Konfigurationalität: Zur phrasenstrukturellen Repräsentation von Argumentstrukturen in natürlichen Sprachen [Reprint 2010 ed.] 9783111635736, 9783484301863

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Konfigurationalität: Zur phrasenstrukturellen Repräsentation von Argumentstrukturen in natürlichen Sprachen [Reprint 2010 ed.]
 9783111635736, 9783484301863

Table of contents :
1. Vorbemerkung
2. Warum ist Englisch konfigurationell?
3. Eine konfigurationeile Grammatik für Walbiri
Exkurs zur Xbar-Theorie
4. Morphologie und Syntax im Japanischen
Exkurs zu move α
5. ECP und Konfigurationalität: Englisch versus Deutsch
6. Gibt es eine lexikalisch/funktionale Syntax?
7. Zusammenfassung
Literatur

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Linguistische Arbeiten

186

Herausgegeben von Hans Altmann, Herbert E. Brekle, Hans Jürgen Heringer, Christian Rohrer, Heinz Vater und Otmar Werner

Norbert Rüffer

Konfigurationalität Zur phrasenstrukturellen Repräsentation von Argumentstrukturen in natürlichen Sprachen

Max Niemeyer Verlag Tübingen 1987

Für meine Eltern

CIP-Kurztitelaufnahme der Deutschen Bibliothek Rüffer, Norbert: Konfigurationalität : zur phrasenstrukturellen Repräsentation von Argumentstrukturen in natürl. Sprachen. / Norbert Rüffer . - Tübingen : Niemeyer, 1987. (Linguistische Arbeiten ; 186) NE: GT ISBN 3-484-30186-4

ISSN 0344-6727

Max Niemeyer Verlag Tübingen 1987 Alle Rechte vorbehalten. Ohne Genehmigung des Verlages ist es nicht gestattet, dieses Buch oder Teile daraus photomechanisch zu vervielfältigen. Printed in Germany. Druck: Weihert-Druck, Darmstadt.

v INHALTSVERZEICHNIS

1.

Vorbemerkung

VII

2.

Warum ist

Englisch konfigurationeil?

1

3.

Eine konfigurationelle Grammatik für

32

Walbiri

4.

5.

Exkurs zur Xbar-Theorie

69

Morphologie und Syntax im Japanischen

79

Exkurs zu move

119

ECP und Konfigurationalität: Englisch

134

versus Deutsch 6.

Gibt es eine lexikalisch/funktionale

188

Syntax? 7.

Zusammenfassung Literatur

196 202

VII 1. VORBEMERKUNG

In der G(overnment) B(inding)-Theorie (Chomsky 1981/1982/ 1984) wird angenommen, daß in natürlichen Sprachen die syntaktische Struktur von Sätzen zum Teil aus lexikalisch repräsentierten Argumentstrukturen (Sequenzen von thematischen Rollen/9-Rollen) projiziert ist (projection principle) . Nimmt man das an, dann stellt sich die Frage, ob die Bedingungen für die phrasenstrukturelle Interpretation von Argumentstrukturen sprachspezifisch sind. Die in letzter Zeit unter dem Stichwort 'konfigurationeile 1 versus nichtkonfigurationelle Sprachen diskutierten Phänomene ( u . a . Haie 1983) legen es nahe, diese Frage zu bejahen: gerade die Projektion von Argumentstruktur in Phrasenstruktur scheint drastischer Variation zu unterliegen. Im folgenden soll unter Voraussetzung von Konzepten der GB-Theorie für die Annahme argumentiert werden, daß trotz der phrasenstrukturellen Divergenz zwischen natürlichen Sprachen keine Parametrisierung im Sinne der Distinktion konfigurationell/nichtkonfigurationell existiert. Gegenstand der Diskussion werden vier Teiltheorien der GB-Theorie sein, nämlich: a. b. c. d.

Xbar-Theorie 0-Theorie Kasustheorie Bindungstheorie

VIII

Ein Überblick in Stichworten: Es

wird am Beispiel des Englischen eine kasustheoretische

Erklärung für vorgeschlagen, keit

von

das

Prädikationsphänomen

die an der GB-Erklärung für die Notwendig-

NP-Bewegung

in

Raising-

orientiert ist: eine Bedingung der die

(Williams 1980)

und Passivstrukturen -Theorie,

derzufolge

-Markierung von NPs Kasus voraussetzt (Sichtbarkeits-

bedingung) , macht die transformationelle oder direkte Anhebung von Argumenten aus der maximalen Projektion ihres Prädikats in die Domäne eines externen Kasuszuweisers erforderlich; diese Externalisierung definiert eine untere Grenze der phrasenstrukturellen Reichhaltigkeit, die charakteristisch ist für sogenannte konfigurationelle Sprachen. Die aus der internen oder externen 0-Zuweisung resultierenden Relationen zwischen Argumenten und prädikativen heads - bzw. den mit diesen heads qua Lexikon verbundenen -Rollen - lassen sich wie die aus NP-Bewegung resultierenden Argument/Spur-Relationen als anaphorische Bindungsbeziehungen a u f f a s s e n , die durch das Bindungsprinzip A in GB beschränkt werden; Projektionsprinzips

dadurch in

GB auf

wird

eine

Reduktion

des

die Bindungstheorie mög-

lich. Die Prinzipien der Kasus-, 0- und Bindungstheorie werden in eine Theorie eingebettet, die die Existenz von sogenannten nichtkonfigurationellen Sprachen, für die Walbiri ein paradigmatisches Beispiel bildet, berücksichtigt; es wird gezeigt, daß sich die distinktiven Eigenschaften von Walbiri im Rahmen des strukturellen Prinzipiensystems auf eine Kombination des Pro-drop-Parameters in Rizzi ( 1 9 8 2 ) mit dem Kasusadjazenzprinzip in GB zurückführen lassen, wenn die Xbar-Bedingungen formal entsprechend interpretiert werden, nämlich pfadtheoretisch (Kayne 1 9 8 1 ) ; die-

IX

ser Konzeption zufolge sind die sogenannten

nichtkonfigu-

rationellen Sprachen konfigurationelle Sprachen mit freier D-Struktur-Serialisierung; als Evidenz für die strukturelle Theorie kann gelten, daß sich in Sprachen des Walbiri-Typs Externalisierungseffekte beobachten lassen. Die

Frage

wird

untersucht,

Prozesse von der Art im

Japanischen,

der

wie sich morphosyntaktische

morphologischen

Kausativierung

die nichtkonfigurationell zu sein schei-

nen, in die strukturelle Theorie integrieren lassen; es wird gezeigt, daß dies durch eine Erweiterung des GB-Konzepts ' c h a i n 1 möglich ist: für morphosyntaktische Prozesse ist die Bildung von chains lexikalischer Kategorien charakteristisch, die die lexikalischen Eigenschaften morphologisch assoziierter Elemente phrasenstrukturell vermitteln; diese Erweiterung des chain-Konzepts macht die strukturelle Konzeption kompatibel mit der sogenannten lexikalistischen Hypothese, derzufolge Wortbildungen (und möglicherweise auch andere morphologische Prozesse) im Lexikon lokalisiert sind; als Evidenz kann auch Existenz von Externalisierungseffekten gelten.

hier

die

Die Frage wird untersucht, warum die im Englischen mit der strukturellen Externalisierung von Argumenten zusammenhängenden ECP-Effekte - i.e. Verletzungen des 'Empty Category Principle' in GB - im Deutschen nicht in vollem Umfang reproduzierbar sind. Es wird dafür argumentiert, daß dies nicht mit einem Unterschied in der Konfigurationalität zusammenhängt, sondern vor dem Hintergrund einer serialisierungssensitiven Rektionskonzeption mit der unterschiedlichen zugrundeliegenden Wortordnung (SVO vs. SOV) . Den Schluß bilden einige skeptische Anmerkungen zur kalistischen Syntax.

lexi-

Die folgende Diskussion soll nicht erschöpfend sein, sondern exemplarisch - durchweg werden nur die einfachsten Beispiele berücksichtigt, und nirgends wird über einen Ansatz zur Analyse der angesprochenen Phänomene hinausgegangen. Ich beziehe mich im wesentlichen auf vier Sprachen, nämlich Englisch, Walbiri, Japanisch und Deutsch, aber intendiert ist, Universalien zu identifizieren. Da Englisch als paradigmatisch konfigurationeile Sprache immer wieder den Bezugspunkt bilden wird, gebe ich bei nichtenglischen/nichtdeutschen Beispielsätzen englische Übersetzungen (der jeweils zitierten Autoren) an.

XI

Die vorliegende Arbeit entstand als Dissertation an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt am Main. Ich möchte mich sehr herzlich bei allen bedanken, die durch Anregung und Kritik zu ihr beigetragen haben, insbesondere bei den Kommilitonen der 'Syntax-AG 1 : Angela Gies, Rebecca Hess, Jörg K e l l e r , Ulrich Kohlenbach, Peter Pick, W o l f - U l r i c h Scholz, Heike Westermann, Dagmar Wiegand und Monika Klein, der ich wichtige Anregungen auch zu tailfragen verdanke.

De-

Mein besonderer Dank gilt jedoch der Betreuerin meiner Dissertation, Frau P r o f . Dr. Heien Leuninger, die diese Arbeit durch ihr intellektuelles und persönliches Engagement überhaupt erst möglich gemacht hat, und ohne die ich 'Chomsky' sicher noch mit 'Tsch' schreiben würde.

Für den finanziellen Hintergrund sorgte ein Stipendium der 'Studienstiftung des deutschen Volkes 1 .

2.

WARUM IST ENGLISCH KONFIGURATIONELL?

Eine Sprache soll konfigurationell genannt werden, wenn sie mindestens die phrasenstrukturelle Reichhaltigkeit aufweist, die aus den für das Englische charakteristischen strukturellen Externalisierungen von Argumenten resultiert. (1)

[ s John

[ vp hit Bill·]]

T

extern Mit dem Verb h i t in (1) sind zwei Argumente verbunden, John und Bill, von denen eines innerhalb der maximalen Projektion des Verbs - der VP - strukturell realisiert ist (intern) und das andere außerhalb dieser maximalen Projektion ( e x t e r n ) . Solche strukturellen Externalisierungen von Argumenten aus der maximalen Projektion ihres Prädikats sind im Englischen unter zu präzisierenden Bedingungen obligatorisch - so ist das folgenden Pendant von (1) ohne externes Argument ungrammatisch:

* [ v p=s

hit John B i l l

l

Wie ein Vergleich von ( 1 ) und (2) zeigt, f ü h r t die Externalisierung von Argumenten aus der V-Projektion dazu, daß VP und S distinkt sind. Auf Grund dieser strukturellen Differenzierung ist die VP im Englischen eine Instanz dessen, was Williams 'predicate' nennt - eine maximale Projektion, die prädikativ auf ein c-kommandierendes Argument bezogen ist (Williams 1 9 8 0 ) .

Neben VP können alle anderen maximalen Projektionen prädikativ verwendet werden (Beispiele aus W i l l i a m s ) :

(3)

a. John is

[ A p sick]

b. John made Bill [ Np a doctor] c. John kept it [ pp near him] Auch in diesen Fällen ist eine interne Realisierung des externen Arguments ausgeschlossen: (4)

* C Ap=s sick John]

Die Bedingungen, die im Englischen Konfigurationen wie (2) oder (4) ausschließen, definieren eine untere Grenze der phrasenstrukturellen Reichhaltigkeit: Sätze können im Englischen keine flachen Strukturen sein. Dieser Aspekt macht das Englische zu einer konfigurationellen Sprache im Sinne der sprachtypologischen Unterscheidung zwischen konfigurationeilen und nichtkonfigurationellen Sprachen in Haie (1983) (vgl. Kap. 3). Es hat verschiedene Versuche gegeben, die Bedingungen zu identifizieren, auf Grund derer die Externalisierung von Argumenten im Englischen notwendig ist. Ein Beispiel ist die Annahme in Williams ( 1 9 8 4 ) , daß Externalisierungen auf lexikalischen Kennzeichnungen von Argumentstellen basieren. Nach Williams sind mit Verben und anderen prädikativen Elementen im Lexikon Sequenzen von thematischen Rollen - -Rollen - verbunden, die die Anzahl und Art der syntaktisch interpretierbaren Argumente dieser Items festlegen. In solchen Lexikoneinträgen sollen diejenigen G-Rollen durch Unterstreichung gekennzeichnet sein, die extern zu realisieren sind. Für das Verb hit z . B . sieht der fragliche Lexikoneintrag folgendermaßen aus:

(5)

hit:

Mit hit

(AG,

)

sind hier zwei

-Rollen

assoziiert,

AG(ENS)

und

TH(EMA) , von denen die AG-Rolle gekennzeichnet ist. Die 0-Eigenschaf ten des Verbs werden phrasenstrukturell interpretiert durch Insertion des (vollständigen) Lexikoneintrags in die V-Position einer VP und Koindizierung der -Rollen mit NPs im Kontext von V/VP; dabei kann die AGRolle wegen der Kennzeichnung nur extern, d . h . außerhalb der VP realisiert sein: (6)

a . [ s Joh ni [ v p [ v hit: ( A G ^ / T H . j ) ] B i l l . . ] ] b.*[ vp=s [ v hit: ( A G ^ T H j ) ] John.^ Bill..]

Was diese Erklärung problematisch macht, ist ihr stipulativer Charakter. Unklar bleibt nämlich, warum die mit Verben wie hit verbundenen Sequenzen von 0-Rollen Kennzeichnunger enthalten sollen, die Externalisierungen erforderlich machen. Was erklärungsbedürftig ist, wird so nur in lexikalische Repräsentationen verlagert, die aber selbst erklärungsbedürftig sind. Ähnlich problematisch sind andere lexikalistische Erklärungen des Externalisierungs- ( i . e . Prädikations-) Phänomens, wie z . B . die Annahme in Bresnan/Kaplan ( 1 9 8 2 ) ('Lexical Functional Grammar/LFG ' ) , daß die Externalisierung auf der strukturellen Enkodierung der mit bestimmten -Rollen im Lexiken verbundenen grammatischen Funktion ' S U B J ( E C T ) ' basiert. Auch hier bleibt die Frage ungeklärt, warum solche lexikalischen Repräsentationen, Enkodierungsbedingungen, etc. existieren sollten.

Natürlich gibt es Aspekte der syntaktischen Repräsentation, die auf lexikalischen Indiosynkrasien basieren und insofern

einer

systematischen

Begründung entzogen sind.

Wäre die Externalisierung von diesem Typ, dann wären lexikalistische Ansätze wie die Theorien von Williams oder Bresnan/Kaplan motiviert. Wie jedoch im folgenden gezeigt werden soll, gibt es unter Voraussetzung gewisser Prinzipien der - und Kasustheorie in GB eine einfache Möglichkeit, die Externalisierung systematisch zu charakterisieren: man kann annehmen, daß es sich hierbei um eine nichttransformationelle Variante der Bewegung von Argumenten in kasusmarkierte Positionen - d . h . von 'NP-Bewegung 1 handelt. Die Grundannahme der - und Kasustheorie in GB ist, daß eine endliche Anzahl von 0-Rollen (Agens, Thema, . . . ) und Kasusmerkmalen (Nominativ, Akkusativ, . . . ) existiert, die auf der Basis lexikalischer Informationen durch bestimmte lexikalische Kategorien (9-/Kasuszuweiser) in regierten (governed) Positionen zugewiesen werden. Rektion (government) ist eine phrasenstrukturelle Relation mit den folgenden Eigenschaften: (7)

REKTION (government) et regiert ß , gdw. folgendes gilt: (1) (2)

ist eine lexikalische Kategorie ( X ° ) und c-kommandieren einander

1) In GB werden verschiedene Versionen von c-command/ government diskutiert - die Version (7) ist orientiert an Chomsky ( 1 9 8 4 ) , S. 2 2 9 . Zu den Xbar-theoretischen Konzepten lexikalische Kategorie und maximale Projektion vgl. den Exkurs zur Xbar-Theorie.

