Konzeptionelle Überlegungen zur Edition von Rechnungen und Amtsbüchern des späten Mittelalters [1 ed.] 9783737006774, 9783847106777

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Konzeptionelle Überlegungen zur Edition von Rechnungen und Amtsbüchern des späten Mittelalters [1 ed.]
 9783737006774, 9783847106777

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Nova Mediaevalia Quellen und Studien zum europäischen Mittelalter

Band 16

Herausgegeben von Nikolaus Henkel und Jürgen Sarnowsky

Jürgen Sarnowsky (Hg.)

Konzeptionelle Überlegungen zur Edition von Rechnungen und Amtsbüchern des späten Mittelalters

Mit 19 Abbildungen

V& R unipress

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet þber http://dnb.d-nb.de abrufbar. ISSN 2198-6231 ISBN 978-3-7370-0677-4 Weitere Ausgaben und Online-Angebote sind erhÐltlich unter: www.v-r.de Gedruckt mit freundlicher Unterstþtzung der UniversitÐt Hamburg.  2016, V& R unipress GmbH, Robert-Bosch-Breite 6, D-37079 Gçttingen / www.v-r.de Alle Rechte vorbehalten. Das Werk und seine Teile sind urheberrechtlich gesch þtzt. Jede Verwertung in anderen als den gesetzlich zugelassenen FÐllen bedarf der vorherigen schriftlichen Einwilligung des Verlages. Titelbild: Rheinischer Gulden, Basel, um 1415, Vorderseite (oben): Sigismund Romanorum rex, Rþckseite (unten): Moneta no(va) Basiliensis.

Inhalt

Jürgen Sarnowsky Einführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

7

Georg Vogeler The Content of Accounts and Registers in their Digital Edition. XML/TEI, Spreadsheets, and Semantic Web Technologies . . . . . . . . . . . . . . .

13

Carsten Jahnke Die Edition der Hamburgischen Pfundgeldlisten 1485–1486. Möglichkeiten und Gefahren moderner Editionen . . . . . . . . . . . . .

43

Gudrun Gleba Die Ordnung im Kopf des Schreibers – Textbildgestalt als Teilaspekt der Edition mittelalterlicher Rechnungsbücher . . . . . . . . . . . . . . . . .

57

Albrecht Cordes Die Veckinchusen-Quellen und ihre weitere Erforschung. Ein faszinierendes und sperriges Stück Kaufmannsgeschichte

. . . . . .

73

Cordula A. Franzke / Joachim Laczny Digital Humanities und eine Edition von Amtsbüchern – Die Verwaltungstätigkeit des Deutschen Ordens im ländlichen Raum Preußens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

91

Simone Würz Konzeptionelle Überlegungen zur digitalen Edition der Augsburger Baumeisterbücher . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 107 Autorinnen und Autoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 115

Jürgen Sarnowsky

Einführung

Die Rechnungs-Überlieferung hat in der historischen Forschung seit jeher eine Sonderrolle gespielt. Obwohl Zahlenmaterial an sich ohne zusätzliche Informationen teilweise nur eingeschränkte Aussagen ermöglicht, hat man schon früh ihren Wert erkannt. Ein bekanntes Beispiel ist die Edition der Hamburger Kämmereirechnungen durch Karl Koppmann, die einen bis heute noch nicht ausgeschöpften Fundus an Informationen bietet.1 Sie erfolgte bereits zu einem Zeitpunkt, als ein Teil der Originale im großen Stadtbrand in Hamburg 1842 vernichtet worden war. Koppmann konnte sich für eine Reihe der verlorenenen Bände auf Abschriften und Auszüge stützen, die Johann Christian Moritz Laurent angefertigt hatte.2 Dies erfolgte auf Anregung Johann Martin Lappenbergs, der schon 1839 die Herausgabe der Kämmereirechnungen als „besonders lehrreich“ bezeichnet hatte; sie würden einen „höchlichst belehrenden anschaulichen Blick in den Haushalt unserer Stadt“ erlauben.3 Neben den städtischen Quellen haben auch die Rechnungen geistlicher Institutionen sowie die geistlicher und weltlicher Landesherren immer wieder das Interesse der Forschung gefunden. Beide Aspekte spiegeln sich im umfangreichen Material zur Geschichte des Deutschen Ordens, das Inventare, Schuld-, Zins- und weitere Rechnungsbücher vereint.4 Hier wäre etwa die Edition des Marienburger Konventsbuchs durch Walther Ziesemer zu nennen,5 das Ausga1 Edition: Kämmereirechnungen der Stadt Hamburg, hrsg. v. Karl Koppmann, Gustav Bolland, Bde. 1–10, Hamburg 1869–1951. Zuletzt erfolgte eine Auswertung für den Schiffbau in Hamburg, s. Reinhard Paulsen. Schifffahrt, Hanse und Europa im Mittelalter. Schiffe am Beispiel Hamburgs, europäische Entwicklungslinien und die Forschung in Deutschland (Quellen und Darstellungen zur Hansischen Geschichte, 73), Köln, Weimar, Wien 2016. 2 Kämmereirechnungen, 1, S. XIII–XV. 3 Zitiert nach ebd., S. VII. 4 Eine Übersicht bei Jürgen Sarnowsky, Die Wirtschaftsführung des Deutschen Ordens in Preußen (1382–1454) (Veröffentlichungen aus den Archiven Preußischer Kulturbesitz, 34), Köln, Weimar, Wien 1993, bes. S. 14–21. 5 Edition: Das Marienburger Konventsbuch der Jahre 1399–1412, hrsg. v. Walther Ziesemer, Danzig 1913.

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Jürgen Sarnowsky

ben und Einnahmen des Marienburger Konvents für die Jahre von 1399 bis 1412 dokumentiert. Wie sich bald zeigte, gab es in diesem Fall eine frühere Überlieferung wohl in Form von Heften jährlicher Abrechnungen, die sich im dafür zuständigen Königsberger Staatsarchiv nicht erhalten hatte. Im Rahmen der Restaurierungsarbeiten auf der Marienburg unter Theodor von Schön fertigte der Marienburger Prediger Wilhelm Ludwig Häbler in den Jahren 1805 bis 1835 in verschiedenen Archiven umfangreiche Abschriften an, die sich im Marienburger Schlossarchiv erhalten haben.6 Auf ihrer Grundlage legte Arthur Sielmann eine Edition der so überlierten Fragmente früherer Rechnungen vor.7 Wie die beiden Beispiele früher Abschriften aus Rechnungsbüchern verdeutlichen, wurden die Rechnungen oft nur als Steinbruch genutzt. Ein Beispiel bietet die umfangreiche Edition der Reichstagsakten, die zum Beispiel immer wieder Auszüge aus städtischen Rechnungen, nicht nur aus jenen Frankfurts, bietet, die zusätzliche Informationen zu den Hof- und Reichstagen enthalten.8 Auch in den Editionsreihen zur Geschichte der Hanse finden sich immer wieder Auszüge aus Rechnungsbüchern, in den Hanserezessen etwa zu den Kosten für die Reisen der Ratssendeboten9 oder für die Ausrüstung von Schiffen.10 So kann es nicht verwundern, dass auch einige der Editionen von Rechnungen keine Vollständigkeit bei der Präsentation des Materials anstrebten. Ein Beispiel ist die Edition der, wie sie im Titel heißen, „Handelsrechnungen des Deutschen Ordens“ durch Carl Sattler.11 Sie bietet nur einen Teil der erhaltenen Ordensfolianten im vollständigen Abdruck der Texte, andere werden nur in Auszügen vorgelegt. Die Entscheidung über die Aufnahme scheint relativ willkürlich und der Tatsache geschuldet zu sein, dass der Herausgeber die spätmittelalterlichen Bände nach einer längeren Planungsphase aus Königsberg an 6 Vgl. Heinrich Knapp, Das Schloss Marienburg in Preußen. Quellen und Materialien zur Baugeschichte nach 1454, Lüneburg 1990, S. 35; die Abschriften enthalten auch Auszüge aus weiterem, heute verlorenem Material. 7 Die Reste des Marienburger Konventsbuchs aus den Jahren 1395–1398, hrsg. v. Arthur Sielmann, in. Zeitschrift des Westpreußischen Geschichtsvereins, 60 (1920) S. 67–73; zu den verlorenen Abrechnungen vgl. Marienburger Konventsbuch, S. VI–VIII. 8 Zum Beispiel Deutsche Reichstagsakten, Ältere Reihe, Bd. 1–17, 19,1–2, 22,1–2, hrsg. v. Julius Weizsäcker, Dietrich Kerler, u. a., Gotha, Göttingen, 1867–2001. – Ein Beispiel sind, ebd., 1, 143, S. 254–56, Kosten Frankfurts für den Reichstag Februar bis Mai 1479, aus dem städtischen Rechnungsbuch; vgl. ebd., 1, 114–15, S. 202–03, Auszüge aus den städtischen Rechnungen von Rotenburg o.d.T. und Nürnberg. 9 S. etwa in: Die Recesse und andere Akten der Hansetage von 1256–1430, hrsg. v. Karl Koppmann, 8 Bde., Leipzig 1870–1897; von vielen Beispielen s. u.a. die Kosten Rostocks für eine Versammlung in Lübeck 1426 Januar 21, deren Teilnehmer sonst nicht bekannt sind, bzw. für Gesandtschaften nach Dänemark, 1426 [nach April 7] und [Mai 19], ebd., 8, S. 11, 26, 32–33. 10 Vgl. u. a. ebd., 8, 118, S. 78–79, zu 1426–27, Rechnung der Rostocker Weddeherren über die Ausrüstung von Verpflegung von Schiffen. 11 Die Handelsrechnungen des Deutschen Ordens, hrsg. v. Carl Sattler, Leipzig 1887.

Einführung

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seine aktuelle Wirkungsstätte in Hannover ausgeliehen bekam, sich aber bald neuen Aufgaben zuwenden wollte und musste.12 Die Unvollständigkeit bot Anlass zu einer Neuedition, die kurz vor dem Abschluss steht.13 Überhaupt stellt sich grundsätzlich die Frage, wie man Rechnungen, Rechnungs-, Schuld-, Zinsbücher und anderes vergleichbares Material entsprechend den Bedürfnissen, Normen und Anforderungen der modernen Geschichtswissenschaft edieren sollte. So ist durchaus offen, ob man sie im Volltext oder nur in einer tabellarischen Übersicht mit den wesentlichen Informationen vorlegen sollte, wie man sich z. B. bei Briefen und Urkunden auch zwischen der Erstellung von Regesten und der Edition von Volltexten entscheiden muss. Ein Beispiel für eine tabellarische Zusammenstellung der relevanten Daten bietet die Edition der Lübecker Pfundzollbücher der Jahre 1492–1496 durch Jürgen Vogtherr.14 Sein Ziel war es, „die Pfundzollregister so zu erschließen, daß sie vor allem für personengeschichtliche Fragestellungen aussagekräftig werden“.15 Deswegen bietet die Ausgabe eine Zusammenstellung von Angaben zu Ladung und Schiff, die alphabetisch nach den Namen der Befrachter geordnet ist. Die in den Registern vielfach noch erkennbare Übersicht über die Ladung einzelner Schiffe wurde dafür aufgelöst. Neben der Frage der Vollständigkeit der Edition sind zahlreiche weitere Aspekte zu berücksichtigen. Bei konventionellen Ausgaben stellt sich die Frage des optimalen Layouts, das die leichte Benutzbarkeit mit einer gewissen Nähe zum Layout der Manuskripte vereinen sollte. Auch die Gestaltung der Register ist immer wieder ein Problem. Dazu kommen bei (zusätzlich oder ausschließlich) digital zugänglichen Editionen die Fragen der Intensität der Auszeichnung, der optimalen formalen Gestaltung und Anderes mehr. Der vorliegende Band geht auf eine Tagung zurück, die im Februar 2015 im Rahmen des DFG-Projekts der Edition der Rechnungen untergeordneter Amtsträger des Deutschen Ordens in Preußen an der Universität Hamburg abgehalten wurde und die die angesprochenen Aspekte diskutieren sollte. Die Beiträge der Tagung sind für den Druck durch eine Projektvorstellung von Simone Würz ergänzt worden, während der vorgesehene Beitrag von Anna Paulina Orlowska zum preußischen Kaufmann Johan Pyre leider nicht aufgenom12 Vgl. dazu das Vorwort, ebd., S. 4. 13 S. Die Schuldbücher und Rechnungen der Großschäffer und Lieger des Deutschen Ordens in Preußen, Bd. 1–3, hrsg. v. Cordelia Hess, Joachim Laczny, Christina Link, Jürgen Sarnowsky (Quellen und Darstellungen zur hansischen Geschichte, N. F. LIX,1–3 = Veröffentlichungen aus den Archiven Preußischer Kulturbesitz 62, 1–3), Köln, Weimar, Wien 2008–2013; Bd. 4, hrsg. Cordula Franzke, ist in Vorbereitung. 14 Die Lübecker Pfundzollbücher 1492–1496, hrsg. v. Jürgen Vogtherr, 4 Bde. (Quellen und Darstellungen zur hansischen Geschichte, N. F. XLIX/1–4), Köln, Weimar, Wien 1996. 15 Ebd., 1, S. 23.

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Jürgen Sarnowsky

men werden konnte.16 Die Reihenfolge in diesem Band entspricht nicht der der Vorträge auf der Tagung, vielmehr wurden die Aufsätze – mit Ausnahme des grundlegenden Beitrags von Georg Vogeler – nach dem Erscheinen der zum Ausgangspunkt gewählten Editionen geordnet. Georg Vogeler stellt einleitend Formen einer intensiven Bearbeitung von Rechnungsmaterial vor, die unter Nutzung von Techniken des Semantic Web neue Zugänge zu den Quellen erlauben. Seine allgemeinen Überlegungen konkretisiert er anhand bereits bestehender online-Editionen. Insbesondere verweist er aber auf das Beispiel der Edition der Jahrrechnungen der Stadt Basel aus den Jahren 1535–1610, bei der er diese neuen Techniken selbst erproben konnte.17 Die folgenden Beiträge bieten dann jeweils allgemeine Überlegungen im Kontext einzelner Editionen. Den Anfang macht Carsten Jahnke, der, ausgehend von der Edition der Hamburgisch-Lübischen Pfundgeldlisten 1485–1486,18 für eine textgenaue Wiedergabe der Rechnungsbücher, aber auch für eine Sicherung der Nachhaltigkeit digitaler Editionen plädiert. Gudrun Gleba hebt im Anschluss daran, nicht zuletzt aufgrund ihrer mit Ilse Eberhardt vorgelegten Edition der Rechnungen des Osnabrücker Klosters Gertrudenberg,19 hervor, dass bei den Rechnungsbüchern auch immer die Aspekte der Textgestaltung und der Medialität der Quellen berücksichtigt werden müssen. Albrecht Cordes beschreibt die komplexe Editionsgeschichte der Handelsbücher des Hildebrand Veckinchusen,20 verdeutlicht die Notwendigkeit der Einordnung der Rechnungsbücher in ihren Kontext, in diesem Fall die Be-

16 Vgl. jedoch ihren Aufsatz: Anna Paulina Orlowska, Handel in einem Kaufmannsnetz: Der Danziger Johann Pyre, in: Vertraute Ferne. Kommunikation und Mobilität im Hanseraum, hrsg. v. Joachim Mähnert, Stephan Selzer, 2012, S. 32–39. 17 Jahrrechnungen der Stadt Basel 1535–1610 – digitale Edition, hrsg. v. Susanna Burghartz unter Mitarbeit von Sonia Calvi, Lukas Meili, Jonas Sagelsdorff und Georg Vogeler, Basel/Graz 2015 . 18 Die Hamburgisch-Lübischen Pfundgeldlisten 1485–1486, hrsg. v. Dennis Hormuth, Carsten Jahnke und Sönke Loebert (Veröffentlichungen aus dem Staatsarchiv der Freien und Hansestadt Hamburg, 21), Hamburg 2006. 19 Summa Summarum. Spätmittelalterliche Wirtschaftsnachrichten und Rechnungsbücher des Osnabrücker Klosters Gertrudenberg – Transkription und Kommentar, hrsg. v. Gudrun Gleba, Ilse Eberhardt (Westfalen in der Vormoderne, 9), Münster 2011. Zu den angesprochenen Aspekten vgl. auch Wirtschafts- und Rechnungsbücher des Mittelalters und der Frühen Neuzeit. Formen und Methoden der Rechnungslegung: Städte, Klöster, Kaufleute, hrsg. v. Gudrun Gleba, Niels Petersen, Göttingen 2015. 20 Michail P. Lesnikov, Die Handelsbücher des hansischen Kaufmanns Veckinchusen, Berlin 1973; ders. / Walter Stark, Die Handelsbücher des Hildebrand Veckinchusen. Kontobücher und übrige Manuale, Schlussredaktion Albrecht Cordes (Quellen und Darstellungen zur hansischen Geschichte, N. F. Bd. LXVII), Köln, Weimar, Wien 2013.

Einführung

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rücksichtigung der Kaufmannsbriefe Veckinchusens21 und der Geschäfte seiner Partner, und entwickelt ein Konzept für ein „virtuelles Veckinchusen-Archiv“. Cordula Franzke und Joachim Laczny diskutieren am Beispiel der Edition der Amtsbücher zweier untergeordneter Amtsträger des Deutschen Ordens in Preußen22 Formen der Auszeichnung der Texte, die neue Nutzungsmöglichkeiten und insbesondere die Einbindung der Daten in ein historisch-geographisches Informationssystem ermöglichen. Der abschließende Beitrag von Simone Würz stellt die Ansätze und Methoden des aktuellen Projekts einer digitalen Edition der Augsburger Baumeisterbücher vor, mit Überlegungen zur Erschließung der Daten und zu einer möglichen Einbindung von Digitalisaten der Originale.23 Zweifellos gibt es nicht den einen, gewissermaßen immer nach den neuesten Standards verbindlichen, Weg, wie Rechnungsbücher und verwandte Quellen ediert werden sollten. Dennoch ist es sicher erforderlich, das eigene methodische Vorgehen – bei Druck- ebenso wie bei online-Editionen und „Hybridformen“ – anhand schon abgeschlossener Projekte kritisch zu hinterfragen sowie angemessen zu erweitern und zu vertiefen. Auch wenn die Zahl der Editionen spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Rechnungsmaterials immer noch relativ überschaubar ist, lässt sich über konzeptionelle Überlegungen dazu nur schwer ein Überblick gewinnen. Der vorliegende Band will dafür einen Beitrag leisten und für künftige Editionen weiterführende Anregungen vermitteln.

21 Zu großen Teilen ediert bei Wilhelm Stieda, Hildebrand Veckinchusen. Briefwechsel eines deutschen Kaufmanns im 15. Jahrhundert, Leipzig 1921. 22 Die gedruckte Ausgabe liegt bereits vor: Amtsbücher des Deutschen Ordens um 1450. Pflegeamt zu Seehesten und Vogtei zu Leipe, hrsg. v. Cordula A. Franzke, Jürgen Sarnowsky (Beihefte zum Preußischen Urkundenbuch, 3), Göttingen 2015. 23 Das Projekt wird künftig unter der URL www.augsburger-baumeisterbuecher.de verfügbar sein.

Georg Vogeler

The Content of Accounts and Registers in their Digital Edition. XML/TEI, Spreadsheets, and Semantic Web Technologies*

Introduction Monetary evaluation of human actions is the main content of accounts. It seems obvious to use digital tools to represent them. Editing on the other hand is not interested in numbers but in text.1 This article will argue that semantic web technologies are an appropriate method to bridge this gap. It explains some of the basic concepts of the semantic web more extensively than necessary for the digital humanities scholar already familiar with these technologies. I have described elsewhere why a digital edition can be considered the best method to publish economic records as historical sources.2 The argument is based on the insight that historical accounting records can only be understood when their documentary properties are fully considered: Their palaeographical and codicological features (“visual” layer) and the linguistics of the text (“linguistic” layer) contribute to their understanding as a formal representation of the facts recorded (“content” layer).3 * All cited URLs were last accessed at on 5. 1. 2016 and if possible stored in the repository of archive.org via the “Save Page Now”-service (http://archive.org/web). 1 See Armand Jamme, Histoire m8di8vale et compatibilit8s. Renouveau d’un champ historiographique, renouvellement des perspectives d’8dition, in: Pourquoi 8diter des textes m8di8vaux au XXIe siHcle?, hrsg. v. Olivier Canteaut, Rolf Grosse, 2014 (discussions 9) , n. 18 on the narrative perception of accounts. 2 Georg Vogeler, Warum werden mittelalterliche und frühneuzeitliche Rechnungsbücher eigentlich nicht digital ediert?, in: Grenzen und Möglichkeiten der Digital Humanities, hrsg. v. Constanze Baum, Thomas Stäcker , Wolfenbüttel 2015, DOI: 10.17175/sb001_007, URL: . 3 See Vogeler : Warum, 2015 (cfr. Anm. 2); Georg Vogeler, Digitale Edition von Wirtschaftsund Rechnungsbüchern, in: Wirtschafts- und Rechnungsbücher des Mittelalters und der Frühen Neuzeit, hrsg. v. Gudrun Gleba, Niels Petersen, Göttingen 2015, S. 307–28; Georg Vogeler, Modelling digital edition of medieval and early modern accounting documents, in: Digital Humanities 2014. Book of Abstracts, Lausanne 2014, S. 407f.; basic theoretical con-

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Georg Vogeler

The following discusses firstly the drawbacks of reducing digital edition of accounts and economic records to the encoding offered by the TEI. I will compare the text-oriented approach of the TEI with other digital representations of accounts that are oriented primarily on the economic facts accounted. The second part of the article discusses the opportunities offered by the usage of semantic web technologies (RDF, RDFs/OWL, SKOS and SPARQL) to encode and expose the content layer of digital editions. I have described elsewhere in more detail my own proposal how a customized XML/TEI transcription can be transformed into an XML serialisation of RDF facts,4 and there are other projects interlacing RDF structures into TEI.5 This article focuses on an introduction to the semantic web technologies as proposed by the W3C and discusses how they can be applied to historical accounts as a common data model, for the creation of controlled vocabularies, in exposing the content layer over the web, and for querying data aggregated from several sources. The final part of the article exemplifies the whole set of methods on data extracted from existing digital editions of late medieval accounts. The research presented in this paper is part of the MEDEA activities funded by DFG and NEH.6

siderations in particular in Patrick Sahle, Digitale Editionsformen. Zum Umgang mit der Überlieferung unter den Bedingungen des Medienwandels, 3 Bände, Norderstedt 2013 (Schriften des Instituts für Dokumentologie und Editorik 7–9), vol. 3. Similar thoughts are expressed by Manfred Thaller, What is a text within the Digital Humanities, or some of them, at least? In: digital humanities 2012. Hamburg 2012 ; Elena Pierazzo: Digital Scholarly Editing, Farnham u. a. 2015. From a much more pragmatic approach the problem is discussed in Jennifer Stertzer, Working with the Financial Records of George Washington. Document vs. Data, in: Digital Studies 4 (2014) . 4 Vogeler : Warum 2015 (cfr. 2), here: http://www.zfdg.de/sb001_007#hd3. 5 The Sharing Ancient Wisdoms-Project converts references between text fragments into RDF structures: Anna Jordanous, Alan Stanley, Charlotte Tupman, Contemporary transformation of ancient documents for recording and retrieving maximum information: when one form of markup is not enough, in: Proceedings of Balisage: The Markup Conference 2012 , 2012 ; Stuart Dunn et al.: Sharing Ancient Wisdoms: developing structures for tracking cultural dynamics by linking moral and philosophical anthologies with their source and recipient texts, paper presented at the DH2012 Hamburg, URL: http://www.dh2012.unihamburg.de/conference/programme/abstracts/sharing-ancient-wisdoms-developing-struc tures-for-tracking-cultural-dynamics-by-linking-moral-and-philosophical-anthologies-withtheir-source-and-recipient-texts.1.html; Charlotte Tupmann u. Anna Jordanous: Sharing Ancient Wisdoms across the Semantic Web Using TEI and Ontologies, in: Analysis of Ancient and Medieval Texts and Manuscripts. Digital Approaches, hrsg. v. Tara Andrews u. Caroline Macé, Turnhout 2015 (Lectio 1), S. 213–28. The RDF of the project is available at . 6 For more details on the project see http://medea.hypotheses.org.

The Content of Accounts and Registers in their Digital Edition

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State of the Art: Text Encoding or Spreadsheet? In practice, the palaeographical/linguistic approach and the content approach to accounting documents usually are handled separately :7 A researcher interested in the text creates flat transcriptions, usually only documenting palaeographical observations; a researcher interested in the numbers creates tables, spreadsheets or relational databases. The research on digital edition has focused on the first approach. The TEI as the major standard to encode historical texts provides a rich vocabulary to mark-up this kind of information in the text.8 The editors can encode linear and table styled texts; they can link the transcription to an image of the text; non-standard characters can be encoded with the element. A particular problem has been addressed recently : Economic records can be living documents: when liabilities were solved or when taxpayers paid, information changed constantly. The TEI offers encoding to describe scribal errors, additions and modifications or change in scribal hands and since 2012, the TEI guidelines include sections dedicated to the genesis of a text.9 By using XML/TEI, digital edition methods thus very well cover the combination of visual representations in images with palaeographical and pure text encoding. An example for this is offered by the edition of the “Amtsbücher” of the Teutonic Order around 1450 by Cordula Franzke and Jürgen Sarnowsky : They offer a full text transcription with palaeographical observations like deletions and editorial interventions. The economic facts recorded are not encoded.10 The reason for this might be that encoding economic facts is not cov7 The digital edition of the George Washington Papers is a good example that this is changing recently : Jennifer Stertzer, Working with the Financial Records of George Washington. Document vs. Data, in: Digital Studies 4 (2014) . 8 See for the following TEI Consortium: TEI P5. Guidelines for Electronic Text Encoding and Interchange, originally edited by C.M. Sperberg-McQueen, Lou Burnard, version 2.9.1 , 2015 , in particular the chapters on elements available in all TEI documents (http://www.tei-c.org/release/doc/tei-p5-doc/en/html/CO.html), default text structure (http://www.tei-c.org/release/doc/tei-p5-doc/en/html/DS.html), characters, glyphs, and writing modes (http://www.tei-c.org/release/doc/tei-p5-doc/en/html/ WD.html), and representation of primary sources (http://www.tei-c.org/release/doc/tei-p5doc/en/html/PH.html). 9 See Fotis Jannidis, Elena Pierazzo, Malte Rehbein, Lou Burnard, Gregor Middell, Moritz Wissenbach, Manuscripts SIG: Documents and Genetic Criticism TEI Style, [2010/ 11], URL: http://www.tei-c.org/SIG/Manuscripts/genetic.html for the proposal, which was integrated into the official guidelines in 2012 and especially the section on the transcription of primary sources: http://www.tei-c.org/release/doc/tei-p5-doc/en/html/PH.html. 10 Amtsbücher des Deutschen Ordens um 1450. Pflegeamt zu Seehesten und Vogtei zu Leipe, bearb. v. Cordula Franzke, Jürgen Sarnowsky, Göttingen 2015 (Beihefte zum Preußischen Urkundenbuch 3) online at: with references to the TEI files http://www.v-r-webspace.de/down

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Georg Vogeler

ered by straight-forward-TEI. The TEI offers encoding for numbers and measurements. 11 allows to encode textual representations of numbers and convert them into computable numerals encoded in an attribute. An encoding like xliii would thus keep the roman number in the text and hand over the value 43 to a computer calculation. and allow encoding text which represents any kind of measurement. “contains a word or phrase referring to some quantity of an object or commodity, usually comprising a number, a unit, and a commodity name”12 and can be grouped together with other measurements, when they “relate to the same object”13. Thus a text like unc. I t. XXV g. XI is easily encoded as unc. I t. XXV g. XI. There are already good examples using this kind of en-

coding: The digital version of the Edward Arber transcription of the Stationer’s Registers created by Giles Bergel, Ian Gadd, James Cummings and the Bodleian Libraries makes heavy use of the element (cfr. Listing 1).14 The same applies to the prototype digital edition of the Fortune Theatre Records.15

xij d .

Listing 1: Example from the Stations Registers Online showing a possible use of the TEI element.16

With this, the TEI guidelines offer a generic element for numerals and measurements to serve many purposes. The example in Listing 1 shows that monetary values can be expressed with the elements as well as with the element. This flexibility is typical for the TEI and there are many situations in which this feature has to be considered an advantage. Nevertheless, when using it in a specific domain, it can create more work than necessary :

11 12 13 14

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loads/dokumente/Amtsbuecher/Amtsbuecher_DO_um_1450_TEI_OF_186a.xml and http:// www.v-r-webspace.de/downloads/dokumente/Amtsbuecher/Amtsbuecher_DO_um_1450_ TEI_OF_186.xml. http://www.tei-c.org/release/doc/tei-p5-doc/en/html/ref-num.html. http://www.tei-c.org/release/doc/tei-p5-doc/en/html/ref-measure.html. http://www.tei-c.org/release/doc/tei-p5-doc/en/html/ref-measureGrp.html. The Stationer’s Registers Online (Edward Arber transcription) in TEI/XML, ed. by Giles Bergel, Ian Gadd, James Cummings and the Bodleian Libraries, 2013, URL: . See for this and further explanations on the TEI the contribution of James Cummings to the MEDEA Workshop in Regensburg, 24. 10. 2015: http://medea.hypotheses.org/314 and the presentation at https:// prezi.com/bjepuzxdgzpl/encoding-financial-records-in-tei-two-case-studies/. By the Records of Early English Drama (REED), . https://raw.githubusercontent.com/gbergel/SRO_Arber_data/master/arber1-2014-01-12. xml.

The Content of Accounts and Registers in their Digital Edition

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When dealing with accounts money is usually, the major commodity measured. The encoding of monetary values in the TEI would be expressed with the help of the attribute @type, and the examples used in the guidelines suggest using the keyword “currency”. This is a bit troublesome as you have to create verbose code to encode a very often occurring textual structure. However, the situation is more complex. The @type value “currency” representing monetary measurements is only suggested by its continuous use in all the examples of the TEI guidelines. In fact, the definition of the attribute reads much more generally : “@type specifies the type of measurement in any convenient typology”.17 The user of the TEI encoded texts thus cannot infer from the TEI guidelines or the formal definition if a measure-element encodes money, spatial extension, or the amount of commodities. To help in this situation the TEI offers the Roma tool and the ODD mechanism.18 Roma is a web service in which the user can generate a customisation of the TEI reusing existing elements, modifying them and adding new elements in a way that they are consistent with the general definitions of the TEI.19 The web service writes a formal description of the modifications following the guidelines of the TEI for the documentation of XML schemas, the so called ODD (“One Document Does it all”). The Roma web service can compile a full XML schema (either following the W3C recommendations for XML schemas or in RelaxNG syntax) or a DTD which can be used to help with encoding. This mechanism for example made the encoding of the annual accounts of the city of Basel between 1535 and 1611 effective. The transcribers in the project used abbreviated codes for the amounts booked: , and expressed the currency divisions in pound, shilling and pence. In the publication process this encoding was transformed into full TEI encoding as etc.20 A major achievement on the path of TEI customisation is the work of Kathryn Tomasek and Syd Baumann. They suggested enhancing the TEI mark up with mark-up dedicated to economic transactions.21 Their so-called “transactionography” describes economic facts as a transfer of services, goods and money between actors. It wraps the encoding in and 17 http://www.tei-c.org/release/doc/tei-p5-doc/en/html/ref-measure.html. 18 See http://www.tei-c.org/Guidelines/Customization/index.xml for a detailed discussion on the customization methods offered by the TEI. 19 http://www.tei-c.org/Roma/. 20 Jahrrechnungen der Stadt Basel 1535–1610 – digitale Edition, hrsg. v. Susanna Burghartz unter Mitarbeit von Sonia Calvi, Lukas Meili, Jonas Sagelsdorff und Georg Vogeler, Basel/Graz 2015 , here . 21 Kathryn Tomasek, Syd Bauman, Encoding Financial Records for Historical Research, in: jTEI 6 (2013) , DOI : 10.4000/jtei.895.

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. The actors are referenced in attributes @fra and @til. It is basically

meant to be a kind of stand-off annotation as it allows referencing the source of the information in @source attribute, but if text consists only of measures and glosses it could be integrated in a transcription. The proposal by Tomasek and Baumann avoids another issue in encoding historical accounting and economic records with the TEI: They separate the textual from the logical representation, as it is not clear what the basic text structure of bookkeeping entries in the TEI could be. The history of written accounting and the social anthropologic research on literacy has demonstrated that the topological organisation of the information on the page is determined by culture as well as by practical need. Modern spreadsheet software suggests that table style accounting is the main visual method for the organisation of economic facts. However, the history of accounting shows that there were many visual representations in use.22 The TEI offers at least two elements to encode the textual structure of accounts: the table and the list. The two can be considered as special expressions of the other : The table can be viewed as a multidimensional list and the list as a table with only one column. If you delve deeper into the concepts of representing the structure of the surviving accounting texts, the focus on these two concepts shows its reduced heuristic value. 1. The TEI table for example is organised similar to the HTML table as a sequence of rows. Each row contains a sequence of cells. However, when using tables for calculating the accountants often enough focused on the column, as they summed up the numbers per column. The logical structure of the table can thus be considered as a two dimensional matrix – and in fact the XML schema for the open source spread sheet software gNumeric uses only cells as core data structure and allocates each cell in the two dimensional grid with the attributes @Row and @Col for row and column.23

22 See for example the German territorial accounts studied by Mark Mersiowsky, Die Anfänge territorialer Rechnungslegung im deutschen Nordwesten. Spätmittelalterliche Rechnungen, Verwaltungspraxis, Hof und Territorium, Sigmaringen 2000 (Residenzenforschung 9) or the development of tax accounting in the German territorial states in the late middle ages: Georg Vogeler, Spätmittelalterliche Steuerbücher deutscher Territorien, in: Archiv für Diplomatik 49 (2003), S. 165–295 and 50 (2004), S. 57–204; Georg Vogeler, Tax Accounting in the Late Medieval German Territorial States, in: Accounting, Business and Financial History 15 (2005), S. 235–54. 23 David Gilbert, The Gnumeric File Format, 2001 .

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Img. 1: “Salzburger Rechenzettel” (account of the vicedominus of the Archbishop of Salzburg) from 1284, ed. Josef Lampel, Salzburger Goldwert von 1284, in: Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde 30 (1890), S. 114–34.

2. High medieval writers considered the sequence of entries to be calculated in a rubric as a block of text consisting of single sentences (img. 1). The TEI would suggest a

aragraph for this phenomenon. If you follow bookkeeping practice through time, it is easy to conceive the next step of the evolution again as a

aragraph : each entry is written in one block (img. 2). In this kind of accounting layout, the TEI would probably suggest a for the logical organisation of the entries. You might even find friends of encoding this as a list – and the definition of the TEI covers this approach as well. However, this is not the place to discuss the semantics of the TEI definitions of these elements in detail. All of them are appropriate for the encoding of accounting texts – and all of them exclude essential information from the encoding, i. e. the logical function of the entries: The text is a written representation of economic facts.

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Img. 2: Tax register “Kurpfalz” 1350–1361, Generallandesarchiv Karlsruhe 66/12049 (Bild: Generallandesarchiv Karlsruhe).

This follows the multiple perspectives on text, digital editions have to deal with: text can be considered a visual entity (“image”), a trace of the writing act, a linguistic structure (“language”) or a representation of facts (“content”, “data”).24 The TEI as described above offers very useful tools and concepts to encode text as image and text as language. When it comes to the content of the text, the TEI is not developed to the same extent. If you encode the accounting 24 See note 3.

