Konjunkturkrisen im Sozialismus: Eine ordnungstheoretische Analyse [Reprint 2019 ed.] 9783110511086, 9783828252905

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150 21 14MB

German Pages 220 [224] Year 1985

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Konjunkturkrisen im Sozialismus: Eine ordnungstheoretische Analyse [Reprint 2019 ed.]
 9783110511086, 9783828252905

Table of contents :
Vorwort
Inhalt
Abbildungsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
Einleitung
Kapitel I. Zur These vom Zusammenbruch des marktwirtschaftlichen Systems
Kapitel II. Das Modell der Zentralverwaltungswirtschaft und die Frage nach den Konjunkturschwankungen
Kapitel III. Die Frage nach Aktivitätsschwankungen in der Realität von Zentralverwaltungswirtschaften
Kapitel IV. Ansätze zur Erklärung der Konjunkturschwankungen in Zentralverwaltungswirtschaften
Kapitel V. Ordnungs- und prozeßtheoretische Analyse der Aktivitätsschwankungen in Zentralverwaltungswirtschaften
Kapitel VI. Konjunkturpolitik in den zentralgeleiteten Wirtschaften
Anhang
Literaturverzeichnis
Personenregister
Sachregister

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S. Paraskewopoulos Konjunkturkrisen im Sozialismus

Schriften zum Vergleich von Wirtschaftsordnungen

Herausgegeben von Prof. Dr. G. Gutmann, Köln Dr. H. Hamel, Marburg Prof. Dr. K. Pleyer, Köln Prof. Dr. A. Schuller, Marburg

Unter Mitwirkung von Prof. Prof. Prof. Prof. Prof.

Dr. Dr. Dr. Dr. Dr.

I. Bog, Marburg D. Cassel, Duisburg H. G. Krusselberg, Marburg H.-J. Thieme, Bochum U. Wagner, Pforzheim

Redaktion: Dr. Hannelore Hamel

Heft 37: Konjunkturkrisen im Sozialismus

.SEMPER , ,B0N1SI AKTIBUSV,

Gustav Fischer Verlag • Stuttgart • New York - 1 9 8 5

Konjunkturkrisen im Sozialismus

Eine ordnungstheoretische Analyse Von Dr. Spiridon Paraskewopoulos

34 Abbildungen und 21 Tabellen

Gustav Fischer Verlag • Stuttgart • New York - 1 9 8 5

Anschrift des Autors: Dr. S p i r i d o n P a r a s k e w o p o u l o s Staatswissenschafthches Seminar d e r U n i v e r s i t ä t zu K ö l n Albertus-Magnus-Platz 5 0 0 0 Köln 41

ClP-Kurztitelaufnahme der Deutschen Bibliothek Paraskewopoulos, Spiridon. Konjunkturkrisen im Sozialismus: e. ordnungstheoret. Analyse / von Spiridon Paraskewopoulos. - Stuttgart; New York: Fischer, 1985 (Schriften zum Vergleich von Wirtschaftsordnungen; H. 37) ISBN 3-4*7-50290-5 NE: GT

© Gustav Fischer Verlag Stuttgart New York 1985 Wollgrasweg 49, 7000 Stuttgart 70 (Hohenheim) Alle Rechte vorbehalten Als Habilitationsschrift auf Empfehlung des Staatswissenschaftlichen Seminars der Universität Köln gedruckt mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft Satz: Typobauer Filmsatz G m b H , Ostfildern Druck: Offsetdruckerei Karl Grammlich, Pliezhausen Einband: Großbuchbinderei Clemens Maier, Echterdingen Printed in Germany

ISBN 3-437-50290-5 ISSN 0582-0243

Vorwort Mit dieser Arbeit wird eine Thematik aufgegriffen, die in den Wirtschaftswissenschaften bisher mehr oder weniger für nicht existent gehalten wurde und demzufolge kaum Gegenstand der wissenschaftlichen Forschung gewesen ist. Für diese Tatsache gibt es zwei unterschiedliche M o m e n t e . Z u m einen werden Konjunkturen als Phänomene lediglich von Marktwirtschaften interpretiert. Die herrschende Vorstellung geht davon aus, daß in Zentralverwaltungswirtschaften die Planungs- und Lenkungsinstanzen in der Lage seien, Friktionen der wirtschaftlichen Entwicklung durch planmäßige Umlenkung der Produktionsfaktoren in kürzester Frist zu beheben. Kumulative Prozesse der Nachfrageentwicklung nach oben oder nach unten seien nicht zu befürchten, da die Planbehörden Höhe und Entwicklung der Einkommen planmäßig bestimmen könnten. Dies führte dazu, daß das Augenmerk der wissenschaftlichen Forschung, mit A u s n a h m e einiger weniger rudimentärer Ansätze, nicht auf das Konjunkturphänomen im Kontext mit Zentralverwaltungswirtschaften gerichtet war. Z u m anderen wird aus der Sicht der marxistischen Politökonomie gefolgert, daß Konjunkturen dem real existierenden Sozialismus wesensfremd seien, weil in einer sozialistischen Wirtschaft das «Gesetz der planmäßigen (proportionalen) Entwicklung der Volkswirtschaft» gelte. Dies führe dazu, daß sich im Sozialismus, unabhängig vom Bewußtsein und den Wünschen der Menschen, die Volkswirtschaft planmäßig und krisenfrei entwickle. Dies sei der größte Vorzug des Sozialismus gegenüber d e m Kapitalismus, denn der Sozialismus sichere eine für die bürgerliche Ordnung unerreichbare Einsparung an Mitteln und eröffne alle Möglichkeiten für ununterbrochenes, schnelles und allseitiges Wachstum der Produktion im Interesse der Volksmassen. Das Hauptanliegen dieser Arbeit war es, zu analysieren, ob die zitierten und weit verbreiteten Vorstellungen von der Krisenlosigkeit der Wirtschaftsentwicklung im Sozialismus einer kritischen Prüfung standhalten konnten. Die vorliegende Arbeit wurde unter dem Titel «Konjunkturschwankungen in Zentralverwaltungswirtschaften» im Sommersemester 1983 von der Wirtschaftsund Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität zu Köln als Habilitationsschrift a n g e n o m m e n . Für die Entstehung dieser Arbeit und für wertvolle Anregungen habe ich insbesondere meinem verehrten Lehrer, Herrn Prof. Dr. Gernot Gutmann, und meinem Kollegen, Herrn Dr. Werner Klein, zu danken. Besonderen Dank schulde ich auch Frau Prof. Dr. Eva Bössmann, Herrn Prof. Dr. Werner Giith und Frau Dr. H e d w i g L a m o u r o u x , die mich auf Ungenauigkeiten der Arbeit a u f m e r k s a m g e m a c h t haben. Verbleibende Schwächen gehen natürlich allein zu meinen Lasten. - Danken möchte ich auch Frau Dipl.-Volkswirt Barbara Breuer für die mühevolle Arbeit bei der Anfertigung von Tabellen, Zeichnungen und ihre Hilfe bei der Aufarbeitung des Manuskripts. Ebenso danke ich Frau Irmgard Fichtner für die Mithilfe beim Schreiben des Manuskripts und nicht zuletzt meiner lieben Frau für ihre Geduld und ihr Verständnis während dieser Zeit sowie für das sorgfältige Lesen der Korrekturen. Der Deutschen Forschungsgemeinschaft danke ich dafür, daß sie die Veröffentlichung finanziell ermöglicht hat. Mein Dank richtet sich schließlich auch an Herrn Prof. Dr. Gernot Gutmann, Frau Dr. Hannelore Hamel, Herrn Prof. Dr. Klemens Pleyer und Herrn Prof. Alfred

V

Schuller, die so freundlich waren, diese Arbeit in die von ihnen herausgegebene Schriftenreihe aufzunehmen. Köln, im Frühling 1 9 8 5

VI

Spindon Paraskewopoulos

Inhalt Abbildungsverzeichnis

XI

Tabellenverzeichnis

XIII

Einleitung

1

KAPITEL I

Zur These vom Zusammenbruch des marktwirtschaftlichen Systems 1. Geschichtsphilosophische Prämissen

5

2. Tendenzieller Fall der Profitrate als Krisenursache a. Die theoretische Begründung der Krise b. Die Zwangsläufigkeit der Krise c. Die T h e s e von der relativen Überbevölkerung

6 6 9 11

3. Die Unterkonsumtion als Ursache der Krise

12

4. Ergebnis

14

K A P I T E L II

Das Modell der Zentralverwaltungswirtschaft und die Frage nach den Konjunkturschwankungen 1. Erste Modellvariante

17

2. Zweite Modellvariante

20

KAPITEL

III

Die Frage nach Aktivitätsschwankungen in der Realität von Zentralverwaltungswirtschaften 1. Probleme der statistischen Erfassung

31

2. Das empirische Bild der Aktivitätsschwankungen in der Literatur

33

3. Ergebnis

52

KAPITEL

IV

Ansätze zur Erklärung der Konjunkturschwankungen in Zentralverwaltungswirtschaften 1. Exkurs: Allgemeiner Uberblick über konjunkturtheoretische Ansätze . .

56

2. Erklärungshypothesen über Konjunkturschwankungen in der Zentralverwaltungswirtschaft a. D e r Ansatz von J. H. G. Olivera b. Die Ansätze von J . Goldmann, E. Zaleski und H. Olsienkiewicz c. D e r Ansatz von N. Cobeljic und R. Stojanovic d. D e r Reinvestitionsansatz von A. Notkin und O. Lange e. Geldtheoretischer Erklärungsversuch f. D e r politökonomische Erklärungsansatz von L. B. Brainard

58 58 60 65 66 67 70

...

VII

g. Das Planungs- und Produktionsverhalten als Erklärungshypothese . . 3. Kritische Würdigung der Ansätze

73 76

KAPITEL V Ordnungs- und prozeßtheoretische Analyse der Aktivitätsschwankungen in Zentralverwaltungswirtschaften

85

1. Ursachen für Interessengegensätze zwischen der politischen Führung und den ausführenden Wirtschaftssubjekten a. Soziale und politische Ursachen b. O r g a n i s a t i o n - und informationstechnische Ursachen c. Ö k o n o m i s c h e Ursachen

86 86 91 96

2. Konjunkturschwankungen als systemimmanente Erscheinung zentralgeleiteter Wirtschaftssysteme

101

3. Investitionen und Konjunkturbewegung

109

4. Aktivitätsschwankungen unter modelltheoretischem Aspekt a. Das allgemeine Gleichgewicht und das Plangleichgewicht b. Plangleichgewicht bei Zielidentität c. Die Realisierung des Plangleichgewichts bei Interessengegensätzen d. Formale Ableitung der Wachstumsentwicklung e. Abschließende Bemerkungen

115 115 118 131 138 145

.

KAPITEL V I Konjunkturpolitik in den zentralgeleiteten Wirtschaften 1. Allgemeine Bemerkungen

147

2. Stabilisierungspolitik am Beispiel der D D R a. Die erste Phase von 1949 bis 1 9 6 2 b. Die zweite Phase von 1963 bis 1 9 6 7 c. Die dritte Phase von 1967 bis 1 9 7 0

148 148 152 154

3. Systemkonforme Stabilisierungspolitik

157

Anhang

161

Tab. I:

Index des produzierten Nationaleinkommens 1 9 5 5 - 1 9 7 7 auf der Basis vergleichbarer Preise des jeweiligen Landes ( 1 9 7 0 = 100)

163

Tab. II:

Jährliche Änderungsraten des Nationaleinkommens von 1 9 5 6 - 1 9 7 7 , v.H

164

Tab. III:

Index der industriellen Produktion 1 9 5 1 - 1 9 7 8 auf der Basis vergleichbarer Preise des jeweiligen Landes ( 1 9 7 0 = 100) . . . .

165

Tab. IV:

Jährliche Änderungsraten der industriellen Produktion 1 9 5 2 - 1 9 7 8 , v.H

166

Tab. V :

Indexzahlen der Energieproduktion (Elektrizität, Gas, Dampf, Wasser) 1 9 5 1 - 1 9 7 7 ( 1 9 7 0 = 100)

167

Tab. VI:

Jährliche Änderungsraten der Energieproduktion (Elektrizität, Gas, Dampf, Wasser) 1 9 5 2 - 1 9 7 7 , v.H

168

VIII

Tab. V I I :

Entwicklung der Gesamtinvestitionen in der D D R ( 1 9 4 9 - 1 9 7 8 ) in Millionen Mark, in vergleichbaren Preisen (Basis 1 9 7 5 ) . . .

Abb. I:

Jährliche Änderungsraten des Nationaleinkommens, der

169

industriellen Produktion und der Energieproduktion in Bulgarien ( 1 9 5 2 - 1 9 7 6 ) , v.H

170

Abb. II:

Jährliche Änderungsraten des Nationaleinkommens, der industriellen Produktion und der Energieproduktion in der C S S R ( 1 9 5 2 - 1 9 7 6 ) , v.H

170

Abb. III:

Jährliche Änderungsraten des Nationaleinkommens, der Gesamtinvestitionen, der industriellen Produktion und der Energieproduktion in der D D R ( 1 9 5 2 - 1 9 7 6 ) , v.H

171

Abb. I V :

Jährliche Änderungsraten des Nationaleinkommens, der industriellen Produktion und der Energieproduktion in Polen ( 1 9 5 2 - 1 9 7 6 ) , v.H

171

Abb. V :

Jährliche Änderungsraten des Nationaleinkommens, der industriellen Produktion und der Energieproduktion in Rumänien 1 9 5 2 - 1 9 7 6 ) , v.H

172

Abb. V I :

Jährliche Änderungsraten des Nationaleinkommens, der industriellen Produktion und der Energieproduktion in der U d S S R ( 1 9 5 2 - 1 9 7 6 ) , v.H

172

Abb. V I I :

Jährliche Änderungsraten des Nationaleinkommens, der industriellen Produktion und der Energieproduktion in Ungarn ( 1 9 5 2 - 1 9 7 6 ) , v.H

173

Tab. VIII:

4. Zahlenbeispiel (Teil 1 - 5 )

174

Abb. VIII:

4. Zahlenbeispiel

179

Tab. I X :

5. Zahlenbeispiel (Teil 1 - 4 )

180

Abb. I X :

5. Zahlenbeispiel

184

Tab. X :

6. Zahlenbeispiel (Teil 1 - 3 )

185

Abb. X :

4. Zahlenbeispiel

187

Literatur

189

Personenregister

195

Sachregister

197

IX

Abbildungsverzeichnis

Abb. 1:

D i a g r a m m optimaler Tauschrelationen

21

Abb. 2:

D i a g r a m m optimaler Produktionsmöglichkeiten

24

Abb. 3:

Jährliche Änderungsraten des produzierten N a t i o n a l e i n k o m m e n s der D D R

32

Abb. 4:

Änderungsraten der industriellen Produktion in der U d S S R ( 1 9 1 9 - 1 9 4 0 ) , v.H

34

Abb. 5:

Änderungsraten der Investitionen und der Gütererzeugung in den Produktionsmittelindustrien sowie die absoluten Veränderungen der Lagerbestände in der C S S R ( 1 9 5 0 - 1 9 6 7 )

35

Abb. 6:

Änderungsraten der industiellen Produktion ( 1 9 5 0 - 1 9 6 4 ) , v.H

36

Abb. 7:

Änderungsraten der Gesamtinvestitionen und der industriellen Produktion in der U d S S R ( 1 9 2 8 - 1 9 4 0 ) , v.H

38

Abb. 8a:

Änderungsraten der Gesamtinvestitionen, der industriellen Produktion und des Nationaleinkommens in der U d S S R ( 1 9 4 8 - 1 9 6 3 ) , v.H

39

Abb. 8b:

Änderungsraten der Gesamtinvestitionen, der industriellen Produktion und des Nationaleinkommens in Polen ( 1 9 5 0 - 1 9 6 3 ) , v.H

39

Abb. 8c:

Änderungsraten der Gesamtinvestitionen, der industriellen Produktion und des N a t i o n a l e i n k o m m e n s in der C S S R ( 1 9 5 0 - 1 9 6 3 ) , v.H

40

Abb. 9:

Tatsächliche und geplante Änderungsraten des Nationale i n k o m m e n s in der Sowjetunion ( 1 9 5 1 - 1 9 6 8 ) , v.H

41

Abb. 10:

Tatsächliche und geplante Änderungsraten der zentralisierten

Abb. 11:

Tatsächliche und geplante Änderungsraten des G e w i n n s in der Sowjetunion ( 1 9 5 5 - 1 9 6 8 ) , v.H

42

Abb. 12:

Tatsächliche und geplante Änderungsraten der industriellen Bruttoproduktion in der Sowjetunion ( 1 9 5 1 - 1 9 6 8 ) , v.H

43

Abb. 13:

Tatsächliche und geplante Änderungsraten der Budgeteinnahmen in der Sowjetunion ( 1 9 5 5 - 1 9 6 8 ) , v.H

43

Abb. 14:

Tatsächliche und geplante Änderungsraten der Budgetausgaben in der Sowjetunion ( 1 9 5 0 - 1 9 6 8 ) , v.H

44

Abb. 15:

Jährliche Änderungsraten der gesamten Bruttoanlageinvestitionen und des verwendeten N a t i o n a l e i n k o m m e n s in Polen ( 1 9 5 0 - 1 9 7 6 ) , v.H

45

Jährliche Änderungsraten des N a t i o n a l e i n k o m m e n s und der Investitionen in der C S S R ( 1 9 4 9 - 1 9 7 3 ) , v.H

47

Kapitalinvestitionen in der Sowjetunion ( 1 9 5 5 - 1 9 6 8 ) , v. H.

Abb. 16:

.. .

Abb. 17a: Änderungsraten des N a t i o n a l e i n k o m m e n s und der industriellen Bruttoproduktion in der Sowjetunion ( 1 9 2 8 - 1 9 6 6 )

42

50

XI

Abb. 17b: Änderungsraten der landwirtschaftlichen Bruttoproduktion und der Investitionen in der Sowjetunion (1931-1966) Abb. 18: Entwicklung der Geldmenge in Polen und in der D D R (jährliche Änderungsraten) Abb. 19: Entwicklung der Umlaufgeschwindigkeit in Polen und in der D D R Abb. 20: Geplante und tatsächliche jährliche Änderungsraten der industriellen Produktion in der UdSSR (1951-1978), v.H Abb. 21:

50 69 70 74

Abb. 23:

Änderungsraten der gesamtwirtschaftlichen Bruttoproduktion und der Bruttoinvestitionen in der UdSSR (1951-1976), v.H. . Änderungsraten des aus dem Zahlenbeispiel errechneten Nationaleinkommens, v.H Änderungsraten des Nationaleinkommens, v.H

126 128

Abb. 24:

Änderungsraten des Nationaleinkommens, v.H

129

Abb. 22:

XII

81

Tabellenverzeichnis Tab. 1:

J ä h r l i c h e Änderungsraten des produzierten N a t i o n a l e i n k o m m e n s der D D R in vergleichbaren Preisen ( 1 9 6 1 - 1 9 7 9 )

32

Tab. 2 :

J ä h r l i c h e Änderungsraten der sowjetischen industriellen Produktion 1 9 1 9 - 1 9 4 0 (nach dem Gosplan und nach dem Sowjetischen Statistischen Amt)

34

Tab. 3 :

Jährliche Änderungsraten der industriellen Produktion in Polen, Ungarn und der D D R ( 1 9 5 0 - 1 9 6 4 )

36

Tab. 4 :

Jährliche Änderungsraten der Gesamtinvestitionen und der industriellen Produktion der Sowjetunion für die Periode 1 9 2 8 - 1 9 4 0 in v.H

37

Tab. 5 :

Jährliche Änderungsraten der Gesamtinvestitionen, der industriellen Produktion und des N a t i o n a l e i n k o m m e n s in der Sowjetunion, Polen und der C S S R ( 1 9 4 8 - 1 9 6 3 )

38

Tab. 6 :

Änderungsraten des produzierten N a t i o n a l e i n k o m m e n s auf der Basis vergleichbarer Preise des jeweiligen Landes ( 1 9 6 1 - 1 9 7 4 ) in v.H

44

Tab. 7 :

Änderungsraten des N a t i o n a l e i n k o m m e n s und der Investitionen in der t S S R ( 1 9 4 9 - 1 9 7 3 ) in v.H

46

Tab. 8 :

Änderungsraten des N a t i o n a l e i n k o m m e n s , der industriellen B r u t t o p r o d u k t i o n , der landwirtschaftlichen Bruttoproduktion und der Investitionen in der Sowjetunion ( 1 9 2 8 - 1 9 6 6 ) , v.H. . .

49

Tab. 9 :

1. Zahlenbeispiel

125

Tab. 1 0 :

2. Zahlenbeispiel

127

Tab. 1 1 :

3. Zahlenbeispiel

130

XIII

Einleitung 1. E r f a h r u n g s o b j e k t der K o n j u n k t u r t h e o r i e ist in e i n e m w e i t e r e n S i n n e der v o l k s w i r t s c h a f t l i c h e G e s a m t p r o z e ß , im e n g e r e n d a g e g e n die S c h w a n k u n g e n der w i r t s c h a f t l i c h e n Aktivitäten und deren p e r i o d i s c h e W i e d e r k e h r . Ihr E r k l ä r u n g s z i e l ist es, die U r s a c h e n zu e r f o r s c h e n , die das E r f a h r u n g s b i l d von gleichförmig lind periodisch wiederkehrenden A k t i v i t ä t s s c h w a n k u n g e n in e i n e r W i r t s c h a f t h e r v o r r u fen. D i e E x i s t e n z e i n e s s o l c h e n P h ä n o m e n s ist allerdings in der G e s c h i c h t e der K o n j u n k t u r f o r s c h u n g u m s t r i t t e n . D i e Feststellung, d a ß das E r f a h r u n g s b i l d einer streng p e r i o d i s c h e n W i e d e r k e h r g l e i c h a r t i g e r Z y k l e n in d e r W i r k l i c h k e i t nicht v o r z u f i n d e n ist, 1 hat viele N a t i o n a l ö k o n o m e n dazu v e r a n l a ß t , das B e s t e h e n des K o n j u n k t u r p r o b l e m s als s o l c h e s zu l e u g n e n . N a c h W . E u c k e n z e i c h n e t sich die e m p i r i s c h e K o n j u n k t u r b e w e g u n g d u r c h zahlr e i c h e Unregelmäßigkeiten aus, w e s h a l b e r die w i r t s c h a f t l i c h e n A k t i v i t ä t s s c h w a n k u n g e n n i c h t als eine g l e i c h f ö r m i g w i e d e r k e h r e n d e E r s c h e i n u n g ansieht. E s sei s o m i t « . . . u n m ö g l i c h , die vielen individuellen K o n j u n k t u r f r a g e n in ein allgem e i n e s K o n j u n k t u r p r o b l e m zu verwandeln»- 5 . Ä h n l i c h ä u ß e r t sich a u c h K. D i e h l , i n d e m er h y p o t h e t i s c h fragt, o b nicht die e x o g e n e n u n d e n d o g e n e n K o n j u n k t u r u r s a c h e n s o vielgestaltig u n d g r ö ß t e n t e i l s g a r n i c h t v o r a u s s e h b a r seien, d a ß daran s c h o n die A u f s t e l l u n g t y p i s c h e r K o n j u n k t u r z y k l e n s c h e i t e r n m ü s s e . ! N a c h F. Lutz führen alle e m p i r i s c h e n U n t e r s u c h u n g e n zu d e m S c h l u ß , « . . . d a ß es den K o n j u n k turzyklus g a r n i c h t gibt» 4 . Als fast a b g e s c h a f f t u n d ü b e r w u n d e n galten für viele K o n j u n k t u r f o r s c h e r in d e n fünfziger u n d s e c h z i g e r J a h r e n die K o n j u n k t u r z y k l e n u n d mit i h n e n a u c h die K o n j u n k t u r t h e o r i e . 1 D i e s e B e i s p i e l e b e l e g e n , d a ß die E x i s t e n z eines K o n j u n k t u r p r o b l e m s im S i n n e von p e r i o d i s c h w i e d e r k e h r e n d e n W i r t s c h a f t s s c h w a n k u n g e n in e i n e m m a r k t w i r t s c h a f t l i c h e n S y s t e m k e i n e s w e g s von allen N a t i o n a l ö k o n o m e n a k z e p t i e r t wird. B e zweifelt m a n a b e r dieses G r u n d m u s t e r des w i r t s c h a f t l i c h e n Verlaufs, dann entfällt natürlich a u c h die B e g r ü n d u n g für eine e i g e n e K o n j u n k t u r t h e o r i e . Die g e s a m t w i r t s c h a f t l i c h e n S c h w a n k u n g e n , die e m p i r i s c h nicht zu l e u g n e n sind, k ö n n e n d a n n nur vermittels E i n k o m m e n s - , B e s c h ä f t i g u n g s - u n d W a c h s t u m s t h e o r i e n a n a l y s i e r t werden.6 W ü r d e d i e s e I n t e r p r e t a t i o n der w i r t s c h a f t l i c h e n A k t i v i t ä t s s c h w a n k u n g e n allgem e i n a k z e p t i e r t , d a n n hätte m a n w o h l bis h e u t e keine K o n j u n k t u r t h e o r i e e n t w i k kelt. D e r G r u n d , d a ß d e n n o c h k o n j u n k t u r t h e o r e t i s c h e F o r s c h u n g b e t r i e b e n w u r d e u n d wird, w a r und ist die E r k e n n t n i s , d a ß sich w i r t s c h a f t l i c h e A k t i v i t ä t s s c h w a n k u n g e n d u r c h eine A n z a h l g e m e i n s a m e r E i g e n s c h a f t e n a u s z e i c h n e n . 7 S o sah m a n Vgl. W.A. Jöhr, Die Konjunkturschwankungen, Bd. II, Tübingen, Zürich 1952, S. 7. W. Eucken, in: G. Clausing (Hrsg.), Der Stand und die nächste Zukunft der Konjunkturforschung, Festschrift für A. Spiethoff, München 1933, S. 7 4 - 7 8 , hier: S. 75. ' Vgl. K. Diehl, Konjunktur, Konjunkturtheorie, in: Wörterbuch der Volkswirtschaft, Bd. 2, 4. Aufl., Jena 1932, S. 6 0 0 - 6 1 2 , hier: S. 606. 4 F. Lutz, Das Konjunkturproblem in der Nationalökonomie, Jena 1932, S. 164. 1 H.-J. Vosgerau, Konjunkturtheorie, in: Handwörterbuch der Wirtschaftswissenschaft (HdWW), Bd. 4, Stuttgart, New York, Tübingen, Göttingen und Zürich 1978,S. 4 7 8 - 5 0 7 , hier: S. 4 7 8 . h Ebenda. 7 Vgl. W.A. Jöhr, Die Konjunkturschwankungen, a . a . O . , S. 78. 1

2

1

in der W i e d e r k e h r der gleichen Phasen eine der bedeutendsten G e m e i n s a m k e i t e n der K o n j u n k t u r s c h w a n k u n g e n / Diese G e m e i n s a m k e i t e n bestehen vor allem darin, daß die Aktivitätsschwankungen im W e c h s e l p r o z e ß von E x p a n s i o n und Kontraktion sichtbar werden und « . . . daß die E x p a n s i o n s - und Kontraktionsprozesse eine gewisse D a u e r haben und eine obere und untere Grenze nicht überschreiten» 9 . Die Aktivitätsschwankungen ä u ß e r n sich sowohl in qualitativen, statistisch kaum o d e r nur unvollständig erfaßbaren Tatbeständen, wie etwa in den Erwartungen der U n t e r n e h m e r hinsichtlich ihrer Absatzaussichten (günstig, u n g ü n s t i g ) a l s auch in zahlreichen quantitativ faßbaren Kriterien. Als solche werden die Veränderungen der Zahl d e r Beschäftigten, des konsumierten R e a l e i n k o m m e n s , des Sozialprod u k t s , " des N a t i o n a l e i n k o m m e n s 1 2 oder des Preisniveaus" a n g e s e h e n . - S o versucht man im allgemeinen die Notwendigkeit einer K o n j u n k t u r t h e o r i e zu begründen. Dabei ist jedoch nicht zu übersehen, d a ß im R a h m e n der Wirtschaftswissenschaften die K o n j u n k t u r t h e o r i e selbst, wie auch ihr Erklärungsobjekt, das K o n j u n k t u r p h ä n o m e n , « K o n j u n k t u r s c h w a n k u n g e n » unterliegen. Es gibt Z e i t e n , in denen das K o n j u n k t u r p h ä n o m e n und mit ihm die Konjunkturtheorie als überholt gelten und andere, in denen die Betrachtung von K o n j u n k t u r p h ä n o m e n e n und die B e m ü h u n g e n um ihre Erklärung einen A u f s c h w u n g erfahren. Diese Vorstellung von K o n j u n k t u r s c h w a n k u n g e n , verstanden als « . . .mehrjährige S c h w a n k u n g e n der wirtschaftlichen Tätigkeit in einer V o l k s w i r t s c h a f t als G a n z e s , die bei allen Besonderheiten im einzelnen gewisse Regelmäßigkeiten aufweisen» ' 4 , ist entstanden aus dem Erfahrungsbild von Marktwirtschaften. Es stellt sich daher die Frage, o b dieses oder ein ähnliches Erfahrungsbild auch in Zentralverwaltungswirtschaften feststellbar ist. 2 . Für Zentralverwaltungswirtschaften wurde sehr lange nicht nur die Existenz eines K o n j u n k t u r p r o b l e m s bestritten, sondern auch das V o r h a n d e n s e i n wirtschaftlicher Aktivitätsschwankungen überhaupt. Die Wunschvorstellung von einer k o n fliktlosen Entwicklung der sozialistischen Zentralverwaltungswirtschaft hat dazu geführt, d a ß Begriffe wie K o n j u n k t u r und K o n j u n k t u r f o r s c h u n g n o c h nicht einmal in den Wirtschaftslexika dieser Länder zu finden sind. 1 " Selbst westliche Ö k o n o m e n , wie G . Haberler, sind der Ansicht, das Phänomen der wiederkehrenden Aktivitätsschwankungen sei ausschließlich ein M e r k m a l marktwirtschaftlicher, aber nicht zentralverwalteter W i r t s c h a f t s s y s t e m e . A n d e r e Autoren räumen zwar V g l . hierzu G . Haberler, Prosperität und D e p r e s s i o n . Eine t h e o r e t i s c h e U n t e r s u c h u n g d e r K o n j u n k t u r b e w e g u n g e n , T ü b i n g e n , Z ü r i c h 1 9 5 5 , S. 2 4 9 ff. '' W. A. J ö h r , Die K o n j u n k t u r s c h w a n k u n g e n , a . a . O . , S. 7 8 . 1,1 E b e n d a , S. 6 5 . x

" 12

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Vgl. G . Haberler, Prosperität und D e p r e s s i o n , a . a . O . , S. 2 4 9 f f . V g l . A . H . H a n s e n , Fiscal Policy and Business C y c l e s , N e w Y o r k 1 9 4 1 , S. 14. W. S o m b a r t , Die S t ö r u n g e n im deutschen W i r t s c h a f t s l e h e n während der J a h r e 1 9 0 0 ff., in: Schriften des Vereins für Socialpolitik, Bd. 1 1 3 , Leipzig 1 9 0 4 , S. 1 2 1 - 1 3 7 , hier: S. 1 2 2 und I. Fisher, O u r unstable D o l l a r and the S o - c a l l e d Business C y c l e , in: J o u r n a l o f tlie A m e r i can Statistical A s s o c i a t i o n , 1 9 2 5 , S. 1 7 9 ff. H.-J. V o s g e r a u , K o n j u n k t u r t h e o r i e . . ., a . a . O . , S. 4 7 8 . Vgl. J . G o l d m a n n , K o n j u n k t u r und K o n j u n k t u r f o r s c h u n g in einer sozialistischen W i r t schaft, in: K o n j u n k t u r p o l i t i k , Berlin 1 9 6 8 , S. 6 2 - 7 2 , hier: S. 6 2 . V g l . G . Haberler, Business Gycles in a Planned F.conomy, in: C o n f e r e n c e on B u s i n e s s C y c l e s , N e w Y o r k 1 9 4 9 , hrsg. v. National B u r e a u o f E c o n o m i c R e s e a r c h , N e w York 1 9 5 1 , S. 3 7 5 - 3 8 7 .

2

die M ö g l i c h k e i t von durch Planlingsfehler o d e r extern bedingte Störungen verursachten Friktionen ein, die sich sogar strahlenförmig ausbreiten k ö n n t e n , sie schließen aber aus, daß solche Friktionen konjunkturelle o d e r konjunkturähnliche B e w e g u n g e n h a b e n . 1 Diese Auffassung wird damit begründet, d a ß es in der H a n d der Z e n t r a l b e h ö r d e liege, « . . . die Friktionen der zentralgeleiteten W i r t s c h a f t durch eine U m r a n g i e r u n g der Produktionskräfte in kurzer Zeit zu b e h e b e n ; vor allem braucht sie eine kumulative N a c h f r a g e s c h r u m p f u n g , wie sie für den konjunkturellen Niedergang kennzeichnend ist, überhaupt nicht zu befürchten, denn sie b e s t i m m t ja selbst das V o l u m e n der auszuzahlenden E i n k o m m e n » 1 " . G e r a d e diese hier explizit formulierte Behauptung, die Zentrale sei in der Lage, jegliche S t ö r u n g e n des Wirtschaftsablaufs zu korrigieren, e r w e c k t die Vermutung, daß die Vorstellung von der angeblichen Konjunkturfreiheit nicht aus einem empirischen, s o n d e r n aus einem modelltheoretischen Bild der Zentralverwaltungswirtschaft resultiert. Denn die B e o b a c h t u n g statistischer Zahlenreihen des Nationale i n k o m m e n s , der industriellen Produktion, der Investitionen und anderer ö k o n o m i s c h e r G r ö ß e n zeigt, 1 9 d a ß die Zentralverwaltungswirtschaften sowjetischen Typs von Anfang a n keine stetige Entwicklung aufweisen. Hinzu k o m m t noch, daß die S c h w a n k u n g e n der wirtschaftlichen Aktivitäten den Planern erhebliche Schwierigkeiten bereiten. 2 " 3. Damit wird das Ziel der vorliegenden U n t e r s u c h u n g sichtbar. Sollten S t ö r u n gen in den Zentralverwaltungswirtschaften feststellbar sein, die, gesamtwirtschaftlich gesehen, Aktivitätsschwankungen hervorrufen, und sollten diese Störungen bei allen ihren Besonderheiten - auch gewisse Regelmäßigkeiten aufweisen, dann stellt sich nämlich die Frage, inwieweit diese Aktivitätsschwankungen als Konjunkturen o d e r konjunkturähnliche P h ä n o m e n e angesehen werden müssen. W ü r d e man diese Frage bejahen, bestünde die weitere Aufgabe darin, die Ursachen dieser E r s c h e i n u n g e n zu erforschen. Da sich wiederholende wirtschaftliche Aktivitätss c h w a n k u n g e n u n e r w ü n s c h t e Auswirkungen zur Folge haben können, die wirtschaftspolitisch zu bekämpfen sind, ergäbe sich dann a u c h n o c h das Problem zu u n t e r s u c h e n , o b es ein geeignetes konjunkturpolitisches Instrumentarium für Z e n tralverwaltungswirtschaften gibt. Die vorliegende Arbeit n i m m t daher drei Fragen auf: (1) Ist für Zentralverwaltungswirtschaften das K o n j u n k t u r p h ä n o m e n nachweisbar? (2) W i e läßt sich dieses P h ä n o m e n aus der W i r k s a m k e i t spezieller und in der Realität von Zentralverwaltungswirtschaften als dominierend geltender Strukturen ableiten? (3) W e l c h e konjunkturpolitischen M a ß n a h m e n sind notwendig und welche m ö g lich? 4 . U m die erste Frage beantworten zu k ö n n e n , sind k o n k r e t e Erfahrungsbilder der wirtschaftlichen Entwicklung darzustellen. Deren G e w i n n u n g stößt allerdings aus m e h r e r e n Gründen auf Schwierigkeiten. Im G e g e n s a t z zu den marktwirtschaftlichen O r d n u n g e n , für die man in der K o n j u n k t u r f o r s c h u n g seit ihren ersten Anfängen b e m ü h t war, Erfahrungsbilder 1 1S

211

Vgl. W . A . J ö h r , Die K o n j u n k t u r s c h w a n k u n g e n , a . a . O . , S. 6 4 9 . Vgl. e b e n d a . Siehe im A n h a n g Tab. I - V I I , S. 1 6 3 - 1 6 9 . Vgl. J . G o l d m a n n , K o n j u n k t u r und K o n j u n k t u r f o r s c h u n g , a . a . O . , S. 6 2 .

3

konjunktureller Phänomene herauszukristallisieren, handelt es sich bei den Zentralverwaltungswirtschaften sozialistischen Typs um relativ «junge» Organisationsformen des wirtschaftlichen Geschehens. Diese Tatsache schränkt die empirischen Beobachtungsmöglichkeiten sehr ein. Demzufolge waren auch die entsprechenden Impulse, die das Interesse von Konjunkturforschern hätten anregen können, relativ gering. Außerdem bereitet die Ermittlung und Aufbereitung von statistischen Z a h len, die für die Aufstellung von Zeitreihen notwendig sind, hinsichtlich ihrer Exaktheit einige Schwierigkeiten, da sie fast ausschließlich als Meßzahlen veröffentlicht werden. Hinzu k o m m t noch, daß Zahlen, die Auskunft darüber geben, ob P h ä n o m e n e , wie Beschäftigungslosigkeit oder Inflation, vorliegen, entweder überhaupt nicht oder nur in geringem A u s m a ß bekanntgegeben werden. O b w o h l diese Schwierigkeiten existieren, hat es nicht an gelegentlichen Versuchen zur Herausarbeitung solcher Erfahrungsbilder gefehlt. Z u n ä c h s t soll daher die Existenz des Konjunkturphänomens vermittels der von verschiedenen Autoren herausgearbeiteten Erfahrungsbilder dargestellt werden. Einige zusätzliche statistische Zeitreihen verschiedener volkswirtschaftlicher Größen werden dazu ausgewertet. Bei der dann folgenden zweiten Fragestellung geht es vor allem darum, ein gedankliches Modell zu entwickeln, das schrittweise an die Wirklichkeit herangeführt wird. Es gilt hierbei, Einsichten zu gewinnen, die eine Antwort auf die Frage ermöglichen, inwieweit es in Zentralverwaltungswirtschaften systeminhärente Ursachen für die Existenz von Konjunkturen gibt. Die weitere Untersuchung stellt den Versuch dar, eine Antwort auf die dritte Frage hinsichtlich der Notwendigkeit und der Möglichkeit von Konjunkturpolitik in Zentralverwaltungswirtschaften zu finden. 5 . Die Darstellung und Analyse dieser drei Fragenkomplexe geschieht in sechs Kapiteln. Im ersten Kapitel wird die M a r x ' s c h e T h e o r i e kritisch geprüft, mit der nachgewiesen werden soll, daß der aus Konjunkturkrisen abgeleitete Z u s a m m e n b r u c h des marktwirtschaftlichen Systems zwingend ist, und daß daher die Notwendigkeit besteht, eine «krisenlose» Zentralverwaltungswirtschaft zu begründen. - Es folgt im zweiten Kapitel eine modelltheoretische Darstellung der Zentralverwaltungswirtschaft. Sie dient als Ausgangsbasis für die Erforschung der strukturellen Eigenarten des Systems. Die Prämissen dieses Modells werden dann im Sinne einer Annäherung an die Wirklichkeit abgewandelt, um auf diese Weise die Frage nach den Ursachen von Konjunkturschwankungen stellen zu können. - Mit dem Problem der Aktivitätsschwankungen in der Realität der Zentralverwaltungswirtschaften des sowjetischen Typs befaßt sich das dritte Kapitel. - Die verschiedenen Ansätze, mit denen in der Literatur gelegentlich das Konjunkturphänomen in Z e n tralverwaltungswirtschaften erklärt werden soll, werden im vierten Kapitel dargestellt und kritisch gewürdigt. - Im fünften Kapitel erfolgt der Versuch einer ordnungs- und prozeßtheoretischen Analyse des Systems der Zentralverwaltungswirtschaft. Sie dient dem Zweck, plausible Aussagen über systeminhärente Gesetzmäßigkeiten zu gewinnen, die Konjunkturschwankungen verursachen. - Schließlich wird im sechsten Kapitel am Beispiel der D D R gezeigt, wie faktische Wirtschaftspolitik im Sinne von Konjunkturpolitik betrieben wird. Dabei wird auch die Frage nach einer Konjunkturpolitik im Rahmen des Systems der Zentralverwaltungswirtschaft gestellt.

