Mehrdeutige Wortformen im heutigen Deutsch: Studien zu ihrer grammatischen Beschreibung und lexikographischen Erfassung 3484102160, 9783484102163

Die Buchreihe Linguistische Arbeiten hat mit über 500 Bänden zur linguistischen Theoriebildung der letzten Jahrzehnte in

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Mehrdeutige Wortformen im heutigen Deutsch: Studien zu ihrer grammatischen Beschreibung und lexikographischen Erfassung
 3484102160, 9783484102163

Table of contents :
1 EINLEITUNG
1.1 Zur Mehrdeutigkeit in natürlicher Sprache und ihrer linguistischen Beschreibung
1.2 Eingrenzung des Untersuchungsbereichs
1.3 Zielsetzung
1.4 Kurze Darlegung der Vorgehensweise
2 PROBLEME DER BESCHREIBUNG MEHRDEUTIGER WORTFORMEN
2.1 Zur Unterscheidung von "Homonymie" und "Polysemie"
2.2 Vorbemerkungen zur Diskussion weiterer Beschreibungsversuche
2.3 "Lexikalische" und "grammatische" Holographie
2.4 "Paradigmatische" und "Stamm-Homographie"
2.5 "Vollständige" und "unvollständige" Homographie
2.6 Weitere Unterscheidungsmöglichkeiten
2.7 Die Beschreibung mehrdeutiger Wortformen im Modell der Saarbrücker Syntaxanalyse
2.8 Definition und Klassifikation mehrdeutiger Wortformen bei H.D. Maas
2.9 Zusammenfassende Beurteilung der behandelten Beschreibungsversuche
3 EINFÜHRUNG DES BESCHREIBUNGSGEGENSTANDES: HOMOGRAPHEN UND HOMOGRAPHEN-REIHEN
3.1 Vorbemerkungen
3.2 Wortform
3.3 Flexionsform
3.4 Lemma
3.5 Paradigma
3.5.1 Freie Varianten eines Lemmas
3.5.2 Flexivische Varianten
3.5.3 Orthographische und phonographematische Varianten
3.5.4 Morphematische Varianten
3.6 Homograph
3.6.1 Homographie zwischen Flexionsformen des gleichen Lemmas
3.6.2 Homographie zwischen Flexionsformen unterschiedlicher Lemmata
3.7 Systematischer Überblick - Typen der Wortformen-Mehrdeutigkeit
3.7.1 Typen der Wortformen-Mehrdeutigkeit I: Homographie zwischen Flexionsformen des gleichen Lemmas
3.7.2 Typen der Wortformen-Mehrdeutigkeit II: Homographie zwischen Flexionsformen verschiedener Lemmata
3.7.3 Nachtrag
3.7.4 Typen der Wortformen-Mehrdeutigkeit III: Homographie zwischen Flexionsformen des gleichen Paradigmas
Exkurs: Bemerkungen zur eingeschränkten Flektierbarkeit von Paradigmen
3.8 Homographen-Reihe
3.9 Zusammenfassung der bisherigen Vereinbarungen
4 TYPISIERUNG DER HOMOGRAPHEN-REIHEN: MORPHOLOGISCHE BESCHREIBUNG DER WORTFORMEN
4.1 Die Zerlegung der homographen Wortformen
4.2 Die Klassifizierung der Segmente
4.3 Markierung des Verknüpfungsstatus der klassifizierten Segmente
4.3.1 Die Komponenten von V
4.4 Exemplarische Durchführung des 1. Analyseschritts: Zerlegung der "Flexionsformen" in "Stamm" und "Flexions-Element"
4.4.1 Einige Segmentierungsprinzipien
4.4.2 Richtlinien für die Zerlegung von "Flexionsformen": Unterteilung der Paradigmata in "Flexionsbereiche"
4.4.3 Segmentierung der Flexionsformen eines Flexionsbereiches
4.4.4 Vereinigung der Flexionsbereiche eines Paradigmas
4.4.5 Analysebeispiele zur Wortklasse SUBSTANTIV
4.4.5.1 Unterteilung der Paradigmata in Flexionsbereiche - Segmentierung der Formen
4.4.5.2 Vereinigung der Flexionsbereiche - Bildung der "Flexionsklassen"
4.5 Die Typisierung der Allo-Stämme
4.6 Abschließende Bemerkungen
Exkurs: Zur Erstellung eines morphologischen Regelwerks für geschriebene Sprache
5 TYPISIERUNG DER HOMOGRAPHEN-REIHEN: MARKIERUNG DER MORPHEMGRENZEN IN KONSTRUKTIONEN
5.1 Konstituenten-Homographie und Konstruktions-Homographie
5.2 Behandlung der klassifikatorischen Möglichkeiten (mit weiteren Beispielen)
5.3 Zur Häufigkeit der Belege in den einzelnen Klassen
5.4 Zusammenfassung
6 TYPISIERUNG DER HOMOGRAPHEN-REIHEN: GRAPHEMATISCHER VERGLEICH DER SEGMENTE
6.1 Graphemfolgen
6.2 Weitere Operationen
6.2.1 Lineare Verknüpfung
6.2.2 Vollständige graphematische Übereinstimmung
6.2.3 Teilweise graphematische Übereinstimmung
6.2.4 Vereinigung von Graphemfolgen
6.2.5 Subtraktion
6.3 Die Hilfsgrößen Gu und Gk
6.4 Monographie-Gleichung und Homographie-Typ
6.5 Typisierung von H-Reihen durch H-Typ, Gk - und Gs -Spezifizierung (1. Beschreibungsebene)
6.6 Resümee
Exkurs: Die Anwendung des Typisierungskonzeptes auf H-Reihen im Englischen, Französischen und Russischen
7 UNTERSUCHUNGEN ZUR SYSTEMATISCHEN ERZEUGUNG VON HOMOGFAPHEN UND HOMOGRAPHEN-REIHEN
7.1 Möglichkeiten der H-Reihen-Ermittlung
7.1.1 Bedeutung der systematischen H-Reihen-Erzeugung
7.2 Bedingungen für Homographie zwischen Paradigmata (1. Beschreibungsebene)
7.2.1 Bedingungen für Homographie des Typs I1
7.2.2 Bedingungen für Homographie des Typs II1
7.2.3 Bedingungen für Homographie des Typs III1
7.2.4 Zusammenfassung
7.3 Vorschläge zur maschinellen H-Reihen-Bildung
7.3.1 Skizze eines Algorithmus
7.3.2 Weitere Einzelheiten zum Ablauf der automatischen H-Reihen-Erzeugung
7.4 Zusammenfassung
7.5 Ergänzung des Beschreibungsmodells durch Einbeziehung morphographematischer Reguläritäten
Exkurs: Erzeugung homographer Konstruktionen durch gezielte Ausnutzung morphographematischer Gesetzmäßigkeiten - demonstriert an Diminutivbildungen mit /chen/ und /lein/
8 ANWENDUNG DES TYPISIERUNGSKONZEPTS AUF BELEGTE HOMOGRAPHENREIHEN
8.1 Erstellung eines Lexikoncorpus
8.2 Benutzte Lexika und Begründung der Auswahl
8.3 Einige Bemerkungen zur Form der Darstellung
8.3.1 Die Kennzeichnung einzelner Homographen nach ihrer H-Reihen-Zugehörigkeit
8.3.2 Ausnahmen
8.3.3 Weitere Vereinbarungen
Exkurs: Zur Vernachlässigung der Großschreibung des Wortanfangs als distinktives Merkmal
8.4 Darstellung der Klassen
H-Typ I1 (Gk(s1) = Q ; Gk(s2) = Q)
H-Typ II1 (Gk(s1) ≠ Q ; Gk(s2) = Q)
H-Typ III1 (Gk(s1) ≠ Q ; Gk(s2) ≠ Q)
9 VERFAHRENSWEISEN BEI DER AUTOMATISCHEN ERFASSUNG VON WORTFORMENMEHRDEUTIGKEITEN IM TEXT UND IM LEXIKON
9.1 Mögliche Vorgehensweisen
9.2 Zur Konzeption des Analyselexikons
9.3 Die Auffindung von Wortformen-Mehrdeutigkeiten im Standardverfahren
9.4 Das modifizierte Standardverfahren: Markierung der Lexikoneinträge
9.5 Die Identifikation mehrdeutiger Wortformen mithilfe eines Speziallexikons
9.6 Abschließende Bemerkungen
ZUSAMMENFASSUNG/SUMMARY
LITERATUR
REGISTER DER IN 8.4 VERZEICHNETEN HOMOGRAPHENTYPEN

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Linguistische Arbeiten

24

Herausgegeben von Herbert E. Brekle, Hans Jürgen Heringer, Christian Rohrer, Heinz Vater und Otmar Werner

Heinz Josef Weber

Mehrdeutige Wortformen im heutigen Deutsch Studien zu ihrer grammatischen Beschreibung und lexikographischen Erfassung

Max Niemeyer Verlag Tübingen 1974

ISBN 3-484-10216-0

Max Niemeyer Verlag Tübingen 1974 Alle Rechte vorbehalten. Ohne ausdrückliche Genehmigung des Verlages ist es auch nicht gestattet, dieses Buch oder Teile daraus auf photomechanischem Wege zu vervielfältigen. Printed in Germany

Die Thematik dieser Arbeit, einer leicht gekürzten Fassung meiner im April 1973 vorgelegten Dissertation, steht in Zusammenhang mit Untersuchungen, wie sie am Saarbrücker Sonderforschungsbereich 'Elektronische Sprachforschung1 unter der Leitung von Hans Eggers betrieben werden: Grammatische Beschreibung und automatische Erfassung mehrdeutiger Wortformen sind wichtige Voraussetzungen maschineller Sprachanalysen. Daß in dieser Abhandlung vorwiegend Darstellungsmethoden der strukturbezogenen Sprachwissenschaft herangezogen worden sind, ist ebenfalls mit besonderen Gegebenheiten der maschinellen Textbearbeitung (Betonung des Systemcharakters von Sprache, starke Berücksichtigung von Fakten der sprachlichen Ausdrucksseite) zu erklären. Allen, die zum Zustandekommen der Arbeit beigetragen haben, bin ich zu Dank verpflichtet, insbesondere Hans Eggers für die Betreuung der Dissertation, Otmar Werner und Rainer Rath für hilfreiche Kritik, Marion Thielen und Helena Peltonen für die Erstellung des Manuskripts und dem Verleger Robert Harsch-Niemeyer für seine Langmut. H. J. W.

INHALT

1

1.1

EINLEITUNG

1.2 1.3 1.4

Zur Mehrdeutigkeit in natürlicher Sprache und ihrer linguistischen Beschreibung Eingrenzung des Untersuchungsbereichs Zielsetzung Kurze Darlegung der Vorgehensweise

2

PROBLEME DER BESCHREIBUNG MEHRDEUTIGER WORTPORMEN

2.1 2.2 2.3

Zur Unterscheidung von "Homonymie" und "Polysemie" Vorbemerkungen zur Diskussion weiterer Beschreibungsversuche "Lexikalische" und "grammatische" Homographie

17 27 27

2.4 2.5 2.6 2.7

"Paradigmatische" und "Stamm-Homographie" "Vollständige" und "unvollständige" Homographie Weitere Unterscheidungsmöglichkeiten Die Beschreibung mehrdeutiger Wertformen im Modell der Saarbrücker Syntaxanalyse Definition und Klassifikation mehrdeutiger Wbrtformen bei H.D. Maas Zusammenfassende Beurteilung der behandelten Beschreibungsversuche

28 29 3O

2.8 2.9

1 5 11 16

31 33 35

3

EINFÜHRUNG DES BESCHREIBUNGSGEGENSTANDES: HOMOGRAPHEN UND HOMOGRAPHEN-REIHEN

3.1 3.2 3.3 3.4 3.5 3.5.1 3.5.2

Vorbemerkungen Wortform Flexionsform Lemma Paradigma Freie Varianten eines Lemmas Flexivische Varianten

36 36 36 38 38 4O 42

3.5.3

Orthographische und phonographematische Varianten

42

VIII

3.5.4 3.6 3.6.1 3.6.2 3.7 3.7.1

Morphematische Varianten Homograph Honographie zwischen Flexionsformen des gleichen Lemmas Horoographie zwischen Flexionsformen unterschiedlicher Lemmata Systematischer Überblick - Typen der Wbrtformen-Mehrdeutigkeit Typen der Wbrtformen-Mehrdeutigkeit I: Monographie zwischen Flexionsformen des gleichen Lemmas Typen der Wbrtformen-Mehrdeutigkeit II: Hcrnographie zwischen Flexionsformen verschiedener Lemnata Nachtrag Typen der Vfortformen-Mehrdeutigkeit III: Homographie zwischen Flexionsformen des gleichen Paradigmas

43 44 44 45 46

Exkurs: Bemerkungen zur eingeschränkten Flektierbarkeit von Paradigmen

59

3.8 3.9

Honographen-Reihe Zusammenfassung der bisherigen Vereinbarungen

60 61

4

TYPISIERUNG DER HOMOGRAPHEN-REIHEN: MORPHOLOGISCHE BESCHREIBUNG DER WORTFORMEN

3.7.2 3.7.3 3.7.4

4.1 4.2 4.3 4.3.1 4.4

Die Zerlegung der homographen Wortformen Die Klassifizierung der Segmente Markierung des Verknüpfungsstatus der klassifizierten Segmente Die Komponenten von V Exemplarische Durchführung des 1. Analyseschritts: Zerlegung der "Flexionsformen" in "Stamm" und "Flexions-Element" 4.4.1 Einige Segmentierungsprinzipien 4.4.2 Richtlinien für die Zerlegung von "Flexionsformen": Unterteilung der Paradigmata in "Flexionsbereiche" 4.4.3 Segmentierung der Flexionsformen eines Flexionsbereiches 4.4.4 Vereinigung der Flexionsbereiche eines Paradigmas 4.4.5 Analysebeispiele zur Wortklasse SUBSTANTIV 4.4.5.1 Unterteilung der Paradigmata in Flexionsbereiche Segmentierung der Formen 4.4.5.2 Vereinigung der Flexionsbereiche - Bildung der "Flexionsklassen" 4.5 Die Typisierung der Allo-Stämme 4.6 Abschließende Bemerkungen Exkurs: Zur Erstellung eines morphologischen Regelwerks für geschriebene Sprache

46 47 48 48

63 67 69 69 73 73 73 74 76 77 77 8O 83 87 88

IX

5

TYPISIEHJNG DER HCMOGRAPHEN-REIHEN: MARKIERUNG DER MORPHEMGRENZEN IN KONSTRLIKTIONEN

5.1

Konstituenten-Hcmographie und Konstruktioris-HoiiDgraphie

5.2

Behandlung der klassifikatorischen Möglichkeiten (mit weiteren Beispielen)

1O4

5.3 5.4

Zur Häufigkeit der Belege in den einzelnen Klassen Zusammenfassung

114 114

6

TYPISIERUNG DER HOMDGRAPHEN-REIHEN: GRAPHEMATISCHER VERGLEICH DER SEGMENTE

6.1

Graphemfolgen

116

6.2 6.2.1 6.2.2 6.2.3 6.2.4 6.2.5 6.3

Weitere Operationen Lineare Verknüpfung Vollständige graphematische Übereinstimmung Teilweise graphematische Übereinstintnung Vereinigung von Graphemfolgen Subtraktion Die Hilfsgrößen GU und G.K.

117 117 117 117 118 118 118

6.4

Honographie-Gleichung und Homographie-Typ

12O

6.5

Typisierung von -Reihen durch -Typ, G.- und G -Spezifizierung (1. Beschreibungsebene) s Resümee

121

6.6

Exkurs: Die Anwendung des Typisierungskonzeptes auf schen, Französischen und Russischen

122

-Reihen im Engli-

7

UNTERSUCHUNGEN ZUR SYSTEMATISCHEN ERZEUGUNG VON HOMOGRAPHEN UND HOMOGRAPHEN-REIHEN

7.1 7.1.1 7.2

Möglichkeiten der H-Reihen-Ermittlung Bedeutung der systematischen H-Reihen-Erzeugung Bedingungen für Homographie zwischen Paradigmata (1. Beschreibungsebene) Bedingungen für Homographie des Typs I.. Bedingungen für Homographie des Typs IIBedingungen für Homographie des Typs III1 Zusammenfassung Vorschläge zur maschinellen H-Reihen-Bildung Skizze eines Algorithmus Weitere Einzelheiten zum Ablauf der automatischen H-ReihenErzeugung

7.2.1 7.2.2 7.2.3 7.2.4 7.3 7.3.1 7.3.2

98

123

125 127 127 128 128 131 131 132 132 134

7.4 7.5

Zusammenfassung Ergänzung des Beschreibungsmodells durch Einbeziehung norphographematischer Regularitäten

Exkurs: Erzeugung homographer Konstruktionen durch gezielte Ausnutzung morphographematischer Gesetzmäßigkeiten - demonstriert an Diminutivbildungen mit /chen/ und /lein/

8

ANWENDUNG DES TYPISIERUNGSKONZEPTS AUF BELEGTE HOMOGRAPHENREIHEN

8.1 8.2 8.3 8.3.1

Erstellung eines Lexikoncorpus Benutzte Lexika und Begründung der Auswahl Einige Bemerkungen zur Form der Darstellung Die Kennzeichnung einzelner Homographen nach ihrer H-ReihenZugehörigkeit Ausnahmen Weitere Vereinbarungen

8.3.2 8.3.3

138 138

141

148 148 149 149 15O 152

Exkurs: Zur Vernachlässigung der Großschreibung des Wortanfangs als distinktives Merkmal

153

8.4

154

Darstellung der Klassen -Typ I1 -Typ II1 l

(Gfete.,) = Q ; Gj^) = Q) (G. (sj j Q ; G. (sj = Q) K.

\

^

H-Typ III, (G (s,) j Q ; G, (s,) 7« Q)

9

VERFAHRENSWEISEN BEI DER AUTOMATISCHEN ERFASSUNG VON WORTFORMENMEHRDEUTIGKEITEN IM TEXT UND IM LEXIKON

9.1 9.2 9.3

Mögliche Vorgehensweisen Zur Konzeption des Analyselexikons Die Auffindung von Wortformen-Mehrdeutigkeiten im Standardverfahren Das modifizierte Standardverfahren: Markierung der Lexikoneinträge Die Identifikation mehrdeutiger Wortformen mithilfe eines Speziallexikons Abschließende Bemerkungen

9.4 9.5 9.6

155 183 235

237 238 239 24O 243 247

ZUSAMMENFASSUNG/SUMMARY

249

LITERATUR

254

REGISTER DER IN 8.4 VERZEICHNETEN HOMOGRAPHENTYPEN

265

VERZEICHNIS DER ABKÜRZUNGEN UND VERWENDETEN SYMBOLE

A A ADJ ADJ

a, b,

ADV akk

d dat DET Dim

-ef

F fern

g G (-Teil) gen

\

Homographie Heterographie kleiner als größer als Subtraktion von Graphemfolgen

€ -» / {...}

ist Element von wird interpretiert als Morphemgrenze, auch Durchschnitt von Paradigmen IXorchschnittsmenge mehrerer Paradigmen, H-Reihe

EINLEITUNG

1.1

Zur Mehrdeutigkeit in natürlicher Sprache und ihrer linguistischen

Beschreibung Zu den Eigenschaften des "kotpetenten Sprecher-Hörers" zählt nach Chonsky (1965: 15 f f . ) auch die Fälligkeit/ eine sprachliche Äußerung als mehrdeutig zu bestaunen. Die "Grammatik" einer Sprache, soll sie als angemessene "Beschreibung der immanenten Sprachkompetenz des idealen Sprecher-Hörers" gelten, muß demnach auch dieser Fähigkeit Rechnung tragen: d.h. einer als mehrdeutig festgestellten Äußerung sind mehrere mit den unterschiedlichen Lesarten korrespondierende Strukturbeschreibungen zuzuordnen. Wie die folgenden Beispiele zeigen, sind zur ausreichenden Beschreibung von Mehrdeutigkeiten von Fall zu Fall unterschiedliche Darstellungsebenen erforderlich: a) Egon vermißt den golfplatz b) der totengräber wurde wegen zauberet auf dem gottesaoker verhaftet c) der besuch der alten dorne ist vorüber Die Mehrdeutigkeit in a) läßt sich durch Darstellung des Oberflächensatzes als Morphemseguenz aufzeigen; die beiden Lesarten unterscheiden sich bereits in ihrem Morphembestand: a) 1. Egon vermiss/t d/en

golf/plats

2. Egon vermess/t d/en

golf'/platz

b) ist hinsichtlich des Morphembestandes nicht mehrdeutig, nur das Arrangement der Einheiten in der Sequenz erlaubt die Zuordnung mehrerer Strukturbeschreibungen. Die Mehrdeutigkeit ist also durch die unterschiedlichen hierarchischen Beziehungen zwischen den Morphemen zu beschreiben: 1 2

Beispiele a) und b) sind - in leicht abgewandelter Form - Agricola (1968: 42,121) entnommen. Bei der Darstellung des Morphembestandes begnügen wir uns mit der orthographischen Wiedergabe der Ausdrucksseiten. Die "Morphem"-Konzeption wird in 1.2 (1) und 4.1 erläutert.

b) 1. (,.. (wurde (wegen Zauberei) (auf dem gottesacker) verhaftet)) 2. (...(wurde (wegen (Zauberei auf dem gottesacker)) verhaftet))

c) erfordert die Einführung einer weiteren Darstellungsebene, da rnorpheitibestand und Konstituentenstruktur die Mehrdeutigkeit nicht hinreichend beschreiben: beide Lesarten werden dargestellt durch transformationeile Zuordnung einer "Oberflächenstruktur" zu mehreren "Tiefenstrukturen": c) 1. ((X besucht die alte dame( (ist

vorüber))

2. ((die alte dorne besucht X) (ist

vorüber))

4 Der Beschreibung von Mehrdeutigkeiten durch diese drei Ebenen entsprechen in der Literatur häufig die Bezeichnungen "lexikalische" bzw. "graimiatische", "strukturelle" und "transfontationelle" Mehrdeutigkeit. Daneben repräsentieren diese drei Darstellungsebenen wichtige Phasen in der Entwicklung der strukturbezogenen Sprachwissenschaft: die Beschreibung der Mehrdeutigkeit in a) entspricht ungefähr der Morphemanalyse von Bloomfield, Nida, Hockett; die Beschreibung von b) ließe sich mit der Satzanalyse von Harris vergleichen, während die Beschreibung von c) erst durch Chomskys Modell ermöglicht wird. Im Laufe dieser Entwicklung wurde die Feststellung von Mehrdeutigkeiten in zunehmendem Maße als Kriterium für die Adäquatheit von Beschreibungsmodellen herangezogen. In der Morphemanalyse Bloomfields spielte die Beschreibung mehrdeutiger Sequenzen durch Einordnung einzelner Segmente in unterschiedliche Positionsklassen noch eine untergeordnete Rolle; in der IC-Analyse und bei der Etablierung der transformationeilen Grammatik gewann die Methode, Vorzüge Die traditionelle Grammatik unterscheidet hier zwischen "genitivus obiektivus" und "genitivus subiektivus" in Zusammenhang mit einem "nomen actionis" (besuch).

Meist müssen mehrere Darstellungsebenen kombiniert werden. Ein Beispiel für Mehrdeutigkeit, die durch Morphembestand und Konstituentenstruktur darzustellen ist: die schiffbrüchigen ernährten sich von heringen und rochen: 1. (... (ernährten sich von (heringen und rochen + dativ pluralJJ/l 2. (,.. (ernährten sich von heringen) (und riechen + prät. plural,)).

Im Beispiel das kind wird vergessen sind Morphembestand und Zuordnung der Tiefenstrukturen erforderlich: 1. das kind vergißt (etwas) + futur 2. jmd. vergißt das kind + passiv. Vgl. Bierwisch (1963: 16 f . ) ; Weinreich (1966: 7) oder Lyons (1968: 6.1.3, 6.6.2).

oder Mängel eines Beschreibungsmodells anhand mehrdeutiger Äußerungen zu demonstrieren, an Gewicht. Dabei wurde die Zurückführung inhaltlicher Unterschiede in phonemsch identischen Äußerungen auf formale Beziehungen als wichtiges Argument für die Autonomie der syntaktischen Beschreibung gegenüber dem Lexikon angesehen. Aber auch neuere Richtungen, die eine veränderte Bewertung von Syntax und Semantik fordern, belegen die Berechtigung ihres Ansatzes durch Beschreibung mehrdeutiger Äußerungen. So lassen sich gewissermaßen durch Zitieren mehrdeutiger, während der Diskussionen häufig abgehandelter Satzbeispiele wie a) old men and women (were left at the village) (Wells (1947)) b) flying planes can be dangerous (Chomsky (1965)) c) Seymour sliced the salami with the knife (Lakoff (1968)) Abschnitte in der Entwicklung der neueren Sprachwissenschaft markieren. Die traditionelle Sprachwissenschaft - mit Ausnahme der Lexikologie und Semantikforschung, auf die wir noch gesondert eingehen wollen - hat sich mit der Mehrdeutigkeit sprachlicher Äußerungen kaum befaßt, da sie bei der grammatischen Beschreibung stillschweigend einen disambiguierenden konmunikativen Gesamtzusanmenhang voraussetzt. So findet sich z.B. in der Duden-Grammatik Q kaum ein Hinweis auf vorhersagbare strukturelle Mehrdeutigkeit, obwohl sich deren Behandlung bei bestimmten Syntagmen (z.B. Präposition + Nomen) anbietet und die zur Darstellung erforderlichen syntaktischen Kategorien meist vorhanden sind: So ließe sich in — wurde wegen Zauberei auf dem gottesacker verhaftet die strukturelle Mehrdeutigkeit durch Kennzeichnung des präpositionaVgl. etwa die einschlägigen Veröffentlichungen MC Cawleys oder Lakoffs, in denen die Beschreibung zunehmend subtiler werdender Ambiguitäten gefordert und unternommen wird. Die durch Änderung des Beschreibungsansatzes vermehrten Beschreibungsmöglichkeiten berücksichtigt Kcoij (1971: 1o8 f f . ) durch Einführung weiterer Mehrdeutigkeitstypen (z.B. "referentielle" Ämbiguität). Selbstverständlich kann hier die Rolle der Beschreibung von Mehrdeutigkeiten in der Linguistik nur simplifiziert abgehandelt werden; wir begnügen uns deshalb mit wenigen Beispielen und schließen dieses Thema ab. Eine ins einzelne gehende Untersuchung, die - neben der TG - weitere Beschreibungsmodelle (z.B. die stratificational granmar) einbezieht und auch die Behandlung mehrdeutiger Sequenzen (wie light house keeper: lighthousekeeper oder light housekeeper) in der Phonologie berücksichtigt, bringt Kcoij. Andeutungen finden sich z.B. bei der Unterscheidung von "genitivus subiektivus" und "genitivus obiektivus"; vgl. Sp. 5715.

len Gefüges auf dem gottesaaker als "freie Umstandsangabe" zur Verbalgruppe wurde verhaftet und "freies Attribut" zum Nonen Zauberei darstellen. Die traditionelle Grammatik geht prinzipiell von eindeutigen Sätzen aus; Mehrdeutigkeit wird häufig nur in Zusammenhang mit der Konstituierung des 9 "Wortes" als grammatischer Einheit behandelt . Die Untersuchung mehrdeutiger Sätze blieb der Literaturwissenschaft und Rhetorik überlassen, die sich zumeist auf stilistische bzw. pragmatische Aspekte konzentrierten. Allerdings finden sich in letzteren Arbeiten auch Erörterungen über die grammatische Beschreibung mehrdeutiger Äußerungen. Der dabei häufig zugrundegelegte Begriffsapparat wurde bereits von Aristoteles eingeführt; Aristoteles unterscheidet zwischen Mehrdeutigkeit von Äußerungen, die durch (lexikalische oder morphosyntaktische) Mehrdeutigkeit einzelner Wortformen verursacht wird ("homonymia" oder "amphibolia") und (struktureller) Mehrdeutigkeit, die durch unterschiedliche Trennung ("diäresis") der Vfortformen des Satzes darstellbar ist: fünf ist zwei und drei ist in eine plausible Lesart (fünf ist (zwei und drei)) und eine gezwungene Lesart ((fünf

1.2

ist zwei) (und drei)) zerlegbar.

Eingrenzung des Untersuchungsbereichs

Wie bereits gesagt, liegt den Bezeichnungen "strukturelle" und "transformationelle" Mehrdeutigkeit die Beobachtung zugrunde, daß sprachliche Äußerungen als grammatisch mehrdeutig beschrieben werden müssen, obwohl sich die einzelnen Konstituenten in den verschiedenen Lesarten inhaltlich oder morphosyntaktisch nicht voneinander unterscheiden. Die Möglichkeit, solche Mehrdeutigkeiten beschreiben zu können, ohne auf die Bedeutung isolierter Einheiten rekurrieren zu müssen, war für die strukturbezogene Sprachwissenschaft (vor allem für die amerikanischen Schulen) ein Motiv, die Beschreibung lexikalischer Einheiten bewußt zu vernachlässigen und der Syntax innerhalb der jeweiligen Granmatikmodelle die dominierende Rolle zuzuweisen. Die 9

Vgl. etwa die Ausführungen der Duden-Grammatik (Sp. 575, 462o, 5o45) zur Problematik der "Bedeutung des Wortes" oder zum "Austausch zwischen den Wortarten"; ebenso Erben (1965: 1o6) oder Admoni (1966: 99). 10 Ars rhetorica, De sophisticis elenchis, Topica. 11 Beispiel zitiert nach Kcoij (1971: 2 ) .

seit 196312 im Rahmen des generativ—transformationellen Modells unternonnenen Versuche, die semantische Beschreibung in die Grammatik einzubeziehen, führten allerdings mehrmals zu Revisionen des Modells, die eine Aufwertung der Lexikonkomponente zur Folge hatten. Die durch Überbetonung der Syntax verursachten Unzulänglichkeiten der granmatischen Beschreibung zeigten sich besonders deutlich bei der praktischen Anwendung derartiger Modelle in der maschinellen Syntaxanalyse, und zwar unabhängig von der zugrundegelegten Grammatik. Es erwies sich, daß strukturelle und transformationelle Mehrdeutigkeiten in unzumutbar gehäufter Zahl konstatiert werden müssen, wenn bei der syntaktischen Analyse semantische Restriktionen infolge unzureichender Lexikonformationen nicht berücksichtigt werden können. Die Sequenz alte manner und Säuglinge erhält bei Nichtbeachtung lexikalischer Bedeutungsunterschiede die gleiche Anzahl Strukturbeschreibungen wie alte manner und frauen, obwohl nur eine Version plausibel ist.

Dieses Beispiel ist noch harmlos, vergleicht man damit die folgenden, die in der Cotputerlinguistik auf ihre Weise zu einer gewissen Berühmtheit gelangt sind: time flies tike an arrow und people who apply for marriage licenses wearing shorts or pedal pushers will be denied licenses. En ersten Falle sind - bezieht man die morphosyntaktischen Mehrdeutigkeiten von time (Nomen/Verb), flies (Nomen/Verb), like (Verb/Adverb) und time flies als Kompositum mit ein - drei Lesarten möglich: 1. time (N) flies (V) like (A) an arrow (N) 2. time flies (N) like (V) an arrow (N) 3. time (V) flies (N) like (A) an arrow (N) Im zweiten Beispiel ist die Zahl der formal akzeptablen Versionen weit höher, wenn licenses und pedal als Nomen/Verb-Mehrdeutigkeit, wearing als Partizip/ Gerund-Mehrdeutigkeit angesetzt sind. 12 Katz/Fodor (1963), Katz/Postal (1964), Weinreich (1966). 13 Eine Übersicht über Geschichte und Probleme der maschinellen Syntaxanalyse (in den USA) bringen Tabory/Peters (1968: 54 f f . ) . 14 Beispiele von Kuno, Susumo. 15 Agricola (1968: 169).

Die einstmals "quasi-offizielle Doktrin" (Tabory/Peters (1968: 54)) der Computerlinguistik, die der syntaktischen Beschreibung von Sätzen Priorität zukommen ließ, gilt in dieser Weise nicht mehr; daß die Qualität von Analyseergebnissen nicht nur von zugrunde gelegten Regelapparat, sondern auch von der Verwendung lexikalischer Informationen abhängt, wird inzwischen allgemein akzeptiert. Die Kombination mehrerer Darstellungsebenen erweist sich als selbstverständlich, wenn man bedenkt, daß syntaktische, lexikalische und morphematische Formalien sich oft gegenseitig bedingen; d.h. die zur Darstellung der Mehrdeutigkeit erforderliche Subkategorisierung einer Konstituente zieht meist die Subkategorisierung anderer Konstituenten nach sich. 17 In Chomskys Beispiel flying planes can be dangerous ließe sich die Mehrdeutigkeit erfassen, wenn zwischen fly (faktitiv) und (Zustand) unterschieden würde. Mit dieser Unterscheidung korrespondierten die Trennung in transitives und intransitives fly, die Unterscheidung von -ing als Gerund- und Partizip-Präsens-Formativ sowie die morphosyntaktische Mehrdeutigkeit von can (Verbform 1R von 'to can1 im Singular oder Plural Präs.Ind.). Ebenso wie bei Einheiten offener Klassen lassen sich häufig auch bei geschlossenen Klassen (vgl. -ing) Mehrdeutigkeiten durch Subkategorisierung "im voraus" berücksichtigen. In heute wird eine geschickte von Willibald erzählt kann die Beschreibung der Mehrdeutigkeit auch zur Unterscheidung zwischen von als Angabe der Zusarmengehörigkeit 19 von geschickte und Willibald und von als transformationell eingeführtes Element, das im Passivsatz dem Agens zugeordnet ist, führen. Mehrdeutige isolierte Einheiten werden im Mittelpunkt dieser Untersuchung stehen, und zwar aus folgenden Gründen: Die zur grammatischen Beschreibung mehrdeutiger Äußerungen erforderliche Verpflechtung aller Darstellungsebenen setzt die (getrennte) Ausarbeitung der Einzelkomponenten voraus. Zur strukturellen und transformationellen Mehr16 Vorschläge zur Kombination syntaktischer und lexikalischer Informationen bei der maschinellen Syntaxanalyse unterbreitet Agricola (1968: 171-179). 17 Den "bifokalen" Charakter von Mehrdeutigkeiten hebt besonders Weinreich (1966: 14) hervor. 18 Zur Schwierigkeit, strukturelle und lexikalische Mehrdeutigkeit zu trennen, siehe Heringer (197oa: 61 f . ) . 19 Hier ist sowohl die Lesart eine geschiente, die Willibald erfunden hat, als auch eine geschickte handelt von Willibald möglich. Mehrdeutigkeiten dieser Art werden meist als "Vagheit" bezeichnet. Kooij (1971: 11 o) schlägt hierzu die Bezeichnung "unsystematische Mehrdeutigkeit" vor.

deutigkeit liegen mit Lees (196o), Kuno/Oettinger (1963), Kooij (1971) bereits ausführliche Untersuchungen vor. Auch Agricola (1968) legt in der (fürs Deutsche und Englische) bislang umfassendsten Studie über die Mehrdeutigkeit sprachlicher Äußerungen das Schwergewicht auf die Beschreibung "analytischer" Mehrdeutigkeiten. Die Mehrdeutigkeit einzelner Konstituenten wird mehr am Ran21 de behandelt; Beschreibungskriterien sind dabei in erster Linie Vfortklassenzugehörigkeit und Flexionsmerkmale. Das gleiche läßt sich auch von den vorhergenannten Arbeiten sagen. Die Mehrdeutigkeit sprachlicher Äußerungen ist nicht allein ein Problem der grammatischen Beschreibung, sondern ein enormes Hindernis bei der maschinellen Sprachbearbeitung, gleich ob es sich um die Textindizierung, die automatische VförterbucherStellung, die Syntaxanalyse, Content Analysis oder die maschinelle Übersetzung handelt. 23 Die Beschränkung auf die Mehrdeutigkeit isolierter Einheiten in dieser Untersuchung trägt einem spezifischen Ansatz der maschinellen Bearbeitung Rechnung: Sprachliche Äußerungen sind hier in der Regel fixiert als lineare Folgen von (Laut- oder Schrift-) Symbolen. a) ... Egon

vermißt

b) ... die

rennfahrer

den

golfplatz

rasten

eine

stunde

lang

Die erste Bearbeitungsphase besteht zumeist in der Auffindung linguistischer Einheiten innerhalb der "natürlich" enkodierten Äußerung. Ein bewährtes Konzept ist dabei die Segmentierung der Symbolfolge und der Vergleich der Segmente mit den ebenfalls lautlich oder schriftlich enkodierten Einträgen bereits bestehender Inventare (sogenannter Analyselexika), wobei im Falle von lautlicher 20

Ein Vergleich mit Agricolas Terminologie ist insofern problematisch, als Agricola von einer Version der "dependency grammar" (formuliert von Kunze (1963)) ausgeht; die Bezeichnung "transformationeile" Mehrdeutigkeit findet sich bei ihm also nicht. Äquivalente Begriffe für die hier verwandten "strukturelle" und "transformationeile" Mehrdeutigkeit sind Agricolas "Wortformen-Mehrdeutigkeit" und "Mehrfachabhängigkeit", wobei "strukturelle" und "Wbrtformenfolge-Mehrdeutigkeit" sich nicht inner decken müssen. In der Bezeichnung "analytische" Mehrdeutigkeit haben wir die Begriffe "strukturelle", "transformationelle" Mehrdeutigkeit bzw. "Wbrtformenfolge-Mehrdeutigkeit" und "Mehrfachabhängigkeit" daher behelfsweise zusammengefaßt. 21 Vgl. Agricola (1968: 46 und 146). Agricola betont jedoch mehrmals, daß le= xikalische und/oder morphosyntaktische Mehrdeutigkeit einzelner Satzelemente - in Verbindung mit "analytischer" Mehrdeutigkeit - als häufige Quelle für die Mehrdeutigkeit von Äußerungen anzusehen ist. 22 Kooij geht zwar ebenfalls auf die Beschreibung lexikalischer Mehrdeutigkeiten ein, konzentriert sich dabei jedoch weitgehend auf mehrwertige Lexeme ("idicms"). 23 Vgl. etwa Agricola (1968: 2o).

8

oder schriftlicher Übereinstimmung die den Lexikoneinträgen zugeordneten Informationen den Segmenten der Äußerung unterlegt werden. Diese Phase entspricht in etwa der in 1.1 erwähnten ersten Darstellungsebene, der Beschreibung sprachlicher Äußerungen als Morphemsequenzen. Mehrdeutigkeit liegt vor, wenn bei der oben skizzierten Auffindungsprozedur ein Segment der Äußerung mit mehreren Einheiten des Analyselexikons übereinstimmt: a) ... vermiß / t

...

: 1. /vermiß/, 'vermissen1 2. /vermiß/, 'vermessen1

+ /t/, 3.sg. präs. + /t/, 3.sg. präs.

oder wenn die Sequenz mehrfach - in unterschiedlicher Weise - zerlegbar

ist,

so daß sich lautlich/schriftlich differierende Segmente ergeben: b) ... rast / en ... : /rast/, 'rasten1 ... ras / ten ... : /ras/, 'rasen1

+ /en/, 3.pl. präs. + /ten/, 3.pl. prät.

Die Berücksichtigung weiterer Informationen mag dann zeigen, ob die festgestellte Mehrdeutigkeit nur lokal ist

(d.h. der verbale und/oder situative Kon-

text läßt nur eine plausible Lesart zu) oder ob alle Lesarten bis zur letzten Bearbeitungsphase "überleben". Die automatische Oisambiguierung mehrdeutiger Sequenzen wird uns hier allerdings nicht beschäftigen; diese Arbeit befaßt sich ausschließlich mit der Darstellung von Mehrdeutigkeiten und den Möglichkeiten ihrer maschinellen

Auffindung.

Die maschinelle Auffindung linguistischer Einheiten wird wesentlich erleichtert, wenn die lineare Folge von Laut- oder Schriftsymbolen durch Markierung von Wbrtformengrenzen (vgl. ...vermißt...) vorstrukturiert ist.

Cto-

wohl die Grenzen der natürlichen Einheit "Wortform" (Graphemfolge) nicht in jedem Fall mit den Grenzen linguistischer Einheiten (Morphem, Lexem, Syntagma) zusammenfallen, wird bei maschineller Bearbeitung selten auf diese un24 mittelbar zugängliche Information verzichtet. Bei der Behandlung mehrdeutiger Einheiten gehen wir also von schriftlich realisierten "Wortformen" aus; linguistische Einheiten, die innerhalb der Grenzen einer Wortform liegen, werden in die Darstellung einbezogen. Als Bezeichnung für die Mehrdeutigkeit gesprochener bzw. geschriebener Sequenzen haben sich in der Sprachwissenschaft Begriffe wie "Homonymie", "Homophonie", Homographie", Polysemie" einbürgert; mehrdeutige Sequenzen werden als "Homonym", "Homophon", "Homograph" 24

Siehe Agricola (1968: 9 f ) .

oder "Polysem" benannt. 25 Entsprechend unsrer Beschränkung auf geschriebene Sprache werden wir uns mit "Homographie" und "Homographen" befassen. Als "Homograph" gilt gemäß der Konzeption, linguistische Einheiten und Kombinationen von Einheiten als doppelseitige sprachliche Zeichen zu begreifen (1)

eine Buchstabensequenz, die die Ausdrucksseite unterschiedlicher sprachlicher Zeichen repräsentieren kann. Als "sprachliche Zeichen" gelten hier "Morpheme" und "Morphemkombinationen" innerhalb der Grenzen einer Wbrtform.

Die Auffassung von "Morphem" als biplanes sprachliches Zeichen differiert gegenüber der Sprechweise im amerikanischen Strukturalismus: "Morphem" gilt dort als Klasse von Phonem- bzw. Graphemsequenzen ("Morphen"), die durch geregelte Zerlegung sprachlicher Äußerungen ermittelt worden sind: "Morphe" und "Mor2fi pheme" sind demnach nur Komponenten von Zeichen. "Morphem" im hier verwandten Sinne setzt jedoch auch eine Gliederung der Inhaltsseite voraus; "Morpheme" werden ermittelt durch Zuordnung von Inhalts- und Ausdruckssegmenten.27 Eine Beschreibung der Inhaltsseiten ist in dieser Arbeit nicht angestrebt; die verschiedenen Lesarten einer mehrdeutigen Wbrtform sind als bekannt vorausgesetzt. Das Schwergewicht wird auf der Untersuchung von Fakten und Regularitäten der Ausdrucksseiten liegen. 1.3

Zielsetzung

Die oben vorgenommene Eingrenzung des Untersuchungsbereichs rührt keinesfalls aus einer "überempfindlichkeit gegen 'geistige1 Fakten" her, sondern ergibt sich aus der in 1.2 angedeuteten besonderen Interessenlage: der maschinellen Auffindung.von Mehrdeutigkeiten in schriftlich fixierten sprach25 Die Liste der Bezeichnungen ließe sich noch fortführen: "Wbrtform-Mehrdeutigkeit" (Agricola (1968)), "Homogramm" (Hofmann/Rubenbauer (195o)). Die aufgezählten Begriffe werden hie und da in unterschiedlichem Sinn gebraucht: vgl. etwa die divergierende Auffassung von "Homophon" und "Homograph" bei Mangold (1962), Heger (1963). Zur Abgrenzung der verschiedenen Bezeichnungen siehe noch Bellmann (1968), Duchacek (1962), Horalik (1968), Pei (1966). 26 Siehe Bloomfield (1933: 264). Auf eine ausführliche Diskussion des "Morphem"-Begriffs verzichten wir und verweisen auf Bazell (1949), Bierwisch (1962), Stötzel (197o: 26-32). 27 Zur Einbeziehung der Bedeutung bei der Ermittlung linguistischer Einheiten siehe noch 1.1.8.

1

liehen Äußerungen. Wie bereits erläutert, erfordert die (automatische) Darstellung einer Äußerung als Morphemsequenz 1. eine Zerlegungskomponente, d.h. ein Regelsystem, mithilfe dessen eine (ungegliederte bzw. eine bereits in Wortformen unterteilte) Buchstabenkette in Segmente zerlegt werden kann, 2. eine Identifikationskcmponente, bestehend aus einem Graphemvergleichsalgorithmus und einem Analyselexikon, mithilf e deren sich über28 prüfen läßt, ob ein ermitteltes Segment Ausdrucksseite einer linguistischen Einheit (oder auch mehrerer Einheiten) sein kann, und die bejahendenfalls die Zuordnung der entsprechenden Inhaltsseiten möglich machen. Da dem graphematischen Lexikonvergleich in dieser Hinsicht so große Bedeutung 29 zukommt, liegt die Bevorzugung von Oberflächenphäncmenen, insbesondere von Fragen der graphematischen (phonematischen) Interpretation linguistischer Einheiten nahe. Nach oben vorgeführtem Konzept verläuft die Auffindung linguistischer Einheiten innerhalb einer Wortform in zwei Fällen vollkommen problemlos: 1. Die Wortform repräsentiert eine Morphemfolge; d.h. je ein Segment stimmt mit je einem Lexikoneintrag graphematisch überein. kindes :

/kind/, 'Kind1

+

/es/, gen. sg.

