathrone 180 aedilis fueritve 195 Priamusque inhumato 5, 92 similis metuenti 6, 71 domibusve alienis 7, 75 imperiis hominumque 96 Fulvi Rutubaeque 8, 21 cum Servilio Balatrone 33 Vibidius Balatroni

Die verschiedene Entwicklung der beiden Klassen fällt sofort auf: im ersten Buch sind die a)-rälle etwa doppelt zahlreicher als die b)-Fälle, im zweiten ist das Verhältnis umgekehrt. Die Abnahme der a)-rälle wird wohl mit der Abnahme der fünf silbigen Wörter am Versende (s. o. S. 104) zusammenhängen: die Vermeidung der fünf silbigen Wörter kann die verwandte Verbindung MS + viersilbiges Wort mit sich gezogen haben. Ein Einfluss Vergils, bei dem laut PLEW CXLIV in den Eklo­ gen und Georgica fast nur b)-Fälle vorkommen, ist unwahrscheinlich, da die vergilischen Schlüsse dieser Art alle gräzisierend sind (vom Typus fultus Jiyaciniho). Bei Horaz handelt es sich nur in wenigen Fäl­ len um griechische Wörter (I 2, 98; 7, 16; 8, 48; II 2, 95; 3, 166); Hiat Wie S. 54 hervorgehoben wurde, ist die metrische Unselbständigkeit der pyrrhichischen Präpositionen nicht zweifellos. Es ist mit der Möglichkeit zu rech­ nen, dass Horaz in den Versen mit nicht-elidiertem. sine im 5. biceps den viel gewöhnlicheren Schluss | - | | - ^ hörte.

und gelängte brevis komnaen nicht vor. — In den Episteln überwiegen laut PLEW CXLII wieder die a)-rälle (7 von 10). Mehrere von den einzelnen Stellen sind stereotyp geprägt. In vier von den fünf Fällen mit non sine im 5.Fuss^^ steht davor ein Adjektiv im Ablativ auf -o: I 5, 80 lacrimoso non sine fumo, II 4, 29 albo non sine Coo, 8, 49 pipere albo, non sine aceto, 87 sale multo non sine farre; an den drei letzten Stellen handelt es sich um kuHnarische Vorschriften. — Viermal (I 2, 34.57; II 3, 72; 6, 71) ist das viersilbige Wort eine Form von alienus] an den beiden Stellen in Sat. I 2 ist das Substantiv uxor. Hier ist übrigens ein metrischer Einfluss des Lucrez, bei dem laut PLEW cxLVii ff. alienus 4mal am Versende steht, nicht ausgeschlossen. In II 3, 72 ist alienus jedoch aus dem homerischen άλλοτρίοίσιν — eben­ falls am Versende — übersetzt. (S. HEINZE und LE JAY Ζ. St.) — Einan­ der sehr ähnlich sind auch die Schlüsse ac nebulonem I 1, 104 und ac nebulonis I 2, 12. Nebulo stammt übrigens aus Lucilius (vgl. HEINZE und LEJAY Z. St.); laut FISKE 245 ist es eine direkte Entlehnung. Viel­ leicht ist sogar der ganze Versschluss aus Lucilius übernommen; es spricht für diese Annahme, dass im 5.1ongum ac steht, was sonst bei Horaz vor viersilbigem Wort nie der Fall ist, bei Lucilius dagegen 5ma] (einschl. 2 elidierte atque) unter den 20 von PLEW CL ange­ führten viersilbigen Schlüssen. Einige weitere Stellen sind in verschiedener Weise mehr oder we­ niger sicher interpretierbar. I 4, 27 hic nuptarum insanit amoribus, hic puerorum ist von dem rhetorischen Parallelismus mit Anaphora bedingt; ähnlich II 1, 27 quot capitum vivunt, totidem studiorum / milia, — I 8, 13 lieredes monumentum ne sequeretur gibt eine feste Formel wieder. (S. HEINZE und LEJAY Z. St.) — Über die vielfache, expressive Unregelmässigkeit des ganzen Verses I 3, 180 (und 181) s. oben S. 66. — Rhetorisch bedingt ist II 3, 207 nempe tuo furiose? — meo, sed non furiosus; ebenfalls vielleicht V. 221 qui sceleratus / et furiosus erit. — In II 7, 75 rerum imperiis hominumque wurde schon S. 68 mit Bezug auf imperiis ein Einfluss epischer Tradition vermutet; der Versschluss erinnert auch an den ennianischen divumque hominumque (PLEW CL). Ein bewusster epischer Anklang wäre in dem pathetischen Zusam­ menhang wohl angebracht. — Die unregelmässigen T-Verse I 2, 98 und 10, 70 wurden S. 76 und 78 erklärt. Non sine ist von Horaz sehr beliebt (17 Beispiele); im Hexameter stellt er es stets in den 5. Fuss (in den Briefen nur a. p. 281). Vgl. C. WEYMAN, Studien über die Figur der Litotes, Jahrb. f. class. Philol., Suppl. 15, Lpz. 1887,551.

Über die einzelnen Satiren sei bemerkt, dass I 5 und II 4 nur je einen Fall mit sine enthalten, II 8 zwei mit sine und zwei mit Eigen­ namen, I 10 einen mit Eigennamen und einen sicher expressiven Fall. Am häufigsten sind die viersilbigen Versschlüsse in Sat. I 2 mit 5 Fäl­ len. C. I W I W - U.

Dieser Versschluss steht den viersilbigen Wörtern sehr nahe. In ein paar Fällen (I 1, 103; 6, 50) gehört zwar das kurze MS sprachlich näher mit dem vorangehenden als mit dem folgenden Worte zusammen, so dass der Versschluss der regelmässigen Form - ^ | w - υ nahe kommt. Aber in den weitaus meisten Fällen schliesst es sich entschieden dem folgenden an; zweimal (I 6, 17; II 3, 158) steht sogar eine starke Inter­ punktion nach dem 5.1ongum. Ich zitiere die Fälle nach den gleichen Kategorien wie die viersilbigen Wörter: a) MS im I 1, 103 108 2, 59 4, 10 6, 50 8, 41 10, 79 87 II 2, 97 3, 159

ö.longum.^^ non ego avarum nemo ut avarus an tibi abunde stans pede in uno te quoque amicum triste et acutum aut quod ineptus quos et amicos te tibi iniquum non sit avarus

h) Wortschluss im 5.1ongum. I 3, 38 amatorem quod amicae 4, 91 risi quod ineptus 6, 17 imaginibus, quid oportet 10, 58 factos et euntis

II 3, 158 stultus, quid avarus

Die a)-Fälle sind also bei dieser Form doppelt zahlreicher als die b)Fälle. — Der Frequenzunterschied zwischen den Büchern fällt auf. Vielleicht beruht die starke Abnahme in Buch II auf einem Einfluss Vergils, der in den Eklogen und Georgica diesen Versschluss gänzlich vermeidet. (HAVET § 111, NORDEN 447.) Auch in den Briefen ist diese MUELLER 241 und VOLLMER 12 reihen diese Form ganz willkürlich den re­ gelmässigen Versschlüssen an, ohne über ihr tatsächliches Vorkommen Auskunft zu geben. Allem Anschein nach ist sie sehr selten: bei Vergil kommt sie nur in der Aeneis einmal vor (HAVET § 111, NORDEN 447), bei Tibull laut CARTATJLT niemals, in Lucr. III 1—1000 viermal (und die b-Form einmal).

Form selten: 500 Verse des ersten Buches enthalten 2 Fälle (6,36.42), 500 Verse des zweiten 3 Fälle (1,45.91.269), darunter je einen b)-FalL Der stereotype Charakter vieler Fälle ist — wie bei den viersilbigen Wörtern — auffallend. Viermal (I 1, 103.108; II 3, 158 f.) steht am Versende eine Form von avarus^ das in den Satiren sonst nur einmal, II 3, 82, ebenfalls am Versende, vorkommt; in den Briefen steht es 2mal im Versinneren, 7mal am Versende, darunter einmal in einem Versschluss dieser Form: I 16, 63 liberior sit avarus. — Dreimal (I 3, 38; 6, 50; 10, 89) endet der Vers mit einer Form von amicus, das in sowohl Satiren als Briefen sehr oft am Versende steht, in Versschlüssen dieser Art epist. I 6, 36 fidemque et amicos und a.p. 312 et quid amicis, — Zweimal (I 4, 91; 10, 79) findet sich der Schluss quod ineptus, wobei ineptus sich auf einen Eigennamen im nächsten Vers bezieht. D. Anapaesticum + Monosyllabum. Ausser der Wortgrenze nach dem 5.1ongum enthalten Versschlüsse dieser Form eine zweite Unregelmässigkeit: MS am Versende nach Wortschluss (s. u. S. 115 f.). Es wird damit zusammenhängen, dass die a)-Fälle (mit MS im 5.1ongum) sehr kräftig überwiegen: dieser Art sind 20 Fälle^^ und nur in 6 Fällen ist sowohl das 5. wie das 6.1ongum durch einen Wortschluss gebildet: I 2, 131 deprensa, egomet mi, 4, 29 a sole ad eum quo, II 3, 135 actum Furiis quam, 177 maius facias id, 4, 6 aliquid, repetes mox, 7, 78 levius valeat; nam. Die Abnahme im zweiten Buch ist, wie bei der vorigen Form, bedeutend: 18 Fälle in I (darunter 6 allein in Sat. 4), 8 in II. Die meisten b)-Fälle stehen aber im zweiten Buch — wie die meisten viersilbigen Wörter nach Wort­ schluss. — In 500 Versen des ersten Epistelbuches (s. o. S. 104,1) habe ich 2 Versschlüsse dieser Form gefunden, in 500 Versen des zweiten Buches 3 (I 1, 65; 5, 25; II 1, 152; 2, 24.57), alle mit MS im 5.1ongum, wie ebenfalls das einzige Beispiel in der Lyrik: ep. 16, 15 aut melior pars. Wie bei den vorigen Formen bilden mehrere Fälle eine ziemlich stereotype Gruppe: 12mal ist das anapästische Wort eine Verbalform, die mit einer Ausnahme im Konjunktiv und 8mal in der 2.Person steht: facias I 1, 94; 4, 122; II 3, 177, faceres I 5, 59, habeas I 1, 62.92, metuas I 4, 70, répétés II 4, 6, cruciet I 10, 78, placeant ib. 89, adimat I 1, 62.92.94; 2, 107; 3, 32.128; 4, 70.110.116.122.142; 5, 59; 9, 16.57; 10, 78. 89; II 2, 71; 3, 80.213.217.

II 3, 217, valeat II 7, 78^^ — Die eventuelle Expressivität dieser Schlüsse liegt am MS am Versende; ich verweise auf den Abschnitt über mono­ syllabische Versschlüsse im allgemeinen (S. 118). E. Pyrrhichiacum im 5. biceps. a) MS im 5. longum. Der Versschluss | - | w w | - υ (oder | — 1 w w I - I wird zuweilen als eine blosse Variante der regelmässigen Form - w w | - u gerechnet. (So MUELLER 241, NOUGARET, Métr. § 101 f.) Diese Klassifizierung lässt sich einigermassen mit der verhältnismässig grossen Zahl solcher Vers­ schlüsse sogar bei sehr eleganten Dichtern verteidigen. So finden sich bei Tibull I—II (laut CARTAULT 127 ff.) 14 Beispiele (und 5 mit Wortschluss im 5. longum; sonst nur 1 unregelmässiger Versschluss), bei Properz laut Hosius 11 Beispiele (und 1 b-Fall; sonst keine Wort­ grenze nach dem 5. longum), in Vergils Eklogen laut Hosius 29 Beispiele^^ (kein b-Fall; sonst sehr wenige unregelmässige Schlüsse); noch in Ovids Metamorphosen konmit diese Form (laut B. AXELSON in Eranos Löfstedtianus, 1945, 27) 37mal vor (die b-Form dagegen nie). Die Frequenz dieses Versschlusses ist jedoch bei verschiedenen Dich­ tern sehr verschieden und meistens viel zu gering, als dass man ihn als eine regelmässige Form betrachten könnte: in den Metamorphosen nur 0,3%, bei Properz und in Catulls Epyllion (mit 2 Fällen laut NOR­ DEN 447) 0,5%. Bei einigen anderen Dichtern liegt die Frequenz in der Nähe von 3%: Lucr. III 1—1000 2,4%, Cicero 2,8 (NORDEN 446 f.), Verg. ecl. 3,3, Tib. I—II 2,3.^^ Bei Horaz ist die Form in den Satiren erheblich häufiger als bei irgendeinem dieser Dichter: die Frequenz ist in beiden Büchern 8% (resp. 82 und 88 Fälle).^^ In starkem Gegensatz In den 5 oben erwähnten Fällen in den Briefen sind die anapästischen Wör­ ter facianhy facias^ coeat und 2mal etiam. 2) NORDEN 447 gibt nur 13 Fälle an! Das muss auch seine Zahlangaben für die Georgica und die Aeneis in Verdacht bringen; ich habe sie daher nicht zitiert. In Georg. I habe ich bei eigener Untersuchung 5 Fälle (und einen b-Fall) ge­ funden; die Frequenz ist nur 1%. Für Tibull ist dank den Angaben CARTAULTS 127 ff. ein Frequenzvergleich möglich zwischen dieser Form und der von mir als regelmässig angesehenen Form - w I I -U: die letztere kommt in Tib. I—II 43mal, | — | ^^ | - ^ nur 14mal vor. (Von den beiden Hauptformen kommt -v^ | - ^ 26Imal, | 297mal vor.) In den angegebenen Zahlen sind 19 Schlüsse der Form (7 in I, 12 in II) und einer der Form ] - | w | v,- 1 - ^ (II 1, 32) eingeschlossen.

dazu steht die Technik der lyrischen Hexameter, die nur 2 Beispiele enthalten (ep. 15, 13; 16, 53), d.h. 1,6%. Auch in den Briefen ist diese Form seltener als in den Satiren: 500 Verse des ersten Buches enthal­ ten 26 Fälle (5,2%), 500 Verse des zweiten 33 Fälle (6,6%). Zwischen den einzelnen Satiren sind, wie aus Tab. XIV hervorgeht, beträchtliche Unterschiede vorhanden, besonders in Buch I: fast dop­ pelt höhere Frequenz als durchschnittlich hat Sat. 9 mit 12 Fällen, und auch Sat. 6 weicht nach derselben Seite ab; eine erheblich nied­ rigere Frequenz hat (ausser den kurzen Stücken 7 und 8) Sat. 5 mit 4 Fällen. In Buch II findet sich in Sat. 8 mit 3 Fällen eine noch ge­ ringere Frequenz. Sonst sind hier die Abweichungen weniger relevant. Die ziemlich hohe Zahl der Sat. 3 verdient jedoch erwähnt zu werden. Enklitischer Anschluss des pyrrhichischen Wortes an das MS ist nicht selten und muss unleugbar den Versschluss der regelmässigen Form - w w I - U annähern. Solche Fälle, wo die beiden Wörter inhalt­ lich zusammengehören (z.B. quam sibi softem I 1, 1, hunc quoque potus 4, 88, res mea lanum II 3, 18, haec ubi dicta 6, 97), sind aber in den Satiren keineswegs vorherrschend oder typisch: oft gehört das pyrrhichische Wort näher mit dem folgenden zusammen (z.B. ut neque longa I 2, 123 und viele Fälle mit neque; ferner pro bene sano 3, 61, ut tuus est mos 4, 95 und 6, 60, haud mihi dero 9, 56 und II 1, 17), oft hat es sogar grosses Gewicht (z.B. quod malus ac fur I 4, 3, cum mea nemo ib. 22, quod pede certo ib. 47, quo patre natus 6, 29, sed bona siquis II 1, 83, hac canis aiunt 2, 64, et sacer esto 3, 181, haec gravida inquit 8, 43).^^ Greifbare Verschiedenheiten in dieser Hinsicht zwischen den Satiren sind nicht vorhanden. Es liegt ferner auf der Hand, dass eine Sinnespause nach dem pyrr­ hichischen Wort (wie I 1, 14 ne te morer, audi), weil sie die Verbindung dieses Wortes mit dem folgenden ausschliesst und zudem wohl den Eindruck der Wortgrenze nach dem 5. longum schwächt, den Vers­ schluss der normalen Form - w w | - U annähert; diese Wirkung tritt be­ sonders stark hervor, wenn auch vor dem MS eine Sinnespause ist (z.B. I 4, 13 ut multum, nil moror. ecce). Eine solche zweifache Interpunk­ tion nach dem 4. und dem 5. Fuss findet sich in Buch I in 5, in Buch II in 7 Fällen, einfache Interpunktion nach dem 5. Fuss in resp. 2 und 7 Fällen^^; insgesamt also im zweiten Buch doppelt öfter als im ersten. Bei Tibull sind die Versschlüsse dieser Form (von CABTAIJLT 127 zitiert) ebenso mannigfaltig geartet wie bei Horaz. 2' Zweifache Interpunktion: I 1, 78; 4, 13; 9, 7.41.60; II 1, 60; 3, 28.31.152.

Die dadurch gemilderten Fälle sind besonders häufig in den Sat. I 1 (3 von 9), I 9 (3 von 12), II 7 (3 von 7). — Anderseits müssen offenbar Fälle mit Interpunktion nach dem MS im 5. longum als besonders schwierig angesehen werden. Sie sind aber, wie HEINZE XLII bemerkt^ in den Satiren sehr selten. Ich finde nur einen Fall, wo eine Pause an­ genommen werden kann: II 7, 72 fur, uhi vasa, b) AVortschluss im 5. longum. Versschlüsse dieser Art (wie ignis mare ferrum) müssen entschieden als unregelmässig gerechnet werden. Bei Ennius kommt die Form (laut MEYER, Gesch. 1035) 7mal, bei Cicero (laut NORDEN 447) 8mal vor; die Frequenz ist bei beiden Dichtern 1,4. Schon bei Lucrez ist sie aber äusserst selten — in Buch III 1—1000 habe ich nur 2 Beispiele gefunden — und verschwindet fast gänzlich in der neoterischen und klassischen Hexameterdichtung. Catulls Epyllion enthält 1 Beispiel, Vergils Eklogen keines, Georgica 3 und Aeneis 13 (NORDEN 447 f.); die letztgenannten stehen „nur in spätverfassten Büchern", sind also wahrscheinhch ein Zeichen der mangelnden letzten Feile. Bei Tibull ist die Form ein wenig häufiger: die Bücher I—II enthalten (laut CARTAULT 127 ff.) 5 Beispiele, was die Frequenz 0,8 ergibt; bei Properz kommt sie dagegen laut Hosius nur einmal (II 23, 15), in Ovids Meta­ morphosen laut AXELSON (S. O. S. Ill) niemals vor. Vgl. die oben S. III zitierten Angaben über das Vorkommen der entsprechenden Form mit MS im 5. longum! Bei Horaz ist dieser Versschluss — wie die a)-Form — weitaus häufi­ ger als bei irgendeinem der erwähnten Dichter. Er kommt im ersten Satirenbuch 37mal, im zweiten 32mal vor; die Frequenz ist resp. 3,6 und 3%.^^ In den Briefen ist die Form entschieden seltener: sie findet sich in 500 Versen des ersten Buches 7mal (1,4%), in 500 Versen des zweiten llmal (2,2%). Die lyrischen Hexameter enthalten kein Bei­ spiel. — Die Unterschiede zwischen den einzelnen Satiren sind, wie Tab. XIV zeigt, beträchtlich. In Buch I ist die Form besonders in drei Stücken häufig: Sat. 3 mit 12 Fällen (8,5%), Sat. 6 mit 7 Fällen 265; 6,51.53. Einfache Interpunktion: I 1,14.46; II 1,10; 3,267; 5,7.75; 7,3. 80.92. Die angegebenen Zahlen inkludieren 10 Fälle der Form (5 in jedem Buch) und einen der Form x -| | ] - 3 (II 3, 201). Nicht mitgezählt sind das Lucrezzitat I 5, 101 securum agere aevom und I 6, 45.46 lihertino patre natum, das V. 6 derselben Satire wiederholt. S — 526900 Nils Ola Nilsson

und Sat. 9 mit 6 Fällen.^^ In Buch II kommt sie ebenfalls hauptsäch­ lich in drei Stücken vor: Sat. 3 mit 16 Fällen (4,9%), Sat. 5 mit 6 Fäl­ len und Sat. 8 mit 5 Fällen; die übrigen Stücke enthalten insgesamt nur 5 Beispiele (1, 6.74; 2, 28; 4, 5; 7, 81). Enklitischer Anschluss des pyrrhichischen Wortes an das voran­ gehende muss, wie bei der a)-Form, die Unregelmässigkeit mildern. (Die 5 Fälle bei Tibull sind alle dieser Art.) Nur 15 Fälle in den Sati­ ren scheinen dieser Kategorie anzugehören: I 2, 125 corpus mihi laevom I 6, 34 urhem sibi curae 3, 19 dicat mihi ^^quid tu? 84 op'prohrio quoque turpi 46 abortivus fuit olim(}.) II 1, 6 peream male si non 127 crepidas sibi numquam 3, 88 patruus mihi''] credo 129 cantor tamen atque 268 tempestatis prope ritu 133 vellunt tibi barbam 302 videor mihi sanus 5, 83 somnus tamen aufert 5, 35 citius mihi quam te 8, 6 leni fuit Austro In Sat. I 3 sind also diese Fälle verhältnismässig zahlreich, was die hohe Frequenzzahl etwas modifiziert. Sinnespause nach dem pyrrhichischen Wort, die ebenfalls die Un­ regelmässigkeit mildert (vgl. o. S. 112), kommt nur 3mal im ersten, 5mal im zweiten Buch vor (I 3, 36.130; 4, 15; II 1, 74; 3, 88; 5, 66; 7, 81; 8, 58). — Sinnespause nach dem 5. longum, die diese Wortgrenze stärker markiert und Enklise des pyrrhichischen Wortes verhindert (z.B. I 9, 65 eriperet. male salsus), ist bei dieser Form häufiger: 8 Fälle im ersten Buch (3 in Sat. 9), 6 im zweiten (5 in Sat. 3).^^ F. Monosyllabische Versschlüsse. ,,Durch nichts unterscheidet sich, äusserlich betrachtet, der horazische Sermonenvers vom Hexameter hohen Stils stärker als durch die ganz unbeschränkte Zulassung einsilbigen Versschlusses'', schreibt HEINZE XLII mit voller Eecht; ,,Horaz geht darin über alle früheren und zeitgenössischen Dichter, selbst über Lucilius, weit hinaus." Die Frequenz der monosyllabischen Schlüsse bei Lucilius ist nach HEINZE etwa 8%. Es ist jedoch nur im ersten Satirenbuch, dass diese Zahl übertroffen wird: die Frequenzzahl ist dort 11,6 (119 Fälle), in Buch I 9, 1 sicut meus est mos könnte man auch getrennt sie ut schreiben; vgl. I 1, 101 f. sicjut. 2) I 1, 4.39; 3, 7.45; 9, 25.65.76; 10, 51; II 3, 48.58.97.215.237; 8, 94.

II nur 7,7 (83 Fälle).^^ Die Abnahme geht in den Briefen weiter: 500 Verse des ersten Buches enthalten 37 monosyllabische Schlüsse (7,4%), 500 Verse des zweiten nur 16 (3,2%).Die Ijrrischen Hexameter ent­ halten 7 Fälle (4,7%). Auch die geringsten dieser Frequenzen sind aber viel höher als diejenigen bei den übrigen klassischen Hexameterdich­ tern (Lucrez nicht eingeschlossen, der nach dem Material bei LA ROCHE, Wien. St. 1897, 9 f. die Frequenz 3,7 hat^^). Bei Catull ist die Frequenz 1,4, bei Vergil, Tibull und in Ovids Metamorphosen weniger als 1% (s. LA ROCHE a. a. 0. und NORDEN 448 f.), bei Properz laut Hosius 1,7%. Erst bei Persius und luvenal machen die monosyllabischen Schlüsse wieder resp. 4,5 und 7,4% aus (LA ROCHE ibid. 13) — ein Zeugnis von ihrer Funktion als metrisches Kennzeichen der satirischen Gattung. Einige der Satiren weichen, wie Tab. XV zeigt, von der Gesamt­ frequenz erheblich ab. In Buch I hat Sat. 4 fast in jedem fünften Vers einen monosyllabischen Schluss, Sat. 5 dagegen fast nur in jedem zwanzigsten Vers; Sat. 8 enthält sogar nur ein Beispiel (V. 32). In Buch II weicht nur Sat. 4 kräftig ab: sie enthält ebenfalls nur ein Beispiel (V. 6); im Hinblick auf den Umfang der Sat. 3 ist es auch der Erwäh­ nung wert, dass ihre Zahl die Gesamtfrequenz übersteigt. Wie wenn es sich um die Wortgrenze nach dem 5. longum handelt, muss zwischen Fällen mit zwei Monosyllaba im 6. Fuss und Fällen mit Wortschluss im 6. longum unterschieden werden; über den letzte­ ren Typus s. MEYER, Gesch. 1035. Die Versschlüsse der ersteren Kate­ gorie sind im allgemeinen weitaus häufiger: dahin gehören der einzige monosyllabische Schluss bei Tibull (I 4, 63), 32 von 33 bei Properz, 66 von 73 in den Metamorphosen.^^ Bei Vergil herrscht ein grösseres Es ist zu bemerken, dass meine Bestimmung der metrischen Wortgrenzen auf die Zahlen für die Sat. reduzierend einwirkt, die daher mit den nach anderen Forschern zitierten Zahlen nicht genau vergleichbar sind. Wäre die typographi­ sche Wortabgrenzung befolgt worden, wären noch 18 monosyllabische Schlüsse (8 in I, 10 in II) hinzugekommen. 2) LA ROCHE, Wien. St. 1897, 7 ff. zählt in epist. I 90 Fälle (9%), in epist. II nur 46 (4,8%). Lucr. III 1—1000, die ich untersucht habe, enthalten 50 monosyllabische Schlüsse. Den Versschluss | - | ^ mit der Form | Λ |v^ | als ziemlich normal auf dieselbe Stufe zu stellen, wie es MUELLER 241, VOLLMER 12, CRIJSIUS 49 f., NouGARET, Métr. § 105 tun (VOLLMER allein betrachtet aus unbekannten Gründen die Form | - | | - ^ als weniger fein), scheint mir jedoch unbegründet. Bei den

Gleichgewicht zwischen den beiden Formen: die Eklogen enthalten 3 Schlüsse mit doppeltem MS, 2 mit einfachem MS, Georgica resp. 11 und 6, Aeneis resp. 34 und 35. Bei Horaz sind in den Satiren, nach meiner Bestimmung der Wortgrenzen, die einfachen MS am Versende entschieden in der Mehrzahl: sie sind im ersten Buch 65 gegen 54 dop­ pelte MS, im zweiten 47 gegen 36.^^ In den Epoden finden sich nur einfache MS (12, 23; 15, 17; 16, 15), in den Carmina dagegen 3 dop­ pelte MS (I 28, 31; IV 7, 11.23) gegen 1 einfaches (I 28, 15). In den Briefen finden sich im ersten Buch in 500 Versen 21 doppelte und 16 einfache MS, in 500 Versen des zweiten resp. 7 und 9.^^ Nur bei vor­ klassischen Dichtern überwiegen entschieden die einfachen MS am Versende: bei Ennius sind sie (laut NOEDEN 448) sechsmal zahlreicher als die doppelten MS, und bei Lucrez sind (laut LA EOCHE a. a. 0.) die Zahlen der Belege resp. 156 und 115 (in Lucr. III 1—1000 resp. 35 und 15). Gegenstücke der absoluten Frequenz dieser Versschluss­ form in den Satiren (6,3 in I, 4,3 in II) findet man nur bei Ennius und Lucilius: resp. 6 und 5% (laut den Angaben MEYERS, Gesch. 1035); bei Lucrez ist die Frequenz nur 2,1%. — Auffallende Abweichungen im Verhältnis zwischen den beiden Formen sind in den einzelnen Sa­ tiren nicht vorhanden; vgl. Tab. XV. Enge sprachliche Zusammengehörigkeit kann selbstverständlich die Unregelmässigkeit mildern. Nur verhältnismässig wenige Fälle können m.E. zu dieser Kategorie gerechnet werden (die Entscheidung bleibt oft ungewiss): 3, 260 an non 6, 66 velut si I 3, 30 eo quod 265 quae res 7, 34 cur NO7I(?) 56 probus quis 273 penes te es 9, 5 quae vis 91 ob hanc rem 7, 92 non quis II 1, 6 si non 4, 14 si vis 98 velut si 3, 80 propius me 23 οδ hanc rem 4 non est 120 eo quod 5, 87 non est 58 ut si I - 3. Die Frequenzen meisten Dichtern ist nämlich | • weit seltener als | - | sind bei Lucrez bzw. 1,5 und 2,4, Cic. 0,3 und 2,8, Verg. ecl. 0,4 und 3,3, georg. 0,6 und 1,0, Tib. I—II 0,2 und 2,3. Ausnahmen sind Properz (1,6 und 0,5) und Ov. met. (0,6 und 0,3). W^enn die typographischen Wortgrenzen gezählt werden, erscheint die Tech­ nik des Horaz derjenigen Vergils ziemlich gleich: im ersten Buch 67 doppelte, 60 einfache MS, im zweiten bzw. 47 und 46. 2) LA ROCHE a. a. O. zählt im ersten Buch 52 doppelte, 38 einfache MS, im zweiten bzw. 24 und 22.

Die so entschuldigten Fälle sind also in Buch II verhältnismässig zahl­ reicher (10 von 83) als in Buch I (9 von 119). Urteile über einzelne Sa­ tiren können auf dies kleine und unsichere Material nicht gegründet werden. Aus der Lyrik wäre nur der ohnehin unregelmässige Schluss melior "pars ep. 16, 15 hier zu erwähnen. Wenn der Vers mit doppeltem MS endet, muss eine Sinnespause nach dem 5. Fuss die MS gegen das vorhergehende schärfer abgrenzen und dadurch wohl die Unregelmässigkeit mildern. Dieser Art sind im ersten Buch 20 Fälle, gut ein Drittel sämthcher, im zweiten 18, die Hälfte sämtlicher, in der Lyrik sämtliche 3 Fälle. Verhältnismässig viele solche Fälle kommen in den Sat. I 2 und I 3 vor (4 in jeder)^^; sonst sind sie ziemlich gleichmässig verteilt. Die beschriebene Wirkung wird verstärkt, wenn sowohl nach als vor dem 6. Fuss eine Sinnespause ist. Das ist an 7 Stellen der Fall: 11, 17; 3, 21; 4, 14; II 2, 7; 3, 97.152; 7, 92. In ähnlicher Weise dürfte, wenn der Vers mit einem iambischen Wort und einem MS endet, eine Pause vor dem iambischen Wort den Versschluss der normalen Form - w | ^ - U annähern (z.B. 15,102 natura, deos id). So geartet sind im ersten Buch 8, im zweiten 9 Schlüsse. Sie werden also, wie die Fälle mit Pause vor doppeltem MS, im zwei­ ten Buch verhältnismässig häufiger; insgesamt finden sich nämlich dort nur 26 Schlüsse des betreffenden Baues gegen 31 im ersten Buch. Besonders schwierig sind anderseits die Fälle, wo das MS am Versende durch eine Sinnespause vom vorangehenden Wort abgetrennt wird. Dies kommt in den Satiren nur bei einfachem MS vor: 5mal im ersten, 4mal im zweiten Buch.^^ Die Verteilung dieser Fälle ist nicht bemerkenswert. In der Mehrzahl der monosyllabischen Versschlüsse in den Satiren ist das MS am Versende mit dem folgenden Vers syntaktisch eng ver­ bunden; sehr oft ist es eine Konjunktion, ein relatives Pronomen, ein unemphatisches persönliches Pronomen usw. (Vgl. o. S. 51 f.) Auf diese den Stil der Satiren besonders kennzeichnenden Versschlüsse werde ich im dritten Teil dieser Untersuchung bei der Behandlung des En­ jambements zurückkommen. Ich gebe hier nur einige typische Bei­ spiele enjambierender monosyllabischer Schlüsse: I 1, 50 iugera cen­ tum an I mille aret, 81 hahes qui / adsideat, 82 ut te / suscitet, 9, 57 Jiodie I 2, 17.25.96.116; 3, 21.77.78.94. 2) I 1, 56.81; 3, 56.91; 5, 56.102; 6, 66; 7, 19; II 1, 75; 2, 23; 3, 120.273; 5, 5. 96; 6, 75; 7, 79.98. S) I 2, 107; 3, 5.128; 5, 59; .6, 98; II 2, 87; 5, 103; 7, 78; 8, 37. An drei Stellen, wo KLINGNER zwischen zwei MS interpungiert, kann schwerlich eine Pause an­ genommen werden: I 1, 46 ut si, 2, 116 num si, II 3, 92 ut si.

si I exclusus fuero, 62 unde venis et / quo tendis, II 1, 6 si non / optimum erat, 60 ut sis / vitalis, 2, 18 unde putas aut / qui partum, 7, 79 uti mos / vester ait. — In etwa einem Drittel der 202 Fälle aber — die Propor­ tion ist in beiden Büchern und beiden monosyllabischen Versschluss­ formen ungefähr die gleiche — ist der Vers im Gegenteil durch eine Sinnespause von dem folgenden getrennt; so besonders oft in den Sat. I 2 (8 von 15 Fällen), II 3 (14 von 29) und II 5 (5 von 9). Laut HEINZE XLII sei dies ,,nur ganz selten'^ der Fall, ,,abgesehen von kurzen Ge­ sprächsstücken und von den Fällen, wo das Wort nachdrücklich her­ vorgehoben werden soll". Wenn man nicht die Kategorie ,,kurze Ge­ sprächsstücke" in sehr weitem Sinne versteht, scheint diese Behaup­ tung unrichtig: in Buch I fällt nach meiner Beurteilung etwa die Hälfte, in Buch II etwa ein Drittel der monosyllabischen Schlüsse mit Sin­ nespause an der Versgrenze ausserhalb der von HEINZE angegebenen Grenzen (z.B. I 2, 77; 4, 95.105; 5, 87; 10, 15; II 2,7.106; 3, 213.277; 8,71). Hinsichtlich des Stilcharakters der monosyllabischen Versschlüsse in den Satiren braucht man die Fälle mit Sinnespause an der Versgrenze nicht für sich zu nehmen, sondern die monosyllabischen Schlüsse über­ haupt lassen sich in zwei Kategorien einteilen: entweder sollen sie den Vers prosaisch machen — zu dieser Wirkung trägt in der Mehrzahl der Fälle ein Enjambement, oft auch eine Sinnespause innerhalb des Versschlusses bei — oder ist das versschliessende Monosyllabum em­ phatisch (vgl. die eben zitierten Worte HEINZES); zur Emphase trägt der Versbau gerade dadurch bei, dass ein Monosyllabum an dieser Versstelle selten, also unerwartet und daher eindrucksvoll ist (vgl. MAROUZEAU, Styl. 284, MUELLER 252).^^ Ob der Einzelfall emphatisch ist oder nicht, lässt sich oft schwerlich entscheiden; jedenfalls sind aber die prosaisch wirkenden monosyllabischen Schlüsse mehrfach zahlreicher als die emphatischen. Wesentliche Unterschiede zwischen den Büchern oder den einzelnen Satiren hinsichtlich des Verhältnisses zwischen den beiden Kategorien habe ich nicht gefunden. Im folgenden führe ich die Stellen an, w^o m.E. die Emphase des versschliessenden Monosyllabums am meisten einleuchtet. Es handelt sich grossenteils um antithetische Zusammenstellungen: I 1, 92 cumque habeas plus, / pauperiem metuas minus; 2, 131 cruribus haec metuat, doti deprensa, egomet mi; Wenn Enjambement vorliegt, trägt auch dieses zur Emphase bei. Vgl. III. Teil, Kap. 3.

3, 19 4, 56 II 1, 55 2, 127 3, 185 322 4, 6 5, 59

quid tu? (Gegensatz: der früher geschilderte Tigellius.) ego quae nunc, / olim quae scripsit Lucilius; ut neque calce lupus quemquam neque dente petit hos; quanto aut ego parcius aut vos j o pueri nituistis; ut plausus quos fert Agrippa feras tu? quae s i qui s sanus fecit, sanus fa ci s et tu; quodsi interciderit tibi nunc aliquid, repetes mox; quidquid dicam, aut er it aut non.

Das Monosyllabum beendigt eine Klimax: I 3, 125 et sutor bonus et solus formosus et est rex; II 3, 97 clarus erit, fortis, iustus. — sapiensne? — etiam, et rex; I 4, 43 ingenium cui sit, cui mens divinior atque os j magna sonaturum. Weitere Beispiele: I 2, 100 pure adparere tibi rem; 4, 46 acer spiritus ac vis; 7, 13 ut ultima divideret mors; II 2, 40 at vos I praesentes Austri coquite horum obsonia; 3, 187 nequis humasse velit Aiacem Atrida vetas cur? 7, 104 mihi perniciosius est cur? Zuweilen dürfte eine metrische Tradition mit im Spiel sein.^^ Die Gewohnheit des Horaz, Eormen von res ans Versende zu stellen (18mal in den Satiren, darunter 15mal nach Wortschluss, nirgends emphatisch ausser an der oben zitierten Stelle I 2, 100 und vielleicht I 3, 78 und 4, 32) hat wahrscheinhch einen Hintergrund in der archai­ schen Dichtung; vgl. NORDEN 439. In den Fragmenten von den An­ nalen des Ennius steht res 5mal am Versende, stets nach Wortschluss (V.166, 207, 213, 268, 370), bei Lucilius 2mal (V. 1032, 1328); aus Lucrez zitiert LA ROCHE (Wien. St. 1897, 10) 16 Stellen, wo res am Versende nach einem drei- oder viersilbigen Worte steht. — Rex steht in den Satiren 3mal am Versende: I 3, 125, II 3, 97 (beide oben zitiert) und II 1, 42 0 pater et rex / luppiter (dann noch 2mal in den Briefen); über die wahrscheinliche archaische Tradition s. NORDEN 439, MAROUZEAU, Styl. 284. Bei Ennius steht rex 3mal am Versende (A. 175, 177, Die von NORDEN 438 f. als archaisch rubrizierten Schlüsse sind grossenteils allzu banaler Art um irgendetwas beweisen zu können: si quem, et cum, hic est u.a.