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facts as in Listing 1, you are completely in line with the TEI guidelines. The encoding states that somebody paid a fee of 12 pence. This information is conveyed by attribute values: type="fee", type="currency", unit ="pence". Thus, the major accounting information, the “data” represented by the text, is not defined by the TEI itself. In fact many projects publishing data from historical economic records choose to organise the “content” of the documents in databases or spreadsheets. Good examples of this approach are two projects editing documents on trade. The “Donauhandel” project converts the entries of several 17th and 18th century toll registers in Austrian cities along the Danube into a database. The project extracts information about persons and trade goods.25 Additionally the user can browse through the images of the registers used. It is built by the model of the Sound Toll project which does the very same with the rich documentation from the ships passing the Danish Sound between 1497 and 1857.26 You can search in normalised data on ships and their masters, cargo and taxes paid. Both use relational databases as their back end. They organise their data in tables (e. g. for the Sound Toll project: passage, cargo, taxes and images) in which the original entries are split into fields (e. g. for the passage table the date and the shipmaster’s name and domicile, for the cargo table the commodity itself, its ports of departure and destination and the tax paid per commodity) and which are connected by a common identifier. Some of the data in the tables follows an orthography normalized by the editors.27 This kind of “structured data” can be encoded in SQL dumps or – less verbose – in comma separated value text files representing a table. When downloading the data tables from the Sound Toll Online project it becomes clear that it is not easy to reuse this kind of encoding: The tables and fields represent the logic that the researcher extracted from the source. The question arises if these structures could be mapped to a common language. In the business world, the eXtensible Business Reporting Language (XBRL) is on 25 Projektwebseite: . Zum Projekt: Peter Rauscher, Andrea Serles u. Beate Pamperl, Die Kremser Waag- und Niederlagsbücher. Bedeutung und Möglichkeiten der digitalen Erschließung von wirtschaftshistorischen Massenquellen, in: Pro Civitate Austriae N. F. 17 (2012), S. 57–82, online auf der Webseite “Der Donauhandel” unter . 26 The project is online at . Most recently on the project see: Jan Willem Veluwenkamp, Die ‘Sound Toll Registers Online’ als Instrument für die Erforschung des frühneuzeitlichen Ostseehandels, in: Wiegen – Zählen – Registrieren. Handelsgeschichtliche Massenquellen und die Erforschung mitteleuropäischer Märkte (13.–18. Jahrhundert), hrsg. v. Peter Rauscher, Andrea Serles (Beiträge zur Geschichte der Städte Mitteleuropas 25), Innsbruck, S. 365–85. 27 Jan Willem Veluwenkamp, Sound Toll Registers online. Concise source criticism, in: Soundtoll registers, 2011, S. 1–2. URL: http://www.soundtoll.nl/images/files/STROpdf.pdf.

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the road to establish itself as a data exchange standard, in particular because several national authorities require taxation data in an XBRL based format.28 Like the TEI, it uses XML to encode the data. It breaks the data down into simple economic facts that are described by pairs of concepts and values in a specific context. The facts are collected in an instance. The concepts are defined by taxonomies. XBRL offers a dedicated data type for monetary data29 and when using the “Global Ledger” taxonomy provided by the XBRL consortium you find basic accounting concepts like: entry (gl-cor:entryHeader and gl-cor:entryDetail), amount booked (gl-cor:amount, gl-cor:signOfAmount), debit and credit (gl-cor:debitCreditCode).30

While TEI has established itself as common encoding semantics for texts in their linguistic and physical representation, XBRL is on the way to become a common reference for the description of economic facts. For the purpose of digital editing accounting texts in their multiplicity as visual, linguistic and economic objects the separation of technologies for textual and factual modelling and encoding remains.

The Semantic Web This separation of technologies can be considered part of the distinction between conceptual modelling and modelling for production.31 Semantic Web technologies have been proposed as a method to integrate text and data representation. Their application is usually focused on the reference between named entities in the text and real world entities represented digitally in authority files.32 Historical accounts and economic records can demonstrate that the possibilities of semantic web technologies go even further. 28 https://www.xbrl.org/the-standard/. 29 http://www.xbrl.org/Specification/XBRL-2.1/REC-2003-12-31/XBRL-2.1-REC-2003-12-31+ corrected-errata-2013-02-20.html#_5.1.1.3.1. 30 http://www.xbrl.org/taxonomy/int/gl/2015-03-25/plt/case-c/gl-cor-content-2015-03-25.xsd. 31 Øyvind Eide, « Ontologies, Data Modeling, and TEI », Journal of the Text Encoding Initiative [Online], Issue 8 j December 2014 – December 2015, Online since 01 January 2015, connection on 22 December 2015. URL : http://jtei.revues.org/1191; DOI: 10.4000/jtei.1191. 32 A good example of this is Arianna Ciula, Paul Spence and Jos8 Miguel Vieira, Expressing complex associations in medieval historical documents: the Henry III Fine Rolls Project, in: Literary and Linguistic Computing 23,3 (2008), p. 311–325 DOI: 10.1093/llc/fqn018. See also recently an example extending the reference to artifacts and concepts: Jörg Wettlaufer, Christopher Johnson, Martin Scholz, Mark Fichtner and Sree Ganesh Thotempudi, Semantic Blumenbach. Exploration of Text-Object Relationships with Semantic Web Technology in the History of Science, in: DSH 30,1 (2015), p. 187–198, DOI: 10.1093/llc/fqv047.

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The idea of the semantic web introduced by Tim Berners Lee and the W3C is to exchange not only documents over the internet but to share structured data as well. The W3C developed a framework of standards, which helps to describe data structures, and offers standardised query interfaces, the so-called “Resource Description Framework” (RDF). It includes a basic formalisation of data as simple graphs consisting of nodes (“resources”) connected by edges (“properties”). On top of this, the definitions of RDF allow describing data schemas and formal ontologies with “RDFs” (RDF Schema) or the Web Ontology Language “OWL”. A third set of specifications under the recursive acronym SPARQL (SPARQL Protocol And RDF Query Language) describes how to query RDF data via the internet. It includes a syntax for queries and a specification of functionalities that the so called “SPARQL endpoints” – i. e. interfaces to RDF databases – should offer.33 Initially RDF was introduced to create structured metadata for web documents. The basic format of RDF is thus a statement about a web resource. These statements are grammatically very simple as they consist of nothing than an URL for the resource as subject, a property of the resource as predicate and a text or another resource as object. This simple model fits very well into the situation of digital edition of accounting records: The “content” of the accounting document can be considered as a statement about the (linguistic) text. Every XML element in a TEI transcription can be identified via the URL fragment identifier syntax34 with a URL. This URL consists of the document URL and a fragment identifier behind the hash-symbol (#): http://gams.uni-graz.at/o:srbas.1535#bs_Gipszoll-div-0 leads to the section of the 1535 Basel account that carries a mark up and the Identifier “bs_gipszoll-div-0” expressed in a xml:id attribute.35 As I have argued elsewhere,36 this basic structure can be combined with vocabularies describing the relationship between text and data like the “p67 Refers to” property of the CIDOC-CRM37 or the “hasTarget” property from the Open Annotation vocabu33 Richard Cyganiak u. a., RDF 1.1 Concepts and Abstract Syntax, 2014 (W3C Recommendation) and related documents like http://www. w3.org/TR/rdf-schema/ for RDFs, http://www.w3.org/TR/rdf-sparql-query/ for SPARQL and http://www.w3.org/TR/owl-ref/ for OWL. An overview over the activities of the RDF working group of the W3C can be found at http://www.w3.org/2011/rdf-wg/wiki/Main_Page. 34 Timothy Berners-Lee, R. Fielding, L. Masinter, Uniform Resource Identifier (URI): Generic Syntax, 2005 (IETF Request for Comments 3986), p. 16 . 35 A more generalized approach is the XPointer Framework (http://www.w3.org/TR/xptr-fra mework/) which allows the use of XPath expressions in the URL. 36 Vogeler, Warum 2015 (cfr. fn. 2), here: http://www.zfdg.de/sb001_007#hd3. 37 Definition of the CIDOC Conceptual Reference Model, produced by the ICOM/CIDOC Documentation Standards Group, continued by the CIDOC CRM Special Interest Group, ed. by Patrick Le Boeuf, Martin Doerr, Christian Emil Ore, Stephen Stead, Version 6.2 May 2015, p. 67, Online: http://www.cidoc-crm.org/cidoc-crm/#67.

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lary.38 Semantic web technologies thus can help to add stand-off annotations to the XML encoding. This is very much in line with the further development of RDF, as the simple but highly structured encoding helps to exchange structured data over the web without being too restrictive on the form of the data. This is in particular encouraged by the W3C definition of schema descriptions in the RDF framework. They allow defining the predicates and organising data into classes. Single data points could therefore be assigned to general definitions – or as it would have been called in tables: column headers can be defined explicitly and the schemes can be exchanged via the web. An RDF download of accounting data could thus (a) reference explicitly a transcription of the text and (b) add a formal description of the data structure used to extract economic information from the transcription. These facts make RDF a definite recommendation for the digital representation of the “content” layer of historical accounting documents. There are several methods to code the RDF and to handle RDF data. In my personal work practice, I have made good experiences with the Turtle notation39 and Blazegraph40 as database. In the context of TEI encoded transcriptions, it seems reasonable to prefer RDF/XML as serialization as it can be created with pure XSLT application to TEI transcriptions.41 The practical decisions in this field do not affect the general argument, as fortunately, all serialisations express the same basic concepts and there is software available to convert from one to the other. Finally, the W3C specifications guarantee that RDF data could be stored and queried in all RDF enabled database solutions. In fact, the RDF solution carries advantages beyond the practical decision for one or the other encoding of the data representing the “content” of the accounts and economic records. I have already mentioned the first: It is easy to model the relationship between the textual resource and the data representation with RDF. Secondly, you can also write a formal description of a data model you want to apply. With RDFs, you can organise your data structure into a class hierarchy and you can define a set of properties linking between the resources and defining 38 W3C Open Annotation Data Model, ed. by Robert Sanderson, Paolo Ciccarese, Herbert Van de Sompe, Community Draft, 08 February 2013, here: http://www.openannotation.org/ spec/core/core.html#BodyTarget. 39 Eric Prud’hommeaux u. a., RDF 1.1 Turtle. Terse RDF Triple Language , 2014 (W3C Recommendation) . Recently the JSON-LD notation (Markus Lanthaler u. a., JSON-LD 1.0. A JSON-based Serialization for Linked Data , 2014 (W3C Recommendation) .) is gaining popularity due to the fact that it enables the JSON data representation that well established among programmers to be used as linked data and RDF serialization. 40 http://blazegraph.com/. 41 See Vogeler, Warum 2015 (cfr. fn. 2) and http://gams.uni-graz.at/context:srbas?mode= projekt#kodierungsstandards for a discussion of an example of this conversion.

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literal descriptions to resources. The economic data represented in the text of accounting records could thus be described in a formal way, which allows software engineers to build efficient search engines and statistical data analysis. A third advantage is that RDF is conceptualized as a directed graph i. e. a relationship between two entities, with a starting and an endpoint. The transfer of money or goods as a basic concept of accounting can easily be understood as directed graph: one person (start entity) transfers money/goods (relationship) to the other (end entity). Semantic web technologies therefore currently offer the best methods to describe not only the reference between text and economic facts but to describe a generic structure of these facts. A major interest of scholarly editing is to make reliable texts available to other research. The same holds true for digital editing. In the case of economic records, this means that the “content” layer should also be available for research not foreseen in the original setting. While the digital representation of palaeographical and linguistic knowledge about the document can refer to the TEI as a description standard, the data has no common point of reference yet. A basic RDF scheme for the description of data contained in this kind of documents is needed.42 An RDF model can start with the definitions of transactionography. When reading the definitions of transactionography it becomes clear that XML is primarily used to serialise this kind of abstract ontology and not to mark-up text. In fact, transactionography has already developed a simple ontology for accounting facts: a transaction between two parties or accounts consists of at least one transfer from one to the other. It transfers a measurable and can be attested by text. The transfer occurs at a place. Booking a transfer into an account can create liabilities held by a party and owed to another.43 From the XBRL taxonomy one can add the specialization of measurements as monetary values. XBRL-GL offers additional data types applicable to the encoding of historical accounting documents: The entry is an information fragment of a transfer often only naming one party as the other can be deduced from the textual context of the entry. When writing it down into the ledger, debit and credit are coded e. g. by using the appropriate columns in a table. Accounts can be compared in a balance. XBRL in general adds the concept of calculated values like totals. This is in particular useful when encoding historical accounting documents. They usually convey these calculated values (e. g. per page, per rubric, per accounting period) which could be compared to values calculated by the computer and thus show transcription or encoding errors viz. calculation errors of the clerks. 42 This could fulfill the dreams of Michel Mollat, who asked for a unique “program” to aggregate the information from different port accounts, Michel Mollat, Comptes portuaires et informatique, in: Informatique et histoire medievale, Rom 1977, p. 149–56, here p. 154 and 156. 43 http://www.customization.encodinghfrs.org/transactionography.html.

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Following the TEI model, measurements have at least three properties: what is measured, what kind of unit is used, and in which quantity it is measured. In RDF the type of measurement would rather be a description of the unit that was used and not the individual measurement. Economic history often is not only interested in the accounting practice and the original accounting structure but also in economic facts reported in the accounts. Prices, wages and currency conversion rates are good examples for this research interest. The model should therefore contain entities to describe the relationship between two measurable items like prices and should identify measurable items not only as monetary items but as commodities or services as well. Prices can be considered as a special case of conversions of measurements. All of this can be expressed in RDF-Schema (RDFs)44. However, this paper is not the place to explain this formalisation in further details. An advantage of using RDF for the modelling can be shown with the concept account. It is a problematic term in the vocabulary because it can have different meanings: In accounting theory, an account can be “personal”, “real”, or “nominal”. It can therefore represent a relationship between two partners, an aggregation of items of value, or a temporary evaluation of the economic status of business. However, accounts can also be considered as a list of bookkeeping entries.45 In accounting on paper, they could be expressed in single pages or dedicated ledgers identified by a heading. In final fair copies of bookkeeping documents, in particular in the context of single entry bookkeeping, they are just lists of entries under a heading, which could be called “rubrics”, referencing the medieval method of marking headings with red ink. Fortunately, there is a common abstraction in the two concepts when you consider “account” as method to organize a group of single facts. In the XBRL scheme, this is considered a dimension of the data.46 Modelling this in RDFs allows organising the information in a hierarchy of abstractions: Both account and rubric can be described as special case of dimension. The account is an abstraction of personal account, real account and nominal account. Expressing this model in RDF should enable projects with different research interests to link their data model to a common abstraction. Let me demonstrate this with the example of the Sound Toll Registers, the digital edition of the annual accounts of the city of Basel in the 16th century and the account of a regional ducal official, the vicedominus of Straubing Peter of Eck, in lower Bavaria in the year 1335. 44 Dan Brickley, Ramanathan V. Guha, RDF Schema 1.1, 2014 (W3C Recommendation) . 45 “Account.” Merriam-Webster, . 9 Jan. 2016. 46 Ignacio Hernández-Ros, Hugh Wallis (ed.), XBRL Dimensions 1.0, 2006 (version 25 January 2012) .

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The Sound Toll records (STR) report the passage date, the name of the shipmaster, his place of residence, his port of departure and – from the mid1660s – his port of destination, the composition of the cargo and the toll paid. Each of these entries is thus a bk:Entry referring to a specific bk:date. The original purpose of the registers was to record the bk:MonetaryAmount of taxes received. The entry conveys information on commodities (bk:Commodity) in the cargo and can be analysed under different dimensions (bk:Dimension): the shipmasters residence, the ports of departure and destination of the cargo. In double entry bookkeeping you could consider the shipmaster as a bk:Personal Account, which would be a specialised interpretation of the general concept of bk:Dimension. In this general system, you can identify single transactions: Identified by the number 830801 the clerks of the Sound Toll (transfer to) receive on July 22nd in the year 1600 (date) from Franndtz Moller from Rostock the amount of 16.5 daler and 13 skilling. This tax is paid for the total value of 1688 daller of his cargo. @prefix bk: . @prefix str: . @prefix tei: . str:830801 a bk:Transfer ; bk:transfers [ a bk:MonetaryValue ; bk:quantity 16.5 ; bk:unit str:daler], [ bk:quantity 13 ; bk:unit str:skilling] ; bk:from str:M_F_R_1600204 ; bk:to str:RoyalDanishCustoms; bk:date "1600-07-22" ; bk:attestedBy ; bk:entryDetail str:830801-1 . str:M_F_R_1600204 a bk:personalAccount ; tei:persName "Franndtz Moller" ; str:from str:Rostock . str:830801-Price-0 a str:Tax; bk:priceOf [ a bk:MonetaryValue ; bk:quantity 16.5 ; bk:unit str:daler] , [ a bk:MonetaryValue ; bk:quantity 13 ; bk:unit str:skilling] ; bk:priceFor [ a bk:MonetaryValue ; bk:quantity 1688 ; bk:unit str:daler].

Listing 2a: Fragment of Sound Toll Register data expressed in the bookkeeping vocabulary proposed at http://gams.uni-graz.at/rem/bookkeeping.

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The entry states further economic information: The tax is paid for a specific cargo. This consists of six different commodities and the entry gives a value to each of them. Listing 2b gives an example of one of these entry details. str:830801 bk:entryDetail str:830801-1 . str:830801-1 a bk:Entry ; bk:amounts [ bk:quantity 16 ; bk:unit str:lester ; bk:what str:Rugh] ; bk:hasDimension str:Rugh . str:830801-Price-1 a bk:Price ; bk:priceOf [ a bk:MonetaryValue ; bk:quantity 704 ; bk:unit str:daler] ; bk:priceFor [ bk:quantity 16 ; bk:unit str:lester ; bk:what str:Rugh] . str:Rugh a bk:Commodity.

Listing 2b: Fragment of Sound Toll Register data expressed in the bookkeeping vocabulary proposed at http://gams.uni-graz.at/rem/bookkeeping.

What is obviously missing is the relationship between the ship owner, the passage and the commodities. As the basic economic ontology does not provide a vocabulary for this, it seems appropriate to create a local ontology : str:Passage str:by ; str:transports [ a bk:Measurable] ; str:departure ; str:through – and in the period before 1634 the

destination of the goods is usually not mentioned in the Sound Toll registers. It would certainly make sense if other projects editing trade documents agree on a common vocabulary to describe their data. For a research on prices, the common bk:Price class associated with the goods transported already provides easy access to the data and the evaluation at the Danish Sound could easily be compared to the market prices in Rostock and Danzig. The textual evidence for the data would be encoded by bk:attested. This leads to an archival identification of the document from which the information is extracted. The link to the image or to a full transcription of the text would probably better be a generic cidoc-crm:p67 -relationship to the archival document. The 75 annual accounts of the city of Basel from 1535 to 1610 do not use highly sophisticated accounting methods. Each of them organises the income and expense of the city in about 160 rubrics and draws a final total. In the digital edition of these accounts created in cooperation between a team at Basel University

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under the lead of Susanna Burghartz47 and the Centre for Information Modelling at Graz University, these records were transcribed and organised in a single bk:Entry. Each of them reports one bk:MonetaryAmount. The entries can be dated (bk:Date) roughly by their attribution to the fiscal year and they are organized into rubrics (bk:Rubric). In fact, the rubrics have a structure which is not completely expressed in the written text. There is a group of rubrics relating to the city which has to be distinguished from the rubrics recording income and expenses from the hinterland. But only the entries from the hinterland have a common heading: So ist inn uszern schloszen und empteren empfange. To encode this data structure the digital edition adds a “virtual rubric” bs:StadtEinnahmen for the city. Additionally some entries were assigned to “virtual rubrics” following business evaluation criteria: The accounts report cash flow and thus do not distinguish between money expended as loans viz. received from debtors as repayment of these loans on the one hand and money received by taxes and trade viz. expended on services and goods on the other. This accounting method creates outliers in a numerical evaluation (fig. 1), which can be avoided by the virtual classification.

Fig. 1: Cash flow and total revenue (in pence), in: Jonas Sagelsdorff, Jahrrechnungen der Stadt Basel Erläuterungen, Struktur, Aufbau, Oktober 2015 (http://gams.uni-graz.at/context:srbas? mode=rechnungen), Abb. 2.

47 Jahrrechnungen der Stadt Basel 1535–1610 – digitale Edition, hrsg. v. Susanna Burghartz unter Mitarbeit von Sonia Calvi, Lukas Meili, Jonas Sagelsdorff und Georg Vogeler, Basel/Graz 2015 .

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The account of the vitztum of Straubing in lower Bavaria from 1335 gives an example from earlier accounting documents.48 The account mixes monetary values with goods levied by the ducal official, which are valued in money : De Karolo Ruswurmo in Aynnhausen xvii sc. cum dimidia sc. tritici et secalis faciunt x lib. vii sol. xv d. computando i sc. pro v sol.d. The edition includes an index of persons and places. The Vitztum Peter of Eck is identified as p-1, Karl Ruswurm as p-68. The sc. refers to the capacity measurement Schaff, lib./sol./d. are abbreviations for pound (libra), shilling (solidi) and pence (denarii). This could be converted in RDF statements as in Listing 3a if the research interest was focused on the official levies due by a person. If the research interested would be focused on the monetary value and the typology of levies, it would read like listing 3b, repeating the price statement, but replacing the transferred commodity into a monetary value and using an abstract account. sv1275:t-61 a bk:Transfer ; bk:attestdBy sv1275:e-61 ; bk:from sv1275:p-69 ; bk:to sv1275:p-1 ; bk:transfers [ a bk:Measurable ; bk:quantity 17.5 ; bk:unit sv1275:Schaff ; bk:what sv1275:WheatRye] . sv1275:p-61 a bk:Price ; bk:attestedBy sv1275:e-61 ; bk:priceOf [ a bk:Measurable ; bk:quantity 1 ; bk:unit sv1275:Schaff ; bk:what sv1275:WheatRye].

Listing 3a: RDF representation of an entry in the account of vicedominus of Straubing Peter of Eck from 1335: levies in kind.

48 Printed edition: Georg Vogeler, Die Rechnung des Straubinger Viztums Peter von Eck (1335) und ihre Stellung im mittelalterlichen Rechnungswesen Bayerns, in: Archivalische Zeitschrift 82 (1999), S. 149–224. An digital version of the edition can be found at http:// gams.uni-graz.at/archive/get/o:rem.342/sdef:TEI/get with a partial RDF representation at http://gams.uni-graz.at/rem/Ausgabe.rdf.

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sv1275:t-61 a bk:Transfer; bk:attestdBy sv1275:e-61 ; bk:to sv1275:LeviesInKind ; bk:from sv1275:p-68 ; bk:transfers [ a bk:MonetaryValue ; bk:quantity 15.5 ; bk:unit sv1275:Libra] , [ a bk:MonetaryValue ; bk:quantity 7 ; bk:unit sv1275:Solidi] , [ a bk:MonetaryValue ; bk:quantity 15 ; bk:unit sv1275:Denarii].

Listing 3b: RDF representation of an entry in the account of vicedominus of Straubing Peter of Eck from 1335: monetary value of the levies in kind.

All these examples show that their documentation shares common features of data structures although they contain very different information. Representing these common features in RDF allows organising the data for the different research interests. However, how many real advantages arise from this technology? Indeed the basic organisation of economic facts reported in historical accounting documents makes the economic data interchangeable only at a very basic level. A comparison between the value of wine in Basel and in the Baltics can only be achieved if entries documenting wine can be identified in the Swiss annual accounts and in the Danish toll registers. The data model of the Sound Toll online already helps to achieve that, as the commodities in the cargo of the ships passing the Sound are stored in the database. The project has published a multilingual list of these commodities to facilitate search.49 You can find normalised terms and translations, which give the reader at least 57 terms identifying wine: Red wine, white wine, sweet wine, Rhine wine, dry wine from Malaga, wine from Croatia, Cap wine etc. The digital edition of the accounts (“debtand invoice-registers”) of the Teutonic Order around 1400, created by Cordelia Heß, Christina Link and Jürgen Sarnowsky offers an extensive index. It includes a hierarchical classification of goods, offices, professions etc.50 The Schuredo taxonomy for groceries includes a list of nine types of wine: Elsasser wyn (Alsatian wine), Gobenysch wyn, Garschonier wyn/wyn von Gorsgonien (Gascogne wine), lantwyne (rural wine), Osey wyn, reynval (wine from Riviglio), rynisscher wyen (Rhine wine), Romanya wyn, welschis wyn (Italian wine). With Semantic 49 Provisional List of Products in the Soundtoll Registers, red. Ubo Kooijinga 2010 . 50 http://www.schuredo.uni-hamburg.de/content/main/classifications.xml.

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web technologies the Rhine wine in both lists could be compared, the information on it merged and queried as a whole, as they allow to create a common vocabulary for both sources, the exposure of the information as RDF data and the aggregated query with SPARQL. The common vocabulary could be expressed in the system the W3C has developed to describe lists of concepts as taxonomies, the “Simple Knowledge Organisation System” (SKOS). Representing the taxonomy from the Prussian edition in SKOS, for example, is a straightforward task.51 In SKOS each of the terms in the taxonomy is considered as abstract concept (skos:Concept) which can have several labels to name them (skos:prefLabel, skos:altLabel). The terms are identified by URIs and are part of a concept scheme. SKOS can express hierarchical relationships between concepts as “broader” and “narrower” or just undefined relations. With this data description standard, the digital edition of accounting records can enhance the “content” layer. In entity-attribute modelled databases, this is usually done by normalisation of text and by offering lists the researcher can use to prepare calculations and queries. Semantic web technologies convert this into formal controlled vocabularies. Controlled vocabularies can differ from the name in the text allowing multilingual research, and they are able to describe hierarchical relationships. With semantic web technologies, common index lists for commodities and services, places and persons, or currencies and measurements can therefore be created. Although it is technically possible, it remains an open question from the conceptual point of view, if a vocabulary for commodities and services covering a wide chronological and geographical realm can be achieved at all. Nevertheless, even if this is not the case, SKOS can establish identifications even between separated lists: the Rhinewine listed in the Sound toll registers as “Vin, Rhinsk” and as “Rhinskvin” can be identified to be an exact match to the Rhinewine in the registers from the Teutonic order as “rynisscher wyen” identified in the classification as “Rheinwein” under the URL http://www.schuredo. uni-hamburg.de/browse/groceries/0023/0023.A/ 0007 (listing 4). Tomasek/Bauman have pointed out that controlled vocabularies created for modern taxation purposes like the Harmonized System established by the World Customs Organization52 fail when it comes to historical commodities.53 Problems of socioeconomic classification of historical records have been discussed ex-

51 See a sample file at http://gams.uni-graz.at/rem/schuredo.skos.xml. 52 http://www.wcoomd.org/en/topics/nomenclature/overview.aspx. 53 Kathryn Tomasek, Syd Bauman, Encoding Financial Records for Historical Research, in: jTEI 6 (2013) , p. 3.

The Content of Accounts and Registers in their Digital Edition

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tensively.54 Consequently, it seems appropriate to create RDF representations of commodities and services from existing editions of historical texts. The list of the Sound toll registers or the SchuReDo classification are good examples for possible starting points. For occupations, the Historical International Standard Classification of Occupations has done extensive work. The classification is based on the modern scheme ISCO68 but adds micro classes extracted directly from historical records. The work group is extending it for socioeconomic status and other related domains.55 These resources can be enhanced with general data resources like dbpedia56, wiki data57 or the lexical databases following the “Wordnet”-model.58 For monetary data, numismatics researchers have started building an ontology of numismatic concepts.59 Currently it is focused on ancient denominations but offers a basic ontology to build on for medieval and early modern coins.

Rhinskvin Vin, Rhinsk Rhine wine Rijnwijn Vin du Rhin Rynwyn

Listing 4: Possible SKOS representation of the commodities list in Sound Toll Registers online.

Another particularly useful resource for the description of the “content” layer of historical accounting records are common measurement conversions. Projects 54 See for example Helga Schultz, Probleme sozialökonomischer Klassifikation, in: Datenbanken und Datenverwaltungssysteme als Werkzeuge historischer Forschung, hrsg. v. Manfred Thaller (Historisch-Sozialwissenschaftliche Forschungen 20), St. Katharinen 1986, S. 179–85. 55 Marco H.D. van Leeuwen, Ineke Maas, Andrew Miles, HISCO: Historical International Standard Classification of Occupations. Leuven 2002. The database is online at http://hi storyofwork.iisg.nl/. The work is continued as a collaborative project: https://collab.iisg.nl/ web/hisco/about. 56 http://dbpedia.org. 57 http://wikidata.org. 58 The English created by George A. Miller in the mid-1980’s, currently maintained by Christiane Fellbaum and Randee Tengi, http://wordnet.princeton.edu/. An RDF representation at http://wordnet-rdf.princeton.edu/. See for the concept and other examples (like the GermaNet: http://www.sfs.uni-tuebingen.de/GermaNet/, or in the multilingual alignments in the Open Multilingual Wordnet: http://compling.hss.ntu.edu.sg/omw/): Lothar Lemnitzer, Claudia Kunze, Computerlexikographie, Tübingen 2007, S. 135–42. 59 http://nomisma.org/.

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Georg Vogeler

like the “Global price and income history working group”60 link to a small selection of global conversions which are partially available as spreadsheets. Usually this kind of information is currently extracted from printed sources.61 The concept of digital edition adding a “content” layer can integrate these texts into the framework of historical economic facts represented in the semantic web. In fact, the basic ontology of economic facts described above can be applied to digital editions of reference works for historical metrics. Listing 5 gives an example for a TEI encoding of Nelkenbrechers Taschenbuch from the 14th edition from 182862 in which the text describes the capacity measurements used in Frankfurt/Main. The manual had to explain the partition of the old and a new capacity measurement used in particular for wine and the conversion of both of them into other measurements as for example the French metrical system. “Das Getränkemaaß ist zweierlei, nämlich Alt- und Neu-, auch Jungmaaß. Der Unterschied zwischen beiden erstreckt sich bis zur ganzen Maaß hinauf; als 1 Ohm hat 20 Viertel, 80 alte und 90 neue Maaß. Die alte und neue Maaß sind die Einheiten des Getränkemaaßes, und jede der beiden Maaße wird in 4 Schoppen eingetheilt. 1 Fuder Wein ist 6 Ohm, und 1 Stück Wein 8 Ohm. (…) Es sind also 100 Frankf. Aichmaaß = 179,272 Franz. Litres (…) und 100 Frankf. Jungmaaß = 159,352 Franz. Litres (…).”

Das Getränkemaaß ist zweierlei, nämlich Alt- und Neu-, auch Jungmaaß. Der Unterschied zwischen beiden erstreckt sich bis zur ganzen Maaß hinauf; als 1 Ohm hat 20 Viertel, 80 alte und 90 neue Maaß. Die alte und neue Maaß sind die Einheiten des Getränkemaaßes, und jede der beiden Maaße wird in 4 Schoppen eingetheilt. 1 Fuder Wein ist 6 Ohm, und 1 Stück Wein 8 Ohm. Es sind also 100 Frankf. Aichmaaß = 179,272 Franz. Litres und 100 Frankf. Jungmaaß = 159,352 Franz. Litres .



Listing 5: Extract from Nelkenbrechers Allgemeines Taschenbuch 141828, p. 130f.: Transcription and TEI encoding with references to RDF definitions from the economic facts ontology (prefix: rem) and a hypothetical specific ontology of measurements in Frankfurt/Main (prefix: ffm).

An RDF representation of the Sound Toll Registers as well as the Basel accounts would thus best be complemented by conversion tables for the monetary units used, taxonomies for the commodities in the cargo of the ships, gazetteer identifiers for the places named63 and internal identifiers for the persons in their different spelling from entry to entry64. This example demonstrates that the potential formal descriptions of basic data structures and the creation of controlled vocabularies in RDF unfold, particularly when the data is exposed online and when the data can be reused in different environments. The Semantic Web project of the W3C groups the according methods under the term “Linked Open Data”.65 A commonly used controlled vocabulary is one part of the linkage between open data resources. However, the example above shows that the reused information can be extracted from digital editions. In fact, accounting documents are a major source for information on conversions in particular on prices and wages. Instead of publishing lists separated from the source, the usage of semantic web technologies in digital editions integrates the information with the text. The “content” layer of the digital edition becomes the data resource needed for economic analysis. Technically semantic web technologies offer two methods to aggregate data from different resources: You can copy public RDF data you are interested in into your SPARQL engine with the SPARQL instruction “LOAD”66 or you can address 63 The publicly available data from geonames.org is currently the most widely used resource for this purpose. It does not contain names of places that are not inhabited anymore, but projects like the Pelagios project (http://pelagios-project.blogspot.co.uk/) are starting to build the necessary resources. An RDF representation of dictionaries with historical place names would add further useful information. The Orbis Latinus by J.G. Graesse, Friedrich Benedict, Helmut Plechl, Braunschweig 1972, for example is already part of the iMGH web service: http://www.mgh.de/dmgh/imgh/geo/faq. 64 The Sound Toll Registers online provide a very useful tool to reduce probable variations of the spelling in the registers before 1634 when the clerks entered each shipmaster’s passage in separate books distinguishing by the type of cargo taxed, the so called “reconstruction tool”, see . 65 Tim Berners-Lee: Linked Data – Design Issues. 2006 . 66 http://www.w3.org/TR/2013/REC-sparql11-update-20130321/#load.

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Georg Vogeler

an external SPARQL engine via its “SPARQL endpoint” in a federated query with the SPARQL instruction “SERVICE”.67 From a practical point of view both methods have drawbacks: The first method has to be executed before the actual query is done. Additionally, the SPARQL instruction “LOAD” was introduced only recently and consequently not every SPAQRQL engine offers support for that instruction, even though this is increasing. Similar solutions are offered by OpenLink’s middleware “URIburner” which is shipped together with the Virtuoso triple store68 or the mechanisms to resolve FROM clauses in the Apache Jena ARQ engine69. The second method can be inserted in a single query, but has to rely on the performance and the reliability of the provider of the SPARQL endpoint.70 For the editor, i. e. the data provider, it is sufficient to publish an RDF version of the “content” layer of the digital edition in one of the major RDF formats (i. e. RDF/XML71, RDFa72, Turtle/N3 or JSON-LD) as elaborate querying will most probably be executed in an environment controlled by the user.73

Example Let me explain the complete setting of a semantic web representation in a digital edition with an example. It extracts information on the economic activities of millers in the first half of 15th century from two digital editions of accounts: the account of the charter house in Aggsbach and the registers of the Teutonic Order. The account of the charter house in Aggsbach in Lower Austria for the period from 1422 to 1432 has been transcribed by Thomas Aigner. This transcription was converted it into a TEI file,74 from which economic facts can be extracted. The ontology on economic facts presented earlier is good enough to cover the basic facts in this account: Entries and measurable items transferred can be entered into the text using regular expression identifying the Arabic numbers followed by currency denominators “lb”, “ß”, “d”. The coding of the trans67 68 69 70 71

http://www.w3.org/TR/2013/REC-sparql11-federated-query-20130321. See http://linkeddata.uriburner.com/ for more detail. https://jena.apache.org/documentation/query/index.html. See http://sparqles.ai.wu.ac.at/ for an evaluation of 545 SPARQL endpoints. The digital edition of the Basel annual accounts by Susanna Burghartz and her team (2015, http://gams.uni-graz.at/srbas) uses this format: http://gams.uni-graz.at/context:srbas?mo de=projekt#die-digitale-edition. 72 See as an example for this approach the editions of the Max Weber Foundation: http:// quellen-perspectivia.net/de/portal/start. 73 The SPARQL endpoint provided by the manufacturer of Virtuoso (OpenLink Software) can be used for testing federated queries with RDF files imported from the web as well as querying SPARQL endpoints: http://uriburner.com/sparql. 74 Klosterrechnung Aggsbach. Diözesanarchiv St. Pölten, Kartause Aggsbach B 1, preliminary edition by Thomas Aigner, [2013] .