2. Die Wortform repräsentiert mehrere Morphemfolgen, und zwar so, daß ein Segment mit mehreren Lexikoneinträgen übereinstimmt, wobei die Morphemgrenzen in allen Segmentierungsversionen identisch sind. laut :

1. /laut/, 'Laut1 2. /laut/, 'laut' 3. /laut/, 'lauten'

+ + +

/en/, ... /en/, ... /en/, ...

28 Die Problematik mehrwortiger Lexeme bleibt hier bewußt ausgeklammert. Diese linguistischen Einheiten erfordern eine gesonderte Auffindungsprozedur. Zur Identifikation von "idions" vgl. RDthkegel (1973). 29 Die Tatsache, daß einige maschinelle Identifikationsverfahren (aus praktischen Erwägungen) sich allein mit der Zerlegungskomponente behelfen, soll hier nicht weiter erörtert werden. Feststeht, daß AffixAnalysen ohne Lexikonvergleich günstigenfalls die Zuordnung von Wortklassenangaben erlauben. Die linguistischen Mängel dieses Ansatzes demonstriert Dietrich (l973: Kap. A 3.2.2). Zur Analyse von Wortformen ohne Analyselexikon siehe Henke (1965).

11

Wenn beim Lexikonsvergleich stets die Ausdrucksseiten aller·

3

graphematisch

zutreffenden Einträge an dem ermittelten Segment vorbeigeführt werden,

ist

- die alphabetische Reihenfolge der Einträge vorausgesetzt - auch diese Auffindungsprozedur einfach zu bewerkstelligen 3. Problematisch wird die Suche jedoch dann, wenn eine Wortform mehrere Morphemfolgen repräsentiert, wobei die Morphemgrenzen in den verschiedenen Segmentierungsversionen nicht übereinstimmen. lauten :

x

1. /lauten/, 'Lauten1

+ /0/, ...

2. /laute/,

+ /n/,

'Laute'

3. /laut/,

'Laut

n. /lau/,

'lau 1

1

+ /en/,

... ...

+ /ten/, ...

Vorliegendes Beispiel macht deutlich, daß die Zahl der Segmentierungsversionen nicht mit der Zahl der an der Hcmographie beteiligten Lexikoneinträge übereinstimmen muß: zwei von vier Zerlegungsergebnissen kommen nicht in Betracht, da entweder kein entsprechender Lexikoneintrag vorliegt ('Lauten') oder die ermittelten Segmente aufgrund ihrer Inhaltsseiten nicht konbinierbar sind ( X /lau/ + /ten/). Die mehrfache Zerlegung einer Wertform hängt allein von ihrem Grapheminventar ab; enthält sie eine Sequenz, die mit irgendeinem Affix übereinstimmt, muß die Zerlegung vorgenommen werden. Ob sich daraus eine sinnvolle Morphemkombination ergibt, kann erst durch Überprüfung der jeweiligen Inhaltsseiten 31 festgestellt werden. Der Nachteil dieser Konzeption besteht also offensichtlich darin, daß eindeutige und mehrdeutige Wertformen der gleichen Prozedur unterworfen sind. Wenn schon zu Anfang zwischen eindeutigen und mehrdeutigen Wortformen unterschieden werden könnte, ließe sich die Auffindung linguistischer Einheiten Ärheblich beschleunigen. Diese Unterscheidung könnte auf folgende Weise vorgenommen werden: a) Hcmographe Wortformen werden als je ein Eintrag verzeichnet; d.h. einer Ausdrucksseite sind entsprechend der möglichen Lesarten mehrere 30 d.h. die Vergleichsprozedur darf nach der Übereinstimmung des Segmentes mit einem Lexikoneintrag nicht schon abgebrochen werden. 31 Diese Verlangsamung der Erkennungsprozedur wird durch die exemplarische Durchführung der Lexikonsuche bei Klein (1971: 153-167), Dietrich (1972: C 3.2.1) bestätigt. Zur programmtechnischen Durchführung einer vergleichbaren Lexikonsuche siehe Krebs (1972).

12

Inhaltsseiten zugeordnet: Lexikoneinträge : Ausdrucksseite

:

Inhaltsseite 1. 'Laut 1 ,

/laut/

2. 'laut1, 3. 'lauten1,

/laute/

1. 'Laut', 2. 'laut', 3. 'lauten',

/lauten/

1. 'Laut', 2. 'laut', 3. 'lauten1, n. 'Laute1

Diese technisch einfache Lösung ist jedoch linguistisch unbefriedigend, da sie die Formulierung von Regularitäten verhindert, die bei der Erfassung 32 mehrdeutiger Wertformen eventuell beobachtet werden können. b) Ein besonderes Merkmal ordnet alle Lexikoneinträge, die an einer Hbmographie beteiligt sein können, einander zu. Lexikoneinträge : Ausdrucksseite /laut/

:

Inhaltsseite (Hcmographiernerkmal): 'Laut1,

Vgl. 'laut'; 'lauten1, 'Laute' (Vgl. 'laut')

/laut/

•laut1,

Vgl. 'Laut'; 'lauten1, 'Laute' (Vgl. 'lauten')

/laut/

•lauten1

Vgl. 'Laut1, 'laut1, 'Laute1

32 Dieses Verfahren wurde - allerdings nur für wortklassenmehrdeutige Wertformen - in Saarbrücken (Elektronische Syntaxanalyse) praktiziert. Vgl. 1.7.

13

'Laute1

/laute/

Vgl. 'Laut 1 , 'laut', 'lauten' (Vgl. 'Laut')

Die Markierung kann entweder exhaustiv sein, d.h. alle in Frage könnenden Einträge sind aufeinander bezogen (Version ohne Klammern), oder sie kann - unter Berücksichtigung der Vergleichsreihenfolge - nur jeweils einen Verweis (und zwar auf den nächstfolgenden Eintrag) enthalten (eingeklammerte Version). In diesem Falle endet der Vergleich, wenn ein Eintrag keinen Verweis enthält ('lauten'). Als"Verweis-Mressen" dienen dabei sinnvollerweise die Ausdrucksseiten der beteiligten Lexikoneinträge. Da sich die "Mressen" in der Regel graphematisch ähnlich sein werden - vgl. /laut/ und /laute/ brauchen sie nicht jedesmal in voller Länge aufgeführt zu sein, sondern können durch Modifikation des jeweils vorliegenden Eintrages (Ausdrucksseite) "rekonstruiert" werden. So genügte etwa in /laute/, 'Laute' ein Merkmal wie C-/...e/j, um auf /laut/, 'Laut' zu verweisen. Versuche, mehrdeutige Wortformen lexikographisch zu erfassen, sind bereits früher unternottinen worden; die Erfassung bestand allerdings lediglich darin, mehrdeutige lexikalische Einheiten, die vorwiegend als kuriose Aus34 nahmen angesehen wurden - in eigens angelegten Inventuren aufzulisten. Als Beispiele wären hier zu nennen: Johann Fabritius 'Eyn nutzlich buchlein ettlicher gleich stymender worther Aber ungleichs Verstandes1, Erfurt 1531, J.G. Schottel

'Wörter, die zwar der Ausrede nach gantz gleich aber in ihrer Deutung gantz unterschieden seyn',

Ch.L. Pape

'Verzeichnis einiger Wörter, welche dem Tone nach gleichlautend, aber dem Verstande nach sehr unterschieden sind1, Berlin 1752,

M. Kunitsch

'Grammatisch-orthographisches Wörterbuch der Homonyme der Deutschen Sprache', Grätz 18o3,

33 Auf weitere prozedurale Einzelheiten hinsichtlich der Anlage eines lexikoninternen Verweissystems zur Auffindung mehrdeutiger Wbrtformen wird hier nicht mehr eingegangen. Siehe hierzu Weber (1973 b, 1974). 34 Diese Inventare waren entweder als Spezialwörterbücher eingerichtet oder als Ausnahmelisten in vorhandene Wörterbücher bzw. Grammatiken integriert. 35 Neuauflage in 'Ältere deutsche Grammatiken in Neudrucken' (ed. John Meier, Trübner Straßburg 1895, 44 S.). 36 In: 'Ausführliche Arbeit von der Teutschen Haubt-Sprache' (198 f f . und 684-686).

14

Bärmann G.N.

'Homonymicon der Deutschen. Oder vollständiges Verzeichnis aller gleichlautenden, dem Sinne nach aber verschiedenen Wörter von ganz verschiedener Bedeutung', Hamburg 181o,

H. Rubolsky

'Deutsches Hcmonymicon, oder vollständige Sammlung der gleich- und ähnlich lautenden Wörter unserer Sprache', Dessau 183o,

C.F. Weiß

'Die Homonymen, laut- und klangverwandten Wörter der deutschen Sprache. Ein Handwörterbuch', Nürnberg 1847,

K.W. Eulenhaupt

'800 gleich- und ähnlichlautende Wörter mit kurzen Andeutungen über Abstammung oder Bedeutung nebst Anwendung derselben in 1co Sätzen', Nürnberg 1888 (17. Auflage),

F.W. Flachsmann

7 gleich und ähnlich lautende Wörter' Zürich 1889,37

Duden-Grammatik

'Liste gleichlautender nichtverwandter Substantive mit verschiedenem Geschlecht und verschiedener Bedeutung1 (Spalten 1395 f f . ) .

Diese Anstrengungen waren jedoch meist auf "lexikalische" Mehrdeutigkeiten und auf homonyme Grundformen beschränkt: /schloss/ , 'Schließvorrichtung' /schloss/, 'Gebäude' # *·

Homonymie zwischen Flexionsformen, deren Grundformen nicht graphematisch übereinstiirmen, wie sahloss

/schloss/,

wachst

/schliess/, 'schließen', ... 'wachsen', — /wachs/, 'wachen1, ... /wach/,

'Schließvorrichtung', ...

wurde indes kaum berücksichtigt. Im Rechtschreib-Duden und Wahrigs Deutschem Wörterbuch sind vereinzelt hcmographe Flexionsformen verzeichnet, die auf heterographe Grundformen zurückgehen:

37 Die vorhergenannten Wörterbücher sind zitiert nach Zaunmüller (1958).

15 alben

/alb/, 'AIL' ~ fi /album/, 'Album1

dosen

/dose/, 'Dose1 .,„ /dosis/, 'Dosis'

tuben

/tuba/, 'Tuba' . /tubus/, 'Tubus'

Gelegentlich sind auch heterographe Lexikoneinträge, die Ausgangsformen homographer Ableitungen sein können, einander zugeordnet: /ohr/, Ohr' /Öhr/, 'Öhr'

+ dim + dim

: :

.., , .., 7 . Archen, ohr^n

Solche Zuordnungen werden allerdings - wie schon bei den flektierten For41 men - nur sporadisch und in uneinheitlicher Notierung vorgenonroen; auch auf 42 die Regelhaftigkeit dieser Homonymien wird nicht hingewiesen. Ein Erfassungssystem, das neben homographen Grundformen auch honographe Flexionsformen und Ableitungen aus heterographen Grundformen einbezieht, könnte auch in (ein- oder mehrsprachigen) Vförterbüchern, die für Nichtdeutsche konzipiert sind, Verwendung finden. Die Auffindung linguistischer Einheiten in geschriebenen Äußerungen ist nicht allein bei maschineller Bearbeitung, sondern auch bei menschlicher "Analyse" ein Problem. In der Muttersprache wird dies kaum als Schwierigkeit empfunden, da lexikalische und morphosyntaktische Informationen vollständig zur Verfügung stehen. In einer Fremdsprache müssen diese jedoch häufig aus Lexika, Grammatiken, Flexionstabellen erschlossen werden. So darf bei der Analyse einer schriftlich mehrdeutigen Sequenz wie die rennfahrer rasten eine stunde lang die Identifikationsprozedur nicht schon nach erfolgreicher Zuordnung eines Lexikoneintrages zu Tasten abgebrochen werden, da sonst die Übersetzung unrichtig werden kann: the race-drivers raced for an hour

anstelle von

... rest for an hour 38 Nur bei Wahrig belegt; Hinweis auf 'Albe1 und 'Alba' fehlt jedoch. 39 Nur im Duden belegt. 40 Nur im Duden verzeichnet; Hinweis auf 'Tube' fehlt bei ihn. 41 So wird z.B. im Duden für öhrchen ein einziger Eintrag vorgenommen, in dem auf Ohr' und 'Öhr1 verwiesen wird, während für küchlein, küchelchen oder schälchen jeweils mehrere Einträge vorgesehen sind: küchlein : 'Küche1 schälchen : 'Schal1 küchlein : 'Kuchen' schälchen : 'Schale'

42 Siehe Kapitel l, Exkurs.

16

1.4

Kurze Darlegung der weiteren Vorgehensweise

Im nächsten Kapitel werden einige bereits vorliegende Klassifikationsmodelle für mehrdeutige Wbrtformen behandelt. Diese Versuche, die entweder in zeichentheoretische Überlegungen eingebettet sind (Trnka (1931), Heger (1963, 1971)) oder in Zusammenhang mit der syntaktischen Analyse geschriebener Sprache stehen (Agricola, Maas), werden auf ihre Verwendbarkeit hin überprüft. Im dritten bis sechsten Kapitel wird das hier vorgeschlagene Klassifikationsmodell beschrieben; zusätzlich werden Probleme der Segmentation und Klassifikation sowie Fragen der graphematisch-phonematischen Interpretation linguistischer Einheiten erörtert. En siebten Kapitel werden Überlegungen angestellt, wie die vorher erarbeiteten Klassifikationskriterien über die taxoncmische Erfassung mehrdeutiger Vtortformen hinaus auch für deren systematische Erzeugimg nutzbar zu machen sind. Im achten Kapitel soll das Klassifikationsmodell auf belegte Mehrdeutigkeiten angewandt werden; zu diesem Zweck ist aus mehreren Vförterbüchern (Duden, Wahrig, Mater) eine Materialbasis zusammengestellt worden.

PROBLEME DER BESCHREIBUNG MEHRDEUTIGER WDRTFORMEN

2.1

Zur Unterscheidung von "Homonymie" und "Polysemie"

In den Bereichen der Sprachwissenschaft, die von "Vfort" ausgehen, wird die Mehrdeutigkeit linguistischer Einheiten in den verschiedensten Zusanmenhängen behandelt. Ein vielerörtertes Problem ist dabei die Unterscheidung von "Homonymie" und "Polysemie": Wann muß bei übereinstimmenden Ausdrucksseiten und differierenden Inhaltsseiten von verschiedenen sprachlichen Zeichen ausgegangen werden bzw. inwieweit können semantische Unterschiede bei sonst übereinstimmenden Inhaltsseiten als Bedeutungsvarianten desselben sprachlichen Zeichens beschrieben werden. Selbstverständlich können hier nicht alle in Frage könnenden Gesichtspunkte abgehandelt werden, da diese Problematik häufig im Mittelpunkt lexikologischer und lexikographischer Arbeiten gestanden hat (schon allein ein Eingehen auf die umfangreiche Hcmonymieforschung der traditionellen Sprachwissenschaft und die vielen Berührungspunkte zwischen historischen und strukturbezogenen Problemstellungen rechtfertigten eigene Untersuchungen). Unsre Aufmerksamkeit gilt denn auch weniger den bereits vorliegenden im Rahmen ausgearbeiteter Zeichenmodelle formulierten - Definitionen von "Hcmonymie" und "Polysemie", als einer bestimmten Tendenz bei deren lexikographischer Anwendung. Die verschiedenen Begriffsbestimmungen lassen sich - ungeachtet der unterschiedlichen Konsequenzen, die aus den jeweiligen Auffassungen abgeleitet werden - auf einen gemeinsamen Nenner bringen: 1

Solche Berührungspunkte ergeben sich u.a. bei der Untersuchung des Entstehens von Homonymen (Bedeutungsaufspaltung) und der Auswirkungen der Homonymie (Wbrtschwund durch sog. "Letalwirkung" der Homonymie, Bedeutungswandel) in Zusammenhang mit der Problematik "Homonymie-Polysemie11. Vgl. hierzu besonders Gillieron/Rcques (1912), Menner (1936, 1945), Qrr (1953), Öhmann (1934), Richter (1926), Bellmann (1968). Einen umfassenden Überblick über die traditionelle Hcmonymieforschung und ihre Bedeutung für die Semantik gibt Ullmann (1967: 178 f f ) . Vgl. auch Truka (1931: 153).

18

(1)

"Polysemie" liegt vor, wenn in differierenden Inhaltseiten soviele 2 gemeinsamen Merkmale vorhanden sind, daß entweder von Bedeutungsvarianten desselben Zeichens gesprochen werden kann oder von ver4 schiedenen Zeichen, zwischen denen enge inhaltliche Beziehungen bestehen. "Homonymie" liegt vor, wenn die Inhaltsdifferenz so groß ist, daß von völlig verschiedenen Zeichen auszugehen ist.

"Hononymie" ließe sich also erklären mit der "arbiträren Zuordnung" von Inhalt und Ausdruck, "Polysemie" mit der "relativen Motiviertheit". Diese theoretisch sinnvolle Unterscheidung wirft bei der praktischen Durchführung jedoch offensichtlich Schwierigkeiten auf, denn was als "Homonym" oder "Polysem" zu gelten hat, läßt sich· im Einzelfall nicht immer voraussagen. Wie durch eine Vergleichsstichprobe belegt werden kann, zeigen die gängigen deutschen Vförterbücher bei der Hononymenscheidung sehr oft keine Übereinstimmung. Folgende Stichwörter wurden überprüft: /band/ /bauer/ /gehalt/ /grille/ /kater/ /kohl/ /krebs/ /kreuzer/ /lauter/ /schloss/ /send(en)/

2 3 4 5 6

('Buchteil'/'Verbindung') ('landmann 1 /'Käfig') ('Inhalt'/'Löhnung') ('Insekt'/'Laune') ('Katze'/'Kopfweh') ('Kraut'/'Unsinn') ('Krustentier'/'Geschwulst') ('Münze 1 /'Schiff') ('rein'/'nichts als...') (' Verschluß'/'Gebäude') ('schicken1/'übermitteln')

"Übergangsbedeutungen" bei Trnka (1931), "Seme" bei Heger (1971). Von der "Polysemie" desselben Zeichens sprechen Trnka (1931), Bellmann (1968). Von mehreren Zeichen bei "Polysemie" geht Heger (1971) aus. Vgl. hierzu Ströbl (197o: 1.3.2). Wir beziehen uns dabei auf das Deutsche Vförterbuch (Gerhard Wahrig (1968)), das Vßrterbuch der deutschen Gegenwartssprache (Klappenbach/Steinitz (1964) bis /muse/)), das Bedeutungswörterbuch des Duden (Band 1o) und das Rechtschreibewörterbuch (Duden, Bd.1).

19

Stichwort:

Wahrig:

Kl./St.:

Duden-

1

2

2

37

2

2

2

2

2

2

/grille/ /kater/ Aohl/ /krebs/

1 1 1 2 2 1

1

1

2

1

1

1

1

2

2

/kreuzer/

1

2

1 1 _8

/lauter/

1

2

2

/schloss/

1

2 _9

2

1

2

1

/band/ /bauer/ /gehalt/

/send (en)/

1

_9

:

Duden-1:

2 2

Daß die Entscheidungen über "Homonymie" und "Polysemie" sehr oft ° uneinheitlich ausfallen, wird meist auf den Unsicherheitsfaktor "Sprachbewußtsein" zurückgeführt: inhaltliche Unterschiede seien letzlieh nur aufgrund der Intuition des jeweiligen Bearbeiters als "Verschiedenheit" oder "Variation" bestimmbar. Um die sonst als unvermeidbar befürchteten Unstimmigkeiten zu verhindern, wird gelegentlich auf die Unterscheidung von "Homonymie" und "Polysemie" verzichtet; beide Bezeichnungen gelten dann als Spielarten desselben Phänomens. Andre Vorschläge laufen darauf hinaus, den Unsicherheitsfaktor "Sprachbewußtsein" durch rigorose Einengung des Ermessensspielraums beim Bearbeiter auszuschalten. 12 Zur erstgenannten Vorgehensweise ist folgendes anzumerken: Die Unterscheidung von "inhaltlicher Verschiedenheit/Homonymie" und "inhaltlicher 7

"Homonyme" werden als mehrere Einträge aufgeführt; d.h. mit Ausdrucksseite (Stichwort) und Inhaltsbeschreibung. Bei "Polysemen" werden mehrere Inhaltsbeschreibungen unter einem Stichwort angeführt. 8 Stichwort ist nicht verzeichnet. 9 Da zum Zeitpunkt der Stichprobe dieses Lexikons erst bis /muse/ vorlag, kann über dieses Stichwort keine Angabe gemacht werden. Vermutlich wird /schloss/ in zwei Einträge unterteilt (vgl. hierzu die Bemerkungen im Vorwort p. o2o). 10 Weitere Beispiele zur Hcmonymenscheidung in verschiedenen deutschen Wörterbüchern bringen Rosengren (1968: 11), Äugst (1972: o29 ff. und o163-o165) und Bergmann (1973). 11 Zur Rolle der Intuition bei der Festsetzung von "Homonymie" und "Polysemie" vgl. Trnka (1931: 153), Gcdel (1948), Koch (1963: 75), Duchacek (1962: 49), Heger (1963: 471) und Schildt (1969: 33o). 12 Siehe Schildt (1969: 333).

2

Variation/Polysemie" kann gegebenenfalls durch Zwischenkategorien modifiziert werden-zu umgehen ist sie nicht, denn das beziehungslose Nebeneinander aller festgestellten Bedeutungsunterschiede führte zwangsläufig zu unbegrenzter Mehrdeutigkeit 14 und zur "Atonisierung des Zeichenbegriffs" 15 , ganz abgesehen von den praktischen Konsequenzen (Aufblähung des Wörterbuchs). Da zudem der Zwang zur Zusammenfassung ähnlicher Bedeutungen entfällt, wird die Auffindung regelhafter Beziehungen zwischen Bedeutungsunterschieden nicht begünstigt. Aus dem gleichen Grunde ist auch der andere Weg, die Reglementierung des Sprachbewußtseins, linguistisch unbefriedigend: Die Untersuchung systematischer Bedeutungsunterschiede 17 wird erschwert, weil einzelne Bedeutungen - oft wider besseres Wissen - nicht berücksichtigt worden sind. Erst recht abzulehnen ist in diesem Zusammenhang der Vorschlag Schiidts (1969: 328), Bedeutungsunterschiede nur dann als "Homonyme" zu verzeichnen, wenn sie mit "exakten, objektiven Kriterien"(sprich: "flexions18 paradigmatischen, morphosyntaktischen Merkmalen", HJW) "unabhängig von subjektiven Ermessen des Lexikographen19 belegbar sind, da er - konsequent befolgt - zur Selbstknebelung und nebenbei zu einer Reihe von Ungereimtheiten führen müßte. Mehrdeutigkeiten wie /fenstersturz/

1. 'Sturz aus dem Fenster' 2. Obere Fensterbegrenzung'

/raucher/

1. 'jmd., der (gewohnheitsmäßig) raucht' 2. 'Zugabteil für jmd., der rauchen will1

müßten - Schildt (1969) zufolge - unter jeweils einem Stichwort (d.h. als "Polyseme") verzeichnet stehen, da mit dem Bedeutungsunterschied keine Verschiedenheit in Wortklasse, Flexionsklasse oder Genus einhergeht. Umgekehrt müßten die Bedeutungen von 13 Die Abstufung von Bedeutungsunterschieden wird in Klappenbach/Steinitz durch arabische und römische Bezifferung angezeigt. Vgl. auch Heger (1971: 43). 14 Siehe hierzu Weinreich (1966: 24 f . ) . 15 Heger (1971: 46). 16 In seiner Kritik des Katz/Fodorschen Beschreibungsmodells bemängelt Weinreich ebenfalls die fehlende Unterscheidungsmöglichkeit zwischen "zufälliger Homonymie" und "lexikologisch interessanter Polysemie" (1966:11). 17 Vgl. hierzu Ströbl (197o). 18 Den gleichen Weg beschreitet Rosengren (1968) bei der Homonymentrennung. 19 Schildt (1969: 333).

21

/grausamkeit/

1. 'menschliche Eigenschaft (grausam)' 2. 'Akt, aus Grausamkeit verübt1

/bundestag/

1. 'Volksvertretung, Personenkollektiv' 2. 'Versammlungsort des Bundestages1

als "Homonyme" (d.h. als autonome Lexikoneinträge) verzeichnet sein, weil die zweifellos vorhandenen Bedeutungsunterschiede mit unterschiedlichen Flexionsmerkmalen gekoppelt sind: /grausamkeit/. ist nur im Singular, /grausamkeit/,. 2o auch im Plural möglich und /bundestag/., unterliegt keiner flexivischen Beschränkung, während /bun21 22 destag/2 nur im Singular möglich ist. ' 23 Diese Methode der Homonymentrennung verkehrt sich also nicht selten in ihr Gegenteil. Oberflächenstrukturell relevante Merkmale wie Vfortklasse, 24 Flexionstyp, Flexionsklasse oder eingeschränkte Flektierbarkeit sind zur Darstellung semantischer Unterschiede daher nur bedingt geeignet. Dies zeigt sich - von den erwähnten Beispielen abgesehen - besonders deutlich bei Konposita; hier ist das letzte Kompositionsglied ausschlaggebend für die "for20

/grausamkeit/.: die grausamkeit der invasoren provozierte widerstand /grausamkeit/,,: die Söldner begingen unzählige grausamkeiten

21

/bundestag/.

: er wurde zum drittenmal in den bundestag gewählt. er gehörte insgesamt drei bundestagen an*

/bundestag/2 : die trauerfeier fand im bundestag statt. 22 Das entsprechende Beispiel Schiidts (1969: 328): "Hierzu sind auch solche Fälle zu zählen wie 'Anstand' = 'Schicklichkeit1, der keinen Plural hat, während 'Anstand1 = 'Hochsitz des Jägers1 den Plural mit Anstände bildet." Andererseits plädiert Schildt (1969: 329) jedoch für die Zusammenfassung von Ausgangsbedeutung und übertragener Bedeutung. Es bleibt die Frage, was nun Vorrang hat. 23 Dieser Schluß ist gerechtfertigt, da die erwähnten Beispiele stellvertretend für eine ganze Reihe ähnlicher Bedeutungsübertragungen genommen werden können: /rücksichtslosigkeit/, /Unvorsichtigkeit/, /dummheit/, ..., /reichstag/, /bundesgerichtshof/, ... 24 Bezüglich der Wbrtklassenunterschiede macht auch Schildt eine Ausnahme: "... es hieße ein Prinzip ad absurdun führen, wollte man z.B. bei einem Verb und seiner Substantivierung für 2 Homonyme plädieren" (1969: 328). Die Unterscheidung zwischen syntaktisch bedingter Substantivierung und lexikalisch relevanter Substantivierung erfordert jedoch eine Erweiterung der Differenzierungskriterien (z.B. Berücksichtigung distributioneller Unterschiede) : der kleine (kleine bub) der industrielle ( industrielle Unternehmer) das betreten (betreten der baustelle)ist gefährliah

-

das einkommen ( einkommen des geldes) ist gering

22

25 mal-granmatischen" Merkmale. Unterschiede zwischen den vorletzten Kompositionsgliedern, die sich - bei isolierter Betrachtung - auch "formal-grammatisch" manifestieren, können demnach bei Komposition nicht berücksichtigt werden. So unterscheiden sich /see/ und /see/„ im Genus (mas: 'Binnengewässer1 /fern: 'Meer') und werden nach Schildt (1969) als Hononyme markiert, /seeufer/ in den Bedeutungen 'Ufer des Sees" und 'Ufer der See' ist jedoch als ein Stichwort zu verzeichnen. Ein ähnliches Beispiel ist /Steuersystem/ mit den unterschiedlichen Komponenten /Steuer/.. ('Taxe 1 , fern) und /Steuer(n)/('lenken'). Noch augenfälliger wird die Unangemessenheit dieses Vorgehens bei homographen Wortbildungen, deren Übereinstimmung auf morphographematische Regu?fi laritäten oder orthographische Konventionen zurückzuführen ist; isoliert verglichen ist mindestens eine der jeweils zugrundeliegenden verbalen nenten von der anderen graphematisch verschieden und - bei alphabetischer Sortierung - auch an anderer Stelle des Vförterbuchs aufgeführt:

/schälchen/: 'Schal'/ 'Schale1 /druck/: 'Ergebnis 'drucken1/'drücken' /fächer(n)/: 'Fach', 'aufteilen'/'Fächer', 'spreizen' /fächerkombination/: 'Fach'/ 'Fächer' /messgerät/: 'messen'/ 'Messe' /bettuch/: 'Bett1/ 'beten' Daß Konstruktionen als "Polyseme" verzeichnet werden müssen, obvohl einige ihrer Konstituenten einzeln als wohlunterschiedene Lexikoneinträge aufge27 führt sind, widerspricht jeglicher Intuition. Solche Ergebnisse sind unsres Erachtens ein zu hoher Preis für die angestrebte Einheitlichkeit bei der Bestimmung von "Hanonymie" und "Polysemie". Angemessener als Schiidts Methode, allein die Horonyme positiv zu bestimmen und den nichtanalysierbaren (beträchtlichen) Rest der Mehrdeutigkeiten als "Polyseme" zu behandeln, scheint ein direktes Angehen der Proble25 Sprechweise Schiidts (1969: 323) 26 Siehe Kapitel 4, Exkurs. 27 /seeufer/ zu /see/, und /seeufer/ zu /see/2 oder /schälchen/ zu 'Schal' und /schälchen/ zu 'Schale' sind sowenig polysem wie etwa /kopfweh/ und /bauchweh/ oder /männchen/ und /weibchen/. Schiidts Regelung dürfte also generell nicht auf Morphemkombinationen angewandt werden.

23

matik: Die Bestimmung der Polyseme durch semntische Analyse der Inhaltsseiten. Subjektive Faktoren sind dabei wohl nicht ganz auszuschließen, könnten bei durchgängiger Anwendung eines Beschreibungsmodells jedoch in Grenzen gehalten werden. 9R Vergleiche von Lexika hinsichtlich der Unterscheidung von "Homonymen" und "Polysemen" wären dann allerdings auf dem Hintergrund der zugrundegelegten Modelle durchzuführen. 29 Damit würde deutlich werden, daß es sich bei "Homonymen" und "Polysemen" nicht um etwas natürlich Vorgegebenes handelt, sondern um theoretische Konzepte, deren Präzisierung vom Beschreibungsansatz und dem jeweiligen Forschungsstand abhängt. Der Wortschatz des Deutschen ist unter diesen Aspekten allerdings noch nicht explizit beschrieben worden: die verschiedenen Konzepte wurden stets an Teilbereichen des Vokabulars erprobt. Wir sind also gezwungen, "homonyme" und "polyseme" Mehrdeutigkeiten selbst zu ermitteln. Dabei lassen wir uns weitgehend von Vorstellungen leiten, wie sie auch Ströbl (197o: 1.3.2) vertreten hat; d.h. "Polyseme" werden angesetzt, (2) (i)

wenn die Tatsache, daß unterschiedliche Inhalte durch übereinstirttnende Ausdrucksseiten wiedergegeben sind, durch "lexikalische" 3o Regeln erklärbar ist.

"Homonyme" werden bestimmt, (ii) wenn die graphematische Übereinstimmung unterschiedlicher Inhaltsseiten nicht durch "lexikalische" Ragein erklärt werden kann. "Homonymie" liegt also vor: wenn bedeutungsverschiedene Einheiten mit identischer Ausdrucksseite keine (oder nur unwesentliche) Merkmale gemeinsam haben. 28 Wie Untersuchungen von Äugst (1972) vermuten lassen, sind viele der Differenzen in der Bestimmung von "Homonymen" und "Polysemen" weniger auf die Beachtung der semantischen Zeichenkomponente und die daraus folgende Willkür der Lexikographen zurückzuführen, als vielmehr auf die Vermischung mehrerer Identifikationsprinzipien (graitmatische Merkmale, Etymologie und Bedeutung). 29 Bedauerlicherweise ist dies bei den eingangs untersuchten Vförterbüchern kaum möglich, da lediglich Klappenbach/ Steinitz (Vorwort p. o19 ff.) diesbezüglich nähere Angaben machen. 30 Näher beschrieben in Ströbl (197o). 31 Die Unterscheidung von "zufälliger", nicht vorhersagbarer Homonymie und nichtzufälliger Polysemie gilt nur im Hinblick auf "lexikalische" Regeln. Bei Berücksichtigung "morphographematischer" Regeln kann auch die Homographie inhaltlich nichtverwandter Einheiten vorhergesagt werden. Siehe hierzu besonders Kapitel 7, Exkurs.

24

/lama/, neu, 'Andentier1 - /lama/, mas, 'Priester1, 32 wenn zwar weitgehende inhaltliche Gemeinsamkeit vorliegt, die graphematische tJbereinstirrmung jedoch nicht unmittelbar darauf zurückführbar ist: /erbe/, neu, 'das, was jmd. erbt' /erbe/, mas, 'derjenige, der etw. erbt'33 Über die Zusammenhänge zwischen graphematischer übereinstiitmung und inhaltlicher Verwandtschaft können hier natürlich keine verbindlichen Angaben gemacht werden, Offensichtlich liegt bei Übertragungen wie 'Grausamkeit'., und 'Grausamkeit' vorhersagbare graphematische Übereinstimmung, d.h. "Polysemie" vor, wahrend sich z.B. bei den zuletzt aufgeführten Mehrdeutigkeiten keine vergleichbaren Gesetzmäßigkeiten feststellen lassen; sie wären nach obigem Grundsatz sämtlich als "Homonyme" zu bestürmen. Da eine semantische Analyse mehrdeutiger Wörtformen hier nicht vorgesehen ist, wir uns also überwiegend mit "Homonymen" ("Barographen") auseinandersetzen werden, spielt die Bestürmung der "Polyseme" nur indirekt eine Holle. Auch aus diesem Grund erscheint es uns vorteilhafter, bei Zweifelsfällen generell auf "Homonymie" zu entscheiden. 2.2

Vorbemerkungen zur Diskussion weiterer Beschreibungsversuche

Die nicht sehr zahlreichen Versuche zur Beschreibung mehrdeutiger Wortformen unterscheiden sich teilweise erheblich in Umfang, Zielsetzung und linguistischer Konzeption. Wir halten es daher für angebracht, die mehr grundsätzlichen Arbeiten unter übergeordneten Gesichtspunkten zusammengefaßt zu besprechen und die ins einzelne gehenden, anwendungsorientierten Arbeiten gesondert abzuhandeln. Vorab sei erwähnt, daß dabei ausschließlich synchronische Aspekte berücksichtigt werden; 34 auch die jeweils vorliegende Bewertung der "Homo32 Nicht jede beliebige Merkmalintersektion - z.B. das gemeinsame Merkmal [+belebt] bei /lama/, 'Andentier' und /lama/, 'Priester' - kann als "inhaltliche Verwandtschaft" bezeichnet werden. Vgl. hierzu Weinreich (1966: 12), Anmerkung. 33 Bei einem vergleichbaren Beispiel: "das, was jmd. gewinnt', /gewinn/ 'derjenige, der etwas gewinnt1, /gewinner/ liegt keine graphematische Übereinstütmung zwischen den Einträgen vor. Es kann daher gefolgert werden, daß die Homographie von /erbe/., und /erbe/p "zufällig" ist. 34 Zur Unterscheidung mehrdeutiger Wortformen mithilfe etymologischer Kriterien siehe u.a. Trnkas Einteilung in "echte", "hybride" Homonyme; ebenso Koch (1963). Weitere Versuche: Heger (1963), Bellmann (1968).

25

nymie/Polysemie"-Problematik bleibt ausgeklammert. 35

2.3

"Lexikalische" und "grammatische" Monographie

In einigen Untersuchungen werden Honographen nach den Darstellungsebenen charakterisiert, die zur Beschreibung der Vtortformen-Mehrdeutigkeit erforderlich sind. Die sich daraus ergebende Unterscheidung von "lexikalischen" und "grammatischen" Barographen reflektiert die gängige Einteilung der Sprachwissenschaft in die Bereiche "Lexik" und "Gramtiatik". Die Bezeichnung "lexikalische" Holographie gilt für bedeutungsverschiedene Einheiten ein und derselben Wortklasse, während sich "granmatische" Mehrdeutigkeit auf lexikalische Bedeutungsverschiedenheit bei gleichzeitigem Unterschied in der Wortklasse bezieht. Für unsere Zielsetzung (vgl. 1.3) ist diese Einteilung mehrdeutiger Wertformen nicht brauchbar. Bei der Identifizierung von Einheiten ist es belanglos, ob ihnen zwei Lexikoneinträge gleicher oder verschiedener Wörtklasse zugeordnet werden können. Diese Information spielt erst bei der Disambiguierung von Homographen eine Rolle. Eine andere Sprechweise von "grammatischer" Homographie untergliedert - entsprechend der tradierten Unterteilung der "Grammatik" - diese Mehrdeutigkeiten nochmals in "syntaktische" und "morphologische" Barographen, wobei unter "syntaktischer" Homographie in der Regel 37 das gleiche verstanden wird, wie oben unter "grammatischer"; "morphologische" Homographie dagegen bezeichnet häufig die graphematische Ubereinstiitmung von Flexionsformen desselben Flexionsparadigmas. 38 Diese Unterscheidung wird in anderen Untersuchungen noch ergänzt. Graphematische Übereinstimmung von Flexionsformen gleicher lexikalischer Bedeutung ist außer bei Mehrdeutigkeit innerhalb eines Paradigmas auch bei Formen unterschiedlicher Paradigmen möglich. Dies gilt für alle Fälle von syntaktisch bedingten Wbrt35 Auf diese Frage sind wir bereits eingegangen; sie wird anläßlich der Unterscheidung von "vollständiger" und "unvollständiger" Homonymie nochmals gestreift. 36 Siehe etwa Duchacek (1962). 37 Die von Horalik (1968) verwendete Sprechweise von "syntaktischer" Homonymie weicht hiervon ab; sie bezeichnet nicht die Mehrdeutigkeit isolierter Graphemfolgen, sondern die in 1.1 erwähnte "strukturelle" und "transformationeile" Mehrdeutigkeit mehrwertiger Äußerungen. 38 Siehe z.B. Tesitelova (1966 a; 1966 b); Duchacek (1962). Andere Bezeichnungen: "Honoformen" (Vinogradov (196o); Agricola (1968)); "internal homography" (Oettinger (196o)); vgl. noch 3.7.4.

26

klassenübertritt ohne Änderung der lexikalischen Bedeutung ("Polyfunktionalität")39 zu sehen

-

er entdeckte... -

das sehen der entdeckte ...

Zur Verdeutlichung der oben vorgestellten Bezeichnungen werden in einer knappen Übersicht die relevanten Faktoren "Graphanfolge", "lexikalische Bedeutung" , "Wortklasse" und "Flexionsmerkmale" aufeinander bezogen. Die Markierung "=" und "ji" ist dabei als "übereinstimmend" und "verschieden" zu lesen; "0" läßt beide Deutungen zu: Graphemfolge

lex.Bedeutung

=

^

=

=

=

Wort- Flex.- Bezeichnung: klasse merkmale 0

+

4

t

lexikal. H. 4 syntakt. H. morph. H. Polyfunktionalität

Für eine explizite Beschreibung der Wortformen-Mehrdeutigkeiten reicht auch diese Charakterisierung nicht aus; sie kann jedoch insofern verwertet werden, als sie eine Trennung vorsieht zwischen Honographen unterschiedlicher und Homographen gleicher lexikalischer Bedeutung.

2.4

41 "Paradigmatische" Homographie und "Stamm"-Homographie

Eine andere Methode der Charakterisierung mehrdeutiger Graphemfolgen orientiert sich nicht an deren linguistischer Beschreibung sondern in erster Linie an der automatischen Auffindung. Graphemfolgen eines Textes werden mithilfe 42 eines Analysewörterbuchs als linguistische Einheiten identifiziert. Einheiten des Wörterbuchs sind "Stämme", d.h. Graphemfolgen, die als graphematische Ausgangsformen linguistischer Einheiten ("Flexionsformen") gleicher lexikalischer Bedeutung fungieren. Graphemfolgen, die unterschiedliche 39 Siehe Heger (1963). Auf damit zusammenhängende Probleme ("Konversion", "Translation" wird hier nicht eingegangen. Wir verweisen dazu auf die einschlägige Literatur im Anhang (Dokulil, Kulak (1964), Lipka (1971), Marchand, Weber (1971)). 40 Andere Sprechweise: "grammatische" Homonymie. 41 Diese Einteilung mehrdeutiger Graphenfolgen findet sich bei Oettinger (196o: 3o2-312) als Teil der Beschreibung eines Programms zur maschinellen Übersetzung "Russisch-Englisch". 42 Zu diesem Auffindungskonzept siehe 1.3.

27

"Flexionsformen" repräsentieren, werden als "paradigmatische" Barographen bezeichnet. ... (die) sparte ...

-

nom, gen, dat, akk, sg. von 'Sparte'

...

(sie) sparte ...

-

3. pers. sg. prät. von 'sparen'.

Graphemfolgen, die unterschiedliche "Stämme" repräsentieren, heißen "Stamm", 4 4 Barographen: /erbe/

-

'Erbteil1

/erbe/

-

' jnd., der etwas erbt'

Das gleiche gilt für Graphemfolgen, die "Flexionsformen" repräsentieren, welche auf graphematisch übereinstirrmende "Stämme" zurückführbar sind: Text: ... (des) lamas ...

Wörterbuch: -

1. /lama/, neu, ... 2. /lama/, mas, ...

Die Unterscheidung in "paradigmatische" Homographie und "Stamm"-Hcmcgraphie gilt für "lexikalische", "syntaktische", "morphologische" und "polyfunktionale" Mehrdeutigkeiten und ist daher allgemeiner als die Einteilung in 2.3. " Staitn" -Homographie bei gleichzeitiger "paradigmatischer" Kartographie be45 zeichnet Oettinger(196o: 3o6) als "essentielle Stamm-Homographie". Nicht selten sind die Elemente des "Wörterbuchs" jedoch in einer Form notiert, daß zwar im "Wörterbuch" Homographie vorliegt, die "stammhomographen" Einheiten jedoch im"Text" keinen honographen "Flexionsformen" zugeordnet werden können: Wörterbuch:

Text:

/Verderb(en)/, 'verderben'

-

... verdirb ...

/verderb/, 'Verderb'

-

... (der) Verderb ...

Diese Konstellation bezeichnet Oettinger (196o: 3o6) als "nichtessentielle Stairm-Hcmographie". 43 Vgl. Oettinger (196o:3o2). 44 Oettinger (196o:3o4). 45 "Stem homography in the presence of paradigm homography may be described as essential, since it is a property of the language ..." 46 "... stem homography in the absence of paradigm homography as nonessentiai, since it is an artifact, which can readily be eliminated."

28

Oettingers Einteilung der Honographen ist zwar in erster Linie für flektierende Wortklassen konzipiert, kann jedoch ebenso auf die übrigen Wortklassen angewandt werden. Jedes Vorkommen von Hcmographie mit Beteiligung der sogenannten Funktionswörter läßt sich als "essentielle Stanm-Honographie" beschreiben,konzediert man, daß die betreffenden Paradigmen aus je einer "Flexionsform" bestehen, die graphematisch mit der Grundform des Paradigmas, dem "Stanm", übereinstinmt. Für unser Vorhaben läßt sich besonders die Unterscheidung von "paradigmatischer", "nicht stanttihomographer" Mehrdeutigkeit und "essentieller StanmHomographie" verwerten, da sie die Möglichkeiten bei der automatischen Auffindung mehrdeutiger Wortformen berücksichtigt. 2.5

"Vollständige" und "unvollständige"Hcmographie

Eine weitere Möglichkeit der Unterscheidung charakterisiert nicht einzelne Homographen, sondern bezieht die Flexionsparadigmen ein, welche homographe Wortformen aufweisen. Maßgebend ist dabei der Grad der Übereinstimmung in den Wortformen und den zugeordneten flexionsparadigmatischen Merkmalen. "Vollständige" 47 Homographie liegt vor, wenn die aufeinander bezogenen Paradigmen in allen Wortformen übereinstinmen, wobei die homographen Formen auch übereinstimmende Flexionsmerkmale aufweisen: Paradigma von /raucher/..:

Paradigma von /raucher/-:

rauaher , nom, sg.

rauaher , nom, sg.

raushers, gen, sg.

rauohers, gen, sg.

• ··

·· *

"Unvollständige" 47 Homographie liegt vor, wenn die aufeinander bezogenen Paradigmen nicht in allen Wortformen übereinstiirtnen: Paradigma von /mutter/,.: mutter, ncm, sg. mutter, nom, pl. • ··

Paradigma von /mutter/»: mutter , nom, sg. muttern, nom pl. * ··

oder die homographen Flexionsformen unterschiedliche flexivische bzw. para47 Beide Bezeichnungen stanmen von Trnka (1931). Andere Termini: "total (paradigm) homography" (Oettinger (196o)), "absolute hcmography" (Pacak (1966)) bzw. "partial homography*(Oettinger, Pacak).

29

digmatische Merkmale aufweisen: Paradigma von /spar(en)/:

Paradigma von /sparte/:

• ··

sparte, 1. pers. sg. prät.

sparte, nom, sg.

spartes t, 2. pers. sg. prät. • ··

sparten, 1. pers. pl. prät.

sparten, non, pl.

