Kursus der Astrologie 2 : Grundlagen für die astrologische Deutung 3762601739

5. Auflage, durchgesehen, berichtigt und erweitert von Erich von Beckerath Freiherr von Klöckler ist unbestritten der

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Kursus der Astrologie 2 : Grundlagen für die astrologische Deutung
 3762601739

Table of contents :
Umschlag
Titel
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
Vorwort zur 3. Auflage
Der 3. Auflage zum Geleit
Einleitung
Bilder
Die Planeten
Die Winkel
Der Tierkreis
Die Felder
Die Deutungsmethoden
Erfahrungen
Nachwort
Pluto-Tabelle

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BAND n j < m

Grundlagen für die astrologische Deutung

H. FRHR. VON KLOCKLER

KURSUS DER ASTROLOGIE BAND II

Dr. med. H. FRHR. VON KLÖCKLER

KURSUS DER ASTROLOGIE

BAND II GRUNDLAGEN FÜR DIE ASTROLOGISCHE DEUTUNG Mit vielen Beispielen und

23 Abbildungen im Text

5. Auflage, durchgesehen, berichtigt und erweitert von Erich von Beckerath

1978

VERLAG HERMANN BAUER K.G. FREIBURG i.BR.

MEINER FRAU

1978 Alle Rechte vorbehalten Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung des Verlages ©Hermann Bauer KG, Freiburg im Breisgau ISBN Nr. 3-7626-0173-0

Inhaltsverzeichnis Seite

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VORWORT...................................... 7 EINLEITUNG ............................ 11 Der astrologische Gedanke i. 12 Die Geburtsastrologie ... 13 Die astrologischen For­ schungsmethoden ................... 18 a) Naturwissenschaftliche Elemente............................ 18 b) Geisteswissenschaftliche Elemente............................ 22 GeburtsastrologischePraxis . 24 Das Freiheitsproblem ... 27 BILDER .........................................30 Die Planeten................... 31 Allgemeine Betrachtungen . 32 Sonne ......................................... 33 Mond .........................................35 Merkur .................................... 37 Venus ......................................... 39 Mars ........................................ 40 Jupiter........................................ 41 Saturn........................................ 43 Uranus.........................................44 Neptun ....................................... 46 Pluto ........................................ 47 Die Winkel....................... 47 Der Tierkreis................... 52 a) JahreszeitlicheOrdnung 53 b) Einteilung nach dem Ge­ schlechtscharakter der Zeichen................................ 59 c) Einteilung nach dem Temperamentstypus der Zeichen.............................. 61 d) Ein substantieller Ord­ nungstyp .......................... 65

e) Die Ordnung der Tier­ kreiszeichen nach Pla­ netenverwandtschaften . 68 f) Einordnung der Tier­ kreiszeichen in das Or­ gansystem des mensch­ lichen Körpers .... 70 g) Zusätzliche Bestim­ mungen .............................. 71 Zusammenfassung .... 71 Anmerkungen ......................... 72 Die Felder......................... 74

DEUTUNGSMETHODEN

. . 81

Allgemeines ..................... 81 Die Struktur des Ge­ burtsbildes ..................... 84 Die Dominanten . . . 99 Anmerkungen ........................ 105 Bewertung der Einzel­ elemente des Ge­ burtsbildes ................... 107 a) Die Planeten . . . 107 1. Der Planet als Strukturelement . . 107 2. Die Stärke der Pla­ netenstellung . . . 107 la. Die Planetenstellung im Tierkreiszeichen 108 lb. Die Planetenstellung in den Feldern . .110 lc. Die Aspektierung der Planeten . . . 113 Anmerkungen ........................119 b) Die Felder . . . . 122 Anmerkungen ........................124

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c) Wichtige Einzel­ elemente des Ge­ burtsbildes . . . . 125 1. Der Aszendent . . . 125 2. Die Sonne................... 129 3. Der Mond................... 132 4. Merkur....................... 132 5. Venus............................133 6. Mars............................ 134 ERFAHRUNGEN . . . . 136 Planeten an maximal­ bedeutsamer Stelle des Geburtsbildes .137 Sonne........................................ 137 Mond........................................ 137 Merkur.................................... 138 Venus........................................ 119 Mars ........................................ 140 Jupiter .................................... 140 Saturn .............................. . 141 Uranus . .. . -....................... 141 Neptun .................................... 142 Die Winkel........................ 143 Winkel der Planeten zum Aszendenten ........................143 Winkel der Planeten zum M.-C........................................ 145 Winkel zur Sonne .... 146 W'inkel zum Monde .... 150 Winkel zum Merkur . . . 153 Winkel zur Venus .... 155 Winkel zum Mars .... 157 Winkel zum Jupiter . . . 158 Winkel zum Saturn .... 159

Winkel zum Uranus . . . 160 Die Tierkreiszeichen 160 Widder.................................... 160 Stier ......................................... 161 Zwillinge ................................ 162 Krebs.........................................163 Löwe.........................................164 Jungfrau .............................. 165 Waage ........................ 166 Skorpion ................................ 167 Schütze.................................... 168 Steinbock................................ 169 Wassermann............................170 Fische.........................................171 Die Felder........................172 1. Feld................................ 172 II. Feld................................ 172 III. Feld................................ 175 IV. Feld................................ 178 V. Feld................................ 181 VI. Feld.................................. 184 VII. Feld................................ 187 VIII. Feld...............................190 IX. Feld.................................. 193 X. Feld................................ 196 XI. Feld................................ 199 XII. Feld................................ 202 Fixsterne ................................ 205 Halbdistanzpunkte .... 206 Antiszien ................................ 206 Mondknoten............................ 207 Im Text des Kapitels „Metho­ den“ angeführte Horoskope 208

Nachwort nach dem Manuskript letzter Hand

211

Plutotabelle für alle drei Bände....................................................................................

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Vorwort Wenn die erste Auflage einem Entwürfe glich, so folgt mit der hier vorliegenden zweiten die eigentliche Ausführung, soweit ich sie unter den herrschenden Zeitumständen bewältigen konnte. Fast alle Teile haben eine gründliche Umgestaltung erfahren, zahlreiche neue Abschnitte wurden hinzugefügt, alte ausführ­ licher behandelt oder, wo notwendig, berichtigt. Die Schrift ist absichtlich nicht als Lehrbuch der Geburtsastroloigie bezeichnet worden, obwohl sie einem solchen doch sehr verwandt sein mag. Man soll nicht glauben, daß die Kenntnis­ nahme ihres Inhalts allein dazu befähigt, astrologische Diagnosen vorzunehmen. In dieser Beziehung kann tatsächlich nur der Weg für das Studium vorbezeichnet werden, das beste Lehrbuch kann nicht mehr geben als Anleitungen zur Metagnose, zur astro­ logischen Durchdringung bekannter Fälle. Die Möglichkeit sach­ gerechter Diagnose und Prognose ergibt sich aus anschaulich er­ lebten Erfahrungen, nicht aus bloßem Wissen. Daher ist auch der dritte Abschnitt dieser Schrift („Erfahrungen“) nicht als Regelsammlung für den praktischen Gebrauch aufzufassen. Die dort vermittelten Bemerkungen spiegeln in verschiedensten Zu­ sammenhängen gesammelte Beobachtungen, sie bieten der Phan­ tasie ein Anschauungsmaterial, das bei eigenen Erfahrungsmög­ lichkeiten rascher zum Erlebnis fühlt und darum schneller zur sachgerechten Einstellung hinleiten kann. Deutungsrezepte gibt es in der Astrologie nicht, trotzdem der Typus des genüg­ samen Astrologen, der nach solchen verlangt, kaum jemals aus­ sterben wird. Den grundsätzlichen Erwägungen im zweiten Abschnitt „Me­ thoden“ lege ich besondere Bedeutung zu. Neuartige Deutungs­ elemente wurden nicht eingeführt, ja sogar manche älteren ver­ nachlässigt, weil klare Schlüsse nur bei größter Sparsamkeit im 7

Gebrauch der Elemente möglich sind, die man dann allerdings bis ins letzte verfolgen sollte. Der größte Teil der von vielen Autoren neu eingeführten Elemente ist trotz noch so kunstvoller Kombi­ nationslehren nicht ausreichend durch Erfahrung zu belegen. Man kann sich fragen, ob ich in der ökonomischen Systemati­ sierung des Deutungsverfahrens nicht zu weit gegangen bin — die Wirklichkeit ist selbstverständlich vielgestaltiger, reicher, lockerer als jedes System ihrer Erfassung. Andererseits geht der Weg zur sinnvollen Betrachtung und Wertung der Wirklichkeit nur über die systematische Zusammenfassung und Ordnung des Wesentlichen. Was in diesem Abschnitt gesagt ist, darf also nicht mißverstanden werden: Es wurden in möglichst übersichtlicher Ordnung alle mir wertvoll erscheinenden Deutungsgesichtspunkte dargestellt, es ist aber als selbstverständlich vorausgesetzt, daß im Einzelfalle viele Deutungsgesichtspunkte unberücksichtigt bleiben müssen, bzw. daß der eine den anderen eventuell ganz verdrängt. So, wie die Dinge heute liegen würde es der astrologisch be­ wanderte Leser nicht verstehen, wenn ich die nach meiner Ansicht nicht belegbaren oder etwa auch aus logischen Gründen ab­ gelehnten Deutungsprinzipien, ohne Gründe zu nennen, unbe­ rücksichtigt ließe. Daher war Polemik nicht ganz zu vermeiden, wenn ich sie auch auf das allernotwendigste beschränkte. Zur Erleichterung des Tatsachenstudiums habe ich allerorts Hinweise auf Publikationen eingefügt, die das Deutungsprinzip oder die Einzelheit, die aus ihm hervorgeht, wahrscheinlich machen, und ich möchte den Leser bitten, sich Einblick in diese Abhandlungen zu verschaffen, da sie vieles hier nur Angedeutete illustrieren. Auf eine Literaturübersicht konnte unter diesen Um­ ständen verzichtet werden, es ist wohl nicht mehr als selbstver­ ständlich, daß mir fast alle Schriften zur astrologischen Deutung bekannt sind. Ein demnächst folgender, den Kursus beschließender Band wird unter dem Titel „Astrologische Uebungen“ eine große Anzahl von ausführlich behandelten Deutungsbeispielen ver­ öffentlichen und manche Hinweise vermitteln, die sich im Rah­ men der vorliegenden Schrift nicht einfügen ließen. Leipzig, im Februar 1932.

H. Frhr. von Klöckler. 8

Vorwort zur 3. Auflage Nach langer Zeit der Unterdrückung erscheint der Kursus nun in dritter Auflage. Im Wirrsal der letzten sechzehn Jahre konnte ich das Buch nicht so umgestalten, daß es dem Bilde entspricht, wie es mir heute in astrologischen Dingen vor Augen stellt. So erscheint die Schrift auf immer wiederholte Wünsche eines stark angewachsenen Leserkreises unverändert und ich habe meine Ge­ danken zur astrologischen Frage überhaupt und zur besonderen Gestalt, die sie in diesem Kursus damals erhalten haben, in einem ausführlichen Nachwort dargetan, das eine grundlegende Neu­ bearbeitung vorläufig ersetzen soll. Ich hoffe, meinem Leser­ kreis auch mit der Notlösung dieser Ausgabe eine Uebersicht zu geben, die sich bei manchen Mängeln im einzelnen im ganzen doch auf der Höhe heute möglicher Astrologie befindet, soweit sie — mit allen kritischen Vorbehalten — zu praktischer An­ wendung gelangen kann. Dem mit meinen Schriften Bekannten empfehle ich, das Nach­ wort zu allererst einer gründlichen Durcharbeit zu unterziehen. Im April 1949.

Der Verfasser.

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Der 3. Auflage zum Geleit Mit der Neuausgabe des Kursus der Astrologie von H. Frhr. v. Klöckler, von dem hiermit nun zunächst der zweite Band wie­ der erscheint, wollen wir den in der Zwischenzeit zahlreich ge­ äußerten Wünschen unserer Studienfreunde nach Auffüllung der durch den Krieg im astrologischen Schrifttum entstandenen Lücken nachkommen. Leider steht uns bei der Durchführung dieser Aufgabe der Autor seihst mit seinem tiefgründigen Wissen und seiner reichen Erfahrung — nicht zuletzt auch als Arzt — nicht mehr zur Seite. Im verantwortlichen Dienst an den Mit­ menschen wurden seine Körperkräfte verzehrt, so daß er Ende vorigen Jahres für immer von uns gegangen ist. Durch die Neuausgabe seiner Werke soll damit gleichzeitig auch das An­ denken an den Autor wachgehalten werden, der abseits vom Meinungsstreit über Methoden und Systeme den Blick mit seinem Erfahrungswissen immer auf das „große Ganze“ richtete und uns in diesem Streben seine Gedanken hinterließ, auf die er noch in seinem eigenen Vorwort zur 3. Auflage hinweist. Da uns H. Frhr. v. Klöckler weitere Aufschlüsse und neue Er­ kenntnisse zur Astrologie nicht mehr vermitteln kann, soll jedem einzelnen der drei Lehrbände ein Ergänzungsband folgen, der die wesentlichsten Aufsätze des Autors — und aus der von ihm begründeten und geleiteten Monatsschrift „Sterne und Mensch“ enthalten wird. Im Oktober 1951.

Der Verleger.

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Einleitung Die folgenden Ausführungen enthalten eine kurze Darstellung der methodischen Grundlagen astrologischer Arbeits- und Denk­ weise. Man kann fragen, ob es nötig sei, den um geburtsastro­ logisches Wissen bemühten Leser mit theoretischen Erwägungen und zum Teil auch mit umstrittenen Gesichtspunkten und un­ gelösten Fragen zu beschweren. Darauf wäre zu antworten, daß die allzu naive und selbstsichere Denkweise vieler Astrologie­ praktiker und mancher Autoren nicht nur dem Ansehen der Sache schadet, sondern auch sehr hemmend auf die Entwicklung einer astrologischen Forschung einwirkt, die diesen Namen verdient. Die glaubensfrohe Gesinnung sieht nirgends deutliche Grenzen, hält alles für richtig und endgültig, läßt in erstarrten Gleisen ab­ geschlossener, logisch und ästhetisch befriedigender, aber wirk­ lichkeitsarmer Systeme verweilen. Mir will scheinen, daß die Auseinandersetzung mit den zum Teil sehr schwierigen Grund­ fragen astrologischer Denk- und Forschungsweise zu den wich­ tigsten Voraussetzungen praktischer Deutung gehört, die sowohl das Mögliche nicht zu erschöpfen vermag, als auch ihre Befug­ nisse immer wieder überschreiten muß, wenn sie ohne Wissen um Möglichkeiten und Grenzen geübt wird. Wenn der in den Anfängen des Studiums begriffene Leser dieser oder jener Fragestellung zunächst noch fremd gegenüber­ steht, so sei er gebeten, die hier folgenden Ausführungen in einem späteren Zeitpunkt noch einmal aufzunehmen. Dem Kenner der astrologischen Literatur mag manches hier Gesagte selbstverständlich und gelegentlich auch banal erscheinen, er möge bedenken, daß in einem großen Teil der astrologischen Bewegung auch gegen Selbstverständlichkeiten gesündigt wird und daß es daher notwendig ist, den Studierenden von vornherein auf diese Dinge hinzuweisen. 11

Der astrologische Gedanke Astrologie ist die auf Erfahrung1 begründete Lehre von den Beziehungen zwischen den Funktionen der Him­ melskörper und gewissen Seiten und Teilen der phy­ sikalisch-chemische n, biologischen und psycho­ logischen Prozesse auf der Erdoberfläche. Die alte Weisheit konnte sich mit dem Dogma „Wie oben“ (im Makrokosmos der Gestirnwelt) „so unten“ (im Mikrokosmos der Erdenwelt) begnügen —, der von moderner Wissenschaft geleitete Mensch wird dagegen eine exakte Bestimmung der in den astrologischen Beziehungen waltenden Kausalitätsreihen suchen. Es ist bisher nicht gelungen, die Naturkausalität im Astrologischen, die nach dem maßgebenden Weltbilde der Physik in einer, wie auch immer gearteten Strahlungstheorie mün­ den müßte, deutlich aufzuweisen. Nicht selten gewinnt man so­ gar den Eindruck, daß gewisse astrologische Erfahrungen dem AJlgültigkeitsanspruch solcher Theorien widerstreben würden. Man neigt daher vielfach zur Hypothese eines ParaUelismus der makro- und mikrokosmischen Prozesse und Periodizitäten, der aber, wie M. E. Winkel12 bemerkt hat, doch wieder in einer weiter zurückliegenden Kausalität verankert werden müßte. H. H. Schubert hat für einen bestimmten Typus der Parallelitäts­ theorie den treffenden Ausdruck der Astrologie als eines Zeit­ zeichensystems geprägt. Die Untersuchungen und Zusam­ menstellungen H. H. Kritzingers3 im Bereiche heliozentri­ scher Beziehungen astrologischen Charakters zeigen jedoch deut­ lich, daß für manche Elemente der geozentrischen Astrologie die Denkmöglichkeit einer sehr konkreten Strahlungstheorie be­ steht. Ob freilich die geistreiche Lichtprägungshypothese von A. v. Steiger * einen größeren Bereich astrologischer Erfahrun­ gen decken kann, ist recht zweifelhaft, obwohl sie für gewisse Phänomene viel Wahrscheinlichkeit besitzt. Von ausschlaggebender Bedeutung scheint jedoch die Frage 1 Auch die hypothetisch auf natursichtige Weise erfolgte Urbegrün­ dung astrologischen Wissens wäre hier als Erfahrung gleich andern zu bezeichnen. 2 Vgl. M. E. W i n k e I: „Naturwissenschaft und Astrologie“, Augsburg. 3 Vgl. H. H. Kritzinger: „Todesstrahlen und Wünschelrute“, Leipzig. * Vgl. A. v. Steiger: „über ,lichtgeprägte* Naturen.“ Sterne und Mensch, Jahrg. VI, Heft 12.

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nach der physikalischen Naturkausalität im Astrologischen zu­ nächst nicht, denn eine solche Strahlung würde im tieferen Sinne nur wenig erklären, sie könnte im besten Falle nur jena auslösende Wirkung haben, für die T. Ring1 eine sehr an­ schauliche Darstellung gab. Man hätte es da mit einem sehr komplizierten System der Resonanz, der Abstimmung phy­ sikalisch-chemischer, biologischer, physiologischer und psycho­ logischer Funktionstypen auf bestimmte Strahlungsarten oder Strahlungsintervalle zu tun. Es ist angesichts der Gesamtheit der vorliegenden astrologischen Erfahrungen jedoch sehr fraglich, ob das System dieser Beziehungen, wie es in Jahrtausenden zu­ sammengefügt wurde, tatsächlich auf eine gemeinsame einheit­ liche Naturkausalität zurückzuführen ist. Spätere Forschungen könnten eventuell zeigen, daß verschiedene Elemente dieses Systems verschiedenen Kausalitätsreihen zuzuordnen sind. Solange die Kausalitätsfrage nicht entschieden werden kann, darf der astrologische Erfahrungskomplex nach denjenigen Ge­ sichtspunkten geordnet werden, die sich aus ihm selbst ergeben. Die spätere kausale Betrachtung wird dieses immerhin sehr brauchbare Provisorium der endgültigen Ordnung entgegen­ führen. Der Mangel an kausaler Begründung stempelt die heute mög­ liche Astrologie zu einer reinen Erfahrungswissenschaft. Dieses vorläufige Schicksal teilt sie mit vielen andern Disziplinen, die sich trotzdem offizieller Anerkennung erfreuen.

Die Geburtsastrologie Das überlieferte astrologische Beziehungssystem erfaßt Vor­ gänge geologischer und meteorologischer Natur, es trifft Pflanze, Tier und Mensch. Die außermenschlichen Beziehungen Schemen jedoch vorwiegend von einem anthropozentrischen Standpunkt gesehen, nach Eindruck und Nutzen geordnet, den sie für den Menschen haben. Das lebhafteste Interesse hat sich verständlicherweise den Beziehungen zum körperlichen, seeli­ schen und geistigen Werdegang des Menschen zugewandt, und diesen Teil des astrologischen Systems nennt man, soweit es sich 1 Vgl. T. R i n g: Astrologische Menschenkunde, Bd. 1 -4, H. Bauer Verlag Freiburg.

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auf die Konstellationen bei der Geburt des Menschen bezieht, Geburtsastrologie. Nach dieser Lehre ist das Geburtsbild, das Horoskop, die Nativität, das Astrogramm oder wie man das Konstel­ lationsgefüge bei der Geburt nennen will, bezeichnend für die körperliche, seelische und geistige Reaktionsgrundlage des ge­ borenen Menschen und zugleich auch für den Schicksalsweg, den er nehmen muß. Die alte astrologische Auffassung sah im Ge­ burtsbild ein vollkommen individuelles Aequivalent der Persön­ lichkeit mit ihren Schicksalen, und diese Gesinnung machte sich in jeder ihrer Dcutungsformeln geltend. Da gab es — wenig­ stens grundsätzlich — nichts in Wesen und Schicksal, was nicht auch im Horoskop Ausdruck finden mußte. Ein grundsätzlich nicht vorhersehbarer Zufall war ausgeschlossen, selbst den Zie­ gelstein, der, vom Dache fallend, einen Menschen tötete, glaubte man schicksalshaft, sinnvoll und astrologisch faßbar gesteuert, es galt nur, alle in Frage kommenden Faktoren der Astrologie restlos zu erfassen1. Diese Haltung hat die seltsamsten Konstruk­ tionen gezeitigt und zeitigt sie gelegentlich auch heute in immer wieder neu auftauchenden Systemen mit unendlich großer Ele­ mentenzahl. Hier haben wir nun folgendes zu bedenken: Das Horoskop ist, selbst wenn Ort, Stunde, Minute und Sekunde der Geburt ge­ nauestens verzeichnet waren, nicht absolut individuell, also nicht nur auf den so geborenen Menschen beziehbar *, es gilt vielmehr praktisch für eine kleine Anzahl von Menschen und für manche Tiere, die im selben Augenblick geboren sein mögen*3. Die Horo­ 3 Es ist natürlich nicht zu leugnen, daß viele Philosophen und Theo­ logen eine bescheidenere Auffassung vom Astrologischen hatten. Der Ausspruch: „Die Sterne machen geneigt, sie zwingen nicht“ weist schon auf gegensätzliche Strömungen hin, praktisch wurde aber doch immer so verfahren und geforscht, als ob es außerastrologische Bestimmungen nicht gäbe. Wenn man schärfer beobachtet, wird man selbst in der modernen Literatu ■ noch häufig solche Tendenzen finden. 3 Kleine und kleinste Zeitunterschiede lassen keinen Deutungsunter­ schied mehr zu. P. Choisnard berechnet die Zahl der praktisch mit einem Horoskop geborenen Menschen auf 172 in der ganzen Welt. Unter fünf Millionen Menschen haben demnach zwei ein gleiches Horoskop. Da Choisnard jedoch mit dem relativ zu großen Zeitraum von 20 Minu­ ten operiert, dürfte sich diese Anzahl noch etwas verringern. 3 Die von mir auch in dieser Schrift vorgeschlagene Methode der Domir.antenbestimmung führt gleichfalls nur zu quasi-individuellen Er­ gebnissen, sie stellt die bisher wohl größte Annäherung an das Indi-

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skopdeutung ist daher nur relativ zu Art, Gattung, Rassen, Volks­ und Familientyp aufzufassen* 1. In diesem ihrem Rahmen be­ zeichnet sie das Typische — das eigentlich Ganzmachende, im Biologischen als Entelechie, im Geistigen als Sinn, liegt grund­ sätzlich außerhalb jeder Horoskopdeutung, es ist nur hie und da durch Rückschluß faßbar oder besser gesagt vermutbar. In diesem Punkte könnte es scheinen, als ob die sog. Ausdrucks­ wissenschaften besser gestellt seien, der Ausdruck des schlechhin Individuellen kommt in ihren Gegenständen besser, d. h. unmittelbarer zur Geltung als in der Astrologie. Dafür kann diese das Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft Verbindende im Wesen und Schicksal des Menschen klarer zum Ausdruck bringen als Ausdruckswissenschaft, die nur an gegenwärtig Offenbares gebunden ist. Die Geburtsastrologie bietet, sofern die außerastrologischen Faktoren Art, Rasse, Volk, Milieu gegeben sind, ein sehr feingliedrigcs Typengefüge der körperlichen, see­ lischen und geistigen Mittel des Individuums. Wenn die prak­ tische Iloroskopdeutung in unzähligen Fällen auch ohne Kennt­ nis des entelechalen Faktors so treffende, umfassende und auch einheitliche Bilder vermittelt, so liegt das daran, daß sie für alle ihr unbekannten Momente Durchschnittswerte einsetzt, die nun für die meisten Fälle tatsächlich Gültigkeit besitzen. Es ist wohl so, daß der Durchschnittsmensch ungewollt so reagiert, wie es die Natur seiner relativ geringen Mittel verlangt, daß der Schöp­ viduelle mit hinreichend erforschten Deutungselementen dar. Die hoch­ gradig individuellen Elemente der indischen Astrologie sind wohl nur als Spekulationen zu betrachten, denen, wenigstens in Europa, nicht die mindeste Erfahrung entspricht. 1 S. Jessen meint, daß, weil eine Reihe außerastrologischer Elemente die Persönlichkeit bestimmt, die astrologische Bestimmung selbst nur sehr geringfügig sein könne. Das erscheint zunächst rein erfahrungsmäßig als Irrtum, denn wenn ich in so und so vielen Fällen aus Konstitution und Habitus eines Menschen das zur Zeit seiner Geburt aufsteigende Tier­ kreiszeichen ermitteln kann, so muß doch wohl eine recht bedeutende astrologische Bestimmung vorliegen (vgl. die oft zitierten Experimente Schwabs, deren Ergebnis jedem nur einigermaßen Erfahrenen einsichtig ist). Man kann die „Gestirnwirkung“ gar nicht so scharf von der Wir­ kung der biologischen Faktoren trennen, wie Jessen es tut. Es ist wohl so. daß eine Reihe körperlicher und seelischer Typenformen im Abstimmungsverhältnis zur Konstellation steht, nicht aber von der Konstellation allein bestimmt oder hervorgerufen wird. Die Reichweite astrologischer Möglichkeiten richtet sich nach der Zahl der im Abstimmungsverhält­ nis befindlichen Typenformen und nach dem Grade des Abstimmungs­ verhältnisses jeder einzelnen, der variabel erscheint.

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ferische. der seine reichen Naturnüttel mit gesteigertem Bewußt­ sein erlebt, sie auch in bewußter Steigerung verwertet, während nur eine kleine Anzahl komplizierter und diffiziler Naturen, nicht unbewußt genug, um willenlos ihren Mitteln zu leben, nicht bewußt genug, um sie zielstrebig zu verwerten, Gebrauch von Mitteln macht, die sie tatsächlich nur in sehr geringem Maße hat. Art, Reichtum oder Armut der Mittel stehen der Zahl und dem Grade nach sehr vorwiegend im Abstimmungsverhältnis zur Geburtskonstellation. Es gibt wohl nur wenige dieser Mittel, die nicht mindestens in einem bescheidenen Maße abgestimmt sind, die meisten sind recht deutlich bezogen’. Das Geburtsbild gibt uns in seinen Einzelelementen die verschiedenen seelischen und körperlichen Mittel ihrem Typus nach an, in seiner Struktur und Dominanz kommt aber auch ihr wahrscheinlicher Stärkegrad und ihr gegenseitiges Verhältnis, wie es von Natur gegeben ist, zur Geltung. Geburtsastrologisch gelangt also mehr oder minder auch der Typus des gesamten Mittelgefüges, kurz gesagt, ein Typengefüge zum Ausdruck, das nun im Leben selbst zu echter vitaler Ganzheit verschmolzen ist. Die astrologische Deutung kann im allgemeinen über das Wie des Denkens, Trachtens und Handelns entscheiden, die Objekte dieser Funktionen kennt sie, streng genommen, nicht, sie kann sie nur spekulativ aus dem astrologisch gegebenen Bild und aus dem kulturellen und sozialen Milieu vermuten. Es gibt zweifellos Fälle, wo das Wie eindeutig auf das Was verweist, viele andere freilich, in denen das Wie nur auf eine, wenn auch begrenzte Anzahl von Möglichkeiten im Was hindeutet. 1 Man kann sagen: Eine große Zahl von Körperform-, Körper- und Seelenfunktionstypen steht in einem partiellen Abstimmungsverhältnis zur Geburtskonstellation. Die astrologische Vererbung fällt — trotz Jessen — auch unter diesen Satz. Soweit nämlich die Erbmerkmale Formentypen der Gattung Mensch überhaupt darstellen (und das tun sie wohl alle), sind sie im gleichen Maße wie diese konstellationsabgestimmt. Die Abstimmung ist allerdings nur eine partielle und keine totale. Wenn es gelänge, den Abstimmungsbezirk auch hier deutlich abzugrenzen, so wäre ein großer Fortschritt erzielt. Wenn Jessen meint, die astrale Ver­ erbung bezöge sich nicht auf das „Wie“ der Persönlichkeit, sondern auf das „Wann“ der Geburt, so ist das eine unmögliche Unterscheidung, denn das „Wann' der Geburt steht ja, wie Jessen, wenn auch mit Ein­ schränkung, selbst zugibt, in Beziehung zum „Wie“ der Persönlichkeit. Die kopernikanische Formel ist hier noch zu finden. (Vgl. S. Jessen: „Grenzen der Astrologie“ und „Die Problematik der Astrologie“, Berlin 1929).

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Die geburtsastrologische Schicksalsaussage bezeichnet eben­ falls das Typische, nicht das Gegenständliche, das nur vermut­ bar ist, wenn man das kulturelle und soziale Milieu genauestens kennt. Charakter und Schicksal erweisen sich als gemeinsamen Ursprungs, die gleichen Konstellationen, die auf das Charakte­ rologische abgestimmt waren, werden auch als bedeutsam für den Schicksalstyp erkannt. Danach können wir nun annehmen, daß unsere Schicksalsaussage die endogen bedingten körper­ lichen, seelischen und geistigen Schicksalselemente, sozusagen das wesensgemäße Schicksal betrifft, wie es aus dem aktiven und passiven Verhalten des Menschen nach der Natur seiner Mittel hervorgeht. Diese Schicksalsursachen reichen sehr weit, viel weiter in die Wirklichkeit hinein, als man anzunehmen pflegt. Sie umfassen mit der bewußten und unbewußten Handlungs­ weise den Typus der Handlungsschicksale, mit der durch be­ wußte und unbewußte Seelenneigung erfolgenden Wahl der Mittel und Menschen, den durch Umweltresonanz gegebenen1 Typus der Schicksale in Beruf, sozialem Leben, Erotik, Familie usw.1. Dazu kommt, daß viele scheinbar äußere Schicksale, wie Unfälle und ähnliche Ereignisse, als vorwiegend seelisch bedingt entlarvt werden können. Das Massenschicksal ist dagegen ganz transhoroskopisch, wenn auch nicht vollständig transastrologisch zu verstehen. Hinzu kommt der Zufall, den nur Voreingenom­ mene leugnen werden. Die meisten äußeren Schicksale sind ihrem Typus nach geburtsastrologisch bestimmbar, ihren Gegenständen und Umständen nach unbestimmbar, weil trans­ astrologisch. Da nun der Typus des wesensbedingten Schicksals mit seinen Gegenständen und Umständen oft nur lose gekoppelt ist, kann gelegentlich ein größeres Mißverhältnis zwischen bei­ den bestehen. Das äußere Schicksal kann in Ausnahmefällen andere und dann auch krassere oder mildere Formen annehmen, als den eigentlich typischen wesensgemäßen Schicksalsursachen im Menschen selbst normalerweise entspricht1 2. Im tieferen Sinne bedeutungsvoll für die Selbsteinsicht des Menschen und für seine 1 Vgl. meine Ausführungen in „Psychologie des Schicksals“, Sterne und Mensch, Jahrg. 1929, Heft 3, die noch von Ausführungen Theopals (Sterne und Mensch, Jahrg. VI, Heft 4 und 5) ergänzt werden, denen ich eine abschließende Antwort in Sterne und Mensch, Jahrg. VI, Heft 7, ge­ widmet habe. 2 Zum Beispiel zeigt das Geburtsbild Hindenburgs wenig rein mili­ tärische, dagegen viele menschlich starke Anlagen. Der Reichsprä17

wahren Werte ist der wesensbedingte, innere Schicksalsfaktor — sein äußeies Aequivalent kann es sein, ist es auch meist, muß es aber nicht sein. Viele auf das äußere Schicksal bezügliche Aus­ sagen der Geburtsastrologie haben demnach Eventualcharak­ ter, sie setzen bestimmte Verhältnisse und Möglichkeiten im kul­ turellen und sozialen Milieu voraus, andere beziehen sich auf Umstände, die wohl immer gegeben sind oder vom Individuum selbst herbeigeführt werden. So schwankt der astrologische Aus­ sagebereich nicht nur hinsichtlich des vorauszusetzenden Milieus, sondern auch bei gleichem Milieu für verschiedene Geburtsbilder. Was man in diesem Geburtsbilde hinsichtlich bestimmter Schick­ sale wegen der Intensität der Anlagen und Neigungen mit größter Wahrscheinlichkeit auszusagen vermag, muß in einem andern wegen mangelnder Ausgesprochenheit und Konvergenz der Per­ sönlichkeitsmittel in diesem Bereich unentschieden bleiben, wofür dann vielleicht über andere Schicksalsgebiete besser entschieden werden kann. Auf den horoskopisch jeweils unzureichend cha­ rakterisierten Schicksalsbezirken wirken Lebensumstände ent­ scheidend, die sich der astrologischen Beurteilung entziehen1. In solchen Fällen ist die Voraussetzung für gelegentlich sogar große Diskrepanzen zwischen Horoskop und Schicksal gegeben, sie sind jedoch, das muß auch gesagt werden, selten, denn krasse Schicksalsformen, die nicht in der Veranlagung des Menschen vorgebildet sind, gehören zu den Ausnahmen, nicht zur Regel*12.

Die astrologischen Forschungsmethoden a) Naturwissenschaftliche Elemente. Die naturwis­ senschaftliche Methode beantwortet sowohl die Realitätsfrage des sident Hindenburg, der Volksrepräsentant, ist aus seinem Geburtsbilde ausgezeichnet verständlich, weniger der Feldmarschall als rein militäri­ scher Begriff. Die hohen Charaktereigenschaften, die Hindenburg zur Beichspräsidentschaft führten, haben sich in andern Zeiten und Ver­ hältnissen natürlich auch in der Soldatenlaufbahn bewährt, die aber nicht den charakteristischen Ausdruck seiner Persönlichkeitsmittel darstellt. 1 Viele Astrologen wollen diesen „Mangel'* der Astrologie, der in Wirklichkeit nur für die Neugier und für das Wahrsagebedürfnis ein solcher ist, nicht wahrhaben, sie suchen offen oder versteckt nach Mit­ teln und Systemen, die auch das Unbestimmbare bestimmbar machen sollen. 2 Nur im Massenschicksal des Krieges und der Inflation sind sie vor­ übergehend zur Regel geworden. Für solche Zeiten verlangt die astro­ logische Deutung die Zugrundelegung eines neuen Durchschnittsmilieus, wenn sie zu einigermaßen richtigen Schlüssen kommen soll.