C-KOMMANDO (c-command) α c-kommandiert β , gdw. folgendes gilt: ( 1 ) α dominiert

nicht

(2) Jede maximale Projektion (X ) , die α dominiert, dominiert auch β

Ein

Beispiel: das transitive Verb hit in ( 1 ) fungiert als

Θ- und Kasuszuweiser (Thema/Akkusativ) direkte Objekt Bill:

f r

das

regierte

(B)

v



NP

θ

κ

Bill

Τ

Die Relevanz der Rektions- bzw. c-Kommando-Relation ist im Rahmen der GB-Theorie nicht auf spezifische Dom nen der Syntax - wie z . B . die Θ- und Kasuszuweisung - beschr n k t , sondern dom nen bergreifend. So

sollen

diesel-

ben Relationen z . B . Bindungsprozesse beschr nken ( s . u . ) . Unter anderem um Asymmetrien des folgendenen Typs

zu

er-

kl ren, (9)

a. destroy the city b. *destruction the city destruction of the city

wird

in GB angenommen, da

voraussetzt: 2) Chomsky 1984, S.130

die θ-Markierung von NPs Kasus

SICHTBARKEITSBEDINGUNG

(10)

Nur kasusmarkierte NPs sind sichtbar für die

-Zuweisung

Mit destroy/destruction in (9) sind dieselben 6-Eigenschaften verbunden, aber die Elemente unterscheiden sich in den Kasuseigenschaften: im Englischen ist Kasuszuweiser

(abgesehen

[-N]-Kategorien city

zwar

die

Klasse

der

von INFL - siehe unten) auf die

V und P beschränkt, so

daß

die

NP

von dem Verb d e s t r o y , aber nicht von dem Nomen

destruction Kasus erhalten kann. Dies hat zur

Folge,

daß

die NP in der Domäne von d e s t r u c t i o n durch eine andere xikalische Kategorie Kasus erhalten m u ß , um für die weisung sichtbar zu sein. Als ein solcher 'externer suszuweiser (keine

the

kommt

-Struktur)

im

Englischen

Präposition

of

die in

Chomsky-Adjunktion mit der NP in die 4) werden kann ( o f - I n s e r t i o n ) :

0-Zu1

thematisch Frage,

Struktur

leKa-

leere

die durch eingeführt

destruction

Daß

die

Struktur

ohne

of-Insertion

f o l g t aus der Sichtbarkeitsbedingung Bedingung,

die

ausschließt,

daß

ungrammatisch zusammen

mit

ist, einer

NPs wie the city keine

3) of ist im Unterschied zu dem, was im folgenden 'externer Kasuszuweiser' genannt werden wird, innerhalb der maximalen Projektion des G-Zuweisers d e s t r u c t i o n lokalisiert. 4)

Chomsky ( 1 9 8 1 ) , S . 4 9 f . In Chomsky ( 1 9 8 4 ) , S. 2 6 0 f . wird of alternativ als stanz des Dativ a u f g e f a ß t .

In-

0-Rolle erhalten - dem θ-Kriterium in GB: 5)

Θ-KRITERIUM

(12)

Jedes Argument ist mit genau einer 0-Rolle assoziiert und jede θ-Rolle mit genau einem Argument

Argumente im Sinne des 6-Kriteriums sind S tze und NPs mit Ausnahme von Operatoren (wie z . B . wh-Phrasen), expletiven Pronomen (im Englischen: it/there) und 'NP-Spuren'. Die Sichtbarkeitsbedingung und das Θ-Kriterium ren mit dem Chain-Transfer-Prinzip ( 1 3 ) :

(13)

6)

interagie-

CHAIN-TRANSFER-PRINZIP Kasus- und Θ-Eigenschaften werden in chains bertragen

5) Chomsky ( 1 9 8 1 ) , S. 36 6) Das Chain-Transfer-Prinzip kommt in GB nicht in dieser Form vor, sondern in Form von chain-Versionen des Θ-Kriteriums b z w . der Sichtbarkeitsbedingung - Chomsky 1981, S. 334f./Chomsky 1984, S. 183f. Die chain-Definition ( 1 3 ) ber cksichtigt im Unterschied zur Vorlage in Chomsky 1981 (S. 333, ( 1 5 ) ) nur nichtinvertierte chains - invertierte chains lassen sich einfach dadurch in die Definition integrieren, da die Bedingung (3) ausgeklammert wird; vgl. auch Chomsky 1 9 8 4 , S. 1 8 3 f .

CHAIN

Eine Sequenz von Kategorien ( o t ^ , . . . , ist eine chain, gdw. folgendes gilt: ( l ) A i , ! S i< n-.QL i bindeta i+1 lokal ( 2 ) Λ ί , ϊ < η: α · ist keine 0-Position ( 3 ) A i , i > l:a i ist eine EC

Das Konzept chain bezieht sich auf Sequenzen von transformationeil, d.h. durch die Regel move α (Bewege eine Kategorie) assoziierten kategorialen Positionen: move α verschiebt Argumente von θ-Positionen (Positionen, denen eine θ-Rolle zugeordnet ist) in Positionen ohne Θ-Rolle (Bedingung 2 ) ; dabei bleiben die -Positionen in Form nichtlexikalisierter Kategorien (empty categories/ECs; traces/Spuren) erhalten (Bedingung 3); Ausgangs- und Zielposition konstituieren eine (lokale) Bindungsrelation, d.h. sind koindiziert und durch die c-Kommando-Relation aufeinander bezogen (Bedingung 1). Die Sequenzen ( B i l l , e ) und (which girl,5) in den folgenden Strukturen sind Beispiele f r chains:

(14)

a.

c.

move α B i l l , seems e. to like her kein 0 θ

Raising

move α Bill, was believed kein θ

Passiv

e. to have won 0

move α Which girl, does Bill like e. kein θ θ

wh-Frage

Durch das Chain-Transfer-Prinzip ergibt sich die Möglichkeit der Visualisierung von Argumenten durch (NP-)Bewegung in kasusmarkierte Positionen. Das ist der GB-Theorie zufolge in Passiv- und sog. Raisingstrukturen der Fall:

(15)

a.

Bill kein K

Bill

F

seem(s)

e

to

like

her

10

Raising- und Passivverben weisen keinen Kasus zu - erstere wegen einer Transitivitätsbedingung für die Zuweisung von objektivem

Kasus

(Akkusativ/Dativ),

letztere,

weil

die Passivmorphologie in ihrer regierten Domäne Kasus absorbiert, im Englischen via Deverbalisierung des zugrundeliegenden Verbs zu einem Adjektiv bzw. neutralisierten Verb-Adjektiv mit der Xbar-MerkmalStruktur [ +V ] . 7 } Da Raising- und Passivverben keinen Kasus zuweisen, ist die Realisierung von Argumenten in der regierten Domäne solcher Elemente blockiert: (16)

a. *It was hit Bill b. *It seems Bill to like her

Bill

in

( 1 6 ) ist

nicht kasusmarkiert und damit auf Grund

der Sichtbarkeitsbedingung unzugänglich für die -Zuweisung; daß das Argument ohne -Rolle bleibt, verletzt aber das

-Kriterium.

Solche

Konfigurationen lassen sich jedoch dadurch mit dem

-Kriterium

vereinbaren, daß die betreffenden Argumente

wie in ( 1 5 ) transformationell in die Domäne eines Kasuszuweisers außerhalb der maximalen Projektion des Raising/Passivverbs angehoben werden - eine Operation, die die Argumente via - b z w . Kasustransfer in der resultierenden chain (Chain-Transfer-Prinzip) sichtbar macht für die Assoziation mit der Q-Rolle der Ausgangsposition. In ( 1 5 ) fungiert INFL als externer Kasuszuweiser, ein Auxiliar/Flexionselement ( I n f l e c t i o n ) , das in finiten

Sätzen

als

Träger der Finitheitsmerkmale fungiert und auf Grund dieser Merkmale in der Position des regierten externen Argu-

7) Chomsky 1981, S . 5 4 - 5 5

11

ments den Nominativ zuweist. 8

Die in ( 1 5 ) mit F_ abgekürz-

ten Finitheitsmerkmale umfassen Zeit- und

Kongruenzspezi-

fikationen (15a: Präteritum/3. Person/Singular) und sind morphologisch am Verb (-s in s e e m s ; oder an Auxiliarelementen in INFL ( w a s ) ausbuchstabiert. 9 ) Andere externe Kasuszuweiser im Englischen sind ACI-Prädikat (Akkusativ mit/cum I n f i n i t i v ) believe,

John

F

believ ed)

Bill

to be

das

hit

und der präpositionale Komplementierer (complementizer) for :

8) INFL ist head einer Xbar-Projektion mit der korrespondierenden Prädikatsphrase als Komplement 9)

zur Assoziation

der

INFL-Merkmale mit V v g l . K a p . 4

12

(18)

10)

COMP 1

it

is(F)

impossible

for

Bill

=S'

to be

X

NP.

hit

e

Im Unterschied zu INFL weisen believe und f o r in der Position des regierten

externen

Arguments

objektiven

Kasus

zu. Kommen

wir

vor

dem Hintergrund dieser Analyse zurück zu

der Frage, warum im Englischen die Externalisierung von Argumenten notwendig ist. Es ist o f f e n s i c h t l i c h , daß die Antwort auf diese Frage dieselbe sein kann wie auf die Frage,

warum

notwendig ist: Kasus

Bewegung

in

Raising- und Passivstrukturen

beides resultiert daraus, daß

intern

kein

zugewiesen wird. Betrachten wir die folgende f l a c h e

Struktur mit dem intransitiven Verb sleep:

10) for-Komplementierer sind head einer Xbar-Projektion mit S als Komplement

13

(19)

sleep

John kein K

Solche Strukturen sind blockiert, weil intransitive Verben keinen Kasus zuweisen und daher kein internes Argument haben können. Grammatisch sind Sätze mit intransitiven Verben nur dann, wenn die mit solchen Verben verbundene -Rolle in der Domäne eines externen Kasuszuweisers d.h. in der Domäne von INFL, einem ACI-Prädikat oder for - realisiert ist:

(20) a. NP

sleep(s)

b.

believe John l K t

to

14

c. COMP

for

John

to

sleep

LiT Da transitive Verben im Unterschied zu intransitiven Verben als Kasuszuweiser fungieren (Akkusativ), ist hier eine interne Realisierung von 0-Rollen bzw. Argumenten möglich. Unter der Voraussetzung, daß die Kasuszuweisung wie die 0-Zuweisung unter dem -Kriterium eindeutig ( b z w . eineindeutig) ist, d.h. jeder Kasuszuweiser genau einem Element Kasus zuweist und jedes kasusmarkierte Element von genau einem Kasuszuweiser Kasus erhält, muß genau eine der beiden mit transitiven Verben verbundenen -Rollen intern und die andere extern realisiert sein:

(21)

a.

*VP

hit

John Bill K T kein K

15

b.

INFL

VP

John Bill F kein K T K l

hit

c.

v I

Jotm

1

*

κ

hit

ϊ

VP . . .

believe John

to

hit

16

for

ι

John

κ τ

to

hit

Ι

κ

Bill

τ

Die Anhebung der θ-Rollen in ( 2 0 ) und ( 2 1 c ) unterscheidet sich nur darin von NP-Bewegung in Passiv- und Raisingstrukturen, da sie nicht durch eine EC vermittelt ist. Bei NP-Bewegung wird eine 0-Rolle in einer nicht kasusmarkierten EG-Position zugewiesen und via Bindung an ein externes Argument in einer kasusmarkierten Position transferiert; die direkte Externalisierung ist ein analoger Proze , nur da die Anhebung der G-Rolle in die kasusmarkierte Position hier ohne EC-Vermittlung stattfindet:

(22)

Externalisierung durch NP-Bewegung

[ γ η Y° arg._

move α [ χ η Χ°



move α

[η Y°

Ι κ Τ

t e ± [χη

Τ

θ

17

Direkte Externalisierung [



arg

[

°]]

6

Von der Externalisierung betroffen sind nur solche Argumente, die nicht anders visualisierbar sind. Argumente im Kontext von Prä- oder Postpositionen z . B . können unabhängig von der Kasuszuweisung durch ihr Prädikat intern realisiert sein, weil sie durch die Prä- oder Postposition Kasus erhalten oder direkt visualisiert werden: (23)

a. b.

destruction of the city gave the book to Bill

Sätze sind im Unterschied zu NPs visualisierungsunabhängig (die Sichtbarkeitsbedingung ist auf NPs eingeschränkt) und können

daher

generell

intern

realisiert

sein: (24)

a. *It seems Bill to like her b.

It seems that Bill likes her

Fragen wir uns nun Folgendes: a.

Welche -Rollen sind direkt externalisierbar?

b.

Unter welchen Bedingungen sind direkte Externalisierungen möglich?

11) Die Möglichkeit der Visualisierung durch morphologische Partikel, die keinen Kasus realisieren, bleibt in der Sichtbarkeitsbedingung unberücksichtigt.

18

c.

Welche Relevanz hat die Unterscheidung zwischen strukturellem und lexikalischem Kasus für die direkte Externalisierung?

zu a: Folgt man der Theorie in Marantz ( 1 9 8 1 ) , dann hängt es vom Sprachtyp ab, welche -Rollen im unmarkierten Fall externalisierbar sind: in Sprachen mit ergativem 0-System ist der unmarkierte Fall für transitive Verben mit der -Struktur ( A G , T H ) , daß TH extern und AG intern realisiert i'st; in Sprachen mit nichtergativem 0-System andererseits ist normalerweise umgekehrt AG extern und TH intern:

ergatives -System

nichtergatives 0-System

externes Argument trans.V

THEMA

AGENS

internes Argument trans.V

AGENS

THEMA

(25)

Die australische Sprache Dyribal und bestimmte Eskimo-Dialekte sind nach Marantz Beispiele für den thematisch ergativen Typ? Englisch ist thematisch nichtergativ. Eine analoge Distinktion existiert in der Domäne der Kasuszuweisung: in Sprachen mit ergativem Kasussystem ist das externe Argument von transitiven Verben normalerweise Ergativ (= Akkusativ) und das interne Argument Absolutiv (= Nominativ); in Sprachen mit nichtergativem Kasussystem andererseits ist normalerweise der Nominativ extern und der Akkusativ intern: 12) 12) Die Identifikation des Abolutiv mit dem Nominativ ist u.a. dadurch motiviert, daß beide Kasus morphologisch unmarkiert sind.

19

ergatives K-System

nichtergatives K-System

externes Argument trans. V

ERGATIV ( A K K )

NOMINATIV

internes Argument trans. V

ABSOLUTIV (NOM)

AKKUSATIV

externes Argument intrans. V

ABSOLUTIV (NOM)

NOMINATIV

(26)

Kennzeichnend für ergative Kasussysteme ist der externe Kasus von transitiven und Verben alterniert (Ergativ vs. A b s o l u t i v ) . ein

nichtergatives

außerdem,

daß

intransitiven Englisch hat

Kasussystem; die australische Sprache

W a l b i r i , die Gegenstand des folgenden Kapitels sein

wird,

hat ein ergatives Kasussystem.

Beide Distinktionen können kreuzklassifiziert sein - Dyribal z . B . ist thematisch ergativ, aber hinsichtlich der Kasuszuweisung nichtergativ.

zu

b:

13)

Die minimale Annahme ist,

rung von 0-Rollen

denselben

daß die Externalisie-

Bedingungen

unterliegt

wie

NP-Bewegung, also insbesondere den Bedingungen für anaphorische Relationen, die in GB in dem folgenden ' P r i n z i p der Bindungstheorie zusammengefaßt sind: 14! 13) Die folgende Theorie variiert -Zuweisung in Koster ( 1 9 8 4 ) .