• ··

·· ·

"Vollständige" Hcmographie ist daher nur zwischen "lexikalisch" mehrdeutigen und dabei "essentiell stanmhatiographen" Wertformen möglich, während "unvollständige" Homographie in dieser Hinsicht keinen Beschränkungen unterliegt. Diese Einteilung mehrdeutiger Wertformen wird in den nachfolgenden Untersuchungen nur indirekt verwertet. Sinnvoll erscheint uns vor allem die Methode, nicht einzelne linguistische Einheiten, sondern Mengen (im vorliegenden Falle Flexionsparadigmen) aufeinander zu beziehen. Das Ausmaß der Übereinstimmung von Paradigmen in Wertformen und flexionsparadigmatischen Angaben bleibt als Unterscheidungskriteriun jedoch unberücksichtigt. Diese Information kann aus anderen Merkmalen wie C- Stanrn-HanographieJ , CWbrtklassel , CFlexionsklasseD , CGenusJ , C- eingeschränkte FlektierbarkeitD hergeleitet werden. 49 2.8

Weitere Unterscheidungsmöglichkeiten

Ein weiterführender Ansatz zur Unterscheidung mehrdeutiger Wertformen findet sich in Koch (1963). Kochs Einteilung basiert im wesentlichen auf derjenigen Trnkas. Zusätzlich wird jedoch die äußerliche Übereinstimmung zwischen mehr5o wortigen Bedeutungseinheiten und Syntagmen 48 Die von Oettinger festgestellte formale Ähnlichkeit von "vollständiger" Hcnvographie und "Polysemie" trifft fürs Deutsche nicht immer zu, wie das Beispiel von /grausamkeit/, 'Eigenschaft' - /grausamkeit/, 'Handlung1 zeigt (vgl. 2.1). 49 Von welchen Faktoren die Anzahl der über einst iitmenden Wort formen unterschiedlicher Paradigmen abhängt, wird in 6.3 eingehend erörtert. 50 Bezeichnung Kochs: "Syntagma-Hcrnonymie". Ein vergleichbares Beispiel fürs Deutsche wäre etwa: ... zum zug kommen ...

-

1. 'eine Chance erhalten' ... zum (5 uhr-)zug kommen ...

3

... faire le beau ...

-

1. 'Männchen machen1 2. ... schaffen

das schöne .,,

sowie zwischen Lexemen und Phrasen berücksichtigt: ... ['lOkit]

51

-

1. /locket/, 'Medaillon' 2. ... lock it ...

Diese Anregung wird im folgenden nicht aufgegriffen, da sich die Untersuchung auf einwertige Einheiten beschränkt. Stattdessen sei auf die Arbeiten Stötzels (197o) und Kooijs (1971) verwiesen, außerdem auf die eingehende Behandlung dieser Problematik in Rothkegel (1972).

2.7

Die Beschreibung mehrdeutiger Wertformen im Modell der Saarbrücker 52 Syntaxanalyse

In der ersten Analysephase des Saarbrücker Verfahrens werden die Wortformen jeder eingegebenen sprachlichen Äußerung mithilfe eines Analyselexikons als linguistische Einheiten identifiziert. Das Analyselexikon ist als "Wortformenbuch"

angelegt, d.h. jede Wbrtform der Äußerung ist als Lexikoneintrag

51 Die entsprechende Bezeichnung Kochs: "Propositions-Homonymie". Derartige Mehrdeutigkeiten treten im Deutschen vermutlich nur in phonetisch fixierten Äußerungen auf, in denen Segmentgrenzen nicht zum Tragen kennen. 52 Die folgenden Ausführungen setzen eine gewisse Vertrautheit mit Zielen und Methoden der Saarbrücker Syntaxanalyse voraus. Besonders die erste Analysephase und die Kodifizierung der Wortformen, in der ein wichtiger Analyseabschnitt vorweggenommen ist, sind für unsere Untersuchungen wichtig. Dazu liegen eine Reihe von Veröffentlichungen vor, von denen aus Platzgründen nur einige aufgeführt werden können. Eine ausführliche Darstellung der linguistischen Konzeption findet sich in Eggers et al. (1969); zum verwendeten Sprachmaterial siehe Eggers (1962). Zur Disambiguierung mehrdeutiger Wbrtformen in diesem Verfahren siehe Eggers (1966) und Weber (1969: Kap. 6.1.3). Die Beschreibung mehrdeutiger Wortformen wird in Weber/Wolf (1966) behandelt; das System der dort aufgeführten "Homographenklassen" wurde in Weber (1969: Kapitel 6.1.2: Klassifizierung der Hcmographen) ausgebaut. 53 Zu dieser Methode der Auffindung linguistischer Einheiten in Texten vgl. 1.3. 54 Siehe hierzu Zimmermann (1969: Kapitel 5.1). 55 d.h. zur "Angleichung" der Text-Graphemfolgen an die Graphemteile der Lexikoneinträge sind keine Zerlegungsprozeduren mehr erforderlich. 56 Um welche Merkmale es sich dabei im einzelnen handelt, braucht hier nicht erörtert zu werden. Vgl. Zimmermann (1969: Kap. 5.2).

31

betreffenden Wbrtform erfaßt sind; auch die Mehrdeutigkeit von Graphetnfolgen muß bereits im Lexikon verzeichnet sein.

Im Saarbrücker Verfahren stellt sich

das Problem der Mehrdeutigkeit von Wertformen auf dieser Beschreibungsebene co

in erster Linie als "Wortklassen-Mehrdeutigkeit".

Jede Graphemfolge, die als

Einheit mehrerer Wortklassen beschrieben werden kann, ist daher im Lexikon als "Homograph" markiert. Der Aufbau dieser Lexikoninformationen machte umfangreiche Vorarbeiten erforderlich. Dabei wurde versucht, mehrdeutige Wbrtformen auf breiter Materialgrundlage zu erfassen und grammatisch zu beschrei59 ben. Diese Beschreibung bestand vorwiegend in der Angabe der möglichen Wortklassenkombination : dank

-

Wortklassen: PRP/SUB60

Homographen, die der gleichen Wortklassenkombination zugeordnet waren, wurden zu "Homographenklassen" zusammengefaßt: {dank, trotz, kraft,

...}= Homographenklasse PRP/SUB

Nomenklatur und Einteilung der Wortklassen im Saarbrücker Analysemodell sind zwar weitgehend von der traditionellen Grammatik übernommen,

darüberhinaus

sind jedoch auch strukturalistische Beschreibungsprinzipien herangezogen worden. Letzteres zeigt sich vor allem in der Beachtung distributioneller Eigenschaften innerhalb des Satzes, aufgrund deren lexikalisch und flexionsparadigmatisch zusammengehörige Formen in unterschiedliche Wortklassen eingeordnet werden. Die Formen der gewöhnlich als "Verben" bezeichneten Flexionspara62 digmata z.B. sind in insgesamt sechs (bzw. sieben) "syntaktische Distributionsklassen" unterteilt: 'ausnehmen1

57 58 59 60 61 62

Wortklasse LNF:

ausnehmen

Wortklasse IZU:

auszunehnen

Wortklasse VKB:

ausnehme, ausn-invnst, ... nehme (aus), nimmst (aus),...

Wortklasse PTZ:

(hat) ausgenommen

Die Mehrdeutigkeit wird also nicht erst beim Lexikonvergleich der Textwortformen "entdeckt" (vgl. 1.3). Außerdem wurden die möglichen Flexionsmerkmale einer Wortform in Form von "Masken" (vergleichbar mit den in 3.7 vorgelegten "Flexionsmustern") mitgegeben. Siehe Weber/Wolf (1966: 2 ) . Zum Anteil mehrdeutiger Wortformen im laufenden Text vgl. Weber (1969: 87 f . ) und darauf aufbauend Weber/Zimmermann (1973). Zu den Wortklassen des Saarbrücker Modells siehe Zinmermann (1969: 5.2) . Dieses Vorgehen wird in Eggers (1969: 1.4.3) begründet. Formen mit enklitischem zu werden in einer eigenen Klasse (IZU) verzeich-

net.

32

Wortklasse ADV:

(ist) ausgenommen, ausnehmend

Wortklasse ADJ:

ausgenommene, ... ausnehmende, ...

Wortklasse SUB: (das) ausnehmen, (das) ausgenommene, (das) ausnehmende

Da unterschiedliche Flexionsformen eines Paradigmas im Deutschen sehr häufig durch dieselbe Graphemfolge repräsentiert werden, ergeben sich aus einer solchen Wbrtklasseneinteilung für Umfang und Zusammensetzung einiger Hcmographenklassen bestimmte Folgen: Manche Kategorien (z.B. INF und VRB oder ADV und ADJ) werden sich in weitaus stärkerem Maße überlappen als andere (wie etwa INF und ADJ oder ADV und PRP). Auch durch den syntaktisch bedingten Wbrtklassenwechsel, bei dem jeweils eine ganz bestiitmte Flexionsform des Paradigmas transponiert wird, ergeben sich zwischen einigen Wortklassen in dieser Hinsicht engere Beziehungen.Dem Umstand, daß sich bestimmte Wortklassen vollständig oder in genau festlegbaren Teilmengen mit anderen Wortklassen überschneiden, wurde in Weber/Wolf (1966: 2) und Weber (1969: 64) durch die Bezeichnung "generelle" Homcgraphie Rechnung getragen. Fürs Englische, das aufgrund seines reduzierten Formensystems noch mehr Möglichkeiten des Wortklassenübertritts zuläßt und auch in höherem Maße innerparadigmatische Homcgraphie aufweist, haben Hockett (1958: 226 f f . ) und Crystal (1967: 53) die systematischen Überschneidungen distributioneil ermittelter Wortklassen durch Einführung "gemischter Klassen"65 berücksichtigt. Erfassung und Beschreibung mehrdeutiger Wortformen im Saarbrücker Modell orientieren sich an der linguistischen und programmtechnischen Konzeption der Syntaxanalyse. Da die weiteren Analyseschritte hauptsächlich auf den Wortklasseninformationen aufbauen, lag es nahe, wortklassenmehrdeutige Graphem63 Man vergleiche etwa bei Verben die Übereinstimmungen zwischen Formen von INF und VRB (1./3. pers. pl. präs.) oder zwischen PTZ und VRB (2. pl. präs.). 64 So ist z.B. die Klasse INF vollständig in der Klasse SUB enthalten. In der Klasse VRB ist die Klasse INF mit Ausnahme der Form sein und Kcmposita mit -sein enthalten. Ebenso Formen von ADJ (auf -er) und ADV (ADJ-Formen im Konparativ, unflektiert: (er singt) sohöner). Siehe hierzu Weber (1969: 65, Anmerkung) und Klein (1971:74). Im Gegensatz zu dieser systematischen Wortklassenmehrdeutigkeit bezeichnet "spezielle" Homographie (oder "singuläre") Mehrdeutigkeiten, die nicht vorhersagbar sind, sondern durch Einzelvergleich der Elemente aller Wortklassen ermittelt werden müssen. 65 Hockett: "mixed classes"; Crystal: "overlapping 'bridge-classes111. Vgl. auch Miller/Chomsky (1963: 447). 66 Siehe Rath (1969: Kap. 3.3.1).

33

folgen auch im Hinblick auf ihre Disambiguierung in "Hbmographenklassen" zusaimienfassen.

Für unsere eingangs genannte Zielsetzung ist diese vorwie-

gend an distributioneilen, syntaktischen Kriterien ausgerichtete Einteilung indes unzureichend. Mit Beseitigung der Wbrtklassermehrdeutigkeit einer Wbrtform wird zwar häufig indirekt über deren lexikalische Bedeutung mitentschieden: gruben

als VRB ist gleichzeitig Element des Lamas 1

'graben , gruben als SUB Element des Lamas 'Grube'. Nicht wenige Honographen bleiben allerdings auch nach Zuweisung zu einer 68 Wortklasse lexikalisch mehrdeutig: tränke als VRB ist Elanent der Latmata 'trinken' und 'tränken'; tränke als SUB kann Element von "Trank1 und 'Tränke' sein. Andere Vtortformenmehrdeutigkeiten werden erst gar nicht erfaßt, weil sich die Bedeutungsverschiedenheit nicht als Wbrtklassenverschiedenheit manifestiert: So etwa die Wbrtform alben, die in insgesamt fünf

Lesarten möglich

ist oder tuben, die drei Lesarten ° aufweist.

2.8

Definition und Klassifikation mehrdeutiger Wbrtformen bei H.D. Maas

Der dieser Arbeit zugrundegelegte Beschreibungsansatz ermöglicht gegenüber den vorher besprochenen Versuch eine sinnvolle Erweiterung des HcntographieBegriffs. Als "Homograph" bezeichnet Maas (1969:2) eine Wortform (Graphemfolge) , die Element verschiedener Lemmata sein kann; als "Lentna" gilt dabei eine Menge syntaktisch und inhaltlich zusammengehöriger linguistischer Ein71 heiten. Mit Einbeziehung der lexikalischen Komponente kann die Bezeichnung 67 68 69 70 71

Die Hcmographen einer Klasse werden durch dieselbe Analyseprozedur ("Homographenprogramm") disambiguiert. Siehe Weber (1969: Kap. 6.1.3, 64). Zu den nicht berücksichtigten Wbrtformemehrdeutigkeiten siehe Weber (1969: Kap. 6.1.2.2). alben ist Element der Lexeme 'Album1, 'Alba', 'Albe', 'Alb, (Gebirgsweide) und 'Alb' (Naturgeist). tuben ist Elant von 'Tuba', 'Tubus', 'Tube'. Sprechweise von Maas (1969:3) Wbrtformen mit "gemeinsamer grammatischer Information". Dieser Lama-Begriff wurde von Rath (1971) präzisiert. Siehe anschließend Kap. 3.1.

34

"Homograph" daher auch auf Wortfonrienmehrdeutigkeiten innerhalb derselben Wortklasse ausgedehnt werden. Erstes Einteilungsprinzip ist die "Ordnung" der Homographen; d.h. die 72 Anzahl der an einer Wortformenmehrdeutigkeit beteiligten Lemmata. Zweites Einteilungsprinzip ist die Zugehörigkeit zu einer "Homographenfamilie". Als "Familie" gilt eine Menge von Wertformen, denen die gleichen paradigmatischen und syntaktischen Merkmale zugeordnet sind;

in einer "Homo-

graphenfamilie" sind alle Hcmographen derselben Ordnung zusammengefaßt, die in gleicher Weise paradigmatisch und/oder syntaktisch mehrdeutig sind. Das dritte Einteilungsprinzip, die Zugehörigkeit zur selben "Homographenklasse", ist nur eine Vergröberung des zweiten. Eine "Homographenklasse" um74 faßt alle Homographenfamilien mit gleicher Wbrtklassemehrdeutigkeit. Diese Einteilung der Homographen orientiert sich - wie auch die vorige an den Erfordernissen der maschinellen Syntaxanalyse; hier hat sich die Zusammenfassung von Hcmographen in Familien und Klassen unter dem Gesichtspunkt ihrer gemeinsamen Disambiguierung bewährt.

Für unsere Zielsetzung zeigt diese

Konzeption hingegen - trotz des erweiterten Hcrnographiebegriffs - einige Unzulänglichkeiten: Die lexikalische Bedeutung ist zwar maßgebend für die Definition von "Lemma" und "Homograph", in der Einteilung spielt diese Komponente jedoch weiter keine Rolle. Durch die Typisierung der Hcmographen nach syntaktischen und flexionsparadigmatischen Kriterien werden lexikalisch zusammengehörige bzw. in gleicher Weise lexikalisch mehrdeutige Einheiten getrennt. Die Hcmographen crpenoK, CTpe/iKan, cTpe/manki und crps/iKax sind in insgesamt vier Homographenfamilien eingeordnet, obwohl sie in jeder Familie Elemente der gleichen Lemmata sind. Im Hinblick auf den graphematischen Vergleich bei der automatischen Auffindung von Hcmographen fällt besonders ins Gewicht, daß eine Einteilung in Familien oder Klassen unberücksichtigt läßt, ob homographe Wortformen 72

So wäre z.B. gruben ein Homograph zweiter, alben ein Homograph fünfter Ordnung. 73 Eine Familie bilden z.B. alle Flexionsformen mit der Merkmalkonfiguration "Substantiv, mas., gen., sg." 74 Mehrdeutigkeit innerhalb eines Lemmas (genauer: innerhalb eines Flexionsparadigmas, siehe hierzu Kap. 3)wird bei Maas (1969:4) ebenfalls berücksichtigt. 75 Die an der Homographie beteiligten Lemmata sind Orpe/ioH 1 (mas, "Schütze") und "crpe/ina 1 (fern, "Zeiger").

35

auf homographe oder heterographe Grundformen zurückgehen. Der Homograph rufen

('rufen'/'Ruf') wird in der gleichen Familie ver-

zeichnet wie die Homographen geistern ('geistern1/'Geist'), schränken (einschränken'/'Schrank')

2.9

Zusammenfassende Beurteilung der behandelten Beschreibungsversuche

Die behandelten Beschreibungsansätze sind für unsere Zielsetzung oft zu allgemein ("lexikalische" vs. "granmatische" Homographie) oder nur partiell zu verwenden ("vollständige" vs. "unvollständige" Homographie). Die Mehrdeutigkeit von Wbrtformen wird meist allein durch Angabe der Wortklassen und Flexionsmerkmale dargestellt. Die Bedeutungskomponente - auch wenn sie für die Feststellung der Mehrdeutigkeit ausschlaggebend ist - wird nicht in die Typisierung einbezogen; so fehlt den ansonsten sehr detaillierten Klassifikationsvorschlägen

eine Ebene, auf der Homographen, die in gleicher Weise

inhaltlich mehrdeutig sind, zusamnengefaßt werden könnten. Auch die Wbrtbildungsmorphologie wird bei der Darstellung der Mehrdeutigkeit und der Typisierung der Homographen ausgeklammert. Aus diesem Grunde bleiben Gesetzmäßigkeiten unbeachtet, die bei der Erzeugung mehrdeutiger Konstruktionen eine Rolle spielen können. So basieren z.B. viele Wortspiele auf der mehrfachen Segmentierbarkeit einer Wbrtform: Einer gängigen Lesart wird durch Einsetzen zusätzlicher Morphemgrenzen oder durch Verschieben der bereits vorhandenen eine weitere (u.U. scherzhafte) Lesart gegenübergestellt, wobei die formalgramnatischen Merkmale (wie Wortklasse und Flexionsangabe) in beiden Lesarten übereinstinmen können. Die mehrfache Segmentierung von Wertformen im Zusanmenhang mit morphographematischen Regularitäten ist dabei nur eine von vielen 78 Möglichkeiten, gewollte Homographien zu erzeugen. 76

Diese Unterscheidung ist wichtig, wenn bei der Identifikationsprozedur ein "Stanmlexikon" herangezogen wird. 77 Oettinger (196o), Pacak (1966), Agricola (1968), Maas (1969). 78 Beispiel: detailliert Gängige Lesart: detail(l)/iert 'in Details1 Zweite Lesart : de/taill(e)/iert 'keine Taille mehr vorhanden1. egon ist ganz schön detailliert im Sinne von: egon hat einen bauch gekriegt in Analogie zu Vfortbildungen wie deformiert, deklassiert. Morphographenatische Regularitäten: ^-Verdopplung bei

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59 Exkurs:Bemerkungen zur eingeschraenkten Flektierbarkeit von Paradigmata Bei der Darstellung der paradigma-internen Homographie von Substantiven, Adjektiven und Verben sind bewusst nur Formen solcher Lemmata und Paradigmen gewaehlt worden, deren flexionsmorphologische Moeglichkeiten den in 3.7.1 genannten Standardwerten entsprechen. Die dort aufgefuehrten Zahlen fuer Merkmalkonfigurationen (und Wortformen) pro Wortklasse und Paradigma gelten jedoch nicht uneingeschraenkt fuer alle Lemmata;in sehr vielen Faellen wird die Flektierbarkeit durch Faktoren eingeschraenkt, deren ausgiebige Beruecksichtigung in dieser Darstellung aus naheliegenden Gruenden nicht moeglich ist; wir werden also nur kurz auf diese Problematik eingehen. Als "eingeschraenkte Flektierbarkeit" bezeichnen wir hier die Erscheinung, dass innerhalb eines Paradigmas bestimmte, fuer die jeweilige Wortklasse charakteristische, Merkmalkonfigurationen nicht vertreten sind. Im wesentlichen koennen vier Gruende fuer eingeschraenkte Flektierbarkeit angefuehrt werden. 1. Eingeschraenkte Flektierbarkeit als Folge phonotaktischer Beschraenkungen:

(graphotaktischer)

Bestimmte Stellen eines Paradigmas bleiben unbesetzt, weil die Repraesentation der betreffenden Flexionsformen phonematischen (graphematischen) Wohlgeformtheitsbedingungen widerspricht. Beim VRB-Paradigma von 'ausbojen* unterbleibt die Kombination der Paradigma-Grundform /boj/ mit bestimmten Flexionselementen:^1 X

ausbojst,

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ausbojt,

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ausgebojt, ...

2. Eingeschraenkte Flektierbarkeit als Folge kategorialer Merkmale: Bestimmte systematische Varianten eines Lemmas unterliegen voraussagbaren flexivischen Beschraenkungen, obwohl die phonematischen (graphematischen) Repraesentationen der betroffenen Merkmalkonfigurationen keinen Wohlgeformtheitsbedingungen zuwiderlaufen wuerden. Sogenannte substantivierte Infinitive (SUB-Paradigmen von Verben) sind z.B. nicht im Plural moeglich;AD^-Paradigmen von transitiven Verben treten nicht in Komparativ und Superlativ auf. 3. Eingeschraenkte Flektierbarkeit als Folge semantischer Merkmale: Als weitere Ursache eingeschraenkter Flektierbarkeit lassen sich bestimmte semantische Merkmale oder Merkmalkombinationen anfuehren. Auch hier ist die Einschraenkung Folge anderer Restriktionen und daher praediktabel. Die eingeschraenkte Flektierbarkeit (keine Flexionsformen im Plural) des Paradigmas von 'Stolz' ist Folge der Merkmale [+Eigenschaft], [-abzaehlbar]. Weiteres Beispiel:'tot' f+Zustand], [-graduierbar] ist nicht in Komparativ und Superlativ moeglich. Beschraenkungen bei bestimmten (Wortklassenwechsel verursachenden) Transformationen, so etwa Partizipialisierungstransformationen bei Verben,^2 die aus 41 42

Diese Einschraenkung betrifft alle Flexionselemente, deren Graphemteile mit Konsonant anlauten. Im uebrigen ist eingeschraenkte Flektierbarkeit aus diesen Gruenden im Deutschen sehr selten. v Beispiel: 'schlafen 1 ist nicht als flektiertes Part.Praet. moeglich: der geschlafene Mann - im Gegensatz zu 'sterben':der gestorbene Mann. Ursache solcher Beschraenkungen ist offensichtlich die Aktionalitaet des betreffenden Verbs 'schlafen' (durativ) gegenueber 'sterben* (punktuell). Zur Abhaengigkeit des attributiven Gebrauchs von Partizipien (praet.) von der Aktionsart des zugrunde liegenden Verbs siehe Flaemig (1969:865-87o).

6 dem S-Komplex des jeweiligen Lemmas herzuleiten sind, 3 fallen allerdings nicht unter "eingeschraenkte Flektierbarkeit". 4. Eingeschraenkte Flektierbarkeit ist nicht - wie bei den vorher genannten drei Punkten - aus anderen Restriktionen herleitbar, sondern muss als flexivisches Merkmal in Zusammenhang mit der Flexionsklasse im L-Komplex vermerkt sein (vgl. (2) ( i v ) ) : 1 fuerbitten", [+V] ist nur als Infinitiv gebraeuchlich, Flexionsformen X

X

wie fuerbittest, fuerbittete sind allein aufgrund des Merkmals [nur im Infinitiv] abweichend. Als weitere Beispiele liessen sich noch bestimmte pluralia tantum anfuehren; z.B. 'Augentropfen 1 ( ' M e d i z i n ' ) .

3.8

Homographen-Reihe

In den vorangegangenen Abschnitten wurden die Möglichkeiten der Hcrnographie zwischen einzelnen Flexionsformen erörtert. Je nachdem, welchen Mengen solche Flexionsformen zugeordnet sind, unterscheiden wir "Homographen zwischen verschiedenen Lemmata", "Hornographen innerhalb desselben Lemmas"; letztere Möglichkeit wird wiederum unterteilt in "Hcmographen zwischen verschiedenen Paradigmen" und "Homographen innerhalb desselben Paradigmas". Die so aufeinander bezogenen Flexionsformen-Mengen können allerdings häufig in mehr als einer Wbrtform übereinstimmen: Die Wertform lichtes ist Element der Mengen, die wir mit 'licht', [+A] 44 und 'Licht1, [+N] benennen. Die Lemmata bzw. Paradigmen stimmen jedoch nicht nur in dieser einen, sondern in insgesamt fünf Wertformen überein:

licht, lichtes, lichte, lichter, lichtem.

Der Tatsache, daß mehrere aufeinander bezogene Flexionsformen-Mengen (Letrmata, Paradigmata) in mehr als einerVbrtform übereinstimmen können, trägt die Einführung der "Homographen-Reihe" Rechnung. (11) (i) Die Menge der Wertformen, die den gleichen Flexionsformen-Mengen gemeinsam sind, bezeichnen wir als "Homographen-Reihe". Eine "Homographen-Reihe" kann als Durchschnittsmenge mehrerer FlexionsformenMengen dargestellt werden: 43 Dies gilt auch für die transformationellen Beschränkungen, die aus dem K-Komplex herleitbar sind: 'gehorchen1 ist aufgrund der strikten Subkategorisierung [+__NPdat] nicht als ADJ2-Paradigma möglich. Vergleichbare Beiispiele siehe in H-Weber (1971). 44 In den vorliegenden Fällen sind beide Mengen (Lemma und Paradigma) identisch.

61

{licht, lichtes, lichte, lichter, lichtem) = 'licht1 n 'Licht' Die Zahl der Elemente einer Homographen-Reihe (im folgenden auch: Η-Reihe) ist von bestimmten Faktoren45 abh ngig, auf die wir zu gegebener Zeit noch eingehen werden; hier gen gt die Feststellung, da eine Η-Reihe auch aus nur einer Vfortform bestehen kann. (ii)

Je nach den aufeinander bezogenen Flexionsformen-Mengen unterscheiden wir - wie bereits bei den Homographen- "Η-Reihen zwischen Lemmata", "H-Reihen innerhalb desselben Leitinas", "Η-Reihen zwischen vereinigten Paradigmen".

Beispiele: Lenma-interne H-Reihe: Η-Reihen zwischen systematischen Varianten eines Lemmas: [beachtet; beachtete; beachteten} =/beacht/ (VRB-Paradigma) Π /beachtet/ (ADJ2-Paradigma) Η-Reihen zwischen freien Varianten eines Lentnas: (wallfahrt, wallfahrte, wallfahrtest,...} =/wallfahr/ n /wallfahrt/ Η-Reihe zwischen unterschiedlichen Lemnata: (wallfahrt, wallfahrten} =/wallfahr/ (oder /wallfahrt/) n /wallfahrt/ ('Wallfahrt 1 , fern)

3.9

Zusaitmenfassung der bisherigen Vereinbarungen

Mit der Einf hrung der Homographen-Reihe schlie en wir den ersten Teil der Modellbeschreibung ab; die bisherigen Vereinbarungen fassen wir zusammen: "Homographen" sind entweder Graphemfolgen, in denen wohlunterschiedene Elemente derselben Wbrtfonten-Menge (Paradigma, Lernna) bereinstimmen ("paradigma"· oder "lemma-interne Homographie") oder Graphemfolgen, in denen Elemente verschiedener Wbrtformen-Mengen bereinstiitnen. 45 Einen wichtigen Faktor, die eingeschr nkte Flektierbarkeit der an der Η-Reihe beteiligten Paradigmen, haben wir bereits behandelt; andere Faktoren siehe Kapitel 7. 46 Vgl. die Η-Reihe zwischen 'Album' n 'Alba1 n 'Albe1 n 'Alb'- n 'Alb'., Ί 2 = {album}.

62

Identität oder Verschiedenheit der Wbrtformen-Mengen wird aufgefaßt als inhaltliche Identität oder Verschiedenheit. Inhaltliche Übereinstimmung oder Verschiedenheit wird intuitiv festgesetzt; Kriterien zur Ermittlung des Inhalts werden nicht genannt. Gegenstand der Beschreibung sind "Homographen-Reihen". Diese sind aufgefaßt als Mengen von Graphemfolgen, in denen Elemente (Flexionsformen) übereinstimmen, die in gleicher Weise (inhaltlich oder paradigmatisch) verschieden sind. Bis auf die Einführung der "Homographen-Reihe" bewegt sich die bisherige Untersuchung in Bahnen, die bereits von anderen Arbeiten vorgezeichnet sind. Wie die meisten der besprochenen Klassifizierungsversuche befaßt sich dieser Entwurf ausschließlich mit einwertigen Einheiten (Wbrtformen); auch hier werden diese Vfortformen wiederum als Elemente bestimmter Wortformen-Mengen (Paradigmata, Lemmata) aufgefaßt. Die Zuweisung der Einheiten zu diesen Mengen aufgrund der Bedeutung (bzw. des L-Komplexes)wird auch hier intuitiv vorgenommen; bei der Beschreibung der Homographie wird also von bereits vorliegenden Flexionsformen-Mengen ausgegangen - die Kriterien zur Auffindung dieser Mengen gehen nicht in die Beschreibung der Hemographie ein. Auch die Einführung der "Homographen-Reihe" führt nicht über die vorher behandelten Beschreibungsansätze hinaus: Sie ist lediglich deren konsequente Durchführung; implizit findet sie sich bei einigen der erwähnten Untersuchungen in der Unterscheidung von "vollständiger" und "unvollständiger Homographie (Homonymie)". 47 Wie sich noch zeigen wird, weicht unser Beschreibungsversuch allerdings in wichtigen Punkten von den eingangs zitierten Arbeiten ab. Inhaltliche Verschiedenheit von Flexionsformen und Flexionsformen-Mengen wird nicht beschrieben als flexivische, paradigmatische Verschiedenheit, sondern als Verschiedenheit im Morphembestand. Zur Darstellung des Morphembestandes von Flexiohsformen verwenden wir die strukturalistischen Operationen "Segmentation" und "Klassifikation".

47 Aus dieser Begriffsbildung läßt sich ersehen, daß nicht einzelne Flexionsformen isoliert aufeinander bezogen werden, sondern Flexionsformen-Mengen. 48 Siehe hierzu unsere Einwände in 2.5.

TYPISIERUNG DER HOMOGRAPHENREIHEN: MORPHOLOGISCHE BESCHREIBUNG DER HCMOGRAPHEN WORTFORMEN

Die Beschreibimg der hcmographen Wbrtformen wird in folgenden Schritten vorgenduüen: 1. Feststellung der Hcmographie von Wbrtformen aufgrund ihrer Zugehörigkeit zu mehreren Flexionsformen-Mengen - Zusammenfassung der Hcroographen zu Hcmographenreihen; 2. Unterscheidung der Honographenreihen hinsichtlich der beteiligten Flexionsformen-Mengen ( -Reihen zwischen Lemmata, lemma-interne H-Reihen etc.); 3. Segmentierung der Wbrtformen einer -Reihe in Abhängigkeit von den möglichen Lesarten - Klassifikation der Segmente; 4. Gegenüberstellung der insgesamt möglichen Segmentierungsversionen aller Wbrtformen einer

-Reihe und graphematischer Vergleich der je-

weils gleichklassifizierten Segmente. Die beiden ersten Phasen, Konstituierung und Spezifizierung der H-Reihen, sind bereits abgeschlossen; dieses Kapitel befaßt sich mit dem dritten Schritt, der Darstellung der inhaltlichen Verschiedenheit homographer Flexionsformen als morphematische Verschiedenheit.

4.1

Die Zerlegung der hcmographen Wortformen

Die Wortformen einer

-Reihe werden mehrmals und in dieser Abfolge segmentiert:

(1)(i) Zerlegung der Konstruktion "Flexionsform" in die Konstituenten "Stamm" 1 und "Flexionselement": w. 1

1

s. und f. 1 i

Flexionselemente werden nicht mehr weiter zerlegt.

64

(ii)

Zerlegung der Stämme in einzelne "Kcmpositionsglieder" (vorausgesetzt, es handelt sich um Kompositionen) :

(iii)

Dekcrnposition der Kompositionsglieder (bzw. Stämme) in die Konstituenten "Basismorphem" und "Derivativ": g£ (bzw. si)

-

mn und dj

Die Konstruktionen s und g werden also wiederum als Konstruktionen aufgefaßt, die in mindestens zwei Konstituenten zerlegt werden können.

Dazu einige

Beispiele:

gründung:

wasserarmes: 2.

wasser

luftdichte:

dicht, dicht.

2.

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Bei n = 1 entspricht g. dem Startm s..

3 Um die Darstellung einfacher gestalten zu können, beschränken wir uns im folgenden auf die Behandlung zweigliedriger Komposita und einfacher Ableitungen. Homographie zwischen mehrgliedrigen Kcmposita wie Reiflers (1955) kulturinfiltrierung:

1. [kult [ur [in filtrierung]g]g]g 2. [[kult [urin]s\s[filtrierung]s]s 3. [kultur

[infiltrierung]„]_

und zwischen Mehrfachableitungen wie bereiter:

-\. [[ [bereit]A 0]^ er]s

2. [ [ b e [reit]y]yer]s könnte durch weitere Untergliederung der einzelnen Beschreibungsebenen berücksichtigt werden.

65

Mit dieser Vorgehensweise schließen wir uns weitgehend Motsch (1962) an, der Wertformen als Konstruktionen behandelt, die durch stufenweise Zerlegung in die Konstituenten "Staittn" - "Flexionsmorphem", "Wurzel" (bzw. "Basis") 4 "Präfix" (bzw. "Derivationsmorphem") zerlegbar sind. Der erste Segmentierungsschritt entspricht dabei der Zuordnung von Graphemfolgen zur L- und R-Komponente. Die nächstfolgenden Zerlegungsschritte entsprechen der Zuordnung von Graphemfolgen zu Einheiten der L-Komponente (Kompositionsglieder, Basismorpheme, Derivative). Dieses einfache Zerlegungsschema erfaßt selbstverständlich nicht alle Möglichkeiten von Flexion und Wortbildung: Flexionsformen und Ableitungen, die aus mehreren Wortformen bestehen (z.B. zu kommen, am besten, sich

erfrechen)

verlangten eine Ausweitung. Bei der Zerlegung sogenannter Zusammenbildungen wie Wichtigtuer, langatmig ergibt die festgelegte

Segmentierungsreihenfolge

keine zutreffende Beschreibung der Konstituentenstruktur: a) wiohtigtuer,

wiohtig/tuer,

b) [[wichtig}A[[tu]v

.. . tu/er

er]Q]s

Als zweiten Segmentierungsschritt müßte hier in c) Wichtigtuer, wichtigtu/er, d) [[[wichtig]A[tu]v]y er]s

wichtig/tu ...

zerlegt werden. Segmentation und Klassifikation - obwohl in Abhängigkeit von der Inhaltsseite der Konstruktionen vorgenommen - reichen in der Regel lediglich zur Feststellung des Morphembestandes, nicht jedoch zur Darstellung der hierarchischen Beziehungen zwischen den Segmenten. Trotz dieser bekannten Unzulänglichkeiten hat die Analyse linguistischer Einheiten mithilfe traditioneller strukturalistischer Methoden - zumindest in der maschinellen Sprachbearbeitung - ihre Berechtigung. Die sich daraus ergebenden Segmente und die Eeihenfolge ihres Miteinandervorkommens sind die ersten wichtigen Informationsträger; sie ermöglichen erst die weitere Analyse.

4

Die Unterscheidung Motschs zwischen "Wurzel" und "Basis", sowie entsprechend zwischen "Präfix" und "Derivationsmorphem" ist unsrer Meinung nach entbehrlich, da der oberflächlichen Differenzierung ("Stamm" - "Präfix" + "Wurzel" oder "Basis" + "Derivationsmorphern") nicht zwangsläufig eine inhaltliche Verschiedenheit entspricht. Zudem berücksichtigt diese Unterscheidung nicht die Möglichkeit der Bildung "Stamm" - "Präfix" + "Wurzel"/"Basis" + "Derivationsmorphem" wie etwa in berücksichtigen : [be [rüoksicht]

5 Vgl. dazu v. Polenz (1968: 131), Stötzel (197o: 28).

66

Bei der Segmentierung der Konstruktionen "Flexionsform", "Stanm" und ggf. "Konpositionsglied" gehen wir von einem modifizierten IA(item-arrangement)Modell aus. Danach sind Konstruktionen beschreibbar als Anordnungen (arrangements) von Segmenten (items), die ihrerseits Elemente bestimmter Inventare sind. Die Bedingungen des Miteinandervorkommens dieser Segmente in Konstruktionen beschreibt ein Regelteil. Das für die H-Reihen-Typisierung vorgesehene Konzept ließe sich auch mit einem IP(item-process)-Modell durchführen; gerade der sehr hohe Anteil von Honographen bei den unregelmäßig flektierenden Verben würde dies nahelegen. Der Bevorzugung des

-Modells liegen jedoch folgende Überlegungen zugrunde:

Maschinell anwendbare IP-Verfahren für Flexion und Wortbildung besitzen bislang noch Seltenheitswert. Die wenigen bekannten Versuche befassen sich zudem ausschließlich mit der Flexion. Die Erarbeitung eines IP-Verfahrens eigens für die Wortbildung müßte den Rahmen dieser Untersuchung sprengen. IP-Modelle - die Beispiele von Kunze/Rüdiger (1968) und Dietrich (197o) zeigen dies - erfordern einen umfangreichen Regelteil. Dessen Einbeziehung würde Durchführung und Darstellung unseres Typisierungskonzeptes ungemein erschweren. Einige Beispiele sollen dies belegen: Dietrich zerlegt die Flexionsformen in "Fix-" und "Flexionselemente". Bei den starken Verben werden die Fixelemente nochmals in drei Teilsegmente untergliedert (Sa, Sb, Sc), die Flexionselemente in insgesamt fünf (Ma, Mb, Me, Md, Me), wobei die Indizierung die Stellungsmöglichkeit der Segmente wiedergibt. Ergänzt wird diese Unterteilung durch "Baumuster", die jeweils Inventar und Abfolge der Teilsegmente regeln. (aus) gelitten (Flexionsform von 'ausleiden') hätte folgendes Baumuster: Ma+ (aus)

Sa + Mb + Sb + M c + M d

ge + 1 + 0

+

+ tt + en

Zur Unterscheidung dieser beiden Beschreibungsmodelle siehe Hockett (1954); ausführlicher besprochen von Matthews (197o). Zur Integration von IP-Verfahren in die morphologische Komponente einer transformationeilen Grammatik siehe Kastovsky (1971: 9). Fürs Deutsche sind uns die Versuche von Kunze/Rüdiger (1968) und Dietrich (197o) geläufig. Sie lassen sich - allerdings mit Vorbehalten - als IP-Modelle interpretieren. Bei Kunze/Rüdiger liegt das Schwergewicht auf der Algorithmierung der Flexion, während Dietrich den Aspekt der Beschreibung stärker betont. Zur Behandlung von Flexion und Wortbildung in der morphologischen Kcmponente eines generativen Grammatikmodells fürs Deutsche siehe Wurzel (197o: 8o-1o4).

67 Kunze/Rüdiger gehen ähnlich vor. Hier werden die VRB-Flexionsformen aus o

sieben Teilsegmenten (statt aus acht wie bei Dietrich) rekonstruiert: T1 + T2 + T3 + T4 + T5 + T6 -l- T7 aus + ge + l

+ itt + 0

+0

+ en

In beiden Beschreibungsversuchen wird das Segmentierungsprinzip mit einer 9 enormen Vermehrung der Flexionsmorphe erkauft, die zudem sehr häufig ausschließlich auf ein einziges Lemma zutreffen. Außerdem besitzen die graphematisch konstanten Segmente (oder Grundformen) kaum noch "Benennungsfunktion"; diese wird weitgehend von den (replaciven) Flexionsmorphen wahrgenommen. So heißt in beiden Verfahren die Grundform von 'sein' /0/, entsprechend dazu die Flexionsmorphe /sei - bin/, /sei - bist/ etc. /w nd/ ist das konstante Segment von 'winden' und 'wenden'; die Flexionsmorphe sind /i - a/, /i - u/ bzw. /e *· a/. /l g/ ist "Stamm" von 'liegen1 und 'lügen', /s / von 'sieden1 und 'sitzen', /r t/ ist die Grundform von 'raten' und 'reiten'. ° Es liegt auf der Hand, daß bereits zur Bildung der Flexionsformen aus derart reduzierten "Stämmen" und komplexen ein umfangen "Flexionsallomorphen" 12 reiches Regelsystem erforderlich ist. Als wichtigster Grund für die Bevorzugung eines -Verfahrens hat die Beschränkung auf ausschließlich in orthographischer Kodierung vorliegende Äußerungen zu gelten. Wie noch ausführlich gezeigt wird (vgl. Kap. 4, Exkurs), können morphologische Begularitäten in einigen Fällen nur in Verbindung mit der Lautstruktur von Konstituenten und Konstruktionen ermittelt werden.

4.2

Die Klassifizierung der Segmente

Da wir nicht auf einen Regelteil zurückgreifen können, der die Vorkatmensbedingungen von Morphemen und die Gesetzmäßigkeiten ihrer graphematischen Reali8

Weitere Unterschiede zwischen beiden Verfahren bestehen in der Behandlung der abtrennbaren Präfixe, des vokalischen und konsonantischen Ablauts und der Diphthonge. 9 Man vergleiche vor allem die Vielzahl der replaciven Morphe, die Kunze/ Rüdiger (1968: 258 f f . ) zur Flexion von fremdwortlichen Substantiven (wie matrix - matrizen, genus - geneva) benötigen (ca. 5o Typen). 10 Vgl. Werner (1965). 11 Die Bezeichnung "Morph" muß mit Einschränkung gebraucht werden. Es handelt sich dabei nicht um ein Segment, sondern um eine Anweisung zur Bildung eines Segmentes: z.B. "tilge ie - inseriere a" bei lieg - lag. Das Segment ist Ergebnis dieser Anweisung. 12 Vgl. hierzu die umfangreichen Flußdiagramme in Kunze (1963).

68

sierung in Konstruktionen beschreibt, ergibt sich als Konsequenz, daß die durch Segmentation ermittelten Einheiten in ihrer orthographischen Realisierung der Darstellung zugrunde gelegt werden müssen. Dazu einige Beispiele: Die Konstituenten der Wortformen geheimnisse, knie, gebete oder sohiffskoch,

Schiffahrt

Schiffbau,

werden in folgender Notation verwendet:

a) /geheimnis/ + /se/,

b) /schiff/ + /bau/,

13

/knie/ + /0/

/schiffs/ + Aoch/,

/gebet/ + /e/

/schif / + /fahrt/

Eine Zusammenfassung der Allonorphe zu Klassen wie etwa 'Plural 1 , 'Nominativ',..

a)

{/e/, /se/, /0/}

-

[e],

b)

{/schiff/, /schiffs/, /schif/}

-

[schiff], 'Schiff, [+N]

wird also nicht versucht; ebensowenig eine Beschreibung ihrer Alternationsbedingungen in Form morphographematischer Regeln wie etwa a)

[e], 'Plural', ...



/0/ in der Umgebung /...e/+

13

/se/ in der Umgebung /...is/+ /e/ ohne Beschränkung Ganz allgemein lassen sich folgende Alloform-Typen unterscheiden: (2) (i)

Alloformen der 1. Beschreibungsebene: Beispiele: 'werfen' - /werf/, /wirf/, /warf/, /worf/ in 14 werf/e, wirf/st, warf/en, wu-e-rf/en, ge/worf/en

(ii)

Alloformen der 2. Beschreibungsebene: Beispiele: 'rechnen' - /rechen/ in rechen/'zeit

oder

'Schiff - /schiff/, /schiffs/, /schif/ (s.o.) (iii)

Alloformen der 3. Beschreibungsebene: Beispiele: 'Schurke' - /schurk/, /schurken/ in schurk/isoh, sahurken/ haft Unabhängig von den Beschreibungsebenen unterscheiden wir bei den Flexions-

formen (allerdings nur bei den finiten Verben) noch folgende syntaktisch determinierte Alloformen: 13 /0/ wird bei orthographischer Realisierung natürlich nicht ausbuchstabiert. 14 Auf eine Behandlung der F-Elemente wird hier verzichtet. 15 Entsprechende Beispiele für Derivative führen wir der Kürze der Darstellung wegen nicht auf. 16 Vgl. Kap. 8.4, -TypI, G (Anmerkung).