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astrologischen Zusammenhangs überhaupt wie auch die vielen nach der Art der Einzelbeziehungen, und sie gibt endlich auch Einblick in das bei der Bewertung des Einzelfalles einzuschla­ gende Verfahren. Nur die generelle Erfahrung kann entscheiden, was im Geburtsbilde z.B. als dominante Beziehung, was als von untergeordneter Bedeutung aufzufassen ist, ebenso wie z. B. die mit der astrologischen Struktur des Geburtsbildes gegebenen Zu­ sammenhänge nur erfahrungsmäßig beantwortet werden können. Auf der rein astrologischen Seite der Forschung gibt es, wie mir scheinen will, keine primär geisteswissenschaftlichen Probleme, auf der astrologisch bezogenen Lebensseite scheinen solche freilich vorhanden. In rein naturwissenschaftlicher Betrachtung kann ich nicht erfahren, was Charakterdominanz, Charakter­ struktur und viele andere Sachverhalte bedeuten, deren Entspre­ chung im Astrologischen gesucht wird. Auf dieser Lebensseite wird man allerdings häufig mit Argumenten geisteswissenschaft­ licher Herkunft, mit geisteswissenschaftlichen Lebens- und See­ leninterpretationen operieren müssen. Solche Interpretationen sind gelegentlich unrein, mißverständlich, in selteneren Fällen auch geradezu falsch, erschweren daher oft die naturwissen­ schaftliche Behandlung astrologischer Probleme. Die Schwierigkeit, astrologische Erfahrungen von endgültigem Werte zu machen, tritt nun deutlich in die Erscheinung: Unklar­ heit und Wirklichkeitsarmut mancher geisteswissenschaftlicher Interpretationen und Argumente, mit denen man es auf der Lebensseite vorerst zu tun hat, bedingen große Hindernisse auf dem naturw'issenschaftlichen Erfahrungsgange. Eine Interpre­ tation, die in einem Teilbezirke des Lebens zu Recht besteht, aber, wie so oft, unberechtigte Ansprüche auf Allgemeingültig­ keit macht, wird sich in einem gewissen Grade astrologisch be­ währen, einem Grade, der aber unbefriedigend bleiben muß, so­ lange die falschen Gültigkeitsansprüche der Interpretation nicht klar erkannt worden sind. Durch solche Unklarheiten wird die Beweiskraft naturwissenschaftlicher Arbeiten auf astrologischem Gebiete wesentlich geschwächt. Wenn aber wirklich mit guten Argumenten gearbeitet werden kann, so entsteht dann die Schwierigkeit, ausreichende Erfahrungsmaterialien für die je­ weilige Fragestellung zu erlangen. So ist es nicht leicht, den, richtigen Weg zu einer dem astrologischen Gebiet durchaus an­ gemessenen naturwissenschaftlichen Arbeitsmethode zu finden. 19

Man ist vorläufig gezwungen, diese oder jene Methode ohne allzu­ strenge Ordnung anzuwenden und auf endgültige Resultate zu verzichten, um aus den vorläufigen Ergebnissen ein allgemeines Bild zu gewinnen, das eine Weiterentwicklung der Methoden und eine Wiederholung des Erfahrungsganges unter günstigeren Vor­ bedingungen gestattet. Zu allen diesen Schwierigkeiten tritt noch der Mangel an ausreichend bemittelten Forschungsstellen und endlich auch derjenige am nötigen Interesse bei vielen heute maßgebenden Autoren. Trotz alledem ist hervorzuheben, daß wir alles, was wir wirklich wissen und mit guten Gründen belegen können, der, wenn auch vorläufig noch so undisziplinierten, Forschungs- und Betrachtungsweise naturwissenschaftlicher Gesin­ nung verdanken. Die Gerechtigkeit gebietet außerdem zu sagen, daß die von astrologisch orientierten Aestheten vielfach belächelte Geburtsastrologie trotz aller ihrer Schwächen heute die einzige Grundlage für alles bietet, was in verbindlicher Weise über den astrologischen Gedanken gesagt werden kann1. Die nur ge­ schichtliche Betrachtung der Astrologie hat den Impuls zu einer astrologischen Orientierung ebensowenig zu geben vermocht wie etwa die kulturphilosophische Bewertung der antiken Astrologie12. Die Zukunft wird einen normalen naturwissenschaftlich­ legitimen Weg zur Erforschung astrologischer Zusammenhänge bringen, den wir heute nur in Umrissen zu erkennen vermögen. Die bisherigen Untersuchungen bieten dem Skeptiker noch man­ cherlei Angriffsflächen, der Untersucher kann den zu endgültigen und beweiskräftigen Resultaten führenden Weg nicht klar über­ sehen, und der in dieser Hinsicht genau so unwissende Kritiker ist geneigt, die Arbeiten nach Maßstäben zu beurteilen, die der Sache selbst fremd sind. So ist z. B. die astrologische Statistik in der rohen Form, in der sie heute geübt werden muß, manchen Einwänden theoretisch-mathematischer Natur ausgesetzt, die sachlich dennoch ungerechtfertigt sind, weil sie eben nur das auf Grund notwendig schlechter Materialien und schwacher Argu­ mente entstandene Ergebnis, nicht aber zugleich die tradionelle Vergleichsgrundlage beachten und weil die Kritiker nicht geneigt 1 von 2 gen

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Vgl. die im Texte dieser Schrift immer wieder angeführten Arbeiten Schwab, Choisnard, Moufang, v. Klöckler u. a. Die neuerdings von H. H. Kritzinger angestellten Untersuchun­ heliozentrischen Charakters kommen jetzt noch hinzu.

sind, die gedanklichen Konsequenzen solcher Ergebnisse am Einzelfalle weiter nachzuprüfen1. Für den heutigen Untersucher kann die Statistik nur ein wich­ tiges Glied in einer längeren Reihe von Prüfungsmitteln sein, es geht uns hier ähnlich wie der Medizin und Pharmakologie beim Tierversuch, der auch nur ein Glied in der Kette der Unter­ suchungsmittel sein kann. Künftige Statistik wird in dieser Be­ ziehung mehr leisten. Wahrscheinlich wird es gelingen, eine Methode für kleinere aber dafür um so besser ausgewählte Materialien zu entwickeln, deren Sicherheitsgrad durch syste­ matische Wiederholung erhöht werden kann. Der Zusammen­ hang mit andern Prüfungsverfahren, etwa mit dem Experiment und der Kasuistik, wird trotzdem niemals ganz gelöst werden können12. 1 Als Beispiel hierzu folgendes: Wenn in einer Statistik von Malern eine Häufung von Jupiter-Venus-Konjunktionen auftritt, so versucht der mathematisch eingestellte Skeptiker sie etwa damit abzuwerten, daß er den geringen Uberschuß über das mathematisch erlaubte Zufallsmaxi­ mum bemängelt. Das Zufallsmaximum kann aber nur dort letzter Maß­ stab für die Zuverlässigkeit des Ergebnisses sein, wo das Argument alle Einzelfälle des Materiales wirklich voll erschöpft. Das ist bei einem Be­ griff wie demjenigen des Malers durchaus nicht der Fall. Der astro­ logisch Erfahrene zieht dagegen aus Ergebnissen, die ihm sowohl zahlen­ mäßig als auch im Vergleich mit der Tradition bedeutsam erscheinen, andere Schlüsse. In Fühlung mit der Tradition, die ja eine, wenn auch vielleicht unzureichende Schlußfolgerung aus Erfahrungen darstellt, wird man etwa hypothetisch folgern, daß Jupiter-Venus-Dominanten ganz all­ gemein — nicht nur als Konjunktionen — für malerische Begabung charakteristisch sind und daraufhin gutes Einzelmaterial — im Gegen­ satz zum notwendig schlechten Massenmaterial der Statistik — prüfen. Wenn sich diese Hypothese in diesen Einzelfällen gleichfalls hinreichend belegen läßt, so kann man mit ihr als mit einem Vorwurf von hoch­ gradigem Wahrscheinlichkeitsgehalt arbeiten. 2 Die von Choisnard erstmalig vorgetragenen Auffassungen über Bedeutung und Eigenart der Statistik in der astrologischen Forschung werden trotz mancher Weiterentwicklung, deren sie bedürfen, auch fer­ nerhin maß- und richtunggebend sein. Aussichtsvoll erscheint vor allem das Verfahren, die auf ein Argument bezogenen Materialien zu frak­ tionieren, zumal Dr. R. M a n h c r die mathematisch-theoretischen Vor­ aussetzungen für die Bewertung solcher Ergebnisse klargestellt hat. (Vgl, „Zur astrologischen Statistik“, Sterne und Mensch, Jahrg. V, Heft 12, Jahrg. VI, Heft 1.) Mit Dr. Naumann bin ich darin einig, daß auch Komplcxstatistik getrieben werden muß — ich habe in meiner Art selbst relativ erfolgreiche Versuche dieser Gattung angestellt —, jedoch ist hier unbedingte Voraussetzung, daß die Elemente, aus denen sich diese Kom­ plexe bilden, ihrerseits geklärt und gesichert sind, und da bleibt denn nichts übrig, als mit Elementarstatistik zu beginnen. 21

Für das astrologische Beziehungssystem in seiner Gesamtheit gilt heute, daß bei gewissen traditionellen oder neueren Deu­ tungsprinzipien der statistisch bewiesene oder gut begründete Teil für die nur kasuistisch geprüften andern übernommen wer­ den muß. So wird man z. B. die astrologische Aspektlehre, deren grundsätzliche Bichtigkeit bisher nur für einige wenige Planetenpaare statistisch sichergestellt werden konnte, vorläufig auch für die andern Planetenpaare gelten lassen, sofern Tradi­ tion und Einzelerfahrung jeweils in Einklang gebracht werden können. b) Geisteswissenschaftliche Elemente. Es kann kein Zweifel darüber bestehen, daß neben der primär naturwissen­ schaftlichen Forschungsmethode auch geisteswissenschaftliche Forschungsbezirke in der Astrologie vorhanden sind. Wenn heute von vielen Seiten jedoch Astrologie als Geisteswissenschaft schlechthin proklamiert wird, so hat man es mit einer gefähr­ lichen und irreführenden Einstellung zu tun. Obwohl es leider nie deutlich ausgesprochen wird, scheint man im geisteswissen­ schaftlichen Lager die astrologischen Beziehungen und ihre tie­ fere Bedeutung als evident in irgendeinem Sinne zu betrach­ ten. Evident im Sinne von „wissensgewiß“ sind nun einmal die Gegenstände der Mathematik und der Logik, die aus mensch­ licher Setzung und nur aus dieser hervorgehen. Evident in einem weiteren schon recht anfechtbaren Sinne, etwa demjenigen einer schwer definierbaren „Erlebnisgewißheit “, scheinen noch manche Objekte der Psychologie, Charakterologie und Ausdruckskunde, besonders der Graphologie und Physiognomik insofern, als die in ihnen enthaltenen Gesetzlichkeiten oft unmittelbar einsichtig und erlebbar anmuten. Bein geisteswissenschaftlich aufgefaßte Astrologie würde besagen, daß die Entsprechung zwischen astrologischer Kon­ stellation und Lebensvorgängen unmittelbar einsichtig wäre. Diese Behauptung kann man wohl nur dann ernsthaft vertreten, wenn man annimmt, daß es sich im Astrologischen gar nicht um die Realität kosmischer Beziehungen, sondern vielmehr um die bloße Projektion menschlicher Urbilder in die Welt der Ge­ stirne handelt. Dazu wäre zu sagen, daß in der alten Astrologie tatsächlich oft bloße Projektionen an die Stelle echter Be-1 Ziehungen getreten sein mögen, daß solche auch heute noch ge­ legentlich vorkommen könnten, daß aber in gewissen Punkten 22

tatsächlich eine Entsprechung kosmischer und menschlicher Ur­ bilden bestehen muß, wenn Astrologie Wirklichkeitswissen sein soll. Die Frage, was in diesem Falle bloße Projektion, was tat­ sächliche Entsprechung, ist dagegen bis in alle Einzelheiten hin­ ein nicht durch Evidenz, sondern primär durch Erfahrung zu, beantworten. Weder durch Intuition, noch durch Wesensschau, noch durch irgendeinen andern geisteswissenschaftlichen Er­ kenntnisakt ist zu erfassen, daß Merkur z. B. Beziehungen zum Nervensystem und zum Intellekt hat1. Die geisteswissenschaftliche Aufgabe in der Astrologie besteht einmal darin, daß vorhandene Erfahrungsmaterial in seinen zahl­ losen Einzelheiten synthetisch zu interpretieren, begriffliche Ge­ setzlichkeiten zu gewinnen, zu den Ideen aufzusteigen, die von, der Astrologie her die Welt und das Leben beleuchten können. Eine andere Aufgabe liegt ferner in dem synthetischen Akt, der zur praktischen Astrologie gehört, der nach den aus Erfahrun­ gen gewonnenen Ideen in einer Art konstruktiver Intuition das Typengefüge der Persönlichkeit zu erfassen vermag. Im Rahmen der erstgenannten Aufgabe hat die geisteswissen­ schaftliche Betrachtungsweise der Erfahrung verstehend zu fol­ gen und an ihrer Ordnung mitzuwirken. Sowie sie über diese Aufgabe hinausgreift, auf dein Boden unzureichender Erfahrung aus eigenen Mitteln, d. h. also spekulativ, astrologische Sonder­ konstruktionen in die Praxis überführt und voreilige kosmo­ logische Synthesen zieht, wird sie zur Dichtung1 2. In dieser Eigen­ schaft mag sie zwar gelegentlich Anregungen für die Wirklich­ keitsforschung geben, im ganzen verliert sie jedoch die Fühlung mit der Wirklichkeit und nimmt im besten Falle eine unverbind1 Die Zurückführung astrologischen Gedankengutes auf angebliche Natursichtigkeit alter Kulturvölker ist zwar denkmöglich, aber unbeweisbar. Mit der Natursichtigkeit (D a c q u e) könnte u. U. ein bisher unbekannter Evidenztypus im weiteren — wie gesagt anfechtbaren — Sinne vorhan­ den sein. Da kein Lebender sich auf Natursichtigkeit berufen kann, ent­ fällt die Möglichkeit, mit dieser hypothetischen Evidenz geisteswissen­ schaftlich zu operieren. 2 Wie man die Lösung der Daseinsfragen bisher immer weit hinter der Wirklichkeit, in einem gedachten Reiche der Wellen, Moleküle, Atome, Elektronen und Protonen usw. suchte, so glauben manche, sie jetzt in einem andern Jenseits der Wirklichkeit, im Makrokosmos, zu finden. Fragen, die hier vorn in der unmittelbaren Wirklichkeit des Erlebens keine Lösung fanden, werden wohl auch im Jenseits des Makrokosmos ungelöst bleiben müssen.

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lich-ästhctische Wendung. Die Neigung, provisorische Ord­ nungsmotive der Astrologie zu kosmischen Prinzipien zu verab­ solutieren und als nur analogisch begründete Deutungsleitsätze im falschen Lichte wieder in die Praxis zurückzuführen, ist z. B. ein Einfluß solcher, wie mir scheinen will, unerlaubter Geistes­ wissenschaft, deren naivere Vertreter uns schon viele Systeme' beschert haben und die geneigt ist, jede noch so wirklichkeits­ arme Konstruktion zu legitimieren. Bei aller Anerkennung, die man ernsten Versuchen, astrologische Sachverhalte geisteswissen­ schaftlich zu durchdringen, schuldet, erweist sich diese Tendenz in recht zahlreichen Fällen als Flucht vor der nachprüfbaren Wirklichkeit. Besonders verwirrend wirkt sich ein vermeintlich geisteswissenschaftlicher Uebergriff aus. wenn er religiöse Dog­ men, etwa von Beinkarnation und Karma zu den letzten geisti­ gen Voraussetzungen astrologischen Denkens machen will und da statt Gründe sachfremde Hypothesen einführt1. Man kann solchen auch z. B. von Lessing und Goethe gehuldigten Ideen sehr wohl kulturelle Bedeutung als Lebenslehren zumessen, wenn man sie auch für den Einbau in das astrologische System strikt ablehnt. Der Einbau wissenschaftlicher Elemente der Astrologie in die verschiedenen Lebenslehren erscheint wohl möglich und z. T. auch erforderlich, dagegen ist der Einbau solcher Lebens­ lehren in den astrologischen Wissenschaftsversuch ohne weiteres abzulehnen.

Geburtsastrologische Praxis Praktische Geburtsastrologie kann stattfinden aus Gründen allgemein psychologischen oder auch nur privaten Interesses, sic dient dann der Einsicht in das Wesen bestimmter nahestehender oder bedeutender oder gar abnormer Persönlichkeiten. In diesem Falle handelt es sich mehr um ein Studium als um eine praktische Verwendung, wenn auch wichtige praktische Konsequenzen für das Leben und Verhalten, für die Erziehung usw. daraus ge­ 1 Der akademisch orientierte Geisteswissenschaftler mag solche Über­ griffe phantastischer Schwärmer als nicht zu seinem Gebiet gehörig ent­ rüstet zurückweisen, aber es erscheint mir doch charakteristisch, daß die Träger solcher Auffassungen, etwa Theosophen und Anthroposophen, ihr Gebiet ausdrücklich als Geisteswissenschaft bezeichnen. Ihnen erscheinen diese Dogmen ebenso crlebnisgewiß wie die harmloseren Einsichten ech­ ter Geisteswissenschaft.

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zogen werden können. Solche Studien werden manches Rätsel volle im Persönlichkeitsgefüge und Schicksal des Mitmenschen klären helfen, sie enthüllen Ursachen und Hintergründe, wo die vieldeutige Wirklichkeit nur mißverständliche Wirkungen er­ kennen läßt. In dieser Form kann Astrologie als Hilfswissen­ schaft betrieben Bedeutendes leisten, und diese Art geburtsastro­ logischer Praxis wird jeder andern vorauszugehen haben. Erst wenn auf diese Weise ein Schatz anschaulicher Erfahrungen ge­ sammelt wurde, den kein Lehrbuch und keine Bibliothek ersetzen kann, ist die anderweitige unmittelbare Anwendung denkbar und erlaubt, und zwar als eine die Ergebnisse anderer Wissenschaf­ ten verarbeitende, durchleuchtende und vereinigende Hilfswissen­ schaft. So betrieben kann Astrologie zur Bewältigung der wesent­ lichen Lebensaufgaben, wie sie sich in den mannigfaltigen For­ men des banalen Schicksals äußern, beitragen, sie kann zu einer wertvollen Hilfe zur Lebenskunst, zur Selbsteinsicht und Selbst­ erziehung, aber auch zur Pädagogik und Psychotherapie, wie auch zur Medizin überhaupt werden. Geburtsastrologische Praxis kann und darf nur Hilfe am Offenbar- und Wirksamwerden der eigentlichen Lebensquellen bedeuten. Sie ist auf die Dauer unfähig, die unstillbare Neugier abergläubischer Gemüter zu befriedigen, die Schicksalswahr­ sagung dort verlangt, wo Astrologie die eigentlichen Bildekräfte des Schicksals aufzeigen muß. Die astrologische Hilfe am Leben kann nicht einfach darin bestehen, daß Aussagen über die Persönlichkeit und Voraussagen über das Schicksal gemacht werden. Diese Hilfe wird vielmehr darauf abzielen müssen, das Typengefüge der Persönlichkeits­ mittel aus objektiven Grundlagen so zu klären und darzulegen, daß das tatsächlich erfahrene Schicksal als deutlicher Ausdruck desselben erscheint, daß also der Rat- und Hilfesuchende in ein neues, innigeres Verhältnis zu seinem Lebensschicksal gelangt. Geburtsastrologie dient also vorzüglich der Bewußtmachung der gegebenen Persönlichkeitsmittel und ihrer voraussichtlichen Schicksalskonsequenzen, teils zur eventuell möglichen Ver­ meidung fehlerhaften Verhaltens, vielmehr aber noch zum Zwecke der Erfüllung des Förderlichen und Möglichen, des Not­ wendigen und Wesentlichen. In diesem Bemühen soll sich die astrologische Praxis nicht aus falscher Vornehmheit vor dem Hinweise auf wahrscheinliche Schicksalsfolgen fürchten. Es ist 25

ja gerade ihre * Stärke, daß sie den menschlichen Charakter nicht abstrakt-unwirklich, ohne den Schicksalszusammenhang, in dem er sich erst zu offenbaren vermag, sondern gerade in tiefster Verbindung mit seiner Schicksalsäußerung sieht. Schicksals­ prognosen ohne diese innere Begründung werden dagegen nur selten Hilfe, oft aber seelischen Schaden bringen. Nach all diesem ergibt sich, daß die astrologische Hilfe­ leistung am Leben viel seelische • und geistige Mitwirkung des Hilfesuchenden erforderlich macht — ohne diese Mitwirkung, die ein gewisses Niveau der Herzensbildung voraussetzt, wird die astrologische Aussage leer, fruchtlos, gelegentlich sogar miß­ verständlich und lebensfeindlich, weil den Selbstbildungs- und Gestaltungswillen lähmend. Das Beste, was gegeben werden kann, ist offenbar nur demjenigen zugänglich, der einige Kenntnisse von Wesen und Bedeutung, Mittel und Methoden der Geburts­ astrologie besitzt oder wenigstens Geist und Gesinnung ihrer Aussagen zu erfassen vermag1. Ueberdies ist noch zu sagen, daß aus falscher Gesinnung entstandene Prognosen vielmehr als andere ernsten Irrtümern ausgesetzt sind, selbst wenn sie von technisch-richtigen Voraussetzungen ausgehen12. Sittliche Normen, aus denen schematisch gefolgert werden kann, was ausgesagt und was verschwiegen werden muß, gibt es nicht. Manche Autoren neigen dazu, ungünstige Schicksalsaus­ sagen, zumal körperlicher Natur, zu verbieten, das mag in vielen Fällen das beste sein, als Norm darf es aber nicht angesehen werden. Wenn Astrologie Hilfe am Leben sein will, so entschei­ det einzig und allein die Stärke und Eigenart der Persönlichkeit über den Grad rücksichtsloser Offenheit, der jeweils zur Anwen­ dung gelangen muß. Wenn es wahr ist, daß die Mehrzahl der Durchschnittsmenschen von ungünstigen Aussagen gelähmt wird, 1 Das hier skizzierte Ideal ist wegen der heute noch oft fehlenden Voraussetzungen ideeller und sachlicher Natur beim Astrologen, wie beim Ratsuchenden nur schwer erfüllbar. Zu erstreben ist es immer, und ein gewisses Maß von Erfüllung wird stets erreichbar sein. 2 So könnte es vorkommen, daß der Astrologiepraktiker dieser Art z. B. aus irgendwelchen Konstellationen Neigung zum Trunk diagnosti­ ziert, während der Betroffene bewußt oder unbewußt gerade wegen dieser Neigung zum absoluten Abstinenzler geworden ist. Der helfende Astro­ loge muß über die bloße Naturanlage hinausblicken und auch die posi­ tiven Gestaltungsmöglichkeiten aus negativen Naturanlagen im Auge be­ halten.

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so ist es aber auch wahr, daß gerade entwicklungsfähige Persön­ lichkeiten im Offenbarwerden der Schwierigkeiten, die sie zu er­ warten haben, erstarken. Da die Lebensdauer rein astrologisch nicht mit nennenswerter Sicherheit bestimmbar ist, scheiden Todesprognosen bereits aus technischen Gründen aus1. Man beruft sich in der astrologischen Praxis gern auf Ein­ fühlung und Intuition, aber man sollte sich darüber klar sein, daß diese, gewiß sehr notwendigen Mittel nur wenig das eigent­ lich Astrologische, sehr viel dagegen das darauf bezogene Psycho­ logische betreffen. Auf der astrologischen Seite der Praxis sind vor allem andern Kenntnisse und Erfahrung vonnöten, die Intuition hat hier nichts mit eigentlicher Wesensschau zu tim, sie betrifft nur die konstruktive Eigenart des Typengefüges, die im Prinzip rein astrologisch erfaßbar ist. Einfühlung setzt dagegen einen durchaus individuellen Gegenstand als Wesensäußerung der Persönlichkeit voraus, sie kommt zu ihrem Rechte, wenn es gilt, das astrologisch erfaßte Prinzipielle ins Wirkliche und Kon­ krete zu übersetzen. Da ist dann mehr Kunst als Wissenschaft am Werke, wie ja alle Praxis in der Medizin, wie in der Charakte­ rologie und Psychologie dem künstlerischen Akte verwandt ist.

Das Freiheitsproblem Wenn astrologische Praxis Hilfe am Leben bedeuten soll, so kann sie am FreiheitspToblem nicht ohne weiteres vorübergehen, obwohl Astrologie an und für sich nicht mehr mit dieser Frage zu tun hat als irgendeine andere wissenschaftliche Disziplin, die nach den Bestimmungen des Geschehens forscht. Da sind ein paar kurze sachliche Erwägungen vonnöten, die selbstverständ­ lich nicht die letzten Tiefen einer scheinbar immer unlösbaren Fragestellung erschöpfen sollen, die vielmehr der Orientierung 1 Wenn hier und da gesagt wird, es sei ,,schwarze Magie“, also mora­ lisch unerlaubt, astrologische Aussagen zum Zwecke rein materieller Vorteile zu machen, so ist dem wahrheitsgemäß cntgegenzuhalten, daß wertvolle Aussagen in diesem Bezirk nur dann möglich sind, wenn die seelischen Voraussetzungen dafür in der obenbeschriebenen Weise ge­ schaffen wurden. Wo1 diese fehlen, müssen derartige Voraussagen, weil falsch lokalisiert, ebensooft versagen, als gelingen, so daß durchschnitt­ lich und auf die Dauer gar keine Möglichkeit „schwarzer Magie“ be­ steht.

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in der Praxis dienen können und wohl auch dann noch klärend wirken, wenn man sie aus irgendwelchen Gründen ablehnt. Im Sein und dem aus ihm ständig hervorgehenden Werden ist Freiheit gar nicht denkbar, überall wo wir denkend, fühlend und handelnd sind, haben wir es mit Gegebenheiten der äußeren Welt oder der eigenen seelischen Verfassung zu tun, die wir so, wie sie sind, zum Denken, Fühlen und Handeln hinnehmen müssen. Freiheit ist nur dort, wo wir nicht sind und nicht erleben — man kann sagen, daß wir um so freier sind, je weniger wir han­ deln, denken und fühlen. Gibt der Mensch das Handeln auf, so entfallen für ihn die sonst unvermeidlichen Handlungsschicksale, gibt er das Gefühl auf, so, befreit er sich von den Gefühlschick­ salen. Der echte Jünger Buddhas, der neben den körperlichen Bestimmungen nur noch Denkschicksale erleidet, widmet sein Dasein der Aufgabe, sich auch von diesen durch Einsicht in die Unfreiheit des Denkens zu befreien, vollkommene Freiheit im Nirvana, im Nichtsein zu erlangen1. Das europäische Vollkommenheitsideal sträubt sich gegen den Radikalismus der buddhistischen Problemlösung — wenn auch noch soviel von erstrebenswerter Freiheit gesprochen wird, ge­ meint ist niemals Freiheit, sondern vielmehr „höhere Bestim­ mung“, Bindung an vermeintliche moralische, ethische, religiöse, nationale oder intellektuelle Werte, die der Buddhist eben als Bindung und damit als klare Unwerte bezeichnen wird1 2. Dein Europäer kann es daher nur um Verlagerung der seelischen Energien gehen, und da besteht seine Freiheit darin, zu diesem oder jenem in sich selbst oder außer sich „nein“ zu sagen und dient dem Zwecke, das durchaus determinierte „Ja“ in andern Bezirken zu verstärken. So gesehen, kann astrologische Hilfe also bedeuten: dem Wünschenswerten, weil in förderlicher Weise Möglichen durch Verneinung des nicht Wünschenswer­ ten, weil nicht in förderlicher Weise Möglichen größeren Lebens­ raum zu schaffen. Die Persönlichkeit identifiziert sich dann mit dem, was sie für richtig und notwendig hält, und entzieht dein nicht Wertvollen durch Entsagung und Verneinung die Energie 1 Vgl. hierzu H. Driesch: „Die Grundprobleme der Psychologie“ (Leipzig 1926) und vor allem die Beden des Gautama Buddha: Mitt­ lere Sammlung (München 1922). 2 „Die rechten Dinge habt Ihr aufzugeben, wieviel mehr die un­ rechten“ (zitiert nach Dahlke: „Der Buddhismus“, Leipzig 1926).

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und den Lehensraum1. Die astrologische Hilfe wird also zunächst einmal zur Kenntnis des Förderlichen und Nichtförderlichen führen müssen, sie wird aber diese Kenntnis eben durch Hinweis auf die konkreten Schicksale, in denen sich die Anlagen offen­ baren, zum Erleben steigern. Eine vollständige Verwandlung der Persönlichkeit kann astrologische Praxis ebensowenig herbei­ führen wie irgendeine andere charakterologische Disziplin, aber eine innere Gewichtsverlagerung im Rahmen der gegebenen astrologisch näher bezeichneten Möglichkeiten wird in normalen Fällen wohl möglich sein. Dem Meinungszirkel, der entsteht, wenn man weiter nach der Determinierung der Ja- und Nein­ sageinstanz fragt, entgehen wir meines Erachtens auf astrolo­ gischem Gebiete leicht, wenn wir uns vor Augen halten, daß. nach den übereinstimmenden Aussagen neuzeitlicher Philosophen die Ja- und Neinsageinstanz nicht die tätige eigenschaftserfüllte Seele, sondern ein seltsam ruhendes, passives, eigenschafts­ loses Ich ist, das eben wegen seiner Eigenschaftslosigkeit astro­ logisch gar nicht betreffbar sein kann. 1 Hier kann nicht etwa nach guten und schlechten, harmonischen und disharmonischen Aspekten geurteilt werden, jeder Aspekt, auch der schlechte, hat seine positiven und negativen Seiten, die es zu zeigen gilt. So ist u. U. Merkur im Quadrat zu Saturn ein Aspekt, der die materielle Praxis und den Wirklichkeitsinstinkt sehr ungünstig beeinflussen kann, der aber für die Wahrheitsfindung im Leben Bedeutendes zu leisten vermag. Im übrigen kommen wir mit unsern astrologischen Auf­ fassungen grundsätzlich nicht in Konflikt mit Klages’ Lehre vom Geiste als einer akosmischen Instanz. Wenn von geistigen und intellektuellen Anlagen die Rede ist, so handelt es sich in Wirklichkeit nur um die see­ lischen Mittel derselben, nicht um den Sinn, den sie erfassen. In der Tat erscheinen die stärksten geistigen Potenzen und Gewalten dort, wo die Disharmonie und gelegentlich auch die Schwäche der vitalen Faktoren im Geburtsbilde hervortreten.

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Bilder Die in diesem Kapitel zusammengefaßten Darlegungen han­ deln von den Ordnungsprinzipien, die man im Laufe der Jahr­ hunderte und Jahrtausende an das astrologische Erfahrungs­ material herangetragen hat, wenn sie sich nicht aus ihm selbst ergeben haben. Diese Prinzipien werden der Fülle des Anschau­ ungsmaterials nur selten in vollem Maße gerecht. Oft geht es nicht ohne Gewaltsamkeiten und Ungenauigkeiten ab, oft ist man genötigt, mehrere Ordnungsprinzipien für eine Elementen­ gruppe zu verwenden, um möglichst alles Erfahrene unter­ zubringen. Solange das endgültige und einheitliche Ordnungs­ prinzip für jede dieser Elementegruppen nicht gefunden ist, werden sich gelegentliche Widersprüche nicht vermeiden lassen1. Nur in wenigen Fällen ist die jeweilige Ordnung auf echter und deshalb einsichtiger Analogie zwischen astronomischen Vor­ gängen und seelischen Funktionseigentümlichkeiten begründet. Ein Vorbild solcher wahrhaft natürlichen Ordnung ist in der jahreszeitlichen Betrachtung des Tierkreises geboten. Das rein logische Ordnungsverfahren kommt besonders deutlich bei den andern auf den Tierkreis angewandten Einteilungs- und Gruppierungsmethoden zur Geltung: wir finden da nach uralten und immer wiederkehrenden logischen Prädilektionen die Einteilung nach dem Zweier-, Dreier- und Vierertypus. Die Definition der Planetenbedeutung erhebt sich teilweise zu befriedigender Be1 Man verfährt hier ähnlich wie etwa in der Physik, wo man z. B. beim Äther und beim Atom infolge gewisser Einzelfunktionen der Ma­ terie gezwungen ist, gelegentlich recht widerspruchsvolle Vorstellungen in einem Symbol zusammenzufassen, um überhaupt mit einem geschlossenen Gedankenbild und nicht nur mit zahlreichen unzusammenhängenden ab­ strakten Bestimmungen zu operieren.

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grifflichkeit. aber auch ihr fehlt es noch an der einsichtigen Be­ gründung aus dem Naturzusammenhang, aus der Funktion, die die Planeten im Sonnensystem ausüben. So wird man das hier folgende als ein zwar unvollkommenes! uiid vorläufiges, aber selbst in diesem Zustand noch notwendiges und nützliches Ordnungsschema betrachten, das auf der einen Seite gute Gedächtnishilfen vermittelt, auf der andern bereits Ansätze zu echter kosmologischer Begründung zeigt, die sich im Laufe der kommenden Jahrzehnte weiterentwickeln werden. Für das Ganze dieses Prinzipienaufbaues kommt jedenfalls eine kos­ mologische Verabsolutierung nicht in Frage, und es wäre sogar gefährlich, die rein logistisch begründeten Teile des Ordnungs­ schemas in praktischen Versuchen zu ernst zu nehmen, weil sie das Blickfeld für das wirklich Erfahrbare einengen müßten. Das, was die Erfahrung tatsächlich bietet, ist im dritten Teile dieser Schrift ausführlicher dargestellt, ich hielt es dennoch für notwendig, schon hier gelegentlich über das bloße Schema hin­ auszugreifen und auf Erfahrungen hinzuweisen.

Die Planeten Die astrologische Entsprechung der Planeten umfaßt den Be­ zirk der eigentlichen Trieb- und Gestaltungskräfte in der lebenden Natur, die aktiven dynamischen Tendenzen, und mit jedem einzelnen Planeten steht eine bestimmte körperliche und seelische Triebschicht, ein bestimmtes Funktionsgebiet in Beziehung. Wir haben es da also mit Ideen bzw. Urbedeutungen zu tun, die unter verschiedenen astrologischen Bedingungen auf den möglichen Lebensebenen jeweils in verschiedener Sachgestalt offenbar werden. Mit Ausnahme von Uranus und Neptun kann die astrologische Bedeutung der einzelnen Planeten in recht scharf umrissenen Formeln wiedergegeben werden. Diese For­ meln wurden aus der Zusammenschau aller mit den Planeten gemachten, zunächst komplexen Erfahrungen gewonnen, sie sind also abgeleitet, abstrahiert, in Wirklichkeit tritt uns das plane­ tarische Prinzip stets nur in abgewandelter Form im Rahmen gewisser Komplexe entgegen. Das dem Planeten zugeordnete Prinzip stellt also eine Idee dar, die praktisch niemals ganz ver­ 31

wirklicht ist und nur in ganz seltenen Fällen so zum Ausdruck kommt, daß man in der relativen Sprache des Alltags von einer reinen Planetenwirkung sprechen kann1. Die folgenden Betrachtungen sind nach Erfahrungsgebieten gegliedert, zunächst wird das allgemeine Naturprinzip auf­ gewiesen, das dem Planeten zuzuordnen ist, sodann kommen die biologischen und körperlichen Funktionsprinzipien zur Sprache, weiter wird dann die seelische und geistige Konsequenz der Planetenwirkung dem Prinzip nach geschildert, und schließ­ lich ergeben sich daraus die auf das Planetenprinzip bezogenen sozialen Funktionen mit ihren Menschenklassen und Einrichtungsarten. Mit den zuletzt bezeichneten soziologischen Funk­ tionen sind dann auch die eigentlichen Schicksalsgebiete gekenn­ zeichnet, während der den einzelnen Planeten eigentümliche Schicksalsdynamismus sowohl durch das allgemeine Naturprin­ zip als auch durch das im psychologischen Teil bezeichnete Temperament angedeutet wird. Man muß sich sehr hüten, die hier vorgetragenen Ideen mit der wirklichen Erfahrung zu verwechseln, die in getrennter Fas­ sung im dritten Teil dieser Schrift dargestellt wird. Trotzdem ist es für das Verständnis dieser Erfahrungen sowohl als auch für die praktisch notwendige Kombination wichtig, von den hier vorgetragenen idealen Wirkungsweisen Kenntnis zu nehmen.

Allgemeine Betrachtungen Die Planeten unseres Sonnensystems werden zweckmäßig ge­ schieden in solche mit relativ schneller Bewegung und verhältnis­ mäßig großer Erdnähe und in jene andern mit langsamer Be­ wegung und großer Erdferne. In dieser Unterscheidung liegt bereits ein Hinweis auf gewisse verschiedenartige Bedeutungs­ seiten, die in diesen beiden Planetengruppen zum Ausdruck kommen. 1 Der Realcharakter der astrologischen Planetenbeziehungen ist im gan­ zen aus den zahlreichen statistischen Untersuchungen zu entnehmen. Vgl. hier die häufig zitierten Arbeiten von P. Choisnard, v. Klöckler, Fr. Schwab, Moufang u. a. In Einzelheiten kann man natürlich Zweifel hegen oder anderer Auffassung sein. Daß überhaupt zwischen Lebeusphänomenen und Planeten Beziehungen bestehen, ist in Einzelfällen wie in Statistiken deutlich aufzeigbar.