580). — Zu vis I 4, 46 (oben zitiert) s. NORDEN und MAROUZEAU ibi­ dem. — Zu II 3, 213 tumidum est cor vgl. meum cor Enn. A. 382 und Lucr. I 923. Es fällt auf, dass Horaz in den Satiren die Möglichkeit malerischer Wirkung des einsilbigen Schlusses fast gar nicht ausnutzt (wie er spä­ ter tut, nach dem Vorbild Vergils, in dem bekannten ridiculus mus a.p. 139); höchstens kann man in I 10, 15 magnas plerumque secat res (und vielleicht in I 7, 13 divideret mors) das schnelle Abschneiden sinn­ lich empfinden; vgl. KROLL ZU Ca tull 5,5 cum semel occidit brevis lux, und MAROUZEAU, Styl. 283 f. zu einigen einsilbig schliessenden Enniusund Vergilversen, wo ein plötzHches, gewaltiges Geschehen gemalt wird. Jedenfalls bestätigt die Art, wie Horaz die emphatische Kraft des monosyllabischen Versschlusses verwertet, die These MAROUZEAUS (Quelques aspects 201), dass solche ,,jeux phoniques" bei Horaz, im Gegensatz zu Vergil, ,,ont principalement pour effet de souhgner le pittoresque de la pensée plutôt que les nuances de la sensibilité ou de l'imagination"; diese Charakteristik trifft übrigens, wie wir früher gefunden haben, meistens auch auf die Satirverse mit fehlender Nebencäsur zu. Die Verschiedenheit der horazischen und der vergihschen Verskunst kann durch die Zusammenstellung von zwei mit demselben Monosyllabum endenden Versen vor Augen geführt werden: einer­ seits der Vergilvers Aen. V 481 sternitur exanimisque tremens ^procumbit humi bos, wo der schwere Sturz des Stieres auch durch die ein­ zelnen Laute gemalt wird (vgl. NORDEN 440, MAROUZEAU, Styl. 284), anderseits der Satirvers II 1, 55 ut neque calce lupus quemquam neque dente petit bos, wo die Emphase des Monosyllabums nur die antithetisch geformte Paradoxe pointiert. In den lyrischen Hexametern macht Horaz von den monosyllabi­ schen Schlüssen denselben stilistischen Gebrauch wie in den Satiren. Nur in einem Fall ist das schHessende Monosyllabum emphatisch: c. I 28, 15 omnis una manet ηοχ}^ In den übrigen 6 Fällen (s. o. S. 116) ist das Monosyllabum unbetont und mit dem folgenden Verse syntak­ tisch eng verbunden. G. Übersicht der unregelmässigen Versschlüsse. Eine zusammenfassende statistische Ubersicht soll schhesslich über strengeren oder freieren Bau des Versschlusses in den einzelnen BüDie Stelle hat auch einen archaischen Hintergrund; vgl. NORDEN 439. Ήοχ am Versende bei Ennius: A. 163, 420.

ehern und Satiren Aufschluss geben; wegen der verhältnismässig gros­ sen absoluten Zahlen können hier zuverlässige Ergebnisse gewonnen werden. Es handelt sich nicht um eine blosse Addierung der früher vorgelegten Zahlen, denn Versschliisse mit Wortgrenze sowohl nach dem 5. als nach dem 6. longum sollen selbstverständlich nicht doppelt gezählt werden. Ferner werde ich hier die verhältnismässig gewöhn­ liche Form I - 1 w w I - υ und die grösstenteils interpretierbaren fünfsilbigen Wörter nicht mitzählen. Betreffs der ersteren Form verweise ich auf Tab. XIV; die wenigen nicht-interpretierbaren fünf silbigen Wörter wurden S. 105 angeführt. Die Zahlen lege ich in Tab. XVI vor, die zuerst eine beträchtliche Abnahme der unregelmässigen Schlüsse im zweiten Buch zeigt: 17,8% in I, 12,2% in II. Die Abnahme betrifft sämtliche Formen ausser denen mit Wortschluss im 5. longum: solche Schlüsse kommen in jedem Buch 50mal vor, während die Zahl der Schlüsse mit MS im 5. longum von 39 im ersten auf 13 im zweiten sinkt. (Die Frequenz der hier nicht ge­ zählten Form I - I w w I - w bleibt dagegen unverändert.) In den Briefen geht die Abnahme der unregelmässigen Schlüsse weiter: 500 Verse des ersten Buches enthalten 48 Fälle (9,6%), 500 Verse des zweiten 33 Fälle (6,6%). In den Ijrrischen Hexametern sind nur 8 Schlüsse (6,5%) unregelmässig. Unter den Satiren des ersten Buches zeigen drei, Nr 3, 4 und 9, eine besonders freie Bildung des Versschlusses: jeder vierte bis fünfte Schluss ist unregelmässig gebaut. (In Sat. 9 ist auch die Form | - | w w | - U be­ sonders häufig.) Streng gebaute Schlüsse haben dagegen die Sat. 5 und 8: höchstens jeder zehnte Schluss ist unregelmässig. (In diesen Stücken ist auch I -1 w w I - w selten.) Im zweiten Buch lässt sich eine freiere Technik in den Sat. 3 und 8 erweisen: etwa jeder sechste Schluss ist unregelmässig. (In Sat. 8 ist dagegen 1 -1 W V_/ I — w selten.) Einen er­ heblich strengeren Bau des Versschlusses zeigt nur Sat. 4 mit 3 Fällen und der Frequenz 3,2, die in den Satiren kein Gegenstück hat und sogar in der Lyrik mit dem doppelten überstiegen wird. (In Sat. 4 ist auch I - I w w i - w ziemhch selten.) Die meisten dieser Abweichungen stimmen mit Abweichungen der Elisionsfrequenz überein. Dieser widerstreiten nur die hohen Prozent­ sätze unregelmässiger Schlüsse in den Sat. I 4 und II 8. Im letztge­ nannten Stück wurde aber schon betreffs der Nebencäsuren und der spondeischen Wörter im 1. Fuss eine freie Metrik erwiesen.

Dritter Teil; Vers und Satz.

1. Grundsätzliches zur Interpunktion. „Vielleicht das wesentlichste Moment für den Charakter des Hexa­ meters ist das Verhältnis der Satzgliedermig zur Versgliederung'', schreibt HEINZE XLIII — mit vollem Kecht, wenn mit „Charakter des Hexameters" der Stilcharakter eines hexametrischen Gedichtes ge­ meint wird. Es handelt sich aber dabei (was von HEINZE nicht ausge­ sprochen wird) selbstverständlich nicht um den Satz als grammatische, sondern als rhetorische (rezitativische) Einheit; rhetorische Gheder ohne Satzform müssen daher zuweilen den Sätzen gleichgestellt wer­ den. Jede Untersuchung des Verhältnisses der rhetorischen Einheiten zu den metrischen wird jedoch durch den Mangel an Textausgaben mit einer nach antiken Gewohnheiten konsequent durchgeführten rhe­ torischen Interpunktion sehr erschwert. Der Horaztext KLINGNERS ist für solche Untersuchungen unbrauchbar; er verwendet hauptsächlich die logisch-grammatische deutsche Interpunktion, zuweilen jedoch willkürhch und inkonsequent. In englischen und französischen Ausgaben (WICKHAM-GARROD, LEJAY, VILLENEUVE) stimmt zwar die Interpunk­ tion besser mit antiken Gewohnheiten überein (wie ja auch die eng­ lische und französische Interpunktion überhaupt)^^; auch diese Aus­ gaben sind jedoch nicht so folgerichtig und gleichmässig interpungiert, dass sie unserer Untersuchung zugrunde gelegt werden können: in vielen Fällen scheint ihre Interpunktion aus älteren Ausgaben ge­ dankenlos übernommen. Unter diesen Umständen wurde ich genötigt, die Interpunktion des Satirentextes selbst zu revidieren, an der Hand einerseits der direkten Zeugnisse antiker Tradition, zweitens der leider allzu spärlichen modernen Forschungen auf diesem besonders für die Editoren durchaus nicht abseitigen Gebiet. Unsere Kenntnis der antiken Interpunktion gründet sich teils auf ' die römischen Grammatiker, teils auf die wenigen Handschriften, deren Interpunktion recht untersucht worden ist. Die in allen Hauptpunkten Über den Unterschied zwischen einerseits der deutschen, anderseits der an­ tiken und romanischen Interpunktion vgl. KAUEE, Wien. St. 1900, 64, ZIEGLER, Firm. Mat. xiv.

übereinstimmenden Lehren der Grammatiker über die Interpunktion (d. h. die Pausierung) werden mit reichlichen Zitaten von E. KAUER, ,,Zu Terenz", Wien. St. 1900, 60 ff., und von ZANDER 539 ff. referiert. Die antike Praxis kann vor allem in NORDENS Ausgabe von Aen. VI studiert Averden, wo nach zwei antiken Codices eine rhetorische Inter­ punktion (mit einiger Einschränkung) durchgeführt ist (s. NORDEN 386 f.). Ferner hat 0. KELLER in der 2. Auflage seiner Horazausgabe, Vol. I (1899), praef. xxv, die Ode III 10 mit der Interpunktion einer Mavortiushandschrift abgedruckt (vgl. NORDEN 387,1). KAUER hat in dem eben erwähnten Aufsatz auch über die Interpunktion des Terenztextes, die der Corrector loviales im 6. Jahrh. im Codex Bembinus durchführte, berichtet; er weist nach, dass sie mit den Lehren der Grammatiker übereinstimmt, und begründet damit seine Ansicht, dass sie auf ältere Vorlagen zurückgeht. Die Interpunktion eines rhetori­ schen prosaischen Textes kann in K. ZIEGLERS Ausgabe von Firmicus Maternus, De errore prof. rel., Lipsiae 1907, studiert werden, wo in der Praefatio xviii ff. ein Kapitel mit der unveränderten Interpunk­ tion des Codex unicus abgedruckt wird. Die Handschrift stammt aus karolingischer Zeit, aber ihre Interpunktion folgt dem antiken Ge­ brauch; die Übereinstimmung mit KAUERS Ergebnissen wird von ZIEGLER XVII f. festgestellt.^) Meines Wissens haben nur zwei Forscher den Versuch gemacht, die Pausierung lateinischer Texte in von der Tradition unabhängiger Weise festzustellen. ZIEGLER hat in der eben erwähnten Edition des Firmi­ cus Maternus die Pausen an der Hand der metrischen Clausulae inner­ halb der Perioden zu lokaHsieren gesucht. E. FRAENKEL hat im ersten ZIEGLER XVIII zitiert auch KAUERS ,,Studien zu Pacianus", Progr. Wien 1902, wo die gleiche Interpunktion u. a. in einem Codex s. X. festgestellt wird. Diese Arbeit ist mir nicht verfügbar gewesen. — Anscheinend ohne Kenntnis der oben zitierten deutschen Arbeiten erklärt J. ANDRIEU, Problèmes d'histoire des textes, REL 24 (1946) 271 ff.: ,,La ponctuation de nos manuscrits est, en effet, récente et ne répond pas à un usage antique: elle est tout au plus carolin­ gienne." (296.) Die antike Interpunktion soll eine der Texterklärung dienende Erfindung der spätantiken Grammatiker sein; die Existenz einer Verf asserinter­ punktion in klassischer Zeit wird von ANDRIEXJ durchaus bestritten. Für unsere Untersuchung ist diese Frage von wenig Bedeutung. Es handelt sich hier eigent­ lich darum, die Pausierungspraxis der antiken Rezitation festzustellen; diese Praxis wird aber durch die antike Interpunktion offenbar gespiegelt, und sie reicht offenbar in die klassische Zeit hinein — vgl. Quint. XI 3,35-39 und dazu

ZANDER 539.

Teil seiner Untersuchung ,,Kolon und Satz'' die Grenze zwischen den elegischen Distichen — wo Enjambement verboten ist — als Krite­ rium für die Feststellung von Kolongrenzen verwertet; im zweiten Teil, der hauptsächlich der griechischen Prosa gilt, sucht er S. 347 ff. die im Satzinneren stehenden lateinischen Postpositiva, besonders die Pronomina, zum selben Zweck zu gebrauchen: eine Kolongrenze wird vor dem Wort, dem das Postpositivum folgt, angenommen. Die Lehren der Grammatiker, die Praxis der untersuchten Hand­ schriften und die Ergebnisse der beiden modernen Untersuchungen stimmen an allen wesentlichen Punkten überein.^^ Sie können in den folgenden Regeln zusammengefasst werden, denen ich bei der Kommasetzung^^ im Satirentext gefolgt bin: 1) Zwischen koordinierten Sätzen, auch wenn sie das Subjekt oder einen anderen Satzteil gemein haben, wird Komma gesetzt; ebenso zwischen anderen koordinierten Gliedern von grösserem Umfang. Vgl. ZIEGLER XV f. 2) Für den Sinn nicht notwendige Nebensätze werden durch Konmia abgetrennt. Vgl. KAUER 71 f., ZIEGLER XV. 3) Vor einem für den Sinn notwendigen Nebensatz wird kein Komma gesetzt, wohl aber nach einem notwendigen Vordersatz. Vgl. KAUER 70 f.. ZIEGLER XV.^^ 4) Partizipialkonstruktionen — sowohl part. coni. als abl. abs. — werden durch Komma abgetrennt. Vgl. NORDEN 386,1, ZIEGLER XVII. FRAENKEL passim.^ ^ Es ist eine Eigentümlichkeit der Terenzinterpunktion des loviales, dass er im Satzinneren Pausen markiert, die entweder das vorangehende Wort hervor­ heben oder die Erwartung auf das folgende erregen sollen. (KAUER 65.) Es han­ delt sich hier wahrscheinlich um Bühnenanweisungen für die besondere Technik der Schauspieler, d. h. um Kunstpausen im eigentlichen Sinne. So ist wohl auch zu erklären, dass loviales nach Konjunktionen, die einen neuen Gedanken ein­ führen, interpungiert, z. B. nach tameriy nunc, scilicet. (KAUER 67.) 2^ Das Kommazeichen ist allerdings nicht antik; mit ZIEGLER XXII f. finde ich es jedoch berechtigt, die modernen Interpunktionszeichen in antiken Texten zu benutzen, zumal die Vorschriften der Grammatiker über den Gebrauch der beiden kleineren Interpunktionszeichen {suhdistinctio und media oder mora) unklar sind. Eine Ausnahme muss für solche Nebensätze mit nachgestelltem Relativ­ pronomen oder nachgestellter Konjunktion gemacht werden, wo der Zusammen­ hang ohne Pause vor dem Nebensatz unklar wird, z. B. I 6,41 namque est ille, pater quod erat meus. Auf die Möglichkeit, dass Präpositionskonstruktionen (wie post tuum a me discessum) selbständige Kola bilden können, habe ich keine Rücksicht genom-

Ausnahme von den Eegeln 1—4: sehr kurze Glieder werden nicht durch Komma abgetrennt. Vgl. die unter den Regeln zitierte Litera­ tur. 5) Vokative werden nicht durch Komma abgetrennt, ausser wenn sie den Satz einleiten oder ein längeres Attribut haben. Vgl. NORDEN 386,1, KAUER 67 f., ZIEGLER XVI f. 6) Zwischen einer direkten Rede und einem unmittelbar vorange­ henden oder nachfolgenden Verbum dicendi wird kein Komma gesetzt.^^ Dies sind die Hauptregeln. Ich werde demnächst einige Spezialfälle besprechen, wo die Entscheidung weniger sicher ist. Zwischen einzelnen, asyndetisch aneinandergereihten Wörtern interpungiert KLINGNER, wie andere Editoren, in der Kegel (z. B. I 2, 98; 4,15; 6,33), unterlässt es aber I 1,39 ignis mare fermm j nil. Ich setze hier, wie an den übrigen einschlägigen Stellen, Kommata, in Über­ einstimmung mit loviales' Interpunktion von Ter. Haut. 233, Andr. 938 und Ph. 175 (KAUER 72, 88, 100). ZIEGLER XVI stellt allerdings fest, dass kurze, asyndetisch koordinierte Glieder oft zu zweien oder zu dreien rhythmisch zusammengeschlossen werden; vgl. aber dazu gleich unten. Komma kurz vor einer stärkeren Interpunktion (wie II 4,89 ducere me auditum, perges quocumque, memento^^) behalte ich bei, obschon ZIEGLER XV feststellt, dass in solchen Fällen der Satzschluss und der Periodenschluss oft zu einer Clausula zusammengeschlossen werden (z. B. ut gaudeas plangis). Es scheint mir durchaus denkbar, dass in­ nerhalb einer Clausula —· ebensowohl wie innerhalb eines Hexameter­ schlusses — eine kleine Pause gemacht werden konnte; gegenüber der folgenden, grösseren Pause tritt jedoch die Clausula als Einheit hervor. Vor parenthetisch angehängten Verba dicendi (wie inquam I 9,50; 10,64; II 1,5; clamo II 1,45; aiunt II 2,64; oro II 4,5) habe ich nach KAUER 69,1 das Komma gestrichen. men, da die Sache wenig aufgeklärt ist und die Entscheidung im Einzelfall wahr­ scheinlich subjektiv sein muss; vgl. darüber NORDEN 387,2, ZIEGLER XVII, FRAEN­ KEL II 349 f. Wo das Verbum dicendi zu ergänzen ist, habe ich der Begreiflichkeit halber eine kleine Pause angenommen, z. B. I 9,41 non faciam\ ille, II 6,49 fortunae jilius\ omnes. Weitere Fälle dieser Art mit Komma innerhalb des Versschlusses: II 4,49; 6,39.52; 7,35.

In den nicht seltenen Zweifelsfällen und in Fällen, die keiner der obenerwähnten Kategorien angehören, habe ich die Kommasetzung KLINGNERS beibehalten. Soweit die Kommasetzung. Wo ein moderner Herausgeber ein grös­ seres Interpunktionszeichen gebraucht, ist selbstverständlich das Vor­ handensein einer Pause in der Eegel unbestreitbar^^ (ausser wo die inhaltliche Erklärung unsicher ist; zu solchen Fragen habe ich jedoch keine Stellung genommen sondern die Interpunktion KLINGNERS an den umstrittenen Stellen beibehalten).Dagegen kommt es mir an mehreren Stellen, wo KLINGNER ein grösseres Interpunktionszeichen setzt, unbegründet vor, eine grössere Pause als die gewöhnlich durch Komma bezeichnete anzunehmen (wenn auch zuweilen, z. B. bei di­ rekter Rede, aus rein konventionellen Gründen das Fragezeichen bei­ behalten werden muss). Die Stellen, wo ich gegen KLINGNER (aber fast immer mit wenigstens einem der Editoren HEINZE, LEJAY, WICKHAM-GARROD, VILLENEUVE) die Interpunktion, d. h. die Pause, als schwach klassifiziere, sind wie folgt: I 1,32.46.64 (überall improvisatorisch angeschlossene Komparativsätze; vgl.

KLINGNERS Interpunktion nach I 2,54); 3,130.132 (hier werden nur zwei Vordersätze abgetrennt: ut — ut — sicY^ und 137 (ne longum faciam); 4,85,108.112.114 (überall Vordersätze) und 88; 5,91 (vor einem Relativsatz, der nicht sicher anknüpfend ist); 6,19 (nach esto). 71 (=5,91). 82 {quid multa? — vgl. 3,137); 9,39 (zwischen durch et koordinierten Sätzen); II 1,5 (nach faciam). 57 (=I 3,137). 65 (Vordersatz); 2,32 und 3,11 (asyndetische Glieder einer Frage); 3,66.74.107 (drei Vordersätze). 116 (nach parenthetischem nihil est). 217 (Vor­ dersatz). 237 (vgl. KLINGNERS Interpunktion V. 215). 253 (Vordersatz). 254 (etwa wie V. 11). 264 (nach excluait)·, 5,39 (das aus VOLLMERS Ausgabe übernommene Kolon ist ganz sinnlos); Ausnahmen sind in den Satiren ein paar Stellen, wo von einem grösseren Interpunktionszeichen zwischen einem Verbum dicendi und einer direkten Rede bei der Bestimmung der Pausen ganz abgesehen werden muss (vgl. oben Regel 6): II 3,283 quid tarn magnum? addens,^ 6,39 dixeris: experiar\ I 2,19 streiche ich aus metrischen Gründen das Fragezeichen nach facit; s. u. S. 131 f. An den gleichartigen Stellen I 6,33 und II 3,114.117.119 behalte ich dage­ gen, in Betracht des grossen Umfanges der Vordersätze, die starke Interpunk­ tion bei.

6,29 (zwischen direkter Rede und regierendem Satz). 72. 83 (=I 6,82). 115 (zwischen regierendem Satz und direkter Rede); 7,35 (zwischen direkter Rede und regierendem Satz); 8,52 (zwei Sätze mit gemeinsamem Prädikat). 72 (asyndetisch koordinierte siSätze). Es kommen einige Fälle mit Fragezeichen nach steigerndem quid hinzu, z. B. II 2,48.

Die Meinung HEINZES XLIII, dass Interpunktion nach Fragesätzen nie als stark zu rechnen ist, da diese ,,am Schlüsse die Stimme nicht sinken lassen", verstehe ich nicht. Es handelt sich ja um die Pause, nicht um die Satzmelodie. Anderseits habe ich einigemal mit einer starken Interpunktion ge­ rechnet, die bei KLINGNER fehlt aber in der Eegel bei den übrigen Editoren vorhanden ist: I 9,26 interpeUandi locus hic erat: ^est tibi mater — mit dem Kolon, denn interpellare ist kein Verbum dicendi; ähnhcher Art ist II 3,265 ecce / servos, non paulo sapientior: 'o ere . . .' I 10,42 und 44 setze ich nach Fundani und ducit, gemäss dem sonstigen Ge­ brauch KLINGNERS, Semikolons, um die rhetorischen GUeder abzugrenzen; durch den Gebrauch des Kommas an diesen Stellen will KLINGNER offenbar nur mar­ kieren, dass die Glieder paarweise zusammengehören (vgl. die Interpunktion und den Kommentar HEINZES). II 6,30 setze ich nach precibus Semikolon; hier fängt die direkte Rede wieder an, und zwar mit einem Hauptsatz, der dem vorhergehenden „quxim rem agis?'' V. 29 weder beigeordnet ist, noch damit näher zusammengehört.

2· Stellung der Interpunktionen. Wir nehmen zuerst die verhältnismässig einfache Aufgabe vor, nicht das Verhältnis des ganzen Satzes (oder des rhetorischen Kolons) zum Vers, sondern nur die Stellung des Satz-(oder Kolon-)schlusses im Vers zu studieren. Vollständig gesammelt habe ich nur zwei Katego­ rien von Interpunktionen: erstens Ip^^ in unregelmässiger Stellung, d. h. an solchen Versstellen, wo in lateinischer Hexameterdichtung überhaupt selten interpungiert wird, zweitens Ip in T und Buc, die in den Satiren erheblich häufiger sind als in anderen lateinischen Hexa­ metern. Sonst habe ich mich auf das zuverlässigste Material, die star­ ken Ip, beschränkt. ,,Interpunktion(en)" wird in diesem Kapitel ,,Ιρ" abgekürzt.

Ein Überblick über die Stellung der Ip in sowohl griechischen als lateinischen Hexametern ist am bequemsten bei STURTEVANT, AJPh 42 (1921) 303 ff. zu gewinnen.^^ Seine Statistik gründet sich zwar un­ kritisch auf die Ip englischer und amerikanischer Ausgaben, aber je­ denfalls Tab. VI, die die prozentuelle Verteilung der Ip auf die Vers­ stellen zeigt, muss jedoch brauchbare Aufschlüsse geben. Da die Sati­ ren unter den von STURTEVANT untersuchten Texten sind, können Vergleiche mit anderen Dichtern hier leicht gemacht werden. A. Interpunktionen in unregelmässiger Stellung. a) Nach dem 1. longum. Diese selbstverständlich äusserst seltene Erscheinung kommt in den Satiren nur 12mal vor^^, darunter 8mal in Buch II. Starke Ip findet sich nur I 6,61 respondes, ut tuus est mos, Jpauca; abeo; es empfiehlt sich aber, auch in II 5,91 ultra / 'non' 'etiam' sileas beim Lesen eine stärkere Pause zu machen. Beide Fälle sind of­ fenbar expressiv: die Einsilbigkeit des Maecenas bzw. des taktvollen Erbschleichers wird gemalt. (Vgl. HEINZE XLIV.) Das Monosyllabum am Versanfang lässt sich sonst oft als emphatisch betrachten: non I 4,60 und 6,90, das steigernde quid in allen 4 Fällen in Sat. II 3 (V. 219, 272, 274, 303), der Imperativ die II 5,108. Eine komische Expressivität ähnlicher Art wie das berühmte ridiculus mus hat möglicher­ weise II 2,99 cum deerit egenti / as, laquei pretium (wenn überhaupt vor der Apposition interpungiert werden soll; vgl. NORDEN 386,1). Nur I 1,36 und II 2,34 scheinen nicht interpretierbar. — Die vermutete Expressivität wohnt eigentlich dem Monosyllabum als solchem inne; die Ip muss aber hinzutreten, um das Wort hervorzuheben, da Monosyllaba am Versanfang ohne folgende Ip ganz gewöhnlich sind (vgl. Exkurs II). b) Nach dem 1. Trochäus. Diese Ip, die im allgemeinen fast ebenso selten ist wie die Ip nach dem 1. longum (laut NORDEN 389 ent­ hält die Aeneis nur 6 Beispiele), findet sich in den Satiren 23mal (llmal in I, 12mal in 11).^^ Nur an einer Stelle, II 7,109, ist die Ip stark. — F. SYLLA, Qua ratione poetae veteres Romani in hexametro sensus interstitium collocaverint, Diss. Breslau 1906, behandelt nur die voraugusteischen Dichter; wegen der komplizierten Anordnung des Stoffes nach syntaktischen Kategorien und des Mangels an Tabellen ist die Arbeit wenig verwendbar. Laut STURTEVANT ist sie in Vergils Eklogen und in Ovids elegischen Hexa­ metern etwas häufiger als in den Satiren. 3) I 1,11.118; 2,52.107.111(?); 3,8.18.108; 4,79.98; 10,83; II 1,46; 2,134; 3,58. 170.218; 4,56; 5,31.32; 6,52; 7,86.109; 8,7.

Meistens ist das trochäische Wort am Versanfang ein unbetonter Nach­ trag zum vorigen Vers; nur an 4 Stellen (I 1,11; 2,107.111; II 5,32) liegt kein Enjambement vor. In einigen Fällen aber kann das Wort als emphatisch angesehen werden: I 1,11 ille (antithetisch), 3,18 ad ipsumImune, II 1,46 flebit, 3,58 mater, 5,31 sperrte, 7,86 fortis; vgl. u. S. 151 über Emphase zwischen Vers- und Satzgrenze im allgemeinen. In den lyrischen Hexametern wird nur in Ep. 16 (V. 21, 65) nach dem 1. Trochäus interpungiert. Besonders in V. 21 ire, pedes quocumque ferent hat das trochäische Wort eine starke Emphase: der Infinitiv bildet allein den Hauptsatz, und seit V. 17 nulla sit hac potior sententia ist die Erwartung des Lesers darauf gespannt. c) Nach dem 1. Spondeus wird im ersten Buch 14mal interpun­ giert, darunter 2 starke Ip (4,136; 9,72), im zweiten Buch 20mal, dar­ unter 10 starke Ip (1,27.54; 3,32.152.188.202.263.268; 5,102; 7,115).i> Mitgezählt sind 4 Fälle, wo der 1. Fuss aus zwei Monosyllaba (bzw. einem Monosyllabum + einem ehdierten zweisilbigen Wort) besteht (I 2,36; II 3,152.268; 6,60); alle übrigen Fälle wurden oben S. 99 f. zitiert. — Die Erscheinung fehlt in den Sat. I 3, I 10, II 2, II 4. Bemerkens­ werter ist ihre Häufigkeit in II 3: 11 Fälle, darunter 6 starke Ip. In fast sämtlichen Fällen (Ausnahmen sind nur II 3,188 und 7,115 und die drei letzten Fälle mit zwei Monosyllaba) gehört der 1. Fuss syntaktisch mit dem vorigen Vers zusammen. Die Beobachtungen PH. WAGNERS zur vergilischen Metrik^^ ergeben, dass in solchen Fällen die Unregelmässigkeit als weniger hart empfunden wurde, wenn ent­ weder der 1. Fuss aus einem ehdierten dreisilbigen Wort bestand oder danach eine Satzcopula (oder Anapher) folgte; sonst hat bei Vergil das spondeische Wort im 1. Fuss eine gewollte Emphase. Ein elidiertes dreisilbiges Wort im 1. Fuss haben in den Satiren 4 Fälle in Buch I (die beiden mit starker Ip, 5,29 und 8,38) und 2 Fälle in Buch II (3,32. 263), denen 2 Fälle mit Monosyllabum + elidiertem zweisilbigem Wort angereiht werden können (3,152.268); alle 4 Fälle im zweiten Buch haben starke Ip. Nur in 2 Fällen steht nach dem spondeischen Wort die Copula et (I 5,10, II 5,49). Wir haben früher gefunden (S. 99 f.), dass spondeische Wörter im 1. Fuss vor Ip in den Satiren oft emphatisch sind. Es fällt nun auf, dass die eben erwähnten Stellen mit Elision oder et nach dem 1. Fuss keine besondere Emphase haben. WALTZ 220 f. hat einen Fall in jedem Buch gefunden! Quaestiones Virgilianae, in: P. Virgilius Maro ill. a CHR. G. HEYNE, ed. quarta cur. PH. WAGNER, vol. IV, Lipsiae 1832; Quaestio XIII S. 431 f. "9 — 526900 Nils Ola Nilsson

Offenbar haben die von WAGNER bei Vergil festgestellten Regeln auch für Horaz eine gewisse Gültigkeit. In der Lyrik finden sich 4 Fälle, alle in den Epoden und mit schwa­ cher Ip (12,3; 15,3.17.23, die drei letzten mit zwei Monosyllaba). Emphatisch ist wohl nur 15,23 heu heu, d) Nach dem 2. Trochäus wird erhebUch öfter im ersten Buch interpungiert: 14mal in I (darunter 5 starke Ip), 6mal in II (2 starke Ip).^^ In zwei Fällen im zweiten Buch (3,95; 7,39) tritt die Ip überdies sehr wenig hervor, da sie zwischen aufgezählte einzelne Wörter fällt: virtus, farna, decus u. ä. (I 1,74 ist etwas anders geartet.) In zwei Satiren des ersten Buches tritt diese seltene Ip paarweise auf, in wahrscheinlich bewusstem Parallelismus. Auf I 4,122 sive iubebatlut facerem quid + direkte Rede folgt V. 124 am \^ersanfang vetabat + direkte Rede. In noch mehr auffallender Weise steht in Sat. I 9 in zwei Versen hintereinander eine starke Ip nach dem 2. Trochäus: auf die Worte des garrulus V. 53 f. accendis quare cupiam nmgis Uli / proximus esse antwortet Horaz velis tantummodo: quae tua virtus, I expugnabis. Es ist wohl keine überkühne Vermutung, dass sich die horazische Ironie bis auf eine rhythmische Nachahmung des begeisterten Ausbruches des Unterredners erstreckt. e) Nach dem 2. Fuss wird im ersten Buch 21mal (darunter 7 starke Ip), im zweiten 19mal (4 starke Ip) interpungiert.Laut H. DREXLER, Philol. Wochenschrift 44 (1924) 44 ff. steht bei Lucrez, Vergil und Ovid (in den von D. untersuchten Büchern) vor einer Ip an dieser Versstelle stets ein pyrrhichisches Wort. In den Satiren herrscht dagegen in die­ ser Hinsicht völlige Freiheit. So besteht der 2. Fuss in 5 Fällen (I 1,112; 4,81; 9,75; II 2,60.64) aus einem daktylischen Wort(schluss). Bei spondeischem 2. Fuss (4mal in I, 9mal in II) ist Elision zwischen dem 2. und 3. Fuss die RegeP^; drei Verse, wo die Elision fehlt, haben eine stärkere Ip in Tri (I 1,17; II 2,48; 6,55, die beiden letzten mit steigern­ dem quid nach Tri). Die Erscheinung fehlt in den Sat. I 6, 7, 8 und II 4. Sie ist am häuI 1,31.74; 2,76; 3,103(?); 4,122.124; 5,14; 6,41.102; 8,7; 9,4.3.54.55; 10,8; II 3,95.181.2; II 3,295; 8,13.17. Nur in II 3,295 ist die Ip stark. Ehe wir zu den Ip innerhalb des Versschlusses, den zahlreichsten und stihstisch interessantesten Ip in unregelmässiger Stellung, über­ gehen, dürfte eine Übersicht der Verteilung der bisher behandelten Ip angemessen sein. Sie wird in Tab. XVII gegeben.^^ In drei Satiren, I 4, I 9, II 3, ist die Frequenz der betreffenden Ip besonders hoch, ca. 10 %, während die Gesamtfrequenz in beiden Büchern weniger als 7 % ist; in diesen drei Stücken ist auch die Zahl der starken Ip ver­ hältnismässig grösser als durchschnitthch. Nach der anderen Seite weicht nur Sat. II 4 in ganz relevanter Weise ab: sie enthält nur eine schwache Ip nach dem 1. Trochäus. Im grossen und ganzen ist der Tatbestand in beiden Büchern der gleiche; nur werden im zweiten Buch Ip nach dem 1. Spondeus häufiger und Ip nach dem 2. Trochäus seltener. — In den 75 Hexametern der Epoden finden sich 7 Ip an den betreffenden Stellen (2 nach dem 1. Trochäus, 4 nach dem 1. Spon­ deus, 1 nach dem 3. Fuss, alle schwach), in den Carmina nur eine starke Ip nach dem 2. Fuss. h) Ip innerhalb des Versschlusses (d.h. im 5.—6. Fuss) ist in den Satiren, wie am bequemsten aus den Tabellen STURTEVANTS ZU ersehen ist, unvergleichhch häufiger als bei anderen Hexameterdich­ tern; sogar bei Lucihus kommen, laut HEINZE XLIV, nur wenige und leichte Ip im Versschluss vor. In dieser eigentümlich horazischen Tech­ nik ist, wie HEINZE XLIV unterstreicht, ,,selbstverständhch nicht Nach­ lässigkeit, sondern wohlerwogene Absicht zu erkennen'^^^ Die AbII 3,201 rectum animi servas? 'quorsum?' insanus quid enim Aiax wird, wie oben bemerkt wurde, durch die Ip in Ρ entschuldigt. BOTHES von vielen Heraus­ gebern, u. a. HEINZE, aufgenommene Konjektur cursum für quorsum ist dagegen aus dem gleichen Grunde wie KLINGNEBS Ip in I 2,19 zu verwerfen. (Sprachliche Gründe gegen die Konjektur werden von LEJAY vorgebracht.) Nur dieser Fall ist WALTZ 223 nicht entgangen. Ip nach dem 3. Fuss nach vorausgehender Ip in Ρ (vgl. o. S. 131) sind in der Tabelle nicht mitgezählt. Vgl. NORDEN 389: „Mit Absicht ignoriert Horaz in dem saloppen Vers der Sermonen die nur für den hohen Stil gültige Regel."

sieht ist, nacli der überzeugenden Erklärung HEI;^ZES, den Versaus­ gang seiner „rhythmischen Bedeutung" zu entkleiden, um dem Hexa­ meter den Charakter eines prosaischen Unterhaltungsverses zu geben; Mittel zu diesem Zweck sind auch die unregelmässig gebauten Vers­ schlüsse und die häufigen Elisionen innerhalb des Versschlusses. Mit der Bemerkung, dass Horaz diese ganze Versschlusstechnik „mit besonderer Vorliebe da, wo direkte Rede des täglichen Lebens wiedergegeben wird" (xLv), gebraucht, deutet HEINZE an, dass er künstlerisch be­ dingte Verschiedenheiten in ihrer Anwendung beobachtet hat. Tab. XVIII zeigt die Häufigkeit der Versschlussip in den Satiren. Wie in der vorigen Tabelle, habe ich die Zahl der starken und der schwachen Ip getrennt angegeben; die Frequenzen sind jedoch, der grösseren statistischen Relevanz halber, auf dem Giunde sämtlicher Ip berechnet worden. Die Verstechnik des Horaz wird in dieser Hinsicht im zweiten Buch noch etwas freier als im ersten; das geht nicht nur aus der gesteigerten Frequenz der Versschlussip (1-5,6—17,3) sondern auch aus der verhältnismässig grösseren Zahl der starken Ip hervor. Die lyrischen Hexameter der Epoden und des ersten Odenbuches ent­ halten 11 Fälle^^ was der Frequenz 10,1 entspricht. — Unter den ein­ zelnen Satiren des ersten Buches haben Nr 3, 7 und 9 sowohl höhere Frequenzen als verhältnismässig zahlreichere starke Ip als durch­ schnittlich; Nr 1 hat zwar etwa dieselbe Frequenz ^^de Nr 3, aber nicht besonders viele starke Ip. Geringere Frequenzen als durchschnittlich haben Nr 4, 5, 8 und 10. Alle diese Abweichungen stimmen mit den hauptsächUchen früher gewonnenen Ergebnissen überein. Im übrigen ist zu bemerken, dass Sat. 6 sehr wenige Fälle mit starker Ip enthält (2 von 22). —• Im zweiten Buch sind die Abweichungen weniger an Zahl und meistens unbedeutender. Unter den Stücken mit etwas höheren Frequenzen ist, in Betracht der grossen Zahl starke,r Ip, Sat. 5 beson­ ders hervorzuheben. Nach der anderen Seite unterscheidet sich sehr kräftig Sat. 4 mit nur 6 Fällen (Frequ. 6,3); dieses Stück ist im Laufe unserer Untersuchung durchgängig durch grosse metrische Feinheit und Regelmässigkeit aufgefallen. Tab. XVIII zeigt auch die verschiedenen Stellungen der Ip inner­ halb des Versschlusses. Am seltensten, und am hä]:testen, sind selbst­ verständlich die Ip nach dem 5. und 6. longum, wo schon die WortEp. 12,9.23; 13,1; 16,11.25.27.65; c. I 28,9.19.52.50. (Starke Ip wird durch Kursiv angegeben.)

