Lehrbuch der Stückzeit-Ermittlung in der Maschinenformerei: Zugleich Einführung in die gesamte Stückzeitermittlung in der Giesserei
 9783486754742, 9783486754735

Table of contents :
Vorwort
Inhaltsverzeichnis.
Kapitel I. Stücklöhne in der Gießerei
Kapitel II. Zeiteinteilung
Kapitel III. Zeitermittlung für den Aufbau der Stücklöhne
Kapitel IV. Methodik der Zeitmessung
Kapitel V. Zusammenfassung der Einzelwerte
Kapitel VI. Richtzeiten
Kapitel VII. Richtzeitwerte für die Maschinenformerei
Kapitel VIII. Arbeitszeitberechnung aus Richtzeiten
Kapitel IX. Maschinenkarten
Kapitel X. Leistungsabfall
Kapitel XI. Neben- und Verlustzeiten
Kapitel XII. Zuschläge
Kapitel XIII. Stückzeitberechnung
Kapitel XIV. Rationalisierung
Sachregister.

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LEHRBUCH DER STÜCKZEIT-ERMITTLUNG IN DER MASCHINENFORMEREI ZUGLEICH E I N F Ü H R U N G IN DIE GESAMTE STÜCKZEITERMITTLUNG IN DER GIESSEREI VON

HEINRICH TILLMANN

GIESSEREI-INGENIEUR

MIT 97 ABBILDUNGEN

V E R L A G V O N R. O L D E N B O U R G M Ü N C H E N U N D B E R L I N 1927

ALLE RECHTE, EINSCHLIESSLICH DES ÜBERSETZUNGSRECHTES. VORBEHALTEN. COPYRIGHT 1927 BY R. OLDENBOURG. MÜNCHEN UND BERLIN.

DBUCK VON OSCAR BRANDSTETTER IN LEIPZIG.

Vorwort. Die deutsche Industrie, insbesondere die Gießereien ringen schwer um ihren Aufstieg. Das Verhältnis Selbstkosten zu Verkaufspreisen will vielfach gar nicht besser werden. Durch Verbesserung der Betriebseinrichtungen ließen sich die Selbstkosten drücken, aber es fehlt an Kapital. Es bleibt nur das Bestreben übrig, aus den vorhandenen Einrichtungen das höchste herauszuholen. Rationalisierung, Vereinfachung der Fertigungsvorgänge, ist das Schlagwort der heutigen Zeit. Rationalisierung zeigt sich nicht allein darin, durch Beschaffung teurer Einrichtungen, Fließarbeit usw., die Gestehungskosten zu senken, sondern die Vereinfachung und Beschleunigung der Arbeit durch vernunftgemäßes Durchdenken der Arbeitsvorgänge, planmäßige Anleitung der Arbeiter kennzeichnet den Fachmann auf diesem Gebiete. Mit einfachen Mitteln vieles erreichen, ist die Kunst. Zur Beschleunigung des Arbeitsflusses ist die Kenntnis der Fertigungszeiten nötig. Die Gießerei ist einer der Betriebe, denen es an zuverlässigen Methoden zur Vorausbestimmung der Fertigungszeiten mangelt. Es sei hier der Versuch gemacht, die Wege zur Auffindung der Stückzeiten in der Gießerei zu zeigen und vollständige Unterlagen zur Vorausberechnung der Fertigungszeiten in der Maschinenformerei zu geben. Es war nicht zu vermeiden, daß an manchen Stellen auf die Ausführung der Arbeit, selbstverständliche Griffe, sehr eingehend eingegangen werden mußte, um den Zusammenhang zu erklären. Viele Jahre und zeitraubende Untersuchungen waren nötig, um alle in der Maschinenformerei vorkommenden Arbeiten zu untersuchen. Es schien oft, als ob es gar nicht möglich sei, richtige Zeitwerte für jede Arbeit zu finden. Ich danke insbesondere meinen Freunden, die mich in schwierigen Fällen mit Rat und Tat unterstützten. Meine Tätigkeit im Ausschuß für Arbeitszeitermittlung im Verein deutscher Eisengießereien (Gießereiverband), der auch die öfter angezogenen RefaBlätter für die Gießerei herausgegeben hat, gab mir manche Anregung. Um die Einheitlichkeit mit den Arbeiten dieser Stelle zu wahren, habe ich die von hier in Verbindung mit dem Reichsausschuß für Arbeitszeitermittlung (Refa) vorgeschlagenen Begriffsbezeichnungen und Formulare für die Darstellung meiner eigenen Untersuchungen gewählt.



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Die Fa. Rational GmbH. Berlin-Wilmersdorf stellte mir in zuvorkommender Weise genaue Stoppuhren zur Verfügung. Für die Durchsicht des Manuskriptes möchte ich auch an dieser Stelle Herrn Dipl.Ing. Hannemann-Berlin danken. Wenn diese Ausführungen dazu beitragen, den Wirrwarr, der jetzt in der Akkordberechnung in der Gießerei und insbesondere in der Maschinenformerei herrscht, zu klären, so ist ihr Zweck erreicht. Weitere Bände über Handformerei, Kernmacherei und allgemeine Gießereiarbeiten werden folgen. H a n n o v e r , Dezember 1926. Tillmann.

Inhaltsverzeichnis. Seite

Vorwort I. Stücklöhne in der Gießerei II. Zeiteinteilung III. Zeitermittlung für den Aufbau der Stücklöhne IV. Methodik der Zeitmessung V. Zusammenfassung der Einzelzeitwerte VI. Richtzeiten VII. Richtzeitwerte für die Maschinenformerei VIII. Arbeitszeitberechnung aus Richtzeiten I X . Maschinenkarten X. Leistungsabfall X I . Neben- und Verlustzeiten X I I . Zuschläge X I I I . Stückzeitberechnung XIV. Rationalisierung Sachregister

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Kapitel I.

Stücklöhne in der Gießerei. Über Preiskalkulation im Gießereibetrieb ist seit jeher schon viel geschrieben worden. Die Grundlagen sind anscheinend so klar entwickelt, daß man schon von einer einheitlichen oder fast einheitlichen Kalkulationsmethode sprechen kann. Blickt man aber auf abgegebene Preisangebote, seien sie privater Natur oder seien es Submissionen, so wird man eines anderen belehrt. Man fragt sich unwillkürlich, wer kann von den Anbietenden überhaupt kalkulieren. Nehmen wir nun einmal an, es wird nach den gleichen Methoden kalkuliert, so kann der Unterschied nur daher kommen, daß irgendein Faktor in der Rechnung falsch ist. Die nachstehende Kalkulationsrechnung zeigt die Größe der Faktoren in einem bestimmten Falle: Flüssiges Eisen Fertigungslöhne

13,04 M. pro 100 Kilo 7,36 „ „ 100 „

200% Betriebsunkosten

+ 18% Handlungsunkosten

14,72 „

. . . .

+ 12% Gewinn- und Risikozuschlag

35,12 M.



100



6,32 „

41,44 M.

4,97 „

Verkaufspreis 46,41 M. pro 100 Kilo.

Da die Werkstoffkosten, in diesem Falle die Kosten für das flüssige Eisen, fast überall die gleichen sind, so ist nur möglich, daß die Unkostenzuschläge falsch sind. Diese lassen sich aber aus den monatlichen Zusammenstellungen mit hinreichender Genauigkeit ermitteln. Nimmt man nun an, daß die Unkostensätze in zwei Werken gleich sind, so kann eine wesentliche Preisspanne in der Kalkulation nur daher kommen, daß die Fertigungslöhne verschieden sind. Durch die Art der Kalkulation, Zuschlag der Betriebsunkosten auf die Fertigungslöhne, kommt den Löhnen eine sehr große Bedeutung zu, da ein Fehler sich vervielfacht. Im vorliegenden Falle verdoppelt sich jeder Fehler. Die meisten Fehler in der Kalkulation sind daher auf das Einsetzen falscher Fertigungslöhne zurückzuführen. T i l l m a n n , Stückzeit.

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Bei der Nachkalkulation ist es nicht möglich, falsche Fertigungslöhne einzusetzen, da die bezahlten Löhne bekannt sind. Anders ist es bei der Vorkalkulation. Hier ist alles bekannt, mit Ausnahme der Fertigungslöhne. Von der richtigen Bemessung der Fertigungslöhne hängt Gewinn oder Verlust ab und allzuleicht wird bei unvorsichtiger Vorherbestimmung der Fertigungslöhne dem Werk ein großer Schaden zugefügt, weil nachher bei der Herstellung höhere Löhne aufgewendet werden müssen. Es wird so aus dem vorher errechneten Gewinn ein unter Umständen erheblicher Verlust. Es ist also größte Sorgfalt bei der Vorausrechnung der Fertigungslöhne am Platze. Wenn in der Gießerei im Stücklohn gearbeitet wird, so sind richtig vorherbestimmte Stücklöhne auch deshalb dringend erforderlich, um gerecht mit den Arbeitern zu verfahren und dadurch den so dringend notwendigen Wirtschaftsfrieden zu bewahren. Wie hat man denn bisher die Stücklöhne vorherbestimmt ? Fußend auf seiner persönlichen Erfahrung und unter Anlehnung an frühere ähnliche Ausführungen eines Stückes setzte der Vorkalkulator die Stückpreise fest, d. h. er schätzte sie. Sind Aufzeichnungen über frühere ähnliche Ausführungen nicht da, so ist der Kalkulator ganz auf seine Erfahrungen angewiesen. Nach einem mehr oder minder flüchtigen Blick auf die Zeichnimg hat er meist seine Entscheidung getroffen. Als Beweis der Richtigkeit seiner Bestimmung kann er meist nichts anderes anführen, als daß er sagt: „Als Fachmann hat man ein Gefühl dafür, ob ein Preis richtig ist." Es sei zugegeben, daß reiche, praktische Erfahrung ein wesentliches Hilfsmittel des Kalkulators bei der Preisbestimmung ist, aber alles Fachwissen und Erfahrung kann ihn nicht darüber hinwegtäuschen, daß seine Akkordbestimmung in der jetzigen Form nichts mehr ist als ein Schätzen. Diese rein gefühlsmäßige Bestimmung des Stücklohnes seitens des Kalkulators birgt große Gefahren in sich. Zwischen dem Vorkalkulationsbüro und dem Betrieb wird sich oft ein Gegensatz herausbilden. Der Vorwurf, daß die Stücklöhne vom grünen Tisch aus festgesetzt seien, ist immer da berechtigt, wo sie nicht absolut richtig sind. Der Kalkulator hat somit meist einen schweren Stand, weil er keinen anderen Beweis für die Richtigkeit seiner Feststellung anführen kann, als daß er die Arbeit vormacht. Ist kein besonderes Kalkulationsbüro vorhanden und muß der Meister diese Arbeit so nebenbei mit übernehmen, so ist es sehr leicht möglich, daß manches Stück zu teuer angeboten wird, weil der überlastete Meister nicht die Zeit findet, sich in Einzelheiten der Zeichnung zu vertiefen. Vielleicht gibt er auch bei einem schwierig auszuführenden Stück den Preis absichtlich zu hoch an, in der stillen Hoffnung, daß er hierdurch der Ausführung enthoben ist. Viel häufiger sind dagegen die Fälle, daß