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Sonne, Merkur, Venus, Mond und Mars kann man als erd­ nahe und schnellen Laufes bezeichnen. In ihrer Bedeutung für das Leben zeigen sie eine rasche, relativ häufigem, aber nicht weit um sich greifenden Wechsel unterworfene Rhythmik, Dy­ namik und Periodizität. Ihre Wirkung erstreckt sich hauptsäch­ lich auf das Vitale und Individuelle, das Biologische und Psycho­ logische, kurz also auf das Endogene im menschlichen Leben. Demgegenüber haben die langsamlaufenden erdfernen Pla­ neten Jupiter, Saturn, Uranus und Neptun, vermutlich auch Pluto, zwar gleichfalls Wirkung auf die endogenen Faktoren des Lebens, aber darüber hinaus noch auf Lebensvorgänge, die größere Zeitspannen umfassen und viele Individuen gemeinsam bestimmen, also auf Umwelts-, Zeitgeist- und Generationsvorgänge mit langwelliger Rhythmik, Dynamik und Periodizität. In dieser Gegenüberstellung haben wir auf der Seite der schnellen erdnahen Planeten die Beziehung zum Prinzip der Nähe und Enge, auf der andern Seite der langsamen und fernen Planeten diejenige zur Feme und Weite. Im Rahmen des menschlichen Lebens werden die durch Sonne, Merkur, Venus,, Mond und Mars bestimmten Daseinsprobleme mehr von indi­ vidueller, die andern dagegen von mehr allgemeiner kollektiver Bedeutung sein. Die Sonne

wird im System der geozentrisch orientierten Astrologie wie ein Planet behandelt. Da die Sonne in Wirklichkeit fest steht, sym­ bolisiert ihr scheinbarer Umlauf tatsächlich die Erde, soweit die Tierkreisposition und die Winkel zu den anderen Planeten in Betracht kommen. Das von der Sonne vertretene Naturprinzip ist dasjenige der undifferenzierten Urkraft, der Hitze, des Feuers und des Lichtes : stark und stark und schwach und evtl. disharmonisch: disharmonisch: harmonisch: Wärmemangel zerstörende Hitze Wärme zerstörende Kraft Kraftmangel Kraft Lichtmangel Grelle Licht Biologisch hat die Sonne Bedeutung für Maß und Art des Kapitals an physikalischen und chemischen Energien 33

des Körpers und für alle wichtigen Funktionen dessen, was man schlechthin als Vitalität bezeichnet: stark und harmonisch :

stark und disharmonisch :

schwach und evtl, disharmonisch :

Vitalität

lebensfeindlicher Kraftverbrauch

geschwächte Vitalität

Organisch bezieht sich das Sonnenprinzip vor allein auf Herztätigkeit und Kreislauf und auch die pathologischen Effekte gehen auf diese Organe1.

stark und harmonisch :

stark und disharmonisch :

normal kräftige akute Störungen von Herz- und Kreis Herztätigkeit und Kreislauf, erhöhter lauffunktion Blutdruck

schwach und evtl disharmonisch:

chronische Störung im Herz- und Kreis­ laufgebiet, Herz­ schwäche, herab­ gesetzter Blutdruck

Die Wirkung des Sonnenprinzips auf die Konstitutions bildung ist sehr abhängig von der Zeichenposition, immerhin überwiegt die Beziehung zum athletischen Formenkreis. Die Sonnenstellung hat erbbezügliche Bedeutung, sei es, daß sich die Sonnenstellungen selbst vererben oder im Austausch mit Aszendent oder Mond bei Nativitäten verwandter Menschen auf­ treten. Psychologisch ergibt sich für das Sonnenprinzip vor allem der Wille zur Macht im allerweitesten Sinne des Wortes, man kann vielleicht auch vom Lebenswillen überhaupt, von seiner individuellen Richtung sprechen. Man hat das Ich schlechthin mit der Sonne identifiziert, das ist wohl nicht ganz in der Ordnung, trotzdem das Ich dem Son­ nenprinzip arn nächsten steht und sich besonders stark mit dem von der Sonne gegebenen Lebenswillen identifiziert. Richtig ist 1 Die Tradition will noch von einer Beziehung des Sonnenprinzips auf das rechte Auge beim Manne, auf das linke Auge beim Weibe wissen. Diese Spezialisierung geht sicher etwas zu weit, aber die Erfahrung scheint doch zu lehren, daß eine Beziehung zu den Augen bzw. zum Ge­ sichtssinn vorhanden ist.

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es, von einer Beziehung zur Sonne zum Ueber-Ich oder zum Ichideal zu reden. Hinsichtlich des Temperamentes ergibt sich für die Sonne ein schizoid-cholerisc her Typ:

stark und stark und harmonisch: disharmonisch : Ehrgeiz. Machtwille Machtgier. Herrsch­ sucht Streben Uebersparnung der Ziele Großmannssucht Ueberorganisation Organisation Tollkühnheit, PrahMut lerei, Unbesonnen­ heit Durchsetzungsgabe Gewalttätigkeit

schwach und evtl, disharmonisch : gehemmter und feh­ lender Machttrieh Mangel an Zielstre­ bigkeit Organisationsmangel Furcht

Entschluß- und Energielosigkeit

Soziologisch vertritt die Sonne die Autorität, die Re­ gierung, die Herrschaft, den Vater, im Geburtsbilde der Frau den Typus des Gatten, womit dann auch der eigentliche Schicksalsbezirk der Sonne charakterisiert ist.

Der Mond wird in der Astrologie gleichfalls wie ein Planet behandelt. Das vom Mond vertretene allgemeine Naturprinzip ist das der Kälte und Feuchtigkeit: stark und harmonisch : Kühle Feuchtigkeit

stark und disharmonisch : Kälte Nässe

schwach und evtl, disharmonisch : Wärme Trockenheit

Biologisch wirkt sich das Mondprinzip auf den Flüssig­ keitshaushalt, auf die Schleimhautfunktionen des Kör­ pers aus, es bestimmt aber auch die Fortpflanzungsfunk­ tionen des Körpers und die Fruchtbarkeit. Demgemäß stehen die kurzwellig rhythmischen Vorgänge, u. a. die Men­ struation, unter dem Mondprinzip: 35

stark und harmonisch: Sekretion normaler Flüssig­ keitshaushalt Gleichgewicht Gleichgewicht

stark und disharmonisch: Hypersekretion Flüssigkeitsansamm­ lung Hypertrophie Quellung

schwach und evtl, disharmonisch: Sekretionsmangel Stockung Atrophie Schrumpfung

Organisch zeigt das Mondprinzip Beziehungen zum Ma­ gen, vielleicht auch zum Kleinhirn, die eventuellen patho­ logischen Einflüsse des Mondes sind daher vielfach auf diese Organe gerichtet. Konstitutionell ist der Mond auf den pyknischen Formenkreis determiniert. Psychologisch ergibt sich eine deutliche Beziehung zum großen Reservoir des Unbewußten, das unser Alltagsleben maßgeblich bestimmt. Takt, Rhythmus und Fixierung der un­ bewußten seelischen Funktionen an bestimmte Gebiete und For­ men weiden vom Mond bestimmt, auch die Verdrängungs­ tätigkeit hängt mit der Mondstellung und Bestrahlung zu­ sammen. Ausgesprochene Wirkungen des Mondprinzipes zeigen sich auf Formensinn und Gedächtnis. Die bewahrende Kraft bestätigt sich auch im Prinzip der Mütterlichkeit, das dem Monde untersteht. Das Temperament wird vom Mond zykloid­ phlegmatisch oder manisch-depressiv beeinflußt:

stark und harmonisch: Gedächtnis

Formensinn Verdrängung

Beweglichkeit Mütterlichkeit Mutterliebe

stark und disharmonisch: Fixierung an das Gedächtnis Ueberwertung der äußeren Form Verdrängungs­ stümperei Manie Ueberbeton. ders. Mutterhaß

schwach und evtl, disharmonisch: Gedächtnisschwäche

Mangel an Formen­ sinn Hemmungslosigkeit

Depression Unterbetonung ders. Mutterbindung

Soziologisch verkörpert der Mond die Frau, die Mutter, die Gattung, die Familie, das Volk, im Geburtsbilde des 36

Mannes die Gattin. In diesen Beziehungen liegt auch die. eigentliche Schicksalssphäre des Mondprinzipes. Die Mondstel­ lung im Tierkreise, in den Feldern und in den Aspekten hat erbbezügliche Bedeutung. In den Horoskopen verwandter Menschen findet inan sehr häufig die Wiederkehr der Mondstellung an den gleichen Tier­ kreisorten oder den Austausch der Mondposition des einzelnen Familienmitgliedes mit der Sonnen- und Aszendentenstellung des andern. (Vgl. diesbezügliche Untersuchungen von Paul Choisnard, v. Klöckler u. a.) Während Sonne und Mond über- bzvv. unterbewußte Funk­ tionen bestimmen, liegen die Planetenentsprechungen in viel höherem Grade im eigentlichen Bewußtseinsbereich und lassen sich demgemäß noch präziser formulieren.

Merkur Das allgemeine Naturprinzip, das vom Merkur abzuleiten ist, liegt in der vermittelnden begrenzten, etwa pendelnden Be­ wegungsart, gewissermaßen in der Oszillation :

stark und harmonisch:

stark und disharmonisch

schwach und evtl, disharmonisch:

Beweglichkeit

Labilität

Starre

Biologisch weist Merkur enge Beziehungen zur Funktion der sensiblen wie der motorischen Nerven auf und be­ stimmt auch zum großen Teile die Funktion des Zentral­ nervensystems, soweit diese nicht Reflexcharakter hat: stark und harmonisch : normal nervöser Zustand

Sprache

stark und disharmonisch: nervöse Uebercrregbarkeit Hyperästhesie, Hy­ permotilität nervöse Sprechsucht

schwach und evtl, disharmonisch: nervöse Hemmung, nervöse Lähmung

Sprachhemmung

Organisch steht der Merkur in Beziehung zur Nervensubstanz, zum Nervensystem und zum Großhirn. 37

Sekundär ergeben sich aber auch Ausstrahlungen auf die mo­ torisch und sensibel besonders lebhaft, beeinflußten Organe des Körpers, z. B. auf die Hände und die Sprachorgane. Konstitutionell ist dem Merkur der asthenische For­ menkreis zuzuordnen, doch ist die Merkurwirkung in der Regel nicht stark genug, um das Zeichen, in dem er sich befindet, zu überwinden.

Psychisch ergibt sich für Merkur zunächst die Zuordnung zum analysierenden Intellekt, zur sog. niederen Ratio­ nalität. welche die Dinge sehr deutlich und klar, aber nur sehr begrenzt erkennt. Im Bewußtsein äußert sich das merkurische Prinzip vorwiegend im Linearen, bzw. in der Tendenz, die Gesamteindrücke auf Lineares zurückzuführen (Schrift, Zeich­ nung). In der Beziehung zur menschlichen Sprache liegt auch diejenige Ausdrucksfähigkeit, die dem Merkur zugeordnet wird: stark und harmonisch:

stark und disharmonisch:

schwach und evtl, disharmonisch:

Intellekt

Ueberintellektualisierung Zersplitterung

Sophistik Schwätzerei

intellektuelle Schwäche Auffassungs­ schwäche Mangel an Logik Sprachhemmung

Schreibmanie

Schreibhemmung

rasche Auffassung

Logik, Dialektik Sprach- und Sprech­ begabung Schreib- und Schrift­ gewandtheit

Hinsichtlich des Temperamentes ist Merkur dem ner­ vös-schizoiden Typus zuzuordnen. Soziologisch ergeben sich für das Merkurprinzip bei ge­ ringerem intellektuellen Entwicklungszustand oder bei vorwie­ gend praktischer Neigung Beziehungen zu Handel und Kauf­ mannschaft, bei geistiger Einstellung solche zum Schrift­ wesen und zur Wissenschaft. Als Merkurtypen treten dem­ gemäß Kaufleute, Wissenschaftler, Literaten auf. Da die rein intellektuelle Haltung auf ein verhältnismäßig jugendliches Sta38

dium der seelischen Entwicklung zurückgeht, werden von Merkur ganz allgemein auch jüngere Menschen überhaupt beeinflußt.

Venus Das allgemeine Naturprinzip ist dasjenige der An­ ziehung und Saugung, der zentripetalen Energie.

stark und harmonisch: Anziehung

stark und disharmonisch :

Absorption

schwach und evtl, disharmonisch: Abstoßung

Biologisch werden die Sexualfunktionen der orga­ nischen Materie besonders in ihrem weiblichen Aspekt und die damit zusammenhängende Hormontätigkeit von Venus be­ einflußt. Angeblich liegt auch eine Beziehung zur Kohlensäurebindungsfunktion re Blutes vor:

stark und harmonisch:

stark und disharmonisch:

Hypersexualität Sexualität Hormonales Gleit i- Hormonale Hyper funktion gewicht

schwach und evtl, disharmonisch :

Asexualität Hormonale Funk­ tionshemmung

Organisch stehen die Sexualdrüsen (besonders die weib­ lichen), die Eierstöcke, aber auch das System der Drüsen mit innerer Sekretion, die Nieren und Venen in Be­ ziehung zur Venus. Die pathologischen Venusfunktionen er­ strecken sich demgemäß auf diese Organsy steine. Konstitutionell hat das Venusprinzip Beziehung zum pyknischen Formenkreis mit spezifisch weiblich gearteten, anmutigen Formen. Psychologisch steht Venus für das erotische Empfin­ den, bzw. für den mehr weiblich gearteten Teil derselben. Die Bewußtseinsqualitäten: Fläche, Farbe und Ton sind Venus­ bedingt. Wählend in der niederen Stufe Sexualität und dann Erotik Ausdruck des Venusprinzipes sind, so ergibt sich auf einer höheren Stufe die Bedeutung der Venus für das Gefühl, für das ästhetische Empfinden und schließlich für die künstlerische Begabung und Leistung. Venus-beeinflußt sind vor allem musikalische, malerische und schauspielerische Begabung: 39

stark und harmonisch: Sexualität Erotik Gefühl Schönheitssinn Lebensliebe

stark und disharmonisch:

Hypersexualität Hyperhedonie Sentimentalität Ueberwertung des Aesthetischen Leichtsinn, Laster Perversion

schwach und evtl, disharmonisch: Asexualität Hyphedonie Gefühllosigkeit Mangel an Schön­ heitssinn Lebensunlust

Das der Venus zugeordnete Temperament ist als zykloid­ sanguinisch zu bezeichnen. Soziologisch betrifft die Venus-Entsprechung einerseits alles, was aus dem Triebleben fließt oder ihm dient, z. B. das Luxus- und Vergnügungswesen, andererseits aber auch die Wirkungssphäre höherer Gemüts- und Gefühlskräfte, die Kunst. Venus-beeinflußte Typen sind Mädchen und jün­ gere Frauen als im Dienste des Eros stehend und Künstler.

Mars Das allgemeine Naturprinzip ist in der kinetischen Energie, in der Zentrifugalkraft gegeben, Stoßen und Treiben sind eigentliche Marsfunktionen:

stark und harmonisch: Stoßen, Treiben

stark und disharmonisch : Zerstören

schwach und evtl, disharmonisch: Schwäche

Biologisch hat Mars Beziehungen zur männlich Sexualfunktion, zur Muskeltätigkeit,, zur Oxydation i Blutes: stark und schwach und evtl. stark und harmonisch: disharmonisch: disharmonisch; Triebschwäche Trieb Triebhaftigkeit Muskelathrophie MuskelhyperMuskelkraft thropie zu schnelle Verbren­ zu langsame Ver­ gleichgewich tiger Sauerstoffver­ nung brennung brauch Untertemperatur Wärme Fieber 40

Organisch hat Mars Beziehungen zu den männlichen Sexualorganen, zu den Muskeln und zu den Arterien, und auch die pathologische Wirkung des Marsprinzipes geht auf diese Organsysteme. Konstitutionell sieht das Marsprinzip dem athleti­ schen Formenkreis nahe. Psychologisch sind Begierde, zielgerichtetes schnelles Streben, Energie, spontane Stoßkraft und Durchset­ zungsfähigkeit Mars-bezogen. Die dem Mara zugeordnete Bewußtseinsqualität ist das Raumerlebnis als äußerste Auswirkung der Bewegungsempfin­ dung. Aus dieser Tatsache ist auch die empirisch feststellbare Beziehung des Mars zur Bildhauerei zu verstehen, wie überhaupt alles aktive In-den-Raum-lIineinwirken Mars-haft ist. Das Temperament ist schizoid-cholerisch: stark und stark und schwach mid evtl, harmonisch: disharmonisch: disharmonisch: Energie Kraftverschwen­ Kraftmangel dung Tollkühnheit Mut Furcht Härte Brutalität Weichheit Entschlußkraft Uebereilung, Impul- Entschlußmangel sivität Aggressivität Mangel an Kampf­ Kampfgeist willen. Soziologisch sind Polizei, Militär, Mechanik, Eisenhandwerk und niedere Tee hnik, z. T. auch Sport und Jagd dem Marsprinzip zuzuordnen. Die eigentlichen Mars­ typen sind in der Sphäre niederer seelischer Entwicklung Poli­ zisten, Soldaten, Handwerker, Techniker, Sport­ ler und Jäger. In höheren Entwicklungsstufen hat Mars Be­ ziehungen zur Medizin und Chirurgie, zu den Aerzten und zur Bildhauerkunst. Jupiter Das allgemeine Naturprinzip, das dem Jupiter zuzuordnen ist, kann man als Assimilation bezeichnen. Es liegen teleo­ logische oder ganzheitliche Funktionen unter diesem Prinzip. Die äußere Konsequenz ist organische Ausdehnung, Erweite­ rung, Expansion und Erhaltung des Gleichgewichts im Natur­ system: 41

stark und harmonisch : Expansion

stark und disharmonisch: Hyperthropie

schwach und evtl, disharmonisch: Athrophie

Biologisch ist die Funktion der Ernährung, Assimi­ lation und des Wachstums dem Jupiter zu unterstellen. Kohlehydrat- und Zuckerhaushalt des Körpers werden vom Jupiterprinzip besonders betroffen. Alle Funktionen, die der Er­ haltung und Vermehrung der Substanz im organischen Prozesse dienen, werden vom Jupiter bestimmt: stark und ha rmonisch : Assimilation

stark und disharmonisch: Wucherung

schwach und evtl, disharmonisch: Dissimilation

Organisch steht Jupiter in besonders enger Beziehung zur Leber und zur Galle. Die pathologischen Wirkungen beziehen sich also hauptsächlich auf diese Organe. Konstitutionell steht das Jupitcrprinzip dem pykni­ schen Formenkreis nahe. Psychologisch sind alle auf Ganzheit und Ausgleich im Ganzen gerichteten Bestrebungen vom Jupiter bestimmt. So hängt die soziale Einstellung des Menschen, auch sein Ge­ rechtigkeitssinn mit dem Jupiterprinzip zusammen. Die Ganzheitstendenz führt auch zu religiösen Strebungen. Charak­ terlich zeigt sich ein konkretes Aufbaubestreben, im Denken be­ stimmt Jupiter die ganzmachcnden teleologischen Seiten, an­ schauliches, imaginatives, von fruchtbarer Phantasie getragenes Denken: stark und harmonisch:

Gerechtigkeit

stark und disharmonisch:

schwach und evtl, disharmonisch:

Gercchtigkeitsfana- Ungerechtigkeit tismus Soziales Empfinden übertriebene Bindung Unsozialität an die sozialen Voraussetzungen Unmoralität Moralfanatismus, Moralität Heuchelei Hyperexpansion Mangel an expan­ Expansionslust siven Tendenzen

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Das Temperament ist zykloid-jovial. Soziologisch hängen Beamtentum und Behörden , Vervvaltungs- und Justizwesen, das Bankentum mit dem Jupiterprinzip zusammen, aber auch die sozialen Funk' tionen der Kirche und Religion sind Jupiter-bedingt. Als eigentliche Jupitertypen sind Beamte, Verwalter, Juri­ sten, Bankiers, in einer höheren geistigen Sphäre auch, Priester anzusprechen.

Sa turn Das von Saturn vertretene allgemeine Naturprinzip wird am besten in der Kristallisation, in der Verfestigung, in der Schwerkraft symbolisiert:

stark und harmonisch: Kristallisation, Festigung

stark und disharmonisch • Verhärtung, Schrumpfung

schwach und evtl, disharmonisch: mangelnde Festig­ keit

Biologisch ist dem Saturn der Kalkstoff’wechsel unter­ zuordnen :

stark und harmonisch:

stark und disha rmonisch:

normaler Kalkstoff- Verkalkung wechsel

schwach und evtl, disharmonisch:

Kalkmangel

Organisch hat Saturn Bedeutung für das Knochen­ system, auch für die Haut und angeblich für die Milz. Dia pathologischen Wirkungen erstrecken sich z. T. auch auf diese Organe. Die alte Astrologie weiß auch von einer Beziehung des Saturn zum rechten Ohr zu berichten. Konstitutionell ist das Saturnprinzip dem asthenische athletischen Formenkreis zuzuordnen. Psychologisch bestimmt Saturn die Konzentrationsund Festigungstendenz, sodann die Orientierung an der; Erfahrung. Der Zeitsinn ist saturnisch, und das Zeiterlebnis, wie es in der Erinnerung als eine kontinuierliche Reihe von Zeit­ punkten besteht, gehört zum Saturnprinzip: 43

stark und harmonisch:

stark und disharmonisch:

schwach und evtl, disharmonisch:

Festigkeit Beharrlichkeit

Starre Eigensinn

Ernst Sparsamkeit Vorsicht Vertiefung

Melancholie Geiz Mißtrauen, Furcht, Absonderung, Ein­ samkeit Verschlossenheit

Haltlosigkeit Beeinflußbarkeit, Ablenkbarkeit Mangel an Ernst Mangel an Einteilung Unvorsichtigkeit Oberflächlichkeit

Reserve

Unvorsichtigkeit

Das dem Saturn zuzuordnende Temperament ist als schi­ zoid-melancholisch anzusprechen. Soziologisch hängt alles Langbestehende, Bleibende mit dem Saturn zusammen. Landwirtschaft, Bergbau, Haus­ und Grundstückswesen, der Totenkultus und dement­ sprechende menschliche Vertreter.

Uranus Dieser erst vor etwa 150 Jahren entdeckte Planet ist in seinen; Entsprechungen noch recht ungeklärt, und es wäre verfrüht, ihm ganz bestimmte Naturprinzipien zuweisen zu wollen. Die /Auswirkung des Uranusprinzipes erfolgt gewöhnlich mit elemen­ tarer Plötzlichkeit, mit einer gewissen Gewaltsamkeit, die Folgen sind in der Regel Umwälzungen und Veränderuugein weitreichender Natur. Auch biologisch ist die Bedeutung des Uranus noch nicht deutlich festzustellen bzw. begrifflich festzulegen. Man beob­ achtet wohl bestimmte Wirkungen, ist aber betreffs des bio­ logischen Prinzipes noch sehr in Verlegenheit. Es scheint eine tiefere Beziehung zum Nervensystem zu bestehen, zumal die pathologischen Erfahrungen mit Uranus weisen darauf hin. Die Symptome der Uranuswirkung haben in der Regel krampf­ artigen Charakter. Organisch wird eine Beziehung zur Hirnhaut und zum Rückenmark behauptet (Ferhow), die nicht unwahrscheinlich ist. Im pathologischen Wirkungsbereich erscheinen aber auch organisch nicht bedingte Neurosen und Psychosen, vor allem Hysterie. 44

Konstitutionell steht das Uranusprinzip dem astheni­ schen Formenkreis nahe. Psychologisch ergibt sich aus dem Uranusprinzip große seelische Beeindruckbarkeit1 mit Tendenz zu charakterlicher Labilität. Im Bewußtsein entspricht Uranus dem Erlebnis des Rhythmus als einer besonderen Form der Zeitgliederung. In­ tellektuell ergibt sich eine Taktik der großen Sprünge (im Gej gensatz zu Merkur), Intuition, jene blitzhafte einfallsweise Erkenntnis, der oft keine nachweisbare logische Denkarbeit vor­ ausgeht. Diese unmittelbare Schau betrifft jedoch gemeinhin mehr objektive Zusammenhänge und Gesetzmäßigkeiten, sie darf nicht mit Einfühlung in individuelle Strukturen verwechselt werden. Dementsprechend ergeben sich wissenschaftliche, tech­ nische, auch psychologische und okkulte Gesamteinsichten, die vorwiegend in die Zukunft weisen, das Zukünftige intuitiv vor­ wegnehmend. Das dem Uranus zugeordnete Temperament ist schizoid-nervös : stark und schwach und evtl, stark und disharmonisch: disharmonisch: harmonisch: Sensationshunger Gleichgültigkeit Erlebnisreichtum Sprunghaftigkeit Unbeweglichkeit Beweglichkeit Apathie Erregbarkeit, Reiz­ Anregbarkeit barkeit, Nervosität Rückständigkeit Reformfreude Neuerungssucht Langweiligkeit intellektuelle Phan­ Intuition tastik, Verschro­ benheit, Skurrilität Unselbständigkeit Eigensinn, Mangel Selbständigkeitsund Freiheitsdrang an Bindung Ueber die soziologische Entsprechung des Uranus läßt sich nicht viel Konkretes sagen, es scheint stets das Neuherauf­ kommende, Reformierende und Revolutionäre mit seinen sozia­ len Einrichtungen und Erscheinungen dem Uranusprinzip zu unterstehen. Gebiete, die heute noch Uranus-bedingt erscheinen (z. B. die neue Physik, die neue Technik, die neue Psychologie, der Okkultismus und die kollektivistische Neuform des sozialen Lebens), werden in einigen Jahrzehnten, wenn sie zur Tradition geworden sind, nicht mehr in den Bereich der Uranuswirkungen 1 Dagegen keine Beeinflußbarkeit.

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gehören, sondern zu den Prinzipien von Merkur, Mars oder Sa­ turn gerechnet werden müssen. Als Uranustypen haben Reformer und Revolutio­ näre, Erfinder. Entdecker, heute vielfach auch Tech­ niker zu gelten. Neptun

Auch bei diesem erst vor etwa 80 Jahren entdeckten Planeten läßt sich nichts Bestimmtes über seine grundsätzliche Entspre­ chung sagen. Hier ist es ähnlich wie beim Uranus: man sieht wohl Wirkungen, aber zumeist auf Gebieten, die wissenschaft­ lich noch sehr unvollkommen bewältigt sind, und man findet da­ her begrifflich keine rechte Einordnung. Das Beobachtete wirkt einigermaßen chaotisch auf unser Fassungsvermögen, aber natür­ lich kann das Chaos nicht als eine Neptunfunktion angesehen werden. Am stärksten werden Neptunwirkungen überall dort be­ obachtet, wo Gärungserscheinungen hervortreten, naturgemäß tritt als negative Tendenz auch der Zersetzungs- und Fäulnispro­ zeß oft in Verbindung mit der Neptunwirkung auf. Das wäre das einzige, was man in biologischer Beziehung aussagen könnte. In psychologischer Hinsicht stehen Inspiration und Einfühlung in Verbindung mit dem Neptunprinzip. Als Gegen­ stand Neptun-bedingten Erlebens kommt wohl weniger der ob­ jektive, gesetzmäßige Zusammenhang als der persönliche Ge­ fühlskontakt in Betracht. So ergibt sich auch eine wahrschein­ liche Beziehung zum Mediumismus und zur Mystik, wo die indi­ viduelle Erlebnisform ausschlaggebend ist. Deutliche Beziehungen zu Konstitution und Temperament sind bisher nicht beobachtet worden. Die dem Neptun zugeordnete Phantcsietätigkeit erweist sich in der Regel als erdabgewandt, erdflüchtig, träumerisch, zerfließend: stark und stark und schwach und evtl, harmonisch: disharmonisch: disharmonisch: Einfühlung Gefühlsüberschwang Nüchternheit Phantasterei, Ver­ Phantasie, In­ spiration stiegenheit Mystizismus Mystik Verworrenheit, Schwin­ Mediumismus del, Täuschung. Selbstbetrug, Neurose 46

Soziologisch läßt sich von Neptun nicht viel Konkretes sagen. Die von vielen Seiten behauptete Beziehung zum Sozialismus ist zum mindesten fragwürdig, sofern man an die absolut intellektualistische und materialistische Tendenz der meisten sozialisti­ schen Lehren denkt. Wenn überhaupt, so ist wohl nur das in der sozialistischen Gesinnung enthaltene Mitleidsmotiv Neptun­ bestimmt. Als Neptuntypen treten neben religiösen Mystikern und Me­ dien auch Sektierer auf. Pluto

Die wenigen gesicherten Ergebnisse von bisher angestellten Untersuchungen über diesen im Januar 1930 entdeckten Plane­ ten lassen aber doch schon erkennen, daß er eine Beziehung zum Ungeheuren, Außerordentlichen, Weltbewegenden hat. Als ge­ sichert kann bereits gelten, daß er eine Beziehung zur Masse, zur Massenbeeinflussung, zur Massenwirkung hat. Gewaltmaßnah­ men, auf die Masse bezogen, passen bereits in seine Sphäre, also etwa ideologische Beeinflussung breiter Volksmassen, politische Gewaltmaßnahmen ganz großen Stils, umwälzende Ereignisse, die ganze Völker gleichzeitig betreffen, und ähnliches. So paßt z. B. das Ende des Jahrhunderte lang geübten sogen. Imperalismus und Kolonialismus hierher, die verbrecherische Umdirigie­ rung von Flugzeugen, Geiselnahme, Bankenüberfälle, Währungs­ verschlechterungen, Bestrebungen, die die Änderung der bisheri­ gen Gesellschaftsform zum Ziel haben, weltweite Wirtschafts­ krisen u.ä. Einige wollen bereits die Atombombe und ihre poli­ tischen Machtwirkungen in einen Zusammenhang mit Pluto bringen. Angesichts dieser ungeheuren Massenwirkung scheint seine Wirkung im Einzelhoroskop nur dann gegeben zu sein, wenn er darin eine ganz hervorragende Stellung und Aspektierung auf­ weist. Am Schluß der jedem der drei Bände beigegebenen Pluto­ tabellen sind die Namen einiger prominenter Persönlichkeiten aufgeführt, in deren Geburtsbild der Pluto eine starke Stellung 46 a

einnimmt, woraus sich die hohe Bedeutung jener Persönlich­ keiten nunmehr klarer abzeichnet als bisher. Viele Ereignisse und Charakteristika werden verständlicher, z. B. bei Nietzsche die Opposition des Pluto zur Sonne, wobei Pluto im 5. Feld der Figur steht.

Die Winkel Die Verbindung und Vermischung der den Planeten entspre­ chenden Triebkräfte wird durch die Beziehungen bestimmt, die die Planeten untereinander haben. Die wichtigste Beziehung der Planeten untereinander oder auch zu den Eckfelderspitzen ist in dem traditionellen System der Winkel oder Aspekte gegeben. Gegenüber der unendlich großen Zahl unbedeutsamer und gleich­ gültiger Winkel stellen die traditionellen Aspekte die Auswahl einer geringen Anzahl bedeutsamer Winkelstellungen dar. Ur­ sprünglich hat man hier wohl nur die Konjunktion, den Winkel von 0°, das Sextil, den Winkel von 60°, die Quadratur mit 90°, das Trigon mit 120° und die Opposition mit 180° im Auge ge­ habt. Planeten, die in solchen Winkeln zueinander stehen, ver­ binden und vermischen sozusagen ihre Kräfte und bilden so seelische bzw. schicksalshafte Komplexe von harmonischem oder disharmonischem Gepräge. Die Konjunktion gilt an und für sich als doppeldeutig — je nach der Natur der in Verbindung stehenden Planeten und der weiteren Aspekte, die von andern Planeten zu ihr gebildet werden, wirkt sie harmonisch oder dis­ harmonisch. Die Sextile und Trigone gelten als harmonische die Quadrate oder Oppositionen als disharmonische Winkel bzw. Kräfteverbindungen. Unter dem Einfluß der Vulgärastrologie wird in diesem Zusammenhang von günstigen und ungünstigen, glücklichen und kritischen Winkeln gesprochen. Diese Aus47

¿rücke entsprechen aber doch nicht ganz dem ideellen und em­ pirischen Sachverhalt. Die sog. günstigen Winkel sind keines­ wegs immer günstig im Sinne wirklichen Wertschaffens, die ungünstigen durchaus nicht immer ungünstig im Sinne der Wertzerstörung. Solche Ausdrücke enthalten schließlich doch Werturteile, die außerhalb des eigentlichen Bereichs astrologi­ scher Erfassungsmöglichkeiten stehen und, wenn überhaupt, nur durch kombinierte Rückschlüsse möglich werden. In Wirklich­ keit handelt es sich darum, daß bei harmonischen Winkeln die Planetenkräfte sich zu gegenseitig steigernder Zusammenwir­ kung verbinden, während bei den disharmonischen Winkeln ein Zusammenwirken entsteht, bei dem sich die Kräfte gegenseitig sperren, behindern und stören. Daß diese Wirkungen nicht ohne weiteres als ungünstig anzusprechen sind, geht schon daraus hervor, daß der geistig-schöpferische Kräfteeinsatz sehr oft gerade durch solche Sperrungen im natürlichen Ablauf der Triebauslösungen angeregt werden kann. Zur tieferen Begründung des tradionellen Winkelschemas, das sich bei richtiger Anwendung empirisch wohl bewährt, ist nicht viel Verbindliches zu sagen1. Gewisse Parallelen zeigt die Astrophysik mit ihrer Beobachtung, daß Konjunktionen und Oppositionen der Planeten stärkere Störungen im Erdmagnetis­ mus auslösen, dergleichen ist besonders bei Konjunktionen von Jupiter, Venus und Merkur, aber auch bei Oppositionen von Ju­ piter und Venus festgeslellt worden. Im normalen Schwankungs­ bereich erdmagnetischer Störungen zeigen sich ferner Maxima bei Konjunktionen, Minima bei Quadraturen von Sonne und Mond1 2. Joh. Kepler3 hat die Auffassung vertreten, daß die auf Zweiteilung des Kreises beruhenden Quadraturen und Oppo­ sitionen für die lebende Natur als disharmonisch zu bewerten seien, weil diese Art der Teilung die elementare und primitive darstelle. Die aus der Dreiteilung hervorgehenden Winkel von 1 Empirische Nachweise für den realen Beziehungsgehalt der astrolo­ gischen Aspekte wurden u. v. a. von P. Choisnard erbracht. So zeig­ ten die Geburtsbilder intellektuell hochwertiger Individuen 30 o/o mehr traditionelle Mond-Merkurwinkel, als der Zufallsnorm nach zu erwarten war. In meiner „Astrologie als Erfahrungswissenschaft“ konnte ich diese Feststellung direkt und indirekt bestätigen. 2 Vgl. M. E. Winkel: „Astrologie und Naturwissenschaft“, (Augs­ burg 1929). 3 Vgl. Joh. Kepler: „Kosmische Harmonie“.

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60 und 120° — Sextil und Trigon — wären harmonisch, weil die Dreiteilung eine höhere Gliederungsform bezeichne. Da je­ doch der Winkel von 60°, das Sextil. auch aus der Zweiteilung des Kreisdurchmessers hervorgehe, sei der Charakter dieser Winkelbildung letzthin fragwürdig. Kepler leitet in andern Tei­ len seiner kosmischen Harmonie das astrologische Aspektarium von den in den musikalischen Harmonien enthaltenen Zahlen­ proportionen ab. Die Oktave (1 :2) entspräche den Konjunk­ tionen und Oppositionen, die Quinte (2:3) dem Sextil und dem Trigon, die Quarte (3 :4) dem Quadrat, die große Terz (4 :5) dem Quintil (72°) und dem Biquintil (144°) usw. Lothar Stettner1 hat in einer geistreichen Auseinander­ setzung dargetan, daß die traditionellen Winkel als Funktionen der siebenjährigen (von Swoboda entdeckten) und der ein­ jährigen durch den Sonnenlauf charakterisierten Periode auf­ gefaßt werden können. Die harmonischen Winkel würden Ueberholungs- und Knotenpunkte des Jahreslaufes „p“ mit dem­ jenigen der Siebenjahresperiode „P“ darstellen, die disharmoni­ schen Winkel lassen sich aus der Oppositionsstellung von „P“ und „p“ ableiten. Danach wird z. B. ,,P“ in 1 J. 2 M. = 60°, 2 J. 4 M. = 120°, 3 J. 6 M. - 180°, 4 J. 8 M. = 240°, 5 J. 10 M. = 300°, 6 J. 12 M. = 7 J. = 360° von „p“ überholt, ,.p“ steht dagegen in Opposition zu ,,P“ nach 7 M. = 210°, 1 J. 9M. = 270°, 2J. 11 M. = 330°, 4 J. 1 M. = 30°, 5 J. 3 M. = 90°, 6 J, 5 M. = 150°. Diese Ableitung hat den Vorteil, daß sie auch verständlich macht, warum die Opposition nicht durch­ aus als disharmonischer, sondern vielmehr als nur kritischer Winkel galt und auch empirisch als solcher festgestellt werden kann, und obendrein würde sie die Bedeutung verständlich machen, die man in einer astrologischen Spätzeit den Halb­ winkeln von 30 und 150° beimaß. Allerdings erklärt sie die andern Halbwinkel — Halbquadrat und Anderthalbquadrat — nicht. Stettner betont, daß diese Ableitung nur da zu Recht vorgenommen werden kann, wo eine Siebenjahresperiode auf­ weisbar ist — in Lebensformen, die einer andern Großperiodik unterliegen, müßten andere Winkelarten bedeutsam sein. Bei einer angenommenen Fünf- und Achtjahresperiode, deren Vor­ kommen in gewissen Rassen- und Völkerkreisen durchaus denk­ 1 Vgl. „Biologische Astrologie“, I—V, Sterne und Mensch, Jahrg. V, Heft 11 und 12, Jahrg. VI, Heft 1, 2, 3.