A'

die Überlegungen zur

14) Chomsky ( 1 9 8 4 ) , S. 235 NP-Bewegung wird im Rahmen der GB-Theorie außer durch das P r i n z i p A durch die Subjazenz-Bedingung und das ECP beschränkt - diese weiteren Bedingungen sind in dem hier interessierenden Zusammenhang jedoch irrelevant; zum ECP v g l . K a p . 5

20

(27)

PRINZIP A

Anaphern müssen lokal gebunden sein

Gegenstand dieses Prinzips sollen designierte lexikalische Elemente, wie z . B . das Reflexivpronomen x-self (herself, himself etc.) und das reziproke Element each other im Englischen sein, aber auch die aus NP-Bewegung resultierenden (NP-)Spuren: (28)

a. b.

He saw himself He was seen e_

Daß Transformationen zu anaphorischen Bindungsrelationen f ü h r e n , gehört zu den wichtigsten Einsichten der neueren Transformationsgrammatik. Nehmen wir also an, die Bindungstheorie läßt sich dahingehend erweitern, daß die Klasse der anaphorischen Elemente im Sinne des Prinzips A auch -Rollen einschließt. Eine Konsequenz daraus wäre, daß die mit prädikativen Elementen qua Lexikon verbundenen -Rollen nicht ungebunden sein können, d . h . mit einem Antezedens assoziiert sein müssen. Damit würde sich eine Erklärung für Kontraste wie ( 2 9 a ) vs. ( 2 9 b ) ergeben: (29)

a. b.

*[ vp [ v sleeps: ( ) ] ] John ± [ vp [ v sleeps: (

±)]]

In ( 2 9 b ) fungiert das mit der -Rolle des Verbs durch Koindizierung assoziierte Argument John als Antezedens, d . h . das Prinzip A ist hier dadurch e r f ü l l t , daß die 0-Rolle zugewiesen wurde. In ( 2 9 a ) andererseits bleibt

21

die

-Rolle

uninterpretiert ,

was die Struktur ungramma-

tisch macht. Angewendet auf

-Rollen

keitsbedingung

A

im

Prinzip

hat

die

Notwendig-

also zur Folge, daß die G-

Struktur prädikativer Elemente, d . h . die mit solchen menten

im Lexikon verbundene Sequenz von

Ele-

-Rollen ( W i l l i -

ams), phrasenstrukturell interpretiert wird. Das

Antezedens

einer

-Rolle

muß nicht

lexikalisiert

sein: (30)

In die

WhOj^ did Bill say [

( 3 0 ) ist

±

[ v p [ v sleeps:

es die von der wh-Prase who gebundene EC, die

-Rolle von s l e e p bindet.

E b e n f a l l s notwendig gebunden

sind

und

haben

NP-Spuren

durch

Aus der Anwendung des Prinzips A auf ö-Rollen würde

zwei-

(31)

qua

Anaphern

Ableitung

move

(letztere

lexikalische

ein Antezedens) : a.

*He saw herself He. saw himself.

b.

tens

He. was seen e_.

folgen,

daß

jede

-Rolle auf ein c-kommandierendes

Argument bezogen sein muß - binden im Sinne c-Kommando

voraus:

sind und

c-kommandiert.

klärung aussetzt

dafür,

bindet ß , gdw. daß

die

Prädikation

ist:

15) Chomsky (1981), S. 184 - 185 16) W i l l i a m s ( 1 9 8 0 ) , S. 205

A

setzt

koindiziert

Dadurch ergäbe sich eine Er-

und daß die interne

Positionen beschränkt

und

von

c-Kommando

-Zuweisung

auf

vor-

regierte

22

( 3 2 ) 1 7 ) a.

I presented it± to John [ ftp [ A dead: ( θ ^ ]

b. *I presented John [with it.^ [ Ap [ (33)

a.

A

dead: (

IL [ vp [ v like: ( θ , , , θ . . ) ] [^ his paintings]]

b. *Ii [ vp [ v like: ( 9 i / e j ) ] [ hi S j paintings]]

(32b)

ist im Unterschied zu ( 3 2 a ) ungrammatisch, weil die

mit dead verbundene θ-Rolle nicht von dem assoziierten externen Argument it c-kommandiert wird. Analog ist ( 3 3 b ) ungrammatisch, weil die Objekt-9-Rolle von

like

jenseits

der c-kommandierten Dom ne des assoziierten Arguments his liegt. Wie das Beispiel ( 3 3 ) illustriert, impliziert

die

c-Kom-

mando-Bedingung im Prinzip A die Rektionsbedingung f r die Θ-Zuweisung - eine 0-Rolle in der Position einer lexikalischen Kategorie L wird innerhalb der maximalen Projektion dieser Kategorie genau von den Elementen c-kommandiert ( C ) , d i e L regiert ( R ) :

like

I

his paintings

T

c

l

l

R

T

like

his paintings

Tkein C l [kein R ?

17) Beispiele aus W i l l i a m s (1980)

23

Durch die Annahme, daß die -Zuweisung über die c-Kommando-Relation erfolgt, ergibt sich aber nicht nur eine Erklärung d a f ü r , daß die Zuweisung interner -Rollen auf regierte Positionen beschränkt ist, sondern auch d a f ü r , daß -Rollen aus der regierten Domäne ihres Prädikats externalisiert sein können, wenn die c- kommandier t : like

Zielposition

das Prädikat

his paintings

I c Tkein R|

Die bindungstheoretische Analyse der -Zuweisung ermög licht mit anderen Worten eine einheitliche Charakterisie rung von interner -Zuweisuncr und Prädikation. Wieder ist die Situation phern und NP-Spuren:

(34)

a.

analog bei lexikalischen Ana

He introduced them, [to each other.^] *He introduced each other, [to them.]

b.

B i l l , seems [e_. to like Mary] *It. seems [ B i l l , to like Mary]

Eine dritte Konsequenz der Anwendung des Bindungsprinzips A auf -Rollen wäre, daß die -Zuweisung lokal, d . h . auf die Domäne von Opazitätsfaktoren beschränkt sein m u ß : eine Bindungsrelation / ist lokal, gdw. jeder Opazitätsfaktor, der c-kommandiert auch c-kommandiert oder

24

mit et identisch ist. 18) Als Opazitätsfaktoren für anaphorische Relationen fungieren Subjekte und die in INFL lokalisierten Finitheitsmerkmale (SSC/NIC in Chomsky 1980a; GOVERNING CATEGORY in G B ) . Dieser Aspekt erklärt Phänomene wie die folgenden:

(35)

a.

Who..^ did Bill say [ej^ [Bleeps: (

±)]]]

b. *Whoi did Bill say [ yp [ v sleeps: ( ^ ] ] c.

It seems [that B i l l . INFL [„_ [ l i k e s : ( 0 ^ 0 . ) herj]j

d. *Bill.. seems [iNFL [ yp [ v likes:

,-, ..)] h e r ^ ] ]

Die -Zuweisung in ( 3 5 b ) verletzt den Lokalitätsaspekt des Prinzips A, weil die -Rolle von sleep ungebunden ist in der Domäne des Subjekts Bill ( S S C ) ; im Unterschied dazu ist ( 3 5 a ) grammatisch, weil die Assoziation der 0Rolle mit der wh-Phrase durch eine EC in der Domäne von Bill vermittelt ist. Auch ( 3 5 d ) verletzt den Lokalitätsaspekt im Prinzip A, weil die mit Bill assoziierte -Rolle ungebunden ist in der Domäne der in INFL lokalisierten Finitheitsmerkmale von like ( N I C ) ; in dem grammatischen Satz ( 3 5 c ) andererseits sind beide -Rollen von like in der Domäne von INFL realisiert. Dieselben Lokalitätsbedingungen Anaphern und NP-Spuren:

18) vgl. Koster

gelten

( 1 9 8 4 ) , S. 4 2 4 , ( 1 9 )

für lexikalische

25

(36)

a.

He believed [them, to know each o t h e r . ] *They. believed [him to know each o t h e r . ]

b.

They. INFL believed [each other, to know him] *They. believed [that each other. INFL know him]

c.

B i l l , seems [e_. to like Mary] * B i l l . seems [Mary likes e_. ] *Bill i seems [e^ INFL likes Mary]

Eine vierte, nicht im Prinzip A berücksichtigte Bedingung für anaphorische Relationen ist Eindeutigkeit - eine Anapher kann nur genau ein Antezedens auswählen (kein ' s p l i t antecedent'): (37)

*He. introduced her. to each other.

Angewendet auf die 0-Zuweisung hätte diese Bedingung zur Folge, daß die strukturelle Interpretation von -Rollen eindeutig

sein

muß,

d . h . daß

-Rollen nicht auf mehrere

Konstituenten bezogen sein können. Damit ergäbe sich eine Erklärung d a f ü r , daß die Bestandteile komplexer Argumente phrasenstrukturell assoziiert sein müssen:

(38)

a.

b.

*[L the man] [ y p [ v sleeps: ( 0 i ) ] ] [ i that I know]

^ the man e . ] [ v p [

v sleeps:

19) Koster ( 1 9 8 4 ) , S. 418 - 420

( G ^ l l L that I know]

26

( 3 8 a ) verletzt die Eindeutigkeitsbedingung, weil die Bestandteile des komplexen Arguments the man that I know nicht phrasenstrukturell assoziiert sind, sondern durch Koindizierung mit der korrespondierenden Q-Rolle; in ( 3 8 b ) andererseits ist die 0-Zuweisung eindeutig, weil der Relativsatz hier durch die EC (die auf move ot /Extraposition zurückgeht) in die Xbar-Projektion von man integriert und die -Rolle mit dieser Projektion assoziiert ist. Wie die Beispiele ( 2 9 ) - ( 3 8 ) illustrieren, spricht einiges dafür, daß auch die Relation (externes) Argument/ö-Rolle eine durch das Prinzip A (+ Eindeutigkeit) beschränkte anaphorische .Relation ist. Der -generelle Effekt dieser An20) nähme ist, daß das Projektionsprinzip in GB auf die Bindungstheorie (das Prinzip A) reduzierbar wird: das Projektionsprinzip fordert eine (approximativ) uniforme, d . h . in allen möglichen Konstruktionskontexten gleiche strukturelle Interpretation von 0-Rollen - dasselbe folgt aus dem Prinzip A ( + Eindeutigkeit), wenn -Rollen Anaphern sind. Betrachten wir zur Illustration noch einmal d i e Strukturen ( 3 5 ) - hier ( 3 9 ) : (39)

a.

Who i did Bill say [e^ [

b. *Who. did Bill say [

[ Bleeps: ( ^ ] ] ]

[ v sleeps: (

±

)]]

( 3 9 b ) verletzt das Projektionsprinzip, weil die wh-Phrase bei uniformer struktureller Interpretation der mit sleep verbundenen -Rolle wie in der korrespondierenden Deklarativstruktur Subjekt von sleep sein m u ß ,

20)

Chomsky 1981, S. 38

27

( 4 0 ) a. b. aber

Bill said [johr^ Bill said [whcK [

[ yp [ v sleeps: ( . _ ) ] ] ] [Bleeps: ( ^ ) ] ] ] (D-Struktur)

in ( 3 9 b ) keine von s l e e p

existiert; die durch wh-Phrase

abgeleitete

-markierte Subjektposition

transf ormationelle Struktur

Dislokation

( 3 9 a ) ist

der

im Unterschied

dazu kompatibel mit dem Projektionsprinzip, weil

sie

die

fragliche Subjektposition in Form einer mit der wh-Phrase assoziierten EC enthält. Unter dem Projektionsprinzip setzt sich die Oberflächenstruktur von Sätzen (die sog. S-Struktur/SS) zusammen aus Sequenzen von uniform repräsentierten und möglicherweise phonetisch leeren -Positionen (sog. D-Strukturen/DS) und den E f f e k t e n von move , d . h . Assoziationen der -positionen mit dislozierten Argumenten. Im Rahmen der bindungstheoretischen Analyse haben S-Strukturen dieselben Eigenschaften: wenn Q-Rollen Anaphern sind, dann müssen sie unabhängig von Konstruktionsvarianten notwendig und eindeutig auf ein lokales c-kommandierendes Argument bezogen sein, d . h . S-Strukturen müssen uniform repräsentierte D-Strukturen enthalten. ( 3 9 b ) wird durch das Prinzip A blockiert, weil die mit s l e e p

verbun-

dene 0-Rolle nicht lokal realisiert ist; die Lokalitätsbedingung im Prinzip A läßt sich hier nur dadurch e r f ü l l e n , daß in die S-Struktur eine D-Struktur wie ( 4 0 b ) inkorporiert wird, d . h . eine mit der wh-Phrase koindizierte Subjekt-EC im abhängigen Satz.

Betrachten wir ein anderes Beispiel: (41)

a.

John, promised Bill [e^ to [

[ v come: ( ^ ] ] ]

b. »John..^ promised B i l l [to [ v p [ y come: (

28

Aus dem Projektionsprinzip f o l g t , daß Infinitive wie to come in ( 4 1 ) Subjekt-ECs enthalten, sogenannte PRO-Subjekte, die in 'Kontrollstrukturen' durch ein Argument des übergeordneten Prädikats gebunden werden. 21) Auch hier sind Uniformitätsgründe ausschlaggebend: in den korrespondierenden finiten Sätzen existieren lexikalisierte Subjekte, (42)

John..^ promised Bill [that he j _ will [vp[.vcome: O ^ ] ] ]

und das hat bei uniformer struktureller Interpretation der entsprechenden Q-Rollen unter dem Projektionsprinzip zur Folge, daß auch die Infinitive Subjekte enthalten. Dieselbe Konsequenz ist wiederum mit der bindungstheoretischen Analyse verbunden: Infinitive müssen PRO-Subjekte enthalten, weil die entsprechenden -Rollen auf Grund der Notwendigkeitsbedingung im Prinzip A nicht unrealisiert sein können und die direkte Assoziation mit einem kontrollierenden Argument zu einem -Konflikt führen würde.

zu c: Es ist sinnvoll, zwischen Kasusmerkmalen, die unterschiedlichen -Rollen zugeordnet sein können, und Kasusmerkmalen, die starr mit bestimmten -Rollen verbunden sind, zu unterscheiden - letztere sollen lexikalisch, erstere strukturell genannt werden. Ein Beispiel für lexikalischen Kasus ist der Dativ im Deutschen. Vergleichen wir die folgenden Passivsätze: (43)

a.

Die Sache ärgert ihn Er wird geärgert *Ihn wird geärgert

21) Da dieses Argument eine von PRO unabhängige -Rolle hat, konstitutiert die Bindung von PRO keine chain.

29

b.

Hans vertraut ihm *Er wird vertraut Ihm wird vertraut

Wie diese Beispiele illustrieren, sind im Akkusativ-Objekte,

Deutschen

nicht aber Dativ-Objekte passivierbar.

Der Grund dafür liegt im unterschiedlichen Kasus

zwar

im Deutschen

-

der

ist

lexikalisch, d . h .

der

aber

die Kasusabsorption durch die Passivmorphologie

blockiert und die solcher Argumente Kasuskonflikt:

( 4 4 ) 22)

-Rolle

d.ieser

starr mit ist

entsprechenden

Dativ

Status

verbunden;

damit

(transformationelle) Externalisierung in die Domäne von INFL führt -zu einem

• ··

O · * ·

daß

vertraut

Die

Assoziation

von

wird

lexikalischem Kasus mit einem Argu-

ment macht dieses unabhängig von der Visualisierung durch die strukturelle Kasuszuweisung so kann das Dativ-Objekt in der Passivstruktur ( 4 3 b ) intern reali22) Um transformationeile Komplikationen auszuschließen, betrachte ich hier die Nebensatzvarianten der Sätze mit finalem Verbkomplex (Deutsch ist eine SOV-Sprache) .

3O

siert sein, obwohl hier kein struktureller Kasus zugewiesen wird:

(45) daß

vertraut

Im Englischen, wo der Dativ strukturell Argument externalisiert sein:

wird

ist,

muß dieses

(46)

T

str.

K

l

Externalisierungen sind also auf die Domäne der strukturellen Kasuszuweisung beschränkt - NPs mit lexikalischem Kasus sind wie NPs in der Domäne von Prä- oder Postpositionen unabhängig von der KasusZuweisung durch ihr Prädikat intern realisierbar.