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der Stücklohn zu niedrig angegeben wird und dann der Auftrag wider Erwarten mit einem Defizit abschließt. Die Schwierigkeiten, die sich einer genauen Bemessung der Stücklöhne entgegenstellen, sind allgemein bekannt. Aus diesem Grunde arbeiten heute noch viele Gießereien im Stundenlohn oder haben ein Lohnsystem, welches gleich direktem Stundenlohn ist. Um zu einer richtigen Akkordbemessung zu gelangen, sind früher schon die verschiedensten Wege beschritten worden. J . T r e u h e i t setzt in einer 1913 und 1915 erschienenen Arbeit 1 ) den Former- und Kernmacherlohn ins Verhältnis zur.Fläche des Gußstückes. Dr. Resow kommt unabhängig von ihm zu den gleichen Gedankengängen2). Wiedemann 3 ) berechnet das Volumen des Gußstückes nach seinen Hauptabmessungen, ohne auf die innere Gestalt Rücksicht zu nehmen und ermittelt den Former- und Kernmacherlohn an Hand einer Kurve. Alle diese Methoden sind bisher fast nirgendwo zur Einführung gekommen, ein Beweis dafür, daß sie nicht das gehalten haben, was man sich von ihnen versprach. Die Methode von Dr. Resow ist noch zu neu, um über sie ein endgültiges Urteil zu fällen. Die Versuche, die Frage einer richtigen Vorausbestimmung der Akkorde durch die oben angegebenen Methoden zu lösen, zeigen, daß von jeher reges Interesse bestanden hat, aus den Schwierigkeiten einer genauen Akkordbestimmung endlich herauszukommen. Erst der neueren Zeit blieb es vorbehalten, diese Frage einer Lösung entgegenzuführen. Die Einführung des Taylor-Systems in Deutschland bedeutete einen Wendepunkt in unserer Betriebswirtschaft. Durch die Anwendung dieser scheinbar so einfachen Grundsätze leuchteten wir wie mit einer Fackel in die geheimsten Winkel unserer Betriebe hinein. Kein Wunder, daß man nunmehr auch die Mißstände in der Akkordbestimmung klar sah. Richtige Stücklöhne sind ja gerade das Prinzip des Taylor-Systems oder, wie wir es lieber nennen, der wissenschaftlichen Betriebsführung. Ganz langsam und zaghaft gewannen die neuen Ideen Boden. Als der Maschinenbau zuerst diese neuen Grundsätze einführte, waren sie für die Gießereien scheinbar nicht verwertbar. Es ist sonderbar, jetzt, wo der Maschinenbau schon einen Schritt weiter geht und als Schlagwort „Fordismus, Fließarbeit" herausgibt, da erst besinnen sich die Gießereien, daß auch sie das machen müßten, was der Maschinenbau heute schon als eine Selbstverständlichkeit ansieht. Es ist dieses nicht weiter verwunderlich, denn die Gießerei, früher immer als Stiefkind angesehen, ist konservativ und alle Neuerungen müssen gewöhnlich schon so weit» ausprobiert sein, bis sie fast veraltet sind, ehe sie einmal Eingang in die Gießereien finden. *) Stahl und Eisen 1913, S. 680 und 1915, S. 1093. 2 ) Stahl und Eisen 1926, S. 706. 3 ) Gießerei-Zeitung 1917, S. 209. 1»



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Die großen Vorteile, die die wissenschaftliche Betriebsleitung auch den Gießereien bringt, liegen klar auf der Hand. Zwangläufiger Arbeitsfluß und Verminderung der Gestehungskosten sind die Folge. Für Umstellung der Gießereien auf moderne Methoden ist aber die genaue Akkordvorausberechnung unumgänglich nötig. Wollen wir richtige Angebote abgeben, wollen wir genau wissen, ob der Betrieb rentabel ist oder nicht, so müssen wir die Stücklöhne kennen. Ohne diese Kenntnis geht es einfach nicht. Die Stücklöhne sind neben dem Stückgewicht das wichtigste, was wir zu einer genauen Selbstkostenberechnung gebrauchen. Man kann die Löhne gar nicht genau genug ermitteln, denn auf die Stücklöhne kommen, wie bereits erwähnt, bei der Kalkulation die erheblichen Zuschläge für Betriebsunkosten. Macht man sich nun die Grundsätze der wissenschaftlichen Betriebsleitung zu eigen, so sieht man sofort, daß eine Akkordschätzung, wie sie bisher üblich war, nicht mehr denkbar ist. Man muß sich auf irgendeine Art und Weise genaue Kenntnis der Fertigungslöhne verschaffen, man muß sie vorrechnen. Nicht in dem althergebrachten Sinne berechnen, wie das bis heute geschehen und dann nachher einen Vergleich mit dem Arbeiter schließen, nein, sie müssen so vorgerechnet werden, daß beide Teile, Unternehmer und Arbeiter, auf ihre Kosten kommen. Das Nächstliegende wäre, die Tätigkeit des Arbeiters genau zu zergliedern und für jede dieser Tätigkeiten, für jedes dieser Teile der Gesamtarbeit die Zeit gesondert zu ermitteln und dann durch Zusammenfassung aller dieser Teilzeiten einen genauen Stücklohn festzusetzen. Dieser Weg war der wirklich nächstliegende. Es ist ihn nur niemand gegangen, weil die Schwierigkeiten der Ermittlung scheinbar unüberwindlich waren. Man muß sich darüber klar sein, daß die vorhin angegebene Methode die einzig richtige sein muß, denn sie berücksichtigt im weitesten Umfange die Schwierigkeit der Arbeit. Alle anderen Methoden, die sich auf Volumen, Oberfläche usw. gründen, müssen immer mehr oder weniger angenäherte Werte ergeben, da sie die Arbeit im ganzen betrachten, also nicht auf Einzelheiten eingehen. Nimmt man z. B. zwei gleichartige Gußstücke mit gleicher Oberfläche und Rauminhalt. An dem einen ist nun zufällig eine Seitenwand entgegengesetzt konisch, so daß vielleicht nur mit einem Abzug geformt werden kann. Infolge gleicher Oberfläche und gleichen Modellvolumens sind die Stücklöhne, wenn nach Oberfläche oder Modellvolumen gerechnet wird, für beide Stücke einander gleich, während die wirkliche Formzeit des einen Stückes vielleicht doppelt so hoch ist wie die des andern. Wollte man aber alle aus dem Rahmen fallenden Arbeiten durch Zuschläge gesondert erfassen, so würde die Akkordbestimmung letzten Endes dieselbe sein, wie vorhin geschildert, nämlich ein Aufbau aus Teilzeiten. Der Aufbau aus Teilzeiten muß das Ideal sein, denn es ist



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ein folgerichtiger Vorgang. Man zergliedert die Arbeit in Teilarbeiten und addiert die hierfür ermittelten Zeiten. Um aber diesen neuen Weg der Akkordermittlung gehen zu können, muß mit dem Begriff Akkordlohn als einem Geldwert gebrochen werden. Gewiß ist es letzten Endes immer Geld, was wir dem Arbeiter für seine Leistung bezahlen, aber, weil die Löhne an allen Orten verschieden sind, so fehlt uns beim Akkordlohn das Vergleichsmittel. Das krasseste Beispiel, wie unhaltbar ein Geldakkord ist, hat die Inflationszeit gezeigt. In dieser Zeit der sprunghaften Geldentwertung waren Tausende von Beamten in Deutschland tagtäglich nur damit beschäftigt, die Geldakkorde nach dem sich ändernden Geldwert umzurechnen. Die Lohnbuchhaltungen wurden vor äußerst schwierige Aufgaben gestellt. Eine Sisyphusarbeit mußte geleistet werden. Erst die Maßnahme, den Akkord nicht mehr in Geld, sondern in Zeit auszudrücken, beseitigte die Schwierigkeiten und schuf mit einem Schlage klare Verhältnisse, da nur noch ein Umrechnungsfaktor für alle Akkorde gemeinsam zu bilden war. Die Verhältnisse, die damals galten, gelten in wesentlich vermindertem Maße auch heute noch. Damals war es unsere Währung, die nicht stabil war, heute sind unsere Löhne nicht stabil. Sie ändern sich wohl nicht sprunghaft und nur in längeren Zeiträumen, aber diese kleinen Änderungen genügen, um Geldakkorde nur schwer untereinander vergleichbar zu machen. Wenn man vor einem Jahre 31,— M. als Akkordlohn für ein Gußstück bezahlt hat, so ist es noch eine große Frage, ob man auch heute noch 31,— M. dafür bezahlen kann. Diese Frage muß zuerst unter Zugrundelegung der damaligen und heute üblichen Durchschnittsverdienste in jedem Falle untersucht werden. Ein Vergleich zweier Akkordlöhne aus verschiedenen Orten, z. B. Berlin und Düsseldorf, ist noch viel schwieriger. Wir brauchen also ein zuverlässigeres Vergleichsmittel als das Geld und dieses kann nur die Zeit sein. 60 Minuten bleiben immer und überall 60 Minuten. Erst wenn der Zeitakkord allgemein eingeführt wird, ist die Vergleichsmöglichkeit der Akkorde untereinander da, die nötig ist, um frühere Akkorde zur Aufstellung der jetzigen mit heranzuziehen. Entschließt man sich, den Akkordlohn nur in Zeit auszudrücken, so spricht man von Akkordzeit oder auch von Stückzeit. Als Einheit für diese Stückzeit wählt man die Minute, da eine Stunde eine zu grobe Unterteilung besonders für die Stückzeit der Maschinenformerei ist. Der Versuch, Zehntelstunden als Einheit einzuführen, hat bisher nicht zum Erfolg geführt, da man sich an das Dezimalzifferblatt nur sehr schlecht gewöhnen kann. Man vereinbart also mit dem Arbeiter Minuten als Stücklohn. Man bezahlt oder, wie der passendere Ausdruck lautet, man gibt ihm so und soviel Minuten vor. Die Zeit, die man ihm vorgibt, muß so bemessen sein, daß er bei normaler Arbeitsintensität das Stück in der vorgegebenen Zeit fertig-