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bar wäre, würden Sextil und Trigon disharmonisch, das Quadrat harmonisch sein. Manfred Blume verweist zur Begründung der astrologi­ schen Aspektlehre auf ondulationstheoretische und schiffahrts­ technische Erwägungen hin. Beim Aufeinandertreffen zweier Wellenzüge in Winkeln von ca. 60’ und 120° summieren sich diese Wellen, denen fahrtechnisch relativ leicht zu begegnen ist, während der Zusammenprall von Wellen in ca. 90° sog. Kreuz­ wellen mit ungleichmäßigem Wechsel von Wellenberg und Wel­ lental erzeugt, die ihrer Unberechenheit halber keine fahrtech­ nisch günstige Schiffslage gestatten. Die Winkel von 0° und und 180° haben, in diesem Zusammenhang betrachtet, zwei Aus­ wirkungsmöglichkeiten: diese Wellen können sich so addieren, daß bei gleicher Wellenlänge eine entsprechende Vergrößerung der Wellenberge eintritt, die das Schiff gefahrlos zu überwinden vermag — sie können sich aber auch gegenseitig aufheben, in­ dem der Berg der ersten Welle mit dem Tal der zweiten zu­ sammentrifft. Diese Betrachtungsweise, die der astrologischen Aspektlehre wohl das meiste von dem abgewinnt, was tatsäch­ lich erfahrbar ist, dürfte wohl die Grundlage für weitere aus­ sichtsreiche Untersuchungen bilden1. Endlich kann zur astrologischen Begründung der verschie­ denen Winkelfunktionen noch auf eine Analogie zur Tierkreis­ zeichenklassifikation hingewiesen werden: Bei den harmonischen Aspekten und bei der Opposition treten Tierkreisstellen gleichen Geschlechtscharakters, bei der immer disharmonisch bewerteten Quadratur solche entgegengesetzten Geschlechtscharakters in Verbindung. Im einzelnen ist zur traditionellen Winkelidee noch folgen­ des zu sagen: Die Konjunktionen der Planeten gelten als har­ monisch, wenn die miteinander in Aspekt tretenden Planeten ihrer Bedeutung nach an und für sich lebensl'ördernd sind2. Danach gelten als harmonisch: 1 Vgl. Dr. Manfred Blume: „Versuch einer physikalischen Begründung der astrologischen Aspekte“, Sterne und Mensch, Jahrg. VIII, Heft 3. 8 Man sprach früher von „Wohltätern“ (Jupiter, Venus) im Gegensatz zu „Übeltätern“ (Mars, Saturn, Uranus). Eine Zwischenstellung nahmen Sonne, Mond, Merkur und Neptun ein. Diese Ausdruckweise ist im gan­ zen nicht empfehlenswert, dürfte aber im Zusammenhang mit dem hier folgenden nützlich sein.

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M. M. M. M. M.

C. C. C. C. C.

u. u. u. u. u.

Asz. — Jupiter Asz. — Sonne Asz. ■— Venus Asz. — Merkur Asz. — Mond

Sonne — Jupiter Sonne — Venus Sonne — Merkur Sonne — Mond Mond — Jupiter

Mond — Venus Mond — Merkur Jupiter — Venus Jupiter — Merkur Venus — Merkur

Als disharmonisch werden alle Konjunktionen betrachtet, bei denen sich entweder „lebensförderndc“ und „lebensabträgliche“ oder „lebensabträgliche“ Planetenkräfte untereinander verbinden. Als disharmonisch haben demgemäß zu gelten: Asz. u. M. C. — Saturn Mond — Mars Venus — Neptun Mond — Neptun Jupiter — Saturn Asz. u. M. C. — Uranus Merkur — Saturn Jupiter — Mars Asz. u. M. C. — Mars Merkur — Mars Asz. u. M. C. — Neptun Jupiter — Uranus Merkur — Uranus Jupiter— Neptun Sonne — Saturn Merkur — Neptun Saturn — Mars Sonne — Uranus Venus —Saturn Saturn — Uranus Sonne — Mars Venus — Uranus Saturn — Neptun Sonne — Neptun Uranus — Neptun Venus — Mars Mond — Saturn Mond — Uranus Die eigentlich disharmonische oder eigentlich harmonische Wirkung der Konjunktionen geht aber auch der Idee nach erst aus der Aspektierung durch andere Planeten hervor. Konjunk­ tionen sind in irgendeiner Weise stets doppelwertig, wenn auch der Grundcharakter durch die vorstehenden Bestimmungen rich­ tig gekennzeichnet sein mag. Das Prinzip, das der Bewertung der Konjunktionen zugrunde­ gelegt wurde, spielt endlich auch eine wesentliche Rolle bei der endgültigen Bewertung einer Winkelverbindung zweier Planeten. Harmonische Winkel zwischen „lebensfördernden“ Planeten oder Elementen sind recht eigentlich harmonische, disharmonische unter solchen wirken zwar nicht durchweg harmonisch, aber doch in einem viel geringeren Maße disharmonisch als z. Bi. solche zwischen „lebensfördernden“ und „lebensfeindlichen“ einerseits, „lebensfeindlichen “ untereinander andererseits. A. M. Grimm hat das hier zu beobachtende Prinzip glücklich dahin formuliert, daß disharmonische Winkel zwischen sog. Wohltätern etwa den Wirkungen harmonischer Winkel der sog. Uebeltäter unterein­ ander gleichzusetzen seien. Die disharmonischste Wirkung geht danach verständlicherweise von den disharmonischen Winkeln 51

der „lebensfeindlichen “ Planeten aus, die zweitstärkste von den Aspekten zwischen „lebensfördernden“ und „lebensfeind­ lichen“ usw. Alle Winkel gelten innerhalb eines gewissen Spielraumes, des Orbis. Der Idee nach, die leider von der Wirklichkeit häufig, wenn auch nicht immer durchkreuzt wird, nimmt die Stärke der Winkelbedeutung mit der Genauigkeit des Aspektes zu, mit zu­ nehmender Weite und Entfernung vom Aspektort ab'. Es liegt ferner in der Idee der Sache begründet, wenn man den sog. Applikationsaspekten mehr Bedeutung beimißt als den Separa­ tionswinkeln. Wenn schließlich hinzugefügt wird, daß Konjunktionen der Planeten mit der Sonne nur dann als harmonisch gelten, wenn sie nicht zu eng sind (bis zu 4°), so hat man wohl alles ideell Bedeutsame über das traditionelle Winkelschema gesagt. Empi­ risch ergeben sich noch vielerlei Momente, die an dieser Stelle keinen Platz finden, vielmehr in den Abschnitten „Methoden“ und „Erfahrungen“ näher beschrieben werden. Zwar kennt man in gewissen Teilen der indischen Astrologie noch Unterscheidun­ gen von sog. rechten und linken Aspekten2, zwar wird hier und da versucht, die Winkelchairaktere durch Analogie mit den Pla­ neten zu charakterisieren1, aber hier fehlt es nicht nur an tie­ feren Begründungsmöglichkeiten, sondern auch an Erfahrungen, die diesen Ideen erst die Daseinsberechtigung vermitteln müß­ ten. Empirisch belegbar ist eigentlich nur das hier Mitgeteilte.

Der Tierkreis Die systematische Zusammenfassung und Gruppierung der im Tierkreis gegebenen Beziehungen auf Seele und Leben des Men­ schen gehört zu den schwierigsten Aufgaben der Astrologie, man1 2 1 In Bd. I des „Kursus der Astrologie“ haben wir die traditionellen Orbiswerte angeführt, es sei aber auf diejenigen Abschnitte dieser Schrift verwiesen, die zeigen, daß die ganze Orbisfrage praktisch nicht so sche­ matisch behandelt werden darf. 2 Vgl. A. M. Grimm: „Lehrbuch der Astrologie und Horoskopie“. s So spricht Dr. Fankhauser vom Saturncharakter der Quadratur, vom Oppcsitionscharakter des Mondes, vom Trigoncharakter des Jupiters und vom SextilCharakter der Venus. Wenn man darin nicht mehr als eine flüchtige Analogie sehen will, so ist nicht viel dagegen zu sagen. Es ist aber nicht einleuchtend, in diesem Zusammenhänge von einem Venus-. Jupiter-, Saturn- und Mondgesetz usw. zu sprechen.

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kann die hier vorliegenden Probleme durchaus nicht als gelöst bezeichnen. So leicht es nämlich auf der einen Seite ist, zahl­ reiche Erfahrungen und Beobachtungen über die psychologische und schicksalshafte Bedeutung der einzelnen Tierkreiszeichen festzulegen, so unmöglich ist es heute noch, den Tierkreis in seinem astrologischen Aufbau von einem zentralen Ordnungs­ gesichtspunkt aus ganz zu begreifen. Beim Tierkreis stehen wir sehr komplexen Erfahrungen gegenüber, die sich zur Zeit noch nicht aus einem einheitlichen Prinzip verstehen lassen, und wir sind daher gezwungen, von verschiedenen logischen Gesichts­ punkten her ein Ordnungsgerüst zu zimmern, in dem die ein­ zelnen Ordnungstypen sich gelegentlich auch einmal wider­ sprechen, weil sie nicht auseinander hervorgehen. Trotzdem soll man die Bedeutung dieser vorläufigen Ordnung und Gruppierung nicht unterschätzen, auch die astrologische Praxis kann großen Nutzen aus ihnen ziehen, sofern sie sich nur bewußt bleibt, daß es sich um vorläufige Ordnung und nicht um letztgültige Inter­ pretation aller Erfahrung handelt. a) Jahreszeitliche Ordnung des Tierkreises1. Der scheinbare Sonnenlauf wendet sich im Frühjahrspunkt der nördlichen Erdhalbkugel zu, er erreicht in der Sommerwende seinen Höhepunkt und sinkt am Herbstpunkt zur südlichen Erd­ halbkugel, deren südlichsten Punkt er in der Wintersonnenwende erreicht, um von dort aus zum Frühjahrswendepunkt und damit zur nördlichen Erdhalbkugel zurückzustreben. Im Frühjahr und Sommer führt das Sonnenlicht auf unserer Erdhälfte zur Ent­ faltung und Entwicklung aller Naturkräfte, zum Außenleben der organischen Materie; im Herbst und Winter verfällt die äußere Natur, um ein Innenleben zu führen. Die Frühjahrs- und Som merzeichen (Widder biseinschließlich Jungfrau) haben die Bedeutung der Extraversion, der Wendung nach außen gemeinsam, unter ihrer Wirkung dominiert die Tendenz zum Objekt und zum Objektiven, zum Konkreten und Realen, kurz, zur natürlichen äußeren Wirklich­ 1 Die hier bezeichnete Analogie ist nach mancherlei irrigen Ansätzen (vgl. Sterne und Mensch, IV, Heft 12) entwickelt worden. Später hat Frau Strauß-Kloebe dem gleichen Gedankengang Ausdruck gegeben (vgl. „Jahrbuch für kosmobiologische Forschung“, Augsburg 1929). 1931 hat J. Classen die statistische Begründung für diese Auffassung ge­ liefert (vgl. „Naturwissenschaftliche Astrologie“, Düsseldorf 1931).

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keil. Die seelischen Funktionen, Rich. Wagner (U. I-F. cf Q), H. Ford ($, I.F. cP> A 4*. * K)-

• Vgl. Geburtsbilder von: Hindenburg (QVII.F. 2|_, Q ^), Briand (X< X- F. , cP t>, cP 4). Abbe (¿b I. F. A 0), Vaihinger (XI- F. Klage'a Y. VII.F.

^), Moissi (Q I.F. □ 2 cP CD-

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und den sozialen Schicksalsweg. Das Temperament erfährt, besonders wenn der Mond im negativen Zeichen steht, einen zykloiden Einschlag, weist starke Gemütsbewegungen auf, meist auch schwankende Stimmung. Bei Frauen angeblich starke Fruchtbarkeit (?), in der Regel (zumal wenn Mond im negativen Zeichen) mütterliche Verhaltungsweise, starke Mutterbindung. Bei günstiger Aspektierung ergibt sich Geselligkeit (Venus), Vcrmittlungsgabe (Merkur), Anpassungsfähigkeit, populäres Ver­ halten (Jupiter), in körperlicher Hinsicht gut geregelter Kreislauf, un­ gestörter Stoffwechsel. Disharmonische Winkel erzeugen quälende aggres­ sive (Mars) oder depressive (Saturn) Stimmungen, die das häusliche, interne oder familiäre Leben unglücklich beeinflussen und unpopulär machen. Körperlich: Tendenz zu Magenerkrankungen (?), Stoffwechsel­ störungen, Gemütsleiden (manisch-depressiver Natur), Krankheiten der Organe, die dem Mondzeichen zugeordnet sind, und von der Natur der Mondaspekte.

Merkur1: Der Intellekt bestimmt die seelische Grundeinstellung, die Handlungs- und Wirkungsmöglichkeiten. Östlicher Merkurstand (be­ sonders über dem Horizonte, am wenigstens im III. Felde und in sepa­ rierender Konjunktion mit Aszendent) weist auf praktische Orientierung des Intellektes kaufmännischer, juristischer, technischer, zeichnerischer, oder journalistischer Prägung, je nach den Merkuraspekten. Westlicher Merkurstand (besonders unter dem Horizont! gibt Neigung zu theoreti­ scher Verarbeitung der Erlebnisse auf wissenschaftlichem, philosophi­ schem, schriftstellerischem Gebiet gemäß der Merkurbestrahlung. Das Merkurzeichen zeigt die Denkform, seine funktionelle Eigenart, die mehr oder weniger auch seinen Inhalt, seine Objekte mitbestimmt. Harmonische wie disharmonische Winkel steigern die Intelligenz (Mond), weisen auf Logik (Saturn), Beredsamkeit, Ausdrucksgabe, Lehr­ talent (Mars), Geschäftsgeist (Jupiter), Scharfsinn, Erfindergeist (Ura­ nus). Die harmonischen Winkel erzeugen meist starke Beherrschung des Intellekt-Formalen, deuten auf glückliche Einordnung und Verwendung der Geistesanlagen, sind daher besonders für das praktische Leben und Wirken fördernd und demgemäß bei östlichem Merkurstand (außer­ halb des III. Feldes) recht wünschenswert. Kritische Winkel deuten auf Neigung zur Kritik, auf Widerspruchsgeist, innere Spannungen, die zwar geistig vertiefen, aber im praktischen Leben zerstörend wirken können, sie sind auf der Osthälfte des Horoskopes schicksalsmäßig un­ günstig zu beurteilen, weil sie das von der Handlung getragene Denken 1 Vgl. Geburtsbilder von: P. Choisnard (aae, IV.F. cf0,D AJO< Wundl (HP,IX.F.4, Atf), Spengler (n.VIl.F.tf 2,D$), Zille (eaa,VII.F. □ Busch (8XII.F.nd’,X4)> Eckener (Q X.F. Ai. A». Edison (ewIV.F.(/§), Marconi ('Y'X.F. A&), PäladanCf IXI.F.). Ludwig ii. (npiv.F. äußerer Wirkung verbinden sich bei starker Besetzung des Feldes seelische Zu­

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rückhaltung, Abwendung und in manchen Fällen auch asoziale bzw. kriminelle Anlagen und Neigungen. Das Leid und Leidensmotiv ist meist sehr ausgeprägt, körperliche und seelische Erkrankungen kommen in Planetenpositionen des XII. Feldes zum Ausdruck. In Überkompensa­ tion dieser Hemmungen werden soziale Neigungen und Anlagen ent­ wickelt, die auf die Behebung des Leidmotives im allgemeinen hinaus­ laufen. Das XII. Feld ist z. B. ein meist bedeutsames Strukturelement im Geburtsbilde des Arztes, des sozialen Fürsorgers usw. Starke dis­ harmonische Konstellationen des XII. Feldes deuten eine erhebliche Schickaalsbelastung an, sie führen fast immer zu einer gewissen Abge­ schlossenheit, zu Krankheitsschicksalen, gelegentlich aber auch Zu ver­ hängnisvollen Triebhnndlungen und zu sittlichen Gefährdungen, die meist schwer überwindbar sind, weil die Selbsteinsicht in diese Wesens-1 bezirke anscheinend mit den allergrößten Schwierigkeiten zu kämpfen hat. Sonne im XII. Felde: In harmonischer Aspektierung wird die Macht­ ausübung meist aus einer gewissen inneren oder oft auch äußeren Ab­ geschlossenheit heraus erfolgen1. Disharmonische Aspekte führen je nach der Gesamtstruktur des Geburtsbildes zu körperlichen oder seelischen Erkrankungen, zu kriminellen Neigungen, jedenfalls aber zu Verwicklun­ gen, Anfeindungen und Verleumdungen im Leben, die entweder durch gesperrtes, unangepaßtes Verhalten entstehen oder durch Triebhandlun­ gen herausgefordert werden. Im allgemeinen zeigt diese Sonnenposi­ tion Treunungsschicksalc in der Familie, die schon von Jugend an mit­ bestimmend auf die Charakterbildung wirken. Die Sonnenstellung im XII. Felde wird häufig bei Ärzten gefunden. Im Geburtsbilde der Frau wirkt sie nicht günstig auf die Ehegemeinschaft. Mond im XII. Felde: Diese Stellung wirkt sehr labilisierend auf das seelische Gleichgewicht, sie führt häufig zu ernsten, psychischen Depres­ sionen, Verwirrungen und Selbstzerstörungstendenzen ’. Im Horoskop des Mannes zeigt sich vielfach die Neigung, Beziehungen zum andern Geschlecht vor der Mitwelt zu verbergen, das erotische Geheimnis zu kultivieren. Bei schlechten Aspekten können dann ernste Lebenskrisen auf diesem Gebiete die Folge sein und mit schädigenden Konflikten ein­ hergehen. Im allgemeinen erweist sich bei disharmonischer Mondsaspektierung auch der Gesundheitszustand gefährdet. In sehr harmonischen Aspekten besteht eventuell Neigung zu sehr zurückgezogenem Verhalten in der persönlichen und intimen Lebensweise, ohne daß größere Schick­ salsstörungen dabei zur Geltung kommen.

Merkur im XII. Felde: In ausgeglichener Bestrahlung zeigen sich nicht selten einseitig gerichtete oder in der äußeren Auswirkung ge-12 1 Horoskop H. Stinnes. 2 Vgl. „Der Freitod in astrologischer Beleuchtung, Sterne und Mensch, Jahrg. V, Hefte 7, 8 und 10.

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hemmte intellektuelle Anlagen, angeblich mechanische, mathematische und konstruktive Fähigkeiten. Bei disharmonischer Aspekticrung soll Gefahr von Gehörleiden und Geisteskrankheiten bestehen. Nicht selten ist dann wohl auch ein asozialer Wesenszug zu bemerken. Venus im XII. Feldes Im Geburtsbilde des Mannes ist gewöhnlich Neigung zu geheimgehaltcnen erotischen Beziehungen zu verzeichnen, die sozial oft nicht der Stellung des Horoskopeigners entsprechen. Ge­ fühle und Empfindungen werden meist sehr zurückgchalten, oftmals ver­ borgen, brauchen nicht schwach zu sein, sind aber gewöhnlich gehemmt. In disharmonischer Aspektierung ergeben sich kritische Lebenssituationen, Konflikte und Anfeindungen, Verwicklungen im Zusammenhang mit erotischen und sexuellen Beziehungen. Die Regenerationskraft läßt zu wünschen übrig, es treten dann auch Leiden von der Natur der Venus, ihres Zeichens und ihrer Aspekte auf. Bei harmonischer Bestrah­ lung tritt der nachteilige Schicksalszug zurück, die übrigen Neigungen bleiben aber wohl mehr oder minder bestehen. Künstlerische Anlagen werden oft an der Auswirkung behindert.

Mars im XIL Felde: Im allgemeinen zeigt sich eine Hemmung der Willenswirkung durch das Zusammenspiel seelischer und äußerer Fak­ toren. In disharmonischer Bestrahlung ergeben sich bewußt oder unbe­ wußt verschuldete Kämpfe, Konflikte, Niederlagen, Anfeindungen usw. Im Zusammenhang mit entsprechender Gesamtstruktur des Geburtsbildes macht sich dann auch leicht ein krimineller Einschlag von gefährlicher Wirkung geltend. Dies scheint besonders im ersten und letzten Drittel des XII. Feldes bemerkbar. In harmonischen Aspekten kommen ge­ legentlich auch medizinische oder chirurgische Fähigkeiten in Betracht. Jupiter im XII. Felde: Diese Jupiterposition hat bei ausgeglichener Bestrahlung nicht viel auf sich, günstige Lebenseffekte werden nur bei sehr harmonischer, ungünstige nur bei sehr disharmonischer Aspek­ tierung auftreten, im letztgenannten Falle sind soziale Konflikte möglich. Saturn im XII. Felde: Im allgemeinen wirkt diese Saturnstellung etwas negativ auf den Schicksalslauf. Bei disharmonischen Aspekten entsteht starke Schicksalsbelastung, Krankheit oder äußere Unfälle füh­ ren dann zu Hemmungen und Beschränkungen der äußeren Willens- und Handlungsfreiheit. Meist ist mit viel Gegnerschaft zu rechnen, die bei der ganzen, vom Horoskopeigner geschaffenen Situation sehr verwirrend und störend wirkt. Derartige Aspekte aus dem VI. und VIII. Felde be­ treffen mehr das gesundheitliche Schicksal.

Uranus im XIL Felde: Diese Konstellation ist wohl bedeutungsarm, wenn eine schwache, ausgeglichene Aspektierung vorliegt. Nur in sehr disharmonischer Aspektierung wird man Deutliches bemerken, wo dann starke Tendenz zur Konfliktbildung mit Nachteil für das Schicksal besteht.

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Neptun im XII. Felde« In schwacher oder ausgeglichener Aspektierung ist nicht viel Deutliches zu bemerken. Man beobachtet dann wohl leichte Unruhe und Ängstlichkeit und das Bestreben, eingebildeten oder übertriebenen Gefahren zu entfliehen. Disharmonische Aspekte können neurotisches Verhalten zeitigen und bedingen, wohl im Zusammenhang damit Intrigen und verworrene Konflikte, die leicht schwierige Situa­ tionen auslösen können.

Die Fixsterne Die Alten haben ein umfassendes Regelwerk für die Deutung der Fix­ sternpositionen überliefert. Der größere Teil dieser Regeln hat wohl nur selten Anwendung gefunden, und wenn auch Teile der modernen Litera­ tur das alte Fixsternregelwerk immer wiederholen, so muß doch gesagt werden, daß praktisch nur wenig Gebrauch davon gemacht wird und daß tatsächlich auch einwandfreie Erfahrungsmaterialien nicht vorliegen. Nur wenigen Fixsternen wird in bestimmten Konstellationen regelmäßige Bedeutung zugesprochen, ich selbst habe nur bei einer ganz kleinen An­ zahl von Fixsternen scheinbare Bestätigungen für ältere Auffassungen ge­ funden, Bestätigungen, für die ich mich nicht unbedingt einsetzen kann. Wenn ich hier einiges von dem, was ich für möglich und wahr­ scheinlich halte, mitteile, so geschieht dies zu dem Zwecke, den Leser auf ein Studiengebiet hinzuweisen, das bisher nur sehr stiefmütterlich, entweder ganz traditionsfromm und spekulativ oder gar nicht, berück­ sichtigt worden ist. Bei den Fixsternen Algol, Plejaden, Praesepe, Regulus, Spica und Antares glaube ich einige Beobachtungen gemacht zu haben, die sich ungefähr mit den traditionellen Auffassungen decken. Algol scheint eine körperlich und schicksalsmäßig beeinträchtigende, akute Krisen und Unfälle begünstigende Wirkung zu haben.

Bei den Plejaden beobachtet man auffallend häufig ernstere Augen­ erkrankungen und partielle Erblindungen, es scheint aber auch sonst eine gesundheitlich nachteilige Wirkung dieses Fixsternes vorzuliegen. Praesepe begünstigt anscheinend gleichfalls ernstere Augenleiden oder Sehanomalien, kommt aber für sonstige gesundheitlich abträgliche Wir­ kungen kaum in Betracht. Beim Regulus ergibt sich häufig eine markante, das Durchschnitts­ schicksal stark überragende Daseinslaufbahn mit glänzenden oder zum mindesten ungewöhnlichen Höhepunkten, aber auch nicht unbeträchtliche Rückschlagsgefahren.

Spica bildet — zumal in Konjunktion mit dem Aszendenten — geistig und intellektuell gute Grundlagen für schöpferische Potenzen.

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Antares erwies sich in meinen Beobachtungen immer als nachteilig für das gesundheitliche Schicksal, ohne daß man auf spezifische Krankheits­ wirkungen schließen kann. Die Tradition spricht diesem Fixstern häu­ fig dem Regulus ähnliche, das Schicksal markant gestaltende Wirkung zu, die ich freilich nicht bestätigt finden konnte.

Soweit meine Erfahrung reicht, scheint die Fizsternwirkung beson­ ders dann einzutreten, wenn Aszendent, Sonne, Mond oder maximal­ bedeutsamer Planet in enger Konjunktion mit dem Fixsternbild stehen, der Orbis ist wohl vorsichtshalber nicht größler als 2 bis höchstens 3 Grad zu nehmen. Möglich wäre eine weitere Fixsternwirksamkeit in gleicher Verbindung mit andern dominanten Planeten. Die gesund­ heitlich beeinträchtigende Wirkung, die einigen Fixsternen zugesprochen wird, dürfte vermutlich auch bei Konjunktionen mit Planeten im VI., VIII. oder XII. Felde eintreten. Andere Aspektarten als die Konjunk­ tion sollten für die Fixsternwirkung vorläufig nicht berücksichtigt werden.

Halbdistanzpunkte1 In besonderen Fällen können auch Halbdistanzpunkte eine gewisse Bedeutung erlangen, und zwar dann, wenn sie in möglichst exakter Kon­ junktion mit einer Eckfeldspitze oder einem andern Planeten stehen. Es tritt dann oft eine Tönung des so bestrahlten Elementes durch die beiden halbdistanzpunktbildenden Planeten ein, die etwa Aspektcharakter zeigt. Planetenpaare, deren Halbdistanzpunkte genau mit den Eckfelder­ spitzen zusammenfallen, wird man eventuell als dominant zu bezeichnen haben. Noch exakter müssen meines Erachtens die Konjunktionen der Halbdistanzpunkte mit den Planeten sein, wenn sie zu einiger Wirk­ samkeit gelangen sollen, und wahrscheinlich ist es dann noch wesent­ lich für einen stärkeren Grad der zu erwartenden Tönung, daß die halbdistanzpunktbildenden Planeten selbst in irgendeinem der großen Aspekte zueinander stehen. Im großen und ganzen empfiehlt sich eine sehr vorsichtige Verwendung der Halbdistanzpunkte, die vorläufig mehr für das Studium als für die Praxis geeignet erscheinen.

Antiszien1 Die Antiszien oder Spiegelpunkte werden von einem Teil der astro­ logischen Autoren als sehr bedeutsam angesehen. Man verwertet sie teil­ weise in der Konjunktion mit anderen Planeten oder Eckfeldspitzen und erwartet davon eine Tönung von Aspektcharakter. Andererseits glauben manche Autoren, z. B. F. Glahn, den sozusagen geistig-seelischen Hintergrund, das eigentliche Motiv der materiellen Planetenwirkung, aus der Fe 1 derposition der Antiszien und deren Aspektierung ent-

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nehmen zu dürfen. Nach den Erfahrungen, die ich bisher machen konnte, tritt eine deutliche Wirksamkeit der Antiszien nicht in Erschei­ nung, auch hier wird man gut tun, vorsichtige Forschung zu treiben und möglichst sparsam im Gebrauch solcher abgeleiteter — also sekun­ därer — Elemente zu verfahren.

Mondknoten Die Tradition spricht dein aufsteigenden Mondknoten oder Drachen­ kopf harmonisch-günstige Bedeutung etwa im Sinne der Jupiter- oder Venuswirkung zu, den absteigenden Mondknoten oder Drachenschwanz vergleicht sie nicht selten mit den nachteiligen Wirkungen von Mars oder Saturn. Es ist nicht ganz leicht, sichere Erfahrungen mit den Mondknoten zu statuieren, eine gewisse Wirksamkeit kommt ihnen wahr­ scheinlich zu, aber im ganzen mehr durch die harmonische oder dis­ harmonische Aspektierung als durch einen irgendwie spezifischen Charak­ ter der Mondknoten selbst. Höchstens könnte man sagen, daß die enge Konjunktion eines Planeten mit dem absteigenden Mondknoten von nachteiliger Bedeutung ist. Von den Mondknotenpositionen in den Fel­ dern allein, ohne starke Aspektierung, ist wohl kaum etwas Wesent­ liches zu erwarten.

1 Technische Erläuterungen hierzu siehe in Kursus der Astrologie, Bd. 1: „Lehrbuch der astrologischen Technik“, Leipzig 1930.

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M.C. XI. F. XII. F. Asc. l)E.d’Albert 2) O. v. Bismarck 3) P. Choisnard +1 P. Doumer 5) F. Eberl 6) A. Einstein 7) E. Fischer 8) P. Flechsig 9) H. Ford 10) W. Gladstone 11) J. Gorres 12) A. Hitler 13) H. Junkers 14) H.v. Keyserling 15) H. v. Kleist 16) H. Luther 17) J. v. Liebig 18) K. Marx 19) Morin d.V. 20) Kobespierre 21) O. Spengler 22) H. Stinnes 23) G. Stresemann 24) J. Vaihinger 26) J. M.Venveyen 26) J. Wassermann 27) W. Wundt

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1) 10. IV. 1864, 9 Uhr 30 Minuten vormittags, Glasgow. 2) 1. IV. 1815. 3) 13. II. 1867, 10 Uhr 45 Minuten nachmittags, Tours. 4) 22. III. 1857, 3 Uhr vormittags, Aurillac. 5) 4. II. 1871, 12 Uhr mittags, Heidelberg. 6) 14. III. 1879, 11 Uhr 30 Minuten vormittags, Ulm. 7) 6. X. 1886, 10 Uhr 30 Minuten vormittags, Basel. 8) 29. VI. 1847, 7 Uhr 30 Minutin nachmittags, Zwickau. 9) 30. VII. 1863 (nach Modern Astrology). 10) Nach 1001 Nat. v. A. Leo. 11) 25. VI. 1776, 12 Uhr mittags, Coblenz (nach E. Saenger). 12) 20. IV. 1889, 6 Uhr 30 Minuten nachmittags, Braunau. 13) 3. II. 1859, 3 Uhr vormittags, Rheydt. 14) 20. VII. 1880, 9 Uhr 30 Minuten nachmittags, Könno (Livland). 15) 18. X. 1777, 1 Uhr vormittags, Frankfurt (Oder). 16) 10. III. 1879, 3 Uhr vormittags, Berlin. 17) 12. V. 1803, 8 Uhr 30 Minuten vormittags, Darmstadt (nach E. Saenger). 18) 5. V. 1818, 2 Uhr vormittags, Trier. 19) 23. II. 1583 (nach 1001 Nat. v. A. Leo). 20) Nach 1001 Nat. v. A. Leo. 21) 29. V. 1880, 6 Uhr 30 Minuten nachmittags, Blankenburg a. H. 22) 12. II. 1870, 8 Uhr vormittags, Mülheim (Ruhr). 23) 10. V. 1878, 12 Uhr 30 Minuten nachmittags, Berlin. 24) 25. IX. 1852, 4 Uhr 30 Minuten nachmittags, Nehren bei Tübingen. 25) 11. V. 1883, 6 Uhr 30 Minuten nachmittags, Till. 26) 10. III. 1873, 11 Uhr 15 Minuten vormittags, Fürth. 27) 16. VIII. 1832, 2 Uhr nachmittags, Neckarau.

209

ZUM RECHTEN GEBRAUCH

EIN NACHWORT Nach dem Manuskript letzter Hand

von

H. FRHR. VON KLÖCKLER

+

„Die theoretiiche Arbeit bringt mehr zuwege al» die praktiiche. I»t erst da» Reich der Vorttellungen revolutioniert, »o hält die Wirklichkeit nicht au».“

G. W. F. Hegel

Zum Verständnis dieses Buches besonders dort, wo es sich mit der astrologischen Deutung und Prognose befaßt, sollen hier die mannigfaltigen und oft sehr schwierigen Probleme der Astrologie aufgewiesen werden. Aussichtsreiche Arbeit ist weder praktisch noch theoretisch möglich ohne Feststellung und stete Bewußthaltung der astrologischen Problematik. Praktisch kann man nur fehlgehen, wenn man die grundsätzlichen oder auch nur die zeitbedingten Grenzen mißachtet, und es gibt auch keinen theoretischen Ansatz für die astrologische Forschung ohne fortschreitende Klärung der grundlegenden Fragen. Es wird hier nicht unbedingt darauf ankommen, die Probleme zu lösen, es gilt vielmehr, die Gefahrenzonen zu erhellen und die kritischen Punkte aufzuzeigen. Der Leser wird in diesen Zeilen oft einem gewissen Radikalismus begegnen, der seinen Wider­ spruch hervorrufen mag, — auch das liegt in der Absicht des Verfassers: im Halbdunkel alltäglicher Denkgewohnheiten und in der Kompromißlichkeit des Nicht-zu-Ende-Gedachten sind keine Lösungen zu erwarten, dagegen werden selbst falsche Auf­ fassungen mit entschiedener Klarheit vorgetragen, zur Vorstufe neuer Wahrheiten bezw. nächstbesserer Lösungen. Fünf Fragenkreise stehen im Brennpunkte dieser Aus­ führungen : da ist zunächst die Frage der Rationalität der astro­ logischen Methodik in ihren lebenskundlichen, besonders charakterologischen und schicksalskundlichen Absichten; da ist ferner das Problem der Erfahrungsgrundlage und der Erfahrungsmöglichkeit in der Astrologie; zum dritten haben wir es mit dem Freiheitsproblem zu tun; 213

viertens beschäftigen uns die Schwierigkeiten einer Men­ schen- und Menschenwesenskonzeption, welche so­ wohl der astrologischen Bestiminungsinöglichkeit als auch der kritischen Lebenserfahrung entspricht; endlich ergibt sich die Frage des Deutungsverfah­ rens im sinnhaften und technischen Verstände, das solcher Konzeption des Menschen gerecht werden kann. Die rationale1 Begründung der Astrologie — etwa logischer Art und in Anlehnung an verstandene bezw. eingeordnete, anerkannte und „erledigte“ Erfahrung auf anderen Wissens­ gebieten — ist für sich selbst ungenügend, weil sie sich der Be­ weispflicht im eignen Bereiche entzieht. Es ist leicht, bloße Möglichkeiten zu erwägen, ohne sich dem Risiko des Erfah­ rungsbeweises zu stellen. Die rationale Begründung hat vor allem propagandistischen Wert und findet ihre Berechtigung in einer oft wenig verantwortungsbewußten anti-astrologischen Pro­ paganda, die sich nicht nur ihrer Beweispflicht entzieht, son­ dern auch garnichts rational Durchschlagendes gegen die astro­ logische Möglichkeit vorzubringen pflegt, — so z. B. wenn sie das bloß wahrscheinlichkeitsgemäße, typologische Wissen der Astrologie einfach dem mantischen Individualwissen gleichsetzt und so natürlich ohne Schwierigkeit widerlegt usw. Man hätte es hier nur mit lästigen Pflichten ohne fruchtbare Ausblicke zu tun, wenn die Rationalität der Astrologie nicht auch die Mög­ lichkeit der Erfahrung zu begründen hätte. Bei der Auswahl astrologischer Elemente bezw. bei der oft uferlosen Vermehrung derselben12 kann auch der nur rationale Gesichtspunkt oft eine Entscheidung fällen. Im allseitig offenen System unbegrenzter Möglichkeiten (bezw. Ausreden) hört nicht nur die Erfahrung sondern auch die ordnungshafte Begründung des astrologischen Versuches auf. Erf ahmngsgrundlage und Erfahrungsmöglich­ keit sind schlechthin ausschlaggebend auf astrologischem Ge1 „Rational ist etwas erfaßt, sobald es irgendeinem Ordnungstyp, sei es auch in sehr vorläufiger, bewußt hypothetischer Weise, irgend­ wie zugeordnet ist.“ „Ratio heißt das Vermögen meiner Seele zu ordnungshafter Erfassung“ (H. Driesch, Philos. Gegenwartsfragen, Leip­ zig 1933.) 2 Sensitive Punkte, Dekanate, heliozentrische Positionen, Halbdistanz­ punkte, Planetenbilder, Felderherren, Antiscien usw. usf.