The Content of Accounts and Registers in their Digital Edition

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actions posted into the register needs manual intervention. The editor has to identify the parties the money and the goods are transferred to. In the entries usually only one partner of the transaction is named, as the other is the charter house itself, identified in the general heading. Converting the TEI into full transaction RDF needs therefore mechanisms to insert the complement partner in each entry. The account names millers at least four times: molitor and molendinum occur on fol. 30r, 32v and twice on fol. 33v. They are named in a list of liabilities of the monastery, a list of expenses for wine in the year 1434, a sale of a mill in Aggsbach and the expenses by the official of the monastery in Toppel. Whether the term molitor describes a profession or a family name is not clear in every case. Thus it makes sense to check for contemporary economic activities of millers. Would they credit money? Could they own a vineyard? Fortunately millers occur in the contemporary financial registers of the Teutonic Order as well. It is certainly not the first source for answers to the questions above, but it has a great advantage: The digital edition has a very detailed index. In the text they are identified in German as molmeister (OF 155, S. 260; OF 153b, S. 73), as molerynne (OF 155, S. 292), as Molner (OF 155, S. 414; OF 153b, S. 107), and as wyntmolner/wyntmoelner (OF 154, S. 91 u. 92; OF 155, S. 414 u. 415, OF 153b, S. 107). The classification of occupations in the digital edition of the registers gives a clue to all of these occurrences via the abstract identifier “http:// www.schuredo.uni-hamburg.de/browse/profession/0032/0032”.75 The content of these entries can be encoded with the ontology described above: The millers and wind millers are recorded for liabilities they have with the Teutonic Order in Prussia. They owe money for mill stones and beer and eventually pay their debts. This information is attested by entries in the registers. For some of them multiple evidence exists in several registers. Both texts can be linked with the controlled vocabulary of the HISCO. The appropriate code for the work executed by millers is 771.76 Introducing it to the Aggsbach account and matching it with the SchuReDo classification leads to a semantic web representation of all three resources as can be seen in Listing 6.

Miller

Item Symoni molitori de Pergarn 4 tl d.



4





Item her Waler, der molmeister czum Elbinghe, tenetur 6m. vor 1l. Wismersch bir[e]. Item 13m. vor 26 to. b[i]r[s]. Summa 19m.



1 l. Wismersch bir







6

The Content of Accounts and Registers in their Digital Edition

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Listing 6: RDF fragments of the accounts from the charter house in Aggsbach, the register from the Teutonic order and the SKOS matching instruction.

It would probably be stored on three different servers: http://gams.uni-graz.at/ o:rem.aggs1422/RDF contains the RDF representation of the accounts of the charter house of Aggsbach. http://www.schuredo.uni-hamburg/OF153b/RDF, http://www.schuredo.uni-hamburg/OF154/RDF and http://www.schuredo.unihamburg/OF155/RDF would be good URLs for RDF representations of the accounts from the Teutonic Order. http://www.schuredo.uni-hamburg.de/RDF/ profession could be the link to the occupation taxonomy used in the edition. Its RDF should include skos:exactMatch statements linking the taxonomy to the HISCO taxonomy, which should provide an RDF representation as well. A query to get an insight into the economic activities of millers in the beginning 15th century could read like Listing 7a. This SPARQL makes use of the above mentioned mechanisms from JENA ARQ or the Virtuoso URIBurner to import external RDF resources into the SPARQL engine. A SPARQL using federated search in SPARQL endpoints to the above mentioned resource would look like listing 7b.77 # the economic activities of millers in the beginning 15th century PREFIX hisco:http://historyofworking.iisg.nl/list_micro.php?keywords= PREFIX bk:http://gams.uni-graz.at/rem/bookkeeping/# PREFIX skos:

77 The data from the example has been stored in the GAMS repository of Graz University as demonstrator, see http://gams.uni-graz.at/archive/objects/o:rem.3890/datastreams/ONTO LOGY/content for Schuredo data, http://gams.uni-graz.at/o:rem.aggs.1422/RDF for the Aggsbach data and http://gams.uni-graz.at/archive/objects/query :rem.mueller/methods/ sdef:Query/getXML for the SPARQL result.

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Georg Vogeler

SELECT ?entry ?prop ?val FROM http://gams.uni-graz.at/o:rem.aggs1422/RDF FROM http://www.schuredo.uni-hamburg/OF154/RDF FROM http://www.schuredo.uni-hamburg/OF155/RDF FROM http://www.schuredo.uni-hamburg.de/RDF/profession WHERE { ?entry ?involves ?p ; ?prop ?val ; a bk:Transfer . ?p ?occup ?o . #The reference to hisco can be an skos:exactMatch or explicit { {hisco:771 skos:exactMatch ?o .} UNION {?p ?occup hisco:771 . } } }

Listing 7a: SPARQL query to search for all entries referring to someone with the occupation “miller” in an RDF representation of the accounts of the charter house in Aggsbach and the registers of the Teutonic Order – all resources in one repository. # the economic activities of millers in the beginning 15th PREFIX hisco:http://historyofworking.iisg.nl/list_micro.php?keywords= PREFIX bk:http://gams.uni-graz.at/rem/bookkeeping/# PREFIX skos: SELECT ?entry ?prop ?val WHERE { SERVICE http://www.schuredo.uni-hamburg.de/SPARQL { ?entry ?involves ?p ; ?prop ?val ; a bk:Transfer . ?p ?occup ?o . hisco:771 skos:exactMatch ?o . } UNION SERVICE FROM http://gams.uni-graz.at/rem/SPARQL { ?entry ?involves ?p ; ?prop ?val ; a bk:Transfer . ?p ?occup hisco:771 . } }

Listing 7b: SPARQL query to search for all entries referring to someone with the occupation “miller” in an RDF representation of the accounts of the charter house in Aggsbach and the registers of the Teutonic Order – resources access via SPARQL endpoints.

The Content of Accounts and Registers in their Digital Edition

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Conclusion Semantic Web technologies were developed to facilitate exchange of structured data over the web. They are the method of choice when it comes to expose the “content” layer of a digital edition of historical accounts and economic records online. Unfortunately only single projects have made use of these technologies. This is probably due to the fact that computer engineers consider SQL databases as the major method to represent and query structured data. An analysis of RDF and SPARQL as the main Semantic Web technologies has made clear that they are able to fulfill the needs of many historians interested in the “content” layer: RDFs/OWL allows modeling and encoding of the basic economic facts recorded in historical accounts and economic records. SKOS allows describing taxonomies of commodities, services and monetary values recorded. They can be aligned into a common vocabulary. SPARQL allows aggregate querying of resources on these common facts together with individual data recorded. The next step for projects like the Sound Toll Online, the SchuReDo digital edition or any other digital representation of historical records of economic data is therefore to follow examples like the digital edition of the Basel annual accounts in the 16th century, and offer the data in their databases as RDF resources. Digital editions of registers and accounts that do not only publish text, but try to express their interpretation of the text in a “content” layer. Publishing this interpretation online using semantic web technologies is to do what scholarly editing is meant to do: publishing the critical analysis of the document by a competent scholar.

Carsten Jahnke

Die Edition der Hamburgischen Pfundgeldlisten 1485–1486. Möglichkeiten und Gefahren moderner Editionen

Bei der Rückführung der Archivbestände des Archives der Hansestadt Lübeck in den Jahren bis 19921 ergab sich die Notwendigkeit, eine Vielzahl von Archivalien neu zu sichten und zu sortieren. Unter diesen Archivalien befanden sich auch eine Reihe von Zolllisten, die aus dem Bestand der Kaufmännischen Archive2 stammten. Diese Zolllisten konnten von Carsten Jahnke als die hamburg-lübischen Pfundgeldlisten der Jahre 1458/59 und 1480–1487 identifiziert werden.3 Im Wintersemester 2001/2002 und Sommersemester 2002 dienten zwei dieser Listen, die Pfundgeldlisten der Jahre 1485 und 1486, als Grundlage einer paläographischen Übung am Historischen Seminar der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. Aus dieser Übung ging die hier zu behandelnde Edition hervor, die von den Mitgliedern der Übung, maßgeblich von Dennis Hormuth und Sönke Loebert unter Mitarbeit von Henrik Mäkeler, Stefanie Robl und Julia Röttjer in der Reihe der Veröffentlichungen des Archives der Hansestadt Hamburg herausgegeben wurde.4 Die bei dieser Edition diskutierten Vorüberlegungen und Entscheidungen sollen den Ausgangspunkt für die folgenden Ausführungen bilden. Um diese Entscheidungen besser verstehen zu können, ist eine kurze Beschreibung der Quelle notwendig. Im Anschluss daran sollen die Editionsgrundsätze beschrieben werden, bevor auf einige, wenige Gefahrenpunkte aufmerksam gemacht werden soll. 1 Vgl. allgemein: Antjekathrin Grassmann, Die Hansestadt Lübeck erhält ihr Gedächtnis zurück, in: Alte Bestände – Neue Perspektiven. Das Archiv der Hansestadt Lübeck – 5 Jahre nach der Archivalienrückführung, Lübeck 1992. Kl. Hefte zur Stadtgeschichte, Heft 9, S. 5–17. 2 Christian Ostersehlte, Die Neuordnung des Bestandes „Kaufmännische Archive“ im Archiv der Hansestadt Lübeck, in: Mitteilungen der Gesellschaft für Schleswig-Holsteinische Geschichte, Nr. 47, April 1995, S. 33f. 3 Carsten Jahnke, Die hamburg-lübeckischen Pfundgeldlisten von 1458/59 und 1480–1487, in: Zeitschrift des Vereins für Lübeckische Geschichte und Altertumskunde, 76 (1996), S. 27–53. 4 Die Hamburgisch-Lübischen Pfundgeldlisten 1485–1486, hrsg. v. Dennis Hormuth, Carsten Jahnke und Sönke Loebert (Veröffentlichungen aus dem Staatsarchiv der Freien und Hansestadt Hamburg, 21), Hamburg 2006.

44

1.

Carsten Jahnke

Die Quelle

Bei den hier edierten Listen handelt es sich um einen Teil einer seriellen Quelle. Die Kaufleute der beiden Städte Lübeck und Hamburg hatten beschlossen, zur Sicherung ihres Handels auf der Elbe und den Wasserstraßen in die Niederlande Friedensschiffe auszurüsten, die eventuelle Angreifer abschrecken, deren Schiffe und deren Ausgangsbasis zerstören sollten.5 Zur Finanzierung dieser Schiffe und ihrer Besatzungen beschlossen die Kaufleute beider Städte, einen Warenzoll auf alle über die Elbe nach Hamburg gebrachten und aus Hamburg exportierten Güter zu erheben.6 Allerdings weigerten sich die holländischen Städte, die Kosten mitzutragen. Mit Ausnahme des Zeitraumes vom 2. September 1481 bis Weihnachten 1481 blieben daher die Waren holländischer Kaufleute zollfrei.7 Der Zoll wurde bei Ein- und Ausreise in Hamburg erhoben. Hierzu hatten die Kaufleute beider Städte eine gemeinsame Kasse, ein gemeinsames Zollbuch sowie ein gemeinsames Siegel mit einem Doppelwappen angeschafft. Die Zollerhebung fand schiffsweise in chronologischer Reihenfolge ihres Anfalls statt und wurde durch jeweils einen Kaufmann aus beiden Städten registriert. Hierbei wurden in den Jahren 1485 und 1486 unter dem Namen des Schiffers der Zollsatz für sein Schiff registriert, gefolgt von den Namen der Befrachter und ihrer Handelswaren. Über die Art der Zollerhebung vermerken die Quellen nichts, aber eine persönliche Kontrolle der eingeschifften Waren scheint nicht stattgefunden zu haben. Statt dessen erscheint es wahrscheinlich, dass die Befrachter selbst die Waren angegeben und den Zoll bezahlt haben, zumindest sind einige Einträge mit dem Vermerk t(enet) (er schuldet) versehen, der teilweise gestrichen wurde. Bis zum Ausgang des Zolljahres 1484 wurde die gemeinschaftliche Zollerhebung zweier Kaufleute aus jeweils Hamburg und Lübeck beibehalten. Die Kaufleute standen in der gesamten Schifffahrtssaison bereit und wechselten sich in einem vierzehntägigen Rhythmus ab. Durch diesen Wechsel weisen die Zolllisten eine innere Chronologie auf. Mit Beginn des Zolljahres 1485 wurde mit Lambert von der Heyde ein festbestallter Zöllner engagiert, der allerdings ebenfalls alle vierzehn Tage mit dem Rat von Hamburg über die Einnahmen abrechnete. Diese Abrechnungen wurden zudem den hamburgischen Ratskämmeren zugestellt8 und in den Kämmereirechnungen der Hansestadt Ham5 Jahnke, Pfundgeldlisten (wie Anm. 3), S. 28–32 und 34–44; Dennis Hormuth, Die Hanse in Fehde – Seeraub und Diplomatie, in Hormuth et al., Pfundgeldlisten (wie Anm. 4), S. 13–41. 6 Hormuth et. al (wie Anm. 4), Pfundgeldliste fol. 4r, S. 47; Jahnke, Pfundgeldlisten (wie Anm. 3), S. 36–40. 7 Hanserecesse, 3. Abt.: von 1477–1530, bearb. v. Dietrich Schäfer u. a., 9 Bde., Leipzig 1881–1913 (künftig: HR III), hier 1, Nr. 339. 8 Siehe z. B. Abrechnung in Hormuth et al., Pfundgeldlisten (wie Anm. 4), S. 265.

Die Edition der Hamburgischen Pfundgeldlisten 1485–1486

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burg registriert, so dass eine parallele Chronologie herangezogen werden kann.9 Es ist hierdurch möglich, die Einträge in einem Zweiwochenrhythmus zu datieren. Der Aufbau der Listen entspricht im Grundschema der in Hamburg üblichen Routine für Pfundzollrechnungen. Hier wurde der Zollanfall chronologisch und nach Schiffern geordnet registriert. Lediglich zu Beginn des Jahres 1481 änderte sich das Bild kurzfristig. Der Zöllner in den zwei Wochen vom 7. April, Tile Tegetmeyger aus Lübeck, wandte das ihm aus Lübeck bekannte Schema an, in welchem den Schiffern ihr Bestimmungsort beigefügt wurde.10 Allerdings ging man hiernach wieder zum hamburgischen System zurück. Am Ende einer Kontrollperiode rechneten die beiden Zöllner ab und registrierten die Gesamtsumme ihrer Einnahmen. Ein typischer Eintrag lautet: Hijr Endyget Hinri(k) Sneclot(ens) vn(de) Lambert vander Heyden r(e)kens(cop) va(n) 14 dag(en) Ame Sonavende vor assu(m)pcionis marie(n) vn(n)d(e) is an gelde In desse(n) 14 dag(en) so vorsr(euen) stad Su(mm)a 266 mk 812 ß.11

Insgesamt ließ diese Quelle einen guten und umfassenden Überblick über den hamburgischen Elbhandel im ausgehenden 15. Jahrhundert erwarten. Aber nicht nur die Registrierung einzelner Kaufleute und ihrer Handelswaren, sondern auch die Parallelüberlieferungen in Hamburg und Lübeck machten eine Edition wünschenswert. So registrieren z. B. die hamburgischen Kämmereirechnungen nicht nur die Einnahmen, sondern auch die Ausgaben für die Seeexpeditionen zur Bekämpfung der „Piraten“ und im Archiv der Hansestadt Lübeck befindet sich z. B. eine spezifizierte Sold- und Heuerliste für die Expeditionen des Jahres 1482,12 die es ermöglicht, die rein praktischen Vorgehensweisen der Friedenssicherung zu analysieren. Zudem ist die Standardisierung der Eintragungen mit ihren immer wiederkehrenden Waren und Größenbezeichnungen ein guter Ausgangspunkt für paläographische Übungen.

9 10 11 12

Jahnke, Pfundgeldlisten (wie Anm. 3), S. 47–50. Siehe zu den Problemen mit diesen Hinweisen später. Hormuth et al., Pfundgeldlisten (wie Anm. 4), S. 57, 111. Carsten Jahnke, Piraten und Politik. Die Auseinandersetzung Lübecks und Hamburgs mit Gerhard von Oldenburg und Edo Wymeken zu Jever, 1480 bis 1487, in: Störtebeker – 600 Jahre nach seinem Tod, hrsg. Winfried Ehbrecht (Hansische Studien XV), Trier 2005, S. 181–209, hier S. 204–09.

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2.

Carsten Jahnke

Editorische Überlegungen

Vor Beginn der eigentlichen Editionsarbeit fanden eingehende Diskussionen darüber statt, welchen Sinn die Edition erfüllen und welche Zielgruppe sie erreichen sollte. Hierzu standen verschiedene Modelle zur Auswahl. Es gab einerseits das Vorbild der Edition der Lübeckischen Pfundgeldlisten von HansJürgen Vogtherr.13 In dieser Edition ist der Kontext bewusst aufgelöst und sind die Einträge alphabetisch, nach Befrachtern und Schiffern, neu sortiert und durch einen umfangreichen Index erschlossen worden. Eine andere Möglichkeit war die mehr klassische Form, wie sie z. B. durch die Edition des Hamburgischen Pfundzollbuches von 1369 durch Hans Nirrnheim repräsentiert wird.14 In diesem Fall werden die Seiten des Originales in laufender Form wiedergegeben, wobei den einzelnen Eintragungen jeweils eine eigene Zeile zugewiesen wurde. Beide Editionen richten sich aber vorrangig an Wirtschaftshistoriker, eine Zielrichtung, die bei der vorliegenden Edition als nicht ausreichend erachtet wurde.

Abb. 1. Abrechnung der Zöllner in Hamburg mit dem hamburgischen Rat, Pfundgeldliste 1487, sine folio.

13 Hans-Jürgen Vogtherr, Die Lübecker Pfundzollbücher 1492–1496 (Quellen und Darstellungen zur Hansischen Geschichte, N. F., XLI), Köln, Weimar, Wien 1996. 14 Hans Nirrnheim, Das Hamburgische Pfundzollbuch von 1369 (Veröffentlichungen aus dem Staatsarchiv der Freien und Hansestadt Hamburg, Band 1), Hamburg 1910.

Die Edition der Hamburgischen Pfundgeldlisten 1485–1486

a)

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Die äußere Form

Als erste Überlegung wurde bei der vorliegenden Edition entschieden, den Text in gedruckter Form vorzulegen. Dieses mag altmodisch erscheinen, beruht aber auf praktischen Überlegungen. Gerade zu Ende des 20. und zu Beginn des 21. Jahrhunderts wurden einige Editionen als CD-Rom veröffentlicht. Das hatte den großen Vorteil, dass sie direkt suchbar und überall verfügbar waren. Es hat sich aber gezeigt, dass die rasant fortschreitende technische Entwicklung mit ihren verschiedenen Plattformen und Systemen das Lesen dieser Editionen schon nach einigen Jahren zu einem technischen Abenteuer werden lässt. Editionen, wie z. B. Stuart Jenks „Die mittelalterlichen Schraen des hansischen Kontors in Nowgorod“ aus dem Jahr 200515 sind z. B. heute auf einem modernen Apple-Computer ohne Zusatzprogramme nicht mehr lesbar und damit verloren. Das gleiche gilt für Serverlösungen. Hier gilt es zu beachten, dass die gewählten Plattformen und Formate immer wieder dem technischen Fortschritt angepasst werden müssen, um dauerhaft les- und nutzbar zu bleiben. Dieses ist für eine Edition im Rahmen einer Übung nicht zu bewerkstelligen, da die Folgekosten nicht aufgebracht werden können. Es stand daher außer Zweifel, dass die Listen in herkömmlicher Weise als Buch herausgegeben werden sollten. Allerdings bot das Staatsarchiv der Freien und Hansestadt Hamburg die einmalige Möglichkeit an, das Buch als durchsuchbare PDF-Datei zeitgleich auch online zu veröffentlichen. Mit der Anbindung an eine Institution wie dem Staatsarchiv und der Einbettung in eine institutionelle Reihe wie der Veröffentlichungen aus dem Staatsarchiv Hamburg ist die Verantwortung für die Bereitstellung und Anpassung der online-Version an eine größere Institution übergegangen. Hierdurch ist eine längerfristige Bereitstellung auch in einer elektronischen Form sichergestellt. Sollte diese z. B. aus Kostengründen eingestellt werden, so existieren zumindest noch einige gedruckte Ausgaben. Das Werk ist nicht vollends verloren. Die zweite Überlegung betraf die Form der Wiedergabe. Nach eingehenden Diskussionen wurde beschlossen, die Listen seitengenau wiederzugeben. Die einzelnen Seiten nehmen auch in der Edition jeweils eine eigene (oder mehrere eigene) Seiten für sich in Anspruch. Diese Form spiegelt den Aufbau der Quelle im Groben wider, sie ist aber auch die teuerste aller Editionsformen, da viele Durchschüsse und Leerzeilen entstehen. Diese Druckform konnte nur durch die großzügige Förderung des Staatsarchives in Hamburg ermöglicht werden. Allerdings werden die einzelnen Einträge nicht zu einhundert Prozent ge15 Stuart Jenks, Die mittelalterlichen Schraen des hansischen Kontors in Nowgorod, CDAusgabe, in: Das Gedächtnis der Hansestadt Lübeck, Festschrift für Antjekathrin Graßmann zum 65. Geburtstag, hrsg. Rolf Hammel-Kiesow und Michael Hundt, Lübeck 2005.

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Abb. 2. Original und Edition, Pfundgeldliste 1486, fol. 30r, Hormuth et al., S. 218.

spiegelt. Zur besseren Übersicht wurden die Namen, Waren und Zölle jeweils durch einen Zwischenraum voneinander getrennt, wohingegen im Original nur die gezahlten Zölle durch einen Trennungsstrich abgehoben worden sind.

Abb. 3. Beispiel für die Wiedergabe einer einzelnen Zeile, Pfundgeldliste 1486, fol. 30r, Hormuth et al., S. 218.

Durch diese Art der Wiedergabe wurde ein modernes Ordnungsprinzip in die Edition eingeführt, welches im Original nur teilweise enthalten ist. Zwar wies auch der Schreiber jedem Schiffer und Befrachter seine eigene Zeile zu, der größte Wert wurde aber auf den erhobenen Zoll gelegt und nicht auf die ver-

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zollten Waren. Zudem ermöglichte die Seitenbreite des Druckes keine einzeilige Registrierung, so dass z. B. die Namen zwei Zeilen einnehmen, wohingegen einige Zollsummen, die im Original in der zweiten oder dritten Zeile stehen, in die erste Zeile des Druckes aufrücken. Ein weiteres, modernes Ordnungsprinzip wurde durch die Datierung eingeführt. In der Kopfzeile der Edition werden fortlaufend die Zollerhebungswochen angegeben. Das erleichtert das Arbeiten mit diesen Listen erheblich, vermittelt aber einen Eindruck von Zeitlichkeit, der dem Original nicht innewohnt. Die Edition bildet daher einen Kompromiss zwischen moderner und mittelalterlicher Zielrichtung. Im Äußeren versucht sie, dem Original nahe zu kommen, ohne aber dessen Intention vollständig wiederzugeben. Es wurde versucht, diesem Defizit durch die Beigabe einer Abbildung einer Originalseite abzuhelfen. Eine wünschenswerte Paralleledition von Original und Transkription aller Seiten wäre allerdings nicht finanzierbar gewesen.

b)

Inhaltliche Überlegungen

Die längsten und eingehendsten Vorüberlegungen behandelten die inhaltsmäßige Ausformung der Edition. Hierbei ging es im Wesentlichen um Abwägungen

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zwischen Leserlichkeit resp. Benutzbarkeit und editorischer Genauigkeit. Desweiteren stellte sich die Frage nach der Zielgruppe der Edition. Innerhalb der Herausgebergruppe wurde es recht schnell klar, dass man sich mit dieser Edition nicht nur an Wirtschaftshistoriker wenden wollte. In einem solchen Fall hätte eine elektronisch suchbare und vereinheitlichte Tabelle vollständig ausgereicht. Stattdessen sollte auch auf germanistische resp. sprachhistorische Belange Rücksicht genommen werden. Das bedeutet, dass bei der Wiedergabe der Quelle sowohl die syntaktischen als auch die sprachlichen Varianten genauestens markiert werden müssen. Diese Entscheidung zog folgende Konsequenzen nach sich: 1) Die Groß- und Kleinschreibung der Quelle wurde beibehalten. Einzige Ausnahme sind der Vor- und der Nachname der zollpflichtigen Personen. 2) Bei Namen wurde die Endkürzung ,ß‘ grundsätzlich kenntlich gemacht und mit ,s(son)‘ aufgelöst. 3) Auflösungen von Kürzungen werden grundsätzlich durch runde Klammern gekennzeichnet. Die Auflösungsvarianten richten sich nach den im übrigen Text gebräuchlichen Schreibweisen. 4) Ergänzungen der Herausgeber werden grundsätzlich durch eckige Klammern gekennzeichnet. 5) Die für das Mittelalter üblichen ,u‘ und ,v‘-Varianten werden nicht ausgeglichen, die Originalschreibweise auf jeden Fall beibehalten. Sonnabend wird daher oft als ,son(n)auen(de)‘ oder der Name Düvel als ,Duuel‘ abgebildet, wohingegen das Wort ,und‘ regelmäßig als ,vn(n)d(e)‘ erscheint. 6) Ebenso wird die am Ausgang des 15. Jahrhunderts um sich greifende Konsonantenverdoppelung nicht aufgehoben. Gekürzte doppelte Konsonanten werden im Text deutlich gemacht und aufgelöst. 7) Auf moderne Interpunktion wird weitestgehend verzichtet. Die gewählten Editionsgrundsätze haben den Vorteil, dass zum einen alle Entscheidungen der Editoren nachvollziehbar sind. Jede aufgelöste Form, jedes ergänzte Wort wird dem Nutzer als Hinzufügung kenntlich gemacht. Hierdurch werden Fehlerquellen und Umdeutungen, wie sie z. B. in den Hanserecessen immer wieder erscheinen, ausgeschlossen. Da jede Edition auch zu einem gewissen Teil Interpretation ist, sollte diese auch deutlich gemacht werden. Das kann durch zwei Beispiele verdeutlicht werden. So erscheint die Abkürzung ,br. ber.‘ regelmäßig in den Listen, ohne, dass sich zu Anfang eine Erklärung dafür finden liess. Erst durch intensive Literaturstudien liess sich diese Abkürzung als „brouwelse beres“ (Brau (eine Einheit) Bieres) entschlüsseln. Diese Auflösung ist ein (hoffentlich richtiger) Sekundärschluss. Sollte sich die Auflösung als unrichtig erweisen, so ist zumindest deutlich, wo der Fehler gemacht wurde. Eine Korrektur wäre ohne Probleme möglich. Das gleiche gilt für die Handels-

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ware „vyckyls“, die von den Herausgebern als Flachs aus Fickel in der Wieck in Estland angesprochen wurde. Auch in diesem Fall besteht die theoretische Möglichkeit, dass sich hinter diesem Begriff eine andere, den Herausgebern unbekannte, Handelsware verbirgt. Zum anderen ermöglicht die genaue Auflösung der Schreibvarianten einen germanistischen Zugang zum Text. Fragen nach der Ausbreitung und dem System der Konsonantenverdoppelung am Ende des 15. Jahrhunderts oder einem System bei der Verwendung von ,u‘ und ,v‘ in der niederdeutschen Schriftsprache lassen sich nur durch den Nachweis eben jener Formen lösen. Die bisher vielfach vorgenommen Vereinheitlichungen und die häufig in älteren Editionen vorgenommene Anpassung der Sprache an das Lübecker Standardniederdeutsch helfen hierbei nicht. Der Nachteil der gewählten Editionsform liegt aber in einer relativen Unübersichtlichkeit des Textes. Sätze wie „It(em) 208 tal. am(e) auen(de) diuision(is) ap(osto)lor(um)“16 oder „It(em) h(er) Euert vam(m)e Kroge – 2 bale(n) rys(ses) – 8 wytt(e)“17 wirken auf den ersten Blick irritierend. Es hat sich allerdings gezeigt, dass das menschliche Auge nach anfänglichen Irritationen durchaus in der Lage ist, über die zahlreichen Klammern hinwegzulesen. Insofern war es die Auffassung der Herausgeber, dass die Vorteile der gewählten Methode die Nachteile mehr als aufwiegen. Allerdings ist auch diese Edition nicht ganz ohne Eingriffe in den Text ausgekommen, da selbst mit moderner Editionstechnik einige Eigenheiten mittelalterlicher Schreiber nicht direkt wiedergegeben werden können. Diese Eingriffe betrafen 1) die gebräuchlichen Abkürzungen für Mengen und Einheiten sowie 2) die Nutzung römischer Zahlzeichen. Die Schreiber der Pfundgeldlisten, Lambert von der Heyde als Schreiber der Listen von 1485 und 1486, benutzten die für ihre Zeit üblichen Abkürzungen für Faß, Tonnen, Last und Terling sowie für Mark, Schilling und Denare. Da diese Zeichen regelmäßig wiederkehren, wurde beschlossen, sie durch die Sonderzeichen l, t, u, tl sowie durch mk, ß und d wiederzugeben. Dieser Entschluss erleichtert das Lesen und Arbeiten mit dem Text, vermittelt aber auch einen Eindruck von Standardisierung, der dem mittelalterlichen Original nicht völlig entspricht. Das zweite Problem betrifft die Nutzung der im Mittelalter üblichen Zahlen. Zum einen wirken die römischen Zahlen auf den modernen Betrachter unübersichtlich, vor allem dann, wenn man mit ihnen rechnen muss. Andererseits 16 Hormuth et al., Pfundgeldliste (wie Anm. 4), S. 265. 17 Ibid., fol. 54r, S. 264.

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lassen sich bestimmte Versehen und Rechenfehler ohne ein Verständnis dafür, was man in der Originalquelle sieht, nicht adäquat nachvollziehen. Das betrifft u. a. die mittelalterliche Angewohnheit, „einhalb“ als ein gestrichenes Ganzes darzustellen. Zweieinhalb wird daher durch zwei ,i‘s sowie ein gestrichenes ,j¯‘ als Zeichen eines Halbes, als ,iij¯‘, ausgedrückt, viereinhalb als gestrichenes ,v‘ als , ‘, und 150 als ,ij¯c‘. Dieses läßt sich in modernen Editionen zumeist nicht adäquat abbilden. Die Herausgeber haben deshalb die Variante gewählt, die römischen Zahlen in arabische umzuschreiben und die Streichung als 12 darzustellen resp. bei fünfzig auszuschreiben. ,212‘ sagt dabei zwar das gleiche aus wie ,iij¯‘, 412 das gleiche wie , ‘, vermittelt aber nicht annähernd die Schwierigkeiten, mit denen auch ein mittelalterlicher Schreiber und Kämmerer zu kämpfen hatte. Insofern ist die gefundene Lösung nur ein moderner Notbehelf.

c)

Das Register

Die gewählte Form, vor allem die Beibehaltung der Originalschreibweisen, macht die vorliegende Edition elektronisch nur sehr schwer suchbar, da sich Suchmaschinen und Programme nur an konkreten Buchstabenfolgen festhalten können. Die letzte und abschließende Konsequenz aus der gewählten Form ist daher die Erstellung eines umfassenden und intelligenten Registers. Um diesen Text überhaupt nutzen zu können, muss der Leser einen Eingangsschlüssel erhalten, der seinem Ziel entspricht. Das beginnt mit der Ordnung des Registers nach dem Laut- und nicht nach dem Buchstabenwert. So wird z. B. der Name ,Ffycken, Olt‘ im Register unter ,Fi‘ geführt, da er, trotz der Konsonantenverdoppelung, als „Ficke“ ausgesprochen wird. Hier wurde ein Oberbegriff nach dem Lautwert gefunden, und eventuelle Schreibvarianten nachgeordnet. Das gleiche gilt für die Handelswaren. Hier wurden die Waren nach Oberbegriffen sortiert, wobei die einzelnen Lemmata auf die Oberbegriffe verweisen. So findet sich unter ,I & J‘ der Hinweis auf ,yslandesce‘, was dort bereits als ,Isländische Fische‘ aufgelöst wird,18 wohingegen die einzelnen Belege unter dem Lemma ,visce‘, Unterlemma ,yslandesce‘ nachgewiesen werden. An dieser Stelle finden sich auch alle Schreibvarianten im Text, z. B. ,kabelauw, kablauw, kablow, kablouw‘ sowie eine moderne, suchbare Worterklärung.19 Diese Form des Registers hat den Vorteil, dass z. B. der Handelshistoriker einen schnellen Überblick über die verzeichneten Handelswaren erhält, sowie auf Waren hingewiesen wird, die nicht seinem direkten Suchschema entsprechen. So 18 Hormuth et al., Pfundgeldlisten (wie Anm. 4), S. 304. 19 Dass. S. 311.

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handelt es sich bei ,isländischen Fischen‘ um Stockfisch, der ebenso als ,talvysc‘ oder ,stapelvysc‘ bezeichnet werden kann, oder bei ,Vyckyls‘ um eine besondere Form des Flachses, die man in einem einfachen Register nicht entschlüsseln könnte. Niemand kennt den Text besser als die Editoren, und es sollte deshalb auch Aufgabe der Editoren sein, ihr Wissen den Nutzern zur Verfügung zu stellen. Nur durch die Erstellung eines durchdachten Registers sind moderne Editionen mittelalterlicher Texte überhaupt anwendbar. Da die mittelalterliche Schreibweise nicht standardisiert ist, nützen moderne Suchfunktionen auf reinen Originaltexten wenig, es sei denn, man kennt wirklich alle Schreibvarianten.

3.

Gefahren moderner Editionen

Die wesentlichste Gefahr moderner wie auch älterer Editionen ist der Eindruck der Vollständigkeit. Nutzer und Wirtschaftshistoriker sind nur allzu geneigt, die in den Zolllisten und anderen Wirtschaftsquellen vorhandenen Zahlen zu addieren, um daraus ein Bild der mittelalterlichen Wirtschaft zu zeichnen. Wer dieser Versuchung erliegt, erleidet allerdings sehr schnell Schiffbruch. Bevor eine mittelalterliche Wirtschaftsquelle korrekt ausgewertet werden kann, müssen zuerst einmal wesentliche Grundfragen geklärt werden. Hierzu gehören u. a. die Fragen nach der Entstehung der Quelle und ihrem Aussagewert und vor allem nach ihrer Repräsentanz und ihrem Umfang.20 Schaut man sich die hier vorgestellten Hamburgisch-Lübischen Pfundgeldlisten an, so werden erstens dort nur die hansischen Handelswaren, die auf der Elbe transportiert werden, erfasst. Das bedeutet, dass z. B. der holländische Handel mit wenigen Ausnahmen nicht in den Quellen zu finden ist. Desweiteren findet sich dort auch kein Hinweis auf den Hamburger Landhandel. Zweitens werden in den Listen nur die reellen Befrachter, d. h. die Kaufleute, die die Waren im Hamburger Hafen physisch betreuen, erfasst. Die Namen in den Listen sagen nichts über die Eigentumsverhältnisse an den Waren aus. Aus anderen Dokumenten ist so z. B. bekannt, dass Lübecker Kaufleute ihre Waren im Hamburger Hafen von Hamburgern verwalten liessen. Das bedeutet, dass der Anteil der lübischen Waren am Umsatz im Hamburger Hafen aus diesen Listen nicht erschlossen werden kann.21 Drittens ist zu fragen, wer z. B. so generelle Zollbefreiungen genießt, dass darüber im allgemeinen nicht diskutiert wird. Das be20 Siehe hierzu ausführlich Carsten Jahnke, Pfundzollrechnungen im Ostseeraum – Bestand und Fragen der Auswertung, in: Die preußischen Hansestädte und ihre Stellung im Nordund Ostseeraum des Mittelalters, hrsg. Zenon H. Nowak und Janusz Tandecki, Torun´ 1998, S. 151–68, vor allem S. 158–62. 21 Siehe hierzu Jahnke, Pfundgeldlisten (wie Anm. 3), S. 45ff.