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stellen kann. Bei der späteren Umrechnung der vorgegebenen Minuten in Geld stößt man auf eine große Schwierigkeit. In den Tarifverträgen, die wohl heute allgemein zur Grundlage der Lohnbemessung dienen, ist für Akkordarbeiter eine sog. Akkordgrundlage festgesetzt. Unbegreiflicherweise liegt diese Akkordgrundlage niedriger als der Tarifstundenlohn. Ist z. B. die Akkordgrundlage 0,60 M., so würde ein Arbeiter, der z. B. 60 Minuten angestrengt an einem Stück arbeitet, 0,60 M. bekommen. Sein Kollege hingegen, der nebenan im Stundenlohn arbeitet, erhält für eine Stunde Arbeit den Tarifstundenlohn, also z. B. 0,75 M. Es ist ohne weiteres klar, daß dieses nicht angängig ist. Es ist z. B. in einem Tarif ausgesprochen, daß ein Akkordarbeiter 15 bis 20% über die Akkordgrundlage verdienen muß. Da nun die Tarif kontrahenten an ihr Abkommen gebunden sind, so bleibt dem Arbeitgeber nichts anderes übrig, als die Stückzeit, in der ein Mann normalerweise seine Arbeit fertig haben müßte, einfach um 15—25% zu erhöhen, um den Arbeiter in den Genuß seines ihm tariflich zustehenden höheren Stundenverdienstes zu setzen. Die in Zeit ausgedrückten Stücklöhne, die also die genaue Zeit ausdrücken sollten, in der das Stück normalerweise fertig sein müßte, werden also durch die oben gezeigte Maßnahme völlig undeutlich, und es ist klar, daß hierbei viel leichter Schiebungen möglich sind. Es geht also die Klarheit und Übersichtlichkeit des Akkordes verloren. Auf diese Klarheit kann nicht verzichtet werden, wenn gerecht vorgegangen und der Arbeiter für den Zeitstücklohn gewonnen werden soll. Durch Einführung des Zeitstücklohnes soll auch der Arbeiter langsam daran gewöhnt werden, nach der Uhr zu arbeiten. Es ist viel leichter, mit den später zu besprechenden Zeituntersuchungen zu beginnen, wenn der Arbeiter nach der Uhr zu arbeiten gewohnt ist. Er ist dann mit dem Begriff der Stückzeit gewissermaßen schon verwachsen. Beide Forderungen, nämlich Festhalten an der tariflichen Akkordgrundlage und durchaus klarer Zeitstücklohn lassen sich scheinbar schlecht miteinander verbinden. Hier Festhalten an der Tarifgrundlage, aber unklarer Zeitstücklohn, dort klare Stückzeitvorgabe, aber Umgehung der tariflichen Akkordbasis. Wägen wir ab, bei welcher Methode die größten Vorteile für uns liegen, so liegt die Entscheidung von vornherein fest: Wir müssen unbedingt an dem klaren Stückzeitaufbau festhalten und die Unbequemlichkeit der Umgehimg der tariflichen Akkordgrundlage in Kauf nehmen. Das einfachste wäre ja, daß die Verbände die Unmöglichkeit der jetzigen Fassung der Akkordgrundlage einsehen würden. Es ist jedoch nicht daran zu denken, daß in absehbarer Zeit hier eine Änderung eintritt, weil noch andere Momente privatwirtschaftlicher Art mitsprechen. Es muß ein Kompromiß gefunden werden. Am einfachsten kommt man zum Ziel, wenn man die wirkliche, unverfälschte Stückzeit mit einem Multiplikator vervielfacht, um

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den Geldbetrag zu erhalten. Man wird also sagen: die Stückzeit wird zuerst mit 1,25 multipliziert und dann der sich ergebende Betrag mit der Akkordstundenbasis von z. B. 0,65 M. = 1,09 Pf. pro Minute mal genommen, um den endgültigen Stücklohn zu erhalten. Ein Nachteil ist die zweimalige Rechnung, aber man wird dadurch den Tarifforderungen gerecht. Einfacher ist selbstverständlich, kurzerhand die tarifliche Akkordbasis zu erhöhen und zu sagen, eine Minute ist nicht = 1,09 Pf. bei einer Akkordbasis von z. B. 0,65 M./Std., sondern z. B. = 1,25 Pf., d. i. die wirkliche Akkordbasis von 0,75 M./Std. Wie jedes Werk sich in diesem Falle hilft, ist ihm selber überlassen. An der klaren Stückzeitvorgabe muß aber unter allen Umständen festgehalten werden. Über die Lohnmethoden, wie über die verschiedenen Prämiensysteme soll hier nichts gesagt werden, weil hierüber an anderer Stelle schon eingehende Untersuchungen angestellt wurden1). Das gegebene System bei Einführung völlig einwandfreier Zeitstücklöhne ist eigentlich das Prämiensystem, auch Zeitakkord mit Zeitzulage genannt. Dieses System einzuführen ist aber nur möglich, wenn die Aufstellung der Stücklöhne, wie oben schon gesagt, völlig einwandfrei erfolgt, andernfalls sind die Nachteile, die durch Erhöhung der Lohnkosten entstehen, sehr erheblich. Es wäre noch zu erwähnen, daß die Prämiensysteme psychologisch einen starken Anreiz auf den Arbeiter zur Mehrleistung ausüben. Anfangs aber verhalten sich die Arbeiter meist ablehnend gegenüber der Einführung einer derartigen Lohnmethode. Unter Berücksichtigung des heutigen Standes der Stückzeitermittelung kann gesagt werden, daß unsere Gießereien, von Stellen mit reiner Massenfertigung abgesehen, kaum irgendwo zur Einführung eines derartigen Prämiensystems reif sind, wenn auch die großen Vorteile nicht verkannt werden sollen, die sich bezüglich der Arbeitsintensivierung durch die Einführung einer solchen Methode ergeben würden.

K a p i t e l II.

Zeiteinteilung. Untersucht man die Tätigkeiten, die ein Arbeiter während eines Tages ausübt, so findet man, daß er außer der direkt aufgetragenen Arbeit, z. B. Formen eines oder mehrerer Stücke, auch noch andere Arbeiten verrichtet. Diese Arbeiten haben, streng genommen, mit der aufgegebenen Arbeit selbst wenig oder nichts zu tun. Sie sind aber zur Fertigung trotzdem unumgänglich nötig. Es handelt sich hier um Einrichte- oder Rüstarbeiten und für die Fertigung unumgänglich nötige Nebenarbeiten, ferner kommen noch Tätigkeiten vor, die zur Fertigung nicht notwendig 1

) S c h i l l i n g : Theorie der Lohnmethoden.



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sind, die also reine Verluste darstellen, z. B. persönliche Bedürfnisse des Arbeiters, Störungen im Arbeitsablauf usw., diese bezeichnet man mit Arbeitzeitverlusten.

p = Anzahl der herzustellenden Stücke. Abb. 1. Zeiteinteilung.

Nach der sehr klaren Methode des Reichsausschusses für Arbeitszeitermittlung (Refa) ergibt sich für den Zeitverbrauch einer Arbeit als Schema der Fertigung Abb. 1. Dieses ist mit den weiter unten angegebenen Erläuterungen dem Blatt G I — 2 des Ausschusses für Arbeitszeitermittlung im Verein deutscher Eisengießereien entnommen. Die Erklärungen lauten dort: Einrichtezeit (Rüstzeit, eigentliche): Diejenige Zeit, die ausschließlich der Vorbereitung des Arbeitsplatzes, des Arbeitsvorganges, der Einrichtung der Maschine, der Einrichtung und Beschaffung der Werkzeuge und der Abrüstung dient und nur einmal für einen Auftrag auf beliebige Stückzahlen vorkommt, also lediglich Tätigkeiten enthält, die zur Rüstung oder Abrüstung eines nach einem bestimmten Auftrag auszuführenden Arbeitsvorganges dienen. Grundzeit: Die für die Ausführung des Arbeitsganges einer Form bzw. eines Werkstückes veranschlagte oder durch Zeitaufnahmen gemessene genaue Fertigungszeit. Verlustzeit: Diejenige Zeit, die sich unregelmäßig auf die einzelnen Arbeitsgänge verteilt und deren Dauer von den jeweiligen Betriebsverhältnissen und von der Werkstättenorganisation abhängt.