69

(iv)

Alloformen bei Hauptsatz-Reihenfolge: Beispiele: "anfangen1 - /fang/, ... /fing/, ... in faxg/e fing/st

(v)

... an,

... an

Alloformen bei Nebensatz-Reihenfolge: Beispiele: /anfang/, ..., /anfing/, ... in anfang/e,

4.3

anfing/st

Markierung des "Verknüpfungsstatus" der klassifizierten Segmente

Der Klassifizierung der ermittelten Segmente als Alloformen einer bestimmten Beschreibungsebene schließt sich eine Kennzeichnung hinsichtlich ihres "Verknüpfungsstatus" an. Aus dieser Kennzeichnung geht hervor, ob eine Konstruktion durch einfache, lineare Verknüpfung anfange

-

/anfang/ + /e/

oder durch mehrfache, diskontinuierliche Verknüpfung gebildet wird: angefangen - /an/ + /ge/ + /fang/ + /en/ In der Regel ist der "Verknüpfungsstatus"aus der Klassifizierung eines Segmentes als "Stamm" oder "F-Element" (bezogen auf obiges Beispiel) ersichtlich. Auch aus der Lautstruktur (vgl. die Anfangsbetonung bei /anfang/ aufgrund deren das Flexionspräfix /ge/ zwischen Verbzusatz und Basis eingefügt wird) und der Flexionsklassen-Angabe kann der Verknüpfungsstatus hergeleitet werden. Der Einheitlichkeit der Darstellung wegen wird der Verknüpfungsstatus jedoch auch in diesen Fällen als Merkmal mitgegeben. 4.3.1

Die Komponenten von V

(3)

Der Verknüpfungsstatus V bestehe aus den Komponenten S und F; S bezeichne eine Graphemfolge G als"Stamm", F als "Flexionselement".17 Die Verknüpfung von S- und F-Graphemfolgen ergibt "Flexionsformen" W, die nicht mehr mit anderen Graphemfolgen verbunden werden können. Das Merkmal S setzt sich zusammen aus den Teilen G., ..., G , wobei 1 8 i n gilt: n > 1. °

17

Diese Bezeichnungen wurden gewählt, um den Bezug zu den entsprechenden Konstituenten herstellen zu können. 18 Bei n = 1 sind S und G identisch. Vgl. hierzu 4.1 (1).

7

(3) (i)

S = G. + ... G (siehe noch (3) (iii) und (iv) ) . 1 n G wird wiederum unterteilt in M und D ("Basismorphem" und "Deriva-

tiv" ) : M bestehe aus den Komponenten M1 und M«; als M- gelte der Teil eines M-spezifizierten Segmentes, dessen auslautendes Graphem a, o oder u ist; M« bezeichne den Teil des Segmentes, der kein solches Graphem ent, „ , . 19 halt. Falls in dem Segment kein a, o oder u enthalten ist, gilt: MI = M; M2 = Q.2° Bei "Komposition" (S = GI + ... G n/ M ist

für n > 2) und wenn gilt:

Komponente von G., (oder von G _,. } , kann M zudem die sogenannte

" Kompositionsf uge" bezeichnen . Für M2 = Q gilt: Mj = M!J + M^ (M^ - "Karpositionsfuge11) Für M2 jt Q gilt: M2 = M^ + M^ (M^ - "Kcmpositionsfuge") Die Komponenten von D seien D ' , D1 , UL^ und D„. D 1 bezeichne ein Segment als "betontes Präfix",

21 22

D. bezeichne ein Segment als "unbetontes (nicht abtrennbares) Präfix", als "Derivations-Umlaut" und D2 als "Suffix". Zusammengefaßt gelten für M- und D-spezifizierte Segmente folgende knüpf ungsvorschrif ten : 19

Graphemfolgen mit Diphthongen bilden hier jedoch eine Ausnahme: Das Segment /haus/ wird daher in die Teile ha und us zerlegt. 20 Beispiele für M_ = Q sind dem Verfasser nur bei Fremdwörtern geläufig: £»

21

'Mikula1 bildet die Flexionsform ädikulä und muß daher in ädikula und Q zerlegt werden. Zur Sprechweise von "Q" bzw. "Ö" siehe 6.1. Wir gehen damit über die in 4.1 behandelten Beschränkungen (einfache Ableitungen) hinaus. Zwar kann eine einfache Ableitung mehrere Komponenten des Merkmals D erfordern, Beispiel: 'Knochen1 - verknöchert n) oder /ver/, D I + /kno/, MI + /-e-/, UI^ + /ch/, M2 + /er/, D 2/ mit diesen Kom-

ponenten können indes auch Mehrfachableitungen bewältigt werden; Beispiel: 'Blatt1 - /bla/ + /-e-/ + /tt/ + /er/ ('blättern); 'blättern1 - /zer/ + /bla/ + /-e-/ + /tt/ + /er/ ('zerblättern'). 22 D' kann - muß aber nicht - abtrennbares Präfix ("Verbzusatz") sein. Vgl. dazu Anmerkung 29. Wichtig ist hier lediglich, daß Flexionspräfixe (L), D 1 und M. in der Reihenfolge D 1 + L + M., verknüpft werden. Vgl. (viii) .

71

(ii)



=

(D 1 +) (D1 +)

M1

(+ ÜL0 +)

0*2 +) (D2)

23

'

24

'

25

Bei Komposita gilt für G bis G ,:

(iii)

Für M2 = Q: S

(iv)

=

Für M2

(D1 +) (D1 +)

M]

(+ D2 +) (M2 +) ... Gn26

Q: 27

Die Komponente F kann untergliedert werden in L, R und L heiße "Flexionspräfix",28 R heiße "Flexionssuffix" und ULp "Flexions-Umlaut". Für S- und F-spezifizierte Segmente gelten folgende Verknüpfungsvorschriften:

(v)

W± =

(D 1 +) (L +)

M,

(+ M2 +)

(D2 +)

R

(vi)

Wj

=

(D 1 +)

(L +)

M1

(ÜLjj +)

(M2 +)

(D2 +) R

(vii)

W

=

(D 1 +)

(D1 +) M,

(UK., +)

(M„ +)

(D, +) R

l

l

Z

£.

cxäer zusaitmengefaßt: 23 Merkmale in Klanmern spezifizieren Segmente, die für die jeweilige Konstruktion nicht obligatorisch sind. 24 Bei n = 1 gelten diese Vorschriften auch für S. 25 Die entsprechende Vorschrift für Ableitungen aus Konposita erhält man, wenn S - wie vorher in (i) M - in S., und S2 zerlegt wird und in Vorschrift (ii) M1 durch S1 bzw. M,, durch S„ ersetzt wird: Beispiele 'Weihrauch' - 'beweihräuchern1 : /weih/ + /ra/ + /uch/ - /be/ + /weih/ + /ra/ + /-e-/ + /uch/ + /er/; ebenso 'Schulmeister1 - 'verschulmeistern'. 26 Beispiel für V^ = Q: /Q/, D 1 + /be/, D1 + /leb/, M] + /ung/, D2 + /s/, M^ ... + Gn 27

Beispiel für M_ ^ Q:

/Q/, D' + /be/, D1 + /sta/, MI + /-e-AUI^ + /rk/, M2 + /ung/, D2 + /s/,M2 ... + Gn 28 Betrifft nur Flexionsformen der Wortklasse VRB.

72

'(L +) (viii)

(D 1 +) 29

W =

(D

+). M1 +

R

Ist W ein Konpositum, gilt zudem:

(ix)

Für 1YL = Q: (D 1 +)

W =

(x)

M„

+) ... G_ + R

n

Q:

Für M

(D 1 +)

W =

3o, 31

(D- +)

+ G + R30' n

(D

31

Verknüpfungen V-spezifizierter Segmente werden im folgenden durch den Operator " " angezeigt. In diesem Fall können die in (3) (viii) bis (x) zusammengefaßten Verknüpfungsvorschriften abgekürzt wiedergegeben werden: a) G„ x G,;

oder: /misswies/, S x /ge

b) G

oder: oder:

i.

S

c) G

1

x

G2

x G,,

en/, F - rrrlßgeiöiesen

-

/trauben/, G ,, x /zucker/, G2 - traubenzuaker /verstand/, M x /-e-lich/, D - verständlich

Aus darstellungstechnischen Gründen werden zu verknüpfende Segmente nicht in jedem Fall durch Schrägstriche isoliert, so daß auch folgende Notierung vorkommt:

29

a)

/misswies/

x /ge_ en/

oder misswies

x ge

b)

/trauben/

x /zucker/

oder trauben

x zucker

c)

/verstand/

x /-e-lich/

oder

x -e-lich

verstand

en

D 1 bezeichnet in der Regel "abtrennbare Präfixe"; hier wird ein mögliches Flexionspräfix L (/ge/ oder /zu/) stets rechts adjungiert:

/an/, D 1 + /ge/, L + /fang/, M + /en/, R. Es finden sich jedoch eine ganze Reihe von Beispielen, in denen D 1 nicht abtrennbaren Präfixen (wie miß) zugeordnet werden kann. Präfixe, die betont und nicht abtrennbar sind (diese Kombination schließt sich entgegen oft geäußerter Meinung nicht aus) und zudem zu Verbmorphemen gehören, die das Partizip Präteritum rrrit /ge/ bilden, werden in gleicher Anordnung verknüpft:1 _ l mißweisen11, /miss/, D1 + /ge/, L + /wies/, M + /en/, R /miss/, D 1 + /ge/, L + /leit/, M + /et/, R 'mißleiten 1, 'mißdeuten 1, /miss/, D 1 + /ge/, L + /deut/, M + /et/, R /rück/, D + /ge/, L + /frag/, M + /t/, R 'rückfragen , 30 Davon ausgenommen sind einmal Komposita des Typs 'Hoherpriester', 'Loseblattsammlung1 und Ableitungen, deren Flexionssuffixe nicht rechts, sondern links von D„ angefügt werden: 'Kindchen' - kind/ev/ohen. Vgl. dazu 4.4.5. 31 Für Gn siehe Vorschrift (ii).

73

4.4

Exemplarische Durchführung des 1. Analyseschrittes: Zerlegung der "Flexionsformen" in "Stamm" und "Flexionselement" Ermittlung der "Flexionsklassen"

Den nun folgenden Ausführungen kommt in erster Linie praktische Bedeutung bei der Durchführung des Konzeptes zur H-Reihen-Typisierung zu: Die jeweiligen Konstituenten müssen der Darstellung als Graphemfolgen zugrunde gelegt werden. Graphematisch einheitlich notierte Konstituenten erfordern jedoch die durchgängige Anwendung intersubjektiver Analyseprozeduren; diese sollen durch folgende Richtlinien ermöglicht werden. 4.4.1

Einige Segmentationsprinzipien

Für die Zerlegung einer Konstruktion X in die Konstituenten y , z , ... gilt - unabhängig von der Beschreibungsebene - folgende Bedingung: (4)

Die durch Zerlegung von CL· (Graphemfolge von X) anfallenden Graphemv z folgen GX und GX (Graphemteile von yX und zX ) sollen so vorliegen, daß G., durch Addition-«von G^ und GXz rekonstruiert werden kann, wobei X Inventar und Abfolge der Grapheme von G*X und GX erhalten bleiben müssen; d.h. der Graphembestand der Konstituenten zusammen entspricht demjenigen der Konstruktion.

Dies entspricht dem in 4.1 erläuterten Vorgehen: Verwendung eines -Modells und Beschränkung auf ausschließlich additive Morphe. Für die Segmentierung der "Flexionsformen" in "Stamm" und "F-Element" gelten zusätzliche Vereinbarungen. 4.4.2

Richtlinien für die Segmentierung von "Flexionsformen": Unterteilung der Paradigmata in "Flexionsbereiche"

Jedes Paradigma wird in mehrere "Flexionsbereiche" unterteilt: (5) Als "Flexionsbereich" kann eine beliebig festgesetzte Teilmenge des Paradigmas verstanden werden. Welche und wieviele Flexionsbereiche 32 "Abfolge" heißt dabei nicht, daß die Grapheme sich unmittelbar folgen müssen. Die Einfügung von Graphemen (z.B. bei Umlautung) verändert nicht die Abfolge der übrigen: garten : ga-e-rten. Nicht erlaubt sind indes flexionsbedingte Umstellungen von Graphemen wie etwa bei steig : stieg.

74

angesetzt werden, mag von der jeweiligen Zielsetzung und eventuellen Segmentationsbeschränkungen

abhängen; wichtig ist allein das ein-

heitliche Vorgehen innerhalb derselben Wortklasse. In vorliegendem Segmentationsversuch werden für die einzelnen Vfortklassen diese Flexionsbereiche angesetzt: (6) (i)

Für Paradigmen der Wortklasse SUB: a) Flexionsformen mit dem Merkmal "Singular" b) Flexionsformen mit dem Merkmal "Plural"

(ii)

für Paradigmen der Wortklasse ADJ: a) Flexionsformen mit den Merkmalen "Positiv" und "prädikative/adverbiale Verwendung" b) Flexionsformen mit den Merkmalen "Positiv" und "attributive Verwendung" c) Flexionsformen mit dem Merkmal "Komparativ" d) Flexionsformen mit dem Merkmal "Superlativ"

(iii)

für Paradigmen der Wortklasse VRB: a) Flexionsformen mit den Merkmalen "Infinitiv" oder "Konjunktiv", "Präsens" oder "Partizip", "Präsens" b) Flexionsformen mit den Merkmalen "Imperativ" und "Singular" oder "Indikativ", "Präsens", "Singular" c) Flexionsformen mit den Merkmalen "Indikativ", "Präteritum" d) Flexionsformen mit den Merkmalen "Konjunktiv", "Präteritum" e) Flexionsformen mit den Merkmalen "Partizip", "Präteritum" f) Flexionsformen mit den Merkmalen "Imperativ", "Plural" oder "Indikativ", "Präsens", "Plural"

4.4.3

Segmentierung der Flexionsformen eines Flexionsbereiches

Innerhalb eines Flexionsbereichs

des Paradigmas P. (kurz:

( P . ) ) sollen

die Flexionsformen in der Weise segmentiert werden, daß (7) (i)

möglichst viele Flexionsbereiche eines Paradigmas durch Stammformen vertreten sind, die miteinander homograph sind,

(ii)

die F-Elemente des Flexionsbereichs

( P . ) : /a/, /b/, /c/, ... mit

möglichst vielen F-Elementen gleichnamiger Flexionsbereiche anderer 33 Vgl. etwa die Bedingung ( 4 ) , nach der ausschließlich additive Morphe zulässig sind.

75

Paradigmata x ( P . ) , x ( P i ) , ··· graphematisch übereinstimmen. Wir sagen D dann: Die Paradigmata P . , P . , P, , ... gehören im Flexionsbereich i ] der selben "Flexionsbereichsklasse" an.

Zwischen beiden Richtlinien besteht ein gewisses Wechselverhältnis, wie sich anhand einiger Beispiele leicht zeigen läßt: So müßten nach Maßgabe von ( 7 ) ( i ) die Flexionsformen von 'Genus': genus, genus, genus, genus, geneva, genera, genera, genera

in die Allo—

Stämme /gen/ - /gen/ und die F-Elemente /us/, /us/, /us/, /us/

-

/era/, /era/, /era/, /era/ zerlegt werden. Nach (7)(ii) wäre diese Zerlegung jedoch zu speziell; sie träfe nur auf Paradigmata wie 'Genus', 'Opus' zu. Nach (7) (ii) müßte daher folgendermaßen vorgegangen werden: Beide Flexionsbereiche von 'Genus1 werden durch die Allo-Stämme /genus/ - /genera/ repräsentiert; die F-Elemente wären demnach: /0 /0 /0/, /0/ - /0 /0/r /0 /0 Diese Zerlegung hätte 'Genus1 nicht nur mit 'Opus' gemein, sondern mit 'Uterus': /uterus/ /uteri/, 'Tempus': /tempus/ - /tempora/ oder 'Anonymus1: /anonymus/ /anonymi/. Forderung (7) (i) begünstigt F-Elemente, die nur auf wenige Paradigmata zutreffen, Forderung (7) (ii) hingegen die vermehrte Zulassung von Allo-Stämmen. Eine dritte Vereinbarung soll die graphematische Notierung der Allo-Stämme regeln: (iii)

Die durch Anwendung von (ii) erhaltenen Allo-Stämme dürfen (graphematisch) nicht in einem Teilmengenverhältnis zueinander stehen. D.h. der Graphemteil des Allo-Stammes zum Flexionsbereich

(P.) darf nicht als

Teilmenge im Graphemteil des Allo-Stammes zum Flexionsbereich y ( P . ) enthalten sein: Allo-Stamm zu

(P.):

Allo-Stamm zu y ( P . ) :

/abc/ /abcde/

-

/abc/

/abcde/34

Ist dies - wie im obigen Beispiel - der Fall, wird entweder Richtlinie (7) (i) befolgt (Vermeidung von Allo-Stämmen) oder ein Allo-Stamm wird so gewählt, daß (iii) entsprochen werden kann. Fälle wie 'Genus', 'Opus', 'Firma', 'Tempus1 etc. wären demzufolge nach Richtlinie (ii) zu behandeln, da die Allo-Stämme /genus/ - /genera/, /firma/ 34

Dabei gilt die Beschränkung, daß die Graphemfolgen stets von links nach rechts verglichen werden (siehe hierzu 6.2 ( 8 ) ) . Im Gegensatz zur späteren Handhabung gelten umgelautete und nicht umgelautete Formen (etwa /muss/ und /mu-e-ss/ nicht als Ober- bzw. Teilmengen voneinander.

76

/firmen/ etc. nicht in Teilmengenrelation zueinander stehen. Mit diesem Vorgehen ersparen wir uns z.B. bei den Substantiven eine Unzahl unterschiedlicher Flexionstypen, die meist nur auf eine sehr kleine Anzahl von Lentnata zutreffen würden. Kunze/Rüdiger (1968:258) verzeichnen etwa 5o solcher Typen, die wir mit diesem Ansatz auf insgesamt zwei reduzieren können. 4.4.4

Vereinigung der Flexionsbereiche eines Paradigmas

(8) (i)

Wird ein Flexionsbereich

des Paradigmas P. durch eine Stanrnform ver-

treten und ist diese Stammform mit der gleichermaßen einzigen Stanmform weiterer Flexionsbereiche y ( P . ) , z ( P . ) , ... homograph, werden diese Flexionsbereiche vereinigt; d.h.

( P . ) , y ( P . ) , z ( P . ) , ... wer-

den durch eine Stammform repräsentiert - die F-Elemente der Flexionsbereiche werden (sowohl mit Graphem- als auch Merkmalteil) zusammengefaßt. Dazu ein Beispiel: Die Zerlegung der Flexionsformen in den Flexionsbereichen x, y, z, ... des Paradigmas P. ergäbe z.B. folgende Segmente: (

±):

"Starm" /abc/

-

"F-Elemente" /m/, /n/, /o/

(

± ):

/abc/

-

/n/, /o/, /p/

(

±):

/abc/

-

/p/, /q/, /r/35

Die aufgrund der Hcmographie der Starme mögliche Vereinigung der Flexionsbereiche hätte zur Folge, daß ( P . ) , y ( P . ) und z ( P . ) durch /abc/ repräsentiert werden. Dieser Starmi wäre für die ebenfalls vereinigten F-Elemente /m/, /n/, /o/, /P/, /q/» /r/ zutreffend. (ii)

Paradigmata, deren Formen den jeweils gleichen Flexionsbereichsklassen (vgl. ( 7 ) ( i i ) ) zugeordnet werden, sind nach der Vereinigung ihrer Flexionsbereiche zu "Flexionsklassen" zusamnenzufassen.

(9) (i) Ist ein Flexionsbereich durch mehrere Stämne vertreten, von denen einer wiederum mit dem Stanm eines anderen Bereichs homograph ist, werden lediglich die den Stämmen entsprechenden F-Elemente (mit Graphem- und Merkmalteil) vereinigt.

35

Da sich durch die Vereinigung der F-Elemente bei Homographie ihre Anzahl verringert, erweitert sich der Umfang ihrer Merkmalkonfigurationen natürlich entsprechend.

77

(ii)

4.4.5

Sind die Stämme der Flexionsbereiche eines Paradigmas nicht durchgängig homograph, wird das betreffende Paradigma durch mehrere Allo-Stämme repräsentiert, die jeweils nur für ihren Bereich stehen. Analysebeispiele zur Wortklasse SUB

Die aufgeführten Analyserichtlinien werden nun auf Flexionsformen der Wortklasse SUB angewandt. Eine entsprechende Behandlung von ADJ- und VRBFlexionsformen kann unterbleiben, da sich hier keine neuen Probleme ergeben. Als Beispiele wählen wir die Flexionsformen folgender Paradigmata: 'Bar 1 , "Königin1, 'Kraft', Ädlkula', 'Mutter', 'Feder', 'Drangsal', 'Form', 'Erkenntnis', 'Sage', 'Werkstatt', 'Illustrierte', 'Mango', 'Firma', 'Achtung1, 'Quästio', 'Kirmes', 'Unbill', 'Braten', 'Strahl', 'Pfahl', 'Kasus', 'Name', 'Apfel', 'Hals', 'Cherub', 'Leib', 'Ritz', 'Bau', 'Bär 1 , 'Anonymus', 'Zeuge', 'Ruf', 'Garten', 'Kürbis', 'Baum', 'Mann1, 'See1, 'Sporn1, 'Meister', 'Uhu', 'Industrielle', 'Tremor', •Pulmo', 'Vibrio1, 'Zeitlauf', 'Haß', 'Archon', 'Ureter', 'Charakter', 'Fluid', 'Herz', 'Lehn', 'Kloster', 'Komma 1 , 'Kind', 'Hemd', 'Dach', 'Auge', 'Wrack', 'Geheimnis', 'Museum1, 'Genus', 'Häuschen', 'Mastodon', 'Prinzip', 'Lexikon', 'Kindchen1, 'Korps', 'Klima', 'Aporem', 'Salz', 'Gebiet', 'Isomere', 'Haus 1 , Obst', 'Eingemachte', 'Vieh', 'Opfer', 'Elektron', 'Leute', 'Ferien' 4.4.5.1 Unterteilung der Paradigmata in Flexionsbereiche - Segmentierung der Formen SUB-Paradigmata werden - (6) zufolge - in die Flexionsbereiche "Singular" und "Plural" aufgeteilt. Legt man die Menge der F-Elemente (mit Graphem- und Merkmalteil) als Kriterium zugrunde, ergeben sich für die oben zitierten Beispiele folgende "Flexionsbereichsklassen":

36 Vgl. hierzu die Beispiele /genus/-/genera/; weitere Beispiele finden sich in der nachfolgenden exemplarischen Flexionsformen-Analyse. 37 Die nun folgenden Beispiele sind nicht willkürlich herausgegriffen; sie repräsentieren weitgehend die klassifikatorischen Möglichkeiten ihrer Wortklasse. Daraus läßt sich das Übergewicht erklären, das Lemmata mit ungewöhnlicher Formenbildung hier zukommt.

78 Flexionsbereich "Singular": F-Elanente: 39

38

Stämme:

D

0, 0, 0, 0

bar, königin, ädikula, feder, mutter, kraft, form, mango, drangsal, erkenntnis, sage, firma, Werkstatt, achtung, quaestio, kasus, anonymus, genus, korps, unbill, kirmes

2)

0, s, 0, 0

braten, vibrio, cherub, see, garten, tremor, meister, pulmo, apfel, uhu, archon, lehn, kloster, äuge, karma, lexikon, museum, prinzip, mastodon, aporem, elektron, vieh, wrack, ureter, opfer, Charakter, kindchen

3)

0, es, 0(e), 04°'

4)

0, s (es), 0(e), 0

mann, ruf, leib, bau, sporn, pfähl, zeitlauf, strahl, hemd, dach, kind, gebiet, fluid

5)

0, ses, 0(se), 0

kürbis, geheimnis

6)

0, ens, en, 0

herz

7)

0, ns, n, n

name

8)

0, n, n, n

zeuge

9)

0, en, en, en

bar

41

hals, ritz, haus, salz, obst, hass

42 10) 0/0, r/n, r/n, 0/n'

illustrierte

11) r/0, n/n, m/n, 0/n

industrielle

12) s/0, n/n, m/n, s/0

iscmere, eingemachte

38 Um die Darstellung übersichtlicher zu halten, verzichten wir im folgenden darauf, Segmente durch Schrägstriche als solche zu kennzeichnen. Beispiel: /kürbis/ + /se/ wird hier demnach als kürbis + se notiert. 39 Die Reihenfolge der F-Elemente entspricht der herkörmlichen Anordnung der vier Kasus. Der Aufeinanderfolge der einzelnen Flexionsbereichsklassen liegt indes keine Systematik zugrunde. 40 Graphematisch (bzw. phonematisch) determinierte Flexions-Allomorphe (z.B. Genitiv-s bei bratens und Genitiv-es bei halses) werden nicht zusamnengefaßt. Vgl. hierzu 4.2. 41 Freie Flexionsvarianten (z.B. 0 und e beim Dativ Singular, mask, wie in mann/manne) werden in Klanmern mitgegeben. 42 Syntaktisch determinierte Flexionsvarianten bei adjektivisch flektierenden Substantiven werden durch Schrägstriche getrennt.

79

Flexionsbereich "Plural": F-Elemente:

Stämme:

1)

0, 0, 0, 0

braten, kasus, korps, lehn, ferien, anonymi, genera, lexika, museen, firmen, sporen, kinderchen, hauserchen,43 unbilden

2)

-e-0, -e-0, -e-0, -e-0

garten, ädücula

3)

0, 0, n, 0

meister, opfer, leute

4)

e, e, en, e

drangsal, ruf, ritz, gebiet, salz, Charakter

5)

se, se, sen, se

kürbis, geheimnis, erkenntnis

6)

sen, sen, sen, sen

kirmes

7)

-e-e, -e-e, -e-en, -e-e

kraft, hals, pfähl

8)

-e-0, -e-0, -e-n, -e-0

mutter, kloster, apfel

9)

er, er, ern, er

45 leib, kind, viech

44

10) -e-er, -e-er, -e-ern, -e-er mann, dach, haus 11) -e-en, -e-en, -e-en, -e-en Werkstatt 12) en, en, en, en

form, bar, herz, strahl, hertd, elektron, ureter 46

13) n, n, n, n 14) nen, nen, nen, nen

sage, feder, zeuge, see, auge, name 47 königin, mango, vibrio

15) te, te, ten, te

klima

16) ten, ten, ten, ten

bau, mastodon, archon

43 sporen könnte ebenso aus dem Stamm /sporn/ und einem additiven F-Element / j± / rekonstruiert werden; gleiches gilt auch für kind/er/chen, haus/ er/ahen aus /kinächen/ und /häuschen/ bzw. / er /. 44 Sind im Graphemteil eines Stammes mehrere umlautfähige Vokale vorhanden - wie bei /ädikula/ - wird stets der rechtsstehende umgelautet. Siehe hierzu 4.3 (Arm. 2o). 45 /viech/ ist Mio-Stamm von "Vieh1 (als Individuum) . Der Flexionsbereich "Plural" von /viech/ unterscheidet sich von denen der "nichtnativen" AlloStämme (wie /museen/, /Indizes/) durch ein eigens F-Element für den Dativ. 46 Bei 'Ureter' wäre noch ein flexionsbedingter Betonungswechsel zu berücksichtigen; ebenso bei 'Charakter' (Klasse 4) f "Tremor1, 'Pulmo', ... 47 Der unterschiedliche Wert von /nen/ - einmal phonologisch bedingte Variante von /en/ bei 'Königin', dann Interpretation des Morphems /nen/ bei 'Mango' und 'Vibrio1 - wird hier nicht gekennzeichnet. Vgl. hierzu 4.2.

8

17) ien, ien, ien, ien

prinzip

18) s, s, s, s

bar, uhu, wrack

19) a, a, a, a

fluid

20) ata, ata, ata, ata

aporem

21) ta, ta, ta, ta

komma

22) es, es, es, es

tremor

23) nes, nes, nes, nes

pulmo, quaestio

48 24) im, im, im, im

cherub

25) -e-te, -e-te, -eten, -e-te

zeitlauf

26) 0/n, r/n, r/n, 0/n

illustrierte

27) 0/n, r/n, n/n, 0/n

industrielle, iscmere

4.4.5.2 Vereinigung der Flexionsbereiche - Ermittlung der "Flexionsklassen" Sind mehrere Flexionsbereiche eines Paradigmas von hcmographen Stämmen repräsentiert, werden diese Bereiche vereinigt und durch einen Stamm vertreten. Entsprechend dazu erfolgt auch die Vereinigung der F-Elemente; verschiedene Merkmalkonfigurationen (z.B. Genitiv, Singular und Nominativ, Genitiv, Dativ, Akkusativ, Plural) werden nun durch einen Graphemteil interpretiert (z.B. durch /s/ in uhus). Die Graphem- und Merkmalteile der vereinigten F-Elemente bilden die Grundlage zur Konstituierung der "Flexionsklassen". Flexionsklassen für die Bereiche "Singular"(a) und "Plural"(b): F-Elemente; 1)

Stämne; 4Q

0

(al, b1)

0-0

49 (a1 - b1)

(i)

kasus, korps

(ii) anonymus-anonymi, genus-genera, firmafirmen, unbill-unbilden, (ferien) 5o

48 Ebenso möglich sind hier die F-Elemente /inen/, /inen/, ... 49 Wenn verschiedene Paradigmata bei der Segmentierung ihrer Flexionsformen den gleichen Flexionsbereichsklassen zugeordnet werden können (z.B. a1, b1), aber durch eine unterschiedliche Anzahl von Stänmen repräsentiert werden (z.B. /kasus/ für a1, b1 gegenüber /genus/ - /genera/ für a1, b1), werden Flexionsunterklassen angesetzt. 50 Paradigmata mit eingeschränkter Flektierbarkeit (wie 'Ferien') werden den Flexionsklassen zugerechnet, denen ihre vorhandenen Flexionsbereichsklassen entsprechen.

81

2)

0, s

(a1 , b18)

3)

0, s

(a2 , b18)

4)

0, s

(a2

^\

51

b1) 51

(a2 - b1)

49

bar

uhu, wrack (i)

braten, lehn

(ü) lexikon- lexil sporen, kindchen-kinderchen, häuschenhäuserchen

5)

0, n

(a1, b13)

sage, feder

6)

0, n

(a8, b13)

zeuge

7)

0, en

(a1, b12)

form, (achtung)

8)

0, en

(a8, b12)

bar

9)

0, nen

königin, mango

10) 0, s, en

elektron, ureter

11) 0, s, nen

vibrio

12) 0, s, n

(a2, b3)

meister, opfer, deute)

13) 0, s, n

(a2, b13)

see, äuge

14) 0, e, en

drangsal

15) 0, se, sen

erkenntnis

16) 0, s, e, en

Charakter

17) 0, s(es), 0(e), e, en

ruf, gebiet

18) 0, es, 0(e), e, en

salz, ritz, (obst, hass)

19) 0, sen

kirmes

20) 0, ses, 0(se), se, sen

kürbis, geheimnis

21) 0, se, sen

erkenntnis

22) 0, s(es), 0(e), en

strahl, hend

23) 0, s(es), 0(e), ten

bau

24) 0, s, ten

mastodon, archon

25) 0, s, te, ten

klima

51

Sind bei der F-Elemente-Vereinigung übereinstiinrnende Graphemteile mit unterschiedlichen Merkmalteilen verbunden, wird eine eigene Flexionsklasse angesetzt.

82 26) 0, s, ien

prinzip

27) 0, s, es

tremor

28) 0, s, nes

pulmo

29) 0, nes

quaestio

30) 0, s, im(inen)

cherub

31) 0, s, a

fluid

32) 0, s, ata

aporem

33) 0, s, ta

kamna

34) 0, ens, en

herz

35) 0, ns, n

name

36) 0, s(es), 0 ( e ) , er, ern 0, s(es), 0(e) - er, ern

(i)

leib, kind

(ii) vieh-viech

37) 0, s(es) 0(e), -e-er, -e-ern

mann, dach

38) 0, es, 0(e), -e-er, -•e-ern

haus

39) 0, -e-0

ädikula

40) 0, s, -e-0

garten

41) 0, -e-0, -e-n

mutter

42) 0, s, -e-0, -e-n

apfel, kloster

43) 0, e-e, -e-en

kraft

44) 0, s(es), 0(e), -e-e, -e-en

pfähl

45) 0, es, 0(e), -e-e, -e-en

hals

46) 0, -e-en

Werkstatt

47) 0, s(es), 0(e), -e-te, -e-ten

zeitlauf

48) 0/0, r/n, 0/n

illustrierte

49) 0/n, r/0, n/n, m/n, r/n

industrielle

50) s/0, 0/n, n/n, m/n, r/n

isomere (eingemachte)

83

Mit diesen 5o Klassen (und den drei Unterklassen in 1, 4 und 36) dürften die weitaus meisten SUB-Paradigmata erfaßbar sein.Nicht berücksichtigt sind hier Substantive mit sogenannter "Fugenbeugung" wie 'Hoherpriester1, 'Hoheslied1, 'Langeweile', 'Armesünderglöckchen' und 'Loseblattsammlung'. Bei Zu52 lassung diskontinuierlicher F-Elemente des Typs R - R (vgl. dazu 4.3 ( 3 ) ) , also für /hohepriester/' /0 0/, /n

s/, /m 0/, /n 0/, /r

0/, /n n/ (ent-

sprechend andere für die übrigen Beispiele), könnten diese Paradigmata jedoch gleichfalls eingeordnet werden. SUB-Flexionsformen mit umgelautetem Doppelvokal (wie saal - sale, aas äser) sind hier ebenfalls nicht gesondert behandelt worden. Durch Zulassung von Allo-Stämmen (/saal/ - /sal/ bzw. /aas/ - /äs/) könnten diese Paradigmen jedoch in die bereits vorhandenen Klassen aufgenotmen werden (Klasse 37 und 4 4 ) . Die Vorhersagbarkeit des Vokalausfalls bei Hinzukamen eines Umlaut-Graphems würde die Zuordnung einer entsprechenden morphographematischen Regel nahelegen; beide Paradigmen könnten dann durch jeweils einen Stattm vertreten sein (/saal/, /aas/). Auf diese Weise ließen sich zudem automatische Alternationen wie /aas/ - /äs/ von nichtprädiktablen wie /genus/ - /genera/ oder /vieh/ - /viech/ unterscheiden. In Kap. 8 (Darstellung der Klassen) werden wir - sozusagen im Vorgriff auf ein entsprechendes morphologisches Regelwerk nur die Stämme /saal/ und /aas/ oder /boot/ zugrunde legen. Wie in Anmerkung 5o bereits vermerkt, werden Paradigmata mit eingeschränkter Flektierbarkeit nicht gesondert eingeordnet. Ganz ausgespart bleiben hier SUB-Flexionsformen in festen Wendungen ioit abweichender Flexion wie mutters liebting, wie bei muttern, sohwesters kind·

4.5

Die Typisierung der Allo-Stätmie

Das in (4) und in 4.4.5 dargelegte Segmentations- und Klassifikationskonzept erlaubt in bestürmten Fällen (vgl. (9) (ii)) mehrere Stärtine mit eingeschränktem Geltungsbereich innerhalb des Paradigmas. Diese Allo-Stämme sollen im folgenden spezifiziert werden? eine mögliche Vorgehensweise wäre: (1o)

1. Jedes Paradigma wird in die entsprechenden Flexionsbereiche untergliedert - die Flexionsbereiche werden unterschiedlich indiziert.

52 Vgl. auch Anmerkung 43. 53 Sie könnten evtl. mit Pronomina wie 'derjenige', 'derselbe' zusaitmen behandelt werden. Vgl. dazu die Vorgehensweise von Kunze/Rüdiger (1968:24o). Ein exotisches Beispiel, das eine ähnliche Behandlung verlangt, ist das Lemma 'Aye-Aye1 mit den Formen aye-aye, ... ayes-ayes, ... (Beleg: Wahrig (1968)).

84

2. Innerhalb der Flexionsbereiche werden - unter Beachtung der jeweiligen Richtlinien - die möglichen Stäime ermittelt. 3. Diese Stäitme erhalten die Indizierung des Flexionsbereichs, den sie repräsentieren . 4. Bei der Vereinigung der Flexionsbereiche werden auch parallel dazu die Indizierungen homographer Stämme auf einen Stamm vereinigt. Diese (vereinigte) Indizierung bezeichnen wir als "Stamm-Typ" . Folgende Beispiele sollen dieses Vorgehen verdeutlichen. Wir übernehmen die Flexionsbereiche, wie sie in (6) vorgesehen sind; als Indizierung wählen wir Binärzahlen (1, 2, 4, 8, 16, . . . ) . SUB-Stämme: Flexionsbereich "Singular"

-

Index 1 ,

Flexionsbereich "Plural" - Index 2 2 Hier sind demzufolge drei (2 minus 1) Stamm-Typen möglich: Stamm-Typ 1 (nur "Singular") Stamm-Typ 2 (nur "Plural") -

/lexikon/, 'Lexikon1 /lexika/, 'Lexikon1

Stamm-Typ 3

Aind/, 'Kind1

-

ADJ-Stämme: Aufgrund der vier vorgesehenen Flexionsbereiche sind rechnerisch insgesamt 15 (2 minus 1) Typen möglich; davon sind jedoch nur sieben vertreten. Stamm-Typ 3 (Ind. 1 , 2 ) - /gut/, 'gut' Stamm-Typ 4 (Ind. 4) - /bess/, 'gut' Stamm-Typ 6 (Ind. 2, 4) - /höh/, 'hoch' Stamm-Typ 7 (Ind. 1, 2, 4)

-

/nah/, 'nah'

Stamm-Typ 8 (Ind. 8)

-

/nach/, 'nah1

Stamm-Typ 9 (Ind. 1 , 8 )

-

/hoch/, 'hoch'

Stamm-Typ 15 (Ind. 1, 2, 4, 8) -

/schön/, 'schön'

VRB-Stämme:

Hier ist die Diskrepanz zwischen rechnerisch möglichen und belegten Stamm-Typen erheblich größer: 63 Typen (2 minus 1) sind zulässig folgende sind realisiert: Stamm-Typ 2 (Ind. 2) - /niitm/, 'nehmen1 Stamm-Typ 8

(Ind. 8)

Stamm-Typ 12 (Ind. 4, 8)

-

/wurf/, 'werfen'

-

/nahm/, 'nehmen'

85

Staitm-Typ Stamm-Typ Starrm-Typ Stamm-Typ Stamm-Typ Stamm-Typ

14 16 2o 28 3o 32

(Ind. 2, 4, 8) (Ind. 16) (Ind. 4, 16) (Ind. 4, 8, 16) (Ind. 2, 4, 8, 16) (Ind. 32)

-

Stamm-Typ Stamm-Typ Stamm-Typ Stamm-Typ Stamm-Typ Stamm-Typ

33 35 43 51 61 63

(Ind. 1, 32) (Ind. 1, 2, 32) (Ind. 1, 2, 8, 32) (1, 2, 16, 32) (Ind. 1, 4, 8, 16, 32) (vertritt alle Bereiche)

-

/hat/, 'haben1 - /norm/, 'nehmen' /kann/, 'kennen' Aonn/, 'können' /muss/, 'müssen' /sind/, 'sein' /könn/, 'können' /denk/, 'denken' /kenn/, 'kennen' /rat/, 'raten1 /woll/, 'wollen'

Daneben finden sich noch einige Stamm-Typen, die nur auf jeweils eine Flexionsform zutreffen: /bin/, /bist/, /ist/ zu 'sein1, /hast/ zu 'haben' oder /wirst/, /wird/ zu 'werden1.

Das geschilderte Verfahren bei der Stamm-Typisierung wird im Saarbrücker Lenmatisierungsprojekt (allerdings nur bei VRB-Stämnen, die zudem teilweise 54 andere Flexionsformen vertreten als hier) angewandt. Ein anderes Verfahren, das die Anzahl der möglichen und belegten StammTypen geringer hält, läßt sich wie folgt beschreiben: (11)

Die ersten drei Schritte entsprechen jenen in (1o). 4. Die Indizes der Flexionsbereiche sind hierarchisch angeordnet: a > b > c > d > e... 5. Bei Vereinigung der Flexionsbereiche erhält ein Stamm nicht die Indizierung aller Stämme, die er bei Monographie ersetzt, sondern nur diejenige des hierarchisch höchstindizierten Stammes.

Auf diese Weise verringert sich die Zahl der möglichen Stamm-Typen von 2 minus 1 (wobei n die Zahl der möglichen Flexionsbereiche pro Wortklasse bezeichnet) auf insgesamt n Typen. Aus der Stamm-Typisierung ist dabei allerdings mit Sicherheit nur zu entnehmen, welchen hierarchisch höchsten Flexiionsbereich ein Stamm repräsentiert und welche Flexionsbereiche nicht (nämlich die jeweils hierarchisch höher stehenden). 54 Vgl. dazu Dietrich (1973: 2o1). Die Stamm-Typisierung heißt dort "Stammnummernkode". 55 D.h. ein Stamm-Typ b (für a > b > c — ) kann ggf. noch die Flexionsbereiche c, d, ... repräsentieren, mit Sicherheit jedoch nicht mehr Bereich a.

86

SUB-Stämme: Flexionsbereich "Singular" Flexionsbereich "Plural" Stamm-Typ a (Ind. a) (Ind. a, b) Stamm-Typ b (Ind. b)

-

Indizierung a, Indizierung b /lexikon/, 'Lexikon1 /kind/, 'Kind1 /lexika/, 'Lexikon1

AEU-Stänme: Staitm-Typ a 56 Stanin-Typ b Stannt-Typ c Stamm-Typ d

-

/gut/, /hoch/, /nah/, /schön/ /höh/ /bess/ /best/, /nach/

VRB-Stämme: Stanm-Typ a Stanm-Typ Stanm-Typ Stamm-Typ Stamm-Typ Stamm-Typ

b c d e f

- /red/, /rat/, /woll/, Aenn/, /denk/, Aönn/ - /muss/, /hat/, /nimm/, /ist/, ... - /konn/, /kann/, 'kennen', /nahm/ - /wurf/ - /ncnm/ - /sind/

Für unsere weiteren Zwecke genügt die Typisierung der Stämme nach (11); sie wird daher in den einschlägigen Kapiteln verwendet. Die hier festgelegten Graphemteile der Stämme können als graphematische Ausgangsformen für die weitaus meisten -Reihen angesehen werden; d.h. diese Segmente repräsentieren in der überwiegenden Zahl der Fälle für jedes der an einer Hcmographie beteiligten Paradigmata alle Vfortformen der H-Reihe: Die -Reihe {predigt, predigten} von "Predigt1 und 'predigen' kann als eine Repräsentation von Flexionsformen des Paradigmas 'Predigt' durch den Stamm /predigt/ (SUB,) a vertreten werden, als Repräsentation von Flexionsformen des Paradigmas 'predigen durch den Stamm /predig/ (VRBa) 56 Im folgenden belassen wir es der Einfachheit halber bei der Angabe des für die Typisierung maßgebenden hierarchisch höchsten Indexes; d.h. die Indizes der Stämme vor der Vereinigung (wie z.B. a, b bei /gut/, a,c bei /hoch/, a, b, c bei /nah/ etc.) werden nicht mehr aufgeführt. 57 Nähere Einzelheiten hierzu siehe in 6.3.

87

Für unser weiteres Vorgehen ergeben sich aus dieser Tatsache einige Vorteile bei der Darstellung und Beschreibung von -Reihen: Honographe Wbrtformen können (auf der ersten Beschreibungsebene) durch Spezifizierung der jeweils beteiligten Stammformen klassifikatorisch erfaßt werden.

4.6

Abschließende Bemerkungen

Die in 4.4 vorgenommene Durchführung des ersten Analyseschrittes sollte nur als eine unter mehreren denkbaren Alternativen angesehen werden. Die Wahl eines

-Modells bei der Ermittlung der Segmente und deren vorwiegend distri-

butionelle Charakterisierung haben im wesentlichen praktische Gründe. Die in 4.4.1 niedergelegten Segmentierungsprinzipien sind Vereinbarungen, die die Zuordnung von Graphemteilen und Merkmalkomplexen durchschaubarer machen sollen. Da wir im weiteren Verlauf der Untersuchung auf die in 4.4 (7) und (8) erläuterte Methode der Flexionsklassen-Ermittlung zurückgreifen werden und die in 4.4 (7)(iii) vorgeschriebene graphematische Realisierung der Konstituenten sowie die Typisierung der Allo-Stämme zugrunde legen werden, lag uns mehr an der extensiven Ausbreitung der jeweiligen Möglichkeiten als an einer durch Regeln komprimierten Darstellung. Es muß nochmals betont werden, daß das hier vorgesehene Konzept zur H-Reihen-Typisierung auch mit einem IP(item-process)-Modell durchführbar wäre ja, daß die Verwendung eines solchen Modells erhebliche Vorteile mit sich brächte: Homographie würde dann nicht beschrieben als Ergebnis der (meist linearen) Verknüpfung

orthographisch realisierter A1loformen, sondern als Ergeb-

nis der Interaktion zwischen abstrakten Einheiten

(Morphemen).