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trifft u. a. den Handel der Klöster und kirchlichen Institutionen. Und viertens ist das Problem des Zollbetruges und des Unterschleifs zu beachten. Diese Punkte zusammen schränken die Aussagekraft der Zolllisten über den Handel Hamburgs generell und auf der Elbe ein. Und noch ein weiterer Punkt ist zu hinterfragen: Was bedeuten die Aussagen der Listen eigentlich? Ausgangspunkt dieser Frage sind die Aprileinträge der Zollliste des Jahres 1481. Tile Tegetmeyer, der lübische Zöllner registriert u. a. folgenden Eintrag:22

Abb. 4.

Der Eintrag beginnt mit den Worten „In Casper Boke schipp(er) na engelant“. Es ist wie selbstverständlich davon auszugehen, dass dieses Schiff sich mit seinen Waren auf dem Wege nach England befinden sollte. Da die englischen Petty Customs Accounts für den gleichen Zeitraum erhalten sind,23 sollte es ein leichtes sein, eben jenes Schiff bei seinem Eintreffen in England wiederzufinden. Allerdings bringt ein Vergleich beider Listen ein erstaunliches Resultat zu Tage:24 Einige der Schiffe, die in der Liste von 1481 erwähnt werden, erreichen England gar nicht, andere kommen mit einer völlig anderen Ladung dort an, als mit der sie in Hamburg losgesegelt sind. Ein Vergleich der beiden Listen sowie eine Zusammenstellung aller Einträge der Aprilwochen im Zollregister von 1481 lassen die Annahme zu, dass zwar London resp. England das geplante Endziel der Reise gewesen ist, dass aber von vorne herein ein oder mehrere Zwischenziele eingeplant waren. Es ist daher nicht möglich, aus den Aussagen dieser Zolllisten allein etwas über den direkten Handel zwischen Hamburg und England zu sagen. Die Gefahren, auch moderner Editionen, liegen vor allem beim Leser, und dieser wird durch den modernen Zugang mit Suchmaschinen etc. immer mehr in Versuchung geführt. Eine elektronische Suche, die als Ergebnis einen Eintrag wie „In Casper Boke schipp(er) na engelant“ zu Tage bringt, wird unweigerlich in der Aussage münden, dass dieser Schiffer nach England fuhr und, dass die 22 AHL, Pfundgeld 1480–1481, foll. 44r–45r. 23 The Overseas trade of London. Exchequer Customs Accounts 1480–81, hg. v. Henry S. Cobb (London Record Society Publications 27), London 1990. 24 Angela Huang und Carsten Jahnke, Bermudadreieck Nordsee. Oder : Drei Hamburger Schiffe auf dem Weg nach London, in: Hansische Geschichtsblätter 130 (2012), S. 59–91.

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Waren bei ihm an Bord nach England gebracht wurden. Einleitende Erklärungen im Vorwort oder andere Hinweise, die nicht direkt im Text stehen werden bei so einer Suche nicht gefunden werden können. Ein so gefundenes, falsches Ergebnis wird dann aber, wenn es erst einmal in weiter elektronisch durchsuchbaren Werken steht, lange Zeit Bestand haben.

4.

Fazit: Editionen im 21. Jahrhundert: Möglichkeiten und Gefahren

Wie die vorausgehenden Überlegungen gezeigt haben, soll auch im 21. Jahrhundert eine Lanze für wissenschaftliche Editionen gebrochen werden. Gerade die Edition von Massen- und anderen schwer handtierbaren Quellen liefert die Basis für neuartige und innovative Untersuchungen, nicht nur für die Geschichtswissenschaft, sondern auch für eine Vielzahl anderer Disziplinen. Es soll auch nicht in Abrede gestellt werden, dass moderne Computertechnik ein wichtiges und wesentliches Hilfsmittel zur Findung, Auswertung und Bearbeitung dieser Quellen sein kann. Eine Edition ohne Zuhilfenahme moderner Techniken ist kaum noch denkbar. Die Veröffentlichung von Quellen auf elektronischem Wege senkt sicherlich die Entstehungskosten einer Edition und ermöglicht somit auch die Herausgabe sehr langer Texte. Doch ist hierbei immer auf die Nachhaltigkeit einer Edition zu achten. Elektronische Ausgaben, die nach einigen Jahren nicht mehr zu öffnen sind, oder verschwinden, da sie vom Server gelöscht werden, sind nicht nur verlorene Arbeitszeit, sie sind auch verlorenes Wissen. Langfristig sind daher viele elektronische Werke im Moment sehr viel teurer, als herkömmliche papierne Bücher. Die Möglichkeiten z. B. der elektronischen Suche stellen höhere Ansprüche an Herausgeber, als das eher entschleunigte Suchen per Hand. Informationen müssen klar, zugreifbar, entschlüsselbar und zuordbar sein, sollen sie einer elektronischen Suche wirklich dienlich sein. Das bedeutet, dass an die Registrierung und Bearbeitung elektronisch suchbarer Texte andere Ansprüche gestellt werden. Gleichzeitig sollten moderne Editionen historischer Texte noch höhere Ansprüche an ihre Form und ihren Inhalt stellen. Moderne Editionen können und sollen nicht mehr zur Bestätigung vorgefasster Ideen und Meinungen dienen, wie dieses vielfach noch im 19. Jahrhundert der Fall war.25 Es ist daher not25 Siehe hierzu Angela Huang und Ulla Kypta, Ein neues Haus auf altem Fundament. Neue Trends in der Hanseforschung und die Nutzbarkeit der Rezessedition, in: Hansische Geschichtsblätter 129 (2011), S. 213–30.

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wendig, so wenig wie möglich in den zu edierenden Text einzugreifen und jeden Eingriff kenntlich zu machen. Die Texte müssen für sich selbst sprechen. Sie dürfen nicht mehr durch die Augen der Bearbeiter gesehen werden. Nur eine textgenaue Edition ist zukunftsweisend – die Gefahren liegen dann ganz allein beim Leser, aber das ist ein anderes Thema.

Gudrun Gleba

Die Ordnung im Kopf des Schreibers – Textbildgestalt als Teilaspekt der Edition mittelalterlicher Rechnungsbücher*

Rechnungsbücher haben seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in konjunkturellen Wellen das Interesse von Historiker*innen, nicht nur der Wirtschaftsgeschichte, geweckt. Im Gegensatz jedoch zu vielen singulären Quellen – erinnert sei nur z. B. an das editorische Großprojekt der MGH mit seinen verschiedenen Reihen oder an die Bände der Reihe „Chroniken der deutschen Städte“ – sind die oftmals als serielle Quellen über Jahrzehnte überlieferten Rechnungsbücher zwar auch intensiv bearbeitet und ausgewertet worden, jedoch deutlich seltener zur Ehre einer vollständigen Edition gelangt. Ihr häufig so ansehnlicher, vielleicht sogar abschreckender Umfang, sicherlich seit dem Computerzeitalter als ,große Datenmenge‘ anzusprechen, ihre eher verhaltene Ästhetik, die ermüdende Eintönigkeit sich (nur scheinbar) wiederholender und kaum variierender Einträge mögen nachvollziehbare Gründe dafür sein. Doch die gebotene Vielfalt an disziplinär konzentrierten oder Disziplinen übergreifenden Betrachtungsmöglichkeiten dieser Gebrauchstexte auf dem oft groben, an den Rändern meist welligen, geradezu bröseligen Papier, lassen nach geeigneten und angemessenen Editionsformen fragen.1 * Der Beitrag folgt im Wesentlichen dem mündlichen Vortrag und wurde lediglich durch einige bibliographische Angaben ergänzt. 1 Sehr offensiv dazu Georg Vogeler, Warum werden mittelalterliche und frühneuzeitliche Rechnungsbücher eigentlich nicht digital ediert? In: Grenzen und Möglichkeiten der Digital Humanities, hrsg. v. Constanze Baum, Theodor Stäcker, 2015 (Sonderband der Zeitschrift für digitale Geisteswissenschaften 1), text/html/Format.DO/:10.17175/sb001_007. Der Diskussion um digitale Herangehensweisen widmet sich intensiv die an der Universität Regensburg initiierte Arbeitsgruppe MEDEA (Modelling semantically Enriched Digital Editions of Accounts). Vier Beispiele der letzten Jahre zur Aufbereitung umfangreicher Serien von Rechnungsbüchern seien angeführt: Für eine Publikation in traditioneller, auf zehn Bände angelegten Buchform hat sich ein Team im Kompetenzzentrum für elektronische Publikations- und Erschließungsverfahren in den Geisteswissenschaften an der Universität Trier entschieden – Die Rechnungsbücher der Stadt Luxemburg, hrsg. v. Claudine Moulin, Michel Pauly unter Mitarbeit v. Andreas Gniffke, Daniell Kass, Fauso Ravida und Nikolaus Ruge, Luxemburg 2007ff. –, um diese Quelle dergestalt aufzubereiten, dass sie sowohl geschichtswissenschaftlichen Kriterien genügt als auch die sprachgeschichtliche Bedeutung des Corpus

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Die bis 2009 gepflegte Internetseite Computatio macht auch heute noch interessierten Forscher*innen, die Rechnungsbücher intensiver in den Blick nehmen, viele Projekte, Editionen und Teileditionen bekannt. Allein ein Blick auf die Kategorien der Suchmöglichkeiten macht deutlich: Die Erforschung von Rechnungsbüchern kennt fast keine Grenzen – keine räumlichen, wenige ständische, keine institutio-nellen Grenzen. Allerdings weisen die Überlieferungen von Wirtschafts- und Rechnungsbüchern aus adeligen, höfischen, städtischen oder klösterlichen Kontexten höchst unterschiedlichen Umfang auf – sie reichen von fragmentierten Einzelblättern bis zu lückenlosen, mehrere Jahrzehnte umfassende Serien.2 Zumindest im deutschsprachigen Raum sind die Überlieferungen aus institutionellen Zusammenhängen in der Regel umfangreicher als diejenigen ,privater‘ Aufzeichnungen, von einigen Ausnahmen insbesondere aus den großen Hanse- und süddeutschen Handelsmetropolen einmal abgesehen.3 berücksichtigt, s. dazu die Einleitung des ersten Bandes von 2007, S. 9–16. Auf die digitale Bereitstellung unter Nutzung von TEI (Text Encoding Initiative) setzen die Projektleiter Susanne Burghartz und Georg Vogeler mit den Mitarbeitern Sonia Calvi, Lukas Meili und Jonas Sagelsdorff für die Baseler Stadtrechnungen – https://forschdb2.unibas.ch/inf2/rm_projects/ object_view.php?r= 2470672 (eingesehen am 23. 11. 2015). Dass Massenquellen sich besonders für eine digitale Erfassung eignen erläutern auch Peter Rauscher, Andrea Serles, Wiegen – Zählen – Registrieren. Handelsgeschichtliche Massenquellen und die Erforschung mitteleuropäischer Märkte (13.–18. Jahrhundert) (Beiträge zur Geschichte der Städte Mitteleuropas 25), Wien 2015, und stellen Massenquellen zum Donauhandel (Mautprotokolle sowie Kremser Waag- und Niederlagsbücher) zur Verfügung in www.univie.ac.at/donau handel/home (eingesehen am 23. 11. 2015). Und natürlich sei das Projekt unter der Leitung von Jürgen Sarnowsky an der Universität Hamburg nicht vergessen, das dem Projekt, in dessen Rahmen die Tagung organisiert wurde, aus der dieser Band entstand, vorausging: Die mittelalterlichen Schuld- und Rechnungsbücher des Deutschen Ordens um 1400. Eine synoptische Edition im Internet (www.schuredo.uni-hamburg.de/content/below(index.xml) (eingesehen am 23. 11. 2015). 2 Einzig Rechnungsbücher bäuerlicher Hofstellen sind deutlich geringer überliefert. Agrarische Rechnungszusammenhänge werden zumeist durch die herrschaftlichen Wirtschaftsquellen abgedeckt. Dass sich hier für agrarische Lebenszusammenhänge aber durchaus vielerlei Aufschlüsse ergeben, zeigt immer wieder Dorothee Rippmann, zuletzt in ihrem Beitrag: Leben, Arbeit und materielle Kultur im Lichte pragmatischer Schriftlichkeit in der Schweiz, in: Wirtschafts- und Rechnungsbücher des Mittelalters und der Frühen Neuzeit. Formen und Methoden der Rechnungslegung: Städte, Klöster, Kaufleute, hrsg. v. Gudrun Gleba, Niels Petersen, Göttingen 2015, S. 210–54. 3 Ganz anders sieht dies für den italienischen Raum aus, wo die schiere Menge überlieferter Quellen und die zahlreichen Ansätze zur Erfassung der verschriftlichten Handelstätigkeiten einzelner Handelsherren die Einrichtung eigener Forschungszentren befördern kann, wie es z. B. die Fondazione Istituto Internazionale di Storia Economica „F. Datini“ in Prato zeigt. Für den deutschsprachigen Raum sei, als eine der jüngsten Forschungsarbeiten, auf die in Kiel abgeschlossene und demnächst erscheinende Dissertation von Anna Paulina Orlowska zum Danziger Kaufmann Johann Pyre hingewiesen. Erste Überlegungen dazu in ihrem Aufsatz: Handel in einem Kaufmannsnetz: Der Danziger Johann Pyre, in: Vertraute Ferne. Kommunikation und Mobilität im Hanseraum, hrsg. v. Joachim Mähnert, Stephan Selzer, 2012, S. 32–39. Zur Beschaffenheit von Rechnungsbüchern als Text auch Doris Tophinke, Han-

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Wie auch auf der Tagung, die diesem Band vorausging, immer wieder angesprochen, bieten Rechnungsbücher eine Fülle an Informationen: zum Konsumverhalten, zu Art, Quantität und Qualität verschiedener Handelsprodukte, zu Frequenz, Dichte und Transfer von Waren und daraus abzuleiten zur räumlichen Ausdehnung wirtschaftlicher Beziehungen im lokalen, regionalen und überregionalen Marktgeschehen, zu eigenwirtschaftlicher Bedarfsdeckung und notwendigen – oder auch einem Luxusbedürfnis oder ständischen Repräsentationsanforderungen folgenden – Zukäufen, zu Preisschwankungen und Inflationsvermerken, zu Lohnschwankungen und Arbeitsorganisation, zu prosopographischen Vernetzungen und eigentlich der Ereignisgeschichte zuzurechnende Zäsuren. Die immense Fülle an Informationen, Daten und Zahlen galt es für jede Rechnungslegung zu sichten, zu ordnen und zu verschriftlichen, also in eine Gestalt zu komprimieren, die es nachvollziehbar machte, wie sich Einnahmen und Ausgaben, seien es Bargeld oder Naturalgüter, zusammensetzten, wo sie hinflossen, ausstehende Forderungen offen blieben oder getilgt wurden, wo Schulden anfielen und wie sie beglichen wurden.4 Die auf den Papierblättern geschaffenen Ordnungen waren keine, die für spätere interessierte Historiker*innen entworfen wurden, sondern solche, die für die Schreibenden und ihre Institutionen von Belang waren. Die gestaltete Aufbereitung der verschiedenen Informationsbestandteile sowie die damit ermöglichte Überprüfbarkeit lässt sich wohl als die operative Leistung der Schreiber*innen5 bezeichnen. Es stellt sich also die Frage, ob in die Edition eines Rechnungsbuches zusätzlich die von dem jeweiligen Schreiber umgesetzten Informationen, Daten und Zahlen6 in einer Textgestalt auch Hinweise auf die von ihm geschaffene Ordnung in einer Text-Bild-Gestalt einfließen sollten. Computergestützte Prodelstexte: zur Textualität kaufmännischer Buchführung im Hanseraum des 14. und 15. Jahrhunderts (ScriptOralia 114), Tübingen 1999. 4 Wie eine Rechnungslegung auf einem Rechenbrett, -tuch oder -tisch praktisch vor sich ging und wie sich diese Praxis insbesondere bei den Summenvermerken in die Rechnungsbücher ,einschrieb‘, erläutert Wolfgang Hess, Rechnungslegen mit Rechenpfennigen, in: Numismatisches Nachrichtenblatt, 1996, Heft 4, S. 11–20: „Das vom Rechentuch abgelesene Diktat … spiegelt sich aber auch allenthalben in Formulierungen der Rechnungen. „anderhalbhundert und zwanzig“, siebenthalb Pfund und 3 Schilling“, diese und ähnliche Posten klingen unseren Ohren fremd und umständlich. Sie entsprechen indessen genau den auf und zwischen den Linien (des Rechentuchs, d. V.) ausgelegten Werten“ (S. 17). 5 Letztere erscheinen institutionell ausschließlich in klösterlichen Kontexten; inwieweit Rechnungsbücher von Handel treibenden Frauen aus den Jahrhunderten des Mittelalters überliefert sind, wäre noch zu prüfen. 6 Wie sich diese Informationen vorab zusammensetzten, findet sich anschaulich beschrieben z. B. in den Ausführungen von Antje Sander-Berke, Zettelwirtschaft. Vorrechnungen, Quittungen und Lieferscheine in der spätmittelalterlichen Rechnungslegung norddeutscher Städte, in: Vestigia Monasteriensia. Westfalen – Rheinland – Niederlande, hrsg. v. Ellen Widder, Mark Mersiowsky, Peter Johanek (Studien zur Regionalgeschichte 7), Bielefeld 1995, S. 351–64.

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gramme zur Erfassung größerer Datenmengen und die Digitalisierung vollständiger Rechnungsbücher oder ausgewählter Seiten/Jahrgänge sowie die im Gegensatz zum herkömmlichen Buch preiswertere Lösung der in einer digitalen Version bereitgestellten Vollbilddarstellung von zumindest ausgewählten Seiten können sich gegenseitig dabei komplementieren. Die verdienstvollen Editionen, die von Seiten der Geschichtswissenschaft verantwortet werden, zeigen bislang gewöhnlich noch eine recht einheitliche Textgestalt, die unseren Lesegewohnheiten entgegenkommt und sie gleichzeitig immer wieder bestätigt: linksbündige Ausrichtung, regelmäßige Wort- und Zeilenabstände, Markierung von Sinnabschnitten durch Satzzeichen, Trennungsstriche, fortlaufende ,Füllung‘ einer ganzen Seite, Umwandlung von römischen in arabische Zahlenwerte, Großschreibung von Namen und Orten etc., so wie es die geschichtswissenschaftlichen Editionsrichtlinien für eine sinnvolle Textwiedergabe in der Regel vorsehen, jeweils mit kleineren Abweichungen. Dazu kommen bestimmte Zeichen, die Unleserliches oder Besonderheiten markieren, außerdem erläuternde Fußnoten sowie – natürlich unerlässlich – zu Anfang der Edition eine Auflistung von jeweiligen besonderen editorischen Entscheidungen, die durch die Beschaffenheit des Originals bedingt sind. Und schließlich erläutert ein vor- oder nachgeschalteter Kommentar den Text und seinen Verfasser in seinem dazugehörigen Zusammenhang – Entstehungskontext, Überlieferung, Einbettung in andere Texte –, und verweist auf allgemeine und spezifische Inhalte. So sehen sich geschichtswissenschaftliche Editionen von Rechnungsbüchern fast zum Verwechseln ähnlich. Dies sei keineswegs despektierlich gemeint, denn man erreicht damit durchaus schon eine Menge und vor allem auch viele – nämlich Forscherkolleg*innen. Verlässliche Editionsrichtlinien, auf die man sich in produktiven Diskussionen geeinigt hat und die ein einheitliches, standardisiertes Vorgehen einfordern, ermöglichen Leser*innen einen schnellen Zugriff auf Texte, Daten und Zahlen; es ist eine Bereitstellung von Informationen für weitere Fragestellungen. Abweichungen vom standardisierten Vorgehen werden gekennzeichnet und somit nachvollziehbar, Register erschließen Namen, Orte und Begriffe, die auf diese Weise auffindbar und ggf., je nach Fragestellung, unterschiedlich kombinierbar sind; die Kommentare, Einleitungen oder abschließende Bemerkungen spiegeln durch die getroffene Auswahl und die angebotene Auswertung die Forschungsschwerpunkte der Herausgeber und Herausgeberinnen. Und doch beschleicht diejenigen, die sich mit Rechnungsbüchern auseinandersetzen, sie transkribieren, auswerten und kommentieren angesichts dieser so gut lesbaren Editionen trotz allem vielleicht ein gewisses Unbehagen. Es ist ein Unbehagen, das von den Fragestellungen der Medienwissenschaftler*innen befördert wird, die, wie z. B. Sybille Krämer, Gernot Grube und Werner Kogge,

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auch für die Historiker*innen den medialen Charakter ,ihrer‘ Quelle betonen und zu verstehen geben, dass vereinheitlichte Textgestaltungen defizitär sind, weil sie eben die Medialität der Quellen außer Acht lassen.7 Zugespitzt formuliert: Unsere verlässlichen Editionsrichtlinien und die durch sie realisierte, standardisierte, vereinheitlichte Textgestalt nehmen uns die Möglichkeit, Entstehungsprozesse, Temporalität, Arbeitstechniken, also Aspekte der Medialität unserer Quelle genauso gut zu zeigen wie die in ihr enthaltenen übrigen Zahlen, Daten und Fakten. Das gilt nicht nur für eine bildmächtige Quelle wie eine herrschaftliche mittelalterliche Urkunde, sondern eben auch für die hier in Rede stehenden Quellen der Rechnungsbücher. Denn diese Ordnung existiert nun einmal, wie der Blick auf die Textbildgestalten zeigt (und wie sie geradezu in Übernahme des z. B. bei der Gestaltung von Word-dokumenten verwendeten Vokabulars versprachlicht werden kann durch: Einrücken, Fettdruck, Unterstreichungen, Verbindungslinien, Nachvollzug von Änderungen durch Durchstreichungen, Lücken setzen zur späteren Bearbeitung usw.). Ob und wie könnte also die ,Ordnung im Kopf der Schreibenden‘ mit den Möglichkeiten, die heute computergestützte Programme und über ,das Buch‘ hinausgehende Publikationsangebote bereitstellen, sichtbar gemacht werden? Was taten die einst Schreibenden, um Überschriften als solche herauszustellen, Zugehörigkeiten zu kennzeichnen, Verbindungen herzustellen, auf Besonderheiten hinzuweisen? Wie führten sie den Blick des kontrollierenden Lesers? Damit kommt auch der Faktor Zeit, also Temporalität, ein Vorher und ein Nachher, in Sicht. Die Prozessualität des Vorgehens, das Entstehen und das Benutzen, bewegt sich auf mehreren Zeitebenen, woraus sich eine mehrdimensionale Text-Bild-Gestalt entwickelt. Es ist dies ein fester Bestandteil eines Rechnungsbuches, auch wenn die verschiedenen Zeitebenen in der Regel nicht exakt zu datieren sind. 7 Schrift. Kulturtechnik zwischen Auge, Hand und Maschine, hrsg. v. Gernot Grube, Werner Kogge, Sybille Krämer (Reihe Kulturtechnik), München 2005, insbesondere die Einleitung S. 9–22, sowie der Beitrag von Krämer: ,Operationsraum Schrift‘. Über einen Perspektivenwechsel in der Betrachtung der Schrift, S. 23–60, in dem sie Schrift als „Hybrid zwischen Sprache und Bild“ beschreibt, ebd. S. 31. Verschriftlichung als einen Prozess, der mehr umfasst als die Notation von Sprache, ist Thema des Bandes Schriftbildlichkeit. Wahrnehmbarkeit, Materialität und Operativität von Notationen, hrsg. v. Sybille Krämer, Eva CancikKirschbaum, Rainer Trotzke (Schriftbildlichkeit 1), Berlin 2012. In die Textbildgestalt eines Rechnungsbuches fließen m. E. Sprachschrift (der narrative Textteil), Zahlenschrift (die als römische Zahlen, z. T. aber als ausgeschriebene Worte notierten Summen) sowie Abbreviaturen ein (z. B. die Abkürzungen für die Münzeinheiten, mr für Mark, ß für Schilling, d für Denar, gl für Gulden etc.). Zur Anlage von Rechnungsbüchern bereits Franz-Josef Arlinghaus, Die Bedeutung des Mediums „Schrift“ für die unterschiedliche Entwicklung deutscher und italienischer Rechnungsbücher, in: Vom Nutzen des Schreibens. Soziales Gedächtnis, Herrschaft und Besitz, hrsg. v. Walter Pohl, Paul Herold (Forschungen zur Geschichte des Mittelalters 5), Wien 2002, S. 237.

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Rechnungsbücher im sozialen und institutionellen Kontext – eine erste These mag lauten: Alle Schreibenden entwickeln eigene Ordnungssysteme. Doch eine Überprüfung zeigt: Etablierte Ordnungssysteme werden fortgeschrieben, unabhängig von den Schreibenden. Dies gilt insbesondere dort, wo das etablierte Notationsprinzip Teil eines institutionellen Gefüges ist. Anders formuliert: Dort, wo Rechnungen kontrolliert werden, also z. B. in Städten oder an Höfen mit einem ausdifferenzierten Verwaltungsapparat, dessen Teilbereiche von verschiedenen Verantwortlichen ,verwahrt‘8 werden, erweist sich ein bekanntes Notationsprinzip als sinnvoll, weil es auch bei wechselnden Verantwortlichen quasi eine verlässliche Größe darstellt. Ulla Kypta spricht da von der Autonomie der Routine in sich selbst reproduzierenden Abrechnungen.9 In nicht-institutionellen Zusammenhängen bedarf es einer solchen Größe möglicherweise nicht. Salopp ausgedrückt: Da kann jeder seine eigene Ordnung – oder Unordnung – schaffen, solange er sich selbst darin zurechtfindet. Vier Beispiele sollen dies verdeutlichen. Die Quellen stammen aus dem gleichen Raum und in etwa aus der gleichen Zeit. Es handelt sich um Rechnungsbücher aus dem westfälischen Osnabrück aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts, aber sie sind jeweils unterschiedlichen institutionellen bzw. ,privaten‘ Zusammenhängen zuzuordnen. Es sind Rechnungsbücher, die bis auf eine Ausnahme als Texte in traditionellen Editionsverfahren zugänglich gemacht worden sind, gleichzeitig aber eben Quellen, bei deren Editionen die Text-BildGestalt und Aspekte der Quellenmedialität so gut wie keine Berücksichtigung gefunden haben.10 Es handelt sich um Beispiele aus dem Rechnungsbuch der Altstadt von Osnabrück aus dem Jahr 1459,11 dem Rechnungsbuch der Neustadt von Osnabrück 8 Dies sei als Quellenbegriff gelesen, wie er z. B. in den Rechnungsbüchern der unten noch weiter erwähnten Neustadt von Osnabrück erscheint, um die Tätigkeit der für die verschiedenen Kassen, die ,bussen‘, Verantwortlichen zu beschreiben. 9 Ulla Kypta, Die Autonomie der Routine. Wie im 12. Jahrhundert das englische Schatzamt entstand, Göttingen 2014. In verdichteter Version nachzulesen: dies.: Selbstreproduzierende Abrechnungen: was das Layout der englischen Piperolls des 12. Jahrhunderts über ihren Zweck verrät, in: Wirtschafts- und Rechnungsbücher des Mittelalters und der frühen Neuzeit (wie Anm. 2), S. 273–92. Die Beziehungen zur Entwicklung von Verwaltungsschriftgut ebenso wie die Geschichte der Buchführung wären Aspekte, die hier weiteren Anschluss böten. 10 Auswertungen bei Johann Stüve, Carl Bertram, Die Finanzen der Stadt Osna-brück bis zum Westfälischen Frieden, in: Mitteilungen des Historischen Vereins zu Osnabrück 11 (1878), S. 1–118; ders.: Stadtrechnungen von Osnabrück aus dem 13. und 14. Jahrhundert, in: Mitteilungen des Vereins für Geschichte und Landeskunde von Osnabrück 14 (1889), S. 91–135, sowie 15 (1890), S. 75–164. 11 Ilse Eberhardt, „Van des stades wegene utgegeven unde betalt“. Städtischer Alltag im Spiegel der Stadtrechnungen von Osnabrück (1459–1519), Osnabrück 1996; dies.: Arbeit, Lohn und Lebenshaltungskosten von Bauhandwerkern im spätmittelalterlichen Osnabrück, in: Osnabrücker Mitteilungen 103 (1998), S. 11–42.

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aus dem Jahr 1474,12 Auszügen aus Rechnungen des Klosters Gertrudenberg,13 damals vor den Toren von Osnabrück liegend, aus dem letzten Viertel des 15. Jahrhunderts und dem Rechnungsbuch des Osnabrücker Weinhändlers Cord Kerckering aus den Jahren um 1500.14 Eine Auswertung der Rechnungen des Osnabrücker Altstädter Rates hat Ilse Eberhardt 1996 vorgestellt. Ihr Interesse richtete sich dabei schwerpunktmäßig auf die in den letzten Jahrzehnten des 15. Jahrhunderts aufgrund des Rathausneubaus verstärkten Ausgaben für Baumaßnahmen. Dabei konzentrierte sie sich vor allem auf die Fragen nach Art, Herkunft und Beschaffung von Baumaterialien sowie die Entlohnung der Bauarbeiter und der spezialisierten Handwerker. Beides, und noch vieles mehr, hat sie in übersichtlichen Tabellen dargestellt und die Transkription der Rechnungen beigefügt. Die Originale dieser Rechnungen entsprechen dem typischen Aufbau, wie er für so viele Rechnungsbüchern typisch ist (Abb. 1): Es finden sich Überschriften, oftmals eingerückt, Hervorhebungen von Initialen, Absätze, die Zusammengehöriges markieren, Unterscheidungen zwischen Textblöcken und Zahlen, ohne dass dabei normierte oder gar durch Linien voneinander abgetrennte Spalten vorgegeben wären.15 Dazu kommen die zwischen die Narrative und die Summen gezogenen Verbindungslinien sowie Durchstreichungen. Das Durchgestrichene ist hier an einigen Stellen der Einnahmenvermerke der Stadt besonders interessant, zeigt es doch quasi den Schreiber bei der Arbeit. Ein Beispiel: Er hat die Einnahmen beim Johannistor bereits vermerkt, folgt einer bestimmten, wahrscheinlich durch frühere Rechnungsbücher vorgegebenen Reihenfolge, in der die Tore der Stadt angegeben, quasi abgearbeitet, abgehakt, werden, ist aber einen Moment lang unaufmerksam und setzt an, die Einnahmen beim Johannistor ein weiteres Mal zu notieren. Als er es merkt, ist es zu spät – eine Delete-Taste gibt es nicht, eine Rasur vornehmen will er wohl auch nicht, denn das könnte suggerieren, dass er etwas verfälschen oder einen Fehler vertuschen will. Also streicht er mit einer Schlängellinie aus, was er versehentlich 12 Die Rechnungsbücher der Neustadt werden in die verschiedenen sozial- und wirtschaftshistorischen Überlegungen zu Osnabrück zwar immer wieder eingebunden, eine vollständige Edition oder auch nur eine umfängliche Teiledition liegt noch nicht vor, wird aber von der Autorin dieses Beitrags angestrebt. 13 Ausgewählte Rechnungsabschnitte bei Gudrun Gleba, Ilse Eberhardt, Summa Summarum. Spätmittelalterliche Wirtschaftsnachrichten und Rechnungsbücher des Osnabrücker Klosters Gertrudenberg – Transkription und Kommentar (Westfalen in der Vormoderne, 9), Münster 2011. 14 Christian Reinicke, Das Fragment eines Rechnungsbuches des Osnabrücker Kaufmanns Cord Kerckering. Eine unbekannte Quelle zur Osnabrücker Wirtschaftsgeschichte um 1500, in: Osnabrücker Mitteilungen 91 (1986), S. 49–84. 15 Solche Spalten sind für eine Rechnung mit römischen Zahlen ja auch unbrauchbar und damit völlig überflüssig. Zur Praxis der Rechnungslegung Hess (wie Anm. 4).

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Abb. 1. Beginn der Einnahmenrechnung des Rates des Osnabrücker Altstadt, 1493, NLA Standort Osnabrück, Dep. 3 II, Nr. 2.

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bereits niedergeschrieben hat. Jeder Schritt seines Vorgehens ist damit nachvollziehbar. Die Einnahmen des Rates der Altstadt hat Ilse Eberhardt in ihrer Transkription nicht erfasst, sondern sie beginnt, wie es ihre Fragestellung auch rechtfertigt, mit den Ausgaben: ,van des stades wegene utgegeven unde betalt‘. Die Textbildgestalt der Ausgaben unterscheidet sich nicht von der Textbildgestalt der Einnahmen. Auch hier finden sich Überschriften, besondere Gestaltung der Initialen, Durchgestrichenes und Verbindungslinien – Letztere sind durchaus wichtig, denn sie markieren auf den ersten Blick Zusammengehöriges (Abb. 2). In der nach genau eingehaltenen geläufigen Editionsrichtlinien erfolgten Transkription verändert sich die Textbildgestalt im Vergleich zum Original jedoch deutlich. Denn – im Duktus der Medienwissenschaft gesprochen – es fehlt jeder Hinweis auf die Performanz, also auf den Prozess des Schreibens, auf die Bedeutung, die der Schreiber auf Zusammengehörigkeiten legt, auf Neuansätze, auf Nachvollziehbarkeit. Studierende, in einer Übung befragt, was in der Transkription anders wäre als im Original, gaben als Antwort auch: Die Fremdheit fehlt. Der transkribierte Text liest sich flüssig, aber ihm fehlt nicht nur die Aura des Originals, ihm fehlt die ganze Dimension der Temporalität, in der sich die Nachvollziehbarkeit des Schreibprozesses und die verschiedenen zeitlichen Stufen des Rechnungsbuches entwickeln.16 Das heißt: In der Transkription geht die Fremdheit ebenso wie die im Original nachvollziehbare Arbeitsweise, eben die ,Ordnung im Kopf des Schreibers‘, verloren. Auch ein weiteres Konvolut von Rechnungen der Osnabrücker Altstadt, in Serie mit einigen fehlenden Jahrgängen überliefert von 1490 bis 1531, bestätigen in ihrer Textbildgestalt sichtbar den in mehreren Phasen verlaufenden Schreibprozess, wie er hier von zwei verschiedenen Händen umgesetzt wurde (Abb. 3). Während die Narrative der Rechnung linksbündig bis etwa in die Mitte einer jeden Seite geführt wurden, trug eine zweite Hand die Verbindungsstriche und die Summe zu den einzelnen Eintragsposten sowie notwendige Nachträge ein. Man kann sogar annehmen, dass zumindest die Seiten mit den, sich meist in ihrer Zusammensetzung sehr ähnlich bleibenden Einnahmen, ,vorgeschrieben‘ und bei der eigentlichen Rechnungserstellung dann nur noch ergänzt wurden, wie es von der zweiten Hand ausgefüllte Lücken im Text vermuten lassen.17 Die Edition von Teilstücken eines aus Osnabrück stammenden klösterlichen 16 In anderen Rechnungsbüchern finden sich neben den Durchstreichungen vor allem auch Nachträge: solvit = es ist (ab)gelöst, es ist erledigt, oder „betalt“. Damit wird sowohl ein Vorgang als abgeschlossen gekennzeichnet als dass dies auch die Verwendung des Rechnungsbuches bei mehreren, zeitungleichen, Gelegenheiten verdeutlicht. 17 Dies entspräche dann in etwa der von Kypta beschriebenen „Autonomie der Routine“ in sich selbstreproduzierenden Rechnungen (wie Anm. 9).