4

Kapitel I Zur These vom Zusammenbruch des marktwirtschaftlichen Systems 1. Geschichtsphilosophische Prämissen

1. Die N o t w e n d i g k e i t , Z e n t r a l v e r w a l t u n g s w i r t s c h a f t e n 7.11 b e g r ü n d e n , wird von m a r x i s t i s c h e n Ö k o n o m e n h a u p t s ä c h l i c h a u s zwei H y p o t h e s e n abgeleitet: - D i e m a r k t w i r t s c h a f t l i c h e (kapitalistische) P r o d u k t i o n s w e i s e e r z e u g e a u f g r u n d des P r i v a t e i g e n t u m s an den P r o d u k t i o n s m i t t e l n und ihres « p l a n l o s e n » C h a r a k ters A n a r c h i e und K r i s e n und führe s c h l i e ß l i c h n o t w e n d i g z u m Z u s a m m e n bruch des gesamten Systems; - die s o z i a l i s t i s c h e P r o d u k t i o n s w e i s e e r m ö g l i c h e hingegen eine p l a n m ä ß i g e , p r o p o r t i o n a l e ( a n a r c h i e - u n d krisenfreie) E n t w i c k l u n g der V o l k s w i r t s c h a f t . 1 D i e e r s t e d i e s e r H y p o t h e s e n und ihr t h e o r e t i s c h e r H i n t e r g r u n d sollen in d i e s e m ersten K a p i t e l kurz kritisch e r l ä u t e r t w e r d e n . D i e zweite H y p o t h e s e ist G e g e n s t a n d der H a u p t t e i l e dieser U n t e r s u c h u n g . 2 . Die e r s t e der b e i d e n g e n a n n t e n H y p o t h e s e n ist ein Produkt der materialistis c h e n G e s c h i c h t s a u f f a s s u n g ü b e r die g e s e l l s c h a f t l i c h e E n t w i c k l u n g , n a c h w e l c h e r die M e n s c h e n im h i s t o r i s c h e n P r o z e ß nicht n u r ihre Produktivkräfte, s o n d e r n a u c h ihre sozialen V e r h ä l t n i s s e e n t w i c k e l n , u n t e r d e n e n sie ö k o n o m i s c h aktiv w e r d e n . 2 D i e s e r A u f f a s s u n g g e m ä ß b e w e g t sich die G e s c h i c h t e der M e n s c h h e i t in e i n e m d i a l e k t i s c h e n D r e i s c h r i t t . Aus e i n e m U r z u s t a n d m e n s c h l i c h e r G e s e l l s c h a f t entfalten sich D i f f e r e n z i e r u n g s p r o z e s s e , die diesen U r z u s t a n d b e s e i t i g e n . D i e neu e n t s t e h e n d e G e s e l l s c h a f t ist von inneren G e g e n s ä t z e n z w i s c h e n Klassen geprägt. D i e G e g e n s ä t z e in einer s o l c h e n G e s e l l s c h a f t w e r d e n als t r e i b e n d e Kraft d e r g e s c h i c h t lichen E n t w i c k l u n g begriffen, die zur A u f h e b u n g dieser G e g e n s ä t z e drängen u n d einen n e u e n Z u s t a n d a l l g e m e i n e r H a r m o n i e herbeiführen.® N a c h M a r x , der s o a r g u m e n t i e r t e , g e h e n die a r b e i t e n d e n M e n s c h e n gesellschaftlich n o t w e n d i g e , v o n i h r e m W i l l e n a b e r n i c h t b e e i n f l u ß b a r e V e r h ä l t n i s s e ein. Er n e n n t sie P r o d u k t i o n s v e r h ä l t n i s s e . Sie bilden seiner M e i n u n g n a c h die ö k o n o m i s c h e S t r u k t u r der G e s e l l s c h a f t , und sie g e b e n zugleich A u s k u n f t ü b e r die jeweiligen E n t w i c k l u n g s s t u f e n d e r materiellen P r o d u k t i v k r ä f t e . « A u f e i n e r g e w i s s e n Stufe

Vgl. Politische Ökonomie, Berlin (O) 1955, S. 4 7 2 und P.M. Sweezy, Theorie der kapitalistischen Entwicklung, Frankfurt/M. 1972, S. 188. 2 Vgl. L. Bress, Das Marxsche Gesetz der Transformation von Gesellschaftsordnungen, in: F. Blaich u.a., Wirtschaftssysteme zwischen Zwangsläufigkeit und Entscheidung, Stuttgart 1971, S. 4 0 - 6 2 , hier: S. 40. ' Vgl. K. R Hensel, Wirtschaftssysteme - Zwangsläufigkeit oder alternative Gestaltung? In: F. Blaich u.a., a . a . O . , S. 3 - 1 3 , hier: S. 4. 1

5

ihrer Entwicklung geraten die materiellen Produktivkräfte der Gesellschaft in W i derspruch mit den v o r h a n d e n e n Produktionsverhältnissen oder, was nur ein juristis c h e r Ausdruck dafür ist, mit den Eigentumsverhältnissen, innerhalb deren sie sich bisher bewegt hatten. Aus Entwicklungsformen der Produktivkräfte schlagen diese Verhältnisse in Fesseln derselben um. Es tritt dann eine E p o c h e sozialer Revolution ein.» 4 M a r x interpretiert die G e s c h i c h t e als einen Prozeß der fortschreitenden Freiheit der M e n s c h e n , wobei jede E p o c h e einen höheren Grad m e n s c h l i c h e r Freiheit repräsentiert. D e r Drang nach i m m e r m e h r Freiheit treibe die M e n s c h e n zur Verwirklichung der absoluten Freiheit in der zunächst n o c h mit M i ß s t ä n d e n behafteten klassenlosen Gesellschaft. 1 Diese T h e s e von der zwangsläufigen Entwicklung der gesellschaftlichen Prozesse versuchen M a r x und seine E p i g o n e n durch eine T h e o r i e der «kapitalistischen» Entwicklung nachzuweisen. Die kapitalistische Produktionsweise ist die Entwicklungsstufe der Gesellschaft, die Gegenstand der marxistischen Betrachtung wird. M a n versuchte zu zeigen, daß die Struktur des Kapitalismus von inneren Konflikten zwischen Klassen geprägt sei, die aber zugleich die treibende Kraft zur Beseitigung der G e g e n s ä t z e werden. Dieser Kampf, der aus dem Konflikt zwischen Produktivkräften und Produktionsverhältnissen entstehe, erzeuge Wirtschaftskrisen, die aus dem W i d e r s p r u c h zwischen den ö k o n o m i s c h - t e c h n i s c h e n M ö g l i c h keiten und der begrenzten Kapitalverwertung hervortreten. 3 . Im marxistischen krisentheoretischen G e b ä u d e kann man zwischen zwei Hauptansätzen unterscheiden. Einmal wird die Entstehung von Wirtschaftskrisen im Z u s a m m e n h a n g mit dem M a r x ' s c h e n «Gesetz» über den tendenziellen Fall der Profitrate erklärt, zum anderen wird die Verursachung der Krise aus d e m Rückgang der K o n s u m n a c h f r a g e abgeleitet.' 1 Beide Ansätze sollen kurz dargestellt und kritisch erläutert w e r d e n .

2. Tendenzieller Fall der Profitrate als Krisenursache a. Die theoretische Begründung der Krise 1. N a c h marxistischer T h e o r i e agieren in der kapitalistischen Gesellschaft zwei Arten von Wirtschaftssubjekten, nämlich abhängige Arbeitskräfte (Arbeiter) und E i g e n t ü m e r des Kapitals (Kapitalisten). D e r Arbeiter verkauft seine Arbeitskraft an den Kapitalisten mit dem Ziel, Geld zu e r w e r b e n , das ausschließlich zum Kauf von K o n s u m g ü t e r n benutzt wird. Die M o t i v a t i o n des Arbeiters, am Wirtschaftsprozeß teilzunehmen, liegt also in dem W u n s c h , Güter zu e r w e r b e n , die für seine Daseinserhaltung und Daseinsgestaltung unentbehrlich sind.

4

6

6

K . M a r x , Z u r Kritik d e r politischen Ö k o n o m i e , Berlin (O) 1 9 7 4 , S. 15. V g l . I. B o g , Ü b e r die Z w a n g s l ä u f i g k e i t g e s e l l s c h a f t l i c h e r Prozesse, in: F. B l a i c h a . a . O . , S. 1 4 - 3 9 , h i e r : S. 3 0 f . V g l . E M . Sweezy, a . a . O . , S. 1 7 6 .

u.a.,

Ein a n d e r e s M o t i v hat j e d o c h d e r Kapitalist. Ihn interessieren n i c h t die K o n s u m g ü t e r als G e b r a u c h s w e r t e , s o n d e r n die T a u s c h w e r t e , die er aus d e m V e r k a u f j e n e r G ü t e r e r z i e l t , die seine I n v e s t i t i o n e n h e r v o r b r a c h t e n . D a m i t wird u n t e r s t e l l t , der Kapitalist w e r d e n u r u m des Kapitals willen (um des T a u s c h w e r t e s willen) im W i r t s c h a f t s p r o z c ß aktiv. D e r G e d a n k e , d a ß a u c h bei d e m K a p i t a l i s t e n letzten E n d e s die K o n s u m t i o n als Z i e l s e t z u n g b e s t e h e n k a n n , wird a b g e l e h n t . Ein s o l c h e s V e r h a l t e n sei mit d e m « W e s e n » d e s Kapitalisten unvereinbar. «Es ist nie zu vergess e n , d a ß es sich bei der kapitalistischen P r o d u k t i o n n i c h t direkt u m G e b r a u c h s w e r t , s o n d e r n u m T a u s c h w e r t h a n d e l t , und speziell u m V e r m e h r u n g des M e h r w e r t s . D i e s e s ist das treibende M o t i v der kapitalistischen P r o d u k t i o n , und es ist e i n e s c h ö n e A u f f a s s u n g , die, u m die W i d e r s p r ü c h e d e r kapitalistischen P r o d u k t i o n w e g z u r ä s o n i c r e n , von der Basis d e s s e l b e n a b s t r a h i e r t und sie zu e i n e r P r o d u k t i o n m a c h t , die a u f die u n m i t t e l b a r e K o n s u m t i o n d e r P r o d u z e n t e n b e r e c h n e t ist.» D i e s e A u s s a g e ist eine w e s e n t l i c h e Prämisse d e r m a r x i s t i s c h e n ö k o n o m i s c h e n Theorie. D a unterstellt w i r d , das M o t i v d e s H a n d e l n s von Kapitalisten sei a u s s c h l i e ß l i c h die V e r m e h r u n g d e s M e h r w e r t s , ist es k o n s e q u e n t , dieses H a n d e l n als a b h ä n g i g v o m G r a d der R e a l i s i e r u n g d i e s e r Z i e l s e t z u n g zu b e t r a c h t e n . D a s Investitionsverhalten d e s Kapitalisten wird s o m i t in A b h ä n g i g k e i t von der E n t w i c k l u n g des M e h r w e r t s g e s e t z t . D i e s soll e t w a s n ä h e r erläutert w e r d e n . 2 . N a c h der m a r x i s t i s c h e n ö k o n o m i s c h e n T h e o r i e b e s t e h t der W e r t e i n e r unter k a p i t a l i s t i s c h e n V e r h ä l t n i s s e n p r o d u z i e r t e n W a r e aus drei B e s t a n d t e i l e n : - a u s d e m W e r t d e s k o n s t a n t e n Kapitals (c) (d. h. a u s d e m W e r t d e s S a c h k a p i t a l s e i n s c h l i e ß l i c h d e m A b s c h r e i b u n g s w e r t - der für die P r o d u k t i o n d i e s e r W a r e e r f o r d e r l i c h u n d in die W a r e e i n g e g a n g e n ist). D i e s e s Kapital wird « k o n s t a n t » g e n a n n t , weil unterstellt wird, d a ß es seine W e r t g r ö ß e im P r o d u k t i o n s p r o z e ß nicht verändert, - a u s d e m W e r t d e r Arbeitskraft (v), variables Kapital g e n a n n t (d. h. a u s der L o h n s u m m e , die für die A r b e i t s k r ä f t e bezahlt wird) u n d - a u s d e m M e h r w e r t (m), a l s o d e m Ü b e r s c h u ß , den die A r b e i t s k r a f t bei ihrem E i n s a t z erzielt h a t . s D e r W e r t e i n e s p r o d u z i e r t e n G u t e s kann d a h e r d u r c h die b e k a n n t e D e f i n i t i o n s gleichung ausgedrückt werden: (1)

Gesamtwert = c + v + m.

D i e s e F o r m e l k a n n zugleich a u f die g e s a m t e n p r o d u z i e r t e n W e r t e e i n e r V o l k s w i r t s c h a f t ü b e r t r a g e n w e r d e n / ' A u s d i e s e r G l e i c h u n g w e r d e n eine R e i h e von a n d e ren D e f i n i t i o n s g l e i c h u n g e n a b g e l e i t e t , die g e m e i n s a m «das a n a l y t i s c h e R ü c k g r a d der M a r x ' s c h e n ö k o n o m i s c h e n T h e o r i e » bilden."1 W i c h t i g für u n s e r e B e t r a c h t u n g sind f o l g e n d e G l e i c h u n g e n : - die G l e i c h u n g d e r M e h r w e r t r a t e (R); sie zeigt das V e r h ä l t n i s von M e h r w e r t (m) z u m v a r i a b l e n Kapital (v):

7 8 9 10

K. Marx, Theorien über den Mehrwert, 2. Teil, Berlin (O) 1968, S. 2 6 6 . Vgl. K. Marx, Das Kapital, Bd. I, Berlin (O) 1976, S. 2 1 3 . Vgl. P.M. Sweezy, a.a.O., S. 82ff. Vgl. ebenda, S. 83.

7

(2)

R =

-

(3)

;

die G l e i c h u n g der organischen Z u s a m m e n s e t z u n g des Kapitals ( O ) ; sie ist ein M a ß für die Beziehung zwischen konstantem und variablem Kapital: O =

-

— v

— v

;

die G l e i c h u n g der Profitrate (P), welche das Verhältnis von M e h r w e r t (m) zum gesamten Kapitalaufwand (c + v) definiert:

Aus den G l e i c h u n g e n (2), (3) und (4) kann man die Gleichung (5)

P = R — - l — ableiten.

Gleichung (5) zeigt die Profitrate in Abhängigkeit von der M e h r w e r t r a t e und der organischen Z u s a m m e n s e t z u n g des K a p i t a l s . " Daraus ist ersichtlich, daß die Abn a h m e der Profitrate (P) durch vier denkbare K o m b i n a t i o n e n möglich ist: - erstens, die M e h r w e r t r a t e bleibt konstant, und die organische Z u s a m m e n s e t zung des Kapitals wird größer, - zweitens, die M e h r w e r t r a t e nimmt ab, und die organische Z u s a m m e n s e t z u n g des Kapitals bleibt konstant, - drittens, die organische Z u s a m m e n s e t z u n g des Kapitals und die M e h r w e r t r a t e n e h m e n zu, aber die M e h r w e r t r a t e nimmt prozentual um weniger zu als die organische Z u s a m m e n s e t z u n g des Kapitals und - viertens, die M e h r w e r t r a t e nimmt prozentual m e h r ab als die organische Z u s a m m e n s e t z u n g des Kapitals. M a r x hat, als er das Gesetz vom tendenziellen Fall der Profitrate entwickelte, die erste und dritte Situation vorausgesetzt. Diese A n n a h m e n sind sogar im M a r x ' sehen System unabdingbar, da der Akkumulationsdrang des Kapitals eine Grundprämisse seines theoretischen Gebäudes ist (Wirtschaften um des Kapitals willen). Akkumulation bedeutet aber im M a r x ' s c h e n S y s t e m relative E r h ö h u n g des konstanten Kapitals (c), was wiederum eine Z u n a h m e der organischen Z u s a m m e n s e t zung des Kapitals zur Folge h a t . ' ' Die Profitrate wird dann im Akkumulationsprozeß fallen, wenn die M e h r w e r t r a t e entweder konstant bleibt oder s c h w ä c h e r wächst als die organische Z u s a m m e n s e t z u n g des Kapitals zunimmt. Das bedeutet: Eine w a c h s e n d e o r g a n i s c h e Z u s a m m e n s e t z u n g des Kapitals, die auch Ausdruck für eine w a c h s e n d e Produktivität der Arbeit ist, führt auch dann zu einer A b n a h m e der Profitrate, wenn die Z u n a h m e des variablen Kapitals (des Reallohns) genau proportional d e m Z u w a c h s der Produktivität der Arbeit verläuft. D a n n nimmt der "

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V g l . P.M. Sweezy, a . a . O . , S. 8 9 und J . Adey, K a p i t a l a k k u m u l a t i o n und Krise des Kapitalismus. E i n e kritische A u s e i n a n d e r s e t z u n g mit einigen V e r s u c h e n zur W i e d e r b e l e b u n g der M a r x s c h e n T h e o r i e d e r kapitalistischen E n t w i c k l u n g , K ö l n 1 9 7 2 , S. 4 3 f. V g l . P.M. Sweezy, a . a . O . , S. 1 7 7 f .

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Arbeiter gleichermaßen wie der Kapitalist an der erhöhten Produktivität seiner Arbeit t e i l . " Diese Entwicklung entspräche jedoch nicht den Interessen der Kapitalisten. Nach M a r x ist die treibende Kraft der kapitalistischen Produktion die Vermehrung des Mehrwerts. 1 4 Demzufolge hat eine Verlangsamung der Erhöhung des Mehrwerts (fallende Profitrate) eine Signalwirkung, die das Akkumulationsverhalten des Kapitalisten ändert, seine Akkumulationsneigung nimmt ab. Die Einschränkung der Investitionstätigkeit des Kapitalisten signalisiert den Beginn der Marx'schen Krise. Wir fassen zusammen: Das Ziel der wirtschaftlichen Tätigkeit des Kapitalisten ist die Vermehrung des Mehrwerts. Dies kann nur geschehen, wenn der gewonnene Mehrwert ständig akkumuliert wird. Die Akkumulation des Mehrwerts bewirkt eine Erhöhung der organischen Zusammensetzung des Kapitals, die bei konstanter oder geringerer Erhöhung der Mehrwertrate zu einer Abnahme der Profitrate führt. Die Abnahme der Profitrate veranlaßt die Kapitalisten, ihre Investitionstätigkeit einzuschränken, wodurch dann die Krise ausgelöst wird.

b. Die Zwangsläufigkeit der Krise 1. Nach der bisherigen Argumentation ist das Fallen der Profitrate Ursache der Wirtschaftskrise. Dies ist unter den gesetzten Prämissen aus der Gleichung (5) leicht ableitbar. Es ist jedoch damit nicht erklärt, warum diese Entwicklung zwingend sein muß. Daher ist die Frage berechtigt, ob es im Rahmen des Marx'schen Theoriegebäudes eine Erklärung für die zwangsläufige Entstehung der Krisen im Zusammenhang mit dem Fall der Profitrate gibt. Aus Gleichung (5) ist der Rückgang der Profitrate im Marx'schen Modell unter der Annahme der zunehmenden organischen Zusammensetzung des Kapitals und der Konstanz bzw. der schwächeren Steigerung der Mehrwertrate abgeleitet worden. Sind diese Prämissen zwingend? M a r x geht von einer zunehmenden organischen Zusammensetzung des Kapitals aus, weil dies der Ausdruck für eine wachsende Produktivität der Arbeit sei, die es dem Kapitalisten erlaubt, die Arbeit zunehmend auszubeuten. Dieses Verhalten leitet er, wie oben erwähnt, aus dem Wesen des Kapitalisten ab. Der Kapitalist wird bei seinen Bemühungen, den Profit zu erhöhen, den gewonnenen Mehrwert ständig akkumulieren, er wird ihn in konstantem (c) und variablem (v) Kapital investieren, wobei die Investitionen in c relativ höher sind als die in v, da der vermehrte Gebrauch von Maschinen den Wert der Arbeit je Einheit des konstanten Kapitals senkt, also die Produktivität der Arbeit erhöht. 1 5 Marx räumt jedoch ein, daß diese Entwicklung auch entgegengesetzt wirken kann, « . . . dieselbe Entwicklung, die die Masse des konstanten Kapitals steigert im Verhältnis zum variablen, vermindert infolge der gesteigerten Produktivitätskraft der Arbeit, den Wert seiner Elemente und verhindert daher, daß der Wert des konstanten Kapitals, obgleich beständig wachsend, im selben Verhältnis wachse wie sein materieller Umfang, d.h. der materielle Umfang der Produktionsmittel, " Vgl. E M . Sweezy, a . a . O . , S. 124. 14 Vgl. K. M a r x , Theorien . . a . a . O . , S. 2 6 6 f . 15 Vgl. E M . Sweezy, a . a . O . , S. 121.

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die von derselben M e n g e Arbeitskraft in B e w e g u n g gesetzt werden. In einzelnen Fällen kann sogar die M a s s e der E l e m e n t e des konstanten Kapitals z u n e h m e n , während sein W e r t gleich bleibt o d e r gar fällt.» 1 6 D e m n a c h kann die organische Z u s a m m e n s e t z u n g des Kapitals konstant bleiben oder sogar a b n e h m e n . U m die T h e s e von der fallenden Profitrate aufrecht zu erhalten, m ü ß t e man dann a n n e h men, daß die M e h r w e r t r a t e fällt. Eine fallende M e h r w e r t r a t e bedeutet j e d o c h , d a ß die R e a l l ö h n e überproportional zur Z u n a h m e der Produktivität der Arbeit steigen. Eine solche Entwicklung stellt die Arbeiter besser als die Kapitalisten. Ein Ergebnis also, das einer Hauptprämisse des M a r x ' s c h e n Systems - das treibende Motiv des Kapitalisten sei die V e r m e h r u n g und die Aneignung des M e h r w e r t s - widersprechen würde. Tritt tatsächlich ein solcher Fall ein, dann ist das Fallen der Profitrate das Ergebnis der Verknappung der Arbeitskräfte, das nicht zwingend zu einer Krise marxistischer Art führen m u ß . 1 2. Auch wenn vorausgesetzt wird, daß die organische Z u s a m m e n s e t z u n g des Kapitals z u n i m m t , ist das Fallen der Profitrate dann möglich, w e n n die M e h r w e r t rate konstant bleibt o d e r s c h w ä c h e r steigt als die organische Z u s a m m e n s e t z u n g des Kapitals. Kann eine s o l c h e Tendenz o h n e weiteres als zwingend angesehen werden? Im R a h m e n des von M a r x konstruierten kapitalistischen Systems ist die H y p o these von einer steigenden Mehrwertrate wahrscheinlicher. D e n n der Kapitalist investiert nur unter günstigen Gewinnerwartungen, und diese sind dann gegeben, wenn die M e h r w e r t r a t e steigt. Nur unter dieser Voraussetzung wird der A k k u m u lationsprozeß fortgesetzt. Steigende M e h r w e r t r a t e bedeutet j e d o c h nicht unbedingt A b n a h m e der Profitrate; dies hängt von der G r ö ß e der Z u n a h m e der M e h r wertrate ab. Ist die Z u n a h m e der M e h r w e r t r a t e kleiner als die Z u n a h m e der organischen Z u s a m m e n s e t z u n g des Kapitals, dann fällt die Profitrate. Ist die Z u n a h m e dagegen g r ö ß e r o d e r gleich, dann steigt die Profitrate o d e r sie bleibt k o n stant. Es gibt keinen sachlichen Grund, der zu der A n n a h m e führen kann, daß eine positive Veränderung der organischen Z u s a m m e n s e t z u n g des Kapitals relativ um soviel g r ö ß e r ist als die Veränderung der M e h r w e r t r a t e . Mit anderen W o r t e n , die Richtung der Veränderung der Profitrate ist unbestimmt. I H Berücksichtigt man j e d o c h , d a ß ein W a c h s t u m der organischen Z u s a m m e n s e t z u n g des Kapitals eine E r h ö h u n g der Produktivität der Arbeit bedeutet und daß (nach M a r x ) eine h ö h e r e Produktivität unweigerlich von einer höheren M e h r w e r t r a t e begleitet wird, dann k ö n n t e man im allgemeinen annehmen, daß die w a c h s e n d e organische Z u s a m mensetzung des Kapitals von einer im gleichen A u s m a ß w a c h s e n d e n M e h r w e r t rate begleitet wird. 1 '' Ist das der Fall, dann bleibt die Profitrate unverändert. Bleibt aber die Profitrate unverändert, dann gibt es für den Kapitalisten keinen G r u n d , sein Akkumulationsverhalten zu verändern. Daraus folgt, d a ß kein zwingender Grund für die Entstehung einer Krise besteht.

16 r IS

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K. M a r x , D a s Kapital, Bd. III, Berlin (O) 1 9 7 6 , S. 2 4 6 . Siehe hier, S. 11. P.M. Sweezy, a . a . O . , S. 1 2 6 . E b e n d a , S. 1 2 5 .

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c. Die T h e s e von der relativen Überbevölkerung 1. U m den N a c h w e i s d e s tendenziellen Falls der Profitrate zu erbringen und d a m i t die z w i n g e n d e U r s a c h e der W i r t s c h a f t s k r i s e a u f z u z e i g e n , hat M a r x einen zusätzlichen Einflußfaktor, n ä m l i c h die relative Ü b e r b e v ö l k e r u n g (die industrielle R e s e r v e a r m e e ) , eingeführt. Die Bildung der industriellen R e s e r v e a r m e e sei d a s E r g e b n i s d e r ständigen A k k u m u l a t i o n in V e r b i n d u n g mit einer w a c h s e n d e n o r g a nischen Z u s a m m e n s e t z u n g d e s Kapitals. Die o r g a n i s c h e Z u s a m m e n s e t z u n g d e s Kapitals w ü r d e nicht z u n e h m e n , wenn eine E r w e i t e r u n g der Produktion a u f eine A k k u m u l a t i o n z u r ü c k z u f ü h r e n wäre, die s o w o h l (c) als a u c h (v) g l e i c h m ä ß i g vergrößert, wenn a l s o kein a r b e i t s s p a r e n d e r technischer Fortschritt stattfindet. Bei einer s o l c h e n A n n a h m e wird der A k k u m u l a t i o n s p r o z e ß s o l a n g e a n d a u e r n , bis alle v e r f ü g b a r e n Arbeitskräfte im P r o d u k t i o n s p r o z e ß eingesetzt sind. Bis zu d i e s e m Punkt w e r d e n die Kapitalisten keine V e r a n l a s s u n g haben, ihr Investitionsverhalten zu ä n d e r n . S o b a l d j e d o c h eine V e r k n a p p u n g der Arbeitskräfte eintritt, w i r d die s t ä n d i g e N a c h f r a g e nach Arbeitskräften eine E r h ö h u n g der L ö h n e nach sich ziehen. D a s Steigen der L ö h n e bedeutet V e r m i n d e r u n g der M e h r w e r t r a t e u n d zugleich S e n k u n g der Profitrate. S o b a l d a l s o « d i e s e A b n a h m e den Punkt b e r ü h r t , w o die d a s Kapital e r n ä h r e n d e M e h r a r b e i t nicht m e h r in n o r m a l e r M e n g e a n g e b o t e n wird, s o tritt eine Reaktion ein. Ein geringerer Teil des R e v e n u e wird kapitalisiert, die A k k u m u l a t i o n erlahmt und die s t e i g e n d e L o h n b e w e g u n g e m p f ä n g t einen G e genschlag.»"" Die R e a k t i o n d e s Kapitalisten auf die E r h ö h u n g der L ö h n e , die zu der relativen o d e r s o g a r absoluten M i n d e r u n g der Profite führt, ist der Beginn der Krise. Allerdings wird der Eintritt d e s für den Kapitalisten u n e r w ü n s c h t e n B e s c h ä f t i g u n g s e n g p a s s e s d u r c h die E i n f ü h r u n g von t e c h n i s c h e m Fortschritt, der von einer E r h ö h u n g der o r g a n i s c h e n Z u s a m m e n s e t z u n g d e s Kapitals begleitet ist, verzögert. D e n n der Kapitalist versucht, bei seiner A k k u m u l a t i o n s t ä t i g k e i t s o l c h e technischen Mittel zu v e r w e n d e n , die relativ i m m e r m e h r Arbeit freisetzen. D a d u r c h bleibt ein s t e i g e n d e r Teil d e r Arbeitskräfte unbeschäftigt, der die industrielle R e s e r v e a r m e e bildet. 2 1 Die K o n k u r r e n z zwischen b e s c h ä f t i g t e n u n d nicht beschäftigten Arbeitskräften s o r g e d a n n dafür, daß die L ö h n e nicht steigen u n d s o m i t keine G e f a h r für die Profitrate entstehe. D i e industrielle R e s e r v e a r m e e d r ü c k t « . . . auf die aktive A r b e i t s a r m e e und hält ihre A n s p r ü c h e . . . im Z a u m . » " A u s einem s o l c h e n Prozeß k ö n n e n j e d o c h im R a h m e n der Prämissen keine Krisen entstehen. 2. D i e Krisen sind für M a r x t r o t z d e m unvermeidlich, da im K a p i t a l i s m u s kein M e c h a n i s m u s existiere, der die A k k u m u l a t i o n s r a t e in V e r b i n d u n g mit d e m technischen Fortschritt so steuere, d a ß keine D i s p r o p o r t i o n a l i t ä t e n z w i s c h e n L ö h n e n und d e m M e h r w e r t einträten. E s sei vielmehr zu erwarten, d a ß mit der A k k u m u l a tion u n d d e r begleitenden E n t w i c k l u n g der Produktivkraft d e r Arbeit die plötzliche E x p a n s i o n s k r a f t des Kapitals mit der F o l g e w a c h s e , d a ß d a s R e s e r v o i r der Reserv e a r m e e erschcipft u n d d a s H i n d e r n i s für die E r h ö h u n g d e r L ö h n e b e s e i t i g t w e r d e . D i e Folge sei d a n n die A b n a h m e d e r Profitrate, die die Krise einleite.

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K. Marx, Das Kapital, Bd. I, a.a.O., S. 649. Vgl. P.M. Sweezy, a.a.O., S. 109. K. Marx, Das Kapital, Bd. I. a.a.O., S. 668. Vgl. ebenda, S. 661.

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D i e Akkumulation gehe zurück, Arbeitskräfte würden freigesetzt, die industrielle R e s e r v e a r m e e beginne wieder zu wachsen. Seien die Arbeitskräfte im Ubermaß vorhanden, dann lohne es sich wieder für die Kapitalisten, zu investieren, da die nicht beschäftigte industrielle R e s e r v e a r m e e im Konkurrenzkampf u m die Arbeitskräfte die L ö h n e nach unten drücke mit der Folge, daß die Profite zu steigen begännen. M a n stellt also fest, daß im Rahmen des M a r x ' s c h e n M o d e l l s die Krise - streng g e n o m m e n - nicht unbedingt eintreten muß. Sie tritt nur dann ein, wenn zusätzlich die A n n a h m e eingeführt wird, d e m Kapitalismus mangele es an einem gleichgewichtigen Koordinationsmechanismus. Aber auch dann können die Krisen der beschriebenen Art die Fortdauer des kapitalistischen S y s t e m s nicht gefährden, da es sich u m normale Konjunkturzyklen handelt. M a r x glaubte allerdings nicht, daß die Krisen als restaurierende Kräfte a n g e s e h e n werden dürfen, sondern als solche, die «in ihrer periodischen Wiederkehr immer drohender die Existenz der ganzen bürgerlichen Gesellschaft in Frage stellen.» 2 4 Diese Schlußfolgerung kann jedoch aus d e m dargestellten Marx'schen Ansatz nicht gezogen werden. Es sei daher im folgenden geprüft, o b die Krisen aus der Unterkonsumtionsthese ableitbar sind.

3. Die Unterkonsumtion als Ursache der Krise 1. Die sich wiederholenden Krisen, wie sie nach den Prämissen des beschriebenen M a r x ' s c h e n M o d e l l s entstehen, stellen offensichtlich keine B e d r o h u n g für die Existenz des kapitalistischen Systems als G a n z e s dar, da sie einen zyklischen Charakter mit den aufeinander folgenden Perioden des N i e d e r g a n g s und des Aufs c h w u n g s haben. Für die Marxisten haben diese Zyklen jedoch keineswegs einen « h a r m o n i s c h e n » Verlauf, sondern sie nehmen eine eskalierende Form an. «Jede Krise bereitet den B o d e n für neue, noch tiefere Krisen vor; infolgedessen wächst mit der Entwicklung des Kapitalismus ihre Z e r s t ö r u n g s k r a f t und Schärfe.» 1 ' Die ständig z u n e h m e n d e Verschärfung der wiederkehrenden Krisen wird damit begründet, daß im Kapitalismus deshalb eine Art von Anarchie zwischen Produktion und Absatz herrsche, weil kein Gesamtplan existiere, der vollständige Kenntnisse über die Proportionen liefere, in denen die verschiedenen Güter produziert werden. 2 6 «Die Erweiterung der Produktion geht ungleichmäßig vor sich, s o daß die alten Proportionen zwischen den Produktionszweigen ständig gestört werden, während sich die Herstellung neuer Proportionen nur elementar durch Übertrag u n g von Kapital aus einem Zweig in den anderen vollzieht. Deshalb ist die Proportionalität zwischen den einzelnen Zweigen eine zufällige Erscheinung, die ständige S t ö r u n g der Proportionalität aber die allgemeine Regel der kapitalistischen Reproduktion.» 2 24 25 26 27

D a s k o m m u n i s t i s c h e Manifest, Ausgewählte Schriften, Bd. I., Berlin (O) 1 9 5 3 , S. 2 9 . Politische Ö k o n o m i e , a . a . O . , S. 247. V g l . P.M. Sweezy, a . a . O . , S. 187ff. Politische Ö k o n o m i e , a . a . O . , S. 243.

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D e r a n a r c h i s c h e und p l a n l o s e C h a r a k t e r der kapitalistischen P r o d u k t i o n sei a l s o die U r s a c h e für die E n t s t e h u n g von D i s p r o p o r t i o n a l i t ä t e n , die letzten E n d e s Disproportionalitäten zwischen K o n s u m t i o n und Produktion seien. Sie führen d a n n zu s t ä n d i g sich v e r s c h ä r f e n d e n Absatzkrisen. Ist diese T h e s e a u s d e m marxistischen T h e o r i e g e b ä u d e ableitbar? 2. O b w o h l auch M a r x i s t e n der M e i n u n g sind, jede P r o d u k t i o n verfehle ihren Sinn, w e n n sie nicht auf ein b e s t i m m t e s Ziel in der K o n s u m t i o n abgestellt wäre, 2 i i wird t r o t z d e m unterstellt, d a ß im K a p i t a l i s m u s die Produktion o h n e R ü c k s i c h t auf die K o n s u m t i o n a u s g e d e h n t wird. «Es sei nie zu vergessen, d a ß es sich bei der kapitalistischen Produktion nicht direkt u m G e b r a u c h s w e r t , s o n d e r n u m T a u s c h wert handelt und speziell u m V e r m e h r u n g d e s M e h r w e r t s . » " ' D i e s e r Sachverhalt wird als der grundsätzliche W i d e r s p r u c h d e s K a p i t a l i s m u s bezeichnet. Er f ü h r e zu einer D e s o r i e n t i e r u n g d e r Produktion von der K o n s u m t i o n mit der Folge der U b e r p r o d u k t i o n . Sie sei d a s Ergebnis einer von d e m Verhalten der Kapitalisten h e r b e i g e f ü h r t e n U n t e r k o n s u m t i o n . D i e s e T h e s e wird wie folgt abgeleitet: D i e bew e g e n d e Kraft des K a p i t a l i s m u s sei - wie o b e n dargelegt - der T r e n d zur ständigen A k k u m u l a t i o n des M e h r w e r t s . Dieser Trend führe dahin, daß, m i t A u s n a h m e eines kleinen Teils des M e h r w e r t s , der von den Kapitalisten k o n s u m i e r t wird, ein Teil für die E r w e i t e r u n g d e s k o n s t a n t e n u n d ein Teil für die E r w e i t e r u n g des variablen Kapitals v e r w e n d e t werde. In d i e s e m Prozeß w a c h s e n sowohl die P r o d u k t i o n s m ö g lichkeiten (das konstante Kapital) als a u c h die K o n s u m t i o n , da d a s variable Kapital ( E i n k o m m e n der B e s c h ä f t i g t e n und der K o n s u m der Kapitalisten) mit der A k k u m u l a t i o n z u n e h m e n . D a s Problem der Ü b e r p r o d u k t i o n bzw. U n t e r k o n s u m t i o n w ü r d e nicht entstehen, w e n n m a n , a u s g e h e n d von einer G l e i c h g e w i c h t s s i t u a t i o n z w i s c h e n Produktion u n d K o n s u m t i o n , a n n ä h m e , die P r o d u k t i o n und die K o n s u m n a c h f r a g e würden g l e i c h m ä ß i g w a c h s e n . D a jedoch die kapitalistische Produktion a n a r c h i s c h u n d p l a n l o s vor sich g e h e , k ö n n e es eine s o l c h e p r o p o r t i o n a l e E n t w i c k l u n g nicht g e b e n . V i e l m e h r sei zu erwarten, daß die a b s o l u t e V e r ä n d e r u n g der K o n s u m t i o n kleiner ist als die a b s o l u t e V e r ä n d e r u n g der Produktionsmittelp r o d u k t i o n . D i e s b e d e u t e t , d a ß d a s Verhältnis der W a c h s t u m s r a t e der K o n s u m t i o n zur W a c h s t u m s r a t e der Produktionsmittel i m m e r kleiner wird. '" E s w e r d e a l s o ständig m e h r produziert als a b g e s e t z t w e r d e n könne. G e r a d e d i e s e Schlußfolger u n g , die eine steigende o d e r konstante Profitrate impliziert, steht aber im Widers p r u c h mit d e m G e s e t z v o m tendenziellen Fall der Profitrate. N a c h G l e i c h u n g (1) im dargestellten M a r x ' s c h e n M o d e l l setzt sich der G e s a m t w e r t einer Volkswirtschaft a u s den Werten d e s k o n s t a n t e n K a p i t a l s (c), des variablen Kapitals (v) u n d d e s d u r c h den Einsatz der Arbeit g e s c h a f f e n e n M e h r w e r t s (m) z u s a m m e n . Im A k k u m u l a t i o n s p r o z e ß soll n a c h d e r U n t e r k o n s u m t i o n s t h e s e d e r Anteil d e s Mehrwerts, d e n die Kapitalisten in c investieren, schneller w a c h s e n a l s die Anteile, die in v u n d in den K o n s u m d e r Kapitalisten eingehen. D a r a u s folgt, d a ß die o r g a n i s c h e Z u s a m m e n s e t z u n g des K a p i t a l s z u n i m m t (de > dv). Sie m ü ß t e aber u m wenig e r o d e r u m gleich viel z u n e h m e n wie die M e h r w e r t r a t e . N u r d u r c h ein s o l c h e s W a c h s e n d e s M e h r w e r t s läßt sich im R a h m e n der M a r x ' s c h e n Prämissen v o m S t a n d p u n k t d e s Kapitalisten ein s o l c h e s A k k u m u l a t i o n s v e r h a l t e n rechtfertigen; d e r Kapitalist wird ja nur d a n n einen größeren Teil des M e h r w e r t s in k o n s t a n t e m 28 29

Vgl. E M . Sweezy, a.a.O., S. 208. K. Marx, Theorien . . . , a . a . O . , 266. Vgl. P.M. Sweezy, a.a.O., S. 215.