Die Zusammenfassung orthographisch realisierter Alloformen zu jeweils einem abstrakt notierten Morphem würde einmal die Anzahl der klassifikatorisch zu erfassenden Einheiten erheblich verringern. Zum ändern ließe sich die grammatische Beschreibung mehrdeutiger Wertformen mit anderen Grammatikkomponenten (Phonologie, Syntax, Semantik) verbinden. Im nun folgenden Exkurs werden einige Aspekte bei der Erstellung eines mit anderen Grammatikkomponenten korrespondierenden morphologischen Regelsystems für geschriebene Sprache behandelt. Vornehmlich interessiert uns dabei, inco

wieweit ein solches Regelwerk die Einbeziehung lautlicher Fakten verlangt. 58 Daneben werden freilich noch andere Beschränkungstypen (z.B. morphotaktische, orthographische) erörtert. Vgl. dazu 2.2.6, 2.3.

88 Exkurs: Zur Erstellung eines morphologischen Regelwerkes fuer Sprache

geschriebene

59 Ein System, das auf allen drei Beschreibungsebenen, die graphematische Wohlgeformtheit von Konstruktionen bestimmen oder - in anderer Sprechweise - die Zusammenfassung von Allomorphen zu Morphemen durch Angabe der Bedingungen ihrer graphematischen Realisierung ermoeglichen soll, muss Regularitaeten unterschiedlichen Typs beruecksichtigen:

1. "Konstituenten-Interpretierungsregeln": Die Regularitaeten des ersten Typs interpretieren die Merkmalkomplexe der Oberflaechenstruktur als Graphemfolgen: 6 ! Dabei werden in einem ersten Schritt die lexikalischen Formative (Lexeme, lexikalische Derivative) mittels "Lexikon-Regeln" als Graphemfolgen interpretiert. In einem zweiten Schritt erfolgt die graphematische Realisierung der nichtlexikalischen Elemente durch "morphologische Regeln". "Lexikon-" und"morphologische Regeln" werden behelfsweise zusammengefasst als "Konstituenten-Interpretierungsregeln", da sie isolierte Merkmalkomplexe interpretieren. 2. "Konstruktions-Interpretierungsregeln" Die Regularitaeten des zweiten Typs - wir wollen sie analog als "Konstruktions-Interpretierungsregeln" bezeichnen - operieren ueber den (gemaess den "Konstituenten-Interpretationsregeln) graphematisch realisierten Konstituenten und interpretieren sie - zusammengefasst als Konstruktionen. 2.l

"Orthographie-Konventionen"

Schliesslich koennte man noch die morphologisch relevanten"OrthographieKonventionen" des Deutschen anfuehren. Wir denken hier vor allem an die (von der Aussprache unabhaengige) Wiedergabe in Gross-Klein-Schreibung, Schreibung mit und ohne Bindestrich, Getrennt-Zusammen-Schreibung, die graphematisch bedingte Reduktion auslautender Doppelkonsonanten etc. Gross-Klein-Schreibung ist einmal bei Ableitungen von Bedeutung,62 a)

/schoen/, (A) + /heit/, (N)

-*·

Schoenheit

b)

/filz/,

+

filzig 63

(N)

+ /ig/, (A)

Getrennt-Zusammen-Schreibung hingegen vor allem fuer die Kompositionen: c) 59

/spazier(en)/ + /geh(en)/

·>

Spazierengehen

Aus praktischen Erwaegungen behalten wir die Einteilung in die drei Ebenen bei (vgl. 4.1). 60 Wir gehen davon aus, dass die jeweiligen Merkmalkomplexe und ihre Abfolge in der Kette feststehen. 61 Im Gegensatz zu Mel'cuk (197O:2O5) sind wir der Auffassung, dass die graphematische Realisierung nicht in jedem Fall nach der phonematischen erfolgen soll, sondern als Alternativrealisierung zur phonematischen moeglich ist. 62 Die Beziehung zwischen Gross-Klein-Schreibung und Stellung im Satz (GrossSchreibung nach Punkt und Doppelpunkt etwa) kann hier unberuecksichtigt bleiben. Vgl. Kapitel 8, Exkurs. 63 Wir bringen die Beispiele hier in normaler Orthographie, um den Wechsel zwischen Gross- und Kleinschreibung deutlich machen zu koennen; die fuer die Orthographie jeweils relevanten Merkmale werden unterstrichen, soweit diese darstellbar sind.

89 gleichfalls die Schreibung mit und ohne Bindestrich: d)

/kaffee/ + /ersatz/

-»·

e)

/see/

->

+ /erfahren/

Kaffee-Ersatz seeerfahren

Folgende Beispiele zeigen zudem die Bedeutung der Gross-Klein-Schreibung bei Kompositionen: f)

/filz/,

(N) + /hut/, (N)

g)

/see/, (N)

-> Filzhut

+ /tuechtig/, (A)

->- seetuechtig

Zu diesen, das "Schriftbild" regelnden Konventionen kann wohl auch die graphematisch bedingte Reduktion auslautender Konsonanten bei Kompositionen: h)

/schiff/ + /fahrt/

Schiffahrt

i)

/Sauerstoff/ + /flasche/

Sauerstoffflasche

oder Derivationen: j)

/roh/ + /he i t/

->

Roheit

k)

/frech/ + /heit/

·>

Frechheit

gerechnet werden. Die Erfassung solcher schriftinternen Regularitaeten ist im wesentlichen unproblematisch, da hier lediglich Graphemfolgen und Merkmalteile aufeinander bezogen werden muessen; die lautliche Entsprechung der Graphemfolgen kann indes uebergangen werden. Die aufgefuehrten Beispiele zeigen wohl auch, dass "orthographische Konventionen" dieser Art fuer die Erstellung eines morphologischen Regelsystems der geschriebenen Sprache nur von marginaler Bedeutung sind. Konstruktionen, die als X Rohheit, x Schifffahrt, X Kaffeeersatz etc. realisiert waeren, wuerden sich phonematisch "uebersetzt", von den orthographisch korrekten Formen nicht unterscheiden. In unseren weiteren Untersuchungen spielen "orthographische Konventionen" - da sie keine Konsequenzen in der Aussprache nach sich ziehen - nur eine untergeordnete Rolle: Zwischen gross- und kleingeschriebenen Wortformen wird nicht unterschieden,65 auch die Bindestrich-Regelung, die ja nur eine besondere Form der Zusammen-Schreibung ist, koennte uebergangen werden, ohne dass die Schrift in ihrer kommunikativen Leistung beeintraechtigt waere. 2 . 2 Ausspracheabhaengige Regularitaeten Fuer die Erstellung eines morphologischen Regelsystems der geschriebenen Sprache waere es aus praktischen Gruenden guenstig, wenn sich die graphematische Interpretation von Morphemen durch Konstituenten-Interpretierungsregeln weitgehend an der herkoemmlichen Orthographie orientieren koennte. 'Saal 1 wird z.B. durch /saal/ - nicht durch /sä:l/ vertreten, 'Kahn 1 wird durch /kann/ - nicht durch /ka:n/, 'Stadt 1 und 'Statt 1 werden durch /Stadt/ und /statt/ - nicht durch /J*tat/ vertreten. 64

65

Die Reduktion oder Beibehaltung auslautender Doppelkonsonanten ist ohne Beruecksichtigung der Merkmalseiten der Konstituenten voraussagbar. Vgl. h) und i ) . Gleiches gilt fuer die Behandlung des auslautenden h bei den Beispielen j) und k ) . Dagegen sind Gross-Klein-Schreibungsregelungen weitgehend von den Wortartangaben der beteiligten Konstituenten abhaengig. Vgl. a) bis g ) . Vgl. Exkurs in Kap. 8.

9 Dies gilt in gleicher Weise fuer Morpheme, die aufgrund ihrer Lautstruktur als "fremd" (oder "nicht nativ") bezeichnet werden könnten: 'Karton' wird also durch /karton/ - nicht durch /kartorj/ vertreten, 'Pronomen 1 wird durch /pronomen/, präsentiert.

'Bourgeois' durch /bourgeois/ re-

Wir folgen damit einer in der Computerlinguistik ueblichen Praxis. Die meisten der diesbezueglichen Untersuchungen und Forschungsprojekte begnuegen sich mit der orthographischen Notierung von Morphemen und Morphemkombinationen. Im folgenden wird gezeigt, dass bei der Erstellung eines morphologischen Regelwerks eine Vernachlaessigung der Lautstruktur von linguistischen Einheiten nicht in jedem Fall moeglich ist. Eine ganze Reihe von Konstruktions-Interpretierungsregeln des Deutschen, die bei vorhergegangener phonematischer Interpretation der Morpheme durchgaengig angewandt werden koennen, sind bei orthographischer Interpretation der Morpheme nicht mehr uneingeschraenkt gueltig. Schwierigkeiten bei der Uebertragung von morphophonematischen in morphographematische Regularitaeten ergeben sich vor allem im Zusammenhang mit der orthographisch nicht angezeigten Unterscheidung zwischen betonten und unbetonten Segmentteilen, sowie zwischen langen und kurzen Vokalen. 2.2.1 Regularitaeten bei Nominalisierungen mit /heit/ und /keit/ Die Realisierung des Nominalisierungsmorphems [xeit] 67 als /heit/ oder /keit/ haengt u.a. vom Phoneminventar des Basismorphem-Auslauts ab: a)

[xeit] wird interpretiert als /keit/, wenn das links stehende Basismorphem auf /...ig/, /...lieh/, /...el/, /...er/ auslautet:68,69 C /ploetzlich/, /faehig/, /uebel/, /bitter/3 + [xeit] -> ploetzlichkeit, faehigkeit, uebelkeit, bitterkeit,...

Die phonologisch determinierte Realisierung von [xeit] als /keit/ ist allerdings nicht uneingeschraenkt auf orthographisch interpretierte Konstituenten uebertragbar, wie folgende Beispiele zeigen: r/ambig/, 'ambig 1 ~~| /fidel/, 'fidel 1 |_/leger/, 'leger 1 J 66 67

68

69

+ [xeit]

-»·

X

Fambigkeitn fidelkeit |_legerkeit J

vgl. Schnelle/Kranzhoff (1965), Buenting (1969), Krallmann/Krummnack/Soeffner (1972). Die Selektion von [xeit] betrachten wir als bereits geregelt. Den Wechsel zwischen / h . . . / und / k . . . / im Anlaut des Morphs bezeichnen wir durch "x". Es wird allerdings vorausgesetzt, dass sich beide Varianten hinsichtlich ihrer Merkmale entsprechen, was nicht immer der Fall sein muss. Inhaltliche Restriktionen oder Normbeschraenkungen irgendwelcher Art bleiben hier bewusst ausgeklammert. Weitere Regularitaeten hinsichtlich der Realisierung von [xeit] siehe in 2 . 2 . 6 . Bei /...el/ und /.. .er/treten einmal Doubletten auf ('Bitterheit 1 - 'Bitterkeit'), in einigen Faellen sind auch nur Bildungen mit /heit/ belegt: 'Dunkelheit', "Besonderheit". Zum Vorteil der obigen Regel nehmen wir an, dass es sich hier um Normbeschraenkungen handelt, und lassen die Bildungen 'Besonderkeit 1 oder 'Dunkelkeit 1 als systemmoeglich zu (vorausgesetzt, es werden keine semantischen Restriktionen verletzt, die die Kombination der Konstituenten verbieten). /...ig/, /...lieh/, /...er/, /...el/ sind nicht als Derivative, sondern als Teil des Basismorphems aufzufassen. Vgl. 2 . 2 . 6 .

91 Der Zusammenhang zwischen Endbetonung des Basismorphems und der Realisierung von [xeit] als /keit/ wird indirekt bestaetigt, wenn [xeit] mit endungsbetonten Basismorphemen kombiniert ist, die nicht auf /...ig/, /...lieh/ etc. auslauten. Diese Basismorpheme werden um (unbetontes) /...ig/, erweitert: c)

/bang/, /leicht/, /dreist/, /zaeh/, /hell/, /feucht/, /genau/, /geschwind/, /gerecht/,... werden realisiert als: bangigkeit, Leichtigkeit, dreistigkeit,..., genauigkeit,...

In zwei Faellen wird das Basismorphem um /...lieh/ erweitert: d)

/bequem/, /geschick(t)/ werden realisiert als: bequemlichkeit, geschicklichkeit.

/keit/ folgt demnach nie unmittelbar auf eine Betonung. Einen Sonderfall bilden hier jedoch die Realisierungen von ADJ-Derivationen auf /los/ und /haft/: e)

/bedingungslos/, /fruehlingshaft/ werden bei Kombination mit [xeit] realisiert als: bedingungslosigkeit, fruehlingshaftigkeit,

obwohl dem Allomorph /keit/ keine Betonung vorangeht. Eine moegliche Erklaerung die sich mit der obigen in Einklang befinden wuerde, waere, /los/ und /haft/ nicht als Derivative, sondern als Kompositionsglieder aufzufassen (was sich durch die Fugen-Elemente bedingung-s-los bzw. fruehling-s-haft bestaetigen liesse). Diese Kompositionsglieder waeren einsilbig, endbetont - mit Konstituenten wie /bang/, /feucht/, /genau/ etc. gleichzusetzen.7o 2 . 2 . 2 Zum e- und en-Wegfall bei Basismorphemen in Ableitungen Folgende Beispiele zeigen, dass die Lautstruktur von Basismorphemen nicht nur ausschlaggebend sein kann fuer Selektion und Interpretation der benachbarten Derivative, sondern dass davon die Realisierung der Basismorpheme selbst abhaengen kann:Die Derivative /ig/ und /isch/ gehen mit einem subtraktiven Morph (Elision von /...e/ oder /...en/ im Auslaut des jeweiligen Basismorphems) einher: a)

/schatten/, /pfingsten/, /graete/

[ig]



/mode/, /schule/

[isch]-»

schattig, pfingstig graetig modisch, schulisch

Bei langvokalischem Morphem-Auslaut hingegen bleibt die Interpretation des Basismorphems in der Konstruktion unveraendert: b)

7o

/arsen/, 'Arsen 1 /gelee/, 'Gelee 1

[ig]

arsenig, geleeig

/dahome/, 'Dahome' /athen/, 'Athen'

[isch]-

dahomeisch, athenisch

Eine befriedigendere Erklaerung wird erst durch Einbeziehung der sprachgeschichtlichen Entwicklung von keit-Bildungen ermoeglicht. Vgl. Wilmanns (1899: 288).

92 2 . 2 . 3 Zum e-Ausfall bei

Flexionselementen

Auch die Realisierung von F-Elementen in der Konstruktion kann von der Lautstruktur des Stammes abhaengen: a)

[en] , "Plural 1

"Flexionsform"

wird realisiert als /n/, falls der Stamm auf

/...el/, /...er/ auslautet: r/spiegel/ ~i /meister/ L/kanadier/ J

+ [en]

"spiegeln ~j meistern kanadiernJ

l

Dieser Zusammenhang ist als Konstruktions-IR jedoch nicht einfach auf orthographisch interpretierte Konstituenten uebertragbar, da die Lautstruktur des Stammes bei orthographischer Realisierung nicht eindeutig wiedergegeben ist: b)

Bei langvokalischem, betontem Stammauslaut wird [en] als /en/ realisiert: r/archipel/ ~| + [en] ->· Tarchipelen ~| /polymer/ Polymeren L/musketier/J |_musketierenJ

Dies gilt auch fuer den Fall, dass [en] andere tritt wie in:73 /bauer/

+

[en]_

->

bauern

/Juwel/

+

[en]

·>

Juwelen

Merkmalkonfigurationen ver-

2 . 2 . 4 Flexionsbedingte Endkonsonanten-Verdopplung bei Staemmen Die Realisierung von Flexionsformen wie a)

koeniginnen, germaninnen oder kuerbisse, Omnibusse,...

laesst sich ebenfalls nur in Zusammenhang mit der Lautstruktur erklaeren. Zwar werden die Flexionsmorpheme [en] bzw. [e] als /en/ bzw. /e/ realisiert, die Gesetzmaessigkeiten der Laut-Schrift-Uebertragung im Deutschen erfordern jedoch zusaetzlich die Endkonsonanten-Verdopplung beim Stamm-Auslaut, um die Lautquantitaet des vorangehenden Vokals (kurz) auch in der Schreibung wiederzugeben: ["/koenigin/~1 l_/germanin/_|

+

[en]..

-»·

Γ koeniginnen l L germaninnen J

r/kuerbis/ ~1 [yomnibus/ J

+

[e]

->·

Γ kuerbisse Ί Lomnibusse J

Die Endkonsonanten-Verdopplung unterbleibt hingegen bei langvokalisehen Stamm-Auslaut: 71 72 73

Es ist in diesem Zusammenhang ohne Belang, welche Flexionsmerkmale [en] im Einzelfalle vertritt:dat, pl. bei Maskulina, Neutra oder alle Kasus pl. bei Feminina. Davon ausgenommen sind Lemmata wie 'Charakter', 'Ureter 1 . Vgl. 4.4.5, Klasse 10. Aufgrund der unterschiedlichen Lautstruktur orthographisch identischer Stammauslaute flektieren auch Adjektive wie 'leger', 'mager1 oder 'fidel', 'dunkel 1 teilweise unterschiedlich.

93 P/disziplin/ /medizin/ l_/doktrin/

+ [en]

Tdisziplinen medizinen Ldoktrinen

Γ /tuerkis/ 1 + [e] -» . rtuerkise ~| L/grus/ -I Lgruse J Auch bei Beruecksichtigung von Morphemgrenzen innerhalb des Stammes ( z . B . bei [koenig]+[in], [german]+[in]) muss die Lautstruktur beruecksichtigt werden, da [in] je nach Bedeutung lang- oder kurzvokalisch moeglich ist ([germ a n ] + [ i n ] , "ehem. Element"; [moral]+[in] , . . . ) . Auch bei Staemmen auf /...is/ spielt die Angabe "Morphemgrenze" keine Rolle (vgl.[kuerbis] und [ f i r n ] + [ i s ] bilden den Plural mit s-Verdopplung). 2 . 2 . 5 Vorschlaege zur Beruecksichtigung der Lautstruktur bei der schriftlichen Interpretation linguistischer Einheiten Die Heteromorphie von Laut- und Schriftsystem im Deutschen verhindert in etlichen Faellen, dass morphophonematische Gesetzmaessigkeiten uneingeschraenkt in morphographematische Regeln uebertragen werden koennen. Fuer die Formulierung der Konstituenten-Interpretierungsregeln ergibt sich hieraus folgende Konsequenz:Konstituenten, die aufgrund ihrer (graphophonematisch) mehrdeutigen 4 Interpretation Regeln durchlaufen wuerden, die nicht fuer sie bestimmt sind, muessen durch zusaetzliche Merkmale eindeutig gemacht werden. Dies kann durch Kennzeichnung der relevanten Partien hinsichtlich der Betonung oder Vokalquantitaet bewerkstelligt werden: a) [bitter], [lege:r] + [xeit] -» bitterkeit(-keit), legerheit b)

[faehig],

O

[ambi:g]

+ [xeit]

faehigkeit, ambigheit

[ge'nau]

+ [xeit]

genauigkeit, genauheit

d)

[pfingsten], [arse:n]

+ [ig]

pfingstig, arsenig

e)

[spiegel], [archipe:1]

+ [en]

spiegeln, archipelen

f)

[kuerbis], [tuerki:s]

+ [e]

kuerbisse, tuerkise

2 . 2 . 6 Einbeziehung morphotaktischer Beschraenkungen Einige der vorher aufgezeigten Gesetzmaessigkeiten lassen sich bei Einbeziehung morphotaktischer Restriktionen unabhaengig von der Lautstruktur formulieren: a) [xeit] wird als /keit/ realisiert nach den Morphemen [ig], [isch], [lieh], [bar], [sam]: 75

74

Die Ursachen dieser sozusagen "mangelhaften" Enkodierung sind natuerlich haeufig historisch begruendet: z.B. Uebernahme fremdsprachlicher Schriftbilder (Transliteration) bei Entlehnungen: 'Arsen 1 (neu) statt: x 'Arseen" oder x 'Arsehn' ι κ« a ^ „ « „ « ^1i 3 X· 'Medizin 1 statt Χ 'Medizien oder 'Medizihn' etc. 75 Die entsprechenden Restriktionen fuer /heit/: [xeit] wird als /heit/ realisiert nach [ern], I ( e ) n ] , t ( e ) t ] , [ f a c h ] : hoelzernheit, Verdorbenheit, Verzagtheit, einfachheit.

94 [kind]+[lieh], [ f ä r b ] + [ i g ] , [loes]+[lieh], [les]+[bar], [furcht]+[sam] + [xeit] -> kindlichkeit, farbigkeit, loeslichkeit, lesbarkeit, furchtsamkeit Die in 2 . 2 . 1 gezeigte Regularitaet der [xeit]-Realisierung als /keit/ (phonologische Determination) ist allerdings nur dann durch morphotaktische Regularitaeten zu ersetzen, wenn auch Segmente zugelassen sind, die nach unserem Verstaendnis (vgl.Kap. l (D) nicht als "Morphe(me)" bezeichnet werden koennen (z.B. /faehig/, /ewig/, /ploetzlich/ e t c . ) . Die betreffende morphotaktische Regel müsste also ueber Grenzsymbolen operieren, die nicht in jedem Fall mit Morphemgrenzen uebereinstimmen:76 b)

[xeit] wird als /keit/ realisiert nach [ . . . + i g ] , [ . . . + isch] etc. [ f a r b ( e ) ] + [ i g ] , [ew+ig] , [ambig] + [xeit] ->· farbigkeit, ewigkeit, aber: ambigheit ^7

Mit derartigen Grenzsymbolen koennten ebenso die von "replaciven" Morphen betroffenen Partien markiert werden ( v g l . 2 . 2 . 2 ) : [knot] + [en], [pfingst+en] , [arsen] knotig, pfingstig, aber:arsenig

+

[ig] -*·

2 . 2 . 7 Zur Unterscheidung von "nativen" und "nichtnativen" lexikalischen Einheiten im Hinblick auf morphographematische Gesetzmaessigkeiten Eine weitere Moeglichkeit, durchgaengig gueltige morphographematische Regularitaeten zu formulieren, besteht in der Unterscheidung lexikalischer Einheiten als [ nativ], und zwar im Hinblick auf ihre Lautstruktur. Da die gezeigten Schwierigkeiten bei der Uebertragung morphophonematischer Regeln in die Schrift hauptsaechlich durch sogenannte "Fremdwoerter" (wie 'ambig 1 , 'Archipel 1 'Arsen', 'Juwel', 'Tuerkis' etc.) verursacht werden, liegt es nahe, diese Einheiten von den "deutschen" Lexemen zu unterscheiden. So liesse sich z.B. die in 2 . 2 . 3 formulierte Konstruktions-Interpretierungsregel fuer das Pluralmorphem [en] praezisieren: /n/ nach l / . . . e r / > , [+nativ]

[en]

->

l k /en/nach

f/...el/ ( /...er/ ) ,[-nativ]

In diesem Falle koennte die in 2 . 2 . 5 vorgeschlagene Markierung von Vokallaenge, Betonung und Segmentgrenzen ( 2 . 2 . 6 ) entfallen. Allerdings muss dann die [+nativ]-Markierung gelegentlich bei Lexemen angebracht werden, die von

76

77

78

Dass ein Basismorphem aus morphophonematischen oder morphosyntaktischen Gruenden als eine inhaltlich nicht motivierte Pseudokonstruktion notiert werden muss, laesst sich auch bei praefigierten Verben zeigen. Obwohl einem abtrennbaren Praefix nicht in jedem Fall eine eigene Merkmalkonfiguration zuzuordnen ist, muss zwischen Praefix und Basis eine Segmentgrenze angezeigt sein, um z.B. Infinitiv oder Partizip Praeteritum bilden zu koennen: [an+fang] + [ge en] ->· angefangen. Vgl. hierzu 4 . 3 . Vorgeschlagen wird also eine Unterscheidung von Morphem- und Segmentgrenzen (notiert als [ . . . ] + [ . . . ] bzw. [ . . . + . . . ] ) auf der einen Seite und Nichtgrenzen (notiert als [ . . . ] ) . Siehe hierzu Wurzel (197o:25).

95 79 ihrer Etymologie und Lautstruktur her nicht als "deutsch" anzusehen sind, wie etwa 'Kuerbis 1 (vgl. 2 . 2 . 4 ) , 'Kapotaster 1 (bezogen auf 2 . 2 . 3 a ) ) , 'Bitumen' (bezogen auf 2 . 2 . 2 a ) ) die aber denselben Regularitaeten unterliegen wie z . B . entsprechend 'Firnis' ( 2 . 2 . 4 ) , 'Meister 1 ( 2 . 2 . 3 ) , 'Pfingsten' ( 2 . 2 . 2 ) . Die Kennzeichnung einer Einheit als [- nativ] ist demnach nicht unter sprachhistorischem Blickwinkel vorzunehmen, sondern im Hinblick auf ihre Zugehoerigkeit zu bestimmten morphologischen und phonologischen Klassen.

2 . 2 . 8 Moeglichkeiten einer "tieferen" graphematischen Notierung lexikalischer Einheiten Wurzel (197O) schlaegt vor, lexikalische Einheiten stets ohne unbetontes "e1 oder "en" zu notieren: [ ä f f ] statt /äffe/, [of] statt /ofen/, [schatt] statt /schatten/, [spiegel] statt /spiegel/, Bevor diese Einheiten (Wurzel nennt sie "Wurzeln") z.B. als Staemme mit Flexiven kombiniert werden, durchlaufen sie bestimmte "Stammbildungsregeln"; die eigentliche Flexion besteht dann lediglich im Anfuegen von Kasus-Affixen. In der Substantiv-Deklination werden aus derart "tief" notierten Einheiten durch Wechselwirkung zwischen spezieller "Stammbildung", genereller "e"-Insertion f phonologisch determinierter "e"-Elision und "Geminaten-Verschmelzung" ( / . . . ( e ) n / + /n/ ·> / . . . ( e ) n / ) phonetisch (in unserem Falle graphematisch) wohlgeformte Flexionsformen gebildet. Am Beispiel der Dativ-Plural-Bildung sei dies kurz verdeutlicht: zugrunde liegende Wurzeln:

[spiegl]

[schatt]

[spiegl] + W -*· /spiegl/

[schatt] + [n] -> /schattn/

b) Dativ-Affix:

/spiegl/ + [n]

/schattn/ + [n]

c) "e"-Epenthese: (phonologisch bedingt) 82

/spiegel/ + /en/

/schatten/ + /en/

d) "e"-Elision bei Affixen: 82 (phonologisch bedingt)

/spiegel/ + /n/

/schatten/ + /n/

a) Bildung des Pluralstammes: 80

e) Geminaten-Verschmelzung: /spiegel/ + /n/ Flexionsform im Dativ Plural: 79

80 81 82

spiegeln

/schatten/ schatten

Umgekehrt sind auch einige Lexeme, die von ihrer Etymologie her "deutsch" sind, aufgrund ihrer Lautstruktur als [-nativ] zu kennzeichnen (wie etwa 'Hermelin' im Hinblick auf die in 2 . 2 . 4 erwaehnte Endkonsonanten-Verdopplung im Plural). Diese Stammbildung verlangt bei jeder Wurzel ein eigenes Stairanbildungs-Merkmal (z.B. singular: + [ # ] , plural: + [ n ] bei [ f r a u ] ) . Rekonstruiert nach Wurzel (19?O:28). Genaueres siehe bei Wurzel (197O:3O).

96

Die Uebertragung des Wurzeischen Ansatzes auf ein morphologisches Regelsystem fuer geschriebene Sprache bringt bestimmte Vorteile. So kann sowohl bei der Flexion als auch bei der Wortbildung von einer einzigen Graphemfolge pro Morphem ausgegangen werden: [ ä f f ] liegt sowohl den Formen des Flexionsparadigmas äffe, ä f f e n , ä f f e n , . . . als auch den Mitgliedern der Wortfamilie ' A f f e 1 , ' A e f f i n ' , 'Aeffchen 1 , ' a f f i g 1 , ' a e f f e n ' , . . . zugrunde. Ein weiterer Vorteil liegt darin, dass lexikalische Einheiten aufgrund ihrer eindeutigen graphematischen Notierung stets den zutreffenden morphographematischen Regeln zugeordnet werden koennten. Die von uns in 2 . 2 . 5 vorgeschlagene Ergaenzung der graphematischen Interpretation durch Kennzeichnung der Vokalquantitaet und Betonung kann dadurch entfallen. So muesste z.B. 'Arsen* nicht als /arse:n/ notiert sein, um sich von 'Schatten', /schatten/ zu unterscheiden. 83 In Anlehnung an Wurzel koennen beide Einheiten als [arsen] und [schatt] vorausgesetzt werden. a)

[schatt] ~| L [arsen] J

+

[ig]

->-

C

+

[s]

-»·

[schatt] ~| [arsen] J

gen

p schattig L arsenig J 84 r schatt + en (+en) + s -i Larsen schatt(en)ig), verlangen hingegen bei Flexion spezielle "Stammbildungsregeln" ( z . B . [schatt] + [en] ·*· /schatten/), die wiederum bei unserem Vorgehen entfallen koennen. 8 ^ Was die praktischen Konsequenzen anbetrifft, bringt die Uebernahme von Wurzels Ansatz gegenueber unseren Vorschlaegen keine ins Gewicht fallenden Einsparungen. Wir meinen daher, dass unsere mehr an der graphematischen Oberflaeche ausgerichtete Notierung von Morphemen in Verbindung mit einer Kennzeichnung hinsichtlich Vokalquantitaet, Betonung (vgl. 2 . 2 . 5 ) und gegebenenfalls mit einer Markierung sogenannter "Segmentgrenzen" (z.B.[ew+ig],vgl. 2 . 2 . 2 ) fuer ein anwendungsorientiertes morphologisches Regelsystem guenstiger ist. Zudem muss eingewendet werden, dass die "tiefere" Notierung von Morphemen bei Wurzel nicht unproblematisch ist. So muss unterschieden werden, ob ein "e" oder "n" kein Wurzelelement (und demnach in der phonematischen Interpretation der Grundform nicht erscheint, wie in [schatt]) oder ob "e" bzw. "n" zur Wurzel gehoert (in diesem Falle muss es in die Grundform aufgenommen werden, wie bei [regn], 'Regen'). Ob "n" jedoch Wurzelelement ist, kann nur durch Vergleichen der Formen einer "Wortfamilie" (also z.B. 'Regen', "regnen 1 , 'regnerisch 1 gegenueber 'Schatten', '(be)schatten', 'schattenhaft',...) ermittelt werden. 83 Wurzel hat diese Methode allein auf "native" Einheiten angewendet (was bei ihm "einsilbige" Einheiten wie [schatt], [gsicht], 'Gesicht 1 , [streik] etc. sind vgl. Wurzel (197o:3o)), so daß sich die Frage, wie Fremdwoerter ( z . B . 'Arsen', 'Archipel 1 ) zu behandeln waeren, nur indirekt beantworten laesst. 84 Infolge der Geminaten-Verschmelzung (vgl. 2 . 2 . 8 e ) ) wird (+en) nicht ausbuchstabiert . 85 Auch in der Komposition sind bei Wurzel bestimmte "Stammbildungsregeln" erforderlich (z.B. [schatt] + [haft] -> /schatt/ + /en/ + /haft/, ebenso bei [schatt] ·+· [los]), die sich bei unserem Vorgehen eruebrigen.

97 Das heisst, dass zum Beispiel den Lexemen 'Roentgenbild*, 'roentgen 1 (VRB: ich roentge, du roentgst,...) ein Morphem [roentg] zugrunde gelegt werden muesste. Dies widerspricht unserer Meinung nach der intuitiven Zuordnung von Ausgangsformen, die Namen sind (wie 'Roentgen'), und Wortbildungen. Zumindest in diesem Falle scheint uns die Notation der Ausgangsform mit "en"-Auslaut (also /roentgen/) und die Annahme "subtraktiver" Wortbildungsmorpheme (z.B. bei /roentgen/ + (verb) ->- /roentg/) plausibler. 2 . 3 Ausspracheunabhaengige Regularitaeten Sehr viele Zusammenhaenge zwischen der graphematischen Interpretation von Konstruktionen und Konstituenten lassen sich unabhaengig von der Lautstruktur formulieren. a) Diese Zusammenhaenge sind entweder fuer phonematisch und graphematisch interpretierte Einheiten gleichennassen gueltig b) oder sie weichen von Regularitaeten der gesprochenen Sprache insofern ab, als sie - den besonderen visuell-kommunikativen Notwendigkeiten der Schrift entsprechend - in graphemetischer Realisierung ueberdeutlich abgebildet sind. Auf eine ausfuehrliche Behandlung von a) sei hier verzichtet;als Beispiele Hessen sich die phonematisch determinierten Flexions-Allomorphe bei Verben wie 'atmen 1 , 'regnen' etc. (du atm/est; es regn/et) anfuehren. Hier entsprechen sich phonematische und graphematische Distributionsregeln. Zusaetzlich sei auf einige in Kap. 7, Exkurs behandelten (in Schreibung und Rede gleichermassen gueltigen) Restriktionen bei der Selektion von /chen/ und /lein/ verwiesen. Auf die von der phonematischen Realisierung gemaess b) abweichende schriftliche Realisierung von Konstituenten und Konstruktionen sei mit einigen Beispielen eingegangen: Die Assimilierung des Flexions-Elements /t/ beim Zusammentreffen mit einem auf /...t/ auslautenden, ab- oder umgelauteten. Stamm 'raten 1 : 'laden':

/re:t/ /le:t/

+

/t/

-»·

rc:t le:t

entspricht sich in lautlicher und schriftlicher Interpretation nur dann, wenn der phonetische /...t/-Auslaut des Stammes durch das Graphem "t" wiedergegeben ist, wie in a)

'raten':

/raet/

+ /t/

->

raet

Sie unterbleibt hingegen in der Schreibung, wenn dem phonetischen /...t/ ein von "t" verschiedenes Graphem entspricht, wie in: b)

'laden':

/laed/

+ /t/

->

laedt

Das gleiche gilt auch, wenn /t/ andere Flexionsmerkmale interpretiert: 'verwenden':

/fervant/ /verwand/

+ /t/

·>

fervant verwandt

Wir schliessen daraus: Die phonematische Assimilation findet in geschriebener Sprache keine Entsprechung, wenn die aufeinanderfolgenden Grapheme in der Morphemkombination nicht gleich sind ( z . B . d ^ t in b ) ) . Dass der so entstandenen Konsonantenkombination der selbe Lautwert zukommen muss wie der assimilierten Version, versteht sich von selbst.

5

TYPISIERUNG DER HOO3RAPHEN-REIHEN: MARKIERUNG DER MORPHEMGRENZEN IN KONSTRUKTIONEN

5.1

Konstituenten-Hcmographie und Konstruktions-Hcmographie

Kann eine Wbrtform als graphematische Repräsentation unterschiedlicher Morpheme oder Morphemkambinationen beschrieben werden, nennen wir sie morphologisch mehrdeutig. a) der beamte muß die Steuer prüfen b) die rennfahrer rasten eine stunde lang c) das Steuersystem ist veraltet d) wir säubern die Wachstuben e) die träger sind zu schwach, f) er bereitet den fisch Durch Segmentation der Wortformen in unmittelbare Konstituenten kann die jeweilige morphologische Mehrdeutigkeit ermittelt werden: Erste Beschreibungsebene: a) Steuer: 1. steuer/0 - 'Steuer', 'Abgabe1/ akk, sg, Flexionsklasse 5 2. steuer/0 - 'Steuer', 'Lenkung'/ akk,pl, Flexionsklasse 1 b) rasten: 1. rast/en 2. ras/ten

-

'rasten'/ 1.pl, präs 'rasen1/ 1.pl, prät

Zweite Beschreibungsebene: c) Steuersystem 1. steuer/system - 'Abgabe'/ 'System1 2. Steuer/system - 'Lenkung1/ 'System'

1

Vgl. 4.4.5.2

99

d) Wachstube: 1. wach/'stube

-

'wachen'/ 'Stube1 'Wachs1/ 'Tube'

2. wachs/tube

Dritte Beschreibungsebene: e) träger: 1. tra-e-g/er 2. tra-e-g/er

-

'tragen'/ 'jmd.(agent), der etw. ' 'tragen'/ 'etw.(instr.), mithilfe dessen jmd.etw.

1. bereit/0

-

'bereit'/ 'etw.

2. be/reit

-

'auf etw.

f) bereit'. machen' 2 '/ 'reiten1

Wir haben zu den einzelnen Beispielen jeweils die Beschreibungsebene gewählt, die den unterschiedlichen Morphembestand am deutlichsten wiedergibt: a) und b) sind bereits als "Flexionsformen" mehrdeutig; sie werden in "Stamm" und "F-Element" zerlegt. c) und d) sind als "Flexionsformen" (d.h. hinsichtlich ihrer Flexionsmerkmale) eindeutig; sie werden in "Kompositionsglieder" zerlegt, e) und f) sind ebenfalls als "Flexionsformen" eindeutig; die Mehrdeutigkeit wird erst durch Zerlegung in "Basismorphem" und "Derivativ" darstellbar. Die betreffenden Konstruktionen in a), c) und e) sind dabei in jeweils homographe Konstituenten zerlegbar; der unterschiedliche Morphembestand der Konstruktionen manifestiert sich in der unterschiedlichen Klassifizierung von mindestens einer der beteiligten Konstituenten. Die Zerlegung der Konstruktionen in b), d) und f) ergibt indes stets heterographe Konstituenten (die sich natürlich auch in ihrer Klassenzugehörigkeit voneinander unterscheiden). Entsprechend der Zerlegung von bereit hätte der Beispielsatz f) diese Lesarten: 1. 'er macht den Fisch (die Fischmahlzeit) bereit' 2. 'er reitet auf dem Fisch (z.B. einem Delphin)'. Es spielt in diesem Zusanmenhang keine Rolle, daß eine der beiden Lesarten weniger plausibel als die andere ist. In Beispiel a) sind sowohl die Stämme als auch die F-Elemente in dieser Hinsicht voneinander unterschieden, während in den Beispielen c) und e) nur jeweils eine Konstituente einer unterschiedlichen Klasse angehört: Steuer/... bzw. .../er.

1oo umschreibt man "Segmentation" als "Markierung von Morphemgrenzen in Konstruktionen", lassen sich die aufgeführten Zerlegungsergebnisse auch folgendermaßen charakterisieren: Die Morphemgrenzen ("/") in den verglichenen Konstruktionen stimmen auf der gleichen Beschreibungsebene überein:

4

a) [steuer/0]

-

[steuer/0]\

c) [s teuer/system]2 e) [tra-e-g/er] 3

-

[Steuer/system]2 [tra-eg/er]j

Die Markierungen in den Konstruktionen überschneiden sich: b) [rast/en]\

-

[ras/ten]

d) [wash/s tube]2

~

[wachs/tube]2

f) [bereit/0]

-

[be/reit]3

3

Die Zerlegungsergebnisse in a ) , c) und e) benennen wir im folgenden als "graphematische Übereinstimmung I" (oder kurz: C+HOM]), die in b), d) und f) als "graphematische Übereinstimmung II" (oder: C-HQM]). Beide Typen der übereinstirtmung können auch bei der Zerlegung bloß partiell homographer

Konstruktionen unterschieden werden:

Erste Beschreibungsebene: I:

[s teuer/'0} \

II: [rast/en]

-

[ s teuer/n ]

-

[ras/te}i

Zweite Beschreibungsebene: I:

[wasser/diaht]

2

II: [staub/ecke]2

-

[wasser/diente]

2

[stau/beckens~\2

Dritte Beschreibungsebene: 7 I: [dicht/-] ·$ [dicht/e]^ II: [legende/-] 3 '

4 5 6 7

-

[leg/end]3

Die Indizes bezeichnen die der Morphemgrenze entsprechende Beschreibungsebene. Diese Unterscheidung wird 6.3 nochmals aufgegriffen. "Partiell homograph" heißt: Der Graphanteil einer Konstruktion ist im Graphemteil einer anderen als Teilmenge enthalten. Vgl. hierzu 6.2. Morphem- und Vfortformen-Grenze können auch zusammenfallen.

Wendet man diese Unterscheidung nach jedem Zerlegungsschritt an, ergeben sich - unabhängig von der Beschreibungsebene - diese Möglichkeiten: (1) (i) Bei Segmentation einer homographen Konstruktion: Q

[+HOM]

Konstruktion·!

-

Konstruktion

[+HCM]

Konstituente\

-

Konstituente!

[+HQM]

Konstituente?

-

Konstituente!

[-HQM] [-HCM]

Konstituentei Konstituente?

-

Konstituente! Konstituentei

Q

(ii)

: Typ I

: Typ H

Bei Segmentation einer heterographen (bzw. partiell homographen) Konstruktion: [-HOM]

Konstruktion·!

-

Konstruktion2

[+HOM] [-HOM]

Konstituentei Konstituente?

-

Konstituente! Konstituente!

: Typ I

[-HQM] [-HCM]

Konstituentei Konstituente?

-

Konstituente! Konstituentei

: Typ II

Bei Typ I von (1) (i) kann die Beschreibung der Homographie bereits bei den entsprechenden Konstituenten einsetzen; die Ebene der Konstruktion ist zur Beschreibung der Homographie nicht erforderlich, da die Verknüpfung bereits homographer Konstituenten auch homographe Konstruktionen ergeben muß. Wir sprechen hier von "Konstituenten-Homographie". In Typ II von (1)(ii) hingegen liegt zwar zwischen den Konstruktionen Homographie vor, nicht jedoch zwischen deren Konstituenten. Wir sprechen dann von "Konstruktions-Homographie". 8

Die homographen Konstituenten können ihrerseits als Konstruktionen der nächsten Beschreibungsebene aufgefaßt und dementsprechend zerlegt werden. Als Ergebnisse sind hier wieder beide Typen I und II möglich. 9 Wird eine homographe Konstruktion zerlegt und stimmen die gleichklassifizierten Segmente beider Zerlegungsversionen in einem Fall graphematisch überein (z.B. bei wasserarm: 1.wasser/...- 2.wasser>/...), müssen auch die übrigen Konstituenten homograph sein (1 /arm- 2 /arm). Stimmen die gleichnamigen Konstituenten in einem Falle indes nicht überein (eicheni 1.eiah/... - 2.ei/...), sind auch die verbleibenden Konstituenten nicht nomograph (1 /en - 2 /ohen) . Auch partiell homographe Konstituenten können auf der nächsten Beschreibungsebene wieder als Konstruktionen behandelt und in die entsprechenden Konstituenten zerlegt werden. 11 Welche der Konstituenten miteinander homograph sind, die jeweils linksoder die jeweils rechtstehenden, spielt in diesem Zusammenhang keine Rolle.

1o2 In folgender Übersicht sind die Möglichkeiten der graphematischen Übereinstiitmung zwischen Konstruktionen bzw. Konstituenten in Abhängigkeit von der Beschreibungsebene zusairmengefaßt. Es muß allerdings betont werden, daß in diesem Schema lediglich die in 4.1 vorgesehenen Wortbildungstypen (zweigliedrige Komposition, einfache Ableitung) verzeichnet sind. Obwohl damit nur ein Teilbereich der Wortbildung berücksichtigt worden ist, ermöglicht diese Einteilung die Erfassung der weitaus meisten Fälle von Wbrtformen-Mehrdeutigkeit. Das Schana ist folgendermaßen aufgebaut: Zu einer homographen Wertform werden auf jeder Beschreibungsebene die Möglichkeiten der graphematischen Übereinstimmung angegeben. Entsprechend den drei Konstruktionstypen "Flexionsmform", "Komposition", "Derivation" und den beiden möglichen Übereinstimmungen ([+HCM] und [-HOM]), ergeben sich nach Abarbeitung der dritten Ebene ("Derivation" - "Basismorphem"/"Derivativ") insgesamt acht Klassen. Diese Klassen werden durch je ein Beispiel erläutert (weitere Beispiele im Anschluß daran). Eine beliebige homographe Wbrtform (z.B. versende, vgl. Klasse 8) kann nun gemäß ihrer verschiedenen Lesarten auf jeder Ebene zerlegt werden. Schrägstriche markieren die jeweils relevanten Morphemgrenzen; die indizierten Klamnern bezeichnen die vorliegende Beschreibungsebene. versendet 1. Lesart: [[ vers/ [ ende K]- /0 L t versende/0 L, 2. Lesart: [[-/[

[ vers/ende ] 2 /

ver/send ].,]_ /0}

[ versend/e ]..,

oder:

•j .

\

(vers) [ ende ],

oder:

[-/versend ]-,

[ ver/send ]->

1o3

H

00 CO

ΓΟ ι — ι ι — ι r—ι Κι—ι rO'XJ'XJ

l

l

I

I

V

05

SH

5^

V,

p>

I

I

X

ΙΛ

I

I

c

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S

Vi

ω tu o tn -ϋ

H ϋ

Μ Ρ

. ί &>

II

-H -

m

-

-

c o - - H Q ) - ca O H

§ s g .. & s s e ^

T3

^-' -

W

co o

.. ^

Vi)

v

•S

V

. G 1 : " w i n d " ml m m2 m 26 Zusätzlich gelten natürlich die in (1) erwähnten Beschränkungen. 27 28

Zur ebenfalls moeglichen Homographie " B u s 1 , 'Busen 1 - 'Busch' siehe anschliessend. Den Ausspracheunterschied zwischen 'bueschen' ( ' B u s ' ) und 'bueschen 1 ('Busen') beruecksichtigen wir hier nicht. Dies gilt im uebrigen fuer alle heterophonen Konstruktionen:'kuechelchen' ("Kueche") - 'kuechelchen' ('Kuchen') oder 'kuechlein 1 ( ' K u e c h e ' ) - kuechlein ( " K u c h e n " ) etc.