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Einrichtezeit (gesamt): Diejenige Zeit, die aus der eigentlichen Einrichtezeit und der Verlustzeit besteht. Stückzeit: Summe der Grundzeit und der Verlustzeit. Gesamtzeit der Fertigung = Stückzeit X Stückzahl + Einrichtezeit. Gesamtzeit der Fertigung eines Stückes = T x Gesamtzeit der Fertigung von p Stücken = TP. Der Begriff „Einrichtezeit" bedeutet für die Gießereien etwas völlig Neues. E s war bislang üblich, alles was zur Erledigung einer Arbeit nötig war, in einen Stücklohn zusammenzufassen. Erst die genaue Untersuchung des Zeitverbrauches und die Aufteilung der Gesamtfertigungszeit in solche Zeiten, die mit der Fertigung direkt und solche, die mit ihr indirekt zu tun haben, zeigte, daß ohne den Begriff „Einrichtezeit" nicht auszukommen war. Eine stillschweigende Hineinnahme in die Stückzeit verbietet der Umstand, daß im voraus gar nicht bekannt ist, auf wieviel Stücke sich z. B. eine »Einrichtezeit von 20 Minuten in der Maschinenformerei verteilt. Der auf die Stückzeit entfallende Anteil ist ja verschieden groß, ob z . B . nur 20 oder sogar 100 Kasten gemacht werden müssen. E s soll nicht verkannt werden, daß sich der Einführung des Begriffes Einrichtezeit, besonders bei der Stückzeitberechnung mannigfache Schwierigkeiten in den Weg stellen können. E s ist aber wohl jedem klar, daß auf eine Aussonderung dieser aus der allgemeinen Stückzeit, schon aus dem allgemeinen Gerechtigkeitsempfinden heraus nicht verzichtet werden kann. In der Grundzeit der Abb. 1 ist nach der gegebenen Definition alles dasjenige zusammengefaßt, was mit der Herstellung des Stückes zusammenhängt. Die Verlustzeit ist für die Stückzeitkalkulation dasselbe, was in der kaufmännischen Preiskalkulation der Unkostenzuschlag bedeutet. Die Verlustzeit ist also, wie in der Definition des Refa schon ausgeführt, der Ausdruck für alles das, was sich dem geordneten Arbeitsablauf hemmend in den Weg stellt und damit einen Mehrzeitverbrauch bedingt. Ebenso wie man in der kaufmännischen Preiskalkulation die Unkosten in den seltensten Fällen genau auf das Stück ermittelt, weil es zu zeitraubend sein würde, ebenso macht man es auch bei der Stückzeitkalkulation und drückt die Verlustzeiten durch einen prozentualen Zuschlag aus. Hierüber später mehr. Eingangs dieses Kapitels wurde schon auf die neben den reinen Fertigungszeiten auch Hauptzeiten genannt, auftretenden Nebenzeiten hingewiesen. Aus Abb. 2 ersieht man die Zusammensetzung der Grundzeit aus Haupt- und Nebenzeit. Hauptzeit: Diejenige Zeit, die unmittelbar für die Form, Lage- oder Zustandsänderung der Form bzw. des Werkstückes verbraucht wird, und während der irgendwelche Arbeitsmerkmale daran entstehen.



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Nebenzeit: Diejenige Zeit, die regelmäßig nur mittelbar für Form-, Lage- oder Zustandsänderung der Form bzw. des Werkstückes verbraucht wird, ohne daß irgendwelche Arbeitsmerkmale daran entstehen.

Abb. 2. Zeiteinteilung.

Bei der Anwendung dieser Zeiteinteilung könnten trotz obiger klarer Begriffsbegrenzung Zweifel darüber entstehen, was man zu Haupt- und was man zu Nebenzeiten rechnen soll. Aus dem von der genannten Stelle herausgegebenen Blatt G I — 3 ersieht man an einem Beispiel, was man zu der einen oder anderen Klasse rechnen muß. Als weitergehendes Kennzeichen diene noch, daß man zwangsläufig bei den später behandelten Zeitaufnahmen nur die Hauptzeiten ermittelt, während man bei Arbeitaufnahmen Haupt- und Nebenzeiten evtl. sogar Verlustzeiten oft durcheinander mißt. Ist man also unklar, so braucht man nur die Überlegung anzustellen, ob diese Teilarbeit bei einer Zeitaufnahme als Hauptarbeit mitgemessen würde oder ob sie als Störung angesehen werden müßte. Tritt sie als Störung auf, paßt sie also nicht in den geordneten Arbeitsablauf, so ist sie meist eine Neben- oder Verlustzeit. Kapitel III.

Zeitermittlung für den Aufbau der Stücklöhne. Im Kapitel I wurde gezeigt, daß die Ermittlung der Stücklöhne durch Schätzung der Gesamtzeit heute unhaltbar ist, wenn man gerechte und einwandfreie Stücklöhne haben will. Da es nicht möglich ist, wie z. B. teilweise in der spanabhebenden Formung, die Zeiten aus Vorschub und Umdrehungszahl oder ähnlich zu berechnen, so bleibt nur die Ermittlung im Betrieb selbst durch Messung der Zeit übrig. Nach der im Kapitel I I gegebenen Zeiteinteilung muß also der Anteil von Einrichtezeit, Hauptzeit, Nebenzeit und Verlustzeit an jedem Arbeitsauftrag ermittelt werden, um die Stückzeit einwandfrei festzustellen. Zur Ermittlung dieser Zeiten kann man folgendermaßen vorgehen:

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1. Man ermittelt die Hauptzeit allein durch Beobachtung an mehreren nacheinander gefertigten Arbeitsstücken, deren Fertigung z. B. eine halbe Stunde dauert und ermittelt die Nebenzeit, Verlustzeit und Einrichtezeit durch eine Beobachtung, die sich über einen oder mehrere Tage erstreckt, oder 2. man mißt einen ganzen Tag lang die Zeit zur Herstellung jedes Stückes z. B. jedes kompletten Formkastens und zugleich dabei jede auftretende Neben- oder Verlustzeit nebst der Einrichtezeit. Es mag den Anschein haben, als wenn das zweite Verfahren genauer wäre. Es ist dieses zweifellos, wenn man die gesamte Tagesarbeit als eins auffaßt. Dieses Vorgehen gibt aber kein genaueres Resultat, als wenn man die Gesamttagesarbeitszeit durch die Anzahl der hergestellten Stücke teilt. Man hat wohl einen etwas klareren Einblick in den Ablauf der Arbeit, man ist aber nicht in der Lage, zu beurteilen, ob die Arbeit auch wirklich wirtschaftlich verrichtet wurde. Hierzu muß die Untersuchung weitergetrieben werden.

Soll untersucht werden, ob die Arbeit selbst wirtschaftlich verrichtet wird, muß sie in ihre Einzelteile zerlegt werden. Die dann ermittelten Zeitwerte geben ein klares Bild über den zeitlichen Ablauf der Arbeit. Die Unterteilung zeigt dann außerdem, wie die Arbeit



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verrichtet wird. Man erhält als wertvolle Ergebnisse der anzustellenden Zeituntersuchungen einen Überblick darüber: 1. wie die Arbeit verrichtet wird, 2. in welcher Zeit sie verrichtet wird. Wenn dann diese beiden Punkte bekannt sind, weiß man auch, wie man es anfangen muß, um die Arbeit systematisch zu verbessern (Rationalisieren). Die Unterteilung der Arbeit kann weit und weniger weit erfolgen. Um über die mögliche Unterteilung ein Bild zu geben, zeigt Abb. 3 1 ) die Gliederung der Fertigung eines Gußstückes. Die Gesamtfertigungszeit ist hier unterteilt in2) Fertigungsauftrag: Kennzeichen des Gesamtumfanges der Fertigung (früher Kommission, Order usw.). Zusammenfassung aller Arbeitsgänge für eine FertiFertigungsplan: gungseinheit (Einzelteil oder ganzes Erzeugnis). Zusammenfassung mehrerer Arbeitsstufen, die zu Arbeitsgang: einer bestimmten Fertigung des Werkstückes durch einen Arbeiter oder eine organisch zusammenhängende Gruppe von Arbeitern (Kolonne) auf einem Arbeitsplatz erforderlich sind. Teil eines Arbeitsvorganges, bestehend aus einer Arbeitsstufe: Anzahl von Griffen, dadurch gekennzeichnet, daß ihre Gesamtzeit einen ersichtlichen Arbeitsabschnitt darstellt. Griff: Einzelne, in sich abgeschlossene Betätigung des Arbeiters, bestehend aus einer Anzahl von Griffelementen am Werkstück, Werkzeug oder an der Maschine zum Zwecke der Fertigstellung des Erzeugnisses oder der Vorbereitung hierzu. Kleinster, meßbarer Teil einer Arbeitsverrichtung, Griffelement: die höchstens aus einer in sich abgeschlossenen Bewegung besteht. Wie aus Abb. 3 ersichtlich, kann man die Zeituntersuchungen verschieden weit ausdehnen. Man kann die Zeit messen für: 1. Den Fertigungsauftrag. Es ist dies gleichbedeutend mit der Feststellung der Gesamtzeit. Hier wird also nur festgestellt, für den Fertigungsauftrag von 500 Kasten sind z. B. 54 Stunden erforderlich. Die Stückzeit ermittelt sich dann durch Division der Gesamtzeit durch die Anzahl der hergestellten *) Entnommen aus VDEG Refa I—5. 1 Zu beziehen durch den Beuth-Verlag 2 ) Entnommen aus VDEG Refa 1—4. J GmbH., Berlin.



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Stücke. Man kann hier von einer Zeituntersuchung nicht reden, da diese Methode schon seit jeher zur Nachprüfung der Stücklöhne angewandt worden ist. 2. Den Fertigungsplan. Hierbei ist die Arbeit in ihre Hauptverrichtungen unterteilt. Die eigentliche Formarbeit ist von den anderen, auch noch zur Fertigung dienenden, losgelöst. Diese Unterteilung ist erforderlich, wenn nicht die ganze Fertigung von einem Mann oder einer Kolonne als Gesamtarbeit verrichtet wird. Bei dieser Unterteilung ist schon ein genauerer Einblick in den Arbeitsablauf möglich. Aber immer noch erscheint der Zeitverbrauch in Bausch und Bogen für z. B. einen Kasten. 3. Arbeitsgänge. Diese Unterteilung ist schon wesentlich genauer. Man könnte die hier ermittelten Zeitwerte schon zum Aufbau der Stückzeit benutzen. Eine Untersuchung über einen längeren Zeitraum hinweg ist aber erforderlich, um aus den erhaltenen selbstverständlich mehr oder minder schwankenden Zeitwerten positive Schlüsse ziehen zu können. Die bei der Zeitmessung auftretenden Schwankungen sind meist durch irgendwelche Unregelmäßigkeiten hervorgerufen. Soll nun der Grund dieser Schwankungen näher untersucht werden, so muß noch weiter unterteilt werden. 4. Arbeitsstuten. Die Unterteilung ist etwas weiter getrieben, Anhaltspunkte für die Untersuchung der schwankenden Zeiten sind schon gegeben, weil beim Formen die Zeit für Unterkasten und Oberkasten getrennt ermittelt wird. Aber für eingehendere Untersuchungen genügt diese Unterteilung nicht mehr, weil das Bild des Arbeitsablaufes immer noch ziemlich verschwommen ist. Die Zeituntersuchungen der Arbeitsgänge und Arbeitsstufen nennt man Arbeitaufnahmen im Gegensatz zu den jetzt folgenden Zeitaufnahmen. 5. Griffe. Erst hier ist die Unterteilung gegeben, die gestattet, einen klaren Einblick in den Arbeitsablauf zu gewinnen. Man sieht die Arbeit direkt plastisch aufgebaut vor Augen, kann ein Urteil über nötige und unnötige Griffe fällen und somit auch den Gesamtzeitverbrauch mit Hilfe der Einzelzeitwerte kritisch betrachten. Aber noch eine weitere Möglichkeit ist hierdurch gegeben: Der Ort der Zeitschwankungen kann zuverlässig festgestellt werden. Weil hierbei die Zeit schon mehr unterteilt ist, spricht man hier von Zeitaufnahmen. Es ist selbstverständlich, daß derartige Studien der Arbeit unterteilt in Griffe, nicht längere Zeit hindurch, etwa einen ganzen Tag, vorgenommen werden können.



