Kommentar zum Versicherungsvertragsgesetz und Allgemeine Versicherungsbedingungen unter Einschluß des Versicherungsvermittlerrechts. Band 5/Halbband 2 Lebensversicherung: (§§ 159 - 178 VVG), einschl. Berufsunfähigkeitsversicherung [Reprint 2012 ed.] 9783110894592, 9783110118346

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Kommentar zum Versicherungsvertragsgesetz und Allgemeine Versicherungsbedingungen unter Einschluß des Versicherungsvermittlerrechts. Band 5/Halbband 2 Lebensversicherung: (§§ 159 - 178 VVG), einschl. Berufsunfähigkeitsversicherung [Reprint 2012 ed.]
 9783110894592, 9783110118346

Table of contents :
A. Rechtsquellen der Lebensversicherung
I. Gesetzes-und Bedingungswerke
II. Anwendbarkeit weiterer gesetzlicher Vorschriften und sonstiger Rechtsquellen
III. Rangordnung und Zuordnung der Rechtsquellen
IV. Auslegung gesetzlicher Rechtsquellen
V. Einbeziehung und Auslegung von Allgemeinen Lebensversicherungsbedingungen einschließlich Zusatzbedingungen
VI. Inhaltskontrolle bei Allgemeinen Lebensversicherungsbedingungen einschließlich Zusatzbedingungen
B. Bedeutung der Lebensversicherung
I. Geschichte der Lebensversicherung
II. Entwicklung der Bedingungswerke in der Lebensversicherung
III. Übersicht über Formen der Lebensversicherung
IV. Einordnung der Lebensversicherung
V. Lebensversicherung und Haftungsrecht
VI. Gesetzliche Rentenversicherung und Betriebliche Altersversorgung im Verhältnis zur privaten Lebensversicherung
C. Abschluß und Verbriefung des Lebensversicherungsvertrages
Erster Unterabschnitt: Abschluß des Lebensversicherungsvertrages
I. Allgemeines
II. Einschränkungen der Abschlußfreiheit
III. Antrag auf Abschluß eines Versicherungsvertrages
IV. Annahme des Antrages
V. Dissens
VI. Schwebende Unwirksamkeit, Nichtigkeit und Anfechtung des Lebensversicherungsvertrages
VII. Verschulden bei Vertragsschluß
VIII. Besondere Versicherungsformen und Sonderfälle
IX. Änderung des Lebensversicherungsvertrages, insbesondere Anpassungsversicherungen
Zweiter Unterabschnitt: Ermächtigungen
I. Übersicht
II. Ärztliches Berufsgeheimnis, Versicherungsgeheimnis, Amtsgeheimnis und Schweigepflichtentbindungsklausel
III. Datenschutz und Datenschutzermächtigungsklausel
Dritter Unterabschnitt: Verbriefung des Lebensversicherungsvertrages
I. Rechtsgrundlagen
II. Inhalt des Versicherungsscheins
III. Anspruch auf Ausstellung des Versicherungsscheins
IV. Billigungsklausel
V. Rechtsnatur des Lebensversicherungsscheins
VI. Verlust des Versicherungsscheins
VII. Versicherungsausweis
VIII. Hinterlegungsschein
D. Dauer des Lebensversicherungsvertrages
I. Vorbemerkung
II. Beginn der Lebensversicherung
III. Beendigung des Lebensversicherungsvertrages
IV. Wiederherstellung der Lebensversicherung
Vorwort
E. Prämienzahlungspflicht des Versicherungsnehmers
I. Pflichten des Versicherungsnehmers – Abgrenzungen
II. Prämie – Begriff und Arten
III. Grundsätze der Prämienberechnung – Rechnungsgrundlagen
IV. Ermittlung der konkreten Prämie
V. Teilprämie bei vorzeitiger Beendigung des Versicherungsvertrages
VI. Prämienänderung
VII. Zahlung der Prämie
VIII. Nichtzahlung der Erstprämie
IX. Nichtzahlung der Folgeprämie
F. Weitere Verhaltensnormen für den Versicherungsnehmer
Vorbemerkung: Rechtsnatur der weiteren Verhaltensnormen des Versicherungsnehmers (Obliegenheiten)
Erster Unterabschnitt: Vorvertragliche Anzeigepflicht in der Lebensversicherung
I. Grundlegung
II. Tatbestand der vorvertraglichen Anzeigepflicht
III. Die Verletzung der vorvertraglichen Anzeigepflicht
IV. Rechtsfolgen der Verletzung der vorvertraglichen Anzeigepflicht
V. Rechtsfolgen bei unrichtiger Altersangabe
VI. Vorvertragliche Anzeigepflicht in der Gruppenlebensversicherung
Zweiter Unterabschnitt: Gefahrerhöhung in der Lebensversicherung
Dritter Unterabschnitt: Nachweispflichten bei der Geltendmachung der Versicherungsleistung
I. Grundsätzlich zu erbringende Nachweise bei der Geltendmachung einer Leistung des Versicherers
II. Nebenpflichten nach dem Tode des Versicherten (Versicherungsfall)
III. Weitere Nachweise auf Verlangen des Versicherers
IV. Duldung eigener Erhebungen des Versicherers
V. Nebenpflichten im Erlebensfall (Versicherungsfall)
VI. Erweiterte Anzeige- und Nachweispflicht bei Eintritt des Versicherungsfalles in der Berufsunfähigkeitsversi¬cherung, der Berufsunfähigkeitszusatzversicherung, der Pflegerentenversicherung, und der Unfallzusatzversicherung
Vierter Unterabschnitt: Nebenpflichten beim Ablauf der Versicherung (ohne Versicherungsfall)
Fünfter Unterabschnitt: Weitere Nebenpflichten in der Berufsunfähigkeitsversicherung und Pflegerentenversicherung
G. Rechtspflichten des Lebensversicherers
I. Vom Lebensversicherer übernommene Gefahren und Versicherungsfall
II. Ausschlüsse
III. Leistungsarten und -formen
IV. Überschußbeteiligung
V. Rückvergütung
VI. Fälligkeit und Geltendmachung des Versicherungsanspruchs
VII. Vorauszahlung
VIII. Hinweis- und Belehrungspflichten des Versicherers
H. Einbeziehung Dritter in den Lebensversicherungsvertrag
I. Fremde Gefahrsperson (§ 159 VVG)
II. Bezugsberechtigter (§§ 166–168 VVG)
III. Eintrittsberechtigter (§ 177 VVG)
IV. Weitere Drittbeteiligte
Sachregister

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Α. Rechtsquellen der Lebensversicherung Gliederung: Schrifttum Anm. A 1 I. Gesetzes- und Bedingungstexte Anm. A 2 - 1 9 1. §§159-178 W G Anm. A 2 2. Allgemeine Versicherungsbedingungen der Kapitalversicherung auf den Todesfall (ALB a. F.) Anm. A 3 3. Musterbedingungen für die Großlebensversicherung (ALB) Anm. A 4 3a. Allgemeine Bedingungen für die kapitalbildende Lebensversicherung (leichter verständliche Fassung der Musterbedingungen für die Großlebensversicherung) Anm. A 5 4. Musterbedingungen für die Risikoversicherung Anm. A 6 4a. Allgemeine Bedingungen für die Risikoversicherung (leichter verständliche Fassung der Musterbedingungen für die Risikoversicherung) Anm. A 7 5. Musterbedingungen für die Rentenversicherung sowie Bedingungen für die Hinterbliebenenrenten-Zusatzversicherung Anm. A 8 6. Musterbedingungen für die Vermögensbildungsversicherung Anm. A 9 6a. Allgemeine Bedingungen für die Vermögensbildungsversicherung (leichter verständliche Fassung der Musterbedingungen für die Vermögensbildungsversicherung) Anm. A 9a 7. Musterbedingungen für die Fondsgebundene Lebensversicherung Anm. A 10

8. Musterbedingungen für die Berufsunfahigkeitsversicherung (BV) Anm. A l l 8a. Allgemeine Bedingungen für die Berufsunfähigkeits-Versicherung (leichter verständliche Fassung der Musterbedingungen für die Berufsunfahigkeits-Versicherung) Anm. A I l a 9. Musterbedingungen für die Berufsunfahigkeits-Zusatzversicherung (BUZ) Anm. A 12 9a. Bedingungen für die Berufsunfáhigkeits-Zusatzversicherung (leichter verständliche Fassung der Musterbedingungen für die Berufsunfahigkeits-Zusatzversicherung) Anm. A 13 10. Musterbedingungen für die UnfallZusatzversicherung Anm. A 14 10a. Bedingungen für die Unfall-Zusatzversicherung (leichter verständliche Fassung der Musterbedingungen für die Unfall-Zusatzversicherung) Anm. A 15 11. Anhang I: Geschäftsplanmäßige Erklärungen zu den Allgemeinen Versicherungsbedingungen in der Lebensversicherung Anm. A 16 12. Anhang II: Merkblätter der Versicherer Anm. A 1 7 - 1 8 a) An den Versicherungsnehmer gerichtete Merkblätter zu einzelnen Versicherungszweigen (Beispiele) Anm. A 17 b) Leicht verständliches allgemein verwendbares Merkblatt zur Erläuterung der Musterbedingungen Anm. A 18 13. Weitere genehmigte und veröffentlichte Sonderbedingungen — Hinweise Anm. A 19

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Α. Rechtsquellen der LebensV. I. Bedingungstexte II. Anwendbarkeit weiterer gesetzlicher Vorschriften und sonstiger Rechtsquellen Anm. A 20 —33 1. W G Anm. A 2 0 - 2 4 a) Grundlegung Anm. A 20 b) Anwendbarkeit der §§ 58, 68 und 79 VVG Anm. A 21 c) Anwendbarkeit der Gesamtregelung der §§74-80 VVG Anm. A 22 d) Anwendbarkeit der §§49-80 VVG bei Lebensversicherungen in Form der konkreten Bedarfsdekkung Anm. A 23 e) Ausblick Anm. A 24 2. VAG Anm. A 25 3. Verordnung vom 29.XI.1940 Anm. A 26 4. BGB Anm. A 27 5. AGB-Gesetz Anm. A 28 6. ZPO Anm. A 29 7. Vergleichsordnung Anm. A 30 8. Rechtsnatur der Geschäftsplanmäßigen Erklärung Anm. A 31 9. Gerichtsgebrauch als Rechtsquelle Anm. A 32 10. Anhang: Technischer Geschäftsplan Anm. A 33 III. Rangordnung und Zuordnung der Rechtsquellen Anm. A 3 4 - 4 0 1. Grundlegung Anm. A 34 2. Rangfolge der Rechtsquellen Anm. A 35 3. Beschränkungen der Vertragsfreiheit Anm. A 36 4. Durchbrechungen beim System der halbzwingenden Normen Anm. A 37 5. Hilfsfunktion der gesetzlichen Regelung Anm. A 38

6. Verdrängung des Gesetzes durch geschlossene Bedingungswerke Anm. A 39 7. Funktion des Merkblatts Anm. A 40 . Auslegung gesetzlicher Rechtsquellen Anm. A 41 —45 1. Grundlegung Anm. A 41 2. Gedanke der Gefahrengemeinschaft Anm. A 42 3. Versicherungstechnik Anm. A 43 4. Treu und Glauben Anm. A 44 5. Auslegung bei Einzelfragen Anm. A 45 '. Einbeziehung und Auslegung von Allgemeinen Lebensversicherungsbedingungen einschließlich Zusatzbedingungen Anm. A 46 —65 1. Grundlegung Anm. A 46 2. Entstehung der Allgemeinen Versicherungsbedingungen und ihre Genehmigung durch das Bundesaufsichtsamt für das Versicherungswesen Anm. A 4 7 - 5 0 a) Verhältnis der AVB zu gesetzlichen Bestimmungen Anm. A 48 b) Verhältnis der AVB zur zivilgerichtlichen Rechtsprechung Anm. A 49 c) Verhältnis der AVB zu Grundsätzen der Versicherungsaufsicht Anm. A 50 3. Produktbeschreibung als Inhalt von AVB Anm. A 51 4. Nichteinbeziehung überraschender Klauseln Anm. A 52 5. Auslegung Allgemeiner Lebensversicherungsbedingungen einschließlich Zusatzbedingungen Anm. A 53 —63 a) Gesetzesähnliche und gesetzesförmige Auslegung von AVB Anm. A 53 b) Generelle bzw. überindividuelle rechtsgeschäftliche Auslegung von AVB Anm. A 54

Gliederung c) Auslegungsmittel und Auslegungsmaßstäbe im einzelnen Anm. A 5 5 - 6 2 aa) Grundprinzip der objektiven Auslegung im Vergleich zu der generellen, überindividuellen rechtsgeschäftlichen Auslegung Anm. A 56 bb) Wortlaut der Bedingungsregelung und Darstellungszusammenhang Anm. A 57 cc) Zweck der Regelung Anm. A 58 dd) Verständnis des Durchschnittsversicherungsnehmers Anm. A 59 ee) Entstehungsgeschichte einer AVB-Bestimmung Anm. A 60 fi) Einschränkende Auslegung von Ausschlußklauseln Anm. A 61 gg) Zusammenfassung Anm. A 62 d) Unklarheitenregel Anm. A 63 6. Ergänzende Auslegung von AVB Anm. A 64 7. Vertrauenshaftung des Versicherers für Auskünfte des Versicherungsvertreters Anm. A 65 VI. Inhaltskontrolle bei Allgemeinen Lebensversicherungsbedingungen einschließlich Zusatzbedingungen Anm. A 6 6 - 8 4 1. Problemstellung Anm. A 66 2. Keine Kontrolle der Leistungsbeschreibung Anm. A 6 7 - 6 9 a) Auffassungen Wagner und Frenz Anm. A 67 b) Auffassungen Möller und Schlosser Anm. A 68 c) Auffassung Dietlein Anm. A 69 3. Keine Kontrolle der Leistungsbeschreibung — Ausnahme: Sanktion von Obliegenheitsverletzungen Anm. A 7 0 - 7 1 Winter

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a) Auffassung Sieg Anm. A 70 b) Auffassung Löwe Anm. A 71 Kontrollfreiheit der primären Risikobeschreibung — Inhaltskontrolle auch der sekundären Risikobeschreibung Anm. A 7 2 - 7 3 a) Auffassung Fenyves Anm. A 72 b) Auffassung Graba Anm. A 73 Inhaltskontrolle nur bei gesetzlicher Parallelvorschrift im VVG Anm. A 74 — 76 a) Auffassung Schäfer Anm. A 74 b) Zufälligkeit des Ergebnisses Anm. A 75 c) Kein Vorrang der wörtlichen Auslegung Anm. A 76 Inhaltskontrolle bis auf einen Kernbereich Anm. A 7 7 - 7 8 a) Vertragszweck als Abgrenzungskriterium und Maßstab der Inhaltskontrolle Anm. A 77 b) Auffassungen Bergeest, Brandner, Flick und Prölss-Martin Anm. A 78 Vollständige Inhaltskontrolle der Leistungsbeschreibung — Auffassungen Bauer, Helm, H.-D. Horn und N. Horn Anm. A 79 Eigene Stellungnahme: Kontrollfreiheit eines engen, den Versicherungsnehmer lediglich begünstigenden Kernbereichs Anm. A 80 Zusammenfassung Anm. A 81 Verhältnis der Inhaltskontrolle nach dem AGB-Gesetz zum VVG Anm. A 82 Inhaltskontrolle nach §§ 13 — 22 AGB-Gesetz Anm. A 8 3 - 8 4 a) Grundlegung Anm. A 83 b) Verfahrensrechtliches Anm. A 84

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Anm. A 1

Α. Rechtsquellen der LebensV.

( A l ] Schrifttum: André, Die geschäftsplanmäßige Erklärung, Karlsruhe 1969, Angerer ZVersWiss 1975 S. 197-208, Anli, Versicherung für fremde Rechnung, Heidelberger Diss. 1967, Böhm VW 1956 S. 57-60, Brandner in: Festschrift Hauß Karlsruhe 1978 S. 1 - 1 4 , Bruck-Dörstling, Das Recht des Lebensversicherungsvertrages, 2. Aufl., Mannheim-Berlin-Leipzig 1933, Bauer BB 1978 S. 476—480, Bergeest, Die Vertrauensschadenversicherung in ihren modernen Erscheinungsformen, Karlsruhe 1982, Canaris, Systemdenken und Systembegriff in der Jurisprudenz, Berlin 1969, Coing, Juristische Methodenlehre, Berlin, New York 1972, Cuntze, Die geschäftsplanmäßige Erklärung in der Versicherungsaufsicht, Hamburger Diss. 1965, Dietlein-Rebmann, AGB aktuell, Köln 1976, Dreger, Die Bedeutung des Geschäftsplans in der Versicherungsaufsicht, Stuttgart 1956, Ehrenzweig, Deutsches (Österreichisches) Versicherungsvertragsrecht, Wien 1952, Erman, Handkommentar zum Bürgerlichen Gesetzbuch, 7. Aufl., 1. Bd, Münster 1981, Esser, Vorverständnis und Methodenwahl in der Rechtsfindung, 2. Aufl., Frankfurt 1972, Farny ZVersWiss 1975 S. 169-184, Fenyves VersRundschau 1976 S. 353-378, Flick, Die Schranken der Inhaltskontrolle Allgemeiner Versicherungsbedingungen nach § 8 des Gesetzes zur Regelung des Rechts der Allgemeinen Geschäftsbedingungen, Diss. Hamburg 1984, Frenz VersR 1979 S. 394-397, Fromm JRPV 1942 S. 126-128, v. Gierke, Versicherungsrecht unter Ausschluß der Sozialversicherung, 1. Hälfte, Stuttgart 1937, Goldberg-Müller, Versicherungsaufsichtsgesetz, Berlin-New York 1980, Hagelschuer, Lebensversicherung, Wiesbaden 1983, Helm NJW 1978 S. 129-133, H.-D. Horn, Sozial- und Wirtschaftsrisiken im Privatversicherungsrecht — Möglichkeiten und Grenzen einer rechtlichen Differenzierung, Diss. Hamburg 1983, Kadatz-Hebel, 50 Jahre materielle Versicherungsaufsicht, 2. Bd, Berlin 1952, S. 1—68, Kisch III S. 374—621, Koch-Stübing, Allgemeine Geschäftsbedingungen — Kommentar, Neuwied-Darmstadt 1977, Kimball-Pfennigstorf, Allgemeine Versicherungsbedingungen unter Staatsaufsicht — Eine rechtsvergleichende Studie, Karlsruhe 1968, Larenz, Methodenlehre der Rechtswissenschaft, 4. Aufl., Berlin, Heidelberg, New York 1979, Lenne, Das Versicherungsgeschäft für fremde Rechnung, Marburg 1911, Löwe-Graf von Westphalen-Trinckner, Kommentar zum Gesetz der Regelung des Rechts der Allgemeinen Geschäftsbedingungen, Heidelberg 1979, Meyer-Kahlen VersPrax 1977 S. 81-87, ders. Vortrag 1982 (unveröffentlicht), Millauer, Rechtsgrundsätze der Gruppenversicherung, 2. Aufl., Karlsruhe 1966, Möller VersPrax 1952 S. 8—9, ders. VersRundschau 1976 S. 342 — 352, ders. Versicherungsvertragsrecht, 3. Aufl., Wiesbaden 1977, Münchener Kommentar zum Bürgerlichen Gesetzbuch (MüKo) Bd 1, Allgemeiner Teil, AGB-Gesetz, München 1978, Palandt, Bürgerliches Gesetzbuch, 43. Aufl., München 1984, Priester, Nachahmungsschutz für Dienstleistungsmodelle, Karlsruhe 1965, Prölss-Schmidt-Frey, Versicherungsaufsichtsgesetz, 9. Aufl. 1983, Prölss-Martin, Versicherungsvertragsgesetz, 23. Aufl., München 1984, Raiser, Das Recht der Allgemeinen Geschäftsbedingungen, Hamburg 1935, Rehbinder, Die Filmversicherung, Baden-Baden 1964, Sieg ZVersWiss 1974 S. 97-106, ders. ZVersWiss 1975 S. 161-167, ders. BB 1975 S. 845-846, ders. VersR 1977 S. 489-496, Schäfer VersR 1978 S. 4 - 1 3 , Schlosser/Coester-Waltjen/Graba, Kommentar zum Gesetz zur Regelung des Rechts der Allgemeinen Geschäftsbedingungen, Bielefeld 1977, Schmidt VersRundschau 1961 S. 337-351, Schmidt-Salzer NJW 1977 S. 129-141, ders. Allgemeine Geschäftsbedingungen, 2. Aufl., München 1977, Staudinger, Kommentar zum Bürgerlichen Gesetzbuch, 12. Aufl., Berlin 1979, Thees WallmannsZ S. 271 -272, v. d. Thüsen VersR 1954 S. 155-157, Ulmer-Brandner-Hensen, AGB-Gesetz, 4. Aufl., 1982, Vassel, Einflußnahme des Staates auf die Ausgestaltung von AVB, Karlsruhe 1971, Wagner ZVersWiss 1975 S. 619-647, ders. ZVersWiss 1977 S. 119-144, Werber in: Festgabe Möller S. 511-535, Winter in: Hellner-Nord, Life Insurance Law in International Perspective, Stockholm 1969, 210-227, ders. ZVersWiss 1970 S. 39-49, ders. ZVersWiss 1977 S. 145-168, Wolf-N. HornLindacher, AGB-Gesetz, München 1984.

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Anm. A 2

Gesetzes- und Bedingungstexte

[A 2] I. Gesetzes- und Bedingungstexte 1. §§ 159-178 W G

§159 Die Lebensversicherung kann auf die Person des Versicherungsnehmers oder eines anderen genommen werden. Wird die Versicherung für den Fall des Todes eines anderen genommen und übersteigt die vereinbarte Leistung den Betrag der gewöhnlichen Beerdigungskosten, so ist zur Gültigkeit des Vertrags die schriftliche Einwilligung des anderen erforderlich. Ist der andere geschäftsunfähig oder in der Geschäftsfähigkeit beschränkt und steht die Vertretung in den seine Person betreffenden Angelegenheiten dem Versicherungsnehmer zu, so kann dieser den anderen bei der Erteilung der Einwilligung nicht vertreten. Nimmt der Vater oder die Mutter die Versicherung auf die Person eines minderjährigen Kindes, so bedarf es der Einwilligung des Kindes nur, wenn nach dem Vertrage der Versicherer auch bei Eintritt des Todes vor der Vollendung des siebenten Lebensjahres zur Leistung verpflichtet sein soll und die für diesen Fall vereinbarte Leistung den Betrag der gewöhnlichen Beerdigungskosten übersteigt. Soweit die Aufsichtsbehörde einen bestimmten Höchstbetrag für die gewöhnlichen Beerdigungskosten festgesetzt hat, ist dieser maßgebend.

§160 Durch die Vereinbarung, daß derjenige, auf dessen Person eine Versicherung genommen werden soll, sich zuvor einer ärztlichen Untersuchung zu unterwerfen hat, wird ein Recht des Versicherers, die Vornahme der Untersuchung zu verlangen, nicht begründet.

§161 Soweit nach den Vorschriften dieses Gesetzes die Kenntnis und das Verhalten des Versicherungsnehmers von rechtlicher Bedeutung ist, kommt bei der Versicherung auf die Person eines anderen als des Versicherungsnehmers auch die Kenntnis und das Verhalten des anderen in Betracht.

§162 Ist das Alter desjenigen, auf dessen Person die Versicherung genommen werden soll, unrichtig angegeben worden und infolge der unrichtigen Angabe die Prämie zu niedrig bestimmt, so mindert sich die Leistung des Versicherers nach dem Verhältnis, in welchem die dem wirklichen Alter entsprechende Prämie zu der vereinbarten Prämie steht. Das Recht, wegen Verletzung der Anzeigepflicht von dem Vertrage zurückzutreten, steht dem Versicherer nur zu, wenn das wirkliche Alter außerhalb der Grenzen liegt, welche durch den Geschäftsplan für den Abschluß von Verträgen festgesetzt sind. Winter

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Anm. A 2

Α. Rechtsquellen der LebensV.

§163 Wegen einer Verletzung der dem Versicherungsnehmer bei der Schließung des Vertrags obliegenden Anzeigepflicht kann der Versicherer von dem Vertrage nicht mehr zurücktreten, wenn seit der Schließung zehn Jahre verstrichen sind. Das Rücktrittsrecht bleibt bestehen, wenn die Anzeigepflicht arglistig verletzt worden ist.

§ 164 Als Erhöhung der Gefahr gilt nur eine solche Änderung der Gefahrumstände, welche nach ausdrücklicher Vereinbarung als Gefahrerhöhung angesehen werden soll; die Erklärung des Versicherungsnehmers bedarf der schriftlichen Form. Eine Erhöhung der Gefahr kann der Versicherer nicht mehr geltend machen, wenn seit der Erhöhung zehn Jahre verstrichen sind. Der Versicherer bleibt jedoch zur Geltendmachung befugt, wenn die Pflicht, seine Einwilligung einzuholen oder ihm Anzeige zu machen, arglistig verletzt worden ist.

§ 164 a § 41a gilt nicht für die Lebensversicherung.

§165 Sind laufende Prämien zu entrichten, so kann der Versicherungsnehmer das Versicherungsverhältnis jederzeit für den Schluß der laufenden Versicherungsperiode kündigen. Ist eine Kapitalversicherung für den Todesfall in der Art genommen, daß der Eintritt der Verpflichtung des Versicherers zur Zahlung des vereinbarten Kapitals gewiß ist, so steht das Kündigungsrecht dem Versicherungsnehmer auch dann zu, wenn die Prämie in einer einmaligen Zahlung besteht.

§166 Bei einer Kapitalversicherung ist im Zweifel anzunehmen, daß dem Versicherungsnehmer die Befugnis vorbehalten ist, ohne Zustimmung des Versicherers einen Dritten als Bezugsberechtigten zu bezeichnen sowie an die Stelle des so bezeichneten Dritten einen anderen zu setzen. Die Befugnis des Versicherungsnehmers, an die Stelle des bezugsberechtigten Dritten einen anderen zu setzen, gilt im Zweifel auch dann als vorbehalten, wenn die Bezeichnung des Dritten im Vertrag erfolgt ist. Ein als bezugsberechtigt bezeichneter Dritter erwirbt, wenn der Versicherungsnehmer nichts Abweichendes bestimmt, das Recht auf die Leistung des Versicherers erst mit dem Eintritte des Versicherungsfalls.

§167 Sind bei einer Kapitalversicherung mehrere Personen ohne Bestimmung ihrer Anteile als Bezugsberechtigte bezeichnet, so sind sie zu gleichen Teilen bezugsberechtigt; 6

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Gesetzes- und Bedingungstexte

Anm. A 2

der von einem Bezugsberechtigten nicht erworbene Anteil wächst den übrigen Bezugsberechtigten zu. Soll bei einer Kapitalversicherung die Leistung des Versicherers nach dem Tode des Versicherungsnehmers erfolgen und ist die Zahlung an die Erben ohne nähere Bestimmung bedungen, so sind im Zweifel diejenigen, welche zur Zeit des Todes als Erben berufen sind, nach dem Verhältnis ihrer Erbteile bezugsberechtigt. Eine Ausschlagung der Erbschaft hat auf die Berechtigung keinen Einfluß. Ist der Fiskus als Erbe berufen, so steht ihm ein Bezugsrecht im Sinne des Abs. 2 Satz 1 nicht zu.

§168 Wird bei einer Kapitalversicherung das Recht auf die Leistung des Versicherers von dem bezugsberechtigten Dritten nicht erworben, so steht es dem Versicherungsnehmer zu.

§169 Bei einer Versicherung für den Todesfall ist der Versicherer von der Verpflichtung zur Leistung frei, wenn derjenige, auf dessen Person die Versicherung genommen ist, Selbstmord begangen hat. Die Verpflichtung des Versicherers bleibt bestehen, wenn die Tat in einem die freie Willensbestimmung ausschließenden Zustande krankhafter Störung der Geistestätigkeit begangen worden ist.

§170 Ist die Versicherung für den Fall des Todes eines anderen als des Versicherungsnehmers genommen, so ist der Versicherer von der Verpflichtung zur Leistung frei, wenn der Versicherungsnehmer vorsätzlich durch eine widerrechtliche Handlung den Tod des anderen herbeiführt. Ist bei einer Versicherung für den Todesfall ein Dritter als Bezugsberechtigter bezeichnet, so gilt die Bezeichnung als nicht erfolgt, wenn der Dritte vorsätzlich durch eine widerrechtliche Handlung den Tod desjenigen, in dessen Person die Versicherung genommen ist, herbeiführt.

§171 Eine Anzeige von dem Eintritte des Versicherungsfalls ist dem Versicherer nur zu machen, wenn der Tod als Versicherungsfall bestimmt ist. Der Anzeigepflicht wird genügt, wenn die Anzeige binnen drei Tagen nach dem Eintritte des Versicherungsfalls erfolgt; durch die Absendung der Anzeige wird die Frist gewahrt. Steht das Recht auf die Leistung einem anderen als dem Versicherungsnehmer zu, so liegt die Anzeigepflicht dem anderen ob; das gleiche gilt von der Pflicht zur Auskunft und zur Beschaffung von Belegen. Winter

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Α. Rechtsquellen der LebensV.

Anm. A 2

§172* § 1 7 3 Ist die Prämie für einen Zeitraum von drei Jahren bezahlt, so gelten die besonderen Vorschriften der §§ 174 bis 176.

§174 Der Versicherungsnehmer kann jederzeit für den Schluß der laufenden Versicherungsperiode die Unwandhing der Versicherung in eine prämienfreie Versicherung verlangen. Wird die Umwandlung verlangt, so tritt mit dem bezeichneten Zeitpunkt an die Stelle des vereinbarten Kapital- oder Rentenbetrags der Betrag, der sich für das Alter desjenigen, auf dessen Person die Versicherung genommen ist, als Leistung des Versicherers ergibt, wenn die auf die Versicherung entfallende Prämienreserve als einmalige Prämie angesehen wird. Die Prämienreserve ist für den Schluß der laufenden Versicherungsperiode zu berechnen. Prämienrückstände werden von dem Betrage der Prämienreserve abgesetzt. Der Versicherer ist zu einem angemessenen Abzüge berechtigt. Ist für den Abzug mit Genehmigung der Aufsichtsbehörde in den Versicherungsbedingungen ein bestimmter Betrag festgesetzt, so gilt dieser als angemessen.

§175 Kündigt der Versicherer das Versicherungsverhältnis nach § 39, so wandelt sich mit der Kündigung die Versicherung in eine prämienfreie Versicherung um. Auf die Umwandlung finden die Vorschriften des § 174 Abs. 2 bis 4 Anwendung. Im Falle des § 39 Abs. 2 ist der Versicherer zu der Leistung verpflichtet, die ihm obliegen würde, wenn sich mit dem Eintritt des Versicherungsfalls die Versicherung in eine prämienfreie Versicherung umgewandelt hätte. Die im § 39 vorgesehene Bestimmung einer Zahlungsfrist muß einen Hinweis auf die eintretende Umwandlung der Versicherung enthalten.

§176 Wird eine Kapitalversicherung für den Todesfall, die in der Art genommen ist, daß der Eintritt der Verpflichtung des Versicherers zur Zahlung des vereinbarten Kapitals gewiß ist, durch Rücktritt, Kündigung oder Anfechtung aufgehoben, so hat der Versicherer den Betrag der auf die Versicherung entfallenden Prämienreserve zu erstatten. Das gleiche gilt bei einer Versicherung der im Abs. 1 bezeichneten Art auch dann, wenn nach dem Eintritte des Versicherungsfalls der Versicherer von der Verpflichtung * Gestrichen durch VO v. 19. XII. 1939.

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Anm. A 3

ALB a. F.

zur Zahlung des vereinbarten Kapitals frei ist. Im Falle des § 170 Abs. 1 ist jedoch der Versicherer zur Erstattung der Prämienreserve nicht verpflichtet. Bei der Ermittlung des zu erstattenden Betrags ist die Prämienreserve für den Schluß der Versicherungsperiode zu berechnen, in deren Laufe das Versicherungsverhältnis endigt. Der Versicherer ist zu einem angemessenen Abzüge berechtigt. Ist für den Abzug mit Genehmigung der Aufsichtsbehörde in den Versicherungsbedingungen ein bestimmter Betrag festgesetzt, so gilt dieser als angemessen.

§177 Wird in den Versicherungsanspruch ein Arrest vollzogen oder eine Zwangsvollstrekkung vorgenommen, oder wird der Konkurs über das Vermögen des Versicherungsnehmers eröffnet, so kann der namentlich bezeichnete Bezugsberechtigte mit Zustimmung des Versicherungsnehmers an seiner Stelle in den Versicherungsvertrag eintreten. Tritt der Bezugsberechtigte ein, so hat er die Forderungen der betreibenden Gläubiger oder der Konkursmasse bis zur Höhe des Betrages zu befriedigen, dessen Zahlung der Versicherungsnehmer im Falle der Kündigung des Versicherungsvertrags vom Versicherer verlangen kann. Ist ein Bezugsberechtigter nicht oder nicht namentlich bezeichnet, so steht das gleiche Recht dem Ehegatten und den Kindern des Versicherungsnehmers zu. Der Eintritt erfolgt durch Anzeige an den Versicherer. Die Anzeige kann nur innerhalb eines Monats erfolgen, nachdem der Eintrittsberechtigte von der Pfändung Kenntnis erlangt hat oder der Konkurs eröffnet worden ist.

§178 Auf eine Vereinbarung, durch welche von den Vorschriften der §§ 162 bis 164, § 165, § 169 oder des § 171 Abs. 1 Satz 2 zum Nachteile des Versicherungsnehmers abgewichen wird, kann sich der Versicherer nicht berufen. Jedoch kann für die Kündigung, zu der nach § 165 der Versicherungsnehmer berechtigt ist, die schriftliche Form bedungen werden. Auf eine Vereinbarung, durch welche von den Vorschriften der §§ 173 bis 177 zum Nachteile des Versicherungsnehmers oder des Eintrittsberechtigten abgewichen wird, kann sich der Versicherer nicht berufen. In den Versicherungsbedingungen kann jedoch mit Genehmigung der Aufsichtsbehörde eine andere als die in den §§ 174, 175 vorgesehene Art der Umwandlung in eine prämienfreie Versicherung sowie eine andere als die im § 176 vorgesehene Berechnung des zu erstattenden Betrages bestimmt werden.

[A3] 2. Allgemeine Versicherungsbedingungen der Kapitalversicherung auf den Todesfall (ALB a. F.)* * VA 1932 S. 115 in der Fassung des Rundschreibens R 57/40 des RAA v. 4.XII.1940 (vgl. Bekanntmachung des RAA v. 15.11.1941 RAnz Nr 48/41). Die VA 1932 S. 115 abgedruckten Bedingungen weichen in einigen Punkten von den vom Verband beschlossenen ab. Die

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Anm. A 3

Α. Rechtsquellen der LebensV. I. Bedingungstexte § 1 Allgemeines

(1) Wer eine Lebensversicherung eingehen will, hat einen schriftlichen Versicherungsantrag zu stellen und alles wahrheitsgemäß und vollständig anzugeben, was für die Gefahr, welche die Versicherungsgesellschaft übernehmen soll, erheblich ist (s. § 8). An diesen Antrag ist der Antragsteller 6 Wochen lang gebunden; die Frist beginnt mit dem Tage der vertrauensärztlichen Untersuchung oder, falls eine solche nicht stattfinden soll, mit dem Tag der Antragstellung. Tritt zwischen der Antragstellung und der Annahme des Antrags eine Erhöhung der Gefahr ein, so hat der Versicherungsnehmer, sobald er von der Gefahrerhöhung Kenntnis erlangt, dem Versicherer unverzüglich Anzeige zu machen. Als Erhöhung der Gefahr gilt insbesondere eine erhebliche Erkrankung oder Verletzung der zu versichernden Person. (2) Versicherungsnehmer ist, wer die Versicherung beantragt hat, Versicherter der, auf dessen Leben die Versicherung abgeschlossen ist. (3) Bei Ablehnung eines Antrags ist die Gesellschaft zur Angabe von Gründen nicht verpflichtet. Alle Antragspapiere werden Eigentum der Gesellschaft. (4) Uber den Versicherungsvertrag stellt die Gesellschaft einen Versicherungsschein aus. (5) Soweit in diesen Bedingungen nichts Abweichendes vereinbart ist, gelten die gesetzlichen Bestimmungen. § 2 Beginn des Versicherungsschutzes (1) Der Versicherungsnehmer hat unverzüglich, nachdem ihm die Annahme seines Antrages angezeigt worden ist, gegen Aushändigung des Versicherungsscheins die Einlösungsprämie nebst Ausfertigungsgebühr von l%o der Versicherungssumme, höchstens 10,— DM, und die etwaigen öffentlichen Abgaben zu bezahlen. Mit Eingang dieser Zahlung, jedoch nicht vor dem im Versicherungsschein angegebenen Zeitpunkt des Beginns der Versicherung, beginnt die Leistungspflicht der Gesellschaft. Sie tritt nicht ein, wenn der zu Versichernde in dem für den Beginn der Leistungspflicht maßgebenden Zeitpunkt nicht mehr lebt. (2) Wenn die Einlösungsprämie, die Gebühren und öffentlichen Angaben nicht rechtzeitig bezahlt werden, kann die Gesellschaft auch bei Vereinbarung der Jahresprämienzahlung in Teilbeträgen die Jahresprämie, bei Vereinbarung einer einmaligen Prämienzahlung die entsprechende Jahresprämie nebst Gebühren und öffentlichen Abgaben sofort einfordern; sie kann auch, solange die Zahlung nicht bewirkt ist, vom Vertrag zurücktreten. Es gilt als Rücktritt, wenn die Gesellschaft ihren Anspruch nicht innerhalb von drei Monaten vom Fälligkeitstag der Einlösungsprämie an gerichtlich geltend gemacht hat. Bei Rücktritt steht ihr neben dem Ersatz der Arztkosten eine Gebühr von 2%o der Versicherungssumme, höchstens 15, — DM, zu. § 3 Prämien (Beiträge) (1) Die Höhe der Prämien bemißt sich nach den Tarifen der Gesellschaft unter Berücksichtigung des Alters des Versicherten. Dabei wird ein begonnenes Lebensjahr ALB a. F. gelten für die vor Einführung der jetzigen Musterbedingungen abgeschlossenen Lebensvsverträge weiter, soweit ihnen nicht zwingend Vorschriften wie die Normen des AGB-Gesetzes entgegenstehen. Zur Gegenüberstellung der ALB a. F. und der Musterbedingungen vgl. Anm. Β 15 sowie Prölss-Martin 23 Anhang II zu §§ 159 — 178 VVG nach § 19 ALB a.F.

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ALB a. F.

Anm. A 3

als voll gerechnet, wenn davon am Tag, an welchem laut Versicherungsschein das erste Versicherungsjahr beginnt, mehr als sechs Monate verflossen sind. (2) Ist das Alter zu niedrig oder zu hoch angegeben, so wird die Versicherungssumme entsprechend dem Prämienunterschied herabgesetzt oder erhöht. (3) Die Gesellschaft kann die Versicherung einer Person, die einer erhöhten Sterblichkeitsgefahr ausgesetzt ist, von der Zahlung einer erhöhten Prämie oder von sonstigen besonderen Bedingungen abhängig machen. (4) Die Prämien sind einmalige oder Jahresprämien. Jahresprämien werden zu Beginn jedes Versicherungsjahres fällig; sie können mit Zustimmung der Gesellschaft gegen ein Aufgeld auch in Teilbeträgen gezahlt werden. Sind bei Eintritt des Versicherungsfalles Teilbeträge der laufenden Jahresprämie noch nicht gezahlt, so werden sie von der Leistung der Gesellschaft abgezogen. Die Zahlungsweise kann nur mit Beginn eines neuen Versicherungsjahres geändert werden. (5) Alle nach Beginn der Versicherung zu entrichtenden Prämien (Folgeprämien) sind innerhalb eines Monats, monatliche Teilbeträge innerhalb zweier Wochen vom Fälligkeitstag an kostenfrei an die Gesellschaft oder an denjenigen ihrer Vertreter zu zahlen, der sich im Besitz der mit der Unterschrift des Vorstandes versehenen Prämienrechnung befindet. Jede Verlängerung der Zahlungsfrist ohne schriftliche Einwilligung des Vorstandes der Gesellschaft ist für diese unverbindlich. § 4 Zahlungsverzug (1) Wird eine Folgeprämie oder werden die dafür geschuldeten Zinsen, Kosten und öffentlichen Abgaben nicht rechtzeitig gezahlt, so fordert die Gesellschaft den Versicherungsnehmer unter Hinweis auf die Rechtsfolgen weiterer Säumnis schriftlich auf, die rückständige Prämie mit einem Aufschlag von 3%o der Prämie und eine Gebühr von 1, — DM innerhalb einer Nachfrist von zwei Wochen unmittelbar an die Gesellschaft zu zahlen. (2) Ist der Versicherungsnehmer nach Ablauf der Nachfrist im Verzug, so treten folgende Wirkungen ein: a) Ist die Prämie noch nicht fur einen Zeitraum von drei Jahren gezahlt, so ist die Gesellschaft im Versicherungsfall von der Verpflichtung zur Leistung frei. Sie kann außerdem das Versicherungsverhältnis fristlos kündigen. In jedem Fall kann die Gesellschaft die rückständigen Prämien einschließlich derjenigen des zur Zeit der Mahnung laufenden Versicherungsjahrs, höchstens aber den Betrag einer Jahresprämie nebst Zinsen und Kosten verlangen. b) Ist die Prämie für einen Zeitraum von mindestens drei Jahren gezahlt, so kann die Gesellschaft die Versicherung ebenfalls fristlos kündigen. Durch die Kündigung wandelt sich die Versicherung mit sofortiger Wirkung in eine prämienfreie gemäß § 5 um. Stirbt der Versicherte, solange der Versicherungsnehmer im Verzug ist, aber vor der Kündigung, so braucht die Gesellschaft nur das zu leisten, was sie im Falle einer Kündigung auf den Todestag zu leisten gehabt hätte. (3) Die Kündigung kann mit der Setzung der Nachfrist verbunden werden. (4) Die Wirkungen der Kündigung fallen fort, wenn der Versicherungsnehmer innerhalb eines Monats nach der Kündigung oder, falls Mahnung und Kündigung verbunden wurden, innerhalb eines Monats nach Ablauf der Nachfrist sämtliche Rückstände nebst Zinsen und Kosten unmittelbar an die Gesellschaft zahlt und der Versicherte beim Eingang der Zahlung noch lebt. Auch nach Ablauf vorstehender Frist kann unter denselben Voraussetzungen und mit denselben Wirkungen die Zahlung der Rückstände Winter

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Anm. A 3

Α. Rechtsquellen der LebensV. I. Bedingungstexte

nebst Zinsen und Kosten insolange nachgeholt werden, als noch nicht 6 Monate nach dem Fälligkeitstermin der erstmals unbezahlten Prämie verstrichen sind. § 5 Prämienfreie Versicherung (1) Ist die Prämie für einen Zeitraum von mindestens drei Jahren gezahlt, so kann der Versicherungsnehmer jederzeit für den Schluß des laufenden Versicherungsjahres oder innerhalb des Versicherungsjahres mit Frist von drei Monaten auf den Monatsschluß verlangen, daß die Versicherung ganz oder teilweise in eine prämienfreie umgewandelt wird. (2) Der Antrag ist schriftlich unmittelbar bei der Gesellschaft zu stellen; dabei sind der Versicherungsschein und der Nachweis der letzten Prämienzahlung vorzulegen. Mit der Umwandlung ermäßigt sich die Versicherungssumme auf den Betrag, der sich ergibt, wenn das volle geschäftsplanmäßige Deckungskapital vermehrt um einen Jahresgewinnanteil als einmalige Prämie angesehen wird. Sind Prämien rückständig, so werden zunächst an dem Deckungskapital die rückständigen Prämien, Zinsen und Kosten abgezogen. Dasselbe gilt für etwaige auf die Versicherung gegebene Darlehen (Vorauszahlungen) nebst Zinsen. (3) Die bei der Umwandlung sich ergebende prämienfreie Versicherungssumme muß mindestens 100 DM betragen, andernfalls erfolgt Rückvergütung nach § 6. Teilumwandlung ist nur zulässig, wenn die verbleibende prämienpßichtige Versicherungssumme nicht unter 1000 DM sinkt und durch 100 ohne Rest teilbar ist. § 6 Kündigungsrecht des Versicherungsnehmers, Rückvergütung (1) Der Versicherungsnehmer kann die Versicherung jederzeit auf den Schluß des laufenden Versicherungsjahres oder innerhalb des Versicherungsjahres mit Frist von drei Monaten, auf den Monatsschluß, frühestens auf den Schluß des ersten Versicherungsjahres, ganz oder teilweise kündigen. Bei Teilkündigung darf die verbleibende Summe nicht unter 1000 DM sinken und muß durch 100 ohne Rest teilbar sein. (2) Die Kündigung ist schriftlich unmittelbar an die Gesellschaft zu richten; Versicherungsschein und Nachweis der letzten Prämienzahlung sind miteinzureichen. (3) Sind Prämien für mindestens drei Jahre gezahlt, so wird auf die gekündigte Versicherung eine Rückvergütung gewährt. Diese beträgt mindestens 95% des auf den Ablauf der Kündigungsfrist, frühestens auf den Schluß des 3. Versicherungsjahres, berechneten geschäftsplanmäßigen Deckungskapitals, vermehrt um einen Jahresgewinnanteil. § 7 Darlehen (Vorauszahlung) Sobald eine Versicherung nach § 6 Ziffer 3 rückkaufsfähig ist, kann die Gesellschaft gegen Verpfändung der Versicherungsansprüche und Hinterlegung des Versicherungsscheins ein verzinsliches Darlehen gewähren; ein Rechtsanspruch hierauf besteht nicht. Höchstgrenze des Darlehens ist der Rückkaufwert der Versicherung abzüglich eines Jahreszinses und der Gefahrprämie des folgenden Versicherungsjahres. Der Zinssatz wird von der Gesellschaft nach Lage des Kapitalmarktes festgesetzt. Der Darlehensnehmer kann das Darlehen einschließlich Zinsen jederzeit ganz oder teilweise zurückzahlen. Werden die Darlehenszinsen nicht rechtzeitig gezahlt, so findet § 4 entsprechende Anwendung; das gekündigte Darlehen nebst Zinsen und Kosten wird von der Gesellschaft am Rückkaufswert der Versicherung abgezogen und die Versicherungssumme entsprechend herabgesetzt. Sinkt sie dadurch unter 1000 DM, so erfolgt Rückvergütung. 12

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Anm. A 3

ALB a. F. § 8 Verletzung der Anzeigepflicht

(1) Hat der Versicherungsnehmer oder der Versicherte bei Abschluß, Änderung oder Wiederherstellung der Versicherung einen ihm bekannten Umstand, der für die Übernahme der Gefahr erheblich ist, verschwiegen oder falsch angegeben, so ist die Gesellschaft berechtigt, innerhalb eines Monats, nachdem sie von der Verletzung der Anzeigepflicht Kenntnis erlangt hat, von dem Vertrag zurückzutreten. Als erheblich gelten im Zweifel alle Umstände, nach denen die Versicherungsgesellschaft ausdrücklich und schriftlich gefragt hat. Waren die Gefahrenumstände an Hand schriftlicher von der Gesellschaft gestellter Fragen anzuzeigen, so kann die Gesellschaft wegen unterbliebener Anzeige eines Umstandes, nach welchem nicht gefragt worden ist, nur im Falle arglistiger Verschweigung zurücktreten. (2) Der Rücktritt ist ausgeschlossen, a) wenn die Gesellschaft den verschwiegenen Umstand kannte; Kenntnis eines Vermittlers der Versicherung steht der Kenntnis der Gesellschaft nicht gleich; b) wenn weder den Versicherungsnehmer noch den Versichertenein Verschulden trifft; c) wenn der Versicherte gestorben ist und der verschwiegene oder falsch angegebene Umstand keinen Einfluß auf den Eintritt des Versicherungsfalles gehabt hat; d) wenn seit Anschluß, Änderung oder Wiederherstellung der Versicherung drei Jahre verstrichen sind. Daß einer dieser Umstände vorliegt, hat derjenige zu beweisen, der die Berechtigung des Rücktritts bestreitet. (3) Das Recht der Gesellschaft, die Versicherung wegen arglistiger Täuschung anzufechten, bleibt unberührt. (4) Bei Rücktritt oder Anfechtung hat die Gesellschaft lediglich Rückvergütung nach § 6 Abs. 3 zu gewähren. Die Prämie gebührt ihr in diesen Fällen nur bis zum Schluß des Versicherungsjahres, in dem sie von der Verletzung der Anzeigepflicht oder von den Anfechtungsgründen Kenntnis erlangt hat. § 9 Kriegsversicherung Die Deckung der Kriegsgefahr richtet sich nach den von der Aufsichtsbehörde bei Bedarf zu erlassenden allgemein gültigen Vorschriften. § 10 Selbstmord Bei Selbstmord des Versicherten zahlt die Gesellschaft die volle Versicherungssumme, wenn beim Ableben seit Einlösung des Versicherungsscheins oder seit Wiederherstellung einer erloschenen Versicherung 5 Jahre verstrichen sind oder wenn nachgewiesen wird, daß die Tat in einem die freie Willensbestimmung ausschließenden Zustand krankhafter Störung der Geistestätigkeit oder unter dem Druck schwerer körperlicher Leiden begangen worden ist. Andernfalls ist ein etwa vorhandenes Deckungskapital zu erstatten. § 11 Leistung der Gesellschaft (1) Wer eine Leistung aus dem Versicherungsverhältnis verlangt, hat vorzulegen: a) den Versicherungsschein oder den Hinterlegungsschein und den Nachweis der letzten Prämienzahlung; b) ein amtliches Zeugnis über den Tag der Geburt des Versicherten. (2) Der Tod des Versicherten ist der Gesellschaft unverzüglich anzuzeigen. Außer den obigen Nachweisen sind dann einzureichen: a) eine amtliche, Alter und Geburtsort enthaltende Sterbeurkunde; Winter

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Anm. A 3

Α. Rechtsquellen der LebensV. I. Bedingungstexte

b) ein ausführliches Zeugnis des Arztes, der den Verstorbenen zuletzt behandelt hat oder, wenn eine solche Behandlung nicht stattgefunden hat, ein anderes ärztliches oder amtliches Zeugnis. Die Zeugnisse müssen die Todesursache sowie den Beginn und Verlauf der tödlichen Krankheit des Versicherten oder die näheren Umstände des Todes angeben. (3) Die Gesellschaft kann etwa notwendige weitere Nachweisungen verlangen oder selbst Erhebungen anstellen. Die Erhebungen dürfen sich jedoch nur auf die Zeit vor der Antragstellung, die nächsten 3 Jahre nach der Antragstellung und das Jahr vor dem Tod erstrecken. Die Gesellschaft kann für die erforderlichen Nachweise und die Empfangsbescheinigung über die Leistung der Gesellschaft beglaubigte Unterschrift fordern. (4) Die durch die vorstehenden Bestimmungen entstehenden Kosten hat der zu tragen, welcher den Anspruch gegen die Gesellschaft geltend macht. Erhebungen und Nachweisungen, die zur Klärung der Todesursache, des Beginns und Verlaufs der tödlichen Krankheit des Versicherten und der näheren Umstände des Todes nicht erforderlich waren, gehen zu Lasten der Gesellschaft. § 12 Erfüllung (1) Erfüllungsort für beide Teile sind die Geschäftsräume des Vorstandes der Gesellschaft in (2) Leistungen der Gesellschaft werden auf Antrag dem Empfangberechtigten auf seine Kosten übersandt. Die Art der Übermittlung bestimmt die Gesellschaft. (3) Die fällige Versicherungssumme ist nach Ablauf eines Monats seit Eingang der sämtlichen in § 11 Z i f f . 1 und 2 bezeichneten erforderlichen Unterlagen beim Vorstand der Gesellschaft zu verzinsen; der Zinssatz beträgt 1% unter Reichsbankdiskont, mindestens aber 4% und höchstens 6% für das Jahr. §13

Inhaberklausel

Die Gesellschaft darf den Inhaber des Versicherungsscheins (oder des von ihr erteilten Hinterlegungsscheins) als berechtigt ansehen, über alle Ansprüche aus dem Versicherungsvertrag zu verfügen, insbesondere die Leistung der Gesellschaft in Empfang zu nehmen; sie kann aber den Nachweis der Verfügungs- oder Empfangsberechtigung verlangen. §14

Willenserklärungen

(1) Eine Willenserklärung, welche die Gesellschaft in eingeschriebenem Brief an den Versicherungsnehmer unter seiner letzten ihrem Vorstand bekannten Anschrift abgesandt hat, gilt als in dem Zeitpunkt zugegangen, in welchem der Versicherungsnehmer im Falle seiner Anwesenheit am Ort der Anschrift von dem Inhalt der Erklärung hätte Kenntnis nehmen können. (2) Nimmt der Versicherungsnehmer seinen Aufenthalt außerhalb des geschäftsplanmäßigen Geschäftsgebietes der Gesellschaft, so hat er der Gesellschaft einen Zustellungsbevollmächtigten innerhalb dieses Geschäftsgebietes zu benennen. Solange ein solcher nicht vorhanden ist, kann die Gesellschaft nach Abs. 1 Erklärungen an die letzte ihrem Vorstand bekannte Anschrift innerhalb ihres Geschäftsgebietes rechtswirksam abgeben. (3) Alle Willenserklärungen und Anzeigen, die bei Abschluß des Vertrags oder später der Gesellschaft gegenüber abgegeben werden, brauchen von ihr nur dann als rechtswirksam angesehen zu werden, wenn sie dem Vorstand der Gesellschaft schriftlich zugegangen sind. 14

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ALB a. F.

Anm. A 3 § 15 Rechte dritter Personen

(1) Hat der Versicherungsnehmer eine dritte Person als bezugsberechtigt bezeichnet, so erwirbt diese ein Recht auf die Leistung, falls nichts anderes vereinbart ist, erst mit dem Ableben des Versicherten. Bis dahin kann der Versicherungsnehmer über die Versicherung frei verfügen; er darf die Bezeichnung widerrufen oder ändern. Er kann auch bestimmen, daß der Bezugsberechtigte das Recht auf die Versicherungsleistungen sofort erwerben soll; in diesem Falle ist ein Widerruf oder eine Änderung nur mit Zustimmung des Bezugsberechtigten möglich. (2) Verpfändungen und Abtretungen der Ansprüche aus der Versicherung sind der Gesellschaft gegenüber nur dann wirksam, wenn sie der bisherige Verfügungsberechtigte dem Vorstand schriftlich angezeigt hat. Bei Abtretungen kann statt der Anzeige die Abtretungsurkunde vorgelegt werden. (3) Die Gesellschaft kann den Rücktritt oder die Anfechtung des Versicherungsvertrags auch dritten Berechtigten gegenüber geltend machen. (4) Ist der Versicherungsnehmer im Konkurs oder wird der Versicherungsanspruch mit Arrest belegt oder gepfändet, so können der namentlich bezeichnete Bezugsberechtigte oder, wenn ein solcher nicht oder nicht namentlich bezeichnet ist, der Ehegatte und die Kinder des Versicherungsnehmers mit seiner Zustimmung der Unternehmung anzeigen, daß sie an Stelle des Versicherungsnehmers in den Versicherungsvertrag eintreten. In diesem Falle sind die Forderungen der betreibenden Gläubiger oder der Konkursmasse bis zur Höhe des Rückkaufswertes zu befriedigen. Die Anzeige muß innerhalb eines Monats erfolgen, nachdem der Eintrittsberechtigte von der Pfändung Kenntnis erlangt hat oder der Konkurs eröffnet worden ist. § 16 Öffentliche Abgaben und Gebühren (1) Alle öffentlichen Abgaben, die für die Versicherung erhoben werden, sind der Gesellschaft zu erstatten. (2) Auch ist die Gesellschaft berechtigt, für besondere Bemühungen, wie nachträgliche Eintragung oder Änderung von Begünstigungsvermerken, Verpfändungsvormerkungen, Abtretungserklärungen, Änderungen des Inhalts des Versicherungsscheins, Ausstellung von Ersatzurkunden usw., neben dem Ersatz der Postgebühren eine Geschäftsgebühr von DM zu erheben und deren Vorauszahlung zu verlangen. Für Abschriften sind die ortsüblichen Sätze zu zahlen. §17

Verlust des Versicherungsscheins

(1) Ist ein Versicherungsschein (oder ein Hinterlegungsschein) vernichtet oder abhanden gekommen, so stellt die Gesellschaft auf Antrag eine Ersatzurkunde aus, nachdem entweder die Urkunde gerichtlich für kraftlos erklärt oder der Verlust genügend glaubhaft gemacht ist; im letzteren Falle kann die Gesellschaft verlangen, daß die Urkunde in einem oder mehreren von ihr bezeichneten Blättern aufgerufen wird. (2) Die Kosten hat der Antragsteller zu tragen und auf Verlangen vorzuschießen. § 18 Klage, Gerichtsstand, Verjährung (1) Lehnt die Gesellschaft eine Leistung ab, so wird sie von ihrer Verpflichtung frei, wenn nicht der Berechtigte binnen 6 Monate seinen Anspruch gerichtlich geltend macht. Die Frist beginnt zu laufen, sobald die Gesellschaft die Leistung schriftlich abgelehnt und dabei auf die Rechtsfolgen der Fristversäumnis hingewiesen hat. Winter

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Anm. A 4

Α. Rechtsquellen der LebensV. I. Bedingungstexte

(2) Hat ein Versicherungsagent den Vertrag vermittelt, so ist für Klagen, die aus dem Versicherungsverhältnis gegen die Gesellschaft erhoben werden, auch das Gericht des Orts zuständig, wo der Agent zur Zeit der Vermittlung seine gewerbliche Niederlassung oder in Ermangelung einer solchen seinen Wohnsitz hatte. (3) Die Ansprüche aus der Versicherung verjähren in 5 Jahren. Die Verjährung beginnt mit dem Schluß des Jahres, in dem die Leistung verlangt werden kann. § 19 Gewinnbeteiligung Die Versicherung ist nach Maßgabe desjeweiligen von der Aufsichtsbehörde Geschäftsplans am Überschuß der Gesellschaft beteiligt.

genehmigten

[A4] 3. Musterbedingungen für die Großlebensversicherung (ALB) (VerBAV 1981 S. 118) § 1 Beginn des Versicherungsschutzes Der Versicherungsschutz beginnt mit der Zahlung des Einlösungsbeitrags (erster Beitrag oder Einmalbeitrag) nebst Gebühren und etwaigen öffentlichen Abgaben, jedoch nicht vor Abschluß des Versicherungsvertrages und nicht vor dem im Versicherungsschein angegebenen Beginn der Versicherung. § 2 Beiträge (1) Der Versicherungsnehmer zahlt einen Einmalbeitrag oder Jahresbeiträge. Jahresbeiträge werden zu Beginn eines jeden Versicherungsjahres fällig; sie können mit Zustimmung des Versicherers gegen ein Aufgeld auch in Raten gezahlt werden. Sind bei Eintritt des Versicherungsfalls Raten des laufenden Jahresbeitrags noch nicht bezahlt, so werden sie von der Leistung des Versicherers abgezogen. (2) Der Einlösungsbeitrag nebst Gebühren und etwaigen öffentlichen Abgaben ist sofort nach Abschluß des Vertrages gegen Aushändigung des Versicherungsscheins zu zahlen. Folgebeiträge sind innerhalb eines Monats oder, wenn monatliche Ratenzahlung vereinbart ist, innerhalb von zwei Wochen vom Fälligkeitstage an kostenfrei an den Versicherer oder an den Vertreter zu zahlen, der sich im Besitz der von dem Versicherer ausgefertigten Beitragsrechnung befindet. Beiträge können nur durch schriftliche Erklärung des Versicherers gestundet werden. Anmerkung: Z i f f . 1 Satz 3 entfällt, wenn die Beiträge tariflich nur bis zum Ende des am Todestag laufenden Beitragszahlungsabschnitts zu zahlen sind. Bei Tarifen, bei denen die Versicherungsperiode mit dem Beitragszahlungsabschnitt übereinstimmt, lautet Z i f f . 1 wie folgt: „Der Versicherungsnehmer zahlt einen Einmalbeitrag oder für jede Versicherungsperiode einen laufenden Beitrag. Der laufende Beitrag ist jeweils zu Beginn jeder Versicherungsperiode fällig. Versicherungsperiode ist entsprechend der vereinbarten Beitragszahlungsweise ein Monat, ein Vierteljahr, ein Halbjahr oder ein Jahr." Ferner treten dann in Z i f f . 2 Satz 2 an die Stelle der Worte „wenn monatliche Ratenzahlung vereinbart ist" die Worte „wenn Monatsbeiträge vereinbart sind".

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Aiim. A 4

ALB § 3 Zahlungsverzug

(1) Wird der Einlösungsbeitrag nebst Gebühren und etwaigen öffentlichen Abgaben nicht rechtzeitig gezahlt, so kann der Versicherer auch bei Vereinbarung von Ratenzahlungen sofort die Beiträge des ersten Versicherungsjahres nebst Gebühren und etwaigen öffentlichen Abgaben oder bei Vereinbarung eines Einmalbeitrages diesen nebst Gebühren und etwaigen Abgaben fordern. Er kann statt dessen, solange die Zahlung nicht bewirkt ist, vom Vertrag zurücktreten. Bei Rücktritt kann er neben den Kosten einer ärztlichen Untersuchung eine Gebühr von 10 v. H. der Beiträge des ersten Versicherungsjahres, bei Versicherungen gegen Einmalbeitrag von 3 v.H. des Einmalbeitrages fordern. Es gilt als Rücktritt, wenn der Anspruch auf den Einlösungsbeitrag nicht innerhalb von drei Monaten vom Fälligkeitstag an gerichtlich geltend gemacht wird. (2) Wird ein Folgebeitrag oder ein sonstiger aus dem Versicherungsverhältnis geschuldeter Betrag nicht rechtzeitig gezahlt, so setzt der Versicherer dem Versicherungsnehmer schriftlich unter Angabe der Rechtsfolgen weiterer Säumnis eine Zahlungsfrist; zu diesen Rechtsfolgen gehört der Verlust oder die Minderung des Versicherungsschutzes. Wird im ersten Versicherungsjahr ein Folgebeitrag nicht rechtzeitig gezahlt, so kann der Versicherer außerdem sofort die restlichen Beiträge des ersten Versicherungsjahres fordern. Anmerkung: Bei Tarifen, bei denen die Versicherungsperiode mit dem übereinstimmt, lautet Z i f f . 1 wie folgt:

Beitragszahlungsabschnitt

„ Wird der Einlösungsbeitrag nebst Gebühren und etwaigen öffentlichen Abgaben nicht rechtzeitig gezahlt, so kann der Versicherer, solange die Zahlung nicht bewirkt ist, vom Vertrag zurücktreten. Bei Rücktritt kann er neben den Kosten einer ärztlichen Untersuchung eine Gebühr von 10 v. H. der Beiträge des ersten Versicherungsjahres, bei Versicherungen gegen Einmalbeitrag von J v.H. des Einmalbeitrags fordern. Es gilt als Rücktritt, wenn der Anspruch auf den Einlösungsbeitrag nicht innerhalb von drei Monaten vom Fälligkeitstag an gerichtlich geltend gemacht wird." Z i f f . 2 Satz 2 entfällt dann. § 4 Kündigungsrecht des Versicherungsnehmers, Rückkaufswert*, beitragsfreie Versicherung (1) Der Versicherungsnehmer kann die Versicherung jederzeit auf den SchluB des laufenden Versicherungsjahres oder innerhalb des Versicherungsjahres mit Frist von einem Monat auf den Schluß eines jeden Ratenzahlungsabschnitts, frühestens auf den Schluß des ersten Versicherungsjahres, ganz oder teilweise schriftlich kündigen. Bei teilweiser Kündigung darf die verbleibende beitragspflichtige Versicherungssumme nicht unter den im Geschäftsplan festgelegten Mindesbetrag sinken. Sind die Beiträge für mindestens drei Jahre oder für mindestens Vio der Beitragszahlungsdauer gezahlt, so wird der nach dem Geschäftsplan des Versicherers berechnete Rückkaufswert* gewährt, soweit ein solcher geschäftsplanmäßig vorhanden ist. (2) Sind die Beiträge für mindestens drei Jahre oder für mindestens l / w der Beitragszahlungsdauer gezahlt, so kann der Versicherungsnehmer jederzeit schriftlich verlangen, daß die Versicherung zum Schluß des laufenden Versicherungsjahres oder * Begriffsbestimmungen s. die dem Versicherungsschein und beitragsfreien Versicherungssummen.

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beigefügte

Tabelle der

Rückkaufswerte

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Anm. A 4

Α. Rechtsquellen der LebensV. I. Bedingungstexte

innerhalb des Versicherungsjahres mit Frist von einem Monat auf den Schluß eines jeden Ratenzahlungsabschnitts gemäß dem Geschäftsplan des Versicherers ganz oder teilweise in eine beitragsfreie Versicherung mit herabgesetzter Versicherungssumme umgewandelt wird, falls die hierfür geschäftsplanmäßig vorgesehenen Mindestsummen nicht unterschritten werden. (3) Die Rückzahlung der Beiträge kann der Versicherungsnehmer nicht verlangen. Anmerkung: Bei Tarifen, bei denen die Versicherungsperiode mit dem Beitragszahlungsabschnitt übereinstimmt, lautet Z i f f . 1 Satz 1 wie folgt: „Der Versicherungsnehmer kann die Versicherung jederzeit auf den Schluß der laufenden Versicherungsperiode ganz oder teilweise schriftlich kündigen." Z i f f . 2 lautet dann wie folgt: „Sind die Beiträge für mindestens drei Jahre oder für mindestens V10 der Beitragszahlungsdauer gezahlt, so kann der Versicherungsnehmer jederzeit schriftlich verlangen, daß die Versicherung zum Schluß der laufenden Versicherungsperiode gemäß dem Geschäftsplan des Versicherers ganz oder teilweise in eine beitragsfreie Versicherung mit herabgesetzter Versicherungssumme umgewandelt wird, falls die hierfür geschäftsplanmäßig vorgesehenen Mindestsummen nicht unterschritten werden." § 5 Vorauszahlung (Darlehen) Der Versicherer kann bis zur Höhe des Rückkaufswertes* eine zu verzinsende Vorauszahlung (Darlehen) gewähren. Ein Rechtsanspruch besteht nicht. § 6 Verletzung der Anzeigepflicht (1) Hat der Versicherungsnehmer oder der Versicherte bei Abschluß, Änderung oder Wiederherstellung der Versicherung Umstände, die für die Übernahme der Gefahr erheblich sind, nicht oder nicht richtig angegeben, so kann der Versicherer binnen drei Jahren, bei Eintritt des Versicherungsfalles während der ersten drei Jahre auch nach Ablauf dieser Frist, jedoch nur innerhalb eines Monats, nachdem er von der Verletzung der Anzeigepflicht Kenntnis erhalten hat, vom Vertrag zurücktreten. Kenntnis eines Vermittlers steht der Kenntnis des Versicherers nicht gleich. Die Erklärung des Rücktritts ist mit einer Rechtsbelehrung zu verbinden. (2) Das Recht des Versicherers, die Versicherung wegen arglistiger Täuschung anzufechten, bleibt unberührt. Hat der Versicherte eine arglistige Täuschung verübt, so kann die Anfechtung dem Versicherungsnehmer gegenüber erklärt werden, auch wenn dieser die Verletzung der Anzeigepflicht nicht kannte. (3) Der Versicherer kann sich auf den Rücktritt oder die Anfechtung des Versicherungsvertrages auch dritten Berechtigten gegenüber berufen. § 7 Kriegsgefahr Beim Ableben des Versicherten im unmittelbaren oder mittelbaren Zusammenhang mit kriegerischen Ereignissen wird nur das vorhandene Deckungskapital* gezahlt, es sei denn, daß durch Gesetz oder Anordnung der Aufsichtsbehörde eine höhere Leistung vorgeschrieben ist.

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Anm. A 4

ALB § 8 Selbsttötung

Bei Selbsttötung des Versicherten bleibt die Leistungspflicht des Versicherers in voller Höhe bestehen, wenn beim Ableben seit Zahlung des Einlösungsbeitrags oder Wiederherstellung der Versicherung drei Jahre verstrichen sind oder wenn nachgewiesen wird, daß die Tat in einem die freie Willensbestimmung ausschließenden Zustand krankhafter Störung der Geistestätigkeit begangen worden ist. Andernfalls ist ein etwa vorhandenes Deckungskapital* auszuzahlen. § 9 Nachweis im Leistungsfall (1) Wer eine Leistung aus dem Vertrag beansprucht, hat den Versicherungsschein und den Nachweis der letzten Beitragszahlung einzureichen. (2) Der Tod des Versicherten ist dem Versicherer unverzüglich anzuzeigen. Außer den schon genannten Nachweisen sind einzureichen a) eine amtliche, Alter und Geburtsort enthaltende Sterbeurkunde, b) ein ausführliches ärztliches oder amtliches Zeugnis über die Todesursache sowie über Beginn und Verlauf der Krankheit, die zum Tode des Versicherten geführt hat. (3) Der Versicherer kann außerdem notwendige weitere Nachweise verlangen und erforderliche Erhebungen selbst anstellen. Der Versicherer wird die erforderlichen Erhebungen nur auf die Zeit vor der Antragsannahme, die nächsten drei Jahre nach der Antragsannahme und das Jahr vor dem Tode erstrecken. (4) Wer den Anspruch gegen den Versicherer geltend macht, hat die durch die Nachweise im Leistungsfall entstehenden Kosten zu tragen. § 10 Leistungsort (1) Leistungsort für die Entrichtung des Beitrages ist der jeweilige Wohnsitz des Versicherungsnehmers; der Versicherungsnehmer hat jedoch auf seine Gefahr und Kosten den Beitrag dem Versicherer zu übermitteln. (2) Hat der Versicherungsnehmer die Versicherung in seinem Gewerbebetrieb genommen, so tritt, wenn er seine gewerbliche Niederlassung an einem anderen Ort hat, der Ort der Niederlassung an die Stelle des Wohnsitzes. (3) Auf Antrag werden Versicherungsleistungen dem Empfangsberechtigten auf seine Kosten übersandt; die Gefahr bei einer Überweisung in das Ausland trägt der Empfangsberechtigte. § 11 Inhaberklausel (1) Der Versicherer kann den Inhaber des Versicherungsscheines als verfügungsinsbesondere empfangsberechtigt ansehen. Er hat das Recht, den Nachweis der Berechtigung zu verlangen. Nach dem Tode des Versicherungsnehmers kann der Versicherer, sofern nicht ein vom Versicherungsnehmer namentlich bezeichneter Zustellungsbevollmächtigter vorhanden ist, den Bezugsberechtigten und, falls ein solcher nicht vorhanden oder sein Aufenthalt nicht feststellbar ist, den Inhaber des Versicherungsscheines als bevollmächtigt zum Empfang von Willenserklärungen, welche die Gültigkeit des Vertrages zum Gegenstand haben, ansehen. (2) § 13 Ziff. 3 bleibt unberührt. * Begriffsbestimmung s. die dem Versicherungsschein beitragsfreien Versicherungssummen.

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beigefügte Tabelle der Rückkaufswerte

und

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Anm. A 5

Α . Rechtsquellen der LebensV. I. Bedingungstexte § 12 Willenserklärungen und Anschriftenänderungen

(1) Willenserklärungen und Anzeigen, die das Versicherungsverhältnis betreffen, bedürfen der Schriftform, auch soweit dies nicht ausdrücklich bestimmt ist. Sie werden wirksam, sobald sie dem Versicherer zugegangen sind. Versicherungsvertreter sind zu ihrer Entgegennahme nicht bevollmächtigt.

[A 5] 3 a. Allgemeine Bedingungen für die kapitalbildende Lebensversicherung (leichter verständliche Fassung der Musterbedingungen für die Großlebensversicherung)* (VerBAV 1983 S. 271, geändert V e r B A V 1984 S. 435)

Sehr geehrter Kunde! Als Versicherungsnehmer sind Sie unser Vertragspartner; für unser Vertragsverhältnis gelten die nachfolgenden Bedingungen. § 1 Wann beginnt Ihr Versicherungsschutz? Ihr Versicherungsschutz beginnt, wenn Sie den ersten oder einmaligen Beitrag (Einlösungsbeitrag) gezahlt und wir die Annahme Ihres Antrages schriftlich oder durch Aushändigung des Versicherungsscheines bestätigt haben. Vor dem im Versicherungsschein angegebenen Beginn der Versicherung besteht jedoch noch kein Versicherungsschutz. § 2 Was haben Sie bei der Beitragszahlung zu beachten? (1) Die Beiträge zu Ihrer Lebensversicherung können Sie je nach Vereinbarung in einem einzigen Betrag (Einmalbeitrag) oder durch jährliche Beitragszahlungen (Jahresbeiträge) entrichten. Die Jahresbeiträge werden zu Beginn eines jeden Versicherungsjahres fällig. (2) Nach Vereinbarung können Sie Jahresbeiträge auch in halbjährlichen, vierteljährlichen oder monatlichen Raten zahlen; hierfür werden Ratenzuschläge erhoben. (3) Bei Fälligkeit der Versicherungsleistung werden wir alle noch nicht gezahlten Raten des laufenden Versicherungsjahres und etwaige Beitragsrückstände verrechnen. (4) Der erste oder einmalige Beitrag wird 'sofort nach AbschluB des Versicherungsvertrages fällig. Alle weiteren Beiträge (Folgebeiträge) sind innerhalb eines Monats, bei monatlicher Zahlungsweise innerhalb von zwei Wochen, jeweils ab Fälligkeitstag, an uns zu zahlen. Die Zahlung kann auch an unseren Vertreter erfolgen, sofern dieser Ihnen eine von uns ausgestellte Beitragsrechnung vorlegt. (5) Für eine Stundung der Beiträge ist eine schriftliche Vereinbarung mit uns erforderlich. Anmerkung: Wenn die Beiträge tariflich nur bis zum Ende des am Todestag laufenden Beitragszahlungsabschnitts zu zahlen sind, lautet Absatz 3 wie folgt: „Bei Fälligkeit der Versicherungsleistung werden wir etwaige Beitragsrückstände verrechnen." Bei Tarifen, bei denen die Versicherungsperiode mit dem Beitragszahlungsabschnitt stimmt, lautet § 2 wie folgt: „ Was haben Sie bei der Beitragszahlung zu beachten?

überein-

* Die Bedingungen sind inhaltlich identisch mit den Musterbedingungen für die Großlebensversicherung.

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Kapitalbildende LebensV - Allg Bed

Anm. A 5

(1) Die Beiträge zu Ihrer Lebensversicherung können Sie je nach Vereinbarung in einem einzigen Betrag (Einmalbeitrag) oder durch laufende Beiträge für jede Versicherungsperiode entrichten. Versicherungsperiode kann je nach Vereinbarung ein Monat, ein Vierteljahr, ein halbes Jahr oder ein Jahr sein. Die laufenden Beiträge werden zu Beginn der vereinbarten Versicherungsperiode fällig. (2) Bei Fälligkeit verrechnen.

der Versicherungsleistung

werden wir etwaige

Beitragsrückstände

(3) Der erste oder einmalige Beitrag wird sofort nach Abschluß des ges fällig. Alle weiteren Beiträge (Folgebeiträge) sind innerhalb monatlicher Versicherungsperiode innerhalb von zwei Wochen, jeweils uns zu zahlen. Die Zahlung kann auch an unseren Vertreter erfolgen, eine von uns ausgestellte Beitragsrechnung vorlegt.

Versicherungsvertraeines Monats, bei ab Fälligkeitstag an sofern dieser Ihnen

(4) Für eine Stundung der Beiträge ist eine schriftliche Vereinbarung mit uns erforderlich."

§ 3 Was geschieht, wenn Sie einen Beitrag nicht rechtzeitig zahlen? Einlösungsbeitrag (1) Wenn Sie einen Einlösungsbeitrag nicht rechtzeitig zahlen, so können wir die Beiträge des ersten Versicherungsjahres auch bei Vereinbarung von Ratenzahlungen oder bei Vereinbarung eines Einmalbeitrages diesen sofort verlangen. Statt dessen können wir auch vom Versicherungsvertrag zurücktreten. Es gilt als Rücktritt, wenn wir unseren Anspruch auf den Einlösungsbeitrag nicht innerhalb von drei Monaten vom Fälligkeitstag an gerichtlich geltend machen. Bei einem Rücktritt können wir von Ihnen neben den Kosten einer ärztlichen Untersuchung eine besondere Gebühr für die Bearbeitung Ihres Vertrages verlangen. Diese Gebühr beläuft sich auf 10% der Beiträge des ersten Versicherungsjahres bzw. auf 3% des Einmalbeitrags. Folgebeitrag (2) Wenn Sie einen Folgebeitrag oder einen sonstigen Betrag, den Sie aus dem Versicherungsverhältnis schulden, nicht rechtzeitig zahlen, so erhalten Sie von uns eine schriftliche Mahnung. Begleichen Sie den Rückstand nicht innerhalb der in der Mahnung gesetzten Frist, so entfällt oder vermindert sich damit Ihr Versicherungsschutz. Auf diese Rechtsfolgen werden wir Sie in der Mahnung ausdrücklich hinweisen. (3) Zahlen Sie schon im ersten Versicherungsjahr einen Folgebeitrag nicht rechtzeitig, so werden außerdem die noch ausstehenden Raten des ersten Jahresbeitrages sofort fällig. Anmerkung: Bei Tarifen, bei denen die Versicherungsperiode mit dem Beitragszahlungsabschnitt stimmt, lautet § 3 wie folgt:

überein-

„ Was geschieht, wenn Sie einen Beitrag nicht rechtzeitig zahlen? Einlösungsbeitrag (1) Wenn Sie einen Einlösungsbeitrag nicht rechtzeitig zahlen, so können wir vom Vertrag zurücktreten. Es gilt als Rücktritt, wenn wir unseren Anspruch auf den Einlösungsbeitrag nicht innerhalb von drei Monaten vom Fälligkeitstag an gerichtlich geltend machen. Bei einem Rücktritt können wir von Ihnen neben den Kosten einer ärztlichen Untersuchung eine besondere Gebühr für die Bearbeitung Ihres Vertrages verlangen. Diese Gebühr beläuft sich auf 10% der Beiträge des ersten Versicherungsjahres bzw. auf 3% des Einmalbeitrages. Folgebeitrag (2) Wenn Sie einen Folgebeitrag oder einen sonstigen Betrag, den Sie aus dem Versicherungsverhältnis schulden, nicht rechtzeitig zahlen, so erhalten Sie von uns eine schriftliche Mahnung. Begleichen Sie den Rückstand nicht innerhalb der in der Mahnung gesetzten Frist, so entfällt oder vermindert sich damit Ihr Versicherungsschutz. Auf diese Rechtsfolgen werden wir Sie in der Mahnung ausdrücklich hinweisen."

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§ 4 Wann können Sie die Versicherung kündigen oder beitragsfrei stellen? Kündigung und Auszahlung des Rückkaufswertes* (1) Sie können Ihre Versicherung ganz oder teilweise schriftlich kündigen — jederzeit zum Schluß des laufenden Versicherungsjahres — bei Vereinbarung von Ratenzahlungen auch innerhalb des Versicherungsjahres mit Frist von einem Monat zum SchluB eines jeden Ratenzahlungsabschnitts, frühestens jedoch zum SchluB des ersten Versicherungsjahres. (2) Kündigen Sie Ihre Versicherung nur teilweise, so darf die verbleibende beitragspflichtige Versicherungssumme nicht unter den Mindestbetrag sinken, der in unserem aufsichtsbehördlich genehmigten Geschäftsplan festgelegt ist. (3) Nach Kündigung erhalten Sie — soweit vorhanden — den nach unserem Geschäftsplan berechneten Rückkaufswert, wenn Sie die Beiträge für mindestens drei Jahre oder für mindestens V i o der Beitragszahlungsdauer gezahlt haben. (4) Der Rückkaufswert entspricht nicht der Summe der von Ihnen eingezahlten Beiträge, sondern dem Deckungskapital abzüglich eines in unserem Geschäftsplan festgelegten Abschlags. Umwandlung in eine beitragsfreie Versicherung (5) Anstelle einer Kündigung nach Abs. 1 können Sie unter Beachtung der dort genannten Termine und Fristen schriftlich verlangen, ganz oder teilweise von Ihrer Beitragszahlungspflicht befreit zu werden. In diesem Falle wird die Versicherungssumme entsprechend unserem Geschäftsplan herabgesetzt. Voraussetzung für die Fortführung der Versicherung unter Befreiung von der Beitragspflicht ist allerdings, daß Sie die Beiträge für mindestens drei Jahre oder für mindestens '/ 10 der Beitragszahlungsdauer gezahlt haben und die herabgesetzte Versicherungssumme die geschäftsplanmäßig vorgesehene Mindestsumme nicht unterschreitet. Beitragsrückzahlung (6) Die Rückzahlung der Beiträge können Sie nicht verlangen. Anmerkung: Bei Tarifen, bei denen die Versicherungsperiode mit dem Beitragszahlungsabschnitt übereinstimmt, lautet § 4 wie folgt: „ Wann können Sie die Versicherung kündigen oder beitragsfrei stellen? Kündigung und Auszahlung des Rückkaufswertes* ( Í ) Sie können Ihre Versicherung jederzeit zum Schluß der Versicherungsperiode ganz oder teilweise schriftlich kündigen. (2) Kündigen Sie Ihre Versicherung nur teilweise, so darf die verbleibende beitragspflichtige Versicherungssumme nicht unter den Mindestbetrag sinken, der in unserem aufsichtsbehördlich genehmigten Geschäftsplan festgelegt ist. (3) Nach Kündigung erhalten Sie — soweit vorhanden — den nach unserem Geschäftsplan berechneten Rückkaufswert, wenn Sie die Beiträge für mindestens drei Jahre oder für mindestens V10 der Beitragszahlungsdauer gezahlt haben. (4) Der Rückkaufswert entspricht nicht der Summe der von Ihnen eingezahlten Beiträge, sondern dem Deckungskapital abzüglich eines in unserem Geschäftsplan festgelegten Abschlags. Umwandlung in eine beitragsfreie Versicherung (5) Anstelle einer Kündigung nach Abs. 1 können Sie zum dort genannten Termin schriftlich verlangen, ganz oder teilweise von Ihrer Beitragszahlungspflicht befreit zu werden. In diesem Fall wird die Versicherungssumme entsprechend unserem Geschäftsplan herabgesetzt. Voraussetzung für die Fortführung der Versicherung unter Befreiung von der

* Begriffsbestimmung s. die dem Versicherungsschein beigefügte Tabelle des und beitragsfreien Versicherungssummen.

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Rückkaufswertes

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Kapitalbildende LebensV — Allg Bed

Beitragspflicht ist allerdings, daß Sie die Beiträge fir mindestens drei Jahre oder fir mindestens V10 der Beitragszahlungsdauer gezahlt haben und die herabgesetzte Versicherungssumme die geschäftsplanmäßig vorgesehene Mindestsumme nicht unterschreitet. Beitragsrückzahlung (6) Die Rückzahlung der Beiträge können Sie nicht verlangen." § 5 Sie wollen eine Vorauszahlung? (1) Wir können Ihnen bis zur Höhe des Rückkaufswertes (vgl. § 4 Abs. 3) eine zu verzinsende Vorauszahlung auf die Versicherungsleistung gewähren. Ein Rechtsanspruch hierauf besteht jedoch nicht. (2) Eine Vorauszahlung werden wir mit der fälligen Versicherungsleistung sowie im Falle der Umwandlung in eine beitragsfreie Versicherung verrechnen; vorher werden wir sie nicht zurückfordern. Sie hingegen können den Vorauszahlungsbetrag jederzeit zurückzahlen. § 6 Was bedeutet die vorvertragliche Anzeigepflicht? (1) Wir übernehmen den Versicherungsschutz im Vertrauen darauf, daß Sie alle in Verbindung mit dem Versicherungsantrag gestellten Fragen wahrheitsgemäß und vollständig beantwortet haben (vorvertragliche Anzeigepflicht). Das gilt insbesondere für die Fragen nach gegenwärtigen oder früheren Erkrankungen, gesundheitlichen Störungen und Beschwerden. (2) Soll das Leben einer anderen Person versichert werden, ist auch diese — neben Ihnen — für die wahrheitsgemäße und vollständige Beantwortung der Fragen verantwortlich. (3) Wenn Umstände, die für die Übernahme des Versicherungsschutzes Bedeutung haben, von Ihnen oder der versicherten Person (vgl. Abs. 2) nicht oder nicht richtig angegeben worden sind, können wir binnen drei Jahren seit Vertragsschluß vom Vertrag zurücktreten, bei Eintritt des Versicherungsfalles während der ersten drei Jahre auch noch nach Ablauf dieser Frist. Den Rücktritt können wir aber nur innerhalb eines Monats erklären, nachdem wir von der Verletzung der Anzeigepflicht Kenntnis erhalten haben. Die Kenntnis eines Vermittlers steht unserer Kenntnis nicht gleich. Wenn uns nachgewiesen wird, daß die falschen oder unvollständigen Angaben nicht schuldhaft gemacht worden sind, wird unser Rücktritt gegenstandslos. Haben wir den Rücktritt nach Eintritt des Versicherungsfalles erklärt, bleibt unsere Leistungspflicht bestehen, wenn die verschwiegenen Umstände nachweislich keinen Einfluß auf den Eintritt des Versicherungsfalles oder den Umfang unserer Leistung gehabt haben. (4) Wir können den Versicherungsvertrag auch anfechten, falls durch unrichtige oder unvollständige Angaben bewußt und gewollt auf unsere Annahmeentscheidung Einfluß genommen worden ist. Handelt es sich um Angaben der versicherten Person, so können wir Ihnen gegenüber die Anfechtung erklären, auch wenn Sie von der Verletzung der vorvertraglichen Anzeigepflicht keine Kenntnis hatten. (5) Die Absätze 1 bis 4 gelten auch für Angaben, die bei einem Antrag auf Änderung oder Wiederherstellung der Versicherung zu machen sind. (6) Sofern Sie uns keine andere Person als Bevollmächtigten benannt haben, gilt nach Ihrem Ableben ein Bezugsberechtigter als bevollmächtigt, eine Rücktritts- oder Anfechtungserklärung entgegenzunehmen. Ist auch ein Bezugsberechtigter nicht vorhanden oder kann sein Aufenthalt nicht ermittelt werden, so können wir den Inhaber des Versicherungsscheins zur Entgegennahme der Erklärung als bevollmächtigt ansehen. § 7 Was gilt bei Wehrdienst, Unruhen oder Krieg? (1) Grundsätzlich besteht unsere Leistungspflicht unabhängig davon, auf welcher Ursache der Versicherungsfall beruht. Wir gewähren Versicherungsschutz insbesondere auch dann, wenn der Versicherte in Ausübung des Wehr- oder Polizeidienstes oder bei inneren Unruhen den Tod gefunden hat. (2) Bei Ableben des Versicherten in unmittelbarem oder mittelbarem Zusammenhang mit kriegerischen Ereignissen beschränkt sich unsere Leistungspflicht allerdings auf die Auszahlung Winter

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Α. Rechtsquellen der LebensV. I. Bedingungstexte

des für den Todestag berechneten Deckungskapitals*, es sei denn, Gesetze oder Anordnungen der Aufsichtsbehörde sehen eine höhere Leistung vor. § 8 Was gilt bei Selbsttötung des Versicherten? (1) Bei Selbsttötung vor Ablauf von drei Jahren seit Zahlung des Einlösungsbeitrages oder seit Wiederherstellung der Versicherung besteht Versicherungsschutz nur dann, wenn uns nachgewiesen wird, daB die Tat in einem die freie Willensbestimmung ausschließenden Zustand krankhafter Störung der Geistestätigkeit begangen worden ist. Andernfalls zahlen wir ein etwa vorhandenes Deckungskapital* aus. (2) Bei Selbsttötung nach Ablauf der Dreijahresfrist bleiben wir zur Leistung verpflichtet. § 9 Was ist bei Fälligkeit der Versicherungsleistung zu beachten? (1) Leistungen aus dem Versicherungsvertrag erbringen wir gegen Vorlage des Versicherungsscheins. Zusätzlich können wir auch den Nachweis der letzten Beitragszahlung verlangen. (2) Der Tod des Versicherten ist uns unverzüglich anzuzeigen. AuBer den in Abs. 1 genannten Unterlagen sind uns einzureichen — eine amtliche, Alter und Geburtsort enthaltende Sterbeurkunde, — ein ausführliches ärztliches oder amtliches Zeugnis über die Todesursache sowie über Beginn und Verlauf der Krankheit, die zum Tode des Versicherten geführt hat. (3) Zur Klärung unserer Leistungspflicht können wir notwendige weitere Nachweise verlangen und erforderliche Erhebungen selbst anstellen. Wir werden die erforderlichen Erhebungen nur auf die Zeit vor der Antragsannahme, die nächsten drei Jahre danach und das Jahr vor dem Tode des Versicherten erstrecken. (4) Die mit den Nachweisen verbundenen Kosten trägt derjenige, der die Versicherungsleistung beansprucht. § 10 Wo sind die vertraglichen Verpflichtungen zu erfüllen? (1) Unsere Leistungen überweisen wir dem Empfangsberechtigten auf seine Kosten. Bei Überweisungen in das Ausland trägt der Empfangsberechtigte auch die damit verbundene Gefahr. (2) Die Übermittlung Ihrer Beiträge erfolgt auf Ihre Gefahr und Ihre Kosten. Für die Rechtzeitigkeit der Beitragszahlung genügt es, wenn Sie fristgerecht (vgl. §§ 2 Abs. 4 und 3 Abs. 2) alles getan haben, damit der Beitrag bei uns eingeht. Anmerkung: Bei Tarifen, bei denen die Versicherungsperiode mit dem Beitragszahlungsabschnitt stimmt, ist in Absatz 2 Satz 2 auf §§ 2 Abs. 3 und 3 Abs. 2 zu verweisen.

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§ 11 Welche Bedeutung hat der Versicherungsschein? (1) Den Inhaber des Versicherungsscheins können wir als berechtigt ansehen, über die Rechte aus dem Versicherungsvertrag zu verfügen, insbesondere Leistungen in Empfang zu nehmen. Wir können aber verlangen, daB uns der Inhaber des Versicherungsscheins seine Berechtigung nachweist. (2) In den Fällen des § 13 Abs. 4 brauchen wir den Nachweis der Berechtigung nur dann anzuerkennen, wenn uns die schriftliche Anzeige des bisherigen Berechtigten vorliegt. § 12 Was gilt für Mitteilungen, die sich auf das Versicherungsverhältnis beziehen? (1) Mitteilungen, die das Versicherungsverhältnis betreffen, müssen stets schriftlich erfolgen. Für uns bestimmte Mitteilungen werden wirksam, sobald sie uns zugegangen sind. Versicherungsvertreter sind zu ihrer Entgegennahme nicht bevollmächtigt.

* Begriffsbestimmung siehe die dem Versicherungsschein beigefügte Tabelle der und beitragsfreien Versicherungssummen.

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Rückkaufswerte

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(2) Eine Änderung Ihrer Postanschrift müssen Sie uns unverzüglich mitteilen. Anderenfalls können für Sie Nachteile entstehen, da Sie ggf. von wichtigen Mitteilungen nicht rechtzeitig Kenntnis erhalten. (3) Wenn Sie sich für längere Zeit außerhalb der Bundesrepublik Deutschland einschließlich des Landes Berlin aufhalten, sollten Sie uns, auch in Ihrem Interesse, eine in diesem Gebiet ansässige Person benennen, die bevollmächtigt ist, unsere Mitteilungen für Sie entgegenzunehmen (Zustellungsbevollmächtigter). § 13 Wer erhält die Versicherungsleistung? (1) Die Leistung aus dem Versicherungsvertrag erbringen wir an Sie als unseren Versicherungsnehmer oder an Ihre Erben, falls Sie uns keine andere Person benannt haben, die bei Eintritt des Versicherungsfalls die Ansprüche aus dem Versicherungsvertrag erwerben soll (Bezugsberechtigter). Bis zum Eintritt des Versicherungsfalls können Sie das Bezugsrecht jederzeit widerrufen. (2) Wenn Sie ausdrücklich bestimmen, daß der Bezugsberechtigte die Ansprüche aus dem Versicherungsvertrag unwiderruflich und damit sofort erwerben soll, werden wir Ihnen schriftlich bestätigen, daß der Widerruf des Bezugsrechts ausgeschlossen ist. Sobald Ihnen unsere Bestätigung zugegangen ist, kann das bis zu diesem Zeitpunkt noch widerrufliche Bezugsrecht nur noch mit Zustimmung des von Ihnen Benannten aufgehoben werden. (3) Sie können Ihre Rechte aus dem Versicherungsvertrag auch abtreten oder verpfänden. (4) Die Einräumung und der Widerruf eines widerruflichen Bezugsrechts (vgl. Absatz 1) sowie eine Abtretung oder Verpfändung von Ansprüchen aus dem Versicherungsvertrag sind uns gegenüber nur und erst dann wirksam, wenn sie uns vom bisherigen Berechtigten schriftlich angezeigt worden sind. Der bisherige Berechtigte sind im Regelfall Sie; es können aber auch andere Personen sein, sofern Sie bereits vorher Verfügungen vorgenommen haben.

§ 14 Welche Kosten und Gebühren dürfen Ihnen in Rechnung gestellt werden? Über die vereinbarten Beiträge hinaus dürfen wir Ihnen Kosten und Gebühren nur in den von der Aufsichtsbehörde genehmigten Fällen in Rechnung stellen.

§ 15 Wo ist der Gerichtsstand? Ansprüche aus Ihrem Versicherungsvertrag können gegen uns bei dem für unseren Geschäftssitz örtlich zuständigen Gericht geltend gemacht werden. Ist Dire Versicherung durch Vermittlung eines Versicherungsvertreters zustandegekommen, kann auch das Gericht des Ortes angerufen werden, an dem der Vertreter zur Zeit der Vermittlung seine gewerbliche Niederlassung oder, wenn er eine solche nicht unterhält, seinen Wohnsitz hatte. § 16 Wie sind Sie an unseren Überschüssen beteiligt? (1) Um die zugesagten Versicherungsleistungen über die in der Regel lange Versicherungsdauer hinweg sicherzustellen, sind die vereinbarten Lebensversicherungsbeiträge besonders vorsichtig kalkuliert. An dem erwirtschafteten Überschuß sind unsere Versicherungsnehmer entsprechend unserem jeweiligen von der Aufsichtsbehörde genehmigten Geschäftsplan beteiligt. (2) Ihre Versicherung gehört zum Abrechnungsverband Anmerkung: § 16 ist nach Maßgabe des Geschäftsplanes durch folgende Angaben zu ergänzen: a) Voraussetzungen für die Fälligkeit der Überschußanteile (Wartezeit, Stichtag für die Zuteilung u. ä.j. b) Form und Verwendung der Überschußanteile (laufende Überschußanteile, Schlußüberschußanteile, Bonus, Ansammlung, Verrechnung, Barauszahlung). Winter

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Α. Rechtsquellen der LebensV. I. Bedingungstexte § 17 Welche der vorstehenden Bestimmungen können geändert werden?

Die Bestimmungen über den Rückkaufswert und die beitragsfreie Versicherung (vgl. § 4), den Wehrdienst, die Unruhen oder den Krieg (vgl. §7), die Selbsttötung (vgl. § 8 ) und die Überschußbeteiligung (vgl. § 16) können mit Zustimmung der Aufsichtsbehörde auch für bestehende Versicherungen geändert werden.

[A6] 4. Musterbedingungen für die Risikoversicherung (VerBAV 1981 S. 182) § 1 Beginn des Versicherungsschutzes Der Versicherungsschutz beginnt mit der Zahlung des Einlösungsbeitrags (erster Beitrag oder Einmalbeitrag) nebst Gebühren und etwaigen öffentlichen Abgaben, jedoch nicht vor Abschluß des Versicherungsvertrages und nicht vor dem im Versicherungsschein angegebenen Beginn der Versicherung. § 2 Beiträge (1) Der Versicherungsnehmer zahlt einen Einmalbeitrag oder Jahresbeiträge. Jahresbeiträge werden zu Beginn eines jeden Versicherungsjahres fällig: sie können mit Zustimmung des Versicherers gegen ein Aufgeld auch in Raten gezahlt werden. Sind bei Eintritt des Versicherungsfalls Raten des laufenden Jahresbeitrags noch nicht bezahlt, so werden sie von der Leistung des Versicherers abgezogen. (2) Der Einlösungsbeitrag nebst Gebühren und etwaigen öffentlichen Abgaben ist sofort nach Abschluß des Vertrages gegen Aushändigung des Versicherungsscheins zu zahlen. Folgebeiträge sind innerhalb eines Monats oder, wenn monatliche Ratenzahlung vereinbart ist, innerhalb von zwei Wochen vom Fälligkeitstage an kostenfrei an den Versicherer oder an den Vertreter zu zahlen, der sich im Besitz der von dem Versicherer ausgefertigten Beitragsrechnung befindet. Beiträge können nur durch schriftliche Erklärung des Versicherers gestundet werden. Anmerkung: Z i f f . 1 Satz 3 entfällt, wenn die Beiträge tariflich nur bis zum Ende des am Todestag laufenden Beitragszahlungsabschnitts zu zahlen sind. Bei Tarifen, bei denen die Versicherungsperiode mit dem Beitragszahlungsabschnitt übereinstimmt, lautet Z i f f . 1 wie folgt: „Der Versicherungsnehmer zahlt einen Einmalbeitrag oder für jede Versicherungsperiode einen laufenden Beitrag. Der laufende Beitrag ist jeweils zu Beginn jeder Versicherungsperiode fällig. Versicherungsperiode ist entsprechend der vereinbarten Beitragszahlungsweise ein Monat, ein Vierteljahr, ein Halbjahr oder ein Jahr." Ferner treten dann in Z i f f . 2 Satz 2 an die Stelle der Worte „wenn monatliche Ratenzahlung vereinbart ist" die Worte „wenn Monatsbeiträge vereinbart sind'. § 3 Zahlungsverzug (1) Wird der Einlösungsbeitrag nebst Gebühren und etwaigen öffentlichen Abgaben nicht rechtzeitig gezahlt, so kann der Versicherer auch bei Vereinbarung von Ratenzahlungen sofort die Beiträge des ersten Versicherungsjahres nebst Gebühren 26

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und etwaigen öffentlichen Abgaben oder bei Vereinbarung eines Einmalbeitrages diesen nebst Gebühren und etwaigen öffentlichen Abgaben fordern. Er kann statt dessen, solange die Zahlung nicht bewirkt ist, vom Vertrag zurücktreten. Bei Rücktritt kann er neben den Kosten einer ärztlichen Untersuchung eine Gebühr von 10 v.H. der Beiträge des ersten Versicherungsjahres, bei Versicherungen gegen Einmalbeitrag von 3 v. H. des Einmalbeitrages fordern. Es gilt als Rücktritt, wenn der Anspruch auf den Einlösungsbeitrag nicht innerhalb von drei Monaten vom Fälligkeitstag an gerichtlich geltend gemacht wird. (2) Wird ein Folgebeitrag oder ein sonstiger aus dem Versicherungsverhältnis geschuldeter Beitrag nicht rechtzeitig gezahlt, so setzt der Versicherer dem Versicherungsnehmer schriftlich unter Angabe der Rechtsfolgen weiterer Säumnis eine Zahlungsfrist; zu diesen Rechtsfolgen gehört der Verlust oder die Minderung des Versicherungsschutzes. Wird im ersten Versicherungsjahr ein Folgebeitrag nicht rechtzeitig gezahlt, so kann der Versicherer außerdem sofort die restlichen Beiträge des ersten Versicherungsjahres fordern. Anmerkung: Bei Tarifen, bei denen die Versicherungsperiode mit dem Beitragszahlungsabschnitt übereinstimmt, lautet Z i f f . 1 wie folgt: „ Wird der Einlösungsbeitrag nebst Gebühren und etwaigen öffentlichen Abgaben nicht rechtzeitig gezahlt, so kann der Versicherer, solange die Zahlung nicht bewirkt ist, vom Vertrag zurücktreten. Bei Rücktritt kann er neben den Kosten einer ärztlichen Untersuchung eine Gebühr von 10 v. H. der Beiträge des ersten Versicherungsjahres, bei Versicherungen gegen Einmalbeitrag von 3 v. H. des Einmalbeitrags fordern. Es gilt als Rücktritt, wenn der Anspruch auf den Einlösungsbeitrag nicht innerhalb von drei Monaten vom Fälligkeitstag an gerichtlich geltend gemacht wird." Z i f f . 2 Satz 2 entfällt dann. Sieht der Geschäftsplan die Bildung eines Deckungskapitals nicht vor (ζ. B. wenn nur Versicherungen mit nicht abgekürzter Beitragszahlungsdauer bis zu 10 Jahren abgeschlossen werden), so erhält Z i f f . 2 Satz 1 letzter Halbsatz folgende Fassung: „Zu diesen Rechtsfolgen gehört der Verlust des Versicherungsschutzes". § 4 Kündigungsrecht des Versicherungsnehmers, Rückkaufswert*, beitragsfreie Versicherung (1) Der Versicherungsnehmer kann die Versicherung jederzeit auf den Schluß des laufenden Versicherungsjahres oder innerhalb des Versicherungsjahres mit Frist von einem Monat auf den Schluß eines jeden Ratenzahlungsabschnitts, frühestens auf den Schluß des ersten Versicherungsjahres, ganz oder teilweise schriftlich kündigen. Bei teilweiser Kündigung darf die verbleibende beitragspflichtige Versicherungssumme nicht unter den im Geschäftsplan festgelegten Mindestbetrag sinken. Sind die Beiträge für mindestens drei Jahre gezahlt, so wird der nach dem Geschäftsplan des Versicherers berechnete Rückkaufswert* gewährt, soweit ein solcher geschäftsplanmäßig vorhanden ist. (2) Sind die Beiträge für mindestens drei Jahre gezahlt, so kann der Versicherungsnehmer jederzeit schriftlich verlangen, daß die Versicherung zum Schluß des laufenden

* Begriffsbestimmung s. die dem Versicherungsschein beitragsfreien Versicherungssummen.

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beigefügte

Tabelle der Rückkaufswerte

und

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Versicherungsjahres oder innerhalb des Versicherungsjahres mit Frist von einem Monat auf den Schluß eines jeden Ratenzahlungsabschnitts gemäß dem Geschäftsplan des Versicherers ganz oder teilweise in eine beitragsfreie Versicherung mit herabgesetzter Versicherungssumme umgewandelt wird, falls die hierfür geschäftsplanmäßig vorgesehenen Mindestsummen nicht unterschritten werden. (3) Die Rückzahlung der Beiträge kann der Versicherungsnehmer nicht verlangen. (4) Vorauszahlungen werden nicht gewährt. Anmerkung: Bei Tarifen, bei denen die Versicherungsperiode mit dem Beitragszahlungsabschnitt übereinstimmt, lautet Z i f f . 1 Satz 1 wie folgt: „Der Versicherungsnehmer kann die Versicherung jederzeit auf den Schluß der laufenden Versicherungsperiode ganz oder• teilweise schriftlich kündigen." Z i f f . 2 lautet dann wie folgt: „Sind die Beiträge für mindestens drei Jahre gezahlt, so kann der Versicherungsnehmer jederzeit schriftlich verlangen, daß die Versicherung zum Schluß der laufenden Versicherungsperiode gemäß dem Geschäftsplan des Versicherers ganz oder teilweise in eine beitragsfreie Versicherung mit herabgesetzter Versicherungssumme umgewandelt wird, falls die hierfür geschäftsplanmäßig vorgesehenen Mindestsummen nicht unterschritten werden." Sieht der Geschäftsplan die Bildung eines Deckungskapitals nicht vor (ζ. B. wenn nur Versicherungen mit nicht abgekürzter Beitragszahlungsdauer bis zu 10 Jahren abgeschlossen werden), so entfällt Z i f f . 1 Satz 1, und an die Stelle der Z i f f . 2 und 3 tritt folgende Z i f f . 2: „Auf die gekündigte Versicherung wird kein Rückkaufswert gewährt. Auch ist eine Umwandlung in eine beitragsfreie Versicherung sowie eine Rückzahlung der Beiträge ausgeschlossen." Z i f f . 4 wird dann Z i f f . 3. § 5 Umtausch Der Versicherungsnehmer kann eine Risikoversicherung mit gleichbleibender Versicherungssumme jederzeit während ihrer Laufzeit, spätestens jedoch zum Ende des 10. Versicherungsjahres, ohne erneute Gesundheitsprüfung in eine kapitalbildende Lebensversicherung über dieselbe oder eine niedrigere Versicherungssumme umtauschen. Bei Versicherungsdauern bis zu 10 Jahren muß der Umtausch spätestens 3 Monate vor Ablauf der Risikoversicherung beantragt werden. § 6 Verletzung der Anzeigepflicht (1) Hat der Versicherungsnehmer oder der Versicherte bei Abschluß, Änderung oder Wiederherstellung der Versicherung Umstände, die für die Übernahme der Gefahr erheblich sind, nicht oder nicht richtig angegeben, so kann der Versicherer binnen drei Jahren, bei Eintritt des Versicherungsfalles während der ersten drei Jahre auch nach Ablauf dieser Frist, jedoch nur innerhalb eines Monats, nachdem er von der Verletzung der Anzeigepflicht Kenntnis erhalten hat, vom Vertrag zurücktreten. Kenntnis eines Vermittlers steht der Kenntnis des Versicherers nicht gleich. Die Erklärung des Rücktritts ist mit einer Rechtsbelehrung zu verbinden. (2) Das Recht des Versicherers, die Versicherung wegen arglistiger Täuschung anzufechten, bleibt unberührt. Hat der Versicherte eine arglistige Täuschung verübt, 28

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so kann die Anfechtung dem Versicherungsnehmer gegenüber erklärt werden, auch wenn dieser die Verletzung der Anzeigepflicht nicht kannte. (3) Der Versicherer kann sich auf den Rücktritt oder die Anfechtung des Versicherungsvertrages auch dritten Berechtigten gegenüber berufen. § 7 Kriegsgefahr Beim Ableben des Versicherten im unmittelbaren oder mittelbaren Zusammenhang mit kriegerischen Ereignissen wird nur das vorhandene Deckungskapital* gezahlt, es sei denn, daß durch Gesetz oder Anordnung der Aufsichtsbehörde eine höhere Leistung vorgeschrieben ist. Anmerkung: Sieht der Geschäftsplan die Bildung eines Deckungskapitals nicht vor (ζ. B. wenn nur Versicherungen mit nicht abgekürzter Beitragszahlungsdauer bis zu 10 Jahren abgeschlossen werden), so lautet § 7 wie folgt: „ § 7 Kriegsgefahr Beim Ableben des Versicherten im unmittelbaren oder mittelbaren Zusammenhang mit kriegerischen Ereignissen ist der Versicherer von der Verpflichtung zur Leistung frei, es sei denn, daß durch Gesetz oder Anordnung der Aufsichtsbehörde eine Leistung vorgeschrieben ist." § 8 Selbsttötung Bei Selbsttötung des Versicherten bleibt die Leistungspflicht des Versicherers in voller Höhe bestehen, wenn beim Ableben seit Zahlung des Einlösungsbeitrags oder Wiederherstellung der Versicherung drei Jahre verstrichen sind oder wenn nachgewiesen wird, daß die Tat in einem die freie Willensbestimmung ausschließenden Zustand krankhafter Störung der Geistestätigkeit begangen worden ist. Andernfalls ist ein etwa vorhandenes Deckungskapital* auszuzahlen. Anmerkung: Sieht der Geschäftsplan die Bildung eines Deckungskapitals nicht vor (ζ. B. wenn nur Versicherungen mit nicht abgekürzter Beitragszahlungsdauer bis zu 10 Jahren abgeschlossen werden), so lautet § 8 Satz 2 wie folgt: „Andernfalls ist der Versicherer von der Verpflichtung zur Leistung frei." § 9 Nachweise im Leistungsfall (1) Wer eine Leistung aus dem Vertrag beansprucht, hat den Versicherungsschein und den Nachweis der letzten Beitragszahlung einzureichen. (2) Der Tod des Versicherten ist dem Versicherer unverzüglich anzuzeigen. Außer den schon genannten Nachweisen sind einzureichen a) eine amtliche, Alter und Geburtsort enthaltende Sterbeurkunde, b) ein ausführliches ärztliches oder amtliches Zeugnis über die Todesursache sowie über Beginn und Verlauf der Krankheit, die zum Tode des Versicherten geführt hat. (3) Der Versicherer kann außerdem notwendige weitere Nachweise verlangen und erforderliche Erhebungen selbst anstellen. Der Versicherer wird die erforderlichen * Begriffsbestimmung s. die dem Versicherungsschein beitragsfreien Versicherungssummen.

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beigefügte

Tabelle der Rückkaufswerte

und

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Α. Rechtsquellen der LebensV. I. Bedingungstexte

Erhebungen nur auf die Zeit vor der Antragsannahme, die nächsten drei Jahre nach der Antragsannahme und das Jahr vor dem Tode erstrecken. (4) Wer den Anspruch gegen den Versicherer geltend macht, hat die durch die Nachweise im Leistungsfall entstehenden Kosten zu tragen. § 10 Leistungsort (1) Leistungsort für die Entrichtung des Beitrages ist der jeweilige Wohnsitz des Versicherungsnehmers; der Versicherungsnehmer hat jedoch auf seine Gefahr und Kosten den Beitrag dem Versicherer zu übermitteln. (2) Hat der Versicherungsnehmer die Versicherung in seinem Gewerbebetrieb genommen, so tritt, wenn er seine gewerbliche Niederlassung an einem anderen Ort hat, der Ort der Niederlassung an die Stelle des Wohnsitzes. (3) Auf Antrag werden Versicherungsleistungen dem Empfangsberechtigten auf seine Kosten übersandt; die Gefahr bei einer Überweisung in das Ausland trägt der Empfangsberechtigte. § 11 Inhaberklausel (1) Der Versicherer kann den Inhaber des Versicherungsscheines als verfiigungsinsbesondere empfangsberechtigt ansehen. Er hat das Recht, den Nachweis der Berechtigung zu verlangen. Nach dem Tode des Versicherungsnehmers kann der Versicherer, sofern nicht ein vom Versicherungsnehmer namentlich bezeichneter Zustellungsbevollmächtigter vorhanden ist, den Bezugsberechtigten und, falls ein solcher nicht vorhanden oder sein Aufenthalt nicht feststellbar ist, den Inhaber des Versicherungsscheines als bevollmächtigt zum Empfang von Willenserklärungen, welche die Gültigkeit des Vertrages zum Gegenstand haben, ansehen. (2) § 13 Ziff. 3 bleibt unberührt. § 12 Willenserklärungen und Anschriftenänderungen (1) Willenserklärungen und Anzeigen, die das Versicherungsverhältnis betreffen, bedürfen der Schriftform, auch soweit dies nicht ausdrücklich bestimmt ist. Sie werden wirksam, sobald sie dem Versicherer zugegangen sind. Versicherungsvertreter sind zu ihrer Entgegennahme nicht bevollmächtigt. (2) Der Versicherungsnehmer hat zur Vermeidung von Rechtsnachteilen eine Änderung seiner Postanschrift oder Verlegung seiner gewerblichen Niederlassung dem Versicherer unverzüglich anzuzeigen. Nimmt der Versicherungsnehmer seinen Aufenthalt außerhalb des Gebietes der Bundesrepublik Deutschland einschließlich des Landes Berlin, soll er dem Versicherer zugleich einen in diesem Gebiet ansässigen Zustellungsbevollmächtigten benennen. § 13 Rechte dritter Personen (1) Der Versicherungsnehmer kann einen Dritten als bezugsberechtigt bezeichnen. Der Bezugsberechtigte erwirbt das Recht auf die Leistung des Versicherer erst mit dem Eintritt des Versicherungsfalles. Bis dahin kann der Versicherungsnehmer die Bezugsberechtigung widerrufen. (2) Der Bezugsberechtigte erwirbt ein sofortiges und unwiderrufliches Recht auf die Leistung aus dem Versicherungsvertrag, wenn der Versicherer den dahingehenden Antrag des Versicherungsnehmers angenommen und ihm schriftlich bestätigt hat, daß der Widerruf ausgeschlossen ist. Bis zum Eingang der Bestätigung hat der

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Bezugsberechtigte lediglich ein widerrufliches Recht auf die Leistung aus dem Versicherungsvertrag. (3) Verpfändung und Abtretung der Versicherungsansprüche sowie Einräumung und Widerruf eines widerruflichen Bezugsrechts sind dem Versicherer gegenüber nur und erst dann wirksam, wenn sie der bisherige Verfügungsberechtigte schriftlich angezeigt hat. § 14 Kosten und Gebühren Kosten und Gebühren dürfen nur mit Genehmigung der Aufsichtsbehörde in Rechnung gestellt werden. § 15 Gerichtsstand Hat ein Versicherungsvertreter den Vertrag vermittelt, so ist für Klagen, die aus dem Versicherungsverhältnis gegen den Versicherer erhoben werden, neben dem Gericht des Sitzes des Versicherers auch das Gericht des Ortes zuständig, wo der Vertreter zur Zeit der Vermittlung seine gewerbliche Niederlassung oder in Ermangelung einer solchen seinen Wohnsitz hatte. § 16 Beteiligung am Überschuß Die Versicherung ist nach Maßgabe des jeweiligen von der Aufsichtsbehörde genehmigten Geschäftsplanes am Überschuß beteiligt und gehört zum Abrechnungsverband ... Anmerkung: § 16 ist nach Maßgabe des Geschäftsplanes durch folgende Angaben zu ergänzen: a ) Voraussetzungen für die Fälligkeit der Überschußanteile ( Wartezeit, Stichtag für die Zuleitung u. ä.). b) Form und Verwendung der Überschußanteile (laufende Überschußanteile, Schlußgewinnanteile, Bonus, Ansammlung, Verrechnung, Barauszahlung). § 17 Änderung der Versicherungsbedingungen Die Bestimmungen über den Rückkaufswert und die beitragsfreie Versicherung (§ 4), die Kriegsgefahr (§ 7), die Selbsttötung (§ 8) und die Überschußbeteiligung (§ 16) können mit Zustimmung der Aufsichtsbehörde auch für bestehende Versicherungen geändert werden. Anmerkung: Sieht der Geschäftsplan die Bildung eines Deckungskapitals nicht vor (ζ. B. wenn nur Versicherungen mit nicht abgekürzter Beitragszahlungsdauer bis zu 10 Jahren abgeschlossen werden), so lautet §17 wie folgt: „§17 Änderung der Versicherungsbedingungen Die Bestimmungen über die Selbsttötung (§8) und die Überschußbeteiligung (§16) können mit Zustimmung der Aufsichtsbehörde auch für bestehende Versicherungen geändert werden."

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[A 7] 4 a Allgemeine Bedingungen für die Risikoversicherung (leichter verständliche Fassung der Musterbedingungen für die Risikoversicherung)* (VerBAV 1984 S. 55) Sehr geehrter Kunde! Als Versicherungsnehmer sind Sie unser Vertragspartner; für unser Vertragsverhältnis gelten die nachfolgenden Bedingungen. § 1 Wann beginnt Ihr Versicherungsschutz? Dir Versicherungsschutz beginnt, wenn Sie den ersten oder einmaligen Beitrag (Einlösungsbeitrag) gezahlt und wir die Annahme Ihres Antrages schriftlich oder durch Aushändigung des Versicherungsscheines bestätigt haben. Vor dem im Versicherungsschein angegebenen Beginn der Versicherung besteht jedoch noch kein Versicherungsschutz. § 2 Was haben Sie bei der Beitragszahlung zu beachten? (1) Die Beiträge zu Ihrer Lebensversicherung können Sie je nach Vereinbarung in einem einzigen Betrag (Einmalbeitrag) oder durch jährliche Beitragszahlungen (Jahresbeiträge) entrichten. Die Jahresbeiträge werden zu Beginn eines jeden Versicherungsjahres fällig. (2) Nach Vereinbarung können Sie Jahresbeiträge auch in halbjährlichen, vierteljährlichen oder monatlichen Raten zahlen; hierfür werden Ratenzuschläge erhoben. (3) Bei Fälligkeit der Versicherungsleistung werden wir alle noch nicht gezahlten Raten des laufenden Versicherungsjahres und etwaige Beitragsrückstände verrechnen. (4) Der erste oder einmalige Beitrag wird sofort nach AbschluB des Versicherungsvertrages fällig. Alle weiteren Beiträge (Folgebeiträge) sind innerhalb eines Monats, bei monatlicher Zahlungsweise innerhalb von zwei Wochen, jeweils ab Fälligkeitstag, an uns zu zahlen. Die Zahlung kann auch an unseren Vertreter erfolgen, sofern dieser Ihnen eine von uns ausgestellte Beitragsrechnung vorlegt. (5) Für eine Stundung der Beiträge ist eine schriftliche Vereinbarung mit uns erforderlich. Anmerkungen: Wenn die Beiträge tariflich nur bis zum Ende des am Todestag laufenden Beitragszahlungsabschnitts zu zahlen sind, lautet Absatz 3 wie folgt: „Bei Fälligkeit der Versicherungsleistung werden wir etwaige Beitragsrückstände verrechnen." Bei Tarifen, bei denen die Versicherungsperiode mit dem Beitragszahlungsabschnitt übereinstimmt, lautet § 2 wie folgt: „Was haben Sie bei der Beitragszahlung zu beachten? (1) Die Beiträge zu Ihrer Lebensversicherung können Sie je nach Vereinbarung in einem einzigen Beitrag (Einmalbeitrag) oder durch laufende Beiträge für jede Versicherungsperiode entrichten. Versicherungsperiode kann je nach Vereinbarung ein Monat, ein Vierteljahr, ein halbes Jahr oder ein Jahr sein. Die laufenden Beiträge werden zu Beginn der vereinbarten Versicherungsperiode fällig. (2) Bei Fälligkeit der Versicherungsleistung werden wir etwaige Beitragsrückstände verrechnen. (3) Der erste oder einmalige Beitrag wird sofort nach Abschluß des Versicherungsvertrages fällig. Alle weiteren Beiträge (Folgebeiträge) sind innerhalb eines Monats, bei monatlicher Versicherungsperiode innerhalb von zwei Wochen, jeweils ab Fälligkeitstag an uns zu

* Die Bedingungen sind inhaltlich identisch mit den Musterbedingungen für die Risikoversicherung.

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RisikoV — Allgemeine Bedingungen

zahlen. Die Zahlung kann auch an unseren Vertreter erfolgen, sofern dieser Ihnen eine von uns ausgestellte Beitragsrechnung vorlegt. (4) Für eine Stundung der Beiträge ist eine schriftliche Vereinbarung mit uns erforderlich." § 3 Was geschieht, wenn Sie einen Beitrag nicht rechtzeitig zahlen? Einlösungsbeitrag (1) Wenn Sie den Einlösungsbeitrag nicht rechtzeitig zahlen, so können wir die Beiträge des ersten Versicherungsjahres auch bei Vereinbarung von Ratenzahlungen oder bei Vereinbarung eines Einmalbeitrages diesen sofort verlangen. Statt dessen können wir auch vom Versicherungsvertrag zurücktreten. Es gilt als Rücktritt, wenn wir unseren Anspruch auf den Einlösungsbeitrag nicht innerhalb von drei Monaten vom Fälligkeitstag an gerichtlich geltend machen. Bei einem Rücktritt können wir von Ihnen neben den Kosten einer ärztlichen Untersuchung eine besondere Gebühr für die Bearbeitung Ihres Vertrages verlangen. Diese Gebühr beläuft sich auf 10% der Beiträge des ersten Versicherungsjahres bzw. auf 3% des Einmalbeitrags. Folgebeitrag (2) Wenn Sie einen Folgebeitrag oder einen sonstigen Betrag, den Sie aus dem Versicherungsverhältnis schulden, nicht rechtzeitig zahlen, so erhalten Sie von uns eine schriftliche Mahnung. Begleichen Sie den Rückstand nicht innerhalb der in der Mahnung gesetzten Frist, so entfallt oder vermindert sich damit Ihr Versicherungsschutz. Auf diese Rechtsfolgen werden wir Sie in der Mahnung ausdrücklich hinweisen. (3) Zahlen Sie schon im ersten Versicherungsjahr einen Folgebeitrag nicht rechtzeitig, so werden außerdem die noch ausstehenden Raten des ersten Jahresbeitrages sofort fallig. Anmerkungen: Bei Tarifen, bei denen die Versicherungsperiode mit dem Beitragszahlungsabschnitt stimmt, lautet § 3 wie folgt: „ Was geschieht, wenn sie einen Beitrag nicht rechtzeitig zahlen?

überein-

Einlösungsbeitrag (1) Wenn Sie den Einlösungsbeitrag nicht rechtzeitig zahlen, so können wir vom Vertrag zurücktreten. Es gilt als Rücktritt, wenn wir unseren Anspruch auf den Einlösungsbeitrag nicht innerhalb von drei Monaten vom Fälligkeitstag an gerichtlich geltend machen. Bei einem Rücktritt können wir von Ihnen neben den Kosten einer ärztlichen Untersuchung eine besondere Gebühr für die Bearbeitung Ihres Vertrages verlangen. Diese Gebühr beläuft sich auf 10% der Beiträge des ersten Versicherungsjahres bzw. auf 3% des Einmalbeitrages. Folgebeitrag (2) Wenn Sie einen Folgebeitrag oder einen sonstigen Betrag, den Sie aus dem Versicherungsverhältnis schulden, nicht rechtzeitig zahlen, so erhalten Sie von uns eine schriftliche Mahnung. Begleichen Sie den Rückstand nicht innerhalb der in der Mahnung gesetzten Frist, so entfällt oder vermindert sich Ihr Versicherungsschutz. Auf diese Rechtsfolgen werden wir Sie in der Mahnung ausdrücklich hinweisen." Sieht der Geschäftsplan die Bildung eines Deckungskapitals nicht vor (ζ. B. wenn nur Versicherungen mit nicht abgekürzter Beitragszahlungsdauer bis zu zehn Jahren abgeschlossen werden), so entfallen in Absatz 2 die Worte „oder vermindert sich". § 4 Wann können Sie die Versicherung kündigen oder beitragsfrei stellen? Kündigung und Auszahlung des Rückkaufswertes*

* Begriffsbestimmung s. die dem Versicherungsschein beigefügte Tabelle der Rückkaufswerte beitragsfreien Versicherungssummen.

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Α. Rechtsquellen der LebensV. I. Bedingungstexte

Anmerkung: Sieht der Geschäftsplan die Bildung eines Deckungskapitals nicht vor (z.B. wenn nur Versicherungen mit nicht abgekürzter Beitragszahlungsdauer bis zu zehn Jahren abgeschlossen werden), so entfällt diese Fußnote. (1) Sie können Ihre Versicherung ganz oder teilweise schriftlich kündigen — jederzeit zum SchluB des laufenden Versicherungsjahres — Bei Vereinbarung von Ratenzahlungen auch innerhalb des Versicherungsjahres mit Frist von einem Monat zum Schluß eines jeden Ratenzahlungsabschnitts, frühestens jedoch zum SchluB des ersten Versicherungsjahres. (2) Kündigen Sie Ihre Versicherung nur teilweise, so darf die verbleibende beitragspflichtige Versicherungssumme nicht unter den Mindestbetrag sinken, der in unserem aufsichtsbehördlich genehmigten Geschäftsplan festgelegt ist. (3) Nach Kündigung erhalten Sie — soweit vorhanden — den nach unserem Geschäftsplan berechneten Rückkaufswert, wenn Sie die Beiträge für mindestens drei Jahre gezahlt haben. (4) Der Rückkaufswert entspricht nicht der Summe der von Ihnen eingezahlten Beiträge, sondern dem Deckungskapital abzüglich eines in unserem Geschäftsplan festgelegten Abschlags. Umwandlung in eine beitragsfreie Versicherung (5) Anstelle einer Kündigung nach Absatz 1 können Sie unter Beachtung der dort genannten Termine und Fristen schriftlich verlangen, ganz oder teilweise von Ihrer Beitragszahlungspflicht befreit zu werden. In diesem Falle wird die Versicherungssumme entsprechend unserem Geschäftsplan herabgesetzt. Voraussetzung für die Fortführung der Versicherung unter Befreiung von der Beitragspflicht ist allerdings, daB Sie die Beiträge für mindestens drei Jahre gezahlt haben und die herabgesetzte Versicherungssumme die geschäftsplanmäBig vorgesehene Mindestsumme nicht unterschreitet. Beitragsrückzahlung (6) Die Rückzahlung der Beiträge können Sie nicht verlangen. Vorauszahlung (7) Vorauszahlungen auf die Versicherungsleistung können Sie nicht erhalten. Anmerkungen: Bei Tarifen, bei denen die Versicherungsperiode mit dem Beitragszahlungsabschnitt stimmt, lautet § 4 wie folgt:

überein-

„ Wann können Sie die Versicherung kündigen oder beitragsfrei stellen? Kündigung und Auszahlung des

Rückkaufswertes*

(1) Sie können Ihre Versicherung jederzeit zum Schluß der Versicherungsperiode ganz oder teilweise schriftlich kündigen. (2) Kündigen Sie Ihre Versicherung nur teilweise, so darf die verbleibende beitragspflichtige Versicherungssumme nicht unter den Mindestbetrag sinken, der in unserem aufsichtsbehördlich genehmigten Geschäftsplan festgelegt ist. (3) Nach Kündigung erhalten Sie — soweit vorhanden — den nach unserem Geschäftsplan berechneten Rückkaufswert, wenn Sie die Beiträge für mindestens drei Jahre gezahlt haben. (4) Der Rückkaufswert entspricht nicht der Summe der von Ihnen eingezahlten Beiträge, sondern dem Deckungskapital abzüglich eines in unserem Geschäftsplan festgelegten Abschlags. Umwandlung in eine beitragsfreie Versicherung (5) Anstelle einer Kündigung nach Absatz 1 können Sie zum dort genannten Termin schriftlich verlangen, ganz oder teilweise von Ihrer Beitragszahlungspflicht befreit zu werden. In diesem Fall wird die Versicherungssumme entsprechend unserem Geschäftsplan 34

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RisikoV — Allgemeine Bedingungen

Anm. A 7

herabgesetzt. Voraussetzung flir die Fortfuhrung der Versicherung unter Befreiung von der Beitragspflicht ist allerdings, daß Sie die Beiträge flir mindestens drei Jahre gezahlt haben und die herabgesetzte Versicherungssumme die geschäftsplanmäßig vorgesehene Mindestsumme nicht unterschreitet. Beitragsrückzahlung (6) Die Rückzahlung der Beiträge können Sie nicht verlangen. Vorauszahlung (7) Vorauszahlungen auf die Versicherungsleistung können Sie nicht erhalten." Sieht der Geschäftsplan die Bildung eines Deckungskapitals nicht vor (ζ. B. wenn nur Versicherungen mit nicht abgekürzter Beitragszahlungsdauer bis zu zehn Jahren abgeschlossen werden), so tritt an die Stelle der Absätze 3 bis 6 folgender Absatz 3: „(3) Auf die gekündigte Versicherung können Sie keinen Rückkaufswert erhalten. Auch eine Umwandlung in eine beitragsfreie Versicherung oder eine Rückzahlung der Beiträge ist nicht möglich." Absatz 7 wird dann zu Absatz 4. In der Überschrift sind die Worte „oder beitragsfrei zu stellen" zu streichen. Ferner entfällt die Zwischenüberschrift vor Absatz 1. § S Unter welchen Voraussetzungen kann eine Risikoversicherung in eine kapitalbildende Versicherung umgetauscht werden? Eine Risikoversicherung mit gleichbleibender Versicherungssumme können Sie jederzeit, spätestens jedoch zum Ende des 10. Versicherungsjahres, ohne erneute Gesundheitsprüfung in eine kapitalbildende Lebensversicherung mit gleicher oder geringerer Versicherungssumme umtauschen. Bei Versicherungsdauern bis zu zehn Jahren müssen Sie Ihr Umtauschrecht spätestens drei Monate vor Ablauf der Risikoversicherung ausüben. § 6 Was bedeutet die vorvertragliche Anzeigepflicht? (1) Wir übernehmen den Versicherungsschutz im Vertrauen darauf, daß Sie alle in Verbindung mit dem Versicherungsantrag gestellten Fragen wahrheitsgemäß und vollständig beantwortet haben (vorvertragliche Anzeigepflicht). Das gilt insbesondere für die Fragen nach gegenwärtigen oder früheren Erkrankungen, gesundheitlichen Störungen und Beschwerden. (2) Soll das Leben einer anderen Person versichert werden, ist auch diese — neben Ihnen — für die wahrheitsgemäße und vollständige Beantwortung der Fragen verantwortlich. (3) Wenn Umstände, die für die Übernahme des Versicherungsschutzes Bedeutung haben, von Ihnen oder der versicherten Person (vgl. Absatz 2) nicht oder nicht richtig angegeben worden sind, können wir binnen drei Jahren seit Vertragsschluß vom Vertrag zurücktreten, bei Eintritt des Versicherungsfalles während der ersten drei Jahre auch noch nach Ablauf dieser Frist. Den Rücktritt können wir aber nur innerhalb eines Monats erklären, nachdem wir von der Verletzung der Anzeigepflicht Kenntnis erhalten haben. Die Kenntnis eines Vermittlers steht unserer Kenntnis nicht gleich. Wenn uns nachgewiesen wird, daß die falschen oder unvollständigen Angaben nicht schuldhaft gemacht worden sind, wird unser Rücktritt gegenstandslos. Haben wir den Rücktritt nach Eintritt des Versicherungsfalles erklärt, bleibt unsere Leistungspflicht bestehen, wenn die verschwiegenen Umstände nachweislich keinen Einfluß auf den Eintritt des Versicherungsfalles oder den Umfang unserer Leistung gehabt haben. (4) Wir können den Versicherungsvertrag auch anfechten, falls durch unrichtige oder unvollständige Angaben bewußt und gewollt auf unsere Annahmeentscheidung Einfluß genommen worden ist. Handelt es sich um Angaben der versicherten Person, so können wir Ihnen gegenüber die Anfechtung erklären, auch wenn Sie von der Verletzung der vorvertraglichen Anzeigepflicht keine Kenntnis hatten. (5) Die Absätze 1 bis 4 gelten auch für Angaben, die bei einem Antrag auf Änderung oder Wiederherstellung der Versicherung zu machen sind. Winter

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Anm. A 7

Α. Rechtsquellen der LebensV. I. Bedingungstexte

(6) Sofern Sie uns keine andere Person als Bevollmächtigten benannt haben, gilt nach ihrem Ableben ein Bezugsberechtigter als bevollmächtigt, eine Rücktritts- oder Anfechtungserklärung entgegenzunehmen. Ist auch ein Bezugsberechtigter nicht vorhanden oder kann sein Aufenthalt nicht ermittelt werden, so können wir den Inhaber des Versicherungsscheins zur Entgegennahme der Erklärung als bevollmächtigt ansehen. § 7 Was gilt bei Wehrdienst, Unruhen oder Krieg? (1) Grundsätzlich besteht unsere Leistungspflicht unabhängig davon, auf welcher Ursache der Versicherungsfall beruht. Wir gewähren Versicherungsschutz insbesondere auch dann, wenn der Versicherte in Ausübung des Wehr- oder Polizeidienstes oder bei inneren Unruhen den Tod gefunden hat. (2) Bei Ableben des Versicherten in unmittelbarem oder mittelbarem Zusammenhang mit kriegerischen Ereignissen beschränkt sich unsere Leistungspflicht allerdings auf die Auszahlung des für den Todestag berechneten Deckungskapitals (§ 4 Abs. 4), es sei denn, Gesetze oder Anordnungen der Aufsichtsbehörde sehen eine höhere Leistung vor. Anmerkung: Sieht der Geschäftsplan die Bildung eines Deckungskapitals nicht vor (ζ. B. wenn nur Versicherungen mit nicht abgekürzter Beitragszahlungsdauer bis zu zehn Jahren abgeschlossen werden), so lautet Absatz 2 wie folgt: „(2) Bei Ableben des Versicherten in unmittelbarem oder mittelbarem Zusammenhang mit kriegerischen Ereignissen sind wir allerdings von der Verpflichtung zur Leistung frei, es sei denn, Gesetze oder Anordnungen der Aufsichtsbehörde sehen eine Leistung vor."

§ 8 Was gilt bei Selbsttötung des Versicherten? (1) Bei Selbsttötung vor Ablauf von drei Jahren seit Zahlung des Einlösungsbeitrages oder seit Wiederherstellung der Versicherung besteht Versicherungsschutz nur dann, wenn uns nachgewiesen wird, daß die Tat in einem die freie Willensbestimmung ausschließenden Zustand krankhafter Störung der Geistestätigkeit begangen worden ist. Andernfalls zahlen wir ein etwa vorhandenes Deckungskapital aus (vgl. § 4 Abs. 4). (2) Bei Selbsttötung nach Ablauf der Dreijahresfrist bleiben wir zur Leistung verpflichtet. Anmerkung: Sieht der Geschäftsplan die Bildung eines Deckungskapitals nicht vor (z.B. wenn nur Versicherungen mit nicht abgekürzter Beitragszahlungsdauer bis zu zehn Jahren abgeschlossen werden), so lautet Absatz 1 Satz 2 wie folgt: „Andernfalls sind wir von der Verpflichtung zur Leistung frei." § 9 Was ist bei Fälligkeit der Versicherungsleistung zu beachten? (1) Leistungen aus dem Versicherungsvertrag erbringen wir gegen Vorlage des Versicherungsscheins. Zusätzlich können wir auch den Nachweis der letzten Beitragszahlung verlangen. (2) Der Tod des Versicherten ist uns unverzüglich anzuzeigen. Außer den in Absatz 1 genannten Unterlagen sind uns einzureichen — eine amtliche, Alter und Geburtsort enthaltende Sterbeurkunde, — ein ausführliches ärztliches oder amtliches Zeugnis über die Todesursache sowie über Beginn und Verlauf der Krankheit, die zum Tode des Versicherten geführt hat. (3) Zur Klärung unserer Leistungspflicht können wir notwendige weitere Nachweise verlangen und erforderliche Erhebungen selbst anstellen. Wir werden die erforderlichen Erhebungen nur auf die Zeit vor der Antragsannahme, die nächsten drei Jahre danach und das Jahr vor dem Tode des Versicherten erstrecken. (4) Die mit den Nachweisen verbundenen Kosten trägt derjenige, der die Versicherungsleistung beansprucht. 36

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Anm. A 7

RisikoV — Allgemeine Bedingungen § 10 Wo sind die vertraglichen Verpflichtungen zu erfüllen?

(1) Unsere Leistungen überweisen wir dem Empfangsberechtigten auf seine Kosten. Bei Überweisungen in das Ausland trägt der Empfangsberechtigte auch die damit verbundene Gefahr. (2) Die Übermittlung Ihrer Beiträge erfolgt auf Ihre Gefahr und Ihre Kosten. Für die Rechtzeitigkeit der Beitragszahlung genügt es, wenn Sie fristgerecht (vgl. §§ 2 Abs. 4 und 3 Abs. 2) alles getan haben, damit der Beitrag bei uns eingeht. § 11 Welche Bedeutung hat der Versicherungsschein? (1) Den Inhaber des Versicherungsscheins können wir als berechtigt ansehen, über die Rechte aus dem Versicherungsvertrag zu verfügen, insbesondere Leistungen in Empfang zu nehmen. Wir können aber verlangen, daO uns der Inhaber des Versicherungsscheins seine Berechtigung nachweist. (2) In den Fällen des § 13 Abs. 4 brauchen wir den Nachweis der Berechtigung nur dann anzuerkennen, wenn uns die schriftliche Anzeige des bisherigen Berechtigten vorliegt. § 12 Was gilt für Mitteilungen, die sich auf das Versicherungsverhältnis beziehen? (1) Mitteilungen, die das Versicherungsverhältnis betreffen, müssen stets schriftlich erfolgen. Für uns bestimmte Mitteilungen werden wirksam, sobald sie uns zugegangen sind. Versicherungsvertreter sind zu ihrer Entgegennahme nicht bevollmächtigt. (2) Eine Änderung Ihrer Postanschrift müssen Sie uns unverzüglich mitteilen. Anderenfalls können für Sie Nachteile entstehen, da Sie ggf. von wichtigen Mitteilungen nicht rechtzeitig Kenntnis erhalten. (3) Wenn Sie sich für längere Zeit außerhalb der Bundesrepublik Deutschland einschließlich des Landes Berlin aufhalten, sollten Sie uns, auch in Ihrem Interesse, eine in diesem Gebiet ansässige Person benennen, die bevollmächtigt ist, unsere Mitteilungen für Sie entgegenzunehmen (Zustellungsbevollmächtigter). § 13 Wer erhält die Versicherungsleistung? (1) Die Leistung aus dem Versicherungsvertrag erbringen wir an Sie als unseren Versicherungsnehmer oder an Ihre Erben, falls Sie uns keine andere Person benannt haben, die bei Eintritt des Versicherungsfalls die Ansprüche aus dem Versicherungsvertrag erwerben soll (Bezugsberechtigter). Bis zum Eintritt des Versicherungsfalls können Sie das Bezugsrecht jederzeit widerrufen. (2) Wenn Sie ausdrücklich bestimmen, daß der Bezugsberechtigte die Ansprüche aus dem Versicherungsvertrag unwiderruflich und damit sofort erwerben soll, werden wir Ihnen schriftlich bestätigen, daß der Widerruf des Bezugsrechts ausgeschlossen ist. Sobald Ihnen unsere Bestätigung zugegangen ist, kann das bis zu diesem Zeitpunkt noch widerrufliche Bezugsrecht nur noch mit Zustimmung des von Ihnen Benannten aufgehoben werden. (3) Sie können Ihre Rechte aus dem Versicherungsvertrag auch abtreten oder verpfänden. (4) Die Einräumung und der Widerruf eines widerruflichen Bezugsrechts (vgl. Absatz 1) sowie eine Abtretung oder Verpfändung von Ansprüchen aus dem Versicherungsvertrag sind uns gegenüber nur und erst dann wirksam, wenn sie uns vom bisherigen Berechtigten schriftlich angezeigt worden sind. Der bisherige Berechtigte sind im Regelfall Sie; es können aber auch andere Personen sein, sofern Sie bereits vorher Verfügungen vorgenommen haben. § 14 Welche Kosten und Gebühren dürfen Ihnen in Rechnung gestellt werden? Über die vereinbarten Beiträge hinaus dürfen wir Ihnen Kosten und Gebühren nur in den von der Aufsichtsbehörde genehmigten Fällen in Rechnung stellen. § 15 Wo ist der Gerichtsstand? Ansprüche aus Ihrem Versicherungsvertrag können gegen uns bei dem für unseren Geschäftssitz örtlich zuständigen Gericht geltend gemacht werden. Ist Dire Versicherung durch Vermittlung Winter

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Anm. A 8

Α . Rechtsquellen der LebensV. I. Bedingungstexte

eines Versicherungsvertreters zustande gekommen, kann auch das Gericht des Ortes angerufen werden, an dem der Vertreter zur Zeit der Vermittlung seine gewerbliche Niederlassung oder, wenn er eine solche nicht unterhält, seinen Wohnsitz hatte. § 16 Wie sind Sie an unseren Überschüssen beteiligt? (1) Um die zugesagten Versicherungsleistungen über die in der Regel lange Versicherungsdauer hinweg sicherzustellen, sind die vereinbarten Lebensversicherungsbeiträge besonders vorsichtig kalkuliert. An dem erwirtschafteten ÜberschuB sind unsere Versicherungsnehmer entsprechend unserem jeweiligen von der Aufsichtsbehörde genehmigten Geschäftsplan beteiligt. (2) Ihre Versicherung gehört zum Abrechnungsverband ... Anmerkung: § 16 ist nach Maßgabe des Geschäftsplanes durch folgende Angaben zu ergänzen: a) Voraussetzungen für die Fälligkeit der Überschußanteile (Wartezeit, Stichtag für die Zuteilung u. ä.). b) Form und Verwendung der Überschußanteile (laufende Überschußanteile, Schlußüberschußanteile, Bonus, Ansammlung, Verrechnung, Barauszahlung). § 17 Welche der vorstehenden Bestimmungen können geändert werden? Die Bestimmungen über den Rückkaufswert und die beitragsfreie Versicherung (vgl. § 4), den Wehrdienst, die Unruhen oder den Krieg (vgl. § 7), die Selbsttötung (vgl. § 8) und die Überschußbeteiligung (vgl. § 16) können mit Zustimmung der Aufsichtsbehörde auch für bestehende Versicherungen geändert werden. Anmerkung: Sieht der Geschäftsplan die Bildung eines Deckungskapitals nicht vor (ζ. B. wenn nur Versicherungen mit nicht abgekürzter Beitragszahlungsdauer bis zu zehn Jahren abgeschlossen werden), so lautet §17 wie folgt: „Welche der vorstehenden Bestimmungen können geändert werden? Die Bestimmungen über die Selbsttötung (vgl. §8) und die Überschußbeteiligung (vgl. §16) können mit Zustimmung der Aufsichtsbehörde auch für bestehende Versicherungen geändert werden."

[A 8] 5. Musterbedingungen für die Rentenversicherung (VerBAV 1978 S. 105, geändert gemäß VerBAV 1981 S. 98) sowie Bedingungen für die Hinterbliebenenrenten-Zusatzversicherung (VerBAV 1981 S. 57) § 1 Beginn des Versicherungsschutzes Der Versicherungsschutz beginnt mit der Zahlung des Einlösungsbeitrags (erster Beitrag oder Einmalbeitrag) nebst Gebühren und etwaigen öffentlichen Abgaben, jedoch nicht vor Abschluß des Versicherungsvertrages und nicht vor dem im Versicherungsschein angegebenen Beginn der Versicherung. § 2 Beiträge (1) Der Versicherungsnehmer zahlt einen Einmalbeitrag oder Jahresbeiträge. Jahresbeiträge werden zu Beginn eines jeden Versicherungsjahres fällig; sie können mit Zustimmung des Versicherers gegen ein Aufgeld auch in Raten gezahlt werden. Sind 38

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Anm. A 8

RentenV — Musterbedingungen

bei Eintritt des Versicherungsfalls Raten des laufenden Jahresbeitrags noch nicht bezahlt, so werden sie von der Leistung des Versicherers abgezogen. (2) Der Einlösungsbeitrag nebst Gebühren und etwaigen öffentlichen Abgaben ist sofort nach Abschluß des Vertrages gegen Aushändigung des Versicherungsscheins zu zahlen. Folgebeiträge sind innerhalb eines Monats oder, wenn monatliche Ratenzahlungen vereinbart ist, innerhalb von zwei Wochen vom Fälligkeitstage an kostenfrei an den Versicherer oder an den Vertreter zu zahlen, der sich im Besitz der von dem Versicherer ausgefertigten Beitragsrechnung befindet. Beiträge können nur durch schriftliche Erklärung des Versicherers gestundet werden. Anmerkung: Ziff. 1 Satz 3 entfällt, wenn die Beiträge tariflich nur bis zum Ende des am Todestag laufenden Beitragszahlungsabschnitts zu zahlen sind. Bei Tarifen, bei denen die Versicherungsperiode übereinstimmt, lautet Ziff. 1 wie folgt:

mit dem

Beitragszahlungsabschnitt

„Der Versicherungsnehmer zahlt einen Einmalbeitrag oder für jede Versicherungsperiode einen laufenden Beitrag. Der laufende Beitrag ist jeweils zu Beginn jeder Versicherungsperiode fällig. Versicherungsperiode ist entsprechend der vereinbarten Beitragszahlungsweise ein Monat, ein Vierteljahr, ein Halbjahr oder ein Jahr." Ferner treten dann in Ziff. 2 Satz 2 an die Stelle der Worte „wenn monatliche Ratenzahlung vereinbart ist" die Worte „wenn Monatsbeiträge vereinbart sind." § 3 Zahlungsverzug (1) Wird der Einlösungsbeitrag nebst Gebühren und etwaigen öffentlichen Abgaben nicht rechtzeitig gezahlt, so kann der Versicherer auch bei Vereinbarung von Ratenzahlungen sofort die Beiträge des ersten Versicherungsjahres nebst Gebühren und etwaigen öffentlichen Abgaben oder bei Vereinbarung eines Einmalbeitrags diesen nebst Gebühren und etwaigen öffentlichen Abgaben fordern. Er kann statt dessen, solange die Zahlung nicht bewirkt ist, vom Vertrag zurücktreten. Bei Rücktritt kann er neben den Kosten einer ärztlichen Untersuchung eine Gebühr von 10 v.H. der Beiträge des ersten Versicherungsjahres, bei Versicherungen gegen Einmalbeitrag von 3 v. H. des Einmalbeitrages fordern. Es gilt als Rücktritt, wenn der Anspruch auf den Einlösungsbeitrag nicht innerhalb von drei Monaten vom Fälligkeitstag an gerichtlich geltend gemacht wird. (2) Wird ein Folgebeitrag oder ein sonstiger aus dem Versicherungsverhältnis geschuldeter Betrag nicht rechtzeitig gezahlt, so setzt der Versicherer dem Versicherungsnehmer schriftlich unter Angabe der Rechtsfolgen weiterer Säumnis eine Zahlungsfrist; zu diesen Rechtsfolgen gehört der Verlust oder die Minderung des Versicherungsschutzes. Wird im ersten Versicherungsjahr ein Folgebeitrag nicht rechtzeitig gezahlt, so kann der Versicherer außerdem sofort die restlichen Beiträge des ersten Versicherungsjahres fordern. Anmerkung: Bei Tarifen, bei denen die Versicherungsperiode übereinstimmt, lautet Ziff. 1 wie folgt:

mit dem

Beitragszahlungsabschnitt

„ Wird der Einlösungsbeitrag nebst Gebühren und etwaigen öffentlichen Abgaben nicht rechtzeitig gezahlt, so kann der Versicherer, solange die Zahlung nicht bewirkt ist, vom Vertrag zurücktreten. Bei Rücktritt kann er neben den Kosten einer ärztlichen Untersuchung eine Gebühr von 10 v. H. der Beiträge des ersten Winter

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Anm. A 8

Α. Rechtsquellen der LebensV. I. Bedingungstexte

Versicherungsjahres, bei Versicherungen gegen Einmalbeitrag von 3 v.H. des Einmalbeitrages fordern. Es gilt als Rücktritt, wenn der Anspruch auf den Einlösungsbeitrag nicht innerhalb von drei Monaten vom Fälligkeitstag an gerichtlich geltend gemacht wird." Z i f f . 2 Satz 2 entfällt dann. § 4 Kündigungsrecht des Versicherungsnehmers, Rückkaufswert*, beitragsfreie Versicherung (1) Der Versicherungsnehmer kann die Versicherung vor dem vereinbarten Rentenbeginn jederzeit auf den Schluß des laufenden Versicherungsjahres oder innerhalb des Versicherungsjahres mit Frist von einem Monat auf den Schluß eines jeden Ratenzahlungsabschnitts, frühestens auf den Schluß des ersten Versicherungsjahres ganz oder teilweise schriftlich kündigen. Bei teilweiser Kündigung darf die verbleibende beitragspflichtig versicherte Rente nicht unter den im Geschäftsplan festgelegten Mindestbetrag sinken. Sind die Beiträge für mindestens zwei Jahre oder für mindestens Yio der Beitragszahlungsdauer gezahlt und ist für den Todesfall eine Leistung vereinbart, so wird der nach dem Geschäftsplan des Versicherers berechnete Rückkaufswert gewährt, soweit ein solcher geschäftsplanmäßig vorhanden ist. Ist für den Todesfall eine Leistung nicht vereinbart, so wandelt sich die Versicherung statt dessen ganz oder teilweise gemäß dem Geschäftsplan des Versicherers in eine beitragsfreie Versicherung mit herabgesetzter Leistung um, falls die hierfür geschäftsplanmäßig vorgesehene Mindestrente nicht unterschritten wird. (2) Sind die Beiträge für mindestens zwei Jahre oder für mindestens y 1 0 der Beitragszahlungsdauer gezahlt, so kann der Versicherungsnehmer jederzeit schriftlich verlangen, daß die Versicherung zum Schluß des laufenden Versicherungsjahres oder innerhalb des Versicherungsjahres mit Frist von einem Monat auf den Schluß eines jeden Ratenzahlungsabschnitts gemäß dem Geschäftsplan des Versicherers ganz oder teilweise in eine beitragsfreie Versicherung mit herabgesetzter Rente umgewandelt wird, falls die hierfür geschäftsplanmäßig vorgesehenen Mindestrenten nicht unterschritten werden. (3) Die Rückzahlung der Beiträge kann der Versicherungsnehmer nicht verlangen. (4) Eine Kündigung nach Beginn des Rentenbezugs ist nicht möglich. Anmerkung: In der Tabelle der Rückkaufswerte und beitragsfreien Renten ist auf die Fälle hinzuweisen, in denen neben dem durch die Todesfall-Leistung begrenzten Rückkaufswert aus dem Deckungskapital eine zusätzliche beitragsfreie Leistung zu gewähren ist. Bei Tarifen, bei denen die Versicherungsperiode mit dem Beitragszahlungsabschnitt übereinstimmt, lautet Z i f f . 1 Satz 1 wie folgt: „Der Versicherungsnehmer kann die Versicherung vor dem vereinbarten Rentenbeginn jederzeit auf den Schluß der laufenden Versicherungsperiode ganz oder teilweise schriftlich kündigen." Z i f f . 2 lautet dann wie folgt: „Sind die Beiträge für mindestens zwei Jahre oder für mindestens V\o der Beitragszahlungsdauer gezahlt, so kann der Versicherungsnehmer jederzeit * Begriffsbestimmung s. die dem Versicherungsschein beitragsfreien Versicherungssummen.

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beigefügte Tabelle der Rückkaufswerte

und

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schriftlich verlangen, daß die Versicherung zum Schluß der laufenden Versicherungsperiode gemäß dem Geschäftsplan des Versicherers ganz oder teilweise in eine beitragsfreie Versicherung mit herabgesetzter Rente umgewandelt wird, falls die hierfür geschäftsplanmäßig vorgesehenen Mindestrenten nicht unterschritten werden." § 5 Verletzung der Anzeigepflicht (1) Hat der Versicherungsnehmer oder der Versicherte bei Abschluß, Änderung oder Wiederherstellung der Versicherung Umstände, die für die Übernahme der Gefahr erheblich sind, nicht oder nicht richtig angegeben, so kann der Versicherer binnen drei Jahren, bei Eintritt des Versicherungsfalles während der ersten drei Jahre auch nach Ablauf dieser Frist, jedoch nur innerhalb eines Monats, nachdem er von der Verletzung der Anzeigepflicht Kenntnis erhalten hat, vom Vertrag zurücktreten. Kenntnis eines Vermittlers steht der Kenntnis des Versicherers nicht gleich. Die Erklärung des Rücktritts ist mit einer Rechtsbelehrung zu verbinden. (2) Das Recht des Versicherers, die Versicherung wegen arglistiger Täuschung anzufechten, bleibt unberührt. Hat der Versicherte eine arglistige Täuschung verübt, so kann die Anfechtung dem Versicherungsnehmer gegenüber erklärt werden, auch wenn dieser die Verletzung der Anzeigepflicht nicht kannte. (3) Der Versicherer kann sich auf den Rücktritt oder die Anfechtung des Versicherungsvertrages auch dritten Berechtigten gegenüber berufen. § 6 Deckung der Kriegsgefahr Beim Ableben des Versicherten in unmittelbarem oder mittelbarem Zusammenhang mit kriegerischen Ereignissen wird eine für den Todesfall versicherte Kapitalleistung nur bis zur Höhe des vorhandenen Deckungskapitals erbracht; für den Todesfall versicherte Rentenleistungen werden auf den Betrag vermindert, der nach dem Geschäftsplan des Versicherers aus dem vorhandenen Deckungskapital erbracht werden kann. Dies gilt nicht, wenn durch Gesetz oder Anordnung der Aufsichtsbehörde eine höhere Leistung vorgeschrieben ist. § 7 Selbsttötung Bei Selbsttötung des Versicherten bleibt die Leistungspflicht des Versicherers in voller Höhe bestehen, wenn beim Ableben seit Zahlung des Einlösungsbeitrags oder Wiederherstellung der Versicherung drei Jahre verstrichen sind oder wenn nachgewiesen wird, daß die Tat in einem die freie Willensbestimmung ausschließenden Zustand krankhafter Störung der Geistestätigkeit begangen worden ist. Anderenfalls ist ein etwa vorhandenes Deckungskapital auszuzahlen, jedoch nicht mehr als eine für den Todesfall versicherte Kapitalleistung oder, wenn für den Todesfall Rentenleistungen versichert sind, nicht mehr als das hierfür erforderliche Deckungskapital. § 8 Leistungsfall (1) Wer eine Leistung aus dem Vertrag beansprucht, hat den Versicherungsschein, ein amtliches Zeugnis über den Tag der Geburt der versicherten Person und bei Versicherungen gegen laufende Beitragszahlung den Nachweis der letzten Beitragszahlung vorzulegen. (2) Der Versicherer kann vor jeder Rentenzahlung ein Zeugnis darüber verlangen, daß die versicherte Person noch lebt. Winter

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Α. Rechtsquellen der LebensV. I. Bedingungstexte

(3) Der Tod der versicherten Person ist dem Versicherer unter Vorlage des Versicherungsscheins und einer amtlichen, Alter und Geburtsort enthaltenden Sterbeurkunde unverzüglich mitzuteilen. Zu Unrecht empfangene Rentenleistungen sind an den Versicherer zurückzuzahlen. (4) Der Versicherer kann außerdem notwendige weitere Nachweise verlangen und erforderliche Erhebungen selbst anstellen. Der Versicherer wird die erforderlichen Erhebungen nur auf die Zeit vor der Antragsannahme, die nächsten drei Jahre nach der Antragsannahme und das Jahr vor dem Tode erstrecken. (5) Wer den Anspruch gegen den Versicherer geltend macht, hat die durch die Nachweise im Leistungsfall entstehenden Kosten zu tragen. § 9 Leistungsort (1) Leistungsort für die Entrichtung des Beitrags ist der jeweilige Wohnsitz des Versicherungsnehmers; der Versicherungsnehmer hat jedoch auf seine Gefahr und Kosten den Beitrag dem Versicherer zu übermitteln. (2) Hat der Versicherungsnehmer die Versicherung in seinem Gewerbebetrieb genommen, so tritt, wenn er seine gewerbliche Niederlassung an einem anderen Ort hat, der Ort der Niederlassung an die Stelle des Wohnsitzes. (3) Auf Antrag werden Versicherungsleistungen dem Empfangsberechtigten auf seine Kosten übersandt; die Gefahr bei einer Uberweisung in das Ausland trägt der Empfangsberechtigte. § 10 Inhaberklausel (1) Der Versicherer kann den Inhaber des Versicherungsscheins als verfügungsinsbesondere empfangsberechtigt ansehen. Er hat das Recht, den Nachweis der Berechtigung zu verlangen. Nach dem Tode des Versicherungsnehmers kann der Versicherer, sofern nicht ein vom Versicherungsnehmer namentlich bezeichneter Zustellungsbevollmächtigter vorhanden ist, den Bezugsberechtigten und, falls ein solcher nicht vorhanden oder sein Aufenthalt nicht feststellbar ist, den Inhaber des Versicherungsscheines als bevollmächtigt zum Empfang von Willenserklärungen, welche die Gültigkeit des Vertrages zum Gegenstand haben, ansehen. (2) § 12 Ziff. 3 bleibt unberührt. § 11 Willenserklärungen und Anschriftenänderungen (1) Willenserklärungen und Anzeigen, die das Versicherungsverhältnis betreffen, bedürfen der Schriftform, auch soweit dies nicht ausdrücklich bestimmt ist. Sie werden wirksam, sobald sie dem Versicherer zugegangen sind. Versicherungsvertreter sind zu ihrer Entgegennahme nicht bevollmächtigt. (2) Der Versicherungsnehmer hat zur Vermeidung von Rechtsnachteilen eine Änderung seiner Postanschrift oder Verlegung seiner gewerblichen Niederlassung dem Versicherer unverzüglich anzuzeigen. Nimmt der Versicherungsnehmer seinen Aufenthalt außerhalb des Gebietes der Bundesrepublik Deutschland einschließlich des Landes Berlin, soll er dem Versicherer zugleich einen in diesem Gebiet ansässigen Zustellungsbevollmächtigten benennen. § 12 Rechte dritter Personen (1) Der Versicherungsnehmer kann einen Dritten als bezugsberechtigt bezeichnen. Der Bezugsberechtigte erwirbt das Recht auf die Leistungen des Versicherer erst mit 42

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Anm. Λ 8

deren Fälligkeit. Bis zur jeweiligen Fälligkeit kann der Versicherungsnehmer die Bezugsberechtigung widerrufen. Nach dem Tod des Versicherungsnehmers kann die Bezugsberechtigung nicht mehr widerrufen werden. (2) Der Bezugsberechtigte erwirbt ein sofortiges und unwiderrufliches Recht auf die Leistungen aus dem Versicherersvertrag, wenn der Versicherer den dahingehenden Antrag des Versicherungsnehmers angenommen und ihm schriftlich bestätigt hat, daß der Widerruf ausgeschlossen ist. Bis zum Eingang der Bestätigung hat der Bezugsberechtigte lediglich ein widerrufliches Recht auf die Leistungen aus dem Versicherungsvertrag. (3) Verpfändung und Abtretung der Versicherungsansprüche sowie Einräumung und Widerruf eines widerruflichen Bezugsrechts sind dem Versicherer gegenüber nur und erst dann wirksam, wenn sie der bisherige Verfügungsberechtigte schriftlich angezeigt hat. § 13 Kosten und Gebühren Kosten und Gebühren dürfen nur mit Genehmigung der Aufsichtsbehörde in Rechnung gestellt werden. § 14 Gerichtsstand Hat ein Versicherungsvertreter den Vertrag vermittelt, so ist für Klagen, die aus dem Versicherungsverhältnis gegen den Versicherer erhoben werden, neben dem Gericht des Sitzes des Versicherers auch das Gericht des Ortes zuständig, wo der Vertreter zur Zeit der Vermittlung seine gewerbliche Niederlassung oder in Ermangelung einer solchen seinen Wohnsitz hatte. § 15 Beteiligung am Überschuß Die Versicherung ist nach Maßgabe des jeweiligen von der Aufsichtsbehörde genehmigten Geschäftsplanes am Überschuß beteiligt und gehört zum Abrechnungsverband Anmerkung: § 15 ist nach Maßgabe des Geschäftsplanes durch folgende Angaben zu ergänzen: a ) Voraussetzungen für die Fälligkeit der Überschußanteile ( Wartezeit, Stichtag für die Zuteilung u. ä.). b ) Form und Verwendung der Überschußanteile ( ζ. B. Erhöhung der Rente, verzinsliche Ansammlung in der Aufschubzeit). § 16 Änderung der Versicherungsbedingungen Die Bestimmungen über den Rückkaufswert, die beitragsfreie Versicherung (§ 4), die Kriegsgefahr (§ 6), die Selbsttötung (§ 7) und die Überschußbeteiligung (§ 15) können mit Zustimmung der Aufsichtsbehörde auch für bestehende Versicherungen geändert werden.

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Α. Rechtsquellen der LebensV. I. Bedingungstexte

Bedingungen für die Hinterbliebenenrenten-Zusatzversicherung (VerBAV 1981 S. 57) § 1 Gegenstand der Versicherung Der Anspruch auf Hinterbliebenenrente entsteht mit dem Tod des Versicherten der Hauptversicherung, sofern der Mitversicherte der Zusatzversicherung diesen Zeitpunkt erlebt. Der Anspruch erlischt mit dem Tod des Mitversicherten, wenn nichts anderes vereinbart ist. Die Hinterbliebenenrente wird entsprechend den Fälligkeitsterminen der Hauptversicherung gezahlt. Die Rentenzahlung beginnt zu dem Fälligkeitstermin, der auf den Tod des Versicherten der Hauptversicherung folgt oder mit ihm zusammenfällt. Bei Tod des Versicherten der Hauptversicherung vor Beginn der Rentenleistung aus der Hauptversicherung wird für die Zeit von dem auf den Tod folgenden Monatsersten bis zum ersten Fälligkeitstermin der Hinterbliebenenrente eine anteilige Hinterbliebenenrente gezahlt. Bei Tod des Versicherten der Hauptversicherung nach Beginn der Rentenzahlung aus der Hauptversicherung wird, wenn eine Mindestlaufzeit vereinbart ist, bis zu deren Ablauf statt der Hinterbliebenenrente die Rente aus der Hauptversicherung weitergezahlt. Bemerkung: Satz 5 ist zu streichen, wenn der Geschäftsplan keine entsprechende Rentenzahlung vorsieht.

anteilige

§ 2 Tod des Mitversicherten Die Zusatzversicherung erlischt ohne Anspruch auf eine Rückvergütung, wenn der Mitversicherte vor dem Versicherten der Hauptversicherung stirbt. Sind für das am Todestag laufende Versicherungsjahr Raten des laufenden Jahresbeitrags der Zusatzversicherung noch nicht bezahlt, so werden sie bis zum Ende des laufenden Versicherungsjahres weiter erhoben. Bemerkung: Der 2. Absatz entfällt, wenn die Beiträge tariflich nur bis zum Ende des am Todestag laufenden Beitragszahlungsabschnitts zu zahlen sind oder wenn bedingungsgemäß die Versicherungsperiode mit dem Beitragszahlungsabschnitt übereinstimmt. § 3 Deckung der Kriegsgefahr Beim Ableben des Versicherten der Hauptversicherung in unmittelbarem oder mittelbarem Zusammenhang mit kriegerischen Ereignissen wird die versicherte Hinterbliebenenrente auf den Betrag vermindert, der nach dem Geschäftsplan des Versicherers aus dem vorhandenen Deckungskapital der Zusatzversicherung sowie dem der Hauptversicherung, abzüglich einer etwaigen Kapitalleistung aus der Hauptversicherung, erbracht werden kann. Dies gilt nicht, wenn durch Gesetz oder Anordnung der Aufsichtsbehörde eine höhere Leistung vorgeschrieben ist. § 4 Selbsttötung Bei Selbsttötung des Versicherten der Hauptversicherung bleibt die Leistungspflicht des Versicherers aus der Zusatzversicherung in voller Höhe bestehen, wenn beim Ableben seit Zahlung des Einlösungsbeitrags oder Wiederherstellung der Zusatzversicherung 3 Jahre verstrichen sind oder wenn nachgewiesen wird, daß die Tat in einem 44

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Anm. A 8

Hinterbliebenenrenten-ZusatzV die freie Willensbestimmung ausschließenden Zustand krankhafter Geistestätigkeit begangen worden ist.

Störung der

Anderenfalls ist ein etwa vorhandenes Deckungskapital der Zusatzversicherung sowie der Hauptversicherung, abzüglich einer etwaigen Kapitalleistung aus der Hauptversicherung, jedoch nicht mehr als das für die versicherte Hinterbliebenenrente erforderliche Deckungskapital, auszuzahlen. § 5 Nachweise im Leistungsfall Beim Tode des Versicherten der Hauptversicherung ist außer Allgemeinen Versicherungsbedingungen für die Hauptversicherung weisen ein ausführliches ärztliches oder amtliches Zeugnis über sowie über Beginn und Verlauf der Krankheit, die zum Tod geführt

den in § 8 der genannten Nachdie Todesursache hat, einzureichen.

§ 6 Verhältnis zur Hauptversicherung (1) Die Zusatzversicherung bildet mit der Hauptversicherung eine Einheit. Sie erlischt, wenn die Hauptversicherung aus anderen Gründen als durch Tod des Versicherten der Hauptversicherung endet. (2) Die Allgemeinen Versicherungsbedingungen für die Hauptversicherung finden, soweit nichts anderes bestimmt ist, auf die Zusatzversicherung sinngemäß Anwendung. (3) Die Zusatzversicherung kann auch ohne die Hauptversicherung ganz oder teilweise gekündigt werden. Dies gilt nicht, wenn die Zusatzversicherung beitragsfrei ist. Wird die Zusatzversicherung gekündigt, so wandelt sie sich unter den Voraussetzungen des § 4 Ziffer 1 Satz 3 der Allgemeinen Versicherungsbedingungen für die Hauptversicherung ganz oder teilweise gemäß dem Geschäftsplan des Versicherers in eine beitragsfreie Versicherung mit herabgesetzter Rente um, falls die hierfür geschäftsplanmäßig vorgesehene Mindestrente nicht unterschritten wird; ein Rückkaufswert wird nicht gewährt. (4) Wird die Hauptversicherung gemäß § 4 der Allgemeinen Versicherungsbedingungen für die Hauptversicherung ganz oder teilweise in eine beitragsfreie Versicherung umgewandelt, so wandelt sich auch die Zusatzversicherung ganz oder teilweise in eine beitragsfreie Versicherung mit herabgesetzter Rente um. Dabei wird das Verhältnis zwischen den Renten aus der Haupt- und der Zusatzversicherung nicht verändert. (5) Die Zusatzversicherung ist nach Maßgabe des jeweiligen von der Aufsichtsbehörde genehmigten Geschäftsplans am Überschuß beteiligt und gehört zum Abrechnungsverband der Hauptversicherung. Bemerkung: Ziffer 5 ist nach Maßgabe des Geschäftsplans durch die gleichen Angaben wie § 15 der Allgemeinen Versicherungsbedingungen für die Hauptversicherung zu ergänzen. Gelten für die Zusatzversicherung die gleichen Grundsätze wie für die Hauptversicherung, genügt der Zusatz „nach den Grundsätzen der Hauptversicherung" zwischen den Worten „Geschäftsplans" und „am Überschuß".

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Anm. A 9

Α. Rechtsquellen der LebensV. I. Bedingungstexte

[A9] 6. Musterbedingungen für die Vermögensbildungsversicherung (VerBAV 1984 S. 337) § 1 Beginn des Versicherungsschutzes Der Versicherungsschutz beginnt mit der Zahlung des Einlösungsbeitrags nebst Gebühren und etwaigen öffentlichen Abgaben, jedoch nicht vor Abschluß des Versicherungsvertrages und nicht vor dem im Versicherungsschein angegebenen Beginn der Versicherung.

§ 2 Beiträge (1) Der Versicherungsnehmer zahlt für jede Versicherungsperiode einen laufenden Beitrag. Versicherungsperiode ist entsprechend der vereinbarten Beitragszahlungsweise ein Monat, ein Vierteljahr, ein Halbjahr oder ein Jahr. Der laufende Beitrag ist jeweils zu Beginn jeder Versicherungsperiode fällig. (2) Der Einlösungsbeitrag nebst Gebühren und etwaigen öffentlichen Abgaben ist sofort nach Abschluß des Vertrages gegen Aushändigung des Versicherungsscheins zu zahlen. Folgebeiträge sind innerhalb eines Monats oder, wenn Monatsbeiträge vereinbart sind, innerhalb von zwei Wochen vom Fälligkeitstage an kostenfrei an den Versicherer zu zahlen. Beiträge können nur durch schriftliche Erklärung des Versicherers gestundet werden.

§ 3 Zahlungsverzug (1) Wird der Einlösungsbeitrag nebst Gebühren und etwaigen öffentlichen Abgaben nicht rechtzeitig gezahlt, so kann der Versicherer, solange die Zahlung nicht bewirkt ist, vom Vertrag zurücktreten. Bei Rücktritt kann er neben den Kosten einer ärztlichen Untersuchung eine Gebühr von 10 v.H. der Beiträge des ersten Versicherungsjahres fordern. Es gilt als Rücktritt, wenn der Anspruch auf den Einlösungsbeitrag nicht innerhalb von drei Monaten vom Fälligkeitstag an gerichtlich geltend gemacht wird. (2) Wird ein Folgebeitrag oder ein sonstiger aus dem Versicherungsverhältnis geschuldeter Betrag nicht rechtzeitig gezahlt, so setzt der Versicherer dem Versicherungsnehmer schriftlich unter Angabe der Rechtsfolgen weiterer Säumnis eine Zahlungsfrist; zu diesen Rechtsfolgen gehört die Minderung des Versicherungsschutzes. (3) Werden nur zeitweise keine Beiträge gezahlt (ζ. B. wegen Arbeitsplatzwechsels), so kann der Versicherer entweder nach Ziffer 2 verfahren oder die Versicherungssumme herabsetzen. Die Herabsetzung erfolgt zum Jahrestag des Versicherungsbeginns im folgenden Kalenderjahr; sie hängt von dem Ausmaß der entstandenen Beitragslücke ab und wird nach geschäftsplanmäßigen Grundsätzen berechnet. (4) Werden keine Beiträge gezahlt, weil der Arbeitnehmer arbeitslos ist, so können die Überschußanteile zur Verrechnung mit den fälligen Beiträgen verwendet werden. Voraussetzung dafür ist, daß die Arbeitslosigkeit nach Vertragsabschluß eingetreten ist, mindestens 1 Jahr lang ununterbrochen bestanden hat und zum Zeitpunkt der Verrechnung noch besteht. Anmerkung: Ziffer 3 kommt nur in Betracht, wenn der Geschäftsplan eine entsprechende Regelung enthält. 46

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Anm. A 9

VermögensbildungsV — Musterbedingungen § 4 Erhöhung der Versicherungssumme

(1) Der Versicherungsnehmer hat das Recht, jeweils zu Beginn einer Versicherungsperiode die Versicherungssumme durch die Entrichtung höherer laufender Beiträge für die Restlaufzeit der Versicherung zu erhöhen, sofern der nach dem aufsichtsbehördlich genehmigten Geschäftsplan gültige Höchstbeitrag für Vermögensbildungsversicherungen nicht überschritten wird. (2) Der Versicherungsnehmer hat das Recht, neben den fest vereinbarten oder nach Ziffer 1 erhöhten laufenden Beiträgen jederzeit weitere vermögenswirksame Leistungen als Zuzahlung zur Erhöhung der Versicherungssumme zu verwenden. Der im aufsichtsbehördlich genehmigten Geschäftsplan festgelegte jährliche Höchstbeitrag soll durch die Zuzahlungen und laufenden Beiträgen nicht überschritten werden. (3) Der Versicherungsnehmer hat das Recht, seine ablaufende Versicherung bei gleichem Beitrag einmalig um mindestens drei Jahre, höchstens um elf Jahre zu verlängern. Dabei dürfen die Gesamtdauer des Versicherungsvertrages 35 Jahre und das neue Endalter 65 Jahre nicht überschreiten. (4) Voraussetzung für eine Erhöhung der Versicherungssumme nach Ziffer 1 und eine Verlängerung der Versicherungsdauer nach Ziffer 3 ist, daß sich die Gesundheitsverhältnisse des Versicherten gegenüber dem Zeitpunkt des Vertragsabschlusses nicht nachteilig verändert haben. (5) Die Bestimmungen des ursprünglichen Versicherungsvertrages gelten auch für die erhöhte Versicherungssumme sowie den verlängerten Versicherungsvertrag. § 5 Kündigungsrecht des Versicherungsnehmers, Rückkaufswert*, beitragsfreie Versicherung (1) Der Versicherungsnehmer kann die Versicherung jederzeit auf den Schluß der laufenden Versicherungsperiode ganz oder teilweise schriftlich kündigen. Bei teilweiser Kündigung darf die verbleibende beitragspflichtige Versicherungssumme nicht unter den im Geschäftsplan festgelegten Mindestbetrag sinken. Es wird der nach dem Geschäftsplan des Versicherers berechnete Rückkaufswert* gewährt; dieser beträgt mindestens 50 v.H. der eingezahlten Beiträge. (2) Der Versicherungsnehmer kann jederzeit schriftlich verlangen, daß die Versicherung zum Schluß der laufenden Versicherungsperiode gemäß dem Geschäftsplan des Versicherer ganz oder teilweise in eine beitragsfreie Versicherung mit herabgesetzter Versicherungssumme umgewandelt wird. Bei teilweiser Umwandlung darf die verbleibende beitragspflichtige Versicherungssumme nicht unter den im Geschäftsplan festgelegten Mindestbetrag sinken. (3) Die Rückzahlung der Beiträge kann der Versicherungsnehmer nicht verlangen. § 6 Vorauszahlung (Darlehen) Der Versicherer kann nach Ablauf von zwölf Versicherungsjahren bis zur Höhe des Rückkaufswertes* eine zu verzinsende Vorauszahlung (Darlehen) gewähren. Vor Ablauf von zwölf Versicherungsjahren kann eine Vorauszahlung nur gewährt werden, wenn der Arbeitnehmer nach Vertragsabschluß arbeitslos geworden ist, die Arbeitslosigkeit mindestens ein Jahr lang ununterbrochen bestanden hat und im Zeitpunkt der Darlehensnahme noch besteht. Die Vorauszahlung kann in diesem Fall nur bis zur

* Begriffsbestimmung s. die dem Versicherungsschein beitragsfreien Versicherungssummen.

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beigefügte

Tabelle der Rückkaufswerte

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Anm. A 9

Α. Rechtsquellen der LebensV. I. Bedingungstexte

Höhe des Rückkaufswertes abzüglich der bisher gewährten Arbeitnehmersparzulagen gewährt werden. £in Rechtsanspruch auf eine Vorauszahlung besteht nicht. § 7 Verletzung der Anzeigepflicht (1) Hat der Versicherungsnehmer oder der Versicherte bei Abschluß, Änderung oder Wiederherstellung der Versicherung Umstände, die für die Übernahme der Gefahr erheblich sind, nicht oder nicht richtig angegeben, so kann der Versicherer binnen drei Jahren, bei Eintritt des Versicherungsfalles während der ersten drei Jahre auch nach Ablauf dieser Frist, jedoch nur innerhalb eines Monats, nachdem er von der Verletzung der Anzeigepflicht Kenntnis erhalten hat, vom Vertrag zurücktreten. Kenntnis eines Vermittlers steht der Kenntnis des Versicherers nicht gleich. Die Erklärung des Rücktritts ist mit einer Rechtsbelehrung zu verbinden. (2) Das Recht des Versicherers, die Versicherung wegen arglistiger Täuschung anzufechten, bleibt unberührt. Hat der Versicherte eine arglistige Täuschung verübt, so kann die Anfechtung dem Versicherungsnehmer gegenüber erklärt werden, auch wenn dieser die Verletzung der Anzeigepflicht nicht kannte. (3) Der Versicherer kann sich auf den Rücktritt oder die Anfechtung des Versicherungsvertrages auch dritten Berechtigten gegenüber berufen. § 8 Kriegsgefahr Beim Ableben des Versicherten im unmittelbaren oder mittelbaren Zusammenhang mit kriegerischen Ereignissen wird nur das vorhandene Deckungskapital* gezahlt, es sei denn, daß durch Gesetz oder Anordnung der Aufsichtsbehörde eine höhere Leistung vorgeschrieben ist. § 9 Selbsttötung Bei Selbsttötung des Versicherten bleibt die Leistungspflicht des Versicherers in voller Höhe bestehen, wenn beim Ableben seit Zahlung des Einlösungsbeitrags oder Wiederherstellung der Versicherung drei Jahre verstrichen sind oder wenn nachgewiesen wird, daß die Tat in einem die freie Willensbestimmung ausschließenden Zustand krankhafter Störung der Geistestätigkeit begangen worden ist. Andernfalls ist ein etwa vorhandenes Deckungskapital* auszuzahlen. § 10 Nachweise im Leistungsfall (1) Wer eine Leistung aus dem Vertrag beansprucht, hat den Versicherungsschein und den Nachweis der letzten Beitragszahlung einzureichen. (2) Der Tod des Versicherten ist dem Versicherer unverzüglich anzuzeigen. Außer den schon genannten Nachweisen sind einzureichen a) eine amtliche, Alter und Geburtsort enthaltende Sterbeurkunde, b) ein ausführliches ärztliches oder amtliches Zeugnis über die Todesursache sowie über Beginn und Verlauf der Krankheit, die zum Tode des Versicherten geführt hat. (3) Der Versicherer kann außerdem notwendige weitere Nachweise verlangen und erforderliche Erhebungen selbst anstellen. Der Versicherer wird die erforderlichen

* Begriffsbestimmung s. die dem Versicherungsschein beitragsfreien Versicherungssummen.

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beigefügte Tabelle der Rückkaufswerte

und

VermögensbildungsV — Musterbedingungen

Anm. A 9

Erhebungen nur auf die Zeit vor der Antragsannahme, die nächsten drei Jahre nach der Antragsannahme und das Jahr vor dem Tode erstrecken. (4) Wer den Anspruch gegen den Versicherer geltend macht, hat die durch die Nachweise im Leistungsfall entstehenden Kosten zu tragen. § 11 Leistungsort (1) Leistungsort für die Entrichtung des Beitrages ist der jeweilige Wohnsitz des Versicherungsnehmers; der Versicherungsnehmer hat jedoch auf seine Gefahr und Kosten den Beitrag dem Versicherer zu übermitteln. (2) Hat der Versicherungsnehmer die Versicherung in seinem Gewerbebetrieb genommen, so tritt, wenn er seine gewerbliche Niederlassung an einem anderen Ort hat, der Ort der Niederlassung an die Stelle des Wohnsitzes. (3) Auf Antrag werden Versicherungsleistungen dem Empfangsberechtigten auf seine Kosten übersandt; die Gefahr bei einer Überweisung in das Ausland trägt der Empfangsberechtigte. § 12 Inhaberklausel (1) Der Versicherer kann den Inhaber des Versicherungsscheines als verfiigungsinsbesondere empfangsberechtigt ansehen. Er hat das Recht, den Nachweis der Berechtigung zu verlangen. Nach dem Tode des Versicherungsnehmers kann der Versicherer, sofern nicht ein vom Versicherungsnehmer namentlich bezeichneter Zustellungsbevollmächtigter vorhanden ist, den Bezugsberechtigten und, falls ein solcher nicht vorhanden oder sein Aufenthalt nicht feststellbar ist, den Inhaber des Versicherungsscheines als bevollmächtigt zum Empfang von Willenserklärungen, welche die Gültigkeit des Vertrages zum Gegenstand haben, ansehen. (2) § 14 Ziff. 3 bleibt unberührt. § 13 Willenserklärungen und Anschriftenänderungen (1) Willenserklärungen und Anzeigen, die das Versicherungsverhältnis betreffen, bedürfen der Schriftform, auch soweit dies nicht ausdrücklich bestimmt ist. Sie werden wirksam, sobald sie dem Versicherer zugegangen sind. Versicherungsvertreter sind zu ihrer Entgegennahme nicht bevollmächtigt. (2) Der Versicherungsnehmer hat zur Vermeidung von Rechtsnachteilen eine Änderung seiner Postanschrift oder Verlegung seiner gewerblichen Niederlassung dem Versicherer unverzüglich anzuzeigen. Nimmt der Versicherungsnehmer seinen Aufenthalt außerhalb des Gebietes der Bundesrepublik Deutschland einschließlich des Landes Berlin, soll er dem Versicherer zugleich einen in diesem Gebiet ansässigen Zustellungsbevollmächtigten benennen. § 14 Rechte dritter Personen (1) Der Versicherungsnehmer kann einen Dritten als bezugsberechtigt bezeichnen. Der Bezugsberechtigte erwirbt das Recht auf die Leistung des Versicherers erst mit dem Eintritt des Versicherungsfalles. Bis dahin kann der Versicherungsnehmer die Bezugsberechtigung widerrufen. (2) Der Bezugsberechtigte erwirbt ein sofortiges und unwiderrufliches Recht auf die Leistung aus dem Versicherungsvertrag, wenn der Versicherer den dahingehenden Antrag des Versicherungsnehmers angenommen und ihm schriftlich bestätigt hat, daß der Widerruf ausgeschlossen ist. Bis zum Eingang der Bestätigung hat der Winter

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Α. Rechtsquellen der LebensV. I. Bedingungstexte

Anm. A 9a

Bezugsberechtigte lediglich ein widerrufliches Recht auf die Leistung aus dem Versicherungsvertrag. (3) Verpfändung und Abtretung der Versicherungsanspriiche sowie Einräumung und Widerruf eines widerruflichen Bezugsrechts sind dem Versicherer gegenüber nur und erst dann wirksam, wenn sie der bisherige Verfügungsberechtigte schriftlich angezeigt hat. § 15 Kosten und Gebühren Kosten und Gebühren dürfen nur mit Genehmigung der Aufsichtsbehörde in Rechnung gestellt werden. § 16 Gerichtsstand Hat ein Versicherungsvertreter den Vertrag vermittelt, so ist für Klagen, die aus dem Versicherungsverhältnis gegen den Versicherer erhoben werden, neben dem Gericht des Sitzes des Versicherers auch das Gericht des Ortes zuständig, wo der Vertreter zur Zeit der Vermittlung seine gewerbliche Niederlassung oder in Ermangelung einer solchen seinen Wohnsitz hatte. § 17 Beteiligung am Überschuß Die Versicherung ist nach Maßgabe des jeweiligen von der Aufsichtsbehörde genehmigten Geschäftsplanes am Überschuß beteiligt und gehört zum Abrechnungsverband ... Anmerkung: §17 ist nach Maßgabe des Geschäftsplanes durch folgende Angaben zu ergänzen: a ) Voraussetzungen für die Fälligkeit der Uberschußanteile ( Wartezeit, Stichtag für die Zuteilung u. ä.). b) Form und Verwendung der Überschußanteile (laufende Überschußanteile, Schlußgewinnanteile, Bonus, Ansammlung). § 18 Änderung der Versicherungsbedingungen Die Bestimmungen über den Rückkaufswert und die beitragsfreie Versicherung (§ 5), die Kriegsgefahr (§ 8), die Selbsttötung (§ 9) und die Überschußbeteiligung (§ 17) können mit Zustimmung der Aufsichtsbehörde auch für bestehende Versicherungen geändert werden.

[A 9 a] 6 a. Allgemeine Bedingungen für die Vermögensbildungsversicherung (leichter verständliche Fassung der Musterbedingungen für die Vermögensbildungsversicherung)* (VerBAV 1984 S. 275) Sehr geehrter Kunde! Als Versicherungsnehmer sind Sie unser Vertragspartner; für unser Vertragsverhältnis gelten die nachfolgenden Bedingungen. * Die Bedingungen sind inhaltlich identisch mit den Musterbedingungen.

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VermögensbildungsV — Allg Bed

Anm. A 9a

§ 1 Wann beginnt Ihr Versicherungsschutz? Ihr Versicherungsschutz beginnt, wenn Sie den ersten Beitrag (Einlösungsbeitrag) gezahlt und wir die Annahme Ihres Antrages schriftlich oder durch Aushändigung des Versicherungsscheines bestätigt haben. Vor dem im Versicherungsschein angegebenen Beginn der Versicherung besteht jedoch noch kein Versicherungsschutz. § 2 Was haben Sie bei der Beitragszahlung zu beachten? (1) Sie zahlen für jede Versicherungsperiode einen laufenden Beitrag. Versicherungsperiode kann je nach Vereinbarung ein Monat, ein Vierteljahr, ein halbes Jahr oder ein Jahr sein. Die laufenden Beiträge werden zu Beginn der vereinbarten Versicherungsperiode fallig. (2) Bei Fälligkeit der Versicherungsleistung werden wir etwaige Beitragsrückstände verrechnen. (3) Der Einlösungsbeitrag wird sofort nach Abschluß des Versicherungsvertrages fällig. Alle weiteren Beiträge (Folgebeiträge) sind innerhalb eines Monats, bei monatlicher Versicherungsperiode innerhalb von zwei Wochen, jeweils ab Fälligkeitstag, an uns zu zahlen. (4) Für eine Stundung der Beiträge ist eine schriftliche Vereinbarung mit uns erforderlich.

§ 3 Was geschieht, wenn Sie einen Beitrag nicht rechtzeitig zahlen? Einlösungsbeitrag (1) Wenn Sie den Einlösungsbeitrag nicht rechtzeitig zahlen, so können wir vom Vertrag zurücktreten. Es gilt als Rücktritt, wenn wir unseren Anspruch auf den Einlösungsbeitrag nicht innerhalb von drei Monaten vom Fälligkeitstag an gerichtlich geltend machen. Bei einem Rücktritt können wir von Ihnen neben den Kosten einer ärztlichen Untersuchung eine besondere Gebühr für die Bearbeitung Ihres Vertrages verlangen. Diese Gebühr beläuft sich auf 10% der Beiträge des ersten Versicherungsjahres. Folgebeitrag (2) Wenn Sie einen Folgebeitrag oder einen sonstigen Betrag, den Sie aus dem Versicherungsverhältnis schulden, nicht rechtzeitig zahlen, so erhalten Sie von uns eine schriftliche Mahnung. Begleichen Sie den Rückstand nicht innerhalb der in der Mahnung gesetzten Frist, so vermindert sich damit Ihr Versicherungsschutz. Auf diese Rechtsfolge werden wir Sie in der Mahnung ausdrücklich hinweisen. (3) Zahlen Sie nur zeitweise keine Folgebeiträge (ζ. B. wegen eines Arbeitsplatzwechsels), so können wir entweder nach Absatz 2 verfahren oder die Versicherungssumme herabsetzen. Die Herabsetzung erfolgt im folgenden Kalenderjahr zum Jahrestag des Versicherungsbeginns; ihr Umfang hängt von dem Ausmaß der entstandenen Beitragslücke ab und wird nach unserem aufsichtsbehördlich genehmigten Geschäftsplan berechnet. (4) Können Sie die Folgebeiträge nicht mehr aufbringen, weil Sie nach Abschluß des Vertrages arbeitslos geworden sind, so können wir die fälligen Beiträge mit Ihren Überschußanteilen (vgl. § 17) verrechnen. Voraussetzung dafür ist, daß die ArbeitslosigWinter

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Anm. A 9a

Α. Rechtsquellen der LebensV. I. Bedingungstexte

keit mindestens ein Jahr lang ununterbrochen bestanden hat und zum Zeitpunkt der Verrechnung noch besteht. Anmerkung: Absatz 3 kommt nur in Betracht, wenn der Geschäftsplan eine entsprechende Regelung enthält. § 4 Wie können Sie die Versicherungssumme erhöhen und die Versicherungsdauer verlängern? (1) Sie können die Versicherungssumme jeweils zu Beginn einer Versicherungsperiode durch Entrichtung höherer laufender Beiträge für die restliche Laufzeit der Versicherung erhöhen. Der nach unserem aufsichtsbehördlich genehmigten Geschäftsplan gültige Höchstbeitrag für vermögensbildende Lebensversicherungen darf dabei nicht überschritten werden. (2) Ferner können Sie zur Erhöhung der Versicherungssumme neben den laufenden Beiträgen, die wir beim Abschluß der Versicherung vereinbart oder die Sie nach Absatz 1 erhöht haben, jederzeit weitere vermögenswirksame Leistungen als Zuzahlung verwenden. Zuzahlungen und laufende Beiträge sollen den in unserem Geschäftsplan für vermögensbildende Lebensversicherungen festgelegten jährlichen Höchstbeitrag nicht überschreiten. (3) Sie sind berechtigt, Ihre ablaufende Versicherung mit gleichem Beitrag einmalig um mindestens drei Jahre, höchstens um elf Jahre zu verlängern. Dabei dürfen die Gesamtdauer des Versicherungsvertrages 35 Jahre und das neue Endalter 65 Jahre nicht überschreiten. (4) Voraussetzung für eine Erhöhung der Versicherungssumme nach Absatz 1 und eine Verlängerung der Versicherungsdauer nach Absatz 3 ist, daß sich die Gesundheitsverhältnisse des Versicherten seit dem Abschluß des ursprünglichen Versicherungsvertrages nicht nachteilig verändert haben. (5) Die Bestimmungen des ursprünglichen Versicherungsvertrages gelten auch für die erhöhte Versicherungssumme sowie den verlängerten Versicherungsvertrag. § 5 Wann können Sie die Versicherung kündigen oder beitragsfrei stellen? Kündigung und Auszahlung des Rückkaufwertes* (1) Sie können Ihre Versicherung jederzeit zum Schluß der Versicherungsperiode ganz oder teilweise schriftlich kündigen. (2) Kündigen Sie Ihre Versicherung nur teilweise, so darf die verbleibende beitragspflichtige Versicherungssumme nicht unter den Mindestbetrag sinken, der in unserem aufsichtsbehördlich genehmigten Geschäftsplan festgelegt ist. (3) Nach Kündigung erhalten Sie den nach unserem Geschäftsplan berechneten Rückkaufswert; dieser beträgt mindestens 50% der eingezahlten Beiträge. Umwandlung in eine beitragsfreie Versicherung (4) Anstelle einer Kündigung nach Absatz 1 können Sie zum dort genannten Termin schriftlich verlangen, ganz oder teilweise von Ihrer Beitragspflicht befreit zu werden. In diesem Fall wird die Versicherungssumme entsprechend unserem Geschäftsplan herabgesetzt. Voraussetzung für die Fortführung der Versicherung unter teilweiser * Begriffsbestimmung s. die dem Versicherungsschein beitragsfreien Versicherungssummen.

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beigefügte Tabelle der Rückkaufswerte

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VermögensbildungsV - Allg Bed

Anm. A 9 a

Befreiung von der Beitragspflicht ist allerdings, daß die verbleibende beitragspflichtige Versicherungssumme die geschäftsplanmäßig vorgesehene Mindestsumme nicht unterschreitet. Beitragsrückzahlung (5) Die Rückzahlung der Beiträge können Sie nicht verlangen. § 6 Sie wollen eine Vorauszahlung? (1) Wir können Ihnen eine zu verzinsende Vorauszahlung auf die Versicherungssumme gewähren a) nach Ablauf von 12 Versicherungsjahren bis zur Höhe des Rückkaufwertes, b) vor Ablauf von 12 Versicherungsjahren bis zur Höhe des Rückkaufwertes abzüglich der ausgezahlten Arbeitnehmersparzulagen, wenn Sie nach VertragsabschluB arbeitslos geworden sind, Ihre Arbeitslosigkeit mindestens ein Jahr lang ununterbrochen bestanden hat und im Zeitpunkt der Vorauszahlung noch besteht. Ein Rechtsanspruch hierauf besteht jedoch nicht. (2) Eine Vorauszahlung werden wir mit der fälligen Versicherungsleistung sowie im Falle der Umwandlung in eine beitragsfreie Versicherung verrechnen; vorher werden wir sie nicht zurückfordern. Sie hingegen können den Vorauszahlungsbetrag jederzeit zurückzahlen. § 7 Was bedeutet die vorvertragliche Anzeigepflicht? (1) Wir übernehmen den Versicherungsschutz im Vertrauen darauf, daß Sie alle in Verbindung mit dem Versicherungsantrag gestellten Fragen wahrheitsgemäß und vollständig beantwortet haben (vorvertragliche Anzeigepflicht). Das gilt insbesondere für die Fragen nach gegenwärtigen oder früheren Erkrankungen, gesundheitlichen Störungen und Beschwerden. (2) Soll das Leben einer anderen Person versichert werden, ist auch diese — neben Ihnen — für die wahrheitsgemäße und vollständige Beantwortung der Fragen verantwortlich. (3) Wenn Umstände, die für die Übernahme des Versicherungsschutzes Bedeutung haben, von Ihnen oder der versicherten Person (vgl. Absatz 2) nicht oder nicht richtig angegeben worden sind, können wir binnen drei Jahren seit VertragsabschluB vom Vertrag zurücktreten, bei Eintritt des Versicherungsfalles während der ersten drei Jahre auch noch nach Ablauf dieser Frist. Den Rücktritt können wir aber nur innerhalb eines Monats erklären, nachdem wir von der Verletzung der Anzeigepflicht Kenntnis erhalten haben. Die Kenntnis eines Vermittlers steht unserer Kenntnis nicht gleich. Wenn uns nachgewiesen wird, daß die falschen oder unvollständigen Angaben nicht schuldhaft gemacht worden sind, wird unser Rücktritt gegenstandslos. Haben wir den Rücktritt nach Eintritt des Versicherungsfalles erklärt, bleibt unsere Leistungspflicht bestehen, wenn die verschwiegenen Umstände nachweislich keinen Einfluß auf den Eintritt des Versicherungsfalles oder den Umfang unserer Leistung gehabt haben. (4) Wir können den Versicherungsvertrag auch anfechten, falls durch unrichtige oder unvollständige Angaben bewußt und gewollt auf unsere Annahmeentscheidung Einfluß genommen worden ist. Handelt es sich um Angaben der versicherten Person, so können wir Ihnen gegenüber die Anfechtung erklären, auch wenn Sie von der Verletzung der vorvertraglichen Anzeigepflicht keine Kenntnis hatten. Winter

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Anm. A 9a

Α. Rechtsquellen der LebensV. I. Bedipgungstexte

(5) Die Absätze 1 bis 4 gelten auch für Angaben, die bei einem Antrag auf Änderung oder Wiederherstellung der Versicherung zu machen sind. (6) Sofern Sie uns keine andere Person als Bevollmächtigten benannt haben, gilt nach Ihrem Ableben ein Bezugsberechtigter als bevollmächtigt, eine Rücktritts- oder Anfechtungserklärung entgegenzunehmen. Ist auch ein Bezugsberechtigter nicht vorhanden oder kann sein Aufenthalt nicht ermittelt werden, so können wir den Inhaber des Versicherungsscheins zur Entgegennahme der Erklärung als bevollmächtigt ansehen. § 8 Was gilt bei Wehrdienst, Unruhen oder Krieg? (1) Grundsätzlich besteht unsere Leistungspflicht unabhängig davon, auf welcher Ursache der Versicherungsfall beruht. Wir gewähren Versicherungsschutz insbesondere auch dann, wenn der Versicherte in Ausübung des Wehr- oder Polizeidienstes oder bei inneren Unruhen den Tod gefunden hat. (2) Bei Ableben des Versicherten in unmittelbarem oder mittelbarem Zusammenhang mit kriegerischen Ereignissen beschränkt sich unsere Leistungspflicht allerdings auf die Auszahlung des für den Todestag berechneten Deckungskapitals*, es sei denn, Gesetze oder Anordnungen der Aufsichtsbehörde sehen eine höhere Leistung vor. §9 Was gilt bei Selbsttötung des Versicherten? (1) Bei Selbsttötung vor Ablauf von drei Jahren seit Zahlung des Einlösungsbeitrages oder seit Wiederherstellung der Versicherung besteht Versicherungsschutz nur dann, wenn uns nachgewiesen wird, daß die Tat in einem die freie Willensbestimmung ausschließenden Zustand krankhafter Störung der Geistestätigkeit begangen worden ist. Andernfalls zahlen wir ein etwa vorhandenes Deckungskapital* aus. (2) Bei Selbsttötung nach Ablauf der Dreijahresfrist bleiben wir zur Leistung verpflichtet. § 10 Was ist bei Fälligkeit der Versicherungsleistung zu beachten? (1) Leistungen aus dem Versicherungsvertrag erbringen wir gegen Vorlage des Versicherungsscheins. Zusätzlich können wir auch den Nachweis der letzten Beitragszahlung verlangen. (2) Der Tod des Versicherten ist uns unverzüglich anzuzeigen. Außer den in Absatz 1 genannten Unterlagen sind uns einzureichen. — eine amtliche, Alter und Geburtsort enthaltende Sterbeurkunde, — ein ausführliches ärztliches oder amtliches Zeugnis über die Todesursache sowie über Beginn und Verlauf der Krankheit, die zum Tode des Versicherten geführt hat. (3) Zur Klärung unserer Leistunspflicht können wir notwendige weitere Nachweise verlangen und erforderliche Erhebungen selbst anstellen. Wir werden die erforderlichen Erhebungen nur auf die Zeit vor der Antragsannahme, die nächsten drei Jahre danach und das Jahr vor dem Tode des Versicherten erstrecken. (4) Die mit den Nachweisen verbundenen Kosten trägt derjenige, der die Versicherungsleistung beansprucht.

* Begriffsbestimmung s. die dem Versicherungsschein beitragsfreien Versicherungssummen.

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beigefügte Tabelle der Rückkaufswerte

und

VermögensbildungsV — Allg Bed

Anm. A 9a

§11 Wo sind die vertraglichen Verpflichtungen zu erfüllen? (1) Unsere Leistungen überweisen wir dem Empfangsberechtigten auf seine Kosten. Bei Überweisungen in das Ausland trägt der Empfangsberechtigte auch die damit verbundene Gefahr. (2) Die Übermittlung Ihrer Beiträge erfolgt auf Ihre Gefahr und Ihre Kosten. Für die Rechtzeitigkeit der Beitragszahlung genügt es, wenn Sie fristgerecht (vgl. §§ 2 Abs. 3 und 3 Abs. 2) alles getan haben, damit der Beitrag bei uns eingeht. §12 Welche Bedeutung hat der Versicherungsschein? (1) Den Inhaber des Versicherungsscheins können wir als berechtigt ansehen, über die Rechte aus dem Versicherungsvertrag zu verfügen, insbesondere Leistungen in Empfang zu nehmen. Wir können aber verlangen, daß uns der Inhaber des Versicherungsscheins seine Berechtigung nachweist. (2) In den Fällen des § 14 Abs. 4 brauchen wir den Nachweis der Berechtigung nur dann anzuerkennen, wenn uns die schriftliche Anzeige des bisherigen Berechtigten vorliegt. § 13 Was gilt für Mitteilungen, die sich auf das Versicherungsverhältnis beziehen? (1) Mitteilungen, die das Versicherungsverhältnis betreffen, müssen stets schriftlich erfolgen. Für uns bestimmte Mitteilungen werden wirksam, sobald sie uns zugegangen sind. Versicherungsvertreter sind zu ihrer Entgegennahme nicht bevollmächtigt. (2) Eine Änderung Ihrer Postanschrift müssen Sie uns unverzüglich mitteilen. Anderenfalls können für Sie Nachteile entstehen, da Sie ggf. von wichtigen Mitteilungen nicht rechtzeitig Kenntnis erhalten. (3) Wenn Sie sich für längere Zeit außerhalb der Bundesrepublik Deutschland einschließlich des Landes Berlin aufhalten, sollten Sie uns, auch in Ihrem Interesse, eine in diesem Gebiet ansässige Person benennen, die bevollmächtigt ist, unsere Mitteilungen für Sie entgegenzunehmen (Zustellungsbevollmächtigter). §14 Wer erhält die Versicherungsleistung? (1) Die Leistung aus dem Versicherungsvertrag erbringen wir an Sie als unseren Versicherungsnehmer oder an Ihre Erben, falls Sie uns keine andere Person benannt haben, die bei Eintritt des Versicherungsfalls die Ansprüche aus dem Versicherungsvertrag erwerben soll (Bezugsberechtigter). Bis zum Eintritt des Versicherungsfalls können Sie das Bezugsrecht jederzeit widerrufen. (2) Wenn Sie ausdrücklich bestimmen, daß der Bezugsberechtigte die Ansprüche aus dem Versicherungsvertrag unwiderruflich und damit sofort erwerben soll, werden wir Ihnen schriftlich bestätigen, daß der Widerruf des Bezugsrechts ausgeschlossen ist. Sobald Ihnen unsere Bestätigung zugegangen ist, kann das bis zu diesem Zeitpunkt noch widerrufliche Bezugsrecht nur noch mit Zustimmung des von Ihnen Benannten aufgehoben werden. (3) Sie können Ihre Rechte aus dem Versicherungsvertrag auch abtreten oder verpfänden. (4) Die Einräumung und der Widerruf eines widerruflichen Bezugsrechts (vgl. Absatz 1) sowie eine Abtretung oder Verpfändung von Ansprüchen aus dem Versicherungsvertrag sind uns gegenüber nur und erst dann wirksam, wenn sie uns vom bisherigen Berechtigten schriftlich angezeigt worden sind. Der bisherige Berechtigte sind im Winter

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Anm. AIO

Α. Rechtsquellen der LebensV. I. Bedingungstexte

Regelfall Sie; es können aber auch andere Personen sein, sofern Sie bereits vorher Verfügungen vorgenommen haben. § 15 Welche Kosten und Gebühren dürfen Ihnen in Rechnung gestellt werden? Über die vereinbarten Beiträge hinaus dürfen wir Ihnen Kosten und Gebühren nur in den von der Aufsichtsbehörde genehmigten Fällen in Rechnung stellen. § 16 Wo ist der Gerichtsstand? Ansprüche aus Ihrem Versicherungsvertrag können gegen uns bei dem für unseren Geschäftssitz örtlich zuständigen Gericht geltend gemacht werden. Ist Ihre Versicherung durch Vermittlung eines Versicherungsvertreters zustandegekommen, kann auch das Gericht des Ortes angerufen werden, an dem der Vertreter zur Zeit der Vermittlung seine gewerbliche Niederlassung oder, wenn er eine solche nicht unterhält, seinen Wohnsitz hatte. § 17 Wie sind Sie an unseren Überschüssen beteiligt? (1) Um die zugesagten Versicherungsleistungen über die in der Regel lange Versicherungsdauer hinweg sicherzustellen, sind die vereinbarten Lebensversicherungsbeiträge besonders vorsichtig kalkuliert. An dem erwirtschafteten Überschuß sind unsere Versicherungsnehmer entsprechend unserem jeweiligen von der Aufsichtsbehörde genehmigten Geschäftsplan beteiligt. (2) Ihre Versicherung gehört zum Abrechnungsverband Anmerkung: § 17 ist nach Maßgabe des Geschäftsplanes durch folgende Angaben zu ergänzen: a ) Voraussetzungen für die Fälligkeit der Überschußanteile ( Wartezeit, Stichtag für die Zuteilung u.ä.). b) Form und Verwendung der Überschußanteile (laufende Über schußanteile, Schlußüberschußanteile, Bonus, Ansammlung). §18 Welche der vorstehenden Bestimmungen können geändert werden? Die Bestimmungen über den Rückkaufswert und die beitragsfreie Versicherung (vgl. §5), den Wehrdienst, die Unruhen oder den Krieg (vgl. §8), die Selbsttötung (vgl. § 9 ) und die ÜberschuBbeteiligung (vgl. §17) können mit Zustimmung der Aufsichtsbehörde auch für bestehende Versicherungen geändert werden.

[A 10] 7. Musterbedingungen für die Fondsgebundene Lebensversicherung (VerBAV 1978 S. 81, geändert gemäß VerBAV 1981 S. 98) § 1 Allgemeines (1) Bei der fondsgebundenen Lebensversicherung wird ein in D M fester Beitrag erhoben. Derjenige Teil des Beitrags, der nicht zur Deckung des versicherungstechnischen Risikos und der Kosten bestimmt ist, wird von dem Versicherer gesondert vom übrigen Vermögen im Anlagestock angelegt. Der Anlagestock ist eine selbständige 56

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Fondsgebundene LebensV — Musterbedingungen

Anm. A 10

Abteilung des Deckungsstocks. Er ist in Anteileinheiten aufgeteilt. Der zur Anlage bestimmte Teil des Beitrags wird nach Maßgabe des Geschäftsplans in Anteileinheiten umgewandelt. Die Vermögensanlage erfolgt nach dem Grundsatz der Risikomischung überwiegend in Wertpapieren. (2) Der DM-Wert einer Anteileinheit ergibt sich mittels Teilung des Inventarwertes des Anlagestocks am letzten Börsentag eines Monats (Stichtag) durch die Zahl der zu diesem Zeitpunkt insgesamt gutgebrachten Anteileinheiten. (3) Als Inventarwert gilt der DM-Gesamtwert des Anlagestocks. Dabei werden Zertifikate von Investmentfonds mit dem Rücknahmepreis eingesetzt. (4) Die Erträge der im Anlagestock enthaltenen Vermögenswerte fließen unmittelbar dem Anlagestock zu und erhöhen damit den Wert der Anteileinheiten. (5) Das Deckungskapital einer Versicherung ist die Summe der auf diese Versicherung entfallenden Anteileinheiten. Der DM-Gegenwert des Deckungskapitals ergibt sich durch Multiplikation der Zahl der Anteileinheiten einer Versicherung mit dem am Stichtag des Vormonats ermittelten Wert einer Anteileinheit. Anmerkung: Werden die Erträge des Anlagestocks nicht thesauriert, sondern zur Bildung neuer Anteile verwendet, lautet Z i f f . 4 wie folgt:

geschäftsplanmäßig

„Die Erträge der im Anlagestock enthaltenen Vermögenswerte fließen dem Anlagestock zu. Sie werden in Anteileinheiten umgerechnet und den einzelnen Versicherungen gutgeschrieben." § 2 Versicherungsleistungen (1) Als Versicherungsleistungen werden erbracht: A. Im Erlebensfall nach Ablauf der vereinbarten Versicherungsdauer Wertpapiere aus dem Anlagestock in Höhe des vorhandenen Deckungskapitals. B. Im Todesfall vor Ablauf der vereinbarten Versicherungsdauer a) Wertpapiere aus dem Anlagestock in Höhe des vorhandenen Deckungskapitals und, sofern der DM-Wert des Deckungskapitals die Mindesttodesfallsumme nicht erreicht, zusätzlich b) die Risikosumme in Deutscher Mark, deren Höhe sich als Differenz zwischen der vertraglich vereinbarten Mindesttodesfallsumme und dem DM-Wert des Deckungskapitals ergibt. Es wird also bei Tod mindestens die aus dem Versicherungsschein ersichtliche Mindesttodesfallsumme geleistet. (2) Anstelle der nach Ziff. 1 zu übertragenden Wertpapiere kann der Anspruchsberechtigte den DM-Wert des Deckungskapitals verlangen. Dieses Wahlrecht gilt als zugunsten der Geldleistung ausgeübt, wenn nicht spätestens einen Monat nach Zugang einer Aufforderung des Versicherers, das Wahlrecht auszuüben, ausdrücklich die Leistung in Wertpapieren verlangt wird. (3) Der DM-Wert des Deckungskapitals (§ 1 Ziff. 5 Satz 2) wird bei Beendigung der Versicherung durch Ablauf bzw. Rückkauf zum Stichtag des vorletzten Versicherungsmonats, bei Beendigung durch Tod der versicherten Person zum Stichtag des Monats, der der Meldung des Todesfalls vorangeht, ermittelt. (4) Die Versicherungsleistung in Wertpapieren bemißt sich nach dem DM-Wert des fondsgebundenen Deckungskapitals abzüglich der im Geschäftsplan festgelegten Übertragungskosten. Dabei sind die Wertpapiere mit ihrem Wert zum Stichtag gemäß Winter

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Anm. A 10

Α. Rechtsquellen der LebensV. I. Bedingungstexte

Ziff. 3 anzusetzen. Die Zusammensetzung der zu erbringenden Wertpapiere richtet sich nach dem Geschäftsplan. Der Versicherer behält sich vor, den DM-Wert des fondsgebundenen Deckungskapitals bis zur Höhe von 1000 DM in Deutscher Mark auszuzahlen. (5) Hat der Versicherer eine Geldleistung in Deutscher Mark nach Ziff. 2 zu leisten, so bleibt es ihm vorbehalten, abweichend von § 1 Ziff. 5 Satz 2 in Verbindung mit § 2 Ziff. 3 den DM-Wert des Deckungskapitals erst dann zu ermitteln, nachdem er unverzüglich, jedoch das Interesse aller Versicherungsnehmer hierbei wahrend, Vermögensgegenstände des Anlagestocks veräußert hat. Anmerkung: Z i f f . 1 Β gilt für die Modelle A 1 und A 6. Beim Modell A 3 hat Z i f f . i Β folgende Fassung: „Im Todesfall vor Ablauf der vereinbarten Versicherungsdauer a) Wertpapiere aus dem Anlagestock in Höhe des vorhandenen Deckungskapitals und zusätzlich b ) die Risikosumme in Deutscher Mark, deren Höhe sich für jedes Versicherungsjahr aus dem Versicherungsschein ergibt. Mindestens wird jedoch die aus dem Versicherungsschein ersichtliche Mindesttodesfallsumme geleistet." (Zu den einzelnen Modellen vgl. VerBAV 1975 S. 138ff.) § 3 Beginn des Versicherungsschutzes Der Versicherungsschutz beginnt mit der Zahlung des Einlösungsbeitrags (erster Beitrag oder Einmalbeitrag) nebst Gebühren und etwaigen öffentlichen Abgaben, jedoch nicht vor Abschluß des Versicherungsvertrages und nicht vor dem im Versicherungsschein angegebenen Beginn der Versicherung. § 4 Beiträge (1) Der Versicherungsnehmer zahlt einen Einmalbeitrag oder Jahresbeiträge. Jahresbeiträge werden zu Beginn eines jeden Versicherungsjahres fällig; sie können mit Zustimmung des Versicherers gegen ein Aufgeld auch in Raten gezahlt werden. (2) Der Einlösungsbeitrag nebst Gebühren und etwaigen öffentlichen Abgaben ist sofort nach Abschluß des Vertrages gegen Aushändigung des Versicherungsscheines zu zahlen. Folgebeiträge sind zum Fälligkeitstage kostenfrei an den Versicherer zu zahlen. (3) Der Beitragseinzug erfolgt entweder durch Lastschrift auf einem Bankkonto des Versicherungsnehmers oder durch Dauerauftrag. In beiden Fällen verpflichtet sich der Versicherungsnehmer, die dem Versicherer erteilte Einziehungsermächtigung während der Beitragszahlungsdauer nicht zu widerrufen bzw. in dieser Zeit den Dauerauftrag nicht zu stornieren. Anmerkung: Bei Tarifen, bei denen die Versicherungsperiode mit dem Beitragszahlungsabschnitt übereinstimmt, lautet Z i f f . 1 wie folgt: „Der Versicherungsnehmer zahlt einen Einmalbeitrag oder für jede Versicherungsperiode einen laufenden Beitrag. Der laufende Beitrag ist jeweils zu Beginn jeder Versicherungsperiode fällig. Versicherungsperiode ist entsprechend der 58

Winter

Fondsgebundene LebensV — Musterbedingungen vereinbarten Beitragszahlungsweise ein Jahr."

Anm. A 10

ein Monat, ein Vierteljahr, ein Halbjahr oder

§ 5 Zahlungsverzug (1) Wird der Einlösungsbeitrag nebst Gebühren und etwaigen öffentlichen Abgaben nicht rechtzeitig gezahlt, so kann der Versicherer auch bei Vereinbarung von Ratenzahlungen sofort die Beiträge des ersten Versicherungsjahres nebst Gebühren und etwaigen öffentlichen Abgaben oder bei Vereinbarung eines Einmalbeitrages diesen nebst Gebühren und etwaigen öffentlichen Abgaben fordern. Er kann statt dessen, solange die Zahlung nicht bewirkt ist, vom Vertrag zurücktreten. Bei Rücktritt kann er neben den Kosten einer ärztlichen Untersuchung eine Gebühr von 10 v.H. der Beiträge des ersten Versicherungsjahres, bei Versicherungen gegen Einmalbeitrag von 3 v. H. des Einmalbeitrages fordern. Es gilt als Rücktritt, wenn der Anspruch auf den Einlösungsbeitrag nicht innerhalb von drei Monaten vom Fälligkeitstag an gerichtlich geltend gemacht wird. (2) Wird ein Folgebeitrag oder ein sonstiger aus dem Versicherungsverhältnis geschuldeter Betrag nicht rechtzeitig gezahlt, so setzt der Versicherer dem Versicherungsnehmer schriftlich unter Angabe der Rechtsfolgen weiterer Säumnis eine Zahlungsfrist; zu diesen Rechtsfolgen gehört der Verlust oder die Minderung des Versicherungsschutzes. Wird im ersten Versicherungsjahr ein Folgebeitrag nicht rechtzeitig gezahlt, so kann der Versicherer außerdem sofort die restlichen Beiträge des ersten Versicherungsjahres fordern. Anmerkung: Bei Tarifen, bei denen die Versicherungsperiode mit dem Beitragszahlungsabschnitt übereinstimmt, lautet Z i f f . 1 wie folgt: „ Wird der Einlösungsbeitrag nebst Gebühren und etwaigen öffentlichen Abgaben nicht rechtzeitig gezahlt, so kann der Versicherer, solange die Zahlung nicht bewirkt ist, vom Vertrag zurücktreten. Bei Rücktritt kann er neben den Kosten einer ärztlichen Untersuchung eine Gebühr von 10 v. H. der Beiträge des ersten Versicherungsjahres, bei Versicherungen gegen Einmalbeitrag von 3 v.H. des Einmalbeitrags fordern. Es gilt als Rücktritt, wenn der Anspruch auf den Einlösungsbeitrag nicht innerhalb von drei Monaten vom Fälligkeitstag an gerichtlich geltend gemacht wird." Z i f f . 2 Satz 2 entfällt dann. § 6 Kündigungsrecht des Versicherungsnehmers, Rückkaufswert, beitragsfreie Versicherung (1) Der Versicherungsnehmer kann die Versicherung jederzeit auf den Schluß des laufenden Versicherungsjahres oder innerhalb des Versicherungsjahres mit Frist von einem Monat auf den Schluß eines jeden Ratenzahlungsabschnitts, frühestens auf den Schluß des ersten Versicherungsjahres ganz oder teilweise schriftlich kündigen. Bei teilweiser Kündigung darf die verbleibende beitragspflichtige Mindesttodesfallsumme nicht unter den im Geschäftsplan festgelegten Mindestbetrag sinken. Sind die Beiträge für mindestens ein Jahr gezahlt, gewährt der Versicherer als Rückkaufswert — soweit ein solcher geschäftsplanmäßig vorhanden ist — Wertpapiere aus dem Anlagestock in Höhe des vorhandenen Deckungskapitals unter Berücksichtigung der geschäftsplanmäßigen Abzüge; dazu gehören auch nichtgedeckte rechnungsmäßige Abschlußkosten bei Kündigung innerhalb der ersten ... Versicherungsjahre. § 2 Ziff. 2—5 gelten entsprechend. Winter

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Anm. AIO

Α. Rechtsquellen der LebensV. I. Bedingungstexte

(2) Sind die Beiträge für mindestens ein Jahr gezahlt, so kann der Versicherungsnehmer jederzeit schriftlich verlangen, daB die Versicherung zum Schluß des laufenden Versicherungsjahres oder innerhalb des Versicherungsjahres mit Frist von einem Monat auf den SchluB eines jeden Ratenzahlungsabschnitts gemäß dem Geschäftsplan des Versicherers ganz oder teilweise in eine beitragsfreie a) fondsgebundene Lebensversicherung oder b) gleichartige DM-Versicherung mit herabgesetzter Mindesttodesfallsumme umgewandelt wird, falls die hierfür geschäftsplanmäßig vorgesehenen Mindestsummen nicht unterschritten werden. (3) Die Rückzahlung der Beiträge kann der Versicherungsnehmer nicht verlangen. Anmerkung: Bei Tarifen, bei denen die Versicherungsperiode mit dem Beitragszahlungsabschnitt übereinstimmt, lautet Z i f f . i Satz 1 wie folgt: „Der Versicherungsnehmer kann die Versicherung jederzeit auf den Schluß der laufenden Versicherungsperiode ganz oder teilweise schriftlich kündigen." Z i f f . 2 lautet dann wie folgt: „Sind die Beiträge für mindestens ein Jahr oder für mindestens Vi0 der Beitragszahlungsdauer gezahlt, so kann der Versicherungsnehmer jederzeit schriftlich verlangen, daß die Versicherung zum Schluß der laufenden Versicherungsperiode gemäß dem Geschäftsplan ganz oder teilweise in eine beitragsfreie a) fondsgebundene Lebensversicherung oder b) gleichartige DM- Versicherung mit herabgesetzter Mindesttodesfallsumme umgewandelt wird, falls die hierfür geschäftsplanmäßig vorgesehenen Mindestsummen nicht unterschritten werden." § 7 Umwandlung in eine DM-Versicherung Der Versicherungsnehmer kann mit Frist von einem Monat zum Ende des laufenden Versicherungsjahres oder innerhalb des Versicherungsjahres mit Frist von einem Monat zum Ende eines jeden Ratenzahlungsabschnitts schriftlich die Umwandlung der Versicherung in eine gleichartige beitragspflichtige DM-Versicherung verlangen. Die Beitragszahlungsweise, Höhe des Beitrages und der ursprünglich vereinbarte Ablauftermin bleiben dabei unverändert. Das Verfahren der Umwandlung und der Bestimmung der DM-Versicherungssumme regelt der Geschäftsplan. Anmerkung Bei Tarifen, bei denen die Versicherungsperiode mit dem Beitragszahlungsabschnitt übereinstimmt, lautet Satz 1 wie folgt: „Der Versicherungsnehmer kann mit Frist von einem Monat zum Ende einer jeden Versicherungsperiode schriftlich die Umwandlung der Versicherung in eine gleichartige beitragspflichtige DM-Versicherung verlangen." § 8 Vorauszahlung (1) Der Versicherer kann bis zur Höhe des Rückkaufswertes eine Vorauszahlung gewähren. Die Vorauszahlung wird in Anteileinheiten festgesetzt, aber in DM ausgezahlt. Für die Wertfeststellung dieser Anteileinheiten wird der Stichtag des der Vorauszahlung vorangegangenen Monats zugrunde gelegt. Ein Rechtsanspruch auf die Gewährung einer Vorauszahlung besteht nicht.

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Anm. A 10

(2) Die gewährte Vorauszahlung kann ganz oder teilweise zurückgezahlt werden. Zur vollständigen Rückzahlung der Vorauszahlung hat der Versicherungsnehmer einen DM-Betrag einzuzahlen, der dem Wert der vorausgezahlten Anteileinheiten am Stichtag des der Einzahlung vorangegangenen Monats entspricht. (3) Die im Todes- und Erlebensfall sowie bei Rückkauf zu erbringende Versicherungsleistung verringert sich um die Anzahl der Anteileinheiten, die im Sinne von Ziffer 2. in diesem Zeitpunkt noch geschuldet werden. Anmerkung Werden die Erträge des Anlagestocks nicht thesauriert, sondern geschäftsplanmäßig zur Bildung neuer Anteile verwendet, lautet Ziff. 2 wie folgt: „Die gewährte Vorauszahlung kann ganz oder teilweise zurückgezahlt werden. Zur vollständigen Rückzahlung der Vorauszahlung hat der Versicherungsnehmer einen DM-Betrag einzuzahlen, der dem Wert der vorausgezahlten Anteileinheiten zuzüglich etwaiger durch Erträgnisausschüttung auf die Vorauszahlung entstandener zusätzlicher Anteileinheiten am Stichtag des der Einzahlung vorangegangenen Monats entspricht. § 9 Vertragsverlängerung (1) Der Versicherungsnehmer kann spätestens einen Monat vor dem Ablauftermin verlangen, daß die Versicherung im Erlebensfall beitragsfrei ohne erneute Gesundheitsprüfung für einen Zeitraum von höchstens 5 Jahren einmalig verlängert wird. Dabei wird das vorhandene Deckungskapital für eine beitragsfreie Versicherung gemäß § 6 Ziff. 2 verwendet. Nähere Einzelheiten regelt der Geschäftsplan. (2) Bei Kündigung einer beitragsfrei verlängerten Versicherung entfallen die Abzüge nach § 6 Ziff. 1. § 10 Verletzung der Anzeigepflicht (1) Hat der Versicherungsnehmer oder der Versicherte bei Abschluß, Änderung oder Wiederherstellung der Versicherung Umstände, die für die Übernahme der Gefahr erheblich sind, nicht oder nicht richtig angegeben, so kann der Versicherer binnen drei Jahren, bei Eintritt des Versicherungsfalles während der ersten drei Jahre auch nach Ablauf dieser Frist, jedoch nur innerhalb eines Monats, nachdem er von der Verletzung der Anzeigepflicht Kenntnis erhalten hat, vom Vertrag zurücktreten. Kenntnis eines Vermittlers steht der Kenntnis des Versicherers nicht gleich. Die Erklärung ist mit einer Rechtsbelehrung zu verbinden. (2) Das Recht des Versicherers, die Versicherung wegen arglistiger Täuschung anzufechten, bleibt unberührt. Hat der Versicherte eine arglistige Täuschung verübt, so kann die Anfechtung dem Versicherungsnehmer gegenüber erklärt werden, auch wenn dieser die Verletzung der Anzeigepflicht nicht kannte. (3) Der Versicherer kann sich auf den Rücktritt oder die Anfechtung des Versicherungsvertrages auch dritten Berechtigten gegenüber berufen. § 11 Kriegsgefahr Beim Ableben des Versicherten im unmittelbaren oder mittelbaren Zusammenhang mit kriegerischen Ereignissen wird nur das vorhandene Deckungskapital geleistet, es sei denn, daß durch Gesetz oder Anordnung der Aufsichtsbehörde eine höhere Leistung vorgeschrieben ist. Die Leistung wird in Wertpapieren erbracht; § 2 Ziff. 2 bis S gelten entsprechend. Winter

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Anm. A 10

Α. Rechtsquellen der LebensV. I. Bedingungstexte § 12 Selbsttötung

Bei Selbsttötung des Versicherten bleibt die Leistungspflicht des Versicherers in voller Höhe bestehen, wenn beim Ableben seit Zahlung des Einlösungsbeitrags oder Wiederherstellung der Versicherung drei Jahre verstrichen sind oder wenn nachgewiesen wird, daß die Tat in einem die freie Willensbestimmung ausschließenden Zustand krankhafter Störung der Geistestätigkeit begangen worden ist. Andernfalls wird nur das vorhandene Deckungskapital geleistet. Die Leistung wird in Wertpapieren erbracht; § 2 Ziff. 2 bis 5 gelten entsprechend. § 13 Nachweise im Leistungsfall (1) Wer eine Leistung aus dem Vertrag beansprucht, hat den Versicherungsschein und den Nachweis der letzten Beitragszahlung einzureichen. (2) Der Tod des Versicherten ist dem Versicherer unverzüglich anzuzeigen. Außer den schon genannten Nachweisen sind einzureichen a) eine amtliche, Alter und Geburtsort enthaltende Sterbeurkunde, b) ein ausführliches ärztliches oder amtliches Zeugnis über die Todesursache sowie über Beginn und Verlauf der Krankheit, die zum Tode des Versicherten geführt hat. (3) Der Versicherer kann außerdem notwendige weitere Nachweise verlangen und erforderliche Erhebungen selbst anstellen. Der Versicherer wird die erforderlichen Erhebungen nur auf die Zeit vor der Antragsannahme, die nächsten drei Jahre nach der Antragsannahme und das Jahr vor dem Tode erstrecken. (4) Wer den Anspruch gegen den Versicherer geltend macht, hat die durch die Nachweise im Leistungsfall entstehenden Kosten zu tragen. § 14 Leistungsort (1) Leistungsort für die Entrichtung des Beitrages ist der jeweilige Wohnsitz des Versicherungsnehmers; der Versicherungsnehmer hat jedoch auf seine Gefahr und Kosten den Beitrag dem Versicherer zu übermitteln. (2) Hat der Versicherungsnehmer die Versicherung in seinem Gewerbebetrieb genommen, so tritt, wenn er seine gewerbliche Niederlassung an einem anderen Ort hat, der Ort der Niederlassung an die Stelle des Wohnsitzes. (3) Auf Antrag werden Versicherungsleistungen dem Empfangsberechtigten auf seine Kosten übersandt; die Gefahr bei einer Uberweisung in das Ausland trägt der Empfangsberechtigte. § 15 Inhaberklausel (1) Der Versicherer kann den Inhaber des Versicherungsscheines als verfügungsinsbesondere empfangsberechtigt ansehen. Er hat das Recht, den Nachweis der Berechtigung zu verlangen. Nach dem Tode des Versicherungsnehmers kann der Versicherer, sofern nicht ein vom Versicherungsnehmer namentlich bezeichneter Zustellungsbevollmächtigter vorhanden ist, den Bezugsberechtigten und, falls ein solcher nicht vorhanden oder sein Aufenthalt nicht feststellbar ist, den Inhaber des Versicherungsscheines als bevollmächtigt zum Empfang von Willenserklärungen, welche die Gültigkeit des Vertrages zum Gegenstand haben, ansehen. (2) § 17 Ziff. 3 bleibt unberührt. 62

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Anm. A 10

§ 16 Willenserklärungen und Anschriftenänderungen (1) Willenserklärungen und Anzeigen, die das Versicherungsverhältnis betreffen, bedürfen der Schriftform, auch soweit dies nicht ausdrücklich bestimmt ist. Sie werden wirksam, sobald sie dem Versicherer zugegangen sind. Versicherungsvertreter sind zu ihrer Entgegennahme nicht bevollmächtigt. (2) Der Versicherungsnehmer hat zur Vermeidung von Rechtsnachteilen eine Änderung seiner Postanschrift oder Verlegung seiner gewerblichen Niederlassung dem Versicherer unverzüglich anzuzeigen. Nimmt der Versicherungsnehmer seinen Aufenthalt außerhalb des Gebietes der Bundesrepublik Deutschland einschließlich des Landes Berlin, soll er dem Versicherer zugleich einen in diesem Gebiet ansässigen Zustellungsbevollmächtigten benennen. § 17 Rechte dritter Personen (1) Der Versicherungsnehmer kann einen Dritten als bezugsberechtigt bezeichnen. Der Bezugsberechtigte erwirbt das Recht auf die Leistung des Versicherers erst mit dem Eintritt des Versicherungsfalles. Bis dahin kann der Versicherersnehmer die Bezugsberechtigung widerrufen. (2) Der Bezugsberechtigte erwirbt ein sofortiges und unwiderrufliches Recht auf die Leistung aus dem Versicherungsvertrag, wenn der Versicherer den dahingehenden Antrag des Versicherungsnehmers angenommen und ihm schriftlich bestätigt hat, daß der Widerruf ausgeschlossen ist. Bis zum Eingang der Bestätigung hat der Bezugsberechtigte lediglich ein widerrufliches Recht auf die Leistung aus dem Versicherungsvertrag. (3) Verpfändung und Abtretung der Versicherungsansprüche sowie Einräumung und Widerruf eines widerruflichen Bezugsrechts sind dem Versicherer gegenüber nur und erst dann wirksam, wenn sie der bisherige Verfügungsberechtigte schriftlich angezeigt hat. § 18 Kosten und Gebühren Kosten und Gebühren dürfen nur mit Genehmigung der Aufsichtsbehörde in Rechnung gestellt werden. § 19 Gerichtsstand Hat ein Versicherungsvertreter den Vertrag vermittelt, so ist für Klagen, die aus dem Versicherungsverhältnis gegen den Versicherer erhoben werden, neben dem Gericht des Sitzes des Versicherers auch das Gericht des Ortes zuständig, wo der Vertreter zur Zeit der Vermittlung seine gewerbliche Niederlassung oder in Ermangelung einer solchen seinen Wohnsitz hatte. § 20 Beteiligung am Überschuß Die Versicherung ist nach Maßgabe des jeweiligen von der Aufsichtsbehörde genehmigten Geschäftsplanes am Überschuß beteiligt und gehört zum Abrechnungsverband ... Anmerkung § 20 ist nach Maßgabe des Geschäftsplanes durch folgende Angaben zu ergänzen: ,,a) Voraussetzungen für die Fälligkeit der Überschußanteile (Wartezeit, Stichtag für die Zuteilung u. ä.). b) Form und Verwendung der Überschußanteile (laufende Überschußanteile, Schlußgewinnanteile, Bonus, Ansammlung, Verrechnung, Barauszahlung, Umwandlung in Anteileinheiten)." Winter

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Anm. A 11

Α. Rechtsquellen der LebensV. I. Bedingungstexte § 21 Unterrichtung des Versicherungsnehmers

Der Versicherer gibt einmal im Vierteljahr den Wert der Anteileinheit in einer überregionalen Tageszeitung bekannt oder teilt ihn dem Versicherungsnehmer schriftlich mit. Dem Versicherungsnehmer wird außerdem jährlich der Wert des Deckungskapitals zum Jahresende mitgeteilt. § 22 Änderung der Versicherungsbedingungen Die allgemeinen Bestimmungen (§ 1) sowie die Bestimmungen über die Versicherungsleistungen (§ 2), den Rückkaufswert und die beitragsfreie Versicherung (§ 6), die Umwandlung in eine DM-Versicherung (§ 7), die Vorauszahlung (§ 8), die Vertragsverlängerung (§ 9), die Kriegsgefahr (§ 11), die Selbsttötung (§ 12) und die Überschußbeteiligung (§ 20) können mit Zustimmung der Aufsichtsbehörde auch für bestehende Versicherungsverträge geändert werden.

[A11] 8. Musterbedingungen rung (BV)

für die

Berufsunföhigkeits-Versiche-

(VerBAV 1981 S. 229) § 1 Gegenstand der Versicherung (1) Wird der Versicherte während der Versicherungsdauer vollständig oder teilweise berufsunfähig, so wird bei einer Berufsunfähigkeit von mindestens 50 Prozent die versicherte Berufsunfähigkeitsrente gewährt. Bei einem geringeren Grad der Berufsunfähigkeit besteht kein Anspruch auf Rente*. (2) Die Rente wird vierteljährlich im voraus, erstmalig anteilig bis zum Ende des laufenden Versicherungsvierteljahres gezahlt. (3) Der Anspruch auf die Rente entsteht mit dem Ablauf des Monats, in dem die Berufsunfähigkeit (§ 2) eingetreten ist. Erfolgt die Anzeige (§ 10) später als drei Monate nach dem Eintritt der Berufsunfähigkeit, so entsteht der Anspruch auf die Rente mit Beginn des Monats der Anzeige. (4) Der Anspruch auf die Rente erlischt, wenn der Grad der Berufsunfähigkeit unter 50 Prozent sinkt, der Versicherte stirbt oder die Versicherungsdauer abläuft**.

* Soweit Lebensversicherungsunternehmen die Versicherungsleistung gestaffelt entsprechend dem Grad der Berufsunfähigkeit erbringen, werden für Ziffern Î und 4 folgende Fassungen empfohlen: „1. Wird der Versicherte während der Versicherungsdauer vollständig oder teilweise berufsunfähig, so wird die versicherte Berufsunfähigkeitsrente bei einer Berufsunfähigkeit von a) mehr als 75 (662!¡) Prozent voll, b) mindestens 25 (33'/3) Prozent entsprechend dem Grad der Berufsunfähigkeit gewährt. Bei einem geringeren Grad der Berufsunfähigkeit besteht kein Anspruch auf Rente." ** „4. Der Anspruch auf die Rente erlischt, wenn der Grad der Berufsunfähigkeit unter 25 (33'13) Prozent sinkt, der Versicherte stirbt oder die Versicherungsdauer abläuft."

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BerufsunfähigkeitsV — Musterbedingungen

Anm. A 11

(5) Die Verpflichtung zur Beitragszahlung entfállt, solange der Anspruch auf die Rente besteht***. Bis zur endgültigen Entscheidung über die Leistungspflicht sind die Beiträge in voller Höhe weiter zu entrichten; sie werden jedoch bei Anerkennung der Leistungspflicht in entsprechender Höhe zurückgezahlt. § 2 Begriff der Berufsunfähigkeit (1) Vollständige Berufsunfähigkeit liegt vor, wenn der Versicherte infolge Krankheit, Körperverletzung oder Kräfteverfalls, die ärztlich nachzuweisen sind, voraussichtlich dauernd außerstande ist, seinen Beruf oder eine andere Tätigkeit auszuüben, die auf Grund seiner Ausbildung und Erfahrung ausgeübt werden kann und seiner bisherigen Lebensstellung entspricht. (2) Teilweise Berufsunfähigkeit liegt vor, wenn die vorstehenden Voraussetzungen nur in einem bestimmten Grade voraussichtlich dauernd erfüllt sind. (3) Ist der Versicherte mindestens sechs Monate lang ununterbrochen infolge Krankheit, Körperverletzung oder Kräfteverfalls, die ärztlich nachzuweisen sind, vollständig oder teilweise außerstande gewesen, seinen Beruf oder eine andere Tätigkeit auszuüben, die auf Grund seiner Ausbildung und Erfahrung ausgeübt werden kann und seiner bisherigen Lebensstellung entspricht, so gilt die Fortdauer dieses Zustandes als vollständige oder teilweise Berufsunfähigkeit. (4) Scheidet der Versicherte aus dem Berufsleben aus, und werden später Leistungen wegen Berufsunfähigkeit beantragt, so kommt es bei der Anwendung der Ziffern 1—3 darauf an, daß er außerstande ist, eine Tätigkeit auszuüben, die aufgrund seiner Kenntnisse und Fähigkeiten ausgeübt werden kann und seiner bisherigen Lebensstellung entspricht. § 3 Ausschlüsse und Begrenzungen des Versicherungsschutzes (1) Ausgeschlossen von der Versicherung ist die Berufsunfähigkeit, die verursacht ist: a) unmittelbar oder mittelbar durch Kriegsereignisse oder Innere Unruhen, sofern der Versicherte auf Seiten der Unruhestifter teilgenommen hat; b) durch vorsätzliche Ausführung oder den strafbaren Versuch eines Verbrechens oder Vergehens durch den Versicherten; c) durch absichtliche Herbeiführung von Krankheit oder Kräfteverfall, absichtliche Selbstverletzung oder versuchte Selbsttötung, es sei denn, daß diese Handlungen in einem die freie Willensbestimmung ausschließenden Zustand krankhafter Störung der Geistestätigkeit begangen worden sind; d) durch vorsätzliches Herbeiführen der Berufsunfähigkeit des Versicherten durch eine widerrechtliche Handlung des Versicherungsnehmers; e) durch Beteiligung an Fahrtveranstaltungen mit Kraftfahrzeugen, bei denen es auf die Erzielung einer Höchstgeschwindigkeit ankommt, und den dazugehörigen Übungsfahrten; f) durch energiereiche Strahlen mit einer Härte von mindestens 100 ElektronenVolt, durch Neutronen jeder Energie, durch Laser- oder Maserstrahlen und durch

*** Soweit die Versicherungsleistung gestaffelt entsprechend dem Grad der Berufsunfähigkeit erbracht wird, wird die folgende abgeänderte Fassung empfohlen: „Die Verpflichtung zur Beitragszahlung entfällt so lange und in demselben Maße, wie der Anspruch auf die Rente besteht."

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Anm. A 11

Α. Rechtsquellen der LebensV. I. Bedingungstexte

künstlich erzeugte ultraviolette Strahlen, es sei denn, daB eine Bestrahlung für Heilzwecke durch einen Arzt oder unter ärztlicher Aufsicht erfolgt. (2) Bei Luftfahrten erstreckt sich der Versicherungsschutz auf Berufsunfähigkeit, wenn sie verursacht wird durch Teilnahme des Versicherten an Reise- oder Rundflügen über Gebieten mit organisiertem Luftverkehr a) als Fluggast eines zum zivilen Luftverkehr zugelassenen Motorflugzeuges (Propeller-, Strahlflugzeug oder Hubschrauber) oder b) als Fluggast eines zur Personenbeförderung eingesetzten Militärmotorflugzeuges (Propeller-, Strahlflugzeug oder Hubschrauber). (3) Lebt die aus irgendeinem Grunde erloschene Leistungspflicht des Versicherers wieder auf, so können Ansprüche nicht auf Grund solcher Ursachen (Krankheit, Körperverletzung oder „Kräfteverfall") geltend gemacht werden, die während der Unterbrechung des vollen Versicherungsschutzes eingetreten sind. § 4 Beginn des Versicherungsschutzes Der Versicherungsschutz beginnt mit der Zahlung des Einlösungsbeitrags nebst Gebühren und etwaigen öffentlichen Abgaben, jedoch nicht vor Abschluß des Versicherungsvertrages und nicht vor dem im Versicherungsschein angegebenen Beginn der Versicherung. § 5 Beiträge (1) Der Versicherungsnehmer zahlt Jahresbeiträge. Die Beiträge werden am Beginn eines jeden Versicherungsjahres fallig; sie können mit Zustimmung des Versicherers gegen ein Aufgeld auch in Raten gezahlt werden. (2) Der Einlösungsbeitrag nebst Gebühren und etwaigen öffentlichen Abgaben ist sofort nach Abschluß des Vertrages gegen Aushändigung des Versicherungsscheins zu zahlen. Folgebeiträge sind innerhalb eines Monats, oder wenn monatliche Ratenzahlung vereinbart ist, innerhalb von zwei Wochen vom Fälligkeitstage an kostenfrei an den Versicherer oder an den Vertreter zu zahlen, der sich im Besitz der von dem Versicherer ausgefertigten Beitragsrechnung befindet. Beiträge können nur durch schriftliche Erklärung des Versicherers gestundet werden. (3) Der Versicherer ist mit Genehmigung der Aufsichtsbehörde berechtigt, frühestens vom zweiten Versicherungsjahr an auch für bestehende Versicherungen die Beiträge zu erhöhen. Voraussetzung dafür ist, daß a) eine für den Abrechnungsverband der nach diesen Bedingungen abgeschlossenen Versicherungen verlustbringende Häufung von Versicherungsfällen eingetreten ist, b) die Häufung die Folge einer Änderung der Verhältnisse seit Abschluß der Versicherung ist und c) die Beitragserhöhung zur Sicherung der dauernden Erfüllbarkeit der Versicherungen erforderlich ist. Die Beitragserhöhung wird nur dann wirksam, wenn sie dem Versicherungsnehmer spätestens 8 Wochen vor dem Beitragsfälligkeitstermin schriftlich mitgeteilt worden ist. Anmerkung: Bei Tarifen, bei denen die Versicherungsperiode mit dem übereinstimmt, lautet Z i f f . 1 wie folgt:

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Beitragszahlungsabschnitt

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Anm. A 11

„Der Versicherungsnehmer zahlt für jede Versicherungsperiode einen laufenden Beitrag. Der laufende Beitrag ist jeweils zu Beginn jeder Versicherungsperiode fällig. Versicherungsperiode ist entsprechend der vereinbarten Beitragszahlungsweise ein Monat, ein Vierteljahr, ein Halbjahr oder ein Jahr." Ferner treten dann in Z i f f . 2 Satz 2 an die Stelle der Worte „wenn monatliche Ratenzahlung vereinbart ist" die Worte „wenn Monatsbeiträge vereinbart sind".

§ 6 Zahlungsverzug (1) Wird der Einlösungsbeitrag nebst Gebühren und etwaigen öffentlichen Abgaben nicht rechtzeitig gezahlt, so kann der Versicherer auch bei Vereinbarung von Ratenzahlungen sofort die Beiträge des ersten Versicherungsjahres nebst Gebühren und etwaigen öffentlichen Abgaben fordern. Er kann statt dessen, solange die Zahlung nicht bewirkt ist, vom Vertrag zurücktreten. Bei Rücktritt kann er neben den Kosten einer ärztlichen Untersuchung eine Gebühr von 10 v.H. der Beiträge des ersten Versicherungsjahres fordern. Es gilt als Rücktritt, wenn der Anspruch auf den Einlösungsbeitrag nicht innerhalb von drei Monaten vom Fälligkeitstag an gerichtlich geltend gemacht wird. (2) Wird ein Folgebeitrag oder ein sonstiger aus dem Versicherungsverhältnis geschuldeter Beitrag nicht rechtzeitig gezahlt, so setzt der Versicherer dem Versicherungsnehmer schriftlich unter Angabe der Rechtsfolgen weiterer Säumnis eine Zahlungsfrist; zu diesen Rechtsfolgen gehört der Verlust des Versicherungsschutzes. Wird im ersten Versicherungsjahr ein Folgebeitrag nicht rechtzeitig gezahlt, so kann der Versicherer außerdem sofort die restlichen Beiträge des ersten Versicherungsjahres fordern. Anmerkung: Bei Tarifen, bei denen die Versicherungsperiode mit dem Beitragszahlungsabschnitt übereinstimmt, lautet Z i f f . 1 wie folgt: „ Wird der Einlösungsbeitrag nebst Gebühren und etwaigen öffentlichen Abgaben nicht rechtzeitig gezahlt, so kann der Versicherer, solange die Zahlung nicht bewirkt ist, vom Vertrag zurücktreten. Bei Rücktritt kann er neben den Kosten einer ärztlichen Untersuchung eine Gebühr von 10 v. H. der Beiträge des ersten Versicherungsjahres, bei Versicherungen gegen Einmalbeitrag von 3 v.H. des Einmalbeitrags fordern. Es gilt als Rücktritt, wenn der Anspruch auf den Einlösungsbeitrag nicht innerhalb von drei Monaten vom Fälligkeitstag an gerichtlich geltend gemacht wird." Z i f f . 2 Satz 2 entfällt dann.

§ 7 Kündigungsrecht des Versicherungsnehmers (1) Der Versicherungsnehmer kann die Versicherung jederzeit auf den Schluß des laufenden Versicherungsjahres oder innerhalb des Versicherungsjahres mit Frist von einem Monat auf den Schluß eines jeden Ratenzahlungsabschnitts, frühestens auf den Schluß des ersten Versicherungsjahres, ganz oder teilweise schriftlich kündigen. Bei teilweiser Kündigung darf die verbleibende Rente nicht unter den im Geschäftsplan festgelegten Mindestbetrag sinken. Auf die gekündigte Versicherung wird keine Rückvergütung gewährt. (2) Die Umwandlung in eine beitragsfreie Versicherung mit herabgesetzter Rente ist ausgeschlossen. Winter

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Anm. A 11

Α. Rechtsquellen der LebensV. I. Bedingungstexte

(3) Die Rückerstattung der Beiträge kann der Versicherungsnehmer nicht verlangen. Anmerkung: Bei Tarifen, bei denen die Versicherungsperiode mit dem Beitragszahlungsabschnitt übereinstimmt, lautet Z i f f . 1 Satz 1 wie folgt: „Der Versicherungsnehmer kann die Versicherung jederzeit auf den Schluß der laufenden Versicherungsperiode ganz oder teilweise schriftlich kündigen." § 8 Keine Vorauszahlung und keine Kapitalabfindung (1) Eine Vorauszahlung auf Versicherungsleistungen ist ausgeschlossen. (2) Nach dem Eintritt des Versicherungsfalles wrd die Versicherungsleistung nur in der vertraglich vorgesehenen Rentenform erbracht; eine Abfindung dieser Leistung durch Kapitalzahlung ist ausgeschlossen. § 9 Verletzung der Anzeigepflicht (1) Hat der Versicherungsnehmer oder der Versicherte bei Abschluß, Änderung oder Wiederherstellung der Versicherung Umstände, die für die Übernahme der Gefahr erheblich sind, nicht oder nicht richtig angegeben, so kann der Versicherer binnen 10 Jahren, aber nur innerhalb eines Monats, nachdem er von der Verletzung der Anzeigepflicht Kenntnis erhalten hat, vom Vertrag zurücktreten. Kenntnis eines Vermittlers steht der Kenntnis des Versicherers nicht gleich. Die Erklärung des Rücktritts ist mit einer Rechtsbelehrung zu verbinden. (2) Das Recht des Versicherers, die Versicherung wegen arglistiger Täuschung anzufechten, bleibt unberührt. Hat der Versicherung eine arglistige Täuschung verübt, so kann die Anfechtung dem Versicherungsnehmer gegenüber erklärt werden, auch wenn dieser die Verletzung der Anzeigepflicht nicht kannte. (3) Der Versicherer kann sich auf den Rücktritt oder die Anfechtung des Versicherungsvertrages auch dritten Berechtigten gegenüber berufen. (4) Für die durch Rücktritt oder Anfechtung aufgehobene Versicherung gelten § 7 Ziff. 1 Satz 3 und Ziff. 3 entsprechend. § 10 Anzeige, Nachweis und Schadenminderung (1) Wer eine Leistung aus dem Vertrag beansprucht, hat den Versicherungsschein und den Nachweis der letzten Beitragszahlung einzureichen. Außerdem ist dem Versicherer ein amtliches Zeugnis über den Tag der Geburt des Versicherten vorzulegen*. (2) Zum Nachweis der Berufsunfähigkeit sind dem Versicherer unverzüglich einzureichen*: a) eine Darstellung der Ursache für den Eintritt der Berufsunfähigkeit; b) ausführliche Berichte der Ärzte, die den Versicherten behandeln, behandelt oder untersucht haben, über Ursache, Beginn, Art, Verlauf und voraussichtliche Dauer des Leidens sowie über den Grad der Berufsunfahigkeit; c) Unterlagen über den Beruf des Versicherten, seine Stellung und Tätigkeit im Zeitpunkt des Eintritts der Berufsunfähigkeit sowie über die eingetretenen Veränderungen. Hierdurch entstehende Kosten hat der Ansprucherhebende zu tragen. * Wird die Versicherungsleistung gestaffelt entsprechend dem Grad der Berufsunfähigkeit erbracht, wird empfohlen, diese Fassung durch die Bestimmung des § 4 Z i f f . 1 bzw. 2 der Musterbedingungen für die BUZ zu ersetzen.

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BerufsunfähigkeitsV — Musterbedingungen

Anm. A 11

(3) Der Versicherer kann außerdem notwendige weitere Nachweise, auch über die wirtschaftlichen Verhältnisse und ihre Änderungen, sowie ärztliche Nachuntersuchungen durch von ihm beauftragte Ärzte auf seine Kosten verlangen. Die Ärzte, Krankenhäuser und sonstigen Krankenanstalten, bei denen der Versicherte in Behandlung war oder sein wird, sowie andere Personenversicherer und Behörden sind zu ermächtigen, dem Versicherer auf Verlangen Auskunft zu erteilen. (4) Anordnungen, die der untersuchende oder behandelnde Arzt nach gewissenhaftem Ermessen trifft, um die Heilung zu fördern oder die Berufsunfähigkeit zu mindern, hat der Versicherte zu befolgen, wobei ihm nichts Unbilliges zugemutet werden darf. § 11 Erklärung über die Leistungspflicht* Nach Prüfung der ihm eingereichten und von ihm beigezogenen Unterlagen erklärt der Versicherer gegenüber dem Ansprucherhebenden, ob und von welchem Zeitpunkt ab er seine Leistungspflicht anerkennt. § 12 Verfahren bei Meinungsverschiedenheiten (1) Im Falle von Meinungsverschiedenheiten darüber, ob, in welchem Grade und von welchem Zeitpunkt ab Berufsunfähigkeit vorliegt, entscheidet ein Ärzteausschuß. Für alle sonstigen Streitpunkte sind die ordentlichen Gerichte zuständig. (2) Die Entscheidung des Ärzteausschusses ist von dem Ansprucherhebenden bis zum Ablauf von sechs Monaten, nachdem ihm die Erklärung des Versicherers nach § 11 zugegangen ist, zu beantragen. Der Versicherer und der Ansprucherhebende können jedoch bis zum Ablauf dieser Frist verlangen, daß anstelle des Ärzteausschusses die ordentlichen Gerichte entscheiden. Wird dieses Verlangen gestellt, so kann der Anspruch nur durch Klage geltend gemacht werden. (3) Läßt der Ansprucherhebende die unter Ziff. 2 genannte Frist verstreichen, ohne daß er entweder die Entscheidung des Ärzteausschusses verlangt oder Klage erhebt, so sind weitergehende Ansprüche, als sie von dem Versicherer anerkannt sind, ausgeschlossen. Auf diese Rechtsfolge hat der Versicherer in seiner Erklärung hinzuweisen. (4) Für den Ärzteausschuß gelten folgende Bestimmungen: a) Der Ärzteausschuß setzt sich zusammen aus zwei Ärzten, von denen jede Partei einen benennt, und einem Obmann. Dieser wird von den beiden von den Parteien benannten Ärzten gewählt und soll ein auf dem jeweiligen Fachgebiet sowie in der Begutachtung der Berufsunfahigkeit erfahrener Arzt sein, der nicht in einem Abhängigkeitsverhältnis zu einer der Parteien steht. Einigen sich die von den Parteien gewählten Ärzte nicht binnen einem Monat über den Obmann, so wird dieser auf Antrag einer Partei von dem Vorsitzenden der für den letzten inländischen Wohnsitz des Versicherten zuständigen Ärztekammer benannt. Hat der Versicherte keinen inländischen Wohnsitz, so ist die für den Sitz des Versicherers zuständige Ärztekammer maßgebend. b) Benennt eine Partei ihr Ausschußmitglied nicht binnen einem Monat, nachdem sie von der anderen Partei hierzu aufgefordert worden ist, so wird dieses Ausschußmitglied gleichfalls durch den Vorsitzenden der Ärztekammer ernannt. * Wird die Versicherungsleistung gestaffelt entsprechend dem Grad der Berufsunfähigkeit erbracht, wird empfohlen, diese Fassung durch die Bestimmungen des § 5 der Musterbedingungen für die BUZ zu ersetzen.

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Anm. A l l

Α. Rechtsquellen der LebensV. I. Bedingungstexte

c) Sobald der Ausschuß zusammengesetzt ist, hat der Versicherer unter Einsendung der erforderlichen Unterlagen den Obmann um die Durchführung des Verfahrens zu ersuchen. d) Der Obmann bestimmt im Benehmen mit den beiden Ausschußmitgliedern Ort und Zeit des Zusammentritts und gibt hiervon den Parteien mindestens eine Woche vor dem Termin Nachricht. Es bleibt ihm unbenommen, sich wegen weiterer Aufklärung des Sachverhalts an die Parteien zu wenden. In der Sitzung ist der Versicherte, soweit möglich, zu hören und erforderlichenfalls zu untersuchen. Erscheint der Versicherte unentschuldigt nicht, so kann der Ausschuß auf Grund der Unterlagen entscheiden. e) Die Entscheidung ist schriftlich zu begründen und vom Obmann zu unterzeichnen. f) Ist die Entscheidung des Ärzteausschusses für den Ansprucherhebenden günstiger als das vor seinem Zusammentritt abgegebene Angebot des Versicherers, so sind die Kosten voll von diesem zu tragen. Anderenfalls werden sie dem Ansprucherhebenden bis zu 25 Prozent einer versicherten Jahresrente auferlegt. § 13 Nachprüfung der Berufsunfähigkeit (1) Der Versicherer ist berechtigt, den Grad der Berufsunfähigkeit und das Fortleben des Versicherten nachzuprüfen. Zu diesem Zweck kann er auf seine Kosten jederzeit sachdienliche Auskünfte und — jedoch nur einmal im Jahr — eine Untersuchung des Versicherten durch einen vom Versicherer beauftragten Arzt verlangen. Die Bestimmungen des § 10 Ziff. 2 bis 4 finden entsprechende Anwendung. (2) Der Versicherungsnehmer ist verpflichtet, eine Minderung der Berufsunfähigkeit sowie die Wiederaufnahme bzw. Änderung der beruflichen Tätigkeit des Versicherten dem Versicherer unverzüglich anzuzeigen. (3) Hat sich der Grad der Berufsunfähigkeit gemindert und macht der Versicherer den Wegfall des Anspruchs auf die Leistungen geltend, so ist er verpflichtet, dies dem bisher Anspruchberechtigten unter Hinweis auf dessen Rechte aus § 12 mitzuteilen. Der Wegfall der Leistungen wird nicht vor Ablauf eines Monats nach Absendung der Mitteilung, frühestens jedoch zu Beginn des darauffolgenden Versicherungsvierteljahres wirksam*. § 14 Folgen von Obliegenheitsverletzungen Wird eine Obliegenheit (vgl. §§ 10 und 13) verletzt, die nach dem Eintritt des Versicherungsfalles dem Versicherer gegenüber zu erfüllen ist, so ist der Versicherer bis zum Beginn des Monats, in dem der Ansprucherhebende die Obliegenheit erfüllt, von der Verpflichtung zur Leistung frei, es sei denn, daß die Obliegenheitsverletzung weder auf Vorsatz noch auf grober Fahrlässigkeit beruht. Bei grobfahrlässiger Verletzung bleibt der Versicherer zur Leistung insoweit verpflichtet, als die Verletzung Einfluß weder auf die Feststellung des Versicherungsfalles noch auf die Feststellung oder den Umfang der dem Versicherer obliegenden Leistung gehabt hat. § 15 Leistungsort (1) Leistungsort für die Entrichtung des Beitrages ist der jeweilige Wohnsitz des Versicherungsnehmers; der Versicherungsnehmer hat jedoch auf seine Gefahr und Kosten den Beitrag dem Versicherer zu übermitteln. * Wird die Versicherungsleistung gestaffelt entsprechend dem Grad der Berufsunfähigkeit erbracht, wird empfohlen, diese Fassung durch die Bestimmungen des § 7 Z i f f . 2 der Musterbedingungen fur die BUZ zu ersetzen.