144 /boot/ /schuppe/ /läppe/ -

/böte/ /schuppen/ /läppen/

boetchen, -lein 29 schueppchen, -lein laeppchen, -lein

Die in Abhaengigkeit von (2) (ii) ermittelten Vergleichspaare stehen graphematisch in diesem Verhältnis: ( 5 ) ( i i ) G n ist um ein Umlaut-Graphem "kleiner" als G „. ml m^ Zusaetzliche Bedingung: Die nach Anwendung von ( 2 ) ( i i ) (bei Kombination der Restriktionen auch nach Anwendung von ( 2 ) ( i ) ) entstandenen Graphemfolgen G 1 und G 1 enden nicht auf die in (4) aufgefuehrten Graphemfolgen. /ohr/ - /oehr/ + Dim ->· oehrchen, -lein /platz/ - /plaetz/ plaetzchen, -lein /lager/ - /laeger/ laegerchen, -lein /buchel/ - /buechel/ buechelchen, buechlein Für folgende Vergleichspaare gilt ( 5 ) ( i i ) erst nach vorheriger Anwendung von (2) ( i ) ; /grat/ /mohr/ /buchs/ -

/graet(e)/ /moehr(e)/ /buechs(e)/

+ Dim -»·

graetchen, -lein moehrchen buechschen

Nach der Konstruktions-IR (2) (iii) koennen Basismorpheme in Vergleichspaaren zusammengefasst werden, die sich graphematisch folgendermassen unterscheiden: (5) (iii) l. Moeglichkeit: Wenn auf G ( s . ) keine der Restriktionen werden braucht, gilt: G ( s . ) ist

( 2 ) ( i ) und (ii) angewandt zu

um die Grapheme /...el/ "kleiner" als G ( s . ) .

Zusaetzliche Bedingung: Die Graphemfolge, die beiden G-Teilen gemeinsam ist, endet auf /...ng/, / . . . c h / , /...seh/, /...Vok. g/. /ring/ /stich/ /ding/ /sieg/ /buch/

-

/ringel/ /Stichel/ /dingel/ /siegel/ /buchel/

+ Dim ·+·

ringelchen stichelchen dingeichen siegelchen buechelchen

Wenn G ( s . ) jedoch den Restriktionen

( 2 ) ( i ) und (ii) oder G m < s . ) der

Restriktion ( 2 ) ( i i ) unterliegt, gilt: G 1 ( s . ) ist um /...el/ "kleiner" als G 1 ( s . ) . m i m j Bedingung ( 3 ) ( i i i ) t r i f f t erst nach Durchlaufen der Restriktion ( 2 ) ( i ) zu bei: /schling(e)/ /zieg(e)/ /kling(e)/ /kuech(e)/

-

/schlingel/ /ziegel/ /klingel/ /kuechel/

+ /chen/

·>

schlingelchen ziegelchen klingelchen kuechelchen

29 Den prädiktablen Ausfall des Doppelvokals bei Umlautung haben wir hier nicht eigens in einer Regel berücksichtigt. Vgl. hierzu Kap. 4, Exkurs und 4.4.5.2.

145 Fuer folgende Beispiele gilt zusaetzlich Restriktion ( 2 ) ( i i ) : /buch/ /schlag/ /fach/ /krug/ /busch/ /flug/ /zug/

-

Bedingung (5) (iii)

-t- /eben/

->·

buechelchen schlaegelchen faechelchen kruegelchen bueschelchen fluegelchen zuegelchen

setzt hier die Anwendung von (2) ( i ) , (ii)

/knoch(en)/ /kuch(en)/ /buch(e)/ (5)(iii)

/buechel/ /schlaegel/ /faechel/ /kruegel/ /bueschel/ /fluegel/ /zuegel/

- /knoechel/ - /kuechel/ - /buechel/

+ /chen/

->·

und (iii)

voraus:

knoechelchen kuechelchen buechelchen

2. Moeglichkeit: 1

G ( s . ) ist mit G1 ( s . ) homograph, m i m D Weitere Bedingung: Die beiden G-Teilen gemeinsame Graphemfolge lautet auf / . . . c h / , /...seh/, /...ng/ oder / . . . V o k . g/ aus. In den nun folgenden Beispielen t r i f f t von ( 2 ) ( i ) zu: 3o /buch/ - /buch(e)/ /drach(e)/- /drach(en)/

+

( 5 ) ( i i i ) entweder erst nach Durchlaufen

/chen/

->·

buechelchen draechelchen

oder nach Durchlaufen von (2) (i) und (ii) [/kuch(en)/ - /kuech(e)/] + /chen/

-*·

kuechelchen

Die nach Regel (4) (i) zusammenfassbaren Basismorpheme sind graphematisch folgendermassen zu beschreiben: ( 5 ) ( i v ) Wenn auf beide Graphemteile G ( s . ) und G ( s . ) keine der Restriktionen m : (2) (i) oder (ii) zutrifft,gilt? X G (s ) ist um / . . . e l / "kleiner" als G ( s . ) ; andernfalls: m i m 3 G' (s ) ist um "...l" "kleiner" als Gm1 ( s . ) . m i D Weitere Bedingung: Die beiden G-Teilen gemeinsame Graphemfolge endet auf einen Konsonanten (/ s ) . /sieg/ /ring/ /stich/ /ding/ /wind/ /spind/ /buch/ /griff/

-

/Siegel/ /ringel/ /stichel/ /dingel/ /windel/ /Spindel/ /buchel/ /griffel/

+ /lein/

3o Vergleichspaare, auf die (5) (iii) t r i f f t , sind nicht belegt.

->·

sieglein ringlein stichlein dinglein windlein spindlein buechlein grifflein

nach Durchlaufen allein von (2) (ii)

zu-

146 Bei nachfolgenden Beispielen ist

( 2 ) ( i ) fuer G ( s . ) vorausgesetzt.

/zieg(e)/ - /ziegel/ /schling(e)/- /schlingel/ /kuech(e)/ - /kuechel/ Hier ist

+ /lein/

->·

zieglein schlinglein kuechlein

entweder ( 2 ) ( i i ) fuer G ( s . ) vorausgesetzt: m i [/buch/ - /buechel/] + /lein/ ·*· buechlein

oder ( 2 ) ( i ) und ( i i ) : /kuch(en)/ - /kuechel/ /buch(e)/ - /buechel/

+ /lein/ ->

kuechlein buechlein

Bei der Ermittlung der verschiedenen Basismorpheme, die in Abhängigkeit von bestimmten morphographematischen Regularitaeten als Homographen interpretiert werden muessen, haben wir uns auf die Bildung von Vergleichspaaren beschraenkt. Gelegentlich lassen sich jedoch auch mehr als zwei Basismorpheme in dieser Weise zusammenfassen: /buch/ - /buch(e)//buchel/ - /buechel/

+ /chen/

-»·

buechelchen

/buch/ - /buch(e)//buch(e)l/-/buech(e)l/

+ /lein/

->·

buechlein

/kuch(en)/ - /kuech(e)/- + /chen/ /kuechel/

->·

kuechelchen

/kuch(en)/ - /kuech(e)/ - /kuechel/

+ /lein/

-*

kuechlein

/wind/ - /wind(e)/ /wind(e)l/

+ /lein/

->·

windlein

Weitere Moeglichkeiten der Vergleichspaar-Bildung bestehen noch in der Gegenueberstellung von Diminutiv-Ableitungen und Flexionsformen ( z . B . auf /en/ oder /-e-en/). (6)

G ' ( s . ) sei das mit /chen/ kombinierte Basismorphem und G ( P . ) der mit /en/ (/-e-en/) verknuepfte Stamm. Wenn gilt:G* ( s . ) ist um die Graphemfolge /...ch/ "kleiner" als G ( P . ) m i s ] und G1 ( s . ) lautet auf den Konsonanten /...s/ aus, ergeben sich homographe Konstruktionen. /kreis/ + /chen/ = /kreisch/ (VRB) + /en/ /ros(e)/ /roesch/ (ADJ) [/bus/ - /bus(en)/] + /chen/ = /busch/ + /-e-en/

Auch wenn man ueber die Akzeptabilitaet des einen oder anderen Vergleichspaares geteilter Meinung sein mag, duerfte doch wohl hinreichend klar geworden sein, dass eine derartige Ausnutzung morphographematischer Gesetzmaessigkeiten fuer die Erzeugung homographer Konstruktionen von Vorteil ist.

147 Neben der Gegenüberstellung von Derivationen oder von Derivation und Flexionsform ließe sich z . B . noch die Voraussagbarkeit der Kompositionsfuge bei bestimmten (in nicht letzter Position stehenden) Kompositionsgliedern zur Vergleichspaarbildung heranziehen. Wir begnügen uns hier mit partiell homographen Kompositionsgliedern auf / . . . e / - / . . . e n / und / . . . / - / . . . e r / bzw. /...-e-er/: (7)

[/schuppe/ [/käste/ [/läppe/

-

/schuppen/] /kästen/1 /läppen/]

+ /tier/ + /geist/ + /zeit/

(8)

[/fach/ [/licht/

-

/faecher/] /lichter/]

+ /kombination/ + /prozession/

schuppentier kastengeist lappenzelt >· >·

faecherkombination lichterprozession

Fazit: Auch in dieser Typisierungsversion sind die vorher zugrunde gelegten Beschreibungselemente "Segmentation-Klassifikation" und der "Graphemvergleich sich entsprechender Einheiten" enthalten. Die Hilfsgröße G, , die sich daraus ergibt, spielt auch in dieser Version eine wesentliche Rolle. Die Sprechweise G m (s i ) ist um /...el/ "kleiner" als G m (s.) korrespondiert mit der im vorangegangenen Kapitel benutzten Notation Gm(S;.)

=

G m ( S j ).

Die Erweiterung des Konzepts besteht vornehmlich darin, daß beim Graphemvergleich zwischen Einheiten in standardisierter Realisierung und zwischen umgebungsbedingten Allo-Einheiten (also zwischen G- und G '-Teilen) unterschieden wird und daß standardisierte Realisierung und systematische Variation regelhaft aufeinander bezogen werden können. Die Erörterung von Möglichkeiten der systematischen H-Reihen-Bildung schließen wir damit ab. Obwohl zu einem späteren Zeitpunkt und unter günstigeren Bedingungen eine maschinelle Anwendung der hier angestellten Überlegungen vorgesehen ist, werden entsprechende Schritte in dieser Arbeit nicht mehr unternonmen. Stattdessen gehen wir dazu über, das in den Kapiteln 3 bis 6 konzipierte Klassifikationssystem auf belegte Hoitiographen-Reihen im Deutschen anzuwenden, und zwar für die 1. Beschreibungsebene. Insofern knüpfen wir an unsere Ausführungen

in Kap. 6.5 an.

31

Derzeit sind solche Untersuchungen in größerem Umfang kaum möglich: Einmal, weil die dazu erforderlichen maschinenzugänglichen Morphemlexika nicht vorliegen, zum ändern, weil keine anwendungsorientierten morphologischen Regelapparate (vor allem für die Wortbildung) greifbar sind.

ANWENDUNG DES KLASSIFIKATIONSSYSTEMS AUF BELEGTE HOMOGRAPHEN-REIHEN

8.1

Erstellung eines Lexikoncorpus

Um eine breite Datenbasis zu erhalten, wurden aus mehreren Wörterbüchern alle homographen Flexionsformen ermittelt. Wortformen, die auf homographe Lexikoneinträge (Stämme) zurückführbar sind (Konstituenten- oder Lexikon-Homographie), konnten ohne große Mühe zu einem Corpus zusammengestellt werden; Wortformen, die partiell homographen Lexikoneinträgen angehören (Konstruktions- oder TextHomographie), mußten systematisch gebildet werden. Diese zeitraubende Methode der Homographenermittlung war unumgänglich, da die wesentlich bequemere und elegantere automatische H-Reihen-Bildung (wie in Kap. 7) maschinenzugängliche Lexika voraussetzt. 8.2

Benutzte Lexika und Begründung der Auswahl

Die Auswertung eines einzelnen Lexikons erschien unvorteilhaft, da bislang fürs Deutsche kein Wörterbuch vorliegt, das den speziellen Erfordernisse (großes Repertoire an Lexikoneinträgen und erschöpfende morphologische Markierung) entsprochen hätte. Es wurden daher mehrere Wörterbücher herangezogen, um deren jeweilige Vorteile zu kombinieren: Mater, Erich "Rückläufiges Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache"(1967) Mater bietet eine große Auswahl an Einträgen, die zudem - für unsere Zwecke vorteilhaft (rückläufig) angeordnet sind; allerdings fehlen die zur Bildung der Flexionsformen und späteren Klassifizierung unerläßlichen morphologischen Angaben. 1 Maschinenzugängliche Lexika mit ausreichenden grammatischen Informationen lagen zum Zeitpunkt der Untersuchung fürs Deutsche entweder nur unvollständig vor (so z.B. das "Saarbrücker Deutsche Wörterbuch", ein Stammwörterbuch mit ca. 100 000 Einträgen, das erst 1973/74 fertiggestellt worden ist) oder wiesen ein zu begrenztes Repertoire an Einträgen auf (etwa das "Saarbrücker Wbrtformenlexikon"- ca. 4O.OOO markierte Wortformen). Die Verwendung anderer (in unterschiedlicher Kodierung vorliegender) Lexika hätte zur Vereinheitlichung der technischen und linguistischen Formalien umfangreiche Normierungsarbeiten erfordert; die nichtmaschinelle Gewinnung der Daten erschien uns daher als kleineres Übel.

149

Wahrig, Gerhard "Deutsches Wörterbuch" (1968) Wahrig bietet ebenfalls eine große Anzahl von Einträgen. Die flexionsmorphologischen Angaben reichen in der Regel aus. Zur Ergänzung und Kontrolle wurden zusätzlich herangezogen: Duden Band 1 (Rechtschreibung); Mannheim 1967; Duden Band 5 (Fremdwörter); Mannheim 1966; "Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache" (Klappenbach/Steinitz) bis /muse/. Bei widersprüchlichen Angaben wurden alle Versionen zugelassen; bei anderen Unstimmigkeiten haben wir uns stets für die weitergehenden Möglichkeiten entschieden. Saarbrücken Wortformen-Lexikon (Stand: Februar 1969) Dieses Inventar, das aus Texten jüngeren Datums zusammengestellt ist,

wurde be-

nutzt, um Homographen zu ermitteln, die in den übrigen Lexika (die ja sehr häufig wiederum aus Lexika älteren Datums erstellt sind) nicht auftreten. 8.3

Einige Bemerkungen zur Form der Darstellung

8.3.1

Die Kennzeichnung einzelner Honographen nach ihrer H-Reihen-Zugehörigkeit

Bei der Anwendung des Typisierungskonzeptes geht es nicht um die vollständige Erfassung aller im Corpus zusammengestellten Homographen, sondern allein um die Ermittlung der dazu erforderlichen Klassen und Subklassen.

Es genügt

dabei, Homographen-Reihen als gemeinsame Elemente von nur zwei Paradigmen zu beschreiben; Homographen, die mehr als zwei Paradigmen angehören, können - wie in 7.1 gezeigt - durch Kennzeichnung nach ihrer H-Reihen-Zugehörigkeit ebenfalls erschöpfend typisiert werden. Aus Gründen einer sinnvollen Beschränkung unterbleibt diese Kennzeichnung einzelner Homographen. Zur Verdeutlichung übertragen wir lediglich die in 7.1 erwähnten Beispiele laute und lauten auf die hier vorliegenden Klassen. laute

= 'Laut1 (mas)/'laut' (ADJ) 'Laut'/'lauten1 (VRB) 'laut 1 /'lauten' 'Laut'/'Laute' (fern)

2 Eine ausführliche Beschreibung dieses Wörterbuches findet sich in Eggers (1962). 3 Selbstverständlich werden zu den einzelnen Gruppierungen H-Reihen-Beispiele aufgeführt.

15

'lauten'/'Laute1 'laut'/'Laute' Daraus ergibt sich folgende Markierung: laute:

I.

D)b1)

I. G)a1) I.

S)a1)

II. A)a2) II. D)a1) II. K)c1)

Diese Zuordnung trifft auch für lauten zu. 8.3.2 Ausnahmen Damit die Darstellung der Klassen nicht allzu umfangreich gerät, werden nur einige morphologisch interessanten H-Reihen-Gruppierungen angeführt (Negativkatalog folgt): Wenn die an -Reihen beteiligten Paradigmata zu einer der nun folgenden Gruppierungen gerechnet werden können, unterbleibt die Aufnahme: a)

Stark umgangssprachliche Formen: haste - 'hasten' (VRB)/ hast du 4 nix

- 'Nix' (mas)/'nichts' (PPQN)4

• ··

b)

nur regional gebräuchliche Formen: Haussen - 'Hausse1 (fem)/'haußen', "hier außen1

c)

obsolete Formen: dies, diese, diesen diese, diesen weste, westen gescheut

-

'dies' (DET)/'diesen', 'fließen' 'dies'/'Diese' (fern) 'Weste' (fem)/'wesen', 'sein1 4 'scheuen'/'gescheit'

huelfe tumben

- 'helfen'/'Hülfe' (fern) 4 - 'Tumba1 (femj/'tumb 1 (ADJ)4

labet urbar

- 'labenV'labet' (ADJ) - 'urbar'/'Urbar' (neu)

4 Nur in Wahrig belegt. 5 Schweizerdeutsche und österreichische Lexeme sind nicht ausgenonrnen. 6 In keinem der benutzten Lexika belegt.

151

d)

gebräuchliche Formen in veralteter Schreibung: probst

e)

nichtdeutsche (ungebräuchliche) Formen: mir

f)

g)

j)

k)

1)

- 'mir1 (PRO)/'Mir' (mas), russ. Dorfgemeinde

Abkürzungen: no

- 'No' (neu)/'Nordost' - NO/'Nobelium' - No

tee

- 'Tee (mas)/'Trans-Europ-Expreß' - TEE

fm

- 'Frequenzmodulation' - FM/'Fermium' - Fm/'Festmeter' - fm

Kurzwörter: uni

h)

- 'proben*/'Propst' (mas)

- 'uni'/'Universität'

defekte Formen: sohrein

- 'Schrein'(mas)/'schreien': sehrei(e)n

gehoern

- 'Gehörn1 (neu)/'gehören': gehoer(e)n

braeoht

- "brechen1/'bringen': braeoht(e)

Q

Feste Wendungen: gang

- "Gang" (mas)/'gang und gäbe (sein)'

gaebe

- 'geben'/'gang und gäbe (sein)'

Eigennamen: albert

- 'albern'/'Albert'

kürt

- 'küren'/'Kurt'

eilen

- 'Elle'/'Ellen 1

just

- 'just'/'Just'

andreas - 'Andrea' (andres neuer Hppenstift)/'Andreas' -Reihen, deren beteiligte Paradigmata ausschließlich Funktionswortklassen wie ADV, DET, ITJ, NUM, KON, PRP etc. angehören: alle

- 'all' (DET)/'alle (sein)' 9 (VZS)

bevor

- 'bevor' (KON)/'bevor(stehen) ' (VZS)

bis

- 'bis' (KON)/'bis' (PRP)

7

Die Unterscheidung zwischen gebräuchlichen und ungebräuchlichen Formen wurde intuitiv getroffen. So sind z.B. miss, foul, interview, rage ('Wut') als gebräuchlich eingeordnet. 8 Diese Formen werden in normaler Orthographie häufig mit Apostroph versehen.

9 Verbzusätze werden hier behelfsweise als eigene Wortklasse behandelt. Als Verbzusätze bezeichnen wir hier auch alle Adjektive, die nur prädikativ 1 (mit 'sein') gebraucht werden können (wie 'alle (sein)', 'schuld (sein) ).

152

m)

Generell werden keine

-Reihen aufgeronnen, deren beteiligte Paradigmen

zwar starnnhomograph sind, sich aber aufgrund der Abtrennbarkeit bzw. Nichtabtrennbarkeit der Präfixe flexivisch unterscheiden: 'durchlaufen1/'durchlaufen1 stimmen in den Flexionsformen durchgelaufen

(part. prat, zu 'durchlaufen'..)

durchlaufen

(part. prat, zu 'durchlaufen'2)

nicht überein.

Sind die betreffenden Paradigmen hingegen mit Stämmen unterschiedlicher Typisierung vertreten, wie etwa /streng/ ('streng')

-

/streng/ ('anstrengen')

/mass/ ('anmaßen')

-

/mass/ ('messen'),

werden sie aufgenonmen. n)

Lentna-interne -Reihen, wie z.B. die freien Varianten /wallfahr/, 'wallfahren' - /wallfahrt/, 'wallfahrten' oder Transformate des gleichen Lemmas, wie /beauftrag/, VRB-Paradigma - /beauftragt/, ADJ-HParadigma ('beauftragen') bleiben ebenfalls unberücksichtigt.

o)

Das gleiche gilt für

-Reihen, an denen ausschließlich systematische

Varianten (verschiedener Leimiata) beteiligt sind: /geraten/, ADJ2-Paradigma von "raten" und /geraten/ zu "geraten" die (von ihm) falsch geratene Zahl

('raten'),

der gut geratene kuohen ('geraten') Dagegen werden -Reihen, an denen nur teilweise systematische Varianten beteiligt sind, wie in /geschickt/, 'geschickt' - /geschickt/, "schicken", ADJ2-Paradigma: die geschickten finger

— die geschickten pakete

aufgencnmen. 8.3.3 Weitere Vereinbarungen Wenn in einigen Gruppierungen der Aufstellung hie und da seltenere Flexionsformen oder Paradigmen berücksichtigt worden sind, ist dies aus reiner Freude am Samtieln geschehen. Bei der Ermittlung der

-Reihen wurde vorausgesetzt, daß die zu erfassenden

Wortformen in der nach Duden Band 1 (1967) festgelegten Orthographie vorliegen. Die Großschreibung des Wortanfangs wurde jedoch nicht als unterscheidendes Merkmal berücksichtigt. 1O Diese Einschränkung betrifft im wesentlichen die Klassen II.4.; II.5.; II.5.; II.9.; 11.13. und 11.15. und die Stannttypen-Spezifizierung ADJ /ADJ . cl

cL

153

Exkurs: Zur Vernachlaessigung der Grosschreibung des Wortanfangs als distinktives Merkmal Die Grosschreibung - das zeigt wohl ihre Geschichte - ist hauptsaechlich aussersprachlich begruendet; sie koennte ohne essentielle Aenderung der bestehenden Schreib- und Lesekonventionen durch eine Neuregelung ersetzt werden. Die Diskussion darueber hat bereits Tradition,12 ein Ende ist noch nicht abzusehen. Der Verfasser beabsichtigt nicht, die Kontroverse erneut anzufachen oder die bestehende Regelung zu unterlaufen; fuer die Vernachlaessigung der Grossschreibung waren hier andere Gruende ausschlaggebend: Die Schreibung des Wortanfangs differiert im Satz unter bestimmten Bedingungen von der Schreibung im Lexikon. Im Lexikon ist die Grosschreibung ausschliesslich als paradigmatisches Merkmal eingesetzt,14 im Satz auch als syntagmatisches: So werden z . B . Infinitive entgegen ihrer Schreibung im Lexikon im Satz bei bestimmter Verwendung (in bestimmter Umgebung) grossgeschrieben, ohne dass eine lexikalische Bedeutungsveraenderung feststellbar waere.15 a) Das Betreten der Baustelle ist verboten b) Er bringt das Wasser zum Kochen Da durch Substantivierung und Satzanfangstellung zudem die meisten Wortformen entgegen ihrer Schreibweise im Lexikon grossgeschrieben werden koennen, muss beim Aufbau eines Lexikons, das zur Identifizierung von Text-(Satz-)Elementen konzipiert ist, die Grosschreibung als Charakteristikum bestimmter Kategorien vernachlaessigt werden.17 Bei der Erstellung eines Algorithmus zur Disambiguierung mehrdeutiger Wortformen im Satz kann hingegen - je nach Bedarf - die Grosschreibung als Hilfsmittel herangezogen werden.18 11 Zur Geschichte der Grosschreibung siehe z.B. "Empfehlungen des Arbeitskreises fuer Rechtschreibregelung", in: 'Duden-Beitraege 1 N r . 2 ; Mannheim 1959: aber auch Malige-Klappenbach, H. (1955). 12 Zur Geschichte der Diskussion um eine Rechtschreibreform vgl. Nerius (1967). 13 Die Diskussion drehte sich meist um die Frage, ob die Vorteile der Grossschreibung bei der Disambiguierung von Mehrdeutigkeiten die Nachteile bei der Vermittlung von Sprache im Unterricht aufwiegen. 14 Von der Verwendung in festen Wendungen wie 'zum Zug kommen1 einmal abgesehen. 15 Die Diskrepanz zwischen der Lexikon-Orthographie und der im Satz fuehrt u.a. dazu, dass im Satz Homographen entstehen koennen, die in Lexikonschreibung nicht vorgesehen sind: Beispiele: "Sie kaufte noch ein Pfund Hackfleisch zum Braten" ("zusaetzlich zu dem Braten'/'das gebraten werden sollte 1 ). 16 Ausgenommen sind hier Wortformen, die nie am Satzanfang stehen koennen, wie .Postpositionen ( ' u m - willen') oder Teile fester Syntagmata. 17 Es sei denn, man naehme noch Regeln auf, die die Schreibung je nach Verwendung im Satz vorschreiben. Dies erscheint uns in diesem Arbeitsstadium jedoch nicht angebracht. 18 Der Beitrag der Grosschreibung zur Disambiguierung mehrdeutiger Wortformen darf jedoch nicht ueberschaetzt werden. Die anlaesslich der Diskussionen um eine Rechtschreibreform oft vorgebrachen Argumente gegen eine Aenderung der bestehenden Konvention, die ein Ueberhandnehmen syntaktischer und lexikalischer Mehrdeutigkeiten in der geschriebenen Sprache voraussagten, falls die Grosschreibung als wortklassenunterscheidendes Merkmal entfiele, muessen daher relativiert werden. Eigene Untersuchungen an Texten des Saarbruecker Corpus haben ergeben, dass Grosschreibung die Zahl der potentiell

154 19 Gesprochene und geschriebene Sprache koennen trotz einiger Unterschiede nicht als vollstaendig voneinander unabhaengige Bereiche aufgefasst werden. Da der Grosschreibung des Wortanfangs in der Rede kein Lautunterschied gegenueber der kleingeschriebenen Version entspricht, waere es unangemessen, aufgrund von Minimalpaaren wie c) Wagen - wagen, d) Tagen - tagen d) Wagen - Tagen f) wagen - tagen W und w bzw. T und t als verschiedene Grapheme zu ermitteln. Bestenfalls koennen Majuskeln und Minuskeln als Allographe eines Graphems /w/ bzw. /t/ interpretiert werden.

8.4

Darstellung der Klassen

Die Darstellung richtet sich nach den in Kap.6 besprochenen Klassifikationsprinzipien. Die Aufeinanderfolge von -Typ, G^-, Gg- und Gf-Spezifizierungen entspricht den in Kap. 7 genannten Bedingungen für Homographie zwischen zwei Paradigmata, nach denen eine Spezifizierung von den Werten der vorangegangenen Spezifizierungen abhängt. Zwischen den einzelnen Werten der jeweils gleichen Spezifizierung besteht hingegen kein Zusammenhang.

Der Aufeinanderfolge dieser Gruppierungen liegt

also keine interne Systematik zugrunde.

19

mehrdeutigen Wortformen (als moegliche Anlaesse fuer syntaktische und lexikalische Mehrdeutigkeit im Satz) zwar um ca. 25% verringert; diese potentiellen Mehrdeutigkeiten bleiben jedoch in der Regel lokal (lediglich in zwei Faellen wurden durch Grosschreibung aktuelle Mehrdeutigkeiten beseitigt) , d.h. sie werden durch den engeren syntaktischen Kontext (ohne Einbeziehung uebersatzmaessiger Zusammenhaenge) disambiguiert. Von einem Ueberhandnehmenoder einer ernsthaften Beeintraechtigung der kommunikativen Leistung der Schrift kann kaum gesprochen werden (vgl. Weber/Zimmermann (1973)). Vgl. Kapitel 4, Exkurs.

20 Das heißt natürlich nicht, daß kein systematischer Zusammenhang herstellbar wäre: vgl. dazu etwa 3.4.4. 21 Die einzelnen Werte für G, (s.) werden unter 1., 2., 3., etc. für G (P.) K.

l

S

l

unter A), B), C ) , . . . ; für G f ( P . ) unter a ) , b), c ) , . . . notiert. Entsprechen den soweit "spezifizierten Formen unterschiedliche Flexionsmerkmale, werden diese unter a1), a 2 ) , . . . bzw. b1), b 2 ) , . . . aufgeführt.

155

Η-Typ I,,:

A)

G k (s 1 ) = Q;

G k (s 2 ) = Q

SUB /SUB, a

a)

a

φ, e, es(s), 22 -e-er, -e-ern

a1) 11, 19, 16, 22, 24

/

φ, e, es(s), -e-er, -e-ern

/

26, 35, 32, 38, 41

n, wurme, wurmes (wurms), W rmer, W rmern} = wurm (mas)/wurm (neu) b)

φ, e, es(s), -e-e, -e-en

b1) 11, 19, 16, 22, 24

/

φ, e, es(s), -e-e, -e-en

/

26, 35, 32, 38, 41

{bund, bunde, bundes, b nde, b nden} - bund (mas)/bund (neu) c)

φ, e, es(s), en

/

φ, e, es(s), en

d)

11, 20, 16, 24

/

26, 36, 32, 41

{stift,

stifte,

Stiftes,

stiften]

= stift (mas)/stift (neu) verdienst/verdienst; teil/teil; — c2) 26, 35, 32, 39

/

26, 36, 32, 39

{bett, bette, bettes, betten} = bett ('Schlafstelle1)/bett ('Flu rinne') d)

φ, s, n

d1) 13, 16, 24

/

φ, s, n

/

29, 32, 41

{laster, tasters, l stern}

= laster (mas)/laster (neu) koller/koller; messer/messer; banner/banner; — e)

φ, en

e1) 2,5

/

φ, en

/

11, 24

{flur, fluren} = flur (fern)/flur (mas) 22

es(s) entweder

es

oder

s.

156

e2) 2, 5

/

26, 41

{wehr, wehren} - wehr(fern)/wehr(neu) e3) 8, 18

/

26, 41

{tor, toren} = tor (mas)/tor (neu) inensch/msnsch, ... f)

Φ, η

/

φ, η

f1) 2, 5

/

29, 41

{koppel, koppeln} = koppel (fern)/koppel (neu) Steuer/Steuer; kabel/ kabel; ... f2) 2, 5

/

13, 24

{kiefer, kiefern} = kiefer (fern) /kiefer (mas) leiter/leiter; otter/otter; ...

f3) 2, 5

/

8, 18

{bulle, bullen} = bulle (fan)/bulle (mas) finne/finne; schotte/schotte; heide/heide; f4) 8, 18

/

29, 41

{bauer, bauern] = bauer (mas)/bauer (neu) g)

φ, e, en

g1) 2, 4, 7

/

φ, e, en

/

26, 36, 41 23

[mass, masse, massen} = mass (fern) h)

φ, se, sen

/mass (neu)

/ φ, se, sen

hi) 2, 4, 7

/

26, 36, 41

{erkenntnis, erkenntnisse, erkenntnissen} = erkenntnis (fern)/erkenntnis (neu): 'Einsicht'/'Gerichtsurteil'

, e, es (s)

/

, e, es (s)

J1) 11, 19, 16

/

11, 20, 16

j)

23 ss entspricht

: 'Ma

1

(fern) - 'bestimmte Biermenge1

157

{reif,

reife, reifes}

= reif (mas)/reif (ras): 'gefrorener Tau 1 /'Ring'

abdruck/abdruck: 'Gipsabdruck'/'Bildkopie'; ... J2) 11, 19, 16

/

26, 36, 32

{tau, taue, taues] - tau (mas)/tau (neu) reis/reis; ... J3) 11, 20, 16

/

26, 35, 32

{schild, schilde, Schildes} = schild (mas)/schild (neu) J4) 11, 19, 16

/

26, 35, 32

[band, bände, bcmdes} = band (mas)/band (neu) chor/chor: 'Sängergruppe'/'Gebäudeteil'

, s

/

k1) 2, 5

/

k2) 2, 5

/

k)

, s

11, 16 24 {band, bands} = band (fern)/band (mas) ('Musikergruppe'/'Buch') 26, 32

[band, bands] = band (fan)/band (neu) k3) 11, 17

{rentier, rentiers} k4) 11, 17

/

26, 32

rentier(mas)/rentier(neu): /

'Rentner'/'Ren'

26, 33

{lama, lamas} = lama (mas)/lama (neu) k5) 11, 16

/

29, 32

{ekel, ekels} = ekel (mas)/ ekel (neu)

k6) 11, 16

/

11, 17

{star, stars} = star ('Vogel')/star ('Berühmtheit')

D

/

11) 2

/

2

{lache} = lache ('Pfütze 1 , fan)/lache ('Art zu lachen', fan) kluft/kluft; tracht/tracht; bank/bank; mutter/mutter; ...

24

Heterophone -Reihe

158

12) 2

/

28

{helle} = helle (fern)/helle (neu, 'Bier')

13) 2 [mark]

/ 26 = mark (fern)/mark (neu)

heroin/heroin;

germanin/germanin;

14) 2

/

sorbin/sorbin; ..

1

{marsch} = marsch (fern)/marsch (mas) mangel/mangel; k nde ('Lehre')/k nde; ...

15) 8

/ 26

{erbe} = erbe (mas)/erbe (neu)

B) a)

φ

a1) 2

/ φ

/ 39

{nova} = nova (fan)/nova (neu, 'Novum')

a2) 11

/

39

{jura} = jura (mas)/jura (neu, 'Jus')

a3) 26

/

5

{arsen} = arsen (neu)/arsen (fern, "Arsis')

a4) 30

/

24

39

{schemen} - Schemen (neu)/Schemen (neu, 'Schema')

C)

25

SUB./SUK

φ

f

φ

a1) 5

/

23

a)

25 In Duden als Plural von 'Schema' zugelassen; Wahrig verzeichnet nur schemata und Schemas.

159 a2) 5

/

39

{alben} = alben (fern, 'Alba')/alben (neu, 'Album') a3) 39

/

39

{stadien} = Stadien (neu, 'Stadium')/Stadien (neu, 'Stadion')

D)

SUB /ADJ a a

a)

, e, es, er, ern

a1) 26, 35, 32, 38, 41

/ /

, e, es, er, ern 18, 1, 15, 5, 1O

{licht, lichte, lichtes, lichter, lichtem] = licht (neu)/licht b)

, e, es, en

b1) 11, 2O, 18, 24

/

, e, es, en

/

18, 1, 15, 9

{arm, arme, armes, armen} — arm (mas)/arm defekt/defekt; revolutionär/revolutionär; barsch/barsch; laut/laut; wert/wert; solitär/solitär; ...

b2) 26, 36, 32, 41

/

18, 1, 15, 9

[extrem, extreme, extremes, extremen} = extrem (neu)/extrem massiv/massiv; transparent/transparent;fest/fest;manifest/manifest; objektiv/objektiv; okular/okular; ... c)

, e, es

c1) 11, 19, 16

/

, e, es

/

18, 1, 15

{stolz, stolze, stolzes} = stolz (mas)/stolz schmuck/schmuck; bürgerstolz/bürgerstolz; ernst/ernst; grimm/grinm; plan/plan; ...

c2) 26, 35, 32

/

18, 1, 15

{elend, elende, elendes} = elend (neu)/elend wild/wild; gut/gut; heil/heil; vrohl/wshl; naß/naß; gemäß/gemäß; ...

16 d)

, en

d1) 2, 5

{uniform,

/

, en

/

18, 9

uniformen} = uniform (fern)/uniform

klanm/klanm; ... d2) 8, 18

/

18, 9

{brillant, brillanten} = brillant (mas)/brillant ignorant/ignorant; inzident/inzident; intrigant/intrigant; kombattant/ konbattant; ... d3) 25, 34

/

18, 9

{deutsch, deutschen} = deutsch (neu)/deutsch englisch/englisch; russisch/russisch; französisch/französisch; ...

,

/

e1) 13, 24

/

e)

, 18, 9

{simpel, simpeln} = simpel (mas)/simpel bitter/bitter; - - · e2) {übel, übeln} = übel (neu)/übel ungeheuer/ungeheuer; ··· e3) 2, 5

/

2, 9

{weise, weisen} = weise (fern, 'Melodie')/weise feige/feige; gerade/gerade; feste/feste; ferne/ferne; ... e4) 8, 18

/

2, 9

{rüde, rüden} = rüde (mas)/rüde f)

, es

f1) 26, 32

/

, es

/

18, 15

{ungestüm, ungestümes} = ungestüm (neu)/ungestüm zivil/zivil; geäst (neu, 'Astwerk1)/geäst; kapital; ...

/

fossil/fossil; kapital/

f2) 11, 16 / 18, 15 {gehorsam, gehorsames} = gehorsam (mas)/gehorsam

26 ADJ-Paradigma von 'äsen1: /geäst/. Heterophone -Reihe. Ähnliches Beispiel: geviert (neu)/geviert ('vieren'): ADJ-Paradigma; gehört zu b2).

161

g) gD 2

/ 18

{scheu} - scheu (fan)/scheu wasserscheu/wasserscheu; bar/bar; ...

g2) 2

/

2

/

18

{öde} = öde (fern)/öde irre/irre; mürbe/mürbe; ... g3) 15

{bourgeois} = bourgeois (mas)/bourgeois27 g4) 11

/

18

/

18

{ekel} = ekel (mas)/ekel 27 ungar/ungar g5) 14

{frevel} = frevel (mas)/frevel 27 korken/korken; juchten/juchten; leger/leger; ... g6) 26

/

18

/

18

{hoch} = hoch (neu)/hoch arg/arg; eigen/eigen; ... g7) 30

{"Linnen} = linnen (neu)/linnen eichen(neu, "kleines Ei")/eichen; leinen/leinen; g8) 2

/

20

{orange} = orange (fem)/orange beige('Stapel')/beige; ganz/ganz 28 ; prima/prima h)

n

h1) 24

/ n

/

9

{mtttlern} = mittler (mas)/mittler ('mittlere')

27 Heterophone H-Reihe. 28 'Ganz' (fan) nur in Wahrig belegt.

162 j)

Φ, r, n

JD 9, 10, 18

/

φ, r, n

/

2, 5, 8

{weise, weiser, weisen} = weise (mas)/weise

E)

SUB /ADJ, 3.

a)

d

e, es, en

a1) 26, 32, 36

/

e, es, en

/

4, 17, 11

{beste, bestes, besten} = best (neu)/best ('gut')

F)

a) φ a1) 39

G)

Ι φ / 18 = seren ('Senm'J/seren29

SIB/VRB cl α a)

φ, e, en

a1) 11, 20, 24

/

φ, e, en

/

47, 4, 1830

, rwfe, rufen} = ruf (mas)/ruf ('rufen') 29 Heterophone Η-Reihe. 30 Syntaktisch determinierte Allo-St mme werden - falls belegt - unter (NS) und (HS) gesondert aufgef hrt. Es ist allerdings zu beachten, da die Angabe (NS) die Verwendung der betreffenden Form im Hauptsatz nicht vollst ndig ausschlie t: bei den Formen (NS)-Stamm χ en gilt die Einschr nkung nur f r finite Formen. Die Formen (NS)-Stamm χ φ sind zudem nicht im Imperativ Singular, (NS)Stamm χ t (et) nicht im Imperativ Plural m glich: Die vorher spezifizierten F-Elemente treffen nur zu, wenn sie nicht gleich φ oder t (et) sind. Korrekterweise geh rten also die Gruppierungen (NS) von a) zu f) : d.h. zu e, en statt zu φ, e, en. Wir f hren sie jedoch in a) auf, weil sie mit den dort zusammengefa ten Simplicia flexionsmorphologisch und syntaktisch verwandt sind. Weiterhin gilt: Die Flexions-Muster der Formen (HS)-Stamm χ en m ssen um das Merkmal "Infinitiv" verringert werden: tischen von 'auftischen1 ist nicht im Infinitiv zugelassen. Vgl. hierzu noch unsere Bemerkungen zur eingeschr nkten Flektierbarkeit in Kap. 3,Exkurs.

163

blick/blick; kurier /kurier; reiz/reiz; ... (NS) : nachruf/nachruf ; ausweis/ausweis ; Vorsitz /Vorsitz ; ... (HS) : freund/ (an) freund; tisch/ (auf) tisch; . . . a2) 26, 36, 41

/

47, 4, 18

[spiel; spiele, spielen] - spiel (neu) /spiel gebiet (neu) /gebiet; salz/salz; urteil/urteil; ziel/ziel; ... (NS) : abspiel/abspiel; abteil/abteil ; beiheft/beiheft; ... (HS) : boot/ (aus) boot; quartier /(ein) quartier; seil/ (ab) seil; a3) 11, 20, 24

/

47, 4, 19

; berufe, berufen} = beruf (mas) /beruf erlass/erlass ; verhau/verhau ; . . . (NS) : vorbeh lt/vorbeh lt a4) 11, 19, 23

/

47, 4, 18

{strahl, strahle, strahlen] = strahl (mas) /strahl schmerz /schmerz (NS) : nachfahr/nachf ahr

a5) 26, 35, 39

/

47, 4, 18

{bett, bette, betten] = bett (neu) /bett

b)

φ, e, ten

b1) 11, 19, 23

/

φ, e, ten

/

47, 4, 38

{bau, baue, bauten] = bau (mas)/bau unterbau/unterbau

31

(NS): aufbau/aufbau; vorbau/vorbau; ... c)

φ, e

c1) 11, 19

/

(Zi, e

/

47, 4

{stoss, stosse] = stoss (masj/stoss fall/fall; dank/dank; betrag/betrag; ... (NS): anstoss/anstoss; anlauf/anlauf; .. (HS): hals/(auf)hals; 31

Heterophone H-Reihe.

...

164 c2) 26, 35

/

47, 4

{bild, bilde} = bild (neu)/bild fass/fass; glück/glück; kleid/kleid; ... (NS): abbild/abbild; mitleid/mitleid; ... (HS): holz/(ab)holz; blatt/(ab)blatt; ... d)

, en

d1) 2, 5

/

, en

/

47, 18

{form, formen} - form (fan)/form schlacht/schlacht; Wirtschaft/Wirtschaft; ... (NS): einheirat/einheirat; nachricht/nachricht; vorarbeit/vorarbeit;, (HS): pflicht/(bei)pflicht; list/(auf)list; ... d2) 8, 18

/

47, 18

[protz, protzen] = protz (mas)/protz greif/greif, narr/narr, lump/lump, ... (NS): vorfahr/vorfahr, ... d3) 25, 37

/

47, 18

{herz, herzen] = herz (neu)/herz , n

/

e1) 2, 5

/

e)

{feder,

, 47, 18

federn] = feder (fem)/feder

fessel/fessel; fackel/fackel; ... (NS): aussteuer/aussteuer; nachfeier/nachfeier; ... (HS) : butter/ (zu) butter; ... e2) 13, 24

/

47, 18

{meister, meistern] = meister (mas)/meister bügel/bügel; pilger/pilger; ... (HS) : burger/(ein)burger; pranger/(an)pranger; — e3) 29, 41

/

47, 18

{knie, knien] = knie (neu)/knie opfer (neu)/opfer; orakel/orakel; ... (HS): ufer/(aus)ufer; möbel/(auf)möbel; ...

165

e4) 8, 18

/

47, 18

{bauer, bauern} = bauer (mas, 'Landwirt')/bauer f)

e, en

f1) 20, 24 {befehle,

/

e, en

/

3, 1832

befehlen} = befehl (mas)/befehl

berg/berg; behelf/behelf; quell/quell; ... g)

e

g1) 19

/

e

/

332

{schmelze} = schmelz (mas)/schmelz treff/treff; schreck /schreck; ...

h)

/

hi) 2

/ 47

{schau} = schau (fern)/schau gewähr/gewähr; kost/kost; ... (NS): einkehr/einkehr; einzahl/einzahl; ... (HS):statt/(ab)statt h2) 11

/

47

/

47

{drill} = drill (mas)/drill 34 beton/beton; dreh/dreh; reh 35 (NS): austrag/austrag" h3) 26

{pack} - pack (neu)/pack hab/hab; foul/foul; interview/interview; ... h4) 26

/

2

{soll} = soll (neu)/soll

32 Betrifft nur Formen, die den Imperativ mit e/i-Wechsel bilden. 33 laut Duden Bd. 1 nur Singular möglich; Wahrig läßt Plural zu (schrecke). 34 Heterophone H-Reihe. 35 'Altenteil'; sonst Punktionsverbgefüge: 'zum Austrag kommen'.