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Kapital investieren, w e n n er sich dadurch auch einen größeren M e h r w e r t verspricht. E r wird das tun, wenn die Produktivität der Arbeit so steigt, daß die relativ w e n i g e n Arbeitskräfte, die mit relativ m e h r Arbeitsmitteln kombiniert werden ( d v < d c ) ein relatives M e h r an M e h r w e r t schaffen (dm=£dc). Diese Situation ist g e g e b e n , wenn der M e h r w e r t stärker o d e r mindestens genau so stark zunimmt wie das konstante Kapital. N a c h der G l e i c h u n g (5) m u ß dann auch die Profitrate steigen o d e r konstant bleiben. Man kann sogar sagen, daß im Sinne des Kapitalisten die Aufrechterhaltung dieses Prozesses so lange andauert, wie die Profitrate steigt o d e r konstant bleibt. Die stärkere Z u n a h m e des konstanten im Verhältnis zum variablen Kapital vergrößert jedoch langfristig das Angebotspotential, so daß die Absatzschwierigkeiten unter diesen A n n a h m e n unvermeidlich werden. Dadurch k ö n n e n die geplanten Profite nicht realisiert werden. D a r a u s folgt eine Änderung des Akkumulationsverhaltens, wodurch dann die Krise eingeleitet wird. Sie sei das Ergebnis einer kapitalistischen Überproduktionspolitik, die das W a c h s t u m des variablen Kapitals vernachlässige und damit das Nachfragedefizit herbeiführe. N a c h dem G e s e t z vom tendenziellen Fall der Profitrate wird dagegen die Krise durch die V e r k n a p p u n g der Arbeitskräfte ausgelöst. A u c h hier wird unterstellt, daß der Kapitalist m e h r in konstantem als in variablem Kapital investiert. Es wird dabei aber a n g e n o m m e n , daß sich bei dem Akkumulationsprozeß die Beschäftigten die Produktivitätsvorteile der Arbeit mit dem Kapitalisten teilen (konstante M e h r wertrate). Dies ist a u c h der Grund, der zur Senkung der Profitrate führt. D a jedoch der W e r t des variablen Kapitals steigt, n i m m t auch die volkswirtschaftliche N a c h frage zu. Daraus kann jedoch keine U n t e r k o n s u m t i o n s t h e s e abgeleitet werden, es sei denn, man n i m m t an, daß dabei der K o n s u m (der Arbeiter und Kapitalisten) weniger stark w ä c h s t als die Produktionsmöglichkeiten wachsen. Wird dies vorausgesetzt, dann kann die Mehrwertrate nicht konstant b l e i b e n . " Sie m u ß steigen und sogar stärker o d e r im gleichen A u s m a ß wie die o r g a n i s c h e Z u s a m m e n s e t z u n g des Kapitals. Dies führt dann auf keinen Fall zu fallender Profitrate. A u s diesen Überlegungen ergibt sich, daß die H y p o t h e s e vom tendenziellen Fall der Profitrate unvereinbar ist mit der H y p o t h e s e der U n t e r k o n s u m t i o n . Mit anderen W o r t e n : Bei fallender Profitrate kann keine U n t e r k o n s u m t i o n entstehen, und bei der Entstehung der Unterkonsumtion kann es v o r h e r keine fallende Profitrate gegeben h a b e n . D a h e r ist die Behauptung, die Ü b e r p r o d u k t i o n (Unterkonsumtion) werde zusätzlich v o m Fallen der Profitrate verstärkt, nicht begründet.

4. Ergebnis A u s den dargestellten theoretischen Ansätzen des M a r x i s m u s geht hervor, daß die periodischen Krisen unter den spezifischen Prämissen des Modells zwar m ö g lich, aber nicht unbedingt zwingend sind. Die H y p o t h e s e der ständigen Verschärfung der w i e d e r k e h r e n d e n Krisen kann durch die dargestellten Ansätze nicht ge"

D i e M e h r w e r t r a t e k a n n deshalb nicht k o n s t a n t bleiben, weil durch das schnellere W a c h s e n des k o n s t a n t e n Kapitals die Produktivität d e r Arbeit steigt. Dies hat zur Folge, daß bei d e m A k k u m u l a t i o n s p r o z e ß stets dm > dv ist.

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stutzt werden, und erst recht ist daraus keine T h e o r i e für den Z u s a m m e n b r u c h des Kapitalismus abzuleiten. A u ß e r d e m ist a n h a n d der kritischen Darstellung des M a r x ' s c h e n Modells deutlich g e w o r d e n , daß auch unter seinen speziellen Annahmen das E n d e des Kapitalismus nicht zwingend ist. D a h e r erweist sich die anfangs gestellte H y p o t h e s e über den zwingenden Z u s a m m e n b r u c h des Kapitalismus und die spater daraus abgeleitete Notwendigkeit zur Schaffung einer Zentralverwaltungswirtschaft als reine Behauptung. O b w o h l die B e g r ü n d u n g für die Abschaffung des marktwirtschaftlichen Systems, wie oben gezeigt wurde, nicht stichhaltig ist, hat es trotzdem an Versuchen nicht gefehlt, die auf die Schaffung eines solchen Wirtschaftssystems abzielten, das eine planmäßige und proportionale E n t w i c k l u n g der Volkswirtschaft e r m ö g l i c h e n soll. So ist die sozialistische Zentralverwaltungswirtschaft entstanden, die nach M e i n u n g ihrer G r u n d e r die Haupteigenschaft besitzt, eine krisenfreie Entfaltung des Wirtschaftsprozesses zu garantieren. O b dies zutrifft o d e r nicht, soll die Analyse in den Hauptteilen dieser Arbeit zeigen.

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Kapitel II Das Modell der Zentralverwaltungswirtschaft und die Frage nach den Konjunkturschwankungen D i e B e f ü r w o r t e r eines W i r t s c h a f t s s y s t e m s mit zentraler P l a n u n g u n d K o o r d i n a t i o n der ö k o n o m i s c h e n Prozesse g e h e n von der A n n a h m e a u s , d a ß n u r in d i e s e m R a h m e n die « . . . S i c h e r u n g der m a x i m a l e n B e f r i e d i g u n g d e r ständig w a c h s e n d e n m a t e r i e l l e n und kulturellen B e d ü r f n i s s e der g e s a m t e n G e s e l l s c h a f t d u r c h u n u n t e r b r o c h e n e s W a c h s t u m u n d stetige V e r v o l l k o m m n u n g d e r P r o d u k t i o n a u f der Basis d e r h ö c h s t e n t w i c k e l t e n T e c h n i k » 1 e r m ö g l i c h t werden k a n n . D i e E r r e i c h u n g dieser Z i e l e sei s o g a r sicher, da in d i e s e m S y s t e m das G e s e t z v o n der p l a n m ä ß i g e n ( p r o p o r t i o n a l e n ) E n t w i c k l u n g der V o l k s w i r t s c h a f t gelte. In d i e s e m G e s e t z ist implizit e n t h a l t e n , d a ß k o n j u n k t u r e l l e S c h w a n k u n g e n n i c h t a u f t r e t e n k ö n n e n . D i e s e T h e s e v o n der K o n j u n k t u r l o s i g k e i t d e r Z e n t r a l v e r w a l t u n g s w i r t s c h a f t w i r d zun ä c h s t a n h a n d von M o d e l l v a r i a n t e n dieses S y s t e m s geprüft.

1. Erste Modell variante 1 . N a c h W. E u c k e n liegt der T y p u s e i n e r total zentralgeleiteten W i r t s c h a f t dann vor, w e n n alle w i r t s c h a f t l i c h e n Aktivitäten bis z u m letzten D e t a i l von e i n e r E n t s c h e i d u n g s z e n t r a l e g e r e g e l t w e r d e n . 2 D i e s b e d e u t e t , d a ß die H a n d e l n s o r d n u n g im W i r t s c h a f t s s y s t e m s t r e n g n a c h d e n Prinzipien e i n e r O r g a n i s a t i o n a u f g e b a u t ist. D a r i n w e r d e n die v e r f o l g t e n Z i e l e n a c h d e m W i l l e n d e s O r g a n i s a t o r s (der E n t s c h e i d u n g s z e n t r a l e ) g e s t a l t e t , ' der a u c h fähig ist, sie d u r c h z u s e t z e n . D i e O r g a n i s a t i o n s s t r u k t u r dieser vollständig zentralgeleiteten W i r t s c h a f t zeichnet sich d u r c h f o l g e n d e M o d e l l a n n a h m e n a u s : 4 - D i e E n t s c h e i d u n g s z e n t r a l e kann ü b e r s ä m t l i c h e P r o d u k t i o n s m i t t e l der V o l k s w i r t s c h a f t verfügen. -

D i e Z e n t r a l i n s t a n z ist in der L a g e , v o n s ä m t l i c h e n u n t e r g e o r d n e t e n I n s t a n z e n d e r L e n k u n g s o r g a n i s a t i o n j e g l i c h e I n f o r m a t i o n in quantitativer, qualitativer, zeitPolitische Ökonomie, a . a . O . , S. 4 7 1 . Vgl. W. Eucken, Die Grundlagen der Nationalökonomie, Berlin, Heidelberg, New York 1 9 6 5 , S. 79ff. und G. Gutmann, Zentralgeleitete Wirtschaft, in: Handwörterbuch der Wirtschaftswissenschaft (HdWW), 9. Bd., Stuttgart, New York, Tübingen, Göttingen und Zürich 1982, S. 5 9 9 - 6 1 6 , hier: S. 601 ff. ' Vgl. G. Gutmann, ebenda, S. 600. 4 Diese Annahmen beruhen im wesentlichen auf dem Modell einer Zentralverwaltungswirtschaft von K.P. Hensel. Vgl. hierzu K.P. Hensel, Einführung in die Theorie der Zentralverwaltungswirtschaft, 3. Aufl., Stuttgart, New York 1979, S. 112. 1

2

17

licher und raumlicher H i n s i c h t sowie über die Z u s a m m e n s e t z u n g der Daten, die bei der Planerstellung notwendig sind, zu beschaffen. - Die zentrale Planung des Wirtschaftsprozesses wird vor Beginn der P l a n p e n o d e abgeschlossen. - Der Zentrale steht eine rational aufgebaute Lenkungsorganisation zur Verfügung, die den Wirtschaftsprozeß sachlich und zeitlich durchplanen kann. - Die untergeordneten Planträger sind fähig und gewillt, die Plananweisungen der Zentrale durchzuführen. - Die Zentralinstanz kennt die Rangordnung und den U m f a n g der materiellen und kulturellen Bedurfnisse aller Individuen der Gesellschaft. - Die Z e n t r a l e beabsichtigt, bei der Realisierung der verfolgten Ziele den Nutzen, den die insgesamt verfügbaren wirtschaftlichen G u t e r n a c h ihrem Urteil h a b e n , zu m a x i m i e r e n . - Es gibt keine T a u s c h w i r t s c h a f t . Die K o n s u m g u t e r werden von der Zentrale den Haushalten m e n g e n m ä ß i g zugeteilt. - Es bestehen keine Außenhandelsbeziehungen. 2. Unter den B e d i n g u n g e n dieses M o d e l l s soll nun die Frage geprüft werden, o b sich darin konjunkturelle Schwankungen abspielen k ö n n e n . E s wird also untersucht, o b im Modell wirtschaftliche Aktivitatsschwankungen möglich sind und o b diese Regelmäßigkeiten aufweisen. Aufgrund der Prämissen des Modells besitzt die Entscheidungszentrale vollständige Information über alle relevanten Daten, die sie in die L a g e versetzen, einen Optimalplan zu entwerfen, vorausgesetzt, die erforderliche Rechnerkapazitat wäre verfugbar.' Aus den Prämissen des Modells ist weiter erkennbar, daß die ausführenden S u b j e k t e der Planung bereit und fähig sind, diesen Optimalplan zu realisieren. Die Ü b e r e i n s t i m m u n g von Plansoll- und Planistwerten am E n d e der Periode stellt das realisierte gesamtwirtschaftliche Plangleichgewicht dar. Aus der standigen R e a lisierung des gesamtwirtschaftlichen Plangleichgewichts kann man j e d o c h nicht unbedingt auf eine schwankungsfreie Entwicklung der Volkswirtschaft schließen, denn es ist möglich, d a ß sich das Niveau des Plangleichgewichts von Periode zu Periode - planmaßig gewollt - mit unterschiedlichen W a c h s t u m s r a t e n verändert. O b w o h l die einzelnen Istwerte in den jeweiligen Jahren den Planwerten entsprechen, kann d e n n o c h im dynamischen Prozeß ein Erfahrungsbild entstehen, das Aktivitatsschwankungen enthalt. Die standige Realisierung des gesamtwirtschaftlichen Plangleichgewichts ist somit nur eine notwendige Bedingung für einen von wirtschaftlichen Aktivitäten freien Verlauf des Wirtschaftsprozesses. O b diese Bedingung hinreichend ist, hangt davon ab, o b gleichzeitig die Entscheidungszentrale eine stetige E n t w i c k l u n g der Volkswirtschaft anstrebt. Das Problem der gewollten Aktivitatsschwankungen wird sich dann nicht stellen, wenn man im M o d e l l ein solches Streben der Zentralleitung nach Stetigkeit der Entwicklung voraussetzen wurde, die planmäßige proportionale E n t w i c k l u n g der Volkswirtschaft also das erklarte Ziel der Zentrale ist. Wirtschaftliche Aktivit a t s s c h w a n k u n g e n k ö n n e n dann nur durch Störungen entstehen, die das Z u s t a n d e k o m m e n des Plangleichgewichts verhindern. Rein theoretisch ist es allerdings denkbar, d a ß sich die Bedurfnisstruktur der W i r t s c h a f t s s u b j e k t e von Periode zu Periode mit unterschiedlicher Intensität ändert, so daß die Planzentrale gezwungen wird, die Entwicklung des Niveaus des realisierten Plangleichgewichts nicht stetig s

Vgl. G

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G u t m a n n , Z e n t r a l g e l e i t e t e W i r t s c h a f t , a . a . O . , S. 6 0 7

zu halten. In diesem Fall sind Aktivitätsschwankungen a u c h für eine Zentralverwaltungswirtschaft des hier beschriebenen Typs unvermeidlich. Diese M ö g l i c h k e i t gilt j e d o c h nicht nur für Zentralverwaltungswirtschaften. E s handelt sich u m ein allgemeines P h ä n o m e n menschlichen Verhaltens, das für alle M e n s c h e n und unabhängig v o m Wirtschaftssystem gilt. 3 . Einflußfaktoren e x o g e n e r Art k ö n n e n auch durch eine Zentralleitung nicht vorausgesehen und deshalb nicht geplant werden. Witterungsverhältnisse, andere Naturgegebenheiten und sonstige Ereignisse können die Erfüllung der Planwerte verhindern. Durch W i e d e r h o l u n g dieser P h ä n o m e n e sind im Modell einer Zentralverwaltungswirtschaft wirtschaftliche Aktivitätsschwankungen möglich. O b sie allerdings als K o n j u n k t u r s c h w a n k u n g e n zu bezeichnen sind, hängt vom N a c h w e i s einer Gesetzmäßigkeit ab, die die W i e d e r h o l u n g der verursachenden Faktoren begründet. Außerdem sind e x o g e n e U r s a c h e n von Aktivitätsschwankungen systemindifferent und stellen daher kein spezifisches Problem der Zentralverwaltungswirtschaften dar. M a r k t w i r t s c h a f t e n wie Zentralverwaltungswirtschaften sind davon gleichermaßen betroffen. D a das Ziel der vorliegenden U n t e r s u c h u n g die B e s t i m m u n g e n d o g e n e r Faktoren ist, werden die e x o g e n e n Ursachen dieser Art nicht weiter analysiert. 4 . Störungen des Plangleichgewichts k ö n n t e n durch e n d o g e n e Einflüsse im R a h m e n des oben skizzierten M o d e l l s der Zentralverwaltungswirtschaft ausgelöst werden, wenn es systembedingte G r ü n d e gäbe, die n a c h w e i s b a r die Entstehung eines Optimalplanes erschweren u n d / o d e r die ausführenden Wirtschaftssubjekte daran hindern, diesen zu erfüllen. Einen Optimalplan kann die Zentrale nicht aufstellen, w e n n Informationslücken bestehen hinsichtlich: - der Leistungsfähigkeit der Volkswirtschaft, - der Leistungsbereitschaft der Wirtschaftssubjekte, - des gesamtwirtschaftlichen K o n s u m b e d a r f s , - der Leistungsfähigkeit der Lenkungsorganisation, - der erforderlichen Rechnerkapazität. B e s t e h e n eine o d e r mehrere dieser Informationslücken, dann wird ein Überoptimalplan o d e r ein Unteroptimalplan erarbeitet. D e r Überoptimalplan überfordert, der Unteroptimalplan unterschätzt die Leistungsfähigkeit der ausführenden O r gane. In beiden Fällen k o m m t kein realisiertes Plangleichgewicht zustande. Eine Erfüllung des Optimalplans kann nicht erreicht werden, w e n n : - das System von Leistungsanreizen und Leistungskontrollen versagt, - die L e i t u n g s o r g a n i s a t i o n aus o r g a n i s a t o r i s c h - t e c h n i s c h e n G r ü n d e n das G e plante und Leistbare nicht erbringt. Bei näherer Betrachtung aller dieser Störeinflüsse ist feststellbar, daß sie im Modell nicht auftreten k ö n n e n , da sie per A n n a h m e ausgeschlossen sind. Gelingt es also, eine Zentralverwaltungswirtschaft so zu konstruieren, daß Störungsfaktoren ausgeschaltet sind, dann können keine wirtschaftlichen Aktivitätsschwankungen entstehen. Ein s o l c h e s Ergebnis bleibt allerdings unvollständig, solange m a n es im strengen theoretischen Sinne nicht überprüft hat. Es ist daher erforderlich, die Modellprämissen zu präzisieren und sie gegebenenfalls abzuwandeln. D a n n wird sich zeigen, o b Aktivitätsschwankungen möglich sind.

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2. Modellvariante 1. Es wird zuerst die Prämisse aufgehoben, daß kein Tausch der zugeteilten Güter erlaubt ist. Es sei angenommen, daß nach der von der Zentrale bestimmten Zuteilung Korrekturen, falls sie erforderlich sind, seitens der Konsumenten durch Tausch vorgenommen werden. 6 Das Modell wird weiter durch folgende Prämissen präzisiert: 7 (1) In der betrachteten Volkswirtschaft existieren zwei Haushalte, die zwei Güter Xj und x 2 konsumieren. (2) Die Güter wurden mit Hilfe von zwei Produktionsfaktoren m, und m 2 hergestellt, die von den Haushalten zur Verfügung gestellt werden. (3) Das gesellschaftliche Wohlfahrtsniveau ist von den Mengen der einzelnen Güter, die den Haushalten zufließen, und von den von den Haushalten erbrachten Faktorleistungen abhängig. Die gesellschaftliche Wohlfahrtsfunktion (W) hat dann die Form: W = F ( x , „ xi2, m , „ m 1 2 ; x 2 1 , x 2 2 , m 2 l , m 22 ) (4) Das Wohlfahrtsniveau wird nur durch Veränderungen in der Ausstattung und der Verteilung mit Gütern, die das Nutzenniveau (U¡; i = l , 2 ) der einzelnen Haushalte ändern, beeinflußt. Das Nutzenniveau jedes Haushalts lautet: U, = F ( x „ , x 2 „ m „ , m 21 ) und U 2 = F(x,,, x, 2 , m ] 2 , m 2 2 ). Die gesellschaftliche Wohlfahrtsfunktion läßt sich dann wie folgt beschreiben: W = F ( U „ U 2 ). (5) Es gibt keine Querverbindungen zwischen den Nutzenfunktionen der beiden Haushalte. Damit sind die individuellen Nutzenfunktionen ausschließlich durch das Verbrauchsniveau der Güter bestimmt, die ein Haushalt selbst konsumiert. Entsprechendes gilt für die Faktorleistungen eines jeden Haushalts (Prämisse (3)). (6) Es wird weiter unterstellt, daß die Zentrale die gesellschaftliche Wohlfahrtsfunktion und die individuellen Nutzenfunktionen der Gesellschaft kennt. Eine optimale 8 Tauschsituation läßt sich anhand des Diagramms der optimalen Tauschrelationen (Abb. 1) darstellen. 9 Es sei angenommen, daß in der Vorperiode

6

M a n kann hier die E u c k e n ' s c h e F o r m der «zentralgeleiteten W i r t s c h a f t mit freiem K o n s u m g u t t a u s c h » unterstellen. Vgl. W. E u c k e n , Die G r u n d l a g e n . . . , a . a . O . , S. 8 2 . V g l . hierzu E. S o h m e n , Allokationstheorie und W i r t s c h a f t s p o l i t i k , T ü b i n g e n 1 9 7 6 , S. 15 ff.

8

Die O p t i m a l i t ä t ist hier im Sinne Paretos g e m e i n t , w o n a c h gilt, d a ß die W o h l f a h r t s f u n k tion ceteris paribus positiv auf eine individuelle N u t z e n e r h ö h u n g reagiert: j = R

=

=

Aus der Gleichung (10) lassen sich für das M a x i m u m M a x i m o r u m die Bedeutungsrelationen der beiden Güter x, und x , für beide Haushalte bestimmen. x n = 1/2 x,, , x,, = 2 x11 sowie (IIa) X|2 = 1/2 X,, , X,2 = 2 X ]2 . Wegen der Gültigkeit der Gleichungen (4) folgt aus (IIa) (IIb) x , = 2 x , . Aus den Gleichungen (1) und (1 lb) lassen sich für das Produktionsmaximum die Relationen der Einsatzmengen der Produktionsfaktoren in den beiden Verwendungsrichtungen bestimmen: (12a)

x 2 = 2 • a!' 2 • bl' 2 = 2 • a,1/2 • b, ,/2 = 2 x, .

Hieraus ergibt sich:

25

(12b)

a 2 • b 2 = a, • b, .

Aus den Gleichungen (2) und (12b) folgt wegen der Gültigkeit der Gleichung (7): (13a)

a, = a 2

und

b,=b2.

Hieraus folgt: (13b)

a, = 1/2 m , = 3 6 und a, = 36, sowie b, = 1/2 m , = 16 und b, = 16 .

Wegen der Gültigkeit des Euler'schen T h e o r e m s lassen sich die beiden linearh o m o g e n e n Produktionsfunktionen (Gleichungen 1) wie folgt umschreiben: x, = a, • A, + b , • B'[ (14a) x 2 = a 2 • A'2 + b , • B'2 . Setzt m a n die Werte für a,, a 2 , b, und b 2 in die Gleichungen (6) ein, dann errechnen sich für die Grenzerträge folgende Werte: A'i = A'2 =

2 V16

• — , = V3 6 /36

\ Einheiten x, 3 ^ Einheiten x .

(15) B', = B', =

t/36

t/36

1 -/16

Einheiten x,

1 -/16

Einheiten x 2 .

Aus den Gleichungen (14a) und (15) läßt sich die Gesamtproduktion von x, u n d x 2 im O p t i m a l p u n k t bestimmen:

(14b)

x , = 36 • \ + 16 • | = 24 * 7 x 2 = 36 • j + 16 • ~ = 4 8 .

Würde man n u n das M e d i u m Geld als allgemeines Tauschmittel einführen, dann könnte die Zentrale die physischen Einheiten damit bewerten, indem sie Preise für die Güter x , und x 2 (p, und p 2 ) bestimmt. Damit sich die Haushalte so verhalten, daß das O p t i m u m erreicht wird, m u ß die Zentrale die Preise dann entsprechend setzen. In der optimalen Situation werden die Faktoren m , und m 2 mit dem Wert ihres Grenzproduktes entlohnt. Bezeichnet man mit q, den Preis des Faktors mi u n d mit q 2 den Preis des Faktors m 2 , dann gilt im O p t i m u m :

(15)

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q , = A', • p , = \ • p , ^ ^ q, = B', • p, = ^ • p, .

Entsprechendes gilt für die Produktion des Gutes x 2 :

2 q, = A', • p, = (16)

T

• p,

^

q 2 = B', • p 2 = 2 ' P> •

Aus den Gleichungen (15) und (16) folgt (17)

p, = 2 p, .

Setzt man den Preis p, mit 2 Geldeinheiten fest, dann lassen sich p 2 , q] und q 2 in Geldeinheiten errechnen: p, = 1, qi = 2/3, und q 2 = 3/2 Geldeinheiten. Die Einkommen (Y) der Haushalte H , und H , betragen dann: (18a)

Y „ , = a, • q, + a 2 - q, = m, • q, Y h » = b, • q, + b 2 - q, = m 2 - q 2 .

Setzt man die entsprechenden Werte ein, dann ergibt sich: (18b)

Y H 1 = 3 6 • 2/3 + 3 6 • 2/3 = 72 • 2/3 = 48 Geldeinheiten Y H 2 = 16 • 3/2 + 16 • 3/2 = 32 • 3/2 = 48 Geldeinheiten .

Dadurch ist die Zentrale immer in der Lage genau so viel Geld zur Verfügung zu stellen, wie gerade von den Wirtschaftssubjekten erwünscht wird. Die Wirtschaftssubjekte können dann bei den gesetzten Preisrelationen genau die Mengen an Gütern nachfragen, die auch planmäßig produziert werden. Man stellt also fest, daß unter der Annahme der vollständigen Information hinsichtlich der Leistungsfähigkeit der Volkswirtschaft und der Präferenzenstruktur der Wirtschaftssubjekte es der Planzentrale möglich ist, wenn ein allgemeines Tauschmittel vorhanden ist, die Preise der Güter und die Einkommen der Wirtschaftssubjekte so zu bestimmen, daß keine Abweichungen vom erwünschten Plangleichgewicht entstehen können. Unter diesen Bedingungen wären in einer Zentralverwaltungswirtschaft dieses Typs keine wirtschaftlichen Aktivitätsschwankungen möglich. 3. Störungen bei der Realisierung des Plangleichgewichts sind auch bei einer Zentralverwaltungswirtschaft des hier vorgetragenen Modelltyps zu erwarten, wenn die Modellannahme der geschlossenen Volkswirtschaft aufgehoben wird. Das Plangleichgewicht wird nicht realisiert, wenn im Optimalplan Güter enthalten sind, die vom Ausland importiert werden und deren tatsächliche Preise nicht den geplanten entsprechen. Eine Ausnahme besteht allerdings darin, wenn die Außenhandelsbeziehungen ausschließlich mit Zentralverwaltungswirtschaften des gleichen Modelltyps bestehen. In einem solchen Fall ist es theoretisch (praktisch 15 wird es versucht) möglich, daß vorher eine Abstimmung der Außenhandelspläne 15

Vgl. hierzu W. Klein, Der Rat für Gegenseitige Wirtschaftshilfe (RGW) - Ein Block handelspolitischer Stabilität? In: A. Schüller und U. Wagner (Hrsg.), Außenwirtschaftspolitik und Stabilisierung von Wirtschaftssystemen, Stuttgart-New York 1 9 8 0 , S. 2 1 5 - 2 3 1 , hier: S. 2 2 0 .

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zwischen den beteiligten Zentralverwaltungswirtschaften stattfindet, die Überras c h u n g s m o m e n t e bei der Preisentwicklung ausschließt. Sobald jedoch Wirtschaftsbeziehungen auch mit marktwirtschaftlich gesteuerten Volkswirtschaften bestehen, ist die E n t w i c k l u n g der Preise n i c h t e x a k t im voraus bestimmbar. E i n e ungeplante E r h ö h u n g der Preise der I m p o r t g ü t e r bedeutet eine Verschiebung der geplanten Preisrelationen. Es ist jetzt nicht möglich, mit d e m geplanten und realisierten als optimal erachteten Gütervolumen in jenem U m f a n g Güter aus d e m Ausland zu beziehen, wie es der planmäßigen und e r w ü n s c h t e n tauschoptimalen Situation entspricht. S o m i t wird den Präferenzen der Wirtschaftssubjekte nicht R e c h n u n g getragen. Dies wird eine Änderung der Produktionsstruktur zur Folge haben. D e r darauffolgende Anpassungsprozeß wird die geplanten Realisierungen der Plangleichgewichte stören. Da die Außenhandelsbeziehungen weiter b e s t e h e n , ist ein permanenter, nicht planbarer S t ö r u n g s p r o z e ß m ö g l i c h . Allerdings sind die Ursachen von Aktivitätsschwankungen dieser Art nicht d e m System der Zentralverwaltungswirtschaft anzulasten. Sie sind als e x o g e n e (marktwirtschaftliche) Urs a c h e n anzusehen. Die Aufgabe dieser Arbeit besteht j e d o c h darin, systembedingte Ursachen von Aktivitätsschwankungen zu finden und zu erklären. D a h e r wird diese Frage nicht weiter behandelt. 4. Bei der bisherigen modelltheoretischen Betrachtung einer zentralgeleiteten W i r t s c h a f t wurde von den Hauptprämissen ausgegangen, die Planzentrale besitze v o l l k o m m e n e Information hinsichtlich der Beschaffenheit sämtlicher volkswirtschaftlicher Daten, und sie sei in der L a g e , diese planungstechnisch zu erfassen und sie für die Aufstellung des Optimalplanes zu verwerten. Zugleich wurde unterstellt, die untergeordneten Planinstanzen, die produzierenden Betriebe und die einzelnen Individuen seien bemüht, jene Leistungen zu erbringen, mit denen die zentrale Planinstanz für die Verwirklichung des Optimalplans rechnet. Ein s o l c h e s Verhalten kann deshalb als gegeben angesehen werden, weil implizit die A n n a h m e enthalten ist, es gäbe eine Identität der Zielvorstellungen der Zentrale und der übrigen ausführenden Wirtschaftssubjekte. Unter diesen Bedingungen können wie o b e n dargelegt wurde - endogene Störungen nur bei einer strengen naturalen Zuteilung der G ü t e r an die Wirtschaftssubjekte entstehen und dies nur im Falle einer Verteilung, die nicht einen optimalen Gütertausch unter den einzelnen W i r t schaftssubjekten ermöglicht. Störungen sind sonst in diesen Modellvarianten nur durch e x o g e n e Einflüsse möglich. Die Prämissen also, d a ß die Planzentrale v o l l k o m m e n e Information besitzt, und daß die Identität ihrer Zielvorstellungen mit denjenigen der ausführenden W i r t schaftssubjekte übereinstimmen, sorgen i m m e r dafür, daß der Zustand des gew ü n s c h t e n Plangleichgewichts eintritt. D a s gleiche Ergebnis erhält man auch unter den Bedingungen des M o d e l l s der v o l l k o m m e n e n K o n k u r r e n z in marktwirtschaftlichen S y s t e m e n . Auch in diesem M o d e l l wird unterstellt, daß die handelnden Wirtschaftssubjekte über die Veränderung der D a t e n v o l l k o m m e n informiert sind, und daß sie durch eine unendliche Anpassungsgeschwindigkeit, eine Hauptprämisse des M o d e l l s , den Z u s t a n d des vollbeschäftigten gesamtwirtschaftlichen Gleichgewichts stets herbeiführen."' D e r e m p i r i s c h e Wirtschaftsablauf zeigt dagegen, daß Veränderungen in der Nachfragestruktur, im A n g e b o t , in der Produktionstechnik etc. erstens nicht sofort

16

V g l . hierzu W . A . J ö h r , D i e K o n j u n k t u r s c h w a n k u n g e n , a . a . O . , S. 2 5 4 f f .

28

w a h r g e n o m m e n werden und zweitens nach der W a h r n e h m u n g Anpassungsprozesse eingeleitet werden, die Aktivitätsschwankungen verursachen. In der wirtschaftlichen Wirklichkeit der Zentralverwaltungswirtschaften sowjetischen Typs ist auch nicht feststellbar, daß die Informationsstruktur so aufgebaut ist, « . . . daß die Z e n t r a l e über die Produktionsfunktionen in den Betrieben, über den Bestand an Gütern und Faktoren und über die Preiselastizität der K o n s u m e n tennachfrage in so vollständiger Weise Kenntnis b e k o m m t , daß sie o h n e einen Prozeß von Versuch und Irrtum sofort jene gleichgewichtigen Preise berechnen kann, welche durch nur einmalige Anpassung der Betriebe und der Haushalte das im Urteil der Z e n t r a l e optimale G ü t e r b ü n d e l hervorbringen und es verteilen k a n n » 1 . Außerdem ist das System von B e l o h n u n g und Sanktionen (die G e w ä h r u n g o d e r der Entzug von Prämien)" 1 , das heute in allen existierenden Zentralverwaltungswirtschaften sowjetischen Typs aufgebaut ist, ein deutlicher Beweis dafür, daß es keine Interessenidentität zwischen Planenden und Ausführenden gibt. Hat die Planzentrale keine vollständige Information hinsichtlich der Leistungsfähigkeit und der W ü n s c h e der Wirtschaftssubjekte, dann kann man erneut im R a h m e n eines Modells die Frage nach möglichen Störungen bei der E n t s t e h u n g und bei der Realisierung des Plangleichgewichts stellen. Unter diesen Bedingungen ist es denkbar, daß die Störung bereits bei der Entstehung des Planes angelegt ist. Aufgrund mangelnder Information ist es beispielsweise vorstellbar, daß die Z e n trale einen volkswirtschaftlichen Plan aufstellt, der die tatsächliche Leistungsfähigkeit der Akteure über- o d e r unterschätzt. Im ersteren Fall ist die Aufstellung eines prinzipiell realisierbaren Optimalplanes nicht möglich. D e r güterwirtschaftliche Plansoll-Istvergleich weist am Ende der Periode notwendig eine G ü t e r l ü c k e aus. D a s von der Zentrale erwünschte Plangleichgewicht wird nicht realisiert. Ein solc h e s Ergebnis hat aber auch für den m o n e t ä r e n Sektor K o n s e q u e n z e n . Im formalen Plangleichgewicht steht bei festgesetzten Preisen ein ausgeglichener güterwirtschaftlicher Sektor einem ausgeglichenen monetären S e k t o r gegenüber. Ein nicht realisiertes güterwirtschaftliches Plangleichgewicht wird daher einen Geldübers c h u ß zur Folge haben. Denn eine güterwirtschaftliche Planuntererfüllung bedeutet, daß mit den im Plan vorgesehenen und bezahlten Faktorleistungen weniger G ü t e r erzeugt wurden als nach dem Plan vorgesehen. D a die Preise für die einzelnen G ü t e r festgesetzt sind, bleibt bei den Wirtschaftssubjekten aufgrund der Minderproduktion in der laufenden Periode ein G e l d ü b e r h a n g übrig. D e r Fall der inflatorischen Lücke (Kassenhaltungsinflation) wäre dann gegeben. Unterschätzt die Planzentrale die Leistungsfähigkeit der Volkswirtschaft und stellt sie einen Plan auf, der von den Betrieben übererfüllt wird, dann hat die güterwirtschaftliche Übererfüllung des Planes eine Geldknappheit zur Folge. Denn eine Planübererfüllung bedeutet, daß mit den im Plan vorgesehenen Kapazitäten m e h r G ü t e r erzeugt wurden als nach dem Plan möglich wäre. Dafür sind j e d o c h im m o n e t ä r e n und Finanzierungsplan keine Geldausgaben berücksichtigt worden. D a h e r wäre die M e h r p r o d u k t i o n in der laufenden Periode aufgrund des G e l d m a n gels nicht absetzbar. Beide Ergebnisse zeigen, daß sich unter den Bedingungen der unvollständigen Information Abweichungen vom Plangleichgewicht ergeben k ö n n e n . Abweichun-

G . G u t m a n n , Z e n t r a l g e l e i t e t e W i r t s c h a f t , a . a . O . , S. 6 0 8 . V g l . e b e n d a , S. 61.3.

29

gen sind aber Störungen, die eine stetige Entwicklung des realisierten Plangleichgewichts verhindern können. Störungen bei der Realisierung des Plangleichgewichts könnten auch entstehen, wenn die Planzentrale nicht nur Informationsdefizite hinsichtlich der Leistungsfähigkeit der Volkswirtschaft, sondern auch hinsichtlich der tatsächlichen Bedarfe nach Mengen und Qualität der Endprodukte hat. Würde die Planzentrale aufgrund von Fehlinformationen oder/und aufgrund bewußter Lenkung eine den Wünschen der Wirtschaftssubjekte nicht entsprechende Allokation der Produktionsfaktoren vornehmen, dann wären Entwicklungen denkbar, die in Form von inflatorischen Lücken, Unruhen, Leistungsabfall etc. die Realisierung des Plangleichgewichts beeinträchtigen. Daraus folgt, daß die Frage nach der Möglichkeit von Aktivitätsschwankungen in einem Modell der Zentralverwaltungswirtschaft, in dem keine vollständige Information hinsichtlich der Leistungsfähigkeit und der Bedarfsstruktur der Volkswirtschaft existiert, bejaht werden muß. Ob allerdings diese modelltheoretisch abgeleitete Feststellung in der Wirklichkeit der ZentraLverwaltungswirtschaften bestätigt wird, soll im nächsten Kapitel untersucht werden.