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Abb. 2. Beginn der Ausgaben des Rates des Altstadt von Osnabrück, 1459, NLA Standort Osnabrück, Dep. 3 II, Nr. 1.

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Abb 3. Beispiel für die Erstellung einer sich selbst reproduzierenden Rechnung, NLA, Standort Osnabrück, Dep 3 II, Nr. 2.

Rechnungsbuches zeigt, dass die Intention der beiden Herausgeberinnen, also Ilse Eberhardt und Gudrun Gleba, die Textbildgestalt möglichst am Original orientiert wiederzugeben, nicht wirklich umgesetzt werden konnte (Abb. 4a–b). Kein derzeit geläufiges Textverarbeitungsprogramm kann auch die gleichmäßigste individuelle Handschrift, die letztlich ja doch jeden Buchstaben anders setzt, keinen Absatz gleich ausrichtet und ständig die Abstände zwischen den Worteinheiten bildenden Buchstaben variiert, ,kopieren‘. Aber darum muss es ja auch nicht gehen. Doch sei zusammengefasst: Die Rechnungen der Altstadt und der Neustadt von Osnabrück ebenso wie des Klosters Gertrudenberg belegen die Finanzsituation dieser Institutionen und bedürfen deshalb eines klaren Aufbaus mit einer Trennung von Einnahmen und Ausgaben und weiteren, für Kontrollsituationen intendierten Verdeutlichungen, denn sie entstehen als ein offizieller Verwaltungsakt , unabhängig von der Person des Schreibers. Sie müssen nicht nur nachprüfbar, sondern wiederholbar sein und geben einem jeweils nachfolgenden Schreiber eine Art Formular an die Hand, das er fortschreiben kann. Anders sieht das bei „privaten“ Rechnungsbüchern aus. Sie haben eher die Aufgabe, z. B. einem Kaufmann als Gedächtnisstütze zu dienen, damit er seine

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Abb. 4a. Rechnungsbuch des Klosters Gertrudenberg, NLA, Standort Osnabrück, Rep. 2, 166a, fol. 1r.

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Abb. 4b. Transkriptionsbeispiel nach Gleba und Eberhardt.

Geschäfte kontrollieren, ausstehende Forderungen nachprüfen und Ausgaben und Einnahmen für sich gegenrechnen kann. Es bedarf keiner sich möglichst wenig verändernden Ordnung, sondern es reicht, wenn der Schreiber die ausschließlich für ihn selbst entwickelte Ordnung erkennt, sein eigenes Geschriebenes lesen und seine von ihm entwickelte Textbildgestalt nachvollziehen kann. Ein gutes Beispiel für einen solchen individuellen Umgang mit Rechnungen bietet das Rechnungsfragment des Osnabrücker Kaufmanns Cord Kerckering, das Christian Reinicke 1986 erläutert und ausgewertet hat. Die Textbildgestalt hat durchaus ihren eigenen Reiz (Abb. 5a-b)! Doch in diesem Fall ist die Transkription, die sich in ihrer Textbildgestalt kaum von derjenigen der städtischen und monastischen unterscheidet, geradezu irreführend, denn genau die dort suggerierte Ordnung weist das Kerckeringsche Fragment nicht auf. Es ist eben nur eine persönliche Erinnerungsstütze, und nicht für eine öffentliche Rechnungslegung und -kontrolle konzipiert, sondern für ein privates ,Nachschauen‘. Die Möglichkeiten computergestützter Verarbeitung archivalischer Quellen, ausgerichtet an unterschiedlichen Frageansätzen verschiedener Disziplinen, sind vielfältig und an ihrer Erweiterung wird intensiv gearbeitet. Der Zugänglichkeit und der weiteren Aufbereitung und Auswertung von Rechnungsbüchern unter Einbeziehung ihrer Textbildgestalt kann dies nur förderlich sein, auch für die Darstellung der ,Ordnung – oder Unordnung – im Kopf des Schreibers‘.

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Abb. 5a. Aus dem Rechnungsbuch des Osnabrücker Weinhändlers Cord Kerckering, NLA Standort Osnabrück, Dep 3 b, V, Nr. 871.

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Abb. 5b. Weiterer Auszug aus dem Rechnungsbuch des Weinhändlers Kerckering, NLA Standort Osnabrück, Dep 3b V, Nr. 871.

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Die Veckinchusen-Quellen und ihre weitere Erforschung. Ein faszinierendes und sperriges Stück Kaufmannsgeschichte

Gern war ich die Einladung der Herausgeber gefolgt, im Februar 2015 an einem Workshop an der Universität Hamburg teilzunehmen. Ich hatte dort von dem verschlungenen Weg bis zur Publikation des zweiten Bands der VeckinchusenHandlungsbücher (2013), dessen Schlussredaktion in meinen Händen lag, berichtet und einige Auswertungsmöglichkeiten zur Diskussion gestellt. Erst nachträglich wurde der Vorschlag gemacht, den Vortrag auch zu veröffentlichen. Doch dafür war das Hamburger Referat mit seiner persönlichen Note weder gedacht noch geeignet. Stattdessen entstand dieser Text, geschrieben mit der Absicht, die neue Edition nicht als End-, sondern als Ausgangspunkt der Veckinchusen-Forschung zu präsentieren und zur weiteren Beschäftigung mit diesem spannenden Material einzuladen. 1879 entdeckte der Wirtschaftshistoriker Wilhelm Stieda (1852–1933) die Handlungsbücher und -briefe des hansischen Kaufmanns Hildebrand Veckinchusen aus dem frühen 15. Jahrhundert; in zwei Aufsätzen vor der Jahrhundertwende und dann in einem Band von 1921 veröffentlichte er die knapp 600 gefundenen „Briefe“; im Folgenden wird dieser Band kurz zitiert als „Stieda 1921“. 1973 publizierte der russische Historiker Michail Pavlovicˇ Lesnikow (1892–1983) zwei der Handlungsbücher ; im Folgenden: „Lesnikow 1973“. Zehn weitere folgten 2013 im zweiten Band der Handlungsbücher-Edition, herausgegeben von Lesnikow und seinem Nachfolger Walter Stark (1924–2009); im Folgenden kurz zitiert als: „Lesnikow/Stark 2013“.1 Alle drei Bände wurden 1 Wilhelm Stieda, Ein Geldgeschäft Kaiser Sigismunds mit hansischen Kaufleuten, in: Hansische Geschichtsblätter 1887, S. 63–84; ders., Hansisch-venetianische Handelsbeziehungen im 15. Jahrhundert. Festschrift der Landes-Universität Rostock zur zweiten Säcularfeier der Universität Halle a.S., Rostock 1894; ders. (Hrsg.), Hildebrand Veckinchusen. Briefwechsel eines deutschen Kaufmanns im 15. Jahrhundert, Leipzig 1921; Michail P. Lesnikov, Die Handelsbücher des hansischen Kaufmanns Veckinchusen, Berlin 1973; ders./Walter Stark, Die Handelsbücher des Hildebrand Veckinchusen. Kontobücher und übrige Manuale (Quellen und Darstellungen zur hansischen Geschichte N. F. Bd. LXVII), Köln, Weimar, Wien 2013.

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intensiv und kundig rezensiert.2 Ein dreizehntes Handlungsbuch, das Stieda wohl noch in Händen hatte, ist verschollen. Insgesamt beschäftigt sich die Hanseforschung also schon seit über 130 Jahren mit der Edition der Veckinchusen-Quellen, und die Aufgabe ist immer noch nicht ganz vollendet. Doch das Erscheinen des Bandes Lesnikow/Stark 2013 erlaubt es, eine Zwischenbilanz zu ziehen. Drei Dinge sollen zur Sprache kommen. Zunächst sei kurz noch ein weiteres Mal auf die oft und durchaus variantenreich wiederholte Editionsgeschichte eingegangen. Sie würde eigentlich aus eigenem Recht wissenschaftsgeschichtliches Interesse verdienen, weil alle Epochen der hansischen Geschichtsforschung seit wilhelminischer Zeit darin deutliche Spuren hinterlassen haben, doch hier muss eine dem besagten Ziel untergeordnete Zusammenfassung der Fakten genügen. Dann sei über die Teile des Bandes von 2013 berichtet und auf die Rezensenten eingegangen; dieser Abschnitt dient zugleich als Beitrag zum Thema des vorliegenden Bandes, den Methodenfragen bei der Edition von Quellen kaufmännischer Buchführung. Im dritten Abschnitt folgen Anregungen für die weitere Quellenarbeit und der Vorschlag, ein virtuelles VeckinchusenArchiv einzurichten. Keinen Beitrag leistet dieser Aufsatz hingegen zur Veckinchusen-Forschung als solcher.3 Die Editionen und sonstigen Bemühungen um die Erschließung der 2 Rezensionen (in chronologischer Reihenfolge) von Stieda 1921: Bruno Kuske, Hansische Geschichtsblätter 1922, S. 187–95; Friedrich Techen, Zeitschrift des Vereins für Lübeckische Geschichte und Altertumskunde XXI (1923), S. 257–74. Rezensionen von Lesnikow 1973: Robert Delort, BibliothHque de l’Pcole des chartes 132 (1974), S. 110–21; M.A. Barg, Voprosy istorii (1974) Nr. 8, S. 181ff.; Ahasver von Brandt, Hansische Geschichtsblätter 93 (1975), S. 100–12; L. Mil’skaja, Srednie veka 38 (1975), S. 304–05. Rezensionen von Lesnikow/Stark 2013: Carsten Jahnke, Das Historisch-Politische Buch 6/2013, S. 588; Kilian Josef Baur, Deutsches Archiv für Erforschung des Mittelalters 70/2 (2014), S. 713; Joachim Deeters, Zeitschrift für Lübeckische Geschichte 94 (2014), S. 301–06; Markus A. Denzel, Vierteljahrschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte 101/3 (2014), S. 401–02; Roman Czaja, Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung 123 (2015), S. 151–52; Dietrich Poeck, Rheinischen Vierteljahrsblätter 79 (2015), S. 329–52; Harm von Seggern, Editionen in der Kritik VIII (2016), S. 128–37. 3 Exemplarisch seien, wiederum chronologisch, neben den Aufsätzen der Herausgeber Lesnikow und Stark (vgl. ihre Schriftenverzeichnisse in: Lesnikow/Stark 2013, S. LXI und LXXI) einige neuere oder immer noch aktuelle Titel genannt: Luise von Winterfeld, Hildebrand Veckinchusen. Ein hansischer Kaufmann vor 500 Jahren (Hansische Volkshefte 18), Lübeck 1929; Franz Irsigler, Hansekaufleute. Die Lübecker Veckinchusen und die Kölner Rinck, in: Hanse in Europa. Brücke zwischen den Märkten, 12.–17. Jahrhundert, 1973, S. 301–12; ders., Der Alltag einer hansischen Kaufmannsfamilie im Spiegel der Veckinchusen-Briefe, in: Hansische Geschichtsblätter 103 (1985), S. 75–99; Rolf Hammel-Kiesow, Art. Hildebrand Veckinchusen, in: Biographisches Lexikon für Schleswig-Holstein und Lübeck, Bd. 9 (1991), S. 358–64; Thorsten Afflerbach, Der berufliche Alltag eines spätmittelalterlichen Hansekaufmanns. Betrachtungen zur Abwicklung von Handelsgeschäften am Beispiel der Brüder Veckinchusen (Kieler Werkstücke A 7), Frankfurt a.M. 1993; Albrecht Cordes, Spätmittel-

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Quellen, um die es hier geht, sind Hilfsmittel für jene Forschung. Auch wenn die Beteiligten durch inhaltliche Forschungsfragen für diese Quellenarbeit motiviert wurden, sind die beiden Aufgaben klar zu trennen. Wenn sich also etwa Rezensenten wünschen, in dem Band Lesnikov/Stark 2013, wäre dieses oder jenes (etwa eine weitere, aktualisierte Biographie von Hildebrand Veckinchusen)4 auch noch geleistet worden, so darf dieser Vorschlag hiermit ohne schlechtes Gewissen an die Gesamtheit der Hanseforscher weitergereicht werden. Einiges haben die Herausgeber parallel zur Editionsarbeit publiziert. Weiteres, nämlich eine archivalische Stückbeschreibung sowie eine historische und eine rechtshistorische Einführung, wurde dem Band beigegeben; vor allem Lesnikows eigene Einführungen zu beiden Bänden (Lesnikov 1973 und Lesnikov/ Stark 2013) sind gehaltvoll und lesenswert. Seine von allen Rezensenten gelobte Entscheidung gegen den Ansatz von Claus Nordmann5 und seinem Lehrer Fritz Rörig, die Handlungsbücher nur in einer stark gekürzten und systematisch vorsortierten Fassung vorzulegen, hat der Forschung den vollständigen Text beschert. Die Bahn, daraus eigene Forschungsfragen zu entwickeln, ist also für jedermann frei.

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Wilhelm Stieda, Michail P. Lesnikow, Walter Stark: Der lange Weg zur Edition der Veckinchusenschen Briefe und Bücher

Wilhelm Stieda hat 1887, 1894 und 1921 insgesamt 584 Schriftstücke aus dem Veckinchusen-Nachlass herausgegeben. Sie stammen aus den Jahren 1398–1437. In den beiden älteren Beiträgen über die Geldgeschäfte der Veckinchusen mit König Sigismund und die Venedische Gesellschaft erschienen 37, in der Edition von 1921 weitere 547 Schriftstücke dieser Provenienz.6 Friedrich Techen eralterlicher Gesellschaftshandel im Hanseraum (Quellen und Darstellungen zur hansischen Geschichte N. F. 45), Köln, Weimar, Wien 1998, 235–260; Anke Greve, Fremde unter Freunden – Freunde unter Fremden? in: Menschenbilder – Menschenbildner. Individuum und Gruppe im Blick des Historikers, hrsg. Stephan Selzer, Ulf-Christian Ewert (Hallische Beiträge zur Geschichte des Mittelalters und der Frühen Neuzeit 2), Berlin 2002, S. 177–89; Mathias Franc Kluge, Zwischen Metropole, Fürst und König: Die Venedische Handelsgesellschaft der Kaufleute Veckinchusen und ihr Niedergang, in: Hansische Geschichtsblätter 131 (2013), S. 33–76; Angela Lorenz-Ridderbecks, Krisenhandel und Ruin des Hansekaufmanns Hildebrand Veckinchusen im späten Mittelalter. Untersuchungen des Briefwechsels (1417–1428), Hamburg 2014; sowie zuletzt Gerard Seyger, Twenthe (1200–1500) en de Duitse Hanze, 2016, der die Möglichkeit erörtert, dass die Familie Veckinchusen Wurzeln in der Twente in den östlichen Niederlanden gehabt haben könnte. 4 Jahnke (wie Anm. 2); die aktuellste Biographie stammt aus der Feder von Rolf HammelKiesow (wie Anm. 3). 5 Claus Nordmann, Die Veckinchusenschen Handlungsbücher. Zur Frage ihrer Edition, in: Hansische Geschichtsblätter 65/66 (1940/41), S. 79–144. 6 Stieda, Geldgeschäft (wie Anm. 1), enthält 6 Briefe. Ders., Hansisch-venetianische Han-

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gänzte in seiner Rezension 9 Stücke.7 Zählt man sie hinzu, so umfasste Hildebrands Nachlass nach jetzigem Kenntnisstand 593 Einzeldokumente und 13 Handlungsbücher. Die Forschung hat sich daran gewöhnt, die Dokumente als „Briefe“ zu bezeichnen, doch das ist unvollständig. Es stecken in diesem Konvolut nämlich auch Abrechnungen, Testamente und Zuversichtsbriefe (litterae apertae, also ausweisartige Bescheinigungen städtischer Kanzleien insbesondere für Erben, die auswärts Güter des Erblassers reklamieren). Einige vermischte Stücke kommen hinzu. An die 400 der Schriftstücke stammen aus den Jahren 1410–1425, hier liegt der Schwerpunkt der Sammlung. 120 der Briefe an Hildebrand, von denen wohl viele in die Zeit von 1407–1412 gehören und seinen Handel mit Köln betreffen, sind nicht datiert. Stieda hat sie am Ende der Edition wortgetreu abgedruckt,8 aber keinen eigenen Datierungsversuch unternommen. Lesnikow hält sie aber größten Teils für datierbar ; darauf ist zurückzukommen. Die Edition von 1921 ist fehlerhaft; in seiner ungewöhnlich gründlichen Rezension hat Friedrich Techen eine Reihe von durchgehenden Falschlesungen aufgelistet und wichtige Korrekturen vorgeschlagen.9 Die Briefe sind vornehmlich solche an Hildebrand, von seinen eigenen Briefen sind vor allem jene an seine Frau Margarete erhalten; er hatte sie einmal ermahnt, die Briefe gut zu verwahren. Sie wird diese, die sich in ihrer eigenen Obhut befanden, nach Hildebrands Tod mit den aus seinem Besitz stammenden Schriftstücken vereint und auch die zehn posthumen Stücke, das letzte datiert auf 1437, zur Sammlung hinzugefügt haben. Wann und wie das ganze Konvolut nach Hildebrands Tod (vermutlich 1426 in Lübeck) nach Reval gelangt ist, ist nach wie vor ein Rätsel. Möglicherweise ist bei seiner Lösung bisher zu wenig über seine Frau Margarete, die stets eine wichtige Rolle bei Hildebrands Aktivitäten spielte, nachgedacht worden. Da der Forschung jahrzehntelang nur diese Briefe und anderen Einzeldokumente zur Verfügung standen, standen danach hauptsächlich biographische und sozialgeschichtliche Fragestellungen im Mittelpunkt. Die Möglichkeiten, die delsbeziehungen (wie Anm. 1), enthält 47 Dokumente unterschiedlicher Provenienz zum Venedighandel, darunter 31 Briefe aus dem Veckinchusen-Nachlass. Von diesen stammen 25 von Peter Karbow (19 aus dem Jahre 1411, 6 undatiert) und 3 von Cornelius Veckinchusen (1425). Stieda 1921 (Digitalisat auf der homepage des Hansischen Geschichtsvereins: http:// www.hansischergeschichtsverein.de/download/stieda_veckinchusen.pdf, zuletzt aufgerufen am 28. 7. 2016), enthält 544 Briefe sowie 3 Nachträge. 7 Wie Anm. 2; im Anhang (S. 263–65). Es handelt sich um eine Abrechnung Hildebrands mit seinem Neffen Serges Veckinchusen und um 8 Briefe an Hildebrand. Techen macht aber keine Angaben zur Provenienz, sondern nennt diese Stücke einfach „Ergänzungen zu Stiedas Ausgabe“. Ob sie wirklich zum Nachlass des Hildebrand gehören, könnte im Stadtarchiv Tallinn nachgeprüft werden. 8 Deeters (wie Anm. 2), S. 306 meint, die undatierten Stücke seien von Stieda gar nicht abgedruckt worden, doch das trifft nicht zu. Es handelt sich um Stiedas Stücke Nr. 425–544. 9 Wie Anm. 2, vor allem die Bemerkungen auf S. 261–62 verdienen Beachtung.

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sich besonders für Wirtschafts- und Rechtsgeschichte, aber auch aus mediengeschichtlicher Sicht aus einer Zusammenschau von Briefen und Büchern ergeben, wurden hingegen zunächst wenig genutzt. Dabei erscheint gerade diese Kombination von Einzelereignissen, über welche die Briefe berichten, und überwiegend seriellen Einträgen in die Handlungsbücher besonders vielversprechend. Es dauerte über 50 Jahre, bis Michail Lesnikow den nächsten großen Baustein fertigstellen und die beiden größten Handlungsbücher,10 Af 111 und Af 6, der Forschung zur Verfügung stellen konnte. Diese beiden gehören zusammen mit Af 13 und Af 12, die dann in Lesnikow/Stark 2013 erschienen, zu den Manualen,12 in die Hildebrand seine Geschäfte, aber auch manch andere Notizen in chronologischer Reihenfolge eintrug. Diese vier Manuale stehen auch ihrerseits in chronologischer Reihenfolge (Af 1–6–13–12) und erfassen zusammen die Zeit von 1399 bis 1420. Die restlichen neun, also die anderen acht von Lesnikow/Stark 2013 publizierten und das verschollene Buch Af 10, waren entweder Kontobücher, die von vornherein systematisch angelegt und in welche die Einträge aus den Manualen nachträglich noch einmal Konto übertragen wurden, oder aber Bücher gemischten Charakters. Lesnikow hatte mehrere der Bücher abgeschrieben, allerdings ursprünglich nicht mit dem Plan, sie herauszugeben, sondern als Auswertungsgrundlage für seine eigenen wirtschaftlichen Arbeiten. Erst nachträglich, angeregt 1959 durch Heinrich Sproemberg, als Lesnikow also bereits das Rentenalter erreicht hatte, reifte allmählich der Plan einer Edition. Bis zu ihrem Erscheinen würden noch 14 Jahre vergehen. Die Wahl fiel zunächst auf Af 1 und 6, weil diese beiden Lesnikow in der Sowjetunion im Original vorlagen; die anderen Bücher hatten die deutschen Besatzer vor 1945 aus Tallinn mitgenommen.13 Aber es war auch in 10 Während sich unter Historikern die Bezeichnung „Handelsbücher“ durchgesetzt hat, ist aus rechtshistorischer Sicht der etwas altertümliche Name „Handlungsbuch“ vorzugswürdig, weil damit eine Verwechselung mit den „Handelsbüchern“, in die ein Kaufmann lt. § 238 HGB „seine Handelsgeschäfte und die Lage seines Vermögens nach den Grundsätzen ordnungsmäßiger Buchführung“ eintragen muss, vermieden wird. 11 Man hat sich daran gewöhnt, die 13 Bücher nach ihrer Reval/Tallinner Archivsignatur (Af 1–13) zu zitieren, und daran sollte man zur Vermeidung von Missverständnissen auch festhalten. 12 Sie werden leider im bunten Wechsel mit den Synonymen Journale, Memoranda, Memoriale oder Manuale bezeichnet werden, ohne dass damit ein sachlicher Unterschied verbunden wäre. Hier wird in der Kontinuität der Terminologie von Lesnikow/Stark 2013 an der Bezeichnung „Manuale“ festgehalten. 13 Verantwortlich war der „Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg“; Wilhelm Lenz, Die Verlagerung des Revaler Stadtarchivs im Rahmen des „Archivschutzes“ während des Zweiten Weltkrieges, in: Handel und Wandel vom 13. bis zum 20. Jahrhundert, hrsg. v. Norbert Angermann, Wilhelm Lenz (Schriften der Baltischen Historischen Kommission 8), Lüneburg 1997, S. 397–443, hier S. 420.

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der Sache sinnvoll, mit den beiden größten und wichtigsten Manualen zu beginnen. Den eigentlichen Text der beiden Bücher präsentierte Lesnikow in Vorwort und Einleitung. Ein Beitrag zur Datierung der in den Büchern genannten Messen (mit einer großen Übersichtstabelle am Ende des Buchs), eine Liste häufig vorkommender Handelsmarken, vier Schwarz-Weiß-Fotos von bescheidener Qualität und mit ungenauen Bildunterschriften und vor allem ein Personen-, ein Sach- und ein Register der Geldsorten und Münzen kamen noch hinzu. Die beiden russischen Rezensenten präsentierten die Edition vor allem vor dem Hintergrund von Lesnikovs vorangehenden wirtschaftsgeschichtlichen Arbeiten. Die beiden westlichen Rezensenten, der französische Spezialist für Felle und Pelze Robert Delort und der zu den führenden westdeutschen Hanseforschern der 1960er und 1970er Jahre gehörende Ahasver von Brandt,14 besprachen die Edition sehr genau und wiesen auf eine Reihe von Fehlern und zweifelhaften Lesungen hin. Im Vorwort des Bandes von 2013 hatte Lesnikow Gelegenheit, darauf zu replizieren. Manche Punkte akzeptierte Lesnikow, andere wies er zurück. Es ging dabei zum Teil um sehr spezielle Fragen, etwa darum, dass „Luschwerk“ sich nicht auf Luchs-, sondern auf spezielle Eichhörnchenfelle bezieht; „Lebardes Poyto“ wurde zu „lebartus poten“ (Leopardenpfoten) berichtigt usw. Am Rande erfährt man nun, dass in den Band von 1973 von unbekannter Seite ohne Rücksprache mit dem Autor redaktionell eingegriffen worden ist. Die Rezensenten kritisierten vor allem die Register. Lesnikow hatte sich nämlich die enorme Mühe gemacht, im Register nicht nur auf die Seiten (und zwar die der Handlungsbücher), sondern sogar auf deren Zeilen zu verweisen, und dadurch eine zusätzliche Fehlerquelle geschaffen. Doch er verdient es, dafür in Schutz genommen zu werden, denn dies ist ein Service, der jedem Leser, der das Mittelniederdeutsch des 15. Jahrhunderts nicht fließend liest, eine wertvolle Hilfe ist. Lesnikow reichte auch noch das Manuskript für die 10 anderen Handlungsbücher ein, doch diese hatte er nur anhand von Mikrofilmen und Kopien transkribieren können. Es bestand allseits Einigkeit, dass das so entstandene Manuskript mit den immer noch in der Bundesrepublik befindlichen Originalen kollationiert werden musste. Dazu sah sich der inzwischen fast neunzigjährige Lesnikow nicht mehr in der Lage, und so sandte er seine Unterlagen einschließlich der von ihm noch maßgeblich vorbereiteten Register auch des zweiten Bandes an die Greifswalder Forschungsgruppe „Stadt- und Hansegeschichte“. Sie delegierte diese Aufgabe an ihr Mitglied Walter Stark. Das war 1982 ein politischer Drahtseilakt. Die Originale, die zunächst im Staatlichen Archivlager in Göttingen und ab 1978 im Bundesarchiv in Koblenz lagerten, 14 S. Anm. 2.

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wurden zu diesem Zweck an das Evangelische Zentralarchiv in der Jebensstraße 3 in West-Berlin, direkt am Bahnhof Zoo, ausgeliehen (und nicht in das Geheime Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz in Dahlem15, das nicht nur zu weit im Westen, sondern vor allem auch für die DDR-Seite politisch inakzeptabel war, da es als revanchistische Institution galt), und Stark fuhr im Herbst 1982 zwei Monate lang täglich vom Bahnhof Friedrichstraße aus über die Grenze des geteilten Berlins, um die nötige Kollationierung vorzunehmen. Doch auch diese Anstrengung wurde zunächst noch nicht vom Erfolg gekrönt. Das Manuskript enthielt am Ende so viele Schichten von einander überlagernden Korrekturen, dass es nicht gesetzt werden konnte. So wurde am Ende eine erneute Abschrift durch Walter Stark nötig – nach jenen von Stieda, Nordmann und Lesnikow war es bereits die vierte. Dann behinderten die Pensionierung und manche Wirren der Wiedervereinigung, später die Krankheit Walter Starks den Fortschritt der Arbeit. Tücken des frühen Digitalisierungszeitalters, in dem die Programmversionen sich schneller veränderten, als die Arbeit an dem komplizierten Text fortschritt, kamen hinzu.16 Am Ende waren noch einmal 40 Jahre vergangen, bis schließlich auf der Pfingsttagung des Hansischen Geschichtsvereins 2013 in Wismar auch der zweite Band der Handlungsbücher der Öffentlichkeit präsentiert werden konnte. Die beiden Herausgeber, die Jahrzehnte ihrer wissenschaftlichen Schaffenskraft in den Dienst dieser Edition gesteckt hatten, haben das Erscheinen des Bandes nicht mehr erlebt.

2.

Die Teile des zweiten Bands der Handlungsbücher von 2013; Repliken auf die Rezensenten

Die Edition von 2013 enthält 80 Seiten Einleitung, 554 Seiten edierten Text der Handlungsbücher und 81 Seiten Register. Die Teile seien in der Reihenfolge des Abdrucks diskutiert. Außer den beiden Herausgebern haben noch vier weitere Autoren zur Einleitung beigetragen; ihre namentliche Nennung erlaubt die Zuordnung der wissenschaftlichen Verantwortung. In Anbetracht des Umfangs, den der Band wegen der Länge der Quellentexte und Register ohnehin schon 15 Widersprüchlich Wernicke in Lesnikow/Stark 2013, S. IX einer- und S. LXIX andererseits. 16 Einiges dazu bei Wernicke in Lesnikow/Stark 2013, S. IX f. Ich selbst durfte im September 1995 für die Arbeit an einem Kapitel meiner Habilitationsschrift (s. Anm. 3) das Manuskript – auf Durchschlagseiten, die so dünn waren wie Butterbrotpapier und extrem leicht verknickten – unter Walter Starks persönlicher Aufsicht und Fürsorge benutzen. Neben dem Interesse an der für die spätmittelalterliche Handelsrechtsgeschichte zentralen Quelle war die damals erfahrene Gastfreundschaft mein persönliches Motiv, die Schlussredaktion in die Hand zu nehmen, als Jahre später die Arbeiten wieder einmal ins Stocken gerieten.

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haben musste, verfolgte die Redaktion bei der Aufnahme zusätzlicher Bausteine in die Einleitung eine großzügige Linie. Diese Strategie schien am besten geeignet, die lange Entstehungsgeschichte und die ungewöhnlich vielen Bearbeitungsschichten zu reflektieren. Zwar sollte die Einleitung zu einer Edition eigentlich nicht den Forschungsfragen vorgreifen, doch liegen andererseits manche gute Quelleneditionen vor, deren Herausgeber in der Einleitung den für lange Zeit gültigen Forschungsstand geschaffen hat, weil er die Quelle so gut kannte wie kein anderer. Aus diesem Grund ist es ein Glück, dass der Band rasch viel Aufmerksamkeit erzielte; sieben Rezensionen aus den Jahren 2013–2016 liegen mir vor.17 Sie sind entweder überwiegend oder sogar durchweg positiv ; den Rezensenten gebührt für die Mühe der genauen Lektüre des sperrigen Bandes herzlicher Dank. Das sei betont, da in der Folge vor allem die kontroversen Punkte berührt werden. Das Geleitwort von Horst Wernicke empfindet Dietrich Poeck als „unerheblich“ und „anekdotenhaft“.18 Doch diese Kritik wird allenfalls derjenige teilen, welcher die Kontobücher ausschließlich aus Interesse am Spätmittelalter zur Hand nimmt. Der Band ist aber zugleich auch ein Dokument der Hanseforschung seit den 1870er Jahren, nämlich der schwierigen, am Ende erfolgreichen Zusammenarbeit über die Grenzen von Ländern, Generationen, Disziplinen und Ideologien hinweg. Für diese wissenschaftsgeschichtliche Perspektive hat das Geleitwort einiges zu bieten. Weitere Informationen, u. a. über die politisch kontrollierten Greifswalder Kontakte zu Lesnikow und seinen Erben, finden sich wohl in den Unterlagen der Hansischen Arbeitsgemeinschaft der Historiker-Gesellschaft der DDR, die an das Archiv der Humboldt-Universität in Berlin abgegeben worden sind.19 Vorwort und Einleitung muss Lesnikow schon kurz nach dem Erscheinen des ersten Bandes verfasst haben. Diese Texte machen deutlich, wie eng die beiden Bände Lesnikow 1973 und Lesnikow/Stark 2013 trotz des zeitlichen Abstands von 40 Jahren und des Verlagswechsels zusammengehören. Sie sollten als Einheit gesehen und benutzt werden. Viele Entscheidungen bezüglich Editionsrichtlinien, Textgestaltung und Registern standen wegen dieser Kontinuität nicht mehr zur Disposition. Im Vorwort setzt Lesnikow sich ausführlich mit den Rezensenten des ersten Bandes, Delort und von Brandt, auseinander, und in der Einleitung beschreibt er zunächst ziemlich genau den Aufbau und den wesentlichen Inhalt der 10 Bücher des zweiten Bandes und geht dann20 auf die Nomenklatur der Bücher ein. Sie geht nicht von der Funktion, sondern nur von der 17 Vgl. Anm. 2. 18 Poeck (wie Anm. 2). 19 Freundliche Auskunft von Horst Wernicke. Da das Archiv zurzeit, im Sommer 2016, wegen Umzugs geschlossen ist, konnte dem Hinweis nicht nachgegangen werden. 20 S. XXXVII–XL.

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äußeren Gestalt der Bücher aus; Hildebrand nennt sie „grotes bock“, „langes boyck“, „dickes Poper“ usw. Lesnikow beurteilt diese Nomenklatur insgesamt als „armselig und primitiv“.21 Dies führt Joachim Deeters zu dem Gesamturteil, die Bücher machten „doch einen höchst mittelalterlichen Eindruck: bunt und unsystematisch“; neue Aufschlüsse über die Buchungstechniken der hansischen Kaufleute ergäben sich daraus nicht.22 Doch dieses trifft nur auf die Manuale zu, „in den ,Kontobüchern‘ herrscht Ordnung“.23 Deeters’ Beurteilung ist der Kontrapunkt zur Sicht und daraus abgeleiteter Arbeitsweise von Rörig und Nordmann, die allein auf die Kontobücher blicken wollten und diese in einer tabellarischen Weise ,edieren‘ wollten, welche das Rationale und Systematische, wenn man so will: das Moderne, überbetont hätte. Das Reizvolle an Hildebrands Archiv ist jedoch, wie gegen Deeters einerseits und Nordmann andererseits betont werden muss, dass es Belege für beides gibt: den chaotischen Flickenteppich, aus dem das reale Leben bestand (wie sehr sich dies seitdem geändert hat, bleibe offen), und das systematische Rechnen, Ordnen und Sortieren des homo oeconomicus, welches dem Kaufmann die Chance gab, den Überblick über seine Geschäfte zu behalten. Wie immer wird der Standpunkt des Suchenden das Ergebnis der Suche prädestinieren. Die Wirtschaftshistoriker alter und neuer Schule – sprich: der neuen Institutionenökonomie – werden die seriellen Nachrichten in den Vordergrund stellen und den modern und rational kalkulierenden Hildebrand sehen, die Sozialhistoriker, Archivare und anderen eng an den Einzelnachrichten aus den Quellen orientierten Historiker das Einzelschicksal und die biographischen Besonderheiten in den Mittelpunkt stellen. Letzteres tut vor allem von Seggern in seiner zehnseitigen gründlichen Rezension;24 in beeindruckender Weise führt er vor, wie viele biographische und familiäre Details sich aus der Zusammenschau der Briefe und den späten, nicht mehr so systematisch geführten Büchern gewinnen lassen. Doch wer sich auf eine der beiden Standpunkte beschränkt, reduziert die Vielschichtigkeit des Bestandes. Mit der Frage nach Fortschrittlichkeit oder Rückständigkeit ist nicht viel gewonnen; man kann dazu schon wegen der Einzigartigkeit der Überlieferung kaum etwas Vernünftiges sagen. So viel steht immerhin fest: Hildebrand Veckinchusen war ein hansischer Kaufmann, der an seinem wichtigsten Tätigkeitsort Brügge Tag für Tag mit den einheimischen, den italienischen und wahrscheinlich auch allen anderen im frühen 15. Jahrhundert praktizierten Rechtsgeschäften und Handelstechniken in Berührung kam und sich bei der

21 S. XXXIX. 22 Deeters (wie Anm. 2), S. 305. Darüber, wie bunt und unsystematisch das Mittelalter (und monochrom und systematisch dann die frühe Neuzeit?) war, sei nicht weiter gerechtet. 23 Lesnikow 1973, S. XX. 24 Wie Anm. 2.