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biete. Gültige Erfahrung künftiger Wissenschaft kann hier nur durch Statistik und Experiment gewonnen werden. Selbst­ verständlich braucht die statistische und experimentelle Erfah­ rung nicht alle Einzelheiten zu begründen: es genügt, wenn grundlegende Erfahrungen hinsichtlich der astrologischen Ele­ mente vorliegen, die dann praktisch miteinander verknüpft wer­ den können. Es ist aber ganz unzulässig, Einzelerfahrungen (zu­ mal mit stets wechselnden Elementen belegt) ins Treffen zu führen, wenn von wissenschaftlicher Astrologie die Rede ist. Zum mindesten gilt das hinsichtlich positiver Behauptungen, in negativer Hinsicht ist es sehr wohl denkbar, daß ein einziger Fall einen behaupteten Zusammenhang in der üblichen Isolie­ rung widerlegt. Die statistischen und experimentellen Versuche haben auf astrologischem Gebiet zugegebenermaßen bisher noch keinen vollen Beweiswert erlangt. Unter vielen anderen teils theoretischen teils praktischen Schwierigkeiten, von denen noch zu reden sein wird, liegt das an der Schwierigkeit, ausreichend große Gruppen mit wirklich gleichen Argumenten einer Sta­ tistik zu unterziehen. Die „gleichen“ Argumente, die bisher ins Treffen geführt worden sind, sind doch nur in einer sehr ober­ flächlichen Weise als gleiche zu bezeichnen. In Wirklichkeit sind viele Gruppen unter einer einheitlichen Bezeichnung ge­ meinsam untersucht worden und dann sind viele Zusammenstel­ lungen schon durch die kleine Zahl als bloß orientierende Ver­ suche gekennzeichnet. Mit Rücksicht auf gelegentliche Wider­ legungsversuche mit ad hoc zusammengestellten, ebenso unzu­ reichenden Materialien gilt es aber hervorzuheben, daß alle astrologischen Autoren, die sich statistischen Arbeiten hin­ gegeben haben, doch auch Versuche zutage förderten, die einer Fortsetzung bezw. Wiederholung wert sind. Gegner der sta­ tistischen und experimentellen Methode berufen sich auf Einzel­ erfahrungen und versuchen mit ebenso wenig Recht wie die Graphologie und die sog. Tiefenpsychologie „geisteswissenschaft­ lich“ zu argumentieren und operieren unausgesprochen mit einer Art Evidenz1 aus vereinzelten Erfahrungen. Es gibt aber 1 Evidenz gibt es streng genommen nur in der Mathematik und in der Logik, wo mit selbst gesetzten, nicht gegebenen Elementen ge­ arbeitet wird. Sog. psychologische Evidenz (Überzeugungsgefühl) entschei­ det nicht über wahr und falsch. Geisteswissenschaftliches „Verstehen“ kann den Grundelementen einer wirklichkeitsgemäßen Menschenkunde nicht gerecht werden.

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hier wie auch in den bezeichneten charakterologischen und psy­ chologischen Disziplinen keine Evidenz, wie schon aus den widersprechenden Auffassungen und Systemen hervorgeht, und alles ist in Wahrheit der naturwissenschaftlichen Bestimmung unterworfen. Auch die experimentellen Möglichkeiten, die bei günstiger Gelegenheit gewiß noch beträchtlich zu vermeh­ ren wären, unterliegen statistischer Bewertung. Das Experiment hat den Vorteil, die zahlenmäßige Exaktheit seiner Ergebnisse mit der exakt oft noch nicht faßbaren Intuition zu verbinden! Freilich gälte es dann zunächst eine ausreichend große Anzahl von geeigneten Experimentatoren auszubilden. Ich erinnere an die Versuche Schwabs zur Feststellung des Ascendenten aus dem körperlichen Gesamthabitus, aber natürlich gibt es auch noch viele andere Möglichkeiten, z. B. auf Grund der Hand­ schrift. Die Einzelerfahrung hat wissenschaftlich nur den Wert, statistische Fragestellungen zu erheben und sie ist weiter geeignet, die astrologischen Vorstellungen gesicherter Elemente zu vertiefen, zu erweitern und miteinander zu verbinden. Be­ weiswert ist ihr aber abzusprechen. In den später noch anzu­ deutenden ungemein großen Schwierigkeiten statistischer Tat­ sachenfeststellung auf astrologischem Gebiet wird man von ge­ wissen, durch den gesunden Menschenverstand diktierten An­ regungen ausgehen, um dann in einkreisender Annäherung zu bestimmten Möglichkeiten und Wahrscheinlichkeiten vorzudrin­ gen. Mehr zu verlangen ist weder wissenschaftlich gerechtfertigt noch praktisch möglich und in Strenge gilt dies von jeder Lebenswissenschaft und ihrer Praxis. Es ist auch im Astro­ logischen durchaus berechtigt, sich in weiten Strecken auf vor­ wissenschaftlicher Stufe zu bewegen — in praktischen Dingen sind wir ja zum allergrößten Teil genötigt, auf vorwissenschaft­ licher Stufe zu leben —, aber es darf verlangt werden, daß man sich dieser Tatsache auch bewußt bleibt. Gewöhnlich findet die Freiheitsfrage, also das Problem der deterministischen oder indeterministischen Auslegung astro­ logischer Befunde ihre Darstellung im Rahmen der rationalen Begründung, sehr oft auch in dem Sinne, daß es schädlich sein könne, den Menschen mit der „Irrealität“ der Zukunft zu be­ lasten oder überhaupt zu sehr auf die eigne Bedingnis abzu­ stellen. Der moralische Aspekt der Freiheitsfrage hat nun frei­ lich mit der rationalen Begründung der Astrologie nichts zu 216

tun. Die Frage der Willensfreiheit ist erfahrungswissenschaft­ lich unlösbar, sie gehört zur Voraussetzung des Erfahrung­ machens, ist aber selbst niemals Gegenstand der Erfahrung und dieser Aspekt ist für die Rationalität von Bedeutung. Ich habe mich aus folgenden Gründen grundsätzlich für die Willensfrei­ heit entschieden: Die Möglichkeit, allgemein verbindliche Wahrheit bezw. Wirk­ lichkeit zu erfassen, setzt Freiheit voraus, anderenfalls wären Forscher und Objekt so aufeinander determiniert, daß wissen­ schaftliche Verallgemeinerungen der Forschungsergebnisse un­ denkbar wären. Außerdem enthält das Menschenleben aus­ schlaggebende moralische Wirkkräfte wie etwa Verantwortung, Reue, Vervollkommnungstreben usw. Diese wären in einer absolut determinierten Welt unverständlich, nicht einordnungsfähig, irra­ tional. — Daß sie darüber hinaus einen schmerzlichen Luxus für das Menschenleben bedeuten müßten, sei nur nebenbei er­ wähnt. Hinsichtlich der rational bedeutsamen Möglichkeit astro­ logischer Erfahrung erhebt sich die Frage, wie man bei einer unbegrenzten Zahl aufeinanderwirkender allerseits offener Sy­ steme von absoluter Determinierung sprechen soll. Die Willens^ Unfreiheit, der Determinismus, ist also weder rational zu be­ gründen noch empirisch nachzuweisen. Das genügt, um den relativen Indeterminismus im Sinne der Unterlassungs­ freiheit zum Ausgangspunkt jeder Lebensbetrachtung zu machen. In der Beschränkung auf die Neinsagefreiheit (Driesch) ist verschwommener Willkür in dieser heiklen Frage ein Riegel vorgeschoben und es ergeben sich auch ganz bestimmte Richt­ linien für die praktische Anwendung, die von einer klaren Stel­ lungnahme in der Frage der Willensfreiheit vollkommen ab­ hängig ist. Was den moralischen Einwand der etwa schäd­ lichen Beeinflussung durch das Wissen um sich selbst und seine Möglichkeiten anbelangt, so sei hier nur auf Hegel verwiesen: „aber der Mensch ist frei nur, wenn er sich weiß. Man mag also im allgemeinen vom Wissen so schlecht sprechen, als man will, so macht dieses Wissen den Menschen erst frei.“ So ist eben gerade das von ängstlichen Gemütern perhorreszierte Wis­ sen, das derartige Disziplinen vermittelt, die Voraussetzung für das Menschsein überhaupt. Ohne Fährlichkeiten ist freilich „die ungeheure Veränderung des weltgeschichtlichen Zustandes, ob der Mensch nun an sich frei ist oder ob er es weiß, daß es

sein Begriff, seine Bestimmung, seine Natur ist, als freies In­ dividuum zu sein“ nicht zu erlangen1. Ungewöhnlichen Schwierigkeiten begegnet man beim Ver­ such einer wirklichkeitsgemäßen Menschenkonzeption als Grundlage für die astrologische Forschung. Hier gibt es auch nur wenige Anhaltspunkte bei verwandten Bestrebungen. Charak­ terologie und Psychologie operieren mit einem durch die Be­ wußtseinsentwicklung überlebten „Persönlichkeitsbild“ als Aus­ gangspunkt für die individuelle Menschenkenntnis. Danach wäre dieses Bild mit einer beschränkten Zahl von bestimmt angeord­ neten Seelenelementen sozusagen der Ausdruck für das mensch­ liche Wesen und als solches nur begrenzt, im Grund garnicht wandlungsfähig. In der Begrenzung läge der eigentliche Wesenswert der Pcrsönlichkeitsclemente! Solche Menschenkon­ zeption ist aber tatsächlich fatalistisch, daher wie dargelegt gar­ nicht erweisbar und praktisch ohne jedes Interesse. Man hätte es bei solcher Persönlichkeit mit einem Komplex von Automatismen ohne echte Vermannigfaltigungs- und Vervollkomm­ nungsaussicht1 2. also nur mit einer schon im voraus festgelegten Entfaltungsmöglichkeit von bereits Vorhandenem zu tun. Führt man aber Vermannigfaltigung und Vervollkommnung als wesent­ liche Funktionen in die Konzeption vom Menschen ein, so han­ delt es sich tatsächlich nicht mehr um ein „Bild“, sondern es findet ein dialektischer Prozeß statt, in dem Freiheit eine Grunclfunktion darstellt. Im Laufe der dialektischen Ent­ wicklung des Menschenwesens wird die jeweils erreichte Per­ sönlichkeitsstufe — sei es im ganzen, sei es in den einzelnen Elementen —, die zunächst Wesen zu sein schien und es in statu nascendi auch tatsächlich war, wieder zum Stoff einer Umwandlung, die abermals vom Wesen ausgehen muß. Charak­ terologie und astrologische Forschung handeln heute noch im Sinne eines überholten Wissenschaftsbegriffes, der so operiert, als bilde sein Gegenstand ein geschlossenes System unveränder­ licher Grundelemente mit streng begrenzten Funktionen — etwa wie beim Schachspiel. Diese Bedingungen sind tatsächlich nie­ 1 G. F. W. Hegel, Vorlesungen über Geschichte der Philosophie, Bd. I, S. 106, Leipzig 1940. 2 Das Wort „Entwicklung“ ist hier absichtlich vermieden worden, weil es das Verhältnis von Keim und Erscheinungsphase nicht richtig wiedergibt.

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mals erfüllt und daher ist solche Wissenschaftsauffassung für die Bewertung, Bestätigung oder Ablehnung von Zusammen­ hängen empfindlicher Art nicht kompetent. Wissenschaft ist eben nicht — wie sie oft meint — ein System endgültiger Er­ kenntnis, sie ist vielmehr ein (unendlicher) Prozeß, in dem man von den zulänglichen Einsichten des Jetzt zu solchen der Zu­ kunft fortschreitet. In der Charakterologie und Schicksalskunde und demgemäß auch in der Astrologie macht sich die hier ge­ nannte Schwierigkeit in peinlichem Maße geltend. Hier ist der Stoff viel empfindlicher, wechselvoller und entwicklungsträch­ tiger, viel weniger greif- und bestimmbar als in anderen mehr der toten Welt zugewandten Bezirken, wo man mit gegebenen Tatsachen praktisch entsprechend befriedigende Ergebnisse er­ langt. Der ^astrologische Wissenschaftsversuch, der zwei kom­ plizierte Systeme: dasjenige des vielstufigen Menschen mit seiner körperlichen, seelischen und geistigen Organisation und das der Gestirnwelt mit zahlreichen noch unbekannten Kräften ver­ gleicht, hat hier mit ganz unerhörten rationalen und empirischen Schwierigkeiten zu kämpfen. Man kommt nicht zu einwand­ freier Fragestellung für die astrologische Erfahrung, wenn man sich grundsätzlich über das Wesen der Menschenwirklichkeit täuscht und noch dazu hinsichtlich der Gestirne ein recht lükkeuhaftes Bild der dort herrschenden Kräfte besitzt. Wir ar­ beiten hier mehr als anderwärts mit offenen Systemen: dem menschlichen Organismus, dem wir die größere Offenheit zu­ sprechen, während wir im Gestirnbereich eine Geschlossenheit anzunehmen geneigt sind, die vermutlich auch illusorisch ist. Der lebende Organismus ist, wie Bertalanffy1 definiert, „nicht ein nach außen geschlossenes System sondern ein offenes System, das fortwährend Bestandteile nach außen abgibt und von außen neue aufnimmt, das sich aber in diesem ständigen Wechsel in einem stationären Zustande oder einem Fließgleichgewicht, wie wir es nennen wollen, erhält bezw. in seinen Wandlungen in ein solches übergeht.... eine hierarchische Ordnung von Ab­ läufen, die untereinander im Fließgleichgewicht stehen“.1 23 Ohne der jetzt zur Phrase gewordenen Leib-Seele-Einheit zu huldigen, 1 L. v. Bertalanffy, „Vom Molekül zur Organismenwelt“. Potsdam 1949. 2 Der Glaube Bertalanffys, daß die Berechenbarkeit bestimmter AblSufe in offenen Systemen alles Wesen und alle Metaphysik aus dem Organischen ausschalten könne, ist offenkundig falsch, dies zeigt schort die „Hierarchie“ und an anderen Stellen die „innere Dynamik“ u. v. a.

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müssen wir doch auch das Seelische — mehr noch als das Kör­ perliche — als offenes System begreifen. Wo es sich um die erfahrungswissens chaftlichc Grundlegung der Astro­ logie handelt, wird man deshalb am besten von körpergebun­ denen Vorgängen ausgehen, die dem Wechsel am wenigsten unterworfen sind. In physiologischer und charakterologischer Hinsicht dürfte die statistische Auswertung von Experimen­ te n mit ganz einfachen Fragestellungen die größten Aussichten bieten. Die nur psychologisch fundierten Statistiken werden mehr der Orientierung zu dienen haben, obwohl einige von ihnen1 auch zur Begründung herangezogen werden müssen. Die Frage der ausreichenden Menschenkonzeption hat aber noch einen praktischen Aspekt. Das astrologische Deutungs­ verfahren, dem man heute fröhnt, ist dem charakterologi­ schen und graphologischen nachgebildet und dieses gründet heute auf einer bereits überwundenen Entwicklungsstufe bezw. einem überholten Lebensideal, das in der metaphysischen Wert­ schätzung des Persönlichkeitsbildes im 19. Jahrhundert gegeben ist12. Man operiert unausgesprochen mit dem Lichtenbergschen „Knochengerüst des Charakters“ oder mit den Worten Goethes „so mußt du sein, dir kannst du nicht entfliehn“, ohne den Nachsatz zu beachten3. Die Deutungstechnik ist demgemäß auf eine nicht mehr annehmbare Persönlichkeitsauffassung einge­ richtet. Die Ausführung in diesem Buch ist oft noch in den alten Wertmaßen der Persönlichkeit befangen, wenn auch die grundsätzliche Einführung der Freiheit als Eckpfeiler in den Deutungsprozeß (s. S. 27) bereits den Weg zu neuen Formen anbahnt. Praktisch werden wir also genötigt sein, bei aller Anerkennung der Persönlichkeit als Bodensatz des See­ lenwerdens, als in den Stoff erstorbenen Wesens doch den Per­ sönlichkeitswert aufzugeben und uns zur Fruchtbarmachung astrologischer Einsichten einer dialektischen Methode zu be­ dienen, die freilich noch zu schaffen wäre. Es gälte dann, die Persönlichkeitsfaktoren als in sich selbst unbegrenzt wandel­ bare, vermannigfalligungs- und vervollkommnungsfähige Pro­ zesse (nicht als begrenzte Elemente) der Menschenverwirk­ lichung zu verstehen. Wenn auch die Verfestigung in den ein­ gefahrenen Seelenbahnen der Persönlichkeit oft noch die be1 Etwa die Mond-Merkuraspekte der Intelligenz (Choisnard). 2 Gerade die Schöpfer der Persönlichkeitsidee (insbes. Kant und Goethe) haben das, was wir heute Persönlichkeit nennen, nicht gemeint. 3 ... geprägte Form, die lebend sich entwickelt“.

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dauerliche Regel bildet, so enthüllt die seltener verwirklichte kontinuierliche Werdemöglichkeit eine ganz andere Wesens­ bestimmung des Menschen. Nur die in Freiheit vollzogene Vermannigfaltigung und Vervollkommnung begründen die mensch­ liche Sonderstellung in der Natur. In der Vererbung z. B. ist nicht das wesentlich, was sie begrenzt, sondern die Freiheits­ grade, die sie bietet. Persönliches ist mehr oder weniger Kari­ katur. Daß Leben nicht nur dauernd, sondern auch endgültig „scheitern“ heißt, soll nicht übersehen werden, aber es geht doch nicht an, dieses Scheitern zur Grundlage menschenkundlicher Absichten zu machen, wenn es auch zu den primären Ein­ sichten der Menschenkunde gehört. In der Wesensbestimmung des Menschen liegt es, daß solches Scheitern nur Vorläufiges bedeutet. Das Scheitern begründet geradezu den dialektischen Werdeprozeß des Menschen („Stirb und werde!“). Wir schei­ tern, sofern Notwendigkeit (das ist hier Persönlichkeit) herrscht und wir vollbringen nach dem Maße unserer Freiheit.1 Charak­ ter- und Schicksalskunde können praktisch nichts anderes be­ deuten als individuelle Anleitung, mit dem eignen Pfund zu wuchern, die Dialektik des eigenen Werdens wissend und da­ mit in Freiheit zu vollziehen. Freiheit ist zwar nicht — wi« Marx glaubt — das Wissen um die Notwendigkeit, aber Frei­ heit setzt dieses Wissen voraus. Aus trugvollem Sein wachsen wir dann in das lebendige Werden hinein und verfolgen einen praktischen Wissenschaftstyp, der mitten in der Wirklichkeit steht und als Teil derselben bei der Entstehung neuer Gestal­ tungen mitwirkt. Wie weit wir noch von der Erfüllung dieser Forderung ent­ fernt sind, mag jeder Leser dieser Schrift ermessen. Aber das Wissen um die grundsätzlichen Mängel wird die ersten Schritte zur Ueberwindung veranlassen. Im Deutungsverfahren der Zu­ kunft wird das Wissen um Freiheit und Notwendigkeit undl ihres gegenseitigen Verhältnisses eine grundlegende Funktion er­ füllen. Der Inhalt dieses Nachwortes soll als Korrektiv gegenüber Einseitigkeiten und Unvollständigkeiten des alten Textes dienen. 1 Man sieht heute nur die negativen Seiten des Persönlichkeitsabbaue bei der Mehrzahl unserer Mitmenschen seit 1919, die positiven Seiten werden von den Neurologen im Wegfall mancher psychischer Störun­ gen empfunden. Entscheidend wird man den Wert ständigen Auf-, Abund Umbaus der Persönlichkeit erst erfassen, wenn eine allgemein gül­ tige geistige Grundlegung für diesen Vorgang stattgefunden hat. 221

Ich habe — von Einzelheiten abgesehen — nichts von dem zu­ rückzunehmen, was die Schrift aus dem Anfang der dreißiger Jahre enthält. Wohl aber ist es oft angebracht, die Akzente anders zu verteilen, die Kritik1 weiter zu schärfen ohne den wesentlichen Bestand aus den Augen zu verlieren und vor allem, die Aufgabe der Menschen- und Schicksalskunde so zu ent­ wickeln, wie sie sich der astrologischen Sicht darbietet. Das astrologische Tatsachenproblem läßt sich nicht ge­ trennt von anderen Fragen erörtern, es muß überall, in jeder besonderen Fragestellung neu behandelt werden. Einige grund­ sätzliche Gesichtspunkte können aber schon eingangs Erwäh­ nung finden. Die Frage nach der Realität der astrologischen Beziehungen hat ihren Ursprung in sehr unterschiedlichen Motiven. Zu un­ terscheiden ist die Realitätsfrage für die gesamte Welt-LebensBeziehung von der Frage nach der Richtigkeit der astrologi­ schen Konzeption dieser Beziehung. Dann erst ergeben sich die Fragen nach der Gültigkeit bestimmter technischer Bezugs­ systeme im Rahmen der astrologischen Konzeption. Weiter stellt sich das Problem der statistischen oder sonstigen Nachweislichkeit dieser oder jener Einzelbezüge und schließlich die Frage, ob und wie diese Bezüge zu praktischer Verwendung gelangen können. Zu alledem werde ich regelmäßig erneut Stellung nehmen. Allgemein soll hier nur gesagt werden: mit Aperçus und Aphorismen, mit aprioristischer Logik oder autistischen Vor­ urteilen ist hier nichts zu klären. Daß sich die Gestirne nicht um den kleinen Menschen kümmern — wie Schopenhauer meint — ist ebenso wahr wie daß der Mensch nicht aus dem Weltzusammenhang herausfallen kann, daß er an den Vor­ gängen, Regeln und Gesetzen des Weltensystems, das ihn ge­ boren hat oder in das er geboren wurde, teilhaben muß. Wesent­ lich ist nur, ob überhaupt und inwiefern solche Teilhabe in den konventionellen astrologischen Auffassungen, wie sie nun einmal 1 „Wer »ich der Kritik entzieht, will nicht eigentlich wissen.“ (Jas­ pers.) Wissen ist aber Voraussetzung allen Handelns. Goethe sagt zwar im Faust: „Im Anfang war die Tat“, in seinen Maximen und Reflexionen wird er sich dagegen bewußt „es ist nichts schrecklicher als eine tätige Unwissenheit.“

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von grauer Urzeit her bis in die Neuzeit hin mit bemerkens­ werter Konsequenz entwickelt worden sind, zum Ausdruck ge­ langen kann. Auch der vorsichtige, aber nur apriorische Ein­ wand Raoul Francés, daß eine Bestimmung der Gestirn-MenschBeziehung unmöglich sei, weil es keine vollkommene Wieder­ holung der Konstellation und somit auch keine wiederholbaren Erfahrungen gäbe, ist unhaltbar, wenn man bedenkt, daß jede wissenschaftlich vertretbare Tatsache demselben Einwurf be­ gegnen müßte: kein Experiment, kein Vorgang ist in allen Einzelheiten unter gleichen Umständen wiederholbar. Fast nirgends wird im Für und Wider so leichtfertig mit Argumenten umgesprungen wie in der Astrologie und aus der Natur dieser Argumente ist meist deutlich abzulesen, daß sie wenig oder nichts mit Realität, sehr viel aber mit weltanschau­ lichen, über die Erfahrung hinausreichenden Vorurteilen Zu­ sammenhängen. Daß „Wissenschaft“ oftmals für die Ableitung solcher Vorurteile herhalten muß, besagt ebenso wenig wie die Heranziehung irgendwelcher philosophischer oder logischer Argumente zum Urteil über Möglichkeit oder Nichtigkeit der astrologischen Beziehung. In all diesen Auseinandersetzungen bedingungsloser Fürsprecher oder Gegner erscheint garnicht ein der Klärung bedürftiges Problem sondern nur ein positiver oder negativer Seelenkomplex, der rhetorische Explosionen statt sachliche Argumente auslöst. Zu den Grundlagen solcher Kom­ plexe gehören z. B. die Gefühle und Wünsche nach kosmischer Geborgenheit einerseits, die Schicksalsfurcht andererseits, die sich als Verneinung von Schicksal überhaupt ausgibt und Zu­ flucht im Zufall sucht. Dazu treten noch viele alte, von den Konfessionen herrührende und unbewußt von Generation zu Generation vermittelte Vorurteile, die z. B. Gottes Macht durch die Dazwischenkunft der Gestirnwelt gefährdet sehen oder in ihrer Mittlerschaft gerade den besonders erhabenen Ausdruck einer göttlichen Weltweisheit erblicken. Es gibt aber auch „wissenschaftliche“ Hemmungen, deren Komplexhaftigkeit nicht immer so offen zutage tritt. Der mo­ derne Mensch fühlt sich in eine entgeistete Welt hineingeboren, in der gewohnheitsmäßig fast nur physikalische Ur­ sachen als legitime Begründung für Zusammenhänge aller Art gelten. Der antike und mittelalterliche Mensch, der die Astro­ logie in ihren Grundzügen formte, befand sich dagegen bis hin 223

zu den Keplerschen Harmonien in einer geistgestalteten und vom lebendigen Geiste immer neu durchwirkten Welt, in welche die astrologische Auffassung des Welt-Mensch-Zusammenhangs zwanglos eingehen konnte, ja sogar von ihr gefordert war. Man ist heute sehr zu Unrecht geneigt, in den physikalischen Theo­ rien und Hypothesen eine Widerlegung der geist-wirkliohen, Welt der Vergangenheit zu sehen, während man es doch nur mit einer — wenn auch oft nützlichen — Einengung des Blick­ feldes zu tun hat. Der Widerstand gegen astrologische Ver­ suche in der Neuzeit rührt darum vor allem daher, daß es keine physikalische Erklärung von ausreichenden Mannigfaltigkeits­ graden für die astrologischen Bezüge gibt. Man vergißt, daß es sie in der gewünschten Form garnicht geben kann, weil den Nachdruck nicht auf physikalischen Bezügen sondern auf Be­ deutungszusammenhängen und We rtbeziehungen liegt. Die astrophysikalischen Phänomene könnten bestenfalls nur in dem Verhältnis zu den astrologischen Realien stehen wie die elektri­ schen Potentialschwankungen des Gehirns zu den Gedanken, die sie begleiten. Hier ist mit Nachdruck zu betonen, daß die gewiß vielfältigen Beziehungen der Gestirnwelt zur Erde und zum Leben auf der Erde, wie sie bei Sonnenflecken, Mondein­ flüssen usw. nachgewiesen werden konnten, ebenso unzureichend wie unangemessen sind für die Begründung der astrologischen Bedeutungszusammenhänge. Aus Physikalischem wird eben zu­ nächst nur Physikalisches oder physikalisch Erklärbares, aber nichts seelisch oder geistig Ganzes, nichts Bedeutungsvolles und Werthaftes. Der Negation astrologischer Möglichkeiten aus „wissenschaftlichen“, d. h. physikalischen Gründen ist ent­ gegen zu halten, daß Unerklärlichkeit keine Widerlegung von Wirklichkeiten bedeutet. Daß der Anteil des wissenschaftlich Erklärbaren an den Wirklichkeiten dieser Welt nur sehr gering ist und daß die Einengung des geistigen Blickfeldes auf bloß Physikalisches lediglich eine Zweckmäßigkeit darstellt, deren ungeheure, ganz einseitige und oft verhängnisvolle Erfolge nicht darüber täuschen dürfen, daß sie mit dem Verzicht auf Wert und Bedeutung erkauft sind, muß heute immer wieder nach­ drückliche Betonung finden.1 Die physikalische Kausalität ist 1 Vgl. C. Fr. Frhr. v. Weizsäcker „Zum Weltbild der Physik“, Leip­ zig 1945, S. 26: „Das physikalische Weltbild hat nicht Unrecht mit dem, was es behauptet, sondern mit dem, was es verschweigt“. — Der

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auch nicht annähernd die ganze Kausalität und es gibt vieles, z.B. das Leben selbst, was physikalisch, zumal in seiner Sinnhaftigkeit nicht erklärt werden kann. Wir haben alle die Nei­ gung, das, was wir nicht erklären können, auch als nicht-existent anzusehen und wir wollen daher die Schwierigkeiten, die natur­ wissenschaftlichen Köpfe gegenüber den eigenartigen Phäno­ menen der Astrologie empfinden müssen, nicht unterschätzen. Wir dürfen uns auch nicht verhehlen, daß praktische und ge­ dankliche Operationen in ungeklärten Beziehungen erhebliche Gefahren für die kritische Wachsamkeit des Operierenden mit sich bringen. Das wache Bewußtsein dieser merkwürdigen Lage kann allein die ständige Bereitschaft fördern, schließlich auch im Astrologischen Anhaltspunkte für echte, wenn auch durch­ aus nicht nur physikalische Erklärungen zu finden. Wir wollen nicht vergessen, daß eine Erklärung bei aller Zeitgebundenheit ihrer Geltung viele sonst undurchsichtige und daher unklare Tatsachen und Beziehungen klarstellen kann und neue, bessere Bezugssysteme zu entwickeln gestattet. Aus den astrologischen Zusammenhängen heraus nach solchen Erklärungen Umschau zu halten, ist heute eine der dringendsten Aufgaben astrolo­ gischer Bemühungen.

Zunächst eine mehr formale Betrachtung: diejenigen, die das Astrologische wissenschaftlich betreiben und sich von primitiver Wahrsagerei absetzen wollen, möchten den Ausdruck Astrologie durch Kosmobiologie, Kosmopsychologie und dergl. ersetzen. Das ist doch nicht zu billigen, denn die „Kosmobiologen“ sind erst durch die simple (oft die allersimpelste) Astrologie zu ihrem „kosmobiologischen“ Interesse gelangt. In den Ergeb­ nissen, in den Forschungsmethoden ist man nicht über die Ord­ nungsformen der alten Astrologie hinausgekommen und man hat auch die Tatsachenfrage bisher nicht besser gelöst als die Bereich des Gewußten wird noch enger, wenn man sich vergegenwär­ tigt, wieviel vermeintliches Wissen jeweils zum Bestand der an­ erkannten Wissenschaft gehört, wofür der ewige und rasche Wechsel der Hypothesen und Theorien eine drastische Anschauung vermittelt. Das eigentlich Wissenschaftliche liegt im Streben nach geordneter Er­ fahrungsschau (= Wissen), nicht durchaus in seiner Verwirklichung. In solcher Betrachtungsweise gewinnt die boshafte Bemerkung eines Kulr turhistorikers „Wissenschaft sei das jeweils vollkommenste System der gerade herrschenden Irrtümer“ doch eine andere, erfreulichere Bedeutung,

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Astrologen selbst. Es besteht daher kein Grund, die alte Stern­ deutung durch eine Bezeichnung zu tarnen, der kein neuer In­ halt eigen. Eine neue Nomenklatur ist nur bei neuen Sach­ verhalten bzw. neuen Ordnungen derselben berechtigt. Kosmo­ biologie ist z. Zt. nur eine pseudo-wissenschaftliche Umschrei­ bung für den wissenschaftlich ungeklärten Tatsachenkomplex der Astrologie. Es gilt eben, den Mut aufzubringen, auch in offiziell verketzerten Gebieten der Wahrheit die Ehre zu geben. Geltungsbedürfnisse sind unangebracht und Minderwertigkeits,komplexe werden nicht bedrücken, wenn man weiß, wie gering der Anteil sicheren, endgültigen und durchschaubar geordneten Wissens an der Lebenspraxis ist, — wie wenig man von dem­ jenigen weiß, was verwendet werden muß, wenn gelebt werden soll. Die astrologischen Wahrsager werden sich bald auch „Kosmobiologen“ nennen und die Suche nach einer neuen, weni­ ger belasteten Bezeichnung wird dann wieder von vorn beginnen^

Gegenstand vieler Zweifel und Einwände ist immer die Zu­ grundelegung der Geburtszeit für das Horoskop gewesen. Natürlich ist es denkbar, ja sogar wahrscheinlich, daß die Zeit der Empfängnis den eigentlichen Ausgangspunkt für kosmische Zusammenhänge bildet und „Empfängnishoroskope “ bessere Resultate ergäben, wenn astrologisch erfaßbare Beziehungen überhaupt bestehen. Dieser logisch einwandfreien Gedanken­ folge hat die uralte Trutina Hermetis mit dem ganz fiktiven und leider vollständig unbeweisbaren Empfängnishoroskop Rechnung getragen.1 Aber auch unter diesem Gesichtswinkel muß die Geburts­ konstellation in hochkritischem Bezug zum unbekannten Emp­ fängnishoroskop stehen, so daß das Geburtsbild ein durchaus vertretbarer Notbehelf ist, dei’ eben als solcher auch sonst un­ erklärliche Versager der Geburtsbilddeutung verständlich machen könnte12. Andererseits ist die angeführte Gedankenfolge nicht schlechthin zwingend. Es ist sehr wohl möglich, daß die Ge­ burt als Loslösung vom Mutterleib beim Aufhören des Puls­ 1 Mond der Konzeption = Ascendent oder Descendent der Geburt. 2 Es ist sehr auffallend, daß manche besonders charakteristischen Sonderheiten bzw. Schicksale meist sehr drastisch, in vereinzelten Fällen aber auch nur in recht fraglicher oder versteckter Weise zum Ausdruck gelangen, ohne daß hierfür ausreichende Erklärungen gegeben werden könnten!-------

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Schlages in der Nabelschnur, beim ersten Atemzug und beim ersten Schrei die Individualbeziehung erst wirksam werden läßt. Die Geburtszeit ergäbe dann den ersten selbständigen Bezug eines vorher nur vom Mutterleib gesteuerten Wesens oder — in mehr biologischer Auffassung — eine kritische Phase für die Konstellation der Mutter und der durch sie vermittelten Erb­ masse. Setzt man also die Möglichkeit astrologisch bestimm­ barer „Gestirneinflüsse“ voraus, so ist gegen die Geburtszeit als Optimum für sicher erfaßbare Gestirnbeziehungen, die sich auf das Individuum beziehen, nichts einzuwenden. Im schlimmsten Falle gibt es eben für unsere Erfahrungen keine besseren oder auch nur vergleichbar guten Beziehungsmomente. Man kann einwenden, daß die Geburtszeit kein Augen­ blick, sondern eine mehr oder minder lange Zeitspanne sei, die oft keine klare astrologische Fixierung zulasse. Der Einwand trifft für den Geburtsakt — auch wenn man nur seine letzten Phasen (die Austreibungswehen) ins Auge faßt — gewiß zu. Für den ersten Atemzug, das Aufhören der Nabelschnurpulsa­ tion, für die eigentliche Loslösung vom mütterlichen Organis­ mus dagegen nicht! Die Gültigkeit des Bedenkens einmal vor­ ausgesetzt, ist zu bemerken, daß kleine Zeitspannen (5 bis 10 Minuten) gewöhnlich keinen greifbaren Unterschied des ausdeut­ baren astrologischen Zusammenhangs ergeben. Wie aus der astrologischen Technik und Deutung hervorgeht, haben wir es mit einem typologischen, nicht eigentlich individuell gül­ tigen Welt-Mensch-Zusammenhang zu tun, der durch kleine Zeitdifferenzen meist nur ganz unwesentlich beeinflußt wird. Wo — wie etwa beim Zeichenwechsel des Ascendenten und bei Veränderung der Dominanten — Zweifel entstehen, werden die gültigen Positionen durch die sog. Korrektur der Geburtszeit empirisch (etwa nach Transiten) ermittelt. Diese Korrektur ist, sowie man die astrologische Beziehung überhaupt als ge­ geben zuläßt, berechtigt, ja sogar geboten! Viel kritischer für die Frage der Brauchbarkeit des Geburts­ augenblicks ist die evtl, mögliche Beeinflussung des Geburtsvorgangs durch äußere Einwirkungen. Ich habe mich immer ^ge­ wundert, daß noch niemand versucht hat, die Fälle nachweisbar äußerer Eingriffe (z. B. der Geburtsbeschleunigung durch Chinin und Hypophysin, durch Zange oder Kaiserschnitt) einer ge­ nauen Analyse zu unterwerfen. Auch hier gibt es nur die bei­ 227

den schon oben erörterten Möglichkeiten: entweder ist die Selbständigwerdung des Individuums maßgebend, dann liegt eine den physikalischen Vorstellungen analoge aber natürlich viel reichhaltiger gegliederte Hypothese nahe und der äußere Ein­ griff ist ohne Bedeutung für die Gültigkeit des Geburtsbildes — oder der natürliche Ablauf der Geburtsfunktion, wie er ja auch durch die Konstellationsvererbung in gewisser Hinsicht gefordert wird, ist maßgebend, dann entstehen durch äußere Eingriffe falsche Geburtsbilder. Die dritte Möglichkeit liegt heute ganz außerhalb jeder Diskussion, obwohl sie bestimmt auch einmal zu Bedeutung gelangen wird: sie macht die Ein­ führung einer schicksalhaft geburtbestimmenden Instanz außer­ halb jeder biologischen Begreiflichkeit notwendig. Die Frage kann — zum Teil wenigstens — an einer garnicht so großen Anzahl von Fällen geklärt werden. Hier böte sich die Gelegen­ heit, ein für die letzten Grundfragen der Astrologie hochbedeut­ sames Problem zu lösen. Die chemische Beeinflussung des Ge­ burtsverlaufes ist übrigens praktisch ziemlich begrenzt, denn die wehenerregenden Mittel wirken nicht in jeder beliebigen Ge­ burtsphase. Vorsicht und Aufmerksamkeit bei der Auswertung von Sternbildern künstlich beeinflußter Geburten ist jedenfalls vom wissenschaftlichen wie vom praktischen Standpunkt aus dringend geboten. Bei den weitaus meisten Geburten wird den Verlauf freilich durch die natürlichen Bedingungen der kind­ lichen Reife und des mütterlichen Organismus bestimmt. Als Einwand von ausschlaggebendem Gewicht wird die geozentrische Orientierung der astrologischen Beziehungsschau angesehen, während ihr tatsächlich nicht das geringste Gewicht zukommt. Die geozentrische Betrachtungsweise ist ebenso „rich­ tig“ und „falsch“ wie die heliozentrische. „Es rechnet sich besser“ mit den heliozentrischen Daten — soll Kopernikus ge­ sagt haben. In einer Welt, in der es keine unbewegten Beobach­ ter gibt, ist keine endgültig richtige Orientierung möglich, son­ dern nur eine jeweils nützliche.1 Für die Gestirn-Mensch1 Der berühmte französische Mathematiker Painlevi zieht aus dem bekannten Michelson’schen Vetsuch folgenden Schluß: „Daß sich die Erde um ihre Achse und im Weltraum drehe, ist natürlich nur ein Ge­ rede für Kinder. Nichts derartiges geschieht. Weder die Erde noch die Sonne drehen sich im Raum. Aber solche Erklärung muß gegeben werden, damit der Laie sich ein Bild vom Universum mache“ (Zitiert nach F. Kroner, „Europäische Dämonie“, Berlin 1948.)