166 h5) 30

{lehn} = lehn

H)

/

47

(neu)/lehn

SUBa/VRBb

a)

/

aD 2

/

6

{hast} = hast (fern)/hast ('haben') a2) 11

/

2

{feedar/} = bedarf (mas)/bedarf ('bedürfen') a3) 27

/

2

{muss} = muss (neu)/muss ('müssen')

a4) 11

/

13

{tritt} = tritt (mas)/tritt ('treten') (NS): auftritt /auftritt; beitritt/beitritt; ... a5) 2

{miss } - miss (fan) a6) 11

/

47

/ miss ('messen') /

47

{stich} = stich (mas)/stich ('stechen')

•30 benimm/benimm ('benehmen'); durchstich/durchstich; .. a7) 26

/

47

{verlies} = verlies (neu)/verlies ('verlesen')

36 Nur in Wahrig belegt. 37 Vgl. 'Miss Welt'. 38 Heterophone H-Reihe.

167

J)

SUB /VKB a

a)

C

, -e-e, -e-en

, -e-e, -e-en

/

a1) 11, 22, 24

3O, 42, 45

/

(klang, klänge, klängen] = klang (mas)/klang ('klingen') floh/floh ('fliehen'); stahl/stahl ('stehlen') 38 (NS): herzog/herzog ('herziehen') ; zustand/zustand ('zustehen');... a2) 2, 4, 7

3o, 42, 45

/

[wand, wände, wänden} = wand (fern)/wand ('winden') a3) 26, 38, 41

{floss, b)

3O, 42, 45

/

flösse, flössen] = floss (neu)/floss ('fließen')

, e, en

b1) 11, 20, 24

/

0, e, en

/

30, 42, 38

38

{riss, risse, rissen} = riss (mas)/riss ('reißen') ritt/ritt ('reiten'); trieb/trieb ('treiben'); (NS): abriss/abriss; ausstieg/ausstieg ('aussteigen'); ... b2) 11, 20, 24

30, 42, 39

/

[betrieb, betriebe, betrieben} = betrieb (mas)/betrieb ('betreiben') OQ

unterschied/unterschied ('unterscheiden'); begriff/begriff

('begreifen 1 ); ...

(NS): unriss/umriss ('umreißen'); durchschnitt/durchschnitt ('durchschneiden') b3) 26, 36, 41

/

3O, 42, 38

{riet, riete, rieten} = riet (neu, 'Weberkamm')/riet ('raten 1 )

c)

-e-e, -e-en

c1) 38, 41

/

-e-e, -e-en

/

42, 45

{böte, böten} = boot (neu)39/bot ('bieten') 39 Vokalausfall bei Zusammentreffen von Umlaut und Doppelvokal. Vgl. Kap. 4, Exkurs.

168

d)

φ, en

d1) 2, 5

/

φ, en

/

3O, 36

{abfuhr, abfuhren} = abfuhr (fern)/abfuhr ('abfahren 1 ), (NS) durchfuhr/durchfuhr

('durchfahren')

4o

(NS) hinzufuhr, hinzufuhr d2) 11, 24

{warf, warfen]

/

30, 36

= warf (mas)/warf ('werfen')

spann/spann ('spinnen'); spross/spross ('sprie en'); sog/sog ('saugen') d3) 26, 41

/

30, 36

{mass, massen] = mass (neu)/mass ('messen') log/log ( ' l gen'); gewann/gewann ('gewinnen'); (NS): ausmass/ausmass ('ausmessen 1 ); ... d4) 26, 41

/

30, 37

{verbot, verboten} = verbot/verbot ('verbieten') gebot/gebot e)

Φ, e

e1) 11, 19

/

, e

/

30, 42

{abrieb, abriebe} = abrieb (mas)/abrieb ('abreiben') hinschied/hinschied ('hinscheiden'); ... f)

0

f1) 2

/ Φ /

30

{band} = band (fan, 'Musikergruppe1)/band ('binden') 40 f2) 11

/

30

{frass} - frass (mas)/frass ('fressen') schund/schund ('schinden'); betrug/betrug ('betragen'); verstand/verstand ('verstehen') f3) 26

/

30

{schloss} - schloss (neu)/schloss ('schlie en') band ('Schleife')/band 4O Heterophone H-Reihe.

169 K)

SUB /VRB, a

Q

a) -e-e, -e-en

/

-e-e, -e-en

a1) 22, 24

/

42, 45

[würfe, würfen} = wurf (mas)/ wurf ('werfen') entwurf/entwurf; bewurf/bewurf; ... (NS): abwurf/abwurf; einwurf/einwurf; ...

L)

SUBa/VRBe a) 24

/

50

{befunden} = befund (mas)/befund ('befinden') verbünd/verbünd ('verbinden')

M)

SUB /ADV cl

a)

0 2

{heuer} = heuer (fern) /heuer ('dies jähr') ganz /ganz ('sehr'); vorderhand/vorderhand ('einstweilen'); gerade/gerade ; ... a2)

{ hinweg } = hinweg (mas) /hinweg weg (mas) /weg; bass/bass; grad/grad; ... a3) 14

= morgen (mas) /morgen heuer (mas) /heuer ('dies jähr') ; ferner /ferner a4) 26

/

-

{mal} = mal (neu) /mal

41

In dieser Gruppierung sind nur Formen von 'Wurf 1 (mas) und 'werfen' belegt.

17ο

recht/recht; gestern/gestern; gemach/gemach; heim/heim; wohl/wohl;

l

a5) 31

-

{abseits} - abseits (neu)/abseits visavis/visavis

N)

SUBcL /KON a)

φ

Ι -

{ehe} = ehe (fern)/ehe a2) 14

/

-

/

-

Φ

/

-

a1) 2

/

-

{ferner·} = ferner (mas)/ferner a3) 31

{plus} = plus (neu)/plus

0)

SUB /PRP cl

a)

{kraft}

= kraft

(fern)/kraft

bar/bar; statt/statt; zeit/zeit; ... a2) 11

/

-

{trotz} = trotz (mas)/trotz; samt/samt; laut/laut anfang/anfang; samt/samt; laut/laut; willen/willen ('um - willen') a3) 14

l

-

{hintern} = hintern (mas)/hintern ('hinter den1) a4) 26

l

-

{gem ss} = gemaess (neu)/gemaess ende/ende; gen/gen ("gegen den') 42

Postpositionen werden hier ebenfalls als PRP bezeichnet.

42

171 a5) 27

{diesseits} = diesseits (neu) /diesseits j enseits/ j ensei ts a6) 31

{abseits} = abseits (neu) /abseits aus/aus

P)

SUBo./VZS

a)

l

-

al) 2

/

-

{schuld} = schuld (fern)/schuld ('- sein1) statt/statt ('-finden'); not/not ('- tun 1 ); diaet/diaet ('-leben'); pleite/pleite ('-machen1, '-gehen'); dicke/dicke ('-tun'); eins/eins ('-sein 1 ); ... a2) 11

/

-

{preis} = preis (mas)/preis ('-geben') teil/teil ('-nehmen'); stich/stich ('-halten'); 43 köpf/köpf ('-stehen'); bescheid/bescheid ('-geben'); ... a3) 26

/

-

{recht} = recht (neu)/recht ('-geben') teil/teil; leid/leid ('-tun'); haus/haus ('-halten'); sein/sein ('-lassen'); bewenden/bewenden ('-lassen'); ... a4) 29

/

-

{wunder} = wunder (neu)/wunder ('-nehmen') a5) 14

{gefallen}

/

-

= gefallen (mas)/gefallen ('-lassen')

a6) 31

{aus} = aus (neu)/aus ('-lassen')

43 Nur in Wahrig belegt.

/

-

172 SUB /DET

Q)

cL

Φ

a)

a1) 26

/

-

/

_

(all} = all (neu)/all

R)

SUB /PRO α

2

/

{eins} = eins (fan)/eins ('eines')

S)

SUB /ITJ α

a

) Φ



al) 2

/ _

{au} = au (fern)/au a2) 26

/

_

/

0, e/ er, en, em, es

/

18, 1, 5, 9, 12, 15

{ei} = ei (neu)/ei

T)

ADJ /ADJ a a

a)

φ, e, er, en, em, es

a1) 18, 1, 5, 9, 12, 15

., reizender, . , .} - reizend ('lieblich') /reizend ('reizen') wuetend ( ' voller Wut ' ) /wuetend ( 'w ten ' ) ; . . .

a2) 18, 1, 6, 9, 12, 15

/

18, 1, 6, 9, 12, 15

{ bedacht 3 bedachte, = bedacht ('bedachen') /bedacht ('bedenken')

173

verwandt/verwandt ('verwenden'); beritten ('mit Reittier versehen sein')/beritten («bereiten');... a3) 18, 1, 5, 9, 12, 15

/

18, 1, 6, 9, 12, 15

{gerissen, gerissene, gerissener,.. . } = gerissen ('listig')/gerissen ('reißen') bestinmt ('energisch')/bestimmt ('bestürmen'); geschickt/geschickt ('schicken'); bekannt/bekannt ('bekennen'); kaeuflieh ('bestechlich')/ kaeuflich ('verkäuflich');... b)

e, er, en, em, es

b1) 1, 6, 9, 12, 15

/

e, er, en, em es

/

1, 5, 9, 12, 15

{väterliche, väterlicher, väterlichen,...} = vaeterlich ('den Vater betreffend')/vaeterlich ('wie ein Vater1)

U)

ADJ /VEB 3.

3.

, e, en

/

, e, en

a1) 18, 1, 9

/

47, 4, 18

a)

{bleich, bleiche, bleichen] = bleich/bleich 43 billig/billig; ehelich/ehelich; brach/brach; verstaendig/verstaendig; (MS):vornehm/vornehm (HS): streng/(an)streng; feucht/(an)feucht; ... b)

, e, n

b!) 18, 1, 9

/

, e, n

/

47, 4, 18

{sicher, sich(e)re, sichern] = sicher/sicher locker/locker; dunkel/dunkel; ... (HS): mager/(ab)mager; bieder/(an)bieder; heiter/(auf)heiter; ...

174 c)

e, n

/

e, n

d ) 1, 9

/

4, 18

{äuss('e,)r>ej äussern]

V)

= aeusser/aeusser 44

ADJa/VRBb

a)

/

al) 18

/

2

/

47

fweiss] = weiss/weiss ('wissen') a2) 18

er}= schier

W)

45 /schier ('scheren')

ADJ /VRB a c

, en

/

, en

a1) 18, 9

/

30, 36

a)

(brach, brachen} = brach/brach ('brechen')

, e, en

/

, e, en

b1) 18, 1, 9

/

30, 42, 39

b)

{erblich, erbliche, erblichen} = erblich/erblich

44

('erbleichen')

Die Wertform äusserst wird zur Wortklasse ADV gerechnet und nicht auf das Lennva 'äußer1 (ADJ) bezogen; sie ist aus diesem Grunde nicht in der -Reihe vertreten. 45 schier - 'rein1, 'lauter' ist dem Verf. nur attributiv geläufig: schieres Vergnügen ; die benutzten Lexika verzeichnen diesen eingeschränkten Gebrauch jedoch nicht. Daher wurde auch die Form schier aufgeraumen. 46 Heterophone H-Reihe.

175 X)

ADJ /ADV cl

a)

φ 18 {eben} = eben/eben gar/gar; bloss ('unbedeckt')/bloss ( ' n u r ' ) ; ganz ('unversehrt')/ganz ('restlos'); rein/rein (i>ein garmichts); endlich/endlich; ...

Y)

ADJcL /DET

a)

e, er, en, em, es

a1) 1, 5, 9, 12, 15

/

e, er, en, em,es

/

-

{einige, einiger, einigen einigem, einiges} = einig ('eines Sinnes')/einig ('nicht viele") b) φ

/ φ

bl) 5

/

-

(lauter} = lauter ('rein')/lauter ('nur')

Z)

ADJ /PRP cl

a)

Φ

a1) 18

l

-

/

-

/

-

{fern} = fern/fern voll/voll a2) 2

{nahe} = nahe/nahe

176

A') ADJa/VZS

a)

Φ

/

-

18

/

-

{fern} = fern/fern ('fernsehen') feil/feil

('feilbieten') ; ...

B 1 ) VRB /VRB 47 o. SL

a)

φ, e, st, t, en, est, et, te, test, ten, tet / φ, e, st, t, en, est, et, te, test, ten, tet

a1) 47, 4, 7, 16, 18, 25, 28, 31, 34, 38, 41

/

47, 4, 7, 16, 18, 25, 28, 31, 34, 38, 41

{vertier, vertiere, vertierst, vertiert, . . . } = vertier ('zum Tier werden')/vertier ('wenden')

49

φ, e, st, t, en, est, et

/

φ, e, st, t, en, est, et

b1) 47, 4, 7, 16, 18, 25, 28

/

47, 4, 7, 15, 18, 25, 28

b)

{beweg, bewege, bewegst, bewegt, bewegen, bewegest, beweget} 5O = beweg/beweg: 'sich r hren1/'veranlassen* 47

Η-Reihen, deren Wertformen durch mehr als einen Stattm pro Paradigma (vgl. dazu 4.5 ) repr sentiert werden m ssen (z.B. 'durchlaufen' / 'durchlaufen1 ist durch die Stamnformen /durchlauf/, /durchlauf/ und /durchlief/, /durchlief/ zu vertreten), werden hier nicht behandelt, um die Darstellung zu straffen. Sachlich l t es sich vertreten, diese Η-Reihen in obiger Gruppierung zu behandeln. 48 Beide Paradigmata ('vertieren1 / 'vertieren') unterscheiden sich durch die Bildung des Partizip 2: ist vertiert / hat vertiert, 'senden1 / 'senden1 unterscheiden sich durch die Formen im Pr teritum (sendete / sandte} . Die paradigmatischen Unterschiede werden in diesem Falle nicht durch die Flexionsmuster wiedergegeben. 49 Heterophone H-Reihe. 50 In diesen Gruppierungen sind meist (bis auf wenige Ausnahmen wie 'bereiten' / 'bereiten') etymologisch und morphologisch verwandte Verben vertreten, bei denen die Verschiedenheit des Flexions-Typs ('stark' / 'schwach') mit Bedeutungsunterschieden einhergeht.

177

c)

φ, e, en, t, est, et

c1) 47, 4, 18, 12, 25, 28

/

φ, e, en, t, est, et

/

47, 4, 18, 22, 25, 28

j wachse, wachsen, wachst, wachsest, wachset} = wachs/wachs : 'einwachsen' / 'gr d)

φ, e, en, est, et

d1) 47, 4, 18, ,7, 15

er werden1

/

φ, e, en, est, et

/

47, 4, 18, 7, 15

{send, sende, senden, sendest, sendet} = send ('verbreiten') / send ('schicken') bereit ('bereitmachen') /bereit ('reiten') e)

e, t, en, est, et

e1) 47, 16, 18, 25, 28

/

e, t, en, est, et

/

3, 22, 18, 25, 28

{erschrecke, erschreckt, erschrecken, erschreckest, erschrecket} = erschreck/erschreck: 'Angst machen1 / 'Angst bekamen1

C1)

a)

φ, st, t

a1) 47, 7, 15

/

φ, st, t

/

47, 6, 13

{schier, schierst, schiert} = schier/schier ('scheren') b)

φ, t

b1) 47, 12

/

φ, t

/

47, 9

{vermiss, vermisst] = vermiss/vermiss ('vermessen') b2) 47, 12

/

2, 6

{weiss, weisst} = weiss/weiss ("wissen")

51 Duden Band 1 verzeichnet schier ('scheren') nicht; Wahrig (Sp. 39) l schier als Form von 'scheren1 zu.

t

178 c) φ

/ φ

c1) 47

/

6

l

Φι st, t, en

/

3O, 32, 40, 36

{bist} = bist/bist ('sein') hast/hast ('haben')

D 1 ) VRB /VRB u

a)

O

φ, st, t, en

a1) 47, 7, 15, 18

{wog, wogst,, wogt,, wogen} = wog/wog ('wiegen') brach/brach ('brechen'); 52 log/log ('l gen'); spann/spann ('spinnen'); 52 (NS): aufwog/aufwog ('aufwiegen 1 ); (HS): (aus)bog/bog ('biegen') a2) 47, 7, 16, 18

/

3O, 32, 40, 36

{gelang, gelangst, gelangt, gelangen} = gelang/gelang ('gelingen') entspann/entspann ('entspinnen') b)

φ, e, st, t, en, est, t

b1) 47, 4, 7, 15, 18, 25, 28

/

φ, e, st, t, en, est, et

/

3O, 42, 34, 41, 33, 43, 46

{schien, schiene, schienst, schient schienen schienest, schienet} = schien/schien ('scheinen') zieh/zieh ('zeihen'); schlief/schlief ('schlafen'); rief/rief ('rufen'); b2) 47, 4, 7, 15, 18, 25, 28

/

3O, 42, 34, 41, 39, 43, 46

{verzieh, verziehe, verziehst, verzieht, verziehen, verziehest, verziehet} = verzieh/verzieh ('verzeihen') b3) 47, 4, 7, 16, 18, 25, 28

/

3O, 42, 34, 41, 39, 43, 46

{beschien, beschiene, beschienst, beschient, beschienen,beschienest, beschienet} = beschien/beschien ('bescheinen')

52 53

'aufwiegen' in Duden Bd. 1 nicht belegt; ebenso 'brechen1. 'bescheinen' in Duden Bd. 1 nicht belegt.

179 , est, et, en

c)

d) 47, 7, 15, 18

/

, est, et, en

/

3O, 32, 40, 36

{schalt, schaltest, schaltet, schalten} = schalt/schalt ('schelten') , t, en, est, et

d)

d1) 47, 15, 18, 25, 28

/

, t, en, est, et

/

3O, 33, 36, 32, 40

{schloss, schlosst, schlössen, schlössest, schlösset} = schloss/schloss ('schließen') 5 ^' 55 ' 56 (NS): armass/airnass ('armessen') (HS): (an)mass/mass ('messen') e)

t, te, test, ten, tet

e1) 16, 31, 34, 38, 41

/

t, te, test, ten, tet

/

5O, 30, 32, 36, 40

{bedacht, bedachte, bedachtest, bedachten, bedachtet} = bedach/bedach ('bedenken') ueberdach/uebendach ('überdenken') f)

te, test, ten, tet, ge-t

f1) 31, 34, 38, 41, 5O

/

te, test, ten, tet, ge-t

/

3O, 32, 36, 4O, 50

{brachte, brachtest, brachten, brachtet, gebracht} = brach/brach ('bringen')

E ' ) VKB /VKB, 3.

a)

d

en

/

en

a1) 18

/

5O

{besonnen} = besonn/besonn ('besinnen')

54 In Duden Bd. 1 nur als 'landschaftlich1 belegt. 55 Heterophone H-Reihe. 56 Honographie wird durch Transkription von ß in ss verursacht.

18 F 1 ) VRB /VRB Si

a)

en

/en

a1) 18

/

50

{verwunden} = verwund/verwund ('verwinden') verborg/verborg ('verbergen'); erleg/erleg ('erliegen'); (NS): unterleg/unterleg ('unterliegen')

VRBc/VKB

a)

, st, t, en, -e-e, -e-st, -e-t, -e-en, -e-est, -e-et, ge-en , st, t, en, -e-e, -e-st, -e-t, -e-en, -e-est, -e-et, ge-en

a1) 30, 32, 40, 36, 42, 43, 46, 45, 43, 46, 5O

/

/

30, 32, 40, 36, 42, 43, 46, 45, 43, 46, 50

{wog, wogst, wogt, wogen,..., gewogen} = wog ('wiegen')/wog ('wägen')

H ' ) VRB /VRB c e

a)

ge-en

a1) 50

{getroffen}

/

ge-en

/

50

= troff ('triefen')/troff

('treffen')

J') VRB /DET O.

a)

, e, en

a1) 47, 4, 18

, e, en

/ /

-

{ein, eine, einen} = ein ('einen', 'vereinen')/ein mein/mein 57

'wägen' in Wahrig als "veraltet" markiert; Duden läßt 'wägen' als "fachsprachlich" zu.

181

b)

e, en

/

e, en

b1) 4, 18

/

-

/

-

/

-

{einige3 einigen} = einig/einig

K 1 ) VRB /ADV α

a)

Φ

a1) 47

{schon} = schon/schon gar/gar; mal/mal; gleich/gleich; los/los; (HS): (an)heuer/heuer; ...

L') a)

Φ

/

-

47

/

-

{schier} = schier ('scheren') /schier ('beinahe')

M ' ) VRB /KON 3.

Φ

Ι -

47

/

-

a) Φ

l

-

a1) 47

l

-

a)

{statt} = (ab)statt (HS)/statt

N 1 ) VEB /PRP cl

{dank} = dank/dank trotz/trotz; sonder/sonder;

(HS): (ab)statt/statt

182 O 1 ) VRB /VZS 3.

a)

Φ

I

-

I

-

a1) 47

{wett} = wett/wett ('wettmachen') wunder/wunder ('wundernehmen'); feil/feil ('feilbieten'); teil/ teil ('teilnehmen'); gewahr/gewahr ('gewahrwerden');

(HS): (ab)statt/statt ('stattfinden')

P 1 ) VRB./VZS

a)

φ 47

[stich} = stich ('stechen')/stich tritt ('treten')/tritt ('Tritt fassen1)

Q') VRB /VZS c

a)

Φ

a1) 47

l

-

l

-

{stand} = stand ('stehen')/stand ('standhalten') mass ('messen') /mass ('ma halten'); schritt ('schreiten')/schritt ('schritthalten')

R 1 ) VRB /NUM cl

a)

φ, e, en

a1) 47/4, 18

/

φ, e, en

/

-

{acht, aohte3 achten] = acht/acht

183

-Typ II.: .,

((s

^ Q;

1. A)

SUB /SUB Si

a)

cl

-e-e, -e-en

a1) 22, 24

/

e, en

/

19, 23 CO

{platze , pZätsen} = platz (mas) /plaetz (mas) b)

-e-0, -e-n

b1) 22, 24

/ /

, 29, 41

{lager, lägern} = lager (neu)/laeger (neu)

B)

SUBcL=/VRBa.= a)

-e-e, -e-en

a!) 4, 7'

/

e, en

/

5, 18

{häute, häuten} = haut (fan)/haeut brust/bruest; schnür/schnuer; luft/lueft; angst/aengst; 59 nacht/

naecht

CO

a2) 22, 24

/

5, 18

{köpfe, köpfen} = köpf (mas)/koepf knöpf/knoepf; dampf/daetttpf; hut/huet; pf lug/pf lueg; hang/haeng; turm/tuerm; ... (NS): vorhang/vorhaeng; eindruck/eindrueck; umsturz/umstuerz; ... (HS): dann/(ein)daatm; zäun/(ein)zaeun; sonn/(aus)soehn; ast/(ab)aest; schrank/(ein)schraenk;... 58 Nur in Wahrig belegt: Schweiz, 'Stück Land'. 59 In Duden und Wahrig als "poetisch" markiert.

184

a3) 33, 41 {flösse,

/

5, 18

flössen} = floss (neu)/einfloess (HS)

-e-0, -e-n

b1) 22, 24

/ /

2, 18

{hammers hämmern} = hammer (mas)/haemmer schnabel/schnaebel b2) 38, 41

/

2, 18

, wässern} = wasser (neu)/waesser

C)

VEB /SUB

3.

a)

-e-0

a1) 13

/

0

/

26

/

st, t

/

7, 15

/

en

= gerat/geraet (neu) brat/braet60

D)

a)

-e-st, -e-t

a1) 6, 13

{fällst,

E)

fällt} = fall/faell

VRBc/SUBa

a)

-e-en

a1) 45

/ 39

{gören} = gor ('gären')/goer (neu) 60 Schweiz. 'Bratwurstfleisch'.

185

b)

-e-e, -e-en

b1) 42, 45

/

e, en

/

36, 41

(gebräche, gebrächen} = gebrach ('gebrechen ")/gebraech (neu)

F)

VEB /TOB c a

a)

-e-e, -e-st, -e-t, -e-en, -e-est, -e-et

a1) 42, 43, 46, 45, 42, 46

/

e, st, t, en, est, et

/

4, 7, 15, 18, 25, 28

[betrüge, betrügst, betrügt, betrügen, betrügest, betrüget} = betrug ('betragen')/betrueg stahl ('stehlen')/staehl; drang ('dringen')/draeng; trank ('trinken')/ traenk; ... (NS):

abfuhr ('abfahren 1 )/abfuehr; ...

(HS): fuhr/(ab)fuehr;... a2) 42, 43, 46, 45, 42, 46

{entführe,

entführst,

= entfuhr

('entfahren')/entfuehr

verfuhr/verfuehr;

entführt,

4, 7, 16, 18, 25, 28

/

entführen,

entführest,

...

(HS): trank/(durch)traenk; ...

(NS): ueberfuhr/ueberfuehr; ... b)

-e-e, -e-t, -e-en, -e-est, -e-et /

b1) 42, 44, 45, 42, 46 [flösse,

e, t, en, est, et

/

4, 11, 18, 25, 28

flösst, flössen, flössest,

= floss ('fließen')/einfloess (HS)

61 Heterophone H-Reihe.

flösset} 61

entführet}

186

G)

VKB,/VKB Q

62

3.

a) -e-e, -e-st, -e-t, -e-en, -e-est, -e-et

/

e, st, t, en, est, et

a1) 42, 43, 46, 45, 42, 46

/

4, 7, 15, 18, 25, 28

{bürge, bürgst, bürgt, bürgen, bürgest, bürget} - bürg (' bergen ')/buerg düng ( ' dingen ' ) /dueng a2) 42, 43, 46, 45, 42, 46

/

4, 7, 16, 1 ', 25, 28

(verbürge, berbürgst, verbürgt, verbürgen, verbürgest, verbürget} = verbürg (' verbergen ')/verbuerg

2. C s . ) = / _ e/: A)

SUB /SUB a a

a)

e, en

a1) 4, 7 {kirnne, kirnten] = kirtm (fern) a2) 20, 24

/

,

/

2, 5

/kintte (fern) /

2, 5

{winde, winden} = wind (mas) /winde (fern) spann/spanne; wart/warte; patron/patrone; nix/nixe; niontag/montage;

64

schnitt/schnitte; . . . a3) 36, 41

{feste,

/

2, 5

festen} = fest (neu) /feste (fern)

oktav/oktave; bankett/bankette; mus/muse; bort/borte; gen/gene; mass/masse;

62 In dieser Gruppierung sind die weniger gebräuchlichen Konj. Prät.-Stärtine von "dingen1 und 'bergen' einzige Belege (lt. Wahrig Sp. 35 zugelassen, in Duden nicht belegt). 63 Wahrig läßt hier Plural zu; Duden nur Singular. 64 Heterophone H-Heihen. 65 Heterophone -Reihe: Honographie wird durch ß - ss - Transkription verursacht.

187 a4) 20, 24

/

8, 18

{friese, friesen} = fries (mas) /friese (mas) kelt/kelte; roman/ronane; . . . a5) 36, 41

/

8, 18

{geführte, geführten} = gefaehrt (neu) /gef aehrte (mas) schuetz/schuetze; ries/riese; brack/bracke; . . . b)

e

/

b1) 19

/

2

{baohe} = bach (mas)/bache (fein) fall/falle; reif ('Frost') /reife; rat/rate; schneid/schneide; bart/barte;6?.. b2) 35

/

2

{rinde} = rind (neu) /rinde (fern) buch/buche; laüb/laube; mark/marke; schloss/schlosse; ... b3) 19

/

8

{range} = rang (mas) /range (mas) funk/funke b4) 20

/ 26

= general (mas) /generale (neu) c)

en

/ n

c1) 5

5

{listen} = list (fern) /liste (fern) mark/marke; loh/lohe; . . . c2) 18

/

18

{finken} = fink (mas)/finke (mas)

66 In Wahrig nur als fern belegt; Duden erlaubt auch mas. 67 Nur in Wahrig belegt.

188 B)

SUB /ADJ a a a)

e, es, en

a1) 36, 32, 41

/

φ, s, n

/

2, 15, 18

{lose, loses, losen} = los.('Gewinnschein')/lose ('ungebunden') b)

e, es

b1) 19, 16

{dufte,

/

φ, s

/

2, 15

duftes} = duft (mas)/dufte ('gro artig')

b2) 35, 32

/

2, 15

{lose, loses} = los^C Schicksal')/lose

C)

a)

e

a1) 19

{zustande} = zustand (mas)/zustande ('zustande bringen') zugang/zugange ('zugange konmen')

D)

VRB /SUB cl

a)

cl

e, n

a1) 4, 18

/

φ, η

/

2,5

{sage, sagen} = sag/sage (fern) red/rede; kraeh/kraehe; buerst/buerste; brems/bremse; fall/falle; stell/stelle; ... (MS): freisten/freistelle; anrieht/anrichte; zusag/zusage; ... (HS): (auf)bahr/bahre; (auf)buerd/buerde; (ein)dos/dose; (ein)gemeind/ gemeinde; ... a2) 4, 19

/

2, 5

{genese, genesen} = genes/genese (fern)

189 a3) 3, 18

/

2, 5

{quelle, quellen] = quell/quelle (fan) fress/fresse; flecht/flechte; ess/esse; brech/breche; schnelz/ schmelze; ...

a4) 24, 18

/

2, 5

(wolle, wollen] = woll/wolle (fern) a5) 4, 18

/

8, 18

{schütze, schützen] = schuetz/schuetze (mas) erb/erbe; gesell/geselle; lots/lotse; zeug/zeuge; knapp/knappe; buerg/buerge; ... (NS): nachfahr/nachfahre; abkcmm/abkcnme; miterb/miterbe; (HS): (ein)fried/friede; (an)sam/same; ... a6) 4, 19

/

8, 18

{gefalle, gefallen] = gefall/gefalle (mas) a?) 4, 18

/

11, 22

/

29, 41

{käse, käsen} = kaes/kaese (mas) a8) 4, 18

{gerinne, gerinnen] = gerinn/gerinne (neu) geluest/gelueste a9) 4, 18

/

26, 39

{ende, enden] = end/ende (neu) e

l

b1) 4

/

b)

2

{ruhe] = ruh/ruhe (fan) suess/suesse; naeh/naehe; eil/eile; still/stille; lieb/liebe; schaerf/ fift schaerfe; saeur /saeure; ... (NS): ausbeut/ausbeute; ueberfuell/ueberfuelle; 69vorsorg/vorsorge;... (HS): (an)streng/strenge; (aus)beut/beute; (auf)frisch/frische; ... 68 Fakultativer e-Ausfall im Stamm von 'säuern'. Ähnliches Beispiel: 'mauern1 (VRB)/'Maure' (mas) - b3. 69 Heterophone H-Reihe.

19ο b2) 3

/

2

/

8

/

26

[schelte] = schelt/schelte (fern) dresch/dresche; werb/werbe; ... b3) 4

{maure} = maur/maure (mas) b4) 4

{erbe} = erb/erbe (neu)

c)

en

/ n

d) 48

{fuerbitten}

E)

/

= fuerbitt

5

/fuerbitte

VRBc/SUBa

a)

e, en

a1) 42, 38

/

φ, η

/

2, 5

{ω-zlese, ω-iesen} = wies ('weisen')/wiese.(fern) rief ('rufen')/riefe; schien ('scheinen')/schiene; schnitt ('schneiden ')/schnitte; stieg ('steigen')/stiege; ...

b)

en

b1) 36

/ n /

5

{gruben} = grub ('graben')/gr be (fern)

70

'f rbitten' nur im Infinitiv gebr uchlich. Vgl. Kap. 3, Exkurs.

191

war ('sein')/ware; lag ('liegen')/läge; sprach ('sprechen')/spräche; gab ('geben1)/gäbe; goss ('gießen1)/gösse; ... (NS): annahm ('annehnen')/annähme; vorgab/vorgäbe; beilag/beilage; ansprach/anspräche; ... (HS): (durch)fuhr ('durchfahren')/führe; ... b2) 36

/ 18

{boten} = bot ('bieten')/böte (mas) lud ('laden')/lüde; rang ('ringen')/ränge; sass ('sitzen')/sasse b3) 37

/ 18

{genossen} = genoss ('genießen')/genösse (nas) b4) 36

/ 41

{gewannen} = gewann ('gewinnen')/gewänne (neu)

F)

VEB /ADJ 3. S

a)

e, en

a1) 4, 18

,

/

/ 2, 9

{trübe, trüben} = trueb/truebe reg/rege; nah/nahe; still/stille; weis/weise; bang/bange; (HS): (an)oed/oede; (ein)eng/enge; (ab)mued/muede

G)

VPB /ADV cl

a)

e

/

-

4

/

-

{bitte} = bitt/bitte schad/scnade;

/TQ

192 H)

VRB /PRP 3.

a)

e

/

-

a1) 4

I

-

{.vermöge} = vermoeg/vermoege (NS): anstell/anstelle69

J)

VRB /VZS 3.

a)

e

a1) 4 {zumute} = zumut (NS) /zumute ('zumute sein') nuetz/nuetze ('nütze sein') ; kirr /kirre; (HS) : (ein) dick/dicke ( ' dicke tun ' ) 7 1

K)

ADJ /SUB a a

a)

e, es, en

a1) 1, 15, 9

/ /

, s, n 29, 32, 41

{gebende, gebendes, gebenden} = gebend ('geben')/gebende (neu) final/finale a2) 1, 15, 9

/

26, 32, 39

{tauende, tauendes, tauenden} = tauend ('tauen')/tauende (neu)

72

n?; geraeumt ('räumen')/geraeumte; fussend ('fußen')/fussende ('Fuß-Ende') e, es

/

, s

b1) 1, 15

/

26, 32

b)

{adverbiale, adverbiales} = adverbial/adverbiale (neu) gradual/graduale; ... 71 Wahrig verzeichnet 'dicktun1; Duden bringt beides. 72 Heterophone H-Reihe.

2

193

b2) 1, 15

/

26, 33 72

{mobile, mobiles] = mobil/mobile (neu)

c)

/ φ, η

e, en

d) 1, 9

/

2, 5

{taube, tauben} = taub/taube (fern)

72

lind/linde; legend (' legen') /legende;

72

kennend (' kamen') /kennende ;

daninant/daninante; roesch/roesche; kontrovers/kontroverse; . . . c2) 1, 9

/

8, 18

[virtuose, virtuosen] = virtuos/virtuose (mas) jung/junge; knapp/knappe; gefreit ('freien')/gefreite; invalid/ invalide; . . . d)

e

/

φ

d1) 1

/

2

{fremde}

= fremd/fremde (fern)

still/ tille; antik/antike; folgenschwer/folgenschwere; reif/reife; schwuel/schwuele; dicht/dichte; ...

e)

e, er, en

e!) 1, 6, 9

/

φ, r, n

/

9, 10, 18

{industrielle, industrieller, industriellen} = industriell/industrielle (mas) gesandt ('senden')/gesandte; abgeordnet ('abordnen')/abgeordnete; . . . e2) 1, 6, 9

/

1, 3, 6

{illustrierte, illustrierter, illustrierten} = illustriert ('illustrieren')/illustrierte (fern) elektrisch/elektrische; angestellt ('anstellen')/angestellte; . . .

f)

e, es, en, em

f1) 1, 15, 9, 12 {gefrorene,

/

φ, s, n, m

/

25, 25, 34, 35

gefrorenes, gefrorenen,

gefrorenem}

= gefroren ('gefrieren')/gefrorene (neu)

194

g)

e, es, en, an, er

g1) 1, 15, 9, 12, 5

/ φ, s, n, m, r /

23, 25, 34, 35, 4O

{helle, helles, hellen, hellem, heller} = hell/helle (neu, 'Bier')

L)

DJ /VZS cl

a)

e

/ -

{dicke} = dick/dicke ('-tun')

3.

G k (s 1 ) = /-e-e/

A)

SUB /SUB a a

-e-e, -e-en

a)

a1) 22, 24

/ φ, η /

2, 5

{tr nke, tr nken} = trank (mas)/traenke (fan) asch/aesche a2) 38, 41

/

2, 5

{fl sse, fl ssen} = floss (neu)/floesse (fen)

B)

VRB /Sim Ο

3

ο,

a) -e-e, -e-en

/ φ, η

a1) 42, 45

/

2, 5

{ωϊα'ίΖβ, u rden} = wurd ('werden *)/wuerde (fan) floss ('flie en')/floesse; gor ('g ren')/goere; trank ('trinken')/ traenke; ...

73 Nur in Wahrig belegt.

195 a2) 42, 45

/

29, 41

(gestände, geständen] = gestand ('gestehen')/gestaende (neu) gebrach ('gehrechen1)/gebraeche

C)

VKB,/SUB Q a a)

-e-e, -e-en

a1) 42, 45

/

,

/

2, 5

{rönne, rönnen] = ronn ( 'rinnen ')/roenne (fern) a2) 42, 45

/

8, 18

(bürge, bürgen] = bürg ( ' bergen ') /buerge (mas)

4.

( s . ) = /

A)

SUB /SUB a a

a)

en/

en

a1) 5

/ /

14

(nooken] = nock (f em) /nocken (mas) a2) 5

/

26

(gluten] = glut (fern) /gluten (neu) maid /maiden a3) 24

/

14

(bissen] = biss (mas) /bissen (mas) streif /streif en; reif ('Ring') /reif en; stutz/stutzen; leis t/leisten; a4) 24

/

30

deinen} = lein (mas) /leinen (neu)

a5) 41

/

(heimen] = heim (neu)/heimen (neu) 74

Schweiz. 'Bauerngut1.

30

196 a6)

41

/ 14

{nocken} = nock (neu) / nocken (mas)

B)

a)

en

a1) 5

{fäkultäten} a2) 24

/ /

5

= fakultaet (fem)/fakultaeten ('Fakultas') /

5

{krisen} = kris (mas)/krisen ('Krisis') f lor/f loren ( 'Flora ' ) ; f aun/f aunen ( ' Fauna ' ) ; . . . a3) 18

/

23

{spiranten} = spirant (mas) /Spiranten ('Spirans') atlant/atlanten ('Atlas') a4) 24

/ 39

{alben} = alb (mas)/alben ('Album') a5) 39

/ 39

{quanten} = quant (neu) /quanten ('Quantum')

C)

SUB /ADJ a a

a)

en

/

a1) 24

/

18

{graniten} = granit (mas)/graniten opal/opalen; damast/damasten; brokat/brokaten; flanell/flanellen; kristall/kristallen; berittAbritten ('mit Reittier versehen sein 1 );...

75

'Spirans1 in Duden als fern, in Wahrig als mas eingeordnet. Vgl. 8.2.

197 a2) 18

/

18

{diamanten} - diamant (mas)/diamanten dorn/dornen a3) 41

/

18

{papieren} = papier (neu)/papieren gelass/gelassen; erz/erzen; metall/metallen;

D) SUB /PKP 3.

a)

en

/

-

24

I

-

/

ψ

/

11

/

30

{wegen} = weg (mas)/wegen

E) ADJ /SUB a a a)

en

a1) 9

{faden} = fad/faden (mas) a2) 9

{gewissen} = gewiss/gewissen (neu) roesch/roeschen

F) a)

en

a1) 9

/

φ

/

5

{fiimen} = firm/firmen ( 'Firma' ,fem)

76 "dornen" nur in Wahrig verzeichnet (veraltet) 77 Heterophone H-Reihen.

198

G) VRB /SUB

a)

en

/

a1) 18

/ 14

{braten} = brat/braten (mas) knot/knoten; tropf/tropfen; ball/ballen; schreck/schrecken; funk/funken; rueck/ruecken; erdrueck/erdruecken;

(HS): (ein)brock/brocken,

(auf)pfropf/pfropfen,(aus)bog/bogen;...

a2) 19

{gefallen}

/

14

= gefall/gefallen (mas)

a3) 18

/

11

{schaden} = schad/schaden (mas) hust/husten; schnupf/schnupfen a4) 18

/

30

{gebreohen} = gebrech/gebrechen (neu) schreib/schreiben; fuell/fuellen; fohl/fohlen; vermoeg/vermoegen; eis/eisen;... (NS): vorkam/vorkamen; einschreib/einschreiben; abkcmn/abkatmen;

(HS): (an)lein/leinen a5) 19

/ 30

{verfahren} = verfahr/verfahren (neu) verseh/versehen; gescheh/geschehen;— a6) 19

{missfallen}

/

26

= missfall/missfallen (neu)

ermess/ennessen; a?) 18

/

26

{vergnügen} = vergnueg/vergnuegen (neu) gebar/gebaren; glut/gluten; (NS): anseh/ansehen

199 H)

a)

en

a1) 18

/ φ /

5

{firmen} = firm/firmen (' Firma1) (HS) : eindos/dosen ('Dosis') a2) 18

/ 23

{mimen} = mim/mimen ('Mimus 1 , mas)

J) VRB /ADJ a a

en

/

φ

a1) 18

/

18

a)

{bescheiden} = bescheid/bescheiden verleg/verlegen; besonn/besonnen; vroll/wollen; eich/eichen; haer/haeren; ueberleg/ueberlegen; perl/perlen; buch/buchen;... (NS): ueberleg/ueberlegen; 77 durchback/durchbacken; 77 (HS): (an)lein/leinen

a2) 19

/ 18

{ergeben} = ergeb/ergeben vermess/vermessen; betret/betreten; erles/erlesen;...

K) VRB /VZS a

a a) en

/

-

a1) 18

/

-

{sitzen} = sitz/sitzen ('bleiben') floet/floeten ('gehen') a2) 19

/

-

{gefallen} = gefall/gefallen ('lassen')

2oo L) VKB /SUB c SL

a)

en

/

a1) 38

/ 14

{bissen} = biss ('beißen') /bissen (mas) a2) 36

/

14

= roch (' riechen ') /rochen (mas) molk ('melken') /molken; stak ('stechen') /staken; stand ('stehen')/ standen

a3) 36

/ 26

{gebaren} = gebar ( "gebären" ) /gebaren (neu) b)

en, -e-en

b1) 36, 45

/

, -&-

/

11, 23

[bogen, bögen] = bog ("biegen") /bogen (mas)

M) VRB /ADJ C

cl

a) en

/

a1) 37

/

18

(verflossen} = verfloss ("verfließen") /verflossen ("ehemalig") a2) 38

/

18

{gestanden} = gestand ('gestehen' ) /gestanden ( "gestandener Mann" ) a3) 39

/ 18

{verschieden} = verschied ('verscheiden') /verschieden ('unterschiedlich") beritt ("bereiten") /beritten ('mit Reittier versehen sein") (NS) : durchtrieb ('durchtreiben') /durchtrieben

78 Schweiz. "Bottich1.

2o1

N) VRB /VZS a)

en

/

a1) 37

-

/ VZS

{verloren} = verlor ('verlieren')/verloren ('verlorengehen')

0) VRB,/ADJ CL

a)

3.

/ φ

en

a1) 50

/ 18

{besonnen} = besonn ('besinnen')/besonnen

P) VRB /Mti G

a)

3.

en

a1) 50

/ φ / 18

{betroffen} = betreff ('betreffen')/betroffen besess ('besitzen')/besessen; bencrm('benelmen1)/benennten

Q) SUBO./MUM

a)

en

/

-

a1) 41

I

-

a) a) en

/

-

a1) 18

/

-

{sieben} = sieb(neu)/sieben

R) VRB /NUM a

{sieben} = sieb/sieben

2o2 5. c s . ) = /_ n/ A) SUB /SUB 3.

a)

a.

n

a1) 5

/ φ /

14

{^eisten} = leiste (fern) /leisten (mas)

kasteAasten, streife/streifen; lade/laden; karre/karren; . . . a2) 18

/ 14

{draehen} = drache (mas) /drachen (mas) knote/knoten; lette/letten; . . . a3) 5

/ 30

{essen} = esse (fern) /essen (neu) lake/laken; roesche/roeschen; hyphe/hyphen; a4) 18

leine/leinen; . . .

/ 26

{pormern} = pommer (mas) /ponmern (neu) hesse/hessen; westfale/westfalen; preusse/preussen; sachse/sachsen; ungar /Ungarn; . . .