30

Kapitel III Die Frage nach Aktivitätsschwankungen in der Realität von Zentralverwaltungswirtschaften 1. Probleme der statistischen Erfassung Wie bereits dargelegt wurde, war man lange der A u f f a s s u n g , das Phänomen der wirtschaftlichen Aktivitätsschwankungen sei ausschließlich ein M e r k m a l marktwirtschaftlicher, nicht aber auch ein solches zentralgeleiteter Wirtschaften. 1 Dies hat dazu geführt, daß m a n diesem Problem im Z u s a m m e n h a n g mit Zentralverwaltungswirtschaften k a u m Beachtung schenkte. D a s w u r d e auch lange von der Tatsache unterstützt, daß in der Realität kein ausreichendes Material zu finden war, denn bis Mitte der vierziger Jahre hatte - sieht man von der Kriegswirtschaft Deutschlands ab 2 - nur die Sowjetunion eine Zentralverwaltungswirtschaft. Die Situation hat sich jedoch nach d e m Zweiten Weltkrieg wesentlich geändert. Inzwischen gibt es eine ganze Reihe von Staaten, deren Wirtschaft d e m sowjetischen Vorbild folgend zentral verwaltet und gelenkt wird. Obwohl inzwischen über dreißig Jahre vergangen sind, hat m a n aber i m m e r noch nicht jene Fülle von Möglichkeiten der marktwirtschaftlichen Erfahrungsbilder, die seit langem in verschiedenen Varianten existieren und die eine reichhaltige Q u e l l e für die Beschaffung statistischen Materials sind. Schon dieser zeitliche A s p e k t schränkt die Beobachtungsmöglichkeiten für Zentralverwaltungswirtschaften erheblich ein. Hinzu k o m m t , daß das statistische Zahlenmaterial durch die Unterschiedlichkeit im Aufbau der volkswirtschaftlichen G e s a m t r e c h n u n g dieser Länder (Material Product System) nicht unmittelbar mit d e m der nichtsozialistischen Länder (System of National Accounts) vergleichbar ist, weshalb eine a n a l o g e Verwendung der statistischen Daten auf Schwierigkeiten stoßen dürfte.' Allerdings interessiert für den G e g e n s t a n d dieser Untersuchung weniger die statistische M e t h o d e der Zahlenermittlung als vielmehr deren Zuverlässigkeit hinsichtlich der ermittelten Niveaus und der permanenten Vergleichbarkeit von Zahlen über die Zeit. Aber auch hierbei gibt es Probleme. Zahlenmaterial, d a s geeignet ist, lange Zeitreihen zu bilden, steht fast ausschließlich in Form von Meßzahlen zur Verfügung. D a s gilt u . a . für das N a t i o n a l e i n k o m m e n , die Investitionen und die industrielle Produktion. Daher kann die Berechnung von Veränderungsraten solcher volkswirtschaftlicher GröVgl. hierzu G. Haberler, Business C y c l e s . . . , a . a . O . , S. 3 7 5 - 4 0 3 . Vgl. hierzu F. Blaich, D e u t s c h l a n d s R e f o r m e n und T r a n s f o r m a t i o n e n zwischen 1 9 3 2 und 1 9 4 8 , in: F. Blaich u . a . , a . a . O . , S. 1 4 1 - 1 5 1 , S. 1 4 4 f f . ' Vgl. hierzu P. v. d. L i p p e , Einkommcnsstatistische Vergleiche zwischen der Bundesrepublik Deutschland, der D D R und der Volksrepublik Polen, in: D . Cassel und H . J . T h i e m e (Hrsg.), Einkommensverteilung im Systemvergleich, Stuttgart 1 9 7 6 , S. 3 1 - 5 5 , hier: S. 31. 1 2

31

Tab. 1: Jährliche Änderungsraten des produzierten Nationaleinkommens der D D R in vergleichbaren Preisen ( 1 9 6 1 - 1 9 7 9 ) Jahr

Änderungsraten auf der Basis von absoluten Werten 1 (Basis 1 9 7 5 ) v.H.

Änderungsraten auf der Basis von Indexziffern 2 v.H.

1,6 2,7 3,5 4,9 4,6 4,9 5,4 5,1 5,2 5,6 4,5 5,7 5,6 6,4 4,9 3,6 5,2 3,8 3,8

3,1 1,5 4,4 4,2 4,1 5,2 6,2 4,7 5,6 5,3 5,0 5,7 5,4 6,0 4,8 3,8 5,2 3,5 3,4

1961 1962 1963 1964 1965 1966 1967 1968 1969 1970 1971 1972 1973 1974 1975 1976 1977 1978 1979 1 2

Berechnet nach dem statistischen Jahrbuch der D D R , 1980, S. 13. Berechnet nach der Tab. I im Anhang, S. 2 7 9 .

Änderungsraten

1 1961

1

1 1 963

1

1

1

1 965

1 1 967

1

1 1 969

1

1 1 97T

1

1 1 973

1

1 1 975

1

1 1 977

1

1

Jahr

1 979

Quelle: Daten aus der Tab. 1. Abb. 3 : Jährliche Änderungsraten des produzierten Nationaleinkommens der D D R

ßen nicht in wünschenswerter Weise exakt sein. Jedoch scheint dieser Mangel wiederum nicht so gravierend zu sein, daß dadurch die ermittelten Wachstumsraten zu stark verfälscht werden. Eine zum Teil parallele Berechnung der Wachstumsraten des Nationaleinkommens aus Indexzahlen und aus absoluten Werten

32

für die D D R , für die solche absoluten W e r t e verfügbar sind, zeigt, von wenigen A u s n a h m e n abgesehen, kaum Unterschiede in den Ergebnissen (s. Tab. 1 und Abb. 3). A u ß e r den Schwierigkeiten, die sich aus den g e n a n n t e n statistischen M ä n g e l n ergeben, stellt sich auch die Frage nach brauchbaren und quantitativ faßbaren Kriterien für konjunkturelle B e w e g u n g e n . Veränderungen des Beschäftigungsvolum e n s o d e r des Preisniveaus, die in marktwirtschaftlichen S y s t e m e n oft für die B e o b a c h t u n g von konjunkturellen B e w e g u n g e n g e m e s s e n werden, lassen sich für L ä n d e r mit Zentralverwaltungswirtschaften nicht heranziehen. D o r t wird nämlich offene Arbeitslosigkeit - sieht man von Polen ab - nicht statistisch ausgewiesen, und die Preise werden vom Staat langfristig festgesetzt. D a h e r ist es hier n o t w e n dig, Aktivitätsschwankungen nicht a n h a n d der Veränderung von Arbeitslosenzahlen und der B e w e g u n g des Preisniveaus zu ermitteln, sondern vermittels der Veränderung im Grad der Auslastung der Produktionsanlagen. Sie zeigt sich in erster Linie im Verlauf des gesamtwirtschaftlichen W a c h s t u m s p r o z e s s e s . Dieser wird vor allem in den Ziffern des N a t i o n a l e i n k o m m e n s , der Investitionen und der industriellen Produktion sichtbar. Die B e o b a c h t u n g der W a c h s t u m s r a t e n , hauptsächlich dieser drei G r ö ß e n , gibt Aufschluß darüber, o b es in Zentralverwaltungswirtschaften Aktivitätsschwankungen gibt.

2. Das empirische Bild der Aktivitätsschwankungen in der Literatur 1. Als erster westlicher Ö k o n o m hat E. Z a l e s k i 4 versucht, das P h ä n o m e n der wirtschaftlichen Aktivitätsschwankungen in Zentralverwaltungswirtschaften nachzuweisen. Er ist der Meinung, daß bereits im Anfangsstadium der Sowjetwirtschaft ( 1 9 1 8 - 1 9 3 2 ) Aktivitätsschwankungen mit sich abwechselnden Phasen der E x p a n sion und der Verlangsamung festzustellen sind (s. T a b . 2 und Abb. 4). Er interpretiert sie als « S c h w a n k u n g e n eines neuen Typs», weil er der Ansicht ist, daß keine eindeutigen Z y k l e n existieren, wie sie aus marktwirtschaftlichen S y s t e m e n bekannt sind. 1 Die von ihm b e o b a c h t e t e n S c h w a n k u n g e n betreffen alle Bereiche der Sowjetwirtschaft. Die F o r m e n ihrer Ausbreitung unterscheiden sich allerdings seiner Auffassung nach von denen in Marktwirtschaften. W ä h r e n d sich, wie Zaleski meint, Aktivitätsschwankungen in Marktwirtschaften mit einer zeitlichen Verzögerung fast gleichmäßig auf alle Sektoren der Volkswirtschaft ausbreiten, hänge dies in der Sowjetunion von der Stärke o d e r S c h w ä c h e von Hindernissen ab, die das starre Planungssystem in jedem W i r t s c h a f t s s e k t o r u n d / o d e r in jeder R e g i o n errichte. 6 4

5 6

V g l . E. Z a l e s k i , Planning for E c o n o m i c G r o w t h in t h e Soviet U n i o n 1 9 1 8 - 1 9 3 2 , T h e Univcrsity o f N o r t h Carolina Press, 1 9 7 1 . V g l . e b e n d a , S. 3 0 0 f. Vgl. e b e n d a , S. 3 0 1 .

33

Tab. 2 : Jährliche Änderungsraten der sowjetischen industriellen Produktion (nach dem Gosplan und nach dem Sowjetischen Statistischen Amt) Jahr 1919 1920 1921 1921/22 1922/23 1923/24 1924/25 1925/26 1926/27 1927/28 1928/29 1 2

Änderungsraten 1 v.H. -46,8 -11,7 21,1 21,9 31,2 21,5 39,6 34,2 15,6 15,1

(62,2) 2 (34,2) 2 (13,3) 2 (18,9) 2 (19,7) 2

Jahr 1929/30 1931 1932 1933 1934 1935 1936 1937 1938 1939 1940

1919-1940

Änderungsraten 2 v.H. 22,2 20,7 14,6 5,2 19,2 22,7 28,7 11,2 11,7 16,1 11,7

Änderungsraten berechnet nach Angaben des Gosplanes. Änderungsraten berechnet nach Angaben des Sowjetischen Statistischen Amtes auf der Basis von Preisen der Jahre 1 9 2 6 / 2 7 .

Quelle: Berechnet nach Angaben von E. Zaleski, a.a.O., S. 3 8 0 .

Änderungsraten VH

Quelle: Daten aus der Tab. 2. Abb. 4 : Änderungsraten der industriellen Produktion in der UdSSR (1919 - 1940), v.H.

34

2. J . Goldmann stellt wirtschaftliche Aktivitätsschwankungen in der zentralverwalteten Wirtschaft der C S S R fest, die er für konjunkturähnliche Phänomene hält. Er bezeichnet diese Schwankungen als Quasi-Zyklen 7 und versucht deren Existenz mit Hilfe von statistischen Daten der CSSR über die Jahre 1 9 5 0 - 1 9 6 7 nachzuweisen (s. Abb. 5). Nach seinen Beobachtungen führten die Schwankungen in der Investitionstätigkeit « . . . zu einem Echoeffekt mit zwei ausgeprägten Spitzen im Fluß neuer industrieller Kapazitäten und zwar mit einem time lag von etwa acht bis neun Jahren . . ,» 8 . Nach Goldmanns Untersuchungen bestand auch ein engerer Zusammenhang zwischen den schwankenden Wachstumsraten der Investitionen und den synchron schwankenden Wachstumsraten im Austausch der Produktionsgüterindustrien. Außerdem versuchte er zu zeigen, daß die Schwankungen in den Wachstumsraten der Investitionen Einfluß auf die Lagerbildung und auf die quasi-zyklischen Schwankungen in den Zuwachsraten der Importe von Rohstoffen und Halbfabrikaten ausübten. 9 Seine Beobachtungen und seine Argumentation bezüglich der C S S R sieht Goldmann auch in der Entwicklung der Wirtschaften Polens, Ungarns und der D D R bestätigt. Er stellte fest, daß in diesen Ländern reguläre Schwankungen der Wachstumsrate der industriellen Produktion zu beobachten sind (s. Tab. 3 und Abb. 6). Er weist darauf hin, daß diese Schwankungen einen zyklischen Verlauf haben, in

Änderungsraten der Investitionen 20

-

o - n

vH

n n „

n n n n n -D n _

Änderungsraten der Gütererzeugung in den

20

n n i l n ^ n n n n n r i n n

Mrd

fl n n -.

jahr

Produktionsmittelindustrien

n H n

Änderungen in den Lagerbeständen

Kcs

08

"

04 0 "1950

1955

X I960

n 1965

. Jahr

Q u e l l e : J . G o l d m a n n , K o n j u n k t u r . . . , a . a . O . , S. 6 5 . A b b . 5 : Ä n d e r u n g s r a t e n der Investitionen und der G ü t e r e r z e u g u n g in den P r o d u k t i o n s m i t telindustrien s o w i e die a b s o l u t e n V e r ä n d e r u n g e n d e r L a g e r b e s t a n d e in der C S S R ( 1 9 5 0 1967)

s 9

V g l . J . G o l d m a n n , K o n j u n k t u r und K o n j u n k t u r f o r s c h u n g , a . a . O . , S. 6 6 . Ebenda. Vgl. ebenda.

35

Tab. 3 : Jährliche Änderungsraten der industriellen Produktion in Polen, Ungarn und der DDR (1950-1964) Änderungsraten v.H.

Änderungsraten v.H.

Jahr

DDR

Polen

Ungarn

1950 1951 1952 1953 1954 1955 1956 1957

28,5 22,4 15,6 12,4 11,0 8,1 6,0 7,9

28,3 22,1 18,0 19,0 11,1 10,2 8,8 10,0

28,8 25,8 23,3 11,1 5,0 9,4 -9,2 11,6

1

Jahr

DDR

Polen

Ungarn

1958 1959 1960 1961 1962 1963 19641

11,0 12,0 8,4 6,6 5,5 5,0 5,0

9,4 8,6 10,7 9,8 8,2 5,0 6,3

10,9 11,9 12,6 11,1 7,9 7,0 7,0

Geplante Daten.

Quelle: J . Goldmann, Fluctuations and Trends . . . , a.a.O., S. 90.

Änderungsraten

Quelle: Daten aus der T i b . 3. Abb. 6: Änderungsraten der industriellen Produktion ( 1 9 5 0 - 1964), v.H. w e l c h e m die h ö c h s t e n W a c h s t u m s r a t e n a u f die J a h r e 1 9 5 1 -

1 9 5 2 und 1959

-

1 9 6 0 u n d die n i e d r i g s t e n a u f die J a h r e 1 9 5 3 - 1 9 5 5 u n d 1 9 6 1 - 1 9 6 3 e n t f i e l e n . 1 0 3 . S e h r ü b e r z e u g t s i n d N . C o b e l j i c u n d R . S t o j a n o v i c , d a ß es in Z e n t r a l v e r w a l tungswirtschaften nicht nur Aktivitätsschwankungen gibt, sondern d a ß diese auch 10

Vgl. J . Goldmann, Fluctuations and Trends in the Rate o f Economic Growth in Some Socialist Countries, in: Economics of Planning, Vol. 4 , Nr. 2, 1 9 6 4 , S. 8 8 - 9 8 , hier: S. 90.

36

zyklisch v e r l a u f e n . " D e s h a l b v e r s u c h e n sie, eine a l l g e m e i n e T h e o r i e der Investit i o n s z y k l e n u n t e r den W i r t s c h a f t s b e d i n g u n g e n d e s S o w j e t s o z i a l i s m u s zu e n t w e r fen, die n a c h ihrer A n s i c h t den b e o b a c h t b a r e n W e c h s e l v o n E x p a n s i o n u n d Stag n a t i o n d e r Investitionen e r k l ä r t . 1 2 I m e m p i r i s c h e n Teil ihrer A n a l y s e zeigen N . C o b e l j i c u n d R . S t o j a n o v i c , d a ß in der S o w j e t u n i o n , in Polen u n d in der C S S R die E n t w i c k l u n g v e r s c h i e d e n e r ö k o n o m i s c h e r V a r i a b l e n starken S c h w a n k u n g e n u n t e r w o r f e n ist (s. T a b . 4 und A b b . 7). Sie sind d e r A n s i c h t , für die V o r k r i e g s z e i t ( 1 9 2 8 - 1 9 4 0 ) in der S o w j e t u n i o n seien drei z y k l i s c h e P h a s e n festzustellen. D e r e r s t e Z y k l u s u m f a ß t die J a h r e von 1 9 2 8 1 9 3 3 , d e r zweite die J a h r e von 1 9 3 4 - 1 9 3 8 und der dritte die J a h r e von 1 9 3 9 1 9 4 0 . D i e s e r dritte Z y k l u s w u r d e allerdings d u r c h den B e g i n n des K r i e g e s n i c h t v o l l e n d e t . 1 5 Für die N a c h k r i e g s z e i t ( 1 9 4 8 - 1 9 6 3 ) stellen sie zwei k o m p l e t t e Z y k l e n ( 1 9 4 8 - 1 9 5 3 u n d 1 9 5 4 - 1 9 5 9 ) und die e r s t e P h a s e eines dritten Z y k l u s ( 1 9 6 0 1 9 6 3 ) fest 1 4 (s. T a b . 5 und A b b . 8 a - c ) . In der V o l k s r e p u b l i k Polen h a b e n ihrer A n s i c h t nach in der Z e i t von 1 9 5 0 1 9 6 3 zwei Investitionszyklen s t a t t g e f u n d e n . D e r e r s t e u m f a ß t e die J a h r e v o n 1 9 5 0 - 1 9 5 7 u n d d e r zweite die Z e i t von 1 9 5 8 - 1 9 6 3 . " B e s o n d e r e B e d e u t u n g m e s s e n die A u t o r e n d e r W i r t s c h a f t s e n t w i c k l u n g der C S S R bei. D a die C S S R e i n e s d e r a m m e i s t e n e n t w i c k e l t e n sozialistischen L ä n d e r ist, eignet sich n a c h ihrer A n s i c h t die W i r t s c h a f t s e n t w i c k l u n g d i e s e s L a n d e s s e h r gut für die A n a l y s e von A k t i v i t ä t s s c h w a n k u n g e n in einer industrialisierten zentralgeleiteten W i r t s c h a f t . 1 6

Tab. 4: Jährliche Änderungsraten der Gesamtinvestitionen und der industriellen Produktion der Sowjetunion für die Periode 1 9 2 8 - 1 9 4 0 in v. H. Jahr

1928 1929 1930 1931 1932 1933 1934

Änderungsraten der Gesamtinvestitionen v. H.

_ 46,0 67,5 45,4 16,5 -17,3 31,3

Änderungsraten der industriellen Produktion v.H. 18,9 19,7 22,1 20,7 14,5 5,2 19,2

Jahr

1935 1936 1937 1938 1939 1940

Änderungsraten der Gesamtinvestitionen v.H. 16,9 36,4 11,0 5,1 16,3 6,8

Änderungsraten der industriellen Produktion v.H. 22,7 28,7 11,5 11,7 16,1 12,0

Quelle: N. Cobeljic and R. Stojanovic, The Theory of Investment Cycles . . . , a.a.O., S. 131.

Vgl. N. Cobeljic and R. Stojanovic, The Theory of Investment Cycles in a Socialist Economy, New York 1969, S. 123ff. 12 Vgl. ebenda und dieselben, A Contribution to the Study of Investment Cycles in the Socialist Economy, in: Eastern European Economics, Vol. II, Nr. 1 - 2 , 1 9 6 3 - 6 4 , S. 6 2 - 7 7 . " Vgl. dieselben, The Theory of Investment Cycles . . ., a.a.O., S. 130ff. H Vgl. ebenda, S. 134. 11 Vgl. dieselben, A Contribution to the Study . . . , a . a . O . , S. 153f. 16 Vgl. N. Cobeljic and R. Stojanovic, A Contribution to the Study . . . , a . a . O . , S. 157. 11

37

Abb. 7: Änderungsraten d e r Gesamtinvestitionen und der industriellen Produktion in der U d S S R (1928 - 1940), v.H.

Tab. 5: Jährliche Ä n d e r u n g s r a t e n der Gesamtinvestitionen, der industriellen Produktion und d e s N a t i o n a l e i n k o m m e n s in der Sowjetunion, Polen und der C S S R ( 1 9 4 8 - 1 9 6 3 ) Sowjetunion Ä n d e r u n g s r a t e n in v.H.

Polen Ä n d e r u n g s r a t e n in v.H.

CSSR Änderungraten in v.H.

Jahr

NatioGesamt- InduNatioGesamt- InduGesamt- InduNatioinvesti- strielle naleininvesti- strielle naleininvesti- strielle naleintionen Produk- k o m m e n tionen Produk- k o m m e n tionen Produk- k o m m e n tion tion tion

1948 1949 1950 1951 1952 1953 1954 1955 1956 1957 1958 1959 1960 1961 1962 1963

21,2 22,2 18,7 12,6 11,9 4,9 17,8 9,6 16,2 12,8 13,6 11,7 12,4 6,3 6,4 3,9

27,0 19,0 22,7 16,5 11,5 11,9 13,2 12,4 10,6 10,0 10,2 11,4 9,5 9,1 9,7 8,1

_

-

_

_

-

_

-

-

-

-

-

-

-

-

20,0 12,2 10,8 9,8 12,0 11,9 11,4 6,7 12,6 7,4 7,7 6,9 5,6 4,3

38,0 11,8 19,0 15,5 6,5 3,9 4,4 7,2 9,8 16,9 6,0 7,4 10,9 3,9

27,7 22,2 18,8 17,5 11,4 11,4 9,0 9,5 9,9 9,2 11,1 10,3 8,5 5,3

13,8 7,6 7,0 10,5 9,5 8,7 7,0 11,2 5,0 5,6 4,5 8,0 2,0 6,6

20,8 21,0 18,1 3,5 -2,0 7,6 13,6 9,3 13,1 19,3 12,4 7,0 -2,7 -11,0

14,5 14,7 16,7 8,7 4,0 11,5 9,5 10,0 10,3 10,8 11,9 8,9 6,2 -0,6

10,2 9,5 10,7 6,4 3,5 10,3 5,3 7,3 8,2 6,3 8,1 6,8 1,4 -2,4

Q u e l l e : N. Cobeljic and R. Stojanovic, T h e T h e o r y of Investment C y c l e s . . a . a . O . , S. 135, 1 5 5 , 158.

38

Änderungsraten VH

Abb. 8a: Änderungsraten der Gesamtinvestitionen, der industriellen Produktion und des Nationaleinkommens in der U d S S R (1948 - 1963), v.H.

finderungsraten

Quelle: Daten aus der Tab. 5 . Abb. 8b: Änderungsraten der Gesamtinvestitionen, der industriellen Produktion und des Nationaleinkommens in Polen ( 1 9 5 0 - 1963), v.H.

39

Arider u n g s r a den

A b b . 8 c : Ä n d e r u n g s r a t e n der G e s a m t i n v e s t i t i o n e n , der industriellen Produktion und des N a t i o n a l e i n k o m m e n s in d e r C S S R ( 1 9 5 0 - 1 9 6 3 ) , v.H.

Für den Z e i t r a u m von 1 9 5 0 - 1 9 6 3 stellen sie für die C S S R zwei volle Investitionszyklen mit jeweils zwei auffallenden Phasen fest. D e r erste Zyklus u m f a ß t die Periode 1 9 5 0 - 1 9 5 6 . E r enthält J a h r e ( 1 9 5 0 - 1 9 5 2 ) mit durchschnittlich hohen und andere ( 1 9 5 3 - 1 9 5 6 ) mit durchschnittlich niedrigen W a c h s t u m s r a t e n . Ents p r e c h e n d e s gilt für den zweiten Zyklus in der Zeit von 1 9 5 7 - 1 9 6 3 . 1 7 4 . In einer systemvergleichenden U n t e r s u c h u n g hat G . J . Staller 1 8 für die Jahre 1 9 5 0 - 1 9 6 0 ermittelt, daß das P h ä n o m e n der wirtschaftlichen Aktivitätsschwank u n g e n in Zentralverwaltungswirtschaften viel stärker auftrat als in M a r k t w i r t schaften. Z u diesem Ergebnis führte ein Vergleich der E n t w i c k l u n g der Produktion in der Gesamtwirtschaft, in der Landwirtschaft, in der gesamten Industrie und in der verarbeitenden Industrie, den der A u t o r zwischen 18 O E C D - und 7 C o m e c o n L ä n d e r n einschließlich Jugoslawien durchführte. 5 . In einem B e r i c h t über das A u s m a ß an Genauigkeit der kurzfristigen Planung in der Sowjetunion stellte G . F i n k " fest, daß in der Periode 1 9 5 0 - 1 9 6 8 bzw. 1 9 5 5 - 1 9 6 8 die geplanten und die tatsächlichen Änderungsraten des N a t i o n a l e i n k o m m e n s , des gesamtwirtschaftlichen G e w i n n s , der Kapitalinvestitionen, der industriellen B r u t t o p r o d u k t i o n , der Budgeteinnahmen aus der W i r t s c h a f t und der Ausg a b e n für die W i r t s c h a f t sowie das A u s m a ß der jeweiligen Planerfüllung in einem 17 18

19

V g l . e b e n d a , S. 1 5 7 f . V g l . G . J . Staller, F l u c t u a t i o n s in E c o n o m i c Activity: Planned and F r e e - M a r k e t E c o n o m i e s 1 9 5 0 - 1 9 6 0 , in: T h e A m e r i c a n E c o n o m i c Review, V o l . LIV, N o . 1, J u n e 1 9 6 4 , S. 385-395. V g l . G . Fink, Planung o d e r Prognose? Ein B e r i c h t über die G e n a u i g k e i t der kurzfristigen P l a n u n g in der S o w j e t u n i o n , in: O s t e u r o p a W i r t s c h a f t , Nr. 2 , 1 9 7 1 , S. 1 1 4 - 1 2 4 .

40

deutlichen Rhythmus schwankten (s. Abb. 9 - 14). Dabei ermittelte er, daß die Budgetzahlen einen drei- bis fünfjährigen u n d die übrigen Zahlen vorwiegend einen acht- bis zehnjährigen Rhythmus aufweisen. Diese Rhythmen, die nach seiner Ansicht mit den von Kitchin und Juglar ermittelten Konjunkturzyklen überraschend genau übereinstimmen, lassen den Verdacht entstehen, « . . . daß auch in der geplanten Wirtschaft Mechanismen wirken, die die Verhaltensweise der Wirtschaftssubjekte in rhythmisch zu- und abnehmender Intensität beeinflussen» 20 . 6. Mit dem Phänomen der Konjunkturschwankungen in zentralgeleiteten Wirtschaften Osteuropas setzt sich auch W. Vomfelde 2 1 auseinander. Auch er stellt anhand der jährlichen Änderungsraten des produzierten Nationaleinkommens in sieben osteuropäischen Staaten für die Jahre 1961 - 1974 erhebliche Schwankungen der Wirtschaftstätigkeit fest (s. Tab. 6). Allerdings ist er der Ansicht, daß man nicht so leicht, wie die Tatsache der Schwankungen selbst, feststellen kann, ob es sich hier um zyklische Schwankungen handelt. 2 2 7. Sehr deutlich von Konjunkturzyklen in Polen spricht P. v.d. Lippe. 2 ' Mit dem Indikator der jährlichen Zuwachsraten der Investitionsaufwendungen zeigt er, daß im Zeitraum von 1950 - 1975 (s. Abb. 15) vier Zyklen mit einer Länge von jeweils etwa 7 - 8 Jahren stattgefunden haben. 24 Änderungsraten

- • — • - • -

Tatsächliche Änderungsraten Geplante Änderungsraten Abweichung des Ist vom Soll

Quelle: G. Fink, Planung ..., a . a . O . , S. 122. Abb. 9: Tatsächliche und geplante Änderungsraten des Nationaleinkommens in der Sowjetunion (1951 - 1968), v.H. 20 21 22 23

24

Vgl. G. Fink, Planung oder Prognose?, a . a . O . , S. 119. Vgl. W. Vomfelde, Einführung in die Konjunkturpolitik, Berlin 1977, S. 194 ff. Vgl. ebenda, S. 196. Vgl. P. v.d. Lippe, Empirische Grundlagen der Stabilitätspolitik und Planung, in: J. Miick (Hrsg.), Politische Ö k o n o m i e , Frankfurt/M., N e w York 1977, S. 1 3 7 - 1 9 1 , hier: S. 176-183. Vgl. ebenda, S. 179 f. und derselbe, Ordnungspolitische Ursachen von Wachstumszyklen in Polen und das Scheitern von Wirtschaftsreformen, in: Diskussionsbeiträge aus dem Fachbereich Wirtschaftswissenschaften, Universität Essen - G H , September 1980, Nr. 18, S. 4.

41

Änderungsraten

1955

1960

1965

1968

Tatsächliche Änderungsraten Geplante Änderungsraten A b w e i c h u n g des Ist vom Soll Q u e l l e : G . Fink, Planung . . . , a . a . O . , S. 1 2 2 . A b b . 1 0 : T a t s ä c h l i c h e und g e p l a n t e A n d e r u n g s r a t e n d e r zentralisierten Kapitalinvestitionen in d e r S o w j e t u n i o n ( 1 9 5 5 - 1 9 6 8 ) , v.H.

Änderungsraten

- • — • - • -

Tatsächliche Anderungsraten Geplante Änderungsraten A b w e i c h u n g des Ist v o m Soll

Q u e l l e : G . Fink, Planung . . . , a . a . O . , S. 1 2 3 . A b b . 1 1 : T a t s ä c h l i c h e und g e p l a n t e Ä n d e r u n g s r a t e n des G e w i n n s in der S o w j e t u n i o n ( 1 9 5 5 - 1 9 6 8 ) , v.H.

42

Änderungsraten

Tatsächliche Änderungsraten Geplante Änderungsraten Abweichung des Ist vom Soll Quelle: G. Fink, Planung ..., a . a . O . , S. 123. Abb. 12: Tatsächliche und geplante Änderungsraten der industriellen Bruttoproduktion in der Sowjetunion (1951 - 1968), v.H.

Ändernngsraten

Tatsächliche Änderungsraten Geplante Änderungsraten Abweichung des Ist vom Soll Quelle: G. Fink, Planung ..., a . a . O . , S. 124. Abb. 13: Tatsächliche und geplante Änderungsraten der Budgeteinnahmen in der Sowjetunion (1955 - 1968), v.H.

43

Änderungsraten

Tatsächliche Änderungsraten Geplante Änderungsraten Abweichung des Ist vom Soll Q u e l l e : G. Fink, Planung . . . , a . a . O . , S. 1 2 4 . A b b . 1 4 : Tatsächliche und geplante Änderungsraten der Budgetausgaben in der Sowjetunion ( 1 9 5 0 - 1 9 6 8 ) , v.H.

T a b . 6 : Änderungsraten des produzierten N a t i o n a l e i n k o m m e n s auf der Basis vergleichbarer Preise des jeweiligen Landes ( 1 9 6 1 - 1 9 7 4 ) in v.H. Jahr

Bulgarien

DDR

Polen

Rumänien

Tschecho- UdSSR slowakei

Ungarn

1961 1962 1963 1964 1965 1966 1967 1968 1969 1970 1971 1972 1973 1974

+ 3,0 + 5,8 + 8,3 + 9,3 + 7,0 +11,6

+2,0 +2,0 +3,8 +4,6 +4,4 +5,1 +5,6 +5,3 +5,1 +5,5 +4,6 +5,6 +5,9 +6,0

+ 8,0 + 1,9 + 7,3 + 6,8 + 7,1 + 7,4 + 5,5 + 8,5 + 3,0 + 5,3 + 7,8 + 9,3 +12,3 +10,5

+11,0 + 3,6 +10,4 +11,0 + 9,9

+7,0 +0,9 -1,9 0 +3,8

+ 9,7 + 7,6 + 6,6 + 7,2 + 6,7 +13,0 + 9,9 +10,1 +12,3

+9,1 +5,0 +7,9 +6,6 +5,5 +5,2 +5,6 +4,7 +6,0

+6,0 +4,7 +6,3 +4,2 -0,8 +8,2 +8,3 +4,9 +8,0 +4,9 +7,1 +4,4 +6,8 +7,5

+ 9,1 + 6,0 +10,1 + 7,1 + 7,1 + 7,1 + 9,1 + 8,1

+7,0 +5,6 +3,5 +9,4 +7,0 +8,0 +8,8 +8,1 +5,2 +8,7 +5,5 +4,3 +7,8 +5,0

Q u e l l e : W. Vomfelde, Einführung in die Konjunkturpolitik, a . a . O . , S. 1 9 5 .

44

Änderungsraten VH

Verwendetes Nationaleinkommen Bruttoanlageinvestitionen Q u e l l e : P. v . d . L i p p e , O r d n u n g s p o l i t i s c h e . . . , a . . a . O . , S. 4 . A b b . 1 5 : J ä h r l i c h e Ä n d e r u n g s r a t e n d e r gesainten B r u t t o a n l a g e i n v e s t i t i o n e n und des v e r w e n deten N a t i o n a l e i n k o m m e n s in Polen ( 1 9 5 0 - 1 9 7 6 ) , v.H. (Datierung von vier Investitionszyklen nach M a ß g a b e n der Ä n d e r u n g s r a t e n der B r u t t o a n l a geinvestitionen)

8. Die Autoren O. Kyn, W. Schrettl und J . Slama 2 5 zeigen in ihrem empirischen Beitrag über Wachstumszyklen in den Zentralverwaltungswirtschaften anhand von tschechoslowakischen Daten (1948 - 1973) sehr deutlich, daß eine zyklische Entwicklung des Produktionsbeitrages aller Wirtschaftsbereiche in diesem Zeitraum stattgefunden hat. 2 6 Sie gehen allerdings nicht von den jährlichen Wachstumsraten aus, sondern sie entwickeln, wie sie es nennen, «ein normales Wachstumsniveau» für die verschiedenen Variablen und messen die Abweichungen der tatsächlichen Wachstumsraten dieser Variablen an diesem «normalen Wachstumsniveau». 25

V g l . O . Kyn, W. Schrettl, J . S l a m a , G r o w t h C y c l e s in Centrally Planned E c o n o m i e s : An E m p i r i c a l T e s t , in: O . Kyn, W. Schrettl (Hrsg.), O n the Stability o f C o n t e m p o r a r y E c o n o m i c S y s t e m s , G ö t t i n g e n 1 9 7 9 , S. 1 0 9 - 1 3 1 .

26

V g l . e b e n d a , S. l l O f f .

45

Das Ergebnis ihrer Untersuchung ist die Feststellung von eindeutigen Aktivitätsschwankungen in der tschechoslowakischen Wirtschaft. Dieses Ergebnis wird auch dann bestätigt, wenn man aus den Daten der Autoren die Entwicklung der Änderungsraten des Nationaleinkommens und der Investitionen berechnet (s. Tab. 7 und Abb. 16). Tab. 7 : Änderungsraten des Nationaleinkommens und der Investitionen in der ( 1 9 4 9 - 1 9 7 3 ) in v.H. Jahr 1949 1950 1951 1952 1953 1954 1955 1956 1957 1958 1959 1960 1961 1962 1963 1964 1965 1966 1967 1968 1969 1970 1971 1972 1973

Änderungsraten des Nationaleinkommens

Änderungsraten der Investitionen

10,0 10,0 9,9 10,5 6,1 3,8 9,9 5,6 7,4 7,9 6,4 8,2 6,8 1,5 -2,2 0,4 3,7

30,8 20,3 21,2 19,0 4,3 -1,8 7,2 13,1 9,0 12,7 19,8 12,0 6,9 -2,8

9,1 5,3 7,2 7,0 5,8 4,9 6,2 5,3

tSSR

-11,1 11,3 7,6 9,6 2,7 8,2 9,7 5,9 5,7 8,7 9,2

Quelle: Berechnet aus den Daten von O. Kyn, W. Schrettl, J. Slama, a.a.O., Tab. 5, S. 124.

9. Auch A. Bajt 27 zeigt in seinem Reviewartikel über Investitionszyklen in den osteuropäischen Wirtschaften, daß es in diesen Ländern in der Zeit von 1 9 5 2 1 9 6 5 Schwankungen der Wachstumsraten der industriellen Investitionen, der industriellen Produktion und der verarbeitenden Industrie gegeben hat. Dabei ist für ihn auffallend, daß es bei allen Ländern eine Übereinstimmung hinsichtlich der Schwankungen dieser volkswirtschaftlichen Größen gibt. Diese Übereinstimmung sieht er, mit Ausnahme der Sowjetunion, in der Intensität der Schwankungen, die in den industriellen Investitionen am stärksten und in der industriellen Produktion 27

Vgl. A. Bajt, Investment Cycles in European Socialist Economies: A Review Article, in: Journal of Economic Literature, Nr. 1, 1 9 7 1 , S. 5 3 - 6 3 .

46

Änderungsraten

Abb. 1 6 : J ä h r l i c h e Ä n d e r u n g s r a t e n des N a t i o n a l e i n k o m m e n s und der Investitionen in d e r C S S R ( 1 9 4 9 - 1 9 7 3 ) , v.H.

am geringsten war. Obwohl die Betrachtungsperiode (1952 - 1965) relativ kurz ist, sind seiner Ansicht nach trotzdem Konjunkturzyklen erkennbar. Für die Länder CSSR, Bulgarien und D D R scheint ihm ein achtjähriger Zyklus erkennbar. 21i 10. In seiner Dissertation versucht W. Gutzeit 2 9 die Frage zu beantworten, ob es in Zentralverwaltungswirtschaften Konjunkturschwankungen gibt. Anhand der Entwicklung der Wachstumsraten des Nationaleinkommens, der Beschäftigung, der Investitionen und des Außenhandels in Polen und in der CSSR versucht er Antwort auf diese Frage zu finden. Obwohl er periodisches Auftreten von Schwankungen der Zuwachsraten dieser Größen in beiden Ländern feststellt, ist er der Meinung, man könne nicht eindeutig von Konjunkturschwankungen sprechen." 1 Bei einer vergleichenden Analyse makroökonomischer Instabilitäten in der Bundesrepublik Deutschland und in der D D R stellt H.-J. T h i e m e " fest, daß in der D D R « . . . sich eindeutige Investitionszyklen mit relativ großen Ausschlägen diagnostizieren» 12 lassen.

28 29 10

"

,2

V g l . A. Bajt, I n v e s t m e n t C y c l e s . , a . a . O . , S. 5 7 . V g l . W. Gutzeit, K o n j u n k t u r e n in Z e n t r a l v e r w a l t u n g s w i r t s c h a f t e n , M a r b u r g 1 9 7 3 (Diss.). V g l . e b e n d a , S. 1 4 5 . V g l . H . J . T h i e m e , M a k r o ö k o n o m i s c h e Instabilitäten - E r s c h e i n u n g s f o r m e n , U r s a c h e n und K o n z e p t e ihrer B e k ä m p f u n g , in: H . H a m e l (Hrsg.), B R D - D D R . Die W i r t s c h a f t s s y s t e m e , 3 . Aufl., M ü n c h e n 1 9 7 9 , S. 2 1 2 - 2 8 3 . E b e n d a , S. 2 2 2 .