grenze eine Unregelmässigkeit ist.^^ Dass die Ip an diesen Stellen in den Satiren verhältnismässig weit seltener sind als die Wortgrenzen, lässt sich hauptsächlich daraus erklären, dass monosyllabische Wörter — die ja oft im 5. und 6. longum stehen (vgl. Tab. XIV, XV) — gewöhnhch satzeinleitende Pronomina und Partikeln sind, also selten vor Ip stehen (vgl. u. S. 198). Wenn man nur auf Versschlüsse mit Wortschluss im 5. oder 6. longum Bezug nimmt, stellt es sich heraus, dass die Zahl der Ip nach dem 5. longum^) — 5,7 % sämtlicher Versschlussip •— mit der Frequenz der Wortschlüsse im 5. longum (fast 5 %; vgl. o. S. 121) gut übereinstimmt. Ip nach dem 6. longum ist dagegen ver­ hältnismässig seltener als Wortschluss im 6. longum: die Ip sind im ersten Buch 3,1 %, im zweiten 2,7 % sämtlicher Versschlussip^\ die Frequenz der Wortschlüsse resp. 6,3 und 4,3. Die absolute Zahl der Ip nach dem 6. longum — 5 in jedem Buch —• ist jedoch zu gering, als dass mit Sicherheit daraus geschlossen werden könnte, dass Horaz an dieser Versstelle die Ip mehr als die Wortgrenze vermieden habe. — In regelmässig gebauten Versschlüssen findet sich bekanntlich eine Wortgrenze entweder nach dem 5. Trochäus oder nach dem 5. Fuss. Wie die Tabelle zeigt, wird im ersten Buch an beiden Stellen etwa gleich häufig interpungiert (resp. 70 und 75mal), im zweiten dagegen weitaus häufiger an der letzteren Stelle (resp. 73 und lOOmal). Wenn nur die starken Ip in Betracht kommen, tritt der Unterschied noch stärker hervor: in Buch I steht, laut Tab. XX, nach dem 5. Trochäus 22mal, nach dem 5. Fuss 24mal, in Buch II resp. 20 und 47mal eine starke Ip. Die Veränderung ist nicht mit irgendeiner Veränderung der relativen Häufigkeit der Wortgrenzen an den betreffenden Stellen zu erklären; vgl. über die regelmässigen Versschlussformen o. S. 103, über die unregelmässigen Formen nüt Wortgrenze an diesen Stellen Tab. XIV und S. 117. Was die einzelnen Satiren betrifft, überwiegen die Ip nach dem 5. Fuss (auch starke Ip) besonders kräftig in den Sat. I 1, II 3, II 5, die Ip nach dem 5. Trochäus in den Sat. I 6, II 4, II 8. Mög­ licherweise ist die Ip nach dem 5. Trochäus als die leichtere zu be­ zeichnen, da sie bei allen von STURTEVANT untersuchten Dichtern Nach dem 6. longum wird laut STXJRTEVANT bei Lucrez, Vergil und Ovid nie­ mals interpungiert. Die Stellen sind: I 1,4.39; 2,98.131; 3,45; 6,17; 9,25.51.65.76; 10,51; II 3,38. åS.97.158.2l5.2Sl; 4,6; 7,72; 8,94. Die Stellen sind: I 2,107; ^,5.128; 5,59; 6,98; II 2,58.87; 5,103; 7,78; 8,37.

häufiger ist als die Ip nach dem 5. Fuss.^^ Es stimrat auch mit dieser Vermutung überein, dass Horaz in den Hexametern der Epoden und des ersten Odenbuches 7mal an der ersteren, 4mal an der letzteren Stelle interpungiert. Nach der Ip greift in der Regel der neue Satz (oder das neue Glied) in den folgenden Vers über. Nicht selten aber steht schon an der Vers­ grenze eine zweite Ip, nämlich im ersten Buch Sémal (21,1 % der Versschlussip), im zweiten 48mal (25,7 %) — nie dagegen in den lyrischen Hexametern, was in Betracht der geringen Zahl der Versschlussip dem Zufall zugeschrieben werden kann. Nach der Meinung HEINZES XLIV soll das Vorhandensein einer Ip an der Versgrenze die den Rhjrbhmus hemmende Wirkung der Versschlussip verstärken (und folglich den Vers besonders prosaisch wirken lassen). Diesen Gedanken verstehe ich nicht; dagegen spricht übrigens die Tatsache, dass derartige Fälle in der Aeneis verhältnismässig noch häufiger sind als in den Satiren: imter 53 von NORDEN 389 f. aufgezählten Versen mit Ip innerhalb des Versschlusses haben 15 (28,3 %) Ip auch an der Versgrenze. Eine be­ sondere stilistische Wertung dieser Fälle ist also nicht möglich. — Es versteht sich hingegen von selbst, dass der Rhythmus noch mehr ge­ hemmt wird, wenn eine zweite Ip innerhalb des ^/'ersschlusses folgt. Das ist in den Satiren jedoch nur dreimal der Fall: I 1,39, II 3,58.97. B. Interpunktion in T und Buc. Obschon die Ip in T und in Buc nicht als Unre^:elmässigkeiten be­ zeichnet werden können, berechtigt ihre ungemeine Häufigkeit in den Satiren zu einer besonderen Untersuchung. Ip in T ist in den Satiren erheblich häufiger als in irgendeinem der übrigen von STURTEVANT untersuchten Texte (Lucrez, Vergil, Ovid), mit Ausnahme von Vergils Eklogen: die Ip in T sind laut STURTEVANT in den Satiren 2,8 % sämtlicher Ip, in den Eklogen 3,3%, sonst 1% oder weniger. Ihre Häufigkeit ist im zweiten Buch geringer als im ersten: 46 Fälle in I (darunter 20 starke Ip), 27 in II (12 starke Ip). Die Abnahme erscheint jedoch unbedeutend, wenn man die Frequenz NORDEN 389 f. berichtet allerdings über die Aeneis DIIS Umgekehrte: 24 Ip nach dem 5. Trochäus, 29 nach dem 5. Fuss. Eine Stelle, XII 425, wird jedoch fehlerhaft zur letzteren Gruppe gerechnet, und starke Ip fiteht 5mal nach dem S.Trochäus (III 480, IV 603, IX 312, 351, X 348), 4mal nach dem 5. Fuss (IV 416, 593, X 195, XII 526).

im Verhältnis zur Zahl der Verse mit T berechnet. Nach Tab. IX sinkt diese Zahl von 110 im ersten auf 83 im zweiten Buch; die Frequenzen der Ip in T in diesen Versen sind resp. 40,9 und 33,7. Die Abnahme betrifft nur T-Verse: von 30 T-Versen in Buch I haben 21, von 14 TVersen in Buch II nur 6 Ip in T. Die TH-Verse zeigen keine Verände­ rung: 25 Fälle in 80 Versen in I, 21 in 69 in II. — In den Epoden und im ersten Odenbuch, die zusammen 8 Verse mit T enthalten, kommt eine starke Ip in T vor: c. I 28,15 (T-Vers); ausserdem eine schwache Ip V. 29 desselben Gedichtes, falls vor der Apposition eine Pause an­ zunehmen ist. Die Ip in Buc kann ohne Übertreibung als ein Charakteristikum des horazischen Satirverses bezeichnet werden. Laut STURTEVANT, Tab. VI machen diese Ip in den Satiren 9,9 %, in Vergils Eklogen 6,2 %, in den übrigen Texten weniger als 3% der Ip aus. (Noch schärfer tritt der Unterschied in STURTEVANTS Tab. V hervor, die die Frequenzen in 100 Versen zeigt.) Buc ist in den Satiren, wie schon WALTZ 224 hervor­ gehoben hat, mit Ausnahme von Ρ die Stelle im Versinneren, wo am häufigsten interpungiert wird. (Danach folgen Η und Tri.) Wenn nur auf die starken Ip Bezug genommen wird, tritt die Neigung des Horaz, die Sinnespausen in die Buc zu verlegen, noch stärker hervor: die drei Versstellen, an denen die meisten starken Ip stehen, sind (laut meiner Tab. XX) im ersten Buch Ρ mit 94, Buc mit 69 und Tri mit 26 Ip, im zweiten Ρ mit 107, Buc mit 73 und Η mit 41 Ip.^^ Wie Tab. XIX zeigt, sinkt die Frequenz der Ip in Buc von 14,7 im ersten auf 13,7 im zweiten Buch. Der kleine Unterschied gewinnt In­ teresse in Betracht der Angabe von WALTZ 225, dass die Ip in Buc in den Briefen, mit höchstens 160 Fällen, erheblich seltener ist als in den Satiren, mit etwa 260. Die Abnahme in Buch II ist mit einer stärkeren qualitativen Verfeinerung verbunden. In voraugusteischer Hexameter­ dichtung (ausser bei Cicero) wird ohne Unterschied nach daktylischem und nach spondeischem 4. Fuss interpungiert; Vergil lässt dagegen, der griechischen Metrik folgend, nur nach daktylischem 4. Fuss Ip in Buc zu.^^ Im zweiten Satirenbuch lässt sich, wie unsere Tabelle zeigt, eine Der Kürze halber nenne ich in diesem Zusammenhang jede Wortgrenze nach dem 2. longum Tri. VgL NOUGARET, Métr. § 97, HAVET § 107. DREXLER 45 (s. o. S. 130) hat in Ον. met. I dasselbe Verhältnis festgestellt.

deutliche Annäherung an die vergihsche Praxis feststellen: Buch I enthält 88 Fälle nach Daktylus, 63 nach Spondeus, Buch II resp. 98 und 50. Wenn nur starke Ip gezählt werden, erscheint die Veränderung grösser: in Buch I stehen 41 Ip nach Daktylus, 28 nach Spondeus, in Buch II resp. 59 und 14. — Die Hexameter der Epoden und des ersten Odenbuches zeigen die gleiche Praxis wie Sat. II: sie enthalten 11 Ip in Buc (Frequ. 10,1), darunter nur eine (schwache) nach Spondeus (ep. 12,11); unter den 10 Ip nach Daktylus sind 3 starke, die alle in Ep. 16 stehen (V. 17,37,41). Nur ein Fall steht in den Carmina (I 28,27). Unter den Satiren des ersten Buches haben Nr 4 und besonders Nr 9 erheblich höhere Frequenzen als das Buch als Ganzes; in der letzte­ ren Satire kommt Ip in Buc in jedem dritten Vers vor, und 23 von 27 Ip sind stark. Niedrige Frequenzen haben Sat. 1, wo auch nur 1 von 10 Ip stark ist, und die kurzen Sat. 7 und 8. — Buch II ent­ hält wenige Abweichungen von Belang. Die höchste Frequenz (17,3) hat Sat. 5, die niedrigste (9,5) Sat. 4, wo nur 2 von 9 Ip stark sind. — Das Verhältnis zwischen Daktylen und Spondeen im 4. Fuss vor der Ip weicht in einigen Satiren ab. Die Daktylen überwiegen, wie aus der Tabelle zu ersehen ist, besonders in I 6, II 1, II 6, II 7, die Spon­ deen besonders in I 10 und II 8. Es kann von vornherein wahrscheinlich vorkommen, dass die Fre­ quenz der Ip in Buc zur Frequenz der Ip im Versschluss umgekehrt korrelativ ist; die verschiedene Entwicklung im zweiten Buch — we­ nigere Ip in Buc, mehr Ip im Versschluss — könnte auch darauf hin­ deuten. Aber die hohe Frequenz der Ip in beiden Stellungen in den Satiren überhaupt bildet einen kräftigen Gegenbeweis, und die ver­ mutete Korrelation ist in der Tat nur in drei Satiren vorhanden: I 1 hat wenige Ip in Buc aber ziemlich viele im Versschluss, I 4 hat viele in Buc aber wenige im Versschluss, I 7 hat wenige in Buc aber viele im Versschluss. Viele Ip sowohl in Buc als im Versschluss haben da­ gegen die Sat. I 9 (die auch viele unregelmässige Ip vor der Buc ent­ hält) und II 5, wenige Ip in beiden Stellungen die Sat. I 5 und II 4 (beide mit wenigen unregelmässigen Ip vor Buc) und I 8. Auch ist in den lyrischen Hexametern an beiden Versstellen die Ip seltener als in den Satiren. In der Tat dürften die beiden Erscheinungen eine in­ nere Verwandtschaft haben: die Häufigkeit beider in den Satiren ist wesentlich auf eine allgemeine Neigung des Dichters zurückzuführen, worauf WALTZ 181 hinweist: ,,Εη règle générale, on peut dire que, si les poètes épiques terminent fréquemment la pensée dans le commence-

ment du vers suivant, Horace aime à la commencer dans la fin du vers précédent''; weiteres darüber u. S. 151 ff. C. Stellung der starken Interpunktionen. Eine vollständige Statistik über die Stellung im Vers sämtlicher Ip fand ich für den Zweck dieser Untersuchung entbehrlich. Sie hätte aller Wahrscheinlichkeit nach nichts Anderes oder Interessanteres er­ geben als die Statistik über die Stellung der starken Ip im Versinne­ ren, die ich in Tab. XX vorlege.^^ Die für unsere Untersuchung inte­ ressanten Zahlen dieser Tabelle wurden schon in den vorigen Abschnit­ ten dieses Kapitels erwähnt und erörtert. In Bezug auf die gewöhn­ lichen Ip-Stellen — nach dem 1. Fuss und dem 2. longum, in Ρ und Η — sind Unterschiede von Belang zwischen den einzelnen Satiren kaum vorhanden; es verdient nur der Erwähnung, dass in Sat. II 3 die Ip nach dem 1. Fuss, wider die Gewohnheit, über den Ip nach dem 2. longum kräftig überwiegen. Dass Sat. I 6 keine starke Ip in der ersten Vershälfte enthält, ist in Betracht der geringen Gesamtzahl starker Ip im Versinneren in dieser Satire (vgl. Tab. XXI) nicht bemerkenswert. Der einzige wesentliche Unterschied zwischen den beiden Büchern — ausser der oben S. 134 erwähnten Zunahme der Ip nach dem 5. Fuss in Buch II — ist die in Buch II gesteigerte Häufigkeit der Ip in Η (21 Fälle in I, 41 in II); diese Ip sind im ersten Buch 6,7 %, im zweiten 11% aller starken Ip im Versinneren. Möglicherweise ist hier der Einfluss Vergils zu spüren: die Georgica enthalten, laut STUETEVANT, in scharfem Gegensatz zu den Eklogen, etwas mehr Ip in Η als in Viel grösseres stilistisches Interesse hat das Verhältnis zwischen den starken Ip an der Versgrenze und denjenigen im Versinneren, das aus Tab. XXI zu ersehen ist. Es dürfte von vornherein klar sein, dass — im grossen gesehen — eine grössere Zahl von Ip im Versinneren von einem bewegteren Stil, ein Überwiegen der Ip an der Versgrenze hingegen von Euhe und Gleichgewicht zeugt. Das Verhältnis hängt selbstverständlich mit der Häufigkeit des Enjambements zusammen, das im folgenden Kapitel behandelt werden soll; hier werden jedoch nur die starken Ip in Bezug genommen. Über meine Abweichungen von der Ip KLINGNERS S. O. S. 126 f. 2^ Laut DRACHMANN, Hermes 1908, 416 ist starke Ip in Η auch in der Aeneis sehr häufig.

Die Frage hat nicht nur eine stiHstische, sondern auch eine geschicht­ liche Seite. NORDEN 387 f. weist darauf hin, dass, während die Neoteriker die Ip hauptsächhch an die Versgrenze gebunden hatten (vgl. W. KROLL ZU Catull 64,29 und 66,35), Vergil sich der älteren Freiheit in der Verlegung der Ip wieder näherte. A. B. DRACHMANN, Hermes 43 (1908) 414 f. hat die Praxis dieser und anderer Dichter statistisch untersucht; leider sind jedoch seine Zahlen mit den meinen nicht ver­ gleichbar, weil er zwischen ,,Periodenschlüssen" und ,,Satzschlüssen'' unterscheidet und zur zweiten Kategorie nicht nur die durch Komma, sondern auch die durch Kolon und Semikolon bezeichneten Pausen rechnet. Mir ist es methodisch zuverlässiger erschienen, sämtliche starke Ip ohne Unterscheidung zu zählen; es ist in den Satiren oft ziemlich heikel, in einer Reihe von improvisatorisch aneinandergereih­ ten, aber innerlich zusammengehörenden Sätzen Periodenschlüsse zu unterscheiden. (S. z. B. I 3,9-19, 49-54; 4,24-38.) Wie die Tabelle zeigt, überwiegen die Ip im Versinneren ein wenig über den Ip an der Versgrenze. Das Verhältnis ist in beiden Büchern fast genau dasselbe: die Fälle im Versinneren sind im ersten Buch 56 %, im zweiten 56,5 % sämthcher starken Ip.^^ In mehreren Satiren ist die Proportion eine verschiedene; die Bedeutung der Unterschiede muss aber mit Bezug auf die Gesamtzahl der starken Ip in den be­ treffenden Satiren geschätzt werden. Die relevanten Abweichungen in Buch I sind m. E. die folgenden: besonders viele Ip im Versinneren haben vor allem Sat. 9 (65 von 84) und ferner die Sat. 3 und 4 (beide fast 2/3 von 76 Ip); bemerkenswert viele Ip an der Versgrenze haben Sat. 6 (29 von 49) und vielleicht Sat. 1 (36 von 65). (Mit Hinblick auf die früher gewonnenen Ergebnisse sei auch darauf hingewiesen, dass in den Sat. 5 und 10 die Ip an der Versgrenze überwiegen.) In Buch II ist nur eine relevante Abweichung, aber eine sehr kräftige, festzu­ stellen: in Sat. 4 stehen von 55 starken Ip nur 17 — fast nur die Hälfte der durchschnittlichen Zahl — im Versinneren. In Sat. 1 stehen an­ derseits doppelt zahlreichere Ip im Versinneren als an der Versgrenze (resp. 32 und 16); wegen der geringen Gesamtzahl der Ip ist jedoch diesem Verhältnis wenig Gewicht beizulegen — die normalen Zahlen wären 27 und 22. Ein Nebenprodukt dieser Untersuchung, das an den Rand unseres Themas fällt, ist die Kenntnis von dem durchschnittlichen Abstand Die Ip nach dem Schlussvers jeder Satire sind nicht mitgezählt.

zwischen den starken Ip, die bei der Division der Zahl der Verse durch die Zahl der starken Ip (einschl. der Ip nach dem Schlussvers) leicht gewonnen wird. Diesen Abstand nenne ich, mangels eines passenden Terminus, ,,die Satzlänge", obgleich es sich selbstverständlich sehr oft um zusammengesetzte Sätze, sogar um Perioden handelt. Die An­ gaben darüber sind in die Tab. XXI eingefügt. In beiden Büchern hegt die durchschnittliche Satzlänge zwischen 1,5 und 2 Versen; die ,,Sätze" sind jedoch in Buch II etwas kürzer. Unter den Satiren des ersten Buches weicht vor allem Nr 6 durch grössere Satzlänge ab: der Durchschnitt ist hier 2,6 Verse. Verhältnismässig grosse Satzlänge haben auch Sat. 8 (2,3 Verse) und Sat. 10 (2,2 Verse). Erheblich kürzere Sätze hat nur Sat. 9: der Durchschnitt ist hier 0,9 Verse, weniger als die Hälfte der Durchschnittszahl des ganzen Buches. In Buch II weicht keine Satire in relevanter Weise ab. Der Grund ,d^r grösseren Satzlänge in den Sat. I 6, 8 und 10 ist m. E. der nicht-dialogische, verhältnismässig literarische Stil dieser Stücke. I 6 hat hauptsächlich die Form eines Briefes^^ (mit eingestreuten Re­ pliken V. 24-26, 29, 38-44, wo sich die Ip häufen: 10 in 10 Versen); I 8 ist eine reine Erzählung, I 10 eine literarpolemische Plauderei. — Dass die fast rein erzählende Sat. I 5 sogar etwas kürzere Sätze hat als Buch I als ganzes, widerstreitet scheinbar der eben gegebenen Er­ klärung. In der Tat dürfte aber die geringe Satzlänge in I 5 mit der epischen Durcharbeitung des Stiles zusammenhängen, die sich darin äussert, dass die Hypotaxe, wie es scheint, in diesem Stück viel we­ niger hervortritt als in den Satiren im allgemeinen; NORDEN 378 stellt — mit beleuchtenden Zitaten — fest, dass Vergil, im Gegensatz zur vorklassischen Dichtung, die Parataxe ,,als die mehr poetische Art der Diktion" bevorzugt. Schliesslich einige skizzenhafte Anmerkungen über den Umfang und Bau der längsten Sätze. Laut NORDEN 376 übersteigt bei Vergil — im Gegensatz zur älteren römischen Dichtung — die Satzlänge selten das von Cicero angegebene Normalmass einer prosaischen Periode: 4 Hexa­ meter. Es erweist sich — was zu erwarten war — dass sich Horaz in Vgl. W. KROLL ZU Catull 68,1: ,,Dass die Periode 14 Verse umfasst, ist teils Unbeholfenheit, teils Nachahmung des Briefstiles." In Sat. I 10 ist jedoch nur in der zweiten Hälfte des Stückes die Satzlänge grösser als durchschnittlich; vgl. IV. Teil.

den Satiren um dieses Normalmass wenig kümmert: ich fand im ersten Bucli 28, im zweiten 33 Sätze von mehr als 4 Versen, und resp. 7 und 8 dieser Sätze übersteigen sogar 6 Verse. Besonders viele Beispiele findet man natürlich in den drei Satiren des ersten Buches, wo sich die durchschnitthche Satzlänge besonders gross erwies: Sat. 6 enthält deren 10, darunter ein Unikum von 13,5 Versen (V. 65-78)^^ Sat. 8 hat 2 Sätze von 6 und 6,5 Versen (V. 14 ff., 40 ff.), Sat. 10 enthält 3 Sätze von mehr als 5 Versen, darunter einen von 8,5 Versen (V. 56 ff.). In Buch II gibt es keine ähnliche Anhäufung langer Sätze.Beson­ ders wenige lange Sätze findet man anderseits in den Sat. I 5 (einen von 5 Versen V. 77 ff.), II 4 (einen von 5 Versen V. 83 ff.) und II 5 (einen von 5,5 Versen V. 45 ff.). ,,Aber nicht bloss die gemessene Länge ist das Kriterium einer gu­ ten Periode, sondern in noch viel höherem Grade die Gliederung'', fährt NORDEN 376 fort. Von rhetorischer Formung und Abwägung der Perioden ist in den Satiren selbstverständlich wenig zu finden. Unter den 61 Perioden von mehr als 4 Versen können höchstens 14 (5 in I, 9 in 11)^^ als „gegliedert'' bezeichnet werden, und auch diese sind selten von dem von Vergil bevorzugten parataktischen Typus (s. NORDEN 378 f.).^^ Man findet sonst sowohl schwerfällige, kompUzierte Perioden, wie die von NORDEN 378 aus Lucrez zitierte (z. B. I 4,56 ff., 6,1 ff., II 5,45 ff.), als auch lockerere Gefüge mit improvisa­ torischer Anknüpfung der Glieder (z. B. I 5,77 ff., grossenteils 6,65 ff., 7,4 ff., 10,9 ff., II 3,32 ff., 6,40 ff., 7,95 ff., 8,26 ff.). Zuweilen kann eine Periode teilweise vom komplizierten, teilweise vom anknüpfenden Typus sein (z. B. I 10,56 ff.). Es ist selbstverständlich der letztere Ty­ pus, der den sermo im eigentlichen Sinn kennzeichnet. — Eine gründ­ liche Untersuchung des Periodenbaues der Satiren würde wahrscheinMan kann auch die Verse 7-17 als eine Periode von 11 Versen betrach­ ten. Die umfangreichste Periode in Buch II ist 3,111 ff. (11 Verse), wo ich in diesem Zusammenhang von einigen Semikolons absehe (vgl. o. S. 126,3). — Gleich­ falls betrachte ich II 6,6-13 als eine Periode (die zwei direkte Reden einschliesst) und sehe in II 7, 12 und 18 von starken Ip ab. 3^ I 2,96 ff., 127 ff.; 3,113 ff., 137 ff.; 4,81 ff.; II 2,82 ff.; 3,104 ff., III ff., 214 ff., 226 ff.; 6,70 ff., 100 ff.; 7,8 ff., 83 ff. Vorwiegend parataktisch sind z. B. I 2,127 ff.; 4,81 ff.; II 7,83 ff. -— alle mit asyndetisch verbundenen Gliedern, die eine rhetorische Steigerung bilden. — Ein schönes Beispiel einer an Nebensätzen reichen aber trotzdem übersichtlichen Periode ist II 6,70 ff.; vgl. auch I 3,113 ff., II 7,8 ff.

lieh über den horazischen Satirenstil und seine etwaige Entwicklung neues Licht bringen.^^

3· Enjambement. Bei einer Untersuchung des Verhältnisses zwischen Vers und Satz kann man ohne den Begriff Enjambement nicht auskommen. Dieser wird aber in ziemlich verschiedener, zuweilen unklarer Weise bestimmt. Klar und handlich scheint allerdings die Beschreibung von M. GRAMMONT, Le vers français, Paris 1913, 35: ,,Le rejet [ = enjambement] est un effet de contraste produit par le fait que la phrase syntaxique ne cadre pas avec le mètre"; nur kann man im Einzelfall bisweilen über den Umfang der ,,phrase syntaxique'' im Zweifel sein. Es ist zu be­ merken, dass GRAMMONT von einer Inkongruenz zwischen den ganzen syntaktischen und metrischen Einheiten redet; er berücksichtigt da­ her auch Fälle, wo eine Sinnespause (nach einem eingeschalteten Ne­ bensatz o. ä.) an der Versgrenze hegt (in den Satiren z. B. I 1,16 eris tu, qui modo miles, / mercator). Andere verstehen unter Enjambement nur eine Inkongruenz zwischen dem Schluss der syntaktischen und dem der metrischen Einheit; als Kriterium betrachtet man dann die Unmöglichkeit einer natürlichen inhaltlichen Pausierung an der Vers­ grenze.Eine sehr weite Definition gibt anderseits K. BÜCHNER, der Verfasser der m. W. gründlichsten klassisch-philologischen Behand­ lung der Erscheinung^^: Enjambement liegt vor, ,,wo zwischen den Versen irgendwelche Spannung besteht, die nach Auflösung drängt" (49). Wenn diese Bestimmung folgerichtig angewandt wird, muss man — wie GRAMMONT — in vielen Fällen, wo eine unzweideutige Sinnes­ pause an der Versgrenze liegt, Enjambement statuieren, sogar wenn sich die Spannung über einen ganzen, von einem eingeschalteten Neben­ satz o. ä. gefüllten Vers erstreckt (z. B. I 1,56-58; 4,19-21; 10,67-69; Vgl. die Bemerkungen HEINZES XXVI f. Der schwedische Metriker B. RISBERG (Den svenska versens teori, II, 1936, § 223 f.) ersetzt den französischen Terminus mit dem schwedischen ,,versbindning" (Versbindung), dem er, angemessen unterscheidend, einen weiteren Um­ fang gibt (,,nahe Verbindung zwischen Versen überhaupt"), während er die Fälle engster sprachlicher Zusammengehörigkeit (,,solche Verse, die durch direkte Proklise oder Enklise zusammengeknüpft sind") mit dem Terminus ,,övergripning" (Übergreifung) bezeichnet. ,,Beobachtungen über Vers und Gedankengang bei Lukrez", Berlin 1936, III. Kap.: ,,Enjambement."

II 4,12-14). Die äusserste Konsequenz würde sogar verlangen, dass solche Fälle, wo an der Versgrenze ein Vordersatz oder eine voraus­ gehende Partizipialkonstruktion endet, mitgerechnet würden (was in der Praxis selbstverständlich ungereimt wäre). Die methodische Praxis BtiCHNERS umgrenzt aber den Begriff erheblich enger als seine Defi­ nition: sie läuft in der Tat nur darauf aus, die Verse festzustellen, ,,bei denen kein Ruhepunkt am Versende ist'' (49). (Der Begriff ,,Ruhe­ punkt" wird nicht bestimmt.) So nimmt BÜCHNER Z. B. vor Anaphern, adversativen Konjunktionen und et kein Enjambement an, obgleich in vielen derartigen Fällen eine ,,Spannung, die nach Auflösung drängt" zwischen den Versen offenbar bestehen muss (ζ. Β. I 9,22 non Viscum pluris amicum, I non Varium fades, 6,59 non ego circumjme Satureiano vectari rum caballo, I sed quod eram narro). Aber wie man auch immer den Begriff bestimmt, ist bei der Beur­ teilung vieler Einzelfälle eine gewisse Subjektivität unvermeidlich (expertus loquor). Die Folge ist, dass die Angaben von zwei Forschern über die Frequenz des Enjambements in einem und demselben Text in der Regel sehr schlecht übereinstimmen. BÜCHNER 54,1 gibt ein auf­ fallendes Beispiel solcher Diskrepanz, und ein Vergleich zwischen sei­ nen eigenen Zahlangaben über Vergil und Ovid S. 67 und den von A. B. DRACHMANN, Hermes 43 (1908) 414 gegebenen zeigt, dass die Rech­ nung ziemlich verschieden herauskommen kann (die Unterschiede sind 10 % und darüber), auch wenn zwei Forscher, wie hier der Fall ist (s. BÜCHNER 50), nach wesentlich den gleichen Grundsätzen den­ selben Stoff beurteilen.i^ Wenn Frequenzangaben für verschiedene Dichter oder Texte einigermassen vergleichbar sein sollen, müssen sie offenbar wenigstens von demselben Forscher herrühren. Als ich trotz den grundsätzlichen und methodischen Schwierigkeiten den Versuch machte, die Frequenz des Enjambements in den Satiren zu berechnen, konnte die Untersuchung also keinen anderen Zweck haben, als den etwaigen inneren Unterschieden nachzuspüren. Ich ging dabei von der oben zitierten Definition BÜCHNERS aus, wandte sie aber folgerichtiger, d. h. viel weiter an als er. So wurde Enjambement angenommen z. B. vor Anaphern (wie I 9,22, s. o.), vor notwendigen Nebensätzen (wie I 10,2 quis tam Luciii fautor inerte est / ut non hoc Es muss allerdings anerkannt werden, dass die Zahlen DRACHMANNS höher sein müssen, da er, im Gegensatz zu BticHNER, bei copulativer Verbindung ohne Subjektswechsel und nach vorausgehendem Partizip keinen ,,Ruhepunkt" an­ nimmt (413).

fateatur?) und an vielen Stellen, wo eine Satzgrenze mit der Versgrenze zusammenfällt (s. o. S. 142). Die so erhaltenen Frequenzen sind — ohne Anspruch genauer Zuverlässigkeit — im ersten Buch 54,3 % (554 Fälle), im zweiten 50,2% (540 Fälle).i^ jgg all­ gemein sagen, dass dies hohe Frequenzen sind; laut BÜCHNER (der je­ doch, wie schon bemerkt wurde, in der Praxis das Enjambement enger umgrenzt) sind die Frequenzen in den einzelnen Büchern des Lucrez 23,5—33,8 (S. 63), in Verg. Aen. I-VI 30—36, in Ov. met. ca. 30 (S. 67). An inneren Verschiedenheiten ist zuerst die kleine Abnahme in Buch II zu bemerken. Unter den einzelnen Satiren kommen sehr wenige relevante Abweichungen vor. Etwas geringere Frequenzen haben die Sat. I 2 (45,1%, 60 Fälle) und II 3 (44,9%, 146 Fälle). Die einzige kräftige Abweichung ist die auffallende Seltenheit des Enjam­ bements in Sat. II 4 (31,9 %, 30 Fälle) — die allerdings wenig über­ rascht, nachdem wir früher in dieser Satire die Seltenheit von Inter­ punktionen im Versschluss und in Buc und überhaupt von starken Interpunktionen im Versinneren festgestellt haben (S. 133, 137, 139). Eine allgemeine Charakteristik des Ausdruckswertes des En­ jambements bietet nicht geringere Schwierigkeiten als die Begriffs­ bestimmung und ihre Anwendung in praxi. BIJCHNEE, 48 hebt mit Recht hervor, dass jeder Einzelfall seine Eigenart hat und interpre­ tiert werden muss; eine erschöpfende Behandlung würde folglich einen fortlaufenden Textkommentar einbegreifen. Es lässt sich m. E. nur ganz allgemein behaupten, dass eine verhältnismässig grosse Häu­ figkeit des Enjambements in einem hexametrischen Gedicht — der blosse Gebrauch des Enjambements ist selbstverständlich in stichi­ schen Versen für die Variation unentbehrhch — dem Stile eine freiere, kühnere und raschere Bewegung gibt. Die Expressivität des einzelnen Enjambements kann sehr ver­ schiedener Art sein. BIJCHNER betrachtet die lucrezischen Enjambe­ ments nur von einer Seite: er berücksichtigt ausschliesslich die in seiner Definition genannte ,,Spannung" zwischen den Versen und ordnet demgemäss den Stoff in 12 Klassen nach verschiedenen grammatischen Beziehungen ein (Adj.—Subst., Subst.—Adj., Fron.—Subst., usw.), denen verschiedene Grade von Spannung entsprechen sollen. Aus die­ ser komplizierten Einteilung kommt jedoch wenig heraus; die wesentBei der Frequenzberechnung wurden die Schlussverse der einzehien Satiren abgezählt.

liehe stilistisehe Distinktion wird S. 64 zwisehen zwei Arten von En­ jambements gemacht: entweder wird das Wichtige schon im Vorder­ vers gesagt, und unwichtige Satzteile werden in den nächsten Vers ver­ drängt (,,sehr häufig wird damit die Möglichkeit geschaffen, ein be­ sonders betontes Wort an das Versende zu setzen"), oder steht das wichtigste Wort erst am Anfang des zweiten Verses, und die Erwar­ tung darauf wird durch das Enjambement gespannt.Nur dem letz­ teren Typus, wo die Spannung stilistisch ausgebeutet wird, erkennt BÜCHNER künstlerische Intensität und Expressivität zu. ,,Bei der ersten Form hat man das Gefühl, dass der Vordervers fast geschlossen ist und dass der Eest der syntaktischen Vollständigkeit halber in den nächsten Vers gestopft wird'' (64). — Ich lasse es dahingestellt sein, ob etwa damit gerade die lucrezischen Enjambements erschöpfend charakterisiert sind; die Ausdruckskraft des Enjambements im allge­ meinen wird jedenfalls dabei zu einseitig gesehen. Bei der ausschliessUchen Bezugnahme auf die ,,Spannung, die nach Auflösung drängt" ist es BÜCHNER entgangen, dass jedem Enjambement, wo an der Vers­ grenze keine Sinnespause ist, gleichzeitig eine potentiale Expressivität verschiedener Art innewohnt: wenn die Versgrenze bei der Eezitation überhaupt markiert wird (was zweifelsohne bei antiken Versen als die Kegel anzunehmen ist — über eine vermutliche Ausnahme s. u. S. 148), es sei durch eine vom Inhalt nicht bedingte Pause (ohne Tonsenkung) oder durch eine gewisse Dehnung der Endsilbe des Verses, muss das vor der Versgrenze stehende Wort, das durch die Markierung dieser Grenze von der Fortsetzung des Satzes gewissermassen isoUert wird, eben dadurch Emphase erhalten können.(So z. B. I 2,78 laboris / φΐηβ liaurire mali est quam ex re decer^pere fructus, 3,93 minus hoc iucundus amicus / sit mihi, 4,45 comoedia necne poema / esset, 10,22 quod Pitholeonti / contigit, II 1,64 nitidus .. . per ora / cederet, introrsum turpis. Vgl. die vorzügliche Erläuterung der hervorhebenden Wirkung des Enjam­ bements auf den folgenden Vers bei GRAMMONT 33 ff. 2^ GRAMMONT 52 f. gibt zwar die Möglichkeit einer Emphase vor der Versgrenze zu, behauptet aber, dass in französischer Dichtung der im zweiten Vers stehende Teil des Satzes in der Regel grösseres Gewicht hat. — Nicht die Endstellung im Vers an und für sich kann die Emphase bewirken, wie z. B. BticHNER anzuneh­ men scheint (s. u. a. seine oben im Text parenthetisch zitierten Worte S. 64); vgl. darüber MAROUZEAU, Les articulations de l'énoncé, 138 ff., 180. An der letz­ teren Stelle weist MAROUZEAU auf die emphatische Wirkung der metrischen Pause bei Enjambement hin, jedoch nur mit Bezug auf solche Fälle, wo der Satz kurz vor der Versgrenze anfängt; darüber unten S. 153.