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BerufsunfähigkeitsV — Musterbedingungen

Anm. A 11

(2) Hat der Versicherungsnehmer die Versicherung in seinem Gewerbebetrieb genommen, so tritt, wenn er seine gewerbliche Niederlassung an einem anderen Ort hat, der Ort der Niederlassung an die Stelle des Wohnsitzes. (3) Auf Antrag werden Versicherungsleistungen dem Empfangsberechtigten auf seine Kosten übersandt; die Gefahr bei einer Uberweisung in das Ausland trägt der Empfangsberechtigte. § 16 Inhaberklausel (1) Der Versicherer kann den Inhaber des Versicherungsscheines als verfügungs-, insbesondere empfangsberechtigt ansehen. Er hat das Recht, den Nachweis der Berechtigung zu verlangen. (2) § 18 Zi ff. 3 bleibt unberührt. § 17 Willenserklärungen und Anschriftenänderungen (1) Willenserklärungen und Anzeigen, die das Versicherungsverhältnis betreffen, bedürfen der Schriftform, auch soweit dies nicht ausdrücklich bestimmt ist. Sie werden wirksam, sobald sie dem Versicherer zugegangen sind. Versicherungsvertreter sind zu ihrer Entgegennahme nicht bevollmächtigt. (2) Der Versicherungsnehmer hat zur Vermeidung von Rechtsnachteilen eine Änderung seiner Postanschrift oder Verlegung seiner gewerblichen Niederlassung dem Versicherer unverzüglich anzuzeigen. Nimmt der Versicherungsnehmer seinen Aufenthalt außerhalb des Gebietes der Bundesrepublik Deutschland einschließlich des Landes Berlin, soll er dem Versicherer zugleich einen in diesem Gebiet ansässigen Zustellungsbevollmächtigten benennen. § 18 Rechte dritter Personen (1) Der Versicherungsnehmer kann einen Dritten als bezugsberechtigt bezeichnen. Der Bezugsberechtigte erwirbt das Recht auf die Leistung des Versicherers erst mit dem Eintritt des Versicherungsfalles. Bis dahin kann der Versicherungsnehmer die Bezugsberechtigung widerrufen. (2) Der Bezugsberechtigte erwirbt ein sofortiges und unwiderrufliches Recht auf die Leistung aus dem Versicherungsvertrag, wenn der Versicherer den dahingehenden Antrag des Versicherungsnehmers angenommen und ihm schriftlich bestätigt hat, daß der Widerruf ausgeschlossen ist. Bis zum Eingang der Bestätigung hat der Bezugsberechtigte lediglich ein widerrufliches Recht auf die Leistung aus dem Versicherungsvertrag. (3) Verpfändung und Abtretung der Versicherungsansprüche sowie Einräumung und Widerruf eines widerruflichen Bezugsrechts sind dem Versicherer gegenüber nur und erst dann wirksam, wenn sie der bisherige Verfügungsberechtigte schriftlich angezeigt hat. § 19 Kosten und Gebühren Kosten und Gebühren dürfen nur mit Genehmigung der Aufsichtsbehörde in Rechnung gestellt werden. § 20 Gerichtsstand Hat ein Versicherungsvertreter den Vertrag vermittelt, so ist für Klagen, die aus dem Versicherungsverhältnis gegen den Versicherer erhoben werden, neben dem Gericht Winter

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des Sitzes des Versicherers auch das Gericht des Ortes zuständig, wo der Vertreter zur Zeit der Vermittlung seine gewerbliche Niederlassung oder in Ermangelung einer solchen seinen Wohnsitz hatte. § 21 Beteiligung am Überschuß Die Versicherung ist nach Maßgabe des jeweiligen von der Aufsichtsbehörde genehmigten Geschäftsplanes am Überschuß beteiligt und gehört zum Abrechnungsverband ... Anmerkung: § 21 ist nach Maßgabe des Geeschäftsplanes durch folgende Angaben zu ergänzen: a ) Voraussetzungen für die Fälligkeit der Überschußanteile ( Wartezeit, Stichtag für die Zuteilung u. ä.). b) Form und Vèrwendung der Überschußanteile (laufende Über schußanteile, Schlußgewinnanteile, Bonus, Ansammlung, Verrechnung, Barauszahlung). § 22 Änderung der Versicherungsbedingungen Die Bestimmungen über Ausschlüsse und Begrenzungen des Versicherungsschutzes (§ 3), über die Beitragserhöhung (§ 5 Ziff. 3) sowie über die Beteiligung am Überschuß (§ 21) können mit Zustimmung der Aufsichtsbehörde auch für bestehende Versicherungen geändert werden.

[ A l l a ] 8a. Allgemeine Bedingungen für die Berufsunfähigkeits-Versicherung (leichter verständliche Fassung der Musterbedingungen für die Berufsunfahigkeits-Versicherung)* (VerBAV 1984 S. 383) Sehr geehrter Kunde! Als Versicherungsnehmer sind Sie unser Vertragspartner; für unser Vertragsverhältnis gelten die nachfolgenden Bedingungen. § 1 Was ist versichert? (1) Wird der Versicherte während der Dauer dieser Versicherung vollständig oder teilweise berufsunfähig, so erbringen wir folgende Versicherungsleistungen: a)

Zahlung der versicherten Berufsunfähigkeitsrente — in voller Höhe bei einer Berufsunfähigkeit von mindestens 75 [662/3] Prozent — entsprechend dem Grad der Berufsunfähigkeit, wenn diese mindestens zu 25 I331/3] Prozent besteht. Bei einem geringeren Grad der Berufsunfähigkeit besteht kein Anspruch auf diese Rente.

b) Befreiung von der Beitragspflicht unter denselben Voraussetzungen und in demselben Maße wie unter a). * Die Bedingungen sollen mit den Musterbedingungen identisch sein, die zur Zeit überarbeitet werden.

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BerufsunfähigkeitsV — Allg Bed

Anm. A l i a

(2) Die Rente zahlen wir vierteljährlich im voraus, erstmals anteilig bis zum Ende des laufenden Versicherungsvierteljahres. Anmerkung: Es kann auch eine Zahlung der Rente för andere Zeiträume

vorgesehen werden.

(3) Der Anspruch auf Rente und Beitragsbefreiung entsteht mit Ablauf des Monats, in dem die Berufsunfähigkeit eingetreten ist. Wird uns die Berufsunfähigkeit später als drei Monate nach ihrem Eintritt schriftlich mitgeteilt, so entsteht der Anspruch auf die Versicherungsleistung erst mit Beginn des Monats der Mitteilung. (4) Der Anspruch auf Rente und Beitragsbefreiung erlischt, wenn der Grad der Berufsunfähigkeit unter 25 [331/3J Prozent sinkt, der Versicherte stirbt oder die Versicherung abläuft. (5) Bis zur endgültigen Entscheidung über die Leistungspflicht müssen Sie die Beiträge in voller Höhe weiter entrichten; wir werden diese jedoch bei Anerkennung der Leistungspflicht in entsprechender Höhe zurückzahlen. § 2 Was ist Berufsunfähigkeit im Sinne dieser Bedingungen? (1) Vollständige Berufsunfähigkeit liegt vor, wenn der Versicherte infolge Krankheit, Körperverletzung oder Kräfteverfalls, die ärztlich nachzuweisen sind, voraussichtlich dauernd außerstande ist, seinen Beruf oder eine andere Tätigkeit auszuüben, die aufgrund seiner Ausbildung und Erfahrung ausgeübt werden kann und seiner bisherigen Lebenstellung entspricht. (2) Teilweise Berufsunfähigkeit liegt vor, wenn die in Absatz 1 genannten Voraussetzungen nur in einem bestimmten Grad voraussichtlich dauernd erfüllt sind. (3) Ist der Versicherte sechs Monate ununterbrochen infolge Krankheit, Körperverletzung oder Kräfteverfalls, die ärztlich nachzuweisen sind, vollständig oder teilweise außerstande gewesen, seinen Beruf oder eine andere Tätigkeit auszuüben, die aufgrund seiner Ausbildung und Erfahrung ausgeübt werden kann und seiner bisherigen Lebensstellung entspricht, so gilt die Fortdauer dieses Zustandes als vollständige oder teilweise Berufsunfähigkeit. (4) Scheidet der Versicherte aus dem Berufsleben aus, und werden später Leistungen wegen Berufsunfähigkeit beantragt, so kommt es bei der Anwendung der Absätze 1 bis 3 darauf an, daß der Versicherte außerstande ist, eine Tätigkeit auszuüben, die aufgrund seiner Kenntnisse und Fähigkeiten ausgeübt werden kann und seiner bisherigen Lebensstellung entspricht. § 3 In welchen Fällen ist der Versicherungsschutz ausgeschlossen? (1) Grundsätzlich besteht unsere Leistungspflicht unabhängig davon, wie es zu dieser Berufsunfähigkeit gekommen ist. (2) Wir leisten jedoch nicht, wenn die Berufsunfähigkeit verursacht ist: a) unmittelbar oder mittelbar durch Kriegsereignisse oder innere Unruhen, sofern der Versicherte auf Seiten der Unruhestifter teilgenommen hat; b) durch vorsätzliche Ausführung oder den strafbaren Versuch eines Verbrechens oder Vergehens durch den Versicherten; c) durch absichtliche Herbeiführung von Krankheit oder Kräfteverfall, absichtliche Selbstverletzung oder versuchte Selbsttötung. Wenn uns jedoch nachgewiesen wird, daß diese Handlungen in einem die freie Willensbestimmung ausschließenden Winter

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Zustand krankhafter Störung der Geistestätigkeit begangen worden sind, werden wir leisten; d) durch eine widerrechtliche Handlung, mit der Sie als Versicherungsnehmer vorsätzlich die Berufsunfähigkeit des Versicherten herbeigeführt haben; e) durch Beteiligung an Fahrtveranstaltungen mit Kraftfahrzeugen, bei denen es auf die Erzielung einer Höchstgeschwindigkeit ankommt, und den dazugehörigen Übungsfahrten; f) durch energiereiche Strahlen mit einer Härte von mindestens 100 Elektronen-Volt, durch Neutronen jeder Energie, durch Laser- oder Maser-Strahlen und durch künstlich erzeugte ultraviolette Strahlen. Wenn eine Bestrahlung für Heilzwecke durch einen Arzt oder unter ärztlicher Aufsicht erfolgt, werden wir leisten. (3) Bei Luftfahrten leisten wir nur, wenn die Berufsunfähigkeit bei Reise- oder Rundflügen als Fluggast in einem Propeller- oder Strahlflugzeug oder in einem Hubschrauber verursacht wird. Fluggäste sind, mit Ausnahme der Besatzungsmitglieder, die Insassen, denen das Luftfahrzeug ausschließlich zur Beförderung dient. (4) Lebt unsere aus irgendeinem Grunde erloschene Leistungspflicht wieder auf, so können Ansprüche nicht aufgrund solcher Ursachen (Krankheit, Körperverletzung oder Kräfteverfall) geltend gemacht werden, die während der Unterbrechung des vollen Versicherungsschutzes eingetreten sind. § 4 Wann beginnt Ihr Versicherungsschutz? Ihr Versicherungsschutz beginnt, wenn Sie den ersten Beitrag (Einlösungsbeitrag) gezahlt und wir die Annahme Ihres Antrages schriftlich oder durch Aushändigung des Versicherungsscheines bestätigt haben. Vor dem im Versicherungsschein angegebenen Beginn der Versicherung besteht jedoch noch kein Versicherungsschutz. § 5 Was haben Sie bei der Beitragszahlung zu beachten? (1) Sie zahlen Jahresbeiträge, die jeweils zu Beginn eines Versicherungsjahres fällig werden. Nach Vereinbarung können Sie die Jahresbeiträge auch in halbjährlichen, vierteljährlichen oder monatlichen Raten zahlen; hierfür werden Ratenzuschläge erhoben. (2) Der Einlösungsbeitrag wird sofort nach Abschluß des Versicherungsvertrages fällig. Alle weiteren Beiträge (Folgebeiträge) sind innerhalb eines Monats, bei monatlicher Zahlungsweise innerhalb von zwei Wochen, jeweils ab Fälligkeitstag, an uns zu zahlen. Die Zahlung kann auch an unseren Vertreter erfolgen, sofern dieser Ihnen eine von uns ausgestellte Beitragsrechnung vorlegt. (3) Für eine Stundung der Beiträge ist eine schriftliche Vereinbarung mit uns erforderlich. (4) Mit Genehmigung der Aufsichtsbehörde können wir die Beiträge erhöhen, und zwar auch für bestehende Versicherungen. Die Erhöhung kann frühestens vom zweiten Versicherungsjahr an erfolgen. Voraussetzung für eine Beitragserhöhung ist, daß a) eine Häufung von Versicherungsfällen eingetreten ist und dies zu einem Verlust bei dem Abrechnungsverband der nach diesen Bedingungen abgeschlossenen Versicherungen geführt hat, b) geänderte Verhältnisse seit dem Abschluß der Versicherung die Ursache für die Häufung der Versicherungsfälle gewesen sind und 74

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c) die Beitragserhöhung erforderlich ist, damit wir auf Dauer unseren Leistungsverpflichtungen aus den abgeschlossenen Versicherungen nachkommen können. Die Beitragserhöhung wird nur wirksam, wenn wir sie Ihnen spätestens acht Wochen vor dem Beitragsfälligkeitstermin schriftlich angekündigt haben. Anmerkung: Bei Tarifen, bei denen die Versicherungsperiode mit dem Beitragszahlungsabschnitt übereinstimmt, lautet Absatz 1 wie folgt: „Sie zahlen für jede Versicherungsperiode einen laufenden Beitrag. Versicherungsperiode kann je nach Vereinbarung ein Monat, ein Vierteljahr, ein halbes Jahr oder ein Jahr sein. Die laufenden Beiträge werden zu Beginn der vereinbarten Versicherungsperiode fällig. " In Absatz 2 Satz 2 treten an die Stelle der Worte „bei monatlicher Zahlungsweise" die Worte „bei monatlicher Versicherungsperiode". § 6 Was geschieht, wenn Sie einen Beitrag nicht rechtzeitig zahlen? Einlösungsbeitrag (1) Wenn Sie den Einlösungsbeitrag nicht rechtzeitig zahlen, so können wir die Beiträge des ersten Versicherungsjahres auch bei Vereinbarung von Ratenzahlungen sofort verlangen. Stattdessen können wir auch vom Versicherungsvertrag zurücktreten. Es gilt als Rücktritt, wenn wir unseren Anspruch auf den Einlösungsbeitrag nicht innerhalb von drei Monaten vom Fälligkeitstag an gerichtlich geltend machen. Bei einem Rücktritt können wir von Ihnen neben den Kosten einer ärztlichen Untersuchung eine besondere Gebühr für die Bearbeitung Ihres Vertrages verlangen. Diese Gebühr beläuft sich auf 10 Prozent der Beiträge des ersten Versicherungsjahres. Folgebeitrag (2) Wenn Sie einen Folgebeitrag oder einen sonstigen Betrag, den Sie aus dem Versicherungsverhältnis schulden, nicht rechtzeitig zahlen, so erhalten Sie von uns eine schriftliche Mahnung. Begleichen Sie den Rückstand nicht innerhalb der in der Mahnung gesetzten Frist, so entfällt damit Ihr Versicherungsschutz. Auf diese Rechtsfolge werden wir Sie in der Mahnung ausdrücklich hinweisen. (3) Zahlen Sie schon im ersten Versicherungsjahr einen Folgebeitrag nicht rechtzeitig, so werden außerdem die noch ausstehenden Raten des ersten Jahresbeitrages sofort fällig. Anmerkung: Bei Tarifen, bei denen die Versicherungsperiode mit dem übereinstimmt, lautet § 6 wie folgt:

Beitragszahlungsabschnitt

„ Was geschieht, wenn Sie einen Beitrag nicht rechtzeitig zahlen? Einlösungsbeitrag (1) Wenn Sie den Einlösungsbeitrag nicht rechtzeitig zahlen, so können wir vom Vertrag zurücktreten. Es gilt als Rücktritt, wenn wir unseren Anspruch auf den Einlösungsbeitrag nicht innerhalb von drei Monaten vom Fälligkeitstag an gerichtlich geltend machen. Bei einem Rücktritt können wir von Ihnen neben den Kosten einer ärztlichen Untersuchung eine besondere Gebühr für die Bearbeitung Ihres Vertrages verlangen. Diese Gebühr beläuft sich auf 10 Prozent der Beiträge des ersten Versicherungsjahres. Winter

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Folgebeitrag (2) Wenn Sie einen Folgebeitrag oder einen sonstigen Betrag, den Sie aus dem Versicherungsverhältnis schulden, nicht rechtzeitig zahlen, so erhalten Sie von uns eine schriftliche Mahnung. Begleichen Sie den Rückstand nicht innerhalb der in der Mahnung gesetzten Frist, so entfällt damit Ihr Versicherungsschutz. Auf diese Rechtsfolge werden wir Sie in der Mahnung ausdrücklich hinweisen." § 7 Können Sie die Versicherung kündigen oder beitragsfrei stellen? (1) Sie können Ihre Versicherung ganz oder teilweise schriftlich kündigen — jederzeit zum Schluß des laufenden Versicherungsjahres — bei Vereinbarung von Ratenzahlungen auch innerhalb des Versicherungsjahres mit Frist von einem Monat zum Schluß eines jeden Ratenzahlungsabschnitts, frühestens jedoch zum Schluß des ersten Versicherungsjahres. (2) Kündigen Sie Ihre Versicherung nur teilweise, so darf die verbleibende Rente nicht unter den Mindestbetrag sinken, der in unserem aufsichtsbehördlich genehmigten Geschäftsplan festgelegt ist. (3) Auf die gekündigte Versicherung können Sie keinen Rückkaufswert erhalten. Auch eine Umwandlung in eine beitragsfreie Versicherung oder eine Rückzahlung der Beiträge ist nicht möglich. Anmerkung: Bei Tarifen, bei denen die Versicherungsperiode mit dem Beitragszahlungsabschnitt übereinstimmt, lautet Absatz 1 wie folgt: „Sie können Ihre Versicherung jederzeit zum Schluß der Versicherungsperiode ganz oder teilweise schriftlich kündigen." § 8 Ist eine Vorauszahlung oder eine Kapitalabfindung möglich? (1) Eine Vorauszahlung auf die Versicherungsleistungen können wir Ihnen nicht gewähren. (2) Nach Eintritt der Berufsunfähigkeit zahlen wir ausschließlich Renten. Eine Abfindung durch Kapitalzahlung ist ausgeschlossen. § 9 Was bedeutet die vorvertragliche Anzeigepflicht? (1) Wir übernehmen den Versicherungsschutz im Vertrauen darauf, daß Sie alle in Verbindung mit dem Versicherungsantrag gestellten Fragen wahrheitsgemäß und vollständig beantwortet haben (vorvertragliche Anzeigepflicht). Das gilt insbesondere für die Fragen nach gegenwärtigen oder früheren Erkrankungen, gesundheitlichen Störungen und Beschwerden. (2) Soll eine andere Person versichert werden, ist auch diese — neben Ihnen — für die wahrheitsgemäße und vollständige Beantwortung der Fragen verantwortlich. (3) Wenn Umstände, die für die Übernahme des Versicherungsschutzes Bedeutung haben, von Ihnen oder der versicherten Person (vgl. Absatz 2) nicht oder nicht richtig angegeben worden sind, können wir binnen zehn Jahren seit Vertragsschluß vom Vertrag zurücktreten. Den Rücktritt können wir aber nur innerhalb eines Montas erklären, nachdem wir von der Verletzung der Anzeigepflicht Kenntnis erhalten haben. Die Kenntnis eine Vermittlers steht unserer Kenntnis nicht gleich. Wenn uns nachgewiesen wird, daß die falschen oder unvollständigen Angaben nicht schuldhaft gemacht worden sind, wird unser Rücktritt gegenstandslos. Haben wir den Rücktritt nach Eintritt des Versicherungsfalles erklärt, bleibt unsere Leistungspflicht bestehen, 76

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BerufsunfähigkeitsV - Allg Bed

Anm. A l i a

wenn die verschwiegenen Umstände nachweislich keinen Einfluß auf den Eintritt des Versicherungsfalles oder den Umfang unserer Leistung gehabt haben. (4) Wir können den Versicherungsvertrag auch anfechten, falls durch unrichtige oder unvollständige Angaben bewußt und gewollt auf unsere Annahmeentscheidung Einfluß genommen worden ist. Handelt es sich um Angaben der versicherten Person, so können wir Ihnen gegenüber die Anfechtung erklären, auch wenn Sie von der Verletzung der vorvertraglichen Anzeigepflicht keine Kenntnis hatten. (5) Die Absätze 1 bis 4 gelten auch für Angaben, die bei einem Antrag auf Änderung oder Wiederherstellung der Versicherung zu machen sind. (6) Auf den Rücktritt oder die Anfechtung des Versicherungsvertrages können wir uns auch dritten Berechtigten gegenüber berufen. (7) Wenn die Versicherung durch Rücktritt oder Anfechtung aufgehoben wird, können Sie weder einen Rückkaufswert noch die Rückzahlung der Beiträge verlangen. § 10 Welche Mitwirkungspflichten sind zu beachten, wenn Leistungen wegen Berufsunfähigkeit verlangt werden? (1) Werden Leistungen aus dieser Versicherung verlangt, so sind uns unverzüglich folgende Unterlagen einzureichen: a) der Versicherungsschein und der Nachweis der letzten Beitragszahlung; b) ein amtliches Zeugnis über den Tag der Geburt des Versicherten; c) eine Darstellung der Ursache für den Eintritt der Berufsunfáhigkeit; d) ausführliche Berichte der Ärzte, die den Versicherten gegenwärtig behandeln bzw. behandelt oder untersucht haben, über Ursache, Beginn, Art, Verlauf und voraussichtliche Dauer des Leidens sowie über den Grad der Berufsunfáhigkeit; e) Unterlagen über den Beruf des Versicherten, dessen Stellung und Tätigkeit im Zeitpunkt des Eintritts der Berufsunfähigkeit sowie über die eingetretenen Veränderungen. Die hierdurch entstehenden Kosten hat der Ansprucherhebende zu tragen. (2) Wir können — dann allerdings auf unsere Kosten — außerdem weitere notwendige Nachweise, auch über die wirtschaftlichen Verhältnisse und ihre Änderungen, sowie ärztliche ι Untersuchungen durch von uns beauftragte Ärzte verlangen, insbesondere zusätzliche Auskünfte und Aufklärungen. Der Versicherte hat Ärzte, Krankenhäuser und sonstige Krankenanstalten, bei denen er in Behandlung war oder sein wird, sowie Personenversicherer und Behörden zu ermächtigen, uns auf Verlangen Auskunft zu erteilen. (3) Werden wegen Erhöhung des Grades der Berufsunfähigkeit höhere Leistungen verlangt, so gelten die Absätze 1 und 2 sinngemäß. Eine Leistungserhöhung gewähren wir vom Beginn des Monats der Anzeige an. (4) Anordnungen, die der untersuchende oder behandelnde Arzt nach gewissenhaftem Ermessen trifft, um die Heilung zu fördern oder die Berufsunfähigkeit zu mindern, sind zu befolgen. Die Anordnungen müssen sich jedoch im Rahmen des Zumutbaren halten. § 11 Wann geben wir eine Erklärung über unsere Leistungspflicht ab? Nach Prüfung der uns eingereichten sowie der von uns beigezogenen Unterlagen erklären wir, ob und in welchem Umfang und von welchem Zeitpunkt an wir eine Leistungspflicht anerkennen. Winter

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Α. Rechtsquellen der LebensV. I. Bedingungstexte

§ 12 Bis wann können bei Meinungsverschiedenheiten Rechte geltend gemacht werden und wer entscheidet in diesen Fällen? (1) Wenn derjenige, der den Anspruch auf die Versicherungsleistung geltend macht, mit unserer Leistungsentscheidung (§11) nicht einverstanden ist, kann er innerhalb von sechs Monaten nach Zugang unserer Entscheidung Klage erheben. (2) Läßt der Ansprucherhebende die Sechsmonatsfrist verstreichen, ohne daß er vor dem Gericht Klage erhebt, so sind weitergehende Ansprüche, als wir sie anerkannt haben, ausgeschlossen. Auf diese Rechtsfolge werden wir in unserer Erklärung nach §11 besonders hinweisen. Anmerkung: Für Lebensversicherungsunternehmen, die bei Meinungsverschiedenheiten die Möglichkeit einer Entscheidung durch einen Ärzteausschuß einräumen wollen, lautet § 12 wie folgt: „Bis wann können bei Meinungsverschiedenheiten Rechte geltend gemacht werden und wer entscheidet in diesen Fällen? (1) Wenn derjenige, der den Anspruch auf die Versicherungsleistung geltend macht, mit unserer Leistungsentscheidung (§11) nicht einverstanden ist, kann er innerhalb von sechs Monaten nach Zugang unserer Entscheidung Klage erheben. Die Entscheidung liegt dann ausschließlich bei den Gerichten. (2) Beschränken sich die Meinungsverschiedenheiten auf die Frage, ob, in welchem Grad oder von welchem Zeitpunkt an Berufsunfähigkeit vorliegt, so entscheidet anstelle des Gerichts ein Ärzteausschuß, wenn sich beide Seiten darauf einigen. Der Ansprucherhebende muß sich innerhalb von sechs Monaten nach Zugang unserer Leistungsentscheidung (§11) äußern, ob er das Verfahren vor dem Ärzteausschuß wünscht. (3) Läßt der Ansprucherhebende die Sechsmonatsfrist verstreichen, ohne das er entweder vor dem Gericht Klage erhebt oder das Verfahren vor dem Ärzteausschuß verlangt, so sind weitergehende Ansprüche, als wir sie anerkannt haben, ausgeschlossen. Auf diese Rechtsfolge werden wir in unserer Erklärung nach §11 besonders hinweisen. (4) Für die Zusammensetzung, das Verfahren und die Kosten des Ärzteausschusses gelten folgende Regeln: a) Zusammensetzung Der Ärzteausschuß setzt sich zusammen aus zwei Ärzten, von denen jede Partei einen benennt, und einem Obmann. Dieser wird von den beiden von den Parteien benannten Ärzten gewählt. Er soll ein in der Begutachtung der Berufsunfähigkeit erfahrener Arzt sein, der nicht in einem Abhängigkeitsverhältnis zu einer der Parteien steht. Einigen sich die von den Parteien gewählten Ärzte nicht binnen eines Monats auf einen Obmann, so wird dieser auf Antrag einer Partei von dem Vorsitzenden der für den letzten inländischen Wohnsitz des Versicherten zuständigen Ärztekammer benannt. Hat der Versicherte keinen inländischen Wohnsitz, so ist die für den Sitz des Versicherers zuständige Ärztekammer maßgebend. Benennt eine Partei ihr Ausschußmitglied nicht binnen eines Monats, nachdem sie von der anderen Partei hierzu aufgefordert ist, so wird dieses Ausschußmitglied gleichfalls durch den Vorsitzenden der Ärztekammer benannt. 78

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BerufsunfähigkeitsV — Allg Bed b)

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Verfahren Nach Bildung des Ausschusses bitten wir den Obmann, das Verfahren durchzuführen, und übersenden ihm die erforderlichen Unterlagen. Der Obmann bestimmt im Benehmen mit den beiden Ausschußmitgliedern Ort und Zeit des Zusammentritts und benachrichtigt hiervon mindestens eine Woche vor dem Termin die Parteien. Er kann sich wegen weiterer Aufklärung des Sachverhalts an die Parteien wenden. In der Sitzung ist der Versicherte, soweit möglich, zu hören und erforderlichenfalls zu untersuchen. Erscheint der Versicherte unentschuldigt nicht, so kann der Ausschuß aufgrund der Unterlagen entscheiden. Die Entscheidung ist schriftlich zu begründen und vom Obmann zu unterzeichnen.

c)

Kosten Ist die Entscheidung des Ärzteausschusses für uns ungünstiger als unser bisheriges Leistungsangebot, übernehmen wir die Kosten des Arzteausschusses in voller Höhe; anderenfalls hat der Ansprucherhebende diese Kosten bis zu 25 Prozent einer versicherten Jahresrente selbst zu tragen." § 13 Was gilt für die Nachprüfung der Berufsunfähigkeit?

(1) Nach Anerkennung oder Feststellung unserer Leistungspflicht sind wir berechtigt, das Fortbestehen der Berufsunfähigkeit, ihren Grad und das Fortleben des Versicherten nachzuprüfen. Dabei sind neu erworbene berufliche Fähigkeiten zu berücksichtigen. (2) Zur Nachprüfung können wir auf unsere Kosten jederzeit sachdienliche Auskünfte und einmal jährlich eine Untersuchung des Versicherten durch einen von uns zu beauftragenden Arzt verlangen. Die Bestimmungen des § 10 Abs. 2 und 4 gelten entsprechend. (3) Eine Minderung der Berufsunfähigkeit oder die Wiederaufnahme bzw. Änderung der beruflichen Tätigkeit müssen Sie uns unverzüglich mitteilen. (4) Ist die Berufsunfähigkeit weggefallen oder hat sich ihr Grad gemindert, können wir unsere Leistungen einstellen oder herabsetzen. Die Einstellung oder Herabsetzung teilen wir dem Anspruchsberechtigten unter Hinweis auf seine Rechte aus § 12 mit; sie wird nicht vor Ablauf eines Monats nach Absenden dieser Mitteilung wirksam, frühestens jedoch zu Beginn des darauffolgenden Versicherungsvierteljahres. § 14 Was gilt bei einer Verletzung der Mitwirkungspflichten nach Eintritt der Berufsunfähigkeit? Solange eine Mitwirkungspflicht nach § 10 oder § 13 von Ihnen oder dem Versicherten vorsätzlich oder grob fahrlässig nicht erfüllt wird, sind wir von der Verpflichtung zur Leistung frei. Bei grob fahrlässiger Verletzung einer Mitwirkungspflicht bleiben die Ansprüche aus der Versicherung jedoch insoweit bestehen, als die Verletzung ohne Einfluß auf die Feststellung oder den Umfang unserer Leistungspflicht ist. Wenn die Mitwirkungspflicht später erfüllt wird, sind wir ab Beginn des laufenden Monats nach Maßgabe dieser Bedingungen zur Leistung verpflichtet. § 15 Wo sind die vertraglichen Verpflichtungen zu erfüllen? (1) Unsere Leistungen überweisen wir dem Empfangsberechtigten auf seine Kosten. Bei Überweisungen in das Ausland trägt der Empfangsberechtigte auch die damit verbundene Gefahr. Winter

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Anm. A l i a

A. Rechtsquellen der LebensV. I. Bedingungstexte

(2) Die Übermittlung Ihrer Beiträge erfolgt auf Ihre Gefahr und Ihre Kosten. Für die Rechtzeitigkeit der Beitragszahlung genügt es, wenn Sie fristgerecht (vgl. §§ 5 Abs. 2 und 6 Abs. 2) alles getan haben, damit der Beitrag bei uns eingeht.

§ 16 Welche Bedeutung hat der Versicherungsschein? (1) Den Inhaber des Versicherungsscheins können wir als berechtigt ansehen, über die Rechte aus dem Versicherungsvertrag zu verfügen, insbesondere Leistungen in Empfang zu nehmen. Wir können aber verlangen, daß uns der Inhaber des Versicherungsscheins seine Berechtigung nachweist. (2) In den Fällen des § 18 Abs. 4 brauchen wir den Nachweis der Berechtigung nur dann anzuerkennen, wenn uns die schriftliche Anzeige des bisherigen Berechtigten vorliegt.

§ 17 Was gilt für Mitteilungen, die sich auf das Versicherungsverhältnis beziehen? (1) Mitteilungen, die das Versicherungsverhältnis betreffen, müssen stets schriftlich erfolgen. Für uns bestimmte Mitteilungen werden wirksam, sobald sie uns zugegangen sind. Versicherungsvertreter sind zu ihrer Entgegennahme nicht bevollmächtigt. (2) Eine Änderung Ihrer Postanschrift müssen Sie uns unverzüglich mitteilen. Anderenfalls können für Sie Nachteile entstehen, da Sie ggf. von wichtigen Mitteilungen nicht rechtzeitig Kenntnis erhalten. (3) Wenn Sie sich für längere Zeit außerhalb der Bundesrepublik Deutschland einschließlich des Landes Berlin aufhalten, sollten Sie uns, auch in Ihrem Interesse, eine in diesem Gebiet ansässige Person benennen, die bevollmächtigt ist, unsere Mitteilungen für Sie entgegenzunehmen (Zustellungsbevollmächtigter).

§18 Wer erhält die Versicherungsleistung? (1) Die Leistung aus dem Versicherungsvertrag erbringen wir an Sie als unseren Versicherungsnehmer oder an Ihre Erben, falls Sie uns keine andere Person benannt haben, die bei Eintritt des Versicherungsfalls die Ansprüche aus dem Versicherungsvertrag erwerben soll (Bezugsberechtigter). Bis zum Eintritt des Versicherungsfalls können Sie das Bezugsrecht jederzeit widerrufen. (2) Wenn Sie ausdrücklich bestimmen, daß der Bezugsberechtigte die Ansprüche aus dem Versicherungsvertrag unwiderruflich und damit sofort erwerben soll, werden wir Ihnen schriftlich bestätigen, daß der Widerruf des Bezugsrechts ausgeschlossen ist. Sobald Ihnen unsere Bestätigung zugegangen ist, kann das bis zu diesem Zeitpunkt noch widerrufliche Bezugsrecht nur noch mit Zustimmung des von Ihnen Benannten aufgehoben werden. (3) Sie können Ihre Rechte aus dem Versicherungsvertrag auch abtreten oder verpfänden. (4) Die Einräumung und der Widerruf eines widerruflichen Bezugsrechts (vgl. Absatz 1) sowie eine Abtretung oder Verpfändung von Ansprüchen aus dem Versicherungsvertrag sind uns gegenüber nur und erst dann wirksam, wenn sie uns vom bisherigen Berechtigten schriftlich angezeigt worden sind. Der bisherige Berechtigte sind im Regelfall Sie; es können aber auch andere Personen sein, sofern Sie bereits vorher Verfügungen vorgenommen haben. 80

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BerufsunfähigkeitsV — Allg Bed

Anm. A l i a

§ 19 Welche Kosten und Gebühren dürfen Ihnen in Rechnung gestellt werden? Über die vereinbarten Beiträge hinaus dürfen wir Ihnen Kosten und Gebühren nur in den von der Aufsichtsbehörde genehmigten Fällen in Rechnung stellen. §20 Wo ist der Gerichtsstand? Ansprüche aus Ihrem Versicherungsvertrag können gegen uns bei dem für unseren Geschäftssitz örtlich zuständigen Gericht geltend gemacht werden. Ist Ihre Versicherung durch Vermittlung eines Versicherungsvertreters zustandegekommen, kann auch das Gericht des Ortes angerufen werden, an dem der Vertreter zur Zeit der Vermittlung seine gewerbliche Niederlassung oder, wenn er eine solche nicht unterhält, seinen Wohnsitz hatte. §21 Wie sind Sie an unseren Überschüssen beteiligt? (1) Um die zugesagten Versicherungsleistungen über die in der Regel lange Versicherungsdauer hinweg sicherzustellen, sind die vereinbarten Beiträge besonders vorsichtig kalkuliert. An dem erwirtschafteten Überschuß sind unsere Versicherungsnehmer entsprechend unserem jeweiligen von der Aufsichtsbehörde genehmigten Geschäftsplan beteiligt. (2) Ihre Versicherung gehört zum Abrechnungsverband Anmerkung: § 21 ist nach Maßgabe des Geschäftsplanes durch folgende Angaben zu ergänzen: a ) Voraussetzungen für die Fälligkeit der Überschußanteile ( Wartezeit, Stichtag für die Zuteilung u. ä.). b) Form und Verwendung der Uberschußanteile (laufende Uberschußanteile, Schlußüberschußanteile, Bonus, Ansammlung, Verrechnung, Barauszahlung). § 2 2 Welche der vorstehenden Bestimmungen können geändert werden? Die Bestimmungen über Ausschlüsse und Begrenzungen des Versicherungsschutzes (vgl. §3), über die Beitragserhöhung (vgl. § 5 Abs. 4) sowie über die Beteiligung am Uberschuß (vgl. §21) können mit Zustimmung der Aufsichtsbehörde auch für bestehende Versicherungen geändert werden.

Anhang Die sich bei Anwendung der 50-Prozent-Regelung ergebenden Abweichungen gegenüber der Staffelregelung sind in den folgenden Bestimmungen enthalten. Die nicht abgedruckten Bestimmungen entsprechen vollinhaltlich den vorstehenden Bedingungen für die Staffelregelung. § 1 Was ist versichert? (1) Wird der Versicherte während der Dauer dieser Versicherung zu mindestens 50 Prozent berufsunfähig, so erbringen wir folgende Versicherungsleistungen: a) Zahlung der versicherten Berufsfähigkeitsrente. Die Rente zahlen wir vierteljährlich im voraus, erstmals anteilig bis zum Ende des laufenden Versicherungsvierteljahres; Winter

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Ann». A l i a

A. Rechtsquellen der LebensV. I. Bedingungstexte

b) volle Befreiung von der Beitragspflicht. Bei einem geringeren Grad der Berufsunfähigkeit besteht kein Anspruch auf diese Versicherungsleistungen. Anmerkung: Es kann auch eine Zahlung der Rente für andere Zeiträume vorgesehen werden. (2) Der Anspruch auf Rente und Beitragsbefreiung entsteht mit Ablauf des Monats, in dem die Berufsunfähigkeit eingetreten ist. Wird uns die Berufsunfähigkeit später als drei Monate nach ihrem Eintritt schriftlich mitgeteilt, so entsteht der Anspruch auf die Versicherungsleistungen erst mit Beginn des Monats der Mitteilung. (3) Der Anspruch auf Rente und Beitragsbefreiung erlischt, wenn der Grad der Berufsunfähigkeit unter 50 Prozent sinkt, der Versicherte stirbt oder die Versicherung abläuft. (4) Bis zur endgültigen Entscheidung über die Leistungspflicht müssen Sie die Beiträge in voller Höhe weiter entrichten; wir werden diese jedoch bei Anerkennung der Leistungspflicht zurückzahlen. §10 Welche Mitwirkungspflichten sind zu beachten, wenn Leistungen wegen Berufsunfähigkeit verlangt werden? (1) Werden Leistungen aus dieser Versicherung verlangt, so sind uns unverzüglich folgende Unterlagen einzureichen: a) der Versicherungsschein und der Nachweis der letzten Beitragszahlung; b) ein amtliches Zeugnis über den Tag der Geburt des Versicherten; c) eine Darstellung der Ursache für den Eintritt der Berufsunfähigkeit; d) ausführliche Berichte der Ärzte, die den Versicherten gegenwärtig behandeln bzw. behandelt oder untersucht haben, über Ursache, Beginn, Art, Verlauf und voraussichtliche Dauer des Leidens sowie über den Grad der Berufsunfähigkeit; e) Unterlagen über den Beruf des Versicherten, dessen Stellung und Tätigkeit im Zeitpunkt des Eintritts der Berufsunfähigkeit sowie über die eingetretenen Veränderungen. Die hierdurch entstehenden Kosten hat der Ansprucherhebende zu tragen. (2) Wir können — dann allerdings auf unsere Kosten — außerdem weitere notwendige Nachweise, auch über die wirtschaftlichen Verhältnisse und ihre Änderungen, sowie ärztliche Untersuchungen durch von uns beauftragte Ärzte verlangen, insbesondere zusätzliche Auskünfte und Aufklärungen. Der Versicherte hat Ärzte, Krankenhäuser und sonstige Krankenanstalten, bei denen er in Behandlung war oder sein wird, sowie Personenversicherer und Behörden zu ermächtigen, uns auf Verlangen Auskunft zu erteilen. (3) Anordnungen, die der untersuchende oder behandelnde Arzt nach gewissenhaftem Ermessen trifft, um die Heilung zu fördern oder die Berufsunfähigkeit zu mindern, sind zu befolgen. Die Anordnungen müssen sich jedoch im Rahmen des Zumutbaren halten. §11 Wann geben wir eine Erklärung über unsere Leistungspflicht ab? Nach Prüfung der uns eingereichten sowie der von uns beigezogenen Unterlagen erklären wir, ob und von welchem Zeitpunkt an wir eine Leistungspflicht anerkennen.

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Berufsunfähigkeits-ZusatzV — Musterbedingungen

Anm. A 12

§ 13 Was gilt für die Nachprüfung der Berufsunfähigkeit? (1) Nach Anerkennung oder Feststellung unserer Leistungspflicht sind wir berechtigt, das Fortbestehen der Berufsunfähigkeit, ihren Grad und das Fortleben des Versicherten nachzuprüfen. Dabei sind neu erworbene berufliche Fähigkeiten zu berücksichtigen. (2) Zur Nachprüfung können wir auf unsere Kosten jederzeit sachdienliche Auskünfte und einmal jährlich eine Untersuchung des Versicherten durch einen von uns zu beauftragenden Arzt verlangen. Die Bestimmungen des § 10 Abs. 2 und 3 gelten entsprechend. (3) Eine Minderung der Berufsunfähigkeit oder die Wiederaufnahme bzw. Änderung der beruflichen Tätigkeit müssen Sie uns unverzüglich mitteilen. (4) Ist die Berufsunfähigkeit weggefallen oder hat sich ihr Grad auf weniger als 50 Prozent gemindert, können wir unsere Leistungen einstellen. Die Einstellung teilen wir dem Anspruchsberechtigten unter Hinweis auf seine Rechte aus § 12 mit; sie wird nicht vor Ablauf eines Monats nach Absenden dieser Mitteilung wirksam, frühestens jedoch zu Beginn des darauffolgenden Versicherungsvierteljahres.

[A 12] 9. Musterbedingungen für die Berufsunfähigkeits-Zusatzversicherung (BUZ) (VerBAV 1984 S. 152) § 1 Gegenstand der Versicherung (1) Wird der Versicherte während der Dauer der Berufsunfähigkeits-Zusatzversicherung vollständig oder teilweise berufsunfähig, so entfällt bei Versicherungen mit laufender Beitragszahlung die Verpflichtung zur Beitragszahlung für die Hauptversicherung und für die in sie eingeschlossenen Zusatzversicherungen bei einer Berufsunfähigkeit von a) mindestens 75 [66 2 / 3 ] Prozent ganz, b) mindestens 25 [331/]) Prozent entsprechend dem Grad der Berufsunfähigkeit. Bei einem geringeren Grad der Berufsunfähigkeit besteht kein Anspruch auf Beitragsfreiheit. (2) In demselben MaBe und unter denselben Voraussetzungen wie in Ziffer 1 wird eine Berufsunfähigkeitsrente, wenn diese mitversichert ist, gezahlt, und zwar vierteljährlich im voraus, erstmals anteilig bis zum Ende des laufenden Versicherungsvierteljahres. Anmerkung: Es kann auch eine Zahlung der Rente für andere Zeiträume vorgesehen werden. (3) Der Anspruch auf Beitragsfreiheit und Rente entsteht mit dem Ablauf des Monats, in dem die Berufsunfähigkeit (§ 2) eingetreten ist. Erfolgt die Anzeige (§ 4) später als drei Monate nach dem Eintritt der Berufsunfähigkeit, so beginnen Beitragsfreiheit und Rente erst mit Beginn des Monats der Anzeige. (4) Der Anspruch auf Beitragsbefreiung und Rente erlischt, wenn der Grad der Berufsunfähigkeit unter 25 (33 1 / 3 ) Prozent sinkt, der Versicherte stirbt oder die Berufsunfähigkeits-Zusatzversicherung abläuft. Winter

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(5) Bis zur endgültigen Entscheidung über die Leistungspflicht sind die Beiträge in voller Höhe weiter zu entrichten; sie werden jedoch bei Anerkennung der Leistungspflicht in entsprechender Höhe zurückgezahlt. § 2 Begriff der Berufsunfähigkeit (1) Vollständige Berufsunfähigkeit liegt vor, wenn der Versicherte infolge Krankheit, Körperverletzung oder Kräfteverfalls, die ärztlich nachzuweisen sind, voraussichtlich dauernd außerstande ist, seinen Beruf oder eine andere Tätigkeit auszuüben, die aufgrund seiner Ausbildung und Erfahrung ausgeübt werden kann und seiner bisherigen Lebensstellung entspricht. (2) Teilweise Berufsunfähigkeit liegt vor, wenn die vorstehenden Voraussetzungen nur in einem bestimmten Grad voraussichtlich dauernd erfüllt sind. (3) Ist der Versicherte sechs Monate ununterbrochen infolge Krankheit, Körperverletzung oder Kräfteverfalls, die ärztlich nachzuweisen sind, vollständig oder teilweise außerstande gewesen, seinen Beruf oder eine andere Tätigkeit auszuüben, die aufgrund seiner Ausbildung und Erfahrung ausgeübt werden kann und seiner bisherigen Lebensstellung entspricht, so gilt die Fortdauer dieses Zustandes als vollständige oder teilweise Berufsunfähigkeit. (4) Scheidet der Versicherte aus dem Berufsleben aus, und werden später Leistungen wegen Berufsunfähigkeit beantragt, so kommt es bei der Anwendung der Ziffern 1—3 darauf an, daß er außerstande ist, eine Tätigkeit auszuüben, die aufgrund seiner Kenntnisse und Fähigkeiten ausgeübt werden kann und seiner bisherigen Lebensstellung entspricht. § 3 Ausschlüsse und Begrenzungen des Versicherungsschutzes (1) Ausgeschlossen von der Versicherung ist die Berufsunfähigkeit, die verursacht ist: a) unmittelbar oder mittelbar durch Kriegsereignisse oder innere Unruhen, sofern der Versicherte auf Seiten der Unruhestifter teilgenommen hat; b) durch vorsätzliche Ausführung oder den strafbaren Versuch eines Verbrechens oder Vergehens durch den Versicherten; c) durch absichtliche Herbeiführung von Krankheit oder Kräfteverfall, absichtliche Selbstverletzung oder versuchte Selbsttötung, es sei denn, daß diese Handlungen in einem die freie Willensbestimmung ausschließenden Zustand krankhafter Störung der Geistestätigkeit begangen worden sind; d) durch vorsätzliches Herbeiführen der Berufsunfähigkeit des Versicherten durch eine widerrechtliche Handlung des Versicherungsnehmers; e) durch Beteiligung an Fahrtveranstaltungen mit Kraftfahrzeugen, bei denen es auf die Erzielung einer Höchstgeschwindigkeit ankommt, und den dazugehörigen Übungsfahrten; f) durch energiereiche Strahlen mit einer Härte von mindestens 100 ElektronenVolt, durch Neutronen jeder Energie, durch Laser- oder Maserstrahlen und durch künstlich erzeugte ultraviolette Strahlen, es sei denn, daß eine Bestrahlung für Heilzwecke durch einen Arzt oder unter ärztlicher Aufsicht erfolgt. (2) Bei Luftfahrten erstreckt sich der Versicherungsschutz auf Berufsunfähigkeit nur, wenn sie verursacht wird durch Teilnahme des Versicherten an Reise- oder Rundflügen als Fluggast in einem Propeller- oder Strahlflugzeug oder in einem Hubschrauber. Fluggäste sind, mit Ausnahme der Besatzungsmitglieder, die Insassen, denen das Luftfahrzeug ausschließlich zur Beförderung dient. 84

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Berufsunfähigkeits-ZusatzV — Musterbedingungen

Anm. A 12

§ 4 Anzeige, Nachweis, Leistungserhöhung und Schadenminderung (1) Werden Leistungen wegen Berufsunfähigkeit oder höhere Leistungen wegen Erhöhung des Grades der Berufsunfähigkeit beansprucht, so ist dies dem Versicherer unter Einreichung des Versicherungsscheins und des Nachweises der letzten Beitragszahlung schriftlich anzuzeigen. Eine Leistungserhöhung kann nur vom Beginn des Monats der Anzeige an verlangt werden. (2) Zum Nachweis der Berufsunfähigkeit oder der Erhöhung ihres Grades sind dem Versicherer unverzüglich einzureichen: a) eine Darstellung der Ursache für den Eintritt der Berufsunfähigkeit; h) ausführliche Berichte der Ärzte, die den Versicherten gegenwärtig behandeln bzw. behandelt oder untersucht haben, über Ursache, Beginn, Art, Verlauf und voraussichtliche Dauer des Leidens sowie über den Grad der Berufsunfähigkeit; c) Unterlagen über den Beruf des Versicherten, seine Stellung und Tätigkeit im Zeitpunkt des Eintritts der Berufsunfähigkeit sowie über die eingetretenen Veränderungen. Hierdurch entstehende Kosten hat der Ansprucherhebende zu tragen. (3) Der Versicherer kann außerdem weitere notwendige Nachweise sowie ärztliche Untersuchungen durch von ihm beauftragte Ärzte auf seine Kosten verlangen, insbesondere zusätzliche Auskünfte und Aufklärungen. Der Versicherte hat Ärzte, Krankenhäuser und sonstige Krankenanstalten, bei denen er in Behandlung war oder sein wird, sowie andere Personenversicherer und Behörden zu ermächtigen, dem Versicherer auf Verlangen Auskunft zu erteilen. (4) Anordnungen, die der untersuchende oder behandelnde Arzt nach gewissenhaftem Ermessen trifft, um die Heilung zu fördern oder die Berufsunfähigkeit zu mindern, hat der Versicherte zu befolgen, wobei ihm nichts Unbilliges zugemutet werden darf. § 5 Erklärung über die Leistungspflicht Nach Prüfung der ihm eingereichten und der von ihm beigezogenen Unterlagen erklärt der Versicherer gegenüber dem Ansprucherhebenden, ob, in welchem Umfang und von welchem Zeitpunkt an er eine Leistungspflicht anerkennt. § 6 Verfahren bei Meinungsverschiedenheiten (1) Ist der Ansprucherhebende mit der Entscheidung über die Leistungspflicht (§ 5) nicht einverstanden, kann er bis zum Ablauf von sechs Monaten, nachdem die Erklärung des Versicherers nach § 5 zugegangen ist, Klage erheben. (2) Läßt der Ansprucherhebende die Sechsmonatsfrist verstreichen, ohne daß er Klage erhebt, so sind weitergehende Ansprüche, als sie von dem Versicherer anerkannt sind, ausgeschlossen. Auf diese Rechtsfolge hat der Versicherer in seiner Erklärung hinzuweisen. Anmerkung: Für Lebensversicherungsunternehmen, die bei Meinungsverschiedenheiten die Möglichkeit einer Entscheidung durch einen Ärzteausschuß einräumen wollen, lautet § 6 wie folgt: „ Verfahren bei Meinungsverschiedenheiten (1) Ist der Ansprucherhebende mit der Entscheidung über die Leistungspflicht (§5) nicht einverstanden, kann er bis zum Ablauf von sechs Monaten, nachdem Winter

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die Erklärung des Versicherers nach § 5 zugegangen ist, Klage erheben. Die Entscheidung liegt dann ausschließlich bei den Gerichten. (2) Im Falle von Meinungsverschiedenheiten darüber, ob, in welchem Grad und von welchem Zeitpunkt an Berufsunfähigkeit vorliegt, entscheidet anstelle des Gerichts ein Ärzteausschuß, wenn sich beide Seiten darauf einigen. Die Entscheidung des Ärzteausschusses ist von dem Ansprucherhebenden bis zum Ablauf von sechs Monaten, nachdem die Erklärung des Versicherers nach § 5 zugegangen ist, zu beantragen. (3) Läßt der Ansprucherhebende die Sechsmonatsfrist verstreichen, ohne daß er entweder die Entscheidung des Ärzteausschusses verlangt oder Klage erhebt, so sind weitergehende Ansprüche, als sie von dem Versicherer anerkannt sind, ausgeschlossen. Auf diese Rechtsfolge hat der Versicherer in seiner Erklärung hinzuweisen. (4) Für den Ärzteausschuß gelten folgende

Bestimmungen:

a) Der Ärzteausschuß setzt sich zusammen aus zwei Ärzten, von denen jede Partei einen benennt, und einen Obmann. Dieser wird von den beiden von den Parteien genannten Ärzten gewählt und soll ein in der Begutachtung der Berufsunfähigkeit erfahrener Arzt sein, der nicht in einem Abhängigkeitsverhältnis zu einer der Parteien steht. Einigen sich die von den Parteien gewählten Ärzte nicht binnen eines Monats über den Obmann, so wird dieser auf Antrag einer Partei von dem Vorsitzenden der für den letzten inländischen Wohnsitz des Versicherten zuständigen Ärztekammer benannt. Hat der Versicherte keinen inländischen Wohnsitz, so sind die für den Sitz des Versicherers zuständigen Ärztekammern maßgebend. b) Benennt eine Partei ihr Ausschußmitglied nicht binnen eines Monats, nachdem sie von der anderen Partei hierzu aufgefordert worden ist, so wird dieses Ausschußmitglied gleichfalls durch den Vorsitzenden der Ärztekammer ernannt. c) Sobald der Ausschuß zusammengesetzt ist, bittet der Versicherer unter Übersendung der erforderlichen Unterlagen den Obmann um die Durchführung des Verfahrens. d) Der Obmann bestimmt im Benehmen mit den beiden Ausschußmitgliedern Ort und Zeit des Zusammentritts und benachrichtigt hiervon mindestens eine Woche vor dem Termin die Parteien. Er kann sich wegen weiterer Aufklärung des Sachverhalts an die Parteien wenden. In der Sitzung ist der Versicherte, soweit möglich, zu hören und erforderlichenfalls zu untersuchen. Erscheint der Versicherte unentschuldigt nicht, so kann der Ausschuß aufgrund der Unterlagen entscheiden. e) Die Entscheidung ist schriftlich zu begründen und vom Obmann zu unterzeichnen. f ) Ist die Entscheidung des Ärzteausschusses für den Ansprucherhebenden günstiger als das vor seinem Zusammentritt abgegebene Angebot des Versicherers, so sind die Kosten voll von diesem zu tragen. Anderenfalls hat der Ansprucherhebende diese Kosten bis zur Höhe von 2,5 Prozent der Lebensversicherungssumme, bei Rentenversicherungen bis zu 25 Prozent einer versicherten Jahresrente selbst zu tragen."

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Berufsunfähigkeits-ZusatzV -

Musterbedingungen

Anm. A 12

§ 7 Nachprüfung der Berufsunfähigkeit (1) Der Versicherer ist berechtigt, das Fortbestehen und den Grad der Berufsunfähigkeit nachzuprüfen. Dabei sind neu erworbene berufliche Fähigkeiten zu berücksichtigen. Zu diesem Zweck kann er auf seine Kosten jederzeit sachdienliche Auskünfte und einmal jährlich eine Untersuchung des Versicherten durch einen von ihm beauftragten Arzt verlangen. Die Bestimmungen des § 4 Ziffer 3 und 4 finden entsprechende Anwendung. (2) Der Versicherungsnehmer ist verpflichtet, eine Minderung der Berufsunfähigkeit oder die Wiederaufnahme bzw. Änderung der beruflichen Tätigkeit des Versicherten dem Versicherer unverzüglich anzuzeigen. (3) Ist die Berufsunfähigkeit weggefallen oder hat sich ihr Grad gemindert, so kann der Versicherer die Leistungen einstellen oder herabsetzen. Der Versicherer ist verpflichtet, die Einstellung oder Herabsetzung dem Anspruchberechtigten unter Hinweis auf dessen Rechte aus § 6 mitzuteilen. Die Herabsetzung oder die Einstellung der Leistungen wird nicht vor Ablauf eines Monats nach Absendung der Mitteilung wirksam, frühestens jedoch zu Beginn des darauffolgenden Versicherungsvierteljahres. § 8 Folgen von Obliegenheitsverletzungen Solange eine Obliegenheit nach § 4 oder § 7 von dem Versicherungsnehmer oder dem Versicherten vorsätzlich oder grob fahrlässig nicht erfüllt wird, ist der Versicherer von der Verpflichtung zur Leistung frei. Bei grob fahrlässiger Verletzung einer Obliegenheit bleiben die Ansprüche aus der Zusatzversicherung jedoch insoweit bestehen, als die Verletzung ohne Einfluß auf die Feststellung oder den Umfang der Leistungspflicht ist. Wenn die Obliegenheit später erfüllt wird, ist der Versicherer ab Beginn des laufenden Monats nach Maßgabe dieser Bedingungen zur Leistung verpflichtet. § 9 Verhältnis zur Hauptversicherung (1) Die Berufsunfähigkeits-Zusatzversicherung bildet mit der Hauptversicherung eine Einheit; sie kann ohne die Hauptversicherung nicht fortgesetzt werden. Die Berufsunfähigkeits-Zusatzversicherung erlischt, wenn der Versicherungsschutz aus der Hauptversicherung endet. (2) Bei Kündigung einer Berufsunfähigkeits-Zusatzversicherung mit laufender Beitragszahlung wird ein Rückkaufswert nicht gewährt; die Kündigung kann in den letzten fünf Versicherungsjahren nur in Verbindung mit der Hauptversicherung erfolgen. (3) Bei einer beitragsfreien Berufsunfähigkeits-Zusatzversicherung oder einer Berufsunfähigkeits-Zusatzversicherung gegen Einmalbeitrag ist eine Kündigung stets nur in Verbindung mit der Hauptversicherung möglich; dabei wird der geschäftsplanmäßige Rückkaufswert gewährt. (4) Die Umwandlung der Berufsunfähigkeits-Zusatzversicherung in eine beitragsfreie Versicherung ist nur zusammen mit der Hauptversicherung möglich und nur, sofern die hierfür geschäftsplanmäßig vorgesehene Mindestrente erreicht wird. Das Verhältnis zwischen Berufsunfähigkeitsrente und Versicherungsleistung aus der Hauptversicherung wird durch die Umwandlung in eine beitragsfreie Versicherung nicht verändert. (5) Bei Herabsetzung der versicherten Leistung aus der Hauptversicherung gelten die Ziffern 3 und 4 entsprechend. (6) Lebt die aus irgendeinem Grunde erloschene oder auf die herabgesetzte beitragsfreie Versicherung beschränkte Leistungspflicht aus der Hauptversicherung wieder auf und tritt die Berufsunfähigkeits-Zusatzversicherung wieder in Kraft, so können Winter

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Ansprüche aus dem wieder in Kraft gesetzten Teil der Berufsunfähigkeits-Zusatzversicherung nicht aufgrund solcher Ursachen (Krankheit, Körperverletzung oder Kräfteverfall) geltend gemacht werden, die während der Unterbrechung des vollen Versicherungsschutzes eingetreten sind. (7) Ist aus der Berufsunfähigkeits-Zusatzversicherung eine Leistung anerkannt oder festgelegt, so werden die Leistungen aus der Hauptversicherung (Rückkaufswert, beitragsfreie Versicherungsleistung, Vorauszahlung und Überschußbeteiligung der Hauptversicherung) so berechnet, als ob der Beitrag, der durch die Berufsunfähigkeit entfällt, unverändert weitergezahlt worden wäre. (8) Anerkannte Ansprüche aus der Berufsunfähigkeits-Zusatzversicherung werden durch Rücklauf oder Umwandlung der Hauptversicherung in eine beitragsfreie Versicherung mit herabgesetzter Versicherungsleistung nicht berührt. (9) Die Berufsunfähigkeits-Zusatzversicherung ist nach Maßgabe des jeweiligen von der Aufsichtsbehörde genehmigten Geschäftsplans am Uberschuß beteiligt. (10) Die Allgemeinen Versicherungsbedingungen für die Hauptversicherung finden, soweit nichts anderes bestimmt ist, auf die Berufsunfähigkeits-Zusatzversicherung sinngemäß Anwendung.

Anhang Die sich bei Anwendungen der 50-Prozent-Regelung ergebenden Abweichungen gegenüber der Staffelregelung sind in den folgenden Bestimmungen enthalten. Die nicht abgedruckten Bestimmungen entsprechen vollinhaltlich den vorstehenden Bedingungen für die Staffelregelung. § 1 Gegenstand der Versicherung (1) Wird der Versicherte während der Dauer der Berufsunfähigkeits-Zusatzversicherung zu mindestens 50 Prozent berufsunfähig, so entfällt bei Versicherungen mit laufender Beitragszahlung die Verpflichtung zur Beitragszahlung für die Hauptversicherung und für die in sie eingeschlossenen Zusatzversicherungen. Bei einem geringeren Grad der Berufsunfähigkeit besteht kein Anspruch auf Beitragsfreiheit. (2) In demselben Maße und unter denselben Voraussetzungen wie in Ziffer 1 wird eine Berufsunfähigkeitsrente, wenn diese mitversichert ist, gezahlt, und zwar vierteljährlich im voraus, erstmalig anteilig bis zum Ende des laufenden Versicherungsvierteljahres. Anmerkung: Es kann auch eine Zahlung der Rente für andere Zeiträume vorgesehen werden. (3) Der Anspruch auf Beitragsfreiheit und Rente entsteht mit dem Ablauf des Monats, in dem die Berufsunfähigkeit (§ 2) eingetreten ist. Erfolgt die Anzeige (§ 4) später als drei Monate nach dem Eintritt der Berufsunfähigkeit, so beginnen Beitragsfreiheit und Rente erst mit Beginn des Monats der Anzeige. (4) Der Anspruch auf Beitragsbefreiung und Rente erlischt, wenn der Grad der Berufsunfähigkeit unter 50 Prozent sinkt, der Versicherte stirbt oder die Berufsunfähigkeits-Zusatzversicherung abläuft.

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Berufsunfähigkeits-ZusatzV — Musterbedingungen

Anm. A 12

(5) Bis zur endgültigen Entscheidung über die Leistungspflicht sind die Beiträge in voller Höhe weiter zu entrichten; sie werden jedoch bei Anerkennung der Leistungspflicht zurückgezahlt. § 4 Anzeige, Nachweis und Schadenminderung (1) Werden Leistungen wegen Berufsunfahigkeit beansprucht, so ist dies dem Versicherer unter Einreichung des Versicherungsscheins und des Nachweises der letzten Beitragszahlung schriftlich anzuzeigen. (2) Zum Nachweis der Berufsunfähigkeit sind dem Versicherer unverzüglich einzureichen: a) eine Darstellung der Ursache für den Eintritt der Berufsunfähigkeit; b) ausführliche Berichte der Ärzte, die den Versicherten gegenwärtig behandeln bzw. behandelt oder untersucht haben, über Ursache, Beginn, Art, Verlauf und voraussichtliche Dauer des Leidens sowie den Grad der Berufsunfahigkeit; c) Unterlagen über den Beruf des Versicherten, seine Stellung und Tätigkeit zum Zeitpunkt des Eintritts der Berufsunfahigkeit sowie über die eingetretenen Veränderungen. Hierdurch entstehende Kosten hat der Ansprucherhebende zu tragen. (3) Der Versicherer kann außerdem weitere notwendige Nachweise sowie ärztliche Untersuchungen durch von ihm beauftragte Ärzte auf seine Kosten verlangen, insbesondere zusätzliche Auskünfte und Aufklärungen. Der Versicherte hat Ärzte, Krankenhäuser und sonstige Krankenanstalten, bei denen er in Behandlung war oder sein wird, sowie andere Personenversicherer und Behörden zu ermächtigen, dem Versicherer auf Verlangen Auskunft zu erteilen. (4) Anordnungen, die der untersuchende oder behandelnde Arzt nach gewissenhaftem Ermessen trifft, um die Heilung zu fordern oder die Berufsunfähigkeit zu mindern, hat der Versicherte zu befolgen, wobei ihm nichts Unbilliges zugemutet werden darf. § 5 Erklärung über die Leistungspflicht Nach Prüfung der ihm eingereichten und der von ihm beigezogenen Unterlagen erklärt der Versicherer gegenüber dem Ansprucherhebenden, ob und von welchem Zeitpunkt an er eine Leistungspflicht anerkennt. § 7 Nachprüfung der Berufsunfähigkeit (1) Der Versicherer ist berechtigt, das Fortbestehen und den Grad der Berufsunfähigkeit nachzuprüfen. Dabei sind neu erworbene berufliche Fähigkeiten zu berücksichtigen. Zu diesem Zweck kann er auf seine Kosten jederzeit sachdienliche Auskünfte und einmal jährlich eine Untersuchung des Versicherten durch einen von ihm beauftragten Arzt verlangen. Die Bestimmungen des § 4 Ziffer 3 und 4 finden entsprechende Anwendung. (2) Der Versicherungsnehmer ist verpflichtet, eine Minderung der Berufsunfähigkeit sowie die Wiederaufnahme bzw. Änderung der beruflichen Tätigkeit des Versicherten dem Versicherer unverzüglich anzuzeigen. (3) Ist die Berufsunfähigkeit weggefallen oder hat sich ihr Grad auf weniger als 50 Prozent vermindert, so kann der Versicherer die Leistungen einstellen. Der Versicherer ist verpflichtet, die Einstellung dem Anspruchberechtigten unter Hinweise auf dessen Rechte aus § 6 mitzuteilen. Die Einstellung der Leistungen wird nicht vor Ablauf eines Monats nach Absendung der Mitteilung wirksam, frühestens jedoch zu Beginn des darauffolgenden Versicherungsvierteljahres. Winter-

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Anm. A 13

Α . Rechtsquellen der LebensV. I. Bedingungstexte

[A13] 9 a. Bedingungen für die Berufsunfähigkeits-Zusatzversicherung (leichter verständliche Fassung der Musterbedingungen für die Berufsunfähigkeits-Zusatzversicherung)* (VerBAV 1984 S. 2) § 1 Was ist versichert? (1) Wird der Versicherte während der Dauer dieser Zusatzversicherung vollständig oder teilweise berufsunfähig, so erbringen wir folgende Versicherungsleistungen: a) Befreiung von der Beitragszahlungspflicht für die Hauptversicherung und die eingeschlossenen Zusatzversicherungen — in voller Höhe bei einer Berufsunfähigkeit von mindestens 75 [662/3| Prozent — entsprechend dem Grad der Berufsunfähigkeit, wenn diese mindestens zu 25 |331/3l Prozent besteht. Bei einem geringeren Grad der Berufsunfähigkeit besteht kein Anspruch auf Beitragsfreiheit. b) Zahlung einer Berufsunfähigkeitsrente, wenn diese mitversichert ist, unter denselben Voraussetzungen und in demselben MaBe wie unter a). Die Rente zahlen wir vierteljährlich im voraus, erstmals anteilig bis zum Ende des laufenden Versicherungsjahres. Anmerkung: Es kann auch eine Zahlung der Rente für andere Zeiträume vorgesehen werden. (2) Der Anspruch auf Beitragsbefreitung und Rente entsteht mit Ablauf des Monats, in dem die Berufsunfähigkeit eingetreten ist. Wird uns die Berufsunfähigkeit später als drei Monate nach ihrem Eintritt schriftlich mitgeteilt, so entsteht der Anspruch auf die Versicherungsleistung erst mit Beginn des Monats der Mitteilung. (3) Der Anspruch auf Beitragsbefreiung und Rente erlischt, wenn der Grad der Berufsunfähigkeit unter 25 [33731 Prozent sinkt, der Versicherte stirbt oder die Zusatzversicherung abläuft. (4) Bis zur endgültigen Entscheidung über die Leistungspflicht müssen Sie die Beiträge in voller Höhe weiter entrichten; wir werden diese jedoch bei Anerkennung der Leistungspflicht in entsprechender Höhe zurückzahlen.

§ 2 Was ist Berufsunfähigkeit im Sinne dieser Bedingungen? (1) Vollständige Berufsunfähigkeit liegt vor, wenn der Versicherte infolge Krankheit, Körperverletzung oder Kräfteverfalls, die ärztlich nachzuweisen sind, voraussichtlich dauernd außerstande ist, seinen Beruf oder eine andere Tätigkeit auszuüben, die aufgrund seiner Ausbildung und Erfahrung ausgeübt werden kann und seiner bisherigen Lebensstellung entspricht. (2) Teilweise Berufsunfähigkeit liegt vor, wenn die in Absatz 1 genannten Voraussetzungen nur in einem bestimmten Grad voraussichtlich dauernd erfüllt sind. (3) Ist der Versicherte sechs Monate ununterbrochen infolge Krankheit, Körperverletzung oder Kräfteverfalls, die ärztlich nachzuweisen sind, vollständig oder teilweise außerstande gewesen, seinen Beruf oder eine andere Tätigkeit auszuüben, die aufgrund seiner Ausbildung und Erfahrung ausgeübt werden kann und seiner bisherigen Lebensstellung entspricht, so gilt die Fortdauer dieses Zustandes als vollständige oder teilweise Berufsunfähigkeit. (4) Scheidet der Versicherte aus dem Berufsleben aus, und werden später Leistungen wegen Berufsunfähigkeit beantragt, so kommt es bei der Anwendung der Absätze 1 bis 3 darauf an, daß der Versicherte außerstande ist, eine Tätigkeit auszuüben, die aufgrund seiner Kenntnisse und Fähigkeiten ausgeübt werden kann und seiner bisherigen Lebensstellung entspricht. * Die Bedingungen sind inhaltlich identisch mit den Musterbedingungen 90

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Berufsunfähigkeits-ZusatzV — Bedingungen

Anm. A 13

§ 3 In welchen Fällen ist der Versicherungsschutz ausgeschlossen? (1) Grundsätzlich besteht unsere Leistungspflicht unabhängig davon, wie es zu der Berufsunfähigkeit gekommen ist. (2) Wir leisten jedoch nicht, wenn die Berufsunfähigkeit verursacht ist: a) unmittelbar oder mittelbar durch Kriegsereignisse oder innere Unruhen, sofern der Versicherte auf Seiten der Unruhestifter teilgenommen hat; b) durch vorsätzliche Ausführung oder den strafbaren Versuch eines Verbrechens oder Vergehens durch den Versicherten; c) durch absichtliche Herbeiführung von Krankheit oder Kräfteverfall, absichtliche Selbstverletzung oder versuchte Selbsttötung. Wenn uns jedoch nachgewiesen wird, daß diese Handlungen in einem die freie Willensbestimmung ausschließenden Zustand krankhafter Störung der Geistestätigkeit begangen worden sind, werden wir leisten; d) durch eine widerrechtliche Handlung, mit der Sie als Versicherungsnehmer vorsätzlich die Berufsunfahigkeit des Versicherten herbeigeführt haben; e) durch Beteiligung an Fahrtveranstaltungen mit Kraftfahrzeugen, bei denen es auf die Erzielung einer Höchstgeschwindigkeit ankommt, und den dazugehörigen Übungsfahrten; f) durch energiereiche Strahlen mit einer Härte von mindestens 100 Elektronen-Volt, durch Neutronen jeder Energie, durch Laser- oder Maser-Strahlen und durch künstlich erzeugte ultraviolette Strahlen. Wenn eine Bestrahlung für Heilzwecke durch einen Arzt oder unter ärztlicher Aufsicht erfolgt, werden wir leisten. (3) Bei Luftfahrten leisten wir nur, wenn die Berufsunfähigkeit bei Reise- oder Rundflügen als Fluggast in einem Propeller- oder Strahlflugzeug oder in einem Hubschrauber verursacht wird. Fluggäste sind, mit Ausnahme der Besatzungsmitglieder, die Insassen, denen das Luftfahrzeug ausschließlich zur Beförderung dient. § 4 Welche Mitwirkungspflichten sind zu beachten, wenn Leistungen wegen Berufsunfähigkeit verlangt werden? (1) Werden Leistungen aus dieser Zusatzversicherung verlangt, so sind uns unverzüglich folgende Unterlagen einzureichen: a) der Versicherungsschein und der Nachweis der letzten Beitragszahlung; b) eine Darstellung der Ursache für den Eintritt der Berufsunfähigkeit; c) ausführliche Berichte der Ärzte, die den Versicherten gegenwärtig behandeln bzw. behandelt oder untersucht haben, über Ursache, Beginn, Art, Verlauf und voraussichtliche Dauer des Leidens sowie über den Grad der Berufsunfähigkeit; d) Unterlagen über den Beruf des Versicherten, dessen Stellung und Tätigkeit im Zeitpunkt des Eintritts der Berufsunfähigkeit sowie über die eingetretenen Veränderungen. Die hierdurch entstehenden Kosten hat der Ansprucherhebende zu tragen. (2) Wir können — dann allerdings auf unsere Kosten — außerdem weitere notwendige Nachweise sowie ärztliche Untersuchungen durch von uns beauftragte Ärzte verlangen, insbesondere zusätzliche Auskünfte und Aufklärungen. Der Versicherte hat Ärzte, Krankenhäuser und sonstige Krankenanstalten, bei denen er in Behandlung war oder sein wird, sowie Personenversicherer und Behörden zu ermächtigen, uns auf Verlangen Auskunft zu erteilen. (3) Werden wegen Erhöhung des Grades der Berufsunfähigkeit höhere Leistungen verlangt, so gelten die Absätze 1 und 2 sinngemäß. Eine Leistungserhöhung gewähren wir vom Beginn des Monats der Anzeige an. (4) Anordnungen, die der untersuchende oder behandelnde Arzt nach gewissenhaftem Ermessen trifft, um die Heilung zu fordern oder die Berufsunfähigkeit zu mindern, sind zu befolgen. Die Anordnungen müssen sich jedoch im Rahmen des Zumutbaren halten. § 5 Wann geben wir eine Erklärung über unsere Leistungspflicht ab? Nach Prüfung der uns eingereichten sowie der von uns beigezogenen Unterlagen erklären wir, ob und in welchem Umfang und von welchem Zeitpunkt an wir eine Leistungspflicht anerkennen.

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Anm. A 13

Α. Rechtsquellen der LebensV. I. Bedingungstexte

§ 6 Bis wann können bei Meinungsverschiedenheiten Rechte geltend gemacht werden und wer entscheidet in diesen Fällen? (1) Wenn derjenige, der den Anspruch auf die Versicherungsleistung geltend macht, mit unserer Leistungsentscheidung (§ 5) nicht einverstanden ist, kann er innerhalb von sechs Monaten nach Zugang unserer Entscheidung Klage erheben. (2) Läßt der Ansprucherhebende die Sechsmonatsfrist verstreichen, ohne daB er vor dem Gericht Klage erhebt, so sind weitergehende Ansprüche, als wir sie anerkannt haben, ausgeschlossen. Auf diese Rechtsfolge werden wir in unserer Erklärung nach § S besonders hinweisen. Anmerkung: Für Lebensversicherungsunernehmen, die bei Meinungsverschiedenheiten die Möglichkeit einer Entscheidung durch einen Ärzteausschuß einräumen wollen, lautet § 6 wie folgt: „Bis wann können bei Meinungsverschiedenheiten Rechte geltend gemacht werden und wer entscheidet in diesen Fällen? (1) Wenn derjenige, der den Anspruch auf die Versicherungsleistung geltend macht, mit unserer Leistungsentscheidung (§5) nicht einverstanden ist, kann er innerhalb von sechs Monaten nach Zugang unserer Entscheidung Klage erheben. Die Entscheidung liegt dann ausschließlich bei den Gerichten. (2) Beschränken sich die Meinungsverschiedenheiten auf die Frage, ob, in welchem Grad oder von welchem Zeitpunkt an Berufsunfähigkeit vorliegt, so entscheidet anstelle des Gerichts ein Ärzteausschuß, wenn sich beide Seiten darauf einigen. Der Ansprucherhebende muß sich innerhalb von sechs Monaten nach Zugang unserer Leistungsentscheidung (§5) äußern, ob er das Verfahren vor dem Ärzteausschuß wünscht. (3) Läßt der Ansprucherhebende die Sechsmonatsfrist verstreichen, ohne daß er entweder vor dem Gericht Klage erhebt oder das Verfahren vor dem Ärzteausschuß verlangt, so sind weitergehende Ansprüche, als wir sie anerkannt haben, ausgeschlossen. Auf diese Rechtsfolge werden wir in unserer Erklärung nach § 5 besonders hinweisen. (4) Für die Zusammensetzung, die folgenden Regeln: a)

das Verfahren und die Kosten des Ärzteausschusses

gelten

Zusammensetzung Der Ärzteausschuß setzt sich zusammen aus zwei Ärzten, von denen jede Partei einen benennt, und einem Obmann. Dieser wird von den beiden von den Parteien benannten Ärzten gewählt. Er soll ein in der Begutachtung der Berufsunfähigkeit erfahrener Arzt sein, der nicht in einem Abhängigkeitsverhältnis zu einer der Parteien steht. Einigen sich die von den Parteien gewählten Ärzte nicht binnen eines Monats auf einen Obmann, so wird dieser auf Antrag einer Partei von dem Vorsitzenden der für den letzten inländischen Wohnsitz des Versicherten zuständigen Ärztekammer benannt. Hat der Versicherte keinen inländischen Wohnsitz, so ist die für den Sitz des Versicherers zuständige Ärztekammer maßgebend.

Benennt eine Partei ihr Ausschußmitglied nicht binnen eines Monats, nachdem sie von der anderen Partei hierzu aufgefordert worden ist, so wird dieses Ausschußmitglied gleichfalls durch den Vorsitzenden der Ärztekammer benannt. b) Verfahren Nach Bildung des Ausschusses bitten wir den Obmann, das Verfahren durchzuführen, und übersenden ihm die erforderlichen Unterlagen. Der Obmann bestimmt im Benehmen mit den beiden Ausschußmitgliedern Ort und Zeit des Zusammentritts und benachrichtigt hiervon mindestens eine Woche vor dem Termin die Parteien. Er kann sich wegen weiterer Aufklärung des Sachverhalts an die Parteien wenden. In der Sitzung ist der Versicherte, soweit möglich, zu hören und erforderlichenfalls zu untersuchen. Erscheint der Versicherte unentschuldigt nicht, so kann der Ausschuß aufgrund der Unterlagen entscheiden. Die Entscheidung ist schriftlich zu begründen und vom Obmann zu unterzeichnen.

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Berufsunfähigkeits-ZusatzV — Bedingungen

Anm. A 13

c) Kosten Ist die Entscheidung des Ärzteausschusses für uns ungünstiger als unser bisheriges Leistungsangebot, übernehmen wir die Kosten des Ärzteausschusses in voller Höhe; anderenfalls hat der Ansprucherhebende diese Kosten bis zur Höhe von 2,5 Prozent der Lebensversicherungssumme bei Rentenversicherungen bis zu 25 Prozent einer versicherten Jahresrente selbst zu tragen." § 7 Was gilt für die Nachprüfung der Berufsunfähigkeit? (1) Nach Anerkennung oder Feststellung unserer Leistungspflicht sind wir berechtigt, das Fortbestehen der Berufsunfähigkeit und ihren Grad nachzuprüfen. Dabei sind neu erworbene berufliche Fähigkeiten zu berücksichtigen. (2) Zur Nachprüfung können wir auf unsere Kosten jederzeit sachdienliche Auskünfte und einmal jährlich eine Untersuchung des Versicherten durch einen von uns zu beauftragenden Arzt verlangen. Die Bestimmungen des § 4 Abs. 2 und 4 gelten entsprechend. (3) Eine Minderung der Berufsunfähigkeit oder die Wiederaufnahme bzw. Änderung der beruflichen Tätigkeit müssen Sie uns unverzüglich mitteilen. (4) Ist die Berufsunfähigkeit weggefallen oder hat sich ihr Grad gemindert, können wir unsere Leistungen einstellen oder herabsetzen. Die Einstellung oder Herabsetzung teilen wir dem Anspruchberechtigten unter Hinweis auf seine Rechte aus § 6 mit; sie wird nicht vor Ablauf eines Monats nach Absenden dieser Mitteilung wirksam, frühestens jedoch zu Beginn des darauffolgenden Versicherungsvierteljahres. § 8 Was gilt bei einer Verletzung der Mitwirkungspflichten nach Eintritt der Berufsunfähigkeit? Solange eine Mitwirkungspflicht nach § 4 oder § 7 von Ihnen oder dem Versicherten vorsätzlich oder grob fahrlässig nicht erfüllt wird, sind wir von der Verpflichtung zur Leistung frei. Bei grob fahrlässiger Verletzung einer Mitwirkungspflicht bleiben die Ansprüche aus der Zusatzversicherung jedoch insoweit bestehen, als die Verletzung ohne Einfluß auf die Feststellung oder den Umfang unserer Leistungspflicht ist. Wenn die Mitwirkungspflicht später erfüllt wird, sind wir ab Beginn des laufenden Monats nach Maßgabe dieser Bedingungen zur Leistung verpflichtet. § 9 Wie ist das Verhältnis zur Hauptversicherung? (1) Die Zusatzversicherung bildet mit der Versicherung, zu der sie abgeschlossen worden ist (Hauptversicherung), eine Einheit; sie kann ohne die Hauptversicherung nicht fortgesetzt werden. Wenn der Versicherungsschutz aus der Hauptversicherung endet, so erlischt auch die Zusatzversicherung. (2) Eine Zusatzversicherung, für die laufende Beiträge zu zahlen sind, können Sie für sich allein kündigen. In den letzten fünf Versicherungsjahren kann die Zusatzversicherung jedoch nur zusammen mit der Hauptversicherung gekündigt werden. Ein Rückkaufswert aus der Zusatzversicherung fallt nach unserem Geschäftsplan nicht an. (3) Eine Zusatzversicherung, für die keine Beiträge mehr zu zahlen sind (beitragsfreie Zusatzversicherung, Zusatzversicherung gegen Einmalbeitrag), können Sie nur zusammen mit der Hauptversicherung kündigen. In diesem Fall erhalten Sie — soweit vorhanden — den nach unserem Geschäftsplan berechneten Rückkaufswert. (4) Die Zusatzversicherung können Sie nur zusammen mit der Hauptversicherung in eine beitragsfreie Versicherung umwandeln. Voraussetzung ist allerdings, daB die hierfür geschäftsplanmäBig vorgesehene Mindestrente nicht unterschritten wird. Das Verhältnis zwischen der Berufsunfähigkeitsrente und der Leistung aus der Hauptversicherung wird durch die Umwandlung in eine beitragsfreie Versicherung nicht verändert. (5) Bei Herabsetzung der versicherten Leistung aus der Hauptversicherung gelten die Absätze 2, 3 und 4 entsprechend. (6) Lebt unsere aus irgendeinem Grunde erloschene oder auf die herabgesetzte beitragsfreie Versicherung beschränkte Leistungspflicht aus der Hauptversicherung wieder auf und wird die Zusatzversicherung wieder in Kraft gesetzt, so können die Ansprüche aus dem wieder in Winter

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Anm. A 13

Α. Rechtsquellen der LebensV. I. Bedingungstexte

Kraft gesetzten Teil der Zusatzversicherung nicht aufgrund solcher Ursachen (Krankheit, Körperverletzung, Kräfteverfall) geltend gemacht werden, die während der Unterbrechung des vollen Versicherungsschutzes eingetreten sind. (7) Ist unsere Leistungspflicht aus der Zusatzversicherung anerkannt oder festgestellt, so berechnen wir die Leistungen aus der Hauptversicherung (Rückkaufswert, beitragsfreie Versicherungsleistung, Vorauszahlung und Überschußbeteiligung der Hauptversicherung) so, als ob Sie den Beitrag unverändert weitergezahlt hätten. (8) Anerkannte oder festgestellte Ansprüche aus der Zusatzversicherung werden durch Rückkauf oder Umwandlung der Hauptversicherung in eine beitragsfreie Versicherung mit herabgesetzter Versicherungsleistung nicht berührt. (9) Die Zusatzversicherung ist entsprechend unserem jeweiligen von der Aufsichtsbehörde genehmigten Geschäftsplan an dem erwirtschafteten Überschuß beteiligt. (10) Soweit in diesen Bedingungen nichts anderes bestimmt ist, finden die allgemeinen Bedingungen für die Hauptversicherung sinngemäß Anwendung.

Anhang Die sich bei Anwendung der 50-Prozent-Regelung ergebenden Abweichungen gegenüber der Staffelregelung sind in den folgenden Bestimmungen enthalten. Die nicht abgedruckten Bestimmungen entsprechen vollinhaltlich den vorstehenden Bedingungen für die Staffelregelung. § 1 Was ist versichert? (1) Wird der Versicherte während der Dauer dieser Zusatzversicherung zu mindestens SO Prozent berufsunfähig, so erbringen wir folgende Versicherungsleistungen: a) Volle Befreiung von der Beitragszahlungspflicht für die Hauptversicherung und die eingeschlossenen Zusatzversicherungen; b) Zahlung einer Berufsunfähigkeits-Rente, wenn diese mitversichert ist. Die Rente zahlen wir vierteljährlich im voraus, erstmals anteilig bis zum Ende des laufeenden Versicherungsvierteljahres. Bei einem geringeren Grad der Berufsunfähigkeit besteht kein Anspruch auf diese Versicherungsleistungen. Anmerkung: Es kann auch eine Zahlung der Rente für andere Zeiträume vorgesehen werden. (2) Der Anspruch auf Beitragsbefreiung und Rente entsteht mit Ablauf des Monats, in dem die Berufsunfähigkeit eingetreten ist. Wird uns die Berufsunfähigkeit später als drei Monate nach ihrem Eintritt schriftlich mitgeteilt, so entsteht der Anspruch auf die Versicherungsleistungen erst mit Beginn des Monats der Mitteilung. (3) Der Anspruch auf Beitragsbefreiung und Rente erlischt, wenn der Grad der Berufsunfähigkeit unter 50 Prozent sinkt, der Versicherte stirbt oder die Zusatzversicherung abläuft. (4) Bis zur endgültigen Entscheidung über die Leistungspflicht müssen Sie die Beiträge in voller Höhe weiter entrichten; wir werden diese jedoch bei Anerkennung der Leistungspflicht zurückzahlen. § 4 Welche Mitwirkungspilichten sind zu beachten, wenn Leistungen wegen Berufsunfähigkeit verlangt werden? (1) Werden Leistungen aus dieser Zusatzversicherung verlangt, so sind uns unverzüglich folgende Unterlagen einzureichen: a) der Versicherungsschein und der Nachweis der letzten Beitragszahlung; b) eine Darstellung der Ursache für den Eintritt der Berufsunfähigkeit; 94

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Unfall-ZusatzV — Musterbedingungen

Anm. A 14

c) ausführliche Berichte der Ärzte, die den Versicherten gegenwärtig behandeln bzw. behandelt oder untersucht haben, über Ursache, Beginn, Art, Verlauf und voraussichtliche Dauer des Leidens sowie über den Grad der Berufsunfähigkeit; d) Unterlagen über den Beruf des Versicherten, dessen Stellung und Tätigkeit im Zeitpunkt des Eintritts der Berufsunfähigkeit sowie über die eingetretenen Veränderungen. Die hierdurch entstehenden Kosten hat der Ansprucherhebende zu tragen. (2) Wir können — dann allerdings auf unsere Kosten — außerdem weitere notwendige Nachweise sowie ärztliche Untersuchungen durch von uns beauftragte Ärzte verlangen, insbesondere zusätzliche Auskünfte und Aufklärungen. Der Versicherte hat Ärzte, Krankenhäuser und sonstige Krankenanstalten, bei denen er in Behandlung war oder sein wird, sowie Personenversicherer und Behörden zu ermächtigen, uns auf Verlangen Auskunft zu erteilen. (3) Anordnungen, die der untersuchende oder behandelnde Arzt nach gewissenhaftem Ermessen trifft, um die Heilung zu fordern oder die Berufsunfähigkeit zu mindern, sind zu befolgen. Die Anordnungen müssen sich jedoch im Rahmen des Zumutbaren halten. § 5 Wann geben wir eine Erklärung über unsere Leistungspflicht ab? Nach Prüfung der uns eingereichten sowie der von uns beigezogenen Unterlagen erklären wir, ob und von welchem Zeitpunkt an wir eine Leistungspflicht anerkennen. § 7 Was gilt für die Nachprüfung der Berufsunfähigkeit? (1) Nach Anerkennung oder Feststellung unserer Leistungspflicht sind wir berechtigt, das Fortbestehen der Berufsunfähigkeit und ihren Grad nachzuprüfen. Dabei sind neu erworbene berufliche Fähigkeiten zu berücksichtigen. (2) Zur Nachprüfung können wir auf unsere Kosten jederzeit sachdienliche Auskünfte und einmal jährlich eine Untersuchung des Versicherten durch einen von uns zu beauftragenden Arzt verlangen. Die Bestimmungen des § 4 Abs. 2 und 3 gelten entsprechend. (3) Eine Minderung der Berufsunfähigkeit oder die Wiederaufnahme bzw. Änderung der beruflichen Tätigkeit müssen Sie uns unverzüglich mitteilen. (4) Ist die Berufsunfähigkeit weggefallen oder hat sich ihr Grad auf weniger als 50 Prozent vermindert, können wir unsere Leistungen einstellen. Die Einstellung teilen wir dem Anspruchberechtigten unter Hinweis auf seine Rechte aus § 6 mit; sie wird nicht vor Ablauf eines Monats nach Absenden dieser Mitteilung wirksam, frühestens jedoch zu Beginn des darauffolgenden Versicherungsvierteljahres.

[A 14] 10. Musterbedingungen für die Unfall-Zusatzversicherung (VerBAV 1981 S. 5 5 - 5 7 ) *

§ 1 Gegenstand der Versicherung (1) Tritt während der Versicherungsdauer der Unfall-Zusatzversicherung und vor dem Ende des Versicherungsjahres, in dem der Versicherte das 75. Lebensjahr vollendet, sein Tod als Folge eines nach Inkrafttreten der Unfall-Zusatzversicherung erlittenen Unfalls innerhalb eines Jahres nach dem Unfall ein, so zahlt der Versicherer neben der Leistung aus der Hauptversicherung die vereinbarte Unfall-Zusatzversicherungssumme, und zwar nach Beibringung der erforderlichen Nachweise auch dann sofort, * Die mit der Lebensv verbundene Unfallzusatzv wird zusammen mit der Unfallv von Wagner Bd VI kommentiert. Winter

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Anm. A 14

Α. Rechtsquellen der LebensV. I. Bedingungstexte

wenn die Leistung aus der Hauptversicherung erst zu einem späteren Auszahlungstermin fällig wird**. (2) Tritt der Tod des Versicherten nach dem Ende des Versicherungsjahres ein, in dem er das 75. Lebensjahr vollendet hat und sind die sonstigen Leistungsvoraussetzungen nach Ziff. 1 erfüllt, so zahlt der Versicherer die vereinbarte Unfall-Zusatzversicherungssumme dann, wenn der Versicherte den Unfall bei Benutzung eines dem öffentlichen Personenverkehr dienenden Verkehrsmittels dadurch erlitten hat, daß das Verkehrsmittel dem Ereignis, das den Unfalltod des Versicherten verursacht hat, selbst ausgesetzt war. (3) Bei der Versicherung auf verbundene Leben wird die Unfall-Zusatzversicherungssumme nur einmal ausgezahlt, selbst wenn die Versicherten gleichzeitig durch Unfall sterben. § 2 Unfallbegriff und Grenzfälle (1) Ein Unfall liegt vor, wenn der Versicherte durch ein plötzlich von außen auf seinen Körper wirkendes Ereignis unfreiwillig eine Gesundheitsschädigung erleidet. (2) Unter den Versicherungsschutz fallen auch: a) durch Kraftanstrengung des Versicherten hervorgerufene Verrenkungen, Verzerrungen und Zerreißungen an Gliedmaßen und Wirbelsäule, b) Wundinfektionen, bei denen der Ansteckungsstoff durch eine Unfallverletzung im Sinne der Ziffer 1 in den Körper gelangt ist. (3) Dagegen fallen nicht unter den Versicherungsschutz: a) Berufs- und Gewerbekrankheiten; b) Erkrankungen infolge psychischer Einwirkung; c) Vergiftungen infolge Einführung fester oder flüssiger Stoffe durch den Schlund, Malaria, Flecktyphus und sonstige Infektionskrankheiten; Gesundheitsschädigungen durch energiereiche Strahlen mit einer Härte von mindestens 100 Elektronen-Volt, durch Neutronen jeder Energie, durch Laser- oder Maserstrahlen und durch künstlich erzeugte ultraviolette Strahlen; Gesundheitsschädigungen durch Licht-, Temperatur- und Witterungseinflüsse; Versicherungsschutz besteht jedoch, wenn es sich um Folgen eines unter die Versicherung fallenden Unfallereignisses handelt. Die Entstehungsursache der Infektionskrankheiten selbst gilt nicht als Unfallereignis; d) Selbsttötung, und zwar auch dann, wenn der Versicherte die Tat in einem die freie Willensbestimmung ausschließenden Zustand krankhafter Störung der Geistestätigkeit begangen hat, es sei denn, daß dieser durch ein unter die Versicherung fallendes Unfallereignis hervorgerufen wurde. § 3 Ausschlüsse und Begrenzungen des Versicherungsschutzes (1) Ausgeschlossen von der Versicherung sind: a) Unfälle, die unmittelbar oder mittelbar durch Kriegsereignisse oder die durch innere Unruhen, sofern der Versicherte auf Seiten der Unruhestifter teilgenommen hat, verursacht werden; b) Unfälle, die der Versicherte erleidet infolge der vorsätzlichen Ausführung oder des Versuchs von Verbrechen oder Vergehen; ** Diese Bestimmung kommt nur in Betracht, wenn die Beiträge fùr die über das 75. Lebensjahr hinaus weiter erhoben werden.

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Unfall-Zusatzversicherung

Unfall-ZusatzV — Musterbedingungen

Anm. A 14

c) Gesundheitsschädigungen durch Heilmaßnahmen und Eingriffe, die der Versicherte an seinem Körper vornimmt oder vornehmen läßt, soweit die Heilmaßnahmen oder Eingriffe nicht durch ein unter die Versicherung fallendes Unfallereignis veranlaßt waren. Das Schneiden von Nägeln, Hühneraugen, Hornhaut gilt nicht als solcher Eingriff; d) Unfälle infolge von Schlaganfallen und solchen Krampfanfällen, die den ganzen Körper des Versicherten ergreifen, von Geistes- oder Bewußtseinsstörungen, auch soweit diese durch Trunkenheit verursacht sind. Die Ausschlüsse gelten nicht, wenn die Anfälle oder Störungen durch ein unter die Versicherung fallendes Unfallereignis hervorgerufen waren; e) Unfälle bei Beteiligung an Fahrtveranstaltungen mit Kraftfahrzeugen, bei denen es auf die Erzielung einer Höchstgeschwindigkeit ankommt, und den dazugehörigen Übungsfahrten. (2) Bei Luftfahrten erstreckt sich der Versicherungsschutz nur auf Unfälle, die der Versicherte bei Reise- oder Rundflügen über Gebieten mit organisiertem Luftverkehr erleidet, a) als Fluggast eines zum zivilen Luftverkehr zugelassenen Motorflugzeuges (Propeller-, Strahlflugzeuges oder Hubschrauber) oder b) als Fluggast eines zur Personenbeförderung eingesetzten Militärflugzeuges (Propeller-, Strahlflugzeuges oder Hubschrauber). § 4 Einschränkung der Leistungspflicht Haben zur Herbeiführung des Todes neben dem Unfall Krankheiten oder Gebrechen mitgewirkt, so ist die Leistungspflicht entsprechend dem Anteil der Krankheit oder des Gebrechens zu kürzen, sofern dieser Anteil mindestens 25 Prozent beträgt. § 5 Anzeige (1) Der Tod des Versicherten durch Unfall ist dem Versicherer unverzüglich anzuzeigen. Die Anzeige soll möglichst innerhalb von 48 Stunden erfolgen. (2) Der Versicherer hat das Recht, auf seine Kosten durch einen von ihm beauftragten Arzt die Leiche besichtigen und öffnen zu lassen. § 6 Erklärung über die Leistungspflicht Nach Prüfung der ihm eingereichten und von ihm beigezogenen Unterlagen erklärt der Versicherer innerhalb eines Monats gegenüber dem Ansprucherhebenden, ob und in welchem Umfang er eine Leistungspflicht anerkennt. § 7 Verfahren bei Meinungsverschiedenheiten I. (1) Im Falle von Meinungsverschiedenheiten darüber, ob und in welchem Umfang der Tod auf den Unfall zurückzuführen ist, entscheidet ein Ärzteausschuß. Für alle sonstigen Streitpunkte sind die ordentlichen Gerichte zuständig. (2) Die Entscheidung des Ärzteausschusses ist von dem Ansprucherhebenden bis zum Ablauf von sechs Monaten, nachdem ihm die Erklärung des Versicherers nach § 6 zugegangen ist, zu beantragen. Der Versicherer und der Ansprucherhebende können jedoch bis zum Ablauf dieser Frist verlangen, daß an Stelle des Ärzteausschusses die ordentlichen Gerichte entscheiden. Wird dieses Verlangen gestellt, so kann der Anspruch nur durch Klage geltend gemacht werden. Winter

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Anm. A 14

Α. Rechtsquellen der LebensV. I. Bedingungstexte

(3) Läßt der Ansprucherhebende die unter Ziffer 2 genannte Frist verstreichen, ohne daß er entweder die Entscheidung des Ärzteausschusses verlangt oder Klage erhebt, so sind weitergehende Ansprüche, als sie von dem Versicherer anerkannt sind, ausgeschlossen. Auf diese Rechtsfolge hat der Versicherer in seiner Erklärung hinzuweisen. II. Für den Ärzteausschuß gelten folgende Bestimmungen: (1) Zusammensetzung a) Der Ärzteausschuß setzt sich zusammen aus zwei Ärzten, von denen jede Partei einen benennt, und einem Obmann. Dieser wird von den beiden von den Parteien benannten Ärzten gewählt und soll ein auf dem Gebiet der Unfallbegutachtung erfahrener Arzt sein, der nicht in einem Abhängigkeitsverhältnis zu einer der Parteien steht. Einigen sich die von den Parteien gewählten Ärzte nicht binnen einem Monat über den Obmann, so wird dieser auf Antrag einer Partei von dem Vorsitzenden der für den letzten inländischen Wohnsitz des Versicherten zuständigen Ärztekammer benannt. Hat der Versicherte keinen inländischen Wohnsitz, so ist die für den Sitz des Versicherers zuständige Ärztekammer maßgebend. b) Benennt eine Partei ihr Ausschußmitglied nicht binnen einem Monat, nachdem sie von der anderen Partei hierzu aufgefordert ist, so wird dieses Ausschußmitglied gleichfalls durch den Vorsitzenden der Ärztekammer ernannt. (2) Verfahren a) Sobald der Ausschuß zusammengesetzt ist, hat der Versicherer unter Einsendung der erforderlichen Unterlagen den Obmann um die Durchführung des Verfahrens zu ersuchen. b) Der Obmann bestimmt im Benehmen mit den beiden Ausschußmitgliedern Ort und Zeit des Zusammentritts und gibt hiervon den Parteien mindestens eine Woche vor dem Termin Nachricht. Es bleibt ihm unbenommen, sich wegen weiterer Aufklärung des Sachverhalts an die Parteien zu wenden. c) Die Entscheidung ist schriftlich zu begründen und vom Obmann zu unterzeichnen. (3) Kosten Ist die Entscheidung des Ärzteausschusses für den Ansprucherhebenden günstiger als das vor seinem Zusammentritt abgegebene Angebot des Versicherers, so sind die Kosten voll von diesem zu tragen; anderenfalls hat der Ansprucherhebende die Kosten bis zu 2 Prozent der Unfall-Zusatzversicherungssumme selbst zu tragen. § 8 Folgen von Obliegenheitsverletzungen Wird eine Obliegenheit (§ 5) verletzt, die nach dem Eintritt des Versicherungsfalles dem Versicherer gegenüber zu erfüllen ist, so ist der Versicherer von der Verpflichtung zur Leistung frei, es sei denn, daß die Obliegenheitsverletzung weder auf Vorsatz noch auf grober Fahrlässigkeit beruht. Bei grobfahrlässiger Verletzung bleibt der Versicherer zur Leistung insoweit verpflichtet, als die Verletzung weder Einfluß auf die Feststellung des Versicherungsfalls noch auf die Feststellung oder den Umfang der dem Versicherer obliegenden Leistung gehabt hat. § 9 Verhältnis zur Hauptversicherung (1) Die Unfall-Zusatzversicherung bildet mit der Hauptversicherung eine Einheit; sie kann ohne die Hauptversicherung nicht fortgesetzt werden. Die Unfall-Zusatzversicherung erlischt, wenn der Versicherungsschutz aus der Hauptversicherung endet. 98

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Unfall-ZusatzV — Bedingungen

Anm. A 15

(2) Die Allgemeinen Versicherungsbedingungen für die Hauptversicherung finden, soweit nichts anderes bestimmt ist, auf die Unfall-Zusatzversicherung sinngemäß Anwendung. (3) Wird die Leistung der Hauptversicherung herabgesetzt, so vermindert sich der Versicherungsschutz aus der Unfall-Zusatzversicherung auf den Betrag, der dem Teil der Hauptversicherung entspricht, für den der Beitrag weitergezahlt wird. Verringert sich dabei die Unfall-Zusatzsumme stärker als die Leistung aus der Hauptversicherung, kann der Versicherungsnehmer innerhalb von 3 Monaten verlangen, daß die UnfallZusatzsumme gegen Zahlung eines Einmalbeitrages soweit erhöht wird, daß das vorherige Verhältnis zur Leistung aus der Hauptversicherung wieder hergestellt wird. (4) Bei Kündigung einer Unfall-Zusatzversicherung mit laufender Beitragszahlung wird weder ein Rückkaufswert noch eine beitragsfreie Leistung gewährt. Bei einer Unfall-Zusatzversicherung gegen Einmalbeitrag ist eine Kündigung stets nur in Verbindung mit der Hauptversicherung möglich; dabei wird der geschäftsplanmäßige Rückkaufswert gewährt. (5) Lebt die aus irgendeinem Grunde erloschene oder auf die beitragsfreie Versicherung beschränkte Leistungspflicht des Versicherers aus der Hauptversicherung ganz oder teilweise wieder auf und tritt die Unfall-Zusatzversicherung insoweit wieder in Kraft, so können Ansprüche aus dem wieder in Kraft gesetzten Teil nicht aufgrund solcher Unfälle geltend gemacht werden, die während der Unterbrechung des vollen Versicherungsschutzes eingetreten sind. (6) Die Unfall-Zusatzversicherung ist / nach Maßgabe des jeweiligen von der Aufsichtsbehörde genehmigten Geschäftsplans am Überschuß des Versicherers beteiligt / nicht überschußberechtigt.

[A 15] 10 a. Bedingungen für die Unfall-Zusatzversicherung (leichter verständliche Fassung der Musterbedingungen für die Unfall-Zusatzversicherung) * (VerBAV 1984 S. 6) § 1 Was ist versichert? (1) Stirbt der Versicherte an den Folgen eines Unfalls, so zahlen wir die vereinbarte UnfallZusatzversicherungssumme, wenn a) der Unfall sich nach Inkrafttreten der Zusatzversicherung ereignet hat und b) der Tod eingetreten ist — während der Dauer der Zusatzversicherung, — innerhalb eines Jahres nach dem Unfall und — vor dem Ende des Versicherungsjahres, in dem der Versicherte sein 75. Lebensjahr vollendet hat; verstirbt der Versicherte nach diesem Zeitpunkt, so leisten wir dennoch, wenn der Versicherte den Unfall bei Benutzung eines dem öffentlichen Personenverkehr dienenden Verkehrsmittels erlitten hat und das Verkehrsmittel dem Ereignis, das den Unfalltod des Versicherten verursacht hat, selbst ausgesetzt war. * Die Bedingungen sind inhaltlich grundsätzlich identisch mit den Musterbedingungen für die Unfall-Zusatzversicherung.

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Anm. A 15

Α . Rechtsquellen der LebensV. I. Bedingungstexte

Anmerkung: Die Bestimmung nach dem Semikolon kommt nur in Betracht, wenn die Beiträge für die Unfall-Zusatzversicherung über das Alter 75 hinaus weiter erhoben werden. (2) Bei der Versicherung auf verbundene Leben wird auch die Zusatzversicherungssumme nur einmal ausgezahlt, selbst wenn die Versicherten gleichzeitig durch Unfall sterben. § 2 Was ist ein Unfall im Sinne dieser Bedingungen? (1) Ein Unfall liegt vor, wenn der Versicherte durch ein plötzlich von außen auf seinen Körper wirkendes Ereignis unfreiwillig eine Gesundheitsschädigung erleidet. (2) Unter den Versicherungsschutz fallen auch: a) Durch Kraftanstrengung des Versicherten hervorgerufene Verrenkungen, Zerrungen und Zerreißungen an Gliedmaßen und Wirbelsäule, b) Wundinfektionen, bei denen der Ansteckungsstoff durch eine Unfallverletzung im Sinne von Absatz 1 in den Körper gelangt ist. (3) Dagegen fallen nicht unter den Versicherungsschutz: a) Berufs- und Gewerbekrankheiten; b) Erkrankungen infolge psychischer Einwirkung; c) Vergiftungen infolge Einführung fester oder flüssiger Stoffe durch den Schlund, Malaria, Flecktyphus und sonstige Infektionskrankheiten; Gesundheitsschädigungen durch energiereiche Strahlen mit einer Härte von mindestens 100 Elektronen-Volt, durch Neutronen jeder Energie, durch Laser- oder Maser-Strahlen und durch künstlich erzeugte ultraviolette Strahlen; Gesundheitsschädigungen durch Licht-, Temperatur- und Witterungseinflüsse; Versicherungsschutz besteht jedoch, wenn es sich um Folgen eines unter die Versicherung fallenden Unfallereignisses handelt. Die Entstehungsursache der Infektionskrankheiten selbst gilt nicht als Unfallereignis; d) Selbsttötung, und zwar auch dann, wenn der Versicherte die Tat in einem die freie Willensbestimmung ausschließenden Zustand krankhafter Störung der Geistestätigkeit begangen hat. Versicherungsschutz besteht jedoch, wenn dieser Zustand durch ein unter die Versicherung fallendes Unfallereignis hervorgerufen wurde. § 3 In welchen Fällen ist der Versicherungsschutz ausgeschlossen? (1) Grundsätzlich besteht unsere Leistungspflicht unabhängig davon, wie es zu dem Unfall gekommen ist. (2) Ausgeschlossen von der Versicherung sind jedoch: a) Unfälle, die unmittelbar oder mittelbar verursacht werden durch Kriegsereignisse oder innere Unruhen, an denen der Versicherte auf Seiten der Unruhestifter teilgenommen hat; b) Unfälle, die der Versicherte infolge der vorsätzlichen Ausführung oder des strafbaren Versuchs eines Verbrechens oder Vergehens erleidet; c) Gesundheitsschädigungen durch Heilmaßnahmen und Eingriffe, die der Versicherte an seinem Körper selbst vornimmt oder von einem anderen vornehmen läßt. Das Schneiden von Nägeln, Hühneraugen und Hornhaut verstehen wir nicht als solchen Eingriff. Wir werden jedoch leisten, wenn solche Heilmaßnahmen oder Eingriffe durch ein unter die Versicherung fallendes Unfallereignis veranlaßt waren. d) Unfälle, verursacht durch Schlaganfälle und solche Krampfanfälle, die den ganzen Körper des Versicherten ergreifen; Unfälle infolge von Geistes- oder Bewußtseinsstörungen, und zwar auch dann, wenn sie durch Trunkenheit verursacht worden sind. Wir werden jedoch leisten, wenn solche Anfälle oder Störungen durch ein unter die Versicherung fallendes Unfallereignis hervorgerufen waren.

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Unfall-ZusatzV — Bedingungen

Anm. A 15

e) Unfälle bei Beteiligung an Fahrtveranstaltungen mit Kraftfahrzeugen, bei denen es auf die Erzielung einer Höchstgeschwindigkeit ankommt, und den dazugehörigen Übungsfahrten. (3) Bei Luftfahrten leisten wir nur, wenn der Versicherte den Unfall bei Reise- oder Rundflügen als Fluggast in einem Propeller- oder Strahlflugzeug oder in einem Hubschrauber erlitten hat. Fluggäste sind, mit Ausnahme der Besatzungsmitglieder, die Insassen, denen das Luftfahrzeug ausschließlich zur Beförderung dient. § 4 Welche Rolle spielen Erkrankungen und Gebrechen des Versicherten? Haben zur Herbeiführung des Todes neben dem Unfall Krankheiten oder Gebrechen zu mindestens 25 Prozent mitgewirkt, so vermindert sich unsere Leistung entsprechend dem Anteil der Mitwirkung. § 5 Was ist zur Vermeidung von Rechtsnachteilen nach dem Unfalltod des Versicherten zu beachten? (1) Der Unfalltod des Versicherten ist uns unverzüglich — möglichst innerhalb von 48 Stunden — mitzuteilen. (2) Wir sind berechtigt, die Leiche auf unsere Kosten durch einen von uns beauftragten Arzt besichtigen und öffnen zu lassen. (3) Wird vorsätzlich oder grob fahrlässig entweder die Mitteilungspflicht (Absatz 1) verletzt oder die Zustimmung zur Besichtigung oder Öffnung der Leiche (Absatz 2) verweigert, so sind wir von unserer Leistungspflicht befreit. Bei grob fahrlässigem Verhalten bleiben wir zur Leistung insoweit verpflichtet, als dieses Verhalten ohne EinfluB auf die Feststellung oder den Umfang unserer Leistungspflicht ist. § 6 Wann geben wir eine Erklärung über unsere Leistungspflicht ab? (1) Zur Feststellung unserer Leistungspflicht sind uns die erforderlichen Nachweise zu erbringen. (2) Nach Prüfung der uns eingereichten und der von uns herangezogenen Unterlagen sind wir verpflichtet, innerhalb eines Monats gegenüber dem Ansprucherhebenden zu erklären, ob und in welchem Umfang wir eine Leistungspflicht anerkennen. § 7 Bis wann können bei Meinungsverschiedenheiten Rechte geltend gemacht werden und wer entscheidet in diesen Fällen? (1) Wenn derjenige, der den Anspruch auf die Versicherungsleistung geltend macht, mit unserer Leistungsentscheidung (§ 6 Abs. 2) nicht einverstanden ist, kann er innerhalb von sechs Monaten nach Zugang unserer Entscheidung Klage erheben. (2) LäBt der Ansprucherhebende die Sechsmonatsfrist verstreichen, ohne daB er vor dem Gericht Klage erhebt, so sind weitergehende Ansprüche, als wir sie anerkannt haben, ausgeschlossen. Auf diese Rechtsfolge werden wir in unserer Erklärung nach § 6 Abs. 2 besonders hinweisen. Anmerkung: Für Lebensversicherungsunternehmen, die bei Meinungsverschiedenheiten die Möglichkeit einer Entscheidung durch einen Arzteausschuß einräumen wollen, lautet § 7 wie folgt: „Bis wann können bei Meinungsverschiedenheiten Rechte geltend gemacht werden und wer entscheidet in diesen Fällen? (1) Wenn derjenige, der den Anspruch auf die Versicherungsleistung geltend macht, mit unserer Leistungsentscheidung (§6 Abs. 2) nicht einverstanden ist, kann er innerhalb von sechs Monaten nach Zugang unserer Entscheidung Klage erheben. Die Entscheidung liegt dann ausschließlich bei den Gerichten. (2) Beschränken sich die Meinungsverschiedenheiten auf die Frage, ob und in welchem Umfang der Tod des Versicherten auf den Unfall zurückzuführen ist, so entscheidet anstelle des Gerichts ein Arzteausschuß, wenn sich beide Seiten darauf einigen. Der Ansprucherhebende muß sich innerhalb von sechs Monaten nach Zugang unserer Leistungsentscheidung (§6 Abs. 2) äußern, ob er das Verfahren vor dem Arzteausschuß wünscht. Winter

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Α. Rechtsquellen der LebensV. I. Bedingungstexte

(3) Läßt der Ansprucherhebende die Sechsmonatsfrist verstreichen, ohne daß er entweder vor dem Gericht Klage erhebt oder das Verfahren vor dem Ärzteausschuß verlangt, so sind weitergehende Ansprüche, als wir sie anerkannt haben, ausgeschlossen. Auf diese Rechtsfolge werden wir in unserer Erklärung nach § 6 Abs. 2 besonders hinweisen. (4) Für die Zusammensetzung, das Verfahren und die Kosten des Ärzteausschusses gelten die folgenden Regeln: a)

Zusammensetzung Der Arzteausschuß setzt sich zusammen aus zwei Ärzten, von denen jede Partei einen benennt, und einem Obmann. Dieser wird von den beiden von den Parteien benannten Ärzten gewählt. Er soll ein auf dem Gebiet der Unfallbegutachtung erfahrener Arzt sein, der nicht in einem Abhängigkeitsverhältnis zu einer der Parteien steht. Einigen sich die von den Parteien gewählten Ärzte nicht binnen eines Monats auf einen Obmann, so wird dieser auf Antrag einer Partei von dem Vorsitzenden der für den letzten inländischen Wohnsitz des Versicherten zuständigen Ärztekammer benannt. Hat der Versicherte keinen inländischen Wohnsitz, so ist die für den Sitz des Versicherers zuständige Ärztekammer maßgebend.

Benennt eine Partei ihr Ausschußmitglied nicht binnen eines Monats, nachdem sie von der anderen Partei hierzu aufgefordert worden ist, so wird dieses Ausschußmitglied gleichfalls durch den Vorsitzenden der Ärztekammer benannt. b) Verfahren Nach Bildung des Ausschusses bitten wir den Obmann, das Verfahren durchzuführen, und übersenden ihm die erforderlichen Unterlagen. Der Obmann bestimmt im Benehmen mit den beiden Ausschußmitgliedern Ort und Zeit des Zusammentritts und benachrichtigt hiervon mindestens eine Woche vor dem Termin die Parteien. Er kann sich wegen weiterer Aufklärung des Sachverhalts an die Parteien wenden. Die Entscheidung ist schriftlich zu begründen und vom Obmann zu unterzeichnen. c) Kosten Ist die Entscheidung des Ärzteausschusses für uns ungünstiger als unser bisheriges Leistungsangebot, so übernehmen wir die Kosten des Ärzteausschusses in voller Höhe; anderenfalls hat der Ansprucherhebende diese Kosten bis zur Höhe von 2 Prozent der Zusatzversicherungssumme selbst zu tragen." § 8 Wie ist das Verhältnis zur Hauptversicherung? (1) Die Zusatzversicherung bildet mit der Versicherung, zu der sie abgeschlossen worden ist (Hauptversicherung), eine Einheit; sie kann ohne die Hauptversicherung nicht fortgesetzt werden. Wenn der Versicherungsschutz aus der Hauptversicherung endet, so erlischt auch die Zusatzversicherung. (2) Wird die Leistung der Hauptversicherung herabgesetzt, so vermindert sich auch der Versicherungsschutz aus der Zusatzversicherung, und zwar auf den Betrag, der dem Teil der Hauptversicherung entspricht, für den der Beitrag weitergezahlt wird. Sollte sich dabei die Zusatzversicherungssumme stärker als die Leistung aus der Hauptversicherung vermindern, so können Sie innerhalb von drei Monaten verlangen, daß die Zusatzversicherungssumme gegen Zahlung eines Einmalbeitrages soweit erhöht wird, daß ihr bisheriges Verhältnis zur Leistung aus der Hauptversicherung wieder hergestellt wird. (3) Wenn unsere Leistungspflicht aus der Hauptversicherung erloschen oder auf die beitragsfreie Leistung beschränkt war, danach aber zusammen mit der Zusatzversicherung ganz oder teilweise wieder auflebt, können aus dem wieder in Kraft getretenen Teil keine Ansprüche aufgrund solcher Unfälle geltend gemacht werden, die während der Unterbrechung des vollen Versicherungsschutzes eingetreten sind. (4) Eine Zusatzversicherung gegen Einmalbeitrag können Sie nur zusammen mit der Hauptversicherung kündigen. Sie erhalten in diesem Fall den in unserem Geschäftsplan festgelegten Rückkaufswert.

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Anh I: LebensV - Allg Bed: Geschäftsplanmäß Erkl

Anm. A 16

(5) Wenn Sie eine Zusatzversicherung mit laufender Beitragszahlung kündigen, haben Sie weder einen Anspruch auf einen Rückkaufswert noch auf eine beitragsfreie Leistung. (6) Die Zusatzversicherung ist entsprechend unserem jeweiligen von der Aufsichtsbehörde genehmigten Geschäftsplan an dem erwirtschafteten ÜberschuB beteiligt. |Die Zusatzversicherung ist nicht überschußberechtigt.l (7) Soweit in diesen Bedingungen nichts anderes bestimmt ist, finden die Allgemeinen Bedingungen für die Hauptversicherung sinngemäß Anwendung.

[A 16] 11.

Anhang I: Geschäftsplanmäßige Erklärungen zu den Allgemeinen Versicherungsbedingungen in der Lebensversicherung (ohne Gruppenversicherung nach Sondertarifen) (VerBAV 1984 S. 380)

1.1 Die Gesellschaft wird in den Versicherungsantrag folgenden Text aufnehmen: „1. Für die Versicherung gelten die Versicherungsbedingungen und der jeweilige von der Aufsichtsbehörde genehmigte Geschäftsplan des Versicherers." „2. Ich kann meinen Antrag innerhalb von ... Tagen nach seiner Unterzeichnung widerrufen, und zwar auch dann, wenn der Versicherer ihn bereits angenommen hat. Mein Widerruf wird nur wirksam, wenn er in schriftlicher Form innerhalb der genannten Frist beim Versicherer eingegangen ist. Dieses Widerrufsrecht gilt nicht bei den Tarifen An meinen Antrag halte ich mich sechs Wochen gebunden, sofern ich ihn nicht widerrufen habe. Diese Bindefrist beginnt mit dem Ablauf der Widerrufsfrist, bei Versicherungen mit ärztlicher Untersuchung jedoch nicht vor dem Tag der Untersuchung. Bei den Tarifen ..., bei denen ein Widerrufsrecht nicht besteht, beginnt die Bindefrist mit Unterzeichnung des Antrages, bei einer Versicherung mit ärztlicher Untersuchung jedoch erst mit dem Tag der Untersuchung." Bemerkung: In Absatz 1 Satz 3 und Absatz 3 Satz 1 sind die entsprechenden Tarife

einzusetzen.

Anmerkungen: (1) Bei Anträgen, mit denen ausschließlich Versicherungen ohne Widerrufsrecht beantragt werden, lautet Nr. 2 wie folgt: „An meinen Antrag halte ich mich sechs Wochen gebunden. Die Frist beginnt mit der Unterzeichnung des Antrags, bei einer Versicherung mit ärztlicher Untersuchung jedoch erst mit dem Tag der Untersuchung." (2) Bei Anträgen, mit denen ausschließlich Versicherungen mit Widerrufsrecht beantragt werden, entfallen Absatz 1 Satz 3 und Absatz 3 der Nr. 2. (3) Bei Firmen- und Verbands-Gruppenversicherungen nach rabattierten Einzelversicherungstarifen wird kein Widerrufsrecht eingeräumt. In diesen Fällen wird der Antragstext gemäß Anmerkung 1 ) verwendet.

„3. Die Antragsfragen sind nach bestem Wissen richtig und vollständig beantwortet. Jede bis zur Annahme des Antrags noch eintretende nicht unerhebliche Verschlechterung des Gesundheitszustands der zu versichernden Person werde ich unverzüglich dem Versicherer schriftlich anzeigen. Ich weiß, daß der Versicherer bei Verletzung dieser Pflichten vom Vertrag zurücktreten bzw. die Leistung verweigern kann; für die Winter

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Anm. A 16

Α. Rechtsquellen der LebensV. I. Bedingungstexte

Richtigkeit der Angaben bin ich allein verantwortlich, auch wenn ich den Antrag nicht selbst ausgefüllt habe. Der Vermittler darf über die Erheblichkeit von Antragsfragen oder Erkrankungen keine verbindlichen Erklärungen abgeben." Bemerkung: Wird auf die Verpflichtung des Antragstellers verzichtet, jede bis zur Annahme des Versicherungsantrags noch eintretende nicht unerhebliche Verschlechterung des Gesundheitszustands der zu versichernden Person der Gesellschaft anzuzeigen, so lautet Abs. i wie folgt: „Die Antragsfragen sind nach bestem Wissen richtig und vollständig beantwortet. Ich weiß, daß der Versicherer bei unzutreffenden oder unvollständigen Angaben vom Vertrag zurücktreten bzw. die Leistung verweigern kann; für die Richtigkeit der Angaben bin ich allein verantwortlich, auch wenn ich den Antrag nicht selbst ausgefüllt habe."

„4. Eine Durchschrift des Versicherungsantrages habe ich erhalten." Anmerkung: Bei Vermögensbildungsversicherungen, Fondsgebundenen unfähigkeits-Versicherungen lautet Nr. 4 wie folgt: „Eine Durchschrift

des Versicherungsantrages

Lebensversicherungen

und das Merkblatt

und Berufs-

habe ich erhalten."

„5. Mir ist bekannt, daß die Beiträge bei kapitalbildenden Lebensversicherungen zunächst zur Deckung der vorzeitigen Versicherungsfälle, der Abschlußkosten und der Verwaltungskosten verbraucht werden. Deshalb fällt bei Kündigung der Lebensversicherung in den ersten Jahren kein oder nur ein niedriger Rückkaufswert an. Über die Entwicklung der Rückkaufswerte gibt eine dem Versicherungsschein beigefügte Tabelle Auskunft." Anmerkungen: (1) Bei Vermögensbildungsversicherungen

(2)

lautet Nr. 5 Satz 2 wie folgt:

„Deshalb fällt

bei Kündigung

der Lebensversicherung

Rückkaufswert

in Höhe von 50% der tatsächlich gezahlten Beiträge an."

Nr. 5 entfällt, wenn mit dem Versicherungsantrag

rungen beantragt

werden

in den ersten

keine kapitalbildenden

Jahren nur ein Lebensversiche-

können.

1.2 Bei Vermögensbildungsversicherungen wird die Gesellschaft in den hierfür vorgesehenen besonderen Versicherungsantrag zusätzlich folgenden Text aufnehmen: 6. „Die mit diesem Antrag beantragte Versicherung ist eine Kapitalversicherung nach dem 4. Vermögensbildungsgesetz, für die unter bestimmten Voraussetzungen ein Anspruch entweder auf Arbeitnehmer-Sparzulage oder auf Sonderausgabenabzug nach dem Einkommensteuergesetz besteht (vgl. Merkblatt)." 1.3 Bei Versicherungen mit laufender Anpassung des Versicherungsschutzes wird die Gesellschaft in den Versicherungsantrag zusätzlich folgenden Text aufnehmen: „6. Beitrag und Versicherungsleistungen erhöhen sich jährlich gemäß den ,Besonderen Bedingungen für die planmäßige Erhöhung der Versicherungsleistungen ohne erneute Gesundheitsprüfung. "' 1.4 Bei Berufsunfähigkeits-Ver Sicherungen wird die Gesellschaft in den Versicherungsantrag zusätzlich folgende Fragen aufnehmen: ,,a) Besteht für die versicherte Person schon eine Versicherung für den Fall der Berufsunfähigkeit bzw. Invalidität (auch Zusatzversicherung) oder ist eine solche beantragt? b) Wenn ja, bei welchem Versicherer und in welcher Höhe? c) Hat die versicherte Person für den Fall der Berufsunfähigkeit bzw. Invalidität sonstige Leistungen zu erwarten 104

Winter

Anh I: LebensV — Allg Bed: Geschäftsplanmäß Erkl

Anm. A 16

aus Sozialversicherung aus betrieblicher Altersversorgung aus Beamtenversorgung aus Zusatzversorgung aus anderen Quellen? (nähere Angaben erforderlich). d) Wie hoch ist das jährliche Arbeitseinkommen (brutto)?" 1.5 Die Gesellschaft wird in den Versicherungsantrag folgende Erklärung aufnehmen, soweit dies zur Berücksichtigung von § 203 StGB erforderlich ist: „Ich ermächtige den Versicherer, zur Nachprüfung und Verwertung der von mir über meine Gesundheitsverhältnisse gemachten Angaben alle Arzte, Krankenhäuser und sonstigen Krankenanstalten, bei denen ich in Behandlung war oder sein werde, sowie andere Personenversicherer und Behörden über meine Gesundheitsverhältnisse zu befragen. Dies gilt nur für die Zeit vor der Antragsannahme und die nächsten drei Jahre nach der Antragsannahme. Der Versicherer darf auch die Ärzte, die die Todesursachen feststellen, und die Ärzte, die mich im letzten Jahr vor meinem Tod untersuchen oder behandeln werden, über die Todesursachen oder die Krankheiten, die zum Tode gefuhrt haben, befragen. Insoweit entbinde ich alle, die hiernach befragt werden, von der Schweigepflicht auch über meinen Tod hinaus." Anmerkung: In der Berufsunfähigkeits- Versicherung lauten Satz 2 und 3 wie folgt: „Das gilt nur für die Zeit vor der Antragsannahme und die nächsten 10 Jahre nach der Antragsannahme. Werden Leistungen wegen Berufsunfähigkeit beansprucht, darf der Versicherer die in Satz 1 genannten Personen und Einrichtungen sowie die Ärzte, die untersucht haben, auch über Ursache, Beginn, Art, Verlauf, Grad und voraussichtliche Dauer der Berufsunfähigkeit sowie über diejenigen Krankheiten, die zur Berufsunfähigkeit geführt haben, befragen."

2.1 Die Gesellschaft wird im Versicherungsschein den Versicherungsnehmer und den Versicherten namentlich bezeichnen. Bei Versicherungen mit Überlebensrenten wird die Gesellschaft zweifelsfrei dokumentieren, wer Versicherter der Hauptversicherung und wer Mitversicherter der Zusatzversicherung ist. 2.2 Die Gesellschaft wird im Versicherungsschein darauf hinweisen, daß der technische Beginn der Versicherung nicht mit dem Beginn der Leistungspflicht identisch ist, ζ. B. hinter den Worten „Technischer Beginn" (etwa durch folgende Fußnote „Beginn des Versicherungsschutzes vgl. § ... AVB"). 2.3 Die Gesellschaft wird in den Versicherungsschein folgende Hinweise aufnehmen: (1) „Gemäß §3 VVG kann der Versicherungsnehmer jederzeit Abschriften der Erklärungen fordern, die er mit Bezug auf den Vertrag abgegeben hat." (2) „Die Oberschußanteile, die sich für den Anspruchsberechtigten aus der in den Allgemeinen Versicherungsbedingungen vorgesehenen ÜberSchußbeteiligung ergeben, hängen in ihrer Höhe vor allem von den Kapitalerträgen, aber auch vom Verlauf der Sterblichkeit und von der Entwicklung der Kosten ab. Die Höhe der Überschußanteile, die von Jahr zu Jahr ermittelt und zugesagt werden, kann sich daher ändern. Verbindliche Angaben über die Höhe der künftigen Überschußbeteiligung sind nicht möglich." Winter

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Anm. A 16

Α. Rechtsquellen der LebensV. I. Bedingungstexte

Anmerkung: Bei Risikoversicherungen gen, aber auch

entfallen in Satz 1 die Worte

vor allem von den

Kapitalerträ-

2.4 Die Gesellschaft wird auf dem Versicherungsschein oder einem dem Versicherungsschein angehefteten Zettel einen auffälligen Hinweis auf § 12 der A VB aufnehmen. ( Bei abweichender Numerierung wird auf den entsprechenden Paragraphen verwiesen.) 2.5 Bei Versicherungen mit festem Auszahlungszeitpunkt und bei Versicherungen auf den Heiratsfall (Aussteuerversicherung) wird die Gesellschaft folgende Bestimmungen in den Versicherungsschein aufnehmen: „1. Der widerruflich Bezugsberechtigte erwirbt das Recht auf die Leistung zu dem vereinbarten Zeitpunkt bereits beim Tode der versicherten Person (bei der Aussteuerversicherung: des versicherten Versorgers), falls der Versicherungsnehmer nichts anderes bestimmt." „2. Beim Tode der versicherten Person (bei der Aussteuerversicherung: des versicherten Versorgers) ausstehende Raten des laufenden Jahresbeitrags sind unverzüglich an den Versicherer zu zahlen. Andernfalls werden sie mit dem Deckungskapital verrechnet, so daß sich die Versicherungssumme entsprechend vermindert." Anmerkung: Z i f f . 2.5 Nr. 2 entfällt, wenn die Beiträge tariflich nur bis zum Ende des am Todestag Beitragszahlungsabschnitts zu zahlen sind.

taufenden

2.6 Bei Versicherungen mit Überlebensrenten wird die Gesellschaft folgende Bestimmung in den Versicherungsschein aufnehmen: „Beim Tode der versicherten Person ausstehende Raten des laufenden Jahresbeitrags sind unverzüglich an den Versicherer zu zahlen. Andernfalls werden sie mit dem Deckungskapital verrechnet, so daß sich die versicherte Rente entsprechend vermindert." 2.7 Bei Versicherungen mit laufender Anpassung des Versicherungsschutzes wird die Gesellschaft im Versicherungsschein darauf hinweisen, daß sich Beitrag und Versicherungsleistungen nach Maßgabe der ,.Besonderen Bedingungen für die planmäßige Erhöhung der Versicherungsleistungen ohne erneute Gesundheitsprüfung" erhöhen. 2.8 Bei Vermögensbildungsversicherungen wird die Gesellschaft auf dem Versicherungsschein in deutlich sichtbarer Form folgenden Hinweis anbringen: „Dieser Vertrag ist eine Kapitalversicherung nach dem 4. Vermögensbildungsgesetz, für die unter bestimmten Voraussetzungen entweder ein Anspruch auf ArbeitnehmerSparzulage oder auf Sonderausgabenabzug nach dem Einkommensteuergesetz besteht (vgl. Merkblatt)." 2.9 Bei Vermögensbildungsversicherungen, Fondsgebundenen Lebensversicherungen und Berufsunfähigkeits-VerSicherungen wird die Gesellschaft dem Versicherungsschein das Merkblatt fest verbunden beifügen. 3.1 Die Gesellschaft wird bei Versicherungen gegen Einmalbeitrag in der Regel von der Einklagung des Einmalbeitrags absehen. Die Gesellschaft wird sich auf den Rücktritt vom Versicherungsvertrag beschränken. 3.2 Die Gesellschaft wird den Versicherungsnehmer im Fall einer Mahnung oder Kündigung durch ein ausfuhrliches Mahn- bzw. Kündigungsschreiben unter Wiedergabe des Inhalts der Gesetzesbestimmungen unterrichten und insbesondere auf die Rechtsfolgen der Mahnung und Kündigung hinweisen. Die Gesellschaft verpflichtet sich, in diesem Mahn- und Kündigungsschreiben dem Versicherungsnehmer auch das Recht einzuräumen, nach Ablauf der gesetzlichen Wiederherstellungsfrist von einem Monat

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Winter

Anh II: Merkblätter der Versicherer

Anm. A 17

innerhalb einer Frist von sechs Monaten, gerechnet vom Fälligkeitstermin des erstmals unbezahlt gebliebenen Beitrags, durch Nachzahlung sämtlicher rückständiger Beiträge und Kosten, einschließlich der seit der Kündigung weiter fällig gewordenen, die Versicherung wieder in Kraft zu setzen. 3.3 Die Gesellschaft verpflichtet sich, an rückständigen Beiträgen — abgesehen von ausdrücklich gestundeten — in keinem Falle mehr als die Beiträge für den Zeitraum eines Jahres nebst Zinsen und Kosten geltend zu machen. Bei Fondsgebundenen Lebensversicherungen wird die Gesellschaft bei der Umrechnung der in der Nachzahlung enthaltenen Sparbeiträge in Anteileinheiten den Bewertungsfaktor des auf die Nachzahlung folgenden Monats zugrunde legen. 3.4 Die Gesellschaft wird den Versicherungsnehmer mit der Rücktritts- oder Anfechtungserklärung über alle sich aus §§ 1 6 f f . VVG ergebenden Rechte und Pflichten schriftlich aufklären. 3.5 Die Gesellschaft wird die Einräumung usw. eines unwiderruflichen Bezugsrechtes unverzüglich bestätigen, falls keine Anhaltspunkte bestehen, daß sich der Versicherungsnehmer über den Inhalt des unwiderruflichen Bezugsrechtes im unklaren ist, andernfalls den Versicherungsnehmer unverzüglich aufklären. 3.6 Die Gesellschaft wird bei einer Änderung der A VB gemäß §17 die Versicherungsnehmer benachrichtigen. (Bei abweichender Numerierung wird auf den entsprechenden Paragraphen verwiesen.) 3.7 Die Gesellschaft wird eine Änderung des Zinsfußesfür Vorauszahlungen ( Darlehen ) dem Bundesaufsichtsamt jeweils anzeigen. 3.8 Bei Berufsunfähigkeits- Versicherungen wird die Gesellschaft den Versicherungsnehmer bei Anerkennung einer Leistungspflicht schriftlich auf die Bestimmungen des § 13 Abs. 2 der A VB hinweisen. 3.9 Fondsgebundene Lebensversicherungen wird die Gesellschaft nur mit volljährigen Versicherungsnehmern abschließen. 3.10 Bei Fondsgebundenen Lebensversicherungen wird die Gesellschaft in dem Mitteilungsschreiben über den Ablauf der Versicherung den Anspruchsberechtigten gleichzeitig zur Ausübung seines Wahlrechts nach § 2 Z i f f . 2 AVB auffordern und ihn darauf hinweisen, daß bei Nichtausübung innerhalb der vorgesehenen Frist das Wahlrecht als zugunsten der Geldleistung ausgeübt gilt. Im Falle des Todes oder der Kündigung wird die Gesellschaft nach Einreichung der Unterlagen entsprechend verfahren.

[A 17] 12. Anhang II: Merkblätter der Versicherer a) An den Versicherungsnehmer gerichtete Merkblätter zu einzelnen Versicherungsformen (Beispiele): aa) Merkblatt für Lebensversicherungsverträge nach dem 4. Vermögensbildungsgesetz (VerBAV 1984 S. 379) (1) Diese Versicherung unterliegt den Vorschriften des 4. Vermögensbildungsgesetzes (4. VermBG). Sie erfüllt die Voraussetzungen für folgende staatliche Vergünstigungen:

Winter

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Anm. A 17

Α. Rechtsquellen der LebensV. I. Bedingungstexte

a) Die Arbeitnehmer-Sparzulage Sie beträgt ab 1. Januar 1982 16 vom Hundert der zulageberechtigten Beiträge. Bei Arbeitnehmern mit drei oder mehr Kindern (§ 32 Abs. 4 des Einkommensteuergesetzes (EStG)) erhöht sie sich auf 26 vom Hundert. Nach dem 4. VermBG ist höchstens der Teil der Beiträge sparzulageberechtigt, der den Betrag von 624 DM im Kalenderjahr nicht übersteigt. Die Arbeitnehmer-Sparzulage wird vom Arbeitgeber jeweils zusammen mit den Bezügen gezahlt. Arbeitnehmer-Sparzulagen sind Steuer- und sozialabgabefrei. Sie werden allerdings nur gewährt, wenn die zu versteuernden Einkommensbeträge im Kalenderjahr der Vermögens wirksamen Leistung 24 000 DM, im Fall der ZusammenVeranlagung von Ehegatten 48 000 DM nicht übersteigen. Diese Beiträge erhöhen sich für jedes begünstigte Kind (§ 32 Abs. 4 EStG) um 1800 DM. b) Den Sonderausgabenabzug nach § 10 des EStG Die Beiträge sind, soweit für sie keine Arbeitnehmer-Sparzulage gewährt wird, im Rahmen der Höchstbeiträge für Vorsorgeaufwendungen als Sonderausgaben abzugsfahig und verringern das steuerpflichtige Einkommen. Die Steuerersparnisse, die hierbei erzielt werden können, richten sich nach der Höhe des Einkommens, dem Familienstand und der Kinderzahl. (2) Wird die Sperrfrist von zwölf Jahren des nachfolgend abgedruckten § 2 Abs. 1 Buchst, f Nr. 1 des 4. VermBG nicht eingehalten, so sind die gewährten Arbeitnehmer-Sparzulagen zurückzuzahlen. Ferner wird die Versicherung auf den Normaltarif umgestellt, wenn sie beitragspflichtig weitergeführt werden soll. Bei Rückkauf innerhalb der Sperrfrist sind außerdem rechnungsmäßige und außerrechnungsmäßige Zinsen aus Sparanteilen der Beiträge als Einkünfte aus Kapitalvermögen zu versteuern. Es folgt Auszug aus „Viertes Gesetz zur Förderung der Vermögensbildung der Arbeitnehmer (Viertes Vermögensbildungsgesetz — 4. VermBG)" in der jeweils gültigen Fassung. Abzudrukken sind derzeit § 2 Abs. 1 Buchst, f und Abs. 3, § 12 Abs. 1 - 4 und § 13 Abs. 4 Satz 1.

bb) Merkblatt für die Fondsgebundene Lebensversicherung (FLV) (VerBAV 1975 S. 152) (1) Merkmale Die FLV bietet Versicherungsschutz unter unmittelbarer Beteiligung an der Wertentwicklung eines Sondervermögens, auch Anlagestock genannt. Anders als bei der herkömmlichen Lebensversicherung wird dieses Sondervermögen überwiegend in Wertpapieren angelegt. Da die Entwicklung dieser Werte nicht vorauszusehen ist, kann im Gegensatz zur herkömmlichen Lebensversicherung ein bestimmter DM-Wert der Leistung — außer im Todesfall — nicht garantiert werden. Der Versicherungsnehmer hat die Chance, bei Kurssteigerungen der Wertpapiere einen Wertzuwachs zu erzielen; bei Kursrückgang trägt er aber auch das Risiko der Wertminderung. Bis auf weiteres werden die Mittel des Anlagestocks ausschließlich in Zertifikaten des Fonds angelegt. (2) Verwendung der Beiträge Bei der fondsgebundenen Lebensversicherung werden die Beiträge — wie bei der herkömmlichen Versicherung — in DM gezahlt; sie bleiben während der ganzen Vertragsdauer gleich. Die Beitragsteile, die nicht zur Zahlung der vorzeitigen Todesfallsummen (Risikobeiträge) und zur Deckung der Abschluß- und Verwaltungskosten bestimmt sind, werden dem Sondervermögen zugeführt, d. h. im Anlagestock angelegt. Der Anlagestock ist in Anteileinheiten unterteilt; der DM-Wert einer Anteileinheit richtet sich infolgedessen nach der Wertentwicklung des Anlagestocks. Entsprechend den angelegten Beitragsteilen sowie dem DM-Wert der Anteileinheit am jeweiligen Anlagestichtag entfallt auf 108

Winter

Anh II: Merkblätter der Versicherer

Anm. A 17

jede Versicherung eine bestimmte Anzahl von Anteileinheiten. Mit jeder Beitragszahlung erhöht sich somit die Anzahl der gutgeschriebenen Anteileinheiten. (3) Versicherungsleistungen Die Versicherungsleistungen sind von dem Wert der insgesamt gutgeschriebenen Anteileinheiten abhängig. Für den Todesfall wird dabei die im Versicherungsschein genannte Mindesttodesfallsumme garantiert. Im Erlebensfall wird eine Versicherungsleistung in Höhe der insgesamt gutgeschriebenen Anteileinheiten erbracht. Ihr DM-Wert kann je nach der Kursentwicklung höher oder auch niedriger sein als die vertraglich vereinbarte Mindesttodesfallsumme. Die Versicherungsleistung im Erlebensfall wird aber nicht nur von der Wertentwicklung der Anteileinheiten beeinflußt, sondern auch vom Eintrittsalter des Versicherten, da die für den Todesfallschutz benötigten Risikobeiträge vom jeweiligen Alter des Versicherten abhängen. Die Erlebensfalleistung nimmt deshalb bei gleicher Versicherungsdauer mit zunehmendem Eintrittsalter ab. Der Versicherungsnehmer kann hinsichtlich seines Anteils am Sondervermögen zwischen einer Leistung in Wertpapieren oder einer Leistung in DM wählen. Wählt er die Leistung in Wertpapieren, so wird hierfür eine geschäftsplanmäßig festgelegte Gebühr berechnet (ζ. Z. 1% des Wertes der gutgeschriebenen Anteileinheiten, höchstens jedoch 300,— DM pro Versicherung, womit u. a. die Börsenumsatzsteuer abgegolten ist). (4) Überschußbeteiligung Für die der Versicherung zugeteilten Überschußanteile werden ebenfalls Anteileinheiten gutgeschrieben. Diese Überschußanteile sind jedoch niedriger als in der herkömmlichen Lebensversicherung, da die Kapitalerträge im Anlagestock verbleiben und damit den Wert der Anteileinheiten erhöhen. (5) Laufende Unterrichtung des Versicherungsnehmers Dem Versicherungsnehmer wird einmal im Jahr die Anzahl der gutgeschriebenen Anteileinheiten und der Wert der Anteileinheiten vom Versicherer schriftlich mitgeteilt. Darüber hinaus wird der Wert der Anteileinheit einmal im Vierteljahr dem Versicherungsnehmer schriftlich mitgeteilt oder in der Zeitung veröffentlicht. (8) Steuerfragen Nach den Vorschriften des Einkommensteuergesetzes 1975 sind vom Jahre 1975 an Beiträge zu fondsgebundenen Lebensversicherungen, die nach dem 31.12.1974 abgeschlossen werden, nicht mehr zum Sonderausgabenabzug zugelassen. Ferner gehören vom Jahre 1975 an die Erträge aus fondsgebundenen Lebensversicherungen, sofern die Verträge nach dem 31.12.1973 abgeschlossen worden sind, zu den Einkünften aus Kapitalvermögen.

cc) Merkblatt für die Berufsunfähigkeitsversicherung (VerBAV 1974 S. 356) (1) Die Berufsunfahigkeits-Versicherung sieht Leistungen bis zum Ende der Versicherungsdauer vor; diese kann höchstens bis zum Alter 65 (bei Frauen bis zum Alter 60) gewählt werden. Durch die Berufsunfahigkeits-Versicherunè wird keine Alters- und Hinterbliebenenversorgung erworben. Diese muß vielmehr auf andere Art gesichert werden, ζ. B. durch eine Versicherung auf den Todes- und Erlebensfall. Da in der Berufsunfahigkeits-Versicherung kein Sparkapital für die Altersversorgung gebildet wird, kann bei einer Kündigung dieser Versicherung oder bei Einstellung der Beitragszahlung weder ein Rückkaufswert noch eine Umwandlung in eine beitragsfreie Versicherung mit herabgesetzter Rente gewährt werden. Winter

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Anm. A 18

Α. Rechtsquellen der LebensV. I. Bedingungstexte

(2) Die Beiträge für die Berufsunfahigkeits-Versicherung sind vorsichtig berechnet worden. Normalerweise werden daher Überschüsse entstehen, die im Rahmen der Uberschußbeteiligung an die Versicherungsnehmer zurückfließen. Gleichwohl läßt sich nicht völlig ausschließen, daß außergewöhnliche Ereignisse eine unvorhersehbare Häufung von Versicherungsfällen auslösen. Deshalb hat die Gesellschaft das Recht, unter gewissen Voraussetzungen (vgl. § 5 Ziff. 3 der Allgemeinen Versicherungsbedingungen) und nur mit Genehmigung der Aufsichtsbehörde auch für bestehende Versicherungen die Beiträge zu erhöhen. Möchte der Versicherungsnehmer die Versicherung zu dem erhöhten Beitrag nicht fortführen, kann er sie gem. § 7 Ziff. 1 der Allgemeinen Versicherungsbedingungen kündigen oder verlangen, daß sie unter Weiterzahlung des alten Beitrages mit herabgesetzter Versicherungsleistung fortgeführt wird, sofern dadurch nicht die geschäftsplanmäßig festgesetzte Mindestrente unterschritten wird; die Versicherungsleistung wird im gleichen Verhältnis herabgesetzt, in dem der alte Beitrag zum erhöhten Beitrag steht.

[A 18] b) Leicht verständliches und allgemein verwendbares Merkblatt zur Erläuterung der Musterbedingungen Ihre Lebensversicherung und was Sie darüber wissen sollten Mit dem Abschluß dieser Lebensversicherung auf den Todes- und Erlebensfall haben Sie eine wichtige Entscheidung getroffen. Bei dieser Versicherung wird — wie Sie schon wissen — die Versicherungssumme beim Tod des Versicherten, spätestens zum vereinbarten Ablauftermin fällig. Damit ist für Ihre Familie vom ersten Beitrag an in Höhe der Versicherungssumme vorgesorgt. Gleichzeitig haben Sie mit einer ertragreichen Vermögensbildung für Ihr Alter begonnen, die Ihnen auch schon vorher vielseitige Verwendungsmöglichkeiten eröffnet. Sie können Ihre Lebensversicherung beleihen, abtreten oder verpfänden. Sie können mit Ihrer Lebensversicherung auch eine Hypothekenschuld tilgen oder ein Eigenheim bzw. eine Eigentumswohnung finanzieren. Die Allgemeinen Versicherungsbedingungen informieren Sie über alle Fragen, die Ihren Lebensversicherungsvertrag betreffen. Da nur diese rechtsverbindlich sind und die Rechte und Pflichten eindeutig regeln, sind sie zwangsläufig in juristischer Fachsprache gehalten. Es schien uns deshalb zweckmäßig, die wichtigsten Fragen in allgemeinverständlicher Form zu erläutern. 1. „Wer ist wer" beim Lebensversicherungsvertrag? Als „Versicherungsnehmer" sind Sie unser Vertragspartner. Sie haben es auch übernommen, die Beiträge zu zahlen. Der „Versicherte" hingegen ist die Person, deren Leben mit der Versicherung „lebensversichert" ist. Meist sind „Versicherungsnehmer" und „Versicherte" ein und dieselbe Person. Die von Ihnen zum Empfang der Versicherungsleistung bestimmte Person ist „Bezugsberechtigter". Es empfiehlt sich, insbesondere für den Todesfall, stets die Bezugsberechtigung namentlich festzulegen, ζ. B. Ihr Ehepartner oder Ihre Kinder. Prüfen Sie von Zeit zu Zeit, ob die Bezugsberechtigung noch Ihren Wünschen entspricht. Die Bezugsberechtigung kann jederzeit widerrufen werden, falls sie nicht ausdrücklich als unwiderruflich bezeichnet worden ist. 2. Wann beginnt und endet der Versicherungsschutz? Der Versicherungsschutz beginnt sofort nach Zahlung des ersten Beitrages, wenn wir die Annahme Ihres Antrages schriftlich oder durch Aushändigung des Versicherungsscheines bestätigt haben, jedoch nicht vor dem im Versicherungsschein angegebenen Beginn der Versicherung.

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Winter

Anh II: Merkblätter der Versicherer

Anm. A 18

Die Versicherungssumme wird beim Tod des Versicherten, spätestens aber zum vereinbarten Ablauftermin fällig; damit endet der Versicherungsschutz. Der Versicherungsschutz endet vorzeitig, •wenn Sie den Vertrag schriftlich kündigen, zu dem Termin, zu dem die Kündigung wirksam wird, oder •wenn der Versicherungsnehmer trotz schriftlicher Anmahnung seine Beiträge nicht rechtzeitig entrichtet und die im Mahnschreiben gesetzte Frist verstrichen ist. 3. Was ist eine „dynamische" Lebensversicherung? Eine Lebensversicherung können Sie an Ihre Einkommensverhältnisse und an Ihre Versorgungsbedürfnisse laufend anpassen, wir nennen diese Versicherungsform „Zuwachsplan". Dies erreichen Sie dadurch, daß Sie Ihre Lebensversicherungsbeiträge planmäßig erhöhen, ζ. B. im gleichen Verhältnis, wie die Beiträge zur gesetztlichen Rentenversicherung steigen oder um einen festen Prozentsatz des vorjährigen Beitrages. Wichtig dabei ist, daß diese automatische Anpassung des Versicherungsschutzes ohne erneute Prüfung Ihres Gesundheitszustandes erfolgt, wenn dies bei Abschluß des Vertrages vereinbart wird. 4. Was müssen Sie über die Beitragszahlung wissen? Die Beiträge zu einer Lebensversicherung können Sie je nach Vereinbarung monatlich, vierteljährlich, halbjährlich oder jährlich oder als Einmalbeitrag zahlen. Sie können jederzeit auch eine Änderung der Beitragszahlungsweise beantragen. 5. Was tun, wenn die Beiträge nicht mehr gezahlt werden können? Wichtige Gründe, wie ζ. B. Krankheit oder Arbeitslosigkeit, können dazu führen, daß Sie eine Zeitlang die Beiträge zu Ihrer Lebensversicherung nicht mehr aufbringen können. Eine überstürzte Kündigung des Vertrages wäre dann sicherlich der schlechteste Ausweg. Lassen Sie sich in einer solchen Situation rechtzeitig von uns beraten. Wir haben je nach Lage Ihres Falles verschiedene Möglichkeiten, Ihnen zu helfen, ζ. B. durch •Stundung der Beiträge für eine befristete Zeit. •Verlängerung der Laufzeit des Versicherungsvertrages; dadurch verringert sich Ihr Beitrag. •Herabsetzung der Versicherungssumme; dadurch vermindert sich der Beitrag, allerdings auch der Versicherungsschutz. 6. Was geschieht, wenn eine Kündigung wirklich unumgänglich ist? Eine Kündigung der Lebensversicherung ist nicht nur mit dem Verlust des Versicherungsschutzes verbunden, sondern auch mit finanziellen Nachteilen. Der bei der Kündigung zu zahlende Rückkaufswert entsteht erst nach einer gewissen Anlaufzeit. Das liegt daran, daß wir vom ersten Tag an den vollen Versicherungsschutz übernommen haben. Das kostet Geld. Hinzu kommen u. a. die Kosten für die Beratung und die Bemühungen beim Abschluß, die Prüfung der Gesundheitsverhältnisse und die dazu erforderlichen medizinischen Auskünfte sowie die sonstigen mit der Einrichtung des Vertrages und seiner Verwaltung verbundenen Aufwendungen. Die einmaligen, zu Beginn anfallenden Kosten werden in der Lebensversicherung nicht gesondert neben den Beiträgen in Rechnung gestellt, sondern in der Anlaufzeit aus den Beiträgen bestritten. Ein Rückkaufswert kann sich also erst dann bilden, wenn diese Kosten getilgt sind. Statt die Auszahlung des Rückkaufswertes zu verlangen, können Sie Ihre Lebensversicherung auch in eine beitragsfreie Versicherung umwandeln. Dadurch vermindert sich verständlicherweise die Versicherungssumme. Die Beitragszahlung hört mit der Umwandlung in eine beitragsfreie Versicherung auf. Über die Höhe des Rückkaufswertes und die beitragsfreie Versicherungssumme gibt Ihnen die dem Versicherungsschein beigefügte Tabelle Auskunft; ihr Inhalt ist amtlich genehmigt. Winter

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Aron. A 18

A. Rechtsquellen der LebensV. I. Bedingungstexte

7. Was tun, wenn die Lebensversicherung fällig wird? Mit dem Eintritt des Versicherungsfalles erbringen wir die vereinbarte Versicherungsleistung. Außer der Angabe, wohin der fallige Betrag zu überweisen ist, werden im allgemeinen folgende Unterlagen benötigt: Bei Ablauf des Versicherungsvertrages •der Versicherungsschein, •der Nachweis der letzten Beitragszahlung; bei Tod des Versicherten zusätzlich •eine amtliche, Alter und Geburtsort enthaltende Sterbeurkunde, •ein ärztliches oder amtliches Zeugnis über den Krankheitsverlauf und die Todesursache. 8. Welche steuerlichen Vorteile bietet die Lebensversicherung? Die volkswirtschaftliche und sozialpolitische Bedeutung der Lebensversicherung ist durch den Staat anerkannt. Deshalb wird sie von ihm in steuerlicher Hinsicht mehrfach gefördert, vorausgesetzt, Ihr Lebensversicherungsvertrag sieht eine mindestens 12jährige Versicherungsdauer mit laufender Beitragszahlung vor. Hier die beiden wichtigsten Vorteile: •Die Beiträge zur Lebensversicherung sind im Rahmen des § 10 des Einkommensteuergesetzes abzugsfähige Vorsorgeaufwendungen. •Die Versicherungsleistung ist bei Fälligkeit einkommensteuerfrei. Allerdings: Bei Kündigung Ihres Lebensversicherungsvertrages in den ersten 12 Jahren sind die Zinserträge, die im Rückkaufswert und in den Dividenden enthalten sind (s. Ziffer 10), zu versteuern. 9. Wie geht das Lebensversicherungsunternehmen mit Ihrem Geld um? Unser Prinzip ist bestmögliche Kapitalanlage bei größtmöglicher Sicherheit. Jede leichtfertige Spekulation ist ausgeschlossen. Die Kapitalanlagen und der gesamte Geschäftsbetrieb unterliegen der amtlichen Überwachung. 10. Was heiBt „Überschußbeteiligung" in der Lebensversicherung? Die von uns laufend erwirtschafteten Überschüsse werden in Form einer „Gewinnbeteiligung" bzw. „Versichertendividende" voll an unsere Versicherungsnehmer — also auch an Sie — weitergegeben. Überschüsse entstehen •durch rentable Anlage Ihrer Versicherungsbeiträge in Grundbesitz, Hypotheken, Wertpapieren und Darlehen an die öffentliche Hand und die Wirtschaft, •wenn weniger Todesfälle eintreten, als bei der vorsichtigen Beitragskalkulation angenommen wurde, und •aus der rationellen und sparsamen Verwaltung. Wenn die gegenwärtig erwirtschafteten Überschüsse auch in Zukunft erzielt werden können, wird sich Ihre Versicherungssumme beim Ablauf in 30 Jahren etwa verdoppeln. Zusammen mit den steuerlichen Vorteilen werden auf diese Weise beachtliche Renditen erreicht. Die Form der Überschußbeteiligung bei den Lebensversicherungsunternehmen ist unterschiedlich. Wie sie bei uns aussieht, können Sie durch unseren Vermittler oder durch uns erfahren. Auf Wunsch stellen wir Ihnen gern Beispielrechnungen zur Verfügung, aus denen Sie auch den Umfang unserer Überschußbeteiligung erkennen können. Zum SchluB noch ein wichtiger Hinweis: Diese Erläuterungen gelten nicht nur für die Lebensversicherung auf den Todes- und Erlebensfall, sondern im wesentlichen auch für jede andere Art der Lebensversicherung. Über die Besonderheiten, die bei diesen anderen Arten gegebenenfalls zu beachten sind, werden wir Sie auf Wunsch gern unterrichten, auch unser Mitarbeiter des Außendienstes ist hierzu gern bereit.

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Winter

II. Weitere gesetzliche Vorschriften u sonstige Rechtsquellen

Anm. A 21

Verwahren Sie bitte Ihren Versicherungsschein und alle Nachträge sorgfältig und versehen Sie Mitteilungen an uns immer mit Ihrer Versicherungsschein-Nummer. Das beschleunigt die Bearbeitung.

[A 19] 13. Weitere genehmigte und veröffentlichte Sonderbedingungen — Hinweise In der Lebens- und Berufsunfähigkeitsv finden sich über die hier genannten Allgemeinen Vsbedingungen hinaus nur wenige Vsbedingungswerke veröffentlicht. Als Sonderbedingungen sind hier die Musterbedingungen für die Hinterbliebenenrenten-Zusatzversicherung (VerBAV 1981 S. 57) sowie die Besonderen Bedingungen für die Lebensversicherung mit planmäßiger Erhöhung der Beiträge und Leistungen ohne erneute Gesundheitsprüfung (VerBAV 1982 S. 183, leichter verständliche Fassung: VerBAV 1984 S. 8 —9 [beide Fassungen abgedruckt unten Anm. C 230]) zu nennen; die A l l g e m e i n e n V e r s i c h e r u n g s b e d i n g u n g e n f ü r die K l e i n l e b e n s v e r s i c h e r u n g (VerBAV 1962 S. 122) sind überholt (VerBAV 1981 S. 101). Genehmigte Sonderformen der Lebensv ergeben sich ferner aus den jeweils eingereichten Geschäftsplänen einschließlich der einzelnen Tarife, diese Sonderformen sind jedoch grundsätzlich nicht als Bedingungswerke oder Teile von Bedingungswerken veröffentlicht. Publiziert finden sich lediglich Hinweise auf einzelne Sonderformen und nur in Ausnahmefallen ausführliche Grundsätze zu einzelnen Lebensvsformen, wie beispielsweise zu der Restschuldv (VerBAV 1980 S. 230 — 231 mit weiteren Hinweisen).

(A 20) II. Anwendbarkeit weiterer gesetzlicher Vorschriften und sonstiger Rechtsquellen 1. VVG a) Grundlegung Neben den §§ 159 bis 178 sind für die Lebensv einschließlich der lebensvsrechtlichen Sonderform der Berufsunfähigkeitsv, die ganz allgemein nach dem Prinzip der a b s t r a k t e n B e d a r f s d e c k u n g betrieben werden, nach der Konzeption des Gesetzes die §§ 1 bis 48 als Vorschriften des I. Abschnitts — die sich also auf sämtliche Versicherungszweige beziehen — anwendbar. [A 21] b) Anwendbarkeit der §§ 58, 68 und 79 I VVG Grundsätzlich nicht anwendbar sind die sich auf die a l l g e m e i n e S c h a d e n s v beziehenden §§ 49 bis 80. Eine Ausnahme stellt dabei die Vorschrift des § 58 dar, die zwar nicht unmittelbar anwendbar ist, jedoch einen für alle Versicherungszweige wesentlichen Grundgedanken enthält, wonach es für die Einschätzung des subjektiven Risikos durch den Ver erforderlich ist, daß er vom Bestehen einer mehrfachen V erfährt. Auch kommt es bei Lebensven mit hoher Vssumme oder bei Gruppenlebensven vor, daß sich mehrere Ver in einem einheitlichen Vsvertrag als Teilschuldner ein Risiko teilen, so daß die für die Mitv in der Schadensv geltenden Grundsätze gelten (Bruck-Möller Bd II §58 Anm. 6, 51; Wagner Bd VI Anm. A 17). Eine zweite Ausnahme bildet die Vorschrift des § 68, die als lex specialis für einen Ausschnitt der Unmöglichkeitsregelung des BGB eine auf die Besonderheiten des Vsvertrages Rücksicht nehmende Sonderregelung enthält. Stirbt in der Lebensv z. B. die Gefahrsperson vor Vertragsabschluß oder ist ein Lebensvsvertrag für eine bestimmte Reise abgeschlossen, von der der Vmer Abstand nimmt, ist § 68 analog anzuwenden (Sieg Winter

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Anm. A 23

Α. Rechtsquellen der Lebensversicherung

Bd II § 68 Anm. 15; Wagner Bd VI Anm. A 27). Eine dritte Ausnahme ergibt sich schließlich aus § 161, der die für die Fremdv geltende Vorschrift des § 79 I auf die Lebensv auf fremdes Leben überträgt. [A 22] c) Anwendbarkeit der Gesamtregelung der §§ 74 - 80 VVG Umstritten ist dabei die Frage, inwieweit die Vorschriften der §§ 74—80 — also die Gesamtregelung zur V für fremde Rechnung — auf die Lebensv anwendbar sind. Die herrschende Lehre verneint diese Möglichkeit (Kisch III S. 378, Millauer, Rechtsgrundsätze der Gruppenv, 2. Aufl., Karlsruhe 1966 S. 68 — 70, Bruck-Möller Anm. 3 vor §49, Winter in Hellner-Nord, Life Insurance Law in International Perspective, Stockholm 1969 S. 210-227, ders. ZVersWiss 1970 S. 4 8 - 4 9 , Lenne, Das Vsgeschäft für fremde Rechnung, Marburg 1911, S. 82), während v. Gierke, Vsrecht unter Ausschluß der Sozialv, 1. Hälfte, Stuttgart 1937 S. 124, 2. Hälfte Stuttgart 1947 S. 344 die Lebensv für fremde Rechnung zuläßt, Anli S. 15 diese Vsform für einige Arten der Lebensv, wie beispielsweise die Aussteuerv bejaht, von der Thüsen einer echten Gruppenlebensv VersR 1954 S. 156 den Charakter einer V für fremde Rechnung zuerkennt (indem er auf die aufsichtsamtlichen Anordnungen verweist, die die Gefahrsperson sogar von der Verfügungsbefugnis des Vmers freistellten), v. Gierke bringt für seine Ansicht keine nähere Begründung, die Argumentationen von Anli und v. d. Thüsen überzeugen nicht. Anlis Beispiel ist schon deshalb unglücklich, weil es mit der Rechtswirklichkeit nicht in Einklang steht, da in der Aussteuerv Vmer und Gefahrsperson identisch zu sein pflegen, die Ansicht v. d. Thüsens ist von Millauer S. 70 — 71 überzeugend widerlegt, der im einzelnen nachweist, daß v. d. Thüsen von unrichtigen Voraussetzungen bei der Interpretation der aufsichtsamtlichen Anordnungen ausgeht. Sicherlich ist die Begründung, daß der Gesetzgeber das Problem der V für fremde Rechnung in der Personenversicherung — wie § 179 II zeigt — nicht übersehen hat, diese Rechtsfigur aber für die Lebensv abgelehnt hat, formal und allein nicht überzeugend. Denn seit Erlaß des VVG haben sich gerade auch in diesem Bereich (Aufkommen der Gruppenv. insbesondere auch der Firmengruppenv) die tatsächlichen Verhältnisse und ihre rechtliche Zuordnung geändert. Andererseits ist nicht zu verkennen, daß die Anwendung der §§74 — 80 auch in der Lebensv in der Praxis nicht zu befriedigenden Ergebnissen führt. Die Versicherung für fremde Rechnung ist so sehr auf spezielle Fälle der Schadensv, wie ζ. B. auf Kommissions-, Fracht- und Lagergeschäfte zugeschnitten, daß viele Bestimmungen nicht brauchbar wären. Man denke nur an § 76, wonach der Vmer — also der Arbeitgeber als Gruppenspitze — ohne Zustimmung des Gruppenmitgliedes die Versicherungssumme fordern und erhalten könnte, wenn er im Besitz des Versicherungsscheins ist — was regelmäßig der Fall ist. Die Anspruchseinräumung an die Gruppenmitglieder würde dadurch erheblich entwertet. Insgesamt sind die Unterschiede zwischen den üblichen Gestaltungsformen der Lebensv einschließlich Gruppenlebensv und dem Bilde der auf die Schadensv zugeschnittenen V für fremde Rechnung so erheblich, daß sich eine Anwendung der §§ 74 — 80 auf die Lebensv grundsätzlich nicht rechtfertigen läßt (Winter ZVersWiss 1970 S. 4 8 - 4 9 , offen Sieg Bd II § 74 Anm. 14-16). [A 23] d) Anwendbarkeit der §§ 49 — 80 bei Lebensversicherungen zur Deckung eines konkreten Bedarfs Etwas anderes kann nur gelten, wenn die Lebensv nicht nach dem Prinzip der abstrakten Bedarfsdeckung, sondern in Form der konkreten Bedarfsdeckung betrieben wird. Hier könnten die Vorschriften der §§ 49—80 und damit auch die 114

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II. Weitere gesetzliche Vorschriften u sonstige Rechtsquellen

Anm. A 25

Vorschriften über die V für fremde Rechnung grundsätzlich unmittelbare Anwendung finden, es sei denn, daß sie speziell auf die Sachv bezogen sind oder Besonderheiten der Lebensv entgegenstehen. Ein Blick auf die einzelnen Lebensvsformen macht jedoch deutlich, daß es eine echte V mit konkreter Bedarfsdeckung im Lebensvsbereich grundsätzlich nicht gibt. Bei sämtlichen hier in Frage kommenden Vsformen orientiert sich lediglich die Höhe der Vsleistung mehr oder weniger deutlich am entstehenden Bedarf, sonstige Vorschriften der Schadensv wie beispielsweise § 67 finden keine Anwendung. Das gilt grundsätzlich insbesondere auch für die Sterbegeldv (hierzu KadatzHebel in: 50 Jahre materielle Versicherungsaufsicht, 2. Bd, Berlin 1952, S. 5 — 6, RAA VA 1934, S. 130). Sie kann daher grundsätzlich nicht als eine Lebensv mit konkreter Bedarfsdeckung bezeichnet werden. So ist es auch nicht systemwidrig, daß eine Sterbegeldv von demselben Vmer bei mehreren Vera abgeschlossen werden und daher zu einer Überdeckung des Vmers führen kann. Gleichfalls am konkreten Bedarf orientieren sich die Restschuldv, die Hypothekentilgungsv, die Erbschaftssteuerv, die Riickdeckungsv und Berufsunfähigkeitszusatzv, sie sind aber gleichwohl nicht echte Schadensven (vgl. im einzelnen unten Anm. Β 103 — 110). Andererseits schreitet die Entwicklung insbesondere auch in der Gruppenlebensv fort, wo beispielsweise die Prämie bzw. der Beitrag nach dem Lohn abgestuft wird, so daß sich die Vsleistungen in ihrer Funktion einem Lohnersatz nähern (dazu Sieg Bd II § 74 Anm. 14). Es ist dabei unbestritten, daß die Gestaltung einer Lebensv als V mit konkreter Bedarfsdeckung zulässig ist. Ist eine Lebensv als Schadensv vereinbart worden, so ist auf sie die Gesamtheit der die Schadensv kennzeichnenden vsrechtlichen Normen anwendbar. Als Beispiel sei auf Sonderformen der Sterbegeldv verwiesen, die BruckMöller Bd I § 1 Anm. 26, Bd II Anm. 3 vor §§49 — 80 zu weitgehend insgesamt zur Schadensv zählt (vgl. dazu Anm. B i l l ) . [A 24] e) Ausblick Schon diese Beispiele und Entwicklungen deuten darauf hin, daß sich die scharfe Trennung zwischen abstrakter Bedarfsdeckung allein bei der Personenv und konkreter Bedarfsdeckung bei der Nichtpersonen- sowie bei der Personenv in den Gestaltungsformen der Praxis und in ihrer rechtlichen Anerkennung zu verwischen beginnt (vgl. Gärtner, Das Bereicherungsverbot, Berlin 1970, S. 81,136,158; Winter, Konkrete und abstrakte Bedarfsdeckung in der Sachversicherung, Göttingen 1962, S. 117), so daß die unmittelbare oder zumindest entsprechende Anwendung der §§49 — 80 künftig gerade auch bei weiteren neu entwickelten Formen der Lebensv stets sorgfaltig zu prüfen ist. [A 25] 2. VAG Das VAG ist als gesetzliche Grundlage des Versicherungsaufsichtsrechts mittelbar auch für den Inhalt von Lebensvsverträgen bedeutsam, soweit er sich aus den Allgemeinen Lebensvsbedingungen ergibt, die nach § 5 Abs. 3 VAG als Bestandteil des Geschäftsplans dem BAV besonders einzureichen sind und für deren Inhalt die Sollvorschrift des § 10 VAG maßgeblich ist; zum Inhalt des technischen Geschäftsplans für die Lebensversicherung vgl. auch § 11 VAG. Speziell zur Riickgewährquote vgl. den durch das 14. Gesetz zur Änderung des VAG vom 29.111.1983 (BGBl I S. 377 — 389) eingefügten § 81c VAG. Im Falle einer Konkurseröffnung über das Vermögen eines Lebensvsunternehmens — wobei den Konkursantrag nur die Aufsichtsbehörde stellen kann, § 88 VAG — entfalten die Vorschriften der §§ 77 Winter

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Anm. A 29

Α. Rechtsquellen der Lebensversicherung

Abs. 3, 78 VAG unmittelbare Wirkung für die betroffenen Lebensvsverträge. Wenn es zur Wahrung der Belange der Vten notwendig erscheint, kann die Aufsichtsbehörde nach § 81a S. 2 VAG einen Geschäftsplan — also einschließlich auch der AVB — mit Wirkung für bestehende oder noch nicht abgewickelte Vsverhältnisse ändern oder aufheben. Nach § 14 VAG wirkt eine von der Aufsichtsbehörde genehmigte Bestandsübertragung als gesetzlicher Forderungsübergang und auch als privative Schuldübernahme, ohne daß es der Zustimmung der betroffenen Vmer bedarf (vgl. zu allem Wagner Bd VI Anm. A 32 und Wriede Bd VI Anm. A 25 und die dort genannten Nachweise). [A 26] 3. Verordnung vom 29.XI.1940 (RGBL I S. 1543) Das BAV hat nach dieser Verordnung, die bisher nicht außer Kraft gesetzt worden ist, das Recht, im Verordnungswege die Anpassung bestehender Vsverträge, insbesondere der ihnen zugrunde liegenden AVB an geänderte gesetzliche Bestimmungen und an neue (geänderte) AVB zu verfügen (vgl. Weber in: 50 Jahre materielle Vsaufsicht S. 5 6 - 6 1 , Fromm JRPV 1942, S. 126-128, Möller VersPrax 1952 S. 8 - 9 , Thees WallmannsZ 1940 S. 271 - 2 7 2 , Wagner Bd. VI Anm. A 32, Wriede Bd. VI Anm. A 26, OLG Hamm 16.V.1947 MDR 1947 S. 262-265). Für die Lebensv ist eine solche Anordnung bisher nicht ergangen. [A 27J 4. BGB In Ergänzung zu den vsrechtlichen Spezialnormen finden die allgemeinen Vorschriften des BGB auf den Lebensvsvertrag Anwendung, soweit die Spezialnormen nicht eine abweichende oder abschließende Regelung enthalten. Anwendbar sind ζ. B. die Vorschriften über Rechtsgeschäfte, Inhalt der Schuld Verhältnisse, Schuldverhältnisse aus Verträgen, vor allem auch die Vorschriften der §§328—335 BGB zum Vertrage zugunsten Dritter, die in Ergänzung der spezialrechtlichen Normen für die Bezugsberechtigung von Bedeutung sind. |A 28] 5. AGB-Gesetz Als gesetzliche Rechtsquelle, die unmittelbar auf den Vsvertrag einwirkt, ist von besonderer Bedeutung das AGB-Gesetz, das nach seiner Funktion denjenigen Vorschriften des VVG gleichzuachten ist, die durch z w i n g e n d e o d e r h a l b z w i n g e n d e R e g e l u n g e n insbesondere den Vmer vor nachteiligen Vsvertragsbestimmungen schützen. Die Einbeziehung der AVB in den Vsvertrag richtet sich nach §§ 2, 23 III ABG-Gesetz, die Regelungen der § 3 (überraschende Klausel) und § 5 (Unklarheitenregel) dienen ebenso dem S c h u t z des Vmers wie die Vorschriften über die Inhaltskontrolle, §§ 9 bis 11 AGB-Gesetz (vgl. Wagner Bd VI Anm. A 36). [A 29] 6. ZPO §850b I Ziff. 4 ZPO gewährt dem Vmer in der Lebensv P f ä n d u n g s s c h u t z , soweit die Lebensv auf den Todesfall des Vmers abgeschlossen ist, wenn es sich um eine Kapitalv handelt und die Vssumme 3600 DM nicht übersteigt. Die Vorschrift erfaßt sämtliche Ansprüche aus Lebensven (also auch solche auf den Rückkaufswert), wenn die Vssumme ohne Berücksichtigung einer Doppel- und Mehrfachzahlung bei Unfalltod (Unfallzusatzv) die genannte Summe nicht übersteigt und somit die versicherte Person und der Vmer identisch sind, also eine Lebensfremdv nicht gegeben ist (vgl. OLG Düsseldorf 17.XI.1960 VersR 1961 S. 111, LG Koblenz 18.X. 1968 VersR 1969 S. 790, Prölss-Martin 23 § 15 Anm. 2Aa). Die Ansprüche sind

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II. Weitere gesetzliche Vorschriften u sonstige Rechtsquellen

Anm. A 31

dabei nach den für das Arbeitseinkommen geltenden Vorschriften, also beschränkt und als wären sie ein Teil des Einkommens, pfandbar, wenn die Vollstreckung in das sonstige bewegliche Vermögen des Schuldners zu einer vollständigen Befriedigung des Gläubigers nicht geführt hat und wenn nach den Umständen des Falles, insbesondere nach der Art des beizutreibenden Anspruchs und der Höhe der Bezüge, die Pfändung der Billigkeit entspricht, § 850b II ZPO. Beschränkt — nämlich als Teil des Arbeitseinkommens und nach den insoweit geltenden Vorschriften — pfandbar sind darüber hinaus nach § 850 III b ZPO auch Renten, die aufgrund von Vsverträgen geleistet weerden, wenn diese Verträge zur Versorgung des Vmers oder seiner unterhaltsberechtigten Angehörigen vom Vmer — nicht von Dritten wie dem Arbeitgeber — eingegangen sind. Für die Kapitalv ist ein äquivalenter Schutz des Vmers über eine sinngerechte Interpretation von § 850 i I ZPO zu erreichen (Sieg ZVersWiss 1974 S. 99 — 101 mit ausführlicher Begründung, vgl. im übrigen BruckMöller Bd I § 15 Anm. 2 0 - 2 8 , Prölss-Martin 23 § 15 Anm. 2 A, B, Wriede Bd VI Anm. A 28 sowie eingehend unten Anm. H). |A30| 7. Vergleichsordnung Nach § 112 VglO kann über ein der Vsaufsicht unterliegendes Vsunternehmen ein Vergleichsverfahren nicht eröffnet werden. Eine solche Regelung erscheint als geboten, weil die Aufsichtsbehörde nach §89 VAG S a n i e r u n g s m a ß n a h m e n ergreifen kann, wenn das zur Vermeidung eines Konkurses zum Besten der Vten notwendig ist. Das dürfte in der Lebensv ganz regelmäßig der Fall sein, da ein erheblicher Teil der Vten wegen natürlicher Verschlechterung des Risikos — des Gesundheitszustandes — nicht mehr oder nur zu erschwerten Bedingungen bei einem anderen Ver Vsschutz finden wird, sämtliche älter gewordenen Vten aber bei anderen Vsunternehmen höhere Prämien zahlen müssen, die in vielen Fällen durch den Rückkaufswert nicht auf die bisherige Höhe gesenkt werden können. Unter solchen Umständen kann ein Vergleichsverfahren nur störend wirken (Wriede Bd VI Anm. A 27 zur Krankenv, Prölss-Schmidt-Frey9 § 89 Anm. 3, Goldberg-Müller § 89 Anm. 4). (A 31) 8. Rechtsnatur der GeschäftsplanmäBigen Erklärung Geschäftsplanmäßige Erklärungen sind schriftliche Erklärungen des Vsunternehmens, die der Aufsichtsbehörde gegenüber aus eigenem Entschluß oder angesichts einer Bedingung oder Auflage abgegeben werden und in denen sich das Vsunternehmen in Ergänzung der übrigen eingereichten Unterlagen zu einem bestimmten Verhalten im Rahmen seines Geschäftsbetriebes verpflichtet oder Fragen regelt, die an sich in die AVB gehören und nur wegen ihrer — teilweise verwickelten technischen — Einzelheiten dort nicht aufgenommen worden sind, weil sie die AVB zu sehr belastet hätten (vgl. nur André, Die geschäftsplanmäßige Erklärung, Karlsruhe 1969; Cuntze, Die geschäftsplanmäßige Erklärung in der Versicherungsaufsicht, Hamb. Diss. 1965; Dreger, Die Bedeutung des Geschäftsplans in der Versicherungsaufsicht, Stuttgart 1956; Goldberg-Müller §5 Anm. 22; Prölss-Schmidt-Frey 9 §5 Anm. 22 — 24). Soweit sich die Geschäftsplanmäßigen Erklärungen nicht nur mit den Beziehungen der Ver untereinander und den Beziehungen BAV — Ver befassen, sondern sich vielmehr auch — wie die oben abgedruckten Geschäftsplanmäßigen Erklärungen in der Lebensv (Anm. A 16) — auf das Verhalten der Vers gegenüber dem Vmer bzw. gegenüber der Vmerseite beziehen, ist ihre Rechtsnatur umstritten. Insbesondere André S. 119 — 130, Dreger S. 14—15, Lorenz-Liburnau VersRundschau 1952 S. 35 und Sieg VersR 1972 S. 136 befürworten grundsätzlich eine Winter

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Anm. A 32

Α. Rechtsquellen der Lebensversicherung

unmittelbare zivilrechtliche Wirkung oder bejahen sie zumindest dann, wenn die Geschäftsplanmäßigen Erklärungen vom Bundesaufsichtsamt veröffentlicht worden sind (wie es beispielsweise bei den Geschäftsplanmäßigen Erklärungen zu den AVB in der Lebensv der Fall ist, VerBAV 1981 S. 98. Vgl. im übrigen auch OLG Oldenburg 21.VI.1974 NJW 1974 S. 2133-2134). Zur Begründung der zivilrechtlichen Direktwirkung wird dabei insbesondere auf das Institut des zivilrechtlichen Vertrages zugunsten Dritter verwiesen (André a.a.O.). Von der herrschenden Meinung wird eine unmittelbare zivilrechtliche Wirkung dagegen grundsätzlich verneint (BruckMöller Bd I Einl. Anm. 29 ee, Goldberg-Müller § 5 Anm. 22, Prölss-Schmidt-Frey 9 § 5 Anm. 2 3 - 2 4 , Wagner Bd VI Anm. A 3 4 - 3 5 , OLG Düsseldorf 31.X.1967 VersR 1968 S. 243, LG Düsseldorf 21.III.1967 VersR 1967 S. 948, AG München 12.VII.1966 VersR 1967 S. 1045). Der herrschenden Meinung ist zu folgen. Die Geschäftsplanmäßigen Erklärungen, die Bestandteil des Geschäftsplans sind, werden beim aufsichtsbehördlichen Genehmigungsverfahren und im weiteren Verlaufe der behördlichen Beaufsichtigung dem BAV gegenüber abgegeben. Werden die Geschäftsplanmäßigen Erklärungen nicht eingehalten, so geht die Aufsichtsbehörde gegen den Ver nicht zivilrechtlich, sondern mit verwaltungsrechtlichen Maßnahmen vor. Die ganz überwiegend auf Veranlassung des BAV abgegebenen Erklärungen äußern ihre Wirkung gegenüber dem Vmer bzw. dem Vten als R e f l e x der auf die Wahrung der Belange der Vten gerichteten aufsichtsbehördlichen Tätigkeit. Die Konstruktion eines zivilrechtlichen Vertrages zwischen Ver und Aufsichtsbehörde zugunsten eines Dritten überzeugt somit nicht. Zivilrechtlich können sich die Vten daher grundsätzlich nicht auf die Geschäftsplanmäßigen Erklärungen stützen, sie können sich nur an die Aufsichtsbehörde wenden, die sodann gegen das Vsunternehmen vorgehen kann. Das bedeutet aber nicht auch zugleich, daß die Geschäftsplanmäßigen Erklärungen keinerlei zivilrechtliche Wirkung entfalten können. Sie können vielmehr durch Verweisung in den AVB oder in anderer Weise (ζ. B. durch Mitteilung an den einzelnen Vmer, Bekanntgabe in der Tages-, Wirtschafts- oder Fachpresse) Inhalt des Vsvertrages geworden sein. Die Geschäftsplanmäßigen Erklärungen unterliegen insoweit auch grundsätzlich der Kontrolle nach dem AGB-Gesetz (zu deren Grenzen vgl. unten Anm. A 66 — 81). Auch wenn sie nicht dem § 2 AGB-Gesetz entsprechend in den Vsvertrag einbezogen sind, wäre es möglich, sie — als den AVB verwandtes Institut — als vereinbart zu fingieren. Denn § 23 Abs. 3 AGB-Gesetz läßt bei Vsverträgen die durch die Nichteinbeziehung in den Vertrag entstehende Lücke durch genehmigte AVB füllen, was analog auch für die Geschäftsplanmäßigen Erklärungen gilt, und zwar zumindest, soweit sie publiziert sind (Sieg VersR 1977 S. 490 und unten Anm. A 81). [A 32] 9. Gerichtsgebrauch als Rechtsquelle Neben Gesetzen und Verordnungen spielt das ungeschriebene Recht als Rechtsprechungsrecht — das nicht als Rechtsquelle im engeren Sinne anzusehen ist, aber gleichwohl rechtsschöpferisch wirkt — im Lebensvsrecht nur eine untergeordnete Rolle. Ein markantes Beispiel ist die umstrittene Frage, ob in der Lebensv der Erwerb der Vssumme durch den widerruflich Begünstigten ein Erwerb von Todes wegen oder ein Erwerb unter Lebenden mit der Folge ist, daß die Lebensvssumme dem Zugriff der Nachlaßgläubiger nicht unterworfen ist. Nach s t ä n d i g e r R e c h t s p r e c h u n g verdient der mit der Lebensv regelmäßig verfolgte Fürsorgezweck Schutz gegenüber den Nachlaßgläubigern, so daß hier ein Erwerb unter Lebenden anzunehmen ist. (RG 8.VII.1904 RGZ Bd 61 S. 217, 218, R G 25.11.1930 R G Z Bd. 127 S. 269, 271, BGH 14.VII.1952 BGHZ Bd 7 S. 134, 142, BGH 8.V.1954 BGHZ

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Winter

III. Rangordnung u. Zuordnung der Rechtsquellen

Anm. A 34

Bd 13 S. 226, 232, BGH 8.II.1960 BGHZ Bd 32 S. 44, 47, BGH 25.IV.1975 NJW 1975 S. 1360-1361, vgl. auch Winter ZVersWiss 1970 S. 45). S. im einzelnen dazu unten Anm. H. [A33] 10. Anhang: Technischer Geschäftsplan Der Ver darf die V nur nach einem von der Aufsichtsbehörde genehmigten Geschäftsplan betreiben, §§5, 13 VAG. Vgl. dazu im einzelnen Goldberg-Müller § 5 Rz 7 - 1 2 , Prölss-Schmidt-Frey9 § 5 Rz 4—15 d. Für die Lebensv ergibt sich der Inhalt des technischen Geschäftsplans aus § 11 VAG, vgl. auch hierzu die Kommentare zum Aufsichtsrecht. Der technische Geschäftsplan ist keine Rechtsquelle im rechtlichen Sinne, aus dem Geschäftsplan ergeben sich jedoch Einzelheiten, die Gegenstand des Vsvertrages werden, soweit sie in die vertraglichen Vereinbarungen mit einbezogen werden. Der technische Geschäftsplan in der Lebensv enthält — hier am Beispiel des Mustergeschäftsplans für die Großlebensv dargestell: — zunächst eine Tarifbeschreibung, in der sämtliche Tarife aufgeführt sind, die vom Ver betrieben werden. In den allgemeinen Tarifbestimmungen wird festgelegt, wie das rechnungsmäßige Eintrittsalter ermittelt wird, weitere Regelungen beziehen sich auf die Vs- und Prämienzahlungsdauer sowie auf die Höhe der Vssumme. Ferner werden die Rechnungsgrundlagen im einzelnen festgelegt, die bei der Berechnung der Beiträge und der Deckungskapitale Verwendung finden (Ausscheideordnungen, Rechnungszinsfuß, Kostenzuschläge usw.). Für jeden Tarif wird die Berechnung der Tarifbeiträge formelmäßig dargestellt, wobei die Berechnungen zusätzlich durch Zahlenbeispiele zu erläutern sind. Auch die Berechnung des Deckungskapitals wird formelmäßig und anhand von Zahlenbeispielen dargestellt. Weitere Abschnitte behandeln die Garantiewerte (die Leistungen, die dem Vmer im Falle einer Kündigung erhalten bleiben) und die Überschußbeteiligung. Für die einzelnen Vsformen der Lebensv hat die Aufsichtsbehörde in den letzten Jahren sog. Mustergeschäftspläne publiziert, in denen die Aufsichtsgrundsätze niedergelegt und erläutert sind, die bei der Aufstellung der Geschäftspläne zu berücksichtigen sind. Im einzelnen sind Mustergeschäftspläne für folgende Vsformen geschaffen worden: Großlebensv, Risikolebensv, Rentenv, Vermögensbildungsv, Fondsgebundene Lebensv, Berufunfähigkeitsv, Berufsunfähigkeitszusatzv, Firmenund Verbands-Gruppenv nach Sondertarifen und Sammelv. (A 34] III. Rangordnung und Zuordnung der Rechtsquellen 1. Grundlegung Die unter I und II Anm. A 2 - 32 wiedergegebenen und genannten Rechtsquellen bilden den Rahmen und den Gegenstand des Lebensvs- bzw. des Berufsunfähigkeitsvsvertrages. In ihnen werden sämtliche wesentlichen Punkte des Vsvertrages geregelt, wobei die Hauptleistung des Vers, die Gefahrtragung, insbesondere durch die Allgemeinen Vsbedingungen umrissen wird, die damit eine Produktbeschreibung enthalten und der Produktgestaltung dienen. Bei den Vsbedingungen ist dabei zwischen allgemeinen und besonderen Vsbedingungen zu unterscheiden. Die Allgemeinen Vsbedingungen (AVB) sind dazu bestimmt, in eine unbegrenzte Zahl gleichliegender Vsverträge als Bestandteil aufgenommen zu werden, stellen also eine fertig bereitliegende Rechtsordnung mit generellen, gesetzesähnlichen Zügen dar. Hierher gehören nicht nur die grundlegenden M u s t e r b e d i n g u n g e n zur L e b e n s - bzw. B e r u f s u n f ä h i g k e i t v , sondern auch Z u Winter

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Α. Rechtsquellen der Lebensversicherung

Anm. A 38

s a t z b e d i n g u n g e n und S o n d e r b e d i n g u n g e n sowie typische, also öfter verwendete K l a u s e l n , auch wenn solche spezielleren Bedingungen fälschlicherweise als besondere Bedingungen bezeichnet werden. Wirkliche besondere Versicherungsbedingungen sind auf ein einzelnes spezielles Risiko zugeschnittene individuelle Vereinbarungen, die zu einem „maßgeschneiderten" Versicherungsschutz führen. [A35] 2. Rangfolge der Rechtsquellen Bei einem i n n e r e n W i d e r s p r u c h zwischen einer vertraglich vereinbarten Klausel, besonderen Bedingungen und allgemeinen Bedingungen gilt die Regel, daß eine vertragliche Abrede den besonderen und allgemeinen Bedingungen vorgeht, daß hand- und maschinengeschriebene Versicherungsbedingungen vervielfältigten oder gestempelten Bedingungen vorgehen, sodann folgen in der Rangordnung gedruckte speziellere AVB und endlich die grundlegenden AVB. Vertragliche Vereinbarungen und Vsbedingungen gehen dabei einer gesetzlichen Regelung vor, soweit sie abdingbar ist. [A36] 3. Beschränkungen der Vertragsfreiheit Nicht alle gesetzlichen Bestimmungen sind jedoch angesichts der im Schuldrecht grundsätzlich geltenden Vertragsfreiheit abänderlich. Es gibt vielmehr zwingende gesetzliche Vorschriften, insbesondere im VVG, wo absolut und halbzwingende Normen zu unterscheiden sind. A b s o l u t z w i n g e n d e B e s t i m m u n g e n können durch vertragliche Vereinbarungen und Vsbedingungen in keiner Weise geändert werden. Die dem Verbraucher schütz dienenden h a l b z w i n g e n d e n N o r m e n des VVG können zulasten bestimmter Personen, insbesondere des Vmers nicht abgeändert werden. Eine v e r g l e i c h b a r e F u n k t i o n wie die zwingenden und halbzwingenden Normen des VVG erfüllt das AGB-Gesetz, das bei Vsbedingungen im Zusammenhang mit der die Einbeziehung einschränkenden Regelung des § 3 (überraschende Klausel), der Auslegungsregel des § 5 (Unklarheitenregel) und den Vorschriften über die Inhaltskontrolle (§§9 — 11) unmittelbar auf den Inhalt des Vsvertrages einwirkt. Anders als das VVG, dessen zwingende und halbzwingende Normen sowohl für Vsbedingungen als auch vertragliche Abreden maßgebend sind, entfaltet das AGBGesetz seine Wirkung nur im Hinblick auf Vsbedingungen. [A 37] 4. Durchbrechungen beim System der halbzwingenden Normen Im Rahmen von § 189 kann mit Genehmigung der Aufsichtsbehörde von den halbzwingenden Normen der §§ 38, 39, 42 zur nicht r e c h t z e i t i g e n P r ä m i e n z a h l u n g , des K ü n d i g u n g s r e c h t s nach § 165 und der §§ 173 — 176, 178 zur G e w ä h r u n g einer p r ä m i e n f r e i e n V und zur E r s t a t t u n g der P r ä m i e n r e s e r v e zum Nachteil des Vmers abgewichen werden, soweit es sich um Ven bei Werkpensionskassen, bei kleinen Vsvereinen auf Gegenseitigkeit, um Sterbegeldven, die Volksv und sonstige Arten der Lebensv mit kleineren Beiträgen handelt (vgl. im einzelnen PrölssMartin 2 3 § 189 Anm. 1). Auf diese Ausnahmeregelung sei nur hingewiesen, sie bleibt bei den nunmehr folgenden Erörterungen außer Betracht. [A38] 5. Hilfsfunktion der gesetzlichen Regelung Erweist sich die vertragliche Regelung als unwirksam, so tritt die dispositive Regelung des Gesetzes an die Stelle der vertraglichen Vereinbarung, es sei denn, daß der gesamte Vertrag nach §139 B G B nichtig ist. Für A V B schreibt §6 Abs. 1

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Winter

III. Rangordnung u. Zuordnung der Rechtsquellen

Anm. A 40

AGB-Gesetz dabei in Abweichung von der Auslegungsregel des § 139 BGB die g r u n d s ä t z l i c h e W i r k s a m k e i t der r e s t l i c h e n V e r t r a g s t e i l e trotz deren durch ganzen oder teilweisen Ausfall der AVB eingetretener. Lückenhaftigkeit vor, wobei die Lückenfüllung hier kraft ausdrücklicher Bestimmung des § 6 Abs. 2 AGBGesetz sich nach den „gesetzlichen Vorschriften" richten soll. Eine derartige Hilfsfunktion des dispositiven Gesetzesrechts ist im Lebensvsrecht ohne sonderliche Bedeutung, da sich die AVB ganz weitgehend — sofern überhaupt eine gesetzliche Regelung gegeben ist — an das Leitbild des dispositiven Rechts halten. Problematisch ist dabei allerdings, daß die Leitbildfunktion des VVG in Teilbereichen von der Rechtsprechung und der Literatur in Frage gestellt ist. Das gilt vor allem für die Behandlung von Verwirkungstatbeständen bei der Verletzung von Nebenpflichten oder Fristversäumungen durch den Vmer (vgl. Wagner Bd VI Anm. A 37). [A 39] 6. Verdrängung des Gesetzes durch geschlossene Bedingungswerke? Dem Vmer werden die für den Vertragsinhalt maßgeblichen ALB oder sonstigen AVB der Lebensversicherung und Berufsunfahigkeitsv entweder bei der Ausfüllung des Antragsformulars oder zusammen mit dem ihm übersandten Vsschein zugänglich gemacht. In den Vsbedingungen werden alle als wichtig erscheinenden Fragen minutiös und ins einzelne gehend geregelt, wobei diese Regelungen grundsätzlich im Einklang mit den gesetzlichen Regelungen, insbesondere auch des VVG stehen und Modifizierungen der gesetzlichen Regelung stets nur in Einzelfragen und insoweit auch nur zugunsten des Vmers bzw. der der Vmerseite zuzurechnenden Drittbeteiligten vorgenommen worden sind. Eine Besonderheit gilt dabei für die Risikobeschreibung der Berufsunfahigkeitsv, für die das Gesetz kein Vorbild enthält und wo sich damit die Frage der Gegenüberstellung von Gesetz und Bedingungswerk insoweit gar nicht stellt. In den Lebens- und Berufsunfahigkeitsvsbedingungen wird auf das VVG oder ein anderes Gesetz grundsätzlich nicht verwiesen, und die Vorschriften des VVG werden auch nicht in einer Art Anhang zu den ALB und sonstigen eingangs abgedruckten Bedingungswerken aufgenommen. Wegen der grundsätzlichen Übereinstimmung der bedingungsmäßigen Regelung mit der gesetzlichen Regelung stellt sich somit im Lebensvsrecht nicht die für andere Bedingungswerke bedeutsame Frage, inwieweit eine in sich geschlossene Regelung des Bedingungswerkes — also nicht nur einzelne Bestimmungen — dispositive Vorschriften des VVG als Spezialregelung verdrängt. Die Modifizierung einer gesetzlichen Einzelregelung durch eine abweichende Bestimmung in den Bedingungswerken ist stets zulässig und überlagert die gesetzliche Regelung, zumal im Lebensvsrecht die wenigen Modifizierungen sämtlich zugunsten der Vmerseite erfolgt sind. [A 40] 7. Funktion der Merkblätter Hinsichtlich der Merkblätter ist zu differenzieren. Bei den Merkblättern zu den einzelnen Lebensvsformen, wie sie von der Aufsichtsbehörde veröffentlicht werden (oben Anm. A 17), handelt es sich um Hinweise des Vers, die sich teilweise auf den Vsvertrag beziehen und für den Ver verbindlich sind, teilweise handelt es sich um Erläuterungen der in Frage stehenden Vsform. Demgegenüber ist das in leicht verständlicher Sprache gehaltene und allgemein verwendbare Merkblatt (oben Anm. A 18), das dem Vmer gleichfalls ausgehändigt wird und das eine Darstellung seiner Rechte und Pflichten nach den Musterbedingungen enthält, nicht rechtsverbindlich, wie sich aus dem Merkblatt selbst ergibt. Dieses Merkblatt kann auch nicht zur Interpretation der Bedingungen herangezogen werden. Winter

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Anm. A 41

Α. Rechtsquellen der Lebensversicherung

[A 41] IV. Auslegung gesetzlicher Rechtsquellen 1. Grundlegung Zur Auslegung gesetzlicher Rechtsquellen sei zunächst auf die ausführliche Einleitung bei Bruck-Möller Bd I Einl. Anm. 52 — 68 verwiesen. Diese in den fünfziger Jahren verfaßte Einleitung konnte dabei allerdings noch nicht die sich erst später durchsetzende Wertungsjurisprudenz und die neuere methodologische Richtung der kritischen Jurisprudenz berücksichtigen. Die W e r t u n g s j u r i s p r u d e n z , die im privatrechtlichen Schrifttum ganz überwiegend (Canaris, Systemdenken und Systembegriff in der Jurisprudenz, 1969; Coing, Juristische Methodenlehre, 1972; Larenz, Methodenlehre der Rechtswissenschaft, 4. Aufl., 1979) vertreten wird und die sich auch in der Rechtsprechung durchgesetzt hat, geht davon aus, daß die Tätigkeit der Gesetzesauslegung und Gesetzesanwendung letztlich wertender Natur ist. Jeder, auch der sog. bestimmte Rechtsbegriff sei Ausdruck einer Wertung und zumindest in seinen Randzonen unscharf; bei der Auslegung sei auf die der einzelnen Rechtsnorm und der Rechtsordnung zugrundeliegende Wertentscheidung abzustellen. Soweit das Gesetz Lücken aufweise, habe sie der Richter nach den Wertmaßstäben zu schließen, die in der Rechtsordnung vorgegeben seien. Die Anhänger der k r i t i s c h e n J u r i s p r u d e n z (Esser, Vorverständnis und Methodenwahl in der Rechtsfindung, 2. Aufl., 1972; Säcker in M ü K o Einl. Anm. 60 — 123), argumentieren, daß die überkommenen Methoden und insbesondere auch die Methode der Wertungsjurisprudenz bei der Gesetzesauslegung weitgehend wertlos seien und den eigentlichen Prozeß der Rechtsfindung nur verschleierten. Denn eine Gesetzesnorm gebe nicht mehr an Problemlösungen her, als der Gesetzgeber in sie hineingetan habe; was durch Auslegung zusätzlich aus ihm abgeleitet werde, beruhe in Wahrheit auf einer eigenständigen Entscheidung des Rechtsanwenders. Soweit dem Gesetz keine eindeutige Problemlösung zu entnehmen sei, sei eine sorgfältige und verantwortungsbewußte Diskussion darüber notwendig, welche Entscheidungsalternative am vernünftigsten und sachgerechtesten sei und sich am besten in die bestehenden normativen Wertentscheidungen einfüge (für das Verfahren solcher „methodengerechter Gesetzesauslegung" im einzelnen Säcker (Anm. 110 — 119, wo gleichfalls das Primat der teleologischen Interpretation betont wird). Hier sei grundsätzlich der Wertungsjurisprudenz gefolgt, obzwar den Anhängern der kritischen Jurisprudenz darin zu folgen ist, daß sich aus dem Gesetz, auch wenn man es mit den Methoden der Wertungsjurisprudenz auslegt und fortentwickelt, nicht für jede Rechtsfrage eine e i n d e u t i g r i c h t i g e L ö s u n g ableiten läßt. Bei vielen Problemen bleiben m e h r e r e v e r t r e t b a r e A l t e r n a t i v e n , von denen eine als die s a c h g e r e c h t e s t e ausgewählt werden muß. Das ist aber noch nicht genügend, um die Wertungsjurisprudenz und ihre Auslegungsmethodik gänzlich zu verwerfen. Die bei der Entscheidung für die sachgerechteste Lösung erforderliche Problematisierung und Abwägung mag als autonome richterliche Dezision bezeichnet werden, der Auslegende hat sich aber nicht an seinen subjektiven Gerechtigkeits- und Zweckmäßigkeitsvorstellungen und seinem subjektiven Vorverständnis zu orientieren, er muß vielmehr auf die in der Rechtsordnung verwirklichten Wertentscheidungen abstellen. Die zivilrechtliche Rechtsprechung der letzten Jahrzehnte, die von der Wertungsjurisprudenz geprägt ist, hat gezeigt, daß diese Methode der Auslegung und Rechtsanwendung in aller Regel zu sachgerechten und zu billigenden Ergebnissen geführt hat. Im einzelnen ist bei der Gesetzesauslegung mit der Wortbedeutung (vgl. dazu auch die gesetzlichen Auslegungsregeln wie Definitionen [Einwilligung: § 159 I I - I I I = § 183 S. 1 BGB], Vermutungen [§§ 166 I 1, 2, 167 II 1, §§ 330 S. 1, 331 I

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IV. Auslegung gesetzlicher Rechtsquellen

Anm. A 44

BGB] und Fiktionen [§§164 I, 159 IV, 174 IV 2, 176 IV 2]), der sprachlichgrammatikalischen Auslegung zu beginnen, es folgen die systematische Auslegung, die genetische Interpretation mit dem Übergang zur teleologischen Auslegung, die sich am Gesetzeszweck orientiert, mit allen denkbaren Argumentationsformen. Enthält das Gesetz für den zu entscheidenden Fall keine Regelung, wird eine R e c h t s f o r t b i l d u n g erforderlich. Im Privatvsrecht und damit auch im Lebensvsrecht sind dabei sowohl bei einer Gesetzesauslegung wie auch bei der Rechtsfortbildung insbesondere auch der G e d a n k e d e r G e f a h r e n g e m e i n s c h a f t (Anm. A 42), die V s t e c h n i k (Anm. A 43) und der G r u n d s a t z v o n T r e u u n d G l a u b e n (Anm. A 44) zu berücksichtigen. [A42] 2. Gedanke der Gefahrengemeinschaft Bei der Auslegung und Anwendung des Vsrechts darf nicht außer Betracht gelassen werden, daß die V, die auf der Gefahrengemeinschaft und dem Massenprinzip beruht, in der Praxis nur möglich ist auf der Grundlage der großen Zahl, durch Zusammenfassung einer Masse vom Zufall bedrohter Wagnisse (Prölss-Martin 23 Vorbem. II 1 vor § 1). Das gilt auch, wenn der Gedanke der Gefahrengemeinschaft zunehmend zurückhaltender und d i f f e r e n z i e r t e r betrachtet wird. [A43] 3. Versicherungstechnik Die Auslegung und Anwendung des Vsrechts muß zu Lösungen führen, die im Einklang mit der Vstechnik der einzelnen Vszweige stehen. Das gilt für die gesetzliche und vertragliche Risikoumschreibung, die Umgrenzung der von dem Ver übernommenen Gefahr und die Auslegung der Gefahrumstandsausschlußklauseln. Ein gutes Beispiel für die Berücksichtigung vstechnischer Grundsätze bei der Auslegung von § 10 ALB a. F. (Selbstmordwartezeit) bietet BGH 8.V.1954 BGHZ Bd 13 S. 237 — 239, wo Sinn und Notwendigkeit der Selbstmordklausel im einzelnen untersucht und für die Frage des Beginns der Wartezeit zur Auslegung herangezogen werden. Bei allem gilt jedoch der Grundsatz, daß bei Eindeutigkeit der Vsbedingungen für eine vstechnische Einschränkung kein Raum bleibt: Nach R G 31.1.1936 R G Z Bd 150 S. 158 — 159 war bei einer Goldmarkv auf Dollargrundlage die Art der Rücklagendeckung und die Tatsache, daß das Kursrisiko von einem Lebensver nicht getragen werden kann, unbeachtet geblieben. [A 44] 4. Treu und Glauben Es entspricht ständiger höchstrichterlichter Rechtsprechung und ist auch in der Literatur ganz allgemein anerkannt, daß das Vsverhältnis in besonderem Maße von Treu und Glauben beherrscht wird (vgl. nur Prölss-Martin Vorbem. II 3 vor § 1 mit ausführlichen Nachweisen). Auch wenn eine besondere Betonung von Treu und Glauben — im Sinne einer Steigerung des Grundsatzes — problematisch ist und man einer zu starken Betonung von Treu und Glauben skeptisch gegenüberstehen mag, so ist doch bei der Auslegung und Anwendung vsrechtlicher Normen zu berücksichtigen, daß Treu und Glauben den I n h a l t d e r V s l e i s t u n g m i t b e s t i m m e n , daß die Grundsätze von Treu und Glauben zu einer K o r r e k t u r des T a t b e s t a n d e s führen und schließlich e r g ä n z e n d e L e i s t u n g s p f l i c h t e n schaffen können, was in d e r L e b e n s v beispielsweise für eine b e s o n d e r e V e r s c h w i e g e n h e i t s p f l i c h t des V e r s (dafür Mohr VersR 1953 S. 7, Schulz ZfV 1960 S. 317, dagegen Frey, Festgabe für E. Prölss, 1957, S. 88) oder für eine P f l i c h t z u r Winter

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Anm. A 47

Α. Rechtsquellen der Lebensversicherung

A u f k l ä r u n g des Vmers ü b e r den R ü c k k a u f s w e r t d e r L e b e n s v diskutiert wurde bzw. wird (Schwerdtner ZRP 1971 S. 219). [A45] 5. Auslegung bei Einzelfragen Die in anderen Vszweigen und insbesondere in der Kraftfahrzeughaftpflichtv zu beobachtende M i l d e r u n g der V e r w i r k u n g s f o l g e n bei O b l i e g e n h e i t s v e r l e t z u n g e n (vgl. BGH 16.11.1967 BGHZ Bd 47 S. 101-109) ist in der Lebensv noch nicht akut geworden, sicherlich nicht zuletzt deshalb, weil der Eintritt des Vsfalles in der Lebensv in aller Regel nicht problematisch ist. Daß sich die Ausdehnung der Aufklärungspflichten des Vers in Weiterführung des Sturmflutschadenfalles (RG 19.1.1915 RGZ Bd 86 S. 128-135) a u c h auf die L e b e n s v erstrecken kann, liegt auf der Hand und wäre zugleich eine Fortführung von RG 26.IV.1910 RGZ Bd 73 S. 302 — 306, wonach sich eine Lebensvmerin auf die Auskunft eines Bezirksagenten verlassen konnte, „sie könne nach Ablauf von drei Jahren ... die bis dahin eingezahlten Beträge unverkürzt, aber ohne Zinsen zurückfordern".

[A46] V. Einbeziehung und Auslegung von Allgemeinen Lebensversicherungsbedingungen einschließlich Zusatzbedingungen 1. Grundlegung Zur Auslegung von AVB sei einleitend auf Bruck-Möller Einl. Anm. 69 — 75 verwiesen, zur Auslegung von AVB nach dem Inkrafttreten des AGB-Gesetzes insbesondere auch Prölss-Martin 23 Vorbem. III sowie Wagner Bd VI Anm. 44 — 69. Ziel des AGB-Gesetzes ist die Sicherung des Verbrauchers, also des Vmers, vor der wirtschaftlichen und vertragsbezogenen Übermacht des Verwenders von AGB, des Vers. Diesem Schutze dienen die Verschärfung der Einbeziehungsvoraussetzungen (wobei § 2 Abs. 1 Nr. 1 und 2 AGB-Gesetz nach § 23 Abs. 3 AGB-Gesetz für behördlich genehmigte AVB nicht gilt), die N i c h t e i n b e z i e h u n g ü b e r r a s c h e n der K l a u s e l n in den Vertrag (§ 3 AGB-Gesetz), die Übernahme der U n k l a r h e i t e n r e g e l (§ 5 AGB-Gesetz) und die I n h a l t s k o n t r o l l e (§§8-11 AGB-Gesetz). Es ist unstreitig, daß die AVB genauso wie auch andere AGB grundsätzlich am AGB-Gesetz zu messen sind. Die AVB lassen sich bis zu den Anlangen der Seev ins 15. Jahrhundert zurückverfolgen und gewinnen schon im ausgehenden 18. und insbesondere im 19. Jahrhundert bereits erhebliche Bedeutung, wobei die Lebensvsbedingungen von den deutschen Lebensvem bereits 1875 harmonisiert werden sollten (zu den Anfängen der AVB vgl. Sieg ZVersWiss 1975 S. 161—163, zu den Anfangen der Lebensvsbedingungen vgl. Bruck-Dörstling Allgemeine Vorbem. 2). Die AVB sind mit ein Prototyp Allgemeiner Geschäftsbedingungen, weisen jedoch insbesondere zwei B e s o n d e r h e i t e n auf, die es u. U. fraglich erscheinen lassen, innerhalb welchen Rahmens eine Kontrolle nach dem AGB-Gesetz stattzufinden hat (dazu sogleich unter Anm. A 47 —50 und A 51 und unten Anm. A 66 — 84). (A 47] 2. Entstehung der Allgemeinen Versicherungsbedingungen und ihre Genehmigung durch das Bundesaufsichtsamt für das Versicherungswesen Die AVB sind zunehmend weniger das Werk einzelner Ver, sondern vielmehr das Werk der Ververbände, also V e r b a n d s b e d i n g u n g e n , wobei auch die Vmerseite oftmals frühzeitig gehört wird. Die z e i t l i c h e r s t e b e h ö r d l i c h e K o n t r o l l e erfolgt dabei durch das Bundesaufsichtsamt für das Vswesen (BAV), indem es nach § 8 I Nr. 2 VAG überprüft, ob der eingereichte Geschäftsplan, zu dem auch die zur 124

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V. Einbeziehung u Auslegung von Allg LebensVBed

Anm. A 48

Verwendung vorgesehenen AVB gehören, die Belange der Vten ausreichend wahrt, wobei die Bestimmung des § 8 I Nr. 2 VAG durch den in § 10 VAG enthaltenen Katalog der Mindestvoraussetzungen für AVB ergänzt wird. Diese Kontrolle, zu der auch der Vsbeirat gehört wird, erfolgt nur bei AVB im Sinne des Aufsichtsrechts, nämlich Vertragsbestimmungen, die einer Vielzahl von Vsverträgen ohne Rücksicht auf die individuelle Verschiedenheit der einzelnen Risiken zugrunde gelegt werden sollen (Prölss-Schmidt-Frey9 § 10 VAG Anm. 1, Goldberg-Müller § 10 VAG Anm. 1 m. w. N.), eine Definition, die mit der der Allgemeinen Vsbedingungen im Sinne des AGB-Gesetztes ganz weitgehend identisch ist (Goldberg-Müller § 10 VAG Anm. 1). Sofern die AVB nicht mehr zu beanstanden sind, erteilt das BAV seine Genehmigung zur Verwendung dieser AVB. Normativ- bzw. Musterbedingungen sind solche vom BAV geprüfte und genehmigte AVB, bei denen jeder Ver, der einen Antrag auf Erlaubnis zum Geschäftsbetrieb mit diesen AVB vorlegt, damit rechnen kann, daß ihm die Erlaubnis zur Verwendung dieser AVB erteilt wird. Die AVB bedürfen dabei aber nicht nur der Genehmigung, wenn sie eingeführt werden, sondern auch, wenn sie geändert werden (§13 VAG), und auch darüber hinaus steht die Anwendung der AVB unter laufender Überwachung durch das BAV. Wenn die Befugnisse des BAV bei der Einführung von AVB formell auch nur darin bestehen, beantragte AVB zu genehmigen oder abzulehnen, so wird damit der Aufsichtspraxis nicht genügend Rechnung getragen. Denn das BAV wirkt bereits bei der Aufstellung der AVB entscheidend mit, da der Einreichung der AVB zur Genehmigung in aller Regel i n t e n s i v e V e r h a n d l u n g e n zwischen dem BAV u n d den Vern bzw. ihren Verbänden vorausgehen, bei denen das Amt deutlich machen kann, welche Anforderungen es im Interesse der Vmer an die AVB stellen wird. Im einzelnen werden die AVB dabei unter folgenden Gesichtspunkten einer Prüfung unterzogen (vgl. dazu im einzelnen Angerer ZVersWiss 1975 S. 197—209, Kimball-Pfennigstorf, Allgemeine Versicherungsbedingungen unter Staatsaufsicht — Eine rechtsvergleichende Studie, Karlsruhe 1968, S. 76 — 84, Vassel, Einflußnahme des Staates auf die Ausgestaltung von AVB, Karlsruhe 1971, S. 65 — 115): [A 48] (a) Verhältnis der AVB zu gesetzlichen Bestimmungen Eine Genehmigung von AVB erfolgt nicht, wenn die Bedingungen zwingende Gesetzesnonnen des Privatrechts und des öffentlichen Rechts verletzen. Zu den zwingenden Gesetzesnormen des Privatrechts gehören insbesondere die z w i n g e n d e n und h a l b z w i n g e n d e n N o r m e n des V V G , die Vorschriften des A G B - G e s e t z e s und zwingende Vorschriften des BGB. Zu den z w i n g e n d e n ö f f e n t l i c h - r e c h t l i chen N o r m e n gehören solche des Vsaufsichtsrechts wie z. B. § 21 VAG (vgl. dazu insbesondere Vassel S. 66—79). Eine Genehmigung wird darüber hinaus aber auch nicht erteilt, wenn in den AVB dispositive Normen des VVG zum N a c h t e i l der Vten abgeändert werden. Bei dispositiven Normen ist es zwar grundsätzlich den Vertragsparteien überlassen, inwieweit sie von den gesetzlichen Vorschriften abweichen wollen. Das BAV zieht aber dort Grenzen, wo die Vten schlechter gestellt werden als sie nach den dispositiven Vorschriften des Gesetzes dastehen würden. Wenn in AVB — die als fertige Rechtsordnung einer Vielzahl von Vsverträgen zugrunde gelegt werden — einseitig zum Nachteil der Vten abgewichen würde, so lasse sich das nicht mehr mit dem Hinweis auf die Vertragsfreiheit rechtfertigen, die ihr eigentliches Feld in der Einzelvereinbarung zweier genügend sachkundiger Vertragsparteien habe. Die Normen des VVG erhalten im Hinblick auf Bedingungswerke den Charakter von Mindestbestimmungen (VA 1933 S. 199, Angerer ZVerWiss 1975 S. 202-203). Winter

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Anm. A 51

Α. Rechtsquellen der Lebensversicherung

AVB werden schließlich selbst dann u. U. nicht genehmigt, wenn sie mit dispositiven Vorschriften des Vsvertragsrechts übereinstimmen. Das BAV geht davon aus und ist von der Rechtsprechung darin bestätigt worden, daß das VVG dem einzelnen Vmer einen Mindestschutz gewähre und die Aufsichtsbehörde nicht daran gehindert sei, darüber hinaus zugunsten der Vten höhere Ansprüche zu stellen, wenn der Schutz der Vten durch das VVG nicht ausreichend gewahrt sei (BVerwG 22.XI.1960 VerBAV 1961 S. 65) - eine Auffassung, in der das Aufsichtsamt auch durch die Bestimmungen des AGB-Gesetzes bestätigt worden ist. [A 49] (b) Verhältnis der AVB zur zivilgerichtlichen Rechtsprechung Ein Blick auf die vsrechtliche Rechtsprechung zeigt, daß die Gerichte AVB zuweilen anders auslegen, als es sich die Verfasser der AVB vorgestellt haben, und daß sie wiederholt festgestellt haben, daß eine AVB-Bestimmung im konkreten Falle gegen den G r u n d s a t z v o n T r e u u n d G l a u b e n widerstoßen habe (vgl. dazu zum einen R G 5.II.1932 VA 1932, S. 27, zum anderen BGH 28.XI.1963 VerBAV 1965 S. 9). Hat ein Oberstes Gericht dabei eine Entscheidung von grundsätzlicher Bedeutung getroffen, so hat es damit zugleich zum Ausdruck gebracht, daß die Rechte der Vten hier nicht ausreichend gewahrt waren. Derartige Urteile sind von dem BAV zu beachten und AVB, die solchen Entscheidungen widersprechen, sind nicht zu genehmigen. Wenn diese Rechtsprechung durch das AGB-Gesetz auch weitgehend erfaßt sein dürfte, so bleiben jedoch Fälle denkbar, die auch unter der Herrschaft des AGB-Gesetzes noch insoweit relevant sein können. [A 50] (c) Verhältnis der AVB zu Grundsätzen der Versicherungsaufsicht Das BAV achtet bei der Prüfung und Genehmigung von AVB darüber hinaus auch darauf, daß sie nicht gegen Grundsätze der Vsaufsicht verstoßen. Da die überwiegende Mehrzahl der Vmer nicht genügend sachkundig ist und das Vswesen nur schwer zu durchschauen vermag, hat das BAV weitere Anforderungen an die AVB zu stellen und darauf zu sehen, daß die Bedingungen ü b e r s i c h t l i c h sind, die Rechte und Pflichten des Vmers v o l l s t ä n d i g wiedergeben, daß sie k l a r g e d r u c k t sind und daß sie m ö g l i c h s t e i n h e i t l i c h g e s t a l t e t werden, da einheitliche Bedingungen in einem Vszweig dem Vmer den Überblick über das Vsangebot erleichtern und damit zur Schaffung der n o t w e n d i g e n M a r k t t r a n s p a r e n z beitragen (vgl. im einzelnen Prölss-Schmidt-Frey 9 § 10 VAG Anm. 7 — 11). Daß trotz dieser Anforderungen bei der Prüfung und Genehmigung sowie der laufenden Überwachung von Vsbedingungen die Vorschriften des AGB-Gesetzes auch für den Bereich des Vswesens nicht überflüssig sind, zeigen schon die Anpassungen an das AGB-Gesetz, die vom BAV während der vergangenen Jahre vorgenommen wurden und werden, wobei die AVB zur Lebensv und zur Berufsunfähigkeitsv 1978 mit dem AGB-Gesetz in Einklang gebracht wurden (VerBAV 1978 S. 8 0 - 8 1 ) . Trotz der Kontrolle der AVB durch das BAV unterfallen die AVB daher auch dem AGB-Gesetz, die Tatsache der behördlichen Genehmigungskontrolle führt nicht dazu, daß die AVB von der Kontrolle nach dem AGB-Gesetz grundsätzlich ausgenommen sind oder ihr grundsätzlich nur beschränkt unterliegen. Zur Sonderproblematik des § 3 AGB-Gesetz vgl. unten Anm. A 52. [A 51] 3. Produktbeschreibung als Inhalt von AVB Die zweite Besonderheit, die bei den AVB Berücksichtigung zu finden hat, ist der Umstand, daß es sich bei den AVB inhaltlich auch um eine P r o d u k t g e s t a l t u n g 126

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V. Einbeziehung u Auslegung von Allg LebensVBed

Anm. A 52

eine P r o d u k t b e s c h r e i b u n g handelt. In den AVB wird die unkörperliche Leistung des Vers, die Gefahrtragung, der Versicherungsschutz normiert, es handelt sich also nicht, wie ganz grundsätzlich bei den AGB der Wirtschaftszweige im Sachgüterbereich, allein um die Regelung von Lieferungsbedingungen, wie Zahlungsbewilligungen, Erfüllungsort, Gerichtsstand, die Form von Erklärungen und ähnliches. Zur Leistungsbeschreibung gehören dabei die Regelungen über den Beginn und den Umfang des Vsschutzes, über die vten Gefahren, Interessen und Schäden, den Vswert, den Vsort, den Ersatz der Aufwendungen, die Zahlung der Entschädigung bzw. der Vssumme, Ausschlüsse, Einschränkungen des Vsschutzes, die Vsdauer, die Rechte Drittbeteiligter usw. Unter die produktbeschreibenden Bestimmungen fallen dabei nicht nur die primären Risikobegrenzungen, sondern auch die Risikoeinschlüsse, Risikobeschränkungen und Risikoausschlüsse, also auch die sekundären Risikobeschreibungen (vgl. im einzelnen Böhm VW 1956 S. 57, Farny ZVersWiss 1975 S. 169 — 184, Priester, Nachahmungsschutz für Dienstleistungsmodelle, Karlsruhe 1965, S. 20, Schmidt VersRundschau 1961 S. 344, Werber in: Festgabe Möller S. 529, Goldberg-Müller § 10 VAG Anm. 14). Die AVB enthalten somit nicht nur — wie die Mehrzahl der AGB — Leistungsnebenbedingungen, sie repräsentieren Art und Umfang des zu liefernden Gegenstandes, also die zu liefernde Ware selbst, sie legen nicht nur das „Wie" der Leistung fest, sondern beschreiben auch, „was g e l i e f e r t w e r d e n soll" (Böhm a.a.O., Priester a.a.O.). Das gilt grundsätzlich für sämtliche AVB, also a u c h für die V s b e d i n g u n g e n der L e b e n s v , wenngleich die Leistungsbeschreibung hier naturgemäß auch knapper ist als beispielsweise bei der Berufsunfahigkeitsv oder der Berufsunfähigkeitszusatzv oder gar anderen Vszweigen. Andererseits bedeutet die Besonderheit der Produktbeschreibung bei AVB wiederum nicht, daß sämtliche anderen AGB eine Leistungsbeschreibung nicht enthalten, eine Produktbeschreibung oder zumindest Ansätze einer Leistungsbeschreibung finden sich nicht nur im Dienstleistungsbereich, sondern auch im Bereiche der Sachlieferungen wie ζ. B. in den Bedingungen bei Bankgeschäften, Reiseverträgen, Wirtschaftsprüfer- und Steuerberaterverträgen und den Bedingungen beim Fernunterricht, bei Theater und Kunsthandel. Die Besonderheit der Produktgestaltung und Produktbeschreibung in den Vsbedingungen hat im Hinblick auf das AGB-Gesetz zur Diskussion des Problems geführt, inwieweit die Inhaltskontrolle des AGB-Gesetzes auch bei AVB anwendbar ist (darüber unten Anm. A 66 — 84). Daß das AGB-Gesetz im übrigen auch auf AVB anwendbar ist, ist dabei aber — wegen des Genehmigungsverfahrens mit Ausnahme der sogleich zu betrachtenden Vorschrift des § 3 AGB-Gesetz — nunmehr unbestritten (vgl. dazu nur Prölss-Martin 23 Vorbem. I 6). [A 52] 4. Nichteinbeziehung überraschender Klauseln Nach § 3 AGB-Gesetz werden Bestimmungen in den AVB, die nach dem Vertrag so u n g e w ö h n l i c h sind, daß der Vmer mit ihnen nicht zu rechnen braucht, nicht Vertragsbestandteil. Der Zweck der Vorschrift geht dahin, den Ver daran zu hindern, zulasten eines arglosen oder uninformierten Vmers überraschende Klauseln in den Vsvertrag einzubeziehen oder doch eine Aufklärung des Kunden sicherzustellen. Wenn es dabei in der amtlichen Begründung zum AGB-Gesetz (BT Drucksache 7/ 3919 S. 20) für aufsichtsbehördlich genehmigte Bedingungen - wie für AVB heißt, daß schon die der Genehmigung vorausgehende behördliche Kontrolle Gewähr dafür biete, daß die genehmigten Bedingungen als solche nicht überraschend seien, so ist Wagner Bd VI Anm. 50 darin zuzustimmen, daß diese Wertung des Gesetzgebers in § 3 AGB-Gesetz keinen Ausdruck gefunden hat. Trotz des oben Anm. A 4 7 - 5 0 Winter

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Anm. A 53

Α. Rechtsquellen der Lebensversicherung

erwähnten ausführlichen Kontroll- und Genehmigungsverfahrens kann nicht davon ausgegangen werden, daß AVB keine überraschenden Klauseln enthalten. Angesichts des Genehmigungsverfahrens kann lediglich vertreten werden, daß bei AVB überraschende Klauseln seltener als bei AGB gegeben sind, die einer aufsichtsbehördlichen Genehmigung nicht bedürfen (Prölss-Martin 23 Vorbem I 6 Β c, zurückhaltend Staudinger-Schlosser § 9 Anm. 177, a.M. Schmidt-Salzer NJW 1977 S. 136). [A 53] 5. Auslegung Allgemeiner Lebensversicherungsbedingungen einschließlich Zusatzbedingungen a) Gesetzesähnliche und gesetzesförmige Auslegung von AVB Nach ständiger Rechtsprechung und nach der herrschenden Ansicht im Schrifttum sind AVB ähnlich wie Gesetze, g e s e t z e s f ö r m i g , o b j e k t i v , d. h. ohne Berücksichtigung der besonderen Umstände des Einzelfalles auszulegen. Die Rechtsprechung hat sich dabei bei den AVB wesentlich früher zur gesetzesähnlichen Auslegung bekannt als bei anderen AGB. Während das Prinzip der gesetzesähnlichen Auslegung bei AVB bereits in RG 21.XI.1919 RGZ Bd 97 S. 189-191 formuliert wurde, findet es sich für sonstige AGB generell erst bei RG 13.X.1942 RGZ Bd 170 S. 233-235, für AVB kann ab RG 26.III.1943 RGZ Bd 171 S. 4 3 - 4 8 = DR 1943 S. 988 (Anm. Kersting) insoweit von einer ständigen Rechtsprechung gesprochen werden, wobei es dort heißt, daß der Richter „nach gegenständlichen Rücksichten unter Beobachtung des wirtschaftlichen Zwecks der getroffenen Regelung und der gewählten Ausdrucksweise den Sinn der Normung, den sie für alle Beteiligten und für alle Fälle vernünftigerweise gleichmäßig haben muß, entsprechend der Auslegung, die alle Gesetze in Zweifelsfallen finden müssen, zu erforschen und gemeinhin im Urteilsspruche festzulegen" hat. Der OGH hat die Rechtsprechung des RG übernommen und entscheidet gleichfalls, daß AVB ähnlich wie Gesetze auszulegen seien (OGH 7.X.1949 OGHZ Bd 2 S.298 = DRZ 1949 S. 545 [Anm. Prölss]). Auch der BGH hat die Rechtsprechung des RG und des OGH aufgenommen und bekennt sich genauso wie das B V e r w G , die O b e r l a n d e s g e r i c h t e und der Ö s t e r r e i c h i s c h e O b e r s t e G e r i c h t s h o f gleichfalls zur gesetzesähnlichen Auslegung von AVB: BGH 28.VI.1952 BGHZ Bd 6 S. 373 = LM § 549 ZPO Nr. 11 (Anm. Haidinger), BGH 21.11.1951 VersR 1951 S. 79, BGH 11.XII.1951 VersR 1952 S. 117 (Anm. Prölss), BGH 19.XI.1956 VersR 1956 S. 789, BGH 21.IV.1958 VersR 1958 S. 336, BGH 21.X.1958 VersR 1958 S. 853, BGH 27.XI.1961 VersR 1962 S. 33, BGH 24.VI.1963 VersR 1963 S. 766 = NJW 1963 S. 2171, BGH 18.V.1967 VersR 1967 S. 652, BGH 12.VI.1968 VersR 1968 S. 762, BGH 22.V.1968 VersR 1968 S. 795, BGH 12.11.1969 VersR 1969 S. 420, BGH 11.III.1970 VersR 1970 S. 435 = VerBAV 1970 S. 184, BGH 7.VII.1971 VersR 1971 S. 949, BGH 13.III.1974 VersR 1974 S. 741 = NJW 1974 S. 1429, BGH 21.XI.1975 VersR 1976 S. 136, BGH 4.XII.1980 BGHZ Bd 79 S. 76 = VersR 1981 S. 173 (Anm. Klingmüller) = VP 1981 S. 172 (Anm. Küpper) = NJW 1981 S. 870 (gesetzesförmige Auslegung), BVerwG 24.11.1976 VersR 1976 S. 377 = VerBAV 1976 S. 147, 246 (Anm. Kaulbach), OLG Hamburg 29.XI.1972 VersR 1973 S. 1014, OLG Hamm 16.III.1973 VersR 1973 S. 810, OLG Karlsruhe 25.VIII.1976 VersR 1977 S. 420, OLG Hamm 24.X.1979 VersR 1980, S. 668, ÖOGH 20.IX.1972 VersR 1973 S. 479, ÖOGH 15.XII.1971 ZVR 1973 S. 118, ÖOGH 11.IV.1973 VersR 1974 S. 406, ÖOGH 31.X.1973 VersRundschau 1974 S. 100 (Anm. Baumann), ÖOGH 4.IX.1975 VersR 1977 S. 171, ÖOGH 8.IV.1976 VersR 1977 S. 463, ÖOGH 13.1.1977 VersR 1978 S. 655, ÖOGH 17.11.1977 VersR 1978 S. 288, ÖOGH 17.III.1977 VersR 1978 S. 165, ÖOGH 28.IV.1977 VersR 1978 S. 264. Im 128

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V. Einbeziehung u Auslegung von Allg LebensVBed

Anm. A 55

Schrifttum wird die gesetzesähnliche Auslegung von AVB insbesondere vertreten von Erman-H. Hefermehl § 5 AGBG Rz. 3, Löwe in: Löwe-Graf von WestphalenTrinkner § 5 AGBG Rz 4, Müko-Kötz § 5 AGBG Rz 2, Palandt-Heinrichs § 5 AGBG Anm. 3, Prölss-Martin 23 Vorbem. III A 8, Raiser AGB S. 252, Schmidt-Salzer AGB 1977 Rz. E 33, Ulmer in: Ulmer-Brandner-Hensen § 5 AGBG Rz 13.

[A 54] b) Generelle bzw. überindividuelle rechtsgeschäftliche Auslegung von AVB Gerade bei der Auslegung von AVB haben sich im Schrifttum die Stimmen behauptet, die sich gegen eine objektive, gesetzesähnliche Auslegung wenden und eine generelle, überindividuelle rechtsgeschäftliche Auslegung befürworten (Möller VsVertragsrecht S. 25, Staudinger-Schlosser § 5 AGBG Rz 22 und mit beachtlichen Argumenten insbesondere Meyer-Kahlen Vortrag 1982). AVB seien vorformulierte Vertragsbedingungen für eine Vielzahl von Vsverträgen, die der Ver dem Vmer beim Abschluß des Vertrages stelle. Sie haben zwar einen rechtsordnungsartigen Charakter, hätten jedoch nicht den inneren Wert objektiver Rechtsnormen mit deren Eignung zu einer gerechten und billigen Regelung, z w i s c h e n A V B u n d G e s e t z e n besteht ein R a n g u n t e r s c h i e d , der nicht beseitigt werden dürfe; die Regelungskompetenz bei AVB stehe nicht auf derselben Stufe wie die Autorität des staatlichen Gesetzgebers. Wenn bei der Auslegung von Gesetzen, die zusammen mit den anderen Gesetzen eine funktionale Einheit bilden, auf die Gesamtrechtsordnung zurückgegriffen werden könne, so sei es bei der Auslegung von AVB, die untereinander keine entsprechende funktionale Einheit bilden, konsequenterweise grundsätzlich unzulässig, auf andere AVB, selbst auf solche wesensverwandter Vszweige zurückzugreifen. Vsbedingungen seien anders als Gesetze und somit wie Willenserklärungen auszulegen, wobei im wesentlichen zwei Besonderheiten zu berücksichtigen seien: Zum einen seien AVB, nachdem sie das Vertragsschablonenstadium verlassen haben, in der Regel an eine Vielzahl von Erklärungsadressaten gerichtet, ihr Sinn sei notwendigerweise für den Gesamtvmerkreis derselbe. Sie seien daher so auszulegen, wie sie nach Treu und Glauben mit Rücksicht auf die Verkehrssitte von einem durchschnittlich verständigen und vernünftigen Vmer (dem Durchschnittsvmer) verstanden werden müßten. Vom Standpunkt dieses Durchschnittsvmers sei der für diesen gedachten Vmer erkennbare Sinn und wirtschaftliche Zweck zu ermitteln. Zum anderen sei ein Rückgriff auf die Vorstellungen und den Willen der Bedingungsgeber nur in dem dem Durchschnittsvmer bekannten oder erkennbaren Umfange zulässig, insbesondere könne man dabei den Inhalt von Materialien über die Vorgeschichte von AVB, die der Öffentlichkeit nicht zugänglich sind, nicht als dem Durchschnittsvmer bekannt voraussetzen (Meyer-Kahlen a.a.O.).

[A55] c) Auslegungsmittel und Auslegungsmaßstäbe im einzelnen Eine Untersuchung der Auslegungsmittel und Auslegungsmaßstäbe zeigt dabei, daß sich die objektive und gesetzesähnliche Auslegung - der ich mich wegen ihrer größeren Klarheit anschließe - von der generellen und überindividuellen rechtsgeschäftlichen Auslegung — mit ihren jeweiligen Modifikationen — so gut wie nicht unterscheidet. Im übrigen ist zu berücksichtigen, daß sich die Auslegung von Vsverträgen, die unter Einbeziehung von AVB geschlossen werden, grundsätzlich zweistufig vollzieht, nämlich — sofern die Verträge überhaupt genügend hergeben — durch Ermittlung des Inhalts von Individualabreden und zweitens durch die objektivierte Auslegung der AVB. Winter

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Anm. A 57

Α. Rechtsquellen der Lebensversicherung

[A 56] aa) Grundprinzip der objektiven Auslegung im Vergleich zu der generellen, überindividuellen, rechtsgeschäftlichen Auslegung Der e r s t e A u s l e g u n g s g r u n d s a t z bei AVB geht sowohl bei der gesetzesähnlichen wie bei der generellen und überindividuellen Auslegung dahin, daß v o r f o r m u l i e r t e V e r t r a g s b e s t a n d t e i l e unter Nichtberücksichtigung besonderer Umstände des Einzelfalles auszulegen sind. Die Auslegung richtet sich nach dem typischen Willen und Verständnis redlicher Vertragspartner unter Abwägung der Interessen der an Vsverträgen dieser Art normalerweise beteiligten Vertragsparteien. Damit verschiebt sich der Auslegungsschwerpunkt auf § 157 BGB, während die bei Individualverträgen gleichrangige Vorschrift des § 133 BGB in den Hintergrund tritt. Hier liegt ganz gewiß ein Unterschied zwischen der gesetzesähnlichen und der überindividuellen rechtsgeschäftlichen Auslegung, zu dem aber — soweit ersichtlich — im hier interessierenden Lebensvsbereich eine Fallkonstellation, die zu unterschiedlichen Ergebnissen geführt hätte, nicht bekannt geworden ist. Eine solche gesetzesähnliche und weitgehend einheitliche Auslegung der AVB trägt nicht nur insbesondere dem Massencharakter der unter Verwendung von AVB geschlossenen Vsverträge Rechnung, sie entspricht auch dem Rationalisierungszweck und dem Transparenzgebot bei AVB. Umstände, die allein den konkreten Vertragspartnern bekannt waren oder den Einzelfall in besonderer Weise kennzeichnen, werden bei der Auslegung von AVB nicht berücksichtigt. Die Besonderheiten des Einzelfalles können lediglich über eine Individualvereinbarung Berücksichtigung finden. Nicht ausgeschlossen wird durch eine solche gesetzesähnliche, objektivierte und generelle Auslegung, daß u n t e r s c h i e d l i c h e V e r s t ä n d n i s - u n d E r k e n n t n i s m ö g l i c h k e i t e n der einzelnen Vmerkreise berücksichtigt werden, wenn bei den AVB Fachausdrücke verwandt werden, die nur vnehmenden Kaufleuten und nicht dem vnehmenden Jedermann bekannt sind (vgl. Müko-Kötz § 5 AGBG Rz 2, Staudinger-Schlosser § 5 AGBG Rz 20, Ulmer in: Ulmer-Brandner-Hensen § 5 AGBG Rz 19). Das gilt allerdings nur in solchen Bereichen, in denen unterschiedliche Verständnismöglichkeiten generalisierbar sind und sich einzelnen Vmergruppierungen zurechnen lassen. [A57] bb) Wortlaut der Bedingungsregelung und Darsteüungszusammenhang Im einzelnen ist zunächst auf den Wortlaut der einzelnen Bestimmungen der AVB abzustellen. Die Deutung hat dabei dem Verständnis des durchschnittlich redlichen und verständigen Vmers zu entsprechen, also dem sog. Lebenssprachgebrauch, dem Sprachgebrauch des täglichen Lebens, der sich beispielsweise von fachwissenschaftlichen Terminologien unterscheidet (vgl. ausführlich dazu Wagner Bd VI/Anm. A 52, 53 m. Ν.). Auf den Lebenssprachgebrauch kommt es nur dann nicht an, wenn in den AVB Begriffe Verwendung finden, die in der Rechtssprache einen festumrissenen Bereich oder Gegenstand erfassen (Bruck-Möller Bd I Einl. Anm. 57, Prölss-Martin 23 Vorbem. III A 4 , Wagner Bd VI Anm. A 53 und BGH 19.XII.1955 VersR 1956 S. 41—42 zu der Frage, ob Krafträder i. S. der Unfallzusatzv auch Fahrräder mit Hilfsmotor seien). Das aber bedeutet nicht auch zugleich, daß Rechtskenntnisse für die Auslegung berücksichtigt werden; das kann nur geschehen, wenn sie für den Vmerkreis typisch sind (Ulmer in: Ulmer-Brandner-Hensen § 5 AGBG Rz 17). Anerkannt ist ferner, daß bei einem geschlossenen Bedingungswerk der darstellerische und systematische Zusammenhang, die darstellerische Anordnung innerhalb einer Vorschrift oder in der Aufeinanderfolge der Bestimmungen für die Auslegung von Bedeutung sein können (Wagner Bd VI Anm. A 54). Bei einem Widerspruch zwischen zwei Klauseln geht die speziellere der allgemeinen vor, soweit zwischen den Regelungen eine derartige Abstufung erkennbar ist. Bei alledem wird als maßgebend 130

Winter

V. Einbeziehung u Auslegung von Allg LebensVBed

Anm. A 60

jeweils das Verständnis des Durchschnittskunden angesehen, nach dem der typische Sinn der AVB festzustellen ist. Unzulässig ist dabei allerdings grundsätzlich der Vergleich einer bestimmten Klausel mit der gleichen oder ähnlichen Klauseln anderer AVB. Der Vmer kann nicht auf eine Auslegung verwiesen werden, die unter Berücksichtigung anderer AVB desselben Vers oder Vszweiges, unter Berücksichtigung von Äußerungen der VerVerbände oder des BAV vorgenommen werden: all das ist dem Wissen und dem Verständnis des Durchschnittvmers regelmäßig verschlossen. [A58] cc) Zweck der Regelung Führen der Lebenssprachgebrauch und die systematische Auslegung nicht zu einem Ergebnis, so ist nach dem vswirtschaftlichen Zweck der Regelung zu fragen, und zwar wiederum nach dem wirtschaftlichen Zweck, wie ihn der Durchschnittsvmer nach Treu und Glauben mit Rücksicht auf die Verkehrssitte erkennen konnte. Die Frage nach dem Zweck der Regelung ist dabei nur insoweit möglich, als der Zweck der Regelung hinreichend deutlich zum Ausdruck gelangt. Ein Beispiel aus der Judikatur ist die bereits erwähnte Entscheidung BGH 19.XII.1955 VersR 1956 S. 41—42, wo die Frage, ob Fahrräder mit Hilfsmotor Krafträder i. S. des Ausschlußtatbestandes der damals geltenden Unfallzusatzvsbedingungen seien, anhand der Überlegung geprüft wird, daß diese Auslegung mit Sinn und Zweck der Ausschlußklausel im Einklang stehe (Prölss-Martin 2 3 Vorbem. III A 7, Wagner Bd VI Anm. A 55). Ein Blick auf die Entwicklung in der Rechtsprechung zeigt dabei, daß sich der BGH zunehmend von der reinen Wortinterpretation löst und neben der gewählten Ausdrucksweise — oder sogar an ihrer Stelle — den mit dem Bedingungswerk bzw. mit der Einzelbestimmung verfolgten Sinn und Zweck berücksichtigt. [A 59] dd) Verständnis des Durchschnittsversicherungsnehmers In AGB, die nicht Vsbedingungen sind, geht der BGH immer stärker ausdrücklich von der V e r s t ä n d n i s m ö g l i c h k e i t d e s a n d e r a r t i g e n R e c h t s g e s c h ä f t e n ü b l i c h e r w e i s e b e t e i l i g t e n Durchschnittskunden aus (ζ. B. BGH 28.XI.1979 NJW 1980 S. 831—832), wobei zu beachten ist, daß — anders als bei der Auslegung von Gesetzesnormen — Auslegungsmittel und insbesondere logische Schlußfolgerungen, die sich dem Verständnis des typischerweise an Geschäften dieser Art beteiligten Durchschnittsbürgers verschließen, nicht zur Auslegung von AGB herangezogen werden können. Bei AGB, die sich nicht an einen bestimmten Kundenkreis wenden, sei Maßstab für die Auslegung die V e r s t ä n d n i s m ö g l i c h k e i t e i n e s rechtsunkundigen — r e c h t l i c h n i c h t v o r g e b i l d e t e n - D u r c h s c h n i t t s k u n den. Mit Meyer-Kahlen a.a.O. ist zu fordern, daß dieser Auslegungsgrundsatz auch auf AVB Anwendung zu finden hat. [A 60] ee) Entstehungsgeschichte einer AVB-Bestimmung In Rechtsprechung und Schrifttum wird zuweilen die Entstehungsgeschichte einer AVB-Bestimmung berücksichtigt (so auch ζ. B. das bekannte Urteil zur gesetzesförmigen Auslegung BGH 4.XII.1980 BB 1981 S. 454). Das ist ganz grundsätzlich unzulässig. Nach den soeben aufgezeigten Auslegungsprinzipien ist der Bedingungstext allein maßgeblich, was in der Praxis noch häufig durch den Hinweis betont wird, daß nur der schriftliche Vertragstext gelte und daß zu seiner Änderung Schriftform erforderlich sei. Ein Rückgriff auf a u ß e r h a l b d e r U r k u n d e Winter

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Anm. A 63

A. Rechtsquellen der Lebensversicherung

l i e g e n d e U m s t ä n d e zur Ermittlung des Vertragsinhalts ist grundsätzlich u η ζ u 1 ä s s i g, es sei denn, daß sie dem Vmer bekannt sind. Wäre es zulässig, Auslegungsprobleme bei AVB grundsätzlich auch anhand der Entstehungsgeschichte zu klären, erhielten die AVB einen sachlich nicht gerechtfertigten, sie in die Nähe von Gesetzen rückenden Objektivierungsanspruch. Für den Vmer wäre es nachteilig, wenn er bei der Auslegung einer Bestimmung des Bedingungswerkes nicht auch die Entstehungsgeschichte zu ermitteln suchte. Die Vorgeschichte und die Materialien einer AVBBestimmung sind dem Durchschnittsvmer regelmäßig verschlossen. Die Nichtberücksichtigung der Entstehungsgeschichte von Vsbedingungen bei der Auslegung von AVB führt zugleich zu einem deutlichen Abweichen von den Grundsätzen einer Gesetzesauslegung, so daß schon aus diesem Grunde allein bei der Auslegung von Vsbedingungen nicht von einer gesetzlichen, sondern von einer gesetzesähnlichen Auslegung zu sprechen wäre (vgl. Meyer-Kahlen a.a.O., Ulmer in: Ulmer-BrandnerHensen § 5 AGBG Rz 17, Wagner Bd VI Anm. A 56, unscharf Bruck-Möller Bd I Einl. Anm. 69 i.V.m. 62 und Prölss-Martin 23 Vorbem. III A 7). [A 61] ff) Einschränkende Auslegung von Ausschlußklauseln Der Grundsatz, Ausschlußbestimmungen seien als Ausnahmeregelung bezogen auf die primäre Risikoumschreibung, eng auszulegen, gilt im Unterschied zu der Auslegung von Gesetzen nicht auch für die Auslegung von AVB. Er kann auch in der Praxis als für die Auslegung von AVB überwunden gelten (Prölss-Martin 23 Vorbem. III A 7, Wagner ZVersWiss 1977 S. 125-126, ders. Bd VI Anm. A 57, Winter ZVersWiss 1977 S. 151). [A62] gg) Zusammenfassung Im Einklang mit der neueren Rechtsprechung ist bei der Auslegung von AVB neben dem Wortlaut und dem Darstellungszusammenhang insbesondere auch auf den Sinn u n d Zweck der Regelung abzustellen. Es ist dabei von den t y p i s c h e n I n t e r e s s e n b e i d e r Seiten des V s v e r t r a g e s auszugehen, und zwar nicht von den Vorstellungen und Verständnismöglichkeiten des individuellen Vertragspartners, sondern von den Möglichkeiten eines D u r c h s c h n i t t s v m e r s . Kriterien wie Gefahrengemeinschaft, Vstechnik und Treu und Glauben gehen grundsätzlich in die Auslegung ein, aber auch hier abgestellt auf die Erkenntnismöglichkeiten des Durchschnittsvmers. Es wird bei AVB mit Recht von einer gesetzesähnlichen und nicht von einer gesetzlichen Auslegung gesprochen, da sich die Auslegungsgrundsätze bei einem Bedingungswerk nicht unerheblich von denen bei der Erörterung gesetzlicher Bestimmungen unterscheiden. Die Bezeichnung „gesetzesförmige" Auslegung ist unglücklich gewählt, da sie die Unterscheidungen zwischen den beiden Auslegungsverfahren verwischt. [A 63] d) Unklarheitenregel Die Unklarheitenregel, auch als Celsinische Auslegungsregel bezeichnet, kann gerade im Vsrecht auf eine lange Tradition zurückblicken (z. B. ROHG 21.XI.1871 ROHG Bd 4 S. 60, RG 9.X.1882 RGZ Bd 10 S. 160) und besaß einen relativ breiten A n w e n d u n g s b e r e i c h , der in der Rechtsprechung später dahin eingeengt wurde, daß für die Unklarheitenregel nur Raum bleibt, wenn andere Auslegungsmittel versagen. In der Anwendung der Unklarheitenregel wurde die Rechtsprechnung zunehmend zurückhaltender, durch den BGH — der die Unklarheitenregel gleichfalls 132

Winter

V. Einbeziehung u Auslegung von Allg LebensVBed

Anm. A 64

übernommen hat (BGH 21.11.1951 VersR 1951 S. 7 9 - 8 0 ) - ist, soweit ersichtlich, bis zum Inkrafttreten des AGB-Gesetzes ein Urteil, das die Unklarheitenregel bei AVB zur Entscheidungsgrundlage gemacht hat, nicht ergangen (im einzelnen zur früheren Entwicklung und Bedeutung der Unklarheitenregel Bruck-Möller B d l Einl. Anm. 69 — 71). Im Schrifttum standen sich insbesondere Prölss, der die Unklarheitenregel gänzlich ablehnte, und Möller gegenüber, der bei seinen Auslegungsmaßstäben Raum für die Unklarheitenregel sah, wobei sich die beiden Auffassungen — in nicht ganz nachvollziehbarer Form — auf die jeweils vertretene Methode zur Auslegung der AVB stützen (Prölss: objektive Auslegung, Möller: generelle Auslegung). Die Einführung des § 5 AGB-Gesetz zwingt zum Überdenken der Problematik auch im Vsrecht. BGH 16.VI.1982, BGHZ Bd 84 S 273 geht auch expressis verbis von der Geltung der Unklarheitenregel gemäß § 5 AGB-Gesetz in einem vsrechtlichen Fall aus. Es besteht heute Einigkeit darüber, daß die Unklarheitenregel erst eingreifen kann, wenn bei der Auslegung von AVB nach den soeben dargestellten Auslegungsgrundsätzen Zweifel am Ergebnis der Auslegung bestehen geblieben sind, die a u s g e l e g t e A V B - B e s t i m m u n g o b j e k t i v m e h r d e u t i g ist und die Mehrdeutigkeit durch andere Auslegungsmittel als die Unklarheitenregel nicht beseitigt werden kann. Die objektive Mehrdeutigkeit führt anders als bei § 155 BGB nicht zur Unwirksamkeit der Klausel, der Inhalt der Klausel bestimmt sich vielmehr nach dem Bedeutungsinhalt, der sich für den Vmer als der günstigste darstellt (zu allem vgl. nur Ulmer in: Ulmer-Brandner-Hensen § 5 AGBG Rz 20 — 26). Macht man nun mit dem oben entwickelten Abstellen auf den Durchschnittsvmer Ernst, so dürften sich dabei künftig häufiger als bislang Fälle ergeben, in denen das Ergebnis der Auslegung mehrdeutig bleibt, so daß sich sodann die Frage nach der Unklarheitenregel stellen dürfte. Die Unklarheit beginnt dabei schon dort, wo für den V e r s t ä n d n i s h o r i z o n t des D u r c h s c h n i t t s v m e r s die G r e n z e des E r k e n n b a r e n liegt (Meyer-Kahlen a.a.O., der für eine erhebliche Ausweitung des Regelungsbereichs des § 5 AGB-Gesetz im Versicherungswesen eintritt). [A 64] 6. Ergänzende Auslegung von AVB Das Institut der ergänzenden Vertragsauslegung findet nicht nur bei Individualverträgen, sondern nach der h. M. auch bei der Lückenfüllung vorformulierter Verträge Anwendung, jedenfalls soweit es sich nicht um Lücken handelt, die infolge der Nichteinbeziehung oder der Unwirksamkeit von AVB-Bestimmungen entstanden sind (Erman-H. Hefermehl § 5 AGBG Rz 8, Müko-Kötz § 5 AGBG Rz 11, PalandtHeinrichs § 5 AGBG Rz 4, Staudinger-Schlosser § 5 AGBG Rz 29, Ulmer in: UlmerBrandner-Hensen §6 AGBG Rz 33). Dabei steht die Unklarheitenregel einer ergänzenden Auslegung nicht entgegen, da sie nur bei mehrdeutigen, jedoch nicht bei lückenhaften Regelungen eingreift. Die ergänzende Auslegung erfolgt bei AVB auf der Grundlage des § 157 BGB, sie orientiert sich nicht am hypothetischen Willen bzw. den Interessen der konkreten, individuellen Parteien, auch hier ist auf o b j e k t i v i e r t e , g e n e r e l l e , am Willen und Interesse der t y p i s c h e r w e i s e am V s v e r t r a g B e t e i l i g t e n sich ausrichtende Maßstäbe abzustellen, was insbesondere auch dann bedeutsam wird, wenn geeignetes dispositives Recht fehlt, auf das bei der Lückenfüllung zurückgegriffen werden könnte. Dabei darf die ergänzende Auslegung aber auch n i c h t ü b e r d e h n t werden, sie scheidet aus, wenn sich aus dem Vertrag und den typischerweise sonst gegebenen Umständen entsprechende Anhaltspunkte für die Lückenfüllung nicht herleiten lassen (Müko-Kötz §6 AGBG Rz 14—19, Ulmer in: Ulmer-Brandner-Hensen § 6 AGBG Rz 33-34). Winter

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Anm. A 65

Α. Rechtsquellen der Lebensversicherung

Als Sonderfall ist diejenige Ergänzung zu betrachten, die erforderlich wird, weil AVB infolge der N i c h t e i n b e z i e h u n g oder der U n w i r k s a m k e i t von Bestimmungen des Bedingungswerks l ü c k e n h a f t geworden sind. Hier verweist §6 Abs. 2 AGB-Gesetz auf dispositives Recht. Im Wege einer erweiternden, aus der Entstehungsgeschichte dieser Vorschrift begründbaren Auslegung ist jedoch davon auszugehen, daß die Lücke auch durch ergänzende Auslegung zu schließen ist, wenn Regeln des dispositiven Rechts nicht zur Verfügung stehen (Müko-Kötz § 6 AGBG Rz 1 5 - 1 9 , Ulmer in: Ulmer-Brandner-Hensen § 6 AGBG Rz 35. Der Ansicht von Wagner Bd VI Anm. A 59 folge ich insoweit nicht).

[A 65] 7. Vertrauenshaftung des Versicherers für Auskünfte des Versicherungsvertreters Darüber hinaus kann es sein, daß der Ver bei Vsbedingungen eine Auslegung, die der Vsvertreter ihnen gibt, als ihren Inhalt gegen sich gelten lassen muß. Durch die Rechtsprechung und unter Billigung des überwiegenden Schrifttums ist in diesem Zusammenhang eine Haftung des Vers geschaffen worden, die über den üblichen Schutz des Vertragspartners vor Schaden durch enttäuschtes Vertrauen hinausgeht. Gibt der V s v e r t r e t e r dem Vmer eine A u f k l ä r u n g ü b e r d e n I n h a l t und die Bedeutung der Allgemeinen V s b e d i n g u n g e n , über den D e c k u n g s u m f a n g des abzuschließenden bzw. des bereits abgeschlossenen Vsvertrages oder sonstige wes e n t l i c h e P u n k t e des V e r t r a g e s , so kann der Vmer auf diese Auskünfte vertrauen, der Ver muß die Erklärungen gegen sich gelten lassen. Der Vsvertrag wird im Sinne der dem Vmer günstigen Aufklärung für die Zukunft entsprechend umgestaltet, ohne daß der Ver nach § 119 BGB anfechten könnte, er haftet auf das Erfüllungsinteresse (ausführlich zu der sog. Vertrauensstellung des Vsvertreters Bruck-Möller Bd I §44 Anm. 5 4 - 7 1 und Prölss-Martin §43 Anm. 7 A mit umfangreichen Nachweisen insbesondere auch aus der Rechtsprechung). Voraussetzung für die Erfüllungshaftung des Vers ist dabei, daß den Vmer nicht ein erhebliches Eigenverschulden trifft. Dieser V e r t r a u e n s g r u n d s a t z ist in den letzten Jahrzehnten immer weiter ausgedehnt worden. Wenn sich der Ver anfangs das Verhalten seines Vsvertreters nur zurechnen lassen mußte, wenn dieser den Vmer u n r i c h t i g beraten oder belehrt hatte, so haftet jetzt der Ver auch, wenn eine Aufklärung des Vmers e r k e n n b a r g e b o t e n w a r , a b e r u n t e r b l i e b e n ist. Schon bald nach Schaffung dieses Grundsatzes wurde er auch auf den Bereich der Lebensv bezogen: so in dem Fall, in dem der Vsvertreter fälschlich bestätigt hatte, auch die Kriegsgefahr sei im Rahmen der Lebensv bereits mitgedeckt (RG 4.VII.1919 VA 1919 Anhang S. 5 1 - 5 2 Nr. 1095), ferner in dem frühen Fall, in dem sich die Lebensvmerin auf die Auskunft des Bezirksdirektors verlassen hatte, sie könne nach Ablauf von drei Jahren „die bis dahin eingezahlten Beiträge unverkürzt, aber ohne Zinsen zurückfordern" (RG 26.IV.1910 RGZ Bd 73 S. 302-306), oder auch in dem Falle OLG Karlsruhe 16.XII.1931 VA 1932 S. 1 5 - 1 7 Nr. 2378, in dem der Vsvertreter die Auffassung des Vmers bestätigt hatte, „das Deckungskapital einer Lebensv sei gleich der Summe der eingezahlten Vsprämien". Zum Vertrauensgrundsatz, der in seiner rechtlichen Begründung, im Anwendungsbereich und in den Rechtsfolgen partiell umstritten ist, vgl. im einzelnen unten Anm. G.