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Beziehung ist der geozentrischen Einstellung danach der un­ bedingte Vorzug zu geben. Es soll damit nicht geleugnet wer­ den, daß bestimmten heliozentrisch gefaßten Momenten oder den Beziehungen zwischen geozentrischen und heliozentrischen Positionen noch besondere Bedeutung zuzumessen ist, wie ich wegen der sehr betonten Wirksamkeit von Transiten um den Geburtstag herum vermutet habe. Stichproben in anderen Jahresperioden haben allerdings keine Vorteile für den heliozen­ trischen Standpunkt ergeben — im Gegenteil: geozentrisch offenkundige Beziehungen waren heliozentrisch nicht nach­ nachweisbar. Ganz unsinnig scheint es mir aber, die geozen­ trisch ermittelten Beziehungsdaten ausschließlich oder auch nur vorwiegend in eine heliozentrische Astrologie umzusetzen. Die gewonnenen Einsichten oder gut begründeten Vermutungen müssen zunächst auf dem Boden untersucht, verfolgt und aus­ gewertet werden, auf dem sie ursprünglich gefunden wurden. So weitreichende Transpositionen läßt die noch unzureichend gesicherte Erfahrung gewiß nicht zu, wenn auch gelegen tliche Vergleiche mit heliozentrischen Korrelaten nützlich sein können. Große Bedenken sind gegen die angeblich willkürlichen Ge­ burtsbildelemente, von denen einzelne sogar auf historische Miß­ verständnisse zurückgeführt werden sollten, erhoben worden. Dies bezieht sich vorwiegend auf den astrologischen Tier­ kreis. Die Namensgebung der Tierkreiszeichen als Zwölfteilung der Ekliptik bildet allerdings die Quelle vieler Mißverständnisse — für den Außenstehenden. Der Astrologe hat sich niemals etwas anderes darunter vorgestellt als eine Zwölfteilung der Ekliptik, die mit bestimmten Wesenszügen identifiziert wurde. Wie sehr er die Fixsternweit vom Tierkreis grundsätzlich unter­ schieden hat, ergibt sich, aus der streng gesonderten Bewertung bestimmter Fixsterne. Man könnte die Zwölfteilung zu Zwecken der Zuordnung etwa so vertreten, wie man es bei der 100-Gradteilung des Thermometers nach Celsius tut. Manche werden in der Zwölfteilung den Ausdruck pythagoräischer, kabbalistischer oder sonstiger Zahlenmystik sehen wollen, man würde das aber auch bei jeder anderen Teilungsart (etwa durch 3, 4, 7, 10) tun und ausschaggebend bleibt, daß die Unterteilung der Eklip­ tik grundsätzlich von real bemerkenswerten Punkten: von den Aequinoctien und Solstitien, also von jahreszeitlich eindeutig 229

charakterisierten Phasen ausgeht. Hier herrscht jedenfalls ein Minimum an Willkür und schon diese Vierteilung der Ekliptik wird typologisch in allen Daseinsebenen einer ganz bestimmten Wertung unterzogen. Bliebe also nur die weitere Dreiteilung der Quadranten als Willkür übrig. Hier kann nur die Erfahrung klären, was zwingend gültig ist, zumal auch verschiedene Tei­ lungsmodi bei entsprechend abgewandelter Typik (in verschie­ denen Kulturkreisen z. B.) berechtigt oder notwendig sein könn­ ten. Die indischen Mondstationen bilden ein Beispiel dafür, sie haben in der indischen Astrologie eine sehr bedeutende Stellung, während sie bei uns niemals zwingende Geltung erlangen konn­ ten. Ich habe früher die Astrologie eine Zeitzeichenlehre ge­ nannt, — jedenfalls dürfen wir nicht vergessen, daß alles Räum­ liche im Geburtsbilde Ausdruck eines Zeitenvorgangs ist, daß Raum hier überall Niederschlag von Zeit und Rhythmus dar­ stellt.1 Wenn ich meiner Erfahrung trauen darf, so möchte ich an der Zwölfteilung der Ekliptik unbedingt festhalten. Sie ist, was den Ascendenten und in sehr hohem Maße auch den Sonnenstand anbetrifft, überzeugender als manches andere, was nicht als willkürlich bezeichnet werden kann. Auf ihr ruht ein ganz wesentlicher Teil dessen, was die eigentliche astrologische Tiefenpsychologie ausmacht und was sogar dann noch seine Gültigkeit behält, wenn der astrologische Bezug nicht nachweisbar wäre.12 Daß neben der Tier­ kreiskoordination auch noch andere Punkte der Ekliptik in anderen Bedeutungszusammenhängen ausgezeichnet sein könnten, soll damit nicht bestritten werden, zur Zeit haben wir jedenfalls an der Bewältigung des Gegebenen genug zu tun. Gegen den Vorwurf willkürlicher Aspektauswahl ist in den „Grundlagen für die astrologische Deutung“ manches aufgezeigt 1 Prof. 0. J. Hartmann weist in „Erde und Kosmos“, Frankfurt/M. 1940, auf di.e Tatsache hin, daß der antike Kosmos ein Zeitenkosmos war, und er hat den Raum sehr ausdrücklich als „gestorbene Zeit“ charakterisiert. Der antike Kosmos erscheint damit (in seiner gedank­ lichen Bedeutung wenigstens) umfassender als derjenige der modernen Astrophysik. In der Hartmann’schen Schrift begegnet man überhaupt vielen hochbeachtlichen Anregungen für die Vertiefung des Verständ­ nisses in Fragen der astrologischen Symbolik. 2 Es ist eine Typologie auf der Grundlage des Tierkreises und den Planeten denkbar ohne das Geburtsbild überhaupt zu berücksichtigen!, also auf Grund bloßer Typenschau. Gute Vorarbeit hat hier Ph. Metman in „Mythos und Schicksal“, Leipzig 1936, geleistet.

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worden, was ebenso schwer wiegt wie der Vorwurf selbst In diesen Fragen entscheidet vorläufig, d.h. mangels einer aus­ reichenden Theorie der Gestirnbeziehung nur die Erfahrung, auf die in den zahlreichen Fußnoten dieses Buches hingewiesen worden ist. Kleine Aspekte sollten aus praktischen Gründen zunächst nicht berücksichtigt werden. Es ist nicht möglich, Erfahrungen zu machen, wenn die Zahl der zu vergleichenden Elemente nicht auf ein Minimum beschränkt wird, eine Tat­ sache, die wir heute mehr denn je zu berücksichtigen haben, wenn wir uns an die astrologischen Realitäten herantasten wollen. Ich empfehle, Konjunktionen womöglich stark gestellter Planeten und Konjunktionen mit den Eckfeldspitzen die nach­ drücklichste Beachtung zu schenken und dann erst andere Aspektformen — mehr beiläufig als grundlegend — zu berück­ sichtigen. Die Forderung nach Oekonomie der Beziehungsele­ mente gilt z. B. auch für die Einteilung der Tierkreiszeichen in Dekanate oder gar in Gradé. Für solche Beziehungsnach­ weise gibt es bei annähernder Gleichwertigkeit der statistischen Argumente überhaupt kein ausreichendes Beobachtungsmaterial.1 Damit ist jedem mathematischen Luxus in der Astrologie das Urteil gesprochen. Auch hinsichtlich der Orbis weite der Planeten in den Aspek­ ten bestehen viele Unklarheiten, aus denen man sich gewöhnlich durch eine Willkür zu retten sucht. Manche wollen den Orbis auf ein Minimum reduzieren, aber im einheitlichen Planeten­ system steht jeder Planet mit jedem anderen in einem Wir­ kungsverhältnis, auch wenn wir aus Unkenntnis keinen Gebrauch davon machen können. Daher sollen die üblichen Aspekte nur als maximalwirksame Beziehungsregionen gelten und bezüglich der Orbisweiten wird man nur von Fall zu Fall entscheiden. Sie hängen vor allem von der Stärke der Planetenpositionen im Ge­ burtsbild ab. Dazu kommt, daß — wenn die Sextile, Quadrate, Trigone der Tierkreiszeichen usw. auf dynamische bozw. psycho1 Dies gilt auch für den Versuch K. E. Kraffts. Wenn man bei 100 Fällen mit gleichen Argumenten nur Mögliches und Wahrscheinliches, aber nichts Sicheres bezüglich der zwölf Tierkreiszeichen ausmachein kann, so ist es zwecklos, mit 3000 Fällen verwertbare Beziehungen über Tierkreis g r a d e zu suchen, ganz abgesehen von der systematischen Undurchschaubarkeit, die solchen Gradbeziehungen (selbst wenn man sie in Einzelfällen sicher bestimmen könnte), beim heutigen Stande der Astrologie zukäme.

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logische Verwandtschaften oder Gegensätzlichkeiten hinweisen — die bloße Stellung der Planeten in solchen Zeichen zuein­ ander gewiß auch als bezogen stigmatisiert anzusehen ist. In diesem Falle ist es überhaupt unmöglich, von einem Orbis zu sprechen, und für die Felderstellung der Planeten (Mundan­ aspekte?) könnte ähnliches gelten. So ist mit bloßer Orbisbestimmung nichts wesentliches für die Aspektbewertung ge­ schehen, in Wirklichkeit sind soviel Funktionen zu berück­ sichtigen, daß der normale Orbis zu einer bloßen Richtlinie u. v. a. wird. An und für sich gültige Aspekte im Bereiche der zugelassenen engen Aspektweiten könnten u. U. schwach oder gar ungültig sein, wenn sie sich in nicht verwandten Tierkreis­ zeichen oder Feldern bilden. Für die Verifikation der astro­ logischen Hypothese ergeben sich hier große Schwierigkeiten. Technisch ist wegen der gewöhnlich kleinen Zahl der Fälle mit vergleichbaren Argumenten eine wesentliche Einengung des Orbis zweckmäßig, während tatsächlich unzählige Fälle dadurch unverifizierbar blieben, obwohl sie den fraglichen Bezugsfaktor doch enthalten würden. Solche Diskrepanzen zwischen mög­ licher Verifikation und wirklichem Bezug können selbstverständ­ lich überall entstehen, sind aber hier besonders häufig. Die Verifikation der astrologischen Hypothese ist daher eine An­ gelegenheit auf ganz lange Sicht. Man tut gut, sich nur auf einzelne, leicht zugängliche Verifikationen zu beschränken, diese vorsichtig zu systematisieren und in dieser vorläufigen Ordnung praktisch mit gut begründeten Vermutungen zu operieren, die dann wieder mit neuen Verifikationen und Systematisierungen zugeführt werden. Es ist auch keineswegs nur die Statistik, die zur Einsicht in die Tatsachenfrage führt. Wenn ich den Weg über die Statistik trotz unzureichenden Materials gegangen bin, so vor allem, um Mögliches und Wahrscheinliches zu er­ mitteln und es in anderen Fällen sinngemäß zu erproben. So hat sich mir z. B. in der Statistik der Bildhauer angesichts der Sonnenstellung im Skorpion und der Konjunktion von Sonne und Mars die Frage aufgedrängt, ob dieser Begabungstyp nicht von einer Marsdominanz bestimmt wird, und die zugänglichen Geburtsbilder haben das bestätigt. Wenn überhaupt, so wird es noch vieler Jahrzehnte bedürfen, bevor man die astro­ logische Deutung vorzüglich aus der Zusammenstellung einzeln bewiesener Tatsachen betreiben kann. Der Astrologe darf sich 252

damit trösten, daß in der praktischen Tiefenpsychologie aller drei Richtungen und auch in der Psychotechnik, Graphologie und Ausdruckskunde kaum besser steht. Das wirkliche Gewußte ist nur ein kleiner Bruchteil im Vergleich zur Riesenmasse dessen, was man wissen müßte, und es bleibt fraglich, ob hierin jemals ein durchgreifender Wandel eintreten wird. Das Fel der System scheint in Analogie zum Tierkreis kon­ struiert, ist aber gleichfalls in seinen vier Eckpunkten als reale Beziehung zum Geburtsort anzuerkennen. In der weiteren Un­ terteilung erscheint es mir viel undurchsichtiger als der Tier­ kreis. Wenn ich meine Erfahrung sprechen lassen darf, möchte ich raten, die Auswertung von Planetenständen zunächst nur nach Quadranten und nach Aspektbeziehungen zu den Eckfeld­ spitzen vorzunehmen, die eigentliche Felderbeziehung erst in letzter Hinsicht — gewissermaßen beiläufig — in die Deu­ tung aufzunehmen. Gewiß, die naivrealistische Auffassung der Astrologie ergibt auch für die Felder sehr verblüffende Treffer, aber neben den phänomenal und systematisch noch sehr unge­ klärten Felderbedeutungen ist auch der seelische Zustand des Deutenden ausschlaggebend. Die wissenschaftlich gebotene Hemmung steht der praktischen Deutung oft entgegen und der Wegfall dieser Hemmung läßt die astrologische Intuition, von der noch zu sprechen sein wird, leichter in Fluß geraten. Wenn man solche und ähnliche Einwände, Vorurteile bezw. Komplexe auch ablehnen, so doch verstehen und diskutierein wird, so müssen andere ohne Nachsicht angeprangert werden: Gewisse Ideologien weisen mit den Scheingründen vulgärmonisti­ scher und vulgärmaterialistischer Popularphilosophie jede Hin­ wendung auf die dem Menschen selbst wesentlichen Ziele leidenschaftlich ab und geben z. B. in sattsam bekannter Weise den Mißbrauch der astrologischen Sache für die Astrologie selbst aus. Diese Tendenz steht wissenschaftlich und moralisch nicht höher als die marktschreierische Geschäftshoroskopie, die aus dem angstvollen Subjektivismus haltloser Seelen in kleinen und großen Nöten Kapital schlägt, indem sie ein Wissen vor­ gibt, das ihr garnicht eignen kann. — Manchen Pamphleten von sog. „wissenschaftlicher“ Seite ist die Kränkung eigentüm­ lich, die sich aus der Darbietung moderner Astrologie durch Außenseiter ergeben hat1 — sie vergessen, daß maßgebende 1 Daß manchmal auch sehr intime Motive zu „Widerlegungen“ in angesehenen Verlagsinstituten führen, habe ich selbst einmal aus nächster Nähe erlebt.

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Geister der Vergangenheit wie Pythagoras, wPtolemäus, Albertus Magnus, Kepler u. v. a. die Astrologie als berechtigte oder gar notwendige Hypothese angesehen und an ihrer Fortbildung mit­ gewirkt haben. Zudem sind die Grundlagen der Psychologie und Charakterologie und somit der wichtigste Teil der Anthro­ pologie überhaupt in beträchtlichem Umfang der Arbeit von Laien und Außenseitern zu verdanken. Prestigegründe gelten also nicht! Der durch echte Sachkenntnis (= Erfahrung) nicht getrübte konsequente Negativismus gewisser Kreise ge­ genüber astrologischen Gedankengängen ist ebenso sehr als psychopathisch beeinflußt anzusehen wie die hemmungslose, un­ kritische Hinnahme aller möglichen astrologischen Behauptun­ gen. Während jenes zu dürftiger Beckmesserei hinleitet, bringt dieses die Gefahr einer astrologischen Inflation der Phantasie. Wirklichkeitsgemäß kann weder jene noch diese Haltung den Lebenstatsachen gegenüber stehen.

Was die astrologische Tatsachenforschung anbelangt, so muß doch auch einmal in ganz naiver Weise danach gefragt werden, wie der Einzelne heute allen offiziellen und öffentlichen Vorur­ teilen zum Trotz zu einer bejahenden Einstellung gelangt. Gute Geburtsbilddeutungen von zweiter Hand können zwar manchen Anhalt bieten, zumal wenn die Prognose Aussagen enthält, deren zeitlich vorher bestimmtes Eintreffen allen Wahrscheinlichkeits­ regeln des täglichen Lebens widerspricht. Aber „gute“ Geburts­ bilddeutungen sind erstens selten, wie aus der Natur des astro­ logisch Möglichen zwangsläufig hervorgeht, und dann ist es überhaupt sehr fraglich, ob Deutungen aus zweiter Hand die Aufgabe haben können, der astrologischen Beweisführung zu dienen. Man darf gewiß zugeben, daß jeder grundsätzlich Ueberzeugte einen ganz persönlichen Zugang zur Astrologie ge­ funden hat. Einige besonders offen zutagetretende Möglichkei­ ten will ich hier kurz aus eigner Erfahrung schildern. Da ist ■— ich muß schon sagen — in allererster Linie der simplei Sachverhalt maßgebend, daß die astrologische Tierkreistypo­ logie den weitaus meisten Teil dessen enthüllt, was wir im Leben an geistigen Verhaltensweisen und psychologischen Vorgängen beobachten. Wir fühlen uns selbst von recht primitiven Typen­ schilderungen in einer Seelen- und Geistestiefe angesprochen, die von anderen Typologien — etwa in den Ausdruckswissenschaf­ 254

ten — nicht annähernd erreicht werden. Das ist umso bemer­ kenswerter, als der logische Gehalt der Tierkreistypen auch nicht im Entferntesten an denjenigen der ausdruckskundlichen und sonstigen Typenbildungen heranreicht. Mag auch die kortikale Person mit ihren Denkgewohnheiten zunächst widerstreben, so wirkt das Vermittelte im Subkortikalen doch weiter, wo es als Realität wiedererkannt wird. Die in den Pla­ neten ausgedrückte Psychotypologie ist nicht so unmittelbar ein­ leuchtend, vielleicht weil sie schon terminologisch mit der Psy­ chologie an sich bedeutsamer Mythologien von Epochen belastet ist, die wir heute nicht mehr so plastisch nachzuerleben ver­ mögen, sofern wir nicht umfassendere astrologische Erfahrun­ gen gewonnen haben. Als weiteres Motiv bei der allmählich sich bildenden Ueberzeugung von der Realität astrologischer Zusammenhänge ist die besonders im tätigen Leben1 stark und meist schmerzlich empfundene Wirkung von Planetenüber ­ gängen über den Sonnenort und andere kritische Punkte der Geburtsfigur zu erwähnen. Man pflegt die sog. Sonnenstands­ astrologie sehr abschätzig zu behandeln — mit Recht, wenn es sich um wahrsagerische, d. h. viel zu weit gehende und über das Typische hinaus auf Individuelles abzielende, dazu noch ziemlich konfuse Verwendung dieses Geburtsbildelementes handelt. Man soll aber auch nicht verkennen, daß die Sonnenstandspschologie der Tierkreiszeichen in den tieferen Gründen unseres bewußten und unbewußten Daseins urbildhaft verwurzelt ist und daß Transite der großen Planeten über die Sonne durch intensive innere und gelegentlich auch sehr drastische äußere Erlebnisse häufig den Anstoß für ein Forschen in astrologischer Richtung anregen. — Schließlich sind es dann besonders eigenartige und aus dem Rahmen des Alltäglichen und Wahrscheinlichen her­ austretende Einzelerlebnisse, welche die Skepsis gegenüber dem astrologischen „Aberglauben“ endgültig erschüttern. So entsinne ich mich, wie ich in den Anfängen meiner astrologischen Stu­ dien bei einem von sieben Geburtsbildern mir gänzlich unbe­ kannter Geschwister auf Grund rein schematischer Angaben 1 In der betrachtenden Lebenshaltung ist der Zwang der Gestirne viel weniger deutlich und so ist auch mit zunehmender Lebensreife oft ein Nachlassen der> Transitwirkungen zu bemerken. Freilich sind manche Abschwächungen auch als Immunität nach erstmaligen Tranaitwirkungen, andere Wirkungsweisen als Überempfindlichkeitsreaktionen nach wieder­ holter „Verletzung“ begreiflich.

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den dringenden Verdacht schwerer Geistesverwirrung erheben konnte. Die Wahrscheinlichkeit eines Falles von Geistesstörung war sonst in keiner Weise gegeben. Nicht lange darauf fiel mir das Geburtsbild eines am gleichen Tage mit sehr entsprechen­ der Stundenkonstellation geborenen Menschen in die Hand, der ebenfalls an einer sich über viele Jahre erstreckenden Geistes­ störung erkrankt war. Solche Einzelerlebnisse, die sich sehr schnell häufen, sind natürlich nicht beweisend, aber sie lassen auch eine ungeprüfte Ablehnung des astrologischen Zusammen­ hangs nicht mehr so zu, wie es das allgemeine Vorurteil ver­ langt, sie haben gewiß bei den unzähligen Freunden der Astro­ logie zum Studium der Frage beigetragen. Erst wenn dieses Stadium durchlaufen ist, beginnt die oft schwierige Auseinander­ setzung mit den in der astrologischen Literatur gebotenen Einzel­ beispielen. Es ist übrigens nicht zu leugnen, daß das Ringen um die astrologische Tatsachenfrage in den ersten Jahren sehr oft Wesentliches zu verdecken droht. Man ist sich im Streben nach handgreiflichen Tatsachen, an denen es schließlich nicht fehlt, oft nicht mehr bewußt, daß die Sterndeutung letztlich eine Forderung an den menschlichen Willen zur Selbstgestaltung darstellt und nur mittelbar auf Erkenntnis, letzthin aber auf Wandel abzielt! Sie stellt damit den Begriff der Wissenschaft — so wie wir ihn heute gebrauchen — für den Bezirk mensch­ licher Wesenheit überhaupt in Frage.

Es gilt nun, die seelen- und schicksalskundliche Grund­ anschauung der astrologischen Deutung zu erhellen. Man ist jetzt sehr bemüht, die astrologischen Elemente „tiefenpsycho­ logisch“ im Sinne der Arbeiten von Freud, Adler und Jung zu ordnen. Man fordert daher, daß wenigstens die Hauptelemente dieser Tiefenpsychologie grundlegend für das astrologische Den­ ken werden und auch bei der Tatsachenkontrolle ein erhebliches Gewicht erlangen. Ich habe in den Deutungshinweisen dieser Schrift sehr oft Anlehnung an die Tiefenpsychologie der Gegen­ wart gesucht, habe mich aber allmählich davon überzeugt, daß hier ein heikles Problem vorliegt: vor der Tiefenpsychologie in toto zu praktischen und wissenschaftlichen Zwecken muß doch gewarnt werden. In meinen eigenen Darlegungen erkenne ich immer mehr, daß die Hinweise auf moderne tiefenpsycho­ logische Sachverhalte im Grunde mehr zum Zwecke der Ver­ 236

ständigung erfolgten als daß sie die astrologische Deutung eigentlich begründen konnten. Das überlieferte astrologische Beziehungssystem ist jedenfalls nicht auf dem Boden moderner Tiefenpsychologie gewachsen, wenn es natürlich auch dort, wo beiderseits Realitäten in Frage kommen, enge Berührungspunkte haben muß. Die vollkommene Umformung der traditionellen Astrologie ist aber — selbst wenn sie möglich wäre — die Arbeit vieler Jahrzehnte. Da solche Angleichung uns zur astro­ logischen Problematik auch noch diejenige der Tiefenpschologie aufbürden würde, könnte sie — selbst wenn sie berechtigt wäre — die Entwicklung auch hinsichtlich der Erhellung der Tat­ sachenfrage nur aufhalten. Die naive Uebernahme astrologischer Psychologie, die — wie noch auszuführen sein wird — eine ganz eigene Art von Tiefenpsychologie darstellt, ist gegenwärtig jeden­ falls ökonomischer und aussichtsreicher, besonders wenn sie un­ bekümmert leicht verständliche und zugängliche Elemente mo­ derner Tiefenpsychologie zur Objektivierung dieser oder jener Einzelheiten einbezieht. Im Laufe der Entwicklung wird sich schließlich alles moderne Tiefenpsychologische, sofern es zu Recht besteht, ganz von selbst in den Deutungs- und Verifika­ tionsprozeß eingliedern. Hier ist nun bereits der zweite Grund angedeutet, der es nicht ratsam erscheinen läßt, grundsätzlich die moderne Tiefenpsychologie als Kriterium des Wahrheits­ gehaltes und als Deutungsgrundlage in die Astrologie einzufüh­ ren. Die Tiefenpsychologie erscheint zwar in vielen Einzelheiten überzeugend, in ihrer Gesamtkonstruktion dagegen ist sie doch nur eine Arbeitshypothese, die selbst erst allseitiger Klärung und Sicherung bedarf! Es gibt ja mindestens drei ganz ver­ schiedene Konzeptionen solcher Seelenkunde. Wir sollten uns also mit der Problematik der modernen Tiefenpsychologie nicht belasten und brauchen es auch nicht, selbst wenn wir versuchs­ weise und im Erfolgsfalle endgültig einzelne besonders über­ zeugende Motive übernehmen. Schon ganz oberflächlich und praktisch gesehen ist es besser, mit vorläufigen Kompromissen zu später endgültiger Identifikation vorzuschreiten, d. h. in ganz naiver Form das Lösbare aufzugreifen und selbst dieses not­ falls in nur vorläufiger Form zu lösen, das Unlösbare dagegen einer besseren Zukunft zu überlassen. Ausschlaggebend ist aber nun dieses: das in den astro­ logischen Elementen geschilderte Bezugssystem bildet für sich 237

selbst eine eigenständige Tiefenpsychologie von großer Tiefe und Reichweite, von unmittelbarer Einsicht und uralter, durch Jahrtausende geläuterter bezw. stets erneut angepaßter Tradi­ tion. Jedes einzelne Bezugselement zeigt bei unbefangener Be­ trachtung eine reiche Tiefengliederung, die vom Normalpsycho­ logischen des Alltags über physiologische Reaktionstypologien fortschreitet zu geistigen EinsteUungsweisen, zu weltanschau­ lichen Impulsen mit all ihren imbewußten in der Tiefe des Menschendaseins ruhenden Motiven. In der intensiven Mannig­ faltigkeit der Entelechie, in den Potenzen des Körpers, des vegetativen Nervensystems, der Wirkstoffverteilungsdynamik1 und im Unbewußten liegt die astrologische Lebensordnung ur­ bildhaft beschlossen und es gilt, sie so unverzerrt wie nur mög­ lich in das Bewußtsein emporzuheben1 2. Die Eselsbrücken vor­ eiliger Identifikation mit bekannten Systemen führen leicht in die Irre und lenken vom Reichtum der astrologischen Seelenr weit ab. Die astrologische Lebensordnung ist zwar keinieswegs irrational, im Gegenteil, sie hat aber ihre eigne, sehr mannig­ faltig gegliederte Ratio3, die es zu erforschen und der es zu folgen gilt. Wenn ich für diese Neuausgabe eine Ueberarbeitung auf Grund dieser Aufgabestellung nicht vornehmen kann, so bedaure ich dies gerade hier in ganz besonderem Maße. Es wäre eine sehr reizvolle, aber auch schwierige Arbeit, die sich ins Unendliche menschlichen Erlebens erstreckende Perspek­ tive der astrologischen Psychologie für die wichtigsten Einzel­ elemente aufzuklären. 1 Vitamine, Fermente, Hormone. 2 So gesehen geht die Auslassung Goethes in seinem Brief an Schiller (8. 12. 1798) über die Astrologie, so poetisch, vielsagend und beacht­ lich sie auch ist, nicht in die letzte Tiefe des Problems ein. Goethe spricht hier doch vorwiegend als beratender Dramaturg. Es heißt da: „Der astrologische Aberglaube ruht auf dem dunklen Gefühl eines ungeheuren Weltganzen. Die Erfahrung spricht, daß die nächsten Gestirne einen entschiedenen Einfluß auf Witterung, Vegetation usw. haben; man darf nur stufenweise immer aufwärts steigen und es läßt sich nicht sagen, wo die Wirkung aufhört. Findet doch der Astronom überall Störungen eines Gestirns durch andere; ist doch der Philosoph geneigt, ja genötigt eine Wirkung auf das Entfernteste anzunehmen; So darf der Mensch im Vorgefühl seiner selbst nur immer etwas weiter­ schreiten und diese Einwirkung aufs Sittliche, auf Glück und Unglück ausdehnen. Diesen und ähnlichen Wahn möchte ich nicht einmal Aber­ glauben nennen, er liegt unserer Natur so nahe, ist so leidlich und läßlich als irgend ein Glaube." 3 Siehe Anmerk. z. S. 214 des Nachwortes.

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Aber es kommt noch anderes hinzu. Die psychologistische Auffassung der astrologischen Beziehung mit ausschließlicher Begründung in physiologischen und vegetativ-nervösen Prozeß­ typen ist doch nur eine Hypothese, die zwar dem Zeitgeist vollkommen entspricht, ja füT den wissenschaftlich Denkenden unserer Zeit die einzig vollziehbare darstellt. Sie ist aber nur eine Arbeitshypothese, der in voller Ausschließlichkeit auch sehr ernste Bedenken entgegenstehen, wenn man das Erfahrungs­ material mit kühler Objektivität betrachtet. Es ist sehr schwer, das, was hier in Frage steht, zu formulieren, weil es keine dis­ kutierbare Hypothese gibt, die alles Erfahrbare enthielte. Es ist aber jedenfalls Pflicht, den Widerspruch offen auszusprechen, der darin liegt, daß es einerseits viele Erfahrungen von gleicher Eindringlichkeit wie die nur psychologisch verstehbaren gibt, die psychologisch nicht erklärbar erscheinen, und daß an­ dererseits freilich die psychologische Hypothese den größten Teil der uns zugänglichen Uebereinstimmungen zu decken scheint. Hier käme es nur darauf an, vom „dunkeln Gefühl eines ungeheuren Ganzen“ zur Ratio dieses Ganzen zu gelangen — aber davon sind wir noch weit entfernt! Also auch hier gibt es Gründe, der Anpassung an bestehende psychologische Sy­ steme mit Vorsicht zu begegnen. Wir nähern uns jetzt den Kernfragen der Astrologie und da­ mit auch der praktischen Deutung im engeren Sinne. Diese kann ihren Grundlagen nach nicht dasselbe erstreben wie ein seelischer Querschnittsbefund für eine bestimmte Epoche, etwa im Sinne der Psychotechnik oder der Ausdruckskunde. Sie ver­ wendet Materialien, die der Psychotechnik und Ausdruckskunde fremd sind, und es fehlen ihr Voraussetzungen, welche diesen Disziplinen reichlich zur Verfügung stehen. Dies betrifft das Milieu mit seiner charakter- und schicksalbildenden Tendenz, aber auch das Niveau, selbst wenn man sich nicht in den engen Grenzen der Klages’sehen Definition bewegt. Der Löwetyp z. B. wird in allen sozialen, wirtschaftlichen und geistigen Verhält­ nissen jeweils verschiedene Ausprägung erlangen, während die Astrologie nur das Urbild der Löwetendenz in den verschie­ denen Lebensschichter, aufweisen kann. Dasselbe _gilt für alle Nuancen der unendlichen Niveauskala und für alle Lebens­ alter. Es gibt auch noch tiefere Ursachen für die Tatsache^ daß man im eigentlichen Sinne trotz vieler überraschender Er239

folge im einzelnen vom Astrologischen her kein Charakterund Schicksalsbild entwerfen kann, das der jeweils gegenwärti­ gen Situation in jeder Hinsicht entspricht, so wie man es z. B. von einer graphologischen Deutung fordern müßte, wenn die ausdruckskundliche Konzeption des menschlichen Charakters zu Recht bestünde. Im Geburtsbild treten alle Motive der see­ lischen, geistigen und teilweise der körperlichen Entwicklung auf eine Ebene projiziert in Erscheinung, die in Wirklichkeit den Inhalt der ganzen Lebensspanne ausmachen. Es heißt zwar: „so mußt du sein, dir kannst du nicht entfliehn“, gemeint ist aber ein Werden des Wesens in der Erscheinung: „geprägte Form, die lebend sich entwickelt“. Das Geburtsbild gibt den Längsschnitt durch die Existenz, nicht Querschnitte wie das Deutungsverfahren der Psychotechnik und Ausdruckskunde. Schon deshalb wird man neue Formen für die astrologische Deutung suchen müssen und es ist dies nicht der einzige Grund, der zu neuer Formung hinleitet. Die bloße Verwendung von Mittelwerten für die Deutungsgrundlage führt zwar oft zu ver­ blüffenden Erfolgen, sie steht aber nicht im Einklang mit dem Wesen des astrologischen Deutungsprozesses und verhüllt, was an ihm von tieferem Werte ist.1 Dazu kommt, daß die astro­ logische Charakter- und Schicksalsdeutung ihren Zweck ganz und gar verfehlt, wenn sie den Menschen so beläßt, wie sie ihn angetroffen hat! Eine „gelungene“ Deutung (alten Stils) muß durch die Veränderung, die sie im Persönlichkeitsgefüge des Menschen hervorruft, bald falsch werden, wenn sie nach der bisherigen charakterologischen Auffassung als endgültig ange­ sehen wird. Neben dem Appell an den Willen (zur Entwicklung zur Vervollkommnung z. B.) ist schon das bloße Wissen eines vorher Unbewußten oder nur unklar Erkannten eine verän­ dernde Kraft im Gesamtgefüge der zu wandelnden Persönlich­ keit. Es bildet einen neuen dialektischen Ausgangspunkt für Prozesse, deren Ablauf nur unter Berücksichtigung der gewon­ nenen Freiheitsgrade des Menschen bestimmt werden kann. Astrologie ist danach keine Charakterdeutungsmethode im üb­ lichen Sinne und der Astrologe sollte seine Hauptaufgabe nicht in einem individuell verstehenden Wissen um seelische 1 Daß die Tatsachenforschung, die gezwungen ist, mit solchen Mittel­ werten zu operieren, von diesem Sachverhalt empfindlich betroffen wird, braucht nicht weiter dargelegt zu werden.

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Eigenheiten und damit verbundene Schicksalsfolgen erblicken, die schon aus rationalen Gesichtspunkten nicht eigentlich in sein Gebiet fallen Natürlich muß er die astrologisch aufweisbaren Grundantriebe in ihren vielfachen Verknüpfungen klar und an­ schaulich vorbringen. Verstehen im individuellen Sinne soll er das Vermittelte selbst nicht! Das ist die Aufgabe des Menschen, dessen Geburtsbild er deutet. In der Praxis sind wir noch weit von solcher Haltung entfernt und ver­ ständigungshalber wird man noch oft Kompromisse machen müssen, aber es sollte doch auch dem Bedeuteten immer wieder klar gemacht werden, wie es sich in Wirklichkeit verhält und was die astrologische Deutung in ihm zur Auslösung bringen soll. Daß dies selbst nichts ganz Eindeutiges in allen Konse­ quenzen Voraussehbares ist, muß hervorgehoben werden, um die freiheitlichen Kräfte zu entfesseln.1 Im weiteren Verlauf sollte der Vorgang der astrologischen Deutung sich etwa der Technik; der Tiefenpsychologie nähern ohne damit ihre Inhalte zu über­ nehmen, d. h. es käme von Seiten des astrologisch Deutenden darauf an, den zur Zeit erreichten Entfaltungszustand auszu­ tasten und von hier aus die Möglichkeit der weiteren Bildung nach dem Geburtsbild auszudeuten. Wenn die astrologische Ar­ beit in dieser Hinsicht Erfolg gehabt hat, so wird sich sehr bald in dieser oder jener Richtung oder auch in der Grundströimung der Persönlichkeitsbildung ein neuer Status mit neuen Aufgaben für beide Teile ergeben und letzthin läuft diese Form der astro­ logischen Wissensvermittlung auf eine Belehrung über die Astro1 Der dialektische Umschlag bildet ein wesentliches, wenn auch wahr­ scheinlich nicht das einzige Vehikel der Entfaltung und Entwicklung der Persönlichkeit. Der jeweils mögliche Widerspruch ist zwar dem Schema nach bestimmt, in seinem individuellen und aktuellen Charak­ ter jedoch aus prinzipiellen Gründen nicht erfaßbar, weil der Wider­ spruch einer gegebenen Tendenz ganz verschiedener Art — im. Rahmen dieses Schemas — sein kann. Der Widerspruch einer Venus­ konstellation z. B. kann in der Sublimierung aus dem Sinnlichen auf sehr verschiedene ästhetische Strebungen beruhen, er kann aber auch in der teilweisen oder völligen Negation des Venuselementes bestehen. Hier spielen Milieufragen, vorher abgelaufene Entwicklungen und astro­ logisch nicht erfaßbare Voranlagen (sagen wir ruhig karmischer Na­ tur) eine wichtige Rolle. Aber auch der eigentlichen Freiheit ist vieles überlassen, ganz besonders — wenn auch nicht ausschließlich — dann, wenn es sich um die Entwerdung der Persönlichkeitselemente handelt.