31 Z USAMMENFAS SUNG

In diesem Kapitel wurde eine kasustheoretische Erklärung für das Prädikationsphänomen vorgeschlagen, die an der GB-Erklärung für die Notwendigkeit von NP-Bewegung in Passiv- und Raisingstrukturen orientiert ist: eine Bedingung der -Theorie, derzufolge die -Markierung von NPs Kasus voraussetzt (Sichtbarkeitsbedingung), macht die transformationelle oder direkte Anhebung von Argumenten aus der maximalen Projektion ihres Prädikats in die Domäne eines externen Kasuszuweisers (INFL, ACI-Prädikat e , f o r ) erforderlich. Die aus der internen oder externen Kasuszuweisung resultierenden Relationen zwischen Argumenten und -Rollen haben wie die aus NP-Bewegung resultierenden Argument/ Spur-Relationen den Status anaphorischer Bindungsbeziehungen und werden durch das Bindungsprinzip A beschränkt. Der gemeinsame E f f e k t der Prinzipien der -, Kasus- und Bindungstheorie besteht darin, die im Lexikon repräsentierten 0-Eigenschaften prädikativer Elemente uniform in D-Strukturen abzubilden.

32 3. EINE KONFIGURATIONELLE GRAMMATIK FÜR WALBIRI

Wenden wir uns nun der Frage zu, wie sich das am Prädikationsphänomen im Englischen eingeführte zipiensystem (Kasustheorie/

strukturelle Prin-

-Theorie/Bindungstheorie)

in

eine Grammatikkonzeption einbetten läßt, die die Eigenschaften von sogenannten nichtkonfigurationellen Sprachen berücksichtigt. 3.1.

Ken Hale

hat

dafür argumentiert, von Sprachen wie

Englisch einen nichtkonf igurationellen Sprachtyp mit den folgenden distinktiven Eigenschaften zu unterscheiden: (47)

Die

a.

freie Wortordnung

b.

syntaktisch diskontinuierliche Argumente

c.

freie Lexikalisierung von Argumenten

australische

Eingeborenensprache

paradigmatisches Beispiel. Betrachten Satze aus dieser Sprache: 2 4 )

Walbiri wir

die

gilt

als

folgenden

23) Haie ( 1 9 8 3 ) , S. 5. Haie verwendet in (b) 'expression* und in (c) ' n u l l anaphora 1 - gemeint ist aber Argument. 24)

Haie ( 1 9 7 8 ) , S. l - 2; Haie ( 1 9 8 3 ) , S. 6 - 7 ERG = Ergativ ( A k k u s a t i v ) ; ABS = Absolutiv (Nominativ) ; PRES/NONPAST = Präsens; AUX = Auxiliar; DUAL = Numerusmarkierung.

33

(48)

Kurdu-ngku ka maliki wajilipi-nyi child-ERG AUX:PRES dog-ABS chase-NONPAST Maliki ka kurdu-ngku wajilipi-nyi Maliki ka wajilipi-nyi kurdu-ngku Wajilipi-nyi ka kurdu-ngku maliki Wajilipi-nyi ka maliki kurdu-ngku Kurdu-ngku ka wajilipi-nyi maliki 'The child is chaising the dog 1

(49)

Kurdu-jarra-rlu ka-pala maliki wajilipi-nyi child-DUAL-ERG AUX:PRES dog chase-NONPAST wita-jarra-rlu small-DUAL-ERG Maliki ka-pala kurdu-jarra-rlu wajilipi-nyi wita-jarra-rlu Wita-jarra-rlu ka-pala maliki wajilipi-nyi kurdu-jarra-rlu (jede andere Reihenfolge mit AUX an zweiter Stelle) 'The two small children are chasing the dog1

'50)

Ngarrka-ngku ka wawirri panti-rni man-ERG AUX kangaroo spear-NONPAST 'The man is spearing the kangaroo'

34

Ngarrka-ngku ka panti-rni 'The man is

spearing ( h i m / h e r / i t ) 1

Wawirri ka panti-rni ' ( H e / s h e ) is spearing the kangaroo 1 Panti-rni ka 1

( H e / s h e ) is spearing ( h i m / h e r / i t ) '

Die Beispiele ( 4 8 ) zeigen, daß Walibiri keine fixierte Wortordnung besitzt: abgesehen von dem Auxiliarelement ka, das an zweiter Stelle erscheinen muß, ist jede Serialisierung möglich, und alle Serialisierungen sind gleichwertig, d . h . es gibt keine Indizien dafür, daß irgendwelche transformationellen Ableitungen vorliegen. Die Sätze ( 4 9 ) illustrieren die Möglichkeit diskontinuierlicher Argumente in Walbiri: das Subjekt des Satzes kurdu-jarra-rl u wita-jarra-rlu/two small children ist über die Kette der lexikalischen Elemente verstreut (nicht a d j a z e n t ) . Die Beispiele ( 5 0 ) schließlich zeigen, daß die Distribution nichtoverter Argumente weitgehend unbeschränkt ist.

In jeder dieser Eigenschaften unterscheidet sich Walbiri vom Englischen: im Englischen existiert eine fixierte Sequenz von -Positionen in der D-Struktur, so daß Variationen der Oberflächenwortordnung mit Unterschieden in der Grammatikalität bzw. Interpretation verbunden sind (die Zuordnung von 0-Rollen zu Argumenten variiert, und es

35

kommt zu interpretationsrelevanten Dislokationen von Argumenten aus (51)

a.

-Positionen

The *The The The

),

child is chasing the dog child is the dog chasing dog is chasing the child child, the dog is chasing

diskontinuierliche

phrasenstrukturelle Realisierungen von

Argumenten sind ausgeschlossen, b.

The two small children are chasing the dog *The two children are chasing the dog small

und die Distribution von nichtoverten Argumenten

ist

be-

schränkt. c,

The man is spearing the kangaroo *The man is spearing *Is spearing the kangaroo *Is spearing

Wie läßt sich dieser Kontrast erklären? Haies Hypothese ist, daß die Bedingungen für die phrasenstrukturelle Interpretation von -Eigenschaften parametrischer Variation unterliegen: in Sprachen des Walbiri-Typs,

d.h.

Sprachen

mit den Eigenschaften ( 4 7 ) , soll die phrasenstrukturelle Interpretation der Q-Struktur prädikativer Elemente extrem marginal sein können - daher nichtkonfiqurationelle 25) Die Dislokation von Argumenten in S-externe Positionen ist auf der Ebene der 'Logischen Form 1 (May 1977) mit quantifizierten b z w . quasiquantifizierten Interpretationen verbunden, wie z . B . der 'exhaustive listing 1 -Interpretation 'It i s only x : . . . . . . 1 (z.B.: The child, the dog is chasing / It is only = the child:the dog is chasing x) - vgl. dazu den Exkurs zu move .

36 Sprachen. Aspekte dieser Marginalität sollen sein: 26)

(52)

a.

Flache Sätze mit arbiträr serialisierten Konstituenten, wie sie durch das Xbar-Schema X*

V

X*

ableitbar sind b.

Mehrdeutige strukturelle Interpretation von -Rollen

c.

Null-Interpretation von -Rollen

Wie die folgenden Strukturbeschreibungen der Sätze ( 4 8 ) ( 5 0 ) zeigen, ergibt sich so eine Erklärung für die Eigenschaften ( 4 7 ) :

(48r)

V (=S)

a.

AUX

l1

N .

l

kurdu-ngku

ka

V

P

maliki

l

wajilipi-nyi : (AG^TH.)

'The child is chasing the dog'

V ( = S)

b. S.

l

1

maliki

AÖX

l

ka

.

T

kurdu-ngku

"The child is chasing the dog'

16) Hale (1983) , S. 7 - 16

l

wajilipi-nyi : (AG^TH.)

37

(491)

V (=S) N1 .

AUX

l

N.

l

P

kurdu-jarra-rlu ka-pala

maliki

V

l

wajilipi-nyi : (AG i ,TH.)

A1 .

'The two children are chasing the dog 1

(50')

a.

V (=S)

-*ζ\—-^ N .1

I

ngarrka-ngku

.—V

AUX

1

ka

1

panti-rni : (AG-^TH)

'The man is spearing ( h i m / h e r / i t ) '

V (=S)

b.

wawirri :(AG,TH.) ' ( H e / s h e ) is spearing the kangaroo*

V (=S)

c.

panti-rni :(AG,TH) ' ( H e / s h e ) is spearing ( h i m / h e r / i t ) '

i

wita-jarra-rlu

38

In ( 4 8 1 ) sind beide Q-Rollen des Verbs intern und in arbiträr serialisierten Positionen realisiert, d . h . es gibt abgesehen von dem auf die zweite Position beschränkten Auxiliarelement 27) keine fixierte D-Struktur-Serialisierung. Permutationen der Oberflächenwortordnung sind daher anders als im Englischen nicht mit Unterschieden in der Grammatikalität oder Interpretation verbunden. In ( 4 9 ' ) sind die Bestandteile des komplexen Arguments kurdu-jarra-rlu wita-jarra-r l u/two small children als unabhängige Konstituenten realisiert - N und A - und durch Koindizierung mit der korrespondierenden 0-Rolle AG aufeinander bezogen. Zusammen mit der freien D-StrukturSerialisierung ermöglicht diese mehrdeutige strukturelle Interpretation der -Rolle eine über die Kette der lexikalischen Elemente verstreute, d.h. diskontinuierliche Realisierung des Arguments. Die Repräsentationen ( 5 0 1 ) schließlich enthalten struktur e l l uninterpretierte 0-Rollen, die als nichtoverte Argumente mit pronominaler Interpretation fungieren.

Aus der Theorie Haies folgt, daß syntaktische Prozesse wie ©-Zuweisung, Kasuszuweisung, Bindung etc. in Sprachen des Walbiri-Typs nicht phrasenstrukturell vermittelt sein können (Rektion/c-Kommando) - dazu f e h l t hier einfach die repräsentationale Basis. Haie nimmt daher an, daß die Syntax in solchen Sprachen ins Lexikon verlagert ist, in Prozesse über die -Struktur lexikalischer Elemente, seine 'lexical structure'.

27) H a l e nimmt an, daß AÜX in der D-Struktur satzinitial ist und durch eine Regel der phonologischen Komponente in die zweite Position verschoben wird - Haie (1983), S . 7 - 8

39

Letztlich, d . h . unter universalgrammatischer Perspektive, ist im Rahmen dieser Theorie auch in konfigurationeilen Systemen von einer Verlagerung der Syntax ins Lexikon auszugehen, so daß die hier bestehende phrasenstrukturelle Vermittlung syntaktischer Prozesse

bloß

derivativ

wäre,

eine Konsequenz der für solche Systeme charakteristischen 'reichen' phrasenstrukturellen Interpretation der "lexical structure".

3 . 2 . Die Annahme Haies, daß die Walbiri-Eigenschaften ( 4 7 ) auf einer marginalen phrasenstrukturellen Interpretation der 'lexical structure 1 basieren, ist inkompatibel mit dem im vorangegangenen Kapitel am Prädikationsphänomen im

Englischen eingeführten Prinzipiensystem: flache Sätze

verletzen

das

-Kriterium, weil

die

Kasuszuweisung

hier eine eindeutige Zuordnung von -Rollen und Argumenten ausschließt, und uninterpretierte bzw. mehrdeutig interpretierte 0-Rollen sind inkompatibel mit dem Prinzip A ( + Eindeutigkeit), angewendet auf die Relation Argument/Q-Rolle. Es

gibt

grundsätzlich

zwei

Möglichkeiten, die Walbiri-

Daten mit dem strukturellen Prinzipiensystem zu vereinbaren: man kann annehmen, daß (A) die Prinzipien in Walbiri nicht die Phrasenstruktur beschränken, sondern in einem 28) zu präzisierenden Sinn die ' l e x i c a l structure 1 oder daß (B) Walbiri konfigurationell ist.

28) vgl. Haies ( 1 9 8 3 ) , S. structure): (a)

'configurationality parameter' in Hale 26 (LS = lexical structure/PS = phrase In configurational languages, the projection principle holds of the pair ( L S , P S ) .

(b) In non-configurational languages, the projection principle holds of LS alone.

40

Im folgenden soll (B) vertreten werden, eine Hypothese, mit der m . E . gegenüber (A) sowohl deskriptive als auch explanatorische Vorteile verbunden sind. Es soll gezeigt werden, daß sich die Eigenschaften (47a/b) auf einfache Weise phrasenstrukturell erklären lassen, wenn man entsprechend der GB-Theorie annimmt, daß die Serialisierung von Argumentpositionen wesentlich auf einem Prinzip beruht,

das

die Kasuszuweisung unter bestimmten

Be-

dingungen auf adjazente Positionen beschränkt. Durch den Pro-drop-Parameter in R i z z i (1982) ergibt sich eine ebenso einfache strukturelle Erklärung für die Eigenschaft ( 4 7 c ) . Als Evidenz für die strukturelle Theorie kann gelten, daß sich in Walbiri und analogen Sprachen Externalisierungseffekte beobachten lassen.

Beginnen wir mit der Annahme, daß die -Zuweisung in Walbiri wie im Englischen durch das auf die Relation -Struktur/Phrasenstruktur angewendete Prinzip A und das -Kriterium zusammen mit der Sichtbarkeitsbedingung beschränkt wird. In diesem Fall stimmen

die

Realisationsbedingungen

für Q-Eigenschaften in Walbiri in wesentlichen Aspekten mit denen im Englischen überein, und die Projektion von ©-Eigenschaften

in

Phrasenstruktur kann in Walbiri sowe-

nig marginal sein wie im Englischen. sind

dann

In

beiden

Sprachen

strukturelle Externalisierungen von Argumenten

notwendig ( -Kriterium/Sichtbarkeitsbedingung), und es ist in beiden Sprachen ausgeschlossen, daß -Rollen strukturell uninterpretiert bleiben oder strukturell mehrdeutig realisiert sind ( P r i n z i p A ) . Betrachten wir die Beispiele ( 4 8 ) . Wajilipi/chase ist ein transitives Verb und weist auf Grund dessen in seiner regierten Domäne genau einen Kasus zu. Damit kann eine der beiden mit dem Verb verbundenen 0-Rollen intern realisiert sein, und die andere 9-Rolle muß in die Domäne

41

eines externen Kasuszuweisers angehoben kommt

werden.

In

(48)

hier das Auxiliarelement ka in Frage, von dem ange-

nommen werden kann, daß es head einer INFL-Projektion

ist

und über die assoziierten Finitheitsmerkmale (Präsens) Kasus zuweist. Die resultierenden Strukturen sind den entsprechenden englischen Formen vergleichbar:

(48") INFL 1

NP.

VP

INFL

V

NP .

kurdu-ngku

K (Erg)

l

l 3

ka

maliki

l

T

chasing the dog 1

'The child ist

(48*')

unterscheidet

waj ilipi-nyi : ( A H ., T H . ) 1 D K (Abs)

sich, abgesehen von der Serialisie-

rung, nur darin von dem englischen Pendant, daß die Kasusdistribution

ergativ

ist:

das interne Argument ist nicht

Akkusativ, sondern Absolutiv (= N o m i n a t i v ) , chend

ist

das

und

externe Argument nicht Nominativ, sondern

Ergativ (= A k k u s a t i v ) . Diese Kasusdistribution darauf

entspreläßt

sich

zurückführen, daß V in seiner regierten Domäne den

Absolutiv zuweist und INFL den Ergativ. Warum

können

V-Projektion

nicht

beide

Kasuszuweiser

realisiert sein?