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Winter

VI. Inhaltskontrolle bei Allg LebensVBed

Anm. A 67

(A 66] VI. Inhaltskontrolle bei Allgemeinen Lebensversicherungsbedingungen einschließlich Zusatzbedingungen 1. Problemstellung Die normative Grundlage der Inhaltskontrolle von AVB bilden die §§8 — 11 AGB-Gesetz, wobei die §§ 10 und 11 AGB-Gesetz in der Praxis nur eine untergeordnete Rolle spielen, so daß sich die Stellungnahmen in Schrifttum und Praxis auf die §§ 8 und 9 AGB-Gesetz konzentrieren; die Einzelinhaltskontrolle, wie sie der BGH bisher schon vorgenommen hat, wird durch das AGB-Gesetz nicht angetastet. Zur Bedeutung der §§ 10 und 11 AGB-Gesetz sei nur auf Helm NJW 1978 S. 1 3 0 - 1 3 1 und auf die ausführliche Darstellung der in Betracht kommenden Fallgruppen innerhalb der §§ 10 und 11 AGB-Gesetz für Vsverträge bei Bauer BB 1978 S. 476 verwiesen, zur Abänderung der Lebensvsbedingungen aufgrund des AGB-Gesetzes vgl. VerBAV 1978 S. 8 0 - 8 1 . Gemäß § 8 A G B - G e s e t z können nur solche Regelungen in Allgemeinen Geschäftsbedingungen der Inhaltskontrolle nach §§9 — 11 AGBGesetz unterliegen, die v o n R e c h t s v o r s c h r i f t e n a b w e i c h e n o d e r diese e r g ä n z e n , wobei nach der Generalklausel des §9 AGB-Gesetz Unwirksamkeit einer Klausel bei unangemessener Benachteiligung des Vertragspartners anzunehmen ist. Dabei bedarf in diesem Zusammenhang auch die Vorschrift des § 6 Abs. 2 AGBGesetz einer besonderen Beachtung, nach der bei Unwirksamkeit von Allgemeinen Geschäftsbedingungen die gesetzliche Regelung an ihre Stelle tritt. Dabei ergibt sich für AVB die bereits angesprochene besondere Problematik, daß sie in ihrer inhaltlichen Ausgestaltung — von Vorschriften wie § 82 VVG zur Feuerv abgesehen — häufig keine gesetzliche Parallele aufweisen, die als Kontrollmaßstab dienen könnte, wie dies in anderen Lebensbereichen bei vielen AGB der Fall ist. Angesichts dieser allgemeinen Grundsituation sind in Schrifttum und Rechtsprechung unterschiedliche Folgerungen im Hinblick auf die Kontrollfähigkeit von primären Risikoumschreibungen, sekundären Risikobeschreibungen und Obliegenheiten gezogen worden, die von nahezu vollständiger Ablehnung einer Inhaltskontrolle bis hin zu einer uneingeschränkten Überprüfungsmöglichkeit reichen (vgl. im einzelnen die ausgezeichneten Übersichten bei Bergeest, Die Vertrauensschadenversicherung in ihren modernen Erscheinungsformen, Karlsruhe 1982, S. 57 — 65; H.-D. Horn, Sozial- und Wirtschaftsrisiken im Privatversicherungsrecht — Möglichkeiten und Grenzen einer rechtlichen Differenzierung, Diss. Hamburg 1983, S. 66 — 88). Im einzelnen lassen sich dabei — vergröbert gesprochen — sechs Gruppierungen unter den Stellungnahmen erkennen: [A 67] 2. Keine Kontrolle der Leistungsbeschreibung a) Auffassungen Wagner und Frenz Wagner (ZVersWiss 1977 S. 142, dere. Bd VI Anm. 6 1 - 6 8 ) und Frenz (VersR 1979 S. 396) lehnen jede Kontrolle der Leistungsbeschreibung grundsätzlich ab. Für Wagner ergibt sich dieses Ergebnis aus der N a t u r d e r S a c h e , das Verhältnis von Leistung und Gegenleistung könne allenfalls über § 138 Abs. 2 BGB kontrolliert werden, nicht aber mittels des AGB-Gesetzes. Denn die Kontrolle von Quantität und Qualität einer Leistung sei nicht Sache der Rechtsprechung, da anderenfalls in das Gefüge von Leistung und Gegenleistung eingegriffen werde (Wagner ZVersWiss 1977 S. 142). Über Wagner hinausgehend argumentiert Frenz, der bei einer Inhaltskontrolle von Produktbeschreibungen das P r i n z i p d e r P r i v a t a u t o n o m i e a n g e t a s t e t sieht (Frenz VersR 1979 S. 396). Gegen die Ansichten von Wagner und Frenz spricht, daß unter Berücksichtigung dieser Argumentation in nahezu keinem Winter

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Anm. A 67

Α. Rechtsquellen der Lebensversicherung

Wirtschaftsbereich eine Inhaltskontrolle nach dem AGB-Gesetz durchgeführt werden kann, da auch bei der Unwirksamkeit von Vertragsstrafen, Gewährleistungsansprüchen und ähnlichen Klauseln das Leistungsgefüge der Vertragsparteien berührt wird (hierzu Fenyves VersRundschau 1976 S. 363). Gewiß wird bei jeder richterlichen Inhaltskontrolle von Vertragsbedingungen in das Gefüge von Leistung und Preis eingegriffen, und wird eine einseitig begünstigende Klausel aufgehoben, so kann das erhebliche Folgen auf den Preis einer Leistung haben, so daß zwar auch durch das AGB-Gesetz unmittelbar die Preis-Leistungskontrolle nicht bezweckt wird, sie mittelbar aber gleichwohl besteht. Das aber muß möglich sein, wie sich auch angesichts der Rechtsprechung vor Schaffung des AGB-Gesetzes erweist. Auch das Prinzip der Vertragsfreiheit wird nicht in unzulässiger Weise angetastet. Wie H.-D. Horn S. 68 — 69 richtig argumentiert, bedingen die Existenz der Privatautonomie auf der einen Seite und das Verfassungsgebot der B e a c h t u n g d e s s o z i a l e n R e c h t s s t a a t s auf der anderen Seite ein S p a n n u n g s v e r h ä l t n i s , in dem Beschränkungen der Privatautonomie zur Korrektur von Ungleichgewichten und unangemessenen Benachteiligungen einer Vertragspartei hingenommen werden müssen. Daß bestimmte vorgefundene und sich ereignende wirtschaftlich-soziale Situationen ein Eingreifen des Gesetzgebers bzw. der Rechtsprechung erforderlich machen, kann nach den Grundgedanken des Zivilrechts nicht zweifelhaft sein. Einer Diskussion zugänglich ist lediglich die I n t e r v e n t i o n s s c h w e l l e und die Ausgestaltung der zur Verfügung stehenden Maßnahmen, ihre Intensität. Die Tatsache einer Einschränkung der Privatautonomie kann dem Institut der Inhaltskontrolle nicht grundsätzlich entgegengehalten werden (Horn a.a.O.). Es kann letztlich insoweit nur darum gehen, im Rahmen der Inhaltskontrolle dem Gedanken der Vertragsfreiheit möglichst weitgehend Rechnung zu tragen. Aber auch der Argumentation, angesichts der Vorschrift des § 6 Abs. 2 AGBGesetz müsse mangels gesetzlicher Regelung der Produktgestaltung im VVG der Vertrag als solcher grundsätzlich immer als nichtig angesehen werden (Wagner ZVersWiss 1977 S. 143), kann in dieser Unbedingtheit nicht gefolgt werden. Denn einerseits könnte — soweit es sich um den Bereich der Risikoausschlüsse handelt — bei Unwirksamkeit der sekundären Gefahrumschreibung auf die primäre Risikoumschreibung zurückgegriffen werden, und andererseits sind auch im VVG bei einzelnen Vszweigen Grundmuster einer Leistungsumschreibung normiert. Auch Wagner und Frenz scheint das Ergebnis der gänzlichen Kontrollfreiheit zu weit zu gehen, da sie beide versuchen, diese Lösung über ein verschärftes Augenmerk der Rechtsprechung auf Übersichtlichkeit und Klarheit, d. h. das Moment der überraschenden Klauseln, zu kompensieren (Wagner a.a.O., Frenz a.a.O.). Ihnen ist das AG München gefolgt, das für eine Reisegepäckv eine Überprüfung der Leistungsbeschreibung anhand der §§ 8, 9 AGB-Gesetz ablehnte und statt dessen die §§ 3, 5 AGB-Gesetz zur Anwendung brachte (AG München 12.11.1979 VersR 1979 S. 1052). Ein Ausweichen auf die Problematik der überraschenden Klauseln birgt dabei jedoch die Gefahr eines k o n t u r e n l o s e n I n e i n a n d e r f l i e ß e n s v o n I n h a l t s k o n t r o l l e u n d A n w e n d u n g der §§3, 5 A G B - G e s e t z mit sich. Der Inhalt einer Klausel kann so ausgestaltet sein, daß sie für den Vmer durchaus ein Überraschungsmoment enthält, wobei sodann die Überlegung des Richters, ob die Klausel aus der Sicht des Vmers als überraschend einzustufen ist, faktisch eine Art Inhaltskontrolle beinhaltet. Eine sachgerechte Abgrenzung sollte deshalb das Ü b e r r a s c h u n g s m o m e n t vorrangig auf die S t e l l u n g d e r K l a u s e l innerhalb der AVB beziehen.

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Winter

VI. Inhaltskontrolle bei Allg LebensVBed

Anm. A 70

[A 68] b) Auffassungen Möller und Schlosser Möller wendet sich gegen eine Inhaltskontrolle von Risikoumschreibungen, weil Zweifel an der Q u a l i f i k a t i o n der k o n t r o l l i e r e n d e n I n s t a n z gegeben seien: Unerfahrene Untergerichte könnten den Grundsatz verkennen, daß nur normale Risiken in den AVB gedeckt werden, Sonderrisiken aber eine Zuschlagsprämie bedingen, und daher davon ausgehen, daß Ausschlüsse in den AVB den Vmer grundsätzlich benachteiligen (Möller VersRundschau 1976 S. 346). Dem ist entgegenzuhalten, daß kaum ein Tatbestand, der eine richterliche Entscheidung erfordert, auf so allgemeinen Rechtsgrundlagen basiert, daß er nicht Spezialkenntnisse erforderlich macht, die sich der Richter kurzfristig aneignen muß. Die richterliche AGB-Kontrolle würde insgesamt lahmgelegt, sollte zuvor eine ausreichende Erfahrung auf diesem oder jenen Rechtsgebiet verlangt werden (H.-D. Horn a.a.O.). Schlosser lehnt die Inhaltskontrolle von Leistungsbeschreibungen mit der Begründung ab, die darin zum Ausdruck gelangende gerichtliche Preiskontrolle sei eine Ungeheuerlichkeit (Schlosser in: Schlosser/Coester-Waltjen/Graba § 1 AGBG Anm. 12). Gegen diese Argumentation spricht, daß die Inhaltskontrolle nach dem AGBGesetz es nicht zum Ziel hat, eine Ausgewogenheit von Preis und Leistung herbeizuführen, sondern die Einseitigkeit von Allgemeinen Geschäftsbedingungen durch die Abwehr unbilliger oder mißbräuchlicher AGB-Klauseln zu korrigieren. [A69] c) Auffassung Dietlein Dietlein wendet sich gegen die Inhaltskontrolle von Leistungsbeschreibungen mit dem Argument, die Beschreibung der Hauptleistung beinhalte gar keine rechtliche Regelung und könne damit auch keiner richterlichen Kontrolle unterliegen (Dietlein in Dietlein — Rebmann § 8 AGBG Anm. 2). Dem kann schon für Sachprodukte nur bedingt gefolgt werden, wenn man beispielsweise an die Beschreibung eines Kraftfahrzeuges als „frei von Mängeln" denkt, was zum einen der Charakterisierung der Hauptleistung dient, zum anderen aber auch eine rechtliche Komponente im Zusammenhang mit den Gewährleistungsvorschriften erlangt. Für Vsbedingungen ist darüber hinaus davon auszugehen, daß gerade auch die Risikobeschreibungen die rechtliche Beziehung zwischen dem Ver und dem Vmer gestalten, da nur sie Auskunft darüber geben, ob und in welcher Höhe der Ver zu leisten verpflichtet ist. Die Beschreibung der Hauptleistung bildet gerade einen zentralen Bereich der vertraglichen Vereinbarung und somit der rechtlichen Regelung zwischen den Parteien, wobei nur am Rande angemerkt sei, daß für den Regelungscharakter leistungsbeschreibender Klauseln auch deren juristische Auslegungsfahigkeit spricht (Meyer-Kahlen VersPrax 1977 S. 84). Ein Blick in das VVG bestätigt dieses Ergebnis: Der rechtliche Charakter solcher Normen wie §§82-86, 108, 116, 149, 165-170 VVG — um nur einige Beispiele zu nennen, die sämtlich eine Leistungsbeschreibung beinhalten — ist unbestritten. [A70] 3. Keine Kontrolle der Leistungsbeschreibung — Ausnahme: Sanktion von Obliegenheitsverletzungen a) Auffassung Sieg Einen ersten Einbruch in die These gänzlicher Kontrollfreiheit von Leistungsbeschreibungen bedeutet die Ansicht Siegs (VersR 1977 S. 489 — 496). Er schließt sich für die primäre und sekundäre Risikoumschreibung den bislang genannten Stimmen an und erachtet diese als Essentialia des Vertrages bezeichneten Leistungsbeschreibungen nicht für kontrollfähig, wobei er allerdings ähnlich wie Frenz und Wagner eine Winter

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Anm. A 72

Α. Rechtsquellen der Lebensversicherung

Überprüfungsmöglichkeit auf der Grundlage der Vorschrift des § 3 AGB-Gesetz sieht. Eine Ausnahme von dem Prinzip der Kontrollfreiheit gelte für die S a n k t i o n v o n O b l i e g e n h e i t s v e r l e t z u n g e n , die zu den Akzidentalia gezählt werden und insoweit der Inhaltskontrolle unterständen (VersR 1977 S. 491, ders. ZVersWiss 1977 S. 385). Gegen Siegs Ansicht kann neben den zuvor genannten Argumenten sprechen, daß die innere Berechtigung für die Kontrollfähigkeit von Sanktionen bei Obliegenheitsverletzungen nicht deutlich wird. Die Sanktionen bei Obliegenheitsverletzungen wie ζ. B. die Leistungsfreiheit führen zu einer Einschränkung des Vsschutzes und stehen insoweit den sekundären Risikoumschreibungen gleich. Auch der Umstand, daß das VVG in bestimmten Bereichen wie ζ. B. §§ 40 II 3, 89 II 1, 174 IV, 176 IV, 178 II, 189 VVG auf AVB verweist, eine solche Verweisung in den Fällen der §§ 6, 32 VVG nicht enthalten ist, ist keine ausreichende Rechtfertigung für eine gesonderte Behandlung von Obliegenheiten. Das VVG enthält keine Aussage dahingehend, daß aufgrund der Verweisungen alle AVBInhalte vom Ver frei gestaltet werden können. Aus der Sicht des vnehmenden Konsumenten — und auf diesen Blickwinkel ist angesichts der gesetzgeberischen Intention durchaus abzustellen — kann es keinen wertungsmäßigen Unterschied machen, ob die AVB mit oder ohne gesetzlichen Hinweis auf ihre mögliche Existenz aufgestellt sind, die typischen Gefahren sind identisch. Eine andere Frage ist es, ob im Rahmen der Inhaltskontrolle berücksichtigt wird, daß von der Aufsichtsbehörde genehmigte Bedingungen im Hinblick auf die speziellen gesetzlichen Verweisungen als angemessen gelten. Die Bedeutung der auf die Bedingungen verweisenden gesetzlichen Vorschriften läge sodann in einer Indizwirkung für die Angemessenheit. Davon kann jedoch nicht ausgegangen werden. Eine richterliche Kontrolle wird nicht dadurch ausgeschlossen oder überflüssig, daß die verwandten Bedingungen durch das Aufsichtsamt bereits einer Kontrolle unterzogen worden sind. Es gibt genügend Beispiele für vom BAV genehmigte Bedingungswerke, die später von der Rechtssprechung korrigiert werden mußten (vgl. auch oben Anm. A 49). [A 71] b) Auffassung Löwe Ähnlich wie Sieg argumentiert auch Löwe im Bereich der Obliegenheiten, allerdings nicht mit derselben Klarheit wie Sieg. Löwe hält dabei nur in AVB enthaltende Bestimmungen über die Rechtsfolgen v o n O b l i e g e n h e i t s v e r l e t z u n g e n einer Kontrolle für zugänglich (Löwe in: Löwe-Graf von WestphalenTrinkner § 8 AGBG Anm. 7). Dieser Ansicht kann nicht gefolgt werden, da schon die Verletzung einer Obliegenheit eine nachteilige Rechtsfolge bedeutet, die von dem sie auslösenden Tatbestand schwerlich zu trennen ist. Löwe verweist in diesem Zusammenhang mit Recht auf die Schwierigkeiten, die bei der Abgrenzung von leistungsbeschreibenden und kontrollfahigen Klauseln entstehen können und empfiehlt bei der Schaffung neuer AVB eine klare Trennung beider Bereiche, ohne allerdings ein entsprechendes Differenzierungsmerkmal anzubieten (Löwe a.a.O.).

[A 72] 4. Kontrollfreiheit der primären Risikobeschreibung — Inhaltskontrolle auch der sekundären Risikobeschreibung a) Auffassung Fenyves Von der soeben bereits berührten, dem Vmer drohenden Gefahr des Entzuges des Vsschutzes ausgehend kann ein weitergehender, generellerer Ansatz gewählt 138

Winter

VI. Inhaltskontrolle bei Allg LebensVBed

Anm. A 72

werden. Danach wäre die p r i m ä r e R i s i k o b e s c h r e i b u n g als Festlegung der Verleistung grundsätzlich f r e i , während der Bereich der s e k u n d ä r e n R i s i k o b e s c h r e i b u n g e n der Inhaltskontrolle mit unterzogen wäre. Der Ver sei frei in der Beschreibung des Risikos, wenn er aber einmal eine primäre Risikobeschreibung vorgenommen und sich insoweit festgelegt habe, müsse der Vmer so gestellt werden, daß die von ihm in den Vsschutz gesetzten berechtigten Hoffnungen nicht enttäuscht würden. Der Vsschutz dürfe nicht beliebig und ohne rechtfertigende Gründe wieder entzogen werden. Diesen Weg wählt insbesondere Fenyves (VersRundschau 1976 S. 353, 365), der die Kontrolle von Risikoausschlüssen für unumgänglich hält, weil eine Inhaltskontrolle nur dann Wirksamkeit entfalten könne, wenn sie die Interessen beider Parteien in einem wohlabgewogenen Verhältnis berücksichtige. In die Interessenbewertung müsse der Sinn des Risikoausschlusses einbezogen werden, so daß eine Zulässigkeit des Risikoausschlusses nur anzunehmen sei, wenn eine vertretbare und überzeugende Begründung für seine Existenz vorgetragen werde (Fenyves S. 366). Diese Vorgehensweise entspreche langjähriger Tradition im Vsrecht und gehe auf den Gedanken zurück, daß Risikoausschlüsse den Vertragszweck nicht gefährden dürfen (Ehrenzweig, Deutsches (Österreichisches) Versicherungsvertragsrecht, Wien 1952, S. 161; Fenyves VersRundschau 1976 S. 364). Seine Ausgestaltung findet dieses Konzept auch im AGB-Gesetz, und zwar in § 9 II Ziff. 2 AGB-Gesetz, wonach eine unangemessene Benachteiligung im Zweifel anzunehmen ist, wenn wesentliche Rechte und Pflichten, die sich aus der Natur des Vertrages ergeben, so eingeschränkt werden, daß die Natur des Vertragszweckes gefährdet ist. Der Z w e c k e i n e s V e r t r a g e s gewährt somit den bei der Inhaltskontrolle zu wählenden Maßstab, der an den Ausschluß anzulegen ist. Konsequent ist es im Rahmen dieses Konzepts, die Obliegenheitsklauseln der Inhaltskontrolle zu unterwerfen, da sie zu den Risikobeschränkungen im weiteren Sinne zählen (Fenyves S. 365). Gegen die von Fenyves vertretende Auffassung ergeben sich mehrere Einwände: Es ist bedenklich, in dieser Weise auf die formale Unterteilung zwischen primärer und sekundärer Risikobeschreibung abzustellen, denn vielfach ist die Abgrenzung zwischen beiden nicht einfach vorzunehmen. Bergeest betont mit Recht, daß eine Beschränkung der Inhaltskontrolle auf den Bereich der sekundären Risikobeschreibungen dazu führen kann, daß künftig eine andere D e f i n i t i o n s t e c h n i k angewandt und der Bereich der kontrollfreien primären Risikobeschreibung künstlich erweitert wird (Bergeest S. 60). Ferner kann die alleinige Kontrolle der sekundären Risikobeschreibungen zu einer U n g l e i c h b e h a n d l u n g z w i s c h e n d e n V s z w e i g e n führen. Wie Bergeest darstellt, wäre bei solchen Ven, die vom Prinzip der Universalität der Gefahren beherrscht werden und deren Risikobeschreibung im wesentlichen sekundäre Risikoeingrenzung ist, die Zahl der kontrollierbaren Klauseln im Vergleich zu einem normal konzipierten und sich an einer oder nur wenigen Gefahren orientierenden Vszweig erheblich größer (Bergeest S. 60). Auch in der Ableitung des Ergebnisses kann Fenyves nicht unwidersprochen bleiben. Der Sinn der Inhaltskontrolle besteht nicht in der Überprüfung eines wohlabgewogenen Verhältnisses von Leistung und Gegenleistung. Nicht die Herstellung „gerechter" Verträge ist die Aufgabe, sondern die Schaffung eines Ausgleiches für den Verbraucher, der sich einseitig vorformulierten Vertragsbedingungen gegenübergestellt sieht und nicht den vom BGB konzipierten Verhandlungsfreiraum vorfindet. Zudem geht es bei der Frage nach einem ausgewogenen vertraglichen Verhältnis um den Einzelfall, denn nur aus der Sicht des einzelnen Vmers kann sein Interesse beurteilt werden, während Inhaltskontrolle nach dem AGB-Gesetz und das damit verbundene Verfahren eine g e n e r a l i s i e r e n d e B e t r a c h t u n g erfordern. Die Winter

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Anm. A 74

Α. Rechtsquellen der Lebensversicherung

Begründungspflicht des Vers für einen Risikoausschluß und die Forderung nach Herstellung einer vertraglichen Gerechtigkeit sind daher abzulehnen. Zu folgen ist Fenyves dagegen beim zweiten von ihm genannten Moment, der Erreichung des Vertragszweckes. Die Inhaltskontrolle muß spätestens dort einsetzen, wo der Ver durch die Ausgestaltung von Risikoausschlüssen seine eigene primäre Risikoumschreibung a u s z u h ö h l e n beginnt, denn in der Unübersichtlichkeit des Systems von primärer und sekundärer Gefahrenbeschreibung liegt gerade eine der typischen von AVB ausgehenden Gefahren für den Vmer (vgl. auch OLG Frankfurt 9.VII.1980 VersR 1980 S. 1166). Dabei bleibt allerdings die Frage noch offen, angesichts welcher Anhaltspunkte der Vertragszweck festzulegen ist. Eine Argumentation mit den berechtigten Hoffnungen des Vmers in den Vsschutz bringt wenig, da der durchschnittliche Vmer vielleicht noch gerade eine Vorstellung über den Vertragszweck bei der Lebens-, Krankenund Unfallv haben mag, berechtigte Hoffnungen bei unbekannten Vsarten dürften nur schwer festzustellen sein (Bergeest S. 60). [A 73] b) Auffassung Graba An den Aspekt des Vertragszwecks knüpft auch Graba mit seinem Hinweis auf §9 II 2 AGB-Gesetz an. Risikoausschlüsse in AVB seien dann im Wege der Inhaltskontrolle zu beanstanden, wenn der zunächst versprochene Vsschutz durch sekundäre Risikobeschreibungen wieder so stark eingeschränkt werde, daß für die Vsart typische Risiken nicht mehr gedeckt seien (Graba in: Schlosser/CoesterWaltjen/Graba §8 AGBG Anm. 20). Grabas Vorschlag führt sicherlich eher zu einem konkreten Ergebnis als der Vorschlag von Fenyves. Graba wie auch Fenyves bleiben allerdings bei dieser Erkenntnis stehen, ohne nunmehr zu sagen, warum der Gedanke des Vertragszwecks zur Kontrollfähigkeit allein der sekundären Risikoumschreibung führen soll, nicht aber auch die primäre Risikobeschreibung erfaßt. Fenyves meint, der Ver sei „wahrscheinlich" frei in der primären Risikoumschreibung (VersRundschau 1976 S. 365), Graba will den Bereich der essentiellen und damit kontrollfreien Gefahrenbeschreibung möglichst eng ziehen (Graba a.a.O. Anm. 20). Beide Ansichten überzeugen insoweit nicht. [A74] 5. Inhaltskontrolle nur bei gesetzlicher Parallelvorschrift im VVG a) Auffassung von Schäfer Einen formalen, sich ausschließlich am Wortlaut des § 8 AGB-Gesetz orientierenden Weg ist Schäfer gegangen, der damit nicht so sehr den Unterschied zwischen primärer und sekundärer Risikobeschreibung betont (Schäfer VersR 1978 S. 4, 9). Er hält im Ergebnis eine Inhaltskontrolle nur dort für möglich, wo von einer vorgegebenen Regelung des VVG abgewichen wird. Die dispositive Regelung des VVG habe eine Leitbildfunktion und liefere zugleich den Kontrollmaßstab für eine Inhaltskontrolle, wenn eine AVB-Bestimmung von der gesetzlichen Regelung abweiche. Folglich scheiden AVB-Inhalte, die einen rechtsändernden bzw. rechtsergänzenden Charakter nicht haben, von einer Inhaltskontrolle aus, zumal insoweit auch brauchbare Maßstäbe fehlen, an denen sich die Inhaltskontrolle ausrichten kann. Die Ansicht von Schäfer geht dabei teilweise über die bislang erörterten Ansichten hinaus, da in jenen Bereichen, in denen die Risikoumschreibung eine gesetzliche Regelung erfahren hat, auch die primäre Risikoumschreibung eine Kontrolle erfahrt. Andererseits soll selbst die sekundäre Risikoumschreibung nicht kontrollfahig sein, wenn das VVG nicht eine entsprechende gesetzliche Regelung bereithält. 140

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VI. Inhaltskontrolle bei Allg LebensVBed

Anm. A 77

Der Ansatz von Schäfer hat gegenüber den bislang genannten Stimmen, die eine teilweise Inhaltskontrolle auch der Produktbeschreibung befürworten, den Vorzug, daß er e i n d e u t i g e K o n t r o l l m a ß s t ä b e an die Hand gibt und damit ein hohes Maß an Rechtssicherheit bietet. Gleichwohl kann ihm aus zwei Gründen nicht gefolgt werden: [A75] b) Zufälligkeit des Ergebnisses Mißlich ist, daß Schäfer mit seinem Ansatz zu zufallsbedingten Ergebnissen gelangt. Für einen Teil der Vszweige ist die primäre Leistungsbeschreibung im VVG festgelegt oder zumindest angesprochen und wird sodann in den AVB übernommen, erweitert oder eingeschränkt. Für einen Großteil der Vszweige findet sich im VVG keine Risikobeschreibung, manche sind nicht einmal erwähnt. So würde in einigen Vszweigen eine K o n t r o l l e der Leistungsbeschreibung möglich sein, bei a n d e r e n jedoch nicht. Mit Recht weist Bergeest darauf hin, daß sich die Frage stelle, wie man ein solches Ergebnis rechtfertigen wolle, zumal dieses System bei der K o m b i n a t i o n von vten G e f a h r e n in einem Vertrag gänzlich versagen würde (Bergeest S. 61 ; ablehnend auch Brandner in: Festschrift für Hauß S. 6, Prölss-Martin 23 Vorbem. I 6 C a). Schäfer argumentiert, eine weitergehende Inhaltskontrolle sei nicht möglich, da außerhalb des VVG kein Kontrollmaßstab existiere. Dem kann angesichts des im Vsrecht stets zu berücksichtigenden Grundsatzes von Treu und Glauben, aus dem entsprechende Kontrollmaßstäbe zu entnehmen sind, nicht gefolgt werden. Der Vorschlag Schäfers stellt auch aus der Sicht des vsnehmenden Verbrauchers keine befriedigende Lösung dar. [A 76] c) Kein Vorrang der wörtlichen Auslegung Wenn Schäfer bei der Auslegung des § 8 AGB-Gesetz davon ausgeht, daß letztlich der Wortlaut der Vorschrift über ihren Anwendungsbereich entscheide, so kann dem nicht gefolgt werden. Mit Recht weisen Brandner a.a.O. S. 8 und H.-D. Horn S. 70 — 72 darauf hin, daß es nicht darauf ankomme, ob eine besondere gesetzliche Regelung vorliegt, denn falls das nicht gegeben sei, könne der Leistungsinhalt eines bestimmten Vszweiges oder einer bestimmten Vsart mit Hilfe der §§ 157, 242 BGB festgelegt werden. Gestützt wird dieses Ergebnis durch die Formulierung des § 9 II Ziff. 2 AGB-Gesetz, der von der „ N a t u r des V e r t r a g e s " und dem „ V e r t r a g s zweck" spricht. Dieser Vorschrift hätte es nicht bedurft, wenn § 8 AGB-Gesetz stets gesetzliche Normen voraussetzen würde. Der Vorschlag Schäfers führt somit insgesamt zu nicht ausgewogenen und den Zielen einer effektiven Inhaltskontrolle nicht entsprechenden Ergebnissen. Er ist zudem methodisch nicht überzeugend. [A 77] 6. Inhaltskontrolle bis auf einen Kernbereich a) Vertragszweck als Abgrenzungskriterium und MaBstab der Inhaltskontrolle Nach einer Auffassung, die im Schrifttum zunehmend stärker an Gewicht gewinnt, ist auf den V e r t r a g s z w e c k abzustellen und eine Kontrolle bis auf einen u n t e r s c h i e d l i c h d e f i n i e r t e n Kernbereich unbeschränkt zulässig. Kontrollfahig seien insbesondere solche Risikobegrenzungen, die mit der durch den Vertragszweck begründeten L e i s t u n g s e r w a r t u n g des Vmers nicht in Einklang stehen (so Brandner in: Ulmer-Brandner-Hensen § 8 AGBG Rz 27). Der Vertragszweck dient dabei nicht nur zur Begründung der Kontrollfähigkeit, sondern zugleich auch als Maßstab, an dem sich die Überprüfung auszurichten hat. Er ergibt sich aus dem Winter

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Α. Rechtsquellen der Lebensversicherung

Vsvertrag i. V. m. § 9 II Ziff. 2 AGB-Gesetz, wobei die berechtigte Deckungserwartung des Kunden mit zu berücksichtigen sei. Dabei besteht Einigkeit darüber, daß bei der Bestimmung des Vertragszwecks nicht das Einzelinteresse des Vmers zugrundegelegt werden darf, sondern im Hinblick auf die Belange d e r V t e n g e m e i n s c h a f t und die v s t e c h n i s c h e n B e s o n d e r h e i t e n eine g e n e r a l i s i e r e n d e B e t r a c h t u n g s w e i s e vorzunehmen ist (Brandner in: Festschrift Hauß S. 13, Bergeest S. 63, PrölssMartin 2 3 Vorbem. I 6 C b aa). [A 78] b) Auffassungen Bergeest, Brandner, Flick und Prölss-Martin Die mit Hilfe des Vertragszwecks von den einzelnen Vertretern dieser Auffassung vorgenommene Ausgrenzung des kontrollfreien Bereichs der Produktbeschreibung ist unterschiedlich gelungen. Nach Prölss-Martin sind die a l l g e m e i n e B e s c h r e i b u n g des v t e n O b j e k t s u n d d e r v t e n G e f a h r die Kriterien für die Kernbereichsausgrenzung (Prölss-Martin 23 Vorbem. I 6 C a), nach Brandner ist die z e n t r a l e R i s i k o b e s t i m m u n g , um deretwillen der Vmer den Vertrag geschlossen hat und die in der allgemeinsten, eine bestimmte Leistung festlegenden Weise spezifiziert werde, kontrollfrei (Brandner in: Ulmer-Brandner-Hensen § 8 AGB-Gesetz Rz 27, ders. Festschrift Hauß S. 11, 12), während die Kontrollfähigkeit solcher Leistungsbeschreibungen bejaht wird, die aufgrund der Eigenart des betreffenden Vertrages eine „vertragsrechtliche Dimension" erreichen (Schmidt-Salzer 2. Aufl. F 31). Solche Formulierungen sind zumindest teilweise wenig geeignet, die bei der Rechtsanwendung erforderliche Hilfeleistung zu gewähren (Horn a.a.O.). Am besten gelungen ist die Bestimmung des kontrollfreien Raumes durch Bergeest, der davon ausgeht, daß dem Richter nach der Rechtsfolgeanordnung der §§ 6 II, 9 AGB-Gesetz nur die Möglichkeit verbleibt, eine Klausel für unwirksam zu erklären, andere Vertragskorrekturen kann er im Einzelfall nach dem AGB-Gesetz nicht vornehmen. Somit ist nach Bergeest nur eine Kontrolle solcher Bestimmungen möglich, die, formuliere man es mathematisch, dem Vertragspartner „von einem g e w ä h r t e n P o s i t i v u m mittels eines Negativums" etwas abstrichen. Nur das N e g a t i v u m könne daher der Kontrolle unterliegen, da im Falle der Unwirksamkeitserklärung der positiven Leistungsbeschreibung ein Nullum verbliebe. Bergeest betont mit Recht, daß seine Unterscheidung zwar an die Unterscheidung zwischen primärer und sekundärer Gefahrenbeschreibung anzuknüpfen scheine, so aber nicht gemeint sei, wie insbesondere auch die Vszweige mit einer Allgefahrendeckung zeigen (Bergeest S. 63). Insgesamt ist die Grenzziehung von Bergeest überzeugend und praktikabel. Vgl. im übrigen jetzt auch die Abgrenzung bei Flick, Die Schranken der Inhaltskontrolle Allgemeiner Versicherungsbedingungen nach § 8 des Gesetzes zur Regelung des Rechts der Allgemeinen Geschäftsbedingungen, Diss. Hamburg 1984, S. 151. Sämtliche Vertreter der K e r n b e r e i c h s t h e o r i e n betonen im Hinblick auf die von ihnen vorgenommenen Ausgrenzungen eines kontrollfreien Bereichs bei der Produktbeschreibung, daß dabei auch primäre Risikoabgrenzungen kontrollfähig seien, wenn sie Risiken ausscheiden, die in die durch den Vertragszweck begründete Leistungserwartung des Vmers fallen können (vgl. Brandner Festschrift Hauß S. 11, 12, Bergeest S. 61, 63). [A79] 7. Vollständige Inhaltskontrolle der Leistungsbeschreibung — Auffassungen Bauer, Helm, H.-D. Horn und N. Horn Die Schwierigkeiten, die bei der Ausgrenzung eines kontrollfreien Raumes entstehen, werden umgangen, wenn eine Inhaltskontrolle der gesamten Produktbe142

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VI. Inhaltskontrolle bei Allg LebensVBed

Anm. A 80

Schreibung für z u l ä s s i g erachtet wird, eine Ansicht, die gleichfalls im Vordringen begriffen ist (Bauer BB 1978 S. 480, Helm NJW 1978 S. 132, H.-D. Horn S. 7 3 - 8 1 , N. Horn in Wolf-Horn-Lindacher, AGB-Gesetz, München 1984, § 23 Rz 464, KochStübing § 8 AGB-Gesetz Rz 9, Schmidt-Salzer F 30, 31). Sie wird unterschiedlich begründet: Eine u n e i n g e s c h r ä n k t e K o n t r o l l m ö g l i c h k e i t könne aus dem besonderen Zweck der Vorschrift des § 8 AGB-Gesetz herzuleiten sein. Diese Norm habe auch die Aufgabe, die Möglichkeit des freien Aushandelns von Vertragsbestimmungen bis hin zur Grenze der Unbilligkeit oder Rechtsmißbräuchlichkeit zu gewährleisten. Das aber sei im Zusammenhang mit Vsbedingungen nicht möglich, da es ein freies Aushandeln von Preis und Gut Vsschutz hier nicht gebe (Bauer BB 1978 S. 480). Diese Argumentation kann höchstens im Bereiche des M a s s e n g e s c h ä f t s zutreffen, bei der V von G r o ß r i s i k e n wie bei i n d u s t r i e l l e n R i s i k e n werden eine Vielzahl von Modifikationen in die Vsbedingungen aufgenommen, die sich auch in den preislichen Vereinbarungen niederschlagen. Eine uneingeschränkte Inhaltskontrolle läßt sich somit nicht generell aus dem genannten Schutzzweck des § 8 AGB-Gesetz herleiten (H.-D. Horn a.a.O.). Die Argumentation, Sachleistungs- und Preisbestimmungen müßten voll der Kontrolle unterliegen, da aus systematischen Erwägungen AGB-Bestimmungen um so eher der Inhaltskontrolle unterfallen, je stärker sie vertragliche Hauptleistungsverpflichtungen in ihrem wirtschaftlichen Gewicht zueinander verändern (Koch-Stübing § 8 AGBG Anm. 11, Leonardy DRiZ 1976 S. 108), berücksichtigt nicht in genügendem Maße die Existenz eines K e r n b e r e i c h s p r i v a t a u t o n o m e n H a n d e l n s , wie Horn a.a.O. unter Hinweis auf § 10 Ziff. 4 (Leistungsänderungsvorbehalt) und 11 Ziff. 1 (Preiserhöhungsvorbehalt) AGB-Gesetz deutlich macht (H.-D. Horn a.a.O.). Am überzeugendsten ist die Argumentation von Horn, der im einzelnen darlegt, daß eine strukturmäßige Besonderheit von AVB, die es rechtfertige, ihnen einen Sonderstatus zuzubilligen, gar nicht gegeben sei. Ein Blick auf andere Wirtschaftsund Lebensbereiche läßt eine V i e l f a l t von Produktbeschreibungen erkennen, die der Inhaltskontrolle unterworfen werden, ohne daß hier ähnliche Überlegungen wie im Vsrecht angestellt werden. Gerade die Überprüfung der Leistung des Verwenders und ihrer Beschreibung bilde einen festen Bestandteil der AGB-Inhaltskontrolle im Hinblick auf einen effektiven Verbraucherschutz. Die Einbeziehung von produktgestaltenden Teilen der AVB in die Inhaltskontrolle bildet keinen Fremdkörper bei der Anwendung des AGB-Gesetzes. Die Inhaltskontrolle habe sich dabei am Vertragszweck zu orientieren, wobei Horn auch auf die im AGB-Gesetz zum Ausdruck gelangende Schutzzweckkomponente verweist (H.-D. Horn a.a.O.). [A 80] 8. Eigene Stellungnahme: Kontrollfreiheit eines engen, den Versicherungsnehmer lediglich begünstigenden Kernbereichs Gewiß zeichnen sich die AVB dadurch aus, daß sie die Beschreibung der unsichtbaren Ware V und damit eine Produktbeschreibung beinhalten. Sie stehen insoweit jedoch nicht allein, auch in a n d e r e n B e r e i c h e n finden sich vielfaltige Produktbeschreibungen, die grundsätzlich, in unmittelbarer oder mittelbarer Form der Inhaltskontrolle unterliegen. Bei AVB wäre eine Befreiung oder zumindest weitgehende Befreiung produktbeschreibender Klauseln von der Inhaltskontrolle vertretbar, wenn die Gefahren, die typischerweise mit der Verwendung vorformulierter Vertragsbedingungen auftreten, bei AVB und im Hinblick auf den Vmer bzw. die auf der Vmerseite Beteiligten ausgeschlossen werden könnten. Das aber ist nicht der Fall. Trotz der eingehenden Vorkontrolle der AVB durch das Bundesaufsichtsamt Winter

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ist durch Rechtsprechung und Schrifttum immer wieder deutlich geworden, daß einzelne Klauseln zu beanstanden waren oder zu beanstanden sind. Bereits v o r dem Inkrafttreten des AGB-Gesetzes bestand die Möglichkeit einer generellen Bedingungskontrolle nach §§ 138, 242, 315 BGB mit der Folge einer Vertragskorrektur — eine Möglichkeit, auf die zurückgegriffen werden kann, soweit eine Inhaltskontrolle bei der Leistungsbeschreibung in AVB abgelehnt wird. Das AGB-Gesetz hat die Grundsätze von Treu und Glauben insbesondere in den Katalogen der §§10 und 11 AGB-Gesetz lediglich konkretisiert und einen entsprechenden Kontrollmaßstab geschaffen. Es ist somit davon auszugehen, daß sich die Inhaltskontrolle nach dem AGBGesetz grundsätzlich auch auf die AVB bezieht. Auch wenn die Inhaltskontrolle dabei die gesamte Produktbeschreibung erfassen soll, so bedeutet das in der Praxis jedoch zugleich, daß sich die gegen den Verwender, also gegen den Ver richtende Inhaltskontrolle nicht auf den engen Zentralbereich der Leistungsbeschreibung beziehen kann, durch den dem Vmer eine Leistung lediglich gewährt wird, also eine Leistungsbeschreibung lediglich zugunsten, zum Vorteil des Vmers besteht. Dieser den Vmer lediglich begünstigende enge Kernbereich ist der Bereich der Leistungsbeschreibung, den Bergeest durch eine mathematische Formulierung definiert und der lediglich das „gewährte Positivum" erfaßt. Somit ist eine Leistungsbeschreibung von der Zielsetzung des AGB-Gesetzes her auch dann nicht gänzlich kontrollierbar, wenn man von der grundsätzlichen Kontrollierbarkeit der Leistungsbeschreibung ausgeht. Eine Kontrolle würde insoweit ins Leere laufen. Die Inhaltskontrolle beginnt erst dort, wo die Leistungsbeschreibung ein Element zum Nachteil des Vmers, zu seinen Ungunsten enthält, wenn mittels eines Negativums vom Positivum ein Abstrich erfolgt und der enge, für den Vmer positive, ihn lediglich begünstigende Zentralbereich der Leistungsbeschreibung verlassen wird. Die grundsätzlich gänzliche Kontrollierbarkeit der Leistungsbeschreibung läuft daher faktisch darauf hinaus, daß ein enger, den Vmer lediglich begünstigender Zentralbereich, ein enger Kernbereich der K o n t r o l l e g l e i c h w o h l e n t z o g e n bleibt. Dieser Bereich entspricht dem von Bergeest beschriebenen Freiraum, er mag enger sein als der von Brandner und Prölss-Martin gemeinte Bereich, dürfte sich aber ganz wesentlich mit ihm decken. Er beinhaltet die den Vmer lediglich begünstigende Feststellung der Vsart durch positive Beschreibung des vten Interesses, der vten Gefahr und des vten Schadens. Er ist somit leicht feststellbar und damit auch l e i c h t a u s g r e n z b a r , er versagt auch nicht bei komplizierten Risikobeschreibungen und beispielsweise auch nicht bei der Allgefahrendeckung, ist aber nicht etwa mit der primären Risikobeschreibung gleichzusetzen, er ist grundsätzlich enger als der Bereich der primären Leistungsbeschreibung. Damit verbleibt dem Ver zugleich aber auch ein — wenn auch enger — Freiraum, um durch autonomes Handeln die Idee eines bestimmten Vsschutzes zu verwirklichen. Der hiernach nicht ausgegrenzte Bereich unterliegt in seiner Gesamtheit der Inhaltskontrolle. Dabei kann für die Maßstäbe der Inhaltskontrolle an die bereits genannten Ansätze angeknüpft werden. Neben den jeweils einschlägigen Vorschriften der §§10, 11 AGB-Gesetz hat sich eine Inhaltskontrolle an der eventuell gegebenen d i s p o s i t i v e n g e s e t z l i c h e n R e g e l u n g im Sinne des §9 II Ziff. 1 AGBGesetz zu orientieren, ferner aber auch auf den Gedanken der G e f ä h r d u n g des V e r t r a g s z w e c k s im Sinne des §9 II Ziff. 2 AGB-Gesetz abzustellen. Die A n a l y s e v o n Z w e c k s t r u k t u r e n für bestimmte Typen von Vsverträgen liefert die entsprechenden Maßstäbe für eine Inhaltskontrolle, der Vertragszweck bestimmt sich dabei nicht individuell nach den Erwartungen des Vmers, erforderlich ist eine generalisierende, objektive Bestimmung des Vertragszwecks. 144

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VI. Inhaltskontrolle bei Allg LebensVBed

Anm. A 83

Bei der Inhaltskontrolle ist im einzelnen ferner auch ihre G e s a m t w i r k u n g f ü r die G e f a h r e n g e m e i n s c h a f t und die v s t e c h n i s c h e n G e g e b e n h e i t e n zu berücksichtigen. Zur Unwirksamkeitserklärung von Klauseln darf es — zumal damit stets ein mittelbarer Eingriff in das Preis-Leistungsverhältnis verbunden ist — nur bei g r o b e r U n a u s g e w o g e n h e i t zwischen der dispositiven Norm bzw. dem Vertragszweck und den zur Abweichung dargelegten Gründen kommen (vgl. Bergeest S. 64). [A 81] 9. Zusammenfassung Die I n h a l t s k o n t r o l l e nach dem AGB-Gesetz erstreckt sich somit grundsätzlich auf die gesamten Bedingungswerke einschließlich Leistungsbeschreibung. KontroUfrei ist lediglich ein enger, den Vmer lediglich begünstigender Kernbereich der Leistungsbeschreibung. Die Inhaltskontrolle bezieht sich dabei nicht nur auf die Lebensvsbedingungen im engeren Sinne, sondern darüber hinaus auch auf die Berufsunfahigkeitsv, die Berufsunfähigkeitszusatzv und die Unfallzusatzv (vgl. im einzelnen unten Anm. G). Gegenstand der Inhaltskontrolle sind dabei nicht nur die AVB im engeren Sinne, es unterliegen ihr auch die A n t r a g s v o r d r u c k e (Prölss-Martin 23 Vorbem. I 6 A), die G e s c h ä f t s p l a n m ä ß i g e n E r k l ä r u n g e n (Sieg VersR 1977 S. 490) und die für die einzelnen Vsformen erstellten Merkblätter (vgl. oben Anm. A 17). [A 82] 10. Verhältnis der Inhaltskontrolle nach dem AGB-Gesetz zum VVG Halten sich die AVB im Rahmen bestimmter zwingender und halbzwingender Vorschriften des VVG, so werden sie nicht auch zugleich an den Klauselverboten der §§ 10,11 AGB-Gesetz gemessen. Denn es ist nicht der Zweck dieser Verbotskataloge, die Anforderungen von Spezialnormen für bestimmte Vertragsarten, soweit hier die Zulässigkeit von AGB-Bestimmungen geregelt ist, zu verschärfen. Die Vorschriften der §§ 10 und 11 AGB-Gesetz treten insoweit zurück. Andererseits ist zu berücksichtigen, daß die den Schutz des Vmers bezweckenden halbzwingenden Normen des VVG nur eine äußerste Inhaltsschranke bilden. Daher sind Klauseln, die zwar den halbzwingenden Normen des VVG entsprechen und auf die die Verbotskataloge der §§10 und 11 AGB-Gesetz nicht anwendbar sind, gleichwohl der allgemeinen Inhaltskontrolle nach § 9 AGB-Gesetz ausgesetzt, wie dies auch für AVB-Bestimmungen gilt, die in den Verbotskatalogen nicht aufgeführt sind. Gerade auch bei Vsbedingungen, deren Deckungsschutz für den Vmer — wie in den Personenvszweigen generell, also auch in der Lebens-, der Berufsunfahigkeits- und der Unfallv — von besonderer Wichtigkeit ist, kann nach den Maßstäben des § 9 A G B - G e s e t z eine im Rahmen des VVG zulässige Klausel gleichwohl unwirksam sein (Brandner in: Ulmer-Brandner-Hensen § 8 AGBG Rz 29). [A 83] 11. Inhaltskontrolle nach §§ 1 3 - 2 2 AGB-Gesetz a) Grundlegung Es ist unbestritten, daß AVB, die die Grundlage einer gerichtlichen Entscheidung bilden, der Inhaltskontrolle durch das Gericht ungeachtet des Umstandes unterliegen, daß eine Vorprüfung durch das bundesaufsichtsamt stattgefunden hat. Diese Inzidentkontrolle durch das Prozeßgericht wird durch die auf §§ 13 — 22 AGB-Gesetz beruhende Klage auf Unterlassung und Widerruf ergänzt. Klagebefugt sind die im Gesetz erwähnten bzw. beschriebenen Interessenverbände im weiteren Sinne, die Industrie- und Handelskammern sowie die Handwerkskammern, die Klage richtet Winter

145

Anm. A 84

Α. Rechtsquellen der Lebensversicherung

sich gegen den Verwender, also den Ver, und gegen den Empfehler im weiten Sinne, also beispielsweise den Interessenverband, der nach den Wünschen und Vorschlägen der Ver AVB entwirft und den Entwurf im Genehmigungsverfahren mit vertritt. Wagner Bd VI Anm. A 68 vertritt dazu die Ansicht, daß die Haftung des Verwenders bzw. des Empfehlers nach § 13 AGB-Gesetz verfehlt sei. Soweit der Ver als Verwender aufsichtsamtlich genehmigte AVB verwendet, sei er ganz regelmäßig außerstande, dem Unterlassungsbegehren zu entsprechen; er sei aufsichtsrechtlich gehalten, nur diese AVB zu verwenden, könne regelmäßig auf andere AVB nicht ausweichen, eine Genehmigung der unter Berücksichtigung der Beanstandungen vorgenommenen Abänderungen werde in aller Regel eine geraume Zeit in Anspruch nehmen. Noch deutlicher verfehlt sei die Haftung des Empfehlers, die seinen tatsächlichen Einwirkungsmöglichkeiten nicht entspreche. Ich teile diese Bedenken Wagners ganz weitgehend, wegen weiterer Einzelheiten sei auf Wagner Bd VI Anm. A 68 verwiesen. [A 84] b) Verfahrensrechtliches Ausschließlich zuständig ist für Klagen nach § 13 AGB-Gesetz das Landgericht, in dessen Bezirk der in Anspruch genommene Verwender oder Empfehler seine gewerbliche Niederlassung oder (hilfsweise) seinen Wohnsitz hat. Betrifft die Klage — wie in der Lebensv — durch die Aufsichtsbehörde genehmigte AVB, so ist die Anhörung der zuständigen Aufsichtsbehörde, also des BAV, durch das Gericht zwingend vorgeschrieben (§16 AGB-Gesetz). Die Klage ist eine Leistungsklage, die Vollstreckung des Urteils richtet sich nach §§ 888, 890 ZPO, daneben besteht die Veröffentlichungsbefugnis nach § 18 AGB-Gesetz. Verfahrensbesonderheiten ergeben sich aus den Vorschriften der §§21, 19 AGB-Gesetz. Wegen weiterer Einzelheiten sei auf Wagner Bd VI Anm. A 69 verwiesen.

.146

Winter

Β. Bedeutung der Lebensversicherung Gliederung I. Geschichte der Lebensversicherung Anm. Β 1 - 1 0 (weitere Untergliederung vor Anm. Β 1) II. Entwicklung der Bedingungswerke in der Lebensversicherung Anm. Β 1 1 - 1 7 (weitere Untergliederung vor Anm. Β 11) III. Übersicht über Formen der Lebensversicherung Anm. Β 1 8 - 6 3 (weitere Untergliederung vor Anm. Β 18)

V. Lebensversicherung und Haftungsrecht Anm. Β 1 2 6 - 1 4 8 (weitere Untergliederung vor Anm. Β 126) VI. Gesetzliche Rentenversicherung und Betriebliche Altersversorgung im Verhältnis zur privaten Lebensversicherung Anm. Β 1 4 9 - 2 0 0 (weitere Untergliederung vor Anm. Β 149)

IV. Einordnung der Lebensversicherung Anm. Β 6 4 - 1 2 5 (weitere Untergliederung vor Anm. Β 64)

I. Geschichte der Lebensversicherung Schrifttum Anm. Β 1

6. Anfange der Wahrscheinlichkeitsrechnung Anm. Β 7 7. Sterblichkeitsforschung und Sterbetafel Anm. Β 8

1. Wurzeln der Lebensversicherung Anm. Β 2 2. Anfange der Lebensversicherung Anm. Β 3

8. Lebensversicherung im 19. Jahrhundert Anm. Β 9 9. Lebensversicherung in der Gegenwart Anm. Β 10

3. Wettversicherungen Anm. Β 4 4. Erste Lebensversicherungsunternehmen Anm. Β 5 5. Tontinenversicherung und staatliche Rentenversicherung Anm. Β 6

[ B l ] Schrifttum Baily, The Doctrine of Life Annuities and Assurances, London 1819, Bensa, II contratto di assicurazione nel Medio Ero, Genua 1884, Blumhardt ZVersWiss 1911 S. 66 — 80, BüchnerWinter, Grundriß der Individualversicherung, 8. Aufl., Karlsruhe 1977, Braun, Urkunden und Materialien zur Geschichte der Lebensversicherung und der Lebensversicherungstechnik, Berlin 1937, ders., Geschichte der Lebensversicherung und der Lebensversicherungstechnik, 2. Aufl., Berlin 1963, Cantor, Geschichte der Mathematik, Bd III, Leipzig 1898, Cooper, A Historical Analysis of the Tontine Principle, Philadelphia 1972, Crommelin, Johan de Witt en zijn Tijd, Amsterdam 1913, Czuber, Die Entwicklung der Wahrscheinlichkeitstheorie und ihrer Anwendungen, Leipzig 1899, Ebel ZVersWiss 1970 S. 5 3 5 - 5 5 9 , Ehrenberg ZVersWiss 1902 S. 123 — 130, ders. ZVersWiss 1901 S. 101 — 107, Emminghaus, Geschichte der LebensversicheWinter

147

Β. Bedeutung der Lebensversicherung

Anm. Β 2

rungsbank für Deutschland zu Gotha, Weimar 1877, Endemann, Studium in der romanischkanonistischen Wirtschafts- und Rechtslehre bis gegen Ende des 17. Jahrhunderts, Berlin 1874—83, Gebauer, Die sogenannte Lebensversicherung, Jena 1895, Gerhardt, Geschichte der Mathematik in Deutschland, München 1877, Goldschmidt, Universalgeschichte des Handelsrechts, Stuttgart 1891, Graetzer, Edmund Halley und Caspar Neumann, Breslau 1883, Grosse, Wirtschaft und Versicherung, Leipzig 1930, Hayes, A New Method for Valuation of Annuities upon Lives, 2. Aufl., London 1746, Hendrick, The Story of Life Insurance, New York 1907, Jack, An Introduction to the History of Life Assurance, London 1912, Japikse, Johan de Witt, Amsterdam 1915, Jennings-Trout, The Tontine: From The Reign of Louis XIV to the French Revolutionary Era, Philadelphia 1982, Karup, Handbuch der Lebensversicherung, Leipzig 1885, Knoll, Aus der Entwicklungsgeschichte des Versicherungswesens, 1934, Koch, Zur Geschichte des Versicherungswesens, 1962, ders., Begriffe und Daten aus der Versicherungsgeschichte, 1964, ders., Epochen der Versicherungsgeschichte, 1967, ders., Pioniere des Versicherungsgedankens, 300 Jahre Versicherungsgeschichte in Lebensbildern 1550—1850, Wiesbaden 1968, Littrow, Über Lebensversicherungen und andere Versorgungsanstalten, Wien 1833, Maseres, Principles of the Doctrine of Life Annuities, London 1783, Manes, Versicherungswesen, Bd I, 5. Aufl., Leipzig 1930, Mayr, Lehrbuch der Handelsgeschichte, Wien 1907, Meitzen, Geschichte, Theorie und Technik der Statistik, Berlin 1886, Moldenhauer, Das private Versicherungswesen, Berlin 1908, Moser, Die Gesetze der Lebensdauer, Berlin 1839, Pohl, Die Anfange des deutschen Lebensversicherungswesens, Berlin 1913, Pringsheim, Beiträge zur wirtschaftlichen Entwicklungsgeschichte der Vereinigten Niederlande im 17. und 18. Jahrhundert, Leipzig 1890, Raynes, A History of British Insurance, 3. Aufl., London 1954, Roghé, Geschichte und Kritik der Sterblichkeitsmessung bei Versicherungsanstalten, Jena 1890, Rosin, Lebensversicherung und ihre geistesgeschichtlichen Grundlagen, Leipzig 1932, du Saar, Over Sterfteformules en Lijfrenten, Groningen 1917, Sieveking, Grundzüge der neueren Wirtschaftsgeschichte vom 17. Jahrhundert bis zur Gegenwart, Leipzig o. J., Tarn, Historical Review of Life Assurance, London 1912, Trennery, The Origin and Early History of Insurance, London 1926, Tropfke, Geschichte der Elementarmathematik, Leipzig 1903, Vesper, Die Sterbekassen in alter und neuer Zeit, Berlin 1966, Wagner, Das Problem vom Risiko in der Lebensversicherung, Jena 1898, v. Waldheim, Das Versicherungswesen in seiner Entwicklung, Berlin 1928, Waltershausen, Deutsche Wirtschaftsgeschichte 1815 — 1914, Jena 1920, Weinstein-Deitch, The Impect of Legalized Gambling, New York 1974, Westergaard, Die Lehre von der Mortalität und Morbilität, Jena 1901, ders. Contributions to the Hystory of Statistics, London 1932, Wyler, Die Tontinen in Frankreich, München 1916. [Β 2] 1. Wurzeln der Lebensversicherung Sieht m a n von Ansätzen zum Vsgedanken schon im Altertum einmal ab, so finden sich Wurzeln der Lebensv sowohl im genossenschaftlichen wie auch im vertragsrechtlichen Bereich bereits im Mittelalter. G i l d e n , Z ü n f t e u n d B r u d e r s c h a f t e n unterstützten ihre Mitglieder auch bei Krankheiten u n d Unfällen u n d sorgten beim Tode eines Mitgliedes f ü r die D u r c h f ü h r u n g des Begräbnisses. D a die Mittel solcher Vereinigungen vielfach in Laden a u f b e w a h r t wurden, bürgerte sich f ü r genossenschaftliche Unterstützungseinrichtungen die Bezeichnung „ L a d e " ein. Zur Entstehung der späteren, auf vertraglicher Grundlage basierenden Lebensv hat es zudem beigetragen, d a ß mit Seeassekuradeuren auch die Leistung eines Lösegeldes f ü r den Fall vereinbart werden konnte, d a ß die Besatzung eines Schiffes u n d Reisende von Seeräubern gefangen genommen wurden. Hieraus entwickelte sich allmählich die V a u f d a s L e b e n v o n R e i s e n d e n , bei deren T o d die im Vertrage vereinbarten Beträge an E r b e n oder Gläubiger auszuzahlen waren. Eine weitere Vertragsform, die f ü r die geschichtliche Entwicklung der Lebensv von Bedeutung war, ist der seit dem 13. J a h r h u n d e r t auftretende L e i b r e n t e n k a u f , also eine Vereinbarung über die G e w ä h r u n g einer lebenslänglichen Rente gegen Hingabe einer Geldsumme. Dieser Vertrag, durch den sich insbesondere Städte u n d Landesherren Kapital verschafften, ist bei allen seinen sonstigen finanziellen Zwecken auch als Vorläufer 148

Winter

Anm. Β 5

I. Geschichte der LebensV

der späteren Rentenv anzusehen, und zwar sowohl wegen seiner Verwendbarkeit zur Versorgung des Rentenkäufers als auch wegen der Abstellung des Vertrages auf die Lebensdauer des Erwerbers einer solchen Rente. Die folgende Darstellung schließt sich eng an Büchner-Winter S. 2 0 - 3 9 an, vgl. im übrigen insbesondere Braun, Geschichte der Lebensversicherung und der Lebensversicherungstechnik, 2. Aufl., Berlin 1963. [B3] 2. Anfänge der Lebensversicherung In der Neuzeit bildeten sich auf dem Gebiete der Lebensv teils Einrichtungen fort, die es schon im Mittelalter gegeben hatte, teils kamen neue auf. Unterstützung bei Krankheits- und Sterbefallen gewährten, wie bereits im Mittelalter, die Zünfte der Handwerksmeister und Bruderschaften der Gesellen sowie Knappschaften der Bergleute. Versicherungsgeschichtlich bedeutsam sind auch die m o n t e s p i e t a t i s , kirchliche oder staatliche Leihhäuser, die vor allem seit dem 15. Jahrhundert insbesondere in Italien gegründet wurden, um der minderbemittelten Bevölkerung die Möglichkeit zu bieten, Pfandkredite zu moderaten Bedingungen zu erhalten. Mehrere unter den italienischen Leihanstalten beschafften sich Betriebskapital u. a. gegen das Versprechen, den ihnen bei der Geburt einer Tochter zinslos gegebenen Betrag bei deren Verheiratung in zehnfacher Höhe zurückzuzahlen. Wahrscheinlich aus der Kenntnis von dem Bestehen solcher A u s s t e u e r v e n heraus schlug im 16. Jahrhundert der Nürnberger Berthold Holzschuher in einer eingehenden Denkschrift verschiedenen deutschen Städten die Einrichtung derartiger Kassen vor. Er erlebte eine Verwirklichung seiner Anregungen ebensowenig wie Georg Obrecht, der einige Zeit später in erweiterter Form ähnliche Gedanken in einer Denkschrift entwickelte. Erst am Ende des 17., vor allem aber im Laufe des 18. Jahrhunderts wurden in Deutschland, oft unter staatlicher Förderung, zahlreiche Sterbe-, Witwen-, Waisenund Heiratskassen errichtet, die aber, ebenso wie ähnliche Kassen in den Niederlanden und in England, wegen ihrer versicherungstechnischen Mängel fast alle keinen Bestand gehabt haben. Für die Gründung solcher Witwen-, Waisen- und Heiratsbzw. Aussteuerkassen auf Gegenseitigkeit war neben humanitären Erwägungen das bevölkerungspolitische Motiv der Förderung von Eheschließungen maßgebend. [B4] 3. Wettversicherungen Die schon Ende des Mittelalters in der Seeversicherung entwickelte Möglichkeit, Reisende für den Fall ihres Todes zu versichern, breitete sich im 16. und 17. Jahrhundert von Italien auch nach anderen Ländern, insbesondere nach den Niederlanden aus. Als seit den politischen Ereignissen am Ende des 16. Jahrhunderts die südlichen Niederlande von den nördlichen wirtschaftlich überflügelt wurden und zu dieser Zeit auch Englands politischer und wirtschaftlicher Aufstieg begann, wurden diese Länder Zentren des Renten- und Assekuranzgeschäftes. Die von den Einzelassekuradeuren außer den Seeversicherungen abgeschlossenen Lebensversicherungen hatten überwiegend einen so betont spekulativen Charakter, daß in der Zeit vom 15. bis 18. Jahrhundert in verschiedenen Staaten der Abschluß derartiger Wettversicherungen auf das Leben von Menschen (ζ. B. des Papstes oder eines weltlichen Herrschers) als gegen die guten Sitten verstoßend untersagt wurde. [B 5] 4. Erste Lebensversicherungsunternehmen Die ersten größeren Lebensvsunternehmen wurden im Ausgange des 17. und zu Beginn des 18. Jahrhunderts in Englang gegründet. Auch Lloyds und die Sun nahmen 1721 neben der See- und Feuerv auch die Lebensv auf. Außer den sich als Winter

149

Β. Bedeutung der Lebensversicherung

Aran. Β 8

dauerhaft erweisenden Unternehmen entstand eine Reihe kurzlebiger spekulativer Gründungen, insbesondere in den ersten Jahrzehnten des 18. Jahrhunderts. Vorschläge für die Schaffung sozialer Versorgungseinrichtungen enthielt eine 1698 veröffentlichte Schrift von Daniel Defoe. [B 6] 5. Tontinenversicherung und staatliche Rentenversicherung Für die Entwicklung der Lebensv von maßgebender Bedeutung war der rechnerisch gut durchdachte Plan, den der in Frankreich lebende Neapolitaner Lorenzo Tonti (1630-1695) dem Kardinal Mazarin zur Besserung der Finanzlage des französischen Staates vorlegte. Er schlug darin die Aufnahme einer größeren Anleihe vor, zu deren Verzinsung die nach dem Lebensalter in zehn Gruppen eingeteilten Kapitalgeber Leibrenten in der Weise erhalten sollten, daß die Rentenanteile der in jedem Jahr verstorbenen Gruppenmitglieder den Ansprüchen der übrigen Mitglieder zugeschlagen wurde. Erst 1689 wurde in Frankreich auf Grund der Gedanken Tontis die erste staatliche Tontine errichtet, nachdem in Holland schon seit 1670 öffentliche Anleihen in dieser Form aufgelegt worden waren. Noch bedeutsamer war es, daß der niederländische Staatsmann und Mathematiker Jan de Witt (1625 — 1672) aus der Verantwortung für die Finanzpolitik seines Landes heraus der zuständigen politischen Körperschaft 1671 eine Denkschrift vorlegte, worin er im Hinblick auf die Begebung staatlicher Rentenanleihen zum erstenmal eine nach richtigen Grundsätzen ausgearbeitete Berechnung über den Barwert von Leibrenten vorgenommen hatte. Ähnliche Gedankengänge verfolgte sein Landsmann Johannes Hudde (1628-1670). [B7] 6. Anfänge der Wahrscheinlichkeitsrechnung Diese Rentenberechnungen waren bereits eine praktische Nutzanwendung des Geistes jener Zeit, in der die Mathematik erheblich an Bedeutung gewann und in der auch die Voraussetzungen für die moderne Versicherungstechnik, vor allem auf dem Gebiete der Lebensv, geschaffen wurden. Von ganz maßgeblicher Bedeutung war es, daß aus Betrachtungen über den Zufall beim Würfelspiel, an denen sich bereits Galileo Galilei (1564-1642) beteiligt hatte, die Wahrscheinlichkeitsrechnung entstand. Hieran waren mit ihren mathematischen Untersuchungen u. a. beteiligt Blaise Pascal (1623-1662), Pierre Fermât (1601-1665), Gottfried Wilhelm Leibniz (1646-1716), der Niederländer Christian Huygens (1629-1695), der sich schon mit Fragen der Lebenswahrscheinlichkeit befaßte, sowie besonders Jakob Bernoulli (1654-1705), der das „Gesetz der großen Zahl" formulierte. An der weiteren Vervollkommnung der Wahrscheinlichkeitslehre haben insbesondere Pierre Simon de Laplace (1749-1827), S. D. Poisson (1781-1840) sowie Carl Friedrich Gauß (1777—1855) zu nennen, der u. a. auch ein versicherungstechnisches Gutachten über die Göttinger Professorenwitwen-Kasse erstattet hat. Eine wesentliche Rolle bei der Entstehung der Lebensversicherung spielte die A u f k l ä r u n g mit ihrer rationalen Denkweise, die sich auch in dem Interesse für statistische Beobachtungen und Berechnungen bekundete, mit ihrem optimistischen Vernunftglauben und ihrem dem Diesseits zugewandten Wohlfahrtsethos, vor allem in E n g l a n d , dem Ausgangszentrum der europäischen Aufklärung sowie auch der Versicherungsmathematik als eines Zweiges der Wahrscheinlichkeitsrechnung und der modernen Lebensv. [B8] 7. Sterblichkeitsforschung und Sterbetafel Bei der Anwendung der Wahrscheinlichkeitsrechnung auf die S t e r b l i c h k e i t s f o r s c h u n g müssen für die anzustellenden Berechnungen ausreichende statistische 150

Winter

Anm. Β 9

I. Geschichte der Lebens V

Unterlagen vorhanden sein. Nachdem bereits um 1600 Georg Obrecht sich in einer seiner volkswirtschaftlichen Schriften für die Einführung einer Bevölkerungsstatistik eingesetzt, 1662 der Engländer John Graunt schon bemerkenswerte — von Huygens verwendete — statististische Beobachtungen auf Grund allerdings noch recht unzureichender Sterberegister veröffentlicht hatte, war es der Theologe Caspar Neumann (1648 — 1715), der über die Geburts- und Sterbefalle seiner Breslauer Gemeinde aus den dortigen, gut geführten Kirchenbüchern mit großer Sorgfalt Tabellen herstellte und sie zunächst Leibniz übersandte, bis sich die englische Royal Society die Aufstellungen erbat, um mit ihrer Auswertung den englischen Mathematiker und Astronomen Edmond Halley (1656 — 1742) zu beauftragen, dem sie als Unterlagen für seine Sterbetafel dienten, die er 1693 publizierte. Ausgebildet wurde die statistisch-mathematische Lebensvstechnik zuerst in England im 18. Jahrhundert durch die Mathematiker Abraham de Moivre, James Dodson, Thomas Simpson und Richard Price. Neben Niederländern, Franzosen und Schweden sind vor allem der Theologe Johann Peter SüBmilch, der durch ein grundlegendes Werk über die B e v ö l k e r u n g s s t a t i s t i k bekannt wurde, und der Kieler Johann Nicolaus Tetens, der 1785/86 das erste deutsche L e h r b u c h d e r V e r s i c h e r u n g s m a t h e m a t i k herausgegeben hat. Bedeutendes auch für die Wahrscheinlichkeitsrechnung, die Bevölkerungsstatistik und für die Lebensvstechnik hat außerdem der Schweizer Mathematiker Leonhard Euler (1707 — 1783) geleistet. Zur praktischen Anwendung der neuen mathematischen Erkenntnisse und statistischen Beobachtungen kam es zuerst in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, zur Hauptsache aber erst im Laufe des 19. Jahrhunderts. Die erste Lebensvsgesellschaft, die von vornherein nach richtigen vstechnischen Grundsätzen errichtet und betrieben wurde, ist die 1762 als Gegenseitigkeitsgesellschaft gegründete Equitable in London. In Deutschland sind im 18. Jahrhundert noch keine größeren Lebensvsunternehmen entstanden. Jedoch hat eine in Hamburg 1778 auf versicherungstechnischer Grundlage errichtete Versorgungskasse bis 1957 bestanden. Erfolgreich weiterentwickelt hat sich eine ähnliche Gründung in Braunschweig aus dem Jahre 1808, im Jahre 1827 wurde die erste größere Gegenseitigkeitsgesellschaft in Gotha gegründet, die die Lebensv betrieb. Johann Georg Büsch (1728-1800) und Ernst Wilhelm Arnoldi (1778 — 1841) gehören zu denen, denen es insbesondere zu danken ist, daß die erarbeiteten versicherungstechnischen Grundsätze auch in der Praxis der Lebensv ihren Niederschlag fanden. [B9] 8. Lebensversicherung im 19. Jahrhundert Besonders in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden eine Reihe von Vsgesellschaften gegründet, die die Renten- oder auch die Kapitalv und schließlich auch die bis auf die Knappschaftskassen des 16. Jahrhunderts zurückreichende Berufsunfähigkeitsv in den Vordergrund ihrer geschäftlichen Betätigung rückten. Den Durchbruch zu ihrer großen wirtschaftlichen Bedeutung erreichte die Lebensv jedoch erst, als es mit Hilfe eines regional zunehmend ausgeweiteten und verdichteten V e r t r e t e r n e t z e s gelang, die Bevölkerung in immer breiterem Maße für die Lebensv zu interessieren. Der organisatorische Aufbau und Ausbau ist einer der maßgeblichen Faktoren für die erhebliche Bedeutung geworden, die die Lebensv im 19. Jahrhundert und in der Gegenwart erlangt hat. Dazu trug auch bei, daß sich die Lebensv seit dem Ende des 19. Jahrhunderts — in dem der Versicherungsgedanke auch durch die Einführung der S o z i a i ν gefördert wurde — nicht mehr mit der sog. Großlebensv (mit großen Vssummen) begnügte, sondern vielmehr auch die Kleinlebensv (mit Vssummen bis nunmehr 5000 DM), auch V o l k s ν genannt, betrieb, wobei neben Winter

151

Anm. Β 11

Β. Bedeutung der Lebensversicherung

den professionellen Außendienst auch gewerkschaftlich-genossenschaftliche, berufsständische Organisationen und ähnliches traten, auch wenn die Kleinlebensv nunmehr ihre Bedeutung eingebüßt hat. [B 10] 9. Lebensversicherung in der Gegenwart Die Lebensv überstand auch beide Weltkriege und die dadurch ausgelösten Inflationszeiten und gelangte zu ihrer h e u t i g e n g r o ß e n v o l k s w i r t s c h a f t l i c h e n B e d e u t u n g , obwohl sie nach der Stabilisierung der Währung stets fast von vorn beginnen mußte und als Folge des zweiten Weltkrieges einen Teil ihres Geschäftsgebiets verlor. Die Erhöhungen der Pflichtvsgrenze 1957 und 1965 sowie die gänzliche Aufhebung der Pflichtgrenze auch in der Angestelltenv 1968 brachten der Lebensv einen starken Zugang von Befreiungsven, weitere Anstöße resultierten aus der Einbeziehung der Lebensv in das Vermögensbildungsgesetz und der Förderung der betrieblichen Altersvorsorge. Die zeitweise Erhöhung der G e l d e n t w e r t u n g s r a t e und die faktische Einengung der s t e u e r l i c h e n F ö r d e r u n g vermochten es zwar, den Vszuwachs zu hemmen, die wirtschaftliche Bedeutung der Lebensv als eines der wichtigsten K a p i t a l s a m m e l b e c k e n ist jedoch erhalten geblieben und ist nicht zuletzt auch durch die konsequente Einführung dynamischer Vsformen erneut gestiegen. Durch die Niederlassungsdirektive für die Lebensv haben sich die EGStaaten den Zugang der Lebensvsunternehmen zu den einzelnen Märkten gegenseitig erleichtert. Die 101 im Bundesgebiet und in West-Berlin arbeitenden Lebensvsunternehmen verzeichneten am 31.12.1983 einen Bestand von mehr als 67,15 Millionen Lebensvsverträgen mit einer V s s u m m e von 983,5 Millarden DM. Summenmäßig entfielen davon 76,4% auf die Großlebensv (darin ist mit 5,9 Prozentpunkten die Vermögensbildungsv enthalten), 6,2% auf die Risikolebensv, 2,3% auf die Rentenv, 1,7% auf die Kleinlebensv (die jedoch nach der Zahl der abgeschlossenen Verträge gleichwohl noch eine erhebliche Rolle spielt), 0,7% auf die Berufsunfahigkeitsv und insgesamt 12,7% auf die Gruppenlebensv (die wiederum in Kapitalv, Risikov, Rentenv und Berufsunfähigkeitsv unterteilt werden kann). II. Entwicklung der Bedingungswerke in der Lebensversicherung Schrifttum Anm. Β 11 1. Normativbedingungen von 1909 (NB a. F.) Anm. Β 12 2. Normativbedingungen von 1932: Allgemeine Versicherungsbedingungen der Kapitalversicherung auf den Todesfall (ALB a. F.) Anm. Β 13 3. Musterbedingungen für die Großlebensversicherung (ALB) · Anm. Β 14

4. Verhältnis der ALB zu den ALB a. F. Anm. Β 15 5. Neuerungen bei den ALB im Vergleich zu den ALB a. F. — eine Übersicht Anm. Β 16 6. Weitere Entwicklung nach der Neufassung der ALB, sog. verbraucherfreundliche Bedingungswerke Anm. Β 17

[Β 11] Schrifttum Adler VW 1957 S. 284, Arnold VerBAV 1957 S. 1 0 3 - 1 0 4 , Bache ÖRevue 1910 S. 2 2 7 - 2 2 8 , Begründung zu den Entwürfen eines Gesetzes über den Versicherungsvertrag, Reichstagsvorlage, Berlin 1906, Bruck-Dörstling, Das Recht des Lebensversicherungsvertrages, Mannheim-BerlinLeipzig 1933, Dörstling NeumannsZ 1940 S. 9 9 - 1 0 1 , DVfVW, Sammlung von Allgemeinen Versicherungsbedingungen Deutscher Versicherungsanstalten, 2. Teil Berlin 1908, GerhardHagen, Kommentar zum Deutschen Reichsgesetz über den Versicherungsvertrag, Berlin 1908,

152

Winter

II. Entwicklung der Bedingungswerke in der LebensV

Anm. Β 13

Hagelschuer, Lebensversicherung, Wiesbaden 1983, Hagen ZVersWiss 1910 S. 202—241, Hofmann, Privatversicherungsrecht, München 1978, Hüttner, Das Recht der Versicherung, Leipzig 1908, Hupka, Gegenentwurf eines Gesetzes über den Versicherungsvertrag, Leipzig — Wien 1908, Liertz Mitteilungen 1916 S. 304, Malß, Die Lebensversicherung, MalßZ Bd II 1868 S. 225—235, Mohr-Hofmann, Lebensversicherung, Versicherungswirtschaftliches Studienwerk, 2. Aufl., Wiesbaden o. J., Prölss-Martin, Versicherungsvertragsgesetz, 23. Aufl., München 1984, Rüdiger, Die Rechtslehre vom Lebensversicherungsvertrag, Berlin 1885, ders. ZVersWiss 1902 S. 2 4 1 - 3 1 5 .

[B 12] 1. Normativbedingungen von 1909 (NB a. F.) Auch die Geschichte der Allgemeinen Vsbedingungen reicht weit zurück. Bis zum Inkrafttreten des VVG im Jahre 1910 verwandten die Lebensversicherer Vsbedingungen, die formell und materiell teilweise erheblich voneinander abwichen. Die Versicherer waren ganz offensichtlich bestrebt, auch bei der Ausgestaltung der von ihnen formulierten Vsbedingungen ihre I n d i v i d u a l i t ä t zu b e w a h r e n und dadurch einen effektiveren W e t t b e w e r b zu ermöglichen. Erst 1875 unternahmen die in dem Verein Deutscher Lebensversicherungsgesellschaften zusammengeschlossenen 17 Versicherer den Versuch, die Buntscheckigkeit zu beseitigen und sich auf ein einheitliches Schema von Vsbedingungen zu einigen. Dieses Schema von Vsbedingungen ist jedoch weder vom Verein insgesamt noch von der größeren Zahl seiner Mitglieder auch tatsächlich eingeführt worden. Eine Zusammenstellung historisch besonders wichtiger Lebensvsbedingungen aus jener Zeit findet sich in Teil II der von dem Deutschen Verein für Versicherungs-Wissenschaft herausgegebenen Sammlung von Versicherungsbedingungen Deutscher Versicherungsanstalten (Berlin 1909, vgl. dazu auch Bruck-Dörstling Allgem. Vorbem. 2). Die Bemühungen um eine H a r m o n i s i e r u n g der Lebensvsbedingungen wurden erst angesichts des geplanten Inkrafttretens des VVG wieder aufgenommen, und erst nach langwierigen Verhandlungen konnte der Verband Deutscher Lebensversicherungs-Gesellschaften im Namen von 36 Mitgliedsgesellschaften einen Entwurf von Normativbedingungen für die Todesfallv dem Kaiserlichen Aufsichtsamt für die Privatv vorlegen, der im Jahre 1909 genehmigt wurde (VA 1909, S. 92, 154). Diese Normativbedingungen sind für die Zeit ihrer Geltung nur unwesentlich abgeändert worden. Eine Zusammenstellung der ab 1910 geltenden Allgemeinen TodesfallVersicherungsbedingungen findet sich in der im Auftrage des Verbandes Deutscher Lebensversicherungs-Gesellschaften vorgelegten Sammlung von Zahnbrecher (München 1909). Vgl. auch Teil V 1. Hälfte der von dem Deutschen Verein für Versicherungswissenschaft herausgegebenen Sammlung von Versicherungsbedingungen Deutscher Vsanstalten (Berlin 1912). [B 13] 2. Normativbedingungen von 1932: Allgemeine Versicherungsbedingungen der Kapitalversicherung auf den Todesfall (ALB a. F.) Angesichts der Entwicklung der R e c h t s p r e c h u n g zu den NB a. F. und den zu jener Zeit von den Vern verwandten Bedingungswerken wurde bald deutlich, daß bei dem zunehmend stärker werdenden Wettbewerb auch die Vsbedingungen allmählich zum W e t t b e w e r b s m i t t e l geworden waren. Angesichts der Verschiedenheit der von den einzelnen Vern verwandten Bedingungen gelangte so die Rechtsprechung bei gänzlich gleichen Tatbeständen häufig zu entgegengesetzten Entscheidungen, so daß sich die Forderung nach einer Harmonisierung bzw. Vereinheitlichung der verwandten Bedingungswerke erhob. Der Verband Deutscher Lebensversicherungsgesellschaften setzte 1928 einen Unterausschuß für die Erarbeitung eines Entwurfs der Allgemeinen Versicherungsbedingungen ein. Der fertiggestellte Entwurf Winter

153

Anm. Β 14

Β. Bedeutung der Lebensversicherung

wurde aufgrund der Stellungnahmen der Mitgliedsgesellschaften neugefaßt und dem Reichsaufsichtsamt vorgelegt, das die Bedingungen in der aus VA 1932, S. 115 ersichtlichen Fassung genehmigte (vgl. oben A 3). Die A b w e i c h u n g e n d e s n e u e n B e d i n g u n g s w e r k e s von den NB a. F. liegen dabei mehr in der Wortwahl und im Aufbau als im Sachlichen. Es ist dabei versucht worden, die Bedingungen in einer Form zu formulieren, die es auch dem vsrechtlich und -technisch nicht versierten Durchschnittsleser ermöglichen sollte, den Inhalt der Bedingungen zu verstehen. Diesem Zweck dienten auch vor allem die jetzt aufgenommenen B e g r i f f s b e s t i m m u n g e n des Versicherungsnehmers, des Versicherten (§ 1 II ALB a. F.), des Deckungskapitals (Fn. zu § 5 II ALB a. F.) sowie die Einbeziehung der verstreuten Bestimmungen des VVG in die Bedingungen (vgl. ζ. B. §§ 4, 5, 8 ALB a. F.). Die insgesamt 18 sachlichen Änderungen gegenüber den zuvor geltenden Normativbedingungen sind von Bruck-Dörstling Allgem. Vorbem. 4 im einzelnen aufgeführt. (B 14] 3. Musterbedingungen für die Großlebensversicherung (ALB) Die Neufassung der Allgemeinen Versicherungsbedingungen für die Großlebensversicherung im Jahre 1957 beruhte auf eingehenden, jahrelangen Arbeiten, die eine vom Ausschuß für Rechts- und Gesetzesfragen des V e r b a n d e s d e r L e b e n s v e r s i c h e r u n g s u n t e r n e h m e n eingesetzte Kommission seit 1951 geleistet hatte. Die von der Kommission erarbeiteten Vorschläge wurden nach einer Stellungnahme des Ausschusses für Rechts- und Gesetzesfragen und nach Billigung des Hauptausschusses des Verbandes der Lebens Versicherungsunternehmen mit dem D e u t s c h e n V e r s i c h e r u n g s - S c h u t z v e r b a n d a l s Vertreter der Vmerseite abgestimmt und zur Grundlage weiterer sehr eingehender Verhandlungen mit dem Bundesaufsichtsamt gemacht. Mit dem Deutschen Versicherungs-Schutzverband ist in allen grundsätzlichen Fragen eine Einigung erzielt worden. Nach Anhörung des V e r s i c h e r u n g s b e i r a t e s beim Bundesaufsichtsamt fanden die neuen Vsbedingungen als Musterbedingungen für die Großlebensv die Genehmigung des B A V durch eine Beschlußkammerentscheidung vom 13.111.1957 (VerBAV 1957 S. 58). Die Neufassung sollte dem Z w e c k dienen, die bestehenden Allgemeinen Versicherungsbedingungen für die Lebensversicherung, die sich inhaltlich durchaus bewährt hatten, zu kürzen, zu straffen, klar und allgemein verständlich zu fassen. Dabei wurde von der Erwägung ausgegangen, daß die Vsbedingungen grundsätzlich in k l a r e r und p r ä g n a n t e r F o r m sämtliche Rechte und Pflichten des Vmers, deren Kenntnis zur Durchführung des Vsvertrages erforderlich ist, enthalten sollen. Andererseits wurde beabsichtigt, Bestimmungen, die bereits im Gesetz enthalten sind und über die der Vmer im Einzelfall durch den Ver eingehend aufgeklärt wird, entfallen zu lassen. Was zum V s a n t r a g oder zum V s s c h e i n gehört, sollte in den Antrag bzw. den Vsschein übernommen werden. Darüber hinaus war es Ziel der Neufassung, die Belange des einzelnen Vmers und der Versichertengemeinschaft in möglichst gerechter Form aufeinander abzustimmen und zu wahren. So ist insbesondere auch im Interesse des Vmers eine wesentliche Kürzung der Allgemeinen Vsbedingungen erreicht worden, die auf insgesamt 17 Vorschriften beschränkt wurden. Der A u f b a u des Bedingungswerks wurde aus Gründen der besseren Übersicht und eines leichteren Verständnisses in etwa nach dem A b l a u f e i n e s L e b e n s v s v e r t r a g e s gestaltet. Dabei sind die Beteiligten davon ausgegangen, daß im Interesse einer einheitlichen Behandlung der Vmer und Vten, im Interesse der Vereinfachung des Geschäftsverkehrs und im Interesse der Wahrung einer möglichst einheitlichen Rechtsprechung die neuen Musterbedingungen möglichst bald von sämtlichen Vern 154

Winter

II. Entwicklung der Bedingungswerke in der LebensV

Anm. Β 15

übernommen werden sollten (vgl. zu allem Adler VW 1957 S. 284, Arnold VerBAV 1957 S. 103). Naturgemäß sind zusammen mit den ALB auch die Geschäftsplanmäßigen Erklärungen neugefaßt worden und hier insbesondere durch jene Regelungen aufgenommen worden, die aus Gründen der Straffung aus den ALB herausgenommen sind (VerBAV 1957 S. 80). [B 15] 4. Verhältnis der ALB zu den ALB a. F. Die so erfolgte Einführung der Musterbedingungen im Jahre 1957 bedeutet zugleich, daß die Normativbedingungen von 1932, also die A L B a . F . , für die Lebensvsverträge, die v o r E i n f ü h r u n g der n e u e n A L B bei den einzelnen Vern geschlossen waren, weiter maßgeblich sind. Da vor der Einführung der Musterbedingungen abgeschlossene Vsverträge auch in der Gegenwart noch nicht abgewickelt worden sind und auf der Grundlage der alten Bedingungen weiter laufen, sind gegenwärtig beide Bedingungswerke gültig, wobei die hier vorgenommene Kommentierung sich allerdings ganz wesentlich und in erster Linie auf die n e u e n A L B bezieht. Dabei sei klargestellt, daß das unverändert gebliebene Bedingungswerk der ALB a. F. nur insoweit weitergilt, wie ihm nicht zwingende Vorschriften wie die Normen des AGB-Gesetzes entgegenstehen. Im einzelnen entsprechen einander folgende Bestimmungen (teilweise allerdings nur partiell): ALB ALB a. F. §1 §2 Ziff. 1 §2 Ziff. 1 § 3 Ziff.4 S. 1, 2 § 2 Ziff.2 S. 1 § 2 Ziff.l § 2 Ziff.2 S. 2 § 3 Ziff.5 S. 2 § 3 Ziff.l § 2 Ziff.2 § 3 Ziff.2 S. 1 §4 Ziff.l § 3 Ziff.2 S. 2 § 4 Ziff.2 a S. 2 §4 Ziff.l, 2 §6 §5 §7 §6 Ziff.l S. 1, 2 §8 Ziff.l, 2 §6 Ziff.l S. 3 § 6 Ziff.2 § 8 Ziff.3 § 6 Ziff.3 §15 Ziff.3 §7 §9 §8 §10 §9 §11 §10 § 12 Ziff.l, 2 §11 Ziff.l S. 1, 2 §13 §11 Ziff.l S. 3 §11 Ziff.2 § 12 Ziff.l § 14 Ziff.l § 12 Ziff.2 § 14 Ziff.2 §13 Ziff.l, 2 §15 Ziff.2 §14 §16 §15 §18 Ziff.2 §16 §19 §17 § 1 Ziff.5 (Vgl. zur Gegenüberstellung auch Prölss-Martin 23 Anhang II zu §§159 — 178 VVG nach § 17 ALB) Winter

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Anm. Β 16

Β. Bedeutung der Lebensversicherung

[Β 16] 5. Neuerungen bei den ALB im Vergleich zu den ALB a. F. — eine Übersicht Manches, was in die ALB a. F. aufgenommen war, findet sich in den neuen ALB nicht, sondern ist in den Vsantrag bzw. in den Vsschein gerückt. Das gilt zunächst von den Vorschriften über die A n t r a g s t e l l u n g , die — um die Bedingungen zu straffen — in die Geschäftsplanmäßigen Erklärungen hineingenommen sind (Geschäftsplanmäßige Erklärung 1.1, 2, 3) und für den Vmer in den Antrag aufgenommen worden sind. So wird die sog. B i n d e f r i s t , innerhalb der der Antragsteller an seinen Antrag gebunden ist, nur im Antrag genannt. Da die Frist am Tage der Antragstellung und bei einer V mit ärztlicher Untersuchung mit dem Tage der Untersuchung beginnt, gehen später eintretende Verzögerungen zulasten der Vers. Kommt der Vmer in P r ä m i e n v e r z u g , so geht ihm nach den neuen Geschäftsplanmäßigen Erklärungen (3.2) ein ausführliches Mahn- und Kündigungsschreiben zu, das vor allem auch die komplizierten Vorschriften des § 39 enthält. Damit liegen die Vorschriften, die für die Rechtslage von Bedeutung sind, im Gegensatz zu den ALB a. F., wo die Vorschriften über den Prämienverzug in das Bedingungswerk aufgenommen waren, dem Vmer gerade in dem Augenblick vor, in dem er den Wortlaut der Vorschriften auch wirklich benötigt. Desgleichen wird der Vmer über die Möglichkeit zur W i e d e r i n k r a f t s e t z u n g einer L e b e n s v nur durch das Mahn- und Kündigungsschreiben unterrichtet. Neu gefaßt wurden auch die Bestimmungen über die B e s t e l l u n g eines B e z u g s b e r e c h t i g t e n (§ 13 ALB): Während die Bestellung eines u n w i d e r r u f l i c h Bezugsberechtigten nach den ALB a. F. durch einseitige, empfangsbedürftige, an den Ver gerichtete Erklärung erfolgte, so daß der Begünstigte den Rechtsanspruch im Zeitpunkt des Eingangs der Erklärung bei dem Ver erwarb, kann nach den ALB der Rechtsanspruch aus einer unwiderruflichen Bezugsberechtigung nur durch Vertrag erworben werden, das heißt, der Ver bestätigt die Bezugsrechtserklärung dem Vmer gegenüber und der Rechtserwerb tritt erst mit Eingang der Bestätigung beim Vmer ein. Bis zum Eingang der Bestätigung hat der Bezugsberechtigte lediglich ein widerrufliches Recht auf die Leistung aus dem Vsvertrag. Die Bestimmungen über die Inhaberklausel (§11 ALB) sind dahin umgestaltet worden, daß Anfechtungs- und Rücktrittserklärungen, die der Ver nach dem Tode des Vten abgeben will, an einen namentlich bezeichneten Zustellungsbevollmächtigten oder den Inhaber des Vsscheines rechtswirksam abgegeben werden können. Wenn der Vmer eine V gegen Einmalprämie abgeschlossen hat, so soll diese Einmalprämie in der Regel nicht eingeklagt werden (Geschäftsplanmäßige Erklärungen 3.1); dabei hat jedoch die Nichtzahlung der Einmalprämie für den Vmer den Rücktritt des Vers und vor allem die Verpflichtung zur Zahlung einer nicht unerheblichen Gebühr zur Folge, die im Verhältnis zur Einmalprämie bemessen ist (§ 3 Ziff. 1). Im übrigen findet sich in den Geschäftsplanmäßigen Erklärungen auch der Grundsatz niedergelegt, daß der Ver durch Prämienklagen wegen rückständiger Beiträge nicht mehr als den Betrag einer Jahresprämie nebst Zinsen und Kosten geltend machen kann (3.3). Bei der Bestellung eines unwiderruflich Bezugsberechtigten hat der Ver zudem die Verpflichtung übernommen, unverzüglich tätig zu werden, und zwar entweder unverzüglich die eingegangene Bezugsberechtigung zu bestätigen oder aber den Vmer unverzüglich über den Inhalt der unwiderruflichen Bezugsberechtigung aufzuklären, falls Anhaltspunkte gegeben sind, daß sich der Vmer über den Inhalt des unwiderruflichen Bezugsrechts im unklaren ist (Geschäftsplanmäßige Erklärungen 3.5). Auf mehrere weitere Neuerungen wird bei der Kommentierung im einzelnen eingegangen werden, weitere ursprünglich geschaffene Neuerungen sind seit 1957 wieder aufgehoben worden. Alles in allem sind die Neuerungen — wie es auch den Intentionen der Beteiligten entsprach — weniger inhaltlicher Natur — so 156

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II. Entwicklung der Bedingungswerke in der LebensV

Anm. Β 17

aber die erweiterte Inhaberklausel nach § 11 ALB —, sie sollten vielmehr dem Ziele dienen, das Bedingungswerk zu straffen, klar und allgemein verständlich zu fassen (vgl. Adler VW 1957 S. 284, Arnold VerBAV 1957 S. 103-104). [B 17] 6. Weitere Entwicklung nach der Neufassung der ALB, sog. verbraucherfreundliche Bedingungswerke Nach ihrer Einführung sind die ALB im Laufe der vergangenen Jahre wiederholt geändert worden, und zwar ganz regelmäßig mit dem Ziel, die Rechtsstellung des Vmers bzw. des Vten zu verbessern und den Bedingungswortlaut eindeutiger und klarer zu gestalten. Die letzten wesentlichen Änderungen betrafen die Anpassung des Bedingungswerks an das AGB-Gesetz (VerBAV 1978 S. 80) und im Jahre 1981 eine Klärung des Beginns des Vsschutzes in der Lebensv (§ 1 ALB) sowie eine Klärung des Leistungsorts in § 10 ALB. Die Bedingungen gelten nunmehr in der oben Anm. A 4 wiedergegebenen Fassung (VerBAV 1981 S. 118). Neben den ALB sind aber auch die ü b r i g e n F o r m e n d e r L e b e n s v w e i t e r e n t w i c k e l t bzw. — es sei hier die Vermögensbildungsv erwähnt — n e u e n t w i c k e l t worden. Im wesentlichen handelt es sich dabei — jeweils in der letzten Fassung — um die M u s t e r b e d i n g u n g e n f ü r die R i s i k o v e r s i c h e r u n g (VerBAV 1981 S. 182 und oben Anm. A 6), die M u s t e r b e d i n g u n g e n f ü r die R e n t e n v e r s i c h e r u n g (VerBAV 1978 S. 105,1981 S. 98 und oben Anm. A 8), die M u s t e r b e d i n g u n gen f ü r d i e V e r m ö g e n s b i l d u n g s v e r s i c h e r u n g (VerBAV 1984 S. 337 und oben A 9), die M u s t e r b e d i n g u n g e n f ü r die F o n d s g e b u n d e n e L e b e n s v e r s i c h e r u n g (VerBAV 1978 S. 81,1981 S. 98 und oben A 10), die M u s t e r b e d i n g u n gen f ü r die B e r u f s u n f ä h i g k e i t s v e r s i c h e r u n g (VerBAV 1981 S. 229 und oben Anm. A l l ) sowie die M u s t e r b e d i n g u n g e n f ü r die B e r u f s u n f ä h i g k e i t s Z u s a t z v e r s i c h e r u n g (VerBAV 1984 S. 152 und oben A 12). Sie haben sämtlich im Laufe der Jahre Abänderungen erfahren und sind nahezu alle beispielsweise auch als Folge des AGB-Gesetzes abgeändert worden. In den Jahren seit 1957 haben aber nicht nur die Bedingungswerke, sondern naturgemäß auch die GeschäftsplanmäBigen Erklärungen Abänderungen erfahren. Da sie in wesentlichen Teilen übereinstimmen, hat das BAV die Geschäftsplanmäßigen Erklärungen für die Großlebensv (zuvor VerBAV 1975 S. 437), die Risikov (zuvor VerBAV 1976 S. 435), die Rentenv (zuvor VerBAV 1978 S. 109), die Vermögensbildungsv (zuvor VerBAV 1976 S. 160), die Fondsgebundene Lebensv (zuvor VerBAV 1978 S. 86) und die Berufsunfähigkeitsv (zuvor VerBAV 1976 S. 126) zu einem e i n h e i t l i c h e n M u s t e r t e x t zusammengefaßt, der allerdings nicht für die Allgemeinen Vsbedingungen für Gruppensondertarife gilt (nunmehr VerBAV 1984 S. 380 und oben Anm. A 16). Darüber hinaus finden sich auch Entwicklungen des Lebensvsschutzes, ohne daß sie sich in den genannten Musterbedingungen oder in den Geschäftsplanmäßigen Erklärungen niedergeschlagen haben, wie das Beispiel der Einführung eines allerdings beschränkten vorläufigen Versicherungsschutzes auch in der Lebensv zeigt (vgl. VerBAV 1977 S. 34, 1978 S. 72, 1981 S. 182). Ein wichtiger Schritt ist die Entwicklung von sog. „verbraucherfreundlichen" Bedingungswerken, die durch einen übersichtlicheren Aufbau und eine lebensnahe Sprache dem Ziel dienen sollen, eine größere Allgemeinverständlichkeit zu erreichen. Die Entwicklung nahm mit einer Neufassung der ALB in Gestalt der sog. Allgemeinen Bedingungen für die kapitalbildende Lebensversicherung ihren Anfang (VerBAV 1983 S. 271 und oben Anm. A 5), es folgten sodann die Bedingungen für die Berufsunfahigkeits-Zusatzversicherung (VerBAV 1984 S 2 und oben Anm. A 13), Winter

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Anm. Β 17

Β. Bedeutung der Lebensversicherung

die Bedingungen für die Unfall-Zusatzversicherung (VerBAV 1984 S. 6 und oben Anm. A 15), die Allgemeinen Bedingungen für die Risikoversicherung (VerBAV 1984 S. 55 und oben Anm. A 7), die Allgemeinen Bedingungen für die Vermögensbildungsversicherung (VerBAV 1984 S. 275), die Allgemeinen Bedingungen für die Berufsunfähigkeits-Versicherung (VerBAV 1984 S. 383) sowie die Besonderen Bedingungen für die Lebensversicherung mit planmäßiger Erhöhung der Beiträge und Leistungen ohne erneute Gesundheitsprüfung (VerBAV 1984 S. 8 und unten Anm. C 230). Die neuen Bedingungswerke sind inhaltlich mit den alten Bedingungen ganz grundsätzlich identisch, insbesondere sind sie inhaltlich auch nicht verbraucherfreundlicher gestaltet worden. Materielle Änderungen finden sich im wesentlichen in den Bedingungen für die Berufsunfahigkeitszusatzv, wo die Musterbedingungen in der Zwischenzeit jedoch den leichter verständlichen Bedingungen angepaßt wurden (VerBAV 1984 S. 152). Die neuen Bedingungswerke sind als Alternative zu den Musterbedingungen gedacht, so daß es den Lebensvern freigestellt bleibt, ob sie die neuartigen Bedingungen einführen. Soweit sie das tun, finden für den gesamten Neuzugang nur noch die neuen Allgemeinen Bedingungen Anwendung. Ein Nebeneinander beider Bedingungswerke kann nach Auffassung der Aufsichtsbehörde allenfalls für eine kurzbemessene Übergangsphase in Betracht kommen (VerBAV 1983 S. 271, VerBAV 1984 S. 2).

III. Übersicht über Formen der Lebensversicherung Schrifttum Anm. Β 18 1. Einteilung Anm. Β 19 2. Kapitalversicherung Anm. Β 2 0 - 2 9 a) Todesfallversicherung Anm. Β 21 b) Erlebensfallversicherung Anm. Β 22 c) Versicherung auf den Todes- und Erlebensfall (gemischte Versicherung) Anm. Β 23 d) Versicherung auf verbundene Leben Anm. Β 24 e) Versicherung mit festem Auszahlungstermin Anm. Β 25 f) Aussteuerversicherung Anm. Β 26 g) Familienversorgungsversicherung Anm. Β 27 h) Kleinlebensversicherung, Sterbegeldversicherung Anm. Β 28 i) Risikoversicherung Anm. Β 29 3. Rentenversicherung Anm. Β 3 0 - 3 7 a) Leibrentenversicherung Anm. Β 3 1 - 3 6

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aa) Leibrentenversicherung mit aufgeschobenen Leibrenten Anm. Β 32 bb) Leibrentenversicherung mit Beitragsrückerstattung und/oder Rentengarantie Anm. Β 33 cc) Leibrentenversicherung auf verbundene Leben Anm. Β 34 dd) Überlebensleibrentenversicherung Anm. Β 35 ee) Pensionsversicherung Anm. Β 36 b) Zeitrentenversicherung Anm. Β 37 4. Sonderformen der Lebensversicherung Anm. Β 3 8 - 5 5 a) Vermögenswirksame Lebensversicherung Anm. Β 39 b) Fondsgebundene Lebensversicherung Anm. Β 40 c) Dynamische Versicherungsformen Anm. Β 4 1 - 4 4 aa) Anpassungsversicherung Anm. Β 42 bb) Aufstockungsversicherung Anm. Β 43 cc) Sonderformen Anm. Β 44

Winter

III. Übersicht über Formen der LebensV d) Erbschaftssteuerversicherung Anm. Β 45 e) Familien-Unfall- und Sterbegeldversicherung Anm. Β 46 f) Fremdwährungsversicherung Anm. Β 47 g) Hypothekentilgungsversicherung Anm. Β 48 h) Direktversicherung im Rahmen der betrieblichen Altersversorgung Anm. Β 49 i) Befreiungsversicherung Anm. Β 50 j) Berufsunfähigkeitsversicherung Anm. Β 51 k) Berufsunfahigkeitszusatzversicherung Anm. Β 52 1) Unfallzusatzversicherung Anm. Β 53 m) Gruppenlebensversicherung Anm. Β 54 η) Vorläufiger Versicherungsschutz in der Lebensversicherung Anm. Β 55 5. Weitere Lebensversicherungsformen und Vertragsgestaltungen Anm. Β 56

Anm. Β 19 6. Grenzfalle und Ausgrenzungen Anm. Β 5 7 - 6 3 a) Versorgung durch Versorgungswerke Anm. Β 57

Berufsständische

b) Sterbefallumlage der Fürsorgeeinrichtung einer Ärztekammer Anm. Β 58 c) Versorgung durch die Versorgungsanstalt des Bundes und der Länder (VBL) Anm. Β 59 d) Leistungen der Kommunalen Versorgungskassen Anm. Β 60 e) Versorgung durch die Versorgungsanstalt der Deutschen Bundespost, Leistungen aus der Zusatzversicherung der Bundesbahnversicherungsanstalt Anm. Β 61 f) Versorgungsleistungen terstützungskassen Anm. Β 62

durch

Un-

g) Leibrente als Rentenversicherung, Sachlebensversicherung Anm. Β 63

[Β 18] Schrifttum: Braa VerBAV 1979 S. 84—95, Bruck-Dörstling, Das Recht des Lebensversicherungsvertrages, 2. Aufl., Mannheim-Berlin-Leipzig 1933, Büchner — Winter, Grundriß der Individualversicherung, 8. Aufl., Karlsruhe 1977, Claus VerBAV 1974 S. 11 — 15, Eisenecker, Privatversicherungsrecht und Versorgungsausgleich, Karlsruhe 1983, Goll-Gilbert, Handbuch der Lebensversicherung, 9. Aufl., Karlsruhe 1981, Hagelschuer, Lebensversicherung, Wiesbaden 1983, Hofmann, Privatversicherungsrecht, München 1978, Magnusson in: Möller-Winter, Materialien des Zweiten Weltkongresses für Versicherungsrecht, Bd V, Karlsruhe 1967, Millauer, Rechtsgrundsätze der Gruppenversicherung, 2. Aufl., Karlsruhe 1966, Mohr-Hofmann, Lebensversicherung, Versicherungswirtschaftliches Studienwerk, 2. Aufl., Wiesbaden o. J., Prölss-Martin, Versicherungsvertragsgesetz, 23. Aufl., München 1984, Schneidler, Die Grundlagen einer Fondsgebundenen Lebensversicherung in Deutschland, Karlsruhe 1974, Schröder, Das 624DM-Gesetz in der betrieblichen Praxis, Köln 1979, Schulz, Restschuldversicherung, Frankfurt 1981, Soergel, Bürgerliches Gesetzbuch, Kommentar, Bd 6, 11. Aufl., Stuttgart 1981, Traber, Neuere Formen der Lebensversicherung, Zürich 1958, v. Wartburg, Lebensversicherung, Bern 1974, Winter in: Life Insurance Law in International Perspective, Stockholm 1969. (B 19] 1· Einteilung Für eine Einteilung der Lebensv in ihre mannigfaltigen Arten bietet sich ein systematisches Vorgehen in mehrfacher Hinsicht an. Hier sei primär auf die Übersichtlichkeit abgestellt, so daß zunächst die H a u p t f o r m e n d e r K a p i t a l v (2), sodann die H a u p t a r t e n d e r R e n t e n v (3) und schließlich zweckbestimmte Lebensven und S o n d e r f o r m e n (4) aufgezeigt werden. Es wird dabei zunächst grundsätzlich auf die allgemeineren und im Anschluß daran auf die spezielleren Arten der Lebensv hingewiesen. Eine ausführliche Erörterung der Einzelformen wird unten unter Anm. G bei der Untersuchung der Verleistung gebracht. Winter

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Β. Bedeutung der Lebensversicherung

Anm. Β 23 {Β 20] 2. Kapitalversicherung

Bei der Kapitalv besteht die Leistung des Vers beim Vsfall in der e i n m a l i g e n Z a h l u n g e i n e s K a p i t a l b e t r a g e s . Der Ver errechnet anhand der Rechnungsgrundlagen Sterbetafel, Zinsfuß und Verwaltungskosten, welchen Gesamtbeitrag (laufende Beitragszahlung oder Einmalbeitrag) er zur Zahlung der zugesagten Vssumme für eine bestimmte Person (Alter, Geschlecht) benötigt. Es kann sich dabei um eine kapitalbildende V oder um eine Risikov handeln, um eine Todesfall- oder Erlebensfallv. Die Kapitalv wird in mannigfachen Formen angeboten, wobei die Einzelformen grundsätzlich auch als d y n a m i s c h e T a r i f f o r m e n — bei denen eine regelmäßige Erhöhung der Prämien und der Vsleistungen vereinbart wird — gewählt werden können. [B 21] a) Todesfallversicherung In der r e i n e n T o d e s f a 11 ν — lange Lebensv mit oder ohne abgekürzte Beitragszahlung — wird die V s l e i s t u n g i m m e r e r s t b e i m T o d e des V t e n f ä l l i g . Diese Vsart dient also ausschließlich dem wirtschaftlichen Schutz der Hinterbliebenen. Der Beitrag besteht entweder aus einer einmaligen größeren Prämie oder — wie es die Regel ist — aus laufenden Zahlungen. Eine Besonderheit liegt in der Vereinbarung einer abgekürzten Beitragszahlung, wonach die Verpflichtung zur Prämienzahlung nicht erst beim Tode des Vten, sondern schon dann aufhört, wenn dieser ein bestimmtes Lebensalter, ζ. B. ein solches von 65 Jahren, erreicht hat. Eine reine Kapitalv auf den Todesfall wird gern auch zu dem besonderen Zweck genommen, für Erbauseinandersetzungen oder die Aufbringung der Erbschaftssteuer vorzusorgen (vgl. unten Anm. Β 45). [Β 22] b) Erlebensfallversicherung In der r e i n e n E r l e b e n s f a l l v wird die Vsleistung fällig, wenn d e r V t e e i n e n b e s t i m m t e n , v e r t r a g l i c h v e r e i n b a r t e n Z e i t p u n k t e r l e b t . Diese Vsart dient also nicht oder nicht unmittelbar zum Schutze von Hinterbliebenen, sondern der Altersversorgung des Vten selbst. Die Kapitalv auf den Erlebensfall — etwa für jemanden, der für niemand zu sorgen hat und lediglich für sein Alter Vorsorgen will — spielt praktisch kaum eine Rolle. Häufig ist dagegen der Abschluß einer Leibrentenv (vgl. unten Anm. Β 31—36). [Β 23] c) Versicherung auf den Todes- und Erlebensfall (gemischte Versicherung) Praktisch besonders bedeutsam ist die G e m i s c h t e L e b e n s v , die die E l e m e n t e d e r T o d e s - u n d d e r E r l e b e n s f a l l v in sich vereinigt. Sie dient sowohl der Altersversorgung des Vten, indem diesem das Kapital ζ. B. bei Erreichung des 60. oder 65. Lebensjahres ausgezahlt wird, als auch der Versorgung Hinterbliebener, die das volle Kapital schon dann erhalten, wenn der Vte bereits vorher, ζ. B. unmittelbar nach der Zahlung der ersten Prämie, stirbt. Der Unterschied zwischen der Gemischten V und der reinen Todesfallv besteht darin, daß zwar in beiden Fällen der Schutz der Hinterbliebenen sofort mit dem Beginne der V einsetzt, daß aber bei der Gemischten V das Kapital noch dem Vmer selbst ausgezahlt wird, wenn er das vereinbarte Alter erreicht hat, während bei der reinen Todesfallv das Kapital ausschließlich den Hinterbliebenen zusteht. Im Bereich der Erlebensfallv wird damit ein Sparvorgang vollzogen, der dem Vten bei längerer Lebensdauer selbst zugute kommt. Der von dem Vmer zu entrichtende Beitrag ist dabei — entsprechend der Zweigleisigkeit des Risikos — teils ein Risikobeitrag (soweit er sich auf die ungewisse Todesfalleistung 160

Winter

III. Übersicht über Formen der LebensV

Anni. Β 27

bezieht) und teils ein Sparbeitrag (soweit er sich auf die auf jeden Fall zu vollziehende Ausschüttung des angesparten Vskapitals bezieht). Auch diese V wird in mehreren Varianten angeboten, insbesondere auch in Kombination mit einer Unfallzusatzv (vgl. zu allem Büchner-Winter S. 8 4 - 8 5 ) . [B 24] d) Versicherung auf verbundene Leben Bei der V a u f v e r b u n d e n e L e b e n — auch a l s E h e g a t t e n - , T e i l h a b e r v usw. bezeichnet — sind zwei P e r s o n e n z u g l e i c h v e r s i c h e r t , und zwar dergestalt, daß die Summe entweder beim Ableben der zuerst versterbenden Person oder nach Ablauf der gewählten Vsdauer gezahlt wird. Es handelt sich somit um eine Sonderform der gemischten V, bei der die Auszahlung der Vssumme bereits erfolgt, sobald eine der beiden vten Personen stirbt. Die V hat den Sinn, Kapital für den Fall sicherzustellen, daß beide Vten den Ablauf erleben, oder, falls ein Vter vor Ablauf der V stirbt, das Kapital dem überlebenden Vten zuzuführen. Denn mit dem vorzeitigen Tod ζ. B. eines Teilhabers können dem Überlebenden häufig Verpflichtungen entstehen, die beim Bestehen einer V auf verbundene Leben mit ausreichender Vssumme meist ohne Belastung des Betriebes abgedeckt werden können. Der Beitrag ist dabei bis zum Ende des Todesjahres des zuerst sterbenden Vten, längstens bis zum Ende der gewählten Vsdauer zu zahlen (vgl. Mohr-Hofmann S. 2 1 - 2 2 , im übrigen beispielsweise L G Berlin 10.VI.1958 VersR 1963 S. 5 6 9 - 5 7 0 ) . [B 25] e) Versicherung mit festem Auszahlungstermin Die Besonderheit der V m i t f e s t e m A u s z a h l u n g s z e i t p u n k t — auch als Termfixv oder Ausbildungsv bezeichnet — besteht darin, daß die V s s u m m e s t e t s bei A b l a u f d e s f e s t g e l e g t e n Z e i t p u n k t s f ä l l i g wird, und zwar auch, wenn der Vte vorher stirbt. Beim Tode des Vten endet die Verpflichtung zur Prämienzahlung, wobei die später fällig werdende Vsleistung nicht gekürzt wird. Die V läuft also bis zu ihrem festgelegten Ablauf beitragsfrei weiter. Ähnlich wie andere Ausbildungsven wird die V zugunsten eines Sohnes oder einer Tochter des Vmers abgeschlossen, der zugleich auch Gefahrsperson ist. Stirbt das begünstigte Kind des Vmers vor Ablauf der V, so kann eine andere Person als Bezugsberechtigter eingesetzt werden. Der Zweck der V ist die Sicherstellung eines Kapitals zu einem bestimmten Zeitpunkt und zwar unabhängig davon, ob der Vmer diesen Zeitpunkt erlebt oder nicht. Vergi, zu einer Termfixv B G H 11.11.1953 VersR 1953 S. 1 0 6 - 1 0 9 mit Anm. E. R. Prölss S. 1 0 9 - 1 1 0 . [B 26] 0 Aussteuerversicherung Die A u s s t e u e r v dient zur B e r e i t s t e l l u n g d e r M i t t e l f ü r d i e B e s c h a f f u n g d e r A u s s t e u e r einer Tochter und ist eine Sonderart der üblichen Termfixv. Die Vssumme wird fällig bei Heirat der Begünstigten, spätestens zu einem bestimmten Zeitpunkt, meistens bei Vollendung des 25. Lebensjahres der Begünstigten. Beim Tode des Vmers endet die Pflicht zur Beitragszahlung. Stirbt die Begünstigte vor Fälligkeit des Kapitals, so wird in aller Regel die angesammelte Deckungsrückstellung ausgezahlt. Für einen Sonderfall vgl. L G Berlin 18.11.1963 VersR 1963 S. 817. [B 27] g) Familienversorgungsversicherung Die F a m i l i e n v e r s o r g u n g s v ist eine zusammengelegte V, und zwar handelt es sich um eine V m i t f e s t e m A u s z a h l u n g s t e r m i n v e r b u n d e n m i t e i n e r Z e i t r e n ten ν. Ist die V über eine bestimmte Summe abgeschlossen, so ist die Winter

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Anm. Β 29

Β. Bedeutung der Lebensversicherung

Vssumme stets fallig, falls der Vte den Ablauf der V erlebt. Stirbt der Vte zuvor, so wird ganz regelmäßig ein Teil der Vssumme — 33%, 50% oder beispielsweise 10% — bei seinem Tode fällig, während der Rest — also 67%, 50% oder 90% — beim Ablauf der V geleistet wird. Darüber hinaus wird vom Zeitpunkt des Todes an bis zum Ablauf der Versicherungsdauer an die Hinterbliebenen eine Rente gezahlt, die in Prozenten der Vssumme bemessen wird. Zu der Familienversorgungsv gibt es eine Reihe von Varianten insbesondere im Hinblick auf die Höhe der beim Tode des Vmers bzw. beim Ablauf der V fällig werdenden Vsleistung. Die V verbindet auf diese Weise eine e i g e n e A l t e r s s i c h e r u n g mit der V e r s o r g u n g d e r F a m i l i e f ü r d e n F a l l des v o r z e i t i g e n T o d e s des V t e n . [B28] h) Kleinlebensversicherung,

Sterbegeldversicherung

Die K l e i n l e b e n s v ist eine L e b e n s v m i t geringen Vssummen, im allgemeinen bis zum Betrage von höchstens 10000 D M (als Großlebensv bezeichnet man die übrige Kapitalv sowie die gesamte private Rentenv). Die Kleinlebensv bietet die Möglichkeit, den Hinterbliebenen neben der Rente aus der Gesetzlichen Rentenversicherung noch einen Betrag zukommen zu lassen, der zur Deckung des beim Todesfall entstehenden Bedarfs mitverwandt werden kann. Eine Sonderform der Kleinlebensv ist die Sterbegeldv, eine einfach gestaltete Kapitalv auf den Todesfall, die ein Sterbegeld zur Deckung der Bestattungskosten gewährt (auch hier beträgt die Höchstvssumme auf das Leben einer Person 10000 DM). Im Gegensatz zur Kleinlebensv, die Todesfall- und Erlebensfallv sein kann, ist die Sterbegeldv reine Todesfallv. Vgl. zum Begriff der Sterbegeldv LG Traunstein 17.1.1952 VersR 1952 S. 90, LG Mosbach 19.1.1952 VersR 1952 S. 140 (Anm. Borchert), LG Aschaffenburg 14.11.1952 VersR 1952 S. 139 (Anm. Borchert), LG Bochum 23.IX.1952 VerBAV 1952 S. 129-130, OLG München 6.VI.1952 VersR 1952 S. 255-256, LG Hamburg 11. VI. 1953 VersR 1953 S. 363 OLG Bremen 24.11.1955 VersR 1956 S. 773-774. [B 29] i) Risikoversicherung Die Risikov ist eine reine Todesfallv, bei der die Vsleistung nur fällig wird, wenn der Todesfall innerhalb der vertraglich festgelegten Zeit eingetreten ist. Für den Erlebensfall, d. h. nach Ablauf der vertraglichen Dauer ist keine Zahlung vorgesehen, da eine Kapitalbildung durch Ansparen eben nicht stattgefunden hat. Die R i s i k o l e b e n s v steht damit im G e g e n s a t z z u r k a p i t a l b i l d e n d e n V. Bei der Risikov — die oftmals nur auf eine kurze Zeit wie fünf oder zehn Jahre abgeschlossen wird — trägt der Ver nur ein zeitlich begrenztes Todesfallrisiko, sie dient zur Deckung eines nur vorübergehenden Schutzbedürfnisses, ζ. B. um die Abzahlung eines Kredits, wie eines Baudarlehns einer Bausparkasse, für den Fall des Todes des Schuldners während der Laufzeit zu sichern (vgl. auch BGH 25.VI.1964 VersR 1964 S. 1008 — 1010). Da mit der Risikov ein Sparvorgang nicht verbunden ist, sind auch die Beiträge geringer als bei einer kapitalbildenden V, so daß sie sich auch für Vmer anbietet, deren Einkommen zu gering ist, um eine kapitalbildende V abzuschließen, die ihre Familie aber gleichwohl schützen wollen. Eine solche Risikov wird als Risikovorv angeboten, die in der Praxis zumeist kurzfristig einer kapitaldeckenden V auf den Todes- und Erlebensfall vorgeschaltet wird, um bereits bei Vertragsschluß den vollen Versicherungsschutz für den Todesfall sicherzustellen. Ist diese Riskovorv abgelaufen, so wird sie zumeist automatisch auf die von vornherein vorgesehene Vsart überführt, und zwar ohne nochmalige Gesundheitsprüfung. Bei der Risikoumtauschv erhält der Vmer im Anschluß an eine echte Risikov das Recht, ohne nochmalige Prüfung des Gesundheitszustandes des Vten die V in eine 162

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III. Übersicht über Formen der LebensV

Anm. Β 32

normale Lebensv mit gleichhoher oder geringerer Vssumme umzutauschen. Das Recht kann dabei schon während des Laufs der Risikov ausgeübt werden, der Ver schließt jedoch — um eine Gegenauslese zu vermeiden — durchweg das Recht aus, eine Berufsunfahigkeitszusatzv gleichfalls in den Umtausch einzubeziehen. Eine Risikov mit fallender Vssumme kann als V mit kurz- und mittelfristiger Vsdauer oder als V mit langfristiger Vsdauer abgeschlossen werden. Der Sinn einer R i s i k o v m i t k u r z - o d e r m i t t e l f r i s t i g e r V s d a u e r , die ganz regelmäßig nur gegen Einmalbeitrag angeboten wird, ist es, bei Kredit- und Abzahlungsgeschäften die im Falle des Todes eines Darlehnsnehmers noch nicht getilgte Schuld abzudecken. Soll sich die V s d a u e r a u f f ü n f o d e r m e h r J a h r e erstrecken, tritt an die Stelle des Einmalbeitrages der laufende Beitrag; diese Form der Risikov wird zur Abdeckung einer Hypothekenrestschuld oder in Verbindung mit Ratenspar- und Anlageverträgen abgeschlossen, so daß im Falle des Todes des Vten das Darlehn sogleich getilgt werden kann. Die Vsleistung wird bei beiden Formen der Risikov dabei entsprechend den jeweiligen Zahlungsmodalitäten jährlich oder monatlich geringer. Zu einer Restschuldv vgl. BGH 7.XII.1978 VersR 1979 S. 345, zu einer Hypothekenv vgl. BGH 2.X.1953 VersR 1953 S. 469, BGH 25.VI.1964 VersR 1964 S. 1008, vgl. im übrigen Schulz, Restschuldversicherung, Frankfurt 1981. [B 30] 3. Rentenversicherung Bei der Rentenv besteht die Leistung des Vers darin, daß er von einem festzusetzenden Zeitpunkt ab an den Vten jährlich, halbjährlich, vierteljährlich oder monatlich Renten in einer festgesetzten Höhe leistet. Zu unterscheiden sind dabei zwei G r u n d f o r m e n d e r R e n t e n v , nämlich die L e i b r e n t e n v und die Z e i t r e n tenv. Beide Grundformen kommen in mannigfaltigen Variationen vor. [B 31] a) Leibrentenversicherung Bei der Rentenv ist die L e i b r e n t e n v am stärksten verbreitet. Die Leibrentenv ist auf die Lebensdauer des Berechtigten ausgerichtet, wobei im wesentlichen folgende Unterarten zu unterscheiden sind, die in mehrfacher Weise kombiniert und variiert werden können. Allen Unterarten ist dabei gemeinsam, daß die Leibrentenv eine L e b e n s v a u f d e n E r l e b e n s f a l l ist, wobei anders als bei Todesfallven nicht feststeht, wie hoch letztlich die Gesamtleistung sein wird, die der Ver als Rentenzahlungen zu leisten hat. Der Ver errechnet auch hier anhand der Rechnungsgrundlagen Sterbetafel, Zinsfuß und Verwaltungskosten, welchen Gesamtbeitrag (Einmalbeitrag oder laufende Beitragszahlung) er für die V einer Leibrente in einer bestimmten Höhe für eine bestimmte Person (Alter und Geschlecht) benötigt. Aus den eingenommenen Beiträgen bildet der Ver das D e c k u n g s k a p i t a l , aus dem er später die Renten zahlt. Verstirbt ein Rentner, bevor sein Deckungskapital durch die Rentenzahlung aufgezehrt ist, so fällt es der übrigen Vtengemeinschaft zu, sofern nicht eine anderweitige Vereinbarung getroffen worden ist (vgl. Braa, VerBAV 1979 S. 84, Eisenecker, Privatversicherungsrecht und Versorgungsausgleich, § 3 S. 18 — 49, Soergel-Winter § 1587 a Anm. 219, zum Begriff der Leibrentenv ferner KG 2.XII.1950 VersR 1951 S. 4 1 - 4 2 [Anm. Dörstling]). [B 32] aa) Leibrentenversicherung mit aufgeschobenen Leibrenten Mit dieser Form der Leibrentenv geht der Ver die Verpflichtung ein, eine Rente von einem späteren Zeitpunkte ab, ζ. B. nachdem der Vte das 60. oder 65. Lebensjahr vollendet hat, zu leisten. Der Vmer zahlt dabei entweder bis zu einem bestimmten Zeitpunkt (längstens bis zum Tode des aus der V begünstigten Vten) laufende Winter

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Anni. Β 34

Β. Bedeutung der Lebensversicherung

Beiträge, aus denen das Deckungskapital gebildet wird, oder einen Einmalbeitrag. Stirbt der Vte während der Zeit zwischen dem Vsbeginn und dem Beginn der Rentenzahlung (Aufschubzeit), so erlischt die V ohne jede Leistung des Vers, wenn nicht — wie es häufig geschieht — T o d e s f a l l e i s t u n g e n (ζ. B. eine Beitragsrückerstattung, s. sogleich Anm. Β 33) vereinbart sind. Erlebt der Vte den vereinbarten Zeitpunkt, von dem ab die Rentenzahlung erfolgt, so werden an ihn vorschüssige, also a m E r l e b e n s t a g e f ä l l i g e R e n t e n ausgezahlt, s o l a n g e d e r V t e l e b t (Eisenecker § 3 S. 26, Mohr-Hofmann S. 31, Soergel-Winter Anm. 221). [B 33] bb) Leibrentenversicherung mit Beitragsrückerstattung und/oder Rentengarantie Da bei den Grundformen der Leibrentenv ein frühzeitiger Tod des Vten zu einem unerwünschten Kapitalverfall für den Vmer führen kann, werden diese Ven mit Todesfalleistungen, und zwar mit B e i t r a g s r ü c k g e w ä h r und/oder einer g a r a n t i e r t e n R e n t e n l a u f z e i t (i.d. R. zwischen 60 und 180 Monatsrenten) verbunden. Bei Vereinbarung einer Beitragsrückgewähr erbringt der Ver beim Tode des Vten in der Aufschubzeit an den Berechtigten (Hinterbliebenen oder Bezugsberechtigten) eine Vsleistung in Höhe der vom Vmer gezahlten Beiträge, wobei die vom Ver erzielten Zinsen und Überschüsse berücksichtigt werden können. Darüber hinaus ist eine Beitragsrückgewähr möglich, wenn der Vte im Rentenbezugszeitraum stirbt und eine Differenz zwischen den bereits geleisteten Renten und den entrichteten Beiträgen besteht. Rechtlich handelt es sich bei der Vereinbarung einer B e i t r a g s r ü c k g e w ä h r um eine zusätzlich zur Rentenv in Form einer R i s i k o l e b e n s v a b g e s c h l o s s e n e T o d e s f a l l v , für den Fall einer Beitragsrückgewähr nach Rentenbeginn um eine R i s i k o t o d e s f a l l v m i t a b n e h m e n d e r V s s u m m e . Bei der Vereinbarung einer R e n t e n g a r a n t i e handelt es sich um die Verbindung einer Z e i t r e n t e n v in dem Umfange der garantierten Mindestzahl von Renten mit einer sich anschließenden L e i b r e n t e n v . Die garantierte Mindestrente wird i. d. R. für einen Zeitraum vereinbart, den der Vte bei Zugrundelegung einer durchschnittlichen Lebenserwartung voll erleben wird, so daß sie insoweit in derselben Weise wie die gewöhnliche Leibrentenv zu behandeln ist (vgl. im einzelnen Eisenecker § 3 S. 26 — 31, Soergel-Winter Anm. 222).

[B34] cc) Leibrentenversicherung auf verbundene Leben Bei einer Leibrentenv auf verbundene Leben hängen die einzelnen Rentenleistungen vom Leben mehrerer Personen (wie ζ. B. vom Erleben eines bei Vertragsschluß festgesetzten Zeitpunkts durch beide Ehepartner) ab, hinsichtlich einer Rente sind also zwei o d e r m e h r e r e P e r s o n e n Vte. Die Leibrentenven auf verbundene Leben kommen in mehreren Variationen vor, von denen folgende genannt seien: Bei den Verbindungsleibrenten sind mehrere Personen, ζ. B. Ehegatten, hinsichtlich der Leibrente Vte, wobei die Zahlung der Leibrente so lange erfolgt, wie die verbundenen Personen sämtlich leben. Eine V e r b i n d u n g s l e i b r e n t e m i t z w e i s e i t i g e m R e n t e n ü b e r g a n g liegt vor, wenn der Ver zur Weiterzahlung der Rente an den überlebenden Ehegatten nach dem Tode des Erstversterbenden verpflichtet ist, wobei die Fortzahlung der Rente in unveränderter Höhe oder in geminderter Höhe vorgesehen ist. Bei der V e r b i n d u n g s l e i b r e n t e m i t e i n s e i t i g e m R e n t e n ü b e r g a n g wird die Rente nur an einen im voraus bestimmten Ehegatten weitergezahlt und erlischt, wenn dieser zuerst verstirbt. Verbindungsleibrenten mit einseitigem oder zweiseitigem Rentenübergange sind in die V e r b i n d u n g s r e n t e und die anschließend zu zahlende E i n z e l r e n t e aufzuteilen, wobei auch hier von der 164

Winter

III. Übersicht über Formen der LebensV

Anm. Β 37

statistischen durchschnittlichen Lebenserwartung auszugehen ist (im einzelnen hierzu Eisenecker § 3 S. 31 — 34, vgl. auch Soergel-Winter Anm. 223). [B35] dd) Überlebensleibrentenversicherung Bei einer Überlebensleibrentenv wird nach dem Tode einer bestimmten Person, des Hauptvten, eine Leibrente an eine bestimmte überlebende Person, den Nebenvten (Begünstigten), gezahlt. Verstirbt der Nebenvte vor dem Hauptvten, so erlischt die Uberlebensrentenv. Anders als bei der Leibrentenv auf verbundene Leben sind Haupt- und Nebenvter hinsichtlich unterschiedlicher Risiken vt. Die Ü b e r l e b e n s l e i b r e n t e n v wird als T o d e s f a l l k a p i t a l v m i t B e z u g s b e r e c h t i g u n g e i n e s D r i t t e n ausgestaltet, die mit einem durch den Eintritt des Vsfalls in der Todeskapitalv a u f s c h i e b e n d b e d i n g t e n L e i b r e n t e n v s v e r t r a g auf das Leben des durch die Todesfallv Begünstigten verbunden ist. Vmer kann dabei sowohl der Hauptvte als auch der Nebenvte sein. Auch die Überlebensleibrentenven finden sich in mehreren Variationen: Grundform ist die e i n s e i t i g e Ü b e r l e b e n s l e i b r e n t e n v , bei der lediglich ein zuvor bestimmter Ehegatte die Leibrente erhalten soll. Bei der z w e i s e i t i g e n Ü b e r l e b e n s l e i b r e n t e n v sind beide Ehepartner wechselseitig Haupt- und Nebenvte. Die V kann dabei als s e l b s t ä n d i g e V oder als Z u s a t z v zu e i n e r L e i b r e n t e n v auf das Leben des Hauptvten abgeschlossen werden. Häufigste Überlebensleibrentenven sind die W i t w e n - , W i t w e r - u n d W a i s e n v e n . Witwen- und Witwerrenten werden dabei als lebenslängliche Geldrenten, Waisenrenten als nach dem Lebensalter abgekürzte Renten ausgezahlt (Eisenecker § 3 S. 34—41, Soergel-Winter Anm. 224). [B 36] ee) Pensionsversicherung Bei dieser Form einer Leibrentenv handelt es sich um eine umfassende V, die eine A l t e r s v e r s o r g u n g , eine B e r u f s - u n d E r w e r b s u n f ä h i g k e i t s - sowie eine H i n t e r b l i e b e n e n v e r s o r g u n g umfassen kann. Ziel der Pensionsv ist zunächst die Gewährleistung einer Altersrente; tritt zuvor eine Berufs- und Erwerbsunfähigkeit ein, so kommt eine Berufs- oder Erwerbsunfähigkeitsrente und später eine Altersrente zur Auszahlung, noch ausstehende Beiträge zur Altersrentenv werden aus der Berufsunfähigkeitszusatzv gezahlt. Zu den bei der Pensionsv zudem möglichen Zusatzven gehören eine Überlebensleibrentenv in Form von Witwen- und Waisenzusatzven, ferner die Unfalltodv sowie eine Risikorenten- oder -kapitalzusatzv. Die Pensionsv wird auch durch Pensionskassen und damit durch betriebliche Einrichtungen betrieben, durch die den Betriebsangehörigen zusätzlich zur Sozialv eine Invaliden-, Alters- sowie Hinterbliebenenversorgung gesichert wird (vgl. zu allem ausführlicher unten Anm. Β 185, Mohr-Hofmann S. 33 — 35, Eisenecker § 3 S. 41, Soergel-Winter Anm. 225, zu einer Pensionsv vgl. auch LAG Hamm 1.IX.1977 DB 1977 S. 1951, BGH 12.III.1964 VersR 1964 S. 497). [B37] b) Zeitrentenversicherung Bei Zeitrentenven erbringt der Ver für eine z u v o r f e s t g e s e t z t e Z e i t d a u e r vom Eintritt des Todes des Vmers oder von einem vertraglich vereinbarten Zeitpunkt an in regelmäßigen Zeitabständen wiederkehrende Leistungen, wobei es anders als bei der Leibrente unerheblich ist, ob der Rentenberechtigte die einzelnen Fälligkeitstage erlebt. Verstirbt der Rentenberechtigte vor Ablauf der festgesetzten Zeitdauer, so erfolgt die Zahlung noch ausstehender Rentenbeträge an einen Bezugsberechtigten oder die Erben. Da die Zeitdauer der Rentenv fest vereinbart ist und spätestens bei Beginn der Rentenauszahlung damit feststeht, wie hoch die Gesamtvsleistung sein Winter

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Β. Bedeutung der Lebensversicherung

Anm. Β 40

wird, ist die Zeitrentenv ihrem Wesen nach d e r K a p i t a l v v e r w a n d t , wobei der U n t e r s c h i e d in der F o r m d e r L e i s t u n g s e r b r i n g u n g liegt. Anders als die Gesamtauszahlung einer Vssumme in der Kapitalv ist die Erbringung von Rentenleistungen zur Bestreitung des Lebensunterhalts besser geeignet, den Versorgungszweck zu erreichen, weil hier nicht ein zunächst der Altersversorgung gewidmeter Kapitalbetrag aufgrund eines neu gefaßten Entschlusses anderweitig ausgegeben werden kann. Im einzelnen sind eine ganze Reihe von Formen von Zeitrentenven zu unterscheiden, wobei die wichtigsten die Z e i t r e n t e n v als E r l e b e n s v , die g e m i s c h t e V a u f d e n T o d e s - o d e r E r l e b e n s f a l l m i t Z e i t r e n t e n , die T e r m f i x v m i t Z e i t r e n t e n , die Ü b e r l e b e n s z e i t r e n t e n v e n , die bereits oben Anm. Β 27 genannte F a m i l i e n v , die F a m i l i e n v m i t T e r m f i x z e i t r e n t e und die A u s b i l d u n g s - u n d A u s s t e u e r v m i t Z e i t r e n t e n sind (vgl. im einzelnen Eisenecker § 4 S. 4 9 - 5 9 , Soergel-Winter Anm. 228). [B38] 4. Sonderformen der Lebensversicherung Zu den soeben genannten Formen der Lebensv sind eine ganze Reihe von Z u s a t z f o r m e n entwickelt worden, die sich grundsätzlich sowohl auf die Kapitalv als auch auf die Rentenv beziehen und nur ausnahmsweise gänzlich oder zumindest primär nur in einer dieser beiden Grundformen betrieben werden. Es seien hier nur die folgenden H a u p t f o r m e n genannt, wegen weiterer Formen und Einzelheiten s. Anm. G. [B 39] a) Vermögenswirksame Lebensversicherung Eine besondere praktische Bedeutung hat die vermögenswirksame Lebensv gewonnen, die der Förderung einer Vermögensbildung in Arbeitnehmerhand dienen soll. Sie kann in Form von K a p i t a l v e n a u f d e n T o d e s - u n d E r l e b e n s f a l l , von Ven auf den Todes- und Erlebensfall für zwei verbundene Leben, von Termfixven, Aussteuerven sowie von Ven auf den Todes- und Erlebensfall mit Teilauszahlungen abgeschlossen werden. Weitere Erfordernisse des die Einbeziehung der Lebensv regelnden Dritten — bzw. nunmehr Vierten — Vermögensbildungsgesetzes sind: Die Vsverträge müssen eine Mindestvertragsdauer von 12 Jahren haben, und während der Mindestvertragsdauer darf außer bei Tod oder der völligen Erwerbsunfähigkeit des Arbeitnehmers und mit Ausnahme weiterer wichtiger Gründe die Vssumme nicht ausgezahlt werden, noch dürfen die Ansprüche aus dem Vsvertrag ganz oder partiell abgetreten oder beliehen werden. Die Vsverträge müssen schon im ersten Jahr der Vertragsdauer zu einem nicht kürzbaren S p a r a n t e i l v o n m i n d e s t e n s 5 0 % des gezahlten Beitrages führen, die Gewinnanteile müssen zur Erhöhung der Vsleistung verwendet werden und die V darf nicht mit einer Unfall-, Berufsunfahigkeits- und Krankenzusatzv verknüpft werden (vgl. im einzelnen § 2 (1) f 4. VermBG). Der jährliche Beitragsaufwand darf den Höchstbetrag von 624 D M nicht übersteigen (§12 (2) 4. VermBG), der Vmer erhält eine Steuer- und sozialvsfreie staatliche Sparzulage, wenn sein steuerpflichtes Einkommen als Arbeitnehmer 24 000 D M (für Ehegatten bei Zusammenveranlagung 48 000 DM) jährlich nicht übersteigt (Büchner-Winter S. 8 6 - 8 7 , Goll-Gilbert S. 3 - 6 , Mohr-Hofmann S. 5 4 - 5 6 , Schröder, Das 624-DM-Gesetz in der betrieblichen Praxis, Köln 1979,) zu einer vermögenswirksamen Lebensv auch BAG 5.III.1981 DB 1981 S. 2546-2547. [B40] b) Fondsgebundene Lebensversicherung Die Fondsgebundene Lebensv ist entwickelt worden, um dem Bedürfnis Rechnung zu tragen, die in einer konventionellen V enthaltenen S p a r a n t e i l e a u f I n v e s t 166

Winter

III. Übersicht über Formen der LebensV

Anm. Β 41

m e n t b a s i s u m z u s t e l l e n . Die fondsgebundene Lebensv wird betrieben, indem ein oder mehrere Ver zusammen ein Sondervermögen, den Fonds bilden, in den Werte wie Aktien, festverzinsliche Wertpapiere, sonstige fest verzinsliche Werte, Investmentzertifikate, Grundbesitz und Bargeld aufgenommen werden. Technisch kann die fondsgebundene Lebensv in mehreren Formen betrieben werden. Bei dem M o d e l l A handelt es sich um eine K a p i t a l ν mit einem g l e i c h b l e i b e n d e n D M - B e i t r a g und einem nominell in D M g a r a n t i e r t e n V s s c h u t z im T o d e s f a l l mit unmittelbarer Beteiligung an der Wertentwicklung des Fonds. D. h., daß bei Ablauf der V die Summe der Sparanteile zusammen mit den auf sie entfallenden Erträgen (Ausschüttungen des Fonds aus Aktiendividenden und Zinsen) in Fondsanteilen fällig werden. Die E r l e b e n s f a l l e i s t u n g steht also nicht von vornherein fest, da wegen der Veränderlichkeit der Kurse zunächst unbestimmt ist, wieviel Anteile an den Wertpapieren für den jeweiligen in D M zur Verfügung stehenden Sparbeitrag erworben werden können. Im T o d e s f a l l e wird zunächst das in Investmentanteilen angesammelte Deckungskapital fallig, zusätzlich erbringt der Ver eine aus den Risikobeitragsteilen finanzierte Risikosumme in bei Vertragsschluß vereinbarter Höhe. Die R i s i k o s u m m e ist damit die D i f f e r e n z zwischen einer in DM vereinbarten Todesfallsumme und dem Wert der Deckungsrückstellung, sofern diese Differenz positiv ist. Übersteigt jedoch der Wert der Deckungsrückstellung die Todesfallsumme, so wird dieser Wert geschuldet. Neben dieser Ausgestaltung der Risikosumme sind weitere Gestaltungsmöglichkeiten gegeben, die unten in Anm. G näher dargestellt sind. Bei dem M o d e l l Β lauten die V s s u m m e und die B e i t r ä g e a u f I n v e s t m e n t a n t e i l e e i n e s b e s t i m m t e n F o n d s . Die Leistungen des Vmers und des Vers werden in vorher bestimmter Höhe in Investmentanteilen erbracht. Das bedeutet, daß der Vmer die Beiträge in einer bestimmten gleichbleibenden Anzahl von Anteilen erbringt. Auf der Grundlage eines Geschäftsbesorgungsvertrages, den der Vmer mit dem Ver abschließt, schafft der Ver die als Beiträge erforderlichen Anteile für Rechnung des Vmers an, der Vmer hat dem Ver den entsprechenden Gegenwert in DM zu erstatten. Da der DM-Gegenwert der Beiträge vom jeweiligen Kurs der Anteile abhängig ist, sind die B e i t r ä g e des V m e r s v a r i a b e l , bei steigenden Kursen hat der Vmer beispielsweise höhere Beiträge in D M aufzubringen, bei fallenden Kursen verhält es sich umgekehrt. Der Vmer hat hier unmittelbar das K u r s r i s i k o zu tragen, bei Kurssteigerungen erzielt er einen Wertzuwachs, bei Kursrückgängen hat er die Wertminderungen zu tragen. Eine Risikov, die zum Wertausgleich abgeschlossen werden kann, wird bei diesem Modell grundsätzlich nicht angeboten. Auch die V s l e i s t u n g des Vers wird in I n v e s t m e n t a n t e i l e n erbracht, die der Vmer an den Fonds veräußern oder auch als Kapitalanlage behalten kann. Teilweise kann der Ver anstelle der Investmentanteile die Zahlung der Vsleistung in Geld verlangen. Zur Fondsgebundenen Lebensv, die bei einer ungünstigen Entwicklung des Anlagemarktes nur von geringer Verbreitung ist, insgesamt vgl. das unten Anm. G Ausgeführte sowie Schneidler, Die Grundlagen einer Fondsgebundenen Lebensversicherung in Deutschland, Karlsruhe 1974. [B41] c) Dynamische Versicherungsformen Eine ganz erhebliche Bedeutung haben die seit einiger Zeit entwickelten d y n a m i s c h e n T a r i f f o r m e n erlangt. Mit diesen Vertragsformen, die in vielfacher Ausgestaltung entwickelt worden sind und bei denen als Grundprinzip eine regelmäßige Erhöhung der Prämien und der Vsleistungen vereinbart ist, wird nicht nur die Kaufkraft der ursprünglich angesetzten Vssumme erhalten, sondern auch von Winter

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Β. Bedeutung der Lebensversicherung

Anm. Β 45

vornherein sichergestellt, daß der Vsschutz und der Anspruch auf Altersversorgung mit dem persönlichen Einkommen des Vmers wachsen. Zur laufenden Erhöhung des Vsschutzes bedarf es bei diesen Tarifformen keiner erneuten Gesundheitsprüfung des Vten. Die wichtigsten Tarifformen, die teilweise mit einem W i d e r s p r u c h s r e c h t des V m e r s ausgestattet werden, sind hierbei: [B 42] aa) Anpassungsversicherung Bei der Anpassungsv können — und zwar sowohl bei der Kapital- als auch bei der Rentenv — die Beiträge und Vsleistungen laufend den sich ändernden wirtschaftlichen Verhältnissen und Vsbedürfnissen angepaßt werden. Der Vmer ist zur Anpassung berechtigt, aber nicht verpflichtet. Zumeist wird die Anpassung in der Weise durchgeführt, daß der zu zahlende Beitrag in demselben Verhältnis erhöht wird, wie sich der H ö c h s t b e i t r a g f ü r die g e s e t z l i c h e R e n t e n v e r h ö h t . Eine andere — oftmals wahlweise angebotene — Form der Anpassungsv sieht eine jährliche Beitragssteigerung in Höhe eines f e s t e n P r o z e n t s a t z e s vor, jedoch nicht mehr als 10% (GB BAV 1976 S. 47). Beide Formen können in der Weise miteinander verbunden werden, daß jedes Jahr die Anpassungsart gelten soll, welche die höhere Beitragssteigerung bedeutet. Darüber hinaus kann eine Anpassung in Anlehnung an die E i n k o m m e n s e n t w i c k l u n g des V m e r s vereinbart werden. [B43] bb) Aufstockungsversicherung Bei der Aufstockungsv (andere Bezeichnungen: Aufbau-, Wandel-, Fortschrittsv) hat der Vmer die Möglichkeit, n a c h e i g e n e m E r m e s s e n Z u z a h l u n g e n zu dem Einmalbeitrag bzw. den laufenden Beiträgen zu leisten und die Vssumme bzw. die Vsrente entsprechend aufzustocken. Die Zuzahlung wird jeweils wie ein Einmalbeitrag behandelt; die V wird insbesondere von Vmern gewählt, deren Einkünfte nicht regelmäßig sind. [B44] cc) Sonderformen Daneben gibt es eine Reihe von Sonderformen, mit denen Vsbeiträge und -leistungen u n m i t t e l b a r und m i t t e l b a r d y n a m i s i e r t werden. Bei allem ist zu berücksichtigen, daß eine Dynamisierung der Vsleistungen nicht nur durch eine graduelle Prämienheraufsetzung erfolgen kann, sondern schon seit jeher durch das Bemühen der Ver um eine entsprechende W e r t e n t w i c k l u n g d e r A n l a g e n und eine umfassende B e t e i l i g u n g d e r V m e r a n den erzielten Ü b e r s c h ü s s e n in die Praxis umgesetzt wurde. Vor diesem Hintergrund haben sich auch Formen einer mittelbaren Dynamisierung herausgebildet, ohne daß auf eine Dynamisierung der Beiträge zurückzugreifen war. Eine mittelbare Dynamisierung findet sich dabei beispielsweise auch in einer Vsform wie der Rentenv mit unbestimmter Verfallszeit, bei der der Rentenbeginn nicht auf einen bestimmten Zeitpunkt festgesetzt ist, der Vte ihn vielmehr während der Aufschubzeit innerhalb bestimmter Grenzen benennen und damit mittelbar auch auf die Höhe der Rente Einfluß nehmen kann (zu allem van Bargen ZVersWiss 1970 S. 75, Büchner-Winter S. 87, Claus VerBAV 1974 S. 11, insbes. S. 12, Eisenecker § 3 S. 4 4 - 4 8 , Soergel-Winter Anm. 226. Zur Dynamisierung bei Ven, die der betrieblichen Altersversorgung dienen, vgl. unten Anm. Β 159, 182 und insbesondere Anm. G.) [B45] d) Erbschaftssteuerversicherung Die Bedeutung der Erbschaftssteuerv gerade für mittelständische und kleinere Personalgesellschaften liegt auf der Hand. Um seine künftigen Erben vor finanziellen 168

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III. Übersicht über Formen der LebensV

Anm. Β 47

Nachteilen zu bewahren, die aus der Belastung mit der Erbschaftssteuer entstehen können, konnte der Erblasser bis zur Neufassung des Erbschaftssteuer- und Schenkungsgesetzes vom 17.IV.1974 (BGBl. I S. 933) gemäß § 19 E r b s c h a f t s s t e u e r a. F. eine Erbschaftssteuerv mit der Folge einer steuerlichen Vergünstigung abschließen. Der Lebensvsvertrag war dabei so zu gestalten, daß die Vssumme zur Bezahlung der Erbschaftssteuer verwendet und nach dem Tode des Vmers an die zuständige Finanzbehörde zu entrichten war. Wurde die Vsleistung schon vor dem Tode des Erblassers und Vmers fallig, mußte sie bis zum Tode des Vmers beim Ver verbleiben und war erst sodann abzuführen. Soweit die Vssumme zur Tilgung der Erbschaftssteuer diente, blieb sie bei der Errechnung der Erbschaftssteuer außer Ansatz, die Vssumme war insoweit e r b s c h a f t s s t e u e r f r e i . Lediglich der überschüssige Betrag, der dem sonst aus der V Berechtigten zufloß, unterlag der Erbschaftssteuer. Die steuerliche Vergünstigung trat andererseits auch ein, wenn die Vssumme nicht voll zur Abdeckung der Erbschaftssteuer ausreichte. Eine Sonderform der Erbschaftssteuerv war die gemischte E r b s c h a f t s s t e u e r v a u f v e r b u n d e n e Leb e n , die gewählt wurde, wenn es sich — Beispiel: Berliner Testament — um zwei Leben handelte und die V zur Bereitstellung der Erbschaftssteuer beim Tode des zuletzt versterbenden Vten dienen sollte. Die Vsleistung wurde hier beim zweiten Tode, also beim Tode des zuletzt sterbenden Vten erbracht (Mohr-Hofmann S. 39—42). Zur Frage der Bezugsberechtigung bei einer Erbschaftssteuerv vgl. BGH 24.III.1982 VersR 1982 S. 6 6 5 - 6 6 7 . - Derartige Erbschaftssteuerven können heute mit steuersparender Wirkung nicht mehr abgeschlossen werden. Art. 8.6 des Reformgesetzes sah eine Übergangsregelung für vor dem 3.X.1973 abgeschlossene Lebensvsverträge bis zum 31.X.1983 mit folgender Maßgabe vor: Tritt der Tod des Vmers (§ 19 I a. F.) oder des überlebenden Ehegatten (§ 19 II a. F.) nach dem 31.X. 1973 ein, so mindert sich die Vssumme, soweit sie bei der Feststellung des steuerlichen Erwerbs unberücksichtigt zu lassen ist, für jedes dem Kalenderjahr 1973 bis zum Eintritt des Vsfalles folgende Kalenderjahr um jeweils 5 v. H. Ohne eine solche steuerliche Vergünstigung kann die Erbschaftssteuerv jedoch auch weiterhin abgeschlossen werden. [B46] e) Familien-Unfall- und Sterbegeldversicherung Die früher betriebene Familien-Unfall- und Sterbegeldv war eine Kleinlebensv, bei der der Ehemann als Vmer und die Ehefrau und die Kinder als mitvte Personen fungierten und die im einzelnen aus einer Unfallv mit einer Vssumme bei Tod durch Unfall, bei dauernder Invalidität durch Unfall je nach Invaliditätsgrad, ferner aus einer Unfall-Krankenhaus-Tagegeld-V mit oder ohne anschließendes Genesungsgeld, drittens aus einer kapitalgedeckten Sterbegeldv, die spätestens mit dem 85. Lebensjahr endete, und schließlich einer Kindersterbegeldv auf Risikobasis bestand. Sie kann angesichts des durch das 14. Änderungsgesetz zum VAG 1983 in das VAG aufgenommenen ausdrücklichen, strikten Spartentrennungsgebots des § 8 I a 1 VAG, nach dem den Lebensvern — wie es in Deutschland dem Grundsatze nach schon zuvor geschah — die Erlaubnis zum Betrieb anderer Vssparten als der Lebensv nicht erteilt werden kann, nicht weiter betrieben werden. [B47] f) Fremdwährungsversicherung Eine Fremdwährungsv ist ein Lebens- oder Rentenvsvertrag, der zwischen einem in Deutschland ansässigen Vmer und einem in Deutschland domizilierenden Ver auf eine a u s l ä n d i s c h e W ä h r u n g — wie beispielsweise den Schweizer Franken oder den US-Dollar - abgeschlossen wird. Die beiderseitigen Leistungen sind also in Winter

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Anm. Β 49

Β. Bedeutung der Lebensversicherung

einer fremden Währung in Deutschland zu erbringen. Eine solche Fremdwährungsv ist seit 1959 in Deutschland wieder zulässig (Genehmigung der Deutschen Bundesbank 92/59 - Mitteilung der Deutschen Bundesbank Nr. 1009/61 - BAnz Nr. 167/ 61). Der Grundsatz des § 244 BGB, wonach eine in ausländischer Währung ausgedrückte Geldschuld, die im Inland zu zahlen ist, auch in Inlandswährung beglichen werden kann, wird im Vsvertrag ausgeschlossen. Bis auf jederzeitigen Widerruf des Vers können die Beitragszahlungen jedoch in D M entrichtet werden. Dabei wird der in der ausländischen Währung geschuldete Beitrag nach dem Kurswert umgerechnet, der zur Zeit der Zahlung für den Zahlungsort maßgebend ist. Für jede Fremdwährung hat der Ver eine s e l b s t ä n d i g e A b t e i l u n g d e s D e c k u n g s s t o c k s zu bilden, die Bestände des Deckungsstocks sind in auf die f r e m d e W ä h r u n g l a u t e n d e n V e r m ö g e n s w e r t e n anzulegen. Die Gewinnbeteiligung kann bei ausländischen Währungen geringer oder höher sein als bei Ven in DM, wenn das Zinsniveau des Staates, in dessen Währung die V abgeschlossen ist, niedriger oder höher ist als das deutsche Zinsniveau. Von dieser Fremdwährungsv ist eine Fremdwährungsv zu unterscheiden, die zwischen einem i n l ä n d i s c h e n V m e r und e i n e m a u s l ä n d i s c h e n Ver abgeschlossen wird. In diesem Falle ist beispielsweise die Vssumme nicht in Deutschland, sondern im Auslande auszuzahlen. Es handelt sich nicht nur um eine Fremdwährungsv, sondern darüber hinaus um die Verlegung der Verleistung in das Ausland. [B 48] g) Hypothekentilgungsversicherung Der Vmer als Hypothekenschuldner schließt bei dem Ver, der zugleich sein Hypothekengläubiger ist, eine Lebensv in Höhe des Gesamtbetrages oder eines Teilbetrages der Hypothek ab, wobei die V s s u m m e in T e i l b e t r ä g e n auszuzahlen ist. Es wird dabei in bestimmten zeitlichen Abständen ein festgesetzter Prozentsatz der Vssumme fallig, sofern der Vmer den jeweiligen Zeitablauf erlebt. Mit diesen jeweils falligen Beträgen wird die H y p o t h e k bis zum Ablaufe der V g e t i l g t . Stirbt der Vmer während der V, so wird die gesamte Vssumme sofort fallig und kann zur sofortigen Tilgung der Hypothekenrestschuld verwandt werden. Ein darüber hinaus durch die Lebensv entstandenes Kapital wird an die Hinterbliebenen ausgezahlt. Nicht erfaßt durch die V sind die H y p o t h e k e n z i n s e n , die von dem Vmer neben den Vsbeiträgen zu zahlen sind, deren Betrag sich jedoch mindert, wenn Teile der Hypothek durch die Auszahlungen getilgt werden. Zu einer Hypothekentilgungsv vgl. LG Würzburg 15.XII.1950 M D R 1951 S. 426 (Anm. Lange). Die Hypothekentilgungsv in dieser Form ist von Interesse, wenn das jeweilige S t e u e r s y s t e m eine solche Konstruktion begünstigt. Bei der Einschränkung oder Beseitigung der steuerlichen Voraussetzungen mindern sich die Vorteile einer solchen Konstruktion. Ven mit Teilauszahlungen werden jedoch nicht nur mit der Absicht einer Hypothekentilgung, sondern beispielsweise auch als T r e u p r ä m i e n v e n für Arbeitnehmer abgeschlossen. [B49] h) Direktversicherung im Rahmen der betrieblichen Altersversorgung Ein G r u n d f a l l d e r b e t r i e b l i c h e n A l t e r s v e r s o r g u n g durch einen Vsvertrag ist die sog. D i r e k t v im Sinne von § 1 II Gesetz zur Verbesserung der betrieblichen Altersversorgung (BetrAVG). Nach der sich dort befindlichen Legaldefinition handelt es sich um eine vom Arbeitgeber auf das Leben des Arbeitnehmers abgeschlossene Lebensv, für die der Arbeitnehmer oder seine Hinterbliebenen ganz oder teilweise 170

Winter

III. Übersicht über Formen der LebensV

Anm. Β 51

bezugsberechtigt sind. Durch diese vsvertragsrechtliche Konstruktion werden dem Arbeitgeber als Vmer sämtliche vertraglichen Gestaltungsmöglichkeiten belassen, das Schicksal der Versorgung des Arbeitnehmers ist grundsätzlich vom Willen des Arbeitgebers abhängig. Dem Arbeitgeber ist es möglich, das Bezugsrecht jederzeit zu widerrufen. § 1 Abs. 2 S. 1 BetrAVG verpflichtet den Arbeitgeber ab E i n t r i t t d e r Unverfallbarkeit nur arbeitsrechtlich, das Bezugsrecht nicht mehr zu widerrufen. Vsrechtlich wird die Position des Arbeitnehmers dadurch nicht gestärkt. Vgl. dazu unten Anm. Β 1 8 8 - 1 9 5 sowie LAG Hamm 29.1.1980 VerBAV 1980 S. 184, S. 198 (Anm. Abt). [B 50] i) Befreiungsversicherung Der Abschluß einer befreienden Lebensv ermöglichte ζ. B. demjenigen, der in den Jahren 1957, 1965 oder 1968 wegen E r h ö h u n g b z w . A u f h e b u n g d e r P f l i c h t g r e n z e in d e r A n g e s t e l l t e n v (FinanzänderungsG 1967) rentenvspflichtig wurde, die Befreiung von seiner Vspflicht, Art 2 § 1 AnVNG. Voraussetzung war, daß der Abschluß der Befreiungsv innerhalb einer bestimmten Frist in der vorgeschriebenen Form vorgenommen wurde; die V mußte als gemischte Lebensv auf das Endalter 65 oder ein niedrigeres Endalter zu eigenen Gunsten oder zugunsten der Hinterbliebenen genommen sein, für die Befreiungsv mußte an Beiträgen ebensoviel aufgewandt werden wie an Beiträgen zur Angestelltenv zu zahlen gewesen wäre. Üblich ist hier ein Zuschuß des Arbeitgebers zur Alterssicherung, vgl. Art. 2 § 1 Abs. 4 AnVNG. Zu Befreiungsven vgl. BGH 24.IX.1959 VersR 1959 S. 845, BSG 8.IV.1960 BSGE Bd 12 S. 8 8 - 9 0 , BSG 20.VI.1962 BB 1962 S. 1124, BSG 13.VIII.1965 VerBAV 1965 S. 223, BSG 1.VII.1966 VersR 1966 S. 953, BSG 28.1.1970 VersR 1970 S. 346, BSG 17.IV.1970 DB 1970 S. 1448, SG Nürnberg 27.V.1964 VersR 1965 S. 708-710. Zu einer weiteren Form der Befreiungsv vgl. unten Β 168. [Β 51] j) Berufsunfähigkeitsversicherung Die Berufsunfähigkeitsv ist eine im VVG nicht ausdrücklich geregelte Personenv, für die eigene AVB existieren (oben Anm. A 9) und die sich als Z w e i g d e r L e b e n s v nach den V o r s c h r i f t e n ü b e r die L e b e n s v richtet. Bei der Berufsunfähigkeitsv trägt der Ver die Gefahr, daß der Vte vorzeitig berufsunfahig wird. Der Vsfall ist gegeben, wenn der Vte infolge Krankheit, Körperverletzung oder Kräfteverfalls voraussichtlich dauernd außerstande ist, seinen Beruf oder eine andere Tätigkeit auszuüben, die aufgrund seiner Erfahrung und seiner Ausbildung ausgeübt werden kann und seiner bisherigen Lebensstellung entspricht (§ 2 Musterbedingungen für die Berufsunfähigkeitsv). Der Vsschutz kann dabei nur solange bestehen, wie der Vte seinen B e r u f n o r m a l e r w e i s e ausübt. Die V wird daher geschäftsplanmäßig nur bis zum 65. Lebensjahr bei Männern und bis zum 60. Lebensjahr bei Frauen gewährt (vgl. auch Prölss-Martin 23 Anm. 1 D vor § 159 VVG). Die Berufsunfähigkeitsv, die von der abgedeckten Gefahr her die eigentliche Lebensv ergänzt, ist als R e n t e n ν ausgestaltet, wobei eine Leibrente für die Zeit der Berufsunfähigkeit, längstens jedoch bis zum Erreichen der Altersgrenze gezahlt wird . Auch ν s a u f s i c h t s r e c h t l i c h wird die Berufsunfähigkeitsv als L e b e n s v behandelt, sie darf auch nur von Lebensvern betrieben werden. Ihrer rechtlichen und rechnungsmäßigen Ausgestaltung nach sind Berufsunfähigkeitsven R i s i k o v e n . Ein Deckungskapital wie bei einer Lebensv mit Sparcharakter wird nicht gebildet. Bei der Berechnung der Beiträge ist zu berücksichtigen, daß die von dem Ver getragene Gefahr der Berufsunfähigkeit nicht gleichbleibend ist. Sie wächst mit dem zunehmenden Alter des Vten und verändert sich ζ. B. bei einem Wechsel der konjunkturellen Situation. Winter

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Β. Bedeutung der Lebensversicherung

Anm. Β 52

Will der Ver für die Gesamtvsdauer gleichbleibende Prämien fordern, muß er einen veränderlichen Risikoverlauf einkalkulieren, so daß der Vmer bei einem niedrigen Eintrittsalter mehr als die risikoäquivalente Prämie zahlt, während er im fortgeschrittenen Alter entsprechend weniger zu zahlen hat. Um bei sich veränderndem Risiko einen gleichbleibenden Beitrag zu ermöglichen, bildet der Ver zunächst ein Deckungskapital, das sich im weiteren Ablauf der V wieder abbaut und n i c h t mit dem D e c k u n g s k a p i t a l einer k a p i t a l b i l d e n d e n L e b e n s v g e i c h z u s e t z e n ist. Es ist n i c h t das Ergebnis eines Sparvorganges wie bei der kapitalbildenden Lebensv. Endet die Berufsunfähigkeitsv vorzeitig, so gelangt das vorhandene Dekkungskapital regelmäßig nicht zur Auszahlung, es verfällt vielmehr und verhindert damit zugleich eine Gegenauslese. Im einzelnen gewährt die Berufsunfähigkeitsv dem Vten Schutz bei Berufsunfähigkeit und teilweiser Berufsunfähigkeit, indem der Ver von einem bestimmten Grade der Berufsunfahigkeit an eine Rente leistet. Da Personen unter 20 Jahren zumeist noch keinen Beruf ausüben, ist das Mindestvsalter in der Berufsunfähigkeitsv grundsätzlich auf 20 Jahre festgesetzt. Die Vsleistung kann entweder in der Weise vereinbart sein, daß der Ver bei einer Berufsunfahigkeit von 50% und mehr die vereinbarte Rente in voller Höhe leistet und bei einer Berufsunfähigkeit unter 50% keinerlei Rentenleistung erbracht wird. Häufiger ist die gestaffelte Leistung, indem eine Rente, die nach dem Berufsunfähigkeitsgrade vereinbart ist und ζ. B. bei einer Berufsunfahigkeit von 25% beginnt, geleistet wird; bei einem Berufsunfähigkeitsgrade von ζ. B. 75% wird jedoch auch hier die Rente in voller Höhe fällig. Die M i n d e s t r e n t e ist auf 1200 DM jährlich festgesetzt, eine Höchstrente ist dagegen nicht mehr festgelegt. Da die Berufsunfähigkeitsv grundsätzlich eine V mit a b s t r a k ter B e d a r f s d e c k u n g (Summenv) und nicht eine V mit konkreter Bedarfsdeckung (Schadensv) ist, ist die Leistung des Vers nicht von einer Minderung des Einkommens des Vten abhängig (im einzelnen Carus VW 1964 S. 475, 478, Eisenecker § 8 S. 123 - 1 3 4 , Soergel-Winter Anm. 236 sowie aus der Rechtsprechung BGH 15.XII.1951 VersR 1952 S. 33, LG Köln 27.IX.1978 VersR 1979 S. 569). [B 52] k) Berufsunfähigkeitszusatzversicherung Die Berufsunfähigkeitszusatzv ist eine Z u s a t z v zu einer L e b e n s v , wobei es unerheblich ist, ob die Lebensv als Kapital- oder als Rentenv ausgestaltet ist. Für die Berufsunfähigkeitszusatzv gelten eigene AVB, rechtlich ist die Berufsunfähigkeitszusatzv als L e b e n s v aufzufassen, so daß grundsätzlich s ä m t l i c h e V o r s c h r i f t e n zum L e b e n s v s r e c h t auch hier Anwendung finden. Nach den AVB können in der Berufsunfähigkeitszusatzv zwei Leistungen für den Vsfall vereinbart werden: Als Hauptleistung ist eine Rente anzusehen, die zweckgebunden ist und allein dazu dient, die Beitragsverpflichtungen aus der mit der Berufsunfähigkeitszusatzv verbundenen Lebensv und einer damit verbundenen weiteren Zusatzv zu erfüllen. Neben dieser sog. Beitragsbefreiung kann eine an den Vten auszuzahlende bare Vssumme oder Rente vereinbart werden, was allerdings nur möglich ist, wenn die Hauptv eine kapitalbildende Lebensv und keine Risikolebensv ist. Die Höhe der baren Rente ist anders als bei der selbständigen Berufsunfähigkeitsv begrenzt. Die Dauer der Berufsunfähigkeitszusatzv ist partiell mit der der Hauptv verknüpft, die längstmögliche Dauer entspricht der Hauptv bis zum dortigen (ersten) Eintritt des Vsfalles. Im übrigen kann eine Berufsunfähigkeitszusatzv auch mit einer Beitragsriickgewähr ausgestattet werden: Bleibt der Vsfall während der Vertragsdauer aus und erlebt der Vte die Fälligkeit der als Erlebensfallv abgeschlossenen Lebensv, so werden die für die Berufsunfähigkeitszusatzv geleisteten Beiträge als zusätzliche Erlebensfalleistungen 172

Winter

III. Übersicht über Formen der LebensV

Anm. Β 54

zusätzlich zur ohnehin aus der Hauptv falligen Leistung ausgezahlt (im einzelnen Eisenecker §8 S. 131-133, vgl. auch Soergel-Winter Anm. 236; KG 10.XII.1951 VersR 1952 S. 61 sieht in der Berufsunfähigkeitszusatzv richtigerweise eine „besonders geartete Lebensv", ähnlich LG Köln 15.X.1951 VersR 1952 S. 1 2 - 1 3 m.w.N., LG Schweinfurt 16.V.1951 VersR 1951 S. 169. Zur Berufsunfähigkeitszusatzv ferner OLG Karlsruhe 19.V.1982 VersR 1983 S. 281 - 2 8 2 , LG Ulm 5.VI.1979 VersR 1979 S. 930). [B 53] I) Unfallzusatzversicherung Die Unfallzusatzv ist eine K o m b i n a t i o n von L e b e n s - u n d U n f a l l v . Sie bildet mit der Lebensv genauso wie die Berufsunfähigkeitszusatzv einen einheitlichen Vertrag und wird als b e s o n d e r e F o r m der L e b e n s v angesehen. Der Unfallzusatz führt zu einer Erhöhung der Entschädigungsleistung auf das Doppelte für den Fall, daß der Tod durch einen Unfall herbeigeführt worden ist. Dabei entspricht der Unfall als Voraussetzung für die Zusatzleistung dem U n f a l l b e g r i f f des §2 (1) A U B , er wird auch in ähnlicher Weise wie bei der Allgemeinen Unfallv durch Ausschlüsse modifiziert (Wagner Bd IV Anm. Β 20). Die Besonderheit der Unfallzusatzv ist also die Ursache, die zum Vsfall führt, im übrigen ist sie wie eine Lebensv zu behandeln, so daß auch ergänzend in erster Linie die A L B und die Vorschriften der §§ 159-178 VVG heranzuziehen sind (RG 18.XI.1932 VA 1932 S. 297-300, Prölss-Martin 23 Vorbem. 4 vor § 159 VVG). Ihrer rechtlichen und rechnungsmäßigen Ausformung nach sind die Unfallzusatzven R i s i k o ven (vgl. Soergel-Winter Anm. 239, Österr. OGH 21.VII.1971 VersR 1972 S. 1134, OLG Hamm 18.IV.1980 VersR 1981 S. 727-729). [B54] m) Gruppenlebensversicherung Bei der Gruppenlebensv, die insbesondere auch der b e t r i e b l i c h e n A l t e r s v e r s o r g u n g dient, ist der Gruppenvsvertrag ein einheitlicher Vsvertrag zwischen dem Ver und der Gruppenspitze (Verband, Arbeitgeber, rechtsfähige Vereinigungen von Arbeitgebern) als Vmer. Der rechtlich einheitliche Vsvertrag besteht v s t e c h n i s c h aus so vielen V s v e r h ä l t n i s s e n wie Gruppenmitglieder vt sind. Aus Gründen der Vstechnik muß sich die Gruppenv dabei auch auf eine einheitliche, allen Gruppenmitgliedern drohende Gefahr beziehen. Der Ver schuldet aufgrund des Gruppenvsvertrages für jedes Vsverhältnis bei Eintritt des Vsfalles die vereinbarte Leistung gesondert. Insbesondere auch in der Lebensv besteht dabei die Möglichkeit der Gewährung des Vsschutzes zu einem besonders günstigen Gruppentarif und zu vorteilhafteren Aufnahmebedingungen. Die niedrigeren Beitragssätze rechtfertigen sich wegen der kostenmindernden Verwaltung einer größeren Anzahl gleichartiger Ven und angesichts der Sammelzahlung durch die Gruppenspitze, also ζ. B. den Arbeitgeber. Die oftmals großzügigere Beurteilung der Risiken erscheint als zulässig, da bei einer obligatorischen V eines Personenkreises eine Selbstauslese nicht stattfindet, das Spekulationsmoment also weitgehend ausgeschieden ist und sich unter den im Arbeitsprozeß stehenden Personen grundsätzlich verhältnismäßig wenige ungünstige Risiken finden. Im Hinblick auf die Anspruchsberechtigung ist in der Gruppenlebensv zwischen der Direkt- und der Rückdeckungsv zu unterscheiden. Bei der Direktv handelt es sich um einen Lebensvsvertrag zugunsten Dritter, so daß die Vorschriften der §§ 328-335 BGB, 166-168, 170 Abs. 2 und 177 zur Anwendung gelangen. Vmer ist die G r u p p e n s p i t z e , also der Arbeitgeber. B e z u g s b e r e c h t i g t ist im Erlebensfall das e i n z e l n e G r u p p e n m i t g l i e d , also die G e f a h r s p e r s o n , die Winter

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Β. Bedeutung der Lebensversicherung

Anm. Β 54

Person, auf deren Leben das einzelne Vsverhältnis läuft, im Todesfall sind es seine Hinterbliebenen, also ζ. B. die Ehefrau, Kinder oder Erben. Angesichts der Bezugsberechtigung hat der Bezugsberechtigte einen unmittelbaren Anspruch auf die Vsleistung. Das Recht, einen Begünstigten zu ernennen, steht dem Vmer, also dem Arbeitgeber als Gruppenspitze zu. Die B e z u g s b e r e c h t i g u n g kann dabei schon generell im Gruppenvsvertrag festgelegt werden; darüber hinaus ist es auch üblich, daß der Vmer das einzelne Gruppenmitglied bevollmächtigt, die Bezugsberechtigung für den Fall seines Todes durch eine Erklärung gegenüber dem Ver selbst zu bestimmen. Das Gruppenmitglied erhält bei der Direktv dabei in der Regel einen Vsausweis, durch den es über den Inhalt seines Vsverhältnisses unterrichtet wird. Arbeitsrechtlich ist der auf jedes Vsverhältnis entfallende Beitrag eine Zuwendung des Arbeitgebers an den Arbeitnehmer, also steuerpflichtiges Arbeitseinkommen; die Auszahlung der Vssumme ist dagegen lohnsteuerfrei. Zum Fall einer Direktv als Gruppenv vgl. BGH 5.XI.1962 VersR 1963 S. 29, BAG 31.III.1969 VersR 1969 S. 700, LAG Hamm 1.IX.1977 DB 1977 S. 1951, OLG Karlsruhe 15.XII.1977 VersR 1978 S. 416. Anders als bei der Direktv mit ihrer Bezugsberechtigung stehen bei der Riickdekkungsv sämtliche Ansprüche aus der Gruppenv dem Vmer, der Gruppenspitze, dem Arbeitgeber zu. Von einer Rückdeckungsv spricht man wegen ihres Verwendungszwecks: Sie ist eine betriebliche V eines Arbeitgebers auf das Leben seiner Arbeitnehmer und dient der Absicherung des Todesfallrisikos für eine dem Arbeitnehmer gemachte Versorgungszusage. Sie ist eine Rückdeckung der a r b e i t s r e c h t l i c h e n V e r s o r g u n g s z u s a g e durch den Arbeitgeber. Die Beiträge sind für den Arbeitgeber Betriebsausgaben, sie sind aber kein Arbeitseinkommen für die Arbeitnehmer, da diese aus dem zwischen dem Arbeitgeber und dem Ver geschlossenen Vsvertrag keine Ansprüche gegen den Ver haben. Zur Rückdeckungsv im übrigen BGH 13.V.1953 VersR 1953 S. 2 4 9 - 2 5 0 , BAG 29.VII.1967 NJW 1967 S. 2425-2427 (teilweise überholt), BAG 10.III.1972 VersR 1972 S. 735, BAG 14.VII.1972 VersR 1972 S. 1135 und BAG 12.VI.1975 BB 1975 S. 1065, ferner auch LAG Düsseldorf 29.VI.1970 DB 1970 S. 2449, LAG Saarbrücken 7.X.1970 DB 1970 S. 2447. Von der hier geschilderten e c h t e n G r u p p e n v ist die unechte Gruppenlebensv zu unterscheiden. Die unechte Gruppenlebensv besteht nicht aus einem einheitlichen Vsvertrag, sie ist ein Vertrag, durch den eine V i e l z a h l v o n e i n z e l n e n V s v e r t r ä gen entsteht, die zum Zwecke der gemeinsamen Vertragsdurchführung und Verwaltung zusammengefaßt werden. Bei der unechten Gruppenv handelt die Gruppenspitze, der Arbeitgeber, zum Teil im fremden Namen, nämlich als Vertreter der Gruppenmitglieder, und zum Teil im eigenen Namen. Die Gruppenspitze verpflichtet sich, diese Vsverträge durchzuführen, die von den einzelnen Gruppenmitgliedern als Vmern geschuldeten Beiträge einzuziehen und an den Ver weiterzuleiten. Die Gruppenspitze vertritt die Gruppenmitglieder ganz generell und ist häufig auch zum Einziehen der Vsleistung beauftragt. Beim unechten Gruppenvsvertrag werden in einem Gesamtakt so viele einzelne Vsverträge abgeschlossen wie Gruppenmitglieder vorhanden sind oder in den Vertrag einbezogen sind. Vmer sind die Gruppenmitglieder, die Arbeitnehmer. Die unechte Gruppenv kann in vielerlei Gestaltungsmöglichkeiten vorkommen, und angesichts der weitreichenden Vertretungsmacht der Gruppenspitze kann mit der unechten Gruppenv dasselbe wirtschaftliche Ergebnis erreicht werden wie mit der echten Gruppenv, auch die Anspruchsberechtigung auf die Vsleistung kann durch eine entsprechende Gestaltung der Bezugsberechtigung ganz weitgehend in gleicher Weise geregelt werden wie in der echten Gruppenv. Schließlich hat sich in der Lebensv eine dritte Form des Gruppenlebensvsvertrages entwickelt, die äußerlich in die Form der echten Gruppenv gekleidet ist, aber teilweise 174

Winter

III. Übersicht über Formen der LebensV

Anm. Β 57

die Form der unechten Gruppenv aufweist. Diese gemischte Gruppenv kommt als Gruppenv vor, die ein Arbeitgeber zugunsten seiner Arbeitnehmer abschließt, wenn der Arbeitnehmer einen Teil des Beitrages selbst trägt. Hier wird regelmäßig darauf gesehen, daß der Arbeitnehmer an dem Teil der Leistung, der seinem Beitragsanteil entspricht, durch Abtretung, widerrufliche oder unwiderrufliche Bezugsberechtigung einen unmittelbaren Anspruch gegen den Ver erhält (zu allem Magnusson, Gruppenv, insbesondere in der Lebensv, in: Möller-Winter Bd V S. 103-130, Millauer, Rechtsgrundsätze der Gruppenv, 2. Aufl., Karlsruhe 1966, Winter, in: Life Insurance Law, S. 210-227, Mohr-Hofmann S. 35). [B 55] n) Vorläufiger Versicherungsschutz in der Lebensversicherung Um Mißbräuchen entgegenzuwirken, war ein vorläufiger Vsschutz in der Lebensv bis 1977 ganz allgemein nicht vorgesehen. Erst in jenem Jahre wurde ein vorläufiger Vsschutz in engen Grenzen für Fälle eingeführt, in denen der Vte i n f o l g e eines Unfalles stirbt. Seit 1981 besteht die zunächst bis 1985 befristete Möglichkeit, vorläufigen Vsschutz a u c h f ü r Todesfälle durch andere Ursachen zu gewähren, soweit die Todesursache erst nach Antragstellung entstanden bzw. erkennbar geworden ist. Die 1977 im einzelnen aufgestellten Mindestanforderungen gelten dabei auch für die Ausweitung des vorläufigen Deckungsschutzes: Der Vsschutz wird grundsätzlich auf einen Höchstbetrag von 200 000 DM begrenzt, nur bei Bestehen einer Unfallzusatzv gilt ein entsprechend höherer Betrag. Der vorläufige Vsschutz beginnt mit dem Tage der Antragstellung, spätestens mit dem fünften Tage nach dem Antragsdatum und endet regelmäßig mit dem Beginn des Vsschutzes aus dem beantragten Vsvertrag oder mit der Ablehnung des Vsantrages durch den Ver. Voraussetzung ist ferner, daß der Antragsteller die erste Beitragsrate für den abzuschließenden Vsvertrag gezahlt hat oder dem Ver eine entsprechende Abrufermächtigung erteilt hat, für den vorläufigen Vsschutz wird dabei kein b e s o n d e r e r B e i t r a g erhoben (vgl. VerBAV 1977 S. 34,1978 S. 72,1981 S. 182, vgl. im einzelnen unten Anm. C 107-112). [B 56] 5. Weitere Lebensversicherungsformen und Vertragsgestaltungen Neben den hier genannten Vsformen existieren eine ganze Reihe von Modifikationen, die teilweise auch auf AVB beruhen, die nicht in den VerBAV publiziert sind (vgl. dazu im einzelnen unten Anm. G). Der Lebensver kann zudem im Einzelfall Individualverträge mit dem Vmer schließen und dabei den Wünschen des Vmers möglichst weitgehend Rechnung tragen, was sich beispielsweise bei den Gruppenlebensvsverträgen in der betrieblichen Altersversorgung anbietet. Für solche Individualverträge entfallt insoweit die Möglichkeit der Kontrolle nach dem AGB-Gesetz. [B 57] 6. Grenzfälle und Ausgrenzungen a) Versorgung durch Berufsständische Versorgungswerke Die freien Berufe haben durch ihre Kammern eigene Versorgungseinrichtungen geschaffen, die zuweilen zum Bereiche der Lebensv gezählt werden. Träger der Versorgungseinrichtung ist häufig eine Körperschaft des öffentlichen Rechts, die Leistungen — ganz grundsätzlich wird eine k o m b i n i e r t e A l t e r s - u n d B e r u f s u n f ä h i g k e i t s v e r s o r g u n g gewährt — und die gegenseitigen Rechte und Pflichten differieren teilweise. Als beispielhaft sei auf das Versorgungsstatut der Ärztekammer Hamburg verwiesen, das eine Altersrente nach Vollendung des 65. Lebensjahres gewährt. Jedes Winter

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Β. Bedeutung der Lebensversicherung

Anm. Β 57

selbständig tätige niedergelassene Mitglied zahlt bei ärztlichen Einkünften einen altersgemäßen Beitrag, der 1971 bei Inkrafttreten höchstens 350 DM monatlich betrug. Die altersgemäßen Beiträge erhöhen sich im gleichen Umfang wie der Höchstbeitrag in der Angestelltenv. Für selbständig tätige Mitglieder, die stets nur diesen altersgemäßen Beitrag entrichtet haben, gewährt das Versorgungswerk Festrenten, deren Höhe 1971: 500 DM, 1980:1091,70 DM monatlich betrug. Weitere Regelungen betreffen die unselbständig tätigen Ärzte, die freiwillige Höherversicherung usw., wobei die Versorgung zumindest teildynamisch ist. Bei einer solchen Versorgung handelt es sich grundsätzlich nicht um eine private Lebensv. Dabei ist umstritten, ob die Versorgung durch Berufsständische Versorgungswerke schon deshalb nicht als Privatv anzusehen ist, weil bei der Beitragszahlung der Mitglieder das Ä q u i v a l e n z p r i n z i p n i c h t a u s r e i c h e n d g e w a h r t ist (aus diesem Grunde verneint W. Bogs, Zur Rechtsnatur der Versorgungseinrichtungen freier Berufe, Berlin 1954, S. 46 — 47 den Vscharakter dieses Instituts, a. A. Schachner, Zur verfassungsrechtlichen Zulässigkeit der Pflichtaltersversorgung freier Berufe, Diss. Köln 1968, S. 35, der auf andere Durchbrechungen des Äquivalenzprinzips in der Privatv verweist). Angesichts der teilweise nicht unerheblichen Abweichungen von diesem Prinzip, die zu einer partiellen Ersetzung des Anwartschaftsdeckungsverfahrens durch ein U m l a g e v e r f a h r e n führen, ist Bogs zuzustimmen. Hinzukommt, daß sich das Rechtsverhältnis zwischen dem Versorgungsträger — der nicht als Aktiengesellschaft, Gegenseitigkeitsverein oder öffentlich-rechtlicher Ver organisiert ist — und den Mitgliedern nicht nach dem VVG und AVB, insbesondere auch nicht nach Lebensvsbedingungen richtet. Zu den Berufsständischen Versorgungswerken zählen — soweit es sich nicht um V betreibende Gegenseitigkeitsvereine handelt — die Baden-Württembergische Versorgungsanstalt für Ärzte, Zahnärzte und Tierärzte, die Berliner Ärzteversorgung, das Versorgungswerk der Ärztekammer Bremen, das Versorgungsstatut der Ärztekammer Hamburg, das Versorgungswerk der Landesärztekammer Hessen, die Kassenärztliche Vereinigung Hessen mit ihrer erweiterten Honorarverteilung, die Ärzteversorgung Niedersachsen, die Nordrheinische Ärzteversorgung, die Ärzteversorgung Westfalen-Lippe, das Versorgungswerk der Ärztekammer des Saarlandes, die Versorgungseinrichtung der Ärztekammer Schleswig-Holstein, das Versorgungswerk der Zahnärztekammer Berlin, an das die Zahnärztekammer Bremen und die Tierärztekammer Berlin angeschlossen sind, das Versorgungsstatut der Zahnärztekammer Hamburg, das Altersversorgungswerk der Zahnärztekammer Niedersachsen, das Versorgungswerk der Zahnärztekammer Schleswig-Holstein, das Versorgungswerk der Tierärztekammer Nordrhein, die Alterssicherungsordnung der Tierärztekammer Niedersachsen, das Versorgungswerk der Tierärtekammer Schleswig-Holstein, das Versorgungswerk der Tierärztekammer Westfalen-Lippe, die Versorgungswerke der Landesapothekerkammer Hessen, der Apothekerkammer Nordrhein und der Apothekerkammer Westfalen/Lippe, die Notarversorgungskasse Koblenz, die Notarkasse in München, das Versorgungswerk der Saarländischen Notarkammer, die Versorgung des Pensionsvereins der Rhein-Preußischen Notare und NotariatsCandidaten, das Versorgungswerk der Steuerberater und Steuerbevollmächtigten im Saarland, das Niedersächsische Versorgungswerk der Rechtsanwälte (vgl. dazu Philipp VW 1983 S. 471 —474), das Versorgungswerk der Rechtsanwaltskammer des Saarlandes, die Versorgungsanstalt der Deutschen Bezirksschornsteinfegermeister (dazu BGH 25.VI.1964 VersR 1964 S. 837-839), die Gemeinsame Ausgleichskasse im Seelotswesen der Reviere, das Versorgungswerk der Architektenkammer des Saarlandes. 176

Winter

III. Übersicht über Formen der LebensV

Anm. Β 61

[Β 58] b) Sterbefallumlage der Fürsorgeeinrichtung einer Ärztekammer OLG Celle 20.V.1965 VersR 1965 S. 677-678 hat mit Recht entschieden, daß es sich in einem solchen Fall nicht um eine private Lebensv handelt, auf die die Vorschriften des VVG anwendbar sind. Die Fürsorgeeinrichtung verspricht ihren Mitgliedern nur, bei Eintritt des Todesfalles Spenden zu sammeln und den durch die Spenden eingegangenen Betrag den Hinterbliebenen des Verstorbenen auszuzahlen. Das ist keine V, zumal den Mitgliedern ein Rechtsanspruch auf die Leistung nicht zuerkannt ist. [B 59] c) Versorgung durch die Versorgungsanstalt des Bundes und der Länder (VBL) Die Versorgungsanstalt des Bundes und der Länder nimmt eine Zwischenstellung zwischen Privatv und Sozialv ein. Ihr Zweck ist es, Arbeitnehmern in der öffentlichen Verwaltung, sonstigen Körperschaften, Anstalten und Stiftungen des öffentlichen Rechts und gemischt-wirtschaftlichen Betrieben eine privatrechtliche zusätzliche Alters- und Hinterbliebenenversorgung zu gewähren. Die Vspflicht wird durch Arbeits- und Tarifvertrag begründet (§ 26 I der Satzung von 1966, zuletzt geändert 1979), daneben besteht die Möglichkeit einer freiwilligen Weiterv und einer beitragsfreien V. Die Beiträge werden von dem Arbeitgeber nach dem Prinzip des Umlageverfahrens entrichtet (§ 29 der Satzung). Schon angesichts dessen kann es sich hier nicht um eine private Lebensv handeln. So klassifiziert die Rechtsprechung das Rechtsverhältnis zwischen der Versorgungsanstalt und dem öffentlich Bediensteten mit Recht nicht als Privatvsvertrag aufgrund einer privatvsrechtlichen Gruppenv (BGH 23.11.1977 VersR 1977 S. 446 - 447, BGH 25.V.1977 VersR 1977 S. 764, weniger scharf BVerwG 21.11.1958 BVerwGE Bd 6 S. 200-204, BGH 22.V.1967 BGHZ Bd 48 S. 3 5 - 4 6 , BGH 22.IX.1971 VersR 1971 S.1116, BSG 27.VII.1972 NJW 1972 S. 2151). (B 60] d) Leistungen der Kommunalen Versorgungskassen Diese Versorgungskassen sind Körperschaften des öffentlichen Rechts, deren Pflichtmitglieder die kreisangehörigen Gemeinden ihres Geschäftsbereichs mit Ausnahme der Städte sind. Freiwillige Mitglieder sind andere Gemeinden und Gemeindeverbände sowie sonstige Körperschaften, Anstalten und Stiftungen des öffentlichen Rechts, Fraktionen der Landtage sowie kommunale Spitzenverbände und vergleichbare Organisationen. Die Versorgungskassen übernehmen für ihre Mitglieder die Berechnung und Zahlung der beamtenrechtlichen Versorgungsleistungen sowie weitere Leistungen. Die Finanzierung erfolgt durch die Mitglieder im Umlageverfahren. Die Versorgungskassen sind nicht Privatver und gewähren auch nicht privaten Lebensvsschutz (offen gelassen von BVerwG 30.X.1959 DVB1 1960 S. 70). [B 61] e) Versorgung durch die Versorgungsanstalt der Deutschen Bundespost, Leistungen aus der Zusatzversicherung der Bundesbahnversicherungsanstalt Für die Rechtsbeziehungen zwischen der Versorgungsanstalt der Deutschen Bundespost und den bei ihr vten Personen gilt gleichfalls, daß sie zwar nicht öffentlichrechtlicher Natur sind, aber auch nicht privatvsrechtlichen Charakter haben (vgl. dazu BSG 10.IV.1964 BSGE Bd 21 S. 5 - 9 : keine Stellungnahme zu der Frage ihrer privatvsrechtlichen Natur). Ebenso sind die Rechtsbeziehungen zwischen der Bundesbahnversicherungsanstalt und den bei ihr Vten zu beurteilen, soweit es sich um die Zusatzv nach Abteilung Β der Anstalt handelt (vgl. hierzu BGH 10.VI.1963 Winter

177

Β. Bedeutung der Lebensversicherung

Anm. Β 63

VersR 1963 S. 765 — 766: gleichfalls keine Stellungnahme zur Frage der privatvsrechtlichen Natur des Rechtsverhältnisses). Gleiches gilt für die Rechtsbeziehungen zu den weiteren Versorgungsanstalten dieser Art und auch sonstigen Zusatzversorgungskassen (nicht entschieden von BGH 17.XI.1981 VersR 1982 S. 185: Zusatzversorgungskasse einer Universität). [B 62] 0 Versorgungsleistungen durch Unterstützungskassen Soweit Unterstützungskassen als rechtlich selbständige Versorgungseinrichtungen in der Rechtsform des eingetragenen Vereins, einer GmbH oder einer Stiftung den Rechtsanspruch auf eine Versorgungsleistung nicht nur formell ausgeschlossen haben, unterliegen sie nicht der Vsaufsicht (Goldberg-Müller § 1 VAG Anm. 68 — 75, Prölss-Schmidt-Frey 9 §1 VAG Rz 2 2 - 2 8 , Sieg ZVersWiss 1969 S. 505). Die rechtlichen Beziehungen zwischen der Unterstützungskasse, dem Arbeitgeber und dem Arbeitnehmer sind nicht vsvertraglicher Natur. Vgl. dazu im einzelnen Schwarzbauer, Unterstützungskassen, in: Handbuch der betrieblichen Altersversorgung, Bd I, 6. Aufl., Stuttgart-Wiesbaden 1977 ff. [B63] g) Leibrente als Rentenversicherung, Sachlebensversicherung Für einen gewiß exzeptionellen Fall entschied KG 2.XII.1950 VersR 1951 S. 41 — 42, daß der mit einem Lebensver abgeschlossene Rentenvsvertrag mangels Gegenleistung des Vmers als die Vereinbarung einer Leibrente anzusehen ist. Der Entscheidung ist zu folgen, weil die eine V ausmachenden Begriffselemente angesichts der Unentgeltlichkeit der Leistung nicht vollständig gegeben waren. Von der Lebensv im vsrechtlichen Sinne ist auch die Sachlebensv zu unterscheiden. Sie gewährt Ersatz für das im Laufe der Zeit eintretende Unbrauchbarwerden bestimmter langlebiger Wirtschaftsgüter (Gebäude, Schiffe, Maschinen). Sie ist teilweise die Verbindung einer Schadensv mit einer Sparv und weist insoweit eine Parallele zur gemischten Lebensv auf. Es werden nicht nur die während der Vsdauer durch Abnutzung eingetretenen Schäden ersetzt, sondern bei Beendigung der V werden durch den Ver die für eine Neuanschaffung benötigten Mittel bereitgestellt. Diese Variante ist jedoch nicht stets gegeben, die Sachlebensv kann auch als reine Risikov abgeschlossen werden. Für die Sachlebensv besteht gegenwärtig kein Bedürfnis mehr. Das gilt jedoch nicht für die von dieser Sachlebensv zu unterscheidende und gleichfalls keine Lebensv im vsrechtlichen Sinne darstellende Τ i er lebensv. IV. Einordnung der Lebensversicherung Schrifttum Anm. Β 64 1. Lebensversicherung im Theorienstreit Anm. Β 6 5 - 7 0 a) Schadenersatztheorie Anm. Β 66 b) Bedarfstheorie Anm. Β 67 c) Vermögensgestaltungstheorie Anm. Β 68 d) Dynamische Versicherungstheorie Anm. Β 69 e) Ergebnis Anm. Β 70

178

2. Schadens- und Summenversicherung, Personen- und Nichtpersonenversicherung Anm. Β 7 1 - 7 2 a) Summen- im Gegensatz zur Schadensversicherung Anm. Β 71 b) Personen- im Gegensatz zur Nichtpersonenversicherung Anm. Β 72 3. Zuordnungsfrage: Prinzip der abstrakten Bedarfsdeckung bei der Lebensversicherung einschließlich Zusatzversicherungen Anm. Β 73

Winter

Anm. Β 63

IV. Einordnung der LebensV 4. Prinzip der konkreten Bedarfsdeckung und versichertes Interesse in der Lebensversicherung bis zur Schaffung des VVG Anm. Β 7 4 - 7 9 a) Gesetzgebung Anm. Β 75 b) Rechtsprechung Anm. Β 76 c) Schrifttum Anm. Β 77 d) Bedingungswerke der Lebensversicherer Anm. Β 78 e) Schaffung des VVG Anm. Β 79 5. Insurable Interest in der Lebensversicherung nach anglo-amerikanischen Recht Anm. Β 8 0 - 8 9 a) Lebensversicherung im ausländischen Recht Anm. Β 80 b) Englisches Recht Anm. Β 8 1 - 8 5 aa) Grundlegung Anm. Β 81 bb) Insurable Interest bei der Versicherung des eigenen Lebens Anm. Β 82 cc) Insurable Interest bei der Lebensfremdversicherung Anm. Β 83 dd) Insurable Interest des Begünstigten bzw. des Zessionars Anm. Β 84 ee) Breiter Ausnahmebereich Anm. Β 85 c) US-amerikanisches Recht Anm. Β 8 6 - 8 8 aa) Übersicht Anm. Β 86 bb) Insurable Interest bei den verschiedenen Ausgestaltungen der Lebensversicherung Anm. Β 87 cc) Zusammenfassung Anm. Β 88 d) Anglo-amerikanisches Recht im Vergleich zum deutschen Lebensversicherungsrecht Anm. Β 89 6. Elemente der konkreten Bedarfsdeckung auch in der Lebensversicherung und ihren Zusatzversicherungen Anm. Β 90-114 a) Generelle Grenzen des Summenleistungsprinzips Winter

Anm. Β 91-102 aa) Gegen die Einschränkung des Summenleistungsprinzips geäußerte Argumente Anm. Β 9 2 - 9 7 (1) Umschreibung der Leistungspflicht durch das Gesetz Anm. Β 92 (2) Sparcharakter der Lebensversicherung Anm. Β 93 (3) Mathematisch-technische Grundlagen der Lebensversicherung Anm. Β 94 (4) Subjektives Risiko Anm. Β 95 (5) Bewertungsschwierigkeiten Anm. Β 96 (6) Lebensversicherung und Insurable Interest Anm. Β 97 bb) Grenzen des Summenleistungsprinzips in den einzelnen Formen der Lebensversicherung Anm. Β 98-102 (1) Versicherung auf den eigenen Erlebensfall Anm. Β 98 (2) Versicherung auf den Erlebensfall Dritter Anm. Β 99 (3) Versicherung auf den eigenen Todesfall Anm. Β 100 (4) Versicherung auf fremden Tod Anm. Β 101 (5) Abgrenzung zu sonstigen Einschränkungen des Summenleistungsprinzips Anm. Β 102 b) Lebensversicherung mit Elementen der Schadensversicherung Anm. Β 103-110 aa) Allgemeines Anm. Β 103 bb) Restschuldversicherung Anm. Β 104 cc) Hypothekentilgungsversicherung Anm. Β 105 dd) Erbschaftssteuerversicherung Anm. Β 106 ee) Riickdeckungsversicherung Anm. Β 107 179

B. Bedeutung der Lebensversicherung

Anm. Β 64 ff) Berufsunfahigkeitszusatzversicherung Anm. Β 108 gg) Sterbegeldversicherung Anm. Β 109 hh) Gruppenversicherung Anm. Β 110 c) Lebensversicherung als echte Schadensversicherung Anm. B i l l d) Grenzziehung zwischen abstrakter und konkreter Bedarfsdeckung vor dem Hintergrund der Kranken- und Unfallversicherung Anm. Β 112-114 aa) Grenzziehung in der Krankenund Unfallversicherung Anm. Β 112 bb) Grenzziehung in der Lebensversicherung Anm. Β 113 cc) Ausblick Anm. Β 114 7. Kein versichertes Interesse in der Lebensversicherung Anm. Β 115 8. Lebensversicherung als Aktiven- und Passivenversicherung

Anm. Β 116 9. Lebensversicherung als Risiko- und kapitalbildende Versicherung Anm. Β 117 10. Art der Gefährdung Anm. Β 118 11. Differenzierung zwischen Sozial- und Wirtschaftsrisiken in der Lebensversicherung? Anm. Β 119-120 a) Differenzierungsvorschläge Anm. Β 119 b) Stellungnahme Anm. Β 120 12. Abgrenzung der Lebensversicherung von anderen Versicherungszweigen Anm. Β 121-125 a) Unfallversicherung Anm. Β 121 b) Krankenversicherung Anm. Β 122 c) Haftpflichtversicherung Anm. Β 123 d) Probandenversicherung Anm. Β 124 e) Filmausfallversicherung Anm. Β 125

[Β 64] Schrifttum: Amrhein, The Liberalization of the Life Insurance Contract, Philadelphia 1933, Bähr ArchfBürgerlR 7 S. 1 - 6 3 , Baumann ZHR 139 S. 291-346, Bendic ZVersWiss 1903 S. 490-525, Benecke, System des Assekuranz- und Bodmereiwesens, Bd I, Hamburg 1805, H. Bogs, Die Sozialversicherung im Staat der Gegenwart, Berlin 1973, Braeß ZVersWiss 1970 S. 1 — 15, Braun, Geschichte der Lebensversicherung und der Lebensversicherungstechnik, Berlin 1963, Brecher, Die Versicherung auf fremden Tod, Wien 1912, Büchner-Winter, Grundriß der Individualversicherung, 8. Aufl., Karlsruhe 1977, de Casaregis, Discursus legales de commercio, Florenz 1719, Crawley, The Law of Life Insurance, London 1882, Dinsdale, Elements of Insurance, 3. Aufl., London 1960, Donati ZVersWiss 1960 S. 289-302, Ehrenberg, Versicherungsrecht, Bd I, Leipzig 1893, ders. ZHR 32 S. 409—489, Eichler, Versicherungsrecht, 2. Aufl., Karlsruhe 1976, Endemann ZHR 10 S. 242-315, Farny ZVersWiss 1979 S. 31-74, Frick, Regreß- und Anrechnungsprobleme in der Summenversicherung, Diss. Hamburg 1984, Gärtner ZVersWiss 1963 S. 337 - 375, ders., Das Bereicherungsverbot, Berlin 1970, Goldschmidt ZHR 23 S. 179 — 224, Hecker, Zur Lehre von der rechtlichen Natur der Versicherungsverträge, Abt. I, München 1894, Helfesrieder, Die Personenversicherung in ihrer Abgrenzung zur Schadensversicherung nach Schweiz. Privatversicherungsrecht, Basel 1953, Hellner ZVersWiss 1966 S. 600—608, Hempsel, Kelly in: Möller-Winter, Materialien des Zweiten Weltkongresses für Versicherungsrecht, Bd II, Karlsruhe 1967, Hinrichs ZHR 20 S. 339-466, Horn, Sozialund Wirtschaftsrisiken im Privatversicherungsrecht, Karlsruhe 1983, Horne-Mansfield, The Life Insurance Contract, New York 1938, Huebner, Life Insurance, New York 1935, Hübner VersR 1978 S. 980-988, Hüffer VersR 1975 S. 871-877, Kadatz-Hebel in: 50 Jahre materielle Versicherungsaufsicht, Bd II, Berlin 1952, S. 1—68, Kimball, Insurance and Public Policy, Madison 1960, Kleyboldt ZVersWiss 1979 S. 115-132, Klingmüller VersR 1971 S. 390-393, Koenig SVZ 1965/66 S. 321—344, ders. Schweizerisches Privatversicherungsrecht, 3. Aufl., Bern 1967, Lehmann JW 1934 S. 2006-2013, Mac Gillivray-Browne, Insurance Law, 5. Aufl.,

180

Winter

Anm. Β 67

IV. Einordnung der LebensV

London 1961, Millauer, Rechtsgrundsätze der Gruppenversicherung, 2. Aufl., Karlsruhe 1966, Mittelstaedt Gruchbeitr 38 S. 327-373, Mittermaier ZHR 23 S. 199-204, Möller ZVersWiss 1934 S. 18-43, ders. JW 1938 S. 916-920, ders. in: Festschrift für Albert Ehrenzweig Karlsruhe 1955 S. 169, ders. ZVersWiss 1962 S. 269-289, ders., Versicherungsvertragsrecht, 3. Aufl., Wiesbaden 1977, Müller-Erzbach, Deutsches Handelsrecht, 2. Aufl., Tübingen 1927, Patterson, Essentials of Insurance Law, New York-Toronto-London 1957, Philipps, A Treatise on the Law of Insurance, Bd II, New York 1867, Picard-Besson, Les assurances terrestre en droit français, 2. Aufl., Paris 1964, Pohls, Darstellung des See-Assekuranzrechtes, Teil I, Hamburg 1832, Porter, The Law of Insurance, 8. aufl., London 1933, Predöhl ZHR 22 S. 441-504, Preston-Colinvaux, The Law of Insurance, 2. aufl., London 1961, Prölss-Martin, Kommentar zum Versicherungsvertragsgesetz, 23. Aufl., München 1984, Reichert-Facilides VersArch 1956 S. 95-102, Rieger VW 1978 S. 587-593, Rudden, Soviet Insurance Law, Leyden 1966, Rüdiger, Die Rechtslehre vom Lebensversicherungsvertrag, Berlin 1885, Schmidt ZVersWiss 1968 S. 81—95, Schmidt-Rimpler, Über einige Grundbegriffe des Privatversicherungsrechts, in: Beiträge zum Wirtschaftsrecht, Heft 62, Marburg 1931 S. 1211-1259, ders. VersR 1963 S. 493 — 505, Schmitt, Abgrenzung der Versicherung auf fremdes Leben von Spiel und Wette, Diss, Würzburg 1933, Sieg VersRundschau 1968 S. 181-199, ders. BB 1970S. 106-110, ders. ZVersWiss 1979 S. 91 — 114, v. Staudinger, Die Rechtslehre vom Lebensversicherungsvertrag, Erlangen 1858, Stone-Cox, Life Assurance Policy Conditions, London 1961, von der Thüsen VersR 1954 S. 155 — 157, Tiefenbacher, Das Bereicherungsverbot im Lebensversicherungsrecht, Diss. Hamburg 1948, Weber ZVersWiss 1961 S. 333-350, Winter, Konkrete und abstrakte Bedarfsdeckung in der Sachversicherung, Göttingen 1962.

[B65] 1. Lebensversicherung im Theorienstreit

Die Einordnung der Lebensv in das System der Ven ist nur auf den ersten Blick weitgehend problemlos. Die einzelnen Theorien zur V hatten und haben stets Mühe, insbesondere die Lebensv einzuordnen, oder sie sind ihrer Grundkonzeption nach zu eindeutig auf die Lebensv ausgerichtet. Da in der Lebensv mit dem Vsfall kein realer und konkreter Schaden zu entstehen braucht, ergibt sich bei der Leistung des Vers ein Bemessungsproblem, manche Formen der Lebensv sind mit einem Sparvorgang verbunden, andere geraten in die Nähe zum aleatorischen Geschäft. IB 66] a) Schadenersatztheorie

International steht die S c h a d e n e r s a t z t h e o r i e , die das W e s e n d e r V in d e r E l i m i n i e r u n g e i n e s e v e n t u e l l e n S c h a d e n s sieht, im Vordergrund der Diskussion (vgl. nur Donati ZVersWiss 1960 S. 289 — 302). Während sie den Formen der Schadensv grundsätzlich gerecht wird, erklärt sie die Lebens-, Unfall- und Krankenv nur partiell. Man hat daher zu einem abstrakten Schadensbegriff Zuflucht genommen und insbesondere den Eintritt des Todes in der Lebensv als „Schaden" zu erklären versucht. Aber es ist gerade für die Lebensv charakteristisch, daß die Vssumme ohne Rücksicht auf einen Schaden des Vten geleistet wird. Der Schadenersatztheorie ist daher nicht zu folgen (vgl. Bruck-Möller Bd II Anm. 2 vor §§49-80). [B 67] b) Bedarfstheorie

Die in der dualistischen B e d a r f s t h e o r i e zum Ausdruck gelangende w i r t s c h a f t l i c h e B e t r a c h t u n g s w e i s e schiebt der V die Funktion einer Bedarfsdeckung zu und stellt dem konkreten Bedarf den abstrakten Bedarf zur Seite, wobei sie sowohl die Schadenersatzleistung wie die Summenleistung zu erklären sucht (vgl. dazu insbesondere Möller ZVersWiss 1963 S. 269 — 289). Gegen die Bedarfstheorie wird eingewandt, daß der Bedarfsbegriff vieldeutig sei und daß die Bedarfstheorie vom Bedarf des Vten, der in der Schadensv zugrunde gelegt werde, bei der Lebensv zum Winter

181

Anm. Β 71

Β. Bedeutung der Lebensversicherung

Bedarf von Personen überspringe, denen der Vte die Vsleistung zukommen lasse (vgl. Schmidt-Rimpler VersR 1963 S. 4 9 3 - 5 0 5 ) . Beide Argumente ziehen nicht. Der Bedarfsbegriff ist im Zivilrecht geläufig und hat im Zusammenhang mit dem Vswesen eine ausreichende Konkretisierung erfahren, das zweite Argument ist weitgehend formaler Natur. Die Bedarfstheorie hat sich mit Recht d u r c h g e s e t z t . [B68] c) Vermögensgestaltungstheorie In Fortentwicklung der Bedarfstheorie stellt Schmidt-Rimpler a . a . O . auf den Gedanken der Störung, die Durchkreuzung eines Wirtschaftsplanes ab und sieht die F u n k t i o n d e r V in der Erreichung eines „Vermögensgestaltungszieles" wie der E r h a l t u n g der V e r m ö g e n s o b j e k t e , der S c h u l d e n a b w e h r , der V e r m ö g e n s a n s a m m l u n g , der R e n t e n s i c h e r u n g . Die Vermögensgestaltungstheorie mag dabei zwar die Personenv und insbesondere die Lebensv ganz weitgehend — wenn auch nicht bedenkenfrei — zu erklären, sie paßt jedoch nicht auf die Sachund Haftpflichtv, wo es weniger um die Vermögensgestaltung als um die Sicherung des status quo geht. [B69] d) Dynamische Versicherungstheorie Die Ansätze Schmidt-Rimplers weiterentwickelnd sieht Braeß ZVersWiss 1970 S. 1 — 15 die Störungen des Wirtschaftsplanes im vollständigen oder teilweisen Ausfall geplanter Einnahmen und/oder im Auftreten nicht geplanter Ausgaben, wobei die Funktion der V im Auffangen dieser Störungen zu sehen sei. Er unterscheidet entsprechend zwischen Einnahmen- und Ausgabenven und stellt die Lebensv als Einnahmev dar. Der Theorie von Braeß kann jedoch schon vom Grundkonzept her aus juristischer Sicht nicht gefolgt werden, sie kann für r e c h t l i c h e Zuordnungsund Erkenntnisfragen nicht nutzbar gemacht werden und findet auch im VVG keinen Niederschlag. [B 70] e) Ergebnis Es ist hier somit der Bedarfstheorie zu folgen, von der auch im übrigen die Kommentierung ausgeht. Sie paßt sich in das VVG ein und bietet auch eine Ausgangsbasis zum funktionalen Verständnis der Lebensv und ihrer Zusatzven. Wegen weiterer Vstheorien vgl. Eichler S. 1—13. Entsprechend der Unterscheidung zwischen k o n k r e t e r und a b s t r a k t e r Bed a r f s d e c k u n g ist im VVG zwischen S c h a d e n s - und S u m m e n v zu unterscheiden, wobei die Gegenüberstellung in § 1 VVG bekanntlich dadurch mißglückt ist, daß diese Unterscheidung mit dem Begriffspaar P e r s o n e n v und N i c h t p e r s o n e n v verquickt ist und die Schadensv der Personenv gegenübergestellt wird (ausführlich Bruck-Möller Bd I § 1 Anm. 2 0 - 2 5 ) . [B71] 2. Schadens- und Summenversicherung, Personen und Nichtpersonenversicherung a) Summen- im Gegensatz zur Schadensversicherung Während die Vsleistung in der S c h a d e n s v grundsätzlich der Kompensation eines exakt bemeßbaren Vermögensschadens dient, hinterläßt in der Summenv die Gefahrverwirklichung wie Unfall oder Tod eine Situation, die zwar typischerweise, in aller Regel nachteilig und somit bedarfsverursachend ist, aber eben nicht auch notwendigerweise in jedem Einzelfall. Darüber hinaus handelt es sich bei der S u m m e n v in aller Regel um Nachteile, deren Umfang nicht exakt bemessen werden 182

Winter

IV. Einordnung der LebensV

Anm. Β 73

kann. Es ist daher in Kauf zu nehmen, daß bei der abredemäßigen Festsetzung der Vssumme eine vom wahren Bedarf mehr oder weniger abstrahierende Bedarfsschätzung vorgenommen wird. Ein Bedarf, ein N a c h t e i l wird in H ö h e d e r v e r e i n b a r ten V s s u m m e — sei es ein Kapital oder eine Rente — unter Abstrahierung von der konkreten Bedarfslage u n w i d e r l e g l i c h v e r m u t e t (Bruck-Möller Bd II Vorbem. 2 vor §§ 49-80). Der Summenv steht die Schadensv konträr gegenüber. In der Schadensv ist der Ver bei Eintritt des Vsfalles grundsätzlich verpflichtet, dem Vmer den dabei verursachten Schaden zu ersetzen. Dieser Schaden ist m a t e r i e l l e r , b e z i f f e r b a r e r S c h a d e n , der grundsätzlich im durch den Vsfall verursachten Umfange ersetzt wird (Bruck-Möller a. a. O.). [B72] b) Personen- im Gegensatz zur Nichtpersonenversicherung Bei der P e r s o n e n v und damit der Lebensv und ihren Zusatzven verwirklicht sich das Risiko im Zusammenhang „mit der Körperlichkeit eines Menschen", dem Tod, dem E r l e b e n , der B e r u f s u n f ä h i g k e i t , dem U n f a l l usw. (Bruck-Möller Bd II Vorbem. 3 vor §§ 49-80). Nach Büchner-Winter S. 79 liegt bei der Personenv der Vsfall in einem „Ereignis, das sich unmittelbar im leiblichen oder rein persönlichen Lebensbereich eines Menschen zuträgt". Zu eng wäre dabei das Abstellen auf die körperliche Integrität, da auch der Erlebensfall als bedarfsauslösender Vsfall berücksichtigt werden muß. Die Einordnung der Lebens-, der Berufsunfahigkeitsund der Unfallzusatzv als Personenv hat Auswirkungen für die A u s g e s t a l t u n g d e s V s z w e i g e s : Zum einen gilt für diese Vsformen insbesondere (auch) das Prinzip der abstrakten Bedarfsdeckung (vgl. sogleich Anm. 73), andererseits kennt die Lebensv einschließlich ihrer Zusatzven nach der Vorstellung des Gesetzgebers und nach der h. M. kein vtes Interesse (dazu unten Anm. Β 115). [Β 73] 3. Zuordnungsfrage: Prinzip der abstrakten Bedarfsdeckung bei der Lebensversicherung einschließlich Zusatzversicherungen Nach der h. M. ist die Nichtpersonenv dabei ausschließlich nach dem Prinzip der konkreten Bedarfsdeckung zu betreiben, die Personenv kann nach dem Prinzip der abstrakten Bedarfsdeckung und nach dem Prinzip der konkreten Bedarfsdeckung betrieben werden (statt vieler Bruck-Möller Bd II Vorbem 3 vor §§49 — 80). Die konkrete Bedarfsdeckung im Bereiche der Personenv findet sich dabei vor allem in der Kranken- und Unfallv und so gut wie gar nicht in der Lebensv. Die Lebensv e i n s c h l i e ß l i c h Z u s a t z v e n wird grundsätzlich nach dem Prinzip der abstrakten Bedarfsdeckung betrieben. Wie dabei in der Nichtpersonenv das Prinzip der konkreten Bedarfsdeckung innerhalb enger Grenzen abbedungen werden kann (ζ. B. für die Neuwertv Winter S. 99 — 116, insbesondere Bruck-Möller a.a.O. als Repräsentant der herrschenden Meinung), ist es allgemeine Ansicht, daß i n n e r h a l b der P e r s o n e n v und damit auch in der Lebensv die konkrete Bedarfsdeckung vereinbart werden kann, soweit eine derartige Vereinbarung vstechnich möglich und sinnvoll ist (so statt vieler Möller Vsvertragsrecht S. 32). Ist die abstrakte Bedarfsdeckung vereinbart, so ist es h e r r s c h e n d e M e i n u n g , daß eine S u m m e n l e i s t u n g s v e r e i n b a r u n g n i c h t a n g r e i f b a r ist, daß die vereinbarte Summe auch dann zu zahlen ist, wenn der Vsfall nachweislich nicht zu einem Schaden bzw. einem gleichhohen Schaden führe. Ein vtes Interesse oder insurable interest sei in der Lebensv und der sonstigen Personenv mit abstrakter Bedarfsdeckung weder dem Grunde noch der Höhe nach erforderlich (Möller ZVersWiss 1962 S. 288, a. A. Gärtner S. 128). Das bedarf jedoch Winter

183

Β. Bedeutung der Lebensversicherung

Anm. Β 75

der Präzisierung, der ein Blick in die V e r g a n g e n h e i t (sogleich Anm. Β 74 —79) und ein Blick auf das a n g l o - a m e r i k a n i s c h e R e c h t vorausgeschickt wird (sodann Anm. 8 0 - 8 9 ) . [B74] 4. Prinzip der konkreten Bedarfsdeckung und versichertes Interesse in der Lebensversicherung bis zur Schaffung des W G Bis zum Erlaß des VVG war das Prinzip der konkreten Bedarfsdeckung sehr viel enger mit der Lebensv verbunden, als es in der Gegenwart angesichts der vsgesetzlichen Festschreibung möglich ist. Die Verknüpfung der konkreten Bedarfsdeckung mit der Lebensv gilt dabei sowohl für den Gesetzgeber des 18. und 19. Jahrhunderts als auch für die Rechtsprechung, das Schrifttum und die Lebensvsbedingungen jener Zeit, wobei sich Ende des letzten Jahrhunderts — besonders im Schrifttum und in der Praxis — eine Abkehr von der tradierten Auffassung erkennen läßt. Die Einschätzung der Lebensv als Schadens- oder Summenv ging dabei einher mit der Frage nach einem vten Interesse in der Lebensv. Die Lehre vom vten Interesse geht zurück auf de C a s a r e g i s , Discursus legales de commercio, Florenz 1719, der das vte Interesse als Abgrenzungskriterium des Vsvertrages zum Wettvertrage entwickelte. Mit dem Aufkommen der Lebensv ergab sich gerade im Hinblick auf das vte Interesse die Schwierigkeit, daß hier kein rechter Anknüpfungspunkt für die Bewertung des vten Interesses zu finden war, eine auch rechnerisch in jeder Vsform haltbare Bestimmung des vten Interesses erwies sich als nicht möglich. So ist die Problematik des vten Interesses in der Lebensv eng verknüpft mit der dogmatischen Zuordnung der Lebensv zur Schadensv bzw. Summenv (vgl. zur Interesselehre insgesamt Gärtner ZVersWiss 1963 S. 337-375). |B 75] a) Gesetzgebung Im Hinblick auf die Lebensv war es ganz allgemein Ziel d e r G e s e t z g e b u n g , die aleatorischen Verträge von der echten V zu scheiden und Vorschriften zu schaffen, die den M i ß b r a u c h der Lebensv zu rechtswidrigen Zwecken ausschlossen. Die Lebensv wurde dabei überwiegend als Teil der Schadensv betrachtet, was Tiefenbacher mit der historischen Entwicklung der deutschen Lebensv aus der englischen Seev erklärt (a. a. O. S. 96). So sollte auch der Zweck der Lebensv in aller Regel der Ersatz eines bestimmten Schadens sein. Das P r i n z i p d e r k o n k r e t e n B e d a r f s d e c k u n g in der Lebensv ist dabei besonders eindeutig im Preußischen Allgemeinen Landrecht von 1794 zum Ausdruck gelangt. Danach durfte das eigene Leben unbeschränkt (ALR II 8, 13 § 1968), das Leben Dritter zum eigenen Vorteil, also zum Vorteil des Vmers nur verst werden, wenn der Vmer zur Gefahrsperson in nahen verwandtschaftlichen Beziehungen stand (§ 1971) oder wenn die Gefahrsperson in den Abschluß des Vertrages gerichtlich einwilligte (§ 1973). Die Höhe der Vssumme war dadurch begrenzt, daß sich der Vmer „nur gegen Schaden decken", niemals aber „Bereicherung dadurch suchen" dürfe (§ 1983). Das ALR forderte somit für die Fremdv einmal ein materielles Interesse und zum anderen grundsätzlich auch die Zustimmung des zu versnden Dritten. Dabei durfte die V s s u m m e b e i m A b s c h l u ß d e s V e r t r a g e s die H ö h e des b e f ü r c h t e t e n S c h a d e n s nicht übersteigen, doch war die Höhe des schließlich eingetretenen Schadens für die Leistungspflicht des Vers ohne Bedeutung und das Prinzip der konkreten Bedarfsdeckung damit nicht voll gewahrt. Schwächer ist dieses Prinzip auch im Entwurf eines Handelsgesetzbuches für das Königreich Württemberg aus dem Jahre 1839 zum Ausdruck gelangt, in dem sich Regelungen finden, die auf dem Umwege über das holländische Handelsgesetzbuch 184

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IV. Einordnung der LebensV

Anm. Β 77

von 1838 aus dem englischen Recht entnommen sind. Der Entwurf betrachtet auch die Lebensv als Schadensv und bestimmt ganz generell, daß der Versicherte oder derjenige, für dessen Rechnung die V genommen wird, zur Zeit des Vertragsabschlusses ein geldwertes Interesse an dem versicherten Gegenstand besitzen müsse (§ 430 des Entwurfs). Rechtswirksam ist dabei lediglich eine zeitlich begrenzte Todesfallfremdv, eine unbegrenzte Todesfallfremdv wird als aleatorischer Vertrag angesehen. Das materielle Interesse des Vmers braucht sich in der Lebensv dabei nicht in einer „bestimmten Wertsumme nachweisen" zu lassen (Motive zu § 497 des Entwurfs). Auch der Entwurf eines Handelsgesetzbuches für die Preußischen Staaten von 1857 bleibt dem Prinzip der konkreten Bedarfsdeckung für die Lebensv im Ansatz grundsätzlich treu: Ganz generell solle auch die Lebensv „unter den Gesichtspunkt der Vergütung eines Schadens oder entgangenen Gewinns" fallen, sie dürfe nicht zu einer Bereicherung des Vten führen (Motive zu § 327). Allerdings wird in § 382 des Entwurfs für die Lebensv dabei auch das Summenleistungsprinzip eingeführt, wobei die Höhe der Vssumme insoweit „von den Kontrahenten nach ihrem Gutdünken" bestimmt werden kann. Eine Abwendung vom Prinzip der konkreten Bedarfsdeckung in der Lebensv wird dabei schon im Entwurf eines Bürgerlichen Gesetzbuches für das Königreich Bayern im Jahre 1861 vollzogen. Die Lebensv wird als Summenv gesehen, auf die die Prinzipien der Schadensv grundsätzlich nicht anwendbar seien (vgl. § 827 I, III des Entwurfs). Der Dresdner Entwurf eines Allgemeinen Deutschen Gesetzes über Schuldverhältnisse von 1866 geht dagegen wieder vom Prinzip der konkreten Bedarfsdeckung auch für die Lebensv aus, er verlangt ein vermögensrechtliches Interesse des Vmers am Leben der Gefahrsperson, ein verwandtschaftliches Interesse genügt nicht, und der Lebensvsvertrag „erlischt, wenn das Interesse, für welches die V genommen worden ist, wegfallt" (Art. 917 des Entwurfs). Schwächer ist das Prinzip der konkreten Bedarfsdeckung für die Lebensv dagegen in dem durch Bähr im A u f t r a g e der R e i c h s r e g i e r u n g e r s t e l l t e n E n t w u r f eines R e i c h s g e s e t z e s ü b e r den V e r s i c h e r u n g s v e r t r a g ausgeprägt (Archf BürgerlR Bd 7 S. 1). Alles in allem ist der G r u n d s a t z der k o n k r e t e n B e d a r f s d e c k u n g a u c h in der L e b e n s v in dem A L R und den v e r s c h i e d e n e n G e s e t z e s e n t w ü r f e n mit einer Ausnahme d e u t l i c h z u m A u s d r u c k gelangt. Fast stets wird ein m a t e r i e l l e s I n t e r e s s e des Vmers am Leben der Gefahrsperson gefordert. [B76] b) Rechtssprechung Die Rechtsprechung hat sich nur selten mit dieser Frage beschäftigt, dabei allerdings stets zu erkennen gegeben, daß die Lebensv grundsätzlich wie jede Schadensv zu behandeln sei und auch ihr ein vermögensrechtliches Interesse zugrunde liegen müsse. Gleichwohl stehe die Vereinbarung der Vssumme im Belieben der Parteien, da das Leben eines Menschen wertmäßig nicht abschätzbar sei (RG 17.111.1908 JW 1908 S. 348 und die Erörterung der gerichtlichen Entscheidungen bei Brecher S. 48 — 50, vgl. aber auch Tiefenbacher S. 114). [B 77] c) Schrifttum Das Prinzip der konkreten Bedarfsdeckung auch für die Lebensv wird im Schrifttum dabei zunächst ganz grundsätzlich gefordert. Eine Abkehr von der tradierten Auffassung findet sich jedoch schon bei Benecke Bd I S. 203, 290, 541, der 1805 forderte, jeder V und damit der Lebensv müsse ein in Geld schätzbares Interesse zugrunde liegen, wobei man allerdings in der Lebensv auf den Nachweis Winter

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Anm. Β 79

Β. Bedeutung der Lebensversicherung

eines „wirklichen" Interesses verzichten könne, wenn eine Einwilligung der Gefahrsperson zum Abschluß des Lebensvsvertrages gegeben sei. Pohls S. 66—67,76 versucht 1832, die Prinzipien des Seevsrechts auf die Lebensv zu übertragen, begnügt sich in der Lebensv jedoch mit einem „allgemeinen" Interesse. Staudinger sieht 1858 den Schaden bei der Lebensv in dem durch den Tod bedingten Aufhören jeder wirtschaftlichen Tätigkeit des Vten und verlangt ein materielles Interesse des Vmers, wobei die V s s u m m e allerdings n i c h t zu b e g r e n z e n sei. Andere betonen den mit einer Lebensv verbundenen Sparvorgang und sehen den Schaden des Vmers in dem Ausfall des beabsichtigten S p a r e r g e b n i s s e s , eine Auffassung, die die Lebensv im Hinblick auf ein vtes Interesse nur partiell erfaßt (statt vieler Rüdiger S. 132). Goldschmidt Z H R 23 S. 181, Mittelstädt GruchBeitr 38 S. 358 und Mittermaier Z H R 23 S. 202—203 vertreten die Ansicht, daß in der Lebensv zwar grundsätzlich ein materielles Interesse gegeben sein müsse, sie sich aber ausnahmweise auch auf ein ideelles Interesse gründen könne. Eine entschiedene Abkehr vom vten Interesse in der Lebensv vollzog Endemann Z H R 10 S. 282 der ein wie auch immer geartetes Interesse für die Lebensv nicht für erforderlich hielt und die Lebensv allein nach dem Summenleistungsprinzip betreiben wollte. Zahlreiche Anhänger fand schließlich Ehrenberg Bd I S. 293—297, der darlegte, daß im Vswesen eine ganze Reihe von Vsformen gegeben sei, die zu aleatorischen Zwecken nicht mißbraucht werden könnten. Damit sei ein Interessebegriff entbehrlich, der lediglich die Funktion habe, eine Abgrenzung zu den aleatorischen Verträgen zu ermöglichen. So sei beispielsweise auch die Gefahr eines Wettvertrages bei der V auf eigenen Tod so gut wie nicht vorhanden, so daß von dem Nachweis eines vten Interesses abzusehen sei. Liege — wie beispielsweise bei der V auf fremden Tod — die Gefahr einer Wettv nicht so fern, sei der Nachweis des vten Interesses nicht die einzige Möglichkeit, um aleatorische Verträge zu vermeiden. Es sei hier die Einwilligung der Gefahrsperson als ausreichender Schutz anzusehen, um diese Einwilligung als Ersatz für ein vtes Interesse gelten zu lassen. Insgesamt ist damit schon für das Ende des 19. Jahrhunderts zu konstatieren, daß sich das Schrifttum von dem Erfordernis eines vten Interesses in der Lebensv ganz weitgehend allmählich abwandte.

[B78] d) Bedingungswerke der Lebensversicherung Damit einher ging die Entwicklung in der Praxis. Im ersten und zweiten Drittel des 19. Jahrhunderts forderten die meisten der größeren deutschen Lebensversicherer nach ihren Vsbedingungen bei der Fremdlebensv den Nachweis eines materiellen Interesses beim Vmer. Im letzten Drittel des Jahrhunderts erkannten die Lebensver jedoch schon das Summenleistungsprinzip an, verzichteten auf den Nachweis des Interesses und verlangten bei der Fremdlebensv lediglich die schriftliche Einwilligung der Gefahrsperson (Einzelheiten bei Tiefenbacher S. 114—115 m. w. N.). [B 79) e) Schaffung des W G Nach langem Ringen hat sich der Gesetzgeber insbesondere auch im Hinblick auf die Praxis der Lebensv der Ansicht Ehrenbergs angeschlossen und entschieden, daß die Einwilligung der Gefahrsperson nach § 159 II genüge, ohne daß ein wirtschaftliches oder auch nur ein ideelles Interesse gegeben sein muß (BruckDörstling § 1 Anm. 35). Das V V G geht für die Lebensv vom Prinzip der abstrakten Bedarfsdeckung aus und hat sich von der zuvor vertretenen Einordnung der Lebensv als Schadensv bewußt gelöst. 186

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IV. Einordnung der LebensV

Anm. Β 83

[Β 80] 5. Insurable Interest in der Lebensversicherung nach anglo-amerikanischem Recht a) Lebensversicherung im ausländischen Recht In den ausländischen Rechtsordnungen wird ganz generell wie in Deutschland zwischen der abstrakten und konkreten Bedarfsdeckung unterschieden. Das gilt besonders klar für den romanischen Rechtskreis: Frankreich gliedert in seinem VVG deutlich nach Schadensv und Personenv, ähnlich auch Italien im Codice Civile in Art. 1904f. (Abschnitt 2) und Art. 1919ff. (Abschnitt 3), nicht so deutlich findet sich die Unterscheidung in Belgien, Art 12 ff., 33 ff., 41 ff. des belgischen VVG, ferner im spanischen und latein-amerikanischen Vsrecht (vgl. dazu Waldmann, Grundzug des latein-amerikanischen Versicherungsvertragsrechts, Diss. Hamburg 1968). Im angelsächsischen Rechtskreis ist die Unterscheidung angesichts des Erfordernisses des insurable interest für die Nichtpersonenv wie Personenv deutlich schwächer ausgeprägt, dazu sogleich unter Anm. Β 81 — 88. Für die sozialistischen Länder vgl. für die UdSSR Rudden, Soviet Insurance Law, Leyden 1966, S. 70 und 79, für die CSSR vgl. die Verordnung des Finanzministeriums v. 9.III.1964 zu den Vermögensund Personenvsbedingungen in: Tschechoslowakisches Versicherungsrecht (viersprachig) 1966 (deutsch) S. 247. [B 81] b) Englisches Recht aa) Grundlegung Im englischen Recht ist für den Lebensvsvertrag wie für jeden Vsvertrag ein insurable interest erforderlich, das den Vsvertrag von den die rechtliche Anerkennung nicht genießenden Wettverträgen unterscheidet und das von Dennis Browne in: MacGillivray-Browne S. 187 für das englische Recht und mit Geltung sowohl für die Nichtpersonenv wie für die Personenv wie folgt gekennzeichnet wird: „Where the assured is so situated that the happening of the event on which the insurance money is to become payable would, as a proximate cause, involve the assured in the loss or diminution of any right recognised by law or in any legal liability there is an insurable interest in the happening of that event to the extent of the possible loss or liability" (vgl. auch Couch S. 28 und Patterson S. 159). Dabei ist nach den einzelnen Vsarten in der Lebensv und den einzelnen Personengruppen zu differenzieren. Zu den Bestimmungen des Gambling Act vgl. in diesem Zusammenhang Hempsell in: Möller-Winter Bd II S. 112. [B 82] bb) Insurable Interest bei der Versicherung des eigenen Lebens Nach englischem Recht hat jedermann ein uneingeschränktes Interesse an seinem eigenem Leben, auch ein materielles Interesse braucht insoweit nicht nachgewiesen werden, sein Vorhandensein wird vermutet (Crawley S. 24). Das Interesse am eigenen Leben rechtfertigt zudem jede Vssumme, für den Vmer ist es ohne weiteres zulässig, eine beliebig hohe Vssumme zu wählen und sich auch mehrfach zu versichern (Porter S. 43). [B83] cc) Insurable Interest bei der Lebensfremdversicherung Bei der Lebensfremdv ist Voraussetzung für einen rechtswirksamen Lebensvsvertrag, daß der Vmer oder der Begünstigte zur Zeit des Vertragsabschlusses ein i n s u r a b l e i n t e r e s t am Leben der Gefahrsperson hat. Ein solches Interesse ist ganz grundsätzlich ein materielles Interesse; ein ideelles Interesse, die Erwartung Winter

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Aron. Β 86

Β. Bedeutung der Lebensversicherung

eines Vorteils oder die Befürchtung eines Verlustes genügt in aller Regel nicht. Dabei darf die vereinbarte Vssumme bei A b s c h l u ß des V e r t r a g e s den W e r t des vten I n t e r e s s e s nicht übersteigen (Tiefenbacher S. 23 — 46). Insbesondere ist auch bei v e r w a n d t s c h a f t l i c h e n B e z i e h u n g e n ein versicherbares Interesse grundsätzlich nicht gegeben, soweit nicht ein f ä l l i g e r U n t e r h a l t s o d e r s o n s t i g e r m a t e r i e l l e r A n s p r u c h besteht. Das gilt auch für das Verhältnis zwischen Eltern und Kindern, das Verhältnis zwischen Geschwistern, nicht jedoch für das Verhältnis zwischen Ehegatten, wo das Vorhandensein eines versicherbaren Interesses vermutet wird. Andererseits hat jeder G l ä u b i g e r ein versicherbares Interesse an dem Leben seines S c h u l d n e r s , der G l ä u b i g e r ferner an dem Leben des B ü r g e n , der T e i l h a b e r an dem Leben des a n d e r e n T e i l h a b e r s , der A r b e i t n e h m e r am Leben seines A r b e i t g e b e r s , der Filmproduzent an dem Leben des Schauspielers. Der Wert des insurable interest entspricht dabei der Höhe der Forderung usw., bei Bewertungsschwierigkeiten ist die Rechtsprechung großzügig insbesondere auch, wenn es sich um Unterhaltsansprüche zwischen Verwandten handelt (im einzelnen Tiefenbacher S. 23 — 34). [B 84] dd) Insurable Interest des Begünstigten bzw. des Zessionars Diese Grundsätze gelten auch bei der Einsetzung eines Begünstigten wie ζ. B. des Ehegatten, und zwar sowohl bei der V auf eigenes Leben wie bei der V auf fremdes Leben, wobei konstruktive Schwierigkeiten des englischen Rechts, das einen Vertrag zugunsten Dritter nicht kennt, hier nicht interessieren (vgl. Porter S. 44). M a ß g e b l i cher Z e i t p u n k t ist hier gleichfalls der V e r t r a g s a b s c h l u ß . Bei der Abtretung der Vspolice durch Indossament oder schriftlichen oder mündlichen Vertrag stellt sich die Frage nach dem insurable interest des Zessionars, das sich nach denselben Regeln beurteilt wie das Interesse des Begünstigten, und zwar grundsätzlich auch einschließlich der Lockerungen, wie sie für den Begünstigten gelten (im einzelnen dazu Tiefenbacher S. 40 — 42). [B85] ee) Breiter Ausnahmebereich Trotz des grundsätzlichen Erfordernisses des insurable interest bei der Lebensv nach englischem Recht, darf die Reihe der Durchbrechungen des Prinzips nicht unterschätzt werden. Nicht nur bei der V des eigenen Lebens sondern auch bei der V eines Ehegatten wird das versicherbare Interesse ohne weiteres vermutet. Nach dem versicherbaren Interesse wird nicht gefragt, wenn der Lebensvsvertrag zuvor wirksam zustande gekommen ist und der Vmer n a c h dem Abschluß des Vertrages einen Begünstigten einsetzt oder seine Rechte aus dem Vertrag an einen Dritten abtritt. Bedeutungslos ist allgemein, ob das Interesse nach dem Vertragsschluß entfällt oder sich verringert, die exakte Höhe des vten Interesses ist unerheblich, sofern es sich nicht um ein in Geld schätzbares Interesse wie ζ. B. bei der Schuldnerv handelt (ausführlich dazu Tiefenbacher S. 23—46). [B86] c) US-amerikanisches Recht aa) Übersicht Ebenso wie in England ist in den Vereinigten Staaten das i n s u r a b l e i n t e r e s t das entscheidende Merkmal der echten Lebensv im Verhältnis zur Wettv (dazu allgemein Kelly: in Möller-Winter Bd II S. 246). Der Begriff des versicherbaren Interesses ist dabei allerdings weiter gesehen als nach englischem Recht, es ist nicht regelmäßig erforderlich, daß ein materielles Interesse gegeben ist, auch ein ideelles

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IV. Einordnung der LebensV

Anm. Β 89

Interesse kann genügen (vgl. schon Warnock v. Davies (1881) 104 U.S. 775, 779). Im übrigen ist wieder zu differenzieren: [B 87] bb) Insurable Interest bei den verschiedenen Ausgestaltungen der Lebensversicherung Bei einer V auf den eigenen T o d e s f a l l wird wie im englischen Recht auf das insurable interest verzichtet, bei der V auf f r e m d e n T o d ist wiederum zu differenzieren, wobei das amerikanische Recht eine freiere Auslegung ermöglicht als das englische. Anders als in Großbritannien ist eine Lebensfremdv dabei allerdings nur rechtswirksam, wenn die V mit Wissen und Einwilligung der Gefahrsperson geschlossen ist. Das versicherbare Interesse des Vmers am Leben der Gefahrsperson kann auf V e r w a n d t s c h a f t , einer G l ä u b i g e r - S c h u l d n e r - B e z i e h u n g sowie a n d e r e n v e r t r a g l i c h e n B e z i e h u n g e n beruhen. Auch bei einem Verwand tschaftsverhältnis wird grundsätzlich auf ein v e r m ö g e n s r e c h t l i c h e s I n t e r esse abgestellt, das aber andererseits zwischen Eltern und minderjährigen Kindern stets vorausgesetzt wird. Das materielle Interesse bemißt sich auch nicht nur an einer falligen Forderung, es genügt eine b e r e c h t i g t e t a t s ä c h l i c h e E r w a r t u n g , die nicht in Geld schätzbar zu sein braucht. Der W e r t des v e r s i c h e r b a r e n I n t e r e s ses ist nach amerikanischem Recht dabei kein Maßstab für die H ö h e der Vsforderung, er ist o h n e B e d e u t u n g f ü r die v e r e i n b a r t e V s s u m m e (Philipps Bd II S. 186), es sei denn, daß es sich bei dem versicherbaren Interesse um einen bestimmten Geldbetrag handelt wie ζ. B. bei der Schuldnerv. Eine Besonderheit gilt im übrigen für das v e r s i c h e r b a r e I n t e r e s s e u n t e r E h e l e u t e n , bei denen davon ausgegangen wird, daß ein Ehegatte ein versicherbares Interesse an dem Leben des anderen Ehegatten hat (Tiefenbacher S. 56—94). Der B e z u g s b e r e c h t i g t e braucht dabei ganz grundsätzlich kein versicherbares Interesse an der Gefahrsperson zu haben, und zwar weder bei der V auf den eigenen Todesfall noch bei einer Lebensfremdv, sofern der Vmer hier ein insurable interest an der Gefahrsperson hat (Huebner S. 590). Nicht unumstritten ist die Frage eines versicherbaren Interesses beim Zessionar, wo im übrigen insbesondere auf das wirksame Zustandekommen des Vsvertrages abgestellt wird (Einzelheiten der Problematik bei Tiefenbacher S. 86 — 88). (B 88] cc) Zusammenfassung Das amerikanische Recht zeichnet sich gegenüber dem englischen Recht durch eine großzügigere Auslegung des Interessebegriffs aus, was insbesondere bei der V einander nahestehender Personen zum Ausdruck gelangt. Nicht nur eine fallige Forderung, sondern auch die wohlbegründete Ansicht auf einen Vermögensvorteil oder einen Vermögensverlust ist als Grundlage für das versicherbare Interesse anerkannt, die Höhe der Vssumme ist dabei grundsätzlich nicht vom verbaren Interesse abhängig (Einzelheiten bei Tiefenbacher S. 94 — 95). Die zuweilen zahlreichen Ausnahmen vom ursprünglichen Erfordernis des insurable interest lassen sich dabei nur schwer in eine Regel fassen. [B 89] d) Anglo-amerikanisches Recht im Vergleich zum deutschen Lebensversicherungsrecht Das deutsche Lebensvsrecht hat das Erfordernis des insurable interest aus dem anglo-amerikanischen Lebensvsrecht nicht übernommen. Nach ganz allgemeiner Ansicht unterscheidet sich das deutsche Lebensvsrecht damit ganz entscheidend Winter

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Aron. Β 91

Β. Bedeutung der Lebensversicherung

vom anglo-amerikanischen Recht. Unter Hinweis auf die klare Entscheidung des Gesetzgebers, der ein vtes Interesse nur für die Schadensv kennt, wird für die Lebensv kein wie auch immer geartetes, rechtlich anerkanntes Interesse bejaht (statt vieler Bruck-Möller Bd II § 49 Anm. 42). Nur ganz vereinzelt haben sich Stimmen erhoben, die ein vtes Interesse auch für die Lebensv fordern. Am weitesten geht dabei Brecher, Die Versicherung auf fremden Tod, Wien 1912, S. 109, der die Auffassung vertritt, Vsverträge auf fremden Tod ohne materielles Interesse des Vmers oder des Bezugsberechtigten seien aleatorische Verträge und daher ungültig bzw. unverbindlich, die vorherige schriftliche Zustimmung der Gefahrsperson sei nicht ausreichend. Die Fremdv ohne materielles Interesse sei „kein an sich nützliches Institut" (S. 143). Das materielle Interesse sei dabei allerdings nur beim Abschluß des Vsvertrages erforderlich, der Fortbestand des Vertrages werde durch einen Fortfall des vten Interesses nicht bedroht (S. 108). Nicht so weit geht Tiefenbacher S. 161 — 165, der für eine Lebensv fordert, daß der Vmer die Absicht haben müsse, sich oder einen anderen gegen einen durch den Vsfall drohenden wirtschaftlichen Nachteil zu sichern, wobei Lebensvssummen nicht in einer Höhe bestimmt werden sollten, die in keinem Verhältnis zu dem durch den Vsfall drohenden Nachteil stehen. Die Ansichten von Brecher und Tiefenbacher vermögen nicht zu überzeugen. Sie haben sich mit Recht nicht durchgesetzt. Angesichts der klaren Fassung des Gesetzes kann ein vtes Interesse im Sinne des deutschen Vsrechts für die Lebensv nicht anerkannt werden. Die Problematik der Todesfallfremdv ist über § 159 II gelöst, ein weiterer Schutz der Gefahrsperson liegt darin, daß der Vmer den Anspruch auf jede Leistung verwirkt, wenn die Tatbestandsvoraussetzungen der §§170 I, 176 II 2 gegeben sind (Bruck-Dörstling § 1 Anm. 35). Gleichwohl erhebt sich für das geltende Recht die Frage, inwieweit auch die Lebensv rechtliche Grenzen in der Gestaltung des Summenvsprinzips kennt und inwieweit damit nicht mittelbar ein insurable interest im anglo-amerikanischen Sinne anzuerkennen ist. [B 90] 6. Elemente der konkreten Bedarfsdeckung auch in der Lebensversicherung und ihren Zusatzversicherungen Ein Abweichen von der Regel der abstrakten Bedarfsdeckung findet sich im Lebensvsrecht in insgesamt drei Variationen: E r s t e n s sind jeder Summenv insoweit generelle Schranken immanent, als die Grenze zu Spekulation und aleatorischem Bereich nicht überschritten werden darf (sogleich unter Anm. Β 91—102). Z w e i t e n s finden sich in der Lebensv einzelne Vsformen, die sich bei der Festsetzung der Vssumme auf die Abdeckung eines bestimmten Risikos beziehen und danach ihre Ausrichtung erfahren. Insoweit existiert in der Lebensv ein Grenzbereich zwischen abstrakter und konkreter Bedarfsdeckung (sodann unter Anm. Β 103-110). D r i t t e n s besteht auch für die Lebensv und ihre Zusatzven die Möglichkeit der Vereinbarung einer konkreten Bedarfsdeckung (sodann unter Anm. B i l l ) . [B 91] a) Generelle Grenzen des Summenleistungsprinzips Generelle Grenzen des Summenleistungsprinzips in der Lebensv werden schon angesichts der Wesenselemente der Lebensv abgelehnt (a. M. lediglich Gärtner S. 88, 128). Die von der herrschenden Meinung geäußerten allgemeinen Argumente 190

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ziehen jedoch nicht (dazu sogleich unter Anm. Β 92 — 97), Grenzen des Summenleistungsprinzips sind in der Lebensv und ihren Zusatzven durchaus gegeben (sodann unter Anm. Β 98-102). (Β 92] aa) Gegen die Einschränkung des Summenleistungsprinzips geäußerte Argumente (1) Umschreibung der Leistungspflicht durch das Gesetz Die h. M. beruft sich zunächst auf die gesetzliche Vorschrift des § 1 I 2 VVG, in der es heißt, daß der Lebensver verpflichtet ist, nach dem Eintritte des Vsfalls den vereinbarten Betrag an Kapital oder Rente oder die sonst vereinbarte Leistung zu bewirken. Daraus kann jedoch nicht auch zugleich — wie es bei der h. M. geschieht — entnommen werden, daß beliebige Summen Vereinbarungen zulässig sind. Gärtner S. 89 betont mit Recht, daß das Gesetz bei seiner Regelung einen V s v e r t r a g v o r a u s s e t z t , aufgrund dessen die vereinbarte Summe gefordert werden kann. Damit ist also n i c h t zugleich gesagt, daß jede beliebige Leistungsvereinbarung, die für den Fall des Erlebens oder Versterbens einer Person getroffen wird, als Vsvertrag zu qualifizieren ist. Vor einer Anwendung des § 112 VVG muß die Frage beantwortet werden, ob ein als Lebensvsvertrag bezeichnetes Rechtsgeschäft überhaupt als Vsvertrag zu werten ist oder ob es sich vielmehr um einen aleatorischen Vertrag handelt. [B93] (2) Sparcharakter der Lebensversicherung Die Argumentation, der Sparcharakter der Lebensv unterscheide die Lebensv von anderen Vszweigen, so daß es ebenso möglich sein müsse, eine beliebige Vssumme willkürlich festzusetzen, wie man sich ein beliebig hohes Sparziel setzen könne, geht ebenfalls fehl. Gewiß ist richtig, daß eine L e b e n s v , soweit es sich n i c h t um eine R i s i k o ν handelt, grundsätzlich mit einem Sparvorgang verbunden ist, dem das Gesetz beispielsweise durch die Normen über den Rückkaufswert Rechnung trägt. Aber auch soweit es sich um eine kapitalbildende Lebensv handelt, wird ebenso wenig, wie ein illusorisches Sparziel, eine beliebige Vssumme festgesetzt, da die Vssumme stets in Verbindung mit der H ö h e d e r P r ä m i e zu sehen ist, zu deren Zahlung der Vmer sich verpflichten muß, so daß er angesichts seiner Erwerbs- und Vermögensverhältnisse in der Festsetzung der Vssumme eben gerade nicht frei ist. Abgesehen von allen vstechnischen Überlegungen ist für sämtliche kapitalbildenden Lebensven — und nur für diese gilt das Argument mit dem Sparcharakter der Lebensv — davon auszugehen, daß gerade auch a n g e s i c h t s des S p a r a n t e i l s an der P r ä m i e eine Lebensvssumme grundsätzlich nicht beliebig festgesetzt werden kann. Damit trägt die Vereinbarung der Vssumme der gegebenen Vermögensbindung Rechnung, wobei der Lebensv die A u f g a b e zukommt, das Sparziel, das insbesondere durch die Gefahr eines statistisch zu frühen Todes gefährdet ist, entsprechend zu sichern. [B94] (3) Mathematisch-technische Grundlagen der Lebensversicherung Auch im Hinblick auf die mathematisch-technischen Grundlagen wird es gerne v e r n e i n t , daß die L e b e n s v überhaupt in die N ä h e des s p e k u l a t i v e n Bereichs gerät. Werde, was die Regel ist, von der Gefahrsperson das nach statistischen Erwartungen durchschnittliche Lebensalter erreicht, so könne der einzelne Vmer sinnvollerweise nicht mit Gewinnmöglichkeiten rechnen, weil er bis Winter

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Anm. Β 96

Β. Bedeutung der Lebensversicherung

zu diesem Zeitpunkt entsprechende Prämien zu entrichten habe (kritisch Patterson, Essentials of Insurance Law, New York-Toronto-London 1957, S. 56). Daran ist gewiß richtig, daß für den Vmer ein Gewinn nur bei Eintritt des statistischen Ausnahmefalles gegeben sein kann und daß heute — anders als in der Vergangenheit, wie insbesondere auch die englische Vsgeschichte zeigt — Lebensven aus Spekulationsgründen grundsätzlich nicht abgeschlossen werden dürften. Andererseits stellt eine statistisch noch so geringe Gewinnchance erfahrungsgemäß kein Hindernis dar, daß Menschen ihre Hoffnung auf eben diese Chance setzen. Im übrigen wird die Wahl einer so hohen Vssumme, daß sie nicht mehr zu rechtfertigen ist, nicht dadurch bedenkenlos, daß statistisch die Wahrscheinlichkeit besteht, daß die Zahlung der Vssumme durch die Ansammlung der Prämienzahlungen wieder ausgeglichen wird (Gärtner S. 97, 98). Allerdings verlieren die Verträge mit dem Fortschreiten der V und der anhaltenden Prämienzahlung zunehmend ihren aleatorischen Charakter. [B 95] (4) Subjektives Risiko Im Zusammenhang mit einer unbeschränkten Summenleistung wird gerne auf das geringe subjektive Risiko in der Lebensv und ihren Zusatzven hingewiesen. In den Ven auf eigenes oder fremdes Erleben fehlt es naturgemäß an der Möglichkeit, den Vsfall vorsätzlich herbeizuführen; bei einer V auf den eigenen Tod ist die Gefahr einer Herbeiführung des Vsfalles kaum gegeben, Selbstmorde sind selten. Für die Wirksamkeit einer V auf fremden Tod verlangt § 159 II VVG die schriftliche Einwilligung der Gefahrsperson, so daß auch hier das subjektive Risiko auf ein Mindestmaß reduziert wird. Sicherlich kann somit davon ausgegangen werden, daß sich gerade in der Lebensv die Vsfälle in aller Regel auf natürliche Weise ereignen. Sei das subjektive Risiko aber so gering und könne mit Spekulationsabsichten daher kaum gerechnet werden, so ist nach der h. M. eine unbeschränkte, freie Vereinbarung von Summenleistungen möglich. Eine Einschränkung des Summenleistungsprinzips sei in der Lebensv nicht erforderlich (vgl. nur Motive VVG S. 71, Müller-Erzbach S. 699 — 700). Dieser Schluß ist jedoch verfehlt. Auch in der Nichtpersonenv gibt es Vsarten, bei denen eine vorsätzliche Herbeiführung des Vsfalles genauso wenig wie in der Lebensv oder gar überhaupt nicht in Betracht kommt, Beispiele finden sich in den einzelnen Ausgestaltungen der Elementarv, wie ζ. B. bei der Sturm- und Hagelv. Gleichwohl wird daraus für diese Bereiche nicht auch zugleich der Schluß gezogen, hier sei die uneingeschränkte abstrakte Bedarfsdeckung anzuerkennen. Die nicht oder kaum gegebene Möglichkeit, den Vsfall herbeizuführen, ist also n i c h t ein b e s o n d e r e s C h a r a k t e r i s t i k u m allein der L e b e n s v , und so ist daraus auch nicht ein uneingeschränktes Summenleistungsprinzip für die Lebensv herzuleiten (so Gärtner S. 98, 99). [B96] (5) Bewertungsschwierigkeiten Schließlich wird das uneingeschränkte Summenleistungsprinzip mit den Schwierigkeiten begründet, die mit der Ermittlung eines Wertverlustes, den der Tod eines Menschen auslöst, verbunden sind. Da es kaum möglich sei, derartige Verluste in Zahlen auszudrücken, seien die von den Parteien vereinbarten Vssummen hinzunehmen (Möller ZVersWiss 1934 S. 36 — 37). Auch diese Argumentation zieht in ihrer Absolutheit nicht. Die in der Lebensv gewiß existenten Bewertungsschwierigkeiten können sinnvollerweise dazu führen, daß den Parteien, vor allem bei Einzelabschlüssen, ein Bewertungsrahmen zugebilligt wird, wie er beispielsweise auch bei der Taxe geschaffen wurde. Mit Hilfe eines solchen Bewertungsrahmens können die Bewertungsprobleme grundsätzlich überwunden werden, nicht erforderlich ist in 192

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IV. Einordnung der LebensV

Anm. Β 99

aller Regel die unbeschränkte Summenzulassung. Davon unabhängig sind in der Summenv genauso wie in der Schadensv Fälle denkbar, bei denen die von den Vertragsparteien vorgenommene Summenfestsetzung jeden, auch den großzügig bemessenen Bewertungsrahmen überschreitet und zu den objektiven Wertverhältnissen in keiner Relation steht (Gärtner S. 99 — 100). Hier gelangen die Verträge wieder in die Nähe bzw. in den aleatorischen Bereich. [B97] (6) Lebensversicherung und Insurable Interest Die für das Prinzip einer uneingeschränkten Summenfestsetzung gegebenen Begründungen, die sich teilweise zudem nur auf bestimmte Formen der Lebensv beziehen, überzeugen somit nicht. Eine Lebensv verliert ihren Charakter als V und gehört in den a l e a t o r i s c h e n B e r e i c h , wenn beispielsweise die von den Parteien festgesetzte Summe zu den wirklichen Wertverhältnissen in keiner ausreichenden Relation steht. Eine solche Grenzziehung liegt gewiß in der Nähe der Anerkennung eines i n s u r a b l e i n t e r e s t nach anglo-amerikanischem Vorbild, zumal auch das insurable interest der Abgrenzung zu aleatorischen Verträgen dient. Sie bedeutet aber nicht auch zugleich die Übernahme der Lehre vom insurable interest in das deutsche Recht. Das insurable interest des englischen und amerikanischen Rechts ist enger gefaßt und weist eine partiell formal ausgerichtete Struktur auf, die der deutschen Grenzziehung zum aleatorischen Bereich nicht entspricht. Das deutsche Recht ist vom Grundsatze her weniger streng als das anglo-amerikanische Recht, der Vscharakter eines Vertrages wird erst später und zwar dann verneint, wenn die Grenze zum aleatorischen Bereich tatsächlich überschritten wird. Dem sei an den vier Grundkonstellationen der Lebensv nachgegangen, nämlich der V auf den eigenen Erlebensfall, der V auf den Erlebensfall Dritter, der V auf den eigenen Todesfall und der V auf fremden Tod. [B 98] bb) Grenzen des Summenleistungsprinzips in den einzelnen Formen der Lebensversicherung (1) Versicherung auf den eigenen Erlebensfall Bei einer V auf den eigenen Erlebensfall ist typischerweise ein Versorgungsanliegen Motiv für den Vertragsabschluß. Mit der Erreichung eines fortgeschrittenen Lebensalters sind vielfaltige geldliche Bindungen gegeben, man denke dabei nur an die Minderung der Erwerbsfähigkeit und das Ausscheiden aus dem Arbeitsleben. Mit der V auf den eigenen Erlebensfall wird den Vermögensbindungen Rechnung getragen, die dieser Zeitpunkt mit sich bringt. Auch bei dieser Vsform ist die innere Rechtfertigung die notwendige geldliche Bindung, die durch die Auszahlung eines Kapitalbetrages bzw. einer Rente neutralisiert wird. Daß Vsverträge auf den eigenen Erlebensfall in den aleatorischen Bereich hineinreichen, ist nur schwer vorstellbar, notwendige Beschränkungen des Summenleistungsprinzips sind kaum denkbar. Nicht ohne Grund bestehen auch im anglo-amerikanischen Recht bei dieser Vsform keine Beschränkungen für die Vereinbarung der Vssumme (vgl. nur MacGillivray-Browne I Rz 403). [B 99] (2) Versicherung auf den Erlebensfall Dritter Bei der V auf den Erlebensfall eines Dritten, der Gefahrsperson, interessiert hier der Fall, daß die Vssumme nicht an die Gefahrsperson, sondern — wie es der Winter

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Anm. Β 100

Β. Bedeutung der Lebensversicherung

Regelfall ist — an den Vmer geleistet wird. Bei den üblichen Formen der V auf den Erlebensfall eines Dritten, wie beispielsweise bei der Ausbildungsv dient die V der Neutralisierung der geldlichen Bindungen, die den Eltern durch die rechtliche oder doch zumindest faktische Verpflichtung entstehen, ihrem Kind die gewünschte Ausbildung zu sichern. Ebenso kann der Vmer eine solche V abschließen, um sich gegen die geldlichen Bindungen abzusichern, die für ihn entstehen, falls er anderen Personen, ζ. B. seinen Eltern gegenüber unterhaltspflichtig wird, wenn deren Erwerbsmöglichkeiten mit dem Erreichen eines bestimmten Alters gemindert werden oder gänzlich entfallen. Hiervon abgesehen lassen sich allerdings auch Fälle denken, in denen zwischen der Gefahrsperson und dem Vmer keinerlei rechtliche und auch keine faktischen Bindungen gegeben sind, also auch Unterhalts- oder ähnliche Verpflichtungen gegenüber der Gefahrsperson nicht bestehen. Hier sei nur auf die in England im 18. Jahrhundert gegebene Möglichkeit verwiesen, bei Erkrankung bekannter Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens Ven abzuschließen, durch die eine Geldleistung für den Fall zugesagt wurde, daß die betreffende Persönlichkeit einen bestimmten Zeitpunkt erleben bzw. nichterieben sollte (Braun S. 105-111, GärtnerS. 104-107). Das sind eindeutig W e t t v e r t r ä g e und nicht Vsverträge. Wenn sich auch eine solche Modalität einer „Wettv" in Deutschland in der Praxis nicht findet, so ist sie doch theoretisch denkbar. Sie zeigt, daß bei der V auf den Erlebensfall Dritter das uneingeschränkte Summenleistungsprinzip nicht gilt. Es handelt sich jedenfalls dann nicht mehr um eine V, wenn auszuschließen ist, daß der Erlebensfall eines Dritten beim Vmer entsprechende Vermögenseinbußen oder Aufwendungsnotwendigkeiten entstehen läßt. [B100] (3) Versicherung auf den eigenen Todesfall Grundsätzlich keinerlei Limitierung des Summenleistungsprinzips findet sich bei der V auf den eigenen Todesfall. Es ist wiederholt versucht worden, die V auf den eigenen Todesfall vsmäßig zu rechtfertigen und von einem entsprechenden Wettvertrag abzugrenzen. Keiner der Deutungsversuche überzeugt. Anders als bei den soeben erörterten Ven auf den Erlebensfall können der Leistung des Vers hier keine geldlichen Bindungen des Vmers gegenüberstehen, die mit dem Vsfall zur Entstehung gelangen und durch die Auszahlung der Vssumme neutralisiert werden. Einen ü b e r d e n T o d e s z e i t p u n k t h i n a u s r e i c h e n d e n Z u w e n d u n g s b e d a r f anzunehmen (Reichert-Facilides VersArch 1956 S. 95 — 102), ist eine gekünstelte Konstruktion, die letztlich auf eine reine Fiktion hinausläuft. Auch die Ansicht, bei der V auf den eigenen Todesfall des Vmers handele es sich um eine V f ü r f r e m d e R e c h n u n g , f ü r R e c h n u n g d e s B e z u g s b e r e c h t i g t e n , so daß auf die geldlichen Bindungen des Bezugsberechtigten abzustellen ist (vgl. Möller ZVersWiss 1934 S. 34 — 35), überzeugt nicht. Gewiß wäre es möglich gewesen, die V auf den eigenen Todesfall in der Form auszugestalten, daß geldliche Interessen des bzw. der Bezugsberechtigten Gegenstand des Vsvertrages sind. Das hat der Gesetzgeber jedoch nicht getan. Nach dem VVG kann der Vmer die Bezugsberechtigung grundsätzlich jederzeit ändern, und selbst wenn man dabei davon ausgehen könnte, daß als Bezugsberechtigter nur ein Personenkreis in Betracht kommen könnte, der am Leben des Vmers ein wirtschaftliches Interesse hat, so wäre doch die weitere Voraussetzung, daß jeder der als Bezugsberechtigter in Frage Kommenden ein Interesse gleichen Umfanges am Leben des Vmers hätte, gewiß nicht gegeben und höchsens eine Fiktion. Die vom Gesetz beabsichtigte Austauschbarkeit der 194

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IV. Einordnung der LebensV

Anm. Β 101

Bezugsberechtigung kann nicht mit identischen, gleichgroßen wirtschaftlichen Interessen der Bezugsberechtigten erklärt werden (Gärtner S. 109 — 110). Dem Vmer wird bei dieser Vsform nach dem VVG gestattet, für seinen Todesfall eine beliebige Summe festzusetzen und beliebige Personen als Empfanger zu bestimmen. Die V auf den eigenen Todesfall beruht daher auf p o s i t i v e r Anerkennung durch das Gesetz, und zwar grundsätzlich unabhängig von der eigenen Vermögensbindung des Vmers und etwaiger Bezugsberechtigter. Die Frage nach der Abgrenzung zum Wettvertrag stellt sich hier in der Praxis grundsätzlich nicht, es wird ein willkürliches Sparziel des Vmers vsmäßig verfolgt (Schmidt-Rimpler S. 1230 — 1232). Ihre Rechtfertigung findet diese Vsform in der Anerkennung durch das Gesetz verbunden mit der vagen Feststellung, daß mit dem Tode des Vmers im Prinzip ein Bedarf bei den Erben des Vmers bzw. bei den Bezugsberechtigten entsteht oder entstehen kann. Nur in ungewöhnlichen Ausnahmefällen ist eine solche V im a l e a t o r i s c h e n B e r e i c h anzusiedeln. Nicht von ungefähr findet sich eine ganz ähnliche rechtliche Einordnung der Lebensv auf den eigenen Todesfall im a n g l o - a m e r i k a n i s c h e n R e c h t : Es kennt bei dieser Vsart grundsätzlich keinerlei Beschränkungen im Hinblick auf die festzusetzende Vssumme und den im einzelnen zu bedenkenden Personenkreis (Gärtner S. I l l , MacGillivray-Browne I Rz 403, Patterson S. 166-167).