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6. Griffelemente.

Wenn bei der vorigen Unterteilung der Ort der Zeitschwankungen festgestellt wurde, so wird hier die Ursache der Schwankungen ermittelt, da durch die Unterteilung in Elemente, also in Bewegungen genau ersichtlich ist, wo die Ursache liegt. Derartige Untersuchungen nennt man Bewegungsstudien. Diese geben ein Mittel an die Hand, festzustellen, wo durch Ausschaltung unnützer Bewegungen die Fertigung verbessert werden kann. Dem Wort „Bewegungsstudien" haftet ein gewisses wissenschaftliches Odium an. Und doch sind Bewegungsstudien so etwas Einfaches und Selbstverständliches, daß sie schon ausgeführt wurden, als man noch nichts von Zeitstudien kannte. Sieht man z. B. einem Manne beim Schaufeln von Sand zu und bemerkt, daß er nicht recht mit der Schaufel umgehen kann, so zeigt man ihm die Handhabung der Schaufel. Das erste, das Sehen der unzweckmäßigen Bewegungen war eine Bewegungsaufnahme. Die Auswertung und Rationalisierung folgte der Bewegungsaufnahme gleich auf dem Fuße, indem man dem Arbeiter die zweckmäßige Handhabung der Schaufel zeigte. Man sieht also, daß gerade Bewegungsaufnahmen, die als so wissenschaftlich bezeichnet werden, mitunter äußerst einfach sind. Es gehört nur eine gute Dosis Fachkenntnis und gesunder Menschenverstand dazu, um mit einfachen Mitteln oder sogar ohne Hilfsmittel Bewegungsaufnahmen zu machen. Es soll aber hier nicht unerwähnt kleiben, daß Bewegungsaufnahmen komplizierter Arbeitsvorgänge bei gleichzeitiger Zeitaufnahme mitunter auch sehr schwierig sind und als direkt wissenschaftlich angesprochen werden können. In den vorigen Ausführungen wurden zwei Begriffe neu eingeführt, nämlich die Zeitaufnahme und die Arbeitaufnahme. Da der Unterscheidung dieser beiden Zeituntersuchungen ganz bedeutender Wert beizulegen ist, lohnt es sich auf ihre oben angegebenen Unterschiede noch etwas weiter einzugehen. In bezug auf ihre zeitliche Dauer ergibt sich: A r b e i t a u f n a h m e n dauern längere Zeit, mitunter tagelang, weil entweder die Fertigung vieler Arbeitsstücke oder eines einzelnen längere Zeit beobachtet wird. Z e i t a u f n a h m e n erstrecken sich auf wenige Arbeitsstücke mit kürzeren Fertigungszeiten. B e w e g u n g s a u f n a h m e n untersuchen einzelne Griffe, sind also zeitlich von ganz kurzer Dauer. Aber noch ein wichtiges Unterscheidungszeichen besteht zwischen Arbeit- und Zeitaufnahmen. Die Eigenart der Zeitaufnahme, die Unterteilung der Arbeit in Griffe erlaubt nicht das Studium nur eines Werkstückes. Um über die möglichen Verbesserungen der Griffe urteilen zu können, genügt es nicht, nur ein Werkstück zu beobachten. Man muß



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unbedingt deren mehrere aufnehmen, um aus den Schwankungen der Zeiten Schlüsse ziehen zu können. Es ist dann selbstverständlich, daß die gewählte Griffunterteilung für alle beobachteten Werkstücke gleich sein muß. Es muß also die Fertigung in einem gewissen Rhythmus verlaufen. Fehlt dieser Rhythmus, treten also Stockungen innerhalb der Arbeit auf, so ist nicht mehr die Zeitaufnahme, sondern die Arbeitaufnahme am Platz. Die letztere ist also auch anwendbar, wenn man es mit einer nicht gleichmäßig ablaufenden Fertigung zu tun hat. Solche Verhältnisse sind z. B. fast immer in der Handformerei und Großkernmacherei vorherrschend. Es ist dort völlig ausgeschlossen, jeden Griff der ersten Beobachtung so präzise zu erfassen, daß bei der zweiten Beobachtung die Arbeitunterteilung ohne weiteres beibehalten werden kann. Die Zeitwerte werden sich fast nie decken. Ja, es kann der Fall eintreten, daß bei der zweiten Beobachtung des gleichen Arbeitsstückes Griffe auftreten, die bei der ersten Beobachtung nicht da waren. Es ist also die Stetigkeit in der Arbeit nicht da und können daher keine Zeitaufnahmen gemacht werden. Die Richtigkeit des Vorstehenden wird man ohne weiteres einsehen, wenn man z. B. die Fertigung eines großen Lehmgußstückes betrachtet. Hier wäre es völlig ausgeschlossen und auch absolut unwirtschaftlich, Griffe zu messen. Nochmals zusammengefaßt ergibt sich: Z e i t a u f n a h m e n bei rhythmisch verlaufender Arbeit, Reihen- oder Massenfertigung (Maschinenformerei, Kleinkernmacherei); bei Einzelfertigung nur in besonderen Fällen. A r b e i t a u f n a h m e n bei nicht stetig verlaufender Arbeit. Hauptanwendungsgebiet: Einzelfertigung, bei Serien- und Massenfertigung in besonderen Fällen. Im vorstehenden ist die Unterteilung der Arbeit in groben Umrissen behandelt. Man weiß, daß bei einer Unterteilung in Arbeitsstufen nur Arbeitaufnahmen möglich sind, während das Gebiet der Zeitaufnahme erst bei der Unterteilung in Griffe anfängt. Aber wie weit muß man in der Unterteilung gehen ? Bei einer Unterteilung in Arbeitsstufen ist die Frage sehr leicht zu beantworten, während die Unterteilung in Griffe schon mehr Nachdenken erfordert. Bei der Unterteilung in Griffe ist als oberster Grundsatz festzuhalten, wenn man in Griffe u n t e r t e i l t , dann muß die U n t e r t e i l u n g v o l l s t ä n d i g sein. Eine Zusammenfassung von Griffen zu großen Gruppen bei der Aufnahme ist unzulässig, da ja gerade in der Unterteilung in Griffe der Wert der Zeitaufnahme besteht. Faßt man nämlich die Griffe zu größeren Gruppen zusammen, so gewinnt die Beobachtung den Charakter einer Arbeitaufnahme, weil man diese Gruppen als Arbeitsstufen ansprechen kann. Derartige Fehler werden vielfach gemacht; es ist, da man von einer Arbeitaufnahme nicht die gleichen Ergebnisse wie von einer Zeit-



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aufnähme verlangen kann, nicht weiter verwunderlich, wenn die erhofften Erfolge ausbleiben. Unter Umständen kann hierdurch die Zeituntersuchung in Mißkredit kommen. Es verlohnt sich, den Unterschied an einem Beispiel klar zu machen. Für einen Kasten auf einer Riemscheiben-Rüttelmaschine wurde zuerst folgende Zeitunterteilung gewählt: 1. Kasten aufsetzen und Ring auskurbeln, 2. Sandsieben, Sandhaken stellen, füllen, 3. Rütteln, Abheben, Absetzen. Eine richtige Einteilung in Griffe ergab: 1. Modellplatte abfegen, 2. Ring auskurbeln, 3. Kasten aufsetzen, 4. Mit Petroleum anblasen, 5. Sandhaken stellen, 6. Modellsand einsieben, 7. Modellsand andrücken, 8. Rüttelring aufsetzen, 9. Füllsand einschaufeln, 10. Rütteln, 11. Rüttelring abnehmen, 12. Flach stampfen, 13. Luft stechen, 14. Ring abkurbeln, 15. Kasten abnehmen und wegsetzen. Gegenüber der ersten Untersuchung, also fünfmal mehr Teilarbeiten. Zum reinen' Stückzeitaufbau, wenn also dem Arbeiter einfach die gemessene Zeit bezahlt werden soll, genügt die erste Aufnahme mit drei Unterteilungen. J a , es sind noch nicht einmal diese drei Unterteilungen erforderlich, es genügt vollständig, die Dauer der Arbeit einfach zu messen und darauf den Stücklohn aufzubauen. Anders ist es jedoch, wenn die Arbeit selbst kritisch untersucht werden soll, wenn man also dem Arbeiter die verbrauchte Zeit nicht einfach bezahlen will, sondern Mittel und Wege sucht, den Zeitverbrauch für die Arbeit zu verkürzen. Man muß dann in Einzelheiten gehen und jeden Teil der Arbeit besonders betrachten. Zu einer derartigen Untersuchung sind die zusammengefaßten 3 Griffgruppen der ersten Untersuchung viel zu groß. Die erste Teilarbeit: „Kasten aufsetzen und Ring auskurbeln" setzt sich aus folgenden Griffen zusammen: 1. Modellplatte abfegen, 2. Ring auskurbeln, 3. Kasten aufsetzen, 4. Mit Petroleum anblasen.