V (=S) N

T

INFL

l

N

V

innerhalb

der

42

Das

ist deshalb ausgeschlossen, weil eine solche Konfigu-

ration die Xbar-theoretische verletzen

würde

-

Beschränkung

auf

ein

head

auf Grund dieser Bedingung müssen die

Xbar-Projektionen von Prädikaten und assoziierten externen Kasuszuweisern distinkt, d . h . durch Subordination aufeinander bezogen sein. 29) Einige der Sätze ( 4 8 ) enthalten V- b z w . INFL-Projektion:

eine

diskontinuierliche

[48'

ka kurdu-ngku

T 'The

r

r

wajilipi-nyi : (AG.., .)

child is chasing the dog 1

Wie im Exkurs zur Xbar-Theorie gezeigt werden soll, gibt es eine einfache Möglichkeit, die Xbar-Bedingungen formal so zu interpretieren, daß solche diskontinuierlichen Xbar-Projektionen ableitbar werden - die Annahme, daß die Bedingungen

P-Marker

(phrase

Sequenzen von vertikalen, d . h .

marker) definieren, nach

Dominanz

die in

geordneten

Ketten - sogenannte Pfade - aufgelöst sind:

29) v g l . den Exkurs zur Xbar-Theorie Arbeit

in der

vorliegenden

43

(481') INFL 1 I VP |

11VFL

INFL 1

111FL

VP V

NP.

maliki

I

kurdu-ngku

k/^\^ ^V

to like Mary

50

b.

*S NP

S I

S

INFL 1

INFL' INFL

s I

S I INFL 1

I

VP

INFL 1 I VP

VP

I

I s

I s

V

NP

I

John

L1J.1I him

T (61)

believed kein K

a.

INFL 1

I

INFL

L u α. j the two small children are

T b.

to like Mary

S

s

INFL'

INFL'

I

VP

VP

V

NP

chasing

the dog

K

S

INFL 1

l

INFL

S

INFL 1

l

VP

the two children are chasing the dog small | kein K J In ( 5 9 a ) ist die V- b z w . INFL-Projektion kontinuierlich serialisiert, d . h . die Vorkommnisse von V ( V P ) und INFL 1 in der Pfadsequenz sind adjazent. Das ist nicht der Fall in ( 5 9 b ) , wo das externe Argument John zwischen den Faktoren der V/INFL-Projektion interveniert. Eine solche dis-

51

kontinuierliche Serialisierung ist kompatibel mit den Xbar-Bedingungen, wenn diese keine Serialisierungsbeschränkungen enthalten, verletzt aber das -Kriterium, weil das Verb und das interne Argument nicht adjazent sind. Die Situation ist analog in ( 6 0 ) : in ( 6 0 a ) ist der Komplementsatz von believe kontinuierlich serialisiert, in ( 6 0 b ) dagegen diskontinuierlich, weil das ACI-Verb zwischen him und to like M a r y interveniert. Dies ist wiederum kompatibel mit den Xbar-Bedingungen, verletzt aber das 0-Kriterium, weil das externe Argument des Komplementsatzes nicht

in der Rektionsrichtung des ACI-Verbs vorkommt.

Ebenfalls mit den Xbar-Bedingungen verträglich, aber unverträglich mit den aus der Rektionsrichtung bzw. der Kasusadjazenz hervorgehenden Serialisierungsbeschränkungen, sind diskontinuierliche NPs wie in ( 6 1 b ) . Die D-Struktur-Serialisierung in Walbiri repräsentiert das andere Extrem der unter dem Rektionsrichtungsparameter und dem Kasusadjazenzprinzip möglichen Serialisierungsvarianten: weder eine fixierte Rektionsrichtung noch Kasusadjazenz.

(62)

a.

Kurdu-ngku ka maliki wajilipi-nyi

T b.

l

Kurdu-ngku ka wajilipi-nyi maliki

l c.

T

Maliki ka kurdu-ngku wajilipi-nyi

T

l

52

d.

Wajilipi-nyi ka kurdu-ngku maliki | K 'The child is chasing the dog"

(63)

a.

Maliki ka-pala kurdu-jarra-rlu wita-jarra-rlu wajilipi-nyi

b.

Kurdu-jarra-rlu ka-pala maliki wajilipi-nyi wita-jarra-rlu "The two small children are chasing the dog'

Walbiri besitzt im Unterschied zum Englischen ein morphologisches Kasussystem. Die Kasusadjazenzbedingung ist hier daher inoperativ, d.h. Argumentpositionen können von ihren Kasuszuweisern ' e n t f e r n t 1 sein. Das ist der Fall in ( 6 2 c / d ) , wo keine Adjazenz zwischen dem internen Argument maliki und dem kasuszuweisenden Verb wajilipi-nyi besteht, und in ( 6 3 b ) , wo nur ein Teil der Pfadsequenz, aus der sich die komplexe NP zusammensetzt, neben dem kasuszuweisenden INFL-Element ka-pala lokalisiert ist. In Walbiri ist darüber hinaus die Rektionsrichtung frei (Rektion in beide Richtungen), so daß Argumentpositionen sowohl links als auch rechts von kasuszuweisenden heads lokalisiert sein können. Aus diesem Grund sind die Sätze ( 6 2 ) alle grammatisch, obwohl die Reihenfolge von Verb und internem Argument alterniert. 33) Haie weist darauf hin, daß die head-Serialisierung in Walbiri nicht generell frei ist - Infinitive und NPs sind im Unterschied zu finiten Sätzen notwendig headfinal (Hale 1983, S. 7 ) . Diese Komplikation soll hier vernachlässigt werden.

53

Eine Variante der freien D-Struktur-Serialisierung repr sentieren Sprachen, in denen keine K a s u s a d j a z e n z bestehen mu , aber die Rektionsrichtung fixiert ist. Ein Beispiel 34) daf r ist Japanisch: (64)

a.

John ga okasi o tabeta K John-NOM cake-ACC eat-PAST 'John ate the cake 1

b . *John ga tabeta okasi o kein K

(65)

c.

okasi o John ga tabeta K

a.

Bill ga John ni okasi o tabe-sase-ta K Bill-NOM John-DAT cake-ACC eat-make/let-PAST ' B i l l made/let John eat the cake'

b.

Bill ga okasi ο John ni tabe-sase-ta Κ

c.

okasi ο Bill ga John ni tabe-sase-ta Τ

κ

Im Unterschied zum Englischen regieren lexikalische Kategorien im Japanischen nach links, so da Argumentpositionen hier links von ihren Kasuszuweisern vorkommen 34)

Die

Beispiele

(64)-(65)

stammen

aus Farmer (1980)

54

müssen - eine Bedingung, die in ( 6 4 b ) mit dem internen Argument okas i o/cake rechts vom Verb verletzt ist. Die Rektion nach links führt zu head-finalen, d . h . linksverzweigten Strukturen. Da Japanisch ein morphologisches Kasussystem besitzt, ist die D-Struktur-Serialisierung jedoch, abgesehen von diesem E f f e k t der Rektionsrichtung, frei, d . h . Argumentpositionen können wie in Walbiri von ihren Kasuszuweisern "entfernt 1 sein. Das ist der Fall in ( 6 4 c ) und ( 6 5 b / c ) , wo keine Adjazenz zwischen dem internen Argument okasi o und dem kasusmarkierdenden Verb besteht. Auf Grund dieser Serialisierungsfreiheit sind im Japanischen wie in Walbiri diskontinuierliche Strukturen möglich:. 3 5 )

(66)

s

a.

S

l

INFL 1

NP

INFL'

INFL'

VP

VP

INFL

s

V

l

l

l

^^MH^MMMM^^MM^MH^-^MBBW^U^^M^H^MMMM^MM

Bill ga

John ni

okasi o

T b.

o.^ j. okasi o

T

tabe

, |

-sase

S l

S

S

NP

INI 'L 1

INI 'L 1

II JFL

T fP

i

11iFL

S

\r

B i l l ga

^2\ , tabe

John ni

-sase

K

' B i l l made/let John eat the cake' 35)

l

zur Analyse dieser Sätze v g l . K a p . 4

S

-ta

1

55

In

( 6 6 b ) ist

-sase,

i.e.

der

Komplementsatz

des

Kausativmorphems

John ni okas i o tabe-, nicht adjazent in der

Pfadsequenz. Damit wird deutlich, strukturelle

daß

Erklärung

das

Kasusadjazenzprinzip

für die Eigenschaften

möglicht. Die f i x i e r t e und kontinuierliche rialisierung tionsrichtung

und

D-Struktur-Sefixierter

Rek-

nichtmorphologischem Kasus obligatori-

sche fixierte Reihenfolge und A d j a z e n z und

er-

im Englischen repräsentiert lediglich einen

S p e z i a l f a l l , nämlich die für Sprachen mit

tionen

(47a/b)

eine

von

Argumentposi-

korrespondierenden Kasuszuweisern. Im Unter-

schied dazu ist

die D-Struktur-Serialisierung in

Sprachen

mit morphologischem Kasus wie W a l b i r i , Japanisch etc., abgesehen von den E f f e k t e n der

Rektionsrichtung,

frei

und

möglicherweise diskontinuierlich (mit diskontinuierlichen Argumenten - i.e. NPs oder Sätzen - als S p e z i a l f a l l ) ; in extremen

Fällen

wie Walbiri ist

richtung beliebig. also

sogar noch die Rektions-

Die Eigenschaften

(47a/b)

resultieren

aus einer vom Englischen abweichenden D-Struktur-Se-

rialisierung und nicht aus einer im Unterschied zum Englischen marginalen Abbildung von -Strukturen in Phrasenstruktur, i.e. Nichtkonfigurationalität.

Nicht auf die D-Struktur-Serialisierung zurückführbar die

Eigenschaft

( 4 7 c ) . Wie wir gesehen haben, ist

Rahmen der strukturellen die

Theorie

davon

ist

hier im

auszugehen,

daß

nichtoverten Argumente in Form von (pronominalen) ECs

realisiert sind, die als Antezedenzien der entsprechenden -Rollen fungieren.

56

s

S

S

INFL 1

INFL 1

NP,

(67)

S INFL 1

1

\

INFL

VP

i

V

.

ka

panti-rni : (AG^TH.)

' ( H e / s h e ) is spearing

Die

Frage

ist

dann,

(him/her/it)'

warum

die

Distribution

(pronominalen) ECs im Englischen eingeschränkter

*s

(68)

NP.

1

s

S

S

INFL'

INFL'

INFL 1

INFL

VP

^

von

ist:

T

NP . D

V

spearing : (AG^TH.)

Ich möchte hier eine Erklärung vorschlagen, die an Analyse ist

des

(Rizzi

Sprachen,

sogenannten 1982) .

die

Pro-drop-Parameters

Der Pro-drop-Parameter

Subjekt

orientiert

unterscheidet

f i n i t e Sätze mit nichtlexikalisiertem Sub-

j e k t zulassen (Pro-drop-Sprachen) von das

Rizzis

finiter

Sätze

solchen,

lexikalisiert

(Nicht-Pro-drop-Sprachen). In diesem Aspekt sich z . B . Italienisch und Englisch:

in

denen

sein muß

unterscheiden

57

(69)

(70)

a.

Giovanni arriva 'Giovanni comes 1

b.

Lui arriva 'He comes 1

c.

e_ arriva ' ( H e / s h e / i t ) comes 1

a. John comes b. He comes c. *e comes

R i z z i s Erklärung für den Italienisch/Englisch-Kontrast geht von der Beobachtung aus, daß im Italienischen Objekt-ECs möglich sind, wenn sie durch ein pronominales K l i t i k am Verb gebunden werden, wie z . B . lo in ( 7 1 c ) : (71)

a.

Giovanni conosce Marco 'Giovanni knows Marco 1

b. *Giovanni conosce e^ c.

Giovanni lo. conosce e. "Giovanni knows ( h i m ) 1

R i z z i generalisiert diesen Fall und nimmt an, daß die Finitheitsmerkmale in INFL im Italienischen, nicht jedoch im Englischen, als Subjekt-Klitik fungieren können, sodaß Subjekt-ECs möglich werden: (72)

e_i INFL i arriva

Den Hintergrund für diese Theorie bildet die Annahme, daß etwas wie das Prinzip A die Bindung von ECs erzwingt. Geht man von der Pro-drop-Analyse R i z z i s aus, dann ist die Beobachtung interessant, daß in W a l b i r i ein komplexes 36) Nach Rizzi ist das relevante Prinzip hier das ECP der GB-Theorie - vgl. dazu K a p . 5

58

Kongruenzsystem existiert, das nicht nur das Subjekt betrifft, sondern alle Argumente des Verbs. Es gibt eine Anzahl von Kongruenzsuffixen an INFL, die sowohl auf das Subjekt als auch auf ein Objekt bezogen sein können, wie z . B . -rna für 1. Person/Singular/Subjekt und -ngku für 2. Person/Singular/direktes Objekt: ( 7 3 ) a.

N g a j u ka-rna wangka-mi I PRES-1 SUBJ speak-NONPAST I

b.

1 am speaking 1

N g a j u l u - r l u ka-rna-ngku I-ERG PRES-1 SUBJ-2 OBJ 1

nyuntu nya-nyi you see-NONPAST

1 see you 1

Die Kongruenz ist nicht auf overte Argumente beschränkt und schließt eine 'Default 1 -Interpretation 3. Person/Singular

(74)

ein:

38)

Nya-nyi ka-rna see-NONPAST PRES-1 SUBJ 1

(I) see (him/her/it) '

Wenn man annimmt, daß auch im Fall der ' D e f a u l t ' - I n t e r p r e tation eine Assoziation der entsprechenden Argumente mit INFL vorliegt, dann ergibt sich eine Erklärung für die weitgehend unbeschränkte Distribution von (pronominalen) ECs in Walbiri - nämlich daß INFL hier als Antezedens der ECs fungieren kann, exakt wie im Italienischen, nur daß jedes Argument des Verbs erfaßt wird: 37) Haie (1983) , S. 18, (18a/c) 38) Haie ( 1 9 8 3 ) , S. 18, (19b)

59

:75)

INFL 1

INFL 1

1 VP

I

NP.

INFL' I VP

1

INFL-i-j

I

V

NP .

ka

panti-rni

1

In

(He/she) is spearing ( h i m / h e r / i t / ) '

( 7 5 ) werden die

-Rollen von den ECs gebunden, die

rerseits von INFL gebunden werden. können,

müssen etc.

aber

nicht,

Form

Indizes

an

INFL

der S u f f i x e -rna,

phonetisch realisiert sein:

S

s

INFL 1

IN: •"L 1

(76)

in

Die

ih-

VP

l NP.

INFL

-J

1

-D

v

INFL'

l

VP NP .

nya-nyi:

ka

-rna

-0

(AG. ,TH .)

1

(I)

see

(him/her/it)'

Etwas wie diese Erklärung ist gehend bar,

auf a l l e Sprachen mit

weit-

f r e i e r Distribution von (pronominalen) ECs anwend-

auch auf solche, die kein reiches Kongruenzsystem be-

sitzen,

wie

z . B . Japanisch - eine Sprache, die nicht nur

in der freien Argumentserialisierung mit Walbiri

überein-

stimmt, sondern auch in der weitgehend f r e i e n Lexikalisie-

60

rung von Argumentpositionen. Es kann in jedem Fall davon ausgegangen werden, daß die freie Distribution von ECs auf einer Bindungsmöglichkeit der einen oder anderen Form beruht, die im Englischen nicht besteht. Möglicherweise ist in Sprachen wie Japanisch das relevant, was in Huang (1984) 'Diskursorientierung' genannt wird - die freie Assoziierbarkeit von ECs mit nichtoverten Topik-Operatoren, 39) die im Diskurskontext interpretiert sind. 3.3. Als Evidenz für die Annahme, daß Sprachen vom Typ Walbiri konfigurationelle Sprachen (Externalisierung) mit freier D-Struktur-Serialisierung sind, kann die bekannte Tatsache gelten, daß die Argumentpositionen von Verben und anderen prädikativen Elementen in Sprachen dieses Typs ebensowenig symmetrisch sind wie im Englischen. Es kommt hier wie im Englischen zu systematischen Subjekt/Objekt-Asymmetrien in den diversen Domänen der Syntax, also der Kasuszuweisung, -Zuweisung, Bindung etc. Ein Beispiel sind die in Simpson/Bresnan (1983) diskutierten Kontrollphänomene in Walbiri. Es gibt in Walbiri ein System der morphologischen Indikation von Kontrollrelationen, d.h. der Bindung von I n f i n i t i v s u b j e k t e n : Suffixe am Verb des Infinitivs legen fest, ob das kontrollierende Argument Subjekt ( S u f f i x = -karra), direktes Objekt ( S u f f i x = -kurra) oder ein anderes Objekt ( S u f f i x = -rlarni) ist. 40) Ein Beispiel für Objektkontrolle:

39") Huang ( 1 9 8 4 ) , S. 549 - 551 40)

Simpson/Bresnan (1983), S. 53. Das Pendant dieses Satzes im Englischen ist keine Kontrollstruktur, sondern eine ACI-Konstruktion. Ich sehe, der Analyse von Simpson/Bresnan folgend, davon ab, daß dasselbe in Walbiri der Fall sein könnte. INF = Infinitivmarkierung; COMP = Kontrollmarkierung (Komplementierer)

61

( 7 7 ) Kurdu-ngku child-ERG

ka

karnta

nya-nyi

ngurlu

PRES

woman-ABS

see-NONPAST

seed-ABS

vurrpa-rninla-kurra grind-INF-COMP 'The child sees the woman (*it/she) grind mulga seed 1

Wie Simpson/Bresnan zeigen, gibt es keinen systematischen Zusammenhang zwischen der durch die Affigierung der Kontrollsuffixe festgelegten Auswahl von Antezedenzien und bestimmten Kasusmarkierungen. So kann z . B . das Subjekt-Antezedens in Strukturen mit -karra Absolutiv oder Ergativ sein: 41)

(78)

a.