[Β 101] (4) Versicherung auf fremden Tod Bei der V auf fremden Tod wird eine Geldsumme an den Vmer gezahlt, wenn die Gefahrsperson stirbt. In aller Regel ist davon auszugehen, daß beim Tode der Gefahrsperson beim Vmer eine Vermögensbindung entsteht, die durch die Vsleistung neutralisiert werden soll. Gleichwohl kann ähnlich wie bei der V auf den Erlebensfall Dritter der Fall gegeben sein, daß zwischen dem Vmer und der Gefahrsperson keine Beziehung besteht, die auf eine vermögensmäßige Bindung hindeutet. Damit sind grundsätzlich wiederum Wettverträge denkbar, die von den Vsverträgen abzugrenzen sind. Dabei können aus dem Einwilligungserfordernis nach § 159 II 1 VVG keine Schlüsse gezogen werden. Die Einwilligung der Gefahrsperson ist keine unwiderlegliche Vermutung für vermögensmäßige Beziehungen zum Vmer und seine vermögensmäßige Interessiertheit (Gärtner S. 113). Das Einwilligungserfordernis ist geschaffen worden, da nicht auszuschließen ist, daß eine Person, bei deren Tod ein Dritter eine Geldleistung zu erwarten hat, einer besonderen Gefährdung ausgesetzt sein kann. Diese Gefahrdung wird durch das Einwilligungserfordernis ganz erheblich reduziert. Daß bei Einwilligung in eine Todesfallfremdv auch vermögensmäßige Beziehungen zwischen Gefahrsperson und Vmer ganz grundsätzlich gegeben sein dürften, bedeutet dabei nicht, daß Beziehungen stets bestehen. Daß bei dieser Vsform der aleatorische Bereich nicht gemieden wird, zeigen auch Erfahrungen aus der Vergangenheit: Während des Zweiten Weltkrieges sind wiederholt Lebensven auf das Leben besonders gefährdeter Kriegsteilnehmer abgeschlossen worden. Besonders bekannt geworden ist der Fall einer Frau, die nacheinander mehrere Fliegeroffiziere heiratete, die sämtlich bei Abschüssen ums Leben kamen. Die Frau hatte das Leben ihrer Ehemänner jeweils mit ungewöhnlich hohen Vssummen versichert, die zu den gegebenen wirtschaftlichen Verhältnissen und etwaigen finanziellen Belastungen der Frau in keinem Verhältnis standen. Abgesehen von der Frage der Nichtigkeit dieser Verträge aus anderen Gründen beriefen sich Ver und Reichsaufsichtsamt auf den vsrechtlichen Grundsatz, daß nur solche Winter

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Β. Bedeutung der Lebensversicherung

Anm. Β 103

Lebensven gültig seien, denen ein wirtschaftliches Interesse zugrundliege. In dem Rundschreiben des RAA vom 17.XII.1942 heißt es: „Lebensven sollen auch während der Kriegszeit grundsätzlich nur abgeschlossen werden, wenn und soweit ein schutzwürdiges Interesse vorliegt. Ein solches schutzwürdiges Interesse ist aber in allen Fällen zu verneinen, in denen ein Versorgungsbedürfnis nicht besteht oder demnächst nicht zu gewärtigen ist. Die Vsleistung soll so bemessen sein, daß die ihr entsprechenden Beiträge die wirtschaftlichen Kräfte des Vmers nicht übersteigen und voraussichtlich auch nach dem Kriege aufgebracht werden können ..." (referiert bei Tiefenbacher S. 121 — 122, Gärtner S. 114-115).

Wenn das Aufsichtsamt darüber hinaus in dem Rundschreiben betont, der Ver müsse bei der Festsetzung der Vssumme nach einer Lösung suchen, „die den schutzwürdigen Interessen des Antragstellers nach Möglichkeit gerecht wird, ohne die Belange der Vsgemeinschaft beiseite zu setzen", so zeigt das deutlich, daß hier auch Elemente der Schadensv hineinspielen und daß auch in der Lebensv in extremen Situationen vstechnische Probleme auftreten können, die mit denen der Schadensv durchaus vergleichbar sind (Gärtner S. 115). Andererseits ist nicht zu verkennen, daß diese engen Grundsätze des Aufsichtsamts für eine E x t r e m s i t u a t i o n gedacht waren und außerhalb solcher Sachlagen in der Praxis keine Anwendung finden. [B 102] (5) Abgrenzung zu sonstigen Einschränkungen des Summenleistungsprinzips Abgesehen von diesen der Lebensv in allen ihren Erscheinungsformen immanenten Grenzen des Summenleistungsprinzips findet sich in manchen Lebensvsformen eine Ausrichtung an einem entstehenden Bedarf, Zweck und Anliegen des Vsvertrages werden konkret erkennbar. Die V bezieht sich auf ein bestimmtes Risiko, ohne jedoch zugleich insgesamt als Schadensv ausgestaltet zu sein. Hier ist der Schritt zur konkreten Bedarfsdeckung noch nicht vollzogen (sogleich unter Anm. Β 103 —110), das geschieht erst, wenn eine Lebensv in die Gestalt einer Schadensv gekleidet wird (sodann unter Anm. B i l l ) . [B 103] b) Lebensversicherung mit Elementen der Schadensversicherung aa) Allgemeines Ebenso wie es zulässig ist, die Lebensv und ihre Zusatzven wie eine V mit konkreter Bedarfsdeckung zu betreiben, ist es auch zulässig, durch vertragliche Vereinbarung zwischen dem Ver und dem Vmer den Umfang der Vsleistung an einem dem Vmer, seinen Erben oder dem Bezugsberechtigten entstehenden konkreten Bedarf auszurichten, ohne daß die V damit zugleich auch gänzlich zu einer reinen Schadensv wird. Die V s l e i s t u n g o r i e n t i e r t sich a n d e m Z w e c k , dem die V dient, ohne daß die Vsleistung dem entstehenden Bedarf im Ergebnis auch voll entsprechen muß. Sie kann — weil die Höhe des Bedarfs bei Abschluß der V in der Regel nicht ausreichend sicher bezifferbar ist — für den ins Auge gefaßten Zweck unzureichend sein oder auch zu einer Bereicherung des aus der V Berechtigten führen. Eine konkrete Bedarfsdeckung im Sinne einer Schadensv nach dem VVG ist von den Parteien nicht beabsichtigt: Eine Doppelv bzw. Überv — die in der Praxis allerdings möglichst vermieden werden — sind nicht unzulässig, ein etwaiger Ersatzanspruch des Berechtigten gegen den Schädiger geht auf den Ver nicht über (unten Anm. Β 133 — 135). Zu dieser V mit Ausrichtung an einem bestimmten Bedarf gehören: 196

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IV. Einordnung der LebensV

Anm. Β 106

[Β 104] bb) Restschuldversicherung Bei der Restschuldv handelt es sich um eine Ri si ko ν mit entsprechend der Schuldtilgung fallender Vssumme z u r K r e d i t s i c h e r u n g (vgl. VerBAV 1980 S. 230 m.w.N., Beispiel = BGH 7.XII.1978 VersR 1979 S. 345). Die Restschuldv kann als V mit kurz- und mittelfristiger Vsdauer oder als V mit langfristiger Vsdauer abgeschlossen werden. Der Sinn einer Risikov mit kurz- oder mittelfristiger Vsdauer, die ganz regelmäßig nur gegen Einmalprämie angeboten wird, ist es, bei Kredit- und Abzahlungsgeschäften die im Falle des Todes eines Darlehnsnehmers noch nicht getilgte Schuld abzudecken. Soll sich die Vsdauer auf eine längere Zeit erstrecken, tritt an die Stelle des Einmalbeitrages der laufende Beitrag. Diese Form der Restschuldv wird zur Abdeckung einer Hypothekenschuld oder in Verbindung mit Ratenspar- und Anlageverträgen abgeschlossen, so daß im Falle des Todes des Vmers das Darlehn sogleich getilgt werden kann (oben Anm. Β 29). Die Vsleistung wird bei dieser Form der V entsprechend den jeweiligen Zahlungsmodalitäten jährlich oder monatlich geringer, sie richtet sich somit jeweils nach dem konkreten Bedarf. Nur an der Höhe der Vsleistung gemessen trägt die Restschuldv die Züge einer konkreten Bedarfsdeckung, sie ist im übrigen aber wie eine V mit abstrakter Bedarfsdeckung zu behandeln, auf die die V o r s c h r i f t e n ü b e r die S c h a d e n s v grundsätzlich n i c h t anwendbar sind. Die Vertragsparteien gehen nicht davon aus, daß beispielsweise ein etwaiger Ersatzanspruch des Berechtigten gegen den Schädiger auf den Ver übergeht. [B 105] cc) Hypothekentilgungsversicherung Die Hypothekentilgungsv - vgl. dazu LG Würzburg 15.XII.1950 MDR 1951 S. 426 — kann sich auf denselben Bedarfsbereich beziehen wie die Restschuldv. Der Hypothekenschuldner schließt als Vmer bei dem Ver, der zugleich sein Hypothekengläubiger ist, eine Lebensv in Höhe des Gesamtbetrages oder eines Teilbetrages der Hypothek ab, wobei die Vssumme in Teilbeträgen auszuzahlen ist. Es wird in b e s t i m m t e n z e i t l i c h e n A b s t ä n d e n ein festgesetzter P r o z e n t s a t z der V s s u m m e f ä l l i g , sofern der Vmer den jeweiligen Z e i t a b l a u f erlebt. Mit diesen jeweils fälligen Beträgen wird die Hypothek bis zum Ablaufe der V getilgt. Stirbt der Vmer während der V, so wird die gesamte Vssumme sofort fallig und kann zur sofortigen Tilgung der Hypothekenrestschuld verwandt werden. Ein darüber hinaus durch die Lebensv entstandenes Kapital wird an die Hinterbliebenen ausgezahlt. Wenn sich die Vsleistung auch bei der Hypothekentilgungsv grundsätzlich an den Tilgungsleistungen — nicht erfaßt durch die V sind die Hypothekenzinsen! — orientiert, liegt gleichwohl keine echte V mit konkreter Bedarfsdeckung vor, die sich nach den Vorschriften über die Schadensv richtet. Allein die Errechnung der Vsleistungen hat sich an den Tilgungsbeträgen orientiert. Auch hier kann die Vsleistung von dem tatsächlichen Bedarf abweichen. [B 106] dd) Erbschaftssteuerversicherung Um den künftigen Erben vor finanziellen Nachteilen zu bewahren, die aus der Belastung mit der Erbschaftssteuer entstehen können, konnte der Erblasser im Hinblick auf § 19 ErbschaftssteuerG a. F. eine Erbschaftssteuerv abschließen. Wenn dabei jetzt auch die steuerliche Vergünstigung entfallen ist, so kann sie davon unabhängig auch gegenwärtig noch abgeschlossen werden. Der Lebensvsvertrag ist dabei so gestaltet, daß die V s s u m m e zur Bezahlung der Erbschaftssteuer verwendet und nach dem Tode des Vmers an das Finanzamt als Bezugsberechtigten Winter

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Anm. Β 109

Β. Bedeutung der Lebensversicherung

zu entrichten ist, ein etwa überschüssiger Betrag fließt den Erben zu. Bei der Erbschaftssteuerv kann dabei der Verwendungszweck in der Weise eingeschränkt werden, daß die Vssumme nur zur Tilgung der von einem bestimmten Pflichtigen geschuldeten Erbschaftssteuer verwandt werden soll (BGH 10.VII.1963 VersR 1963 S. 917). Auch hier wird versucht, die Höhe der Vsleistung an einem bestimmten Zweck zu orientieren, was allerdings oftmals nicht hinreichend möglich ist, da es schwer ist, die Höhe der Erbschaftssteuer genügend im voraus exakt zu bestimmen. Auch die Erbschaftssteuerv wird nicht etwa zu einer Schadensv mit konkreter Bedarfsdeckung. [B 107] ee) Rückdeckungsversicherung Bei Versorgungszusagen, die ein Unternehmen in der Form gibt, daß es bei Eintritt eines bestimmten Ereignisses — Eintritt des Versorgungsfalles durch Tod, Invalidität oder Erreichung der Altersgrenze — verpflichtet ist, seinem Arbeitnehmer eine bestimmte Summe einmalig oder mehrmalig (als Rente) zu zahlen, besteht für den Arbeitgeber die Möglichkeit, im Wege einer L e b e n s v eine kongruente oder partielle Riickdeckung zu erlangen. Bei der Rückdeckungsv richtet sich die auszuzahlende Vssumme nach dem entstehenden Bedarf. Gleichwohl aber wäre es auch hier nicht richtig, die Rückdeckungsv wegen mangelnder Divergenz mit dem entstehenden Bedarf als Schadensv zu werten. Sämtliche Normen der Schadensv, die in ihrem Zusammenwirken das Ziel einer konkreten Bedarfsdeckung sichern, sind hier nicht anwendbar. Es geht auch nicht an, die Rückdeckungsv des Arbeitgebers als eine Art Vermögensschadenhaftpflichtv zu deuten (Klingmüller VersR 1971 S. 392, zur Rückdeckungsv vgl. im übrigen BGH 13.V.1953 VersR 1953 S. 2 4 9 - 2 5 0 , BAG 12.VI.1975 BB 1975 S. 1065, BAG 10.III.1972 VersR 1972 S. 735, BAG 14.VII.1972 VersR 1972 S. 1135. [B 108] ff) Berufsunfähigkeitszusatzversicherung Bei der Berufsunfähigkeitszusatzv (vgl. dazu K G 10.XII.1951 VersR 1952 S. 61) besteht bei Eintritt des Vsfalles die Hauptleistung des Vers in der Z a h l u n g e i n e r R e n t e , die z w e c k g e b u n d e n ist und allein dazu dient, die B e i t r a g s V e r p f l i c h t u n gen a u s d e r mit der Berufsunfähigkeitszusatzv verbundenen L e b e n s v zu erfüllen. Neben dieser sog. Beitragsbefreiung kann eine an den Vten auszuzahlende bare Vssumme oder Rente zu leisten sein, allerdings nur für den Fall, daß die Hauptv eine kapitalbildende V und keine Risikov ist. Soweit die Berufsunfähigkeitszusatzv der Beitragsbefreiung dient, bemißt sich die Leistung des Vers nach dem Bedarf, der durch die Beitragsbefreiung neutralisiert wird. Doch wird die Berufsunfähigkeitszusatzv dadurch gleichfalls nicht zur Schadensv, die die Schadensv kennzeichnenden Normen sind auf die Berufsunfähigkeitszusatzv nicht anwendbar (zur Einordung der Berufsunfähigkeitszusatzv im einzelnen vgl. unten Anm. G). (B 109] gg) Sterbegeldversicherung Die Sterbegeldv - zum Begriff vgl. OLG München 6.VI.1952 VersR 1952 S. 2 5 5 - 2 5 6 , OLG Bremen 24.11.1955 VersR 1956 S. 7 7 3 - 7 7 4 - wird gerne generell als die Lebensvsform bezeichnet, die nach dem Prinzip der konkreten Bedarfsdeckung betrieben werde, ohne daß diese Einordnung dabei auf die Bestattungsv mit echter Sachleistung — für die seit 1934 Geschäftspläne nicht mehr genehmigt werden — beschränkt wird (Bruck-Möller Bd II Anm. 3 vor §§ 49 — 80). Dieser Klassifizierung kann nicht gefolgt werden. Auch in der Sterbegeldv orientiert sich die Vsleistung an den Bestattungskosten, die Normen der Schadensv sind damit jedoch grundsätzlich 198

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Anm. Β 112

IV. Einordnung der LebensV

nicht anwendbar. Das gilt auch angesichts der Tatsache, daß die Sterbegeldv infolge der niedrigen zulässigen Höchstvssumme und den auch tatsächlich entstehenden Begräbniskosten schwerlich zu einer spürbaren Bereicherung des aus der Sterbegeldv Berechtigten führen dürfte. An einen Übergang des Ersatzanspruches gegen einen Schädiger nach § 67 denken die Parteien nicht, er wird vom Ver auch nicht geltend gemacht. W e d e r die S t e r b e g e 1 d ν η o c h vergleichbare Formen d e r K l e i n l e b e n s v , soweit sich diese überhaupt an einem konkreten Bedarf wie den Begräbniskosten orientieren, sind g r u n d s ä t z l i c h Ven mit k o n k r e t e r B e d a r f s d e c k u n g (vgl. zu allem Kadatz-Hebel S. 5 - 6 , RAA VA 1934 S. 130, zur Sterbegeldv als echte Schadensv vgl. unten Anm. B i l l ) . [B 110] hh) Gruppenversicherung Es bedarf keiner Betonung, daß es für die soeben genannten Vsformen für ihre Zuordnung zur konkreten oder abstrakten Bedarfsdeckung u n e r h e b l i c h ist, ob sie als I n d i v i d u a l v o d e r als G r u p p e n v abgeschlossen werden. Eine Vsform kann nicht allein deswegen zur Schadens- oder Summenv gezählt werden, weil sie in die Form einer Gruppenv gekleidet ist. Andererseits ist dabei nicht zu verkennen, daß sich gerade bei der Gruppenlebensv — insbesondere auch bei der betrieblichen Altersversorgung — Vsformen finden, bei denen beispielsweise der Beitrag nach dem Lohn bzw. dem Gehalt abgestuft wird, so daß die V s l e i s t u n g e n in ihrer Funktion in die Nähe eines L o h n - bzw. G e h a l t s a u s g l e i c h s rücken (Sieg Bd II §74 Anm. 14—16). Hier finden sich die Elemente einer konkreten Bedarfsdeckung in deutlicher Ausprägung, allerdings ohne auch hier die V zu einer Schadensv werden zu lassen, da die die Schadensv kennzeichnenden Normen keine Anwendung finden (vgl. dazu auch unten Anm. Β 133-136). In diesem Zusammenhang ist auch nicht auf von der Thüsen VersR 1954 S. 155 — 157 zu verweisen, der die Ansicht vertritt, daß die echte Gruppenlebensv in Gestalt der betrieblichen Direktv den Charakter einer V für fremde Rechnung habe. Dieser Auffassung, die Millauer S. 70 — 71 überzeugend widerlegt hat, ist nicht zu folgen (im einzelnen oben Anm. A 23). Doch selbst wenn von der Thüsens Ansicht richtig wäre, würde die Anwendung der §§ 74 — 80 VVG eine Gruppenlebensv noch nicht zu einer V mit konkreter Bedarfsdeckung machen. [B 111] c) Lebensversicherung als echte Schadensversicherung Es ist unumstritten, daß eine Lebensv von den Vertragsparteien auch als V mit konkreter Bedarfsdeckung vereinbart werden kann. Das bedeutet, daß insoweit das gesamte Gerüst der die Schadensv kennzeichnenden Normen wie beispielsweise die Vorschriften über die Doppelv und den Übergang von Ersatzansprüchen anzuwenden wäre. Nach Bruck-Möller Bd I § 1 Anm. 26, Bd II Anm. 3 vor § § 4 9 - 8 0 ist das bei der Sterbegeldv der Fall. Dem kann aus den in Anm. Β 109 genannten Gründen in dieser summarischen Aussage jedoch nicht gefolgt werden. [B 112) d) Grenzziehung zwischen abstrakter und konkreter Bedarfsdeckung vor dem Hintergrund der Kranken- und Unfallversicherung aa) Grenzziehung in der Kranken- und Unfallversicherung Die Grenzen der abstrakten und konkreten Bedarfsdeckung verlaufen in der Lebensv und ihren Zusatzven anders als in den übrigen Personenvszweigen, der Kranken- und Unfallv. Bei der Kranken- und Unfallv ist beispielsweise die HeilkoWinter

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Anm. Β 113

Β. Bedeutung der Lebensversicherung

stenv ohnehin als Schadensv ausgestaltet, und es stellt sich dort die Frage, inwieweit Formen der Summenv wie die Tagegeldv gleichwohl als Schadensv anzusehen sind. Die Diskussion hat sich vor dem Hintergrund der Tendenzen des allgemeinen Schadenersatzrechts entwickelt, bei der Ermittlung eines Schadens in zunehmenden Maße zu abstrahieren und auch die Berechnung möglicher vertraglicher Schadenersatzansprüche durch Pauschalisierung des Schadenersatzes vorwegzunehmen (vgl. hierzu Wagner Bd VI Anm. Β12,13). Es liegt nahe, in diesem Zusammenhang auch die Tagegelder in der Kranken- und Unfallv — früher einhellig als Formen der Summenv angesehen — als pauschalierte konkrete Bedarfsdeckung, also als pauschalierte Entschädigungsleistungen aufzufassen und sie den Normen der Schadensv zu unterstellen (Hof VersR 1974 S. 111-115, Prölss-Martin 23 §67 Anm. 1 B, Sieg VersRundschau 1968 S. 185-187, de lege ferenda auch Wagner Bd VI Anm. Β 14). Auch BGH 19.XII.1973 VersR 1974 S. 1 8 4 - 1 8 5 sieht in der Krankenhaustagegeldv eine Schadensv, wenn sich die Höhe des Krankenhaustagegeldes automatisch entsprechend dem Einkommensverlust mindert (eindeutig gegen die Einordnung der Tagegeldleistungen als Schadensv dagegen BGH 28.IV.1971 VersR 1971 S. 6 6 2 - 6 6 3 , OLG Hamm 19.IV.1972 VersR 1972 S. 9 6 8 - 9 7 0 , OLG Köln 3.VIII.1973 VersR 1974 S. 851 — 852). Angesichts der in der Privaten Krankenv nach dem Verdienstausfall abgestuften Tagegeldleistungen und den Abstufungen der Entschädigungsleistungen in der Unfallv durch die Gliedertaxe kann hierin dem Grundsatze nach materiell durchaus eine Schadensdeckung zu sehen sein, so daß sich auch die G r e n z e n z w i s c h e n a b s t r a k t e r u n d k o n k r e t e r B e d a r f s d e c k u n g v e r w i s c h e n . Nicht ohne rechtliche Relevanz ist es allerdings, wenn in der Unfallv bisher bei der Leistung von Tagegeld ein Regreß nicht gekommen worden ist und der Vte angesichts der überkommenen Abgrenzung zwischen Summen- und Schadensv davon ausgeht, daß ein ihm gegen einen haftpflichtigen Dritten zustehender Schadenersatzanspruch nicht zu seinem Nachteil nach § 67 auf den Unfallver übergeht (a. M. Wagner Bd VI Anm. Β 14). Denn von echter konkreter Bedarfsdeckung kann nicht gesprochen werden, wenn wichtige Teile des der Schadenv immanenten Normenkomplexes nicht anwendbar sind und es für den Vmer möglich ist, auf diese Weise mehrfach entschädigt zu werden. Geht die Verleistung dagegen materiell auf eine Entschädigung, so wäre es allerdings gewiß formalistisch, nur deswegen Prinzipien der Schadensv nicht anzuwenden, weil eine Summe vereinbart worden ist. Insbesondere sind dabei auch Abtretungsvereinbarungen in der Summenv ohne weiteres genauso als zulässig anzusehen wie die Vereinbarung einer insgesamt konkreten Bedarfsdeckung in einem Bereich, in dem zuvor nur eine Summenv üblich war. Die vertragliche Einschränkung der Verleistung stellt nicht allein deswegen einen Mißbrauch der Privatautonomie durch den Ver dar, weil die Verleistung eine Summenleistung ist (vgl. Prölss-Martin 23 a.a.O.). [B 113] bb) Grenzziehung in der Lebensversicherung Die Lebensv steht einer konkreten Bedarfsdeckung nicht so nahe wie die Krankenund Unfallv. Obwohl sich auch in der Lebensv eine Reihe von Vsformen finden, die sich an einem konkreten Bedarf ausrichten, hat die Lebensv insgesamt weniger einen Ausgleichscharakter als einen Vorsorgecharakter. Auch die E i n d ä m m u n g d e s s u b j e k t i v e n R i s i k o s , die durch das in der Schadensv zum Ausdruck gelangende System der konkreten Bedarfsdeckung bezweckt wird, hat in der Lebensv — sieht man einmal von der speziell geregelten Todesfallfremdv ab — nicht die Bedeutung wie in der Kranken- und Unfallv, zumal im übrigen in der Lebensv ganz grundsätzlich

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IV. Einordnung der LebensV

Anm. Β 117

die Möglichkeit besteht, m e h r e r e und h o h e L e b e n s v s v e r t r ä g e abzuschließen, ohne dazu eine an einem bestimmten Zweck ausgerichtete V zu wählen. So erklärt sich, daß die an einem Bedarf ausgerichteten Lebensvsformen zwar Elemente der Schadensv aufweisen, sie aber nicht zur Schadensv gerechnet werden können. Die Grenzziehung zwischen konkreter und abstrakter Bedarfsdeckung, wie sie für die Unfall- und Krankenv vorzunehmen ist, kann somit nicht ohne weiteres auf die Lebensv übertragen werden. Die an einem Schaden oder Bedarf ausgerichteten Lebensvsformen haben nicht in diesem Sinne die Funktion einer pauschalierten Entschädigungsleistung mit der Folge, daß sie der Schadensv unterfallen. Gleichwohl ist der einzelnen Lebensvsform nachzugehen und im Einzelfall zu prüfen, inwieweit eine konkrete Bedarfsdeckung von den Parteien gewollt ist und möglicherweise doch eine Schadensv gegeben ist. [B 114] cc) Ausblick Ebenso wie in der Kranken- und Unfallv erweist sich dabei jedoch auch in der Lebensv, daß die strikte Trennung zwischen abstrakter und konkreter Bedarfsdekkung überholt ist und sich eine ganze Reihe von Vsformen herausgebildet haben, die Elemente der Schadensv besitzen. Die Klassifizierung als Schadensv ist in der Lebensv insgesamt jedoch nicht so weit fortgeschritten wie bei den Summenven in der Kranken- und Unfallv. Die Entwicklung ist aber nicht abgeschlossen (vgl. zu dieser Problematik ganz grundsätzlich Sieg VersRundschau 1968 S. 187). [B 115] 7. Kein versichertes Interesse in der Lebensversicherung Bei der in aller Regel als Summenv betriebenen Lebensv und ihren Zusatzven ist weder ein vtes Interesse noch ein insurable interest anzuerkennen. Es ist der fast allgemein vertretenen Ansicht zu folgen, daß das vte Interesse im hier verstandenen Sinne als rechtliches Institut nur in der Schadensv gegeben ist (statt vieler BruckMöller Bd II § 49 Anm. 42). Immer wieder ist im Schrifttum gefordert worden, daß der Vsvertrag voraussetzt, daß der Vmer am Nichteintritt des Vsfalles interessiert sein muß (Winter S. 116, Gärtner S. 113, Wagner Bd VI Anm. Β 16). Diese Forderung ist inhaltlich auch auf den Bereich der Lebensv zu übertragen. Es ist damit nichts anderes gemeint als die auch hier vertretene Einschränkung des Summenleistungsprinzips im Hinblick auf aleatorische Vertragsformen (vgl. oben Anm. Β 90—114). [Β 116] 8. Lebensversicherung als Aktiven- und Passivenversicherung Als grundsätzlich dem Summenvsprinzip unterfallende V ist auf die Lebensv und ihre Zusatzven die U n t e r s c h e i d u n g zwischen Aktiven- und Passivenv dem Grundsatze nach n i c h t anwendbar. Eine Ausnahme gilt für den Bereich der Lebensv, die nach dem Prinzip der konkreten Bedarfsdeckung betrieben wird. Hier ergibt sich ζ. B. für die Hinterbliebenen ein Passivum im Sinne einer Belastung mit den Beerdigungskosten, so daß die S t e r b e g e l d ν als Passivenv im Sinne der Begriffsbildung Möllers angesehen werden kann. Grundsätze der Aktivenv sind insoweit nicht anwendbar (vgl. zur Unterscheidung zwischen Aktiven- und Passivenv Bruck-Möller Bd II Anm. 5 vor § § 4 9 - 8 0 ) . ]B 117] 2. Lebensversicherung als Risiko- und kapitalbildende Versicherung Die Lebensv ist entweder Risiko ν oder kapitalbildende V. Die Risikolebensv deckt das Sterbefallrisiko für einen bestimmten Zeitraum, die gezahlten Prämien sind verfallen, wenn der Vmer den Ablauf der V erlebt, der Ver hat außer der Winter

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Β. Bedeutung der Lebensversicherung

Gefahrtragungsleistung keine weitere Leistung zu erbringen. Im Gegensatz dazu deckt die kapitalbildende Lebensv nicht nur das Sterbefallrisiko, sondern ermöglicht dem Vmer eine Kapitalbildung durch einen mit der Risikotragung verbundenen Sparvorgang. Der Vmer hat mit der Prämie neben dem Risikoprämienanteil einen Sparprämienanteil zu erbringen, der der Bildung des Deckungskapitals dient. Näheres hierzu Anm. E und G. Die sog. Sparv, bei der lediglich ein Sparvorgang gegeben ist und der Ver kein Risiko (mit Ausnahme einer Zinsgarantie) übernimmt, ist keine V im eigentlichen Sinne und wird auf aufsichtsbehördliche Vorstellungen hin nicht mehr betrieben. [B 118] 10. Art der Gefährdung Gefahr ist im Vsrecht die Möglichkeit der Entstehung eines Bedarfs. Dabei können bei der Art der Gefahrdung drei Formen unterschieden werden: Regelmäßig ist im Vsrecht ungewiß, ob ein Bedarf entsteht (wie ζ. B. in der Sachv). Ist es gewiß, daß der Bedarf einmal entstehen wird, so genügt es, wenn sich die Ungewißheit auf das Wann der Bedarfsentstehung beschränkt: Modellbeispiel ist hier die T o d e s f a l l v . Bei der Lebensv mit festem Auszahlungstermin — also der T e r m f i x v — tritt der Bedarf in bestimmter Höhe mit dem zeitlich ungewissen Tode ein, nur die Fälligkeit der Vssumme ist auf einen vorbestimmten Zeitpunkt verschoben (vgl. BruckDörstling § 1 Anm. 8, Bruck-Möller Bd I § 1 Anm. 5, Dörstling HansRZ 1918 Sp. 694-698, BGH 11.11.1953 VersR 1953 S. 109, OLG Nürnberg 21.XII.1951 VersR 1952 S. 122). Keine Rolle spielt in der Lebensv die dritte Variante, bei der es gewiß ist, daß und wann der Bedarf eintritt, bei der es aber ungewiß ist, in welcher Höhe er eintritt: Da die Lebensv regelmäßig S u m m e n v ist, unterliegt die Vsleistung der vorherigen Vereinbarung.

[B 119] 11. Differenzierung zwischen Sozial- und Wirtschaftsrisiken in der Lebensversicherung? a) Differenzierungsvorschläge Zum Vsaufsichtsrecht und zum Vsvertragsrecht wird teilweise die Ansicht vertreten, für die V von Wirtschafts- und Sozialrisiken unterschiedliche rechtliche Grundsätze zur Anwendung gelangen zu lassen. Die Lebensv und ihre Zusatzven ist dabei ganz grundsätzlich als die V von Sozialrisiken anzusehen, nur a u s n a h m s w e i s e — wie bei Gruppenven, bei der Erbschaftssteuer- und Teilhaberv — kann sie als die V eines W i r t s c h a f t s r i s i k o s qualifiziert werden. Die Grenzen zwischen beiden Risikoformen werden dabei unterschiedlich gezogen. Vom Vsaufsichtsrecht her kommend befürwortet Werner Weber ZVersWiss 1961 S. 333 eine Differenzierung zwischen kaufmännischen und Jedermannsrisiken. Weber sieht bei der V der Risiken von Industrie, Handel, Verkehr und Kreditwesen kaum Veranlassung des Staates, zum Zwecke der Gefahrenabwehr oder der Wahrung der Wirtschaftsordnung tätig zu werden. Ganz anders jedoch bei der sog. Jedermannv: Die Absicherung des Lebensstandards und die Befriedigung des Bedürfnisses nach Lebenssicherheit stünden bei der industriellen Massengesellschaft im Vordergrund. Die Jedermannv — wie eben auch grundsätzlich die Lebensv — üben eine Komplementärfunktion zum sozialstaatlichen Fürsorge- und Versorgungssystem aus. Die Abgrenzung von kaufmännischen und Jedermannvszweigen wird dabei in Form einer beispielhaften Aufzählung vorgenommen, wobei allerdings exakte abstrakte Kriterien fehlen, die eine Subsumtion der einzelnen Vskreise erlauben würden.

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Anm. Β 119

IV. Einordnung der LebensV

Auf Webers Differenzierung aufbauend fordert Baumann ZHR 139 (1975) S. 291 eine Dreiteilung der vten Risiken nach sog. Unternehmensrisiken, Verbraucherrisiken und Sozialrisiken, wobei die Lebensv zu den Sozialrisiken gerechnet wird. Die unterschiedliche Akzentsetzung der sozialpolitischen Komponente des Vswesens erfordere eine entsprechende Differenzierung, wobei die stärkste Ausprägung sozialen Sicherungsstrebens bei den Sozialrisiken feststellbar sei, dieses Moment aber bei den Unternehmensrisiken ohne wesentliche Bedeutung sei. Farny ZVersWiss 1979 S. 31 wirft Baumanns Vorschlag mangelnde Praktikabilität vor und gibt zu bedenken, daß die Geschäftssparten oftmals operational nicht voneinander abgrenzbar seien, da es Bereiche — wie etwa Handwerk und Landwirtschaft — gebe, in denen gewerbliche und private Momente miteinander verwoben seien. Gleichwohl aber sieht auch Farny die Notwendigkeit einer Unterscheidung von Vsverträgen g e w e r b l i c h e r U n t e r n e h m e n und p r i v a t e r H a u s h a l t u n g e n , wobei gegen die Berücksichtigung auch indirekter sozialer Komponenten (Berücksichtigung der Arbeitnehmer bei einer Betriebsunterbrechungsv) allerdings Bedenken bestehen. Auch Sieg ZVersWiss 1979 S. 91 befürwortet eine Differenzierung und fordert, daß auf das Moment der Markttransparenz bei Vsbedingungen umso weniger Wert gelegt werden solle, als der jeweilige Adressatenkreis der AVB aus eigener Geschäftskunde in der Lage sei, einen Vergleich zwischen verschiedenen Bedingungswerken zu ziehen. Wenn dieses Kriterium der S c h u t z b e d ü r f t i g k e i t des V m e r s auch nicht ausreichend konkret sein mag, so liegt darin jedoch ein überzeugender Ansatz begründet (Horn S. 143). Bogs S. 363 schließlich diskutiert unter Zugrundelegung der öffentlichen Aufgaben der Privatv eine Aufteilung in zumindest zwei Gruppen: Die beruflich-gewerblichen Vszweige (Produktiwen) seien von den Vszweigen für den Privatmann (Konsumven) zu unterscheiden, wobei allerdings die Existenz einer Z w i s c h e n g r u p p e eingeräumt wird, wenn und soweit es um die V privater Vermögenswerte geht. Bogs fordert ein S t u f e n v e r h ä l t n i s a d m i n i s t r a t i v e r V s a u f s i c h t entsprechend dem unterschiedlichen Schutzbedürfnis des Vmers bei den Konsum- bzw. Produktiwen. Auch der Vorschlag von Bogs wird wegen der mangelnden Bestimmtheit der Tatbestände kritisiert (Horn S. 144-145). Ähnlich unterscheidet Kleyboldt ZVersWiss 1979 S. 115 zwischen Konsumven (Privatkundengeschäft) und Produktiwen (Firmenkundengeschäft). Während der Gedanke einer Differenzierung zwischen den einzelnen Vszweigen von der Rechtsprechung aufgenommen worden ist (vgl. schon BVerwG 22.XI.1960 VerBAV 1961 S. 66), hat sich Rieger VW 1978 S. 587 im Zusammenhang mit den Vorschlägen zur Integration des europäischen Vsmarktes gegen die dazu erhobenen Differenzierungsvorschläge gewandt; eine mögliche Grenzziehung zwischen stärker oder weniger schutzwerten Gruppen von Verbrauchern sei in sich widersinnig und beinhalte einen Rückschritt beim Verbraucherschutz. Dem kann in dieser Pauschalität nicht zugestimmt werden, zumal auch das VVG — wenn auch nur in Ansätzen — eine Gleichbehandlung aller Vmer verneint. Im Vsvertragsrecht hat sich die Diskussion über eine Differenzierung im Zusammenhang mit den §§ 186, 187 VVG und insbesondere mit der Frage der Abgrenzung verhüllter Obliegenheiten von echten Risikoausschlüssen entwickelt. In den §§ 186, 187 VVG werden die See- und Rückv aus dem Anwendungsbereich des VVg ausgeschlossen, während die Transportv von Gütern, die Kreditv, die V gegen Kursverluste sowie die laufende V lediglich von den Beschränkungen der Vertragsfreiheit aufgenommen werden. Dazu ergibt sich die Frage, wie weit der Kreis derjenigen Vsverträge zu ziehen ist, die beispielsweise unter den Begriff der Transportv Winter

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Β. Bedeutung der Lebensversicherung

subsumiert werden können, und ob insbesondere die Vorschrift des § 187, VVG a n a l o g i e f ä h i g ist (vgl. dazu Hüffer VersR 1975 S. 871, Möller in Festschrift Ehrenzweig S. 169). Aus der Tatsache, daß nur bei enumerativ aufgezählten Vssparten Raum gelassen werde für vertragliche Absprachen, die dem Wirtschaftsleben förderlich oder adäquat sind, ist im Schrifttum der Schluß gezogen worden, eine generelle Differenzierung zwischen Jedermannv und kaufmännischen Vssparten sei de lege lata nicht statthaft. Der umfangmäßig sehr eingeschränkten Ausnahmeregelung müsse man entnehmen, daß der Gesetzgeber grundsätzlich auch die kaufmännischen Vszweige dem VVG habe unterstellen wollen. Die Grenze zwischen schutzwürdigen und nicht schutzwürdigen Vmern sei somit nicht erst dort zu ziehen, wo kaufmännische und nichtkaufmännische Ven sich unterscheiden (Sieg BB 1970 S. 110). Dem kann entgegengehalten werden, daß historisch auch die Binnenv allgemein als ein vorrangig kaufmännisches Institut angesehen werde, so daß es zumindest zweifelhaft ist, ob die §§ 186, 187 VVG eine Aussage zugunsten oder zuungunsten einer Sonderbehandlung kaufmännischer Vssparten erlauben (Horn S. 109 — 118). Bei der Problematik der Abgrenzung zwischen Leistungsfreiheit wegen der Verletzung verhüllter Obliegenheiten einerseits und sonstigen Risikobegrenzungen andererseits wird die Ansicht vertreten, die Vorschriften der §§15 a, 6 VVG seien bei verhüllten Obliegenheiten immer dann nicht anzuwenden, wenn es sich um einen kaufmännischen Vszweig handele (Schmidt ZVersWiss 1968 S. 88 — 89, Hübner VersR 1978 S. 986). Nach herrschender Auffassung ist eine derartige Differenzierung de lege lata nicht zulässig, da der Gesetzgeber sämtliche Vmer in allen Vssparten mit Ausnahme der in §§ 186,187 VVG genannten Zweige für besonders schutzbedürftig gehalten habe und eine Aufteilung nach verschiedenen Typen von Vmern dem VVG nicht zu entnehmen sei (statt vieler Prölss-Martin §6 Anm. Β c und Sieg BB 1970 S. 110 mit Sympathien für eine derartige Differenzierung de lege ferenda). Es kann hier letztlich dahingestellt bleiben, inwieweit der herrschenden Ansicht zu folgen ist oder ob der Anwendungsbereich der §§ 15 a, 6 VVG unter Schutzzweckgesichtspunkten sogar bis auf die Sozialrisiken reduziert werden kann. Zumindest liegt hier die Ausgrenzung bestimmter Vmer bzw. bestimmter Risiken von vornherein oder im konkreten Fall nahe, wobei auf eine allgemeine starre Auslegungsregel weithin verzichtet werden kann (vgl. dazu im einzelnen Horn S. 192 — 200). [B 120] b) Stellungnahme Eine ins einzelne gehende Erörterung der Gesamtproblematik findet sich bei Horn S. 187 — 263, der für den vsvertragrechtlichen Bereich — nach weiteren vergleichenden Betrachtungen zum Sonderstatus des Kaufmanns im deutschen Recht und nach Würdigung der Problematik im EG-Recht — eine Differenzierung in Anknüpfung an den Kaufmannsbegriff, an die Betriebsbezogenheit des jeweiligen Vsvertrages, an das Vertragsvolumen und an bestimmte Sachkomplexe untersucht und für das geltende Vsvertragsrecht — anders als beispielsweise im AGB-Gesetz — letztlich zu einer grunsätzlichen Verneinung eines Differenzierungsgebots kommt. Nur für die Frage der Abgrenzung verhüllter Obliegenheiten von subjektiven Risikoausschlüssen und das Problem des Repräsentantenbegriffs sieht Horn die Möglichkeit einer differierenden Behandlung im konkreten Fall, um den unterschiedlichen Schutzbedürfnissen Rechnung zu tragen. Dieser Ansicht ist dem Grundsatze nach beizupflichten, allerdings mit der Maßgabe, daß bei der Abgrenzung zwischen verhüllten Obliegenheiten und subjektiven Risikoausschlüssen und bei der Bestimmung des Repräsentantenbegriffs nicht nur eine differenzierende Betrachtung im Einzelfall geboten ist, sondern ein sehr enger 204

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IV. Einordnung der LebensV

kaufmännischer Bereich schon von vornherein auszugrenzen ist. Die grundsätzliche Verneinung eines Differenzierungsgebots gilt dabei insbesondere auch für das Lebensvsrecht, wo die Frage einer Differenzierung ohnehin nicht so aktuell ist wie beispielsweise in der Sachv. Insbesondere ist es dabei auch nicht möglich, ein vsaufsichtsrechtliches Differenzierungsgebot ohne weiteres auf das Vsvertragrecht zu übertragen. Bei einer vsvertragsrechtlichen Differenzierung ist die Anwendung der vorgeschlagenen Differenzierungskriterien: Prämienhöhe, Risikovolumen, Kaufmannseigenschaft, numerus-clausus-System der Kategorien von Vsverträgen und Betriebsbezogenheit dabei nicht unproblematisch: Was eine Differenzierung nach der Prämienhöhe anbelangt, so könnte damit zwar — wenn Manipulationsmöglichkeiten dabei auch auf der Hand liegen — eine klare und eindeutige Grenzziehung vorgenommen werden und in der Lebensv beispielsweise größere G r u p p e n l e b e n s v s v e r t r ä g e anders behandelt werden als die übliche Individuallebensv. Eine unterschiedliche Behandlung der einzelnen Vmer wäre jedoch nur in solchen Fällen gerechtfertigt, in denen bei typisierender Betrachtungsweise die Interessensituation der Beteiligten von den „Normalfallen" abweicht. Typisierung bedeutet dabei aber nicht das Abstellen auf ein zahlenmäßig erfaßbares Merkmal, sondern eine typengleiche oder -ähnliche Interessenkonstellation. Gerade auch bei der Prämienhöhe besteht nicht notwendig ein innerer Zusammenhang zu denjenigen Merkmalen, die — wie Horn a. a. O. richtig darlegt — beispielsweise eine Ausdehnung des Repräsentantenbegriffs nach sich ziehen können. Das Prämienvolumen gibt keine Anhaltspunkte, ob beispielsweise die Betriebsstruktur des Vmers grundsätzlich und typischerweise eine Verteilung der Verantwortung mit sich bringt. Ähnliches gilt für das Differenzierungskriterium Risikovolumen. Die Höhe des vereinbarten Risikos kann keine Auskunft darüber geben, ob typischerweise besondere Umstände vorliegen, die bei der Anwendung der Vorschriften des VVG oder überkommener Grundsätze der Rechtsprechung korrigierend zu berücksichtigen wären. Auch die Anknüpfung an die Kaufmannseigenschaft des Vmers führt nicht weiter. Der Kaufmannsbegriff ist nicht einmal dort ein geeignetes Abgrenzungskriterium, wo — wie bei einzelnen allgemeinen Verbraucherschutzgesetzen — typischerweise erwartet werden kann, daß der Kaufmann den Gefahren des jeweiligen Geschäftsbereiches besser gewachsen ist als der Durchschnittsverbraucher (im einzelnen Horn S. 6 — 108). Erst recht gilt das für das Privatvsrecht, das in seiner ganz überwiegenden Regelungsmaterie für die Besonderheiten des kaufmännischen Verkehrs — Schnelligkeit, Leichtigkeit, Rechtssicherheit usw. — ohne jede Bedeutung ist. So kann beispielsweise im Hinblick auf die Repräsentantenhaftung die Organisation einer Rechtsanwaltspraxis eine Erweiterung der Zurechnung bei Obliegenheitsverletzungen als notwendig scheinen lassen, obwohl es sich bei dem Rechtsanwalt nicht um einen Kaufmann handelt. Die Kaufmannseigenschaft hat für die rechtliche Behandlung einer vsrechtlichen Problematik — wenn überhaupt — nur Indizfunktion. Sie stellt kein Kriterium dar, mit dessen Hilfe allgemeingültige Differenzierungsmaßstäbe aufgestellt werden können (ausführlich Horn S. 256 — 259). Auch mit Hilfe des von Horn S. 259 — 260 erörterten numerus-clausus-Systems ist nicht zu befriedigenden Ergebnissen zu gelangen. Eine abschließende Auflistung der Kategorien von Vsverträgen mit der Folge, daß nur bei bestimmten Kategorien — wie beispielsweise bei technischen Vszweigen — eine größere vertragliche Gestaltungsfreiheit anzunehmen ist, führt gleichfalls nicht weiter. Gerade betriebsbezogene Vsverträge lassen sich hinsichtlich ihrer inhaltlichen Regelungsmodalitäten nicht in ein starres Schema pressen, die Feststellung, daß ein Vsvertrag zu einer bestimmten Winter

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Anm. Β 121

Kategorie gehört, sagt noch nichts darüber aus, ob die individuelle Vertragsgestaltung diese pauschale Einordnung überhaupt rechtfertigt. Ähnliches gilt für weitere bei Horn S. 260—262 erörterte Kriterien wie z.B. die Betriebsbezogenheit des vten Risikos. Gerade auch für den Bereich der Lebensv und ihrer Zusatzven kann alles in allem grundsätzlich nicht davon ausgegangen werden, daß bestimmte, anhand der soeben genannten Differenzierungskriterien festzustellende Vertragstypen aus dem Bereich der den Vmer bzw. die auf seiner Seite Drittbeteiligten schützenden Normen des VVG gänzlich oder partiell ausgegrenzt werden können. Im Lebensvsrecht kann dem Grundsatz nach nicht von einer rechtsrelevanten Differenzierung zwischen Sozial- und Wirtschaftsrisiken ausgegangen werden, gerade im Lebensvsrecht sind die Schutznormen des Vsvertragsrechts g r u n d s ä t z l i c h u n d u n g e t e i l t f ü r s ä m t l i c h e V m e r anwendbar. Die normierten Rechtsfolgen treffen dem Grundsatz nach jeden Vmer, sei er nun Kaufmann oder nicht, ganz regelmäßig gleichermaßen. Die nur in Ausnahmefallen mögliche Differenzierung zwischen Wirtschafts- und Sozialrisiken hat auch im Lebensvsrecht anhand von Schutzzwecküberlegungen zu erfolgen, wobei sich für die Einzelfallentscheidung aus Gründen der Rechtssicherheit eine F a l l g r u p p e n b i l d u n g anbietet.

[B 121] 12. Abgrenzung der Lebensversicherung von anderen Versicherungszweigen a) Unfallversicherung Der Lebensv am nächsten steht die Unfallv, soweit dort eine Entschädigung beim Todesfall geleistet wird. In der Unfallv ist insoweit der Vsfall nicht wie in der Lebensv der neutral gefaßte Todeseintritt, sondern der Tod durch Unfall. Der Verwandtschaft zwischen Lebens- und Unfallv entspricht es, daß sich im VVG inhaltsgleiche Vorschriften für die Lebensv und die Unfallv finden (§§ 159, 170 einerseits und §§ 179, 181 andererseits) und daß in § 180 für das Bezugsrecht in der Unfallv auf die Bestimmungen der §§ 166 — 168 zum Bezugsrecht in der Lebensv verwiesen wird (Wagner Bd VI Anm. Β 20). Die Unfallv mit Prämienrückgewähr ist zuweilen als V mit Elementen der Unfallv und der Lebensv klassifiziert worden (FinanzG München 18.III.1964 VersR 1965 S. 272 m. w. N.). Die Besonderheit dieser Unfallvsform liegt in der Art der Prämienleistung: Der Vmer stellt dem Ver ein Kapital zur Verfügung, welches er nach einem bestimmten Zeitraum oder nach Kündigung voll zurückerhält. Das geschieht unabhängig davon, ob während dieses Zeitraums der Vsfall eingetreten ist oder nicht. Das Entgelt für seine Gefahrtragung erwirtschaftet der Ver während der Laufzeit der V aus der Nutzung des ihm überlassenen Kapitals. Die V unterscheidet sich im übrigen nicht von der Ausgestaltung der gängigen Unfallv, insbesondere auch nicht im Umfange des Deckungsschutzes und in der Entschädigungsleistung. Die Unfallv mit Prämienrückgewähr ist somit eindeutig Unfallv (Wagner Bd VI Anm. Β 20 und 39, Leitsatz von FinanzG München 17.VII.1964 VersR 1965 S. 447). Elemente der Unfallv enthält auch die mit der Lebensv abgeschlossene Unfallzusatzv. Der Unfallzusatz führt zu einer Erhöhung der Verleistung um 100 Prozent für den Fall, daß der Tod durch Unfall eingetreten ist, wobei der Unfallbegriff der Unfallzusatzv dem Unfallbegriff der AUB entspricht und in ähnlicher Weise wie bei der allgemeinen Unfallv durch Ausschlüsse eingeschränkt wird. Die Unfallzusatzv bildet mit dem Lebensvsvertrag einen einheitlichen Vertrag und ist deshalb — heute unbestritten — eine besondere Form der Lebensv (Prölss-Martin Anm. 4 vor § 159, Wagner Bd VI Anm. Β 20, OLG Hamm 18.IV.1980 VersR 1981 S. 727-729). 206

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Anm. Β 123

IV. Einordnung der LebensV

Eine Verwandtschaft mit der Unfallv weist schließlich auch die Berufsunfähigkeitsv und die Berufsunfahigkeitszusatzv auf. Der Begriff der Berufsunfahigkeit (vgl. dazu unten Anm. G) ist dabei weiter als der der Invalidität im Sinne von § 8 II (1) AUB, die als „dauernde Beeinträchtigung der Arbeitsfähigkeit" als Folge eines Unfallereignisses definiert wird und nur dann Voraussetzung eines Anspruchs auf Invaliditätsentschädigung sein kann, wenn sie innerhalb eines Jahres nach dem Unfall eingetreten und innerhalb weiterer drei Monate ärztlich festgestellt und durch Erklärung gegenüber dem Ver geltend gemacht worden ist (vgl. dazu ausführlich Wagner Bd VI Anm. G 307 — 309). Die Berufsunfähigkeitsv bzw. die Berufsunfahigkeitszusatzv setzt im Vsfall keinen Unfall voraus, es ist unerheblich, ob die Berufsunfähigkeit auf Krankheit, Kräfteverfall, Unfall oder einer anderen Körperverletzung beruht (BGH 15.XII.1951 VersR 1952 S. 3 3 - 3 4 ) . Eine V aber, die Krankheit und Unfall als auslösende Ursache für den Vsfall als gleichwertig nebeneinander stellt, kann nicht unter einseitiger Betonung des Unfallelements als Unfallv angesehen werden. So ist sowohl die Berufsunfähigkeitsv als auch die Berufsunfahigkeitszusatzv trotz der Berührungsflächen mit der Unfallv allgemein als Form der Lebensv anerkannt (Wagner Bd VI Anm. Β 20, für die Berufsunfähigkeitsv: BGH 18.XII.1954 BGHZBd 16S. 3 7 - 5 0 , f ü r die Berufsunfahigkeitszusatzv: LG Schweinfurt 16.V.1951 VersR 1951 S. 169-170, LG Köln 15.X.1951 VersR 1952 S. 1 2 - 1 3 , K G 10.XII.1951 VersR 1952 S. 61, BGH 15.XII.1951 VersR 1952 S. 3 3 - 3 4 ) . [B 122] b) Krankenversicherung Die Lebensv und ihre Sonderformen haben mit der privaten Krankenv kaum Berührungsflächen. Krankheit kann zwar genauso wie Unfall eine Todesursache sein und dem Vsfall in der Todesfallv vorausgehen — so ist es für den Lebensver beispielsweise zur Einschätzung des von ihm übernommenen Risikos erheblich, welche Vorerkrankungen vorgelegen haben — damit ergeben sich aber nicht auch zugleich Leistungsüberschneidungen. Eine Ausnahme können die der Gefahrverhütung dienenden Maßnahmen der Lebensver zur F ö r d e r u n g d e s G e s u n d h e i t s z u s t a n d e s der Gefahrsperson durch Gewährung kostenfreier ärztlicher Untersuchungen bei einem Arzt eigener Wahl sowie durch Schriften und Merkblätter sein. Hier überschneidet sich die Leistung des Lebensvers mit der des Krankenvers, vgl. dazu im einzelnen unten Anm. G. Eine Überschneidung kann sich ferner zwischen der Krankentagegeldv und der Berufsunfáhigkeits- bzw. Berufsunfahigkeitszusatzv im Hinblick auf die A r b e i t s u n f ä h i g k e i t einerseits und die Berufsunfahigkeit andererseits ergeben, wobei die Arbeitsunfähigkeit stets dann gegeben ist, wenn der Vte seine berufliche Tätigkeit nach medizinischem Befund vorübergehend in keiner Weise ausüben kann, sie auch nicht ausübt und keiner anderen Erwerbstätigkeit nachgeht. [B 123] c) Haftpflichtversicherung Eine Berührung mit der Haftpflichtv ist nach geltendem Recht grundsätzlich nicht gegeben, da die Lebensvsleistung nicht den Übergang eines Ersatzanspruchs nach § 67 zur Folge hat (vgl. dazu unten Anm. Β 129—135) und eine Anrechenbarkeit der Lebensvsleistung auf den Schadenersatzanspruch gegen den Schädiger bzw. seinen Ver gleichfalls abzulehnen ist (unten Anm. Β 137 — 143). Eine Verwirklichung der im Auslande teilweise realisierten Modelle zur Haftungsersetzung durch Vsschutz würde — beim Tode beispielsweise eines Verkehrsopfers - auch die LebensV berühren (vgl. dazu im einzelnen von Hippel, Schadensausgleich bei Verkehrsunfallen, München 1968, und die Referate von Sieg, von Hippel, Schäfer Winter

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Anm. Β 125

Β. Bedeutung der Lebensversicherung

und Winter auf dem Deutschen Sozialgerichtstag 1974, Schriftenreihe des Deutschen Sozialgerichtsverbandes Bd XIII 1975). [B 124] d) Probandenversicherung Eine partielle Verwandtschaft mit der Lebensv weist die in §40 Gesetz zur Neuordnung des Arzneimittelrechts (AMG) vorgeschriebene Probandenv auf, eine V solcher Personen, die sich zum Zwecke des Testens eines neu einzuführenden Arzneimittels zur Verfügung stellen. Sie ist nicht Haftpflichtv, weil dem Probanden selbst ein Vsanspruch verschafft werden muß, sie ist nicht Krankheitskostenv, da die Vsleistung nicht auf die entstandenen Krankheitskosten begrenzt ist, und sie ist auch nicht Lebensv, weil der Berechtigte nicht nur eine Entschädigung für den Fall des Todes bzw. der Berufsunfahigkeit erhält. Die Probandenv steht der U n f a l l ν am nächsten, doch hat Wagner Bd VI Anm. Β 21 mit Recht darauf hingewiesen, daß es sich hier regelmäßig nicht um einen Unfall im Sinne des hergebrachten Unfallbegriffs handelt, da es am Merkmal des Unerwarteten und des zeitlich begrenzten Einwirkens fehlt, wenn ein neues Medikament, dessen gesundheitsschädigende Wirkung kalkuliert ist und das zugleich den Test bildet, über längere Zeit ausprobiert wird. [B 125] e) Filmausfallversicherung Die Filmausfallv (vgl. VerBAV 1965 S. 7 4 - 7 5 ) enthält Elemente der Krankenv, der Unfallv und der Lebensv, ohne damit einem dieser drei Vszweige zugeordnet zu sein. Gefahrsperson der Filmausfallv sind solche Personen, die an der Herstellung des Films beteiligt sind und deren Ausfall die Herstellung verzögert oder in Frage stellt. Es ergeben sich Analogien zur Lebensv bezüglich des Vsfalls und der Einholung der Einwilligung der Gefahrsperson zum Vertragsschluß (§ 3 Ziff. 2 Filmausfallvsbedingungen). Vgl. zu dieser Kombination von Personenv und Sachv Möller UFITA Bd VIII S. 2 1 9 - 2 4 0 , Rehbinder, Die Filmversicherung, BadenBaden 1964, S. 6 5 - 7 5 sowie Wagner Bd VI Anm. Β 23.

V. Lebensversicherung und Haftungsrecht Schrifttum Anm. Β 126 1. Kumulation oder Konkurrenz der Ansprüche Anm. Β 1 2 7 - 1 3 2 a) Schadenersatzanspruch gegen den Schädiger Anm. Β 127 b) Zusammentreffen von Versicherungsund Schadenersatzanspruch Anm. Β 128 c) Lösungsmöglichkeiten Anm. Β 129 aa) Versicherung mit konkreter Bedarfsdeckung Anm. Β 130 bb) Versicherung mit abstrakter Bedarfsdeckung Anm. Β 131

208

cc) Summenversicherung mit Elementen der Schadensversicherung Anm. Β 132 2. Versicherungsrechtliche Regreßordnung bei Summenversicherung mit Elementen der Schadensversicherung Anm. Β 1 3 3 - 1 3 6 a) Analoge Anwendung des § 67 VVG Anm. Β 133 b) Gesamtschuldregreß Anm. Β 134 c) Zessionsregreß Anm. Β 135 d) Originäre Ansprüche des Lebensversicherers gegen den Schädiger Anm. Β 136 3. Bürgerlichrechtliche Vorteilsausgleichung und Lebensversicherung Anm. Β 1 3 7 - 1 4 4

Winter

Anm. Β 126

V. LebensV und Haftungsrecht a) Grundsätze der bürgerlichrechtlichen Vorteilsausgleichung Anm. Β 138 b) Herrschende Meinung: Keine Anrechnung von Versicherungsleistungen Anm. Β 1 3 9 - 1 4 0 aa) Rechtliche Ausgangsbasis Anm. Β 139 bb) Lebensversicherungsleistungen Anm. Β 140 c) Gegenmeinung: Anrechnung von Versicherungsleistungen Anm. Β 1 4 1 - 1 4 2 aa) Äquivalente und adäquate Verursachung des Vorteils durch das Schadensereignis als alleiniges Anrechnungskriterium Anm. Β 141

4.

5.

6. 7.

bb) Versicherungsleistung als endgültige Leistung Anm. Β 142 d) Eigene Ansicht Anm. Β 143 e) Rechtspolitische Vorschläge Anm. Β 144 Vereinbarung einer Abtretungsklausel im Lebensversicherungsrecht Anm. Β 145 Anspruch aus Lebensversicherungsvertrag keine anderweitige Ersatzmöglichkeit im Sinne von § 839 Abs. 1 S. 2 BGB Anm. Β 146 Ansprüche gegen mehrere Versicherer Anm. Β 147 Lebensversicherungsrecht und Bürgerliches Recht im übrigen Anm. Β 148

[Β 126] Schrifttum Baumann JZ 1979 S. 8 1 - 8 7 , Baur JW 1937 S. 1462-1464, Böhm VersR 1956 S. 7 3 7 - 7 3 9 , Bruck, Das Privatversicherungsrecht, Mannheim-Berlin-Leipzig 1930, Bruck-Dörstling, Das Recht des Lebensversicherungsvertrages, 2. Aufl., Mannheim-Berlin-Leipzig 1933, Cantzler AcP 156 S. 29 — 59, Ehmann, Die Gesamtschuld — Versuch einer begrifflichen Erfassung in drei Typen, Berlin 1972, Eichler, Versicherungsrecht, 2. Aufl., Karlsruhe 1976, Frick, Regreßund Anrechnungsprobleme in der Summenversicherung, Diss. Hamburg 1984, Gärtner, Das Bereicherungsverbot, Berlin 1970, Hillenkamp, Zur Lehre von der unechten Gesamtschuld, Hamburg 1966, Hofmann, Privatversicherungsrecht, München 1978, Hüffer, Der Rückgriff gegen den deliktisch handelnden Schädiger bei Entschädigungsleistungen Dritter, Heidelberg 1970, Hermann Lange JuS 1978 S. 6 4 9 - 6 5 7 , Larenz, Lehrbuch des Schuldrechts, Bd I, Allgemeiner Teil, 13. Aufl. München 1982, Lentzen, Die Konkurrenz des Versicherungsanspruchs und des Entschädigungsanspruchs des Versicherungsnehmers gegen Dritte, Diss. Köln 1937, Lohmar, Rechtfertigung der Vorteilsausgleichung im Versicherungsrecht, Karlsruhe 1968, Marschall v. Bieberstein, Reflexschäden und Regreßrechte, Stuttgart-Berlin-Köln-Mainz 1967, Medicus VersR 1981 S. 593 — 603, Möller, Summen- und Einzelschaden, Hamburg 1937, Möller-Winter, Materialien des Zweiten Weltkongresses für Versicherungsrecht, Karlsruhe 1967, Münchener Kommentar zum Bürgerlichen Gesetzbuch, Bd 2, München 1979, Neeße VersR 1976 S. 704—707, Palandt, Bürgerliches Gesetzbuch, Kommentar 43. Aufl., München 1984, Prölss-Martin, Kommentar zum Versicherungsvertragsgesetz, 23. Aufl., München 1984, Rokas, Summenversicherung und Schadenersatz, Berlin 1975, Rother, Haftungsbeschränkung und Schadensrecht, München-Berlin 1965, Rudioff Festschrift Fritz v. Hippel Tübingen 1967 S. 423—461, R. Schmidt-Lüer, Kumul der Leistungen, Regreß und Subrogation in der privaten und staatlichen Versicherung, AIDA Lausanne 1974, Bd I, Selb NJW 1963 S. 2056-2059, Selb, Schadensbegriff und Regreßmethoden, Heidelberg 1963, Sieg JZ 1954 S. 3 3 7 - 3 4 1 , ders. JZ 1964 S. 1 4 - 1 9 , ders. VersRundschau 1968 S. 1 8 1 - 1 9 9 , ders. ZVersWiss 1973 S. 3 1 9 - 3 4 2 , ders. VersR 1973 S. 1 9 4 - 1 9 7 , Soergel, Bürgerliches Gesetzbuch, Kommentar, 2. Bd, 10. Aufl., Stuttgart-Berlin-Köln-Mainz 1967, Staudinger, Kommentar zum Bürgerlichen Gesetzbuch, 12. Aufl., Berlin 1980, Thiele JuS 1968 S. 1 4 9 - 1 5 7 , ders. AcP 167 S. 1 9 3 - 2 4 0 , Walter JW 1937 S. 8 4 6 - 8 5 0 , Werner NJW 1955 S. 7 6 9 - 7 7 3 , Weyers, Unfallschäden - Praxis und Ziele von Haftpflicht- und Vorsorgesystemen, Frankfurt 1971, Wilburg JherJb. 82 S. 5 1 - 1 4 8 , Winter, Konkrete und abstrakte Bedarfsdeckung in der Sachversicherung, Göttingen 1962, ders. VersR 1967 S. 3 3 4 - 3 3 7 , ders. ZVersWiss 1970 S. 3 9 - 4 9 , Wussow, Das Unfallhaftpflichtrecht, 12. Aufl., Köln-Berlin-Bonn-München 1975.

Winter

209

Β. Bedeutung der Lebensversicherung

Anm. Β 130

(Β 127] 1. Kumulation oder Konkurrenz der Ansprüche a) Schadenersatzanspruch gegen den Schädiger Soweit der Vsfall im T o d e der Gefahrsperson besteht, kann er neben dem vsrechtlichen Anspruch zugleich einen Schadenersatzanspruch gegen den Schädiger auslösen, den der aus der V Berechtigte — also der Bezugsberechtigte, der Erbe des Vmers oder der Vmer selbst — geltend machen kann. Es handelt sich hierbei im wesentlichen auch um einen Anspruch nach § 844 BGB: Die Pflicht zur Erstattung der Beerdigungskosten nach § 844 I BGB beruht auf dem Gedanken, daß der Schädiger jedenfalls die Kosten zu tragen hat, die unmittelbare Folge der Tötung sind; die Regelung des § 844 II BGB soll dem Ziel dienen, daß Angehörige, denen der Getötete zur Unterhaltsleistung verpflichtet war oder werden konnte, infolge des Todes des Unterhaltsverpflichteten nicht ihren familienrechtlich abgesicherten Lebensstandard verlieren. Der Anspruch nach § 845 BGB hat heute kaum noch eine Bedeutung. Von besonderer Wichtigkeit für den Umfang der Ersatzpflicht sind aber spezielle Normen wie beispielsweise § 10 StVG. Anders verhält es sich bei den Lebensven, bei denen Vsfall nicht der Tod, sondern die B e r u f s u n f ä h i g k e i t ist. Hier greifen Vorschriften wie § 823 BGB ein, auf die sich der unmittelbar Betroffene stützen kann. [B 128] b) Zusammentreffen von Versicherungs- und Schadenersatzanspruch Ist der Tod der Gefahrsperson durch ein Ereignis eingetreten, daß sowohl einen Vs- als auch einen Schadenersatzanspruch auslöst, so stellt sich das Problem der gerechten Verteilung der Lasten unter dem aus dem Vsvertrage Berechtigten, dem Ver und dem Schädiger. Für die Lösung bieten sich dabei d r e i M ö g l i c h k e i t e n an. Erstens: Der Schadenersatzanspruch verbleibt bei dem Geschädigten, er behält auch ungeschmälert den Anspruch aus der V. Zweitens: Die Leistung des Vers wird auf die Schadenersatzpflicht des Schädigers angerechnet, damit greifen die Grundsätze der bürgerlichrechtlichen Vorteilsausgleichung ein. Drittens: Das Problem wird zugunsten des Vers gelöst, indem der Anspruch gegen den Schädiger auf den Ver übertragen wird, hier handelt es sich um die Frage der vsrechtlichen Vorteilsausgleichung. [B 129] c) Lösungsmöglichkeiten Die einzelnen Lösungswege sind dabei von der Art der V abhängig. Zu unterscheiden ist dabei insbesondere zwischen einer V mit konkreter Bedarfsdeckung und einer V mit abstrakter Bedarfsdeckung. [B 130] aa) Versicherung mit konkreter Bedarfsdeckung Bei einer V mit konkreter Bedarfsdeckung wird die Problematik durch § 67 VVG zugunsten des Vers gelöst. Soweit der Ver dem aus dem Vsvertrag Berechtigten den erlittenen Schaden ersetzt, geht der Ersatzanspruch gegen den Dritten im Wege des gesetzlichen Forderungsübergangs auf den Ver über. Erhält der Geschädigte von dem Dritten Ersatz, so besteht für den Ver grundsätzlich kein Anlaß zur Leistung, da der Schaden des aus dem Vsvertrage Berechtigten dann bereits ausgeglichen ist. Der Geschädigte bzw. der aus dem Vsvertrag Berechtigte kann also nur wahlweise entweder den Ver oder den haftbaren Dritten belangen. Durch § 67 VVG soll zweierlei vermieden werden: Der Dritte soll infolge der Leistung des Vers nicht von seiner Verbindlichkeit befreit werden, und die V soll grundsätzlich nicht zu einer Bereicherung des aus dem Vsvertrag Berechtigten führen. Die Vorschrift des § 67 210

Winter

V. LebensV und Haftungsrecht

Anm. Β 131

W G gilt dabei für sämtliche Vsformen, die nach dem Prinzip der konkreten Bedarfsdeckung betrieben werden, also auch für die Personenv und damit auch für dafür in Betracht kommende Formen der Lebensv (Böhm VersR 1956 S. 737, BruckMöller Bd I § 1 Anm. 26, Eichler S. 228, Hofmann Privatversicherungsrecht S. 20, 21 Marschall von Bieberstein S. 153, Neeße VersR 1976 S. 704, Prölss-Martin 23 § 67 Anm. 1 B, Sieg Bd II § 67 Anm. 20). Fast allgemein wird die Vorschrift des § 67 VVG als spezielle Ausprägung der vsrechtlichen Vorteilsausgleichung gesehen. Inwieweit eine vsrechtliche Vorteilsausgleichung überhaupt anzuerkennen ist, soll hier dogmatisch nicht vertieft werden (vgl. dazu Frick, Regreß- und Anrechnungsprobleme in der Summenversicherung, Diss. Hamburg 1984 Β II 1). Bei Anerkennung einer vsrechtlichen Vorteilsausgleichung kann dabei nicht jeder Vorteil berücksichtigt werden. Zwischen Vorteil und Vsfall muß eine u r s ä c h l i c h e V e r k n ü p f u n g im Sinne der Äquivalenztheorie gegeben sein. Ob auch eine Adäquanz vorliegen muß, wird unterschiedlich beurteilt. Das Schrifttum lehnt dies fast einheitlich ab und hat unterschiedliche Anrechnungsgrundsätze entwickelt (Cantzler AcP 156 S. 48, Rother S. 232, Rudioff VersR 1979 S. 1153, Thiele AcP 167 S. 196, vgl. die Übersicht bei Staudinger-Medicus § 249 Rz 146). Die Rechtsprechung ist hier zurückhaltender, hat aber gleichfalls z u s ä t z l i c h e K r i t e r i e n entwickelt (BGH 19.XII.1978 NJW 1979 S. 760, BGH 16.V.1980 NJW 1980 S. 2187-2188). Für das Vsrecht bietet sich dabei das Kriterium der Korrespondenz zwischen Vorteil und Einzelschaden an (Frick Β II, Möller in: MöllerWinter Bd II S. 64, vgl. Winter VersR 1967 S. 335). Nach der Regreßnorm des § 67 VVG, die insbesondere auch der Präzisierung der Leistung des Vers dient und für die auf die ausführliche Kommentierung von Sieg Bd II zu § 67 VVG Bezug genommen wird, ist gleichfalls nicht jeder Anspruch übergangsfähig. Der Übergang erstreckt sich nur auf diejeigen Schadenersatzansprüche, die sich auf den vom Ver bezahlten, in das vte Risiko fallenden Schaden beziehen: Der hier geltende sog. Kongruenzgrundsatz entspricht weitgehend dem Korrespondenzgrundsatz, er besagt, daß der vte Gegenstand und das vte Interesse mit dem den Vorteil ausmachenden Schadenersatzanspruch in einem Zusammenhang stehen müssen. Der Ver erhält stets nur den Teil des Schadenersatzanspruchs, der dem beeinträchtigten Interesse und dem darauf entfallenden Schaden entspricht. Ausgehend von den unterschiedlichen Schadensbegriffen im allgemeinen bürgerlichen Recht und im Vsrecht ist zur Feststellung der Kongruenz und damit der Bestimmung dessen, was auf den Ver übergeht, der globale Schaden in E i n z e l s c h ä d e n aufzuspalten. Genauso wie der Ver nur für bestimmte, im Vsvertrag genau bezeichnete Einzelrisiken eintritt, gehen auf ihn nur Ansprüche über, die sich auf den entsprechenden Einzelschaden beziehen. So geht beispielsweise bei der Sterbegeldv, wenn sie nach dem Prinzip der konkreten Bedarfsdeckung betrieben wird, der Anspruch aus § 844 I BGB auf den Ver über. Dabei wird nicht immer der volle kongruente Ersatzanspruch ausgeglichen. Ver und Vmer konkurrieren gegenüber dem Schädiger, wenn der Ver den Vmer nicht voll entschädigt hat oder die Ersatzforderung nicht hoch genug ist, um beide zu befriedigen. Das Konkurrenzproblem ist zugunsten des Vmers gelöst worden, dem das sog. Q u o t e n v o r r e c h t zusteht (vgl. zu allem ausführlich Frick Β II). [B 131] bb) Versicherung mit abstrakter Bedarfsdeckung Ganz anders verhält es sich bei der Summenv, bei der eine gesetzliche Regelung wie § 67 VVG fehlt. Der Gesetzgeber hielt eine Regelung für entbehrlich, weil die Leistung des Summenvers vom Bestehen eines Schadens unabhängig ist (Motive Winter

211

Β. Bedeutung der Lebensversicherung

Anm. Β 132

W G S. 13). Für die reine Summenv wird aus dem Schweigen des Gesetzes und dem Fehlen jeder Regelung des Verhältnisses zwischen Vsleistung und Schadenersatzanspruch ganz allgemein der Schluß gezogen, der aus dem Vsvertrag Berechtigte behalte s o w o h l die Vsleistung als a u c h den Schadenersatzanspruch (statt vieler Sieg ZVersWiss 1973 S. 321). Dieser Ansicht ist beizutreten, die Ausnahme eines direkten Anspruchs des Summenvers gegen den Schädiger aus § 826 BGB schlägt nicht zu Buche (vgl. dazu Sieg Bd II § 67 Anm. 155); die Ansicht, daß die Vsleistung bei der reinen Summenv auf den Schadenersatzanspruch anzurechnen sei, ist unrichtig und wird bei der Erörterung der bürgerlichrechtlichen Vorteilsausgleichung unten Anm. Β 1 3 7 - 1 4 3 widerlegt. In diesem Zusammenhang bedarf es noch einer Klarstellung. Wenn im Privatvsrecht die Nichtanwendbarkeit des § 67 VVG bei der Summenv teilweise mit Argumenten begründet wird, die letztlich darauf hinauslaufen, daß Wesen und Funktion einer Summenv den Forderungsübergang schlechthin verbieten, so ist das unrichtig. Schon ein Blick auf das Sozialvsrecht zeigt, daß dort ein Forderungsübergang auch angeordnet wird, wenn Summenvsleistungen gegeben sind. Gleichwohl wird dort — mit Recht — die Auffassung nicht vertreten, das Prinzip der Summenv sei mit der Anordnung des Forderungsüberganges nicht vereinbar (Bernstein zur Diss, von Frick [unveröffentlicht]). Dasselbe muß auch für die Privatv gelten.

[B 132] cc) Summenversicherung mit Elementen der Schadensversicherung Umstritten ist die Problematik bei einer Summenv mit Elementen der konkreten Bedarfsdeckung. Ganz überwiegend wird auch für diese Fälle — zu denken ist bei der Lebensv dabei an die Restschuldv, die Hypothekentilgungsv, die Erbschaftssteuerv, die Rückdeckungsv, die Sterbegeldv und die Berufsunfähigkeitszusatzv — aus dem Schweigen des Gesetzes das K u m u l a t i o n s p r i n z i p abgeleitet (Bruck-Möller Bd II Anm. 2 vor §§49 — 80, Hofmann Privatversicherungsrecht S. 167, Möller Versicherungsvertragsrecht S. 203, Prölss-Martin 23 § 67 Anm. 1 B, Schmidt-Lüer AIDA 1974 I a S. 5, Thiele AcP 167 S. 199), neuere Ansichten ziehen Lösungen zugunsten des Vers oder des Schädigers in Betracht. Das geschieht insbesondere auch angesichts der Tatsache, daß sich Summenv und Schadensv nicht mehr so abgeschlossen gegenüberstehen, wie es auf den ersten Blick den Anschein hat, und in allen drei Personenvszweigen die Summenven mit Elementen der konkreten Bedarfsdeckung zunehmend an Bedeutung gewinnen. Darauf aufbauend befürworten Gärtner S. 153, Sieg Bd II §67 Anm. 20 und insbesondere Frick a . a . O . eine Ausdehnung der schadensvsrechtlichen Regreßordnung auf einzelne Formen der Summenv. Andere nehmen die Regreßordnung des VVG nicht als selbstverständlich hin und bemühen sich um Lösungen, die den Schädiger entlasten, wobei sie das Institut der b ü r g e r l i c h r e c h t l i c h e n V o r t e i l s a u s g l e i c h u n g — allerdings mit teilweise höchst unterschiedlicher Begründung und Abgrenzung — als rechtliche Basis heranziehen (Baur JW1937 S. 1463, Rother S. 241, Staudinger-Werner Vorbem. 107 vor §§249-255, Walter JW 1937 S. 846, Werner NJW 1955 S. 769, Wilburg Jher. Jb. 82 S. 86, insbesondere de lege ferenda auch Gärtner S. 143, 174 — 179 und Rokas, Summenversicherung und Schadenersatz, Berlin 1975). Eine Entscheidung über die Anwendung der schadensvsrechtlichen Regreßordnung (sogleich unter Anm. Β 133 —136) oder die Entlastung des Schädigers durch das Institut der bürgerlichrechtlichen Vorteilsausgleichung (sodann unter Anm. Β 137 — 144) bedeutet bei diesen Summenvsformen zugleich auch eine Entscheidung zur Anwendung des Kumulationsprinzips. 212

Winter

Anm. Β 134

V. LebensV und Haftungsrecht

[Β 133] 2. Versicherungsrechtliche Regreßordnung bei Summenversicherung mit Elementen der Schadensversicherung a) Analoge Anwendung des § 67 VVG Eine unmittelbare Anwendung der Vorschrift des § 67 VVG auf die Fälle einer Summenv mit schadensvsrechtlichen Elementen fallt von vornherein aus. Gegen eine unmittelbare Anwendung spricht die systematische Einordnung der Vorschrift unter die Normen für die gesamte Schadensv. Die Schadensv deckt einen konkreten, jederzeit genau meßbaren und in Geld ausdrückbaren Schaden. Das ist bei diesen Formen der Lebensv mit einem schadensvsrechtlichem Einschlag nicht in ausreichendem Maße gewährleistet. Für die Lebensv ist das unbestritten. Eine analoge Anwendung der Vorschrift setzt eine Lücke im Gesetz voraus, die durch eine entsprechende Anwendung des § 67 VVG ausgefüllt wird. Eine Lücke des Gesetzes ist dabei für die Z e i t s e i n e r E n t s t e h u n g nicht anzunehmen. Der Gesetzgeber hat sich für die Summenv bewußt gegen ein Rückgriffsrecht des Summenvers entschieden. Er hielt es für die Personenv für undurchführbar, den Umfang der Leistung nach dem Schaden des aus dem Vsvertrag Berechtigten zu bemessen, und sah keine Notwendigkeit, die Ersatzpflicht des Vers im öffentlichen Interesse auf den Betrag des Schadens zu beschränken (Motive W G S. 81, 13, Marschall von Bieberstein S. 151). Damit stellt sich die von Frick Β III 2 bejahte Frage nach einem Wandel der Normsituation. Ein W a n d e l d e r N o r m s i t u a t i o n ist dabei für die klassischen Summen vsformen, die lediglich auf eine abstrakte Bedarfsdeckung gerichtet sind und bei denen eine positive Rückgriffsregelung schon wegen der Kongruenzerfordernisse nach wie vor nicht durchführbar ist, nach allgemeiner Ansicht nicht anzunehmen. Regelungsaufgabe des Gesetzgebers und gesetzliche Regelung stimmen insoweit noch überein. Anders verhält es sich nach Frick Β III 2 dabei jedoch für die Summenvsformen mit Elementen der Schadensv. Sie hätten zur Zeit der Schaffung des VVG noch keine Bedeutung gehabt oder seien praktisch noch nicht vorhanden gewesen. Im Gegensatz zu den undifferenzierten und undifferenzierbaren Summenleistungen der klassischen Lebensv seien bei ihnen der Zweck und das Anliegen des Vsvertrages erkennbar. Sie bezögen sich auf ein bestimmtes Risiko und sollen es abdecken, wie Frick für die Restschuldv und die Berufsunfähigkeitszusatzv darlegt. Gewiß ist in diesen Fällen — zu denen noch die Hypothekentilgungsv, die Erbschaftssteuerv, die Rückdeckungsv und die Sterbegeldv zu zählen sind — eine Hinneigung zur Schadensv unverkennbar, doch entsprechen sie in ihrer rechtlichen Qualifikation eben nicht den unter § 67 fallenden Formen der Schadensv. Insbesondere ist hier — soweit der Todesfall Voraussetzung für die Verleistung ist — grundsätzlich auch nicht ein Bereicherungsverbot und eine Regreßregelung zur Eindämmung des subjektiven Risikos erforderlich, es ist dem Vmer gestattet, auch ohne Bezugnahme auf einen bestimmten Zweck mehrere Lebensven auch mit höherer Vssumme zu nehmen. Der Ansicht von Frick zu einem Wandel der Normsituation und einer Lücke im Gesetz, die durch eine analoge Anwendung des § 67 VVG zu schließen ist, kann für die Lebensv und ihre Zusatzven nicht gefolgt werden. Die in der Lebensv anzutreffenden Formen mit einer Orientierung an einem konkreten Bedarf sind im Hinblick auf § 67 nicht anders als die reinen Summenvsformen zu behandeln. [B 134] b) Gesamtschuldregreß Der Gesamtschuldregreß — für den § 67 lex specialis ist — setzt voraus, daß Ver und Schädiger Gesamtschuldner sind. Das ist auf der Grundlage der klassischen Winter

213

Anm. Β 136

Β. Bedeutung der Lebensversicherung

Theorien zur Gesamtschuld generell zu verneinen (Frick Β II 1). Zu einem anderen Ergebnis gelangt die neuere Lehre, die im Wege der Typen- und Fallgruppenbildung vorgeht. Insbesondere Ehmann S. 118, 121, 125 — 126 mit der Lehre von den drei unterschiedlichen Typen der Gesamtschuld, vor allem auch der Schutzzweckgesamtschuld, vertritt die Ansicht, die Ansprüche des Geschädigten gegen den Ver und den Schädiger hätten zwar unterschiedliche Rechtsgrundlagen, rührten aus selbständigen Schuldverhältnissen her und seien ganz weitgehend voneinander unabhängig, bezögen sich andererseits — jedenfalls bei Ven mit konkreter Bedarfsdekkung — für den Geschädigten jedoch auf dasselbe Rechtsgut und hätten einen identischen Schutzzweck: Ersatz des vom Schädiger angerichteten Schadens, für den auch der Ver einzustehen hat. Bei einer solchen Gesamtschuld für Ver und Schädiger hat der Schädiger dabei den Schaden letztlich allein zu tragen, der Gesamtschuldregreß wirkt sich zugunsten des Vers aus (ausführlich dazu Frick C I, II mit eingehender Begründung). Ein derartiger Gesamtschuldregreß ist bei der als Summenv betriebenen Lebensv dagegen nach keiner der vertretenen Theorien gegeben. Insbesondere ist auch eine Schutzzweckgesamtschuld im Sinne von Ehmann nicht anzunehmen: Der Lebensver als Summenver verspricht die Leistung einer fest vereinbarten Summe unabhängig davon, ob der Vmer durch eine unerlaubte Handlung eines Schädigers einen Schaden erleidet. Die Vssumme deckt also nur einen abstrakten Bedarf und ist nicht an den Eintritt eines konkreten Schadens gebunden, der Zweck des S u m m e n v s v e r t r a ges ist eine abstrakte Vorsorge und nicht ein Schutz im konkreten Fall. Anderes kann auch für die Lebens- und Zusatzven in Form einer Summenv nicht gelten, die sich an einem konkreten Bedarf zu orientieren versuchen. Auch sie bleiben ihrer rechtlichen Ausgestaltung nach primär Summenv mit letztlich abstrakter Vorsorge. Die Leistung des Vers ist keine Entschädigungsleistung im Sinne einer konkreten Bedarfsdeckung (a. M. Frick CIII 2). [B 135] c) Zessionsregreß Alternativ zum Gesamtschuldregreß kann § 255 BGB bei weiter Auslegung auch auf die Schuldnermehrheit Ver und Schädiger bezogen werden, wobei auf der Grundlage des Näherprinzips dem dem Schaden ferner stehenden Schuldner, also dem Ver, ein Abtretungsregreß zuzugestehen wäre. Das gilt gleichfalls jedoch nur für die Lebensv mit konkreter Bedarfsdeckung, nicht für die Lebensv als Summenv, auch nicht, wenn sie schadensvsrechtliche Elemente aufweist (im einzelnen dazu Frick C I —III mit ausführlicher Begründung). [B 136] d) Originäre Ansprüche des Lebensversicherers gegen den Schädiger Regreßansprüche aus eigenem Recht stehen dem Lebensver gegen den Schädiger nicht zu. Sie lassen sich weder aus Geschäftsführung ohne Auftrag, noch aus ungerechtfertigter Bereicherung und unerlaubter Handlung herleiten. Eine Geschäftsführung ohne Auftrag liegt nicht vor, weil der Ver sein eigenes und nicht ein fremdes Geschäft führt und der Schädiger nichts erlangt, was er im Wege des Aufwendungsersatzes herausgeben müßte. Er erhält ebenso wenig etwas, was er im Wege der ungerechtfertigten Bereicherung herauszugeben hätte. Dem Ver stehen grundsätzlich auch keine Ansprüche aus unerlaubter Handlung gegen den Schädiger zu, da der Ver nur mittelbar geschädigt sein könnte. In ganz besonders gelagerten und durchweg nur hypothetischen Fällen wird er allerdings auf § 826 BGB zurückgreifen können (im einzelnen Frick C IV). 214

Winter

V. LebensV und Haftungsrecht

Anm. Β 138

[Β 137] 3. Bürgerlichrechtliche Vorteilsausgleichung und Lebensversicherung Es bleibt die Frage nach einer Anrechnung der Lebensvsleistung auf die Schadenersatzpflicht des Schädigers. Diese Frage stellt sich für die reine Summenlebensv, die Summenv mit schadensvsrechtlichen Elementen und die Lebensv in Form einer konkreten Bedarfsdeckung gleichermaßen. Die Problematik der Anrechnung von Vsleistungen auf die Schadenersatzpflicht des Schädigers ist dabei zugleich die Frage nach der bürgerlichrechtlichen Vorteilsausgleichung, deren Anwendung gerade auch im Hinblick auf Lebensvsleistungen umstritten ist. [B 138] a) Grundsätze der bürgerlichrechtlichen Vorteilsausgleichung Die bürgerlichrechtliche Vorteilsausgleichung ist ein Institut des Schadensrechts, dessen Inhalt und Zweck sich aus dem in § 249 BGB umschriebenen Sinn des Schadenersatzes ableiten läßt. Sie zielt auf eine Schadensbeseitigung und Gesamtbereinigung ab und muß dabei neben dem Schaden auch die Vorteile erfassen, die dem Geschädigten zugeflossen sind. Die Grundsätze der Vorteilsausgleichung sind somit anzuwenden, wenn der Geschädigte durch das schadenstiftende Ereignis einen Vorteil erlangt hat, der sich in einer Leistung des Vers ausdrückt. Ein Vorteil ist eine Verbesserung der Vermögenslage des Geschädigten, während der Schaden ihre Verschlechterung zum Gegenstand hat. Der Vorteil ergibt sich aus dem Vergleich der Vermögenslage nach vollzogener, allein die nachteiligen Veränderungen erfassender Schadenersatzleistung mit der Lage, wie sie ohne das Schadensereignis bestehen würde. Aus dieser Sicht erlangt der Geschädigte neben der Leistung des Schadenersatzes auch die Vsleistung und steht günstiger da als vor dem schädigenden Ereignis. Die Vssumme ist somit grundsätzlich ein Vorteil im Sinne der Vorteilsausgleichung, sie ist auch nicht nur ein unselbständiger Posten der Schadensberechnung, sondern steht dem Nachteil selbständig zur Ausgleichung gegenüber. Wenn sich die Vsleistungen als grundsätzlich anrechnungsfähige Vorteile erweisen, ist damit noch nicht zugleich entschieden, ob die Vsleistungen auch auf den Schaden angerechnet werden müssen. Denn nicht sämtliche Vorteile werden durch das Institut der Vorteilsausgleichung erfaßt, wobei nicht zuletzt auch das Problem der Korrespondenz zwischen Vsleistung und Schadenersatzanspruch beispielsweise aus § 844 II BGB eine Rolle spielt. So geht auch die h. M. in Rechtsprechung und Literatur dahin, eine Anrechnung von Vsleistungen auf den Schadenersatzanspruch nicht vorzunehmen (BGH 19.XII.1978 NJW 1979 S. 760-762, Cantzler AcP 156 S. 5 7 - 5 8 , Larenz Schuldrecht Bd I §30 II c S. 434, MünchKomm.-Grunsky Rz 105 vor § 249 [Ausnahme: Erträgnisse], Palandt-Heinrichs Vorbem. 7 c bb vor § 249, Staudinger-Medicus § 249 Rz 164, Thiele AcP 167 S. 229 [Ausnahme: Erträgnisse]). Die Problematik ist damit jedoch nicht entschieden. Man wird aber Thiele S. 206 und Frick D I darin folgen können, daß sich ein alle Fälle abdeckendes und allgemein geltendes Kriterium für die anzurechnenden Vorteile nicht vertreten läßt und eine Eingrenzung der anzurechnenden Vorteile allein über die Bildung typischer Fallgruppen erreicht werden kann. Eine solche Fallgruppe sind auch die Vsleistungen, wobei eine weitere Differenzierung nicht von vornherein auszuschließen ist. Dabei kann der h. M. nicht ohne weiteres darin gefolgt werden, daß in der Schadensv angesichts des gesetzlichen F o r d e r u n g s ü b e r g a n g e s und einer Abtretungsverpflichtung das Problem der bürgerlichrechtlichen Vorteilsausgleichung gar nicht erst entsteht (vgl. nur Hermann Lange JuS 1978 S. 652, Larenz a. a. O., Rother S. 233, Thiele AcP 167 S. 213, 216). Es erscheint als zweifelhaft, ob § 67 VVG eine bürgerlichrechtliche Vorteilsausgleichung in einem bestimmten Sinne präjudizieren Winter

215

Anm. Β 139

Β. Bedeutung der Lebensversicherung

wollte. Diese Vorschift kann auch dahin verstanden werden, daß nur dann ein Forderungsübergang auf den Ver stattfindet, wenn die eigenständig aus dem bürgerlichen Recht zu beurteilende Frage nach der Vorteilsausgleichung verneinend beantwortet wird (Sieg Bd II § 67 Anm. 7). Ob der vsrechtliche Regreß oder eine bürgerlichrechtliche Vorteilsausgleichung die Priorität bei der Untersuchung hat, mag hier letztlich dahinstehen, da eine bürgerlichrechtliche Vorteilsausgleichung insoweit im Ergebnis abzulehnen ist. [B 139] b) Herrschende Meinung: Keine Anrechung von Versicherungsleistungen aa) Rechtliche Aussgangsbasis Wie bei der vsrechtlichen wird auch bei der bürgerlichrechtlichen Vorteilsausgleichung die Frage, welche Vorteile bei der Schadensberechnung jeweils zu berücksichtigen sind, zwar generell als Z u r e c h n u n g s p r o b l e m gesehen, aber auf unterschiedlichem Wege gelöst. Nach dem BGH eignet sich dabei der F i l t e r der A d ä q u a n z zwar dazu, völlig ungewöhnlich erlangte Vorteile von vornherein von der Anrechnung auszuschließen. Es sind daher weitere A b g r e n z u n g s k r i t e r i e n erforderlich, und die Anrechnung eines Vorteils ist davon abhängig zu machen, ob sie nach Sinn und Zweck des Schadenersatzrechts und unter Berücksichtigung der gesamten Interessenlage der Beteiligten nach Treu und Glauben dem Geschädigten zugemutet werden kann. Dabei sind nach dem BGH — ähnlich wie bei einem Rechtsübergang kraft Gesetzes eine sachliche Kongruenz gefordert wird — überhaupt nur diejenigen Vorteile als anrechenbar in Betracht zu ziehen, die mit dem dem Geschädigten entstandenen Nachteil k o r r e s p o n d i e r e n . Die adäquate Verursachung bedeutet für den BGH - der in der Entscheidung 19.XII.1978 NJW 1979 S. 760 die Bedenken des Schrifttums gegen das Adäquanzkriterium als berechtigt anerkennt — nur ein Abgrenzungskriterium unter anderen; die Rechtsprechung bemüht sich vielmehr, in differenzierender Wertung F a l l g r u p p e n zu bilden und ihrer Eigenart durch möglichst spezielle Wertungsmaßstäbe Rechnung zu tragen (BGH 19.XII.1978 NJW 1979 S. 760-761, BGH 16.V.1980 NJW 1980 S. 2187-2188). Im Schrifttum wird das Kriterium der Adäquanz — auch in nur ergänzender Funktion — als sachfremd und ungeeignet angesehen (grundlegend Cantzler AcP 156 S. 48, im übrigen vgl. nur Hermann Lange, Schadenersatz, § 9 III 2, Larenz § 30 IIa, MünchKomm-Grunsky, Rother S. 232, Rudioff VersR 1979 S. 1153, Thiele AcP 167 S. 196). Gegen das Adäquanzkriterium spricht insbesondere, daß es bei der Frage der Vorteilsausgleichung auf die Beherrschung des Kausalverlaufs nicht ankommt. Der Schädiger könne sich sogar zu einer Schädigung ermuntert fühlen, wenn ein voraussehbarer Vorteil zu erwarten sei. Im Rahmen des e i n f a c h e n B e d i n g u n g s z u s a m m e n h a n g e s zwischen Schädigung und Vorteil — der die äußerste Grenze für die auszugleichenden Vorteile bilde — sei auf das vom Schädiger verletzte Recht abzustellen, für das er Ersatz leistet, aber im Hinblick auf das er angesichts der engen Abhängigkeit von Schadenersatzpflicht und Vorteilsausgleichung auch in den Genuß der Vorteile kommen müsse, wenn er das Recht „gefördert" habe. Der Schadenersatz gründet sich auf die Rechtsverletzung, die Vorteilsausgleichung auf die Rechtsförderung (Cantzler AcP 156 S. 48 — 52). Andere fordern, daß Nachteil und Vorteil eine Folge des haftungsbegründenden Ereignisses sei und einen inneren Zusammenhang aufweisen müssen. Anrechenbar seien nur bestimmte Vorteile, die mit einem bestimmten Nachteil in einem u n l ö s b a r e n Z u s a m m e n h a n g stehen, der Vorteil und Nachteil zu einer Rechnungseinheit im Rahmen der Schadensberechnung zusammenfaßt (Thiele AcP 167 S. 201). Die einzelnen Auffassungen stehen sich dabei teilweise in ihren Herleitungen unvereinbar

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V. LebensV und Haftungsrecht

Anm. Β 141

gegenüber, aber auch sie bemühen sich, in differenzierender Wertung Fallgruppen zu bilden, wobei gerade auch die Leistungen aus Vsverträgen eine eigene Fallgruppe bilden. In ihrem Ergebnis unterscheiden sie sich dabei wenig. Für die Differenzierung wird bei Leistungen Dritter, zu der auch die Leistungen des Lebensvers zählen, dabei an den Zuwendungszweck angeknüpft, der dem die Leistungspflicht begründenden Rechtsverhältnis notfalls im Weg der ergänzenden Vertragsauslegung zu entnehmen ist. Dabei sind Hinweise darauf zu berücksichtigen, ob die geschuldete oder erbrachte Leistung bei der Berechnung des Schadens eine Rolle spielen darf (Thiele AcP 167 S. 227). Ebenso wie das Schrifttum stellt die Rechtsprechung auf den Zweckgedanken ab (BGH 19.XII.1978 a.a.O.). Die Berücksichtigung der g e s a m t e n I n t e r e s s e n l a g e d e r B e t e i l i g t e n bedeutet dabei, daß nicht nur die s c h a d e n e r s a t z r e c h t l i c h e n , sondern auch die v s r e c h t l i c h e n B e z i e h u n g e n zwischen Schädiger und Geschädigtem zu würdigen sind. Aus dem Zweck der Leistung ist dabei grundsätzlich zu folgern, daß die Vsleistung dem Geschädigten allein verbleibt und der Schädiger den Schaden allein zu tragen habe. Auch aus der Sicht des Schadenersatzrechts trifft die Ersatzpflicht dabei grundsätzlich den Schädiger, der von dieser Verpflichtung nicht durch die besondere Verpflichtung anderer Schuldner befreit werden darf (Cantzler AcP 156 S. 58 — 59).

[B 140] bb) Lebensversicherungsleistungen Rechtsprechung und Schrifttum stimmen in der Differenzierung bei der Frage der Anrechnung von Vsleistungen dabei im Ergebnis auch im einzelnen fast gänzlich überein. Es wird ganz allgemein von dem Grundsatz ausgegangen, daß L e b e n s v s l e i s t u n g e n — unabhängig davon, ob es sich um eine kapitalbildende V oder um eine Risikov handelt — n i c h t auf die Verpflichtung des Schädigers a n z u r e c h n e n sind. Dabei wird auch nicht danach differenziert, ob es sich um reine Summenven oder um Summenven mit Elementen der Schadensv handelt. Unterschiedliche Ansichten werden allein zu der Frage vertreten, inwieweit die E r t r ä g n i s s e e i n e r k a p i t a l b i l d e n d e n L e b e n s v anzurechnen sind. Die Rechtsprechung und mit ihr teilweise auch die Literatur haben bis vor kurzem bei einer kapitalbildenden Lebensv die Erträgnisse auf den nach § 844 II BGB zu ersetzenden Schaden angerechnet (vgl. BGH 19.IV.1963 BGHZ Bd 39 S. 2 5 0 - 2 5 2 , Hauß Anm. zu BGHZ Bd 39 S. 249 in LM § 844 II BGB Nr. 26, Sieg Bd II § 67 Anm. 8, SoergelR. Schmidt §§ 2 4 9 - 2 5 3 Rz 54, Soergel-Zeuner § 844 Rz 19, Staudinger-Schäfer § 844 Rz 89, 106, Wussow, Ersatzansprüche bei Personenschaden, 2. Aufl., Rz 90). Seit BGH 19.XII.1978 NJW 1979 S. 7 6 0 - 7 6 2 ist hier ein Wandel eingetreten, auch die Erträgnisse werden nicht mehr auf den Schadenersatzanspruch angerechnet (so schon zuvor Freytag ZfV 1964 S. 376, Rudioff in Festschrift Fr. v. Hippel 1967 S. 456, Staudinger-Werner Vorbem. 114 vor § 249, Thiele AcP 167 S. 234, jetzt auch PalandtHeinrichs Vorbem. 7 c bb vor § 249, Staudinger-Medicus § 249 Rz 164 und insbes. Frick D).

[B 141] c) Gegenmeinung: Anrechnung von Versicherungsleistungen aa) Äquivalente und adäquate Verursachung des Vorteils durch das Schadensereignis als alleiniges Anrechnungskriterium Die Argumentationen zugunsten einer Anrechnung de lege lata verfolgen zwei Wege. Bei der ersten Argumentationslinie wird versucht, die Grenzziehung zwischen Winter

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Anm. Β 141

Β. Bedeutung der Lebensversicherung

den auf die Schadenersatzforderung anrechenbaren und nicht anrechenbaren Vorteilen so zu ziehen, daß die entstehenden Vorteile der Anrechnung möglichst weitgehend unterliegen. Am weitesten geht Walter JW 1937 S. 848, dem es allein darauf ankommt, ob dem Geschädigten im Ergebnis ein Schaden entstanden ist. Dabei rechnet er jeden aus dem Schadensereignis dem Geschädigten im Sinne der Ä q u i v a l e n z t h e o r i e erwachsenen Vorteil auf den Schadenersatzanspruch an. Dazu gehören für ihn auch s ä m t l i c h e dem Geschädigten aus dem schädigenden Ereignis zugefallenen V s l e i s t u n g e n , insbesondere auch die Lebensvsleistungen. Werner NJW 1955 S. 770-773 wendet sich insbesondere gegen die von der Rechtsprechung und vom Schrifttum entwickelten zusätzlichen Kriterien und möchte sämtliche Vorteile anrechnen, deren Entstehung in einem a d ä q u a t e n K a u s a l z u s a m m e n h a n g mit dem schädigenden Ereignis stehen. So berühre auch die Frage nach dem Sinn und Zweck des Vsverhältnisses den Schädiger nicht, aus dessen Wesen könne sich keine Haftungsbeschränkung oder Haftungsverschärfung für den Schädiger ergeben. Soweit die Vsleistungen in einem adäquat kausalen Zusammenhang mit dem Schadensereignis ständen, seien sie daher anzurechnen. Das gilt danach insbesondere auch für die Leistungen aus einer Lebensv. Beide Ansichten überzeugen jedoch nicht. Sie stecken rein formal und ohne eine befriedigende Begründung den Bereich der Vorteilsausgleichung zu weit ab und verlieren den Sinn der V o r t e i l s a u s g l e i c h u n g aus dem Auge, der dahin geht, Leistungen, die in der Person des Geschädigten keine Grundlage finden und daher den Schaden beeinflussen müssen, von solchen Leistungen zu unterscheiden, die dem Geschädigten aus unterschiedlichen Gründen zu belassen sind. Walter und Werner werden gerade auch den Fällen nicht gerecht, in denen Vorteile aus dem Vermögen Dritter gewährt werden. Der gerade im Hinblick auf die Anrechenbarkeit von Lebensvsleistungen entscheidende Gedanke, daß der Vorteil aufgrund von Maßnahmen gewährt wird, die der Geschädigte vorsorglich getroffen hat, um bei einem derartigen Schaden — unabhängig von einer Leistung des Schädigers — geschützt zu sein, findet keine Berücksichtigung. Warum dieser Gedanke nicht berücksichtigt werden soll und Kaualitätserwägungen allein maßgeblich sein sollen, wird nicht ausreichend begründet. Mit einem gewissen Recht mag eingewendet werden, daß sich aus dem Sinn und Zweck des Vsvertrages für den Schädiger nichts ergebe. Aber auch das ist zu formal gesehen, eine gegenseitige Unabhängigkeit von Schadenersatz- und Vsanspruch kann daraus nicht hergeleitet werden. Die der Schadenersatzpflicht zugrunde liegende Norm, das gesamte Schadenersatzrecht verlangt, daß ein aus der Verletzung eines Rechtsgutes entstandener Schaden vom Schädiger zu tragen ist. Hat aber der Schädiger allein den Schaden zu ersetzen, so folgt daraus auch notwendig etwas für Sinn und Zweck des Vsvertrages. Der Vmer will mit Hilfe des Vsvertrages V o r s o r g e treffen, möglicherweise dabei auch für den Fall, daß aus dem schädigenden Ereignis ein Schadenersatzanspruch erwächst. Er sorgt aber allgemein und für alle Fälle vor und nicht etwa, um einen fremdverursachten Schaden abzudecken, sondern um sich selbst bzw. andere Geschädigte wie seine Angehörigen gegen künftige Schäden und einen dadurch etwa verursachten Bedarf zu sichern. Dieser Zweck der Vsleistung muß bei der Vorteilsausgleichung notwendigerweise mitberücksichtigt werden, um zu einem sachlich gerechtfertigten Ergebnis zu gelangen. Dabei kann auch nicht argumentiert werden, es komme auf den Sinn des Vsverhältnisses zumindest teilweise deshalb nicht an, weil es dem Ver, soweit er in der Summenv ein Rückgriffsrecht nicht besitzt, gleichgültig sei, ob der aus dem Vsvertrag Berechtigte eine weitere Leistung erhalte, und er sich nicht dafür interessiere, wem die Vsleistung zugute kommt. Es wird dabei nicht berücksichtigt, daß die Leistung aus dem Vsvertrag im Zweifel der Empfänger und nicht der Schädiger erhalten soll. 218

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V. LebensV und Haftungsrecht

Anm. Β 143

[Β 142] bb) Versicherungsleistung als endgültige Leistung Auch Rothers S. 222—249 geäußerten Vorstellungen kann de lege l a t a n i c h t gefolgt werden. Angesichts der sozialen Bedeutung des Vswesens plädiert Rother dafür, die Leistungen des Vers bzw. des Vsträgers als endgültig zu betrachten und damit zugleich die Haftung des Schädigers einzuschränken. Diese Ansicht läßt sich für das geltende Recht auch über die Diskussion zum Sanktionszweck des Schadenersatzes nicht begründen (im einzelnen dazu Frick D II 2 b). [B 143] d) Eigene Ansicht Nach allem ist eine Leistung des Lebensvers nicht auf den Ersatzanspruch gegen den Schädiger anzurechnen. Dabei ist es unerheblich, ob es sich bei der Lebensv um eine Summenv, eine Summenv mit Elementen der Schadensv oder um eine Schadensv wie Formen der Sterbegeldv handelt. Dem Schädiger gebührt keine Begünstigung durch die Lebensvsleistung, wenn die Prämien nicht von ihm oder für ihn aufgebracht sind — das aber ist nur ein hypothetischer Fall. Es handelt sich bei der Lebensv ganz generell um eine private Vorsorgeleistung des Vmers, der dazu e i g e n e f i n a n z i e l l e A u f w e n d u n g e n gemacht hat und damit ganz prinzipiell n i c h t d e n S c h ä d i g e r e n t l a s t e n w o l l t e . Die grundsätzliche Entscheidung des Schadenersatzrechts, wonach der Schädiger zur Behebung des Schadens verpflichtet ist, würde umgangen, wenn über die Vorteilsausgleichung Vorsorgemaßnahmen Dritter oder des Geschädigten dem Schädiger zugute kämen und ihn damit ganz oder zumindest partiell von seiner Ersatzpflicht befreien würden. Eine Ausnahme kann auch für die Erträgnisse einer kapitalbildenden V nicht gemacht werden. Dabei ist schon zweifelhaft, inwieweit die Erträgnisse Vorteile sind, die mit dem Schadenersatzanspruch des Geschädigten k o r r e s p o n d i e r e n können. Das gilt insbesondere für den A n s p r u c h a u s § 844 II BGB. Bei diesem Anspruch geht es nicht um die Wiederherstellung der insgesamt gleichen wirtschaftlichen Vermögenslage, sondern lediglich um einen Ausgleich für den Verlust des Rechts auf den gesetzlich geschuldeten Unterhalt. Über den Rahmen des § 844 BGB hinausgehende Nachteile des mittelbar Geschädigten werden insoweit nicht ersetzt. Mit diesem Anspruch können die Erträgnisse einer Lebensv grundsätzlich nicht korrespondieren. Denn für eine Anrechnung kämen insoweit nur solche angefallenen Vermögenswerte in Betracht, die schon zu Lebzeiten der Gefahrsperson dazu bestimmt waren, zur Bestreitung des Unterhalts zu dienen, also auch ohne den Tod der Gefahrsperson zu diesem Zweck verbraucht worden wären. Der Unterhalt muß nach der zutreffenden Formulierung von BGH 19.XII.1978 NJW 1979 S. 761 und des dazu angezogenen Schrifttums vor dem Schadensereignis sozusagen a u s d e r s e l b e n Q u e l l e gespeist worden sein, um eine Anrechnung zu ermöglichen. Erträgnisse aus einer V, die der getötete angesichts seines Einkommens und ihrer Zweckbestimmung nicht für den Unterhalt verbraucht hätte, so daß sie dem Stamm des Vermögens zugewachsen und dem Geschädigten ohnehin zugeflossen wären, sind nicht anrechenbar. Eine weitergehende Anrechnung würde dem Korrespondenzkriterium nicht entsprechen. Im übrigen überzeugt auch die im Hinblick auf die E r t r ä g n i s f r a g e vorgenommene Unterscheidung zwischen kapitalbildender und Risikolebensv nicht. Auch die Beiträge für die kapitalbildende Lebensv enthalten nicht nur Rücklagen zur Erreichung eines des Sparziels, sondern auch einen Risikoanteil, der die Gegenleistung für die Gefahrtragung des Vers darstellt. Der Vsbeitrag ist eben nicht — wovon BGH 19.IV. 1963 BGHZ Bd 39 S. 252 unzutreffenderweise ausgeht - auch zugleich in vollem Umfange Rücklage für die Vermögensbildung. Da sich nun bei dem Winter

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Anm. Β 145

Β. Bedeutung der Lebensversicherung

vom Schädiger verursachten Todesfall gerade das vom Ver übernommene Risiko verwirklicht, kommt dem Gedanken, bei dieser Vsart dominiere die Spartätigkeit des Vten, in diesem Zusammenhang keine entscheidende Bedeutung zu. Eine unterschiedliche Behandlung von kapitalbildender und Risikolebensv würde zudem zu dem unbefriedigendem Ergebnis führen, daß der Schädiger aus den viel geringeren Aufwendungen des getöteten Vmers bei der gleichfalls aus Vorsorge abgeschlossenen Risikolebensv keinen Vorteil angerechnet erhielte, während es ihm unter Umständen zugute käme, wenn der Unterhaltspflichtige für die kapitalbildende Lebensv ganz erheblich höhere Beiträge entrichtet hätte. Ebenso wie bei der Risikov widerspricht es bei der kapitaldeckenden V dem S i n n des V s v e r t r a g e s , wenn Vsleistungen dem Schädiger zugute kämen, der Schädiger im Ergebnis also so gestellt wird, als wenn für ihn eine Haftpflichtv bestände, für die ein anderer, ohne es zu wollen, die Prämien für den Schädiger entrichtet hätte (BGH 19.XII.1978 NJW 1979 S. 762). Damit ist zugleich auch bei der kapitalbildenden Lebensv die Anrechnung der P r ä m i e n r e s e r v e auf den Schadenersatzanspruch gegen den Schädiger zu verneinen. Die vereinzelt gebliebene Entscheidung BGH 13.VI.1961 VersR 1961 S. 847, nach der auf der Grundlage von B i l l i g k e i t s e r w ä g u n g e n — und nicht im Wege der Vorteilsanrechnung — der Ausgleich durch eine Lebensv unter Umständen zur Freistellung des Schädigers führen kann, ist nicht zu billigen (vgl. Sieg Bd II § 67 Anm. 8).

[B 144] e) Rechtspolitische Vorschläge Da die Kumulation von Vsleistung und Schadenersatzansatzanspruch — unter Umständen gerade auch in der Lebensv — in der Praxis zu einer erheblichen Übersicherung führen kann, geht in der deutschen und insbesondere in der internationalen Diskussion eine Tendenz dahin, den S c h ä d i g e r nur bei schwerem Verschulden voll h a f t e n zu lassen. Der leicht fahrlässig oder fahrlässig handelnde Schuldner — der allerdings seinerseits in aller Regel haftpflichtvt sein dürfte — solle entlastet werden, was einmal im Wege der Einschränkung der Regreßnahme und zum anderen durch die Anrechnung von Vsleistungen auf den Schadenersatzanspruch geschehen könne. Eine ausführliche Übersicht und Würdigung dieser Problematik findet sich bei Rokas, Summenversicherung und Schadenersatz, Berlin 1975.

[B 145] 4. Vereinbarung einer Abtretungsklausel im Lebensversicherungsrecht Der Vereinbarung einer Abtretungsklausel — sei es in den AVB oder durch individuelle Vereinbarung — in jenen Fällen, die von § 67 VVG nicht erfaßt werden, stehen zwingende Vorschriften des VVG nicht entgegen, insbesondere auch nicht die Bestimmung des § 68 a VVG. Auch Grundprinzipien des Vsrechts würden durch eine derartige Klausel nicht tangiert, da eine Personenv — und damit auch die Lebensv — grundsätzlich auch als V mit konkreter Bedarfsdeckung ausgestaltet werden kann, soweit das überhaupt als sinnvoll erscheint und vstechnisch möglich ist. Die Gestaltung einer solchen Klausel hätte sich am Leitbild des § 67 VVG zu orientieren, wobei insbesondere auch das K o n g r u e n z e r f o r d e r n i s erfüllt sein muß. Bedenken gegen die Klausel aus der Sicht des AGB-Gesetzes erscheinen vermeidbar (für die Frage einer entsprechenden Überleitungsklausel bei der Unfallv vgl. Baumann JZ 1979 S. 83 — 85. Zur Praxis der Aufsichtsbehörde, die eine entsprechende Klausel in der Unfallv nicht genehmigt hat, vgl. Frick E).

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Anm. Β 148

V. LebensV und Haftungsrecht

[Β 146] 5. Anspruch aus Lebensversicherungsvertrag keine anderweitige Ersatzmöglichkeit im Sinne von § 839 Abs. 1 S. 2 BGB Es ist unbestritten, daß der Anspruch aus einer Lebensv keine anderweitige Ersatzmöglichkeit im Sinne des § 839 I 1 B G B darstellt ( R G 29.VI.1937 R G Z 155 S. 1 8 6 - 1 9 2 , BGH 29.1.1968 VersR 1968 S. 666, B G H 29.1.1968 VersR 1968 S. 697, statt vieler Palandt-Thomas 43. Aufl., 1984 § 839 Anm. 7 b). Denn Ziel und Zweck einer Lebensv sei in aller Regel nicht eine Schadensdeckung, sie stelle eine besondere Art des Sparens dar, bei der von vornherein feststehe, daß die Vssumme dem aus dem Vsvertrage Berechtigten ohne Rücksicht darauf zugute komme, ob der Verletzte den Zeitpunkt ihrer Fälligkeit erlebe, eines natürlichen Todes oder infolge eines Unfalls sterbe. Die Leistung des Vers werde zwar möglicherweise infolge eines Unfallereignisses fällig, sei aber nach Art und Umfang von dem die Schadenersatzpflicht begründenden Ereignis unabhängig, so daß die nach § 839 I 2 B G B vorausgesetzte Kongruenz zwischen Schaden und Leistung völlig zurücktrete. Dem ist im E r g e b n i s zu folgen. Denn so wenig wie sich ein Schädiger generell auf eine Vsleistung berufen kann, darf dieser Einwand der öffentlichen Körperschaft zur Verfügung stehen. Eine vom Getöteten erkaufte Leistung darf dem verantwortlichen Schädiger nicht zugute kommen. Die Nichtanrechenbarkeit gilt somit nicht nur für den Fall einer Lebensv als r e i n e S u m m e n v , sie gilt ebenso, wenn es sich um eine L e b e n s v m i t s c h a d e n s v s r e c h t l i c h e n E l e m e n t e n oder eine L e b e n s v mit k o n k r e t e r B e d a r f s d e c k u n g handelt. [B 147] 6. Ansprüche gegen mehrere Versicherer Hat ein Vmer mehr als einen Lebensvsvertrag geschlossen und sind somit Ansprüche gegen mehrere Ver entstanden, so kann der aus dem Vsvertrag Berechtigte grundsätzlich sämtliche Ansprüche gegen die Ver unabhängig voneinander geltend machen. Die Vorschriften zur Doppelv finden bei der Lebensv als Summenv keine Anwendung, eine Anrechnung einzelner Vsleistungen auf einen anderen Vsanspruch erfolgt ganz grundsätzlich nicht. Auch hier ist von einer Kumulation der Leistungen auszugehen. Eine Ausnahme besteht für Leistungen aus der Gesetzlichen Rentenv im Rahmen bestimmter Formen der betrieblichen Altersversorgung (vgl. unten Anm. Β 166, 167). Das gilt grundsätzlich gleichermaßen für das Zusammentreffen eines Anspruchs aus einer Lebensv mit einem Anspruch aus einer U n f a l l v oder einer K r a n k e n v . Der Grundsatz gegenseitiger Unabhängigkeit mehrerer Summenven kann durchbrochen werden, wenn der Vmer bei Vertragsschluß trotz Nachfrage durch den Ver beispielsweise bei einer Berufsunfähigkeitsv verschweigt, daß er eine entsprechende V schon anderweitig geschlossen hat (Geschäftsplanmäßige Erklärungen Ziff. 1.4 c). Da der Abschluß einer weiteren V in einem solchen Fall angesichts des damit verbundenen subjektiven Risikos für den Ver gefahrerheblich ist, kann dem durch das Verschweigen einer solchen V getäuschten Ver ein Rücktritts- oder Anfechtungsrecht nach §§16 — 22 VVG zustehen (vgl. im einzelnen unten Anm. F).

|B 148] 7. Lebensversicherungsrecht und Bürgerliches Recht im übrigen Das Recht der Lebensv hat Berührungen mit einer ganzen Reihe von Rechtsgebieten (zur Gesetzlichen Rentenv und zur betrieblichen Altersversorgung vgl. sogleich VI), insbesondere aber auch zum Bürgerlichen Recht. Ein besonders ins Auge Winter

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Anm. Β 148

Β. Bedeutung der Lebensversicherung

fallender Bereich ist beispielsweise die Lebensv im Versorgungsausgleich. Vgl. zu den einzelnen Berührungsbereichen jeweils Anm. G, für den Versorgungsausgleich vgl. insbesondere A n m . I.

VI. Gesetzliche Rentenversicherung und Betriebliche Altersversorgung im Verhältnis zur privaten Lebensversicherung Gliederung Schrifttum Anm. Β 149 1. Drei-Säulen-Konzept Anm. Β 150 2. Gesetzliche Rentenversicherung im Vergleich zur privaten Lebensversicherung Anm. Β 151-168 a) Grundsätzliche Gegenüberstellung Anm. Β 151 b) Kreis der versicherten Personen Anm. Β 152 c) Versicherungsleistungen und Versicherungsfälle Anm. Β 153-164 aa) Wartezeit Anm. Β 154 bb) Rentenleistungen Anm. Β 155 cc) Anstieg der Rentenhöhe mit dem Zeitablauf Anm. Β 156 dd) Höhe der Versicherungsleistung Anm. Β 157 ee) Grenzen der Versicherungsleistung Anm. Β 158 ff) Dynamisierung der Leistungen Anm. Β 159 gg) Wirtschaftliche Verwertbarkeit Anm. Β 160-163 (1) Beleihung Anm. Β 160 (2) Abtretung und Verpfändung Anm. Β 161 (3) Abfindung, Beitragserstattung und Rückkauf Anm. Β 162 (4) Kapitalisierung Anm. Β 163 hh) Leistungsverfall Anm. Β 164 d) Versicherungsbeiträge Anm. Β 165 e) Kumulation von Leistungen der Gesetzlichen Rentenversicherung und der privaten Lebensversicherung Anm. Β 166

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f) Gesamtverhältnis von Gesetzlicher Rentenversicherung und privater Lebensversicherung Anm. Β 167 g) Befreiungsversicherungen Anm. Β 168 3. Betriebliche Altersversorgung im Verhältnis zur privaten Lebensversicherung Anm. Β 169-200 a) Grundlegung und Übersicht Anm. Β 169 b) Formen der Betrieblichen Altersversorgung Anm. Β 170-176 aa) Unmittelbare Versorgungszusage Anm. Β 171 bb) Pensionskasse Anm. Β 172 cc) Unterstützungskasse Anm. Β 173 dd) Direktversicherung Anm. Β 174 ee) Freiwillige Versicherung und Höherversicherung in der Gesetzlichen Rentenversicherung Anm. Β 175 ff) Wertung der einzelnen Formen Anm. Β 176 c) Gesetz zur Verbesserung der Betrieblichen Altersversorgung Anm. Β 177-182 aa) Unverfallbarkeit betrieblicher Versorgungsanwartschaften Anm. Β 178 bb) Auszehrung betrieblicher Versorgungsleistungen und die Anrechnung oder Berücksichtigung anderer Versorgungsbezüge Anm. Β 179 cc) Altersgrenze Anm. Β 180 dd) Insolvenzsicherung Anm. Β 181 ee) Anpassung Anm. Β 182 d) Lebensversicherung durch Pensionskassen Anm. Β 183-186

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VI. Gesetzl RentenV u Betriebl Altersvers - LebensV aa) Arten und Begriff der Pensionskasse Anm. Β 183 bb) Versicherungsverhältnis bei der Pensionskasse Anm. Β 184 cc) Leistungen der Pensionskasse Anm. Β 185 dd) Finanzierung der Pensionskassenleistungen Anm. Β 186 e) Lebensversicherung durch Lebensversicherer Anm. Β 1 8 7 - 2 0 0 aa) Direktversicherung Anm. Β 1 8 8 - 1 9 5 (1) Grundlegung Anm. Β 188 (2) Einzelversicherung Anm. Β 189 (3) Gruppenversicherung Anm. Β 190 (4) Unechte Gruppenversicherung Anm. Β 191

Anm. Β 149

(5) Versicherungsformen Anm. Β 192 (6) Flexible Altersgrenze Anm. Β 193 (7) Finanzierung der Versicherungsleistungen Anm. Β 194 (8) Vorzeitiges Ausscheiden des Arbeitnehmers aus dem Betrieb Anm. Β 195 bb) Rückdeckungsversicherung Anm. Β 1 9 6 - 1 9 9 (1) Begriffliches Anm. Β 196 (2) Kongruente Rückdeckung Anm. Β 197 (3) Partielle Rückdeckung Anm. Β 198 (4) Rückdeckungsversicherung bei Unterstützungskassen Anm. Β 199 cc) Kosten des Versorgungswerks Anm. Β 200

[Β 149] Schrifttum Allekotte, Ansätze zur Reform der Gesetzlichen Rentenversicherung, Berlin 1970, Arnim, Die Verfallbarkeit von betrieblichen Ruhegeldanwartschaften, Diss. Heidelberg 1970, ders. BB 1971 S. 1065 — 1075, Beye, Weiterversicherung und Höherversicherung in der gesetzlichen Rentenversicherung, in: Handbuch 6. Aufl., Bischoff, Pensionskassen, in: Handbuch 6. Aufl., H. Bogs, Die Sozialversicherung im Staat der Gegenwart, Berlin 1973, W. Bogs RdA 1950 S. 290 — 293, ders., Grundfragen des Rechts der sozialen Sicherheit und seiner Reform, Berlin 1955, ders. ZVersWiss 1970 S. 2 2 7 - 2 5 3 , Braeß BetrAV 1971 S. 71 - 7 7 , Eicher-Haase,Rauschenbach, Die Rentenversicherung der Arbeiter und Angestellten, 6. Aufl., 1978, Echterhölter BArbBL 1969 S. 1 4 5 - 1 5 4 , Forsthoff BB 1965 S. 3 8 1 - 3 9 2 , Gehrhardt, Versicherungsvertäge mit privaten Versicherungsunternehmen, in: Handbuch 6. Aufl., Gitter, Sozialrecht, München 1981, Greb, Das Verhältnis von gesetzlicher Rentenversicherung zu privater Lebensversicherung seit 1957, Karlsruhe 1968, Großmann BB 1972 S. 1193 - 1 1 9 6 , Gutachten der Sachverständigenkommission Alterssicherungssysteme (1. und 2. Berichtsband, Anlagenbände A und B), Stuttgart 1983, Hanbuch der betrieblichen Altersversorgung, 5. Aufl., Stuttgart 1968 6. Aufl., StuttgartWiesbaden 1977 ff., Hax, Die Entwicklungsmöglichkeiten der Individualversicherung in einem pluralistischen System der sozialen Sicherung, Köln 1968, Heissmann BB 1968 S. 841—843, Heubeck ZVersWiss 1970 S. 3 1 7 - 3 5 0 , ders., BB 1973 S. 3 3 7 - 3 4 4 , ders., die Pensionsrückstellung, in: Handbuch 5. Aufl., Hoernigk-Jorks, Kommentar zur Rentenversicherung, 1977, Höfer, Gesetz zur Verbesserung der betrieblichen Altersversorgung, Münchenl976, ders. BB 1970 S. 446 — 449, Höhne, Die betriebliche Altersversorgung, in: Handbuch 6. Aufl., Hug SchweizZfSozV 1963 S. 3 — 84, Jantz-Zweng, Das neue Recht der Rentenversicherung der Arbeiter und Angestellten, 2. Aufl., Stuttgart, Kaltenbach DAngVers 1980 S. 2 6 3 - 2 6 9 , Kaskel ZVersWiss 1922 S. 8 9 - 9 7 , Kessel DB 1981 S. 5 2 6 - 5 2 8 , Körber VW 1984 S. 1 1 2 - 1 1 9 , Kühlmann BB 1973 S. 2 6 8 - 2 6 9 , Laskowski BetrAV 1973 S. 1 5 9 - 1 6 4 , ders., VW 1983 S. 1620 — 1625, von Maydell-Thieme-Paulsdorff, Über- und Unterversorgung bei der Alterssicherung, Schriftenreihe des Deutschen Sozialgerichtsverbandes, Bd XVII (1978), Möller SGb 1970 S. 81—85, Ostrop-Eggers-Köhler, Neugestaltung der Alterssicherung — Dreistufen-Plan zur Altersvorsorge und -Versorgung, Bad Godesberg 1969, Peters, Die Geschichte der Sozialversicherung, Bad Godesberg 1959, Rau BetrAV 1972 S. 9 8 - 1 0 6 , Riedelbauer, Die Betriebliche Altersversorgung, Karlsruhe 1975, Schewe ZVersWiss 1968 S. 97 — 106, ders., Die öffentlich-

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223

Β. Bedeutung der Lebensversicherung

Anm. Β 151

rechtliche Alters- und Hinterbliebenensicherung der freien Berufe, Stuttgart 1969, Schneider, Die öffentlich-rechtliche Alterssicherung freier Berufe und das GG, Stuttgart 1959, Schwarzbauer, Unterstützungskassen, in: Handbuch 6. Aufl., Steinlein VersArch 1958 S. 313 — 326, Schwebler VW 1984 S. 1 3 - 1 9 , Towers-Perrin-Forster & Crosby Inc., Die betriebliche Altersversorgung in Deutschland — Eine Studie, Wiesbaden 1969, Wannagat, Lehrbuch des Sozialversicherungsrechts, Bd I, Tübingen 1968, Weidner ZVersWiss 1961 S. 141 - 2 3 8 , Winter ZVersWiss 1967 S. 2 3 2 - 2 3 3 , Zacher SchweizZfSozV 1971 S. 2 0 9 - 2 2 6 .

[B 150] 1. Drei-Säulen-Konzept Gesetzliche Rentenversicherung (GRV), betriebliche Altersversorgung (betrAV) und private Lebensv sind die drei Säulen der Altersversorgung des überwiegenden Teils der Bevölkerung: die erste der drei Säulen ist die GRV, die zweite die betrAV und die dritte die private Lebensv, die die ersten beiden Formen ergänzt. Angesichts der unterschiedlichen Höhe der einzelnen Säulen — diese Begriffsbildung ist aus der Schweiz übernommen - wird zunehmend häufiger der Begriff der drei Schichten verwandt, der den Verhältnissen in der Bundesrepublik Deutschland mit ihrer stark ausgebauten GRV und der relativ schwach entwickelten vsmäßigen Eigenvorsorge eher gerecht wird. Alle drei Institute bauen aufeinander auf und ergänzen und überschneiden einander, wobei zunächst die Abgrenzung der GRV zur privaten Lebensv (sogleich unter Anm. Β 151 —168) und sodann das Verhältnis von betrAV zur privaten Lebensv (sodann unter Anm. Β 169 — 200) untersucht wird.

[B 151] 2. Gesetzliche Rentenversicherung im Vergleich zur Privaten Lebensversicherung a) Grundsätzliche Gegenüberstellung Die GRV wurde 1891 in Deutschland eingeführt und seitdem wiederholt im Sinne einer Erweiterung und Leistungsverbesserung geändert. Der Begriff GRV ist der Sammelbegriff für die Rentenv der Arbeiter (§§ 1226 — 1437 RVO), die Rentenv der Angestellten nach dem Angestelltenversicherungsgesetz (AVG) und die Rentenv für bergmännisch Beschäftigte (§§28 — 110 RKG); die Rentenv der Handwerker nach dem Handwerkerversicherungsgesetz (HwVG) ist der Arbeiterrentenv zuzurechnen. Eine Sonderform der GRV ist die Alterssicherung für landwirtschaftliche Unternehmer nach dem Gesetz über eine Altershilfe für Landwirte (GAL). Dabei stimmen die Vorschriften zur Arbeiterrentenv und zur Angestelltenrentenv ganz weitgehend überein, die knappschaftliche Rentenv weist weitgehende Parallelen mit diesen beiden Vsformen auf. Ursprünglich ging es in der GRV darum, Arbeitern, die des sozialen Schutzes am dringlichsten bedurften, eine Rente zu gewähren, die als Zuschuß zum Lebensunterhalt, zur Abwendung wirklicher Not gedacht war. Die GRV wurde jedoch im Laufe der Zeit für zunehmend größere Personenkreise bis hin zu den Selbständigen und 1981 zu den Künstlern geöffnet, nicht zuletzt auch, weil überkommene andere Sicherungsformen wie die Bildung von Ersparnissen infolge der Geldentwertung an Bedeutung verloren. Auch die Leistungen der GRV wurden zunehmend verbessert, so daß sie nicht mehr nur das Existenzminimum sichern, sondern möglichst eine ausreichende Lebensgrundlage für die Rentner bilden sollen. Dabei werden sie laufend an das steigende Lohnniveau angepaßt, in der GRV gilt die sog. Dynamisierung der Renten also auch für das Leistungsstadium. Hier werden allerdings zunehmend Grenzen erkennbar. Die Finanzierung der GRV kann insbesondere auch angesichts der Dynamisierung 224

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VI. Gesetzl RentenV u Betriebl Altersvers — LebensV

Anm. Β 151

der Renten nicht mit dem Kapitaldeckungsverfahren erfolgen, sondern muß mit Hilfe eines Umlageverfahrens vorgenommen werden. Nach dem zuvor auch in der GRV angewandten K a p i t a l - o d e r A n w a r t s c h a f t s d e c k u n g s v e r f a h r e n müßten die Beiträge, die der Vte während seines Arbeitslebens entrichtet, zuzüglich der angewachsenen Zinsen für den Vten oder seine Hinterbliebenen bei Eintritt des Vsfalles wie Berufsunfähigkeit, Erwerbsunfähigkeit, Tod, Erreichen der Altersgrenze zur Deckung der ihm zustehenden Leistungen bereitstehen. Dieses Finanzierungsverfahren ist in der privaten Lebensv nach wie vor notwendig und verbindlich. Anders bei der GRV, die ganz weitgehend eine Zwangsv ist und wo die Zahl der Vten nach dem Bevölkerungsaufbau und der Absterbeordnung mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit im voraus berechnet werden kann. Daher gilt hier — was bei der privaten Lebensv insbesondere auch wegen des Fehlens einer Zwangsmitgliedschaft nicht durchzuführen ist — das sog. Abschnittsdeckungsverfahren, ein m o d i f i z i e r t e s U m l a g e v e r f a h r e n . Diese Finanzierungsmethode beruht auf dem Grundsatz der Solidarität, welcher der Sozialv seit jeher eigen war. Der in zweifacher Weise zum Ausdruck gelangende sog. soziale Ausgleich ist einer der Eckpfeiler auch der GRV. Er vollzieht sich nach wie vor zunächst i n n e r h a l b der V t e n g e m e i n s c h a f t : Die Beiträge werden nach dem Arbeitseinkommen bemessen, die Höherverdienenden werden zur Lastentragung für die Minderverdienenden herangezogen. Anders als in der Privatv herrscht hier nicht das vstechnische Äquivalenzprinzip, das Prinzip der Entsprechung von Leistung und Gegenleistung, es ist nicht das spezielle Risiko des Einzelnen für die Höhe der Beiträge maßgebend. Beispiele für den sozialen Ausgleich innerhalb der Vtengemeinschaft sind auch die Rechtsinstitute der Ersatz-, Ausfallund Zurechnungszeiten — deren rentenerhöhender Effekt jedoch zunehmend, zuletzt durch das Haushaltsbegleitgesetz 1983 geschmälert wird — sowie schließlich auch die Hinterbliebenenversorgung, die mangels höherer Beitragszahlung des Familienvaters anders nicht zu erklären wäre. Die Einführung des Umlageverfahrens hat die Solidarität nun noch weiter gespannt. Sie bleibt jetzt nicht mehr auf die Vtengemeinschaft beschränkt, sondern erstreckt sich auf die Generationen der im Erwerbsleben Stehenden und der aus dem Arbeitsprozeß Ausgeschiedenen. Die gegenwärtig arbeitende und Beiträge zahlende Generation finanziert die Renten der aus dem Erwerbsleben ausgeschiedenen Generation in der Erwartung, daß die künftige Generation die Renten für die sodann im Rentenalter Stehenden leisten wird. Das in diesem sog. Generationenvertrag zum Ausdruck gelangende Solidaritätsprinzip darf allerdings nicht überdehnt werden. Auf diesen Grundentscheidungen aufbauend, sind die wichtigsten generellen und prinzipiellen Unterschiede zwischen GRV und privater Lebensv somit: Das Vsverhältnis in der GRV entsteht kraft Gesetzes, sobald bestimmte Tatbestände gegeben sind. In der privaten Lebensv herrscht grundsätzlich V e r t r a g s f r e i heit, und zwar auch im Hinblick auf den Inhalt des Vsverhältnisses. In der GRV ist an die Stelle der freien vertraglichen Bindung der ö f f e n t l i c h r e c h t l i c h e Z w a n g getreten. Daran ändert sich auch dadurch nichts, daß in der GRV die Möglichkeit besteht, sich freiwillig zu versichern. In der GRV steht eine s o z i a l p o l i t i s c h e Z i e l s e t z u n g im Vordergrund, in der privaten Lebensv werden betriebswirtschaftliche Ziele verfolgt, die Privatv orientiert sich stärker an den I n t e r e s s e n einzelner. Die Beitragshöhe richtet sich in der GRV nicht nach dem Risiko, sondern nach der Leistungsfähigkeit des Vten. Das gilt insbesondere für die Grundv, die Höherv ist dem Bereich der Sozialpolitik nicht in dieser Weise zuzuordnen. Das Vsverhältnis in der GRV ist ö f f e n t l i c h r e c h t l i c h e r N a t u r , in der privaten Lebensv ist es p r i v a t r e c h t l i c h ausgerichtet. Winter

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Β. Bedeutung der Lebensversicherung

Anm. Β 155

Die T r ä g e r der GRV sind juristische Personen des öffentlichen Rechts, in der privaten Lebensv sind die Träger der V zumeist Privatvsunternehmen (Ausnahme: öffentlichrechtliche Wettbewerbsanstalten). Bei einer Gegenüberstellung von GRV und privater Lebensv ergeben sich darüber hinaus im e i n z e l n e n die f o l g e n d e n U n t e r s c h i e d e , wobei wegen weiterer Einzelheiten für den Bereich der Sozialv auf H. Bogs, Die Sozialversicherung im Staat der Gegenwart, Berlin 1973, Gitter, Sozialrecht, München 1981 und Wannagat, Lehrbuch des Sozialversicherungsrechts, I. Bd, Tübingen 1965 verwiesen sei. [B 152] b) Kreis der versicherten Personen In der GRV ist zwischen Pflichtvten und freiwillig Vten zu unterscheiden. Die Vspflicht entsteht in der GRV grundsätzlich kraft Gesetzes und nur ausnahmsweise auf Antrag. Vspflichtig sind kraft Gesetzes zunächst die Arbeitnehmer, die gegen Entgelt oder als Lehrlinge oder sonst zu ihrer Berufsausbildung beschäftigt sind, ferner einige Gruppen von arbeitnehmerähnlichen Personen und Selbständigen, die als stärker schutzbedürftig angesehen werden. Die Vspflicht auf Antrag kann vom Betroffenen oder dem Arbeitgeber ausgehen. Neben der Vspflicht besteht die Möglichkeit einer freiwilligen V in Form einer Beitrittsberechtigung, eine weitere Möglichkeit der freiwilligen V ist die Höherv. Zur sog. Befreiungsv vgl. unten Anm. Β 168.

In der p r i v a t e n L e b e n s v besteht g r u n d s ä t z l i c h k e i n e V s p f l i c h t . Vgl. hierzu Anm. C 2. [B 153] c) Versicherungsleistungen und Versicherungsfälle Die Leistungen der Rentenv sind in erster Linie medizinische, berufsfördernde und ergänzende M a ß n a h m e n z u r R e h a b i l i t a t i o n sowie R e n t e n an den Vten und seine Hinterbliebenen (vgl. § 23 SGB I, § 1235 RVO, § 12 AVG). Des weiteren werden u. a. Abfindungen und Beitragserstattungen gewährt. Vsfälle für die Erbringung dieser Leistungen sind B e r u f s u n f ä h i g k e i t , E r w e r b s u n f ä h i g k e i t , A l t e r u n d T o d . Bei der privaten Lebensv erbringt der Ver im wesentlichen Geldleistungen in Form von K a p i t a l - o d e r R e n t e n z a h l u n g e n , Vsfälle sind Z e i t a b l a u f , T o d , H e i r a t , B e r u f s u n f ä h i g k e i t . Die wichtigsten Unterschiede in den Vsleistungen und ihren Voraussetzungen sind: [B 154] aa) Wartezeit Abgesehen von den Unterschieden in der Definition des Vsfalls weichen die Leistungsvoraussetzungen dadurch von einander ab, daß in der GRV bei der Grundv eine Wartezeit zu erfüllen ist. Die Wartezeit beträgt bei der Berufsunfähigkeitsrente 60 Kalendermonate (§ 1246 III RVO, § 23 III AVG), bei der Erwerbsunfähigkeitsrente gleichfalls 60 Kalendermonate (§ 1247 III RVO, § 24 III RVO), beim Altersruhegeld 180 Kalendermonate (§ 1248 VII RVO, § 25 VII AVG) und bei der Hinterbliebenenrente gleichfalls 60 Kalendermonate Vszeit. In der privaten Lebensv gibt es eine Wartezeit grundsätzlich nicht, der Ver ist bei einer vorläufigen Deckungszusage zur sofortigen Leistung und im übrigen zur Leistung verpflichtet, nachdem die Erstprämie gezahlt worden ist. [B 155] bb) Rentenleistungen Die GRV kennt grundsätzlich nur Rentenleistungen, und zwar je nach Art des Versorgungsfalles Altersruhegeld, Berufsunfähigkeits- oder Erwerbsunfähigkeitsren226

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VI. Gesetzl RentenV u Betriebl Altersvers — LebensV

Anm. Β 158

ten usw. Die private Lebensv kennt sowohl Kapital- als auch Rentenleistungen. Die B e s c h r ä n k u n g der G R V auf R e n t e n l e i s t u n g e n findet ihren Grund darin, daß die Rentenzahlung im Gegensatz zur Kapitalleistung nicht dazu verführen kann, über die Beträge zweckentfremdet zu verfügen. [B 156] cc) Anstieg der Rentenhöhe mit dem Zeitablauf In der GRV steigt die Rente mit der Zahl der durchlaufenen a n r e c h n u n g s f ä h i gen V s j a h r e , wobei die auf die Wartezeit anrechnungsfähigen Vszeiten, die A u s f a l l - , E r s a t z - u n d Z u r e c h n u n g s z e i t e n zusammengerechnet werden, soweit sie nicht auf dieselbe Zeitspanne entfallen. Dabei wird der rentenerhöhende Effekt dieser anrechnungsfähigen Zeiten jedoch zunehmend geschmälert, zuletzt durch das Haushaltsbegleitgesetz 1983. In der privaten Lebensv ist eine derartige Abhängigkeit der Leistungshöhe von der Vsdauer nicht bekannt, die Vsdauer wird zumeist so gewählt, daß der Vertrag bei Vollendung des 65. Lebensjahres endet oder zu diesem Zeitpunkt die Rentenzahlung beginnt. Tritt der Vsfall früher ein, besteht grundsätzlich schon ein Vsschutz in der vereinbarten Höhe. (B 157] dd) Höhe der Versicherungsleistung In der GRV ist die Höhe der Vtenrenten von vier Faktoren abhängig: Dem Prozentsatz der persönlichen Bemessungsgrundlage, der allgemeinen Bemessungsgrundlage, der Zahl der anrechnungsfahigen Vsjahre und dem Steigerungssatz je anrechnungsfähigem Vsjahr (§ 1254 RVO, § 30 AVG). Der Prozentsatz der persönlichen Bemessungsgrundlage gibt dabei das Verhältnis des Bruttoarbeitsentgelts des Vten an, das jährlich durch Rechtsverordnung festgesetzt wird (§§ 1255 I, 1256 I c RVO, §§ 32 I, 33 Ic AVG). Mittels des Prozentsatzes der persönlichen Bemessungsgrundlage wird die Stellung des Vten innerhalb des Einkommensgefüges und damit auch die Höhe seiner Beitragsleistungen während seines Arbeitslebens bei der Rentenberechnung berücksichtigt. Die allgemeine Bemessungsgrundlage, die ebenfalls durch Rechtsverordnung festgesetzt wird, dient der Anpassung der ursprünglich gezahlten Vsbeiträge an die Entwicklung des Lohnniveaus und des Geldwertes (§§ 1255, 1256 RVO, §§ 32, 33 AVG). Das Produkt aus der allgemeinen Bemessüngsgrundlage und dem Prozentsatz der persönlichen Bemessungsgrundlage bildet die p e r s ö n l i c h e B e m e s s u n g s g r u n d l a g e des Vten, die mit dem Produkt aus der Anzahl der anrechnungsfähigen Vsjahre (vgl. § 1258 RVO, § 35 AVG) und dem Steigerungssatz je Vsjahr (§§ 1253, 1254 RVO, §§ 30, 31 AVG) multipliziert wird. Für die Höhe der Rente sind zudem noch weitere Faktoren wie etwa die K i n d e r z u lage und eine H ö h e r ν maßgebend (zur Berechnung der Vtenrenten vgl. im einzelnen Greb S. 20 — 23). Die Abhängigkeit der Rentenhöhe von veränderlichen Faktoren gestattet es dabei grundsätzlich nicht, die voraussichtlich zu erwartenden Ansprüche aus der GRV genau zu errechnen. Bei der privaten Lebensv ist die V s l e i s t u n g v e r t r a g l i c h im Vsschein f i x i e r t , und zwar auch für den Fall, daß die laufende Beitragszahlung vor Eintritt des Vsfalles eingestellt wird. Die Vsleistung ist insoweit garantiert. Auch die fixierte Vsleistung kann dabei aber angehoben werden, beispielsweise durch die Berücksichtigung der Ü b e r s c h u ß b e t e i l i g u n g und der A n p a s s u n g des V e r t r a g e s . [B 158] ee) Grenzen der Versicherungsleistung In der GRV gibt es keine Grund- oder Mindestrenten. Der Umfang der Vsleistungen wird nach oben dadurch begrenzt, daß der Prozentsatz der p e r s ö n l i chen B e m e s s u n g s g r u n d l a g e 2 0 0 % n i c h t ü b e r s c h r e i t e n darf. Andererseits Winter

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Anm. Β 159

Β. Bedeutung der Lebensversicherung

wird versucht, Kleinstrenten infolge von früheren niedrigen Löhnen dadurch zu vermeiden, daß unter bestimmten Voraussetzungen eine M i n d e s t r e n t e n b e m e s s u n g s g r u n d l a g e der Rentenberechnung zugrunde gelegt wird (vgl. §§ 55a, b ArVNG, §§ 54 b, c AnVNG). In der privaten Lebensv ist die Höhe der Vsleistung dem jeweiligen Beitrage direkt proportional. Da der Beitrag nach oben und unten hin nicht begrenzt ist, kann der Vmer den Umfang seiner individuellen Vorsorge entsprechend seinen finanziellen Möglichkeiten selbst bestimmen. [B 159] ff) Dynamisierung der Leistungen In der GRV sind die Grundrenten volldynamisch im Sinne einer S t e i g e r u n g d e r V e s o r g u n g s a u f w e n d u n g e n s o w o h l im A n w a r t s c h a f t s - als a u c h im L e i s t u n g s s t a d i u m . Die Dynamisierung im Anwartschaftsstadium erfolgt durch die Koppelung der allgemeinen Bemessungsgrundlage an den Durchschnittsverdienst, im Leistungsstadium wird sie durch die aufgrund des Generationenvertrags von den aktiven Vten einkommensbezogen erbrachten Beiträge sichergestellt. Das. 21. Rentenanpassungsgesetz hat allerdings dabei deutlich gemacht, daß hier auch Grenzen gegeben sind. Aufgrund der Spaltung der allgemeinen Bemessungsgrundlage (§ 1255 RVO, § 32 AVG) gilt für die Beitragsbemessungsgrenze eine höhere allgemeine Bemessungsgrundlage als für die Rentenberechnung. Die A n p a s s u n g der Bestandsrenten erfolgte sogar a b g e k o p p e l t v o n d e r E i n k o m m e n s e n t w i c k l u n g nach festen Sätzen (1980: 4%, 1981: 4%, 1982: 5,76%, 1983: 5,59%, 1984: 3,4%), zumal der G r u n d s a t z d e r b r u t t o l o h n b e z o g e n e n A n p a s s u n g in R V O u n d A V G n i c h t f e s t g e s c h r i e b e n ist. Eine w e i t e r e D y n a m i s i e r u n g der Rente kann dadurch erfolgen, daß Beiträge zur H ö h e r v entrichtet werden (§ 1261 RVO, §38 AVG), wobei die L e i s t u n g e n a u s d e r H ö h e r v als solche v o n d e r A n p a s s u n g der Grundrenten an die wirtschaftliche Entwicklung a u s g e n o m m e n sind (§ 1272 III RVO, § 49 III AVG). In der privaten Lebensv ist nur eine teildynamische Versorgung möglich. Die Grundformen der insoweit bedeutsamen Rentenv waren in der Vergangenheit ganz regelmäßig nicht dynamisch, sondern statisch ausgestaltet, wobei allerdings eine entsprechend vereinbarte Überschußbeteiligung an den Sterblichkeits-, Zins-, Kostenund sonstigen Gewinnen des Vers durchaus zu einer merklichen Rentenerhöhung führen kann. Die Überschußanteile haben aber weder vom Niveau (ca. 4—6%) noch vom Zweck her Bezug zur allgemeinen Einkommensentwicklung (vgl. Kessel DB 1981 S. 526). Seit einiger Zeit haben aber die teildynamischen Ven in Form der verschieden ausgestalteten Anpassungsven zunehmend an Bedeutung gewonnen (Claus VerBAV 1974S. 11). Dabei zeigt ein Blick auf die teilweise höchst unterschiedlichen Formen der Anpassungsv im Bereiche der Rentenv, daß eine D y n a m i s i e r u n g g r u n d s ä t z l i c h n u r w ä h r e n d d e r A u f s c h u b z e i t , also im Anwartschaftsstadium, n i c h t aber im L e i s t u n g s s t a d i u m vorgenommen wird. Vstechnisch werden die im Rahmen dieser Anpassung entrichteten zusätzlichen Beitragsanteile wie selbständige Nachven behandelt, also als ob es sich um zusätzliche Einmalbeiträge handelt. Das Gesamtdeckungskapital einer Rentenv als Anpassungsv besteht also aus der Summe des Deckungskapitals der vten Anfangsrente und der Deckungskapitale der Erhöhungsrenten. Sieht man einmal von der Überschußbeteiligung ab, besteht bei Privatven grundsätzlich keine Dynamisierung im Leistungsstadium. Eine Dynamisierung auch im Leistungsstadium ist praktisch nur mit Hilfe eines Umlageverfahrens wie bei der GRV durchzuführen, nicht aber mit dem in der Privatv allein möglichen Finanzierungsverfahren. Eine Besonderheit gilt dabei in der b e t r A V und damit auch in den Lebensven im Rahmen der betrAV (Einzelheiten zur Anpassungsproblematik unten Anm. G). 228

Winter

VI. Gesetzl Ren ten V u Betriebl Altersvers — LebensV

Anm. Β 165

[Β 160] gg) Wirtschaftliche Verwertbarkeit der Versicherung (1) Beleihung In der GRV besteht keine Beleihungsmöglichkeit. In der privaten Lebensv ist bei einer kapitalbildenden Lebensv eine Beleihung bis zur Höhe der Rückvergütung in aller Regel möglich (Einzelheiten unten Anm. H). [B 161] (2) Abtretung und Verpfändung In der GRV besteht keine Abtretungs- und Verpfändungsmöglichkeit. Ganz anders in der privaten Lebensv, bei der der Anspruch aus dem Lebensvsvertrag teilweise oder gänzlich abgetreten und verpfändet werden kann (Einzelheiten unten Anm. H). [B 162] (3) Abfindung, Beitragserstattung und Rückkauf Die GRV kennt die Möglichkeit einer R e n t e n a b f i n d u n g , wenn eine Witwe oder ein Witwer wieder heiratet (§ 1302 RVO, § 81 AVG), einen der Rückabwicklung eines beendeten Pflichtvsverhältnisses dienenden Anspruch auf B e i t r a g s e r s t a t t u n g hat derjenige, dessen Vspflicht in allen Zweigen der GRV entfällt, ohne daß das Recht zur freiwilligen V besteht (§ 1303 RVO, §82 AVG). Weitergehende Erstattungsmöglichkeiten sind in der GRV nicht bekannt, während in der privaten Lebensv die Möglichkeit eines R ü c k k a u f s besteht, soweit es sich um eine kapitalbildende V handelt und die bedingungsmäßige Karenzzeit abgelaufen ist (Einzelheiten unten Anm. G). |B 163] (4) Kapitalisierung In der GRV besteht nicht die Möglichkeit einer Kapitalisierung der Rentenv. Anders in der privaten Lebensv, wo beim Abschluß einer Rentenv in aller Regel eine Kapitaloption vereinbart werden kann. Dabei entspricht die Höhe der Kapitalleistung dem Kapitalwert der Rente im Zeitpunkt des ursprünglich festgesetzten Rentenbeginns (Einzelheiten unten Anm. G). |B 164] hh) Leistungsverfall In der GRV erlöschen sämtliche Ansprüche, wenn ein lediger oder verwitweter Vter vor Eintritt des Vsfalles (Berufs- oder Erwerbsunfähigkeit) oder vor Beginn der Zahlung des Altersruhegeldes stirbt, ohne daß Waisen hinterlassen werden. Die erbrachten Beiträge sind sämtlich verfallen. Dabei ist unerheblich, ob es sich um Pflichtbeiträge, freiwillige Beiträge oder Beiträge zur Höherv handelt. Auch in der privaten Lebensv ergibt sich die Möglichkeit eines Leistungsverfalls, bei der kapitalbildenden V gehen die Leistungen jedoch an die Erben, beim Tode eines Bezugsberechtigten an dessen Erben (Einzelheiten unten Anm. G und Anm. H). [B 165] d) Versicherungsbeiträge Die GRV wird — abgesehen von den geringen Vermögenserträgen — durch Beiträge der Vten und Arbeitgeber sowie den Bundeszuschuß — also eine Leistung der Allgemeinheit - finanziert (§§ 1382, 1389 RVO, §§ 109,116 AVG). Die Beiträge werden für pflichtvte Arbeitnehmer grundsätzlich je zur Hälfte durch die Arbeitgeber und die Vten getragen (§ 1385 RVO, § 112 AVG), pflichtvte Selbständige und auf Antrag Pflichtvte haben die Beiträge dagegen selbst aufzubringen. Der veränderliche Beitrag richtet sich nach dem Bruttoarbeitsentgelt und beträgt für die Pflichtvten Winter

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Aran. Β 167

Β. Bedeutung der Lebensversicherung

ab 1.1.1984 18,5% dieses Betrages, sofern die Beitragsbemessungsgrenze nicht überschritten wird (§ 1385 II RVO, §112 II AVG i.V.m. der RV-Bezugsgrößenverordnung). Bei der privaten Lebenv werden grundsätzlich feste Beiträge erhoben, die ausschließlich vom Vmer aufgebracht werden und denen feste Verleistungen zuzüglich Gewinnbeteiligung gegenüberstehen. Bei Anpassungsven werden die Beiträge entsprechend angehoben. Anders als bei der GRV wird bei der privaten Lebensv der Beitrag nach dem Grundsatz der individuellen Äquivalenz bemessen. [B 166] e) Kumulation von Leistungen der Gesetzlichen Rentenversicherung und der privaten Lebensversicherung Ganz grundsätzlich werden die Leistungen aus GRV und privater Lebensv unabhängig voneinander gewährt, eine Anrechnung einer Leistung der GRV auf eine Leistung aus privater Lebensv und umgekehrt findet nicht statt. Eine Berücksichtigung von Leistungen der GRV findet sich dagegen beim — auch mit Hilfe der Lebensv schaffbaren — Gesamtversorgungsmodell der betrAV, bei dem sich der Arbeitgeber verpflichtet, die gesetzliche Rente auf 70 bzw. 75% des letzten Gehalts oder Lohns des Arbeitnehmers aufzufüllen (vgl. unten Anm. Β 169). Aber auch bei der GRV finden sich besondere Konstellationen, bei denen es zur Anrechnung von Leistungen aus der Lebensv kommt: So entschied BSG 24.X.1974 NJW 1975 S. 327, daß zu den Ansprüchen, die beim Wiederaufleben einer Witwenrente in der GRV anzurechnen sind, auch solche aus Lebensvsverträgen zählen. [B 167] f) Gesamtverhältnis von Gesetzlicher Rentenversicherung und privater Lebensversicherung Vor dem Hintergrund des Drei-Säulen-Konzepts stehen sich GRV und private Lebensv im Verhältnis gegenseitiger Komplementarität gegenüber (Hax S. 28 — 29, W. Bogs ZVersWiss 1970 S. 250-252, Möller Sozialgerichtsbarkeit 1970 S. 83). Die im Rahmen beider Vsformen gewährten Leistungen decken sich nur teilweise und bedürfen im Interesse einer Vielzahl von Vten einer Ergänzung, die das andere Institut zu geben vermag und die teilweise auch über die betrAV erfolgt. Die GRV erweist ihre besondere Existenzberechtigung dabei schon deshalb, weil die private Lebensv in ihrer gewachsenen Struktur trotz ihrer Verbreitung einem doch nur beschränkten Bevölkerungsanteil hinreichenden Schutz im Alter gewährt, zumal sie nicht mit öffentlichrechtlichen Zwangbefugnissen ausgestattet ist, so daß sie die Durchführung des Vsvertrages nicht sichern kann, obwohl am Bestand einer hinreichenden Alterssicherung ein starkes öffentliches Interesse besteht. Andererseits bedürfen die Leistungen der GRV vom Standpunkt eines erheblichen Teils der Vten einer Ergänzung. Die Leistungen der GRV sind — trotz aller Ausweitungen — wesensmäßig bedingt auf die Deckung generell bestehenden Bedarfs abgestellt und gewähren erst nach Ablauf einer Wartezeit allmählich ansteigende Sicherheit für bestimmte Versorgungsfalle. Es fehlt dabei trotz hoher Beitragsleistung — als Folge des Umlagesystems — ein Verfügungsrecht über die eingezahlten Beträge, und die Art der Leistungen ist nicht notwendig auch ausreichend nach den unterschiedlichen Bedürfnissen des einzelnen Vten differenziert. Wenn trotz dieser Einschränkungen der sozialpolitische Wert der GRV auch nicht in Zweifel zu ziehen ist, so besteht doch — gerade auch bei einem angestiegenen Lebensstandard — das Bedürfnis nach additioneller, der besonderen Situation des einzelnen entsprechender Sicherung. Diese zusätzliche Sicherung kann die betrAV nur teilweise bieten, sie kann gerade aber durch die private Lebensv geboten werden, die es zudem erlaubt, auch schon 230

Winter

VI. Gesetzl RentenV u Betriebl Altersvers — LebensV

Anm. Β 168

vor Eintritt des Vsfalls über Kapital zu verfügen und Vsschutz ohne Wartezeit zu erlangen. Eine derartige Koexistenz von GRV und privater Lebensv durch Ergänzung ihrer spezifischen Leistungen — wobei grundsätzlich auch die betrAV als weitere Säule der Altersversorgung zu berücksichtigen ist — setzt dabei voraus, daß die GRV für einen zusätzlichen privaten Vsschutz Raum läßt. Das ist bei der gegenwärtigen Ausgestaltung der GRV angesichts all ihrer Lücken, ihrer Finanzierungsschwierigkeiten und der Erkenntnis der Grenzen staatlicher Sozialpolitik deutlich der Fall. [B 168] g) Befreiungsversicherungen Eine erhebliche Bedeutung hat dabei die Befreiungsv gewonnen: In der GRV konnten Angestellte, die vor dem 1.1.1968 wegen Überschreitens der Jahresarbeitsverdienstgrenze — ebenso wie zuvor 1957 und 1965 bei Anhebungen der Pflichtvsgrenze — nicht vspflichtig waren, auf Antrag von der zum 1.1.1968 eintretenden Vspflicht befreit werden, wenn sie eine private Lebensv auf den Todes- und Erlebensfall auf Endalter 65 oder ein niedrigeres Endalter spätestens mit Wirkung vom 1.1.1968 abgeschlossen hatten und der dafür aufgewendete Beitrag mindestens dem Beitrag zur GRV entsprach. Ein geringeres Ausmaß erreichten bzw. erreichen die weiteren Möglichkeiten einer Befreiungsv, so die von 1939 bis 1961 den selbständigen Handwerkern offenstehende Möglichkeit zum Abschluß einer Befreiungsv oder die von 1983 bis 1987 nach dem KSVG den selbständigen Künstlern und Publizisten eingeräumte Möglichkeit einer Befreiungsv. Zur Frage der Befreiungsv, die — wenn den Befreiungsvoraussetzungen Rechnung getragen ist — grundsätzlich der gängigen Form einer Lebensv auf den Todes- und Erlebensfall entspricht, sind dabei zahlreiche Entscheidungen ergangen. Zum B e g r i f f d e r B e f r e i u n g s v entschied BSG 13.VIII.1965 VerBAV 1965 S. 223, daß unter einem Vsvertrag i. S. von Art. 2 § 1 AnVNG ein Lebensvsvertrag i. S. der §§159 — 178 VVG zu verstehen ist, wobei solche Verträge auch bei Ven anzunehmen sind, die unter den Voraussetzungen des § 189 VVG bei Werkspensionskassen mit Zwangsbeitritt genommen werden (vgl. im übrigen auch BVerfG 14.X.1970 VersR 1971 S. 248 und BSG 8.IV.1960 BSGE Bd 12 S. 8 8 - 9 0 ) . Zum A b s c h l u ß e i n e r B e f r e i u n g s v entschied LSG Hamburg 26.VIII.1965 VersR 1966 S. 34, daß die — später berichtigte — Festlegung einer zu niedrigen Prämie den Eintritt der Befreiungswirkung nicht hindert, wenn bei Abschluß eines Lebensvsvertrages der Wille beider Parteien auf die Befreiung des Vmers von der GRV (hier: Handwerkerv) gerichtet ist. Eine für die Befreiungswirkung zu niedrige Prämie macht dabei den Lebensvsvertrag nicht nichtig (LG Mönchen-Gladbach 8.1.1959 DB 1959 S. 307). Für die Frage, ob bei Abschluß eines Lebensvsvertrages zur Befreiung von der Handwerkerpflichtv die erforderliche monatliche Beitragshöhe erreicht ist, kommt es nach BSG 28.1.1970 VersR 1970 S. 346 bei Vereinbarung jährlicher Zahlungsweise auf die der Jahresprämie nach dem Geschäftsplan entsprechende, den Ratenzuschlag mitenthaltende Monatsprämie an (so schon Hessisches LSG 22.VII.1968 Breith. 1969 S. 143 Nr. 52). Es genügt ferner, daß der Lebensvsvertrag ein Rentenoptionsrecht enthielt, das später ausgeübt wurde (BSG 18.III.1964 VersR 1964 S. 724-725). Mehrere Entscheidungen zur Befreiungsv befassen sich mit der Frage des W e c h s e l s des A r b e i t g e b e r s durch den Arbeitnehmer: BSG 1 .VII. 1966 VersR 1966 S. 953 entschied, daß eine von der BFA nach dem AnVNG ausgesprochene Befreiung von der Rentenvspflicht auch bei einem Überwechseln des Angestellten in einen knappschaftlichen Betrieb in Kraft bleibt, sofern der Angestellte seine befreiende Lebensv nachweislich dem § 2 § 1 KnVNG anpaßt (so schon LSG Essen 14.11.1963 VersR 1963 S. 870-872). BSG 17.IV.1970 DB 1970 S. 1448 entschied, daß die Winter

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Anm. Β 169

Β. Bedeutung der Lebensversicherung

Befreiung von der Angestelltenvspflicht wegen Abschlusses eines Lebensvsvertrages nicht auch zugleich für eine später aufgenommene arbeiterrentenvspflichtige Beschäftigung gilt, ähnlich entschied LSG Niedersachsen 21.VII.1971 Breith 1972 S. 4 8 - 5 1 , daß die Befreiung von der Vspflicht nach dem AnVNG durch Abschluß eines Lebensvsvertrages keine Vsfreiheit für eine spätere Tätigkeit als selbständiger Handwerker bewirkt (vgl. auch BSG 26.V.1971 VersR 1971 S. 927). Ähnlich auch schon BSG 20.VI.1962 BB 1962 S. 1124, wonach die Befreiung von der Vspflicht in der handwerklichen Altersversorgung durch Abschluß einer Kapitallebensv gemäß § 4 HwVG nicht auch zur Befreiung von der Beitragspflicht zur Landwirtschaftlichen Alterskasse nach dem GAL a. F. führte. Zur Änderung d e r B e z u g s b e r e c h t i g u n g bei der Befreiungsv BGH 8.V.1954 VerBAV 1955 S. 136 (Nr. 92), BGH 24.IX.1959 VerBAV 1959 S. 305 (Nr. 243). Zu weiteren Einzelheiten vgl. unten Anm. G. [B 169] 3. Betriebliche Altersversorgung im Verhältnis zur privaten Lebensversicherung a) Grundlegung und Übersicht Die — bis zur Mitte des 19. Jahrhundert zurückgehende — betrAV umfaßt sämtliche Leistungen der Alters-, Invaliditäts- oder Hinterbliebenenversorgung, die ein Arbeitgeber zur Sicherung eines gewissen Lebensstandards nach Eintritt eines Versorgungsfalles ganz regelmäßig zusätzlich zu den von ihm mitfinanzierten Leistungen der GRV für seine Arbeitnehmer und ihre Angehörigen direkt oder über rechtlich selbständige Versorgungsträger erbringt. Zwischen dem letzten Nettoarbeitsentgeld des Arbeitnehmers und den Leistungen der GRV besteht nach allen Erfahrungen eine nicht unerhebliche Versorgungslücke, die bei Arbeitsentgelten über der für die GRV geltenden Beitragsbemessungsgrenze rasch ansteigt. Die betrAV dient der A u s f ü l l u n g bzw. V e r r i n g e r u n g dieser Lücke. Gegenwärtig haben ca. 65% aller Arbeitnehmer einen Anspruch auf betrAV, die Gründe für die Ausbreitung der betrAV sind vielfältig, wobei insbesondere das Sicherheitsbewußtsein der Bevölkerung und die Erkenntnis der Grenzen der GRV zu nennen sind. Die betrAV bietet eine Vielzahl von Ausgestaltungsmöglichkeiten. Sie variiert in den Leistungsarten, in der einzelnen Ausgestaltung der Leistungen und nach dem Versorgungsträger. Die L e i s t u n g s a r t e n der betrAV entsprechen ganz wesentlich denen der GRV. Die betrAV kennt Altersrenten, die mit dem Eintritt in den Ruhestand einsetzen, Leistungen für den Fall der Invalidität (und zwar entweder in Anlehnung an die GRV, an die Beamtenversorgung oder an die gesetzliche Krankenv) Witwen-, Witwerund Waisenrenten sowie Sterbegelder. Ganz regelmäßig werden die Leistungen von einer Mindesttätigkeitsdauer, der sog. Wartezeit abhängig gemacht, die im Regelfall bei 10 Jahren liegt, aber auch kürzer — ζ. B. fünf Jahre — oder länger — ζ. B. 15 Jahre — sein kann und gänzlich entfällt, wenn ein Todesfall, die Berufs- oder Erwerbsunfähigkeit auf einen Betriebsunfall zurückzuführen ist. Anders als in der GRV mit ihren einheitlichen Rentenformeln finden sich in der betrAV unterschiedliche L e i s t u n g s m o d e l l e mit unterschiedlichen Leistungshöhen. Bei sämtlichen Modellen wird versucht, die Leistungen in Abhängigkeit von der geleisteten Dienstzeit und des Arbeitsentgelts zu bringen, die zugesagten Leistungen sind ganz überwiegend Rentenleistungen, insbesondere bei der Direktv aber auch

VI. Gesetzl RentenV u Betriebl Alters vers - Lebens V

Anm. Β 172

und zwar unabhängig, wie hoch sich die gesetzliche Rente im Einzelfalle darstellt. Die Anwartschaften erhöhen sich in Übereinstimmung mit den steigenden Arbeitsentgelten, das Modell ist also h a l b d y n a m i s c h ausgestaltet. Eine v o l l d y n a m i s c h e A n p a s s u n g findet sich in Modellen, in denen der A r b e i t g e b e r e n t s p r e c h e n d e S t e i g e r u n g e n der Rentenleistungen nicht nur für das Anwartschaftsstadium, sondern a u c h f ü r d a s L e i s t u n g s s t a d i u m z u s a g t . Das gehaltsabhängige Prozent-Modell unterscheidet sich vom Gesamtversorgungsmodell dadurch, daß der Arbeitgeber keine Ausfallgarantie hinsichtlich der Renten aus der GRV übernimmt und von der individuellen gesetzlichen Rente unabhängige Leistungen vorsieht, bei der natürlich auch die allgemeine Leistungshöhe der GRV mitberücksichtigt wird. Änderungen bei der GRV berühren diese betrAV im Einzelfalle grundsätzlich nicht. Um eine Ü b e r v e r s o r g u n g des Versorgungsberechtigten zu vermeiden, finden sich bei diesem Modell häufig H ö c h s t b e g r e n z u n g s - oder M a x i m i e r u n g s k l a u s e l n , die die Summe der gesetzlichen und der betrieblichen Rente beispielsweise auf 70 oder 75% des letzten Nettoarbeitsentgelts begrenzen. Die dritte Grundform der betrAV ist ein Leistungsmodell, das feste DM-Beträge vorsieht. Neben diesen Grundmodellen finden sich eine Reihe von Kombinationen aus den einzelnen Modellen, Modifikationen ergeben sich auch daraus, daß bei gehaltsabhängigen Modellen nur ein Teil der Bezüge für versorgungsfähig erklärt wird und unterschiedliche Bestimmungen über die ruhegehaltsfähigen Dienstjahre vorgenommen werden. [B 170] b) Formen der Betrieblichen Altersversorgung Bei der betrAV haben sich im Laufe der Zeit fünf unterschiedliche Formen herausgebildet, die in der Praxis allerdings häufig miteinander kombiniert sind und zuweilen in den Betrieben auch nebeneinander zu finden sind. [B 171] aa) Unmittelbare Versorgungszusage Der Arbeitgeber kann aus einzelvertraglicher Zusage, aus einer von ihm erlassenen Ruhegeldordnung, aus betrieblicher Übung, aus einer Betriebsvereinbarung, aus einem Tarifvertrag oder aufgrund gesetzlicher Vorschrift verpflichtet sein, Versorgungsleistungen zu erbringen. Träger der Versorgung ist bei dieser unmittelbaren Versorgungszusage oder Direktzusage — zu denen auch die Pensionszusagen zählen — der Arbeitgeber selbst, der auch die Finanzierung der Versorgungsleistungen übernimmt. Mit Hilfe von während der Anwartschaftszeit gebildeten Pensionsrückstellungen wird der Betrag angesammelt, der bei Eintritt des Versorgungsfalles nach vsmathematischen Grundsätzen zur Verfügung stehen muß, um daraus ohne weitere Aufwendungen die zugesagten Versorgungsleistungen zu erbringen. Die Versorgungsverpflichtungen können bei einem Lebensver partiell oder gänzlich — also kongruent — rückgedeckt werden. Eine solche Riickdeckungsv ist eine Form der Lebensv (vgl. dazu unten Anm. Β 196 —199 und Anm. G sowie — teilweise überholt — Heubeck, Die Pensionsrückstellung, in: Handbuch 5. Aufl., S. 121—347). [B172] bb) Pensionskasse Die Pensionskasse ist eine von einem oder meheren Arbeitgebern errichtete Versorgungseinrichtung in Gestalt eines Vsvereins auf Gegenseitigkeit, und zwar in aller Regel als kleinerer Gegenseitigkeitsverein im Sinne von § 53 VAG und nur selten als großer Gegenseitigkeitsverein. Der alleinige Zweck der Pensionskasse ist es, die Versorgung der Arbeitnehmer zu übernehmen. Nach den Trägern der Winter

233

Anm. Β 174

Β. Bedeutung der Lebensversicherung

Pensionskasse werden b e t r i e b l i c h e P e n s i o n s k a s s e n im engeren Sinne — die nur für einen Betrieb oder nur ein Unternehmen errichtet sind — und K o n z e r n k a s sen für Arbeitnehmer mehrerer Unternehmen eines Konzerns, G r u p p e n k a s s e n für die Arbeitnehmer eines Wirtschaftszweiges (beispielsweise des Baugewerbes und der Banken) sowie weder einem Konzern oder einem Wirtschaftszweig zuzuordnende Kassen unterscheiden. Darüber hinaus existieren auch Pensionskassen, die lediglich als R ü c k d e c k u n g s k a s s e n für vom Arbeitgeber unmittelbar gegebene Versorgungszusagen dienen. Die gegenwärtig bestehenden 237 Pensionskassen unterliegen der V e r s i c h e r u n g s a u f s i c h t , die Finanzierung erfolgt durch den Arbeitgeber bzw. die Arbeitgeber und die Arbeitnehmer gemeinsam, und zwar grundsätzlich nach dem Anwartschaftsdeckungsverfahren. Die rechtlichen Beziehungen zwischen den Pensionskassen und den Arbeitnehmern bzw. den Arbeigebern richten sich — soweit es sich um die Leistungen der Pensionskassen handelt — nach dem V s v e r t r a g s r e c h t . Zu den Pensionskassen im einzelnen unten Anm. Β 183 — 186 sowie Anm. G und Bischoff, Pensionskassen, in: Handbuch 6. Aufl.

[B 173] cc) Unterstützungskasse Die Unterstützungskasse ist eine rechtlich selbständige Versorgungseinrichtung in der Rechtsform eines eingetragenen Vereins einer GmbH oder einer Stiftung mit dem alleinigen Zweck, Versorgungsleistungen zu gewähren. Zu den Versorgungsleistungen gehören auch Leistungen in Fällen der Not und der Arbeitslosigkeit, die bei anderen Trägern der betrAV nicht gewährt werden. Anders als bei der Pensionskasse ist bei der Unterstützungskassse ein Rechtsanspruch auf die Leistung ausgeschlossen, die Unterstützungskasse unterliegt daher auch n i c h t der V s a u f s i c h t (vgl. nur Goldberg-Müller §1 VAG Anm. 6 8 - 7 1 ) . Die rechtlichen Beziehungen zwischen der Unterstützungskasse, dem Arbeitgeber und dem Arbeitnehmer sind n i c h t v s v e r t r a g s r e c h t l i c h e r N a t u r . Zu den Unterstützungskassen im einzelnen vgl. Schwarzbauer, Unterstützungskassen, in: Handbuch 6. Aufl.

[B 174] dd) Direktversicherung Bei der Direktv schließt der Arbeitgeber auf das Leben des Arbeitnehmers einen Einzel- oder Gruppenlebensvsvertrag ab, in welchem er Vmer und der Arbeitnehmer bzw. seine Angehörigen Bezugsberechtigter ist. Das Bezugsrecht des Arbeitnehmers bzw. seiner Angehörigen kann widerruflich oder unwiderruflich sein. Die Finanzierung der Vsbeiträge erfolgt regelmäßig durch den Arbeitgeber, eine Beteiligung der Arbeitnehmer erfolgt relativ selten. Die Finanzierungsmethode ist auch hier grundsätzlich das Anwartschaftsdeckungsverfahren. Auch bei den Direktven gibt es wie bei den Pensionskassen Gruppeneinrichtungen wie beispielsweise den IndustriePensions-Verein für Führungskräfte der Industrie. Zu unterscheiden ist von dieser Direktvsform der R ü c k d e c k u n g s v e r t r a g , dessen Zweck es ist, die Versorgungsverpflichtungen des Arbeitgebers aus Direktund Pensionszusagen abzudecken. Die Leistungen aus dem Vsvertrag fließen dem Arbeitgeber zu, der sie für die dem Arbeitnehmer zugesagten Versorgungsleistungen benötigt (vgl. dazu oben Anm. Β 54 und unten Anm. Β 196 — 199). Zur D i r e k t v vgl. im einzelnen unten Anm. Β 188 — 195 und Anm. G sowie Gehrhardt, Versicherungsverträge mit privaten Versicherungsunternehmen, in: Handbuch 6. Aufl. 234

Winter

VI. Gesetzl Ren ten V u Betriebl Altersvers — Lebens V

Anm. Β 177

[Β 175] ee) Freiwillige Versicherung und Höherversicherung in der Gesetzlichen Rentenversicherung Eine letzte Möglichkeit der betrAV ist die freiwillige V bei den Trägern der GRV für hier nicht pflichtvte Arbeitnehmer bzw. die Höherv von freiwillig oder pflichtvten Arbeitnehmern. Diese schon früher wenig verbreitete Form der betrAV ist in ständig weiterem Rückgange begriffen, da die Gruppe der nicht pflichtvten Arbeitnehmer zunehmend kleiner wird und die H ö h e r v in der G R V n i c h t v o l l d y n a m i s c h ist. Vgl. dazu im einzelnen Beye, Weiterversicherung und Höherversicherung in der gesetzlichen Rentenversicherung, in: Handbuch 6. Aufl. [B 176] ff) Wertung der einzelnen Formen Die einzelnen Gestaltungsformen der betrAV kommen den Interessen der Arbeitnehmer auf der einen Seite und den Interessen der Arbeitgeber auf der anderen Seite unterschiedlich entgegen. Dem Arbeitnehmer ist an einer betrAV gelegen, die ihm einen unentziehbaren und auch faktisch durchsetzbaren Rechtsanspruch gibt und ihn möglichst wenig mit Beiträgen und Steuern belastet, dem Arbeitgeber kommt es darauf an, daß ihn die betrAV nicht zu sehr belastet, die Aufwendungen seinem Unternehmen (wenn auch indirekt) möglichst erhalten bleiben und die Verbundenheit des Arbeitnehmers mit dem Unternehmen gefördert wird. Gleichwohl kann aus dieser Sicht eine Wertung nur mit größter Vorsicht und nicht allgemeinverbindlich vorgenommen werden. Die unmittelbaren Versorgungszusagen haben für den Arbeitnehmer den Vorteil eines klaren Rechtsanspruchs, der angesichts der Insolvenzsicherung auch durchsetzbar ist (vgl. zur Insolvenzsicherung sogleich Anm. Β 181), für den Arbeitgeber haben die Rückstellungen einen wünschenswerten Finanzierungseffekt. Auch die Lösung über die Pensionskassen kommt den Interessen des Arbeitnehmers weit entgegen, für den Arbeitgeber mag die Aufsicht durch die Vsaufsichtsbehörde eine Verwaltungsbelastung mit sich bringen. Die Unterstützungskassen bieten dem Arbeitnehmer gleichfalls eine Versorgungsform, die seinen Interessen entgegenkommt, wobei allerdings der Ausschluß des Rechtsanspruchs — trotz aller Abmilderungen durch die Rechtsprechung — nicht zu übersehen ist; für den Arbeitgeber mögen sie den Vorteil einer weniger aufwendigen Verwaltung bieten, aber auch die steuerlichen Nachteile schlagen zu Buche. Die Direktv entspricht den Interessen des Arbeitnehmers ganz weitgehend, nachteilig wirkt sich höchstens die Besteuerung der Beiträge aus; für den Arbeitgeber wirkt sich der Beitragsaufwand bei dieser Form der betrAV nicht so liquiditätsmindernd aus, weil die Möglichkeit der Beleihung der Deckungsmittel besteht. Vgl. dazu im übrigen Höhne, Die betriebliche Altersversorgung, in: Handbuch 6. Aufl. S. 14 — 16. Schon diese wenigen Bemerkungen zur Wertung der verschiedenen Formen der betrAV zeigen, daß es für eine endgültige Abwägung der Vor- und Nachteile der einzelnen Gestaltungsmöglichkeiten auf die U m s t ä n d e des Einzel fa lies ankommt, wie die Größe des Unternehmens, die Höhe der zu erbringenden Versorgungsleistungen, die Unternehmensform und die Frage, welche Gesichtspunkte für das einzelne Unternehmen, aber auch für die Arbeitnehmerseite jeweils im Vordergrund des Interesses stehen. Oftmals entspricht auch eine Kombination der einzelnen Gestaltungsformen am besten den Interessen der Parteien. [B 177] c) Gesetz zur Verbesserung der Betrieblichen Altersversorgung Bis zum Inkrafttreten des Gesetzes zur Verbesserung der betrieblichen Altersversorgung (BetrAVG) herrschte dabei auf dem Gebiet der betrAV ganz weitgehend Vertragsfreiheit. Das hat sich geändert. Die wichtigsten Probleme der betrAV, die Winter

235

Β. Bedeutung der Lebensversicherung

Anm. Β 181

Gegenstand des BetrAVG sind und damit auch die privatvsrechtlichen Gestaltungsformen der betrAV mitprägen, sind: [B 178] aa) Unverfallbarkeit betrieblicher Versorgungsanwartschaften Nach § 11 BetrAVG werden alle Anwartschaften auf Leistungen der betrieblichen Altersversorgung aus Versorgungszusagen im Falle einer vorzeitigen Beendigung des Arbeitsverhältnisses unverfallbar, wenn der Arbeitnehmer im Zeitpunkt des Ausscheidens mindestens das 35. Lebensjahr vollendet hat und entweder die Versorgungszusage für ihn mindestens 10 Jahre bestanden hat oder der Beginn der Betriebszugehörigkeit mindestens 12 Jahre zurückliegt und die Versorgungszusage für ihn mindestens 3 Jahre bestanden hat. Das gilt auch für die Lebensv in Form der Direktv, der Arbeitgeber ist in diesem Fall verpflichtet, das Bezugsrecht des Arbeitnehmers oder seiner Hinterbliebenen — sofern es ein widerrufliches ist — nicht mehr zu widerrufen. Eine Vereinbarung, nach der ein unwiderrufliches Bezugsrecht durch die Beendigung des Arbeitsverhältnisses auflösend bedingt ist, wird unwirksam, sobald die Voraussetzungen für die Unverfallbarkeit eingetreten sind. Zur Höhe der unverfallbaren Leistungen auch für die Direktv vgl. § 2 BetrAVG, zur Unverfallbarkeit bei Aufstockung der ursprünglichen V vgl. LAG Hamm 29.1.1980 BB 1980 S. 681, zur Abfindung unverfallbarer Anwartschaften und ihrer Übertragung vgl. §§ 3, 4 BetrAVG sowie unten Anm. G und H. [B 179] bb) Auszehrung betrieblicher Versorgungsleistungen und die Anrechnung oder Berücksichtigung anderer Versorgungsbezüge Nach § 5 I BetrAVG dürfen die bei Eintritt eines Versorgungsfalles erstmalig festgesetzten Leistungen der betrAV nicht mehr dadurch gemindert oder entzogen werden, daß Beträge, um die sich andere Versorgungsbezüge nach diesem Zeitpunkt durch Anpassung an die wirtschaftliche Entwicklung erhöhen, angerechnet oder bei der Begrenzung einer Gesamtversorgung auf einen Höchstbetrag berücksichtigt werden. Dadurch soll vermieden werden, daß die Dynamisierung sozialer Leistungen entgegen ihrem Sinn und Zweck nicht dem Arbeitnehmer zugute kommt, sondern nur den Arbeitgeber entlastet. Nach § 5 II BetrAVG dürfen ferner Leistungen der betrAV nicht durch Anrechnung oder Berücksichtigung anderer Versorgungsbezüge gekürzt werden, soweit diese auf eigenen Beiträgen des Versorgungsempfängers beruhen. Dieses — nur selbstverständliche — Anrechnungsverbot gilt dabei nicht für Renten aus der GRV, soweit sie auf Pflichtbeiträgen beruhen, obwohl auch sie zur Hälfte vom Arbeitnehmer getragen werden, und nicht für sonstige Versorgungsbezüge, die mindestens zur Hälfte auf Beiträgen oder Zuschüssen des Arbeitgebers beruhen. Renten der GRV können somit im Rahmen eines Gesamtversorgungssystems voll auf die zugesagte Gesamtversorgung angerechnet werden. Vgl. im übrigen unten Anm. G. [B 180] cc) Altersgrenze Nach § 6 BetrAVG gilt die flexible Altersgrenze der GRV auch für die betrAV. Zur Auswirkung im Hinblick auf die Lebensv vgl. unten Anm. Β 193 und Anm. G. [B 181] dd) Insolvenzsicherung Träger der Insolvenzsicherung ist der Pensions-Sicherungs-Verein auf Gegenseitigkeit, der bei den Formen der betrAV, bei denen die Sicherheit der Versorgungsreserven von dem wirtschaftlichem Schicksal des Arbeitgebers abhängig ist, gegenüber den 236

Winter

VI. Gesetzl RentenV u Betriebl Altersvers - LebensV

Anm. Β 184

Versorgungsempfängern eintritt. Erfaßt werden dabei die unmittelbaren Versorgungszusagen, die Sicherungspflichtigen Direktven und die Unterstützungskassen (vgl. im einzelnen § § 7 - 1 5 BetrAVG). [B 182] ee) Anpassung Die Vorschriften des § 16 BetrAVG ist die am meisten umstrittene Bestimmung des Gesetzes. Während die Rechtsprechung früher stets eine Verpflichtung des Arbeitgebers zur Anpassung ablehnte, entschied BAG 30.III.1973 BB 1973 S. 522 erstmalig, daß der Arbeitgeber verpflichtet ist, mit dem Versorgungsberechtigten über eine angemessene Anpassung der betrieblichen Versorgungsleistungen an die gestiegenen Lebenshaltungskosten zu verhandeln, wenn deren Steigerung eine sog. Opfergrenze überschritten hatte. Diese Rechtsprechung ist in § 16 BetrAVG aufgenommen, wonach der Arbeitgeber alle drei Jahre eine Anpassung der laufenden Leistungen der betrAV zu prüfen und hierüber nach billigem Ermessen zu entscheiden hat; hierbei sind insbesondere die Belange des Versorgungsempfängers und die wirtschaftliche Lage des Arbeitgebers zu berücksichtigen — eine insgesamt nur ansatzweise Regelung, bei der die Einzelheiten der Lösung der Anpassungsfrage in der betrAV der Rechtsprechung überlassen bleibt, die praktisch zur vollen Ausgleichspflicht für Kaufkraftverluste tendiert, was wiederum oftmals einen Nachschuß des Arbeitgebers zur Abdeckung der inflationsbedingten Fehlbeträge bedeutet. Vgl. zur Rechtsprechung Kessel DB 1981 S. 5 2 6 - 5 3 1 sowie unten Anm. G. [B 183) d) Lebensversicherung durch Pensionskassen aa) Arten und Begriff der Pensionskasse Die Pensionskasse ist ein Instrument der betrAV, wobei im wesentlichen drei Arten von Pensionskassen zu unterscheiden sind: (1) Die Firmen- oder Betriebspensionskasse betreibt die Pensionsv der Mitarbeiter aller oder mehrerer Betriebe oder eines Betriebes eines Unternehmens, (2) die Konzernpensionskasse versichert die Mitarbeiter von konzernmäßig miteinander verbundenen Unternehmen, und (3) die Gruppenpensionskasse erfaßt die Mitarbeiter eines Wirtschaftszweiges. Die Besonderheit der Pensionskasse liegt in der Verlagerung des Versorgungsrisikos auf eine betriebsnahe, rechtlich selbständige Vsinstitution. Die Pensionskasse betreibt die private Rentenv von Arbeitnehmern gegen Beiträge, sie ist ein Instrument der betrieblichen Sozialpolitik. Die Pensionskasse ist — grundsätzlich privatrechtliches — Lebensvsunternehmen und erfüllt sämtliche Voraussetzungen des Vsbegriffs, die für den Betrieb von Vsgeschäften erforderliche Kalkulation erfolgt auf wahrscheinlichkeitstheoretischer Grundlage. [B 184] bb) Versicherungsverhältnis bei der Pensionskasse Die privatrechtliche Pensionskasse ist regelmäßig kleinerer Gegenseitigkeitsverein, der satzungsgemäß einen sachlich, örtlich oder dem Personenkreis nach eng begrenzten Wirkungskreis hat. Die Pensionskasse ist der Ver von Arbeitnehmern eines oder mehrerer Betriebe und sichert mit Hilfe eines Vsverhältnisses die Ansprüche der Arbeitnehmer auf eine Altersversorgung. Gehört der Arbeitnehmer zu dem Kreis derer, für die eine betrAV durch die Pensionskasse gewährt wird, so hat er ein Recht auf V in der Pensionskasse. Das V s v e r h ä l t n i s z w i s c h e n der P e n s i o n s k a s s e und dem A r b e i t n e h m e r kann theoretisch in der Weise zustande kommen, daß der Arbeitnehmer den Vsvertrag als Vmer mit der Pensionskasse als Ver schließt oder Winter

237

Anm. Β 185

Β. Bedeutung der Lebensversicherung

daß der Vsvertrag zwischen dem Arbeitgeber als Vmer und der Pensionskasse zustande kommt, wobei der Arbeitnehmer — bzw. seine Angehörigen — als Bezugsberechtigte eingesetzt werden (vgl. dazu BGH 12.III.1964 VersR 1964 S. 497). Ist dabei die Pensionskasse ein kleinerer VVaG, so sind die Gestaltungsmöglichkeiten angesichts der §§ 20, 53 VAG beschränkt, wonach Mitglied des Vereins nur ein Vmer werden kann. Das Rechtsverhältnis zur Pensionskasse richtet sich im einzelnen nach ihrer Satzung, den AVB und dem VVG, das Innenverhältnis zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer richtet sich nach arbeitsrechtlichen Rechtsgrundsätzen. In aller Regel ist der Arbeitnehmer Vmer, Gefahrsperson und — soweit möglich wie ζ. B. bei der Altersrente — Berechtigter aus dem Vsvertrag, damit einher geht seine mitgliedschaftliche Stellung. Die Pensionskasse kann dabei in dreifacher Weise zur Aufnahme eines Arbeitnehmers verpflichtet sein. Zum einen, wenn sie unter bestimmten Voraussetzungen einen ausdrücklichen Anspruch auf Aufnahme in ihrer Satzung gibt und der die Aufnahme beantragende Arbeitnehmer diese Voraussetzungen erfüllt. Zweitens, wenn sich die Pensionskasse gegenüber dem Arbeitgeber verpflichtet hat, jeden Arbeitnehmer, der bestimmte Voraussetzungen erfüllt oder den ihr der Arbeitgeber aufgibt, aufzunehmen. Eine solche Zusage gewährt dem Arbeitgeber einen Anspruch auf Aufnahme des Arbeitnehmers, wobei der Arbeitgeber aus dem Arbeitsverhältnis verpflichtet ist, diesen Anspruch für seinen Arbeitnehmer geltend zu machen. Drittens kann die Vereinbarung zwischen Pensionskasse und Arbeitgeber auch einen Vertrag zugunsten eines Dritten beinhalten, wodurch der Arbeitnehmer selbst einen entsprechenden Rechtsanspruch erhält. In der Regel besteht ein entsprechender Beitrittszwang für den Arbeitnehmer. Neben den Arbeitnehmern hat bei der Pensionskasse der Arbeitgeber Rechte und Pflichten, die insbesondere auch vsvertragsrechtlicher Natur sind. Der Arbeitgeber ist regelmäßig Vmer neben seinen Arbeitnehmern, er hat mit den Arbeitnehmern oder allein die erforderlichen Beiträge zu entrichten, kann vsvertragsrechtliche Gestaltungsrechte geltend machen, darüber hinaus hat er auch weitere — außerhalb des Vsvertragsrechts liegende — Einwirkungsmöglichkeiten, für die auf Bischoff, Pensionskassen, in: Handbuch S. 49 — 61 verwiesen wird. Das vsrechtliche Rechtsverhältnis wird dabei auch dadurch mitgestaltet, daß die Pensionskasse auch der B e a u f s i c h t i g u n g durch die Vsaufsichtsbehörde unterliegt. Vgl. auch insoweit ausführlich Bischoff, Pensionskassen, in: Handbuch, S. 73 — 80. [B 185] cc) Leistungen der Pensionskasse In Art und Umfang der Leistungen spiegeln sich die Idee der betrieblichen Sozialpolitik und die finanzielle Belastungsmöglichkeit von Betrieb und Arbeitnehmern wider. Neben den Rentenleistungen findet sich zuweilen als Einmalleistung ein Sterbegeld. Bei den Rentenleistungen ist zwischen Mitglieds- und Hinterbliebenenrenten zu unterscheiden. Die Mitgliedsrente in Gestalt der Altersrente oder Pension schließt sich an die Aktivenbezüge an und ergänzt die Rente aus der GRV, Modifikationen ergeben sich für Renten bei einem vorzeitigen Ausscheiden aus dem Arbeitsleben aus gesundheitlichen Gründen, wegen Berufs- oder Erwerbsunfähigkeit. Zur Frage der Unverfallbarkeit von betrieblichen Ruhegeldern bei sonstigem vorzeitigen Ausscheiden aus dem Betriebe vgl. Höfer, Gesetz zur Verbesserung der betrieblichen Altersversorgung, Kommentierung zu §§ 1 — 4. Für Familienangehörige können Zulagen zur Mitgliedsrente gewährt werden. Zu den Hinterbliebenenrenten gehören zunächst die Witwen- und Witwerrenten, wobei die Witwerrenten seltener gewährt werden, da es auch gegenwärtig nicht so häufig vorkommt, daß eine Arbeitnehmerin ihren Ehemann angesichts ihres höheren Einkommens mitunterhält. 238

Winter

VI. Gesetzl RentenV u Betriebl Altersvers - LebensV

Anm. Β 188

Waisenrenten werden von einer Großzahl der Pensionskassen geleistet, wobei sich manche Kassen allerdings auf die Kinder beschränken, die beide Elternteile verloren haben. Neben dem Sterbegeld — das zuweilen allerdings durch eigene Sterbekassen übernommen wird — verdient noch die Beitragsrückgewähr oder Beitragserstattung Erwähnung, die im Zusammenhang mit der Pflicht zur Aufrechterhaltung der Mitgliedschaft und dem Problem der Unverfallbarkeit bei einem Ausscheiden aus dem Betriebe zu sehen ist. Hierzu und zur Frage der freiwilligen Höherv vgl. unten Anm. G und I. Zu den einzelnen Leistungsvoraussetzungen gehört die Wartezeit, die in der Regel einer Mindestdienstzeit im Betrieb entspricht und die unter dem Aspekt der Betriebsbindung, andererseits aber auch im Hinblick auf eine Mobilitätseinschränkung in der Praxis überwiegend auf fünf Jahre bemessen wird. Vgl. zu allem Bischoff, Pensionskassen, in: Handbuch, S. 86 — 106. [B 186] dd) Finanzierung der Pensionskassenleistungen Die Finanzierung der Leistungen erfolgt nach vstechnischen Grundsätzen, wobei sich für die Beitrags verfahren vielfältige Ausgestaltungen finden. Die Beiträge werden dabei von den Arbeitnehmern, dem Arbeitgeber oder beiden zusammen entrichtet. Beteiligt sich das Trägerunternehmen nicht an der Beitragszahlung, findet dabei das Äquivalenzprinzip uneingeschränkt Anwendung. Von den unterschiedlichen Deckungsverfahren wie beispielsweise das Umlageverfahren, Abschnittdeckungsverfahren, Kapitaldeckungs-, Rentenwertdeckungs- und Anwartschaftsdeckungsverfahren ist von der Aufsichtsbehörde ganz allgemein nur das letztere zugelassen, weil dieses allein die Gewähr für die dauernde Erfüllbarkeit der satzungsmäßigen Leistungen gibt. Nur in Ausnahmefallen wird das Kapitaldeckungsverfahren als zulässig angesehen. Die Behandlung des Überschusses ist in der Satzung zu regeln. Vgl. zu den Finanzierungsverfahren im einzelnen Heubeck, in: Handbuch 5. Aufl. Bd I S. 155-161. [B 187] e) Lebensversicherung durch Lebensversicherer In der privaten Lebensv sind für die betriebliche Alters- und Hinterbliebenenversorgung besondere vstechnische Modelle geschaffen worden, die die differierenden spezifischen Interessen bei der betrAV berücksichtigen. Dabei ist die Direktv und die Rückdeckungsv zu unterscheiden. Während bei der Direktv der Arbeitnehmer die Vsleistung unmittelbar vom Ver erhält, werden durch die Rückdeckungsv dem Arbeitgeber die Mittel zur Verfügung gestellt, die er benötigt, um seine unmittelbaren Versorgungszusagen zu erfüllen. [B 188] aa) Direktversicherung (1) Grundlegung Die Direktv hat im BetrAVG eine gesetzliche Regelung erfahren und wird insbesondere von mittleren und kleineren Betrieben gewählt. Nach § 1 II 1 BetrAVG ist die Direktv eine Lebensv auf das Leben des Arbeitnehmers, die durch den Arbeitgeber abgeschlossen wird und bei der der Arbeitnehmer bzw. seine Hinterbliebenen hinsichtlich der Leistungen des Vers ganz oder teilweise bezugsberechtigt sind. Vmer ist somit der Arbeitgeber, Gefahrsperson der Arbeitnehmer bzw. der nach § 17 I 2 BetrAVG einbezogene Personenkreis, Bezugsberechtigte sind der Arbeitnehmer bzw. seine Hinterbliebenen. Bei einer widerruflichen Bezugsberechtigung kann der Arbeitgeber vsrechtlich das Bezugsrecht jederzeit widerrufen, arbeitsrechtlich ist eine etwaige Unverfallbarkeit zu berücksichtigen. Bei einem unwiderruflichem Winter

239

Anm. Β 192

Β. Bedeutung der Lebensversicherung

Bezugsrecht bietet sich die Aufnahme einer Klausel an, nach der das Bezugsrecht an den Arbeitgeber zurückfallt, wenn der Arbeitnehmer vor Fälligkeit von Vsleistungen und vor Eintritt der Unverfallbarkeit von sich aus das Arbeitsverhältnis löst oder der Arbeitgeber seinerseits zur Lösung des Arbeitsverhältnisses unter Widerruf der Versorgungszusage berechtigt ist (vgl. hierzu BGH 5.XI.1962 VersR 1963 S. 29, BAG 31.111.1969 VersR 1970 S. 700, OLG Karlsruhe 15.XII.1977 VersR 1978 S. 416). [B 189] (2) Einzelversicherung Die Direktv wird als Einzelv abgeschlossen, wenn nur wenige Arbeitnehmer zu versorgen sind oder wenn der Arbeitgeber bei der Auswahl der zu versorgenden Arbeitnehmer und bei der Festsetzung der Vsleistungen individuell vorgehen möchte. Eine solche Einzelv unterscheidet sich vstechnisch nicht von einer Einzelv, die nicht vor dem Hintergrund einer betrAV abgeschlossen wird. [B 190] (3) Gruppenversicherung Ganz überwiegend erfolgt die Direktv bei der betrAV in Form von Gruppenven, für die sich eine Reihe von Besonderheiten ergeben, die in den jeweiligen Einzelabschnitten und insbesondere unter Anm. I mit den entsprechenden Querverweisungen kommentiert sind (vgl. dazu auch BGH 5.XI.1962 VersR 1963 S. 29, BAG 31.111.1969 VersR 1970 S. 700, OLG Karlsruhe 15.XII.1977 VersR 1978 S. 416). Es handelt sich dabei um einen echten Gruppenvsvertrag, wenn ein einheitlicher Vsvertrag zwischen der Gruppenspitze (Arbeitgeber) und dem Ver abgeschlossen wird. Ein gemischter Gruppenlebensvsvertrag ist gegeben, wenn ein Arbeitgeber einen Gruppenvsvertrag zugunsten seiner Arbeitnehmer abschließt, der Arbeitnehmer aber einen Teil des Beitrages selbst trägt. [B 191] (4) Unechte Gruppenversicherung Zwischen echter Gruppenv und Einzelv ist die unechte Gruppenv angesiedelt, bei der eine Vielzahl von einzelnen Vsverträgen zum Zwecke gemeinsamer Vertragsdurchführung und -Verwaltung zusammengefaßt wird und der Arbeitgeber beispielsweise das Sammelinkasso übernimmt, so daß Beitragsvergünstigungen ermöglicht werden. [B 192] (5) Versicherungsformen Im Zusammenhang mit der betrAV werden zum einen Rentenven vereinbart, und zwar einschließlich der Berufsunfahigkeitsv. Die verschiedenen Rentenformen wie Altersrente, Invalidenrente, Witwen- und Waisenrente können kombiniert werden, wobei es für den Rentenaufbau verschiedene Wege gibt: Es kann von Vsbeginn an ein gleichbleibender Anspruch vereinbart werden, der sich bis zum Auslaufen der V nicht ändert. Zweitens können Steigerungsrenten vereinbart werden, wobei die Rentenanwartschaften mit Null beginnen und in jedem Jahr um einen bestimmten Betrag oder Prozentsatz steigen; der Ver geht im Leistungsfall sodann von der erreichten Rentenanwartschaft aus. Drittens kann vereinbart werden, daß die Steigerungen nach einer bestimmten Vszeit abgebrochen werden, so daß die dann erreichte Anspruchshöhe unverändert bleibt. Viertens kann eine Kombination zwischen gleichbleibenden und steigenden Anwartschaften beispielsweise in der Form vorgenommen werden, daß eine gleichbleibende Grundrente sich vom Vsbeginn an jährlich um einen bestimmten Betrag erhöht. Fünftens kann für die gleichbleibenden 240

Winter

VI. Gesetzl RentenV u Betriebl Altersvers — LebensV

Anm. Β 195

oder steigenden Anwartschaften ähnlich wie in der GRV eine Wartezeit vorgeschaltet werden. Zur Frage der Dynaminisierung der Vsrenten in der betrAV vgl. im einzelnen Anm. G. In der betrAV werden aber insbesondere auch Kapitalleistungen als Ergänzung zu der GRV vereinbart, wobei sich wiederum verschiedene Kombinationsmöglichkeiten anbieten. Auch die Kapitalleistungen können statisch oder in Abhängigkeit von den Bezügen oder von den Dienstjahren dynamisch angesetzt werden. Auch hierzu im einzelnen Anm. G. Die Anpassungsiiberpriifung nach § 16 BetrAVG bezieht sich dabei nur auf laufende Leistungen der betrAV und nicht auf Anwartschaften. Sie ist nicht anwendbar, wenn die Direktv auf Kapitalbasis abgeschlossen wird. Bei Direktven auf Rentenbasis kann eine Anpassung dabei schon durch die Überschußbeteiligung, die in alljährliche Erhöhungsrenten umgesetzt wird, vorgenommen werden. [B 193] (6) Flexible Altersgrenze Die flexible Altersgrenze führt weder bei Kapitalven noch bei Rentenven zu Schwierigkeiten (vgl. Laskowski VW 1983 S. 1624). Macht der Arbeitnehmer von der flexiblen Altersgrenze in der GRV bei einer Kapitalv Gebrauch, so kann nach den Geschäftsplänen der Ver in den letzten drei Jahren vor Ablauf der V das volle geschäftsplanmäßige Deckungskapital, die Dividende des letzten Jahres sowie die Schlußdividende gewährt werden, so daß die Beendigung der V in den letzten drei Jahren einem Ablauf gleichkommt und nicht ein Rückkauf der V vorzunehmen ist. Handelt es sich um eine Rentenv, so kann sie der Arbeitnehmer beitragspflichtig oder beitragsfrei weiterführen. Zieht er es vor, die Rentenleistungen sofort beginnen zu lassen, so bemißt sich die Rente nach dem zum Zeitpunkt der Pensionierung vorhandenen Deckungskapital, sie erfahrt eine entsprechende Kürzung. [B 194] (7) Finanzierung der Versicherungsleistungen Die Finanzierung der Ven erfolgt über Jahresbeiträge oder Einmalbeiträge, wobei ganz allgemein vom Anwartschaftsdeckungsverfahren auszugehen ist. Die Jahresbeiträge werden in aller Regel bis zum Eintritt des Versorgungsfalles, spätestens bis zum Altersrentenbeginn entrichtet, wobei allerdings auch die Möglichkeit besteht, die Beitragszahlung bei Erreichung eines bestimmten Alters auszusetzen und einen etwaigen weitergehenden Versorgungsbedarf durch Einmalbeiträge zu finanzieren. Einmalbeiträge werden grundsätzlich dann vereinbart, wenn der Arbeitgeber Wert auf finanzielle Beweglichkeit bei der Beitragsentrichtung legt oder durch Einmalbeiträge eine Dynamisierung der Vsleistungen ermöglichen will. [B 195] (8) Vorzeitiges Ausscheiden des Arbeitnehmers aus dem Betrieb Hier ist zu unterscheiden, ob die Voraussetzungen für die Unverfallbarkeit der Versorgung gegeben sind oder nicht. Ist U n v e r f a l l b a r k e i t gegeben, so besteht erstens die Möglichkeit, die V dem Arbeitnehmer mitzugeben, wenn (a) spätestens nach drei Monaten seit dem Ausscheiden des Arbeitnehmers das Bezugsrecht unwiderruflich ist und eine Beleihung oder Abtretung der V sowie Prämienrückstände nicht gegeben sind; wenn (b) nach dem Vsvertrag die Überschußanteile vom Beginn der V an, frühestens jedoch vom Beginn der Betriebszugehörigkeit an nur zur Verbesserung der Vsleistung zu verwenden sind und wenn schließlich (c) der Arbeitnehmer nach dem Vsvertrag das Recht zur Fortsetzung der V mit eigenen Beiträgen hat. Läßt der Arbeitgeber die Überschußanteile nicht zugunsten des Arbeitnehmers im Vsvertrag, so erhält der Arbeitnehmer als zweite Möglichkeit Winter

241

Β. Bedeutung der Lebensversicherung

Anm. Β 197

eine vsrechtliche Anwartschaft entsprechend seiner Dienstzeit, wobei in Höhe der Differenz wegen der Herausnahme der Überschußanteile dem Arbeitnehmer ein Anspruch unmittelbar gegen den Arbeitgeber zu gewähren ist, so daß insoweit zusätzliche Aufwendungen auf den Arbeitgeber zukommen. Sind die Voraussetzungen für die U n v e r f a l l b a r k e i t noch n i c h t erfüllt, so ergeben sich im wesentlichen vier Möglichkeiten: (a) Wünscht der Arbeitgeber, daß die Vsleistung dem Ausscheidenden erhalten bleibt, so kann die V unter Zahlung der bisherigen Beiträge in der alten Form weiterlaufen, (b) Die V kann auf den ausscheidenden Arbeitnehmer übertragen werden, so daß dieser die V in voller oder verminderter Höhe durch Weiterzahlung entsprechender Beiträge aufrechterhalten kann. Die Weiterführung erfolgt dabei als Einzelv. (c) Wenn der Arbeitgeber die Vsanwartschaft dem Ausscheidenden nicht mitgeben will, kann er sie auf einen neu in das Versorgungswerk aufzunehmenden Arbeitnehmer übertragen oder (d) die V kündigen und sich den Rückkaufswert auszahlen lassen. [B 196] bb) Rückdeckungsversicherung (1) Begriffliches Die durch den Arbeitgeber abgeschlossene Rückdeckungsv dient der Abdeckung von unmittelbaren Versorgungszusagen des Arbeitgebers gegenüber seinem Arbeitnehmer, dessen Versorgungsansprüche sich dabei allein gegen den Arbeitgeber richten (vgl. oben Anm. Β 171). Der Arbeitgeber schließt die Rückdeckungsv ab, um sich für den Versorgungsfall die Mittel zur Erfüllung der Versorgungsverpflichtungen zu sichern. Die Rückdeckungsv dient dem Interesse des Arbeitgebers, der Arbeitgeber ist Vmer, der A r b e i t n e h m e r , der G e f a h r s p e r s o n ist, hat keine R e c h t e aus d e m V s v e r t r a g , er ist n i c h t B e z u g s b e r e c h t i g t e r (grundlegend dazu BGH 13.V.1953 VersR 1953 S. 249-250, BAG 25.V.1973 VersR 1974 S. 46, BAG 12.VI.1975 BB 1975 S. 1065 sowie - im Hinblick auf die Regelungen des BetrAVG überholt - BAG 29.VII.1967 NJW 1967 S. 2425-2427; vgl. auch BGH 24.IV.1978 VersR 1978 S. 915-916). Der Arbeitgeber kann somit auch bei einem Ausscheiden des Arbeitnehmers ohne weiteres und beliebig über die Rückdeckungsv verfügen, und zwar unabhängig davon, ob die Voraussetzungen für die Unverfallbarkeit der Versorgungsanwartschaft des Arbeitnehmers gegeben sind oder nicht (vgl. auch LAG Düsseldorf 29.VI.1970 DB 1970 S. 2449, BAG 14.VII.1972 DB 1972 S. 2068, BAG 10.III.1972 VersR 1972 S. 735). [B 197] (2) Kongruente Riickdeckung Bei der Rückdeckungsv kann eine kongruente oder eine partielle Rückdeckung vereinbart werden. Bei der k o n g r u e n t e n oder vollen R ü c k d e c k u n g bemühen sich Arbeitgeber und Ver, die Vsleistungen den zugesagten Versorgungsleistungen exakt anzupassen. In aller Regel verfügt der Ver über ein so vielgestaltiges Tarifswerk, daß er bei der kongruenten Abdeckung den gebräuchlichen Versorgungsformen gerecht werden kann. Wählt der Arbeitgeber jedoch eine ausgefallene Versorgungszusage, dann dafür u. U. kein fertiger Tarif vorhanden sein, so daß sich eine vorherige Abstimmung mit dem Ver empfiehlt. Wählt der Arbeitgeber dabei für die Abdeckung seiner Pensionsverpflichtung nicht die Rentenv, sondern eine Kapitalv auf den Todesund Erlebensfall, so ergibt sich das Problem der U m r e c h n u n g der R e n t e n in ein w e r t g l e i c h e s K a p i t a l , wobei sich insbesondere die Frage nach dem anzuwendenden R e c h n u n g s z i n s s a t z stellt. 242

Winter

VI. Gesetzl Ren ten V u Betriebl Altersvers — LebensV

Anm. Β 200

Beabsichtigt der Arbeitgeber dabei, die bei Erreichen des Pensionsalters des Arbeitnehmers aus der Kapitalv fallig werdende Vssumme in seinem Betrieb anzulegen, so kann die Vssumme so bemessen werden, daß unter Zugrundelegung der im Betriebe üblicherweise erzielbaren Rendite die Rente auf Lebenszeit des Arbeitnehmers sichergestellt ist. Will der Arbeitgeber das im Pensionsalter des Arbeitnehmers fallig werdende Kapital dagegen zur Umwandlung in eine Rentenv verwenden, so ist dabei von dem Rechnungszinsfuß auszugehen, der den R e n t e n t a r i f e n des Vers zugrundeliegt, wobei allerdings die Ü b e r s c h u ß a n t e i l e mit zu berücksichtigen sind. Bei allem ist ohnehin darauf Rücksicht zu nehmen, inwieweit beim Tode des Arbeitnehmers eine H i n t e r b l i e b e n e n v e r s o r g u n g mit abzudecken ist. [B 198] (3) Partielle Rückdeckung Eine p a r t i e l l e oder nichtkongruente R ü c k d e c k u n g s v wird gewählt, wenn der Arbeitgeber die Vsbeiträge klein halten möchte und dabei in Kauf nimmt, die zur Erfüllung der Versorgungszusage erforderlichen Mittel teilweise selbst bereitstellen zu müssen. Es bestehen dabei mehrere Möglichkeiten der beschränkten Rückdeckung, die auch kombiniert werden können. Zum einen kann der Arbeitgeber nur einen bestimmten P r o z e n t s a t z der V e r s o r g u n g s z u s a g e n oder nur den Teil der Zusagen versichern, der über einen b e s t i m m t e n H ö c h s t b e t r a g hinausgeht (partielle Rückdeckung nach der Höhe der Leistungen). Zum anderen kann der Arbeitgeber die Rückdeckung auf bestimmte Arbeitnehmergruppen beschränken und beispielsweise die Rückdeckung nur für solche Versorgungszusagen vornehmen, bei denen der Arbeitnehmer ein bestimmtes Höchstalter noch nicht erreicht hat, da die älteren Versorgungsberechtigten schon in relativ kurzer Zeit die Versorgungsleistungen erhalten und der während der Lebenszeit der Versorgungsberechtigten benötigte finanzielle Bedarf entsprechend überschaubarer wird (partielle Rückdekkung nach Personengruppen). Schließlich kann der Arbeitgeber die Ansicht vertreten, daß der Versorgungsbedarf beispielsweise bei Altersrenten generell eher feststeht als bei anderen Versorgungsleistungen, so daß er für den Versorgungsfall insoweit innerbetrieblich eine finanzielle Vorsorge treffen kann, was bei anderen Risiken wie beispielsweise bei der Hinterbliebenenversorgung nur schwer möglich ist. Hier bietet es sich an, ζ. B. das mit der Hinterbliebenenversorgung verbundene Todesfallrisiko durch eine Rückdeckungsv abzudecken (partielle Rückdeckung nach Art des Risikos). Vgl. im einzelnen dazu Gehrhardt S. 36 — 43. [B 199] (4) Rückdeckungsversicherung bei Unterstützungskassen Eine Sonderform der Rückdeckungsv findet sich bei Unterstützungskassen, für deren Versorgungsleistungen die erforderlichen Mittel auf diesem Wege bereitgestellt werden. Vgl. dazu im einzelnen Schwarzbauer S. 94. [B200| cc) Kosten des Versorgungswerks Angesichts der vielfaltigen Tarife der privaten Lebensv kann nahezu jedes denkbare Versorgungsmodell durch die Lebensver durchgeführt werden. In der Regel sehen betriebliche Versorgungspläne Rentenleistungen (Invaliden-, Alters-, Witwenund Waisenrenten) vor, die durch die vielfältigen Variationen der Pensionsv abgedeckt werden können. Entscheidend für die Art der Versorgung sind letztlich Kostenerwägungen, bei begrenzteren Aufwendungsmöglichkeiten empfiehlt es sich, den Kreis der zu versichernden Arbeitnehmer zunächst enger zu ziehen, zumal gerade bei Einführung eines Versorgungswerks die Kosten angesichts der zunächst anzutreffenWinter

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Β. Bedeutung der Lebensversicherung

Anm. Β 200

den ungünstigen Altersstruktur in aller Regel höher sind, denn es dürften gerade die Arbeitnehmer mit der längsten Dienstzeit zuerst in das Versorgungsmodell aufgenommen werden. Sollte dabei die zu erreichende Rentenleistung nur gering sein, bietet sich die Kapitalv in besonderem Maße an, da der Arbeitnehmer oder seine Hinterbliebenen in aller Regel an der Auszahlung eines Kapitalbetrags stärker interessiert sein dürften als an einer nur geringfügigen Erhöhung der Rente aus der GRV. Vgl. dazu im einzelnen Gehrhardt S. 44—48.

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C. Abschluß und Verbriefung des Lebensversicherungsvertrages Gliederung Erster Unterabschnitt: AbschluB des Lebensversicherungsvertrages Anm. C 1 - 2 6 3 I. Allgemeines Anm. C 1 II. Einschränkungen der Abschlußfreiheit Anm. C 2 III. Antrag auf Abschluß eines Versicherungsvertrages Anm. C 3 — 55 (weitere Untergliederung vor Anm. C 3) IV. Annahme des Antrages Anm. C 5 6 - 6 9 (weitere Untergliederung vor Anm. C 56) V. Dissens Anm. C 70 VI. Schwebende Unwirksamkeit, Nichtigkeit und Anfechtung des Lebensversicherungsvertrages Anm. C 7 1 - 9 5 (weitere Untergliederung vor Anm. C 71) VII. Verschulden bei Vertragsschluß Anm. C 9 6 - 1 0 5 (weitere Untergliederung vor Anm. C 96) VIII. Besondere Versicherungsformen und Sonderfalle Anm. C 106-186 (weitere Untergliederung vor Anm. C 106) IX. Änderung des Lebensversicherungsvertrages, insbesondere Anpassungsversicherungen Anm. C 187-263 (weitere Untergliederung vor Anm. C 187)

Zweiter Unterabschnitt: Ermächtigungen Anm. C 264-301 (weitere Untergliederung vor Anm. C 264) I. Übersicht Anm. C 264 II. Ärztliches Berufsgeheimnis, Versicherungsgeheimnis, Amtsgeheimnis und Schweigepflichtentbindungsklausel Anm. C 265-301 III. Datenschutz und Datenschutzermächtigungsklausel Dritter Unterabschnitt: Verbriefung des Lebensversicherungsvertrages Anm. C 302-343 (weitere Untergliederung vor Anm. C 302) I. Rechtsgrundlagen Anm. C 303 II. Inhalt des Versicherungsscheins Anm. C 304 III. Anspruch auf Ausstellung des Versicherungsscheins Anm. C 305-306 IV. Billigungsklausel Anm. C 307-315 V. Rechtsnatur des Lebensversicherungsscheins Anm. C 316-340 VI. Verlust des Versicherungsscheins Anm. C 341 VII. Versicherungsausweis Anm. C 342 VIII. Hinterlegungsschein Anm. C 343 Gesamtgliederung des Abschnitts C Anm. C 344

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Anm. C l

C. A b s c h l u ß u n d V e r b r i e f u n g des Lebensversicherungsvertrages Erster Unterabschnitt: Abschluß des Lebensversicherungsvertrages

[C 1] I. Allgemeines D a s V V G enthält keine generelle Regelung ü b e r d a s Z u s t a n d e k o m m e n eines Vsvertrages u n d a u c h keine Sonderregelung z u m A b s c h l u ß eines Lebensvsvertrages. Eine A u s n a h m e bilden insoweit § 159 II — IV zur Lebensv a u f die P e r s o n eines a n d e r e n als des Vmers u n d § 160 zur ärztlichen U n t e r s u c h u n g . H i e r v o n abgesehen gelten die V o r s c h r i f t e n des bürgerlichen Rechts, im einzelnen hierzu B r u c k - M ö l l e r Bd I § 1 A n m . 5 2 - 1 2 3 . A u c h die A L B e n t h a l t e n im G e g e n s a t z zu § 1 A L B a. F . keine Sonderregelungen z u m Vertragsschluß, die V o r s c h r i f t des § 11 I A L B findet a u f d a s Z u s t a n d e k o m m e n des Vertrages grundsätzlich keine A n w e n d u n g (vgl. u n t e n A n m . C 44). N ä h e r e s z u m Antragsvordruck in der Lebensv ergibt sich a u s d e n f o l g e n d e n v o m B u n d e s a u f s i c h t s a m t aufgestellten „ G r u n d s ä t z e n " : Grundsätzeför die Gestaltung der Antragsvordrucke in der Lebensversicherung (Rundschreiben R 6/78 des Bundesaufsichtsamts för das Versicherungswesen vom 17.XI.1978), VerBAV 1978 S. 308-311 Die mit Rundschreiben R 6¡74 (VerBAV 1974 S. 206ff.) bekanntgegebenen Richtlinien für die Gestaltung der Antragsvordrucke in der Lebensversicherung sind durch die Rechtsentwicklung — unter anderem Erlaß des AGB-Gesetzes und des Bundesdatenschutzgesetzes —, die hierauf beruhende Änderung der Geschäftsplanmäßigen Erklärungen zu den Allgemeinen Versicherungsbedingungen für die Lebensversicherung und neue Verwaltungsgrundsätze des BA V in zahlreichen Punkten überholt. Das BAVgibt daher nach Anhörung des Verbandes der Lebensversicherungsunternehmen e. V. die anliegende Neufassung der Grundsätze für die Gestaltung der Antragsvordrucke in der Lebensversicherung bekannt. Diese Grundsätze stehen einer beabsichtigten künftigen Vereinheitlichung der Grundsätze für die Gestaltung der Antragsvordrucke für alle Versicherungszweige nicht entgegen. Die Grundsätze der Ziffern 1 bis 4 des Rundschreibens R 6/77 betreffend die Aushändigung von Antragsdurchschriften und AVB (VerBAV 1977 S. 402) sind unter Berücksichtigung der hierzu abgegebenen geschäftsplanmäßigen Erklärungen in diese Grundsätze eingearbeitet worden. Im übrigen bleibt das Rundschreiben R 6¡77 unberührt. Soweit eine Bündelung zulässig ist, ist das Rundschreiben R 7¡77 betreffend die Bündelung von Versicherungsverträgen (VerBAV 1977 S. 403) maßgebend. Das Rundschreiben R 6/74 wird aufgehoben. Das BA V geht davon aus, daß Antragsvordrucke, die den nachstehenden Grundsätzen nicht entsprechen, beim nächsten Neudruck angepaßt werden. Den Empfang des Rundschreibens bitte ich zu bestätigen. Grundsätze für die Gestaltung der Antragsvordrucke in der Lebensversicherung 1 Allgemeines 1.1 Bei Aufnahme eines Versicherungsantrags muß dem Antragsteller eine Durchschrift des Versicherungsantrags kostenlos ausgehändigt werden. 1.2 Der Antragsvordruck darf weder Bestandteil eines Werbeprospekts sein noch mit einem solchen fest verbunden werden. 1.3 Aus dem Vordruck muß für den Antragsteller zweifelsfrei erkennbar sein, daß es sich um einen Lebensversicherungsantrag handelt. 1.4 Es ist dafür Sorge zu tragen (z.B. durch die Schriftgröße), daß der Antrag übersichtlich gestaltet und leicht lesbar ist.

2 Sachbezogener Antragsinhalt 2.1 Am Kopf des Vordrucks sind die Firma und der Sitz des Unternehmens deutlich hervorzuheben. Der Vordruck muß außerdem die in § 80 AktG vorgesehenen Angaben enthalten.

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Anm. C l

I. Allgemeines

Für die Niederlassungen ausländischer Versicherungsunternehmen gilt insoweit die Verlautbarung des BA V in VerBA V 1969 S. 328, wonach neben der Firma Name und Anschrift des Hauptbevollmächtigten anzugeben sind. 2.2 Aus dem Antragsvordruck muß erkennbar sein 2.2.1 welche AVB und ggf. welche Satzungsbestimmungen für den beantragten Versicherungsvertrag gelten sollen, 2.2.2 der zugrunde zu legende Tarif (ggf. Kurzbezeichnung oder Tarif symbol) oder eine Kurzbeschreibung des Tarifes (anstelle einer Kurzbeschreibung im Antrag kann bei einem entsprechenden Hinweis im Antrag auch ein gesondertes Druckstück mit Tarifbeschreibung ausgehändigt werden), 2.2.3 die Höhe der vertraglichen Versicherungsleistung ( Versicherungssumme, Rente einschließlich ihrer Zahlungsweise usw.), 2.2.4 der Beginn der Versicherung (technischer Beginn), 2.2.5 das Eintrittsalter (auf die Angabe des Eintrittsalters kann verzichtet werden, wenn das Geburtsdatum angegeben ist), 2.2.6 die Versicherungs- bzw. Beitragszahlungsdauer und/oder der Ablauf- bzw. Fälligkeitstermin der Versicherung, 2.2.7 die Höhe der zu zahlenden Beiträge einschließlich der Beitragszahlungsweise. Die Angabe des Beitrags hat grundsätzlich in Dm zu erfolgen, 2.2.8 die Höhe etwaiger Nebenkosten, die bei normalem Verlauf der Versicherung anfallen (ζ. B. Ausfertigungs- und Inkassogebühren, nicht jedoch Mahngebühren). 2.3 Der Antragsvordruck darf keine Erklärung enthalten, wonach sich der Antragsteller mit einem Risikozuschlag, der sich erst später ζ. B. infolge der Risikoprüfung als notwendig erweist, einverstanden erklärt. 2.4 In den Antragsvordruck ist folgender Text aufzunehmen: „Ist der Antrag von besonderen Vereinbarungen (ζ. B. über Hypothekenbeschaffung) abhängig?" Sofern ein Lebensversicherungsunternehmen dem BA V gegenüber eine Erklärung abgibt, wonach Lebensversicherungsverträge im Falle des Scheiterns eines vorgesehenen Hypothekenvertrags auf Wunsch des Versicherungsnehmers als nicht zustandegekommen angesehen werden, kann der in Klammern stehende Text weggelassen oder auch etwa folgender Wortlaut vorgesehen werden: „ Werden besondere Vereinbarungen gewünscht?" 2.5 Am Schluß des Antrags — grundsätzlich unter den Erklärungen gemäß der nachstehenden Ziff. 5 — sind Unterschriften vorzusehen für — den Antragsteller, — die zu versichernde(n) Ρerson (en) und — die (den) gesetzlichen Vertreter, falls der Antragsteller minderjährig ist (vgl. hierzu jedoch GB BAV 1968 S. 50). Die Unterschriften können vor den Erklärungen gemäß Ziff. 5 vorgesehen werden, wenn — beispielsweise bei Abdruck dieser Erklärungen auf der Rückseite des Antrags — vor den Unterschriften etwa folgender Text unter deutlicher Hervorhebung (andere Farbgestaltung mit größerer Schrift oder mit Fettdruck) aufgenommen wird: „Bevor Sie diesen Antrag unterschreiben, lesen Sie bitte auf der Rückseite die Schlußerklärung des Antragstellers und der zu versichernden Personen. Diese Erklärung enthält Ermächtigungen zur Entbindung von der Schweigepflicht und zur Datenverarbeitung; sie ist wichtiger Bestandteil des Vertrages. Sie machen mit Ihrer Unterschrift die Schlußerklärung zum Inhalt dieses Antrags." 2.6 Der Antragsteller ist ggf. mit einem besonderen von ihm zu unterzeichnenden Vordruck auf die Möglichkeit einer Überzahlung der Versicherungssumme hinzuweisen. Anstelle der Verwendung eines besonderen Vordrucks kann ein Uberzahlungshinweis auch in den Antragsvordruck aufgenommen werden, wenn sich das Lebensversicherungsunternehmen gegenüber dem BA V verpflichtet, den beantragten Versicherungsvertrag im Falle einer Überzahlungsmöglichkeit auf Wunsch des Antragstellers bis zum Zeitpunkt der Einlösung freizugeben. Winter

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Anm. C l

C. Abschluß und Verbriefung des Lebensversicherungsvertrages

3 Personenbezogener Antragsinhalt 3.1 Der Antrag muß Namen und Anschrift des Antragstellers ( Versicherungsnehmers) und sollte auch dessen Geburtsdatum enthalten. Für die zu versichernde(n) Person(en) sind Angaben über Alter und ggf. Geschlecht vorzusehen. 3.2 Die zur Beurteilung des Risikos erforderlichen Fragen sollen klar und leicht verständlich sein und, wo es möglich ist, einfach mit Ja" oder „nein" zu beantworten sein. Der für nähere Angaben über Erkrankungen, Unfälle, Behandlungen usw. vorzusehende Raum ist ausreichend zu bemessen. Es muß ersichtlich sein, ob die Versicherung mit oder ohne ärztliche Untersuchung abgeschlossen werden soll. Zusätzlich kann eine Klausel verwendet werden, wonach das Lebensversicherungsunternehmen die Möglichkeit zur Annahme des Antrags in geschäftsplanmäßig abgeänderter Form auch dann hat, wenn eine im Antrag vereinbarte Untersuchung nicht durchgeführt wird. 3.3 Im Antrag ist die Angabe der Bezugsberechtigten für den Todes- und Erlebensfall vorzusehen. Dabei sollte auf möglichst genaue Angaben hingewirkt werden. Die Angabe der Bezugsberechtigten durch Ankreuzen vorgedruckter Texte ist zulässig. 4 Hinweise 4.1 Im Zusammenhang mit den Gesundheitsfragen gem. Z i f f . 3.2 sind Hinweise etwa folgenden Inhalts aufzunehmen: 4.1.1 „Reicht der vorgesehene Raum für die Beantwortung der nach-(vor)-stehenden Fragen nicht aus, so ist sie unter Angabe der jeweiligen Antragsziffer auf einem gesonderten Blatt als Anlage zum Antrag vorzunehmen und im Antrag auf dieses Beiblatt zu verweisen." oder „Gegebenenfalls gesondertes Blatt beifügen!" 4.1.2 „Falls der Antragsteller gewisse Angaben dem Vermittler gegenüber nicht machen möchte, so sind diese gegenüber dem Versicherer unmittelbar schriftlich nachzuholen. Diese Mitteilung muß innerhalb einer Frist von ... erfolgen." oder „Angaben, die Sie hier nicht machen möchten, sind unmittelbar und unverzüglich an den Versicherer schriftlich nachzuholen." 4.2 Werden keine Nebenkosten im Sinne der Z i f f . 2.2.8 erhoben, ist hierauf im Antrag deutlich hinzuweisen, etwa wie folgt: „Gebühren werden nicht erhoben." oder „Vertreter des Unternehmens sind nicht berechtigt, Gebühren zu erheben." 4.3 Es ist ein Hinweis folgenden Inhalts aufzunehmen: „Die Aufgabe einer bestehenden Versicherung zum Zwecke des Abschlusses einer Versicherung bei einem anderen Unternehmen ist für den Versicherungsnehmer im allgemeinen unzweckmäßig und für beide Unternehmen unerwünscht." 5 Erklärungen des Antragstellers 5.1 In den Antragsvordruck sind Erklärungen des Person(en) gemäß den nachstehend genannten Texten vor der Unterschriftsleiste stehen, ist die Überschrift ähnliche Überschrift in Fettdruck darüber zu setzen. Texte gemäß den „Geschäftsplanmäßigen Erklärungen gen"* bezüglich

Antragstellers bzw. der zu versichernden aufzunehmen. Soweit diese gemäß Z i f f . 2.5 „Wichtigfür den Antragsteller" oder eine zu den Allgemeinen

Versicherungsbedingun-

• Vgl. VerBA V1975 S. 437 Z i f f . 1.1,1.2; VerBA V1976 S. 126 Z i f f . 1.1; VerBA V1976 S. 160 Z i f f . 1.1; VerBAV 1976 S. 435 Z i f f . 1.1,1.2; VerBAV 1978 S. 86 Z i f f . 1.1; VerBAV 1978 S. 109 Z i f f . 1.1,1.2; vgl. ferner VerBA V1977 S. 442 Z i f f . 2; VerBA V1978 S. 4 Z i f f . 2; VerBA V 1978 S. 81 Z i f f . 1.3.

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Anm. C l

I. Allgemeines

— der Gültigkeit des Geschäftsplans und der A VB — der Bindefrist — der Beantwortung der Antragsfragen, der vorvertraglichen Anzeigepflicht sowie der Alleinverantwortlichkeit des Antragstellers — der Ermächtigungs- und der Datenschutzklausel — ggf. der laufenden Anpassung des Versicherungsschutzes. 5.2 Außerdem ist folgender Text aufzunehmen: „Eine Durchschrift des Versicherungsantrages (ggf.: die Versicherungsbedingungen / das Merkblatt I die Satzungsbestimmungen ...) habe ich erhalten." Für den Fall, daß die Versicherungsbedingungen und ggf. das Merkblatt oder die Satzung dem Antragsteller bei Aufnahme des Versicherungsantrages nicht ausgehändigt werden, ist der Hinweis in den Vordruck aufzunehmen, daß diese Unterlagen spätestens zusammen mit dem Versicherungsschein — auf Wunsch jedoch früher — übersandt werden. 5.3 In Antragsvordrucke für kapitalbildende Lebensversicherungen ( außer Vermögensbildungsversicherungen ) sollte etwa folgender Text an geeigneter Stelle eingefügt werden: „Mir ist bekannt, daß die Beiträge bei kapitalbildenden Lebensversicherungen zunächst zur Deckung der vorzeitigen Versicherungsfälle, der Abschlußkosten und der Verwaltungskosten verbraucht werden. Deshalb fällt bei Kündigung der lLebensversicherung in den ersten Jahren kein oder nur ein niedriger Rückkaufswert an. Über die Entwicklung der Rückkaufswerte gibt eine dem Versicherungsschein beigefügte Tabelle Auskunft." Dieser Text ist bei besonderen Versicherungsformen, ζ. B. beifondsgebundenen Lebensversicherungen anzupassen. Er kann bei entsprechender Umformulierung des ersten Satzes auch im Anschluß an den Hinweis gemäß Z i f f . 4.3 erfolgen. 6 Besondere Antragsvordrucke 6.1 Antragsvordrucke für „gekoppelte" Versicherungen im Falle einer „Koppelung", d. h. der möglichen Beantragung mehrerer rechtlich selbständiger Versicherungsverträge in einem Antragsvordruck, die nicht in einer Urkunde dokumentiert werden, sind folgende Grundsätze zu beachten: 6.1.1 Der Teil des Antragsvordrucks für die weiteren Versicherungen ist deutlich von dem Antragsteil der Lebensversicherung abzugrenzen. 6.1.2 Aus dem Antragsvordruck muß klar ersichtlich sein, daß mehrere rechtlich selbständige Versicherungsverträge beantragt bzw. abgeschlossen werden. Insbesondere sind die Angaben für die einzelnen beantragten Versicherungsverträge in übersichtlicher Form anzuordnen und bei Beteiligung verschiedener Versicherer diesen die von ihnen zu deckenden Versicherungsverträge eindeutig zuzuordnen. Aus dem Antragsvordruck muß außerdem hervorgehen, daß der Antrag auf weitere Versicherungen außer der Lebensversicherung lediglich die Möglichkeit einer freiwilligen Ergänzung des Versicherungsschutzes darstellt. Dies kann in der Form geschehen, daß die Frage nach weiterem Versicherungsschutz im Antrag mit ,ja" oder „nein" zu beantworten ist. 6.1.3 Die Beiträge für die einzelnen beantragten Versicherungen sind im jeweiligen Antragsteil gesondert anzugeben. 6.1.4 Sofern nicht getrennte Unterschriftsleisten für jede einzelne beantragte Versicherung im Antragsvordruck vorgesehen werden, ist eine gemeinsame Unterschriftsleiste am Schluß des Antrags und außerdem ein Hinweis aufzunehmen, daß die Unterschriften des Antragstellers und der zu versichernden Person(en) sowie ggf. der gesetzlichen Vertreter für alle beantragten Versicherungen gelten. 6.1.5 Antragsvordrucke für „gekoppelte" Versicherungen sind dem Bundesaufsichtsamt rechtzeitig vor ihrer Verwendung vorzulegen. Winter

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Anm. C 2 6.2 Besondere

C. Abschluß und Verbriefung des Lebensversicherungsvertrages Versicherungsformen

Abweichende oder weitergehende geschäftsplanmäßige Regelungen für Antragsvordrucke bei besonderen Versicherungsformen (ζ. B. Vermögensbildungsversicherung, fondsgebundene Lebensversicherung) bleiben unberührt.

7 Vorlage von Antragsvordrucken Bei Vorlage eines vollständigen Geschäftsplans sind dem Bundesaufsichtsamt der zugehörigen Antragsvordrucke einzureichen.

stets auch

Muster

Im übrigen brauchen neue Antragsvordrucke dem Bundesaufsichtsamt nur vorgelegt zu werden, wenn sie den vorstehenden Richtlinien nicht entsprechen oder wenn wesentliche Änderungen gegenüber der zuletzt eingereichten Fassung vorgenommen werden sollen. Antragsvordrucke, in denen aus besonderen Gründen von diesen Richtlinien abgewichen werden soll (ζ. B. in der Kleinlebensversicherung), sind dem Bundesaufsichtsamt im Entwurf vorzulegen. Das Bundesaufsichtsamt geht davon aus, daß Antragsvordrucke, die diesen Grundsätzen nicht entsprechen, beim nächsten Neudruck angepaßt werden.

[C 2] II. Einschränkungen der Abschlußfreiheit Der Grundsatz der Abschlußfreiheit gilt auch für die private Lebensv. Die teilweise zu findende Abschlußpflicht beruht auf Satzungsrecht oder auf einer vertraglichen Vereinbarung. Eine gesetzliche Vorschrift, die eine Pflicht zum Abschluß eines Lebensvsvertrages im Sinne des VVG begründet, gibt es nicht. Auch das Gesetz über das Schornsteinfegerwesen v. 15.IX.1969 (SchfG, BGBl I S. 1634, zuletzt geändert durch Gesetz v. 22.VII.1976 BGBl I S. 1873), das eine Zwangsmitgliedschaft zur Versorgungsanstalt der Deutschen Bezirksschornsteinfegermeister schafft (§35 SchfG), begründet keine Pflicht zum Abschluß eines Lebensvsvertrages im Sinne des VVG (a. A. PrölssMartin 23 Vorbem. IV 1 a vor § 1). Zwar ist das Vsverhältnis privatrechtlich geprägt vgl. dazu auch BGH 25.VI.1964 VersR 1964 S. 838-839), die Vorschriften der §§29 — 33 SchfG zum Leistungsumfang der Versorgungsansprüche enthalten jedoch so starke Abweichungen vom Äquivalenzprinzip (z. B. § 29 IUI, § 30 SchfG), daß von einem Lebensvsvertrag im Sinne des Privatvsrechts nicht gesprochen werden kann. — Von einer gesetzlichen Pflichtlebensv kann ganz offensichtlich auch nicht ausgegangen werden, wenn der Vmer wegen der bestehenden privaten Lebensv Vsfreiheit im Sinne des Sozialvsrechts geltend machen kann (Bruck-Möller Bd I § 1 Anm. 56). Verbreitet ist die Pflicht zum Abschluß einer Lebensv aufgrund Satzungsrechts, wie sie sich insbesondere in den Satzungen der Berufsständischen Versorgungswerke findet. Auch hier handelt es sich allerdings ganz weitgehend nicht um eine Lebensv im Sinne des Privatvsrechts, nämlich soweit auch hier das Äquivalenzprinzip nicht ausreichend gewahrt ist (vgl. dazu oben Anm. Β 57). Häufig findet sich die arbeitsrechtliche Begründung einer Lebensvspflicht, wobei auch hier all jene Fälle auszuscheiden sind, bei denen die Alterssicherung nicht auf privatvsrechtlicher Grundlage vorgenommen wird (vgl. dazu oben Anm. Β 169 — 200). Die rechtsgeschäftliche Begründung der Pflicht, eine Lebensv abzuschließen, findet sich ferner insbesondere auch in Bausparverträgen für die Zeit nach Zuteilung des Bauspardarlehns. Die Gestaltung der Gruppenlebensv und der Begünstigungsverträge nimmt auf die damit verbundenen Erfordernisse Rücksicht (vgl. hierzu im einzelnen unten Anm. C 129-169, C 175-183). Zur Frage der Einschränkung der Abschlußfreiheit im Zusamenhang mit der Realteilung im Versorgungsausgleich vgl. unten Anm. C 118, 119. 250

Winter

III. Antrag auf Abschluß eines Versicherungsvertrages III. Antrag auf Abschh

Anm. C 2

eines Versicherungsvertrages

Schrifttum Anm. C 3 1. Antrag Anm. C 4 2. Versicherungsnehmer als Antragsteller Anm. C 5—20 a) Geschäftsfähigkeit Anm. C 6 b) Erfordernis der Zustimmung gesetzlicher Vertreter Anm. C 7 — 11 aa) Stillschweigende Einwilligung durch Überlassung geldlicher Mittel Anm. C 7 bb) Restfalle des § 110 Anm. C 8 cc) Fälle partieller Geschäftsfähigkeit, §§112, 113 BGB Anm. C 9 dd) Genehmigungsmöglichkeit Anm. C 10 ee) Folgen der Nichterteilung der Zustimmung Anm. C 11 c) Kein Erfordernis einer vormundschaftsgerichtlichen Genehmigung Anm. C 1 2 - 1 6 aa) Allgemeines Anm. C 12 bb) Grundsätzliche Gleichsetzung des Nichtfortbestehens eines Vertrages mit der Möglichkeit einer rechtzeitigen Lösung der vertraglichen Bindung Anm. C 13 cc) Gleichsetzung auch bei mit der Kündigung verbundenen wirtschaftlichen Nachteilen Anm. C 14 dd) Konsequenzen aus der Praxis der Lebensversicherung Anm. C 15 ee) Keine Differenzierung zwischen Risikolebensversicherung und kapitalbildender Lebensversicherung Anm. C 16 d) Vetragsschluß durch Ehegatten Anm. C 17 e) Versicherungsfahigkeit Anm. C 18 f) Antragstellung durch Vertreter Anm. C 19 Winter

g) Lebensversicherung aus dem Automaten Anm. C 20 Versicherer als Antragsteller Anm. C 21 Exkurs: Werbung in der Lebensversicherung — Darstellung und Erläuterung der Überschußbeteiligung Anm. C 22 Versicherung auf die Person eines anderen als des Versicherungsnehmers Anm. C 23—40 a) Begriff der Gefahrsperson Anm. C 24 b) Erscheinungsformen der Lebensversicherung mit fremder Gefahrsperson Anm. C 25 c) Bestimmung der Gefahrsperson Anm. C 26 d) Schriftliche Einwilligung der fremden Gefahrsperson Anm. C 2 7 - 3 0 aa) Einwilligung durch die Gefahrsperson Anm. C 27 bb) Mitwirkung des gesetzlichen Vertreters der Gefahrsperson Anm. C 28 cc) Sonderregelung: Gesetzlicher Vertreter ist Versicherungsnehmer Anm. C 29 dd) Einwilligung durch Bevollmächtigten Anm. C 30 e) Rechtsfolge fehlender Einwilligung Anm. C 31 f) Gesetzliche Ausnahmen des Einwilligungserfordernisses Anm. C 3 2 - 3 3 aa) Sterbegeldversicherung Anm. C 32 bb) Kinderversicherung Anm. C 33 g) Einwilligungserfordernis in der Gruppenlebensversicherung? Anm. C 3 4 - 3 6 aa) Grundsatz Anm. C 34 bb) Gegenargumente Anm. C 35 cc) Rechtsfolge bei nicht erteilter Genehmigung Anm. C 36 h) Weitere Einschränkung des Einwilligungserfordernisses? 251

Anm. C 3

5. 6.

7. 8. 9.

C. Abschluß und Verbriefung des Lebensversicherungsvertrages

Anm. C 37 i) Einwilligungserfordernis bei Zusatzversicherungen Anm. C 38 j) Entsprechende Anwendung des § 159 II 1 VVG? Anm. C 39 k) § 159 II VVG als zwingende Norm Anm. C 40 Einsetzung eines Bezugsberechtigten Anm. C 41 Mehrere Versicherungsnehmer als Antragsteller Anm. C 42 Mehrere Versicherer als Antragsteller Anm. C 43 Form des Antrages Anm. C 44 Inhalt des Antrages Anm. C 45—49 a) Allgemeines Anm. C 45 b) Bezugnahme auf Allgemeine Lebensversicherungsbedingungen

10.

11.

12.

13.

14. 15.