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Anlage seiner Bücher, also gleich zu Beginn seiner kaufmännischen Karriere, augenscheinlich von der italienischen Einteilung in Manual und Hauptbuch inspirieren ließ. Er war der erste uns bekannte hansische Kaufmann, von dem mehr als nur ein Handlungsbuch überliefert ist und der in seiner Buchhaltung auf diese Weise differenzierte. Zumindest das machte ihm zu einem Pionier. Wie viel sich allein schon aus der planmäßigen Anlage zweier der Struktur nach grundverschiedener Sorten von Büchern entnehmen lässt, hat sich schon verschiedentlich erwiesen.25 In der Edition folgt die präzise archivalische Stückbeschreibung durch Wilhelm Lenz. Von den insgesamt zwölf Büchern sind fünf im Schmalfolio (Af 1, 2, 3, 6 und 13), vier etwas größer als DIN A5 (Af 7, 9, 11 und 12) und die letzten drei ca. doppelt so groß (Af 4, 5 und 9). So erklärt sich die besagte Nomenklatur, doch ein Zusammenhang zwischen Form und Funktion lässt sich nicht erkennen. Die Fotos, welche das Stadtarchiv Tallinn zur Verfügung stellte, geben einen guten Eindruck des Erscheinungsbilds. Zur historischen Einführung von Walter Stark ist das Nötige auf S. XLVIIf. gesagt, die rechtshistorische Einführung ist eine zugespitzte Zusammenfassung des einschlägigen Kapitels meiner Habilitationsschrift.26 Die beiden Texte gehören eng zueinander und nehmen aufeinander Bezug; sie entstanden kurz nach der Jahrtausendwende. Kurze Lebensläufe und die Schriftenverzeichnisse der beiden Herausgeber runden die Einleitung ab. Sie endet mit Abbildungen der wichtigsten Handelsmarken und den besagten Fotos.27 Auf das Titelbild des zweiten Bandes, das den massiven Einband des Buchs Af 4 zeigt, sei eigens hingewiesen. Es folgt der Hauptteil, die Edition der zehn erhaltenen, bis dato noch unveröffentlichten Handlungsbücher des Hildebrand Veckinchusen. Af 3 ist ein parallel zum 1973 veröffentlichten Af 6 geführtes dünneres Buch, möglicherweise ein Register der Warenein- und Ausgänge. Die beiden wichtigsten Kon25 Cordes (wie Anm. 3) und in Lesnikow/Stark 2013, S. LV–LVIII. Es sei noch einmal betont, dass eine Ex-post-Perspektive, welche Hildebrand primär von den Misserfolgen seiner späten Jahre her interpretiert, die deutlich längere Zeitspanne, in der sein auf die neuartige Buchführung gestelltes Handelssystem ihm gute Gewinne einbrachte, tendenziell unterschätzt. 26 Ebd. 27 Die Legende zu Abb. 2 ist leider fehlerhaft, was Deeters’ Aufmerksamkeit nicht entgangen ist (wie Anm. 2, 304). Die in Af 2 fol. 21 r, Zeile 3 angegebene Summe von 16 sl. 6 gr. bezieht sich nicht auf den Einkaufspreis, sondern auf den Frachtlohn („geven to vrucht“) für die 32 Tonnen Butter. Rechnet man Zoll (3 sl. 8. gr.), Entladungskosten (22 gr.) und Maklerlohn (2 sl.) hinzu, so ergibt die Summe des „unghelts“, also der Transaktionskosten, 24 sl. 4 gr. Nach Abzug dieser Posten verbleibt ein Nettoerlös von 16 lb. 8 sl. Diese Summe trägt Hildebrand am Ende des Absatzes in das Konto seiner Gesellschaft mit seinem Bruder Sivert ein. Die Kosten betrugen also 24 Schilling Grote von 16 Pfund 8 Schilling Grote, mithin etwa 7,3 % des Nettobetrags.

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tobücher Af 2 und 4 schließen sich an. Sie bilden eine Serie in sich; Af 2 umfasst die Jahre 1401–1406 (mit einigen späteren Nachträgen) und enthält 7 Konten, 6 weitere folgen in Af 4, das die Jahre 1407–1417, wieder mit einigen Nachträgen, umfasst. Jedes Konto enthält einen der Geschäftsbereiche, die Hildebrand sauber trennte und über die er jeweils getrennt entweder selbst abrechnen oder Abrechnungen entgegennehmen musste. Diese 13 Konten zerfallen in drei Gruppen, nämlich seinen Handel auf ausschließlich eigene bzw. fremde Rechnung (Propergeschäft bzw. Kommissionshandel) sowie drittens seinen Gesellschaftshandel auf gemeinsame Rechnung; die wichtigste unter diesen war die Gesellschaft mit seinem Bruder Sivert. Das folgende dünne Af 5 ist allein ihr gewidmet; es gehört ebenfalls in die Gruppe der Kontobücher. Die verbleibenden sechs Bücher stammen aus Hildebrands nächster Lebensphase, nämlich den Jahren 1417–21. Allein das Buch Af 13 wurde diese gesamten fünf Jahre hindurch geführt. Es war eingangs wie gesagt die Fortsetzung der chronologischen Eintragungen von Af 6. 1419 ließ Hildebrand dann eine Seite frei und benutzte das Buch danach vor allem für Kreditgeschäfte, ohne dass er die systematische Einteilung in Konten fortgesetzt hätte. Lesnikow vermutet, dass ein Zusammenhang zwischen der ungenaueren Buchführung und dem schrumpfenden Geschäftsumfang besteht. Die übrigen Bücher umfassen jeweils nur Spannen von einigen Monaten, die mit Reisen Hildebrands oder anderen biographischen Besonderheiten zusammenhingen; zur anfänglichen Systematik kehrte er nicht zurück. Af 12 ist das letzte Manual; die restlichen vier (Af 7, 8 und 9 und 11) rechnet Lesnikow wieder der Gruppe der Kontobücher zu. Von den insgesamt 700 Blättern, die Hildebrand insgesamt in Handlungsbüchern beschrieben hat, gehören fast zwei Drittel, nämlich 450, zu den Manualen.28 In der zusammenfassenden Rückschau lassen sich recht deutlich zwei Phasen in Hildebrands Buchführung unterscheiden: Die ersten ca. 17 Jahre von 1399/ 1400 bis etwa 1417 und die Zeit danach. Die frühe, erfolgreichere Periode hat er in seiner Buchführung von Anfang an systematisch dokumentiert. Die eingangs konsequent durchgehaltene Unterscheidung zwischen den beiden Typen von Büchern erinnert sehr an die zur gleichen Zeit in Italien schon übliche Unterscheidung zwischen Manual (oder Journal) und Hauptbuch. Die Ähnlichkeit ist so groß, dass es wahrscheinlich ist, dass Hildebrand durch italienische Vorbilder (evtl. über flandrische Zwischenglieder vermittelt) beeinflusst worden ist. Die Sorgfalt nimmt in der späteren Phase deutlich ab. Ob dies mit schrumpfendem Geschäftsvolumen oder nachlassender Energie Hildebrands zu tun hat oder sich

28 Für die Gesamtübersicht und die Einteilung und Charakterisierung der 12 Bücher ist nach wie vor unverzichtbar Lesnikow 1973, S. XX.

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die Mühe der aufwändigen zweifachen Eintragung (wohlgemerkt noch keine doppelte Buchführung im technischen Sinn!) einfach nicht gelohnt hat, ist offen. Die technischen Schwierigkeiten bei der Erstellung der Textvorlage seien nicht groß ausgebreitet.29 Die Seitenspiegel und die Verteilung des Texts auf den Seiten orientierten sich so gut es ging an die Vorgaben des ersten Bandes. Abgesehen von Kleinigkeiten bei der Fußnotengestaltung gelang dies auch. Im Unterschied zu zum ersten Band werden dieses Mal die Streichungen angegeben: Ein Sternchen * hinter der Zwischenüberschrift „Fol. 1 recto“ usw. weist auf die mehrfache diagonale Durchstreichung (je ein Strich pro Absatz) der ganzen Seite. Folgt dem Sternchen eine hochgestellte Angabe von Zeilennummern in einer Klammer, so sind nur diese Zeilen durchgestrichen. Diese Erläuterung ist aber leider etwas zu gut versteckt, sie findet sich nur in Fn. a) auf S. 3 und in der Legende zu Abb. 2 (S. LXXVIII). Die Querstriche im laufenden Text markieren Abstände zwischen den Absätzen und wurden bei der Zeilenzählung nicht berücksichtigt. Die Orientierung erfolgt durchgehend an den Seiten und Zeilen der Handlungsbücher, die arabischen Seitenzahlen sind also fast funktionslos. Eine andere Zitierweise verbot sich wiederum aus Gründen der Kontinuität, doch auch, weil man so schon im Register einen Eindruck bekommt, in welchem Handlungsbuch eine bestimmte Person, Ware usw. besonders häufig vorkommt. Damit bleibt noch der letzte, wie schon im ersten Band am schärfsten kritisierte Teil: die Register. Auf 80 Seiten werden zeilengenau die Fundstellen für die im Text erwähnten Personen, Orte, Sachen sowie Geld- und Münzsorten aufgelistet. Dabei sind – kein Zweifel – Fehler unterlaufen. Lesnikow räumt das am Ende seines Vorworts mit einem bescheidenen „feci quod potui“30 ein, aber es war eben doch, obwohl Lesnikow kein Muttersprachler war, viel, was er konnte. Alle Bearbeiter nach ihm merzten nach besten Kräften weitere Fehler aus.31 Wie schon oben gilt auch hier, dass mit den Zeilenverweisen ein überdurchschnittlich hoher Lesekomfort angeboten wird – um den Preis der Schaffung einer 29 Marc Löwener hat die Dateien digitalisiert und in word-Dateien umgewandelt. Clara Cordes hat diese dann in eine aktuelle word-Version transponiert, weil die alte Version nicht mehr zur Verfügung stand, doch das hat die meisten Formatierungsbefehle durcheinandergebracht. Nachdem das mühsam wieder in Ordnung gebracht war, hat sie daraus dann die pdfDateien, die dem Verlag als Druckvorlagen dienten, erstellt. Nur das Impressum, also die Seiten I–IV, und die Bildtafeln wurden professionell gesetzt. Wie ungeeignet das Textverarbeitungsprogramm „word“ für Arbeiten dieses Schwierigkeitsgrads und Umfangs ist, kann jeder Leser erproben, der beispielsweise versucht, mit Hilfe von „word“ Fußnoten mit zwei verschiedenen Zählungen (hier : arabische Zahlen und kleine Buchstaben) zu setzen. Der Trick wird auf Anfrage verraten. 30 Lesnikow/Stark 2013, S. XVIII. 31 Im Frühjahr 2012 wurde sogar der gesamte Vorstand des Hansischen Geschichtsvereins in einer Rundmail-Aktion eingeladen, bei der Klärung verbliebener Zweifelsfragen im Sachregister behilflich zu sein. Der Rücklauf war erfreulich und half, ca. 25 Fehler zu eliminieren. Gleichzeitig wurde schon in dem Moment klar, dass Unsicherheiten bleiben würden.

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zusätzlichen Fehlerquelle. Ein Register ist kein Glossar, doch immerhin bietet das Ortsregister die modernen Städtenamen und das Sachregister kurze Übersetzungen auch von z. T. sehr schwierig zu ermittelnden Termini. Beides sind übrigens Hilfsmittel, die auch durch die Ermöglichung einer Volltextsuche nicht obsolet würden. Rezensenten haben das gute Recht, akribisch nach Fehlern zu suchen, und verdienen Dank dafür. Der Gesamteindruck eines sehr fehlerhaften Registers würde trotzdem trügen.

3.

Die weitere Erforschung der Veckinchusen-Quellen

Mit den drei Bänden von Stieda, Lesnikow und Stark ist das im Zusammenhang überlieferte größte hansische Kaufmannsarchiv des Mittelalters mit Ausnahme des verschollenen Buchs Af 10 vollständig publiziert. Trotzdem lässt sich die Quellenbasis der Veckinchusen-Forschung noch verdichten und erweitern. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit seien drei Ziele identifiziert, nämlich a) die Erschließung noch unbekannter Vorarbeiten Lesnikows, b) die Suche nach weiteren Veckinchusen-Archivalien in den Archiven Brügges, einiger Hansestädte und auch in süddeutschen Archiven sowie nach Stiedas Abschrift des seit ca. 1945 verschollenen 13. Handlungsbuchs Af 10 und c) die Errichtung eines virtuellen Veckinchusen-Archivs mit Errata-Liste und der Möglichkeit der Volltextsuche. a) Die 120 von Stieda herausgegebenen, aber nicht datierten Briefe (Stieda 1921, Nr. 425–544) wurden von ihm nach Absendern sortiert. In dem Vorwort zu Lesnikow/Stark 2013 berichtet Lesnikow nun, er habe die von Stieda nicht datierten Briefe bis auf drei oder vier zeitlich einordnen können, „und das Ergebnis lohnt den Aufwand. So haben sich hierdurch beispielsweise die Korrespondenz der Geschäftsfreunde Veckinchusens in Köln, Noltgin und Scherer, die den größten Teil jener Briefe ausmacht, in ein äußerst aufschlussreiches Pendant zu den entsprechenden Eintragungen im Af 6 verwandelt, welches die Kölner Seite der Geschäfte erschöpfend darbietet.“32 Weiter schreibt Lesnikow, er habe über diese Frage „auf der Jahrestagung des Hansischen Geschichtsvereins, Arbeitsgemeinschaft in der DDR, 1960 in Erfurt“33 gesprochen. In Lesnikows 32 Lesnikow/Stark 2013, S. XVI. 33 Ebd., Anm. 15. Das Manuskript aus Erfurt 1960 könnte sich auch in den oben bei Anm. 18 genannten Unterlagen der Hansischen Arbeitsgemeinschaft der Historiker-Gesellschaft der DDR finden, die von Eckhard Müller-Mertens an das Archiv der Berliner HumboldtUniversität abgegeben worden sind. Dieser erwähnt in seiner letzten Publikation, Hansische Arbeitsgemeinschaft 1955 bis 1990. Reminiszenzen und Analysen (Hansische Studien XXI), Trier 2011, S. 159, dass Lesnikow nicht nur 1960 in Erfurt, sondern auch 1957 in Stendal referiert hat. Außerdem war er 1975 Gast bei der Jahrestagung in Mühlhausen. Ein Foto (ebd.

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Nachlass könnten sich einerseits Unterlagen über die vorgeschlagene Datierung dieser 120 Briefe und andererseits unveröffentlichte Manuskripte finden, nämlich sowohl das 1960 in Erfurt vorgetragene Referat (und vielleicht auch jenes eines weiteren Vortrags, den er 1957 in Stendal gehalten hat) als auch weite Texte aus seiner Feder, denn im ersten Band (1973) schreibt er, einige seiner Texte seien schon veröffentlicht, „der größte Teil aber liegt noch in Manuskriptform vor“.34 Falls dies zutrifft, könnten sich solche unveröffentlichten Texte immer noch finden, denn ausweislich des Schriftenverzeichnisses war der Band Lesnikow 1973 seine letzte Publikation.35 Über den Nachlass Lesnikows ist bisher nur bekannt, was Horst Wernicke in seinem Geleitwort berichtet. Nach dem Tod Lesnikows habe dessen Sohn der Greifswalder Forschungsgruppe Stadt- und Hansegeschichte den Nachlass von Lesnikow angeboten, doch „von offizieller sowjetischer Stelle“ sei das unterbunden worden, da Nachlässe sowjetischer Wissenschaftler bei sowjetischen Einrichtungen zu verbleiben hätten.36 Daraus ergibt sich immerhin, dass es 1983 einen Sohn Lesnikows gab, der als Erbe über den Nachlass seines Vaters zu verfügen versuchte, und weiterhin, dass dieser Sohn dem Hinweis der „offiziellen Stelle“ gefolgt und den Nachlass an eine sowjetische Einrichtung abgegeben haben könnte. Vielleicht war dies die „Staatliche Pädagogische Hochschule V. I. Lenin“ in Moskau, an dem Lesnikow jahrzehntelang tätig war. Erste Recherchebemühungen blieben noch ohne Erfolg. b) Lesnikow erwähnt in Vorwort und Einleitung zum ersten Band seiner Edition den Kontakt zu dem belgisch-amerikanischen Wirtschaftshistoriker und Fachmann für die Geschichte der Buchführung Raymond de Roover. Dieser habe für ihn im Brügger Stadtarchiv „einige auf Veckinchusen bezügliche neue Dokumente“ aufgesucht und ihm davon Kopien geschickt. Diese Unterlagen könnten sich im Lesnikow-Nachlass finden; die Originale lassen sich vielleicht im Brügger Stadtarchiv identifizieren. Aus ihnen ergebe sich, so Lesnikow weiter, dass die Archive in Dortmund, Riga, Tallinn, Lübeck, Köln und auch Brügge selbst noch weitere Unterlagen zu den Veckinchusen enthalten könnten.37 Aber auch Süddeutschland könnte sich für die Veckinchusen-Forschung als interessant erweisen. Jüngere Arbeiten haben Dokumente aus den Stadtarchiven von Frankfurt a.M. und Augsburg ausgewertet, die mit den Brüdern Sivert und Hildebrand Veckinchusen zu tun haben. Mathias Kluge gibt im Anhang seines Aufsatzes sieben Dokumente Augsburger Provenienz aus den Jahren 1414/15

34 35 36 37

S. 180) zeigt den alten Herren in aufrechter Körperhaltung mit Baskenmütze und weißem Spitzbart. Lesnikow 1973, S. X. Lesnikow/Stark 2013, S. LXVI. Wernicke, in: Lesnikow/Stark 2013, S. VII mit Anm. 2. Lesnikow 1973, S. XII und XXIII.

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wieder, die mit dem Streit zwischen Gesellschaftern der Venedischen Selschap, unter anderem Peter Karbow und Sivert Veckinchusen, und einer Beschlagnahme von Gütern dieser Gesellschaft in Augsburg zu tun haben.38 Ein Überfall der Grafen von Ziegenhain auf Sivert Veckinchusen, als dieser auf dem Heimweg von Frankfurt a.M. nach Norden war, hat Spuren im Frankfurter Stadtarchiv, das hier „Institut für Stadtgeschichte“ heißt, hinterlassen.39 Nördlich von Augsburg, in Donauwörth, ungefähr auf der Hälfte des Weges von Brügge nach Venedig, unterhielten die Veckinchusen ein Warenlager.40 In den venezianischen Archiven selbst scheint noch wenig nach Spuren der Venedischen Selschap gesucht worden zu sein;41 immerhin ist dort ein gewisser Pietro Carbo kein Unbekannter. Kurz: Weitere Archivrecherchen auch außerhalb des Hanseraums und insbesondere auf der Route nach Venedig wären wahrscheinlich fruchtbar. Eine Abschrift des verschollenen 13. Buchs, Af 10, könnte erhalten sein. Wilhelm Stieda behauptet in der Einleitung zu seiner Edition des Briefverkehrs, auch alle Handlungsbücher abgeschrieben zu haben;42 sie hatte er ja ebenfalls edieren wollen. Af 10 gehörte zwar nicht zu den zehn Büchern, die 1924 im Archiv der Hansestadt Lübecker abfotografiert worden sind; Fotografien sind in Lübeck also nicht vorhanden. Auch in Stiedas Nachlass in der Universitätsbibliothek in Leipzig befinden sie sich nicht. Lesnikow macht diese Fehlanzeige im Rahmen eines Berichts von einer Studienreise durch die DDR 1957/58, bei der er auch Stiedas Tochter Dr. Anna Stieda besuchte. Sie habe ihm mitgeteilt, sie hätte die Abschriften ihres Vaters dem Hansischen Geschichtsverein in der Hoffnung, sie bald veröffentlicht zu sehen, abgegeben.43 Es ist also möglich, dass Stiedas Abschrift des verschollenen Buchs sich in Lübeck befindet. Auch hier war die Suche bisher noch nicht erfolgreich. Im Übrigen sollte man in Anbetracht an38 Wie Anm. 3, S. 65–76. 39 Otfried Krafft, Eine Fehde, ein Reichsachtverfahren und das Ende zweier Grafschaften. Die Kaufleute Veckinchusen im Streit mit den letzten Grafen von Ziegenhain, in: Zeitschrift des Vereins für Hessische Geschichte und Landeskunde 111 (2006), 31–62. 40 Freundliche Auskunft von Mathias Kluge. 41 Zu den deutschen Kaufleuten in Venedig sind 2016 zwei neue Monographien erschienen, die den Zugang zu solchen weiterführenden Recherchen erleichtern könnten: Philippe Braunstein, Les Allemands / Venise (1380–1520) (BibliothHque des Pcoles franÅaises d’AthHnes et de Rome 372), Paris 2016; und Bettina Pfotenhauer, Nürnberg und Venedig im Austausch. Menschen, Güter und Wissen an der Wende vom Mittelalter zur Neuzeit (Studi. Schriftenreihe des Deutschen Studienzentrums in Venedig N. F. XIV), Regensburg 2016. Braunstein schildert auf S. 240–246 seines monumentalen Werks aus venezianischer Perspektive die zunächst erfolgreichen, aber in tiefer Krise endenden Geschäfte der Brüder Veckinchusen und ihrer Partner mit ihrem venezianischen Agenten Peter Karbow. Die direkte hansische Präsenz an der Lagune erscheint ihm als Ausnahme; meist hätten diese Kontakte in den Händen von Brügger und Kölner, später von Antwerpener und Frankfurter Kaufleuten gelegen. 42 Wie Anm. 1, S. V. 43 Lesnikow 1973, S. X.

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derer unerwarteter Wiederentdeckungen die Hoffnung nicht ganz aufgeben, dass auch das Original des Buchs noch einmal auftaucht. c) Ein virtuelles Veckinchusen-Archiv wird künftig auf der Homepage des Hansischen Geschichtsvereins eingerichtet, falls es gelingt, die damit verbundenen Rechtsfragen zu lösen. Zwar sind die erhalten gebliebenen Originale heute wieder in das Stadtarchiv Tallinn zurückgekehrt, doch wer von den Transkriptionsleistungen von Stieda, Lesnikow und Stark profitieren will, muss sich an die gedruckten Editionen halten. Die digitale Fassung bietet den Vorteil, dass sie mit Volltextsuche durchkämmt werden kann. Das ermöglicht die Suche nach Wörtern, die in den Indices fehlen oder falsch eingetragen sind. Aber auch die in den Indices liegende Entschlüsselungsleistung (Identifikation der historischen Ortsnamen im Ortsregister, moderne Synonyme für Quellenverzeichnisse im Sachregister) bleibt so bequem zugänglich.44 Das virtuelle Veckinchusen-Archiv soll auch die Rezensionen zu allen drei Editionen, die z. T. an abgelegenen Stellen erschienen sind, aufnehmen. Denn dort finden sich die oben diskutierten und darüber hinaus auch noch viele andere große und kleine Korrekturen sowie abweichende Lesarten. Schließlich soll dort auch eine Errata-Liste erscheinen. Mehrere junge Hanseforscherinnen und -forscher haben bereits ihr Interesse an einer Mitarbeit bekundet. Im Zentrum werden aber die Editionen stehen. Dies sind zum einen die Briefe und anderen Einzeldokumente, die Stieda herausgegeben hat (einschließlich der Ergänzungen von Techen). Diese Werke sind, da Wilhelm Stieda 1933, mithin vor mehr als 70 Jahren, verstorben ist, gemeinfrei. Weiterhin müssen dort die beiden Bände mit den zwölf edierten Handlungsbüchern aufgenommen werden. In diesem Fall ist die Zustimmung der Verlage und der Erben der Herausgeber erforderlich. Die beiden Verlage, De Gruyter als heutiger Inhaber des Akademieverlags für den Band von 1973 und Böhlau für den Band von 2013, haben dankenswerter Weise ihre Zustimmung erteilt. Die Zustimmung der Erben der beiden Herausgeber müsste noch eingeholt werden, auch dazu müssen die Lesnikow-Erben ausfindig gemacht werden.

Fazit Die Originalquellen des Veckinchusen-Archivs sind schwierig lesbar, doch diese Aufgabe wurde von guten Paläographen, unterstützt und ergänzt von kritischen Rezensenten, so gut gelöst, dass heute eine solide transkribierte Textgrundlage zur Verfügung steht. Quellen und Sekundärliteratur wurden weit durch Raum 44 So wäre dann z. B. die von Deeters nicht ohne Grund kritisierte Einordnung von Augsburg unter „O“ (Hildebrand nannte die Stadt am Lech „Ousseborch“) kein Problem mehr.

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und Zeit verstreut publiziert, doch dieser Artikel sowie demnächst voraussichtlich das virtuelle Veckinchusen-Archiv dienen hoffentlich als verlässliche Wegweiser. Die niederdeutsche Sprache stellt in Anbetracht des ebenfalls leicht zugänglichen Wörterbuchs von Schiller/Lübben45 und der Register der drei Editionen ebenfalls kein unüberwindliches Hindernis dar. So ist der Zugang jetzt vergleichsweise bequem, und es gibt keine Ausrede mehr, warum man nicht mit der Arbeit beginnen sollte. Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, die kreuzweisen Überlieferungen aus Büchern und Briefen zu einer mehrdimensionalen Darstellung von persönlichen und ökonomischen Ereignissen des Hildebrand Veckinchusen, seiner Familie und seiner Handelspartner zu nutzen; einige Andeutungen fanden sich oben, aber ein unverbrauchter Blick wird Auswertungsmöglichkeiten erkennen, an die mancher, der sich jahrelang an den praktischen Schwierigkeiten abgearbeitet hat und dabei der Gefahr der Betriebsblindheit ausgesetzt war, möglicherweise noch nie gedacht hat. Die Überlieferung ist singulär ; ob Hildebrand Veckinchusen selbst es ebenfalls war, ist mangels paralleler Überlieferungen nicht leicht zu entscheiden. Bei Einordnungen und Aussagen über das Exzeptionelle oder Typische wird man behutsam vorgehen. Ob etwa Krise und ökonomisches Scheitern bei aller Dramatik nicht einen Normalfall darstellt und das Gegenteil, eine ohne Einbrüche verlaufende kaufmännische Karriere, eher die Ausnahme ist, ist eine offene Frage.46 Geschlossen sei mit einem Beleg für die enge Verzahnung von Familie und Kaufmannsberuf. Er wird hier nicht zum ersten Mal verwandt,47 aber sehr gern wiederholt. Denn er scheint gut geeignet für den Nachweis, wie viele reizvolle Fragestellungen das hier präsentierte Material birgt. Es geht um die etwa zehnjährige Grete Veckinchusen, die 1414 ihrer Mutter Lisbeth als Sekretärin in delikaten Familienangelegenheiten diente. Lisbeth schrieb aus dem Kölner Exil an ihren Schwager Hildebrand in Brügge, behandelte delikate Geldfragen und ermahnte den Schwager dann, sich wieder mit seinem Bruder, ihrem Ehemann Sivert, zu versöhnen, da man aufeinander angewiesen sei. Als Schlusssatz diktierte die anscheinend des Lesens, aber nicht selbst der Schreibens kundige Lisbeth ihrer jungen Tochter : 45 Karl Schiller/August Lübben, Mittelniederdeutsches Wörterbuch, Bde. 1 (1875) – 6 (1881), Digitalisat auf der Seite des Deutschen Rechtswörterbuchs: http://drw-www.adw.uniheidelberg.de/drw-cgi/zeige?index=siglen& term=schiller-luebben& firstterm=schiller (zuletzt aufgerufen am 28. 7. 2016). 46 Sie wurde thematisiert in dem vor kurzem erschienenem Sammelband Dealing with Economic Failure. Between Norm and Practice (15th to 21st century), hrsg. v. Albrecht Cordes, Margit Schulte Beerbühl, Frankfurt a.M. 2016. 47 Irsigler, Alltag (wie Anm. 3); Albrecht Cordes, Juristische Bildung für Kaufmannskinder. Die städtische Schule in Lübeck und ihr Lehrplan im 13./14. Jahrhundert, in: Zeitschrift des Vereins für Lübeckische Geschichte und Altertumskunde 87 (2007), S. 41–54, hier S. 42.

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Leve bole, doyt wol und overseyt den breyf, de bet wente myn doychter en kan noch nicht woyl schryven und oc en wolde ic en anders nement laten schriven. Anders nych up deys tyt dan vart wol an Goyde und grotet my myn suster Greytgyn und alle vrunt. Geschreven op sente Allexus avent 1414 jar. By my Lysbet Vockinchusen.48

48 Stieda 1921, S. 116–17, Nr. 98.

Cordula A. Franzke / Joachim Laczny

Digital Humanities und eine Edition von Amtsbüchern – Die Verwaltungstätigkeit des Deutschen Ordens im ländlichen Raum Preußens

Die überlieferten Amtsbücher und Rechnungen des Deutschen Ordens aus der Zeit nach dessen Etablierung um 1230 in Preußen dienten zu einem großen Teil der Dokumentation wirtschaftlicher Tätigkeiten.1 Die Amtsträger waren durch die Statuten des Ordens angehalten, Amtsbücher anzufertigen und prinzipiell jährlich Rechenschaft vor dem großen Kapitel oder vor entsprechend bevollmächtigten Personen abzulegen.2 Durch die noch erhaltenen, pragmatisch geführten und der Beweisführung dienlichen Amtsbücher der lokalen Ämter tritt dabei die Bedeutung der Bewirtschaftung des Landes, der Nahrungsmittelproduktion und der Dokumentation von Vereinbarungen über Nutzungsrechte an 1 Zu Amtsbüchern s. Jürgen Kloosterhuis, Mittelalterliche Amtsbücher. Strukturen und Materien, in: Die archivalischen Quellen. Mit einer Einführung in die historischen Hilfswissenschaften, hrsg. v. Friedrich Beck, Eckhart Henning (UTB Geschichte, 8273), Köln 5 2012, S. 68–88. S. exempl. zu Verwaltungsschriftgut Das Marienburger Treßlerbuch der Jahre 1399–1409, hrsg. v. Erich Joachim, Königsberg 1896 (ND Bremerhaven 1973); Das Pfennigschuldbuch der Komturei Christburg, hrsg. v. Heide Wunder (Veröffentlichungen aus den Archiven Preußischer Kulturbesitz, 2), Köln 1969; Das Ausgabebuch des Marienburger Hauskomturs für die Jahre 1410–1420, hrsg. v. Walther Ziesemer, Königsberg 1911; Das Marienburger Konventsbuch der Jahre 1399–1412, hrsg. v. Walther Ziesemer, Danzig 1913; Schuldbücher und Rechnungen der Großschäffer und Lieger des Deutschen Ordens in Preußen, Bde. 1–3: Großschäfferei Königsberg I–II, Großschäfferei Marienburg, hrsg. v. Cordelia Hess, Joachim Laczny, Christina Link, Jürgen Sarnowsky (Veröffentlichungen aus den Archiven Preußischer Kulturbesitz, 62,1–3; Quellen und Darstellungen zur Hansischen Geschichte N. F. 59,1–3), Köln 2008–2013; Schuldbücher und Rechnungen der Großschäffer und Lieger des Deutschen Ordens in Preußen. Die Liegerbücher der Großschäfferei Königsberg (Ordensfolianten 150–152 und Zusatzmaterial), hrsg. v. Cordula A. Franzke, Bd. 4 (Veröffentlichungen aus den Archiven Preußischer Kulturbesitz, 62,4; Quellen und Darstellungen zur Hansischen Geschichte N. F., 59,4) [in Vorbereitung]. 2 Alsi daz ein iglich ambehtman mit schrifte 0fgebe, wie er daz h0s habe entphangen unde wie er l.ze ez an gelde unde an schulde. Die Statuten des Deutschen Ordens nach den ältesten Handschriften, hrsg. v. Max Perlbach, Halle a. S. 1890, S. 96–97 (Gew. 7). Ouch sulen d% landescommend0re iÞrgeliches zu einem m.le griz capitel halden unde von ir undert.nen 0fnemen ir ambeht in dem selben capitele, also daz ein igelich ambehtman mit schrifte 0fgebe, wie er er daz hus habe entphangen unde wie er ez l.ze an gelde unde an schult. Ebd., S. 102 (Gew. 18).