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Wenn das Ziel der Zeituntersuchung dasjenige ist, zu ermitteln, ob der Zeitverbrauch nicht zu groß ist, so muß man den gemessenen Zeitverbrauch zu irgend etwas ins Verhältnis setzen, um mit anderen Untersuchungen vergleichen zu können. Nimmt man hierzu z. B. die Kastengröße, so sieht man unschwer ein, daß z. B. das Auskurbeln des Ringes nicht von der Kastengröße, sondern von der Breite der zu formenden Riemscheibe abhängt. Der Zeitverbrauch für das Aufsetzen des Kastens ist abhängig vom Kastengewicht. Nur die erste und letzte Teilarbeit „Modellplatte abfegen" und „mit Petroleum anblasen", hängen von der Größe der Modellplatte ab. Würde man also versuchen, Zeitaufnahmen mit der erst gewählten Unterteilung zur Rationalisierung zu benutzen, so würde man nicht zusammen gehörendes, gewaltsam zusammenpressen. Es ist natürlich ausgeschlossen, auf diesem Wege zu brauchbaren Ergebnissen zu kommen. Die Aufnahme mit der ersten Unterteilung ist also nicht als Zeitaufnahme anzusprechen, sie ist ein Mittelding zwischen Zeit- und Arbeitaufnahme; im wesentlichen ist sie aber eine Arbeitaufnahme. Das vorhin behandelte Beispiel hat klar ergeben, daß zur gründlichen Untersuchung einer Arbeit nur Zeitaufnahmen am Platze sind, wobei die Unterteilung in Griffe ohne irgendeine Zusammenfassung Haupterfordernis ist. Es kann der Fall eintreten, daß man auf die eingehende Untersuchung verschiedener Griffe verzichtet. Dann können diese selbstverständlich zusammengefaßt werden. Eine Zeitaufnahme aber, wo alle Griffe zu großen Gruppen zusammengefaßt sind, ist keine Zeitaufnahme mehr. Sie trägt nur das Kleid einer solchen. In Kapitel II wurde schon erwähnt, daß zum Aufbau der Stückzeit nicht allein die Kenntnis der Fertigungs-Hauptzeit, sondern auch diejenige der Neben- und Verlustzeiten nötig ist. Auch diese ermittelt man durch Zeituntersuchungen. Erstreckt sich eine Arbeitaufnahme über einen ganzen Tag, schreibt man also auf, was der Arbeiter den ganzen Tag über tut, so mißt man von selbst sämtliche Nebenzeiten mit. Man findet den Zeitverbrauch zum Kerne- und Modellsandholen usw. Gleichzeitig mißt man die Verlustzeiten mit, schreibt also auf, wieviel Zeit der Arbeiter für Gespräche mit dem Meister, für persönliche Bedürfnisse usw. gebraucht. Bei der Arbeitaufnahme ist also die Ermittlung dieser Zeiten einfach, wenn die Aufnahme sich über den ganzen Tag erstreckt. Anders aber liegt der Fall, wenn es sich um Zeitaufnahmen handelt oder die Arbeitaufnahme sich nicht über den ganzen Tag erstreckt. In diesen Fällen ist unbedingt die getrennte Ermittlung dieser Zeiten angebracht. Es kommt uns hierbei zustatten, daß wir die Verlustzeit als prozentualen Zuschlag auf die Grundzeit in die Stückzeitvorrechnung einsetzen1). Den prozen*) Hierzu siehe man Kap. XI. T i 11 m a n n , Stückzeit.

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tualen Zuschlag kann man für jede Betriebsabteilung einmal ermitteln, als konstant annehmen und ihn gelegentlich nur nachprüfen. Anders ist es hingegen mit den Nebenzeiten. Diese müssen unbedingt für jedes Werkstück gesondert, minutenweise ermittelt werden. Diese Nebenzeiten sind nun genau definierbar. Man kann meist im voraus genau festlegen, welche Nebenarbeiten und somit welche Nebenzeiten erforderlich sind. In diesem Falle benötigt man also nicht die Beobachtung eines ganzen Tages. Diese könnte nur als Arbeitsuntersuchung erforderlich sein, wenn in Zweifelsfällen die Stückzeit eingehend nachgeprüft werden soll. Oft wird man aber auf die teure Arbeitaufnahme auch in diesem Falle verzichten können. Um bei den Zeitaufnahmen zuverlässige Vergleichswerte zu erhalten, ist die Festlegung aller Nebenumstände wichtig, die zu kennen nötig sind, um die Arbeit und ihren Ablauf in allen Einzelheiten sich vor Augen führen zu können. In der Maschinenformerei sind diese: Art und Größe der Maschinen und Kasten, Lage von Kasten zu Maschie, Festlegung der Wegelängen, Aufzeichnung der verwendeten Werkzeuge usw. Alle diese Punkte, die vor Beginn der Arbeit geklärt und aufgeschrieben werden müssen werden in dem später behandelten Stammbogen eingetragen. Auch scheinbar wenig wichtige Vorgänge müssen unbedingt registriert werden, da man gar nicht voraussehen kann, ob nicht vielleicht gerade diese scheinbaren Unwichtigkeiten bei einer späteren Untersuchung eine Rolle spielen können. Bei einer Zeituntersuchung kann man eigentlich nie zu wenig notieren. Bei den Zeituntersuchungen wird die Durchschnittszeit, also die durchschnittlich günstigste Herstellungszeit ermittelt. Diese Zeit soll unter normalen Verhältnissen von einem Arbeiter mittlerer Leistung eingehalten werden können. Der Arbeiter mittlerer Leistung, ist ein fleißiger, fachmännisch geschulter und im Betriebe gut eingearbeiteter Mann (vgl. ADB Refa VI—1). Um diese Durchschnittswerte gleich bei der Beobachtung zu erhalten, ; kann man einen Durchschnittsarbeiter beobachten oder einen besseren oder schlechteren Arbeiter und dann die gemessene Zeit so korrigieren, daß sie als durchschnittlich günstigste Herstellungszeit gilt. Der erstere Weg ist scheinbar der einfachere, aber in der Praxis mitunter schwierig durchzuführen, weil der Begriff des Durchschnittsarbeiters wohl eindeutig festliegt, aber die Entscheidung, ob der gerade gewählte Arbeiter als ein Durchschnittsarbeiter anzusprechen ist, mitunter sehr schwierig ist. Grundsätzlich ist diese Methode der Ermittlung der durchschnittlich günstigsten Herstellungszeit wohl die richtigere. In der Praxis ist es aber meistens anders. Von der anfänglichen Ermittlung der Zeitwerte für die durchschnittlich günstigste Fertigungszeit, verschiebt sie sich zur Ermittlung der optimal günstigsten Herstellungszeit. Während man also anfangs Durchschnittsarbeiter beobachtet, werden besonders bei

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fortschreitender Rationalisierung, immer mehr und mehr die besseren und besten Arbeiter beobachtet, um die Ergebnisse dieser Untersuchungen zur Verbesserung der Leistungen der schlechteren Arbeiter zu benutzen. Diese Verschiebung, die ohne weiteres und immer eintritt, berechtigt uns, von Anfang an die Methode der Ermittlung der durchschnittlich günstigsten Fertigungszeit zu verlassen und sofort die optimale Fertigungszeit zu ermitteln, diese dann aber durch die später zu behandelnden Zuschläge so korrigieren, daß auch der minder leistungsfähige Arbeiter, allerdings bei entsprechender Anleitung, mitkommt. In dem Kapitel Rationalisierung ergibt sich ohne weiteres, daß nur die letztere Methode allgemein anwendbar ist. Auf die Auslese der Arbeiter wurde in vorigen Ausführungen schon kurz hingewiesen. Aber nicht allein die Auslese der Arbeiter, sondern ihre Stellung zu den Zeitstudien ist äußerst wichtig. Zeitstudien, die früher wie ein rotes Tuch auf den Arbeiter wirkten, haben dank der geleisteten Aufklärungsarbeit und der Einsicht der Arbeiter ihren früheren Schrecken verloren. Der Arbeiter steht der Zeitstudie heute viel objektiver gegenüber wie früher, wo er sie einfach ablehnte, weil er glaubte, daß sie lediglich eine Ausbeutungsmaßnahme sei. Es sei zugegeben, daß die ersten in Amerika angestellten Zeituntersuchungen lediglich eine Ausbeutungsmaßnahme darstellten, die durch die dort damals übliche Festsetzung einer Mindestleistung noch verschärft wurde1). Die ganze Zeitstudienbewegung stand damals im Dienste profitgieriger Unternehmer, die aus dem Arbeiter das Letzte herausholen wollten, ohne Rücksicht darauf, ob nicht durch diese Maßnahmen Raubbau an seinen Kräften getrieben wurde. Die Verhältnisse und damit auch die Einstellung der Arbeiter sind heute wesentlich andere geworden, weil wir die Untersuchungen unparteiischer durchführen, also auch der Gegenpartei, in diesem Falle dem Arbeitenden geben, was ihm zusteht. Mit diesem Grundsatz steht und fällt unsere ganze Zeitstudienbewegung in Deutschland. Nur wenn wir uns offen zu diesem Grundsatz bekennen, gelingt es uns, die Zeituntersuchung überall einzuführen. Gerechtigkeit und Unparteilichkeit ist also Grundbedingung. Fehler hierbei rächen sich schwer. Ist nur einmal die Untersuchung nicht peinlich genug durchgeführt und man zu falschen Schlüssen gekommen, so denkt der Arbeiter in seinem Innern: Trotz der Zeitermittlung hat man mir einen offensichtlich falschen Stücklohn gegeben. Die Zeituntersuchung ist dadurch unweigerlich in Mißkredit gekommen. Die dann fast gleich immer auftretenden Schwierigkeiten sind nicht zu unterschätzen. Es bedarf dann mitunter langer, mühevoller Arbeit, um den Leuten das Vertrauen zur Zeituntersuchung wieder zu geben. J ) Hierzu sehe man: D o e v e n s p e c k : Taylorsystem und schwere Muskelarbeit. Seite 18 ff.





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Wird in einem Werk mit der Einführung von Zeituntersuchungen begonnen, so kann es zweckmäßig sein, nicht allein den Betriebsrat, sondern auch jeden Arbeiter einzeln besonders aufzuklären. Man muß den Leuten immer wieder und wieder einprägen: Wir legen nicht die reine gemessene Zeit dem Stücklohn zugrunde, sondern wir berücksichtigen in vollkommen einwandfreier Weise Neben- und Verlustzeiten, sowie die Ermüdung. I n dem Aufbau der Stücklöhne gebe man dem Arbeiter anfangs immer Einblick, damit er sich davon überzeugen kann, daß gerecht vorgegangen wird. Hierdurch zerstreut man das anfangs immer vorhandene Mißtrauen am schnellsten. Gerade das letztere ist sehr wichtig, da die Stückzeitvorgabe in der Gießerei infolge der Eigenart der Arbeit meist nicht so klar ist wie in der spanabhebenden Fan 1 Die Arbeitsteilung ist vollständig durchgeführt, d. h. jede Verrichtung wird von besonderer Arbeitskraft bzw. -gruppe erledigt j

Formen

|

j Kernmachen |

|

Gießen

j

j Ausleeren

j

|

Putzen

j

Fall 2 Nur Formen und Gießen sind zusammengefaßt, alle übrigen Verrichtungen werden in einem besonderen Stücklohn erledigt Formen

Kernmachen

Ausleeren

Putzen

I

Gießen Fall 3 Formen, Gießen und Ausleeren sind zusammengefaßt, Kernmachen und Putzen werden getrennt ausgeführt (ein zur Zeit noch sehr gebräuchlicher Fall). • Kernmachen I

I

Putzen

I

Gießen

Fail 4 Nur die Putzarbeit ist abgesondert

Fall 5 Sämtliche ' Hauptverrichtungen sind In l Stücklohn zusammengefaßt Formen

Abb. 4.