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logie selbst hinaus, um den Bedeuteten allmählich von der Füh­ rung des Astrologiekundigen zu befreien.1

,,Der Mensch ist, was er sein soll, nur durch Bildung, durch Zucht; was er unmittelbar ist, ist nur die Mög­ lichkeit, es zu sein, d. h. vernünftig, frei zu sein, nur die Bestimmung, das Sollen . . . Der Mensch . . . muß sich selbst zu dem machen, was er sein soll ; er muß sich alles das selbst erwerben, eben weil er Geist ist; er muß das Natürliche abschütteln. Der Geist ist also sein eignes Resultat." G. W. F. Hegel, Philosophie der Weltgeschichte

Grundsätzlich nur entlarvende Charakterkunde entspringt im wesentlichen dem Ueberlegenheitswunsch des Ausübenden und entbehrt jeder tieferen Berechtigung. Astrologie steht ihr sehr fern, obwohl sie manche ihrer Ansprüche befriedigen kann und andererseits die von den Moralisten, von Goethe, Schopenhauer, Lichtenberg, Nietzsche, Klages u. v. a. entwickelte Entlarvungs­ psychologie für ihre eigenen Zwecke benutzt. In letzter Folge zielt entlarvende Psychologie gewiß auch auf Entwertung nur persönlichkeitsdienender Seelenfunktionen ab und ist insofern auf Verwesentlichung gerichtet, doch enthält sie kein posi­ tives Programm. Astrologische Menschen- und Schicksalskunde hat trotz mancher Uebereinstimmungen in den Tatbeständen ganz andere Ziele und dient wegen der Eigenart der sich ihr darbietenden Seelensymbole der Aufwertung. Sie ist, gerade weil sie die Entfaltung als grundlegende Seelenqualität auf­ faßt, realistischer als nur entlarvende Seelenkunde.12 Gewiß wird 1 Die astrologische Deutung wird vom Entwurf eines Persönlichkeits­ bildes also abgehen und zu einem auf längere Zeit sich hinziehenden Gespräch zwischen dem Astrologiekundigen und dem astropsychologisch zu Erhellenden sich entwickeln müssen. Im Laufe dieses Gespräches wird man die jeweilige Entwicklungsstufe der Konstellation abzutasten haben und die weitere Perspektive entwickeln. Und das Verfahren gilt auch hinsichtlich prognostischer Mitteilungen. Der astrogische „Roman“ kann künftig wohl nur noch für den Primitiven von Bedeutung sein oder ganz vorläufigen Ausgangspunkt für den neuen Deutungstyp bil­ den, indem er über die Grundlagen dessen, was zu diskutieren wäre, orientiert. Wir werden verstehen lernen müssen, daß auch die prak­ tische Psychologie nur ein „System von Aushilfen“ sein kann. 2 Daß „Arbeitgeberpsychologie“ im Sinne der Psychotechnik und ge­ wisser graphologischer Gepflogenheiten einen schweren Mißbrauch der Astrologie darstellen würden, bedarf wohl keiner besonderen Erläuterung.

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man sich vor der Idealisierung aller möglichen Persönlichkeits­ tendenzen hüten müssen, die nur als Stufen nicht als Ziele zu werten sind. Astrologische Seelenkunde ist eine Methode kontinuierlicher Selbstverwirklichung und Selbstvervollkomm­ nung. .ein „Yoga“.1. Wer solche Aufgaben etwa im Hinblick auf die Betriebsamkeit und den „Schaffensdrang“ der Gegen­ wart ablehnt, sieht nicht, daß das Chaos und die Sinnlosigkeit unserer Existenz gerade das Ergebnis der ameisenhaften Ge­ schäftigkeit und des damit verbundenen Mangels an Selbstbesin­ nung sind. Das eigentümlich Menschliche wird endlich doch wieder zu seinem Rechte kommen, weil es ohne dieses weder Ge­ sellschaft, noch Politik, ja nicht einmal eine Wirtschaft gibt,, die diesen Namen verdient. Der kollektive Lösungsversuch — etwa im Sinne der Massenerziehung auf Grund sehr fragwürdi­ ger religiöser oder politischer Schlagworte oder auch in der prophylaktischen Massenmedizin der Gegenwart — geht an der Grundfrage vorbei, so Gutes er gelegentlich auch zu leisten vermag. Auf die Anweisung zum rechten persön­ lichen Leben für Körper, Seele und Geist kommt es an und da versagen alle militaristischen Patentlösungen, weil sie die Eigentümlichkeit und den jeweiligen Entfaltungszustand des Menschenwesens außer acht lassen. Die „normale“ Auffassung geht heute dahin, daß die Selbstbildungs- und Entwicklungs­ 1 Damit ist eine Technik der Selbstverwandlung gefordert, die zu­ nächst aus alltagspsychologischen Erfahrungen bestritten werden kann, in zunehmendem Maße aber doch experimentell und methodisch er­ arbeitet werden muß. In dieser Hinsicht muß sowohl die Natur dea Experimentes als auch diejenige der Methode vollständig neu bestimmt werden. Für die Wissenschaft im europäischen Kulturkreise ist es in unerfreulichem Maße charakteristisch, daß sie keine Ansätze für sol­ ches Beginnen aufzuweisen hat. Konfessionell gebundene Bestrebungen und manche teils beachtliche, teils fragwürdige psychoanalytische Hin­ weise haben keine allgemein verbindliche Geltung und gerade diese ist hier sehr nachdrücklich zu fordern. Andererseits darf es nicht zu fruchtloser Selbstbespiegelung ihrer seelisch aushöhlenden Wirkung kommen und es ist daher gewöhnlich nicht gut, wenn der jugend­ liche Mensch in unmittelbare Erfahrungsbeziehung zur Astrologie ge­ langt. Selbstverwirklichung beginnt mit der Tat („Im Anfang war die Tat!“), — die aus der Betrachtung folgende Reifung und die end­ liche Entwerdung bilden das Thema späterer Lebensjahre. Lehrer und Erzieher könnten dagegen von astrologischen Möglichkeiten mit Um­ sicht und Kritik fruchtbaren Gebrauch machen, indem sie so Er­ kanntes an den Lebensvorgängen ihrer Schüler objektivieren und zum Ausgangspunkt neuer Entfaltungen werden lassen.

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tendenzen sich an den mannigfaltigen Aufgaben erfüllen müssen, welche die sogenannte „Wirklichkeit“ in Natur- und Sozial­ wissenschaft als „Tatsachen“ hinstellt. Ganz abgesehen davon, daß damit die Selbstbildung dem Zufall der äußeren Lage aus­ geliefert wird, erweist sich die Hinfälligkeit dieser Meinung an der seltsamen Unbeständigkeit dieser „Tatsachen“ und der von ihnen dargebotenen Bildungsproblemen, wenn die Vorstellun­ gen (nach Hegels Ausspruch) erst einmal revolutioniert sind. Auch die modischen Ideologien in Politik, Wirtschaft, Sozial­ leben, Philosophie, Wissenschaft usw. bieten mit dem totali­ tären Anspruch, den sie vertreten, keine brauchbare Grundlage für die Selbstbildung des Individuums, wiewohl sie es vermöch­ ten, wenn man sie nur — ihrer Anmaßung entgegen — be­ wußt als Stufen, nicht als Zielsetzung für die Geistesbildung begreifen würde! Aus dem eigentümlichen Zusammenhang der astrologisch erkennbaren Seelen-, Geistes- und Schicksalsgrundlagen fällt Licht auf die Bedeutung der Persönlichkeit und damit auf den Sinn lebensfördernder Psychologie überhaupt, — im einzelnen auch auf die Aufgaben, die sich von der Astrologie her dieser Persönlichkeit gegenüber ergeben. In der vorausge­ gangenen Schrift ist manches angedeutet, aber die seinerzeit ge­ botenen Kompromisse werden künftig doch nicht mehr zu­ friedenstellen. Die astrologische Charakter- und Seelenauf­ fassung greift an die letzten Probleme des Menschen und man kann sich ihren Forderungen nicht mit konventionellen Simplifikationen und Banalisierungen entziehen. Wenn auch viele sonst sehr kluge und geschulte Köpfe in vorzeitigem Agnosti­ zismus nicht mehr zu Ende denken und sich lieber unverbind­ lichen, poetisch-mystischen Schlußphrasen als rationalen Lö­ sungsversuchen hingeben, so dürfen wir uns hier solche Be-J quemlichkeiten nicht gestatten. Die Persönlichkeit erweist sich als Prozeß ewigen Werdens, Wandelns und Vergehens, und zwar vorzugsweise im Wechsel­ spiel ihrer Widersprüche und unter dem Vorzeichen wech­ selnder Dominanten. Diese Persönlichkeit ist zwar notwendiger Ausdruck der im Geburtsbild enthaltenen Konstellationen, den­ noch ist die Phase, in der sie sich jeweils befindet, Ausdruck der 244

bis dahin erlangten Freiheit.1 Persönlichkeit ist wohl Ausfluß der Tiefe menschlichen Wesens, aber nicht ihr abschließender Ausdruck. Für sich selbst kommt ihr Zusammenhang, Struk­ tur und Dominanz, aber nicht abschließender Wesensart zu. Im Fluß ihrer Entwicklung ist sie stets von Ganzheitszögen be­ herrscht, ohne Ganzheit jemals endgültig zu verwirklichen. Sie bleibt wie der Organismus ein offenes, im Fließgleichgewicht befindliches System mit begrenzten Freiheitsgraden, die gerade das eigentlich Bedeutsame an ihr ausmachen.’ Das Ge­ fühl, daß Persönlichkeit in ihren Einzelelementen und in ihrem Gesamtgefüge zur Fessel, zur Falle (Barlach) wird, dürfte bei entfaltungsbereiten Menschen in dem immer wieder auf­ tauchenden Bewußtsein der Unzulänglichkeit zum Ausdruck ge­ langen. Die „fertige“ Persönlichkeit ist tot, ein System von Automatismen, das sehr eindrucksvoll sein kann, vom Standpunkt der Wesensverwirklichung aber nicht mehr als ein bedauerliches Kuriosum. Dies gilt auch für das gerade mit den Persönlichkeits-(— Haftungs-)prozessen eng verbundene Schicksal. Das ge­ rade dem Lebendigen eigentümliche, immer erneut auftretende Unzulänglichkeitsgefühl ist es, das den dialektischen Entfal­ tungsprozeß in Gang hält, und es ist Hauptaufgabe astropsychologischer Arbeit, den Vorgang durch ständige bewußte und ge­ wollte Objektivierung zu erleichtern und zu beschleunigen. Wenn man solchen Forderungen gegenüber einwendet, daß dadurch die „unbefangene“ Entwicklung des Menschen zu Schaden! komme, so ist bei der weit mehr chaotischen als unbefangenen Seelenentwicklung in der Gegenwart keine Gefahr darin zu er­ blicken. Keinesfalls dürfen wir uns in der Selbstgestaltung mit den Beschwichtigungen der Tiefenpsychologie begnügen, so nützlich solche Aushilfen gelegentlich und vorübergehend auch sein können. Das ständig in Fluß befindliche Ordnungs­ streben bildet in der Persönlichkeitsbildung wie in der Ent­ 1 Das Geburtsbild als Ganzes, wie auch jedes Element und jede Kon­ stellation desselben, hat in jeder Entwicklungsphase eine andere Bedeu­ tung. Dem wird leider in den Deutungsanweisungen der Lehrbücher niemals bewußt Rechnung getragen. s Ganz wäre Persönlichkeit nur, wenn sie ihre Probleme auch selbst zu lösen vermöchte, was nicht der Fall ist. Diese Probleme er­ ledigen sich (wie Keyserling einmal bemerkt) durch das Auftreten neuer Fragen. Freilich, auch dies wäre nicht möglich, wenn nicht ein Streben nach Problemlösung den Menschen beseelte, das den eigent­ lichen Ganzheitszug der Persönlichkeit ausmacht.

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persönlichung — paradoxerweise — den Ausgangspunkt für die Freiheit.1

In der Astrologie als Werde künde kann man der lehFrage nicht ausweichen, denn bewußt gewolltes Werden (oder Entwerden) vollzieht sich unter der Kontrolle des Ich. Die Frage, was das Ich sei, was es empirisch für die Seelenvorgänge bedeute, wie es die Persönlichkeit vereinheitliche, was es meta­ physisch repräsentiere, ist schwierig und heikel, denn es ist hier notwendig, auf psychologischer, logischer und metaphysischer Ebene zu argumentieren und da können Willkür und Erbauungs­ bedürfnis leicht Verwirrung stiften. Grundlegend ist die Frage ob „Ich" ein selbständiges Element sei, das dem Persönlichkeits­ werden richtend übergeordnet ist, oder ob es nur eine vergäng­ liche Konstellation bildet, eine Welle auf dem Meere der Per­ sönlichkeit, — von seiner metaphysischen Dignität ganz zu schweigen. Direkte oder positive Merkmale der ,,/c/i"-Eigenart würden nur bestimmbar, wenn Ich und Persönlichkeit teilweise iden­ tisch wären oder wenn sie wenigstens in einem genau bestimm­ baren Verhältnis stünden — aber das ist ja gerade die kritische Frage! Daß Ich und Persönlichkeit nicht identisch sind, erhellt daraus, daß es zeitweilige und ständige Persönlichkeitselemente unbewußter Art gibt, daß aber das Ich gerade nur als ein 1 Eine ganz andere Wendung erhält die Selbsteinsicht des Men­ schen, wenn man annimmt, daß nicht nur das Körperliche und See­ lische dem „Einfluß“ der Gestirne unterworfen ist, daß vielmehr auch äußere, weder körperlich noch seelisch erklärbare Geschicke ihr Ab­ bild in der Geburtsfigur und womöglich auch in den laufenden Kon­ stellationen bzw. ihren Verhältnissen zum Geburtsbild haben. Wenn wir bei einer solchen Annahme, die durchaus mit guten Gründen verr treten werden kann, wenn sie auch garnicht in das Weltgefühl der Moderne hincinpaßt, zu einer sinnvollen Erklärung oder zum min­ desten zu einer heuristischen Hypothese gelangen wollen, dann bleibt nichts anderes übrig, als dem Gedanken von Reinkarnation und Karma nachzugehen und in diesem Falle gewinnt das Selbstgestaltete einen ganz anderen Aspekt. Es stellt sich dann dar als die Erfüllung einer Auf­ gabe bezw. die Auflösung eines Problems unsrer eignen Vergangenheit. Das Selbstgestaltete wird dann wohl in die unbewußte und nicht mehr wissensnötige Grundlage unserer künftigen Existenz einfließen, gewisser­ maßen ihre positive Voraussetzung bilden, während eben das Nicht­ gestaltete, das problemhaft geblieben, die Aufgabe der nachfolgenden Inkarnationen und ihrer Selbstgestaltungspflichten bildet.

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Bewußtes gemeint sein kann, wenn es auch nicht einfach das Bewußtsein selbst ist, wie Descartes wohl glaubte. Wenn das Ich auch unbestritten als psychologische Erfahrung gelten darf, so leugnen doch viele die kontinuierliche fc/i-Selbigkeit und vor allem auch den metaphysischen Wertgehalt des Ich1, die etwa darin bestehen könnten, daß das Ich ein Teil des menschlichen Wesens oder dessen Manifestation in besonderen Bezirken der Persönlichkeit — etwa eine von vielen möglichen Emanationen des Wesens sei. Man darf sich — glaube ich — nicht wundern, daß es der Fragen im fc/i-Bezirk unendliche gibt, denn das IchErlebnis ist in der vollen Breite seiner Entwicklung ein neues Produkt im Werdegang des Menschen (Schleich). Im griechisch­ europäischen Kulturbezirk dürfte es wohl zur Zeit der Renais­ sance zu der überragenden Bedeutung gelangt sein, die es jetzt auch in den Massen hat, wenn auch das Christentum vielleicht als Schule des Ich in den Jahrhunderten angesehen werden darf. Wir wollen zuvor die Denker und Weisen aller Zeiten be­ fragen, ehe wir die eigne Ansicht darbieten.1 2 Zur Erfahrungsfrage des fc/i-Erlebnisses sagt der Verfasser der „Phänomenologie des Ich“, Oesterreich : „... ist das Ich ein Phänomen besonderer Art oder ist es lediglich ein Komplex von Phänomenen, die es selbst einzeln nicht in sich enthalten?“ Nietzsche z. B. benennt das Ich als das „momentan Ueberwiegende der Persönlichkeit“ und dazu noch als „sekundäre Reaktion gegenüber dem primären Du“! Danach wäre es charak­ terologisch und astrologisch erfaßbar, für die Selbstbildung aber belanglos, weil durchgehend von den reaktiven Persönlich­ keitsimpulsen bedingt. Diese Auffassung vereinfacht vieles und hat dazu noch den Vorteil, die selteneren Fälle vollkommener Persönlichkeitsspaltung auch als Ich-Spaltung3 deuten zu 1 Unter Metaphysik ist hier das Bestehen eines wie immer auch ge­ arteten Sachverhaltes außerhalb jeder menschlichen Erfahrung gemeint. 2 Chronologisch-historische Darbietung in der Ich-Frage ist nicht angebracht, weil verschiedene Kulturen chronologisch ganz unterschied­ liche Gleichzeitigkeiten ergeben. Auch ist die geschichtliche Entwick­ lung des I c h - Gedankens nicht einfach in chonologischer Folge sinn­ voll nachzuweisen. 3 Es besteht keine Notwendigkeit, die Persönlichkeitsspaltung mit der Spaltung des I c h zu identifizieren. Das Gedächtnis, das dem Ich' abwechselnd zur Verfügung gestellt wird, gehört den Persönlichkeits­ komplexen zu und das Ich hat eben die Persönlichkeit, die sich ihm darbietet.

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können und sie paßt auch in das psychologische Grundschema des 19. Jahrhunderts, das mit dem Satz vom Parallelismus zwischen Leib und Seele gekennzeichnet ist, aber dieser letztge­ nannte Satz ist wohl heute grundsätzlich widerlegt und nur noch in der Popularpsychologie im Schwange. Leib und Seele sind eben durchaus nicht zwei Seiten ein und derselben Sache und es wäre sogar möglich, daß der nunmehr üblich gewordene Dualismus später dem Pluralismus weicht, wenn man der Fülle der Wirklichkeit gerecht werden will. Die Oekonomie dei Denkmittel hat nur in der praktischen Forschung führende Be­ deutung, darüber hinaus ist sie nicht zuständig. Für Nietzsche ist das Ich also eine Erfahrung, aber keine, die der Persönlich­ keit übergeordnet ist bezw. ihr gegenüber etwas Selbständiges meint. Oesterreich hebt nun folgendes hervor: „es gibt ein nicht weiter reduzierbares /c/i-Moment“. Dem wäre zuzustim­ men, wenn er nicht weiter in die Sphäre der Persönlichkeit über­ gehen würde. Er sagt nämlich: „es finden sich Tatsachen (!) im Umkreis unseres Bewußtseins, die spezifisch ichhafter Na­ tur sind, wie es auch umgekehrt andere gibt, die nicht von, dieser Art sind. Der Punkt, an dem das Vorhandensein des Ich sozusagen am handgreiflichsten wird, sind die emotionalen Zustände, die einfachen Gefühle, die Stimmungen und Affekte“. Gewiß ist, daß diese Zustände das Ich in besonderem Maße mit Beschlag belegen, aber dies alles mit Oesterreich als IchZustände zu bezeichnen, ist keine klare Schilderung des wirk­ lichen Sachverhaltes.1 Auch Freud, den wir sonst,nicht als Kronzeugen für unsere Meinung zitieren werden, dürfte die emotionalen Zustände (der Persönlichkeit) mehr in den Bereich des Es als des Ich verlegen. Die wirkliche Beobachtung zeigt: „Freude steigt in mir auf“ oder „in mir ist Freude wirksam“. Ueber das Entstehen und Vergehen der Freude habe ich keine Verfügungsgewalt. Mit Driesch gesagt: „ich habe Freude“. Und vom freudigen Zustand (wie von jedem anderen emotio­ nalen) kann ich in buddhistischer Redewendung sagen: „das bin ich nicht, das ist nicht mein Selbst, das gehört mir nicht zu!“ Während der Ich-Zustand gedanklich unvollziehbar, d. h. eine bloße Verständigungsformel ist, sind die Darstellungen, wie wir 1 Wir kämen sonst zu dem paradoxen Gedanken, daß die Gefühls­ psychose im Massenwahn als eigentliches Ich-Phänomen anzusprechen wäre.

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sie von Freud, von Driesch und vom alten Buddhismus her gebrauchen, gedanklich klar vollziehbar. Wir haben überall nur /c/i-Gehabtheiten aber keine Ic/i-Formen. Im anderen Falle gäbe es nämlich auch unbewußte ZcA-Zustände und damit ein Ich, daß sich in keinem Punkte von der Persönlichkeit unter­ scheiden würde, was ja gerade die Absicht Oesterreichs war. Auch von der Selbst Wahrnehmung des Ich bei Oesterreich muß gesagt werden, daß diese keine unmittelbare ist, sondern nachträgliche Wahrnehmungen der /c/i-Gehabtheiten darstellt. Ich nimmt sich nur wahr, indem es der Tatsache bewußt wird, daß es seelische Prozesse erlebt bzw. gewußt gehabt hat. Schopenhauer sieht im Ich eine Repräsentanz des Indi­ viduums (der „finstere Punkt im Bewußtsein“), das mit dem Tode dahinschwindet ohne das metaphysische, nicht-individuelle Sein zu berühren. Mit dieser Definition hebt er die Nicht­ bestimmbarkeit oder nur indirekte Bestimmbarkeit des Ich her­ vor, das uns soviel Schwierigkeiten bereitet. Er spricht übrigens auch vom „erkennenden und wollenden Teil des Ich“, womit das Ich weit über das Bewußte als Zentrum des individuellen. Lebens angesehen wird. Eine metaphysische Dignität kommt dem Ich nach Schopenhauer nicht zu. Fichte sieht dagegen im Ich die schöpferische Einheit, auf die alle innere und äußere Wirklichkeit zu beziehen ist. An­ dererseits meint Fichte eigentlich Ichheit“, wenn er vom Ich als absolute Tätigkeit spricht — nicht das individuelle, empi­ rische Ich also, vielmehr eine Abstraktion, die er mit der all­ gemeinen Vernunft gleichsetzt. Auf das persönliche Ich bezogen ist dieser Vorherrschaftsanspruch zweifellos abzulehnen, wenn auch einige neuere Philosophen (Wenzl, Pfänder u. a.) ein wol­ lendes Ich annehmen. Es stellt sich eben die Frage, was eigent­ lich als Ich erfahren wird. Da stehen ihm dann bei genauer Differenzierung des Ich- und Es-Prozesses kaum mehr als Zustimmungs- und Vetorechte für die Wollungen der Persönlichkeiiskomplexe zu.1 1 Von einem Handeln des Ich kann man trotz aller Wirksamkeit eben durch Zustimmung und Ablehnung nicht sprechen. „Es ist un­ möglich, daß dasjenige getan haben soll, was nicht weiß, auf welche Weise zu tun ist.“ (Geulincx). — Es will, Ich gewähre und E(s tut, das ist wohl der tatsächlich erlebte Vorgang beim Wollen und Tun. Gewußt wird in diesem Falle garnichts.

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Kant sieht von der psychologischen Zch-Empirie ab und bleibt im Rahmen logischer Erwägungen, wenn er ein meta­ physisches Ich nur als transzendentale Idee oder als regu­ latives Prinzip der Vernunft auffaßt. So gesehen hat Her­ bart dann schon ganz recht, wenn er sagt: „das Ich“ ist die ärgste aller Einbildungen“. Anders Driesch1 — zwar spricht auch er einmal vom lchTeil der Seele, er stellt es aber doch grundsätzlich der Seele „als etwas, was es in ganz anderer Weise gibt“ entgegen. Für ihn ist Ich zeitunbezogen: „es setzt erst Zeit, Einheit und Mehr­ heit“ und seiner Erfahrung nach, ist „Seele durchaus nicht Ich", weil es unwandelbar im Gegensatz zur Wandelbarkeit des see­ lischen Geschehens ist.1 2 So betrachtet ist Ich sehr arm an In­ halt, es ist nicht dieses oder jenes, es tut nichts, es hat nur, bewußt sich selbst und alles Seelengeschehen, es ist nicht Bewußtsein, es h a t Bewußtsein. Das Ich greht weder teilweise noch ganz in die Persönlichkeit ein, obwohl es mit seiner Ja- und Nein-sage-Freiheit sehr wohl zum Sinnbezug einer Werdekunde werden kann. Unmißverständlich weist die buddhistische Tradition auf den eigentlichen Erlebnissachverhalt hin: „der Körper ist nicht das Ich, die Empfindung ist nicht das Ich, die Wahrnehmung ist nicht das Ich, die Gefühle sind nicht das Ich, das Bewußt­ sein ist nicht das Ich." Und vom empirischen Ich, seiner Un­ wandelbarkeit einerseits, von seiner Vergänglichkeit (Schlaf, Traum, Ohnmacht, Narkose) andererseits müßte es dann heißen: „Das Ich ist — das ist das eine Extrem; das Ich ist nicht — das ist das andere Extrem.“ Wenn es in einer Budd ha rede lautet: „es gibt etwas Ungeborenes“, so bezieht sich das jedenfalls nicht auf das Ich. Gerade diese Feststellungen führen vielleicht zu besonders fruchtbaren Auffassungen des Ich im Rahmen einer Werdekunde, wovon später noch zu reden 1 Siehe „Grundprobleme der Psychologie“, Leipzig 1926; „Selbst­ besinnung u. Selbsterkenntnis“ Leipzig 1944; „Wirklichkeitslehre“, Leip­ zig 1923. 2 Unwandelbarkeit ist hier nicht als Unvergänglichkeit oder als ewige Aktualität gemeint, was im Widerspruch zur Erfahrung stünde. Die Vergänglichkeit des Ich in Schlaf, Ohnmacht, Narkose und auch im Tode spricht freilich vorerst nur gegen die Aktualität und nicht gegen die substantielle Existenz des Ich. Unwandelbarkeit heißt hier wohl nichts anderes als Unveränderlichkeit in den aufeinanderfolgen­ den Aktualitäten.

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sein wird. Die Frage, ob Ich als metaphysische Grundtatsache existiert, bleibt im ganzen unentschieden, obwohl sie auf einer späteren Bewußtseinsstufe gewiß einmal aus Erfahrung entschie­ den werden könnte. Diese Frage ist übrigens nicht identisch mit derjenigen, ob gewollte Seelenbildung auf das Ich bezogen werden darf. Im großen und ganzen sprechen die negativen Anzeichen mehr gegen das Ich als letzte (!) metaphysische Ur­ qualität des Wesens. Gewiß scheint nur, daß Persönlichkeit und Ich in einem sehr deutlichen Span nungsVerhältnis zuein­ ander stehen und daß das Ich daher auch in den Werdeprozeß einbezogen werden muß. Wenn der Zeh-Teil des Wesens (!!) auch entstanden und vergänglich zu sein scheint, so bildet er doch eine psychologisch einzigartige Grundposition, die man im Selbstbildungsvorgang, der ja nur die Persönlichkeit betrifft, vorschalten kann. Es ist allerdings auch eine bewußte und konsequente Seelenbildung unter Ausschluß des Ich vernunft­ gemäß sehr wohl möglich, wie die Gepflogenheit gewisser Sek­ ten des „kleinen Fahrzeugs“1 bewiesen hat, aber Ziel und Methode solcher Zc/i-freien Seelenbildung sind ganz anders geartet, indem eigentlich nur die Auflösung der Persönlichkeitsprozesse und Ent wer düng am Anfang und am Ende einer solchen Be­ mühung stehen. Der europäischen Denkweise liegt die Annahme einer wie immer auch zu wertenden metaphysischen Zc/i-Qualität näher, wenn man sich auch über seine Relativität keinen Täuschungen hingeben darf. Viele wollen die spezifisch christ­ liche Tat gerade in der Ausbildung des Zch-Teiles der mensch­ lichen Wesenheit erblicken. Den Unsicherheiten in der endgültigen bezw. metaphysischen Bewertung des empirischen Zeh-Erlebnisses wird eine funktio­ nelle (metaphysisch zwar nicht wesenlose aber doch auch wie­ derum nicht zentrale) Zch-Auffassung am besten gerecht: das Ich als Organ des menschlichen Urwesens zur Lenkung der Persönlichkeitsbildung und des Entpersönlichungspro­ zesses. Jedenfalls fordert eine methodische Bildungs- und Werdekunde hinsichtlich des Ich eine klare Entscheidung, — skeptische Standpunktlosigkeit ist hier unhaltbar, weil sie keine Richtlinien für die Bewertung und Behandlung der Persönlich­ keitsprozesse abgibt. Hier gilt recht eigentlich das Archi­ medische „gib mir, wo ich stehe!“. Selbst die „irrige“ Entschei1 Siehe Dahlke, „Der Buddhismus“.

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düng wird dann fruchtbar, sie kann nämlich nur in einem vor­ läufigen Sinne irrig sein, sie wird sich im weiteren Verlauf selbst aufheben. Zur Orientierung im Aufbau unserer Werdekunde unter­ scheiden wir vorerst in folgender Weise: 1. Den Leib. In seinen mechanisch verstehbaren Appara­ turen wirkt er auf Seele und Geist als deren technische Aus­ drucksmöglichkeit. Sofern der Leib aber selbst im Werden, d. h. in labilem Gleichgewicht von Aktion und Reaktion befindlich ist, wird er vom Psychischen selbst stark beeinflußt. Der Leib bildet sich gewissermaßen an der Grenze zwischen der Welt als dem absolut Bewußtseinsunfähigen und den seelischen bezw. geistigen Prozessen, die zwar unbewußt aber doch potentiell be­ wußtseinsfähig sind. Ihre Bewußtmachung ist es, welche die Voraussetzung einer Beeinflussung im Sinne des Werdewillens bildet. Die physiologische Bestimmbarkeit der Leibesvorgänge mit naturwissenschaftlichen Methoden liegt ebenso auf der Hand wie die teilweise Bestimmbarkeit der labilen KörpeTvorgänge über die Seelenprozesse auf psychologische, charakterkundliche und astrologische Weise. 2. Die seelischen und geistigen Vorgänge, welche die Per­ sönlichkeit ausmachen, in ihren gegenseitigen Verflechtun­ gen und mit ihren ganz bestimmten und trotzdem unend­ lichen Werdemöglichkeiten. 1 Die Persönlichkeit ist psycho­ logisch, charakterkundlich und astrologisch offenkundig weit­ gehend bestimmbar und es liegt kein Grund vor, anzunehmen, daß prinzipiell unbestimmbare Elemente in ihr enthalten sind.1 2 Leib und Persönlichkeit haben trotz ihrer grundlegenden 1 Aus A kann nicht B entstehen, aber aus A sind A2, A3, A4 *bis * A oo sehr wohl abzuleiten. 2 Es ist viel gegen die Möglichkeit der Selbsterkenntnis, d. h. sach­ gerechter Einsicht in die Natur und Wertigkeit der eigenen Anlagen vorgebracht worden. Es ist aber doch gewiß, daß wir uns erkennen, sofern wir uns nur selbst machen oder gemacht haben: „Die Ge­ schichte des Menschen ist sein Charakter.“ (Goethe). Wenn nun Selbst­ erkenntnis heute auch nicht die starke Seite neuzeitlicher Geistesart ist, so müssen wir uns umsomehr bemühen, sie als Fundament unseres äußeren und inneren Kulturaufbaues kräftig zu entwickeln. Dazu kommt, daß die hier vorgeschlagene Methode des explizierenden Ge­ sprächs zwischen dem fachlich Charakterkundigen und dem Selbst­ erkenntnis Erstrebenden die Hauptschwierigkeiten beseitigt, welche der Charakterkundc einerseits, der Selbsterkenntnis andererseits ent-

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inneren Verschiedenheiten doch das gemeinsam, daß sie nicht Ich sind und vom Ich nur bewußt gehabt werden. Sie sind das sozusagen „Dämonische“, das Kräftegestöber der Welt, das zu formen das eigentlich menschliche Anliegen bildet. 3. Das Ich, gleichfalls eine (wenn auch schwer abgrenzbare) Erfahrungstatsache, wollen wir als Organ, als Kontroll­ organ des Menschen wesens bei der Werdung und Entwerdung ansehen.* 8 Das Ich ist sehr inhaltarm, gehört der Per­ sönlichkeit nicht an und ist charakterkundlich, d. h. von außen her niemals direkt erfaßbar. Es bildet den für andere unsicht­ baren Kompaß der willentlichen Selbstbildung. Insofern ist es auch das Sprachrohr des Gewissens. Die Ablehnung ver­ gangener und gegenwärtiger Taten bezw. zukünftiger Strebun­ gen gibt den Anlaß für die oft stürmischen Krisen innerhalb der Persönlichkeitsprozesse. Es bildet ferner den eigentlichen Erscheinungsort (nicht den Ursprung!), der für alle Forschung und Gestaltung unabdingbaren Freiheit3 und somit das Zentrum für die Bemühungen unseres Werde willens, die hier in Frage stehen. Im Ich ist alles bewußt oder wie Driesch sich aus­ drückt: „ich habe bewußt“, ist eine unauflösbare Dreieinigkeit und der „Ursachverhalt“ alles Denkens überhaupt. Ob diesem Ich nun eigentliches Sein innerhalb unseres Wesens zukommt, ob es ein metaphysisches Ens oder nur vergänglicher Ausdruck dieses Wesens zu bestimmten Zwecken ist, kann außer acht ge­ lassen werden. In astrologischer Hinsicht vermerken wir, daß die mit Ascendent, Sonne und Mond verbundener /c/ivorstellungen jedenfalls nicht mit diesem Ich in Verbindung zu brin­ gen sind, denn sie enthalten Merkmale, die dem Ich nicht zu­ kommen. Sie bilden vielmehr die zentralen Kraftquellen der Persönlichkeit auf psycho-physiologischem und geistigem Ge­ biete. Ein astrologisches Element, das sich in der Bedeutung gegenstehen. Der Charakterkundige ermittelt die (ihm letzthin unver­ ständlichen, weil nicht zeitlich fixierbaren) Tatbestände, der Selbst­ erkenntnis Suchende wird sie auf seine Zentralität und seine Ganzheit beziehen. 8 Sehr Anschauliches bei Otto J. Hartmann, „Erde und Kos­ mos“, Frankfurt 1940, wo das Ich sozusagen als eine zeitliche „Ein­ stülpung“ des Wesens in die Wirklichkeit (des Körpers, der bewußten und unbewußten Persönlichkeit) aufgefaßt wird. 3 Die Freiheit entsteht zwar nicht im Ich, aber sie wird hier offenbar. Entstünde sie im Ich, so müßte ihr Wesen bewußt sein.

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„Ich habe ich“ erschöpft, ist nicht bekannt und ja auch der Persönlichkeit, die das Geburtsbild spiegelt, fremd.1 4. Das Wesen bezw. der empirisch vollkommen unerkenn­ bare Ausgangspunkt alles Erfahrbaren am Menschen, entzieht sich nicht nur jeder fremden Einsicht, welcher Methode sie sich auch bedienen möge, es dürfte — wenn überhaupt — auch im Bewußtsein des Menschen selbst nur in ganz seltenen Augen­ blicken aufleuchten. Diese vierte und vorerst letzte Stufe des Menschen ist daher Sache des Glaubens bezw. der Annahme, aber doch einer solchen, ohne die alles Menschenstreben müßige Spielerei wäre, wie etwa logisches Bemühen ohne Axiome. Es ist also — mit Kant zu reden — ein „reiner Vernunftglaube“, der dort Ordnung stiftet, wo sonst nur Irrsal wäre, wenn es möglich sein würde, im unbegrenzten Irrsal solches auch noch zu erkennen! Wahrheit und Sittlichkeit können nur im meta­ physischen Kern der Menschennatur begründet werden. Wenn es den Erkennenden nicht wirklich gibt, so ist auch das ver-, meintlich Erkannte hinfällig. Da mm aus Leib, Persönlichkeit und Ich ableitbare Freiheitselemente nicht erfahren werden, so ist hier im Wesen auch der Stand der menschlichen Freiheit zu postulieren. Daß Wahrheit weder bestehen noch erkannt werden kann, wenn keine Freiheit ist, wurde eingangs dargelegt. In Bezug auf die Sittlichkeit sagt Kant: „Wäre aber keine Frei­ heit, so würde das moralische Gesetz in uns garnicht anzu­ treffen sein“. (Kant, Kritik d. prakt. Vernunft). Wir müssen Wesen annehmen („glauben“), weil in Leib, Seele und Ich nur das bisher Gestaltete, nicht aber das künftig zu For­ mende klar und deutlich erkennbar wird und wohl auch Entwerdung ohne Wesen kein verständliches Ziel für unsere — trotz allem — vom Christentum geprägte Geisteswelt darstellt. Wer freilich in der Menschwerdung „nichts weiter als“ ein kausales Gefälle sieht, der braucht eben nur an Kausalität zu glauben, — zu wollen und zu tun hat er nichts, denn er nimmt ja an, daß mit ihm getan werde!1 2 1 Driesch, „Selbstbesinnung und Selbsterkenntnis“. 2 Insbesondere ist der materialistische Kausalitätsgedanke Ausfluß krassen Mystizismus: da werden der Materie Eigenschaften zugespro­ chen, die naturwissenschaftlich nicht nur nicht festgestellt werden konnten, sondern vielmehr als widerlegt zu gelten haben. Die natur­ wissenschaftlich mögliche Kausalität hat reinen Gefälle Charakter, es ist ganz unsinnig, den auf „bequemsten“ Bahnen wandelnden Elek­ tronen eine aufwärts zur Vermannigfaltigutig führende Tendenz, eine fortschrittliche Entwicklung zuzuschreiben.