Anm. C 46 c) Mündliche Antragsnebenerklärungen Anm. C 47 d) Mehrere Anträge für verschiedene Tarife Anm. C 48 e) Antrag an VVaG Anm. C 49 Versicherer als Antragsadressat, Zugang des Antrags Anm. C 50 Zeitliche Begrenzung des Antrags und Annahmefrist Anm. C 51 Gebundenheit des Antragstellers an den Antrag Anm. C 52 Besonderes befristetes Widerrufsrecht des Antragstellers Anm. C 53 Tod des Antragstellers Anm. C 54 Antragsdurchschrift Anm. C 55

[C 3] Schrifttum Adam ZfV 1964 S. 625—628, Asmuth, Der Minderjährige im Versicherungsrecht, Diss. Köln 1939, Anli, Versicherung für fremde Rechnung, Diss. Heidelberg 1967, Basler ZVersWiss 1914 S. 623-671, Beitzke, Familienrecht, 23. Aufl. München 1983, Boll VersR 1979 S. 1149, Bruck, Privatversicherungsrecht, Mannheim-Berlin-Leipzig 1930, Bruck-Dörstling, Das Recht des Lebensversicherungsvertrages, 2. Aufl. Mannheim-Berlin-Leipzig 1933, Büdenbender FamRZ 1976 S. 662-673, Demelius ZVersWiss 1907 S. 436 - 444, ders. ZVersWiss 1909 S. 128-138, Dettmeier VersR 1971 S. 1165-1166, Dölle, Familienrecht Bd II Karlsruhe 1965, Dörstling ZVersWiss 1935 S. 10—21, Ehrenzweig, Deutsches (Österreichisches) Versicherungsvertragsrecht, Wien 1952, Eisholz, Die Versicherung auf fremden Tod nach deutschem und ausländischem Recht, Diss. Göttingen 1953, Erlanger ZVersWiss 1908 S. 692-696, Erman, Handkommentar zum Bürgerlichen Gesetzbuch, Bd I 7. Aufl. Münster 1981, von Esch, Teilnichtige Rechtsgeschäfte, Köln-Berlin-München-Basel 1968, Flume, Allgemeiner Teil des Bürgerlichen Rechts, Bd II, Das Rechtsgeschäft, Berlin-Heidelberg-New York 1965, Franke VersR 1971 S. 1163-1165, ders. VW 1972 S. 431-439, Fuchs, Die Gefahrsperson im Versicherungsrecht, Diss. Berlin 1974, Ganz, Die Fremdversicherung in der Schadens-, Lebens- und Unfallversicherung, Diss. Bern 1971, Geisler, Der Versicherungsvertrag des Minderjährigen, Diss. Göttingen 1908, Gernhuber, Lehrbuch des Familienrechts, 3. Aufl. München 1980, Glättli, Die Versicherung auf fremdes Leben, Diss. Bern 1947, Goldberg-Müller, Versicherungsaufsichtsgesetz, Kommentar, Berlin-New York 1980, Goll-Gilbert, Handbuch der Lebensversicherung, 9. Aufl. Karlsruhe 1981, Gottschalk NeumannsZ 1912 S. 199-200 u. Beilage I S. 1, Hagelschuer, Lebensversicherung, Wiesbaden 1983, Handzlick NeumannsZ 1913 S. 251 — 252, Hattemer ZVersWiss 1979 S. 565-581, Hawlitschka NeumannsZ 1922 S. 281 - 2 8 2 , 296-297, 362-363, Haymann JW 1932 S. 2500-2503, Hedemann VersR 1952 S. 189-193, Hübner, Interessenkonflikt und Vertretungsmacht, München 1977, Jasper NeumannsZ 1912 S. 93, Josef ZVersWiss 1908 S. 688—691, Kisch, Das Recht des Versicherungsvereins auf Gegenseitigkeit, Berlin 1951, Klauser VersR 1952 S. 91, Kook, Der Gruppenvertrag in der Kollektivlebensversicherung, Berlin 1939, Küstner VersR 1954 S. 575-577, Küttner, Der Versicherungsantrag bei der Lebensversicherung, Diss. Leipzig 1936, Larenz, Allgemeiner Teil des Deutschen Bürgerlichen

252

Winter

III. Antrag auf Abschluß eines Versicherungsvertrages

Anm. C 5

Rechts, 6. Aufl., München 1983, Lederle, Die Lebensversicherung, Heidelberg 1913, Loosli, Abschluß des Kinderlebensversicherungsvertrages nach schweizerischem Recht, Berlin 1926, Magnusson in Möller-Winter, Materialien des Zweiten Weltkongresses für VersicheruBgsrecht, Karlsruhe 1967, Bd V (Gruppenversicherung, insbesondere in der Lebensversicherung) S. 103 — 130, Millauer, Rechtsgrundsätze der Gruppenversicherung, 2. Aufl. Karlsruhe 1966, Möller VersPrax 1936 S. 136-138, ders. JRPV 1937 S. 209-213, ders. NeumannsZ 1939 S. 729—733, Mohr VersR 1966 S. 702 — 705, Münchener Kommentar zum Bürgerlichen Gesetzbuch, Bd I, Allgemeiner Teil, München 1984, Neumann JRPV 1935 S. 33-36, Palandt, Bürgerliches Gesetzbuch, Kommentar, 43. Aufl. München 1984, Parthier, Beiträge zur Lehre von der Gruppenlebensversicherung, Diss. Tübingen 1937, Petersen JRPV 1935 S. 68 — 69, Pfropfe, Rechtliche Fragen um die Gruppenlebensversicherung, Diss. Heidelberg 1936, PrölssMartin, Versicherungsvertragsgesetz, Kommentar, 23. Aufl. München 1984, Prölss-SchmidtFrey, Versicherungsaufsichtsgesetz, 9. Aufl. München 1983, Rohwer-Kahlmann DOK 1951 S. 282 — 286, ders. DOK 1952 S. 300—304, Rüdiger, Die Rechtslehre vom Lebensversicherungsvertrag, Berlin 1885, Schellwien ZVersWiss 1908 S. 29-40, Schilken FamRZ 1978 S. 642 - 646, Schlemmer, Die Ersatzkasse 1967, S. 411-413, Schmidt VersR 1966 S. 313-316, Schmitt NeumannsZ 1927 S. 1092-1097, Schnitzerling VN 1959 S. 55-56, Schünemann LZ 1923 S. 307-308, Schulz ZfV 1959 S. 58-63, ders. ZfV 1959 S. 90-93, Schulze NeumannsZ 1938 S. 1193-1195, Schweighäuser VN 1951 S. 77-78, Simon-Kalwar VerBAV 1965 S. 9 3 - 9 9 , Soergel, Bürgerliches Gesetzbuch, Kommentar, Bd I, Allgemeiner Teil, 11. Aufl. StuttgartBerlin-Köln-Mainz 1978, Starke VersR 1950 S. 142-143, Staudinger-Dilcher, Kommentar zum Bürgerlichen Gesetzbuch, Erstes Buch, Allgemeiner Teil, 12. Aufl. Berlin 1979, Tesdorpf ZVersWiss 1936 S. 135-142, Tietze, Die Ersatzkasse 1952 S. 86-88, Ulmer-Brandner-Hensen, AGB-Gesetz, Kommentar,4. Aufl. Köln 1982, Vogel LZ 1920 S. 375-379, Werner Vogel, Staatliche Beeinflussung von Konsumentenversicherungsverträgen, Karlsruhe 1980, von Wartburg, Lebensversicherung, Bern 1974, Winter ZfV 1968 S. 25-29, 56-58, 89-90, ders. in Hellner-Nord, Life Insurance Law in International Perspective, Stockholm 1969 S. 210 — 227, ders. ZVersWiss 1970 S. 39-49, ders. ZVersWiss 1977 S. 145-165, Wolf-Horn-Lindacher, AGB-Gesetz, Kommentar, München 1984, Woltereck Sozialgerichtsbarkeit 1965 S. 161 — 164, ders. VersR 1965 S. 649-651. [C 41 1. Antrag Der Antrag auf Abschluß, Änderung oder Verlängerung eines bestehenden und auf Wiederherstellung eines zuvor in Kraft befindlichen Lebensvsvertrages ist ein Antrag im Sinne der §§145 ff. BGB (OLG Oldenburg 28.IX.1972 VersR 1972 S. 1113, OLG Hamm 18.1.1978 VersR 1978 S. 1 1 3 4 - 1 1 3 6 ) . Der Ansicht von Demelius ZVersWiss 1907 S. 436, 1909 S. 128, AssJhrb. 33 S. 133, der Vsantrag sei eine spezielle Form eines allgemeinen Vertragsantrages und auf den Abschluß eines Vorvertrages (pactum de assecurando) gerichtet, ist nicht zu folgen. Wird ein Antrag auf Abschluß eines Lebensvsvertrages gestellt, so soll unmittelbar dieser Lebensvsvertrag nach Maßgabe des Antrages und der zugrunde liegenden Vsbedingungen mit dem Ver abgeschlossen und nicht lediglich zum Ausdruck gebracht werden, den Lebensvsvertrag als Hauptvertrag erst anschließend abschließen zu wollen (Bruck-Dörstling § 1 Rz 23). [C 5] 2. Versicherungsnehmer als Antragsteller Antragsteller im Rechtssinne ist in der Lebensv in aller Regel der Vmer, wobei faktisch der Anstoß zum Abschluß eines Lebensvsvertrages vom Ver bzw. dem Vsvertreter ausgehen kann. Die Übersendung von Werbematerial wie Prospekten, Drucksachen usw. ist invitatio ad offerendum. Die Ansicht des A G München 27.XII.1951 VersR 1952 S. 9 0 - 9 1 , aus der Technik des Vswesens sei zu folgern, daß nur der künftige Vmer Anträge stellen könne, ist unrichtig (LG München 27.XI.1953 VersR 1954 S. 7 3 - 7 4 , OLG Köln 31.III.1966 VersR 1966 S. 8 6 8 - 8 7 0 , Winter

253

Anm. C 6

C. Abschluß und Verbriefung des Lebensversicherungsvertrages

LG Bonn 5.VII.1956 VersR 1956 S. 537, Klauser VersR 1952 S. 91). Der Ver ist aber nur ausnahmsweise Antragsteller (vgl. unten Anm. C 21). Der Vmer als Antragsteller ist in der Einzellebensv in der Regel eine natürliche Person, da hier der Vmer ganz überwiegend auch zugleich Gefahrsperson ist (zum Begriff im einzelnen Anm. H). Der Lebensvsvertrag kann aber auch — wie es insbesondere bei der Gruppenlebensv vorkommt — von einer juristischen Person abgeschlossen werden, so daß Vmer und Gefahrsperson nicht identisch sind. Antragsteller kann auch eine OHG oder KG und schließlich auch eine Personenmehrheit wie eine Gesellschaft bürgerlichen Rechts sein, wobei u. U. auch hier die schriftliche Einwilligung der Gefahrsperson nach § 159 II VVG zu fordern ist. So können auf der Antragstellerseite mehrere Vmer auftreten, beispielsweise mehrere Geschäftsteilhaber (Sozienv), die die V wechselseitig auf das Leben des oder der anderen in der Weise nehmen, daß bei dem Tode des zuerst Versterbenden die Vssumme fallig wird. Auch Eltern können, indem sie beide gemeinsam als Vmer auftreten, einen Lebensvsvertrag im Hinblick auf ihre Kinder als Gefahrspersonen abschließen. [C 6] a) Geschäftsfähigkeit Um einen rechtswirksamen Lebensvsvertrag abschließen zu können, muß der Antragsteller unbeschränkt geschäftsfähig sein, sonst richtet sich die Wirksamkeit seiner Willenserklärung nach §§ 104 - 1 1 5 BGB. Bei Geschäftsunfähigkeit des Antragstellers müssen seine gesetzlichen Vertreter an seiner Stelle handeln. Wer das 7. Lebensjahr, das 18. Lebensjahr aber noch nicht vollendet hat oder beschränkt geschäftsfähig im Sinne von § 114 BGB ist, kann den Antrag auf Abschluß eines Lebensvsvertrages nur mit Zustimmung seiner gesetzlichen Vertreter stellen, da er aus dem Lebensvsvertrag zur Beitragszahlung verpflichtet wird und folglich nicht lediglich einen rechtlichen Vorteil erlangt. Zur Zustimmung sind im Normalfall die Eltern eines minderjährigen Antragstellers als dessen gesetzliche Vertreter g e m e i n s c h a f t l i c h berufen, § 162912 BGB. Dabei kann die Vertretung nach außen durch einen Elternteil wahrgenommen werden, wenn der andere Elternteil ihn dazu ermächtigt hat, was insbesondere bei einer Funktionsteilung unter den Eltern der Fall sein dürfte (u. U. auch Anscheinsvollmacht des einen Elternteils für den anderen, LG Deggendorf 23.11.1972 VersR 1973 S. 609, Palandt-Diederichsen § 1629 Anm. 3, bedenklich die offenbar ablehnende Entscheidung AG München 30.IV.1981, LG München 14.X.1981 VerBAV 1982 S. 123-124). Stimmt n u r ein Elternteil zu und handelt er dabei zugleich im Namen des anderen Elternteils, so ist dieser im fremden Namen abgegebene Teil seiner Zustimmungserklärung als bedingungsfeindliche einseitige Gestaltungserklärung nichtig, und der andere Elternteil, der bislang vom Vertragsschluß keine Kenntnis hatte, kann den Vertrag nicht nachträglich formlos nach §§ 108, 183 BGB genehmigen (vgl. Palandt-Heinrichs Vorbem. 3 d vor § 104 BGB, für die Unfallv Wagner Bd VI Anm. C 5). Der Lebensver sollte als Vertragspartner eines beschränkt Geschäftsfähigen daher die Zustimmung beider Elternteile zu erlangen suchen (das gilt insbesondere auch angesichts AG München 30.IV.1981, LG München 14.X.1981 a.a.O.). Ist der Vsvertrag zwischen dem Minderjährigen und dem Ver ohne Einwilligung des gesetzlichen Vertreters zustande gekommen, so kann er durch die Genehmigung des gesetzlichen Vertreters Wirksamkeit erlangen (BGH 17.IV.1967 BGHZ Bd 47 S. 352-364). Solange sie nicht erklärt ist, besteht kein Zustand schwebender Unwirksamkeit des Vertrages (unten Anm. C 72 — 76). Nicht erforderlich ist eine auf den konkreten Vertrag bezogene Zustimmung des gesetzlichen Vertreters in den Fällen der §§ 110, 112 und 113 BGB. Die dort genannten Voraussetzungen können insbesondere auch für den Abschluß 254

Winter

III. Antrag auf Abschluß eines Versicherungsvertrages

Anm. C 8

eines Lebensvsvertrages durch einen Minderjährigen von Bedeutung werden. Eine vormundschaftsgerichtliche Genehmigung ist für den Abschluß eines wirksamen Lebensvsvertrages nicht erforderlich. [C 7] b) Erfordernis der Zustimmung gesetzlicher Vertreter aa) Stillschweigende Einwilligung durch Überlassung geldlicher Mittel Neben der ausdrücklichen Einwilligung — beispielsweise durch Mitunterzeichnung des Antrags oder sonstige schriftliche Erklärung — ist die stillschweigende oder konkludente Einwilligung von Bedeutung. Das gilt insbesondere auch insoweit, als in der Überlassung geldlicher Mittel — auch aus dem Arbeitseinkommen des Minderjährigen — zur freien Verfügung eine den Lebensvsvertrag wirksam machende Einwilligung zu erblicken ist. Die stillschweigende Einwilligung überschneidet sich dabei mit den Fällen des § 110 BGB und verdrängt insoweit die Anwendung dieser Vorschrift. Nach § 110 BGB gilt ein von dem Minderjährigen ohne Zustimmung des gesetzlichen Vertreters geschlossener Vertrag als von Anfang an wirksam, wenn der Minderjährige die vertragsgemäße Leistung mit Mitteln bewirkt, die ihm zu diesem Zwecke oder zu freier Verfügung von dem Vertreter oder mit dessen Zustimmung von einem Dritten überlassen sind. § 110 BGB setzt also die tatsächliche Erbringung der Leistung voraus, ist nur teilweise geleistet, nimmt die h. M. an, daß der Vertrag teilweise wirksam wird, soweit Leistung und Gegenleistung — wie ζ. B. beim Lebensvsvertrag — teilbar sind (vgl. Larenz Allgemeiner Teil S. 97 Fn 1). Wird nun aber mit der h. M. in der Überlassung von geldlichen Mitteln eine Einwilligung nach §107 BGB in Gestalt eines partiellen Generalkonsenses gesehen (ζ. B. Flume Bd II S. 194, Larenz S. 97, MünchKomm-Gitter § 110 Rz 1, Palandt-Heinrichs § 107 Anm. 3, Prölss-Martin 23 § 3 VVG Anm. 1, Staudinger-Dilcher § 110 Rz 1), so stellt sich insoweit dann nicht mehr die Frage nach § 110 BGB mit seinem Bewirkungserfordernis, Überlegungen zu vsperiodenbezogener Beitragszahlung werden überflüssig. Wenn eine konkludente Einwilligung vorliegt, ist § 110 BGB nicht mehr anwendbar. Der Einwand, durch die Annahme eines solchen partiellen Generalkonsenses werde der Anwendungsbereich des §110 BGB mit seinem Bewirkungserfordernis unzulässig eingeengt und die partielle Geschäftsfähigkeit über die §§ 112,113 BGB hinaus unzulässig erweitert (aus dem vsrechtlichen Schrifttum vgl. Schulz ZfV 1959 S. 58, 62), zieht nicht, zumal es sich hier anders als bei den Fällen der §§112, 113 BGB nicht um eine echte Erweiterung der Geschäftsfähigkeit handelt und der gesetzliche Vertreter insoweit auch nicht die Befugnis verliert, den Minderjährigen zu vertreten. Der Vorschrift des § 110 BGB verbleibt ein zwar eingeschränkter aber gleichwohl ausreichender und sinnvoller Anwendungsbereich in jenen Fällen, in denen eine konkludente Einwilligung nicht anzunehmen ist. Gerade für das Vswesen und hier insbesondere im Bereiche der Lebensv ist die § 110 BGB einschränkende Erteilung der partiellen Generaleinwilligung von erheblicher Bedeutung, weil der Abschluß eines Lebensvsvertrages als dem Minderjährigen und seiner sozialen Absicherung nützlich typischerweise zumindest dann die Billigung der Eltern erfahrt und damit auch durch den partiellen Generalkonsens abgedeckt ist, wenn der zu leistende Vsbeitrag in einem vernünftigen Verhältnis zum Umfang der zur Verfügung stehenden und ihm überlassenen Mittel steht (vgl. Werber Stellungnahme 1976 [unveröffentlicht]). [C 8] bb) Restfälle des § 110 BGB Ist ein derartiger partieller Generalkonsens nicht gegeben, kann der Vsvertrag mit tatsächlicher Zahlungsbewirkung Wirksamkeit erlangen. Dabei ist zu differenzieren Winter

255

Anm. C 8

C. Abschluß und Verbriefung des Lebensversicherungsvertrages

zwischen den Formen Risikolebensv einschließlich entsprechender Zusatzven einerseits und den Formen der kapitalbildenden Lebensv andererseits. Bei der Risikolebensv wird der — ganz weitgehend über längere Zeit abgeschlossene — Lebensvsvertrag wirksam, wenn und soweit der minderjährige Vmer den Vsbeitrag bezahlt (vgl. dazu LG Koblenz 21.11.1956 VersR 1956 S. 314, LG Bochum 5.V.1969 VerBAV 1969 S. 345-346 = VersR 1970 S. 25, Goll-Gilbert S. 10, MünchKommGitter § 110 Rz 9, Palandt-Heinrichs § 110 Anm. 4, Schmidt VersR 1966 S. 314, Schulz ZfV 1959 S. 63, Soergel-Hefermehl § 110 Rz 3, Staudinger-Dilcher § 110 Rz 8, a. A. anscheinend für die gesamte Lebensv und damit unrichtig, AG München 30.IV.1981, LG München 14.X.1981 VerBAV 1982 S. 123-124). Zahlt der Vmer den ersten Jahresbeitrag, so wird der Vertrag für die Dauer eines Jahres wirksam; ist der Vmer auch bei Fälligkeit des Folgebeitrags noch minderjährig, so gilt entsprechendes für die nächste Vsperiode. Eine derartige Aufspaltung des Vsvertrages widerspricht nicht den Interessen der Vertragsparteien, es kann vielmehr davon ausgegangen werden, daß das abschnittsweise Wirksamwerden des Vertrages auch dem Willen des Minderjährigen — bzw. seines gesetzlichen Vertreters! — entspricht, soweit der Vsbeitrag entrichtet wird. So ist auch angesichts des § 139 BGB ein teilweise wirksamer Vertragsschluß nicht zu verneinen, das dem Vmer nach § 165 VVG gegebene und unabdingbare Kündigungsrecht läßt darauf schließen, daß der Ver auf eine Nichtfortführung des Vertrages eingerichtet ist und er den Vsvertrag auch für eine kürzere als die ursprünglich beabsichtigte Vsdauer abgeschlossen hätte (ebenso Wagner Bd VI Anm. C 5). Bei der kapitalbildenden Lebensv verhält es sich anders. Die entrichteten Beiträge sind nicht lediglich ein Entgelt für die Gefahrtragung des Vers (Risikobeitrag), sondern stellen partiell auch einen Beitrag für die sich ansammelnde, vom Ver bei Ablauf der V — also unabhängig von einem Todeseintritt — zu erbringende Vsleistung dar (Sparbeitrag). Endet die V vorzeitig, so erhält der Vmer vor Ablauf von drei Jahren hiervon grundsätzlich keine Rückvergütung und auch später nur den Rückkaufswert, der lediglich einen Teil der entrichteten Beiträge ausmacht (vgl. im einzelnen dazu unten Anm. G). Der Vmer erleidet also einen nicht unbeträchtlichen Verlust, wenn ein kapitalbildender Lebensvsvertrag schon nach kurzer Zeit nicht fortgesetzt wird. Schilken FamRZ 1978 S. 644 folgert daraus, daß ein solcher Vertrag, bei dem die Beitragshöhe in einem festen inneren Zusammenhang mit der Vertragsdauer steht, nicht im Sinne von § 139 BGB teilbar ist. Aber auch wenn man dieser Ansicht nicht folgen will, kann doch angesichts des mit einer Nichtfortsetzung des Vertrages verbundenen materiellen Verlustes des Minderjährigen nicht angenommen werden, daß die Parteien den Vertrag auch für den verkürzten Zeitraum abgeschlossen hätten: Für den minderjährigen Vmer und seine gesetzlichen Vertreter ist ein solcher Wille auszuschließen. Damit ist angesichts der Vorschrift des § 139 BGB für eine Teilwirksamkeit des Vertrages kein Raum (BGH 30.VI.1958 VersR 1958 S. 507, Adam ZfV 1964 S. 626, MünchKomm-Mayer-Maly § 139 Rz 18, Palandt-Heinrichs § 110 Anm. 4, a. A. Schmidt VersR 1966 S. 313, Soergel-Hefermehl § 110 Rz 3, Staudinger-Dilcher § 110 Rz 8). Zu einem anderen Ergebnis — also zur Teilwirksamkeit des Vertrages — gelangt man bei der kapitalbildenden Lebensv in einem Falle, in dem 'der Vsfall w ä h r e n d der V s p e r i o d e eintritt, für die ein B e i t r a g b e r e i t s e n t r i c h t e t ist. Hier wirkt sich die Beitragskalkulation des Vers und damit auch die Problematik des Rückkaufswerts nicht als für den Vmer nachteilig aus (vgl. dazu Werber Stellungnahme [unveröffentlicht]). In der Praxis dürfte in diesen Fällen eine Genehmigung erteilt werden (vgl. unten Anm. C 10). 256

Winter

III. Antrag auf Abschluß eines Versicherungsvertrages

Anm. C 10

[C 9] cc) Fälle partieller Geschäftsfähigkeit, §§ 112, 113 BGB Der Kreis der Ven, der von der partiellen Geschäftsfähigkeit in den Grenzen der §§ 112,113 BGB erfaßt wird, kann sich mit den durch den partiellen Generalkonsens oder im Rahmen des Taschengeldparagraphen abgedeckten Fallgruppen überschneiden. Nach § 112 BGB ist der Minderjährige, wenn er das Geschäft mit Ermächtigung seiner gesetzlichen Vertreter selbständig betreibt, zum wirksamen Abschluß solcher Ven ermächtigt, die der Betrieb des Erwerbsgeschäfts mit sich bringt. Dazu gehört auch der Abschluß von Lebensvsverträgen, wie der Abschluß einer Lebensv im Zusammenhang mit der Aufnahme eines Kredits, einer Erbschaftssteuerv (zur finanziellen Sicherstellung der Fortführung des Betriebes nach dem Tode des minderjährigen Betriebsinhabers) und der Abschluß einer Gruppenlebensv zugunsten der Arbeitnehmer. Gemäß § 113 BGB ist dem Minderjährigen unbeschränkte Geschäftsfähigkeit zur Vornahme solcher Rechtsgeschäfte verliehen worden, die die Eingehung oder Aufhebung eines Dienst- oder Arbeitsverhältnisses betreffen, in das der Minderjährige mit Ermächtigung der gesetzlichen Vertreter eintritt. § 113 BGB findet dabei keine Anwendung auf Lehrverhältnisse, Anlern- und Volontärverträge (MünchKommGitter § 113 Rz 11, Soergel-Hefermehl § 113 Rz 2, Staudinger-Dilcher § 113 Rz 5). Sein Anwendungsbereich beschränkt sich dabei nicht auf die Rechtsgeschäfte, die das Arbeitsverhältnis betreffen. Erfaßt werden vielmehr auch solche Geschäfte mit Dritten, die in einem engen Zusammenhang mit einem Arbeitsverhältnis stehen und nur mit Rücksicht auf dieses Arbeitsverhältnis vorgenommen werden. Als Konnexgeschäfte betreffen sie Eingehung, Aufhebung oder Erfüllung des Arbeitsverhältnisses zumindest in einem weiteren, mittelbaren und häufig zugleich wirtschaftlichen Sinne. Dazu können auch Lebensvsverträge Minderjähringer gehören, wie beispielsweise der Abschluß eines Lebensvsvertrages nach dem Dritten Vermögensbildungsgesetz (so auch generell Staudinger-Dilcher § 113 Rz 18, für die private Unfallv Wagner Bd VI Anm. C 5, a. A. Asmuth S. 3 6 - 3 7 , Geisler S. 27, Göll-Gilbert S. 10). Bei den Lebensvsverträgen handelt es sich dabei nicht um Verträge, für die der gesetzliche Vertreter der Genehmigung des Vormundschaftsgerichts bedarf, § 113 I 2 BGB, vgl. unten Anm. C 1 2 - 1 6 . (Umstritten war die Anwendung des § 113 BGB bei V s v e r h ä l t n i s s e n mit T r ä g e r n der Sozialv: Schatter Die Ersatzkasse 1952 S. 27 — 28, Stier-Somlo, Kommentar zur Reichsversicherungsordnung, 1919, §175 Anm. 2 a, Tietze Die Ersatzkasse 1952 S. 86 — 88, Woltereck Sozialgerichtsbarkeit 1965 S. 161 —164 bejahten die Anwendung von § 113 BGB, a. A. — vor allem wegen der Mitbeeinflussung der späteren sozialen Biographie — Rohwer-Kahlmann DOK 1951 S. 282-286, ders. DOK 1952 S. 300-304, Schlemmer Die Ersatzkasse 1967 S. 413. Die Problematik ist jetzt partiell durch § 36 AT-SGB geregelt, wonach Minderjährige mit Vollendung des 15. Lebensjahres Anträge auf Sozialleistungen stellen, verfolgen sowie Sozialleistungen entgegennehmen können.) [C 10] dd) Genehmigungsmöglichkeit Ist eine Ermächtigung nach §§112, 113 BGB oder eine Einwilligung des gesetzlichen Vertreters nicht gegeben und ist auch § 110 BGB nicht anwendbar, so kann der gesetzliche Vertreter den Lebensvsvertrag genehmigen. Ist der Minderjährige unbeschränkt geschäftsfähig geworden, so tritt seine Genehmigung nach § 108 III BGB an die Stelle der Genehmigung des gesetzlichen Vertreters (vgl. dazu AG München 3.IV.1981, LG München 14.X.1981 VerBAV 1982 S. 123-124, LG Osnabrück 4.1.1984 VerBAV 1984 S. 252). Der volljährig Gewordene kann sich Winter

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Anm. C 10

C. Abschluß und Verbriefung des Lebensversicherungsvertrages

dabei frei entscheiden, er ist nicht etwa deshalb zur Fortsetzung des Vertrages verpflichtet, weil er zunächst nach §110 BGB wirksam war. Zum Fall einer konkludenten Genehmigung LG Osnabrück 4.1.1984 a . a . O . War der minderjährige Vmer zugleich Gefahrsperson und ist er gestorben, bevor eine Zustimmung zu dem Lebensvsvertrag erteilt war, so können die Eltern den Vertrag nicht mehr genehmigen. Mit dem Tode des Minderjährigen ist die elterliche Gewalt erloschen, womit zugleich auch die Grundlage für ein originäres Genehmigungsrecht der Eltern bei schwebend unwirksam gebliebenen Rechtsgeschäften des Minderjährigen entfallen ist. Andererseits können die Eltern jedoch, soweit sie mit den Erben des minderjährigen Vmers identisch sind, ein von dem Minderjährigen abgeleitetes Genehmigungsrecht haben, und zwar in den Fällen, in denen der zunächst minderjährige Vmer mit Erreichung der Volljährigkeit ein eigenes Genehmigungsrecht erworben hat und stirbt, ohne die Genehmigung erteilt zu haben. Aber auch in den Fällen, in denen der Vmer zum Zeitpunkt seines Todes noch minderjährig war, kann ein solches Genehmigungsrecht auf die Eltern vererbt werden. Denn ein minderjähriger Erblasser hat neben den Rechten und Pflichten aus dem schwebend unwirksamen Vertragsverhältnis auch ein durch den Eintritt der Volljährigkeit aufschiebend bedingtes Genehmigungsrecht zu vererben, also eine Anwartschaft auf ein Gestaltungsrecht, die — einmal vererbt — in der Hand des volljährigen Erben zu einem Genehmigungsrecht erstarkt (Erman-Westermann § 108 Rz 7, Flume § 13,7 c, cc, MünchKomm-Gitter § 108 Rz 33, Palandt-Heinrichs § 108 Anm. 2 c, SoergelHefermehl § 108 Anm. 9, Staudinger-Dilcher § 108 Rz 20). Gegen die Annahme eines solchen Genehmigungsrechts kann schon eingewandt werden, daß das Vsverhältnis mit dem Vsfall erlischt und folglich nicht mehr genehmigt werden könne. Hieran ist richtig, daß der zwischen den Parteien bestehende Vertrag eine inhaltliche Umwandlung erfährt: Der Vmer bzw. seine Erben haben keine Prämien mehr zu entrichten, die Leistungspflicht des Vers wandelt sich, die latente Gefahrtragung tritt ip das Stadium der akuten Gefahrtragung ein. Das Vertragsverhältnis besteht aber weiter und endet erst, wenn die Vssumme gänzlich ausgekehrt ist. Aus der Wandlung des Vertragsverhältnisses allein aber kann ein Nichtfortbestehen des Genehmigungsrechts nicht hergeleitet werden. Die Möglichkeit einer Genehmigung ist in diesem Falle jedoch aus dem Rechtsgedanken des § 2 VVG abzulehnen. Die Vorschrift des § 2 VVG bestimmt für den Fall der vereinbarten Rückwirkung des Vsvertrages auf einen vor dem Vertragsschluß liegenden Zeitpunkt, daß der Ver, der bei Abschluß des Vertrages die Unmöglichkeit des Eintritts des Vsfalles schon kennt, seinen Prämienanspruch verliert und daß der Vmer bei Kenntnis des schon eingetretenen Vsfalles zu diesem Zeitpunkt seines Anspruchs auf Vsschutz verlustig geht. Haben beide Vertragsparteien Kenntnis von dem Eintritt des Vsfalles, so ist der Vsvertrag unwirksam (Näheres unten Anm. D 8 —11). Die Bestimmung des § 2 VVG scheidet im Hinblick auf den Begriffsinhalt der V also alle jene Verträge aus, bei denen es am Merkmal des ungewissen Ereignisses mangelt, und verweigert dem Vmer die Vsleistung, wenn er Schutz gegen ein bereits eingetretenes Ereignis sucht. Das Erfordernis des ungewissen Ereignisses ist dabei auch nicht gegeben, wenn ein Elternteil für einen von einem Minderjährigen abgeschlossenen Lebensvsvertrag die Genehmigung in dem Wissen vornimmt, daß die Gefahrsperson bereits gestorben, der Vsfall also eingetreten ist. Aus dem Rechtsgedanken des § 2 VVG und damit zugleich auch unter Berücksichtigung des Wesens der V ist die Möglichkeit einer wirksamen Genehmigung des Lebensvsvertrages in solchen Fällen abzulehnen. War der minderjährige Vmer zugleich Gefahrsperson und ist mit dem Tode des Minderjährigen zugleich der Vsfall eingetreten, entfallt die Möglichkeit der Genehmigung des Vertrages durch die Eltern als Erben des 258

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III. Antrag auf Abschluß eines Versicherungsvertrages

Anm. C 12

Minderjährigen. Auf Bedenken stoßen OLG Hamm 18.1.1978 VersR 1978 S. 1135-1136 und ihm folgend LG Mönchengladbach 18.III.1982 VersR 1983 S. 50, die in einem solchen Falle bei einseitiger Kenntnis des Vmers unter direkter Anwendung von § 2 II 2 VVG zu dem Ergebnis gelangen, daß die Genehmigung keine rückwirkende Kraft habe und insoweit ein wirksamer Vsvertrag nicht vorliege. In dem Falle der einseitigen Kenntnis des Vmers vom Vsfall geht das Gesetz aber gerade nicht von einer Unwirksamkeit des Vsvertrages aus, sondern verneint nur die Leistungspflicht des Vers. Der Vertrag würde nur dann nicht wirksam zustande kommen, wenn nicht nur der Vmer, sondern auch der Ver — eben weil die Genehmigung des Vsvertrages durch die Erben des Vmers vorgenommen wird — von dem Vsfall Kenntnis hat. Die Vorschrift des § 2 VVG läßt dabei zugleich die — insbesondere auch zeitlichen — Grenzen der Genehmigungsmöglichkeit im übrigen erkennen. Sie bedeutet andererseits jedoch nicht, daß ganz generell schon jede Genehmigung unter dem Eindruck zunehmender Gefahrverwirklichung als nicht rechtswirksam zu erachten ist. Hier kann der gesetzliche Vertreter zur W a h r u n g d e r I n t e r e s s e n des M i n d e r j ä h r i g e n die Erteilung einer Genehmigung des Lebensvsvertrages legitimerweise als sinnvoll ansehen. [C 11] ee) Folgen der Nichterteilung der Zustimmung Solange die Zustimmung der gesetzlichen Vertreter nicht erteilt ist, ist der Lebensvsvertrag schwebend unwirksam. Vgl. dazu im einzelnen unten Anm. C 72 — 76, E, G. § 108 II BGB eröffnet dem Ver dabei die Möglichkeit, den Schwebezustand zu beenden, indem er den gesetzlichen Vertreter des Minderjährigen zur Genehmigung auffordert. Damit wird eine schon zuvor dem Minderjährigen gegenüber erklärte Genehmigung oder Verweigerung der Genehmigung wieder unwirksam, ein bereits wirksamer oder voll unwirksamer Vertrag wird also wiederum schwebend unwirksam. Nach der Aufforderung kann die Genehmigung seitens des gesetzlichen Vertreters nur noch dem Ver gegenüber erfolgen, und zwar nur noch binnen zwei Wochen, anderenfalls sie als verweigert gilt. Das Widerrufsrecht des § 109 I BGB hat keine Bedeutung, da der Ver schon aufgrund des Antrages typischerweise über das Geburtsdatum des Minderjährigen informiert ist und deshalb auch seine beschränkte Geschäftsfähigkeit erkennt. [C 12] c) Kein Erfordernis einer vormundschaftsgerichtlichen Genehmigung aa) Allgemeines In der Praxis wird beim Abschluß eines Lebensvsvertrages eine vormundschaftsgerichtliche Genehmigung in aller Regel nur bei Lebensvsverträgen über eine höhere Vssumme eingeholt, bei kleineren Vssummen wird ganz weitgehend darauf verzichtet. Die Frage nach dem Erfordernis der vormundschaftsgerichtlichen Genehmigung beurteilt sich dabei nach § 1643 I BGB i. V.m. § 1822 Ziff. 5 BGB, wobei die sich aus diesen Vorschriften ergebenden Beschränkungen sowohl für die gesetzliche Vertretung des Minderjährigen durch die Eltern (also den Abschluß des Lebensvsvertrages durch die Eltern mit Wirkung für den Minderjährigen) als auch für die elterliche Zustimmung zu dem von dem Minderjährigen selbst abgeschlossenen Lebensvsvertrag gelten. Obschon die Eltern nach § 1643 BGB freier gestellt sind als der Vormund und der Pfleger, so ist dort ausdrücklich auf § 1822 Ziff. 5 BGB verwiesen, wonach der vormundschaftsgerichtlichen Genehmigung ein Vertrag bedarf, „durch den der Mündel (hier: der Minderjährige) zu wiederkehrenden Winter

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Anm. C 13

C. Abschluß und Verbriefung des Lebensversicherungsvertrages

Leistungen verpflichtet wird, wenn das Vertragsverhältnis länger als ein Jahr nach dem Eintritt der Volljährigkeit des Mündels fortdauern soll". Die Bejahung des Erfordernisses einer vormundschaftsgerichtlichen Genehmigung würde bedeuten, daß ein Lebensvsvertrag bei Nichterteilung der Genehmigung schwebend unwirksam wird (§§ 1643 III, 1829 BGB) und der Vmer dabei der Gefahr der Abwerbung ausgesetzt ist. Es besteht die Möglichkeit einer späteren Genehmigung und beispielsweise auch der Ersetzung der vormundschaftsgerichtlichen Genehmigung durch eine Genehmigung der Erben des Vmers nach dem Vsfall (vgl. oben Anm. C 10). LG Osnabrück 4.1.1984 VerBAV 1984 S. 2 5 1 - 2 5 2 bejaht die Möglichkeit einer Genehmigung nach §§1643 III, 1829 III BGB für den Fall, daß mit Wissen der zunächst minderjährigen Vmerin von dem Konto ihrer Mutter aufgrund einer Abbuchungsermächtigung der Mutter auch nach Eintritt der Volljährigkeit der Vmerin noch einige Zeit die Prämien abgebucht worden sind. Im einzelnen ist unbestritten, daß der Lebensvsvertrag dabei keiner vormundschaftsgerichtlichen Genehmigung bedarf, wenn eine Einmalprämie entrichtet wird oder wenn bei laufender Prämienzahlung gemäß vertraglicher Vereinbarung der Lebensvsvertrag vor Vollendung des 19. Lebensjahres enden wird. Bei den verbleibenden und für die Praxis wichtigen Fällen ist das Erfordernis einer vormundschaftsgerichtlichen Genehmigung umstritten. Für das Erfordernis der vormundschaftsgerichtlichen Genehmigung haben sich ausgesprochen K G 3.XI.1928 JRPV 1929 S. 1 5 - 1 7 , BGH 30.VI.1958 BGHZ Bd 28 S. 7 8 - 8 3 = FamRZ 1958 S. 318-320, LG Aachen 14.V.1971 (wie Vorinstanz AG Düren) VersR 1971 S. 9 0 3 - 9 0 4 = FamRZ 1971 S. 656 (zur Interpretation dieser Entscheidungen im einzelnen vgl. Winter ZVersWiss 1977 S. 164 — 167) und schließlich LG Waldshut-Tiengen 12.VII.1979 VersR 1979 S. 1147-1149, aus dem umfangreichen Schrifttum Adam ZfV 1964 S. 625-626, Asmuth S. 1 5 - 1 8 , Beitzke S. 258, Berolzheimer ZVersWiss 1918 S. 90, Boll VersR 1979 S. 1149, Dölle S. 777 (insbesondere Fn 80), Erlanger ZVersWiss 1908 S. 693, Erman-Hefermehl §1822 BGB Anm. 5, Gernhuber § 52 V 7, Goll-Gilbert S. 12, Hagen Ehrenbergs Handbuch Bd I S. 328, Hedemann VersR 1952 S. 189, Lederle S. 17, Neumann JRPV 1935 S. 34, Palandt-Diederichsen § 1822 BGB Anm. 6, Prölss-Martin 23 § 165 VVG Anm. 5, Scheffler in BGB-RGRK § 1822 Anm. 21, Schellwien ZVersWiss 1908 S. 33, Schnitzerling VN 1959 S. 55, Schilken FamRZ 1978 S. 645 Fn 40, Schünemann LZ 1923 S. 307, Schulz ZfV 1959 S. 9 0 - 9 1 , Schweighäuser VN 1951 S. 7 7 - 7 8 , SoergelGermer § 1822 BGB Rz 35, Staudinger-Engler §§ 1821, 1822 BGB Rz 94, Vogel LZ 1920 S. 377, Wriede Bd VI Anm. C 4. Gegen das Erfordernis einer vormundschaftsgerichtlichen Genehmigung wenden sich K G 24.IV. 1929 JRPV 1929 S. 246 - 247, Bruck Privatversicherungsrecht, 1930 S. 163, Bruck-Dörstling § 1 Anm. 27, Bruck-Möller Bd I § 1 Anm. 69, Dettmeier VersR 1971 S. 1165-1166, Franke VersR 1971 S. 1163-1165, ders. VW 1972 S. 431 - 4 3 9 , Petersen JRPV 1935 S. 68, Schmidt VersR 1966 S. 313-316, Wagner Bd VI Anm. C 5, Winter ZVersWiss 1977 S. 145-165, Woltereck VersR 1965 S. 649 — 651. Gegen das Erfordernis der vormundschaftsgerichtlichen Genehmigung spricht ganz generell insbesondere folgendes: [C 13] bb) Grundsätzliche Gleichsetzung des Nichtfortbestehens eines Vertrages mit der Möglichkeit einer rechtzeitigen Lösung der vertraglichen Bindung Der Vmer in der Lebensv hat nach der Vorschrift des § 165 I VVG, die nach § 178 I VVG unabdingbar ist, die Möglichkeit, den Lebensvsvertrag jederzeit zum Schluß der laufenden Vsperiode zu kündigen (vgl. auch § 4 I ALB). Das bedeutet 260

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III. Antrag auf Abschluß eines Versicherungsvertrages

Anm. C 14

im Hinblick auf §1822 Ziff. 5 B G B , daß sich der Minderjährige nach Erreichung der Volljährigkeit durch die Kündigung des Lebensvsvertrages einer über das 19. Lebensjahr hinausgehenden Prämienzahlungsverpflichtung entziehen kann. Eine solche Lösung der vertraglichen Bindung ist im Hinblick auf § 1822 Ziff. 5 B G B der automatischen Beendigung bzw. dem Nichtfortbestehen des Vertrages grundsätzlich gleichzusetzen. Denn durch diese Vorschrift soll die wirtschaftliche Bewegungsfreiheit geschützt werden (Motive IV S. 1141, 1142). Eine rechtzeitige Kündigung hat aber im Hinblick auf die Vertragsbeendigung dieselbe Wirkung wie eine zuvor vereinbarte Beendigung des Vertrages: nämlich das Nichtfortbestehen des Vertrages. Wird die Lösung der vertraglichen Bindung mit dem Nichtfortbestehen des Vertrages über einen Stichtag hinaus gleichgesetzt, so kann dem letztlich auch nicht entgegengehalten werden, daß der Schutz des Minderjährigen in den Fällen der Ausübung eines Gestaltungsrechts wegen der Notwendigkeit einer besonderen Willenserklärung schwächer sein kann, als wenn das Rechtsverhältnis von selbst enden würde. Wenn BGH 30.VI. 1958 B G H Z Bd 28 S. 81 davon ausgeht, daß die Kündigungsmöglichkeit „nach der Lebenserfahrung vom Berechtigten häufig übersehen wird", so kann dem nicht gefolgt werden. Der aus dem Lebensvsvertrag verpflichtete Vmer macht sich über die Lösung des Vertragsverhältnisses gewiß Gedanken, so bald von ihm die Beitragszahlungen als unangenehm empfunden werden. Interessenwahrung durch rechtsgestaltende Willenserklärungen ist Ausdruck des Grundsatzes iura vigilantibus scripta (ausführlich Winter ZVersWiss 1977 S. 1 5 0 - 1 5 3 ) .

[C 14] cc) Gleichsetzung auch bei mit der Kündigung verbundenen wirtschaftlichen Nachteilen Handelt es sich nicht um eine Risiko- sondern um eine kapitalbildende Lebensv, so ist mit der Kündigung eines wirksamen Lebensvsvertrages stets ein wirtschaftlicher Nachteil verbunden, da dem Vmer — wenn überhaupt — sodann nur ein Anspruch auf den Rückkaufswert zusteht, vgl. dazu § 4 ALB, im übrigen ausführlich Anm. G. Bei Lebensvsverträgen nach dem Dritten Vermögensbildungsgesetz hat der kündigende Vmer dabei einen unabdingbaren Anspruch auf einen Rückkaufswert von mindestens 50% für jede, also auch für die erste gezahlte Monatsprämie, und zwar auch bei einer Kündigung innerhalb der ersten drei Jahre nach Abschluß des Vsvertrages. Soweit nun aber argumentiert wird, angesichts dieser bei einer Kündigung dem Vmer entstehenden Nachteile verbiete sich eine Gleichsetzung von Kündigungsmöglichkeit und vereinbarter Vertragsbeendigung im Rahmen des § 1822 Ziff. 5 B G B , wird damit ein Kriterium in die Vorschrift hineinkonstruiert, das aus dem Gesetzeswortlaut, der Entstehungsgeschichte und der Systematik des Gesetzes sowie aus dem Sinn und Zweck der Vorschrift nicht hergeleitet werden kann (vgl. im einzelnen dazu Winter ZVersWiss 1977 S. 153 — 157). Die Kopplung der Gleichsetzung von Kündigungsmöglichkeit und Nichtfortbestehen eines Vertrages mit der Frage der Vermeidung wirtschaftlicher Nachteile ist hier unzulässig, zumal einem Minderjährigen wirtschaftliche Nachteile auch durch einen mehrjährigen Lebensvsvertrag entstehen können, der vereinbarungsgemäß vor seinem 19. Lebensjahr endet. Da die §§ 1821, 1822 B G B von einem einheitlichen Grundgedanken nicht getragen werden, sondern der Genehmigungszwang auf bestimmte, fest umschriebene Fallgruppen beschränkt ist, ist hier eine formal-typisierende Auslegung geboten, so daß bei § 1822 Ziff. 5 B G B allein auf die Wahrung der wirtschaftlichen Bewegungsfreiheit durch Vermeidung langfristiger und nicht lösbarer Bindungen Winter

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Anm. C 16

C. Abschluß und Verbriefung des Lebensversicherungsvertrages

abzustellen ist. Ob mit der Kündigung wirtschaftliche Nachteile für den Vmer verbunden sind, ist genauso unerheblich wie der Umstand, daß es sich aus der Sicht des Minderjährigen um einen außergewöhnlichen oder wirtschaftlich besonders bedeutsamen Lebensvsvertrag handelt.

[C 15] dd) Konsequenzen aus der Praxis der Lebensversicherung Die Verneinung des Erfordernisses der vormundschaftsgerichtlichen Genehmigung entspricht auch den Möglichkeiten und Bedürfnissen des Rechtsverkehrs. Anders als zur Zeit der Schaffung des BGB tritt der minderjährige Arbeitnehmer weitgehend früher in ein geregeltes Erwerbsleben ein und auch, wenn er noch in der fachberuflichen Ausbildung steht, ist er finanziell durchweg beweglicher als früher. Der Abschluß einer Lebensv ist für ihn gerade auch im Hinblick auf die Geldmittelanlage nach dem Dritten Vermögensbildungsgesetz frühzeitiger in Betracht zu ziehen. Damit verträgt es sich nicht, den Minderjährigen von dem Abschluß eines Lebensvsvertrages durch umständliche und insgesamt wenig sinnvolle Formalitäten abzuhalten. Angesichts der auch sonst ohne vormundschaftsgerichtliche Genehmigung für einen Minderjährigen eingehbaren Verpflichtungen erscheint es nicht als einleuchtend, daß sich seine gesetzlichen Vertreter wegen des Abschlusses eines längerfristigen Lebensvsvertrages, der zudem noch staatlich gefördert wird, zunächst um eine vormundschaftsgerichtliche Genehmigung bemühen müssen. So wurden auch die begünstigten Vsabschlüsse mit Minderjährigen im Rahmen des Unterhaltssicherungsgesetzes von den zuständigen Kommunalbehörden insbesondere auch nicht auf ihre Rechtswirksamkeit nach §§ 1643, 1822 Ziff. 5 BGB überprüft. Die in der Praxis ganz weitgehend auch nicht eingeholte vormundschaftsgerichtliche Genehmigung liefe im übrigen Gefahr, zu einer bloßen Formalität zu werden. Gewiß hätte das Vormundschaftsgericht nicht über die Vor- und Nachteile einer bestimmten Tarifart, die Form der Uberschußbildung, die steuerlichen Auswirkungen usw. zu urteilen, bevor eine Genehmigung erteilt würde. Sollte die Erteilung oder Verweigerung der vormundschaftsgerichtlichen Genehmigung bei Lebensvsverträgen von der bloßen Möglichkeit wirtschaftlicher Nachteile abhängig gemacht werden, so wäre die Genehmigung — angesichts der mit einer Kündigung verbundenen Nachteile — zumindest für den Abschluß eines kapitalbildenden Lebensvsvertrages stets zu verweigern, was der Gesetzgeber einfacher durch das grundsätzliche Verbot des Abschlusses von Lebensvsverträgen Minderjähriger hätte erreichen können. Würde nicht schon eine Auslegung des § 1822 Ziff. 5 BGB ergeben, daß eine vormundschaftsgerichtliche Genehmigung für den Abschluß eines Lebensvsvertrages nicht erforderlich ist, so wäre angesichts der Praxis des Rechtsverkehrs eine Rechtsumbildung unausweislich. Die Regelung des § 1822 Ziff. 5 BGB wäre — was die Lebensvsverträge anbelangt — an den tatsächlichen Gegebenheiten der Rechtswirklichkeit gescheitert.

[C 16] ee) Keine Differenzierung zwischen Risikolebensversicherung und kapitalbildender Lebensversicherung Da § 1822 Ziff. 5 BGB angesichts der Kündigungsmöglichkeit des Vmers bei sämtlichen Lebensvsverträgen nicht anwendbar ist, entfallt auch eine Differenzierung zwischen Risiko- und kapitalbildenden Lebensvsverträgen.

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III. Antrag auf Abschluß eines Versicherungsvertrages

Anm. C 17

[C 17] d) VertragsschluB durch Ehegatten Die Stellung als Ehegatte hat keinen Einfluß auf die Möglichkeit, einen Antrag auf Abschluß eines Lebensvsvertrages abzugeben. Dabei macht es auch keinen Unterschied, ob die Eheleute im gesetzlichen Ehestand der Zugewinngemeinschaft (§§ 1363-1390 BGB), in Gütertrennung (§1414) oder in Gütergemeinschaft (§§1415-1518 BGB) leben. Vom Güterstand ist jedoch die Haftung für die aus dem Lebensvsvertrag erwachsenden Pflichten des oder der Vmer abhängig. Beim gesetzlichen Güterstand der Zugewinngemeinschaft — von der Konzeption des Gesetzgebers her eher eine Gütertrennung mit Zusätzen — sowie bei der eigentlichen Gütertrennung des § 1414 BGB haftet allein derjenige Ehepartner mit seinem eigenen Vermögen (§§ 1363 II 1, 1364, 1414), der den Vsvertrag als Vmer geschlossen hat. Für die Zwangsvollstreckung sind die Eigentumsvermutung des § 1362 BGB sowie die Gewahrsamsvermutung des § 739 ZPO zu beachten. Bei der Gütergemeinschaft kann es zur Haftung des Gesamtgutes (§ 1416 BGB) für die Prämienverbindlichkeit kommen, wenn der verwaltende Ehegatte, gegebenenfalls beide gemeinsam, den Vsantrag gestellt bzw. ihm zugestimmt haben (§§ 1438 I, 1460 I BGB) oder wenn die besonderen Voraussetzungen vorliegen, unter denen ein Rechtsgeschäft auch ohne die Zustimmung des verwaltenden Ehegatten wirksam ist (§ 1438 I a. E. BGB, MünchKomm-Kanzleiter § 1438 Anm. 1 Fn 1). U. u. kann sich der Verzicht auf das Zustimmungserfordernis aus dem selbständigen Betreiben eines Erwerbsgeschäfts durch einen Ehegatten ergeben, §§ 1431 bzw. 1456 BGB. Die Schlüsselgewalt ist für den Abschluß eines Lebensvsvertrages ganz grundsätzlich ohne Bedeutung. Nach § 1357 BGB ist jeder Ehegatte berechtigt, Geschäfte zur angemessenen Deckung des Lebensbedarfs der Familie mit Wirkung auch für den anderen Ehegatten zu besorgen, so daß beide Eheleute aus einem Vertragsabschluß im Rahmen der Schlüsselgewalt berechtigt und verpflichtet werden. Zum Begriff des angemessenen Lebensbedarfs der Familie gehören dabei nicht alle Geschäfte, die sich innerhalb des verfügbaren Familieneinkommens halten. Nach dem Willen des Gesetzgebers sollten „Geschäfte größeren Umfangs, die ohne Schwierigkeiten zurückgestellt werden könnten", nicht unter § 1357 BGB fallen (BT-Drucks. 7/650 S. 99). Auch wenn sich diese Auffassung in der Formulierung der Vorschrift nicht niedergeschlagen hat, ist § 1357 BGB restriktiv dahin auszulegen, daß dem Lebensbedarf der Familie der Abschluß nur solcher Verträge angemessen ist, über deren Eingehung eine Verständigung zwischen den Eheleuten gewöhnlich nicht als erforderlich angesehen wird und über die in der Regel zuvor auch keine Abstimmung zwischen den Eheleuten stattfindet. Anderenfalls kann es gerade auch bei Verträgen, deren Durchführung mit einem gewissen finanziellen Aufwand verbunden ist, zu nicht vorhergesehenen Mehrfachverpflichtungen kommen (vgl. Büdenbender FamRZ 1977 S. 668-669), Palandt-Diederichsen § 1357 Anm. 2 b). Ganz grundsätzlich fällt der Abschluß von Lebensvsverträgen daher nicht unter § 1357 BGB (zum alten Recht vgl. allgemein LG Siegen 2.II.1951 VersR 1951 S. 168, AG Düsseldorf 11.V.1956 VersR 1956 S. 429). Für die Lebensv ist zudem § 159 II mit dem Einwilligungserfordernis zu beachten. Es kann nicht ohne weiteres davon ausgegangen werden, daß dem die Lebensv eingehenden Ehegatten die Konstellation bewußt ist, daß sein Ehepartner aus dem Lebensvsvertrag berechtigt würde, ohne zugleich Gefahrsperson zu sein. Allein der Abschluß eines solchen Vertrages kann die Einwilligung im Sinne des § 159 II nicht ersetzen, auch wenn eine konkludente Zustimmung ausreicht, so kann sie aber nicht in dem Falle angenommen werden, in dem sich der Ehegatte gar nicht der Umstände bewußt ist, aus denen sich die Bedeutung als Willens- und Geltungserklärung ergibt. § 1357 BGB ist für die Lebensv somit ohne Belang, Winter

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Anm. C 18

C. Abschluß und Verbriefung des Lebensversicherungsvertrages

eine Ausnahme kann sich im Einzelfall für die Sterbegeldv mit ihren niedrigen Beitragsverpflichtungen ergeben, auf die auch § 159 II nicht anwendbar ist. [C 18] e) Versicherungsfähigkeit Eine Beschränkung des zu versichernden Personenkreises ergibt sich — anders als in der Krankenv und Unfallv — aus den einzelnen Bedingungswerken zur Lebensv nicht. Gleichwohl finden sich uch in der Lebensv entsprechende Beschränkungen, die auf dem Geschäftsplan oder auch der Satzung beruhen und sich auf das Eintrittsalter und das Geschäftsgebiet beziehen. So wird im Mustergeschäftsplan für die Großlebensv (VerBAV 1975 S. 4 7 6 - 4 8 4 , geändert VerBAV 1981 S. 220-221) in Ziff. 3.1 bestimmt, daß das Alter der Gefahrsperson am Beginn der V (Eintrittsalter) mindestens 15 Jahre und höchstens 80 Jahre, für das zu versorgende Kind bei Tarif Κ 5 (Kapitalv auf den Heiratsfall — Aussteuerv) höchstens 10 Jahre (bei Knaben 12 Jahre) betragen darf. Weitere Beschränkungen ergeben sich aus dem Mustergeschäftsplan zwar nicht in Hinblick auf den zu versichernden Personenkreis, wohl aber für die Mindest- und Höchstvssummen: Die Mindestvssumme beträgt bei den Tarifen Κ 1 - 5 (Κ 1: Kapitalv auf den Todesfall, Κ 2: Kapitalv auf den Todesfallund Erlebensfall, Κ 3: Kapitalv auf den Todes- und Erbensfall für zwei verbundene Leben, Κ 4: Kapitalv mit festem Auszahlungstermin [Termfixv]) 2000 DM, bei den Tarifen K l E - K 3 E 3000 DM, bei den Tarifen Κ 2 Α - Κ 5 A 10000 DM und bei beitragsfrei gestellten Ven 1000 DM, die Höchstsumme beträgt bei den Tarifen Κ 5 und Κ 5 A 100000 DM und ist bei den übrigen Tarifen unbeschränkt. Ist ein Antrag auf Abschluß eines Lebensvsvertrages für eine Gefahrsperson gestellt worden, die älter als 80 Jahre oder jünger als 15 Jahre ist oder bei der die altersmäßigen Beschränkungen bei der Aussteuerv nicht eingehalten werden, so ist der Antrag gleichwohl wirksam, insbesondere treten auch die Wirkungen der §§ 145, 146 BGB ein. Der Antrag kann von dem Ver auch wirksam angenommen werden. Allein der Umstand, daß der Antragende bzw. die Gefahrsperson nicht zu dem nach Ziff. 3.1 des Geschäftsplans vorgesehenen Personenkreis gehört, macht den Vsvertrag nicht unwirksam (vgl. RG 20.XI.1936 RGZ Bd 153 S. 62: Vsfähigkeit in der Krankenv). Die vertretungsberechtigten Organe einer Aktiengesellschaft bzw. eines Gegenseitigkeitsvereins besitzen grundsätzlich auch eine entsprechende Vertretungsmacht (§§ 821 AktG, 3411 VAG), eine Ausnahme könnte nur gegeben sein, wenn der Vorstand bei einer entsprechenden internen Beschränkung seine Vertretungsmacht mißbraucht, einen Lebensvsvertrag abschließt, bei dem die Gefahrsperson älter als 80 oder jünger als 15 Jahre ist, und dieser Mißbrauch für den Vmer erkennbar ist (ausführlich dazu Möller JRPV 1937 S. 2 0 9 - 2 1 3 , vgl. im übrigen Wagner Bd VI Anm. C 7, Wriede Bd VI Anm. C 4). Solche Fälle kommen aber in der Lebensv ganz grundsätzlich nicht vor, wobei im übrigen auch die Möglichkeit der Rückdatierung des Vertrages besteht, so daß auf diese Weise von einem Eintrittsalter unter 80 Jahren ausgegangen werden kann (vgl. dazu unten Anm. D 12—16). Ähnliches gilt für die Nichtbeachtung des festgelegten Geschäftsgebietes und die Über- bzw. Unterschreitung der Höchst- und Mindestvssummen: Auch insoweit ist der Antrag bzw. der Lebensvsvertrag nicht etwa unwirksam. Für die Berufsunfahigkeitsv, die Berufsunfähigkeitszusatzv und die Unfallzusatzv bestehen dabei grundsätzlich keine zusätzlichen Beschränkungen der Vsfähigkeit, insbesondere gilt auch nicht § 5 AUB. Der Lebensver pflegt denjenigen, der den Abschluß eines Lebensvsvertrages beantragt, eingehend nach seinem Gesundheitszustand zu befragen und macht den Vertragsschluß bei höheren Vssummen von einer ärztlichen Untersuchung abhängig. Der Ver kann aufgrund der Angaben des Vmers oder angesichts des Ergebnisses der 264

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III. Antrag auf Abschluß eines Versicherungsvertrages

Anni. C 19

ärztlichen Untersuchung vom Vertragsschluß absehen. Hat der Ver den Vertrag aber geschlossen, so kann er sich grundsätzlich nur nach §§16—20 von dem Vsvertrage lösen. Der Ver kann somit nach § 20 I vom Vertrag zurücktreten, wenn der Vmer die vorvertragliche Anzeigepflicht verletzt hat, bei arglistiger Täuschung durch den Vmer kann der Ver den Vsvertrag nach §§ 22 VVG, 123 BGB anfechten. Er hat also eine Gestaltungserklärung abzugeben, die fristgebunden ist und an das Vorliegen besonderen Voraussetzungen geknüpft ist, wie z. B. das Verschulden Vmers. Da die Vorschriften über die Verletzung der vorvertraglichen Anzeigepflicht halbzwingender Natur sind, kann sie der Ver nicht dadurch umgehen, daß er bei der Falsch- oder Nichtanzeige von Umständen, die Nichtversicherbarkeit des Vmers begründet hätten, den Vertrag von vornherein als nicht wirksam erklärt. Dabei kann auch nicht davon ausgegangen werden, der Lebensvsvertrag sei gleichsam unter der Bedingung gegebener Vsfáhigkeit abgeschlossen worden (ausführlich Möller JRPV 1937 S. 209 — 213). Konsequenterweise wird dem Ver nach der halbzwingenden Vorschrift des § 162 S. 2 lediglich ein Rücktrittsrecht gewährt, wenn der Vmer das Alter der Gefahrsperson unrichtig angegeben hat und das wirkliche Alter außerhalb der Grenzen liegt, welche durch den Geschäftsplan für den Abschluß von Lebensvsverträgen festgesetzt sind (vgl. Näheres dazu unter Anm. F). Schränkt die Satzung eines Vsvereins a. G. den Kreis der als Vmer und Mitglieder in Frage kommenden Personen nach gattungsmäßigen Merkmalen ein, ist umstritten, ob Mitgliedschafts- und Vsverhältnis wirksam zustande kommen, wenn diese Eingrenzungen nicht beachtet worden sind. Die einschränkende Regelung der Satzung soll bewirken, daß dem Gegenseitigkeitsverein nach bestimmten Gattungsmerkmalen gleichgeartete Risiken angehören, die für den Ver gut überschaubar und in ihrer Risikostruktur in besonderem Maße einschätzbar sind. Die Regelung hat im wesentlichen den Charakter einer Ordnungsvorschrift, ihre Mißachtung führt nicht zur Unwirksamkeit des Vsvertrages. Das NichtVorliegen der gattungsmäßigen Voraussetzungen ist nicht dem Tatbestand eines von vornherein auf eine unmögliche Leistung gerichteten Vertrages im Sinne von § 306 BGB gleichzuerachten. Auch insoweit kann die Anwendbarkeit der §§16—20 nicht durch eine Satzungsvorschrift umgangen werden. Die Erfüllung der verlangten gattungsmäßigen Merkmale ist keine Voraussetzung für das wirksame Zustandekommen des Lebensvsvertrages (Prölss-Schmidt-Frey 9 § 20 VAG Rz 5, Wriede Bd VI Anm. C 4, a. M. Kisch VVaG S. 121-122). Wenn der Ver seine Annahmeerklärung davon abhängig macht, daß die Gefahrsperson ihn ermächtigt, von Ärzten, Krankenhäusern usw. Auskünfte über frühere und gegenwärtige Erkrankungen einzuholen, und die Auskunftsstellen von ihrer Verschwiegenheitspflicht entbindet, so hat eine entsprechende Erklärung im Vsantrag mit seiner Funktion als Vertragsangebot nichts zu tun (vgl. Wriede Bd VI Anm. C 4 zur Krankenv). [C 19] f) Antragstellung durch Vertreter Das Angebot auf Abschluß eines Lebensvsvertrages kann durch einen Vertreter des Vmers abgegeben werden, §§ 164 ff. BGB. Dabei gilt eine Besonderheit für die reine Todesfallv und die gemischte V auf den Todes- und Erlebensfall, sofern die V auf eine andere Person als den Vmer genommen wird und die vereinbarte Vsleistung den Betrag der gewöhnlichen Beerdigungskosten übersteigt. Eine solche V bedarf nach §159 II der Einwilligung der Gefahrsperson (zur Problematik des §159 vgl. unten Anm. C 2 7 —40 und Anm. H, insbesondere auch zum Begriff der Gefahrsperson). Winter

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Anm. C 19

C. Abschluß und Verbriefung des Lebensversicherungsvertrages

Die gesetzlichen Vertreter beschränkt geschäftsfähiger oder geschäftsunfähiger Vmer können den Lebensvsvertrag kraft der gesetzlichen Vertretungsmacht allein — also ohne Mitwirkung des Vertretenen — in dessen Namen abschließen. Dabei ist es im Hinblick auf eine etwa erforderlich werdende Einwilligung der Gefahrsperson — und im Hinblick auf eine Umgehung des Einwilligungserfordernisses — zuweilen nicht einfach zu entscheiden, ob die gesetzlichen Vertreter im eigenen Namen für den beschränkt geschäftsfähigen Vmer aufgetreten sind oder den Vertrag in dessen Namen als Vertreter abgeschlossen haben. Denn auch hier stellt sich die Problematik der Einwilligung nach § 159 II, wobei in S. 2 der Vorschrift zunächst generell klargestellt ist, daß der gesetzliche Vertreter den Minderjährigen oder Geschäftsunfähigen bei der Erteilung der Einwilligung nicht vertreten kann. Demgegenüber bedarf es für den Fall, daß der Vater oder die Mutter die V — im eigenen Namen auf eigene Rechnung und eben nicht als Vertreter des Minderjährigen — auf die Person ihres minderjährigen Kindes nehmen, nach § 159 III der Einwilligung des Kindes nur, wenn nach dem Lebensvsvertrag der Ver auch bei Eintritt des Todes vor der Vollendung des siebten Lebensjahres zur Leistung verpflichtet sein soll und die für diesen Fall vereinbarte Leistung den Betrag der gewöhnlichen Beerdigungskosten übersteigt (hierzu im einzelnen unten Anm. C 33). Mehrfach hat die Rechtsprechung die Frage beschäftigt, inwieweit die Erteilung einer Generalvollmacht auch die Ermächtigung zum Abschluß eines Lebensvsvertrages beinhaltet. Das ist grundsätzlich nur der Fall, wenn bei der Erteilung der Generalvollmacht die Einwilligung zum Abschluß eines Lebensvsvertrages ausdrücklich Inbegriffen ist (OLG Königsberg 6.V.1919 SeuffArch Bd 75 Nr. 75 S. 128, OLG Dresden 27.1.1939 JRPV 1939 S. 60, OLG Hamm 17.XI.1939 JRPV 1940 S. 166, LG Köln 23.XI.1956 VersR 1957 S. 242-243). Denn die nicht im Gesetz normierte Generalvollmacht ist wegen der ihr innewohnenden Gefahr, mißbraucht zu werden, hinsichtlich ihres Umfanges eng auszulegen. Das gilt insbesondere auch für den Fall, daß die der Spekulation auf den Tod begegnende Vorschrift des § 159 II mit Hilfe einer Selbstv aufgrund einer Generalvollmacht umgangen werden könnte. Denn wenn ein Generalbevollmächtigter ohne Wissen des Vertretenen eine Lebensv auf dessen Tod und in dessen Namen abschließt, so stände ihm die Möglichkeit dieser Spekulation, die das Gesetz zu verhindern sucht, wieder offen. Die enge Auslegung einer Generalvollmacht orientiert sich somit nicht nur am Grundsatz von Treu und Glauben, sondern insbesondere auch an der Vorschrift des § 159 II. Es ist für den wirksamen Abschluß einer Lebensv zu verlangen, daß sich die Vollmacht speziell auf einen Lebensvsvertrag bezieht, wobei es als ausreichend zu erachten ist, wenn die Vollmacht von vornherein in der Vollmachtsurkunde dahingehend beschränkt ist, daß der Vertreter nur eine bestimmte, dem Vollmachtgeber angegebene Person als Bezugsberechtigten einsetzen darf (vgl. hierzu unten Anm. C 30). Die Antragserklärung ist entweder von dem Antragsteller selbst oder von dessen Stellvertreter abzugeben. OLG Hamburg 24.V.1955 VersR 1957 S. 106-107 liegt ein Fall zugrunde, in dem die nach § 159 II notwendige Einwilligungserklärung der Gefahrsperson in Form einer Unterschrift nicht von dieser selbst, sondern von einem Dritten in Gegenwart der Gefahrsperson auf das Antragsformular gesetzt worden war. Anders als die Vorinstanz LG Hamburg 2.VI.1953 VersR 1954 S. 316-317 sieht das OLG diese Unterschriftsleistung als Vertretungsleistung an und hält sie im Sinne des § 159 II für wirksam. Diese Konstruktion ist nicht überzeugend, mit der Vorinstanz ist vielmehr von einer „Schreibhilfe" auszugehen, durch die in zulässiger Weise eine gültige Einwilligungserklärung bewirkt worden ist (Wagner Bd VI Anm. C 8).

266

Winter

III. Antrag auf Abschluß eines Versicherungsvertrages

Anm. C 22

[C 20] g) Lebensversicherung aus dem Automaten Im Auslande ist in einigen Ländern der Abschluß einer Luft-Lebensv für einen bestimmten Flug gebräuchlich. Sie kann durch Vertragsschluß am Schalter, darüber hinaus aber auch mit Hilfe eines Automaten abgeschlossen werden. Der Lebensvsvertrag kommt mit Hilfe eines Automaten wie folgt zustande: Der Antragsteller trifft eine Wahl zwischen mehreren nach Art und Umfang gestaffelten Lebensvsverträgen, gibt entsprechende Zahlungsmittel in den Automaten und erhält dafür einen Antragsvordruck, der später zugleich die Funktion einer Police übernimmt. Der Antragsteller füllt nunmehr den Antragsvordruck aus, setzt einen Bezugsberechtigten ein und gibt eine Ausfertigung des Antragsvordrucks in den Automaten zurück. In diesem Eingeben der Antragsdurchschrift ist der Antrag des Vmers im Sinne des § 145 BGB zu sehen, der damit zugleich auch dem Ver zugeht. Auf eine ausdrückliche Annahmeerklärung des Vers und deren Zugang beim Vmer muß verzichtet werden, wobei in dem Aufstellen des Automaten allerdings eine generelle Annahmeerklärung für den Fall zu sehen ist, daß die tatsächlichen Voraussetzungen eines wirksamen Antrags erfüllt sind (so Wagner Bd VI Anm. C 9 für die Luft-Unfallv). [C 21] 3. Versicherer als Antragsteller Der Ver ist grundsätzlich niemals Antragsteller. Er wird Antragsteller insbesondere auch nicht durch die Übersendung oder Ausgabe von Prospekten, Werbematerial oder sonstigen Drucksachen. Die Ausgabe von Werbematerial ist nur als invitatio ad offerendum aufzufassen, inhaltlich kann das Werbematerial allerdings bei der Auslegung von Vsbedingungen von Belang werden (Bruck-Dörstling § 1 Rz 30). Der Versicherer wird nur zum Antragsteller, wenn er den an ihn gerichteten Antrag verspätet (§ 150 I BGB) oder unter Erweiterungen, Einschränkungen oder sonstigen Änderungen annimmt (§ 150 II BGB). So hat OLG Hamm 18.1.1978 VersR 1978 S. 1134—1135 in der verspäteten Annahmeerklärung des Vers, die sich zudem mit dem Lebensvsantrag des Vmers in der Frage des Jahresbeitrages nicht deckte, eine Ablehnung des Antrags gesehen, verbunden mit einem neuen Antrag des Vers. Zum Antrag des Vers im Rahmen der Realteilung beim Versorgungsausgleich vgl. unten Anm. C 117. [C 22] Exkurs: Werbung in der Lebensversicherung — Darstellung und Erläuterung der Überschußbeteiligung Bei der Werbung für die Lebensv sind die allgemeinen Grundsätze und Richtlinien zu beachten, die teilweise auch ihren Ausdruck in den „Wettbewerbsrichtlinien der Versicherungswirtschaft" 1967, 1977 (Prölss-Schmidt-Frey 9 § 81 VAG Anhang I Rz 8 S. 830 — 848) finden, nach denen in der Lebensv beispielsweise gemäß Ziff. 48 — 52 das Ausspannen von Ven unzulässig ist (Beispiel: Abwerbung bei Lebensven Minderjähriger, die ohne vormundschaftsgerichtliche Genehmigung abgeschlossen sind). Vgl. im übrigen die Kommentierungen bei Goldberg-Müller § 81 VAG Anhang Β Rz 1 - 8 und Prölss-Schmidt-Frey 9 § 81 VAG Rz 1 9 - 9 7 . Als besonders problematisch ist bei der Werbung die Darstellung und Erläuterung der Überschußbeteiligung angesehen worden (vgl. dazu schon Bruck-Dörstling § 1 Rz 31). Die Überschußbeteiligung des Vmers ist geschäftsplanmäßig festgelegt und beträgt in der Regel mindestens 90% des Überschusses vor Dotierung der Rückstellung für die Beitragsrückerstattung. Die Überschußbeteiligung ist angesichts der vorsichtigen Beitragspolitik ein Faktor, der bei der Ermittlung des effektiv zu zahlenden Beitrags ganz erheblich ins Gewicht fallt (vgl. dazu im einzelnen unten Winter

267

Anm. C 22

C. Abschluß und Verbriefung des Lebensversicherungsvertrages

Anm. G). So ist es nur natürlich, daß sich die Werbung auch auf die Darstellung der Überschußbeteiligung bezieht. Um Mißständen vorzubeugen, hat dabei das Bundesaufsichtsamt für das Vswesen auf der Grundlage von § 81 II 1 VAG die Werbung mittels Darstellung und Erläuterung der Überschußbeteiligung im einzelnen geregelt, zuletzt mit Rundschreiben R 4/79 vom 10.V.1979 VerBAV 1979 S. 188 - 1 9 1 . Nicht den hier niedergelegten Grundsätzen entsprechende Druckstücke, die zur Schulung des Außendienstes verwendet werden, müssen auffallig als Schulungsmaterial gekennzeichnet werden (BAV GB 1963 S. 36). Die in der Anlage zum Rundschreiben R 4/79 wiedergegebenen Grundsätze lauten:

Grundsätze fur die Darstellung sicherung 1 Beispielrechnungen

und Erläuterung

für die Darstellung

1.1 Beispielrechnungen

der Überschußbeteiligung

und Erläuterung

dürfen nur gefertigt

der künftigen

in der

Lebensver-

Überschußbeteiligung

werden

1.1.1 bei Kapitalversicherungen fur die Versicherungssumme 10000 DM und bei Rentenversicherungen für die Monatsrente 100 DM oder jeweils ganzzahlige Vielfache dieser Beträge. Ferner können Monats- bzw. Jahresbeiträge von 100 DM bzw. 1000 DM oder 1200 DM oder ganzzahlige Vielfache hiervon und bei Vermögensbildungsversicherungen ein Monatsbeitrag von 52 DM zugrunde gelegt werden. 1.1.2 bei Kapitalversicherungen für die nach dem Geschäftsplan zulässigen Eintrittsalter von 20 bis 55 Jahren und für Versicherungsdauern von 10 bis 30 Jahren, für längere Versicherungsdauern nur für die ersten 30 Versicherungsjahre; bei Rentenversicherungen für die nach dem Geschäftsplan zulässigen Eintrittsalter von 30 bis 70 Jahren und für die Rentenbeginnalter von 50 bis 70 Jahren, jedoch nur für die ersten 30 Versicherungsjahre und nicht über das Alter des Versicherten von 85 Jahren hinaus. 1.2 Beispielrechnungen

müssen folgenden

Anforderungen

genügen:

1.2.1 Die Leistungen aus der Überschußbeteiligung im Todes- und im Rückkaufsfall sind in einer Tabelle darzustellen, und zwar mindestens für die ersten 5 Versicherungsjahre, für das 7. und das 10. Versicherungsjahr, dann für jedes weitere 5. Jahr sowie für die letzten 5 Jahre. Zumindest bei der Ablaufleistung ist anzugeben, welcher Teil auf Schlußüberschußanteile entfällt. Bei Kapitalversicherungen, bei denen die Überschußanteile vertragsgemäß zur Abkürzung der Versicherungsdauer zu verwenden sind, kommt statt dessen die Angabe des jeweiligen neuen Ablaufalters sowie der Erhöhung des Rückkaufswertes in Betracht. Bei Anpassungsversicherungen ( Versicherungen mit dem Recht auf planmäßige Erhöhung von Beitrag und Versicherungsleistungen) sind in zusätzlichen Spalten der jeweilige Beitrag und die jeweilige Versicherungssumme anzugeben; ferner sind die Anpassungsmodalitäten darzustellen. Dabei darf die Steigerung des Beitrages nicht höher als 6% jährlich sein. 1.2.2 Die Angabe von Schlußüberschußanteilen ist nur zulässig, wenn sie die Voraussetzungen des Rundschreibens R 1/79 erfüllen. 1.2.3'Den zahlenmäßigen Angaben sind die jeweils zuletzt deklarierten Überschußanteilsätze zugrunde zu legen. In die Tabellen sindferner zahlenmäßige Angaben in gleicher Art und Weise für eine Überschußbeteiligung aufzunehmen, die sich bei einer Reduzierung des Zinsüberschußanteils auf die Hälfte ergeben würde. 1.2.4 Die Verwendung von Beispielrechnungen mit den Überschußanteilsätzen gemäß Z i f f . 1.2.3 setzt voraus, daß die Überschußbeteiligung des Lebensversicherungsunternehmens finanzierbar erscheint. 1.3 Es sind Formblätter

zu verwenden. Diese müssen mindestens folgenden

1.3.1 Volle Firma und Anschrift

des

Inhalt

haben:

Versicherungsunternehmens.

1.3.2 Die Überschrift „Beispielrechnungfür einen möglichen Verlauf der künftigen Überschußbeteiligung aus einer Einzelkapitalfrenten) Versicherung (bzw. Gruppenkapital (renten) Versicherung

268

Winter

III. Antrag auf Abschluß eines Versicherungsvertrages

Anm. C 22

nach Sondertarif bzw. Kapitalversicherung nach dem 3. Vermögensbildwgsgesetz) mit einer Versicherungssumme (bzw. einer Monatsrente bzw. einem Monats ¡Jahresbeitrag) von ... DM". 1.3.3 Diefúrdie Versicherung wesentlichen technischen Daten ( Versicherungsform, Tarif Eintrittsalter, Beitragszahlungsdauer und Endalter bzw. Rentenbeginnalter, Versicherungssumme bzw. Rente, Beitrag). 1.3.4 Eine ausführliche Beschreibung des Überschußbeteiligungssystems. 1.3.5 Unter jeder Tabellenseite ist in auffälliger Weise mit Druckbuchstaben in mindestens derselben Typengröße wie der übrige Text folgender Text unverändert aufzunehmen: „Der dargestellten Leistung aus der künftigen Uberschußbeteiligung liegen die für das Kalenderjahr ... (bzw. für das in ... beginnende Versicherungsjahr) erklärten Überschußanteilsätze zugrunde. Diese Leistungen können nicht garantiert werden; sie sind nur als Beispiele anzusehen. Die Höhe der künftigen Uberschußbeteiligung läßt sich nur unverbindlich darstellen, da die künftige Uberschußentwicklung vor allem von den Kapitalerträgen, aber auch vom Verlauf der Sterblichkeit und von der Entwicklung der Kosten abhängt." Der zweite Satz ist dabei im Druck deutlich hervorzuheben. Bei Risikoversicherungen entfallen die Worte „vor allem von den Kapitalerträgen, aber auch". 1.3.6 Die Tabellen sind in auffälliger Größe mit dem Text „UNVERBINDLICHES BEISPIEL" schräg zu Überdrucken. 1.3.7 Die Beispielrechnungen haben als Fußnote folgenden Hinweis zu enthalten: „Diese Beispielrechnung gilt für das Jahr .... Sie gilt nicht für die darauffolgenden Jahre, falls inzwischen andere Uberschußanteile festgesetzt worden sind." Í.4 Wenn ein Lebensversicherungsunternehmen Beispielrechnungen herausgeben will, so hat es dazu dem Bundesaufsichtsamt einen „Plan fiir die Darstellung und Erläuterung der künftigen Überschußbeteiligung" zur Prüfung vorzulegen. Dieser muß insbesondere das Finanzierungsverfahren gemäß Z i f f . 1.2.4 sowie das Verfahren zur Ermittlung des verminderten Überschußanteilsatzes gemäß Z i f f . 1.2.3 enthalten. Diesem Plan sind vollständige Muster von Beispielrechnungen für die folgenden Versicherungskombinationen beizufügen: — Bei der Einzelkapitalversicherung für die gemischte Versicherung mit dem Eintrittsalter 35 Jahre und den Endaltern 60 und 65 Jahre; Versicherungssumme 10 000 DM bzw. bei der Vermögensbildungsversicherung Monatsbeitrag 52 DM. — Bei der Rentenversicherung fur die sofort beginnende Leibrente mit dem Rentenbeginnalter 65 Jahre und für die aufgeschobene Leibrente mit dem Eintrittsalter 40 Jahre und dem Rentenbeginnalter 65 Jahre; Monatsrente 100 DM. In diesem Plan hat sich das Lebensversicherungsunternehmen ferner zu verpflichten, in alle auszustellenden Versicherungsscheine deutlich sichtbar folgenden Hinweis einzufügen: „Die Überschußanteile, die sich für den Anspruchsberechtigten aus der in den Allgemeinen Versicherungsbedingungen vorgesehenen Überschußbeteiligung ergeben, hängen in ihrer Höhe vor allem von den Kapitalerträgen, aber auch vom Verlauf der Sterblichkeit und von der Entwicklung der Kosten ab. Die Höhe der Überschußanteile, die von Jahr zu Jahr ermittelt und zugesagt werden, kann sich daher ändern. Verbindliche Angaben über die Höhe der künftigen Überschußbeteiligung sind nicht möglich." Bei Risikoversicherungen entfallen die Worte „vor allem von den Kapitalerträgen, aber auch". 2 Beispiele für die Überschußbeteiligung in der Vergangenheit 2.1 Die Auswirkung der Überschußbeteiligung in der Vergangenheit darf nur dargestellt werden 2.1.1 bei Kapitalversicherungen für die Versicherungssumme 10000 DM und bei Rentenversicherungen für die Monatsrente 100 DM oder jeweils ganzzahlige Vielfache dieser Beiträge. Ferner können Monats- bzw. Jahresbeiträge von 100 DM bzw. 1000 DM oder 1200 DM oder ganzzahlige Vielfache hiervon und bei Vermögensbildungsversicherungen ein Monatsbeitrag von 52 DM zugrunde gelegt werden. 2.1.2 bei Kapitalversicherungen für die nach dem Geschäftsplan zulässigen Eintrittsalter von 20 bis 55 Jahren; Winter

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Anm. C 22

C. Abschluß und Verbriefung des Lebensversicherungsvertrages

bei Rentenversicherungen für die nach dem Geschäftsplan zulässigen Eintrittsalter von 30 bis 70 Jahren und für die Rentenbeginnalter von 50 bis 70 Jahren, jedoch nicht über das Alter des Versicherten von 85 Jahren hinaus. 2.2 Die Leistungen aus der Überschußbeteiligung im Todes- und im Rückkaufsfall sind in einer Tabelle mindestens für jedes 5. Versicherungsjahr darzustellen. Zumindest bei der Ablaufleistung ist anzugeben, welcher Teil auf Schlußüberschußanteile entfällt. Bei Kapitalversicherungen, bei denen die Überschußanteile vertragsgemäß zur Abkürzung der Versicherungsdauer verwendet wurden, kommt statt dessen die Angabe des jeweils tatsächlich erreichten AbTaufalters sowie der Erhöhung des Rückkaufswertes in Betracht. Bei Versicherungen mit steigenden Beiträgen und/oder steigenden Versicherungsleistungen sind in zusätzlichen Spalten der jeweilige Beitrag und die jeweilige Versicherungssumme anzugeben; ferner ist das System der Steigerung darzustellen. 2.3 Es sind Formblätter zu verwenden. Diese müssen mindestens folgenden Inhalt haben: 2.3.1 Volle Firma und Anschrift des Versicherungsunternehmens. 2.3.2 Die Überschrift „Beispiel für den Verlauf der Überschußbeteiligung in der Vergangenheit aus einer Einzelkapital (renten) Versicherung (bzw. Gruppenkapital ( renten) Versicherung nach Sondertarifbzw. Kapitalversicherung nach dem 3. Vermögensbildungsgesetz) mit einer Versicherungssumme (bzw. einer Monatsrente bzw. einem Monats!Jahresbeitrag) von ••• DM". 2.3.3 Diefür die Versicherung wesentlichen technischen Daten ( Versicherungsform, Tarif, Eintrittsalter, Beitragszahlungsdauer und Endalter bzw. Rentenbeginnalter, Versicherungssumme bzw. Rente, Beitrag, Beginn- und Ablaufjahr). 2.3.4 Eine ausführliche Beschreibung des Überschußbeteiligungssystems. 2.3.5 Unter jeder Tabellenseite ist in auffälliger Weise mit Druckbuchstaben in mindestens derselben Typengröße wie der übrige Text darauf hinzuweisen, daß sich die angegebenen Zahlen nur auf die Vergangenheit beziehen und daß die Überschußbeteiligung in der Zukunft je nach Entwicklung der Überschüsse niedriger oder höher sein kann, so daß keinesfalls eine Garantie für die zukünftige Entwicklung der Überschußbeteiligung gegeben werden kann. 2.3.6 Falls wesentliche, dem Beispiel zugrundeliegende Merkmale der Versicherung bei dem für den Neuzugang offenen Tarif nicht mehr zutreffen, ist auf diese Abweichungen besonders hinzuweisen (z. B. Änderung des Beitragsniveaus oder des Über schußbeteiligungssy stems). 2.4 Die Beispiele müssen in jeder Hinsicht so gewählt sein, daß sie in dem betreffenden Zeitraum im Versicherungsbestand des Lebensversicherungsunternehmens vorgekommen sein können. Ferner müssen die Beispiele aus der jüngsten Vergangenheit stammen, d. h. das Ablaufjahr darf höchstens einige Jahre zurückliegen. 3 Angaben zur Überschußbeteiligung in Werbeprospekten 3.1 Soweit nach den Vorschriften der Ziffern 1 und 2 Beispielrechnungen für die künftige Überschußbeteiligung hergestellt bzw. Beispiele für die Überschußbeteiligung in der Vergangenheit dargestellt werden, dürfen bei Einzelkapitalversicherungen auf den Todes- und Erlebensfall ( einschl. Anpassungsversicherungen) die Leistungen aus der Überschußbeteiligung auch in Werbeprospekte aufgenommen werden. 3.2 Dargestellt werden dürfen die nach den Ziffern 1.1 bzw. 2.1 zulässigen Versicherungskombinationen. Jeder Werbeprospekt muß jedoch mindestens die Zahlenangaben für die Kombination Eintrittsalter 35 Jahre, Endalter 65 Jahre, Versicherungssumme 10000 DM (bei Vermögensbildungsversicherungen: Monatsbeitrag von 52 DM) enthalten. 3.3 Neben der Ablaufleistung sind die gesamten Leistungen aus der Überschußbeteiligung bei Tod und Rückkauf für mindestens zwei Zwischenwerte in etwa gleichen Zeitabständen der zugrunde liegenden Versicherungsdauer anzugeben. Bei Anpassungsversicherungen ist neben den Anpassungsmodalitäten die Entwicklung des Beitrags und der Versicherungssumme darzustellen. 3.4 Bei der textlichen Gestaltung sind die in den Ziffern 1.3.5 und 2.3.5 angegebenen Vorbehalte sinngemäß zu übernehmen.

270

Winter

III. Antrag auf Abschluß eines Versicherungsvertrages 4 Graphische

Anm. C 25

Darstellungen

In den Fällen der Ziffern I, 2 und 3 dürfen die Leistungen aus der Über Schußbeteiligung unter den folgenden Voraussetzungen zusätzlich graphisch dargestellt werden: 4.1 Die bei der graphischen Darstellung verwendeten Skalen müssen linear und beziffert sein. Die vertraglich garantierte Versicherungsleistung und die Leistung aus der Überschußbeteiligung müssen in demselben linearen Maßstab dargestellt werden. 4.2 Bei Darstellung der Gesamtleistung müssen die garantierte Versicherungsleistung und die Leistung aus der Überschußbeteiligung drucktechnisch deutlich voneinander abgehoben sein. Bei Anpassungsversicherungen kann die Entwicklung des Beitrags und der Versicherungssumme zusätzlich graphisch dargestellt werden. 5 Anfertigung

von Formblättern

und

Werbeprospekten

Formblätter nach Z i f f . 1 und2 und Werbeprospekte nach Z i f f . 3 dürfen nur von der Hauptverwaltung des Lebensversicherungsunternehmens (nicht von dessen Außenorganen) angefertigt werden. Die Vorstände der Lebensversicherungsunternehmen haben ihren Außendienst darauf hinzuweisen, daß er derartige Unterlagen nur im Original weitergeben, deren Inhalt also nicht abändern darf. Bis auf weiteres sind dem Bundesaufsichtsamt unaufgefordert je drei Belegexemplare dieser Unterlagen zu übersenden.

[C 23] 4. Versicherung auf die Person eines anderen als des Versicherungsnehmers Der Vmer kann den Abschluß eines Lebensvsvertrages auf seine eigene Person oder auf die Person eines anderen als des Vmers beantragen, § 159 II. Derjenige, auf dessen Leben die Lebensv abgeschlossen wird, wird nach dem Sprachgebrauch der Vspraxis als der Vte bezeichnet (vgl. auch § 1 Nr. 2 ALB a. F.). Das kann der Vmer, kann aber auch ein Dritter sein. Im juristischen Sprachgebrauch — bislang allerdings weder im Gesetz noch grundsätzlich auch in den Allgemeinen Lebensvsbedingungen zum Ausdruck gelangt — setzt sich die Bezeichnung Gefahrsperson für denjenigen, auf dessen Leben die V läuft, zunehmend stärker durch. [C24] a) Begriff der Gefahrsperson Angesichts der dabei auch im juristischen Schrifttum und in gerichtlichen Entscheidungen differierenden Verwendung der Bezeichnung Gefahrsperson (vgl. hierzu im einzelnen Fuchs, Die Gefahrsperson im Versicherungsrecht, Diss. Berlin 1974, S. 29 — 47), sei klargestellt, daß unter Gefahrsperson in der Lebensv diejenige Person verstanden wird, auf deren Leben die V läuft, die also der Risikoträger der V ist. Dabei wird nicht unterschieden nach Summen- und Schadensv oder nach Erlebensfalloder Todesfallv. Der Begriff der Gefahrsperson ist dabei von Bedeutung für jene Ven, bei denen die Gefahrsperson mit dem Vmer nicht identisch ist. Ist die Gefahrsperson mit dem Vmer identisch, so unterliegt sie grundsätzlich keiner gesonderten Betrachtung und wird damit auch als solche nicht genannt und bezeichnet. Der Begriff der Gefahrsperson in seiner Beschränkung auf den Risikoträger des Vsvertrages ist damit eindeutiger als der Begriff des Versicherten, da als Vter im Sprachgebrauch der Vspraxis sowohl die Gefahrsperson als auch der Bezugsberechtigte bezeichnet zu werden pflegt. [C 25] b) Erscheinungsformen der Lebensversicherung mit fremder Gefahrsperson Bei der Lebensv mit fremder Gefahrsperson ist in aller Regel davon auszugehen, daß beim Eintritt des Vsfalles beim Vmer eine Vermögensbindung entsteht, die durch die Vsleistung neutralisiert werden soll. Besteht eine solche vermögensmäßige Interessiertheit beim Vmer nicht, so stellt sich die Frage, inwieweit eine Lebensv mit Winter

271

Anm. C 26

C. Abschluß und Verbriefung des Lebensversicherungsvertrages

fremder Gefahrsperson als aleatorischer Vertrag und damit nicht als V anzusehen ist. Dabei ist es unerheblich, ob es sich um eine Lebensv auf den Erlebensfall Dritter oder auf fremden Tod handelt. Zur Abgrenzung zwischen einer Lebensv mit fremder Gefahrsperson und einem aleatorischen Vertrag sei insbesondere auf Anm. Β 99,101 sowie auf Anm. Η verwiesen. Die Lebensv auf eine fremde Gefahrsperson kann dabei grundsätzlich in sämtlichen Erscheinungsformen der Erlebensfallv und der Todesfallv vorkommen, wobei es gleichfalls unerheblich ist, ob ein Bezugsberechtigter eingesetzt wird oder nicht. Die V auf den Erlebensfall einer fremden Gefahrsperson unterliegt dabei keinen besonderen Vorschriften oder Regelungen nach dem VVG und den einzelnen Bedingungswerken. Sie kann unbeschränkt zulässig sein, da die fremde Gefahrsperson keines besonderen Schutzes bedarf, wenn sich der Vmer für den Fall versichert, daß die fremde Gefahrsperson ein bestimmtes Ereignis oder einen bestimmten Zeitpunkt erlebt (Beispiel: der Vater nimmt eine Lebensv auf das Leben seiner Kinder, um die erstrebte Ausbildung sicherzustellen). Anders verhält es sich dagegen bei der Lebensv auf fremden Tod. Beispiele sind die Lebensv des einen Geschäftsinhabers auf das Leben des anderen Geschäftsinhabers (Teilhaberv, Sozienv), die Lebensv des Darlehnsgebers oder Bürgen auf das Leben des Schuldners (Schuldnerv), die V des einen Ehegatten auf das Leben des anderen Ehegatten oder die V der Eltern auf das Leben ihrer Kinder. Ein Sonderfall ist dabei die Gruppenlebensv des Arbeitgebers auf das Leben des Arbeitnehmers. Für den Bereich der Todesfallfremdv findet sich dabei anders als bei der Erlebensfallv eine gesetzliche Sonderregelung. Die V ist grundsätzlich von der Einwilligung der Gefahrsperson in den Lebensvsvertrag abhängig gemacht. Dieses Einwilligungserfordernis ist nicht zuletzt mit Blick auf Wettven und angesichts dessen geschaffen worden, daß nicht auszuschließen ist, daß eine Person, bei deren Tod ein Dritter eine Geldleistung zu erwarten hat, einer besonderen Gefährdung ausgesetzt sein kann. Eine solche Gefährdung ist durch das Einwilligungserfordernis ganz erheblich reduziert (vgl. oben Anm. Β 101). Ein weiterer Schutz der Gefahrsperson liegt darin, daß der Vmer den Anspruch auf jede Leistung verwirkt, wenn er vorsätzlich durch eine widerrechtliche Handlung den Tod der Gefahrsperson herbeiführt (§§ 170 I, 176 II 2, 178). Das Einwilligungserfordernis gilt dabei nicht nur bei der reinen Todesfallv, sondern bei jeder Lebensv, bei der ein Todesfallrisiko mitenthalten ist. So besteht nach R G 18.1.1941 JRPV 1941 S. 7 1 - 7 2 das Einwilligungserfordernis für die gemischte Lebensv und nach BAV GB 1961 S. 34 auch für den Abschluß einer Leibrentenv, bei der die Rückgewähr der Prämien für den Todesfall sowohl während der Aufschubzeit als auch — abzüglich bereits geleisteter Rentenzahlungen — nach der Aufschubzeit mitversichert ist. Denn der Vmer kann auch hier ein Interesse am vorzeitigen Ableben der Gefahrsperson haben, durch das dem Vmer seine eingezahlten Prämien ganz oder teilweise wieder zufließen. Die Möglichkeit eines Rückkaufs und die Möglichkeit, eine Kapitalleistung statt der Rente zu wählen, mindert zwar das mögliche Interesse des Vmers an dem Todesfall, schließt es jedoch nicht gänzlich aus (Prölss-Martin 23 § 159 Anm. 2 A). Frei vom Einwilligungserfordernis ist nur die reine Erlebensfallv. [C 26] c) Bestimmung der Gefahrsperson Die Gefahrsperson, auf die die Lebensv läuft, ist eine natürliche Person, sie muß im Vsvertrag grundsätzlich so bezeichnet sein, daß sich ihre Identität aus dem Antragstext ergibt. Wenn sie — wie es der Regelfall ist — namentlich bezeichnet 272

Winter

III. Antrag auf Abschluß eines Versicherungsvertrages

Anm. C 27

wird, so lassen die in dem Antragsformular enthaltenen Fragen des Vers nach Geburtsdatum, Beruf und Gesundheitszustand der Gefahrsperson ohnehin keinen Zweifel an ihrer Identität. Es ist allerdings andererseits ausreichend, daß sich die Bestimmung der Gefahrsperson aus Umständen ergibt, die im Vertrag genannt sind und eine hinreichend sichere Bestimmbarkeit gewährleisten (vgl. Wagner Bd VI Anm. H 28).

[C 27] d) Schriftliche Einwilligung der fremden Gefahrsperson aa) Einwilligung durch die Gefahrsperson Unter Einwilligung im Sinne von § 159 II 1 ist die vor dem Vertragsschluß erteilte Zustimmung im Sinne von § 183 BGB zu verstehen (ausführlich zur rechtlichen Natur der Einwilligung: Bruck-Dörstling § 1 Anm. 36, Fuchs S. 78 — 79, [für die — vergleichbare — Einwilligung im Sinne von § 179 III 1:] OLG Hamburg 19.1.1966 VersR 1966 S. 680-682 m.w.N.). Angesichts der Warnfunktion des Einwilligungserfordernisses muß die Erklärung der Gefahrsperson nach § 159 II 1 schriftlich erteilt werden. Nach § 126 I BGB ist der — nicht notwendigerweise von der Gefahrsperson selbst geschriebene — Text der Einwilligung von der Gefahrsperson eigenhändig durch Namensunterschrift oder mittels notariell beglaubigten Handzeichens zu unterzeichnen, eine Einwilligung auf telegraphischem Wege oder durch Fernschreiben ist nicht ausreichend (vgl. dazu im einzelnen die Kommentierung bei Soergel-Hefermehl zu § 126 BGB). Die Ersetzung der schriftlichen Form durch die notarielle Beurkundung nach § 126 III BGB hat in der Lebensvspraxis so gut wie keine Bedeutung. Die Einwilligungserklärung der Gefahrsperson kann gegenüber dem Ver oder gegenüber dem Vmer abgegeben werden, § 182 I BGB (vgl. auch OLG Hamburg 19.1.1966 VersR 1966 S. 681). In aller Regel wird die Einwilligung von der Gefahrsperson in der Weise erteilt, daß sie — wie es auf den Antragsformularen grundsätzlich vorgesehen ist — den Vsantrag des Vmers mit unterschreibt. Die Einwilligung braucht aber nicht auf dem Antrags- oder Vertragstext zu stehen (arg. § 126 II BGB), es genügt eine von diesem Text äußerlich getrennte Erklärung, die sich allerdings eindeutig auf das vte Risiko beziehen muß. Denn sonst wäre der Warnfunktion nicht genüge getan. Ist die Gefahrsperrson gleichzeitig einer von mehreren Vmern, so ist ihre Einwilligung dabei gleichwohl erforderlich. Angesichts des Einwilligungserfordernisses kann die Gefahrsperson auf die Gestaltung des Vsvertrages Einfluß nehmen, indem sie die Einwilligung verweigert, wenn die Höhe der Vssumme, die beantragte Vsdauer oder die beabsichtigte Einsetzung eines Bezugsberechtigten ihr nicht zusagen. Eine solche Einflußnahme ist auch möglich, wenn die Einwilligung auf einem besonderen Schriftstück erklärt wird. Dabei kann die Gefahrsperson die Bedingungen, unter denen sie dem Vsvertrag zustimmen will, aufzählen. Stimmt der Vsantrag dann mit der Einwilligung nicht überein, so fehlt die erforderliche Zustimmung, und der Vertrag kann nicht wirksam abgeschlossen werden. Die Gefahrsperson kann ihre Einwilligung dabei nur unter aufschiebender, nicht aber unter auflösender Bedingung erteilen, da sie mit einer auflösenden Bedingung den Rechtskreis dritter Personen tangieren und die Verkehrseignung der Lebensv mit Unsicherheiten belasten würde. Die Zustimmung unter unzulässigen Bedingungen ist als Verweigerung der Einwilligung anzusehen (vgl. im einzelnen Fuchs S. 113 — 114). Ein Widerruf der Einwilligung ist bis zum Abschluß des Vsvertrages, also bis zum formellen Beginn der Lebensv möglich. Ein Widerruf der Einwilligung, der nach Vertragsabschluß erklärt wird, hat keinen Einfluß auf die Gültigkeit des Vsvertrages. Winter

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Anm. C 29

C. Abschluß und Verbriefung des Lebensversicherungsvertrages

Der Widerruf muß gegenüber dem Empfanger der Einwilligungserklärung abgegeben werden (Fuchs S. 79). Daneben besteht die Möglichkeit einer Anfechtung wegen Irrtums, Täuschung oder Drohung. Aus der Rechtsprechung zur Einwilligung der Gefahrsperson in der Lebensv vgl. RG 13.IV.1889 Bolze Bd 7 S. 234 Nr. 617, RG 14.VI.1932 RGZ Bd 136 S. 395-401 (Einwilligung bei Abtretung), RG 9.III.1937 RGZ Bd 154 S. 155-160 (Einwilligung bei Abtretung und Verpfändung), OLG Königsberg 6.V.1919 SeuffA Bd 75 (1920) Nr. 75 S. 127 - 1 2 9 (Einwilligung und Generalvollmacht), KG 10.IV.1935 JRPV 1935 S. 349-350, OLG Düsseldorf 7.XII.1936 JRPV 1937 S. 124-125 (Gruppenlebensv), OLG Königsberg 27.VIII.1937 JRPV 1937 S. 361 (Einwilligung und Abtretung), OLG Dresden 27.1.1939 JRPV 1939 S. 6 0 - 6 1 (Analogie), OLG Hamm 17.XI.1939 JRPV 1940 S. 166-167, OLG Frankfurt 1.II.1955 VersPrax 1955 S. 63 (Rechtsfolge fehlender Einwilligung), OLG Hamburg 24.V.1955 VersR 1957 S. 106 - 1 0 7 (Einwilligung und Vertretung), LG Hamburg 4.VI.1937 JRPV 1937 S. 240, LG Köln 23.XI.1956 VersR 1957 S. 2 4 2 - 2 4 3 (Einwilligung und Generalvollmacht), Obergericht Brünn 18.1.1941 JRPV 1941 S. 7 1 - 7 2 . [C 28] bb) Mitwirkung des gesetzlichen Vertreters der Gefahrsperson Wenn die Gefahrsperson geschäftsunfähig im Sinne des § 104 BGB ist, so kann sie die Einwilligungserklärung nicht rechtswirksam abgeben. An ihre Stelle tritt der gesetzliche Vertreter, bei Kindern bis zur Vollendung des 7. Lebensjahres also die Eltern, bei wegen Geisteskrankheit Entmündigten der Vormund, §§ 1626,1793 BGB. Sind die Eltern oder der Vormund aus rechtlichen oder tatsächlichen Gründen verhindert, so tritt an ihre Stelle ein vom Vormundschaftsgericht zu bestellender Pfleger, § 1909 BGB. Wenn die Gefahrsperson im Sinne der §§ 106, 114 BGB beschränkt geschäftsfähig ist, so kann der gesetzliche Vertreter, sofern er nicht Vmer ist (dazu sogleich Anm. C 29), an ihrer Stelle die Einwilligung erklären. Wirkt der beschränkt Geschäftsfähige bei der Einwilligung mit, indem er die Einwilligung selbst erklärt, so muß der gesetzliche Vertreter dieser Erklärung zustimmen, es sei denn, daß es dieser Zustimmung nach § 107 BGB nicht bedarf. Neutrale Rechtsgeschäfte, die keine vermögensrechtlichen Belange des Minderjährigen berühren, sind dabei genauso zu behandeln wie Rechtsgeschäfte, die dem Minderjährigen ausschließlich einen rechtlichen Vorteil bringen, denn insoweit bedarf es keines Schutzes des Minderjährigen (SoergelHefermehl § 107 Rz 5). Da der Gefahrsperson — die als solche weder Prämienschuldner ist noch im rechtlichen Sinne belastet wird — in der Lebensv aus dem Vsvertrage keine rechtlichen Nachteile erwachsen, bedarf es bei der Einwilligung des Minderjährigen nach der Regel des § 107 BGB grundsätzlich keiner Zustimmung der Eltern. Anderes gilt nur, wenn sich nach der vertraglichen Ausgestaltung des Lebensvsvertrages im Einzelfalle Nachteile für die Gefahrsperson ergeben können (kaum denkar: Verlust eines Schadenersatzanspruchs bei Anwendbarkeit der Vorschrift des § 67). Nach § 111 BGB ist die Einwilligungserklärung der beschränkt geschäftsfähigen Gefahrsperson nichtig, wenn ihr der gesetzliche Vertreter nicht vorher zugestimmt hat oder wenn die Gefahrsperson nicht zugleich mit ihrer Einwilligungserklärung die schriftliche Zustimmung ihres gesetzlichen Vertreters vorlegt und der Erklärungsempfanger sie deshalb zurückweist. [C 29] ce) Sonderregelung: Gesetzlicher Vertreter ist Versicherungsnehmer Nach § 159 II 2 ist der gesetzliche Vertreter von der Zuständigkeit für die Einwilligungserklärung ausgeschlossen, wenn er erstens zugleich Antragsteller und 274

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III. Antrag auf Abschluß eines Versicherungsvertrages

Anm. C 30

Vmer und damit auch Berechtigter aus dem Lebensvsvertrage ist (wenn nicht ein anderer unwiderruflich Bezugsberechtigter wird) und ihm zweitens die Vertretung in den die Personensorge betreffenden Angelegenheiten zusteht. Die Einschränkung der Einwilligungszuständigkeit bezieht sich bei Identität zwischen gesetzlichem Vertreter und Vmer also nicht auf sämtliche gesetzlichen Vertreter, sondern nur auf jene, denen das Personensorgerecht einschließlich Vertretung zusteht. Das Personensorgerecht im Sinne von § 1631 BGB steht nach § 1626 BGB grundsätzlich den Eltern zu. Die Differenzierung zwischen Personensorgeberechtigten und sonstigen gesetzlichen Vertretern ist vorgenommen worden, da die Personensorgeberechtigten Eltern wegen ihrer Nähe zu dem Kind in besonderem Maße die Gelegenheit haben, einen Vsfall herbeizuführen. Anders als in der amtlichen Begründung zu § 159 (Motive Neudruck 1963 S. 217) erwogen wird, ist ein gesetzlicher Vertreter der Gefahrsperson nicht gemäß § 181 BGB von der Einwilligungszuständigkeit ausgeschlossen. § 181 BGB ist nicht direkt anwendbar, da die Eltern oder ein anderer gesetzlicher Vertreter bei Erteilung der Einwilligung zwar im Namen des Kindes handeln, aber nicht im Sinne dieser Vorschrift „mit sich" ein Rechtsgeschäft vornehmen. Auch eine analoge Anwendung wird von der h. M. zutreffend abgelehnt (vgl. nur Palandt-Heinrichs § 181 Anm. 1, insbesondere auch Wagner Bd VI Anm. H 34, a. M. Fuchs S. 88). Bei einer analogen Anwendung des § 181 BGB wäre nicht zwischen Personensorgeberechtigten und sonstigen gesetzlichen Vertretern zu unterscheiden, § 159 II 2 ist im Verhältnis zu § 181 BGB Spezialnorm. Ist der gesetzliche Vertreter zugleich Vmer und zudem personensorgeberechtigt, so ist für die Zustimmung ein Ergänzungspfleger nach § 1909 I BGB zu bestellen, der pflichtgemäß zu prüfen hat, ob der abzuschließende Vsvertrag das Leben und die Interessen des Minderjährigen gefährdet. Da die Bestellung eines Pflegers umständlich und der Aufwand bei kleineren Vsverträgen in keinem Verhältnis zum Anlaß steht, ist in § 159 III eine entsprechende Ausnahmeregelung geschaffen worden (vgl. unten Anm. C 33). [C 30] dd) Einwilligung durch Bevollmächtigten Die Einwilligung nach § 159 II 1 kann auch durch einen von der Gefahrsperson hierzu Bevollmächtigten erklärt werden. Obschon die Einwilligungserklärung des Vertreters der Schriftform bedarf, gilt das nach der Regel des § 167 II BGB nicht auch für die Vollmacht. Die Vollmacht könnte somit grundsätzlich formlos erteilt werden. Davon kann angesichts der Warn- und Kontrollfunktion der Formvorschrift des § 159 II 1 jedoch nicht ausgegangen werden. Die Schriftform bei der Einwilligungserklärung der Gefahrsperson dient dem Zweck, insbesondere die Überlegungsmöglichkeit des Betroffenen zu gewährleisten, eine nur mündlich erteilte Vollmacht kann diesem Zweck nicht genügen. Es ist — ähnlich wie beispielsweise bei unwiderruflicher Bevollmächtigung zur Grundstücksveräußerung eine notarielle Form einzuhalten ist — auch hier zu fordern, daß die Erteilung der Vollmacht schriftlich erfolgt (zur Durchbrechung des § 167 II BGB allgemein vgl. Soergel/Schultze-von Lasaulx § 167 Rz 7, 8, zur parallelen Frage der Bevollmächtigung zur Einwilligung in der Unfallv Wagner Bd VI Anm. H 35, a. Α. für einen Sonderfall OLG Hamburg 24.V.1955 VersR 1957 S. 106-107). Die Vollmacht ist dabei unproblematisch, wenn sie allein zu dem Zweck erteilt wird, die nach § 159 II 1 erforderliche Einwilligung in den Vsvertrag zu erklären, dessen wesentlicher Inhalt der Gefahrsperson als Vollmachtgeber bekannt sein muß, so daß sie in der Lage ist, das Risiko, das sie mit der Einwilligung auf sich nimmt, Winter

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Anm. C 30

C. Abschluß und Verbriefung des Lebensversicherungsvertrages

abzuwägen. Der Gefahrsperson muß insoweit insbesondere die Person des Vmers, der Bezugsberechtigte und die Höhe der Vssumme bekannt sein. Hat die Gefahrsperson keine Spezialvollmacht, sondern vielmehr nur eine Generalvollmacht erteilt, so ergibt sich hier eine vergleichbare Problematik wie bei dem Abschluß eines Lebensvsvertrages aufgrund einer Generalvollmacht (vgl. im einzelnen dazu oben Anm. C 19). Denn aus der Sicht des Grundgedankens des § 159 II 1 lassen sich im Hinblick auf eine Generalvollmacht zwei Fallgruppen unterscheiden, die beide Gegenstand der Rechtsprechung waren. In der ersten Fallgruppe schließt A im Namen des Vmers Β eine Todesfallv auf das Leben des Β ab, wobei A aufgrund einer Generalvollmacht handelt. In der zweiten Fallgruppe schließt der Vmer A einen Todesfallvsvertrag auf das Leben der Gefahrsperson Β ab, wobei A die Einwilligung des Β gleichfalls aufgrund einer ihm von Β erteilten Generalvollmacht erklärt. Für die erste Fallgruppe ist oben Anm. C 19 bereits festgestellt worden, daß gerade auch wegen der Möglichkeit einer Umgehung des § 159 II 1 eine Generalvollmacht grundsätzlich nicht als ausreichend zu erachten ist (vgl. im einzelnen auch OLG Hamm 17.XI.1939 JRPV 1940 S. 166-167, LG Köln 23.XI.1956 VersR 1957 S. 242 — 243). Für die zweite Fallgruppe ist gleichfalls davon auszugehen, daß eine Generalvollmacht nicht ausreichend ist, da ihr die erforderliche konkrete Risikoabwägung nicht zugrunde liegen kann. OLG Königsberg 6.V.1919 SeuffA Bd 75 (1920) Nr. 75 S. 1 2 7 - 1 2 9 argumentiert mit Blick auf § 159 II 1, daß jede Generalvollmacht — mag sie auch noch so allgemein und umfassend sein — nach Treu und Glauben zu beurteilen und ein Vollmachtsmißbrauch in einem Falle anzunehmen sei, in dem der Gefahrsperson der Abschluß der V „geflissentlich verheimlicht" worden ist. Präziser und überzeugender fordert OLG Hamburg 24.V.1955 VersR 1957 S. 106 nach einleitenden Ausführungen zur generellen Zulässigkeit einer Stellvertretung bei der Einwilligung nach § 159 II 1, der Gefahrsperson müsse es eindeutig und eindringlich klar sein, daß sie sich „über die Abgabe einer bestimmten Einwilligung schlüssig" werden solle. Das OLG Hamburg stellt damit zutreffend fest, daß eine allgemeine Vollmacht, von der der Bevollmächtigte auch ohne Kenntnis des Vollmachtgebers Gebrauch machen kann, nicht genügt. Der Vollmachtgeber muß die spezielle Kenntnis des Vertragsinhalts besitzen, wenn die Einwilligung durch einen Vertreter erklärt werden soll, das ist bei der Generalvollmacht der Natur der Sache nach grundsätzlich nicht der Fall. Die Zulässigkeit einer Generalvollmacht zur Wahrnehmung aller anfallenden Geschäfte unter Einschluß einer Einwilligung nach § 159 II 1 würde im Gegenteil die erforderliche Abwägung der Gefahrsperson für den Einzelfall überflüssig machen (vgl. auch Fuchs S. 79, Wagner Bd VI Anm. Η 35 zu § 179 III 1). LG Hamburg 2.VI.1953 VersR 1954 S. 3 1 6 - 3 1 7 hat angesichts dessen, daß die Gefahrsperson den Vertragsinhalt kennen muß und aufgrund dieser Kenntnis den Dritten bittet, die Einwilligung zu erklären, den Dritten nicht als Vertreter, sondern als Schreibgehilfen — und die Namenszugausführung damit als unwirksam — angesehen. Der Tatbestand des Rechtsgeschäfts habe sich nicht in der Person des Vertreters verwirklicht, sondern dieser sei „vielmehr nur im Wege mechanischer Dienstleistung tätig geworden". Dem kann mit der Berufungsinstanz OLG Hamburg 24.V.1955 VersR 1957 S. 1 0 6 - 1 0 7 nicht gefolgt werden. Selbst wenn es im Einzelfall richtig wäre, den Dritten in solchen Fällen nicht als Vertreter, sondern als Schreibgehilfen anzusehen, so ist damit nicht auch zugleich die Unterzeichnung unwirksam. Wenn ein Schreibgehilfe eine Erklärung weisungsgemäß unterzeichnet, so ist der anordnende Träger der Erklärung ihr näher als es bei der Einschaltung eines Vertreters der Fall wäre, der auch seine selbständige Prüfung mit Wirkung für und gegen den Vertretenen zur Geltung bringt. Hier verwischt sich die Abgrenzung zwischen Vertreterhandeln und Botenschaft, die Unterzeichnung der Einwilligungs276

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III. Antrag auf Abschluß eines Versicherungsvertrages

Anm. C 32

erklärung wird in ihrer Rechtswirksamkeit davon jedoch nicht tangiert. Dem Sinn des Einwilligungserfordernisses ist Genüge getan, wenn die Gefahrsperson den Lebensvsvertrag kennt und den Dritten auf der Grundlage dieser Kenntnis beauftragt, die Einwilligung zu erklären. [C 31] e) Rechtsfolge fehlender Einwilligung Ist die nach § 159 II 1 erforderliche Einwilligung von der Gefahrsperson bis zum Vertragsabschluß nicht erklärt worden, so ist der Vertrag unheilbar nichtig (RG 14.VI.1932 R G Z Bd 136 S. 398, RG 9.III.1937 RGZ Bd 154 S. 158-159, OLG Düsseldorf 7.XII.1936 JRPV 1937 S. 124, OLG Frankfurt 1.II.1955 VersPrax 1955 S. 63, OLG Hamburg 19.1.1966 VersR 1966 S. 681 (zu § 179 III 1), Obergericht Brünn 18.1.1941 JRPV 1941 S. 72, Bruck-Dörstling § 1 Anm. 36, Bruck-Möller Bd I § 22 Anm. 39, Ehrenzeig S. 395, Fuchs S. 79, Millauer S. 7 4 - 7 6 , Mohr VersR 1966 S. 704, Prölss-Martin 23 § 159 Anm. 1, Wagner Bd VI Anm. H 35). Eine Genehmigung im Sinne von § 184 BGB zu einem Zeitpunkte nach dem Vertragsabschluß ist unerheblich. Die Nichtigkeitsfolge ist zwingend. Die Gefahrsperson kann somit auf die Einwilligung auch nicht wirksam verzichten (OLG Hamburg 19.1.1966 VersR 1966 S. 681). Für eine Umdeutung des nichtigen Lebensvsvertrages nach § 140 BGB ist in aller Regel ebenso wenig Raum wie für eine Bestägigung gemäß § 141 BGB. Zur Frage der Bestätigung betont OLG Hamburg a.a.O., daß sie Kenntnis der Nichtigkeit voraussetzt, und zwar die Kenntnis beider Vertragsparteien. Es kann grundsätzlich auch nicht angenommen werden, daß der Lebensvsvertrag unter der aufschiebenden Bedingung der Erteilung der Einwilligung abgeschlossen ist. Vmer und Gefahrsperson dürften bei Abschluß des Vertrages gerade davon ausgehen, daß eine entsprechende Zustimmung nicht erforderlich sei (OLG Hamburg a.a.O., Prölss-Martin 23 §159 Anm. 1). (C 32] f) Gesetzliche Ausnahmen vom Einwilligungserfordernis aa) Sterbegeldversicherung Nach § 159 II 1 ist die Einwilligung der Gefahrsperson nicht erforderlich, wenn die vereinbarte Vssumme den Betrag der gewöhnlichen Beerdigungskosten nicht übersteigt. Der das Einwilligungserfordernis tragende Schutzgedanke gebietet nicht, auch bei derartigen niedrigen Vssummen eine Einwilligung der Gefahrsperson zu fordern. Nach § 159IV ist dabei der von der Aufsichtsbehörde festgesetzte Höchstbetrag für die gewöhnlichen Beerdigungskosten maßgeblich. Er beträgt nunmehr 10000 DM (VerBAV 1976 S. 46 [unter Ziff. 1 Satz 2], VerBAV 1982 S. 398). Dabei ist nahezu einhellige Ansicht, daß die Festlegung der Aufsichtsbehörde in diesem Zusammenhang keine unmittelbare Bedeutung für die Wirksamkeit des Vertrages zwischen Ver und Vmer hat (Bronisch-Sasse-Starke § f59 VVG Anm. 3, Fuchs S. 88, Möller NeumannsZ 1939 S. 733, Prölss-Martin 23 § 159 Anm. 3 b, a. M. Ehrenzweig S. 396). Geht der Lebensvsvertrag über eine höhere Vssumme, so bedarf er jedoch der Einwilligung der Gefahrsperson. Fehlt es an diesem Wirksamkeitserfordernis, so ist der Vertrag insgesamt nichtig, nicht etwa nur für den die Beerdigungskosten übersteigenden Teil (Ehrenzweig S. 396, Fuchs S. 87, 88). Der Betrag der „gewöhnlichen Beerdigungskosten" bezieht sich dabei nicht auf den einzelnen Vertrag, sondern insgesamt auf die Höhe aller auf die Gefahrsperson abgeschlossenen Lebensvsverträge (Bruck-Möller § 1 Anm. 37, Ehrenzweig S. 396, Fuchs S. 86, Prölss-Schmidt-Frey 9 § 11 VAG Rz 7). Das ergibt sich schon aus dem Winter

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C. Abschluß und Verbriefung des Lebensversicherungsvertrages

die Lebensfremdv beherrschenden Schutzgedanken. Damit ist in der Praxis allerdings nicht viel gewonnen, da der Abschluß mehrerer Lebensvsverträge auch gegenwärtig nur schwer zu kontrollieren ist. Bei der Antragstellung fragt der Ver zwar in aller Regel nach schon bestehenden Ven, die Richtigkeit der Angabe ist aber nur schwer zu überprüfen, wenn der Vmer die Verträge bei verschiedenen Vern abgeschlossen hat (vgl. Fuchs S. 87 m. N.). [C 33] bb) Kinderversicherung Eine weitergehende Ausnahme vom Einwilligungserfordernis ist nach § 159 III für die Kinderv geschaffen: Schließt der Vater oder die Mutter eine Todesfallfremdv auf die Person eines minderjährigen Kindes ab, so bedarf es grundsätzlich keiner Einwilligungserklärung des Kindes und zwar unabhängig davon, ob die vereinbarte Vssumme die gewöhnlichen Beerdigungskosten übersteigt. Eine Ausnahme ist nur für solche Todesfallfremdven geschaffen, bei denen der Ver auch bei Eintritt des Todes vor der Vollendung des siebten Lebensjahres des Kindes zur Leistung verpflichtet sein soll und die vereinbarte Leistung dabei den Betrag der gewöhnlichen Beerdigungskosten übersteigt (ausführlich und grundlegend zu der Problematik aus schweizerischer Sicht Meyer SchweizVZ 1953 S. 388-401). Die Regelung ist geschaffen worden, um den Abschluß von Lebensvsverträgen durch Eltern für ihre Kinder grundsätzlich zu erleichtern, die Beschränkung der Vsleistung auf die Beerdigungskosten bei Kindern bis zur Vollendung des siebten Lebensjahres soll wiederum der Verhinderung verbrecherischer Absichten dienen und entspricht der Überlegung, daß insoweit der Abschluß einer Lebensv dem Prinzip nach wirtschaftlich nur sinnvoll ist, wenn die Beerdigungskosten sichergestellt werden sollen. Unter Vater und Mutter sind die leiblichen Eltern zu verstehen, nicht die Stiefeltern, Großeltern und Vormünder, wohl aber die Adoptiveltern (Bruck-Dörstling § 1 Anm. 37, hinsichtlich der Adoptiveltern a. M. Fuchs S. 85). Aus dem Grundgedanken des § 159 III ist zu folgern, daß die Erleichterungen dieser Vorschrift nicht Eltern zugute kommen soll, die das Sorgerecht nicht haben, denen es beispielsweise nach § 1680 BGB entzogen worden ist (Bruck-Dörstling § 1 Anm. 37, Fuchs S. 86, a. M. Ehrenzweig S. 396). Die Eltern müssen beim Abschluß der V zudem im eigenen Namen handeln, § 159 III ist nicht anwendbar, wenn der Vmer eine OHG oder K G ist, als deren Organ der Vater oder die Mutter der Gefahrsperson tätig ist (OLG Frankfurt 1.11.1955 VersPrax 1955 S. 63). Auch zur Kinderv hat das BAV Höchstbeträge im Sinne von § 159 IV festgesetzt, die nach nahezu einhelliger Meinung für die Wirksamkeit des Vsvertrages zwischen Eltern und Ver keine unmittelbare Bedeutung haben, sie binden allein den Ver (Bronisch-Sasse-Starke § 159 VVG Anm. 3, Fuchs S. 88, Möller NeumannsZ 1939 S. 733, Prölss-Martin 23 § 159 Anm. 3 b, a. M. Ehrenzweig S. 396). Die Aufsichtsbehörde ist dabei über die Beschränkungen des § 159 hinausgegangen und hat auch Lebensvsverträge auf Kinder bis zur Vollendung des 14. Lebensjahres erheblich eingeschränkt (VA 1924 S. 66, 1927 S. 128, [1939, S. 95], VerBAV 1953 S. 240, 1956 S. 99, [1969 S. 329], 1976 S. 46, VerBAV 1982 S. 398, GB BAV 1959/60 S. 36, 1965 S. 29, 30 [1971 S. 51] 1975 S. 42. Danach darf die vte Leistung im Höchstfalle 10000 D M nicht übersteigen. Eine Höchstsummenbegrenzung ist von dem Ver nur dann nicht vorzunehmen, wenn im Vsfall vor dem vierzehnten Lebensjahr nur die gezahlten Beiträge einschließlich eventuell angefallener Zinsen zurückerstattet werden. Um die Höchstsummenbegrenzung einhalten zu können, muß der Antragsvordruck deshalb eine Frage nach Ven bei anderen Vern enthalten. Darüber hinaus ist in einem Nachtrag zum Vsschein festzulegen, daß der Vertrag nur insoweit 278

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III. Antrag auf Abschluß eines Versicherungsvertrages

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wirksam ist, als die Vssumme unter Anrechnung der anderweitig vten Summen die Höchstvssumme nicht übersteigt (VerBAV 1976 S. 46). Das BAV ist damit der Ansicht gefolgt, daß sich der Höchstbetrag bei der Kinderv nicht auf den einzelnen Vsvertrag, sondern auf sämtliche auf die Gefahrsperson abgeschlossenen Lebenvsverträge bezieht (vgl. Bruck-Dörstling § 1 Anm. 37, Ehrenzweig S. 396, Fuchs S. 86, Prölss-Schmidt-Frey 9 § 11 Rz 7).* [C 34] g) Einwilligungserfordernis in der Gruppenlebensversicherung? aa) Grundsatz Anders als die unechte Gruppenlebensv, die sich nicht als einheitlicher Vsvertrag, sondern als ein Vertrag darstellt, durch den eine Vielzahl von einzelnen Vsverträgen entsteht, ist die echte Gruppenlebensv — und grundsätzlich auch die gemischte * Richtlinien des BA V für die Lebensversicherung mit überwiegendem Todesfallcharakter auf das Leben von Kindern (VerBAV 1976 S. 46, geändert VerBAV 1982 S. 398) Nach Anhörung des Versicherungsbeirats gelten für die Lebensversicherung mit überwiegendem Todesfallcharakter auf das Leben von Personen, die bei Versicherungsbeginn das 14. Lebensjahr noch nicht vollendet haben (sog. Kinderversicherung), mit sofortiger Wirkung folgende Richtlinien: 1. Die versicherte Leistung darf höchstens 10000 DM betragen. Diese Begrenzung gilt nicht, soweit das Versicherungsunternehmen im Versicherungsfall vor Vollendung des 14. Lebensjahres des zu versichernden Kindes vertragsgemäß nur die eingezahlten Beiträge (ggf. einschließlich darauf entfallender Zinsen) erstattet. Der in Satz 1 genannte Betrag gilt zugleich als Höchstbetrag für die gewöhnlichen Beerdigungskosten im Sinne des § 159 Abs. 4 VVG. 2. Aus einer Unfallzusatzversicherung dürfen Leistungen vor Vollendung des 14. Lebensjahres des zu versichernden Kindes nicht gewährt werden. 3. Beim Abschluß mehrerer Verträge auf das lieben desselben Kindes — sei es bei einem oder bei mehreren Lebensversicherungsunternehmen — darf die versicherte Leistung insgesamt nicht über die in Z i f f . 1 festgesetzte Höchstgrenze hinausgehen. Daher ist in jedem Vertrag zu vereinbaren, daß eine Leistung nur insoweit zu erbringen ist, als die versicherte Summe zusammen mit den Versicherungssummen bereits abgeschlossener Versicherungsverträge diese Höchstgrenze nicht übersteigt. 4. In den Antragsvordruck ist die Frage aufzunehmen, ob und ggf. in welcher Höhe bereits Versicherungsanträge gestellt oder angenommen wurden. Im Antragsvordruck und im Versicherungsschein ist auf die versicherte Höchstgrenze und auf die Folgen ihrer Überschreitung hinzuweisen; in der Unfallzusatzversicherung ist ferner darauf hinzuweisen, daß vor Vollendung des 14. Lebensjahres des zu versichernden Kindes kein Versicherungsschutz besteht. 5. Grundsätzlich dürfen keine höheren Beiträge erhoben werden, als sie der versicherten Leistung entsprechen. Beiträge für den die versicherte Summe übersteigenden Summenteil sind dem Versicherungsnehmer zurückzugewähren, falls das versicherte Kind vor Vollendung des 14. Lebensjahres stirbt. Vollendet das Kind sein 14. Lebensjahr, so sind die für den genannten Summen teil gezahlten Risikobeiträge zurückzuzahlen bzw. in anderer Form dem Versicherungsnehmer gutzubringen. 6. Im Geschäftsplan ist klar ersichtlich festzulegen, daß er auch für Eintrittsalter unter ( vollendeten) 14 Jahren gilt. In ihm sind ferner die Grundsätze der Z i f f . 5 zu berücksichtigen. 7. Da gegen Kinderversicherungen, deren Versicherungssumme den Höchstbetrag gemäß Z i f f . 1 überschreitet, erhebliche Bedenken bestehen ( vgl. auch GB BA V 1965 S. 29/30) darf für derartige Versicherungen nicht geworben werden. Das Rundschreiben des Reichsaufsichtsamtes R 12/39 ( VerAfP 1939 S. 95) und das Rundschreiben des Bundesaufsichtsamtes R 5/69 (VerBAV 1969 S. 329) sowie die in GB BAV 1971 S. 51 aufgestellten Grundsätze sind durch dieses Rundschreiben überholt.

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C. Abschluß und Verbriefung des Lebensversicherungsvertrages

Gruppenlebensv — notwendigerweise eine V auf fremdes Leben (zum Begrifflichen vgl. oben Anm. Β 54 und im einzelnen unten Anm. I). Damit stellt sich die Frage, ob auch hier an dem Erfordernis einer schriftlichen Einwilligung festzuhalten ist. Das wird von der h. M. zutreffend bejaht (BGH 13.V.1953 VersR 1953 S. 250, Dörstling ZVersWiss 1935 S. 18-19, Fuchs S. 97-104, von Gierke, Versicherungsrecht Bd 2 S. 337, Glättli, Versicherung auf fremdes Leben unter besonderer Berücksichtigung der Gruppenversicherung, Bern 1947, S. 248, Küstner VersR 1954 S. 575-577, Magnusson in Möller-Winter, Materialien des zweiten Weltkongresses für Versicherungsrecht, Bd V, S. 108-109, Millauer S. 7 4 - 7 7 , Möller VersPrax 1936 S. 137, ders. NeumannsZ 1939 S. 730 — 731, Parthier, Beiträge zur Lehre von der Gruppenlebensversicherung, Diss. Tübingen 1937 S. 5 6 - 5 9 , Pfropfe, Rechtliche Fragen um die Gruppenlebensversicherung, Diss. Heidelberg 1936 S. 34, Schulze NeumannsZ 1938 S. 1193, Simon-Kalwar VerBAV 1965 S. 93, Winter in Hellner-Nord, Life Insurance Law in International Perspective, Stockholm 1969, S. 214). [C 35] bb) Gegenargumente Als gewichtigste Überlegung gegen das Einwilligungserfordernis auch bei der echten Gruppenlebensv wird geltend gemacht, es könne auf die Einwilligung verzichtet werden, weil der gesetzgeberische Zweck der Vorschrift hier nicht mehr gegeben sei. So hat bereits OLG Düsseldorf 7.XII.1936 VA 1936 S. 271 eine Gefährdung der Gefahrsperson nicht mehr als existent angesehen, wenn der Gefahrsperson ein unmittelbarer Anspruch auf die Vsleistung zusteht. Darüber hinaus spielten sich Abschluß und Abwicklung der V in der Gruppenlebensv nicht im Verborgenen ab, sie seien grundsätzlich der Kontrolle durch die Gruppenmitglieder ausgesetzt und so sei eine Spekulationsmöglichkeit ausgeschaltet (vgl. auch Prölss-Martin 23 § 159 Anm. 2 B, Tesdorpf ZVersWiss 1936 S. 136). Ließe sich in der Gruppenlebensv eine Gefährdung der Gefahrspersonen ausschließen, so brauchte in der Tat am Einwilligungserfordernis nicht festgehalten zu werden. Eine solche Gefährdung kann aber — worauf mit Recht Fuchs S. 99 und Millauer S. 76 hinweisen — in der Gruppenv nicht generell verneint werden. Schon die Kontrolle des Gruppenvsvertrages durch die Gruppenmitglieder hat rechtliche und faktische Grenzen, und eine Spekulationsmöglichkeit der Gruppenspitze kann nur in den Fällen ausgeschaltet werden, in denen der Anspruch auf die Vsleistung in vollem Umfange und unwiderruflich dem Gruppenmitgliede selbst zusteht. Das wäre der Fall, wenn die Gefahrsperson der einzige ist, dem die Vsleistung zufließt und der sie fordern kann. Es bietet sich dabei die Einräumung einer Bezugsberechtigung an, und zwar einer unwiderruflichen Bezugsberechtigung, da der Vmer bei der Einräumung einer widerruflichen Bezugsberechtigung die Vsleistung jederzeit umdirigieren kann. Aber auch bei der unwiderruflichen Bezugsberechtigung ist es nicht ausgeschlossen, daß die Vsleistung an den Vmer fällt: Man denke an den Fall, daß die Begünstigung nichtig ist oder daß sie vor Eintritt des Vsfalles entfällt, ζ. B. durch eine Bedingung wie ununterbrochene Betriebszugehörigkeit. Ein genereller Fall der Nichtgefahrdung würde also auch bei einer unwiderruflichen Bezugsberechtigung nicht gegeben sein. Darüber hinaus kann sich der Arbeitgeber nach den aufsichtsbehördlichen Richtlinien und arbeitsrechtlichen Grundsätzen (insbesondere auch unter Berücksichtigung des BetrAVG) den Anspruch zumindest teilweise vorbehalten. Das gilt vor allem auch für den Fall, daß der Arbeitgeber die Prämien aus eigenen Mitteln erbringt. Sind die Gruppenmitglieder — ζ. B. die Arbeitnehmer bei Vorkehrungen zur betrieblichen Altersversorgung — aber nicht genötigt, ihre Einwilligung zur V zu erklären, und würden sie deswegen u. U. auch keine Kenntnis von der Vsnahme erhalten, so kann — obzwar auch 280

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III. Antrag auf Abschluß eines Versicherungsvertrages

Anm. C 35

theoretisch nur schwer vorstellbar — eine Versuchung der Gruppenspitze zur Spekulation nicht schlechthin verneint werden. Es kommt dabei nicht auf eine tatsächliche Gefahrdung an, die bloße Möglichkeit einer Gefahrdung macht die Einwilligung der Gefahrsperson notwendig. Das Einwilligungserfordernis kann auch nicht dadurch ausgeräumt werden, daß eine Gruppenlebensv als V für fremde Rechnung angesehen oder analog den Vorschriften über die V für fremde Rechnung behandelt wird und damit nach dem auch in §179 II, III zum Ausdruck gelangenden Rechtsgedanken eine Einwilligung der Gefahrsperson als überflüssig zu erachten ist. Zunächst kann auch eine echte Gruppenlebensv grundsätzlich nicht als V für fremde Rechnung angesehen werden. Das deutsche Vsrecht stellt die Schadensv und die Personenv einander gegenüber und regelt die V für fremde Rechnung bei der Schadensv. Im Bereiche der Personenv schafft lediglich § 179 II für die Unfallv eine Ausnahme, die nicht ohne weiteres auf das Lebensvsrecht ausgedehnt werden kann. Trotz der gemeinsamen Keimzelle der V für fremde Rechnung und der Lebensv zugunsten Dritter ist der Lebensv eine Eigengesetzlichkeit zuzuerkennen. Die Anwendung der §§74 — 80 würde auch praktisch nicht zu befriedigenden Ergebnissen führen. Die V für fremde Rechnung ist so sehr auf spezielle Fälle der Schadensv, wie ζ. B. auf Kommissions-, Fracht- und Lagergeschäfte zugeschnitten, daß viele der Bestimmungen nicht brauchbar wären. Die Unterschiede zwischen den üblichen Gestaltungsformen der Gruppenlebensv und dem Bilde der auf die Schadensv zugeschnittenen V für fremde Rechnung sind so erheblich, daß sich auch eine analoge Anwendung der Vorschriften nicht rechtfertigen läßt (vgl. im einzelnen dazu unten Anm. I, Küstner VersR 1954 S. 575 — 577, Winter ZVersWiss 1970 S. 48 — 49). Etwas anderes würde nur gelten, wenn die Gruppenlebensv in ihrer vertraglichen Ausformung nach den Vorschriften über die Schadensv gestaltet wäre. Eine derartige Ausgestaltung ist — wie oben Anm. B i l l darlegt — grundsätzlich möglich, findet sich aber bei der Gruppenlebensv in der Praxis nicht. Im übrigen ist es zweifelhaft, ob für die Frage des Einwilligungserfordernisses überhaupt etwas gewonnen wäre, wenn die Gruppenlebensv als V für fremde Rechnung zu qualifizieren wäre. Denn die Ablehnung des Einwilligungserfordernisses ist nur vor dem Hintergrund zu rechtfertigen, daß die Gefahrsperson einen unmittelbaren Anspruch auf die Vsleistung gegen den Ver erwirbt. Hierbei wird in aller Regel übersehen, daß gerade auch die V für fremde Rechnung dem Vmer nach §§ 76 I, 75 II ein Forderungsrecht belassen würde, sofern er den Vsschein behält. Damit wäre eine Gefahrdung der Gefahrsperson grundsätzlich nicht ausgeschlossen. Schließlich wird argumentiert, die Beschaffung der Einwilligung der Gefahrsperson bereite in der Praxis Schwierigkeiten. Der Vmer könne bei Hunderten oder gar bei Tausenden von Gefahrspersonen die schriftliche Einwilligungserklärung oftmals gar nicht beibringen (Dörstling ZVersWiss 1935 S. 1 8 - 1 9 , Hagen DVW Bd III S. 66, O L G Düsseldorf 7.XII. 1936 VA 1936 S. 271). Die Aufsichtsbehörde hatte daher, um den Abschluß von Gruppeniebensven zu erleichtern, auf das Einwilligungserfordernis verzichtet und sich auf den Standpunkt gestellt, daß in der Vereinsgruppenlebensv eine Satzungsbestimmung genügen solle, durch die der Vorstand ermächtigt werde, in einem gewissen engen Rahmen Ven auf das Leben der Mitglieder zu nehmen (VA 1928 S. 166 — 167). Dieser Bescheid des Reichsaufsichtsamtes an einen Ver ist mit Recht kritisiert worden, da es Aufgabe der Aufsichtsbehörde sei, die Einhaltung der gesetzlichen Vorschriften durchzusetzen, und nicht, zur Umgehung zwingender gesetzlicher Bestimmungen beizutragen (Dörstling a . a . O . , Fuchs S. 102, Hagen a . a . O . , Millauer S. 75). Denn der Gesichtspunkt, daß die den Vorstand zum Vsabschluß ermächtigende Satzungsbestimmung eine gemeinschaftliche Erklärung der in § 159 II geforderten Einwilligung sei, rechtfertigt die Ansicht des ReichsaufWinter

281

Anm. C 36

C. Abschluß und Verbriefung des Lebensversicherungsvertrages

sichtsamtes nicht. Zur Aufnahme einer solchen Regelung in die Satzung ist regelmäßig nur eine qualifizierte Mehrheit, nicht aber Einstimmigkeit sämtlicher Vereinsmitglieder erforderlich. Es widerspricht dem Gedanken des § 159 II, daß eine V auch auf das Leben solcher Vereinsmitglieder genommen wird, die sich gegen eine solche Satzungsbestimmung gewandt haben oder an der Abstimmung nicht beteiligt haben. Nur dann bestehen keine Bedenken gegen die Ansicht der Aufsichtsbehörde, wenn die einzelnen Mitglieder die Satzung schriftlich anerkannt haben, und zwar vor ihrer Einbeziehung in die Gruppenv. Der Abgabe einer solchen Erklärung dürften aber vergleichbare Schwierigkeiten entgegenstehen wie der Abgabe einer individuellen schriftlichen Einwilligungserklärung beim Abschluß der V. Insgesamt ist zu begrüßen, daß das Bundesaufsichtsamt von der Ansicht des Reichsaufsichtsamts abgewichen ist (BAV GB 1959/60 S. 36). Das Bestehen praktischer Schwierigkeiten — die in ihrer Häufigkeit und ihrem Gewicht durchaus in Frage zu stellen sind (vgl. dazu Fuchs S. 100-101, Millauer S. 76, Simon-Kalwar VerBAV 1965 S. 93) - darf somit nicht davon abhalten, das schriftliche Einwilligungserfordernis auch bei der Gruppenlebensv ganz generell zu fordern. Das entspricht auch der Handhabung in der Praxis, wo die Einwilligung der Gefahrsperson ganz grundsätzlich eingeholt wird. [C 36] cc) Rechtsfolge bei nicht erteilter Einwilligung Die Einwilligungserklärung ist bei der Gruppenlebensv grundsätzlich in derselben Form abzugeben wie bei der Einzellebensv, wobei gerade auch bei der Gruppenv die Einwilligung der Gefahrsperson gegenüber dem Vmer, der Gruppenspitze als ausreichend zu erachten ist. Eine ausreichende Einwilligung ist aber auch in dem soeben unter Anm. C 35 erwähnten Verfahren zu erblicken, wenn die Gefahrsperson einem Verein beitritt und in der Satzung die V der Mitglieder festgelegt ist, der Gefahrsperson alle erforderlichen Einzelheiten des Vsvertrages deutlich werden und sie den Beitritt zu dem Verein erklärt sowie die Satzung schriftlich anerkennt. Fehlt es an der erforderlichen schriftlichen Einwilligungserklärung einzelner Gefahrspersonen, so ist zwischen einer Gruppenlebensv mit rechtsbegründender Anmeldung des Gruppenmitgliedes und einer automatischen Gruppenv zu differenzieren. Erfolgt die Anmeldung des Gruppenmitgliedes, ohne daß eine ausreichende Einwilligungserklärung vorliegt, so ist die Anmeldung nichtig, wobei allerdings nichts im Wege steht, eine erneute Anmeldung vorzunehmen, wenn die Einwilligung vorliegt. Ähnlich entsteht auch bei der automatischen Gruppenlebensv (die grundsätzlich allerdings nur bei von dem Einwilligungserfordernis befreiten und insoweit hier nicht interessierenden Sterbegeldven vorkommt) kein wirksames Vsverhältnis für das Gruppenmitglied, wenn es an der erforderlichen Einwilligung fehlt. Einer Nachholung der Einwilligung steht aber auch hier nichts im Wege. Da sich die V automatisch auf alle Gruppenangehörigen erstreckt, die die notwendigen Voraussetzungen erfüllen, entsteht das Vsverhältnis automatisch mit dem Vorliegen der Einwilligung. Fehlt es an der erforderlichen Einwilligungserklärung der Gefahrsperson, so erstreckt sich die Nichtigkeitsfolge grundsätzlich nur auf das einzelne Vsverhältnis, die Mitv dieses Risikos und nicht etwa auf den gesamten Gruppenvsvertrag (Glättli S. 248, Magnusson S. 7, Millauer S. 75, Möller NeumannsZ 1939 S. 730, Pfropfe S. 35). Dabei muß im Zweifelsfalle eine entsprechende Vereinbarung im Sinne des § 139 BGB als getroffen angesehen werden. Das ergibt sich aus den Besonderheiten des Gruppenlebensvsvertrages. So kann die Nichtigkeit der Mitv eines Zugangsrisikos die übrigen bereits wirksam bestehenden Teilven nicht in ihrer Wirksamkeit berühren. Genauso wenig wäre es sinnvoll, den gleichzeitigen oder späteren Zugang eines anderen Risikos unter dem Fehlen der Einwilligung und der sich daraus ergebenden 282

Winter

III. Antrag auf Abschluß eines Versicherungsvertrages

Anm. C 41

partiellen Nichtigkeit leiden zu lassen. Dabei ist es unerheblich, ob es sich bei dem von der Nichtigkeit erfaßten Teilvsverhältnis um ein Anfangs- oder Zugangsrisiko handelt. [C 37] h) Weitere Einschränkung des Einwilligungserfordernisses? Nach Prölss-Martin 23 § 159 Anm. 1 soll die Einwilligung der Gefahrsperson unabhängig von dem Fall der Gruppenlebensv stets dann nicht erforderlich sein, wenn die Lebensv für Rechnung der Gefahrsperson abgeschlossen ist. Dem kann aus den oben erörterten Gründen nicht gefolgt werden. Erstens gibt es in der Lebensv — obschon theoretisch möglich — in der Praxis auch keine Einzellebensv für Rechnung der Gefahrsperson. Zum anderen erscheint es angesichts der §§ 76 I, 75 II nicht als gerechtfertigt, über die Ausnahmeregelung des § 179 III hinaus auch bei einer Lebensv für Rechnung der Gefahrsperson eine Ausnahme von dem Einwilligungserfordernis zuzulassen. [C 38] i) Einwilligungserfordernis bei Zusatzversicherungen Das Einwilligungserfordernis bezieht sich auf sämtliche Lebensvsformen, sofern es sich nur um eine Todesfallv handelt, also auch auf die Unfallzusatzv. Das entspricht auch der Praxis der Lebensv. Für den Fall einer Unfallzusatzv wird die Anwendung des § 159 II bestätigt durch OLG Hamburg 24.V.1955 VersR 1957 S. 106-107. [C 39] j) Entsprechende Anwendung des § 159 II 1 VVG? Eine analoge Anwendung des § 159 II 1 könnte sich in jenen Fällen gebieten, in denen die Gefahrsperson durch eine entsprechende Vertragsgestaltung im tatsächlichen und rechtlichem Sinne gefährdet wird. Hierzu gehören die nach Vertragsabschluß erfolgende Einsetzung eines Bezugsberechtigten sowie die Abtretung oder Verpfändung der Rechte aus dem Lebensvsvertrag. Zur Rechtslage nach dem früheren § 15 II ALB a. F. — hiernach konnte bei einer Todesfallfremdv nur mit schriftlicher Einwilligung der Gefahrsperson die V abgetreten oder verpfändet oder sonst über die Rechte aus der V verfügt werden - vgl. RG 14.VI.1932 RGZ Bd 136 S. 395-401, RG 9.III.1937 RGZ Bd 154 S. 155-160. Es würde sich bei einer solchen analogen Anwendung des § 159 II 1 nicht um Fälle handeln, die beim Abschluß der V, sondern vielmehr während der Vsdauer von Bedeutung werden. Vgl. daher dazu im einzelnen unten Anm. H. Zur Übertragung der Vmereigenschaft für den Fall des Todes des Vmers vgl. Mohr VersR 1966 S. 7 0 2 - 7 0 5 . [C 40] k) § 159 II VVG als zwingende Norm § 159 II mit seiner Regelung des Einwilligungserfordernisses ist eine zwingende Norm. Die Parteien des Lebensvsvertrages können von dem Einwilligungserfordernis nicht durch eine vertragliche Vereinbarung abweichen. Insbesondere kann auch die Gefahrsperson auf das Einwilligungserfordernis nicht wirksam verzichten (OLG Hamburg 19.1.1966 VersR 1966 S. 681). Vgl. im übrigen auch oben Anm. C 31. [C 41] 5. Einsetzung eines Bezugsberechtigten Wird im Vsantrag mittels einseitiger Erklärung des Vmers zugleich ein Bezugsberechtigter bezeichnet, so hat das grundsätzlich keinen Einfluß auf die Rechtswirksamkeit des Antrags als solchen. So führt beispielsweise auch die Sittenwidrigkeit der Winter

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Anm. C 44

C. Abschluß und Verbriefung des Lebensversicherungsvertrages

Begünstigung grundsätzlich nicht etwa zur Nichtigkeit des Vsantrages bzw. des Vsvertrages im ganzen (OLG Hamburg 10.11.1961 DB 1961 S. 501). Vgl. zur Einsetzung eines Bezugsberechtigten im einzelnen unten Anm. H. [C 42] 6. Mehrere Versicherungsnehmer als Antragsteller Wird ein Antrag von mehreren Vmern — wie beispielsweise von mehreren Teilhabern bei der Teilhaberv — gestellt, so muß jeder von ihnen den allgemeinen Voraussetzungen für die Antragstellung genügen. Ebenso kann auch die V von einem oder mehreren Vmern auf die Person mehrerer Gefahrspersonen genommen werden, wenn sich ζ. B. mehrere Teilhaber wechselseitig auf das Leben der anderen Teilhaber als fremder Gefahrspersonen in der Weise vern, daß bei dem Tode des oder der zuerst Versterbenden die Vssumme fallig wird. Jede Gefahrsperson hat die Anforderungen zu erfüllen, die für die V auf eine fremde Gefahrsperson aufgestellt sind (Bruck-Dörstling § 1 Rz 38). [C43] 7. Mehrere Versicherer als Antragsteller Als Antragsteller können auch mehrere Ver gemeinsam in Frage kommen, die als Mitver an dem Vsvertrag beteiligt sind. Dabei kann der einzelne Lebensver für den auf ihn entfallenden Anteil grundsätzlich nur seinen eigenen Geschäftsplan verwenden. Davon abweichend ist bei Genehmigung der Aufsichtsbehörde der Eintritt in den Geschäftsplan eines Mitvers nur unter den Voraussetzungen möglich, wie sie sich aus der nachfolgenden Verlautbarung des Bundesaufsichtsamts VerBAV 1978 S. 205 zur Mitversicherung in der Lebensversicherung ergeben: 1. Es muß sich um den Geschäftsplan

des federfîihrenden

Mitversicherers

handeln.

2. Zur Vermeidung von Mißbräuchen muß der federführende Versicherer mit einem Anteil in mindestens derselben Höhe am Mitversicherungsvertrag beteiligt sein wie jeder andere Mitversicherer. 3. Falls die übrigen Mit versicherer auch das System der Uberschußbeteiligung des federführenden Mitversicherers verwenden wollen, so müssen sie hinsichtlich der Höhe der Uberschußbeteiligung neben eventuellen Beitragsunterschieden jeweils die eigene Überschußsituation berücksichtigen. Beim Übergang auf ein anderes Überschußbeteiligungssystem hat der einzelne Mitversicherer zur Gewährleistung der Gleichbehandlung seiner Versicherten jeweils nachzuweisen, daß die vorgesehene undfestzulegende Koppelung der Uberschußanteilsätze für den Mitversicherungsvertrag an diejenigen des eigenen Überschußbeteiligungssystems versicherungstechnisch gerechtfertigt ist. Diese Grundsätze gelten sowohl für die Einzelversicherung als auch für die Gruppenversicherung. Bei Gruppenversicherungsverträgen und Verträgen mit Sammelinkasso ist darüber hinaus folgendes zu beachten: 4. Derartige

Verträge bedürfen der

Einzelgenehmigung.

5. Es sollte schon bei Vertragsabschluß festgelegt werden, bei welchem Versicherer ein aus dem Vertrag ausscheidender Versicherter sein Versicherungsverhältnis fortsetzen kann. 6. Die Genehmigung für die Übernahme des Geschäftsplans des federführenden zweckmäßigerweise über den federführenden Versicherer beantragt werden.

Versicherers

sollte

[C 44] 8. Form des Antrags Für den Antrag auf Abschluß eines Lebensvsvertrages besteht keine gesetzliche Formvorschrift. Auch wird in aller Regel zwischen dem vsnehmenden Antragsteller und dem Ver vor Antragstellung keine Schriftform im Sinne des § 127 S. 1 BGB vereinbart. Insbesondere ist auch in einer Bezugnahme des Antrages auf die Allgemeinen Lebensvsbedingungen angesichts der§ 12 Nr. 1 ALB, § 12 Nr. 1 Risikolebensvsbe284

Winter

III. Antrag auf Abschluß eines Versicherungsvertrages

Anni. C 44

dingungen, § 11 Nr. 1 Rentenvsbedingungen, § 13 Nr. 1 Vermögensbildungsvsbedingungen, § 16 Nr. 1 Bedingungen zur Fondsgebundenen Lebensv und § 17 Nr. 1 Berufsunfähigkeitsvsbedingungen nicht die Vereinbarung einer Schriftform zu sehen. Ein Antrag ist zwar eine Willenserklärung und könnte somit unter Vorschriften wie § 12 Nr. 1 ALB fallen (so ausdrücklich Bruck-Dörstling § 14 Rz 12). Die Bestimmungen der Vsbedingungen binden die Vertragschließenden aber nicht vor Vertragschluß. Auch dadurch, daß der Antragende mit der Antragstellung in aller Regel die Erklärung abgibt, die Allgemeinen Vsbedingungen als für sich bindend erachten zu wollen, kommt keine Vereinbarung über die Schriftform zustande, da es sich hierbei zunächst um eine einseitige Erklärung handelt, die auch nicht als Annahme eines entsprechenden Angebots des Vers zum Abschluß eines Lebensvsvertrages in schriftlicher Form verstanden werden kann. Die Erklärung des Antragenden, daß er die AVB als für sich maßgeblich anerkenne, gilt nur für den Fall des erwarteten Zustandekommens des Vertrages. Im Ergebnis ebenso BGH 8.VI.1967 VersR 1967 S. 796 zu § 14 Nr. 3 ALB a. F., Bruck-Möller § 1 Anm. 72, Wagner Bd VI Anm. C 10 für die Unfallv, Wriede Bd VI Anm. C 5 für die Krankenv, Martin, Sachversicherungsrecht, 1982, KI5 S. 625. Für die Rechtslage nach § 1 Nr. 1 ALB a. F. vgl. BruckDörstling § 1 Rz 41 und BGH 8.VI. 1967 a.a.O., die ein Schriftformerfordernis m. E. unrichtig — bejahen. Ein Erfordernis der Schriftform für den Antrag kann auch aus den Geschäftsplanmäßigen Erklärungen der Ver zu den Allgemeinen Vsbedingungen in der Lebensv (VerBAV 1981 S. 98, VerBAV 1983 S. 379, oben Anm. A 16) und den Grundsätzen des Bundesaufsichtsamts für die Gestaltung der Antragsvordrucke in der Lebensv (VerBAV 1978 S. 308-311, oben Anm. C 1), die sämtlich von einer Schriftform des Antrages in der Lebensv ausgehen, nicht mit den Antragsteller zivilrechtlich bindender Wirkung hergeleitet werden. Schließlich kann das Erfordernis einer Schriftform auch nicht damit begründet werden, daß in der lebensvsrechtlichen Praxis für den Abschluß von Lebensvsverträgen — wie meistens bei Vsverträgen — ganz regelmäßig Vordrucke des Vers verwendet werden, die dem Bundesaufsichtsamt einzureichen sind (Ziff. 7 der Grundsätze für die Gestaltung der Antragsvordrucke in der Lebensv). Denn eine Verkehrssitte hat sich insoweit nicht herausgebildet (Wriede Bd VI Anm. C 5 mit weiteren Nachweisen). Daß in den AVB, den Geschäftsplanmäßigen Erklärungen und den Grundsätzen zur Gestaltung der Antragsvordrucke grundsätzlich von einer Schriftform des Antrages ausgegangen wird, läßt erkennen, daß der Ver ganz grundsätzlich nicht bereit ist, formlos — also mündlich — gestellte Anträge entgegenzunehmen. Das bedeutet aber eben nicht, daß er Anträge, die nicht der vorgesehenen Form entsprechen, nicht wirksam entgegennehmen kann. Zu einer etwaigen Vollmachtsbeschränkung des Vsvertreters vgl. unten Anm. C 47. Unabhängig von der zivilrechtlichen Wirksamkeit eines Antrags auf Abschluß eines Lebensvsvertrages ist die Beurteilung des Antrags aus aufsichtsrechtlicher Sicht. Zur Form der Antragsvordrucke wird insbesondere auf gute Lesbarkeit geachtet. So heißt es in Ziff. 1.4 der Grundsätze für die Gestaltung der Antragsvordrucke: „Es ist dafür Sorge zu tragen (z. B. durch die Schriftgröße), daß der Antrag übersichtlich gestaltet und leicht lesbar ist." Vgl. hierzu auch allgemein Hattemer ZVersWiss 1979 S. 565 — 581, Vogel, Staatliche Beeinflussung von Konsumentenversicherungsverträgen, Karlsruhe 1980, S. 2 2 - 2 7 , sowie Goldberg-Müller und Prölss-Schmidt-Frey 9 zu § 10 VAG. Vom eigentlichen Antrag auf Abschluß des Lebensvsvertrages sind grundsätzlich die Teile des Antragsvordrucks zu unterscheiden, in denen es um die Erfüllung der vorvertraglichen Anzeigepflicht geht. Wie bereits aus Sinn und Zweck der Winter

285

Anm. C 45

C. Abschluß und Verbriefung des Lebensversicherungsvertrages

Anzeigepflicht und der Systematik des Gesetzes hervorgeht, berührt die unvollständige oder wahrheitswidrige Beantwortung der von dem Ver in das Antragsformular aufgenommenen Fragen die Gültigkeit des Antrags grundsätzlich nicht. Eine Verletzung der vorvertraglichen Anzeigepflicht hat für den Ver die Rechtsfolge, daß er die sich aus §§16 — 22 und den entsprechenden Vorschriften der Lebensvsbedingungen ergebenden Rechte geltend machen kann, wobei die §§ 162, 163 zu beachten sind. Die der vorvertraglichen Anzeigepflicht unterfallenden Wissenserklärungen sind von der im Antragsvordruck enthaltenen und dem Vertragsschluß dienenden Willenserklärung des Antragenden zu unterscheiden, wobei jedoch einzelne Angaben — etwa zu Alter, Beruf, Familienstand und Wohnort des Antragstellers — sowohl das Zustandekommen des Vertrages als auch die Erfüllung der vorvertraglichen Anzeigepflicht tangieren. Macht der Antragende insoweit unzutreffende Angaben, so kann das im Einzelfall die Gültigkeit des Antrags berühren. Dabei ist entscheidend, ob es sich um solche Angaben und Äußerungen des Antragstellers handelt, die für das Zustandekommen des Vertrages als wesentlich anzusehen sind (Bruck-Dörstling § 1 Rz 42 a. E., Wriede Bd VI Anm. C 5). Anstatt des Antragstellers kann sein bevollmächtigter Vertreter unterschreiben. Dabei kann das Vertretungsverhältnis kenntlich gemacht werden, der Vertreter kann aber auch nur mit dem Namen des Vertretenen unterschreiben (RG 27.VI.1910 RGZ Bd 74 S. 6 9 - 7 6 , RG 3.XII.1926 VA 1927 S. 6 - 7 Nr. 1663 = JRPV 1927 S. 10, ausführlich - auch in Abgrenzung zu § 159 II - LG Köln 23. XI.1956 VersR 1957 S. 242). Dabei wird in der Praxis allerdings darauf hingewirkt, daß nur Anträge entgegengenommen werden, die von der den Antrag unterzeichnenden Person mit eigenem Namen unterzeichnet sind (vgl. VA 1933 S. 141, Bruck-Dörstling § 1 Rz 41). Durch Annahme des nicht unterschriebenen oder sonst mangelhaften Antrags wird der Mangel geheilt, dasselbe gilt, wenn der Vmer den Vsschein später einlöst (vgl. OLG Kiel 24.XI.1922 VA 1924 S. 12 Nr. 1300). [C 45] 9. Inhalt des Antrags a) Allgemeines Der Antrag auf Abschluß eines Lebensvsvertrages muß den Willen des Antragstellers, eine Lebensv entsprechend dem sich aus dem Text des Antrages ergebenden Inhalt abschließen zu wollen, klar und zweifelsfrei erkennen lassen. Dazu ist unerläßlich, daß der Antrag alle Bestandteile eines Lebensvsvertrages umfaßt, so daß der Ver seine Annahme durch eine nur bejahende ausdrückliche oder stillschweigende Erklärung ausdrücken kann. Es liegt daher kein Antrag im Rechtssinne vor, wenn ein potentieller Vmer eine Anfrage hinsichtlich der Bedingungen eines Lebensvsvertrages an den Ver richtet. Ein annahmefähiger Antrag liegt auch dann nicht vor, wenn eine vom Ver verlangte ärztliche Untersuchung verweigert wird. Andererseits braucht die Höhe der Vsbeiträge, die sich nach der beantragten Vsdauer, der Vssumme, dem Alter und den gesundheitlichen Verhältnissen des Vten richtet, zahlenmäßig nicht angegeben zu werden, da sie sich nach den genehmigten Tarifen des Vers (vgl. dazu §§5, 11 VAG) unschwer ermitteln läßt (OLG Dresden 13.V.1908 LZ 1908 S. 956, Bruck-Dörstling § 1 Rz 42, Bruck-Möller Bd I § 1 Anm. 73). Entsprechendes gilt dabei, falls die Vssumme nicht angegeben ist, sie sich aber aus der Höhe des Beitrages und der Vsdauer ergibt. Wenn der Antragsteller die verkehrsübliche Bemessung des Beitrages durch den Ver ausgeschlossen hat, so handelt es sich bei dem „Antrag" des Vmers lediglich um eine Aufforderung an den Ver, die Höhe des Beitrages anzugeben. Der Antrag kann damit vom Ver ausgehen und vom Vmer angenommen werden. Weist der Vsschein eine abweichende Beitragsberechnung gegenüber dem Antrag 286

Winter

III. Antrag auf Abschluß eines Versicherungsvertrages

Anm. C 46

auf, so kann die Übersendung des Vsscheins einen neuen Antrag nach § 150 BGB darstellen. Zum Inhalt des Antrages vgl. im übrigen die Grundsätze über die Gestaltung der Antragsvordrucke in der Lebensv (oben Fußnote zu Anm. C 1). Die regelmäßig mit dem Antrag verbundenen Wissenserklärungen im Rahmen der vorvertraglichen Anzeigepflicht sind nach dem oben Anm. C 44 gesagten für das Zustandekommen des Vertrages ohne Belang. Diese Erklärungen sind mit dem Antrag nur äußerlich verbunden und sind materiell von ihm zu unterscheiden. Das gilt jedoch nicht für solche Erklärungen, die auch Gegenstand des Antrages im Sinne einer Vertragsofferte sind. Bei der Auslegung des Inhalts eines Vertragsangebots ist nach §§ 133, 157 BGB darauf abzustellen, wie der Erklärungsempfänger die Erklärung nach Treu und Glauben und der Verkehrssitte verstehen mußte (im einzelnen dazu Soergel-Hefermehl § 133 Rz 14—28). Bei der Einschaltung eines Vsvertreters sind bei der Auslegung auch die zwischen ihm und dem Vmer geführten Verhandlungen zu berücksichtigen (OLG Hamburg 17.IX.1964 VersR 1965 S. 276, OLG Frankfurt 8.VII.1971 VersR 1972 S. 727). Angesichts dessen, daß beim Vertragsschluß ganz weitgehend standardisierte Antragsformulare verwendet werden, kommt es allerdings nur selten zu Auslegungsschwierigkeiten im Sinne der §§ 133, 157 BGB; denkbar sind Auslegungsfragen bei der formlosen Beantragung eines vorläufigen Deckungsschutzes in der Lebensv. Das standardisierte Antragsformular unterliegt im übrigen der Auslegung und der Inhaltskontrolle nach dem AGB-Gesetz (Ulmer in Ulmer-Brandner-Hensen § 1 AGBGesetz Rz 16). [C 46] b) Bezugnahme auf Allgemeine Lebensversicherungsbedingungen Die Antragsvordrucke in der Lebensv einschließlich Zusatzven enthalten ganz grundsätzlich eine Bezugnahme auf die ALB bzw. die übrigen Bedingungswerke der Lebensv. Die Bezugnahme entspricht dabei Ziff. 1.1 der Geschäftsplanmäßigen Erklärungen zu den Allgemeinen Vsbedingungen in der Lebensv (oben Anm. A 16), auf die Ziff. 5.1 der Grundsätze über die Gestaltung der Antragsvordrucke verweist (oben Fußnote zu Anm. C 1) und wonach der Ver folgenden Text in den Antragsvordruck aufnimmt: „Für die V gelten die Vsbedingungen und der jeweilige von der Aufsichtsbehörde genehmigte Geschäftsplan des Vers" (vgl. auch Ziff. 2.2.1 der Grundsätze). Eine solche Inbezugnahme entspricht zugleich dem nach § 2 I 1 AGBGesetz für AGB geforderten ausdrücklichen Hinweis des Vers auf seine AGB. Es bedarf nicht etwa eines nochmaligen Hinweises des Verwenders, der Schutzzweck der Vorschrift des § 1 I 1 AGB-Gesetz ist angesichts des vom Vmer ausgehenden Einbeziehungsangebots auch ohne diese Formalität gewahrt (Ulmer in UlmerBrandner-Hensen § 2 AGB-Gesetz Rz 32). Die zweite Voraussetzung für die Anwendung von AGB ist nach § 2 I 2 AGBGesetz, daß der Verwender der anderen Vertragspartei die Möglichkeit verschafft, in zumutbarer Weise von dem Inhalt der AGB Kenntnis zu nehmen. Auch bei der Lebensv besteht die Möglichkeit, daß der Ver die AVB vor Antragstellung dem Vmer aushändigt oder sie ihm später übersendet. Nach Ziff. 5.2 der Grundsätze für die Gestaltung der Antragsvordrucke ist in das Antragsformular für den Fall, daß das entsprechende Bedingungswerk dem Vmer zuvor ausgehändigt wird, folgende Formulierung aufzunehmen: „... die Vsbedingungen habe ich erhalten", und für den Fall, daß die Bedingungen dem Antragsteller bei Aufnahme des Vsantrags nicht ausgehändigt werden, der Hinweis in den Vordruck aufzunehmen, daß sie spätestens zusammen mit dem Vsschein — auf Wunsch jedoch früher — übersandt werden. Dabei fragt sich jedoch, ob die Aushändigung der Bedingungen erst mit dem Vsschein Winter

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Anm. C 47

C. Abschluß und Verbriefung des Lebensversicherungsvertrages

für die Erfüllung der Voraussetzungen des § 21 2 AGB-Gesetz ausreichend wäre. Das ist entgegen Staudinger-Schlosser § 2 AGB-Gesetz Rz 33 zu verneinen, maßgeblicher Zeitpunkt für die Möglichkeit der Kenntnisnahme durch den Vmer kann nach Sinn und Zweck der Vorschrift nur derjenige sein, in dem der Vmer eine bindende Vertragserklärung — also das Angebot — abgibt (Ulmer in Ulmer-Brandner-Hensen § 2 AGB-Gesetz Rz 48). Unzweifelhaft gegeben wäre in der Praxis der Lebensv grundsätzlich wiederum die dritte Einbeziehungsvoraussetzung nach § 2 I AGBGesetz, nämlich das Einverständnis des Vmers mit der Geltung der AVB. In aller Regel erklärt der Vmer in dem vorgedruckten Antragsformular, daß für die abzuschließende V die Vsbedingungen des Vers gelten sollen (vgl. Ziff. 1.1 Geschäftsplanmäßige Erklärungen, Ziff. 5.1 Grundsätze Antragsvordrucke). Aber auch wenn damit insgesamt die Voraussetzungen des § 2 I AGB-Gesetz für die Einbeziehung von AGB teilweise nicht erfüllt wären, so ist das entsprechende Bedingungswerk in aller Regel gleichwohl Grundlage des Vsvertrages, da hier die Ausnahmevorschrift des § 23 III AGB-Gesetz Platz greift. Danach unterliegt ein Vsvertrag auch dann den von der zuständigen Behörde genehmigten AVB, wenn die in § 2 I 1 und 2 AGB-Gesetz bezeichneten Erfordernisse nicht eingehalten sind. Sämtliche Lebensvsbedingungen einschließlich Zusatzvsbedingungen und sog. Sonderbedingungen sind grundsätzlich in diesem Sinne vom bundesaufsichtsamt für das Versicherungswesen genehmigte Vsbedingungen. Die Allgemeinen Lebensvsbedingungen werden in derjenigen Fassung Inhalt des Antrages, in der sie zur Zeit der Antragstellung gelten. Als Antragstellung in diesem Sinne ist die Absendung des ausgefüllten Antrags an den Ver oder seine Übergabe an den Vsvertreter zu verstehen. Auf die Fassung der AVB zur Zeit des Vertragsschlusses kommt es — wenn inzwischen neue Bedingungen veröffentlicht sind — grundsätzlich nicht an (Wagner Bd VI Anm. C 12). [C 47] c) Mündliche Antragsnebenerklärungen Der Antragsteller kann während der Verhandlungen mit dem Vsvertreter oder dem Ver besondere Wünsche äußern, die außerhalb des üblichen Rahmens eines Antragsvordrucks stehen. Solche Wünsche können die materielle Ausgestaltung des Vsverhältnisses betreffen wie beispielsweise eine Beitragshöchstgrenze, eine Beitragsstundung (z. B. OLG Dresden 13.V.1908 LZ 1908 Sp. 956-958, KG 3.III.1916 VA 1916 Anhang S. 7 — 8 Nr. 911). Sie können aber auch den Abschluß oder das Wirksamwerden des Lebensvsvertrages von dem Eintritt einer Bedingung abhängig machen wie beispielsweise von einer Darlehnsgewährung des Vers an den Vmer (KG 10.XII.1907 VA 1908 Anhang S. 4 7 - 4 9 Nr 380, KG 13.X.1908 VA 1910 Anhang S. 5 - 6 Nr 492, OLG Colmar 27.XI.1909 VA 1910 S. 6 - 7 Nr 493, AG BerlinLichterfelde 27.XI.1925 JRPV 1928 S. 206-207, RG 23.11.1928 JW 1928 S. 1740-1742, KG 23.VI.1928 VA 1929 S. 15 Nr 1928, LG Köln 12.VI.1951 VersR 1951 S. 294-295) oder von einer Hypothekenbeschaffung (LG Berlin II 11.IV.1928 JRPV 1928 S. 205-206). Daß derartige Nebenabreden zulässig und möglich sind, wenn sie in dem Antragsvordruck durch den Vmer schriftlich niedergelegt sind, ist unbestritten. Entsprechend Ziff. 2.4 der Grundsätze für die Gestaltung der Antragsvordrucke in der Lebensv finden sich in dem Antragsformular generell die Fragen „Ist der Antrag von besonderen Vereinbarungen (z. B. über Hypothekenbeschaffung) abhängig?" oder „Werden besondere Bedingungen gewünscht? Welche?". Die Antragsnebenerklärungen, die in Einklang mit diesen Fragen abgegeben werden, sind damit rechtlich Bestandteil des vom Vmer gestellten Antrags. Dabei wird in den Bedingungsfällen nicht die Wirksamkeit des Antrags, sondern die 288

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III. Antrag auf Abschluß eines Versicherungsvertrages

Anm. C 47

Wirksamkeit des Vsvertrages von dem Eintritt der Bedingung abhängig gemacht (Groh S. 10). Das gilt grundsätzlich auch, wenn der Vmer die Nebenerklärungen dem Vsvertreter gegenüber mündlich abgibt. Auch die mündlichen Nebenerklärungen sind Bestandteile des Vsantrags, sie gehen dem Ver ebenso wie der im Antragsschein enthaltene Teil des Angebots mit der Erklärung gegenüber dem Vertreter zu (§ 43 Nr. 1 VVG). Ein Vertrag auch nach Maßgabe der Nebenerklärung kommt dabei nicht nur dann zustande, wenn der Ver eine entsprechend auszulegende Annahmeerklärung abgibt, sondern nach § 5 III auch dann, wenn er auf Abweichungen nicht ausdrücklich hinweist. Dabei gelten dem Vmer günstige Abweichungen auch ohne einen entsprechenden Hinweis als genehmigt. Hatte der Ver von der Nebenerklärung gegenüber seinem Vermittlungsvertreter keine Kenntnis, so kann er den Vsvertrag wegen Irrtums anfechten, hat dem Vmer jedoch nach § 122 BGB das negative Interesse zu ersetzen (Groh S. 32). Sind nach dem Antragsformular mündliche Nebenabreden ausgeschlossen (z. B. durch die in der Lebensv gebräuchliche Formulierung „Mündliche Abreden sind für den Ver nicht verbindlich"), so ist zwischen der Frage der Vereinbarung der Schriftform und der Beschränkung der Vertretungsmacht des Vsvertreters zu unterscheiden. Dabei kann in einer derartigen Klausel auf dem Antragsformular und ihrer Hinnahme durch den Vmer ebenso wenig die Vereinbarung einer Schriftform für Nebenabreden gesehen werden wie die Vereinbarung der Schriftform für den Gesamtvertrag (oben Anm. C 44). Dabei ist es unerheblich, ob der Antrag mit den mündlichen Nebenabreden einem Vermittlungs- oder einem Abschlußvertreter gegenüber abgegeben wird. Der Vermittlungsvertreter kann mit dem Antragsteller zwar keine den Ver bindenden Vereinbarungen über den Vertragsinhalt treffen, er kann sich aber mit dem Antragsteller darüber verständigen, welchen Inhalt sein Antrag haben soll, insbesondere also auch darüber, welche mündlichen Erklärungen neben den schriftlichen Erklärungen als abgegeben angesehen werden sollen (OLG Hamburg 17.IX.1964 VersR 1965 S. 276). Der Abschlußvertreter könnte darüber hinaus die Aufhebung einer Formvorschrift wie der Schriftform vereinbaren — dazu kommt es aber nicht, da eine entsprechende Schriftform nicht als vereinbart anzusehen ist. In dem sog. Ausschluß mündlicher Nebenabreden auf dem Antragsvordruck ist jedoch eine Vollmachtsbeschränkung des Vsvertreters nach §§ 47, 43 Nr. 1 VVG zu sehen. Die Empfangsvollmacht des Vsvertreters wird dabei in der Weise eingeschränkt, daß der Vertreter nur zur Entgegennahme des Formularinhalts und nicht auch der mündlichen Nebenerklärung bevollmächtigt bleibt. Das bedeutet, daß der Vsvertreter hinsichtlich der mündlichen Nebenerklärung als Bote des Vmers und im übrigen als Empfangsbevollmächtigter des Vers angesehen wird. Eine solche Vollmachtsbeschränkung, die einseitig durch den Ver vorgenommen werden kann, ist dem Vmer gegenüber nach § 47 S. 1 VVG nur dann wirksam, wenn der Vmer sie kannte oder infolge grober Fahrlässigkeit nicht kannte. Eine dieser beiden Voraussetzungen dürfte dabei stets gegeben sein. Denn entweder hat der Vmer das Antragsformular einschließlich der betreffenden Klausel durchgesehen, bevor er es unterzeichnete — in diesem Falle kennt er die Klausel und damit die Vollmachtsbeschränkung. Oder der Vmer hat das Antragsformular unbesehen unterzeichnet, dann beruht seine Nichtkenntnis der Vollmachtsbeschränkung auf grober Fahrlässigkeit. Denn grob fahrlässig handelt, wer ein Vsantragsformular unterzeichnet, ohne von seinem Inhalt Kenntnis genommen zu haben (vgl. LG Köln 4.VII.1950 VersR 1950 S. 179). Hat der Vmer das Antragsformular durchgelesen, die betreffende Formulierung aber übersehen, so kann dem Vmer grobe Fahrlässigkeit allerdings nur dann angelastet werden, wenn die Bestimmung deutlich wahrnehmbar in dem Winter

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Anm. C 50

C. Abschluß und Verbriefung des Lebensversicherungsvertrages

Antragsformular enthalten war. Das aber ist bei den in der Praxis der Lebensv verwandten Antragsvordrucken ganz generell der Fall (Fall einer solchen Vollmachtsbeschränkung = LG Mönchengladbach 23.11.1982 VersR 1983 S. 49-50). [C 48] d) Mehrere Anträge für verschiedene Tarife Es können gleichzeitig mehrere Anträge für verschiedene Tarife — so ζ. B. eine Kapitallebensv verbunden mit einer Unfallzusatzv, eine Kapitalv verbunden mit einer Renten- und einer Berufsunfähigkeitszusatzv oder eine Kapitalv auf den Todes- und Erlebensfall verbunden mit einer Risikozusatzv — gestellt werden, ohne daß aus den Anträgen hervorgeht, was gelten soll, wenn der Ver nicht sämtliche Anträge annehmen will. Hier greifen die allgemeinen Auslegungsgrundsätze ein, mangels näherer Ansatzpunkte ist dabei davon auszugehen, daß eine Zusatzv nicht ohne die gleichzeitig beantragte Vollv gewollt ist. Aber auch wenn zwei gleichrangige Vollven auf demselben Antragsformular zusammen beantragt werden, kann häufig von der Annahme ausgegangen werden, daß sie ein einheitliches Ganzes sind und die Ablehnung eines Antrags die übrigen Anträge wirkungslos macht (vgl. für die Krankenv Wriede Bd VI Anm. C 6). [C 49] e) Antrag an VVaG Ein an einen Gegenseitigkeitsverein gerichteter Vsantrag enthält zugleich einen Antrag auf Erwerb der Mitgliedschaft, sofern es sich nicht um einen Antrag auf V gegen festes Entgelt handelt (§ 21 II VAG). Nach § 20 S. 2 VAG kann Mitglied eines Gegenseitigkeitsvereins nur werden, wer ein Vsverhältnis mit dem Verein begründet. Wird ein Vsverhältnis nicht geschaffen, so ist der Aufnahmeantrag angesichts des Verbotscharakters des § 20 S. 2 VAG wegen Verstoßes gegen ein gesetzliches Verbot nach § 134 BGB nichtig. Es ist für den Aufnahmeantrag dabei nicht erforderlich, daß der Antragsteller zugleich Gefahrsperson werden soll (Goldberg-Müller § 20 Rz 10). Werden gleichzeitig oder nacheinander von demselben Vmer mehrere Vsanträge gestellt, so wird nicht für jeden Vsvertrag ein gesondertes Mitgliedsverhältnis begründet, es besteht nur ein aufgrund des ersten Vertragsschlusses entstandenes Mitgliedschaftsverhältnis (Starke VersR 1950 S. 142-143). |C 50] 10. Versicherer als Antragsadressat, Zugang des Antrags Ist der Antragsteller — wie es grundsätzlich der Fall ist — der Vmer, so ist der Adressat des Antrages der Ver. Der Ver kann Vsaktiengesellschaft, Vsverein auf Gegenseitigkeit oder öffentlichrechtliches Vsunternehmen sein, ferner kann es sich um die Niederlassung eines ausländischen Lebensvers sowie um Sterbekassen, Werkspensionskassen usw. handeln. Der Ver bedarf der Zulassung und unterliegt der Aufsicht nach dem VAG oder landesrechtlichen Vorschriften (vgl. zu Besonderheiten des Unternehmens- und Aufsichtsrechts im Bereiche der Lebensv im einzelnen unten Anm. J). Die mit einem nicht zugelassenen Ver abgeschlossenen Verträge sind dabei privatrechtlich wirksam (vgl. schon Bruck-Dörstling § 1 Anm. 39, statt vieler: PrölssSchmidt-Frey 9 § 8 VAG Rz 11). Der Antrag ist als empfangsbedürftige Willenserklärung seitens des Antragstellers abgegeben, wenn er sie willentlich in den Verkehr gebracht und an den richtigen Empfänger gerichtet hat (BGH 11.V.1979 NJW 1979 S. 2032-2033). Wirksam wird der Antrag mit dem Zugang bei dem Adressaten, § 130 11 BGB. In diesem Zeitpunkt tritt eine endgültige Bindung des Antragstellers im Sinne von § 145 BGB ein, 290

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III. Antrag auf Abschluß eines Versicherungsvertrages

Anm. C 51

nachfolgende Erklärungen haben keinen Einfluß mehr auf den rechtswirksamen Antrag, vgl. § 130 I 2 BGB. Erfolgt die Antragstellung mündlich oder fernmündlich, so geht sie dem Empfanger im Augenblick der Kenntnisnahme von ihrem Inhalt zu (vgl. nur Soergel-Hefermehl § 130 Rz 2). Ein schriftlicher Antrag geht zu, wenn die Erklärung so in den Machtbereich des Empfangers gelangt ist, daß bei Annahme gewöhnlicher Verhältnisse damit zu rechnen war, daß der Empfänger von ihr Kenntnis nehmen konnte (vgl. im einzelnen Bruck-Möller Bd I § 10 Anm. 2—7, BGH 31.1.1951 VersR 1951 S. 114-115, ÖOGH, 26.11.1958 VersRundschau 1959 S. 53, LG Berlin 9.IV.1959 ZfV 1959 S. 759, zuletzt (allgemein:) BGH 13.11.1980 NJW 1980 S. 990 — 991). Von erheblicher Bedeutung ist in diesem Zusammenhang die Stellung von Vsvermittlern wie Vsvertretern, Geschäftsstellen und Vsmaklern. Vsvertreter sind nach § 43 Nr. 1 VVG ermächtigt, Vsanträge entgegenzunehmen. Der Zugang beim Vsvertreter bewirkt damit zugleich den Zugang beim Ver (KG 1.VI.1938 JRPV 1938 S. 249-250, ferner BGH 8.VI.1967 VersR 1967 S. 796, OLG Hamm 18.1.1978 VersR 1978 S. 1135, LG Verden 23.V.1967 VersR 1967 S. 8 6 9 - 8 7 0 , letztere für Lebensvsverträge), ein späterer Verlust des Antragsformulars ist daher bedeutungslos (LG Saarbrücken VersR 1971 S. 1054). Will der Ver die Vollmacht des Vertreters nach § 47 VVG beschränken, so bedarf es eines ausreichend deutlichen Hinweises. Versteckte oder kaum zu erkennende Hinweise in den Antragsformularen reichen grundsätzlich nicht aus, da eine Vollmachtsbeschränkung vom Antragsteller nicht erwartet wird und ihm eine mühsame Suche nach einer entsprechenden Klausel nicht zugemutet werden kann. Der Fall einer Vollmachtsbeschränkung des Vsvertreters ist in dem Ausschluß mündlicher Nebenabreden auf dem Antragsformular zu sehen: Die Empfangsvollmacht des Vsvertreters wird in der Weise eingeschränkt, daß der Vertreter nur zur Entgegennahme des Formularinhalts und nicht auch der mündlichen Nebenabrede ermächtigt bleibt. Hat der Antragsteller diese Vollmachtseinschränkung nicht erkannt, so trifft ihn der Vorwurf grober Fahrlässigkeit (vgl. im einzelnen oben Anm. C 47, eine solche Vollmachtsbeschränkung behandelt LG Mönchengladbach 18.III.1982 VersR 1983 S. 49). Weitere Personen gelten nicht aufgrund Gesetzes als zur Entgegennahme von Erklärungen für den Ver bevollmächtigt. Soweit sie eine Erklärung des Antragstellers entgegennehmen, werden sie als Bote des Antragstellers tätig, der Antrag wird sodann erst mit erfolgter Kenntnisnahme durch den Ver selbst wirksam. Vsmakler sind zur Entgegennahme eines Antrags in aller Regel nicht bevollmächtigt (Bruck-Möller Bd I Anm. 41 vor §§43—48). Als Ausnahme findet sich eine solche Vollmacht beispielsweise aufgrund einer entsprechenden Maklerklausel (OLG Hamburg 2.XI.1934 JRPV 1935 S. 270-271). [C 51] 11. Zeitliche Begrenzung des Antrags und Annahmefrist Nach § 145 BGB ist an den Antrag gebunden, wer einem anderen die Schließung eines Vertrages anträgt, es sei denn, er hat — was in der Praxis der Lebensv generell nicht vorkommt — die Gebundenheit ausgeschlossen. Dem Antragsteller ist dabei dem Prinzip nach nicht zuzumuten, sein Angebot für längere Zeit aufrecht zu erhalten. Daher bestimmt § 146 BGB, daß der Antrag erlischt, wenn er dem Antragenden gegenüber abgelehnt wird oder wenn er ihm gegenüber nach den §§ 147—149 BGB nicht rechtzeitig angenommen wird. Sieht man von Ausnahmen wie beispielsweise der vorläufigen Deckungszusage ab, richtet sich in der Lebensv die Bindungsfrist des Vmers als Antragsteller nach der in dem Antragsformular üblicherweise genannten Frist von sechs Wochen. Es kommt also § 148 BGB zum Tragen. Früher ergab sich die Bindungsfrist aus § 1 I 2 ALB a. F.: Der Antragsteller war danach sechs Wochen Winter

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Anm. C 52

C. Abschluß und Verbriefung des Lebensversicherungsvertrages

lang an seinen Antrag gebunden, wobei die Frist mit der vertrauensärztlichen Untersuchung oder, falls eine solche nicht stattfinden sollte, mit dem Tage der Antragstellung begann. Die später geschaffenen Bedingungswerke enthalten eine solche Bestimmung nicht mehr. Doch ist der Ver nach Ziff. 1.1.1 der Geschäftsplanmäßigen Erklärungen zu den AVB in der Lebensv verpflichtet, folgenden Text in den vom Vmer zu unterzeichnenden Vsantrag aufzunehmen: „An meinen Antrag halte ich mich sechs Wochen gebunden. Die Frist beginnt am Tage der Antragstellung, bei einer V mit ärztlicher Untersuchung jedoch erst mit dem Tage der Untersuchung." Nach Ziff. 5.1, 2.5 der Grundsätze für die Gestaltung der Antragsvordrucke in der Lebensv ist in den Antragsformularen u. a. auch auf die Erklärung des Antragstellers zur Bindefrist entsprechend deutlich aufmerksam zu machen. Nach allgemeiner Auffassung ist eine solche Befristung der Gebundenheit des Antragenden gleichzeitig als Annahmefrist im Sinne des § 148 BGB zu verstehen (BGH 31.1.1951 VersR 1951 S. 175, BGH 23.11.1973 NJW 1973 S. 751, BGH 1.X.1975 VersR 1975 S. 1090, OLG Königsberg 5.VII.1938 HansRGZ 1940 Sp. 37, OLG Hamm 20.11.1975 VersR 1976 S. 144, OLG Hamm 8.II.1978 VersR 1978 S. 1014, OLG Hamm 25.IV.1978 VersR 1978 S. 1039, OLG Hamm 18.1.1978 VersR 1978 S. 1135, ausführlich zur Lebensv auch: LG Mönchengladbach 18.III.1982 VersR 1983 S. 49, OLG Frankfurt 12.V.1982 VersR 1983 S. 529, Bruck-Möller Bd I § 1 Anm. 75, Prölss-Martin 23 § 3 Anm. 3, grundsätzlich und allgemein: vgl. nur Larenz, Allgemeiner Teil des deutschen Bürgerlichen Rechts, 6. Aufl., München 1983, §27 I b S. 507). Auch wenn zu Einzelheiten der Bindungswirkung unterschiedliche Ansichten bestehen, so sind die Auffassungen nicht geteilt, soweit es sich um die Befristung der Bindungswirkung handelt (vgl. dazu z. B. Soergel-Heinrich-Lange-Hefermehl, 11. Aufl., § 145 Rz 8, 9, LG Mönchengladbach 18.III.1982 VersR 1983 S. 49). Zu Einzelheiten zur Bindungsfrist vgl. Anm. C 62—64 zur Annahmefrist. [C 52] 12. Gebundenheit des Antragstellers an den Antrag Die während der Bindungsfrist bestehende Bindungswirkung des Antrags bedeutet nach § 147 BGB, daß der Antragsteller den Antrag nicht mehr einseitig widerrufen oder inhaltlich ändern, den Antragsempfanger, den Ver also nicht hindern kann, durch die Annahme des wirksam gestellten Antrages den Vertragsschluß herbeizuführen. Sieht man einmal von dem 1984 eingeführten besonderen befristeten Widerrufsrecht (dazu sogleich Anm. C 53) ab, so ist der Antragsteller nach § 130 I 2 BGB nur dann nicht gebunden, wenn er seinen Antrag so rechtzeitig widerruft, daß der Widerruf spätestens gleichzeitig mit dem Antrag beim Empfangsbevollmächtigten des Vers oder dem Ver eingeht. Ist das nicht geschehen, so würde eine Bindungswirkung nur dann nicht eintreten, wenn der Antragsteller — was eben bei der Lebensv gänzlich unüblich ist (so schon RG 19.V.1911 JW 1911 S. 643 Bruck-Dörstling § 1 Rz 46) — die Bindungswirkung ausschließt. In der Lebensv wird im Gegenteil grundsätzlich gerade eine längerfristige Bindungswirkung vereinbart. Die sechswöchige Gebundenheit soll dem Ver eine sichere Grundlage dafür schaffen, den vorliegenden Antrag nach der erforderlichen Prüfung mit seinem Inhalte annehmen oder ablehnen zu können (vgl. zu allem OLG Frankfurt 12.V.1982 VersR 1983 S. 529, LG Mönchengladbach 18.III.1982 VersR 1983 S. 49). Der Inhalt und der Umfang der Bindung bestimmt sich also nach dem Inhalt, den der Antrag im Augenblick des Zuganges beim Ver hat. Eine spätere Änderung des Antrages oder die Nichtweiterleitung ergänzender Erklärungen des Antragstellers durch den Empfangsbevollmächtigten tangiert die Rechtsstellung des Antragstellers nicht. Vgl. hierzu im einzelnen Wriede Bd VI Anm. C 7 S. Κ 54. 292

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III. Antrag auf Abschluß eines Versicherungsvertrages

Anm. C 53

[C 53] 13. Besonderes befristetes Widerrufsrecht des Antragstellers Nach Ziff. 1.1 Nr 2 der Geschäftsplanmäßigen Erklärungen kann der Antragsteller bei bestimmten Lebensvsformen „innerhalb von ... Tagen den Antrag nach seiner Unterzeichnung widerrufen, und zwar auch dann, wenn der Versicherer ihn bereits angenommen hat". Dieses Widerrufsrecht wird in das Antragsformular aufgenommen, so daß der Antragsteller noch vor seiner Unterschriftsleistung deutlich auf sein Widerrufsrecht hingewiesen wird. Mit diesem 1984 eingeführten Widerrufsrecht soll dem Antragsteller die Möglichkeit gegeben werden, seine Entscheidung zum Abschluß eines in der Regel über einen längeren Zeitraum verpflichtenden Vertrages noch einmal zu überdenken. Die Einführung eines solchen Widerrufsrechts orientiert sich an den vergleichbaren Regelungen der § 1 b AbzG, § 11 I AIG, § 23 I KAGG, § 4 I FernUSG und des § 1 des Entwurfs eines Gesetzes über den Widerruf von Haustürgeschäften und ähnlichen Geschäften. Zugleich ist die Einräumung des Widerrufsrechts gewiß auch eine Möglichkeit, unseriösen Werbe- und Akquisitionsmethoden entgegenzuwirken (vgl. ZfV 1984 S. 436). Die rechtliche Ausgestaltung des Widerrufsrechts ist hier in der Weise erfolgt, daß der Antrag auflösend bedingt ist. Anders als es bei der Ausgestaltung des Widerrufsrechts als aufschiebender Bedingung der Fall wäre, ist der Antrag also sogleich wirksam und kann angesichts der insoweit ebenfalls wirksamen Ermächtigungsklauseln zur Schweigepflicht und zum Datenschutz sofort bearbeitet werden. Die Dauer der Widerrufsfrist, die mit der Unterzeichnung des Antrages beginnt, soll zumindest 10 Tage betragen. Aus Gründen der Rechtssicherheit ist der Widerruf nur wirksam, wenn er in schriftlicher Form innerhalb der genannten Frist beim Versicherer eingegangen ist (Ziff. 1.1 Nr 2 Abs. 1 Satz 2 der Geschäftsplanmäßigen Erklärungen). Ebenfalls ausdrücklich geregelt ist der Beginn Her sechswöchigen Antragsbindefrist für den Fall, daß dem Vmer das Widerrufsrecht eingeräumt ist: Die „Bindefrist beginnt mit dem Ablauf der Widerrufsfrist" (Ziff. 1.1 Nr 2 Abs. 2 Satz 2 der Geschäftsplanmäßigen Erklärungen). Damit soll dem Ver die Möglichkeit gegeben werden, während der Widerrufsfrist — um unnötige Kosten zu sparen — von der Bearbeitung des Antrags abzusehen. Würde die Antragsbindefrist auch hier mit Unterzeichnung des Antrages durch den Antragsteller beginnen, so wäre die Frist für den Ver um die Widerrufsfrist verkürzt. Hinsichtlich des vorläufigen Deckungsschutzes (vgl. unter Anm. C 107—112) ist davon abgesehen worden, dem Antragsteller die Möglichkeit zugeben, sich entweder für ein Widerrufsrecht oder den sofortigen vorläufigen Vsschutz zu entscheiden. Ein solches Wahlrecht hätte zu einer Aushöhlung des Widerrufsrechts führen können. Daher soll der vorläufige Deckungsschutz, wie er in der Lebensv gewährt wird, erst nach Ablauf der Widerrufsfrist beginnen. Der Anwendungsbereich des Widerrufsrechts ergibt sich aus dessen Zweckbestimmung. Da es eben die wesentliche Zielsetzung des Widerrufsrechts ist, dem Antragsteller, der einen langfristigen und mit einem Sparvorgang verbundenen Vertrag abschließen will, noch eine weitere Überlegungsfrist einzuräumen, wird das Widerrufsrecht nur für die kapitalbildende Lebensv eingeräumt. Bei Risikoven, die häufig über einen wesentlich kürzeren Zeitraum abgeschlossen werden und bei denen das finanzielle Engagement des Vmers erheblich geringer ist, wird das Widerrufsrecht nicht für erforderlich gehalten. Darüber hinaus wird die Einführung eines Widerrufsrechts für Firmen-, Verbands- und Vereinsgruppenven auch dann für überflüssig gehalten, wenn es sich um kapitalbildende Ven handelt. Denn da dem Abschluß eines solchen Winter

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Anm. C 54

C. Abschluß und Verbriefung des Lebensversicherungsvertrages

Gruppenvsvertrages durchweg längere Verhandlungen vorausgehen, in denen die einzelnen Vertragsbestimmungen ausgiebig erörtert werden können, fehlt es hier an einem entsprechenden Schutzbedürfnis. Eine Ausnahme von dieser grundsätzlichen Entscheidung wird wiederum für kapitalbildende Vereinsgruppenven nach rabattierten Einzeltarifen gemacht: Da der Ver hier die Vereinsmitglieder unmittelbar wirbt, soll es den Vereinsmitgliedern möglich sein, von einem Widerrufsrecht Gebrauch zu machen. Auch bei den einzelnen kapitalbildenden Vsverträgen im Rahmen eines Sammelvsvertrages wird ein Widerrufsrecht gewährt: Hier bestehen — wenn man von der Rabattierung angesichts der gesammelten Abrechnungen dieser Ven einmal absieht — keine ins Gewicht fallenden Unterschiede zum normalen Einzelvsvertrag, Umfang und Höhe des Vsschutzes werden individuell festgelegt.

[C 54] 14. Tod des Antragstellers Nach § 130 II BGB ist es auf die Wirksamkeit des Antrages ohne Einfluß, wenn der Antragsteller nach der Abgabe des Antrages stirbt oder geschäftsunfähig wird. Entsprechendes gilt, wenn der Erklärende nach Abgabe der Antragserklärung beschränkt geschäftsfähig wird (vgl. im einzelnen dazu Flume, Allgemeiner Teil des Bürgerlichen Rechts, Bd II, Das Rechtsgeschäft, Berlin-Heidelberg-New York 1965 S. 6 4 5 - 6 4 9 , Larenz §27 I b S. 508, MünchKomm.-Förschler §130 Rz 3 3 - 3 4 , Soergel-Hefermehl § 130 Rz 3 0 - 3 1 , Staudinger-Dilcher § 130 Rz 6 3 - 6 9 ) . Denn der Inhalt des Antrages — also das, was der Erklärende will — steht mit der Abgabe der Antragserklärung fest. Ist der Antragsteller geschäftsunfähig geworden, so muß sodann die Annahme seitens des Vers dem gesetzlichen Vertreter des Vmers gegenüber erklärt werden. Stirbt der Antragsteller, so ist zu differenzieren. Ist der vnehmende Antragsteller nicht zugleich auch die Gefahrsperson, so bleibt der Antrag wirksam, die Annahme durch den Ver muß den Erben des Antragstellers gegenüber erklärt werden. Anders kann es sich verhalten, wenn der Antragsteller mit der Gefahrsperson identisch ist. Es entscheidet hier die Regel des § 2 VVG (Bruck-Dörstling § 1 Anm. 47, vgl. auch OLG Hamm 18.1.1978 VersR 1978 S. 1136, LG Mönchengladbach 18.111.1982 VersR 1983 S. 50). Dabei ist nicht davon auszugehen, daß der Lebensvsantrag wegen des Todes der Gefahrsperson — sei es nun, daß der Antragsteller zugleich auch die Gefahrsperson ist, oder sei es, daß die Lebensv auf eine fremde Gefahrsperson laufen soll — ohne weiteres erlischt. Dem Vsvertragsrecht genügt traditionell das Erfordernis der lediglich subjektiven Ungewißheit, und die Kenntnis des Todes der Gefahrsperson ist für die Wirksamkeit des Vsvertrages — und damit auch des Antrages — ohne Bedeutung, wenn nur eine Vertragspartei über diese Kenntnis verfügt. Denn nach § 2 II 2 entfällt in einem solchen Falle nur die Leistungspflicht der Partei, die von dem Eintritte des Vsfalls keine Kenntnis hat, der Vertrag als solcher aber bleibt wirksam. Das bedeutet, daß beim Tode des mit der Gefahrsperson identischen Antragstellers der Vertrag zwar grundsätzlich wirksam zustande kommt, der Ver aber in aller Regel von der Verpflichtung zur Leistung frei wird. Der Antrag erlischt nur, wenn — bei Identität zwischen Antragsteller und Gefahrsperson — der Tod des Antragstellers auch dem Ver bekannt und der beabsichtigte Vsvertrag damit gegenstandslos wird (vgl. dazu Bruck-Möller Bd I § 1 Anm. 74, RG 12.X.1926 SeuffArch Bd 81 S. 36, im übrigen Vgl. auch unten Anm. D 9 zur Rückwärtsv).

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Winter

IV. Annahme des Antrages

Anm. C 56

[C 55] 15. Antragsdurchschrift Nach § 3 III 1 kann der Vmer jederzeit Abschriften aller Erklärungen fordern, die er im Zusammenhang mit der Antragstellung abgegeben hat, also insbesondere auch eine Abschrift des Antragscheins und der von ihm vor dem Vertrauensarzt abgegebenen Erklärungen (nicht jedoch eine Kopie des vertrauensärztlichen Berichts). Bei Aushändigung des Vsscheins ist der Vmer nach § 3 III 2 auf seine Rechte aufmerksam zu machen, was durch einen besonderen Hinweis auf dem Vsschein geschehen kann. Die Kosten der Abschriften hat der Vmer zu tragen, § 3 IV. Die Praxis der Lebensv geht über die gesetzliche Regelung hinaus, dem Antragsteller wird bei der Stellung des Antrags eine Antragsdurchschrift überlassen. Dementsprechend hat der Ver nach Ziff. 1.1.4 der Geschäftsplanmäßigen Erklärungen zu den Allgemeinen Lebensvsbedingungen in den vom Vmer zu unterzeichnenden Antrag folgende Formulierung aufzunehmen: „Eine Durchschrift des Vsantrages habe ich erhalten". Damit in Einklang ist nach Ziff. 5.2 der Grundsätze für die Gestaltung der Antragsvordrucke in der Lebensv ein entsprechender Text in die Antragsvordrucke aufzunehmen (der sich auch auf Vsbedingungen, das Merkblatt und Satzungsbestimmungen erstrecken kann). Das Verlangen des Vmers nach Einsicht der Originalpapiere richtet sich nach §§810, 811 BGB. Dieselben Rechte auf Abschriften bzw. Einsicht hat auch die Gefahrsperson in Ansehung der von ihr abgegebenen Erklärungen (Bruck-Dörstling § 1 Rz 48).

IV. Annahme des Antrages Schrifttum Anm. C 56

a) Beginn der Annahmefrist Anm. C 63 b) Dauer der Annahmefrist und ihre Vereinbarkeit mit dem AGB-Gesetz Anm. C 64

1. Allgemeines Anm. C 57 2. Person des Annehmenden Anm. C 58 3. Form der Annahmeerklärung Anm. C 5 9 - 6 0 a) Ausdrückliche Annahme durch Übersendung des Versicherungsscheins Anm. C 59 b) Prämienzahlung vor Erteilung des Versicherungsscheins Anm. C 60 4. Inhalt der Annahmeerklärung Anm. C 61 5. Annahmefrist Anm. C 62 — 64

6. Vertragsabschluß bei verspäteter Annahme durch den Versicherer Anm. C 65 7. Ärztliche Untersuchung als Voraussetzung für die Annahmeerklärung Anm. C 66 8. Zugang und Wirkung der Annahme Anm. C 67 9. Tod des Antragstellers Anm. C 68 10. Ablehnung des Antrages Anm. C 69

[C 56) Schrifttum Bruck-Dörstling, Das Recht des Lebensversicherungsvertrages, 2. Aufl. Mannheim-BerlinLeipzig 1933, Goldberg-Müller, Versicherungsaufsichtsgesetz, Kommentar, Berlin-New York 1980, Küttner, Der Versicherungsantrag bei der Lebensversicherung, Diss. Leipzig 1936, Martin ZVersWiss 1976 S. 549 — 564, Prölss-Martin, Versicherungsvertragsgesetz, Kommentar, 23. Aufl. München 1984, Rüdiger, Die Rechtslehre vom Lebensversicherungsvertrag, Berlin 1885, Sieg VersR 1977 S. 489—496, Soergel, Bürgerliches Gesetzbuch, Kommentar, Bd I, Allgemeiner

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Anm. C 59

C. Abschluß und Verbriefung des Lebensversicherungsvertrages

Teil, 11. Aufl. Stuttgart-Berlin-Köln-Mainz 1978, Staudinger-Dilcher, Kommentar zum Bürgerlichen Gesetzbuch, Erstes Buch, Allgemeiner Teil, 12. Aufl. Berlin 1979, von Thaden ZVersWiss 1978 S. 477 - 490, Ulmer-Brandner-Hensen, AGB-Gesetz, Kommentar, 4. Aufl. Köln 1982.

[C57] 1. Allgemeines Zum Abschluß des Lebensvsvertrages bedarf es der Annahme des Antrages durch die andere Vertragspartei, in aller Regel also durch den Ver. Der Ver hat die Möglichkeit, durch sein „ja" den Vertrag zu begründen oder durch sein „nein" den Vertragsschluß zu verhindern (plastisch so Bruck-Dörstling § 1 Rz 44). Die Annahmeerklärung ist grundsätzlich eine empfangsbedürftige Willenserklärung, mit ihrem Zugang ist der Vertragsschluß bindend herbeigeführt. Dabei gelten die Vorschriften des BGB, der telefonisch oder an den anwesenden Ver gerichtete Antrag kann nach § 147 I BGB nur sofort angenommen werden, der an den abwesenden Ver gerichtete Antrag kann nach § 147 II BGB nur bis zu dem Zeitpunkt angenommen werden, in dem der Antragende den Eingang der Antwort unter regelmäßigen Umständen erwarten darf. Von besonderer Bedeutung ist in der Lebensv die ganz regelmäßig geltende sechswöchige Annahmefrist, so daß der Antrag innerhalb dieser Frist anzunehmen ist, § 148 BGB. Ist es zum Vertragschluß gekommen, besteht für die Vertragsparteien grundsätzlich keine Möglichkeit mehr, sich einseitig vom Vertrag zu lösen, eine Aufhebung des Vertrages bedarf übereinstimmender Willensbekundungen (Aufhebungsvertrag). Änderungswünsche des Antragstellers haben lediglich den Erklärungswert eines Angebotes auf Abschluß eines neuen unter gleichzeitiger Aufhebung des alten Lebensvsvertrages (LG Mönchengladbach 18.XI.1958 VersR 1959 S. 846). [C 58] 2. Person des Annehmenden Die Annahmeerklärung ist vom Adressaten des Antrages abzugeben. Das ist in aller Regel der Ver. Die Annahme erfolgt durch dazu befugte Organe des Vers, also den Vorstand, bzw. durch den zur Annahmeerklärung Bevollmächtigten wie den Abschlußvertreter. Der Vermittlungsagent im Sinne von § 43 hat diese Befugnis nicht, er kann die Annahmeerklärung nur in seiner Eigenschaft als Bote des Vers übermitteln. Für ausländische, im Inlande zum Geschäftsbetrieb zugelassene Lebensver ist der Hauptbevollmächtigte zur Annahme des Vsantrages befugt, § 106 III VAG. Ist der Antragsgegner der Vmer, so muß die Annahme von ihm erklärt werden. Das ist beispielsweise der Fall, wenn der Ver den Antrag des Vmers verspätet oder unter Erweiterungen oder sonstigen Änderungen annimmt, wobei die Vorschrift des § 5 VVG die Anwendung des § 150 II BGB allerdings praktisch ausschließt. [C 59] 3. Form der Annahmeerklärung a) Ausdrückliche Annahme durch Übersendung des Versicherungsscheins Eine Form ist für die Annahmeerklärung weder gesetzlich noch in den Bedingungswerken zur Lebensv vorgeschrieben (BGH 8.VI.1967 VersR 1967 S. 795 zur Schriftform schon im Zusammenhang mit § 1 Nr 1 S. 1 ALB a. F.). Die Annahme ist grundsätzlich formlos möglich. Auch eine mündliche (wiederum zur Rechtslage nach den ALB a. F.: LG Hamburg 23.V.1952 VersR 1952 S. 419) oder fernmündliche Erklärung (OLG Hamm 18.1.1978 VersR 1978 S. 1135) reicht aus, sofern nicht durch Vereinbarung etwas anderes bestimmt ist. Die Annahme kann daher — wie OLG Hamm a. a. O. im Anschluß an BGH 1 .X.1975 VersR 1975 S. 1092 zutreffend feststellt — auch konkludent erklärt werden. Das entspricht jedoch nicht der Handhabung in 296

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IV. Annahme des Antrages

Anm. C60

der Praxis der Lebensv. In aller Regel und üblicherweise erfolgt die Annahme des Lebensvsantrags ausdrücklich, und zwar durch Übersendung des Vsscheins zusammen mit der ersten Prämienrechnung. Nach BGH 1.X.1975 VersR 1975 S. 1090-1093 und - ihm folgend - OLG Hamm 18.1.1978 S. 1134-1136 bringen es die Besonderheiten der Vsbranche und insbesondere der Lebensvspraxis mit sich, daß der Ver häufig eine längere Zeit zur Prüfung des Antrages und zur eigenen Willensbekundung benötigt. So sei es zu erklären, daß sich die Ver typischerweise bereits im vorgedruckten Antrag in derLebensv eine mehrwöchige — grundsätzlich sechswöchige — Annahmefrist einräumen. Während dieser Zeit sei der Antragsteller bis zur etwaigen Erklärung des Vers im Ungewissen über das Schicksal seines Antrages, zumal die eigentliche Vertragsleistung des Vers, die Übernahme der vten Gefahr, sinnlich nicht wahrnehmbar ist; „anders als etwa die Übersendung der bestellten Ware, die eine erkennbare, konkludente Annahmeerklärung darstellt. Nicht zuletzt diese Gründe dürften zu der Verkehrsübung geführt haben, daß der Versicherer die Annahme des Versicherungsantrages ausdrücklich erklärt: in der Regel schriftlich, wobei die besondere Mitteilung der Annahme oder die gleichbedeutende Benachrichtigung, daß der Versicherungsschein zur Einlösung beim Versicherungsagenten bereitliege, aus Vereinfachungsgründen sehr häufig durch die Übersendung des Versicherungsscheins selbst (nebst erster Prämienrechnung) ersetzt wird; seltener mündlich oder fernmündlich, insbesondere wenn der Abschluß des Versicherungsvertrages aufgrund besonderer Umstände dringlich ist . . . . Obwohl die Aushändigung des Versicherungsscheins rechtlich keine Gültigkeitsvoraussetzung für den Versicherungsvertrag ist, kommt also in der Versicherungspraxis seiner Aushändigung regelmäßig unmittelbare Bedeutung für das Zustandekommen des Vertrages zu. Durch diese seit langem bestehende Gepflogenheit der Versicherungspraxis werden Verkehrssitte und Verkehrsanschauung gebildet" (a. a. O. S. 1092). Diesen Ausführungen ist nichts hinzuzufügen, sie spiegeln die allgemeine Auffassung wieder (vgl. statt vieler Bruck-Dörstling § 1 Rz 49, Wagner Bd VI Anm. C 18). [C 60] b) Prämienzahlung vor Erteilung des Versicherungsscheins Die Frage einer konkludenten Vertragsannahme hat sich für die Rechtsprechung insbesondere bei der unwidersprochenen Entgegennahme der Erstprämie durch den Ver ergeben, sofern es zuvor zu einem ausdrücklich erklärten Vertragsschluß noch nicht gekommen war. Unter Bezugnahme auf die Gepflogenheit der Vspraxis, gerade auch in der Lebensv die Annahme ausdrücklich unter Aushändigung des Vsscheins zu erklären, kann nach BGH 1.X.1975 VersR 1975 S. 1090 „jedenfalls die Entgegennahme einer vom Vmer unaufgefordert gezahlten Erstprämie durch den Ver selbst oder seinen Agenten für sich allein nicht als konkludente Antragsannahme gewertet werden, weil ein solches Verhalten des Ver noch nicht ohne weiteres den Schluß auf einen Vertragsabschlußwillen zuläßt". Der BGH vermeidet hier zutreffend eine schematisierende Aussage. Entscheidend ist allein, ob sich in der Hinnahme der Prämienzahlung im Einzelfall ein Abschlußwille des Vers oder des für den Ver tätigen Vsvertreters offenbart, der Vsvertreter als dazu vom Ver bevollmächtigt anzusehen ist oder sich zumindest für den Antragenden ein entsprechender durch den Ver veranlaßter Vertrauenstatbestand bilden konnte. Bedient sich der Ver wie in der Lebensv der Antragsformulare mit einer sechswöchigen Bindungsfrist des Antragstellers, hält er eine vertrauensärztliche Untersuchung für erforderlich oder muß der Antragende davon ausgehen, daß der Ver seine Angaben zum Gesundheitszustand durch die Einholung von Auskünften beispielsweise seines Hausarztes überprüft, so ist es für den Antragsteller deutlich geworden, daß der Ver das ihm angetragene Winter

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Anm. C 60

C. Abschluß und Verbriefung des Lebensversicherungsvertrages

Risiko sorgfältig prüfen will, ehe er einen Vertragsantrag auf der Basis der tariflichen Normalprämie annimmt und den Vsschutz gewährt. Der Vmer kann in einem solchen Fall gewiß nicht davon ausgehen, daß in der bloßen Hinnahme einer vorzeitig und unaufgefordert geleisteten Prämie eine Annahmeerklärung zu sehen ist. In diesem Sinne entschied OLG Stuttgart 28.X.1958 VersR 1959 S. 261-262, daß die Entgegennahme des Einlösungsbetrages durch den als Vermittlungsagent tätigen Vsvertreter eines Lebensvers die Annahmeerklärung und die Erteilung des Vsscheins nicht ersetzen könne. Das AG München 22.XII.1970 VersR 1971 S. 360-361 stellte in einem Krankenvsfalle, in dem der Antragsteller dem als Vermittlungsagent auftretenden Vsvertreter zugleich mit dem ausgefüllten Antragsvordruck die Erstprämie und die Aufnahmegebühr aushändigte und dafür von dem Vertreter eine vorgedruckte Quittung des Vers erhielt, allerdings nur lapidar fest, daß in einem solchen Verhalten des Vsvertreters eine Annahme nicht gesehen werden könne. Angesichts der Verwendung eines Quittungsformulars können sich hier Zweifel ergeben, ob in der Entgegennahme der Prämienzahlung nicht doch eine Annahmeerklärung zu sehen ist. Diese Zweifel greifen allerdings gerade in der Lebensv mit dem Erfordernis der Überprüfung des Risikos durch den Ver nicht durch (vgl. dazu Martin VersR 1971 S. 361). Für den Fall einer Kleinlebensv entschied LG Saarbrücken 4.III.1971 VersR 1971 S. 1054, daß auch die Annahme der Erstprämie durch den Abschlußvertreter keine Antragsannahme darstelle. Zutreffend auch OLG Hamm 20.11.1975 VersR 1976 S. 144, das in der Prämienentgegennahme als solcher keine Annahmeerklärung erblickt. Der Entscheidung BGH 1.X.1975 VersR 1975 S. 1090 folgt insbesondere auch OLG Hamm 18.1.1978 VersR 1978 S. 1134. Mehrere Entscheidungen beschäftigen sich mit der Frage, ob in der Erteilung und Hinnahme einer Einziehungsermächtigung eine konkludente Annahme zu sehen ist. Nach OLG Hamm 21.XII.1970 VersR 1971 S. 1031 enthält die bloße Entgegennahme eines Antrages auf Abschluß eines Lebensvsvertrages auch dann nicht ohne weiteres eine Annahmeerklärung, wenn der Antragsteller zugleich eine Einziehungsermächtigung übersandt hat. Anders aber BGH 1 .X.1975 VersR 1975 S. 1092 für den Fall, daß der Ver von einer solchen Einziehungsermächtigung Gebrauch macht: Der Ver müsse die Inanspruchnahme der vom Vmer angebotenen Prämienleistung schon vor Aushändigung der Police nach Treu und Glauben als konkludente Annahmeerklärung gegen sich gelten lassen, wenn der Vmer mit dem Vsantrag zugleich eine auf Dauer angelegte Einziehungsermächtigung für sein Bankkonto übergeben hat und der Ver nach einiger Zeit die Erstprämie einzieht. Der Vmer müsse sich sagen, daß die Einziehung im redlichen Geschäftsverkehr nur nach positivem Abschluß der Antragsprüfung vorgenommen werden könne. Wenn also in der Entgegennahme der unaufgefordert gezahlten Erstprämie grundsätzlich auch keine konkludente Annahmeerklärung durch den Ver gesehen werden kann, so lassen sich doch Ausnahmen denken. So kann durch das Auftreten und die Äußerungen eines Vermittlungsvertreters bei der Entgegennahme des Antrages und des Einlösungsbetrages — auch mit Hilfe einer Anscheinsvollmacht — auf eine konkludente Annahme zu schließen sein, allerdings nur, wenn den Vmer in seinem Vertrauen auf das Verhalten des Agenten kein erhebliches Verschulden trifft (vgl. LG Saarbrücken 4.III.1971 VersR 1971 S. 1055). Handelt es sich bei dem Vsvertreter um einen Abschlußagenten, so kann sich — mit größerer Berechtigung — in der widerspruchslosen Entgegennahme der Prämie bei oder nach Antragstellung durchaus der Abschlußwille des Vsvertreters manifestieren, es sei denn, der Abschlußagent hat beispielsweise seine mangelnde Abschlußbereitschaft deutlich kundgetan. Bei unaufgeforderter Prämienzahlung unmittelbar an den Ver kann in der lediglich vorläufigen Verbuchung der Zahlungseingänge naturgemäß keine Annahmeerklärung gesehen werden (vgl. BGH 1.X.1975 VersR 1975 S. 1092, OLG Hamm 20.11.1975 298

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Anm. C 63

IV. Annahme des Antrages

VersR 1976 S. 144). Eine konkludente Annahme durch Entgegennahme von Prämienleistungen ist stets dann zu verneinen, wenn der Abschlußwille des Vers nicht deutlich wird und der Vmer durch unaufgeforderte Prämienleistungen den Ver zur Erklärung einer Antragsannahme zu diesem Zeitpunkt quasi verleiten würde, obwohl der Ver die Antragsprüfung noch nicht abgeschlossen hat. Vgl. zu der Problematik im übrigen Prölss-Martin 23 § 2 ALB a. F. Anm. 2, OLG Hamm 25.IV.1978 VersR 1978 S. 1039 (zu den AKB), AG Kusel 19.VI.1978 RuS 1979 S. 23 mit Anm. Kuntz, ausführlich (zur Unfallv, aber auch zu lebensvsrechtlichen Entscheidungen) Wagner Bd VI Anm. C 18. (C 61] 4. Inhalt der Annahmeerklärung Die den Vertragsschluß bewirkende empfangsbedürftige Willenserklärung muß eine vorbehaltlose Bejahung des von dem Antragsteller vorgeschlagenen Vertragsinhalts beinhalten. Der Antragsgegner kann nur annehmen, was ihm angetragen ist. Ob sich Antrag und Annahme decken, ist nicht buchstabengemäß, sondern sinngemäß zu ermitteln (RG 8.X.1920 HansRGZ 1920 Sp. 708-711). Eine Annahmeerklärung unter Erweiterungen, Einschränkungen oder sonstigen Änderungen gilt nach § 150 II BGB als Ablehnung des Angebots verbunden mit einem neuen Antrag (vgl. hierzu OLG Hamm 18.1.1978 VersR 1978 S. 1135). Zur Modifizierung dieser Vorschrift durch die Regelung des § 5 VVG vgl. unten Anm. C 307-315. (C 62] 5. Annahmefrist Die Annahme muß rechtzeitig erklärt werden. Wird der Antrag nicht rechtzeitig angenommen, so erlischt er ebenso wie wenn er von dem Antragsadressaten — also in der Regel von dem Ver — abgelehnt worden wäre. Die Rechtzeitigkeit der Annahme beurteilt sich nach §§ 147, 148 BGB. Danach kann bei Antragstellung unter Anwesenden — etwa in den Geschäftsräumen eines vom Ver entsprechend bevollmächtigten Abschlußvertreters (§ 45 VVG) — oder fernmündlich die Annahme nach § 147 I BGB nur sofort erfolgen, wie es z. B. bei einer vorläufigen Deckungszusage denkbar ist. Zur Antragstellung unter Abwesenden ohne Fristbestimmung vgl. §147 II BGB. Von Bedeutung ist im Lebensvsrecht jedoch nahezu ausschließlich die Annahmefrist im Sinne des § 148 BGB, die sowohl bei Antragstellung unter Anwesenden als auch bei Antragstellung unter Abwesenden gilt und der sechswöchigen Bindungsfrist des Vmers als Antragsteller entspricht (Nachweise oben Anm. C 52). Sie berechnet sich nach §§187 I, 188, 193 BGB (zur Annahmefrist in der Lebensv vgl. BGH 31.1.1951 VersR 1951 S. 1 1 4 - 1 1 5 mit Anm. Ebel VersR 1951 S. 116-117, OLG München 31.1.1961 VersR 1961 S. 338-339, OLG Hamm 20.11.1975 VersR 1976 S. 144-145, OLG Hamm 18.1.1978 VersR 1978 S. 1134-1136, OLG Hamm 8.II.1978 VersR 1978 S. 1014-1016, OLG Frankfurt 12.V.1982 VersR 1983 S. 528-530, LG Mönchengladbach 18.111.1982 VersR 1983 S. 4 9 - 5 0 ) . Nach Ablauf dieser Frist kann der Antrag des Vmers nicht mehr wirksam angenommen werden. Eine nach diesem Zeitpunkt dem Antragsteller zugehende „Annahmeerklärung" ist rechtlich als Antrag des Vers nach § 150 I BGB anzusehen. Dieser Antrag kann nur durch eine weitere Erklärung des Vmers angenommen werden, die grundsätzlich dem Ver nach § 130 BGB zugehen muß. [C 63] a) Beginn der Annahmefrist Der Beginn der Annahmefrist entspricht dem Beginn der Bindungsfrist des Antragstellers, die Annahmefrist beginnt sonach am Tage des Zugangs des Antrags beim Ver, bei einer Lebensv mit ärztlicher Untersuchung mit dem Tage der UntersuWinter

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C. Abschluß und Verbriefung des Lebensversicherungsvertrages

chung (vgl. Ziff. 1.1.1 der Geschäftsplanmäßigen Erklärungen zu den AVB in der Lebensv). Denn bei einer Lebensv mit vertrauensärztlicher Untersuchung bildet der Antrag nur zusammen mitt der ärztlichen Untersuchung die Basis, auf der der Ver in eine Prüfung des angebotenen Risikos eintreten kann. Bruck-Dörstling § 1 Rz 45 vertreten zu § 1 Nr 1 S. 2 zweiter Halbsatz ALB a. F. die Ansicht, daß die Annahmefrist auch dann mit dem Tage der Untersuchung beginne, wenn die vertrauensärztliche Untersuchung schon vor der Antragstellung vorgenommen wird. Dem kann schon für die Rechtslage nach den ALB a. F. nicht gefolgt werden, da die Annahmefrist für den Zeitraum nach der Antragstellung dadurch so sehr verkürzt sein kann, daß eine Annahme nach abgeschlossener Prüfung des Risikos nicht mehr rechtzeitig erfolgen kann. Aus der Formulierung nach Ziff. 1.1.1 der Geschäftsplanmäßigen Erklärungen ergibt sich jetzt zudem eindeutig, daß die Frist mit dem Tage der ärztlichen Untersuchung nur dann beginnen soll, wenn die ärztliche Untersuchung nach dem Tage der Antragstellung stattfindet. Sind mehrere ärztliche Untersuchungen notwendig, so beginnt die Annahmefrist jeweils neu zu laufen (vgl. Prölss-Martin 23 § 1 ALB a. F. Anm. 1). Ist eine Lebensv ohne ärztliche Untersuchung beantragt worden, so beginnt die Annahmefrist am Tage des Zugangs des Antrages auch, wenn der Ver nach Eingang des Antrages gleichwohl eine ärztliche Untersuchung durchführen läßt (OLG Hamm 18.1.1978 VersR 1978 S. 1135). In dem Antragsvordruck kann sich der Antragsteller — wie es häufig geschieht — damit einverstanden erklären, daß der Antrag auf eine Lebensv mit ärztlicher Untersuchung von dem Ver auch als Antrag auf eine V ohne ärztliche Untersuchung angenommen werden kann, wenn die Untersuchung beispielsweise innerhalb der ersten vier Wochen nach Antragstellung nicht durchgeführt wird. Übersteigt in einem solchen Falle die beantragte Vssumme die nach dem Geschäftsplan für Ven ohne ärztliche Untersuchung zulässige Summe, so gilt — wiederum aufgrund der Regelung in den Antragsvordrucken — die Höchstsumme für Ven ohne Untersuchung als beantragt. In einem solchen Falle beginnt die Bindung des Antragstellers und damit die Annahmefrist am Tage des Zugangs des Antrages, sofern der Ver den Vsantrag als einen Antrag auf eine Lebensv ohne ärztliche Untersuchung behandeln und ihn ohne Untersuchung annehmen will. Die Rechtsgültigkeit einer solchen Regelung ist von der Aufsichtsbehörde früher angesichts der Vorschrift des § 160 — nach dem der Ver nicht berechtigt ist, die Vornahme der ärztlichen Untersuchung von der Gefahrsperson zu verlangen — verneint worden (VA 1913 S. 122, 1923, S. 43), ist jetzt aber allgemein anerkannt (Bruck-Dörstling §1 Rz 45, Prölss-Martin 23 §160 Anm. 1, LG Hamburg 23.V.1952 VersR 1952 S. 419, vgl. auch Ziff. 3.2 der Grundsätze für die Gestaltung der Antragvordrucke in der Lebensv). Aus der auch im Lebensvsrecht ganz grundsätzlich geltenden Vertragsfreiheit ergibt sich, daß die Parteien auch einen anderen Beginn der Annahmefrist und eine andere Dauer der Frist vereinbaren können, vgl. auch § 148 BGB. [C 64] b) Dauer der Annahmefrist und ihre Vereinbarkeit mit dem AGB-Gesetz Die sich aus den gewöhnlich verwandten Antragsvordrucken in Einklang mit Ziff. 1.1.1 der Geschäftsplanmäßigen Erklärungen ergebende Annahmefrist beträgt sechs Wochen. Diese Frist, die von Brandner in Ulmer-Brandner-Hensen § 10 Nr 1 Rz 6 als „außergewöhnlich lange", aber wegen der Risikoprüfung „wohl noch angemessene" Frist bezeichnet wird, hält einer Überprüfung nach dem AGB-Gesetz stand. Dabei ist es unerheblich, daß sich die Regelung der sechswöchigen Annahmefrist nicht in den Allgemeinen Vsbedingungen (wie bei § 1 Nr 1 Satz 2 erster Halbsatz 300

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Anni. C 64

IV. Annahme des Antrages

ALB a. F.), sondern in den Antragsvordrucken bzw. den Geschäftsplanmäßigen Erklärungen findet. Denn sowohl die Antragsvordrucke als auch die Geschäftsplanmäßigen Erklärungen unterliegen der Kontrolle nach dem AGB-Gesetz (oben Anm. A 74, für Antragsvordrucke: Prölss-Martin 23 Vorbem. I 6 A, OLG Frankfurt 12.V.1982 VersR 1983 S. 529, für die Geschäftsplanmäßigen Erklärungen: Sieg VersR 1977 S. 490). OLG Frankfurt a.a.O. ist dabei zunächst darin beizupflichten, daß es sich bei der Regelung der Sechswochenfrist in den Antragsformularen nicht um eine überraschende Klausel im Sinne von § 3 AGB-Gesetzhandelt, die nach den Umständen, insbesondere nach dem äußeren Erscheinungsbild so ungewöhnlich ist, daß der Antragsteller nicht mit ihr zu rechnen braucht (vgl. oben Anm. A 45). Mit der Regelung der sechswöchigen Bindungs- und Annahmefrist wird nicht zulasten des arglosen oder uninformierten Vmers eine überraschende Klausèl eingeführt. Der Vmer muß nach dem Antragsvordruck — insbesondere auch angesichts der entsprechenden Ermächtigung des Vers und der Entbindung von der Schweigepflicht — davon ausgehen, daß der Ver die Angaben aus der Gesundheitserklärung überprüft, wozu es eines angemessenen Zeitraumes bedarf. Im übrigen wird in den Antragsvordrucken — gemäß Ziff. 5.1 bzw. 2.5 der Grundsätze über die Gestaltung der Antragsvordrucke in der Lebensv — gerade auch auf die Bindungsfrist (und die Ermächtigungsklausel) deutlich aufmerksam gemacht, oftmals auch durch Fettdruck. „Abgesehen davon, daß derartige Bindungs- und Annahmefristen in Versicherungsanträgen regelmäßig enthalten sind, kann bei den im Druckbild besonders hervorgehobenen, unmittelbar über der Unterschrift stehenden und insgesamt nur aus sechs Ziffern bestehenden Vertragsbedingungen von einem Überrumpelungs- oder Übertölpelungseffekt schlechterdings keine Rede sein" (OLG Frankfurt 12.V.1982 VersR 1983 S. 529). Die Bestimmung einer sechswöchigen Annahmefrist ist auch nach § 10 Nr 1 AGBGesetz nicht unwirksam. Es handelt sich hierbei nicht um eine „unangemessen lange" Frist im Sinne dieser Vorschrift, und zwar weder im Hinblick auf die Lebensv noch im Hinblick auf die Berufsunfahigkeitsv. Der Regelung des § 10 Nr 1 AGB-Gesetz liegt die Erwägung zugrunde, daß die Bindung des Antragenden an das Angebot und damit die Annahmefrist so lange dauern soll, wie es die typischen Umstände der vertraglichen Anbahnung erfordern, wobei ein längerer Schwebezustand für den Antragenden nach Möglichkeit zu vermeiden ist. Wann eine Annahmefrist unangemessen lang ist, kann nicht für alle Vszweige einheitlich beurteilt werden. In der Lebensv benötigt der Ver zur Beurteilung des Risikos eines Lebensvsvertrages zuverlässige Angaben über den Gesundheitszustand der in dem Antrag genannten Gefahrsperson. Hierzu ist der Ver insbesondere auch auf die Einholung von Auskünften von Ärzten, Krankenhäusern und sonstigen Krankenanstalten angewiesen, die die Gefahrsperson behandelt haben oder in denen sie behandelt wurde (dazu im einzelnen unten Anm. I, vgl. auch Ziff. 1.5 der Geschäftsplanmäßigen Erklärungen). Das ist zeitaufwendig, schon unter Berücksichtigung der Übermittlungszeiten (und auch wenn man sich die Aussage des LG Köln 6.VII.1972 VersR 1972 S. 926 nicht generell zu eigen machen will, „daß erfahrungsgemäß Ärzte erheblich mit Arbeit überlastet sind und sich nur ungern den ihre eigentliche ärztliche Tätigkeit beeinträchtigenden Schreibarbeiten widmen"). Zur vsmedizinischen Antragsprüfung in der Berufsunfahigkeitsv vgl. dabei von Thaden ZVersWiss 1978 S. 477—490, Danach ist eine Frist von sechs Wochen nicht als unangemessen zu betrachten, wie gerade auch die in der Praxis vorkommenden Fristüberschreitungen zeigen (dazu sogleich Anm. C 65). Das gilt bei Ven mit ärztlicher Untersuchung gerade auch angesichts des Umstandes, daß die Frist bereits mit der ärztlichen Untersuchung und nicht erst mit Winter

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Anm. C 65

C. Abschluß und Verbriefung des Lebensversicherungsvertrages

Zugang des ärztlichen Befundberichts beim Ver beginnt (grundsätzlich dazu OLG Frankfurt 12.V.1982 VersR 1983 S. 529). Seit in der Lebensv auch ganz weithin die Möglichkeit einer vorläufigen Deckungszusage besteht, kann einem dringenden Bedürfnis des Antragstellers nach einem möglichst schnell einsetzenden Vsschutz auch anders als durch beschleunigte Antragsbearbeitung entgegengekommen werden. Ein Anhalt dafür, daß die Bestimmung der sechswöchigen Antragsfrist aus besonderen, von der Klausel des § 10 Nr 1 AGB-Gesetz nicht erfaßten Gründen unwirksam sein könnte, ist nicht gegeben. Damit entfällt eine Überprüfung der Annahmefrist nach § 9 AGB-Gesetz (OLG Frankfurt a. a. O., Brandner in UlmerBrandner-Hensen § 9 Rz 64). Der Ver ist dem Antragsteller gegenüber grundsätzlich nicht verpflichtet, eine Entscheidung über den Antrag nach Möglichkeit schon vor Fristablauf herbeizuführen. Er ist grundsätzlich befugt, die Annahmefrist voll auszuschöpfen (BGH 1.X.1975 VersR 1975 S. 1093, OLG Hamm 18.1.1978 VersR 1978 S. 1136). Sieht der Ver, daß er mit der Sechswochenfrist nicht auskommt, so kann er mit dem Antragsteller im Einzelfall eine Verlängerung der Bindungs- bzw. Annahmefrist vereinbaren. Eine solche Verlängerung kann auch konkludent erfolgen. Allerdings ist beispielsweise daraus, daß der Antragsteller hinsichtlich der Prämie den im Antragsformular erteilten Einzugsauftrag nicht widerruft, nicht zu schließen, daß er die Annahmefrist für den Ver erkennbar stillschweigend verlängert hat (OLG Hamm 18.1.1978 VersR 1978 S. 1135). Ebenso wie eine Verlängerung kann im Einzelfall auch eine Verkürzung der sechswöchigen Annahmefrist zwischen dem Vmer und dem Ver vereinbart werden (OLG Hamm 18.1.1978 VersR 1978 S. 1136, vgl. auch BGH 17.III.1966 VersR 1966 S. 458). [C 65] 6. Vertragsabschluß bei verspäteter Annahme durch den Versicherer Gemäß § 150 I BGB gilt die verspätete Annahmeerklärung des Vers als neuer Antrag. Dieser Antrag ist dann wiederum vom Vmer anzunehmen. Hier unterbleibt jedoch vielfach eine ausdrückliche Annahmeerklärung, weil der Vmer die Fristüberschreitung durch den Ver nicht bemerkt oder sie für rechtlich unerheblich ansieht. Zahlt nun der Vmer anschließend die Erstprämie und gehen die Beteiligten für die Folgezeit davon aus, erhebt sich die Frage, ob ein wirksamer Lebensvsvertrag überhaupt zustande gekommen ist. Das ist mit BGH 31.1.1951 VersR 1951 S. 115 zu bejahen. Der BGH geht unter Hinweis auf Rechtsprechung und Schrifttum davon aus, daß der Vmer den Antrag des Vers auch stillschweigend annehmen könne. Gerade bei dem in einer verspäteten Annahme liegenden, nur formell neuen Angebot entspreche es häufig der Verkehrsübung, das bloße Schweigen auf die verspätete Annahmeerklärung als Annahme eines neuen Angebots aufzufassen. Die Beteiligten nähmen es mit der Einhaltung der Annahmefrist häufig nicht so genau und verließen sich darauf, daß sich der Vertragspartner mit der verzögerten Annahmeerklärung zufrieden gebe. Nach Treu und Glauben könne das Schweigen des Vmers aber dann grundsätzlich nur so verstanden werden, daß er mit der verspäteten Annahmeerklärung des Vers einverstanden sei, so daß durch sein Schweigen der Vertrag zustande komme. Ein anderes Ergebnis — daß also der Vertrag nicht zustande gekommen sei — und die sich daraus ergebenden Konsequenzen führten zu untragbaren und dem mutmaßlichen Willen der Parteien offensichtlich widersprechenden Ergebnissen. Gegen diese, der Handhabung in der Praxis entsprechende Auffassung hat sich Martin ZVersWiss 1976 S. 552 — 556 gewandt: Das Schweigen des Vmers könne nicht Indiz dafür sein, daß der Vmer auch nach verspäteter Annahmeerklärung einen 302

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IV. Annahme des Antrages

Anm. C 66

auf den Vertragsschluß gerichteten Willen habe. Die einschlägigen gerichtlichen Entscheidungen seien zu Fällen ergangen, in denen der ursprüngliche Antragsteller Leistungen aus dem Vsvertrage verlangt habe, nachdem bald nach der Annahme der Vsfall eingetreten sei. Martin bezweifelt, daß die Gerichte ebenso entschieden hätten, wenn — ohne Eintritt des Vsfalles — der Ver die Prämie eingeklagt hätte, nachdem der Antragsteller sie trotz verspäteter Annahme nicht gezahlt, sondern geschwiegen hätte. Nichtzahlung der Prämie spreche mehr gegen als für den Vertrags willen. Selbst eine Zahlung der Prämie nach verspätetem Zugang der Annahmeerklärung könne nur dann als Annahmeerklärung des Vmers gewertet werden, wenn die Prämie in dem Bewußtsein gezahlt werde, dazu noch nicht verpflichtet zu sein, sondern durch die Prämienzahlung den Vertrag erst zustande kommen zu lassen. Zahle der ursprüngliche Antragsteller in der Meinung, er sei rechtlich dazu verpflichtet, so dürften aus seinem Verhalten keine Schlüsse gezogen werden. Martin beruft sich im übrigen auf § 5 und argumentiert, wenn nun schon diese Vorschrift eine besondere Kennzeichnung einzelner Abweichungen des Vsscheins als Voraussetzung dafür verlange, daß ein Schweigen des Vmers als Annahme gelten könne, dann müsse dies — konsequent fortgedacht — noch mehr gelten, wenn nicht nur einzelne Teile des Vsscheins von der Rechtslage abweichen, sondern wenn entgegen dem Anschein und dem Wortlaut der Police ein Vertrag überhaupt noch nicht zustande gekommen sei. Mindestens sei § 5 dann analog anzuwenden, wenn der Vsschein bei verspäteter Annahme außerdem von dem ursprünglichen Antrag abweiche. Was aber für die Einzelheiten gelte, in denen die Police abweiche, müsse um so mehr für die Gesamtfrage gelten, ob überhaupt ein Vertrag bestehe. Martin vermag die Auffassung des BGH a . a . O . bzw. BGH 14.X.1955 VersR 1955 S. 738 — 739 nicht zu widerlegen. Wagner hat zutreffend darauf hingewiesen, daß das Schweigen des Vmers auf einen verspäteten Zugang der Annahmeerklärung des Vers sinnvollerweise nur als Einverständnis mit dem Inhalt der Annahmeerklärung — die in der Regel in der Übersendung des Vsscheins besteht — gedeutet werden kann. Der Vmer hat aus seiner Sicht mit der Stellung des Antrags das zum Vertragsschluß Erforderliche getan. Er schweigt nicht, obwohl er der Meinung ist, er müsse sich zu der verspäteten Willenserklärung des Vers im Hinblick auf die Regelung des § 150 I BGB äußern, sondern gerade deshalb, weil er eine solche Äußerung für nicht notwendig hält. Etwas anderes kann gelten, wenn der Vmer in einem solchen Falle die Erstprämie nicht zahlt und damit zum Ausdruck bringt, daß er sich aus dem Vertrage nicht verpflichtet fühlt. Dem Grundsatze nach hat es der Vmer angesichts des bei der Antragstellung geäußerten Willens kundzutun, wenn sich sein Wille zum Vertragsschluß nach der Antragstellung geändert hat. Der Argumentation Martins zu § 5 ist entgegenzuhalten, daß sich diese Vorschrift ihrem Inhalte und ihrem Sinne nach nicht auf die Frage bezieht, ob ein Vertrag zustande gekommen ist, sondern vielmehr den Inhalt des Vertragsschlusses betrifft. Im Hinblick auf den Inhalt des erstrebten Vsvertrages ist der Wille des Vmers als des ursprünglichen Antragstellers zur genüge deutlich geworden. Es kann nicht davon ausgegangen werden, daß er auch mit einem Vertrage einverstanden ist, der von seinen ursprünglich geäußerten Vorstellungen abweicht. Andererseits dürfte grundsätzlich anzunehmen sein, daß er mit dem Vertragsschluß auch dann einverstanden ist, wenn der Vsvertrag erst einige Zeit später zustande kommt, als es sich aus der Bindungs- bzw. Annahmefrist ergibt (Wagner Bd VI Anm. C 17). [C 66] 7. Ärztliche Untersuchung als Voraussetzung für die Annahmeerklärung Wie in der privaten Krankenv — vgl. dazu Wriede Bd VI Anm. C 12 — wird in der Lebensv und der Berufsunfähigkeitsv die Annahmeerklärung des Vers und damit Winter

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Anm. C 66

C. Abschluß und Verbriefung des Lebensversicherungsvertrages

der Vertragsschluß bei Überschreitung bestimmter Vssummen von einer ärztlichen Aufnahmeuntersuchung der Gefahrsperson abhängig gemacht. (Vgl. dazu im einzelnen die Geschäftsplanmäßigen Bestimmungen für die Gesundheitsprüfung in der Lebensv nach Einzeltarifen VerBAV 1984 S. 93-94).* * Geschäftsplanmäßige Bestimmungen für die Gesundheitsprüfung in der Lebensversicherung Einzeltarifen (VerBAV 1984 S. 9 3 - 9 4 ) 1.

nach

Allgemeines

1.1 Bei Abschluß einer Einzelversicherung werden die Gesundheitsverhältnisse des zu Versichernden geprüft. Die Prüfung erfolgt durch Gesundheitsfragen, gegebenenfalls Arztbericht oder durch ärztliche Untersuchung. 1.2 Bei Rentenversicherungen erfolgt eine Gesundheitsprüfung bei Einschluß einer Witwen- oder Waisenrenten (zusatz) Versicherung — bei Einmalbeitragsversicherungen jedoch nur dann, wenn der Barwert der durch den Tod des Versicherten auslösbaren Leistung bei Beginn der Versicherung größer ist als der Einmalbeitrag —, bei Einschluß einer Berufsunfähigkeits-Zusatzversicherung und gegebenenfalls bei sonstigen Risiko (zusatz) ver Sicherungen. 1.3 Bei Anpassungsversicherungen erfolgen die Erhöhungen der Versicherungsleistungen ohne Gesundheitsprüfung zu den bei Vereinbarung der laufenden Anpassungen festgelegten Aufnahmebedingungen, solange der Versicherungsnehmer von den Beitragserhöhungen Gebrach macht, ohne mehr als zwei Erhöhungen hintereinander auszulassen. Widerspricht der Versicherungsnehmer hintereinander mehr als zwei Erhöhungen, so können spätere Erhöhungen und/oder die Nachholung einer unterlassenen Erhöhung nur nach erneuter Gesundheitsprüfung erfolgen, sofern zur Grundversicherung eine Gesundheitsprüfung erforderlich war. Der Umfang der Gesundheitsprüfung richtet sich nach den dann für Neuabschlüsse bzw. Wiederinkraftsetzungen geltenden Grundsätzen. Entsprechendes gilt für die nachträgliche Vereinbarung der automatischen Anpassung bei bestehenden Versicherungen. 1.4 Bei Vermögensbildungsversicherungen wird bei der Gesundheitsprüfung eine eventuelle Zuzahlungsberechtigung gemäß Z i f f . 3.8.1 des Geschäftsplans für die Vermögensbildungsversicherung angemessen berücksichtigt, bei nachträglicher Vereinbarung der Zuzahlungsberechtigung bleibt eine Gesundheitsprüfung vorbehalten. Die Erhöhungen der Versicherungssumme durch Zuzahlungen erfolgen ohne erneute Gesundheitsprüfung; eine bei Vertragsabschlußfestgelegte Erschwerung gilt jedoch auch für die Erhöhungssummen. Bei Erhöhung der Versicherungssumme durch Erhöhung des laufenden Beitrags gemäß Ziffer 3.8.2 des Geschäftsplans für die Vermögensbildungsversicherung werden die Gesundheitsverhältnisse des Versicherten erneut geprüft. Ist mit einer Gegenauslese nicht zu rechnen, so kann auf eine Gesundheitsprüfung verzichtet werden. Hierfür kommen z. B. in Frage Beitragserhöhungen aufgrund von Vereinbarungen über höhere vermögenswirksame Leistungen in Betriebsvereinbarungen oder in Tarifverträgen. Bei der Erhöhung der Versicherungssumme durch Dauerverlängerung gemäß Ziffer 3.8.3 des Geschäftsplans für die Vermögensbildungsversicherung werden die Gesundheitsverhältnisse des Versicherten erneut geprüft. Ist mit einer Gegenauslese nicht zu rechnen, so kann auf eine Gesundheitsprüfung verzichtet werden. Hierfür kommen z. B. in Frage Dauerverlängerungen aufgrund von Angeboten, die die Gesellschaft regelmäßig den Versicherungsnehmern ablaufender Versicherungen unterbreitet, sofern Versicherungsnehmer und versicherte Person übereinstimmen. 1.5 Bei Restschuldversicherungen schuldversicherung geregelt. 2. Arztliche

geltende Besonderheiten

sind im Geschäftsplan für die Rest-

Untersuchung

2.1 Eine ärztliche Untersuchung erfolgt stets dann, wenn bei Kapital- oder Rentenversicherungen das riskierte Kapital höher als 150 000 DM oder bei selbständigen BerufsunfähigkeitsVersicherungen und Berufsunfähigkeits-Zusatzversicherungen die versicherte jährliche Rente höher als 18000 DM ist.

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IV. Annahme des Antrages

Anm. C 66

Die Höchstsummen, bis zu denen eine ärztliche Untersuchung nicht erforderlich ist, werden durch das Aufsichtsamt für das Versicherungswesen festgesetzt. Gegenwärtig beträgt die Höchstsumme für Ven ohne ärztliche Untersuchung 150 000 DM, wobei als Vssumme grundsätzlich das riskierte Kapital zugrunde zu legen ist (bei Tarifen, die eine planmäßige Erhöhung der Vssumme vorsehen, ist durch geeignete Maßnahmen — beispielsweise durch eine entsprechende Begrenzung der Anfangsvssumme ohne ärztliche Untersuchung — der Tatsache Rechnung zu tragen, daß das riskierte Kapital im Verlaufe der Vsdauer zunächst ansteigt). Der Höchstbetrag für die Barrente bei Berufsunfahigkeitszusatzven und bei selbständigen Berufsunfähigkeitsven, die ohne ärztliche Untersuchung abgeschlossen werden, beträgt zur Zeit 18000 D M (vgl. im einzelnen VerBAV 1980 S. 163, VerBAV 1984 S. 55). Die ärztliche Untersuchung stellt einen Eingriff in die Persönlichkeitsrechte der Gefahrsperson dar. Daher kann der Ver nicht verlangen, daß sich die Gefahrsperson einer derartigen Untersuchung unterwirft. Selbst wenn sich die Gefahrsperson dem Ver oder dem Vsvertreter gegenüber zu einer ärztlichen Untersuchung verpflichtet hätte, so hat der Ver nach § 160 kein Recht, die Vornahme der Untersuchung zu verlangen. Somit ist auch die für den Fall der Nichterfüllung der Zusage getroffene Vereinbarung einer Vertragsstrafe unwirksam, § 344 BGB (Bruck-Dörstling § 1 Rz 89, Prölss-Martin 23 §160 Anm. 1, zur Stellung des Arztes im übrigen vgl. AG Hamburg 22.1.1953 VersR 1953 S. 235 [kein Honoraranspruch gegen die Gefahrsperson]). Nimmt der Ver den Antrag an, ohne daß die Untersuchung stattgefunden hat, so kann er sich später auf diesen Mangel nicht berufen. Der Vertrag ist gleichwohl rechtswirksam zustande gekommen, eine nachträgliche Untersuchung kann nicht mehr gefordert werden. Der Vmer ist auch nicht verpflichtet, das sich etwa in seinen Händen befindliche Untersuchungsergebnis an den Ver herauszugeben. Denn wenn der Vsvertrag durch die Annahmeerklärung des Vers bereits rechtswirksam zustande gekommen ist, so kann er nicht nachträglich durch den — möglicherweise ungünstigen — Untersuchungsbefund beeinflußt werden, sofern der Ver nicht wegen Verletzung der vorvertraglichen Anzeigepflicht vom Vertrage zurücktreten bzw. die Rechte aus § 41 geltend machen kann (vgl. unten Anm. F). Der Ver kann die Annahmeerklärung auch nicht nach § 119 II BGB anfechten, da die ärztliche Untersuchung die Angaben des Antragstellers über seinen Gesundheitszustand im Rahmen der vorvertraglichen Anzeigepflicht ergänzen soll. Soweit die vorvertragliche Anzeigepflicht reicht, ist das Recht zur Irrtumsanfechtung ausgeschlossen. Nur das Recht zur Anfechtung wegen Bemerkung: Bei einer Staffelung der Höchstsumme (Höchstrente) in Abhängigkeit die vorstehende Bestimmung entsprechend zu erweitern.

vom Eintrittsalter

ist

2.2 Bei der Festsetzung der Höchstsumme (Höchstrente) werden Vorversicherungen ohne ärztliche Untersuchung auf dasselbe Leben mit dem riskierten Kapital (der versicherten Berufsunfähigkeitsrente) angerechnet, soweit sie nicht länger als 5 Jahre bestehen. 2.3 Vermögensbildungsversicherungen werden auf die Höchstsumme für Versicherungen ärztliche Untersuchung nicht angerechnet.

ohne

2.4 Bei Anpassungsversicherungen ohne ärztliche Untersuchung wird im Falle eines Rücktritts oder einer Anfechtung die Leistungsfreiheit für die Erhöhungssummen (-renten) nicht geltend gemacht. Bemerkung: Soll diese Regelung nicht angewendet werden, sind bei Anpassungsversicherungen die Höchstgrenzen ohne ärztliche Untersuchung auf zwei Drittel der Beträge gemäß Z i f f . 2.1 festzusetzen.