B)

n

/ φ

a1) 4

/ 5

a)

{dosen} = dose (fern) /dosen ('Dosis, fern) base/basen ( 'Basis ' ) ; apside/apsiden ( 'Apsis ' ) ; tube/tuben ( "Tuba1 ) ; albe/alben ( 'Alba ' ) ; sexte/sexten ( ' Sexta ');... a2) 5

/ 23

{tuben} = tube (fem)/tuben ('Tubus', mas) type/ typen ( ' Typus ' ) a3) 5

/ 39

[studien] = Studie (fern) /Studien ('Studium1, neu) albe/alben ('Album')

2o3 a4) 18

/

23

{mimen} = mime (mas)/mimen ('Mimus 1 , mas)

C) SUB /ADJ a.

a)

a.

n

/

a1) 5

/ 18

}= eiche (fern) /eichen buche/buchen; kieferAiefern; leine/leinen; birke/birken; perle/perlen; . . . a2) 24

/

18

{lüstern} = luester (mas)/luestern alabaster /alabastern; marmor /marmorn; purpur/pxorpurn; kiefer/kiefern; , a3) 41

/

18

{ledern} = leder (neu) /ledern kupf er/kupfern; gelege/gelegen

D) SUB /ADV 3,

a)

n

/

-

a1) 5

/

-

{mitten} = mitte (fern)/mitten ('mitten1 + PRP) a2) 24

/

-

{achtern} - achter (mas)/achtern

E) SUB3./PKP

a)

n

a1) 18

/

-

l

-

{willen} = wille (mas)/willen ('um - willen1)

2o4 a2) 24

= unter (mas)/untern ("unter den1)

F) SUB /VZS α

a)

n

a1) 18

/

-

/

-

{g-e/aZ-Z-en} = gefalle (mas)/gefallen ('-lassen')

G) ADJ /SUB α.

a)

α

n

/

0

a1) 9

/

11

= fade/faden (mas)

H) VRBa/SUB

a) n

/ φ

a1) 48

/ 26

{sein} = sei/sein (neu)

J) VRB /ADJ cl

a)

n

a1) 18

/

/ 18

{albern} = alber/albern moder/modern; (HS): (aus)nuechter/nuechtern; (ab)leder/ledern; (ein)schuechter/schuechtern

2o5 K) VRB /DET Si

a)

/ φ

n

a1) 48

/ DET

[sein] = sei/sein

L) VRB /KON cL

a)

l

n

a1) 18

-

/ KON

{sondern} = sonder/sondern

M) VRBa/VZS

a)

n

/

-

48

/

-

{sein} = sei/sein ('sein lassen1)

6. G(s) = l

er/

A) SUB /SUB a a a)

er, ern

a1) 38, 41

/

φ, η

/

13, 24

(lichter, lichtem} = licht (neu)/lichter (ras)

2o6 B) SUB /ADJ ci ci

a)

/ φ

er

a1) 22

/ 18

{schier1} = schi (nas)/schier 77

C) SUBa/VRB a a)

er, ern

a1) 22, 24

/

φ, η

/

47, 18

{g-e-ister, geistern} = geist (mas) /geistern a2) 38, 41

/

47, 18

{sohilder, schildern] = schild (neu)/Schilder licht/lichter ; glied/glieder; ei/eier; gespenst/gespenster;

D) SUBa/VRBb er

/

φ

a1) 22

/

47

a)

-ier} = schi (nas)/schier ('scheren')

E) SUB=/ADV O.

a)

er

/ -

22

/ -

{schier} = schi (mas)/schier

77

2o7 F) AEJ /SUB a

a)

a

er, ern

a1) 5, 10

/

φ, η

/

2, 5

, scheuern} = scheu/ scheuer (fern) klanm/klammer

a2) 5, 1O

/

14, 24

{dichter, dichtem] = dicht/dicher (mas) schief /schief er; kuehl/kuehler; hell/heller;

forsch/forscher;

hold/holder; fix/fixer; schlicht/schlichter; . . . a3) 5, 10

/

29, 41

{wunder, wundem} = wund/wurder (neu) b)

/ φ

er

b1) 5

/

2

/

26

/

14

{lauer} = lau/lauer (fern) b2) 6

= alt/alter (neu) b3) 6

{eigner} = eign79/eigner; absent/absenter; 8O achtend ('achten') /achtender ('Hirsch') 81

G) ADJ /ADJ cl

a)

3.

er, ere, erer, er(e)n, er(e)m, eres

a1) 5, 3, 7, 10, 13, 16

/

φ, e, er, (e)n, (e)m, es

/

18, 1, 5, 9, 12, 15

{'Lauter, lautere, lauterer, lauter(e)n, lauter(e)m, lauteres} = laut/lauter ('unverf lscht') leck/lecker; weit/weiter ('zus tzlich') 79 Fakultativer e-Ausfall bei 'eigen1, 80 Nur in Wahrig belegt. 81 Heterophone H-Reihe.

2o8 H) ADJ /VRB Si SL

a)

er, (e)re, ern

a1) 5, 3, 10

/

φ, e, η

/

2, 5, 18

{milder3 m-ild(e)re, mildem} = mild/milder

wund/wunder; klanm/klammer; lind/linder; scheu/scheuer; neu/neuer; wild/wilder;... (HS): reich/(an)reicher

J) AIXT /ADV et

a)

er

/

-

5

/

-

{ferner}

= fern/ferner ('weiterhin')

K) ADJ /DE7T α

a)

er

/ φ

5

/

-

= laut/lauter ('nur 1 , 'nichts als1)

L) ADJ /KON 3.

a)

er

a1) 5 {ferner}

/

-

/

-

= fern/ferner ('schlie lich noch')

2o9 M) ADJ /PRP Si

a)

er

a1) 6 {halber} = halb/halber (Postposition) voll/voller

N) ADJ /VZS α.

a)

er 5 {wunder} = wund/wunder ('wunder nehnen') weit/weiter ('weiterleben')

0) ADJ /VRB c a

a)

er, (e)re, ern

a1) 19, 3, 10

/

φ, e, n

/

47, 4, 18

{besser^ bess(e)re3 bessern} = bess ('gut')/besser

7 . c s . ) = /-e-er/ A) SUBSL /SUB a

a)

-e-er, -e-ern

a1) 38, 41

/

φ, η

/

14, 24

{f aher, f chern} = fach (neu)/faecher (ras) pfand/pfaender; korn/koerner; grab/graeber; aas/aeser;

21 ) SUB /VRB a a

a)

-e-er, -e-ern

a1) 22, 24

/

/

,

47, 18

{runder, rändern} = rand (mas)/raender ort/oerter

a2) 38, 41

/

47, 18

{blatter, blättern] = blatt (neu)/blaetter loch/loecher; fach/faecher; band/baender; rad/raeder;,

C) ADJa/SUBa a)

-e-er, -e-ern

a1) 19, 10

/

/

,

13, 24

{Jünger, Jüngern] = jung/juenger (mas) krunm/kruemmer; schwarz/schwaerzer; hart/haerter; warm/waermer;

b)

-e-er

b1) 19

QO

/ / 11

{ärger} = arg/aerger (mas)

D) ADJ /ADJ a a

a)

-e-ere, -e-erer, -e-er(e)n, -e-er(e)m, -e-eres

a1) 3, 7, 10, 13, 16

{nähere, näherer, näher(e)n, näher(e)m, näheres} = nah/naeher ('nähere')

82 Nur in Duden belegt.

/

e, er, (e)n, (e)m, es

/

1, 5, 9, 12, 15

211

E) ACJ,/ADJ D

a)

a

-e-ere, -e-erer, -e-er(e)n, -e-er(e)m, -e-eres e, er, (e)n, (e)m, es

a1) 3, 7, 10, 13, 16

/

/

1, 5, 9, 12, 15

{höhere, höherer, höher(e)n, höher(e)m, höheres} = höh Choah')/hoeher ('höhere')

F) ADJ /VRB a a

a)

-e-er, -e-ern

a1) 19, 10

/

/

,

2, 18

{schmäler, schmälern] = schtnal/schmaeler arg/aerger; nah/naeher;

8. G k ( s 1 ) = / _ s / A) SUB /SUB cL

a)

u

s

a1) 17

/

/ 2

[askaris] = askari (mas)/askaris (fern) 81

a2) 32 {gens} = gen (neu)/gens (fern)

a3) 16

/ 2 81

/ 12

{regens} = reqen (mas)/regens (mas) 81 ober/obers83 a4) 16 / 11 [knicks] = knick (mas)/knicks (mas) knack/knacks; schrnu/schmus; mop/mops; schub/schubs; mai/mais 83 österr. für 'Schlagsahne1.

212

a5) 32

/ 12

{knies} = knie (neu)/knies (mas) buch/buchs;

R1

ft

dach/dachs

1

a6) 32

/

26

/

i

{eis} = ei (neu)/eis (neu)

B) SUB /VRB cl

a)

3.

s

a1) 17

/ 47

{triaks} = trick (mas)/tricks a2) 16

/

47

{fcnicfes} = knick (mas)/knicks knack/knacks; schmu/schmus; schub/schubs;... a3) 32

/

47

/

e, en

/

4, 18

{lots} = lot (neu)/lots b) b)

se, sen

b1) 20, 24

{firnisse^ b2) 36, 41

firnissen} = firnis (mas)/firniss /

4, 18

{geheimnisse, geheirmissen} = geheimnis (neu)/(hinein)geheimniss (HS)

C) SUBαa/VKBC

a)

sen

a1) 41

/ en / 36

{assen} = s (neu)/ass ('essen') 84 Heterophone Η-Reihe. Homographie wird durch y3-Transkription in ss ursacht.

ver-

213 D) SUB /ADV cL

a)

s

a1) 16

} = ring (mas) /rings abend/abends; morgen/morgens; f lug/flugs; sarcner/scnmers ; winter/ winters; anfang/anfangs; notf all/notfalls ; sonntag/ sonntags ;... a2) 32

{rechts} = recht (neu) /rechts wunder /Wunders; eigen/eigens; teil/ teils ;...

E) SUB /PRO 3.

a)

s

l

-

32

/

-

s

/

-

16

I

-

{sei-ns} = sein (neu)/seins

F) SUB /KON O.

a)

{falls}

= fall (mas)/falls

G) SUB /PRP α

a)

s

/ -

16

/ -

{mangels} = mangel (mas)/mangels namen/namens; zweck/zwecks; eingang/eingangs; betreff/betreffs; behuf/behufs;...

214

a2) 32

{angesichts} = angesicht (neu)/angesichts recht/rechts; mittel/mittels;...

H) SUB /VZS ci

a)

s

/

-

16

/

-

{willen} = willen (ites)/willens ('willens sein1)

J) ADJ /VRB a a

a)

ste, sten

a1) 4, 11

/

te, ten

/

31, 38 oc

{wachste, wachsten} - wach/wachs mau/raaus; lau/laus; grau/graus;...

86

K) VRB a

a)

st

a1) 8

/ t / 11

{braust} = brau/braus spei/speis; hau/haus; wach/wachs;

Q[-

lot/lots; knick/knicks;

85 Heteropnone H-Reihe. 86 Nur bei e-Ausfall im Superlativ homograph.

215

L) VRBc/VRBa a)

st

/ t

a1) 34

/

11

{wichst} = wich ('weichen')/wichs a2) 32

/

11

{stakst} = stak ('stechen')/staks

9. G k (s 1 ) = /

t/

A) VKB /SUB a a

t, te, ten

/

, e, en

a1) 11, 31, 38

/

11, 20, 24

a)

QC

(glast, glastet glasten] = glas/glast (mas) (HS): (ein)dos/dost85 a2) 11, 31, 38

/

11, 19, 23 O(-

p*7

{gast, gaste, gasten} = gas/gast (mas) ' 85 spar/spart a3) 15, 31, 38

/

26, 36, 41

{spart, sparte, sparten} = spar/spart (neu) 88 recht/recht

b)

t, te

b1) 11, 31

/

, e

/

11, 19

{gastj gaste} = gas/gast (mas, 'Besucher')

b2) 11, 31

/

26, 35

{biest, bieste} = bies/biest (neu) 87 Seemann. 'Matrosenrang1. 88 'harken'; in Wahrig und Duden als "süddt." markiert.

216 c)

t, ten

/

φ, en

d ) 15, 38

/

2, 5

{predigt, predigten} = predig/predigt (fen) 85 wallfahr/wallfahrt; fluch/flucht; fluch fron/front;85 buch/bucht;85

(NS): vollmach/vollmacht d)

/ φ

t

d1) 15

/

2

oc

{suaht} = such/sucht (fern) mach/macht; furch/furcht; gisch/gischt; brau/braut; wach/wacht; hau/haut; nah/naht;... (NS) : vormach/vormacht; grossmach/grossmacht d2) 11

/ 2 QC

{rast} = ras/rast (fen) kos/kost;85 lus/lust;85 pes/pest;85 d3) 22

/

2

{fahrt} = fahr/fahrt (fern) werf/werft; (NS): anfahr/anfahrtjabfahr/abfahrt; d4) 15

/

11

/

11

einfahr/einfahrt;...

QC

{spurt} = spur/spurt (mas) heuer/heuert d5) 16

{bedacht} = bedach/bedacht (mas) d6) 22

/

26 OC

{erbrecht} = erbrech/erbrecht (neu)

217 B) VRB /ADJ a

a)

Ξι

t, te, ten

/

φ, e, en

a1) 15, 31, 38

/

18, 1, 9

{traut, traute, trauten} = trau/traut rech/recht; doppel/doppelt a2) 16, 31, 38

/

18, 1, 9

{verkehrt, verkehrte, verkehrten} = verkehr/verkehrt verrueck/verrueckt; bestimm/bestimmt; entfern/entfernt;

C) VRB /VRB 3.

a)

3.

t, te, ten, test, tet

a1) 15, 31, 38, 34, 41

/

φ, e, en, est, et

/

2, 5, 18, 8, 15

{flucht, fluchte, fluchten, fluchtest, fluchtet} = fluch/flucht buch/bucht; haer/haert; reu/reut; glos/glost; 89 QQ (HS): (ein)schal/schalt; aes/(ab)aest a2) 11, 31, 38, 34, 41

/

2, 5, 18, 8, 15

{rast, raste, rasten, rastest, rastet} - ras/(ein)rast (HS) fas/fast89

b)

t

b1) 15 {schreit} = schrei/schreit tu/tut

89 Heterophone H-Reihen.

/ φ /

2

89

218 D) VRB / VRB a

a)

C

t, ten, test, tet

a1) 15, 38, 34, 41

/

φ, en, est, et

/

30, 36, 32, 40

{schalt, schalten, schaltest, schaltet} = (ein)schal (HS)/schalt ('schelten')89

E) VRB /ADV 3.

a)

t

/

{fast}

-

= fas/fast

F) VRB /VZS 3.

a)

t

/ -

a1) 15

/

-

{kehrt} = kehr/kehrt ('kehrtmachen')

G) VRBfa/SUBa t

/

φ

a1) 9

/

11

a)

{liest} = lies ('lesen')/liest (ras)

on

H) VRB /SUBa C

a)

cl

t, ten

a1) 3o, 36

0, en 2, 5

{tat, taten} = ta ('tun')/tat (fern)

(NS): wohlta ('wohltun1)/wohltat, grossta/grosstat, 9O

'Liest' - 'Eisvogel' (nur in Mater belegt).

219

b)

/ φ

t

b1) 33

/

2 OQ

{last} = las ('lesen')/last (fern) b2)

41

/

11

{wicht} = wich ('weichen')/wicht (mas) b3) 40

/

2

{war/t} = warf ('werfen'}/warft (fan) b4) 40

/ 11

{schuft} = schuf ('schaffen')/schuft (mas)

00

OQ

war ('sein')/wart b5) 50

y

/

11

{bedacht} = bedach ('bedenken')/bedacht (mas) verdach ('verdenken')/verdacht; vorbedach/vorbedacht

J) VRB /ADJ c a a)

t, te, ten

/

φ, e, en

a1) 50, 30, 36

/

18, 1, 9

{verwandt, verwandte, verwandten} = verwand ('verwenden')/verwandt bekann ('bekennen')/bekannt; gedach ('gedenken')/gedacht ('denken');, b)

t

b1) 40

/ φ /

18

{begabt} = begab ('begeben')/begabt sank ('sinken')/sankt ('heilig') 91 b2) 41

/

18

{schlicht} = schlich ('schleichen')/schlicht

91 Als ADJ nur attributiv (mit Namensanschlu ) : 'Sankt Peter'.

22ο Κ) VKB /VRB

Si

C

a)

/ φ

t

a1) 40

/

2

{schuft} = schuf ('schaffen')/schuft war ('sein')/wart 89 a2) 41

OQ

/ 2

{schlicht} - schlich ('schleichen')/schlicht a3) 33

/ 2 OQ

{last} = las ('lesen')/last

L) VRBa/NUM

a)

t, te, ten

/ , e, en

a1) 15, 31, 38 / 92 siebte, siebten} = sieb/siebt (Allostamm von 'sieben') vier/viert ('vier')

10. G, (s,) = /

te/

A) VRB /SUB

a)

te, ten

a1) 31, 38

/

φ, η

/

2, 5

{sparte, sparten} = spar/sparte (fern)

93

reis/reiste; raeum/raeumte; ras/raste; 93 ' 94 lach/lachte; 95 reu/reute; 96 92 Als Numerale: 'zu siebt1'. 93 Heterophone H-Reihen. 94 In Wahrig nicht belegt. 95 96

In Duden nicht belegt. Nur In Mater belegt.

221

haer/haerte; 93 (HS): (ab)flau/flaute; (ein)dick/dickte; (zusanmen)schar/scharte 93 a2) 31, 38

/

8, 18

[schaute, schauten} = schau/schaute (mas) bedien/bediente a3) 31, 38

/

29, 41 Q/T

(gereute, gereuten} = gereu/gereute (neu) b)

l φ

te

b1) 31

/

2

/

26

{traute} = trau/traute (fern) 93 frei/freite; f s/faste b2) 31

(heute} = heu/heute (neu)

B) VRB /ADV Ct

a)

te

/ -

a1) 31

/

-

{heute} = heu/heute

11. G k (s 1 ) = /

et/

A) VRB /SUB α.

cl

a) et / φ a1) 28 / 11 97 {planet} = plan/planet (mas) schwing/schwinget; blueh/bluehet;

97 Heterophone H-Reihen.

222 (NS): austrink/austrinket; antrink/antrinket 98

a2) 28

/ 26

{gebet} = geb/gebet (neu)

97

qq B) VKB /SÜB* C

a)

et

/

al) 40

/ 11

{brächet} = brach ('brechen')/brächet (mas) a2) 40

/

26

{staket} = stak ('stechen')/staket (neu)97

12. G k (s 1 ) = /

st/

A) ADJ /SUB a a

a)

ste, stes, sten

a1) 4, 17, 11

/

e, es, en

/

20, 16, 24

{oberste^ oberstes, obersten} = ober/oberst (mas) herb/herbst

B) VEB /SUB 3,

a)

3

st

a1) 7

/ / 11

{dienst} = dien/dienst (mas) verdien/verdienst; gei/geist 98 99

Schweiz. 'Willkommens-1 bzw. 'Abschiedstrunk1. Nur in Wahrig belegt. Die Die Verknüpfung von VRBC und /et/ ist unüblich unü£ (es sei denn, sie wäre graphematisch determiniert (schaltet von 'schelten')/ "sch< laut Duden, Band 9 jedoch auch sonst zulässig (vgl. Sp. 313f.).

223

a2) 7

/ 26

{verdienst} = verdien/verdienst (neu)

C) VRB /ADJ 3.

a)

3.

/ φ

st

a1) 7

/

18

{feist} = fei/feist behau/behaust;

D) VRB /VRB 3.

a)

/ φ

st

a1) 7

/

2

st

l

-

7

/

-

{feist}

= fei/feist

E) VRB /ADV 3

a)

{einst} = ein/einst laeng/laengst; aeusser/aeusserst

F) VRB /PRP 3

a)

st

a1) 7

/

-

/

-

{vermittelst} = vermittel/vermittelst

224 13. G ( s ) = /ge_

A) VRB /SUB a

a)

a

ge-en

/ en

a1) 50

{gefahren}

/

5

= fahr/gefahr (fan)

a2) 50

/ 24

{gehalten} = halt/gehalt (mas) a3) 50

/ 41

{gelassen} = lass/gelass (neu)

B) VRB /VRB a a

a)

ge-en

a1) 50

/ en / 18

{geraten} = rat/gerat fall/gefall b)

ge-t

b1) 50

/

t

/

16

{gehorcht} = horch/gehorch brauch/gebrauch; hoer/gehoer; ruh/geruh; witter/gewitter; trau/getrau;

reu/gereu; waehr/gewaehr; wahr/gewahr; lob/gelob; reich/gereich; lang/ gelang; hab/gehab; mahn/gemahn; (NS): zuhoer/zugehoer; anhoer/angehoer;... c)

ge-et

c1) 50

{geleitet} = leit/geleit

/

et

/ 16

225 C) VRB /VRB 3.

a)

C

ge-t

a1) 5O

{gebracht} = brach

/

t

/

40

/gebrach ('gebrechen')

D) VKB /SUB C

a)

u

ge-en

al) 50

/

en

/ 41

{gebissen} = biss ('beißen1)/gebiss (neu) anbot ('anbieten')/angebet ; bot/gebot; aufbot/auf gebot; schoss ('schießen')/geschoss

E) VRBC/VHBC

a)

ge-en

a1) 50

/ en / 37

{gestanden} = stand ('stehen')/gestand ('gestehen') fror ('frieren')/gefror; bot/gebot; (NS): zustand/zugestand b)

ge-t

b1) 50

/

t

/ 49

{gedacht} = dach ('denken')/gedach ('gedenken') b2) 50 / 40 {gebracht} = brach ('bringen')/gebrach ('gebrechen') 100 Nur in Wahrig belegt: ein braches feld pfluegen. 101 gebracht von "gebrechen1 ist hier nur der Vollständigkeit halber verzeichnet. Es ist unwahrscheinlich, daß 'gebrechen' in der 2. Person Plural Prät. Ind. Aktiv auftritt. Meist nur in Verbindung mit 'es' vorkonmend: es gebrach uns am notwendigsten', veraltet auch ohne 'es1 mit Subjekt: jegliche fuersorge gebrach (vgl. Klappenbach-Steinitz S. 1468).

226 F) VRB /SUB θ

a)

a

ge-en

/ en

a1) 50

/ 41

{gebeten} = bet ('bitten')/gebet (neu)

G) VEBd/VRBd

a)

ge-en

/ en

a1) 50

/

50

{geronnen} = ronn ('rinnen')/geronn ('gerinnen')

H) VHB /VRB e e

a)

ge-en

/ en

a1) 5O

/

5O

{gebrochen} = broch ('brechen')/gebroch ('gebrechen')

14. c s . ) = /ge

e/

A) VKBa./SUBa

a)

ge-en

a!) 50

/

n

/ 18

{gefallen} = fall/gefalle (mas)

227 B) VFB /SUB C

a)

di

ge-en

/ n

a1) 50

/ 41

{getrieben} = trieb ('treiben')/getriebe (neu)

C) VRB /SUB e a

a)

ge-en

/ n

a1) 50

/ 41

{gelegen} = leg ('liegen1)/gelege (neu) wes ('sein')/gewese ('Anwesen')

15. G k (s 1 ) = /ge

en/

A) VRB / SUB a a

a)

ge-en

a1) 50

{gefallen} = fall/gefallen

/

φ

/ 14

(mas)

B) VRB /ADJ a a

a)

ge-en

a1) 50

/ φ / 18

{gelassen} = lass/gelassen auslass/ausgelassen; mess/gemessen; anmess/angemessen; trag/getragen ('ruhig');

228

C) VFB /VZS a

a)

ge-en

a1) 50

/ -

I

-

{gefangen} = fang/gefangen ('gefangenhalten1) wachs/gewachsen ('gewachsen sein1); wasch/gewaschen ('sich gewaschen haben 1 );

D) VRBc/ADJa

a)

ge-en

a1) 50

/ φ / 18

{gerissen} = riss ('rei en')/gerissen abriss/abgerissen; weg ('w gen' oder 'wiegen')/gewogen ('freundlich gesinnt1);

E) VRB,/ ADJ Q a

a)

ge-en

a1) 50

/ φ / 18

{gesonnen} = sonn ('sinnen')/gesonnen

F) VKB /ADJ e a

a)

ge-en

a1) 5O

/ φ /

18

{gedrungen} = drung ('dringen')/gedrungen ('untersetzt') leg ('liegen')/gelegen; Schwung ('schwingen')/geschwungen; aussproch 1O2 ('aussprechen')/ausgesprochen ('besonders', 'unverkennbar') 102 In dieser Bedeutung nur in Wahrig verzeichnet: ...e-ine ausgesprochene trinkevnaturj er war ausgespvoohen nett.

229

16. G k (s 1 ) = /ge

t/

A) VRB /SUB

/ φ

ge-t

a)

a1) 50

/

26

{ge st} = aes/geaest (neu) vier/geviert

B) VRB /ΑΙΧΓ α

a)

ci

/ φ

ge-t

a1) 50

/ 18

= schick/geschickt lock/gelockt ("mit Locken versehen1); wohn/gewohnt; neig/geneigt; rech/gerecht; . . .

C) VRBc/SUBa

a) ge-t

/ φ

a1) 50

/ 26

{eingesandt} = einsand ('einsenden')/eingesandt (neu) 1O4

D) VRB /ADJ C

a)

ge-t

a1) 50

α

/ φ /

18

{gewandt} = wand ('wenden')/gewandt ('flink') 103 Heterophone Η-Reihe. Vgl. noch Anmerkung 104 In Duden als 'veraltet' markiert; in Wahrig nicht belegt.

23 17. G - f e J = /

zu

/

A) VRB /VRB 1°5 cl

a)

cl

zu-en

a1) 48

/

en

/

18

{hinzukommen} = hinkcitin/hinzukcirm hingeh/hinzugeh; hinleg/hinzuleg; hinfuehr/hinzufuehr; hinzieh/hinzuzieh; herlauf/herzulauf; hereil/herzueil;... Es verbleiben nun noch Gruppierungen, die mit sehr wenigen Beispielen vertreten sind. Sie werden nur der Vollständigkeit halber erwähnt. Eine ausführliche Unterteilung wird jedoch nicht vorgenornnen: 18. G^(sJ = /

a/

SUB a

/

39

/

SUB, D 39

{flu-Ida} = fluid (neu)107/fluida ('Fluidum1, neu) 19. Gfrte^l

=I

em/

ADJ a 12

/

SUBa

/ 26

{totem} = tot/totem (neu) 20. G k (s 1 ) = /

m/

ADJcl

/

SUBa=

12

/

26

O.

{oedem} = oede/oedem (neu) 1O8 105 Belege finden sich hier nur bei Verben mit /hin/- bzw. /hinzu/-oder /her/bzw. /herzu/-Präfigierung. Ein konstruiertes Beispiel für G -Spezifizierung VRB /VRB : {hinzuspannen} = hinspann/hinzuspann ('hinzuspinnen1 ) . 106 Selbstverständlich ist nicht auszuschließen, daß die eine oder andere Gruppierung bei der maschinellen Homographen-Aufspürung um einige Beispiele vermehrt werden kann. 107 In Duden nicht belegt. 108 Heterophone H-Reihe.

231

21. G k (s 1 ) = /

erer/

ADJa ADJ

/

SUB=

7

/

13

.

{wilderer} = wild/wildere neu/neuerer; lau/lauerer 22.

ADJ

/

SUB=

5

/

13

3

{träger, trägem} = traege/traeger (mas) lose/loser SUB

/ SUB

40

/

a

a

13

{heller} = helle (neu, 'Bier')/heller (mas) 23. (^(s.,) = /-e-r/ ADJ

/ VRB

19, 3, 10

/

3

3

47, 4, 18

{näher, näh(e)re, nähern} = nahe/naeher ADJ

/ ADJ

3, 7, 1O, 13, 16

/

3

3

1, 6, 9, 12, 15

{näh(e)re, näherer, näher(e)n, näher(e)m, näheres} = nahe/naeher ADJ

/ VZS

19

l

-

{näher} = nahe/naeher ('nähertreten')

109 Nur in Duden belegt. 110 Denkbar wäre noch Holographie zwischen 'nähren1 (VRB) und 'nahe' (ADJ): naehre (nur bei e-Ausfall).

232

24. Gj^is^ = /

ern/

SUB

/ ADJ

41

/

a

, a

18

{brettern} = brett (neu)/brettern 25. ^(sJ = /-e-ern/ SUB

/

ADJ

41

/

18

α

a

{gl sern} = glas (neu)/glaesern horn/hoernern; holz/hoelzern 26. G k (s 1 ) = /

sen/

SUB,

/ ADJ

24

/

cL

3.

18

{atlassen} = atlas (mas)/atlassen 27. G k (s 1 ) = /

es/

SUB

/

VRB

32

/

47

a,

cl

= gen (neu)/genes 28. G k (s 1 ) = /

SB/

SUB a SUB

/

SUBa

20, 24

/

2, 5

cL

= bus (mas)/busse (fern)

111 Heterophone Η-Reihe; Homographie wird durch yS-ss-Transkription verursacht.

233

29. G^ts^ = /-e-en/ SUB=

/ ADV

24

I

,

-

{hüben} = hub (mas)/hueben VRB

/ ADV

45

/

-

{hüben} = hub ('heben')/hueben 30. cys.,) = /

112

ten/

VKB

/ SUB

38

/ 11

cl

= gar/garten (mas) 31. G^s.,) = /

est/

VRB„

/ ADJ

43

/ 18

C

{griffest}

= griff

a,

('greifen')/griffest 113

32. G^(s^) = /-e-st/

ADJ3i 4, 7, 11, 14, 17

/ ADJSL / 1, 5, 9, 12, 15

(jüngste, jüngster, jüngsten, jüngstem, jüngstes] = jung/juengst ('letzt', 'neuest') 114

112 Veraltete Konjunktiv-Form von 'heben'; in Wahrig noch zugelassen. 113 'griff-fest' - 'griffig'; durch Schreibkonvention (Eliminierung eines Doppelkonsonanten bei Komposition) verursachte - heterophone - Honographie. Vgl. dazu Kap.4, Exkurs. 114 'jüngst' wird in Wahrig als Superlativ von 'jung' bezeichnet; Duden hat dafür einen eigenen Eintrag vorgenatinen: diese Auffassung scheint uns passender. Vgl. etwa das jüngste Ergebnis - xdas junge Ergebnis,

234

ADJ,

/ ADJ

4, 7, 11, 14, 14

/

Cl

a.

1, 5, 9, 12, 15

{nächste, nächster, nächsten, nächstem, nächstes} = nach ('nahe')/naechst ('folgende') 33. G k (s 1 ) = /ge_ n/ VRB

/

VZS

50

/

-

= anta ('antun') /angetan ('angetan sein') zuta ( ' zutun ' ) /zugetan ( ' zugetan sein ' ) 34. G k (s 1 ) = /ge_ et/ VFB

/ ADV

50

/

3.

-

{ausgerechnet} = ausrechn/ausgerechnet 35. G k (s 1 ) = /_ ns/ SUB

/ ADV

O,

16

/

-

{namens} = name (mas) /namens SUB

/ VZS

16

/

3.

-

{willens} = wille/willens ('-sein') Die Zahl der insgesamt möglichen Werte für G. (s-) ist damit allerdings noch keineswegs erschöpft. Im Rahmen der in Kap. 7 genannten Bedingungen lassen sich weitere - zwar unbelegte, doch akzeptable - -Reihen bilden: G, (s-) = / _ test/: {gehörtest} = gehoer (VRB )/gehoertest ('Gehörprü1 1 C.

fung') 1 1 6

115 Auch 'nächst' wird bei Wahrig als Superlativ von1 'nahe' bezeichnet - im Gegensatz zu Duden der 'nächst' getrennt von 'nahe behandelt. 116 Vgl. 5.2, Klasse 7.

235

G/s ) = /

etest/: {härtetest} = haert (VRBa)/haertetest ('Härte-

G (sj = /

p r ü f u n g ' )1' '11 ' {autorinnen} = autorin (fern)/autorinne ('AutoRinne') 117

ne/;

? Q ; G)

-Typ I I I : G ( s

1. G k (s 1 ) = /-e-/ ; A)

VRB /VRB

a)

-e-t/ge-t

+Q

Gk(s2) = /ge

a1) 1 3 / 5 0 {gefällt}

= gefall/faell

2. G k (s 1 ) = /-e-/ ; A)

VRBc/VRB

a)

-e-en/zu-en

a1) 45

/

1 1 ft

cys2) = /_ ^zu_ /

48

{hinzuführen} = hinzufuhr 3.

= /-e-/ ;

G k (s 2 ) = /_ t/

A)

SUB /VRB a a

a)

-e-e, -e-en/te, ten

a!) 4, 7

('hinzufuhren'J/hinfuehr 119

/ 31, 38

{nähte, nähten} = naht (fem)/naeh

a2) 22, 24

/ 31 , 38

{äste, ästen} = äst (mas)/aes

117 Vgl. 5.2, Klasse 8. 118 Einziges belegtes Beispiel; 119 heterophone H-Reihe.

119

236 B)

VRB /VRBa

a)

-e-e, -e-est, -e-en, -e-et / te, test, ten, tet

a1) 42, 43, 45, 46

/ 31, 34, 38, 41

{schälte, schältest, schälten, schältet} = schalt ('schelten')/schael118'119'120

4. G. (sj = /-e-/ ; JS.

G. (s,) = /

ten/

l

A)

SUB /VRB a a

a)

-e-0 / ten

a1) 23

/ 38

[gärten] = garten (mas)/gaer 119 kasten/kaes Als weitere Möglichkeit wäre noch denkbar:

.) = /-e-/ ;

G. (s») = /

en/

{wägen} = wagen (SUB , mas)/waeg (VRB )

121

cL

120 Nur in Wahrig (siehe Sp. 146) als Konjunktiv Präteritum von 'schelten' (neben sahoelte) zugelassen. 121 Plural von 'Wagen' nur im süddt. als wägen möglich.

VERFAHRENSWEISEN BEI DER AUTOMATISCHEN ERFASSUNG VON WORFTFORMEN-MEHRDEUTIGKEITEN IM TEXT UND IM LEXIKON

In diesem Kapitel werden einige Möglichkeiten erörtert, Textwortformen mithalfe eines Analyselexikons automatisch als Homographen zu erkennen. Damit kommen wir auf die eingangs behandelten Probl« Probleme bei der Identifikation von Wertformen als linguistische Einheiten zurück. 9.1

Mögliche Vorgehensweisen

Wir werden uns im folgenden auf die Darstellung von drei Vorgehensweisen beschränken, die auf ihre jeweiligen Vor- und Nachteile hin besprochen werden sollen. (1)

Homographen werden wie alle übrigen (d.h. eindeutigen) Wortformen des Textes identifiziert. Dies geschieht in einem gängigen Verfahren (das im folgenden als "Standardverfahren" bezeichnet wird) durch Segmentierung der zu bestinmenden Wertform und durch den graphematischen Vergleich der erhaltenen Segmente mit den Einträgen eines "Analyselexi2 kons" (kurz als AL bezeichnet), wobei im Falle von Übereinstimmung den Wortform-Segmenten des Textes die entsprechenden linguistischen Informationen des Lexikons zugeordnet werden.

Homographie liegt dabei vor, wenn einem Wortform-Segment mehrere Lexikoneinträge zugewiesen werden oder wenn eine Textwortform in unterschiedlicher Weise zerlegt werden kann. (2)

Das Standardverfahren wird modifiziert: Alle Lexikoneinträge, die an Wortformen-Mehrdeutigkeiten beteiligt sind, erhalten eine Markierung, die sie von den übrigen AL-Einträgen unterscheidet.

1 Siehe 1.3. 2 Siehe hierzu noch 9.2. 3 Darstellungen dieses Identifikationsverfahrens siehe in Klein (1971), Dietrich (1973), Krebs (1972). 4 Vgl. dazu die entsprechenden Beispiele in 1.3 (laut und lauten).

238

Wie im einzelnen noch zu erörtern sein wird, läßt sich damit eine beträchtliche Verkürzimg der Identifikationsphase (sowohl bei ein- als auch bei mehrdeutigen Textwortformen) erreichen. (3)

Mehrdeutige Wertformen werden ausschließlich mithilfe eines speziellen "Homographenlexikons" identifiziert. Dieses kann in das Gesamt lexikonsystem integriert werden.

Außer den aufgeführten Auffindungsmethoden sind noch andere Verfahrensweisen denkbar, auf die jedoch nicht eingegangen werden soll. 9.2

Zur Konzeption des Analyselexikons

Einträge des Analyselexikons sind "Stämme", d.h. Formen, die die Elemente eines Flexionsparadigmas repräsentieren, und zwar sowohl inhaltlich (als "Benennungsformen") , als auch graphematisch (als "Ausgangsformen" bei der automatischen Erzeugung des Paradigmas). Um während der Identifikationsphase (vgl.1.3) die graphematische Angleichung der Wortform-Segmente an die Graphemteile der AL-Einträge beschleunigt durchführen zu können, werden auch morphologisch und syntaktisch determinierte Allostämme in das Analyselexikon aufgenommen: Q 'graben' (VRB) ist z.B. durch die Einträge /grab/ und /grub/, 'beipflichten1 durch /beipflicht/ und /pflicht/, 'Index' durch /index/ und /Indizes/ im Lexikon vertreten. An grammatischen Informationen sind in erster Linie Wortklasse, Flexionsklasse, Angaben über eingeschränkte Flektierbarkeit erforderlich. Die sogenannten "Verbzusätze" (z.B. /an/ in wir fangen an) werden ebenfalls ins Lexikon aufgenommen. Q

Aus technischen und ökonomischen Erwägungen heraus (etwa zur Erhöhung der maschinellen Zugriffsgeschwindigkeit bei der Lexikonsuche) werden Analyselexika häufig in Subsysteme unterteilt: z.B. in "Hochfrequenzlexika", "Lexika mehrwortiger Einheiten", "Lexika stainwerändernd flektierender Einheiten" etc. Siehe hierzu noch Zinmermann (1972b:62-81). Es handelt sich dabei meist um Verfahren, die ohne Analyselexika arbeiten. Wortformen werden allein aufgrund ihres Grapheminventars als Elemente einer (oder mehrerer) Wortklasse(n) bestimmt. Vgl. etwa Henke (1965), Zimmermann (1972a). In solchen Fällen repräsentiert ein AL-Eintrag nur einen Teil des Paradigmas (z.B. die Flexionsformen mit dem Merkmal "Präteritum"). Des weiteren können auch noch umgelautete (z.B. /grub/ bei 'graben') und flexionspräfigierte Allostämme verzeichnet werden (z.B. /beigepflicht/ von 'beipflichten1). Der Lexikoneintrag von 'ausbojen1 müßte z.B. neben der Flexionsklasse ("regelmäßig", "mit e-Einf ügung") das Merkmal "nur im Präsens", "nicht im Imperativ" erhalten.

239

9.3

Die Auffindung von Wertformen-Mehrdeutigkeiten im Standardverfahren

Im Standardverfahren verläuft die Bestimmung der Textwortformen in zwei Fällen problemlos: (a)

Die bearbeitete Textwortform repräsentiert nur eine Segmentfolge: je ein Segment stimmt mit je einem

Lexikoneintrag graphematisch überein:

kindes: kind/es - /kind/, 'Kind' x /es/,... (b)

Die Wertform läßt sich

in eine Segmentkombination zerlegen; mindestens

ein Segment stimmt dabei mit mehreren Lexikoneinträgen überein, wobei die Segmentgrenzen in den verschiedenen Zerlegungsversionen übereinstim-

men: rufe: ruf/e

- 1. /ruf/, 'Ruf 1

/e/,... 10

2. /ruf/, 'rufen'

/e/,...

Im Falle (b) setzt die Auffindung der Wortform-Mehrdeutigkeit jedoch voraus, daß der Lexikonvergleich nicht bereits nach der ersten erfolgreichen Zuordnung von Textwortform-Segment und Lexikoneintrag abgebrochen wird;

einem Segment

sind also stets alle graphematisch zutreffenden Lexikoneinträge zuzuordnen. Da die betreffenden Lexikoneinträge - bei alphabetischer Sortierung - unmittelbar aufeinander folgen, bereitet die Erkennung derartiger Mehrdeutigkeiten kaum Schwierigkeiten. Die Identifikation wird jedoch erschwert, (c)

wenn eine Textwortform in mehrere Segmentkombinationen zerlegt werden kann, wobei die Segmentgrenzen in den einzelnen Zerlegungsversionen nicht zusammenfallen: predigten:

1. predigt/en

-

/predigt/

/en/

2. predig'/ten

-

/predig/

/ten/

In diesem Falle sind - da die entsprechenden Lexikoneinträge nicht graphematisch übereinstimmen (daher im Lexikon auch nicht unmittelbar aufeinander folgen müssen) - umfangreichere Suchoperationen als im Falle (b) erforderlich. Eine weitere Schwierigkeit ergibt sich daraus, daß die Zerlegung einer Textwortform allein von ihrem Graphetninventar abhängig ist: stimmt ein Teil der Wertform mit irgendeinem Flexionsaffix überein, muß eine entsprechende Zerle10 Zur Darstellung der Lexikoneinheiten: Die Ausdrucksseite (oder den Graphemteil) des Eintrags notieren wir zwischen Schrägstrichen und in Majuskeln; die Merkmalseite der Einträge wird lediglich durch die gängigen Zitierformen (Infinitiv, Nominativ Singular, prädikative Form) benannt. Die Merkmalseiten oder Flexionsaffixe bleiben unspezifiziert. 11 Im vorliegenden Beispiel also nicht bereits nach der Bestimmung von rufe als einer Entsprechung zu 'Ruf.

24

gung vorgenommen werden. Ob sich daraus allerdings eine plausible Segmentkombination ergibt, kann erst durch den anschließenden Lexikonvergleich und nach Überprüfung der granmatischen Informationen festgestellt werden. Da die Anzahl der Wertformen, die derartige Graphemfolgen aufweisen, im Deutschen sehr hoch liegen dürfte (vgl. etwa torte, leuten, Obst, schaft, gebiert, graphem,

nippes, etc),12 wird beim Standardverfahren eine sehr hohe Anzahl von nicht sinnvollen Segmentkombinationen anfallen, die dennoch sämtlich einer umfangreichen Überprüfung unterzogen werden müssen. 9.4

Das modifizierte Standardverfahren: Markierung der Lexikoneinträge

Um die geschilderten Nachteile des Standardverfahrens zu vermeiden, empfiehlt sich, die Bestimmung eindeutiger Wortformen von der mehrdeutiger Wertformen zu trennen: Alle AL-Einträge, die an Wortformen-Mehrdeutigkeiten beteiligt sind, erhalten eine Heliographie-Markierung, die sie von den AL-Einträgen, die nur eindeutige Wortformen vertreten, unterscheidet. Bei dieser Markierung sind verschiedene Möglichkeiten gegeben: (a) eine globale Markierung weist lediglich darauf hin, daß der betreffende AL-Eintrag und ein anderer - nicht näher bezeichneter - AL-Eintrag identische Wortformen repräsentieren. Auf diese Weise wird verhindert, daß die Identifikationsprozedur (Segmentation und Lexikonvergleich) bereits nach der ersten erfolgreichen Zuordnung von Wortform-Segment und AL-Eintrag abgebrochen wird. (b) Eine detaillierte Markierung ordnet alle AL-Einträge, die an einer bestimmten Homographie beteiligt sind, einander zu. Letztere Markierungsmöglichkeit läßt sich nochmals in zwei Spielarten unterscheiden: (ba) Die erschöpfende Markierung, bei der jedem an einer Homographie beteiligten AL-Eintrag alle übrigen AL-Einträge zugewiesen werden, (bb) die Einze^-Markierung, die unter Berücksichtigung der Vergleichsreihenfolge auf nur einen, und zwar den nächstfolgenden, AL-Eintrag verweist. Ein solches Verfahren soll im folgenden kurz beschrieben werden. Die Einzelmarkierung gibt an, in welcher Weise der Graphemteil des markierten Eintrags zu verändern ist, um die Graphemfolge des korrespondierenden Eintrages zu erhalten. Im nachfolgenden Beispiel besteht die Markierung in einer Anweisung, den Eintrag /predigt/, um das letzte Graphem (t) zu verringern. 12 Weitere vergleichbare Belege siehe in Mater (1967) unter e3 en oder t.

241

Textwortform:

AP-Einträge;

Markierung:

predigten Vpredig/, 'predigen' / /prediger/, 'Prediger' 1.Segmentierungversion: 13 predigt/en

/predigerorden/,... V /predigerseminar/,... ^/predigt/, ' Predigt' /Predigtanleitung/,...

[-/... t/ ] -

* · ·

Sind an einer Holographie mehr als zwei AL-Einträge beteiligt, muß die Verweismarkierung entsprechend erweitert werden. Textwortform;

AL-Einträge;

Markierung;

tränken ^r/trank/, "Krank', Subst. LSegmentierungsversion: tränke/n

14

(vtrarik/, 'trinken' */tränk/, 'tränken' ·* /tränke/, 'Tränke', Subst.

[-/0/l [-/UL/1 [-/...e/]

Die erste sinnvolle Zerlegung ergibt eine Zuordnung des Segmentes tränke/... zum Eintrag /tränke/, 'Tränke'. Von diesem Eintrag wird auf /tränk/, 'tränken1 verwiesen, davon auf /trank/, 'Trank' und schließlich auf /trank/, 'trinken', wo der Verweis endet. Gelegentlich ist es jedoch mit einer Verweisreihe nicht getan, da die AirEinträge an mehr als einer Hcmographie beteiligt sein können: So sind z.B. bei den Vfortformen laut, laute, lautes, lauten und lauter zur Ermittlung der verschiedenen Lesarten folgende Markierungsreihen erforderlich:

13 Wir führen der Übersicht halber nur die erste sinnvolle Segmentierungsversion auf; alle übrigen (im obigen Beispiel also predigten/^, predigte/n) bleiben in der Darstellung unberücksichtigt. 14 Vgl. 9.2. 15 UL bedeutet "Unlaut". 16 Die jeweils erstzugeordneten AL-Einträge sind mit den Segmentierungsversionen durch Pfeile verbunden (Darstellung, linke Seite). Die Verweisreihenfolge (Darstellung, rechte Seite) ist ebenfalls durch Pfeile angegeben. Generell gilt: {-/ /}-Verweise beziehen sich nach unten, alle anderen Markierungen (z.B. [-/...t/],[-/...e/]) verweisen nach oben. 17 Die Lesarten der einzelnen Barographen siehe in 7.1.

242

AL-Einträge:

/laut/, /laut/2 /laut/3 /laut/4 /laut/5

HO-Markierungsreihen: 1. 2.

^ [-/