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Feldern, Wäldern, Seen und Flüssen, neben bestehenden Handfesten, deutlich hervor.3 Vögte und Pfleger organisierten die Bewirtschaftung des jeweiligen Gebietes und kommunizierten bezüglich der Abrechnung unmittelbar mit dem Komtur oder dem Hochmeister.4 Dabei unterstützten weitere Personen die Vögte und Pfleger, welche jedoch nur äußerst selten durch das vorhandene Quellenmaterial belegbar sind. Einschätzungen über die Anwendungspraxis der geforderten Schriftlichkeit und über die Wertigkeit der notierten Informationen sind nur bedingt zu treffen, da der Dokumentenbestand der lokalen Ämter über die Jahrhunderte dezimiert wurde und somit aussagekräftiges Quellenmaterial verloren gegangen ist.5 Dennoch sind die in diesen Büchern notierten Informationen hinsichtlich der Siedlungs- und Sozialgeschichte wie auch für die Rechtsgeschichte relevant und geben sowohl Aufschlüsse zur Herrschaftspraxis des Ordens im ländlichen Raum als auch Einsichten in dessen Alltag.6 Ein unter Leitung von Jürgen Sarnowsky durch die DFG von 2012 bis 2016 gefördertes Editionsprojekt mit dem Titel „Quellen zur Wirtschaftsführung untergeordneter Amtsträger des Deutschen Ordens in Preußen“7 war auf die Erschließung der um 1450 entstandenen Ordensfolianten 186 und 186a ausgerichtet.8 Angelegt wurden diese jeweils im Schmalfolioformat geführten Hefte während der Amtszeiten zweier Hochmeister, Konrad und Ludwig von Erlichshausen (12. April 1441–7. November 1449, 21. März 1450–4. April 1467).9 3 S. exempl. Klaus Neitmann, Die Handfesten der Hochmeister Ludwig von Erlichshausen und Heinrich Reuß von Plauen (1450–1470), in: Kancelaria wielkich mistrzjw i polska kancelaria krjlewska w XV wieku. Materiały z mie) dzynarodowej konferencji naukowej Malbork 2–3 IX 2004, hrsg. v. Janusz Trupinda, Malbork 2006, S. 211–48. 4 S. Jürgen Sarnowsky, Die Wirtschaftsführung des Deutschen Ordens in Preußen (1382–1454) (Veröffentlichungen aus den Archiven Preußischer Kulturbesitz, 34), Köln 1993, S. 117–35. 5 S. exempl. die Aufzeichnungen des Pflegers von Lyck, GStA PK, XX. HA Hist. StA Königsberg, OF 176, sowie die des Pflegers zu Lochstädt, GStA PK, XX. HA Hist. StA Königsberg, OF 170. Zur zahlenmäßig geringen Überlieferungslage dieser Ämterebene s. Sarnowsky, Wirtschaftsführung (wie Anm. 4), S. 21. 6 S. zu Diebstählen im Pflegeamt Seehesten Cordula A. Franzke, by vor lust ires halsis. Soziale Aspekte in der Schriftlichkeit des Pflegeamtes Seehesten und der Vogtei zu Leipe des Deutschen Ordens um 1450, in: Wirtschafts- und Rechnungsbücher des Mittelalters und der Frühen Neuzeit. Formen und Methoden der Rechnungslegung: Städte, Klöster, Kaufleute, hrsg. v. Gudrun Gleba, Niels Petersen, Göttingen 2015, S. 119–36, hier S. 126–29. 7 S. GEPRIS. Quellen zur Wirtschaftsführung untergeordneter Amtsträger des Deutschen Ordens in Preußen, online unter : http://gepris.dfg.de/gepris/projekt/226454098 (letzte Einsichtnahme 29. 7. 2016). 8 S. Amtsbücher des Deutschen Ordens um 1450. Pflegeamt zu Seehesten und Vogtei zu Leipe, hrsg. v. Cordula A. Franzke, Jürgen Sarnowsky (Beihefte zum Preußischen Urkundenbuch, 3), Göttingen 2015. 9 S. Klaus-Eberhard Murawski, Konrad von Erlichshausen (Ellrichshausen) 1441–1449, in: Die Hochmeister des Deutschen Ordens 1190–2012, hrsg. v. Udo Arnold (Quellen und Studien zur Geschichte des Deutschen Ordens, 40; Veröffentlichungen der Internationalen Histori-

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Bislang standen diese Ordensfolianten hinsichtlich deren Rezeption jedoch nur vereinzelt im Fokus der Forschung.10 Das Amtsbuch11 des Pflegers Erwin Hug von Heiligenberg von Seehesten,12 der Komturei Balga zugehörig,13 aus welchem die personelle Unterstützung durch wohl mindestens drei Schreiber hervorgeht,14 beinhaltet Aufzeichnungen zu Ernteeinfuhren und diversen Diensten, doch fehlen Gegenzeichnungen der übergeordneten Amtsperson, hier des als Komtur eingesetzten Eberhard von Wesenthau,15 zur Quittierung der Angaben bzw. der Rechenschaft. Aus der eigenständigen Vogtei Leipe in der Komturei Schönsee im Kulmerland unter Führung des Vogts Georg von Egloffstein16 ist ebenfalls ein Amtsbuch überlie-

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schen Kommission zur Erforschung des Deutschen Ordens, 6), Weimar 22014, S. 132–34; Bernhart Jähnig, Ludwig von Erlichshausen (Ellrichshausen) 21. 3. 1450–4.4.1467, in: Die Hochmeister des Deutschen Ordens 1190–2012, hrsg. v. Udo Arnold (Quellen und Studien zur Geschichte des Deutschen Ordens, 40; Veröffentlichungen der Internationalen Historischen Kommission zur Erforschung des Deutschen Ordens, 6), Weimar 22014, S. 134–42. Zu Leipe s. Bernhart Jähnig, Zur Wirtschaftsführung des Deutschen Ordens in Preußen vornehmlich vom 13. bis zum frühen 15. Jahrhundert, in: Zur Wirtschaftsentwicklung des Deutschen Ordens im Mittelalter, hrsg. v. Udo Arnold (Quellen und Studien zur Geschichte des Deutschen Ordens, 38; Veröffentlichungen der Internationalen Historischen Kommission zur Erforschung des Deutschen Ordens, 2), Marburg 1989, S. 113–47, hier S. 135. Zum Stand von Editionen s. Roman Czaja, Zum Stand hansischer und preussischer Editionen, in: Edition deutschsprachiger Quellen aus dem Ostseeraum (14.–16. Jahrhundert), hrsg. v. Matthias Thumser, Janusz Tandecki, Dieter Heckmann (Publikationen des DeutschPolnischen Gesprächskreises für Quelleneditionen, [1]), Torun´ 2001, S. 213–27, hier S. 225–26; Janusz Tandecki, Stand und Bedürfnisse der Quellenedition zur Geschichte Preußens im Mittelalter und an der Schwelle zur Neuzeit, in: Edition deutschsprachiger Quellen aus dem Ostseeraum (14.–16. Jahrhundert), hrsg. v. Matthias Thumser, Janusz Tandecki, Dieter Heckmann (Publikationen des Deutsch-Polnischen Gesprächskreises für Quelleneditionen, [1]), Torun´ 2001, S. 201–12, hier S. 205–06. S. GStA PK, XX. HA Hist. StA Königsberg, OF 186. Hug vom Heiligenberg, Erwin: Hauskomtur von Marienburg (1434; 1436), Hauskomtur von Brandenburg (1435), Pfleger von Lochstädt (1441 Juli 25), Hauskomtur von Ragnit (1443 Juni 4), Pfleger von Seehesten (1446 März 3–nach 1455 November 24). S. Dieter Heckmann, Amtsträger des Deutschen Ordens in Preußen und in den Kammerballeien des Reiches. Oberste Gebietiger, Komture, Hauskomture, Vögte, Pfleger und Großschäffer, (Werder 2014), online unter http://www.researchgate.net/publication/264901590_Dieter_Heckmann_ Amtstrger_des_Deutschen_Ordens_in_Preuen_und_in_den_Kammerballeien_des_Reiches_ %28oberste (letzte Einsichtnahme 29. 7. 2016). S. Peter Gerrit Thielen, Die Verwaltung des Ordensstaates Preußen. Vornehmlich im 15. Jahrhundert (Ostmitteleuropa in Vergangenheit und Gegenwart, 11), Köln 1965, S. 27, 171. Als weiteres Indiz dient der Eintrag Dis nach geschrebin register lossen an hebin zcu schreybin. Amtsbücher um 1450 (wie Anm. 8), S. 283. Ferner s. Ebd., S. 20–21. Wesenthau, Eberhard von: Vogt des Bischofs von Ermland (1435), Oberster Tressler (1436 März–1438 November), Komtur von Schwetz (1438 November 6–1440 Februar 14), Komtur von Thorn (1440 Februar–1440 Juni), Oberster Trappier (1440 Mai 12–1441 Juli 4), Komtur von Balga (1441 Juli 4–nach 1452 Mai 7). Egloffstein, Georg von: Vogt von der Neumark (1441 Juni–1448 November), Komtur von

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fert.17 Diese Notizen dokumentieren Angaben zur Entlohnung von Personal und entbehren ebenfalls der Anmerkungen oder Gegenzeichnungen von übergeordneten Amtsträgern. Unterstützt wurde der Vogt 1450 durch Bruder Heinrich von Seckendorff, 1452 bzw. 1453 durch den Hofmeister Matthias Gasse und darüber hinaus durch eine namentlich unbekannte Person. Niedergeschrieben wurden diese Notizen von neun Händen.18 Die Erschließung bzw. Veröffentlichung des Quellenmaterials erfolgte zunächst durch die Erstellung einer gedruckten Volltextedition19 der Folianten 186 mit 434 Seiten und 186a mit 90 Seiten, welche darüber hinaus, im Sinne des „Goldenen Weges“,20 durch die Veröffentlichung einer unter Open-Access-Bedingungen im Internet abrufbaren PDF-Datei (Common Creative-Lizenz BYNC-SA)21 vervollständigt wurde.22 Ferner wurden die edierten Ordensfolianten jeweils im standardisierten XML-Format, nach den Regeln der Text Encoding Initiative (TEI),23 unter der CC-Lizenz BY-NC-SA als XML-Dateien verlagsseitig zur Verfügung gestellt.24 Damit erfüllt die Publikation des Werkes durch einen

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Schönsee (1448 November 11–1453 Oktober 19) und zgl. Vogt von Leipe (1448 November 11–1454 Februar). S. GStA PK, XX. HA Hist. StA Königsberg, OF 186a. Zur Vogtei Leipe s. Thielen, Verwaltung Ordensstaat (wie Anm. 13), S. 27, 95. S. Amtsbücher um 1450 (wie Anm. 8), S. 24–25. S. Ebd.; für die Beschreibung der Folianten s. ebd., S. 17–27. – Für die Editionsgrundsätze s. Ebd., S. 29–31. Ferner s. Dieter Heckmann, Ein Leitfaden zur Edition deutschsprachiger Quellen (13.–16. Jahrhundert), in: Preußenland N. F. 3 (2012), S. 7–13; Matthias Thumser, Verfahrensweisen bei der Edition deutschsprachiger Geschichtsquellen (13.–16. Jahrhundert), in: Edition deutschsprachiger Quellen aus dem Ostseeraum (14.–16. Jahrhundert), hrsg. v. Matthias Thumser, Janusz Tandecki, Dieter Heckmann (Publikationen des Deutsch-Polnischen Gesprächskreises für Quelleneditionen, [1]), Torun´ 2001, S. 13–34. S. Paul Klimpel, John H. Weitzmann, Forschen in der digitalen Welt. Juristische Handreichung für die Geisteswissenschaften, Göttingen 2015 (DARIAH-DE working papers), S. 26, online unter : http://webdoc.sub.gwdg.de/pub/mon/dariah-de/dwp-2015-12.pdf (letzte Einsichtnahme 29. 7. 2016). S. Till Kreutzer, Open Content. A practical guide to using Creative Commons Licences, Bonn 2014, S. 28–31; CC–License. Attribution-NonCommercial-ShareAlike 4.0 International (CC BY-NC-SA 4.0), online unter : https://creativecommons.org/licenses/by-nc-sa/4.0/. S. Amtsbücher des Deutschen Ordens um 1450 (ebook, CC–Lizenz BY-NC-SA). Pflegeamt zu Seehesten und Vogtei zu Leipe, hrsg. v. Cordula A. Franzke, Jürgen Sarnowsky (Beihefte zum Preußischen Urkundenbuch, 3), Göttingen 2015, DOI 10.14220/9783737003582. S. Technical Council of the TEI Consortium, TEI P5: Guidelines for Electronic Text Encoding and Interchange. Version 3.0.0, 2016, online unter : http://www.tei-c.org/release/doc/tei-p5doc/en/Guidelines.pdf (letzte Einsichtnahme 29. 7. 2016); Georg Vogeler, Digitale Edition von Wirtschafts- und Rechnungsbüchern, in: Wirtschafts- und Rechnungsbücher des Mittelalters und der Frühen Neuzeit. Formen und Methoden der Rechnungslegung: Städte, Klöster, Kaufleute, hrsg. v. Gudrun Gleba, Niels Petersen, Göttingen 2015, S. 307–28, hier S. 320–28. S. Amtsbücher des Deutschen Ordens um 1450. Pflegeamt zu Seehesten und Vogtei zu Leipe. XML/TEI-Datensätze, OF 186 und 186a (CC–Lizenz BY-NC-SA), hrsg. v. Cordula A.

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Verlag die im Zuge des Pflichtexemplarrechts geltenden Bestimmungen zur Abgabe der geforderten Exemplare an die Nationalbibliothek und sichert somit die Langzeitarchivierung des gedruckten Bandes. Des Weiteren gewährleistet die in Anwendung befindliche CC-Lizenz zukünftig die Migration der PDF-Datei hinsichtlich einer Langzeitarchivierung und ermöglicht nationalen wie internationalen Forschungsprojekten und der interessierten Öffentlichkeit kostenfrei den digitalen Zugriff auf die Edition. Die digitale Edition mittelalterlicher Quellentexte und die Bereitstellung dieser, abrufbar im Internet, ist weder neuartig noch unerforscht.25 Projekte wie EditMOM oder Transkribus ermöglichen Forscherinnen und Forschern das Edieren in Webanwendungen und auf lokalen Systemen.26 Auch Editionen von Amtsbüchern und Rechnungen hinsichtlich des Deutschen Ordens werden seit 1999 kostenlos online zum Abruf bereitgestellt, wie das Virtuelle Preußische Urkundenbuch und SchuReDO zeigen.27 Franzke, Jürgen Sarnowsky, Göttingen 2015, online unter : http://www.v-r.de/de/amts buecher_des_deutschen_ordens_um_1450/t-1/1036073/ (letzte Einsichtnahme 29. 7. 2016). 25 S. Patrick Sahle, Digitale Editionsformen. Zum Umgang mit der Überlieferung unter den Bedingungen des Medienwandels, Bd. 1–3 (Schriften des Instituts für Dokumentologie und Editorik, 7–9), Norderstedt 2013; Digital critical editions, hrsg. v. Daniel Apollon, Claire Bélisle, Philippe Régnier, Urbana, Illinois 2014; Kathryn Tomasek, Syd Bauman, Encoding Financial Records for Historical Research, in: Journal of the Text Encoding Initiative 6 (2013), S. 1–23; Georg Vogeler, Warum werden mittelalterliche und frühneuzeitliche Rechnungsbücher eigentlich nicht digital editiert?, in: Grenzen und Möglichkeiten der Digital Humanities, hrsg. v. Constanze Baum, Thomas Stäcker (Sonderbände der ZfdG, 1), Wolfenbüttel 2015, DOI 10.17175/sb001_007. 26 Exempl. s. Benjamin Burkard, Georg Vogeler, Stefan Gruner, Informatics for Historians. Tools for Medieval Document XML Markup, and their Impact on the History-Sciences, in: The Journal of Universal Computer Science 14,2 (2008), S. 193–210, hier S. 199–202; Transkribus. Transcribe. Collaborate. Share… and benefit from cutting edge research in Handwritten Text Recognition! 2015, online unter : https://transkribus.eu/ (letzte Einsichtnahme 29. 7. 2016). 27 S. Stuart Jenks, Das digitale Preußische Urkundenbuch, in: Beiträge zur Geschichte Westpreußens 17 (2000), S. 181–91; Jürgen Sarnowsky, Das virtuelle Preußische Urkundenbuch. Neue Wege der Kooperation für Internet-Editionen, in: Beiträge zur Geschichte Westpreußens 19 (2004), S. 257–66; Ders., Digitale Urkundeneditionen zwischen Anspruch und Wirklichkeit, in: Digitale Diplomatik. Neue Technologien in der historischen Arbeit mit Urkunden, hrsg. v. Georg Vogeler (Archiv für Diplomatik, Schriftgeschichte, Siegel- und Wappenkunde, Beiheft 12), Köln 2009, S. 28–39; Joachim Laczny, Das „Virtuelle Preußische Urkundenbuch“. Eine Zwischenbilanz, in: Das „Virtuelle Archiv des Deutschen Ordens“. Beiträge einer internationalen Tagung im Staatsarchiv Ludwigsburg am 11. und 12. April 2013, hrsg. v. Maria Magdalena Rückert, Stuttgart 2014, S. 106–12; Jürgen Sarnowsky, Das virtuelle Preußische Urkundenbuch. Regesten und Texte zur Geschichte Preußens und des Deutschen Ordens 1999–2016, online unter : http://www1.uni-hamburg.de/Landesfor schung/Urkundenbuch (letzte Einsichtnahme 29. 7. 2016); Christina Link, Jürgen Sarnowsky, Die mittelalterlichen Schuld- und Rechnungsbücher des Deutschen Ordens um 1400. Eine synoptische Edition im Internet, Hamburg 2008, online unter: http://www.schu redo.uni-hamburg.de/ (letzte Aktualisierung 5. 3. 2009, letzte Einsichtnahme 29. 7. 2016).

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Das oben erwähnte DFG-Projekt verfolgte für die Bereitstellung der digitalen Edition unter Verwendung der CC-Lizenz den Ansatz, die XML-Dateien durch den Verlag zur weiteren Nutzung zur Verfügung zu stellen. Die Vorteile einer Bereitstellung der Forschungsdaten im XML-Format liegen in der systemunabhängigen Metasprache, der Plattform- und Softwareunabhängigkeit und in der Standardisiertheit. Im Sinne der Digital Humanities sind diese Dateien somit nachnutzbar.28 Der Text wurde mittels TEI-tags ausgezeichnet und somit mit standardisierten, etablierten Auszeichnungselementen zur Wiedergabe von digitalen Texten, welche durch die Text Encoding Initiative, ein seit 1994 agierender Zusammenschluss u. a. aus Sprachforschern, Sozialwissenschaftlern und Historikern, stetig weiter entwickelt werden. Für zukünftige Arbeiten bedeutet die Wahl der CC-Lizenz und Bereitstellung der Daten als XML-Dateien Zugriff auf Projektergebnisse, besonders unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit, wie unbeschränkte Weiterbearbeitung des Textes, Korrektur, Auswertung und sogar Neuauflage der Edition, digitale Abfrage der nach TEI ausgezeichneten Textdaten hinsichtlich einer individuellen Fragestellung und Ergänzung des Textes mit weiteren TEI-tags und Attributen mit anschließender eigener Publikation. Zukünftig wäre ebenfalls denkbar, die Digitalisate der edierten Ordensfolianten über die Internetseiten des Geheimen Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz, Berlin (GStA PK), bereitzustellen, um darüber mittels eines PURL o. ä. eine Verknüpfung zu der jeweils korrespondierenden Editionsseite in der XML-Datei herzustellen.29 Die Bereitstellung der Digitalisate im Onlinebereich des Archivs wiederum hätte zur Folge, dass Metadaten darstellende Internetseiten wie die Deutsche Digitale Bibliothek oder die Europeana durch den Verweis auf das Findbuch des GStA PK sowohl auf das digital vorhandene Material als auch indirekt auf die Edition des Materials als PDF- und XML-Datei und auf die Druckfassung verweisen könnten. Das in der XML-Datei edierte Quellenmaterial wurde mit unterschiedlichen TEI-tags und Attributen ausgezeichnet. Zunächst wurde mit den folgenden tags die Seitenstrukturierung der Handschrift abgebildet: für die Paginierung, für Abschnitte, für Überschriften und

für Zeilenumbrüche. Emendationen und weitere textkritische Angaben wurden mit ergänzt, ferner Datumsangaben mit aufgelöst, Abbreviaturen mit gekennzeichnet, Streichungen mit markiert und Personenangaben mit ausgewiesen. Über diese Auszeichnung hinaus ist eine weitere nach Warengruppen oder 28 S. Susanne Kurz, Digital Humanities. Grundlagen und Technologien für die Praxis, Wiesbaden 2015, S. 123–24, 197–249. 29 S. Mario Glauert, Archivbenutzung im Digitalen Zeitalter, in: Brandenburgische Archive 33 (2016, im Druck).

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Ortsangaben naheliegend. Für Warengruppen bietet sich der tag an, erweitert durch unterschiedliche Attribute wie commodity (s. Abbildung 1).

Abbildung 1 – In TEI ausgezeichneter Editionstext im Editor (Ausschnitt).

Die Darstellung des Editionstextes als Volltext im Webbrowser ist, je nach Datenabruf aus der XML-Datei und Vorgabe durch die CSS-Datei, flexibel gestaltbar. Eine PDF-Datei ließe sich mit dem Editionstext ebenfalls an dieser Stelle generieren. Für die Auszeichnung von Wörtern mit Abbreviaturen steht der tag zur Verfügung. Die Anwendung dieser textkritischen Notation ermöglicht in einer späteren HTML-Ansicht die eindeutige Darstellung der ergänzten Buchstaben in eckigen Klammern, wie für das Wort hubin in Abbildung 2 ersichtlich. Darüber hinaus können Informationen aus der XML-Datei mittels XQueryAbfragen, gesondert gespeichert im Format XSLT, generiert werden. Die Abfragen durchlaufen die Struktur einer XML-Datei und liefern die Ergebnisse z. B. in einer HTML-Datei. Somit können Register zu Personennamen, Warengruppen und Ortsangaben erstellt und als HTML-Datei im Browser dargestellt werden (s. Abbildung 3). Das Projekt betrieb durch den Ansatz der Volltextedition Grundlagenarbeit für die Geschichtswissenschaft, begab sich jedoch gleichzeitig auf neue Pfade der digitalen Editionstechnik im Kontext der Digital Humanities. Eine weitergehende Auszeichnung mit tags wäre denkbar, doch gehörte diese Tätigkeit nicht zu den gesetzten Zielen des Projektes. Durch die genutzte Lizenz ist dieses Vorhaben auch entbehrlich, steht es doch zukünftigen Nutzerinnen und Nutzern offen, das durch die XML-Datei digital zugängliche Quellenmaterial unter Berücksichtigung der CC-Lizenz nach Belieben mit weiteren tags zu ergänzen bzw.

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Abbildung 2 – Exemplarische Ausgabe in HTML, Browseransicht.

zu verändern und hinsichtlich der gewählten Fragestellung zu analysieren bzw. auszuwerten. Als Ausblick sei an dieser Stelle für zukünftige Forschungen angemerkt, dass auch quantitative Analysen mit entsprechenden Abfragen durchgeführt werden können, wie eine Summierung etwa der Anzahl von den im Quellentext notierten Honigtonnen und Mettonnen.30 Die Aufzeichnungen enthalten nicht nur die hier im Fokus stehenden Angaben zu Wirtschaftsgütern, sondern auch zahlreiche Hinweise zu räumlichen Aspekten wie Ortsangaben und Gebietsabgrenzungen, welches zu historischen Fragestellungen mit Raumbezügen anregt.31 Mittels Karten sind Raumbezüge wesentlich besser visualisierbar als durch textbasierte Darlegungen.32 Eine Auswertung der vorliegenden XML/TEI-Datensätze unter Anwendung eines Geografischen Informationssystems (GIS)33 – ebenfalls den Digital Humanities 30 S. Georg Vogeler, < REM /> Medieval and Early Modern Accounts in the Digital Age. Rechnungen des Mittelalters im Digitalen Zeitalter. A Model, online unter : http://gams.unigraz.at/rem/ (letzte Einsichtnahme 29. 7. 2016). 31 S. nicht unbedingt gezielt zur Raumfrage Kurt Forstreuter, Die historischen Räume. Deutschordensland Preußen, in: Reich und Länder : Geschichte der deutschen Territorien, 1: die Territorien bis zum Ende des alten Reiches, hrsg. v. Georg Wilhelm Sante, Bd. 1, Darmstadt 1978, S. 560–82. 32 S. Frank Dickmann, Einsatzmöglichkeiten neuer Informationstechnologien für die Aufbereitung und Vermittlung geographischer Informationen. Das Beispiel kartengestützte Online-Systeme (Göttinger geographische Abhandlungen, 112), Göttingen 2004, S. 13. 33 „Ein Geographisches Informationssystem (GIS) ist ein computergestütztes Informations-

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Abbildung 3 – Exemplarische Ausgabe eines Registers in HTML, Browseransicht.

zuzuordnen34 – ist daher naheliegend,35 um mit Hilfe dieses interdisziplinären Werkzeuges bzw. Ansatzes verschiedenartige Karten zu generieren.36 Selbstsystem zur Erfassung, Verwaltung und Verarbeitung raumbezogener Daten.“ Thomas Christiansen, Wolf-Dieter Erb, GIS, in: Lexikon der Geographie, hrsg. v. Ernst Brunotte, Hans Gebhardt, Manfred Meurer u. a., Bd. 2, Darmstadt 2001, S. 50–52, hier S. 52. Zur historischen Entwicklung s. Joachim Laczny, Friedrich III. (1440–1493) auf Reisen. Die Erstellung des Itinerars eines spätmittelalterlichen Herrschers unter Anwendung eines Historical Geographic Information System (Historical GIS), in: Perzeption und Rezeption. Wahrnehmung und Deutung im Mittelalter und in der Moderne, hrsg. v. Joachim Laczny, Jürgen Sarnowsky (Nova Mediaevalia Quellen und Studien zum europäischen Mittelalter, 12), Göttingen 2014, S. 33–65, hier S. 38–44. 34 S. Kurz, Digital Humanities (wie Anm. 28), S. 278–86; Charles B. Travis, Abstract machine. Humanities GIS, Redlands, CA 2015, S. 121–27; David J. Bodenhamer, Beyond GIS. Geospatial Technologies and the Future of History, in: History and GIS. Epistemologies, considerations and reflections, hrsg. v. Alexander von Lünen, Charles Travis, Dordrecht 2013, S. 1–13. HGIS in der Lehre s. exempl. Robert Churchill, Amy Hillier, Teaching with GIS, in: Placing History. How Maps, Spatial Data, and GIS Are Changing Historical Scholarship, hrsg. v. Anne Kelly Knowles, Redlands, Calif. 2008, S. 61–94; David J. Staley, Finding narratives of time and space, in: Understanding place. GIS and mapping across the curriculum, hrsg. v. Diana Stuart Sinton, Jennifer J. Lund, Redlands, Calif. 2007, S. 35–47; Jack B. Owens, What historians want from GIS, in: ArcNews 29,2 (2007), S. 4–6 vs. Onno Boonstra, Barriers between historical GIS and historical scholarship, in: International Journal of Humanities & Arts Computing 3,1/2 (2009), S. 3–7. 35 S. Alexander von Lünen, Tracking in a New Territory. Re-imaging GIS for History, in:

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verständlich sind mit diesem Ansatz durchaus besondere Herausforderungen verbunden, wie der kritische Umgang mit ungenauen Angaben von Ort und Zeit, Ambiguitäten oder fehlenden bzw. fehlerhaften Angaben in den Quellentexten aufzeigt.37 Der Umgang mit diesen Herausforderungen ist jedoch nicht auf den Einsatz des Werkzeugs GIS ausschließlich beschränkt und fordert damit stets zu spezifischen Lösungsansätzen während eines jedweden Forschungsverlaufes auf. Die Notwendigkeit eines intensiven interdisziplinären Austausches zwischen der Geschichtswissenschaft und der Geografie ist daher nicht zu verkennen.38 Im Jahr 2003 betonte Jähnig in seinem Beitrag „Zur Fortführung des Preußischen Urkundenbuchs – Neue Überlegungen“ eine Identifizierung – neben den Personen – auch von Orten, um regionale und damit topografische Einordnungsmöglichkeiten im Raum in der zu erstellenden Datenbank zu erstre-

History and GIS. Epistemologies, considerations and reflections, hrsg. v. Alexander von Lünen, Charles Travis, Dordrecht 2013, S. 211–39; David J. Bodenhamer, The Potential of Spatial Humanities, in: The Spatial Humanities. GIS and the Future of Humanities Scholarship, hrsg. v. David J. Bodenhamer, John Corrigan, Trevor M. Harris, Bloomington 2010, S. 14–30; Karen K. Kemp, What can GIS offer history?, in: International Journal of Humanities & Arts Computing 3,1/2 (2009), S. 15–19; Paul S. Ell, Ian N. Gregory, Adding a new dimension to historical research with GIS, in: History and computing 13,1 (2001), S. 1–6, hier S. 3; Klaus Fehn, Räume der Geschichte – Geschichte des Raumes, in: Siedlungsforschung 4 (1986), S. 253–63, hier S. 253, 261–62; Jürgen Osterhammel, Die Wiederkehr des Raums. Geographie, Geohistorie und historische Geographie, in: Neue politische Literatur 43 (1998), S. 374–95. 36 Zur Interdependenz s. Alan R. H. Baker, Geography and history. Bridging the divide (Cambridge studies in historical geography, 36), Cambridge 2003; David J. Staley, Computers, visualization, and history. How new technology will transform our understanding of the past (History, Humanities, and New Technology), Armonk, NY 2003, S. 125. 37 S. Brandon S. Plewe, The nature of uncertainty in historical Geographical Information, in: Transactions in GIS 6,4 (2002), S. 431–56; Ian N. Gregory, A place in history. A guide to using GIS in historical research, Oxford u. a. 2003, S. 4–5; David J. Unwin, Geographical Information systems and the problem of ‘error and uncertainty’, in: Progress in Human Geography 19,4 (1995), S. 549–58, hier S. 551–55; Q. Guo, Y. Liu, J. Wieczorek, Georeferencing locality descriptions and computing associated uncertainty using a probabilistic approach, in: International Journal of Geographical Information Science 22,10 (2008), S. 1067–90. Zum Einstieg in die Diskussion um Standards für Metadaten mit räumlichzeitlichen Aspekten (Ungenauigkeit, Ambiguität, fehlende Angaben, Dublin Core vs. ISO 19115, GIMS vs. DDI) s. Ian N. Gregory, Richard G. Healey, Historical GIS. Structuring, mapping and analysing geographies of the past, in: Progress in Human Geography 31,5 (2007), S. 638–53, hier S. 641–42. 38 S. David J. Bodenhamer, The spatial humanities. Space, time and place in the new digital age, in: History in the digital age, hrsg. v. Toni Weller, London 2013, S. 23–38; Ian N. Gregory, Paul S. Ell, Historical GIS. Techniques, methodologies and scholarship, Cambridge 2007, S. 13–18; Anne Kelly Knowles, GIS and History, in: Placing History. How Maps, Spatial Data, and GIS Are Changing Historical Scholarship, hrsg. v. Anne Kelly Knowles, Redlands, Calif. 2008, S. 1–25, hier S. 20.

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ben.39 Zwar konnte in den Datensätzen für das „Virtuelle Preußische Urkundenbuch“ bisher diese Anregung nicht realisiert werden,40 doch stellten Historical GIS für andere Untersuchungen zum Deutschen Orden durchaus eine unterstützende Funktion unter Beweis.41 Im Folgenden werden anhand des vorliegenden XML/TEI-Datensatzes42 Auswertungsansätze für die Einsatzmöglichkeiten von Historical GIS aufgezeigt. Der Quellentext beinhaltet zahlreiche Ortsnennungen, welche um den TEI-tag 43 ergänzt werden können, wie folgender Eintrag für den Ort Seehesten zeigt: Seehesten. Mit Hilfe einer entsprechenden XQuery-Abfrage lässt sich zunächst ein Ortsregister aus den vorhandenen tags in einer HTML-Datei ausgeben (s. Abbildung 3). Im header können zudem mittels des tag44 der jeweiligen Ortsnennung Geokoordinaten45 zugewiesen werden, für diesen Fall:

39 S. Bernhart Jähnig, Die Fortführung des Preußischen Urkundenbuchs. Neue Überlegungen, in: Quellenvielfalt und editorische Methoden, hrsg. v. Matthias Thumser, Janusz Tandecki (Publikationen des Deutsch-Polnischen Gesprächskreises für Quelleneditionen, 2), Torun´ 2003, S. 207–16, hier S. 213. 40 S. Laczny, Virtuelle Preußische Urkundenbuch (wie Anm. 27), S. 110. 41 S. Grischa Vercamer, Siedlungs-, Sozial- und Verwaltungsgeschichte der Komturei Königsberg in Preußen (13.–16. Jahrhundert) (Einzelschriften der Historischen Kommission für ost- und westpreußische Landesforschung, 29), Marburg 2010, S. 17–20, doch ohne Publikation der Datenbank. Ferner s. Hermann Josef Reich, Achberg Anno 1727. Die frühe Katasterkartographie des Deutschen Ordens als Quelle für eine GIS-gestützte Untersuchung des Kulturlandschaftswandels, Masterarbeit, Otto-Friedrich-Universität Bamberg, Bamberg 2016, S. 56–64. Itinerare, exempl. Klaus Neitmann, Der Hochmeister des Deutschen Ordens in Preußen – ein Residenzherrscher unterwegs. Untersuchungen zu den Hochmeisteritineraren im 14. und 15. Jahrhundert (Veröffentlichungen aus den Archiven Preußischer Kulturbesitz, 30), Köln 1990, lassen sich computergestützt durch HGIS ebenfalls auswerten. S. Laczny, Friedrich III. (1440–1493) auf Reisen (wie Anm. 33), S. 45–63. 42 S. Amtsbücher, TEI (wie Anm. 24). 43 S. „13.2.3 Place Names“, Technical Council of the TEI Consortium, TEI P5 (wie Anm. 23). S. Vogeler, Digitale Edition (wie Anm. 23), S. 320. 44 Weitere tags mit geografischem Bezug sind u. a. , , , . 45 Die Koordinaten werden im WGS-84-Datum vermerkt. S. Falling Rain Genomics, The worldwide index of cities and towns 2007, online unter : http://www.fallingrain.com/world/ index.html (letzte Einsichtnahme 29. 7. 2016). Für automatisierte Zuordnungen von Koordinaten in Textdokumenten s. Ian Gregory, Exploiting Time and Space. A Challenge for GIS in the Digital Humanities, in: The Spatial Humanities. GIS and the Future of Humanities Scholarship, hrsg. v. David J. Bodenhamer, John Corrigan, Trevor M. Harris, Bloomington 2010, S. 58–75, hier S. 70–71; May Yuan, Mapping Text, in: The Spatial Humanities. GIS and the Future of Humanities Scholarship, hrsg. v. David J. Bodenhamer, John Corrigan, Trevor M. Harris, Bloomington 2010, S. 109–23, hier S. 114–20. Für einen kollaborativen Lösungsansatz zur problematischen Auszeichnung von Ortsangaben nach TEI (Text Encoding Initiative) in Texten s. Paul S. Ell, GIS, e-Science, and the Humanities Grid, in: The Spatial Humanities. GIS and the Future of Humanities Scholarship, hrsg. v.

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Seehesten

53.92 21.30



Nachdem die Geoinformationen aus der XML/TEI-Datei extrahiert wurden, ist eine unter Verwendung eines Browsers nutzbare kartografische Darstellung erzeugbar.46

Abbildung 4 – Exemplarische Darstellung einer Karte, Browseransicht.