Ngarrka ka man-ABS PRES karli boomerang-ABS

wirnpirli-mi kuluparnta whistle-NONPAST bellicose-ABS jarnti-rninja-karra trim-INF-COMP

'The bellicose man ist whistling while (he/the man is) trimming the boomerang 1 b.

Ngarrka-ngku ka

purpala

man-ERG

corroboree-ABS sing-NONPAST

PRES

yunpa-rni

karli jarnti-rninja-karra (-rlu) boomerang-ABS trim-INF-COMP 'The man is singing a corroboree, while (he/the man is) trimming a boomerang 1

41) Simpson/Bresnan ( 1 9 8 3 ) , S. 51

62 Entsprechend der ergativen Kasusdistribution in Walbiri ist das Subjekt des intransitiven Verbs wirnpirli/whistle in ( 7 8 a ) Absolutiv, aber das Subjekt des transitiven 42) Verbs yunpa/sing in ( 7 8 b ) Ergativ. Diese Kasusalternation beeinflußt die durch - k a r r a

festgelegte

Subjektkon-

trolle jedoch nicht. Es

gibt

auch keinen systematischen Zusammenhang zwischen

den durch die K o n t r o l l s u f f i x e

festgelegten

Antezedenzien

und bestimmten -Rollen. So ist -karra sowohl mit Agensais auch mit Thema-Subjekten konstruierbar. Das Kontrollsystem in Walbiri reflektiert also eine genuine, d.h. nicht auf morphologische oder thematische Eigenschaften reduzierbare Asymmetrie zwischen den verbalen Argumenten.

Dies

wird

durch

die strukturelle'Theorie er-

klärt: die genuine Asymmetrie ist nichts anderes aus der Externalisierung strukturelle Asymmetrie.

von Argumenten Infinitive mit

als

die

hervorgehende -karra werden

durch das externe Argument des übergenordneten Verbs kontrolliert und Infinitive mit -kurra oder -rlarni durch ein internes Argument dieses Verbs, gleichgültig welcher Kasus bzw. welche -Rolle mit diesen Argumenten verbunden ist:

42) Es gibt verschiedene Möglichkeiten, diese Alternation im Rahmen der strukturellen Kasustheorie zu erklären. So kann man z . B . annehmen, daß der durch INFL zugewiesene externe Kasus variiert. Alternativ könnte man davon ausgehen, daß die Distribution von V und INFL im Prädikatskomplex alterniert - vgl. dazu die Annahmen zur 'Perkolation* der V- bzw. INFL-Merkmale im 4. Kapitel. Schließlich könnten auch die Annahmen zur serialisierungssensitiven Rektionskonzeption und zur Domänenerweiterung im 5. Kapitel relevant sein. Eine Präzisierung dieses Aspekts geht über die uns hier interessierende Fragestellung hinaus.

63

(79)

a



s

fiΪΡ

S

INFL '

INFL

I

INFL

-ngku

ka

S

S 1

INFL

VP

VP

NP.

V

karnta

I

1

1 INFL' S /\

/\

/ nya-nyi e_ . ngurlu yurrpa1 rninja-kurra

'The child sees the woman (*it/she) grind mulga seed 1

S

S

I

INFL 1

INFL 1 I VP

I

INFL

I V

ngarrka

ka

wirnpirli-mi kuluparnta e_.1 karli jarntirninja-karra

•The bellicose man is whistling while (he/the man is) trimming the boomerang 1

c.

S

S

S

INFL 1

INFL 1

INFL 1

I

NP

i

I

INFL ngarrka-ngku

ka

I

I

I I

VP

VP

NP I

V

ι

I

purpala yunpa-rni e. karli jamti-rninjakarra

'The man is singing a corroboree, while (he/the man is) trimming the boomerang 1

64

Wie ( 7 9 b ) zeigt, kann das kontrollierende Argument diskontinuierlich sein. Es gibt andere syntaktische Prozesse in Walbiri, die die Externalisierung von Argumenten reflektieren, so z . B . die bereits angesprochenen Kongruenzphänomene. Wie wir gesehen haben, besteht in Walbiri Kongruenz zwischen INFL und den Argumenten des Verbs: das INFL-Suffix -rna steht für 1. Person/Singular/Subjekt, das INFL-Suffix -ngku für 2. Person/Singular/Objekt etc. Entscheidend nun ist, daß es wie im Fall der Kontrollsuffixe keine eindeutige Korrelation zwischen den Kongruenzsuffixen und bestimmten Kasusmerkmalen oder -Rollen der korrespondierenden Argumente 43) gibt: (80)

a.

Ngaju I-ABS 1

b.

ka-rna PRES-1 SUBJ

wangka-mi speak-NONPAST

1 am speaking 1

Ngajulu-rlu I-ERG

ka-rna-ngku PRES-1 SUBJ-2 OBJ

nyunta you

nya-nyi see-NONPAST 'I see you 1

In diesen Sätzen alterniert der Kasus des Subjekts Ngjaju-ll (Absolutiv vs. E r g a t i v ) , ohne daß dies die Kongruenz beeinflußt.

43)

Haie ( 1 9 8 3 ) , S. 18

65

Die Kongruenz ist wie die Kontrolle auf die aus der Externalisierung von Argumenten hervorgehende genuine Asymmetrie zwischen den verbalen Argumenten bezogen - -rna und -ngku realisieren die Kongruenzmerkmale des externen bzw. internen Arguments, gleichgültig welcher Kasus bzw. welche 0-Rolle mit diesen Argumenten verbunden ist:

(81)

a. ^JP .

1

INFL 1

INFL 1

INFL

1

-i

VP

1 1 wangka-mi v

aju

ka

-rha

' I am speaking 1

b.

5

S p

^ i1

INFL 1 INFL

1

-i

. -3

S I INFL 1 1 VP 1

p ngajulu-rlu

ka

-ma

-ngku

nyunta

S

l INFL

1

1 VP

1

v 1 nya-nyi

'I see you"

Man kann hier fragen, ob die Kontroll- und Kongruenzphänomene in Walbiri wirklich ein Indiz für strukturell asymmetrische Argumentpositionen sind oder lediglich lexikalisch/funktionale Asymmetrien ohne strukurelles Korrelat reflektieren. Letzteres ist die Hypothese von Simpson/ Bresnan, die nach Maßgabe der Lexical Functional Grammar (Bresnan/Kaplan 1982) annehmen, daß die syntaktische Repräsentation von Sätzen eine primitive, d . h . nicht auf Xbar-Eigenschaften zurückführbare Subjekt/Objekt-Distinktion einschließt, die für syntaktische Prozesse wie die Kontrolle oder die Kongruenz relevant sein soll.

66

Dazu ist zu sagen, daß jede Erklärung f ü r die Asymmetrie der Argumente in Walbiri auf etwas wie die intern/externUnterscheidung hinausläuft, d.h. auf etwas wie eine VP bei V-Prädikaten. Die Frage ist nur, gibt es diese Distinktion unabhängig von Xbar-Eigenschaften, wie z . B . in Form einer primitiven Subjekt/Objekt-Unterscheidung? Ich glaube nicht, daß es hier um mehr geht als um Notation es gibt einfach keinen Grund anzunehmen, daß solche VPAnaloga etwas anderes wären als VPs im Sinne der Xbar-Theorie. Dasselbe läßt sich gegen die Annahme Haies einwenden, daß die in der Kontrolle und Kongruenz reflektierte Asymmetrie der verbalen Argumente in Walbiri mit einer intern/ extern-Asymmetrie in der 'lexical structure', d.h. mit einer lexikalischen VP zusammenhangt. 4 4 ) Auch bei dieser Konzeption ist unklar, warum es Quasi-Xbar-Eigenschaften geben sollte. Weitere Evidenz für die strukturelle Theorie ergibt sich durch die Tatsache, daß die Eigenschaften ( 4 7 a / b ) , i.e. die freie Serialisierung von Argumenten, und ( 4 7 c ) , i.e. die freie Distribution von nichtlexikalisierten Argumenten, unabhängig voneinander vorkommen können. Im Rahmen der Theorie Haies, derzufolge die Eigenschaften ( 4 7 ) eine gemeinsame Ursache haben - die marginale phrasenstrukturelle Interpretation von G-Eigenschaften -, ist zu erwarten, daß hier ein systematischer Zusammenhang besteht: Sprachen mit freier Argumentserialisierung sollten zugleich eine freie Distribution von nichtlexikalisierten Argumenten zulassen und umgekehrt. Wie u . a . das Italienische zeigt, ist das jedoch nicht der Fall: im Italienischen ist die Distribution von nichtlexikalisierten Argumenten wegen der Möglichkeit, Argumentpositionen durch 44)

Haie ( 1 9 8 3 ) , S. 16 - 25

67

pronominale K l i t i k s - inklusive INFL - zu binden im Unterschied zum Englischen weitgehend unbeschränkt, (82)

a.

Giovanni conosce Marco 'Giovanni knows Marco 1

b.

e. INFL. conosce Marco ' ( H e / s h e / i t ) knows Marco'

c.

Giovanni lo. conosce e.. 'Giovanni knows ( h i m ) 1

aber die D-Struktur-Serialisierung von Argumentpositionen ist gleichwohl fixiert, so daß es wie im Englischen einen systematischen Zusammenhang zwischen der Oberflächenwortordnung und der Grammatikalität bzw. Interpretation von Sätzen gibt: (83)

a.

Giovanni conosce Marco 'Giovanni knows Marco 1

b.

Marco conosce Giovanni "Marco knows Giovanni'

Dieses Auseinanderfallen der Eigenschaften ( 4 7 ) ist unter Voraussetzung der Theorie Haies mysteriös: soll man annehmen, daß Italienisch partiell konfigurationeil ist? Für die strukturelle Theorie andererseits besteht hier kein Problem: die fixierte D-Struktur-Serialisierung im Italienischen hängt dieser Theorie zufolge damit zusammen, daß im Italienischen kein morphologisches Kasussystem existiert, und die freie Distribution von nichtlexikalisierten Argumenten läßt sich unabhängig davon auf das System pronominaler K l i t i k s im Italienischen zurückführen.

68

Im folgenden Kapitel wird es am Beispiel des Japanischen um weitere Evidenz für die strukturelle Theorie gehen.

ZUSAMMENFASSUNG

In diesem Kapitel wurde eine konfigurationeile Grammatikkonzeption für Walbiri und analoge Sprachen vorgeschlagen. Walbiri ist konfigurationeil, weil die nichtparametrisierten Prinzipien der -, Kasus- und Bindungstheorie hier wie im Englischen eine eindeutige und durch Externalisierungen unterschiedene phrasenstrukturelle Interpretation von -Rollen erforderlich machen. Was den V7albiri-Eigenschaften ( 4 7 ) zugrundeliegt, ist keine Verlagerung der syntaktischen Repräsentation ins Lexikon, sondern (a) ein morphologisches Kasussystem, das eine, freie und möglicherweise diskontinuierliche Serialisierung von Argumentpositionen ermöglicht, und (b) ein Kongruenzsystem, das die Lexikalisierung von Argumentpositionen optional macht (Pro-drop).

69

EXKURS ZUR XBAR-THEORIE

Die Annahme, daß Sprachen des Walbiri-Typs konfiguration e i l e Sprachen mit freier D-Struktur-Serialisierung sind, ist inkompatibel mit der sogenannten Standard-Theorie der Transformationsgrammatik (Chomsky 1965) . Der StandardTheorie z u f o l g e ist

die

D-Struktur

(Tiefenstruktur)

von

1

Sätzen durch 'Basis- PS-Grammatiken definiert, aber PSGrammatiken generieren nur Repräsentationen mit fixierter Serialisierung. Aus diesem systematischen Grund impliziert die Standard-Theorie als Universalgrammatik, daß a l l e natürlichen Sprachen eine fixierte zugrundeliegende Wortordnung haben. Die Existenz von Sprachen wie Walbiri ist nicht von vornherein problematisch für die Standard-Theorie, weil die für solche Sprachen charakteristische freie Serialisierung im P r i n z i p auf eine 'Scrambling'-Transformation zurückgeführt werden kann, die die fixierte zugrundeliegende Wortordnung permutiert. Gleichwohl sind die 'Scrambling' -Sprachen problematisch für die standardtheoretische Grammatikkonzeption, weil keine Evidenz dafür existiert, daß sie w i r k l i c h eine fixierte

zugrundeliegende

Wortord-

nung aufweisen. Die Annahme einer fixierten zugrundeliegenden Wortordnung in Sprachen wie dem Englischen ist ja wesentlich dadurch motiviert, daß hier die Zuordnung von -Rollen und Argumenten mit der Serialisierung variieren kann, was auf eine fixierte Sequenz von -Positionen i.e. eine fixierte D-Struktur-Serialisierung - schließen läßt,

70

(84)

a.

The child is chasing the dog AG TH

b.

The dog ist

chasing the child

AG

TH

aber genau dieser Zusammenhang läßt sich in den "Scrambling 1 -Sprachen nicht beobachten: (85)

a.

Kurdu-ngku ka maliki wajilipi-nyi AG

b.

TH

Maliki ka kurdu-ngku wajilipi-nyi

TH

AG

'The child is chasing the dog 1

Im Unterschied zu den englischen Beispielsätzen

(84)

ist

die Zuordnung von -Rollen und Argumenten in den Walbiri-Beispielen ( 8 5 ) unabhängig von der Reihenfolge der Argumente,

d.h.

es gibt keine fixierte Sequenz von O-posi-

tionen - i.e.

keine

Die

daß einer der beiden Sätze 'basisgeneriert 1

Annahme,

und der andere durch völlig ad hoc. Einen

ersten

Schritt

fixierte

D-Struktur-Serialisierung.

'Scrambling'

abgeleitet

ist,

wäre

in Richtung auf eine Lösung dieses

Problems stellt die Annahme

dar,

daß

keine

(Basis-)PS-

Grammatiken existieren, sondern ein abstrakteres System von

Bedingungen

tion von GB:

45)

Sätzen

für

die phrasenstrukturelle Repräsenta-

von

der

Art

der

Xbar-Bedingungen

in

71

XBAR-THEORIE

(86)

a.

Syntaktische Kategorien sind Paare von Merkmalen (eine Kombination von ±V und ±N) und Typen (Superskripte von o-n)

b.

Jede Typ-i-Kategorie bildet zusammen mit ihren Komplementen eine Kategorie des Typs i+1; X 1+L wird Prolektion aus X1 und X1 head von X

c.