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Die Etappen unseres Erfahrens: Welt — Leib — Seele ■— Ich und ihr Postulat: das Wesen. Nun gibt zwar das Geburtsbild nichts eigentlich Zc/ihaftes wieder, aber es läßt doch gewisse Rückschlüsse auf die Wirr kung der Persönlichkeitsprozesse auf das Ich zu. Die Dominanz ist ja sozusagen das, was sich dem Ich als stärkstes Persönlich­ keitsmotiv aufdrängt, und da gibt es nun zwei Formen, die von­ einander unterschieden werden müssen: einmal jene Dominanz, bei der die Persönlichkeitselemente gewissermaßen das Ich zu verdrängen drohen (z. B. bei den Täternaturen: da sind zwar die den Konstellationen entsprechenden Persönlichkeitsprozesse Ichnahe, aber sie geben dem Ich keinen Raum). Auf der ande­ ren Seite haben wir die ebenfalls ZcA nahe aber doch nicht Ichverdrängende Form der Dominanz bei den besinnlichen Naturen, denen dementsprechend höhere Freiheitsgrade zugemessen sind. Wie gesagt, handelt es sich um Rückschlüsse, aber doch um solche, die praktisch oft wesentliche Bedeutung haben können. Ganz gewiß ist es nicht so, daß damit eine Bestimmung von Freiheitsgraden möglich wäre, die den Begriff der Freiheit selbst in Frage stellen würden, aber es sind doch Tendenzen, die für die Aufgabestellung im Rahmen der Selbstentfaltung Beachtung verdienen, indem sie einerseits Hindernisse aufzeigen, die mit entsprechend vermehrter Anstrengung überwunden werden können, andererseits auf Möglichkeiten verweisen, denen leichter entsprochen werden kann. Das Verhältnis von Ich und Persön­ lichkeit wäre annäherungsweise demjenigen von Ich und Es in der Freud’schen Analyse zu vergleichen, wenn man von einer allzu exakten Analogie speziell im Theoretischen absieht und zunächst nur einmal die Phänomene sprechen läßt.1 Aus dem hier Entwickelten ergibt sich die eigentliche Auf­ gabe aller Wesens- und Schicksalskunde, also auch der astro1 In den Jahrhunderten seit der Renaissance sind Ich und Persön­ lichkeit mehr oder weniger im gleichen Maße entfaltet worden und es mag oft so scheinen, als ob beide sich stets in einer Richtung ent­ wickeln. Dem ist aber nicht so. Gerade die Entpersönlichung, die 6ich in bestimmten Stadien der geistigen und der allgemeinen Ent­ wicklung notwendig macht, setzt ein sehr hohes Maß von Ichhaftigkeit voraus und wir können im heutigen Deutschland die Beob­ achtung machen, daß bei steigender I c h haftigkeit die Fülle der Per­ sönlichkeit im Abstieg begriffen ist. Es gibt eben Aufgaben, die sich nur bei Abwertung des Persönlichkeitsballastes lösen lassen.

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logischen: es gilt zunächst, die persönlichkeitformenden Grund­ kräfte bewußt zu machen und ihre Entwicklung und Entfal­ tung bewußt weiterzuführen. Das daraus Gewordene, Entwikkelte und Vermannigfaltigte läßt sich nun freilich nicht petrifizieren und wenn es auch vorerst in verschiedenen Niveaustufen weiter ausgebaut werden kann, so gelangt man doch schließlich zu einer Grenze: der Zeitpunkt des Abbaus ist gekommen,. Das geschieht physiologischerweise im Alter, wo sich der Mensch aus den allzu persönlichen Gestaltungen fast wider seinen Wil­ len und dann meist unter schmerzhaften Krisen von den Son­ derheiten seines Persönlichkeitsaufbaues abzusetzen beginnt, aber auch dieser Vorgang sollte — sofern man den Menschen als ein wesentlich zum Bewußtsein und zum bewußten Tun praedestiniertes Geschöpf ansieht — nunmehr auch bewußt und metho­ disch erfolgen. Es gilt also auch in der astrologischen Deutung sowohl den Aufbau wie den Abbau durch Vervielfältigung des Bewußtseins zu fördern und hinsichtlich des Abbaus wird man der Einsicht C. G. Jungs folgen, daß nach Ueberschreitung der Gipfelpunkte in der Lebensbahn die Lebenselemente ihr Ziel in der Beendigung finden, so daß auch der abschließende Abbau der Persönlichkeitselemente zu den Aufgaben einer zeit­ gemäßen Deutung gehört. Bis zu einem gewissen Grade sind die für jede Lebensperiode entwicklungsfähigen Tendenzen schon im Geburtsbild fixiert (östliche, westliche, obere und untere Hälfte, Planetenperioden usw. in ihrer Bedeutung für den Zeit­ punkt der Entwicklung), aber die richtige Verfügung über diese Hinweise ist nur auf einer wirklichkeitsgemäßen Grundauf­ fassung des Menschenwesens möglich. Geht diese in Führung, dann kann die Kenntnis der astrologischen Zusammenhänge im Prozeß des Werdens und Entwerdens der Persönlichkeit den offenbaren Sinn enthüllen und damit eine besondere Tönung und Geschwindigkeit erzeugen, schließlich auch Ziele eröffnen, die auf Grund einer statischen Persönlichkeitsauffassung un­ erkannt und unerfüllt bleiben müßten. Aus der Ordnung des psychologisch bezw. astrologisch Ge­ gebenen allein kann das menschlich Auf gegebene weder voll verstanden noch in voller Freiwilligkeit bewältigt werden, es be­ darf dazu vielmehr eines — wenn auch vielleicht wandelbaren — Standpunktes überwissenschaftlicher, metaphysischer Natur.1 1 Aus der Vorstellung einer platten Existenz wird man immer nur nach dem Motto: „Edite, bibite, post mortem nulla voluptas“ wirken.

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Gutes ist aber nur dann davon zu erwarten, wenn sich solcher Standpunkt auf rationalem Boden erhebt. Mögen auch überver­ nünftige Motive hineinwirken: die Religiosität bezw. die Meta­ physik darf nicht im Widervernünftigen wurzeln oder auf Widervernünftiges hinauslaufen, sofern fruchtbare Einwirkung auf das Leben statthaben soll. Es ist in diesem Zusammenhang betrachtet kein Wunder, wenn bestimmte, heute als unwissen­ schaftlich angesehene, gelegentlich religiös-schwärmerisch bezw. gefühlsmäßig vorgetragene Auffassungen im Hinblick auf das Astrologische oft tatsächlich Wertvolleres zustande bringen als die platte charakterologische Behandlung des Materials nach empirisch mißverstandenen Gesichtspunkten. Die Idee von Karma und Reinkarnation, wie sie häufig bei theosophisehcn Schriftstellern auf astrologischem Gebiete hervortritt, handelt mehr oder weniger unbewußt nach einer (wenn auch oft nur ge­ fühlsmäßig erfaßten aber doch fruchtbaren) Leitidee vom See­ lischen des Menschen. Und wenn man auch nach Schopen­ hauer nicht davon sprechen darf, daß Reinkarnation und Kar­ ma eine durchaus zutreffende Wiedergabe der in Frage stehen­ den Prozesse abgeben, so sind sie doch beinahe zutreffend, indem sie nämlich das rationell Unerfaßbare oder zum min­ desten nicht Wiedergabe fähige Wirkliche in einer der Ratio zu­ gänglichen Form auffassen und wiedergeben. Im sogenannten karmischen Geschehen spiegelt sich eine Dialektik, die bei be­ wußter und nüchterner Verwendung sehr wohl Ausgangspunkt eines bewußten Vervollkommnungsstrebens werden kann. Damit soll keineswegs dem Einbruch schwärmerischer Elemente in den Wesensverwirklichungsprozeß stattgegeben werden. Bei unvor­ eingenommener Betrachtung ist vielmehr der Gedanke von Rein­ karnation und Karma eine höchst rationalistische und damit dem eigentlichen Wesen des Menschen angemessenere Vorstel­ lung vom Wirklichen, die solange größte Bedeutung verdient, als eine bessere vernunftgemäßere nicht gefunden worden ist.1 Das liier Gesagte bedeutet bei ernsthaftem Nachdenken keinen Widerspruch zu dem auf Seite 26 des Hauptteils in diesem Zu­ sammenhänge Erwähnten. Abgelehnt wurde dort nur die miß1 Die lange Reihe hervorragender Philosophen, Dichter und Weiser der letzten zwei Jahrhunderte, die sich positiv zu diesem Gedanken stellen, mag als Beweis für diese Behauptung dienen.

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bräuchliche Verknüpfung solcher Gedankengänge mit dem rein astrologisch Erfahrbaren. Als Voraussetzung für die Selbstentwicklung in dem oben skizzierten Sinn ist die dialektische Methode — bewußt ange­ wendet — die brauchbarste, weil sie sich bereits im unbewuß­ ten, vorbewußten und halbbewußten Ablauf des Lebens als Entwicklungsform darbietet. Hier wird aus dem Widerspruch bezw. aus dem Gegensatz heraus immer wieder die drohende Erstarrung im Charakterzug, in der geistigen Auffassung usw. durchbrochen. Dies vorausgesetzt begreifen wir die Problematik der Horoskopkonstellationen doch in einem wesentlicheren und klarer bestimmten Sinn als es sonst der Fall ist. Es ergibt sich dann nämlich, daß und warum bestimmte Aspekttypen eo ipso den Entwicklungsfluß fördern, während andere ihn nur allzu leicht zum Stocken bringen. Die Opposition ist die eigentliche Widerspruchskonstellation mit ihren Entwicklungsmöglichkei­ ten, sie führt gewissermaßen notwendig auf den dialektischen Entwicklungsprozeß hin. Die Konjunktion ist ebenfalls verhält­ nismäßig leicht — wenn auch nur mit Hilfe bewußten Strebens — zur Entwicklung aus dem Widerspruch zu führen, weil sie sich leicht ihrer Einseitigkeit bewußt zu werden vermag. Wir be­ greifen nun aber auch die Schwierigkeiten, die sich bei den Qua­ draturen für die Entwicklung in diesem Sinne ergeben, und wir verstehen endlich, warum der so „günstige“ Trigonalaspekt sehr oft auf nichts weiter als einen zwar verläßlichen, aber unfrucht­ baren Stillstand hindeutet. Ganz gewiß wird eine künftige Wis­ senschaft der Selbstentfaltung — wie wir sie in diesen Zeilen fordern — auch für die Quadrat- und Trigonaspekte den Weg zur Einmündung in die dialektische Entwicklungsform oder einen anderen (vielleicht nicht dialektischen) Entwicklungsprozeß für sie finden. Das Problem ist jedenfalls nunmehr klar ge­ stellt und die Möglichkeit der Erarbeitung angemessener Ent­ wicklungsmethoden ist dadurch angebahnt, wenn auch ein wei­ tes Feld noch unerschlossener Tatsachen und Erfahrungen sich aus diesen Vorstellungen ergibt. Im einzelnen möchte ich der Deutung nichts Neues hinzu­ fügen, weil die eigentliche Aufgabe darin liegt, das Gegebene neu zu sehen und in fruchtbarer Weise zur Wirkung zu brin­ gen. Einiges Wichtige möchte ich jedoch unterstreichen. Man 258

sollte zunächst stets die Mannigfaltigkeit und Eigenart der As­ pektbeziehungen dominanter Planeten mit Zahl und Art der schwachgestellten vergleichen, um sich ein Bild zu machen, wie vielseitig oder einseitig die natürliche Ausstattung der Persön­ lichkeit im Verhältnis zu allen möglichen der Tageskonstellation ist. Man sollte ferner für den Tag der Geburt Sternbilder für jede nur denkbare Dominanz aufstellen, um sich über die Eigenart der tatsächlichen klar zu werden. Die Grundfrage lautet zunächst: welche Tageskonstellation wird ausgenützt, wie­ viel von ihr kommt zur Geltung und in welcher Weise ge­ schieht das? Es werden also auch Strukturfragen durch solche Vergleiche erhellt. Vorteilhaft scheint es, gleich im Anfang Ueberlegungen anzustellen über die Grundtendenz der domi­ nanten Planeten. Die sog. äußeren — insbesondere von Jupiter ab — haben eine starke Beziehung zu den großen Vorgängen, welche die Generation bezw. das Zeitalter bewegen, während die inneren Planeten (und gelegentlich auch Mars) mehr indi­ viduelle Motive zum Ausgangspunkt der Persönlichkeitsbildung machen. So ist wohl auch ein Urteil über die tiefere Weltgebun­ denheit der Einzelperson unter Berücksichtigung aller Niveau­ unterschiede möglich und damit ein wichtiger Anhaltspunkt für die Deutung und die aus ihr hervorgehenden Entwicklungs­ impulse gegeben. Schließlich wird der Sondercharakter der dominanten Planeten und ihrer strukturellen Eigenschaften im Geburtsbild auch Hinweise für die Lebensalter geben, in welche die Schwerpunkte der Entwicklung jeweils fallen müssen, wenn der Sonderstellung des Individuums entsprochen werden soll. Man soll sich jedenfalls darüber im klaren sein, daß es — zu­ mal heute noch — nicht darauf ankommen kann, auf Vollstän­ digkeit der Deutung abzuzielen, vielmehr darauf, das Wesent­ liche herauszuarbeiten. Da kommt man mit wenigen klar ge­ sehenen und in alle Tiefen verfolgten Elementen weiter als mit vielen, die notwendig vom Zentralen ablenken, ganz abgesehen davon, daß sie dazu verführen, fragwürdiges Deutungsgut auf dieselbe Ebene wie das grundlegende zu stellen. Auch für die Beantwortung von Einzelfragen ist es besser, aus dem einheit­ lich gegebenen Ganzen heraus zu urteilen als aus irgendwelchen meist sehr fragwürdigen Teilkonstellationen. Jedenfalls ist es wichtig, das in gewissen Einzelkonstellationen etwa sehr wahr259

scheinlich Gewordene am Ganzen zu vergleichen, zu korrigieren und in das Ganze einzuordnen. Man wird sich damit viele Ge­ waltsamkeiten und Verrenkungen ersparen, wenn man auch dem Wahnsagebedürfnis des Publikums auf diese Weise nicht ent­ gegenkommen kann. Es gibt auch noch eine andere Beobachtung, die der Deutung als Leitmotiv dienen kann. Beim primitiven Menschen, der seiner Persönlichkeit unbewußt nachlebt, stimmt (auch prog­ nostisch) alles aufs beste, gerade wenn man mit ganz naiven Aussagen operiert. Ebenso ist die durch Eckfeldbesetzung der Planeten (womöglich im Osten) usw. charakterisierte Täter­ natur fast absolut an ihre Bedingnisse gebunden und es bedarf auch bei ihr einer viel längeren und schwierigeren Arbeit am eignen Wesen, um aus der Erstarrung in die festgefahrene Eigenart und in das fast automatenhafte, letztlich doch nur reaktive Handeln herauszugelangen. Die weniger krassen Domi­ nanten, insbesondere aus Fernaspekten und evtl, in der West­ hälfte des Geburtsbildes geben mehr Abstand von der eignen Natur und damit bessere Voraussetzungen für den Werde­ prozeß.

Schwierige Fragen erheben sich auch bei der Deutung weib­ licher Geburtsbilder. Die Astropsychologie und die mit ihr eng verknüpfte und wohl auch dort identische Schicksalskunde, wo diese Identität nicht mit Händen zu greifen ist, — diesei Psychologie ist wie alle Seelenkunde überhaupt ganz vorzüglich auf den Eigentümlichkeiten des männlichen Seelenlebens be­ gründet. Diese historische Tatsache bedarf keiner näheren Er­ läuterung, sie führt aber dazu, daß die Erhellung der weiblichen Persönlichkeit viel schwieriger ist als diejenige des Mannes. Weibliches Wesen gelangte bisher mehr im Halbdunkel unbe­ wußter oder halbbewußter Stimmungen und Gefühle und in scheinbar banalen Tätigkeiten zum Ausdruck, darum hat auch die Frau viele Eigentümlichkeiten ihrer Natur bezw. viele Kon­ stellationen ihres Geburtsbildes selbst als „äußeres“ Schicksal erlebt, die beim Manne als selbstbewußte Tat, als Leistung und Bewußtseinsprozeß empfunden wurden. Die Zeit bewußter Wesensformung ist jetzt auch für die Frau angebrochen und es gilt nun, die eigentümlich weibliche Seelenstruktur astro­ logisch zu klären und in ihrem Gegensatz zur männlichen mög260

liehst deutlich zu bestimmen. Die hiergegen bestehenden Schwie­ rigkeiten sind wegen der Uebergangsnatur unseres Zeitalters ganz besonders groß: die Emanzipation und Eingliederung der Frau in den männlich gesteuerten Produktions-, Wirtschafts­ und Wissenschaftsapparat hat zunächst eine Fehlentwicklung gebracht insofern, als sich in weiten Teilgebieten männliche Züge bei der Frau entwickelt haben, die doch mehr mit den Gewichten ihrer „minderwertigen Funktion“ belastet sind als aus ihrer wirklichen Entwicklungsnotwendigkeit stammen. Solche Züge haben oft eine Ausbildung erfahren, der man Her­ kunft und Wesensart nicht ohne weiteres ansieht. Wir können nun nicht einfach das Geburtsbild der Frau nach den Deu­ tungsregeln beim Manne auswerten, aber es gilt auch nicht mehr die einfache Faustregel der Vergangenheit (etwa daß die Mondstellung Leitmotiv der weiblichen Seelenentwicklung sei usw.). Beide Auffassungen bestehen hier und dort zu Recht, aber wo sie das tun, bleibt zunächst ungeklärt, so daß wir mit einer gewissen Unsicherheit bei der psychologischen Erhellung weiblicher Geburtsbilder immer zu rechnen haben, wenn wir uns nicht mit der bloßen Aufweisung seelischer Eigenheiten begnügen, sondern einen konstruktiven Gesamtprozeß inein­ andergreifender Eigenschaften mit ihren Entwicklungsge ­ setzen ermitteln wollen. Beim Manne darf die Lehre C. G. Jungs von der anima (Mond) im Gegensatz zum animus (Sonne) der Frau volle Gültigkeit beanspruchen. Bei der Frau sind wir dessen nicht sicher und bloße Kenntnis möglicher Sachverhalte genügt hier zum Vergleich nicht. Auch hier käme es darauf an, alles Fragliche durch ständig wiederholte Diskussion zwi­ schen dem Astrologiekundigen und der zu erhellenden Persön­ lichkeit zu klären. Auf diesem Wege würde die Begründung wirklichkeitsgemäßer Astropsychologie des Weibes überhaupt die größten Vorteile ziehen und auch für die praktische Ver­ wertung ergäbe das „dialektische“ Verfahren die vorzüglich­ sten Einsichten. Es sei hier nachdrücklich betont, daß psy­ choanalytische Situationen in diesem Prozeß normalerweise streng zu meiden wären und nur in ganz besonderen bezw. krankhaften Fällen von wissenschaftlichem und praktischem Wert sein könnten, wenn sie Fachleuten überlassen blieben, Im Nor­ malfalle ist die psychoanaltytische Situation dagegen eine Ver­ 261

letzung der persönlichen Integrität und also das Gegenteil von dem, was auf astrologischem Gebiete erstrebt werden muß.

Endlich noch ein paar Worte zu scheinbaren Aeußerlichkeiten, die in Wirklichkeit aber den Ausdruck tieferer Sinn­ deutung bilden und daher den Charakter der astrologischen Diagnosse selbst beeinflussen. Es ist nicht gleichgültig, wel­ chem Geburtsbildschema man den Vorzug gibt. Die Darstel­ lung im Bilde eines in zwölf gleichmäßige Felder geteilten Ganzen (nach englischer Manier) betont im wesentlichen das Feldersystem und damit das eigentlich locozentrische Verhält­ nis der Planeten zum Menschen. Demgegenüber ist die Dar­ stellung auf Grund des bekannten Tierkreisschemas mehr den „Geheimnissen der Sonnenbahn“ aufgeschlossen’ — psychologi­ scher und kosmologischer orientiert gewissermaßen. Und im Rahmen der Tierkreisorientierung besteht nun wieder ein ge­ wisser Unterschied zwischen der inneren Einstellung, wenn man den Tierkreis festgelegt und das Feldersystem darum wandern läßt — wie es die Franzosen (z. B. Choisnard) getan haben: hier ist es der Mensch, der sich dem All einfügt — oder ob man die Horizontachsc festlegt und den Tierkreis bewegt, wie wir es tun. Im letzteren Falle hat man so etwas wie eine Syn­ these zwischen locozentrischer und tierkreisgebundener Auf­ fassung.

Noch ein Wort zur „Intuition“ in der astrologischen Arbeit. Gewöhnlich versteht man darunter die gefühlsmäßig geschickte Individualisierung des typologisch Gegebenen im Ge­ burtsbild unter Anwendung der Kenntnisse und Vorstellungen, die man vom Mileu und Niveau des Betreffenden erlangen kann. Diese oft bemerkenswerte, aber doch letzthin stets trügerische Geschicklichkeit kann nicht als Intuition bezeichnet werden, sie fällt auch aus dem Rahmen der Astrologie selbst heraus. Intuition sollte nur die durch Erfahrung niemals ganz zu be­ gründende Zusammenfassung von Dominanz und Struktur des Geburtsbildes in einer Leitidee heißen und evtl, die intuitiv erfaßte Bedeutung bestimmter Sonderkonstellationen, denen man 262

empirisch nicht oft genug begegnet, um sie rein erfahrungsmäßig zu bestimmen.1 Leider fehlt uns die Einsicht in die neuere Forschung und Literatur des Auslandes. Von der französischen Astrologie möch­ ten wir hoffen, daß sie sich bald wieder zur Höhe der Einsicht und Gesinnung entwickelt, die sie zu Lebzeiten Ghoisnards be­ reits einmal erreicht hatte. Der Realismus des angelsächsischen Denkens in der Wissenschaft war — bis 1939 — leider in die astrologischen Erzeugnisse dieser Weltsphäre nicht eingegangen. Er würde im Zusammenhang mit der strengen und eleganten Systematik der Franzosen und dem intuitiven Spürsinn der Deut­ schen ganz besondere Aussichten für die Entwicklung der astro­ logischen Disziplin bieten. Mit astrologischen Erzeugnissen aus der „minderwertigen Funktion“ der Völker werden wir uns in Zukunft jedenfalls nicht zufrieden geben. Das Nachwort brachte Probleme über Probleme und For­ derungen über Forderungen. Daß wir Probleme erkennen und Forderungen erheben dürfen, die der üblichen Psychologie und Charakterkunde fremd sind, verdanken wir der Tatsache, daß uns die Astrologie ein Bild vom Menschen vermittelt, das auf andere Weise bisher nicht erkannt werden konnte. Es wird freilich heute nur selten gelingen, allen diesen Schwierigkeiten im Einzelfalle gerecht zu werden, man muß Kompromisse machen, wo sie der Förderung einer Menschenentwicklung die­ nen. Es ist aber doch auch notwendig, alle diese Fragen und Forderungen einmal schärfer ins Auge zu fassen und ihre ganze Schwere im Hinblick auf Wissen, Wollen und Sollen darzu­ legen, 1 Dr iesch bezeichnet in „Philos. Gegenwartsfragen“, Leipzig 1933 als Intuition: „... zweitens die Erfassung gewisser letzter Bedeu­ tungen im Bahmen des Erlebten als elementarer Bedeutungen und ihrer Relationen..., drittens die Erfassung zusammengesetzter Ordnungs­ formen im Bereiche des sog. Empirischen.“ — „Die Intuitionsanlage... ist aber ... nur eine Anlage zur raschen Erfassung von empirischen Ordnungsverhältnissen... Sie hat garnichts zu tun mit „Instinkt“, sie ist rein intellektual“ — „was sich auf ... Natur und Seele in berechtigtem Intuitionssinne bezieht, stets einen vorläufigen, verbesse­ rungsfähigen, hypothetischen ... Charakter hat.“

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Pluto-Tabelle Neuauflage 1974 von Dr. med. Freiherr von Klöckler Kursus der Astrologie zusammengestellt von Erich von Beckerath

Band I Seite 13

Seite 36 Seite 80/84 Seite 85/86 Seite 87 Seite 87/88 Seite 89 ff. Seite 94 ff. Seite 109 Seite 114 Seite 119 Seite 121 Seite 134

Seite 172 Seite 175 Seite 176

Band II Seite 86

Wallenstein Wilh. Busch Hindemith Mozart

Mai 1930 Mai 1930 1. Febr. 1930 September 1872 4. Sept. 1896 5. Sept. 1916 5. Sept. 1912 5. Sept. 1896 5. Sept. 1872 6. Sept. 1925 22. Sept. 1930 2. März 1930 12. Mai 1930 24. Sept. 1879 14. Nov. 1830 31. Jan. 1883 29. Nov. 1891 16. April 1902 5. Aug. 1893 15. Sept. 1914 9. Nov. 1918 25. April 1925 10. April 1886 14. Sept. 1583 15. April 1832 16. Nov. 1895 27. Jan. 1756

17 1/2 Krebs 17 1/2 Krebs 17 Krebs 20 1/2 Stier 13 1/2 Zwillinge 4 Krebs 30 Zwillinge 13 1/2 Zwillinge 20 1/2 Stier 14 1/2 Krebs 20.40 Krebs 17 1/2 Krebs 18 Krebs 27 Stier 27 1/2 Stier 28 Stier 8 Zwillinge 17 Zwillinge 10 1/2 Zwillinge 2 Krebs 6 Krebs 11 1/2 Krebs 11/2 Zwillinge 7 Widder 11 Widder 12 Zwillinge 18 Schütze

Marconi Nietzsche

25. April 1874 15. Okt. 1844

20.46 Stier 22 Widder

Abbildung 1 a Abbildung 1 b Abbildung 26

Seite 87 Seite 90 Seite 90 Seite 91

Seite 92 Seite 94

Seite 95 Seite 208

Hindenburg v. Bodelschwingh Zola E. T. A. Hoffmann Goethe Klages Friedr. d. Große Mussolini Ludendorff Driesch Haarmann 1. D’Albert 2. Bismarck 3. Choisnard 4. Daumer 5. Ebert 6. Einstein 7. E. Fischer 8. Flechsig 9. Ford 10. Gladstone 11. Görres 12. Hitler 13. Junkers 14. Keyserling 15. Kleist 16. H. Luther 17. v. Liebig 18. Marx 19. M. de Villefranche 20. Robespierre 21. Spengler 22. Stinnes 23. Stresemann 24. Vaihinger 25. Verweyen 26. Wassermann 27. Wundt

2. Okt. 1847 6. März 1831 2. April 1840 24. Jan. 1776 28. Aug. 1749 10. Dez. 1872 24. Jan. 1712 29. Juli 1883 9. April 1865 28. Okt. 1867 25. Okt. 1879 10. April 1864 1. April 1815 13. Febr. 1867 22. März 1857 4. Febr. 1871 14. März 1879 6. Okt. 1886 29.Juni 1847 30. Juli 1863 29. Dez. 1809 25. Juni 1776 20. April 1889 3. Febr. 1859 20. Juli 1880 18. Okt. 1777 10. März 1879 12. Mai 1803 5. Mai 1818

26 Widder 10 Widder 18 Widder 26 Steinbock 1 Schütze 19 Stier 2 J ungfrau 10 Zwillinge 12 Stier 15 Stier 27 Stier 11 Stier 22 Fische 13 Stier 4 Stier 17 Stier 25 Stier 4 Zwillinge 27 Widder 12 Stier 16 Fische 27 Steinbock 5 Zwillinge 5 1/2 Stier 28 Stier 1 Wassermann 25 Stier 7 Fische 26 Fische

23. Febr. 1583 6. Mai 1758 29. Mai 1880 12. Febr. 1870 10. Mai 1878 25. Sept. 1852 11. Mai 1883 10. März 1873 16. Aug. 1832

12 Widder 22 Schütze 27 Stier 16 Stier 25 Stier 1 Stier 29 1/2 Stier 19 Stier 11 1/2 Widder

Band III

Seite 138

Bismarck Bismarck N.N.v Ebert Ebert N.N. Ebert N.N. N.N. N.N. N.N. N.N. N.N. Abb. 10 N.N. Abb. 11 N.N. N.N. N.N. N.N. N.N. Eduard VII. •

Seite 141

Hildebrand

Seite 143

Steiner

Seite 144

N.N.

Seite 146

N.N.

Seite 148 Seite 149

N.N. N.N.

Seite 151

N.N. N.N. N.N. N.N. N.N. N.N. K.P. K.P.

Seite 25 Seite 30 Seite 34 Seite 35 Seite 35 Seite 35 Seite 36 Seite 126 Seite 128 Seite 129 Seite 130 Seite 131 Seite 132 Seite 132 Seite 133

Seite 136

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1. April 1815 30. Juli 1898 15. Sept. 1886 4. Febr. 1871 28. Febr. 1925 17. Mai 1904 28. Febr. 1925 9. Nov. 1870 18. Nov. 1892 20. März 1874 wie Seite 129 25. Aug. 1899 20. März 1904 20. März 1905 4. Mai 1905 2. Juni 1890 9. Jan. 1918 6. April 1883 18. Okt. 1918 9. Nov. 1841 6. Mai 1910 6. Okt. 1847 18. Jan. 1921 27. Febr. 1861 30. März 1925 19. Sept. 1899 3. Febr. 1925 9. Nov. 1870 1. Febr. 1874 14. Aug. 1890 26. März 1909 17. Mai 1915 13. Nov. 1919 20. März 1874 14. Jan. 1929 4. Mai 1905 28. Mai 1896 15. Nov. 1912 16. Juni 1908 25. März 1929

22 Fische 15 Zwillinge 4 Zwillinge 17 Stier 12 Krebs 19 Zwillinge 12 Krebs 18 Stier 9 Zwillinge 20 Stier 16 1/2 Zwillinge 19 Zwillinge 20 Zwillinge 20 Zwillinge 6 Zwillinge 3 Krebs 29 Stier 7 Krebs 19 1/2 Widder 25 1/2 Zwillinge 26 Widder 7 Krebs 7 1/2 Stier 11 1/2 Krebs 16 1/2 Zwillinge 11 1/2 Krebs 18 Stier 20 Stier 8 Zwillinge 24 Zwillinge 1 Krebs 7 Krebs 20 Stier 17 Krebs 20 Zwillinge 11 Zwillinge 29 1/2 Zwillinge 24 Zwillinge 16 Krebs

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Hindenburg vgl. Band II, S. 87 2. Okt. 1847 26 Widder Hindenburg 29. Aug. 1914 2 Krebs Hindenburg 28. Aug. 1916 4 Krebs Hindenburg 2. Okt. 1917 5 Krebs Hindenburg 26. Okt. 1918 6 1/2 Krebs Hindenburg 1. Okt. 1924 13 Krebs Hindenburg 26. April 1925 11 1/2 Krebs N.N. 25. Aug. 1899 16 Zwillinge N.N. 25. Aug. 1926 15 Krebs N.N. 16. Febr. 1896 11 Zwillinge N.N. 16. Febr. 1929 16 Krebs N.N. 4. Dez. 1944 10 Löwe N.N. a) 11. Febr. 1921 7 Krebs b) 11. Febr. 1949 16 Löwe Helfferich 22. Juli 1872 20 1/2 Stier Bebel 22. Febr. 1840 17 Widder Kaiser Friedrich 18. Okt. 1831 11 Widder Rathenau 29. Sept. 1867 16 Stier Franz Ferdinand 18. Bez. 1863 Graz von Österreich Asz. 27 Schütze MC 24 Wage Mond 6 Widder Neptun 3 Widder

An Hand dieser Pluto-Tabelle wird jeder Benutzer in der Lage sein, die in den drei Bänden enthaltenen Beispielhoroskope zu ergänzen und sich von der sehr beachtlichen Plutowirkung zu überzeugen. Viele Charaktereigenschaften und Ereignisse in Ho­ roskopen von Leuten mit prominenten Plutostellungen werden nunmehr klarer, und es lohnt sich, daraufhin einige dieser Horo­ skope näher zu untersuchen. Einige dieser Nativen mit markan­ ten Plutostellungen seien hier genannt: Zola, E. T. A. Hoff­ mann, Goethe, Nietzsche (im Horoskop Nietzsches steht der Pluto im Widder im 5. Felde (!) in Oppos. zur rad. Sonne (!), Haarmann, Driesch, Gérard de Nerval, Mozart, das Horoskop der ,Titanic' (Pluto im 10. Feld, Quadrat Mars, Mars Herr von ). * vni!) *) Stapellauf: 31. Mai 1911, Belfast, Asz. 19 Jungfrau, MC 16 Zwillinge, Mond 25 Krebs.

Freiherr von Klockler ist un­ bestritten der Altmeister der Astrologie und sein dreibän­ diges Lehrwerk hat seit dem Erscheinen der ersten Auflage innerhalb der deutschen astro­ logischen Literatur eine Spitzenstellung eingenommen. Wer ernsthaft danach strebt, die Astrologie mit all ihren Aspekten und Möglichkeiten von Grund auf zu studieren, der sollte an diesem Klöcklerschen Ausbildungswerk nicht vorübergehen, das auch vom deutschen Astrologenverband als Standard-Lehrwerk aner­ kannt und empfohlen wurde. Freiherr von Klöckler ist ne­ ben seinem Können als umfas­ send versierter Astrologe auch ein ausgezeichneter Pädagoge, der es versteht, auch schwieri­ ge technisch-mathematische Arbeitsgänge, die Deutungsre­ geln und Erfahrungswerte, so einleuchtend und leicht ver­ ständlich dazulegen, daß zu ihrem vollen Verständnis kein Gymnasial- oder gar Hoch­ schulbildung erforderlich ist, sondern jeder mit einfacher Schulbildung imstande ist, sich in die Materie einzuarbeiten.

Banal

Lehrbuch der astrologischen Technik für Anfänger und Fortgeschrittene Dieser erste Band beginnt mit einer aus­ führlichen, aber dennoch leicht verständ­ lichen Einführung in die astronomischen Grundlagen der Horoskopberechnung, aus denen bereits hervorgeht, daß der Ver­ fasser ein ausgezeichneter Pädagoge ist, der es versteht, seinen Schülern alle Scheu vor den nun einmal erforderlichen rech­ nerischen Manipulationen zu nehmen. 250 Seiten, Ganzleinen mit zahlreichen Beispielen und 50 Abbildungen DM 24,80 Band II

Grundlagen für die astrologische Deutung Der Verfasser hat in diesem Band alle die Horoskop-Deutungsmöglichkeiten zusam­ mengestellt, die als Grundlage für den ernsthaft forschenden und später prakti­ zierenden Astrologen gelten können. Er beschränkt sich darauf, in umfassender Weise das Deutungs-Grundwissen darzu­ bieten, das den Studierenden befähigt, mittels eigener Phantasie, eigenem Kom­ binationsgeschick und Einfühlungsver­ mögen aus einem Horoskop alles nur Mögliche an Diagnosen und Prognosen herauszuholen. 250 Seiten mit 23 Abbildungen, Ganz­ leinen DM 24.80 Band III

Solarhoroskop, Transite und aktuelle Konstellationen in ihrer Bedeutung für die astrologische Prognose Der Verfasser umreißt die Eigenheiten verschiedener Prognosemethoden, geht ausführlich auf das Solarhoroskop und seine Ausdeutung ein und behandelt ebenso gründlich die Auswirkungen der Übergänge der laufenden Planeten über die wichtigsten Punkte im Geburtshoro­ skop. 250 Seiten mit 39 Abbildungen, Ganz­ leinen DM 24.80

VERLAG HERMANN BAUER KG, 78 FREIBURG I. BR.