Weiterführende Auswertungen könnten die Einzugsgebiete der jeweiligen Verwaltungseinheit oder die Distanzen zwischen den jeweiligen Dörfern und damit wirtschaftliche Vorgänge im Raum in den Fokus rücken,47 wobei eine Verlinkung David J. Bodenhamer, John Corrigan, Trevor M. Harris, Bloomington 2010, S. 143–166, hier S. 154–158. 46 Für Hinweise zur technischen Umsetzung ist Frau Magdalena Turska ausdrücklich zu danken. S. exempl. Web GIS. Principles and applications, hrsg. v. Pinde Fu, Jiulin Sun, Redlands, Calif. 2011, S. 1–88; Ian Gregory, David Cooper, Andrew Hardie, Paul Rayson, Spatializing and Analyzing Digital Texts. Corpora, GIS, and Places, in: Deep maps and spatial narratives, hrsg. v. David J. Bodenhamer, John Corrigan, Trevor M. Harris (The spatial humanities), Bloomington 2015, S. 150–78, hier S. 162–66. 47 Exempl. s. Franz Irsigler, Stadt und Umland im Spätmittelalter. Zur zentralitätsfördernden Kraft von Femhandel und Exportgewerbe, in: Zentralität als Problem der mittelalterlichen Stadtgeschichtsforschung, hrsg. v. Emil Meynen (Städteforschung Reihe A, Darstellungen, 8), Köln 1979, S. 1–14; Heinz D. Kurz, Der Raum in der Wirtschaftswissenschaft. Eine wiederentdeckte Dimension, in: Die Entwicklung der Raumwirtschaftslehre von ihren Anfängen bis in die Gegenwart, hrsg. v. Hans-Michael Trautwein, Martin J. Beckmann (Schriften des Vereins für Socialpolitik, N. F., 115,29), Berlin 2014, S. 17–55; Andreas Dix, Zentrale Orte, Zentralität und Ergänzungsgebiete. Historisch-geographische Perspektiven eines geographischen Modells, in: Zentrale Orte und zentrale Räume des Frühmittelalters in

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innerhalb der interaktiven Karte zum edierten Quellentext und zu relevanten Digitalisaten nicht ausgeschlossen ist. Auch wäre die kartografische Darstellung von statistischen Auswertungen wie die Menge des abgegebenen Honigs je Ort denkbar, um letztendlich in weiterführende, wirtschaftshistorische Raumbetrachtungen zu münden.48 Daneben könnten Forschungsaspekte zum Verständnis des Raumbegriffs mittels GIS analysiert werden, wie für Vermessungsangaben49 und für Grenzwahrnehmungen.50 Süddeutschland. Tagung des Römisch-Germanischen Zentralmuseums Mainz und der Friedrich-Schiller-Universität Jena vom 7.–9. 10. 2011 in Bad Neustadt an der Saale, hrsg. v. Peter Ettel, Lukas Werther (RGZM-Tagungen, 18), Mainz, Regensburg 2013, S. 47–57; Horst Todt, Die Struktur des Wirtschaftsraumes. Eine vergleichende Betrachtung der Konzeptionen von Walter Christaller und August Lösch, in: Die Entwicklung der Raumwirtschaftslehre von ihren Anfängen bis in die Gegenwart, hrsg. v. Hans-Michael Trautwein, Martin J. Beckmann (Schriften des Vereins für Socialpolitik, N. F., 115,29), Berlin 2014, S. 187–206. Zur Dekonstruktion s. Karl R. Kegler, Deutsche Raumplanung. Das Modell der „Zentralen Orte“ zwischen NS-Staat und Bundesrepublik, Paderborn 2015. S. zu Preußen H. Jaeger, Reconstructing Old Prussian landscapes, with special reference to spatial organization, in: Period and place. Research methods in historical geography, hrsg. v. Alan R. H. Baker, Mark Billinge (Cambridge studies in historical geography, 1), Cambridge 1982, S. 44–50; Vercamer, Verwaltungsgeschichte (wie Anm. 41), Karten (CDROM). 48 S. Hartmut Boockmann, Die Vorwerke des Deutschen Ordens in Preußen, in: Die Grundherrschaft im späten Mittelalter, hrsg. v. Hans Patze, Bd. 1 (Vorträge und Forschungen, 27), Sigmaringen 1983, S. 555–76; Sarnowsky, Wirtschaftsführung (wie Anm. 4), S. 264–84; Zenon Hubert Nowak, Die Vorburg als Wirtschaftszentrum des Deutschen Ordens in Preußen. Eine Fragestellung, in: Zur Wirtschaftsentwicklung des Deutschen Ordens im Mittelalter, hrsg. v. Udo Arnold (Quellen und Studien zur Geschichte des Deutschen Ordens, 38; Veröffentlichungen der Internationalen Historischen Kommission zur Erforschung des Deutschen Ordens, 2), Marburg 1989, S. 148–62; Jan Gancewski, Folwarki pan´stwa zakonu krzyz˙ackiego w Prusach w latach 1466–1525 [Vorwerke des Deutschen Ordens]. Struktura produkcja przemiany reformy znaczenie, Olsztyn 2012. – Zur geografischen Einordnung des Ordenslandes und zur Lage der einzelnen Komtureien und Pflegeämter s. Verwaltung des Ordenslandes Preußen um 1400. Historisch-geographischer Atlas des Preußenlandes, Lfg. 1, hrsg. v. Hans Mortensen, Gertrud Mortensen, Reinhard Wenskus u. a., Stuttgart 1968. 49 Item dy stadt hat bynnen den Blancken um[m]e gemessen mit den Blancken begriffen 17 seyl etc. Dy Lange gasse durch dy stadt von eynem thore zcu dem andern dy ist 6 seyl lang und 2 12 rutten weyt etc. Dy Twergassen iczliche hot 4 seyl und 2 rutten lang und eynir rutten breyt etc. Item der stadt kirchin und kirchhoff und dy schule ist 12 rutten lang und 10 rutten breyt begriffen etc. Der pfarnir hat zcu seynem gebewde und gehoffete eynen ganczin hoff das brenget 16 rutten dy lenge und 4 rutten dy weyte weniger 2 czelen etc. Amtsbücher um 1450 (wie Anm. 8), S. 64. S. Hans Mendthal, Geometria Culmensis. Ein agronomisches Tractat aus der Zeit des Hochmeisters Conrad von Jungingen (1393–1407), Leipzig 1886; Ralf G. Päsler, Ein unbekannt gebliebenes Fragment der Geometria Culmensis, in: Zeitschrift für deutsches Altertum und Literatur 128 (1999), S. 428–33; Helmut Minow, Um 1400: Geometria Culmensis. Eine Anleitung für Landmesser im Preussenlande, in: Verband Deutscher Vermessungsingenieure 58,5 (2007), S. 392–95. 50 Item von der Montaw die wiltenisse gerichte uff zcu geen bis uff den Bewersee von dannen sint flisse unde vorczeichente grenitcz bis uff den eynfal see Wingerynschen flissis von dannen geet

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Eine Zuordnung von Ortsnennungen und Ortsangaben mit Geokoordinaten, gefolgt von der Auszeichnung innerhalb eines XML/TEI-Datensatzes, sollte stets eng an einem konkret formulierten Forschungsinteresse liegen, da der zeitliche Aufwand der Identifizierung und des Verdatens einer Ortserwähnung nicht zu vernachlässigen ist.51 Die dem Forschungsinteresse dienenden, zu erzeugenden thematischen Karten könnten damit eine Fortführung des Kartenwerks „Historisch-Geographischer Atlas des Preußenlandes“ bilden.52 Abschließend bleibt jedoch festzuhalten, dass das Potenzial von Historical GIS – mit entsprechend modularen Datenbanken und der Anzeige verschiedenartiger Layer – nicht nur auf die Erstellung von Karten auf Grundlage eines XML/TEI-Datensatzes zu reduzieren ist. ***

Die Erstellung von kritischen Editionen in gedruckter und digitaler Form zu Quellen des Deutschen Ordens hat in den letzten Jahren starken Zuspruch erhalten, um die vielfältige Tätigkeit des Ordens in Preußen untersuchen zu können. Gerade die hier betrachtete Edition zu Amtsträgern, welche im Pflegeamt zu Seehesten und in der Vogtei zu Leipe ihren Aufgaben nachgingen, um u. a. für die Versorgung des Ordens mit Nahrungsmitteln beizutragen, ermöglicht weitere Einblicke und Erkenntnisse zur historischen Entwicklung des Ordens. Zudem ist die Erschließung von Quellenmaterial und die Darlegung dieses mittels einer gedruckten Edition im Sinne der Langzeitarchivierung von nicht zu unterschätzender Tragweite. Gleichzeitig ist es jedoch äußerst wünschenswert, im Zeitalter der Digital Humanities das erschlossene Quellenmaterial und dazu die Forschungsergebnisse stets als XML-Datei für andere Forschungsvorhaben zur Verfügung zu stellen. Besonders erstrebenswert ist letztendlich die Verfügman bis uff die Johanßburgsche grenitcz. Item an der Gronawer ortspfoel czwusschen en unde der Burgerdorffe unde Eykenide und der Reynisschen unde Seestner grenitczen unde wiltnisse gerichte uß zcu gen bis uff den ortpfoel czwusschen der Jwre unde Montaw do findet man als aldeb vorfowlte grenitcz pfoel do bei nach die grenitcz zcu irkennen wie wol die hobel eins teils sint vorworffen alde schelme findet man ouch nach wie wol das ouch newe schelme ferre uff die Seestynsche wiltnisse sint gemachet. Amtsbücher um 1450 (wie Anm. 8), S. 88–89. S. zudem Ebd., S. 42, 124–26, 137–38. S. Mark8ta Marková, Grenzen und Grenzmarkierung in der mittelalterlichen Natur, in: Historica. Historical sciences in Czechoslovakia 14 (2010), S. 195–203; Ryszard Kiersnowski, Znaki graniczne w Polsce sredniowiecznej. [Grenzzeichen im mittelalterlichen Polen], in: Archeologia Polski 5 (1960), S. 257–89. 51 S. Dieter Heckmann, Inhalt oder Hülle? Zu den Aufgaben von Namen- und Sachweisern in Quelleneditionen, in: Edition deutschsprachiger Quellen aus dem Ostseeraum (14.–16. Jahrhundert), hrsg. v. Matthias Thumser, Janusz Tandecki, Dieter Heckmann (Publikationen des Deutsch-Polnischen Gesprächskreises für Quelleneditionen, [1]), Torun´ 2001, S. 65–73, hier S. 73; Ell, GIS (wie Anm. 45), S. 154. 52 S. Historisch-geographischer Atlas des Preußenlandes, Lieferung 1–15, hrsg. v. Hans Mortensen, Gertrud Mortensen, Reinhard Wenskus u. a., Stuttgart 1968–1989.

Digital Humanities und eine Edition von Amtsbüchern

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barkeit von persistenten Identifiern (PURL, DOI o. ä.) für Digitalisate durch Archive, um die Verknüpfung dieser mit digitalen Editionstexten nachhaltig zu ermöglichen. Hinsichtlich der Weiternutzung des erschlossenen Quellenmaterials in einem Historical GIS bieten XML/TEI-Datensätze ebenfalls eine nicht zu verkennende Datengrundlage. Die weitreichende Lizenzierung mittels der CCLizenz BY-NC-SA gestattet Forscherinnen und Forschern vielfältige Arbeitsmöglichkeiten mit dem edierten Quellenmaterial, sodass auch die zeit- und ortsunabhängige Bereitstellung einer XML-Datei mit zuvor streng ausgewählten TEI-tags unter Open-Access-Bedingungen eine äußerst nachhaltige Nutzungsmöglichkeit bietet.

Simone Würz

Konzeptionelle Überlegungen zur digitalen Edition der Augsburger Baumeisterbücher1

Im Jahr 2014 bewilligte die DFG ein digitales Editionsvorhaben2 der Augsburger Stadtrechnungsbücher der Jahre 1320 bis 1466. Der Bewilligung ging am antragstellenden Forschungsschwerpunkt Historische Kulturwissenschaften der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) eine genaue Prüfung des Bestandes, geeigneter Mitantragsteller und Kooperationspartner sowie optimaler technischer Lösungen für die Bereiche Texterfassung, Textpräsentation und die Sicherung der Online-Edition voraus.3 Gerade der hohe Überlieferungswert massenhaft vorhandener Bestände zwang und zwingt vielfach auch heute noch im digitalen Zeitalter bei der Wahl geeigneter editorischer Bearbeitungsformen und Präsentationsmöglichkeiten zu Kompromissen. So wundert es nicht, dass trotz des steigenden Forschungsinteresses4 aufgrund der Masse an Material sowie struktureller Eigenheiten noch 1 In einigen mittelalterlichen Städten, so auch in Augsburg, war die örtliche Finanzverwaltung eng mit dem Kompetenzbereich der Baumeister verknüpft. Eigentlich waren sie die Leiter der kommunalen Bauaufsicht. Warum nicht eigene Kämmerer eingesetzt wurden oder die Steuermeister die oberste Finanzverwaltung übernahmen, erklärt sich wohl aus der Tatsache, dass sich ein Großteil der eingetragenen Posten auf das städtische Bauwesen bezieht. Vgl. Mathias Kluge, Die Macht des Gedächtnisses. Entstehung und Wandel kommunaler Schriftkultur im Mittelalterlichen Augsburg (Studies in Medieval and Reformation Traditions 181), Leiden 2014, S. 148–49. 2 Auch wenn ihrer Entstehungsform nach alle modernen Editionen als „digital“ gelten dürfen, so meint diese Begrifflichkeit in diesem Aufsatz die freie Präsentation der Transkriptionen im Internet und wird in solcher Weise verwendet. 3 Seit Juni 2014 arbeiten unter der Leitung von Prof. Dr. Jörg Rogge Dr. Stefan Grathoff, Sarah Schrade M.A. und Simone Würz M.A. an der Edition der BMB; von Seiten des Mitantragstellers, des Trier Center for Digital Humanities (TCDH), sind Yvonne Rommelfanger M.A. in koordinativer Funktion und als technischer Mitarbeiter Dipl.-Inform. Radoslav Petkov im Projekt beschäftigt. 4 Neben dem Workshop an der Universität Hamburg im Februar 2015, aus dem diese Publikation entstanden ist [Konzeptionelle Überlegungen zur Edition von Rechnungen und Amtsbüchern, 02. 02. 2015–03. 02. 2015 Hamburg, in: H-Soz-Kult, 11. 12. 2014, http://www. hsozkult.de/event/id/termine-26674 [Stand 29. 03. 2016]], belegen dies nicht zuletzt die Aktivitäten des Arbeitskreises spätmittelalterliche Wirtschaftsgeschichte: http://www.wirt

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immer Editionen von Rechnungsbüchern eher eine Seltenheit darstellen.5 Erlaubten im Rahmen einer klassischen gedruckten Edition die verwendeten Umsetzungsformen mitunter nur eine eingeschränkte Nutzbarkeit für bestimmte Fachrichtungen, so bestehen heute im digitalen Editionswesen andere schaftsgeschichte.org/; Tagungsbericht: Neue Methoden der spätmittelalterlichen Wirtschaftsgeschichte, 15. 11. 2013–16. 12. 2013 Frankfurt am Main, in: H-Soz-Kult, 17. 01. 2014, http://www.hsozkult.de/conferencereport/id/tagungsberichte-5188, Tagungsbericht: Theoretische und methodische Zugriffe auf die spätmittelalterliche Wirtschaftsgeschichte am Beispiel von Quellen zum Rechnungswesen, 01. 12. 2014–02. 12. 2014 Mannheim, in: H-SozKult, 26. 03. 2015, http://www. hsozkult.de/conferencereport/id/tagungsberichte-5898; Kredit im Mittelalter, 03.12. 2015–04. 12. 2015 Köln, in: H-Soz-Kult, 29. 09. 2015, http://www.hsoz kult.de/event/id/termine-28973 [alle Stand 29. 03. 2016]. Siehe auch die Tagungen: Zahlen und Erinnerung. Von der Vielfalt der Rechnungsbücher und vergleichbarer Quellengattungen, 24. 09. 2009–26. 09. 2009 Würzburg, in: H-Soz-Kult, 02. 09. 2009, http://www. hsozkult.de/ event/id/termine-12130 [Stand 29. 03. 2016]; Wiegen – Zählen – Registrieren. Massenquellen als Herausforderung der mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Handelsgeschichte, 19. 09. 2013–21. 09. 2013, Krems an der Donau, in: H-Soz-Kult, 03. 07. 2013, http://www.hsozkult.de/ event/id/termine-22284 [Stand 29. 03. 2016]; und die ebenfalls aus einem Workshop hervorgegangene Publikation: Wirtschafts- und Rechnungsbücher des Mittelalters und der Frühen Neuzeit: Formen und Methoden der Rechnungslegung: Städte, Klöster und Kaufleute, hrsg. v. Gudrun Gleba, Niels Petersen, Göttingen 2015. 5 Für städtische Rechnungsbücher in den vergangenen Jahren: Die Rechnungsbücher der Stadt Luxemburg. Unter Mitarbeit von Andreas Gniffke, Danielle Kass, Fausto Ravida und Nikolas Ruge hrsg. v. Claudine Moulin, Michel Pauly, Bd. 1: 1388–1399, Luxemburg 2007; Bd. 2: 1400–1430, Luxemburg 2008; Bd. 3: 1444–1453, Luxemburg 2009; Bd. 4: 1453–1460, Luxemburg 2010; Bd. 5: 1460–1466, Luxemburg 2010; Bd. 6: 1467–1473, Luxemburg 2012; Bd. 7: 1475–1478, Luxemburg 2013; Bd. 8: 1478–1480, Luxemburg 2014 (Schriftenreihe des Stadtarchivs Luxemburg 1–8; Publications du CLUDEM 20, 21, 29, 31, 32, 33, 39, 40). Erkenntnisse aus der Arbeit mit dieser Quelle bei Danielle Kass, Les „comptes de la bauma%trie“ de la ville de Luxembourg au 14e et au 15e siHcle. Esquisse d’un projet de recherche, in: H8mecht. Zeitschrift für Luxemburger Geschichte 55 (2003), S. 71–90; sprachgeschichtliche Aspekte bei Fausto Ravida, Zur morphembezogenen Variation in den Rechnungsbüchern der Stadt Luxemburg (1388–1500), in: Sprache in der Stadt. Akten der 25. Tagung des Internationalen Arbeitskreises Historische Stadtsprachenforschung. Luxemburg, 11.–13. Oktober 2007, hrsg. v. Claudine Moulin, Heidelberg 2010, S. 331–352; Thomas R. Kraus (Bearb.): Die Aachener Stadtrechnungen des 15. Jahrhunderts, Düsseldorf 2004 (Publikationen der Gesellschaft für rheinische Geschichtskunde 72); Margret Mihm, Arend Mihm, Mittelalterliche Stadtrechnungen im historischen Prozess. Die älteste Duisburger Überlieferung (1348–1449). Bd. 1: Untersuchungen und Texte, Köln [u. a.] 2007; Bd. 2: Register und Glossar, Köln [u. a.] 2008; Bodo Bachmann, Die Butzbacher Stadtrechnungen im Spa¨ tmittelalter 1371–1419. Bd. 1: Kommentar & Index; Bd. 2: Edition, Marburg 2011 (Quellen und Forschungen zur hessischen Geschichte 160, 1 und 2). In digitaler Präsentationsform: Jahrrechnungen der Stadt Basel 1535–1610 – digitale Edition; hrsg. v. Susanna Burghartz unter Mitarbeit von: Sonia Calvi, Lukas Meili, Jonas Sagelsdorff und Georg Vogeler, Basel/ Graz 2015; online: http://gams.uni-graz.at/context:srbas [Stand 29. 03. 2016]. Edition der Rechnungsbücher des Royal Irish College of Saint George the Martyr in Alcal#, vormals erreichbar unter http://archives.forasfeasa.ie/, derzeit nicht mehr verfügbar, vgl. Georg Vogeler, Warum werden mittelalterliche und frühneuzeitliche Rechnungsbücher eigentlich nicht digital editiert?, in: Grenzen und Möglichkeiten der Digital Humanities, hrsg. v. Constanze Baum, Thomas Stäcker, Wolfenbüttel 2015 [DOI: 10.17175/sb001_007].

Zur digitalen Edition der Augsburger Baumeisterbücher

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Möglichkeiten, wenngleich nicht alle Probleme gelöst sind und dadurch auch neue Herausforderungen entstehen. Nun besteht vielmehr ein Spagat, den klassischen Ansprüchen an eine Edition einerseits gerecht zu werden und sich andererseits nicht in der Vielfalt der modernen Möglichkeiten zu verlieren.

Konzeptionelle Überlegungen und Vorbereitung des Vorhabens Die im Stadtarchiv Augsburg aufbewahrte Serie an städtischen Rechnungsbüchern ist bis zum Ende der reichsstädtischen Zeit überliefert, ein glücklicher Umstand, der jedoch in der Suche nach einem adäquaten Projektzuschnitt zur editorischen Aufbereitung zunächst eine Herausforderung bedeutete. Nachdem einzelne Bände exemplarisch analysiert und verschiedene Umsetzungsmöglichkeiten geprüft worden waren – stets vor dem Hintergrund bestehender Finanzierungs- und Fördermöglichkeiten –, kam man zum Schluss, dass nur eine kommentierte Edition dem Bestand in seiner thematischen Breite und inhaltlichen Tiefe gerecht werden könnte. Aufgrund des Umfangs und der projektbegleitenden Bearbeitungsmöglichkeiten von Indices und Glossaren war schnell die einzig mögliche Publikationsvariante gefunden: die einer digitalen Edition, die auf eine freie Veröffentlichung der erarbeiteten Texte im Internet zielt.

Rahmenbedingungen und Kooperationen Mit einem Netzwerk aus Kooperationspartnern können die verschiedenen Schritte, die für eine digitale Edition zu bedenken sind, abgebildet werden. Dank der Unterstützung des Stadtarchivs Augsburg als besitzender Institution konnten Digitalisate der bereits mikroverfilmten Bände erstellt werden. Diese sind als Arbeitsgrundlage essentiell, da die Transkriptionen direkt von der digitalen Vorlage aus erstellt werden können. Zur Erfassung der Transkriptionen besteht eine Softwareumgebung, die vom Trier Center for Digital Humanities (TCDH) entwickelt wurde. Die gemeinsame Antragstellung mit diesem Partner ist für beide Seiten gewinnbringend: im konkreten Projektkontext kann die technische Infrastruktur für die Bedürfnisse einer mediävistischen Edition weiterentwickelt werden, die Nutzung der genannten Programme bietet gleichzeitig für das Editorenteam ein niedrigschwelliges und umfassendes Angebot zur Erarbeitung der Edition. Für die Präsentation der Daten wird ebenfalls die Kompetenz einer bereits etablierten technischen Einrichtung eingebracht. In Zusammenarbeit mit der Digitalen Akademie der Akademie der Wissenschaften und der Literatur j Mainz, die bereits für viele Editionsprojekte des Akademienprogramms opti-

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male Präsentationsoberflächen erarbeitet hat, entsteht unter www.augsburgerbaumeisterbuecher.de6 der Webauftritt dieser Edition. Auch hier kann auf eine bestehende Infrastruktur zurückgegriffen werden, die jedoch immer noch mit dem konkreten Workflow vereinbart und den Datenstrukturen des Projekts angepasst werden muss. Schließlich ist die JGU Mainz selbst mit den zentralen Einrichtungen der Universitätsbibliothek und des Zentrums für Datenverarbeitung für die Sicherung der Rohdaten eingetreten. Dies passt generell in die Bemühungen um die Digital Humanities an der JGU, die auch Lösungen zum Forschungsdatenmanagement sowie zur Datensicherung vorsehen.7 Eine weitere Lösung lässt sich allerdings derzeitig noch nicht absehen: die Sicherung sollte freilich nicht nur die dauerhafte Ablage der Rohdaten berücksichtigen, sondern auch die Entwicklungsarbeiten, die in die Applikation (Online-Präsentation, Suchlogik, Indices etc.) geflossen sind. Nicht zu vergessen sind auch die Langzeitverfügbarkeit, die persistente Abrufbarkeit und die Pflege des Online-Angebots nach Ablauf des Förderzeitraums. Wie letztlich derartige Daueraufgaben in zeitlich begrenzten Projekten zu lösen sind, kann sicherlich nur auf übergeordneter Ebene angegangen werden. Das Problembewusstsein bei den betroffenen Einrichtungen und Projekten wächst allerdings.

Zur Umsetzung der Edition. Erfassung der Daten mit FuD und Transcribo (TCDH) Die heute verfügbaren digitalen Editions- und Präsentationsmöglichkeiten schaffen neue Voraussetzungen für eine editorische Aufbereitung und die systematische Auswertung massenhafter Überlieferung. Die in diesem Projekt eingesetzte kombinierte Arbeitsumgebung aus dem Forschungsnetzwerk und Datenbanksystem (FuD) und dem Transkriptionstool Transcribo ermöglicht einen homogenen Editionsprozess mit einem gemeinsamen, mitwachsenden Informationspool an erschließenden Informationen, auf den die Editoren dezentralen Zugang haben. Die auf der Auszeichnungssprache XML basierenden Transkriptionen gewährleisten eine flexible Handhabung sowie die langfristige Sicherung der Daten. Bei der Projektkonzeption und der Entwicklung der Editionsrichtlinien wurde auf die Möglichkeiten, die strukturellen Besonderheiten der Quelle adäquat umzusetzen sowie die editorischen Eingriffe möglichst gering und 6 Diese Adresse wird voraussichtlich ab Herbst 2016 erreichbar sein. 7 Einen wichtigen Beitrag dazu leistet das Mainzer Zentrum für Digitalität in den Geistes- und Kulturwissenschaften (mainzed); siehe http://mainzed.org/de/ [Stand 13. 04. 2016].

Zur digitalen Edition der Augsburger Baumeisterbücher

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transparent zu halten, ein besonderes Augenmerk gelegt. Im Transkriptionsprozess besteht eine Parallelansicht von Text und Bild (siehe Abbildung), die Textdaten werden so auch mit den Bildkoordinaten verknüpft.

Transkriptionstool Transcribo (TCDH).

So böte sich für die spätere Online-Präsentation die Einbindung der Bildmaterialien mit dem Mehrwert von Sprungmarken zwischen Texten und Abbildungen. Zudem würde ein solches Vorgehen dem einzigartigen Charakter der Quellenart Rechnungsbuch mit all ihren dynamischen, teils sehr komplexen Strukturen gerecht. Die digitale Editionsform ermöglicht bereits die mit dem Zeichenstandard Unicode konforme Verwendung der in einer Edition mittelalterlicher Texte benötigten Sonderzeichen wie beispielsweise Superskripte, aber auch die Unterscheidung von langem und rundem „s“ wird berücksichtigt. Kürzungen werden so aufgelöst, dass die editorischen Eingriffe nachvollziehbar bleiben, die Lesbarkeit jedoch möglichst wenig beeinträchtigt wird. Durch die XML-basierten Transkriptionen besteht die Möglichkeit, die Texte adäquat zu strukturieren sowie eine Texterfassung nahezu ohne Informationsverlust umzusetzen.

Online-Präsentation Diese Grundlagen in der Erfassung zielen natürlich auf die Umsetzungsmöglichkeiten in der Präsentation der Quelle. Durch eine entsprechende Annotation können Lesarten in der Erfassung sowohl aufgelöst als auch mit einer Kennzeichnung der enthaltenen Kürzungen hinterlegt werden. In der späteren Präsentation wird dadurch die Möglichkeit bestehen, mit einer diplomatischen Ansicht und einer lesefreundlichen Variante die Darstellung der Transkriptionen entsprechend den jeweiligen Forschungsinteressen anzupassen.8 Interes8 In dieser Form vorbildlich aufbereitet von Malte Rehbein in seiner digitalen Edition von Göttinger Statuten des 15. Jahrhunderts: http://kundigebok.stadtarchiv.goettingen.de/kb2 Web/html/ [Stand 29. 03. 2016].

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Simone Würz

siert sich der Germanist für sprachliche Besonderheiten,9 so ist dem Historiker bisweilen mehr an lesefreundlichen Texten ohne Kennzeichnung der Kürzungen gelegen. Ein weiterer wesentlicher Faktor für eine sinnhafte und effektive Nutzbarkeit der Daten ist die Erschließung der Texte durch entsprechende Indices. Durch die weitestgehend buchstabengetreue Erfassung der Texte sowie das hohe Aufkommen an Namens- und Schreibvarianten, die besonders germanistischen Forschungsinteressen entgegenkommen, ist die Bedeutung normierter Indices umso wichtiger. Umgesetzt wird die Erschließung von Orten, Namen(-sformen)10, Körperschaften sowie Schlagwörtern. Deren Einbindung in sämtliche Suchfunktionalitäten wird für die Auffindbarkeit aller Belegstellen einer bestimmten Suchabfrage essentiell sein. Durch diesen hohen individuellen, projektbezogenen Bedarf an die Darstellung sowie Zugänglichkeit der Texte, schien eine Einbindung in die in den vergangenen Jahren sich entwickelnden Archivportale, die meist Bildmaterialien mit erschließenden Metadaten berücksichtigen, derzeit nicht sinnvoll. Durch die weiterhin geplante Zusammenarbeit mit dem Stadtarchiv Augsburg, die auf eine Weiterbearbeitung des Bestandes bis ins 16 Jh. sowie die Herstellung qualitativ hochwertiger, farbiger Images abzielen könnte, wird der Gedanke der Einbindung von Digitalisaten des Bestands perspektivisch aufgegriffen: denn erst durch die Verfügbarkeit von Abbildungen wird eine digitale Präsentationsform den Strukturen und Besonderheiten des Bestandes vollends gerecht. Neben diesen Features, die in der Online-Präsentation die optimale Nutzbarkeit des Bestandes gewährleisten sollen, wird auch eine Datenschnittstelle die Weiterverwendung und die Anreicherung der Basisdaten erlauben, die Editionstexte werden unter einer Creative Commons-Lizenz11 stehen. Denkbar wäre der Datentausch mit vergleichbaren Projekten in überregionaler Perspektive, aber auch eine tiefere, strukturelle Erschließung der bereits bearbeiteten Texte. Die Codierung könnte gemäß den Bemühungen des Projekts MEDEA, die auf eine einheitliche Auszeichnung von digitalen Rechnungsbüchern12 abzielt, weitergeführt werden. Möglich wäre in diesem Rahmen auch die Anreicherung

9 Die strukturiert vorliegenden Daten könnten auch systematisch mit computerlinguistischen Methoden beforscht werden. 10 Die eindeutige Identifikation von Personen wird vielfach aufgrund der Knappheit der gegebenen Informationen nicht leistbar sein. 11 http://de.creativecommons.org/ [Stand 29. 03. 2016]; die genaue Festsetzung steht noch aus. 12 Basierend auf Anpassungen der Text Encoding Initiative (TEI) [http://www.tei-c.org/index. xml [Stand 29. 03. 2016]], auf die speziellen Bedürfnisse der Codierung von Rechnungsbüchern zugeschnitten; nähere Informationen unter : http://medea. hypotheses.org/ [Stand 29. 03. 2016]; bereits beispielhaft umgesetzt: Jahrrechnungen der Stadt Basel 1535–1610 (wie Anm. 5).

Zur digitalen Edition der Augsburger Baumeisterbücher

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mit Normdaten der GND (Gemeinsame Normdatei)13 für (Namensformen von) Personen und Orten.

Ausblick Die wenigen Beispiele an Online-Editionen von mittelalterlichem Verwaltungsschriftgut belegen zwar, dass viele Kriterien, die früher noch zu einer Ablehnung der Bearbeitung massenhafter Überlieferung geführt hatten, nun nicht mehr zwingend gelten. Sie zeigen aber auch, dass noch – je nach Größenordnung, Projektzuschnitt und Finanzierungsmöglichkeiten – eine Entscheidung nötig sein wird, wo die Edition verortet ist. Findet eine inhaltliche Erschließung statt – in starker Anlehnung an klassische, gedruckte Editionen mit entsprechenden Kommentaren und Indices, die aber die Vorteile einer digitalen Erfassung und der Veröffentlichung im Internet vereinen, – oder zielt die digitale Edition auf eine XML-basierte Strukturierung der Transkriptionen, um die Daten zum einen „berechenbar“ zu machen,14 zum anderen durch eine normierte Schnittstelle15 vergleichbar zu machen. Im Sinne der Arbeitsökonomie ist sicherlich ein zweistufiges Verfahren in jedem Falle empfehlenswert. Auch die Edition der Augsburger Baumeisterbücher hatte seit seiner Bewilligung mitunter mit Problemen zu kämpfen, die ein Infrastrukturaufbau in dieser Größenordnung zwangsläufig mit sich bringt. Gerade das steigende Interesse der vergangenen Jahre, das wirtschaftshistorische Quellen und massenhaft überliefertes Verwaltungsschriftgut sowie digitale Editionen ganz allgemein verzeichnen, belegt aber doch, dass der eingeschlagene Weg ein richtiger und wichtiger war.

13 http://www.dnb.de/gnd [Stand 29. 03. 2016]. 14 So geschehen: Jahrrechnungen der Stadt Basel 1535–1610 (wie Anm. 5). 15 Vorteilhaft ist bei einer solchen Auszeichnung die Verwendung einer einheitlichen Rechenwährung innerhalb des Bestandes. Dies ist in Augsburg leider nicht der Fall, da gerade im 14. und 15. Jahrhundert große Veränderungen in der Art der Niederschrift und eine Währungsvielfalt zu konstatieren sind. Auch wäre noch zu klären, welches Instrument die inhaltliche Breite verschiedener Epochen und Bestände möglichst allumfassend und doch treffend erfassen kann. Eine Möglichkeit: die Klassifikationen der digitalen Edition der Schuld- und Rechnungsbücher des Deutschen Ordens [http://www.schuredo.uni-hamburg. de/content/main/classifications.xml; jsessionid= 5E4644 A84AD472718C4B279CE05427E5 [Stand 29. 03. 2016]].

Autorinnen und Autoren

Albrecht Cordes hat Jura und Geschichte in Freiburg i.Br., Heidelberg und Montpellier studiert und ist seit 1999 Professor für mittelalterliche und neuere Rechtsgeschichte und für Zivilrecht an der Goethe-Universität Frankfurt a.M. Er ist Mitherausgeber des Handwörterbuchs für deutsche Rechtsgeschichte (HRG), Vorstandsmitglied im Hansischen Geschichtsverein und Leiter eines Teilprojekts über die Hanse im SFB 1095, „Schwächediskurse und Ressourcenregime“. Sein Forschungsschwerpunkt ist die Rechtsgeschichte der Kaufleute und des Handels. Cordula A. Franzke studierte Geschichtswissenschaft, Geografie, Lateinische Philologie und Erziehungswissenschaft an den Universitäten Hamburg, Galway und Tel Aviv. Von 2013 bis 2015 war sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin am durch die DFG geförderten Projekt „Quellen zur Wirtschaftsführung untergeordneter Amtsträger des Deutschen Ordens in Preußen“ und als Lehrbeauftragte am Historischen Seminar der Universität Hamburg tätig. Sie promovierte zur Thematik „Schuldbücher und Rechnungen der Lieger des Deutschen Ordens in Flandern.“ Gudrun Gleba studierte Geschichte, Anglistik und Pädagogik an der RuhrUniversität Bochum. Sie wurde dort 1988 mit einer Arbeit zum Thema des Gemeindebegriffs in innerstädtischen Auseinandersetzungen des 14. und 15. Jahrhunderts promoviert, 1997 habilitierte sie sich zur spätmittelalterlichen Reformpraxis in westfälischen Frauenklöstern. Während ihrer Zeit als wissenschaftlicher Mitarbeiterin und Lehrstuhlvertreterin an den Universitäten Osnabrück und Rostock von 2005–2016 wendete sie sich den verschiedenen Typen mittelalterlicher Rechnungsbücher zu. Zu ihren Publikationen zählen der Band zu Klöster und Orden im Mittelalter (4. Aufl. 2011), „Summa summarum. Spätmittelalterliche Wirtschaftsnachrichten und Rechnungsbücher des Osnabrücker Klosters Gertrudenberg – Transkription und Kommentar“ (mit Ilse Eberhardt, 2011) sowie der Tagungsband „Wirtschafts- und Rechnungsbücher

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Autorinnen und Autoren

des Mittelalters und der Frühen Neuzeit. Formen und Methoden der Rechnungslegung: Städte, Klöster, Kaufleute“ (Hrsg., mit Nils Petersen, 2015). Carsten Jahnke ist seit 2008 Associate Professor für mittelalterliche Geschichte am SAXO-Institut der Universität Kopenhagen. Seine Forschungsschwerpunkte sind die Wirtschafts- und Sozialgeschichte Nordeuropas sowie die Geschichte der Hanse. Die jüngsten Veröffentlichungen sind die „Die Hanse“ (2015) sowie die Bruderschaftslisten der Lübecker Kaufmannsbruderschaften (in Vorbereitung). Joachim Laczny studierte Geschichtswissenschaft, Geografie, Volkskunde und Hochschuldidaktik an den Universitäten in Hamburg, Galway und Tel Aviv. Von 2010 bis 2016 war er als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Historischen Seminar der Universität Hamburg tätig. Er promoviert zur Thematik der „Verwaltung und Finanzen des Deutschen Ordens im Ordensland Preußen nach dem 2. Thorner Frieden (ab 1466)“. Jürgen Sarnowsky ist seit 1996 Professor für mittelalterliche Geschichte am Historischen Seminar der Universität Hamburg. Seine Forschungsschwerpunkte sind die geistlichen Ritterorden, die Hanse-, Stadt- und Bildungsgeschichte, England, die Geschichte der Entdeckungen und digitale Editionen. Die jüngsten Veröffentlichungen sind „Die Erkundung der Welt. Die großen Entdeckungsreisen von Marco Polo bis Alexander von Humboldt“ (2015) und „Amtsbücher des Deutschen Ordens um 1450. Pflegeamt zu Seehesten und Vogtei zu Leipe“ (mit Cordula A. Franzke, 2015). Georg Vogeler ist seit 2016 Professor für Digital Humanities am Zentrum für Informationsmodellierung – Austrian Centre for Digital Humanities – der Universität Graz. Er studierte, promovierte („Spätmittelalterliche Steuerbücher – Form und Funktion“) und habilitierte sich („Die Urkunden Friedrichs II. (1194–1250) zwischen Rechtstitel und Herrschaftssymbol. Studien zum Umgang der Empfänger in Italien mit den Verfügungen des Herrschers“) in den Historischen Hilfswissenschaften. Seine Forschungsschwerpunkte sind Digitale Edition, spätmittelalterliches Verwaltungsschriftgut, Kaiser Friedrich II. und Digitale Diplomatik. Simone Würz studierte Mittlere und Neuere Geschichte und Buchwissenschaft an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU). Von 2009 bis 2014 war sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Akademie der Wissenschaften und der Literatur j Mainz im Projekt „Regesta Imperii“ beschäftigt und dort für die verschiedenen Aufgabenbereiche der „Regesta Imperii Online“ zuständig. Seit

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2010 war sie mit Unterbrechungen für den Forschungsschwerpunkt Historische Kulturwissenschaften an der JGU tätig und dort unter anderem mit der Konzeption einer digitalen Edition der Augsburger Stadtrechnungsbücher sowie dem Aufbau einer virtuellen Forschungsinfrastruktur betraut. Seit 2014 ist sie als Editorin im DFG-geförderten Projekt „Die Augsburger Baumeisterbücher : digitale Edition, Kommentar und Präsentation der mittelalterlichen Stadtrechnungen von 1320 bis 1466“ beschäftigt.