Dieses

•i -1.1

genannt

Jede Kategorie stimmt mit ihrem head in der Merkmalsstruktur überein

System

von Bedingungen unterscheidet sich in zwei

Aspekten von (Basis-)PS-Grammatiken: (a) es ist restriktiver, weil nur endozentrische, d . h . aus einem head p r o j i zierte Kategorien zugelassen sind, und

(b)

es

ist

kon-

struktionsunabhängiger, weil abgesehen von Kategorie/ head-Relationen keine Details der hierarchischen oder seriellen

Struktur festgelegt werden. Die Struktur jenseits

von Kategorie/head-Relationen kann der

Xbar-Bedingungen

mit

auf

eine

Interaktion

anderen Subsystemen der Syntax

zurückgeführt werden. Relevant sind hier insbesondere diskutierten Prinzipien der 0-,

Kasus-

die

und Bindungstheo-

rie, die auf der Basis lexikalischer Eigenschaften von heads festlegen, welche internen b z w . externen Argumente mit einem head verbunden sind, ob heads ihren Komplementen vorangehen oder ihnen nachfolgen und ob Kasusadjazenz besteht. Eine solche Modularisierung der Basis ermöglicht

45) vgl. Chomsky (1981), S. 48/Chomsky ( 1 9 8 4 ) , S. 2 2 7 - 2 2 9 . Abkürzungen und alternative Notationen für Merkmale und Typen: a. [+V,-N]°=V° (Verb); [-V,+NJ°=Ne=N (Nomen);l+V,+NJ°= A'=A ( A d j e k t i v ) ; [ - V , - N ] ° = P ' = P (Prä/Postposition) O·

X fX /X r · · ·

c.

X

=

X/XfX/«··



/

/

f · · ·

(X mit maximalem Typ) = XP (X-Phrase)

72 insofern eine Erklärung für das 'Scrambling 1 -Phänomen

als

sich die für die Serialisierung relevanten Faktoren isolieren und entsprechend parametrisieren lassen. Damit die für Sprachen wie Walbiri charakteristische freie Serialisierung ableitbar wird, ist allerdings nicht nur eine Parametrisierung einzelner Serialisierung sbeschränkungen

erforderlich,

sondern

eine vom PS-Formalismus

abweichende formale Interpretation Die den, ge,

des

PS-Formalismus

Phrasenstrukturkonzeption

mit

Categories'

(1980)

ausge-

Arbeit

On

Vir-

vorgeschlagen. Die Grundannahme

von Zubizarreta/Vergnaud ist, präsentationen

generell

diesen Eigenschaften

wurde von Zubizarreta/Vergnaud in ihrer tual

Xbar-Bedingungen.

Xbar-Bedingungen müssen formal so interpretiert werdaß Xbar-Projektionen nicht nur in jeder Reihenfolsondern auch diskontinuierlich realisiert sein kön-

nen, was im Rahmen schlossen ist. Eine

der

daß phrasenstrukturelle

Re-

nicht wie in PS-Grammatiken als Mengen von

Symbolketten in der Zeitachse aufgefaßt werden sollten, sondern als Mengen von Ketten in der 'vertikalen' Dimension, d . h . Ketten, in denen jedes Element seinen Nachfolger unmittelbar dominiert. P-Marker wird definiert als Menge von solchen "vertikalen 1 Ketten, die Pfade werden sollen, mit bestimmten Eigenschaften:

46)

genannt

Zubizarreta/Vergnaud ( 1 9 8 0 ) , S. 2 9 5 , ( 1 4 ) / S. 2 9 6 , (15) Zubizarreta/Vergnaud bezeichnen die 'vertikalen' Ketten als r ( o o t e d ) - a n a l y s i s ; ich habe hier, orientiert an dem Konzept path in Kayne ( 1 9 8 1 / 1 9 8 2 ) , die Bezeichnung Pfad gewählt.

73

( ?;

P-MARKER

Ein P-Marker ist eine Menge von Pfaden M mit d e n Eigenschaften ( a ) - ( c ) : (a)

Es gibt eine Kategorie X, sodaß jeder Pfad in M die Form ^ . . . hat

(b) Wenn der P f a d u u

in M ist,

dann auch

(c) Wenn der Pfad u ^ C in M ist, dann enthält M keinen P f a d der Form V^C, wobei PFAD

Ein Pfad ist eine Kette von Kategorien - j ^ ^ . . . ^ A ^ mit der Eigenschaft: i < n:

dominiert A . + , unmittelbar

Ein Beispiel für einen P-Marker in diesem Sinne ist

(88):

(88)

{ X, X ^ Y , X ^ Z , X ^ Z ^ W , X ~ Z ^ K ;

(88)

setzt sich aus einer Anzahl von Pfaden zusammen, die

Dominanzrelationen ( d . h . ist-ein-Relationen) repräsentieren, wie z . B . daß und Z unmittelbar dominiert (Y und Z ein X i s t ) ; die Struktur ist so zu interpretieren, daß identische Symbole mit demselben Pfadindex (identische A , , identische A _ , etc.) Vorkommnisse ein und desselben Symbols sind und Z werden also von demselben X unmittelbar dominiert. P-Marker wie ( 8 8 ) lassen sich dadurch in Baumstrukturen übersetzen, daß die Pfade, beginnend mit A, von oben nach unten als Sequenz von durch Kanten verbundenen Knoten notiert werden, wobei die Vorkommnisse jedes Symbols zu einem Knoten zusammenzufassen sind:

74

(89)

W

A

l

A

2

A

3

Umgekehrt lassen sich Baumstrukturen dadurch wie ( 8 8 ) übersetzen, daß bilden, in Form einer Menge tiert

werden,

in

P-Marker

die Symbole, die die Knoten von Ketten A, ^ . . . ^ A no-

die alle mit dem höchsten Knoten im Baum -

der Wurzel - beginnen (A, ) und von oben nach unten verlaufen:

(90)

P-Marker wie ( 8 8 ) unterscheiden sich von den durch PSGrammatiken definierten Strukturen insbesondere darin, daß sie nur Dominanzrelationen (ist-ein-Relationen) repräsentieren - die Verkettung

in

der

Zeitachse

ist

nicht

festgelegt. Das bedeutet natürlich nicht, daß eine Ordnung in der Zeitachse ausgeschlossen ist - diese kann einfach dadurch erfolgen, daß auch die Pfade untereinander verkettet werden. Nennen wir solche in zwei Dimensionen verkettete P-Marker P-Marker 1 :

75 P-MARKER 1

(91)

Ein P-Marker 1 ist eine Kette von Pfaden K mit den Eigenschaften: ( w i e ( 8 7 ) m i t ' K ' statt ' M ' )

Ein Beispiel für einen P-Marker' ist (92)

(92)

(X)^ (X^Y) ^(

Diese Struktur setzt sich aus denselben Pfaden zusammen wie ( 8 8 ) , d.h. sie repräsentiert dieselben Dominanzrelationen (ist-ein-Relationen) - also z . B . , daß

und -Z un-

mittelbar dominiert (Y und Z ein X ist) . Im Unterschied zu ( 8 8 ) sind in ( 9 2 ) jedoch außerdem Präzedenzrelationen zwischen den einzelnen Pfaden -

und

Symbolen

festgelegt; z . B . geht

in

diesen

voran. P-Marker

1

Pfaden

-

damit

zwischen

repräsentieren wie Strukturen

unter

den PS-

Grammatiken sowohl Dominanzrelationen ( i n den Pfaden) als auch Präzedenzrelationen in der Zeitachse (zwischen den Pfaden) . Die Übersetzung von P-Markern' in Baumstrukturen und umgekehrt ist von

auf dieselbe Weise möglich wie

P-Markern

in

Baums trukturen

hier außer den Dominanzrelationen

die

Übersetzung

und umgekehrt, nur daß in den Pfaden

auch

die

Präzedenzrelationen zwischen den Pfaden relevant sind. Die z u s ä t z l i c h e Übersetzungsbedingung bei P-Markern' ist, daß

die

Reihenfolge

der ' t e r m i n a l e n 1 Symbole - d . h . der

Symbole, die kein anderes bleibt:

Symbol

dominieren

-

erhalten

76

(93a)

(93b)

(X)° ( X ° Y )

A.

Die terminalen Symbole in dieser Struktur sind Y, W und K,

Trotz der oberflächlichen Ähnlichkeit zwischen P-Markern" und den durch PS-Grammatiken generierten Repräsentationen beide legen Dominanz- und Präzedenzrelationen fest gibt es einen entscheidenden Unterschied zwischen dem, was pfadtheoretisch und dem, was PS-grammatisch repräsentierbar ist: P-Marker' können jede Serialisierung aufweisen, auch die für Walbiri-Typ-Sprachen charakteristische, diskontinuierliche Kategorien einschließende, lisierung:

(94a)

A_

(94b)

(X^Y)

(X) ° A.

9

i

o


_:. go to sself e l f ' ss,1. 4. house 1 J »J

d. Taroo ga.1 Hanako ga. zibun no.1 ^ . guruupu de aeru J » j Taroo-NOM Hanako-NOM self-GEN group meet-can-PRES 'Taroo.1 can meet Hanako. the best in s e l f ' s .1 A . j / J group

Im Unterschied zum Englischen gibt es im Japanischen keinen systematischen Zusammenhang zwischen der Distribution von θ-Rollen, Kasusmerkmalen oder grammatischen Funktionen und der Argumentserialisierung: es existieren zwar Pr ferenzen f r die Serialisierung von Argumenten ( S O V ) , aber Permutationen der praferierten Reihenfolge sind gleichfalls grammatisch und ohne E i n f l u auf die Zuordnung von Θ-Rollen und Argumenten. Die verbalen Argumente sind unabh ngig davon frei serialisiert, ob das Verb morphologisch einfach oder abgeleitet ist:

50} Farmer ( 1 9 8 0 ) , S. 2 4 / 8 7

84

(99)

Scrambling a.

Mary ga okasi o tabeta Mary-NOM cake-ACC eat-PAST 'Mary ate the cake 1

Okasi o Mary ga tabeta 'Mary ate the cake'

b.

John ga Mary ni okasi o tabesaseta John-NOM Mary-DAT cake-ACC eat-make/let-PAST 'John made/let Mary eat the cake 1

Mary ni John ga okasi

tabesaseta

'John made/let Mary eat the cake 1

Okasi

Mary ni John ga tabesaseta

'John made/let Mary eat the cake'

(jede andere Reihenfolge der Argumente)

4 . 2 . Farmer schlägt eine an Haie orientierte lexikalistische Analyse dieser Phänomene vor, deren Grundzüge im folgenden skizziert werden sollen: 51) Farmer

( 1 9 8 0 ) , K a p . 2-5

85

(a)

Die

morphologische

Ableitung

komplexer Verben wie

tabesase ' make / let-eat'

findet

vor

die

der

Insertion

in

im

Lexikon, d . h .

syntaktische

Struktur

statt. (b)

Die Berechnung der Verben

mit

einfachen

oder

komplexen

verbundenen syntaktischen Eigenschaften

ist

ein lexikalischer Prozeß: 1. Mit lexikalischen Elementen sind tional

sog.

Argument Structures/PAS verbunden, d . h . ge-

ordnete Sequenzen von Argumentstellen ierten folgt:

0-Rollen,

denen

ein

mit

Prädikatsausdruck

aruk

'go1

:

(AG aruk)

tabe

'eat'

:

(AG TH tabe)

give

'give':

Prozeß

der

(AG GO TH age)

entsprechen

lexikalischen

Matrix-PAS,

-sase

KAUSATIV

-rare

INDIREKTES PASSIV:

-rare

DIREKTES PASSIV

-rare/e

POTENTIAL

: ( (

(

)sase)

(

)rare)

: ((

)rare)

: ((

)rare/e)

taie-sase ta£>e-rare

: ( : ((

taie-sase-rare

: ((

die

Abteilung komplexer

Verben mit der PAS des zugrundeliegenden besetzen sind:

52)

assozi-

52)

2. A f f i x e n wie -sase im

Proposi-

(

Verbs

zu

tabe) sase) tabe) rare) {

tabe)sase)rare

AG = AGENT/AGENS; TH = THEME/THEMA; GO = GOAL/ ZIEL

86

3. Die PAS kodieren die 0-Eigenschaften einfacher oder komplexer Verben (Anzahl und Art der Argumente/ Argumentsubordination) und bilden die repräsentationale Basis für lexikalische Kasusregeln, die den Argumentstellen unter Bezug auf die lineare Ordnung (und andere Informationen) Kasusmarkierungen zuordnen: (

tabe)

lexikalische Kasuszuweisung: a. Link leftmost argument G A b. Link rightmost argument O

(GA 0 tabe)

Die mit der Ableitung komplexer Verben verbundenen Kasusalternationen resultieren zum Teil daraus, daß interne PAS-Grenzen für diesen Prozeß der Kasuszuweisung transparent sind: (GA 0 tabe) ( G A ( 0 aruk)äse) 4. Auch die für die Reflexivierung kritische Subjekt/Objekt-Distinktion ist in PAS-Eigenschaften kodiert, nämlich in Subjektmarkierungen, die durch einen lexikalischen Prozeß der Assoziation des diakritischen Merkmals ' S 1 mit der ersten Argumentstelle jeder PAS eingeführt werden:

53) Die endgültige Version dieser Regel ist: leftmost S-argument GA.

Link

87

(

tabe)

S-Assoziation (__ S (

tabe)

(

tabe) sase)

S-Assoziation (

( S

>

tabe)sase) S

Für die direkte Passivierung ist eine Verlagerung der S-Markierung vom ersten Argument auf eines der folgenden Argumente charakteristisch: (( tabe)rare) 'S" — S-Reassoziation (Passiv) ((

tabe) rare) 0

S

((

( tabe)sase)rare) S S S-Reassoziation (Passiv) (( ( '0 S (c)

v

tabe)sase)rare)

Derart im Lexikon abgeleitete PAS werden zusammen mit dem korrespondierenden Verb in die syntaktische Struktur eingesetzt und durch Koindizierung der PAS-Argumentstellen mit kasusidentischen NPs phrasenstrukturell interpretiert. Allgemein ist das phrasenstrukturelle Korrelat von PAS durch das Xbar-Schema X -> X* X definiert, d . h . es handelt sich um flache Strukturen mit finalem head und freier Serialisierung von Nicht-head-Konstituenten:

88

V (=S)

Taroo ga

Hanako o

hatarak-ase-ta ( G A . ( 0 _ . hatarak)äse)

4 . 3 . 1 Wie man sieht, ist die mers für das Japanische an 1

Grammatikkonzeption Fardem Haieschen Modell für

nichtkonfigurationelle 1 Sprachen

soll

orientiert:

Japanisch

wie Walbiri eine Sprache mit flacher Konstituenten-

struktur und einer ins Lexikon verlagerten Syntax 54) sein. Eine solche Konzeption ist unverträglich mit der in der vorliegenden Arbeit vertretenen strukturellen Theorie, die flache Sätze ausschließt. Betrachten

wir z . B .

die folgende Kausativstruktur:

(100)

(=S) N

N l

1

N

v tabe-sase-ta

John

Mary

okasi o

kein K

kein K

T

Im Rahmen der strukturellen Theorie

K

ist

davon

auszuge-

hen, daß das Kausativverb in ( 1 0 0 ) genau einen Kasus in seiner regierten Domäne V=S zuweist (sagen wir den Akkusativ/o) , sodaß auf Grund der Sichtbarkeitsbedingung genau ein Argument des Verbs

-markierbar

anderen Argumente ohne Kasus und damit ohne ben, verletzt das 0-Kriterium.

54) vgl. Haie (1980)

ist.