Winter

305

Anm. C 67

C. Abschluß und Verbriefung des Lebensversicherungsvertrages

arglistiger Täuschung wird davon nicht berührt, §§ 22 VVG, 123 BGB. Im Rahmen der Prüfung dieses Rechtsbehelfs kann der Vmer jedoch nach §§ 810, 811 BGB zur Vorlage des Untersuchungsergebnisses verpflichtet sein (Wriede Bd VI Anm. C 12). Hat die Untersuchung zu einem ungünstigen Ergebnis geführt, so daß der Ver nach seinem Geschäftsplan oder seiner sonstigen Praxis den Vsantrag nicht oder nur unter Einschränkungen — wie Risikobegrenzungen oder Prämienzuschlägen — angenommen hätte, hat er ihn aber gleichwohl ohne alle Einschränkungen angenommen, so ist der Vertrag gleichfalls wirksam zustande gekommen. Das gilt auch für den Fall, daß ein Gegenseitigkeitsver damit gegen die Pflicht zur gleichmäßigen Behandlung aller Vmer nach § 21 VAG verstößt, da sich diese Norm nur an den Gegenseitigkeitsverein und die Aufsichtsbehörde richtet, nicht aber an seine Mitglieder (Goldberg-Müller §21 VAG Rz 10, 11; Wriede a.a.O.). Häufig findet sich in den Antragsvordrucken die von dem Antragsteller mitunterzeichnete Eventualklausel, wonach der Ver den Antrag auch ohne Untersuchung annehmen kann, sofern die Untersuchung nicht innerhalb der ersten vier Wochen seit Antragstellung erfolgt. In solchen Fällen gilt nach der Eventualklausel die Höchstsumme für Ven ohne Untersuchung als beantragt, sofern die beantragte Vssumme die nach dem Geschäftsplan für Ven ohne Untersuchung zulässige Summe übersteigt. Die rechtliche Wirksamkeit einer solchen Klausel ist allgemein anerkannt (Bruck-Dörstling § 1 Rz 45, Prölss-Martin 2 3 § 160 Anm. 1, LG Hamburg 23.V.1952 VersR 1952 S. 419, vgl. auch Ziff. 3.2 der Grundsätze für die Gestaltung der Antragsvordrucke in der Lebensv). Insbesondere kann auch nicht eingewandt werden, es habe bei dieser Klausel dem Antrag und der Annahme an der erforderlichen Bestimmbarkeit gefehlt (LG Hamburg 23.V.1952 VersR 1952 S. 419). [C 67] 8. Zugang und Wirkung der Annahme Die Annahmeerklärung wird durch den Zugang der Erklärung nach §§130—132 BGB wirksam (vgl. dazu O L G Hamm 18.1.1978 VersR 1978 S. 1135). Damit ist der Lebensvsvertrag zustande gekommen. Dieser Zeitpunkt wird als der formelle Beginn des Vsvertrages bezeichnet (OLG Nürnberg 26.III.1913 VA 1913 S. 118 Nr 770, vgl. dazu unten Anm. D 3). Der Ort, an dem das Zugehen der Annahmeerklärung erfolgt, ist der Ort des Vertragsabschlusses. Ist der Antragsteller in der Geschäftsfähigkeit beschränkt oder geschäftsunfähig, so muß der Antrag nach § 131 BGB seinem gesetzlichen Vertreter zugehen. Weicht die Annahmeerklärung des Vers von dem Antrag des Vmers ab, so gilt nach § 150 II BGB die Annahmeerklärung als Ablehnung des Antrages verbunden mit einem neuen Antrag. Zur Modifizierung dieser Vorschrift durch die Regelung des § 5 VVG vgl. unten Anm. C 307 — 315. Zum Zugang der Annahmeerklärung eines Lebensvers, wenn der Antragsteller die Annahme eines Einschreibebriefes, der die Erklärung enthält, verweigert, vgl. LG Verden 23.V.1967 VersR 1967 S. 8 6 9 - 8 7 0 , Soergel-Hefermehl §130 Rz 2 4 - 2 8 , Staudinger-Dilcher § 130 Rz 5 1 - 5 4 . Ein Widerruf der Annahmeerklärung kann wirksam nur erfolgen, wenn der Widerruf dem Antragsteller vor oder gleichzeitig mit der Annahmeerklärung zugeht, § 130 I 2 BGB (Bruck-Dörstling § 1 Rz 55). Nach § 153 BGB wird das Zustandekommen des Vertrages nicht dadurch gehindert, daß der Antragende vor der Annahme stirbt oder geschäftsunfähig wird, es sei denn, daß ein anderer Wille des Antragenden anzunehmen ist. Von diesem Grundsatz ist im Lebensvsrecht eine Ausnahme zu machen, sofern der Antragsteller mit der Gefahrsperson identisch ist und stirbt. Hier ist die Regelung des § 2 zu berücksichtigen. Hierzu und zur Frage, wann der beabsichtigte Vsvertrag durch den Tod des Antragstellers gegenstandslos wird, vgl. oben Anm. C 54. 306

Winter

Anm. C 69

IV. Annahme des Antrages

§ 151 BGB, der den Zugang einer internen Annahmeerklärung in bestimmten Fällen für überflüssig erklärt, gilt für die Annahme des Vsvertrages ganz generell und damit auch in der Lebensv nicht (vgl. BGH 31.1.1951 VersR 1951 S. 114, BGH 1.X.1975 NJW 1976 S. 289-290, LG Bonn 16.VII.1974 VersR 1975 S. 999, Martin ZVersWiss 1976 S. 550, Soergel-Heinrich Lange-Hefermehl § 151 Rz 16, StaudingerDilcher § 151 Rz 7). Die Beweislast für das Vorliegen der tatsächlichen Voraussetzungen für das Zustandekommen eines Vertrages obliegt demjenigen, der aus dem Vertrage Rechte herleitet. Für den Ver können sich insbesondere Schwierigkeiten ergeben, wenn er nicht den Beweis für den Zugang der Annahmeerklärung — grundsätzlich die Übermittlung des Vsscheins — sicherstellt. Denn eine tatsächliche Vermutung dafür, daß eine zur Post gegebene Sendung den Adressaten auch erreicht hat, besteht nicht (OLG.München 5.X.1962 VersR 1963 S. 373-374, Wagner Bd VI Anm. C 19). [C 68] 9. Tod des Antragstellers Nach § 153 BGB wird das Zustandekommen des Vertrages grundsätzlich nicht dadurch gehindert, daß der Antragsteller vor der Annahme des Antrages stirbt. Der nach § 130 II BGB wirksam zugegangene Antrag wird also für annahmefähig erklärt, damit wird es ermöglicht, daß ein Vertrag noch zustande kommt. Auch hier ist wieder danach zu differenzieren, ob der Antragsteller mit der Gefahrsperson identisch ist oder nicht. Ist der Antragsteller nicht auch zugleich die Gefahrsperson, so ist im Einzelfall zu prüfen, ob nunmehr ein anderer Wille des Antragstellers anzunehmen ist (§ 153 letzter Halbsatz BGB). Ist das nicht der Fall, so kommt der Lebensvsvertrag zustande. Ist der Antragsteller mit der Gefahrsperson identisch, so kann der Vertrag nach §153 BGB, § 2 VVG gleichfalls wirksam zustande kommen, sofern der Ver nicht noch bei der Schließung des Vertrages Kenntnis von dem Tode des Antragenden erhält. Hat der Ver — und das dürfte der Regelfall sein — von dem Tode des Antragstellers Kenntnis erlangt, so kann der Lebensvsvertrag nicht mehr wirksam zustande kommen, er ist gegenstandslos geworden (vgl. dazu Bruck-Möller Bd I § 1 Anm. 74, RG 12.X.1926 SeuffArch Bd 81 S. 36, LG Paderborn 10.VII.1951 VersR 1951 S. 256, im übrigen vgl. oben Anm. C 54 sowie unten Anm. D 8 — 11 zur Rückwärtsv). [C 69] 10. Ablehnung des Antrages Der Ver ist grundsätzlich, insbesondere wenn er mit dem Antragsteller noch keine anderen vertraglichen Bindungen eingegangen ist, rechtlich nicht verpflichtet, ihm den Entschluß, den Antrag nicht anzunehmen, mitzuteilen. Auch die Gründe für die Ablehnung des Antrages braucht er dem Antragsteller nicht anzugeben. Nur wenn besondere Umstände gegeben sind, kann der Ver als verpflichtet angesehen werden, sich auch bei Ablehnung des Antrages zu äußern. Das gilt beispielsweise, wenn der Antragsteller aufgrund seiner Verhandlungen mit dem Ver bzw. seinem Bevollmächtigten davon ausgehen konnte, daß der Ver den Antrag mit Sicherheit annehmen werde. Ähnlich wäre die Rechtslage, wenn der Vmer mit dem Ver über den Abschluß mehrerer Vsverträge verhandelt hat und nur ein Teil der Anträge angenommen wird (vgl. KG 7.XI.1931 JRPV 1932 S. 2 4 - 2 5 , Bruck-Dörstling § 1 Rz 58, Bruck-Möller Bd I § 1 Anm. 90, Wriede Bd VI Anm. C 14). Unabhängig von der Rechtslage geht die Handhabung in der Praxis jedoch dahin, daß auch eine Ablehnung des Antrages dem Antragsteller regelmäßig mitgeteilt wird. Winter

307

Anm. C 70

C. Abschluß und Verbriefung des Lebensversicherungsvertrages

[C 70] V. Dissens Weicht die Annahme von dem Antrag ab, so liegt offener Dissens im Sinne des § 1541 BGB vor, die Annahme gilt als Ablehnung des Antrages verbunden mit einem neuen Antrag (vgl. hierzu oben Anm. C 61 sowie zu § 5 VVG unten Anm. C 307 — 315). Die Annahme weicht von dem Antrag beispielsweise ab, wenn die Erstattung von Nebengebühren, die in den Allgemeinen Vsbedingungen nicht vorgesehen sind, gefordert wird (OLG Dresden 13.V.1908 LZ 1908 Sp. 957-958); wenn andere Termine für die Prämienzahlung oder ein anderer Anfangstermin für den materiellen Vsbeginn festgesetzt werden (RG 8.X.1909 VA 1910 Anhang S. 1 6 - 1 7 Nr. 500); wenn der Abschluß der Lebensv zu normalen Prämien beantragt ist und in den Vsschein eine höhere als die Normalprämie eingesetzt wird (OLG Düsseldorf 3.X. 1929 JRPV 1929 S. 398) oder wenn die Annahme unter Ablehnung von Bedingungen, etwa der Übertragung von Prozeßvertretungen erfolgt (OLG Königsberg 30. V.1930 JRPV 1930 S. 317). Gerade auch der Antrag auf Abschluß eines Lebensvsvertrages unter der Bedingung, daß ein Darlehn gewährt oder eine Hypothek beschafft wird, ist nicht selten (vgl. LG Berlin II 11.IV.1928 JRPV 1928 S. 2 0 5 - 2 0 6 , LG Köln 12.VI.1951 VersR 1951 S. 294-295). Trotz sich äußerlich deckender Erklärungen ist der Vertragsabschluß nicht erfolgt, wenn jeder Vertragspartner mit den Erklärungen einen verschiedenen Sinn verbindet oder wenn die eine Partei die andere Partei mißverstanden hat (versteckter Dissens im Sinne des § 155 BGB), wobei jedoch jede Partei die Erklärung so gegen sich gelten lassen muß, wie sie von der Allgemeinheit verstanden wird und wie sie nach Treu und Glauben zu verstehen ist (vgl. R G 27.XI.1934 JRPV 1935 S. 12, Bruck-Dörstling § 1 Rz 53, 54). Ein versteckter Dissens wird von LG Berlin 18.11.1963 VersR S. 817 — 818 zutreffend in einem Falle abgelehnt, in dem der Antragsteller eine Kleinlebensv mit seinem Sohn als Bezugsberechtigten abschließen wollte und dabei einen Antragschein unterzeichnete, in dem vermerkt war, daß zugunsten seines Sohnes eine Lebensv mit dem Tarif einer Töchteraussteuerv abgeschlossen werden solle. Da auch der vom Ver ausgestellte Vsschein auf eine Töchteraussteuerv zugunsten des Sohnes lautete, sei auch angesichts dessen, daß einer Kleinlebensv zugunsten eines Sohnes der Tarif der Töchteraussteuerv auch bewußt zugrunde gelegt werden könne, ein Dissens abzulehnen und auf die Möglichkeit einer Irrtumsanfechtung zu verweisen. Über die Voraussetzungen für die Annahme eines Dissenses bei schriftlicher Festlegung eines von mündlichen Vereinbarungen abweichenden Vertragsinhalt vgl. (für den Fall einer Wassersportfahrzeugv) ÖOGH 24.IV.1975 VersR 1976 S. 1195-1196. VI. Schwebende Unwirksamkeit, Nichtigkeit und Anfechtung des Lebensversicherungsvertrages Schrifttum Anm. C 71 1. Schwebende Unwirksamkeit Anm. C 7 2 - 7 6 a) Fälle Anm. C 72 b) Begriffliches und Grundlegung Anm. C 73 c) Kein Verzug des Minderjährigen bei Einstellung der Prämienzahlung Anm. C 74 d) Rückzahlung sämtlicher Prämien Anm. C 75

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_ e) Faktische Vertragsdurchführung Anm. C 76 2. Nichtigkeit Anm. C 77 3. Anfechtung Anm. C 7 8 - 9 5 a) Anfechtung des Versicherungsnehmers Anm. C 79 b) Anfechtung des Versicherers Anm. C 8 0 - 8 9 aa) Irrtumsanfechtung Anm. C 8 0 - 8 8

Winter

VI. Unwirksamkeit, Nichtigkeit u Anfechtung des LebensVVertrages (1)1 Allgemeines Anm. C 80 (2) Fallkonstellation Anm. C 8 1 - 8 5 (a) Versicherungsschein irrtumsbehaftet, keine vorherige Annahmeerklärung Anm. C 82 (b) Annahmeerklärung und Versicherungsschein irrtumsbehaftet Anm. C 83 (c) Annahmeerklärung irrtumsbehaftet, Versicherungsschein fehlerfrei Anm. C 84 (d) Annahmeerklärung fehlerfrei, Versicherungsschein irrtumsbehaftet Anm. C 85 (3) Anfechtung bei zu niedrig dokumentierter Prämie Anm. C 8 6 - 8 8 (a) Kalkulationsirrtum Anm. C 87 (b) Berechnungsfehler bei der Ausrechnung des von dem einzelnen Versicherungs-

Anm. C 72

nehmer zu zahlenden Prämienbetrages Anm. C 88 bb) Täuschungsanfechtung Anm. C 89 c) Rechtsfolgen Anm. C 9 0 - 9 5 aa) Anfechtung durch den Versicherungsnehmer Anm. C 90 bb) Anfechtung durch den Versicherer Anm. C 9 1 - 9 5 (1) Grundsatz: § 40 I 1 VVG Anm. C 91 (2) Keine Ausnahme für die Irrtumsanfechtung Anm. C 92 (3) Sonderfall: Irrtumsanfechtung wegen zu niedrig dokumentierter Prämie Anm. C 93 (4) Erstattung der Prämienreserve Anm. C 94 (5) Schadenersatzanspruch des Versicherungsnehmers nach § 122 BGB Anm. C 95

[C 71] Schrifttum: von Esch, Teilnichtige Rechtsgeschäfte, Köln-Berlin-München-Basel 1968, Heckhausen, Die Anfechtung des Versicherungsvertrages, Diss. Köln 1937, Heinrich Lange, Leistungsstörungen beim schwebend unwirksamen Geschäft, in: Festschrift zum 70. Geburtstag von Walter SchmidtRimpler, Karlsruhe 1957, Lenhard, Die Wirkung der Anfechtung des Versicherungsvertrages wegen Willensmängeln auf die Prämienschuld, Diss. Köln 1935, Magnusson VersR 1953 S. 300—301, Millauer, Rechtsgrundsätze der Gruppen Versicherung, 2. Aufl. Karlsruhe 1966, Möller, Übergesetzliche Hinweispflichten des Versicherers, in: Festschrift für Ernst Klingmüller, Karlsruhe 1974 S. 301 — 316, Neuhaus, Das Rücktritts- und Anfechtungsrecht des Versicherers nach dem Versicherungsvertragsgesetz, Diss. Köln 1937, Prölss-Martin, Versicherungsvertragsgesetz, 23. Aufl. München 1984, Reichert-Facilides, Unteilbarkeit der Prämie — Untersuchungen zur Zahlungspflicht des Versicherungsnehmers bei Unwirksamkeit oder vorzeitigem Ende des Versicherungsverhältnisses, Diss. Hamburg 1956, Schulz, Zulässigkeit und Auswirkungen der Irrtumsanfechtung eines Lebensversicherungsvertrages durch den Versicherer, insbesondere bei zu niedrig dokumentierter Prämie, Karlsruhe 1958, Staudinger-Dilcher, Kommentar zum Bürgerlichen Gesetzbuch, 12. Aufl. Berlin 1979, Süss VersR 1952 S. 1 8 5 - 1 8 8 , Wagner, Die Anfechtung von Versicherungsverträgen, Diss. Köln 1937, Winter ZVersWiss 1977 S. 145 —168.

[C 72] 1. Schwebende Unwirksamkeit a) Fälle Die Problematik der schwebenden Unwirksamkeit stellt sich insbesondere, wenn ein Minderjähriger einen Lebensvsvertrag abschließt, ohne daß die erforderliche Zustimmung des gesetzlichen Vertreters vorliegt. Vgl. dazu im einzelnen oben Anm. C 7 — 11. Die vormundschaftsgerichtliche Genehmigung im Rahmen der §§ 1822 Ziff. 5,1829 BGB ist nach der hier vertretenen Ansicht in der Lebensv überflüssig, so daß Winter

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Anm. C 73

C. Abschluß und Verbriefung des Lebensversicherungsvertrages

sich insoweit das Problem eines schwebend unwirksamen Vertrages nicht stellt. Auch die weiter denkbaren Fälle einer schwebenden Unwirksamkeit wie beispielsweise der Abschluß eines Lebensvsvertrages durch einen Vertreter ohne Vertretungsmacht (§§ 177 ff. BGB) sind in der Praxis der Lebensv kaum oder gar nicht von Bedeutung. Die nun folgenden Erläuterungen beziehen sich daher ganz grundsätzlich auf die schwebende Unwirksamkeit bei Lebensvsverträgen, die durch einen beschränkt Geschäftsfähigen ohne die erforderliche Zustimmung des gesetzlichen Vertreters abgeschlossen sind. [C 73] b) Begriffliches und Grundlegung Ist der Lebensvsvertrag schwebend unwirksam, so bedeutet das, daß er zwar vorerst nicht wirksam ist, weil es noch an einem außerhalb des Vertrages liegenden Wirksamkeitserfordernis — eben der Zustimmung des gesetzlichen Vertreters — fehlt, er aber noch wirksam werden kann, wenn die Zustimmung nachgeholt werden kann. Von einem Schwebezustand ist dabei nur dort zu sprechen, wo der spätere Eintritt des Wirksamkeitserfordernisses noch ungewiß ist, nicht dort, wo er gewiß ist, die Wirksamkeit also nur zeitlich hinausgeschoben ist. Der schwebend unwirksame Vertrag wird endgültig wirksam, wenn das noch ausstehende Wirksamkeitserfordernis nachgeholt wird. Ist das nicht mehr möglich, so geht die schwebende Unwirksamkeit in eine endgültige Unwirksamkeit über. Handelt es sich bei dem Wirksamkeitserfordernis dabei — wie hier — um die Zustimmung eines Dritten, die noch nachgeholt werden kann, so wird die Geltung der Rechtsfolgen auf den Zeitpunkt des Abschlusses des Vertrages zurückbezogen, § 1841 BGB. (Anders verhält es sich bei dem Erfordernis der vormundschaftsgerichtlichen Genehmigung, § 1829 I 1 BGB. Hier ist keine Rückwirkung vorgesehen.) Zweck der Regelung einer schwebenden Unwirksamkeit ist es, die Beachtung eines bestimmten Umstandes — hier die Zustimmung des gesetzlichen Vertreters — zu sichern, ohne die Gültigkeit des Vertrages im übrigen in Frage zu stellen. Die schwebende Unwirksamkeit eines Vertrages unterscheidet sich von der Anfechtbarkeit dadurch, daß das anfechtbare Rechtsgeschäft voll wirksam ist und durch die Anfechtung seine Wirksamkeit rückwirkend verliert. Vom nichtigen Vertrag unterscheidet sich ein schwebend unwirksamer Vertrag dadurch, daß das nichtige Rechtsgeschäft von vornherein jeder Wirksamkeit entbehrt, während die schwebende Unwirksamkeit doch auch eine gewisse rechtliche Bindungswirkung mit sich bringt. Schwebend unwirksamen Verträgen ist eine Zwitterstellung eigen. So ist auch die Bindungswirkung vor dem speziellen Hintergrund dieser Charakteristik zu sehen. Geht man dabei davon aus, daß der Vertrag während der Schwebezeit unwirksam ist, so können sich Rechte und Pflichten der Vertragsparteien daraus nicht ergeben. Geht man dagegen davon aus, daß der Vertrag rückwirkend wirksam wird, so unterliegt der schwebend unwirksame Vertrag im Ergebnis den auf einen wirksamen Vertrag anwendbaren Regelungen. Beide Sichtweisen sind angreifbar. Die erste wird dem Umstand nicht gerecht, daß Vmer und Ver den Vsvertrag schließen wollen, Vertragsverhandlungen geführt haben und nur noch die Wirksamkeit aussteht. Die andere wendet die rechtlichen Regeln auf die Vertragsparteien in derselben Weise an wie wenn der Vertrag wirksam wäre, wobei aber in Wahrheit sein rechtliches Schicksal noch ungewiß ist und er ebenso unwirksam bleiben wie rückwirkend wirksam werden kann. Die Bindungswirkung bedeutet zunächst, daß die Vertragspartner in einem gewissen Umfange an den Vertragsschluß gebunden sind, ihn nicht ohne weiteres negieren können, sondern sich gegebenenfalls — allerdings grundsätzlich nicht auch im Minderjährigenrecht — im Zusammenwirken mit dem Vertragspartner um die 310

Winter

VI. Unwirksamkeit, Nichtigkeit u Anfechtung des LebensVVertrages

Anm. C 74

Beibringung der erforderlichen Zustimmung zu bemühen haben. Werden diese Verhaltenspflichten verletzt, so kann sich angesichts der Schadenersatzpflicht schon bei culpa in contrahendo, also schon bei Vorverhandlungen, erst recht auch bei einem schwebend unwirksamen Vertragsverhältnis — einem eindeutigen „mehr" gegenüber Vorverhandlungen — eine Schadenersatzpflicht ergeben. Die Bindung ist damit aber noch nicht stark genug, um den Parteien einen durchsetzbaren Leistungsanspruch zu geben. Kommt es zwischen den Parteien gleichwohl zu einem Leistungsaustausch, so geschieht das nicht in Erfüllung rechtlich bindender Leistungspflichten, sondern lediglich in rein tatsächlicher Abstimmung (Werber Stellungnahme 1976 [unveröffentlicht]). Von Bedeutung wird die Frage der rechtlichen Qualifikation eines schwebend unwirksamen Lebensvsvertrages in dreierlei Hinsicht: Erstens stellt sich die Frage, ob der minderjährige Vmer durch Einstellung der Prämienzahlung in Verzug geraten kann (sogleich unter Anm. C 74). Zweitens fragt sich, ob der minderjährige Vmer angesichts der schwebenden Unwirksamkeit des Vertrages die von ihm während des Schwebezustandes gezahlten Prämien wieder herausverlangen kann (sodann unter Anm. C 75). Drittens stellt sich das Problem, ob — trotz der schwebenden Unwirksamkeit des Vertrages — durch eine kontinuierliche Zahlung der Prämien durch den Minderjährigen Pflichten und Rechte des Vers entstehen können (anschließend unter Anm. C 76). [C 74] c) Kein Verzug des Minderjährigen bei Einstellung der Prämienzahlung In der Praxis kommt es häufig dazu, daß der minderjährige Vmer — häufig auch zunächst in Unkenntnis der schwebenden Unwirksamkeit des Vertrages — die Prämien während der ersten Zeit zahlt und die Zahlung später einstellt. Die rechtlichen Folgen einer solchen Einstellung der Prämienzahlung beurteilen sich danach, ob den Minderjährigen während des Schwebezustandes eine Verpflichtung zur Prämienzahlung trifft, so daß er bei Nichtleistung in Verzug geraten kann. Die Frage nach dem Bestehen einer Leistungspflicht erfahrt jedoch nicht schon während der Schwebezeit, sondern erst nachträglich durch Erteilung oder Nichterteilung der Genehmigung des gesetzlichen Vertreters eine Klärung. Dasselbe Verhalten des Minderjährigen — nämlich die Einstellung der Prämienzahlung — während der Schwebezeit beurteilt sich dabei bei einer ex-post-Betrachtung unterschiedlich: Ist die Genehmigung des gesetzlichen Vertreters schließlich erfolgt, so ist die Nichtzahlung der Prämie verzugbegründend, weil — ex post beurteilt — eine Leistungspflicht des Minderjährigen bestand. Ist die Genehmigung nicht erfolgt, so besteht bei ex-post-Betrachtung keine Leistungsverpflichtung, so daß der Minderjährige auch nicht in Verzug geraten kann. Auf eine solche ex-post-Beurteilung — mit einem entsprechenden Rückwirkungsrisiko für den Minderjährigen — kann es jedoch nicht ankommen. Das würde zu unbefriedigenden Konsequenzen führen. Denn würde die Einstellung der Prämienzahlung ex post als verzugbegründend gewertet werden können und würden den minderjährigen Vmer die sich daran anknüpfenden Sanktionen treffen, so könnte auf den Vmer ein mittelbarer Druck ausgeübt werden. Dieser Druck würde sich für den Vmer unabhängig davon ergeben, ob die Genehmigung nun später erteilt wird oder nicht. Auch wenn es später nicht zu einer Genehmigung des gesetzlichen Vertreters kommt, würde sich der Vmer während der Schwebezeit einem mittelbaren Druck ausgesetzt sehen, die Prämienleistungen zu erbringen — und damit eine Leistung, die sich später als endgültig nicht geschuldet herausstellt. Entscheidend für die Beurteilung der Leistungsverpflichtung des Minderjährigen kann angesichts dessen nicht eine ex-post-Betrachtung sein, es ist vielmehr allein auf den Zeitpunkt der Leistungseinstellung während des Schwebezustandes abzustellen. Besteht nun Winter

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Anm. C 77

C. Abschluß und Verbriefung des Lebensversicherungsvertrages

während des Schwebezustandes — und ohne ex-post-Betrachtung kann etwas anderes nicht angenommen werden — für den minderjährigen Vmer keine wirksame Leistungsverpflichtung, so kann er die Prämienzahlung einstellen, ohne sich einer Pflichtverletzung schuldig zu machen (zu der Argumentation vgl. RG 19.1.1942 RGZ Bd 168 S. 266-267, Heinrich Lange in Festschrift Schmidt-Rimpler S. 144, ausführlich Werber Stellungnahme 1976 [unveröffentlicht]). [C 75] d) Rückzahlung sämtlicher Prämien Da der minderjährige Vmer während des Schwebezustandes rechtlich nicht verpflichtet ist, die Prämien zu entrichten, kann er sie nach § 8121 BGB zurückverlangen (so auch LG Aachen 14.V.1971 VersR 1971 S. 904, LG Waldshut-Tiengen 12.VII.1979 VersR 1979 S. 1148-1149, LG München 14.X.1981 und AG München 30.IV.1982 [beide:] VerBAV 1982 S. 123; BGH 30.VI.1958 BGHZ Bd 28 S. 84 ist nur bedingt einschlägig, da sich diese Entscheidung auf den Fall einer endgültig versagten Genehmigung und damit auf einen nichtigen Vertrag bezieht). In den Urteilen kommt dabei allerdings die sich daran anschließende Frage zu kurz, ob der Ver den Wert einer von ihm während der Schwebezeit faktisch erbrachten Gefahrtragung nach § 818 III BGB zur Saldierung stellen kann. Die Problematik ist nur bei BGH a. a. O. S. 84 und LG Aachen a. a. O. S. 904 kurz gestreift, in den anderen Urteilen bleibt sie gänzlich unerwähnt. Während der BGH dabei am Schluß der Entscheidung nur kurz darauf hinweist, der beklagte Ver habe einen Wegfall der Bereicherung selbst nicht geltend gemacht, verneint das LG Aachen einen solchen Fortfall der Bereicherung mit dem Hinweis, daß der beklagte Ver angesichts der Unwirksamkeit des Vsvertrages keine Gegenleistung habe erbringen können. Diesen Feststellungen kann so nicht beigepflichtet werden. Denn im Bereicherungsrecht sind auch tatsächlich empfangene Leistungen grundsätzlich herauszugeben. Als solche Leistung kann die bereits erbrachte tatsächliche Gefahrtragungsleistung des Vers angesehen werden. Sie ist allerdings angesichts des Vorrangs des Minderjährigenschutzes gleichwohl nicht zur Saldierung zu stellen (vgl. ausführlich Werber Stellungnahme 1976 [unveröffentlicht]). [C 76] e) Faktische Vertragsdurchführung In Anbetracht der trotz des schwebend unwirksamen Vertrages häufig vorkommenden — oftmals auch nur zeitlich begrenzten — faktischen Vertragsdurchführung durch Vmer und Ver erhebt sich die Frage, inwieweit sich hieraus rechtliche Folgerungen herleiten lassen. Diese Folgerungen dürfen dabei nicht so weit gehen, daß der Minderjährigenschutz illusorisch gemacht und in Mißachtung der Vorschriften der §§ 106 ff. BGB von der Fiktion eines voll wirksamen Vertragsverhältnisses ausgegangen wird. Hierbei ergeben sich interessante Fragen wie die nach der Leistungspflicht des Vers im Vsfall nach kontinuierlicher Prämienleistung des Vmers, ferner die Frage, ob der Ver ohne weiteres von der Gefahrtragung Abstand nehmen kann, wenn der Vmer die Prämienzahlung einstellt, und schließlich auch die Frage, ob der Ver unter Bezugnahme auf die schwebende Unwirksamkeit des Vertrages die faktische Gefahrtragung zurückfordern kann. Vgl. auch hierzu und im übrigen ausführlich Werber Stellungnahme 1976 (unveröffentlicht). IC 771 2. Nichtigkeit Zur Nichtigkeit ist auf die grundlegende Darstellung bei Bruck-Möller Bd I § 22 Anm. 31—54 zu verweisen, auch in der Lebensv kann die Nichtigkeit den gesamten Vsvertrag betreffen oder nur einen Teil des Vertrages. Eine Spezialnorm für die 312

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VI. Unwirksamkeit, Nichtigkeit u Anfechtung des LebensVVertrages

Anm. C 79

Lebensv stellt § 159 II dar, wonach zur Gültigkeit einer Todesfallv bei fremder Gefahrsperson die schriftliche Einwilligung der Gefahrsperson erforderlich ist. Die Nichtigkeitsfolge ist hier durch das VVG nicht direkt, sondern nur indirekt angeordnet, indem die Wirksamkeit des Vsvertrages von einem besonderen Wirksamkeitserfordernis abhängig gemacht ist (vgl. zur Einwilligung der Gefahrsperson im einzelnen oben Anm. C 27-40). Abgesehen vom VVG kann sich die Nichtigkeit eines Lebensvsvertrages auch aus allgemeinen zivilrechtlichen Vorschriften ergeben, wie ζ. B. aus § 104 BGB bei Geschäftsunfähigkeit des Vmers. — Sind bei Unterstützungseinrichtungen die Rechtsansprüche nur formell ausgeschlossen, so handelt es sich zivilrechtlich um nach § 117 BGB nichtige Unterstützungsrechtsverhältnisse und gültige Vsverträge (vgl. RG 3.IV.1906 VA 1906 Anhang S. 38, KG 11.1.1926 VA 1926 S. 228-229). - Bei verbotswidrigen Begünstigungsverträgen in der Gruppenlebensv ist grundsätzlich davon auszugehen, daß sie nicht nach § 134 BGB nichtig, sondern vielmehr zivilrechtlich voll wirksam sind (Millauer S. 129 — 131). — Mit der Frage der Nichtigkeit eines Lebensvsvertrages nach §§ 134,138 BGB beschäftigt sich BGH 24.IV. 1978 VersR 1978 S. 915 — 916: Bestehe der hauptsächliche Vertragszweck einer Versorgungsregelung darin, dem Angestellten durch monatliche Aufwendungen des Arbeitgebers für eine Lebensv einen Anspruch auf Versorgung zu schaffen, so sei nach § 134 BGB allein die Absprache der Parteien, zu einer Steuerverkürzung zu gelangen, nichtig, nicht aber der zugrunde liegende Anstellungs- und Vsvertrag. — Mehrfach hat sich die Rechtsprechung mit der sittenwidrigen Bezeichnung eines Bezugsberechtigten befaßt und dabei entschieden, daß sich die Sittenwidrigkeit der Bezugsberechtigung nicht auch auf den gesamten Vsvertrag auswirke (vgl. ζ. B. OLG Hamburg 10.11.1961 DB 1961 S. 501). Die in diesem Bereich zur Sittenwidrigkeit wegen Verstoßes gegen die Ehe- und Familienordnung ergangenen Entscheidungen, entsprechen dabei teilweise nicht mehr heutiger Auffassung (vgl. dazu unten Anm. H sowie Staudinger-Dilcher Rz 63 — 66). — Zur Koppelung von Darlehns- und Lebensverträgen stellt OLG Düsseldorf 16.VIII.1955 VersR 1955 S. 577-578 (mit beipflichtender Anm. von Voss S. 578) zutreffend fest, daß eine solche Verknüpfung häufig sei und grundsätzlich nicht als sittenwidrig im Sinne von § 138 BGB zu werten ist. — Die Nichtigkeit eines Lebensvsvertrags, mit dem der Vmer seine Befreiung von der Vspflicht bezweckt, kann nicht ohne weiteres daraus abgeleitet werden, daß die Prämien nicht die zur Befreiung von der GRV erforderliche Höhe aufweisen (LG Mönchen-Gladbach 18.XI.1958 VersR 1959 S. 846-847). [C78] 3. Anfechtung Auch für die Anfechtung des Lebensvsvertrages vgl. die Grundlegung bei BruckMöller Bd I § 22 Anm. 3 — 30, im übrigen die Anmerkungen zu den einzelnen anfechtbaren Willenserklärungen sowie unten Anm. F. [C 79] a) Anfechtung des Versicherungsnehmers Die Anfechtung des Vmers richtet sich dabei grundsätzlich nach den allgemeinen Vorschriften, als Spezialregelung für die Lebensv ist § 176 zu beachten. Beispiele für eine Anfechtung in der Lebensv durch den Vmer sind: RG 15.III.1904 WallmannsZ Bd 38 S. 1581 (Irrtum über die Art der V), RG 23.11.1928 JW 1928 S. 1740-1742 (Täuschung über die Verschaffung eines Hypothekendarlehns), OLG Posen 9.V.1904 VA 1904 S. 170 (Irrtum über die Person des Vers), OLG Stuttgart 23.11.1906 VA 1906 S. 84 — 85 (Irrtum über die Möglichkeit der Rückgängigmachung einer Lebensv), OLG Köln 17.V.1909 Praxis Bd 3 S. 4 (Irrtum über die Sicherheit und Zuverlässigkeit Winter

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Anm. C 82

C. Abschluß und Verbriefung des Lebensversicherungsvertrages

des Vers), KG 12.VI.1918 VA 1919 Anhang 1919 S. 28 (Irrtum über die Höhe der Prämie), OLG Köln 7.VII.1926 JRPV 1926 S. 252 (Irrtum über das gültige Zustandekommen des Vertrages), KG 20.XI.1926 VA 1928 S. 24 (Irrtum über die Höhe der Prämie), OLG Stuttgart 27.IV.1931 HRR 1932 Nr 1 (Irrtum über den Begriff des Bonus), OLG Frankfurt 10.XI.1920 VA 1922 Anhang S. 6 7 - 7 0 (Irrtufn über die Zulassung und die Solvenz des Vers), OLG Hamburg 27.11.1931 VA 1931 S. 18 - 1 9 (Täuschung über die Bestellung zum Vertrauensarzt), LG Köln 13. VII.1955 VersR 1955 S. 673 — 674 (Irrtum über die Auswirkungen eines Lebensvsvertrages auf die Sozialv). [C 80] b) Anfechtung des Versicherers aa) Irrtumsanfechtung (1) Allgemeines Hinsichtlich der Anfechtung des Vers greift § 22 ein, vgl. hierzu im einzelnen unten Anm. F. Das gilt jedoch nur, soweit die vorvertragliche Anzeigepflicht reicht. Im übrigen gelten die §§ 119-122 BGB, Beispiele hierfür sind: RG 8.VI.1920 JW 1920 S. 896 — 897 (Irrtum hinsichtlich Fälligkeit der Lebensvssumme und der Prämienzahlungsdauer), OLG Düsseldorf 22.III.1928 VA 1928 S. 263 (Schreibfehler), OLG Hamburg 23.VII.1937 HansRGZ 1938 A Sp. 9 2 - 9 3 (Irrtum hinsichtlich der Fälligkeit der Lebensvssumme: 1936 statt 1939), OLG Düsseldorf 5.VII.1949 VW 1949 S. 478 (Irrtum bei Vertragsverlängerung wegen Verwechslung zweier Lebensven), LG Berlin 15.XII.1952 VersR 1953 S. 5 7 - 5 8 (Irrtum über die Höhe der umgestellten Vssumme), LG Hannover 15.V.1979 VersR 1979 S. 1146-1147 (Kalkulationsirrtum). Vgl. im übrigen auch BGH 21.V.1959 VersR 1959 S. 497-499. Ausgeschlossen ist die Irrtumsanfechtung in der Lebensv aber bei zu niedrig berechneter Prämie infolge falscher Altersangabe durch den,Vmer, da dieser Fall in § 162 abschließend geregelt ist. Die Irrtumsanfechtung des Vers wird durch die Regelung des § 5 dabei nicht verdrängt (vgl. LG Hannover 15.V.1979 VersR 1979 S. 1146-1147). § 5 VVG soll dem Schutz des Vmers davor dienen, daß der Ver durch bewußtes Abweichen vom Antrag für den Vmer ungünstigere Bedingungen in den Vsschein aufnimmt, ohne daß der Vmer genügend Gelegenheit hat, ein solches Gegenangebot zu überdenken und darüber zu entscheiden. Eine Irrtumsanfechtung des Vers kommt aber naturgemäß nur in Frage, wenn es sich um für den Vmer günstige und dem Ver unbewußte Abweichungen vom Vsantrag handelt. Hier bedarf der Vmer des Schutzes des § 5 nicht, und es gelten für den Ver die Regeln über die Irrtumsanfechtung. [C 81] (2) Fallkonstellationen Hat der Ver den gleichen Geschäftswillen wie der Vmer, will er also den Inhalt des Antrags des Vmers uneingeschränkt annehmen und gibt er gleichwohl eine davon zugunsten des Vmers abweichende Willenserklärung ab, so ergeben sich die folgenden Konstellationen (nach Schulz, Zulässigkeit und Auswirkungen der Irrtumsanfechtung eines Lebensversicherungsvertrages durch den Versicherer, insbesondere bei zu niedrig dokumentierter Prämie, Karlsruhe 1958, S. 36 — 39): [C 82] (a) Versicherungsschein irrtumsbehaftet, keine vorherige Annahmeerklärung In der Übersendung des fehlerhaften Vsscheins ist die Ablehnung des Angebots des Vmers, verbunden mit einem neuen Antrage im Sinne des § 150 II BGB zu sehen, dessen Annahme von dem Vmer — da es sich um eine für ihn günstige Abweichung 314

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VI. Unwirksamkeit, Nichtigkeit u Anfechtung des LebensVVertrages

Anm. C 88

handelt — dem Ver gegenüber nach § 151 S. 1 BGB nicht erklärt zu werden braucht. Die Folge ist, daß der Lebensvsvertrag mit dem Inhalt des Vsscheins zustandekommt, der Ver kann also nach § 1191 BGB anfechten, wenn ein entsprechender Anfechtungsgrund gegeben ist. [C 83] (b) Annahmeerklärung und Versicherungsschein irrtumsbehaftet Ist dem Vmer sowohl bei der Annahmeerklärung als auch bei der Erteilung des Vsscheins ein Irrtum unterlaufen und ist insoweit eine Abweichung vom Antrage festzustellen, so gilt das unter (a) Gesagte entsprechend, jetzt allerdings bezogen auf die separate Annahmeerklärung, die der Übersendung des Vsscheins vorausgegangen ist. Die Übersendung des Vsscheins ist dann nicht mehr als Willenserklärung anzusehen, die der Anfechtung unterliegt. (C 84] (c) Annahmeerklärung irrtumsbehaftet, Versicherungsschein fehlerfrei Auch hier wird durch die Annahmeerklärung des Vers ein Vertragsschluß nicht herbeigeführt, das unter (a) Gesagte gilt wiederum entsprechend. Der Vertrag kommt zum Inhalt der vom Antrag abweichenden Annahmeerklärung des Vers zustande, so daß der später zugesandte und entsprechend dem Antrag ausgefertigte Vsschein nach dem Inhalt der fehlerhaften Annahmeerklärung des Vers berichtigt werden müßte, falls der Ver seinen Irrtum nicht erkennt und die Anfechtung erklärt. [C 85] (d) Annahmeerklärung fehlerfrei, Versicherungsschein irrtumsbehaftet Nimmt der Ver den Antrag unverändert an, ohne daß ihm ein Irrtum unterläuft, so kommt der Vertrag zum Inhalt des Antrags zustande; der Vmer kann verlangen, daß der später übersandte fehlerhafte Vsschein entsprechend berichtigt wird. Zu weiteren Einzelheiten vgl. Schulz S. 39 — 41. [C 86] (3) Anfechtung bei zu niedrig dokumentierter Prämie Weiß der Antragsteller nicht, welche technischen Einzelheiten er beantragt, weil er dem Ver die Bestimmung insbesondere auch der Prämie überläßt, so gilt die Tarifprämie. Gibt der Ver die Prämie dabei in der Annahmeerklärung und im Vsschein versehentlich zu niedrig an, so kommt der Vsvertrag nach §§ 150 II, 151 S. 1 BGB zu der irrtümlich zu niedrig angesetzten Prämie zustande. Ob der Ver zur Anfechtung berechtigt ist, beurteilt sich nach der Art des Irrtums, der ihm unterlaufen ist (vgl. hierzu im einzelnen Schulz S. 42 — 45): [C 87] (a) Kalkulationsirrtum Ein Kalkulationsirrtum ist gegeben, wenn sich der Ver bei der Kalkulation der Prämie über die Angemessenheit der zu fordernden Prämie geirrt hat. Ein solcher Irrtum kommt in der Lebensv grundsätzlich nicht vor, weil von den aufsichtsbehördlich genehmigten Tarifprämien nicht abgewichen werden darf. Die Frage des rechtlich unerheblichen Kalkulationsirrtums stellt sich hier also nicht. Von Bedeutung ist lediglich der Schreib- bzw. der Berechnungsfehler. [C 88] (b) Berechnungsfehler bei der Ausrechnung des von dem einzelnen Versicherungsnehmer zu zahlenden Prämienbetrages Ist die Prämie aufgrund eines Schreibfehlers bei der Niederschrift bzw. Eingabe von Zahlen zu niedrig dokumentiert worden, so handelt es sich um einen Erklärungsirrtum, § 119 I Fall 2 BGB. Ist die Angabe des zu niedrigen Prämienbetrages auf Winter

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Anm. C 91

C. Abschluß und Verbriefung des Lebensversicherungsvertrages

einen Fehler bei der Ausrechnung des von dem Vmer im Einzelfall zu zahlenden Prämienbetrages zurückzuführen, so handelt es sich um einen Inhaltsirrtum im Sinne von § 119 I Fall 1 BGB und nicht um einen Kalkulationsfehler im Sinne eines Irrtums im Beweggrund (vgl. dazu im einzelnen Staudinger-Dilcher, Kommentar zum Bürgerlichen Gesetzbuch, Allgemeiner Teil, §§ 90-240, 12. Aufl., Berlin 1979, § 119 Rz 27 — 30 m. w. N.): Wenn der Ver dem Vmer den fehlerhaft ausgerechneten Prämienbetrag mitteilt, meint er, den Vertrag mit diesem Betrag abschließen zu wollen, weil er davon ausgeht, der unrichtig ausgerechnete Betrag sei die für den Einzelfall ermittelte Tarifprämie, was in Wahrheit aber nicht der Fall ist. Der Ver nennt die zu niedrige Prämie nicht, weil er fälschlicherweise meint, sie sei die angemessen kalkulierte Prämie für die von ihm übernommene Gefahr, sondern weil er der Ansicht ist, es sei die für den Einzelfall richtig ermittelte Tarifprämie. Genauso wie beim Schreibfehler ist der Ver auch beim — zunehmend an Bedeutung verlierenden — Berechnungsfehler zur Irrtumsanfechtung berechtigt. [C 89] bb) Täuschungsanfechtung Für die Lebensv gilt die Besonderheit, daß nicht nur der Vmer, sondern nach §161 auch die Gefahrsperson den Ver mit der Folge arglistig täuschen kann, daß der Ver zur Anfechtung berechtigt ist (vgl. dazu auch § 6 Nr 2 ALB, § 6 Nr 2 Musterbedingungen für die Risikolebensv, § 5 Nr 2 Musterbedingungen für die Rentenv, § 7 Nr 2 Musterbedingungen für die Vermögensbildungsv, § 10 Nr 2 Musterbedingungen für die fondsgebundene Lebensv, § 9 Nr 2 Musterbedingungen für die Berufsunfahigkeitsv). Der Ver kann den Vertrag dabei auch anfechten, wenn der Vmer die von der Gefahrsperson begangene Täuschung nicht kannte (PrölssMartin 23 § 8 ALB Anm. 1, a. M. Magnusson VersR 1953 S. 300), was insbesondere für die Firmen-, Teilhaber- und Gruppenv von Bedeutung ist. Zur Täuschungsanfechtung vgl. im einzelnen unten Anm. F. [C 90] c) Rechtsfolgen aa) Anfechtung durch den Versicherungsnehmer Soweit vor der Anfechtung bereits Leistungen erbracht sind, ergibt sich ihr Schicksal zunächst aus Bereicherungsgrundsätzen. Fordert der Vmer geleistete Prämien zurück, so kann sich der Ver nicht auf den Grundsatz der sog. Unteilbarkeit der Prämie berufen, denn § 40 11 bezieht sich ausdrücklich allein auf die Anfechtung des Vers. Dagegen kann der Ver dem Vmer gegenüber geltend machen, daß er bis zur Anfechtung die von ihm übernommene Gefahr faktisch getragen habe. Diese Gefahrtragung kann der Vmer wegen ihrer Beschaffenheit nicht herausgeben, sie ist im Rahmen der Saldierung zu berücksichtigen. Eine Besonderheit gilt in der Lebensv nach § 176 I, III, IV bei der Kapitalv für den Todesfall mit unbedingter Leistungspflicht, für Erlebens- und Rentenven gilt diese Regelung bei entsprechender vertraglicher Abrede (Prölss-Martin 23 § 176 VVG Anm. 1). Vgl. hierzu im einzelnen unten Anm. G Der Ver kann bei einer Irrtumsanfechtung des Vmers im übrigen auf § 122 BGB zurückgreifen (Ersatz des Vertrauensschadens, der durch die Aufwendung von Provisionen oder Rückvsprämien entstanden ist). [C91] bb) Anfechtung durch den Versicherer (1) Grundsatz: § 40 I 1 VVG Bei einer Anfechtung des Vers gilt grundsätzlich §40 I 1, der die Regelung der §§ 812 ff. BGB insoweit verdrängt (vgl. Bruck-Möller Bd I § 22 Anm. 27, Schulz S. 316

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VI. Unwirksamkeit, Nichtigkeit u Anfechtung des LebensVVertrages

Anm. C 94

57). Vergleicht man die Regelung des § 40 I 1 mit dem Wertersatzanspruch des Vers nach §§ 812, 818 II BGB für die von ihm erbrachte Gefahrtragung, der ihm ohne die Regelung des § 40 I zustehen würde, so fallt auf, daß § 40 I eine Beschränkung des Wertersatzanspruchs bedeutet. Dem Ver gebührt nach § 40 I normalerweise nur die Prämie, die zwischen ihm und dem Vmer vereinbart worden war, weil er sein Leistungsverhalten auf die bei Vertragsschluß umschriebene Gefahr eingerichtet hat. Eine infolge einer Anzeigepflichtverletzung sich erst später herausstellende höhere Gefahrenlage bleibt dabei unberücksichtigt. Da die Gefahrtragung ohne Rücksicht auf die höhere Gefahrenlage erfolgt, hätte der Ver als Wertersatz eigentlich mehr als diese Prämie zu bekommen. Als einen Ausgleich erhält er nach § 40 I deshalb den Prämienanteil, der auf die Zeit nach der Anfechtung bis zum Schluß der Vsperiode entfallt. Zur rechtlichen Natur des Anspruchs aus § 40 I im einzelnen vgl. Schulz S. 63, zur Aufklärungspflicht des Vers bei der Anfechtungserklärung vgl. Ziff. 3.4 der Geschäftsplanmäßigen Erklärungen. (C 92] (2) Keine Ausnahme für die Irrtumsanfechtung Nach dem klaren Wortlaut des §40 I 1 ist die Vorschrift sowohl bei der Täuschungsanfechtung wie bei der Irrtumsanfechtung des Vers anwendbar (a. A. Prölss-Martin 23 §40 Anm. 2 ohne Begründung). Auch die Ansicht von Thees VP 1941 S. 5, der bei der Irrtumsanfechtung dem Ver den Prämienanteil nicht zukommen lassen will, der nach § 40 I 1 für die Zeit zwischen Anfechtungserklärung und Ende der Vsperiode zu zahlen ist, findet keine Stütze im Gesetz (Schulz S. 55). Vgl. aber auch Bruck-Möller Bd I § 40 Anm. 10 a. E., der zwar § 40 anwendet, für den Fall der Irrtumsanfechtung zum Vertrauensschaden, der vom Ver zu ersetzen ist, auch die nach § 40 I zu zahlende Prämie rechnet. [C 93] (3) Sonderfall: Irrtumsanfechtung wegen zu niedrig dokumentierter Prämie Hierzu vertritt Schulz S. 62 die Ansicht, daß von der vereinbarten Prämie nur auszugehen sei, wenn sie nach der dem Ver bei Vertragsabschluß angezeigten Gefahrenlage — auch wenn sie nicht zutreffend ist — richtig dokumentiert wurde. Sei die Prämie dagegen infolge Verrechnens oder Verschreibens zu niedrig dokumentiert worden und über §151 BGB so zum Vertragsinhalt geworden, entspreche die vereinbarte Prämie nicht der Gefahr, die der Ver übernehmen wollte und auch faktisch getragen hat. Sie stehe daher in gar keinem Verhältnis zu dem dem Ver nach §40 I zuzubilligenden begrenzten Wertersatzanspruch. Richtschnur für den Wertersatz könne nur die Prämie sein, die ohne diesen — eng begrenzten — Irrtum Vertragsinhalt geworden sei, berechnet also nach der Gefahr, auf die sich der Ver eingerichtet hat. Seien also wegen eines Dokumentationsirrtums zu niedrige Prämien gezahlt worden, so habe der Ver über §40 I 1 noch einen Anspruch auf die Prämiendifferenz. Eine gewiß sachgerechte Korrektur des § 40 I, der zu folgen ist, wenngleich auch das Bedenken, daß §40 I als umfassende Spezialnorm bei der Anfechtung die Grundsätze der §§ 812 ff. gänzlich verdränge, nicht gering zu werten ist. ]C 94] (4) Erstattung der Prämienreserve Auch bei der Anfechtung des Vers gilt für die Kapitalv mit unbedingter Leistungspflicht § 176, für die kapitalbildende Erlebensfall- und Rentenv ist eine entsprechende Vertragsabrede erforderlich. Vgl. im einzelnen unten Anm. G, auch zur Erstattung der Gewinnbeteiligung. Die Regelung des §176 ist sowohl bei der Täuschungsanfechtung wie bei der Irrtumsanfechtung anzuwenden, das ergibt sich Winter

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Anm. C 97

C. Abschluß und Verbriefung des Lebensversicherungsvertrages

schon aus dem klaren Wortlaut der Bestimmung (Brunn D V D 1940 S. 39, Schulz S. 68, a. M . für die Irrtumsanfechtung Prölss-Martin 2 3 § 176 A n m . 4). [C 95] (5) Schadenersatzanspruch des Versicherungsnehmers nach § 122 BGB Verbleibt dem Vmer gleichwohl noch ein Schaden, so kann er ihn bei einer Irrtumsanfechtung des Vers nach Maßgabe des § 122 I BGB geltend machen (Schulz S. 67, 83 — 91). Unter das Vertrauensinteresse fallen ζ. B. vorvertragliche Kosten (wie eine vor Vertragsabschluß zu zahlende Aufnahmegebühr), weitere Aufwendungen nach Vertragsabschluß, soweit ihnen entsprechende Gegenleistungen nicht gegenübergestanden haben, sowie insbesondere der Verlust des zukünftigen Vsschutzes, wenn der Vmer ζ. B. aufgrund seines Gesundheitszustandes nicht mehr versicherbar ist.

VII. Verschulden bei Vertragsschluß Schrifttum Anm. C 96 1. Grundlegung Anm. C 97 2. Bearbeitung des Antrages durch den Versicherer Anm. C 98 3. Haftung des Versicherers für Auskünfte und Zusagen des Versicherungsvertreters Anm. C 99 a) Haftung aus culpa in contrahendo — Versicherungsvertreter als Erfüllungsgehilfe des Versicherers Anm. C 99 b) Gewohnheitsrechtliche Erfüllungshaftung des Versicherers für Zusagen des Versicherungsvertreters

Anm. C 100 aa) Grundlegung Anm. C 100 bb) Anwendung der Erfüllungshaftung im Lebensversicherungsrecht Anm. C 101 cc) Umfang der Erfüllungshaftung Anm. C 102 dd) Rechtsfolge Anm. C 103 ee) Verhältnis von Haftung aus culpa in contrahendo und gewohnheitsrechtlicher Erfüllungshaftung Anm. C 104 ff) Ausblick Anm. C 105

[C 96] Schrifttum: Bukow in: Ausblick und Rückblick, Festschrift für Erich R. Prölss, München 1967 S. 137 — 151, Canaris, Die Vertrauenshaftung im deutschen Privatrecht, München 1971, Ciasen JRPV 1942 S. 82, S. 7 9 - 8 3 Fortsetzung von S. 31-33, Hohloch, VersR 1980 S. 107-118, Jaax, Culpa in contrahendo im Versicherungsvertragsrecht, Diss. Köln 1935, Köbler VersR 1969 S. 773 — 778, Kramer, Die Verantwortlichkeit des Versicherers für Handlungen und Unterlassungen seiner Agenten bei Vertragsschluß, Diss. Göttingen 1938, Martin ZVersWiss 1976 S. 556 — 564, Prölss-Martin, Versicherungsvertragsgesetz, 23. Aufl., München 1984, Rabich, Vertrauens- und Verschuldenshaftung bei der Vermittlung von Versicherungsverträgen, Diss. Köln 1966, Reichert-Facilides VersR 1977 S. 208-213, Staudinger-Dilcher, Kommentar zum Bürgerlichen Gesetzbuch, 12. Aufl. Berlin 1979. [C 97] 1. Grundlegung Durch die A u f n a h m e von Vertragsverhandlungen oder eines sie vorbereitenden K o n t a k t s zwischen den Beteiligten wird unter ihnen ein gesetzliches Schuldverhältnis begründet, das sie im Rahmen der dadurch geschaffenen Beziehung zu gegenseitiger Rücksichtsnahme und zu erhöhter Sorgfalt bei der W a h r u n g der Interessen des anderen Beteiligten verpflichtet. Zu den verschiedenen Tatbeständen einer zum 318

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VII. Verschulden bei Vertragsabschluß

Anm. C 98

Schadenersatz verpflichtenden Verletzung vorvertraglicher Schutz- und Treuepflichten vgl. im einzelnen Köbler VersR 1969 S. 7 7 4 - 7 7 5 und Hohloch VersR 1980 S. 107-118. Was dabei das Verhalten des Vmers und seines Erfüllungsgehilfen anbelangt, so enthalten die §§16 — 21 mit der Regelung der vorvertraglichen Anzeigepflicht eine insoweit abschließende Spezialnormierung der Materie. Den Vmer kann also insoweit keine Schadenersatzpflicht aus culpa in contrahendo treffen, der Ver hat die Rechte aus §§ 16 — 21, falls es überhaupt zum Vertragsschluß gekommen ist. Handelt es sich soweit jedoch nicht um eine Nicht- oder Falschanzeige gefahrerheblicher Umstände, so kann auch der Vmer aus culpa in contrahendo haften, so beispielsweise, wenn er einen Ver zu Aufwendungen veranlaßt, obschon er weiß, daß ein Vertragsschluß mit diesem Ver letztlich nicht in Frage kommt. Demgegenüber kann culpa in contrahendo auf Seiten des Vers darin liegen, daß er oder sein Erfüllungsgehilfe — wie der Vsvertreter — einen Antrag nicht der Bearbeitung zuleitet, der Antrag aus anderen Gründen nicht bearbeitet wird, die beabsichtigte Ablehnung nicht erklärt wird oder die vorgesehene Annahme nicht weitergeleitet oder sonstwie erklärt wird. Auch in der verzögerten Vornahme dieser Handlungen kann ein Verschulden liegen. Inwieweit der Ver dabei allerdings zum Schadenersatz verpflichtet ist, weil beispielsweise die Möglichkeit eines anderweitigen Vertragsschlusses versäumt wurde, ist umstritten (sogleich unter Anm. C 98). Darüber hinaus kann der Ver insbesondere für unrichtige Auskünfte und für Zusagen des Vsvertreters beim Vertragsschluß haften, und zwar auch im Rahmen der gewohnheitsrechtlichen Erfüllungshaftung (sodann unter Anm. C 99 — 105). [C 98] 2. Bearbeitung des Antrages durch den Versicherer In der früheren Rechtsprechung ist teilweise die Ansicht zu finden, daß der Ver verpflichtet sei, Anträge des Vmers innerhalb der in den Antragsvordrucken genannten oder im Einzelfalle vereinbarten Bindungsfrist oder auch in der Zeitspanne bis zum vorgesehenen Beginn der Risikoübernahme des Vers zu bearbeiten; dem Antragsteller sei vor Ablauf der Frist gegebenenfalls auch die Ablehnung des Antrages zu erklären (KG 15.XI.1930 JRPV 1931 S. 4 0 - 4 1 , LG Berlin 28.XII.1950 VersR 1951 S. 42, LG Hamburg 20.11.1951 VersR 1951. S. 158-159, nicht eindeutig RG 26.11.1935 R G Z Bd 147 S. 109-110). Eine solche Verpflichtung ist dem Grundsatze nach abzulehnen. Sie kann nur unter ganz besonders gelagerten Umständen gelten, die nach Treu und Glauben ein solches Verhalten des Vers gebieten und gegebenenfalls auch eine entsprechende Erklärung des Vers verlangen. Die Regelung der §§146 — 149 BGB ist in dieser Hinsicht wenig aussagekräftig, aus ihr ergeben sich lediglich die Voraussetzungen, die für das Zustandekommen des Vertrages erfüllt sein müssen. Mit Recht gehen Schrifttum (Bruck-Möller Bd I § 1 Anm. 90, Prölss-Martin 23 § 3 VVG Anm. 5, Wagner Bd VI Anm. C 21, Wriede Bd VI Anm. C 15) und neuere Rechtsprechung davon aus, daß der Antragsteller darauf dringen kann, daß sich der Ver innerhalb einer Frist entscheiden möge, die den Interessen des Antragstellers entspricht. Dabei sind natürlich vstechnische Erfordernisse zu berücksichtigen, die beispielsweise in der Lebensv und Berufsunfähigkeitsv wegen der Notwendigkeit einer ärztlichen Untersuchung bzw. der Überprüfung des gesundheitlichen Zustandes des Antragstellers auch ohne ärztliche Untersuchung dazu geführt haben, hier grundsätzlich von einer sechswöchigen Annahmefrist des Vers auszugehen. Die unter Berücksichtigung der Interessen des Vers und des Vmers festgelegte Bindungs- und Annahmefrist kann der Ver ausnutzen, ohne sich aus culpa in contrahendo schadenersatzpflichtig zu Winter

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Anm. C 98

C. Abschluß und Verbriefung des Lebensversicherungsvertrages

machen. Deutlich gelangt diese grundsätzliche Auffassung in BGH 17.III.1966 VersR 1966 S. 457 — 458 zum Ausdruck: Der Antragende erlange „kein Recht darauf, daß sich der Empfanger (des Antrages) innerhalb der für seine Annahme vorgesehenen Frist ... alsbald mit dem Antrage befaßt und nach Prüfung die Annahme oder Ablehnung erklärt. Dem Empfanger steht die volle Frist zur Verfügung. Äußert er sich nicht, so ist der Antrag abgelehnt (§ 146 BGB). Der bloße Eintritt in Vertragsverhandlungen über die Einzelheiten des beabsichtigten Vertrages hat noch keine Änderung der Rechtslage zur Folge. Insbesondere wird der Empfänger des Antrages nicht ohne weiteres dazu verpflichtet, einen etwa bereits vor Ablauf der Annahmefrist gefaßten Entschluß zur Annahme oder Ablehnung des Antrages alsbald mitzuteilen. Auch die besonderen Verhältnisse bei Versicherungsanträgen können zu keiner anderen Auffassung führen. Zwar sind dem Antragsteller während des Laufes der Frist die Hände gebunden, weil er nicht mit anderen Vern in Verbindung treten kann und daher das unter Umständen für ihn lebenswichtige Risiko nicht wie beabsichtigt unter Versicherung bringen kann, wenn der Versicherer, an den er sich gewandt hat, den Antrag im letzten Augenblick ablehnt oder sich überhaupt nicht äußert. Das ist die rechtliche Folge der dem Empfänger eingeräumten ... Annahmefrist, die durch Vereinbarung der Parteien kürzer bemessen werden kann." Der Ver sei — sofern nicht besondere Umstände gegeben seien — auch nicht gehalten, „eine besonders schleunige Übermittlungsart, etwa durch Boten, zu wählen. Die schutzwürdigen Interessen des Antragstellers verlangen auch nicht eine derartige Ausweitung der vorvertraglichen Sorgfaltspflicht des Versicherers, weil der Antragsteller sich regelmäßig durch eine vorläufige Deckungszusage einen alsbaldigen Schutz verschaffen oder jedenfalls die Antragsfrist verkürzen lassen kann, um freie Hand für einen anderweiten Abschluß zum gewünschten Termin zu gewinnen". Auf derselben Linie liegt OLG München 1.II.1965 VersR 1965 S. 529 zum Abschluß einer Kapitalv mit erhöhter Erlebensfallsumme: Da immer davon ausgegangen werden müsse, daß bei Neuabschlüssen der Antragsteller grundsätzlich kein Recht auf Annahme hat, seien stets besondere Umstände erforderlich, um eine Haftung des Versicherers aus dem Gesichtsspunkt der culpa in contrahendo zu begründen. Solche besonderen Umstände ergäben sich nicht schon aus der Rückdatierung des Vsbeginns um drei Wochen und der Zahlung der Erstprämie bereits bei Antragstellung. Daraus allein könne nicht die Folgerung gezogen werden, daß die Antragsprüfung sofort oder doch so schnell wie möglich durchzuführen sei. Nicht eindeutig ist dagegen OLG Stuttgart 28.X.1958 VersR 1959 S. 261-262 zu einer Kapitalv mit Rentenwahlrecht. Die Urteile LG Köln 6.VII.1972 VersR 1972 S. 926-927 und LG Köln 6.VII.1972 VersR 1972 S. 1165-1166 (mit Anm. Franke S. 1166 — 1167) lehnen sich für den Fall zweier Kapitalven an OLG München a.a.O. an und gehen davon aus, daß die Zahlung der Erstprämie schon bei Antragsunterzeichnung und der gewünschte Vsbeginn drei Wochen nach Antragstellung für den Ver nicht den zwingenden Schluß zuließen, daß es sich um einen besonders eilbedürftigen Vsantrag handele. Der Ver habe daher den Hausarzt des Antragstellers nicht auf die besondere Eilbedürftigkeit einer Bearbeitung der routinemäßigen Anfrage hinzuweisen brauchen, er sei angesichts der gerichtsbekannten Arbeitsüberlastung der Ärzte auch nicht verpflichtet gewesen, die Bearbeitung der Anfrage anzumahnen, nachdem sie nicht alsbald beantwortet worden war. Besonders klar formuliert BGH 1.X.1975 VersR 1975 S. 1093 im Falle einer Risikolebensv: „Mag die Vereinbarung einer solchen Frist (hier: der Sechswochenfrist) den Versicherer auch nicht ausnahmslos und unter allen Umständen von der Verpflichtung entbinden, eine Entscheidung über den Antrag nach Möglichkeit schon vor Fristablauf herbeizuführen und dem Antragsteller mitzuteilen, so darf er die Frist doch jedenfalls dann 320

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VII. Verschulden bei Vertragsabschluß

Anm. C 98

voll ausschöpfen, wenn eine besondere Eilbedürftigkeit des Antrages nicht ersichtlich ist". Nach OLG Hamm 18.1.1978 VersR 1978 S. 1136 begründet bei einer Familienversorgungsv auch eine „recht verzögerliche" Behandlung des Antrages durch den Ver keine Haftung aus culpa in contrahendo, da der Ver grundsätzlich nicht verpflichtet sei, den Antrag mit „tunlicher Beschleunigung" zu prüfen. Der Antragende habe keinen Anspruch darauf, daß sich der Ver innerhalb der für die Annahme vorgesehenen Frist alsbald mit dem Antrag befaßt und nach Prüfung die Annahme oder Ablehnung erklärt. Einen daraus entstehenden Schaden habe der Antragsteller hinzunehmen, da er durch Vereinbarung einer kürzeren Annahmefrist auf eine Beschleunigung hinwirken könne. Ähnlich OLG Hamm 8.II.1978 VersR 1978 S. 1015, im Ergebnis ebenso LG Mönchengladbach 18.III.1982 VersR 1983 S. 50, beide zu einer Kapitallebensv. Gegen diese von der Rechtsprechung und fast einhellig in der Literatur vertretene Auffassung wendet sich Köbler VersR 1969 S. 773 — 778 und spricht sich ganz grundsätzlich für eine Haftung des Vers aus culpa in contrahendo insbesondere auch bei verzögerlicher Bearbeitung des Antrags durch den Ver aus. Köbler argumentiert, § 148 BGB — auf den sich die Rechtsprechung und die h. M. unter anderem stützt — sei eine Schutzvorschrift zunächst zugunsten des Antragsempfängers (also des Vers) und anschließend zugunsten des Antragstellers. Denn nach Ablauf der Annahmefrist kehre sich der Schutz des § 148 BGB — der sich während der Bindungsfrist zugunsten des Vers ausgewirkt habe — um, da der Antragsteller nicht länger an sein Angebot gebunden bleiben solle, so daß er nicht mehr aufgrund seines Angebots verpflichtet werden könne. Eine Schutzvorschrift aber könne nur in einer Richtung von Bedeutung sein, die dem Willen oder dem wohlverstandenen Interesse des Geschützten entspricht. Auf sie könne man sich nur stützen, wenn ihr Ergebnis mit dem Schutzbedürfnis des Geschützten auch in Einklang stehe. Das aber sei hier nicht der Fall. Mit Ablauf der Annahmefrist werde nämlich der Antragsteller von einer Bindung befreit, von der er gar nicht befreit werden wolle. Ihm liege nicht daran, daß jetzt der Ver durch die Annahme den Vertrag nicht mehr zustande bringen könne, er strebe im Gegenteil mit unverminderter Intensität die Risikoübernahme durch den Ver an. Umgekehrt laufe der Ver infolge des Fristablaufs kaum ein höheres Risiko als zuvor. Auf die zum neuen Angebot werdende Annahme des Vers hin werde der Antragsteller, da er den Vertragsschluß unverändert erstrebe, seinerseits die Annahme erklären. Nur der inzwischen eingetretene Vsfall bleibe ohne Deckung, obwohl angeblich der Antragsteller geschützt sein solle. In Wirklichkeit sei es vielmehr so, daß sich der Vmer mit der Antragstellung in die Einflußsphäre des Vers begibt. Mit der Antragstellung gebe er die Möglichkeit, sein durch den Antrag als für ihn wichtig bezeichnetes Ziel, die Gefahrüberwälzung zu erreichen, aus der eigenen Hand in die des Vers. Denn er begebe sich der Möglichkeit, das Schadensrisiko innerhalb der Annahmefrist anderwärts zu versn. Daher rechne der Vmer damit, daß der Ver seinen Antrag mit der dem entgegengebrachten Vertrauen entsprechenden Sorgfalt behandelt. Anderenfalls hätte er sich an einen anderen Ver gewandt. Der Ver seinerseits habe sich umgekehrt zur Übernahme von Gefahren nach Maßgabe seiner AVB öffentlich bereit erklärt. Das ihm entgegengebrachte Vertrauen berücksichtige der Ver schon dann nicht im erforderlichen Maße, wenn er den Antrag nicht nach dem Ende der für die ordnungsgemäße Bearbeitung erforderlichen Zeit bescheide. Trete dann der Vsfall nach dem Zeitpunkt des vorgesehenen Vsbeginns und vor dem Abschluß des Vsvertrages ein und handele es sich um ein Risiko, daß der Ver anderenfalls vt hätte, so folge aus der Pflichtverletzung eine Schadenersatzpflicht. Dem kann nicht gefolgt werden. Köbler überdehnt Sinn und Funktion der Vorschrift des § 148 BGB und gelangt dabei zu einem Ergebnis, zu dessen Begründung Winter

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Anm. C 99

C. Abschluß und Verbriefung des Lebensversicherungsvertrages

er — abgesehen von dem Hinweis auf die wirtschaftlichen Interessen des Vmers — kein überzeugendes Argument bringt. Wollte man Köblers Auffassung beipflichten, so würde für das Privatvswesen ein Sonderrecht geschaffen, für das es sonst im Bereich des bürgerlichen Rechts und des Handelsrechts kein Gegenstück gibt (PrölssMartin 23 § 3 VVG Anm. 5). Eine Ausnahme von dem Grundsatz, daß der Ver wegen einer verzögerlichen Antragsbearbeitung nicht aus culpa in contrahendo haftet, kann für vereinzelte Fallgruppen in Betracht kommen: Zum einen insbesondere für all jene Fälle, in denen für den Ver die besondere Bedeutung möglichst umgehender Bearbeitung des Antrags und Unterrichtung des Antragstellers angesichts dessen schutzwürdiger Interessen erkennbar ist (BGH 17.III.1966 VersR 1966 S. 457-458, BGH 1.X.1975 VersR 1975 S. 1093), und ferner für Fälle, in denen Vmer und Ver zur Zeit der Vertragsverhandlungen schon in vertraglichen Beziehungen miteinander stehen. Sonderfälle finden sich auch im Rahmen der Gruppenlebensv oder bei der Wiederherstellung der V, zur Behandlung eines Änderungsantrages vgl. OLG Hamm 8.II.1978 VersR 1978 S. 1015. Zu weiteren Einzelheiten Martin ZVersWiss 1976 S. 556 — 564. [C 99] 3. Haftung des Versicherers für Auskünfte und Zusagen des Versicherungsvertreters a) Haftung aus culpa in contrahendo — Versicherungsvertreter als Erfüllungsgehilfe des Versicherers Schon nach allgemeinen Rechtsgrundsätzen (vgl. dazu RG 23.VI.1926 RGZ Bd 114 S. 159) ist der Ver verpflichtet, den Antragsteller beim Vertragsschluß sorgfaltig zu beraten und ihn über solche Umstände aufzuklären, die für den Vertragsschluß aus der Sicht des Antragstellers bedeutsam sind. In der Praxis wird diese Verpflichtung des Vers durch den Vsvertreter wahrgenommen. So bezieht sich auch die Rechtsprechung zur vorvertraglichen Aufklärungspflicht fast gänzlich auf das Verhalten von Vsvertretern. Verletzt der Vsvertreter die Pflicht, den Antragsteller wahrheitsgemäß und im einzelnen über Art und Umfang des Vsschutzes, über die Bedeutung und die Eingrenzung von Ausschlußtatbeständen und sonstigen Risikobeschränkungen usw. aufzuklären, soweit sie für die Entschließung des Antragstellers von Bedeutung sind, so ist der Ver dem Antragsteller aus culpa in contrahendo zum Schadenersatz verpflichtet. Voraussetzung ist dabei, daß der Vsvertreter selbst schuldhaft gehandelt hat und sein Verhalten für die Entstehung des Schadens ursächlich gewesen war. Das wäre beispielsweise nicht der Fall, wenn die von dem Antragsteller erstrebte V in dieser Form weder von diesem Ver noch von einem anderen akzeptiert worden wäre. Ein eigenes mitwirkendes Verschulden des Antragstellers im Sinne von § 254 BGB mindert dabei den geltend gemachten Schadenersatzanspruch und kann ihn u. U. gänzlich ausschließen. Aus der Rechtsprechung zum Abschluß von Lebensvsverträgen vgl. OLG Celle 27.X.1936 HansRGZ 1937 A Sp. 331-335. Der Vmer benötigte zur Kreditsicherung einen dreijährigen Lebensvsschutz. Der Vsvertreter A empfahl eine gemischte Lebensv und gab an, der Rückkaufswert betrage nach Ablauf der drei Jahre ca. 7000 RM, während er sich in Wahrheit auf 2033 RM belief. Das OLG Celle bejaht culpa in contrahendo und führt aus, es sei außerdem die Pflicht des Vsvertreters gewesen, in Ausübung seiner Aufklärungspflicht, die auch dem Ver obgelegen hätte, den Antragsteller auf andere günstigere Vsarten, insbesondere eine Risikoumtauschv oder eine Risikov hinzuweisen. Nach OLG Köln 19.III.1931 JRPV 1931 S. 291-292 verstößt der Vsvertreter gegen seine Belehrungs- und Aufklärungspflicht, wenn er zu dem Antragsteller immer nur von „Sparen" als dem Hauptzweck der „Sparuhr" sprach und die V nur als „nebenher" laufend bezeichnete. Das OLG Köln erblickt hierin ebenso eine Pflichtverletzung wie das OLG München 30.V.1959 VersR 1959 322

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VII. Verschulden bei Vertragsabschluß

Aiim. C 100

S. 979 in dem von ihm entschiedenen Fall zu einer Rentenv, wo ein im Dienste des Vers tätiger Instruktor (fachlicher Berater für Lebens- und Rentenven) in Anwesenheit des Vsvertreters dem Vmer auf dessen Befragen irreführend erklärt hatte, der Vertreter sei berechtigt, „gegen unsere Quittungen jeden Betrag zu kassieren". Das LG Hannover 15.IX.1937 VA 1937 S. 183 Nr. 2990 führt in Zusammenhang mit einer Lebensfremdv aus, die mangels schriftlicher Einwilligung unwirksam ist: „Der Umfang der Aufklärungspflicht kann nur von Fall zu Fall näher festgestellt werden. Die Klägerin hat nun behauptet, sie habe den Agenten D. ausdrücklich darauf hingewiesen, daß sie doch nicht für ihren Mann, von dem sie getrennt lebe, unterschreiben könne; D. habe darauf erklärt, das mache gar nichts aus, sie könne ruhig für ihren Mann unterschreiben, gültig sei dann der Vertrag trotzdem. Wenn diese Behauptung zuträfe ..., so würde sich D. bei der Erfüllung der Aufklärungspflicht zum mindesten einer groben Fahrlässigkeit schuldig gemacht haben, für die die Beklagte einzustehen hätte, um so mehr, als bei der Klägerin keine Erfahrung in derartigen geschäftlichen Dingen vorauszusetzen war." AG Frankfurt 15.III.1950 VersR 1950 S. 160 läßt es in dem Fall einer Handwerkerlebensv für eine Pflichtverletzung genügen, „daß die Vertreter der Kl. den Vertragsschluß durch Behauptungen herbeigeführt haben, deren Richtigkeit sie nicht mit der erforderlichen Sorgfalt nachgeprüft haben. Als erfahrene Vsvertreter hatten sie nach sorgfältiger Prüfung wissen müssen, daß ein Umsatzsteuerbescheid für einen Monat keine Grundlage für die Vorausberechnung des Gesamteinkommens zur Feststellung der Angestelltenvspflicht" bilden kann. Zu den Grundsätzen der Haftung des Vers aus culpa in contrahendo für eine Verletzung der Aufklärungspflicht durch den Vsvertreter vgl. BGH 20.VI.1963 VersR 1963 S. 7 6 8 - 7 7 0 = JZ 1963 S. 6 7 8 - 6 8 0 mit Anm. Prölss S. 6 8 0 - 6 8 1 (insbesondere auch zum Mißverschulden des Vmers und zum Verhältnis von culpa in contrahendo zum gewohnheitsrechtlichen Erfüllungsanspruch gegen den Ver). BGH 28.X.1963 VersR 1963 S. 36 — 38 bejaht gleichfalls eine Schadenersatzpflicht des Vers, da der Vsvertreter und der von ihm beigezogene Vsinspektor den Vmer mangelhaft aufgeklärt und beraten hatten. Nach BGH 1.111.1972 VersR 1972 S. 5 3 0 - 5 3 2 ist der Ver zum Schadenersatz verpflichtet, wenn der Vsvertreter die Ausfüllung des von dem Vmer blanco unterzeichneten Vsantrages übernimmt und den Antrag sodann schuldhaft falsch ausfüllt, wobei den Vmer ein Mitverschulden trifft, wenn er in einem solchen Falle eine Überprüfung des zugesandten Vsscheins unterläßt. Der Ver ist verpflichtet, bei einer Haftung aus culpa in contrahendo Schadenersatz in der Weise zu leisten, daß der Antragsteller durch die Leistung des Vers vermögensmäßig so gestellt wird, wie er ohne das pflichtwidrige Verhalten des Vsvertreters stehen würde. Dabei ist zu berücksichtigen, daß sich das Fehlverhalten des Vertreters in aller Regel erst bei der Abwicklung eines Vsfalles herausstellt, so daß grundsätzlich auch bei culpa in contrahendo in solchen Fällen Schadenersatz in der Weise geleistet wird, daß der Ver die Entschädigungsleistung im Rahmen des Vertragsinhalts erbringt, wie er bei einem pflichtgemäßen Verhalten des Vsvertreters vereinbart worden wäre (BGH 20.VI.1963 VersR 1963 S. 7 6 8 - 7 7 0 = JZ 1963 S. 6 7 8 - 6 8 0 und seither ständige Rechtsprechung, vgl. im übrigen Hohloch VersR 1980 S. 108, Wagner Bd VI Anm. C 22). [C 100] b) Gewohnheitsrechtliche Erfüllungshaftung des Versicherers für Zusagen des Versicherungsvertreters aa) Grundlegung Im Vsrecht hat sich darüber hinaus ein durch ständige Rechtsprechung erhärteter und anerkannter Gewohnheitsrechtssatz gebildet (seit RG 15.X.1909 Gruchot 54 S. 426, R G 26.IV.1910 BGZ Bd 73 S. 302, RG 19.1.1915 RGZ Bd 86 S. 128-135, RG Winter

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Anm. C 101

C. Abschluß und Verbriefung des Lebensversicherungsvertrages

19.V.1922 RGZ Bd 104 S. 346, RG 2.X.1925 RGZ Bd 111 S. 214, RG 2.IV.1935 RGZ Bd 147 S. 186-190, BGH 9.V.1951 BGHZ Bd 2 S. 8 7 - 9 3 , BGH 20.VI.1963 VersR 1963 S. 7 6 8 - 7 7 0 = JZ 1963 S. 6 7 8 - 6 8 0 , BGH 28.X.1963 VersR 1964 S. 3 6 - 3 8 , BGH 6.XI.1967 VersR 1968 S. 3 5 - 3 6 , BGH 15.III.1978 VersR 1978 S. 457, BGH 26.11.1981 VersR 1981 S. 469), wonach ein Vmer auf die Richtigkeit einer Auskunft des Vsvertreters über den Umfang der V vertrauen darf, „weil dessen Aufgabe gerade darin besteht, dem Versicherungsnehmer für die Versicherungsgesellschaft die erforderliche Belehrung und Aufklärung über den Inhalt und die Bedeutung der Versicherungsbedingungen und der sonstigen Anforderungen der Gesellschaft zu gewähren. Wenn die Versicherungsgesellschaften ihre Agenten mit solchen Aufgaben betrauen, müssen sie auch für deren Erklärungen einstehen und diese gegen sich gelten lassen . . . . Gegenüber einer falschen Aufklärung über den Inhalt und die Bedeutung der Versicherungsbedingungen durch den Vermittlungsagenten kann sich der Versicherer nur dann auf den der Aufklärung entgegenstehenden Wortlaut der Bedingungen selbst berufen, wenn dieser so klar ist, daß der Widerspruch dem Versicherungsnehmer erkennbar war und ihm damit ein erhebliches eigenes Verschulden zur Last fällt" (BGH 9.V.1951 BGHZ Bd 2 S. 92). Man spricht von einer Erfüllungshaftung des Vers und läßt hiermit deutlich werden, daß es nicht nur um eine Schadenersatzverbindlichkeit, sondern um eine nach Voraussetzungen und Inhalt hiervon verschiedene eigenständige Inpflichtnahme des Vers geht: „Im Rahmen der Erfüllungshaftung muß der Versicherer den Versicherungsschutz gemäß den irrigen Vorstellungen des Versicherungsnehmers gewähren. Der Versicherungsnehmer kann den Versicherer auch dann in Anspruch nehmen, wenn der Versicherer das Wagnis, über dessen Versicherung sich der Versicherungsnehmer geirrt hat, nicht versichert und andere Versicherer eine derartige Versicherung ebenfalls ablehnen. Der Versicherer muß im übrigen auch dann Versicherungsschutz gewähren, wenn den Versicherungsagenten kein Verschulden treffen sollte. Die Haftung des Versicherers ist also streng. Dem entspricht es, daß sie in vollem Umfange wegfällt, wenn den Versicherungsnehmer ein erhebliches eigenes Verschulden an seinem Irrtum trifft" (BGH 20.VI.1963 BGHZ Bd 40 S. 2 6 - 2 7 = VersR 1963 S. 769 = JZ 1963 S. 679, vgl. im übrigen Bruck-Möller Bd I § 44 Anm. 54 — 72, aus dem neueren Schrifttum Reichert-Facilides VersR 1977 S. 2 0 8 - 2 1 3 , Hohloch VersR 1980 S. 107-118). [C 101] bb) Anwendung der Erfüllungshaftung im Lebensversicherungsrecht Die Erfüllungshaftung des Vers gilt auch auf dem Gebiete der Lebensv. Während ältere gerichtliche Entscheidungen häufig Lebensvsverträge betreffen, sind in neuerer Zeit zu diesem Bereich gehörende Fälle nur noch vereinzelt Gegenstand der Rechtsprechung geworden. So hatte RG 26.IV.1910 RGZ Bd 73 S. 3 0 2 - 3 0 6 über einen Fall zu entscheiden, in dem sich die Lebensvmerin auf die Auskunft eines Bezirksdirektors verlassen hatte, „sie könne nach Ablauf von drei Jahren ... die bis dahin eingezahlten Beiträge unverkürzt, aber ohne Zinsen zurückfordern". Bei RG 4.VII.1919 VA 1919 Anh. S. 5 1 - 5 2 Nr. 1095 hatte der Vsvertreter fälschlich bestätigt, auch die Kriegsgefahr sei im Rahmen der Lebensv von vornherein mitgedeckt. Vgl. im übrigen R G 22.1.1892 R G Z Bd 28 S. 389, RG 30.III.1900 RGZ Bd 46 S. 184, R G 7.XI.1911 VA 1912 S. 5, OLG Karlsruhe 16.XII.1931 VA 1932 S. 15, OLG Celle 27.X.1936 HansRGZ 1937 S. 331, LG Düsseldorf 13.III.1952 VersR 1952 S. 161, OLG Schleswig 5.XI.1951 VersR 1952 S. 61, OLG München 27.IV.1965 VersR 1965 S. 897, LG Essen 11.1.1971 VersR 1973 S. 27. Daß die lebensvsrechtlichen Entscheidungen gegenwärtig in den Hintergrund getreten sind, bedeutet nicht, daß die Erfüllungshaftung des Vers im Lebensvsrecht nicht gilt. 324

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VII. Verschulden bei Vertragsabschluß

Anm. C 103

[C 102] cc) Umfang der Erfüllungshaftung Während sich der Ver anfangs das Verhalten seines Vsvertreters in der Regel nur zurechnen lassen mußte, wenn dieser den Vmer unrichtig beraten oder belehrt hatte, haftet der Ver nach der gewandelten Rechtsprechung auch, wenn eine Aufklärung oder Belehrung des Vmers erkennbar geboten war, aber unterblieben ist. Für vom Vsvertreter erkannte Fehlvorstellungen des Vmers vgl. beispielsweise BGH 20.VI.1963 JZ 1963 S. 6 7 8 - 6 8 0 , zu für den Vsvertreter nur erkennbaren Fehlvorstellungen vgl. BGH 16.11.1967 VersR 1967 S. 443, wo aus der Rechtsprechung zum Gewohnheitsrechtssatz die nicht nur auf den Abschluß des Vsvertrages bezogene, sondern für das Vsrecht allgemeingültige Feststellung hergeleitet wird, daß zwar keine generelle Pflicht des Vsvertreters bestehe, „den Vmer von sich aus jederzeit zu belehren, zu beraten oder sonstwie zu betreuen. Nur soweit das Verhalten des Vmers ein Bedürfnis nach näherer Aufklärung erkennen läßt oder sich ein solches Bedürfnis nach der Sachlage von selbst ergibt, muß ihm entsprochen werden". Das aber ist für den hier entscheidenden Zeitpunkt des Abschlusses des Vsvertrages ganz grundsätzlich anzunehmen. Der Vsvertreter ist bei den Vertragsverhandlungen zur Aufklärung schon dann verpflichtet, wenn er eine gewisse Unsicherheit beim Vmer gewahr wird, wobei er ein entsprechendes Einfühlungsvermögen beweisen und diese Unsicherheit auch rechtzeitig wahrnehmen muß (vgl. BGH 9.X.1974 VersR 1975 S. 77). Die dem Vsvertreter gegenüber dem Vmer auferlegte Auskunfts- und Beratungspflicht hat einen insgesamt beträchtlichen Umfang. Der in älteren Entscheidungen zu findende Satz, daß den Vsvertreter keine Pflicht zur Beratung über die Zweckmäßigkeit der in Erwägung gezogenen V treffe (vgl. KG 11.11.1933 VA 1933 S. 82), kann angesichts der späteren Rechtsprechung gleichfalls keine uneingeschränkte Gültigkeit mehr beanspruchen. Es kann zwar niemand dem Vmer die Entscheidung abnehmen, ob er in Vertragsverhandlungen eintreten will und ob er einen Vsvertrag abschließt. Im Hinblick auf die Gestaltung des abzuschließenden Vsvertrages im einzelnen trifft den Vsvertreter jedoch eine Pflicht zur interessengerechten Beratung des Vmers, beispielsweise auch zur Entscheidung der Frage, ob der Abschluß einer Risikolebensv für den Vmer angesichts des von ihm erstrebten Zwecks sinnvoller ist als der Abschluß einer kapitalbildenden Lebensv. Den Vsvertreter trifft darüber hinaus auch eine Pflicht zur Aufklärung und Erklärung bei Fachausdrücken wie Deckungskapital, Rückkaufswert und Überschußbeteiligung (vgl. schon OLG Karlsruhe 16.XII.1931 VA 1932 S. 15). Zum Umfang der Erfüllungshaftung vgl. insbesondere die — teilweise allerdings veraltete — Darstellung bei Bruck-Möller Bd I § 44 Anm. 63 — 69, zur neueren Rechtsprechung Hohloch VersR 1980 S. 107-118. [C 103] dd) Rechtsfolge Hat der Vmer eine Zusage oder Auskunft gegeben, die durch den Inhalt des Vsvertrages nicht abgedeckt ist, oder hat er einer entsprechenden Vorstellung des Vmers bei den Vertragsverhandlungen nicht widersprochen, so ist der Vsvertrag als im Sinne der unrichtigen Angaben des Vsvertreters oder der unkorrigiert gelassenen unrichtigen Vorstellungen des Vmers umgestaltet anzusehen. Der Vmer wird also so gestellt, als ob der Ver nach dem Vsvertrag auch insoweit zur Leistung verpflichtet wäre, wie der Vmer sich über die Leistungspflicht des Vers falsche Vorstellungen gemacht hat und diese Vorstellungen von dem Ver bzw. seinem Vertreter nicht berichtigt worden sind. Das gilt nach einhelliger Rechtsprechung auch dann, wenn das insoweit von dem Ver zu tragende Risiko in dessen Geschäftsplan gar nicht vorgesehen ist, und zwar auch dann, wenn es auf dem Vsmarkt überhaupt nicht Winter

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Anm. C 105

C. Abschluß und Verbriefung des Lebensversicherungsvertrages

abzudecken sein sollte (so schon RG 19.1.1915 R G Z Bd 86 S. 134-135, vgl. auch OLG Koblenz 28.111.1980 VersR 1980 S. 915). Zur dogmatischen Einordnung im einzelnen vgl. Reichert-Facilides VersR 1977 S. 208—213 sowie unten Anm. G. Die Umgestaltung des Vsvertrages entfällt dabei, wenn den Vmer ein erhebliches eigenes Verschulden an seinem Irrtum trifft. Sie entfallt nicht schon bei einem geringfügigen Verschulden des Antragstellers, also bei jeder leichten Fahrlässigkeit (vgl. nur BGH 20.VI.1963 JZ 1963 S. 679, OLG Koblenz a.a.O.). Ein erhebliches eigenes Verschulden des Antragstellers bzw. Vmers ist dabei in aller Regel gegeben, wenn er — entgegen der klaren Sachlage, insbesondere aber entgegen den eindeutigen gedruckten Unterlagen wie Antragsschein und Vsbedingungen — nur auf die Worte des Vsvertreters vertraut. Dabei ist jedoch für solche Unterlagen ein besonderes Maß von Klarheit und Eindeutigkeit zu fordern, bevor der Ver einwenden kann, daß der Gewohnheitsrechtssatz keine Anwendung finden könne (Bruck-Möller Bd I §44 Anm. 69). [C 104] ee) Verhältnis von Haftung aus culpa in contrahendo und gewohnheitsrechtlicher Erfüllungshaftung Die beiden Institute schließen sich nach h. M. nicht aus, der Leistungsanspruch aus der Erfüllungshaftung und der Schadenersatzanspruch aus culpa in contrahendo bestehen nebeneinander (Leitentscheidung BGH 20.VI. 1963 VersR 1963 S. 7 6 8 - 7 7 0 = JZ 1963 S.678-680 und die seitherige Rechtsprechung). Wenn die von einem Verschulden des Vsvertreters unabhängige Erfüllungshaftung bei einem erheblichen Mitverschulden des Vmers gänzlich entfallt, kann der aus culpa in contrahendo sich ergebende Schadenersatzanspruch — allerdings nach § 254 BGB entsprechend reduziert — gleichwohl durchgreifen. Soweit beide Ansprüche nebeneinander bestehen können, also auch die Erfüllungshaftung zum Zuge kommt, geht dabei eine Schadenersatzhaftung dann ins Lehre, wenn wegen der Umgestaltung des Vsvertrages ein Schaden des Vmers von vornherein gar nicht erst eintritt (a. M. Bruck-Möller Bd I §44 Anm. 61, wonach dem Vmer die Wahl zwischen beiden Ansprüchen bleiben soll). [C 105] ff) Ausblick Die gewohnheitsrechtliche Erfüllungshaftung, der das Vswesen als einziger aller mit einem Verkaufsaußendienst arbeitenden Wirtschaftszweige unterworfen ist, ist nicht unproblematisch, zumal es dem Gedanken einer Gefahrengemeinschaft widerspricht, wenn einzelnen Vmern infolge des Fehlverhaltens eines Vsvertreters (vielleicht auch eines örtlichen nebenberuflichen oder Gelegenheitsvermittlers) eine Vsleistung geboten wird, die es für diese Prämie nicht oder nach der Technik des Vswesens überhaupt nicht geben kann (Prölss JZ 1963 S. 680). Je weiter diese gewohnheitsrechtliche Erfüllungshaftung des Vers ausgedehnt wird, desto dringender stellt sich die Frage nach der Rechtfertigung und den Grenzen einer solchen Haftung. Dazu im einzelnen unten Anm. G. VIII. Besondere Versicherungsformen und Sonderfalle Schrifttum Anm. C 106 1. Vorläufige Deckungszusage Anm. C 1 0 7 - 1 1 2 a) Einführung der vorläufigen Deckung in der Lebensversicherung

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Anm. C 107 b) Begriff der vorläufigen Deckung Anm. C 108 c) Verhältnis der vorläufigen Deckungszusage zum Hauptvertrag

VIII. Besondere Versicherungsformen u Sonderfälle

2. 3. 4.

5.

Anm. C 109 d) Erteilung, Beginn und Ende der vorläufigen Deckung Anm. C 110 e) Inhalt der vorläufigen Deckung Anm. C l l l 0 Unentgeltlichkeit des vorläufigen Versicherungsschutzes? Anm. C 112 Rückwärtsversicherung Anm. C 113 Versicherung mit Rückdatierung Anm. C 114 Realteilung beim Versorgungsausgleich durch Schaffung eines eigenen Lebensversicherungsvertrages für den ausgleichsberechtigten Ehegatten Anm. C 1 1 5 - 1 2 2 a) Grundlegung Anm. C 115 b) Rechtliche Ausgestaltung des für den ausgleichsberechtigten Ehegatten zu schaffenden Lebensversicherungsvertrages Anm. C 116 c) Begründung des neuen Lebensversicherungsvertrages durch zivilrechtsgestaltenden Hoheitsakt Anm. C 117 d) Kein Abschlußzwang für den Versicherer Anm. C 118 e) Einengung der Vertragsfreiheit für den ausgleichsberechtigten Ehegatten? Anm. C 119 f) Rechtslage bei vor Einführung des Geschäftsplans für die Realteilung abgeschlossenen Lebensversicherungsverträgen Anm. C 120 g) VVaG als Versicherer Anm. C 121 h) Realteilung bei Anrechten aus der Betrieblichen Altersversorgung und der Berufsständischen Versorgung Anm. C 122 Zusammengefaßte Lebensversicherungen Anm. C 1 2 3 - 1 2 8 a) Einheitlicher Versicherungsvertrag Anm. C 1 2 4 - 1 2 6 aa) Mehrere Personen Anm. C 125 bb) Mehrere Deckungsvarianten Anm. C 126 b) Mehrere Versicherungsverträge Anm. C 127

Anm. C 105

c) Lebensversicherungs- und Nichtlebensversicherungsvertrag Anm. C 128 6. Gruppenversicherung Anm. C 1 2 9 - 1 4 0 a) Differenzierungen Anm. C 129 b) Echte Gruppenlebensversicherung Anm. C 1 3 0 - 1 3 5 aa) Zwangsgruppenversicherung Anm. C 131 bb) Gruppenversicherung mit rechtsbegründender Anmeldung Anm. C 1 3 2 - 1 3 5 (1) Rechtsnatur der Anmeldung Anm. C 132 (2) Ausgestaltung der Anmeldepflicht Anm. C 133 (3) Annahme der Anmeldung durch den Versicherer Anm. C 134 (4) Wirksamkeit der Einbeziehung des einzelnen Gruppenmitgliedes Anm. C 135 c) Unechte Gruppenlebensversicherung Anm. C 1 3 6 - 1 3 8 aa) Übersicht Anm. C 136 bb) Anmeldung als Vertragsangebot oder als Vertragsannahme Anm. C 137 cc) Obligatorische Beteiligung des Gruppenmitgliedes? Anm. C 138 d) Gemischte Gruppenlebensversicherung Anm. C 139 e) Gruppenversicherung und Begünstigungsvertrag Anm. C 140 7. Begünstigungsverträge Anm. C 1 4 1 - 1 6 9 a) Grundlegung Anm. C 1 4 1 - 1 4 4 aa) Begriffliches Anm. C 141 bb) Regelungsübersicht — Verbot und Ausnahmen Anm. C 142 cc) Gleichbehandlungsgebot Anm. C 143 dd) Zivilrechtliche Wirksamkeit verbotswidriger Begünstigungsverträge Anm. C 144

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Anm. C 105

C. Abschluß und Verbriefung des Lebensversicherungsvertrages

b) Zulässige Gruppenlebensversicherungsverträge Anm. C 1 4 5 - 1 6 1 aa) Abschlußgrundlagen Anm. C 1 4 5 - 1 4 7 (1) Geschäftsplan Anm. C 145 (2) Abrechnungsverband Anm. C 1 4 6 - 1 4 7 (a) Allgemeines Anm. C 146 (b) Besonderer Abrechnungsverband für den Bestand eines einzelnen Gruppenversicherungsvertrages Anm. C 147 bb) Genehmigungserfordernis Anm. C 1 4 8 - 1 4 9 (1) Neuabschluß Anm. C 148 (2) Änderung des Vertrages Anm. C 149 cc) Personengruppen und Vertragspartner Anm. C 1 5 0 - 1 5 2 (1) In Betracht kommende Personengruppen Anm. C 150 (2) Neben- und Hauptzweckverträge Anm. C 151 (3) Vertragspartner Anm. C 152 dd) Abgrenzung der Gruppe Anm. C 1 5 3 - 1 5 5 (1) Objektive Umschreibung des Personenkreises Anm. C 153 (2) Zulässige Erweiterung des Personenkreises Anm. C 154 (3) Erweiterung des Begriffs des Arbeitnehmers Anm. C 155 ee) Einbeziehung des einzelnen Gruppenmitgliedes Anm. C 1 5 6 - 1 5 8 (1) Einbeziehungsverfahren Anm. C 156 (2) Mindestbeteiligung Anm. C 1 5 7 - 1 5 8 (a) Beteiligungsquote Anm. C 157 (b) Mindestzahl von Gefahrspersonen Anm. C 158

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ff) Mindestversicherungssumme und Höchsteintrittsalter Anm. C 1 5 9 - 1 6 0 (1) Mindestversicherungssumme Anm. C 159 (2) Höchsteintrittsalter Anm. C 160 gg) Sonstiges Anm. C 161 c) Zulässige Sammelversicherungsverträge Anm. C 1 6 2 - 1 6 7 aa) Entstehung Anm. C 162 bb) Begriff Anm. C 163 cc) Geschäftsplan und Genehmigungserfordernis Anm. C 164 dd) Personengruppen und Vertragspartner Anm. C 165 ee) Personenkreis und Mindestbeteiligung Anm. C 166 fl) Sonstiges Anm. C 167 d) Begünstigungsverträge im weiteren Sinne Anm. C 168 e) Wortlaut der Richtlinien über Sondervergütungen und Begünstigungsverträge in der Lebensversicherung Anm. C 169 8. Koppelung eines LebensversicherungsVertrages mit einem nichtversicherungsrechtlichen Vertrag, insbesondere mit einem Finanzierungsvertrag Anm. C 1 7 0 - 1 8 3 a) Vorkommen Anm. C 170 b) Verbindung von Lebensversicherungsverträgen und Darlehnsgeschäften aus aufsichtsrechtlicher Sicht Anm. C 171 c) Rechtliche Gestaltung der Koppelung von Lebensversicherungsvertrag und Nichtversicherungsvertrag Anm. C 172 d) Mündliche Vereinbarung der Koppelung Anm. C 173 e) Nichtigkeit und Lösung vom Vertrage Anm. C 174 f) Restschuldversicherung, Hypothekentilgungsversicherung Anm. C 1 7 5 - 1 8 3

Winter

Anm. C 106

VIII. Besondere Versicherungsformen u Sonderfälle aa) Restschuldversicherung Anm. C 1 7 6 - 1 8 2 (1) Allgemeines Anm. C 176 (2) Darlehnsschuldner als Versicherungsnehmer Anm. C 177 (3) Versicherungsantrag Anm. C 178 (4) Mindestversicherungssumme Anm. C 179 (5) Planmäßig fallende oder gleichbleibende Versicherungssumme Anm. C 180 (6) Aufstockungskredite

Anm. C 181 (7) Packing Anm. C 182 bb) Hypothekentilgungsversicherung Anm. C 183 9. Lebensversicherungsvertrag mit fremdsprachigem Ausländer Anm. C 1 8 4 - 1 8 5 a) Vertragsabschluß in deutscher Sprache Anm. C 184 b) Vertragsabschluß in fremder Sprache Anm. C 185 10. Wiederherstellung rung Anm. C 186

der

Lebensversiche-

[C 106] Schrifttum: Arnold VerBAV 1954 S. 1 4 6 - 1 4 8 , Behne VersR 1951 S. 1 4 0 - 1 4 1 , Bischoff VerBAV 1957 S. 283 — 285, Bischofsberger, Die vorläufige Deckungszusage im Versicherungsrecht, Diss. Zürich 1946, Böse, Die vorläufige Deckungszusage, Diss. Köln 1935, Braa-Rekittka VerBAV 1976 S. 1 0 7 - 1 1 5 , Büchner VW 1948 S. 9 1 - 9 3 , Bühler, Der Grundsatz der gleichmäßigen Behandlung der Versicherten, Diss. Tübingen 1959, Burger, Der Beginn des Versicherungsschutzes, Diss. Heidelberg 1938, Claus-Drews VerBAV 1982 S. 3 6 6 - 3 9 3 , Claus-Simon VerBAV 1973 S. 1 6 2 - 1 6 9 , 1 9 8 - 2 0 9 , 2 2 3 - 2 3 3 , dies. VerBAV 1976 S. 273, 3 1 2 - 3 2 3 , dies. VerBAV 1978 S. 219 - 226, Drews VerBAV 1980 S. 48 - 51, Düby, Die rechtliche Natur der Kollektivversicherung, Bern 1930, Ehrenzweig VersR 1955 S. 196 — 199, Eisenecker, Privatversicherungsrecht und Versorgungsausgleich, Karlsruhe 1983, Ellger VSSR 1978 S. 1 7 - 3 0 , ders. BetrAV 1983 S. 3 4 - 4 0 , Frels VersR 1983 S. 1 1 2 - 1 1 6 , Frey, Gibt es eine Rechtspflicht zur Gleichbehandlung der bei einer Versicherungsaktiengesellschaft Versicherten? Stuttgart 1959, ders. VersR 1959 S. 88, Fritz ZVersWiss 1961 S. 1 3 3 - 1 3 7 , Gärtner VW 1967 S. 1088-1093, ders. VersR 1967 S. 1118-1123, Gerlach VerBAV 1972 S. 1 4 9 - 1 5 1 , Gitter-Hoffmann in: Festschrift für Beitzke, 1979 S. 937 — 964, Goldberg-Müller Versicherungsaufsichtsgesetz, Kommentar, BerlinNew York 1980, Gräber, Erstprämienzahlung und Haftungsbeginn nach dem VVG und den üblichen Vertragsklauseln, Diss. Köln 1938, Greiser JRPV 1934 S. 1 4 5 - 1 5 0 , Guckenheimer JRPV 1932 S. 3 4 0 - 3 4 1 , H e r d e - D r e w s VerBAV 1981 S. 1 4 5 - 1 4 7 , Herrmann, Die vorläufige Deckungszusage im Privatversicherungsrecht, Diss. Erlangen 1931, Hubrich, Die hauptsächlichen Formen der Gruppenlebensversicherung und das Verbot der Begünstigungsverträge, Diss. Königsberg 1928, Hueck, Der Grundsatz der gleichmäßigen Behandlung im Privatrecht, München und Berlin 1958, Ipsen DÖV 1975 S. 8 0 5 - 8 1 4 , Johlen, Die Deckungszusage im Versicherungsrecht, Karlsruhe 1976 S. 275 — 281, Kook, Der Gruppenvertrag in der Kollektivlebensversicherung, Diss. Berlin 1939, Maenner, Theorie und Praxis der Rückwärtsversicherung — Eine umfassende Darstellung aus heutiger Sicht unter Berücksichtigung der historischen Entwicklung und ausländischer Rechtsauffassungen, Diss. Hamburg 1985, Magnusson in Möller-Winter, Materialien des zweiten Weltkongresses für Versicherungsrecht, Bd V, Karlsruhe 1967 S. 103 — 130, Millauer, Rechtsgrundsätze der Gruppenversicherung, 2. Aufl. Karlsruhe 1966, Mohr VersR 1963 S. 1094, Niedeggen, Die vorläufige Deckungszusage im Privatversicherungsrecht, Diss. Köln 1938, Nouella, Die Gruppenversicherung als Personalfürsorgeeinrichtung, Bern 1950, Pfropfe, Rechtliche Fragen um die Gruppenlebensversicherung, Diss. Heidelberg 1936, Prölss-Martin, Versicherungsvertragsgesetz, 23. Aufl. München 1984, Prölss-Schmidt-Frey, Versicherungsaufsichtsgesetz, 9. Aufl. München 1983, Richner, Der Paket-Versicherungsvertrag, Winterthur 1968, Schmalzl VersR 1956 S. 6 5 1 - 6 5 2 , Schulz M D R 1959 S. 979—983, Schumacher, Die Deckungszusage im Versicherungsrecht, Diss. Rostock 1936, Schwab F a m R Z 1978 S. 1 2 - 1 3 , Simon-Kalwar VerBAV 1965 S. 1 6 2 - 1 6 7 , SoergelWinter, Kommentar zum Bürgerlichen Gesetzbuch, Bd VI, Familienrecht, 11. Aufl. StuttgartBerlin-Köln-Mainz 1981 § 1587 a Rz 2 1 6 - 2 5 9 , 2 7 5 - 2 8 9 , sowie 3. Nachtrag 1983 Anhang zu

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Anm. C 107

C. Abschluß und Verbriefung des Lebensversicherungsvertrages

§ 1587 b Rz 2 4 5 - 2 6 8 , Späte VersR 1976 S. 1101-1106, Trey F a m R Z 1978 S. 11, Vetter, Der Grundsatz der Gleichbehandlung in den privaten Versicherungsunternehmen, Diss. Hamburg 1947, Werber in Festschrift für Sieg, Karlsruhe 1976, S. 541 - 5 6 2 , ders. VW 1981 S. 1378-1390, ders. ZVersWiss 1984 S. 321—334, Wiesemann, Der Versicherungsschutz bei der vorläufigen Deckungszusage, Diss. Berlin 1940, Winter in Hellner-Nord, Life Insurance Law in International Perspective, Stockholm 1969, S. 2 1 0 - 2 2 7 .

|C 107] 1. Vorläufige Deckungszusage* * Beispiel einer in der Praxis verwandten vorläufigen Deckungszusage in der Lebensversicherung: Bedingungen fiir den vorläufigen Versicherungsschutz in der Lebensversicherung für Kapitalund Risikoversicherungen nach Einzeltarifen im Todesfall § 1 Beginn und Ende des vorläufigen

Versicherungsschutzes

Der vorläufige Versicherungsschutz beginnt am Tage des Antragseinganges bei einer Geschäftsstelle oder in der Hauptverwaltung des Versicherers, spätestens am 3. Tag nach dem Antragsdatum jeweils mittags 12 Uhr, jedoch nicht vor Antragstellung, und endet entweder mit dem Beginn des Versicherungsschutzes aus dem beantragten Versicherungsvertrag oder mit der Ablehnung des Antrags durch den Versicherer. Der vorläufige Versicherungsschutz endet spätestens mit dem Ablauf von zwei Monaten nach dem Antragsdatum. Ferner endet der vorläufige Versicherungsschutz mit dem Tode des Versicherten, bei Versicherungen für verbundene Leben mit dem Tode des zuerst sterbenden Versicherten, bei einer Heiratsversicherung auch mit dem Tode des mitversicherten Kindes. § 2 Voraussetzungen für den vorläufigen

Versicherungsschutz

Vorläufiger Versicherungsschutz besteht nur, wenn der im Versicherungsantrag angegebene Zeitpunkt für den Beginn der Versicherung höchstens zwei Monate nach dem Antragsdatum liegt. Außerdem darf der Versicherte am Antragsdatum das 70. Lebensjahr noch nicht vollendet haben. Vorläufiger Versicherungsschutz wird gewährt, wenn der Einlösungsbeitrag für den beantragten Versicherungsvertrag bei Antragstellung entrichtet oder der Antragsteller im Antrag eine Abrufermächtigung für den Beitragseinzug erteilt hat. Vorläufiger Versicherungsschutz wird gewährt, wenn die Fragen im Versicherungsantrag und/ oder in der Gesundheitserklärung nach Krankheiten, Behandlungen — auch soweit sie angeraten — und nach körperlichen Fehlern beantwortet worden sind. Steht der Todesfall in ursächlichem Zusammenhang mit einem gefahrerheblichen Umstand, der im Versicherungsantrag und/oder in der Gesundheitserklärung angegeben wurde, besteht kein vorläufiger Versicherungsschutz. Sind die Fragen zur Behandlung, Krankheit und zu den körperlichen Fehlern im Versicherungsantrag und/oder in der Gesundheitserklärung nicht richtig oder nicht vollständig beantwortet, so ist der Versicherer berechtigt, von der Zusage über den vorläufigen Versicherungsschutz in entsprechender Anwendung der §§ 1 6 f f . Versicherungsvertragsgesetz zurückzutreten. Der vorläufige Versicherungsschutz erstreckt sich ferner nicht auf die Selbsttötung des Versicherten. § 3 Leistungen Vorläufiger Versicherungsschutz besteht für Kapital- und Risikoversicherungen nach Einzeltarifen. Stirbt der Versicherte während der Dauer des vorläufigen Versicherungsschutzes, so erbringt der Versicherer die Versicherungsleistung für den Todesfall in derfür den Beginn der Versicherung vorgesehenen Höhe nach Maßgabe des beantragten Tarifes. Bei einer Versicherung mit festem Auszahlungstermin sowie bei einer Heiratsversicherung auf den Heiratsfall wird die im Antrag angegebene Versicherungssumme tarifgemäß beitragsfrei gestellt. Bei einer Versicherung nach den Tarifen ... wird die im Antrag angegebene Versicherungssumme gezahlt.

330

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VIII. Besondere Versicherungsformen u Sonderfälle

Anm. C 107

a) Einführung der vorläufigen Deckung in der Lebensversicherung

Die vorläufige Deckungszusage ist in der Lebensv noch nicht lange verbreitet. Von Ausnahmen abgesehen ist im Gegensatz zu anderen Vszweigen ein vorläufiger Deckungsschutz in der Lebensv vor 1977 in Deutschland nicht gewährt worden (vgl. dazu OLG Hamm 20.V.1975 VersR 1976 S. 144, LG München 24.VI.1958 VersR Die Versicherungsleistung bei Tarif R beträgt die 120fache Monatsrente. Der Versicherer gewährt in allen Fällen höchstens 100 000 DM. Bei Versicherungen auf das Leben von Kindern unter 14 Jahren ist die Leistung auf den geschäftsplanmäßigen Höchstbetrag beschränkt. Im Falle eines leistungspßichtigen Unfalltodes nach Vollendung des 14. Lebensjahres wird außerdem die Versicherungssumme einer tarifgemäß beantragten Unfalltod-Zusatzversicherung, bei Tarif R die 120fache Monatsrente — höchstens jedoch 100000 DM — gezahlt. Der vorläufige Versicherungsschutz wird beim Tode des Versicherten einer Versicherung auf verbundene Leben nur dann gewährt, wenn nicht bereits beim Tode des anderen Versicherten eine Leistung aus vorläufigem Versicherungsschutz oder aus der ggf. zustande gekommenen Versicherung zu erbringen war. Bei Tod des mitversicherten Kindes einer beantragten Heiratsversicherung wird keine Leistung gewährt. Wenn für denselben Versicherten mehrere Anträge bei dem Versicherer gestellt sind, werden aufgrund des vorläufigen Versicherungsschutzes insgesamt höchstens die obengenannten Beträge gewährt. Bei Unfalltod bestimmt sich die Prüfung des Anspruches und die Leistungspflicht nach den geltenden Bdingungen für die Unfall-Zusatzversicherung. § 4 Willenserklärungen und Anschriftenänderungen Willenserklärungen und Anzeigen, die das Versicherungsverhältnis betreffen, bedürfen der Schriftform, auch soweit dies nicht ausdrücklich bestimmt ist. Sie werden nur und erst dann wirksam, sobald sie dem Versicherer zugegangen sind, Versicherungsvertreter sind zu ihrer Entgegennahme nicht bevollmächtigt. Der Versicherungsnehmer hat zur Vermeidung von Rechtsnachteilen eine Änderung seiner Postanschrift oder die Verlegung seiner gewerblichen Niederlassung dem Versicherer unverzüglich anzuzeigen. Nimmt der Versicherungsnehmer seinen Aufenthalt außerhalb des Gebietes der Bundesrepublik Deutschland einschließlich des Landes Berlin, soll er dem Versicherer zugleich einen in diesem Gebiet ansässigen Zustellungsbevollmächtigten benennen. § 5 Nachweise im Leistungsfall Der Tod des Versicherten ist dem Versicherer unverzüglich anzuzeigen. Der Ansprucherhebende hat auf seine Kosten dem Versicherer eine amtliche, Alter und Geburtsort enthaltende Sterbeurkunde und ein ausführliches ärztliches oder amtliches Zeugnis über die Todesursache einzureichen. Der Versicherer kann auf Kosten des Ansprucherhebenden notwendige weitere Nachweise verlangen sowie erforderliche Erhebungen selbst anstellen. § 6 Erklärung über die Leistungspflicht Nach Prüfung der ihm eingereichten und von ihm beigezogenen Unterlagen erklärt der Versicherer innerhalb eines Monats gegenüber dem Ansprucherhebenden, ob und in welchem Umfang er eine Leistungspflicht anerkennt. § 7 Abzüge im Leistungsfall Für den vorläufigen Versicherungsschutz wird kein besonderer Beitrag erhoben. Der Versicherer behält bei Leistung aufgrund des vorläufigen Versicherungsschutzes einen Betrag ein, der dem Einmalbeitrag oder dem Beitrag bzw. Restbeitrag für die ersten 12 Monate der beantragten Versicherung, höchstens in jedem Falle jedoch dem für eine Versicherungsleistung von 100000 DM berechneten Beitrag entspricht. Ist der Beitrag nach dem Tarif nur bis zum Ende des am Todestag laufenden Beitragszahlungsabschnittes zu entrichten, so behält der Versicherer nur diesen Beitrag ein.

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Anm. C 107

C. Abschluß und Verbriefung des Lebensversicherungsvertrages

1958 S. 590-591, Freytag ZfV 1971 S. 570, Theda VW 1974 S. 1068-1069). Erst in diesem Jahre genehmigte die Aufsichtsbehörde dem ersten Lebensver einen Geschäftsplan für vorläufigen Vsschutz nebst entsprechenden AVB. Um Mißbräuchen vorzubeugen und um zu verhindern, daß der Ver vor Abschluß einer Gesundheitsprüfung „unübersehbare, die Versichertengemeinschaft belastende Gesundheitsrisiken" (BAV VerBAV 1977 S. 34) übernimmt, wurden von Seiten der Aufssichtsbehörde Grundsätze aufgestellt, die nur die Gewährung eines beschränkten Dekkungsschutzes ermöglichten: Der vorläufige Vsschutz wurde auf die Fälle beschränkt, in denen die Gefahrsperson infolge eines Unfalls stirbt, zudem wurde die Höchstvssumme auf 200 000 DM begrenzt. Um Manipulationen vorzubeugen, sollte der vorläufige Deckungsschutz erst mit dem zehnten Tage nach dem Antragsdatum beginnen. Er sollte mit dem Beginn des Vsschutzes aus dem beantragten Vsvertrag oder mit der Ablehnung des Vsantrages durch den Ver enden, spätestens mit Ablauf von zwei Monaten. Als grundsätzliche Voraussetzung für den vorläufigen Vsschutz wurde bestimmt, daß der Antragsteller zuvor die erste Beitragsrate für den abzuschließenden Vsvertrag zu entrichten hat (BAV VerBAV a. a. O.). Nachdem im ersten Jahr bereits elf Lebensvern Geschäftspläne für die Gewährung auch vorläufigen Vsschutzes genehmigt worden waren, fand die vorläufige Deckungszusage schnell Verbreitung. Diskutiert wurden seither insbesondere zwei Fragenkreise: Zum einen die Erweiterung des vorläufigen Deckungsschutzes auch für Vsfälle, die auf andere Ursachen als Unfall zurückzuführen sind und zum anderen die Abkürzung der Karenzzeit. Zur ersten Problematik konnte man auf Erfahrungen in der Schweiz zurückgreifen, wo bereits seit längerem ein entsprechender erweiterter vorläufiger Vsschutz angeboten wurde, ohne daß es dadurch zu Unzuträglichkeiten gekommen war, insbesondere auch keine Erhöhung der Anzeigepflichtverletzungen festgestellt worden war. So wird seit 1981 auch in Deutschland vorläufiger Deckungsschutz auch für Todesfälle durch andere Ursachen als Unfall gewährt, soweit die Todesursache erst nach Antragstellung entstanden bzw. erkennbar geworden ist (Bedenken dagegen äußert Werber ZVersWiss 1984 S. 333). Ist eine bereits zuvor entstandene bzw. erkennbare Ursache für den Todesfall kausal geworden, so trifft den Ver die Beweislast für diesen Abschluß von der Gefahrtragung. Das mit der Erweiterung der vorläufigen Deckungszusage verbundene Abstellen auf den Gesundheitszustand der Gefahrsperson zur Zeit der Antragstellung erscheint für die Durchführung der Risikoprüfung nach heutigen Erkenntnissen als ausreichend, so daß es konsequenterweise auch als vertretbar erscheint, die Verpflichtung des Antragstellers abzubedingen, jede bis zur Annahme des Vsantrages noch eintretende nicht unerhebliche Verschlechterung des Gesundheitszustandes der Gefahrsperson dem Ver anzuzeigen (BAV VerBAV 1981 S. 182). Zur Problematik der Verkürzung der Karenzzeit konnte gleichfalls auf Erfahrungen in der Schweiz zurückgegriffen werden, wo der vorläufige Vsschutz in der Lebensv schon zuvor mit Eingang des Vsantrages bei einer Generalagentur oder der Direktion des Vers beginnen konnte. Die Karenzzeit war wegen der Gefahr der Erschleichung des Vsschutzes durch die Rückdatierung des Vsantrages eingeführt worden, wobei als Alternative zur Zehntagesfrist zunächst auch überlegt wurde, den vorläufigen Vsschutz erst mit Eingang des Vsantrages bei der Hauptverwaltung des Vers beginnen zu lassen. Dagegen sprach jedoch, daß der Antragsteller auf die unverzügliche Weiterleitung des Antrags durch den Vsvertreter an die Hauptverwaltung grundsätzlich keinen Einfluß hat und Versäumnisse des Vsvertreters nicht dem Antragsteller angelastet werden sollten. Es sei auch nicht angängig, den vorläufigen Deckungsschutz erst mit einer besonderen Bestätigung zu gewähren, die der Ver abgibt, nachdem der Vsantrag bei der Hauptverwaltung eingegangen ist. Die Belange der Vten seien nur dann ausreichend gewahrt, wenn der Vmer bei der Antragstellung erfahre, wann 332

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VIII. Besondere Versicherungsformen u Sonderfälle

Anm. C 108

genau der vorläufige Vsschutz beginnt. Angesichts dessen, daß auch mit Hilfe einer großzügig bemessenen Frist wie der Zehntagesfrist die Gefahr von Manipulationen nicht gänzlich ausgeschlossen werden könne, wurden interne Sicherungsmaßnahmen der Ver vorgeschlagen, die sich in den Arbeitsanweisungen für den Außendienst niederschlagen sollten, wie z. B. die Bestimmung, daß der Vsvertreter den Antrag spätestens nach drei Tagen der zuständigen Bezirksdirektion oder Geschäftsstelle einzureichen hat (ausführlich Gerlach VerBAV 1978 S. 72 — 73). Angesichts solcher Vorkehrungen konnte die Karenzzeit auf fünf bzw. drei Tage verkürzt und nunmehr auch eine Regelung eingeführt werden, wonach der vorläufige Vsschutz mit dem Tage der Antragstellung, spätestens aber mit dem dritten Tage nach dem Antragsdatum beginnt (VersPrax 1983 S. 12, vgl. auch Werber ZVersWiss 1984 S. 330). Zur vorläufigen Deckungszusage bei Einräumung des 1984 eingeführten besonderen, befristeten Widerrufsrechts vgl. oben Anm. C 53. Die Erweiterung des Vsschutzes in der Lebensv durch die vorläufige Deckungszusage hat gerade auch angesichts der Unfallgefahren im täglichen Leben zu einer Besserstellung des Vmers geführt. Das gilt insbesondere für jene Fälle, in denen die Risikoprüfung längere Zeit in Anspruch nimmt, weil z. B. umfangreiche Rückfragen bei Ärzten erforderlich sind. Durch die teilweise automatische Gewährung eines vorläufigen Deckungsschutzes wird die Problematik einer verzögerlichen Antragsbearbeitung zurückgedrängt (oben Anm. C 98). [C 108] b) Begriff der vorläufigen Deckung Die vorläufige Deckungszusage ist ein zwischen dem Ver und dem Vmer abgeschlossener Vsvertrag, durch den der Ver Deckungsschutz auf der Grundlage eines vom Vmer gestellten Antrages gewährt, der noch nicht im Sinne eines endgültigen Vertragsschlusses angenommen werden soll (Wagner Bd VI Anm. C 25). Bei RG 16.X. 1923 RGZ Bd 107 S. 200 heißt es zur Kennzeichnung einer vorläufigen Deckungszusage (in der Feuerv): „Eine Deckungszusage erteilt der Versicherer, wenn zwischen ihm und dem Versicherungsnehmer über den Abschluß eines Versicherungsvertrages oder die Abänderung eines bestehenden Versicherungsvertrages soweit Einigung erzielt ist, daß der künftige Abschluß in Aussicht genommen werden kann, während der endgültige Abschluß namentlich die Ausfertigung der Versicherungspapiere, vielleicht auch die Besprechung minder wesentlicher Einzelheiten, mutmaßlich noch eine gewisse Zeit in Anspruch nehmen werden. Für diese Zwischenzeit bis zum endgültigen Abschluß will und soll der Versicherte nicht ohne den Versicherungsschutz bleiben. Zu dem Zweck gewährt ihm der Versicherer mittels der Deckungszusage einen vorläufigen Schutz, d. h. das Versprechen, bei etwaigem Eintritt des Versicherungsfalles die vorgesehene Entschädigung in gleicher Weise auszubezahlen, wie wenn der Vertrag jetzt schon fertig abgeschlossen wäre ..." (vgl. auch RG 19.III.1926 RGZ Bd 113 S. 150-152, RG 12.V.1933 RGZ Bd 140 S. 318-322, BGH 9.V.1951 BGHZ 2 S. 8 7 - 9 3 , BGH 31.1.1951 VersR 1951 S. 114-115). Diese Kennzeichnung gilt ganz weitgehend auch für die vorläufige Deckungszusage in der Lebensv, wo bei Antragstellung die Risikoeinstufung, die erst das Ergebnis von ärztlichen Auskünften bzw. einer ärztlichen Untersuchung ist, noch nicht endgültig vorgenommen werden kann und daher insbesondere bei größeren und schwereren Risiken eine teilweise geraume Zeit verstreicht, ohne daß der Hauptvertrag zustande kommt. Insoweit hat die vorläufige Deckungszusage in der Lebensv eine besondere Funktion, die jedoch nicht zu einer anderen rechtlichen Einordnung führt. Auch die vorläufige Deckungszusage ist ein echter Vsvertrag, der wegen seines provisorischen Charakters allerdings nur kurzfristig ist. Auch bei der vorläufigen Deckungszusage Winter

333

Anm. C 110

C. Abschluß und Verbriefung des Lebensversicherungsvertrages

sind also die zwingenden und halbzwingenden Normen des VVG zu beachten (Bruck-Möller Bd I § 1 Anm. 94, a. A. VersPrax 1952 S. 98). Durch die vorläufige Deckungszusage werden weder der Ver noch der Vmer gehindert, den Abschluß des Hauptvertrages abzulehnen (OLG Celle 14.11.1952 VersR 1952 S. 9 2 - 9 3 ) . [C 109] c) Verhältnis der vorläufigen Deckungszusage zum Hauptvertrag Nach der Rechtsprechung und der h. M. im Schrifttum handelt es sich bei der vorläufigen Deckungszusage um einen vom Hauptvertrag gänzlich unabhängigen Vsvertrag (Trennungstheorie, R G 16.X.1923 RGZ Bd 107 S. 198, R G 19.III.1926 RGZ Bd 113 S. 150, RG 24.IX.1926 R G Z Bd 114 S. 321, RG 12.V.1933 RGZ Bd 140 S. 318, BGH 31.1.1951 VersR 1951 S. 855, BGH 9.V.1951 BGHZ Bd 2 S. 87, BGH 27.VI.1951 VersR 1951 S. 195, BGH 14.X.1955 VersR 1955 S. 738, BGH 25.VI.1956 BGHZ Bd 21 S. 122, BGH 13.11.1958 VersR 1958 S. 173, BGH 22.11.1968 VersR 1968 S. 439, OLG Celle 22.V.1950 VersR 1950 S. 114, OLG München 12.III.1959 VersR 1959 S. 607, OLG Düsseldorf 8.III.1960 VersR 1961 S. 1009, OLG Nürnberg 25.XI.1965 VersR 1966 S. 916, OLG Frankfurt 8.VII.1971 VersR 1972 S. 727, OLG Frankfurt 14.VII.1978 VersR 1978 S. 1155, BayObLG 28.IV.1980 VRS Bd 59 S. 237, vgl. auch Ehrenzweig S. 107, von Gierke II S. 144-145, Gräber S. 4 8 - 4 9 , Johlen S. 1 9 - 2 4 , Niedegger S. 4 0 - 4 5 , Prölss-Martin 23 Zusatz zu § 1 Anm. 2, Schumacher S. 38 — 39, Wiesemann S. 53). Insbesondere Möller Versicherungsvertragsrecht S. 70 — 71 sowie Bruck-Möller Bd I § 1 Anm. 94 — 97 m. w. N. hat sich gegen diese Auffassung gewandt und ihr die sog. Einheitstheorie entgegengestellt. Er betont, daß die vorläufige Deckungszusage dem Grundsatze nach in der vstechnischen Behandlung ohne Zäsur in den endgültig abzuschließenden Hauptvertrag übergeht, die Kontinuität der Deckung solle gewahrt bleiben. Die Prämie werde regelmäßig — wie es auch hier in der Lebensv geschieht — für den Hauptvertrag unter Einschluß der Dauer der vorläufigen Deckung berechnet, wobei von einer einheitlichen, wiederum die vorläufige Deckung einbeziehenden Vszeit ausgegangen wird. Auch wenn der vorläufigen Deckungszusage formell eine weitere Vereinbarung nachfolge, so sei aber der Parteiwille bei dieser endgültigen Vereinbarung regelmäßig auf eine Zusammenfassung der Deckungen gerichtet. Die Rechtsprechung hat trotz der Einwände Möllers an der Trennungstheorie festgehalten und in diesem Zusammenhang eine Vereinbarung des Inhalts für wirksam gehalten, daß der Vsschutz aus der vorläufigen Deckungszusage rückwirkend außer Kraft trete, wenn die Prämie für den endgültigen Vsvertrag nicht unverzüglich entrichtet werde (BGH 25.VI.1956 a.a.O.). Seit BGH 17.IV.1967 BGHZ Bd 47 S. 3 5 2 - 3 6 4 ist die Härte dieser Rechtsprechung allerdings dadurch gemildert worden, daß es zu einer Leistungsfreiheit des Vers nur nach einer ausdrücklichen Belehrung des Vmers durch den Ver kommen kann (vgl. dazu Möller Versicherungsvertragsrecht S. 88 — 90 sowie Johannsen Bd IV Anm. C 5).

[C 110] d) Erteilung, Beginn und Ende der vorläufigen Deckung Die vorläufige Deckungszusage kann von dem Ver oder seinem Vertreter erteilt werden. Dabei ist ein Abschlußvertreter auch zur Erteilung von Deckungszusagen bevollmächtigt (RG 22.IX.1933 RGZ Bd 141 S. 4 1 5 - 4 1 7 , OLG Marienwerder 12.XI.1926 VA 1928 S. 11 - 1 2 ) , nicht aber ein Vermittlungsvertreter (BGH 31.1.1951 VersR 1951 S. 115, vgl. auch OLG Hamm 20.V.1975 VersR 1976 S. 144). Die vorläufige Deckung kann dabei formlos gewährt werden (vgl. dazu BGH 31.1.1951 a . a . O . S. 115, BGH 8.VI.1964 VersR 1964 S. 840), würde die Aufsichtsbehörde 334

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VIII. Besondere Versicherungsformen u Sonderfälle

Anm. C 110

wie es früher zu anderen Vszweigen geschehen ist — die Schriftform wünschen, so hätte das keine zivilrechtliche Bedeutung (OLG Celle 14.11.1952 VersR 1952 S. 93, RAA VA 1927 S. 95). Nach den vom Bundesaufsichtsamt aufgestellten Mindestanforderungen für die vorläufige Deckungszusage in der Lebensv kann die Gefahrtragung des Vers bereits mit dem Antragsdatum beginnen, die früher geforderte Karenzzeit von zehn Tagen wird nicht mehr für notwendig gehalten (BAV VerBAV 1977 S. 34, Gerlach VerBAV 1978 S. 7 2 - 7 3 , VersPrax 1983 S. 12, Werber ZVersWiss 1984 S. 330). So finden sich beispielsweise vorläufige Deckungszusagen, bei denen der Vsschutz „mit dem Tag der Antragstellung, spätestens mit dem fünften Tag" beginnt (VersPrax a.a.O.). Dabei ist als Besonderheit zu werten, daß der Vsschutz davon abhängig gemacht wird, daß der Antragsteller die erste Beitragsrate für den abzuschließenden Lebensvsvertrag — also den Hauptvertrag einschließlich vorläufige Deckungszusage — gezahlt oder dem Ver eine Abrufermächtigung erteilt hat (BAV VerBAV 1977 S. 34, Gerlach VerBAV 1978 S. 73). Das entspricht nicht der regelmäßigen Praxis in anderen Vszweigen, wo die Prämie grundsätzlich gestundet ist. Eine solche Prämienstundung ist für die vorläufige Deckungszusage nicht begriffswesentlich, und so hat schon OLG Königsberg 19.1.1926 VA 1926 S. 24 die Voraussetzung der Prämienzahlung bei der vorläufigen Deckungszusage als zulässig und als „echte aufschiebende Bedingung im Sinne des § 158 BGB" bezeichnet, „die der Wirksamkeit der Deckungszusage erst mit dem Eintritte der Bedingung, mit der bewirkten vollen Prämienzahlung, zur Entstehung bringt" (vgl. auch KG 11.XII. 1926 HansRGZ 1927 Sp. 138-139, BruckMöller Bd I § 1 Anm. 3, Prölss-Martin 23 Zusatz zu § 1 Anm. 3, zur Kraftfahrzeughaftpflichtv: § 5 V 2 PflVersG). Es ist der Sinn einer solchen Regelung, für diejenigen Vmer die vorläufige Deckung gar nicht erst zur Entstehung gelangen zu lassen, die von Anfang an nicht gewillt oder imstande sind, die Prämienzahlungspflicht pünktlich zu erfüllen (BGH 25.VI.1956 VersR 1956 S. 482, ÖOGH Wien 26.1.1972 Zeitschrift für Verkehrsrecht 1972 S. 341). Mit der für die Erlangung der vorläufigen Deckung erforderlichen Prämie ist dabei naturgemäß nicht die endgültige, sondern eine vorläufig vorgesehene Prämie gemeint, da es anderenfalls zu einem vorläufigen Deckungsschutz in vielen Fällen gar nicht kommen würde. Kommt es während der Dauer der vorläufigen Deckungszusage zum Vsfall, ohne daß — wie es für den Fall vorstellbar ist, daß der Ver von der Abrufermächtigung noch nicht Gebrauch gemacht hat — die Prämie entrichtet worden ist, so wird von dem Lebensver bei der Leistung der Vssumme ein Betrag einbehalten, der dem Beitrag für das erste Vsjahr des beantragten Vsvertrages entspricht. Ist der Beitrag tariflich nur bis zum Ende des am Todestage laufenden Beitragszahlungsabschnitts zu zahlen, so behält der Ver nur diesen Betrag ein (BAV a.a.O. S. 34, Gerlach VerBAV 1978 S. 73). Hat sich herausgestellt, daß der Vmer bei Vertragsschluß einen zu niedrigen Beitrag gezahlt hat, so muß dasselbe für den Differenzbetrag gelten. Vgl. im übrigen Bruck-Möller Bd I § 1 Anm. 103. Die vorläufige Deckung endet regelmäßig mit dem Beginn des Vsschutzes aus dem beantragten Hauptvertrag (BAV VerBAV 1977 S. 34). Das bedeutet, daß der vorläufige Vsschutz endet, wenn der Vsschein eingelöst wird (RG 23.X.1936 RGZ Bd 152 S. 235) oder daß er trotz Einlösung des Vsscheins durch den Vmer später endet, und zwar zu dem Zeitpunkt, zu dem nach der im Hauptvertrag getroffenen Abrede der materielle Vsschutz aus diesem Vertrage beginnt. Die vorläufige Deckung endet ferner mit dem Scheitern der Verhandlungen über den endgültigen Vsvertrag, insbesondere bei Zugang einer wirksamen Ablehnungserklärung des Vers (VerBAV 1977 S. 34, RG 16.X.1923 RGZ Bd 107 S. 198, RG 19.III.1926 RGZ Bd 113 S. 150, OLG Düsseldorf 19.11.1934 VA 1934 S. 3, OLG Köln 14.IV.1926 JW 1927 S. 192, Winter

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Anm. C l l l

C. Abschluß und Verbriefung des Lebensversicherungsvertrages

OLG Düsseldorf 8.III.1960 VersR 1961 S. 1009, OLG Hamm 20.V.1975 VersR 1976 S. 144). Spätestens erlischt der vorläufige Deckungsschutz mit Ablauf von zwei Monaten nach dem Antragsdatum, wenn es nicht zuvor zur Annahme bzw. Ablehnung des Antrages des Vmers gekommen ist. Dem Falle des Scheiterns der Verhandlungen über den Hauptvertrag ist eine Auflösung des bereits abgeschlossenen Hauptvertrages während der Laufzeit der vorläufigen Deckung gleichzusetzen (LG Osnabrück 22.XII.1933 Praxis 1934 S. 72); da die vorläufige Deckung mit dem Beginn des materiellen Vsschutzes aus dem endgültigen Lebensvsvertrage ohnehin erlischt, so ist die Auflösung des Hauptvertrages für die vorläufige Deckung dabei nur von Bedeutung, wenn im Zeitpunkt der Auflösung der materielle Vsschutz aus dem Hauptvertrag noch nicht begonnen hat (vgl. im übrigen Bruck-Möller Bd I § 1 Anm. 104). Die strikte Begrenzung der vorläufigen Deckungszusage auf eine Dauer von zwei Monaten wird problematisch, wenn trotz aller Bemühungen des Vers bzw. des Vmers es nicht möglich ist, die materielle Gefahrtragung aus dem Hauptvertrag an die zwei Monate laufende vorläufige Deckungszusage anschließen zu lassen, was beispielsweise an der Dauer der ärztlichen Untersuchung liegen kann, und der Vsfall nunmehr eintritt. Die Begrenzung der vorläufigen Deckungszusage auf eine Gefahrtragung von zwei Monaten wird in der Praxis so strikt gehandhabt, weil für die vorläufige Deckungszusage ein besonderer Beitrag nicht erhoben werde und es nicht vertretbar sei, einzelnen Vmern durch Gewährung des insoweit kostenlosen Vsschutzes zulasten der Vtengemeinschaft Vorteile zu verschaffen. Will man von einer solch strengen Befristung der vorläufigen Deckung ausgehen, so würde nach Ablauf der Frist ein Deckungsschutz nicht bestehen, wenn der Hauptvertrag noch nicht abgeschlossen wurde (so wohl auch Werber ZVersWiss 1984 S. 331). Dieses vor allem auch deshalb unbefriedigende Ergebnis, weil der Vmer grundsätzlich den nahtlosen Anschluß des Hauptvertrages erwartet, kann nur vermieden werden, wenn die vorläufige Deckungszusage verlängert werden kann, falls sich absehen läßt, daß sich der Hauptvertrag noch nicht anschließen kann. Diese Möglichkeit besteht durchaus, da der Ansicht der Praxis, der Vsschutz werde bei der vorläufigen Deckungszusage in der Lebensv unentgeltlich erbracht, nicht zu folgen ist (unten unter Anm. C 112). [ C l l l ] e) Inhalt der vorläufigen Deckung Der Inhalt des vorläufigen Vsschutzes richtet sich nach dem VVG und den Allgemeinen Lebensvsbedingungen, die für das endgültige Vsverhältnis gelten würden (vgl. OLG Karlsruhe 25.X.1957 VersR 1957 S. 797-798, OLG Düsseldorf 8.III. 1960 VersR 1961 S. 1009 — 1010). So wird auch der vorläufige Vsschutz grundsätzlich in der Höhe der für den Hauptvertrag beantragten Vssumme gewährt, jedoch begrenzt auf einen Höchstbetrag von 200000 DM. Ist dabei für die Hauptv der Einschluß einer Unfallzusatzv beantragt, so wird auch die zusätzliche Unfalltodleistung erbracht, soweit nach dem beantragten Vsvertrag eine zusätzliche Leistungspflicht bestünde (BAV VerBAV 1977 S. 34). Sollte die vorläufige Deckung in der Lebensv nur Schutz bei Tod durch Unfall gewähren (vgl. BAV a.a.O.), so stellte sich die Frage, ob es sich hierbei überhaupt noch um eine Lebensv oder schon um eine Unfallv handele. Da die abgedeckte Gefahr in diesem Falle einen Ausschnitt aus dem typischen Lebensvsrisiko, also ein minus und nicht ein aliud gegenüber dem vollen Todesfallrisiko darstellt, war auch für die vorläufige Deckungszusage von einer Lebensv auszugehen, so daß auch aus dem Gesichtspunkt der Spartentrennung keine Bedenken geltend gemacht werden konnten (Gerlach VerBAV 1978 S. 72). Diese Beschränkung auf die Unfallgefahr ist nach den später genehmigten 336

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VIII. Besondere Versicherungsformen u Sonderfalle

Anm. C 113

Geschäftsplänen und Bedingungen fortgefallen, wobei ein erweiterter vorläufiger Deckungsschutz allerdings nur soweit gewährt wird, als die Todesursache erst nach Antragstellung entstanden bzw. erkennbar geworden ist (BAV VerBAV 1981 S. 182). Hier wird zugleich die Frage nach den Grenzen der Versicherbarkeit berührt, im einzelnen dazu unten Anm. G. [C 112] f) Unentgeltlichkeit des vorläufigen Versicherungsschutzes? In den Vsbedingungen zum vorläufigen Vsschutz in der Lebensv heißt es regelmäßig, daß für den vorläufigen Vsschutz eine besondere Prämie nicht erhoben wird; nur wenn der Vsfall im Rahmen der vorläufigen Deckung eintritt, behält der Ver bei Erbringung der Vsleistung einen Betrag ein, der dem Einmalbeitrag oder dem Beitrag für die ersten zwölf Monate der beantragten V entspricht. Hieraus ist nicht zu entnehmen, daß der vorläufige Vsschutz in der Lebensv kostenlos erbracht wird. Eine unentgeltliche V gibt es nicht, der Beitrag für den vorläufigen Deckungsschutz ist in dem Beitrag für den Hauptvertrag mit enthalten (Gerlach VerBAV 1978 S. 7 2 - 7 3 , a. A. wohl Werber ZVersWiss 1984 S. 331). [C 113] 2. Rückwärtsversicherung Die Rückwärtsv ist in der Lebensv zwar grundsätzlich zulässig, in der Praxis jedoch höchst selten. Vgl. dazu im einzelnen, auch zum Begrifflichen, unten Anm. D 8 - 1 1 sowie Bruck-Möller Bd I §2 Anm. 1 3 - 4 3 . Der h. M., nach der eine Rückwärtsv im Bereiche der Lebensv bei Identität von Vmer und Gefahrsperson unwirksam ist (OLG München 26.1.1951 VersR 1951 S. 7 3 - 7 4 , OLG Stuttgart 28.X.1958 VersR 1959 S. 262, OLG Düsseldorf 23.IV.1963 VersR 1963 S. 1041, OLG München 1.II.1965 VersR 1965 S. 373, OLG Saarbrücken 18.VI.1971 VersR 1973 S. 461, OLG Köln 8.III.1976 VersR 1976 S. 6 5 4 - 6 5 5 , OLG Hamm 18.1.1978 VersR 1978 S. 1135, Bruck-Möller Bd I § 2 Anm. 15, Schulz M D R 1959 S. 979), kann nicht gefolgt werden. Sie geht unzutreffend davon aus, daß eine Rückwärtsv stets dann unwirksam sei, wenn der Vmer — wie in der Lebensv einschließlich Berufsunfahigkeitsv — nicht im ungewissen darüber sein könne, ob in seiner Person der Vsfall eingetreten ist. Denn nach § 2 II 2 VVG ist der Vsvertrag bei Kenntnis des Vmers vom Eintritt des Vsfalles nicht etwa nichtig, der Vmer bleibt zur Prämienleistung verpflichtet und nur der Ver ist von der Verpflichtung zur Leistung frei. Eine Unwirksamkeit des Rückwärtsvsvertrages wird nur in den seltenen Fällen beiderseitiger Unkenntnis vom Eintritt des Vsfalles oder in jenen Fällen angenommen, in denen beide Vertragsparteien wissen, daß der Vsfall nicht mehr eintreten kann. Die Rückwärtsv ist in der Lebensv also nicht nur wirksam, wenn Vmer und Gefahrsperson nicht identisch sind, sondern auch, wenn zwischen ihnen Identität gegeben ist (Maenner 5. Teil A II, C III 4, 5, Wagner Bd VI Anm. D 7 für die Unfallv, Wriede Bd VI Anm. D 8 für die Krankenv, vgl. auch LG Paderborn 10.VII.1951 VersR 1951 S. 256, LG Köln 4.VI.1975 VersR 1976 S. 159). Da die Rückwärtsv in den Allgemeinen Lebensvsbedingungen nicht geregelt ist und zudem in der Praxis nur selten vorkommt, muß zwischen den Vertragsparteien eine eindeutige Absprache über die Rückwärtsv getroffen werden. Die Rückwärtsv muß grundsätzlich ausdrücklich vereinbart werden, nur ausnahmsweise kann sie sich aus den Umständen ergeben (OLG Oldenburg 28.XI.1972 VersR 1972 S. 1113, OLG Köln 8.III.1976 VersR 1976 S. 655, Bruck-Möller Bd I § 2 Anm. 16). Wird als Vsbeginn in Antrag und Annahmeerklärung oder im Vsschein ein Zeitpunkt bezeichnet, der vor dem Vertragsabschluß liegt, so bedeutet das regelmäßig nur, daß der technische Vsbeginn vor dem formellen liegt (Rückdatierung, vgl. dazu Winter

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Anm. C 115

C. Abschluß und Verbriefung des Lebensversicherungsvertrages

im einzelnen unten Anm. 12—16 und die dort genannten Nachweise, insbesondere aus der Rechtsprechung). Der materielle Vsbeginn wird dadurch grundsätzlich nicht berührt und hängt von der Zahlung der Erstprämie ab, wobei die Zahlung keinen rückwirkenden Vsschutz mit sich bringt. Zur Abgrenzung zwischen Rückwärtsv und Rückdatierung vgl. unten Anm. D 12. [C 114] 3. Versicherung mit Rückdatierung Im Gegensatz zur Rückwärtsv kommt die im Gesetz und in den Bedingungswerken der Lebensv gleichfalls nicht geregelte Rückdatierung — mit dem soeben bereits bezeichneten Inhalt einer Zurückverlegung allein der technischen Vsdauer — in der Lebensv häufig vor. Die Rückdatierung erfolgt in aller Regel dadurch, daß als Vsbeginn ein vor dem Vertragsschluß liegendes Datum in den Vsantrag und in den Vsschein eingesetzt wird, wobei die Aufnahme eines solchen Zeitpunkts in den Vsvertrag eben nur die Wirkung einer Rückdatierung und nicht auch einer Rückwärtsv hat. Die Gründe für die Vornahme einer Rückdatierung sind vielfältig, häufig ist es der Wunsch des Vmers, dem Vertrage für die Prämienberechnung bzw. die Leistungsberechnung ein jüngeres Lebensalter der Gefahrsperson zugrunde zu legen. In ihren rechtlichen Auswirkungen beschränkt sich die Rückdatierung grundsätzlich darauf, daß sich der Vmer verpflichtet, eine Prämie für einen vor dem formellen und materiellen Vsbeginn liegenden Zeitraum zu zahlen. Der Prämienleistung steht insoweit keine Gefahrtragungsleistung des Vers gegenüber. Verbunden mit der Rückdatierung ist dabei, daß infolge der hierbei entsprechend geänderten Prämienberechnung und der längeren Vertragsdauer durch die Rückdatierung ein höherer Tarif oder ein früheres Ende der V erreicht wird. Grundsätzlich aber bewirkt die Rückdatierung nicht die Zurückverlegung des Beginns von Fristen, insbesondere bewirkt sie auch keine Verkürzung der Selbstmordwartezeit nach § 8 ALB und den dieser Vorschrift entsprechenden Bestimmungen der übrigen Bedingungswerke in der Lebensv. Der Sinn der Aufnahme einer Wartezeit für die Übernahme des Selbstmordrisikos liegt darin, daß nach Ablauf dieser Frist zu vermuten ist, daß die Lebensv nicht im Hinblick auf einen geplanten Selbstmord abgeschlossen wurde. [C 115] 4. Realteilung beim Versorgungsausgleich durch Schaffung eines eigenen Lebensversicherungsvertrages für den ausgleichsberechtigten Ehegatten a) Grundlegung Nach §§ 1587 — 1587 ρ BGB sind bei einer Ehescheidung Versorgungsanrechte auf Alters- und Invalidenrenten zwischen den Eheleuten aufzuteilen. Dazu gehören nach § 1587 a II Nr 5 BGB auch Renten oder Rentenanwartschaften aufgrund eines Lebensvsvertrages, der zur Versorgung des Vten eingegangen worden ist, sowie Anrechte im Rahmen der Betrieblichen Altersversorgung im Sinne des § 1587 a II Nr 3 und Anrechte im Rahmen der Nr 3 dieser Vorschrift, denen gleichfalls ein Lebensvsvertrag zugrunde liegen kann. Zu Einzelheiten vgl. unten Anm. I sowie Eisenecker, Privatversicherungsrecht und Versorgungsausgleich, Karlsruhe 1983, Soergel-Winter § 1587 a BGB Rz 216-259, 275-289, Soergel-Zimmermann § 1587a BGB Rz 98-205, 260-274, 290-327. Während nach der ursprünglichen Regelung des Gesetzes der öffentlichrechtliche Versorgungsausgleich grundsätzlich allein in der Weise erfolgte, daß für den ausgleichsberechtigten Ehegatten Anwartschaften in der Gesetzlichen Rentenv begründet werden („Einbahnstraße in die Gesetzliche Rentenv"), ist nach § 1 II Gesetz zur Regelung von Härten im Versorgungsausgleich vom 21.11.1983 (HärteRegG) auch die Möglichkeit eines bargeldlosen Versorgungs338

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VIII. Besondere Versicherungsformen u Sonderfalle

Anm. C 116

ausgleiche in Form einer Realteilung vorgesehen: „Wenn die für ein Anrecht des Verpflichteten maßgebende Regelung dies vorsieht, begründet das Familiengericht für den anderen Ehegatten ein Anrecht außerhalb der Rentenversicherung (Realteilung)." Die rechtliche Ausgestaltung der Realteilung richtet sich dabei nach der für den Lebensvsvertrag des ausgleichspflichtigen Ehegatten geltenden Regelung des Vers. Es ist damit dem jeweiligen Ver überlassen, eine taugliche Art der Realteilung anzubieten. Das geschieht in dem entsprechenden Geschäftsplan des Vers (vgl. BTDrucksache 9/2296 S. 11 sowie den in der Praxis Verwendung findenden Mustergeschäftsplan für die Realteilung von Rentenversicherungen aufgrund der gesetzlichen Vorschriften über den Versorgungsausgleich bei Ehescheidung). Die Realteilung kann dabei in der Weise erfolgen, daß dem ausgleichsberechtigten Ehegatten ein unwiderrufliches Bezugsrecht auf die halbe Differenzrente verschafft oder ein Anrecht auf die halbe Differenzrente an ihn abgetreten wird. Es kann aber auch eine Realteilung durch Aufstockung oder Schaffung eines eigenen Vsvertrages für den ausgleichsberechtigten Ehegatten vorgenommen werden. Diese beiden letzteren Möglichkeiten liegen der Regelung des § 1 II HärteRegG in erster Linie zugrunde. Welchen Weg das Familiengericht dabei wählt, hängt von dem Geschäftsplan des Vers des ausgleichspflichtigen Ehegatten und den Wünschen und Vorstellungen der Eheleute ab, die tunlichst mit zu berücksichtigen sind (vgl. dazu unten Anm. C 119). Zu Einzelheiten Eisenecker S. 295-322 und Soergel-Winter Nachtrag 1983 zu § 1587 b BGB Rz 246. [C 116] b) Rechtliche Ausgestaltung des für den ausgleichsberechtigten Ehegatten zu schaffenden Lebensversicherungsvertrages Der zu schaffende Vsvertrag muß (ebenso wie der aufzustockende) in seiner Ausgestaltung den Grundgedanken des Versorgungsausgleichs entsprechen. Es ist also zum einen eine Rentenv zu begründen, die nach Möglichkeit ausbaufähig ist und an den ausgleichsberechtigten Ehegatten als Gefahrsperson anknüpft. Zum anderen ist die besondere Eigenart des auszugleichenden Vsvertrages auch in dem für den ausgleichsberechtigten Ehegatten zu schaffenden Vsvertrag zu wahren. Das geschieht grundsätzlich, wenn für den ausgleichsberechtigten Ehegatten ein Vsvertrag derselben Rentenvsart wie beim ausgleichspflichtigen Ehegatten, mit demselben Rentenbeginnalter und denselben Vsbedingungen geschaffen wird (vgl. dazu im einzelnen BT-Drucksache 9/2296 S. 11 sowie Eisenecker S. 308 — 314). Erhält der zu schaffende Vsvertrag nicht die gleiche rechtliche Ausgestaltung wie der auszugleichende Vertrag, so muß es sich um eine gleichwertige andere Rentenv handeln. Eine gleichwertige Rentenv ist dabei gegeben, wenn der in seiner Art oder seinen Bedingungen abweichende Rentenvsvertrag des ausgleichsberechtigten Ehegatten in Ergebnis, Leistungsanlaß und Leistungsumfang eine zumindest ebenso gute Versorgung bietet wie ein dem auszugleichenden Vertrage genau entsprechender Lebensvsvertrag. Von einer gleichwertigen V kann dabei auch gesprochen werden, wenn ein anderes Rentenbeginnalter gewählt wird, falls dieses Alter innerhalb der Spanne liegt, in der von einem Versorgungsanlaß „Altersruhegeld" gesprochen wird. Problematisch ist dabei die Zulässigkeit des Einschlusses von Zusatzven. Denn auszugleichen ist grundsätzlich nur die reine Erlebensfalleistung, die dem Ausgleichspflichtigen aus seiner Rentenanwartschaft oder bei Erreichen eines durchschnittlich langen Lebens zufließt, sämtliche anderen Zwecken dienenden Zusatzven wie Unfalltodzusatz-, Sterbegeldzusatz-, Risikozusatzven usw. werden im Rahmen der Wertermittlung herausgerechnet. Hierzu und zu weiteren Problemen vgl. yn einzelnen Eisenecker S. 308-314 und Soergel-Winter Nachtrag 1983 zu § 1597 b BGB Rz 245-268. Winter

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Anm. C 119

C. Abschluß und Verbriefung des Lebensversicherungsvertrages

[C 117] c) Begründung des neuen Lebensversicherungsvertrages durch zivilrechtsgestaltenden Hoheitsakt Schließt der Vmer einen Lebensvsvertrag ab, für den der maßgebliche Geschäftsplan die Möglichkeit einer Realteilung im Scheidungsfalle vorsieht, so beinhaltet die Antragsannahme durch den Ver zugleich ein Angebot an wen es angeht zum Abschluß eines gleichartigen Rentenvsvertrages im Wege der Realteilung im Scheidungsfalle mit dem ausgleichsberechtigten Ehegatten. Die notwendige bürgerlichrechtliche Angebotsannahme durch den ausgleichsberechtigten Ehegatten wird dabei durch den zivilrechtsgestaltenden Hoheitsakt des Familiengerichts ersetzt. Der neue Vsvertrag stellt sich somit als diktierter Vertrag oder Zwangsvertrag dar. Solche Verträge existieren in verschiedenen Bereichen, sie werden durch ein entsprechendes Handeln eines Hoheitsträgers aufgrund einer gesetzlichen Ermächtigungsgrundlage möglich (allgemein: Palandt-Heinrichs Anm. 3 b ee vor § 145 BGB, speziell zur Realteilung: Eisenecker S. 303-304, Frels VersR 1983 S. 114, Soergel-Winter Nachtrag 1983 zu § 1587 b Rz 252). Durch einen solchen Vertrag wird der Grundsatz der Vertragsfreiheit weder auf Seiten des jeweiligen Vers (dazu sogleich Anm. C 118) noch auf Seiten des ausgleichsberechtigten Ehegatten (dazu sodann Anm. C 119) unzulässig beeinträchtigt. [C 118) d) Kein Abschlußzwang für den Versicherer Da die Realteilung nur stattfindet, wenn die für den auszugleichenden Vsvertrag maßgebliche Regelung — also der Geschäftsplan — das für den Scheidungsfall vorsieht, kann die Realteilung für den betroffenen Ver nicht zu einem Abschlußzwang führen. Ob ein Ver einen derartigen Geschäftsplan aufstellt, ist seine eigene, freie Entscheidung. Seiner freien Entscheidung unterliegt es dabei auch zugleich, festzulegen, welche der rechtlich möglichen Teilungsarten er anbietet, er kann also die Realteilungsmöglichkeit für bestimmte Fälle ausschließen. Ein Ver wird also nicht zur Durchführung der Realteilung gezwungen. Stellt ein Ver einen Geschäftsplan für die Realteilung auf, so bedeutet das rechtlich sein Einverständnis mit der Durchführung der Realteilung durch das Familiengericht (Eisenecker S. 303, Frels VersR 1983 S. 114, Soergel-Winter Nachtrag 1983 zu § 1587 b Rz 251). [C 119] e) Einengung der Vertragsfreiheit für den ausgleichsberechtigten Ehegatten? Die Einengung der Vertragsfreiheit für den ausgleichsberechtigten Ehegatten bei der Gestaltung des „diktierten Lebensvsvertrages" hält sich innerhalb zulässiger Grenzen und ist ganz weitgehend zu vermeiden. Der Inhalt des neuen Rentenvsvertrages dürfte in aller Regel mit den Interessen und dem Willen des ausgleichsberechtigten Ehegatten im Einklang stehen. Das Familiengericht sollte bei der Realteilung die Wünsche des ausgleichsberechtigten Ehegatten hinsichtlich der Art und der Bedingungen der für ihn zu schaffenden Rentenv möglichst weitgehend berücksichtigen. Zum Rahmen, in dem die zu schaffende V von der des ausgleichspflichtigen Ehegatten abweichen darf, vgl. oben Anm. C116 und insbesondere Eisenecker S. 308-314. Für den betroffenen Lebensver dürften derartige Sonderwünsche des ausgleichsberechtigten Ehegatten grundsätzlich keine besondere Belastung bedeuten. Allerdings darf der Lebensver in seinem Geschäftsplan eine derartige Wahl- und Gestaltungsmöglichkeit für das Familiengericht nicht versperren. Soweit eine Beeinträchtigung der Vertragsfreiheit für den ausgleichsberechtigten Ehegatten bei der Durchführung der Realteilung nicht zu vermeiden ist, beruht diese Einschränkung auf gesetzlicher Grundlage (§§ 1587 ff. BGB, HärteRegG) und beachtet 340

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VIII. Besondere Versicherungsformen u Sonderfälle

Anm. C 121

den Grundsatz der Verhältnismäßigkeit. Der sich auf die allgemeine Handlungsfreiheit des Art. 2 I GG stützende Grundsatz der Vertragsfreiheit ist durch jedes verhältnismäßige und auch im übrigen wirksame Gesetz einschränkbar. Die Realteilung soll das sozialpolitische Ziel des Versorgungsausgleichs verwirklichen, für den ausgleichsberechtigten Ehegatten eine eigenständige und ausbaufähige Rentenanwartschaft zu begründen. Angesichts dieses im Sozialstaatsprinzip verankerten Zieles wiegen die denkbaren Beeinträchtigungen der Vertragsfreiheit für den ausgleichsberechtigten Ehegatten in aller Regel geringer (Eisenecker S. 303 — 304, Soergel-Winter Nachtrag 1983 § 1587 b Rz 252).

[C 120] f) Rechtslage bei vor Einführung des Geschäftsplans für die Realteilung abgeschlossenen Lebensversicherungsverträgen Soll eine Realteilung bei einem Rentenvsvertrage vorgenommen werden, der vor Einführung des Geschäftsplans für die Realteilung abgeschlossen worden ist, so kann die soeben aufgezeigte Konstruktion der Eingehung der neuen Lebensv keine Anwendung finden. Denn bei solchen Rentenven ist die Regelung über die Realteilung für den Scheidungsfall nicht als Angebot an wen es angeht Bestandteil des Vsvertrages geworden. Angesichts der grundsätzlich langen Laufzeit von Rentenvsverträgen ist es daher erforderlich, daß der jeweilige Geschäftsplan zur Realteilung auch Wirkung für die bereits bestehenden Rentenvsverträge erlangt. Dabei kann die Einführung eines solchen Geschäftsplans und seine Mitteilung an sämtliche potentiell betroffenen Vmer nicht als ein Angebot zur Vertragserweiterung angesehen werden, das der betroffene Vmer nach § 151 Satz 1 BGB stillschweigend annimmt. Denn eine solche Vertragsänderung wäre für den betroffenen Vmer ungünstig, da es ohne Realteilung in aller Regel zum schuldrechtlichen Versorgungsausgleich kommen würde, der für den ausgleichspflichtigen Ehegatten wesentlich günstiger ist (Eisenecker S. 305). Um eine Geltung des Geschäftsplans für die Realteilung auch für bestehende Rentenvsverträge zu erreichen, sind drei Wege denkbar: Es kommt zu einer entsprechenden Einzelvereinbarung zwischen Ver und Vmer, das Bundesaufsichtsamt für das Versicherungswesen erklärt mittels Verwaltungsakt die betroffenen Geschäftspläne nach § 81 a Satz 2 VAG bei jedem Ver als auch für den Bestand gültig oder das Bundesaufsichtsamt bestimmt aufgrund der Verordnung vom 29.XI.1940 RGBl 1940 S. 1543 einheitlich und mit Wirkung für alle Ver durch Rechtsverordnung, daß die jeweiligen Geschäftspläne für die Realteilung Wirkung auch für bestehende Vsverträge erlangen (im einzelnen dazu Eisenecker S. 304 — 305).

[C 121] g) VVaG als Versicherer Beim Versorgungsausgleich bei Rentenven, die mit einem Gegenseitigkeitsverein abgeschlossen sind, ist der ausgleichspflichtige Ehegatte regelmäßig nicht nur Vmer, sondern zugleich auch Mitglied des Gegenseitigkeitsvereins. Sieht nun die Satzung des Vereins nicht vor, daß auch Personen versichert werden, ohne zugleich Mitglied des Vereins zu werden, so kann durch die Schaffung eines neuen Vsverhältnisses für den ausgleichsberechtigten Ehegatten das Grundrecht der negativen Koalitionsfreiheit tangiert werden. Diese Schwierigkeit kann dadurch gelöst werden, daß solche Gegenseitigkeitsvereine in einem Satzungszusatz für die Durchführung der Realteilung zugleich vorsehen, daß ein ausgleichsberechtigter Ehegatte nicht Mitglied des Vereins zu werden braucht (vgl. dazu im einzelnen Eisenecker S. 304 und Frels VersR 1983 S. 114-115). Winter

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Anm. C 126

C. Abschluß und Verbriefung des Lebensversicherungsvertrages

[C 122] h) Realteilung bei Anrechten aus der Betrieblichen Altersversorgung und der Berufsständischen Versorgung Zu Besonderheiten bei der Realteilung von Anrechten nach § 1587 a II Nr 3 und Nr 4 BGB, soweit sie sich auf Lebensvsverträge gründen, vgl. im einzelnen SoergelZimmermann Nachtrag 1983 S. 1587 b Rz 239-242. [C 123) 5. Zusammengefaßte Lebensversicherungen In der Lebensv werden nicht selten mehrere Vsdeckungen zusammengefaßt, wobei zu unterscheiden ist, ob es sich um einen einheitlichen Vsvertrag handelt oder um eine Zusammenfassung mehrerer Verträge. [C 124] a) Einheitlicher Versicherungsvertrag Bei einem einheitlichen Vsvertrag, für den es grundsätzlich nur einen Vmer und nur einen Vsschein gibt, kann man in der Lebensv von einer Zusammenfassung dann sprechen, wenn entweder eine einzelne Person gegen mehrere Gefahren (ζ. B. bei der Kombination einer Todesfallv mit einer Berufsunfahigkeitszusatzv) vt ist oder wenn sich die V auf mehrere Personen erstreckt, wobei sich unterschiedliche Kombinationen ergeben können und sich der Vsschutz bei mehreren Personen auch zugleich auf mehrere Deckungsformen erstrecken kann. Für die rechtliche Behandlung des einheitlichen Vsvertrages ist von der Regel auszugehen, daß eine einheitliche Sicht dort angebracht ist, wo es um die Entstehung, die Beendigung und um Nichtigkeitsgründe des Rechtsverhältnisses geht, während eine getrennte Beurteilung der einzelnen zusammengefaßten Leistungen dort erforderlich ist, wo nur diese Leistung je allein in Frage steht (grundsätzlich dazu Richner, Der Paket-Versicherungsvertrag, Winterthur 1968, S. 23). Das gilt auch, wenn sich auf der Seite des Vers mehrere Ver als Mitver finden. [C 125] aa) Mehrere Personen Sind in einem einheitlichen Vsvertrag mehrere Personen kumulativ nebeneinander vt, so handelt es sich um einen Gruppenvsvertrag. Vgl. hierzu im einzelnen unten Anm. C 129 — 140. Mehrere Personen brauchen aber nicht kumulativ nebeneinander vt zu sein, sondern können alternativ vt sein, wie es beispielsweise geschieht, wenn Ehegatten oder Teilhaber eine Todesfallv für den Fall des Todes des Erstversterbenden abschließen. Auch hier handelt es sich eindeutig um einen einheitlichen Vsvertrag. (C 126] bb) Mehrere Deckungsvarianten Ist nur eine einzelne Person gegen mehrere Gefahren oder mit mehreren Deckungsvarianten vt, so ist es nicht immer deutlich, ob es sich um einen einheitlichen Vsvertrag oder mehrere Vsverträge handelt. Angesichts des für die Lebensv anwendbaren Prinzips der Spartentrennung hält sich allerdings bei einem einheitlichen Vsvertrag die Bandbreite der Deckungsvariationen in engen Grenzen. Ein einheitlicher Vsvertrag liegt gewiß vor, wenn eine Hauptv mit einer Zusatzv verbunden wird (wie es beispielsweise bei einer kapitaldeckenden Todesfallv als Hauptv und einer Berufsunfähigkeits- oder/und einer Unfall- oder/und einer Risikozusatzv vorkommt). Der Vsschutz ist hier ein einheitliches Ganzes, es ist davon auszugehen, daß die Zusatzv nicht ohne die gleichzeitig beantragte Hauptv gewollt ist, ein Vertrag nur über die Zusatzv kommt nicht wirksam zustande. Erklärt der Ver die Annahme nur im Hinblick auf die ¿usatzv, also nur im Hinblick auf einen Teil des Antrages, so ist das eine Ablehnung des Antrages verbunden mit einem neuen Antrag, § 150 II BGB. 342

Winter

VIII. Besondere Versicherungsformen u Sonderfalle

Anm. C 129

Zweifel können auftreten, wenn zwei oder mehrere gleichrangige Hauptven von demselben Vmer zusammen beantragt werden. Erfolgt der Antrag auf demselben Antragsformular, so kann u. U. auch hier von einem einheitlichen Vsvertrag ausgegangen werden. Die Ablehnung eines Antrages durch den Ver würde dann auch hier die übrigen Anträge wirkungslos machen (vgl. oben Anm. C 69). Eine solche Bündelung mehrerer Formen der Lebensv führt häufig allerdings auch zu mehreren nebeneinander bestehenden Verträgen. [C 127] ·>) Mehrere Versicherungsverträge Eine bloße Zusammenfassung mehrerer gesonderter Vsverträge kann vorliegen, falls aufgrund von Listen-, Empfehlungs- oder Rahmenverträgen eine Vielzahl von Einzelven zustande kommt, wie es beispielsweise bei dem sog. Sammelvsvertrag der Fall ist: Hier liegen stets mehrere Vsverträge nebeneinander vor (vgl. unten Anm. C 162-167). Mehrere Verträge sind auch gegeben, wenn zwei oder mehr Vsverträge durch eine Bedingungsvereinbarung untereinander gekoppelt sind: Ein Ver übernimmt eine risikoreiche V nur unter der Bedingung, daß auch eine andere für ihn günstigere V geschlossen wird. Kommt der für den Ver günstigere Vsvertrag nicht zustande, so wird auch der Abschluß der risikoreichen V nicht wirksam. Zum Fall der Bündelung von Lebensvsanträgen vgl. oben Anm. C 48. Häufig findet sich der Fall, daß der Abschluß einer Lebensv von einer Bedingung wie der Zusage einer Finanzierung abhängig gemacht wird. [C 128] c) Lebensversicherungs- und Nichtlebensversicherungsvertrag In der Praxis findet es sich auch, daß der Vmer auf demselben Antragsformular nicht nur eine Lebensv bei einem Lebensver, sondern zugleich auch eine Unfallv bei einem Nichtlebensver (in der Regel: einem Ver derselben Vsgruppe) beantragt, der von dem Lebensver bzw. dem Nichtlebensver angenommen wird. Auch hier kann es sich um einen einheitlichen Vsvertrag oder — was die Regel ist — um mehrere Vsverträge handeln, die beispielsweise im Wege einer Bedingungsvereinbarung miteinander verbunden werden können. [C 129] 6. Gruppenversicherung a) Differenzierungen Besonderheiten gelten für den Abschluß einer Gruppenlebensv. Dabei ist danach zu differenzieren, ob es sich um eine echte Gruppenlebensv, eine unechte Gruppenv oder eine gemischte Gruppenlebensv handelt. Der echte Gruppenlebensvsvertrag ist ein einheitlicher Vsvertrag zwischen dem Ver und der Gruppenspitze (Verband, Arbeitgeber, rechtsfähige Vereinigung von Arbeitgebern) als Vmer. Der rechtlich einheitliche Vertrag besteht dabei vstechnisch aus so vielen Vsverhältnissen wie Gruppenmitglieder (Arbeitnehmer) vt sind. Die echte Gruppenv kann in der Lebensv dabei als Direkt- oder als Rückdeckungsv abgeschlossen werden (vgl. im einzelnen oben Anm. Β 54 sowie unten Anm. H). Die unechte Gruppenlebensv besteht demgegenüber nicht aus einem einheitlichen Vsvertrag, sondern sie ist ein Vertrag, durch den eine Vielzahl von einzelnen Vsverträgen entsteht, die zum Zweck der gemeinsamen Vertragsdurchführung und -Verwaltung zusammengefaßt werden. Dabei handelt die Gruppenspitze zum Teil im fremden Namen — nämlich als Vertreter der Gruppenmitglieder — und zum Teil im eigenen Namen. Beim unechten Gruppenlebensvsvertrag werden in einem Gesamtakt so viele einzelne Vsverträge abgeschlossen Winter

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Anm. C 131

C. Abschluß und Verbriefung des Lebensversicherungsvertrages

wie Gruppenmitglieder vorhanden sind oder in den Vertrag einbezogen sind. Vmer sind die Gruppenmitglieder, die Arbeitnehmer. Die unechte Gruppenlebensv kann in vielerlei Gestalt vorkommen, und angesichts der weitreichenden Vertretungsmacht der Gruppenspitze kann mit der unechten Gruppenv dasselbe wirtschaftliche Ergebnis erreicht werden wie mit der echten Gruppenv (vgl. im einzelnen oben Anm. Β 54 sowie unten Anm. H). Die gemischte Gruppenlebensv ist schließlich äußerlich in die Form der echten Gruppenv gekleidet, weist aber teilweise Elemente der unechten Gruppenv auf (oben Anm. Β 54). Diese Vertragstypen sind von dem sog. Rahmenvertrag zu unterscheiden, der zwischen Ver und Gruppenspitze abgeschlossen wird, Rahmenbestimmungen und Richtlinien für den Abschluß zukünftiger Einzelvsverträge mit den Gruppenmitgliedern festlegt, aber selbst noch keine Vsverhältnisse begründet. Vgl. zu Einzelheiten unten Anm. Η sowie Millauer S. 15. [C 130] b) Echte Gruppenlebensversicherung In dem Gruppenlebensvsvertrag kann vereinbart werden, daß sämtliche Mitglieder des festgelegten Personenkreises automatisch vt sind (Zwangsgruppenlebensv) oder nur diejenigen, die die Gruppenspitze bei dem Ver angemeldet hat (Gruppenlebensv mit rechtsbegründender Anmeldung). [C 131] aa) Zwangsgruppenversicherung Die automatische oder Zwangsgruppenv erfaßt grundsätzlich die Mitglieder der Gruppe in ihrem jeweiligen, wechselnden Bestände, also in jedem denkbaren Zeitpunkt zu 100%. Nach Abschluß des Vertrages können die Parteien keinen unmittelbaren Einfluß mehr dahingehend nehmen, welches Gruppenmitglied Vsschutz erlangt. Das ist nur über eine Änderung des Gruppenvsvertrages möglich. Das Vsverhältnis von Personen, die erst nach dem Beginn des Vertrages Mitglieder der Gruppe werden, beginnt automatisch mit der Aufnahme bzw. dem Beitritt zu der Gruppe. Eine Ausnahme besteht dabei allerdings für solche Zwangsgruppenverträge, bei denen nur der Anfangsbestand vt wird und der Zugangsbestand von der V ausgeschlossen ist. Scheidet eine Person aus der Gruppe aus, so endet auch zugleich ihr Vsverhältnis. Da das Vsverhältnis von der Zugehörigkeit zur Gruppe abhängig ist, ist es für den Ver möglich, bei der Zwangsgruppenv auch insoweit, als der Zugang in die V eingeschlossen ist, auf die namentliche Meldung der Gruppenmitglieder zu verzichten, es wird als ausreichend angesehen, wenn die Gruppenspitze dem Ver für die Prämienabrechnung die jeweilige Anzahl der Gruppenmitglieder aufgibt (im einzelnen dazu Millauer S. 1 6 - 2 1 ) . Diese Form der automatischen Gruppenv ist in der Lebensv generell nicht üblich, sie kann höchstens bei der Sterbegeldv vorkommen (Magnusson in Möller-Winter Bd V S. 106, Millauer S. 66). Eine Gruppenlebensv wäre ohne Namensnennung aus Gründen der Vstechnik nicht durchzuführen, da — sieht man einmal von der seltenen Ausnahme ab, daß eine Durchschnittsprämie erhoben wird — die vom Alter der Gefahrsperson abhängige Prämie für jedes Vsverhältnis gesondert festgesetzt werden muß. In der Lebensv ist grundsätzlich davon auszugehen, daß der Ver ein Risiko erst prüft, bevor er es übernimmt. Darüber hinaus besteht in der Gruppenlebensv — abgesehen von den Ausnahmen wie der Sterbegeldv — für das einzelne Gruppenmitglied die Notwendigkeit, die nach § 159 II erforderliche Einwilligung abzugeben (vgl. im einzelnen oben Anm C 34 — 36). Hier würden sich bei einer automatischen Zwangsgruppenlebensv Schwierigkeiten ergeben: Denn wird jemand ohne besondere Willenserklärung (beispielsweise infolge einer Satzungsbestimmung) Gruppenmitglied, so könnte er seine Zustimmung vielfach erst erklären, nachdem er Mitglied 344

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VIII. Besondere Versicherungsformen u Sonderfälle

Anm. C 133

und damit auch zugleich Gefahrsperson geworden ist. Für die Erteilung der Einwilligung nach § 159 II ist aber gerade der Zeitpunkt maßgebend, in dem er Mitglied der Gruppe wird. Die nach dem Hinzutreten zur Gruppe erteilte Zustimmung ist keine Einwilligung, sondern eine Genehmigung, die für die Wirksamkeit der Mitv des in Frage stehenden Risikos nicht ausreichend ist (Millauer S. 18, vgl. oben Anm. C 27). [C 132] bb) Gruppenversicherung mit rechtsbegründender Anmeldung (1) Rechtsnatur der Anmeldung Bei der Gruppenlebensv mit rechtsbegründender Anmeldung werden nur diejenigen Gruppenmitglieder in den Vsvertrag mit einbezogen, die von der Gruppenspitze dem Ver gegenüber angemeldet werden. Die Anmeldung ist eine Willenserklärung der Gruppenspitze als Vmer, mit der sie ihren Willen zum Ausdruck bringt, das Gruppenmitglied in den Gruppenvsvertrag aufzunehmen. Ohne diese Erklärung, die — sofern vereinbart — noch der Annahme durch den Ver bedarf, ist eine Aufnahme in den Vsvertrag nicht möglich. Die Anmeldung ist daher rechtsbegründend und unterscheidet sich dadurch von der teilweise auch als Anmeldung bezeichneten Aufgabe des vten Risikos bei der automatischen Gruppenv. Kook S. 37 qualifiziert die Anmeldung dabei als aufschiebende Bedingung, bei deren Eintritt das in Frage stehende einzelne Vsverhältnis erst voll wirksam wird. Dem kann nicht gefolgt werden. Die Bedingung ist eine Einschränkung des Rechtsgeschäfts und setzt voraus, daß die Vertragsparteien, wenn sie es wollten, das Rechtsgeschäft auch sofort in Kraft setzen könnten. Das wäre hier nur möglich, soweit sich die Anmeldung auf den Anfangsbestand bezieht, der Gruppenzugang ist dagegen bei Vertragsabschluß noch unbekannt. Zudem bestimmt die Bedingung nicht auch den Geschäftsinhalt, wie sie es hier tun würde. Denn bei Abschluß des Gruppenvsvertrages ist es offen geblieben, welche Gruppenmitglieder im Rahmen des nur allgemein abgesteckten Rahmens im einzelnen in die V mit einbezogen werden. Die erforderliche Konkretisierung erfolgt erst durch die Anmeldung, sie bestimmt daher auch den Geschäftsinhalt. Sie ist nicht Bedingung, sondern Voraussetzung für die Einbeziehung des einzelnen Gruppenmitgliedes in die V, wobei unerheblich ist, ob das Mitglied zum Anfangsbestand oder zum Gruppenzugang zählt (Millauer S. 21 —22). [C 133] (2) Ausgestaltung der Anmeldepflicht Der Gruppenvsvertrag bestimmt dabei, in welchem Umfange die Gruppenspitze als Vmer zu Anmeldungen verpflichtet sein soll. Der Entscheidungsspielraum des Vmers kann dabei in unterschiedlicher Weise eingeschränkt sein. In der Lebensv — sofern es sich nicht um eine Kleinlebensv handelt — begnügt sich der Ver in aller Regel damit, die von der Aufsichtsbehörde für die Gewährung von Begünstigungen vorgeschriebene Mindestbeteiligung zu verlangen. Dabei können solche Gruppenmitglieder, die bereits anderweitig ausreichenden Lebensvsschutz genießen, aus dem Kreise der anmeldepflichtigen Gruppenmitglieder ausgenommen werden. Ausgeschieden werden auch Gruppenmitglieder, die zur Abgabe der Einwilligungserklärung nach § 159 II nicht bereit sind. Der Vmer kann insoweit lediglich die Verpflichtung übernehmen, auf die Abgabe einer solchen Einwilligungserklärung hinzuwirken. Der Ver kann aber nicht etwa von der Gruppenspitze den Ausschluß solcher Mitglieder aus der Gruppe verlangen, die nicht bereit sind, eine entsprechende Einwilligungserklärung abzugeben; eine solche vertragliche Regelung ist als nichtig anzusehen (Ehrenzweig VersR 1955 S. 199, Kook S. 31, Millauer S. 22). Wenn in der Lebensv eine Anmeldepflicht des Vmers nur über einen bestimmten Mindestsatz vereinbart wird, so ist eine über diesen Satz hinausgehende Anmeldung Winter

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Anm. C 135

C. Abschluß und Verbriefung des Lebensversicherungsvertrages

dem Ver gegenüber vollen Umfangs freiwillig (Millauer S. 22 — 23, S. 66, Winter in Hellner-Nord S. 214). [C 134] (3) Annahme der Anmeldung durch den Versicherer Aus dem Gruppenvsvertrag ergibt sich, ob für die Einbeziehung des Gruppenmitgliedes in die V eine Annahmeerklärung durch den Ver erforderlich ist, ob dem Ver statt dessen ein Recht zur Ablehnung einzelner Mitglieder zusteht oder ob die Anmeldung des Risikos für den Ver obligatorisch ist. Soll die Anmeldung für den Ver verbindlich und damit die V für ihn obligatorisch sein, so genügt für die Einbeziehung des Gruppenmitgliedes in den Vsvertrag der Zugang der Anmeldungserklärung beim Ver. Sieht der Gruppenvsvertrag — obwohl es sich also um eine obligatorische V handelt — gleichwohl eine Annahmeerklärung des Vers vor, so ist der Ver zur Abgabe dieser Erklärung verpflichtet. Soll die Anmeldung für den Ver nicht verbindlich, also fakulativ sein, so bedarf die Anmeldungserklärung der Gruppenspitze einer positiven Annahmeerklärung des Vers, sofern zwischen den Parteien nicht anderes vereinbart ist. Gibt der Ver die Annahmeerklärung nicht ab, so wird das angemeldete Gruppenmitglied in die Gruppenlebensv nicht mit einbezogen. Die Annahme ist eine Willenserklärung und ebenso wie die Anmeldung Voraussetzung für die Mitv des einzelnen Gruppenmitgliedes. Der Ansicht von Ehrenzweig VersR 1955 S. 197, der die Annahme als Bedingung im Sinne der §§ 158 ff. BGB qualifiziert, kann nicht gefolgt werden. Millauer S. 23 weist in diesem Zusammenhang mit Recht darauf hin, daß der Ver bei der für ihn obligatorischen V zur Annahme verpflichtet ist, die Annahme also auch einklagbar ist — Verpflichtung und Bedingung aber schließen einander aus. Dem kann nicht entgegen gehalten werden, daß die Verpflichtung zur Annahme für den Ver nur bei der obligatorischen und nicht auch bei der fakultativen V gegeben sei, wo die Annahmeerklärung erst ihren vollen Sinn entfaltet. Denn die Rechtsnatur der Annahme kann keine andere sein, wenn die Annahmepflicht des Vers mehr oder minder eingeengt ist und sich etwa auf die Fälle beschränkt, in denen das Ergebnis der Gesundheitsprüfung eine Übernahme des Risikos nach der Geschäftspraxis des Vers rechtfertigt (Millauer a. a. O.). Sieht der Gruppenvsvertrag bei der fakultativen V statt des Annahmeerfordernisses vor, daß dem Ver lediglich negativ ein Recht zur Ablehnung der Aufnahme einzelner Gruppenmitglieder zusteht, so genügt es, daß der Ver das Risiko innerhalb einer vertraglich festgesetzten Frist nicht ablehnt. Fehlt eine derartige Fristbestimmung in dem Gruppenvsvertrag, so fragt sich, ob darauf abzustellen ist, wann der Vmer den Eingang einer etwaigen Ablehnung unter regelmäßigen Umständen erwarten darf (vgl. § 147 II BGB). Dieser Zeitpunkt ist unsicher und für die Lebensv bei einer Gesundheitsprüfung nicht praktikabel. Millauer S. 23 — 24 ist daher zuzustimmen, wenn er dem Vertragswillen am ehesten dadurch gerecht werden will, daß er den Ablehnungsvorbehalt des Vers dahin umdeutet, daß dieser in einem solchen Falle bei jedem einzelnen Gruppenmitglied eine positive Annahmeerklärung abzugeben hat. [C 135] (4) Wirksamkeit der Einbeziehung des einzelnen Gruppenmitgliedes Für die Wirksamkeit der Mitv des einzelnen Risikos ist zu unterscheiden, ob die Anmeldung allein für eine Einbeziehung genügt oder ob die Anmeldung der Annahme durch den Ver bedarf. Ist die V für den Ver obligatorisch und genügt die Anmeldung des Gruppenmitgliedes durch die Gruppenspitze für die Mitv, so vollzieht sich die Einbeziehung mit 346

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VIII. Besondere Versicherungsformen u Sonderfalle

Anm. C 135

Wirksamwerden der Anmeldung, also mit dem Zugang der in aller Regel schriftlichen Anmeldung beim Ver. Ist die V für den Ver fakultativ und hat der Ver ein — wenn auch beschränktes, beispielsweise bei schlechtem Gesundheitszustand des Gruppenmitgliedes — Ablehnungsrecht, so ist das angemeldete Risiko in die Gruppenv mit einbezogen, wenn es der Ver nicht innerhalb der festgesetzten Frist abgelehnt hat. Maßgebend ist der Zeitpunkt des Fristablaufs. Erklärt der Ver vor Fristablauf die Annahme des Risikos, so ist das Risiko schon früher und zwar mit Zugang der Annahmeerklärung beim Vmer einbezogen (Millauer S. 24). Ist in dem Gruppenvsvertrag vereinbart, daß die Einbeziehung des Gruppenmitgliedes in den Vsvertrag erst mit der Annahmeerklärung des Vers zustande kommt, so ist auch hier zwischen obligatorischen und fakultativen Risiken zu unterscheiden. Trifft den Ver dabei eine Annahmepflicht, so wird die Einbeziehung des Gruppenmitgliedes gleichwohl erst wirksam, wenn die Annahme des Risikos durch den Ver erklärt wird. Es kann hier nicht argumentiert werden, daß eine derartige Annahme entbehrlich sei, weil der Ver das Gruppenmitglied nach dem Gruppenvsvertrag ohnehin in den Vsvertrag einbeziehen muß. Denn die Vertragsparteien können frei vereinbaren, wovon sie die Einbeziehung des Gruppenmitgliedes abhängig machen wollen. Ist die Annahme durch den Ver vertraglich als Voraussetzung für die Einbeziehung vereinbart worden, kann die Einbeziehung erst mit dem Zugang der Annahmeerklärung bei der Gruppenspitze als Vmer wirksam werden. Da dem Ver für die Annahme bzw. die Ablehnung des Risikos bei dieser Vertragsgestaltung kein Entscheidungsfreiraum verbleibt, ist dabei jedoch im Auslegungswege festzustellen, ob die im Vertrag vorgesehene Annahme wirklich eine Willenserklärung des Vers sein soll. Handelt es sich in Wahrheit nur um eine Bestätigung des Vers über die Einbeziehung des angemeldeten Risikos, so hat bereits die Anmeldung die Rechtswirkung der Einbeziehung ausgelöst. Die Einbeziehung wird dabei also mit dem Zugang der Anmeldung bei dem Ver wirksam, auf die sog. Annahmeerklärung kommt es dann nicht mehr an (vgl. Millauer S. 24). Hat die Auslegung ergeben, daß es sich trotz der Annahmepflicht um eine echte Annahmeerklärung des Vers handelt, so hat der Ver die Annahme nach der Anmeldung unverzüglich zu erklären, da die Annahme nicht von einer Überprüfung des Risikos durch den Ver abhängig gemacht worden ist. Dabei stellt sich die Frage, inwieweit bei einer solchen Ausgestaltung der Gruppenv die Annahme des Vers schon in seinem — nicht nur kurzfristigen — Schweigen zu sehen ist, so daß eine später ausgesprochene Ablehnung des Risikos — zu der der Ver nicht berechtigt wäre — rechtlich unerheblich wäre. Mit Millauer S. 25 ist eine solche Konstruktion für den Regelfall zu bejahen. Da im übrigen eine Verzögerung der Annahmeerklärung eine schuldhafte Pflichtverletzung des Vers darstellt, kann den Ver in einem solchen Falle auch eine Verpflichtung zum Schadenersatz treffen (Millauer S. 24-25). Ist der Ver nicht verpflichtet, das angemeldete Gruppenmitglied in die V einzubeziehen, so erstreckt sich die V auf das neue Mitglied erst, wenn die Annahmeerklärung dem Vmer zugeht. Den Ver trifft dabei die Verpflichtung, seine Entscheidung über die Annahme oder Nichtannahme alsbald zu treffen, wobei ihm allerdings genügend Zeit für die erforderliche Gesundheitsüberprüfung zu lassen ist. Angesichts des beim Gruppenvsvertrag bestehenden besonderen, längerfristigen Vertrauensverhältnisses zwischen Ver und Vmer trifft den Ver im Regelfall auch die Verpflichtung, dem Vmer die Nichtannahme des Risikos mitzuteilen, und zwar insbesondere dann, wenn erkennbar ist, daß der Vmer mit der Annahme des Risikos rechnet. Behandelt der Ver die Anmeldung verzögerlich, so kann er sich — grundsätzlich anders als bei der Einzelv — bei der Gruppenv auch schadenersatzpflichtig machen (Millauer S. 25).

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Anm. C 137

C. Abschluß und Verbriefung des Lebensversicherungsvertrages

[C 136] c) Unechte Gruppenlebensversicherung aa) Übersicht Vertragspartner sind bei der nur in der Lebensv vorkommenden unechten Gruppenv der Ver und auf der Vmerseite die einzelnen Gruppenmitglieder und — soweit sie im eigenen Namen handelt — die Gruppenspitze. Die Einbeziehung jedes einzelnen Mitgliedes in die Gruppenv begründet, weil die unechte Gruppenlebensv kein einheitlicher Vsvertrag ist, ein Vsverhältnis für sich. Die Problematik der schriftlichen Einwilligung der Gefahrsperson nach § 159 II stellt sich daher in der unechten Gruppenv grundsätzlich nicht. Die einzelnen Ven werden durch die Funktionen der Gruppenspitze dabei wirtschaftlich und äußerlich so zu einer Einheit zusammengefaßt, daß die unechte Gruppenv dem rechtlich einheitlichen echten Gruppenvsvertrag angenähert ist. So erfolgt auch schon die Vsnahme eben nicht durch jedes einzelne Gruppenmitglied gesondert, sondern durch sämtliche in die Gruppenv einzubeziehenden Gruppenmitglieder gemeinschaftlich, vertreten durch die hierzu bevollmächtigte Gruppenspitze. Die Gruppenspitze kann dabei insgesamt aufgrund ihrer — oftmals umfassenden — Vollmacht eine Rechtsposition erlangen, die sie praktisch zum Vmer werden läßt. Zur Problematik der Unwiderruflichkeit der Vollmacht und zu Einzelheiten vgl. unten Anm. H, Kook S. 49, Millauer S. 99 —101, Winter in HellnerNord S. 2 2 3 - 2 2 6 .

[C 137] bb) Anmeldung als Vertragsangebot oder als Vertragsannahme Die unechte Gruppenlebensv kommt allein als V mit rechtsbegründender Anmeldung der einzelnen Gruppenmitglieder vor, wobei nach dem Gruppenvsvertrag für das Zustandekommen der Vereinbarung über das einzelne Vsverhältnis entweder eine Anmeldung des Einzelrisikos über die Gruppenspitze und eine entsprechende Annahmeerklärung des Vers erforderlich ist oder die Anmeldung des Gruppenmitgliedes als solche ausreichend sein kann, ohne daß noch eine zustimmende Erklärung des Vers abzugeben ist. Soll allein die Anmeldung für das Zustandekommen der Einbeziehungsvereinbarung ausreichend sein, so kann — je nach der Ausgestaltung des Gruppenvsvertrages — schon die Anmeldung als solche für die Vertragsparteien verbindlich sein oder es kann dem Ver ein befristetes Ablehnungsrecht zugebilligt sein. Die Vereinbarung über die Einbeziehung des einzelnen Gruppenmittgliedes in die V kommt dabei im einzelnen wie folgt zustande: Ist eine Annahmeerklärung des Vers vorgesehen, so enthält das Vertragswerk für das in Frage stehende Einzelrisiko die Aufforderung des Vers zur Abgabe eines inhaltlich bereits festgelegten Angebots durch den Vmer. Dieses Angebot ist in der Anmeldung des Risikos zu sehen, es wird durch die zustimmende Erklärung des Vers angenommen, wobei die Einbeziehung des Risikos mit dem Zugang der Annahmeerklärung des Vers wirksam wird. Ist in dem Vertragswerk keine positive Annahmeerklärung des Vers, sondern nur negativ ein befristetes Ablehnungsrecht vereinbart, so kommt der Vertrag durch das Schweigen des Vers zustande. Die Einbeziehung des Gruppenmitgliedes wird mit dem Fristablauf wirksam, durch eine eventuell früher ausgesprochene Annahmeerklärung des Vers kann der Vertrag auch schon früher Zustandekommen. Soll die Anmeldung dagegen für den Ver verbindlich sein, so kann in dem zugrunde gelegten Vertragswerk ein bindendes Angebot des Vers an jedes gegenwärtige oder künftige Gruppenmitglied gesehen werden, das auf den Abschluß eines Vsvertrages auf der Basis einer unechten Gruppenv gerichtet ist. Die Anmeldung des Gruppenmitgliedes ist in diesem Falle als die erforderliche Annahmeerklärung des Vmers zu qualifizieren. 348

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VIII. Besondere Versicherungsformen u Sonderfälle

Anm. C 140

Die Willenserklärungen des Vmers werden dabei von der Gruppenspitze als Vertreter des Vmers abgegeben, wobei eine entsprechende Vertretungsmacht der Gruppenspitze gegeben sein muß. Abzulehnen ist mit dieser Konstruktion die Auffassung von Kook S. 51 — 52, der davon ausgeht, daß die einzelnen hinzutretenden Risiken in die V einbezogen werden, indem die Gruppenspitze schon beim ursprünglichen Abschluß des Vertrages auch als Vertreter für die erst später der Gruppe beitretenden Personen einen Vsvertrag als Vertreter ohne Vertretungsmacht abschließt, so daß eine Genehmigung nach § 177 I BGB erforderlich wird (zu allem ausführlich und klar Millauer S. 103 — 104). [C 138] cc) Obligatorische Beteiligung des Gruppenmitgliedes? Durch eine Vereinbarung zwischen Ver und Gruppenspitze kann ein Beitrittszwang für die einzelnen Gruppenmitglieder nicht begründet werden. Das wäre ein unzulässiger Vertrag zulasten Dritter. Eine entsprechende Verpflichtung kann nur aus dem Innenverhältnis zwischen Gruppenspitze und Gruppenmitglied hergeleitet werden. Wirksam ist jedoch eine Verpflichtung der Gruppenspitze gegenüber dem Ver, den Gruppenmitgliedern gegenüber auf eine möglichst geschlossene Beteiligung der Gruppe hinzuwirken. Sollte das der Gruppenspitze trotz ihrer Bemühungen nicht gelingen, so kann der Ver - falls nicht ein bestimmter Beteiligungssatz zur Voraussetzung des Begünstigungstarifs gemacht wurde - Rechte hieraus nicht herleiten. Auch eine Beschränkung des nach §§ 165,178 für die Gruppenmitglieder bestehenden Kündigungsrechts begegnet Bedenken. Der Auffassung von Kook S. 57, der das Kündigungsrecht der Gruppenmitglieder beschränken will und argumentiert, die Vorschrift des § 178 stehe hier nicht im Wege, da sie sich nur auf Vereinbarungen mit dem Ver beziehe, kann nicht gefolgt werden. Das einzelne Gruppenmitglied kann ganz grundsätzlich nicht gezwungen werden, auf sein Kündigungsrecht zu verzichten (ausführlich dazu Millauer S. 105-106, vgl. im übrigen unten Anm. D 41-49). [C 139] d) Gemischte Gruppenlebensversicherung Die gemischte Gruppenv enthält Elemente sowohl der echten als auch der unechten Gruppenv. Dabei kann der Vertrag mit entsprechenden Konsequenzen auch für den Vertragsschluß und die Einbeziehung der Gruppenmitglieder gleichsam in zwei Teile gespalten sein: Soweit er sich auf den Prämienanteil der Gruppenspitze, des Arbeitgebers bezieht, handelt es sich um einen echten Gruppenvsvertrag: Vmer ist der Arbeitgeber, der Arbeitnehmer muß unter den Voraussetzungen des § 159 II seine schriftliche Einwilligung erteilen. Soweit sich der Vertrag dagegen auf den Prämienanteil des Arbeitnehmers als Gruppenmitglied bezieht, handelt es sich um einen unechten Gruppenvsvertrag, Vmer ist der Arbeitnehmer (Magnusson in MöllerWinter S. 116). [C 140] e) Gruppenversicherung und Begünstigungsverträge Gruppeniebensven sind in aller Regel zugleich Begünstigungsverträge. Der Inhalt der Begünstigungsverträge richtet sich dabei nach den von der Aufsichtsbehörde erlassenen Richtlinien, die somit auch für den Inhalt der Gruppenvsverträge bestimmend sind. Hierzu sogleich Anm. C 141 — 169 sowie Anm. H.

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Anm. C 142

C. Abschluß und Verbriefung des Lebensversicherungsvertrages

[C 141] 7. Begünstigungsverträge a) Grundlegung aa) Begriffliches Begünstigungsverträge sind Vsverträge, durch die einzelnen Personen oder Personengruppen jeder Art unmittelbar oder mittelbar Sondervorteile gewährt werden. Der Begünstigungsvertrag kann dabei eine Einzelv, eine Gruppenv oder ein sonstiger Vsvertrag sein. Obwohl die Begünstigungsverträge im allgemeinen Gruppenvsverträge sind, ist die Gleichsetzung beider Vertragsarten begrifflich nicht zwingend. Ebenso wie es Einzelverträge gibt, die zugleich Begünstigungsverträge sind, kann es auch Gruppenvsverträge geben, bei denen der Ver in dem Vsvertrag keine Sondervorteile gewährt. Gruppenv und Begünstigungsvertrag verhalten sich wie zwei einander überschneidende Kreise. Dem entspricht auch die sich sowohl auf Einzelverträge wie Gruppenverträge beziehende Formulierung in Ziff. 1.2 der Richtlinien über Sondervergütungen und Begünstigungsverträge in der Lebensv VerBAV 1982 S. 307, vgl. im übrigen nur Bruck-Möller Bd I § 1 Anm. 87. Die Sondervorteile bestehen bei Begünstigungsverträgen in der Lebensv in einer Abweichung zugunsten des Vmers oder eines sonst aus dem Vsverträge Berechtigten von dem für gleichartige Einzelven zur Zeit des Vertragsschlusses gültigen Geschäftsplan. Die Abweichungen können sich dabei auf die Vsbedingungen, die Leistungsund Prämientarife sowie auf die Nebengebühren beziehen (vgl. dazu Prölss-SchmidtFrey 9 § 81 Rz 110-116, Millauer S. 119-120. Mohr VersR 1963 S. 1094, der bei der Gruppenv nicht auf einen Vergleich mit der Einzelv abstellen will, kann nicht gefolgt werden). Sondervorteile können dabei nicht nur durch Begünstigungsverträge, sondern auch durch sog. Sondervergütungen gewährt werden. Zwischen beiden Begriffen hat sich folgende Abgrenzung herausgebildet: Bei der Sondervergütung kommt ein normaler, nicht von anderen vergleichbaren Verträgen abweichender Vsvertrag zustande, dem Vmer wird aber außerhalb des niedergelegten Vertragsinhalts eine besondere geldwerte Leistung erbracht (beispielsweise die Beteiligung an der Provision), während beim Abschluß eines Begünstigungsvertrages der begünstigte Vmer gleichsam einen für ihn vorteilhafteren Vsvertrag erhält (beispielsweise Vertragsabschluß zu einem ermäßigten Tarif), vgl. Millauer S. 117 — 121, Gärtner VersR 1967 S. 1119, Goldberg-Müller § 81 Rz 55. [C 142] bb) Regelungsübersicht — Verbot und Ausnahmen Nach § 81 II 3 VAG kann die Aufsichtsbehörde allgemein oder für einzelne Vszweige dem Ver untersagen, Begünstigungsverträge abzuschließen und zu verlängern bzw. dem Vmer in irgendeiner Form Sondervergütungen zu gewähren. Es handelt sich dabei um eine Ermächtigung der Aufsichtsbehörde zum Erlaß von Verordnungen und nicht von Verwaltungsakten, wie auch aus § 81 II 4 VAG hervorgeht, wonach das Inkrafttreten der Anordnungen nach Satz 3 von der Verkündung im Bundesanzeiger bzw. dem entsprechenden Verkündungsorgan des Landes abhängig ist (Gärtner VersR 1967 S. 1121, Goldberg-Müller § 81 Rz 56, Magnusson in Möller-Winter Bd V S. 120, Millauer S. 125, Prölss-Schmidt-Frey9 § 81 Rz 106, Werber VW 1981 S. 1382). Voraussetzung für den Erlaß dieser Verordnungen ist das Vorliegen einer Gefahr im Sinne einer Gefahrdung der Belange der Vten. Dabei ist nicht darauf abzustellen, ob im konkreten Einzelfall eine hinreichende Wahrscheinlichkeit für den Schadenseintritt gegeben ist. Entscheidend ist vielmehr der abstrakte Gefahrenbegriff, so daß solche die Belange der Vten bedrohende Gefahren gegeben sein müssen, wie sie in 350

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VIII. Besondere Versicherungsformen u Sonderfalle

Anm. C 143

gedachten typischen Fällen aus bestimmten Zuständen oder einem bestimmten Verhalten zu entstehen pflegen (im einzelnen Werber Festschrift für Sieg S. 547 — 554, VW 1981 S. 1382). Für die Begünstigungsverträge kann dabei auf die Erfahrungen der zwanziger Jahre - also auf die Zeit der Entstehung der Vorschrift — zurückgegriffen werden, nach denen Begünstigungsverträge oder Sondervergütungen derartige Gefahren — z. B. die Gefahr ruinöser Preiskämpfe — auszulösen geeignet sind. Nicht gefolgt werden kann dabei Gärtner, der zwar von einem abstrakten Gefahrenbegriff ausgehen will, aber nicht auf diese Gefahrdungsmöglichkeit abstellt, sondern vielmehr meint, für die Bejahung einer entsprechenden Gefahr müßten die Verhältnisse bei einem Ver derart sein, daß die zugestandenen Prämienabschläge in ihrer Summe den technischen Ausgleich gefährden (Gärtner VW 1967 S. 1091-1092). Mit dieser Anforderung läßt Gärtner den Bereich der abstrakten Gefahr hinter sich und fordert in Wahrheit das Vorliegen einer konkreten Gefahr. Eine solche Gefahrdung aber soll gerade verhindert werden! In die Richtung eines abstrakten Gefahrenbegriffs weisen auch Goldberg-Müller § 81 VAG Rz 56,16, die auf einen „vorgezogenen" Gefahrenbegriff abstellen und es als ausreichend erachten, wenn „nach gesicherten Erfahrungssätzen Anlaß zu der Annahme besteht, daß die Beeinträchtigung der Versichertenbelange jederzeit möglich ist, auch wenn weder bei einem VU noch gar bei allen Versicherern sich diese Möglichkeit bereits zu einer drohenden Gefahr" im Sinne des konkreten Gefahrenbegriffs verdichtet hat (vgl. auch Ipsen DÖV 1975 S. 811, Späte VersR 1976 S. 1104). Von der Verordnungsermächtigung ist reger Gebrauch gemacht worden. Für den Bereich der Lebensv erging bereits 1923 eine Verordnung (RAnz Nr. 186/1923, VA 1924 S. 20), die nach erläuternden Richtlinien durch die Verordnung vom 8.III.1934 abgelöst wurde (VA 1934 S. 99). Sie enthält das grundsätzliche und generelle Verbot von Begünstigungsverträgen in der Lebensv, wobei die Aufsichtsbehörde jedoch Ausnahmen zulassen kann. Zur Erläuterung der Verordnung haben das RAA und das BAV mehrere Richtlinien erlassen, die den Charakter einer Mitteilung von Rechts- und Verwaltungsgrundsätzen nach § 103 II VAG haben und nicht als Sammelverfügungen im Sinne von § 81 II 1 VAG anzusehen sind (Goldberg-Müller § 81 VAG Rz 65, Millauer S. 127, a. A. Mohr VersR 1963 S. 1097, zum Inhalt der Rundschreiben R 1/73 VerBAV 1973 S. 128-137 sowie R 8/76 VerBAV 1976 S. 251 - 2 5 2 , vgl. Claus-Simon VerBAV 1973 S. 162-169,198-209,223-233, VerBAV 1976 S. 273-284, 312-323, VerBAV 1978 S. 219-226, Drews VerBAV 1980 S. 4 8 - 5 1 , Herde-Drews VerBAV 1981 S. 145-147). Die ab 1.1.1983 maßgeblichen „Richtlinien über Sondervergütungen und Begünstigungsverträge in der Lebensversicherung" sind in dem Rundschreiben R 2/82 VerBAV 1982 S. 306-316 enthalten (abgedruckt unten Anm. C 169), Erläuterungen zu diesen Richtlinien finden sich bei Claus-Drews VerBAV 1982 S. 366-393. Auch die neuen Richtlinien gehen von einem grundsätzlichen Verbot der Begünstigungsverträge in der Lebensv aus, wobei Gruppen- und Sammelvsverträge von dem Verbot ausgenommen sind, sofern sie den in den Richtlinien im einzelnen niedergelegten Grundsätzen entsprechen. Die Verlautbarung in R 2/82 stellt dabei selbst noch keine Ausnahmegenehmigung dar. Der Ver ist gehalten, die Ausnahmegenehmigung einzuholen, sei es für den einzelnen Vertrag, sei es global. Bei Beachtung der Richtliniengrundsätze darf der Ver dabei die Genehmigung des Geschäftsplans erwarten, in dem die Begünstigungen festgelegt sind. (C 143] cc) Gleichbehandlungsgebot Das grundsätzliche Begünstigungsverbot einschließlich seiner Ausnahmen ist unbestritten Ausdruck eines Gleichbehandlungsgebots (vgl. Gerlach VerBAV 1972 Winter

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Anm. C 144

C. Abschluß und Verbriefung des Lebensversicherungsvertrages

S. 149 mit Anm. 9, Werber VW 1981 S. 1378-1382). Strittig ist jedoch, worauf sich das Gleichbehandlungsgebot gründet. Das BAV und teilweise auch das Schrifttum leiten das Gleichbehandlungsgebot aus dem Wesen der V als einer Gefahrengemeinschaft ab und sehen in jeder Ungleichbehandlung von Vmern um ihrer selbst willen einen die Belange der Vten gefährdenden Mißstand im Sinne von § 81 VAG (vgl. nur VerBAV 1980 S. 312, so auch Arnold VerBAV 1954 S. 146, Bischoff VerBAV 1957 S. 284, Bruck-Möller Bd I Einl. Anm. 66, Büchner VW 1948 S. 93, Bühler, Der Grundsatz der gleichmäßigen Behandlung der Versicherten, Diss. Tübingen 1959, Fritz ZVersWiss 1961 S. 135, Vetter, Der Grundsatz der Gleichbehandlung in den privaten Versicherungsunternehmen, Diss. Hamburg 1947, S. 51-153, vgl. auch BGH 24.X.1951 BGHZ Bd 3 S. 248-253). Dem kann nicht zugestimmt werden. Die Gefahrengemeinschaft der Vten als solche gehört — anders als die Mitgliedergemeinschaft des Gegenseitigkeitsvereins — nicht zu den Gemeinschaften, denen eine so starke rechtliche Gemeinschaftsbindung der Mitglieder untereinander anhaftet, daß sie als Grundlage eines Gleichbehandlungsgebots im Privatvsrecht anzuerkennen ist, der Vsbestand einer Aktiengesellschaft ist kein verbandsrechtlicher Zusammenschluß (vgl. im einzelnen Frey, Gibt es eine Rechtspflicht zur Gleichbehandlung der bei einer Versicherungsaktiengesellschaft Versicherten? Stuttgart 1959, ders. VersR 1959 S. 88, Hueck, Der Grundsatz der gleichmäßigen Behandlung im Privatrecht, München 1958, S. 272, 322, PrölssSchmidt-Frey 9 §21 VAG Rz 2, zuletzt Werber VW 1981 S. 1380). Das in § 81 II 3 VAG zum Ausdruck gelangende Gleichbehandlungsgebot — eben weil sich die den Gegenstand der Regelung bildende Begünstigung nicht anders verstehen läßt als im Sinne einer Ungleichbehandlung gleicher Tatbestände — ist vielmehr als Instrument der Gefahrenabwehr zu verstehen. Die Gleichbehandlung ist hier die Privatrechtliche Auswirkung staatlicher Schutz- und Lenkungsmaßnahmen, die keine Gemeinschaftsbindung der betroffenen Vmer und Vten untereinander voraussetzt (Hueck S. 157, im einzelnen insbesondere Werber VW 1981 S. 1382-1385). [C 144] dd) Zivilrechtliche Wirksamkeit verbotswidriger Begünstigungsverträge Wenn entgegen dem Verbot und den Richtlinien ein Begünstigungsvertrag abgeschlossen ist, so ist er nach allgemeiner Auffassung gleichwohl zivilrechtlich wirksam (GB BAV 1958/59 S. 24, Goldberg-Müller §81 Rz 59, Millauer S. 130, PrölssSchmidt-Frey9 § 81 VAG Rz 109-110). Dem Sinn und Zweck der Begünstigungsverordnung ist zu entnehmen, daß die Nichtigkeit der verbotswidrigen Begünstigungsverträge nicht gewollt ist. Mit dem Begünstigungsverbot sollen nur die Interessen der Vmer bzw. Vten eines Vers geschützt werden, ein generelles Interesse der Gemeinschaft, verbotswidrigen Begünstigungsverträgen die Wirksamkeit zu versagen, besteht dáher nicht. Die Aufsichtsbehörde kann die Beachtung des Begünstigungsverbots dem Versicherer gegenüber aber durch Maßnahmen nach § 81 II 1 VAG durchsetzen, notfalls auch durch Verwaltungszwang. Allerdings darf sie vom Ver nur ein Verhalten verlangen, das ihm rechtlich möglich ist: So kann beispielsweise die fristlose Kündigung eines verbotswidrig abgeschlossenen Begünstigungsvertrages grundsätzlich nicht gefordert werden. Ferner kann die Aufsichtsbehörde den verbotswidrigen Abschluß von Begünstigungsverträgen im Bußgeldverfahren verfolgen, §§ 144, 144 a VAG.

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VIII. Besondere Versicherungsformen u Sonderfälle [C 145] b) Zulässige

Anm. C 147

Gruppenlebensversicherungsverträge

aa) Abschlußgrundlagen (1) Geschäftsplan Grundvoraussetzung für die Zulässigkeit einer begünstigenden Gruppenlebensv ist, daß sie nach einem dafür besonders genehmigten Geschäftsplan betrieben wird. Das gilt ohne Ausnahme und auch ohne Rücksicht darauf, ob der Gruppenv ein Sondertarif oder nur ein ermäßigter Einzelvstarif zugrunde gelegt wird. Für den ermäßigten Einzeltarif ist grundsätzlich der entsprechende Einzelvsgeschäftsplan anzuwenden, wobei die Abweichungen zugunsten der begünstigten Vmer im einzelnen geschäftsplanmäßig festgelegt werden müssen. Der durch die Richtlinien abgesteckte Rahmen für den Betrieb der Gruppenv hat dabei zu einer gewissen Standardisierung der Gruppenv und damit zur Schaffung von Vertragsmustern geführt, die ebenfalls Bestandteil des Geschäftsplans sind. Die Richtlinien verwenden zur Unterscheidung von den sonst üblichen Tarifgeschäftsplänen hier den Begriff des Rahmengeschäftsplans, womit zum Ausdruck gebracht werden soll, daß dieser Geschäftsplan eine Zusammenfassung sämtlicher Bestimmungen für den Betrieb der Gruppenv darstellt, soweit sie in einem Geschäftsplan festzulegen sind. Unter Vertragsmuster sind Vertragsentwürfe zu verstehen, die für den Abschluß einer Vielzahl von Gruppenvsverträgen bestimmt sind und sämtliche Regelungen enthalten, die für die Entscheidung der Frage von Bedeutung sind, ob Begünstigungen vorliegen, soweit diese Regelungen nicht ohnehin schon im Geschäftsplan festgelegt sind (Claus-Drews VerBAV 1982 S. 374). Für Einzelheiten zum Geschäftsplan wird auf Ziff. 2.3 der Richtlinien verwiesen. Der jeweilige Rahmengeschäftsplan soll enthalten: die vorgesehenen Tarife, bei Anwendung von Einzelvstarifen die in Betracht kommenden Abweichungen vom Einzelgeschäftsplan, die Vsbedingungen, die Geschäftsplanmäßigen Erklärungen und die Vertragsmuster. Die Überschußbeteiligung ist dagegen im Grundsatzgeschäftsplan für die Uberschußbeteiligung im einzelnen zu behandeln. [C 146] (2) Abrechnungsverband (a) Allgemeines Nach Ziff. 2.3.1 erster Absatz Satz 2 der Richtlinien muß der Geschäftsplan sicherstellen, daß durch den Betrieb der Gruppenv keine Benachteiligung der übrigen Vten eintritt. Um eine Trennung der Ergebnisse der einzelnen Geschäftsbereiche zu gewährleisten, bedarf es für die Gruppenv einer entsprechenden Sonderbehandlung, wenn nicht der Bildung eines besonderen Abrechnungsverbandes. Für die Gruppenlebensv nach ermäßigten Einzeltarifen ist eine solche Trennung der Geschäftsbereiche nicht erforderlich, soweit der Rabatt durch die Zusammenfassung des Geschäftsverkehrs und den Fortfall der Inkassokosten ausgeglichen wird und eine Benachteiligung anderer Vtenbestände daher nicht zu befürchten ist. Sollte die Kostenersparnis den zulässigen Höchstrabatt nicht abdecken, darf der Ver nach pflichtgemäßem Ermessen nur einen entsprechend niedrigeren Nachlaß gewähren (Millauer S. 136, SimonKalwar VerBAV 1965 S. 166-167). (C 147] (b) Besonderer Abrechnungsverband für den Bestand eines einzelnen Gruppenversicherungsvertrages Von der Notwendigkeit eines Abrechnungsverbandes für den Bereich einzelner Geschäftspläne ist die Möglichkeit der Bildung eines solchen Verbandes für den Winter

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Anm. C 148

C. Abschluß und Verbriefung des Lebensversicherungsvertrages

Bestand eines einzelnen Gruppenvsvertrages zu unterscheiden. Es handelt sich hier also darum, daß innerhalb der Gruppenv die Ven eines Gruppenvsvertrages aus ihrem zugehörigen Abrechnungsverband ausgegliedert werden sollen. Gegenstand der Ausgliederung sollen Gruppenvsverträge sein, die sich ihrer Struktur nach grundsätzlich nicht gänzlich von anderen Gruppenvsverträgen unterscheiden. Darauf deutet schon hin, daß im allgemeinen die Forderung nach einem solchen besonderen Abrechnungsverband nicht vom Ver, sondern vom Vmer gestellt wird. Das Verfolgen von Sonderinteressen läßt sich aber mit dem Wesen und dem Instrument der V nur schwer verbinden. Daher toleriert die Aufsichtsbehörde die Bildung eines solchen Verbandes nur, wenn die in Ziff. 2.7 der Richtlinien genannten Voraussetzungen erfüllt sind. Eine Benachteiligung der übrigen Vten ist zu vermeiden. Um eine unerwünschte Aufsplitterung des Geschäftsgebiets des Vers in eine Vielzahl einzelner Abrechnungsverbände einzudämmen bzw. zu vermeiden, ist ein solcher besonderer Abrechnungsverband nur bei einem Vertrag größeren Umfangs zu bilden. Ein solcher Vertrag liegt vor, wenn die jährliche Beitragseinnahme mindestens 1 Mio D M oder die Gesamtvssumme mindestens 30 Mio D M beträgt. Die Bildung des Abrechnungsverbandes ist, auch wenn die Voraussetzungen für die Zulässigkeit des Verbandes im einzelnen gegeben sind, von der Erteilung einer Genehmigung der Aufsichtsbehörde abhängig. Näheres zum Abrechnungsschema ergibt sich aus Ziff. 2.7.2 der Richtlinien. In wirtschaftlicher Hinsicht bedeutet die Bildung eines besonderen Abrechnungsverbandes, daß der dem Abrechnungsverband zugehörige Bestand wie ein eigenes Vsunternehmen zu behandeln ist. Grundsätzlich muß also für jeden Abrechnungsverband eine eigene Gewinn- und Verlustrechnung aufgestellt werden, um auf diese Weise den Überschuß zu ermitteln. In die für den Abrechnungsverband aufzustellende Erfolgsrechnung sind dabei alle Erträge und Aufwendungen aufzunehmen, die auf den Abrechnungsverband entfallen. Die Hauptschwierigkeit liegt hier oftmals beim Ansatz der Abschluß- und Verwaltungskosten, hier ergeben sich häufig unterschiedliche Auffassungen zwischen den Vertragspartnern, dem Ver und der Aufsichtsbehörde. Vgl. zu allem im einzelnen, insbesondere auch zur Frage der Höhe der Überschußbeteiligung Claus-Drews VerBAV 1982 S. 3 8 5 - 3 8 7 . [C 148] bb) Genehmigungserfordernis (1) Neuabschluß Ist der Geschäftsplan für die Gruppenlebensv von der Aufsichtsbehörde genehmigt worden, so bedeutet das grundsätzlich nicht auch, daß der einzelne, auf der Grundlage des Geschäftsplans abgeschlossene Gruppenvsvertrag ohne weiteres zulässig ist. Nach Ziff. 2.5.1 der Richtlinien sind die Gruppenvsverträge der Aufsichtsbehörde prinzipiell zur Einzelgenehmigung vorzulegen. Damit nicht die Gefahr besteht, daß der Lebensver sich zivilrechtlich bindet, ist in Satz 2. der Vorschrift die Aufnahme einer Bestimmung in den Gruppenvsvertrag vorgeschrieben, die die absolute Unwirksamkeit des Vsvertrages gewährleistet, solange eine aufsichtsbehördliche Genehmigung nicht erteilt ist. Zum Inhalt des Antrages auf Genehmigung vgl. im einzelnen Ziff. 2.5.1 a—c der Richtlinien. Angesichts der Dauer des Genehmigungsverfahrens bei der Aufsichtsbehörde kann es zu Enttäuschungen des Vmers kommen, der nach möglicherweise längeren Vertragsverhandlungen einen baldigen Vsschutz erwartet. Daher hat das BAV für bestimmte Gruppenven die geschäftsplanmäßige Regelung einer vorläufigen Risikoübernahme zugelassen (vgl. VerBAV 1980 S. 210, Drews VerBAV 1981 S. 48). Da hiermit nur die Bearbeitungsdauer bei der Aufsichtsbehörde überbrückt wird, haben 354

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VIII. Besondere Versicherungsformen u Sonderfälle

Anm. C 150

die Ver darauf zu achten, daß der Gruppenvsvertrag zusammen mit den erforderlichen Unterlagen der Aufsichtsbehörde rechtzeitig vorgelegt wird. Bei der Firmengruppenv kann auf die Vorlage der nach Ziff. 2.5.1 b erforderlichen Erklärung des Vertragspartners verzichtet werden, weil dem Ver hier in aller Regel schon bei Antragstellung die Anzahl der Vten bekannt wird, so daß ein entsprechender Hinweis des Vers auf den Antrag genügen kann (Claus-Drews VerBAV 1982 S. 383). Nach Ziff. 2.5.2 i. V. m. 2.1.1 a, b, e und f der Richtlinien ist eine Einzelfallgenehmigung nicht erforderlich bei Gruppenvsverträgen mit Arbeitgebern für Ven auf das Leben ihrer Arbeitnehmer, mit betrieblichen Einrichtungen eines Arbeitgebers, denen dieser den Vertragsabschluß für Ven auf das Leben seiner Arbeitnehmer übertragen hat, sowie bei Verträgen mit rechtsfähigen und nicht rechtsfähigen Vereinigungen für Ven auf das Leben ihrer Mitglieder. In diesen Fällen genügt die Anzeige des Gruppenvsvertrages auf dem vorgesehenen Meldeblatt, der Nachweis der erfaßten Personenzahl und die Vorlage der Satzung des Vmers bzw. der dahinter stehenden rechtsfähigen Vereinigung von Arbeitgebern. Das gilt allerdings nur unter der Voraussetzung, daß der Gruppenvsvertrag mit dem Rahmengeschäftsplan übereinstimmt, anderenfalls ist eine Genehmigung der Aufsichtsbehörde unumgänglich. Der Einzelgenehmigung bedürfen nach den Richtlinien somit nur Gruppenvsverträge, (a) die von dem Rahmengeschäftsplan und dem Vertragsmuster abweichen (hierunter fallen auch Mitvsverträge, vgl. VerBAV 1978 S. 204), ferner Gruppenvsverträge (b) mit rechtsfähigen Vereinigungen von Arbeitgebern, (c) mit rechtsfähigen Versorgungswerken von rechtsfähigen Vereinigungen von Arbeitgebern, (d) mit Bausparkassen sowie (e) Gruppenvsverträge mit besonderem Abrechnungsverband (vgl. zu allem ausführlich Claus-Drews VerBAV 1982 S. 383-384). [C 149] (2) Änderung des Vertrages Hinsichtlich der Änderung von Gruppenvsverträgen ist eine entsprechende Regelung getroffen worden, vgl. im einzelnen Ziff. 2.5.3 der Richtlinien. Änderungen von Gruppenvsverträgen, die keiner Einzelgenehmigung bedürfen, bedürfen keiner Mitteilung an die Aufsichtsbehörde. Sie sind dem BAV nur dann noch zur Kenntnis zu bringen, wenn die Genehmigung einer weiteren Vertragsänderung erforderlich ist (vgl. Claus-Drews a. a. O. S. 384). Teilweise werden Gruppenvsverträge öfters geändert, wobei die Vielzahl der Nachträge leicht zur Unübersichtlichkeit des Vertragswerkes führen kann. ClausDrews a. a. O. empfehlen für diesen Fall, eine Neufassung oder Zusammenfassung als Arbeitsgrundlage zu erstellen. [C 150] cc) Personengruppen und Vertragspartner (1) In Betracht kommende Personengruppen Ein Begünstigungsvertrag in Form einer Gruppenv ist nicht für jede Personengruppe zulässig, wie im einzelnen unter Ziff. 2.1 der Richtlinien klargestellt wird. In Betracht kommen hiernach sog. Firmengruppenven sowie sog. Vereinsgruppenven ohne Rücksicht auf ihre Rechtsfähigkeit und unabhängig davon, ob es sich um eine Vereinigung öffentlichen oder privaten Rechts handelt. Dabei beziehen sich Ziff. 2.1.1 a —d der Richtlinien auf den Bereich der Firmengruppenv, also die Gruppeniebensven von Arbeitnehmern. — In Ziff. 2.1.1 Abs. 2 findet sich dabei eine Definition der rechtsfähigen Vereinigungen von Arbeitgebern, entscheidend ist die Aufgabe, Arbeitgeberinteressen wahrzunehmen. Zu den Aufgaben solcher Vereinigungen gehören dabei — und ohne daß sie im Einzelfall sämtlich Winter

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Anm. C 151

C. Abschluß und Verbriefung des Lebensversicherungsvertrages

gegeben sein müssen — u. a. (a) die Wahrung der Arbeitgeberinteressen der Mitglieder gegenüber Behörden, Gewerkschaften usw., (b) die laufende Information und Beratung der Mitglieder in sämtlichen Arbeitgeberfragen, (c) die Herstellung und Förderung des sozialen Einvernehmens zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern, (d) die tarifliche Gestaltung der Lohn- und Arbeitsbedingungen, (e) der Abschluß von Tarifverträgen sowie (f) die Förderung von Maßnahmen der betrieblichen Sozialpolitik (Merkmale nach Claus-Drews VerBAV 1982 S. 369). Daß derartige Vereinigungen von Arbeitgebern zu den Personengruppen gehören, für die ein Begünstigungsvertrag abgeschlossen werden kann, hat Bedeutung für Firmen mit weniger als zehn Arbeitnehmern, die dadurch in die Lage versetzt werden, für ihre Arbeitnehmer eine weitere Altersversorgung durch den Abschluß eines Lebensvsvertrages zu schaffen. — Ein Versorgungswerk im Sinne von Ziff. 2.1.1 d der Richtlinien errichten häufig größere Vereinigungen von Arbeitgebern; um ein geordnetes Inkasso zu gewährleisten und um eine negative Risikoauslese nicht zu fördern, sind solche Gruppeniebensven nur zulässig, wenn der Arbeitgeber Mitglied der rechtsfähigen Vereinigung und des rechtsfähigen Versorgungswerks ist, Ziff. 2.1.1 Abs. 2 der Richtlinien. Die Ziff. 2.1.1. e, f der Richtlinien beziehen sich demgegenüber auf den Bereich der Vereinsgruppenv. Hier erhalten Vereine, Verbände, Organisationen und Körperschaften die Möglichkeit, Gruppenvsverträge in Form eines Begünstigungsvertrages abzuschließen. Mit dem Begriff „Verein" ist dabei nicht der wirtschaftliche Verein im Sinne von § 22 BGB gemeint. Die Höchstvssumme beträgt in der Vereinsgruppenv 10000 D M (Ziff. 2.1.2 der Richtlinien), da es sich hier grundsätzlich nur um die Vermittlung eines Sterbegeldes handeln soll. Diese Summenbegrenzung gilt jedoch nicht für Berufsverbände, so daß diese ihren Mitgliedern bei dem Aufbau einer Altersversorgung durch den Abschluß eines Gruppenvsvertrages behilflich sein können (zu allem Claus-Drews a. a. O. S. 370). Bei der Gruppenv mit Bausparkassen führen diese Institute Arbeiten aus, die über das sonst erforderliche Maß von Arbeiten einer Gruppenspitze hinausgehen. Die hierfür von den Vern den Bausparkassen gewährte Dienstleistungsentschädigung hat sich jedoch in einem vertretbaren Rahmen zu halten (Claus-Drews a . a . O . S. 369). [C 151] (2) Neben- und Hauptzweckverträge Die für eine Gruppenv im Sinne der Richtlinien zugelassenen Personengruppen müssen so festgefügt sein, daß die Erfüllung ihrer Vertragspflichten und der Bestand der V als auf die Dauer gewährleistet erscheint, Ziff. 2.1.3 der Richtlinien. Es ist nicht vertretbar, noch einen Gruppenvsyertrag mit einem Verein abzuschließen, bei dem schon Zeichen für eine Auflösung erkennbar sind oder bei dem das einzelne Mitgliedschaftsverhältnis nicht von längerer Dauer sein wird (Claus-Drews a. a. O. S. 370). Darüber hinaus darf die Vsnahme nach Ziff. 2.1.3 der Richtlinien nicht Hauptzweck der Vereinigungen sein, da sonst die Gefahr bestünde, daß sich lediglich zum Zwecke des Abschlusses von Gruppenven Gruppen willkürlich und ad hoc zusammenschließen würden. Damit wäre die Gefahr einer Gegenauslese gegeben. Hauptzweckverträge sind nur zulässig, wenn es sich um die Bestände aufgelöster Sterbekassen oder sterbekassenähnlicher Einrichtungen handelt. Um das Risiko des Vers nicht unzulässig zu erhöhen, kann bei einem solchen Hauptzweckvertrag nur der bei Abschluß des Vertrages vorhandene Bestand an Mitgliedern einer Vereinigung vt werden; treten der Vereinigung später neue Mitglieder bei, so kommen für diese nur Einzelven in Frage. Um Umgehungen zu vermeiden, sind auch wiederholte 356

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VIII. Besondere Versicherungsformen u Sonderfälle

Anm. C 153

Abschlüsse von Gruppenvsverträgen hinsichtlich derselben Vereinigung über den gruppenmäßig vten Bestand hinaus nicht zulässig (Claus-Drews a. a. O. S. 370—371). IC 152] (3) Vertragspartner Ziff. 2.1.1 der Richtlinien stellt zugleich einen Katalog derjenigen Personen, Personenmehrheiten und Institutionen dar, mit denen der Gruppenvsvertrag abgeschlossen werden kann. Die natürlichen und juristischen Personen sowie nicht rechtsfähige Vereinigungen werden in den Richtlinien als Vertragspartner bezeichnet. Der Vertragspartner braucht dabei nicht mit dem Vmer identisch zu sein, da bei der durch die Richtlinien gleichfalls erfaßten unechten Gruppenlebensv die einzelnen Gruppenmitglieder selbst Vmer der auf ihr Leben laufenden Ven sind. Beim Abschluß eines Gruppenvsvertrages mit einer rechtsfähigen Arbeitgebervereinigung kann schließlich noch ein Dritter als Vmer auftreten, nämlich der einzelne zur Vereinigung gehörende Arbeitgeber. Der Begriff des Vertragspartners des Vers ist in den Richtlinien also nicht mit dem juristischen Begriff des Vertragspartners identisch, der nur derjenige ist, der die V nimmt und den damit vorbehaltlich einer abweichenden Regelung die aus dem Vertrag folgenden Rechte und Pflichten treffen. Der Vertragspartner im Sinne der Richtlinien ist die sog. Gruppenspitze, die bei der unechten Gruppenv ganz weitgehend eben nur Vertreterin der eigentlichen Vertragspartner im Sinne von Vmern ist (Millauer S. 138-140). [C 153] dd) Abgrenzung der Gruppe (1) Objektive Umschreibung des Personenkreises Nach Ziff. 2.2.1 der Richtlinien ist der für die Gruppenv in Betracht kommende Personenkreis nach objektiven Merkmalen fest zu umschreiben. Entscheidend ist dabei, daß der Sinn der Gruppenbildung gewahrt wird, nämlich eine negative Risikoauslese ausgeschlossen wird und daß gleichzeitig eine kostengünstige Verwaltung des Gruppenvsvertrages ermöglicht wird. Es kann nicht ein Personenkreis wegen der Vergünstigungen aus subjektiven Gesichtspunkten zusammengestellt und sodann einem nach objektiven Merkmalen fest umschriebenen Kreis gleichgestellt werden. Welche objektiven Abgrenzungsmerkmale im einzelnen Verwendung finden können, wird in der Richtlinie an Hand von Beispielen verdeutlicht. Weitere objektive Merkmale sind die Zugehörigkeit zu bestimmten Abteilungen der Firma, die Tätigkeitsdauer und gehaltliche Abstufungen oder der Begriff des leitenden Angestellten, wenn er durch ergänzende Merkmale präzisiert wird, wie sie sich in § 5 III BetrAVG finden (Claus-Drews VerBAV 1982 S. 371, Millauer S. 140). Die Firmengruppenv hat die V der Personen in ihrer Eigenschaft als Arbeitnehmer zum Gegenstand, durch die Gruppenbildung darf diese Zuordnung nicht vernachlässigt werden, so daß für die Umschreibung der Gruppe nicht beispielsweise darauf abgestellt werden kann, ob der Arbeitnehmer von seinem Arbeitgeber ein Darlehn erhalten hat oder erhält (Claus-Drews a. a. O.). Es ist ganz generell nicht auf solche Merkmale abzustellen, die eine negative Auslese nicht ermöglichen. Geeignet ist ein bereits bestehendes Merkmal, durch das eine Gruppe von Arbeitnehmern — und zwar sowohl bereits vorhandene als auch nach Vertragsabschluß hinzukommende — abgegrenzt wird. Die Vereinbarung von Gruppen, die bei Vertragsabschluß keine sogleich zu versichernden Personen erfassen, ist nicht im Sinne der Richtlinien, denn das wäre nur die vorsorgliche Einrichtung von Gruppen, um eventuell Ven in den Bestand zu bekommen (zu allem Claus-Drews VerBAV 1982 S. 371, Millauer S. 140). Winter

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C. Abschluß und Verbriefung des Lebensversicherungsvertrages

Unzulässig ist nach den Richtlinien auch die Umschreibung des zu versichernden Personenkreises mit den Worten „Sämtliche Arbeitnehmer, die noch nicht im Rahmen eines anderen Gruppenvsvertrages vt sind". Anderweitig bestehender oder nicht bestehender Vsschutz kann nicht als objektives Unterscheidungsmerkmal dienen. [C 154] (2) Zulässige Erweiterung des Personenkreises Für sämtliche durch die Richtlinien erfaßten Formen der Gruppenv gilt nach Ziff. 2.2.4, daß die Einbeziehung von E h e g a t t e n in den für die V in Betracht kommenden Personenkreis zulässig ist. Gemeint sind damit die Ehegatten der nach Ziff. 2.2.1 — 3 der Richtlinien vten Personen, die Vssumme darf für den einzelnen Ehegatten 10 000 DM nicht überschreiten. Ein Bedarf für diesen Vsschutz besteht insbesondere in der Vereinsgruppenv. Speziell im Rahmen der Firmengruppenv können nach Ziff. 2.2.2 a, b der Richtlinien ferner mitvt werden: I n h a b e r von kaufmännischen und gewerblichen Unternehmen sowie sonstige Arbeitgeber, die G e s e l l s c h a f t e r bei OHG und KG, auch soweit sie von der Geschäftsführung ausgeschlossen sind; V o r s t a n d m i t g l i e der bei Aktiengesellschaften und Genossenschaften; G e s c h ä f t s f ü h r e r einer GmbH sowie der K o m p l e m e n t ä r bei einer KG a. A. (Claus-Drews VerBAV 1982 S. 372). Stille Gesellschafter können nicht mitvt werden, wohl aber die für die Firma oder ein Konzernunternehmen überwiegend tätigen s e l b s t ä n d i g e n P e r s o n e n wie Steuerberater, Rechtsanwälte und Ärzte, Ziff. 2.2.2 c der Richtlinien. [C 155] (3) Erweiterung des Begriffs des Arbeitnehmers Mit Ziff. 2.2.3 der Richtlinien wird die nach dem BetrAVG gestaltete Altersversorgung berücksichtigt. Mit dem Verweis auf § 17 I 1 BetrAVG gehen die Richtlinien dabei über den arbeitsrechtlichen Begriff des Arbeitnehmers hinaus. Diese Vorschrift stellt den Arbeitnehmern — Arbeiter, Angestellte und in der Berufsausbildung Beschäftigte — durch den Hinweis auf §§1 — 16 BetrAVG alle Personen gleich, die nicht Arbeitnehmer sind, soweit ihnen Leistungen der Alters-, Invaliditäts- oder Hinterbliebenenversorgung aus Anlaß ihrer Tätigkeit für ein Unternehmen zugesagt worden sind. Zu diesem Personenkreis, der zur Wahrung seines bisherigen Lebensstandards oftmals in besonderem Maße auf die betriebliche Altersversorgung angewiesen ist, gehören nach Claus-Drews VerBAV 1982 S. 372 — 373 u. a.: (a) arbeitnehmerähnliche Personen und Heimwerker, wobei zu den arbeitnehmerähnlichen Personen auch die selbständigen Handelsvertreter zu zählen sind; (b) Personen, die weder Arbeitnehmer noch mit dem Unternehmen identisch sind (ζ. B. Steuerberater); (c) Gesellschafter von Personengesellschaften und Mitglieder anderer nicht rechtsfähiger Personengesamtheiten, wenn sie nicht kraft Gesetz, Satzung oder Gesellschaftsvertrag zur Vertretung der Gesellschaft berufen sind; (d) Mitglieder des Vertragsorgans von juristischen Personen, wenn sie nicht — bezogen auf eine Beteiligung am Gesellschaftskapital — einen beherrschenden Einfluß auf das Unternehmen ausüben. [C 156] ee) Einbeziehung des einzelnen Gruppenmitgliedes (1) Einbeziehungsverfahren Die Richtlinien enthalten keine nähere Regelung über die rechtliche Ausgestaltung des Verfahrens zur Einbeziehung des einzelnen Gruppenmitgliedes in die V. Vorgeschrieben ist allein, daß bei Zugrundelegung eines Sondertarifs eine Werbung des Vers 358

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bei den einzelnen Mitgliedern des für die V in Betracht kommenden Personenkreises genauso unzulässig ist wie eine Werbung bei Arbeitgebern oder Vereinigungen für den Beitritt zum Gruppenvsvertrag (Ziff. 2.3.3 letzter Absatz der Richtlinien). Der Grund dafür liegt darin, daß wegen des geringeren Abschlußkostenzuschlages bei den Sondertarifen nur beschränkte Aufwendungen für den Abschluß von Gruppenlebensvsverträgen nach Sondertarifen möglich sind. Das Werbeverbot läßt auch die Kostenerstattung für eine Werbung, die der Vertragspartner vornimmt, die Zurverfügungstellung von Druckstücken und dergleichen durch den Ver nicht zu (im einzelnen Claus-Drews VerBAV 1982 S. 377). Im übrigen steht die Ausgestaltung des Anmeldeverfahrens im Ermessen der Vertragsparteien. Dabei können sie sich für die automatische Gruppenlebensv nur bei Wegfall sowohl der Gesundheitsprüfung als auch des Einwilligungserfordernisses nach § 159 II entscheiden, also nur bei der Vereinssterbegeldv. In aller Regel wird das einzelne Gruppenmitglied erst durch seine Anmeldung durch die Gruppenspitze in den Vertrag einbezogen, wobei die Anmeldung so ausgestaltet werden kann, daß der Ver an sie gebunden ist oder daß er ein befristetes Ablehnungsrecht besitzt oder schließlich, daß eine positive Annahmeerklärung des Vers erforderlich ist (vgl. im einzelnen oben Anm. C 132 — 135). Vorschriften zur Einbeziehung der Gruppenmitglieder bestehen nur über den Umfang, in dem die Gruppe anzumelden ist (vgl. Millauer S. 143). [C 157] (2) Mindestbeteiligung (a) Beteiligungsquote Der Abschluß eines Gruppenlebensvsvertrages ist zwar auch möglich, wenn die in den Richtlinien festgesetzten Mindestquoten nicht erreicht werden, doch hätte ein solcher Vertrag kaum eine praktische Bedeutung, da hier keine Vergünstigungen gegenüber der Individualv möglich wären. Ein Begünstigungsvertrag kann nur abgeschlossen werden, wenn die Mindestquoten erreicht oder überschritten werden. Dabei ist zu differenzieren: Handelt es sich um eine fakultative Gruppenv, der rabattierte Einzeltarife zugrunde liegen, so genügt eine Beteiligungsquote von mindestens 50% des in Betracht kommenden Personenkreises, bei einer aus mindestens 5000 Personen bestehenden Gruppe sogar nur grundsätzlich eine Beteiligungsquote von 40%, Ziff. 2.3.2 der Richtlinien. Bei Erfüllung dieser Voraussetzung ist aber nur eine relativ geringe Ermäßigung der Einzelvsprämie zulässig. Ganz anders bei der obligatorischen Gruppenv mit Sondertarifen. Die sog. Sondertarife sind nicht aus den Einzeltarifen hergeleitet, sondern nach anderen Gesichtspunkten kalkuliert. Sie sind wesentlich niedriger als die rabattierten Einzeltarife und zeichnen sich insbesondere durch einen ermäßigten Abschlußkostenzuschlag bzw. Zillmersatz aus, die Überschußbeteiligung kann hinsichtlich des Verteilungssystems und der Höhe der Überschußanteile von den Einzeltarifen abweichen. Dabei gibt es unterschiedliche Sondertarife für die Firmen- und die Vereinsgruppenv, die sich im wesentlichen durch die Höhe der laufenden Verwaltungskostenzuschläge unterscheiden. Sondertarife, für die in aller Regel auch eigene Abrechnungsverbände gebildet werden, sind dabei jedoch nur anzuwenden, wenn eine Beteiligungsquote von mindestens 90% des in Betracht kommenden Personenkreises gegeben ist (Ziff. 2.3.3 der Richtlinien). Selbstverständlich können jedoch auch bei einer Beteiligung von mindestens 90% die rabattierten Einzeltarife Anwendung finden, was sogar unvermeidbar ist, wenn ohne die bei den Sondertarifen nicht mögliche Einzelwerbung der Gruppenvsvertrag nicht zustande kommen würde. Die Errechnung des Prozentsatzes richtet sich nach Ziff. 2.2.5 der Richtlinien. Winter

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Nach Ziff. 2.3.5 der Richtlinien kann der Neuzugang uneingeschränkt in die Gruppenv aufgenommen werden, solange auch nach seiner Einbeziehung die jeweilige Mindestbeteiligung erhalten bleibt. Ist das nicht der Fall, so muß der Neuzugang selbst die entsprechende Beteiligungsquote aufweisen. Bei der echten Gruppenv, bei der die Gruppenspitze wie der Arbeitgeber Vmer ist, ergeben sich hier kaum Schwierigkeiten; erforderlich ist lediglich — soweit es sich nicht um eine Sterbegeldv handelt — die Beibringung schriftlicher Einwilligungserklärungen des Zugangsrisikos. Davon abgesehen liegt es in der Hand des Vmers, seiner gegenüber dem Ver übernommenen prozentualen Anmeldungspflicht in ordnungsgemäßer Weise nachzukommen. Anders verhält es sich jedoch bei der unechten Gruppenv, wenn also die einzelnen Gruppenmitglieder selbst Vmer sind: Hier kann der potentielle Vmer, da es einen Vertrag zulasten Dritter nicht gibt, vor seiner Einbeziehung in die Gruppe nicht auf seine Beteiligung an der Gruppenv festgelegt werden (Millauer S. 144). Bei der unechten Gruppenv kann die Gruppenspitze somit nur die Verpflichtung eingehen, im Innenverhältnis für eine entsprechende Beteiligung zu sorgen und die Voraussetzungen für die Beteiligung zu schaffen. Der Ver kann zur Unterstützung der Bemühungen der Gruppenspitze auch seine Außendienstorganisation einsetzen, allerdings nur, wenn kein Sondertarif vereinbart ist. Da der einzelne bei der unechten Gruppenv nicht zur Beteiligung an dem Vsvertrage gezwungen werden kann, gelingt es nicht immer, die Mindestbeteiligungsquote auch für den Zugang einzuhalten. Wird die in Ziff. 2.3.2 bzw. 2.3.3 der Richtlinien vorgesehene Mindestzahl unterschritten, so kann sich das dem Grundsatze nach nicht zulasten der bereits bestehenden Ven oder des übrigen Zugangs auswirken, falls die Gewährung der Begünstigungen nicht ausnahmsweise in Form einer Bedingung von der Innehaltung des Beteiligungssatzes abhängig gemacht worden ist (Millauer S. 144). Gleichwohl bleibt zu prüfen, ob zumindest der Gruppenvsvertrag für den Neuzugang aufzuheben ist, da ja der für die Rechtfertigung des Beitragsnachlasses bestehende Grund nicht mehr gegeben ist. Schließlich bliebe die Möglichkeit einer Umstellung der verbleibenden Ven in Einzel ven. Bei alledem darf nicht übersehen werden, daß in der Praxis die Erreichung der Mindestbeteiligungsquote häufig nur eine Frage der geschickten Abgrenzung der Gruppe ist. Die vorgeschriebene Mindestbeteiligung braucht nicht über die gesamte Vertragslaufzeit gewährleistet zu sein. Auch wenn die Beteiligung — beispielsweise durch Ausscheiden vter Gruppenmitglieder — unter die Grenzen nach Ziff. 2.3.2 bzw. 2.3.3 der Richtlinien absinkt, können die vereinbarten Begünstigungen weiter gewährt werden. Sinn der Mindestbeteiligungsquote ist, die Selbstauslese der Mitglieder einzuschränken, so daß es als ausreichend erscheint, wenn die Mindestbeteiligung bei Wirksamwerden des Gruppenvsvertrages bzw. der späteren Einbeziehung des Neuzuganges erreicht wird. [C 158] (b) Mindestzahl von Gefahrspersonen Handelt es sich um eine V mit rabattiertem Einzeltarif, so müssen in der Firmengruppenv mindestens zehn Arbeitnehmer (Ziff. 2.1.1 a —d), in der Vereinsgruppenv mindestens 100 Mitglieder vt sein (Ziff. 2.1.1 e - f i. V.m. Ziff. 2.3.2 der Richtlinien). Bei der Verwendung eines Sondertarifs gehen die Richtlinien für die Firmen- und Vereinsgruppenv der Ziff. 2.1.1 a—f von denselben Mindestzahlen aus, das Mindesterfordernis von 100 Gefahrspersonen wird hier auch für die V mit Bausparkassen nach Ziff. 2.1.1 g verlangt (Ziff. 2.2.3 der Richtlinien).

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VIII. Besondere Versicherungsformen u Sonderfälle

Anm. C 162

[C 159] ff) Mindestversicherungssumme und Höchsteintrittsalter (1) Mindestversicherungssumme Nach Ziff. 2.3.2.3 der Richtlinien kann die Mindestvssumme für die Großlebenstarife bei einer Gruppenv herabgesetzt werden, wobei die Beiträge dann allerdings um Kleinsummenzuschläge erhöht werden müssen. Das gilt sinngemäß auch für Rentenven, also auch für die selbständige Berufsunfähigkeitsv, bei der eine Verminderung der Mindestrente von 1200 DM auf 600 D M jährlich möglich ist. Um ein angemessenes Verhältnis zwischen der Prämie und den Kosten des Prämieneinzugs zu gewährleisten, wird in der Einzelv häufig ein Mindestbetrag für die Prämie bzw. die Prämienrate vorgeschrieben. Hierfür besteht in der Gruppenv keine Notwendigkeit, da die Prämien durch die Gruppenspitze gesammelt und von ihr an den Ver weitergeleitet werden (vgl. Claus-Drews a. a. O. S. 375). [C 160| (2) Höchsteintrittsalter Dem Grundsatze nach verbleibt es in der Gruppenv bei dem für Einzelven geltenden Höchsteintrittsalter. Nur für bestimmte Formen der Vereinsgruppenv kann für den Anfangsbestand abweichend vom geschäftsplanmäßigen Höchsteintrittsalter ein Eintrittsalter bis zu 90 Jahren zugelassen werden, sofern die Vmer über die Möglichkeit der Überzahlung der Vssumme ausreichend unterrichtet werden. Die Beschränkung auf den Anfangsbestand wurde vorgenommen, da nur mit dieser Begrenzung davon ausgegangen werden kann, daß innerhalb des Gruppenvsvertrages auch dann ein Risikoausgleich stattfindet, wenn Gefahrspersonen mit höherem Eintrittsalter darunter sind (dazu Claus-Drews a. a. O.). Es entspricht dabei einem allgemein anerkannten aufsichtsbehördlichen Grundsatz, für den Altersbereich von über 70 Jahren nicht zu werben. [C 161] gg) Sonstiges Zu sonstigen allgemeinen Abweichungen von der Einzelv bei Gruppenven mit Begünstigungscharakter vgl. jeweils die Anmerkungen am Ende des jeweiligen Teils bzw. Abschnitts der Kommentierung: zum Inkrafttreten des Vsschutzes und zum Ausscheiden eines Gruppenmitgliedes vgl. Anm. D 18—20, 54—63, zur Prämienleistung vgl. Anm. E, zum Umfang der Verleistung vgl. Anm. G. [C 162] c) Zulässige Sammelversicherungsverträge aa) Entstehung Der Sammelvsvertrag ist aus dem Rahmenvertrag mit Sammelinkasso entstanden, bei dem die Vertragspartner und die Aufsichtsbehörde davon ausgingen, daß ein gesammeltes Inkasso einer Reihe von Vsverträgen über beispielsweise den Arbeitgeber zu einer merklichen Kostenersparnis gegenüber anderen, einzeln kassierten Individualverträgen führen würde. Das entspricht heute insbesondere angesichts der Möglichkeit und der Verbreitung des Lastschriftverfahrens nicht mehr der Realität, die V mit Sammelinkasso ist von der technischen Entwicklung überholt worden. Es hat sich jedoch gezeigt, daß sich unabhängig von der früher insbesondere erstrebten Kostenersparnis mit einem Sammelvertrag andere Vorteile für den Lebensver ergeben, die einen Prämiennachlaß rechtfertigen. Dazu gehören eine leichtere und somit kostengünstigere Akquisition der einzelnen Ven, die Einsparung von Bestandspflegeprovisionen, da der Arbeitgeber sehr weitgehend die Bestandspflege wahrnimmt, die sonst eine Aufgabe der Außenorganisation des Lebensvers wäre, ferner ein erheblich Winter

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Anm. C 164

C. Abschluß und Verbriefung des Lebensversicherungsvertrages

verminderter Schriftwechsel zwischen Ver und Vmer, da sich bei dem Zusammenwirken von arbeitgeber und Vmer eine Vielzahl von Fragen bereits unmittelbar erledigt, weiter eine größere Bestandsfestigkeit durch die Bindung an den Arbeitgeber (bessere Zahlungsmoral, nur wenige Ausspannungsfalle und ähnliches), eine gleichmäßige Zahlungsweise, da sich die Zahlungsperiode und der Zahlungsweg nur selten ändern (kaum Wechsel des Kreditinstituts oder Wechsel zwischen Einzelüberweisung und Dauerauftrag), schließlich weniger Zahlungsvorgänge und Einsparungen bei der Inkassokontrolle und dem Nachinkasso bei den Vera (nach Claus-Drews VerBAV 1982 S. 387). Diese Vorteile haben es als gerechtfertigt erscheinen lassen, den gesammelten Abschluß von Ven der Arbeitnehmer eines Arbeitgebers usw. und die weitere Verwaltung der Ven über diesen Arbeitgeber mit ähnlichen Begünstigungen zu versehen wie früher beim Abschluß von Ven mit Sammelinkasso. Die Vorteile ergeben sich dabei allerdings nur, wenn dieser sog. Sammelvsvertrag eine bestimmte Größe erreicht. [C 163] bb) Begriff Der Sammelvsvertrag ist ein Vertrag zwischen Versicherer und Gruppenspitze im Sinne der Ziff. 2.1.1 a —d der Richtlinien, der Rahmenbestimmungen für den Abschluß zukünftiger Einzelvsverträge mit den Mitgliedern einer Gruppe — regelmäßig in erschöpfender Form — festlegt, damit jedoch noch keine Vsverhältnisse begründet, sondern die Gruppenspitze verpflichtet, dem Ver bei der Werbung und der Verwaltung der Vsverträge zu helfen. Der Sammelvsvertrag enthält meistens einen normativen und einen obligatorischen Teil. In dem normativen Teil sind die Rahmenbestimmungen für die von den Gruppenmitgliedern abzuschließenden Ven enthalten, wie beispielsweise Tarife, Aufnahmebedingungen, Durchführung der Prämienleistung, Umfang der Vsleistung, Allgemeine Vsbedingungen und Begünstigungen. Der obligatorische Teil enthält die Verpflichtung des Vers zur Annahme der von den Gruppenmitgliedern gestellten Vsanträge, sofern das nach der Geschäftspraxis des Vers möglich ist, sowie die Verpflichtung der Gruppenspitze, für den Ver zu werben, zum Zustandekommen und der Verwaltung von Vsverträgen beizutragen. [C 164] cc) Geschäftsplan und Genehmigungserfordernis Sammelvsverträge können nach Ziff. 3.3.1 der Richtlinien nur aufgrund eines hierfür besonders genehmigten Rahmengeschäftsplans abgeschlossen werden, durch den sichergestellt wird, daß durch den Abschluß von Sammelvsverträgen keine Benachteiligung der übrigen Vten eintritt. Die Ausführungen zum Rahmengeschäftsplan in der Gruppenlebensv gelten hier sinngemäß, vgl. im übrigen speziell zum Rahmengeschäftsplan in der Sammelv Claus-Drews VerBAV 1982 S. 323 — 328. Die im Sammelvsvertrag erfaßbaren Ven sind Einzelven, so daß die Vorschriften für Gruppenvsverträge beim Sammelvsvertrag nicht — und zwar auch nicht analog — angewendet werden können. Sondertarife, wie sie sich in der Gruppenv finden, sind unzulässig. Wie bei der Gruppenv gilt es auch für die Sammelv nicht, daß mit der Genehmigung des Geschäftsplans grundsätzlich auch der einzelne Sammelvsvertrag ohne weiteres zulässig ist. Die Richtlinien gehen für den Sammelvsvertrag gleichfalls von dem Einzelgenehmigungserfordernis des Vertrages aus, wobei allerdings die Sammelven, die mit dem Rahmengeschäftsplan übereinstimmen, nicht der Einzelgenehmigung, sondern nur der Anzeige an die Aufsichtsbehörde bedürfen (Ziff. 3.5 der Richtlinien). 362

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VIII. Besondere Versicherungsformen u Sonderfalle

Anm. C 165

[C 165] dd) Personengruppen und Vertragspartner Sammelvsverträge sind nur im Firmenbereich zulässig, und zwar in den Ausgestaltungen, wie sie sich aus Ziff. 2.1.1 a—d der Richtlinien ergeben. Auch im Wege der Analogie kann eine Erweiterung hier nicht vorgenommen werden. In Ziff. 3.1.1 der Richtlinien wird bestimmt, daß der vte Arbeitnehmer grundsätzlich der Vmer sein muß. Die Ausnahmeregelung wird auf den Fall beschränkt, daß der Arbeitgeber die Beiträge für die betreffende V ganz oder teilweise selbst aufbringt. Ist der Arbeitnehmer dabei nicht der Vmer, so hat das jedoch nicht auch zugleich zur Folge, daß aus den Einzelvsverträgen ein Gruppenvsvertrag mit dem Arbeitgeber als Gruppenspitze wird. Der Sammelvsvertrag bleibt seiner Natur als Rahmenvertrag, der nicht auch zugleich Vsvertrag ist, treu, und auch der Charakter der Einzelvsverträge bleibt gewahrt. Der Arbeitnehmerbegriff ist bei der Sammelv derselbe wie bei der Gruppenv, auf die Erläuterungen oben Anm. C 153 wird verwiesen. Dasselbe gilt für den Begriff des Vertragspartners im Sinne der Richtlinien, auch hier handelt es sich um die sog. Gruppenspitze. Die Aufgaben der Gruppenspitze sind in Ziff. 3.1.2 der Richtlinien angesprochen, jedoch nicht vollständig erfaßt. Dabei ist davon auszugehen, daß nur solche Gruppenspitzen sich zu den dort genannten Tätigkeiten verpflichten, die nicht mit einem hohen Arbeitsaufwand wie bei einem häufigen Arbeitsplatzwechsel rechnen und ihre unentgeltliche Tätigkeit als Ausdruck ihrer Verpflichtung gegenüber dem einzelnen Arbeitnehmer ansehen. Dabei ist bei der Formulierung der Richtlinien dem Umstände Rechnung getragen worden, daß die Gruppenspitze in bestimmten Fällen die Aufgaben nicht selbst, sondern nur mittelbar wahrnehmen kann. Ein Beispielsfall sind die rechtsfähigen Vereinigungen von Arbeitgebern und die rechtsfähigen Versorgungswerke. Sie sind dem Ver gegenüber zwar die Gruppenspitze, können die Aufgaben aber nicht selbst wahrnehmen, sondern müssen sie den Arbeitgebern übertragen. Eine solche interne Regelung zwischen Gruppenspitze und Arbeitgeber ist zulässig, die Gruppenspitze bleibt der Vertragspartner des Vers. Die Gruppenspitze kann die Aufgaben aus dem Sammelvsvertrag auch in der Weise delegieren, daß der gesamte Geschäftsverkehr über eine betriebliche Abteilung oder die Verrechnungsstelle läuft. Eine solche Delegation ist aber nur zulässig, soweit die Abteilung usw. zum Tätigkeitsbereich der Gruppenspitze gehört. Unzulässig ist die Beauftragung einer außenstehenden dritten Person, beispielsweise eines Maklers oder eines Inkassobüros (vgl. dazu ClausDrews VerBAV 1982 S. 388). Es ist dabei Sache der Gruppenspitze, wie sie das Sammeln der einzelnen Prämienbeträge vornimmt. Die Prämien können vom Gehalt einbehalten werden, die Gruppenspitze kann sie sich per Dauerauftrag überweisen lassen oder sie durch Lastschrift von den Konten der Arbeitnehmer einziehen. Es ist nur sicherzustellen, daß der Prämieneinzug nicht durch den Ver erfolgt, etwa durch einen Lastschrifteinzug des Vers vom Konto des Arbeitnehmers. Vgl. dazu im einzelnen unten E. Nach Ziff. 2.3.1 zweiter Absatz am Ende obliegt der Gruppenspitze auch die Bestandspflege und die Erteilung von Auskünften. Zur Bestandspflege gehört in der Regel: (a) die Beantwortung allgemeiner Fragen des Vmers zur Lebensv, insbesondere durch Erläuterung des jeweils vten Risikos, durch Hinweise auf gesetzliche Regelungen und ihre Auswirkungen auf Lebensven, sowie ferner durch Erläuterung von Begriffen der Lebensv wie Rückkaufswert und Überschußbeteiligung; (b) die Entlastung des Vers von Verwaltungsarbeiten durch Mitteilen von Anschriftenänderungen des Vmers, durch Information der Vmer über Obliegenheiten Winter

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Anm. C 166

C. Abschluß und Verbriefung des Lebensversicherungsvertrages

und jeweils einzureichende Unterlagen, durch die Unterstützung des Vers bei der Anforderung von Unterlagen, durch die Unterstützung des Vers bei der Anforderung von Unterlagen in Leistungsfallen und die Beratung Ausscheidender über die Möglichkeiten der Aufrechterhaltung des Vsschutzes; (c) die Aufklärung des Vmers über die vom Arbeitgeber übernommenen Aufgaben, die Wirkungen von Vertragsstörungen bei gegebenem Anlaß (beispielsweise bei Zahlungsverzug oder bei einer Kündigung zur Inanspruchnahme des Rückkaufswerts), ferner die Aufklärung über Möglichkeiten, Vertragsänderungen zu vermeiden oder in ihren Auswirkungen zu mindern (beispielsweise durch Verlängerung der Vsdauer, Beginnverlegung, Herabsetzung der Vssumme oder Stundung des Beitrages) und schließlich die Aufklärung des Vmers über Anpassungsmöglichkeiten des bestehenden Vsschutzes an veränderte Verhältnisse (beispielsweise bei Änderungen des Arbeitsverhältnisses über die Erhöhung oder Herabsetzung des Vsschutzes, die Umstellung einer kapitalbildenden Lebensv in eine Risikov) sowie schließlich (d) die Aufklärung des durch den Sammelvsvertrag versicherbaren Personenkreises über den Inhalt des Sammelvertrages (alles nach Claus-Drews VerBAV 1982 S. 389). Bei der Erteilung von Auskünften durch die Gruppenspitze kann sich das Problem der Haftung des Vers für die Richtigkeit der Auskünfte und zudem die Verpflichtung des Vers ergeben, die Gruppenspitze von Schadenersatzansprüchen freizuhalten (vgl. dazu im einzelnen unten Anm. G). [C 166] ee) Personenkreis und Mindestbeteiligung Zu dem von der Firmensammelv erfaßten Personenkreis vgl. oben Anm. C 153. Zur Einbeziehung von weiteren Personen ist in Ziff. 3.2 der Richtlinien bestimmt, daß im Gegensatz zur Gruppenlebensv neben den Ehegatten auch Kinder in den Vertrag einbezogen werden können. Voraussetzung für die Einräumung eines Nachlasses auf die Prämien für die von dem Sammelvsvertrag erfaßten Ven ist, daß im Rahmen des Sammelvertrages mindestens 10 Arbeitnehmer mit einer Gesamtvssumme von mindestens 300000 DM oder einer Gesamtjahresrente von mindestens 30 000 DM vt sind, wobei jede einzelne Vssumme bzw. jede einzelne Jahresrente mindestens 5000 D M bzw. 500 D M betragen muß. Diese in Ziff. 3.3.2 der Richtlinien geforderten Beträge sollen dem Umstand Rechnung tragen, daß nur Ven mit etwas wirtschaftlichem Gewicht und eine Gesamtvssumme bzw. Gesamtjahresrente mit einer gewissen Größenordnung den Prämiennachlaß rechtfertigen können. Bei der Festlegung dieser Summen ist die Durchschnittsvssumme im Einzelvsgeschäft und deren künftige Entwicklung aufgrund der Erfahrungen in der Vergangenheit berücksichtigt worden, darüber hinaus aber auch der Gedanke, daß auch Ven in Ergänzung der betrieblichen Altersversorgung mit niedrigen Vssummen von der Begünstigungsmöglichkeit profitieren sollen. Bei der Ermittlung der für die Einräumung des Prämiennachlasses erforderlichen Gesamtvssumme bzw. -jahresrente bleiben Zusatzleistungen wie z. B. eine mitvte Witwenrente außer Betracht, mitgerechnet werden jedoch Risikoven und selbständige Berufsunfähigkeitsven. Die Höhe des Nachlasses kann wie bei den rabattierten Einzeltarifen in der Gruppenv bis zu 3% betragen. Das bedeutet, daß — um die übrige Vtengemeinschaft nicht zu belasten — es geboten sein kann, einen geringeren Nachlaß als 3% einzuräumen. Fehlt es an den eben genannten Voraussetzungen, so können zwar entsprechende Verträge ohne Nachlaß abgeschlossen werden. Es handelt sich dabei aber nicht um Sammelvsverträge, und es sollten solche Verträge — beispielsweise in Erwartung des 364

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VIII. Besondere Versicherungsformen u Sonderfälle

Anm. C 169

erforderlichen Bestandes — auch nicht mit dieser Bezeichnung versehen werden, da sonst der unrichtige Eindruck erweckt werden könnte, daß es sich dabei um einen Begünstigungsvertrag handelt (Claus-Drews VerBAV 1982 S. 390). Der Nachlaß kann andererseits im Rahmen des Sammelvsvertrages grundsätzlich nur solange gewährt werden, wie die einzelne V zum Bestand des Sammelvsvertrages gehört und der Sammelvertrag insgesamt die Voraussetzungen für eine Rabattierung aufweist (vgl. im einzelnen dazu Ziff. 3.3.4 der Richtlinien sowie Claus-Drews a. a. O. und S. 391-392). Nach Ziff. 3.3.3 der Richtlinien können weitere, über 3% der Prämie hinausgehende Nachlässe gewährt werden, wenn die Sammelv mindestens 100 Arbeitnehmer mit einer Vssumme von jeweils 30 000 D M oder einer Mindestjahresrente von jeweils 3000 D M erfaßt. Damit wird der Erwägung Rechnung getragen, daß ein Sammelvsvertrag um so kostengünstiger beim Lebensver zu verwalten ist, je größer der jeweilige Vsbestand, insbesondere auch die Anzahl der erfaßten Ven ist. Die insoweit möglichen weiteren Nachlässe ergeben sich aus Ziff. 3.3.3.1 und 2 der Richtlinien. Ein Sammelvsvertrag, bei dem diese erhöhten Anforderungen erfüllt sind, bedarf der Einzelgenehmigung durch die Aufsichtsbehörde, die Anzeige des Vertrages bei der Aufsichtsbehörde genügt hier nicht mehr. Ziff. 3.3.3 der Richtlinien verlangt nicht, daß die Regelung über die erhöhten Nachlässe nur zur Anwendung gelangen kann, wenn für sämtliche vten Arbeitnehmer des Sammelvsvertrages die Mindestvssumme bzw. die Mindestjahresrente gegeben ist. Es ist ausreichend, wenn die Voraussetzungen nur für einen Teil der vten Arbeitnehmer, zumindest aber für 100 erreicht werden. Dabei erhalten die Nachlässe naturgemäß nur jene Arbeitnehmer, bei denen die Mindestvssumme bzw. -rente gegeben ist (vgl. Claus-Drews a . a . O . S. 391). [C 167] ff) Sonstiges Zu den übrigen Besonderheiten beim Sammelvsvertrag vgl. die Anmerkungen am Ende des jeweiligen Teils bzw. Abschnitts der Kommentierung. [C 168] d) Begünstigungsverträge im weiteren Sinne Nach Ziff. 1.3 der Richtlinien sollen Umgehungsmöglichkeiten des Begünstigungsverbots und seiner Ausnahmen verhindert werden. So stellt diese Vorschrift es einem Begünstigungsvertrage beispielsweise gleich, wenn der Gruppenspitze oder ihren Organen unmittelbar oder mittelbar Provisionen, Bürokostenzuschüsse, Bestandspflegegelder oder sonstige Zuwendungen gewährt werden. Solche Vergünstigungen sind genauso verboten wie ein Begünstigungsvertrag. Dabei können die hier genannten Umgehungssachverhalte jedoch nicht als Begünstigungsverträge im juristischen Sinne angesehen werden. Es handelt sich vielmehr um Sondervergütungen, die nach Ziff. 1.1 der Richtlinien ebenfalls verboten sind, so daß sich bei einer solchen Qualifikation der Umgehungssachverhalte am Ergebnis nichts ändert (vgl. GoldbergMüller § 81 VAG Rz 68). |C 169] e) Wortlaut der Richtlinien über Sondervergütungen und Begünstigungsverträge in der Lebensversicherung* 1

Allgemeines

1.1 Unmittelbare und mittelbare Sondervergütungen an Versicherungsnehmer oder versicherte Personen sind verboten. Unter Sondervergütungen sind u. a. die Gewährung von Provisionen oder von im Geschäftsplan nicht vorgesehenen Vorteilen irgendwelcher * Anlage zum R 2/82 des Bundesaufsichtsamts für das Versicherungswesen vom 25.V.1982 (VerBAV 1982 S. 307-314).