10 — 526900 Nils Ola Nilsson

2,31 Tiherinus an alto I captus, 3,109 nummos aurumque recondit, nescius uti I conpositis.) Es ist nicht einzusehen, warum ein Enjambement, wo vor allem diese Expressivität verwirklicht wird, geringere künstleri­ sche Intensität besitzen sollte als ein anderes, wo vor allem die Span­ nung auf die Satzfortsetzung zum Hervorheben eines wichtigen Wortes am Versanfang ausgebeutet wird. Nur ist die Intensität verschieden lokalisiert — was allerdings unleugbar ganz verschiedene stilistische Eindrücke bewirken kann. In der Praxis hat BÜCHNER selbst, in einem Aufsatz über eine be­ sondere Kategorie von Enjambements in den Satiren, diese Ambiva­ lenz vor Augen gestellt: ,,Die Trennung von Adjektiv und Substantiv durch die Versgrenze in Horazens Satiren", Hermes 71 (1936) 409 ff. Er geht hier von der These aus, dass das Enjambement Adjektiv-Sub­ stantiv (wegen der starken Spannung zwischen den Versen, die diese Beziehung bewirken soll) ,,als ein Zeichen besonders hohen, epischen Stils empfunden worden isf (409)^^; bei der Interpretation der betref­ fenden Enjambements in den Satiren stellt sich aber heraus, dass sie von dem epischen Typus (z. B. II 5,62 ah alto j demissum genus Aenea) meistens völlig verschieden sind: das Adjektiv, das (wohl zu mer­ ken) am häufigsten am Versende steht, hat das Hauptgewicht, oder jedenfalls nicht geringeres Gewicht als das Substantiv, das ohne nen­ nenswerte Spannung im nächsten Vers, oft schon am Anfang, folgt (z. B. I 3,7 modo summa / voce, modo Jiac, resonat quae chordis quattuor ima). ,,Diese Art'', erklärt der Verf. 412, ,,läuft dem Stile des Epos zuwider, sie erklärt sich aus der Natur des sermo, den Hauptsinnträger des Satzes besonders zu betonen." Mit dieser Erklärung dürfte zwar ein wesenth'cher Zug des räsonnierenden, vor allem das logisch Gewich­ tige pointierenden Satirenstiles getroffen sein. Es wird aber nicht beachtet, dass auch die Emphase des versschliessenden Adjektivs, wie oben dargelegt wurde, eine Wirkung des Enjambements sein kann.^^ Die zitierte Behauptung wird vom Verf. nur damit begründet, dass die Er­ scheinung in den Georgica doppelt häufiger ist als in den Eklogen. (Die Angabe BticHNERS im Lucrezbuch 68,1, dass sie in den Hexametern des Horaz äusserst selten sei, wird durch den Aufsatz dementiert.) Dies ist aber voreilig geschlos­ sen: man müsste zuerst die Frequenzen einerseits des Enjambements überhaupt, anderseits des Adjektivattributs überhaupt in beiden Werken feststellen. Wo das emphatische Adjektiv nicht unmittelbar vor der Versgrenze steht, wird die Emphase durch Hyperbaton bewirkt (z. B. I 3,120 maiora suhire j verbera). Dies ist auch bei versschliessendem Adjektiv häufig (z. B. I 5,94 longmn / carpente»

— Dass so weit verschiedene Stilcharaktere bei der gleichen sprach­ lichen Beziehung zwischen den Versen möglich sind, zeigt übrigens zur Genüge, wie wenig mit einer grammatischen Klassifizierung der Bnjam bements gewonnen ist. Es wäre dagegen grundsätzlich möglich und bei einer stiHstischen Untersuchung wohlbegründet, sämtliche Enjambements, wo keine Sin­ nespause an der Versgrenze ist, auf die eben besprochene Ambivalenz hin zu prüfen: vorherrschende Emphase des versschliessenden Wortes, oder Spannung der Erwartung auf Gewichtiges im zweiten Vers? Der Spielraum der Subjektivität wäre jedoch bei einer solchen Beurteilung so gross, die Fälle von sowohl - als auch und weder - noch so zahl­ reich, dass einigermassen zuverlässige statistische Ergebnisse für die einzelnen Satiren — worauf es ja hier in erster Reihe ankommt — auf diesem langen und mühevollen Wege kaum zu gewinnen wären. — Es sei nur ganz allgemein darauf hingewiesen, dass, wenn eng verbun­ dene Worte die Versgrenze umgeben, in den Satiren sehr oft die ganze Verbindung Emphase hat (z.B. I 1,2 illajcontentus, 69 Umolturbatam, 3,5 non j quicquam, 4,21 ultro j delatis, 9,61 uni j cuique, 11 unus j multorum, II 1,2 quidquid I conposui, 3,9b pulchris j divitiis, 179 iure I iurando, 240 aceto j diluit, 316 ingens j belim, 7,iO ultro j insectere, S,3Q acris I potores, 67 omni / sollicitudine). Der Eindruck gedrängter Energie, den man bei solchen Enjambements empfindet, lässt sich theoretisch damit erklären, dass hier auf engem Raum beide expressive Möglich­ keiten des Enjambements verwirklicht werden: Hervorheben des vers­ schliessenden Wortes, Spannung auf das ergänzende Wort am Vers­ anfang. Etwas zuverlässigere und handgreiflichere Ergebnisse habe ich durch die Abtrennung von zwei in verschiedener Weise besonders auf­ fallenden Kategorien von Enjambements zu erlangen gesucht: erstens Fälle, wo ein ganz unbetontes Wort vor der Versgrenze steht, zweitens Fälle, wo nahe an der Versgrenze interpungiert wird.^^ iter); die Wirkung der Wortstellung schliesst natürlich die Wirkung des Enjambe­ ments nicht aus (vgl. GRAMMONT 33). Laut BticHNER 84 sind Enjambements ähnlicher Wirkung auch bei Vergil sehr häufig. Die beiden Kategorien decken einander teilweise; z. B. gehört I 1,81 habes qui I adsideat unter beide Kubriken.

a) Unbetontes Wort vor der Versgrenze. Wie oben S. 145 bemerkt wurde, kann das Enjambement dem versschliessenden Wort nur unter der Voraussetzung Emphase geben, dass die Versgrenze bei der Rezitation irgendwie markiert wird. Es kommen nun aber in den Satiren zahlreiche Enjambements vor, wo das versschliessende Wort bedeutungsmässig ganz unselbständig ist und offenbar auch nicht den geringsten Nachdruck ertragen kann (wie et, atque, si, cum, ut, Relativpronomina).^^ Eine Markierung der Vers­ grenze, ob durch Pause oder Dehnung, würde hier gegen die natürhche Gliederung der Rede empfindlich verstossen^^ ohne dass dabei irgend­ welche besondere stihstische Wirkung erreicht würde — im Gegenteil würde diese Rezitationsweise zur Herbeiführung einer schlecht ange­ brachten Emphase des versschliessenden Wortes neigen.^^ Es lässt sich daher m. E. schwerlich denken, dass der Dichter in solchen Fäl­ len beabsichtigt hätte, dass die Versgrenze markiert werden sollte. Diese Vermutung wird dadurch gestützt, dass sich die fragliche Er­ scheinung, so verstanden, mehreren anderen, oben besprochenen Ei­ genheiten der horazischen Versschlussbehandlung anschhesst: den un­ regelmässig gebauten Schlüssen, den Elisionen und Interpunktionen innerhalb des Versschlusses. Alle diese Erscheinungen können zusam­ menfassend als metrische Prosaismen charakterisiert werden. (Vgl. o. S. 133.) Sie unterscheiden sich nur darin, dass die früher untersuch­ ten Unregelmässigkeiten den inneren Bau des Versschlusses betreffen, die fraglichen Enjambements hingegen die Verdunklung der Vers­ grenze bezwecken. Vgl. WALTZ 181. Ganz unmöglich ist natürlich der Einfall BÜCHNERS 52,1, dass „hinter der Konjunktion eine kleine Pause im Sprechen [ = in der Sprache überhaupt] ge­ macht wurde". Zur Begründung dieser Hypothese beruft sich der Verf. u. a. auf die in Rede stehende Praxis des Horaz in den Satiren: ,,Dafür spricht auch, dass Horaz diese Pause, scheint es, für besonders charakteristisch im Umgangston gehalten hat." Das ist doch ein logischer Salto: die Beweisführung des Verf. im­ pliziert nicht nur, dass an der Versgrenze immer pausiert wurde, sondern auch, dass die metrische Pause immer mit einer sprachlichen Pause zusammenfiel. Es lässt sich allerdings denken, dass eine Markierung der Versgrenze die Spannung auf das folgende Wort erregen soll (so möglicherweise I 1,50 iugera centum an / mille aret, 5,39 namque / Biotins et Varius Sinuessae Vergiliusque / occurrunt, 10,13 parcentis viribus, atque j extenuantis eas). Einleuchtende Beispiele sol­ cher Wirkung habe ich jedoch bei Prüfung eines grossen Teils der Fälle nicht gefunden; die Neigung zur verkehrten Emphase des versschliessenden Wortes würde jedenfalls fortbestehen.

Es ist offenbar für unsere Untersuchung wichtig, die Verbreitung dieser prosaischen Enjambements (ich werde sie im folgenden so bezeichnen) in den Satiren festzustellen. Ergebnisse von genauer Objektivität sind jedoch auch an diesem Punkte nicht erreichbar. Man darf nicht einfach die gewissen sprachlichen Kategorien zugehörenden Enjambements abtrennen, sondern jeder Fall muss auf die Möglichkeit einer gelegentUchen Emphase geprüft werden. Im grossen und ganzen verteilen sich jedoch die Enjambements, die ich hier mitgezählt habe, auf einige grammatische Kategorien: 1) relative Pronomina und Adverbia (mit Ausnahme der verallge­ meinernden Relativa); 2) persönliche Pronomina in der Objektsform (ausser einigen Fällen, wo eine gewisse Emphase denkbar ist: I 5,102; 9,73; II 5,35.109; 6,72; 7,47) und das determinative id II 3,177; 3) est und sit vor dem Prädikativ, esse I 2,4, esset II 8,59; 4) bei- und nebenordnende Konjunktionen (ausser atqui passim, quamvis II 1,74, quare II 3,46); 5) die Partikeln an, nam, namque, nempe\ 6) Präpositionen unmittelbar vor ihrem Casus (ausser ad usque und dem betonten antejnoctem I 4,51).^^ Es dürfte schon aus den erwähnten Ausnahmen hervorgehen, dass ich im Einzelfall nur mit der grössten Vorsicht das versschliessende Wort als völlig unbetont klassifiziert habe. Als Beispiele ziemlich ver­ wandter Fälle, die ich nicht mitzuzählen gewagt habe, nenne ich I 1,101 sie jut Nomentanus,, 2,91 illa j quue maL· sunt, 11 1,4:4: ille j qui me conmorit, 3,89 quid ergo / sensit, 140 vocando / hanc Furiam, 5,29 esto / defensor, 6,8 ille / ^proximus, 80 fertur / aeeepisse. Die nach diesen Grundsätzen vorgenommene Beurteilung ergibt, dass das erste Buch 76, das zweite 69 prosaische Enjambements enthält (die Frequenzen sind resp. 7,5 und 6,4)^^; die Abnahme entspricht etwa derjenigen der Enjambements überhaupt. Etwas höhere Fre­ quenzen haben die Sat. I 4 (15 Fälle, 10,6 %), II 1 (8 Fälle, 9,4 %) und II 2 (13 Fälle, 9,6 %), etwas niedrigere Frequenzen die Sat. I 6 (6 Fälle, NORDEN 401 f. gibt vergleichbares Material der Kategorien 1, 4, 5, 6 (jedoch anders verteilt) aus Lucrez und Vergil. Das unbetonte Wort am Versende ist im ersten Buch 51mal, im zweiten nur 34mal ein Monosyllabum; das entspricht der allgemeinen Abnahme der monosyl­ labischen Versschlüsse in Buch II (vgl. Tab. XV).

4,6 %) und II 3 (16 Fälle, 4,9 %). Nur in Sat. II 4 fehlt die fragliche Er­ scheinung gänzUch. HinsichtUch der sprachhchen Kategorien lassen sich ein paar Ver­ änderungen im zweiten Buch feststellen. Relativpronomina am Versende kommen im ersten Buch 13mal, im zweiten nur 3mal vor.^^ (Sogar die letztere Zahl entspricht jedoch einer grösseren Häufigkeit als, laut NORDEN 401, bei Lucrez und Vergil.) Gleichzeitig verschwin­ den sie aus den Schlüssen der lyrischen Hexameter: die Epoden ent­ halten zwei Beispiele (12,23; 16,65), die Carmina keines. (Sonst finden sich in den Ijrrischen Hexametern zwei prosaische Enjambements: ep. 16,27 quando, c. I 28,31 et.) In den Briefen werden aber die versschliessenden Relativa wieder häufig: das erste Buch enthält 10, das zweite 7 Beispiele.— Die Konjunktion si kommt gleichfalls In Sat. II seltener am Versende vor: 12 Beispiele im ersten, 5 im zwei­ ten Buch.^^ (Laut NORDEN 401 kommt bei Lucrez und Vergil in dieser Stellung nur siquis vor.) In sämthchen Fällen des zweiten Buches (im ersten nur 4mal) ist si mit ac, ut oder velut verbunden. Obschon für genaue Vergleiche das nötige Material fehlt, dürfte es keine allzu kühne Behauptung sein, dass die prosaischen Enjambe­ ments eine kennzeichnende Eigenheit des horazischen Hexameters ausmachen; aller Wahrscheinlichkeit nach sind sie bei Horaz weit­ aus häufiger als bei irgendeinem anderen lateinischen Hexameterdichter.^^ Eine Anregung zu dieser Technik kann er jedoch aus Lucilius empfangen haben. In den Luciliusfragmenten kommen ähn­ liche Enjambements lömal vor^^; das ergibt zwar nur die Frequenz 1,6, aber da viele der erhaltenen 940 Hexameter verstümmelt sind und I 1,81.94; 2,25.48.117; 3,9.10; 4,29.74.130.141; 5,78; 8,32; II 1,65; 2,108; 8,12. Es handelt sich immer um einsilbige Formen, jedoch zweimal mit in (I 2,48.117), einmal mit que (II 8,12) verbunden. 2) I 1,24.77; 2,65; 4,9; 11,12.17; 14,25; 15,45; 16,67; 18,81; II 1,84.106; 2,124. 151.153; a. p. 149.181. 3) I 1,46; 2,49.116; 3,94; 4,57.103.116; 6,66.130; 9,38.57; 10,34; II 3,92.241.270; 7,98; 8,58. Ausserdem ni I 9,47, si non II 1,6, seu II 2,87. (Nicht mitgezählt sind Fälle ohne Enjambement, wie II 8,71 aulaea ruant si.) Im ersten Buch des Lucrez fand ich 10 Enjambements dieser Art (V. 33, 188, 242, 360, 456, 615?, 684, 738, 755, 857?). Die Frequenz ist hier mehr als 7mal geringer als in den Satiren. BÜCHNER 78 zitiert 6 ei, 1 ut, 1 cum, 1 qui; ferner V. 76 contra j pestem, 98 mecum / partisses, 117 est j rinoceros, 185 te j si minus delectat, 269 se / fautorem ostendat, 1051 possideas si j milia.

selbständige Einzelverse naturgemäss besonders oft zitiert wurden, kann die fragliche Erscheinung einst bei LuciHus viel häufiger gewesen sein. Aber auch ausserhalb der Gattung kann Horaz gelernt haben: es ist eine Gewohnheit des Terenz, satzeinleitende Konjunktionen (und einigemal Präpositionen) ans Versende zu setzen.^^ Bei Terenz ist dies jedoch viel seltener als in den Satiren, Gegenstücke der horazischen Enjambements mit anderen unbetonten Wörtern als Konjunk­ tionen scheinen nicht vorhanden zu sein^^, und die vorherrschende Gewohnheit des Terenz, die Konjunktion durch EHsion mit dem vor­ angehenden Wort zu verbinden, wird in den Satiren fast gar nicht gespiegelt (die einzigen Beispiele sind I 1,50 centum an, II 2,58 vinum, et, 8,92 eamm et). Auch steht nichts der Annahme im Wege, dass Ho­ raz, wie Terenz^^, unmittelbar aus der Technik der griechischen nova gelernt hat; von seiner Beschäftigung mit dieser Literatur zeugt ja II 3,11. b) Interpunktion nahe an der Versgrenze.

Wenn eine Sinnespause nahe an der Versgrenze, am Ende des ersten oder am Anfang des zweiten Verses, liegt, wird der allgemeine Ein­ druck des Enjambements verstärkt^^: die Inkongruenz zwischen Vers und Satz tritt schärfer hervor, wenn Versgrenze und Satzgrenze in geringem Abstand kontrastieren, und besonders wenn zwei Satzgren­ zen die Versgrenze umgeben, wird die enge Verbundenheit der Verse stark empfunden (z.B. I 1,81 hahes quijadsideat). Die Frage, wie weit von der Versgrenze entfernte Interpunktionen bei einer Untersuchung solcher Enjambements mitzuzählen sind, ist J. VAHLEN, Über die Versschlüsse in den Komödien des Terenz, Abh. Berl. Akad. 1900, besonders S. 26. In den Adelphoe fand ich, ausser den von VAHLEN angeführten Stellen mit Konjunktion, nur ein prosaisches Enjambement: 165 esse j indignum (nach der Versteilung von SPENGEL). Vgl. J. DESCROIX, REL 13 (1935) 271 f. Vgl. N. SVANBEB-G, Verner von Heidenstam och Gustaf Eroding, Två kapi­ tel om nittitalets stil, Uppsala 1934, 31: ,,Det torde vara av principiell vikt ... att man jämsides med versbindningen tar hänsyn till vad som kan kallas vers­ klyvningen, då versradens rytmiska helhet brytes av en paus. Överhuvud be­ ror versbindningens effekt av hela syntaxen i de förbundna raderna. Den framhäves starkare, om t. ex. en meningspaus går kort före versgränsen eller inträ­ der snart därefter i följande rad."

je nach dem Versmass verschieden zu beantworten. Bei kurzen Ver­ sen kann es berechtigt sein, alle Interpunktionen im Versinneren zu berücksichtigen; bei Versen von der Länge des Hexameters muss man sich auf die typischeren Fälle beschränken. Eine objektive Entschei­ dung ist selbstverständlich unmöglich; mir ist es angemessen erschie­ nen, im ersten Vers die Interpunktionen von der Buc ab, im zweiten bis nach dem 2. Trochäus mitzuzählen.^^ Enjambements mit Inter­ punktion an der Versgrenze werden mitgezählt, wenn diese Interpunk­ tion offenbar schwächer ist als die nahestehende im Versinneren, z. B. I 10,67 turha; sed ille, j si foret. . .,/detereret sibi multa (nicht dagegen z.B. I 1,39 ignis, mure, ferrum, j nil ohstet tibi). Da sich diese Untersuchung verhältnismässig exakt durchführen lässt, lege ich die Ergebnisse tabellarisch vor (Tab. XXII). Die Fre­ quenz der fraglichen Enjambements sinkt von 33,8 im ersten auf 30,7 im zweiten Buch, etwa im Verhältnis zur Frequenz des Enjambements überhaupt; die hier gezählten Fälle machen gut 60 % aller Enjambe­ ments aus. Höhere Zahlen zeigt vor allem Sat. I 9 (39 Fälle, Frequ. 50,6, über 90 % der 42 Enj. der Satire), ferner I 7 (17 Fälle, Frequ. 50), II 1 (35 Fälle, Frequ. 41,2) und II 5 (45 Fälle, Frequ. 41,3); in den drei letztgenannten Stücken machen die fraglichen Fälle ca. 75 % aller Enjambements aus. Abweichungen nach der anderen Seite findet man in I 8 (12 Fälle, Frequ. 24,5, nur 40 % der Enj.) und vor allem in II 4 (15 Fälle, Frequ. 16, 50 % der Enj.). — Die kräftigsten Abwei­ chungen (I 9, II 4), wie auch die hohe Frequenzzahl der Sat. II 5, wur­ den von den Frequenzen der Interpunktionen in Buc und im Versschluss vorbedeutet (Tab. XIX, XX). In der Tabelle werden die Fälle mit Interpunktion am Ende des Vorderverses, am Anfang des folgenden Verses und in beiden Versen getrennt angegeben.^^ In dieser Hinsicht lässt sich eine deutUche Ver­ änderung im zweiten Buch feststellen: Enjambements mit Interpunk­ tion im Vordervers werden etwas häufiger (199 Fälle in I, 207 in II), die beiden übrigen Typen seltener (resp. 112—98 und 34—25). Die Veränderung stilistisch zu bestimmen ist unmöglich, da die einzelnen Interpunktionen nach dem 2. Fuss schliesse ich vor allem aus dem Grunde aus, dass man in vielen Fällen mit der Möglichkeit zu rechnen hat, dass ein „elidierter" Endvokal überwiegt, so dass die Pause in der Tat nach dem 3. longum liegt (z. B. II 1,61 metuo, et); vgl. o. S. 90. I 2,49 und 92, wo die letztere Interpunktion erheblich schwächer ist als die erstere, wurden zur ersten Gruppe gerechnet.

Fälle, wie die Enjambements überhaupt, ganz verschieden geartet sind. Was die einzelnen Satiren betrifft, ist nur auf die Häufigkeit der Fälle mit Interpunktion in beiden Versen in Sat. II 3 (12 Fälle) hinzu­ weisen . Eine Kategorie dieser Enjambements erfordert eine genauere Unter­ suchung auf die Expressivität hin: die Fälle, wo nur ein Wort (aus­ nahmsweise zwei, s. u.) zwischen der Satzgrenze und der Versgrenze — oder umgekehrt — steht (z. B.l 1,Si omnesIvicini odemnt, 94 finire laboremIincipias). Weil die Satzgrenze als zweiter isolierender und her­ vorhebender Faktor hinzutritt, wird nämlich die dem Enjambement als solchem innewohnende Möglichkeit zur Emphase sowohl vor als nach der Versgrenze kräftig verstärkt. Diese Erscheinung wird von MAROUZEAU, Les articulations de l'énoncé, 180 f. behandelt (vgl. auch Styl. 274 ff.). Für die Fälle, wo das betreffende Wort zwischen der syntaktischen und der metrischen Grenze, also am Versende steht, verwendet er den Terminus .„suspension'^ (,,lorsque la fin de vers est constituée par une amorce de phrase qui fait attendre un développe­ ment: il est naturel qu'alors le mot ainsi laissé en suspens à la pause métrique fixe sur lui l'attention et bénéficie d'une mise en relief"^^), wo es zwischen der metrischen und der syntaktischen Grenze am Vers­ anfang steht, den Terminus ,,rejet'' (,,lorsque le bref complément d'une phrase, constitué le plus souvent par un mofc unique, se trouve disposé au début du vers, isolé entre la finale de vers et la finale de phrase"). Es stellt sich die Frage, inwieweit Horaz in den Satiren diese Möglichkeiten zur Emphase ausbeutet. Wir untersuchen zuerst den Gebrauch der ,,suspension". Ich werde hier erstens Fälle, wo eine unbetonte Partikel dem versschliessenden Wort vorangeht (wie I 3,78 ac res jut quaeque est), zweitens einige Fälle, wo zwei bedeutungsmässig eng zusammengehörende Worte zwischen Satz- und Versgrenze stehen (wie I 3,56 probus quis j nobiscum vivit, 77 cur non, 9,69 vin tu) mit einbegreifen. Enjambements mit Interpunk­ tion an der Versgrenze (wo das versschhessende Wort von zwei Sin­ nespausen umgeben wird) werden dagegen vorläufig nicht mitgezählt. Die ,,suspension" kommt im ersten Buch 112mal, im zweiten 121mal vor, d.h. etwas häufiger als einmal in jedem zehnten Vers. Wir Die gleiche Wirkung kann, wie oben S. 145 entwickelt wurde, in grösserem oder geringerem Masse jedem Enjambement zugeschrieben werden, denn jedes Enjambement ,,fait attendre un développement".

können die Fälle, wo die Möglichkeit zur Emphase durchaus nicht verwirkUcht wird, sofort abtrennen: d. h. diejenigen, wo vor der Vers­ grenze eines der im vorigen Abschnitt besprochenen völlig unbetonten Wörter steht (z. B. I 5,59 quid faceres, cum I sicmutilus minitaris). Wenn unsere Vermutung, dass der Dichter bei derartigen Enjambements keine Markierung der Versgrenze beabsichtigte, zutrifft, kann ja das betreffende Wort durch die Stellung zwischen Satz- und Versgrenze keineswegs hervorgehoben werden. Eher wird durch das Vorhanden­ sein einer Sinnespause gleich vor der ,,verdunkelten" Versgrenze das Bewusstsein von dem Versrhythmus noch mehr geschwächt, und der prosaische Eindruck also verstärkt. Von dieser sozus. antiemphati­ schen Art sind im ersten Buch 20, im zweiten 30 Fälle (einschliesslich der Fälle mit einem zweiten unbetonten Wort vor dem versschliessenden, wie ut si, velut qui; die Fälle mit nur einem unbetonten Wort zwi­ schen Satz- und Versgrenze sind resp. 14 und 24). Es bleiben im ersten Buch 92, im zweiten 91 Fälle von ,,suspension", wo das versschliessende Wort jedenfalls nicht ganz unbetont ist. Wie oft hat es eine ausgesprochene Emphase? Ich habe im Einzelfall nur mit der grössten Vorsicht diese Frage positiv zu beantworten gewagt, meistens nur beim Vorhandensein einer gedanklichen Antithese oder mitwirkender formaler Mittel, wie Anapher, Hyperbaton, occasionale Anfangsstellung im Satze. Das ganze Material vorzulegen (und not­ wendigerweise zu kommentieren) würde zuviel Raum in Anspruch nehmen. Als Beispiele führe ich die Fälle in der ersten Satire an, wo ich die folgenden als emphatisch betrachte: 7 home j momento cita mors venit (einleuchtend), 13 loquacem j delassare valent Fabium (Hyperba­ ton, zudem Antithese loquacem delassare), 14 audi / quo rem deducam (Imperative sind in der Regel als emphatisch anzusehen), 29 ^er omne / audaces mare qui currunt (Hyperbaton und Anfangsstellung des schon an und für sich emphatischen omne), 63 libenter / quatenus id facit (An­ fangsstellung), 78 horum l semper ego ojptarim pauperrimus esse bono­ rum (Hyperbaton und Isoteleuton), 84 omnes j vicini oderunt (omnes ist bedeutungsmässig emphatisch), 95 dives / ut metiretur nummos (einleuch­ tend; zu bemerken ist auch der Gegensatz zu sordidus V. 96). Als nicht­ emphatisch rechne ich die folgenden Fälle: 2 illa j contentus vivat (wo Emphase jedoch denkbar ist), 74 addejquis humana sibi doleat natura negatis (wo adde fast zur Partikel geschwächt ist, wie II 2,96 und viel­ leicht II 4,91), 97 ad usque jsupremum tempus, lib ilium jpraeteritum temnens (wo illum jedoch deiktisch-emphatisch sein kann: ,,den dort"),

118 vitalcedat uti conviva satur (obgleich der Satz als Ganzes grosses Gewicht hat). Hyperbaton und Anfangsstellung spielen auch in den übrigen Sa­ tiren wichtige Rollen als hervorhebende Faktoren neben den me­ trischen. Ich zitiere einige weitere typische Beispiele: I 3,45 male parvos I sicui filius est, 78 ac res / ut quaeque est (gedankhche Antithese: Keahtät — Prinzip), 4,81 f. amicum / qui non defendit alio culpante, solutos / qui captat risus, 6,72 magni j quo pueri magnis e centurionibus orti . . . ibant, 9,75 magna j inelamat voce, II 3,251 trimusj quale prius, ludas opus, 5,62 ab alto j demissum genus Aenea, 8,40 imijconvivae lecti. Meine unvermeidlich subjektive aber hoffentUch einheitliche Beur­ teilung ergibt, dass Horaz die Möglichkeit zur Emphase zwischen Satzund Versgrenze öfter im ersten Buch (in 52 von 92 Fällen) als im zwei­ ten (38 von 91) verwirklicht; dazu kommt noch, dass die ,,antiempha­ tischen'' Fälle, die in diesen Zahlen nicht einbegriffen sind, im zwei­ ten Buch zahlreicher sind als im ersten (s. o. S. 154). Es ist ferner zu bemerken, dass die eben exemplifizierten expressiven Wortstellungen im zweiten Buch seltener (8mal) als im ersten (21mal, dazu 3mal ohne Emphase) verwendet werden. Im zweiten Buch geht die Em­ phase meistens nur aus dem Zusammenhang hervor (wie 3,240 aceto / diluit insignem bacam) und ist zuweilen rein gefühlsmässig (wie 5,15 cruentus / sanguine fraterno)] selten liegt eine deutliche Antithese vor (wie 8,84 ut arte / emendaturus fortunam). Die Beurteilung des Stoffes ist daher im zweiten Buch unsicherer als im ersten und die stilistische Verschiedenheit grösser als aus den blossen Zahlen zu ersehen ist. — Die Zahl der Fälle ist in den einzelnen Satiren im allgemeinen zu ge­ ring um irgendwelche Schlüsse aus der subjektiven Klassifizierung zu gestatten. Ich erwähne nur mit Vorbehalt einige Abweichungen: em­ phatisch fand ich 7 von 8 Fällen in Sat. 12, 15 von 19 Fällen in I 3, 8 von 12 Fällen in II 7 (gegen die Tendenz des Buches); anderseits zählte ich in Sat. II 6 keinen von 9 Fällen als cmphatisch.^^ Das hauptsächhche Ergebnis dieser Untersuchung, die Abnahme der emphatischen Fälle in Buch II, wird durch eine entsprechende Prüfung der Enjambements, wo ein versschliessendes Wort zwischen zwei Satz­ grenzen steht, bestätigt. Von 12 solchen Fällen im ersten Buch finde ich 8 emphatisch, von 8 Fällen im zweiten 4 emphatisch; der Unter­ schied ist an und für sich belanglos, aber als Ergänzung des eben festDenkbar emphatisch wären hier am ehesten 68 solutus / legibus insanis und 79 olim, das die Fabel einleitet.

gestellten nicht ohne Interesse. Besonders im ersten Buch werden oft die gleichen Mittel der Wortstellung wie bei Enjambements ohne In­ terpunktion an der Versgrenze gebraucht, so I 4,117 tiiamque, j dum custodis eges, vitam famamque tueri^^\ vgl. ferner I 3,91; 6,82; 9,33; 10,76; II 3,126. Bei der entsprechenden Erscheinung am Versanfang, von MAROUZEAU „rejef' genannt, kann die eventuelle Emphase des verseinleiten­ den Wortes nicht nur durch die Stellung zwischen Vers- und Satz­ grenze, sondern auch durch die dem Enjambement innewohnende Spannung bewirkt sein. Ich werde daher von Anfang an sowohl Fälle mit Interpunktion an der Versgrenze (8 in Buch I, 5 in II, z. B. II 3,194 cur Aiax, heros ab Achille secundus, j putescit)^^ als Fälle, wo der Vor­ dervers mit einem ganz unbetonten Wort endet (8 in I, 7 in II, z. B. I 9,17 nil opus est te I circumagi), mit einbegreifen. ,,Rejet" kommt in jedem Buche 95mal, d. h. etwas weniger oft als ,,suspension'', vor. Emphase des verseinleitenden Wortes habe ich, bei einer vorsichtigen Beurteilung, im ersten Buch 22mal (darunter 4mal nach Interpunktion an der Versgrenze), im zweiten 28mal (darunter einmal nach Interpunktion) angenommen; die kleine Veränderung ist derjenigen bei ,,suspension'' entgegengesetzt. Man muss hier die Em­ phase fast immer auf inneren Gründen feststellen, da die expressiven Wortstellungen am Satzschluss geringere Anwendung finden (so je­ doch I 9,43 ut contendere durum / cum victore). Ich gebe einige Beispiele der als emphatisch gezählten Fälle (zur Nachprüfung müssen oft grös­ sere Abschnitte des Textes gelesen werden): I 1,17 tu, qui modo miles, / m^rcator, 3,118 adsit j régula, 6,55 optimus olim j Vergilius, 9,25 quis membra movere j mollius (AlUteration!), 75 venit obvius Uli j adversarius (παρά προσδοκίαν), II 2,21 tu pulmentaria quxiere j sudando, 5,30 illius esto I defensor. Andere einschlägige Fälle wurden oben S. 99 f. und 128 f. angeführt. Zur Ergänzung dieser ziemlich unsicheren Klassifizierung habe ich die Fälle, wo das verseinleitende Wort entschieden unemphatisch ist, abgetrennt; die Entscheidung darüber scheint an dem vorliegenden Material sicherer durchführbar. Der Ausfall dieser Beurteilung bestä­ tigt insofern den der vorigen, dass im zweiten Buch, wo ich etwas mehr Die Emphase von tuam markiert, dass die Vorsorge um den Sohn als Indi­ viduum dem Vater ebenso angelegen ist wie die Erhaltung der Tradition {traditum ab antiquis morem servare). Vgl. GRAMMONT 39 f.

emphatische Fälle zählte, die entschieden unemphatischen geringer an Zahl werden: bei derselben Gesamtzahl, 95, zähle ich im ersten Buch 22, im zweiten 11 unemphatische Fälle. — Weit häufiger in Buch I als in II sind vor allem Fälle, wo ein verseinleitendes Verbum finitum {dicat, cogeris, incipias, sentimus, coeperunt, dehebat, usw.), oder (nur 10,73) ein Futurpartizip, einen vorausgehenden Infinitiv oder Acc. c. inf. (so 1,72.94.118; 2,22; 3,72; 5,18.21; 6,126; 8,28; 9,37) oder einen vorausgehenden Nebensatz (3,74; 10,73) regiert: zus. 14 Fälle. Buch II enthält nur 2 einschlägige Fälle (3,170; 8,58). Nur im ersten Buch kommen Formen von esse in dieser Stellung vor (2,52; 3,94; 4,46.142).^^ Auch in den übrigen unemphatischen Fällen in Buch I handelt es sich um verbale Formen: Verbum dicendi nach direkter Rede 4,79 und 115, praebuit 5,46, contigit 10,23. Die Fälle des zweiten Buches sind, ausser den beiden eben erwähnten, mannigfaltiger geartet und lassen sich oft schwieriger beurteilen: 2,54 Ofello j iudice, 134 nuper Ofellil dietus, 3,45 autumat, 4,21 pratensibus optima fungis j natura esi(?), 5,43 inquiet, 6,22 primos . . . labores j instituunt (?), 42 suorumjin numéro, 70 seuquis capit acria fortis j pocula (?), 7,14 iam moechus Romae, iam mol­ let doctus Athenis I vivere. Zwischen den einzelnen Satiren sind greifbare Unterschiede kaum vorhanden. Es sei nur erwähnt, dass ich von 25 Fällen in Sat. II 3 11 als emphatisch, 2 als entschieden unemphatisch zählte. Das hauptsächliche Ergebnis unserer Untersuchung von ,,suspen­ sion'' und „rejet'' in den Satiren ist der Nachweis einer Veränderung vom ersten zum zweiten Buch, die als eine gewisse Verschiebung des Schwerpunktes vom Versende zum Versanfang zu beschreiben sein dürfte. (Dies Urteil gilt, wohl zu merken, nur den hier behandelten Versen, die jedoch in beiden Büchern mehr als 20% ausmachen.) Bei ,,suspension" wird Emphase des versschUessenden Wortes im zweiten Buch entschieden seltener, während anderseits die ,,antiemphatischen" Fälle, mit einem ganz unbetonten Wort vor der Versgrenze, an Zahl zunehmen. Bei ,,rejet" fanden wir das Spiegelbild dieser Entwicklung: die deuthch emphatischen Fälle sind im zweiten Buch etwas häufiger, die deuthch unemphatischen erhebhch seltener. Es ist zu bemerken, dass die Veränderung ausschliesslich innerer Art ist: die Frequenzen von ,,suspension" und von ,,rejet" bleiben beide unverändert. So 4mal bei Lucilius. (BÜCHNER 78.)

4. Zusammenfall von Vers und Satz. Der absolute Gegensatz des Enjambements ist die völlige Kongruenz von Vers und Satz. Die stilistische Haltung, die das häufige Vorkom­ men dieser Kongruenz einem hexametrischen Gedichte gibt, ist auch der vom häufigen Vorkommen des Enjambements bewirkten entgegen­ gesetzt: Ruhe, Gleichgewicht, Festigkeit. AVir wollen den Satirvers des Horaz auch von dieser Seite betrachten. Da sich die Erscheinung mit verhältnismässig grosser Objektivität feststellen lässt — jedenfalls im Vergleich mit dem Enjambement — ist es der Mühe wert, ihre Frequenz genau zu untersuchen. Da das Material hauptsächlich aus solchen Versen besteht, die von einem ganzen Satz (oder sonstigen Glied) ganz gefüllt werden, bezeichne ich im folgenden die fragüchen Verse als Satz ver se. Darunter werde ich aber auch aus zwei oder drei Sätzen (oder Gliedern) bestehende Verse mitrechnen, insofern sie gegenüber den umgebenden Versen deutlich als Einheiten hervortreten, z. B. I 2,131 crurihus haec metuat, doli de"prensaf egomet mi, 134 deprendi miserum est: Fahio vel indice vincam, II 4,33 ostrea Circeis, Miseno oriuntur echini. Einigemal werden auch solche Verse mitgezählt, die von einem (in der Regel) satzeinleitenden Subjekt ganz gefüllt werden, das durch die Ausbreitung über den Vers grosses Eigengewicht bekommen hat (vgl. BÜCHNER 49), z. B. I 2,1 Amhuhaiamm collegia, pharmacopolae, 4,1 f. Eupolis atque Cmtinus Aristophanesque poetaej atque alii quorum comoedia prisca virorum est] vgl. II 3,247 f.^^ Um die Objektivität nicht allzu stark zu gefährden, schliesse ich dagegen solche Fälle nicht ein, wo sich ein langer Satz über mehrere Verse auf solche Weise verteilt, dass die Versgliederung dem Leser natürlich empfindbar ist, z. B. I 6,9-11 ante potestatem Tulli atque ignobile regnum / multos saepe viros, nullis maioribus ortos, / et mxisse prohos, amplis et honoribus auetos (wo dann der inhaltliche Gegensatz durch vier Enjambements in ununterbrochener Folge unter­ strichen wird); vgl. II 6,60-62. Die statistischen Ergebnisse sind in Tab. XXIII enthalten. Zu be­ merken ist zuerst der beträchtliche Unterschied zwischen den Büchern: Buch I enthält 146, Buch II 250 Satzverse. Die Steigerung der Fre­ quenz der Satzverse (14,2—23,1) ist weit kräftiger als die geringe AbMitgezählt werden auch Fälle wie I 3,98, wo das versfüllende Subjekt nach­ träglich angehängt ist: sensus moresque repugnant / atque ipsa utiUtas, iusti prope mater et aequi.

nähme des Enjambements, die oben S. 144 festgestellt wurde. Unter den Satiren des ersten Buches haben Nr 2 und 5 nennenswert höhere Frequenzen, gut 20 %; geringere Frequenzen haben — ausser den kur­ zen Satiren 7 und 8 — Nr 3 und 9, beide ca. 10 %. Im zweiten Buch weicht vor allem Sat. 4 kräftig ab, wo die Satzverse gut die Hälfte sämtlicher Verse ausmachen; eine etwas höhere Frequenz, 27 %, hat auch die grosse Sat. 3. Wenige Satzverse finden sich dagegen in Sat. 7 (15,3 %) und vor allem in Sat. 8 (9,5 %). Die Zunahme der Satzverse im zweiten Buch wird auch durch das folgende Verhältnis veranschaulicht. Während im ersten Buch nir­ gends mehr als 4 Satzverse aufeinanderfolgen — und zwar an 5 Stellen^^ — enthält das zweite nicht nur 6 Reihen von je 4 Satzversen, son­ dern auch 4 Reihen von je 5 Versen^^, 3 Reihen von je eine von 10 und eine von 11 Versen (die beiden letzten in Sat. II 4, V. 28 ff. und 42 ff.). Derartige (auch kürzere) Reihen von Satzversen sind selbst­ verständlich sehr geeignet, den allgemeinen Eindruck von Ruhe und Gleichgewicht zu bewirken. Eine stilistische Wirkung ähnlicher Art entsteht, wenn mindestens zwei aufeinanderfolgende Satzverse symmetrische Kola bilden (wo­ bei oft auch der Einzelvers zweigliedrig ist). Im ersten Buch fand ich nur drei Paare von Versen dieser Art: die feierliche Prophezeiung 9,31 f. hunc neque dim veneria, nee hosticus auferet ensis, I nec laterum dolor aut tussis, nec tarda podagra, und ferner 4,27 f. und 10,52 f.; es kommt aber hinzu die einzigartige Stelle 1,9-12, wo zwei Paare von Satz­ versen einander chiastisch entsprechen (Hauptsatz — Nebensatz : Ne­ bensatz — Hauptsatz). Buch II enthält vier Paare von symmetrischen Satzversen: 3,104 f. und 247 f. (an beiden Stellen sind die einzelnen Verse zweighedrig), 6,6 f. (im feierhchen Gebet) und 18 f. Ausserdem finden sich hier zweimal, 1,47 ff. und 4,32 ff., drei synmietrische Satz­ verse hintereinander; die dabei drohende Monotonie wird vor allem durch chiastische Stellungen vermieden, die besonders an der letzteren Stelle raffiniert verwendet sind: murice Baiano melior Lucrina peloris, ostrea Circeis, Miseno oriuntur echini, pectinibus patulis iactat se molle Tarentum. 1,9 ff.; 2,131 ff.; 3,111 ff.; 5,47 ff.; 10,52 ff. 2) 3,9 ff.,21Iff.; 5,57 ff.; 6,16 ff. 3) 3,71 ff.,182 ff.; 4,6 ff.