Zusammenfassung der Teilarbeiten zur Stückzeit.

Formung. Die Stückzeit ist hier nämlich meist nicht eine Zeitvorgabe für eine Arbeit, sondern für verschiedene Tätigkeiten zusammen, die auch noch zeitlich auseinander liegen. I n der Maschinenformerei z. B. formt der Mann morgens, nachmittags gießt er, am anderen Tag leert er aus und alles das wird mitunter in eine Stückzeit zusammengefaßt. I n der Kernmacherei z. B. werden morgens die Kerne gemacht und zum Trockenofen geschafft. Am nächsten Tage ausgeputzt, geschwärzt und dann erst abgeliefert. Also auch hier Tätigkeiten, die in großen Zeitabständen aufeinander folgen und infolgedessen eine wenig übersichtliche Stückzeit zur Folge haben.

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In der spanabhebenden Formung, z. B. in der Dreherei hingegen nimmt der Arbeiter sich ein Werkstück vor und bearbeitet es in einem Arbeitsgange fertig, ohne daß andere Arbeiten dazwischen treten. Hier ist infolgedessen die Stückzeitvorgabe wesentlich klarer. Als Beispiel für die Verhältnisse in der Gießerei diene Abb. 4 (entnommen V.D.E.G. Refa I—1). Wie bei allem, ist auch der Erfolg bei der Einführung von Zeitstudien von der Persönlichkeit des Leiters abhängig. Die Zeitstudie erfordert einen ganzen Mann, eine in sich gefestigte Persönlichkeit mit klarem Blick, schneller Auffassung und angeborenem Taktgefühl. Das gleiche gilt auch für den Zeitstudienbeamten selbst. Hier ist für die psychotechnische Eignungsprüfung ein dankbares Arbeitsfeld vorhanden. K a p i t e l IV.

Methodik der Zeitmessung. Zeitmessungen können auf verschiedenste Art angestellt werden. Es ist ein Irrtum, daß man unter Zeituntersuchungen immer ganz genaue Messungen versteht, daß also immer eine sogenannte Stoppuhr verwendet werden müßte. Für rohe Zeituntersuchungen genügt unter Umständen schon eine Taschenuhr. Bei der Stoppuhr hat man die Möglichkeit, den Zeitverbrauch genauer und ohne Rechnung zu bestimmen, weil diese bei Beginn der Arbeit in Gang gesetzt und nach Schluß angehalten wird. Die Messung mit der Taschenuhr hat den Nachteil, daß man den Anfangspunkt der Beobachtung notieren muß, und daß die Subtraktion von Stunden und Minuten zu Errechnungen des wirklichen Zeitverbrauches etwas umständlich ist. Bei den später zu behandelnden Arbeitaufnahmen ist trotz dieses Nachteiles die Taschenuhr oft geeigneter als die Stoppuhr. Da man hier halbe Minuten noch zuverlässig Abb. 5. Doppelzeiger-Stoppuhr. schätzen kann, genügt ihre Genauigkeit für diese Untersuchungen in vielen Fällen. Bei Besprechung der Methodik von Arbeitaufnahmen und Verlustzeitaufnahmen wird darüber mehr gesagt wurden.

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Am meisten wird wohl die Stoppuhr zur Zeitmessung gebraucht. Da diese bei dem dauernden Abstoppen äußerst stark beansprucht wird, so ist das beste Material in diesem Falle das billigste. Da man als Einheit bei allen Beobachtungen die Minute nimmt, so muß die Uhr gestatten, ganze Minuten und Bruchteile von diesen abzulesen. Am gebräuchlichsten ist das hundertteilige Zifferblatt, welches zwecks genauer Ablesung möglichst groß zu wählen ist. In Abb. 5 ist eine solche Uhr gezeigt1), die sich für Messungen in der Gießerei sehr gut bewährt hat. Der Minutenzeiger macht in einer Minute einen Umlauf auf dem hundertteiligen Zifferblatt. Außerdem sind bis zu 30 Minuten einzeln ablesbar. Die Uhr hat außerdem einen zweiten Zeiger, der gleichfalls in einer Minute eine Umdrehung macht, aber durch einen Druck auf den links oben sichtbaren Knopf zum Halten gebracht werden kann, während der erste, mit dem Uhrwerk fest gekuppelte Zeiger weiterläuft. Durch einen weiteren Druck auf den Knopf wird der angehaltene Zeiger dem weiterlaufenden nachgeführt und geht dann mit diesem zusammen. Mit dem zweiten Zeiger ist man also in der Lage, die Zeit für den Arbeitsvorgang abzustoppen, den Zeitwert zu notieren und durch erneuten Druck auf den Knopf den abgestoppten Zeiger dem weiterlaufenden nachzuführen. Es gibt noch andere, auch vorteilhafte Konstruktionen, z. B. diejenige nach den Richtlinien des Ausschusses für wirtschaftliche Fertigung (A.W.F.). Welche Konstruktion man wählt, bleibt sich gleich, wenn nur die erst gekennzeichneten Bedingungen, nämlich stabiles Werk und große Ablesegenauigkeit erfüllt sind. Erwähnung verdient noch eine Uhr der vorher genannten Firma, die uns in die Lage versetzt, noch tausendstel Minuten zuverlässig zu messen und abzulesen. Diese Uhr ist in der Hauptsache für Bewegungsuntersuchungen bestimmt. Ein Nachteil aller bis jetzt auf den Markt gebrachten Uhren ist ihre beschränkte Ablesezeit von 30 Minuten oder von 60 Minuten wie diejenige des A.W. F. Bei länger dauernden Zeituntersuchungen kommt man mit diesem kleinen Meßbereich nicht aus. Mißt man bei Arbeitaufnahmen die Zeit nur in großen Intervallen, so kann es vorkommen, daß man bei der Ablesung im unklaren ist, wieviel Minuten man nun beobachtet hat. Hat z. B. die Beobachtung schon zwei Stunden gedauert und liest man auf der Uhr 18,50 ab, so ist öfters genau zu überlegen, wieviel Minuten nun vor das Komma gehören. Da hilft mitunter nur ein Bückschluß aus der Notierung der Zeit nach der Taschenuhr. Dieses ist aber eine unangenehme Erschwerimg. Man hat z. B. um 8 Uhr 54 morgens mit der Beobachtung begonnen; nach vielen gemessenen Einzelzeiten zeigt die Stoppuhr 14,50 Minuten. Die zu Hilfe gezogene Taschenuhr zeigt 10,39 Uhr. Da muß man sich zuerst folgendes überlegen. l

) Fabrikat: Rational G.m.b.H., Berlin-Wilmersdorf 1 a.

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Von 8,54 bis 10,39 Uhr sind eine Stunde 45 Minuten. Da man nur 30 Minuten auf der Uhr ablesen kann, so hat man: Eine Stunde 45 Minuten = 60 + 45 = 105 Minuten. Es ist also nur möglich, daß wir schon dreimal 30 Minuten abgelesen haben. Dazu kommen 14,5 Minuten, also muß man 104,5 Minuten hinschreiben. Solche Überlegungen, wenn auch nicht so umständlich wie eben gezeigt, muß man immer wieder anstellen, und jeder, der schon einmal länger dauernde Arbeitsstudien mit der Stoppuhr gemacht hat, wird mir bestätigen, daß dieses dauernde Umrechnen und Überlegen für ihn sehr störend war. Warum wird eigentlich das Minutenzifferblatt der Stoppuhr in 30 oder 60 Minuten geteilt ? Eine Rücksichtnahme auf die Einteilung der Stunde in 60 Minuten ist doch wohl nicht angängig, da für den ganzen Stückzeitaufbau die Stunde ja gar nicht in Frage kommt. Wir rechnen nur mit Minuten. Ich schlage vor, das Zifferblatt in 100 Minuten einzuteilen. Damit rechnet sich erstens besser und zweiten gibt diese Maßnahme auch weniger Anlaß zu Fehlern, weil die Überlegung, wieviel Minuten sind nun eigentlich verflossen, nicht so oft angestellt werden muß. Leider sind derartige Stoppuhren bis heute noch nicht im Handel zu haben. Vielleicht entschließt sich die Stoppuhren-Industrie auf Grund dieser Anregung recht bald dazu, auch derartige Uhren in den Handel zu bringen. Für reine Zeitaufnahmen genügt natürlich die Unterteilung in 30 Minuten vollkommen, da diese Untersuchungen mitunter noch nicht einmal so lange dauern. Bei allen Beobachtungen, seien es Arbeit-, Zeit- usw. Aufnahmen, mißt man mit laufender Uhr. Man setzt also bei Beginn der Arbeit die Uhr in Gang und liest die Endzeitpunkte der Teilarbeiten von dem immer weiter laufenden Zeiger ab. Man könnte auch nach Beendigung jeder Teilarbeit die Uhr abstoppen, die Zeit notieren und dann die Uhr gleich wieder in Gang setzen. Dieses Verfahren hat den Vorteil, daß sich die Einzelzeiten sofort ohne Rechnung ergeben. Die Fehler, die sich hier aus dem öfteren Stillsetzen und Wiederingangsetzen der Uhr ergeben, sind nicht gering anzuschlagen. E s wird nämlich immer eine gewisse Zeit vergehen, und sei sie noch so kurz, zwischen dem Stillsetzen und dem Wiederingangsetzen. Diese Verluste, die sich aus der mangelnden Reaktionsfähigkeit des Beobachters erklären, können besonders bei der Messung kurzer Zeiten ganz beachtenswerte Fehler ergeben. Die erst angegebene Methode, die Uhr durchlaufen zu lassen, vermeidet diese Ungenauigkeiten, hat allerdings den Nachteil, daß sich die Einzelzeiten erst durch Rechnung ergeben. Beim hundertteiligen Zifferblatt ist diese Rechnung aber nur mehr eine einfache Subtraktion. Man mißt also die Fortschrittzeiten (FZ) der weiterlaufenden Uhr und errechnet später daraus die Einzelzeiten (EZ) für den zu messenden Arbeitsteil. In Kapitel I I I wurde schon der Zweck der Zeituntersuchung dargelegt, nämlich zu untersuchen:



Modell-Nr.: oder Type:

JS

Nr

JutiltS

Arb. Nr.:

/C" y 7

Werkstück Zeichngs.-Nr.: Beobachtungsbogen Unterkasten Beobachtungsbogen Oberkasten

Leistgsgr.:

Tarifklasse: f



Stammbogen

Abteilung: Arb. Name:

24

I"

Jahre mit ähnl. Arb. besch.