47

H. Olsienkiewicz" ist der Auffassung, die Sowjetunion und andere Länder des Sowjetblocks machten regelrechte Wirtschaftskrisen durch, die ihre Wirtschaftsentwicklung verlangsamt oder sogar zur Stagnation führt. Er ist der Ansicht, daß die Wirtschaftskrise der sechziger Jahre « . . . die erstaunliche Tatsache ans Tageslicht (brachte), daß die Wirtschaftsprozesse in der kommunistischen Landwirtschaft von denselben ökonomischen Gesetzmäßigkeiten bestimmt sind wie in der Marktwirtschaft» ' 4 . Nach seinen Ausführungen sank in der Sowjetunion der durchschnittliche jährliche Zuwachs des Sozialprodukts von 7,1 v. H. in den Jahren 1956 - 1958 auf 4 v.H. in den Jahren 1961 - 1964. In Polen sanken die Wachstumsraten von 8,5 v.H. in den Jahren 1950 - 1955 auf 5,5 v.H. in den Jahren 1960 - 1965. Eine ähnliche Entwicklung sieht er in der DDR und in der CSSR, in denen in den Jahren 1960 - 1968 die niedrigsten jährlichen Zuwachsraten mit jeweils durchschnittlich 4 v.H. und 1,7 v.H. erreicht wurden. 5 5 11. Auf die Frage, ob es zyklische Aktivitätsschwankungen in den sozialistischen Ländern gibt, versucht A. Nove"' eine differenzierte Antwort zu geben. Aufgrund seiner Studien über die sowjetische Wirtschaft ist er der Meinung, d a ß in der sowjetischen Praxis mit zentraler Planung nur in den frühen dreißiger Jahren Konjunkturzyklen eindeutig feststellbar sind. Dieses Bild ändert sich nach seiner Mein u n g ab Mitte der dreißiger Jahre und in der Nachkriegszeit. Für diese Periode will A. Nove keine Aktivitätsschwankungen mit zyklischem Verlauf in der Sowjetunion sehen. A. Nove beendet seinen Aufsatz mit den Worten: «In balance, and in conclusion, the recent economic history of the USSR does not fit any pattern of cyclical fluctuations.»' Aus den empirischen Daten, die A. Nove in seinem Aufsatz bringt, i a fällt es allerdings jedem Leser schwer, diese Schlußfolgerung zu verstehen (s. auch Tab. 8 und Abb. 17a und 17b). Aus den Zahlen Novcs für die Jahre 1928 - 1966 geht nämlich nicht nur für die frühen dreißiger Jahre, sondern auch für die übrige von A. Nove angegebene Zeit hervor, daß sich Aktivitätsschwankungen sowohl bei dem Nationaleinkommen, der Bruttoindustrieproduktion und der landwirtschaftlichen Bruttoproduktion als auch bei den Investitionen deutlich bemerkbar machen. Diese Auffassung vertritt auch H.S. Levine," der den Aufsatz Noves kritisch kommentiert. Nach H.S. Levine darf die Bezeichnung wirtschaftliche Aktivitätss c h w a n k u n g nicht von der Höhe des Niveaus, auf welchem sich die Veränderungen der Wachstumsraten bewegen, abhängen, sondern es müßte allein die Tatsache genügen, daß die Wachstumsraten in der Zeit nicht konstant bleiben. Damit d ü r f t e die Existenz des Phänomens der Aktivitätsschwankungen in der Sowjetunion zu rechtfertigen sein. 4 "

" ,4 35

57 58 w 40

Vgl. H. Olsienkiewicz, Entwicklungsschwankungen und Konjunkturzyklen in der Ostblockwirtschaft, in: Osteuropa, November 1969, S. 7 7 3 - 7 8 4 . Ebenda, S. 775. Vgl. ebenda, S. 774f. Vgl. A. Nove, Cyclical Fluctuations under Socialism, in: M. Bronfenbrenner (Hrsg.), Is the Business Cvcle Obsolete?, N e w York, L o n d o n , Svdney, T o r o n t o 1969, S. 2 8 7 - 3 0 2 . Ebenda, S. 302. Vgl. ebenda, S. 289, Tab. 9 - 1 . Vgl. H.S. Levine, C o m m e n t s , in: M. Bronfenbrenner (Hrsg.), a . a . O . , S. 3 0 3 - 3 1 1 . Vgl. ebenda, S. 304.

48

Tab. 8 : Änderungsraten des Nationaleinkommens, der industriellen Bruttoproduktion, der landwirtschaftlichen Bruttoproduktion und der Investitionen in der Sowjetunion ( 1 9 2 8 1966), v.H. Jahr

Nationaleinkommen

Industrielle Bruttoproduktion

Landwirtschaftliche Bruttoproduktion

1928 1929 1930 1931 1932 1933 1934 1935 1936 1937 1938 1939 19402

8,7 15,6 21,1 16,9 11,2 6,6 15,1 19,2 29,3 12,0 9,0 11,0' 11,0'

19,4 20,0 21,7 20,5 14,8 5,4 19,2 22,3 28,5 11,2 11,7 16,1 11,8

2,4 -2,4 3,5 -2,6 -6,1 -5,6 5,0 12,3 -8,4 22,9 -10,4 0,8 16,7

1946 1947 1948 1949 1950 1951 1952 1953 1954 1955 1956 1957 1958 1959 1960 1961 1962 1963 1964 1965 1966

-6,0 19,1 24,1 18,0 20,1 12,7 10,8 9,3 12,3 11,9 11,2 6,9 12,4 7,5 7,6 6,9 5,7 3,9 9,4 7,0 7,5

-16,3 20,8 26,9 19,5 22,7 16,8 11,4 12,0 13,1 12,3 10,6 10,2 10,3 11,4 9,9 9,0 9,8 8,2 7,0 8,6 8,6

13,3 27,9 11,5

1 2

2,1 0 -6,1 8,6 3,0 4,8 11,0 13,2 2,9 10,6 0,6 1,9 3,1 1,2 -7,2 14,2 0,6 10,0

Investitionen

71,2 39,4 16,8 -14,3 30,9 18,0 36,9 -9,7 3,8 14,1 7,0 20,3 9,9 20,3 18,9 20,3 13,2 11,8 5,2 18,1 13,3 16,1 12,9 16,2 13,3 7,8 4,5 4,8 5,1 9,1 9,0 6,0

Durchschnittswerte von 1 9 3 9 und 1 9 4 0 . Neue Territorien berücksichtigt.

Quelle: A. Nove, Cyclical Fluctuations . . . , a.a.O., S. 2 8 9 .

49

Änderungsraten vH 30 28 26 24

22 20 18 16 14 12 10 8 6

—•—1—'—'—•—1— CT, — yd,. (9)

Y , = Y , + (S, -

yô, -

sY,_,),

w e n n sY,_, < CT, — y ö , . E x k u r s : Setzt m a n v o r a u s , daß s o w o h l die Z e n t r a l e als a u c h die B e t r i e b e n i c h t n u r die Z i e l s e t z u n g e n u n d V e r h a l t e n s s t r a t e g i e n , s o n d e r n a u c h die v e r s c h i e d e n e n im G l e i c h u n g s s y s t e m e n t h a l t e n e n G r ö ß e n g e n a u k e n n e n , so ist es f o r m a l m ö g l i c h , daraus eine stetige ( s c h w a n k u n g s f r e i e ) W a c h s t u m s e n t w i c k l u n g der P r o d u k t i o n a b zuleiten. D i e s läßt sich w i e folgt b e g r ü n d e n : U n t e r d e r A n n a h m e , d a ß in der V o r p e r i o d e von den B e t r i e b e n d e r Plan erfüllt w u r d e , wird die Z e n t r a l e g e m ä ß G l e i c h u n g (1) eine n e u e P l a n - S o l l - P r o d u k t i o n v e r l a n g e n , die die realisierte Produktion d e r v e r g a n g e n e n P e r i o d e u m sY t _, ü b e r steigt. D i e B e t r i e b e e n t s p r e c h e n dann g e m ä ß G l e i c h u n g (7) d e r n e u e n Plan-SollP r o d u k t i o n , w e n n d e r P l a n - S o l l - P r o d u k t i o n s z u w a c h s (sY,_,) gleich d e m p r o d u k t i ven B e i t r a g d e r I n v e s t i t i o n e n (ct,) ist, die in der laufenden P e r i o d e s t a t t g e f u n d e n h a b e n . " S o m i t ist G l e i c h u n g (4) erfüllt. D a die Z e n t r a l e d e m g e m ä ß den Anteil d e r I n v e s t i t i o n e n b e s t i m m t u n d den richtigen K a p i t a l k o e f f i z i e n t e n k e n n t , kann sie die W a c h s t u m s r a t e der P l a n - S o l l - P r o d u k t i o n (s) so festsetzen, d a ß der Plan für die B e t r i e b e realisierbar ist. 1 4 8 U n t e r diesen B e d i n g u n g e n ist s o m i t eine E n t w i c k l u n g l4/

I"l>i

Die Größen er, sowie 5, sowie v und v sind in diesem Fall wegen der Annahme der vollständigen Information identisch. Aufgrund vollständiger Information ist die Größe y irrelevant. Diese Aussage läßt sich formal wie folgt begründen: Nach der modifizierten Gleichung (7) sind die Betriebe dann bereit, den Plan der Soll-Produktion zu erfüllen, wenn Gleichung (Fortsetzung der Fußnote s. l ?5j

134

der Produktion mit konstanten W a c h s t u m s r a t e n möglich. 1 4 9 Selbst dann, w e n n zu Beginn jedes Jahrfünfts technischer Fortschritt eingeführt wird, der die Produktivität des gesamten Kapitalstocks erhöht bzw. den Kapitalkoeffizienten senkt, kann die W a c h s t u m s r a t e der Produktion konstant bleiben, da die Zentrale dies über die Festsetzung des Invcstitionsanteils herbeiführen kann. 1 1 0 Aus diesen Überlegungen wird deutlich, daß unter der Voraussetzung vollständiger Information jeder Partei hinsichtlich der Zielsetzungen und Verhaltensstrategien der jeweils anderen Partei eine g l e i c h g e w i c h t i g e Entwicklung für die Zentrale planbar ist. Auch unter der realistischen A n n a h m e , d a ß technischer Fortschritt den Kapitalstock nicht sofort, sondern sukzessiv erfaßt, kann die Zentrale der jährlichen Veränderung des durchschnittlichen Kapitalkoeffizienten durch eine jährliche A n p a s s u n g des Investitionsanteils begegnen, so d a ß Gleichung (7c) a u c h im Zeitablauf erfüllt ist. Dies setzt allerdings voraus, daß die Zentrale jedes J a h r die W i r k u n g des technischen Fortschritts präzise berechnen u n d mit dem Anteil der Investitionen abstimmen kann. Nur d a d u r c h kann eine konstante W a c h s t u m s r a t e der Produktion erreicht werden. (Exkurs Ende) 3. Es wird nun unterstellt, d a ß sowohl die Zentrale als a u c h die Betriebe die im Gleichungssystem enthaltenen Zielsetzungen und Verhaltensweisen kennen, nicht aber die genauen Werte der Größen, nach welchen sich beide Parteien im einzelnen orientieren. So kennt die Zentrale beispielsweise die tatsächlichen Kapazitäten der Betriebe und deren Effektivität nicht. Hingegen wissen zwar die Betriebe, daß die Zentrale im Falle einer Unter- oder Ubererfüllung der Produktionspläne mit einer V e r m i n d e r u n g bzw. Erhöhung der bisherigen W a c h s t u m s r a t e der Produktion reagiert, sie kennen aber nicht das A u s m a ß dieser Reaktion. Die Unkenntnis der politischen Führung über die tatsächlichen Leistungskapazitäten der Betriebe resultiert aus der Tatsache, d a ß die Betriebe ein begründetes Interesse daran haben, Größe und Ergiebigkeit ihrer tatsächlichen Leistungsfähigkeit nicht offenzulegen. 1 1 1 Dies beruht darauf, d a ß die Betriebe a u f g r u n d ihrer

149

(7a) sY,_i = 1/v-I, gilt. Der Anteil der laufenden Investitionen, deren produktiver Beitrag durch die rechte Seite von Gleichung (7a) a n g e g e b e n ist, wird von der Zentrale g e m ä ß Gleichung (4) I, = aY,_] bestimmt. Gleichung (7a) läßt sich dann in Form von (7b) I, = vs Yt_, schreiben. A u s den Gleichungen (4) und (7b) ergibt sich Gleichung (7c) a Y t _, = vs Y,_i o d e r a = vs. Da die Zentrale laut A n n a h m e den Investitionsanteil (a) zu Beginn eines jeden Jahrfünfts b e s t i m m t und dieser z u s a m m e n mit dem Kapitalkoeffizienten (v) für fünf J a h r e unverändert bleibt, liegt es in ihrem Interesse, die W a c h s t u m s rate d e r Plan-Soll-Produktion (s) so zu gestalten, daß Gleichung (7c) i m m e r erfüllt ist. Dies aber liegt auch im Interesse der Betriebe, die den Plan d a n n i m m e r erfüllen. Dies w ü r d e allerdings bedeuten, d a ß der zeitliche Entwicklungspfad von Y g e m ä ß einer Exponentialfunktion verläuft. Ein Ergebnis, d a s langfristig wirklichkeitsfremd sein dürfte.

• t 110

151

» t

Durch U m f o r m u n g von Gleichung (7c) erhält man Gleichung (7d) s = a/v. Die Rate s bleibt konstant, w e n n die V e r m i n d e r u n g von v durch eine entsprechende A b n a h m e von a k o m p e n s i e r t wird. Vgl. S. 109 ff. in dieser Arbeit.

135

S t e l l u n g in d e r W i r t s c h a f t in der L a g e sind, T e i l e der P r o d u k t i o n zur b e t r i e b s i n t e r n e n V e r w e n d u n g zu r e s e r v i e r e n . A u ß e r d e m sind sie in der L a g e , kleine Investitionen d u r c h z u f ü h r e n , die u n b e m e r k t b l e i b e n u n d m ö g l i c h e r w e i s e als b l o ß e R e p a r a turen d e k l a r i e r t w e r d e n , 1 " die aber in W i r k l i c h k e i t unauffällig t e c h n i s c h e N e u e r u n g e n e n t h a l t e n u n d d a m i t d e n W e r t des t a t s ä c h l i c h e n d u r c h s c h n i t t l i c h e n K a p i talkoeffizienten v e r ä n d e r n . D i e B e t r i e b e bilden a u f diese W e i s e L e i s t u n g s r e s e r v e n , die v o n d e n P l a n u n g s g r e m i e n in einer v o l k s w i r t s c h a f t l i c h e n G e s a m t r e c h n u n g n i c h t erfaßt werden können. I m G l e i c h u n g s s y s t e m w i r d dieser T a t b e s t a n d d u r c h die A n n a h m e b e r ü c k s i c h tigt, d a ß für die E n t s c h e i d u n g e n der B e t r i e b e die G l e i c h u n g e n (4a) bis (6a) relevant sind. D a s b e d e u t e t , d a ß s i c h die B e t r i e b e an die t a t s ä c h l i c h e H ö h e der Investitionen halten. D e r t a t s ä c h l i c h e produktive B e i t r a g der I n v e s t i t i o n e n , an d e m sich die B e t r i e b e o r i e n t i e r e n , liegt d a h e r h ö h e r als d e r von der Z e n t r a l e offiziell b e r e c h n e t e . D a r ü b e r h i n a u s e r h ö h t s i c h dieser Beitrag n o c h a u f g r u n d d e s t a t s ä c h l i c h n i e d r i g e ren K a p i t a l k o e f f i z i e n t e n , d e n n u r die B e t r i e b e k e n n e n . S o m i t ist die O r i e n t i e r u n g s g r ö ß e der B e t r i e b e h i n s i c h t l i c h der I n v e s t i t i o n e n : a , = 1 / v • I t . Sie hat e i n e n h ö h e r e n W e r t als CT„ n a c h d e m sich die Z e n t r a l e r i c h t e t . D i e Z e n t r a l e k e n n t z w a r diesen S a c h v e r h a l t g r u n d s ä t z l i c h , n i c h t a b e r d e m genauen Werte nach. Z i e l der Z e n t r a l e ist e i n e m a x i m a l e u n d m ö g l i c h s t t a u s c h o p t i m a l e P r o d u k t i o n bei V o l l a u s l a s t u n g der K a p a z i t ä t e n . D a sie die t a t s ä c h l i c h e n L e i s t u n g s k a p a z i t ä t e n der V o l k s w i r t s c h a f t a b e r n i c h t kennt, wird sie v e r s u c h e n , die a u s d e r E r f ü l l u n g s strategie d e r B e t r i e b e in d e r V e r g a n g e n h e i t g e w o n n e n e n E r f a h r u n g e n zu n u t z e n . Sie w e r t e t die b i s h e r i g e n E r w a r t u n g s p a r a m e t e r , die als R e a k t i o n a u f die F i x i e r u n g ihrer A k t i o n s p a r a m e t e r e n t s t a n d e n sind, h i n s i c h t l i c h der t a t s ä c h l i c h e n L e i s t u n g s kapazitäten der B e t r i e b e a u s . Sie m u ß a l s o ständig die E n t w i c k l u n g der t a t s ä c h l i c h e n P r o d u k t i o n s e r g e b n i s s e ( E r w a r t u n g s p a r a m e t e r ) a n a l y s i e r e n , u m den jeweiligen Z u s a m m e n h a n g z w i s c h e n diesen und den von ihr v o r g e g e b e n e n P r o d u k t i o n s s o l l g r ö ß e n ( A k t i o n s p a r a m e t e r ) zu e r m i t t e l n . M i t Hilfe e i n e s s o l c h e n p e r m a n e n t e n A u s w e r t u n g s p r o z e s s e s e r h o f f t sich die Z e n t r a l e A u f s c h l u ß ü b e r die E n t w i c k l u n g der t a t s ä c h l i c h e n K a p a z i t ä t e n der B e t r i e b e . A n d e r e r s e i t s s t r e b e n die B e t r i e b e die von der Z e n t r a l e als e r r e i c h b a r gesetzte m a x i m a l e P r ä m i i e r u n g a n , allerdings u n t e r d e r N e b e n b e d i n g u n g , d a ß d u r c h die Art d e r Planerfüllung ihre t a t s ä c h l i c h e n K a p a zitäten für die Z e n t r a l e n i c h t e r k e n n b a r w e r d e n . U m diese Strategie e r f o l g r e i c h b e t r e i b e n zu k ö n n e n , m ü s s e n auch die B e t r i e b e ihre E r w a r t u n g s - u n d A k t i o n s p a r a m e t e r p e r m a n e n t a u s w e r t e n . Auf diese W e i s e hoffen sie A u f s c h l u ß d a r ü b e r zu e r h a l t e n , w i e sich die A b s i c h t e n der Z e n t r a l e h i n s i c h t l i c h d e r P r o d u k t i o n s a n f o r d e r u n g e n in d e r Z u k u n f t e n t w i c k e l n w e r d e n . A u s diesen S t r a t e g i e n kann z u n ä c h s t h e r g e l e i t e t w e r d e n , d a ß s o w o h l die Z e n t r a l e als a u c h die B e t r i e b e b e w u ß t a u f m a x i m a l e E r r e i c h u n g d e r gesetzten Z i e l e v e r z i c h t e n , w e n n sie S c h w a n k u n g e n i m R e a l i s i e r u n g s g r a d ihrer Z i e l e vermeiden w o l l e n . G e h t m a n d a v o n aus, d a ß die Z e n t r a l e eine stabile W a c h s t u m s c n t w i c k l u n g d e r P r o d u k t i o n a n s t r e b t , m u ß sie, da sie w e i ß , d a ß die B e t r i e b e k e i n e P r o d u k t i o n s f o r d e r u n g e n erfüllen w e r d e n , die ihre K a p a z i t ä t s g r e n z e n t a n g i e r e n , darauf b e d a c h t sein, n u r s o l c h e P r o d u k t i o n s a n f o r d e r u n g e n zu stellen, die v o n den B e t r i e b e n vora u s s i c h t l i c h erfüllt w e r d e n . D e r jeweilige E r f ü l l u n g s g r a d k a n n allerdings der Z e n -

152

Vgl. K. P. Hensel, G r u n d f o r m e n . . . , a.a.O., S. 154.

136

trale Auskunft darüber geben, wie weit sie mit ihren Forderungen der Vollauslastung der Kapazitäten der Betriebe entsprochen hat. Unterstellt man andererseits, daß auch die Betriebe an einer relativ stetigen Prämienentwicklung interessiert sind, werden sie versuchen, die Pläne jeweils so zu erfüllen, daß die Zentrale nicht zu solchen Forderungen veranlaßt wird, deren Erfüllbarkeit fraglich ist. Dies kann zwar eine kurzfristige Prämienminderung zur Folge haben, die man aber zugunsten einer langfristig stabilen Prämienerzielung in Kauf nimmt. Beide Parteien sind somit zu Kompromissen bereit, die eine kurzfristige Maximierung im Erreichen der jeweiligen Ziele ausschließen. Die Logik dieses Verhaltens läßt jedoch erwarten, daß dennoch Schwankungen der Wachstumsraten des Nationaleinkommens eintreten können, da nämlich von beiden Seiten eine langfristig optimale Lösung nur durch ständiges Experimentieren mit dem Planungs- und Planerfüllungsverhalten gefunden werden kann. Dies ist der letztlich verursachende Faktor für wirtschaftliche Aktivitätsschwankungen im Modell einer Zentralverwaltungswirtschaft. Experimentieren bedeutet für die Zentrale, daß sie keine über die Zeit konstante Wachstumsrate der Produktion vorgeben kann und darf, wenn nicht die der Planung zugrundegelegten Schätzungen der tatsächlichen Wachstumsentwicklung der Produktionsanlagen völlig willkürlich sein sollen. Es besteht also das paradoxe Phänomen, daß das wirtschaftspolitische Ziel der Stabilität selbst Ursache für die Instabilität der Wachstumsentwicklung ist. Anhand des obigen Gleichungssystems läßt sich das Vorgehen beider Parteien wie folgt erläutern: Haben, so sei a n g e n o m m e n , die Betriebe in der Vorperiode die Produktionspläne der Zentrale erfüllt, dann wird die Zentrale die bisherige Wachstumsrate (s) [Gleichung (1)] beibehalten. O b die Betriebe die verlangte zusätzliche Produktion erbringen wollen u n d / o d e r können, hängt von den realisierten Nettoinvestitionen ab. Die Orientierungsgröße hinsichtlich der Investitionen ist für die Zentrale der Wert der Gleichung (4), derjenige der Betriebe dagegen der der Gleichung (4a). Da der Zentrale bekannt ist, daß die tatsächlichen Investitionen höher sind als diejenigen, die die Gleichung (4) angibt, verlangt sie eine Produktionserhöhung, die höher ist als der produktive Beitrag der Investitionen, der sich aus der Gleichung (4) und bei dem von der Zentrale berechneten Kapitalkoeffizienten ergibt. Ubersteigt die zusätzliche Produktion den um die Reserve der Betriebe verkürzten produktiven Beitrag der tatsächlichen Investitionen [Gleichung (la)], dann werden die Betriebe den Produktionsplan nicht erfüllen [Gleichung (8)]. Ist sie niedriger, werden sie ihn, ihrer Verhaltensstrategie entsprechend, übererfüllen [Gleichung (9)]. Trifft jedoch die Zentrale zufällig mit ihren zusätzlichen Produktionsforderungen genau die H ö h e desjenigen produktiven Beitrags der Investitionen, bei dem die Betriebe bereit sind, den Produktionsplan zu erfüllen (secondbest-Plan), dann wird der Plan erfüllt. Eine solche Konstellation ist der Beginn einer gleichgewichtigen (schwankungsfreien) Wachstumsentwicklung, wenn die Beteiligten bei dem erreichten Verhaltensmuster bleiben. Es stellt sich jedoch die Frage, ob es weitere Gründe gibt, die eine Divergenz in der Verhaltensweise von Zentrale und Betrieben hervorrufen. Eine endogene Störung dieses Gleichgewichts ergibt sich beispielsweise dann, wenn sich Betriebe oder Zentrale im Rahmen des angen o m m e n e n Verhaltensmusters aus Gründen der ökonomischen Rationalität veranlaßt sehen, vom bisherigen Verhalten abzuweichen. Eine gleichgewichtige Entwicklung vollzieht sich - wie oben dargelegt - wenn die Zentrale mit der geforderten Wachstumsrate der Produktion genau die Situa-

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tion erreicht hat, in der sich die Betriebe nicht überfordert fühlen und den jeweiligen Produktionsplan (second-best-Plan) erfüllen. Dies bedeutet aber, daß die Betriebe nach wie vor die Möglichkeit haben, in begrenztem Umfang eigene Investitionen und Innovationen durchzuführen, um ihren Spielraum der Planerfüllung ständig zu vergößern. Dieser Sachverhalt ist der Zentrale bekannt. Sie wird daher früher oder später versuchen wollen,1 ihre zusätzlichen Produktionsanforderungen zu erhöhen, um sich an die tatsächlichen Produktionskapazitäten heranzutasten. Da sie aber nicht in der Lage ist, den genauen Umfang der inzwischen gewachsenen Kapazitäten der Betriebe zu ermitteln, können die zusätzlichen Produktionsanforderungen leicht die Grenzen übersteigen, die sich die Betriebe für die Erfüllung der Produktionspläne gesetzt haben. Die Betriebe werden dann veranlaßt, diese Pläne nicht zu erfüllen, was wiederum die Zentrale zur Senkung der Produktionsanforderungen in der nächsten Periode zwingen wird. Der so zustande kommende kontraktive Prozeß ist erst dann beendet, wenn das jährliche Produktionssoll gleich oder niedriger ist als das, welches von den Betrieben als Erfüllungsgrenze gesetzt ist. Störungen des gleichgewichtigen Wachstums können aber auch noch auf andere Weise verursacht werden. Läßt nämlich die Zentrale einige Perioden lang die erreichte gleichgewichtige Wachstumsrate unverändert, dann nehmen die Produktionsreserven der Betriebe allmählich einen solchen Umfang an, daß ihnen eine Übererfüllung der Produktionspläne vorteilhaft erscheint. Diese Übererfüllung der Pläne ist aber für die Zentrale ein Indiz für das Vorhandensein von Produktionsreserven. Sie wird daher ihre Produktionsforderungen erhöhen. Der dadurch verursachte expansive Prozeß dauert solange an, bis die Produktionsforderungen der Zentrale die gesetzten Kapazitätsgrenzen der Betriebe wieder erreichen oder übersteigen. Aus diesen Überlegungen wird deutlich, daß die Informationslücke der Zentrale hinsichtlich der tatsächlichen quantitativen und qualitativen Entwicklung der Kapazitäten zwangsläufig zu einem Entwicklungsprozeß mit schwankenden Wachstumsraten des Nationaleinkommens führen muß. Dies resultiert aus den strukturellen Bedingungen des Systems, die zu den oben geschilderten Motivationen und Verhaltensweisen der Beteiligten führen. Es sei betont, daß sich unter den skizzierten Bedingungen sowohl die Zentrale als auch die Betriebe von ihren jeweiligen Zielen her gesehen ökonomisch rational verhalten. Vermittels des obigen Gleichungssystems und mit Hilfe darauf basierender Zahlenbeispiele soll im folgenden der geschilderte Prozeß veranschaulicht werden.

d. Formale Ableitung der Wachstumsentwicklung 1. Die im Modell unterstellten Verhaltensweisen der Zentrale und der Betriebe sind in den Gleichungen (1) bis (9) dargestellt. Anhand der folgenden Zahlenbeispiele wird die Entwicklung von Plandaten und Istdaten der Produktion über mehrere Perioden hinweg berechnet, um festzustellen, inwieweit die in den Gleichungen enthaltenen Verhaltensstrategien der Beteiligten stabilisierend oder destabilisierend auf die Wachstumsentwicklung des Nationaleinkommens wirken. Folgende spezifische Annahmen liegen den Zahlenbeispielen zugrunde: (1) Der Produktionsprozeß beginnt in Periode t„, in welcher der Volkswirtschaft wertmäßig 4 0 0 Kapitaleinheiten (K) zur Verfügung stehen. 138

(2) Für alle Perioden besteht keine Knappheit von Arbeitskräften. (3) Der von der Zentrale zu Beginn der Periode t„ berechnete volkswirtschaftliche Kapitalkoeffizient (v) beträgt 4. (4) Der tatsächliche Kapitalkoeffizient (v), den nur die Betriebe l v ! genau kennen, beträgt 3,95. (Es wird hier unterstellt, daß es den Betrieben gelungen ist, zu Beginn des Produktionsprozesses der Zentrale diesen qualitativen Vorteil vorzuenthalten). (5) Die Zentrale ermittelt die jeweilige Investitionsquote (a) aus den offenbarten Wachstumsraten der Produktion und dem Kapitalkoeffizienten (v) der Vorperiode. (6) Die Betriebe streben einen jährlichen Produktionsüberschuß von 10v. H. als Produktionsreserve an. Dieses langfristige Ziel wird sukzessiv realisiert, indem sie nur 90v. H. des tatsächlichen jährlichen Produktionswachstums bekanntgeben. Diese Politik beginnt erst in Periode t,. (7) Für die Periode t, plant die Zentrale ein Produktionswachstum (s) von 7,5 v.H. Dies ist bei den gegebenen und der Zentrale bekannten Daten möglich, wenn der Investitionsanteil an der von den Betrieben bekannt gegebenen Produktion der Periode t„ gleich 30v.H. ist. (8) Der von den Betrieben jährlich erwirtschaftete Produktionsüberschuß, der der Zentrale aber nicht bekannt ist, wird zunächst vollständig investiert, bis er lOv.H. der Produktion erreicht hat, die die Betriebe bereit sind zu offenbaren. Erst ab diesem Zeitpunkt wird der Produktionsüberschuß nicht vollständig, sondern nach Maßgabe der jeweiligen Investitionsquote investiert. In den Zahlenbeispielen werden folgende Symbole verwendet: Y Plan-Soll-Produktion Y Von den Betrieben bekanntgegebene Produktion Y Tatsächlich realisierte Produktion K Der Zentrale bekannter (offenbarter) Kapitalbestand (in Werteinheiten) K Tatsächlicher Kapitalbestand (in Werteinheiten) I Die zentral erfaßten Investitionen I Tatsächlich durchgeführte Investitionen s Wachstumsrate der Plan-Soll-Produktion r Wachstumsrate, die sich aus der von den Betrieben bekannt gegebenen Produktion errechnet a Tatsächlicher Produktionsertrag der Investitionen v Von der Zentrale errechneter Kapitalkoeffizient v Tatsächlicher Kapitalkoeffizient a Investitionsquote y Von den Betrieben angestrebter Reservesatz der Produktion b Ubererfüllungs- bzw. Untererfüllungsrate der Produktion. G e m ä ß den angegebenen Daten und der gemachten Annahmen verlangt die Zentrale in der Startperiode t„ eine maximale Produktion (Y) von 100 Einheiten ( Y = K/v = 400/4 = 100) . Obwohl die Betriebe eine Produktion (Y) von 101,27 Einheiten realisieren (Y = K/v = 400/3,95 = 101,27), geben sie nur 100 Einheiten bekannt. Dies verschafft ihnen, außer dem qualitativen Vorteil, den sie durch den

151

U n t e r d e m Begriff Betrieb ist a u c h hier ein g e s a m t w i r t s c h a f t l i c h einheitlich h a n d e l n d e r Faktor zu verstehen.

139

niedrigen Kapitalkoeffizienten (v) besitzen, n o c h über die zusätzliche Investition hinaus einen quantitativen Vorteil, der in der nächsten Periode wirksam wird. 1 5 4 In Periode t, verlangt die Zentrale eine Produktion (Y) von 1 0 7 , 5 Einheiten. Dieses W a c h s t u m von 7 , 5 Einheiten wird erreicht, wenn aufgrund der g e g e b e n e n D a t e n mindestens 3 0 v. H . der Produktion der V o r p e r i o d e investiert werden. Die Betriebe haben j e d o c h eine h ö h e r e Investitionsquote, da sie ihren Produktio n s ü b e r s c h u ß von 1 , 2 7 Einheiten aus der V o r p e r i o d e vollständig investiert h a b e n . D e r tatsächliche Produktionszuwachs (a) beträgt daher nicht 7 , 5 , sondern 7 , 9 2 Einheiten (5 = 1 / v - 1 = 1 / 3 , 9 5 • 3 1 , 2 7 = 7 , 9 2 ) . Als realisierte zusätzliche Produktion geben die Betriebe aber gemäß ihrer Verhaltensstrategie l O v . H . weniger bekannt (a — y5 = 7 , 9 2 — 0 , 1 • 7 , 9 2 = 7 , 1 3 ) . D a m i t wurde die geplante und von der Zentrale verlangte Produktion (Y) von 1 0 7 , 5 Einheiten s c h e i n b a r nicht erreicht, da die Betriebe lediglich 1 0 7 , 1 3 Einheiten offenbaren. Allerdings beträgt die tatsächliche G e s a m t p r o d u k t i o n (Y) 1 0 9 , 1 9 Einheiten, weil zu d e m produktiven Beitrag der Investitionen von 7 , 9 2 Einheiten n o c h der Produktionsvorteil aus dem niedrigeren Kapitalkoeffizienten (v) der V o r p e r i o d e ( 1 , 2 7 Einheiten) hinzuaddiert werden m u ß . S o m i t ist der Produktionsüberschuß in der Periode t, 2 , 0 6 Einheiten, die die B e t r i e b e wieder zusätzlich investieren. N a c h G l e i c h u n g (1) legt die Zentrale für die Periode t , das offenbarte W a c h s t u m der Betriebe zugrunde. Sie verlangt somit ein Produktionssoll von 1 1 4 , 7 7 Produktionseinheiten [ Y „ (r,, + 1) = ¥ , , = 1 0 7 , 1 3 ( 0 , 0 7 1 3 + 1) = 1 1 4 , 7 7 ] , D e r Plan-SollProduktionszuwachs ist dann 7 , 6 5 Einheiten. U m diesen Produktionszuwachs verlangen zu k ö n n e n , m u ß die Z e n t r a l e eine e n t s p r e c h e n d e Investitionsquote festsetzen. Die Investitionsquote ist niedriger als die der V o r p e r i o d e , da der ermittelte Kapitalkoeffizient (v), der von der Z e n t r a l e in der laufenden Periode zugrundegelegt wurde, im Verhältnis zu der offenbarten W a c h s t u m s r a t e , die die Z e n t r a l e mindestens für die laufende Periode verlangt, zu niedrig angesetzt war. Die Betriebe erfüllen nach Gleichung (8) die verlangte Plan-Soll-Produktion, wenn die Vorteile aus dem niedrigeren Kapitalkoeffizienten (v) und den h ö h e r e n Investitionen ausreichen, u m den verlangten Produktionszuwachs um l O v . H . zu übertreffen. Da dies in Periode t, n o c h nicht möglich ist, wird der Plan a u c h in dieser Periode nicht erfüllt. Erst in Periode t 4 bewirken die h ö h e r e n Investitionen und der niedrigere Kapitalkoeffizient ein solches Produktionswachstum, das es den Betrieben ermöglicht, l O v . H . des Produktionswachstums zu realisieren und darüber hinaus n o c h das W a c h s t u m der Plan-Soll-Produktion zu übertreffen. Die Übererfüllung der Plan-Soll-Produktion signalisiert der Z e n t r a l e einen niedrigeren Kapitalkoeffizienten als den, den sie bei der Festsetzung der Plan-Soll-Produktion in der V o r p e r i o d e zugrundegelegt hat. Diese Diagnose ist nur zum Teil richtig. Die h ö h e r e Produktion der Betriebe ist zum einen auf einen niedrigeren Kapitalkoeffizienten (höhere Produktivität) und zum anderen auf höhere Investitionen zurückzuführen. D a die Z e n t r a l e jedoch die h ö h e r e n Investitionen nicht ermitteln kann, versucht sie nachträglich, das größere Produktionsvolumen nur aus dem b e r e c h n e ten Kapitalkoeffizienten zu erklären. N a c h dem neu ermittelten Kapitalkoeffizienten wird dann die Investitionsquote für die nächste Periode bestimmt. Die Investitio n s q u o t e n i m m t zu, solange die Betriebe den Produktionsplan übererfüllen und die Zentrale nach Gleichung (3) handelt. Dieser Prozeß dauert, wie aus dem Zahlenbei1,4

V g l . hierzu die Ziffern im Anhang, T a b . V I I I : 4 . Z a h l e n b e i s p i e l , S. 1 7 6 f f . , und A b b . V I I I , S. 1 7 9 .