Weniger typisch sind anderseits alleinstehende Satzverse, die aus einem Nebensatz, einer Partizipialkonstruktion oder einem sonstigen syntaktisch unselbständigen Ghed bestehen. Solche Fälle machen ca. 25 % der Satzverse aus. Sie sind verhältnismässig zahlreich in den Sat. I 3 (6 von 14), II 7 (9 von 18) und II 8 (5 von 9), spärhch hinge­ gen in den Sat. I 5 (1 von 21) und II 5 (2 von 22). Die Ausdruckskraft des einzelnen Satzverses hat Horaz in den Satiren oft und in verschiedener Weise verwendet. Ruhe und Gleichgewicht kennzeichnen im allgemeinen weniger den einzelnen Satzvers als die Kongruenz von Vers und Satz im gros­ sen, als allgemeines Stilelement. Als Beispiele solcher Expressivität sind jedoch die einleitenden Verse der Sat. I 9 zu erwähnen, die die ruhige Situation vor dem Andrängen des garrulus schildern, und wo­ gegen der Rest des Stückes durch häufige Interpunktionen im Vers­ schi uss, kühne Enjambements und kurze Sätze scharf kontrastiert; ferner II 2,123-125, wo Ofellus sein idyllisches Dasein schildert — die ganze Rede des Ofellus, V. 116-136, ist an Satzversen reich (8 Verse, 38,1 %), was zum Eindruck ruhiger Festigkeit kräftig mitwirkt. — In Sat. I 5 tritt dieselbe Expressivität mehrmals in einzelnen Satz­ versen hervor: in sieben Versen (24, 37, 47, 48, 50, 86, 104), die je ein einzelnes Moment der Reise schildern. Man könnte dabei allerdings auch auf die Fähigkeit des Satzverses, etwas Vereinzeltes und Freiste­ hendes auszudrücken, hinweisen (worauf ich gleich zurückkomme). In der Tat schildern aber alle sieben Verse ausser V. 86 eine Ankunft nach vollendeter Tagesreise, z. B. 37 in Mamurmrum lassi deinde urbe manemus] was zum Ausdruck gelangt, scheint daher vor allem Ruhe und Entspannung zu sein. (In dem angeführten Vers wirkt auch der spondeische Rhythmus mit.) Die Ausdruckskraft des einzelnen Satzverses lässt sich in der Regel aus seiner Einheitlichkeit und Selbständigkeit herleiten; zu­ weilen tritt daneben die Wucht hervor, die den als Ganzes wirkenden langen Vers kennzeichnen kann. Kraft der beiden zuerst erwähnten Eigenschaften ist der Satzvers zum Rahmen freistehender Einzelbilder, oder malerischer Ein­ zelheiten überhaupt, sehr geeignet. Ein typisches Beispiel ist I 6,106 über das Maultier, mantica cui lumbos onere ulceret atque eques armos; vgl. auch V. 74 und 124 derselben Satire. Sat. I 5 enthält ebenfalls mehrere Satzverse dieser Art (auch unter den eben erwähnten ,,Αη-

kunftversen^'), ζ. B. V. 36 über die ^raemia des kleinstädtischen Prä­ tors, praetextam et latum clavum prunaeque vatillum, V. 93 flentibus hinc Varius discedit maestus amicis\ vgl. ferner V. 4, 24, 47, 81. Weitere einschlägige Verse sind I 1,28; 8,5; II 5,44.98; 7,20. Der Satzvers ist ferner eine angemessene Form für Sentenzen nnd andere epigrammatische Äusserungen. Unter zahlreichen Beispielen zi­ tiere ich I 2,119 non ego; namque parabilem amo venerem facïlemque, und II 2,38 ieiunus raro stomachus volgaria temnit; vgl. I 1,105—107; 2,24.57.134; 3,98.111—114; 4,89; 5,44; II 1,55; 3,103; 4,48; 7,74.107.i> Die vielen Satzverse der Sat. II 4 können grossenteils unter diese Ru­ brik eingetragen werden: die gastronomischen praecepta werden als goldene Worte der Weisheit vorgetragen und von gedankenreichen Pausen umgeben (z. B. V. 30 f., 42-44); auch für das Memorieren, das eben Catius beschäftigt (V. 2), ist aber die Form des Satzverses natürhch und angemessen. Vor allem durch seine Selbständigkeit kann der Satzvers zuweilen geWissermassen als Rubrik dienen; so im eigentlichsten Sinne II 2,1 Qicae virtus et quanta boni sit vivere parvo und II 8,1 Ut Nasidieni iuvit te cena beati? Nahe verwandt sind einige Verse der Sat. II 3: V. 40 insanos qui inter vereare insanus haberi kündigt das Hauptthema an, V. 82 und 224 sind als Kapitelrubriken anzusehen. Aus dem ersten Buch kann ich nur einen einschlägigen Vers anführen: 6,45 nunc ad me redeo, libertino patre natum, der das Leitmotiv der Satire nachdrück­ lich angibt. Anderseits kommt der Satzvers oft als Schlussvers vor. Nicht weniger als acht Satiren enden mit einem Satzvers, der meistens gros­ ses Gewicht hat; so I 2 deprendi miserum est: Fabio vel iudice vincam, I 3 privatusque magis vivam te rege beatus, und die Satiren II 1—4. Die Schlussverse der Satiren I 5 und I 10 machen eher den Eindruck abschliessender Striche unter dem Text: Brundisium longae finis cliartaeque viaeque est. i puer, atque meo citus haec subscribe libello. Ähnlich ist die Wirkung einiger Sentenzverse, wo der Satz durch ein unwesentHches Wort am Ende des vorigen Verses eingeleitet wird, z. B. I 3,37 nam­ que I neglectis urenda füix innascitur agris; vgl. I 4,54, II 5,8. Der Rezitator kann hier nach Belieben die Sentenz durch eine Kunstpause an der Versgrenze poin­ tieren; vgl. die Schauspielerinterpunktion im Terenztext des Codex Bembinus (o. S. 124,1). 11 — 526900 Nila Ola Nilsson

Auch innerhalb einer Satire kann der Satzvers den Schluss eines Ab­ schnitts — oft mit einem zusammenfassenden Urteil — und eventuell den Übergang zum folgenden markieren, z. B. I 1,27 sed tarnen amoto quaemmus seria ludo, 4,33 omnes hi metuunt versus, ödere poetas, 63 hactenus haec: alias, iustum sit necne poema, 5,70 jprorsus iucunde cenam producimus illam. Vgl. I 1,105-107 (Sentenzverse); 3,54; II 2,110 f.; 7,115 (emphatischer, sentenzartiger Schlussvers der Eede des Davus). — Oft schliesst auch eine längere Periode oder eine zusammen­ hängende Gedankenreihe mit einem Satzvers, der häufig eine Klimax oder Pointe enthält, z. B. I 1,40 nil obstet tibi, dum ne sit te ditior alter, 4,62 invenias etiam disiecti membra poetae, II 2,79 atque adfigit humo divinae particulam aurae. Vgl. I 2,100.131; 5,81; 6,37; 10,19; II 1,15; 3,36.204.223.257.280; 4,62.69.87; 5,26.83; 7,27. In solchen Fällen scheint die den Satzvers kennzeichnende Wucht hervorzutreten, die sowohl einem Schlusseffekt Nachdruck verleihen als auch das Tempo bis zum ruhigen Innehalten retardieren kann (das letztere z. B. II 3,257). Die Wucht des Satzverses scheint aber besonders dann zum Vor­ schein zu kommen, wenn diese Form für polemische rhetorische Fragen angewandt wird. Der Vers kann dann den Eindruck eines wuchtigen Schwerthiebes oder eines gegen den Feind geschleuderten Speeres machen. Unter den nicht wenigen Beispielen zitiere ich I 1,73 nescis quo valeat nummus, quem praebeat usum und II 2,102 quod superat non est melius quo insumere possis. Vgl. I 1,43 f.; 10,52 ff.; II 3,11 ff. 187.213; 7,21.104. — Nahe verwandt ist der Gebrauch des Satzverses in dringenden Aufforderungen, z. B. II 5,89 neu desis operae, neve immoderatus abundes und mehrmals in II 6 (V. 24, 38, 92, 96), und in Ausrufen: I 3,67 quam temere in nosmet legem sancimus iniquam, 5,43 0 qui Conplexus, et gaudia quanta fuerunt. Einigemal haben programmatische Erklärungen des Dichters die Form des Satzverses: I 4,71-73 nulla taberna meos habeat nec pila libellos etc., und ferner 10,11 f. und 38 f. Überhaupt gebraucht Horaz den Satzvers mit Vorhebe in feierlichen Zusammenhängen, um Pomp oder Pathos, im Ernst oder im Scherz, auszudrücken. Mehrere der schon unter verschiedenen Rubriken zitier­ ten Verse können als Beispiele dieser Neigung dienen. Im komischfeierhchen Vortrag des Catius in Sat. II 4 tritt sie durchgehend hervor. Weitere Beispiele sind I 2,1 (vgl. o. S. 104), die majestätische Namen­ reihe 10,81 Plotius et Varius, Maecenas Vergiliusque, II 8,34 nos nisi

damnose hihimus, moriemur inulti (HEINZE: „der Ausdruck parodiert eine pathetische Wendung der Tragödie oder des Epos"). Vgl. ferner I 6,48; II 1,9 (mit der Anmerkung HEINZES); 3,182-186.233; 5,59 f.; 7,84; 8,5. Eine archaistische Form verstärkt oft den feierhchen Eindruck, z. B. I 6,4 (vgl. o. S. 105), II 2,52 parebit pravi docilis Romana inventus, 4,10 ede hominis nomen, simul et, Romxinus an Jiospes, 48 nequaquam satis in re una consumßre curam (vgl. HEINZE ZU den drei letztgenannten Versen). Ob die Form des Satz verses an und für sich zur Zeit des Horaz einen archai­ schen Eindruck machte, lässt sich schwer beurteilen; die archaische Hexameter­ dichtung ist ja hauptsächlich in kurzen Zitaten erhalten, unter denen die Satz­ verse natürlich grösseren Raum als im vollständigen Text einnehmen müssen. Vgl. jedoch u. S. 183 zu II 1,70.

Vierter Teil: Ergebnisse und Erklärungen.

In den vorstehenden Kapiteln wurden verschiedene Seiten der Me­ trik der Satiren einzeln untersucht und die Abweichungen einzelner Stücke jedesmal gebucht. Es erübrigt zuerst, die verschiedenen Ab­ weichungen jeder einzelnen Satire zusammenzustellen, auf diesem Grunde ihre Metrik, insoweit sie vom Durchschnitt abweicht, zu cha­ rakterisieren, und ihre etwaige metrische Eigenart mit dem Inhalt, der Hterarischen Form und der stihstischen Höhenlage^^ womöglich in Verbindimg zu bringen. Die zweite, nicht minder wichtige Aufgabe, die noch zu lösen ist, ist die Feststellung und Erklärung metrischer Differenzen innerhalb einzelner Satiren. Bei der Gegenüberstellung von Teilen einer Satire gehe ich in der Regel von Kompositionsgrenzen aus; deutUche metrische Verschiedenheiten, die sich mit der inhalthchen Ghederung nicht decken, müssen allerdings auch verzeichnet und womöglich erklärt werden. Alle im ersten und zweiten Teil dieser Untersuchung festgestellten Abweichungen lassen sich, wie in der Einleitung bemerkt wurde, als (verhältnismässig) strenge oder freie Metrik bezeichnen. Von den im dritten Teil behandelten Erscheinungen fallen unter denselben Ge­ gensatz die Interpunktionen in unregelmässiger Stellung, und wohl auch die die Satiren kennzeichnenden Interpunktionen in Buc. Sonst aber lassen sich die Bezeichnungen „streng'' und von dem Ver­ hältnis von Vers und Satz nicht anwenden (jedenfalls nicht in demsel­ ben Sinne), da es auf diesem Gebiet keine Kegeln und keine Gattungs­ verschiedenheiten gibt (mit Ausnahme der ,,prosaischen Enjambe­ ments", s. u.). Ich werde daher im folgenden die neutralen Ausdrücke grosse oder geringe Kongruenz gebrauchen; es wurde oben mehr­ mals hervorgehoben (S. 138, 144, 158), dass grosse Kongruenz mit einem ruhigen, geringe Kongruenz nüt einem bewegten Stil zusammen­ hängt. — Aus diesem Grunde geht auch meistens grosse Kongruenz Mit dem Begriff ,,stilistische Höhenlage" muss man allerdings mit Vorsicht und Vorbehalt umgehen und sich auf sehr allgemeine Urteile beschränken. Die Einzelheiten sind oft ohne viele noch zu leistende Spezialforschung nicht zu be­ urteilen.

mit strenger, geringe Kongiuenz mit freier Metrik zusammen; dies ist aber, wie das Folgende erweisen wird, keineswegs eine Regel. Der Unterschied zwischen den beiden Paaren von Gegensätzen lässt sich nicht immer streng aufrechterhalten, da man gewisse Einzelheiten von beiden Seiten beurteilen kann. Die Interpunktion innerhalb des Versschlusses ist unbestreitbar eine Unregelmässigkeit und gehört so­ mit zur freieren Metrik; gleiichzeitig bedeutet sie aber eine auffallende Inkongruenz von Vers und Satz (genauer: von Versgrenze und Satz­ grenze) — vgl. die Wirkung der Enjambements mit Interpunktion nahe an der Versgrenze (S. 151). — Ebenfalls bedeutet das „prosaische Enjambement" (S. 148) nicht nur eine typische Inkongruenz, sondern auch eine kühne metrische Freiheit, die mit Unregelmässigkeiten im Bau des Versschlusses vergleichbar ist; im folgenden werde ich solche Enjambements in der Regel unter die Zeugnisse von freier Metrik ein­ ordnen. Beim Bericht über die Abweichungen ganzer Stücke werde ich Zahlen, Stellen und sonstiges Einzelheiten, die in den Tabellen und in den vorstehenden Spezialkapiteln zu finden sind, hier nicht wieder­ holen. Wenn es den bisher nicht berührten Verschiedenheiten i n n e r ­ halb der Stücke gilt, müssen dagegen derartige Angaben in die Dar* Stellung eingefügt werden; zur grösseren Übersichtlichkeit werde ich sie meistens getrennt, in kleinerem Druck und in gedrängter Form, zusam mensteilen. I 1. Als Ganzes weicht die erste Satire wenig vom Durchschnitt ab. Eine metrische Gesamtcharakteristik würde aber nicht nur wenig ergeben, sondern auch irreführen, da sich die Teile des Stückes an wesentlichen Punkten kräftig unterscheiden. Die Satire besteht offenbar aus drei Teilen: der einleitende Abschnitt veranschaulicht die Unzufriedenheit des Menschen mit seinem Los, der Hauptteil ist eine Diatribe gegen die avaritia als den tiefsten Grund der Unzufriedenheit^^, der Sc^hluss (von V. 108 ab) fasst den Gedanken­ gang zusammen und knüpft an die Einleitung wieder an. In den ein­ leitenden und schliessenden Partien wendet sich Horaz an Maecenas (V. 1, 14, 121), im Hauptteil an einen unbestimmten Gegner — ,,interDer Zusammenhang der Tedle wird von WILI 87 f. aufgeklärt.

locuteur fictif" nach der Terminologie LE JAYS — der zuerst in V. 38 angeredet wird.^^ Es lässt sich darüber streiten, wo die Grenze zwi­ schen der Einleitung und dem Hauptteil anzusetzen ist; von V. 23 ab findet ein allmähhcher Übergang statt. Mir scheint es am besten be­ gründet, nach V. 27 sed tarnen amoto quaemmus seria ludo die Grenze zu ziehen: mit diesen Worten wird der Übergang deutlich markiert (vgl. o. S. 162 über den Satzvers), und mit der Wir-Form wendet sich der Dichter wohl noch an Maecenas. (Mehrere Kriterien, die das Ver­ hältnis von Vers und Satz betreffen, ergeben auch eine Scheidehnie gerade nach V. 27.) Der einleitende Teil, V. 1—27, wird nach dem Zeugnis von zwei wichtigen Kriterien, der Ehsionen und der Versschlüsse, durch eine strenge Metrik gekennzeichnet. Elisionen: 6 (Frequenz 22,2, etwa die Hälfte der normalen), darunter 5 leichte; auch nicht die sechste, uhi ostia V. 10, ist besonders hart. Unregelmässiger Versschluss nur 2mal: im unregelmässigen P-Vers 4 (o. S. 63 f. erklärt), und das stili­ stisch bedingte hinc vos, j vos hine V. 17.

Der Hauptteil, V. 28—107, unterscheidet sich, in der Elisionstechnik besonders kräftig, von der Einleitung durch freiere Metrik. Elisionen: 34, Frequenz 42,5, d.h. durchschnittlich. Die Schwierigkeit ist aber auffallend: 14 longae = 42,4% (darunter 2 a.b.), 8 Monosyllaba = 23,5 % (darunter viele schwierige Fälle), 5 andere Wörter besonderer Messungen; beide Prozentsätze sind etwa doppelt höher als die Gesamtzahl des Buches. Leichte Ehsionen 12 = 35,3 %, weniger als durchschnitthch. — Unregelmässige Vers­ schlüsse: 14, Frequenz 17,5, d. h. durchschnittlich; die meisten Fälle in V. 46— 62 und 92—104. — Prosaische Enjambements: alle 9 Fälle des Stückes stehen im Hauptteil; Frequenz 11,3, erheblich höher als durchschnittlich.

Der Schluss, V. 108—121, zeigt wieder eine etwas strengere Me­ trik als der Hauptteil: 4 Elisionen (V. 108 bis, 110, 112), Frequenz 28,6, alle leicht ausser ne^mo ut V. 108 (wo jedoch der Text unsicher ist); 2 unregelmässige Schlüsse (V. 108 und fünfsilbiges Wort V. III). Anderseits in 10 P-Versen 3 MS vor P, darunter ein schwieriger Fall V. 112.

LEJAY 9 hält es nicht für ausgeschlossen, dass V. 28—107 früher verfasst und Anfang und Schluss für die Veröffentlichung der Sammlung hinzugedichtet sind. 2) Ein kurzer Abschnitt des Hauptteiles zeigt eine strengere Metrik, ohne sich inhaltlich oder stilistisch abzuheben: V. 63—80 enthalten nur 3 Elisionen, keinen unregelmässigen Versschluss und kein prosaisches Enjambement.

Die bisher festgestellten Verschiedenheiten lassen sich leicht erklä­ ren. Der Hauptteil des Stückes, wo wir hauptsächlich den normalen Satirenvers, jedoch mit ungewöhnlich harten EUsionen, fanden, ist ein typisches Beispiel des bunten, dialogenreichen Diatribenstils.^^ Diatribisch ist allerdings auch der einleitende Abschnitt, wenn auch das Wortgefecht mit dem vorgestellten Gegner fehlt; die strengere Metrik erklärt sich aber zur Genüge als eine Seite der oft bemerkten, ausser­ ordentlich sorgfältigen literarischen und stiUstischen Durcharbeitung dieser Partie, die ja an der Spitze der ganzen Sammlung steht und ihre Widmung enthält. Es ist auch natürlich, dass der nicht-dialogische, inhaltlich an die Einleitung anknüpfende Schluss metrisch näher da­ mit als mit dem Hauptteil übereinstimmt. Eine bisher beiseitegelassene Verschiedenheit scheint auf den ersten Blick den schon erwähnten zu widerstreiten: I n t e r p u n k t i o n i m Versschluss ist häufiger in der Einleitung (7 Fälle, darunter 3 starke Ip, Frequenz 25,9) als im Hauptteil (14 Fälle, darunter 4 starke Ip, Frequenz 17,5). (Der Schluss enthält 2 Fälle mit schwacher Ip.) Diese metrische Freiheit wird aber in der Einleitung durchgehend in dra­ matisch-ausdrucksvoller Weise gebraucht; überall (V. 2, 4, 7, 13, 14, 17, 18), ausser höchstens V. 2, wird die Möglichkeit zur Emphase zwi­ schen Satz- und Versgrenze offenbar ausgebeutet (vgl. oben S. 154 f.); im Hauptteil finden sich dagegen unemphatische, prosaisch wirkende Fälle wie sicut V. 32, ut si V. 46, eo fit V. 56. — Die grössere dramati­ sche Bewegtheit des Verses im ersten Teil wird auch dadurch bezeugt, dass die starken Interpunktionen dort überwiegend im Versin­ neren, im Hauptteil dagegen überwiegend an der Versgrenze stehen: in der Einleitung 8 an der Versgrenze und 12 im Versinneren, im Haupt­ teil bzw. 23 und 16 (ausschhessUch der Ip nach V. 27 und 107). Die durchschnitthche Satzlänge ist auch erheblich geringer in der Ein­ leitung als im Hauptteil: bzw. 1,3 und 2,0 Verse. Der Schluss unterscheidet sich, was das Verhältnis von Vers und Satz betrifft, kräftig von der Einleitung: 3 starke Ip an der Versgrenze, 1 im Versinneren, Satzlänge 2,6 Verse. Das erklärt sich aus der nicht­ dramatischen, ruhig erörternden Art dieses Abschnitts, der stilistisch durch lange, ziemlich verwickelte Perioden gekennzeichnet wird. Vgl. VILLENEUVE 19: ,,Le fait est que la satire 1 est celle qui, dans tout ce premier livre, reproduit le plus exactement la marche d'une diatribe cynico-stoïcienne, avec ses apologues, ses anecdotes, sa discussion soutenue contre un inter­ locuteur fictif sans personnalité déterminée."

12. Die wesentlichsten Abweichungen der Satire betreffen die Elisions­ technik: sie ist verhältnismässig frei, wenn auch qualitativ weniger frei als im Hauptteil der ersten Satire. Sonst weicht das Stück eigent­ lich nur im Verhältnis von Vers und Satz vom Durchschnitt ab. Die Elisionsfrequenz ist die höchste in Buch I; einen grossen Teil der Elisionen machen aber die Aphäresen aus, deren Frequenz kein Gegenstück in den übrigen Satiren hat. 2 Verse enthalten je 3 schwierigere Elisionen, was in Buch I sonst nur in Sat. 3 vorkommt. Monosyllaba und andere Wörter besonderer Messungen werden oft elidiert, und die Elisionen von Monosyllaba sind grossenteils hart: u. a. wird nur hier quae und in Buch I nur hier die Präposition cum elidiert. Lange Vokale nach dem 2. longum werden in Buch I nur hier elidiert. Die Versschluss­ elisionen sind hart; ausserdem findet sich hier eine einmalige Aphärese im 5. lon­ gum. Was die C äs uren betrifft, dürfte es mit der freien Elisionstechnik zusammen­ hängen, dass die Satire die einzige Ehsion in T, die einzige EKsion in Tri in Buch I und verhältnismässig viele Elisionen in H in P-Versen enthält. — Anderseits fehlt Elision in P, und MS vor Ρ sind selten. Dagegen findet sich hier das einzige MS vor Η in H-Vers. — TH-Verse sind ungewöhnlich häufig, was jedoch keine stilistische Bedeutung haben dürfte.

Die Freiheit der Elisionstechnik ist im HinbHck auf den ausgespro­ chen diatribischen Charakter des Stückes nicht überraschend. Das Vor­ kommen verschiedener in den Satiren sonst nicht belegter Einzelheiten deutet darauf, dass Horaz zur Zeit der Entstehung dieser frühen Sa­ tire seine metrische Technik noch nicht zu grösserer Festigkeit aus­ gebildet hatte. Die Kongruenz von Vers und Satz ist grösser als durchschnitt­ lich: starke Interpunktion steht öfter an der Versgrenze als im Vers­ inneren, Enjambement ist etwas seltener, Satzverse anderseits häufi­ ger als durchschnittlich. Innerhalb der Satire unterscheidet sich eine Mittelpartie, die etwa die Hälfte des Stückes umfasst, an einigen Punkten durch strengere Metrik. Die fragliche Partie beginnt, wenn der einleitende Abschnitt durch eine Reihe Beispiele der These dum vitant stulti vitia, in contra­ ria currunt zum eigentlichen Thema, den erotischen Extravaganzen, geführt hat; der Übergang findet in V. 25—28 statt. Der Schluss der metrisch strengeren Mittelpartie ist weniger bestimmt und fällt mit keiner inhaltlichen Grenze zusammen: der Übergang zur freieren Me­ trik geschieht allmählich in V. 80—95. Die Differenzen sind wie folgt.

Unregelmässige Versschlüsse: V. 1—25: 5 Fälle (Frequ. 20); V. 26—95: 7 Fälle (Frequ. 10); V. 96—134: II Fälle (Frequ. 28,2), darunter 9 in V. 96—120 (Frequ. 36). Auch die Form | - | ^ ^ | - u kommt häufiger im Schluss vor: 6 von 12 Fällen nach V. 92. — Interpunktion im Versschluss: V. 27—82: 4 Fälle (Frequ. 7,1), im Rest des Stückes 16 Fälle (Frequ. 21,1). — Prosaische En­ jambements: V. 26—90: 2 Fälle (V. 49, 58, Frequ. 3,1), im Rest 8 Fälle (Frequ. 11,8).

Innerhalb der strengeren Mittelpartie fällt ein kurzer Abschnitt durch freiere Metrik auf: die Verse 57—63 enthalten 4 Verse ohne Nebencäsur (58, 61, 62, 63), 2 unregelmässige Versschlüsse (57, 59), 2 Ip im Versschluss und ein prosaisches Enjambement; ausserdem eine eigen­ artige Tmesis, quid inter / est V. 62; was die EUsionstechnik betrifft (die in dieser Satire sonst keine innere Variation zeigt), ist die ungewöhnhche Häufung von 3 sehr schwierigen Elisionen in V. 57 zu be­ merken. Die freie Metrik dieses Passus ist mit seinem dialogischen, mehr als gewöhnlich bewegten und aggressiven Stil zu verbinden. Wider Erwartung sind die Satzverse in den metrisch freieren Par­ tien am häufigsten: V. 1-13 enthalten deren 6 (in diesem Abschnitt fehlt auch Ip im Versschluss), V. 94—134 enthalten 15 (darunter nur einen syntaktisch unselbständigen Vers) = 36,6 %, die Mittelpartie da­ gegen nur 7 Satzverse (darunter 3 syntaktisch unselbständige) = 8,8%. Von den Versen 57—63 abgesehen, lassen sich die metrischen Dif­ ferenzen innerhalb dieser Satire mit keinen inhaltlichen oder formalen Verschiedenheiten in Verbindung bringen. (Dies ist sonst nur in Sat. II 5 der Fall; dort handelt es sich aber hauptsächlich um die Elisions­ technik.) Sei es dass die Satire in verschiedenen Absätzen geschrieben ist, sei es dass die Verschiedenheiten dem Zufall oder der Laune des Dichters zuzuschreiben sind, lässt es sich jedoch ganz natürlich an­ nehmen, dass der junge Verfasser der Sat. I 2 sich die Kunst, die me­ trischen Variationsmöglichkeiten zu bewussten künstlerischen Zwekken zu verwenden, noch nicht ganz zu eigen gemacht hatte.

13. Zahlreiche Kriterien zeugen von freier Metrik und geringer Kongruenz von Vers und Satz, was bei dieser lebhaft debattieren­ den, im typischen Diatribenstil geschriebenen Satire durchaus zu er­ warten war.

Elisionen: die Frequenz ist erheblich höher als durchschnittlich, ebenso die Zahl der Verse mit mehreren schwierigen Elisionen. Elision von Vokal nach Vokal: der höchste Prozentsatz in Buch I. Mehrere schwierige Elisionen in ungewöhn­ licher Stellung im 1.—4. Fuss. Sonst durchschnittliche Elisionstechnik. Nebencäsuren fehlen weit öfter als durchschnittlich. MS vor P: unbedeu­ tend häufiger als durchschnittlich, aber viele schwierige Fälle. 2 Elisionen langer Vokale in P, ohne Gegenstück in Buch I. Elision in H in P-Versen ver­ hältnismässig häufig. — Unregelmässige Versschlüsse häufiger als durchschnitt­ lich (ungewöhnlich viele der Form x - | ^ | Ip in T ungewöhnlich häufig. Ip im Versschluss häufiger als durchschnitt­ lich, viele starke, 2 nach dem 6. longum. Starke Ip steht viel öfter im Versinneren als an der Versgrenze. Satzverse sind seltener als durchschnittlich; die vorhandenen sind grossenteils syntaktisch unselbständig.

Innerhalb des Stückes sind mehrere deuthche Differenzen vorhanden. Nur hinsichthch der EHsionen unterscheiden sich der Anfang und der Schluss durch strengere Technik (vgl. Anfang und Schluss der ersten Satire). Das einleitende Porträt des Tigellius, V. 1—19, hat 6 Elisionen (Frequ. 31,6), darunter 4 leichte, keine besonders harte. Der schliessende Dialog mit dem stoischen Strassenphilosophen, V. 120— 142, hat 4 Ehsionen (Frequ. 17,4), die jedoch alle schwierig sind (V. 120, 131 bis, 141). Auf den Hauptteil der Satire, gerade 100 Verse, kommen 67 Elisionen — eine ebenso hohe Frequenz wie in Sat. II 3. — Ein kurzer Abschnitt des Hauptteiles hebt sich durch sehr wenige und leichte Elisionen ab: die Verse 43—54, wo die väterliche Gewohn­ heit, die Gebrechen der Söhne mit Kosenamen zu bemänteln, für den Freundesverkehr empfohlen wird. Dies ist eine freie Variation eines lucrezischen Themas (vgl. LEJAY 63 ff., HEINZE Z. St.). Nun hat der betreffende Passus bei Lucrez, IV 1160—1169, eine sehr ungefeilte Elisionstechnik: in 10 Versen 11 Ehsionen, darunter 3 im Versschluss. In den 12 Versen des Horaz finden sich dagegen nur 2 äusserst leichte Ehsionen (V. 50, 52). Wahrscheinhch hat Horaz, als er das lucrezische Motiv übernahm und umbildete, auf das formale Übertreffen des Vor­ bildes besondere Sorgfalt verwendet. Aus den meisten übrigen Kriterien tritt ein Unterschied zwischen den beiden Hälften des Stückes hervor; die Scheidelinie geht nach V. 75 (die zweite ,,Hälfte'' ist also etwas kürzer, 67 Verse) und fällt mit einer deutlichen inhaltlichen Grenze zusammen (vgl. HEINZE 45, WILI 91). Die erste Hälfte hat durchgehend eine freiere Metrik und eine stärkere Inkongruenz von Vers und Satz als die zweite.

Nebencäsur fehlt in der ersten Hälfte in 13, in der zweiten in 7 Versen (dar­ unter resp. 1 und 3 mit 4. trochaica; von den übrigen 4 Fällen der zweiten Hälfte sind drei, V. 76, 104, III, interpretierbar, in V. 130 steht ein Eigenname). — MS vor P: resp. 9 und 4 Fälle. Die 3 Fälle mit daktylischem Wort{schluss) im 2. Fuss stehen in der ersten Hälfte. Ebenso die beiden MS vor H in TH-Versen. Ip in Buc: resp. 15 (8 starke) und 3 (keine starke). Starke Ip an der Versgrenze und im Versinneren: resp. 16—35 und 10—15. — Enjambement mit Ip nahe an der Versgrenze: resp. 34 (Frequ. 45,3) und 16 (Frequ. 23,9). — Satzverse: resp. 4 und 10 (darunter keiner vor V. 98). Satzlänge: in der ersten Hälfte 1,4 Verse (alle Sätze untersteigen 4 Verse), in der zweiten 2,7 (3,0, wenn von V. 128, mit 3 starken Ip, abgesehen wird).

Schon dieser allgemeine metrische Kontrast der beiden Hälften der Satire lässt sich ziemlich, gut mit Inhalt und Stil in Verbindung bringen: der erste Teil besteht überwiegend aus anschaulichen Lebensbildern — ausser dem Tigelliusporträt besonders den Reihen von kurzen Bei­ spielen V. 44—53 und 56—66 — der zweite hingegen in grösserem Ausmass aus theoretischen Auseinandersetzungen (vgl. HEINZE 45, LEJAY 69). Durch zwei bisher unerwähnte Kriterien, unregelmässige Versschlüsse und prosaische Enjambements, tritt aber die innere Variation in feine­ ren Abstufungen hervor. In V. I—54 sind beide Erscheinungen häufig: 17 unregelmässige Schlüsse (Frequ. 31,5), 6 prosaische Enjambements. Die Verse 55—75 — die letzte Exempelreihe und die Moral davon — enthalten nur einen Fall jeder Kategorie (V. 55, 56); die Exempel sind von V. 58 ab ausführlicher als vorher, und V. 68—75 sind eine allge­ meine Erörterung. In den lebhaft argumentierenden Versen 76—95, mit eingestreuten Beispielen aus dem Leben, sind die Frequenzen wie­ der höher: 6 unregelmässige Schlüsse (Frequ. 30), 3 pros. Enj. In dem philosophischen, ruhig dozierenden Abschnitt V. 96—119, wo u. a. die Kulturentwicklung nach Lucrez gezeichnet wird, fehlen beide Unre­ gelmässigkeiten (und, mit Ausnahme von V. 101, auch der Schluss |-|ww|-~). Wo der Dialog mit dem Stoiker beginnt, springt die Frequenz der unregelmässigen Schlüsse wieder in die Höhe: V. 120— 133 enthalten deren 8 (Frequ. 57,1) und 1 pros. Enj. Aber die Schluss­ replik des Horaz V. 133—142, die grossenteils ein Porträt des Gegners ausmacht, ist nach dem unregelmässig schliessenden V. 133 wieder von beiden Erscheinungen frei (sie hat auch nur eine Elision, V. 141). Der philosophische Abschnitt V. 96—119 unterscheidet sich nicht nur durch strenge Metrik, sondern auch durch grosse Kongruenz von Vers und Satz. Enjambement ist überhaupt sehr selten (7 Fälle =

29,2 %, gegen 59,6 % im ganzen Stück), und mit Ip nahe an der Vers­ grenze kommt es nur 2mal vor (V. 96,117); dies sind auch die einzigen Ip im Versschluss in diesem Abschnitt. Nicht weniger als 8 Satzverse (33,3 %) sind ferner in dieser kleinen Partie konzentriert — der Rest der Satire enthält deren nur 6. Die Verteilung der Ip im Versschluss weicht sonst von den übrigen Krite­ rien teilweise ab: sie sind nur in V. 41—95 häufig, die 20 Fälle, darunter 10 starke Ip, enthalten (Frequ. 36,4, mehr als doppelt höher als durchschnittlich). Vor und nach dieser Partie stehen resp. 4 und 5 Fälle (Frequ. ca. 10). — Besonders in den Exempelreihen V. 44—66 wird die Möglichkeit zur Emphase zwischen Satzund Versgrenze ungewöhnUch oft verwirklicht (bei ,,suspension" V. 44, 45, 47, 49, 56, 57, zwischen zwei Satzgrenzen V. 65, 66); bei ,,suspension" ist Emphase in der ganzen Satire häufig (vgl. o. S. 155).

14. Die wenigen das ganze Stück betreffenden Abweichungen zeugen überwiegend von einer freien Metrik; besonders weitgehend ist die Freiheit im Bau der Versschlüsse. Die Frequenz unregelmässiger Schlüsse überhaupt ist die höchste der Satiren (ein Fall fast in jedem vierten Vers), ebenso die Frequenz monosyllabi­ scher Schlüsse; besonders häufig ist die Form - i v,. - | u. — Dagegen fehlen Nebencäsuren etwas seltener als durchschnittlich. Unregelmässige Ip im 1.—4. Fuss sind zahlreich und oft stark, besonders nach dem 2. Fuss. Ip in Buc ist häufiger, Ip im Versschluss dagegen erheb­ lich seltener als durchschnittlich.

Die Satire besteht aus zwei Teilen: der Hauptteil, V. 1—103, ist eine Verteidigung und eine Charakteristik der horazischen Satirendichtung; der Rest, V. 104—143, zeichnet den persönhchen Hintergrund dieser Dichtung: den moralischen Anschauungsunterricht des Vaters und die tägliche Anwendung davon durch den Sohn. Zwischen diesen Teilen — die ich im folgenden ,,Hauptteir' und ,,Schlussteir' nenne — ist ein fast durchgängiger metrischer Unterschied vorhanden, am folge­ richtigsten im Verhältnis von Vers und Satz, wo der Hauptteil eine grössere Kongruenz zeigt: Starke Ip steht im Hauptteil 23mal an der Versgrenze, Slmal im Versinne­ ren, im Schlussteil resp. Smal und 19mal. — Enjambement: im Hauptteil 51,5 %, im Schlussteil 67,5 %. Enjambement mit Ip nahe an der Versgrenze: im Hauptteil 28 (Frequ. 27,2), im Schlussteil 16 (Frequ. 40). (Dagegen kommt Ip im Versschluss im Hauptteil lOmal, im Schlussteil nur 2mal vor.) — Satz­ verse: im Hauptteil 17, im Schlussteil 2.

An den meisten und wichtigsten Punkten zeigt ferner der Haupt­ teil eine strengere, der Schlussteil eine freiere Metrik: Elisionsfrequenz: im Hauptteil 27,2 (28 Elis.), weit unter dem Durchschnitt^^ im Schlussteil 47,5 (19 Elis.), über dem Durchschnitt. — Unregelmäs­ sige Versschlüsse: im Hauptteil 21 (Frequ. 20,6), im Schlussteil 13, einschl. V. 103 (Frequ. 34,1). Besonders ungleich verteilt sind die Fälle von Wortschluss + MS: im Hauptteil 7, im Schlussteil 8. Schlüsse der Form - | wv-,-|u resp. 2 und 4.2> — Prosaische Enjambements: 5 im Hauptteil, 10 im Schlussteil (einschl. V. 103), wo die Frequenz der Erscheinung somit dreimal höher als im ganzen Buch ist. In Betreff der Cäsuren ist dagegen der Hauptteil freier als der Schluss­ teil: die 8 Verse ohne Nebencäsur stehen alle im Hauptteil (was die normale Fre­ quenz ergibt); so auch die ungewöhnlich zahlreichen T-Verse ausser V. 104. MS vor Ρ kommt im Hauptteil 9mal, im Schlussteil 2mal vor. — Spondeische Wörter im 1. Fuss sind in gleicher Weise verteilt: bzw. 8 und 1 Fall — ein an sich belangloser Unterschied.