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Anm. C 169

C. Abschluß und Verbriefung des Lebensversicherungsvertrages

Art zu verstehen. Dieses Verbot gilt auch, wenn die Zuwendungen zunächst an Dritte erfolgen, welche sie dann den Versicherungsnehmern oder den versicherten Personen zukommen lassen. Die Gewährung von Provisionen an Versicherungsnehmer oder versicherte Personen, die gleichzeitig Agenten von Versicherungsunternehmen sind, fällt nicht unter dieses Verbot, es sei denn, daß das Agenturverhältnis nur begründet worden ist, um diesen derartige Zuwendungen für ihre eigenen Versicherungen zukommen zu lassen. 1.2 Als Begünstigungsverträge verboten sind Verträge, durch die Versicherungsnehmern oder versicherten Personen hinsichtlich der Versicherungsbedingungen, der Beiträge oder der Nebenkosten unmittelbar oder mittelbar Vorteile in irgendwelcher Form gegenüber dem jeweiligen Geschäftsplan für gleichartige Einzelversicherungen gewährt werden. 1.3 Einem Begünstigungsvertrag steht im Zusammenhang mit der Versicherung von a) Arbeitnehmern, Inhabern, Organen oder sonstigen Personen einer Firma (bzw. eines Betriebes), b) Mitgliedern einer Vereinigung des öffentlichen oder privaten Rechts gleich: 1.3.1 die unmittelbare oder mittelbare Gewährung von Provisionen, Bürokostenzuschüssen, Bestandspflegegeldern oder sonstigen Zuwendungen an a) die Firma, deren Einrichtungen, Inhaber oder Organe, b) die Vereinigung, deren Einrichtungen (ζ. B. sog. Inkassoeinrichtungen) oder Organe, c) Personen, welche sie ihrerseits den unter a) und b) genannten Institutionen oder Personen unmittelbar oder mittelbar zukommen lassen; 1.3.2 die Übertragung einer Agentur oder Geschäftsstelle — gleich welcher Art — auf a) die Firma, deren Inhaber, Organe oder Einrichtungen, b) die Vereinigung, deren Einrichtungen oder Organe, wenn mit der Übertragung unmittelbar oder mittelbar eine Zuwendung des Versicherungsunternehmens verbunden ist. Das Vorstehende gilt entsprechend bei Verträgen mit Bausparkassen gemäß Z i f f . 2.1.1 g); eine mit Genehmigung der Aufsichtsbehörde der Bausparkasse gewährte Dienstleistungsentschädigung bleibt davon unberührt. 1.4 Als Begünstigungsverträge werden nicht angesehen: Gruppenversicherungsverträge nach Z i f f . 2 und Sammelversicherungsverträge nach Z i f f . 3. 2 Gruppenversicherungsverträge 2.1 Allgemeine Voraussetzungen 2.1.1 Gruppenversicherungsverträge können abgeschlossen werden a) mit Arbeitgebern für Versicherungen auf das Leben ihrer Arbeitnehmer; b) mit betrieblichen Einrichtungen eines Arbeitgebers, denen dieser den Vertragsabschluß für Versicherungen auf das Leben seiner Arbeitnehmer übertragen hat; c) mit rechtsfähigen Vereinigungen von Arbeitgebern, denen diese den Vertragsabschluß für Versicherungen auf das Leben ihrer Arbeitnehmer übertragen haben; d) mit rechtsfähigen Versorgungswerken von rechtsfähigen Vereinigungen von Arbeitgebern, denen diese den Vertragsabschluß für Versicherungen auf das Leben ihrer 366

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VIII. Besondere Versicherungsformen u Sonderfälle

Anm. C 169

Arbeitnehmer übertragen haben; e) mit Vereinigungen, die aufgrund öffentlichen oder privaten Rechts rechtsfähig sind, für Versicherungen auf das Leben ihrer Mitglieder oder das von Mitgliedern korporativ angeschlossener rechtsfähiger Vereinigungen; f ) mit nicht rechtsfähigen Mitglieder;

Vereinigungen für Versicherungen auf das Leben ihrer

g) mit Bausparkassen — im Rahmen der in den Bausparbedingungen enthaltenen Bestimmungen über die obligatorische Risikolebensversicherung — für Risikoversicherungen auf das Leben der Bausparer über die ungetilgten Darlehen aus Zuteilungen und Darlehen aus Zwischenkrediten. Als rechtsfähige Vereinigungen von Arbeitgebern ( Z i f f . 2.1.1 c) ) werden Vereinigungen angesehen, deren Mitglieder Arbeitgeber sind und die satzungsgemäß ausschließlich oder überwiegend die Interessen ihrer Mitglieder in deren Eigenschaft als Arbeitgeber vertreten. Bei Gruppenversicherungsverträgen gemäß Z i f f . 2.1.1 d) muß der Arbeitgeber Mitglied der rechtsfähigen Vereinigung und des rechtsfähigen Versorgungswerkes sein. 2.1.2 In den Fällen der Z i f f . 2.1.1 e) undf) darf die Versicherungssumme für die einzelne versicherte Person 10000 DM nicht überschreiten. Dies gilt nicht für Vereinigungen nach Z i f f . 2.1.1 e), deren überwiegender Zweck darin besteht, die mit dem Beruf zusammenhängenden Interessen ihrer Mitglieder zu vertreten (Berufsverbände). 2.1.3 Die Erfüllung der Pflichten des Vertragspartners und das Bestehen der Versicherungen muß auf die Dauer gewährleistet erscheinen. Der Zusammenhalt der Mitglieder der vertragsschließenden Vereinigung gemäß Z i f f . 2.1.Í e) und f ) muß überwiegend in anderen Umständen als in der Versicherungsnahme begründet sein. Jedoch können die Bestände von aufgelösten Sterbekassen versichert werden; das gleiche gilt für sterbekassenähnliche Einrichtungen, wenn diese mindestens drei Jahre bestanden haben. Die in Z i f f . 2.1.2 Satz 1 erwähnte Summenbegrenzung gilt nicht, soweit die Vereinigung vor Abschluß des Gruppenversicherungsvertrages ihren Mitgliedern höhere Todesfallleistungen gewährt hat. 2.2 Personenkreis 2.2.1 Der für die Versicherung in Betracht kommende Personenkreis ist nach objektiven Merkmalen (z. B. Lebensalter, Personenstand, Berufs- oder Dienstalter, berufliche Stellung, Art der Tätigkeit) fest zu umschreiben. Als solches Merkmal gilt nicht der Umstand, daß eine Person bereits anderweitig versichert oder nicht versichert ist. 2.2.2 Bei Verträgen gemäß Z i f f . 2.1.1 a) bis d) können in den für die Versicherung in Betracht kommenden Personenkreis a) Inhaber, Vorstandsmitglieder und Geschäftsführer (bei Personen- oder Kapitalgesellschaften) einer Firma b) Vorstandsmitglieder, Geschäftsführer (bei Personen- oder Kapitalgesellschaften) sowie Arbeitnehmer von Unternehmen, die mit der Firma in Konzernzusammenhang stehen, c) überwiegend für die Firma oder ein Konzernunternehmen tätige selbständige Personen, einbezogen werden, bei Verträgen gemäß Z i f f . 2.1.1 c) und d) jedoch nur dann, wenn auch Arbeitnehmer der jeweiligen Firma nach den Bestimmungen des Vertrages versichert werden. Winter

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Anm. C 169

C. Abschluß und Verbriefung des Lebensversicherungsvertrages

2.2.3 Als Arbeitnehmer im Sinne dieser Richtlinien gelten auch Personen gemäß §17 Abs. 1 Satz 2 des Gesetzes zur Verbesserung der betrieblichen Altersversorgung (BGBl. 11974 S. 3693ff.). 2.2.4 Die Einbeziehung von Ehegatten in den für die Versicherung in Betracht kommenden Personenkreis ist zulässig, dabei darf die Versicherungssumme für den einzelnen Ehegatten 10000 DM nicht überschreiten. 2.2.5 Bei Errechnung des Prozentsatzes gemäß Z i f f . 2.3.2 und 2.3.3 ist von der Gesamtzahl des in Betracht kommenden Personenkreises auszugehen. 2.3 Geschäftsplan, Tarife 2.3.1 Gruppenversicherungsverträge können nur aufgrund hierfür besonders genehmigter Geschäftspläne (Rahmengeschäftspläne) a) für Verträge gemäß Z i f f . 2.1.1 a) bis d) sowie für Verträge mit Berufsverbänden gemäß Z i f f . 2.1.2, b) für Verträge gemäß Z i f f . 2.1.1 e) und f ) mit Ausnahme der Verträge mit Berufsverbänden gemäß Z i f f . 2.1.2, c) für Verträge gemäß Z i f f . 2.1.1 g) abgeschlossen werden. Durch diese Geschäftspläne ist sicherzustellen, daß durch den Betrieb der Gruppenversicherung keine Benachteiligung der übrigen Versicherten eintritt. Der jeweilige Rahmengeschäftsplan hat die vorgesehenen Tarife, in den Fällen der Z i f f . 2.3.2 die Abweichungen gegenüber dem Geschäftsplan für die Einzelversicherung, die Versicherungsbedingungen sowie die Vertragsmuster für Verträge gemäß Z i f f . 2.1.1 a), b), e) undf) zu enthalten. 2.3.2 Werden mindestens 50% des in Betracht kommenden Personenkreises (sofern dieser mindestens 5000 Personen erfaßt, mindestens 40% ) und in den Fällen der Z i f f . 2.1.1 a) bis d) mindestens 10 Arbeitnehmer bzw. in den Fällen der Z i f f . 2.1.1 e) und f ) mindestens 100 Mitglieder versichert, so sind folgende Abweichungen vom Geschäftsplan für die Einzelversicherung zulässig. 2.3.2.1 Die Tarifbeiträge können bei Versicherungen mit laufender Beitragszahlung um bis zu 3%, bei Versicherungen gegen Einmalbeitrag um bis zu 1% ermäßigt werden; die Nachlässe sind dabei für gleichartige Verträge einheitlich festzulegen. 2.3.2.2 Die Ratenzuschläge für die unterjährige Zahlung von Jahresbeiträgen ( technisch unechte unterjährige Beiträge) dürfen bei halbjährlicher Zahlungsweise auf 1,5% vierteljährlicher Zahlungsweise auf 2%> monatlicher Zahlungsweise auf 2,5% herabgesetzt werden. 2.3.2.3 Die Mindestversicherungssumme kann unterschritten werden, wenn ausreichende Kleinsummenzuschläge erhoben werden. Unterschritten werden kann ferner ein evtl. festgelegter Mindestbeitrag. 2.3.2.4 Für den Anfangsbestand und für den Neuzugang innerhalb eines Gruppenversicherungsvertrages ist das geschäftsplanmäßige Höchsteintrittsalter maßgebend. Für den Anfangsbestand innerhalb eines Gruppenversicherungsvertrages gemäß Z i f f . 2.3.1 b) können abweichend vom geschäj'tsplanmäßigen Höchsteintrittsalter Eintrittsalter bis zu 90 Jahren zugelassen werden, sofern die Versicherungsnehmer über die Möglichkeit der Uberzahlung der Versicherungssumme ausreichend unterrichtet werden. 368

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VIII. Besondere Versicherungsformen u Sonderfälle

Anm. C 169

2.3.2.5 Der Beitrag für die Unfall-Zusatzversicherung kann über den Nachlaß gemäß Z i f f . 2.3.2.1 hinaus bis auf l,2%o der Versicherungssumme ermäßigt werden. Ist bei einem Einzelversicherungstarif die Unfall-Zusatzversicherung obligatorisch eingeschlossen, so kann bei Anwendung dieses Tarifes in der Gruppenversicherung auf die obligatorische Unfall-Zusatzversicherung verzichtet werden. Soll bei einzelnen Gruppenversicherungsverträgen dennoch die Unfall-Zusatzversicherung eingeschlossen werden, so ist hierfür ein Beitrag zu erheben, wie er für die fakultative Unfall-Zusatzversicherung erforderlich ist. 2.3.2.6 Eine Gesundheitsprüfung ist wie bei Einzelversicherungen vorzunehmen. An ihre Stelle kann eine Staffelung der Versicherungssumme gemäß Z i f f . 2.6 treten. Auf eine ärztliche Untersuchung kann verzichtet werden, soweit im Einzelfall nicht mit einer Gegenauslese zu rechnen ist. Entsprechendes gilt für einen Beitragszuschlag bei Versicherungen ohne ärztliche Untersuchung. Eine Gegenauslese kann in der Regel als ausgeschlossen angesehen werden, wenn die im Einzelfall zu versichernde Leistung das Doppelte der im Durchschnitt durch den Vertrag zu versichernden Leistung nicht übersteigt. Bei Versicherungen ohne ärztliche Untersuchung kann die Gesundheitsprüfung anhand eines vereinfachten Fragebogens durchgeführt werden, soweit dadurch im Einzelfall geklärt werden kann, daß kein besonderes Risiko vorliegt. Werden mindestens 90% des in Betracht kommenden Personenkreises versichert, so kann auf eine Gesundheitsprüfung verzichtet werden, soweit eine Gegenauslese nicht zu befürchten ist. Eine Gesundheitsprüfung ist jedoch durchzuführen, wenn sich nach sorgfältiger Prüfung ergibt, daß einzelne versicherte Personen oder Kategorien von versicherten Personen ein besonderes Risiko darstellen (z. B. wegen der Höhe oder der Art der Versicherungsleistung oder in den Fällen der Z i f f . 2.1.1 c) und d) ). 2.3.2.7 Bei Versicherungen mit Anpassung von Beiträgen und Versicherungsleistungen können die Anpassungsbestimmungen nach Maßgabe von Z i f f . 2.3.7 geändert werden. 2.3.2.8 Aufnahme- oder Ausfertigungsgebühren können erlassen werden. 2.3.3 Werden mindestens 90% des in Betracht kommenden Personenkreises und in den Fällen der Z i f f . 2.1.1 a) bis d) mindestens 10 Arbeitnehmer und in den Fällen der Z i f f . 2.1.1 e) bis g) mindestens 100 Mitglieder bzw. Bausparer versichert, so können Sondertarife nach einem besonderen Geschäftsplan verwendet werden. Für die Gesundheitsprüfung gilt Z i f f . 2.3.2.6 Abs. 4 entsprechend. Eine Werbung der Versicherungsunternehmen bei den einzelnen Mitgliedern des für die Versicherung in Betracht kommenden Personenkreises ist unzulässig. Dies gilt auch für eine Werbung bei Arbeitgebern oder Vereinigungen für den Beitritt zum Gruppenversicherungsvertrag. 2.3.4 Die Anwendung von Risikotarifen ist bei Verträgen gemäß Z i f f . 2.3.1 a) und c) möglich, wenn folgende Voraussetzungen erfüllt sind: In dem gemäß Z i f f . 2.4.3 Abs. 2 auszustellenden Versicherungsausweis bzw. -schein ist eine Beschreibung der Versicherungsleistung aufzunehmen, aus der deutlich hervorgeht, daß die Versicherungssumme nur im Falle des Todes während der Dauer der Risikoversicherung gezahlt wird. Der Versicherungsausweis mußferner Hinweise darüber enthalten, daß ein Rückkaufswert nicht gewährt wird und daß eine Umwandlung in eine beitragsfreie Versicherung im allgemeinen nicht möglich ist. 2.3.5 Wird die Versicherung des Neuzugangs vereinbart, so müssen im Fall der Z i f f . Winter

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AIUTI, E 169

C. Abschluß u n d Verbriefung des Lebensversicherungsvertrages

2.3.2 mindestens 50% (40%) und im Fall der Z i f f . 2.3.3 mindestens 90% des Neuzugangs versichert werden, es sei denn, daß auch nach seiner Einbeziehung mindestens 50% (40%) bzw. 90% des in Betracht kommenden Personenkreises versichert sind. 2.3.6 Eine Erhöhung der Versicherungssumme nach Vertragsabschluß ist zulässig, sofern sich an der Erhöhung im Fall der Z i f f . 2.3.2 mindestens 50% (40%) und im Fall der Z i f f . 2.3.3 mindestens 90% der versicherten Personen oder eines nach objektiven Merkmalen umschriebenen Teilbestandes beteiligen. Dabei kann die Erhöhung der Versicherungssumme von allen denjenigen versicherten Personen vorgenommen werden, die das für den Anfangsbestand innerhalb eines Gruppenversicherungsvertrages maßgebende Höchsteintrittsalter noch nicht überschritten haben. 2.3.7 Bei Verträgen gemäß Z i f f . 2.3.1 a) kann die planmäßige Erhöhung von Beiträgen und Versicherungsleistungen vereinbart werden. Im Gruppenversicherungsvertrag kann dabei vorgesehen werden, daß einzelne Erhöhungen ausgelassen werden können, wenn die Auslassungen jeweils entweder a) alle versicherten Personen des Gruppenversicherungsvertrages oder b) einen nach objektiven Merkmalen umschriebenen Teilbestand dieses Personenkreises oder c) höchstens 10% aller versicherten Personen des Gruppenversicherungsvertrages betreffen. 2.3.8 Soll der Personenkreis im Sinne von Z i f f . 2.2 erweitert werden, so müssen im Fall der Z i f f . 2.3.2 mindestens 50% (40% ) und im Fall der Z i f f . 2.3.3 mindestens 90% des hinzukommenden Personenkreises versichert werden. 2.4

Vertragsgestaltung

2.4.1 Art und Höhe der Versicherungsleistungen sind insgesamt (d.h. einschließlich des Neuzugangs) im Vertrag nach objektiven Merkmalen festzulegen. Bei Versicherungen mit laufender Beitragszahlung muß die durchschnittliche Versicherungssumme mindestens betragen - 3000 DM bei Verträgen gemäß Z i f f . 2.3.1 a), — 1500 DM bei Verträgen gemäß Z i f f . 2.3.1 b); es sei denn, die Versicherungssumme auf das Leben jeder einzelnen Person beträgt mindestens 1000 DM. Zusatzversicherungen (z. B. Unfall-Zusatzversicherung und Berufsunfähigkeits-Zusatzversicherung) können nur für alle versicherten Personen oder für einen nach objektiven Merkmalen abgegrenzten Kreis der versicherten Personen abgeschlossen werden. 2.4.2 Bringen die versicherten Personen die Beiträge ganz oder teilweise selbst auf, so haben die Versicherungsunternehmen darauf zu achten ( z. B. durch die Regelung dieser Beitragsbeteiligung oder durch die Wahl der Versicherungsform), daß die" versicherten Personen nach Erreichung des mutmaßlichen Ruhestandsalters nicht stärker belastet werden, als es dann ihrer voraussichtlichen wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit entspricht. 2.4.3 Der versicherten Person ist ein unmittelbarer Rechtsanspruch auf die Versicherungsleistung (Versicherungssumme bzw. Rente, Rückkaufswert und Oberschußanteile) gegenüber dem Versicherungsunternehmen einzuräumen. Hiervon kann in folgenden Fällen abgesehen werden: a) bei Verträgen gemäß Z i f f . 2.1.1 a) bis d), sofern und soweit der Arbeitgeber die Beiträge aufbringt. Der Arbeitgeber kann, sofern er die Beiträge mindestens zur Hälfte aufbringt, über seinen Beitragsanteil hinausgehende Überschußanteile erhal370

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VIII. Besondere Versicherungsformen u Sonderfälle

Anm. C 169

ten, wenn die versicherte Person hierfiir einen entsprechend höheren Anteil an der Versicherungssumme (bzw. Rente, Rückkaufswert) bekommt. b ) Bei Verträgen gemäß Ziffer 2.1.1 e), wenn die Versicherungsnahme auf gesetzlichen Vorschriften beruht, der Vertragspartner (bzw. dessen Versorgungseinrichtung) kein Versicherungsunternehmen ist, sondern Versicherungsnehmer, Beitragszahler und Leistungsempfänger. c) Bei Verträgen mit Bausparkassen, wenn die bezugsberechtigte Bausparkasse verpflichtet ist, die Versicherungsleistungen dem Konto des Bausparers gutzuschreiben. Hat die versicherte Person einen unmittelbaren Rechtsanspruch auf die gesamte oder einen Teil der Versicherungsleistung, so ist dem Vertragspartner ein Versicherungsausweis, in dem Fall, daß die versicherte Person gleichzeitig Versicherungsnehmer ist, ein Versicherungsschein zur Weitergabe an die versicherte Person auszuhändigen. Außerdem sind der versicherten Person die Versicherungsbedingungen und ggf. Durchschriften (Kopien) der bei Antragstellung abgegebenen Erklärungen (Antrag bzw. Gesundheitserklärung etc.) auszuhändigen. Der Vertragspartner hat sich im Gruppenversicherungsvertrag zu verpflichten, diese Unterlagen an die versicherte Person bzw. den Versicherungsnehmer weiterzuleiten. In die Versicherungsausweise und -scheine sind auch die wesentlichen Bestimmungen des Gruppenversicherungsvertrages aufzunehmen. Von der Ausstellung eines Versicherungsausweises kann bei Verträgen gemäß Z i f f . 2.1.1 a) bis d) abgesehen werden, wenn anderweitig sichergestellt ist, daß die versicherte Person über die Versicherungsnahme ausreichend unterrichtet wird. Dies ist der Aufsichtsbehörde nachzuweisen. Abs. 4 gilt nicht in den Fällen des Abs. 2 und bei Verträgen auf Risikobasis Beitragsbeteiligung der versicherten Person.

mit

2.4.4 Für den Fall, daß eine versicherte Person aus dem Gruppenversicherungsvertrag ausscheidet, ist zu vereinbaren, daß die versicherte Person, a) der ein unmittelbarer Rechtsanspruch auf die gesamte oder einen Teil der Versicherungsleistung eingeräumt worden ist oder b) der der Vertragspartner den Anspruch auf die Versicherungsleistung teilweise überlassen hat,

ganz oder

die auf ihr Leben genommene Versicherung bzw. den Teil der auf ihr Leben genommenen Versicherung innerhalb von drei Monaten ohne Gesundheitsprüfung unter Anrechnung bereits abgelaufener Wartezeiten als Einzelversicherungsvertrag fortsetzen kann. Werden die Beiträge nicht weiterhin gemäß Ziff2.4.5.1 abgeführt, so ist der Beitrag zu entrichten, der für die Fortsetzung als Einzelversicherungsvertrag im Rahmengeschäftsplan vorgesehen ist. Aus der Versicherung einer vorzeitig ausscheidenden versicherten Person kann das Deckungskapital in voller Höhe bar ausgezahlt, bei der Beitragszahlung verrechnet oder für neue Versicherungen innerhalb des Gruppenversicherungsvertrages verwendet werden. Dabei ist sicherzustellen, daß weder Stornoverluste auftreten können noch — bei nicht rückkaufsfähigen Versicherungen — eine Gegenauslese wirksam werden kann. Der Rahmengeschäftsplan hat darüber nähere Bestimmungen zu enthalten. Bei Verwendung des freiwerdenden Deckungskapitals für neue Versicherungen können aus der Rückstellung für Beitragsrückerstattung auch die bereits erklärten Überschußanteile, die auf die Versicherung der vorzeitig ausgeschiedenen versicherten Person entfallen, berücksichtigt werden. Winter

371

Anm. C 169

C. Abschluß und Verbriefung des Lebensversicherungsvertrages

2.4.5 Gruppenversicherungsverträge haben insbesondere folgende Bestimmungen zu enthalten: 2.4.5.1 Die fälligen Beiträge sind vom Vertragspartner in einem Betrag kostenfrei direkt an das Versicherungsunternehmen abzuführen; im Falle der Z i f f . 2.4.2 obliegt dem Vertragspartner auch die Inkassokontrolle. 2.4.5.2 Der gesamte Geschäftsverkehr ist grundsätzlich zwischen dem Vertragspartner und dem Versicherungsunternehmen zu fuhren. 2.4.5.3 Für den Neuzugang innerhalb des Gruppenversicherungsvertrages ist der jeweils für Neuabschlüsse geltende Tarif anzuwenden. Von dieser Bestimmung kann in besonderen Ausnahmefällen mit Genehmigung der Aufsichtsbehörde abgewichen werden. 2.4.5.4 Über den Wortlaut aller Rundschreiben, Drucksachen oder Vervielfältigungen, die sich auf den Gruppenversicherungsvertrag, auf die Tarife oder auf die Versicherungsbedingungen beziehen, muß vor ihrer Bekanntgabe Einvernehmen mit der Hauptverwaltung des Versicherungsunternehmens hergestellt sein. Bei den im Einvernehmen mit der Hauptverwaltung des Versicherungsunternehmens herauszugebenden Rundschreiben oder anderen Mitteilungen istfolgendes zu berücksichtigen: Es sind die Mindestvoraussetzungen aufzuführen, die beim Abschluß von Gruppenversicherungsverträgen, insbesondere hinsichtlich der anzuwendenden Tarife, zu beachten sind. Hierbei ist den zu versichernden Personen auch darzulegen, daß der Vertrag zu den angebotenen Bedingungen nicht in Kraft treten kann, wenn die Mindestvoraussetzungen nicht erfüllt sind. 2.4.5.5 „Sollte die Aufsichtsbehörde Änderungen dieses Vertrages bzw. der ihm zugrunde liegenden Versicherungsbedingungen verlangen, so wird der Vertragspartner daran mitwirken, daß diese Änderungen im Einvernehmen mit dem Versicherungsunternehmen erfolgen. Kommt ein Einvernehmen nicht zustande, so haben beide Vertragspartner das Recht, diesen Vertrag ohne Einhaltung einer Frist durch eingeschriebenen Brief zu kündigen." 2.5 Genehmigungsverfahren 2.5.1 Gruppenversicherungsverträge sind der Aufsichtsbehörde zur Einzelgenehmigung vorzulegen. Sie haben die Bestimmung zu enthalten, daß ihre Wirksamkeit von dieser Genehmigung abhängt. Mit dem Antrag auf Genehmigung ist der Aufsichtsbehörde a) ein ausgefülltes Meldeblatt einzureichen; b) durch eine Erklärung des Vertragspartners die Anzahl der Personen nachzuweisen, die dem nach objektiven Merkmalen fest, umschriebenen Personenkreis angehören; die Aufsichtsbehörde kann eine andere Form des Nachweises zulassen; c) bei Verträgen gemäß Z i f f . 2.1.1 b) bis f ) die Satzung des Vertragspartners und im Fall der Z i f f . 2.1.1 d) außerdem die Satzung der rechtsfähigen Vereinigung vorzulegen. 2.5.2 Gruppenversicherungsverträge gemäß Z i f f . 2.1.1 a), b), e) undf) — ausgenommen Verträge gemäß Z i f f . 2.4.3 b) —, die mit dem Rahmengeschäftsplan übereinstimmen, bedürfen nicht der Einzelgenehmigung; es sind lediglich die Unterlagen gemäß Z i f f . 2.5.1 a) bis c) einzureichen. 2.5.3 Jede Änderung eines Gruppenversicherungsvertrages ist schriftlich zu vereinbaren und der Aufsichtsbehörde zur Einzelgenehmigung vorzulegen. Die Vereinbarung muß die Bestimmung enthalten, daß ihre Wirksamkeit von dieser Genehmigung abhängt. 372

Winter

VIII. Besondere Versicherungsformen u Sonderfalle

Anm. C 169

Entspricht die Vereinbarung (Nachtrag) dem genehmigten Rahmengeschäftsplan, so bedarf sie nicht der Einzelgenehmigung; sie ist der Aufsichtsbehörde zusammen mit einer genehmigungspflichtigen Vertragsänderung vorzulegen. 2.5.4 Bei der Vorlage von Verträgen, Vertragsänderungen und Meldeblättern ist der Aufsichtsbehörde zu erklären, daß Nebenabreden, insbesondere hinsichtlich einer Vergütung oder einer sonstigen Zuwendung, nicht getroffen worden sind. 2.6 Staffelung der Versicherungsleistung 2.6.1 An Stelle der gem. Ziff. 2.3.2.6 erforderlichen Gesundheitsprüfung ist bei Verträgen ohne Einschluß des Berufsunfähigkeits-Risikos und mit Versicherungsleistungen bis zur geschäftsplanmäßigen Höchstsumme für Versicherungen ohne ärztliche Untersuchung eine Staffelung nach folgenden Bestimmungen zulässig: 2.6.1.1 Bei einer Versicherungssumme bis zu 10000 DM: Leistung bei Tod während des ersten Versicherungsmonats die eingezahlten Beiträge; bei Tod während des zweiten Versicherungsmonats Vi 2 der Versicherungsleistung usw. allmonatlich um Vi2 steigend bis zur vollen Versicherungsleistung ab Beginn des zweiten Versicherungsjahres. 2.6.1.2 Bei einer Versicherungssumme von mehr als 10000 DM: Beteiligungsquote in v . H.: von 40 50 60 70 80 bis unter 50 60 70 80 90 Leistung bei Tod während des 1. Vers. Jahres: % % v3 % V2 2. Vers. Jahres: % Ys % 2A V2 3. Vers. Jahres: 3/6 Vs % % 4. Vers. Jahres: % % % 5. Vers. Jahres: % Vs 6. Vers. Jahres: % der vollen Versicherungsleistung Mindestens soll jedoch der Betrag geleistet werden, der sich aus einer Versicherungsleistung von 10000 DM nach Ziff. 2.6.1.1 ergibt. 2.6.2 In jedem Falle ist bei Tod während der Dauer der Staffelung mindestens die Summe der eingezahlten Beiträge zu leisten; bei Tod durch Unfall im Sinne der Bedingungen für die Unfall-Zusatzversicherung kann von einer Staffelung der Versicherungsleistung abgesehen werden. 2.6.3 Steigt die Beteiligungsquote während der Vertragsdauer durch Neuzugang, so können die Staffelsätze entsprechend Ziff. 2.6.1.2 verbessert werden. 2.7 Besondere Abrechnungsverbände 2.7.1 Bei einem Vertrag gemäß Ziff. 2.1.1 a) bis f ) größeren Umfangs kann ein besonderer Abrechnungsverband gebildet werden. Derartige Verträge sowie deren Änderungen (Nachträge) bedürfen stets der Einzelgenehmigung im Sinne von Ziff. 2.5.1; sie kann nur erteilt werden, wenn dadurch keine Benachteiligung der übrigen Versicherten eintritt. Ein Vertrag größeren Umfanges liegt vor, wenn die jährliche Beitragseinnahme mindestens 1 Million DM oder wenn die Gesamtversicherungssumme mindestens 30 Millionen DM beträgt. Winter

373

Anm. C 169

C. Abschluß und Verbriefung des Lebensversicherungsvertrages

2.7.2 Der Überschuß des besonderen Abrechnungsverbandes ist nach einer besonderen Erfolgsrechnung ( Abrechnungsschema) zu ermitteln, die als Bestandteil des Gruppen versicherungsvertrages zur Genehmigung vorzulegen ist. Das Abrechnungsschema muß folgende Voraussetzungen erfüllen: 2.7.2.Í Für die Ermittlung der auf den Abrechnungsverband entfallenden Vermögenserträge ist der Durchschnittszinssatz unter Berücksichtigung der Zinsen auf Ausgleichsforderungen zugrunde zu legen. Soll das Versicherungsunternehmen aufgrund des Vertrages bestimmte Kapitalien zu einem niedrigeren Zinssatz als dem marktüblichen anlegen, so ist der Abrechnungsverband mit dem Minderertrag zu belasten. 2.7.2.2 Wird der Abrechnungsverband nicht anteilig mit Abschreibungen und Verlusten aus Vermögensanlagen belastet, so ist ein Abschlag vom Durchschnittszinssatz gemäß Z i f f . 2.7.2.1 vorzunehmen. In diesem Fall muß auch eine Beteiligung am Gewinn aus Vermögensanlagen unterbleiben. 2.7.2.3 Der Abrechnungsverband ist mit den vollen rechnungsmäßigen Abschlußkosten und Verwaltungskosten zu belasten. Sind die zu erwartenden Kosten voraussichtlich höher als die rechnungsmäßigen, so sind die höheren Kostensätze in das Abrechnungsschema aufzunehmen. Sollen niedrigere Kostensätze als die rechnungsmäßigen vorgesehen werden, so muß ihre Höhe im einzelnen begründet werden, d. h. die voraussichtlichen Einsparungen gegenüber den rechnungsmäßigen Kosten müssen dargelegt werden. Die Kostensätze sind jeweils nach spätestens fünf Abrechnungsjahren zu überprüfen; über das Ergebnis ist die Aufsichtsbehörde zu unterrichten. In das Abrechnungsschema ist eine Klausel mit folgendem Wortlaut aufzunehmen: „Sollten die anfallenden Kosten nachweislich von den vereinbarten Sätzen abweichen, so werden die Vertragspartner mit Wirkung auf künftige Abrechnungsjahre neue Kostensätze vereinbaren. Diese Sätze bedürfen der Genehmigung durch die Aufsichtsbehörde. Eine Uberprüfung der Kostensätze erfolgt spätestens nach jeweils fünf Jahren." 2.7.2.4 Der Abrechnungsverband ist mit den Steuern des Gesamtgeschäfts anteilig zu belasten. 2.7.2.5 Ergibt sich für den besonderen Abrechnungsverband ein Verlust, so ist dieser auf das folgende Abrechnungsjahr zu übertragen. Von einem Verlustvortrag kann abgesehen werden, wenn in anderer Form ein versicherungsmathematischer Atisgleich erfolgt. 2.7.3 Der Anteil des für den Abrechnungsverband ermittelten Überschusses, der an den Versicherungsnehmer ausgeschüttet werden soll, darf grundsätzlich nicht höher sein als bei den übrigen allgemeinen Abrechnungsverbänden. 2.8 Gewährung von Versicherungsschutz Versicherungsschutz, gleich welcher Art, darf erst gewährt werden, wenn die vertraglich vorgesehene Mindestbeteiligung nach Prozentsatz und Personenzahl erreicht ist und wenn bei Verträgen, die zur Einzelgenehmigung einzureichen sind, die Genehmigung der Aufsichtsbehörde vorliegt. 3 Sammelversicherungsverträge 3.1 Allgemeine Voraussetzungen 3.1.1 Sammelversicherungsverträge können in den Fällen der Z i f f . 2.1.1 a) bis d) abgeschlossen werden. Z i f f . 2.1.1 Abs. 2 und 3 gelten entsprechend. 374

Winter

VIII. Besondere Versicherungsformen u Sonderfalle

Anm. C 169

Die im Rahmen eines Sammelversicherungsvertrages abgeschlossenen Versicherungen müssen laufende Beitragszahlungen vorsehen; ferner muß der versicherte Arbeitnehmer Versicherungsnehmer sein, es sei denn, daß der Arbeitgeber die Beiträge für die betreffende Versicherung ganz oder teilweise aufbringt. 3.1.2 Der Vertragspartner hat dafür zu sorgen, daß die laufenden Beiträge gesammelt und in einem Betrage an das Versicherungsunternehmen übermittelt werden. Dem Vertragspartner obliegt ferner — die Inkassokontrolle. Dazu gehört, daß dem Versicherungsunternehmen unter Angabe der Gründe diejenigen Personen bekanntzugeben sind, für die in der übermittelten Beitragssumme keine oder abweichende Beiträge enthalten sind; — die Bearbeitung von Beitragsrückständen und das Nachinkasso und — die Bestandspflege sowie — soweit er dazu berechtigt ist — die Erteilung von Auskünften. Für diese Zahlungsvorgänge und Tätigkeiten darf das Versicherungsunternehmen weder Vergütungen zahlen noch Kosten übernehmen. 3.2 Einbeziehung von weiteren Personen Die Ehegatten und Kinder der Arbeitnehmer können in den Sammelversicherungsvertrag einbezogen werden. Das gleiche gilt für die in Z i f f . 2.2.2 genannten Personen nebst deren Ehegatten und Kindern, bei Sammelversicherungsverträgen, die gemäß Z i f f . 2.1.1 c) oder d) abgeschlossen werden, jedoch nur dann, wenn auch Arbeitnehmer der jeweiligen Firma nach den Bestimmungen des Vertrages versichert werden. Diese Personen können für die auf ihr Leben abgeschlossenen Versicherungen selbst Versicherungsnehmer sein. 3.3 Geschäftsplan, Beitragsnachlaß 3.3.1 Sammelversicherungsverträge können nur aufgrund eines hierfür besonders genehmigten Geschäftsplans (Rahmengeschäftsplan) abgeschlossen werden. Durch diesen Geschäftsplan ist sicherzustellen, daß durch den Abschluß von Sammelversicherungsverträgen keine Benachteiligung der übrigen Versicherten eintritt. Der Rahmengeschäftsplan hat die vorgesehenen Tarife, Angaben über die Höhe des Beitragsnachlasses, die Versicherungsbedingungen sowie ein Vertragsmuster zu enthalten. 3.3.2 Sind im Rahmen eines Sammelversicherungsvertrages mindestens 10 Arbeitnehmer mit einer Gesamtversicherungssumme von mindestens 300000 DM oder einer Gesamtjahresrente von mindestens 30 000 DM versichert und beträgt jede einzelne Versicherungssumme (Jahresrente) mindestens 5000 DM (500 DM), so kann auf die Beiträge für diese Versicherungen ein Nachlaß eingeräumt werden. Die im Geschäftsplan für Einzelversicherungen vorgesehenen Tarifbeiträge können bis zu 3% ermäßigt werden; die Nachlässe sind dabei für gleichartige Sammelversicherungsverträge einheitlich festzulegen. 3.3.3 Sind im Rahmen eines Sammelversicherungsvertrages mindestens 100 Arbeitnehmer mit einer Versicherungssumme (Jahresrente) von jeweils mindestens 30000 DM (3000 DM) versichert, so sind für diese Versicherungen außer dem Beitragsnachlaß gemäß Z i f f . 3.3.2 nochfolgende Abweichungen vom Geschäftsplan für die Einzelversicherung zulässig: 3.3.3.1 Die Ratenzuschläge für die unterjährige Zahlung von Jahresbeiträgen ( technisch unechte unterjährige Beiträge) dürfen bei Winter

375

Anm. C 169

C. Abschluß und Verbriefung des Lebens Versicherungsvertrages

halbjähriger Zahlungsweise auf 1,5% vierteljähriger Zahlungsweise auf 2% monatlicher Zahlungsweise auf 2,5% herabgesetzt werden. 3.3.3.2 Der Beitrag für die Unfall-Zusatzversicherung kann über den Nachlaß gemäß Z i f f . 3.3.2 hinaus bis auf l,2%o der Versicherungssumme ermäßigt werden. 3.3.4 Die Vergünstigungen gemäß Z i f f . 3.3.2 und 3.3.3 dürfen — auch für schon bestehende Versicherungen — nicht mehr gewährt werden, wenn drei Jahre lang entweder weniger als 10 Personen versichert waren oder die Gesamtversicherungssumme (Gesamtjahresrente) 200000 DM (20000 DM) unterschritten hat. 3.4

Vertragsgestaltung

3.4.1 Sammelversicherungsverträge haben insbesondere folgende Bestimmungen zu enthalten: 3.4.1.1 Die Regelungen gemäß Z i f f . 3.1.2. 3.4.1.2 „Nebenabreden, die mit dem Sammelversicherungsvertrag und den hiernach zum Abschluß kommenden Lebensversicherungsverträgen zusammenhängen, insbesondere hinsichtlich einer Vergütung oder einer sonstigen Zuwendung, sind nicht zulässig." 3.4.1.3 Über den Wortlaut aller Rundschreiben, Drucksachen oder Vervielfältigungen, die sich auf den Sammelversicherungsvertrag, auf die Tarife oder auf die Versicherungsbedingungen beziehen, muß vor ihrer Bekanntgabe Einvernehmen mit der Hauptverwaltung des Versicherungsunternehmens hergestellt werden. 3.4.1.4 Den Wortlaut gemäß Z i f f . 2.4.5.5. 3.4.2 Dem Versicherungsnehmer ist ein Versicherungsschein auszustellen. Auf dem Versicherungsschein ist die Änderung des Beitrages zu vermerken, die nach Wegfall der Voraussetzungen für den Beitragsnachlaß eintritt. Die hierfür vorgesehene Regelung ist in den Rahmengeschäftsplan aufzunehmen. Ist der Arbeitgeber Versicherungsnehmer und bringt die versicherte Person einen Teil der Beiträge auf, so ist ihr insoweit ein unmittelbarer Rechtsanspruch auf die Versicherungsleistung (Versicherungssumme bzw. Rente, Rückkaufswert und Uberschußanteile) gegenüber dem Versicherungsunternehmen einzuräumen. Z i f f . 2.4.3 Abs. 2 und 3 gelten entsprechend. 3.4.3 Scheidet ein Arbeitnehmer aus den Diensten des Arbeitgebers aus, so kann der Nachlaß für seine Versicherungen weiter gewährt werden, wenn die Voraussetzungen gemäß Z i f f . 3.1.2 weiterhin erfüllt werden. Z i f f . 3.3.4 bleibt unberührt. Ist der Arbeitgeber Versicherungsnehmer, so kann die versicherte Person den Teil der auf ihr Leben genommenen Versicherungen, für den sie die Beiträge aufgebracht hat, innerhalb von drei Monaten ohne Gesundheitsprüfung unter Anrechnung bereits abgelaufener Wartezeiten fortsetzen; dies gilt auch für den Teil der Versicherung, für den der Arbeitgeber die Beiträge aufgebracht hat, wenn er diesen Teil dem Ausscheidenden überläßt. 3.5 Genehmigungsverfahren 3.5.1 Z i f f . 2.5.1 Abs. 1 Sätze 1 und 2 gelten entsprechend. Bei Verträgen gemäß Z i f f . 2.1.1 c) bzw. d) ist mit dem Antrag auf Genehmigung die Satzung der rechtsfähigen Vereinigung von Arbeitgebern bzw. die Satzung des rechtsfähigen Versorgungswerkes von Arbeitgebern und die Satzung der rechtsfähigen Vereinigung von Arbeitgebern einzureichen. 376

Winter

Anm. C 169

VIII. Besondere Versicherungsformen u Sonderfälle Meldeblatt über einen Gruppenversicherungsvertrag nach Rundschreiben R 2/82 des Bundesaufsichtsamtes fiir das Versicherungswesen (1) Unternehmen: (3)

(2)

Vertrag unterzeichnet

Vertrag nach Muster:

am:

(4) Vertrag abgeschlossen mit: (5) in Wenn Vertrag geschlossen mit einer Firma:

einem Verein:

(6) versichert werden

(Personenkreis):

(9) dessen

Rechtsform:

(10) bisherige Satzung

anbei nicht vorhanden

(if Ì Vereinszweck in §

(7) mit Einschluß der

Ehegatten*)

% der einmaliger^ j zahlt

..

% der laufenden

(12) dem Vertrage angepaßte Satzung

anbei nicht geändert

(13) Mitgliedschaft beim Verein auf Beitrittszwang

beruht beruht nicht

(15) übergeordnete

(16) Kopfzahl des Personenkreises nach (6): davon sind

(17) Kopfzahl der

verheiratet1):

davon sind

(18) von (16) bzw. (17) sind versichert (20) (21)

angesehen

(14) versichert nur seitherige ^ werden seith. u. künftig beitretende Mitglieder

wobei die Firma zu ihren Lasten (gj

*)

Organisation: Vereinsmitglieder: verheiratet1):

Personen, (19) das sind

%.

Vertragsbeginn: Vertragsdauer

Jahre*) nicht begrenzt

(22)

Von da ab Verlängerung jeweils um

(23) Gesundheitsprüfung

Jahr(e).

bei Vertragsabschluß:

(24) Gesundheitsprüfung für später (25) Beitritt zulässig nur

Beitretende:

für bis

*) Nichtzutreffendes ist zu streichen. 1 ) Nur auszufüllen, wenn Ehegatten versichert werden. (Vgl. Z i f f . 7.)

Winter

377

Anm. C 169

C. Abschluß und Verbriefung des Lebensversicherungsvertrages

(26) Versicherungsfall ist (Hauptversicherung) :

) der*)

(27) Außerdem (Zusatzversicherungen): (28) Mit der Zusatzleistung:

(29) Beitrag für Zusatzversicherungen: (30) Angewandte Tarife: (31) Versicherungsleistungen:

(32) Wer hat Anspruch auf die Versicherungssumme bzw. Rente: den Rückkaufswert: die Überschußanteile:

(33) Nebenabreden — insbesondere hinsichtlich einer Vergütung oder einer sonstigen Zuwendung — sind nicht getroffen worden.

(34) Der Vertrag entspricht dem genehmigten Geschäftsplan einschließlich Vertragsmuster (Gesch.-Z. ). (35) Bemerkungen:

(Unterschriften)

*) Nichtzutreffendes

378

ist zu streichen.

Winter

VIII. Besondere Versicherungsformen u Sonderfälle

Anm. C 170

3.5.2 Sammelversicherungsverträge gemäß Z i f f . 2.1.1 a) und b) — ausgenommen Verträge gemäß Z i f f . 3.3.3 — , die mit dem Rahmengeschäftsplan übereinstimmen, bedürfen nicht der Einzelgenehmigung. 3.5.3 Z i f f . 2.5.3 gilt entsprechend. 3.6 Gewährung von Versicherungsschutz Z i f f . 2.8 gilt entsprechend. [C 170] 8. Koppelung eines Lebensversicherungsvertrages mit einem nichtversicherungsrechtlichen Vertrag, insbesondere mit einem Finanzierungsvertrag a) Vorkommen Neben der Erscheinung, daß ein Lebensvsvertrag mit einem anderen Lebensvsvertrag oder einem sonstigen Vsvertrag durch eine Abrede gekoppelt wird, findet es sich gerade in der Praxis der Lebensv häufig, daß der Abschluß eines Lebensvsvertrages vom Abschluß eines anderen Rechtsgeschäfts wie beispielsweise eines Finanzierungsvertrages in Form eines Darlehns, das der Ver dem Vmer gibt, abhängig gemacht wird. Das ist im Rahmen der aufsichtsbehördlichen Praxis grundsätzlich zulässig und kann in unterschiedlicher rechtlicher Gestaltung durchgeführt werden. Zu diesem Bereich ist eine umfangreiche Rechtsprechung entstanden: KG 10.XII.1907 VA 1908 Anh. S. 4 7 - 4 9 (Abreden über Gewährung eines Darlehns mit dem Vsvertreter bei Gelegenheit der Aufnahme eines Lebensvsantrages), K G 13.X. 1908 VA 1910 Anh. S. 5 — 6 (Anfechtung eines Lebensvsvertrages wegen Nichterlangung eines von dem Vsvermittler versprochenen Darlehns), OLG Colmar 27.XI.1909 VA 1910 Anh. S. 6 - 7 (mündlich erklärte Bedingung, daß nach Abschluß des Lebensvsvertrages ein Darlehn gewährt werden soll), K G 23.VI.1928 VA 1929 Anh. S. 15 — 16 (Vorspiegelung der Gewährung eines Darlehns als arglistige Täuschung durch den Vsvertreter bei Abschluß eines Lebensvsvertrages), K G 25.X.1937 VA 1937 S. 226 — 227 (Verbindung der Gewährung eines Hypothekendarlehns mit dem Abschluß einer Lebensv), OLG Düsseldorf 16.VIII.1955 VersR 1955 S. 5 7 7 - 5 7 8 (Koppelung von Darlehns- und Lebensvsverträgen ist auch bei Refinanzierung grundsätzlich nicht sittenwidrig), OLG München 19.IV.1966 VersR 1966 S. 921 - 9 2 2 (Hypothekendarlehn und Hypothekentilgungsv), OLG Stuttgart 30.XII.1966 VersR 1968 S. 465 — 467 (Rücktritt von einem Lebensvsvertrag, der die Zusage einer Hypothek einschließt, wenn der Ver die Vertragserfüllung nachträglich davon abhängig macht, daß mit einem anderen Ver bestimmte weitere Vsverträge geschlossen werden), OLG Nürnberg 26.IX.1974 VersR 1975 S. 1 2 8 - 1 2 9 (Bereicherungsanspruch des Vmers, wenn die Darlehnsgewährung abgelehnt wird und der Vmer den Lebensvsvertrag kündigt), LG Berlin 23.11.1937 JRPV 1937 S. 1 5 9 - 1 6 0 (Zulässigkeit der Verbindung von Darlehnsgeschäften mit einer Lebensv), LG Hamburg 14.III.1939 VA 1939 S. 2 5 9 - 2 6 0 (Koppelung von Hypothekendarlehn und Lebensv - Fortfall der Geschäftsgrundlage), LG Köln 12.VI.1951 VersR 1951 S. 294 mit Anm. Bronisch S. 2 9 4 - 2 9 5 und Anm. v. d. Thüsen VersR 1952 S. 6 9 - 7 0 (Verbindung zwischen Darlehnsgeschäft und Vsabschluß — arglistige Täuschung des Vsvertreters und Fortfall der Geschäftsgrundlage), LG Braunschweig 5.X.1965 VersR 1966 S. 534 (Zusammenhang von Hypothekendarlehn und Vsabschluß). - Weitere Koppelungsgeschäfte: KG 1.VI.1940 JRPV 1940 S. 1 1 7 - 1 1 8 (Abschluß eines Lebensvsvertrages und Ankaufeines Hausgrundstücks), OLG Naumburg 2.VIII.1940 JRPV 1940 S. 134—136 (Lebensvsvertrag und Miete als Koppelungsgeschäft), AG Rendsburg 18.XII.1951 VersR 1952 S. 1 6 9 - 1 7 1 mit Anm. Bronisch S. 171 (VerbinWinter

379

Anm. C 171

C. Abschluß und Verbriefung des Lebensversicherungsvertrages

dung von Hypothek und Lebensv). — Zu weiteren Fällen der Verbindung zwischen Lebensv und Hypothek vgl. BGH 2.X.1953 VersR 1953 S. 469, OLG Düsseldorf 10.VIII.1951 VersR 1952 S. 393, OLG Hamm 7.IV.1952 VersR 1952 S. 3 9 3 - 3 9 4 . Davon zu unterscheiden sind die Fälle, in denen beispielsweise ein Sparvertrag mit einem Risikolebensvsvertrag gekoppelt wird, und zwar in der Weise, daß der Sparvertrag ζ. B. mit einer Bank und der Risikolebensvsvertrag mit einem Lebensver abgeschlossen wird. Hier sind unterschiedliche Gestaltungsmöglichkeiten gegeben, ihr Ziel ist die Ersetzung einer kapitalbildenden Lebensv durch einen verbundenen Spar- und Risikolebensvsvertrag. [C 171] b) Verbindung von Lebensversicherungsverträgen und Darlehnsgeschäften aus aufsichtsrechtlicher Sicht Die Aufsichtsbehörde geht zutreffend zunächst davon aus, daß eine Koppelung von Darlehns- und Vsgeschäften grundsätzlich zulässig ist, und zwar unabhängig davon, ob der Darlehnsgeber der Ver selbst oder ein sonstiges Finanzierungsinstitut ist. Es ist beispielsweise wirtschaftlich sinnvoll und auch weit verbreitet, daß für den Fall des Todes des Darlehnsnehmers die RückZahlungsverpflichtung durch eine Risikolebensv abgesichert wird. Doch ist es in diesem Bereich in der Vergangenheit zu Mißständen gekommen: Die Gewährung von kurzfristigen Darlehn wurde vom Abschluß langfristiger Lebensven abhängig gemacht, deren Summen wesentlich höher als die Darlehn waren und teilweise bis zum Zehn- und Fünfzehnfachen des Darlehns betrugen (vgl. VA 1934 S. 126). Das führte zu erheblichen und unnötigen Belastungen der Darlehnsnehmer, die die V nur notgedrungen abschlossen und sie nach Rückzahlung des Darlehns zumeist wieder aufgaben, da ein wirkliches Bedürfnis nach einer Lebensv nicht bestand. Damit gingen erhebliche Stornoverluste — bis zu 75% dieser Ven wurden storniert — einher, die die Ver in Schwierigkeiten brachten (vgl. VA 1929 S. 102, VA 1934 S. 126). Nachdem die Aufsichtsbehörde auf der Grundlage des § 81 II 1 VAG mehrfach gegen diese Praxis eingeschritten war (vgl. VA 1905, S. 40, 1906 S. 58,1913 S. 30, 1927 S. 28,1929 S. 102,1930 S. 114,1931 S. 108), wurde 1931 als Klarstellung für einen typischen Mißstandssachverhalt die Vorschrift des § 81 II 2 VAG eingefügt, wonach die Aufsichtsbehörde es namentlich untersagen kann, daß Darlehnsgeschäfte und Vsabschlüsse verbunden werden, soweit die Vssumme das Darlehn übersteigt. Auf dieser gesetzlichen Grundlage hat die Aufsichtsbehörde 1934 durch Sammelverfügung den Lebensvern verboten, Darlehns- und Vsgeschäfte miteinander zu verbinden oder in irgendeiner Form voneinander abhängig zu machen, soweit die Vssumme das Darlehn nebst Zinsen für ein Jahr übersteigt (VA 1934 S. 125 —126). Ausnahmen hat die Aufsichtsbehörde zugelassen für (1) langfristige, nach hierfür genehmigtem Sondergeschäftsplan erfolgende Kreditgeschäfte, bei denen entweder der abschließende Ver selbst der Geldgeber ist oder bei denen geschäftsplanmäßig gegenüber der Aufsichtsbehörde festgelegt ist, in welcher Weise das Darlehn beschafft und unter welchen Bedingungen es gegeben wird, sowie (2) für Hypothekenhergaben an Vmer seitens des abschließenden Vers. Diese in der Sammelverfügung enthaltenden Grundsätze hat das Bundesaufsichtsamt für weiterhin verbindlich erklärt (BAV GB 1957/58 S. 24). Die Vorschrift des § 81 II 2 VAG ist keine Spezialnorm in dem Sinne, daß die Aufsichtsbehörde keine Eingriffsmöglichkeiten besitzt, sofern diese Vorschrift nicht greift. Sie dient der Klarstellung und hat zugleich den Sinn, eine unwiderlegliche Vermutung aufzustellen, daß stets ein Mißstand im Sinne des § 81 II 1 VAG gegeben ist, wenn die Vssumme den Darlehnsbetrag übersteigt (Goldberg-Müller § 81 VAG Rz 53, a. A. Mohr VersR 1956 S. 671). Mit ihrer Sammelverfügung hat die Aufsichts380

Winter

VIII. Besondere Versicherungsformen u Sonderfalle

Anm. C 172

behörde nur bei besonders augenfälligen und schwerwiegenden Mißständen eingreifen wollen. Ist der Tatbestand der Sammelverfügung bzw. des § 81 II 2 VAG nicht erfüllt, ist also die Vssumme nicht höher als der Darlehnsbetrag, so kann das BAV gleichwohl nach Abs. 2 Satz 1 dieser Vorschrift eingreifen, wenn die dort gegebenen Tatbestandsmerkmale erfüllt sind (Goldberg-Müller a.a.O., Mohr a.a.O., Prölss-SchmidtFrey 9 § 81 VAG Rz 104). Dazu finden sich in der Praxis des BAV wiederholt Beispiele: Ein Darlehnsnehmer schließt eine neue Lebensv ab, obwohl er bereits in einer Höhe auf sein Leben vt ist, die seinem wirtschaftlichen Bedürfnis nach Vsschutz auch angesichts der Darlehnsaufnahme voll entspricht, oder der Darlehnsnehmer geht eine neue Lebensv ein, obwohl die Höhe der Lebensvsprämien, die er insgesamt zu erbringen hat, nicht mehr in Relation zu seinen Einkommensverhältnissen steht (BAV GB 1953/54 S. 16). Immer wieder finden sich auch Fälle, in denen Vsvertreter im Zusammenhang mit dem Abschluß eines Lebensvsvertrages eine Hypothekenbestellung durch den Ver in Aussicht stellen, ohne dem Vmer genügend deutlich zu machen, daß er zwar an seinen Vsantrag gebunden ist, der Ver aber keine Verpflichtung zur Hypothekengewährung eingegangen ist (GB BAV 1966 S. 41, 1967 S. 52). Das BAV hat dazu die Ansicht vertreten, daß von einer Koppelung von Lebensvsverträgen mit einer Hypothekenbestellung nur mit möglichster Zurückhaltung Gebrauch zu machen sei (BAV GB 1957/58 S. 24, Goldberg-Müller a.a.O.). [C 172] c) Rechtliche Gestaltung der Koppelung von Lebensversicherungsvertrag und Nichtversicherungsvertrag Sieht man zunächst von den Sonderfallen der Restschuldv und der Hypothekentilgungsv einmal ab, so kann die Koppelung in unterschiedlicher Weise vorgenommen werden. Sie kann so eng gestaltet werden, daß es sich nicht um zwei getrennte Verträge, sondern um ein einheitliches Vertragsverhältnis handelt, das nicht zustande kommt, wenn der Ver zwar hinsichtlich des Lebensvsvertrages die Annahme des Antrags des Vmers erklärt, nicht aber auch im Hinblick auf den Darlehnsvertrag, § 150 II BGB. In aller Regel liegen jedoch zwei von einander getrennte Verträge vor, die unterschiedlich eng miteinander verbunden werden können. Eine enge Verknüpfung liegt vor, wenn die Verträge durch eine Bedingung miteinander verkoppelt werden. Die Bedingung kann dabei entweder nur in einem Vertrag (im Interesse des Vmers: im Vsvertrag, im Interesse des Vers: im Finanzierungsvertrag) oder in beiden Verträgen enthalten sein. Das bedeutet, daß die Wirkung z. B. des Vsvertrages von der Gewährung eines Darlehns abhängig ist und sich nach den §§ 158 — 163 BGB richtet (vgl. hierzu K G 10.XII.1907 VA 1908 Anh. S. 4 7 - 4 9 , K G 13.X.1908 VA 1910 Anh. S. 5 - 6 , K G 23.VI.1928 VA 1929 Anh. S. 15, OLG München 19.IV.1966 VersR 1966 S. 9 2 1 - 9 2 2 , LG Hamburg 13.III.1939 VA 1939 S. 259-260). Bei dieser Bedingung kann es sich um eine aufschiebende oder eine auflösende Bedingung handeln, wobei in aller Regel nur eine aufschiebende Bedingung in Betracht kommen dürfte, so daß die mit dem Abschluß des Vsvertrages vorgesehenen Rechtsfolgen vorerst nicht, sondern erst dann und nur dann eintreten, wenn die Bedingung eintritt, das Darlehn gewährt wird, § 1581 BGB (vgl. dazu OLG München 19.IV.1966 a. a. O.). Eine Verknüpfung besonderer Art wählt K G 25.X.1937 VA 1937 S. 2 2 6 - 2 2 7 , das eine Bedingung verneint und vielmehr davon ausgeht, daß der Lebensvs- und Darlehnsvertrag durch den Abschluß eines gegenseitigen Vertrages zwischen Ver und Vmer dahingehend verbunden sei, daß der Ver zur Gewährung eines Darlehns, der Vmer zum Abschluß des Lebensvsvertrages verpflichtet sei und dabei ein gegenseitiges Abhängigkeitsverhältnis der beiden Leistungen im Sinne des § 320 BGB begründet worden sei. Winter

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Anni. C 174

C. Abschluß und Verbriefung des Lebensversicherungsvertrages

[C 173] d) Mündliche Vereinbarung der Koppelung Eine Koppelung von Vsvertrag und Nichtvsvertrag ist häufig Gegenstand einer Antragsnebenerklärung, die dem Vsvertreter gegenüber nur mündlich abgegeben wird. Auch die mündliche Nebenerklärung ist Bestandteil des Vsantrags und geht dem Ver mit der Erklärung gegenüber dem Vsvertreter zu, §43 Nr 1. Ein Vertrag unter Einbeziehung der Nebenerklärung kommt dabei nicht nur dann zustande, wenn der Ver eine entsprechende Annahmeerklärung abgibt, sondern nach § 5 III auch dann, wenn er auf Abweichungen nicht ausdrücklich hinweist. Dabei gelten dem Vmer günstige Abweichungen auch ohne einen entsprechenden Hinweis als genehmigt. Hatte der Ver von der Erklärung gegenüber seinem Vermittlungsvertreter keine Kenntnis, so kann er den Vsvertrag wegen Irrtums anfechten, hat dem Vmer jedoch nach § 122 BGB den Vertrauensschaden zu ersetzen. Wenn nach dem Antragsformular mündliche Nebenabreden ausgeschlossen sind, so kann darin nicht die Vereinbarung einer Schriftform für Nebenabreden gesehen werden (ausführlich dazu oben Anm. C 47). Der Ausschluß bewirkt vielmehr eine Vollmachtsbeschränkung des Vsvertreters nach §§ 47, 43 Nr 1. Die Empfangsvollmacht des Vsvertreters wird in der Weise eingeschränkt, daß der Vertreter nur zur Entgegennahme des Formularinhalts und nicht auch der mündlichen Nebenerklärung bevollmächtigt bleibt. Das bedeutet, daß der Vsvertreter hinsichtlich der mündlichen Nebenerklärung als Bote des Vmers angesehen wird. Eine solche, einseitig durch den Ver vorgenommene Vollmachtsbeschränkung ist dem Vmer gegenüber nach § 47 S. 1 nur dann wirksam, wenn der Vmer sie kannte oder infolge grober Fahrlässigkeit nicht kannte. Eine dieser Voraussetzungen dürfte stets gegeben sein, wobei dem Vmer grobe Fahrlässigkeit allerdings nur dann angelastet werden kann, wenn die Ausschlußbestimmung deutlich wahrnehmbar in dem Antragsformular enthalten war (vgl. im einzelnen oben Anm. C 47). Ist die Nebenabrede nur mündlich getroffen, so kann es somit durchaus vorkommen, daß sie nicht Vertragsbestandteil wird. Vgl. dazu auch KG 10.XII.1907 VA 1908 Anh. S. 4 7 - 4 9 , KG 13.X.1908 VA 1910 Anh. S. 5 - 6 , OLG Colmar 27.XI.1909 VA 1910 S. 6 - 7 , KG 23.VI.1928 VA 1929 S. 15-16, LG Köln 12.VI.1951 VersR 1951 S. 294. [C 174] e) Nichtigkeit und Lösung vom Vertrage Wiederholt ist entschieden worden, daß die Koppelung von Darlehns- und Lebensvsverträgen nicht sittenwidrig sei und daher auch nicht nach § 138 BGB zur Nichtigkeit der Vereinbarung bzw. des Vertrages führe (ausführlich OLG Düsseldorf 25.IX.1955 VersR 1955 S. 577-578 mit zustimmender Anm. von Voss S. 578, LG Hamburg 14.III.1939 VA 1939 S. 259-260). Dieser Ansicht ist beizupflichten. Führt die rechtliche Ausgestaltung der Koppelungsvereinbarung bei Nichtgewährung des Darlehns oder Nichtabschluß des Vsvertrages nicht ohnehin dazu, daß der Vertrag nicht zustande kommt bzw. keine Wirkung entfaltet, so stellt sich die Frage, inwieweit die Nichterfüllung der mit dem Abschluß des Vertrages verbundenen Erwartungen für den enttäuschten Vertragspartner zu nicht vereinbarten Lösungsund darüber hinaus auch Erstattungsmöglichkeiten führt. Hier kann eine Anfechtung nach §§119 II, 123 BGB (KG 13.X.1908 VA 1910 Anh. S. 5 - 6 , OLG Colmar 27.XI.1909 VA 1910 Anh. S. 6 - 7 , KG 23.VI.1928 VA 1929 Anh. S. 15, LG Köln 12.VI.1951 VersR 1951 S. 294) oder eine Lösung vom Vertrage wegen Fehlens oder Fortfalls der Geschäftsgrundlage (vgl. LG Hamburg 14.III.1939 VA 1939 S. 259-260, LG Köln 12.VI.1951 VersR 1951 S. 294) in Frage kommen. Im übrigen kann der Vmer in der Lebensv stets auf das unabdingbare Kündigungsrecht nach § 165 zurückgreifen. OLG Nürnberg 26.IX.1974 VersR 1975 S. 128-129 untersucht einen 382

Winter

VIII. Besondere Versicherungsformen u Sonderfälle

Anm. C 176

Anspruch aus ungerechtfertigter Bereicherung, wenn für den Vmer angesichts der Nichtgewährung des Darlehns der Erfolg ausgeblieben ist, der mit dem Abschluß des Lebensvsvertrages bezweckt war. [C 175] f) Restschuldversicherung, Hypothekentilgungsversicherung Von den bislang behandelten Fallgruppen, bei denen es den Vertragsparteien freisteht, ob und wie sie im Einzelfall den Abschluß des Nichtvsgeschäfts von dem Abschluß eines beliebig gewählten Lebensvsvertrages — und umgekehrt — abhängig machen wollen, sind diejenigen speziell entwickelten Lebensvsformen zu unterscheiden, bei denen die Verbindung mit einem anderen Vertrage wie dem Darlehnsvertrag schon von der spezifischen Vsform her Voraussetzung für die Wahl dieser Vsart und für den Abschluß der V ist. Beispiele für solche Sonderformen von Lebensven sind die Restschuld- und die Hypothekentilgungsv, eine Grenzstellung nimmt die Risikov im Zusammenhang mit der Gewährung eines Bauspardarlehns durch die Bausparkasse ein (vgl. dazu BGH 25.VI.1964 VersR 1964 S. 1008-1010). Auch für die Sonderformen gilt das zu § 81 II VAG Gesagte, ohne daß es jedoch hier praktische Bedeutung erlangt. Angesichts der grundsätzlich eng auf das Darlehn abgestimmten Vssummen kommt es hier nicht zu dem Mißstand einer Summenüberschreitung (vgl. aber die Problematik der gleichbleibenden Vssumme in der Restschuldv, unten Anm. C 180). [C 176] aa) Restschuldversicherung (1) Allgemeines Die Restschuldv ist eine Risikolebensv zur Kreditsicherung. Zweck der V ist es, die planmäßige Erfüllung von Zahlungsverpflichtungen des Vten bei dessen Tode sicherzustellen. In Betracht kommen Geldverbindlichkeiten aus Schuldverhältnissen aller Art, auch beispielsweise aus Ratensparverträgen, auf deren Erfüllung ein klagweise durchsetzbarer Anspruch nicht besteht. Die Vssumme und ihre planmäßige Entwicklung während der Vsdauer müssen bei Beginn des Vsschutzes feststehen. Grundsätzlich richtet sich dabei die jeweils vte Summe nach der jeweiligen Höhe der Verbindlichkeit, um deren planmäßige Erfüllung es geht. Es handelt sich also um eine V mit entsprechend der Schuldtilgung fallender Vssumme. Die Vssumme ist dabei jedoch nicht akzessorisch, also im Verlauf der V nicht direkt von der Schuldhöhe abhängig. Bei zu Beginn des Vsvertrages gegebener Kongruenz von Verbindlichkeitshöhe und vter Leistung können sich, wenn das Risiko entsprechend dem Tilgungsplan übernommen wurde, während der Vsdauer Abweichungen insbesondere auch durch vorzeitige Tilgungsleistungen ergeben. Eine Restschuldv mit gleichbleibender Vssumme ist die Ausnahme. Die Restschuldv kann als V mit kurz- und mittelfristiger Vsdauer oder als V mit langfristiger Vsdauer abgeschlossen werden. Kurz- und mittelfristige Restschuldven werden ganz regelmäßig nur gegen Einmalprämie angeboten, soll sich die Vsdauer auf eine längere Zeit erstrecken, tritt an die Stelle des Einmalbeitrages der laufende Beitrag. Diese Form der Restschuldv wird insbesondere zur Abdeckung einer Hypothekenschuld oder auch zur Erfüllung von Sparplänen abgeschlossen. Die Restschuldv bleibt Einzelv, auch sofern sie auf der Grundlage eines Rahmenvertrages abgeschlossen wird, wovon im Regelfall auszugehen ist. Es handelt sich insoweit nicht um eine Gruppenv, sondern um eine Sammelv. Vertragspartner des Rahmenvertrages sind der Ver und das jewewilige Kreditinstitut oder sonstige Kreditgeber. Winter

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Anm. C 176

C. A b s c h l u ß u n d V e r b r i e f u n g des Lebensversicherungsvertrages

Die B e d e u t u n g der Restschuldv ist in d e n vergangenen J a h r z e h n t e n d u r c h die ständige Z u n a h m e v o n W a r e n k r e d i t g e s c h ä f t e n u n d sonstigen K r e d i t g e s c h ä f t e n teilweise erheblich gewachsen. I n s b e s o n d e r e u n t e r d e m Gesichtswinkel des V e r b r a u cherschutzes h a t d a h e r d a s B A V G r u n d s ä t z e aufgestellt, die v o n d e n V e r n bei d e m Betrieb d e r R e s t s c h u l d v einzuhalten sind. Sie e n t h a l t e n Sonderregelungen zur G e s u n d h e i t s p r ü f u n g , z u m V s a n t r a g , z u m A n n a h m e v e r f a h r e n , zur M i n d e s t v s s u m m e , zur vorzeitigen R ü c k z a h l u n g des K r e d i t s , zur Ü b e r s c h u ß b e t e i l i g u n g sowie schließlich aufsichtsbehördliche A n f o r d e r u n g e n zu d e m mit d e m K r e d i t g e b e r abzuschließenden R a h m e n v e r t r a g . D i e gegenwärtig geltenden G r u n d s ä t z e s t a m m e n a u s d e m J a h r e 1975 u n d sind 1978 g e ä n d e r t w o r d e n * . Seither h a b e n sich insbesondere die F r a g e der

* Grundsätze des Bundesaufsichtsamts für das Versicherungswesen zur Restschuldversicherung (VerBA V1975 S. 456-458, geändert gemäß VerBA V1978 S. 203-205). 1. Versicherungsnehmer Ein Restschuldversicherter, der den Beitrag für die Restschuldversicherung unmittelbar oder mittelbar zu tragen hat, muß grundsätzlich auch die Rechtsstellung des Versicherungsnehmers haben. Abweichend hiervon kann bei Restschuldversicherungen gegen Einmalbeitrag mit Anfangsversicherungssummen bis zu 40 000 DM und Versicherungsdauern bis zu 10 Jahren Versicherungsnehmer der Gläubiger der Zahlungsverpflichtung des Versicherten sein. Dazu bedarf es einer Rahmenvereinbarung (Rahmenvertrag) zwischen dem Lebensversicherungsunternehmen und dem Versicherungsnehmer, die bestimmte Voraussetzungen erfüllen muß (vgl. Z i f f . 7). Außerdem muß der Anfangsbestand an Restschuldversicherungen mindestens 50000 DM Versicherungssumme betragen. Im folgenden wird stets das Vorliegen eines Rahmenvertrages zwischen dem Lebensversicherungsunternehmen und dem Gläubiger der Zahlungsverpflichtung vorausgesetzt. 2. Gesundheitsprüfung und Annahmeverfahren 2.1 Bei Restschuldversicherungen mit Anfangsversicherungssummen bis zu DM 40000 und Versicherungsdauern bis zu 10 Jahren ist innerhalb eines Rahmenvertrages eine vereinfachte Gesundheitsprüfung zulässig. Es können folgende Fragen als ausreichend angesehen werden: a) Sind Sie gesund? b) An welchen Gesundheitsstörungen haben Sie in den letzten 3 Jahren gelitten? 2.2 Anstelle einer auf den Gesundheitsfragen gemäß Z i f f . 2.1 beruhenden Risikobeurteilung und Annahmeentscheidung kann innerhalb eines Rahmenvertrages unter den Voraussetzungen von Z i f f . 2.1 ein vereinfachtes Annahmeverfahren durch die Vereinbarung folgender Regelung mit dem Versicherungsnehmer und der zu versichernden Person vorgesehen werden, sofern jährlich mindestens 250 Personen innerhalb dieses Rahmenvertrages versichert werden: „Versicherungsnehmer und zu versichernde Person sind damit einverstanden, daß sich der Versicherungsschutz nicht auf die in Beantwortung der nachstehenden Fragen angegebenen ernstlichen Gesundheitsstörungen sowie deren Ursachen und Folgen erstreckt. Welche Gesundheitsstörungen haben Sie gegenwärtig oder hatten Sie in den letzten drei Jahren?" Fehlt das Einverständnis im Antrag, so kommt eine Versicherung nicht zustande. Das Lebensversicherungsunternehmen hat sich im Geschäftsplan zu verpflichten, die Beweislast zu übernehmen und sich nur bei ernstlichen Gesundheitsstörungen, soweit sie bei Antragstellung bestanden haben, auf die Vereinbarung zu berufen, wobei als ernstliche Gesundheitsstörungen solche gelten, die bei einer Risikobeurteilung zum Zeitpunkt der Antragstellung zur Ablehnung oder zu erheblichen Risikozuschlägen geführt hätten. 2.3 Ein Verzicht auf Gesundheitsfragen ist zulässig, wenn innerhalb eines Rahmenvertrages sämtliche Verpflichteten eines nach objektiven Merkmalen bestimmten Personenkreises versi384

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VIII. Besondere Versicherungsformen u Sonderfälle

Anm. C 176

Kostenerstattung an den Rahmenvertragspartner, die Restschuldv mit gleichbleibender Vssumme und die Ausgestaltung der V bei Aufstockungsdarlehn als regelungsbedürftig erwiesen. Zum Problem der Ermächtigungsklausel in der Restschuldv vgl. VerBAV 1980 S. 231. Vgl. im übrigen die grundlegenden Ausführungen von Braa-Rekittke VerBAV 1976 S. 107 — 115, Schulz, Restschuldversicherung — Kreditlebensversicherung, Frankfurt/M 1981, ferner BAV VerBAV 1978 S. 3, VerBAV 1979 S. 47. S. 1 6 6 - 1 6 8 , VerBAV 1980 S. 2 3 0 - 2 3 1 .

chert werden (obligatorische Restschuldversicherung) zungen erfüllt sind:

und wenn weiterhin folgende

Vorausset-

a) Die Anfangsversicherungssumme des einzelnen Versicherungsverhältnisses beträgt höchstens DM 10000; b) die Versicherungsdauer beträgt höchstens 5 Jahre; c) es müssen mindestens 1000 Personen versichert werden. In diesen Fällen kann mit dem (den) Versicherungsnehmer(n) eine Ausschlußklausel mit folgendem Wortlaut vereinbart werden: „Hatte die versicherte Person in den letzten 12 Monaten vor Beginn des Versicherungsschutzes an Krankheiten, Gebrechen, Verletzungen oder sonstigen Gesundheitsstörungen gelitten, deretwegen sie ärztlich untersucht oder behandelt worden ist, so ist der Versicherer bei Eintritt des Versicherungsfalles von seiner Pflicht zur Leistung frei, wenn der Versicherungsfall auf diesen Gesundheitsstörungen beruht." Das Lebensversicherungsunternehmen hat sich im Geschäftsplan zu verpflichten, von der vorstehenden Ausschlußklausel nur dann Gebrauch zu machen, wenn ein Versicherungsfall in den ersten 12 Monaten seit Beginn des Versicherungsschutzes eingetreten ist. 2.4 Auf die Vereinbarung einer Leistungsausschlußklausel gemäß Ziffer 2.3 kann verzichtet werden, wenn dafür ein im Geschäftsplan festgelegter Beitragszuschlag erhoben wird. Bis auf weiteres wird ein Beitragszuschlag von 5% als ausreichend angesehen. 3.

Versicherungsantrog

Ist der Kreditnehmer Versicherungsnehmer, so sind selbständige Versicherungsanträge zu verwenden. Diese können mit den Kreditanträgen verbunden werden, müssen sich aber drucktechnisch deutlich davon abheben und gesondert unterzeichnet werden. Im übrigen gilt das Rundschreiben R 6/77, VerBAV 1977 S. 402. Ist der Rahmenvertragspartner Versicherungsnehmer, so kann im Falle der Ziffer 2. auf die Verwendung von selbständigen Beitrittserklärungen der zu versichernden Personen zur Restschuldversicherung verzichtet werden (vgl. dazu Ziffer 7.3). 4.

Mindestversicherungssumme

Die geschäftsplanmäßige Mindestversicherungssumme kann innerhalb eines Rahmenvertrages mit einem Anfangsbestand von mindestens 100000 DM Versicherungssumme unterschritten werden. 5. Vorzeitige Rückzahlung des Kredits,

Rückkaufswert

Die Leistungspflicht des Lebensversicherungsunternehmens erstreckt sich auch bei vorzeitiger Rückzahlung des Kredits über die volle vereinbarte Laufzeit, sofern die Versicherung nicht zurückgekauft wird. Bei Rückkauf darf eine Versicherung nicht schlechter gestellt sein als im Falle des Ablaufs. Das bedeutet z. B., daß bei Gewährung eines Schlußüberschußanteils die Rückvergütung mindestens so hoch wie dieser sein muß. Die Rückvergütung ist dem Versicherten gutzubringen.

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Aiim. C 176

C. A b s c h l u ß und Verbriefung des Lebensversicherungsvertrages

A u s der Rechtsprechung zur Restschuldv vgl. B G H 7.XII.1978 VersR 1979 S. 345 (Rücktritt des Vers wegen Verletzung der vorvertraglichen Anzeigepflicht) B G H 29.VI.1979 N J W 1979 S. 2089 (Restschuldvsbeiträge als Kreditkosten), B G H 10.IV.1980 N J W 1980 S. 2074 (Restschuldvsbeiträge als Kreditkosten), B G H 12.III.1981 N J W 1981 S. 1206 (Restschuldvsbeiträge teilweise als Kreditkosten), O L G Nürnberg 28.X.1975 M D R 1 9 7 6 S. 399 (Restschuldvsbeiträge als Kreditkosten), O L G Stuttgart 24.IV.1979 N J W 1979 S. 2409 (Restschuldvsbeiträge teilweise als Kreditkosten) u n d L G K ö l n 27.IX.1978 VersR 1979 S. 569 (Klagerecht des Darlehnsnehmers gegenüber d e m Ver).

6. Überschufibeteiligung Für obligatorische Restschuldversicherungen ohne Gesundheitsprüfung ( Z i f f . 2.3 und 2.4) ist ein eigener Abrechnungsverband zu bilden. Die übrigen Restschuldversicherungen können in einem Abrechnungsverband mit der sonstigen Risikoversicherung geführt werden. Für die Ausschüttung von Überschußanteilen kann geschäftsplanmäßig eine Bagatellgrenze, z. B. in Form eines Mindestbetrags, vorgesehen werden. Die auszuschüttenden Überschußanteile sind den Versicherten gutzubringen. 7. Anforderungen an den Rahmenvertrag Im Rahmenvertrag sind Vereinbarungen folgenden Inhalts zu treffen: 7.1 Der bezugsberechtigte Rahmenvertragspartner wird diejenigen Beträge, die im Versicherungsfall nach Verrechnung seiner Forderungen gegen den Versicherten übrig bleiben, dessen Konto (z.B. Kreditkonto) gutbringen. Auch auszuschüttende Uberschußanteile und Rückvergütungen sind zugunsten des Versicherten oder seiner Hinterbliebenen zu verwenden. 7.2 Ist der Rahmenvertragspartner Versicherungsnehmer, so wird er, wenn die Zahlungsverpflichtung (z. B. Kreditschuld) vorzeitig erfüllt wird, auf Antrag des Versicherten das Versicherungsverhältnis kündigen. 7.3 Bei Verzicht auf Beitrittserklärungen gemäß Z i f f . 3 muß der Antrag auf Zahlungsverpflichtung (z. B. Kreditantrag) hinsichtlich der Restschuldversicherung folgende Punkte berücksichtigen bzw. folgende Angaben enthalten: 7.3.1 Firma und Sitz des Lebensversicherungsunternehmens, außerdem die in § 80 AktG vorgesehenen Angaben, sofern diese nicht in das Merkblatt aufgenommen werden; für Niederlassungen s. Rundschreiben des BAV R 3/72, VerBAV 1972 S. 162. 7.3.2 Angabe des Versicherungsnehmers; Zustimmung des Versicherten zur Restschuldversicherung. 7.3.3 Angabe des Versicherungsbeitrages. Die Bildung von Beitragsgruppen ist nur mit Zustimmung des Lebensversicherungsunternehmens zulässig. Dabei muß sichergestellt sein, daß die Beiträge einer Beitragsgruppe nicht höher sind als der Durchschnitt der geschäftsplanmäßigen Einzelbeiträge und von diesen (ggf. unter Berücksichtigung der Überschufibeteiligung) nicht unangemessen abweichen. Die angegebenen Beiträge können — bei einem entsprechenden Hinweis — auch die Mehrwertsteuer und die Finanzierungskosten für den Einmalbeitrag enthalten. 7.3.4 Gesundheitsfragen bzw. Ausschlußklausel (Fettdruck). 7.3.5 (gegenstandslos gemäß BAV VerBAV 1980 S. 231). 7.3.6 Bestätigung des Empfangs einer Durchschrift des Kreditantrags und eines Merkblatts. 7.3.7 Raum für die Unterschrift des Versicherten und der sonstigen in Betracht kommenden Personen. 7.4 Ist der Rahmenvertragspartner Versicherungsnehmer, so verpflichtet er sich, dem Versicherten eine Durchschrift der selbständigen Beitrittserklärung oder des Kreditantrags, in beiden 386

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VIII. Besondere Versicherungsformen u Sonderfälle

Anm. C 177

[C 177] (2) Darlehnsschuldner als Versicherungsnehmer Die Restschuldv ist in der Praxis häufig so gestaltet, daß Vmer der Restschuldgläubiger ist, die Beiträge jedoch von dem Darlehnsnehmer zu entrichten sind, und zwar durch Zahlung gegenüber dem Restschuldgläubiger. Das gilt aber nur für kleinere Fällen außerdem ein Merkblatt zur Unterrichtung der Versicherten auszuhändigen. Bei WarenKreditgeschäften mit Versandhäusern kann von einer Aushändigung von Durchschriften der selbständigen Beitrittserklärungen beziehungsweise der Kreditanträge und von Merkblättern an die Versicherten abgesehen werden, sofern eine gleichwertige schriftliche Information (z. B. durch den Versandkatalog) gewährleistet ist. Ist der Kreditnehmer Versicherungsnehmer, so verpflichtet sich der Rahmenvertragspartner, ihm eine Antragsdurchschrift sowie die Allgemeinen Versicherungsbedingungen bei Antragstellung auszuhändigen. 7.5 Der Rahmenvertrag muß jährlich mit einer angemessenen Kündigungsfrist kündbar sein. Er muß folgende Änderungsklausel haben: „Jede Änderung dieses Vertrages ist schriftlich zu vereinbaren. Sollte die Aufsichtsbehörde Änderungen dieses Vertrages bzw. der ihm zugrunde liegenden Versicherungsbedingungen verlangen, so wird der Rahmenvertragspartner daran mitwirken, daß diese Änderungen im Einvernehmen mit dem Versicherungsunternehmen erfolgen. Kommt ein Einvernehmen nicht zustande, so haben beide Vertragspartner das Recht, den Vertrag ohne Einhaltung einer Frist durch eingeschriebenen Brief zu kündigen." 8.

Merkblatt

Das Merkblatt muß die Versicherten über folgende Punkte unterrichten: 8.1 Zweck der Restschuldversicherung. 8.2 Angabe des Mindest- und des Höchsteintrittsalters. 8.3 Beginn, Ende sowie planmäßiger Verlauf des Versicherungsschutzes sind in allgemeiner Form zu erläutern. 8.4 Abwälzung der Beiträge durch den Versicherungsnehmer auf den Versicherten. 8.5 Folgen der Verletzung der vorvertraglichen Anzeigepflicht (§16 VVG ) .falls Gesundheitsprüfung vorgesehen ist. 8.6 Hinweise für das Verhalten im Versicherungsfall (Meldung an das Lebensversicherungsunternehmen). 8.7 Erläuterung des Bezugsrechts (s. Z i f f . 7.1). 8.8 Recht des Versicherten, vom Versicherungsnehmer bei vorzeitiger Erfüllung der Zahlungsverpflichtung die Kündigung der Restschuldversicherung zu verlangen (s. Z i f f . 7.2). 9. Ablehnungen und Leistungsverweigerungen Das Lebensversicherungsunternehmen muß sich verpflichten, im Falle einer Ablehnung oder einer Leistungsverweigerung dem Versicherten, sofern er nicht Versicherungsnehmer ist, beziehungsweise dessen Rechtsnachfolgern eine Durchschrift des an den Versicherungsnehmer gerichteten Ablehnungsschreibens zu übermitteln. 10. Kostenerstattung Übernimmt ein Rahmenvertragspartner für das Lebensversicherungsunternehmen besondere Leistungen (z. B. Erfassung der Versicherungen, ggf. Übernahme des Beitragseinzugs, Regulierung u. ä.). so kann dafür im Rahmenvertrag eine Vergütung im Rahmen der nachweisbaren Kostenersparnis des Lebensversicherungsunternehmens vereinbart werden. Die Kostenerstattung an die Rahmenvertragspartner darf dabei zusammen mit den dem Lebensversicherungs'unternehmen entstandenen Kosten nicht höher sein als die rechnungsmäßigen Kostenanteile der Restschuldversicherungsbeiträge.

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Anni. C 180

C. Abschluß und Verbriefung des Lebensversicherungsvertrages

und kurz- bzw. mittelfristige Ven. Nach Ziff. 1 der Grundsätze für die Restschuldv muß der Darlehnsnehmer — der ja auch die Gefahrsperson ist — grundsätzlich auch Vmer sein, soweit die Anfangssumme 40 000 DM übersteigt oder die Vsdauer die Zeit von 10 Jahren überschreitet. In diesem Bereich kann die nach dem VVG gesicherte Rechtsstellung als Vmer dem Darlehnsschuldner nach Auffassung des BAV nicht vorenthalten werden. Beide Vertragsgestaltungen lassen sich auf der Grundlage des Rahmenvertrages in gleicher Weise vereinbaren. Die Position als Vmer ist für den Darlehnsschuldner in mehrfacher Hinsicht vorteilhaft, auch wenn dem Restschuldgläubiger dabei ein unwiderrufliches Bezugsrecht eingeräumt wird. Der Vsantrag, von dem der Darlehnsnehmer dann einen Durchschlag erhält, und der Vsschein informieren ihn über seine mit der Vsnahme verbundenen Rechte und Pflichten, er kann als Vmer durch seine Beitragszahlung den Beginn und die Fortdauer des Vsvertrages beeinflussen. Er kann den Vsvertrag ferner z. B. aus mit der Schuld in Zusammenhang stehenden Gründen kündigen oder Änderungen vereinbaren, wobei sich der Restschuldgläubiger gegen einen Mißbrauch des Kündigungsrechts durch schuldvertragliche Vereinbarungen sichern kann. Auch wenn der Darlehnsnehmer bei einem unwiderruflichen Bezugsrecht nicht mehr berechtigt ist, über den Vsanspruch zu verfügen, so steht doch die Überschußbeteiligung — als Rückgewähr zu viel gezahlter Beiträge — dem Vmer zu und kann daher im Todesfall auch von dessen Erben beansprucht werden (ausführlich dazu Braa-Rekittke VerBAV 1976 S. 108-109). [C 178] (3) Versicherungsantrag Angesichts der Möglichkeit einer erleichterten Gesundheitsprüfung nach Ziff. 2 der Grundsätze kann das Antrags- und Aufnahmeverfahren vereinfacht werden. Es kann auf den normalen Vsantrag verzichtet werden, wenn der einzelne Darlehnsschuldner der Restschuldv in einer besonderen Erklärung zustimmt, deren Inhalt sich aus Ziff. 7.3 der Grundsätze ergibt. Der Ver kann seine Annahmeentscheidung aufgrund einer Durchschrift des Kreditantrages treffen. Statt dessen kann auch vereinbart werden, daß der Restschuldgläubiger als Vmer die einzelnen Ven listenmäßig anmeldet und die Annahme des Vers gleichfalls in Listen erfolgt. Dabei ist jedoch Voraussetzung, daß sich jedes einzelne Vsverhältnis mit allen wesentlichen Daten aus den Listen eindeutig ergibt. Dabei kann u. U. auch der Rahmenvertrag in Verbindung mit den Annahmelisten als ausreichender Ersatz für einen in jedem Einzelfyll ausgestellten Vsschein angesehen werden (vgl. im einzelnen Braa-Rekittke VerBAV 1976 S. 110). [C 179] (4) Mindestversicherungssumme Die Mindestvssumme, die sich grundsätzlich nach der im Geschäftsplan für die allgemeine Risikov festgelegten Mindestvssumme richtet, kann nicht wesentlich herabgesetzt werden, um den Besonderheiten der Restschuldv Rechnung zu tragen, da sodann Kleinsummenzuschläge eingerechnet werden müßten, die das ohnehin schon schlechte Verhältnis von Brutto- zu Nettoprämien noch ungünstiger gestalten würden. Nach Ziff. 4 der Grundsätze kann jedoch die geschäftsplanmäßige Mindestvssumme für einzelne Rahmenverträge unterschritten werden, wenn ein Anfangsbestand von mindestens 100000 DM gegeben ist. [C 180] (5) Planmäßig fallende oder gleichbleibende Versicherungssumme Grundsätzlich ist bei der Restschuldv eine parallel zur Darlehnsschuld verlaufende, planmäßig fallende Vssumme vereinbart, die durch eine vorzeitige Schuldtilgung 388

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VIII. Besondere Versicherungsformen u Sonderfälle

Anm. C 181

grundsätzlich nicht ohne weiteres beeinflußt wird. Ist der Darlehnsnehmer zugleich Vmer, so kann er in einem solchen Fall den Vsvertrag kündigen, ist der Gläubiger der Vmer, so ist er nach dem Rahmenvertrag verpflichtet, das Vsverhältnis auf Verlangen des Darlehnsnehmers gleichfalls zu kündigen und einen etwaigen Rückkaufswert dem Vten gutzubringen, wenn die Schuld getilgt ist (vgl. Ziff. 5 der Grundsätze). Es besteht aber auch die Möglichkeit, eine Restschuldv mit gleichbleibender Vssumme zu vereinbaren. Das kann in Betracht kommen, wenn die Schuld nicht in gleichbleibenden Raten getilgt wird, sondern über eine längere Zeit hinweg gleich bleibt oder wenn die Höhe der Restschuldv schwankt. Eine gleichbleibende Vssumme ist auch sinnvoll, wenn der Kredit am Ende der Laufzeit in einem Betrag zurückgezahlt werden soll (sog. Ballonratenkredit). Dagegen entspricht die V mit gleichbleibender Vssumme bei einem Teilzahlungskredit nicht dem Bedürfnis und den Interessen des Kreditnehmers, der keine Risikov für den Fall seines Todes allgemein wünscht, sondern das Todesfallrisiko grundsätzlich nur in Höhe seiner jeweiligen Zahlungsverpflichtung abgesichert haben will. Denn bei einer V mit gleichbleibender Vssumme sind die Vsbeiträge ungleich höher als bei einer V mit fallender Vssumme, so daß die beabsichtigte Kreditaufnahme für den Darlehnsnehmer dadurch unnötig verteuert wird. Da die vten Kreditnehmer, auch wenn ihnen in den Vs- oder integrierten Kreditanträgen formal ein Wahlrecht zwischen Restschuldv mit fallender oder mit gleichbleibender Vssumme eingeräumt wird, über die erhebliche finanzielle Mehrbelastung bei der V mit gleichbleibender Vssumme regelmäßig nicht oder nicht genügend aufgeklärt wurden, hat das Bundesaufsichtsamt die V mit gleichbleibender Vssumme bei Teilzahlungskrediten seit 1979 nicht mehr zugelassen. Das Bundesaufsichtsamt bezog sich dabei mit Recht auf § 81 II 2 VAG, da die Vssumme und die Höhe des Darlehns bei der Restschuldv mit gleichbleibender Vssumme nur zu Beginn der Laufzeit übereinstimmen (vgl. im einzelnen BAV VerBAV 1979 S. 47, S. 167-168). [C 181] (6) Aufstockungskredite Wenn ein Darlehnsnehmer vor Rückzahlung seines bisherigen Kredits bei demselben Kreditgeber einen neuen Kredit aufnimmt, seinen Kredit also aufstockt, so ist die Restschuldv entsprechend aufzustocken. Hierzu hat das BAV 1980 entsprechende Grundsätze für die Aufstockungsv bekanntgegeben, die insbesondere auch dem Mißstand entgegenwirken sollen, daß der Kreditnehmer wiederholt mit Vsabschlußkosten für den wirtschaftlich gesehen selben Kredit belastet wird: Spezielle Grundsätze für die Gestaltung der Restschuldversicherung (VerBAV 1980 S. 2 3 0 - 2 3 1 )

bei

Aufstockungskrediten

/./ Wird ein durch eine Restschuldversicherung abgesicherter Kredit, der während der Laufzeit des Versicherungsvertrages durch den Kreditnehmer bei dem Kreditgeber aufgestockt wird, erneut durch eine Restschuldversicherung abgesichert, so ist folgendes zu berücksichtigen: — Der Versicherungsschutz soll auch nach der Aufstockung nicht höher sein als die Restschuld. — Maßgeblich für den zusätzlichen Versicherungsbeitrag und fur erneute Provisionszahlungen und Kostenerstattungen sind die Höhe des Aufstockungsbetrages und die neue Laufzeit des Kredites. Í.2 Bei der Beitragsbemessung zur Absicherung eines Aufstockungskredites kann eines der beiden folgenden Verfahren angewendet werden: a) Bei der Aufstockung eines Kredites wird für den Gesamtkredit der erforderliche Einmalbeitrag für die neue Restschuldversicherung aus der neuen Versicherungsdauer und dem neuen Eintrittsalter berechnet. Für die bestehende Restschuldversicherung wird dem Kreditnehmer der nicht verbrauchte Bruttoeinmalbeitrag (BE) für die Absicherung des zum Aufstockungszeitpunkt bestehenden Restdarlehns vergütet, vermindert um bis zu 25% der zeitanteilig zu ermittelnden eingerechneten

Winter

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Anm. C 184

C. Abschluß und Verbriefung des Lebensversicherungsvertrages

Kostenzuschläge für diese Versicherung. Der nicht verbrauchte BE ist der geschäftsplanmäßige BE für das erreichte Alter, die Restlaufzeit der alten Versicherung und die bestehende Versicherungssumme zum Aufstockungszeitpunkt. Die zeitanteilig zu ermittelnden eingerechneten Kostenzuschläge errechnen sich aus dem Unterschied zwischen dem nicht verbrauchten BE und dem entsprechenden nicht verbrauchten geschäftsplanmäßigen Nettoeinmalbeitrag (NE) zum Aufstokkungszeitpunkt. b) Bei der Aufstockung eines Kredites wird für den Gesamtkredit der erforderliche Einmalbeitrag für die neue Restschuldversicherung aus der neuen Versicherungsdauer und dem neuen Eintrittsalter berechnet. Für die bestehende Restschuldversicherung zum Aufstockungszeitpunkt wird dem Kreditnehmer der nicht verbrauchte geschäftsplanmäßige NE zuzüglich mindestens 75% des Unterschieds zwischen dem nicht verbrauchten BE und dem entsprechenden NE vergütet. Soweit der Restschuldversicherer gemäß a) undb) einen Teil der Kostenzuschläge einbehält, dürfen diese Beiträge nicht an Vertragspartner weitergegeben werden. Im Hinblick auf die unterschiedlichen Bemessungsgrundlagen für die Kostenzuschläge erscheint es zulässig, für die Ermittlung der anteiligen Gesamtkosten geeignete Näherungsverfahren zu verwenden. Jeder Restschuldversicherer hat in dem Geschäftsplan für die Restschuldversicherung festzulegen, welches der beiden genannten Verfahren angewendet wird und dieses im einzelnen darzulegen. 1.3 Unabhängig vom Zeitpunkt des Abschlusses der zur Anrechnung kommenden cherung soll ab 1. Januar 1981 bei der Versicherung von Aufstockungskrediten diesen Grundsätzen verfahren werden.

Restschuldversinur noch nach

1.4 Die Rahmenverträge mit Kreditgebern und die Vereinbarungen mit Vermittlern sind entsprechend diesen Grundsätzen zu ergänzen.

[C 1821 (7) Packing Das BAV hat es schließlich beanstandet, wenn den Kreditnehmern von den Kreditgebern oder Kreditvermittlern überhöhte Restschuldvskosten in Rechnung gestellt werden (sog. Packing). Da das BAV keine Möglichkeit hatte, gegen die Kreditgeber oder Kreditvermittler — die der Vsaufsicht nicht unterstehen — unmittelbar vorzugehen, hat es sich nur mittelbar über die Restschuldver gegen das Packing wenden können (vgl. ausführlich VerBAV 1978 S. 203, 1979 S. 163). [C 183] bb) Hypothekentilgungsversicherung Bei dieser Vsform schließt der Hypothekenschuldner als Vmer bei dem Ver, der zugleich Hypothekengläubiger ist, eine Lebensv in Höhe des Gesamtbetrages oder eines Teilbetrages der Hypothek ab, wobei die Vssumme in Teilbeträgen auszuzahlen ist. Es wird in bestimmten zeitlichen Abständen ein festgesetzter Prozentsatz der Vssumme fällig, sofern der Vmer den jeweiligen Zeitablauf erlebt. Mit diesen jeweils fallig werdenden Beträgen wird die Hypothek bis zum Ablaufe der V getilgt. Stirbt der Vmer während der V, so wird die gesamte Vssumme sofort fallig und kann zur sofortigen Tilgung der Hypothekenrestschuld verwandt werden. Im Gegensatz zur Restschuldv bezieht sich die Hypothekentilgungsv nur auf die Tilgungsleistungen und nicht auch auf die Hypothekenzinsen. Aus der Rechtsprechung vgl. OLG München 19.IV.1966 VersR 1966 S. 921 - 9 2 2 , LG Würzburg 15.XII.1950 M D R 1951 S. 4 2 6 - 4 2 7 , LG Braunschweig 5.X.1965 VersR 1966 S. 534. [C 184] 9. Lebensversicherungsvertrag mit fremdsprachigem Ausländer a) Vertragsabschluß in deutscher Sprache Sind die Vertragsverhandlungen in Deutsch geführt worden und hat der ausländische Vmer den deutschsprachigen Vsantrag unterzeichnet und einen Vsschein in deutscher Sprache erhalten, so ist davon auszugehen, daß die deutsche Sprache als 390

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VIII. Besondere Versicherungsformen u Sonderfälle

Anm. C 184

Verhandlungs- und Vertragssprache dem Lebensvsvertrag zugrunde zu legen ist und von dem ausländischen Vmer anerkannt worden ist. Wer einen deutschen Vsantrag unterschreibt, ist sich in der Regel auch bewußt, daß er sich damit auch in den deutschsprachigen Vertragsbereich begeben hat. Auch für Vsverträge mit Ausländern ist zunächst der Grundsatz maßgebend, daß in der Landes- und Gerichtssprache des jeweiligen Staates — also hier: in Deutsch — zu verhandeln und zu korrespondieren ist. Ist die deutsche Sprache danach Verhandlungs- und Vertragssprache, so muß der ausländische Vmer grundsätzlich den gesamten deutschsprachigen Vertragsinhalt einschließlich der zugrunde liegenden Allgemeinen Vsbedingungen gegen sich gelten lassen. Der Ver hat keine Übersetzung zur Verfügung zu stellen, es ist Sache des ausländischen Vertragspartners, sich vor Abschluß des Vertrages die erforderliche Übersetzung selbst zu beschaffen (BGH 10.III.1983 RIW 1983 S. 454). Darüber hinaus kann auch aus dem für § 12 III von der Rechtsprechung entwickelten Prinzip, der Ver müsse sich klar und auch für den einfachen Mann verständlich ausdrücken (BGH 21.IX.1967 VersR 1967 S. 1062-63), nicht grundsätzlich die Verpflichtung abgeleitet werden, den Ausländer in seiner Landessprache auf die für ihn nachteiligen Rechtsfolgen bei einer nachhaltigen Verletzung der in Frage stehenden vertraglichen oder gesetzlichen Verpflichtungen hinzuweisen. Zur Verwendung der Heimatsprache des Vmers ist der Ver nur in Ausnahmefällen verpflichtet, es trifft vielmehr grundsätzlich den Vmer die Pflicht, sich von dem Inhalte eines Schreibens des Vers Kenntnis zu verschaffen, und zwar insbesondere auch dann, wenn es sich um einen eingeschriebenen Brief des Vers handelt, bei dem die Art der Übermittlung jedem, auch dem einfachen Manne anzeigt, daß der Ver hier eine besonders wichtige Mitteilung machen will (Klingmüller in Festschrift für Sieg S. 275 — 281, PrölssMartin 23 § 12 Anm. 6 A, Schmalzl VersR 1965 S. 651, vgl. auch LG Stuttgart 19.IV. 1974 VersR 1976 S. 826, das in dem Fall eines portugiesischen Gastarbeiters entschied, daß ein Ver nicht verpflichtet ist, im Schriftverkehr — insbesondere auch bei Ablehnung des Vsschutzes gemäß § 12 — gegenüber einem ausländischen Vmer Übersetzungen beizufügen: „Der ausländische Versicherungsnehmer kann nicht einfach untätig sein und sich dem Inhalt eines Schreibens mit der Begründung verschließen, er beherrsche die deutsche Sprache nicht"). Weiter geht OLG Koblenz 19.XII.1974 VersR 1975 S. 893-895, das die deutsch geschriebene Belehrung eines Vers nach § 12 III bei einem türkischen Gastarbeiter als nicht ausreichend angesehen hat, weil ein Ausländer, der nur gebrochen Deutsch spricht und die deutsche Sprache nur in einfachen Ausdrücken versteht, mit einem Schreiben in deutscher Sprache nicht in der erforderlichen Weise belehrt werden könne: „Auch im versicherungsrechtlichen Bereich mit unter Umständen sehr weitreichenden Folgen muß in geeigneter Weise sichergestellt werden, daß dem ausländischen Versicherungsnehmer Nachteile nicht erwachsen, die ausschließlich in Sprachschwierigkeiten ihre Ursache haben .... Sie (die ausländischen Arbeitnehmer) nehmen in mannigfaltiger Weise am deutschen Rechtsleben teil. Dabei sind sie in großem Maß dem deutschen Rechtskreis zugeordnet. Den dabei auftretenden Sprachschwierigkeiten wird je nach den Gegebenheiten des Einzelfalles eine mehr oder minder große Bedeutung zukommen. Dementsprechend unterschiedlich wird das Schutzbedürfnis des Ausländers zu werten sein. Bei Rechtsgeschäften des täglichen Lebens mit einfachem, überschaubarem Sachverhalt ist den Sprachschwierigkeiten leichter zu begegnen als etwa in den Bereichen des Arbeits-, Verfahrens- oder Versicherungsrechts mit ihren im allgemeinen wesentlich weiter tragenden Auswirkungen." ... Der Ver habe sich nicht damit begnügen dürfen, dem Vmer „als Ausländer die in deutscher Schrift abgefaßte Rechtsbelehrung zu übersenden. Diese Erklärung trug von vornherein in erheblichem Maß die Gefahr in sich, daß sie für den Empfanger wegen dessen Winter

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Anm. C 184

C. Abschluß und Verbriefung des Lebensversicherungsvertrages

unzureichender Sprachkenntnis unverständlich war. Um dieser Gefahr zu begegnen, war, damit den schutzwürdigen Interessen des ausländischen Vmers Rechnung getragen werden konnte, zumindest ein Hinweis in der von dem Ausländer üblicherweise benutzten Sprache ... des Inhalts erforderlich, das Schreiben enthalte eine rechtserhebliche Mitteilung." Vgl. dazu auch Prölss a. a. O. Die Entscheidung begegnet Bedenken. Aus dem Urteil ist nicht ersichtlich, ob dem Ver von den Sprachschwierigkeiten des Vmers überhaupt etwas bekannt war. Hiermit wird ein wesentlicher Unterschied zu den von dem Gericht herangezogenen Beispielen aus dem Arbeits-, Verfahrens- und Beurkundungsrecht deutlich. Im Vsrecht fehlt es — sieht man einmal vom Vertragsschluß ab — zumeist an einem unmittelbaren Kontakt zwischen Ver und Vmer und insbesondere auch an einem Kontakt aus dem Anlaß, der zu der Mitteilung des Vers führt, so daß der Ver nicht in der Weise einen Eindruck von dem Grad der deutschen Sprachkenntnisse seines Vmers erhält, wie es insbesondere beim Arbeitsverhältnis der Fall ist, wo wesentliche Teile des Arbeitsvertrages auch in der Heimatsprache des ausländischen Arbeitnehmers ausgefertigt werden. Auch bei Beurkundungen und im gerichtlichen Verfahren werden Sprachschwierigkeiten sogleich und anders als im Vsrecht auch unübersehbar deutlich. Wie soll der Ver erkennen können, daß der ausländische Vmer (noch) sprachliche Schwierigkeiten hat, insbesondere wenn der Vertragsschluß schon längere Zeit zurückliegt und in der Zwischenzeit ein Kontakt — wie es gerade auch in der Lebensv der Fall ist — nicht bestand? Eine generelle Hinweispflicht soll den Ver aber auch nach dem OLG Koblenz, das ausdrücklich auf den Einzelfall abstellt, nicht treffen. Darüber hinaus kann es für den Ver eventuell nicht einfach sein, lediglich anhand der ihm zur Verfügung stehenden Angaben zur Person des Vmers festzustellen, welches die Heimatsprache des Vmers ist. Dieser Schwierigkeit könnte am ehesten dadurch begegnet werden, daß im Antrag ausdrücklich nach der Muttersprache des Vmers gefragt wird (vgl. auch Klingmüller a. a. O.). Eine generelle Hinweispflicht des Vers in der Heimatsprache des Vmers, daß das dem Vmer übermittelte Schreiben einen rechtserheblichen Inhalt hat und daß dem Vmer Rechtsnachteile drohen, wenn er es unbeachtet läßt, kann nicht bejaht werden. Nur in solchen Fällen, in denen die Staatsangehörigkeit des Vmers für den Ver ohne besondere Nachforschungen erkennbar ist und sich für den Ver aus der Aktenlage ergibt, daß im Einzelfalle Verständigungsschwierigkeiten auftreten können, kann eine solche Hinweispflicht angenommen werden. Ein Extremfall liegt der Entscheidung des OLG Hamm 10.XII.1969 VersR 1970 S. 315 — 316 zugrunde: Einem türkischen Vmer gegenüber, der die deutsche Sprache so gut wie gar nicht verstand, hatte der Ver die Leistungsablehnung nach § 12 III in Deutsch vorgenommen, obwohl ihm die mangelnden Sprachkenntnisse des Vmers bekannt waren. Das OLG tritt dabei der grundsätzlichen Auffassung bei, daß der Ver nicht verpflichtet sei, die Muttersprache des Vmers zu verwenden, macht jedoch für einen solchen Fall eine Einschränkung, „in dem sich aus den besonderen Umständen für den Ver Zweifel ergeben, ob der Versicherungsnehmer, dessen völlig unzureichende Kenntnis der deutschen Sprache dem Versicherer bekannt ist, überhaupt die Möglichkeit hat, selbst bei Ausschöpfung aller ihm zumutbaren Möglichkeiten einen Dolmetscher zur Übersetzung des Ablehnungsschreibens zu finden. Ergeben sich solche Zweifel, so darf sich der Versicherer nicht mit einer Abfassung des Ablehnungsschreibens in deutscher Sprache begnügen, sondern muß selbst ausnahmsweise eine Übersetzung des Schreibens in die Muttersprache des Versicherungsnehmers vornehmen lassen, da es sonst dem Ablehnungsschreiben in diesem besonderen Falle trotz hinreichend klarer Abfassung in deutscher Sprache an der nach der Rechtsprechung des BGH erforderlichen Verständigkeit mangelt". Dem ist für 392

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VIII. Besondere Versicherungsformen u Sonderfälle

Anm. C 186

derartige Ausnahmefälle — wenn es sich z. B. wie hier für den Vmer als praktisch unmöglich erweist, in angemessener Zeit einen Dolmetscher zu finden — beizupflichten. [C 185] b) Vertragsabschluß in fremder Sprache Anders verhält es sich, wenn die Vertragsverhandlungen, die zum Abschluß des Vsvertrages führen, in der Muttersprache des ausländischen Vmers erfolgen und auch der Vsvertrag selbst in fremder Sprache geschlossen worden ist, was im Bereich der Lebensv von Gastarbeitern häufig vorgekommen ist bzw. vorkommt. Hieraus ist die Pflicht des Vers abzuleiten, auch die weitere Korrespondenz, insbesondere wenn darin rechtserhebliche Fristen gesetzt werden, in der fremden Sprache fortzusetzen. Das muß selbst in dem Falle gelten, daß zwar von dem ausländischen Vmer ein deutschsprachiger Vsvertrag unterschrieben worden ist, diesem Vertragsschluß aber Vertragsverhandlungen in fremder Sprache vorausgegangen sind und der Vmer über den wesentlichen Inhalt des Vertrages in seiner Muttersprache aufgeklärt worden ist (LG Nürnberg-Fürth 30.IX.1964, zitiert bei Schmalzl VersR 1965 S. 652, Klingmüller a.a.O. S. 276, a. A. Schmalzl VersR 1965 S. 652). Auch wenn sich der Vmer materiell dem deutschen Vsrecht unterworfen und einen deutschsprachigen Vsantrag unterzeichnet hat, darf er im Hinblick auf die vorausgegangenen, in fremder Sprache geführten Verhandlungen darauf vertrauen, daß er in wichtigen Fragen ebenfalls in dieser Sprache angeschrieben wird. Allerdings kann den Vmer auch in einem solchen Falle gleichwohl die Verpflichtung treffen, zumindest bei seinem Ver nachzufragen, wenn er aus der Art der Übermittlung — wie z. B. bei einem Einschreibebrief — erkennen muß, daß es sich um eine wichtige Mitteilung des Vers handelt. Es steht somit der Pflicht des Vers, an den ausländischen Vmer in fremder Sprache heranzutreten, eine Verpflichtung des Vmers gegenüber, gleichfalls aktiv zu werden und den Inhalt des Schreibens des Vers zu ergründen. Beide Pflichten sind im Einzelfalle gegeneinander abzuwägen. [C 186] 10. Wiederherstellung der Lebensversicherung Neben dem gesetzlichen Wiederinkrafttreten der Lebensv im Sinne des § 39 III 3 durch Nachholung der Prämienzahlung ist auch die vertragliche Wiederherstellung der V möglich. Dabei sind zwei Fallkonstellationen zu unterscheiden: Die erste Möglichkeit ist die Wiederherstellung im Sinne von Ziff. 3.2 Satz 2 der Geschäftsplanmäßigen Erklärungen, wonach der Ver verpflichtet ist, in dem Mahnund Kündigungsschreiben dem Vmer das Recht einzuräumen, nach Beendigung der gesetzlichen Wiederbelebungsfrist innerhalb von sechs Monaten durch Nachzahlung sämtlicher rückständiger Prämien und Kosten die V wieder in Kraft zu setzen. In dem Mahn- und Kündigungsschreiben ist somit ein Angebot an den Vmer auf Weiterführung des beendeten Vertrages enthalten, das von dem Vmer durch die Nachzahlung der Prämien angenommen wird. Durch den Wiederherstellungsvertrag wird der alte Vertrag auch inhaltlich fortgesetzt, eine vorvertragliche Anzeigepflicht besteht nur im Rahmen des § 242 BGB, die erste Prämie der wieder hergestellten V ist als Folgeprämie anzusehen usw. Die andere Möglichkeit kommt in Frage, wenn der Vmer die gesetzliche und geschäftsplanmäßige Frist zur Wiederinkraftsetzung bzw. Wiederherstellung versäumt hat, den Antrag auf Umwandlung in eine prämienfreie V gestellt oder nach §165 gekündigt hat. Hier steht die Wiederherstellung im Ermessen des Vers, der Antrag geht grundsätzlich vom Vmer aus, der Ver erklärt die Annahme. Das kann Winter

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Anm. C 186

C. Abschluß und Verbriefung des Lebensversicherungsvertrages

auch konkludent geschehen. Grundsätzlich gelten für das Zustandekommen und die Wirksamkeit des Wiederherstellungsvertrages die allgemeinen Prinzipien zum Vertragsschluß. Zu näheren Einzelheiten vgl. im übrigen unten Anm. D 67, insbesondere auch zum Inhalt der wiederhergestellten V, die sich von der ursprünglichen V durchaus unterscheiden kann.

IX. Änderung des Lebensversicherungsvertrages, insbesondere Anpassungsversicherungen Schrifttum Anm. C 187 1. Änderung des Lebensversicherungsvertrages Anm. C 1 8 8 - 2 2 7 a) Allgemeines Anm. C 1 8 8 - 1 9 3 aa) Übersicht Anm. C 188 bb) Geldwertschwankungen Anm. C 189 cc) Möglichkeiten der Wertsicherung Anm. C 1 9 0 - 1 9 3 (1) Indexversicherung Anm. C 191 (2) Fondsgebundene Lebensversicherung Anm. C 192 (3) Überschußbeteiligung Anm. C 193 b) Änderungsbegriff und Abgrenzung Anm. C 194 c) Änderung durch Parteivereinbarung Anm. C 1 9 5 - 2 0 0 aa) Schriftform Anm. C 195 bb) Keine Bindungs- und Annahmefrist Anm. C 196 cc) Gesteigerte Hinweis- und Klarstellungspflichten des Versicherers Anm. C 197 dd) Haftung des Versicherers bei verzögerlicher Bearbeitung des Änderungsantrages Anm. C 198 ee) Wirksamwerden der Änderungsvereinbarung Anm. C 199 ff) Beispiele aus der Rechtsprechung Anm. C 200 d) Sonderfall: Änderung wegen verschlechterter wirtschaftlicher Lage des Versicherungsnehmers Anm. C 2 0 1 - 2 0 7

394

Winter

aa) Verlegung von Beginn und Ablauf der Versicherung Anm. C 202 bb) Stundung der Versicherungsprämien Anm. C 203 cc) Risikoversicherung statt kapitalbildender Versicherung Anm. C 204 dd) Übergang von jährlicher auf monatliche Prämienzahlung Anm. C 205 ee) Verlängerung der Versicherungsdauer Anm. C 206 ff) Herabsetzung der Versicherungssumme Anm. C 207 e) Antezipierte Einigung Anm. C 208 1) Änderung der Allgemeinen Lebensversicherungsbedingungen Anm. C 2 0 9 - 2 1 2 aa) Änderungsvereinbarung

g) h) i) j)

k) 1)

Anm. C 209 bb) Direktwirkung von Änderungen Anm. C 210 cc) Einwirkung beim Gegenseitigkeitsverein Anm. C 211 dd) Änderung durch Rechtsprechung Anm. C 212 Änderung kraft Gesetzes Anm. C 213 Änderung kraft Verwaltungsakts Anm. C 214 Einwirkung durch Satzungsänderung Anm. C 215 Änderung kraft einseitiger Willenserklärung Anm. C 216 Eintritt in eine Lebensversicherung Anm. C 217 Fortsetzungserklärung in der Gruppenlebensversicherung

IX. Änderung des LebensVVertrages, insbes AnpassungsV Anm. C 2 1 8 - 2 2 2 aa) Fortsetzungsklausel Anm. C 218 bb) Rechtliche Konstruktion der Fortsetzung Anm. C 219 cc) Fortsetzungsversicherung bei der Betrieblichen Altersversorgung Anm. C 2 2 0 - 2 2 2 (1) Ausscheiden des Arbeitnehmers nach Erfüllung der Voraussetzungen für die Unverfallbarkeit Anm. C 221 (2) Ausscheiden des Arbeitnehmers vor Erfüllung der Unverfallbarkeitsvoraussetzungen Anm. C 222 m) Übertragung der Versicherungsnehmereigenschaft beim Tode des Versicherungsnehmers Anm. C 223 n) Sonderregelungen bei einzelnen Lebensversicherungsformen Anm. C 2 2 4 - 2 2 7 aa) Risikoversicherung: Umtausch Anm. C 224 bb) Fondsgebundene Versicherung: Umwandlung Anm. C 225 cc) Vermögensbildungsversicherung Anm. C 226 dd) Vermögensbildungsversicherung und Fondsgebundene Versicherung: Verlängerungsrecht , Anm. C 227 2. Anpassungsversicherungen Anm. C 228 - 249 a) Begriffliches — Keine Anpassung wegen einer Veränderung des Verhältnisses von Leistung und Gegenleistung Anm. C 228 b) Entwicklung Anm. C 229 c) Besondere Bedingungen für die Lebensversicherung mit planmäßiger Erhöhung der Beiträge und Leistungen ohne erneute Gesundheitsprüfung — Bedingungstext Anm. C 230 d) Anpassungsvarianten Anm. C 231 - 2 3 7 aa) Prämienprimat Anm. C 2 3 2 - 2 3 3 (1) Äußerer Maßstab Anm. C 232

e)

f)

g) h) i)

j)

k)

1)

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(2) Innerer Maßtab Anm. C 233 bb) Leistungsprimat Anm. C 2 3 4 - 2 3 5 (1) Äußerer Maßstab Anm. C 234 (2) Innerer Maßstab Anm. C 235 cc) Vorkommen und Mischformen Anm. C 236 dd) Sonderformen Anm. C 237 Anwendungsbereich, Zusatzversicherungen, Gruppenversicherung Anm. C 238 Mindest- und Höchstversicherungssummen Anm. C 239 Gesundheitsprüfung Anm. C 240 Antrag, Versicherungsschein Anm. C 241 Durchführung der Erhöhungen Anm. C 2 4 2 - 2 4 4 aa) Angebotsverfahren Anm. C 243 bb) Nachtrag mit Widerspruchsrecht Anm. C 244 Betriebliche Altersversorgung und Anpassungsversicherung Anm. C 245 Versorgungsausgleich und Anpassungsversicherung Anm. C 2 4 6 - 2 4 8 aa) Grundsatz Anm. C 246 bb) Volldynamische und teildynamische Versorgungsanrechte Anm. C 247 cc) Anpassungsversicherung als teildynamische Versorgung Anm. C 248 Einmalige Erhöhungsaktionen mit vereinfachter Gesundheitsprüfung Anm. C 249

3. Einseitige Vertragsänderungen durch den Versicherer wegen nachträglicher Risikound Kostensteigerungen Anm. C 250 4. Beitragsänderungsklauseln wegen nachträglicher Äquivalenzstörungen Anm. O 2 5 1 - 2 5 8 a) Übersicht und Grundsätze Anm. C 2 5 1 - 2 5 5 aa) Allgemeines Anm. C 251

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Anm. C 187

C. Abschluß und Verbriefung des Lebensversicherungsvertrages

bb) Änderungsrisiko Anm. C 252 cc) Eingriffsgrenze Anm. C 253 dd) Bezugsgröße Anm. C 254 ee) Kündigungsrecht des Versicherungsnehmers Anm. C 255 b) Beitragsanpassungsklauseln in der Berufsunfahigkeitsversicherung Anm. C 2 5 6 - 2 5 7 aa) § 5 Nr 3 Musterbedingungen für die Berufsunfähigkeitsversicherung Anm. C 256 bb) Beitragsänderung aus Kostengründen

Anm. C 257 c) Erhöhung des Rechnungszinses und Beitragsanpassungsklausel Anm. C 258 5. Ruhen des LebensversicherungsVertrages Anm. C 2 5 9 - 2 6 3 a) Rechtsnatur der Ruhensvereinbarung Anm. C 259 b) Ruhenszeitraum und Vertragsdauer Anm. C 260 c) Leistungspflichten Anm. C 261 d) Ablauf von Fristen Anm. C 262 e) Weiterlaufen der Versicherung nach Beendigung der Ruhenszeit Anm. C 263

[C 187) Schrifttum: Angerer ZfV 1973 S. 6 8 4 - 6 9 1 , von Bargen ZVersWiss 1970 S. 7 3 - 9 1 , Bäumer VW 1980 S. 5 1 8 - 5 2 1 , Behrendt VN 1950 S. 1 2 5 - 1 2 6 , Berger VW 1975 S. 6 6 6 - 6 6 9 , Besser, Die nachträgliche Gefahrerhöhung im Versicherungsrecht, Diss. Köln 1934, Bilda, Anpassungsklauseln in Verträgen, 2. Aufl., Berlin 1973, ders. M D R 1973 S. 5 3 7 - 5 4 2 , Böhm VersR 1954 S. 4 7 3 - 4 7 8 , Braa VerBAV 1979 S. 8 4 - 9 5 , Claus VerBAV 1974 S. 1 1 - 2 5 , Claus-Müller VerBAV 1970 S. 44 — 50, 82 — 92, Dittmann, Vertragliche Abänderungen von Versicherungsverhältnissen, Diss. Hamburg 1952, Döring, Probleme der Prämienanpassungsklauseln, Diss. Berlin 1980, Dürkes BB 1953, S. 9 5 3 - 9 5 5 , ders. Wertsicherungsklauseln, 8. Aufl., Heidelberg 1972, Ehrenberg JRPV 1931 S. 185 — 188, Eisenecker, Privatversicherungsrecht und Versorgungsausgleich, Karlsruhe 1983, Flueler, Die Gefahrerhöhung im Privatversicherungsvertrag, Diss. Freiburg (Schweiz) 1933, Fögen NJW 1953 S. 1321-1326, Förster, Die Versicherungsumgestaltung durch Nachversicherung bei demselben Versicherer, Diss. Köln 1939, Frey ZVersWiss 1972 S. 3 1 5 - 3 2 8 , Frick VersR 1952 S. 383, Gärtner BB 1980 S. 4 4 8 - 4 5 1 , Gottschalk JRPV 1926 S. 321 —323, Harms, Die Gefahrerhöhung im Versicherungsvertrag, Diss. Zürich 1956, HeubeckZimmermann BB 1981 S. 1225 — 1232, Höfer, Gesetz zur Verbesserung der Betrieblichen Altersversorgung, 2. Aufl., München 1982, Hoffmann ZfV 1959 S. 2 8 9 - 2 9 2 , Jannott, Zufallsrisiko — Änderungsrisiko, in: Festschrift für Reimer Schmidt, Karlsruhe 1976, S. 407—432, Kaulbach VersR 1977 S. 3 9 8 - 4 0 0 , Kessel DB 1981 S. 5 2 6 - 5 3 1 , Kisch ZVersWiss 1921 S. 188 —195, Klauser VersR 1951 S. 97, Kook, Der Gruppenvertrag in der Kollektivlebensversicherung, Diss. Berlin 1939, Kropp VW 1976 S. 4 9 3 - 4 9 5 , Larenz, Geschäftsgrundlage und Vertragserfüllung, 2. Aufl., München und Berlin 1957, von Maydell, Geldwert und Geldschuld, München 1974, Meyer-Kahlen VersPrax 1976 S. 126—142, Millauer, Rechtsgrundsätze der Gruppenversicherung, 2. Aufl., Karlsruhe 1966, Mittelbach, Wertsicherungsklauseln im Zivilund Steuerrecht, Ludwigshafen 1974, Nies ZVersWiss 1972 S. 3 2 9 - 3 3 5 , Obermayer VW 1954 S. 60 — 61, Otto VersR 1951 S. 91, Pokora, Das Problem des dynamischen Versicherungsschutzes in der privaten Krankheitskostenversicherung, Diss. Köln 1971, Rittner NJW 1976 S. 1529-1532, Rommel ZVersWiss 1919 S. 2 2 9 - 2 5 3 , Roth VW 1965 S. 1036-1039, Rubli SchweizVersZ 1978 S. 1 4 5 - 1 4 9 , Sauer VW 1974 S. 9 0 2 - 9 0 4 , S. Schmidt ZfV 1981 S. 5 - 1 3 , R. Schmidt, Risikoänderungen, in: Festgabe für Hans Möller, Karlsruhe 1972, S. 443—462, Schulz ZfV 1959 S. 8 - 1 1 , 3 8 - 4 2 , Schneidler, Die Grundlagen einer Fondsgebundenen Lebensversicherung in Deutschland, Karlsruhe 1974, Soergel-Winter, Kommentar zum Bürgerlichen Gesetzbuch, Bd VI, Familienrecht, 11. Aufl., Stuttgart-Berlin-Köln-Mainz 1981, § 1587a Rz 2 1 6 - 2 5 9 , 2 7 5 - 2 8 9 , Starke VW 1949 S. 3 5 4 - 3 5 6 , ders. VersR 1951 S. 91, Suppes VersR 1977 S. 3 9 6 - 3 9 8 , Vandrey ZVersWiss 1976 S. 7 2 9 - 7 4 9 , Werber, Die Gefahrerhöhung im deutschen, schweizerischen, französischen, italienischen, schwedischen und englischen Versiehe-

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Winter

IX. Änderung des LebensVVertrages, insbes AnpassungsV

Anm. C 188

rungsvertragsrecht, Karlsruhe 1967, ders. VersR 1976 S. 8 9 7 - 9 0 1 , ders. VersPrax 1983 S. 3 8 - 4 2 , 5 3 - 5 6 , Wessel VW 1983 S. 6 5 1 - 6 5 2 , von Wiek VerBAV 1974 S. 1 9 9 - 2 0 2 , Winter, Gedanken zur Gefahrenänderung, in: Festgabe für Hans Möller, Karlsruhe 1972, S. 537 — 559.

[C 188] 1. Änderung des Lebensversicherungsvertrages a) Allgemeines aa) Übersicht Die Änderung eines Lebensvsvertrages kann auf vielerlei Gründen beruhen. Es kann sich dabei um Änderungen handeln, die nicht auch zugleich einer Risikoerhöhung oder sonstigen nachträglichen Äquivalenzstörung Rechnung tragen: Man denke beispielsweise an die Änderung der Allgemeinen Vsbedingungen (ζ. B. aufgrund eines Gesetzes wie des AGB-Gesetzes), an die Änderung der Prämienzahlungsweise, der Rechnungsgrundlagen, die Änderung des Zinssatzes für das Policendarlehn, die Änderung der Bezeichnung eines Bezugsberechtigten oder die Umwandlung der V in eine prämienfreie V. Hierfür gelten grundsätzlich keine Besonderheiten. Anders verhält es sich in den Fällen, in denen eine Gefahrerhöhung oder eine sonstige Änderung des Risikos bzw. sonstige nachträgliche Äquivalenzstörung gegeben ist. Solche Änderungsgründe, die in der Haftpflicht- und Sachv im Zentrum von Anpassungsmaßnahmen stehen, scheiden in der Lebensv weitgehend und grundsätzlich aus. Hinsichtlich der Gefahrerhöhung gilt dabei § 164, wonach die Vorschriften der §§23 — 29 a eine nur sehr eingeschränkte Anwendung finden. Das liegt in der Natur der Sache begründet. Bei einer Erlebensfallv kann eine Gefahrerhöhung als solche rechtlich nicht bewertbar sein. Denn da hier gerade das Erleben der Gefahrsperson die vom Ver getragene Gefahr ist, könnten allenfalls ärztliche oder sonstige Maßnahmen, die die Gesundheit der Gefahrsperson verbessern und damit seine Lebenserwartung erhöhen, als Gefahrerhöhung gelten. Solche Maßnahmen als Gefahrerhöhung zu werten, wäre geradezu sittenwidrig. Als Anwendungsbereich für die Vorschrift des § 1641 und damit für die §§ 23 ff. verbleiben somit nur Todesfallven. Auch hier ist aber zu berücksichtigen, daß es mit zu der vom Ver bei Vertragsschluß übernommenen Gefahr zählt, daß die Gefahrsperson älter wird, Krankheiten oder sonstige lebensverkürzend wirkende Umstände eintreten. Da die Todesfallv gerade in Ansehung solcher Wechselfalle des Lebens, die die Möglichkeit eines Frühtodes in sich bergen, genommen wird, kann der Eintritt solcher Umstände nicht als eine Gefahrerhöhung im vsrechtlichen Sinne gelten. Diesem aus dem Wesen der Lebensv heraus nur engen Anwendungsbereich für die Gefahrerhöhungsvorschriften trägt §164 Rechnung. Ebenso wie die Gefahrerhöhung im Sinne der Gefahrerhöhungsregelungen sind auch sonstige Risikoänderungen und nachträgliche Äquivalenzstörungen in der Lebensv anders als in der Schadensv ohne größere Bedeutung. Während in der Aktivenund Passivenv das Änderungsrisiko — also die Risikoänderung aufgrund technologischer, soziologischer und rechtlicher Faktoren (Beispiele: geänderte Produktgestaltung, Wachsen der Großrisiken, Ansteigen der Kriminalität, Kostenerhöhungen aufgrund von Kostengesetzen wie der BRAGO, vgl. dazu im einzelnen: Frey ZVersWiss 1972 S. 315-328, Jannott in Festschrift für Reimer Schmidt, Karlsruhe 1976, S. 4 0 7 - 4 3 2 , Meyer-Kahlen VersPrax 1976 S. 126-142, Nies ZVersWiss 1972 S. 329-335, Rittner NJW 1976 S. 1529-1532, Rubli SchweizVersZ 1978 S. 145-149, Suppes VersR 1977 S. 396-398, Werber VersR 1976 S. 897-901, ders. VersPrax 1983 S. 3 8 - 4 2 , 53 - 56, Winter in Festgabe für Möller, Karlsruhe 1972, S. 537 - 559) — von erheblicher rechtlicher Relevanz für die Fortführung des Vsvertrages ist, Winter

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Anm. C 189

C. Abschluß und Verbriefung des Lebensversicherungsvertrages

verhält es sich in der Lebensv anders. Das hat im wesentlichen zwei Gründe: Einmal sind die technologischen und sonstigen Faktoren des Änderungsrisikos in der Lebensv ganz weitgehend von keiner oder nur von vergleichsweise geringer Bedeutung, und zum anderen erhöht sich die vom Ver zugesagte Vssumme oder Rentenleistung nicht dadurch, daß sich ein Änderungsrisiko wie beispielsweise die Inflation verwirklicht. Besonders zahlreich und von erheblicher Bedeutung sind die Änderungen des Lebensvsvertrages im Rahmen der Anpassungsven, zu deren Entwicklung die Inflation und steigende Einkommen der Vmer geführt haben. Hier handelt es sich aber nicht um die Anpassung des Lebensvsvertrages aufgrund einer nachträglichen Äquivalenzstörung, sondern allein darum, den Vertragsumfang parallel für beide Vertragspartner an die gestiegenen Summen anzupassen. [C 189] bb) Geldwertschwankungen Wie die Vergangenheit in Deutschland gezeigt hat, können Geldwertschwankungen den Hauptzweck der Lebensv — ein bestimmtes Spar- oder Versorgungsziel unabhängig vom möglichen vorzeitigen Tod des Vmers zu erreichen — erheblich beeinträchtigen oder vereiteln. In den Jahren nach dem ersten Weltkrieg entwerteten sich für die Vmer der Vsschutz und die früher in besserem Geld eingezahlten Ersparnisse in einem zuvor nicht gekannten Ausmaß: Während der US-Dollar Ende 1914 einen Wert von 4,54 Mark und Ende 1918 einen Wert von 8,67 Mark hatte, stieg der Dollarkurs von 292 Mark im April 1922 auf 7589 Mark im Dezember 1922 und auf 25 Milliarden Mark im Monatsdurchschnitt des Oktober 1923. Das führte nicht nur zu einer tiefgreifenden Enttäuschung der Lebensvssparer, sondern auch zu Problemen für die Lebensver, deren Personalkosten sich durch die ständigen Gehaltsanpassungen an den Lebenshaltungsindex erhöhten und die für die aus Inlandsanlagen zu deckenden Vsleistungen in ausländischer Währung immer größere Beträge aufzuwenden hatten. Infolge der Stabilisierung der Währung im Jahre 1924 entstand eine neue Lage. Das Mißtrauen der Vmer hielt an, und noch längere Zeit hindurch wurden Lebensvsverträge abgeschlossen, bei denen Leistung und Gegenleistung zwar in Inlandswährung ausgedrückt, aber an spezielle Wertmaßstäbe gebunden waren, so beispielsweise an die Preise von Sachgütern, an den Goldpreis oder die Wechselkurse ausländischer Währungen. Diese Wertsicherungsversuche scheiterten jedoch in den Folgejahren an der Desintegration der Weltwirtschaft und der ihr folgenden Devisenbewirtschaftung. Sie wurden durch die Verordnung über wertbeständige Rechte vom 16.IX.1940 (RGBl I S. 1521) beseitigt und hätten auch in der Währungsgesetzgebung von 1948 keinen Bestand mehr gehabt. In den Jahrzehnten nach der Währungsreform von 1948 standen einer zunächst niedrigen (nicht mehr als 2 — 3%) und später höheren Inflationsrate (aber nicht mehr als 9%) unterschiedlich wachsende Arbeitnehmereinkommen gegenüber. Während die Zunahme der Arbeitnehmereinkommen zunächst 6 — 8% jährlich betrug, später auch höher ausfiel, ging sie sodann jedoch zumindest teilweise zurück, so daß die Arbeitseinkommen die Inflationsrate nicht immer und nicht in allen Bereichen überstiegen. Im Vordergrund des Interesses standen und stehen dabei in der Lebensv die immer wieder notwendige Anpassung des Vsschutzes an das gestiegene Einkommen, die Furcht vor dem Geldwertschwund tritt demgegenüber zurück. Dabei zeigt sich bei höheren Inflationsraten wie z. B. bei einer Inflationsrate von 8%, zumal wenn sie mit einer Wachstums- und Beschäftigungskrise einhergeht, daß sie die Geldvermögensbildung und damit auch die Weiterentwicklung der Lebensv zu beeinträchtigen vermögen. 398

Winter

IX. Änderung des LebensVVertrages, insbes AnpassungsV

Anm. C 191

Wie die geschichtliche Entwicklung und die Gegenwart zeigt, bedeutet die Inflation für die Lebensv ein sehr ernstes Problem, da die Lebensvsverträge grundsätzlich über einen langen Zeitraum laufen und der Ver die mit der Inflation verbundene Kostenentwicklung nur bei gleichzeitigem Wachstum und Ausschöpfung aller Rationalisierungsmöglichkeiten abfangen kann. Die Inflation ist in der Lebensv — insbesondere auch, wenn sie sich vor dem Hintergrund von Rezession und Arbeitslosigkeit entwickelt — ein nicht nur betriebswirtschaftliches, sondern auch rechtliches Problem (vgl. S. Schmidt ZfV 1981 S. 5 - 1 3 , Wessel VW 1983 S. 651-652). [C 190] cc) Möglichkeiten der Wertsicherung Im Hinblick auf den Lebensvsvertrag ergeben sich im wesentlichen drei unterschiedliche Ansätze, um dem Problem der Inflation zu begegnen und eine Wertsicherung zu ermöglichen: Vsprämien und -leistungen können regelmäßig an die Veränderungen eines Indexes angepaßt werden, der die Geldwertveränderungen möglichst präzise zum Ausdruck gelangen läßt (sogleich unter Anm. C 191). Es kann ferner die Verpflichtung eingegangen werden, den Sparanteil der Prämie in bestimmten Vermögenswerten anzulegen, die als wertbeständig angesehen werden, und die Vsleistung, soweit sie aus dem Deckungskapital erbracht wird, nach der Wertentwicklung dieser Anlagen zu bemessen (sodann unter Anm. C 192). Schließlich kann dem Vmer eine umfassende Beteiligung an den Überschüssen des Vers gewährt werden, so daß durch die Überschüsse, die durch eine entsprechende Anlage des Vermögens erzielt werden, die Geldentwertung ausgeglichen werden kann (unter Anm. C 193). Bei den ersten beiden Möglichkeiten trifft der Vmer eine bewußte Entscheidung über die Vertragsform und übernimmt dadurch auch insoweit die Verantwortung für die Vorsorge gegen die Geldentwertung. [C 191] (1) Indexversicherung Das Grundprinzip der Indexv — seit den zwanziger Jahren in mehreren Varianten zum Ausdruck gelangt — geht dahin, daß Prämie und Vsleistung in regelmäßigen Zeitabständen einem geeigneten Wertmesser wie z. B. dem Lebenshaltungskostenindex angepaßt wird. Eine solche Vsform bedarf nicht nur der Genehmigung des Geschäftsplans durch die Aufsichtsbehörde, sondern auch einer — nach der bisherigen Praxis nicht zu erwartenden — Ausnahmegenehmigung nach § 3 Währungsgesetz, wo es heißt: „Geldschulden dürfen nur mit Genehmigung der für die Erteilung von Devisengenehmigungen zuständigen Stelle in einer anderen Währung als in Deutscher Mark eingegangen werden. Das gleiche gilt für Geldschulden, deren Betrag in Deutscher Mark durch den Kurs einer solchen anderen Währung oder durch den Preis oder eine Menge von Feingold oder von anderen Gütern oder Leistungen bestimmt werden soll." Die Indexanpassungsv bietet dem Vmer dabei grundsätzlich — abgesehen vom Verzicht auf eine erneute Risikoprüfung und eine gewisse Einsparung von Abschlußkosten — nichts, was er nicht auch durch Abschluß eines neuen Lebensvsvertrages erreichen könnte. Dabei ist zu berücksichtigen, daß schon die Überschußbeteiligung des Vmers zu einer partiellen oder sogar gänzlichen Anpassung der Vsleistung führen kann. Zu unterscheiden sind von einer solchen Indexv Lebensvsverträge, die dem Vmer durch regelmäßige Prämienerhöhungen innerhalb eines bestimmten Rahmens eine einfache und kostengünstige Anpassung des Vsvertrages und damit des Vsschutzes Winter

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Anm. C 193

C. Abschluß und Verbriefung des Lebensversicherungsvertrages

an das gestiegene Einkommen ermöglichen. Die Verwendung des Lebenshaltungskostenindex als Bezugsgröße wird von der Aufsichtsbehörde nicht zugelassen, um jeden Zweifel daran auszuschließen, daß es sich in Wahrheit nicht um einen Ausgleich der Geldentwertung handelt (vgl. von Bargen ZVersWiss 1970 S. 7 3 - 9 1 ) .

[C 192] (2) Fondsgebundene Lebensversicherung Um das Versorgungsziel der Lebensv zu gewährleisten, ist die Vermögensanlage in der Lebensv seit jeher möglichst risikolos gestaltet worden. Es lag und liegt grundsätzlich im Interesse der Vmer, gegenüber Sachwertanlagen, die ihrer Natur nach schwankungsbehaftet sind, Zurückhaltung zu üben. Dieses Prinzip ist, um das Geldwertrisiko auszuschalten bzw. zu mindern, durch die Einführung der Fondsgebundenen Lebensv durchbrochen worden. Die Idee der Fondsgebundenen Lebensv ist es, breite Bevölkerungskreise durch allmähliches Heranführen an die Anlage in Sachwerten, insbesondere in Aktien, unmittelbar am Produktivvermögen und am Wirtschaftswachstum zu beteiligen. Die Fondsgebundene Lebensv wird betrieben, indem ein oder mehrere Ver zusammen ein Sondervermögen, den Fonds bilden, in den Werte wie Aktien, Grundbesitz usw. (auch festverzinsliche Wertpapiere und sonstige Werte) aufgenommen werden, wobei die V im wesentlichen in zwei Ausformungen vorkommt (Modelle A und B, vgl. im einzelnen oben Anm. Β 40). Bei einer längerdauernden ungünstigen Entwicklung des Anlagemarktes findet die Fondsgebundene V nur wenig Verbreitung. Eine gesetzliche Regelung hat die Fondsgebundene Lebensv in § 54 b VAG gefunden. Nach Satz 1 dieser Vorschrift darf die Vsleistung entweder in Investmentzertifikaten erfolgen oder in solchen Vermögenswerten, die auch für das Sondervermögen einer inländischen Kapitalanlagegesellschaft im Sinne des K A G G zugelassen sind; Geld als primäre Leistung ist ausdrücklich ausgeschlossen (vgl. BAV GB 1969 S. 22, 1971 S. 27). Die Vsleistung wird in Sachwerten geschuldet und erbracht. Angesichts dessen, daß die Fondsgebundene Lebensv an die Wertentwicklung der Anlagen in Fonds gebunden ist, muß der Ver Kapitalanlagen tätigen, die spekulativen Charakter haben. Wegen der mit solchen Anlagen verbundenen Risiken kann der Ver nicht für eine bestimmte Geldsumme im Vsfall garantieren. Das Kapitalanlagerisiko ist insoweit also auf den Vmer übergegangen. Die Fondsgebundene Lebensv verstößt nach allgemeiner Auffassung nicht gegen § 3 Währungsgesetz. Zur Fondsgebundenen Lebensv vgl. im übrigen Claus-Müller VerBAV 1970 S. 4 4 - 5 0 , 8 2 - 9 2 , BAV VerBAV 1974 S. 35, Schneidler, Die Grundlagen einer Fondsgebundenen Lebensversicherung in Deutschland, Karlsruhe 1974. [C 193] (3) Überschußbeteiligung Die Prämie für die vereinbarte Vssumme bestimmt sich nach drei Rechnungsgrundlagen: der Sterbetafel, dem Zinsfuß und den Kosten. Bei der Wahl der Rechnungsgrundlagen wird vorsichtig verfahren, da die Erfüllbarkeit der langfristigen Lebensvsverträge auf jeden Fall sichergestellt sein muß. Von der Aufsichtsbehörde wird daher für die Beitragskalkulation ein Rechnungszinsfuß von höchstens 3% zugelassen. Da die effektive Verzinsung durchweg wesentlich höher ist, entstehen erhebliche Zinsüberschüsse, die zusammen mit den Sterblichkeits- und Kostengewinnen in Form der Gewinnbeteiligung oder Überschußbeteiligung fast gänzlich an die Vmer weitergegeben werden. Die Gewinnbeteiligung ist nicht nur eine Korrektur des notwendigerweise vorsichtig berechneten Beitrags, sondern auch eine Möglichkeit des Ausgleichs für die Geldentwertung. 400

Winter

IX. Änderung des LebensVVertrages, insbes AnpassungsV

Aran. C 193

Art und Umfang der Überschußbeteiligung sind im Gesetz, in den Allgemeinen Vsbedingungen und den von der Aufsichtsbehörde zu genehmigenden Geschäftsplänen der Lebensver festgelegt. Die Überschußbeteiligung kann dabei in verschiedener Form erfolgen. Das BAV hat dazu schon früh die Ansicht vertreten, daß die erzielten Überschüsse den Vmern so bald wie möglich erstattet werden sollten. Dabei war der Grundsatz zu beachten, daß die Überschüsse zunächst erzielt, bilanzmäßig festgestellt und sodann der Rückstellung für die Beitragsrückerstattung zugeführt sein mußten, bevor sie den Vten zugeteilt werden konnten. Das führte zu einer Wartezeit, die regelmäßig bei drei Jahren lag; nur bei einzelnen Ven wie der Todesfallv wurde die Wartezeit auf ein Jahr verkürzt (GB BAV 1968 S. 44). Später ist das BAV im Hinblick auf den schon vom Vsbeginn an aufgrund der Gesundheitsprüfung mit Sicherheit zu erwartenden Risikogewinn von den ursprünglichen Grundsätzen abgewichen und hat sich bereiterklärt, unter bestimmten Voraussetzungen eine Überschußbeteiligung ohne Wartezeit zuzulassen (VerBAV 1979 S. 346). Darüber hinaus wird es nicht mehr als erforderlich angesehen, die Mittel für die sofort beginnende Überschußbeteiligung der Rückstellung für die Beitragsrückerstattung zu entnehmen. Vielmehr können diese Beiträge auch zulasten des Rohüberschusses des Geschäftsjahrs als Direktgutschrift von Überschußanteilen gewährt werden. Dabei braucht die Sofort-Überschußbeteiligung nicht mehr in allen Fällen in Form eines Todesfallbonus gewährt zu werden (vgl. dazu BAV VerBAV 1983 S. 162). Die Überschußbeteiligung kann dem Grundsatze nach im Rahmen eines mechanischen oder eines natürlichen Systems erfolgen. Ein natürliches System ist gegeben, wenn die Überschüsse im wesentlichen nach der Art ihres Entstehens zugeteilt werden. Ein solches System wird beispielsweise bei Ven auf den Todes- und Erlebensfall bei der Zuteilung der laufenden Überschußanteile das Anwachsen des Deckungskapitals angemessen berücksichtigen, also jährlich steigende laufende Überschußanteile zuteilen. Mechanische Systeme beziehen sich demgegenüber auf konstante Größen, sie können beispielsweise eine Zuteilung jährlicher Überschußanteile in einem festen Prozentsatz der Prämie vorsehen. Gegenüber den natürlichen Systemen haben sie den Vorteil, daß sie einfach zu handhaben sind; sie haben jedoch den Nachteil, daß bei einer Überschußbeteiligung, die insgesamt gesehen angemessen ist, im allgemeinen im ersten Teil der Laufzeit des Vertrages — relativ gesehen — zuviel und gegen Ende zuwenig gutgebracht wird. Die mechanischen Systeme finden daher bei kapitalbildenden Ven, bei denen sich dieser Nachteil insbesondere bemerkbar macht, keine Anwendung mehr. Sie werden im wesentlichen nur noch bei solchen Vsformen verwendet, bei denen die jährlichen Überschüsse nur eine vergleichsweise geringe Höhe erreichen (z. B. bei kurzlaufenden Risikoven) oder bei denen der Risikoverlauf ungewiß erscheint (z. B. bei der Berufsunfähigkeitszusatzv). Aber auch bei diesen Vsformen ist es fraglich geworden, ob an den mechanischen Systemen der Überschußbeteiligung auch weiter festgehalten werden kann, da es die verwaltungstechnischen Möglichkeiten inzwischen erlauben, auch relativ niedrige Überschußanteile ohne unvertretbaren Aufwand laufend zuzuteilen. Bei kapitalbildenden Lebensven erfolgt die Überschußbeteiligung in Gestalt jährlich zugeteilter laufender Überschußanteile, zu denen noch die Schlußüberschußanteile hinzukommen. Die Schlußüberschußanteile dürfen dabei im Verhältnis zu der laufenden Überschußbeteiligung nur eine begrenzte Höhe erreichen. Sie dürfen auch nicht reinen Erlebensfallchrakter besitzen, sondern sind zumindest auch im Todesfalle in angemessener Höhe auszubringen (vgl. VerBAV 1979 S. 45—46). Die laufende Überschußbeteiligung besteht grundsätzlich in einem Grund- und einem Zinsüberschußanteil. Im Grundüberschußanteil werden Risiko- und Kostengewinne, im Winter

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Anm. C 194

C. Abschluß und Verbriefung des Lebensversicherungsvertrages

Zinsüberschußanteil wird der erwirtschaftete, rechnungsmäßig nicht benötigte Kapitalertrag berücksichtigt. Die laufenden Überschußanteile können dabei in verschiedener Weise verwendet werden: Sie können als Einmalbeitrag für eine zusätzliche V dienen, sie können verzinslich angesammelt, mit den Prämien verrechnet oder bar ausgezahlt werden. Die Überschußbeteiligung wurde dabei früher in aller Regel allein durch Zuteilung der in der Rückstellung für die Beitragsrückerstattung reservierten Beträge vorgenommen. Zur Verkürzung der dabei entstehenden Zeitspanne zwischen Überschußentstehung und -Zuteilung können nunmehr durch das Instrument der Direktgutschrift Überschüsse an der Rückstellung für die Beitragsrückerstattung vorbeigeleitet werden. Das geschieht durch unmittelbare Zuteilung von Überschußanteilen zulasten des Geschäftsjahres. Eine Entnahme aus der Rückstellung für die Beitragsrückerstattung vervollständigt die Direktgutschrift zur gesamten jährlichen laufenden Überschußbeteiligung. Die Direktgutschrift gilt dabei grundsätzlich für die gesamte überschußberechtigte kapitalbildende Lebensv, wobei sich zwei alternative Wege zur Erteilung von Direktgutschriften finden: Erstens können mindestens 2% der je Vsvertrag gebildeten Deckungsrückstellung und der zugehörigen Verbindlichkeiten aus dem selbst abgeschlossenen Vsgeschäft gegenüber Vmern (verzinsliche Ansammlungsguthaben) den Vten direkt zugeteilt werden. Dabei ist die Differenz durch eine Entnahme aus der Rückstellung für die Beitragsrückerstattung zu decken, wenn die Summe dieser Gutschriften größer ist als der im Geschäftsjahr erwirtschaftete Rohüberschuß. Zweitens können mindestens 35% des Betrages, der zulasten des Geschäftsjahres zur Überschußbeteiligung der Vten verwendet wird, also 35% der Differenz zwischen Rohüberschuß und handelsrechtlichem Jahresüberschuß, den Vten direkt zugeteilt werden. Zu allem vgl. unten Anm. G. Durch die gerade auch in den letzten Jahren vorgenommenen Verbesserungen der Überschußbeteiligung, die nunmehr auch ihre rechtliche Grundlage in § 81 c VAG gefunden hat, besteht die Möglichkeit, die Folgen der Geldentwertung auszugleichen oder zumindest zu mindern.

[C 194] b) Änderungsbegriff und Abgrenzung Der für ein Vsverhältnis maßgebliche Inhalt des Vsvertrages kann unter Wahrung der Identität des Vsverhältnisses geändert werden. Das ist nicht der Fall, wenn ein bestehendes Vsverhältnis aufgehoben und ein neues begründet wird. Von der Neubegründung eines Vsverhältnisses ist auszugehen, wenn ζ. B. die Vssumme, die Prämienzahlung und die Vsdauer gänzlich neu vereinbart werden (vgl. K G 10.XII.1915 NeumannsZ 1916 S. 6). Zur Frage, wann eine Änderung des Lebensvsvertrages und wann ein neuer Abschluß vorliegt, vgl. OLG München 31.1.1961 VersR 1961 S. 338 — 339. Hat ein Vsverhältnis sein formelles Ende gefunden, so liegt die Annahme nahe, daß nur ein neues begründet werden kann, doch kann der Wille der Vertragspartner dahin gehen, daß das neue Vsverhältnis so behandelt wird, als ob Identität besteht. Fälle einer derartigen Neubegründung des Vsverhältnisses sind die Wiederherstellung bzw. die Wiederinkraftsetzung eines solchen Vsverhältnisses (vgl. oben Anm. C 186). Keine Änderungsfälle im Sinne einer Änderung des Lebensvsvertrages sind bloße Wohnungsänderungen des Vmers (vgl. § 10 VVG, § 12 Nr 2 ALB, § 12 Nr 2 Musterbedingungen für die Risikov, § 11 Nr 2 Musterbedingungen für die Rentenv, § 13 Nr 2 Musterbedingungen für die Vermögensbildungsv, § 16 Nr 2 Musterbedingungen für die Fondsgebundene Lebensv, § 17 Nr 2 Musterbedingungen für die Berufsunfahig402

Winter

IX. Änderung des LebensVVertrages, insbes AnpassungsV

Anm. C 196

keitsv) sowie Abtretungen, Verpfändungen und Pfändungen der Ansprüche des Vmers bzw. des Bezugsberechtigten. Auch die Gefahrerhöhung als solche bewirkt keine Änderung des Vertrages, kann aber zur Beendigung bzw. zur Abänderung des Vertrages führen. Die Änderung des Vsvertrages kann durch Erklärungen beider Vertragsteile, kraft einseitiger Willenserklärung, kraft Gesetzes, Verwaltungsakts und kraft Satzungsänderung erfolgen. Zur nachträglichen Änderung eines Vsvertrages im allgemeinen vgl. Bruck-Möller Bd I Einl. Anm. 29, § 1 Anm. 108-130, §41 Anm. 2 2 - 3 4 .

[C 195] c) Änderung durch Parteivereinbarung aa) Schriftform Der Lebensvsvertrag kann wie jeder andere Vsvertrag durch eine vertragliche Vereinbarung von Ver und Vmer nach § 305 BGB inhaltlich geändert werden. Die Änderung erfolgt grundsätzlich schriftlich, es gilt — worauf nach Ziff. 2.3 der Geschäftsplanmäßigen Erklärungen im Vsschein hinzuweisen ist — § 12 Nr 1 ALB (damit übereinstimmend: § 12 Nr 1 Musterbedingungen für die Risikov, § 11 Nr 1 Musterbedingungen für die Rentenv, § 13 Nr 1 Musterbedingungen für die Vermögensbildungsv, § 16 Nr 1 Musterbedingungen für die Fondsgebundene Lebensv, § 17 Nr 1 Musterbedingungen für die Berufsunfahigkeitsv), wonach Willenserklärungen, die das Vsverhältnis betreffen, der Schriftform bedürfen, auch soweit dies nicht ausdrücklich bestimmt ist. Ver und Vmer können sich dabei allerdings dahin verständigen, daß sie eine Vertragsänderung nur mündlich vereinbaren. Denn auch über die Schriftform können die Parteien durch Vertragsänderung in gleicher Weise abweichend bestimmen wie über andere Teile des Vertragsinhalts (vgl. BGH 2.VI.1976 BGHZ Bd 66 S. 378-384 zur Abänderung eines Mietvertrages). Wenn die Vertragsparteien durch formlose Willenserklärungen den materiellen Inhalt eines Vertrages ändern, so ist darin zugleich eine Vereinbarung über die Änderung der Schriftformklausel zu sehen. Das ist in der Lebensv jedoch ohne praktische Bedeutung. Im übrigen stellt auch die Aufsichtsbehörde Anforderungen an den Inhalt des von dem Vmer zu diesem Zwecke regelmäßig auszufüllenden Antragsformulars (vgl. VA 1925 S. 59, 63, VA 1933 S. 253, VA 1934 S. 120-121, VA 1935 S. 89, VA 1948 S. 5 - 6 , Wagner Bd VI Anm. C29, Wriede Anm. C 19). Dabei hängt allerdings die zivilrechtliche Wirksamkeit der Vertragsänderung nicht von der Einhaltung aufsichtsrechtlich vorgeschriebener Formerfordernisse ab.

[C 196] bb) Keine Bindungs- und Annahmefrist Bei der Änderung des Lebensvsvertrages gilt nicht auch zugleich die grundsätzlich sechswöchige Bindungsfrist des Antragstellers, wie sie beim Zustandekommen des Erstvertrages die Regel ist. Der Ver bedarf bei Fällen der Änderung des Vertrages grundsätzlich nicht mehr der in erster Linie für die Beurteilung und Prüfung des gesundheitlichen Zustandes der Gefahrsperson gedachten Entscheidungsfrist. Der Abschluß des Änderungsvertrages richtet sich, wenn nichts anderes bestimmt wird, nach den Voraussetzungen der §§ 145-150 BGB, so daß nach § 147 II BGB der Antrag nur bis zu dem Zeitpunkt angenommen werden kann, in dem der Antragende den Eingang der Antwort unter regelmäßigen Umständen erwarten darf (vgl. OLG Nürnberg 19.IX.1974 VersR 1975 S. 228, LG Mönchen-Gladbach 18.XI.1958 VersR 1958 S. 846-847). Winter

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C. Abschluß und Verbriefung des Lebensversicherungsvertrages

[C 197] cc) Gesteigerte Hinweis- und Klarstellungspflichten des Versicherers Angesichts dessen, daß die Änderung eines Lebensvsvertrages einen bereits bestehenden Vertrag voraussetzt, untersteht sie im Vergleich zum Abschluß des Erstvertrages in gesteigertem Maße dem Gebot gegenseitiger Rücksichtnahme. Die durch den Erstvertrag begründeten Treuepflichten können gerade auch bei der Änderung des Vertrages Bedeutung erlangen. Das gilt insbesondere auch für Hinweis- und Belehrungspflichten des Vers im Zusammenhang mit der beabsichtigten Vertragsänderung. So heißt es in BGH 24.XI.1972 VersR 1973 S. 177 (zur Änderung eines Krankenvsvertrages, aber mit allgemeiner Gültigkeit): „Wenn ein Versicherungsnehmer ... die Änderung eines bestehenden Vertragsverhältnisses dahin begehrt, daß er gegen erhöhte Beiträge höhere Versicherungsleistungen erhält, so geht er beim Empfang eines seinem Wunsch entsprechenden Nachtrags davon aus, daß sich, abgesehen von der vereinbarten Höherversicherung, an dem Versicherungsverhältnis im übrigen jedenfalls nichts Wesentliches geändert hat. Will der Versicherer dem Antrag nur unter der Voraussetzung stattgeben, daß sich der Versicherungsnehmer nicht unbedeutend geänderten AVB unterwirft, so muß er ihm dies zu erkennen geben. Er kann nicht, ohne den Versicherungsnehmer daraufhinzuweisen, eine diesen benachteiligende Klausel in das bestehende Versicherungsverhältnis lediglich dadurch einführen, daß er in den Vordruck des Änderungsantrages die ... Bestimmung (Hinweis auf die Neufassung der AVB) aufnimmt und im Nachtrag zum Versicherungsschein auf die Tarifbedingungen der nunmehr vorliegenden Fassung Bezug nimmt.... Für den Versicherer ist schon aufgrund seiner überlegenen Geschäftserfahrung erkennbar, daß der Versicherungsnehmer mit wesentlichen Änderungen der bisherigen Bedingungen, soweit er sie nicht selbst ausdrücklich gewünscht hat, in aller Regel bei einem Nachtrag nicht rechnet. Unter diesen Umständen ist der Versicherer gehalten, auf die allein von ihm bei Gelegenheit der Vertragsumgestaltung angestrebte Rechtsänderung aufmerksam zu machen. Er kann seiner Pflicht dadurch genügen, daß er dem Versicherungsnehmer die Bedingungen in der Fassung, wie sie künftig gelten soll, aushändigt u n d ihn dabei auf die wesentlichen Änderungen hinweist, die bei Zugrundelegung dieser noch zu vereinbarenden Bedingungen in dem Versicherungsverhältnis eintreten würden." [C 198] dd) Haftung des Versicherers bei verzögerlicher Bearbeitung des Änderungsantrages Angesichts des bereits bestehenden Lebensvsvertrages führt eine verzögerliche Behandlung des Änderungsantrages zur Haftung des Vers auf Schadenersatz. Der Ver muß den Antrag des Vmers mit möglichster Beschleunigung bearbeiten, damit sich der Vmer u. U. rechtzeitig nach einem anderen Vsschutz umsehen kann. Der Ver haftet dabei auch für seine Hilfspersonen, insbesondere auch den Vsvertreter. Die Haftung des Vers kann dazu führen, daß er Schadenersatz nach Maßgabe des bei rechtzeitiger Bearbeitung voraussichtlich zustandegekommenen Vertrages zu leisten hat (vgl. OLG München 31.1.1961 VersR 1961 S. 338-339, ausführlich Wagner Bd VI Anm. C 29, Wriede Bd VI Anm. C 19). Zur Behandlung eines Änderungsantrages in der Lebensv vgl. auch OLG Hamm 8.II.1978 VersR 1978 S. 1015. [C 199] ee) Wirksamwerden der Änderungsvereinbarung Die Änderungsvereinbarung wird grundsätzlich mit Zugang der Annahmeerklärung wirksam (vgl. dazu BAV GB 1968 S. 49 — 50). Vom Augenblick des Wirksamwerdens an richten sich die beiderseitigen Rechte und Pflichten nach den geänderten 404

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IX. Änderung des LebensVVertrages, insbes AnpassungsV

Anm. C 204

Bestimmungen, die fallig werdenden Prämien sind dem neuen Tarif entsprechend zu berechnen. Dabei handelt es sich nicht um Erst-, sondern um Folgeprämien im Sinne des § 39, so daß für den Fortbestand des Vsschutzes § 38 II keine Bedeutung erlangt. [C200] ff) Beispiele aus der Rechtsprechung Fälle einer Änderungsvereinbarung sind die Umwandlung einer Termfixv in eine prämienfreie Lebensv (BGH 11.11.1953 VersR 1953 S. 1 0 6 - 1 0 9 mit Anm. Prölss S. 109 — 110), die Verlängerung eines Risikolebensvsvertrages (OLG Düsseldorf 5.VII.1949 VW 1949 S. 478), die Aufnahme einer weiteren Gefahrsperson in den Vertrag (OLG Düsseldorf 23.IV. 1963 VersR 1963 S. 1041-1042), die Behandlung von Änderungswünschen des Vmers nach Abschluß des Lebensvsvertrages (LG Mönchen-Gladbach 18.XI.1958 VersR 1959 S. 846-847). Das BAV behandelt den Fall einer Herabsetzung der Lebensvssumme (GB 1968 S. 49 — 50). Vgl. im übrigen auch OLG München 31.1.1961 VersR 1961 S. 339 sowie OLG Hamm 8.II.1978 VersR 1978 S. 1015. [C 201] d) Sonderfall: Änderung wegen verschlechterter wirtschaftlicher Lage des Versicherungsnehmers Immer wieder, insbesondere in Zeiten einer mit Arbeitslosigkeit einhergehenden wirtschaftlichen Rezession, kommt es vor, daß der Vmer die Prämienlast bei einer kapitalbildenden Lebensv nicht mehr zu tragen vermag. Angesichts der mit einer Kündigung des Lebensvsvertrages verbundenen wirtschaftlichen Nachteile bietet sich hier die Vereinbarung einer Änderung des Vertrages an, um dem Vmer über seine wirtschaftliche Lage hinwegzuhelfen. Hierzu sind eine Reihe von Alternativen entwikkelt worden: [C 202] aa) Verlegung von Beginn und Ablauf der Versicherung Hat der Vmer die Lebensv erst kürzlich abgeschlossen und gelangt er sodann in eine vorübergehende wirtschaftliche Zwangslage, so liegt es nahe, vertraglich den Vsbeginn zu verschieben und auch den Ablauf der V entsprechend zu verändern. Sind dagegen schon für eine gewisse Zeit Beiträge — wenigstens für ein bis zwei Jahre — geleistet worden, so kann vereinbart werden, daß der Vertrag (z. B. bis zur Dauer eines Jahres) ruht. Wird der Vertrag wieder in Kraft gesetzt, geschieht das in Form einer Beginnverlegung, Beiträge sind nicht nachzuentrichten. [C 203] bb) Stundung der Versicherungsprämien Nach dem ersten Vsjahr können Vmer und Ver vereinbaren, daß die Entrichtung der Prämien zunächst für einige Monate gestundet wird. Die gestundete Prämie ist nach Ablauf der vereinbarten Stundungszeit zuzüglich Zinsen nachzuzahlen oder auf die folgenden Prämien umzulegen. Der ursprünglich vereinbarte Vsschutz bleibt in vollem Umfange bestehen. [C 204] cc) Risikoversicherung statt kapitalbildender Versicherung Der Vmer kann mit dem Ver vereinbaren, daß er vorübergehend, längstens für die Dauer eines Jahres, den entsprechend geringeren Beitrag einer Risikov zu entrichten hat und der Restbetrag gestundet wird. Auch hier ist die gestundete Prämie nach Ablauf der Frist zuzüglich Zinsen nachzuzahlen. Während der Stundungszeit besteht nur Anspruch auf eine Leistung im Todesfall, der Sparvorgang der Lebensv wird unterbrochen. Winter

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Anm. C 207

C. Abschluß und Verbriefung des Lebensversicherungsvertrages

[C 205] dd) Übergang von jährlicher auf monatliche Prämienzahlung Bei Zahlungsschwierigkeiten von längerer Dauer kann zunächst der Übergang von beispielsweise jährlicher Prämienzahlung auf monatliche Zahlungsweise vereinbart werden. Dabei wird ein Ratenzuschlag erhoben, der Umfang des Vsschutzes bleibt unverändert. — Eine weitere Umstellung ist die Verrechnung von Überschuß- bzw. Gewinnanteilen mit den laufenden Beiträgen. Eine solche Möglichkeit scheidet jedoch aus, wenn es sich um eine V handelt, deren Laufzeit vereinbarungsgemäß mit Hilfe der Gewinnanteile verkürzt wird. [C 206] ee) Verlängerung der Versicherungsdauer Durch eine Verlängerung der Vsdauer wird vereinbart, daß die Vsleistung im Erlebensfall erst zu einem späteren Termin fällig wird, die Höhe der Vsprämien wird entsprechend gesenkt. An der Verpflichtung des Vers zur Leistung im Todesfalle ändert sich nichts. [C 207] ff) Herabsetzung der Versicherungssumme Auch durch die einverständliche Herabsetzung der Vssumme wird die Beitragslast gesenkt. In ihrem wirtschaftlichen Ergebnis kommt sie jedoch einer Teilkündigung gleich.* * Keine Änderung des Vertrages bedeutet die Zahlung der Prämien mit Hilfe eines auf eine bestimmte Zeit — ζ. B. zwei Jahre — begrenzten Policendarlehns, das dem Vmer durch den Ver gewährt wird (vgl. dazu § 5 ALB und die entsprechenden Bestimmungen der übrigen Bedingungswerke in der Lebensv). Das Darlehn wird auf der Grundlage z. B. folgender in der Praxis verwandter Bedingungen gewährt: Bedingungen für Versicherungsdarlehn zur Deckung von Beiträgen 1. Die nichtgezahlten Beiträge werden durch ein Darlehn gedeckt. Dieses ist mit dem Zinssatz, der gesondert vereinbart wird, jährlich im voraus zu verzinsen. Der Zinssatz kann für bereits gegebene Darlehn mit Kenntnis der Aufsichtsbehörde geändert werden. 2. Die Zinsen vom Tage der Darlehnsaufnahme bis zum Ende des laufenden Versicherungsjahres werden in das Darlehn einbezogen. Die weiteren Zinsen sindjährlich zu Beginn des Versicherungsjahres zusammen mit dem dann fälligen Beitrag zu entrichten. 3. Das Darlehn kann jederzeit — nach Möglichkeit in einem Betrag — an den Versicherer zurückgezahlt werden. Etwa zuviel gezahlte Zinsen werden erstattet. 4. Der Versicherer darf das Darlehn bei jeder Leistung aus der Versicherung ohne weiteres abziehen oder, wenn die Versicherung beitragsfrei wird, verrechnen. 5. Wird ein Jahreszins nicht rechtzeitig gezahlt, so erhöht er sich um einen von der Aufsichtsbehörde genehmigten Satz. Außerdem wird der Versicherer den Versicherungsnehmer schriftlich auffordern, innerhalb einer Frist von zwei Wochen zu zahlen. 6. Sind die Darlehnszinsen nach Ablauf der Nachfrist noch ungezählt, so darf der Versicherer das Darlehn mit der für die Versicherung gebildeten Deckungsrückstellung verrechnen. Dadurch ermäßigt sich die Versicherungsleistung auf den Betrag, der sich aufgrund der verbleibenden Deckungsrückstellung bei weiterer Zahlung des bisherigen vollen Beitrags ergibt. Reicht die für die Versicherung gebildete Deckungsrückstellung zur Begleichung des Darlehns einschließlich Zinsen und Kosten nicht aus, so ist der Restbetrag sofort an den Versicherer zu zahlen. 7. Bei vorzeitiger Kündigung der Versicherung oder Verrechnung des Darlehns werden dem Versicherer die ungezählt gebliebenen Beiträge, Zinsen, Kosten sowie die Darlehnszinsen geschuldet, auch wenn diese mehr als einen Jahresbeitrag ausmachen. Zur Rechtsnatur des üblichen Policendarlehns vgl. LG Berlin 24.IX.1962 ZfV 1963 S. 233.

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IX. Änderung des LebensVVertrages, insbes AnpassungsV

Anm. C 210

[C 208] e) Antezipierte Einigung Für den Fall des Eintritts bestimmter Voraussetzungen können sich die Parteien des Lebensvsvertrages bei Abschluß des Vertrages mit einer späteren Änderung des Vertrages im Vorwege einverstanden erklären. Dabei können grundsätzlich allerdings nur solche künftigen Änderungen erfaßt werden, die ihrer Art nach voraussehbar und nicht für einen Vertragsteil in unbilliger Weise belastend sind (Wagner Bd VI Anm. C 30, vgl. auch BGH 22. IX. 1971 VersR 1971 S. 1116-1118). Zweifel erheben sich bei der Klausel in § 17 ALB (weitgehend identisch: § 17 Musterbedingungen für die Risikov, § 16 Musterbedingungen für die Rentenv, § 18 Musterbedingungen für die Vermögensbildungsv, § 22 Musterbedingungen für die Fondsgebundene Lebensv, § 22 Musterbedingungen für die Berufsunfahigkeitsv), wo es heißt: „Die Bestimmungen über den Rückkaufswert und die beitragsfreie Versicherung (§4), die Kriegsgefahr (§ 7), die Selbsttötung (§8) und die Überschußbeteiligung (§16) können mit Zustimmung der Aufsichtsbehörde auch für bestehende Versicherungen geändert werden." Die Klausel ist ihrem Inhalte nach die Vereinbarung einer antezipierten Einigung über eine künftige Vertragsänderung, und zwar innerhalb eines festumrissenen Rahmens, wobei allerdings nicht nur Änderungen in Frage kommen dürften, die allein eine Besserstellung des Vmers zum Gegenstand haben. Die Einordnung einer solchen Klausel als durch Vereinbarung in den Vsvertrag einbezogen läßt nach Wagner Bd VI Anm. C 30 - zu § 9 a (1) AKB - das AGBGesetz außer Betracht. Wagner weist darauf hin, daß nach § 23 III AGB-Gesetz behördlich genehmigte AVB auch dann als Bestandteil des Vsvertrages gelten, wenn die in § 2 I Nr 1 und 2 AGB-Gesetz bezeichneten Erfordernisse nicht eingehalten sind. Daraus allein kann für die Lebensv jedoch nicht gefolgert werden, daß hier keine Änderung kraft vorweggenommener Einigung vorliegt. Denn auf den materiellen Einbeziehungskonsens ist auch nach § 23 III AGB-Gesetz nicht verzichtet worden. [C 209] f) Änderung der Allgemeinen Lebensversicherungsbedingungen aa) Änderungsvereinbarung Ist der Fall einer derartigen antezipierten Einigung nicht gegeben, so gilt zunächst der Grundsatz, daß eine Änderung der für den Vsvertrag maßgeblichen AVB für den Vertragsinhalt ohne Bedeutung bleibt. Will der Ver neue Vsbedingungen in den Vertrag einführen, so bedarf er der Zustimmung des Vmers zu einer solchen Abänderung des Vertrages. Es handelt sich insoweit um einen Fall der vertraglichen Änderungsvereinbarung. Das gilt auch, wenn der Ver anläßlich einer aus einem anderen Grunde vorgenommenen Vertragsänderung (z. B. einer Erhöhung der Vssumme) zugleich auch neue AVB in den Vsvertrag einführen will. Dabei ist der Ver gehalten, den Vmer eingehend über Inhalt und Wirkung einer solchen Vertragsänderung aufzuklären. Genügt der Ver diesen Anforderungen nicht, so kann er den Vmer nicht auf die geänderte Fassung der AVB verweisen (BGH 24.XI.1972 VersR 1973 S. 1 7 6 - 1 7 7 [vgl. oben Anm. C 197], Wagner Bd VI Anm. C 31). [C 210] bb) Direktwirkung von Änderungen Nur ausnahmsweise kann sich bei der Änderung von Vsbedingungen eine Einwirkung auf bestehende Vsverhältnisse ergeben, ohne daß es zu einer Änderungsvereinbarung zwischen Ver und Vmer gekommen ist: Das ist der Fall, wenn die Bedingungsänderung kraft Gesetzes erfolgt: Der Gesetzgeber hat — bei Beobachtung der verfassungsrechtlichen Grenzen — die Möglichkeit, auch in bestehende Vertragsverhältnisse einzugreifen, also auch VsbeWinter

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Anm. C 214

C. Abschluß und Verbriefung des Lebensversicherungsvertrages

dingungen in bestehenden Verträgen zu ändern. Darüber hinaus hat nach der Verordnung vom 29.XI.1940 die Aufsichtsbehörde kraft Delegation eine entsprechende Rechtsetzungsbefugnis: Sie kann im Wege von Verordnungen neue AVB „mit Wirkung für bestehende Versicherungsverhältnisse ... an die Stelle der bisher geltenden Versicherungsbedingungen" setzen. Eine weitere Möglichkeit ist die Direkteinwirkung durch einen von der Aufsichtsbehörde erlassenen Verwaltungsakt. Gesetzliche Grundlage eines solchen Verwaltungsakts kann beispielsweise § 81 a VAG sein, der unter den dort genannten Voraussetzungen die aufsichtsbehördliche Änderung eines Geschäftsplans — und damit auch die Änderung von AVB — mit Wirkung für bestehende oder noch nicht abgewickelte Vsverhältnisse ermöglicht. [C 211] cc) Einwirkung beim Gegenseitigkeitsverein Beschließen die zuständigen Organe eines Gegenseitigkeitsvereins eine Änderung der AVB auch für bestehende Vsverträge, so gilt § 41 III 1 VAG, der bestimmt, daß eine Änderung der Satzung oder der AVB ein bereits bestehendes Vsverhältnis nur berührt, wenn der betreffende Vmer zustimmt. Es ist dabei insoweit ein Vertrag zwischen dem VVaG und dem Vmer erforderlich (a. M. Goldberg-Müller § 41 VAG Rz 15), denn § 41 III 1 VAG will die Änderung der für das Vsverhältnis maßgeblichen AVB und Satzungsbestimmungen angesichts ihrer Bedeutung für das einzelne Mitglied dem vereinsrechtlichen Unterwerfungsprinzip entziehen (Wriede Bd VI Anm. C 19). Neben dem Beschluß der zuständigen Organe des VVaG ist also ein Angebot zum Abschluß eines Änderungsvertrages an die Vereinsmitglieder auch deren Annahmeerklärung erforderlich. Die Annahme kann dabei auch konkludent erklärt werden, beispielsweise durch Zahlung der nunmehr erhöhten Prämie. Nicht erforderlich ist die Zustimmung des Vmers, wenn die Änderung eine AVB-Bestimmung betrifft, für die die Satzung ausdrücklich vorsieht, daß sie auch mit Wirkung für die bestehenden Vsverhältnisse geändert werden kann, § 41 III 2 VAG. [C 212] dd) Änderung durch Rechtsprechung Eine Änderung der Rechtsprechung zur Auslegung von grundlegenden Bestimmungen von AVB oder des VVG kann sich in der Praxis wie eine Änderung des Wortlauts des Vertrages auswirken. Für die Lebensv ist diese Änderungsmöglichkeit jedoch (bislang) ohne praktische Bedeutung. [C 213] g) Änderung kraft Gesetzes Auch unabhängig von der Änderung Allgemeiner Vsbedingungen kann es zu einer Änderung des Vsvertrages kraft gesetzlicher Bestimmung kommen. Beispiel einer solchen Änderung ist § 168 (Rechtserwerb des Vmers, falls bei einer Kapitallebensv ein Bezugsberechtigter das Recht nicht erwirbt). Im übrigen wird auf Bruck-Möller § 1 Anm. 113 verwiesen. [C 214] h) Änderung kraft Verwaltungsakts Der Verwaltungsakt braucht sich nicht auf den Geschäftsplan zu beziehen, er kann auch einzelne Vsverhältnisse unabhängig von der Änderung der Vsbedingungen betreffen. Ein Beispiel ist § 89 II VAG: Herabsetzung der Verpflichtungen des Lebens vers. 408

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IX. Änderung des LebensVVertrages, insbes AnpassungsV

Anm. C 219

[C 215] i) Einwirkung durch Satzungsänderung Im Rahmen des § 41 III VAG kann ein bestehender Vsvertrag nicht nur durch Änderung von AVB, sondern auch durch eine Satzungsänderung umgestaltet werden. [C216] j) Änderung kraft einseitiger Willenserklärung Nicht selten wird der Lebensvsvertrag durch eine einseitige Willenserklärung des Vers oder Vmers inhaltlich verändert. Das gilt allerdings im wesentlichen für den Vmer, eine Veränderung des Vertrages durch den Ver tritt demgegenüber zurück. Eine Umgestaltung des Vertrages durch eine Willenserklärung des Vers kennen §41 I (Verlangen einer Prämienerhöhung) sowie §§24, 27 (Kündigung bei einer Gefahrerhöhung im Rahmen des § 164). Darüber hinaus kann sich auch bei Änderung der Geschäftsgrundlage ein Einwirkungsrecht des Vers ergeben (vgl. dazu unten Anm. C 250). Eine einseitige Änderung des Lebensvsvertrages durch den Vmer ist beispielsweise im Rahmen der § 165 (Kündigungsrecht), § 166 I (Bezeichnung, Änderung, auch Widerruf einer Bezugsberechtigung), § 174 (Verlangen nach Umwandlung einer Lebensv, vgl. dazu ausführlich unten Anm. E) möglich. Eines ausdrücklichen Lösungsrechts bei der Anpassung eines Vertrages wegen Erschütterung der Geschäftsgrundlage bedarf es angesichts der Vorschrift des § 165 nicht. [C 217] k) Eintritt in eine Lebensversicherung Sind die Voraussetzungen des § 177 gegeben, so können der namentlich bestimmte Bezugsberechtigte, der Ehegatte oder die Kinder mit Zustimmung des Vmers an dessen Stelle in den Vsvertrag eintreten. Der Eintritt geschieht ohne jede Mitwirkung des Vers durch Anzeige und Nachweis der Zahlung nach § 177 I 2. Der Eingetretene tritt an die Stelle des Vmers, der fortan nur noch Gefahrsperson ist. Vgl. im einzelnen dazu unten Anm. H. [C218] 1) Fortsetzungserklärung in der Gruppenlebensversicherung aa) Fortsetzungsklausel Dem Gruppenmitglied wird in der Gruppenlebensv für den Fall seines Ausscheidens oder für den Fall der Auflösung der Gruppe in aller Regel das Recht eingeräumt, mit oder ohne Zustimmung der Gruppenspitze die V als Vmer entweder als prämienfreie oder als prämienpflichtige fortzuführen. Beinhaltet der Gruppenvsvertrag im Verhältnis zu einem gleichartigen Einzelvsvertrag Begünstigungen, so fallen sie vom Zeitpunkt der Beendigung des Vsverhältnisses im Rahmen des Gruppenvsvertrages fort. Das Gruppenmitglied muß also bei eigener Fortsetzung der V in der Regel eine höhere Prämie zahlen als zuvor, es findet jedoch keine neue Gesundheitsprüfung statt, und die Wartezeiten und sonstigen Fristen werden vom Beginn des Vsverhältnisses im Rahmen des Gruppenvsvertrages an gerechnet. (C 219] bb) Rechtliche Konstruktion der Fortsetzung Das Recht des Gruppenmitgliedes — also der Gefahrsperson — zur Fortsetzung des Vsverhältnisses als rechtlich selbständigen Einzelvsvertrag kann als Eintrittsrecht entsprechend dem gesetzlichen Eintrittsrecht nach § 177 gestaltet sein. Es wird der Gefahrsperson durch eine zwischen dem Ver und der Gruppenspitze im Gruppenvsvertrag getroffene Vereinbarung eingeräumt. Der Gruppenvsvertrag stellt sich damit auch insoweit als Vertrag zugunsten Dritter dar. Ausgeübt wird das Eintrittsrecht Winter

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Anm. C 221

C. Abschluß und Verbriefung des Lebensversicherungsvertrages

durch eine einseitige empfangsbedürftige Willenserklärung des bisherigen Gruppenmitgliedes gegenüber dem Ver innerhalb der dafür im Gruppenvsvertrag vereinbarten Frist. Damit wandelt sich das Vsverhältnis in einen Einzelvsvertrag mit dem bisherigen Gruppenmitglied als Vmer und nimmt zugleich den Inhalt an, den ein einzelner Vsvertrag nach dem Geschäftsplan des Vers haben würde. Ist das Vsverhältnis für das einzelne Gruppenmitglied mit dessen Ausscheiden aus der Gruppe erloschen oder ist es durch die Gruppenspitze gekündigt worden, so lebt es mit dem Zugang der Eintrittserklärung ähnlich wie bei der Regelung des § 39 III 3 wieder auf. Bei der rechtlichen Konstruktion dieser Umgestaltung ist zu beachten, daß die Rechtsordnung eine rechtsgeschäftliche Nachfolge in ein Vertragsverhältnis als Ganzes oder auch nur in einen Teil des Vertrages grundsätzlich nicht kennt, wenn der Vertrag wie hier sowohl Rechte als auch Pflichten mit sich bringt (ausführlich Millauer S. 56 — 57). Rechte und Pflichten müssen getrennt übertragen werden. Die Abtretung muß dabei sämtliche Rechte erfassen, die der Gruppenspitze aus der Ver des ausgeschiedenen Gruppenmitgliedes zustehen. Die Übernahme der Pflichten vollzieht sich nach § 414 BGB. Nachdem das ausgeschiedene Gruppenmitglied insoweit Inhaber der Rechte und Pflichten der Gruppenspitze geworden ist und damit die Vmerstellung erlangt hat, erfolgt die Verselbständigung der V durch einen Schuldabänderungsvertrag zwischen dem jetzigen Vmer und dem Ver, wobei z. B. auch eine entsprechende Prämienerhöhung vereinbart werden kann. Die auf den Abschluß dieser Verträge (Abtretung, Schuldübernahme und Abänderungsvertrag) gerichteten Anträge der Gruppenspitze bzw. des Vers sind in der Fortsetzungsklausel des Gruppenvsvertrages zu sehen, die Angebotsannahme des ausgeschiedenen Gruppenmitgliedes erfolgt mit der Fortsetzungsklärung gegenüber dem Ver. Da nach dem Gruppenvsvertrag dabei ein Zugang der Willenserklärung an den Ver genügen soll, ist im Hinblick auf die Abtretung von einem Zugangsverzicht der Gruppenspitze im Sinne des § 151 BGB auszugehen (ausführlich und überzeugend Millauer S. 56 — 58). Neben dieser zu einer Fortsetzungsv führenden Konstruktion kann auch vereinbart werden, daß das ausgeschiedene Gruppenmitglied das Recht hat, mit oder ohne Zustimmung der Gruppenspitze die Fortsetzung des Vsverhältnisses als Einzelv bei dem Ver zu beantragen. Das ist jedoch nur dann sinnvoll, wenn für den Ver ein Kontrahierungszwang besteht, so daß er den Antrag zu den festgelegten Bedingungen annehmen muß. [C 220] cc) Fortsetzungsversicherung bei der Betrieblichen Altersversorgung Die Fortsetzungsv spielt in der Betrieblichen Altersversorgung im Zusammenhang mit dem Ausscheiden von vten Arbeitnehmern aus dem Betriebe eine bedeutende Rolle. Dabei ist danach zu unterscheiden, ob die Voraussetzungen für die Unverfallbarkeit der Versorgungsanwartschaft gegeben sind oder nicht.

[C 221] (1) Ausscheiden des Arbeitnehmers nach Erfüllung der Voraussetzungen für die Unverfallbarkeit Der Arbeitgeber kann bei einer Direktv nach § 2 II 2 BetrAVG die unverfallbaren Ansprüche des Arbeitnehmers auf die bis zum Ausscheiden finanzierten Vsleistungen begrenzen und dem Arbeitnehmer die V mitgeben, wenn „1. spätestens nach 3 Monaten seit dem Ausscheiden des Arbeitnehmers das Bezugsrecht unwiderruflich ist und eine Abtretung oder Beleihung des Rechts aus dem Versicherungsvertrag durch den Arbeitgeber und Beitragsrückstände nicht vorhanden sind, 410

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IX. Änderung des LebensVVertrages, insbes AnpassungsV

Anm. C 225

2. vom Beginn der Versicherung, frühestens jedoch vom Beginn der Betriebszugehörigkeit an, nach dem Versicherungsvertrag die Überschußanteile nur zur Verbesserung der Versicherungsleistung zu verwenden sind und 3. der ausgeschiedene Arbeitnehmer nach dem Versicherungsvertrag das Recht zur Fortsetzung der Versicherung mit eigenen Beiträgen hat." Beläßt der Arbeitgeber die Überschußanteile nicht zugunsten der Arbeitnehmer im Gruppenvsvertrag, so ist dem Grundsatze nach derjenige Teil der vten Leistungen unverfallbar, der dem Verhältnis der zurückgelegten Dienstzeit zur insgesamt bis zum 65. Lebensjahr oder bis zum vorgesehenen früheren Schlußalter der V erreichbaren Dienstzeit entspricht. Wenn die bis zum Ausscheiden finanzierten Leistungen diese Höhe nicht erreichen, so richtet sich der verbleibende Anspruch direkt gegen den Arbeitgeber. Der ausgeschiedene Arbeitnehmer darf die Ansprüche aus dem Vsvertrag in Höhe des durch Beitragszahlungen des Arbeitgebers gebildeten geschäftsplanmäßigen Deckungskapitals weder abtreten noch beleihen noch zurückkaufen, § 2 II 4, 5 BetrAVG. [C 222] (2) Ausscheiden des Arbeitnehmers vor Erfüllung der Unverfallbarkeitsvoraussetzungen Auch bei dieser Sachlage kann dem Arbeitnehmer der bis zu seinem Ausscheiden erworbene Vsanspruch erhalten bleiben. Die V wird auf den Arbeitnehmer übertragen, der sie in voller oder verminderter Höhe durch Weiterzahlen entsprechender Beiträge aufrechterhalten kann. Die V wird dabei als Einzelv zu dem dafür gültigen Tarif und auf der Grundlage der dazugehörigen Vsbedingungen weitergeführt. Will der Arbeitgeber dem ausscheidenden Arbeitnehmer den Vsanspruch nicht mitgeben, kann die V auf einen neu in den Gruppenvsvertrag einzubeziehenden Arbeitnehmer übertragen werden. Von einer solchen Übertragung wird in steigendem Maße Gebrauch gemacht. Der Arbeitgeber kann die V aber auch kündigen und sich den Rückkaufswert auszahlen lassen. [C 223] m) Übertragung der Versicherungsnehmereigenschaft beim Tode des Versicherungsnehmers Zu den hier denkbaren Konflikten und Gestaltungsmöglichkeiten vgl. im einzelnen Mohr VersR 1966 S. 702-705. [C 224] n) Sonderregelungen bei einzelnen Lebensversicherungsformen aa) Risikoversicherung: Umtausch Nach § 5 Musterbedingungen für die Risikov kann der Vmer eine Risikov während ihrer Laufzeit, spätestens zum Ende des zehnten Vsjahres, ohne erneute Gesundheitsprüfung in eine kapitalbildende V über dieselbe oder eine niedrigere Vssumme umtauschen. Für die Beitragsberechnung der neuen V ist das vstechnische Alter der Gefahrsperson im Zeitpunkt des Beginns der neuen V maßgebend. Vgl. im einzelnen zur Risikoumtauschv Harlandt VW 1974 S. 3 4 2 - 3 4 6 , 4 0 2 - 4 0 6 , 4 5 2 - 4 5 5 . ]C 225] bb) Fondsgebundene Versicherung: Umwandlung Gemäß § 7 Musterbedingungen für die Fondsgebundene Lebensv kann der Vmer zum Ende des Vsjahres bzw. zum Ende eines jeden Ratenzahlungsabschnitts die Umwandlung der V in eine gleichartige beitragspflichtige DM-V verlangen, wobei die Beitragshöhe und der Ablauftermin identisch bleiben. Winter

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Anm. C 229

C. Abschluß und Verbriefung des Lebensversicherungsvertrages

[C 226] cc) Vermögensbildungsversicherung: Erhöhungsrecht Wie sich aus § 4 Nr 1 Musterbedingungen für die Vermögensbildungsv ergibt, hat der Vmer das Recht, die Vssumme durch die Entrichtung höherer laufender Beiträge für die Restlaufzeit der V zu erhöhen, sofern der zulässige Höchstbeitrag für Vermögensbildungsven nicht überschritten wird. Ist eine solche Überschreitung gegeben, so wird der übersteigende Beitrag auf einen zusätzlichen Lebensvsvertrag eingezahlt, der zu demselben Termin abläuft wie der Grundvertrag. [C 227] dd) Vermögensbildungsversicherung auf Fondsgebundene Versicherung: Verlängerungsrecht § 4 Nr 3 Musterbedingungen für die Vermögensbildungsv und § 9 Musterbedingungen für die Fondsgebundene Lebensv gewähren dem Vmer das Recht, die Verlängerung der V für einen bestimmten Zeitraum zu verlangen. Die Voraussetzungen für die Verlängerung und ihre Höchstdauer sind dabei unterschiedlich geregelt. [C 228] 2. Anpassungsversicherungen a) Begriffliches — Keine Anpassung wegen einer Veränderung des Verhältnisses von Leistung und Gegenleistung Die Anpassungsv — auch als Dynamische Lebensv oder als Lebensv mit planmäßiger Erhöhung der Vsleistungen bezeichnet — ist eine Lebensvsform mit quasi institutionalisierter Vertragsänderung, bei der eine regelmäßige Erhöhung des Beitrages und der Vsleistungen vorgesehen ist. Das Charakteristische der Anpassungsv ist es, daß die Änderung des Vertrages nicht auf einer Veränderung des Verhältnisses von Leistung (Gefahrtragung) und Gegenleistung (Prämienzahlung) beruht. Dabei handelt es sich insofern um eine automatische Anpassung der Beiträge und der Vsleistungen, als diese dem Grunde nach bei Vertragsbeginn fest vereinbart wird. Die Vereinbarung bezieht sich dabei primär auf die Erhöhung des jeweiligen Beitrages, wobei sodann jede Beitragserhöhung zu einer bestimmten Erhöhung der Vsleistungen führt. Der Umfang der einzelnen Beitragserhöhung kann dabei im voraus, also schon bei Vertragsabschluß fest vereinbart werden. Stärker verbreitet ist jedoch die Vertragsform, bei der sich die Anpassung nach der Steigerung des Höchstbeitrages in der Gesetzlichen Rentenv der Angestellten richtet. Die Anpassungsv zeichnet sich dabei insbesondere dadurch aus, daß sich die Gefahrsperson nicht — wie bei sonstigen Vertragserhöhungen — einer erneuten Gesundheitsprüfung unterziehen muß. Vstechnisch ist der Verzicht auf eine Gesundheitsprüfung möglich, weil sich angesichts der Automatik der Anpassungen eine Antiselektion nicht auswirken kann. [C 229] b) Entwicklung Die Anpassungsv hat für die Lebensv eine so erhebliche Bedeutung gewonnen, weil gerade die Lebensv grundsätzlich ein Vertrag ist, bei dem Beitragserhöhungen zulasten des Vmers oder Leistungsherabsetzungen durch den Ver aufgrund sich ändernder Rechnungsgrundlagen selbst bei oft über Jahrzehnte laufenden Verträgen nicht möglich sind (vgl. dazu unten Anm. G). Das gilt auch für die sog. Garantiewerte (Rückkaufswert oder beitragfreie Vssumme), die bei Kündigung des Vertrages vom Ver ermittelt werden. Eine Modifikation erfolgte — ohne Anpassung — grundsätzlich nur im Hinblick auf die Überschußbeteiligung, die zu einer in der Regel progressiven Vsleistung führt und durch die vorsichtige Beitragskalkulation begründet ist. 412

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IX. Änderung des LebensVVertrages, insbes AnpassungsV

Anm. C 229

Angesichts des in den sechziger und siebziger Jahren dieses Jahrhunderts zu konstatierenden Produktionszuwachses in der gesamten Volkswirtschaft mit dem Ergebnis eines weitgehend kontinuierlich wachsenden Lebensstandards breiter Bevölkerungskreise, was andererseits mit einer schwächer werdenden Geldwertstabilität der Währung einherging, zeigte sich ein starkes Bedürfnis nach Anpassungsven. Die Vorreiter dieser Vsformen waren dabei die Ven zur Befreiung von der Angestelltenvspflicht, die der Entwicklung des Höchstbeitrages in der Angestelltenv folgen, sowie die Firmengruppenven, die eine regelmäßige Erhöhung — vstechnisch in der Regel über die Nachv — nach einem bestimmten, teilweise sehr individuell geregelten Versorgungsplan vorsehen. Diese zunächst auf Spezialangebote für bestimmte Vmerkreise ausgerichteten Gestaltungsformen haben nach entsprechenden Abwandlungen einen großen Einfluß auf das Massengeschäft der Lebensver gewonnen. Die Anpassungsven werden von nahezu sämtlichen Lebensvern angeboten und stellen einen erheblichen Anteil am Lebensvsgeschäft dar. Die aufsichtsbehördlichen Grundsätze, die bei der Aufnahme einer Anpassungsv zu beachten sind, hat das BAV in seinem Geschäftsbericht 1972 S. 46 veröffentlicht. Sie sind im wesentlichen unverändert geblieben und lauten: „1. Die Versicherungssumme bei Vertragsbeginn sollte mindestens 10000 DM betragen. 2. Eine Erhöhung von Beiträgen und Versicherungsleistungen ist nach Erreichen des rechnungsmäßigen Alters von 60 (ggf. 65) Jahren nicht mehr möglich. 3. Widerspricht der VN hintereinander mehr als zwei Erhöhungen, so können spätere Erhöhungen nur nach einer erneuten Gesundheitsprüfung erfolgen. Entsprechendes gilt für die Nachholung einer unterlassenen Erhöhung. 4. Für die Festsetzung der Höchst-(Anfangs-)Versicherungssumme für Versicherungen ohne ärztliche Untersuchung sind die künftigen Summenerhöhungen zu berücksichtigen. Das führt in der Regel zu einer Reduzierung derjenigen Höchstversicherungssumme, die für Versicherungen ohne ärztliche Untersuchung und ohne planmäßige Erhöhung der Versicherungsleistung geschäftsplanmäßig festgelegt ist, um die Hälfte. Diese Reduzierung kann vermieden werden, wenn sich das VU verpflichtet, auf einen Rücktritt bzw. eine Anfechtung zu verzichten, soweit es die Summenerhöhungen angeht. 5. Ist eine Berufsunfahigkeits-Zusatzversicherung eingeschlossen, so ist eine Erhöhung des Beitrages solange nicht möglich, wie wegen Berufsunfahigkeit die Verpflichtung zur Beitragszahlung ganz oder teilweise entfallt. 6. Da es sich um einen einheitlichen Versicherungsvertrag handelt, sollte die Erhöhung des Versicherungsschutzes automatisch am Beginn des neuen Versicherungsjahres in Kraft treten, unabhängig von einer evtl. noch laufenden Widerspruchsfrist. 7. Für die praktische Durchführung der Erhöhung muß sichergestellt sein, daß der VN rechtzeitig über die Beitragserhöhung unterrichtet wird und daß ihm eine angemessene Frist zum Widerspruch (falls ein solcher vorgesehen ist) eingeräumt wird. Dabei empfiehlt es sich, die Nichtzahlung der Beitragserhöhung nach Ablauf der Widerspruchsfrist ebenfalls als Widerspruch anzusehen, damit das VU von der Risikotragung befreit wird. Die Widerspruchsfrist sollte nicht zu knapp bemessen sein, damit der VN auch in Ausnahmesituationen die Möglichkeit hat, rechtzeitig den Erhöhungsbeitrag zu zahlen. Bei Beitragseinzug im Lastschriftverfahren sollte der VN auch nach bereits erfolgter Abbuchung noch innerhalb einer angemessenen Zeitspanne widersprechen können. Winter

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Anm. C 230

C. Abschluß und Verbriefung des Lebensversicherungsvertrages

8. Bei der Überschußbeteiligung der einzelnen Summenerhöhungen sind die einschlägigen Wartezeiten zu beachten. Soll auf derartige Wartezeichen verzichtet werden, um eine einheitliche Überschußbeteiligung nach Maßgabe der erreichten Gesamtversicherungssumme gewähren zu können, so darf das zu keiner Besserstellung der Versicherten führen; das ist dem BAV im einzelnen nachzuweisen." Eine Ergänzung haben die Grundsätze durch den Mustergeschäftsplan VerBAV 1974 S. 26—27 erfahren, der aus der Genehmigungspraxis des BAV entwickelt und von Claus VerBAV 1974 S. 1 1 - 2 5 erläutert worden ist. [C 230] c) Besondere Bedingungen für die Lebensversicherung mit planmäßiger Erhöhung der Beiträge und Leistungen ohne erneute Gesundheitsprüfung — Bedingungstext Die Besonderen Vsbedingungen für die Anpassungsv sind mehrfach geändert worden. Wenn sie dabei seinerzeit nur für die Kapitalv geschaffen waren, so werden sie nach den erforderlichen Modifikationen nunmehr auch in der Rentenv verwendet. Sie lauten in der Fassung VerBAV 1982 S. 183 —184 (wobei anschließend die leichter verständliche Fassung der Bedingungen wiedergegeben wird (VerBAV 1984 S. 8 — 9), die inhaltlich mit der ersten Fassung gänzlich übereinstimmt): aa) Normale Fassung: § 1 Planmäßige Erhöhung der Versicherung Der Beitrag für diese Versicherung einschließlich etwaiger Zusatzversicherungen erhöht sich jeweils im selben Verhältnis wie der Höchstbeitrag in der gesetzlichen Rentenversicherung der Angestellten. Die Beitragserhöhung bewirkt eine Erhöhung der Versicherungsleistungen ohne erneute Gesundheitsprüfung. Erhöhungen erfolgen bis zum Ablauf der Beitragszahlungsdauer, jedoch nicht länger, als bis der Versicherte — bei Versicherung mehrerer Personen der älteste Versicherte — das rechnungsmäßige Alter von 65 Jahren erreicht hat. Bei der Aussteuerversicherung erfolgt darüber hinaus die letzte Erhöhung, wenn das mitversicherte Kind das rechnungsmäßige Alter von 15 Jahren erreicht hat. Anmerkung: Bei einem anderen Erhöhungsmaßstab ist Absatz 1 entsprechend abzuändern. Ist als Erhöhungsmaßstab eine feste prozentuale Beitragserhöhung, ζ. B. 5% ( maximal um 10%), vorgesehen, so lautet Absatz 1: „Der Beitrag für diese Versicherung einschließlich etwaiger Zusatzversicherungen erhöht sich laufend um 5% des Vorjahresbeitrags" oder, sofern der Erhöhungsmaßstab im Versicherungsschein enthalten ist: „Der Beitrag für diese Versicherung einschließlich etwaiger Zusatzversicherungen erhöht sich laufend um den vereinbarten Prozentsatz des Vorjahresbeitrags." §2

Erhöhungstermin

Die Erhöhungen des Beitrags und der Versicherungsleistungen erfolgen jeweils zu dem Jahrestag des Versicherungsbeginns, der auf eine Erhöhung des Höchstbeitrages in der gesetzlichen Rentenversicherung der Angestellten folgt oder mit ihr zusammenfällt. Der Versicherungsnehmer erhält rechtzeitig vor dem Erhöhungstermin eine Mitteilung über die Erhöhung. 414

Winter

IX. Änderung des LebensVVertrages, insbes AnpassungsV

Anm. C 230

Der Versicherungsschutz aus der jeweiligen Erhöhung beginnt am Erhöhungstermin. Anmerkung: Bei einem von der gesetzlichen Rentenversicherung unabhängigen Erhöhungsmaßstab entfällt der letzte Halbsatz des Absatzes 1. Ist Erhöhungstermin der Beginn des jeweiligen Kalenderjahres, so ist Absatz 1 entsprechend abzuänden. § 3 Berechnung der erhöhten

Versicherungsleistungen

Die Erhöhung der Versicherungsleistungen errechnet sich nach dem am Erhöhungstermin erreichten Alter der versicherten Person(en), der restlichen Beitragszahlungsdauer und einem eventuell vereinbarten Beitragszuschlag. Im übrigen gilt der jeweilige von der Aufsichtsbehörde genehmigte Geschäftsplan.* Sind Zusatzversicherungen eingeschlossen, so werden ihre Versicherungsleistungen im selben Verhältnis wie die der Hauptversicherung erhöht. § 4 Einheit des

Versicherungsvertrages

Alle im Rahmen des Versicherungsvertrages getroffenen Vereinbarungen, insbesondere die Versicherungsbedingungen sowie die Bezugsrechtsverfügung, erstrecken sich auch auf die Erhöhung der Versicherungsleistungen. Die Erhöhung der Versicherungsleistungen aus dem Versicherungsvertrag setzt die Fristen der §§ 6 Abs. 1 — Verletzung der Anzeigepflicht — und 8 — Selbsttötung — der Allgemeinen Versicherungsbedingungen nicht erneut in Lauf. § 5 Aussetzen von Erhöhungen Die Erhöhung entfällt rückwirkend, wenn der Versicherungsnehmer ihr bis zum Ende des ersten Monats nach dem Erhöhungstermin widerspricht oder wenn der erste erhöhte Beitrag nicht innerhalb von zwei Monaten nach dem Erhöhungstermin gezahlt wird. Unterbliebene Erhöhungen können nur mit Zustimmung des Versicherers nachgeholt werden. Unterbleiben hintereinander mehr als zwei Erhöhungen, so erlischt das Recht auf weitere Erhöhungen; es kann mit Zustimmung des Versicherers neu begründet werden. Bei einer Versicherung mit Einschluß der Berufsunfähigkeits-Zusatzversicherung sind Erhöhungen ausgeschlossen, solange wegen Berufsunfähigkeit die Verpflichtung zur Beitragszahlung ganz oder teilweise entfällt. Anmerkung: Ist das Berufsunfähigkeits-Risiko bereits durch die Hauptversicherung gedeckt, so können in Abs. 3 die Wörter „der Berufsunfähigkeits-Zusatzv erSicherung" durch „des Berufsunfähigkeits-Risikos" ersetzt werden. bb) Leichter verständliche Fassung: § 1 Nach welchem Maßstab

erfolgt die planmäßige

Erhöhung der

Beiträge?

(1) Der Beitrag für diese Versicherung einschließlich etwaiger Zusatzversicherungen erhöht sich jeweils im selben Verhältnis wie der Höchstbeitrag in der gesetzlichen Rentenversicherung der Angestellten. * Nach einer Erhöhung der Versicherungsleistungen können Rückkaufswert und beitragsfreie Versicherungsleistung nicht mehr der dem Versicherungsschein beigefügten Tabelle entnommen werden. Sie können bei Bedarf beim Versicherer erfragt werden.

Winter

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Anm. C 230

C. Abschluß und Verbriefung des Lebensversicherungsvertrages

(2) Die Beitragserhöhung Gesundheitsprüfung.

bewirkt eine Erhöhung der Versicherungsleistungen

ohne erneute

(3) Die Erhöhungen erfolgen bis zum Ablauf der Beitragszahlungsdauer, jedoch nicht länger, als bis der Versicherte — bei Versicherung mehrerer Personen der älteste Versicherte — das rechnungsmäßige Alter* von 65 Jahren erreicht hat. Bei der Aussteuer- Versicherung erfolgt darüber hinaus die letzte Erhöhung, wenn das mitversicherte Kind das rechnungsmäßige Alter von 15 Jahren erreicht hat. Anmerkung: Wird als rechnungsmäßiges Eintrittsalter des Versicherten die Differenz zwischen dem Beginnjahr und dem Geburtsjahr genommen, gilt folgende Alternativfassung: „Das rechnungsmäßige Alter des Versicherten ist die Differenz zwischen dem Kalenderjahr des Versicherungsbeginns und dem Geburtsjahr." Anmerkung: Bei einem anderen Erhöhungsmaßstab ist Absatz 1 entsprechend abzuändern. Ist als Erhöhungsmaßstab eine feste prozentuale Beitragserhöhung, ζ. B. um 5 Prozent (max. um 10 Prozent), vorgesehen, so lautet Absatz 1: „Der Beitrag für diese Versicherung einschließlich etwaiger Zusatzversicherungen erhöht sich jeweils um 5 Prozent des Vorjahresbeitrages." oder, sofern der Erhöhungsmaßstab im Versicherungsschein enthalten ist: „Der Beitrag für diese Versicherung einschließlich etwaiger Zusatzversicherungen sich jeweils um den vereinbarten Prozentsatz des Vorjahresbeirags." § 2 Zu welchem Zeitpunkt erhöhen sich Beiträge und

erhöht

Versicherungsleistungen?

(1) Die Erhöhungen des Beitrags und der Versicherungsleistungen erfolgen jeweils zu dem Jahrestag des Versicherungsbeginns, der auf eine Erhöhung des Höchstbeitrages in der gesetzlichen Rentenversicherung der Angestellten folgt oder mit ihr zusammenfällt. (2) Sie erhalten rechtzeitig vor dem Erhöhungstermin eine Mitteilung über die Erhöhung. Der Versicherungsschutz aus der jeweiligen Erhöhung beginnt am Erhöhungstermin. Anmerkung: Bei einem von der gesetzlichen Rentenversicherung der letzte Halbsatz des Absatzes 1. Ist Erhöhungstermin abzuändern.

unabhängigen Erhöhungsmaßstab

entfällt

der Beginn des jeweiligen Kalenderjahres, so ist Absatz 1 entsprechend

§ 3 Wonach errechnen sich die erhöhten

Versicherungsleistungen?

(1) Die Erhöhung der Versicherungsleistungen errechnet sich nach dem am Erhöhungstermin erreichten rechnungsmäßigen Alter** der versicherten Person(en), der restlichen Beitragszahlungs-

* Das rechnungsmäßige Alter ist das Alter des Versicherten, wobei ein bereits begonnenes aber noch nicht vollendetes Lebensjahr hinzugerechnet wird, falls davon mehr als sechs Monate verstrichen sind. ** Das rechnungsmäßige Alter ist das Alter des Versicherten, wobei ein bereits begonnenes, aber noch nicht vollendetes Lebensjahr hinzugerechnet wird, falls davon mehr als sechs Monate verstrichen sind. Anmerkung: Wird als rechnungsmäßiges Eintrittsalter des Versicherten die Differenz zwischen dem Beginnjahr und dem Geburtsjahr genommen, gilt folgende Alternativfassung: „Das rechnungsmäßige Alter des Versicherten ist die Differenz zwischen dem Kalenderjahr des Versicherungsbeginns und dem Geburtsjahr."

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Anm. C 233

dauer und einem eventuell vereinbarten Beitragszuschlag. Im übrigen gilt der jeweilige von der Aufsichtsbehörde genehmigte Geschäftsplan*. (2) Sind Zusatzversicherungen eingeschlossen, so werden ihre Versicherungsleistungen im selben Verhältnis wie die der Hauptversicherung erhöht. § 4 Welche sonstigen Bestimmungen gelten fiir die Erhöhung der Versicherungsleistungen? (1) Alle im Rahmen des Versicherungsvertrages getroffenen Vereinbarungen, insbesondere die Allgemeinen Bedingungen sowie die Bezugsrechtsverfügung, erstrecken sich auch auf die Erhöhung der Versicherungsleistungen. (2) Die Erhöhung der Versicherungsleistungen aus dem Versicherungsvertrag setzt die Fristen der §§ 6 Abs. 1 — Verletzung der Anzeigepflicht — und 8 — Selbsttötung — der Allgemeinen Bedingungen nicht erneut in Lauf § 5 Wann werden Erhöhungen ausgesetzt? ( Í ) Die Erhöhung entfällt rückwirkend, wenn Sie ihr bis zum Ende des ersten Monats nach dem Erhöhungstermin widersprechen oder den ersten erhöhten Beitrag nicht innerhalb von zwei Monaten nach dem Erhöhungstermin zahlen. (2) Unterbliebene Erhöhungen können Sie mit unserer Zustimmung nachholen. (3) Sollten Sie mehr als zweimal hintereinander von der Erhöhungsmöglichkeit keinen Gebrauch machen, so erlischt Ihr Recht auf weitere Erhöhungen; es kann jedoch mit unserer Zustimmung neu begründet werden. (4) Ist in Ihrer Versicherung eine Berufsunfähigkeits-Zusatzversicherung mit eingeschlossen, erfolgen keine Erhöhungen, solange wegen Berufsunfähigkeit Ihre Beitragszahlungspflicht ganz oder teilweise entfällt. Anmerkung: Ist das Berufsunfähigkeits-Risiko bereits durch die Hauptversicherung gedeckt, so können in Absatz 4 die Wörter „eine Berufsunfähigkeits-Zusatzversicherung" durch „das Berufsunfähigkeits-Risiko" ersetzt werden. [C 231] d) Anpassungsvarianten Die Anpassung des Vsschutzes wird im allgemeinen durch eine Anhebung der Vsprämie mit der daraus resultierenden Leistungssteigerung (sog. Prämienprimat) oder durch eine Anhebung der vten Leistung selbst (sog. Leistungsprimat) mit danach bemessener Prämienanpassung erreicht. Dabei ist zwischen einem an allgemeinen volkswirtschaftlichen Daten sich orientierenden äußeren und einem auf das einzelne Vsverhältnis bezogenen inneren M a ß s t a b zu unterscheiden. [C 232] aa) Prämienprimat (1) Äußerer MaBstab Die Prämiensteigerung richtet sich beispielsweise nach der allgemeinen Einkommensentwicklung, wie sie sich in der Sozialv in der Steigerung des Angestelltenvshöchstbeitrages niederschlägt. [C 233] (2) Innerer Maßstab Die Prämie wird ζ. B. um einen bestimmten Prozentsatz der Anfangsprämie oder der bisher erreichten Prämie erhöht. Bei einer Steigerung mit einem festen Prozentsatz, * Nach einer Erhöhung der Versicherungsleistungen können Rückkaufswert und beitragsfreie Versicherungsleistung nicht mehr der dem Versicherungsschein beigefügten Tabelle entnommen werden. Sie können bei Bedarf beim Versicherer erfragt werden. Winter

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Anm. C 237

C. Abschluß und Verbriefung des LebensversicherungsVertrages

der auf die Anfangsprämie bezogen wird, sind in DM die Prämienerhöhungen gleich groß (arithmetische Prämiensteigerung). Bei einer Steigerung der jeweils erreichten Prämie werden die Prämienerhöhungen immer größer (geometrische Prämiensteigerung). Der Steigerungsprozentsatz kann in unterschiedlicher Höhe vereinbart werden, er liegt im allgemeinen zwischen 5 und 10%. Aus Risikogründen wird der Steigerungssatz je V dabei starr festgelegt. [C 234] bb) Leistungsprimat (1) Äußerer Maßstab Als äußerer Maßstab kann beispielsweise die allgemeine Beitragsbemessungsgrenze der gesetzlichen Angestelltenv oder das Gehalt eines Beamten des höheren Dienstes (ζ. B. eines Regierungsrats) herangezogen werden. Die vte Leistung steht hier immer in einem bestimmten Verhältnis zum Maßstab (wie Beitragsbemessungsgrenze oder Beamtengehalt). Der Prozentsatz, der das Verhältnis ausdrückt, kann wiederum einen gewissen Bereich abdecken, so wird ζ. B. bei 200% als Summe ständig das Doppelte der Bezugsgröße vt. [C 235] (2) Innerer Maßstab Die Summe — und damit auch die Prämie - wird um einen bestimmten Prozentsatz der Anfangsvssumme bzw. der erreichten Vssumme erhöht. |C 236] cc) Vorkommen und Mischformen In der Praxis findet sich ganz vorherrschend eine Anpassung mit Prämienprimat, wobei die Anpassung an den Höchstbeitrag in der Gesetzlichen Rentenv der Angestellten am weitaus stärksten verbreitet ist. Dabei kann allerdings auch eine Mischung mehrerer Methoden vorkommen: So kann grundsätzlich die Entwicklung des Höchstbeitrages in der Angestelltenv maßgebend sein, die jährliche Erhöhung aber darf einen Mindestsatz von ζ. B. 5% nicht unterschreiten. Ist eine Anpassungsv mit Prämienprimat gegeben, so fallt die Erhöhung der Vsleistung im Verhältnis zur Prämienerhöhung um so niedriger aus, je kürzer die Restlaufzeit des Lebensvsvertrages ist. Daher bewirken derartige Prämienerhöhungen zunächst nur eine begrenzte Anpassung des Vsschutzes. Eine proportional gleichhohe Anpassung der Vsleistungen wäre nur bei einer entsprechenden Deckungskapitalauffüllung möglich, die von dem Vmer im allgemeinen jedoch finanziell nicht zu realisieren ist. Diese Lücke kann in der Praxis weithin durch die Überschußbeteiligung ausgeglichen werden. So findet sich eine Mischform von Prämien- und Leistungsanpassung in der Gestalt, daß Prämie und Vsleistung grundsätzlich im gleichen Verhältnis erhöht werden, wobei jedoch die jährlichen Uberschußanteile zur Deckungskapitalauffüllung verwendet werden. Die effektive Erhöhung ist hier nach unten hin durch die verfügbaren Überschußanteile begrenzt, nach oben hin durch einen mit dem Vmer vereinbarten Prozentsatz (vgl. Claus VerBAV 1974 S. 12). [C 237] dd) Sonderformen Die weiteren Sonderformen einer Anpassungsv — die teilweise nicht zu den Anpassungsven im engeren Sinne zu zählen sind — haben kaum Verbreitung gefunden: 418

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Anm. C 239

Bei der Aufstockungsv (andere Bezeichnungen: Aufbau-, Wandel-, Fortschrittv) hat der Vmer die Möglichkeit, nach eigenem Ermessen Zuzahlungen zu der Einmalprämie bzw. den laufenden Prämien zu leisten und die Vssumme bzw. die Vsrente entsprechend aufzustocken. Bei dieser V, die insbesondere von Vmern gewählt wird, deren Einkünfte nicht regelmäßig sind, wird die Zuzahlung vstechnisch jeweils wie eine Einmalprämie behandelt. Die mit der Anpassungsv typischerweise verbundenen rechtlichen Probleme finden sich nicht bei den Vsformen mit mittelbarer Dynamisierung, wo es beispielsweise zu einer Prämienanpassung nicht kommt. Vgl. dazu im einzelnen unten Anm. G. [C 238] e) Anwendungsbereich, Zusatzversicherungen, Gruppenversicherung Häufig findet sich eine automatische Anpassung bei der gemischten V, also der Kapitalv auf den Todes- und Erlebensfall (vgl. dazu Claus VerBAV 1981 S. 216), aber auch in anderen Vsformen wie der Rentenv und Zusatzven wird die Anpassungsv angeboten. Erhöhungen sind dabei grundsätzlich nur solange möglich, wie die Gefahrsperson das für Neuabschlüsse geltende Höchsteintrittsalter noch nicht überschritten hat. Im allgemeinen wird die Grenze für die letzte Erhöhung beim Alter von 60 Jahren gezogen; liegt das geschäftsplanmäßige Höchsteintrittsalter — wie es generell gegeben ist — höher, so können Anpassungen auch noch bis zum Alter von 65 Lebensjahren vorgenommen werden. Darüber hinaus zu gehen, verbietet sich u. a. wegen des Ausscheidens des Vmers aus dem beruflichen Leben, so daß weitere Anpassungen aus finanziellen Gründen kaum in Betracht kommen dürften (Claus VerBAV 1974 S. 1 2 - 1 3 ) . Die automatische Anpassung kann insbesondere auch die Zusatzven und die Zusatzleistungen — wie bei einer Berufsunfallzusatz- oder einer Unfallzusatzv — betreffen. Ist bei einer Berufsunfahigkeitszusatzv aber schon eine Berufsunfähigkeit eingetreten und anerkannt worden, so scheiden weitere Beitragsanpassungen naturgemäß aus. Sollen gleichwohl noch Prämienerhöhungen zugelassen werden, so dürfen sie sich nicht auf die Berufsunfahigkeitszusatzv erstrecken, was zu einer Verwaltungserschwernis führt. Die Anpassungsv kommt insbesondere auch in der Gruppenv vor. Zu Gruppenvsverträgen mit stufenweisem Aufbau der Vsleistungen gegenlaufende Beiträge in variabler Höhe vgl. VerBAV 1981 S. 121. [C 239] f) Mindest- und Höchstversicherungssummen Die Anfangsvssumme beträgt aus Kostengründen bei Vereinbarung der laufenden Erhöhung mindestens 10000 DM. Sofern Vorven bei den Erhöhungen mit ihrer Prämie oder ihrer Summe angerechnet werden, kann die Anfangsvssumme im Ausnahmefall auch unter 10000 D M liegen. Die Höchstvssumme ist bei Verzicht auf eine ärztliche Untersuchung entsprechend zu begrenzen. Dabei ist zu beachten, daß die Vssumme bei einer automatischen Anpassung laufend wächst, bis sie ihren Höchstwert erreicht. Dieser Höchstwert darf den Betrag, der von der Aufsichtsbehörde als Höchstsumme für eine V ohne ärztliche Untersuchung festgesetzt ist, grundsätzlich nicht überschreiten. In der Praxis geht man davon aus, daß die Anfangsvssumme bei einer Anpassungsv nicht über den Betrag von zwei Dritteln der für Ven ohne ärztliche Untersuchung zulässigen Höchstvssumme hinausgehen darf. Dabei wird berücksichtigt, daß die bei Vertragsschluß geltende aufsichtsbehördlich festgelegte Höchstvssumme frühestens dann erreicht bzw. überschritten wird, wenn aller Voraussicht nach dieser Beitrag erneut angehoben ist. Winter

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Anm. C 243

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[C 240] g) Gesundheitsprüfung Ist vor Abschluß der V angesichts der Höhe der beantragten Vssumme eine Gesundheitsprüfung vorgenommen worden, so werden die sich anschließenden Erhöhungen solange ohne Risikoprüfung durchgeführt, wie der Vmer regelmäßig an diesen Erhöhungen teilnimmt. Da der Vmer die Möglichkeit hat, einzelne Anpassungen auszulassen — wenn beispielsweise aus finanziellen Gründen eine Beitragserhöhung zu Schwierigkeiten führen würde —, ist in den Bedingungen die Regelung getroffen worden, daß das Recht auf weitere Erhöhungen erlischt, wenn der Vmer nacheinander mehr als zweimal der Erhöhung widerspricht. Soll das Recht auf weitere Erhöhungen in einem solchen Fall mit Zustimmung des Ver neu begründet werden, so muß sich der Vmer einer erneuten Gesundheitsprüfung unterziehen. Diese Regelung ist insbesondere getroffen worden, um eine Gegenauslese zu vermeiden. Eine erneute Gesundheitsprüfung muß sich der Ver darüber hinaus vorbehalten, wenn der Vmer ausgelassene Erhöhungen nachholen will. Soll in eine bestehende V das Erhöhungsrecht erstmals einbezogen werden, so wird im allgemeinen eine erneute Gesundheitsprüfung erforderlich. Ergibt die Risikoprüfung, daß eine Lebensv nur zu erschwerten Bedingungen angenommen werden kann, so sind Maßnahmen erforderlich, um die späteren Erhöhungen entsprechend zu berücksichtigen. Das ist auf drei Wegen möglich: Eine Methode, die auch vstechnisch zu genauen Ergebnissen führt, ist die Festsetzung einer Altersverschiebung in Abhängigkeit von der festgesetzten Risikoklasse. Eine andere Möglichkeit ist die Vereinbarung eines festen Erschwerungszuschlags, der die künftige Entwicklung des riskierten Kapitals bei laufender Anpassung von vornherein berücksichtigt. Eine dritte Methode ist schließlich, die Risikoklasse zu speichern und bei jeder Erhöhung der V den Erschwerniszuschlag für die hinzukommende Summe nach erreichtem Alter und Restlaufzeit des Vertrages zu berechnen. [C 241] h) Antrag, Versicherungsschein Bei der Anpassungsvereinbarung muß der Vmer eine Erklärung unterschreiben, aus der deutlich hervorgeht, daß und in welchem Umfange die Prämien jährlich erhöht werden sollen. Dazu genügt ein Verweis auf die Besonderen Anpassungsbedingungen, wenn sie dem Vmer bei Antragstellung ausgehändigt werden oder wenn der Vmer auf andere Weise wie beispielsweise durch ein entsprechendes Merkblatt über die Besonderheiten einer Anpassungsv hingewiesen wird. Nach Ziff. 1.3 der Geschäftsplanmäßigen Erklärungen verpflichtet sich dementsprechend der Ver, in das Antragsformular einen Text aufzunehmen, wonach sich Beitrag und Vsleistungen nach Maßgabe der Besonderen Bedingungen für die Anpassungsv jährlich erhöhen. Auch der Vsschein ist durch einen Zusatz zu ergänzen, wonach Beiträge und Vsleistungen entsprechend steigen, Ziff. 2.7 Geschäftsplanmäßige Erklärungen. [C 242] i) Durchführung der Erhöhungen In der Vspraxis wird die Anpassung auf zwei Wegen vorgenommen, und zwar entweder über das sog. Angebotsverfahren oder den sog. Nachtrag mit Widerspruchsrecht. [C243] aa) Angebotsverfahren Bei diesem Verfahren erhält der Vmer zum Erhöhungstermin ein Erhöhungsangebot des Vers. Der Vmer kann das Angebot annehmen, es steht ihm aber auch frei, das Angebot abzulehnen oder überhaupt nicht zu reagieren. Reagiert er nicht, so 420

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Anm. C 247

kann die Erhöhungsvereinbarung gleichfalls nicht zustande kommen. Die Annahme des Angebots durch den Vmer kann innerhalb einer angemessenen und dem Vmer vorgegebenen Frist auf verschiedene Weise erfolgen: Die Annahmeerklärung kann ζ. B. schriftlich vorgenommen werden, sie kann aber auch durch Zahlung der im Angebot genannten erhöhten Prämie konkludent erfolgen. Solange das Angebot nicht angenommen wird, bleibt es beim bisherigen Vsschutz und bei der bisherigen Prämie. [C244] bb) Nachtrag mit Widerspruchsrecht In der Praxis sehr viel stärker verbreitet ist das Nachtragsverfahren. Hier erhält der Vmer zum Erhöhungstermin einen Nachtrag zum Vsvertrag, wobei die Erhöhung frühestens zum Erhöhungstermin wirksam wird und als angenommen gilt, solange der Vmer nicht innerhalb bestimmter Fristen widerspricht, vgl. § 5 der Besonderen Bedingungen. Der Widerspruch ist möglich durch direkte schriftliche Erklärung des Vmers, es gilt aber auch als Widerspruch, wenn die erhöhte Prämie nicht gezahlt wird. Führt ein Widerspruch dazu, daß das Recht auf laufende Erhöhung des Vertrages erlischt, so ist der Vmer von dem Ver zuvor entsprechend zu unterrichten. [C 245] j) Betriebliche Altersversorgung und Anpassungsversicherung Die Anpassungsprüfungspflicht des Arbeitgebers nach § 16 BetrAVG bezieht sich nicht auf die Beitrags- und Leistungserhöhungen im Rahmen der Anpassungsv, die nur im Anwartschaftsstadium vorgenommen werden. Die Anpassungsprüfung betrifft allein die laufenden Leistungen der betrieblichen Altersversorgung und ist auch dann nicht anwendbar, wenn die Direktv — wie weitgehend üblich — auf Kapitalbasis abgeschlossen wird. Bei Direktven auf Rentenbasis leistet die Überschußbeteiligung, die in alljährliche Erhöhungsrenten umgesetzt wird, eine wirksame Anpassungshilfe (vgl. hierzu im einzelnen Höfer, Gesetz zur Verbesserung der Betrieblichen Altersversorgung, 2. Aufl., München 1976, § 16 Rz 77 — 80). (C 246] k) Versorgungsausgleich und Anpassungsversicherung aa) Grundsatz Zum Versorgungsausgleich enthält § 1587 a III BGB besondere Bewertungsregeln für Versorgungen und Anwartschaften, deren Wert nicht in gleicher oder nahezu gleicher Weise steigt wie der Wert der Beamtenversorgungs- und Sozialvsrentenanwartschaften des § 1587 a II Nr 1 und 2 BGB. Die Vorschrift soll das Problem des Ausgleichs von Versorgungsanrechten unterschiedlicher Qualität, insbesondere von Versorgungsanrechten, die an die wirtschaftliche Entwicklung angepaßt werden, und solchen, bei denen dies nicht der Fall ist, durch eine Umrechnung in Anwartschaften der Gesetzlichen Rentenv lösen (vgl. BT-Drucksache 7/4361 S. 39). Das wird auch für den Versorgungsausgleich von Anrechten aus der Lebensv von Bedeutung. [C 247] bb) Volldynamische und teildynamische Versorgungsanrechte Erhöht sich eine Versorgungsanwartschaft in gleicher oder nahezu gleicher Weise wie der Wert der Beamtenversorgungs- und Sozialvsrentenanwartschaften im Sinne des § 1587 a II BGB, so spricht man von einer volldynamischen Versorgung (vgl. § 1 12 Barwertverordnung). Nach vsmathematischen Grundsätzen bedingt die Volldynamisierung in diesem Sinne eine fortlaufende Steigerung der Versorgungsaufwendungen sowohl im Anwartschafts- als auch im Leistungsstadium. In der Gesetzlichen Rentenv erfolgt die Dynamisierung im Anwartschaftsstadium dabei durch eine Winter

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Anm. C 250

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Koppelung der allgemeinen Bemessungsgrundlage an den Durchschnittsverdienst, im Leistungsstadium wird sie durch die aufgrund des Generationenvertrages von den aktiven Vten einkommensbezogen erbrachten Beiträge sichergestellt. Wird bei einer dynamischen Versorgung die Qualität der Dynamik bei Beamtenversorgungs- und Sozialvsrenten nicht erreicht, so spricht man von einer Teildynamik. Fehlt die Dynamik gänzlich, handelt es sich um eine statische Versorgung (vgl. dazu im einzelnen Heubeck-Zimmermann BB 1981 S. 1225-1232). [C 248] cc) Anpassungsversicherung als teildynamische Versorgung Bei der kapitalbildenden Anpassungsv wird eine Dynamisierung grundsätzlich nur während der Aufschubzeit, also im Anwartschaftsstadium vorgenommen, nicht aber im Leistungsstadium. Da die im Rahmen dieser Anpassung entrichteten zusätzlichen Beitragsanteile vstechnisch wie selbständige Nachven behandelt werden, besteht das Gesamtdeckungskapital einer Rentenv als Anpassungsv aus der Summe des Deckungskapitals der vten Anfangsrente und der Deckungskapitale der Erhöhungsrenten (Braa VerBAV 1979 S. 92). Sieht man von der Überschußbeteiligung — die durchaus zu einer merklichen Rentenerhöhung führen kann — ab, so besteht in der privaten Rentenv im Leistungsstadium grundsätzlich keine Dynamisierung. Die Anpassungsv ist also eine nur teildynamische Versorgung. Eine Dynamisierung auch im Leistungsstadium ist praktisch nur mit Hilfe eines Umlageverfahrens wie bei der Gesetzlichen Rentenv durchzuführen, nicht aber mit dem in der Privatv allein möglichen Finanzierungsverfahren. Hier würde die theoretisch gewiß denkbare Volldynamisierung nur über unverhältnismäßig hohe Prämien im Anwartschaftsstadium zu finanzieren sein. Angesichts dieses und weiterer Unterschiede in der Ausgestaltung der privat- und sozialvsrechtlichen Versorgungsanwartschaften bedarf es der Umrechnungsnorm des § 1587 a III BGB. Vgl. hierzu im einzelnen Eisenecker S. 2 4 3 - 2 6 6 , Soergel-Winter § 1587 a Rz 2 7 5 - 2 8 9 . (C 249] 1) Einmalige Erhöhungsaktionen mit vereinfachter Gesundheitsprüfung Keine Anpassung im Rahmen einer Anpassungsv stellen die sog. einmaligen Erhöhungsaktionen mit vereinfachter Gesundheitsprüfung dar. Es handelt sich dabei um eine einverständliche Erhöhung der Vssumme, die der Anpassung des Vsschutzes an veränderte wirtschaftliche Verhältnisse dienen soll. Zu den aufsichtsbehördlichen Grundsätzen, denen die für die Erhöhungsaktionen eingereichten Geschäftsplanergänzungen entsprechen müssen, vgl. BAV VerBAV 1972 S. 46 — 47. [C 250] 3. Einseitige Vertragsänderungen durch den Versicherer wegen nachträglicher Risiko- und Kostensteigerungen Neben den nur beschränkten Möglichkeiten zur einseitigen Vertragsauflösung, wie sie die Gefahrerhöhungsregelung der §§23 ff. 164 gewährt und wie sie in der Lebensv ganz weitgehend ohne Bedeutung sind, ist bei nachträglichen Äquivalenzstörungen auf das Institut der Erschütterung der Geschäftsgrundlage zurückzugreifen. Voraussetzung für eine Anpassung des Vertrages auf der Grundlage der Geschäftsgrundlagenlehre ist jedoch, daß eine „Opfergrenze" überschritten sein muß, die dem Ver ein Festhalten am geschlossenen Vertrag schlechterdings unzumutbar macht (vgl. BGH 25.V.1977 NJW 1977 S. 2262-2263). Dazu kommt es höchst selten. Darüber hinaus ist eine Anpassung in diesem Sinne nicht etwa eine linear festzuschreibende Anpassung des Vertrages an die veränderten Umstände, sondern eine Verteilung des verwirklichten Änderungsrisikos auf die beiden Vertragsparteien nach Treu und Glauben. 422

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IX. Änderung des LebensVVertrages, insbes AnpassungsV

Anm. C 252

[C 251] 4. Beitragsänderungsklauseln wegen nachträglicher Äquivalenzstörungen a) Übersicht und Grundsätze aa) Allgemeines In der Lebensv ist der Anteil langfristiger Vsverträge von bis zu vierzig Jahren ganz besonders hoch. Bei derartigen Vertragslaufzeiten können Risiko- und Kostenänderungen — letzteres schon angesichts einer Geldentwertung — bei Vertragsabschluß nicht genügend genau vorausgesagt werden. Wenn auch bei den kapitalbildenden Lebensven Zinsgewinne erwirtschaftet werden können, die zum Ausgleich beispielsweise von Kostenfehlbeträgen herangezogen werden können, so gilt das nicht für sämtliche Lebensvsformen wie die Berufsunfahigkeitsv und sonstige Risikoven. In diesen Bereichen besteht ein Bedürfnis des Vers nach einer Prämienanpassungsklausel, wie sie sich in der Berufsunfahigkeitsv findet. Auch die Beitragsanpassungsklauseln — wie sie vor allem in der Passivenv geschaffen wurden — beziehen sich auf Äquivalenzstörungen, die nach allgemeinem Zivilrecht nur über das Institut der Erschütterung der Geschäftsgrundlage gelöst werden können. Sie unterscheiden sich von diesem Rechtsinstitut aber nach Rechtsnatur, Voraussetzungen und Rechtsfolgen. Insbesondere greifen die Anpassungsklauseln schon, wenn die Opfergrenze noch nicht erreicht ist. Dem Ver ist daran gelegen, schon bei einer vergleichsweise geringen Äquivalenzstörung zu einer Prämienheraufsetzung zu gelangen. Für die Genehmigung der Anpassungsklausel durch die Aufsichtsbehörde nach §§ 13 I, 5 III Nr 2, 8 I Nr 2 (1. Alternative) VAG - ausreichende Wahrung der Belange der Vten — und die Prüfung nach § 91 AGB-Gesetz - keine unangemessene Benachteiligung des Vertragspartners des Verwenders — sind die folgenden Grundsätze zu beachten (vgl. dazu im einzelnen insbesondere BVerwG 14.X.1980 VersR 1981 S. 221-227):

[C 252] bb) Änderungsrisiko Die Anpassungsklausel darf nur bei einer Verwirklichung des Änderungsrisikos die Möglichkeit der Anpassung eröffnen, nicht auch bei der Verwirklichung des Zufalls- oder Irrtumsrisikos, die beide zulasten des Vers gehen. Anderenfalls wäre es dem Ver mit Hilfe von Beitragsänderungsregelungen möglich, beispielsweise auch intern verursachte Verwaltungskostensteigerungen ohne weiteres an den Vmer weiterzugeben. In BVerwG a. a. O. S. 223 wird dazu konstatiert: „Durch den Versicherungsvertrag wird ein spezifisches Risiko gegen Entgelt versichert. Der Versicherer übernimmt damit gemäß dem Grundsatz der Risikospezialität nur die Gefahr, die Gegenstand seines vertraglichen Leistungsversprechens ist. Er trägt dagegen nicht — darüber hinaus — auch noch das Risiko einer nicht durch den Eintritt gerade der vertraglich übernommenen spezifischen Gefahren bewirkten, sondern auf sonstige Umstände zurückzuführenden grundlegenden Äquivalenzstörung. Es widerspricht den wesentlichen Grundgedanken des Versicherungsvertragsrechts deshalb nicht, wenn eine Preisänderungsklausel eine außerhalb des versicherten Risikos auftretende Änderung der für die Preisgestaltung wesentlichen Umstände vorsorglich berücksichtigt. Der Versicherungsvertrag, durch den Versicherungsschutz gegen Entgelt gewährt wird, unterscheidet sich ... in diesem Punkt nicht von anderen gegenseitigen Schuldverhältnissen, bei denen nachträgliche Einwirkungen auf die im Vertrag vorausgesetzte Äquivalenz von Leistung und Gegenleistung zulässigerweise in Preisänderungsklauseln aufgefangen werden." Winter

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Anm. C 254

C. Abschluß und Verbriefung des Lebensversicherungsvertrages

[C 253] cc) Eingriffsgrenze Wenn die Prämienanpassungsklauseln auch schon in einem Stadium der Veränderung greifen, bei dem die Opfergrenze im Sinne einer Erschütterung der Geschäftsgrundlage noch nicht erreicht ist, darf andererseits aber nicht schon jede Änderung eines für die Prämienberechnung relevanten Umstandes zu einer Anpassung berechtigen. Die Änderung muß vielmehr ein gewisses Ausmaß erreicht haben. Dabei ist zu berücksichtigen, daß die Ver die Prämie mit einem Risikozuschlag kalkulieren, der in der Regel zumindest 10% beträgt. Die Prämie darferst dann erhöht werden, wenn auch der Sicherheitszuschlag beispielsweise die gestiegenen Kosten nicht mehr deckt. Weil der Sicherheitszuschlag aber auch zum Ausgleich Zufalls- und irrtumsbedingter Verluste, die nicht im Wege der Prämienerhöhung abgefangen werden können, dient, ist es erforderlich, die Eingriffsgrenze niedriger anzusetzen. Sie beträgt beispielsweise bei Prämienanpassungsklauseln in der Allgemeinen Haftpflichtv, der Rechtsschutzv, der Glas- und Fernsehgerätereparaturv sowie in der Landwirtschaftlichen Feuerund Einbruchdiebstahlv 5% (Döring, Probleme der Prämienanpassungsklauseln, Diss. Berlin 1981, S. 69, Pokora, Das Problem des dynamischen Versicherungsschutzes in der privaten Krankheitskostenversicherung, Diss. Köln 1971, S. 54, Werber VersPrax 1983 S. 54, BVerwG 14.X.1980 VersR 1981 S. 226). Diese Eingriffsgrenze, die angesichts der Opfergrenze bei der Erschütterung der Geschäftsgrundlage auffällig niedrig ist, kann auch in der Lebensv Verwendung finden. [C 254] dd) Bezugsgröße Die Problematik der Bezugsgröße, an die die Prämienanpassungsklausel anknüpft, hat eine besondere Bedeutung erlangt. Sie muß gewährleisten, daß die Klausel tatsächlich nur bei Verwirklichung des Änderungsrisikos die Möglichkeit einer Anpassung eröffnet und sich der Ver nicht über ungerechtfertigte Prämienerhöhungen seines spezifischen Risikos entledigt und damit den Vertragsinhalt qualitativ verändert. Die Bezugsgröße einer Anpassungsklausel muß andererseits geeignet sein, Verwirklichungen des Änderungsrisikos möglichst umfassend und eindeutig erkennen zu lassen. Darüber hinaus muß sie praktikabel sein. Als sachgerechte Bezugsgröße wurde in der Schadensv zunächst die branchenbezogene Schadensquote eines Geschäftsjahres verwandt, da sie einen präzisen Aufschluß über den allgemeinen Schadensverlauf gibt. Gegenwärtig hat sich in der Praxis eine Kombination aus durchschnittlicher Schadenshöhe und Schadensfrequenz durchgesetzt, weil auf diese Weise noch aktualitätsbezogener die letzten Schadensentwicklungen unmittelbar zu berücksichtigen sind. Dabei ist aber auch die Situation des einzelnen Vers einzubeziehen, so daß der Ver sich nicht auf die schlechten Ergebnisse der Branche berufen kann, wenn er selbst günstige Ergebnisse aufzuweisen hat. Darüber hinaus ist auch ausreichend nach Risikogruppen zu differenzieren, wenn sich die Risikogruppen in ihrem Ergebnisverlauf unterschiedlich entwickeln. Diese Differenzierung findet ihre Grenze darin, „daß ein mittlerer Erwartungswert nur aufgrund einer hinreichend großen Anzahl von Risiken kalkuliert werden kann — daß also bei einer zu speziellen Äbgrenzung der Risiken und Einbeziehung einer dementsprechend geringen Anzahl von Versicherungsnehmern in den Risikoausgleich die Prämie zu ,teuer' werden könnte — und daß dementsprechend im Rahmen einer Prämienanpassungsklausel jede der zu gesonderter Durchführung der Prämienanpassung gebildete Risikogruppe so abgegrenzt werden muß, daß einerseits der unterschiedliche Schadenentwicklung innerhalb des gesamten Bestands hinreichend Rechnung getragen wird und andererseits ein versicherungstechnisch vertretbarer mittlerer Erfahrungswert gewährleistet bleibt" (BVerwG a.a.O. S. 225). 424

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IX. Änderung des LebensVVertrages, insbes AnpassungsV

Anm. C 257

[C 255] ee) Kündigungsrecht des Versicherungsnehmers Bei der Forderung nach einem Kündigungsrecht des Vmers ist zu berücksichtigen, daß bei einer Änderung der Geschäftsgrundlage nach allgemeinem Zivilrecht eine Anpassung nur in besonders gewichtigen Fällen in Betracht kommt, während die Beitragsänderungsklauseln eben wesentlich früher greifen. Während nach der Geschäftsgrundlagenlehre das Veränderungsrisiko zudem auf beide Vertragsparteien zu verteilen ist, wird es nach den Beitragsänderungsklauseln gänzlich auf den Vmer abgewälzt. Die Anerkennung einer solchen Klausel ohne ein entsprechendes Kündigungsrecht würde zu einer allmählichen Steigerung der Prämienleistungen führen, wie sie mit dem Grundsatz der Vertragstreue nicht zu vereinbaren ist. Mit Recht ist dem Vmer bei einer Beitragsanpassung daher ein Lösungsrecht zu gewähren. Die in der Schadensv umstrittene Frage, ab welcher Beitragsanpassung der Vmer ein solches Recht erhalten soll (vgl. dazu BVerwG a . a . O . S. 226, VerBAV 1982 S. 343, Werber VersPrax 1983 S. 55), hat für den Bereich der Lebensv keine Bedeutung. Soweit es sich um eine Risikolebensv handelt, kann der Vmer ohnehin sein unabdingbares, jederzeitiges Kündigungsrecht nach §§ 165, 178 ausüben. Anders verhält es sich bei der kapitalbildenden Lebensv: Hier würde die Kündigung dazu führen, daß dem Vmer aufgrund der Kündigung wegen einer Beitragsanpassung erhebliche wirtschaftliche Nachteile entstehen. Das Kündigungsrecht des Vmers ist hier kein Äquivalent für eine gänzliche Verlagerung des Änderungsrisikos auf den Vmer. In der Praxis stellt sich diese Problematik nicht, da bei einer kapitalbildenden V die Zinsgewinne — bislang jedenfalls — ausreichend sind, um ein etwaiges Änderungsrisiko .abzufangen. [C 256] b) Beitragsanpassungsklauseln in der Berufsunfähigkeitsversicherung aa) § 5 Nr 3 Musterbedingungen für die Berufsunfähigkeitsversicherung In den Vsformen der Lebensv findet sich eine Prämienanpassungsklausel in § 5 Nr 3 der Bedingungen der selbständigen Berufsunfahigkeitsv. Danach ist eine Beitragserhöhung möglich, wenn für den Abrechnungsverband der Berufsunfähigkeitsven eine verlustbringende Häufung von Vsfallen eingetreten ist, die Häufung die Folge einer Änderung der Verhältnisse seit Abschluß der V ist und die Beitragserhöhung zur Sicherung der dauernden Erfüllbarkeit der Verträge erforderlich ist. Die Klausel begegnet Bedenken im Hinblick auf § 9 I AGB-Gesetz, da aus ihr nicht genügend klar und konkret abzulesen ist, in welchem Umfang und aus welchen Gründen im einzelnen Beitragserhöhungen durchgeführt werden können. Obschon die Klausel erkennbar auf das Änderungsrisiko abzielt, hat sie die Möglichkeit nicht versperrt, die Beiträge zumindest zum Teil auch aus anderen Gründen als der Erhöhung des Änderungsrisikos anzupassen. [C 257] bb) Beitragsänderung aus Kostengründen Eine Beitragsänderungsklausel, die Verwaltungskostenverluste ausgleichen soll, muß gleichfalls den genannten Grundsätzen entsprechen. Die Klausel, die dem BAV 1982 zur Genehmigung vorgelegen hat, ist von der Aufsichtsbehörde mit Recht abgelehnt worden, weil die Voraussetzungen, die zu einer Anhebung der Beiträge führen könnten, nicht genannt sind, ferner die Verlagerung des gesamten unternehmerischen Risikos des Vers auf den Vmer als unbillig erscheint und schließlich ein uneingeschränktes Kündigungsrecht hierfür kein Äquivalent darstellt. Den Vmern kann die Beitragsänderungsregelung nicht zugemutet werden, weil sie weder einen aufgrund von Branchenzahlen noch einen aufgrund von unternehmensspezifischen Winter

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Anm. C 259

C. Abschluß und Verbriefung des Lebensversicherungsvertrages

Werten gebildeten Maßstab enthält, an dem die Angemessenheit einer Beitragsänderung überprüft werden kann (Beschlußkammer BAV 24.IX.1982 VerBAV 1983 S. 62-64). [C 258] c) Erhöhung des Rechnungszinses und Beitragsanpassungsklausel Der Rechnungszins, mit dem der Ver seine Tarife kalkuliert, darf maximal 3% betragen. Angesichts eines hohen Kapitalmarktzinses und der Rechtsprechung zur Zulässigkeit von Beitragsänderungsklauseln erhebt sich die Frage, ob der Rechnungszins — um den Vsschutz für den Vmer preiswerter zu gestalten — auf 4% erhöht werden soll, da er bei fallendem Kapitalmarktzins im Hinblick auf eine Beitragsänderungsklausel wieder herabgesetzt werden kann. Eine derartige Änderungsklausel wäre zulässig, gleichwohl spricht manches gegen eine Heraufsetzung des Rechnungszinses. Die Prämie für eine gemischte Lebensv ist in drei Anteile aufzugliedern, und zwar in einen Anteil für den Todesfallschutz (Risikobeitrag), einen Anteil für die dem Ver entstehenden Kosten und einen Anteil zur Ansammlung der garantierten Ablaufleistung (Sparbeitrag). Die Sparanteile werden dabei so kalkuliert, daß bei einem Zins von 3% bis zum Ablauf der V die vereinbarte Summe angespart wird. Würde der Rechnungszins auf 4% erhöht, dann könnte der Sparbeitrag und damit auch der Gesamtbeitrag entsprechend niedrig sein. Zugleich ermäßigt sich jedoch auch angesichts des verminderten Zinsüberschusses die Überschußbeteiligung der Vmer. Würde ein Vmer bei gleicher Prämienleistung einen Lebensvsvertrag mit einer Prämie, die mit 4% Rechnungszinsen kalkuliert ist, abschließen, so erhielte er in dem Vertrag eine höhere Vssumme, zugleich aber auch — da die erhöhte Summe zu finanzieren ist — eine entsprechend niedrigere Ablaufleistung. Für den Vmer ändert sich nicht das Verhältnis von Preis und Leistung insgesamt, es wird nur das Leistungsgefüge insoweit verschoben, als zu Beginn des Vertrages ein höherer Todesfallschutz zulasten einer geringeren Ablaufleistung besteht. Auch das Argument, durch einen höheren Rechnungszins werde ein höherer Rückkaufswert erreicht, zieht nicht: Da der Rückkaufswert aus den Sparbeiträgen entsteht, so wird er im Gegenteil kleiner sein, wenn die Sparbeiträge bei unverändertem Gesamtbeitrag und bei erhöhtem Rechnungszins angesichts der höheren Vssumme kleiner werden. Ein weiterer Nachteil einer Erhöhung des Rechnungszinses auf 4% wäre es, daß die Überschußbeteiligung als ausgleichender Faktor bei inflationären Tendenzen faktisch an Bedeutung verliert, wenn der Vmer nicht mehr denselben Beitrag dafür aufwendet wie bisher. Im übrigen sprechen gegen eine Heraufsetzung des Rechnungszinses, daß die gesetzlich vorgesehene Streuung und Mischung der Kapitalanlagen unnötig erschwert würde, daß das gegenwärtige Provisionssystem überprüft werden müßte und die Umstellung erhebliche zusätzliche Kosten verursachen würde (vgl. im einzelnen dazu Bäumer VW 1980 S. 518-521). [C 259] 5. Ruhen des Lebensversicherungsvertrages a) Rechtsnatur der Ruhensvereinbarung Da der Lebensvsvertrag als Dauerschuldverhältnis — oftmals über eine längere Zeit — laufend neue beiderseitige Leistungspflichten erzeugt, kann das für den Vmer lästig oder problematisch werden, wenn ihm seine wirtschaftliche Lage eine Fortsetzung des Vertrages vorübergehend nicht gestattet. Abgesehen von den oben Anm. C 201—207 genannten und von der Verseite angebotenen Möglichkeiten ist darüber hinaus an eine Vertragsänderung in Gestalt der Ruhensvereinbarung zu denken, um eine Kündigung des Vertrages mit ihren unerwünschten Folgen zu umgehen. Eine derartige Ruhensvereinbarung ist nach § 305 BGB zulässig. Sie 426

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IX. Änderung des LebensVVertrages, insbes AnpassungsV

Anm. C 262

bedeutet, daß der Lebensvsvertrag als solcher fortbesteht, in dem Zeitraum, in dem er ruht, aber keine Leistungspflichten erzeugt. Die Rechte und Pflichten aus dem Vertrag gehen also nicht gänzlich unter, sie sind gleichsam eingefroren und können wieder aufleben. Bei der Ruhensvereinbarung handelt es sich nicht um eine gegenseitige, wechselbezügliche Stundung. Denn Stundung bedeutet nur die einstweilige Befreiung des Schuldners von der falligen Verpflichtung; sie schiebt die Leistungspflicht auf, ohne endgültig davon zu befreien. Der Vmer aber will in der Regel beim Ruhen des Vertrages die auf diese Zeit entfallenden Leistungsverpflichtungen — die Prämienzahlung — gerade nicht nachholen. Daher bedeutet die Ruhensvereinbarung vielmehr für einen bestimmten Zeitraum einen Erlaß der während dieses Zeitraums entstehenden beiderseitigen Leistungspflichten im Sinne von § 397 BGB (LG Hamburg 14.XII.1950 VersR 1951 S. 75, Starke VW 1949 S. 354, Wriede Bd VI Anm. C 22). Die Ruhensvereinbarung ist technisch sowohl für die Risikov als auch für die kapitalbildende Lebensv möglich, obschon es vom Ver in der Regel vermieden wird, bei der kapitalbildenden V auf sie hinzuweisen. Dabei ist die Ruhensvereinbarung gerade auch insoweit bei einer wirtschaftlichen Notlage des Vmers oftmals die sinnvollste Maßnahme. Problematisch ist bei der Sparv lediglich der Ausfall der Sparprämien. Wird die Sparprämie nicht — auch nicht z. B. durch eine Verlängerung des Vertrages — nachentrichtet, so ist die Ablaufleistung entsprechend zu korrigieren. Ohne eine dahingehende Regelung im ursprünglichen Vertrage hat der Vmer jedoch keinen Anspruch auf Abschluß einer Ruhensvereinbarung. [C 260] b) Ruhenszeitraum und Vertragsdauer In der Ruhensvereinbarung kann kalendermäßig festgelegt werden, für welchen Zeitraum das Ruhen des Vertrages bestimmt ist, es kann aber auch vereinbart werden, daß beispielsweise mit der Wiederaufnahme der Prämienzahlung durch den Vmer oder mit der Zahlung eines gestundeten Prämienrückstandes aus der Zeit vor Inkrafttreten der Ruhensvereinbarung das Ruhen des Vertrages enden soll (Klauser VersR 1951 S. 97, Starke VersR 1951 S. 91, Wriede Bd VI Anm. C 22). Die ursprünglich festgelegte Vsdauer wird durch die Ruhensvereinbarung grundsätzlich nicht geändert, wobei für die kapitalbildende V eine Ausnahme zu machen ist, wenn es dem Vmer nicht möglich ist, die Sparprämie bis zum ursprünglichen Ablaufdatum zu erbringen, und er mit einer Kürzung der Ablaufsumme nicht einverstanden ist. Für die Risikov gilt ohne Einschränkung, daß sich der Vertrag nicht etwa um den Zeitraum des Ruhens verlängert, denn anderenfalls wäre insoweit ein wirklicher Erlaß der beiderseitigen Leistungsverpflichtungen nicht gegeben (vgl. Starke VW 1949 S. 355-356, Wriede a.a.O.). [C 261] c) Leistungspflichten In der Ruhensvereinbarung ist eindeutig zu bestimmen, daß der Ver bei Eintritt des Vsfalls während des Ruhens des Vertrages von der Verpflichtung zur Leistung frei ist. Stirbt die Gefahrsperson, so hat der Ver dem Vmer lediglich die Prämienreserve nach §§ 173,176 zu erstatten (Starke VW 1949 S. 355). Abgesehen von der Entrichtung einer sog. Verwaltungsgebühr ist auch der Vmer frei von jeder Prämienzahlungsverpflichtung. [C 262] d) Ablauf von Fristen Entsprechend der Regelung der §§ 202, 205 BGB für die Verjährung ist auch im Falle des Ruhens des Vertrages davon auszugehen, daß jeder Fristablauf während Winter

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Anm. C 263

C. A b s c h l u ß u n d V e r b r i e f u n g des Lebensversicherungsvertrages

des R u h e n s des Vertrages g e h e m m t ist, so d a ß dieser gleichsam herausgeschnittene Z e i t r a u m in d e n F r i s t a b l a u f nicht eingerechnet wird. D i e F r i s t e n laufen n a c h Beendig u n g der R u h e n s z e i t so weiter, als w e n n dieser Z e i t r a u m nicht v o r h a n d e n w ä r e (Wriede Bd VI A n m . C 22). [C 263] e) Weiterlaufen der Versicherung nach Beendigung der Ruhenszeit D a der V e r t r a g n a c h der R u h e n s z e i t nicht erneut geschlossen wird, s o n d e r n der ursprüngliche V e r t r a g wieder auflebt, b r a u c h t der V m e r der vorvertraglichen Anzeigepflicht nicht e r n e u t n a c h z u k o m m e n . A u c h die erste d a n a c h fallige P r ä m i e ist keine Erst-, s o n d e r n eine F o l g e p r ä m i e ( L G H a m b u r g 14.XII.1950 V e r s R 1951 S. 75, O t t o V e r s R 1951 S. 97, Starke V e r s R 1951 S. 91, W r i e d e a . a . O . ) .