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spiel (vgl. S. 130) zu ersehen ist, solange an, bis die Vorteile, die die Betriebe aus d e m niedrigeren Kapitalkoeffizienten und den höheren Investitionen erzielen können, abgebaut sind. D e r ursprüngliche Vorteil des niedrigen Kapitalkoeffizienten ist bereits in t 9 a u f g e w o g e n . Bis dahin n a h m e n die offenbarten Wachstumsraten der Produktion aufgrund der Wirksamkeit beider Vorteile ¿iberproportional zu. Ab Periode t ! 0 ist der ermittelte Kapitalkoeffizient niedriger als der tatsächliche, so daß jetzt der für die Betriebe ursprüngliche Vorteil aufgrund des niedrigeren Kapitalkoeffizienten z u m Nachteil wird. Die Wachstumsraten der offenbarten Produktion nehmen nun unterproportional zu. Dies dauert solange an, bis die N a c h teile des höheren Kapitalkoeffizienten von den Vorteilen der höheren Investitionen kompensiert werden. Solange also die Vorteile der Investitionen überwiegen, steigen die offenbarten Wachstumsraten der Produktion. Überwiegen d a g e g e n die Nachteile des höheren Kapitalkoeffizienten, nehmen die Wachstumsraten der Produktion ab. Dieser Prozeß des Abwechseins von steigenden und a b n e h m e n d e n Wachstumsraten k o m m t langfristig z u m Ende, wenn sich eine Gleichheit von Wachstumsraten der Plan-Soll-Produktion und offenbarten Wachstumsraten der Produktion einpendelt. Im Zahlenbeispiel schlägt allerdings der Prozeß der offenbarten Wachstumsraten der Produktion verfrüht in Periode t , ; um, verfrüht deshalb, weil im Zahlenbeispiel zusätzlich unterstellt wurde, daß die Betriebe mit der Investition der gesamten Uberproduktion aufhören, sobald eine Produktionsreserve von insgesamt 10 v. H. erreicht wurde. Sie investieren dann nach wie vor mehr als der Zentrale bekannt ist, jetzt aber nur einen Teil des Ü b e r s c h u s s e s , der nach M a ß g a b e der allgemeinen Investitionsquote bestimmt wird. Reichen nun 90 v. H . des tätsächlichen Produktionszuwachses nicht aus, u m die von der Zentrale verlangte zusätzliche Produktion zu erfüllen, offenbaren die Betriebe g e m ä ß ihrer Strategie nur diese 90v. H. des tatsächlichen Produktionsz u w a c h s e s , der unter d e m verlangten W a c h s t u m liegt. Dies ist im Zahlenbeispiel in Periode t,, der Fall. Daher beginnt in Periode t,, der Prozeß abnehmender offenbarter Produktion. Dieses Ergebnis resultiert aus der Tatsache, daß die Zentrale jeweils von einem weit niedrigeren Kapitalkoeffizienten ausgeht und daraus, daß die höheren Investitionen der Betriebe nicht ausreichen, u m diesen Nachteil zu k o m pensieren. Diese negative Entwicklung der offenbarten Wachstumsrate dauert bis Periode t 4 9 ; ab dann beginnt wieder eine Phase der Übererfüllung der Plan-Soll-Produktion, da jetzt der von der Zentrale ermittelte Kapitalkoeffizient größer ist als der der Betriebe. Dies bewirkt z u s a m m e n mit den Produktionsvorteilen aus den zusätzlichen betrieblichen Investitionen, daß die gewünschte Produktionsreserve von lOv. H. überschritten und somit ein Spielraum für Planerfüllung bzw. Planübererfüllung geschaffen wird. Dieser Prozeß stabilisiert sich jedoch auf einer bestimmten H ö h e der offenbarten Wachstumsrate der Produktion, die dann für alle weiteren Perioden annähernd konstant bleibt (s. Abb. VIII im Anhang). Diese Entwicklung ist, wie a u s dem Zahlenbeispiel zu ersehen, allerdings nur zu erwarten, wenn die Betriebe ihre Reservenstrategie durchsetzen können. D a s bedeutet aber, daß der Eintritt d e s gleichgewichtigen Prozesses auf Kosten eines Teiles der Produktion geht, der entweder als Produktionspotential brach liegt u n d / o d e r als Produktion von der volkswirtschaftlichen G e s a m t r e c h n u n g nicht erfaßt wird und somit von der Zentrale nicht kontrolliert werden kann. Diese negative Erscheinung wird allerdings von der positiven Erscheinung wirtschaftlicher Stabilität begleitet. Dieses Ergebnis könnte den Eindruck erwecken, daß es im Rahmen einer zen-

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tralgeleiteten Wirtschaft langfristig möglich ist, unter der Duldung von Effizienzverlusten eine von wirtschaftlichen Aktivitätsschwankungen freie Wachstumsentwicklung zu erzielen. Führt man sich jedoch vor Augen, d a ß dieses Ergebnis nur unter der Annahme unverändert geltender Anfangsdaten realisierbar ist, dann erkennt m a n sofort, daß diese Annahme im Widerspruch zu den Zielsetzungen und den Verhaltensweisen der Beteiligten steht. 2. Im bisherigen Zahlenbeispiel wurde a n g e n o m m e n , daß der tatsächliche Kapitalkoeffizient für sämtliche Perioden unverändert bleibt. Dies läßt sich jedoch nicht vereinbaren mit der aus den strukturellen Bedingungen des Systems zwingend abgeleiteten Strategie der Betriebe, ständig um von der Zentrale nicht erfaßbare qualitative Veränderungen der Produktionsmöglichkeiten b e m ü h t sein zu müssen. Dieser, aus den betrieblichen Interessen zwingend abgeleitete Prozeß des H o r t e n s von qualitativen Leistungsreserven verliert zusätzlich an Bedeutung, wenn man noch annimmt, daß die H ö h e der von den Betrieben gewünschten qualitativen Produktionsreserven im Zeitablauf konstant bleibt (Annahme des konstanten Kapitalkoeffizienten). Aber auch die Zentrale handelt mit der Realisierung ihrer Interessen nicht konform, w e n n sie ihre Forderungen unverändert läßt, obwohl sie doch nach Ablauf von einigen Perioden feststellt, daß die Betriebe die Produktionspläne kontinuierlich erfüllen. Da diese Entwicklung auf h o h e Produktionsreserven schließen läßt, (ein Tatbestand, der der Zentrale bekannt ist), wird sie ihre Produktionsforderungen e r h ö h e n müssen, wenn sie ihrer Zielsetzung, eine möglichst hohe Ausnutzung der Kapazitäten zu erreichen, gerecht werden will. Berücksichtigt man diese Sachverhalte, ergibt sich daraus, daß eine den Interessen der Beteiligten dienende Variabilität der qualitativen und quantitativen Bestimmungsfaktoren der Produktion und der Produktionsforderungen nicht ohne weiteres zu einem gleichgewichtigen Prozeß führt. Dies wird anhand eines weiteren Zahlenbeispiels verdeutlicht, das diese Bedingungen berücksichtigt. 1 " In diesem Beispiel wird, ähnlich wie in der Planungspraxis von Zentralverwaltungswirtschaften, von einer Fünfjahresperiode ausgegangen. Es wird unterstellt, daß mit Beginn jeder Fünfjahresperiode ein zentral geplanter technischer Fortschritt eingeführt wird, wodurch die Zentrale in die Lage versetzt wird, durch neue Produktivitätsberechnungen des Produktionspotentials immer näher an die tatsächlichen Leistungsmöglichkeiten der Betriebe zu gelangen. Da auf der anderen Seite jedoch die Betriebe an innerbetrieblichen Innovationsvorteilen interessiert sind u n d sich ständig bemühen, diese auf Betriebsebene durchzusetzen, wird es der Zentrale nicht möglich sein, es sei denn per Zufall, die tatsächlichen Leistungskapazitäten der Betriebe exakt zu bestimmen. Würde man annehmen, d a ß die Produktivitätsvorteile, die die Zentrale zu Beginn der Fünfjahresperiode einführt, in gleicher Weise wirksam sind wie diejenigen der Betriebe,' 16 dann tritt im offenbarten Wachstumsprozeß keine Veränderung ein. Die Entwicklung verläuft dann ähnlich wie im vierten Zahlenbeispiel. Ist dagegen die Produktivitätserhöhung, die die Zentrale jeweils berechnet, verschieden von derjenigen der Betriebe, dann wird der Wachstumsprozeß dadurch gestört.

|V1 1,6

Vgl. h i e r z u die Z i f f e r n im A n h a n g , Tab. IX: 5. Z a h l e n b e i s p i e l , S. 1 8 0 f f . D i e s b e d e u t e t , d a ß die V e r ä n d e r u n g des v o n d e r Z e n t r a l e e r r e c h n e t e n Kapitalkoeffizienten gleich ist m i t d e r V e r ä n d e r u n g d e s t a t s a c h l i c h e n Kapitalkoeffizienten.

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Im fünften Zahlenbeispiel kann dieser Sachverhalt a m deutlichsten dargestellt werden, wenn sich die Kapitalkoeffizienten (der, den die Zentrale errechnet und der tatsächliche, den die Betriebe kennen) in unterschiedlichem A u s m a ß verändern. Es wird zunächst a n g e n o m m e n , d a ß zu Beginn einer jeden Fünfjahresperiode der Kapitalkoeffizient, den die Zentrale errechnet, um 5v. H., derjenige der Betriebe (also der tatsächliche) um 4 v . H . abnimmt. Diese A b n a h m e wird solange beibehalten, bis die Betriebe ihre angestrebte Produktionsreserve von lOv.H. erreicht haben. Sobald diese jedoch erreicht ist, s o wird unterstellt, verläuft die Veränderung der Kapitalkoeffizienten genau u m g e k e h r t . " Damit wird demonstrativ verdeutlicht, daß der Wachstumsprozeß, der sich unter solchen Bedingungen vollzieht, nicht stetig verlaufen kann. In Wirklichkeit steht freilich zu vermuten, daß die Veränderungen des tatsächlichen Kapitalkoeffizienten von Periode zu Perio d e unterschiedliche Werte haben, so daß schon deshalb ein stetiger W a c h s t u m s prozeß nicht zu erwarten ist. E s wird im fünften Zahlenbeispiel weiter unterstellt, daß die Zentrale zunächst eine jährliche Wachstumsrate in H ö h e von 7,5 v.H. anstrebt. Falls die von den Betrieben offenbarte Wachstumsrate unter 7 , 5 v . H . liegt, versucht sie, zu Beginn einer jeden Fünfjahresperiode durch entsprechende A n p a s s u n g der Investitionsq u o t e diesen Prozentsatz durchzusetzen. Wurde dagegen die angestrebte 7,5 v. H.M a r k e erreicht oder überschritten, dann stellt sich die Zentrale - s o wird unterstellt - a u f das erreichte W a c h s t u m s n i v e a u ein und fordert bei jeder neuen A n p a s s u n g , die zu Beginn der Fünfjahresperioden stattfindet, die durchschnittliche offenbarte Wachstumsrate der vorherigen Fünfjahresperiode. Es läßt sich dann der folgende W a c h s t u m s p r o z e ß herleiten: A m Ende einer jeden Fünfjahresperiode führt die Zentrale technischen Fortschritt ein, der laut ihren Berechnungen die Kapazitäten der Volkswirtschaft gegenüber der V o r p e r i o d e u m 5 v . H . erhöht. Anhand der Berechnung des neuen Kapitalkoeffizienten, der um 5 v . H . niedriger ist als im letzten J a h r der letzten Fünfjahresperiode, und durch die Berechnung des Produktionssolls, d a s d a s Ergebnis des Vorjahres u m 7 , 5 v.H. übertreffen soll, ist es der Zentrale möglich, die erforderlichen Kapazitäten für das neue J a h r zu ermitteln. Die H ö h e der Investitionen, die im laufenden J a h r wirksam werden, ergibt sich als Differenz zwischen den ermittelten Kapazitäten des laufenden J a h r e s und denen des Vorjahres. Diese Ber e c h n u n g s m e t h o d e gilt jedoch nur für das erste Jahr der jeweiligen Fünfjahresperiode. Für die übrigen vier Jahre sind die Verhaltensstrategien unterstellt, wie sie durch die Gleichungen (1) bis (3) beschrieben sind. Auch die Betriebe führen a n n a h m e g e m ä ß zu Beginn einer jeden Fünfjahresperiode innerbetriebliche Innovationen ein, die die tatsächliche Produktivität um 4 v.H. erhöhen. Auf diese Weise erhalten die Betriebe den neuen Kapitalkoeffizienten, der für die nächsten fünf Jahre gilt. Die tatsächliche Investitionshöhe für das erste J a h r der jeweiligen Fünfjahresperiode ermitteln die Betriebe mit Hilfe der 11

1,8

Es wird hier unterstellt, daß das tatsächliche Wachstum der Produktivität ab diesem Z e i t p u n k t höher ist als d a s von der Zentrale errechnete. Dies ist a u c h notwendig, damit die betriebliche Strategie E r f o l g s c h a n c e n b e k o m m t . Die höheren Produktivitätsvorteile sind a u c h von der Sache her notwendig, da die Betriebe nach Erreichung der Produktionsreserve von 1 0 v . H . nicht mehr den g e s a m t e n nicht offenbarten Produktionsiiberschuß investieren. Vgl. die Ziffern im A n h a n g , Tab. IX: 5. Zahlenbeispiel, S. 180ff.

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Investitionsquote der Zentrale und der nicht offenbarten Produktionsüberschüsse. Aus der S u m m e der tatsächlichen Investitionen, die im laufenden J a h r w i r k s a m werden, und den in den Vorjahren aufgebauten Kapazitäten ergibt sich die G e samtkapazität d e s laufenden Jahres. Da der Kapitalkoeffizient den Betrieben bekannt ist, läßt sich die Produktion im laufenden J a h r als Q u o t i e n t der Kapazitäten und den Kapitalkoeffizienten ermitteln. D i e s e Berechnungsmethode der Betriebe ist nur für das erste J a h r der jeweiligen Fünfjahresperiode gültig. Für die übrigen vier J a h r e gilt d a s Verhalten, wie es durch die Gleichungen (7) bis (9) beschrieben ist. Ahnlich wie im vorherigen Beispiel tendiert der Wachstumsprozeß auch hier, je nach erreichtem Wachstumsniveau, um eine bestimmte Wachstumsrate zu pendeln. Dabei werden die Anpassungen, die laut A n n a h m e alle fünf Jahre stattfinden, in F o r m von Abweichungen vom Trend sichtbar. J e d e A n p a s s u n g bewirkt a l s o eine Unterbrechung der bisherigen Entwicklung. Der Wachstumstrend ist steigend, solange der von der Zentrale berechnete Kapitalkoeffizient abnimmt, solange a l s o die Betriebe die Plansollrate erfüllen oder übererfüllen. Dies ist für die Betriebe u m so leichter, je höher ihr Investitionsanteil ist. Im Zahlenbeispiel dauert dieser Prozeß bis zur Periode t 2 4.'' 9 Bis zu dieser Periode investieren die Betriebe ihre g e s a m t e Überschußproduktion. E s waren also in diesem Fall 24 Perioden erforderlich, bis sie ihre angestrebte Produktionsreserve von lOv. H . erreichen konnten. D a n a c h wird a n n a h m e g e m ä ß und entsprechend der von der Zentrale bestimmten Investitionsquote investiert, die jetzt auch für die Überschußproduktion gilt. Die relativ hohen, aber nicht in ihrer Gesamtheit offenbarten Investitionen in den Perioden davor haben dazu geführt, daß die Zentrale einen viel niedrigeren als den tatsächlichen Kapitalkoeffizienten berechnet hat. Da ab Periode t, s der nicht offenbarte Investitionsanteil der Betriebe niedriger ist als vorher und dieser nicht ausreicht, um den Nachteil des zu niedrig berechneten Kapitalkoeffizienten auszugleichen, sind die Betriebe entsprechend ihrer Strategie nicht in der Lage, die Plan-SollProduktion zu erfüllen. Diese Entwicklung dauert bis zur Periode t ) 0 . D a n a c h beginnt wieder ein Prozeß mit abwechselnden Übererfüllungs- und Untererfüllungsperioden mit einer Länge von jeweils zwei bis drei Perioden. O b der Wachstumstrend dabei fallend oder steigend ist, hängt von den jeweiligen Entscheidungen der Beteiligten ab. Der Trend ist grundsätzlich steigend, wenn d e r Kapitalkoeffizient, den die Zentrale berechnet, schneller a b n i m m t als der der Betriebe. Die Richtung des Trends ist von der H ö h e der Reservehaltung der Betriebe abhängig. J e höher (niedriger) die beabsichtigte Reservehaltung der Betriebe ist, desto mehr (weniger) Z e i t wird benötigt, u m sie zu realisieren und desto länger ist der Z e i t r a u m eines fallenden (steigenden) Trends. Unabhängig v o m jeweiligen Verlauf des Trends kann als Ergebnis festgehalten werden, daß sowohl die qualitativen Veränderungen der Kapazitäten als auch die Entscheidungen über die H ö h e der Reservehaltung diejenigen Faktoren sind, die dazu führen, daß die Wachstumsentwicklung nicht schwankungsfrei abläuft. 3. Z u ähnlichen Ergebnissen könnte man auch dann gelangen, wenn man unterstellen würde, daß die Zentrale konsequent in allen Perioden eine in der H ö h e festgelegte W a c h s t u m s r a t e realisieren will. Geht man von einer solchen Strategie aus, dann bleibt die Wachstumsforderung der Zentrale in allen Perioden konstant. Sie m u ß aber, u m dieses Ziel zu erreichen, den jeweiligen Investitionsanteil, falls

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V g l . die Z i f f e r n im A n h a n g , T a b . I X : 5 . Z a h l c n b e i s p i e l , S. 1 8 0 f f . V g l . die Z i f f e r n im A n h a n g , T a b . I X : 5 . Z a h l e n b e i s p i e l , S. 1 8 0 f f . u n d A b b . I X , S . 1 8 4 .

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erforderlich, an die offenbarten Produktionsmöglichkeiten anpassen. Dies bedeutet, daß die Zentrale den Investitionsanteil e r h ö h e n m u ß , wenn die Betriebe die W a c h s t u m s f o r d e r u n g e n nicht erfüllen und ihn senken, w e n n die Betriebe diese übererfüllen. Auch hier ist langfristig zu b e o b a c h t e n , daß die Zentrale dieses Ziel tatsächlich erreichen kann, allerdings unter der Voraussetzung, daß die Anfangsdaten unverändert bleiben und d a ß die Zentrale bereit ist, Effizienzverluste in H ö h e der Reservehaltung der Betriebe hinzunehmen. 1 6 1 Unterstellt man j e d o c h a u c h hier, daß die Anfangsdaten (Kapitalkoeffizient der Betriebe) nicht konstant bleiben, sondern sich von Zeit zu Z e i t ändern (im Zahlenbeispiel alle fünf J a h r e ) und die Veränderung der Daten der Betriebe von denen der Zentrale abweicht, dann sind S c h w a n k u n g e n in der W a c h s t u m s e n t w i c k l u n g nicht zu v e r m e i d e n . 1 "

e. Abschließende Bemerkungen Die analytische Ableitung, Darstellung und Diskussion des ordnungspolitischen G e f ü g e s eines Systems der Zentralverwaltungswirtschaft haben gezeigt, daß es eine R e i h e von strukturellen systemspezifischen Bedingungen gibt, die aus rationalen Gründen Planzentrale und Betriebe nicht nur zu unterschiedlichen Interessen motivieren, sondern sie a u c h zu deren Verwirklichung stimulieren. Bei der Diskussion dieser Sachverhalte wurde allerdings deutlich, daß die Verfolgung und Realisierung unterschiedlicher Interessen nur im R a h m e n eines K o m p r o m i s s e s möglich sind. D i e s e r K o m p r o m i ß impliziert, daß beide bewußt auf m a x i m a l e Forderungen bei der Realisierung ihrer Interessen verzichten müssen. Paradoxerweise geschieht dies, o b w o h l zwischen Planzentrale und den Betrieben ein streng autoritäres Überbzw. Unterordnungsverhältnis besteht. Dies erklärt sich j e d o c h daraus, daß nicht alles relevante Wissen zentralisierbar ist. Dieser Sachverhalt ist Ursache dafür, daß die zentrale Führung auf betriebliche I n f o r m a t i o n e n angewiesen ist. Dadurch wird die Stellung der Zentrale geschwächt. Da richtige Informationen die Realisierung betrieblicher Interessen gefährden k ö n n e n , wird das Verhalten der Betriebe verständlich, Informationen zu verfälschen. G e n a u diese Strategie verursacht die Instabilität der wirtschaftlichen Entwicklung. Diese Instabilität wäre, wie in der modelltheoretischen Analyse zu zeigen versucht wurde, dann vermeidbar, wenn Identität der Zielvorstellungen von Betrieben und Zentrale bestünde. Aber selbst diese Aussage ist zu relativieren. Denn eine stabile W a c h s t u m s e n t w i c k l u n g hängt a u c h unter dieser Voraussetzung von einer genauen Dosierung und A b s t i m m u n g der H ö h e der Investitionen und der Intensität des technischen Fortschritts ab. Das ist eine Forderung, die jedoch kaum realisierbar ist. O b w o h l in der Zentralverwaltungswirtschaft die Investitionen nicht vom U m fang einer gesamtwirtschaftlichen N a c h f r a g e abhängen, findet - so hat die modelltheoretische Analyse gezeigt - ein instabiler Entwicklungsprozeß statt, der seine U r s a c h e n in der Abhängigkeit der dispositiven M a c h t von Informationen aus den B e t r i e b e n hat. D e n daraus resultierenden Prozeß kann m a n einerseits als den K a m p f der Zentrale um die Erlangung realitätsnaher Informationen interpretieren, zum anderen als den K a m p f der Betriebe um Verschleierung solcher Informatio161 16 -

V g l . die Ziffern im A n h a n g , T a b . X : 6 . Z a h l e n b e i s p i e l , S. 1 8 5 f f . V g l . im A n h a n g A b b . X : 6. Z a h l e n b e i s p i e l , S. 1 8 7 .

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nen. Dieser G e g e n s a t z findet seinen N i e d e r s c h l a g in einer Wachstumsentwicklung, die eben nicht stetig verläuft. Anhand von Beispielen w u r d e versucht e x e m plarisch darzustellen, welche Verlaufsform dieser Prozeß annehmen kann (vgl. die Zahlenbeispiele und Abbildungen im Anhang, S. 174ff). Eine Periodizität der Schwankungen ist nicht nur möglich, sondern sogar zwing e n d , wenn m a n Planperioden unterstellt, die - wie in der Realität zu beobachten ist - eine A n p a s s u n g der Zielsetzungen an inzwischen geänderte Daten verlangen. Die Periodizität der Schwankungen kann daher nicht als eine planungstechnisch verursachte E r s c h e i n u n g vorübergehender Art, sondern sie muß als systeminhärenter Tatbestand angesehen werden. In den E r k l ä r u n g s z u s a m m e n h a n g des K o n j u n k t u r p h ä n o m e n s in der Zentralverwaltungswirtschaft können auch andere Faktoren, wie versteckte Inflation, versteckte Arbeitslosigkeit, Unterkonsumtion, Überinvestition, Schwarzmärkte etc. einbezogen werden. Diese Erscheinungen sind jedoch, wie die Analyse zeigt, nicht Ursachen, sondern Folgen des oben beschriebenen Prozesses. Er erhält durch sie noch in der Form eines Circulus vitiosus neue Impulse. Eine Auswirkung dieses Sachverhalts ist in der Realität vor allem die, daß die Zentrale ständig bemüht sein muß, den beschriebenen ordnungstheoretischen und ordnungspolitischen Problemen durch meist punktuelle wirtschaftspolitische M a ß n a h m e n zu begegnen. Dies führt w i e d e r u m zu entsprechenden Reaktionen der Betriebe. Wie die Praxis in Zentralverwaltungswirtschaften sowjetischen Typs zeigt, gipfeln solche Aktionen und Reaktionen leicht in krisenartigen Situationen, deren L ö s u n g dann oft in sogenannten Wirtschaftsreformen gesucht wird. Mit anderen Worten: Die Reformpolitik, wie sie bisher in realen Zentralverwaltungswirtschaften betrieben wurde, ist weitgehend nichts anderes als eine Art systemspezifischer Konjunkturpolitik.

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Kapitel VI Konjunkturpolitik in den zentralgeleiteten Wirtschaften 1. Allgemeine Bemerkungen 1. Die ordnungs- und p r o z e ß t h e o r e t i s c h e Analyse des Systems der Zentralverwaltungswirtschaft hat gezeigt, daß deren b e s t i m m e n d e O r d n u n g s e l e m e n t e - wie das Staatseigentum an den Produktionsmitteln, die staatliche Planung des W i r t schaftsprozesses und das damit verbundene Planerfüllungsprinzip - H a u p t u r s a chen für die Instabilität der wirtschaftlichen Entwicklung darstellen. Wirtschaftliche Instabilität, also S c h w a n k u n g e n der wirtschaftlichen Aktivitäten, verursachen aber leicht Krisen, die, sei es in offener o d e r versteckter F o r m , die E x i s t e n z des gesamten gesellschaftlichen Systems gefährden. D i e jüngste Entwicklung in Polen lehrt, 1 d a ß die Verantwortlichen in zentralverwalteten Wirtschaften von der doktrinären Verneinung der Existenz von K o n j u n k turkrisen abrücken m ü s s e n , will man die K o s t e n , die der W i r t s c h a f t und Gesellschaft aus solchem dogmatischen Verhalten erwachsen, vermeiden. Die offenen Krisen, die sich heute nicht mehr verdecken lassen, m a c h e n die N o t w e n d i g k e i t einer Stabilisierungspolitik deutlicher denn je. N a c h d e m in den vorstehenden A b s c h n i t t e n der Versuch u n t e r n o m m e n wurde, m ö g l i c h e Ursachen zu ermitteln und zu analysieren, die instabile W i r t s c h a f t s e n t w i c k l u n g e n in Zentralverwaltungswirtschaften bewirken, soll nun n o c h kurz die Frage nach der Konzipierung einer Stabilisierungspolitik aufgeworfen w e r d e n , die in der L a g e wäre, den konjunkturpolitischen Problemen, wie sie im R a h m e n einer s o l c h e n W i r t s c h a f t s o r d n u n g entstehen, zu begegnen. V o r d e m Versuch, A n t w o r t auf diese Frage zu finden, soll n o c h gezeigt w e r d e n , wie man in den Zentralverwaltungswirtschaften des sowjetischen Typs bisher versuchte, das K o n j u n k t u r p h ä n o m e n - das m a n freilich offiziell nicht so b e z e i c h n e t e zu b e k ä m p f e n . 2 . Ein Beispiel für die zahlreichen wirtschaftspolitischen U m o r g a n i s a t i o n e n des Planungssystems bietet die W i r t s c h a f t der D D R . J e d e s dort n e u eingeführte Steuerungssystem « . . .hatte sich bisher meist in wenigen J a h r e n verschlissen, s o daß man von e i n e m Zyklus der wirtschaftspolitischen E x p e r i m e n t e sprechen kann, der durch die Beschaffenheit dieser L e n k u n g s s y s t e m e verursacht wurde und wird.» 2 D i e s e wirtschaftspolitischen E x p e r i m e n t e , die in der Literatur als « R e f o r m e n » bezeichnet wurden, sind, wie n o c h zu zeigen sein wird, nichts anderes als eine Art von Stabilisierungspolitik, die schrittweise praktiziert wurde. 1

2

G e m e i n t sind die U n r u h e n u n d Streiks im S o m m e r 1 9 8 0 , die z u m Sturz der R e g i e r u n g und des 1. Parteisekretärs d e r K P Polens g e f ü h r t h a b e n . K.P. H e n s e l , Systemvergleich . . . , a . a . O . , S. 1 9 1 f..

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In der D D R sind drei Typen von Stabilisierungspolitik erkennbar, die man in vier nacheinander folgenden Perioden verfolgte. M a n begann mit der Rezeption d e s sowjetischen Planungssystems im Jahre 1 9 4 9 , dessen strenge Einhaltung bis 1 9 6 2 andauerte. Ab 1963 w u r d e es durch das « N e u e Ö k o n o m i s c h e System der Planung und Leitung der Volkswirtschaft» ( N Ö S ) abgelöst, das m a n bis 1967 beibehielt. D a n a c h w u r d e d a s « Ö k o n o m i s c h e System des Sozialismus» (ÖSS) als eine weitere Variante wirtschaftspolitischer Stabilisierungsmaßnahmen eingeführt. Es galt bis 1970. Ab 1 9 7 0 kehrte man weitgehend wieder zur alten Wirtschaftspolitik der fünfziger J a h r e zurück. ' In allen vier Perioden w u r d e eine Wirtschaftspolitik betrieben, die das Ziel hatte, UnWirtschaftlichkeiten zu beseitigen, die sich a u s einer Reihe von Interessenkonflikten zwischen der politischen Führung, den Planungsorganen und den Betriebsführungen ergaben. D i e s e UnWirtschaftlichkeiten sind immer die gleichen gewesen. N u r ihre Intensität war aufgrund der Unterschiedlichkeit der eingesetzten wirtschaftspolitischen Mittel in der jeweiligen Phase unterschiedlich stark. Da die UnWirtschaftlichkeiten a u s dem Streben der Betriebe nach «weichen Plänen» resultieren, war und ist d a s Hauptanliegen der Wirtschaftspolitik auf die B e k ä m p f u n g dieses Verhaltens gerichtet. Diese Wirtschaftspolitik der D D R wird hier deshalb als Stabilisierungspolitik bezeichnet, weil der Z w a n g , eine solche Politik zu betreiben, jeweils a u s der festgestellten Diskrepanz zwischen den erwünschten (geplanten) und den realisierten Zielen resultierte. D a s wirtschaftspolitische Handeln, d a s auf die Beseitigung dieser Diskrepanz gerichtet war und ist, kann somit als Streben nach Gleichgewicht a n g e s e h e n werden. U m dieses Gleichgewicht zu erreichen, hat man verschiedene o r d n u n g s - und prozeßpolitische Instrumente angewandt.

2. Stabilisierungspolitik am Beispiel der D D R a. Die erste Phase von 1949 bis 1962 1. Die Wirtschaftspolitik in diesem Zeitabschnitt kann man als Implementations- und Stabilisierungspolitik des Wirtschaftssystems bezeichnen. Daher waren die eingesetzten wirtschaftspolitischen Instrumente in ihrer Mehrzahl o r d n u n g s politischer Art. Die hauptsächlichen ordnungspolitischen Entscheidungen, die getroffen wurden, waren: - E i n f ü h r u n g d e s staatlichen Eigentums («Volkseigentum») an fast allen Produktionsmitteln im industriellen Bereich; - E i n f ü h r u n g der staatlich-administrativen Planung der Wirtschaftsprozesse und der A u f b a u eines entsprechenden B e h ö r d e n a p p a r a t e s ; - Staatliche Preisfixierung und - Einführung des Planerfüllungsprinzips. 4 !

4

V g l . U. Wagner, Entwicklungstendenzen sozialistischer W i r t s c h a f t s s y s t e m e , in: Wirtschafts- und Gesellschaftspolitik im freiheitlich-sozialen Rechtsstaat, hrsg. von d e r K o n r a d - A d e n a u e r - S t i f t u n g , Politische A k a d e m i e Eichholz, Bd. 4, Bonn 1974, S. 5 9 5 - 6 3 6 , hier: S. 6 1 6 - 6 2 2 . Vgl. K.P. H e n s e l , G r u n d f o r m e n . . . , a . a . O . , S. 138.

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Unter diesen ordnungspolitischen Konstellationen d e s W i r t s c h a f t s s y s t e m s waren und sind die Hauptziele der Wirtschaftspolitik: - d a s Plansystem rechtzeitig und g e m ä ß den von der Zentrale bestimmten Zwecksetzungen auszuarbeiten und - die Planziele durch Mobilisierung d e s Leistungswillens der Beschäftigten zu realisieren. Bei der Konzipierung und Durchsetzung dieses O r d n u n g s r a h m e n s ist m a n z u m einen ideologisch von der Vorstellung ausgegangen, daß die individuellen bzw. betrieblichen Interessen mit den gesamtwirtschaftlichen Interessen, wie sie von der politischen Führung b e s t i m m t werden, übereinstimmen. Z u m anderen ging man davon aus, die Zentrale sei rein technisch in der Lage, sämtliche Veränderungen von Bedürfnissen sowie von Produktions- und Arbeitsbedingungen nicht nur zu erfassen, sondern sie auch in allen ö k o n o m i s c h e n Z u s a m m e n h ä n g e n zureichend zu koordinieren. Ferner glaubte m a n infolge der unterstellten Identität von betrieblichen und gesamtwirtschaftlichen Interessen, die für die Erfüllung des volkswirtschaftlichen Planes erforderlichen Leistungen würden von den Wirtschaftssubjekten in geplanter Weise erbracht. Bei einem solchen Verhalten wären prozeßpolitische Maßnahmen dann k a u m notwendig. Die Praxis in der D D R zeigt jedoch, daß offensichtlich die Verantwortlichen von Beginn an nicht an diese ideologisch begründete Funktionsweise des Systems geglaubt haben. D a s zeigt schon die K o p pelung der Planerfüllung mit dem Prämienprinzip. Dieses V o r g e h e n offenbart, daß die politische Führung mit der Möglichkeit von Interessengegensätzen gerechnet hat. Daher ist die Einführung des Prämiensystems als eine ordnungspolitische M a ß n a h m e der politischen Führung zu bezeichnen, die d e m Z w e c k diente und noch dient, Interessengegensätze zu mildern. M a n versucht, die Betriebe für die Planziele der Zentrale zu interessieren, indem man für Planerfüllung und vor allem für Übererfüllung der Pläne Prämien gewährt. Der erwartete Erfolg trat und tritt jedoch nicht ein. Dabei m a c h t sich sogar ein tiefgreifender W i d e r s p r u c h bemerkbar. «Während das Erfolgsinteresse der politischen Führung darauf gerichtet ist, den Betrieben möglichst h o h e Planauflagen zur Erfüllung aufzuerlegen, ist d a s Erfolgsinteresse der Betriebe auf möglichst hohe Prämien gerichtet.» 5 D a die Z u weisung hoher Prämien mit der Erfüllung der Pläne verbunden ist, sind die Betriebe sehr daran interessiert, bei der Ausarbeitung der Betriebspläne mitzuwirken. Somit richtet sich das Streben der Betriebe darauf, die Pläne s o zu gestalten, daß sie relativ leicht erfüllbar o d e r übererfüllbar sind. Da die Betriebe aufgrund der Organisationsstruktur des Wirtschaftssystems als fast alleinige Informationsträger notgedrungen an der Ausarbeitung der Pläne mitbeteiligt sind, wird der g e s a m t e Planungsablauf 6 formell und materiell von ihnen beeinflußt, bis die in den Plänen enthaltenen Leistungsnormen weitgehend ihren Interessen entsprechen. «Die einzelwirtschaftlichen und die individuellen Interessen tendieren also dahin, m ö g lichst solche Pläne auszuarbeiten und von den zentralen Instanzen gen e h m i g e n zu lassen.» 7 Ein solches Verhalten ist im betrieblichen Sinne zwar rational, gesamtwirtschaftlich gesehen j e d o c h nicht. Aus d i e s e m G r u n d e kann die K.P. Hensel, G r u n d f o r m e n . . ., a . a . O . , S. 138. V g l . hierzu G. G u t m a n n , Die Wirtschaft der D D R , in: H a n d w ö r t e r b u c h der Wirtschaftsw i s s e n s c h a f t ( H d W W ) , Bd. 8, Stuttgart, N e w York, Tübingen, Göttingen und Z ü r i c h 1980, S. 7 3 5 - 7 6 2 , hier: S. 7 4 7 . " K.P. H e n s e l , G r u n d f o r m e n . . ., a . a . O . , S. 139.

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Planerfüllung k a u m als Maßstab für die Bewertung der tatsächlichen Leistung der Betriebe unter volkswirtschaftlichen Gesichtspunkten dienen. Es ist schwer erkennbar, o b der Plan w e g e n großer Leistungssteigerungen der im Betrieb Beschäftigten o d e r w e g e n zu niedriger Planauflagen erfüllt o d e r übererfüllt werden konnte. Auch bei Nichterfüllung des Plans kann nicht leicht ermittelt werden, o b dies w e g e n zu niedriger Leistungen oder zu hoher Plananforderungen geschah. 8 Diese Unsicherheit bei der M e s s u n g der tatsächlichen Leistungen der Betriebe ist der hauptsächliche Instabilitätsfaktor des Systems. Die Instabilität wurde in der Zeit vor 1963 zusätzlich durch die Bindung der Prämiierung an die Hauptkennziffer « B r u t t o p r o d u k t i o n » verstärkt. Die Betriebe wurden d a d u r c h animiert, je nach der Art der Bruttoproduktionsanweisung (in Gewicht, in Stück) die Produktion in ihrem Prämieninteresse quantitativ oder qualitativ zu verschlechtern. Dieses Verhalten, d a s unter der plastischen Bezeichnung «Tonnenideologie» bekannt ist, war eine für die Betriebe erfolgversprechende M e t h o d e , «weiche Pläne» zu erhalten. 1 ' Die Auswirkungen dieses Verhaltens äußerten sich in der Wirtschaft der D D R entweder in chronischen Ungleichgewichten zwischen Plan- und Istdaten oder aber in Gleichgewichten mit niedrigem Angebotsniveau. Dies war auch der Anlaß dafür, daß man in dieser wirtschaftspolitischen Experimentierungsphase erkannt hatte, daß die «Bruttoproduktion» als Hauptkennziffer fiir die Bewertung der Leistungen der Betriebe U r s a c h e fiir eine Reihe von Interessenkonflikten zwischen den Planungsorganen, der politischen Führung und den Betriebsleitungen war. Bemerkenswert ist auch die offene Kritik, die in diesem Z u s a m m e n h a n g entstand: «Die Arbeit der Betriebe wird fast ausschließlich nach d e m Stand der Erfüllung bzw. Übererfüllung d e s Betriebsplanes, vornehmlich der Kennziffer der Bruttoproduktion, bewertet. D a d u r c h sind die Betriebe von vornherein an der Aufstellung weicher Pläne interessiert; denn die Prämiierung als wesentliches Instrument des materiellen Anreizes ist u m so höher, je größer die Übererfüllung des Planes ist. Es ist daher vorteilhafter, die Planziele im Vergleich zum Vorjahr um 5 % höher anzusetzen und diesen Plan mit 105% zu erfüllen, als eine Steigerung von 2 0 % zu planen, den Plan aber nur mit 9 9 , 5 % zu erfüllen. Obwohl effektiv im zweiten Fall ein wesentlich größeres Ergebnis erzielt wurde, gilt der Plan als nicht erfüllt, es gibt keine Prämien usw.» 111 « A u c h bei uns in der D D R wird der K a m p f um die Entwicklung der Produktion noch vorwiegend auf der Basis der Planung der Brutto- und Warenproduktion geführt, die der Tonnenideologie freien R a u m g i b t . » " M a n hatte also erkannt, daß bei der gegebenen ordnungspolitischen Konstellation das prozeßpolitische Hauptinstrument der Wirtschaftspolitik, nämlich die Kennziffer «Bruttoproduktion», zu unerwünschter Fehlallokation und damit zu spürbaren Versorgungsengpässen führte. Diese Feststellungen lassen sich allerdings mit Zahlen nicht sehr überzeugend nachweisen. In dieser Zeit (1952 - 1962) betrug nämlich die durchschnittliche Wachstumsrate der industriellen Produktion 9,2 v. H. und die der Investitionen 13,0 v. H . ' : M a n müßte daher eher annehmen, V g l . U. W a g n e r , D i e w e i c h e n Pläne d e r B e t r i e b e im a d m i n i s t r a t i v e n S o z i a l i s m u s , O R D O , B d . X I X , 1 9 6 8 , S. 2 8 7 - 3 0 9 , hier: S. 2 8 7 f . " V g l . e b e n d a , S. 2 8 9 ff. s

in:

"' O . K r a t s c h , Z u r s o w j e t i s c h e n D i s k u s s i o n ü b e r Plan, G e w i n n , P r ä m i e , in: W i r t s c h a f t s w i s s e n s c h a f t , H e f t 1, B e r l i n ( O ) 1963, S. 1 0 9 - 1 2 6 , h i e r : S. 1 1 0 . 11 G . K u n t e r , Z u r D i s k u s s i o n ü b e r Fragen d e r P l a n u n g u n d d e r m a t e r i e l l e n Interessiertheit, in: A r b e i t s ö k o n o m i k u n d A r b e i t s s c h u t z , H e f t 1, Berlin ( O ) 1 9 6 3 , S. 2 7 3 . 12

E r r e c h n e t a u s d e n T a b . IV u n d VII i m A n h a n g , S. 1 6 6 u n d

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169.

daß eine lebhafte wirtschaftliche Prosperität herrschte. J e d o c h ist nicht zu übersehen, daß man trotz dieser statistisch ausgewiesenen hohen Wachstumsraten ganz offen auf gravierende Funktionsmängel und UnWirtschaftlichkeiten des S y s t e m s hingewiesen hat. Hinzu k o m m t noch, daß die m a x i m a l e n Abweichungen der Wachstumsraten der industriellen Produktion und der Investitionen von den jeweiligen Durchschnittswerten nach oben um 3,8 v.H. (1959) und 14,8 v.H. (1952) sowie nach unten u m 4,2 v.H. (1962) und 11,8 v.H. (1961) betrugen. All dies ist ein Zeichen dafür, daß die wirtschaftliche Entwicklung nicht s o harmonisch verlaufen ist wie m a n es wünschte. Auch die offene Diskussion über die konkreten Mängel des prozcßpolitischen Instrumentariums, die das Suchen nach geeigneten Kennziffern einleitete, ist ein weiteres Indiz für die prekäre wirtschaftliche Lage. Die mit den Begriffen «weiche Pläne» und «Tonnenideologie» umschriebenen UnWirtschaftlichkeiten führten letztlich zu einer Ä n d e r u n g der Wirtschaftspolitik. Sie wurde durch die Richtlinie für das N e u e Ö k o n o m i s c h e System der Planung und Leitung der Volkswirtschaft eingeführt. 1 1 2. In dieser ersten Phase der Wirtschaftspolitik in der D D R haben sowohl Wissenschaftler als auch Praktiker des L a n d e s durchaus erkannt, daß der ordnungspolitische Rahmen des Systems mit der beschriebenen Prozeßpolitik nicht k o m p a tibel war. J e d o c h war m a n zu diesem Zeitpunkt offensichtlich noch nicht bereit, auch offen über die Funktionsfähigkeit der O r d n u n g selbst zu diskutieren. Als H a u p t p r o b l e m wurde daher nur die S c h a f f u n g eines neuen prozeßpolitischen Instruments (einer Kennziffer) angesehen, d a s die Betriebe zwingen sollte, bei der Verwirklichung der betrieblichen Interessen zugleich auch die Ziele der politischen Führung zu realisieren. 1 " 1 Darüber hinaus laborierte man lediglich mit Verwaltungsreformen, bei denen es zumeist darum ging, welche Entscheidungsbefugnisse innerhalb der Leitungshierarchie selbst mehr dezentralisiert und welche zentralisiert werden sollten, ob also die mittleren Leitungsebenen gegenüber den Betrieben stärkere Anweisungsgewalt erhalten sollten oder nicht. M a n versuchte herauszufinden, welche Instanzen in der Planungshierarchie die Hauptschuld an bestimmten gesellschaftlich unerwünschten Verhaltensweisen der Betriebe t r u g e n . " Da man nach solchen organisatorischen Veränderungen die Einsicht gewann, daß die gewünschte Ü b e r e i n s t i m m u n g zwischen betrieblichen Interessen und denen der politischen Entscheidungsgremien so nicht zu erreichen war, war man bereit einzugestehen, daß auch sozialistische Betriebe betriebsegoistisch handeln und betriebsspezifische Vorteile w a h r n a h m e n , auch dann, wenn das den «gesellschaftlichen Interessen» widersprach. 1 6 M a n sah sich daher g e z w u n g e n , die Bedingungskonstellationen für d a s betriebliche Handeln zu ändern.