Von den Cäsuren abgesehen, scheint die Metrik dieser Satire, in ihrer Gesamtheit und in ihren Verschiedenheiten, sichtHch vom Inhalt be­ dingt. Einerseits unterstreicht Horaz kräftig (V. 39—62), dass die Sa­ tirendichtung keine Poesie im eigentlichen Sinn, sondern nur eine Prosa in Versen ist. Es musste ihm dann naheliegen, seinem Vers ein demonstrativ prosaisches Gepräge zu geben. Er tat dies vor allem durch den sehr freien Bau der Versschlüsse, der das ganze Stück kennzeich­ net; die ungewöhnliche Häufigkeit der Interpunktion in Buc dürfte auch zum Eindruck eines prosaischen Unterhaltungsverses beitragen.^^ — Anderseits werden aber die harten, nachlässig improvisierten Verse des Vorgängers Lucilius getadelt (V. 8—12). Die Rücksicht auf diese Kritik, sowie auf den Inhalt des Hauptteiles — eine Uterarpolemische Auseinandersetzung, die stückweise einen essayistischen Charakter be­ kommt — verlangte einen gepflegteren Vers als gewöhnhch: das Er­ gebnis davon ist vor allem die geringe Elisionsfrequenz des Haupt­ teiles (ein Zug, der in den literaturbesprechenden Satiren I 10 und II 1 wieder erscheinen wird). Mit der räsonnierenden Art der Darstellung In V. 25—29 sind 6 Elisionen (darunter mehrere schwierige) konzentriert. Wenn man von diesen Versen absieht, ist die Elisionsfrequenz im Hauptteil nur 22,5. 2) Es ist zu bemerken, dass die Versschlüsse schon im Hauptteil frei gebaut sind: sowohl die Frequenz der unregelmässigen Schlüsse überhaupt als die der monosyllabischen (14,6 %, 15 Fälle) sind höher als durchschnittlich. 3) Vgl. ferner o. S. 77, 100 f. zu V. 46.

hängt auch die verhältnismässig grosse Kongruenz von Vers und Satz im Hauptteil zusammen (vgl. I 3, zweite Hälfte). — Der Schlussteil handelt nicht mehr von Literatur, sondern von satirischer Lebens­ beobachtung. Die Form der Darstellimg erhält durch den starken Ein­ schlag direkter Rede einen dramatischen Charakter; die Sprache ist meistens schlicht und alltäglich. Mit Inhalt, Form und Ton verändert sich auch der Vers: die EUsionsfrequenz springt in die Höhe und über­ steigt den Durchschnitt, der schon im Hauptteil freie Bau der Vers­ schlüsse wird noch freier, viele prosaische Enjambements verstärken den prosaischen Charakter des Verses, und die Kongruenz von Vers und Satz nimmt kräftig ab. Neben allen diesen übereinstinamenden Verschiebungen braucht man auf den Umstand, dass Verse ohne Nebencäsur im Schlussteil fehlen, nicht viel Gewicht zu legen. Dies kann in Betracht der kleinen absolu­ ten Zahlen dem Zufall zugeschrieben werden: mit nur 3 Fällen hätte der Schlussteil die gleiche Frequenz dieser Unregelmässigkeit wie der Hauptteil. 15. In so gut wie jeder Hinsicht unterscheidet sich diese Satire kräftig vom Durchschnitt durch s t r e n g e M e t r i k und g r o s s e K o n g r u e n z von Vers und Satz. Die Abweichung ist so durchgehend^^, dass es sich erübrigt, Einzelheiten aufzureihen. Die strenge Metrik erklärt sich als ein GHed der allgemeinen forma­ len Durcharbeitung und der literarischen, oft epischen Stilisierung, wo­ durch diese Satire vor den anderen gekennzeichnet wird (vgl. HEINZE 88 f., WiLi 94). Ein wesentlicher, und vielleicht der stärkste Beweg­ grund dieser formalen Sorgfalt ist zweifelsohne die aemulatio mit LuciUus. Die horazische Ambition, die Reisebeschreibung des Lucilius zu über­ treffen, gilt nicht zuletzt der Metrik; der Leser der fünften Satire soll der in der vierten vorgebrachten Kritik gegen den lucilianischen Vers noch eingedenk sein. „Wer die ungeschlachten Verse, welche uns von Lucilius Dichtung erhalten sind, vergleicht, wird leicht inne, mit wel­ chem Rechte Η. in der vorhergegangenen Satire seine gefeilte Form der Formlosigkeit seines Vorgängers gegenüberstellen konnte: es ist schwerHch Zufall, dass eine Satire, welche den Vergleich mit Lucihus Eine Ausnahme ist der geringe Prozentsatz leichter Elisionen.

geradezu herausfordert, an diesen Platz gestellt ist", schreibt HEINZE a. a. 0. Einige Angaben über die Metrik der betreffenden Fragmente des Lucilius, III 98—146, mögen sein Urteil bestätigen. Elisionen fehlen zwar in V. 98—106 (ausser atque V. 101), aber die übrigen 40, grossenteils sehr unvollständigen Verse enthalten deren 35, die oft sehr hart sind (z. B. V. 113, 117, 144). — Schwierige Fälle von MS vor Ρ in V. 101, 112, 137, 144. — Elision in Ρ V. 111. — Unregelmässige Versschlüsse sind da­ gegen nur unbedeutend häufiger als in der horazischen Satire: 5 Fälle ( + ein 6-silbiges Wort) in 42 erhaltenen Schlüssen (Frequ. 11,9).

Die überwiegende Kongruenz von Vers und Satz ist in dieser ruhi­ gen Erzählung von einer bequem vorschreitenden Reise ganz natür­ lich. Die besondere Expressivität gewisser Satzverse wurde oben S. 160 analysiert. Innerhalb des Stückes unterscheidet sich die komische Szene von Messius und Sarmentus V. 51—69 durch etwas freiere und bewegtere Verse, besonders im Replikenwechsel V. 56—60. Unregelmässige Versschlüsse V. 54, 56, 59 (alle mit Wortschluss in einem longum).^^ Schlüsse der Form | - | | - u V. 51, 58, 68 (sonst nur V. 8). — Ip im Versschluss V. 56, 57, 59, 67. — Enjambement ununterbrochen V. 56—60, prosaisches V. 56, 59. — Starke Ip in Τ V. 55, 56, 60 (sonst V. 12, zwischen kur­ zen Repliken).

I 6. Nur im Verhältnis von Vers und Satz weicht diese Satire in bemer­ kenswertem Grade vom Durchschnitt ab. Die übrigen Einzelabwei­ chungen gehen nach verschiedenen Seiten hin, aber einige davon — Elision und Interpunktion im Versschluss, prosaische Enjambements — zeugen von einer verhältnismässig strengen Behandlung der Vers­ schlüsse. Elisionen im Versschluss: geringer Prozentsatz; leichte Elisionen: etwas mehr als durchschnittlich. — Nebencäsuren fehlen nur in P-Versen oft, sonst nur einmal. — MS vor P: nur leichte Fälle. — Spondeisches Wort im 1. Fuss erheblich häufiger als durchschnittlich — die höchste Frequenz der Satiren. Der Versschluss (nicht dagegen die unregelmässigen Formen) häufiger als durchschnittlich. — Prosaische Enjambements etwas seltener als durchschnittlich. Sonst stehen alle unregelmässigen Schlüsse, ausser ac nos V. 5, am Schluss der Satire von V. 78 ab.

lp im Versschluss: normale Frequenz, aber sehr wenige starke Ip. — Ip in Buc: normale Frequenz, aber ungewöhnlich wenige Fälle nach Spondeus. — Starke Ip an der Versgrenze überwiegen ziemlich kräftig. — Die Satzlänge ist die grösste der Satiren und übersteigt wesentlich den Durchschnitt.

Die Länge der Sätze wurde schon S. 140 aus der überwiegend epistolären, nicht-dialogischen Form des Stückes erklärt. Die kleinen Ten­ denzen zu strengerer Behandlung der Versschlüsse lassen sich eben­ falls mit dem nicht-mündhchen Charakter der Darstellung begrün­ den. Dass die starken Interpunktionen überwiegend an der Versgrenze stehen, stinmit mit dem meistens ruhigen, unpolenüschen Ton über­ ein. Innerhalb des Stückes hebt sich besonders der Abschnitt hervor, wo Horaz seine Erziehung schildert und seine Dankbarkeit und Loyalität gegen den Vater bezeugt, V. 71—98. Diese Verse zeigen an wichtigen Punkten eine strengere Metrik; ihr ungewöhnlicher innerer Gehalt hat auch für die äussere Form besondere Sorgfalt verlangt. Elisionen: 7 Fälle, darunter 4 leichte, kein besonders schwieriger; Frequenz 25. — Unregelmässige Versschlüsse nur V. 84, 87, 90 (und im Übergang V. 98); die Form | - | v. | - u fehlt. — Ip in Buc fehlt. — Prosaisches Enjambe­ ment erst im Übergang V. 98.

Die das Stück schhessende Schilderung des täglichen Lebens des Dichters, V. III—131, zeigt an einigen Punkten eine freiere Metrik: die Ungebundenheit und Sorglosigkeit des geschilderten Daseins wird im Vers gespiegelt. Die Elisionen sind grossenteils hart: 4 von longae, eine schwierige im Vers­ schluss V. 112, pyrrhichisches Wort auf -m V. 114. — Elision in Ρ V. 120. — Nebencäsur fehlt in 3 P-Versen. — Unregelmässige Versschlüsse: 5 Fälle. — Prosaische Enjambements: 4 Fälle (V. 114, 120, 128, 130). — Nur ein Satzvers, V. 124.

17. Die wenigen relevanten Abweichungen des kurzen Stückes zeugen fast alle von freier Metrik und geringer Kongruenz, was wenig überrascht bei dieser frühen, stilistisch noch ziemlich unbeholfenen Anekdote, die ,,in lässiger BehagUchkeit, wie man im Freundeskreise erzählt" berichtet ist (HEINZE 129).

Die Elisionsfrequenz ist hoch. — Ip im Versschluss erheblich häufiger als durchschnitthch. (Dagegen nur eine schwache Ip in Buc.) — Enjambe­ ment mit Ip nahe an der Versgrenze erheblich häufiger als durchschnittlich. — Wenige Satzverse.

18. Sämtliche Abweichungen zeugen von strenger Metrik und ver­ hältnismässig g r o s s e r K o n g r u e n z . Elisionen: die Frequenz liegt wenig unter dem Durchschnitt, aber fast sämt­ liche Qualitätskriterien zeigen eine sehr gepflegte Technik; Versschlusselisionen verhältnismässig zahlreich aber leicht. — MS vor Ρ fehlen. — ünregelmässige Versschlüsse (und | - | ^ ^ | - u) seltener als durchschnittlich; nur ein monosylla­ bischer (ut quae V. 32). — Prosaische Enjambements selten. — Ip im Vers­ schluss und in Buc seltener als durchschnittlich. Starke Ip ebenso häufig an der Versgrenze wie im Versinneren. — Enjam­ bement mit Ip nahe an der Versgrenze seltener als durchschnittlich. Anderseits sind auch die Satz verse wenig zahlreich.

Die strenge Metrik erklärt sich ungezwungen aus der rein erzählen­ den Form (vgl. I 5) und dem hauptsächlich hohen Stil des Stückes (den LE JAY 217 charakterisiert). Das literarische Gepräge der Erzählung und die nicht-dialogische Form bedingen auch die ungewöhnlich grosse Satzlänge, die nur von derjenigen der Sat. I 6 übertroffen wird. Das Stück hat eine metrische Eigenheit, die ich nicht erklären kann: die völlig einmalige Frequenz (gut lOmal höher als sonst in Buch I) der 4. trochaica, oft mit der 5. trochaica verbunden. In den erhal­ tenen Priapea ist kein Gegenstück vorhanden. Es lässt sich nur sa­ gen, dass eine metrische Eigenheit gerade in dieser literarisch eigen­ artigen Satire (vgl. WILI 59) nicht allzu sehr überrascht.^^ Innerhalb des Stückes wird von V. 23 ab, wo die Canidia-Szene be­ ginnt, die Metrik freier und die Kongruenz geringer. Der Unterschied Eine weitere Eigenheit des Stückes ist die grosse Zahl rein daktylischer Verse: 6 Verse = 12%; im Rest des ersten Buches machen solche Verse 2,6%, im zweiten Buch 1,6% aus. Anderseits findet sich nur ein Vers mit 4 Spondeen (2%), d. h. weniger als in irgendeiner anderen Satire; Buch I hat 8,9 % solcher Verse, Buch II 7,4%. Man könnte sich leicht vorstellen, dass sowohl der daktylische Rhythmus als die Häufigkeit der 4. trochaica das Tempo der Erzählung akzelerieren sollten. Aber die daktylischen Verse (3, 14, 21, 30, 33, 39) haben kaum einen dementsprechenden Inhalt, und besonders die 4. trochaica kommt am meisten in der ruhi­ gen Einleitung vor. 12 — 526900 Nils Ola Nilsson

ist am deutlichsten an der Elisionsfrequenz festzustellen: V. 23— 50 enthalten 13 von den 18 Elisionen der Satire, und die Frequenz steigert sich mit dem Crescendo der Erzählung: die letzten 13 Verse enthalten 10 Elisionen.^^ Ferner stehen die 4 I p i m V e r s s c h l u s s sämtlich in V. 28—46, die 3 Satzverse dagegen alle im Eingang des Stückes (V. 1, 5, 10). I 9. An allen wesentlichen Punkten und meistens sehr kräftig weicht diese Satire durch freie Metrik und geringe Kongruenz ab. Die Abweichung ist so durchgehend (nur sind prosaische Enjambements nicht häufiger als durchschnittlich), dass es sich erübrigt, Einzelheiten anzuführen. — Die Satzlänge ist nur die Hälfte der normalen. Diese allgemeine metrische Eigenart des Stückes hängt offenbar mit der ungewöhnhch starken Dialogisierung und dem leichten, schnellen, alltäghchen Stil (vgl. LEJAY 232) zusammen. Stilistisch, wie metrisch, kontrastiert das Stück mit dem vorangehenden, womit es die anekdo­ tische Art gemeinsam hat. Innerhalb des Stückes bemerkt man vor allem eine gesteigerte me­ trische Freiheit und eine stärkere Inkongruenz gegen das Ende der Geschichte, etwa von dem Moment an, wo der Aufdringliche den Prozess eher als Horaz zu verlassen beschliesst. Unregelmässige Versschlüsse: V. 1—43: 6 Fälle (Frequ. 14); danach 12 Fälle (Frequ. 34,3), darunter 6 Fälle V. 65—78. Unregelmässige Ip im 1.—4. Fuss: 6 von 8 Fällen stehen in V. 43—78. — Ip im Versschluss: V. 1—51: 9 Fälle (Frequ. 17,6); danach 11 Fälle (Frequ. 40,7), davon 7 Fälle V. 64—78. — Ip in Buc: V. 1—50: 14 Fälle (Frequ. 28); danach 13 FäUe (Frequ. 46,4). Starke Ip: V. 1—37: 16 an der Versgrenze, 21 im Versinneren; danach resp. 3 und 44. — Enjambement mit Ip nahe an der Versgrenze: V. 1—50: 18 Fälle (Frequ. 36); danach 21 Fälle (Frequ. 75). Satzverse: alle 8 Fälle V. 1—32. (Vgl. o. S. 160 über die Eingangsverse.) Vgl. unten über die gleiche Erscheinung in Sat. I 9, und die Beobachtung von LEHRS VI über c. III 9: die Elisionen treten erst im Schluss auf, ,,νοη da an wo das Gedicht leidenschaftlich wird". Die Reihe von starken Ip in Buc V. 56—60 hat in den Satiren kein Gegen­ stück. Die Absicht des Dichters tritt hier, wie WALTZ 225 bemerkt, deutlich her­ vor: die monotone Wiederkehr derselben syntaktischen Teilung des Verses, die in V. 57—59 durch Reim und Isosyllabie unterstrichen wird [corrumpam, desistam, deducam), malt die unermüdliche Beharrlichkeit des Strebers.

Diese starke Verschiebung ist, wie die entsprechende, aber weniger auffallende in der achten Satire, aus der Akzeleration der Erzählung und der Steigerung der Spannung zu erklären. Die Repliken des garrulus (ca. 20 Verse) unterscheiden sich durch geringere Elisionsfrequenz: 6 Ehsionen (V. 19, 38, 41, 45, 46, 59)^^ Frequenz 30. Das Material ist allerdings zu klein, als dass man eine stilistische Absicht sicher annehmen könnte. Wenn man aber diesen Zug als einen bewussten Ausdruck des gezierten und gravitätischen Wesens des Mannes verstehen darf, bietet die Rede des Catius, Sat. II 4, ein genaues und unzweideutiges Gegenstück. Sicher bewusst ist die strengere Metrik der Orakelparodie V. 31— 34: Ehsionen und unregelmässige Schlüsse fehlen, ebenso unregelmäs­ sige Interpunktionen ausser einer im Versschluss V. 33, wo das versschliessende loquaces stark emphatisch ist. V. 31—32 bilden ein sym­ metrisches Paar von Satzversen. Der unregelmässige T-Vers 31 ist offenbar parodistisch (vgl. o. S. 75). I 10. Die wenigen Abweichungen, die das Stück als Ganzes betreffen, zeu­ gen fast sämtlich von s t r e n g e r M e t r i k und verhältnismässig gros­ ser Kongruenz. Die Elisionstechnik ist streng (vgl. jedoch unten über die innere Variation der Frequenz); besonders hoher Prozentsatz leichter Elisionen. Versschlusselisio­ nen verhältnismässig zahlreich aber leicht. — Verse ohne Nebencäsur etwas seltener als durchschnittlich. — Ip in unregelmässiger Stellung (auch im Vers­ schluss) seltener als durchschnittlich. Dagegen freie Behandlung der Ip in Buc: überwiegend nach Spondeus. — Starke Ip etwas häufiger an der Versgrenze als im Versinneren.

Der metrische Charakter des Stückes hängt offenbar mit dem hterarkritischen Inhalt, der hauptsächlich nicht-dialogischen Form und dem gepflegten, rhetorischen Stil (vgl. LEJAY 259) zusammen — vgl. den Hauptteil der Sat. I 4. Innerhalb der Satire ist aber eine starke metrische Differenz vor­ handen: etwa die erste Hälfte, V. 1—49 (wo eine inhaltliche Grenze geht), hat in verschiedener Hinsicht eine freiere Metrik als die zweite, V. 50—92. Elisionen zwischen Repliken und Erzählung, z. B. faciam' inquit V. 40, sind nicht mitgezählt.

Am kräftigsten unterscheidet sich die Elisionsfrequenz: erster Teil 23 Fälle (Frequ. 46,9), zweiter Teil 8 (Frequ. 18,6); Versschlusselisionen resp. 5 und L — MS vor P: erster Teil 7 Fälle (darunter der einzige schwierige V. 9), zweiter Teil 3. — Spondeisches Wort im 1. Fuss: resp. 5 und 1 Fall. — Ip in Buc nach Spondeus: resp. 7 (4 starke) und 3 (schwache) Ip. — Prosaische Enjambe­ ments: resp. 6 (V. 9—36) und 3 (V. 69—82). Die Satzlänge ist in V. 1—55 normal, 1,9 Verse, im Rest des Stückes 3,1 Verse.

Der Übergang zur strengeren Metrik von V. 50 ab lässt sich einigermassen damit erklären, dass die Darstellung danach ein mehr essayisti­ sches Gepräge bekommt, während im ersten Teil der diatribartige Dia­ log mit einem „interlocuteur fictif" eine grössere Eolle spielt. (Für die grössere Satzlänge gilt diese Erklärung durchaus.) Der wesentliche Grund der Veränderung ist jedoch wahrscheinlich ein anderer: in V. 50 nimmt Horaz, nach mehreren Abschweifungen, seine Kritik gegen Lucilius ernstlich auf, und zwar gegen seine mangelnde Sorgfalt um die äussere Vollendung des Verses. Man konnte dann mit allem Recht fordern, dass der Kritiker in seinem eigenen Vers eine Probe der ver­ langten Sorgfalt gäbe. Horaz hat sich diese Forderung selbst auferlegt und die strengere Metrik bis zum Schluss des Stückes durchgeführt.^^ Buch II. Die wesenthcheren metrischen Veränderungen, die das zweite Buch als Ganzes im Vergleich mit dem ersten kennzeichnen, sind in kurzer Zusammenfassung die folgenden. Die Elisionstechnik ist in der Hauptsache unverändert (die Steigerung der Gesamtfrequenz beruht hauptsächlich auf der dritten Satire). Die Elisionen von longae, sowohl a. 1. als a. b., zeigen jedoch eine prozentuelle Zunahme, die Vers­ schlusselisionen hingegen eine kleine Abnahme. Das Cäsursystem zeigt eine gewisse Normalisierung: die Dominanz der PVerse wird verstärkt (die kräftigste Abnahme betrifft die T-Verse), ebenso die Dominanz der H als Nebencäsur in P-Versen. Unregelmässige TH- und T-Verse sind weitaus seltener. Dagegen sind unregelmässige P-Verse beider Arten etwas häufiger; unter den Versen mit dem 4. und 5. longum in einem Worte sind die deutlich expressiven Fälle etwas seltener, die Fälle mit Cäsurersatz anderseits häufiger. Die 4. trochaica ist, wenn von Sat. I 8 abgesehen wird, beinahe doppelt häufiger im zweiten als im ersten Buch. MS vor Ρ sind etwas seltener, aber Fälle mit daktylischem Wort(schluss) im 2. Fuss etwas zahlreicher. Elision vor dem MS (besonders vor et) ist weitaus häuVgl. HEINZE (oben S. 174 zitiert) über Sat. I 5 als bewusste Probe der ge­ pflegten Form, die Horaz in Sat. I 4 dem Vorgänger abgesprochen hatte.

figer, in Übereinstimmung mit der Technik Vergils. — MS vor Tri sind dop­ pelt seltener als in Buch I. — Elision in Cäsuren nimmt zu, etwas in P, er­ heblich in H und Buc in P-Versen. Die Schwierigkeit dieser Elisionen steigert sich auch. Die Versschlüsse werden strenger gebaut. Am kräftigsten nehmen die For­ men mit MS im 5. longum ab (ausser 1 - | ^ ^ 1 - -, die ich nicht als unregelmässig rechne). Die Abnahme betrifft übrigens alle unregelmässigen Formen ausser vier­ silbige Wörter am Versende und überhaupt die Formen mit Wortschluss im 5. longum. Ip im Versschluss kommt häufiger vor und ist öfter stark; solche Ip stehen öfter als in Buch I nach dem 5. Fuss. — Ip in Buc ist überhaupt etwas selte­ ner, und besonders starke Ip steht seltener nach spondeischem 4. Fuss. — Starke Ip in H ist häufiger. Enjambement ist überhaupt etwas seltener, ebenfalls Enjambement mit Ip nahe an der Versgrenze; bei diesen Enjambements ist Ip im Vordervers vor­ herrschender als in Buch I. Emphase ist bei „suspension" seltener, bei „rejet" häufiger als in Buch I. — Satzverse sind in Buch II erheblich häufiger und kommen öfter in längeren Reihen und in symmetrischen Paaren vor.

Mehrere von diesen Verschiebungen — so diejenigen die Cäsuren betreffenden — scheinen einander aufzuwägen, mehrere haben kaum irgendeine stihstische Bedeutung. Für unsere Untersuchung sind vor allem zwei Veränderungen bedeutsam: erstens die Abnahme der un­ regelmässigen Versschlüsse, nicht zuletzt der charakteristischen mono­ syllabischen, womit die Abnahme der Versschlusselisionen überein­ stimmt, zweitens die kräftige Zunahme der Satzverse, die mit einiger Abnahme der Enjambements verbunden ist. Diese Verschiebung zur grösseren Kongruenz von Vers und Satz lässt sich ungezwungen als ein Ausdruck der ruhigeren, weniger polemischen Haltung des zweiten Buches erklären. II 1. Um die Metrik dieser Satire richtig zu charakterisieren, muss man schon von Anfang an eine kräftig abweichende Partie abtrennen: die Replik des Horaz V. 62—78 ( = 16 Verse, wenn die freistehende Schluss­ wendung nisiquid tu docte Trebâti / dissentis nicht mitgezählt wird). Der restierende Hauptteil des Stückes (70 Verse) wird durch eine an wichti­ gen Punkten strenge Metrik (und in einer Hinsicht durch geringe Kongruenz) gekennzeichnet. Elisionen sehr selten: 14 (Frequ. 20), darunter 2 longae, kein MS. — Die regelmässige Nebencäsur fehlt nur in 2 P-Versen mit 4. trochaica. — Ander-

seits sind MS vor Ρ und Tri etwas häufiger als durchschnittlich. — Unregel­ mässige Versschlüsse selten: 5 (Frequ. 7,1)· Ip in Buc unbedeutend seltener als durchschnittlich, aber nur einmal nach Spondeus. — Enjambement mit Ip nahe an der Versgrenze: 29 Fälle, Fre­ quenz 41,4, über dem Durchschnitt.

Die gepflegte Metrik erklärt sich aus dem Inhalt und dem allgemei­ nen Charakter des Stückes: es ist, trotz der äusseren Form eines Gesprä­ ches, in der Hauptsache eine literarische Programmerklärung — vgl. die Metrik der Satiren I 4 (Hauptteil) und I 10. Im Vergleich mit den längeren ununterbrochenen Erklärungen des Horaz haben die eigent­ lichen Dialoge zwischen ihm und Trebatius keinen besonders umgangssprachhchen oder alltägUchen Stilcharakter^^ — es wären dann die kurzen Rephken des Horaz V. 5—7 ne faciam inquis j omnino versus und peream male si non / optimum erat, die demgemäss auch mehrere metrische Freiheiten aufweisen: zwei harte Ehsionen und einen un­ regelmässigen Versschluss mit prosaischem Enjambement. Völhg verschiedenartig sind die Verse 62—78, wo Horaz das Ver­ hältnis des Lucilius zu Scipio und Laehus schildert und diesem seine eigenen Beziehungen zu den Grössen seiner Zeit gegenüberstellt. Was diesen Abschnitt vom Rest der Satire endgültig unterscheidet, ist die Elisionstechnik, die von einer exzeptionellen Freiheit ist: In 16 Versen 18 Elisionen: Frequenz 112,5! (16 Elisionen sind sogar in V. 67— 77 gehäuft.) 3 Verse (67, 70, 71) haben je 2 harte Elisionen. Elidiert werden 10 longae, 4 MS, 1 Anapaesticum (V. 69, ungewöhnlicher Art), 2 Choriambica. Einige weitere Verschiedenheiten, jede für sich wenig bedeutsam, stimmen mit der Elisionstechnik überein: Nebencäsur fehlt in 3 Versen (71, 75, 76). Elision in Ρ V. 76. MS vor P: 4 Fälle, im Hauptteil 7. — Unregelmässige Vers­ schlüsse: 3 Fälle (V. 65, 74, 75). — Ip im Versschluss: 4 Fälle (V. 68, 73, 74, 75), im Hauptteil 12.

Jedenfalls die Elisionstechnik dieses Abschnitts, die mit der gepfleg­ ten Technik im Rest des Stückes auffallend kontrastiert und in den Satiren überhaupt kein Gegenstück hat, muss offenbar durch eine be­ sondere stihstische Absicht veranlasst sein. Diese ist m. E. nur auf eine Vi^eise zu verstehen: in diesen Versen, wo Horaz mehrmals auf Dichtungen des Lucilius hindeutet — wahrscheinhch auch durch for­ male Anspielungen, die uns jetzt ungreifbar sind (vgl. jedoch unten Vgl. LEJAY 293: der Ton ist im ganzen ,,d'une familiarité distinguée, comme il convient à une consultation de juriste. Le style devient facilement oratoire ...".

zu V. 70) — hat er, wenigstens von V. 67 ab, den nachlässigen lucihanischen Hexameter scherzhaft nachgeahmt. Die Freiheit der lucihanischen Ehsionstechnik sei durch einige Angaben SIEDOWS beleuchtet (vgl. auch o. S. 175 über die Fragmente der Eeisesatire des LuciHus): Frequenz (ausschl. der Aphäresen) 84,8 — danach kommt Vergil mit 50,5. Verse mit 3 Elisionen sind zahlreich; 3 Verse haben je 5 (SIEDOW 90). Longae werden fast so oft wie breves elidiert. Die Frequenz elidierter MS ist beispiellos hoch (ib. Tab. X); dreimal wird die Präp. cum elidiert (ib. Tab. XI), wie bei Horaz V. 73 cum illo^ — vgl. besonders Lucil. 514 cum istis^.

Ausser der freien Ehsionstechnik der fraghchen Horazverse soll viel­ leicht eine andere metrische Erscheinung an LuciHus erinnern: die Form des Satzverses. Satzvers im eigentlichen Sinn ist allerdings nur V. 70 scilicet uni aequos virtuti atque eius amicis, aber die umgebenden Verse 69 (durch atqui am Ende von V. 68 eingeleitet) und 71 f. machen einen ähnhchen Eindruck. V. 70 ist eine sichere Anspielung auf die berühmte Lucihusstelle über virtus, Lucil. 1326—1338 (vgl. HEINZE und LEJAY Z. St. und FISKE 378)^^; unter den 13 Versen des LucihusEs ist m. W. nicht bemerkt worden, dass die Form eius bei Horaz V. 70 archaistisch wirkt. AXELSON 72 f. weist nach, dass sie in der klassischen Dich­ tung, ausser bei Lucrez, äusserst selten vorkommt: sie fehlt u. a. bei Vergil und wird von Tibull einmal, von Properz zweimal (im vierten Buch), von O vid drei­ mal gebraucht. Bei Horaz finden sich, ausser der fraglichen Stelle, drei Belege; einer davon, c. III 11,18, ist jedoch so gut wie sicher unecht. Die übrigen sind erstens c. IV 8,18 eius qui domita nomen ah Africa j lucratus rediit, wo es in Be­ tracht des Inhalts naheliegt, eius als archaistisch (wahrscheinlich ennianisch) aufzufassen (vgl. K. BÜCHNER, Zur Form und Entwicklung der horazischen Ode, Ber. d. sächs. Ak. d. Wiss., Philol.-hist. Klasse, 91: 2, 1939, 55), zweitens sat. II 6,76 et quae sit natura boni summumque quid eius, wozu LEJAY bemerkt, dass eius bei Lucrez häufig den Vers schliesst (in der Tat stehen 19 von 35 lucrezischen Belegen dieser Form am Versende); der philosophische Zusammenhang macht auch eine Anspielung oder Erinnerung an Lucrez sehr wahrscheinlich. Es ist denn von vornherein zu vermuten, und wird durch den Inhalt und die metrische Eigenart bestätigt, dass auch an unserer Stelle eius archaistisch ist. Dass es direkt an Lucilius erinnern kann, erweisen zwei Belege in den Lucilius-Fragmenten: einer am Schluss eines Hexameters, 279 pro scelere eius, einer im trochäischen Vers 962. Auf zwei weitere Archaismen im fraglichen Abschnitt sei kurz hingewiesen. V. 64 f. per ora / cederet ist der einzige horazische Beleg von cedere = incedere. Diese Bedeutung dürfte, wie LEJAY Z. St. bemerkt, entschieden archaisch sein (HEINZE dagegen: ,,das Simplex cedere gehört der Umgangssprache an"). Nach TLL III 720 sei sie allerdings, ausser bei Ennius, Plautus und Lucrez, auch u. a. bei Properz und Ovid belegt. Diese Belegstellen sind jedoch anders zu deuten: in Prop. III 18,34 Caesar ab humana cessit ad astra via und Ov. met. XIV 848

Fragmentes sind nun aber die Satzverse ganz vorherrschend: alle ausser den beiden ersten haben diese Form. II 2. Wie bei der vorigen Satire empfiehlt es sich, eine abweichende Partie von Anfang an abzutrennen, nämlich den Schluss von V. 112 ab. Im Hauptteil des Stückes ist die Metrik wesentlich die durchschnittUche, an wenigen Punkten freier, und die Kongruenz verhältnismässig gering, was mit dem zugleich rhetorischen und diatribischen Stil über­ einzustimmen scheint. MS vor P: ziemlich wenige, aber schwierige Fälle. — Prosaische Enjambe­ ments häufig: 13 Fälle, Frequenz 11,7. — Ip im Versschluss oft stark, 2 Ip nach dem 6. longum. Starke Ip an der Versgrenze 21mal, im Versinneren 43mal. — S atz ver se verhältnismässig selten; 16 Verse = 14,4 %.

Der Schluss, V. 112—136, wo Ofellus in persona vorgeführt wird und von V. 116 ab das Wort hat, zeigt fast durchgehend — nur die Elisionstechnik weicht nicht ab — s t r e n g e M e t r i k und g r o s s e Kongruenz. Mehrere der einzelnen Differenzen sind jede für sich be­ langlos; zusammengenommen ergeben sie aber ein klares Gesamtbild. Keine Verse ohne Nebencäsur, keine MS vor P. — Nur 2 unregelmässige Versschlüsse (V. 114, 127); die Form | - | ^ | - 3 fehlt. Ip im Versschluss fehlt. — Ip in Buc: 1 schwache nach Daktylus (V. 133). — Prosaisches Enjambement fehlt. — Enjambement mit Ip nahe an der Versgrenze: 3 Fälle, Frequenz 12,5. — Starke Ip an der Versgrenze 6mal, im Versinneren 5mal. — Satzverse: 8 Verse, etwa der Drittel.^^ cum Slåere ces ait in auras bedeutet cedere offenbar „weggehen, hingehen", in Ov. ars II 470 inque suas partes ces sit inane chaos ,,in etwas übergehen".

V. 69 primores populi ist der einzige Beleg von primores bei Horaz. Mit der übertragenen Bedeutung ,,die Vornehmsten" scheint das Wort sonst zuerst bei Catull, 68,87 primores Argivorum ... viros, sicher belegt zu sein (vielleicht je­ doch schon Plaut. Amph. 204 viros primorum principes); dann findet es sich wahrscheinlich bei Vergil, Aen. IX 309 primorum manus^ und mehrmals bei Livius und besonders Tacitus. Im eigentlichen Sinn ,,vorderster" ist es aber im vorklassischen Latein häufig (s. FORCELLINI und GEORGES); die Fragmente des Lucilius enthalten 2 Beispiele, 301 primores unguis, 574 primoris naris, dazu eines mit militärischer Bedeutung, 90 praeclarorum hominum ac primorum signiferumque. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass Horaz sich an diese und ähn­ liche Luciliusstellen erinnerte, als er das jedenfalls archaisch klingende primores gebrauchte. Mehrere Satzverse finden sich jedoch auch in dem unmittelbar vorange­ henden Abschnitt.

Als selbständige, liebevoll gearbeitete literarische Miniatur schliesst und krönt das Ofellusporträt die Satire; es bedarf keiner weiteren Er­ klärung, dass Horaz diesen Versen besondere Sorgfalt gewidmet hat. Die weitgehende Kongruenz von Vers und Satz, vor allem die zahlrei­ chen Satzverse (vgl. o. S. 160), wirkt zum Eindruck ruhiger Festigkeit und unerschütterlichen Gleichgewichts kräftig mit. II 3. Die Metrik ist durchgängig freier als durchschnittlich. Die stärkste Abweichung betrifft die E l i s i o n s t e c h n i k . Die Elisionsfrequenz ist ungleich höher als in irgendeiner anderen Satire; sie nähert sich der Zahl des Lucilius. Höher als durchschnittlich sind ferner die Prozentsätze der in einem Verse gehäuften Elisionen und der Elisionen von Vokal nach Vokal, geringer als durchschnittlich der Prozentsatz leichter Elisionen. Die Pausenelisionen sind zahlreich und hart. Ausser dass longae a. b. selten elidiert werden, ist sonst die Schwierigkeit der Elisionen normal. An mehreren Punkten sind aber quaMtative Besonderheiten vorhanden: elidiert werden Vokale nach e ohne folgendes et (vgl. o. S. 20), Monosyllaba im 1. longum, Pyrrhichiaca im 1. biceps, lambica, Anapaestica im 5. longum (alles sonst nicht in Buch II) und Choriambica (sonst in Buch II nur in der Lucilius-Partie der ersten Satire; auch die Ehsion vigila hoc V. 152 hat nur dort ein Gegenstück); ausserdem finden sich sonderartige Elisionen von spondeischen Wörtern im 3. longum (vgl. o. S. 30) und eine in den Satiren einmalige Aphärese im 6. longum V. 213.

Auch was die Cäsuren, den Versschluss und die Stellung der Interpunktionen betrifft, ist die Metrik durchgängig freier als nor­ mal. Die Abweichungen sind zwar an mehreren Punkten unbedeutend, aber in Betracht des grossen Umfanges der Satire ist auch kleinen sta­ tistischen Differenzen grösseres Gewicht als sonst beizumessen. Ich verzeichne nur die auffälligeren Abweichungen. 2 Verse entbehren jede Hauptcäsur, was in den Satiren sonst beispiellos ist. Nebencäsur fehlt oft, besonders in P-Versen; in vielen dieser Verse endet das die Cäsurstellen deckende Wort mit dem 5. longum. — Elision in Cäsuren: in Ρ wer­ den u. a. 1 longa und 2 mediae a. b. elidiert (ohne Gegenstück in Buch II); in Η in P-Versen wird doppelt häufiger und oft härter als durchschnittlich elidiert (vgl. o. S. 96); in Η als Hauptcäsur wird nur hier elidiert. — Unregelmässige Vers­ schlüsse, besonders die Formen mit Wortschluss im 5. longum, sind häufiger als durchschnittlich. — Von den Ip in unregelmässiger Stellung sind besonders die vielen starken Ip im 1.—4. Fuss zu bemerken; darunter ist ein in den Satiren einmaliger Fall in 4. trochaica.