Bemerkungen:

Nr

¿S

Modell Zeichngs.-Nr.:

Nr.

'

Werkstoff:

Z w

Lageplan

Nr.

Verlustzeitbogen Aufnahme für Leistungsabfall

Nr.

""

Fertigungsauftrag:

Nr.

--

Vorgegebene Stückzahl:

ZS~

Stückzeitberechnung

Nr.

Ü?

Beobachtete Stückzahl: Anzahl der Modelle Je Platte oder Kasten:

?

Gewicht:

M- Gießgewicht:

£Z

ffrZ&

Gegenstand und Arbeitsgang:

T

/

Kerne und lose Modellteile:

Maschine:



Bemerkungen zu Maschine, Werkzeug od. Arbeitsgang

Werkzeug

Maschine und Kasten

Sieb Maschenweite: / J ,

y

Invent. Nr. :S/ Schaufel: Plattengr8te

J Z t J JZ* Unterkasten

Kasten

sZc

fr

dm* S f . Z

•MV

HOhe Kasteninhalt

Grote: Oberkssten Spitzstampfer

jfrna •j/nxc

Lichte Welte

Kasten-Ober«lache dm»

sZ/

Sandvolumen gestampft dm* Gewicht leer

kg

Gewicht gestampft

kg

Kilogrammumsatz Je Kasten

¿r

y j vs.?

Je.f

SZr

SJf

SifCji Z

Z f O J if

Grete: Gewicht:

i

ty

Flachstampfer Gröte: Gewicht:

$

fy

Zweck der Aufnahme und Ergebnis der Auswertung:

Kontrolle Name Datum

Firma:

Abb. 6.

Stammbogen.

Auawertung Datum Name

4

Beobachtung Oatum Nama

Zi

fr.

-

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1. Wie die Arbeit verrichtet wird., 2. In welcher Zeit sie verrichtet wird. Da Zeituntersuchungen Geld kosten, mitunter sogar viel Geld, so ist unbedingt anzustreben, daß eine Zeituntersuchung Dauerwert hat. Sie muß also so klar in ihrem Aufbau und ihrer Durchführung sein, daß man sich auch nach längerer Zeit einwandfrei den Hergang der Arbeit vorstellen kann. Die Feststellung, wie die Arbeit verrichtet wird, verlangt die Feststellung der Nebenumstände, also alles desjenigen, was zur Beurteilung der Arbeit nötig ist. Hierzu dient der Stammbogen Abb. 6. Er ist gewissermaßen eine Erläuterung zu allen über einen Gegenstand angestellten Zeituntersuchungen und soll alles dasjenige aufnehmen, was man nicht auf jedem Zeituntersuchungsbogen, deren gewöhnlich mehrere zu jeder Untersuchung gehören, wiederholen will. Er enthält links oben die eindeutige Kennzeichnung des beobachteten Arbeiters. Die Spalte Leistungsgrad ist sehr wichtig. Die hier anzugebende Zahl soll das Urteil aus allen Zeitbeobachtungen, die zu dem Stammbogen gehören, zusammenfassen. Für die Beurteilung der Güte der gefundenen Zeitwerte ist die Feststellung des Leistungsgrades unbedingt erforderlich. Vor einer oberflächlichen Angabe sei dringend gewarnt. Weitere Erläuterungen zur Frage der Bestimmung des Leistungsgrades weiter unten bei Besprechung des Zeitaufnahmebogens. Die weiter vorgesehene Spalte der Übungsdauer (. . . Jahre mit ähnl. Arbeiten beschäftigt) läßt auch Rückschlüsse auf den Leistungsgrad zu. Die rechte obere Spalte ist die eindeutige Kennzeichnung des Arbeitsstückes. Sie dient also zur Festlegung von Modell-, Zeichnungsnummer, Werkstoff, Gewicht, Fertigungsauftrag usw. Die Spalte: Vorgegebene Stückzahl ist unbedingt erforderlich, weil dem neuartigen Begriff in der Gießerei, der Einrichtezeit, Rechnung getragen werden muß. Entgegen den Verhältnissen bei der spanabhebenden Formung tritt in der Gießerei öfters die Einrichtezeit bei einer mehrere Tage dauernden Arbeit nicht allein zu Beginn der Arbeit, sondern während der Fertigungszeit jeden Tag von neuem auf. Es ist also neben der im Gesamten vorgegebenen Stückzahl auch die pro Tag vorgegebene Stückzahl gegebenenfalls zu berücksichtigen. Diese ist selbstverständlich erst nach Aufstellung der Stückzeit errechenbar und dann einzutragen. In die mittleren Spalten des Formulars sind sämtliche Angaben zur Kennzeichnung der Maschine, des Kastens, der Werkzeuge usw. einzutragen. Diese Angaben entnimmt man zum großen Teil den in Kapitel IX behandelten Maschinenkarten. Auf die Eintragung des in der letzten Reihe angegebenen Kilogrammumsatzes sei hier noch hingewiesen, da dieser als. Maßstab des Leistungsabfalles herangezogen wird. Näheres hierüber siehe Kapitel X. Die eindeutige Aufzeichnung aller Besonderheiten ist äußerst wichtig, da sie uns erst das Mittel in die Hand gibt, die Fertigung kritisch zu untersuchen. Es wurde schon darauf hingewiesen,



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daß man bei einer Zeituntersuchung nie zu viel notieren kann. Es sind also in den Stammbogen auch alle sonst noch vorgekommenen Besonderheiten einzutragen, z. B. Zufälle, die die Leistungsfähigkeit des Arbeiters in besonderer Weise beeinflußten, Änderungen an Maschine oder Werkzeug zwecks Zeitersparnis usw. Da dieser Stammbogen als Deckblatt für sämtliche zu einer Untersuchung gehörenden Beobachtungs-

Feldbahngeleis

Abb. 7.

Lageplan eines Formmaschinenplatzes.

bogen dient, so erhält er außerdem noch oben in der Mitte eine Zusammenstellung aller Untersuchungen, die für den gegenwärtigen Fall angestellt wurden. Bei genaueren Untersuchungen in der Maschinenformerei ist immer ein Lageplan beizufügen, in dem die untersuchten Kasten mit Farbstift bezeichnet sind. Da die Lage der Kasten an der Maschine wohl immer dieselbe ist, so ist es zweckmäßig, diese Lagepläne für jede Maschine von vornherein vervielfältigt vorrätig zu halten.



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Es ist so die jedesmalige Anfertigung einer Skizze entbehrlich. Abb. 7 zeigt ein Beispiel. Nach der Ausfüllung dieses Stammbogens kann man erst an die eigentliche Zeitmessung herangehen. Da die Methodik von Arbeit- und Zeitaufnahmen ungefähr die gleiche ist, so kann sie für beide gemeinsam behandelt werden. Für Zeitaufnahmen gebraucht man ein Formular Abb. 8 und für Arbeitaufnahmen ein solches nach Abb. 9. Da bei Arbeitaufnahmen infolge ihrer Eigenart nur selten eine für mehrere Arbeitsstücke passende Unterteilung gemacht werden kann, so enthält dieser Aufnahmebogen nur Platz für eine laufende Beobachtung, während auf dem Zeitaufnahmebogen 7 Beobachtungsreihen hintereinander eingetragen werden können. Auf dem Kopf der Beobachtungsbogen werden Maschinen oder Platznummern, Arbeiternummer, Werkstückbezeichnung usw. festgelegt. Für die Wichtigkeit der Festlegung des Leistungsgrades gilt dasselbe, was schon vorher zu der entsprechenden Spalte des Stammbogens gesagt wurde. Es ist nicht etwa der Leistungsgrad schematisch festzulegen, sondern der Beobachter muß sich nach oder während der Beobachtung ein Bild über die Leistungsfähigkeit des Mannes bilden und die Kennziffer eintragen. Es kommt also nicht so sehr auf die Bestimmung der Leistungsfähigkeit des Mannes aus seinem Durchschnittsverdienst oder die Bestimmung seiner durchschnittlichen Leistung an anderen Tagen an, sondern es ist der Leistungsgrad nur für die Zeit der Beobachtung anzugeben. In verschiedenen Veröffentlichungen (Fahr und ähnl.) sind mehr oder weniger komplizierte Methoden zur Bestimmung des durchschnittlichen Leistungsgrades aus Durchschnittsverdienst, Ausschußquote und dgl. angegeben. Alle diese Methoden übersehen das wichtigste, nämlich, daß die Leistung des Arbeiters im Augenblick die Zeitaufnahme mitunter ganz verschieden von seiner sonstigen Durchschnittsleistung ist. Beide Bogen enthalten in der breiteren Spalte die. Unterteilung der Arbeit. Hier unterscheiden sich Arbeit- und Zeitaufnahme. Bei der Zeitaufnahme, wo in Griffe unterteilt wird, fehlt die Zeit, um während der Beobachtung etwas anderes als Zeitwerte zu notieren. Bei der Arbeitsaufnahme kommen längere Intervalle vor und kann daher hier die Unterteilung während der Zeitmessung hingeschrieben werden. Die Frage, wie weit unterteilt werden soll, ist durch die Ausführungen im vorigen Kapitel schon beantwortet. Eine möglichst weitgehende Unterteilung ist bei Vornahme einer Zeitaufnahme immer zweckmäßig, es darf jedoch eine gewisse Grenze nicht unterschritten werden. Die zu messenden Zeiten dürfen nicht zu klein werden. Es muß jeder zu messende Griff mindestens so lange dauern, daß es dem Zeitnehmer möglich ist, die Zeit von der Uhr abzulesen und zu notieren. Als Grenze kann man annehmen, daß es möglich ist, Zeiten von minimal 0,02 Minuten noch zu messen und zu notieren, wenn sie nicht mehr



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