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Richtlinie für d a s N e u e Ö k o n o m i s c h e S y s t e m der Planung und Leitung der Volkswirtschaft v o m 1 1 . 7 . 1 9 6 3 , in: Gbl der D D R , Teil II, Nr. 64, S. 4 5 3 - 4 8 1 , hier: S. 4 5 3 ff. Vgl. hierzu J . L i b e r m a n , Plan, Gewinn, Prämie, (deutsch) in: Presse der Sowjetunion 1 9 6 2 , Nr. 108, S. 2 3 3 1 - 2 3 3 5 , hier: S . 2 3 3 3 . Vgl. U. Wagner, Funktionswandel des G e w i n n s im W i r t s c h a f t s s y s t e m der D D R , in: K.P. Hensel, U. Wagner, K. Wessely, D a s Profitprinzip - seine ordnungspolitischen Alternativen in sozialistischen W i r t s c h a f t s s y s t e m e n , Stuttgart 1 9 7 2 , S. 5 2 - 8 3 , hier: S. 5 5 f . Vgl. U. Wagner, Funktionswandel d e s G e w i n n s . . . , a . a . O . , S. 5 6 .

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b. Die zweite Phase von 1963 bis 1967 1. Diese neue Bedingungskonstellation für das Agieren der Betriebe wurde auf dem VI. Parteitag der SED vom 15. bis 21. Januar 1963 beschlossen. Gesetzeskraft erhielt es als «Richtlinie für das Neue Ö k o n o m i s c h e System der Planung u n d Leitung der Volkswirtschaft» am 11. Juni 1963. 17 Das N e u e am Neuen Ökonomischen System (NÖS) war der Versuch, vermittels eines Bündels ö k o n o m i s c h e r Hebel, die die bisherige Form der zentralen Planung nicht ändern sollten, zu erreichen, daß «das Handeln der Menschen entsprechend den gesellschaftlichen Erfordernissen in die volkswirtschaftlich günstigste Richtung gelenkt wird.»' 8 Das entscheidende wirtschaftspolitische Instrument in diesem System ö k o n o m i s c h e r Hebel war der Gewinn. Er ersetzte die bisherige Hauptkennziffer «Bruttoproduktion» als prämienrelevante Hauptkennziffer und wurde damit das Hauptinstrument der Planung und der Kontrolle des Planvollzugs. 19 Durch die Veränderung der Hauptkennziffer hat ein wirtschaftspolitischer Eingriff stattgefunden, der die bisherige Verhaltensstrategie der Betriebe wesentlich beeinflußt hat. Mit der Einführung des Gewinns als Hauptkennziffer der Planauflagen wurden die Betriebe, falls sie Gewinne erwirtschaften wollten, dazu gezwungen, ihre Produktion auch abzusetzen. Das war vorher bei Erfüllung der Hauptkennziffer «Bruttoproduktion» nicht erforderlich. - Durch die Hauptkennziffer Gewinn bekam die politische Führung die zusätzliche Möglichkeit, über Preispolitik die Produktion nach ihren Zielsetzungen zu lenken. Darüber hinaus verfolgte man damit das Ziel, dem Problem der «weichen Pläne» erfolgreich zu begegnen. Der Gewinnhebel wurde so umgestaltet, daß die Betriebe bereits bei der Planentstehung die Möglichkeit hatten, die ihnen vorgegebene «Orientierungsziffer Gewinn» zu überbieten. Dadurch war ihnen die Chance gegeben, falls sie die überbotene Kennziffer auch tatsächlich erfüllten oder übererfüllten, erhöhte Prämien zu erhalten. Für die Planer hatte diese Regelung den Vorteil, daß sie bereits vor Beginn des neuen Planjahres oder zumindest vor dessen Ende Informationen über voraussichtliche Mehrproduktion erhielten, die ihnen die weitere Planung leichter machte. 2 0 Der neue wirtschaftspolitische Eingriff sollte also einen positiven Schritt hin zur Milderung der Interessengegensätze zwischen Betrieben und Planungsgremien darstellen. Jedoch blieben diese - vor allem wegen der Beibehaltung des Prinzips der Planerfüllung - o h n e nennenswerte Abschwächung erhalten. Die Betriebe konnten gegenüber der Zentrale auch unter dieser Regelung die gleiche Informationspolitik betreiben wie bisher. Sie teilten den übergeordneten Instanzen nicht mit, was sie tatsächlich leisten konnten, sondern lediglich das, was ihnen langfristig die Möglichkeit zu verschaffen versprach, hohe Übererfüllung und damit hohe Prämiierung zu erreichen. 2 1 Damit blieb das Problem der weichen Pläne weiterhin erhalten, allerdings jetzt auf einem höheren Produktionsniveau.

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Vgl. Richtlinie . . . , a . a . O . , S. 45.3-481. E b e n d a , S. 4 6 8 . Vgl. W. Klein, P r o z e ß p o l i t i s c h e H a u p t i n s t r u m e n t e . . ., a . a . O . , S. 14. Vgl. h i e r z u e b e n d a , S. 1 3 f f . und U. W a g n e r , F u n k t i o n s w a n d e l d e s G e w i n n s . . . , a . a . O . , S. 5 7 f. Vgl. U. W a g n e r , e b e n d a , S. 58.

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D e r H a u p t g r u n d dafür, d a ß es n i c h t g e l a n g , die w e i c h e n P l ä n e zu b e s e i t i g e n , war v o r a l l e m der, d a ß sich d u r c h die E i n f ü h r u n g des G e w i n n h e b e l s die V e r h a l t e n s s t r a tegien w e d e r der P l a n u n g s o r g a n e n o c h d e r B e t r i e b e g r u n d s ä t z l i c h g e ä n d e r t h a t t e n . D e n n die B e i b e h a l t u n g d e s Planerfüllungsprinzips v e r a n l a ß t e die P l a n u n g s o r g a n e , bei h o h e r Ü b e r e r f ü l l u n g des G e w i n n p l a n e s in der n ä c h s t e n P l a n p e r i o d e e i n e ents p r e c h e n d h ö h e r e G e w i n n o r i e n t i e r u n g s z i f f e r ( m i n d e s t e n s die in der v e r g a n g e n e n Periode realisierte) zu v e r l a n g e n . G e r a d e die E r w a r t u n g d e r B e t r i e b e ü b e r dieses V e r h a l t e n der Z e n t r a l e z w a n g sie zur Z u r ü c k h a l t u n g u n d zu n u r m ä ß i g e r E r f ü l l u n g o d e r U b e r e r f ü l l u n g der Pläne. E i n e A b s c h w ä c h u n g d i e s e s V e r h a l t e n s e r h o f f t e m a n sich d a v o n , d a ß n e b e n der E i n f ü h r u n g des G e w i n n s als H a u p t k e n n z i f f e r eine P r e i s r e f o r m d u r c h g e f ü h r t und die P r o d u k t i o n s f o n d s a b g a b e e i n g e f ü h r t w u r d e . «Die P r e i s r e f o r m w a r i n s b e s o n d e r e d e s h a l b nötig, weil das Preissystem eine w i c h t i g e V o r a u s s e t z u n g für die A u s s a g e f ä higkeit d e s B e t r i e b s g e w i n n s als L e i s t u n g s m a ß s t a b u n d I n t e r e s s e n g r ö ß e i s t . » " D u r c h die n e u e F e s t s e t z u n g der Preisrelationen der Input- u n d O u t p u t g ü t e r erhielten die E n t s c h e i d u n g s g r e m i e n in g e w i s s e m U m f a n g einen direkten E i n f l u ß a u f die S o r t i m e n t s b e s t i m m u n g . D i e Preisgestaltung w u r d e s o m i t in d e m M a ß e , in d e m die B e t r i e b e die A r t u n d M e n g e der von i h n e n zu p r o d u z i e r e n d e n E r z e u g n i s s e m i t b e s t i m m e n k o n n t e n , eine w i c h t i g e G r u n d l a g e für die A r t d e r P r o d u k t i o n . 2 ' 2 . Ein weiteres z u s ä t z l i c h e s w i r t s c h a f t s p o l i t i s c h e s I n s t r u m e n t , das z u n ä c h s t exp e r i m e n t e l l e i n g e f ü h r t ( 1 9 6 3 ) w u r d e , ist die o b e n bereits e r w ä h n t e P r o d u k t i o n s f o n d s a b g a b e . D a m i t b e a b s i c h t i g t e m a n , die T e n d e n z zu w e i c h e n Plänen weiter a b z u s c h w ä c h e n . - B i s h e r w a r n ä m l i c h zu b e o b a c h t e n , d a ß die B e t r i e b e das Erfüllen o d e r Ü b e r e r f ü l l e n d e r Pläne d u r c h H o r t e n von L e i s t u n g s r e s e r v e n (Verschleier u n g v o n Kapazitäten) zu erleichtern s u c h t e n . D i e N u t z u n g von K a p a z i t ä t e n war für sie n ä m l i c h k o s t e n l o s . M a n hatte e i n g e s e h e n , d a ß bis d a h i n kein h i n r e i c h e n d e r ö k o n o m i s c h e r A n r e i z b e s t a n d , « . . . die B e t r i e b e und V V B (Vereinigung V o l k s e i g e n e r B e t r i e b e ) zur b e s t e n A u s n u t z u n g s w e i s e der p r o d u k t i v e n F o n d s zu veranlass e n , g a n z zu s c h w e i g e n davon, d a ß sie selbst daran interessiert w e r d e n m ü s s e n , ihrerseits i m m e r n e u e , b e s s e r e F o r m e n u n d M e t h o d e n d e r Ö k o n o m i s i e r u n g der v e r g e g e n s t ä n d l i c h t e n a k k u m u l i e r t e n A r b e i t zu e n t w i c k e l n u n d e i n z u f ü h r e n . - Für die L e i t u n g e n der V V B u n d B e t r i e b e e n t s t e h e n g e g e n w ä r t i g keine N a c h t e i l e , w e n n sie g e s e l l s c h a f t l i c h e A k k u m u l a t i o n s m i t t e l u n n ö t i g b i n d e n u n d sich - für die V o l k s w i r t s c h a f t a l l e r d i n g s s e h r t e u e r - P r o d u k t i o n s r e s e r v e n schaffen.» 2 " 1 M i t der P r o d u k t i o n s f o n d s a b g a b e w u r d e ein K o s t e n f a k t o r für die B e t r i e b e e i n g e f ü h r t , der sie z w i n g e n sollte, ein v o r g e g e b e n e s E r g e b n i s m i t n i e d r i g e m K a p i t a l a u f w a n d zu e r w i r t s c h a f t e n . D i e P r o d u k t i o n s f o n d s a b g a b e w u r d e als f e s t e r Prozentsatz a u f das p r o d u k t i v e Kapital ( G r u n d - u n d U m l a u f m i t t e l f o n d s ) e r h o b e n 2 1 u n d m u ß t e als eine A r t G e w i n n v o r a b f ü h r u n g v o m G e w i n n a b g e z o g e n w e r d e n . D a d u r c h w u r d e der N e t t o g e w i n n ( B r u t t o g e w i n n •/• P r o d u k t i o n s f o n d s a b g a b e ) das Effektivitätskriter i u m d e r L e i s t u n g e n d e r B e t r i e b e , von d e m ihre P r ä m i i e r u n g a b h ä n g i g w a r . 2 6

22 23 24 25

26

U. Wagner, Funktionswandel des G e w i n n s . . . , a . a . O . , S. 5 8 f . Vgl. ebenda, S. 59. R i c h t l i n i e . . . , a . a . O . , S. 482. Vgl. E. Seifert, H. Pohl, K. Maier, Gewinnin der volkseigenen Industrie, Berlin (O) 1968, S. 189. Vgl. W. Klein, Prozeßpolitische Hauptinstrumente . . . , a . a . O . , S. 22.

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3. Mit diesen wirtschaftspolitischen Instrumenten (Nettogewinn, Preisreformen, Produktionsfondsabgabe) versuchte man a l s o ab 1963 in der D D R , den vielfältigen UnWirtschaftlichkeiten zu begegnen. Die erhoffte Stabilisierung des Prozeßablaufs ist aber, wie die weiteren wirtschaftspolitischen Anstrengungen zeigen, die d a n a c h folgten, nur partiell geglückt. Im Z e i t r a u m 1963 - 1 9 6 7 wuchsen die Investitionen im Durchschnitt um ca. 7,6 v. H . jährlich und die industrielle Produktion um ca. 5,9 v. H . Die maximalen Abweichungen von den Durchschnittswerten betrugen bei den Investitionen 5,3 v.H. und bei der industriellen Produktion 2,7 v.H. 2 7 Diese Zahlen zeigen, daß auch in diesem Zeitraum die wirtschaftliche Entwicklung nicht h a r m o n i s c h verlaufen ist. Die Unzufriedenheit darüber zeigt sich darin, daß m a n auf dem VII. Parteitag der S E D von 1 9 6 7 eine weitere R e f o r m beschlossen hatte. Deshalb sprach man seitdem nicht mehr v o m « N e u e n Ö k o n o m i s c h e n System», sondern v o m «Entwickelten Gesellschaftlichen System des Sozialismus». D a s Kernstück dieses gesellschaftlichen Systems war d a s « Ö k o n o m i s c h e System des Sozialismus». 2 8

c. Die dritte Phase von 1967 bis 1970 1. Die R e f o r m des J a h r e s 1963 hatte, wie bereits dargestellt, den Grundcharakter der O r d n u n g nicht verändert. Die zentrale Planung und d a s Planerfüllungsprinzip in Verbindung mit Prämien wurden nicht angetastet. Prinzipielle Veränderungen im betrieblichen Verhalten konnten daher nicht entstehen. Mit d e m neuen prozeßpolitischen Instrumentarium hatte man zwar grobe UnWirtschaftlichkeiten, beispielsweise die Tonnenideologie, einigermaßen bekämpft, nicht aber das allgemeine Streben der Betriebe nach weichen Plänen beseitigt. Die Erfahrung mit d e m N e u e n Ö k o n o m i s c h e n System hat gelehrt, daß an diesem Mißerfolg vor allem die Verhaltensstrategie der Planungsbehörde schuld war. Es resultierte aus den unveränderten Ordnungsgegebenheiten des Systems. Wie schon erläutert, gehen die Planer unter solchen O r d n u n g s b e d i n g u n g e n bei der Ausarbeitung ihrer Plananforderungen stets v o m erreichten Niveau der Vorperio d e aus. Die Einführung der Hauptkennziffer Gewinn hat an dieser Praxis nichts geändert. Als L e i s t u n g s m a ß s t a b galt nicht der Gewinn als solcher, sondern der Plangewinn. Prämien w u r d e n den Betrieben nur bei Erfüllung oder Übererfüllung der Kennziffer Plangewinn gewährt. G e r a d e dieses Vorgehen der Planungsbehörde z w a n g aber die Betriebe geradezu, nach weichen Plänen zu streben. Sie waren u m niedrige Plangewinnanforderungen bemüht, damit sie dadurch um s o leichter die Planauflagen erfüllen konnten. Das Streben nach versteckten Leistungsreserven wurde daher auch bei d e r Hauptkennziffer Gewinn wieder aktuell. U m dieses Problem d o c h noch in den Griff zu b e k o m m e n , ist man auf d e m VII. Parteitag der S E D von 1 9 6 7 einen Schritt weitergegangen. M a n hatte eingesehen, daß die Strategie der Planungsbehörden, immer vom erreichten Niveau auszugehen, oft eine Strafe für jene Betriebe darstellte, die in der V o r p e r i o d e gute Leistungen erbracht hatten. D a h e r löste man den Soll-Ist-Vergleich als Basis für die Prämiierung durch sogenannte «Gewinnverwendungsnormative» ab. Die Absicht dabei war, mit Hilfe des G e w i n n s als ö k o n o m i s c h e r Hebel die « . . . Optimalität des ~ Vgl. Tab. IV und VII im A n h a n g , S. 166 und 169. Vgl. U. Wagner, Funktionswandel des G e w i n n s . . a . a . O . , S. 6 4 .

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Planes u n d ein langfristiges, k o n t i n u i e r l i c h e s u n d h o h e s T e m p o der wirtschaftlic h e n E n t w i c k l u n g in d e n B e t r i e b e n u n d V V B . . zu stimulieren. D i e s e s Z i t a t m a c h t deutlich, d a ß a u c h im R a h m e n des N e u e n Ö k o n o m i s c h e n S y s t e m s die g e h e g t e n E r w a r t u n g e n h i n s i c h t l i c h w i r t s c h a f t l i c h e r Stabilität n i c h t erfüllt w u r d e n . D i e s e Stabilität sollte nun d u r c h eine K o p p e l u n g v o n G e w i n n , G e w i n n z u w a c h s g e g e n ü b e r der V o r p e r i o d e u n d P r ä m i e n f o n d s mit langfristigen Gewinnverwendungsnormativen erreicht werden. Diese Normativen waren konk r e t e A n w e i s u n g e n an die B e t r i e b e darüber, wie der t a t s ä c h l i c h erzielte N e t t o g e w i n n ( G e w i n n •/• P r o d u k t i o n s f o n d s a b g a b e ) a u f die V e r w e n d u n g s z w e c k e Investit i o n u n d P r ä m i e n z a h l u n g zu verteilen war. V o r d e m w u r d e j ä h r l i c h f e s t g e l e g t , w e l c h e Anteile des N e t t o g e w i n n s d e m Investitions- u n d d e m P r ä m i e n f o n d s zugeführt und w e l c h e r an d e n S t a a t s h a u s h a l t a b g e f ü h r t w e r d e n m u ß t e n . D i e j ä h r l i c h e Variabilität dieser N o r m a t i v e w a r d e r U n s i c h e r h e i t s f a k t o r , der die B e t r i e b e zur Z u r ü c k h a l t u n g von d e r politischen F ü h r u n g e r w ü n s c h t e n w i r t s c h a f t l i c h e n Aktivitäten z w a n g . D e s h a l b h a t t e man mit der V e r o r d n u n g ü b e r die Bildung u n d Verw e n d u n g des P r ä m i e n f o n d s v o m 2 6 . 6 . 1 9 6 8 '" für die J a h r e 1 9 6 9 und 1 9 7 0 Z w e i j a h r e s n o r m a t i v e für die N e t t o g e w i n n v e r w e n d u n g e i n g e f ü h r t . D a d u r c h sollten « . . . die B e t r i e b e j e d e s I n t e r e s s e an w e i c h e n Plänen verlieren. E s erfolgt bei k o n s e q u e n t e r längerfristiger K o n s t a n z der N o r m a t i v e keine B e s t r a f u n g des B e t r i e b e s im Folg e j a h r bei h o h e n G e w i n n e n im V o r j a h r . » 5 ' D i e s e R e g e l u n g b r a c h den « . . . G r u n d satz der B e w e r t u n g ö k o n o m i s c h e r L e i s t u n g e n d u r c h Plansoll- und Planist-Vergleich u n d die davon a b h ä n g i g e H ö h e der Prämien . . . » . 1 2 S i e war als ein e n t s c h i e d e n e r S c h l a g g e g e n die T e n d e n z zu w e i c h e n Plänen g e d a c h t g e w e s e n . D u r c h die z w a r g e p l a n t e " , dann a b e r d o c h n i c h t v o l l z o g e n e E i n f ü h r u n g von F i i n f j a h r e s n o r mativen h ä t t e m a n m ö g l i c h e r w e i s e die e n d g ü l t i g e B e s e i t i g u n g der w e i c h e n Pläne e r r e i c h e n k ö n n e n . D a z u k a m es a b e r nicht. I n f o l g e w i r t s c h a f t l i c h e r R ü c k s c h l ä g e im J a h r 1 9 7 0 , i 4 so die offizielle B e g r ü n d u n g , hat m a n auf der 1 3 . Z K - T a g u n g d e r S E D im J u n i 1 9 7 0 d e n A b b r u c h der b i s h e r i g e n W i r t s c h a f t s p o l i t i k gefordert. Für das J a h r 1 9 7 1 w u r d e eine A u s a r b e i t u n g und D u r c h f ü h r u n g des V o l k s w i r t s c h a f t s p l a n e s verlangt, die die R o l l e u n d A u t o r i t ä t des Planes e r h ö h e n u n d seine E r f ü l l u n g « d u r c h eine qualifizierte u n d von h o h e r Staatsdisziplin g e t r a g e n e L e i t u n g s t ä t i g k e i t auf allen E b e n e n » b e w i r k e n s o l l t e . " S e i t d e m e r h a l t e n die B e t r i e b e w i e d e r detaillierte P l a n a u f l a g e n , ä h n l i c h d e n P l a n a n w e i s u n g e n aus der Z e i t v o r 1 9 6 3 . " ' D a m i t w u r d e die vierte Phase e i n g e l e i t e t , die in der g l e i c h e n W e i s e verläuft wie die erste.

H. Pohl, Probleme des Gewinns in der volkseigenen Industrie der Deutschen Demokratischen Republik - ein Beitrag zur Theorie des Gewinns im Sozialismus, Diss. Berlin (O) 1966, S. 55. 3 0 Vgl. Gbl der DDR, Teil II, Nr. 67 vom 5 . 7 . 1 9 6 8 , S. 4 9 0 - 4 9 3 , hier: S. 490ff. " U. Wagner, Funktionswandel des G e w i n n s . . . , a . a . O . , S. 69. , 2 W. Klein, Prozeßpolitische Hauptinstrumente . . . , a.a.O., S. 16. " Vgl. Grundsatzregelung für die Gestaltung des ökonomischen Systems des Sozialismus in der Deutschen Demokratischen Republik im Zeitrauml971 - 1975, in: Die Wirtschaft vom 2 9 . 4 . 1 9 7 0 , Beilage 14, S. 17. 54 Vgl. G. Mittag, Die Durchführung des Volkswirtschaftsplans im Jahre 1970, Referat auf der 13. Tagung des Z K der SED, 9. u. 1 0 . 6 . 1 9 7 0 , Auszug, Berlin (O) 1970. 35 Beschluß über die Durchführung des ökonomischen Systems des Sozialismus im Jahre 1971 vom 1 . 1 2 . 1 9 7 0 , in: Gbl der DDR, Teil II, Nr. 100, S. 7 3 2 . 16 Vgl. U. Wagner, Entwicklungstendenzen . . . , a . a . O . , S. 622. 29

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2. Die kurze Darstellung der Entwicklung der Wirtschaftspolitik in der D D R hat gezeigt, wie man ständig b e m ü h t war, Unwirtschaftlichkeiten zu bekämpfen und die Effizienz' 7 zu e r h ö h e n . Dabei wurde auch deutlich, daß die in den verschied e n e n Phasen ergriffenen wirtschaftspolitischen M a ß n a h m e n die Effizienz des Systems tatsächlich e r h ö h e n konnten. Allerdings bedeutete diese Effizienzsteigerung nicht auch Stabilität im Sinne von G l e i c h g e w i c h t zwischen jeweils geplanten und dann tatsächlich erreichten G r ö ß e n . Die Einführung des N e t t o g e w i n n s als Hauptkennziffer für die Prämiierung und die daran anschließende G e w i n n v e r w e n dungsnormative hatten n ä m l i c h die Kontrollmöglichkeiten der Planungsbürokratie und damit auch die Wahrscheinlichkeit, daß die Plangrößen den Istgrößen entsprac h e n , erheblich reduziert. Besonders durch die langfristigen G e w i n n v e r w e n d u n g s normative wurde das A u s m a ß der begrenzten Entscheidungsfreiheit der Betriebe g r ö ß e r als vorher mit der Konsequenz, d a ß das Lenkungssystem jetzt gründlich verändert wurde. Das entstandene relativ dezentralisierte L e n k u n g s s y s t e m m u ß t e aber nicht notwendig a u c h zu Instabilitäten führen, zumal jetzt die Anpassungsund Allokationsprozesse zumindest teilweise marktähnlichen Charakter b e k a m e n . Es hätte j e d o c h einer anderen Art von Wirtschaftspolitik bedurft, die das m a r k t ähnliche G e s c h e h e n berücksichtigt und aus ihm möglicherweise e r w a c h s e n e Instabilitäten m ö g l i c h s t vermieden hätte. Die wirtschaftspolitischen R e f o r m e n , die während der letzten dreißig J a h r e in den meisten Zentralverwaltungswirtschaften durchgeführt wurden, sind ähnlich wie die in der D D R verlaufen. Mit A u s n a h m e Ungarns und J u g o s l a w i e n s ! l i , die ein weitgehend dezentralisiertes System der Planung beibehielten, haben alle anderen Länder das System zentraler Planung und Leitung grundsätzlich e n t w e d e r gar nicht verändert oder beabsichtigte und teilweise vollzogene Veränderungen wieder rückgängig g e m a c h t . D i e s zeigt, daß man offensichtlich nicht bereit ist, die nach wie vor bestehenden Unwirtschaftlichkeiten und Instabilitäten im W e g e der grundsätzlichen T r a n s f o r m a t i o n der gesamten W i r t s c h a f t s o r d n u n g zu b e k ä m p f e n . D a h e r stellt sich die Frage nach C h a n c e n und Risiken einer Stabilisierungspolitik im R a h m e n der Zentralverwaltungswirtschaft selbst, die nicht die G e f a h r einer ungewollten Veränderung der G e s a m t o r d n u n g heraufbeschwört.

1

U n t e r d e m Begriff Effizienz wird hier die Leistungsfähigkeit des W i r t s c h a f t s s y s t e m s vers t a n d e n . Als L e i s t u n g s m a ß s t ä b e k ö n n e n d i e n e n : die E n t w i c k l u n g des P r o - K o p f - E i n k o m m e n s , die W a c h s t u m s r a t e des N a t i o n a l e i n k o m m e n s , d e r U m f a n g der B e s c h ä f t i g u n g s - , P r o d u k t i o n s - u n d G e l d w e r t s c h w a n k u n g e n . A u c h die A r t der Allokation d e r Prod u k t i o n s f a k t o r e n hinsichtlich deren V e r w e n d u n g s m ö g l i c h k e i t e n (ob z . B . von e i n e m G u t zuviel o d e r / u n d einem a n d e r e n zu wenig p r o d u z i e r t wird) kann als Effizienzkriterium d i e n e n : H i n s i c h t l i c h der Problematik der E f f i z i e n z m e s s u n g vgl. Chr. W a t r i n , Kriterien zur B e u r t e i l u n g d e r statischen Effizienz von W i r t s c h a f t s s y s t e m e n , in: E . B o e t t c h e r (Hrsg.), Beiträge z u m Vergleich d e r W i r t s c h a f t s s y s t e m e , a . a . O . , S. 5 5 - 7 6 .

,lf

V g l . hierzu K.P. H e n s e l u n d Mitarbeiter, D i e sozialistische M a r k t w i r t s c h a f t in d e r T s c h e c h o s l o w a k e i , Stuttgart 1 9 6 8 ; M . H a g e m a n n / A . K l e m e n c i c , Die sozialistische M a r k t w i r t s c h a f t j u g o s l a w i e n s , Stuttgart 1 9 7 4 sowie U. W a g n e r , E n t w i c k l u n g s t e n d e n z e n . . . , a . a . O . , S. 6 2 2 - 6 3 5 .

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3. Systemkonforme Stabilisierungspolitik 1. W i e s c h o n a u s g e f ü h r t w u r d e , h a t t e j e n e Politik, die in der D D R a b 1 9 6 3 bis z u m B e g i n n d e r siebziger J a h r e b e t r i e b e n w u r d e , d e n p o l i t i s c h e n S p i t z e n f u n k t i o n ä ren die E r k e n n t n i s vermittelt, d a ß d e r e n k o n s e q u e n t e F o r t s e t z u n g eine T r a n s f o r m a t i o n der W i r t s c h a f t s o r d n u n g h e r v o r r u f e n w ü r d e . D i e s e W i r t s c h a f t s p o l i t i k k o n n t e n u r s o l a n g e als eine A r t s y s t e m s p e z i f i s c h e r Stabilisierungspolitik a n g e s e h e n w e r d e n , w i e sie n i c h t d e n R a h m e n des a d m i n i s t r a t i v e n S y s t e m s selbst s p r e n g t e . D a s Beispiel der D D R lehrt j e d o c h , d a ß o f f e n b a r eine s o l c h e A r t von Stabilisierungspolitik langfristig n i c h t b e t r i e b e n w e r d e n k a n n , o h n e d a ß dadurch die G r u n d s t r u k t u r e n des S y s t e m s in Frage gestellt w e r d e n . W i l l m a n e i n e s y s t e m k o n f o r m e Stabilisierungspolitik b e t r e i b e n , dann ist es erf o r d e r l i c h , die spezifischen V e r h a l t e n s w e i s e n der Beteiligten in R e c h n u n g zu stellen und diese Politik a u f zwei Stabilisierungsziele a u s z u r i c h t e n . D a s erste und w i c h t i g s t e Ziel ist die R e a l i s i e r u n g d e s P l a n g l e i c h g e w i c h t s 5 9 im Z e i t a b l a u f . Ständige Erfüllung der Planziele der p o l i t i s c h e n F ü h r u n g d u r c h die B e t r i e b e ist a b e r nur die n o t w e n d i g e B e d i n g u n g für eine s c h w a n k u n g s f r e i e w i r t s c h a f t l i c h e E n t w i c k l u n g . O b sie a u c h h i n r e i c h e n d ist, h ä n g t d a v o n a b , o b es zugleich e r f o r d e r l i c h ist, das a l l g e m e i n e G l e i c h g e w i c h t als ein z w e i t e s Ziel d e r Stabilisierungspolitik anzustreb e n . D a h e r stellt sich die Frage, w a n n das a l l g e m e i n e G l e i c h g e w i c h t , a l s o die V e r w i r k l i c h u n g n i c h t nur der Z i e l e d e r p o l i t i s c h e n F ü h r u n g u n d der B e t r i e b e , s o n d e r n aller von d e r Planerfüllung b e t r o f f e n e n W i r t s c h a f t s s u b j e k t e für die S i c h e r u n g der w i r t s c h a f t l i c h e n Stabilität zu b e r ü c k s i c h t i g e n ist. R e a l i s i e r u n g d e s a l l g e m e i n e n G l e i c h g e w i c h t s als z w e i t e s Z i e l der Stabilisier u n g s p o l i t i k ist für die p o l i t i s c h e F ü h r u n g a b e r n u r dann aktuell, w e n n seine V e r n a c h l ä s s i g u n g s o l c h e S t ö r u n g e n ( U n m u t , U n r u h e n , Streiks etc.) v e r u r s a c h t , die w i e d e r u m das P l a n g l e i c h g e w i c h t selbst b e e i n t r ä c h t i g e n . M i t a n d e r e n W o r t e n : Ein a l l g e m e i n e s U n g l e i c h g e w i c h t wird v o n der p o l i t i s c h e n F ü h r u n g erst d a n n zu ber ü c k s i c h t i g e n sein, w e n n dieses ihre e i g e n e n p o l i t i s c h e n und w i r t s c h a f t l i c h e n Ziels e t z u n g e n g e f ä h r d e t . D a s A u s m a ß des Einflusses, den das a l l g e m e i n e G l e i c h g e w i c h t für die E r r e i c h u n g des P l a n g l e i c h g e w i c h t s hat, h ä n g t allerdings von zwei g e w i c h t i g e n F a k t o r e n ab: -

e r s t e n s von d e r A r t des h e r r s c h e n d e n p o l i t i s c h e n R e g i m e s , a l s o d a v o n , o b ein a u t o r i t ä r e s o d e r ein totalitäres p o l i t i s c h e s R e g i m e vorliegt, 4 " u n d z w e i t e n s v o m w i r t s c h a f t l i c h e n N i v e a u , das die b e t r e f f e n d e V o l k s w i r t s c h a f t bereits e r r e i c h t h a t . B e s t e h t ein totalitäres p o l i t i s c h e s R e g i m e u n d ist das w i r t s c h a f t l i c h e Niveau

' 9 Vgl. zu diesem Begriff S. 115 ff. in dieser Arbeit. Grundsätzlich charakterisiert man politische Regime als «autoritär» oder «totalitär», wenn sie eine Herrschaftsstruktur aufweisen, die auf einem Befehls- und Gehorsamsverhältnis zwischen den Führenden und den Untergebenen beruht. Es gibt jedoch einen Unterschied zwischen autoritären und totalitären Regimen in der Form des Fiihrungsstils. Während ein autoritäres politisches Regime gewisse Reaktionen der Untergebenen zuläßt und gegebenenfalls sogar bei Entscheidungen berücksichtigt, besteht die Führung des totalitären politischen Regimes in einer uneingeschränkten Selbstherrschaft ohne Mitberücksichtigung der Mitbeteiligung der Untergebenen.

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relativ h o c h / ' d a n n gibt es - sieht m a n v o m Fall d e s passiven W i d e r s t a n d e s a b k a u m die M ö g l i c h k e i t zu o f f e n e n Protesten in jeglicher F o r m . Ein totalitäres politis c h e s R e g i m e d u l d e t von seiner S t r u k t u r h e r keinen politischen W i d e r s t a n d . Die politische F ü h r u n g ist stets gewillt und fähig, «Disziplin und politische Stabilität» m i t allen M i t t e l n d u r c h z u s e t z e n . E r m ö g l i c h e n es dabei die w i r t s c h a f t l i c h e n Verhältnisse, d a ß die A r b e i t s b e d i n g u n g e n u n d d e r K o n s u m d u r c h U n t e r d r ü c k u n g v o n W i d e r s t a n d n i c h t allzu sehr verschlechtert w e r d e n , d a n n ist zu e r w a r t e n , d a ß die N e i g u n g d e r B e v ö l k e r u n g zu aktiver O p p o s i t i o n relativ gering sein w i r d . Wesentlic h e S t ö r u n g e n d e s Plangleichgewichts sind d a n n a u s einem a l l g e m e i n e n Ungleichg e w i c h t h e r a u s nicht zu e r w a r t e n . In einer s o l c h e n Situation scheint sich derzeit die D D R zu b e f i n d e n . Ist d a g e g e n das w i r t s c h a f t l i c h e Niveau sehr niedrig, d a n n k a n n a u c h ein totalitäres Regime auf die D a u e r nicht v e r h i n d e r n , d a ß aus d e r M i ß a c h t u n g d e s allgemeinen Gleichgewichts politische S p a n n u n g e n e n t s t e h e n , die d a s Plangleichgewicht stören. Ein Beispiel d a f ü r bietet seit N o v e m b e r 1981 Polen ( E i n f ü h r u n g d e r Militärdiktatur). 2. Viel s t ä r k e r w e r d e n sich Störungen b e m e r k b a r m a c h e n , w e n n ein niedriges w i r t s c h a f t l i c h e s Niveau in einem L a n d mit a u t o r i t ä r e m politischen R e g i m e besteht. Diese Situation h e r r s c h t e in Polen v o r d e r E i n f ü h r u n g d e r Militärdiktatur. S c h w ä c h e r w e r d e n u n t e r dieser politischen Konstellation die S t ö r u n g e n sein, w e n n d a s w i r t s c h a f t l i c h e Niveau relativ hoch ist. Als Beispiel k ö n n t e h i e r f ü r U n g a r n d i e n e n , allerdings n u r bedingt, da U n g a r n seit 1968 sukzessiv die Z e n t r a l v e r w a l t u n g s w i r t s c h a f t a b b a u t . D e n n es ist plausibel, d a ß M e n s c h e n , d e r e n B e d ü r f n i s s e sehr u n z u r e i c h e n d b e f r i e d i g t w e r d e n , u m so stärker reagieren, je g r ö ß e r die N o t u n d die politischen Freiheitsspielräume sind. Alle diese U m s t ä n d e m u ß die politische Führ u n g einer Z e n t r a l v e r w a l t u n g s w i r t s c h a f t b e r ü c k s i c h t i g e n , w e n n sie langfristig Realisierung des Plangleichgewichts anstrebt. O b sie dieses Ziel allerdings erreichen k a n n , h ä n g t n i c h t zuletzt d a v o n ab, inwieweit sie bei ihrer Stabilisierungspolitik die Verhaltensstrategien d e r Betriebe berücksichtigt. D a s Plangleichgewicht, also die ständige P l a n e r f ü l l u n g seitens d e r Betriebe ist d a n n m ö g l i c h , w e n n die Planauflagen d e r Z e n t r a l e die Betriebsinteressen nicht zu sehr b e e i n t r ä c h t i g e n . Die Betriebsinteressen w e r d e n g e w a h r t , w e n n die Plananford e r u n g e n d e r Z e n t r a l e u n t e r den L e i s t u n g s g r e n z e n der Betriebe bleiben. Da die Z e n t r a l e z w a r einerseits diese Interessen u n d das Verhalten d e r Betriebe, n ä m l i c h Kapazitäten zu h o r t e n , k e n n t , andererseits aber bei d e r E r a r b e i t u n g v o n Planauflagen auf die vielfältigen I n f o r m a t i o n e n aus den Betrieben a n g e w i e s e n ist, ist sie bei d e r P l a n u n g k a u m in d e r Lage, die betrieblichen Kapazitäten vollständig zu erfassen. T r o t z d e m bleibt aus der Sicht der Z e n t r a l e jene Stabilisierungspolitik w ü n s c h e n s w e r t , die ein langfristiges Plangleichgewicht u n t e r m a x i m a l e r A u s n u t z u n g d e r v o l k s w i r t s c h a f t l i c h e n Kapazitäten e r m ö g l i c h t . Eine solche Politik scheint jed o c h infolge d e r Interessenkonstellation d e r Beteiligten nicht d u r c h f ü h r b a r . Die Z e n t r a l e m u ß d a h e r z u g u n s t e n langfristiger Stabilität kurzfristig auf m a x i m a l e L e i s t u n g s a n f o r d e r u n g e n verzichten. Das heißt, sie m u ß b e w u ß t auf die vollständige A u s n u t z u n g d e r tatsächlich g e g e b e n e n R e s s o u r c e n verzichten, will sie g r ö ß e r e S c h w a n k u n g e n d e r wirtschaftlichen Aktivitäten im Zeitablauf v e r m e i d e n . Sie m u ß eine Politik d e r m a ß v o l l e n Pläne betreiben, d a m i t diese a u c h v o n d e n Betrieben 41

U n t e r e i n e m relativ h o h e n w i r t s c h a f t l i c h e n N i v e a u sollen hier ein P r o d u k t i o n s v o l u m e n u n d ein V e r s o r g u n g s g r a d v e r s t a n d e n w e r d e n , die weit ü b e r d e m E x i s t e n z m i n i m u m d e r B e v ö l k e r u n g liegen.