Die Kongruenz von Vers und Satz ist ziemlich gross: Enjambe­ ments, sowohl überhaupt als von den hier besonders studierten For­ men, sind etwas seltener, Satzverse anderseits etwas häufiger als durch­ schnittlich. (Indessen ist innerhalb des Stückes, wie unten dargelegt werden soll, ein beträchtUcher Unterschied vorhanden; im grössten Teil kommen sowohl Enjambements als Satzverse mit der normalen Frequenz vor.) Die freie Metrik dieser Satire ist offenbar gattungsbestimmt: der Vortrag des Strassenphilosophen Stertinius, der den Hauptteil des Stückes ausmacht, ist eine durchgeführte Diatribe — ein allerdings parodisch gefärbtes Gegenstück der Satiren I 1—3, wo wir ebenfalls eine verhältnismässig freie Metrik, vor allem eine freie Elisionstechnik (ausser in kleineren Partien), festgestellt haben. Die einleitende und die schliessende Szene zwischen Horaz und Damasippus zeigen an gewissen Punkten eine strengere Metrik (wie die entsprechenden Abschnitte der Sat. I 1). V. 1—38: Elisionen sind nur in V. 1—15 (der ersten Replik des D., bis auf einen halben Vers) seltener: 4 Fälle. — Elision in Cäsur fehlt. — Unregelmässige Versschlüsse erst in der letzten Replik des D. V. 31, 34; nur in diesen Versen finden sich auch prosaische Enjambements. (Der Schluss |-|wv^|-uist anderseits häufig: 6 Fälle.) — Dagegen sind Ip im Versschluss und Ip in Buc häufiger als durchschnittlich (resp. 9 und 7 Fälle). Von 6 starken Ip im Vers­ schluss stehen 3 in den kurzen Repliken des Horaz, V. 17, 26, 27. V. 296—326 weichen nur durch geringere Elisionsfrequenz vom Haupt­ teil ab: 48,4 (15 Elis.). — Die Elisionsfrequenz in der Diatribe des Stertinius ist 72,8.

Wenn man innerhalb des langen, mit pedantischer DeutUchkeit auf­ gebauten Vortrages des Stertinius Abschnitt nach Abschnitt unter­ sucht, treten mehrere klare, meistens interpretierbare metrische Dif­ ferenzen hervor. Wegen des geringen Umfanges der einzelnen Ab­ schnitte — um der geschmeidigen Variation gerecht zu werden, darf man nicht allein die vier Hauptkapitel unterscheiden — sind meistens nur die Abweichungen der EUsionsfrequenz statistisch von Belang; in der Regel stimmen aber andere Kriterien damit überein. Die an Damasippus gerichtete Einleitung, V. 39—76, die Rubrik­ verse der ganzen Vorlesung 77—81, die des ersten Kapitels über avaritia 82—83 und die Anekdote von Staberius V. 84—99 haben sämt­ lich hohe Elisionsfrequenz: 90,1 (55 Elis.). In den 16 Versen der Anek-

dote finden sich 5 unregelmässige Schlüsse, 6 Ip im Versschluss und 4 in Buc. Die Anekdote zeigt auch eine starke Inkongruenz von Vers und Satz: die 10 starken Ip stehen alle im Versinneren, was mit der raschen, ziemUch stark dialogischen Erzählungsweise vortreffhch über­ einstimmt. Metrisch unterscheidet sich danach eine inhaltlich nicht ganz ein­ heitliche Partie, V. 100—130: die Anekdote von Aristippus V. 100— 102, die Demonstration des Unsinnes, Reichtümer zu häufen, ohne sie zu gemessen, V. 103—121, und der grösste Teil des direkten An­ griffes auf den Geizhals. Diese ganze Partie wird durch eine strenge Metrik von einer in dieser Satire sonst beispiellosen Konsequenz ge­ kennzeichnet, die besonders mit der logisch erörternden, nicht-dialogi­ schen Form der Verse 103—121 gut übereinstimmt; auch die folgende Apostrophierung des Reichen hat jedoch einen logisch argumentie­ renden, stark rhetorischen, keineswegs alltäglichen Stil. Elisionsfrequenz 38,7 (12 Elis.). — Nebencäsur fehlt nur in V. 107. — Spondeisches Wort im 1. Fuss fehlt. — Unregelmässiger Schluss und prosaisches En­ jambement nur V. 120. — Keine unregelmässige Ip vor dem Versschluss.

In den folgenden Versen steigert sich plötzhch die Elisionsfrequenz (wegen der gesteigerten Heftigkeit des Angriffs? — vgl. o. S. 178,1): V. 131—135 enthalten 9 meistens harte Elisionen. Nach dem mytho­ logischen Exempel von Orestes folgt dann die mit einem lebhaften Zwiegespräch endende Anekdote von Opimius; die rein dialogischen Verse 151—157 enthalten 9 überwiegend harte Elisionen. Die Anekdote von Oppidius und seinen Söhnen, V. 168—186, die (nach einigen metrisch uninteressanten Übergangsversen) das Kapitel über ambitio einleitet, hat geringe Ehsionsfrequenz und grosse Kon­ gruenz von Vers und Satz, beides mit dem ernsten, feierhchen Ton besonders der Rede des Oppidius übereinstimmend. Elisionsfrequenz 36,8 (7 Elis.; 3 davon stehen in dem mehrfach unregelmäs­ sigen, expressiven V. 180). — 2 schwache Ip im Versschluss, 1 schwache in Buc. — Starke Ip an der Versgrenze 5mal, im Versinneren 2mal. — 9 Satzverse.

Im fingierten Dialog des Sprechers mit Agamemnon, V. 187—223, dem Rest des Kapitels über ambitio, springt die Ehsionsfrequenz wieder in die Höhe, und die Metrik wird auch sonst freier; im Verhältnis von Vers und Satz kontrastiert dieser Abschnitt dagegen nicht stark mit dem vorangehenden.

Elisionsfrequenz 94,6 (35 Elis.). — Nebencäsur fehlt in 7 Versen (18,9 %). — Unregelmässiger Schluss in 10 Versen (27 %). — Anderseits nur 4 Ip im Versschluss. — Starke Ip an der Versgrenze 12mal, im Versinneren 13mal. — 13 Satz­ verse, darunter 7 in V. 211—223, nach dem eigentlichen Dialog.

Der erste Teil des Kapitels über luxuria, die drei Anekdoten V. 224— 246, hat etwa den gleichen metrischen Charakter wie der vorige Ab­ schnitt: viele Elisionen (22, Frequ. 95,7; 3 Elisionen in H und 2 in Buc in P-Versen) und grosse Kongruenz (starke Ip an der Versgrenze 8mal, im Versinneren 7mal, 8 Satzverse), die sich aus der ruhigen Erzählungs­ weise, ohne kurze Repliken, erklärt. Es folgt der Abschnitt über amor V. 247—280. In den einleitenden Versen 247—251 sind Elisionen in Cäsuren eigentümlich gehäuft: alle haben EUsion in H nach P, V. 251 daneben in P. Unregelmässige Schlüsse finden sich erst von V. 260 ab (6 Fälle). — Am meisten unter­ scheidet sich dieser Abschnitt durch starke Inkongruenz von Vers und Satz (starke Ip an der Versgrenze 7mal, im Versinneren 13mal; Satzverse, nach den logisch erörternden V. 247—250, nur 4 = 13,3 %)^ die mit der teilweise dramatischen (Terenzparaphrase V. 260—271),. teilweise eifrig auffordernden Art der Darstellung übereinstimmt. Der kurze Abschnitt über swperstitio, V. 281—295, scheint vieder mit strengerer Metrik geschrieben zu sein, was nicht durch Inhalt oder Stil veranlasst scheint, vielleicht aber dadurch, dass er den ganzen Vortrag schUesst (vgl. den Schluss der Satiren I 1 und I 3). 6 Elisionen (Frequ. 40), keine MS vor P, keine unregelmässigen Schlüsse (aus­ ser einem fünfsilbigen Wort V. 285), kein prosaisches Enjambement. — Die starke Ip in 4. trochaica im Schlussvers 295 hat in den Satiren kein Gegenstück; die unerwartete Pause erhöht den Eindruck des Schlagwortes timore deorum, das die Rede wirkungsvoll schliesst.

Zum Schluss stelle ich einige Angaben über das Verhältnis von Vers und Satz zusammen, woraus es sich erweist, dass ein längerer Abschnitt der Rede des Stertinius, V. 168—249, sich vom Rest der Satire durch erheblich grössere Kongruenz unterscheidet. (Die Dialoge zwischen Horaz und Damasippus zeigen in dieser Hinsicht keine Eigenart.) Starke Ip an der Versgrenze und im Versinneren: in V. 168—249 resp. 26 (ausser dem Schlussvers) und 22, im Rest der Satire resp. 68 und 102, was ein grösseres Übergewicht von Ip im Versinneren als durchschnittlich bedeutet. Frequenz des Enjambements: in V. 168—249: 32,9 (27 Fälle), im Rest 49,0 (119 Fälle); des Enjambements mit Ip nahe an der Versgrenze resp. 22,2 (18 Fälle) und 30,3 (74 Fälle).

Satz verse resp. 34 (41,5 %) und 54 (22,1%). Was Enjambements und Satzverse betrifft, weicht also der grössere Teil des Stückes nicht vom Durchschnitt des Buches ab.

II 4. Kräftiger und folgerichtiger als irgendeine andere Satire hebt sich diese durch strenge Metrik und grosse Kongruenz hervor. Die Abweichung ist so durchgehend^^ dass es überflüssig wäre, auf alle Einzelheiten hinzuweisen. Es sei nur hervorgehoben, dass das Übergewicht starker Interpunktionen an der Versgrenze, die Selten­ heit von Enjambements aller Art und die Menge von Satzversen bei weitem kein Gegenstück in den übrigen Satiren haben. Im Hauptteil der Satire, dem Vortrag des Catius, nebst seinen kurzen Repliken am Anfang (zus. 81,5 Verse), tritt diese metrische Eigenart noch stärker hervor; die eigenen Repliken des Horaz (V. 1, 4—7, 10, 88—95, zus. 13,5 Verse) kontrastieren damit durch erhebhch freiere Metrik und geringere Kongruenz. Elisionen: Horaz 10 (eine jedoch auf Lucrez anspielend, V. 95), Catius 16 (Frequ. 19,5).— Unregelmässige Versschlüsse: Horaz 2 (V. 5 f.), Catius 1 (V. 29). — Ip im Versschluss: Horaz 3, Catius 3. — Starke Ip an der Vers­ grenze und im Versinneren: Horaz resp. 4 und 4, Catius resp. 34 und 13. (Auf den letztgenannten Gegensatz weist HEINZE XLV hin.)

Mit den äusserst gepflegten und wohl abgewägten Versen des Catius, die mit dem gewöhnhchen Unterhaltungsvers der Satiren so auffallend kontrastieren, will Horaz m. E. den Mann als unbewusst komische Fi­ gur charakterisieren. Mit anderen Stilmittehi zusammenwirkend, gibt diese metrische Technik einen lebendigen Eindruck von seiner pedan­ tisch gepflegten Rede, seinem todernsten Orakelton und der lang­ samen Gravität, womit er — oft zum Nachdenken und zum Nach­ druck pausierend — die gastronomischen praecepta seines geheimnis­ vollen Meisters vorträgt.^^ Der wichtige Beitrag der Satzverse zu die­ sem Gesamteindruck wurde oben S. 161 analysiert. Die einzige Ausnahme sind die Elisionen in Cäsuren: eine in Ρ V. 84, zwei in Buc in P-Versen V. 45, 59. 2) Die schwierigste Elision im Hauptteil ist re una V. 48; dieser Vers dürfte aber laut HEINZE irgendein bekanntes Dichterwort parodieren. Die übrigen här­ teren Elisionen im Munde des Catius stehen in V. 17, V. 33 und im Schluss V. 82 und 84, wo der Sprecher von einem entrüsteten Pathos ergriffen wird (vgl. o. S. 178,1). Vgl. die psychologische und stilistische Charakteristik LEJAYS 453.

Der Gegensatz zwischen dem humorlos anspruchsvollen Ton und dem einfachen Inhalt hat eine kräftige komische Wirkung. Wenn auch die parodischen Farben hie und da recht grell sind (z. B. V. 10 f., 47 f., 63, 94 f.), scheint es mir jedoch nicht ganz zutreffend, diese Satire mit der achten als „Farcen von kräftiger Derbheit" (WILI 110) auf die gleiche Stufe zu stellen. Jedenfalls die komische Stilwirkung der Vers­ behandlung ist richtiger als eine diskrete Ironie zu charakterisieren, die uns nur durch aufmerksames Ablauschen erkennbar ist. 115. Nur in einer Hinsicht unterscheidet sich diese Satire bestimmt vom Durchschnitt: ihre Elisionstechnik ist streng. Die Frequenz ist zwar nicht sehr viel niedriger als die Gesamtzahl des Buches, aber schwierigere Elisionen (vor allem in einem Verse gehäufte Elisionen und Versschlusselisionen) sind ungewöhnlich selten. Die strenge Tech­ nik stimmt mit dem würdigen, kultivierten Ton der homerischen Ge­ stalten gut überein — der mit der schneidenden inhaltlichen Satire scharf und grell kontrastiert (vgl. LEJAY 488 f., VILLENEUVE 120). Innerhalb des Stückes variiert die Elisionstechnik ziemHch stark, ohne dass man dies mit anderen formalen Verschiedenheiten verbin­ den kann. Der einleitende Dialog V. 1—22 enthält 6 Elisionen (5 leichte), Frequenz 27,3. — Die Rede des Tiresias V. 23—57 und die folgenden Repliken V. 58—61: 18 Elisionen (4 leichte), Frequenz 46,2. — V. 62—83 (inhaltliche Grenze): 3 Elisio­ nen (V. 68, 81, 83), Frequenz 13,6. — V. 84—110: 13 Ehsionen, Frequenz 48,1.

Auch im Verhältnis von Vers und Satz sind gewisse Verschieden­ heiten vorhanden. Das kurze Zwiegespräch V. 58—61 besteht aus lauter Satzversen, was eine gewisse parodische StiUsierung bedeuten dürfte: es erinnert an die Stichomythien des Dramas.^^ — Ferner unter­ scheidet sich die Eede des Tiresias V. 23—57 durch grössere Kon­ gruenz, was damit zusammenhängen dürfte, dass Tiresias sich in die­ sem Abschnitt ausführlicher bei einigen wenigen Situationen aufhält, in der Schlusspartie dagegen (V. 62—110) hauptsächhch kürzere Vor­ schriften mitteilt (oft vom parataktischen Typus scribet mala carmina vecors: laudato) und ferner zwei Anekdoten erzählt (V. 62 ff., 84 ff.). Parodisch-feierlich scheinen auch die Satzverse im Dialog zwischen Horaz und Catius II 4,8—11.

Starke lp an der Versgrenze und im Versinneren: V. 23—57 resp. 9 und 8, V. 62—110 resp. 14 und 27. Satzlänge resp. 2,1 und 1,2 Verse. Enjambement: V. 23—57:16 Fälle (45,7 %); V. 1—22 und 62—110: 45 Fälle (63,4 %). Prosaisches resp. 1 (V. 37) und 7 Fälle. Mit Ip nahe an der Versgrenze resp. 10 (28,6 %) und 35 Fälle (49,3 %). — Ip im Versschluss resp. 2 (schwache) und 22 (12 starke) = 31 %.

Eine auffallende Inkongruenz kennzeichnet anderseits die Schlussverse 103—110: sie sind alle durch Enjambement verbunden (wie übrigens auch die ersten 7 Verse der Satire), alle ausser V. 108 haben Ip im Versschluss (in 4 Fällen eine starke), V. 106 und 108 prosaisches Enjambement, V. 108 f. unregelmässige Ip am Versanfang. (Die Schlüsse der Verse 107—109 sind daneben unregelmässig gebaut.) Dieses Verhältnis ist wie die entsprechenden Verschiebungen in den Satiren I 8 und I 9 zu erklären: es bewirkt eine Akzeleration gegen das Ende, die in diesem Fall die überraschende Schlusswirkung verstärkt: nach dem Tode eines Opfers beginnt sofort die Jagd auf das nächste. II 6. Ein kühner und reicher Wechsel der literarischen Form kennzeich­ net diese „Krone der horazischen Satirendichtung" (HEINZE): lyrischer Monolog, ins (3-ebet übergehend; realistische, stark dialogisierte Lebens­ schilderung; ländUches Idyll in lyrischem Ton; episch stihsierte Tier­ fabel. Die Metrik folgt geschmeidig diesem Wechsel. Das Stück als Ganzes unterscheidet sich besonders durch die im zweiten Buch sonst beispiellose S c h w i e r i g k e i t d e r E l i s i o n e n . I m Hauptteil des Stückes könnte diese Freiheit mit dem persönhchen, spontanen Ton zusammenhängen; es ist aber erstaunhch, dass die Elisionen in der Fabel nicht weniger hart sind. Fast alle Quahtätskriterien geben einen deutlichen Ausschlag. Die kräftigsten sind die folgenden: der Prozentsatz elidierter longae (auch a. b.) ist grösser als in irgendeiner anderen Satire, die Elisionen von MS sind zahlreich und grossenteils schwierig, die Versschlusselisionen die schwierigsten in Buch II. — Das Stück enthält auch viele und schwierige EUsionen in H in P-Versen, ausserdem eine Elision in Tri. Ip in unregelmässiger Stellung im 1.—4. Fuss sind verhältnismässig selten und niemals stark. — Ip in Buc überwiegend nach Daktylus.

Den Eingang des Stückes dominiert das höchst unkonventionelle, vertraulich scherzende Gebet an Mercur (V. 4—15); dann wird das

Lob des Landes zum ersten Mal angestimmt (V. 16—19). Dieser erste Abschnitt, V. 1—19, hat die freieste EUsionstechnik: 16 Eb'sionen (Frequ. 84,2), darunter 7 longae, 5 MS; das gehört mit dem ungezwun­ genen Gesprächston zusammen. Zur ruhigen, abgespannten Stimmung passt die grosse Kongruenz von Vers und Satz: Ip im Versschluss hat nur V. 10, Enjambement mit Ip nahe an der Versgrenze kommt nur 3mal vor, und die Satzverse sind zahlreich: V. 6 f., wo das Gebet einen Ton tiefen Ernstes bekommt (hier fehlt Elision!), und V. 16—19, wo Ruhe und Zuversicht ausgedruckt \drd. Die Schilderung des gehetzten römischen Morgens des Dichters, V. 20—58, die einen starken Einschlag von kurzen Repliken hat und am Ende in reinen Dialog übergeht, weist eine niedrigere aber immer noch hohe EUsionsfrequenz auf: 51,3 (20 Elisionen, 3 von MS). Unregelmäs­ sige Schlüsse kommen hier erst von V. 35 ab 6mal vor; diese Schlüsse — sämthch monosyllabisch — stehen alle in kurzen Repliken (V. 35, 36, 44, 51, 53, 54); ebenfalls die beiden prosaischen Enjambements (V. 36, 51) und die härtesten EUsionen von MS (V. 29, 54). Die Satzlänge ist in der ersten Hälfte des Stückes, V. 1—58, etwa halb so gross wie in der zweiten: bzw. 1,4 und 2,7 Verse. Es folgt das idylhsche Gemälde des friedHchen ländlichen Abends, V. 59—79. Formal besteht es zuerst aus drei langen Ausrufssätzen, dann aus reiner Schilderung ohne Dialogisierung. Die Elisionstechnik ist hier noch etwas strenger: 9 Ehsionen entsprechen allerdings der normalen Frequenz, aber 3 davon sind im Gefühlsausbruch V. 60 f. gehäuft; dort wird u. a. in Tri ehdiert. MS vor Tri kommt 3mal vor.^^ Ip in Buc fehlt. Die Fabel von der Landmaus und der Stadtmaus, V. 80—117, ge­ hört ja einer epischen Gattung an, und der Stil wird ganz auf dem epischen Niveau gehalten. Die ausserordenthche formale Sorgfalt, die der Dichter diesem kleinen Kunstwerk gewidmet hat, wird allgemein hervorgehoben (vgl. z. B. LEJAY 522, WILI 114); die metrische Seite dieser Sorgfalt scheint aber unbeachtet. Die Fabel weist in der Tat — wie die Rede des Of ellus in Sat. II 2, der sie kompositioneil entspricht (vgl. WILI 110, 115) — eine entschieden strenge Metrik auf: Elisionen 12 (Frequ. 31,6) — nach V. 95 nur 4 (Frequ. 18,2); die Fälle sind jedoch hart: 6 longae, darunter 3 a.b. und 2 im Versschluss. — Nebencäsur fehlt nie. — Spondeisches Wort im 1. Fuss nur V. 99. — Unregelmässige Das Cäsursystem ist in V. 54—79 von einer ungewöhnlichen Buntheit: 5 TH-Verse, 1 T-Vers, 4 H-Verse und nur 16 P-Verse.

Versschlüsse fehlen. — Ip im Versschluss nur 4mal (aber Ip in Buc 8mal). — Prosaisches Enjambement nur V. 93.

Zu der raschen, fesselnden Erzählungsweise der Fabel passt die verhältnismässig geringe Kongruenz von Vers und Satz: 15 Enjambe­ ments mit Ip nahe an der Versgrenze (39,5 %) — in 13 Fällen steht die Ip im Vordervers — und nur 4 Satzverse. 117. Ausser im Verhältnis von Vers und Satz, weicht das Stück als Gan­ zes nur an einzelnen Punkten von der durchschnittlichen Metrik ab. Unter den Elisionen (deren Frequenz etwas unter dem Durchschnitt liegt) sind verhältnismässig viele von longae a. b. und besonders von MS (V. 53 wird auch ein Creticum elidiert). — Anderseits fehlt Elision in H in P-Versen. — Ip in Buc kommt ganz überwiegend nach Daktylus vor.

Die Kongruenz ist geringer als normal, was mit dem eifrigen, aggressiven Ton des Davus gut übereinstimmt: starke Ip im Versin­ neren überwiegt kräftiger und die Satzverse sind seltener als durch­ schnittlich. Die kurzen Dialoge am Anfang und Ende des Stückes und V. 21 f., wo Horaz die weitschweifige Einleitung des Davus ungeduldig unter­ bricht, unterscheiden sich durch freiere Elisionstechnik: in 10 Versen 10 Elisionen (darunter 4 longae, 1 MS). Anderseits enthält die eben er­ wähnte Einleitung, V. 6—19, wo Davus mit ruhiger Ausführhchkeit zwei Charaktere porträtiert, nur 2 Elisionen, beide von normaler Schwierigkeit (V. 10, 15; Frequ. 14,3) — vgl. das Tigelliusporträt am Anfang der Sat. I 3. Von V. 46 ab, wo Davus die Lehren des philosophischen Türhüters mit allmähhch sich steigernder Hitze wiederzugeben beginnt, wird die Metrik nach und nach entschieden freier: Verse ohne Nebencäsur kommen, ausser am Anfang der Satire V. 4 und 12, erst von V. 55 ab vor (6 Fälle). — Unregelmässige Versschlüsse fehlen über­ haupt vor V. 47 und werden erst von V. 75 ab (wo Davus einen neuen Anlauf macht) häufiger: V. 75—118 enthalten 9 Fälle, Frequenz 20,5. — Prosaische Enjambements finden sich, ausser in der Einleitung des Davus V. 11 und 16, erst von V. 51 ab; V. 46—118 enthalten 8 Fälle, Frequenz 11,0 — fast doppelt höher als durchschnittlich. — Ip im Versschluss ist in V. 72—102 häufig (11 FäUe, darunter 6 starke Ip), aber in V. 46—71 kommt nur eine schwache Ip vor (V. 56). — Starke Ip nach dem 1. Trochäus V. 109 (ohne Gegenstück in den Sa­ tiren), nach dem 6. longum V. 78. 13 — 526900 Nils Ola Nilsson

Obgleich die metrische Veränderung in diesem Fall nicht direkt das Verhältnis von Vers und Satz angeht, lässt sie sich, wie die Verschie­ bungen gegen das Ende in den Satiren I 8, I 9 und II 5, aus der Stei­ gerung des Tempos (hier auch des Temperaments) ungezwungen er­ klären. II 8. Formal dialogisch, wie die meisten Satiren des zweiten Buches, ist das Stück wesenthch eine komische Erzählung (allerdings mit einge­ legten Eepliken), dem Komödiendichter Fundanius in den Mund ge­ legt. Im Hinblick auf die erzählende Form (vgl. I 5, I 8) und auf die Person des Erzählers, eines hochgebildeten Mannes mit literarischen Ausdrucksgewohnheiten, überrascht es nicht, dass diese Satire hinsichthch der Elisionstechnik zu den elegantesten gehört: die Frequenzzahl ist geringer als in irgendeiner anderen Satire, und sämtliche Quahtätskriterien stimmen damit überein ausser den Versschlusseli­ sionen, die ein Viertel sämthcher ausmachen; alle diese, mit Aus­ nahme von V. 92, sind jedoch leicht. Mit der strengen Ehsionstechnik kontrastiert eine ungewöhnliche Freiheit in der Behandlung der C ä sur en; das Cäsursystem ist im Hauptteil des Stückes, V. 1—74, auch ungewöhnhch bunt durch den starken Einschlag (23 %) von Versen ohne Ρ (V. 75—95 sind dagegen sämthch P-Verse). Nebencäsur fehlt doppelt häufiger als durchschnittlich; die meisten Fälle sind deutlich expressiv (s.u.). — Spondeisches Wort im 1. Fuss ist erheb­ lich häufiger als durchschnittlich. — Unregelmässige Versschlüsse sind etwas häufiger als normal; anderseits ist die Form | - | | - υ selten. Die kleinen Abweichungen betreffs der Interpunktionen widersprechen einan­ der: die Ip im Versschluss sind selten stark, die Ip in Buc stehen meistens nach Spondeus.

Die Kongruenz von Vers und Satz ist in einer Hinsicht geringer als durchschnitthch: Satzverse sind mehr als doppelt seltener als im ganzen Buch. Dieser Zug stimmt gut zu der dramatisch bewegten Art der Erzählung. Seitenstücke davon sind Sat. I 8 und die Fabel in II 6, ein Gegensatz davon die undramatische, an den Einzelheiten verweilende Sat. I 5. Die freie Behandlung der Cäsuren (und gewissermassen der Vers­ schlüsse) lässt sich schwieriger erklären. Der starke Einschlag direkter

Rede kann an und für sich keine Erklärung geben, da kein greifbarer Unterschied in dieser Hinsicht zwischen den RepUken und der reinen Erzählung vorhanden ist. Möglicherweise kann man aber durch einen Hinweis auf den Komödiencharakter des Stückes die Interpretation dieser Freiheit fördern; die Mehrzahl der Verse ohne regelmässige Nebencäsur haben nämhch imitative, malerische oder parodische Wir­ kungen komischer Art (V. 12, 17, 24, 31, 39, 53, 58, 59, 68, 73). Die deuthchsten inneren Verschiedenheiten betreffen die Elisions­ technik. V. 1—42 enthalten nur 5 Ehsionen (Frequ. 11,6), alle von breves. Mit dieser strengen Technik kontrastiert die Replik des Nasidienus V. 43—53: 7 Ehsionen, darunter 1 longa, 1 media a.b., 2 im Versschluss; das ist wohl vor allem aus der mangelnden Bildung des Sprechers (im Gegensatz zum Erzähler) zu erklären.!^ Im Rest des Stückes finden sich 13 Ehsionen; 5 davon stehen in der Rephk Balatros V. 65—74, 5 (2 davon im Versschluss) in den letzten 7 Versen. Das letztgenannte Verhältnis hängt — wie die Steigerung der Eli­ sionsfrequenz in Sat. 18 — mit der Akzeleration der Erzählung zu­ sammen. Di© Replik des Nasidienus enthält auch 3 unregelmässige Versschlüsse (V. 47—49) und 2 unregelmässige Ip (nach dem 2. Trochäus V. 46, nach dem 2. Fuss V. 52).

Exkurs Ι· Elision und Kompositionsfuge·

In der Dissertation von H. MIRGEL, De synaloephis et caesuris in versu hexametro Latino, wird die These aufgestellt (s. besonders S. 32 und 46), dass eine Kompositionsfuge nach einsilbigem Präfix, nur wenn vor dem Kompositum elidiert wird, als Cäsur dienen kann. (Eine Ausnahme wird jedoch S. 52 ff. für Horaz gemacht, bei dem die Kom­ positionsfuge ohne vorangehende EUsion als Cäsur anerkannt wird; vgl. o. S. 47.) MIRGELS Ergebnisse scheinen wenig beachtet worden zu sein — vielleicht weil seine Darstellung sehr schwer zu lesen ist^^ viel­ leicht weil der Verf. die Aufgabe der Ehsion in diesem Zusammenhang nirgends zu erklären suchtIn der Tat wurde aber die richtige Er­ klärung schon von MUELLER angedeutet: er bemerkt S. 463, dass ei­ nem Kompositum, dessen Fuge als Cäsur dient, meistens eine Elision vorangeht, ,,quod .. . synaloephae vinculo placuit artius copulari praepositionem cum eis, ad quae lege metri pertineref (d. h. mit dem vorangehenden Versteil). Noch besser wird der Zusammenhang von W. THEILER, Gnomon 18 (1942) 43,2 klargelegt: die Tmesis des Kom­ positums spielt die wesentUche Rolle, aber dass das einsilbige Präfix so vor der Cäsur zu stehen kommt, wo ja Monosyllaba überhaupt ver­ mieden werden, wird leichter ertragen, wenn das Präfix durch Synalöphe mit dem vorangehenden Wort verbunden und dadurch sozus. weniger monosyllabisch gemacht wird. MIRGELS Regel ist also keineswegs unbegreiflich. Zweifelsohne ist sie aber viel zu steif und kategorisch gefasst. Wie oben S. 47 hervor­ gehoben wurde, gibt es ,,keine zwingenden Gründe, die Kompositions­ fuge als vollgültige Cäsur anzusehen"; sie kann nur ,,die Wortgrenze a.ls Cäsur einigermassen ersetzen'^ Die wichtige Beobachtung MIRGELS, dass dies besonders (wohl nicht ausschliesshch) nach vorangehender EKsion möghch ist, dürfte auch für Horaz eine gewisse Geltung haben. Darauf deuten nicht nur ex analogia seine im zweiten Satirenbuch NORDEN, der die Arbeit MIRGELS für die 2. AufL seines Vergilkommentars verwendet hat (425,2), hat offenbar nicht einmal seine Hauptthese verstanden: S. 429,4 wird MIRGEL 57 durchaus falsch referiert. W. KROLL, der MIRGELS Diss, in Glotta 5 (1914) 364 f. bespricht, stellt sich gerade wegen der mangelnden Erklärung fragend und ablehnend.

hervortretende Neigung, vor Monosyllaba im 3. longum zu elidieren (s. o. S. 89 f.), und entsprechende Erscheinungen in der Metrik der Carmina (s. o. S. 90,1), sondern auch der Umstand, dass in den PVersen der Satiren, wo ein längeres Wort die beiden Nebencäsurstellen deckt, die Kombination von einer Elision vor und einer Kompo­ sitionsfuge nach dem 4. longum wahrscheinlich bewusst erstrebt ist. Der Tatbestand ist wie folgt. In 52 Versen beginnt das die Nebencäsurstellen deckende Wort erst mit dem 4. longum. In 28 Fällen ist dieses Wort ein Komposi­ tum^^ (resp. in 3 Fällen Präposition + Casus), das in 23 Fällen vokaHsch anlautet. In 18 von diesen Versen wird vor dem Kompositum elidiert.^^ Von den restierenden 24 Versen, wo das im 4. longum anfangende Wort ein Simplex ist (das in 11 Fällen vokalisch anlautet), haben da­ gegen nur 5 eine Elision vor dem 4. longum. Der Unterschied könnte allerdings möglicherweise daraus zu erklä­ ren sein, dass vokalisch anlautende Wörter der fraglichen Messungen (-GiT>-, - c7;^-v^,-cr^-^v^) wahrscheinlich grösstenteils Komposita sind; das lässt sich, wie manche metrische Fragen, ohne sprachstatistische Untersuchungen nicht entscheiden (vgl. NOUGARET, R E L 1946, 261 ff.). Aber das auffallende Verhältnis, dass von den 18 Eüsionen vor Präfix 7 longae, 8 mediae und nur 3 breves betreffen^^, lässt die Annahme natürlich erscheinen, dass der Dichter durch schwere Synalöphen, wo der Endvokal nicht ganz wegfallen konnte, das Präfix mit dem voran­ gehenden Wort zu verbinden suchte. Auf eine bewusste Technik des Horaz deutet auch besonders die Zunahme der Fälle mit EHsion und Präfix im zweiten Buch, die mit der Zunahme der Elision vor Mono­ syllaba im 3. longum parallel geht: das erste Buch enthält 5 Fälle (gegen 4 Fälle mit Präfix ohne Elision), das zweite 13 Fälle (gegen 6 mit Präfix ohne Elision). Die fraglichen Verse sind im ersten Buch 1/6, im zweiten 1/3 sämtlicher P-Verse mit dem 4. und 5. longum in einem Wort. Als Kompositum rechne ich imperiis II 7,75, nicht dagøgan ambitione I 4,26 und 6,129, amhitiosus II 3,165, antestari 1 9,76, respondere I 9,36 und II 3,192. 2) Die Stellen sind I 2,24.100; 6,84; 8,49; 9,65; II 1,71.75; 2,105; 3,7.63.84.201. 225.240; 5,83.89; 7,75.105. Vokalisch anlautende Komposita ohne Elision: I 3, 22.56; II 7,55; 8,24.69. I 3,62 fictum astutumque, 4,26 und 6,129 misera ambitione, 4,72 volgi Hermogenisque, II 3,165 verum amhitiosus. Vokalisch anlautende Simplicia ohne Eli­ sion: I 3,41; 9,25.76; II 3,180.215.261. Vgl. o. S. 90 über die Elisionen vor et im 3. longum .

Exkurs II. Cäsuren vor P?

Bei einer voraussetzungslosen Untersuchung ist die Frage zu stellen, ob in den P-Versen der Satiren, wie in den übrigen Verstypen der Fall ist, eine Nebencäsur vor der Hauptcäsur existiert, m. a. W. ob eine Wortgrenze an einer gewissen Stelle der ersten Vershälfte erstrebt ist. Um diese Frage zu entscheiden, zählte ich sämthche metrische Wort­ grenzen in 4 Reihen von je 100 P-Versen: 100 in Sat. I 1 (bis auf V. 113), 100 in I 6 (bis auf V. 114), 100 in II 2 (bis auf V. 115), 100 in II 4—5 (bis auf 5,14). Auf diesem Grunde berechnete ich die Durch­ schnittsfrequenz der Wortgrenze an jeder Versstelle. Zum Vergleich zählte ich die Wortgrenzen in den lyrischen P-Versen des Horaz (ausschl. c. IV 7), die gerade 100 sind. Ich lasse unten die Zahlen folgen. (1 a = nach dem 1. longum, 1 b = nodtten im 1. biceps, 1 c = nach dem 1. Fuss, usw.)^^ a I1 I 6 II 2 II 4-5 Sat. Lyr.

1 b

c

44 7 50 47 11 54 34 16 45 39 14 40 41 12 47 42 13 70

a

2 b

c

64 9 10 50 11 7 64 5 6 51 18 5 57 11 7 47 17 6

a

3 b

c

100 4 24 100 4 21 100 1 20 100 0 28 100 2 23 100 1 13

a

4 b

c

62 4 57 56 1 63 70 5 50 61 5 52 62 4 56 59 5 52

a

5 b

c

6 a

16 22 14 9 15 5

40 53 43 49 46 50

54 10 47 11 56 11 55 2 53 9 50 4

Es frappiert zuerst die hohe Frequenz der Wortgrenze nach dem 1. longum. Sie dürfte hauptsächhch daraus zu erklären sein, dass das Latein überhaupt an Monosyllaba reich ist, und dass diese grössten­ teils satzeinleitende Pronomina und Partikeln sind^^ und folglich, weil Versgrenze und Satzgrenze oft zusammenfallen, oft am Versanfang zu stehen kommen. Ausserdem waren die MögUchkeiten, den 1. Fuss anders zu bauen, ziemlich beschränkt: spondeische Wörter wurden hier bis zu einem gewissen Grade vermieden (vgl. o. S. 97 f.), daktyliDie Bezeichnungen entnehme ich der Hexameterstatistik von STUKTEVANT, AJPh 42 (1921) 294, die Hexametern aller Art gilt. 2) Vgl. NOUGABET, REL 1946, 268.

sehe und troehäisehe Wörter waren in der Spraclie verhältnismässig selteni^ und zur Bildung des 5. Fusses vonnöten. Es erübrigte, den Vers mit einem einsilbigen (oder elidierten zweisilbigen) Wort oder mit einem mindestens molossisehen oder choriambischen Wort zu be­ ginnen. Unter diesen Umständen scheint die Frequenz 41 für die Wort­ grenze nach dem 1. longum nicht überraschend hoch. Die häufigste Wortgrenze in der ersten Vershälfte ist indessen 2 a, deren Frequenz (57) zwischen denen von 4 a (62) und 4 c (56) liegt; ihr folgt aber ziemlich nahe 1 c (47), die in den lyrischen Hexametern sogar weit häufiger ist (70 gegen 47). Man muss sich angesichts dieser Zahlen fragen, ob Tri und die Wortgrenze nach dem 1. Fuss als alter­ native Nebencäsuren in der ersten Vershälfte fungieren, wie H und Buc in der zweiten. Die P-Verse, wo die fraghchen Wortgrenzen beide fehlen, betragen jedoch in sämthchen Satiren 219, d. h. 11,9 % aller P-Verse (in den Epoden und carm. I: 8 %), während die P-Verse ohne H und Buc nur 122, d. h. 6,6% sind (vgl. Tab. X). Die beiden Wort­ grenzen in der ersten Vershälfte sind also jedenfalls viel weniger er­ strebt als H und Buc. Entscheidend ist aber der Bau der Verse, wo sie beide fehlen. Von einer kleinen Anzahl exzeptioneller Fälle abge­ sehen, wo ein daktylischer Wortschluss einem Monosyllabum vor Ρ vorangeht (s. o. S. 87), ist die erste Hälfte dieser Verse nach den fol­ genden Typen gebaut: 1) - cto - cto -, 2) - 1 oo - er;::; -, 3) -1 ^ | -, 4) — I CTO — w I w —, 5) — crc/ — w I w —, 6) — w I w — cto —, 7) — w | w — w | w —. Sie enthalten also entweder lange und wahrscheinlich seltene Worttypen oder mindestens einen von den seltenen trochäischen Wortschlüssen. Die relative Seltenheit solcher Verse und die relative Häufigkeit der Wortgrenzen vor und nach dem 2. longum dürfte folglich auf der prosodischen Beschaffenheit des sprachlichen Stoffes beruhen und die frag­ lichen Wortgrenzen mithin nicht als Cäsuren zu betrachten sein. Es verdient jedoch erwähnt zu werden, dass von den 53 P-Versen mit 4. trochaica nur 3 (5,7 %) die beiden Wortgrenzen entbehren; in allen drei Versen (I 5,78; II 4,69; 6,21) steht in einer oder beiden Vers­ hälften ein Eigenname. In keinem von den 4 P-Versen mit 4. trochaica in den Carmina fehlen beide Wortgrenzen. Wenn überhaupt auf dem Grunde so geringer Zahlen eine klare Tendenz festgestellt werden kann, braucht sie nicht so gedeutet ζ α werden, dass der Dichter die fehlen­ den Cäsuren in der zweiten Vershälfte durch Cäsuren in der ersten zu Vgl. NOXJGAEET, ibid. 264 und Métr. § 61.

ersetzen suchte^^, sondern als eine Abneigung, mehrere trochäische Wortschlüsse in einem Vers zu häufen; wie eben festgestellt wurde, haben nämlich Verse ohne beide Wortgrenzen entweder ein langes Wort oder einen trochäischen Schluss in der ersten Hälfte. Das letztere ist in den drei eben erwähnten Satirversen der Fall. Einer davon, II 4,69, hat sowohl 4. als 5. trochaica; hier steht der dritte trochäische Schluss schon im 1. Fuss, möglichst weit von den übrigen: pressa Venafranae quod baca remisit olivae. In den beiden übrigen Versen steht der Trochäus im 2. Fuss.2) In P-Versen mit dem 4. und 5. longum in einem Wort sind die Wortgrenzen vor und nach dem 2. longum nicht häufiger als in P-Versen überhaupt: sie fehlen beide in 8 von 69 Versen, d.h. 11,6 %. In Vergils Eklogen findet sich laut Hosius 4. trochaica in 32 P-Versen, 10mal mit 5. trochaica verbunden. Nur 2 von diesen Versen (1,37 und 9,15) haben keine von den beiden fraglichen Wortgrenzen; keiner von den beiden Versen hat 5. trochaica.