Daß die

-Rolle blei-

89

Damit solche Strukturen das

-Kriterium

passieren, müs-

sen die in der Domäne des abgeleiteten Verbs nicht kasusmarkierbaren Argumente in die Domäne eines externen Kasuszuweisers angehoben werden. Hier nun kommt es zu einem scheinbaren Problem für die strukturelle Theorie: unter der Voraussetzung, daß Wortbildungen, wie die Ableitung des komplexen Verbs t a i e s a s e durch Affigierung des Kausativmorphems -sase an taue, präsyntaktisch sind, d . h . vor der Insertion in die syntaktische Struktur stattfinden (sogenannte Lexikalistische Hypothese) , ist unklar welche

lexikalischen

Kategorien

(heads) als externe Kasuszuweiser für die Argumente abgeleiteter

Verben

in Frage kommen. Die strukturelle Theo-

rie scheint auf die von Farmer diskutierten morphosyntaktischen Prozesse nur dann anwendbar zu sein, wenn unter Aufgabe der Lexikalistischen Hypothese von einer phrasenstrukturellen Faktorisierung der abgeleiteten Verben in distinkte lexikalische Kategorien ausgegangen wird - eine problematische Annahme, da die Lexikalistische Hypothese als gut bestätigt gelten kann: 55 (101)

John ga Mary ni okasi o

[ tabe] [vs a s e ] [ INFL ta]

K K K

In (101) ist ten

das Kausativverb in eine Anzahl von distink-

lexikalischen

Kategorien

aufgelöst, nämlich in die

Verben tabe und sase und das INFL-Element t a . Damit

wird

55) Zur Lexikalistischen Hypothese vgl. u . a . Chomsky ( 1 9 7 0 ) , Aronoff ( 1 9 7 6 ) , Selkirk ( 1 9 8 2 ) , B r e s n a n / K a p l a n (1982). Für Evidenz, daß die komplexen Verben im Japanischen in morphologisch abgeleiteter Form in die syntaktische Struktur eingehen, vgl. Farmer ( 1 9 7 9 ) .

90

- bei entsprechender Struktur des Satzes - eine Kasusmarkierung jedes der mit dem komplexen Verb verbundenen Argumente möglich (zu den Details siehe u n t e n ) . Die Fakte— risierung des Verbs in distinkte Verben ist jedoch inkompatibel mit der Lexikalistischen Hypothese - die Wortbildung kann hier nur postsyntaktisch sein. Diese Situation ist natürlich nur dann problematisch für die strukturelle Theorie, wenn die externe Kasuszuweisung bei abgeleiteten Verben nicht anders als durch A u f lösung in distinkte Verben möglich ist. Hier existiert aber eine Alternative: man kann annehmen, daß abgeleitete Verben nicht durch Faktorisierung auf den korrespondierenden Prädikatskomplex - i.e. die mit den Verben verbundenen 0- b z w . kasuszuweisenden heads - bezogen sind, sondern dadurch, daß sie das lexikalische Gegenstück einer chain bilden, die die heads des Komplexes zusammenfaßt. Die Struktur (101) ist dann wie folgt zu modifizieren: (102)

John ga Mary ni okasi

[ v ej [ v ej [

tabe-sase-ta ]

In dieser Struktur ist das Kausativverb wie in (101) mit einem Prädikatskomplex assoziiert, der eine Kasusmarkierung jedes der mit dem Verb verbundenen Argumente ermöglicht. Das Verb ist jedoch im Unterschied zu (101) nicht morphologisch auf die head-Positionen des Komplexes verteilt, sondern nimmt die erste Position ('head-Positio n ' ) einer chain der Form (tabe-sase-ta, e_, e) ein, die sich aus den heads des Komplexes zusammensetzt (zu den Details siehe u n t e n ) .

91

Das Konzept chain lexikalischer Kategorien - im folgenden L-chain - ermöglicht es, anzunehmen, daß morphosyntaktische Prozesse von der Art der morphologischen Kausativierung im Japanischen in der morphologischen Dimension im Lexikon lokalisiert, aber zugleich entsprechend der strukturellen Theorie phrasenstrukturell vermittelt sind. Betrachten wir die von Farmer nen im einzelnen:

diskutierten

Konstruktio-

(a) Konstruktionen mit einfachen Verben Im Rahmen der strukturellen Theorie ist davon auszugehen, daß Konstruktionen mit einfachen finiten Verben externe Argumente in der Domäne von INFL enthalten:

(103)

s I

S l 1 NP.

INFL 1

S 1 1 INFL 1

1

I VP

VP

NP. J

1 v1

I

okasi o

John ga

s INFL 1 INFL

1

tabe

F

tabe: (AG^TH . )

T

K(Nom)

K(Akk)

(103) ist die D-Struktur eines Deklarativsatzes mit dem transitiven Verb taie ' e a t 1 . Das Verb weist hier in seiner regierten Domäne - d . h . der ( d i s k o n t i n u i e r l i c h e n ) maximalen V-Projektion - den Akkusativ ( 0 ) zu, was die interne Realisierung einer der beiden mit dem Verb qua

92

Lexikoneintrag verbundenen 0-Rollen ermöglicht in (103) Thema. Die andere -Rolle - Agens - ist in der Domäne des externen Kasuszuweisers INFL realisiert, der den Nominativ (GA) zuweist. Die Verteilung von -Rollen und Kasusmerkmalen in dieser Struktur repräsentiert den unmarkierten Fall im Rahmen eines nichtergativen - und Kasussystems. Die Struktur unterscheidet sich nur in rung von ihrem Pendant im Englischen:

der

Serialisie-

(104) FL 1

INFL 1

INFL'

V

r

eat

the cake

fP

1

John

r

NP. 3

eat: ( A G ^ T H . ) K(Nom)

K(Akk)

Wie wir gesehen haben, läßt sich dieser Serialisierungsunterschied auf einen Unterschied in der Rektionsrichtung und der morphologischen Indikation von Kasus - mit Konsequenzen für die Reihenfolge und Entfernung (Adjazenz) von Argumentpositionen und kasusmarkierenden heads - zurückführen. Mit den Verben in ( 1 0 3 ) 7 ( 1 0 4 ) sind Prädikatskomplexe verbunden, die sich aus zwei Xbar-Projektionen zusammensetzen - einer V-Projektion und einer INFL-Projektion, die die mit ' F ' abgekürtzen Finitheitsmerkmale des Verbs inkorporiert. Morphologisch sind die INFL-Merkmale in

93 beiden

Sätzen

Verbsuffixes -ta 56) Verbform a te~ Die

am Verb realisiert, in ( 1 0 3 ) in Form des und

morphologische

in

(104)

Realisierung

in

der

der

unregelmäßigen

INFL-Merkmale

Verb setzt voraus, daß V und INFL im Verlauf

der

am

Ablei-

tung der Oberflächenstruktur zu einer lexikalischen Kategorie zusammengefaßt werden. Man kann annehmen, daß

dies

durch eine Transformation geschieht, die INFL an V oder V an INFL (Chomsky-) adjungiert. Angewendet auf (103)ergeben

sich

aus

dieser

(105a) bzw. ( 1 0 5 b ) :

:ios)

a.

Transformation die Teilstrukturen

57)

v

V

v

INFL

tabe

b.

Alternativ

INFL

INFL

tabe

INFL l F

zur

l

Adjunktion

umgekehrt kann angenommen

von

werden,

INFL daß

an die

V

oder

Finitheits-

merkmale durch eine Lexikonregel der Form ( 1 0 6 )

56) Im Englischen umfaßt ' F 1 Zeit- und Kongruenzmerkmale, wie z . B . 3. Person/Singular/Präteritum in ( 1 0 4 ) . Im Japanischen gibt es im Unterschied zum Englischen keine morphologisch realisierte Kongruenz, so daß ' F 1 hier möglicherweise auf Zeitmerkmale reduziert ist. 57) In Chomsky (1981) wird eine Regel ' R ' angenommen, INFL an V adjungiert; S. 256 - 2 5 7 .

die

94

(106)

Assoziiere ein A f f i x

mit dem Verb assoziiert werden - die D-Struktur des japanischen Satzes wäre dann nicht ( 1 0 3 ) , sondern ( 1 0 7 ) :

(107)

S

S

INFL 1

I *P

VP

s INI i-L' INFL

1

NP

okasi o

S 1 INFL 1 1 1 VP

John (ga)

v 1

tabe-F

Die F-Merkmale erscheinen hier nicht in der head-Position der INFL-Projektion, sondern sind ans Verb a f f i giert. Dadurch ergibt sich bereits in der D-Struktur eine Repräsentation der morphologischen Seite der V/ INFL-Assoziation. Die F-Merkmale müssen jedoch auch mit INFL assoziiert werden, damit der externe Kasus zugewiesen werden kann. Diese Assoziation ist dadurch möglich, daß das mit dem F-Affix versehene Verb transformationeil in die nichtlexikalisierte INFL-Position angehoben wird (vgl. Chomsky 1985, S . 4 4 ) : (108)

'

3

S

?

NP

' INI L'

I

5

I

INFL 1

IN] , 1

A rp

INFL. T T±

!IP

okasi o

John ga

tabe-F move

95

Durch die Anhebung in die INFL-Position wird das externe Argument zug nglich f r die Kasuszuweisung durch die Finitheitsmerkmale; gleichzeitig bleibt das Verb durch Koindizierung auf die nun nichtlexikalisierte V-Position bezogen (die Spur des V e r b s ) . Die Sequenz (tabe-F,e_) hat die formalen Eigenschaften einer chain im Sinne der Definition (13) - hier ( 1 0 9 ) :

(109)

CHAIN Eine Sequenz von Kategorien ( α ϊ , . . . , α ) ist eine chain, gdw. folgendes gilt: !S i < n: α± bindet a i+1 lokal ( 2 ) A i / i < n i c u ist keine θ-Position ( 3 ) / \ i , i > l:a i ist eine EC

Das Verb in INFL bindet die V-Position lokal, d . h . c-kommandiert V und ist mit V koindiziert, ohne da ein anderes Element mit diesen Eigenschaften interveniert (Bedin58) gung 1) , INFL ist keine Θ-Position (Bedingung 2) und die V-Position ist nicht lexikalisiert (Bedingung 3). Von chains, die dislozierte Argumente auf θ-Positionen beziehen, ist die INFL/V-Sequenz nur darin unterschieden, da sie lexikalische Kategorien assoziiert. Es handelt sich also um ein erstes Beispiel f r eine L-chain. Eine wichtige Eigenschaft von Argument-chains ist der Transfer von 0-Rollen und Kasusmerkmalen (Chain-Transfer-Prinzip):

58) Wie der Argumentstatus der Kongruenz in Pro-drop-Sprachen zeigt, ist das nicht trivialerweise so.

96

(110)

11± INFL seems Transfer

[e^ to like her] v g

Analog kann von L-chains angenommen werden, daß sie die für die 0- und Kasuszuweisung relevanten lexikalischen Eigenschaften ihres heads transferieren. Es ist dann möglich, daß das Verb in (108) über die gebundene EC als - und Kasuszuweiser fungiert, sodaß die für die 0- und Kasuszuweisung geltenden strukturellen Bedingungen (Rektion/c-Kommando) e r f ü l l t werden, obwohl das Verb die VP-externe INFL-Position einnimmt:

(108')

S INI HL'

S 1 1 INFL 1

S

S

IN ?L'

IN j-L 1

• 7P NP

okasi o

IN ?L.

V.

1

John ga

e

t— Transfer «.tabe-

Von diesem Transfer unbeeinflußt sind die für die Kasuszuweisung (und interne 0-Zuweisung) relevanten Rektionsbereiche von V und INFL. So realisiert nur die V-Projektion - sagen wir durch Merkmals 1 perkolation 1 (percolation) aus dem Lexikon - die Xbar-Merkmale des Verbs und bildet malen wieder Verbs diesen

die regierte Domäne für das head mit diesen Merk- V - , und nur die INFL-Projektion realisiert, durch 'Perkolation 1 , die Finitheitsmerkmale des und bildet die regierte Domäne für das head mit Merkmalen - INFL - :

97

(108 1 ' )

S t

S

1

INFL 1 l 1 VP

1JP

INFL ' l 1 VP I

1

1

NP

. 1.

okasi o

.§_

John ga

c

IN! i-L· 1 INI

'Li

\ rk

VP l 1 NP

V P

zibun no^ ^ ie e

_e

\

INE

k

e ika-sase-ta

'Taroo made Hanako go to s e l f ' s house 1

d.

S NP.

u

S

INFL 1

INFL 1

VP

I

I

INFL 1

VP

VP

NP

V,

Taroo ga Hanako ga zibun no^j guruupu de

e

I

INFL 1 INFL,

a-e-ru

•Taroo can meet Hanako the best in s e l f ' s group

114

Im Rahmen der lexikalistischen Theorie Farmers gibt es keine überzeugende Erklärung für die zi6un-Phänomene. Der hier zur Erklärung angeführte Prozeß der S-Markierung von PAS-Argumentsteilen ist ein ad-hoc-Mechanismus ohne unabhängige Motivation: es gibt keinen systematischen Grund d a f ü r , das PAS S-Markierungen enthalten. Auch gewisse E f f e k t e in der Domäne der Kasus- und 0-Zuweisung selbst können als Evidenz für die strukturelle Theorie gelten. Kritisch sind hier Kasusregularitäten, die sich nicht auf die für die lexikalische Kasuszuweisung relevante PAS-Serialisierung zurückführen lassen. Von diesem Typ ist z . B . die Distribution des Nominativ (GA) in direkten Passiven:

(125)

a.

.AG, GO, TH GÄ Ö~

(

(

,

,

age)

age)rare)

«AG, GO, l| a g e ) r a r e )

( — ( ' — tabe)sase)rare) *((—(—'

tabe)sase)rare)

Wie diese PAS illustrieren, b e t r i f f t die durch die direkte Passivierung ausgelöste Reassoziation der GA-Markierung in einfachen Passiven andere Argumentsteilen in der PAS als in Kausativ/Passiven: in einfachen Passiven kann die am weitesten rechts stehende Argumentstelle GA sein, aber in Kausativ/Passiven ist dieses Argument unzugäng-

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lieh für die GA-Reassoziation. Es ist daher nicht möglich, daß die GA-Markierung in direkten Passiven durch eine lexikalische Kasusregel des Formats 'Assoziiere K mit der X-ten Argumentstelle' eingeführt wird. Farmer begegnet Problemen dieser Art zum Teil durch die Annahme, daß die Kasuszuweisung mit der S-Markierung interagiert: die GA-Assoziation soll auf S-Argumente beschränkt sein. Der Kontrast zwischen einfachen Passiven und Kausativ/Passiven wird dann darauf zurückgeführt, daß die S-Markierung - und damit GA-Markierung - nur in einfachen Passiven auf ein Objekt des zugrundeliegenden Verbs verschoben sein kann:

(126)

a.

((0~'s~'—age)rare)

b,

U0-(lp'— tabe) sase) rare) * ( ( 0 ~ ( S ~ ' ~ tabe) sase) rare)

Unbefriedigend an dieser Erklärung ist wiederum der ad-hoc-Charakter der S-Markierung: so wie unklar ist, warum PAS überhaupt S-Markierungen enthalten sollen, so ist auch unklar, warum sich die Distribution der S-Markierung in Aktiv- und Passiv-PAS unterscheidet und warum die S-Reassoziation einfachen Passiven anderen Bedingungen unterliegt als in Kausativ/Passiven. Im Rahmen der strukturellen Theorie gibt es für all dies eine einheitliche Erklärung: die Externalisierung auf Grund von Kasusfaktoren unter den Bedingungen für anaphorische

116

Relationen (der Kontrast zwischen einfachen Passiven und Kausativ/Passiven resultiert aus SSO . In anderen Fällen führt Farmer Kasusregularitäten, die nicht systematisch auf die PAS-Serialisierung bezogen sind, auf konstruktionsspezifische Kasusregeln und extrinsische Beschränkungen für die Anwendung der Kasusregeln zurück. So wird z . B . für intransitive NI-Kausative die konstruktionsspezifische Dativ-Regel 'Link second argument N l' angenommen,

(127)

(

( hatarak)ase) . . (_(NI hatarak)ase)

WJ-Regel für wi-Kausative

aber nicht:

(

tabe) « j- . {_ MI tabe)

WJ-Regel für wi-Kausative

und die Akkusativ-Regel 'Link rightmost argument o 1 wird Nominativ-Regel 'Link leftmost S-argument