158

kontinuierlich erfüllt werden. Allerdings ist diese Stabilisierungspolitik nicht für jede Zentralverwaltungswirtschaft erfolgversprechend. Der Erfolg hängt v o m Entwicklungsniveau der Volkswirtschaft ab. Der bewußte Verzicht auf die Ausnutzung eines Teiles der vorhandenen volkswirtschaftlichen R e s s o u r c e n bedeutet ja zugleich ein mehr oder weniger großes Versorgungsdefizit. Reichen die geplanten und die dann tatsächlich realisierten Leistungen nicht aus, u m den Ansprüchen der Wirtschaftssubjekte wenigstens einigermaßen zu genügen, dann kann es, je nach politischem R e g i m e (autoritär, totalitär), leicht zu Störungen in F o r m von Unruhen und Leistungsverweigerungen k o m m e n . Diese m ü s s e n dann den Stabilisierungskurs der Zentrale empfindlich gefährden. Verzicht auf maximale Leistungen kann daher nur s o l a n g e die Stabilisierung fördern, wie die Wirtschaftssubjekte bereit sind, die K o n s e q u e n z e n dieses Verzichts zu akzeptieren. Diese Toleranzgrenze der Wirtschaftssubjekte wird dabei v o m herrschenden politischen R e g i m e mitbeeinflußt. 3. Z u s a m m e n f a s s e n d läßt sich sagen: Wirksame Stabilisierungspolitik im Sinne einer langfristigen Realisierung des Plangleichgewichts ist in einer Zentralverwaltungswirtschaft an folgende Bedingungen geknüpft: - Wegen der administrativen zentralen Prozeßplanung und dem mit ihr verbundenen Prinzip der Prämiierung aufgrund von Planerfüllung m ü s s e n die zentralen Planungsorgane auf solche Plananforderungen verzichten, die die vollen Leistungskapazitäten der Betriebe beanspruchen würden. Diese Politik ist dann durchführbar, wenn die Planungsgremien nicht mehr - oder, besser gesagt, nicht viel mehr - von den Betrieben verlangen, als diese in ihren Informationen zu realisieren sich bereit erklärt haben. - Die mit dieser Politik verbundene W a c h s t u m s m i n d e r u n g darf d a s Versorgungsniveau der Bevölkerung nicht s o sehr beeinträchtigen, daß politische und soziale Unruhen entstehen. - D a s politische Regime muß entweder totalitär o d e r zumindest autoritär sein, wenn diese Stabilisierungspolitik der «maßvollen» Versorgung langfristig verfolgt werden soll. In der T h e o r i e von Zentralverwaltungswirtschaften, wie sie in den sozialistischen Ländern betrieben wird, existiert eine solche Konzeption allerdings explizit nicht. Dies wäre auch zweifellos ein Widerspruch zur bestehenden Ideologie. Eine solche Konzeption vorzulegen, würde nämlich zwangsläufig bedeuten, daß man die unüberwindbaren Schwächen des administrativen Sozialismus eingesteht und damit letztlich die Irrationalität der Protagonisten einer zentralverwaltungswirtschaftlichen O r d n u n g dokumentiert. E s ist daher schwer vorstellbar, daß es ein in diesen L ä n d e r n arbeitender Wirtschaftswissenschaftler w a g e n wird, in seinen publizierten theoretischen Analysen auf einen solchen pragmatischen Weg hinzuweisen. D a ß eine solche Konzeption explizit nicht formuliert wird, heißt aber nicht, daß sie nicht im wirtschaftlichen Alltag tatsächlich d o c h verfolgt wird. D i e Beobachtung der real existierenden Zentralverwaltungswirtschaften zeigt, daß man dort (der Erfolgsgrad ist je nach L a n d , Bevölkerungs- und Führungsmentalität unterschiedlich) faktisch diesen W e g zu gehen versucht. Die O r d n u n g s b e d i n g u n g e n des Systems lassen in der Tat für die Technokraten auf allen Ebenen der Führungshierarchie gar keine andere Alternative zu. Sie m ü s s e n diesen Weg gehen, wenn sie sich nicht d e m V o r w u r f eines irrationalen Verhaltens aussetzen wollen. D a ß den-

159

noch laufend Krisen entstehen, liegt nicht zuletzt daran, daß es permanent Meinungsverschiedenheiten zwischen Ideologen und Pragmatikern gibt. Die Ideologen als Inhaber der politischen Macht halten offiziell an ihren Lehrsätzen fest, weil diese letztlich theoretische Basis ihrer Machtposition sind. Dies ist der Grund, warum es keine fundamentale Systemveränderung gibt. Man modifiziert die Lehrsätze dann marginal, wenn größere Krisen entstehen. Erst dann ist ein mehr pragmatischer Weg für die Technokraten möglich. Es mag paradox erscheinen, daß die Ideologen aus solchen Erfahrungen scheinbar nichts lernen und nach wie vor trotz der auch für sie sichtbaren Mißerfolge - hartnäckig auf der Aufrechterhaltung des administrativen Systems bestehen. Die Ursachen dafür liegen in der Interdependenz von Wirtschaftsordnung und politischer Ordnung. Die administrative Planung ist wichtige Voraussetzung für das Bestehen der politischen und gesellschaftlichen Macht der Führungsgremien in Ländern des sowjetischen Gesellschaftsmodells. Dieses Verhalten zu erklären, würde daher den Rahmen dieser Arbeit sprengen. Die Untersuchung dieses Phänomens kann letztlich nicht Gegenstand der Wirtschaftswissenschaft alleine sein.

160

Anhang

161

Tab. I: Index des produzierten Nationaleinkommens 1 9 5 5 - 1 9 7 7 auf der Basis vergleichbarer Preise des ]eweiligen Landes (1970 = 100) Jahre

Bulgarien

CSSR

DDR

Polen

Rumänien

UdSSR

Ungarn

1955 1956 1957 1958 1959 1960 1961 1962 1963 1964 1965 1966 1967 1968 1969 1970 1971 1972 1973 1974 1975 1976 1977

30 29 34 37 45 48 50 55 56 66 66 73 80 85 93 100 107 115 125 134 146 155 165

46 49 52 57 60 65 70 70 69 70 72 78 82 88 95 100 105 111 116 123 131 135 140

43

41 44 48 51 53 56 61 62 66 70 75 80 85 92 95 100 108 120 133 146 156 168 177

32 29 34 35 40 45 49 51 56 63 69 76 82 87 94 100 114 125 138 155 171 189 204

32 36 38 43 46 50 53 56 59 64 69 74 81 87 92 100 106 110 120 126 132 139

43 38 47 50 54 59 63 66 69 73 72 78 84 88 95 100 107 112 121 129 136 140 152

65 67 68 71 74 77 81 86 90 95 100 105 111 117 124 130 135 141

Quellen; Statistical Yearbook United Nations, 1964, 1965, 1966, 1973, 1974, 1977, 1978, Statistisches Jahrbuch der DDR 1978, 1980.

163

Tab. II: Jährliche Änderungsraten des Nationaleinkommens von 1 9 5 6 - 1 9 7 7 1 , v. H. Jahr 1956 1957 1958 1959 1960 1961 1962 1963 1964 1965 1966 1967 1968 1969 1970 1971 1972 1973 1974 1975 1976 1977 1

Bulgarien

CSSR

-3,4 17,2 8,8 21,6 6,7 4,2 10,0 1,8 17,8 0,0 10,6 9,6 6,2 9,4 7,5 7,0 7,5 8,7 7,2 9,0 6,2 6,5

6,5 6,1 9,6 5,2 8,3 7,7 0,0 -1,4 1,5 2,9 8,3 5,1 7,3 8,0 5,3 5,0 5,7 4,5 6,0 6,5 3,1 3,7

Berechnet aus der Tab. I.

164

DDR

Polen

3,1 1,5 4,4 4,2 4,1 5,2 6,2 4,7 5,6 5,3 5,0 5,7 5,4 6,0 4,8 3,8 4,4

7,3 9,1 6,3 3,9 5,7 8,9 1,6 6,5 6,1 7,1 6,7 6,2 8,2 3,3 5,3 8,0 11,1 10,8 9,8 6,8 7,7 5,4

Rumänien -9,4 17,2 2,9 14,3 12,5 8,9 4,1 9,8 12,5 9,5 10,1 7,9 6,1 8,1 6,4 14,0 9,6 10,4 12,3 10,3 10,5 7,9

UdSSR

Ungarn

12,5 5,6 13,2 7,0 8,7 6,0 5,7 5,4 8,5 7,8 7,2 9,5 7,4 5,7 8,7 6,0 3,8 9,1 5,0 4,8 5,3

-11,6 23,7 6,4 8,0 9,3 6,8 4,8 4,5 5,8 -1,4 8,3 7,7 4,8 8,0 5,3 7,0 4,7 8,0 6,6 5,4 3,0 8,6

Tab. III: Index der industriellen Produktion 1951-1978 auf der Basis vergleichbarer Preise des jeweiligen Landes (1970 = 100) Jahr 1951 1952 1953 1954 1955 1956 1957 1958 1959 1960 1961 1962 1963 1964 1965 1966 1967 1968 1969 1970 1971 1972 1973 1974 1975 1976 1977 1978

Bulgarien

CSSR

DDR

Polen

Rumänien

UdSSR

Ungarn

11 12 14 15 16 19 22 24 29 34 37 41 46 51 58 66 74 83 91 100 109 118 130 140 154 164 175 187

23 26 29 30 33 37 41 45 50 56 60 64 64 67 72 78 83 88 92 100 107 114 122 129 138 146 154 162

24 27 30 33 36 38 41 46 52 56 60 63 69 69 73 78 84 88 94 100 105 112 120 128 137 145 152 159

16 19 23 25 28 31 33 37 40 45 50 54 57 62 67 72 77 85 92 100 108 120 133 149 165 181 192 201

11 13 14 15 17 20 21 23 25 30 34 39 44 50 56 62 71 80 88 100 112 125 143 164 184 205 231 252

17 19 21 24 27 30 33 36 40 44 48 53 57 61 66 73 79 86 93 100 108 115 123 133 143 150 159 166

27 32 36 35 37 34 38 43 48 54 60 64 69 74 76 81 86 90 93 100 107 112 120 130 136 141 152 160

Quellen: Statistical Yearbook United Nations 1959, 1965, 1973, 1977; Statistisches Jahrbuch der DDR 1980.

165

Tab. IV: Jährliche Änderungsraten der industriellen Produktion 1952-1978 1 , v.H. Jahr 1952 1953 1954 1955 1956 1957 1958 1959 1960 1961 1962 1963 1964 1965 1966 1967 1968 1969 1970 1971 1972 1973 1974 1975 1976 1977 1978 1

Bulgarien

CSSR

DDR

Polen

Rumänien

UdSSR

Ungarn

9,1 16,7 7,1 6,7 18,7 15,8 9,1 20,8 17,2 8,8 10,8 12,2 10,9 13,7 13,8 12,1 12,2 9,6 9,9 9,0 8,3 10,2 7,7 10,0 6,5 6,7 6,9

13,0 11,5 3,4 10,0 12,1 10,8 9,8 11,1 12,0 7,1 6,7 0,0 4,7 7,5 8,3 6,4 6,0 4,5 8,7 7,0 6,5 7,0 5,7 7,0 5,8 5,5 5,2

12,5 11,1 10,0 9,1 5,6 7,9 12,2 13,0 7,7 7,1 5,0 3,2 6,2 5,8 6,8 7,7 4,8 6,8 6,4 5,0 6,7 7,1 6,7 7,0 5,8 4,8 4,6

18,7 21,1 8,7 12,0 10,7 6,5 12,1 8,1 12,5 11,1 8,0 5,6 8,8 8,1 7,5 6,9 10,4 8,2 8,7 8,0 11,1 10,8 12,0 10,7 9,7 6,1 4,7

18,1 7,7 7,1 13,3 17,6 5,0 9,5 8,7 20,0 13,3 14,7 12,8 13,6 12,0 10,7 14,5 12,7 10,0 13,6 12,0 11,6 14,4 14,7 12,9 11,4 12,7 9,1

11,8 10,5 14,3 12,5 11,1 10,0 9,1 11,1 10,0 9,1 10,4 7,5 7,0 8,2 10,6 8,2 8,9 8,1 7,5 8,0 6,5 7,0 8,1 7,5 4,9 6,0 4,4

18,5 12,5 -3,8 5,7 -8,1 11,8 13,1 11,6 12,5 11,1 6,7 7,8 7,2 2,7 6,6 6,2 4,7 3,3 7,5 7,0 4,7 7,1 8,3 4,6 3,7 7,0 5,3

Berechnet aus der Tab. III.

166

Tab. V : Indexzahlen der Energieproduktion 1 (Elektrizität, Gas, Dampf, Wasser) 1 9 5 1 - 1 9 7 7 (1970 = 100) Jahr 1951 1952 1953 1954 1955 1956 1957 1958 19 59 1960 1961 1962 1963 1964 1965 1966 1967 1968 1969 1970 1971 1972 1973 1974 1975 1976 1977

Bulgarien 1

9 10 12 13 15 17 22 27 31 35 39 45 53 60 71 82 88 100 107 113 112 118 130 141 153

tSSR2

DDR3

21 23 29 33 35 39 44 50 53 57 58 62 66 71 77 86 93 100 106 114 119 125 132 142 150

31 35 30 34 35 39 41 46 51 58 62 66 69 75 77 86 91 92 96 100 102 107 113 119 126 136 142

Polen 1

Rumänien 1

16 18 22 26 29 32 35 38 42 47 51 56 62 67 77 82 94 100 109 119 131 139 149 162 167

5 6 7 8 10 11 12 14 17 18 21 26 30 37 47 56 64 77 89 100 112 124 134 143 159 174 182

UdSSR 1

15 22 24 28 32 36 41 46 52 58 65 70 76 84 93 100 109 117 125 133 141 153 157

Ungarn 4 20 24 26 27 31 30 32 38 43 46 49 53 56 60 63 68 80 87 94 100 108 117 127 138 149 157 171

Nur Elektrizität und Dampf. Ohne Dampf. 3 Nur Elektrizität und Gas. 4 Nur Elektrizität. 1

2

Quelle: Zusammengestellt nach Angaben des Statistical Yearbook United Nations aus den Jahren 1959, 1961, 1963, 1965, 1970, 1972, 1974, 1977, 1978.

167

Tab. VI: Jährliche Änderungsraten der Energieproduktion 1 (Elektrizität, Gas, Dampf, Wasser) 1 9 5 2 - 1 9 7 7 , v.H. Jahr 1952 1953 1954 1955 1956 1957 1958 1959 1960 1961 1962 1963 1964 1965 1966 1967 1968 1969 1970 1971 1972 1973 1974 1975 1976 1977 1

Bulgarien

11,1 20,0 8,3 15,4 13,3 29,4 22,7 14,8 12,9 11,4 15,4 17,8 13,2 18,3 15,5 7,3 13,6 7,0 5,6 -0,9 5,3 10,2 8,5 8,5

CSSR

DDR

9,5 26,1 13,8 6,1 11,4 12,8 13,6 6,0 7,5 1,8 6,9 6,5 7,6 8,5 11,7 8,1 7,5 6,0 7,5 4,4 5,0 5,6 7,6 5,6

12,9 -14,3 13,3 2,9 11,4 5,1 12,2 10,9 13,7 6,9 6,5 4,5 8,7 2,7 11,7 5,8 1,1 4,3 4,2 2,0 4,9 5,6 5,3 5,9 7,9 4,4

Berechnet aus der Tab. V.

168

Polen

Rumänien

12,5 22,2 18,2 11,5 10,3 9,3 8,6 10,5 11,9 8,5 9,8 10,7 8,1 14,9 6,5 14,6 6,4 9,0 9,2 10,1 6,1 7,2 8,7 3,1

20,0 16,7 14,3 25,0 10,0 9,1 16,7 21,4 5,9 16,7 23,8 15,4 23,3 27,0 19,1 14,3 20,3 15,6 12,4 12,0 10,7 8,1 6,7 11,2 9,4 4,6

UdSSR

Ungarn

9,1 16,7 14,3 12,5 13,9 12,2 13,0 11,5 12,1 7,7 8,6 10,5 10,7 7,5 9,0 7,3 6,8 6,4 6,0 8,5 2,6

20,0 8,3 3,8 14,8 -3,2 6,7 18,7 13,2 7,0 6,5 8,2 5,7 7,1 5,0 7,9 17,6 8,8 8,0 6,4 8,0 8,3 8,5 8,7 8,0 5,4 8,9

Tab. VII: Entwicklung der Gesamtinvestitionen in der D D R (1949-1978) in Millionen Mark, in vergleichbaren Preisen (Basis 1975) Jahr

Absolut

Veränderungsraten in v.H.

1949 1950 1951 1952 1953 1954 1955 1956 1957 1958 1959 1960 1961 1962 1963 1964 1965 1966 1967 1968 1969 1970 1971 1972 1973 1974 1975 1976 1977 1978

2.870 3.612 4.562 5.829 7.013 7.168 8.167 10.279 10.667 12.169 14.700 16.256 16.454 16.855 17.247 18.915 20.707 22.241 24.314 26.974 31.325 33.536 33.788 35.365 38.306 39.941 42.048 45.155 47.615 49.108

25,9 26,3 27,8 20,3 2,2 13,9 25,9 3,8 14,1 20,8 10,6 1,2 2,4 2,3 9,7 9,5 7,4 9,3 10,9 16,1 7,1 0,8 4,7 8,3 4,3 5,3 7,4 5,4 3,0

Quelle: Statistisches Jahrbuch der D D R 1978, S. 14.

169

Änderungsraten VH

Nationaleinkommen 28

Industrielle Produktion Energieproduktion

24 20

16

A /\

: ;

12 . •

V 08 -

'

:

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V

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04 .

1952

1955 '

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1

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'

1960

\ •• \

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\

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1965

Xr /"'

1 1 1 1——!

1970

'

1 1

\

'-jt

1

1 1—

1975

-04 .

Quelle: Daten aus den Tab. II, IV und VI. Abb. I: Jährliche Änderungsraten des Nationaleinkommens, der industriellen Produktion und der Energieproduktion in Bulgarien (1952 - 1976), v.H.

Abb. II: Jährliche Änderungsraten des Nationaleinkommens, der industriellen Produktion und der Energieproduktion in der CSSR (1952 - 1976), v.H.

170

Änderungsraten VH 28 -

-—- N a t i o n a l e i n k o m m e n

^

Gesamtinvestitionen



Industrielle

® - — i I i—7-1—t 1952 ; 1955

1

1

1

1 1 1960

1—i

1

1 1 1965

1

1

1

Produktion

1 1 1—i 1970

1

1

i i— J a h r 1975

-04 -

-08 •

:'

-12 . Quelle: Daten aus den Tab. II, IV, VI und VII. Abb. III: Jährliche Änderungsraten des Nationaleinkommens, der Gesamtinvestitionen, der industriellen Produktion und der Energieproduktion in der D D R (1952 - 1976), v.H.

ftnderungsraten

Quelle: Daten aus den Tab. II, IV und VI. Abb. IV: Jährliche Änderungsraten des Nationaleinkommens, der industriellen Produktion und der Energieproduktion in Polen ( 1 9 5 2 - 1976), v.H.

171

finderungsraten

Abb. V : J ä h r l i c h e Änderungsraten des N a t i o n a l e i n k o m m e n s , der industriellen Produktion und der Energieproduktion in Rumänien ( 1 9 5 2 - 1 9 7 6 ) , v.H.

Änderungsraten vH

1952

Nationaleinkommen

1955

1960

1965

1970

1975

Q u e l l e : Daten aus den Tab. II, IV und \ I. Abb. V I : J ä h r l i c h e Änderungsraten des N a t i o n a l e i n k o m m e n s , der industriellen Produktion und der Energieproduktion in der U d S S R ( 1 9 5 2 - 1 9 7 6 ) , v.H.

172

Quelle: Daten aus den Tab. II, IV und VI. Abb. VII: Jährliche Änderungsraten des Nationaleinkommens, der industriellen Produktion und der Energieproduktion in Ungarn ( 1 9 5 2 - 1976), v. H.

173

Tab. VIII: 4. Zahlenbeispiel (Teil 1) 'o

l

107 ,50

Y

100 ,00

Y: Y

100 ,00 :

101,27

2

114 ,77

107 ,13 :

109,,19

122 ,57

114 ,59

:

117 ,48

122 ,55

:

s

-

0 ,0750

0,,071 3

0,,0696

r

-

0 ,071 3

0 ,0696

0,,0695

V

4 ,00

4 ,014

4 ,020

4,,021

V

3,,95

3,,95

3,,95

3,,95

SY

-

7,,50

7,,64

7,,98

K: K

400,,00 :

400,00

4 30,,00 :

431 ,27 ,

4 60,,67

:

464,,01

492,,75

:

498,98

1:1

30,,00 :

31 ,27

30,,67 :

32,,74

32,,08

:

34,,97

34 ,26 ,

:

38,04

a

0,,2863

0 , ,30

e

-

-

a

a -7?

0 , ,2800

0,,0034

-

0,,2796

0 ,,001 6

-

0 ,,0002

7, 92

8,,29

8,,85

9,,63

0 , ,79

0 , ,83

0 , ,89

0 , ,96

7, 1 3

7,,46

7, 96

8, 67

140 ,64

151 ,62

140 ,92 :

152,02

Y

131 ,07

Y:Y

131 ,22

:

1 35,96

164,39 :

159,07

164,89

:

s

0 ,0695

0,,0718

0,0759

0,0814

r

0 ,0707

0,,0739

0,0788

0,0847

V

4 ,016

4,,008

3,998

3,986

V

3 ,95

3,,95

3,95

3,95

SY

8,,52

9,,42

10,70

12,37

K:K

527,,01

1:1 a

:

537,,02

564,,84 :

37,,83 :

42 ,57

48,,89 :

0,,2883

ß

0,,3044

0,,001 1

$

9,, 70

179,,35

Y: Y

179 ,96

1 ,43 1 2,87

9

197 ,71

:

57,63

:

0,3495 0,0030 1 ,67 15,07

^ 10

t11

21 7 ,90 :

657,18

16,74

1 ,23

l

190,,11

56,50

14,30

197 ,02 :

:

1 1,10 ,

'e Y

:

49,45

0,0026

12,,33

1 ,08 ,

i->5

607,73

0,3253

0 , ,0070

10,,78

T?

48,71

209 ,83

218 ,68

242 ,66 :

233 ,13

243 ,52

:

s

0,,0877

0 ,0948

0 ,1081

0,,1097

r

0,,0914

0,,0986

0 ,1061

0,, 1 1 36

V

3,,972

3,,958

3 ,944

3,,9 30

V

3,,95

3 ,95

3 ,95

3,,95

14,.46

17,,06

20,,19

23,,98

sY K: K

714,,81

I: I a

:

782,,57 :

67,,76 : 0 , ,3765

0

0 , ,0034

ff ff - "l Ö

174

77, 91 :

79,,91 :

92,,03

862,,48

:

94 ,,58

:

109,,030

957,,06

:

1 12,,08

:

0,,4047

0 , ,4325

0,,4603

0,,0035

0 , ,0036

0 , ,0035

19,,72

23,,30

27,,60

1 ,97

2,.33

2 ,76 ,

3, 27

17,75

20,,97

24 ,,84

29, 46

32, 73

173,37

66,11

Tab. Vili: 4. Zahlenbeispiel (Teil 2) 14 Y

272 , 0 4

Y: Y

272 , 9 8

306 , 9 5 :

293,46

1 5

348,42

307 , 9 6

:

323,33

397,73

349,50

:

378,49

398,87

:

s

0 ,1 171

0 ,1245

0,1314

0,1380

r

0 ., 1 2 1 0

0 ,, 1 2 8 1

0,1349

0,1413

V

3,, 9 1 7

3,, 9 0 4

3,892

3,881

V

3,. 9 5

3,. 9 5

3,95

3,95

28,. 5 2

33,, 9 7

40,46

48,23

SY K:K I:î a ß a

1069, ,14

:

1 33,,05

:

153,53

ô-yâ

:

1 5 7 ,, 9 5

:

182,32

1360,14

:

187,70

:

0 , ,4874

0 , 5129

0,5370

0, 0035

0, 0033

0,0031

3 8 , 87



1 2 0 2 , ,19

216,69

1547,84

:

273,13

:

0,5594 O,0029

54,86

46, 1 6

65,22

3 , 89

4 , 62

5,49

6,52

3 4 , 98

41 , 54

4 9 , 37

58,70

526 , 1 3

609 , 0 2

Se Y

456 , 3 7

Y: Y

457 , 8 7

:

8

4 9 8 , 57

527 , 3 6

:

576 , 1 2

19 707,58

6 1 0 , 30

:

668,28

708,91

r

0,1442 0 , 1 472

0,, 1 4 9 8 0,, 1 525

0,, 1 0, 1

V

3,. 8 7 0

3,,861

3,, 8 5 3

V

3,, 9 5

3,. 9 5

3 ,95

3,95

57,. 5 0

6 8 ,, 5 6

81 , 6 6

97,28

s

sY K: K 1:1 a 0 S yS Z-ytr

1 770,. 9 7

:

2 6 5 , ,33

:

3 0 6 , .33

0,, 5 7 9 9 0, 0 0 2 6

2 0 3 6 ,. 3 0

:

3 1 5 , .29

:

3 6 4 ,. 0 5

7 7 , 55

O , 1594

573

0,1616

:

3 7 4 ,, 8 2

:

:

0,0019

9 , 22

1 0 ,, 9 6

1 3 ,03

9 8 , ,61

1 17,26

826,17

22

964,23 :

908,14

965,62

23

1129,96 :

1068,09

1123,68

1307,63 :

1238,71

1301,79

:

0,1635

0,1671

0,1702

0,1637

0,1654

0,1688

0,1637

0,1585

3,840

3,834

3,855

3 ,873

3,95

3,95

3,95

3,95

115,89

138,06

164,34

183.95

3172,11

:

530,09

:

0,6416 0,0017 154,95

612,06

3702,20

:

639,08

:

693,68

4332,28

:

709,12

:

0,6525 0,0014 175,62

78,72

5041,40

:

799,12

:

0,6311 -

0,0056

197,90

514,64

1 30,29

8 2 , 94

Y: Y

I-.î

:

445,70

0,6287

1 0 9 ,, 5 7

21

K:K

2726,41

7 , 76

824,80

sY

4 32,80

6 9 , 79

Y

377,85

3,846

0,, 6 1 4 2 0,, 0 0 2 1

9 2 , 16

:

548

2351 ,. 59

0, 5979 0, 0 0 2 3

433,35

881,98

0,6139 -

0,0045

223,29

15,50

17,56

19,79

22,33

139,45

158,06

178,11

200.96

175

Tab. Vili: 4. Zahlenbeispiel (Teil 3) 24 Y

1508,12

Y:Y

1507,75

25

:

1659,98

:

0,1483

0 , 1 4 60

3,907

3,915

3,95

3,95

3,95

3,95

231,98

:

996,05

261,18

294,46

6742,23

:

7760,32

:

8910,78

:

1018,09

:

1150,46

:

1300,95

:

0,5886

0,0036

-

0,5792

0,0029

-

0,5716

- 0,0020

0,0024

252,16

284,93

322,19

25,22

28,49

32,22

36,45

226,94

256,44

289,97

328,09

Y:Y

2604,19

364,54

29 3399,12

2975,57

:

"31

30

2979,57 ;

3876,27

3396,19

:

3763,80

3872,74

:

0,1460

0,1441

0,1426

0,1414

0,1441

0,1426

0,1414

0,1403

3,921

3,927

3,931

3,935

3,95

3,95

3,95

3,95

375,38

424,34

480,08

3 32,30 10211,73

:

1471,96

:

1629,92

0,5652

11683,69

:

13350,07

:

15237,26

:

1666,38

:

1887,19

:

2138,36

:

0,5600

0,5557

- 0,0016

- 0,0013

-

412,64

467,36

529,50

41,26

46,74

52,95

420,62

476,55

32 4416,16

Y: Y

4412,91

33

:

4893,49

5025,32

-

60,02 540,17

35

5722,72 :

0,0009

600,19

34

5028,42 5573,95

6510,12

5719,74

:

6345,53

6507,31

0,1403

0,1395

0,

0,

0,1388

O,1382

0,

3,940

3,942

3,994

1395

3,938 3,95

3,95

543,42

615,51

K:K

17375,62

:

1:1

2423,88

:

0,5493 0,0007

680,46

2687,83

1388

:

2747,76

:

3047,74

:

0,1382

3,95

1377

3,95

69 7,40

19799,50

790,38

22547,26

:

25662,94

:

3115,68

:

3533,86

:

0,5468

0,5447

- 0,0006

-

771,58

875,08

2370,76

0,5522

0,0009

371,38

Y

176

:

3,893

901,71

-

2276,10

0,1510

•"28

ß

2197,07

3,887

2608,40

I:î

:

0,1544

Y

K:K

1986,13

0,1483

0,6000

SY

1912,14

0,1510

:

-

1729,69

2280,59

0,1544

5840,52

Iiî

27

1990,87

0,1585

206,33

sY K:K

26

1734,73

0,0005

0,5431 -

0,0004

992,72

68,05

77,16

87,51

99,27

612,41

694,42

787,57

893,45

7220,61

Tab. V i l i : 4. Zahlenbeispiel (Teil 4) 36 Y

7403,32

Y:Y

7400,76

sY

37

:

8414,42

:

10869,94

:

0,1367

0,1373

0,1370

0,1367

0,1365

3,945

3 , 946

3,947

3,948

3,95

3,95

3,95

3,95

896,01

1016,12

1152,50 :

I : î

4008,70

:

4548,07

:

0,5417

5048,14

0,5405

0,0003

-

1126,29

1307,44

37753,57

:

5160,74

:

5728,90

0,5396

42914,31

:

5856,63

:

- 0,0002

1450,35

1646,11

112,63

12 7,80

145,04

164,61

1013,66

1 1 50 , 21

1305,31

1481,50

41

40 12351,44

"-42

14034,86 :

13714,09

14033,04

43

15943,58 :

18110,66

15942,01

:

17703,84

18109,50

:

0,1365

0,1363

0,1361

0,1360

0,1363

0,1361

0,1360

0,1360

3,949

3,949

3,950

3,950

3,95

3,95

3,95

3,95

1483,45

1683,42

1910,54

2168,65

48770,94

:

6647,88

:

7381,23

55418,77

:

7545,03

:

8378,26

62963,80

:

8566,17

:

9512,86

71529,97

:

9728,42

:

0,5382

0,5377

- 0,0002

- 0,0001 2121,08 212,11

2408,32 240,83

273,53

1908.97

2167,49

2461,72

1868,67 186,87

1681,60

44 20571,22

0,5373

:

23367,82

- 0,0001 2735,25

l

23368,91

46

47

26544,61 :

25954,74

26543,44

30150,62 :

29483,21

30149,85

:

0,1360

0,1360

0,1359

0 , 1359

0,1360

0,1359

0,1359

O , 1 359

3,950

3 , 9 50

3,950

3,951

3,95

3,95

3,95

3,95

2462,89

2797,69

3176,79

3607,18

K:K

81258,34

:

I: î

11051,16

:

0,5372

- 0,0001 3107,33

12273,96

92309,55

:

12578,32

:

0,5370

- 0,0000 3528,47

13937,47

104857,87

:

14249,89

:

0,5369

- 0,0000 4007,12

20112,16

0,5372

- 0,0001

45

20572,39

6502,13

0,5388

- 0,0002

0,0003

1 278,01

12353,39

sY

:

0,1370

33205,50

I : î

9564,63

0,1373

:

K: K

9339,62

10872,07

0,1377

29196,80

SY

39

9566,92

K:K

-

38

8416,88

15828,12

119107,76

:

16184,92

:

17978,14

0,5368

- 0,0000 4551,42

310,73

352,85

400,71

455,14

2796,60

3175,62

3606,41

4096,28

177

Tab. Vili: 4. Zahlenbeispiel (Teil 5)

fc4

V

34246,26

Y:Y

34246,13

8

l

49

'50

38898,95 :

38041,76

'51

44183,97

30898,97

:

43211,58

44184,15

50187,42 :

49084,00

50187,77

:

s

0,1359

0,1359

0,1359

0,1359

r

0,1359

0,1359

0,1359

0,1358

V

3,951

3,951

3,951

3,951

V

3,95

3,95

3,95

3,95

SY_

4096,41

4652,82

5285,00

6003,27

K:K

135292,68

:

1:1

18383,29

:

"

20420,78

0,5368

;

+ 0,0000

5169,82 ^

:

20881,04

0,5368

- 0,0000

®

153675,97

5872,42

k5

64754,28 :

r

0,1358 3,951

63332,37

64755,08

3,95 6819,36

7746,60

225219,22

:

30606,82

:

0,5368

0,0000 8608,22 860,82

»-T»

7747,40

178

0,5368 0,0000 7577,68 757,77

V

""

:

6819,91

0,1358

'

:

26943,29

667,07

57007,68

"

0,0000 6670,69

198275,93

6003,62

s

I :î

0,5368

26349,22

587,24

Y:Y

*

:

5285,18

l52

K: K

:

23718,92

516,98

57007,13

SY

174557,01

4652,84

V

V

23196,05

34002,45

:

55754,69

29931,85

Änderungsraten der offenbarten Produktion

Quelle: Daten aus d e r Tab. VIII: 4. Zahlenbeispiel. Abb. VIII: 4. Zahlenbeispiel

179

Tab. IX: 5. Zahlenbeispiel (Teil 1) l

'o Y

100 , 0 0

Y: Y

100 , 0 0

:

101,27

107 , 5 0

1 14 , 7 7

107 , 1 3

1 14 , 5 9

2 122 , 5 7 :

1 17 , 4 8

122 , 5 5

:

s

-

0 ,0750

0 ,071 3

0 ,0696

r

4 ,00

0 ,071 3

0 ,0696

0 ,0695

V

4 ,014

4 ,020

4 ,021

V

3,, 9 5

3 ,95

3 ,95

3 ,95

sY

-

7 ,50

7 ,64

7 ,98

K:K I sI a

400 ,00

:

400,00

430 ,00

:

431 , 2 7

4 60 ,67

:

464,,01

492 ,75

:

498,98

30 , 0 0

:

31 ',21

30 , 6 7

:

32 , 7 4

32 , 0 8

:

3 4 ,, 9 7

34 , 2 6

:

38,04

0 ,, 3 0

0 ,2863

0,2800

0 ,2796

ß 5

7,, 9 2

8 ,29

8 ,85

9 ,63

li

0 ,,79

0 ,, 8 3

0 ,, 8 9

0 ,,96

tr -ya

7, , 1 3

7, , 4 6

7, , 9 6

8 ,, 6 7

-

0 ,0034

-

0 ,0016

-

0 ,0002

'4 Y

131 ,. 0 7

Y:Y

1 31 ,,2 2

140,,64 :

135,96

151 , 49

1 4 0 ,, 9 2

:

s

0 ,, 0 6 9 5

0 ,, 0 7 1 8

1 4 6 ,, 7 4

161 ,, 0 5

1 50, 65

:

157,,55

1 61 ,,7 4

:

0 ,, 0 7 5 0

0 ,, 0 6 9 0

r

0,,0707

0 ,, 0 7 3 9 ( 0 , 0 7 6 )

0 ,, 0 6 9 0

0 ,, 0 7 3 6

V

4, 0 1 6

4 ,, 0 0 8

(3,808)

3, , 8 2 9

7 ,, 8 1 3

V

3 ,, 9 5

3, , 9 5

(3,792)

3, , 7 9 2

SY

8 ,, 5 2

9 ,, 4 2

K:K 1:1 a

:

537,02

564,,84

:

5 7 9 ,, 5 9

576,,87

:

5 9 7 , 49

6 1 6 ,,69

:

:

42,57

1 2 ,, 0 3

:

1 7 ,, 8 5

3 9 ,,82

:

4 6 , 72

48,,03

:

0 ,,0854

Î-YÎ

0 ,, 2 6 4 3

0 ,, 0 0 2 0

1 0 ,, 7 8

7 5

10,40

3 7 ,, 8 3

0 , 001 1

5

3 ,, 7 9 2

1 0 ,, 5 7

5 2 7 , ,01

0, 2883

ß

-

1 0 , ,81

0 ,, 0 0 5 5

0,,0043

1 2 ,,32

1 4 , 81

1 ,0 8

1 ,08

1 ,23

1 ,48

9 ,. 7 3

11 , 0 9

1 3 ,,3 3

k

174 , 3 4

Y: Y

175 , 0 7

9

:

1 8 4 , , 68

191 , 0 1

'11

«MO

190 ,23

209,, 1 8 :

202 , 3 9

710,, 0 2

227 ,47 :

s

0, , 0 7 7 9

0, , 0 8 6 6

0, , 0 9 5 1

2 2 3 , 51

r

0 ,, 0 8 2 4

0, , 0 9 1 0

0, , 0 9 9 5 ( 0 , 0 8 3 1

3,, 7 9 7

3 ,781

3, , 7 6 6

( 3 ,, 5 7 8 )

V

3, , 7 9 2

3, , 7 9 2

3, , 7 9 2

( 3 ,, 6 4 0 )

12, , 6 0

1 5 ,, 1 6

227,, 4 3

:

0,0831

V

sY

)

0, , 0 8 2 9

3, , 5 7 9 3,, 6 4 0

1 8 ,, 1 7

1 7 ,, 4 5

K:K

664,,72

:

7 0 0 ,,32

722,,28

:

767,, 4 9

790,, 9 8

:

8 4 7 , 57

813,,89

:

I : î a

5 7 ,, 5 6

;

67,,17

6 8 ,, 7 0

:

8 0 ,, 0 8

2 2 ,,91

:

36, 40

6 7 ,,46

:

0, ,

ß

3288

0,,0042 1 7 , ,71



1 , 77

a -yâ

1 5 ,, 9 4

180

0, , 3 5 9 7 0, , 0 0 4 1

31 , 1 2 2, 1 1 1 9 , ,01

56,16

0,,2970

9 , 70

Y

169,87

0, , 1 0 9 1 0, , 0 0 4 0

1 9 , 34

0, , 2 9 6 6 -

0,, 0 0 0 2

22,,77

1 ,,9 3

2 ,, 2 8

1 7 , 41

20,,49

82,88

Tab. IX: 5. Zahlenbeispiel (Teil 2)

Y

24 6 , 28

Y: Y

247,92