/. Frequenz der Elision. Zahl der Verse

Zahl u. Frequenz der Elisionen

1

121

44

2

134 142 143 104 131 35 50 78 92

81

40 31

36,4 60.4 54.2 32,9 29,8 40.5 54.3 36,0 51,3 33,7

I

1030

441

42,8

1

86 136 326 95

32 59 225

110

37.2 43,4 69.0 27,4 36,4 48,7 38.1 26.3 47,0

3 4 5 6

7 8

9

2

3 4 5

77 47 31 53 19 18

26

_8

95

40 57 45 25

[I

1083

509

6

117

7

118

Elis. vor

es, est

Sonstige Elis.: Zahl u. Frequenz

7

37 61

20

9 4 3 5

68

43 28 48 17

2

18

4 3

36

57

384

2

8 2 2

30 55 207 21 33 49 43 23

48

461

28

4 18

5 7

Tab. IL Verse mit mehreren Elisionen. Verse m 2 Elis.

3 Elis.

13

3 4 5 6 7

8

9 3 10 5

Zahl der Elis. % sämtlicher in diesen Vv. Elis.

19 32 32

1 2

it 4 Elis.

18 1

6 23 10

2

8

1

1

14 5_

65

11

8

1

9

7

I

37,9 37.5 37.3 48,9 24.6 15.0 42.1 20,0 28,0

1

3

12

11

22

3 4 5

38

10

110

2

1

7

2

7

3 9 3

24 9

8

2

1

71

17

6

1

16.1

167

2

6

43.2 39.5 41.6 34,0 19,4 43,4 52,6 44.4 35.0

T_ 197

38.7

Tab. III. Quantität der elidierten Vokale. Breves

%

Mediae

%

Longae

%

I 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10

19 40 35 23 12 29 4 12 11 19

43,2 49,4 45,4 48,9 38,7 54,7 21,0 66,7 27,5 61,3

10 25 28 15 13 11 14 4 16 7

22,7 30,9 36,4 31,9 41,9 20,8 73,7 22,2 40,0 22,6

15 16 14 9 6 13 1 2 13 5

34,1 19,7 18,2 19,1 19,3 24,5 5,3 11,1 32,5 16,1

I

204

46,3

143

32,4

94

21,3

II 1 2 3 4 5 6 7 8

9 22 74 14 15 18 18 17

28,1 37,3 32,9 53,9 37,5 31,6 40,0 68,0

11 22 90 5 16 16 16 5

34,4 37,3 40,0 19,2 40,0 28,0 35,6 20,0

12 15 61 7 9 23 11 3

37,5 25,4 27,1 26,9 22,5 40,4 24,4 12,0

II

187

36,7

181

35,6

141

27,7

Sat.

Tab, IV, Quantität des elidierten Vokals und der folgenden Silbe. (Exkl. der Aphärese.) Me di ae

Breves

Longae

oat. a. 1.

I 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 I II 1 2 3 4 5 6 7 8 II

7 23 24 12 7 13 3 4 7 9 109 (28,4%) 7 13 48 7 9 9 10 11 114(24,7%)

a. 1.

a. b.

9 9 8 10 2 14 1 8 3 9

8 13 20 7 11 9 9 3 12 6

73(19%)

98 (25,5%)

2 7 19 3 3 5 8 5

6 17 65 4 13 11 11 3

52(11,3%) 130 (28,2%)

a. 1.

a. b.

1 3 3 6(14%) 2 1 3 1 4 1

9(24,3%) 12 11 8 6 -

11 1 7 3

25 (6,5%) 68(17,7%) 3 5 20 (9,7%) 1 1 3 3 1 37 (8%)

12 10 51 5 6 14 7 3 108 (23,4%)

a. b.

3(8,1%) 1 2 -

1 -

1 3(8,3%) -

11 (2,9%)

_ 3 4(1,9%) 1 1 7(14,3%) 4 (9,3%) -

20 (4,3%)

Tab. F. Elision von Vokal nach Vokal. Elis. von % sämtl. Elis. Vokal nach Vokal

Sat.

Sämtl. Elis.

I 1

2 3 4 5 6 7 8 9 10

44 81 77 47 31 53 19 18 40 31

2 6 12 3

I

441

35

7,9

II 1

2 3 4 5 6 7 8

32 59 225 26 40 57 45 25

5 2 28 1 1 3 1 1

15,6 3,4 12,8

π

509

42

8,3

ι

4,5 7,4 15,6 6,4 0 9,4

-

5 1 1 4 1

10,0

5,3

Tab, VI. Elidierte Wörter besonderer Messungen.

1 2

3 4 5 6

Monosyll.

0//o

12

14,8 6,5 8,5 9,7 7,5

Pyrrhich. auf m, a.

Iamb. Anap.

18,2

5 4 3 4

0 0

7 8

9

4 3

10,0 9.7

I

43

9.8

14

1

4 5 17 3 3 10

2

8 1

12,5 8.5 7.6 11,5 7,5 17,5 17,8 4,0

51

10,0

2

3 4 5 6

7 8

Dactylica auf m, a.

12

1 1 12

16

11

Cret.

Choriamb.

T a l · . V I I , Blision im 5. und β. Fuss. (Exkl. der Apliärese.) Sat.

I 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 I II 1 2 3 4 5 6 7 8 II

b.

Form I m. 1.

1 1 1 1 2 2 1

Form II b. m. 1.

1

4 1 1 2 1 1

1 1 1 2 2

3 1 1

2

Form III b. m. 1.

3 2 2

1 3 1 1 1 1

1

10

5

4

1

6

2

1

1

7

4

2 1

1 4

11 10

2 2

1

9

3 1

2

3

1 2 4 1 1 1 1 2

1 2 1 3 15

10

3

21,6 14,8 14,7 16,3 10,7 7,5 11,8 27,8 25,0 21,4

1

63

16,4

1

3 7 26 1 2 8 5 6

10,0 12,7 12,6 4,8 6,1 16,3 11,6 26,1

2

58

12,6

1

-

Elis.

8 9 10 7 3 4 2 5 9 6

2 1

1 2 5

1 1 4

2 2

^7 Λ % sämtl. Zills»

1 1 1 1

1

15 1 1

1 2

Form IV b. m.

T a l · . V I I I . Leichte Elisionen. Sat.

Elis. vor es, est

Elis. vor et

I 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10

7 20 (24,7%) 9 4 3 5 2

I

57(12,9%)

33 (8,6 %)i

2 4 18 5 7 8 2 2

7 2 22 2 6 6 7 3

48 (9,4%)

55 (11,9%)!

II 1 2 3 4 5 6 7 8 II

-

4 3

1 2 5 3 3 6 2 3 5 3

Elis. von -e

13 21 19 16 8 21 2 11 6 15 132 (29,9%) 6 17 52 11 11 10 9 11 127 (25%)

^ %, sämtlicher Elis. exkl. der Aphäresen.

Leichte Elis.

% sämtl. Elis.

20 39 29 22 11 29 6 13 14 19

45,5 48,1 37,7 46,8 35,5 54,7 31,6 72,2 35,0 61,3

202

45,8

14 20 86 14 21 21 18 16

43,7 33,9 38,2 53,8 52,5 36,9 40,0 64,0

210

41,3

Tab. IX. Die Hauptcäsuren. TH-Verse. %

P-Verse. %

Sat.

H-Verse. %

T-Verse. %

4 4 6

8,3 12,0 6,3 9,8 8,7 6,1 0 8,0 5,1 6,5

1 3 4 7 3 3 2 2 1 4

0,8 2,2 2,8 4,9 2,9 2,3 5,7 4,0 1,3 4,4

4 4 10 4 4 5 3 1 2 1

3,3 3,0 7,1 2,8 3,8 3,8 8,6 2,0 2,6 1,1

85,6

80

7,8

30

2,9

38

3,7

93,0 87,5 91,4 92,6 89,1 84,6 89,8 82,1

3 12 13 4 9 12 7 9

3,5 8,8 4,0 4,2 8,2 10,3 5,9 9,5

2

4 5 6 7 8

80 119 298 88 98 99 106 78

3 1 1 2 1 4

2,3 0 0,9 1,1 0,9 1,7 0,9 4,2

1 5 10 2 2 4 4 4

1,2 3,7 3,1 2,1 1,8 3,4 3,4 4,2

II

966

89,2

69

6,4

14

1,3

32

2,9

I 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10

106 III 119 118 88 115 30 43 71 81

87,6 82,8 83,8 82,5 84,6 87,8 85,7 86,0 91,0 88,0

10 16 9 14 9 8

I

882

II 1 2

-

-

^ 2 Verse entbehren jede Hauptcäsur.

Tab. X. P-Verse ohne H und Buc. Sat.

I 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 I II 1 2 3 4 5 6 7 8 II

P-Verse mit 4. trochaica

P-Verse mit dem 4. u. 5. longum in einem Worte 1 4 8 (6,7 % der P-Verse) 3

4 1 4 1 2



-

81' (7%





8 (18,6% der P-Verse)

2 4



2 22 (2,5% 3 4 12 (4% 3 1 4

»

»

)

»

)

30 (3,4%

»

»

)

)

22) 3 17 (5,7%

»

»

)

»

»

)

»

»

)



3 2 6 6 (7,7%

4 31 (3,2%

i>

-

»

-

1 Exkl. V.45 f. ( = V.6).

»

»

»

)

39 (4%

2 Exkl. V.22 ( = I 8,11).

Tab. XL Verse wo eine oder zwei Nebencäsuren fehlen. Ρ-Verse

TH-Verse

I 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10

5 5 12 4 2 8

1 4 3

I

52

II 1 2 3 4 5 6 7 8

5 7 29 3 4 6 6 10

II

70

Sat.

-

10 4 2

Τ-Verse

Η-Verse

Zus.

'% aller Verse

-

2 2 2

-

5,8 9,0 14,1 5,6 3,8 6,9 2,9 24,0 11,5 5,4

-

1 1 3 2 2

1

-

-

-

-

1

-

-

1 2

2 1

7 12 20 8 4 9 1 12 9 5

9

13

87

8,4

_

_

_

-

-

5 9 35 4 5 6 8 16

5,8 6,6 10,7 4,2 4,5 5,1 6,8 16,8

2 2 -

13

1

-

-

-

2 5 1 -

-

-



-

1

2

2 3

3

2

13

00

-

00 00

1 -

Tab, XIL Monosyllabum vor Penthemimeres. % der Ρ-Verse

Daktyl. Wort(schluss) Elision vor dem MS im 2. Fuss

Sat.

MS vor Ρ

I 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10

11 6 13 11 3 8 3 15 10

10,5 5,4 10,9 9,3 3,4 7,0 10,0 0 21,1 12,3

I

80

9,1

6

II 1 2 3 4 5 6 7 8

11 6 28 5 5 6 9 4

13,8 5,0 9,4 5,7 5,1 6,1 8,5 5,1

2 2 5

II

74

7,7

-

1 1 3

1 -

-

4 2 1 1 1

-

-

1

3 4

-

-

-

9

17 5 -

16 2 2 2 6 -

33

Tab. XIII. Spondeisches Wort im I.Fuss. Verse mit spond. Wort im I.Fuss 1 2

/0 aller Verse

7.4 11

8,2

3 4 5

11

6

18

7 9

2 6 7 6

7,7 6,3 9.6 13,7 5.7 12,0 9,0 6.5

I

89

8,6

1 2

7

8,1

11

8,1

31 3

9,5 3.2 5,5

8

3 4 5 6 7 [I

Elidierte dreisilb. Wörter im I.Fuss

9 10

6 8 11 12

12,6

89

8,2

22

6,8

9.3 22

Tab. XIV. Pyrrhichisches Wort im ö.biceps. b.

1 2

Nach MS im S.longum

Frequenz

4

7,4 9,0 7,0 8.4 3,8

16

12,2

12

3 4 5 6 7

10

8

9

1 12

m

6

15,4 6.5

I

82

8,0 11,6 8,1

12

3 3 12 (8,5%) 2 2

7

0

1

10

2

11

3 4 5

32

6

12

7

7 3

8

Nach Wortschluss im ö.longum

2,0

37 (3,6%) 2 1

9.8 5,3 7,3 10,3 5.9 3,2

16 (4,9%)

8,1

32 (3,0%)

1 6 1

5

Ταδ. ZF. Monosyllabische Versschlüsse. MS + MS 1 2

3 4 5 6 7

Wortsehl uss + MS

Zus.

Frequenz

6

12

9,9

7 7 13 3

15

11,2

12.5 19.6 5,8 11.5 11,4

8 1 1

11

18

15 3 7 3

28 6 15 4 1

2,0

9

4 4

7 5

11

14,1 9,8

I

54

65

119

11.6

1 2

4 6 15

2

8

3 4 5 6 7 [I

4

7.0

6

12

14

29

8,9

1

1

1.1

2 3

5 7 7 5

36

47

2

^

8,8

8,2

7,7 7.6 8,4 83

7.7

T a l · , X V I . Unregelmässige Versschlüsse (s. S. 121.) t. 1 2

3 4 5 6 7 8

9 I

Zahl der Verse 121

134 142 143 104 131 35 50 78 92 1030

1

86

2

136 326 95

Unregelmässige Schlüsse

Frequenz

18 16

14.0 17,2 22.5 23,8 8,7 17.6 17.1 10,0 23.1 17,4

183

17,8

16

11,8

17 23 32 34 9 23 6

5

9.3

110

51 3 15

6

117

11

15,6 3,2 13,6 9.4

7

118

8

95

12 16

10.2 16,8

1083

132

12,2

3 4 5

Tab, XVII. Interpunktionen in unregelmässiger Stellung im 1.—4. Fuss. (Starke + schwache Ip.) Interpunktionen nach dem Sat. 1. longum

I 1 2

3 4 5 6 7 8 9 10 I II 1 2

3 4 5 6 7 8 II

0 + 1 -

0 + 1

1. Tro­ chäus

0 0 0 0

+ + + +

-

-

1+ 1

-

-

-

-

-

2 3 3 2

-

-

-

0 + 1

1+ 3 —

0 + 2 0 + 4 -

0 + 2 -

0 + 8

1. Spondeus

0 + 1 0 + 2

0 1 0 0 1 0

-

1 0 0 0 0 1

+ + + + + +

2. Tro­ chäus

2 2 3 1 1 0

+ 2 + 0 +1 + 2 + 0 + 2

3. Fuss

4. Tro­ chäus

0 0 2 5 0

0 + 1 0 + 2 0 + 1

-

0 + 2

-

-

-

-

-

_

-

-

-

-

-

-

-

-

0 + 1

-

-

5+ 9

7+14

0 + 1 0 +1 0 + 3 0 + 1 0 + 2 0+ 1 1+ 1 0 + 1

2 + 0

_

-

-

6 + 5 -

-

0 + 4

-

Zus.

0+11 1+ 8 2 + 9 6 + 8 1+ 3 1+ 6 0 +1 0 + 3 3 + 5 1+ 2

0 + 3 15 + 56





-

-

1+ 2

0 + 2 1+ 2 3+ 4

0 + 3

1+ 0

-

-

-

-

2 2 2 1

0 + 1

-

0 + 1 0 + 1 1+ 0

0 0 0 0

-

0 + 2

2 + 1+ 11 + 0 + 1+ 0 + 2 + 1+

2 + 4

4+15

0 + 4

1+ 2

18 + 54

-

1 + 11 10 + 10

4 1 2 1 1

0 + 4 0 + 1

2+12

2 1 1 1

+ + + + +

0 + 1 2 + 1 1+ 0

0+11

1+ 0 + 1+ 0 +

2. Fuss

+ + + +

-

-

-

-

3 5 21 1 9 5 5 5

Tab. XVIII, Interpunktion im Versschluss. Sat.

Stark

Schwach

Zus.

Frequenz

I1 2 3 4 5 6 7 8 9 10

7 7 13 4 3 3 4 1 8 3

16 13 16 8 8 19 6 3 12 7

23 20 29 12 11 22 10 4 20 10

19,0 14,9 20,4 8,4 10,6 16,8 28,6 8,0 25,6 10,9

I

53

108

161

15,6

II 1 2 3 4 5 6 7 8

5 9 24 2 12 5 9 3

11 11 40 4 12 13 15 12

16 20 64 6 24 18 24 15

18,6 14,7 19,6 6,3 21,8 15,4 20,3 15,8

II

69

118

187

17,3

14 — 526900 Nils Ola Nilsson

5. long.

Ip nach dem 5. Troch. 5. Fuss

6. long.

4 1

6 8 14 5 5 13 5 2 7 5

15 9 12 7 5 7 5 2 9 4

-

11

70

75

5



10 10 38 1 15 10 11 5



1 1

6 8 20 4 8 8 11 8

9

73

100

2 2 1 -

1 -

-

6 1 -

1 2 -

1 1 -

2 —

1 -

1 1 5

Tah, XIX, Interpunktion in Bucolica. Nach Daktylus: stark schwach

Sat.

Nach Spondeus: stark schwach

3 3 5 2 2

5 4 4 7 3 2

2 7 4

47

28

6 8 19 2 6 7 10 1

3 4 13 4 4 6 3 2

1

59

39

I 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10

1 3 5 10 2 3 16 1

4 9 6 10 3 9 1 1 1 3

I

41

II 1 2 3 4 5 6 7 8 II

Zus.

Frequenz

1 3 6

10 19 18 32 10 16 1 4 27 14

8,3 14,2 12,7 22,4 9,6 12,2 2,9 8,0 34,6 15,2

35

151

14,7

3 1 1 3

5 11 3 6 3 2 6

10 17 48 9 19 17 16 12

11,6 12,5 14,7 9,5 17,3 14,5 13,6 12,6

14

36

148

13,7

5

Tah. XX, Stellung der starken Interpunktionen im Versinneren. (Über Ip nach dem 1. longum, 1. Trochäus, 3. Fuss und 4. Trochäus vgl. Tab. XVII.) Sat.

Nach dem 1. Fuss

Tri

I 1

3

2

2

3 4 5

3

2. Troch.

2. ;Fuss

4 3

1

-

2

-

5. Fuss

Η

Bue

2 2

2

1

1

2

10 11 15

5

2

6 8

-

5

12

2

4 1

4 3 4

15 4 5

1

-

-

2

2

-

-

2 1

4 1

1 2 1

3

1

-

6

-

-

-

-

7

-

2

-

-

8

-

-

-

9 7 4 5

-

18

1 2

-

3

1

9 10

4 3

1 5 1

I

20

26

II 1

3

-

2 1

-

-

1

23 5

3

long. Troch.

6.

long.

6

1 5 3

-

1 5 7 1 1

2

-

1

-

1

-

2

-

-

1 1 -

-

5

7

94

20

21

69

4

22

24

2





6

2

7



3



1 2

9

8

-

1

11

24

2

7

15

-

-

-

14 38 9

2 8

1

2 2 2 -

-

2

-

1

1

-

1

6

9

-

3

2

8 11

-

-

9 5

-

3

6

1

2

5 3 5

-

2

1

-

12

41

73

20

47

1

2

2

3 4 5

13

7 3 7

2

2

3

3



_

6

2

-

-

5 3

-

-

8

2 2 2

1

-

12 8 12 8

II

29

32

2

3

107

7

5.

Τ

5 3

2

5.

ρ

1

4

2

-

-

Tab. XXI. Starke Interpunktion an der Versgrenze und im Versinneren. An der Versgrenze

Sat.

Im Versinneren

Durchschnitt­ liche Satzlänge: Verse

I1 2 3 4 5 6 7 8 9 10

36 37 26 26 34 29 6 11 19 22

29 33 50 50 30 20 11 10 65 18

1,8 1,9 1,8 1,9 1,6 2,6 1,9 2,3 0,9 2,2

I

246

316

1,8

II 1 2 3 4

8

16 27 95 38 31 31 27 21

32 48 124 17 46 32 45 28

1,8 1,8 1,5 1,7 1,4 1,8 1,6 1,9

II

286

372

1,6

5 6

7

Tab. XXII. Enjambement mit Interpunktion nahe an der Versgrenze. Ip im ersten Vers

Ip im zweiten Vers

Ip in beiden Versen

I 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10

21 28 32 22 15 23 10 6 24 18

12 13 12 16 14 12 7 5 11 10

6 2 6 6 3 5

I

199

II 1 2 3 4 5 6 7 8 II

Sat.

*14- 526900

ZjMO»

1 4 1

39 43 50 44 32 40 17 12 39 29

112

34

345

19 25 56 9 32 22 25 19

14 13 24 5 11 10 12 9

2 1 12 1 2 2 5 -

35 39 92 15 45 34 42 28

207

98

25

330

-

Tab. XXIII. »Satzverse» (s. S. 158). Sat.

Satzverse

% aller Verse

I 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10

22 28 14 19 21 15 2 3 8 14

18,2 20,9 9,9 13,3 20,2 11,5 5,7 6,0 10,3 15,2

I

146

14,2

II 1 2 3 4 5 6 7 8

16 24 88 49 22 24 18 9

18,6 17,6 27,0 51,6 20,0 20,5 15,3 9,5

II

250

23,1

Literatur. (Nur in Abkürzung zitierte Werke werden hier aufgeführt.)

AJPh = American Journal of Philology. Baltimore.

AXELSON, B., Unpoetische Wörter. Ein Beitrag zur Kenntnis der lateinischen Dichtersprache. Lund 1945. (Publications of the New Society of Letters at Lund, 29.) BMT, TH., Ad historiam hexametri Latini symbola. Diss. Bonn 1876. BRAUM, O., De monosyllabis ante caesuras hexametri Latini collocatis. Diss. Marburg 1906. BUTCHER, W. G. D., The Caesura in Virgil, and its bearing on the authenticity of the Pseudo-Vergiliana. Classical Quarterly 8 (1914) 123—131. BÜCHNER = K. BÜCHNER, Beobachtungen über Vers und Gedankengang bei Lukrez. Berhn 1936. (Hermes Einzelschriften, Heft I.) CARTAIJLT, Α., Le distique élégiaque chez Tibulle, Sulpicia, Lygdamus. Université de Paris, Bibliothèque de la faculté des lettres, XXVII. Paris 1911. CAVALLIN, C., De caesuris quarti et quinti trochaeorum hexametri apud Latinos poëtas coniunctis. Diss. Lund. Norrcopiae 1896. CRUSIUS, F.. Römische Metrik. München 1929. DRACHMANN, A. B., Zur Cirisfrage. Hermes 43 (1908) 405—426. ESKUCHE, G., Die Elisionen in den 2 letzten Füssen des lateinischen Hexameters, von Ennius bis Walahfridus Strabo. Rheinisches Museum 45 (1890) 236—

264, 385—418. FISKE, G. C., Lucilius and Horace. A study in the classical theory of imitation. University of Wisconsin Studies in Language and Literature, Nr 7. Madi­ son 1920. FORCELLINI = A. FORCELLINI, Totius latinitatis lexicon .. . amplissime auctum atque emendatum cura et studio V. DE-VIT. I—VI. Prati 1858—75. FRAENKEL, E., Kolon und Satz. I—II. Nachrichten von d. Ges. d. Wiss. zu Göt­ tingen 1932, Philol.-Hist. Klasse, 197—213; ibidem 1933, 319—354. Berlin 1932, 1933. GRAMMONT, M., Le vers français. Paris 1913. (Collection linguistique publiée par la société de linguistique de Paris — 5.) DE GROOT, A. W., Wesen und Gesetze der Caesur. Ein Kapitel der allgemeinen Versbaulehre. (Ex Mnemosynes bibliothecae philologicae Batavae serie tertia, vol. II, p. 81—154.) Leiden 1935. HARTENBERGER, R., De o finali apud poëtas Latinos ab Ennio usque ad luvenalem. Diss. Bonn 1911. HAUPT, M., Opuscula. Vol. I. Leipzig 1875. HAVET, L., Cours élémentaire de métrique grecque et latine. 5® éd. Paris [1914]. HEINZE = Q. Horatius Flaccus. Erkl. von A. KIESSLING. Zweiter Teil: Satiren. 5. Aufl. erneuert von R. HEINZE. Berlin 1921.

HELBIG,

H., De synaloephae apud epicos Latinos primi p. Chr. saeculi ratione. Progr. Bautzen 1878. HOFMANN, J. B., Lateinische Umgangssprache. Heidelberg 1926. Hosius = Indices metrici in den folgenden Ausgaben: M. Annaei Lucani belli civilis libri decern. Tert. ed. C. Hosius. Lipsiae 1913. — Sex. Propertii elegiarum libri IV. Ree. C. Hosius. Lipsiae 1911. — P. Vergili Maronis bucolica. Cum auctoribus et imitatoribus in usum scholarum ed. C. Hosius. Bonn 1915. (Kleine Texte, hrsg. von H. LIETZMANN, 134.) KALINKA, E., Bericht über die griechisch-römische Metrik und Rhythmik im letzten Vierteljahrhundert. Bursians Jahresberichte, Bd 250 (S. 290— 494), 257, 256 (S. 1—126). Leipzig 1935, 1937. ELAUER, R., ZU Terenz. Wien. St. 22 (1900) 56—114. KENT, R. G., Likes and Dishkes in Elision, and the Vergilian Appendix. TAPhA 54 (1923) 86—97.

KLAPP, H., Über die Hephthemimeres des lateinischen Hexameters. Progr. Po­ sen 1868.

KLINGNER = Q. Horati Flacci carmina. Ree. F. KLINGNER. Lipsiae 1939. KROLL = C. Valerius Catullus. Hrsg. und erkl. von W. KROLL. Leipzig, Berhn 1923.

KUSCH, Α., De saturae Romanae hexametro quaestiones historicae. Diss. Greifs­ wald. Borna 1915.

LA ROCHE = J. LA ROCHE, Der Hexameter bei Vergil. Wien. St. 23 (1901) 121— 142. LA ROCHE, J., Zur griechischen und lateinischen Prosodie und Metrik. Wien. St. 19 (1897) 1—14.

LEHRS = Q. Horatius Flaccus. Hrsg. von K. LEHRS. Leipzig 1869. LEJAY = Oeuvres d'Horace. Texte latin avec un commentaire critique et explica­ tif par F. PLESSIS et P. LE JAY. [2:] Satires, pubhées par P. LE JAY. Paris 1911.

LINDSAY, W. M., Early Latin Verse. Oxford 1922. MAAS, P., Griechische Metrik. Einleitung in die Altertumswissenschaft . . . hrsg. von A. GERCKE und E. NORDEN. 3. Aufl. I 7. Leipzig und Berlin 1927. MAROUZEAU, J., L'ordre des mots dans la phrase latine. Tome III: Les articula­ tions de l'énoncé. Paris 1949. (Collection d'études latines, série scientifique,

XXIV.) , La phrase à verbe »être» en latin. Thèse Paris 1910. , Quelques aspects de la formation du latin littéraire. Paris 1949. (Collection Unguistique, LUI.) , Styl. = Traité de stylistique apphquée au latin. Paris 1935. (Collection d'études latines, série scientifique, XII.) MAURENBRECHER, B., Hiatus und Verschleifung im alten Latein. Leipzig 1899. MEYER, Gesch. = W. MEYER, Zur Geschichte des griechischen und des lateinischen Hexameters. München 1885. (Sitzungsberichte d. k. bayer. Akad. der Wiss., philos.-philol. Classe, 1884, 979—1089.) MEYER, W., I. Caesur im Hendekasyllabus. II. Über die weibliche Caesur des klassischen lateinischen Hexameters und über lateinische Caesuren über-

haupt. München 1889. (Sitzungsberichte der k. bayer. Akad. d. Wiss., philos.-philol. Classe, 1889, 208—245.) MIRGEL, H., De synaloephis et caesuris in versu hexametro Latino. Diss. Göt­ tingen 1910.

MUELLER, L., De re metrica poëtarum Latinorum praeter Plautum et Terentium libri Septem. Ed. alt. Petropoli et Lipsiae 1894.

NEUE-WAGENER = F. NEUE, Formenlehre der lateinischen Sprache. 3. Aufl. von C. WAGENER. I—IV. Berlin und Leipzig 1892—1905. NORDEN = P. Vergilius Maro, Aeneis Buch VI. Erkl. von E. NORDEN. 2. Aufl. Leipzig und Berlin 1916.

NOUGARET, L., Les fins d'hexamètre et l'accent. KEL 24 (1946) 261—271. , Métr. = Traité de métrique latine classique. Paris 1948. (Nouvelle collec­ tion à l'usage des classes, XXXVI.) PLEW, E., Über den in einem viersilbigen Worte bestehenden Versschlusz lateini­ scher Hexameter. Jahrbücher für classische Philologie, hrsg. von A. FLECK­ EISEN, 12, Leipzig 1866, 631—642. (Hier nach LEHRS CXLI ff. zitiert.) REL = Revue des Études Latines. Paris. SANDFORD, P., The Quasi-Caesura in Vergil. Hermathena 11 (1900—Ol) 110— 121.

SCHMALZ-HOFMANN = STOLZ-SCHMALZ, Lateinische Grammatik. 5. Aufl. J. H. SCHMALZ, Syntax und Stilistik, neubearbeitet von J. B. HOFMANN. Mün­ chen 1928. (Handbuch der Altertumswissenschaft II 2.)

SCHULTE, G., De Ovidiano synaloepharum usu. Diss. Münster. Borna 1909. ScHWYZER, E., Griechische Grammatik. München 1939—. (Handbuch der Alter­

tumswissenschaft II 1.) SiEDOw, Α., De elisionis aphaeresis hiatus usu in hexametris Latinis ab Ennii

usque ad Ovidii tempora. Diss. Greifswald 1911.

SOMMER, F., Handbuch der lateinischen Laut- und Formenlehre. 2. und 3. Aufl. Heidelberg 1914.

STOLZ-LEUMANN = STOLZ-SCHMALZ, Lateinische Grammatik. 5. Aufl. F. STOLZ, Laut- und Formenlehre, neubearbeitet von M. LEUMANN. München 1928. (Handbuch der Altertumswissenschaft II 2.) = E. H. STURTEVANT, Word-ends and Pauses in the Hexameter. AJPh 42 (1921) 289—308. STURTEVANT-KENT = E. H. STURTEVANT and R. G. KENT, Ehsion and Hiatus in Latin Prose and Verse. TAPhA 46 (1915) 129—155. TAPhA = Transactions and Proceedings of the American Philological Association. TLL = Thesaurus linguae Latinae. Lipsiae 1900—. VILLENEUVE = Horace, Satires. Texte étabh et traduit par F. VILLENEUVE. Paris 1946.

STURTEVANT

VOLLMER, F., Römische Metrik. Einleitung in die Altertumswissenschaft . . . hrsg. von A. GERCKE und E. NORDEN. 3. Aufl. I 8. Leipzig und Berlin 1927. WACKERNAGEL, J., Vorlesungen über Syntax mit besonderer Berücksichtigung von Griechisch, Lateinisch und Deutsch. I—II. 2. Aufl. Basel 1926—28.

WALTZ, Α., Des variations de la langue et de la métrique d'Horace dans ses dif­ férents ouvrages. Paris 1881.

WICKHAM-GARROD = Q. Horati Flacci opera. Recogn. E. C. WICKHAM. Ed. alt. curante H. W. GARROD. Oxonii [1912]. Wien. St. = Wiener Studien. Zeitschrift für klassische Philologie. Wien. WiLi, W., Horaz und die augusteische Kultur. Basel 1948. ZANDER, C., Eurythmia vel compositio rythmica prosae antiquae. II: Numeri Latini aetas intégra. Leipzig 1913. ZIEGLER = Iuli Firmici Materni De errore profanarum religionum. Ed. K. ZIEG­ LER. Lipsiae 1907. Ennius wird nach VAHLEN (Ennianae poesis reliquiae. It. curis rec. I. VAHLEN. Lipsiae 1903), Lucilius nach MARX (C. Lucilii carminum reliquiae. Ree. enarr. F. MARX. I—II. Lipsiae 1904—05) zitiert. Bei Studien über die metrische Verwendung einzelner Wörter habe ich die gewöhnlichen Indices und Konkordanzen gebraucht (zu Horaz COOPER), die z. B. von AXELSON 11 f. verzeichnet werden; dazu sind zu fügen die Indices in den eben erwähnten Ausgaben von Ennius und Lucilius.

Indices.

1. Sach- und Wortindex. (Metrisches wird hier nicht aufgenommen; s. das Inhaltsverzeichnis.) aequo animo 17,1. alienus am Versende 108. ancilla, StiKarbe 85. ceder e = incedere 183,1. cor am Versende 120. coram Präp. nachgestellt 102,2. eins archaistisch 183,1. Ennius: metrische Tradition 68, 105, 108, 119 f. -ere und -erunt, Perfektendungen 78. essem, esses etc. unpoetisch 78. Euphonie 102. Gerundivum: Konstruktion Präp. + Subst. + Ger. 78. homo, Quantität 13,1. imperium episch 68. inmaturus ,,zu früh verstorben" 76. interdum bei Lucrez 84,3. invictus episch 83. libertas episch 67 f. Lucilius: aemulatio des Horaz mit L. 173, 174 f., 180; Einfluss auf H. 108; scherz­ hafte Nachahmung 78, 182 f., 183,1. Lucretius: aemulatio des Horaz mit L. 170; Einfluss auf H. 72 f., 76,2, 84,3, 85, 183,1. non sine bei Horaz 108. nox am Versende 120,1. obire ,,sterben" 76,2. primores archaistisch 183,1. Relativpronomina am Versende 150. res am Versende 119. rex am Versende 119. serva, Stilfarbe 85. si am Versende 150. Superlative auf -issimus und -errimus 65. tempestas episch-traditionell 68. venerabilior 64.

2. Stellenindex. Horatius c. I 2,34 28,15 28,23 114,1.3.... IV 7,7 ep. 14,1 15,9 16,21

48,2 75, 120 61 85 88 88 75 129

sat. Il 4 9-12 13 17 29 32 40 42 59 63 73 76 78 92 100 104 105-107 110 sat. 12 1 12 19 38 61 f 63 98 100 119 121 131

sat. I 3 7 32 33 41 43-54 44 45 56

71 71 131 64 170 64 f. 155 65

66

102

76 63 f. 159 154 156 154 100 131, 162 102 27 154 162 82 154 118 104 108 161 f. 71

104, 162 108 131 f. 75 72 85 76 67, 119, 162 71,97,161 94, 99 118, 162

78 104 111 125 sat. I 4 1 5 9 21 33 43 46 56 63 80 f 81 f 95 101 f 114 117 122. 124 sat. I 5 12 24 36 37 47 f 50 70

85 155 72 f. 82 119 f.

75 65, 68 75 75, 147 162 119 77 f., 100 f., 119 f. 119 162 131 84, 155 102 131 100 156 130

75 160 f. 161 160 160 f. 160 162

93 99 104

161 75 160, 161

sat. 16 4 6 45 f 55

61

105, 163 65 65, 161 156

sat. II 1 5 55 65 β9

75 120, 161 183,1 183,1 ^

sat. II 2 1

161

128

21

156

72 73 74 f 81

155 64 100,2 65

38 40 60 79

161 119 85 162

106

160

88

84

109 127

104 49

99 100

128 63

102

162

sat. I 7 13 30 sat. 1 8 11 44

119 f. 83

64 71

50 63 85 f 97 107 134

160

176

sat. I 9

If

sat. II 3 24

9 25 30 31 43 54 f 56-60 65 75

84, 131 65, 156 18 f. 75, 159 156 130 178,2 65 f. 155, 156

180 f 187 201 203 213 217 240 251 266 268

sat. I 10 15

120

295 322

29 70 81 84 92

49 78 162 83 161

sat· II ^ 32-34 69 75

72 131 66 67 119 f. 82 47

60 47, 66, 95, 101,1, 147 119 66, 132,1 60 120 84, 97 63, 155 155 24, 30 63, 68 188 119

159 60 49 u. Fussn. 1

sat. II 5 14 15 48 59 62 89 91

64 155 72 119 155 64, 162 128

sat. II 6 6f 54 76 114

159 75 183,1 82

sat. II 7 4 57 75 85 104 f 115

68 83 68, 108 83 66, 119, 162 94, 100, 162

sat. II 8 1 12 17

161 75 f. 60

24 31 34 39 40 52 53 55 59 60 68 73 84 epist. I 1,30 2,43 7,8 12,27 II 2,85 2,122 a. p. 263 447 Lucil. Ill 98-146 Ov. her. 8,71 Verg. Aen. I 642 V871

63 60 162 f. 81 f. 155 84 60 75 76 64 84, 147 72 155 83 71 72, 84 68 68 84 64, 101 84 175 27,2 19,2 61

STUDIA LATINA HOLMIENSIA Published by the University of Stockholm (Stockholms högskola)

Editor: D A G N O R B E R G The series includes theses and other studies by members of the Univer­ sity. Subscriptions to the series and orders for single volumes should be addressed to the publishers:

Almqvist & Wiksells Boktryckeri AB Gamla Brogatan 26, Stockholm, Sweden *

Universities, libraries, learned societies, and publishers of learned periodicals may obtain the volumes of the series and other publications of the University of Stockholm in exchange for their own publications. Inquiries should be addressed to Stockholms Högskolas Bibliotek^ Postbox

6080^ Stockholm 6, Sweden, 1. Nils-Ola Nilsson. Metrische StildifFerenzen in den Satiren des Horaz. Stockholm 1952. Pp. VIII+ 220. Price Kr. 18:-.