Zweiter Unterabschnitt: Ermächtigungen

b) Schweigepflichtentbindungsklausel und AGB-Gesetz Anm. C 274 3. Amtsgeheimnis und Schweigepflichtentbindungsklausel Anm. C 275

Gliederung: I. Übersicht Anm. C 264 II. Ärztliches Berufsgeheimnis, Versicherungsgeheimnis, Amtsgeheimnis und Schweigepflichtentbindungsklausel Anm. C 2 6 5 - 2 7 5 Schrifttum Anm. C 265 1. Schweigepflicht des Arztes und Entbindungsklausel Anm. C 2 6 6 - 2 7 2 a) Ärztliches Berufsgeheimnis Anm. C 266 b) Ärztliche Tätigkeit und Lebensversicherung Anm. C 2 6 7 - 2 7 0 aa) Ärztliche Aufnahmeuntersuchung Anm. C 268 bb) Andere ärztliche Berichte Anm. C 269 cc) Untersuchungen nach Vertragsabschluß und Feststellung der Todesursache Anm. C 270 c) Schweigepflichtentbindungsklausel Anm. C 271 d) Schweigepflichtentbindungsklausel und AGB-Gesetz Anm. C 272 2. Schweigepflicht des Versicherers und Entbindungsklausel Anm. C 2 7 3 - 2 7 4 a) Versicherungsgeheimnis Anm. C 273 428

III. Datenschutz und Datenschutzermächtigungsklausel Anm. C 276 Schrifttum Anm. C 2 7 6 - 3 0 1 1. Problem Anm. C 277 2. Zulässigkeit der Datenspeicherung und -Übermittlung nach dem BDSG Anm. C 2 7 8 - 2 8 6 a) Datenspeicherung Anm. C 279 b) Übermittlung gespeicherter Daten Anm. C 2 8 0 - 2 8 5 aa) Gesetzliche Grundlage Anm. C 280 bb) Datenaustausch bei der Mitversicherung Anm. C 281 cc) Übermittlung an den Rückversicherer Anm. C 282 dd) Übermittlung bei zentraler Datenverarbeitung im Konzern Anm. C 283 ee) Einbeziehung des Versicherungsaußendienstes Anm. C 284 ff) Übermittlung an andere Lebensversicherer und den Verband der Lebensversicherungs-Unternehmen Anm. C 285

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II. Ärztliches Berufsgeheimnis, Versicherungsgeheimnis c) Veränderung, Sperren und Löschen von Daten Anm. C 286 3. Datengeheimnis und Strafbarkeit Anm. C 287 4. Rechte des Betroffenen Anm. C 288-290 a) Einwilligung Anm. C 288 b) Benachrichtigung Anm. C 289 c) Auskunft Anm. C 290 5. Datenschutzermächtigungsklausel Anm. C 291-301 a) Allgemeines Anm. C 291 b) Beschränkung auf Datenübermittlung Anm. C 292 c) Kreis der Betroffenen Anm. C 293 d) Übermittlung an den Rückversicherer Anm. C 294

Anm. C 265

e) Übermittlung innerhalb des Konzerns Anm. C 295 f) Datenweitergabe an Versicherungsvertreter Anm. C 296 g) Übermittlung an andere Versicherer und den Verband der Lebensversicherungs-Unternehmen Anm. C 297 h) Akzessorietät der Klausel Anm. C 298 i) Streichung der Klausel durch den Versicherungsnehmer Anm. C 299 j) Widerruf der Klausel durch den Versicherungsnehmer Anm. C 300 k) Ermächtigungsklausel und AGBGesetz Anm. C 301

[C 264] I. Übersicht Der Ver in der Lebensv ist in besonderer Weise auf die Weitergabe ärztlicher Untersuchungsergebnisse u n d sonstiger D a t e n angewiesen. Dabei können sich K o n flikte mit dem ärztlichen Berufsgeheimnis, mit dem Amtsgeheimnis u n d im Verhältnis von Vmer u n d Ver Konflikte mit dem Vsgeheimnis u n d dem Bundesdatenschutzgesetz ergeben. [C 265] II. Ärztliches Berufsgeheimnis, Versicherungsgeheimnis, Amtsgeheimnis und Schweigepflichtentbindungsklausel Schrifttum: Barnickel Arzt und Krankenhaus 1977 S. 31 - 3 4 , Daniels NJW 1976, S. 345-349, DreherTröndle, Strafgesetzbuch und Nebengesetz, 41. Aufl., München 1983, Frey in Festgabe für Prölss, München 1957, S. 8 8 - 9 8 , Grömig NJW 1970 S. 1209-1213, Hollmann Der Internist 1974 S. 534-540, ders. NJW 1977 S. 2110-2111, Husmann in: Mergen, Die juristische Problematik der Medizin, Bd II S. 183 — 216, Jescheck, Lehrbuch des Strafrechts, Allgemeiner Teil, 3. Aufl., Berlin 1978 Jung SAB (Saarl. Ärzteblatt) 1981 S. 244, Kierski in: Mergen Bd II S. 126-162, Kleinewefers-Wilts NJW 1963 S. 2345-2348, Krauß Deutsches Ärzteblatt 1972 S. 1156-1163, Lackner, Strafgesetzbuch, 15. Aufl., München 1983, Laufs, Arztrecht, 2. Aufl., München 1978, Lenckner in Göppinger (Hg.), Arzt und Recht — Medizinisch-juristische Grenzprobleme unserer Zeit 1966 S. 159-199, Mohr VersR 1953 S. 7 - 9 , Müller in Mergen Bd. II S. 63-125, Rehberg in Festgabe für F. Schwarz, Bern 1968, S. 2 3 - 3 6 , Rudolphi-HornSamson, Systematischer Kommentar zum Strafgesetzbuch, Bd I, Allgemeiner Teil, 3. Aufl., Frankfurt/M 1981, Schlund JR 1977 S. 265-269, Schmidhäuser, Strafrecht, Allgemeiner Teil, 2. Aufl., Tübingen 1982, Eberhard Schmidt, Brennende Fragen des ärztlichen Berufsgeheimnisses 1951, ders. VersR 1957 S. 492-497, Schulz ZfV 1960 S. 317-322, Stockhausen Deutsches Ärzteblatt 1973 S. 2597 — 2604, Wicki, Grenzen der ärztlichen Geheimhaltungspflicht, Diss. Zürich 1972, Wolters Deutsches Ärzteblatt 1974 S. 3691 -3696, You, Der zivilrechtliche Schutz der Persönlichkeit bei der Verletzung der ärztlichen Schweigepflicht, Diss. Heidelberg 1978. Winter

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Anm. C 267

C. Abschluß und Verbriefung des Lebensversicherungsvertrages

[C 266] 1. Schweigepflicht des Arztes und Entbindungsklausel a) Ärztliches Berufsgeheimnis Nach § 203 I Nr 1 StGB werden Ärzte und andere Angehörige eines Heilberufs mit einer Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bedroht, wenn sie unbefugt ein fremdes — namentlich ein zum persönlichen Lebensbereich gehörendes — Geheimnis offenbaren, das ihnen als Angehörigen dieses Personenkreises bekannt geworden ist. Neben diese strafrechtlich sanktionierte Schweigepflicht — § 204 StGB spielt in der Lebensv keine Rolle — tritt als prozessuales Korrelat das Zeugnisverweigerungsrecht der §§ 53 I Nr 3 StPO und 383 I Nr 6 ZPO, ergänzt durch § 97 StPO, der der Strafverfolgungsbehörde den Zugriff auf die im Besitze des Arztes befindlichen Korrespondenzen, Krankengeschichten, Untersuchungsbefunde und anderen derartigen Dokumente verwehrt. Weil das Vertrauensverhältnis zwischen dem Arzt und seinem Patienten in besonderem Maße der Privatsphäre angehört, genießt es aber nicht nur den Schutz dieser Vorschriften, sondern untersteht darüber hinaus den verfassungsrechtlichen Grundsätzen der Unantastbarkeit der Menschenwürde und des allgemeinen Persönlichkeitsrechts (vgl. OLG Celle 30.IX.1964 NJW 1965 S. 362). Der Diskretionsschutz bemißt sich also auch nach der Reichweite des allgemeinen Persönlichkeitsrechts. Der Schweigepflicht unterliegen alle Umstände, die nur einem beschränkten Personenkreis bekannt sind und an deren Geheimhaltung derjenige, den sie angehen, ein von seinem Standpunkt aus sachlich begründetes Interesse hat oder bei eigener Kenntnis haben würde. Geheimnischarakter haben beispielsweise Krankheitsbefunde, körperliche Besonderheiten, psychische Abartigkeiten und ungünstige Charaktermerkmale. Der geschützte Geheimbereich erstreckt sich weit, es macht keinen Unterschied, ob die fragliche Tatsache dem Betroffenen bekannt ist oder nicht. Die lange strittige Frage, ob die Schweigepflicht über den Tod des Betroffenen fortdauere, hat der Gesetzgeber in § 203 IV StGB positiv entschieden. Der Arzt darf das Geheimnis preisgeben, wenn und soweit der Geschützte damit einverstanden ist, wobei der Patient die Aufhebung de Schweigepflicht sachlich und zeitlich beschränken kann. Das geschieht im Vswesen durch die sog. Schweigepflichtentbindungsklausel. Zum ärztlichen Berufsgeheimnis vgl. im einzelnen Wicki, Grenzen der ärztlichen Geheimhaltungspflicht, Diss. Zürich 1972, You, Der zivilrechtliche Schutz der Persönlichkeit bei der Verletzung der ärztlichen Schweigepflicht, Diss. Heidelberg 1978, sowie die Kommentare zu § 203 StGB. (C 267] b) Ärztliche Tätigkeit und Lebensversicherung Eine objektive und sachgerechte Einschätzung des Lebensvsrisikos erfordert andererseits eine detaillierte und vollständige Kenntnis der Gesundheitsverhältnisse der zu versichernden Person. Da die persönliche Beantwortung von Gesundheitsfragen durch den Vmer häufig nicht ausreicht, sind Ver oftmals darauf angewiesen, von Ärzten, die die zu versichernde Gefahrsperson untersucht haben, Äuskünfte zu erhalten. Solche Auskünfte können auch für die Prüfung der Leistungspflicht im Vsfall von Bedeutung sein. Zu unterscheiden sind dabei vor allem der Bericht des Arztes im Rahmen einer ärztlichen Untersuchung vor Abschluß des Vsvertrages und die Einholung ärztlicher Berichte von solchen Ärzten, bei denen der Vmer zuvor zur Behandlung gewesen ist. 430

Winter

II. Ärztliches Berufsgeheimnis, Versicherungsgeheimnis

Anm. C 268

[C 268] aa) Ärztliche Aufnahmeuntersuchung In der Lebensv einschließlich Berufsunfahigkeitsv wird die Annahmeerklärung des Vers und damit der Vertragsschluß bei Überschreitung bestimmter Vssummen von einer ärztlichen Aufnahmeprüfung der Gefahrsperson abhängig gemacht. Die Höchstsummen, bis zu denen eine ärztliche Untersuchung nicht erforderlich ist, werden durch das BAV festgesezt. Gegenwärtig beträgt die Höchstsumme für Ven ohne ärztliche Untersuchung in der Kapitalv 120000 DM. Vgl. hierzu und zum Zusammenhang von ärztlicher Untersuchung und Vertragsabschluß oben Anm. C 66. Das ärztliche Zeugnis, das ein Arzt am Wohnort des Antragstellers dazu fertigt, ist das Ergebnis einer eingehenden Befragung und sorgfältigen Untersuchung der Gefahrsperson. Die Untersuchungsformulare sind einheitlich gestaltet und die darin enthaltenen Fragen sind so abgefaßt, daß sie bei normalem Befund nur kurz, bei krankhaftem Befund dagegen ausführlich zu beantworten sind. Die rechtlichen Beziehungen zwischen dem Ver und dem untersuchenden Arzt, deren nähere Regelung durch besondere Abkommen erfolgt, stellen sich als Werkvertrag!. S. der§§ 631 ff. BGB dar, da der Ver durch die Untersuchung der Gefahrsperson in die Lage versetzt werden soll, sich ein ausreichendes Urteil über ihren Gesundheitszustand zu bilden. Es handelt sich somit um einen Erfolg, der durch die Tätigkeit des untersuchenden Arztes herbeigeführt werden soll (Bruck-Dörstling § 1 Anm. 95, a. A. R G 1.X.1912 WallmannsZ Bd 47 S. 489, das ohne nähere Begründung einen Dienstvertrag annimmt). Der untersuchende Arzt ist für Rechnung und im Auftrage des Vers tätig, soweit es sich um die ärztliche Untersuchung und um die Ausfertigung des ärztlichen Zeugnisses handelt. Ein Versehen bei der ärztlichen Untersuchung und des sich darauf aufbauenden Zeugnisses geht damit zulasten des Vers. Der Arzt haftet dem Ver gegenüber für eine Schlechterfüllung des Werkvertrages wie z. B. wegen verspäteter Einsendung des Zeugnisses nach allgemeinen zivilrechtlichen Grundsätzen. Der Arzt ist im Rahmen dieser Tätigkeit nicht Vertreter des Vmers oder der Gefahrsperson. Neben der untersuchenden und begutachtenden Tätigkeit ist der untersuchende Arzt zur Entgegennahme von Erklärungen auf bestimmte Fragen verpflichtet, die der Ver anhand ausführlicher Fragebogen über die gesundheitlichen Verhältnisse der Gefahrsperson und ihrer Angehörigen aufstellt. Diese Tätigkeit des Arztes ist rechtlich grundsätzlich nicht anders zu bewerten als die Tätigkeit des bei der Beantwortung der vorvertraglichen Fragen mitwirkenden Vsvertreters, denn die Erklärungen des Vmers bzw. der Gefahrsperson über seine bzw. ihre gesundheitlichen Verhältnisse gegenüber dem Arzt sind Bestandteil der dem Vmer bzw. der Gefahrsperson bei Vertragsschluß auferlegten Anzeigepflicht (vgl. dazu im einzelnen unten Anm. F). Legt der Arzt unklare Fragen aus oder gibt er eine sachverständige Auskunft über die Beantwortung oder Nichtbeantwortung von Fragen, so muß der Ver für diese Auskunft des Arztes haften. Die Zuziehung des Arztes erfolgt, damit die sich auf den Gesundheitszustand der Gefahrsperson beziehenden Fragen sachgerecht beantwortet werden (Bruck-Dörstling § 1 Rz 98). Der Umfang der den untersuchenden Arzt treffenden Schweigepflicht richtet sich danach, wem gegenüber sie zu beobachten ist. Dem Ver kann die Schweigepflicht nicht entgegengehalten werden. Die ärztliche Untersuchung erfolgt im Aúftrage des Vers und in der der Gefahrsperson bekannten Absicht, daß das Ergebnis der Untersuchung für den Ver die Grundlage für die Entscheidung über den Vsantrag werden soll. Findet die ärztliche Untersuchung statt, dann ist es selbstverständlich, daß ihre Ergebnisse dem Ver mitgeteilt werden dürfen, ohne daß es einer besonderen Wintçr

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Anm. C 270

C. Abschluß und Verbriefung des Lebensversicherungsvertrages

ausdrücklichen Ermächtigung des Vmers bzw. der Gefahrsperson bedarf (OLG Hamburg 28.IV.1909 WallmannsZ Bd 43 S. 2351). Die Einwilligung des Vmers erfolgt konkludent. Anders verhält es sich im Verhältnis zum Vmer. Der Arzt tritt dem Untersuchten in einem solchen Falle nicht als ärztlicher Ratgeber, sondern als Beauftragter des Vers gegenüber und soll die Ergebnisse der Untersuchung auch deshalb dem Untersuchten nicht mitteilen, weil diese ärztliche Untersuchung nur ein Glied in der Kette von Erhebungen bildet, die der Ver zur Erfassung des ihm angebotenen Risikos vornehmen läßt. Damit in Einklang steht, daß der Vmer nach § 3 III 1 zwar eine Abschrift seiner eigenen Erklärungen vor dem untersuchenden Arzt verlangen kann, nicht aber auch eine Kopie von dem Ergebnis der ärztlichen Untersuchung (LG Hamburg 6.1.1951 VersR 1951 S. 47, Bruck-Möller Bd I § 3 VVG Anm. 36). Selbstverständlich besteht die Schweigepflicht gegenüber allen übrigen Personen und Beteiligten. [C 269] bb) Andere ärztliche Berichte Oft reicht eine einmalige ärztliche Untersuchung nicht aus, um das Risiko abschließend zu beurteilen. So empfiehlt auch der die Aufnahmeuntersuchung durchführende Arzt nicht selten ergänzende Untersuchungen oder fachärztliche Sondergutachten. Zur Aufhellung ungeklärter Fragen sind auch Berichte von Hausärzten oder anderen Ärzten erforderlich, die die Gefahrsperson früher behandelt haben. Dasselbe gilt für Krankenhäuser, in denen sich die Gefahrsperson aufgehalten hat. Solche Berichte sollen aber nur auf der Grundlage vorhandener Krankenblätter oder sonstiger Aufzeichnungen erstattet werden, und nicht auf Grund einer neuen ärztlichen Untersuchung. Alles zusammen erst ergibt das Bild, das der Ver zur Einschätzung des Risikos benötigt. Das gilt erst recht, wenn eine ärztliche Aufnahmeuntersuchung nach den Richtlinien des BAV nicht erforderlich ist und der Ver auf die Angaben des Vmers bzw. der Gefahrsperson im Fragebogen angewiesen ist. Die Angaben bedürfen der Überprüfung. Das geschieht insbesondere dadurch, daß die Ärzte, die die Gefahrsperson zuvor untersucht haben, vor allem auch der Hausarzt um die Erstattung eines Berichts gebeten werden. Auch solche Berichte, denen die Schweigepflicht des Arztes entgegensteht, können nur erstattet werden, soweit sie durch die Schweigepflichtentbindungsklausel abgedeckt sind. [C 270] cc) Untersuchungen nach Vertragsabschluß und Feststellung der Todesursache Der Ver kann auch ein Interesse daran haben, über die Untersuchungen und ärztlichen Behandlungen der Gefahrsperson nach Abschluß des Vertrages orientiert zu werden, um auch auf diese Weise die vorvertraglichen Angaben des Vmers zu überprüfen und über die Entwicklung des Risikos unterrichtet zu bleiben. Die Anforderung entsprechender Unterlagen und Berichte ist auch insoweit nur möglich, wenn eine Entbindung von der Schweigepflicht gegeben ist. Dasselbe gilt für den Fall, daß sich der Ver bemüht, die Ursachen zu klären, die zum Tode der Gefahrsperson führten. Das ist von Bedeutung für die Frage, ob die Gefahrsperson beispielsweise Selbstmord begangen hat oder einen Unfall erlitt, der zum Tode führte. Auch hierzu können Auskünfte nur eingeholt werden, soweit sie von der Schweigepflichtentbindungsklausel gedeckt sind. Vgl. dazu im übrigen § 9 432

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II. Ärztliches Berufsgeheimnis, Versicherungsgeheimnis

Anm. C 271

Nr 3 ALB und die gleichlautenden bzw. ähnlichen Bestimmungen der übrigen Bedingungswerke der Lebensv. [C 271] c) Schweigepflichtentbindungsklausel Die Entbindung von der Schweigepflicht ist eine vertragliche Nebenpflicht des Vmers bzw. der Gefahrsperson (vgl. OLG Köln 22.11.1928 JRPV 1928 S. 284) oder Voraussetzung für die Annahme des Vsantrages. Sie braucht nicht gegenüber dem Arzt usw. erklärt zu werden, sondern es genügt die Ermächtigung an den Ver zur Einholung von Auskünften und dergleichen. Die Ermächtigung kann zwar widerrufen werden, der Vmer würde damit jedoch gegen seine Vertragspflichten verstoßen und damit Gefahr laufen, seinen Leistungsanspruch zu verlieren (vgl. OLG Celle 16.III.1966 VersR 1966 S. 870). Von der Schweigepflicht kann nur derjenige entbinden, zu dessen Gunsten sie besteht. In erster Linie somit der Vmer, wenn er zugleich auch Gefahrsperson ist. Ist ein anderer als der Vmer die Gefahrsperson, so muß diese einverstanden sein. Es bedarf hier nicht der Konstruktion einer Einwilligung infolge der Geltung der Bestimmung des § 9 Nr 3 ALB (gleichlautend: § 9 Nr 3 Musterbedingungen für die Risikov, § 8 Nr 4 Musterbedingungen für die Rentenv, § 10 Nr 3 Musterbedingungen für die Vermögensbildungsv, § 13 Nr 3 Musterbedingungen für die Fondsgebundene Lebensv, ähnlich: § 10 Nr 3 Musterbedingungen für die Berufsunfähigkeitsv). Das wäre auch bedenklich, denn die Ermächtigung, die erforderlichen Erhebungen anzustellen, ist nicht ohne weiteres als Entbindung von der Schweigepflicht für den Befragten auszulegen. In der Praxis findet sich die Schweigepflichtentbindungsklausel vielmehr auf dem Antragsformular, das vom antragstellenden Vmer sowie von der Gefahrsperson unterzeichnet wird, sofern die Gefahrsperson nicht mit dem Vmer identisch ist. Auf die Ermächtigungsklausel wird im Antragsschein dabei ausdrücklich aufmerksam gemacht. Die Annahme der Schweigepflichtentbindungsklausel in den Antragsschein geschieht in Einklang mit Ziff. 1.5 der Geschäftsplanmäßigen Erklärungen, nach der sich der Ver verpflichtet, dabei folgende Klausel zu verwenden: „Ich ermächtige den Versicherer, zur Nachprüfung und Verwertung der von mir über meine Gesundheitsverhältnisse gemachten Angaben alle Ärzte, Krankenhäuser und sonstigen Krankenanstalten, bei denen ich in Behandlung war oder sein werde, sowie andere Personen versicherer und Behörden über meine Gesundheitsverhältnisse zu befragen. Dies gilt nur für die Zeit vor der Vertragsannahme und die nächsten drei Jahre nach der Antragsannahme. Der Versicherer darf auch die Ärzte, die die Todesursachen feststellen, und die Ärzte, die mich im letzten Jahr vor meinem Tod untersuchen oder behandeln werden, über die Todesursachen oder die Krankheiten, die zum Tode geführt haben, befragen. — Insoweit entbinde ich alle, die hiernach befragt werden, von der Schweigepflicht über meinen Tod hinaus" (VerBAV 1980 S. 2). Bei der selbständigen Berufsunfähigkeitsv wird eine abgeänderte Schweigepflichtentbindungsklausel verwandt, wobei wegen der Besonderheiten der Berufsunfähigkeitsv der Nachprüfungszeitraum auf zehn Jahre ausgedehnt wird. Darüber hinaus wird der Ver ermächtigt, die in der Klausel genannten Personen und Anstalten „auch über Ursache, Beginn, Art und Verlauf, Grad und voraussichtliche Dauer der Berufsunfähigkeit sowie über diejenigen Krankheiten, die zur Berufsunfähigkeit geführt haben, zu befragen" (VerBAV 1980 S. 2). Erteilt der Betroffene eine solche Einwilligung zur Weitergabe ärztlicher Erkenntnisse und Daten, so handelt der Arzt usw. nicht rechtswidrig, die Einwilligung ist ein Rechtfertigungsgrund (Dreher-Tröndle, Strafgesetzbuch und Nebengesetze, 41. Aufl., München 1983, §203 Rz 27, Jescheck, Lehrbuch des Strafrechts, Allgemeiner Teil, Winter

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Anm. C 111

C. Abschluß und Verbriefung des Lebensversicherungsvertrages

3. Aufl., Berlin 1978, S. 304, Lackner, Strafgesetzbuch, 15. Aufl., München 1983, Anm. 2 vor §201, Samson, Systematischer Kommentar zum Strafgesetzbuch Bd II, 2. Aufl., Frankfurt/M 1982 § 203 Rz 36, 37). [C272] d) Schweigepflichtentbindungsklausel und AGB-Gesetz Die sich auf dem Antragsformular befindliche Schweigepflichtentbindungsklausel, die vom Ver auf der Grundlage der Geschäftsplanmäßigen Erklärungen in das Antragsformular aufgenommen ist, unterliegt der Überprüfung im Rahmen von § 9 AGB-Gesetz (vgl. dazu oben Anm. A 66 —84). Dagegen können auch angesichts der Rechtsnatur der Einwilligung keine Bedenken geltend gemacht werden. Die Entbindung von der Schweigepflicht ist eine rechtsgeschäftliche Erklärung (h. M., vgl. im einzelnen Hollmann NJW 1978 S. 2332 und NJW 1979 S. 1923, Niebling M D R 1982 S. 194, Staudinger-Schlosser § 1 AGB-Gesetz Rz 5, Ulmer in UlmerBrandner-Hensen § 1 AGB-Gesetz Rz 16, 19, a. A. Schütte NJW 1979 S. 592), die als Teil des Antrages auf Abschluß eines Lebensvsvertrages zu einer allgemeinen Geschäftsbedingung wird, weil es sich um eine vorformulierte Bestimmung für eine Vielzahl von Verträgen handelt, durch die Rechte und Pflichten auch für die Vertragsdauer konkretisiert und begründet werden. Wenn der Antragsteller die Klausel ganz oder teilweise streichen würde, so müßte er damit rechnen, daß sein Antrag durch den Ver nicht angenommen würde. Die Entbindung von der ärztlichen Schweigepflicht erfolgt, damit der Ver anhand der Gesundheitsdaten entscheiden kann, ob er das Risiko übernehmen kann und das zu normalen Bedingungen möglich ist. Darüber hinaus muß der Ver sich und damit die durch ihn repräsentierte Vtengemeinschaft durch die Rückfragemöglichkeit auch vor unwahren Angaben und damit vor betrügerischen Manipulationen schützen. Dazu dient auch die Ermächtigung für den Leistungsfall. Diese Zweckbestimmung kommt auch in der Entbindungsklausel zum Ausdruck, da der Antragsteller den Ver ermächtigt, „zur Nachprüfung und Verwertung" der vom Vmer bzw. der Gefahrsperson gemachten Angaben über die Gesundheitsverhältnisse bei den behandelnden Ärzten usw. nachzufragen. Darüber hinaus ist der zu befragende Personenkreis genau begrenzt. Der Antragsteller weiß auch angesichts der ihm in dem Antragsformular vorgelegten Fragen und aufgrund der Formulierung in der Ermächtigungsklausel, daß alleiniger Gegenstand der Auskunft, die der Ver bei seinen Ärzten bzw. den in Frage kommenden Krankenanstalten einholt, die medizinische Feststellung des Gesundheitszustandes ist. Auch der Zeitraum, auf den sich die Befragung bezieht, ist deutlich bestimmt und erscheint als sachgerecht. Das gilt auch für die dreijährige Frist nach Vertragsschluß, während der sich herausstellen kann, daß der Vmer unwahre Angaben gemacht hat, und den Zeitraum von einem Jahr vor dem Tode der Gefahrsperson. Auch der Zehnjahreszeitraum in der Berufsunfähigkeitsv ist sachgerecht. Der Einwilligende kann nach allem die Bedeutung und Tragweite seiner Einwilligung erkennen. Angesichts des eingegrenzten sachlichen Umfangs der Klausel, des festumrissenen Kreises der Betroffenen und der zeitlichen Limitierung wird der Vmer — dem die Interessen der Vtengemeinschaft entgegenzuhalten sind — auch unter Berücksichtigung seines durch Art. 2 G G garantierten Persönlichkeitsrechts durch die Ermächtigungsklausel insoweit nicht unangemessen benachteiligt (Schütte NJW 1979 S. 592-593, a. A. ohne Begründung StaudingerSchlosser §9 AGB-Gesetz Rz 180). Die von Hollmann NJW 1978 S. 2332-2333 gerügten Mängel der Ermächtigungsklausel sind geändert worden, ihre NJW 1979 S. 1923 geäußerten Bedenken beziehen sich nicht auf die Schweigepflichtentbindung für die Ärzte und Krankenanstalten. Der Auffassung Ulmers in Ulmer-Brandner434

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II. Ärztliches Berufsgeheimnis, Versicherungsgeheimnis

Anm. C 273

Hensen Anh. § § 9 - 1 1 AGB-Gesetz Rz 879, der die Klausel nach § 9 I AGB-Gesetz für unwirksam hält, weil dem berechtigten Interesse der Ver Genüge getan werde, „wenn dem Versicherungsnehmer die Obliegenheit auferlegt wird, den Versicherer von Fall zu Fall zur Einholung der Auskunft zu ermächtigen und die Auskunftstelle von der Schweigepflicht zu entbinden", kann nicht gefolgt werden. Das wäre unpraktikabel und würde die ohnehin eingegrenzte Schweigepflichtentbindung nicht nennenswert weiter einschränken. [C 273] 2. Schweigepflicht des Versicherers und Entbindungsklausel a) Versicherungsgeheimnis Die Schweigepflicht gilt jedoch nicht nur für Ärzte und Krankenanstalten, sondern nach § 203 I Nr 6 StGB auch für die „Angehörigen eines Unternehmens der privaten Kranken-, Unfall- oder Lebensversicherung oder einer privatärztlichen Verrechnungsstelle". Der Begriff des Angehörigen eines Personenvsunternehmens ist dabei dahingehend auszulegen, daß damit in erster Linie Organe, Mitglieder von Organen und Bedienstete des Unternehmens gemeint sind, darüber hinaus aber auch jeder, der sonstwie im Geschäftsbereich eines Personenvers zumindest auch für dessen Interesse tätig ist (Lackner § 203 Anm. 2 a ee, Rein VersR 1976 S. 118 - 1 1 9 ) . Dagegen kommen die Angestellten der Verbände nicht als Täter in Betracht. Denn § 203 StGB nennt ausdrücklich nur die Unternehmen der Personenv und nicht auch ihre Zusammenschlüsse und Interessenverbände. Soweit ein Angehöriger eines Verbandes Geheimnisse, die er von einem Mitgliedsunternehmen erhält, weitergibt, kann er sich als Teilnehmer oder Anstifter strafbar machen, wenn er beispielsweise von sich aus Material bei einem Mitgliedsunternehmen anfordert (Rein VersR 1976 S. 119). Daß die ärztlichen Diagnosen und die Angaben des Vmers zum Gesundheitszustand, zu chronischen Leiden, Gebrechen usw. nicht weitergegeben werden dürfen, liegt auf der Hand. Keine Geheimnisse sind dagegen die Angaben über Familien- und Vornamen des Antragstellers, seine Adresse mit Straße, Haus- und Telefonnummer. Dasselbe gilt grundsätzlich für die Angaben über das Geburtsdatum, den Beruf und den Familienstand, die ebenfalls einem größeren Personenkreis bekannt sein dürften. Zu differenzieren ist bei Angaben über die Namen und Anschriften der behandelnden Ärzte und die von dem Antragsteller besuchten Krankenhäuser usw. Nach LG Köln 2.IV.1959 NJW 1959 S. 1598 können zutreffenderweise schon der Name des Arztes eines Patienten und die Tatsache seiner Behandlung ein Geheimnis sein, das gilt insbesondere bei tabuisierten Erkrankungen (Rein a . a . O . S. 119 — 120). Darüber hinaus kann sich die Verschwiegenheitspflicht des Vers aber auch auf die Art und den Umfang der vom Antragsteller geschlossenen Vsverträge erstrecken. Es ist dem Grundsatze nach davon auszugehen, daß der Vmer nicht publik werden lassen möchte, welche Summe er im Krankheitsfalle aus einer Krankenhaustagegeldv erhält oder was seine Hinterbliebenen aus der Lebensv ausgezahlt erhalten (überzeugend Rein a. a. O.). Macht der Antragsteller dem Ver gegenüber Angaben über eine bei einem anderen Ver — der nicht zu der Unternehmensgruppe des ersten Vers zu gehören braucht — abgeschlossene Lebensv, Kranken- oder Unfallv, so hat der Ver ein Interesse daran, über die dort abgeschlossenen Ven unterrichtet zu werden, beispielsweise um die Vorerkrankungen zu überprüfen oder auch, um dem subjektiven Risiko entgegenzuwirken (z. B. Abschluß mehrerer Berufsunfähigkeitsven bei verschiedenen Vern). Der andere Kranken-, Lebens- oder Unfallver darf nur eine Auskunft geben, wenn er von der Schweigepflicht entbunden ist. Dabei macht es dem Grundsatze nach keinen Unterschied, ob die Ver derselben Gruppe angehören oder nicht. Winter

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Anm. C 275

C. Abschluß und Verbriefung des Lebensversicherungsvertrages

Eine Gemeinschaftseinrichtung der Personenver in Form eines gemeinsamen Rechenzentrums oder einer gemeinsamen Datenbank, wo sich jeder Ver der gespeicherten Daten bedienen könnte, existiert nicht. Die beim Verband der Lebensvsunternehmen bestehende Mitteilungsstelle für Sonderwagnisse hat eine andere Funktion. Die im Verband zusammengeschlossenen Lebensver melden dieser Stelle sämtliche Lebensvsverträge, die mit einem Risikozuschlag angenommen, zurückgestellt, abgelehnt oder durch Rücktritt bzw. Anfechtung aufgehoben wurden. Die Datei erhält an persönlichen Daten allein den Namen, das Geburtsdatum und den Geburtsort des Antragstellers bzw. der Gefahrsperson und die Kennziffer für den Grund der Meldung. Benötigt nun der Ver für die Prüfung eines Antrages weitere Angaben, so wendet sich der Ver direkt an das betreffende Mitgliedsunternehmen, das nur bei einer entsprechenden Entbindung von der Schweigepflicht eine Auskunft geben darf. [C 274] b) Schweigepflichtentbindungsklausel und AGB-Gesetz Die oben zitierte Einwilligungsklausel bezieht sich nun auch auf „andere Personenversicherer", und dabei gleichfalls nicht auf deren Verbände oder sonstige Institutionen, wobei sich insoweit sodannn vielleicht aber die Frage einer mutmaßlichen Einwilligung stellen könnte (Rein VersR 1976 S. 121). Soweit auch hier nach der Vereinbarkeit der Klausel mit dem AGB-Gesetz zu fragen ist, könnten sich Bedenken deshalb erheben, weil es angesichts der generellen und weiten Formulierung der Klausel dem Vmer bzw. der Gefahrsperson vielleicht nicht bewußt werden könnte, daß nicht nur ein anderer Lebensver, sondern auch jeder andere denkbare Krankenund Unfallver von der Schweigepflicht entbunden werden soll, und zwar wiederum für den gesamten vor Abschluß des Vertrages liegenden Zeitraum und die Zeit der nächsten drei bzw. zehn Jahre nach Antragsannahme sowie das Jahr vor Eintritt des Vsfalles. Dabei ist jedoch zu berücksichtigen, daß sich die Schweigepflichtentbindungsklausel naturgemäß nur auf solche Ver bezieht, mit denen der Vmer bzw. die Gefahrsperson zumindest in Kontakt gestanden hat bzw. steht. Derartige Kontakte aber dürften dem Vmer oder der Gefahrsperson gerade bei Antragstellung in aller Regel erinnerlich und bewußt sein. Zumal es Sinn und Zweck der Klausel ist, zu verhindern, daß der einzelne aus dem Vsvertrage materiell Berechtigte zulasten der Vtengemeinschaft Ansprüche geltend macht, denen unrichtige Angaben zugrunde liegen, die der Ver — auch durch Anfrage bei einem Kranken- oder Unfallver — nicht überprüfen konnte, erscheint die Klausel als mit § 9 AGB-Gesetz vereinbar. [C 275] 3. Amtsgeheimnis und Schweigepflichtentbindungsklausel Auch Behörden sind grundsätzlich zur Verschwiegenheit verpflichtet, die Amtsträger machen sich nach § 203 II StGB strafbar, wenn sie ihre Schweigepflicht durchbrechen. Bei der Schweigepflichtentbindungsklausel, nach der der Ver ermächtigt wird, auch die „Behörden" über die Gesundheitsverhältnisse des Vmers bzw. der Gefahrsperson zu befragen, und mit der zugleich eine entsprechende Entbindung von der Schweigepflicht einhergeht, erhebt sich wiederum die Frage, ob hier §9 AGBGesetz eingreift. Anders als bei der früheren Klausel, die sich auf Gesundheits- und Versorgungsämter bezog (vgl. Rein VersR 1976 S. 121), werden hier grundsätzlich sämtliche Behörden von der Schweigepflicht entbunden, wenn auch nicht verkannt werden darf, daß durch die Zweckbestimmung der Klausel eine entsprechende Einschränkung gegeben ist. Die Klausel läßt aber gleichwohl nicht genügend konkret erkennen, welche Behörden hier von der Schweigepflicht entbunden werden sollen, so daß anders als im Hinblick auf das Vsgeheimnis dem Antragsteller bzw. der 436

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III. Datenschutz u Datenschutzermächtigungsklausel

Anm. C I I I

Gefahrsperson die Tragweite der Schweigepflichtentbindung nicht genügend bewußt werden kann. Ohne eine genügend klare Eingrenzung ist die Klausel insoweit nach §9 AGB-Gesetz unwirksam (vgl. auch Ulmer in Ulmer-Brandner-Hensen Anh. § § 9 - 1 1 AGB-Gesetz Rz 879). Gleichwohl braucht in derartigen Fällen der Verletzung der Verschwiegenheitspflicht durch einen Amtsträger keine strafbare Handlung vorzuliegen. Zwar liegt eine wirksame Einwilligung des Betroffenen nicht vor. Der Amtsträger kann sich jedoch in einem Irrtum über die tatsächlichen Voraussetzungen eines Rechtfertigungsgrundes befinden. Ein solcher ist analog § 16 StGB zu beurteilen, so daß die Tat wie eine unvorsätzliche behandelt wird (vgl. BGHSt 6.VI.1952 Bd 3 S. 105, BGHSt 19.XII.1952 Bd 3 S. 357). [C 276] III. Datenschutz und Datenschutzermächtigungsklausel Schrifttum Auernhammer, Bundesdatenschutzgesetz, Kommentar, Köln 1977, Biagosch Versicherungsbetrieb 5/1977 S. 13, ders. VersR 1979 S. 4 8 9 - 4 9 4 , Biesalski BB 1978 S. 67, Breker DatenschutzBerater 1978 S. 5 6 - 6 2 , ders. Versicherungsbetrieb 1/1978 S. 43, ders. VW 1979 S. 1 6 8 - 1 7 2 , Bühnemann, Datenschutz im nichtöffentlichen Bereich, DVR-Beiheft 4, München 1974, ders. DuD 1980 S. 2 1 9 - 2 1 4 , Dahl der Arbeitgeber 1980 S. 7 3 - 7 4 , Gallwas-Schneider-SchwappachSchweinoch-Steinbrück, Datenschutzrecht, Stuttgart-Berlin-Köln-Mainz, Gola-HummerichKerstan, Datenschutzrecht III. Teil I, Das Bundesdatenschutzgesetz, Berlin 1977, Heußner ZVersWiss 1978 S. 57 — 76, Hörle-Wronka, Bundesdatenschutzgesetz, Bonn 1977, HummerichKniffka NJW 1979 S. 1182-1189, Kirchner Versicherungsbetrieb 3/1977 S. 15, Kloth VW 1977 S. 645 — 647, Mohr ZVersWiss 1978 S. 43 — 56, Ordemann-Schomerus, Bundesdatenschutzgesetz, 3. Aufl., München 1982, von Puskás VerBAV 1980 S. 5 2 - 5 5 , 1 0 2 - 1 1 0 , Simitis VersR 1981 S. 197 — 207, Simitis-Dammann-Mallmann-Reh, Kommentar zum Bundesdatenschutzgesetz, 3. Aufl., Baden-Baden 1981, Tiedemann NJW 1981 S. 9 4 5 - 9 5 2 , Tröbliger Versicherungsbetrieb 1/1977 S. 4, von Uckermann Versicherungsbetrieb 6/1976 S. 3, ders. VW 1977 S. 4 3 2 - 4 3 8 , ders. Versicherungsbetrieb 1/1978 S. 40, ders. DuD 1979 S. 1 6 3 - 1 6 8 , Ulmer-Brandner-Hensen, AGB-Gesetz, Kommentar, 4. Aufl., Köln 1982, Wieland Versicherungsbetrieb 4/1978 S. 36.

[C 277] 1. Problem Ähnlich wie das Vsgeheimnis ist der Datenschutz darauf gerichtet, den Menschen in seiner Persönlichkeitssphäre zu schützen. Gerade in der Lebensv, die ohne eine Fülle personenbezogener Daten nicht auskommt, ist der Datenschutz von einer erheblichen Bedeutung. Die Regelung des Datenschutzes ist durch das Bundesdatenschutzgesetz (BDSG) und die Datenschutzgesetze der Länder erfolgt. Nach § 1 BDSG ist es Aufgabe des Datenschutzes im einzelnen, durch den Schutz personenbezogener Daten vor Mißbrauch bei ihrer Speicherung, Übermittlung, Veränderung und Löschung (Datenverarbeitung) der Beeinträchtigung schutzwürdiger Belange der Betroffenen entgegenzuwirken. Die geschützten personenbezogenen Daten sind in der Praxis der Lebensv nicht nur die Gesundheitsdaten des betroffenen Antragstellers, des Vmers oder anderer Gefahrspersonen, sondern darüber hinaus sämtliche Daten im Vsantrag oder in Zusammenhang mit dem Vsvertrag, die auf bestimmte Personen wie z. B. den Bezugsberechtigten hinweisen. Geschützt werden die Daten durch das BDSG vor einem Mißbrauch bei der Datenverarbeitung, der dann gegeben ist, wenn die Datenverarbeitung entweder überhaupt nicht zulässig war oder jedenfalls nicht in der vorgenommenen Weise. Zulässig ist eine Datenverarbeitung, wenn das BDSG oder andere Vorschriften es erlauben oder wenn der Betroffene sich damit einverstanden erklärt hat (§ 3 BDSG). Winter

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Anni. C 279

C. Abschluß und Verbriefung des Lebensversicherungsvertrages

Die in der Praxis der Lebensv bedeutsamen Formen der Datenverarbeitung — nämlich die Datenspeicherung und -Übermittlung — sind somit zunächst am BDSG bzw. den darüber hinaus einschlägigen Normen zu messen, die bei Abschluß eines Lebensvsvertrages in aller Regel vereinbarte Datenschutzermächtigungsklausel ist sowohl am BDSG als auch am AGB-Gesetz zu prüfen. [C 278] 2. Zulässigkeit der Datenspeicherung und -Übermittlung nach dem BDSG Die Zulässigkeit der Datenverarbeitung durch den Lebensver richtet sich im wesentlichen nach den §§22 — 30 BDSG. Soweit es danach auf die Abwägung von Rechten des Betroffenen und des Vers oder Dritter ankommt, gelten dabei die im Rahmen des allgemeinen Persönlichkeitsrechts entwickelten Grundsätze zur Güterund Interessenabwägung. Grundlegend zur Bedeutung des Aspekts der Privatsphäre im Datenschutz Heußner ZVersWiss 1978 S. 6 2 - 6 3 , Mohr ZVersWiss 1978 S. 46-47. [C 279] a) Datenspeicherung Die Speicherung personenbezogener Daten ist nach § 23 BDSG zulässig im Rahmen der Zweckbestimmung eines Vertragsverhältnisses oder vertragsähnlichen Vertrauensverhältnisses mit dem Betroffenen oder soweit die Speicherung zur Wahrung berechtigter Interessen der speichernden Stelle erforderlich ist und kein Grund zur Annahme besteht, daß dadurch schutzwürdige Belange des Betroffenen beeinträchtigt werden. In diesem Umfang ist eine Datenspeicherung unabhängig von einer Einwilligung des Betroffenen bereits aufgrund des BDSG zulässig. Für die Lebensv ist in aller Regel Satz 1 der Vorschrift erste Variante einschlägig, sofern Vmer und Gefahrsperson identisch sind. Der Vertragszweck ergibt sich aus dem Inhalt des Lebensvsvertrages, wobei sich die Frage stellt, inwieweit auf den nur mittelbaren Aspekt der Gefahrengemeinschaft abzustellen ist, um im Interesse der Gesamtheit der Vten eine Gleichwertigkeit zwischen dem zu übernehmenden Risiko und dem dafür zu entrichtenden Beitrag herzustellen (recht weitgehend Mohr ZVersWiss 1978 S. 46). In aller Regel ist die Frage, welche Daten zur Verwirklichung des Vertragszwecks zu speichern sind, nicht problematisch: Erfaßt werden beispielsweise sämtliche Angaben des Vmers im Antrag zur Beurteilung des Risikos, die von Ärzten usw. zulässigerweise eingeholten Auskünfte, ferner aber auch Daten, die eine Gefahrdung des Vertragszwecks erkennen lassen, wie z. B. wirkliche oder vermeintliche Vertragsverletzungen, versuchter Vsbetrug usw. (vgl. Ordemann-Schomerus, Bundesdatenschutzgesetz, 3. Aufl., München 1982, §23 Anm. 1.1). Mit der zweiten Variante des § 23 S. 1 BDSG wird u. a. die Speicherung vor Vertragsschluß, also die Speicherung im Rahmen der vorvertraglichen Verhandlungen angesprochen. Voraussetzung ist jedoch stets, daß sich die Beziehungen des Vers zum potentiellen Kunden konkretisiert haben, die Vertragsgespräche also aufgenommen und damit ein Vertrauensverhältnis begründet worden ist. Die Speicherung ist auch nur solange zulässig, als noch mit einem Vertragsschluß gerechnet werden kann. Mit dem Abbruch der Vertragsgespräche entfallt der gesetzlich anerkannte Speicherungsgrund. Eine weitere Speicherung ist nicht etwa zulässig, weil der Ver hofft, die Vertragsverhandlungen später wieder einmal aufnehmen zu können, oder weil er beabsichtigt, die Daten anderen Vern zur Verfügung zu stellen, wenn der Vmer sich an einen anderen Ver wenden sollte und hier eine abweichende Darstellung seiner Gesundheitsverhältnisse gibt (Simitis in Simitis-Dammann-Mallmann-Reh, Kommentar zum Bundesdatenschutzgesetz, 3. Aufl., Baden-Baden 1981 §23 Rz 42—43, a. A. von Uckermann, Versicherungsbetrieb, 6/1976 S. 4). 438

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III. Datenschutz u Datenschutzermächtigungsklausel

Anm. C 282

Die zweite Variante greift darüber hinaus stets, wenn Vmer und Gefahrsperson nicht identisch sind und es sich um die Zulässigkeit der Speicherung der Daten der Gefahrsperson handelt. Hier fehlt es an einer vertraglichen Beziehung zwischen Ver und Gefahrsperson, doch kann insoweit von einem vertragsähnlichen Vertrauensverhältnis ausgegangen werden (Kloth VW 1977 S. 645). Als Beispiel für die dritte Variante des § 23 S. 1 BDSG ist an die Speicherung der personellen Daten des widerruflich Bezugsberechtigten zu denken (Name, Anschrift, Verwandtschaftsverhältnis zum Vmer). Da seine Stellung als Bezugsberechtigter durch den Vmer vor Eintritt des Vsfalles jederzeit aufgehoben werden kann, steht er nur in einem sehr lockeren Verhältnis zum Ver, so daß die ersten beiden Varianten nicht anwendbar sind (Kloth VW 1977 S. 646). Zur Speicherung der vom Rückver gewünschten Daten durch den Erstver vgl. Biagosch VersR 1979 S. 4 9 0 - 4 9 1 , Simitis a. a. O. § 23 Rz 27, 56. Auch hier kann die dritte Variante des § 23 S. 1 BDSG greifen. [C 280] b) Übermittlung gespeicherter Daten aa) Gesetzliche Grundlage Einschlägig ist die Vorschrift des § 24 BDSG. Auch hier wird für die Zulässigkeit der Übermittlung auf die Zweckbestimmung des Vertrages oder eines Vertrauensverhältnisses abgestellt, hinsichtlich der Wahrung berechtigter Interessen kommt es nicht nur auf die Interessen des übermittelnden Vers, sondern auch auf die Interessen Dritter oder der Allgemeinheit an, sofern dadurch schutzwürdige Belange des Betroffenen nicht beeinträchtigt werden. Eine Ausnahme gilt nach § 24 I 2 BDSG jedoch für solche Daten, die einem Berufs- oder besonderen Amtsgeheimnis unterliegen. Diese Übermittlungssperre ist für die Lebensv von besonderer Bedeutung. Sie kann nur durch die Einwilligung des Betroffenen nach § 3 BDSG ausgeräumt werden. [C 281] bb) Datenaustausch bei der Mitversicherung Hier ergeben sich in der Lebensv keine Probleme. Bei der Mitv wird zumeist ein Ver als der führende Ver bevollmächtigt, Willenserklärungen und Anzeigen des Vmers für die Gesamtheit der Mitver entgegen zu nehmen. Das liegt im Rahmen der Zweckbestimmung des Vsvertrages und auch im Rahmen der gestatteten Interessenwahrung. [C 282] cc) Übermittlung an den Rückversicherer Zulässig ist auch die Weitergabe der Daten durch den Erstver an den Rückver, wenn der Erstver das Risiko — wie regelmäßig bei größeren Risiken — zumindest teilweise an den Rückver weitergeleitet hat. Daran ândért auch nichts, daß auch im Rückvsrecht der Grundsatz der sog. Schicksalsteilung gilt und das Dispositionsrecht grundsätzlich dem Erstver zusteht. Denn gleichwohl werden in der Praxis die Daten an den Rückver weitergegeben und auch dort gespeichert. Wenn man die Zulässigkeit der Datenübermittlung an den Rückver nicht schon mit der Zweckbestimmung des Lebensvsvertrages begründen will, zumal der Vmer bei größeren Risiken mit der Einschaltung eines Rückvers rechnen muß, so kann doch davon ausgegangen werden, daß die Weitergabe der Daten zur Wahrung berechtigter Interessen des Erstvers und des Rückvers erforderlich ist (Biagosch VersR 1979 S. 491, Mohr ZVersWiss 1978 S. 48, Simitis a. a. O. § 24 Rz 24, von Uckermann VW 1977 S. 436). Winter

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Anm. C 284

C. Abschluß und Verbriefung des Lebensversicherungsvertrages

[C 283] dd) Übermittlung bei zentraler Datenverarbeitung im Konzern Da die Ver aus Marktgründen und auch im Interesse der Vmer bemüht sind, möglichst sämtliche Vsformen in ihr Vsangebot aufzunehmen, sie andererseits aber aus Risikogründen durch das aufsichtsrechtliche Spartentrennungsgebot gezwungen sind, für einzelne Vszweige wie insbesondere auch die Lebensv die V durch separierte Unternehmen zu betreiben, finden sich im Vswesen besonders häufig Konzerngruppierungen. Die Situation ist im Vsbereich, wo die Konzerne ganz überwiegend eben nur angesichts des Spartentrennungsgebots entstanden sind, also eine andere als in anderen Wirtschaftsbereichen. Gleichwohl enthält das BDSG keine Sondervorschrift, wonach Konzerne im Vswesen datenschutzrechtlich als Einheit anzusehen sind. Die Vsgruppe ist nicht allein deshalb eine einheitliche speichernde Stelle, weil sie „einen einheitlichen Geschäftszweck verfolgt und vom Publikum als Einheit verstanden wird" (so aber Biagosch VersR 1979 S. 492). Der Austausch der Daten zwischen den Unternehmen derselben Vsgruppe richtet sich daher gleichfalls nach den Zulässigkeitsvoraussetzungen des § 24 BDSG. Da vertragliche Beziehungen nun in aller Regel nur zwischen dem Betroffenen und einem Konzernunternehmen — hier dem Lebensver — bestehen, scheiden die ersten beiden Varianten der Vorschrift von vornherein aus, so daß hier nur die dritte Variante greifen kann (vgl. Mohr ZVersWiss 1978 S. 4 8 - 5 0 , Simitis a . a . O . §24 Rz 36). Soweit die Voraussetzungen des §24 BDSG nicht erfüllt sind, ist ein Datenaustausch nur über eine Einwilligung des Betroffenen zulässig. Die Grundsätze des §24 BDSG sind auch anwendbar, wenn die Daten nicht unmittelbar an ein Schwesterunternehmen des Vers weitergegeben werden, sondern wenn sie an eine zentrale Datenverarbeitungsanlage im Konzern übermittelt werden, deren Dateien nicht nur von dem einzelnen Gruppenunternehmen, das die Daten einbringt, sondern auch von den anderen Konzernunternehmen genutzt werden soll. Auch bei solchen Adreß-, Inkasso- und Informationsdateien, die gemeinsam benutzt werden, bedarf es insoweit einer Einwilligung des Betroffenen. Dabei ist unerheblich, wo die zentrale Datenverarbeitungsanlage angesiedelt ist, häufig ist sie beim Mutterunternehmen errichtet worden. Etwas anderes gilt lediglich für eine zentrale Datenverarbeitung im rein technischen Sinne, also ein gemeinsames Rechenzentrum, bei dem die eingegebenen Daten nicht an ein anderes Konzernunternehmen weitergegeben werden. Auf eine derartige Datenverarbeitung bezieht sich das BDSG nicht. Wiederum anders zu beurteilen ist die Situation, wenn die Datenverarbeitung durch ein Service-Rechenzentrum erfolgt, hier greifen die Vorschriften der §§31—40 BDSG. Eine im Rechtssinne geschäftsmäßige Datenverarbeitung für fremde Zwecke kann bei einer zentralen Datenverarbeitungsstelle innerhalb eines Konzerns nur in Ausnahmefallen angenommen werden. Bei der Datenverarbeitung innerhalb eines Konzerns ist die Gefahrdungsmöglichkeit schutzwürdiger Belange von Betroffenen deutlich geringer als bei einem allgemeinen Lohnrechenzentrum. Im übrigen besteht für die in § 241 BDSG genannten Zulässigkeitsvoraussetzungen eine Ausnahme nach Absatz II der Vorschrift: Gestattet ist die Weitergabe von listenmäßig oder sonst zusammengefaßten Daten über Angehörige einer Personengruppe, wobei die Übermittlung allerdings kein anderes zusätzliches Merkmal erkennen lassen darf, wie z. B. daß es sich um Vmer des übermittelnden Vers handelt. Zur kritischen Würdigung dieser Vorschrift vgl. Simitis a. a. O. § 24 Rz 61 — 78. [C284] ee) Einbeziehung des Versicherungsaußendienstes Der Ver kann sich verschiedener Vertriebswege bedienen. Bezogen auf das rechtliche Verhältnis zum Ver sind dabei vier Gruppierungen zu unterscheiden: der ange440

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III. Datenschutz u Datenschutzermächtigungsklausel

Anm. C 285

stellte Vsaußendienst, die selbständigen Einfirmen- und Gruppenvertreter, die Mehrfachagenten und schließlich die Makler. Der Vermittler ist ein bedeutsames Bindeglied zwischen dem Ver und dem Vmer. Er reicht die Daten des Kunden an den Ver weiter und umgekehrt wird der Vsvermittler — eine Ausnahme gilt für den Makler — von dem Ver gezielt eingesetzt, um den Vmer anhand der beim Ver gespeicherten Daten auf sich empfehlende Vertragsumstellungen oder Erweiterungen des Vsschutzes aufmerksam zu machen. Will man fragen, inwieweit der zwischen Ver und Vsvermittler sich vollziehende Datenfluß nach dem BDSG zulässig ist, so hängt das entscheidend davon ab, ob der Vsvermittler im Verhältnis zum Ver, mit dem er zusammenarbeitet, Dritter im Sinne des § 2 III Ziff. 2 BDSG ist. Das ist eindeutig beim Vsmakler der Fall, der regelmäßig im eigenen Namen auftritt und an keinerlei Weisungen des Vers gebunden ist, er knüpft und pflegt seine geschäftlichen Beziehungen in eigener Verantwortung (Breker VW 1979 S. 170). Ebenso eindeutig ist der Angestellte im Außendienst des Vers nicht als Dritter anzusehen, er gehört zur speichernden Stelle und kann im Verhältnis zum Ver nicht Dritter sein. Für den selbständigen Einfirmen- und Gruppenvertreter sowie den Mehrfachvertreter wird die Ansicht vertreten, daß er wie der Außendienstangestellte zu behandeln sei, also dem Ver als der speichernden Stelle zuzurechnen sei (Breker VW a. a. O., Mohr ZVersWiss 1978 S. 50 — 51). Das wird mit der gleichartigen Funktion des angestellten und selbständigen Vsaußendienstes begründet: beide seien die Repräsentanten des von ihnen vor Ort vertretenen Vers., beiden vertrauten die Vmer schon bei der Antragsaufnahme ihre persönlichen Daten an, an beide wenden sich die Vmer gleichermaßen, wenn sie sich beraten lassen wollen. Der Vmer als Betroffener im Sinne des BDSG dürfe kein Verständnis dafür haben, wenn der selbständige Vsvertreter — anders als der angestellte — die notwendige Betreuung mangels Unterlagen und Daten nicht sachgerecht durchführen könne. Gleichwohl kann dieser Argumentation nicht gefolgt werden: Der selbständige Vsvertreter ist ein vom Ver dem Grundsatze nach rechtlich unabhängiger selbständiger Kaufmann und kann nicht unter Vernachlässigung der rechtlichen Beziehungen zwischen Ver und Vertreter dem Organisationsbereich des Vers zugerechnet werden. Er ist ebenso Dritter wie der Mehrfachagent, bei beiden ist die Zulässigkeit der Datenübermittlung zwischen Ver und Vsvertreter nach § 24 I BDSG zu beurteilen (Dammann in Simitis-DammannMallmann-Reh a. a. O. § 2 Rz 170). [C 285] ff) Übermittlung an andere Lebensversicherer und den Verband der Lebensversicherungs-Unternehmen Die Zusammenarbeit der Lebensver untereinander erfolgt auf zweierlei Wegen, und zwar entweder direkt zwischen den Lebensvern oder unter Einschaltung des Verbandes der Lebensversicherungs-Unternehmen. Die Datenweitergabe erfolgt zumeist aus konkretem Anlaß, so wendet sich der Ver, soweit ihm eine weitere Aufklärung als notwendig erscheint, beispielsweise bei der Antragsprüfung direkt an den Vorver bzw. den Ver, bei dem eine weitere Lebensv besteht oder der die Übernahme des Risikos abgelehnt hat. Beim Verband der Lebensversicherungs-Unternehmen e.V., Bonn, besteht darüber hinaus die sog. Mitteilungsstelle für Sonderwagnisse (oben Anm. C 273). Die dort errichtete Datei enthält an personenbezogenen Daten nur den Namen, das Geburtsdatum und den Geburtsort des Antragstellers bzw. der Gefahrsperson sowie die Kennziffer für den Grund der Meldung. Werden für die Prüfung eines Antrages weitere Angaben benötigt, so Winter

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Anm. C 289

C. Abschluß und Verbriefung des Lebensversicherungsvertrages

wendet sich der Ver direkt an den anderen Ver, von dem die Daten stammen. Sinn und Zweck der Errichtung dieser Meldestelle ist es also, schwere Risiken aufzudecken, die vom Antragsteller verschwiegen worden sind. Ähnlich verhält es sich bei den Meldungen der Ver an den Lebensverband zur Berufsunfahigkeitsv, hier soll eine Überprüfung der Antragsangaben zur Begrenzung des subjektiven Risikos ermöglicht werden. Die Zulässigkeit der damit verbundenen Datenübermittlung richtet sich auch insoweit nach § 241 BDSG, wobei hier die dritte Variante in Frage kommt (vgl. dazu Mohr ZVersWiss 1978 S. 53, Simitis a. a. O. § 24 Rz 34). Soweit sie nicht greift, bedarf es auch hier einer entsprechenden Einwilligung des Betroffenen. [C 286] c) Veränderung, Sperren und Löschen von Daten Anders als bei der Datenspeicherung und -Übermittlung wirft die in § 25 BDSG geregelte Datenveränderung im Lebensvsbereich keine Probleme auf (vgl. Kloth VW 1977 S. 647). Zum Sperren und Löschen von Daten vgl. § 27 BDSG. Auch insoweit ergeben sich für die Praxis der Lebensv keine speziellen Fragen. [C 287] 3. Datengeheimnis und Strafbarkeit Nach § 5 BDSG dürfen die bei der Datenverarbeitung beschäftigten Personen geschützte personenbezogene Daten nicht unbefugt zu einem anderen als dem zur jeweiligen Aufgabenerfüllung gehörenden Zweck verarbeiten, bekanntgeben, zugänglich machen oder sonst nutzen. Zur Sicherstellung müssen diese Personen bei Aufnahme ihrer Tätigkeit eine entsprechende Verpflichtung unterschreiben. Wer unbefugt die geschützten Daten, die nicht allgemein bekannt sind, übermittelt, verändert, abruft oder sich sonst verschafft, wird nach § 411 BDSG mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft. In §42 BDSG werden darüber hinaus Verstöße gegen Pflichten aus dem BDSG als Ordnungswidrigkeiten mit einer Geldbuße bis zu 50000 DM bedroht. [C 288] 4. Rechte des Betroffenen a) Einwilligung Außerhalb des gesetzlichen Zulässigkeitsbereichs ist eine Datenverarbeitung nur erlaubt, wenn der Betroffene — grundsätzlich schriftlich — seine Einwilligung erklärt hat, § 3 BDSG. Bei der Formulierung einer solchen Einwilligungserklärung ist zu beachten, daß die Einwilligung für jede der im Gesetz genannten Phasen gegeben sein muß. Zu den Anforderungen, die an die Einwilligung nach dem BDSG im übrigen zu stellen sind, vgl. Reh in Simitis-Dammann-Mallmann-Reh a. a. O. § 3 Rz 8 — 88. Vgl. unten Anm. C 291—301 zur Datenschutzermächtigungsklausel in der Lebensv. Das Fehlen der Einwilligung macht die Datenverarbeitung rechtswidrig und kann zu Schadenersatzansprüchen führen. Vgl. ferner §§41, 42 BDSG. |C 289] b) Benachrichtigung Der Betroffene muß nach § 26 I BDSG bei erstmaliger Speicherung von der Tatsache der Speicherung benachrichtigt werden, soweit er nicht auf andere Weise davon Kenntnis erhalten hat. Von einer solchen Kenntnis kann immer dann ausgegan442

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III. Datenschutz u Datenschutzermächtigungsklausel

Anm. C 291

gen werden, wenn der Vmer selbst die Daten geliefert hat, vgl. dazu jedoch im einzelnen Mallmann in Simitis-Dammann-Mallmann-Reh a. a. 0 . § 26 Rz 19. Kritisch Simitis VersR 1981 S. 205-206. [C 290] c) Auskunft Der Betroffene hat zudem nach § 4 Ziff. 1, § 26 II BDSG einen Anspruch auf grundsätzlich schriftliche Auskunft über die zu seiner Person in Dateien gespeicherten Daten. Dabei soll er die Art der persohenbezogenen Daten, über die Auskunft erteilt werden soll, näher bezeichnen, um den Arbeitsaufwand für die speichernde Stelle zu verringern. Zu den Ausnahmen des Auskunftsanspruchs vgl. § 26 IV BDSG. [C 291] 5. Datenschutzermächtigungsklausel a) Allgemeines Die Datenschutzermächtigungsklausel ist in der Lebensv eine vom Vmer und der Gefahrsperson auf dem Vsantrag zu unterzeichnende Erklärung, die Zweck, Art und Umfang der Datenübermittlung — beispielsweise an Rückver, andere Ver und den Verband der Lebensversicherungs-Unternehmen — betrifft. Nachdem schon 1977 vor Inkrafttreten des BDSG eine Datenschutzermächtigungsklausel genehmigt worden war, haben die Ver, die Datenschutzbehörden und das BAV 1979 die seitdem verwandte Klausel allgemein für sämtliche Vszweige erarbeitet, wobei jedoch auf die Besonderheiten der einzelnen Vsformen wie z. B. auch auf die Lebensv entsprechend Rücksicht genommen worden ist. Die Klausel ist abgedruckt in der Geschäftsplanmäßigen Erklärung, in der sich die Ver der Aufsichtsbehörde gegenüber verpflichten, diese Klausel zu verwenden: Geschäftsplanmäßige Erklärung zur Datenschutzermächtigungsklausel (VerBAV 1979 S. 4 0 8 - 4 0 9 ) 1. Wir werden in Druckstücken unseres Unternehmens, die im Zusammenhang mit dem Vertragsabschluß verwendet werden, [im Anschluß an die Schweigepflichtentbindungsklausel]1 folgende Erklärung aufnehmen, sofern uns dies zur Berücksichtigung der Vorschriften des Bundesdatenschutzgesetzes — BDSG — erforderlich erscheint: „Ich willige [ferner]1 ein, daß der Versicherer im erforderlichen Umfang Daten, die sich aus den Antragsunterlagen oder der Vertragsdurchführung (Beiträge, Versicherungsfälle, Risiko-¡ Vertragsänderungen) ergeben, an Rückversicherer zur Beurteilung des Risikos und zur Abwikklung der Rückversicherung, sowie an [den Verband* und]1 andere Versicherer zur Beurteilung des Risikos und der Ansprüche übermittelt. Ich willige ferner ein, daß die Versicherer der Gruppe, soweit dies der ordnungsgemäßen Durchführung meiner Versicherungsangelegenheiten dient, allgemeine Vertrags-, Abrechnungsund Leistungsdaten in gemeinsamen Datensammlungen führen und an ihre Vertreter weitergeben.3 1

Dieser Text wird nur bei Personenversicherungen aufgenommen, sofern in dem Druckstück gleichzeitig eine Schweigepflichtentbindungsklausel verwendet wird. * in der Lebensv: Verband der Lebensversicherungs-Unternehmen 2 Dieser Textteil entfällt bei Unternehmen, die keinem Verband angehören bzw. keine Daten an einen Verband übermitteln. 3 Bei Versicherern, die keiner Unternehmensgruppe angehören, ist dieser Textteil durch folgenden Satz zu ersetzen: „Ich willige ein, daß der Versicherer, soweit dies der ordnungsgemäßen Durchführung meiner Versicherungsangelegenheiten dient, allgemeine Vertrags-, Abrechnungsund Leistungsdaten an seine Vertreter weitergibt." Bei Versicherern, die keiner Unternehmensgruppe angehören und keine Vertreter beschäftigen, entfällt dieser Textteil.

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Anm. C 291

C. Abschluß und Verbriefung des Lebensversicherungsvertrages

[Gesundheitsdaten dürfen nur an Personen- und Rückversicherer übermittelt werden; an Vertreter dürfen sie nur weitergegeben werden, soweit es zur Vertragsgestaltung erforderlich ist.]* Auf Wunsch werden mir zusätzliche Informationen zur Datenübermittlung zugesandt 2. Wir werden die vorstehende Klausel nicht bei Verträgen verwenden, bei denen sie nicht benötigt wird, weil keine Übermittlung geschützter personenbezogener Daten stattfmdet (ζ. B. bei vielen Firmen- und Gruppenversicherungsverträgen). Ferner werden wir den in die Druckstücke einzudruckenden Text der Datenschutz-Ermächtigungsklausel den Verhältnissen der jeweiligen Versicherungsart und unseres Unternehmens anpassen. So entfällt ζ. B. die Ermächtigung zur Datenübermittlung an Rückversicherer, soweit eine Übermittlung von personenbezogenen Daten im Rahmen von Rückversicherungsverträgen nicht zu erwarten ist. [Die Ermächtigung zur Datenübermittlung an den Verband entfällt bei Versicherungsarten, bei denen keine Übermittlung von Daten i. S. von § 2 Absatz 2 Nr. 2 BDSG zu erfolgen pflegt. In Druckstücken für Versicherungsarten, in denen eine derartige Datenübermittlung stattzufinden pflegt, wird nur der für die betreffende Versicherungsart zuständige Verband eingedruckt. Mehrere Verbände werden nur auf gemeinsamen Antragsvordrucken aufgeführt.]2 [Wir werden Absatz 3 der Klausel nur bei Personenversicherungen verwenden. Sofern wir bei bestimmten Arten der Personenversicherungen von Absatz 3 der Klausel keinen Gebrauch machen, weil bei diesen Verträgen keine Übermittlung von Gesundheitsdaten zu erwarten ist, werden wir anstelle von Absatz 3 der Klausel folgenden Satz verwenden: „Gesundheitsdaten werden nicht übermittelt."]"' 3. Die Klausel wird vor der Unterschrift abgedruckt. Soll sie ausnahmsweise dahinter oder auf einem gesonderten Blatt abgedruckt werden, so werden wir unter deutlicher Hervorhebung (andere Farbgestaltung mit größerer Schrift oder mit Fettdruck ) darauf verweisen ( vgl. für die Lebensversicherung: VerΒA V 1978 S. 309 Nr. 2.5). 4. Hat ein Antragsteller die Klausel ganz oder teilweise gestrichen, so werden wir ihn — wenn eine Datenübermittlung gegebenenfalls gleichwohl beabsichtigt ist — über die Bedeutung der Klausel aufklären und ihn darauf hinweisen, daß bei einem Festhalten an der Streichung der Vertragsschluß nicht zustande kommt oder — bei beabsichtigter Vertragsannahme — trotz der Streichung eine Datenübermittlung in dem gesetzlich zulässigen Rahmen erfolgen kann. Äußert sich der Antragsteller nicht innerhalb einer angemessenen Frist, so werden wir davon ausgehen, daß er an dem Antrag unter Aufrechterhaltung der Streichung festhält. Vor Ablauf dieser Frist werden wir den Antrag nicht annehmen. Hat ein Antragsteller in Anträgen zur Lebens- und Krankenversicherung keine Gesundheitsangaben gemacht und sich statt dessen verpflichtet, diese gegenüber dem Versicherer unmittelbar schriftlich nachzuholen (vgl. VerBAV 1971 S. 237; 1978 S. 310), so werden wir davon ausgehen, daß er keine Übermittlung von Gesundheitsdaten an Vertreter wünscht und entsprechend Absatz 1 verfahren. In der Kraftfahrtversicherung werden wir die Streichung der Datenschutz-Ermächtigungsklausel in Übereinstimmung mit § 5 Abs. 4 PflVG nicht zum Anlaß für eine Vertragsablehnung nehmen, sondern entsprechend Absatz 1 verfahren. 5. a) Wir werden dem Versicherungsnehmer auf Anfrage mitteilen, welche Daten zu seiner Person bei Rückversicherern im Geltungsbereich des BDSG gespeichert sind (§26 BDSG). Wir werden darüber hinaus alle unsere Rückversicherer über ein Verlangen des Versicherungsnehmers auf Berichtigung, Sperrung oder Löschung (§27 BDSG) unterrichten. Berichtigt, sperrt oder löscht ein Rückversicherer im Geltungsbereich des BDSG dabei nicht, so werden wir dies dem Betroffenen mitteilen und ihm auf Wunsch den Rückversicherer benennen. b) Wir verpflichten uns, vor Übermittlung von personenbezogenen Daten an unsere im Geltungsbereich des BDSG ansässigen Rückversicherer darauf hinzuwirken, daß diese Rückversicherer folgende Verpflichtung übernehmen:

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Dieser Textteil entfällt bei Unternehmen, die keine Personenversicherung betreiben. Der zweite Halbsatz entfällt auch bei solchen Personenversicherern, die keine Vertreter beschäftigen.

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III. Datenschutz u Datenschutzermächtigungsklausel

Anm. C 291

„ Wir verpflichten uns, dem (Erst-VU) auf Anfrage eines Versicherungsnehmers mitzuteilen, welche Daten wir zu der Person des Anfragenden selbst speichern und welche weitergehenden Daten von Retrozessionären im Geltungsbereich des BDSG gespeichert werden (§26 BDSG). Wir werden dafür Sorge tragen, daß darüber hinaus alle unsere Retrozessionäre über ein Verlangen des Versicherungsnehmers auf Berichtigung, Sperrung oder Löschung der bei ihnen gespeicherten Daten (§27 BDSG) unterrichtet werden. Berichtigt, sperrt oder löscht ein Retrozessionär im Geltungsbereich des BDSG dabei nicht, so werden wir dies dem Erstversicherer mitteilen und diesem auf Wunsch des Betroffenen den Retrozessionär benennen." 6. Zu statistischen Zwecken werden wir Daten nur in solcher Weise an Gemeinschaftseinrichtungen der Versicherungswirtschaft übermitteln, daß die hiervon betroffenen Personen daraus nicht erkennbar sind. 7. Wir werden entsprechend § 6 BDSG alle innerbetrieblichen Maßnahmen treffen, die geeignet sind, einen Mißbrauch bei der Verarbeitung personenbezogener Daten zu verhindern. Wir werden insbesondere dafür sorgen, daß nicht in der Datenverarbeitung tätige Mitarbeiter keinen ungehinderten Zugriff zu allen gespeicherten personenbezogenen Daten haben, sondern nur insoweit auf die Daten zurückgreifen und sie zur Kenntnis nehmen können, als es für die Erfüllung ihrer Aufgaben erforderlich ist. Ferner werden wir darauf achten, daß bei Dateien (insbesondere Kundenkarteien) von Geschäftsstellen und Außendienstmitarbeitern die Anforderungen von § 1 Abs. 2 S. 2, § 6 BDSG erfüllt sind.

Die in der Klausel angebotene zusätzliche Information zur Datenübermittlung erhält der Vsinteressent mit Hilfe eines Merkblatts, das die Zustimmung des BAV und der Datenschutzbeauftragten gefunden hat und das im Anschluß an die Geschäftsplanmäßige Erklärung zur Datenschutzermächtigungsklausel abgedruckt ist (VerBAV 1979 S. 409-410).*

* Merkblatt: Information zur Datenübermittlung Zur Bearbeitung Ihres Versicherungsantrages benötigen wir einige Daten zu Ihrer Person. Die Verarbeitung Ihrer Daten wird durch das am 1. Januar 1978 in Kraft getretene Bundesdatenschutzgesetz geregelt. Deshalb ist in Ihren Versicherungsantrag eine Einwilligungserklärung zum Datenschutz aufgenommen worden. Sie ist allen Versicherungsgesellschaften vom Bundesaufsichtsamt für das Versicherungswesen nach sorgfältiger Prüfung der Interessen der Versicherungsnehmer und nach Abstimmung mit den Datenschutzaufsichtsbehörden der Länder genehmigt worden. Die Versicherer verwenden — soweit nicht Besonderheiten einzelner Versicherungssparten Abweichungen erfordern — gleichlautende Texte. Das dient der Klarheit und Übersichtlichkeit. Im folgenden wollen wir Ihnen einige wesentliche Beispiele für die Datenverarbeitung nennen. 1. Datenspeicherung bei Ihrem

Versicherer

Wir speichern nur Daten, die für den Versicherungsvertrag notwendig sind. Das sind Ihre Angaben im Antrag und versicherungstechnische Daten, wie Kundennummer und Beitrag, Abrechnung mit Vermittlern, sowie erforderlichenfalls die Ihnen zugänglichen Angaben eines Dritten, ζ. B. eines Sachverständigen oder eines Arztes. Bei einem Versicherungsfall speichern wir Ihre Angaben zum Schadenverlauf und ggf. auch Angaben von Dritten, wie ζ. B. der vom Arzt ermittelte Grad der Berufsunfähigkeit oder die Feststellung Ihrer Reparaturwerkstatt über einen Kfz-Totalschaden. 2. Datenübermittlung

an

Rückversicherer

Im Interesse seiner Versicherungsnehmer wird ein Versicherer stets auf einen Ausgleich der von ihm übernommenen Risiken achten. Deshalb geben wir in vielen Fällen einen Teil der Risiken an Rückversicherer im In- und Ausland ab. Diese Rückversicherer benötigen ebenfalls entsprechende versicherungstechnische Angaben von uns, wie Versicherungsnummer, Beitrag, Art des Versiche-

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Aran. C 291

C. Abschluß und Verbriefung des Lebensversicherungsvertrages

rungsschutzes und des Risikos und Risikozuschlag, sowie im Einzelfall auch Ihre Personalien. Soweit Rückversicherer die Risiko- und Schadenbeurteilung übernehmen, werden ihnen auch die dafür erforderlichen Unterlagen zur Verfügung gestellt. In einigen Fällen bedienen sich die Rückversicherer weiterer Rückversicherer, denen sie ebenfalls entsprechende Daten übergeben. Die Rückversicherung betrifft weder das Rechtsverhältnis zwischen Ihrem Versicherer und Ihnen noch begründet sie ein Rechtsverhältnis zwischen Ihnen und dem Rückversicherer. Richten Sie deshalb bitte ein etwaiges Verlangen auf Auskunft, Berichtigung, Sperrung oder Löschung wegen der beim Rückversicherer gespeicherten Daten stets an Ihren Versicherer. 3. Datenübermittlung

an andere Versicherer

Nach § 16 Versicherungsvertragsgesetz hat der Versicherte dem Versicherer allefür die Einschätzung des Wagnisses wichtigen Umstände anzugeben. Hierzu gehören z. B. frühere Krankheiten, Versicherungsfälle oder Mitteilungen über gleichartige andere Versicherungen (beantragte, bestehende, abgelehnte oder gekündigte). Um dabei Versicherungsbetrug zu verhindern, eventuelle Widersprüche aufzuklären oder Lücken zu ergänzen — wenn z. B. unterschiedliche Diagnosen von Ärzten vorliegen — kann es erforderlich sein, andere Versicherer um Auskunft zu bitten bzw. entsprechende Auskünfte auf Anfragen zu erteilen. Mit „anderen Versicherern" und „Personenversicherern" sind nur Individualversicherer gemeint, nicht aber gesetzliche Versicherungsträger. 4. Datenübermittlung

an den Fachverband

Bei Prüfung eines Antrages oder eines Schadens kann es notwendig sein, zur weiteren Aufklärung oder zur Verhinderung von Versicherungsbetrug Anfragen an den zuständigen Fachverband zu richten bzw. entsprechende Anfragen zu beantworten. Dabei werden Daten des Betroffenen benötigt, wie Name und Anschrift, Kfz-Kennzeichen, Art des Versicherungsschutzes und des Risikos oder Angaben zum Schaden, wie Schadenhöhe und Schaden tag. 5. Datenverarbeitung

in der

Versicherungsgruppe

Zum Schutz der Versicherten werden einzelne Branchen (z. B. Lebens-, Kranken-, Rechtsschutzversicherung) durch juristisch selbständige Gesellschaften betrieben. Um dem Kunden einen umfassenden Versicherungsschutz anbieten zu können, arbeiten die Gesellschaften häufig in Versicherungsgruppen zusammen. Zur Kostenersparnis werden dabei einzelne Bereiche zentralisiert, wie das Inkasso oder die Datenverarbeitung. So wird z. B. Ihre Adresse nur einmal gespeichert, auch wenn Sie Versicherungsverträge mit verschiedenen Gesellschaften der Gruppe abschließen. Obwohl alle diese Daten nur zur Beratung und Betreuung des jeweiligen Kunden durch die einzelnen Gesellschaften verwendet werden, spricht das Gesetz auch hier von „Datenübermittlung", bei der die Vorschriften des Bundesdatenschutzgesetzes zu beachten sind. Unserer Versicherungsgruppe gehören zur Zeit folgende Gesellschaften an: 6. Betreuung durch

Versicherungsvertreter

In Ihren Versicherungsangelegenheiten werden Sie durch unsere Vertreter betreut. Um diese Aufgabe ordnungsgemäß erfüllen zu können, erhalten die Vertreter von uns die notwendigen versicherungstechnischen Angaben, wie insbesondere Versicherungsnummer, Beiträge, Art des Versicherungsschutzes und des Risikos oder Zahl der Versicherungsfälle und Höhe von Versicherungsleistungen und, soweit unbedingt erforderlich, unter Umständen auch Gesundheitsdaten. 7. Einwilligung des Betroffenen Die Übermittlung von Daten, die, wie z. B. beim Arzt, einem Berufsgeheimnis unterliegen, setzt eine spezielle Erlaubnis des Betroffenen voraus. In den anderen Fällen ist die Übermittlung der Daten in der Regel schon im Rahmen der Vorschriften des Bundesdatenschutzgesetzes ohne eine solche zusätzliche Einwilligung zulässig. Um für Sie und uns die zur Zeit noch bestehende Rechtsunsicherheit bei der Auslegung des Gesetzes zu beseitigen, haben wir Sie gebeten, durch Ihre Unterschrift zusätzlich Ihre Einwilligung zur Datenübermittlung zu erklären.

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III. Datenschutz u Datenschutzermächtigungsklausel

Anm. C 294

Der Ver, der die Ermächtigungsklausel benutzen will, hat jeweils zu prüfen, inwieweit er der Klausel überhaupt bedarf. Sie ist nicht zu verwenden, wenn von vornherein feststeht, daß eine Übermittlung geschützter personenbezogener Daten in dem von der Klausel beschriebenen Umfang überhaupt nicht stattfindet (vgl. Ziff. 2 der Geschäftsplanmäßigen Erklärung). Das ist häufig in Gruppenlebensvsverträgen im Rahmen der betrieblichen Altersversorgung oder bei der Restschuldv der Fall (zur Datenschutzermächtigungsklausel in der Restschuldv vgl. VerBAV 1980 S. 231). Es liegt in der Entscheidung des jeweiligen Vers, ob und in welcher Ausprägung er die Datenschutzermächtigungsklausel überhaupt verwenden möchte. Sie stellt nur den äußersten Rahmen dar, den der Ver nicht überschreiten darf (vgl. dazu im einzelnen von Puskás VerBAV 1980 S. 109-110). Zur Kritik an der Klausel und insbesondere auch zu ihrer Entstehung vgl. Simitis VersR 1981 S. 2 0 2 - 2 0 4 . [C 292] b) Beschränkung auf Datenübermittlung Die Ermächtigungsklausel bezieht sich auf die Datenübermittlung bzw. Datenweitergabe. Datenübermittlung im Sinne von Abs. 1 der Klausel ist nur die Weitergabe von Daten aus Dateien an Dritte. Die Weitergabe aus Akten — auch wenn sie mikroverfilmt sind — ist nicht Gegenstand des BDSG und damit auch nicht Inhalt der Ermächtigungsklausel. Über die Datenübermittlung hinaus — wo der Ver in der Lebensv gerade auch im Hinblick auf § 24 I 2 BDSG der Einwilligung bedarf — erfaßt Abs. 2 der Klausel jede „Weitergabe" von Daten an Vertreter, unabhängig davon, ob sie selbständig oder unselbständig sind. Der Begriff „Weitergabe" wurde gewählt, weil der angestellte Vertreter nicht Dritter im Sinne des BDSG ist, so daß insoweit eine Übermittlung im Sinne von § 2 II Ziff. 2 BDSG nicht vorliegen kann. Es mußte für diesen Fall also ein anderer Ausdruck gewählt werden (von Puskás VerBAV 1980 S. 103). [C 293] c) Kreis der Betroffenen Nach Ziff. 1 der Geschäftsplanmäßigen Erklärung wird die Ermächtigungsklausel in Druckstücke aufgenommen, die im Zusammenhang mit dem Vertragsschluß verwendet werden, also in Antragsformulare, aber auch in sonstige Druckstücke wie z. B. eine Beitrittserklärung in der Gruppenv. Nur diejenigen, die diese Formulare unterzeichnen, erklären also ihr Einverständnis mit der Datenübermittlung. Das ist in der Regel der Vmer oder eine andere Gefahrsperson. [C 294] d) Übermittlung an den Rückversicherer Die Datenübermittlung durch den Erstver an den Rückver wird durch den ersten Absatz der Ermächtigungsklausel abgedeckt, die Grenzen der Ermächtigung ergeben sich aus dem Zweck der Übermittlung und der Art der Unterlagen. Der Betroffene willigt danach nur in solche Datenweitergaben ein, die der „Beurteilung des Risikos" und der „Abwicklung" der Rückv dienen. Der Beurteilung des Risikos dienen alle Maßnahmen zur Überprüfung der Antragsangaben auf ihre Vollständigkeit und Richtigkeit — z. B. bei der Angabe früherer Erkrankungen oder von Vorven — und zur Ermittlung des übernommenen Risikos. Datenübermittlungen an den Rückver sind insoweit nur bei der fakultativen Rückv zulässig, bei der obligatorischen Rückv bedarf es zur Übernahme der Nachprüfung durch den Rückver nicht. Anders verhält es sich bei der Datenübermittlung zur Abwicklung der Rückv: Hierunter fallen sowohl bei der fakultativen wie bei der obligatorischen Rückv sämtliche Angaben, Winter

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Anm. C 296

C. Abschluß und Verbriefung des Lebensversicherungsvertrages

die zur Feststellung der Leistungspflicht des Rückvers und zur Abrechnung zwischen Erst- und Rückver erforderlich sind. Die Ermächtigung bezieht sich dabei nur auf Daten, die sich aus den Antragsunterlagen oder aus der Vertragsdurchführung ergeben. Antragsunterlagen sind die Antragsformulare und sämtliche sonstigen Unterlagen, die im Zusammenhang mit der Antragsprüfung stehen, wie ζ. B. auch ärztliche Berichte. Die Übermittlung der Daten darf dabei aber nur in einem Umfang vorgenommen werden, der „erforderlich" ist, wobei die Zweckbestimmung der Datenweitergabe und der bestehende Rückvsvertrag zu berücksichtigen ist (vgl. zu allem von Puskás VerBAV 1980 S. 104—105). [C 295] e) Übermittlung innerhalb des Konzerns Auch die Übermittlung von Daten an Ver innerhalb eines Konzerns ist nur beschränkt zulässig. Die Übermittlung richtet sich nach den gesetzlichen Vorschriften bzw. der Regelung des ersten Absatzes der Ermächtigungsklausel, soweit es sich nicht um die Übermittlung an eine zentrale und gemeinsame Datensammlung handelt, hier gilt der zweite Absatz der Klausel. Die Ermächtigung beschränkt sich danach auf die „ordnungsgemäße" Durchführung der Vsangelegenheiten des Vmers, worunter beispielsweise die Beratung im Zusammenhang mit bestehenden Verträgen zu verstehen ist, nicht aber auch der Neuabschluß eines Vsvertrages mit einem anderen Konzernver, mit dem der Vmer zuvor nicht in Verbindung getreten ist. Eine Datenübermittlung zu Werbezwecken an andere Konzernver ist bewußt nicht in die Klausel aufgenommen worden. Ein weiteres Beispiel, das von der Zweckbestimmung der Klausel erfaßt wird, ist die Nutzung gemeinsamer Dateien zur Feststellung bei Antragseingang, ob bezüglich anderer Verträge Veränderungen eingetreten sind (z. B. Änderungen von Adresse oder Familienstand), ferner zur Durchführung eines zentralen Inkassos und zur Prüfung, ob gemeinsame Fälligkeitstermine sinnvoll sind (vgl. im einzelnen von Puskás VerBAV 1980 S. 107). Innerhalb dieser Zweckbestimmung bezieht sich die Ermächtigungsklausel bei Konzernunternehmen nur auf „allgemeine" Vertragsdaten usw. Sie stehen im Gegensatz zu den Daten aus besonderen Dateien, die schon von der Aufgabenstellung her nur dem jeweiligen Konzernver vorbehalten sind. Das sind die sog. vstechnischen Dateien (Antrags-, Vertrags- und Leistungsdateien), die auch sensible Daten wie in der Lebensv Gesundheitsdaten enthalten bzw. enthalten können (vgl. dazu im einzelnen für die Lebensv Kirchner Versicherungsbetrieb 3/77 S. 15). Aus diesen besonderen Dateien finden nur die Grunddaten Eingang in die allgemeinen Dateien, wie aus den Vertragsdateien z. B. die Vertragsart, die Vssumme, Beiträge, Guthaben/ Außenstände, die Bankverbindung und die Kontonummer. Gesundheitsdaten werden von der Ermächtigung nach Absatz 2 der Klausel nicht erfaßt, wie sich auch aus ihrem dritten Absatz ergibt, wonach diese Daten nur an Personen- und Rückver, also nicht etwa an Konzernver schlechthin weitergegeben werden dürfen (von Puskás VerBAV 1980 S. 108). [C 296] f) Datenweitergabe an Versicherungsvertreter Die Datenweitergabe an Vsvertreter unterliegt grundsätzlich denselben Beschränkungen wie die Übermittlung an Konzernver bei zentraler Datenverarbeitung innerhalb des Konzerns. Für Gesundheitsdaten gilt die wiederum weiterreichende Beschränkung des dritten Absatzes der Klausel, wonach solche Daten nur an Vsvertreter von Personenvern — also z. B. des Krankenvers des Konzerns — und nur insoweit weitergegeben werden dürfen, als es zur Vertragsgestaltung — also z. B. für die Vertragsänderung — erforderlich ist. 448

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III. Datenschutz u Datenschutzermächtigungsklausel

Anm. C 299

[C 297] g) Übermittlung an andere Versicherer und den Verband der Lebensversicherungs-Unternehmen Die Ermächtigung ergibt sich aus den Absätzen 1 und 3 der Klausel, eine Datenübermittlung wird also ähnlich wie im Verhältnis zum Rückver nur zur Beurteilung des Risikos und der Ansprüche gestattet. Gesundheitsdaten dürfen auch insoweit nur an Personenver übermittelt werden. Zur „Beurteilung der Ansprüche" werden Datenübermittlungen vorgenommen, wenn sie im Zusammenhang mit Ermittlungen zu Vsfallen erfolgen, auch wenn konkrete Ansprüche noch nicht erhoben worden sind (ζ. B. auch bei einer Verletzung der vorvertraglichen Anzeigepflicht). Nicht erfaßt werden durch die Klausel jedoch Meldungen, soweit der Antrag zuvor abgelehnt worden oder der Vertrag bereits beendet worden ist (von Puskás VerBAV 1980 S. 106). Denn das sind keine Übermittlungen zur Prüfung und Durchführung des konkreten Vertrages mehr, sondern bloße Informationssammlungen, die nur im Hinblick auf etwaige künftige Vertragsanbahnungen von Interesse sind. Soweit der Sonderwagnisstelle des Verbandes der Lebensversicherungs-Unternehmen solche Daten zugehen, ist die Übermittlung durch die Ermächtigungsklausel nicht gedeckt, sie beurteilt sich nach § 24 I BDSG. Das aber ist unproblematisch, zumal medizinische Angaben über Gesundheitsverhältnisse bei der Sonderwagnisstelle nicht gespeichert werden (vgl. von Puskás a. a. O.). [C 298] h) Akzessorietät der Klausel Die Ermächtigungsklausel ist streng auf den Abschluß und die Durchführung des Vsvertrages ausgerichtet. Eine Vertragsbeendigung — auch durch Rücktritt und Anfechtung — bedeutet zugleich das Erlöschen der Ermächtigung. Erfolgen über diesen Zeitpunkt hinaus Übermittlungen von Daten an andere Ver oder an Verbände und besteht hier kein Zusammenhang mit der Abwicklung des beendeten Vsvertrages, so ist die Ermächtigungsklausel hier nicht anwendbar. Die Zulässigkeit der Übermittlung richtet sich nach § 24 BDSG. [C 299] i) Streichung der Klausel durch den Versicherungsnehmer Streicht der Vmer die Klausel aus dem Antragsformular, so kann der Ver den Antrag ablehnen oder ihn gleichwohl annehmen. Zumal auch ohne Ermächtigungsklausel Datenübermittlungen im Rahmen des § 24 BDSG zulässig sind, haben sich die Ver in Ziff. 4 der Geschäftsplanmäßigen Erklärung verpflichtet, den Vmer bei einer Streichung der Klausel über ihre Bedeutung aufzuklären. Ist der Ver bei einer Streichung der Klausel gewillt, den Antrag abzulehnen, so hat er den Vmer entsprechend zu informieren und ihm eine angemessene Überlegungsfrist einzuräumen, so daß der Vmer die Gelegenheit hat, seine Entscheidung noch einmal zu überdenken. Eine ähnliche Hinweis- und Belehrungspflicht (vgl. dazu unten Anm. G) trifft den Ver für den Fall, daß er den Antrag trotz der Streichung der Klausel annehmen will. Hier muß er den Vmer darüber aufklären, daß es ohne Klausel zu der gesetzlich zulässigen Datenübermittlung kommen kann, und ihm gleichfalls eine angemessene Frist einräumen, um ihm die Gelegenheit zu geben, angesichts dessen auf die Streichung zu verzichten. Die Angemessenheit der Frist richtet sich nach den Umständen des Einzelfalles, der Vmer muß genügend Zeit zur Überlegung haben, und die üblichen Postlaufzeiten müssen berücksichtigt sein. Macht der Vmer in der Lebensv dem Vertreter gegenüber keine Angaben zu seinen Gesundheitsverhältnissen und sagt er statt dessen zu, die Angaben schriftlich gegenüber dem Ver nachzuholen, so gilt nach Ziff. 4 der Geschäftsplanmäßigen Erklärung der 2. Halbsatz des dritten Absatzes der Ermächtigungsklausel als gestriWinter

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Anni. C 301

C. Abschluß und Verbriefung. des Lebensversicherungsvertrages

chen. Aus diesem Verhalten des Vmers ist zutreffend der Schluß zu ziehen, daß er es auch für die Zukunft wünscht, daß ein Vsvertreter keine Kenntnis über seine Gesundheitsverhältnisse erhält (vgl. dazu von Puskás VerBAV 1980 S. 108-109). [C 300] j) Widerruf der Klausel durch den Versicherungsnehmer Widerruft der Vmer — was jederzeit zulässig ist — die Einwilligung zur Datenübermittlung, so erhebt sich die Frage, ob der Ver sodann zu einer außerordentlichen Kündigung des Vertrages berechtigt ist. Das ist nicht der Fall, wenn der Ver dem Vmer einen begründeten Anlaß für den Widerruf gegeben hat oder wenn ihm nach Treu und Glauben zuzumuten ist, den Vertrag gleichwohl weiterzuführen. Das wäre beispielsweise anzunehmen, wenn für die Restlaufzeit des Vertrages nur solche Datenübermittlungen zu erwarten sind, die ohnehin nach § 24 BDSG zulässig wären (von Puskás VerBAV 1980 S. 109). Handelt es sich um eine kapitalbildende Lebensv, so ist bei der Abwägung insbesondere auch die für den Vmer nachteilige Rechtsfolge des § 176 zu berücksichtigen, so daß hier nur in besonderen Ausnahmefallen ein Kündigungsrecht des Vers angenommen werden könnte. [C 301] k) Ermächtigungsklausel und AGB-Gesetz Die Datenschutzermächtigungsklausel unterliegt der Inhaltskontrolle nach § 9 AGB-Gesetz, soweit sie vom Gesetz abweicht (Brandner in Ulmer-Brandner-Hensen AGB-Gesetz, Kommentar, 4. Aufl., 1982, Anh. § § 9 - 1 1 Rz 286). Ebenso wie die Schweigepflichtentbindungsklausel ist die Einwilligung in die Datenübermittlung eine rechtsgeschäftliche Erklärung und wird als Teil des Antrags auf Abschluß eines Lebensvsvertrages zu einer allgemeinen Geschäftsbedingung. Die Datenschutzermächtigungsklausel kann dabei nicht schon deswegen als unwirksam nach § 9 AGB-Gesetz bezeichnet werden, weil das BDSG unter Abwägung der Interessen des Betroffenen und der datenverarbeitenden Stelle Datenübermittlungen in bestimmtem Umfange zuläßt und mit einer formularmäßig ausgestalteten Einwilligung der vom BDSG bezweckte Schutz unterlaufen werde. Es handelt sich in den §§ 23, 24 BDSG gewiß um eine ausgewogene Regelung, doch zeigt § 3 BDSG deutlich, daß der Gesetzgeber mit dieser Vorschrift der datenverarbeitenden Stelle und dem Betroffenen die Möglichkeit geben wollte, eine weitergehende Datenübermittlung zuzulassen. Im übrigen sind die Voraussetzungen, unter denen eine Datenübermittlung nach der Ermächtigungsklausel vorgenommen werden kann, so formuliert, daß eine Datenübermittlung — abgesehen von einer Ausnahme — ganz weitgehend auch ohne Ermächtigungsklausel zulässig wäre. Soweit die Datenübermittlung nicht schon im Rahmen der Zweckbestimmung des Lebensvsvertrages erforderlich ist, dient sie im wesentlichen dazu, zu verhindern, daß vom Vten in betrügerischer Weise Ansprüche zulasten der Vtengemeinschaft erhoben werden. Die Ausnahme besteht in der Lebensv in der Vorschrift des § 241 2 BDSG: Soweit Gesundheitsdaten, die von der ärztlichen Schweigepflicht usw. erfaßt werden, weitergegeben werden sollen, bedarf es der Einwilligung des Betroffenen. Diese Einwilligung, die nicht schon in der Schweigepflichtentbindungsklausel enthalten ist, wird mit der Datenschutzermächtigungsklausel erteilt, sie ist eine Einwilligung im Sinne des § 3 BDSG. Inhaltlich muß die von dem Vmer bzw. der Gefahrsperson erteilte Einwilligung dabei hinlänglich bestimmt sein. Dem Einwilligenden muß die Bedeutung und Tragweite seiner Erklärung dem Grundsatze nach klar sein. Insoweit besteht eine entsprechende Aufklärungspflicht des Vers, wobei allgemeine Hinweise und die Möglichkeit genügen, weitere Fragen zu stellen (Ordemann-Schomerus § 3 Anm. 4.2). Angesichts des letzten Absatzes der Ermächtigungsklausel und des ausführlichen 450

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Verbriefung des LebensVVertrages

Anm. C 301

Merkblatts mit Informationen zur Datenverarbeitung, das dem Vmer vom Ver ausgehändigt wird und wo die Datenspeicherung und die Datenübermittlung, wie sie auf der Verseite vorgenommen werden, übersichtlich — gegliedert nach der Datenübermittlung an die Rückver, an andere Ver, an den Verband, an den Außendienst sowie innerhalb des Konzerns — dargestellt ist, sind die Anforderungen des § 3 B D S G erfüllt. Bedenken könnten sich allenfalls in dreierlei Sicht erheben: (1) In der Klausel und im Merkblatt wird nicht klar gesagt, inwieweit die Ermächtigung über die in den §§ 2 3 , 2 4 B D S G gesetzlich gezogene Zulässigkeitsgrenze hinausgeht. (2) In der Lebensv ergibt sich die besondere Bedeutung der Einwilligung des Betroffenen aus § 24 I 2 B D S G . Das gelangt weder in der Klausel, noch in dem Merkblatt zum Ausdruck. Ein solcher Hinweis kann jedoch in die Ermächtigungsklausel bzw. in das Merkblatt unschwer aufgenommen werden. (3) Die Übermittlung von Daten innerhalb des einzelnen Konzerns und an die Außenorganisation erfolgt teilweise nicht nur zur Beurteilung des Risikos, sondern zur Erleichterung der Vertragserweiterung usw. Auch das kommt nicht genügend klar zum Ausdruck. Andererseits wird in der Klausel und in dem Merkblatt aber deutlich gemacht, innerhalb welcher engen Grenzen eine Datenübermittlung nach der Ermächtigung überhaupt zulässig sein soll. Dabei werden dem Vmer Rückver und Konzern ver auf Anfrage bzw. auf dem Merkblatt namentlich mitgeteilt. Hier dem Vmer bzw. der Gefahrsperson insbesondere auch exemplarisch deutlich vor Augen zu führen, in welcher Weise die Ermächtigung über die Zulässigkeitsgrenzen des Gesetzes hinausgeht, würde den Rahmen einer sinnvollen Aufklärung sprengen, zumal über die Tragweite der gesetzlichen Regelung im Einzelfall unterschiedliche Auffassungen bestehen können. Auch die Weitergabe der Daten an den Außendienst erfolgt nur in engen Grenzen, zumal es sich hier nur um allgemeine Grunddaten handelt. Angesichts der künstlichen Aufspaltung des gesellschaftlichen Organisationsgefüges infolge des Spartentrennungsgebots darf die Weitergabe solcher Daten nicht überbewertet werden. Trotz der angeführten Bedenken ist die Ermächtigungsklausel daher nicht unwirksam nach § 9 I A G B G . Der Auffassung Ulmers, der nur pauschal feststellt, daß die Klausel den Anforderungen inhaltlicher Bestimmtheit nicht genügt, kann nicht gefolgt werden (in Ulmer-Brandner-Hensen Anh. §§9 — 11 Rz 286).

Dritter Unterabschnitt: Verbriefung des Lebensversicherungsvertrages

Schrifttum Anm. C 302 I. Rechtsgrundlagen Anm. C 303 II. Inhalt des Versicherungsscheins Anm. C 304 III. Anspruch auf Ausstellung des Versicherungsscheins Anm. C 3 0 5 - 3 0 6

1. Vertragsschluß vor Aushändigung des Versicherungsscheins Anm. C 305 2. Vertragsschluß mit Aushändigung des Versicherungsscheins Anm. C 306 IV. Billigungsklausel Anm. C 3 0 7 - 3 1 5 1. Grundlage Anm. C 307

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Anm. C 301

C. Abschluß und Verbriefung des Lebensversicherungsvertrages

2. Tatbestand Anm. C 308-310 a) Anwendungsbereich Anm. C 308 b) Begriff der Abweichung Anm. C 309 c) Hinweispflicht und Widerspruch Anm. C 310 3. Rechtsfolgen Anm. C 311-314 a) Kein formgerechter Hinweis Anm. C 312 b) Hinweis und Widerspruch Anm. C 313 c) Bindungswirkung des § 5 VVG und Anfechtung Anm. C 314 4. Sonderfall: Mündliche Antragsnebenerklärungen Anm. C 315 V. Rechtsnatur des Lebensversicherungsscheins Anm. C 316-340 1. Beweisurkunde Anm. C 316 2. Schuldschein Anm. C 317 3. Versicherungsschein als Ausweispapier Anm. C 318-340 a) Inhaberklausel Anm. C 318 b) Inhaber Anm. C 319 c) Befreiungswirkung Anm. C 320-333 aa) Kenntnis von der Nichtberechtigung Anm. C 320 bb) Konstellationen Anm. C 321-329 (1) Abtretung und Bezugsberechtigung Anm. C 321 (2) Bezugsberechtigung und Inhaberklausel Anm. C 322 (3) Abtretung und Inhaberklausel Anm. C 323-325 (a) Abtretungsanzeige und Inhaberklausel Anm. C 323 (b) Leistung an Zedenten oder anderen Inhaber

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Winter

Anm. C 324 (c) Inhaberklausel und Nichtigkeit der Abtretung Anm. C 325 (4) Verpfandung und Inhaberklausel Anm. C 326 (5) Pfändung und Inhaberklausel Anm. C 327 (6) Konkurs und Inhaberklausel Anm. C 328 (7) Hinterlegung beim Notar Anm. C 329 cc) Befreiungswirkung nach Fallgruppierungen — Zusammenfassung Anm. C 330-332 (1) Uneingeschränkte Befreiungswirkung Anm. C 330 (2) Grenzfälle Anm. C 331 (3) Keine Befreiungswirkung Anm. C 332 dd) Befreiungswirkung und Schadenersatzpflicht des Versicherers Anm. C 333 d) Guter Glaube des Versicherers an die Verfügungsbefugnis Anm. C 334 e) Materielle Legitimationsprüfung Anm. C 335-336 aa) Recht auf Prüfung Anm. C 335 bb) Nachweis der Legitimation Anm. C 336 f) Inhaber des Versicherungsscheins als Empfangsbevollmächtigter von Willenserklärungen Anm. C 337-340 aa) Regelung des § 11 Nr 1 Satz 3 ALB Anm. C 337 bb) Vereinbarkeit mit dem VVG Anm. C 338 cc) Vereinbarkeit mit dem AGBGesetz Anm. C 339 dd) Ergebnis Anm. C 340 VI. Verlust des Versicherungsscheins Anm. C 341 VII. Versicherungsausweis Anm. C 342 VIII. Hinterlegungsschein Anm. C 343

I. Rechtsgrundlagen

Anm. C 303

[C 302] Schrifttum: Adam ZfV 1961 S. 96 — 97, Bruck-Dörstling, Das Recht des Lebensversicherungsvertrages, 2. Aufl., Mannheim-Berlin-Leipzig 1933, Ciasen JRPV 1927 S. 203-205, Dörstling ZVersWiss 1921 S. 232—242, ders., Die Unterzeichnung der Erklärungen des Versicherers, Hamburg 1948, Glindemann, Der Lebensversicherungsschein, Diss. Leipzig 1935, Görtz ZfV 1953 S. 127, Greiser JRPV 1935 S. 1 —6, Groh, Nebenabreden bei Versicherungsverträgen, Karlsruhe 1965, Herold VN 1963 S. 111-112, Hueck-Canaris, Das Recht der Wertpapiere, 11. Aufl., München 1977, Jacobi, Der Versicherungsschein, Diss. Heidelberg 1911, Kedenburg JRPV 1929 S. 2 - 4 , Kirchmann LZ 1913 Sp. 188-199, 271-278, 367-374, Kisch LZ 1917 Sp. 1105-1110, ders. DR 1918 S. 7 - 1 2 , ders. LZ 1919 Sp. 6 - 1 2 , ders. JherJ 1919 S. 233-286, ders. in Festschrift für Alfred Manes, Berlin 1927 S. 125-135, ders., Der Versicherungsschein, Wiesbaden 1952, Langenberg, Die Verbriefung des Versicherungsvertrages im belgischen, deutschen, englischen, französischen, italienischen und niederländischen Recht, Karlsruhe 1971, Magnusson VersR 1954 S. 331-334, Mampel JR 1950 S. 713-715, Möring HansRGZ 1935 A Sp. 41-44, Oberst, Die rechtliche Natur der Versicherungspolice, Diss. Zürich 1909, von Oertzen ZVersWiss 1911 S. 822 - 843,1001 -1025, Prölss JRPV 1940 S. 51 - 52, Prölss-Martin, Versicherungsvertragsgesetz, 23. Aufl., München 1984, Raiser ÖffrechtlV 1940 S. 267, Ruppelt, Der §5 VVG, seine Auslegung und Anwendung durch Lehre und Rechtsprechung, Diss. Hamburg 1950, Salberg, Die rechtliche Bedeutung des Versicherungsscheins, Diss. Erlangen 1934, Schulz ZfV 1957 S. 389-390, 570-572, ders. ZfV 1963 S. 433-437, 521-527, Sieg VersR 1977 S. 213-218, Skoufis, Der Versicherungsschein, Diss. München 1958, ders. VersR 1962 S. 492—495, Steinhäuser, Die Lebensversicherungspolice, Diss. Erlangen 1910, Thees VersPrax 1941 S. 54-57, Vassel ÖffrechtlV 1940 S. 253-254, WesterhofT, Forderung und Wertpapier, Diss. Köln 1938, Wiemer, Die wertpapierrechtliche Natur der Lebensversicherungspolice, Diss. Köln 1951, Winter, Zur Harmonisierung des Versicherungsvertragsrechts im Rahmen der EWG, Göttingen 1973, Wolff LZ 1919 Sp 1097-1104, 1160-1168, Worms ZVersWiss 1909 S. 531-548.

[C 303] I. Rechtsgrundlagen Für die Lebensv gelten die § § 3 — 5 ohne Einschränkung, dabei handelt es sich bei §§ 3 III, 5 I —III um halbzwingende Regelungen (§ 15a), § 5 IV ist absolut zwingend. Auf die Kommentierung bei Bruck-Möller Bd I ist wegen der Einzelheiten somit Bezug zu nehmen. Darüber hinaus enthalten die Bedingungswerke zur Lebensv Regelungen zu Einzelfragen im Zusammenhang mit dem Vsschein, wobei sich in den ALB a. F. teilweise Bestimmungen finden, die in die neueren Bedingungswerke nicht mehr aufgenommen worden sind. Nach § 1 Nr 4 ALB a. F. (ohne Entsprechung in den neueren Bedingungswerken) stellt der Ver einen Vsschein aus, wozu er auch gemäß § 3 I 1 VVG verpflichtet ist. Nach §§ 2 Nr 2 ALB (gleichlautend: § 2 Nr 2 Musterbedingungen für die Risikov, § 2 Nr 2 Musterbedingungen für die Rentenv, § 2 Nr 2 Musterbedingungen für die Vermögensbildungsv, § 4 Nr 2 Musterbedingungen für die Fondsgebundene Lebensv, § 5 Nr 2 Musterbedingungen für die Berufsunfahigkeitsv) sowie § 2 Nr 1 S. 1 ALB a. F. hat der Vmer die Einlösungsprämie gegen Aushändigung des Vsscheins (also Zug um Zug) zu zahlen. Gemäß § 1 ALB (gleichlautend: § 1 Musterbedingungen für die Risikov, § 1 Musterbedingungen für die Rentenv, § 1 Musterbedingungen für die Vermögensbildungsv, § 3 Musterbedingungen für die Fondsgebundene Lebensv, § 4 Musterbedingungen für die Berufsunfahigkeitsv) sowie § 2 Nr 1 S. 2 ALB a. F. beginnt die Leistungspflicht des Vers nicht vor dem im Vsschein angegebenen Zeitpunkt des Beginns der V. Aus § 3 Nr 1 ALB a. F. (ohne Entsprechung in den neueren Bedingungswerken) ergibt sich, daß der Vsschein angeben muß, wann das erste Vsjahr beginnt. Ohne Entsprechung in den neueren Bedingungswerken sind auch § 5 Nr 2 S. 1 ALB a. F. (Vorlage des Vsscheins beim Antrag auf Umwandlung Winter

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Anm. C 304

C. Abschluß und Verbriefung des Lebensversicherungsvertrages

in eine prämienfreie V), ferner § 6 Nr 2 ALB a. F. (Einreichung des Vsscheins bei der Kündigung) sowie § 7 Nr 1 ALB a. F. (Hinterlegung des Vsscheins bei einem Policendarlehn). Gemäß § 9 Nr 1 ALB (gleichlautend: § 9 Nr 1 Musterbedingungen für die Risikov, § 8 Nr 1 Musterbedingungen für die Rentenv, § 10 Nr 1 Musterbedingungen für die Vermögensbildungsv, § 13 Nr 1 Musterbedingungen für die Fondsgebundene Lebensv, § 10 Nr 1 Musterbedingungen für die Berufsunfahigkeitsv) sowie § 11 Nr 1 a ALB a. F. hat den Vsschein einzureichen bzw. vorzulegen, wer eine Leistung aus dem Vsvertrage beansprucht. Besonders wichtig ist die Regelung der Inhaberklausel durch § 11 ALB (gleichlautend: § 11 Musterbedingungen für die Risikov, § 10 Musterbedingungen für die Rentenv, § 12 Musterbedingungen für die Vermögensbildungsv, §15 Musterbedingungen für die Fondsgebundene Lebensv, § 16 Musterbedingungen für die Berufsunfahigkeitsv) sowie § 13 ALB a. F. Bei Änderungen des Inhalts des Vsscheins kann der Ver laut § 16 Nr 2 ALB a. F. eine Geschäftsgebühr verlangen, was in den neueren Bedingungswerken nicht mehr vorgesehen ist. Auch auf den Verlust des Vsscheins, wozu sich eine Regelung in § 17 ALB a. F. findet, gehen die jetzigen Bedingungswerke nicht ein. Eine ausführliche Regelung zu Einzelfragen im Zusammenhang mit dem Vsschein enthalten darüber hinaus Ziff. 2.1—2.9 der GeschäftspIanmäBigen Erklärungen. [C 304] II. Inhalt des Versicherungsscheins § 3 I 1 definiert den Vsschein als eine vom Ver unterzeichnete Urkunde über den Vsvertrag. In dem Vsschein muß der Vertragsinhalt vollständig wiedergegeben sein. Dazu zählen die Namen und Anschriften der vertragschließenden Parteien und der Gefahrsperson, die vte Gefahr, Art und Höhe der Vsleistung und der Prämie (vgl. Ziff. 2.1 der Geschäftsplanmäßigen Erklärungen mit dem Hinweis auf Besonderheiten bei Ven mit Überlebensrenten). Hinsichtlich des Vsbeginns nimmt der Ver einen Hinweis darauf in den Vsschein auf, daß der technische Beginn der V nicht mit dem Beginn der Leistungspflicht des Vers identisch ist, so daß insoweit Mißverständnissse beim Vmer verhindert werden (Ziff. 2.2 der Geschäftsplanmäßigen Erklärungen). Die Bezeichnung des Bezugsberechtigten wird weder durch das Gesetz, noch durch die AVB und die Geschäftsplanmäßigen Erklärungen ausdrücklich vorgeschrieben. Lediglich im Falle des Ausschlusses des Widerrufs der Bezugsberechtigung sieht § 13 Nr 2 S. 1 ALB (gleichlautend: § 13 Nr 2 S. 1 Musterbedingungen für die Risikov, § 12 Nr 2 S. 1 Musterbedingungen für die Rentenv, § 14 Nr 2 S. 1 Musterbedingungen für die Vermögensbildungsv, § 17 Nr 2 S. 1 Musterbedingungen für die Fondsgebundene Lebensv, § 18 Nr 2 S. 1 Musterbedingungen für die Berufsunfahigkeitsv) eine schriftliche Bestätigung vor. Das BAV vertritt GB 1972 S. 48 dazu die Auffassung, daß in der Großlebensv das Bezugsrecht — auch das widerrufliche — mit Rücksicht auf die Höhe der Vssumme und die lange Laufzeit der Verträge im Vsschein zu dokumentieren sei; die Angabe des Bezugsberechtigten könne auch in einem Nachtrag zum Vsschein oder in einem etwaigen Annahmeschreiben erfolgen; bei entsprechendem Hinweis im Vsschein sei eine Bezugnahme auf eine bei Antragstellung ausgehändigte Durchschrift des Vsantrages möglich. Dem ist mit der Einschränkung zuzustimmen, daß ein Verweis oder ein gesondertes Annahmeschreiben aus Gründen der Übersichtlichkeit möglichst vermieden werden sollte. Die Allgemeinen und Besonderen Vsbedingungen sind gleichfalls in den Vsschein aufzunehmen oder mit ihm zumindest zu verbinden. So wird auch aufsichtsrechtlich generell gefordert, daß die AVB auf dem Vsschein abgedruckt werden (Nachweise, auch zur Entwicklung dieser Regelung, bei Bruck-Möller Bd I § 3 Anm. 12), was 454

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III. Anspruch auf Ausstellung des Versicherungsscheins

Anm. C 305

aber zivilrechtlich ohne Bedeutung ist. In der Praxis werden die Bedingungen dem Vmer vor oder bei der Antragstellung übergeben, ihm auf seine Anforderung hin übersandt oder zusammen mit dem Vsschein bzw. als Teil des Vsscheins übermittelt (vgl. Ziff. 5.2 der Grundsätze für die Gestaltung der Antragsvordrucke in der Lebensv). Sind sie Teil des Vsscheins, so erhält sie der Vmer unabhängig davon, ob er sie bereits zuvor ausgehändigt bekommen hat. Angesichts der Dauer und der wirtschaftlichen Bedeutung eines Lebensvsvertrages sollten Kostengründe der Aufnahme der AVB in den Vsschein nicht entgegenstehen. Der Zweck des Vsscheins ist es auch, es dem Vmer zu ermöglichen, sich jederzeit über den Inhalt des Vsvertrages zu vergewissern: Das aber spricht entscheidend für das Erfordernis der Aufnahme der AVB in den Vsschein (Kisch, Der Versicherungsschein, S. 13, 15 — 16). Werden die Vertragsbedingungen — wie ζ. B. die Laufzeit des Vertrages — geändert, so genügt in der Regel ein Nachtragsschein, der dann zusammen mit dem Vsschein den Vertragsinhalt ergibt. Wird bei mehrfachen Änderungen die Verbriefung unübersichtlich, was wegen der Dauer der Lebensvsverträge insbesondere in dieser Vssparte möglich ist, kann der Vmer statt eines Verlängerungs- oder Nachtragsscheins nach Treu und Glauben einen zusammenfassenden Vsschein verlangen (Bruck-Möller Bd I § 3 Anm. 3). Zum zusätzlichen Inhalt des Vsscheins bei einzelnen Vsformen wie der V mit festem Auszahlungstermin, der Anpassungs- und Vermögensbildungsv vgl. Ziff. 2.5 — 2.8 der Geschäftsplanmäßigen Erklärungen. Beim Gegenseitigkeitsverein kann der Mitgliederausweis der Vsschein sein (vgl. dazu Kisch a. a. O. S. 8), manchmal erhalten die Mitglieder beides gesondert. Kein Vsschein ist die Bescheinigung des Vers für einen Antrag auf Befreiung von der halben oder der ganzen Beitragsleistung in der Handwerkerlebensv nach dem 1960 aufgehobenen HandwVersG (dazu Bruck-Möller Bd I § 3 Anm. 6) sowie insbesondere der Vsausweis in der Gruppenlebensv (vgl. dazu unten Anm. C 342). (C 305] III. Anspruch auf Ausstellung des Versicherungsscheins 1. Vertragsschluß vor Aushändigung des Vsscheins Nach der dem Gesetz zugrundeliegenden Vorstellung erfolgt zunächst der Vertragsschluß und sodann die Aushändigung des Vsscheins. In einem solchen Fall ist der Ver zur Ausstellung und Aushändigung des Vsscheins, d. h. zur Besitzverschaffung verpflichtet. Es handelt sich nicht um eine synallagmatische Hauptpflicht, da der Vmer nicht die Prämie zahlt, um einen Vsschein zu erhalten, sondern um Vsschutz zu erlangen. Anwendbar sind daher die Vorschriften der §§ 275 — 292 BGB, nicht die §§ 320 — 327. Bei verzögerlicher Aushändigung hat der Vmer einen Schadenersatzanspruch aus § 286 I BGB. Zur Erstprämienzahlung ist er gemäß § 35 S. 2 nur gegen Aushändigung des Vsscheins verpflichtet, vgl. auch § 2 Nr 2 ALB sowie die gleichlautenden Regelungen in den anderen Bedingungswerken. Die Vollstreckung des Anspruchs auf Aushändigung eines bereits hergestellten ordnungsgemäßen Vsscheins richtet sich nach § 883 ZPO bzw. bei Gewahrsam eines Dritten an dem Vsschein nach § 886 ZPO. Wird der Ver zur Herstellung des Vsscheins verurteilt, ist § 888 ZPO anzuwenden. In dem Anspruch auf Ausstellung des Vsscheins ist als ein Minus ein Anspruch auf Berichtigung oder Vervollständigung eines unrichtigen oder unvollständigen Vsscheins enthalten (vgl. für die Krankenv Wriede Bd VI Anm. C 27). Der Vmer, dem der Anspruch aus dem Vsvertrag zusteht, wird Eigentümer des Vsscheins, § 952 BGB. Tritt der Vmer den Hauptanspruch auf die Vsleistung ab, wird der Zessionar gemäß § 9521 1 BGB Eigentümer des Vsscheins. Bei Verpfandung Winter

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Anm. C 307

C. Abschluß und Verbriefung des Lebensversicherungsvertrages

erlangt der Pfandgläubiger gemäß § 952 I 2 BGB ein Pfandrecht an dem Vsschein, das ihm nach den §§ 985,1227 BGB einen Herausgabeanspruch gegen den Vmer gibt (zu Einzelheiten unten Anm. H). Eine selbständige Abtretung oder Pfändung des Anspruchs auf Ausstellung des Vsscheins ist nicht möglich (Prölss-Martin 23 § 3 Anm. 8), gemäß §§ 12741 1, 400 BGB auch keine selbständige Verpfändung. Bei Abtretung des Hauptanspruchs gilt vielmehr § 401 BGB analog. Auch der Vsschein kann für sich allein nicht Gegenstand von Rechtshandlungen sein. Er kann deshalb nicht veräußert oder zur Sicherheit übereignet werden, ohne daß gleichzeitig über den Vsanspruch verfügt wird. Nimmt ein Darlehnsgeber des Vmers den Vsschein „in Verwahrung", so entstehen für ihn grundsätzlich keine Rechte an der V, sofern nicht auch die Vsforderung an ihn abgetreten wird. Der Anspruch auf Ausstellung des Vsscheins verjährt gemäß § 1211 als Anspruch aus dem Vsvertrag in fünf Jahren, wobei die Verjährung mit dem Schluß des Jahres zu laufen beginnt, in welchem die Leistung verlangt werden kann (§12 1 2 VVG). Bei Nichtigkeit des Vsvertrages von Anfang an (etwa wegen wirksamer Anfechtung) besteht kein Anspruch auf Ausstellung eines Vsscheins. Dagegen besteht ein solcher Anspruch, wenn die V wirksam begründet wurde und Leistungsansprüche etwa durch Kündigung, Rücktritt, vertragliche Aufhebung, Zeitablauf usw. erlöschen, denn der Vmer kann — etwa weil das erloschene Vsverhältnis noch in die Gegenwart reichende Wirkungen hat — ein schutzwürdiges Interesse am Besitz des Vsscheins haben (Kisch, Der Versicherungsschein, S. 19). Ist dem Vmer in Unkenntnis der Nichtigkeit des Vertrages ein Vsschein ausgehändigt worden, so bestehen keine Ansprüche des Vers gegen den Vmer auf Rückgabe des Vsscheins, denn dieser hat für sich genommen grundsätzlich keinen anderen Wert als die durch ihn verkörperte Forderung, so daß der Vsschein bei Nichtigkeit des Vsvertrages wertlos ist und keine Bereicherung darstellt (im einzelnen Kisch a. a. O. S. 46-47). [C 306] 2. Vertragsschluß mit Aushändigung des Versicherungsscheins In der Vertragswirklichkeit kommt der Lebensvsvertrag entgegen der dem § 3 1 zugrundeliegenden Vorstellung zumeist dadurch zustande, daß der schriftliche Vsantrag des Vmers entweder — und das ist der Regelfall — konkludent durch Aushändigung des Vsscheins oder aber durch die Benachrichtigung des Vmers, daß der Vsschein zur Einlösung beim Vsvertreter bereitliege, angenommen wird (vgl. BGH 1.X.1975 VersR 1975 S. 1092). Vgl. dazu im einzelnen oben Anm. C 59. Aber auch insoweit ist die Aushändigung des Vsscheins als solche keine Gültigkeitsvoraussetzung für den Vsvertrag (BGH a. a. O.). [C 307] IV. Billigungsklausel 1. Grundlage Der Vsschein ist nach der Vorstellung des Gesetzgebers nur eine Urkunde über den bereits erfolgten Vertragsschluß. Da er nicht durch die Parteien gemeinsam formuliert wird, sondern einseitig durch den Ver, kann es zu Abweichungen des Vsscheins vom vereinbarten Vertragsinhalt kommen. Weil der Vsschein beweiskräftig ist (dazu unten Anm. C 316), hat der Gesetzgeber im Interesse der Rechtssicherheit und der Ordnungsfunktion des Vsscheins diesen als für den Vertragsinhalt maßgeblich erklärt, wenn der Vmer nicht innerhalb eines Monats nach Empfang des Vsscheins schriftlich widersprochen hat (§ 5 I). Um andererseits den oft geschäftlich unerfahrenen Vmer vor überraschenden, zu seinem Nachteil abweichenden Klauseln im 456

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Anm. C 308

IV. Billigungsklausel

Vsschein zu schützen, macht das Gesetz in § 5 II die Genehmigungswirkung des Schweigens des Vmers auf die Zusendung des Vsscheins von Voraussetzungen abhängig, die den Vmer auf die Folgen aufmerksam machen und vor ihnen warnen. Von § 151 BGB unterscheidet sich § 5 dadurch, daß letzterer eine Bestätigung des Annahmewillens nicht voraussetzt, vielmehr bloßes Schweigen genügen läßt; im Gegensatz zu §151 BGB tritt bei § 5 eine Rückwirkung auf den Zeitpunkt des Zugangs des Vsscheins ein. [C 308] 2. Tatbestand a) Anwendungsbereich § 5 setzt voraus, daß der Vsschein ausgehändigt worden ist, der Inhalt des Vsscheins von dem Antrag oder den getroffenen Vereinbarungen abweicht und der Vmer nicht innerhalb eines Monats nach Empfang des Vsscheins schriftlich widersprochen hat. Die Genehmigungswirkung des § 5 I kann nicht nur durch Vsscheine ausgelöst werden, sondern auch durch Verlängerungsscheine, Nachtragsscheine (BGH 21. V.1959 VersR 1959 S. 498, BGH 9.XII.1965 VersR 1966 S. 129 für die Betriebshaftpflichtv) und durch Briefe, die die Vsurkunde begleiten und ergänzen (OGH 27.IV.1950 VersR 1950 S. 100 für die Feuerv). Dabei ist aber zu beachten, daß § 5 I 1 zulasten des Vmers nur dann eingreift, wenn die Übersendung des Vsscheins auf einen Initiativantrag des Vmers zurückgeht (Bruck-Möller Bd I § 5 Anm. 7). Geht die Initiative — etwa zu einer Verlängerung — von dem Ver aus, indem er dem Vmer einen Verlängerungsschein zusendet, so braucht der Vmer darauf grundsätzlich nicht zu reagieren, es sei denn, daß ausnahmsweise gemäß § 242 BGB sein Schweigen als eine Zustimmung zu werten ist. Der Inhalt des Vsscheins muß entweder von dem Antrag oder von den getroffenen Vereinbarungen abweichen. Der erste Fall stellt eine Abweichung von § 150 II BGB dar; während nach den §§150 II, 146 BGB der vom Antrag inhaltlich abweichende Vsschein eine Ablehnung des Antrages des Vmers verbunden mit einem neuen Antrag darstellen würde, gilt gemäß § 5 I der Inhalt des Vsscheins als genehmigt. § 150 II BGB greift nur dann ein, wenn der Ver einen Antrag des Vmers bereits vor Zusendung des Vsscheins vom Antrag abweichend z. B. in mündlicher Form angenommen hat; in einem solchen Fall erlischt der Antrag des Vmers gemäß §§150 II, 146 BGB, so daß keine Genehmigungswirkung gemäß § 5 eintritt. Dasselbe gilt bei Erlöschen des Antrages wegen Ablaufs der Bindungsfrist (BGH 23.11.1973 VersR 1973 S. 409^ vgl. auch OLG Hamm 18.1.1978 VersR 1978 S. 1135). In einem solchen Falle wollen Prölss-Martin 23 § 5 Anm. 2 die Belehrungspflicht des § 5 II VVG analog anwenden, weil in vielen Fällen das Unterlassen des Widerspruchs gegen das in dem verspätet zugesandten Vsschein liegende neue Angebot des Vers gemäß § 242 BGB als stillschweigende Annahme zu werten ist. Dem ist zuzustimmen, denn der Vmer könnte meinen, daß der Inhalt des Vertrages sich nach seinem Antrag richtet, wenn der Ver diesen verspätet annimmt. Hinsichtlich der Belehrungspflicht kann der Ver nicht dadurch besser gestellt sein, daß er verspätet annimmt; für das Belehrungsbedürfnis des Vmers ist es gleichgültig, ob ein von seinem Antrag abweichender Vertragsinhalt durch Schweigen auf den rechtzeitig zugesandten Vsschein oder auf das in der verspäteten Zusendung des Vsscheins liegende neue Angebot zustande kommt. [C 309] b) Begriff der Abweichung Zum Abweichungsbegriff vgl. Bruck-Möller Bd I § 5 Anm. 8. Für die Lebensv ist bedeutsam, daß § 5 nicht eingreift, wenn im Vsschein übliche Lücken des Antrages Winter

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Anm. C 310

C. Abschluß und Verbriefung des Lebensversicherungsvertrages

durch die übliche Regelung ausgefüllt werden. Eine Abweichung liegt vor, wenn der Antrag zu erhöhten Prämiensätzen angenommen wird („anomale Risiken"). Streitig ist, ob § 5 I unabhängig davon gilt, ob die Abweichung für den Vmer günstig oder ungünstig ist (so die h. M. z. B. BGH 21.1.1976 VersR 1976 S. 4 7 7 - 4 7 8 zur Architektenhaftpflichtv, während BGH 21.V.1959 VersR 1959 S. 4 9 7 - 4 9 8 die Frage noch offen ließ, LG Braunschweig 14.XII.1977 VersR 1978 S. 413, grundlegend Kisch, Der Versicherungsschein, S. 74 — 75, Prölss-Martin 23 § 5 Anm. 3, Wagner Bd VI Anm. C 43, Wriede Bd VI Anm. C 30), oder § 5 I nur gilt, wenn die Abweichung für den Vmer ungünstig ist (so Bruck-Möller § 5 Anm. 9, Ehrenzweig S. 72 — 73). Diese Streitfrage ist in vielen Fällen nicht entscheidungsrelevant, da nach der Minderansicht bei für den Vmer günstigen Abweichungen diese vielfach gemäß § 151 BGB Vertragsinhalt werden. Der Unterschied liegt dann nur noch in der Rückwirkung des § 5 1 auf den Zeitpunkt der Antragstellung und darin, daß §151 BGB eine Bestätigung des Annahmewillens voraussetzt. Für die Minderansicht könnte zwar sprechen, daß § 5 II —IV Schutzvorschriften zugunsten des Vmers darstellen und § 15 a W G zu den Vorschriften, von denen nicht zum Nachteil des Vmers abgewichen werden darf, § 5 I — III zählt (hinsichtlich des § 5 IV war eine Aufzählung in § 15 a W G nicht nötig). Diese Umstände zwingen aber nicht dazu, der Minderansicht zu folgen. Eine Aufteilung in für den Vmer günstige und ungünstige Abweichungen wäre mit der Ordnungs- und Klarstellungsfunktion des Vsscheins, die § 5 sicherstellen will, unvereinbar. In vielen Fällen ist ungewiß, ob die Abweichung günstig oder ungünstig ist. Noch unklarer ist die Rechtslage, wenn die Abweichungen teils günstig teils ungünstig sind. § 5 I unterscheidet zwischen beiden Arten von Abweichungen nicht. Die herrschende Meinung gewährleistet, daß der gesamte Vertragsinhalt sich in übersichtlicher Form aus dem Vsschein entnehmen läßt. Gleichzeitig wird ein vom Vsschein differierender Inhalt des Vsvertrages vermieden, der die Folge einer Anwendung des § 151 BGB sein kann. Im Interesse der Rechtssicherheit ist daher der h. M. zu folgen. [C 310] c) Hinweispflicht und Widerspruch Voraussetzung der Genehmigungswirkung des § 5 I ist nach § 5 II, daß der Ver den Vmer bei Aushändigung des Vsscheines (nicht vor Stellung des Vsantrages, OLG Celle 19.VI.1952 VersR 1952 S. 283 zur Tierv) darauf hingewiesen hat, daß Abweichungen als genehmigt gelten, wenn der Vmer nicht innerhalb eines Monats nach Empfang des Vsscheines (d. h. nachdem der Vmer oder sein Empfangsvertreter, § 164 III BGB, tatsächlich in die Lage versetzt worden ist, von dem Inhalt Kenntnis zu nehmen; die §§ 130 — 132 BGB gelten nicht) schriftlich widersprochen hat. Im Interesse der Rechtssicherheit reicht ein mündlicher Widerspruch nicht. Der Hinweis muß den Anforderungen des § 5 II 2 entsprechen, muß also durch besondere schriftliche Mitteilung (d. h. eine Mitteilung, die nicht mit anderen Mitteilungen verbunden ist) oder durch einen auffalligen Vermerk im Vsschein, der aus dem übrigen Inhalt des Vsscheins hervorgehoben ist, erfolgen. Außerdem ist auf die einzelnen Abweichungen besonders aufmerksam zu machen. Diese Bestimmung will gewährleisten, daß auch dem unaufmerksamen, flüchtigen Leser die Abweichungen sofort auffallen. Erfahrungsgemäß werden insbesondere längere Schriftstücke der Ver häufig kaum gelesen. Das Gesetz nimmt darauf Rücksicht, indem es nicht einen aufmerksamen Leser voraussetzt, sondern verlangt, daß der Leser aufmerksam zu machen ist. Zur Berechnung der Widerspruchsfrist vgl. Bruck-Möller Bd I § 5 Anm. 5.

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Winter

IV. Billigungsklausel

Anm. C 314

[C 311] 3. Rechtsfolgen Je nachdem, ob der Ver einen § 5 II entsprechenden Hinweis auf die Abweichungen gegeben hat oder nicht, treten unterschiedliche Rechtsfolgen ein. [C 312] a) Kein formgerechter Hinweis Entspricht der Hinweis des Vers nicht den Anforderungen des § 5 II, gelten nicht die §§150 II, 154 BGB, sondern treten die Rechtsfolgen des § 5 III ein. Wurde der abweichende Vsschein nach Vertragsschluß ausgehändigt, gilt der Inhalt des ursprünglichen Vertrages. Lag vor Aushändigung des Vsscheins nur ein Antrag des Vmers vor (das ist in der Praxis der Regelfall), dann gilt dessen Inhalt, und zwar selbst dann, wenn die Abweichung im Vsschein für den Vmer günstig wäre. Auch der Ver kann sich auf § 5 III berufen (OLG Celle 7.XII.1959 VersR 1960 S. 121 zur Tierv, LG Braunschweig 14.XII.1977 VersR 1978 S. 413 zur Kfz-Haftpflichtv). § 5 III bestimmt nur dann den Vertragsinhalt, wenn ein Vsvertrag mit dem vom Antragsteller gewünschten Inhalt rechtlich (OLG Koblenz 19.11.1976 VersR 1976 S. 979 zur Kraftverkehrsv) und vstechnisch (Prölss-Martin 23 § 5 Anm. 7 B) möglich ist. Da die Vsanträge von den Vera vorformuliert sind, wird dieser Grundsatz nur wichtig, wenn der Vmer das Vsantragsformular in entscheidenden Punkten abändert. Trotz § 15 a kann der Vmer bei mangelhaftem, nicht § 5 II entsprechendem Hinweis zu den Abweichungen des Vsscheins ausdrücklich oder konkludent eine wirksame Annahmeerklärung abgeben (BGH 21 .V. 1959 VersR 1959 S. 497, 498) bzw. eine Genehmigung aussprechen (Prölss-Martin 23 a. a. O.). Nach allgemeinen Grundsätzen setzt das aber ein Bewußtsein der Genehmigungsbedürftigkeit voraus, also das Wissen, daß der Hinweis des Vers nicht § 5 II entspricht. — Weicht der im Vsschein angegebene Vertragsbeginn ohne Hinweis nach § 5 II vom Antrag ab, so ist die Abweichung auch dann für den Vmer unverbindlich und der Inhalt des Vsantrages als vereinbart anzusehen, wenn der Vmer dem Vsschein widerspricht, um diese — ohne sein Wissen bereits eingetretene — Rechtsfolge zu erreichen (BGH 16.VI.1982 VersR 1982 S. 841). [C 313] b) Hinweis und Widerspruch Ist ein den Anforderungen des § 5 II entsprechender Hinweis durch den Ver erfolgt und hat der Vmer form- und fristgerecht widersprochen, gilt entweder der Inhalt des bereits zustande gekommenen Vsvertrages oder es greift § 150 II BGB ein, so daß sowohl der Antrag des Vmers als auch der in der Ubersendung des abweichenden Vsscheins liegende neue Antrag des Vers abgelehnt sind. Entspricht der Hinweis den Anforderungen des § 5 II und ist es zu keinem oder einem nicht form- oder fristgerechten Widerspruch gekommen, so gilt gemäß § 51 entweder der ursprüngliche Vsvertrag mit den Abweichungen des Vsscheins als Vertragsinhalt oder (wenn noch kein Vertrag vorlag) der Inhalt des Vsscheins. [C 314] c) Bindungswirkung des § 5 VVG und Anfechtung Hinsichtlich der Anfechtungsfrage schreibt § 5 IV absolut zwingend vor, daß das Recht des Vmers, den Vertrag wegen Irrtums anzufechten, unverzichtbar ist. Vgl. dazu im einzelnen Bruck-Möller Bd I § 5 Anm. 23 — 25. Die Bindungswirkung des § 5 hindert aber auch den Ver nicht daran, den Lebensvsvertrag beispielsweise wegen Kalkulationsirrtums gemäß § 119 I BGB anzufechten. Denn bei § 5 handelt es sich nur um die Fiktion einer Willensübereinstimmung und damit um eine Tatbestandsvoraussetzung der Irrtumsanfechtung bei zweiseitigen Winter

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Anm. C 317

C. Abschluß und Verbriefung des Lebensversicherungsvertrages

Rechtsgeschäften, zudem läßt auch § 5 IV trotz seiner Beschränkung auf den Vmer darauf schließen, daß auch für den Ver durch die Bindungswirkung der Billigungsklausel eine Anfechtung nicht ausgeschlossen wird (LG Hannover 15.V.1979 VersR 1979 S. 1147). [C 315] 4. Sonderfall: Mündliche Antragsnebenerklärungen Wenn der Antragsteller zusammen mit seinem schriftlichen Antrag dem Vsvertreter gegenüber eine mündliche Nebenerklärung abgibt, durch die der Antrag modifiziert, insbesondere auch erweitert wird (vgl. dazu oben Anm. C 47), und der Vsvertreter diese Nebenerklärung nicht an den Ver weiterleitet, so kann der Ver insoweit der Hinweispflicht nach § 5 II nicht nachkommen, weil er über die Antragsnebenerklärung nicht orientiert ist. Der Inhalt des Vsvertrages ergibt sich somit nicht aus dem Inhalt des Vsscheins, sondern aus der Antragserklärung des Vmers einschließlich mündlicher Nebenerklärung. Die Genehmigungsfiktion des § 5 I kommt nicht zum Tragen. Der Auffassung des LG Lüneburg 19.11.1959 VerBAV 1959 S. 274 (zum Abschluß einer Tierv), unter Antrag im Sinne des § 5 sei nur der Inhalt des Antragsformulars zu verstehen, kann nicht gefolgt werden. Es ergeben sich keinerlei Anhaltspunkte, die für eine derartige Interpretation dieser Vorschrift sprechen (OLG Celle 7.XII.1959 VersR 1960 S. 121 — 122 und Groh, Nebenabreden bei Versicherungsverträgen, Karlsruhe 1965, S. 28 — 29). Wollte man die Antragsnebenerklärung hier unberücksichtigt lassen und den Inhalt des Vertrages somit nach dem Vsschein bestimmen, so würde der Vmer insoweit das Risiko für ein nachlässiges oder arglistiges Verhalten des Vsvertreters tragen. Eine solche Risikoverteilung wäre nicht sachgerecht und entspricht auch nicht den Vorstellungen des Gesetzgebers: Der durch § 43 Ziff. 1 dem Vertragspartner eines mit Vsvertretern arbeitenden Vers gewährte Schutz würde unterlaufen, wenn nicht der Ver hier das Risiko für eine korrekte Übermittlung des Antrages durch den Vertreter tragen müßte (Groh S. 29 — 30, Wagner Bd VI Anm. C 44, Wriede Bd VI Anm. C 30). [C316] V. Rechtsnatur des Lebensversicherungsscheins 1. Beweisurkunde Wie jeder Vsschein ist der Lebensvsschein Beweisurkunde. Unwiderlegbar beweist er, daß die darin enthaltenen Erklärungen vom Ver abgegeben worden sind (sog. äußere Beweiskraft gemäß § 416 ZPO). Der Vsschein hat die Vermutung der Vollständigkeit und Richtigkeit für sich (sog. innere Beweiskraft). Wer Vereinbarungen behauptet, die in dem Vsschein nicht enthalten sind, ist dafür beweisbelastet. |C 317] 2. Schuldschein Weiterhin ist der Lebensvsschein stets Schuldschein, was bedeutet, daß der Ver dessen Vorlage bzw. Rückgabe verlangen kann (§ 371 S. 1 BGB: einfacher Schuldschein) und bei entsprechender Vereinbarung sogar verlangen muß (vgl. § 4 II 1: qualifizierter Schuldschein). Das Verlangenkönnen dient dem Interesse des Vers, das Verlangenmüssen auch den Belangen Dritter, die sich im Besitze des Vsscheins befinden, da der Ver in diesem Falli nicht mit befreiender Wirkung an jemanden leisten kann, der ihm den Vsschein weder vorlegt noch zurückgibt. Da der Vsschein in der Lebensv zudem Legitimationspapier ist (vgl. sogleich Anm. C 318), ist der Ver auch nach § 808 II 1 BGB zur Leistung nur gegen Aushändigung des Vsscheins verpflichtet (BGH 7.X.1965 VersR 1965 S. 1143). 460

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V. Rechtsnatur des Lebensversicherungsscheins

Anm. C 318

Während nun nach § 11 Nr 1 a ALB a. F. für die Leistung des Vers nur die Vorlage erforderlich ist, bestimmt § 9 Nr 1 ALB, daß der Vsschein einzureichen ist (gleichlautend: § 9 Nr 1 Musterbedingungen für die Risikov, § 10 Nr 1 Musterbedingungen für die Vermögensbildungsv, § 13 Nr 1 Musterbedingungen für die Fondsgebundene Lebensv). Nur nach § 8 Nr 1 Musterbedingungen für die Rentenv und § 10 Nr 1 Musterbedingungen für die Berufsunfähigkeitsv ist auch weiterhin nur die Vorlage des Vsscheins erforderlich, da hier dem Umstand Rechnung getragen werden soll, daß der aus dem Vsvertrag Berechtigte nicht nur einmal wie bei der Kapitalv, sondern fortlaufend Leistungen verlangen kann. Der Unterschied zwischen einer Vorlage und einer Einreichung des Vsscheins liegt darin, daß bei der Einreichung der Vsschein Bestandteil der Vsakten wird (Prölss-Martin 23 § 11 ALB a. F. zu den nach § 11 Nr 2 a und b einzureichenden Urkunden). Die Auffassung von Adam ZfV 1961 S. 96, 97, in der Lebensv erweitere sich bei Eintritt des Vsfalls die Vorlage- bzw. Einreichungspflicht generell zur Rückgabepflicht, berücksichtigt nicht ausreichend, daß der Vmer bzw. der sonst aus dem Vertrage Berechtigte auch nach Beendigung der Lebensv ein anzuerkennendes Interesse am Lebensvsschein haben kann. Aus den Bedingungswerken der Lebensv ist nicht ersichtlich, ob der Lebensvsschein einfacher oder qualifizierter Schuldschein ist. Obschon manches wie beispielsweise der Schutz des Zessionars oder sonstiger Dritter dafür sprechen kann, den Vsschein gerade in der Lebensv als qualifizierten Schuldschein auszugestalten, ist das jedoch nicht geschehen. Bruck-Dörstling § 11 ALB Rz 5 gehen daher mit Recht davon aus, daß der Ver seine Geldleistung nicht von der vorherigen Einreichung des Vsscheins abhängig zu machen braucht (ebenso OLG Hamburg 16.1.1952 VersR 1952 S. 113, Schulz ZfV 1963 S. 433, 434). Hat der Ver vor Rückerhalt des Vsscheins geleistet, ohne auf die Rückgabe zu verzichten, so steht ihm der Anspruch auf Rückgabe des Vsscheins gegen den Empfangsberechtigten auch weiterhin zu. [C 318] 3. Versicherungsschein als Ausweispapier a) Inhaberklausel In aller Regel wird beim Abschluß des Lebensvsvertrages die sog. Inhaberklausel vereinbart (§11 ALB, § 11 Musterbedingungen für die Risikov, § 10 Musterbedingungen für die Rentenv, § 12 Musterbedingungen für die Vermögensbildungsv, § 15 Musterbedingungen für die Fondsgebundene Lebensv, § 16 Musterbedingungen für die Berufsunfähigkeitsv, § 11 ALB a. F.). Nach der ausdrücklichen Vorschrift des § 4 1 treten damit lediglich die in § 808 BGB bestimmten Wirkungen ein. Der Lebensvsschein ist daher nicht Inhaberpapier mit der Folge, daß das Recht an der Forderung dem Recht am Papier folgen würde. Vielmehr gilt für den Lebensvsschein stets § 952 1 1 BGB, wonach das Recht am Papier dem Recht an der Forderung folgt. Der Lebensvsschein ist auch niemals Orderpapier. Die Inhaberklausel macht den Lebensvsschein zu einem sog. qualifizierten Legitimationspapier (auch hinkendes Inhaberpapier genannt), vgl. dazu BGH 7.X.1965 VersR 1965 S. 1141-1143, BGH 26.X.1965 VersR 1966 S. 140-143, BGH 5.V.1982 VerBAV 1982 S. 429-431, OLG Hamburg 16.1.1952 VersR 1952 S. 112-113, OLG Karlsruhe 4.1.1956 VersR 1956 S. 217, OLG Karlsruhe 18.1.1979 VersR 1979 S. 929-930, AG Bremen 10.V.1949 VersR 1950 S. 49 mit Anm. Gottschalk, Für das qualifizierte Legitimationspapier ist kennzeichnend, daß der Schuldner — hier: der Ver — an den Inhaber die in der Urkunde versprochene Leistung bewirken kann und dadurch auch dann befreit wird, wenn der Inhaber nicht der wahre Berechtigte ist (§ 808 I 1 BGB, sog. Befreiungs- oder Liberationswirkung). Andererseits ist der Inhaber nicht berechtigt, die Leistung zu verlangen (§ 808 I 2 BGB). Darin liegt der Winter

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Aram. C 320

C. Abschluß und Verbriefung des Lebensversicherungsvertrages

Unterschied zum echten Inhaberpapier. Weiterhin ist der Ver als Schuldner nach § 808 II 1 BGB nur gegen Aushändigung der Urkunde zur Leistung verpflichtet, was durch die Bedingungswerke zur Einreichung bzw. Vorlage der Urkunde abgeschwächt ist (vgl. oben Anm. C 317). Der Ver braucht sich dabei nicht mit der Vorlage bzw. Einreichung des Vsscheins zufrieden zu geben, sondern kann den Nachweis der materiellen Berechtigung verlangen (zu den Anforderungen an diesen Nachweis vgl. RG 6.XI.1934 R G Z Bd 145 S. 322-328). Das Innehaben des Vsscheins begründet keine Vermutung für die Berechtigung, sondern kann allenfalls als Indiz dafür gelten. [C 319] b) Inhaber Voraussetzung für die Befreiungswirkung ist, daß der Gläubiger in der Urkunde genannt ist (zu den seltenen Problemfällen Bruck-Möller Bd I § 4 VVG Anm. 10) und daß die Leistung an den Inhaber bewirkt wird. Unter Inhaber ist jemand zu verstehen, der das Papier in seiner unmittelbaren Gewalt hat und es jederzeit vorzulegen in der Lage ist (Bruck-Dörstling § 13 ALB Rz 4, Bruck-Möller Bd I § 4 VVG Anm. 13, Schulz ZfV 1963 S. 521), also auch ein Minderjähriger, Geschäftsunfähiger, Geisteskranker, Dieb, Finder, sogar ein Postbote, Vsvertreter, Rechtsanwalt sowie ein Besitzdiener (vgl. OLG Karlsruhe 18.1.1979 VersR 1979 S. 929, Schulz a.a.O.). Wenn Prölss-Martin 23 § 13 ALB a. F. Anm. 1 an den Inhaberbegriff die weitere Forderung anknüpfen, daß jede den Vsschein einreichende bzw. vorlegende Person ein „eigenes Recht zu besitzen" erklärt, so kann dem nicht gefolgt werden, denn Inhaber im Sinne von § 808 BGB bedeutet so viel wie Überbringer und ist nicht mit dem Besitzer gleichzusetzen (Bruck-Möller Bd I § 4 VVG Anm. 13, Schulz a.a.O.). [C 320] c) Befreiungswirkung aa) Kenntnis von der Nichtberechtigung Zweifelhaft ist, ob die Befreiungswirkung auch dann eintritt, wenn der Ver weiß bzw. grob oder leicht fahrlässig nicht weiß, daß der Vorlegende nicht der wahre Gläubiger bzw. Verfügungsberechtigte ist. Für die Beantwortung dieser Frage ist davon auszugehen, daß die Inhaberklausel den Ver begünstigen soll. Grundsätzlich soll er sich z. B. nicht darum bemühen müssen, den wahren Erben zu ermitteln, so daß er unbedenklich dem Vorlegenden auch ohne Erbschein die Vssumme auszahlen kann. Das ist wegen der anfallenden Beerdigungskosten und für den weiterlaufenden Lebensunterhalt der Hinterbliebenen erwünscht, auch werden dem Lebensvsgedanken abträgliche Verzögerungen und Schwierigkeiten vermieden. Deshalb ist eine Nachprüfungspflicht des Vers abzulehnen (OLG Karlsruhe 4.1.1956 VersR 1956 S. 217, AG Bremen 10.V.1949 VersR 1950 S. 49; Bruck-Möller Bd I § 4 VVG Anm. 13, a. A. Mampel JR 1950 S. 713 — 714). Außerdem ist zu bedenken, daß das Erfordernis der Vorlage zusätzlicher Unterlagen (§ 9 Nr 2 ALB und die gleichlautenden Bestimmungen der übrigen Bedingungswerke) eine weitere Sicherheit bedeutet. Andererseits sind die Bezugsberechtigten grundsätzlich im Vsschein genannt oder es handelt sich um Personen, die in irgendeiner besonderen, meist verwandtschaftlichen Beziehung zum Vmer stehen, so daß sich der Ver vorsichtshalber bei jedem Inhaber, bei dem diese Eigenschaften oder Beziehungen nicht vorliegen, nicht leichtfertig auf die Inhaberklausel berufen wird (Adam ZfV 1961 S. 96 — 97). Während zuvor der Streit vor allem darum ging, ob Kenntnis des Vers von der Nichtberechtigung des Inhabers die Befreiungswirkung entfallen läßt bzw. eine Schadenersatzpflicht des Vers nach sich zieht (dazu Bruck-Dörstling § 13 ALB Anm. 6), hat sich schon bald die Meinung durchgesetzt, daß der Ver nicht wider besseres Wissen und gegen Treu und Glauben 462

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V. Rechtsnatur des Lebensversicherungsscheins

Anm. C 322

in Kenntnis der Nichtberechtigung des Inhabers die Leistung erbringen darf (RG 8.XII.1914 RGZ Bd 86 S. 8 6 - 8 7 , KG 7.II.1921 VA 1922 Anh. S. 12 Nr. 1238, OLG Dresden 22.IV.1938 JW 1938 S. 1660-1661, OLG Karlsruhe 4.1.1956 VersR 1956 S. 217, LG Landshut 14.V.1932 JRPV 1932 S. 253-254, Bruck-Möller Bd I § 4 VVG Anm. 13, Prölss-Martin 23 § 13 ALB a. F. Anm. 2). Die im allgemeinen Zivilrecht vielfach vertretene Meinung, daß eine Befreiungswirkung bereits bei grober Fahrlässigkeit des Schuldners entfällt (vgl. nur Palandt-Thomas § 808 BGB Anm. 2), paßt wegen der besonderen Interessenlage für die Lebensv nicht. Vielmehr bleibt im Einzelfall festzustellen, ob der Ver, der wissentlich an einen Nichtberechtigten geleistet hat, damit gegen Treu und Glauben verstößt. Im einzelnen lassen sich folgende Konstellationen unterscheiden (nach Schulz a.a.O. S. 522-527): IC 321] bb) Konstellationen (1) Abtretung und Bezugsberechtigung Häufig kommt es dazu, daß die Forderung aus einer Lebensv, bei der ein Bezugsberechtigter eingesetzt ist, abgetreten und der Vsschein dem Zessionar übergeben wird. Eine solche Abtretung ist dem Ver gegenüber nach § 13 Nr 3 ALB nur wirksam, wenn sie der bisherige Verfügungsberechtigte schriftlich angezeigt hat (gleichlautend: § 13 Nr 3 Musterbedingungen für die Risikov, § 12 Nr 3 Musterbedingungen für die Rentenv, § 14 Nr 3 Musterbedingungen für die Vermögensbildungsv, § 17 Nr 3 Musterbedingungen für die Fondsgebundene Lebensv, § 18 Nr 3 Musterbedingungen für die Berufsunfähigkeitsv). Die relative Unwirksamkeit der Abtretung wirkt nur zugunsten des Vers, nicht auch eines Dritten wie des Bezugsberechtigten. Da die Abtretungsanzeige nur dem Schutze des Vers dient, ist sie verzichtbar, so daß der Ver einer vor Eintritt des Vsfalles erfolgten Abtretung selbst dann Folge leisten kann, wenn ihm erst nach Eintritt des Vsfalles eine Abtretungsanzeige zugegangen ist (im einzelnen dazu unten Anm. H). Das gilt jedoch nicht, wenn eine widerrufliche Bezugsberechtigung eingeräumt war und nicht widerrufen ist. Genauso wie das Recht des Vmers mit der „wesenslosen" Anwartschaft des widerruflich Bezugsberechtigten belastet war und das Bezugsrecht nur vor Eintritt des Vsfalles widerrufen werden konnte, erwirbt auch der Zessionar das abgetretene Recht belastet durch das Bezugsrecht, von dem sich der Zessionar nur durch Widerruf vor Eintritt des Vsfalles befreien kann. Der Widerruf ist dabei empfangsbedürftig, wird also erst mit Zugang beim Ver wirksam. Hat der Bezugsberechtigte inzwischen durch Eintritt des Vsfalles ein Vollrecht erworben, so kommt der Widerruf zu spät, und es würde gegen Treu und Glauben verstoßen, wenn der Ver angesichts der Inhaberklausel seine Leistung an den Zessionar erbringt (vgl. Schulz a. a. O. S. 523). [C 322] (2) Bezugsberechtigung und Inhaberklausel Es ist dem Grundsatze nach davon auszugehen, daß der Ver auch bei Bestehen einer unwiderruflichen Bezugsberechtigung an einen anderen Inhaber des Vsscheins leisten kann, obschon nach dem Lebensvsvertrag nur der unwiderruflich Bezugsberechtigte als materiell Berechtigter in Frage kommt. Denn es besteht die Möglichkeit, daß der Inhaber des Vsscheins mit der Einziehung der Forderung beauftragt worden ist. Nur wenn diese Möglichkeit offensichtlich nicht gegeben ist, kann sich der Ver nicht mehr auf die Inhaberklausel berufen. Bleiben Zweifel bestehen, richtet sich die Befreiungswirkung nach den unten Anm. C 330 — 332 dargelegten Fallgruppierungen und grundsätzlichen Überlegungen. Winter

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Anm. C 324

C. Abschluß und Verbriefung des Lebensversicherungsvertrages

Bei einer widerruflichen Bezugsberechtigung ist der Zessionar materiell berechtigt, wenn die Abtretung vor Eintritt des Vsfalles dem Ver angezeigt worden ist. Gleichwohl aber kann ein anderer Inhaber des Vsscheins und zugleich verfügungsberechtigt sein. Legt nun nicht der Zessionar, sondern der Bezugsberechtigte oder der Vmer den Vsschein vor, so hat der Ver noch keine positive Kenntnis der mangelnden Verfügungsbefugnis, so daß auch hier Zweifel bestehen und sich die Befreiungswirkung gleichfalls nach dem unten Anm. C 331 Gesagten richtet. Ist die Abtretung nicht rechtzeitig angezeigt worden, so ist im Vsfall materiell berechtigt nicht der Zessionar, sondern der Bezugsberechtigte. Ist ein anderer als der Bezugsberechtigte Inhaber des Vsscheins, so besteht wiederum die Möglichkeit, daß er verfügungsberechtigt ist, so daß wiederum auf die Fallgruppierungen in Anm. C 331 zurückzugreifen ist. Erklärt nun der materiell nicht Berechtigte dem Ver gegenüber, daß er die Vsleistung für sich selbst fordert, so kann sich der Ver in diesen Fällen nicht mehr auf die Inhaberklausel berufen, weil er positive Kenntnis davon hat, daß der Inhaber des Vsscheins weder forderungs- noch verfügungsberechtigt ist. Hier würde es gegen Treu und Glauben verstoßen, wenn der Ver im Hinblick auf die Inhaberklausel seine Leistung an den Nichtberechtigten erbringt.

[C 323] (3) Abtretung und Inhaberklausel (a) Abtretungsanzeige und Inhaberklausel Da die Abtretungsanzeige, die sowohl von dem Zedenten als auch von dem Zessionar erstattet werden kann, nach allgemeiner Auffassung nur zugunsten des Vers wirken soll, um ihn vor Mehrfachleistungen zu schützen, verfolgt sie insoweit dasselbe Ziel wie die Inhaberklausel. Denn auch sie nimmt keine Rücksicht auf die Belange des Vmers oder des Zessionars, sondern begünstigt durch die Schuldbefreiung allein den Ver. Angesichts dieser schuldbefreienden Wirkung der Inhaberklausel wird daher die Auffassung vertreten, daß die Anzeige der Abtretung in der Lebensv insoweit überflüssig sei, die Abtretung also auch ohne Anzeige dem Ver gegenüber wirksam ist, die relative Unwirksamkeit werde durch den Vsschein, der auf den Inhaber ausgestellt ist, beseitigt (RG 8.X. 1918 RGZ Bd 94 S. 2 6 - 2 9 , LG Köln 9.VII.1959 VersR 1959 S. 797-798, Skoufis VersR 1962 S. 493, Schulz ZfV 1963 S. 524). Dem kann angesichts der Bestimmung des § 11 Nr 2 ALB, wonach § 13 Nr 3 ALB mit dem Anzeigeerfordernis unberührt bleibt, nicht beigepflichtet werden. Vgl. dazu im einzelnen unten Anm. H. [C 324] (b) Leistung an Zedenten oder anderen Inhaber Bei der Leistung des Vers an einen anderen Inhaber des Vsscheins als den Zessionar ist davon auszugehen, daß der Ver schuldbefreiend leistet, solange er von der Abtretung nichts weiß und den Inhaber zumindest für einziehungsberechtigt halten kann. Ist dem Ver die Abtretung rechtzeitig angezeigt worden, greift die Inhaberklausel gleichwohl, solange der Ver den Inhaber des Vsscheins für verfügungsberechtigt hält. Fraglich kann die Anwendung der Inhaberklausel werden, wenn der Vmer den Vsschein vorlegt oder wenn im Zusammenhang mit der Abtretung eine Bezugsberechtigung widerrufen worden ist und der Bezugsberechtigte den Vsschein noch in Händen hat. Obwohl auch hier es als denkbar erscheinen kann, daß der Bezugsberechtigte die Vsleistung für den Zessionar einzieht, ist auch hier auf das in Anm. C 331 Gesagte zurückzugreifen. 464

Winter

V. Rechtsnatur des Lebensversicherungsscheins

Anm. C 327

[C 325] (c) Inhaberklausel und Nichtigkeit der Abtretung Ist der Abtretungsvertrag nichtig, so erwirbt der Zessionar weder die Forderung gegen den Ver noch das Eigentum am Vsschein. Die Inhaberklausel ist grundsätzlich anwendbar, wenn der Zessionar oder ein Außenstehender den Vsschein einreicht oder vorlegt. Hat der Ver Kenntnis von der Nichtigkeit der Abtretung, so könnte der Zessionar oder der Außenstehende als im Auftrage des Vmers handelnd angesehen werden, wobei allerdings wiederum auf das in Anm. C 331 Erörterte zurückzukommen wäre. [C 326] (4) Verpfändung und Inhaberklausel Die Erwägung der h. M. zur Funktion der Inhaberklausel und der Abtretungsanzeige können auf die Verpfandung nicht übertragen werden. Denn da in § 1280 BGB die Anzeige zur notwendigen Voraussetzung der Wirksamkeit der Verpfändung erklärt wird, kann das Pfandrecht ohne die Anzeige nicht zur Entstehung gelangen. Die Anzeige hat bei der Verpfändung nicht die Bedeutung einer tatsächlichen Mitteilung an den Ver, daß die Forderung verpfändet worden ist. Denn wenn das der Fall wäre, könnte — wie bei § 13 Nr 3 ALB und den gleichlautenden Bestimmungen der übrigen Bedingungswerke — auch im Hinblick auf § 1280 BGB der Pfandgläubiger oder irgendein Dritter diese Mitteilung erstatten. Die Anzeige nach § 1280 BGB kann nur durch den Vmer als Verpfänder oder dessen Vertreter vorgenommen werden, sie hat die Bedeutung einer Willensäußerung des Verpfänders, daß er die Verpfandung gegen sich gelten lassen werde. Die anderweitige Kenntnis des Vers von der Verpfandung macht die Anzeige nicht überflüssig (vgl. Bruck-Dörstling § 15 Anm. 29, Skoufis VersR 1962 S. 494). Somit kann auch die Übergabe des Vsscheins mit Inhaberklausel diesen Mangel nicht heilen (Schulz ZfV 1963 S. 525, Skoufis a. a. O., vgl. auch ÖOGH 7.V.1969 VersR 1970 S. 96). Vgl. im einzelnen dazu unten Anm. H. Eine wegen unterlassener Anzeige unwirksame Verpfändung kann nicht im Wege der Konversion nach § 140 BGB als Abtretung der Forderung angesehen werden, wenn der Vsschein übergeben wird, denn § 140 BGB betrifft nichtige und nicht noch nicht vollendete Rechtsgeschäfte (Bruck-Dörstling §15 Anm. 28, Skoufis a.a.O.). Der Vmer kann die Unwirksamkeit der Verpfändung durch Anzeige beseitigen. Da nun vor Zugang der Verpfandungsanzeige noch kein Pfandrecht vorliegen kann, darf der Ver im Vsfall an den Pfandgläubiger nur leisten, wenn er diesen für einziehungsberechtigt halten kann. Auch hier ist wiederum auf das in Anm. C 331 Gesagte zurückzugreifen. Wenn Bruck Privatversicherungsrecht S. 738 Fn 21 im Hinblick auf § 1281 BGB, wonach vor Pfandreife der Ver nur an den Verpfänder — also den Vmer — und Pfandgläubiger gemeinsam leisten darf, die Ansicht vertritt, der Ver könne aufgrund der Inhaberklausel an einen der beiden allein leisten, so kann dem nicht beigetreten werden. Eine Leistung an den Vmer — als Beauftragten des Pfandgläubigers — kann nur unter Berücksichtigung des in Anm. C 331 Gesagten schuldbefreiend sein. [C 327] (5) Pfändung und Inhaberklausel Ist dem Ver ein Pfandungs- und Überweisungsbeschluß noch nicht zugestellt, entfaltet die Inhaberklausel ihre allgemeine Wirkung. Nach der Zustellung weiß der Ver, daß der Pfändungspfandgläubiger materiell Berechtigte ist. Reicht ein Dritter den Vsschein ein, so besteht die Möglichkeit, daß ihn der Pfändungspfandgläubiger mit der Einziehung beauftragt hat. Auch hier ist wieder nach dem unten Anm. C 331 Winter

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Anm. C 331

C. Abschluß und Verbriefung des Lebens Versicherungsvertrages

Gesagten zu unterscheiden (vgl. im übrigen Bruck a . a . O . S. 758, der insoweit zwischen Verpfandung und Pfändung unterscheiden will). [C 328] (6) Konkurs und Inhaberklausel Wenn der Ver von der Konkurseröffnung keine Kenntnis hat, gilt die Inhaberklausel uneingeschränkt. Weiß er, daß der Konkurs eröffnet worden ist, so daß nunmehr der Konkursverwalter forderungs- und verfügungsberechtigt ist, so kann sich der Ver insoweit auf die Inhaberklausel berufen, als der Inhaber des Vsscheins von dem Konkursverwalter mit der Einziehung der Forderung beauftragt sein könnte. Auch hier aber ist wieder auf Anm. C 331 zurückzukommen. [C 329] (7) Hinterlegung beim Notar Mit der Hinterlegung des Vsscheins entfallt die Möglichkeit, daß der Ver den bisherigen Inhaber des Vsscheins als legitimiert ansieht, über die Ansprüche aus dem Vsvertrag zu verfügen und Leistungen des Vers in Empfang zu nehmen (BGH 26.X.1965 VersR 1966 S. 140-143). [C 330] cc) Befreiungswirkung nach Fallgruppierungen — Zusammenfassung (1) Uneingeschränkte Befreiungswirkung Die Inhaberklausel führt zunächst in all jenen Fällen zur Befreiung des Vers, in denen er den Inhaber des Vsscheins zugleich für den Inhaber der Forderung halten mußte, Gegenteiliges ihm nicht bekannt war und der Ver keinen Anlaß hatte, andere als materiell berechtigt anzusehen. Das ist beispielsweise der Fall, wenn sich die Anspruchsberechtigung des Inhabers aus der Akte oder Urkunden wie Erbschein, Abtretungsurkunde, Verpfandungsanzeige oder Pfändungs- und Überweisungsbeschluß ergibt. Eine Befreiungswirkung tritt darüber hinaus aber auch in solchen Fällen ein, in denen der Ver allein Kenntnis davon hatte, daß der Inhaber des Vsscheins nicht auch zugleich Inhaber der Forderung ist, er aber keinen Anlaß hatte, an seiner Verfügungsberechtigung zu zweifeln. Das gilt insbesondere auch dann, wenn — wie es in der Praxis durchaus geschieht — der Inhaber den Vsschein lediglich mit der Bitte um Auszahlung einreicht bzw. vorlegt, also nicht zum Ausdruck bringt, daß er die Vsleistung für sich selbst beansprucht. Der Ver ist nicht etwa verpflichtet, die Einziehungsberechtigung nachzuprüfen. Dabei schadet es auch nicht, wenn dem Ver bekannt ist, daß die Einsetzung eines Bezugsberechtigten, eine Abtretung oder Verpfändung nichtig oder aufgehoben worden ist. Der Inhaber des Vsscheins kann ja von dem wahren Forderungsberechtigten mit dem Einzug betraut sein (nach Schulz ZfV 1963 S. 526). [C 331] (2) Grenzfälle Zweifelhaft kann die Rechtslage sein, wenn gerade derjenige den Vsschein einreicht, der als Vmer den ursprünglichen Anspruch auf die Vsleistung aufgegeben hat oder infolge Nichtigkeit beispielsweise der Abtretung nicht erworben hat. Ahnliches gilt für den Fall, daß jemand den Vsschein einreicht, der durch spätere Verfügungen des Vmers zugunsten eines anderen (Widerruf der Bezugsberechtigung, Abtretung, Verpfändung) den Anspruch verloren hat. Dabei ist es noch unproblematisch, wenn der aus dem ursprünglichen Anspruch Verdrängte noch Inhaber des Vsscheins ist 466

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V. Rechtsnatur des Lebensversicherungsscheins

Anm. C 334

und die Vsleistung ausdrücklich für sich selbst beansprucht — hier versagt der Schutz der Inhaberklausel. In aller Regel wird ein solcher Inhaber des Vsscheins bei der Einreichung aber lediglich die Vsleistung fordern oder erklären, daß er einziehungsberechtigt sei. Hier sind mehrere Fallgruppierungen denkbar, in denen es als höchst unwahrscheinlich erscheint, daß der materiell Berechtigte gerade den betreffenden Inhaber des Vsscheins mit der Einziehung der Vsleistung betraut. Das gilt ζ. B. für die Fälle, in denen der materiell Berechtigte wie der Zessionar, Pfandgläubiger oder Pfändungspfandgläubiger den Vmer beauftragt haben soll. Unwahrscheinlich ist auch, daß die zweite Ehefrau, zu deren Gunsten die Bezugsberechtigung der ersten Ehefrau geändert worden ist, gerade die geschiedene Ehefrau mit der Anspruchserhebung betraut hat. Für diese Fallgruppierungen ist davon auszugehen, daß für die Versagung des Vsschutzes der positiven Kenntnis des Vers nach Treu und Glauben die Fälle einer „annähernden" Kenntnis gleichzusetzen sind, wenn nämlich die verbleibenden Zweifel an der aktenmäßig leicht nachvollziehbaren materiellen Nichtberechtigung so gering sind, daß sie praktisch nicht ins Gewicht fallen (nach Schulz a.a.O.). [C 332] (3) Keine Befreiungswirkung Keine Befreiung tritt ein, wenn der Ver davon Kenntnis hat, daß der Inhaber den Vsschein gestohlen, unterschlagen, veruntreut oder gefunden hat oder daß der Inhaber des Vsscheins nicht verfügungsberechtigt sein kann, weil er seine Verfügungsberechtigung von jemandem ableitet, der den Anspruch selbst erhebt (Schulz ZfV 1963 S. 527). [C 333] dd) Befreiungswirkung und Schadenersatzpflicht des Versicherers Die Befreiungswirkung darf nicht auf dem Umweg über eine Schadenersatzverpflichtung des Vers — etwa aus positiver Forderungsverletzung — wieder illusorisch gemacht werden (vgl. BGH 20.XI.1958 BGHZ Bd 28 S. 371). § 808 I BGB ist insoweit eine Spezialregelung (Schulz a . a . O . S. 521). [C 334] d) Guter Glaube des Versicherers an die Verfiigungsbefugnis Nach ganz herrschender Meinung schützt § 808 I BGB auch den guten Glauben des Vers an die Verfügungsbefugnis (Schulz ZfV 1963 S. 522 m. w. N., a. A. wohl LG Stade 11.XI.1959 VersR 1960 S. 26). Darüber gehen § 11 ALB und die gleichlautenden Bestimmungen der übrigen Bedingungswerke weit hinaus. Danach darf der Ver den Inhaber des Vsscheins als berechtigt ansehen, über alle Ansprüche aus dem Vsvertrag zu verfügen. Die Bedenken des Reichsaufsichtsamts VA 1909 S. 105 gegen diese Bestimmung werden nicht mehr geteilt (vgl. schon BruckDörstling § 13 ALB Anm. 5, ferner Schulz ZfV 1963 S. 433, 435), denn § 4 I VVG will nur die Gestaltung des Vsscheins zum reinen Inhaberpapier unterbinden. Unter Verfügungen versteht man aktive Rechtshandlungen des Inhabers (PrölssMartin 2 3 § 13 ALB a. F. Anm. 2), z. B. Rückkauf, Auszahlung (zum Rückkaufswert vgl. OLG Hamburg 27.V.1936 JRPV 1936 S. 254, OLG Karlsruhe 18.1.1979 VersR 1979 S. 929 — 930), Umwandlung gemäß § 174, Kündigung, Bezeichnung eines Bezugsberechtigten nach § 1661, Verpfändung, Aufnahme eines Policendarlehns (LG Berlin 22.VIII.1936 JRPV 1937 S. 143-144) und Vergleich (KG 11.XI.1936 JRPV 1937 S. 93). Nicht unter den Begriff der Verfügung fallen in diesem Zusammenhang Rechtshandlungen des Vers wie Anfechtung, Rücktritt, Kündigung oder Mahnung nach § 39 (Prölss-Martin 23 § 13 ALB a. F. Anm. 2). Winter

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Ânm. C 336

C. Abschluß und Verbriefung des Lebensversicherungsvertrages

[C 335] e) Materielle Legitimationsprüfung aa) Recht auf Prüfung Die Inhaberklausel nimmt dem Ver nicht das Recht, den Nachweis der Verfügungsoder Empfangsberechtigung zu verlangen, wie sich aus § 11 Nr 1 Satz 2 ALB und den gleichlautenden Bestimmungen der übrigen Bedingungswerke ergibt. Das Recht auf materielle Legitimationsprüfung ist ein Anspruch, dessen Erfüllung der Ver einklagen kann, sofern er es nicht vorzieht, die negative Feststellungsklage zu erheben. Der Anspruch auf materielle Legitimationsprüfung setzt voraus, daß dem Ver gegenüber eine Rechtshandlung vorgenommen wird, insbesondere eine Leistung von ihm gefordert wird und sich der Ver im Zweifel über die materielle Berechtigung des Gegners befindet. Der Anspruch darf somit nicht geltend gemacht werden, wenn sich für den Ver aus seinen Akten die Verfügungsberechtigung des Anspruchsgegners zweifelsfrei ergibt. Der Ver ist auch nicht befugt, zum Zwecke der Feststellung, an wen er eine Mahnung zu richten hat, auf Grund des § 11 ALB den Nachweis der Rechtsnachfolge von den Erben des Zessionars zu fordern. Das Verlangen des Vers nach Vorlegung der Nachweise über die materielle Verfügungsberechtigung löst die Verpflichtung des Anspruchsgegners aus, den Nachweis zu erbringen. Wird der Nachweis erbracht, so ist der Ver an die Rechtswirkung der ihm zugegangenen Erklärung in gleicher Weise gebunden, wie wenn der Nachweis nicht erforderlich gewesen wäre oder zusammen mit der Erklärung bei ihm eingegangen wäre. Der Nachweis hat somit nur eine deklaratorische Bedeutung, nicht eine konstitutive (Bruck-Dörstling § 13 Anm. 7, auch zu Sonderfallen wie der Einwilligung der Eltern beim einseitigen Rechtsgeschräft eines Minderjährigen). [C 336] bb) Nachweis der Legitimation Der Nachweis der materiellen Verfügungs- bzw. Empfangsberechtigung gehört nicht zu den Belegen im Sinne des § 34 II (a. M. wohl Prölss-Martin 23 § 11 ALB a. F. Anm. 1), die Nachweispflicht ist eine vertragliche schuldrechtliche Verpflichtung des Vmers. Der Vmer oder sonstige Anspruchsgegner des Vers haftet dabei für seinen Erfüllungsgehilfen nach § 278 BGB. Zu den Anforderungen an den Nachweis vgl. RG 6.XI.1934 RGZ Bd 145 S. 322-328. Der Nachweis der gesetzlichen Vertretung wird von den Eltern durch die standesamtliche Geburtsurkunde geführt, der Vormund und Pfleger hat seine Bestallung (§ 1791 BGB), der Konkursverwalter die Bescheinigung seiner Ernennung (§ 81 II KO) vorzulegen. Erben haben den Nachweis der Rechtsnachfolge durch Vorlegung des gerichtlichen Erbscheines (§ 2353 BGB) zu erbringen, doch genügt auch die Vorlegung einer beglaubigten Abschrift des Testaments mit Eröffnungsprotokoll, falls aus dem Testament die Erbfolge mit Sicherheit erkennbar ist. Das gilt nicht für den Vermächtnisnehmer, dessen Anspruch sich vielmehr gegen den Erben richtet, von dem er die Übertragung der Vsforderung auf sich, den Vermächtnisnehmer verlangen kann. Es bedarf hier somit neben dem Nachweis der Erbfolge noch des weiteren Nachweises, daß der Erbe die Forderung auf den Vermächtnisnehmer übertragen hat. Ein Testamentsvollstrecker hat sich durch sein Testamentsvollstreckerzeugnis (§ 2368 BGB) zu legitimieren. Bei der Bezeichnung von Bezugsberechtigten kann der Ver sich gezwungen sehen, sich die materielle Berechtigung des Bezugsberechtigten nachweisen zu lassen, wenn der Vmer den Bezugsberechtigten nicht namentlich bezeichnet, sondern Bezeichnungen wie Ehefrau, Kinder, Familie, Erben gewählt hat. Der Nachweis kann hier zuweilen Schwierigkeiten bereiten, beispielsweise bei der Feststellung der Kinder, über deren Zahl und Personalien amtliche Bescheinigungen im allgemeinen nicht ausgestellt werden. Hier kann von 468

Winter

V. Rechtsnatur des Lebensversicherungsscheins

Anm. C 339

dem Ansprucherhebenden die Abgabe einer eidesstattlichen Erklärung gefordert werden (vgl. hierzu und zu weiteren Einzelheiten Bruck-Dörstling § 13 Anm. 8). [C 337] f) Inhaber des Versicherungsscheins als Empfangsbevollmächtigter von Willenserklärungen aa) Regelung des § 11 Nr 1 Satz 3 ALB Diese Vorschrift und die mit ihr übereinstimmenden Regelungen der übrigen Bedingungswerke bestimmen, daß nach dem Tode des Vmers der Ver, sofern nicht ein vom Vmer namentlich bezeichneter Zustellungsbevollmächtigter vorhanden ist, den Bezugsberechtigten und, falls ein solcher nicht vorhanden und sein Aufenthalt nicht feststellbar ist, den Inhaber des Vsscheins als bevollmächtigt zum Empfang von Willenserklärungen, welche die Gültigkeit des Vertrages zum Gegenstand haben, ansehen kann. [C 338] bb) Vereinbarkeit mit dem VVG Die Regelung des § 11 Nr 1 Satz 3 ALB verstößt nicht gegen die Vorschriften der §§ 20 II 1, 34 a Satz 1 (BGH 5.V.1982 VerBAV 1982 S. 4 2 9 - 4 3 1 [zu einer ähnlichen Klausel], OLG Düsseldorf 28.X.1969 VersR 1971 S. 75). Die halbzwingende Vorschrift des § 20 II, nach der der Rücktritt des Vers durch Erklärung gegenüber dem Vmer erfolgt, schließt nicht aus, daß der Vmer einen Empfangsbevollmächtigten bestellt. Denn § 34 a bezweckt den Schutz des Vmers und nicht die Beschränkung seiner Rechte. Der BGH weist S. 430 zutreffend darauf hin, daß der' Vmer ein berechtigtes Interesse daran haben kann, auch gegenüber dem Ver sich durch einen Bevollmächtigten vertreten zu lassen. Warum sich eine solche Vollmacht nicht auf den Empfang von Willenserklärungen des Vers erstrecken soll, ist nicht ersichtlich. Darüber hinaus ist allgemein anerkannt, daß eine Vollmacht im Rahmen des § 168 Satz 1 BGB über den Tod des Vollmachtgebers hinauswirken und auch erst für den Fall des Todes bestellt werden kann. Sie wirkt nach dem Tode des Vollmachtgebers als Vollmacht sämtlicher Erben (BGH 18.IV.1969 NJW 1969 S. 1246). An der Erteilung einer nach seinem Tode wirkenden Vollmacht kann der Vollmachtgeber mit Blick auf seine Rechtsnachfolger durchaus interessiert sein. Gerade auch bei einem Lebensvsvertrag, dessen wesentliche Wirkungen bei der Todesfallv mit dem Tode des Vmers eintreten, haben sowohl der Vmer als auch der Ver ein „offensichtliches Interesse daran, durch Erteilung einer solchen Vollmacht die Rechtsbeziehungen zwischen den nach dem Tode des Versicherungsnehmers am Vertrag beteiligten Personen zu erleichtern" (BGH 5.V.1982 VerBAV 1982 S. 430). [C 339] cc) Vereinbarkeit mit dem AGB-Gesetz Die Regelung steht auch in Einklang mit den §§9 — 11 AGB-Gesetz. Denn einer der in §§ 10, 11 AGB-Gesetz geregelten Fälle liegt nicht vor. Darüber hinaus wird der Vmer durch diese Regelung in den ALB auch nicht entgegen den Geboten von Treu und Glauben unangemessen benachteiligt, § 9 I AGB-Gesetz: „Umfang und Fälligkeit der gegenseitigen Leistungen und Pflichten des Versicherungsvertrages werden dadurch nicht berührt. Die Erteilung einer Empfangsvollmacht für den Bezugsberechtigten oder den Inhaber des Versicherungsscheins entspricht — zumindest in aller Regel — nicht nur den Interessen des Versicherers, sondern auch denen des Versicherungsnehmers. Lebensversicherungsverträge werden vom Versicherungsnehmer für den Fall, daß er den Versicherungsfall nicht selbst erlebt, im Interesse des Bezugsberechtigten geschlossen. Nach dem Tode des Versicherungsnehmers ist Winter

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Anm. C 341

C. Abschluß und Verbriefung des Lebensversicherungsvertrages

dieser allein an der Versicherung wirtschaftlich interessiert. Es kann deshalb regelmäßig den Interessen des Versicherungsnehmers nicht widersprechen, für den Fall seines Todes den Bezugsberechtigten zu bevollmächtigen. Wenn überhaupt eine Vollmacht für diesen Fall erteilt wird, dann wird sinnvollerweise in erster Linie der Bezugsberechtigte als Bevollmächtigter in Betracht kommen. — Aber auch die Bevollmächtigung des Inhabers des Versicherungsscheins widerspricht den Interessen des Versicherungsnehmers jedenfalls dann nicht, wenn ein Bezugsberechtigter nicht bestellt oder sein Aufenthalt nach dem Tode des Versicherungsnehmers nicht feststellbar ist und deshalb Willenserklärungen des Versicherers in bezug auf den Versicherungsvertrag ohne die Bestellung eines solchen Bevollmächtigten möglicherweise längere Zeit überhaupt nicht wirksam abgegeben werden können. Es ist angemessen, wenn der Versicherungsnehmer auch den berechtigten Interessen des Versicherers als seines Vertragspartners, die sich daraus ergeben, bei Abschluß des Versicherungsvertrages Rechnung trägt. — Daß die Vollmacht in den ALB auf die Empfangnahme von Willenserklärungen des Versicherers beschränkt ist, steht dem nicht entgegen. Die Vollmacht ist damit auf den Umfang beschränkt, an dem der Versicherer ein besonderes Interesse hat, um nach Eintritt des Versicherungsfalles den notwendigen legitimierten Erklärungsempfänger zu haben. Das widerspricht den Interessen des Versicherungsnehmers nicht, sondern dient dem Vertragszweck und damit den Interessen beider Vertragspartner (vgl. § 9 Abs. 2 Nr. 2 AGBG). Eine Regelung in einem gegenseitigen Vertrag, die vor allem im Interesse des einen Vertragspartners liegt, braucht deshalb nicht den Interessen des anderen entgegenzustehen. Der Versicherungsnehmer ist nicht gehindert, namentlich einen anderen Empfangsbevollmächtigten zu bestellen oder dem Bezugsberechtigten weitergehende Vollmacht zu erteilen" (BGH 5.V.1982 a.a.O. S. 431, vgl. zu der Gesamtproblematik auch Rassow VersR 1983 S. 898-899). Zutreffend betont der BGH, daß es auf etwa abweichende Interessen des Erben des Vmers im Rahmen der Inhaltskontrolle nach § 9 AGB-Gesetz jedenfalls insoweit grundsätzlich nicht ankomme, als sie den bei Abschluß des Vertrages bestehenden Interessen des Vmers nicht entsprechen. Denn die Vorschrift des § 9 AGB-Gesetz bezweckt den Schutz des Vertragspartners des Verwenders, der Schutz der Interessen der Erben des Vmers vor den Auswirkungen des Vertrages nach dem Erbfall liegt außerhalb des Schutzzwecks dieser Norm (BGH 5.V.1982 a.a.O.). [C 340] dd) Ergebnis Die Regelung des § 11 Nr 1 Satz 3 ALB steht somit in Einklang mit den Normen des VVG und des AGB-Gesetzes. Sie ist auch sonst entgegen VA 1930 S. 112 unbedenklich (vgl. Magnusson VersR 1954 S. 332-334, Prölss-Martin 23 § 11 ALB n. F. Anm. 1). Der Erbe muß die Vollmacht solange gegen sich gelten lasen, wie er sie nicht als Rechtsnachfolger des Vmers widerruft. [C 341] VI. Verlust des Versicherungsscheins Nach § 17 Nr 1 ALB a. F. - eine Bestimmung, die in die neueren Bedingungswerke nicht aufgenommen worden ist — stellt der Ver bei Vernichtung oder Abhandenkommen des Vsscheins auf Antrag eine Ersatzurkunde aus, nachdem entweder die Urkunde gerichtlich für kraftlos erklärt oder der Verlust genügend glaubhaft gemacht ist. Diese Bestimmung entspricht § 3 II 1 und enthält — zulässigerweise, wie sich aus § 808 II 2 BGB ergibt - insofern eine Erleichterung gegenüber § 3 II 2, als ein genügendes Glaubhaftmachen des Verlustes ausreicht (vgl. hierzu im einzelnen die Kommentierung bei Bruck-Dörstling § 17 ALB Anm. 1 - 1 0 ) . 470

Winter

VIII. Hinterlegungsschein

Anm. C 343

Ist der Lebensvsvertrag auf der Grundlage der neueren Bedingungswerke abgeschlossen, gilt § 3 II direkt. Insoweit wird auf die Kommentierung bei Bruck-Möller Bd I § 3 Anm. 33 — 35 verwiesen. Ist die Leistung des Lebensvers bereits fallig geworden, so bedarf es der Ausstellung einer Ersatzurkunde nicht mehr (LG Göttingen 25.1.1951 VersR 1952 S. 313). Hat der Ver vom Verlust des Vsscheins Kenntnis erhalten, so steigern sich seine Sorgfaltspflichten in bezug auf die Inhaberklausel (Bruck-Dörstling § 17 ALB Anm. 8). Während des Aufgebotsverfahrens kann der Vmer alle Rechte ausüben und Verfügungen treffen, zu denen die Einreichung bzw. Vorlage des Vsscheins nicht erforderlich ist, z. B. also eine Änderung der Bezugsberechtigung vornehmen (BruckDörstling a. a. O.). Da die gesetzliche Regelung des § 3 II nicht zwingend oder halbzwingend ist, kann bei der vertraglichen Vereinbarung des LebensvsVertrages davon abgewichen werden. Zur Erteilung von Abschriften vom Vsschein vgl. § 3 III und die Kommentierung von Bruck-Möller Bd I § 3 Anm. 3 6 - 3 8 . [C 342] VII. Versicherungsausweis Der in der Gruppenlebensv übliche Vsausweis ist kein Vsschein. Während nur der Vmer einen Anspruch auf den Vsschein hat und diesen erhält, wird den vten Personen — sofern sie nicht Vmer sind — jeweils ein Vsausweis ausgehändigt. Er dient der Information der vten Person und enthält nur die für sie wesentlichen Bestimmungen aus Vertrag und Vsbedingungen (vgl. VA 1934 S. 102 — 103, 1939 S. 93). Nach Ziff. 2.4.3 der Richtlinien über Sondervergütungen und Begünstigungsverträge in der Lebensv (VerBAV 1982 S. 307 — 314) ist dem Vertragspartner des Vers ein Vsausweis zur Weitergabe an die vte Person auszuhändigen, wenn diese einen unmittelbaren Rechtsanspruch auf die gesamte oder einen Teil der Vsleistung hat. Von der Ausstellung eines Vsausweises kann abgesehen werden, wenn bei bestimmten Verträgen anderweitig sicher gestellt ist, daß die vte Person über die Vsnahme ausreichend informiert ist (so bei Gruppenvsverträgen mit Arbeitgebern auf das Leben ihrer Arbeitnehmer, bei Gruppenvsverträgen mit betrieblichen Einrichtungen eines Arbeitgebers, denen dieser den Vertragsabschluß für Ven auf das Leben seiner Arbeitnehmer übertragen hat, bei Gruppenvsverträgen mit rechtsfähigen Vereinigungen von Arbeitgebern oder mit rechtsfähigen Versorgungswerken von rechtsfähigen Vereinigungen von Arbeitgebern, Ziff. 2.1.1 a —d der Richtlinien). Das ist der Aufsichtsbehörde nachzuweisen. Das Eigentum an einem Vsausweis, der im Rahmen einer Gruppenv für den einzelnen Vten über die auf ihn entfallende Teilv ausgestellt worden ist, steht dem Vten als dem Gläubiger der Vsforderung zu. Den Anspruch auf Herausgabe eines Vsausweises gemäß § 985 BGB kann der Eigentümer, solange er nicht auf das Recht selbst verzichtet, nicht wirksam aufgeben (OLG Bamberg 3.XII.1958 VersR 1961 S. 25). [C 343] VIII. Hinterlegungsschein Gemäß § 7 Nr 1 ALB a. F. setzt eine Darlehnsgewährung des Vers eine Hinterlegung des Vsscheins voraus. In diesem Fall stellt der Ver einen Hinterlegungsschein aus, der für die Dauer der Beleihung den Vsschein ersetzt (Bruck-Dörstling § 7 ALB Anm. 13), also statt des Vsscheins — allerdings nur zusammen mit dem Nachweis der letzten Prämienzahlung — gemäß § 11 Nr 1 a ALB a. F. vorgelegt werden kann, um eine Leistung aus dem Vsverhältnis zu erhalten. Auch im Rahmen von § 13 ALB a. F. (Inhaberklausel) und § 17 ALB a. F. (Verlust) wird der Hinterlegungsschein wie der Vsschein behandelt. Winter

471

Anm. C 344

C. A b s c h l u ß u n d V e r b r i e f u n g des L e b e n s v e r s i c h e r u n g s v e r t r a g e s

In den neueren Bedingungswerken zur Lebensv wird der Hinterlegungsschein n i c h t b e h a n d e l t , d a § 5 A L B u n d die i h m g l e i c h l a u t e n d e n B e s t i m m u n g e n d e r ü b r i g e n B e d i n g u n g s w e r k e die G e w ä h r u n g eines D a r l e h n s nicht v o n d e r H i n t e r l e g u n g des Vsscheins a b h ä n g i g m a c h e n . W i r d d a b e i d e r A n s p r u c h a u f die Vsleistung a n d e n Ver v e r p f ä n d e t , so k a n n er n a c h allgemeinen R e g e l n die H e r a u s g a b e des Vsscheins v e r l a n g e n (§§952 I 2, 985, 1227 B G B ) .

[C 344] Gesamtgliederung des Abschnitts C Erster Unterabschnitt: Abschluß des Versicherungsvertrages I. Allgemeines Anm. C 1 II. Einschränkungen der Abschlußfreiheit Anm. C 2 III. Antrag auf Abschluß eines Versicherungsvertrages Schrifttum Anm. C 3 1. Antrag Anm. C 4 2. Versicherungsnehmer als Antragsteller Anm. C 5 - 2 0 a) Geschäftsfähigkeit Anm. C 6 b) Erfordernis der Zustimmung gesetzlicher Vertreter Anm. C 7 — 11 aa) Stillschweigende Einwilligung durch Überlassung' geldlicher Mittel Anm. C 7 bb) Restfälle des § 110 Anm. C 8 cc) Fälle partieller Geschäftsfähigkeit, §§ 112, 113 BGB Anm. C 9 dd) Genehmigungsmöglichkeit Anm. C 10 ee) Folgen der Nichterteilung der Zustimmung Anm. C 11 c) Kein Erfordernis einer vormundschaftsgerichtlichen Genehmigung Anm. C 1 2 - 1 6 aa) Allgemeines Anm. C 12 bb) Grundsätzliche Gleichsetzung des Nichtfortbestehens eines Vertrages mit der Möglichkeit einer rechtzeitigen Lösung der vertragli472

Winter

chen Bindung Anm. C 13 cc) Gleichsetzung auch bei mit der Kündigung verbundenen wirtschaftlichen Nachteilen Anm. C 14 dd) Konsequenzen aus der Praxis der Lebensversicherung Anm. C 15 ee) Keine Differenzierung zwischen Risikolebensversicherung und kapitalbildender Lebensversicherung Anm. C 16 d) Vertragsschluß durch Ehegatten Anm. C 17 e) Versicherungsfahigkeit Anm. C 18 f) Antragstellung durch Vertreter Anm. C 19 g) Lebensversicherung aus dem Automaten Anm. C 20 3. Versicherer als Antragsteller Anm. C 21 Exkurs: Werbung in der Lebensversicherung — Darstellung und Erläuterung der Überschußbeteiligung Anm. C 22 4. Versicherung auf die Person eines anderen als des Versicherungsnehmers Anm. C 2 3 - 4 0 a) Begriff der Gefahrsperson Anm. C 24 b) Erscheinungsformen der Lebensversicherung mit fremder Gefahrsperson Anm. C 25 c) Bestimmung der Gefahrsperson Anm. C 26 d) Schriftliche Einwilligung der fremden Gefahrsperson

Gesamtgliederung des Abschnitts C

Anm. C 344 8. Form des Antrages Anm. C 44 9. Inhalt des Antrages Anm. C 4 5 - 4 9 a) Allgemeines Anm. C 45 b) Bezugnahme auf Allgemeine Lebensversicherungsbedingungen Anm. C 46 c) Mündliche Antragsnebenerklärungen Anm. C 47 d) Mehrere Anträge für verschiedene Tarife Anm. C 48 e) Antrag an VVaG Anm. C 49

Anm. C 2 7 - 3 0 aa) Einwilligung durch die Gefahrsperson Anm. C 27 bb) Mitwirkung des gesetzlichen Vertreters der Gefahrsperson Anm. C 28 cc) Sonderregelung: Gesetzlicher Vertreter ist Versicherungsnehmer Anm. C 29 dd) Einwilligung durch Bevollmächtigten Anm. C 30 e) Rechtsfolge fehlender Einwilligung Anm. C 31 f) Gesetzliche Ausnahmen des Einwilligungserfordernisses Anm. C 3 2 - 3 3

10. Versicherer als Antragsadressat, Zugang des Antrags Anm. C 50 11. Zeitliche Begrenzung des Antrags und Annahmefrist Anm. C 51 12. Gebundenheit des Antragstellers an den Antrag Anm. C 52 13. Besonderes befristetes Widerrufsrecht des Antragstellers Anm. C 53 14. Tod des Antragstellers Anm. C 54

aa) Sterbegeld Versicherung

g)

h)

i)

j)

k)

Anm. C 32 bb) Kinderversicherung Anm. C 33 Einwilligungserfordernis in der Gruppenlebensversicherung? Anm. C 3 4 - 3 6 aa) Grundsatz Anm. C 34 bb) Gegenargumente Anm. C 35 cc) Rechtsfolge bei nicht erteilter Genehmigung Anm. C 36 Weitere Einschränkung des Einwilligungserfordernisses? Anm. C 37 Einwilligungserfordernis bei Zusatzversicherungen Anm. C 38 Entsprechende Anwendung des §159 II 1 VVG? Anm. C 39 § 159 II VVG als zwingende Norm Anm. C 40

15. Antragsdurchschrift Anm. C 55 IV. Annahme des Antrages. Schrifttum Anm. C 56 1. Allgemeines Anm. C 57 2. Person des Annehmenden Anm. C 58

5. Einsetzung eines Bezugsberechtigten Anm. C 41 6. Mehrere Versicherungsnehmer als Antragsteller Anm. C 42 7. Mehrere Versicherer als Antragsteller Anm. C 43

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3. Form der Annahmeerklärung Anm. C 5 9 - 6 0 a) Ausdrückliche Annahme durch Übersendung des Versicherungsscheins Anm. C 59 b) Prämienzahlung vor Erteilung des Versicherungsscheins Anm. C 60 4. Inhalt der Annahmeerklärung Anm. C 61 5. Annahmefrist Anm. C 6 2 - 6 4 a) Beginn der Annahmefrist Anm. C 63

473

Anm. C 3 4 4

6.

7.

8. 9. 10.

C. Abschluß und Verbriefung des Lebensversicherungsvertrages (a) Versicherungsschein irrtumsbehaftet, keine vorherige Annahmeerklärung Anm. C 82 (b) Annahmeerklärung und Versicherungsschein irrtumsbehaftet Anm. C 83 (c) Annahmeerklärung irrtumsbehaftet, Versicherungsschein fehlerfrei Anm. C 84 (d) Annahmeerklärung fehlerfrei, Versicherungsschein irrtumsbehaftet Anm. C 85

b) Dauer der Annahmefrist und ihre Vereinbarkeit mit dem AGB-Gesetz Anm. C 64 Vertragsabschluß bei verspäteter Annahme durch den Versicherer Anm. C 65 Ärztliche Untersuchung als Voraussetzung für die Annahmeerklärung Anm. C 66 Zugang und Wirkung der Annahme Anm. C 67 Tod des Antragstellers Anm. C 68 Ablehnung des Antrages Anm. C 69

V. Dissens Anm. C 70 VI. Schwebende Unwirksamkeit, Nichtigkeit und Anfechtung des Lebensversicherungsvertrages

(3) Anfechtung bei zu niedrig dokumentierter Prämie Anm. C 8 6 - 8 8

Schrifttum Anm. C 71 1. Schwebende Unwirksamkeit Anm. C 7 2 - 7 6 a) Fälle Anm. C 72 b) Begriffliches und Grundlegung Anm. C 73 c) Kein Verzug des Minderjährigen bei Einstellung der Prämienzahlung Anm. C 74 d) Rückzahlung sämtlicher Prämien Anm. C 75 e) Faktische Vertragsdurchführung Anm. C 76 2. Nichtigkeit Anm. C 77 3. Anfechtung Anm. C 7 8 - 9 5 a) Anfechtung des Versicherungsnehmers Anm. C 79 b) Anfechtung des Versicherers Anm. C 8 0 - 8 9 aa) Irrtumsanfechtung Anm. C 8 0 - 8 8 (1) Allgemeines Anm. C 80 (2) Fallkonstellationen Anm. C 81 — 85

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(a) Kalkulationsirrtum : Anm. C 87 (b) Berechnungsfehler bei der Ausrechnung des von dem einzelnen Versicherungsnehmer zu zahlenden Prämienbetrages Anm. C 88 bb) Täuschungsanfechtung Anm. C 89 c) Rechtsfolgen Anm. C 9 0 - 9 5 aa) Anfechtung durch den Versicherungsnehmer Anm. C 90 bb) Anfechtung durch den Versicherer Anm. C 9 1 - 9 5 (1) Grundsatz: §40 I 1 VVG Anm. C 91 (2) Keine Ausnahme für die Irrtumsanfechtung Anm. C 92 (3) Sonderfall: Irrtumsanfechtung wegen zu niedrig dokumentierter Prämie Anm. C 93 Winter

Anm. C 344

Gesamtgliederung des Abschnitts C (4) Erstattung der Prämienreserve Anm. C 94 (5) Schadenersatzanspruch des Versicherungsnehmers nach § 122 BGB Anm. C 95 VII. Verschulden bei Vertragsschluß Schrifttum Anm. C 96 1. Grundlegung Anm. C 97 2. Bearbeitung des Antrages durch den Versicherer Anm. C 98 3. Haftung des Versicherers für Auskünfte und Zusagen des Versicherungsvertreters Anm. C 9 9 - 1 0 5 a) Haftung aus culpa in contrahendo — Versicherungsvertreter als Erfüllungsgehilfe des Versicherers Anm. C 99 b) Gewohnheitsrechtliche Erfüllungshaftung des Versicherers für Zusagen des Versicherungsvertreters Anm. C 1 0 0 - 1 0 5 aa) Grundlegung Anm. C 100 bb) Anwendung der Erfüllungshaftung im Lebensversicherungsrecht Anm. C 101 cc) Umfang der Erfüllungshaftung Anm. C 102 dd) Rechtsfolge Anm. C 103 ee) Verhältnis von Haftung aus culpa in contrahende und gewohnheitsrechtlicher Erfüllungshaftung Anm. C 104 ff) Ausblick Anm. C 105 VIII. Besondere Versicherungsformen und SonderfäUe Schrifttum Anm. C 106 1. Vorläufige Deckungszusage Anm. C 1 0 7 - 1 1 2 a) Einführung der vorläufigen Deckung in der Lebensversicherung Anm. C 107 Winter

b) Begriff der vorläufigen Deckung Anm. C 108 c) Verhältnis der vorläufigen Dekkungszusage zum Hauptvertrag Anm. C 109 d) Erteilung, Beginn und Ende der vorläufigen Deckung Anm. C 110 e) Inhalt der vorläufigen Deckung Anm. C l l l f) Unentgeltlichkeit des vorläufigen Versicherungsschutzes? Anm. C 112 2. Rückwärtsversicherung Anm. C 113 3. Versicherung mit Rückdatierung Anm. C 114 4. Realteilung beim Versorgungsausgleich durch Schaffung eines eigenen Lebensversicherungsvertrages für den ausgleichsberechtigten Ehegatten Anm. C 1 1 5 - 1 2 2 a) Grundlegung Anm. C 115 b) Rechtliche Ausgestaltung des für den ausgleichsberechtigten Ehegatten zu schaffenden Lebensversicherungsvertrages Anm. C 116 c) Begründung des neuen Lebensversicherungsvertrages durch zivilrechtsgestaltenden Hoheitsakt Anm. C 117 d) Kein Abschlußzwang für den Versicherer Anm. C 118 e) Einengung der Vertragsfreiheit für den ausgleichsberechtigten Ehegatten? Anm. C 119 f) Rechtslage bei vor Einführung des Geschäftsplans für die Realteilung abgeschlossenen Lebensversicherungsverträgen Anm. C 120 g) VVaG als Versicherer Anm. C 121 h) Realteilung bei Anrechten aus der Betrieblichen Altersversorgung und der Berufsständischen Versorgung Anm. C 122 5. Zusammengefaßte Lebensversicherungen Anm. C 1 2 3 - 1 2 8 475

Anm. C 344

C. Abschluß und Verbriefung des Lebensversicherungsvertrages e) Grupenversicherung günstigungsvertrag Anm. C 140 7. BegünstigungsVerträge Anm. C 1 4 1 - 1 6 9

a) Einheitlicher Versicherungsvertrag Anm. C 1 2 4 - 1 2 6 aa) Mehrere Personen Anm. C 125 bb) Mehrere Deckungsvarianten Anm. C 126 b) Mehrere Versicherungsverträge Anm. C 127 c) Lebensversicherungs- und Nichtlebensversicherungsvertrag Anm. C 128 6. Gruppenversicherung Anm. C 1 2 9 - 1 4 0 a) Differenzierungen Anm. C 129 b) Echte Gruppenlebensversicherung Anm. C 1 3 0 - 1 3 5 aa) Zwangsgruppenversicherung Anm. C 131 bb) Gruppenversicherung mit rechtsbegründender Anmeldung Anm. C 1 3 2 - 1 3 5 (1) Rechtsnatur der Anmeldung Anm. C 132 (2) Ausgestaltung der Anmeldepflicht Anm. 133 (3) Annahme der Anmeldung durch den Versicherer Anm. C 134 (4) Wirksamkeit der Einbeziehung des einzelnen Gruppenmitgliedes Anm. C 135 c) Unechte Gruppenlebensversicherung Anm. C 1 3 6 - 1 3 8 aa) Übersicht Anm. C 136 bb) Anmeldung als Vertragsangebot oder als Vertragsannahme Anm. C 137 cc) Obligatorische Beteiligung des Gruppenmitgliedes? Anm. C 138 d) Gemischte Gruppenlebensversicherung Anm. C 139

476

und

Be-

a) Grundlegung Anm. C 1 4 1 - 1 4 4 aa) Begriffliches Anm. C 141 bb) Regelungsübersicht — Verbot und Ausnahmen Anm. C 142 cc) Gleichbehandlungsgebot Anm. C 143 dd) Zivilrechtliche Wirksamkeit verbotswidriger Begünstigungsverträge Anm. C 144 b) Zulässige Gruppenlebensversicherungsverträge Anm. C 1 4 5 - 1 6 1 aa) Abschlußgrundlagen Anm. C 1 4 5 - 1 4 7 (1) Geschäftsplan Anm. C 145 (2) Abrechnungsverband Anm. C 1 4 6 - 1 4 7 (a) Allgemeines Anm. C 146 (b) Besonderer Abrechnungsverband für den Bestand eines einzelnen Gruppenversicherungsvertrages Anm. C 147 bb) Genehmigungserfordernis Anm. C 1 4 8 - 1 4 9 (1) Neuabschluß Anm. C 148 (2) Änderung des Vertrages Anm. C 149 cc) Personengruppen und Vertragspartner Anm. C 1 5 0 - 1 5 2 (1) In Betracht kommende Personengruppen Anm. C 150 (2) Neben- und Hauptzweckverträge Anm. C 151 (3) Vertragspartner Anm. C 152 dd) Abgrenzung der Gruppe Anm. C 1 5 3 - 1 5 5 (1) Objektive Umschrei-

Winter

Anm. C 344

Gesamtgliederung des Abschnitts C

stigungsverträge in der Lebensversicherung Anm. C 169

bung des Personenkreises Anm. C 153 (2) Zulässige Erweiterung des Personenkreises Anm. C 154 (3) Erweiterung des Begriffs des Arbeitnehmers Anm. C 155 ee) Einbeziehung des einzelnen Gruppenmitgliedes Anm. C 1 5 6 - 1 5 8 (1) Einbeziehungsverfahren Anm. C 156 (2) Mindestbeteiligung Anm. C 1 5 7 - 1 5 8 (a) Beteiligungsquote Anm. C 157 (b) Mindestzahl von Gefahrspersonen Anm. C 158 ff) Mindestversicherungssumme und Höchsteintrittsalter Anm. C 1 5 9 - 1 6 0 (1) Mindestversicherungssumme Anm. C 159 (2) Höchsteintrittsalter Anm. C 160 gg) Sonstiges Anm. C 161 c) Zulässige Sammelversicherungsverträge Anm. C 1 6 2 - 1 6 7 aa) Entstehung Anm. C 162 bb) Begriff Anm. C 163 cc) Geschäftsplan und Genehmigungserfordernis Anm. C 164 dd) Personengruppen und Vertragspartner Anm. C 165 ee) Personenkreis und Mindestbeteiligung Anm. C 166 fi) Sonstiges Anm. C 167 d) Begünstigungsverträge im weiteren Sinne Anm. C 168 e) Wortlaut der Richtlinien über Sondervergütungen und Begün-

8. Koppelung eines Lebensversicherungsvertrages mit einem nichtversicherungsrechtlichen Vertrag, insbesondere mit einem Finanzierungsvertrag Anm. C 1 7 0 - 1 8 3 a) Vorkommen Anm. C 170 b) Verbindung von Lebensversicherungsverträgen und Darlehnsgeschäften aus aufsichtsrechtlicher Sicht Anm. C 171 c) Rechtliche Gestaltung der Koppelung von Lebensversicherungsvertrag und Nichtversicherungsvertrag Anm. C 172 d) Mündliche Vereinbarung der Koppelung Anm. C 173 e) Nichtigkeit und Lösung vom Vertrage Anm. C 174 f) Restschuldversicherung, Hypothekentilgungsversicherung Anm. C 1 7 5 - 1 8 3 aa) Restschuldversicherung Anm. C 1 7 6 - 1 8 2 (1) Allgemeines Anm. C 176 (2) Darlehnsschuldner als Versicherungsnehmer Anm. C 177 (3) Versicherungsantrag Anm. C 178 (4) Mindestversicherungssumme Anm. C 179 (5) Planmäßig fallende oder gleichbleibende Versicherungssumme Anm. C 180 (6) Aufstockungskredite Anm. C 181 (7) Packing Anm. C 182 bb) Hypothekentilgungsversicherung Anm. C 183 9. Lebensversicherungsvertrag fremdsprachigem Ausländer Anm. C 1 8 4 - 1 8 5

Winter

mit

477

Anm. C 344

C. Abschluß und Verbriefung des Lebensversicherungsvertrages

a) Vertragsabschluß in deutscher Sprache Anm. C 184 b) Vertragsabschluß in fremder Sprache Anm. C 185 10. Wiederherstellung der Lebensversicherung Anm. C 186 IX. Änderung des Lebensversicherungsvertrages, insbesondere Anpassungsversicherungen Schrifttum Anm. C 187 1. Änderung des Lebensversicherungsvertrages Anm. C 1 8 8 - 2 2 7 a) Allgemeines Anm. C 1 8 8 - 1 9 3 aa) Übersicht Anm. C 188 bb) Geldwertschwankungen Anm. C 189 cc) Möglichkeiten der Wertsicherung Anm. C 1 9 0 - 1 9 3 (1) Indexversicherung Anm. C 191 (2) Fondsgebundene Lebensversicherung Anm. C 192 (3) Überschußbeteiligung Anm. C 193 b) Änderungsbegriff und Abgrenzung Anm. C 194 c) Änderung durch Parteivereinbarung Anm. C 1 9 5 - 2 0 0 aa) Schriftform Anm. C 195 bb) Keine Bindungs- und Annahmefrist Anm. C 196 cc) Gesteigerte Hinweis- und Klarstellungspflichten des Versicherers Anm. C 197 dd) Haftung des Versicherers bei verzögerlicher Bearbeitung des Änderungsantrages Anm. C 198 ee) Wirksamwerden der Änderungsvereinbarung Anm. C 199 ff) Beispiele aus der Rechtsprechung 478

Winter

Anm. C 200 d) Sonderfall: Änderung wegen verschlechterter wirtschaftlicher Lage des Versicherungsnehmers Anm. C 2 0 1 - 2 0 7 aa) Verlegung von Beginn und Ablauf der Versicherung Anm. C 202 bb) Stundung der Versicherungsprämien Anm. C 203 cc) Risikoversicherung statt kapitalbildender Versicherung Anm. C 204 dd) Übergang von jährlicher auf monatliche Prämienzahlung Anm. C 205 ee) Verlängerung der Versicherungsdauer Anm. C 206 ff) Herabsetzung der Versicherungssumme Anm. C 207 e) Antezipierte Einigung Anm. C 208 f) Änderung der Allgemeinen Lebensversicherungsbedingungen Anm. C 2 0 9 - 2 1 2 aa) Änderungsvereinbarung Anm. C 209 bb) Direktwirkung von Änderungen Anm. C 210 cc) Einwirkung beim Gegenseitigkeitsverein Anm. C 211 dd) Änderung durch Rechtsprechung Anm. C 212 g) Änderung kraft Gesetzes Anm. C 213 h) Änderung kraft Verwaltungsakts Anm. C 214 i) Einwirkung durch Satzungsänderung Anm. C 215 j) Änderung kraft einseitiger Willenserklärung Anm. C 216 k) Eintritt in eine Lebensversicherung Anm. C 217 1) Fortsetzungserklärung in der Gruppenlebensversicherung Anm. C 2 1 8 - 2 2 2 aa) Fortsetzungsklausel Anm. C 218

Gesamtgliederung des Abschnitts C

Anm. C 344

bb) Rechtliche Konstruktion der Fortsetzung Anm. C 219 cc) Fortsetzungsversicherung bei der Betrieblichen Altersversorgung Anm. C 2 2 0 - 2 2 2 (1) Ausscheiden des Arbeitnehmers nach Erfüllung der Voraussetzungen für die Unverfallbarkeit Anm. C 221 (2) Ausscheiden des Arbeitnehmers vor Erfüllung der Unverfallbarkeitsvoraussetzungen Anm. C 222 m) Übertragung der Versicherungsnehmereigenschaft beim Tode des Versicherungsnehmers Anm. C 223 n) Sonderregelungen bei einzelnen Lebensversicherungsformen Anm. C 2 2 4 - 2 2 7 aa) Risikoversicherung: Umtausch Anm. C 224 bb) Fondsgebundene Versicherung: Umwandlung Anm. C 225 cc) Vermögensbildungsversicherung Anm. C 226 dd) Vermögensbildungsversicherung und Fondsgebundene Versicherung: Verlängerungsrecht Anm. C 227

e)

f)

g) h) i)

j)

2. AnpassungsVersicherungen Anm. C 2 2 8 - 2 4 9 a) Begriffliches — Keine Anpassung wegen einer Veränderung des Verhältnisses von Leistung und Gegenleistung Anm. C 228 b) Entwicklung Anm. C 229 c) Besondere Bedingungen für die Lebensversicherung mit planmäßiger Erhöhung der Beiträge und Leistungen ohne erneute Gesundheitsprüfung — Bedingungstext Anm. C 230

k)

aa) Prämienprimat Anm. C 2 3 2 - 2 3 3 (1) Äußerer Maßstab Anm. C 232 (2) Innerer Maßstab Anm. C 233 bb) Leistungsprimat Anm. C 2 3 4 - 2 3 5 (1) Äußerer Maßstab Anm. C 234 (2) Innerer Maßstab Anm. C 235 cc) Vorkommen und Mischformen Anm. C 236 dd) Sonderformen Anm. C 237 Anwendungsbereich, Zusatzversicherungen, Gruppenversicherung Anm. C 238 Mindest- und Höchst Versicherungssummen Anm. C 239 Gesundheitsprüfung Anm. C 240 Antrag, Versicherungsschein Anm. C 241 Durchführung der Erhöhungen Anm. C 2 4 2 - 2 4 4 aa) Angebotsverfahren Anm. C 243 bb) Nachtrag mit Widerspruchsrecht Anm. C 244 Betriebliche Altersversorgung und Anpassungsversicherung Anm. C 245 Versorgungsausgleich und Anpassungsversicherung Anm. C 2 4 6 - 2 4 8 aa) Grundsatz Anm. C 246 bb) Volldynamische und teildynamische Versorgungsanrechte Anm. C 247 cc) Anpassungsversicherung als teildynamische Versorgung Anm. C 248

1) Einmalige Erhöhungsaktionen mit vereinfachter Gesundheitsprüfung Anm. C 249 3. Einseitige durch den

d) Anpassungsvarianten Anm. C 2 3 1 - 2 3 7 Winter

Vertragsänderungen Versicherer wegen 479

Anm. C 344

C. Abschluß und Verbriefung des Lebensversicherungsvertrages

nachträglicher Risiko- und Kostensteigerungen Anm. C 250 4. Beitragsänderungsklauseln wegen nachträglicher Äquivalenzstörungen Anm. C 2 5 1 - 2 5 8 a) Übersicht und Grundsätze Anm. C 2 5 1 - 2 5 5 aa) Allgemeines Anm. C 251 bb) Änderungsrisiko Anm. C 252 cc) Eingriffsgrenze Anm. C 253 dd) Bezugsgröße Anm. C 254 ee) Kündigungsrecht des Versicherungsnehmers Anm. C 255 b) Beitragsanpassungsklauseln in der Berufsunfahigkeitsversicherung Anm. C 2 5 6 - 2 5 7 aa) § 5 Nr 3 Musterbedingungen für die Berufsunfähigkeitsversicherung Anm. C 256 bb) Beitragsänderung aus Kostengründen Anm. C 257 c) Erhöhung des Rechnungszinses und Beitragsanpassungsklausel Anm. C 258 5. Ruhen des Lebensversicherungsvertrages Anm. C 2 5 9 - 2 6 3 a) Rechtsnatur der Ruhensvereinbarung Anm. C 259 b) Ruhenszeitraum und Vertragsdauer Anm. C 260 c) Leistungspflichten Anm. C 261 d) Ablauf von Fristen Anm. C 262 e) Weiterlaufen der Versicherung nach Beendigung der Ruhenszeit Anm. C 263

Zweiter Unterabschnitt: Ermächtigungen I. Übersicht Anm. C 264 II. Ärztliches Berufsgeheimnis, Versicherungsgeheimnis, Amtsgeheimnis und Schweigepflichtentbindungsklausel Schrifttum Anm. C 265 480

Winter

1. Schweigepflicht des Arztes und Entbindungsklausel Anm. C 2 6 6 - 2 7 2 a) Ärztliches Berufsgeheimnis Anm. C 266 b) Ärztliche Tätigkeit und Lebensversicherung Anm. C 2 6 7 - 2 7 0 aa) Ärztliche Aufnahmeuntersuchung Anm. C 268 bb) Andere ärztliche Berichte Anm. C 269 cc) Untersuchungen nach Vertragsabschluß und Feststellung der Todesursache Anm. C 270 c) Schweigepflichtentbindungsklausel Anm. C 271 d) Schweigepflichtentbindungsklausel und AGB-Gesetz Anm. C 272 2. Schweigepflicht des Versicherers und Entbindungsklausel Anm. C 2 7 3 - 2 7 4 a) Versicherungsgeheimnis Anm. C 273 b) Schweigepflichtentbindungsklausel und AGB-Gesetz Anm. C 274 3. Amtsgeheimnis und Schweigepflichtentbindungsklausel Anm. C 275 III. Datenschutz und Datenschutzermächtigungsklausel Schrifttum Anm. C 276 1. Problem Anm. C 277 2. Zulässigkeit der Datenspeicherung und -Übermittlung nach dem BDSG Anm. C 2 7 8 - 2 8 6 a) Datenspeicherung Anm. C 279 b) Übermittlung gespeicherter Daten Anm. C 2 8 0 - 2 8 5 aa) Gesetzliche Grundlage Anm. C 280 bb) Datenaustausch bei der Mitversicherung Anm. C 281 cc) Übermittlung an den Rückversicherer Anm. C 282

Gesamtgliederung des Abschnitts C

Anm. C 344

dd) Übermittlung bei zentraler Datenverarbeitung im Konzern Anm. C 283 ee) Einbeziehung des Versicherungsaußendienstes Anm. C 284 ff) Übermittlung an andere Lebensversicherer und den Verband der Lebensversicherungs-Unternehmen Anm. C 285 c) Veränderung, Sperren und Löschen von Daten Anm. C 286 3. Datengeheimnis und Strafbarkeit Anm. C 287 4. Rechte des Betroffenen Anm. C 2 8 8 - 2 9 0 a) Einwilligung Anm. C 288 b) Benachrichtigung Anm. C 289 c) Auskunft Anm. C 290 5. Datenschutzermächtigungsklausel Anm. C 2 9 1 - 3 0 1 a) Allgemeines Anm. C 291 b) Beschränkung auf Datenübermittlung Anm. C 292 c) Kreis der Betroffenen Anm. C 293 d) Übermittlung an den Rückversicherer Anm. C 294 e) Übermittlung innerhalb des Konzerns Anm. C 295 f) Datenweitergabe an Versicherungsvertreter Anm. C 296 g) Übermittlung an andere Versicherer und den Verband der Lebensversicherungs-Unternehmen Anm. C 297 h) Akzessorietät der Klausel Anm. C 298 i) Streichung der Klausel durch den Versicherungsnehmer Anm. C 299 j) Widerruf der Klausel durch den Versicherungsnehmer Anm. C 300

k) Ermächtigungsklausel und AGBGesetz Anm. C 301 Dritter Unterabschnitt: Verbriefung des Lebensversicherungsvertrages Schrifttum Anm. C 302 I. Rechtsgrundlagen Anm. C 3031 II. Inhalt des Versicherungsscheins Anm. C 304 III. Anspruch auf Ausstellung des Versicherungsscheins Anm. C 3 0 5 - 3 0 6 1. Vertragsschluß vor Aushändigung des Versicherungsscheins Anm. C 305 2. Vertragsschluß mit Aushändigung des Versicherungsscheins Anm. C 306 IV. Billigungsklausel Anm. C 3 0 7 - 3 1 5 1. Grundlage Anm. C 307 2. Tatbestand Anm. C 3 0 8 - 3 1 0 a) Anwendungsbereich Anm. C 308 b) Begriff der Abweichung Anm. C 309 c) Hinweispflicht und Widerspruch Anm. C 310

Winter

3. Rechtsfolgen Anm. C 3 1 1 - 3 1 4 a) Kein formgerechter Hinweis Anm. C 312 b) Hinweis und Widerspruch Anm. C 313 c) Bindungswirkung des § 5 VVG und Anfechtung Anm. C 314 4. Sonderfall: Mündliche Antragsnebenerklärungen Anm. C 315 V. Rechtsnatur des Lebensversicherungsscheins Anm. C 3 1 6 - 3 4 0 1. Beweisurkunde Anm. C 316 2. Schuldschein Anm. C 317 3. Versicherungsschein als Ausweispapier

481

Anm. C 344

C. Abschluß und Verbriefung des Lebensversicherungsvertrages

Anm. C 3 1 8 - 3 4 0 a) Inhaberklausel Anm. C 318 b) Inhaber Anm. C 319 c) Befreiungswirkung Anm. C 3 2 0 - 3 3 3 aa) Kenntnis von der Nichtberechtigung Anm. C 320 bb) Konstellationen Anm. C 3 2 1 - 3 2 9 (1) Abtretung und Bezugsberechtigung Anm. C 321 (2) Bezugsberechtigung und Inhaberklausel Anm. C 322 (3) Abtretung und Inhaberklausel Anm. C 3 2 3 - 3 2 5 (a) Abtretungsanzeige und Inhaberklausel Anm. C 323 (b) Leistung an Zedenten oder anderen Inhaber Anm. C 324 (c) Inhaberklausel und Nichtigkeit der Abtretung Anm. C 325 (4) Verpfandung und Inhaberklausel Anm. C 326 (5) Pfändung und Inhaberklausel Anm. C 327 (6) Konkurs und Inhaberklausel Anm. C 328 (7) Hinterlegung beim Notar Anm. C 329 cc) Befreiungswirkung nach Fallgruppierungen — Zusam-

482

menfassung Anm. C 3 3 0 - 3 3 2 (1) Uneingeschränkte Befreiungswirkung Anm. C 330 (2) Grenzfälle Anm. C 331 (3) Keine Befreiungswirkung Anm. C 332 dd) Befreiungswirkung und Schadenersatzpflicht des Versicherers Anm. C 333 d) Guter Glaube des Versicherers an die Verfügungsbefugnis Anm. C 334 e) Materielle Legitimationsprüfung Anm. C 3 3 5 - 3 3 6 aa) Recht auf Prüfung Anm. C 335 bb) Nachweis der Legitimation Anm. C 336 f) Inhaber des Versicherungsscheins als Empfangsbevollmächtigter von Willenserklärungen Anm. C 3 3 7 - 3 4 0 aa) Regelung des § 11 Nr 1 Satz 3 ALB Anm. C 337 bb) Vereinbarkeit mit dem VVG Anm. C 338 cc) Vereinbarkeit mit dem AGBGesetz Anm. C 339 dd) Ergebnis Anm. C 340 VI. Verlust des Versicherungsscheins Anm. C 341 VII. Versicherungsausweis Anm. C 342 VIII. Hinterlegungsschein Anm. C 343

Winter

D. Dauer des Lebensversicherungsvertrages Gliederung

e) Keine erweiterte Einlösungsklausel Anm. D 17 0 Sonderregelung: Gruppenversicherungsvertrag Anm. D 1 8 - 2 0 aa) Echte Gruppenlebensversicherung Anm. D 1 8 - 1 9 (1) ΖwangsgruppenVersicherung Anm. D 18 (2) Gruppenversicherung mit rechtsbegründender Anmeldung Anm. D 19 bb) Unechte Gruppenlebensversicherung Anm. D 20

I. Vorbemerkung Anm. D 1 II. Beginn der Lebensversicherung Anm. D 2 - 2 0 Schrifttum Anm. D 2 1. Begriffliches Anm. D 3 2. Materieller Versicherungsbeginn Anm. D 4—20 a) Allgemeines Anm. D 4 b) Alte Regelung: § 2 ALB a. F. Anm. D 5 c) Einlösungsprinzip Anm. D 6 d) Gefahrtragung vor Zahlung der Erstprämie Anm. D 7 — 16 aa) Vorläufige Deckungszusage Anm. D 7 bb) Rückwärtsversicherung Anm. D 8 — 11 (1) Begriffliches Anm. D 8 (2) Zulässigkeit und Vorkommen Anm. D 9 (3) Klarheit der Vereinbarung Anm. D 10 (4) Kenntnis vom Versicherungsfall Anm. D 11 cc) Riickdatierung Anm. D 1 2 - 1 6 (1) Begriff Anm. D 12 (2) Gründe Anm. D 13 (3) Vornahme Anm. D 14 (4) Folgen der Rückdatierung Anm. D 15 (5) Keine Verkürzung der Selbstmordwartefrist Anm. D 16

III. Beendigung des Lebensversicherungsvertrages Anm. D 21 —66 Schrifttum Anm. D 21

Winter

1. Allgemeines Anm. D 2 2 - 2 5 a) Begriffliches Anm. D 22 b) Rechtsgrundlagen Anm. D 23 c) Schriftform bei Beendigung des Vertrages durch Willenserklärungen Anm. D 24 d) Gedehnter Versicherungsfall und Ende der materiellen Versicherungsdauer Anm. D 25 2. Beendigung durch Zeitablauf oder durch Eintritt des Versicherungsfalles Anm. D 26 3. Anfechtung Anm. D 27 4. Rûçktritt Anm. D 2 8 - 3 1 a) Übersicht Anm. D 28

483

D. Dauer des Lebensversicherungsvertrages b) Rücktritt des Versicherers wegen Nichtzahlung der Erstprämie Anm. D 29 c) Rücktritt des Versicherers wegen Verletzung der vorvertraglichen Anzeigepflicht Anm. D 30 d) Rücktritt des Versicherungsnehmers analog § 325 BGB Anm. D 31 5. Kündigung Anm. D 3 2 - 5 0 a) Allgemeines Anm. D 32 b) Kündigungsrechte des Versicherers Anm. D 3 3 - 4 0 aa) Kündigung wegen Nichtzahlung einer Folgeprämie Anm. D 3 3 - 3 6 (1) Grundlegung Anm. D 33 (2) Wirkungen der Kündigung Anm. D 34 (3) Fortfall der Wirkungen Anm. D 35 (4) Sonderfall: Kündigung bei Nichtzahlung von Zinsen für ein Policendarlehn Anm. D 36 bb) Kündigung wegen Gefahrerhöhung Anm. D 37 cc) Kündigung wegen Konkurseröffnung über das Vermögen des Versicherungsnehmers Anm. D 38 dd) Kündigung wegen positiver Forderungsverletzung durch den Versicherungsnehmer Anm. D 39 ee) Kündigung bei abgetretenem Versicherungsanspruch Anm. D 40 c) Kündigungsrecht des Versicherungsnehmers Anm. D 41 —49 aa) Jederzeitiges Kündigungsrecht Anm. D 4 1 - 4 8 (1) Übersicht Anm. D 41 (2) Vereinbarkeit der bedingungsmäßigen Regelung mit §§ 165, 178 Anm. D 42 484

Winter

6.

7.

8. 9.

(3) Kündigungsvoraussetzungen Anm. D 43 (4) Kündigungsberechtigung Anm. D 44 (5) Teilkündigung Anm. D 45 (6) Kündigungserklärung und Fristen Anm. D 46 (7) Rechtsfolgen Anm. D 47 (8) Sonderfall: Kleinlebensversicherung Anm. D 48 bb) Kündigung wegen positiver Forderungsverletzung durch den Versicherer Anm. D 49 d) Kündigung durch den Versicherer und den Versicherungsnehmer (doppelte Kündigung) Anm. D 50 Aufhebungsvertrag, Sonderregelung bei flexibler Altersgrenze und Vorruhestand Anm. D 51 Erlöschen des Versicherungsvertrages durch Konkurseröffnung über das Vermögen des Versicherers Anm. D 52 Auflösung des VVaG Anm. D 53 Beendigung der Versicherung beim Gruppenversicherungsvertrag Anm. D 5 4 - 6 3 a) Echte Gruppenlebensversicherung Anm. D 5 4 - 6 0 aa) Ausscheiden der Gefahrsperson aus der Gruppe Anm. D 5 4 - 5 5 (1) Zwangsgruppenversicherung Anm. D 54 (2) Gruppenversicherung mit rechtsbegründender Anmeldung Anm. D 55 bb) Auflösung der Gruppe Anm. D 56 cc) Exkurs: Fortsetzung der Versicherung des bisherigen Gruppenmitgliedes außerhalb der Gruppenversicherung Anm. D 57

II. Beginn der Lebensversicherung

Anm. D 2

dd) Beendigung des Gruppenversicherungsvertrages Anm. D 5 8 - 6 0 (1) Beendigung des Gesamtvertrages Anm. D 58 (2) Beschränkte Beendigung Anm. D 5 9 - 6 0 (a) Zugangssperre Anm. D 59 (b) Separate Beendigung der Mitversicherung einzelner Risiken Anm. D 60 b) Unechte Gruppenlebensversicherung Anm. D 6 0 - 6 3 aa) Ausscheiden der Gefahrsperson aus der Gruppe und deren Auflösung Anm. D 61 bb) Beendigung der unechten Gruppenversicherung Anm. D 6 2 - 6 3

(1) Beendigung des Gesamtvertrages Anm. D 62 (2) Teilweise Beendigung Anm. D 63 10. Nur im Ausnahmefall Beendigung des Versicherungsvertrages im Rahmen der Betrieblichen Altersversorgung durch Ausscheiden von versicherten Arbeitnehmern aus dem Betrieb Anm. D 6 4 - 6 6 a) Ausscheiden des Arbeitnehmers nach Erfüllung der Voraussetzungen für die Unverfallbarkeit Anm. D 65 b) Ausscheiden des Arbeitnehmers vor Erfüllung der Voraussetzungen für die Unverfallbarkeit Anm. D 66 IV. Wiederherstellung der Lebensversicherung Anm. D 67

[D 1] I. Vorbemerkung Hinsichtlich des Beginns und des Endes der Lebensv ist in besonderem Maße auf die allgemeinen vsrechtlichen Institute und Prinzipien zurückzugreifen, wie sie sich im Vsrecht insgesamt oder doch zumindest auch in den übrigen Zweigen der Personenv finden. Auf die allgemeine Darstellung in Bruck-Möller Bd I § 1 Anm. 3 —12, § 7 Anm. 1—9 sowie auf die ausführlichen Erläuterungen zur Krankenv bei Wriede Bd VI Anm. D 1 - 49 und zur Unfallv bei Wagner Bd VI Anm. D 1 - 48 wird Bezug genommen.

II. Beginn der Lebensversicherung [D 2) Schrifttum: Behne VersR 1951 S. 140—141, Bischofsberger, Die vorläufige Deckungszusage im Versicherungsrecht, Diss. Zürich 1946, Böse, Die vorläufige Deckungszusage, Diss. Köln 1935, Bruck-Dörstling, Das Recht des Lebensversicherungsvertrages, Mannheim-Berlin-Leipzig 1933, Burger, Der Beginn des Versicherungsschutzes, Diss. Heidelberg 1938, Dörstling VersR 1953 S.99-100, Gerlach VerBAV 1972 S. 149-151, Gräber, Erstprämienzahlung und Haftungsbeginn nach dem VVG und den üblichen Vertragsklauseln, Diss. Köln 1938, Greiser JRPV 1934 S. 145 — 150, Guckenheimer JRPV 1932 S. 340 — 341, Herrmann, Die vorläufige Deckungszusage im Privatversicherungsrecht, Diss. Erlangen 1931, Johlen, Die Deckungszusage im Versicherungsrecht, Diss. Köln 1929, Kook, Der Gruppenvertrag in der Kollektivlebensversicherung, Diss. Berlin 1939, Maenner, Theorie und Praxis der Rückwärtsversicherung — Eine umfassende Darstellung aus heutiger Sicht unter Berücksichtigung der historischen Entwicklung und ausländischer Rechtsauffassungen, Diss. Hamburg 1985, Millauer, Rechtsgrundsätze der Gruppenversicherung, 2. Aufl., Karlsruhe 1966, Niedeggen, Die vorläufige Deckungszusage im Privatversicherungsrecht, Diss. Köln 1938, Prölss-Martin, Versicherungsvertragsgesetz, 23. Aufl., München 1984, Schulz MDR 1959 S. 978-983, Schumacher, Die Deckungszusage im Winter

485

Anm. D 4

D. Dauer des Lebensversicherungsvertrages

Versicherungsrecht, Diss. Rostock 1936, Werber ZVersWiss 1984 S. 321—335, Wiesemann, Der Versicherungsschutz bei der vorläufigen Deckungszusage, Diss. Berlin 1940, Winter in: HellnerNord, Life Insurance Law in International Perspective, Stockholm 1969, S. 210 — 227.

[D 3] 1. Begriffliches Auch in der Lebensv sind formeller, materieller und technischer Vsbeginn zu unterscheiden (ζ. B. K G 10.X.1936 VA 1937 S. 268, OLG Hamm 17.XI.1936 JRPV 1937 S. 5 - 6 , OLG Oldenburg 28.IX.1972 VersR 1972 S. 1113, OLG Hamm 20.11.1975 VersR 1976 S. 144). Formell beginnt die Lebensv, wenn der Lebensvsvertrag durch Antrag und Annahme zustande gekommen ist. Materieller Beginn der Lebensv ist der Zeitpunkt des Beginns der Gefahrtragung. Der technische Vsbeginn bezeichnet den Zeitpunkt, von dem ab die Prämie berechnet wird. Da diese Differenzierung dem Laien meist unbekannt ist und der Begriff des Vsbeginns für ihn mehrdeutig ist (OLG Oldenburg 28.IX.1972 VersR 1972 S. 1113, vgl. auch für die Krankenv LG Karlsruhe 13.VIII.1970 VersR 1970 S. 169), was insbesondere auch bei der Rückdatierung zu Mißverständnissen führen kann, sind die Ver nach Ziff. 2.2 der Geschäftsplanmäßigen Erklärungen verpflichtet, im Vsschein darauf hinzuweisen, daß der technische Beginn der V nicht mit dem Beginn der Leistungspflicht des Vers identisch ist. Das kann z. B. durch die Fußnote „Beginn des Vsschutzes vgl. § 1 ALB" geschehen. In § 1 Berufsunfähigkeitsv, § 1 Berufsunfähigkeits-Zusatzv und § 1 Unfall-Zusatzv findet sich die sonst in den Lebensvsbedingungen nicht enthaltene Besonderheit, daß auf die „Vsdauer" abgestellt wird. Aus dem Sinnzusammenhang ist zu entnehmen, daß hier die materielle Vsdauer gemeint ist. Zur überholten Formulierung in § 1 BUZ — als noch auf die „Prämienzahlungsdauer" abgestellt wurde — vgl. LG Köln 4.VI.1975 VersR 1976 S. 159. [D 4] 2. Materieller Versicherungsbeginn a) Allgemeines Aus den Geschäftsplanmäßigen Erklärungen und den Grundsätzen für die Gestaltung der Antragsvordrucke in der Lebensv ergibt sich nicht, daß der materielle Vsbeginn in dem Antragsformular und im Vsschein angegeben werden muß. Nach Ziff. 2.2.4 der Grundsätze muß lediglich der technische Beginn der V aus dem Antragsvordruck erkennbar sein. Ist der Beginn der materiellen Vsdauer nicht genügend exakt vereinbart worden, so richtet er sich nach § 7 (vgl. dazu im einzelnen Bruck-Möller Bd I § 7 Anm. 1—9). Aber auch bei vereinbartem materiellen Vsbeginn handelt es sich lediglich um den Sollbeginn der materiellen Vsdauer, der tatsächliche materielle Vsbeginn kann von der Erfüllung weiterer Voraussetzungen abhängig sein, insbesondere auch von der in § 38 II genannten Voraussetzung, der Zahlung der Erstprämie. In der Lebensv ergibt sich Näheres zum materiellen Vsbeginn aus § 1 ALB und den gleichlautenden Bestimmungen der § 1 Musterbedingungen für die Risikoversicherung, § 1 Musterbedingungen für die Rentenversicherung, § 1 Musterbedingungen für die Vermögensbildungsversicherung, § 3 Musterbedingungen für die Fondsgebundene Lebensversicherung, § 4 Musterbedingungen für die Berufsunfähigkeitsversicherung. Danach beginnt der materielle Vsschutz mit der Zahlung bzw. mit dem Eingang des Einlösungsbetrages (erster Beitrag oder Einmalbeitrag) nebst Gebühren und etwaigen öffentlichen Abgaben, jedoch nicht vor dem Abschluß des Vsvertrages (also vor dem formellen Vsbeginn) und nicht vor dem im Vsschein angegebenen Beginn der V (also dem technischen Vsbeginn). 486

Winter

Anm. D 6

II. Beginn der Lebensversicherung ID 5] b) Alte Regelung: § 2 ALB a. F.

Die Regelung der ALB a. F. weicht von den Bestimmungen der neueren Bedingungswerke teilweise ab, allerdings ohne daß sich dadurch im Ergebnis ein materieller Unterschied erwiesen hätte. Genauso wie nach § 1 ALB beginnt die Leistungspflicht des Vers nach § 2 Nr 1 S. 1 und S. 2 ALB a. F. grundsätzlich mit dem Eingang der Einlösungsprämie usw., nicht aber vor dem im Vsschein angegebenen Zeitpunkt des Beginns der V (also nicht vor dem technischen Vsbeginn). Der formelle Vsbeginn wird in § 2 ALB a. F. nicht ausdrücklich angesprochen, da aber gemäß § 2 Nr 1 S. 1 ALB a. F. die Einlösungsprämie gegen Aushändigung des Vsscheins zu zahlen ist und der Vsvertrag in aller Regel durch die in der Aushändigung des Vsscheins liegende Annahme zustande kommt, geht § 2 Nr 1 ALB a. F. gleichfalls davon aus, daß grundsätzlich der materielle Vsbeginn nicht vor dem formellen Vsbeginn liegt. § 2 Nr 1 S. 3 ALB a. F. bestimmt im übrigen ferner, daß die Leistungspflicht des Vers nicht eintritt, wenn die Gefahrsperson in dem für den Beginn der Leistungspflicht maßgebenden Zeitpunkt nicht mehr lebt. Diese Regelung ist von Bruck-Dörstling § 2 Rz 18 mit Recht als überflüssig bezeichnet worden, sie versteht sich von selbst. Wenn sich die vte Gefahr vor Beginn der Gefahrtragung durch den Ver bereits verwirklicht hat, entfällt grundsätzlich die Möglichkeit einer Gefahrtragung. Zum Sonderfall der Rückwärtsv vgl. unten Anm. D 8 — 11. [D6] c) Einlösungsprinzip Das die Lebensv beherrschende Einlösungsprinzip (z. B. OLG Hamm 20.11.1975 VersR 1976 S. 144, OLG Hamm 18.1.1978 VersR 1978 S. 1135) ergibt sich im einzelnen aus § 1 i. V. m. § 2 Nr 2 ALB und den gleichlautenden Bestimmungen der übrigen Bedingungswerke. Danach ist klar zum Ausdruck gebracht, daß die Gefahrtragung des Vers erst beginnt, wenn die sofort nach Abschluß des Vsvertrages fällige Erst- oder Einmalprämie nebst Gebühren und etwaigen öffentlichen Abgaben gegen Aushändigung des Vsscheins gezahlt ist. Für die Lebensv besteht damit kein Zweifel, daß der Beginn des Vsschutzes auch von der Entrichtung der Gebühren usw. abhängig sein soll. Das ist nicht unbedenklich. Denn die Lebensvsbedingungen gehen damit über § 38 II hinaus, wonach es nur auf die Zahlung der Prämie und nicht auch auf die Zahlung der Gebühren und öffentlichen Abgaben ankommt. Nach § 42 kann sich der Ver aber nicht auf eine Vereinbarung berufen, durch die von den Vorschriften der §§37 — 41 a zum Nachteile des Vmers abgewichen wird. Nun kann zwar gewiß argumentiert werden, daß neben der Prämie die Nebengebühren und öffentlichen Abgaben nur in seltenen Fällen ins Gewicht fallen und geringfügige Rückstände die Folge des § 38 II nicht eintreten lassen (vgl. nur BGH 7.X.1965 BGHZ Bd 44 S. 178-183). Handelt es sich aber um einen Fall, bei dem die Gefahrtragungspflicht des Vers nicht beginnen kann, weil der Vmer die angesetzten Gebühren und öffentlichen Abgaben noch nicht entrichtet hat, so wäre hier nicht nur an § 42, sondern auch an § 9 AGB-Gesetz zu denken. Gleichwohl ist die bedingungsmäßige Einbeziehung der Gebühren usw. als wirksam zu betrachten. Denn trotz der Regelung des § 39 II, wo das VVG sehr wohl zwischen der Prämie und den Zinsen und Kosten unterscheidet, sind Prämie und Nebenkosten grundsätzlich gleich zu behandeln (vgl. VA 1909 S. 161). Hat der Vmer nur die Erstprämie und nicht auch die Gebühren usw. entrichtet, hat er für die erste Prämienperiode die Gegenleistung für die Gefahrtragungsleistung des Vers eben nicht vollständig erbracht, da die Gebühren und Abgaben eben auch im Zusammenhang mit der Übernahme der Gefahrtragung durch den Ver fallig werden. Aus gutem Grund aber ist im Gesetz und in den Bedingungswerken grundsätzlich auf die Vorleistung des Winter

487

Anm. D 7

D. Dauer des Lebensversicherungsvertrages

Vmers als Voraussetzung für die Gefahrtragung des Vers abgestellt (vgl. unten Anm. E). Das Einlösungsprinzip bedeutet andererseits aber nicht, daß neben der Zahlung der ersten Prämie usw. auch noch die Aushändigung des Vsscheins Voraussetzung für den Beginn des Vsschutzes ist (BGH 31.1.1951 VersR 1951 S. 115). Es bedeutet allein, daß die materielle Vsdauer mit der Zahlung der Erstprämie einschließlich Gebühren beginnt, wenn die formelle und technische Vsdauer zuvor oder gleichzeitig begonnen hat. Ist der formelle oder technische Vsbeginn auf einen späteren Zeitpunkt gelegt, so beginnt die Gefahrtragung des Vers trotz der zuvor erfolgten Prämienzahlung grundsätzlich erst zu dem Zeitpunkt, an dem der Vertrag geschlossen und der prämienbelastete Zeitraum begonnen hat. Zu den Ausnahmen der vorläufigen Deckungszusage und der Rückwärtsv vgl. sogleich Anm. D 8 — 11. Zu einem weiteren Fall des Beginns der materiellen Vsdauer vor Zahlung der Erstprämie vgl. O L G Hamm 19.X.1983 VersR 1984 S. 231 (deckende Stundung bei Vereinbarung des Einzugsermächtigungsverfahrens). In den neueren Bedingungswerken ist auch klargestellt, daß es auf die Zahlung — und nicht auf den Eingang — der Erstprämie und zwar auf die Zahlung am Leistungsort nach § 10 A L B (gleichlautend: § 10 Musterbedingungen für die Risikoversicherung, § 9 Musterbedingungen für die Rentenversicherung, § 11 Musterbedingungen für die Vermögensbildungsversicherung, § 14 Musterbedingungen für die Fondsgebundene Lebensversicherung, § 15 Musterbedingungen für die Berufsunfähigkeitsversicherung) ankommt (BAV VerBAV 1981 S. 81). Zahlung der Prämie ist nicht gleichbedeutend mit der Tilgung der Prämienschuld, es kommt also nicht darauf an, daß der Ver die Verfügungsmacht über den Prämienbetrag erlangt hat, indem er z. B. einem Bank- oder Postscheckkonto gutgeschrieben worden ist. Entscheidend ist nicht der Leistungserfolg, sondern vielmehr die Leistungshandlung (vgl. die grundsätzlichen Erörterungen zur Rechtzeitigkeit der Prämienleistung in BGH 7.X.1965 B G H Z Bd 44 S. 1 7 8 - 1 8 3 ) , so entscheidet z. B. bei Zahlung durch Postanweisung oder Zahlkarte die Einzahlung bei der Post — vorausgesetzt, daß die Prämie dem Ver demnächst gutgeschrieben wird — und nicht die Gutschrift als solche, vgl. im einzelnen dazu unten Anm. E. Anders verhielt es sich nach den früheren Bedingungswerken in der Lebensv, als er noch auf den Eingang der Prämie beim Ver ankam, die hierzu ergangene Entscheidung B G H 20.XI.1970 D B 1971 S. 142 — 143 ist insoweit überholt. Daß es auf die Leistungshandlung des Vmers und nicht auf eine etwaige Gutschrift auf dem Bankkonto des Vers ankommt, steht im Einklang mit der Regelung des Erfüllungsorts, die seit der Neufassung im Jahre 1981 von dem gesetzlichen Leistungsort gemäß § 36 nicht mehr abweicht (vgl. zu allem unten Anm. E). [D 7] d) Gefahrtragung vor Zahlung der Erstprämie aa) Vorläufige Deckungszusage Der ungleich wichtigere Fall des Beginns der materiellen Vsdauer vor Zahlung der Erstprämie ist die seit 1977 auch in der Lebensv zugelassene vorläufige Deckungszusage. Seit vorläufiger Deckungsschutz in der Lebensv auch für Todesfalle durch andere Ursachen als Unfall gewährt wird und nunmehr auch eine Regelung eingeführt worden ist, wonach der vorläufige Vsschutz schon mit dem Tage der Antragstellung, spätestens aber mit dem fünften Tage nach dem Antragsdatum beginnt (VersPrax 1983 S. 12), hat die vorläufige Deckungszusage in der Lebensv eine erhebliche praktische Bedeutung erlangt. Vgl. zum Inhalt und zu den Problemen der vorläufigen Deckungszusage im einzelnen oben Anm. C 107 —112. 488

Winter

Anm. D 9

II. Beginn der Lebensversicherung [D 8] bb) Rückwärtsversicherung

Demgegenüber hat die Rückwärtsv in der Lebensv kaum eine Bedeutung. Sie ist darüber hinaus nicht unumstritten. (1) Begriffliches Der Ver gewährt Vsschutz grundsätzlich für die Zukunft. Die Leistungspflicht des Vers wird durch ein Ereignis — Tod der Gefahrsperson, Eintritt der Berufsunfähigkeit usw. — ausgelöst, das nach dem formellen Beginn der V eintritt: Vorwärtsv. Das steht im Einklang mit dem Begriff der V, und zwar mit dem Erfordernis der Ungewißheit. Es ist aber im Vswesen tradierte Auffassung, daß dazu nicht die objektive Ungewißheit erforderlich ist, sondern daß auch die subjektive Ungewißheit ausreichen kann. Es kann daher die V auch in der Weise genommen werden, daß die Haftung des Vers bereits in einem vor dem formellen Vertragsschluß liegenden Zeitpunkt beginnen soll: Rückwärtsv. Ebenso wie es die ausschließliche Vorwärtsv gibt, kann es theoretisch eine ausschließliche Rückwärtsv geben, in der Praxis findet sich jedoch ganz generell eine zusammengefaßte Vorwärts- und Rückwärtsv. So ist auch die reine Rückwärtsv in § 2 nicht behandelt (Prölss-Martin 23 § 2 Anm. 2, vgl. im einzelnen Bruck-Möller Bd I § 2 Anm. 13 — 43). Die Rückwärtsv ist eine voll wirksame V mit beiderseitigen Leistungsverpflichtungen dabei stets, wenn die subjektive Ungewißheit bei Abschluß des Vertrages sowohl auf der Seite des Vmers wie der des Vers gegeben ist. Im übrigen enthält das VVG eine differenzierende Regelung, die dem für den Begriff der V erforderlichen Element der Ungewißheit Rechnung trägt, jedoch bei nicht gegebener Ungewißheit auf einer Vertragsseite nicht sogleich zur Unwirksamkeit des Vertrages führt: So wird der Vertrag sogar als voll wirksam behandelt, wenn der Ver weiß, daß der Vsfall bereits eingetreten ist, während der Vmer davon keine Kenntnis hat, arg. § 2 II 2. Weiß der Ver, daß der Vsfall nicht mehr eintreten kann, so ist der Vsvertrag zwar wirksam, der Ver hat jedoch keinen Anspruch auf die Vsprämie (§ 2 II 1). Weiß nur der Vmer bei Vertragsabschluß, daß sich der Vsfall ereignet hat, so ist der Vsvertrag zwar gleichfalls wirksam, der Ver ist jedoch leistungsfrei (§ 2 II 2), und zwar auch dann, wenn bei der Antragstellung als solcher der Vmer vom Eintritt des Vsfalls keine Kenntnis hatte oder haben konnte; der Ver behält den Anspruch auf die Prämie im Rahmen des § 2 II 2, bei rückkaufsfähigen Todesfallven ist der Ver jedoch zur Auszahlung der Rückvergütung verpflichtet, §§ 173, 176 II 1. Unwirksam ist der Vsvertrag nur, wenn beide Parteien wissen, daß der Vsfall eingetreten ist oder nicht mehr eintreten kann. Vgl. hierzu im einzelnen Bruck-Möller Bd I § 2 Anm. 22 — 38. [D 9] (2) Zulässigkeit und Vorkommen Ähnlich wie die Möglichkeit einer Rückwärtsv für die anderen Zweige der Personenv grundsätzlich nur mit Einschränkungen anerkannnt wird (für die Krankenv: O L G München 28.1.1966 VersR 1966 S. 438 m. Anm. von Krieger S. 921, O L G Hamm 12.1.1968 VersR 1968 S. 838, L G Paderborn 8.VII.1954 VersR 1954 S. 409, L G Berlin 25.XI.1954 VersR 1955 S. 163, L G Karlsruhe 13.VIII.1970 VersR 1971 S. 168, A G Templin 29.IV.1932 J R P V 1932 S. 232, Behne VersR 1951 S. 1 4 0 - 1 4 1 , Greiser J R P V 1934 S. 1 4 5 - 1 5 0 , Guckenheimer J R P V 1932 S. 3 4 0 - 3 4 1 , Schulz M D R 1959 S. 9 7 8 - 9 8 3 , Wriede Bd VI Anm. D 8; für die Unfallv: O L G Saarbrücken 18.VI.1971 VersR 1973 S. 4 6 1 - 4 6 3 , Wagner Bd VI Anm. D 7) ist nach h. M. in der Lebensv eine Rückwärtsv nur zulässig (und im übrigen unwirksam), wenn der Lebensvsvertrag auf eine fremde Gefahrsperson abgeschlossen wird (OLG München 26.1.1951 VersR 1951 S. 7 3 - 7 4 [auch zugleich für den Fall der Winter

489

Anm. D 9

D. Dauer des Lebensversicherungsvertrages

Wiederinkraftsetzung einer beitragsfrei gewordenen Lebensv] mit zustimmender Anm. von Ewerling S. 74, OLG Stuttgart 28.X.1958 VersR 1959 S. 262, OLG Düsseldorf 23.IV.1963 VersR 1963 S. 1041-1042, OLG München 1.11.1965 VersR 1965 S. 373, OLG Saarbrücken 18.VI.1971 VersR 1973 S. 461, (wohl auch:) OLG Oldenburg 28.IX.1972 VersR 1972 S. 1113, OLG Köln 8.III.1976 VersR 1976 S. 654-655, OLG Hamm 18.1.1978 VersR 1978 S. 1135, Bruck-Möller Bd I § 2 Anm. 15, Schulz MDR 1959 S. 979; offen gelassen von Prölss-Martin 23 § 2 Anm. 1, zur Rückwärtsv in der Lebensv im übrigen auch LG Mönchengladbach 18.III.1982 VersR 1983 S. 50. Nach BGH 16.VI.1982 VersR 1982 S. 842 kommt „in der Lebensversicherung eine Rückwärtsversicherung begrifflich nicht in Betracht" [unter Hinweis auf Prölss-Martin a. a. O. 22. Aufl.], § 2 ALB a. F. Anm. 2). Richtig ist an der herrschenden Auffassung gewiß, daß naturgemäß nur ein lebender Vmer einen Lebensvsvertrag abzuschließen vermag und sich die Frage einer Rückwärtsv in der Lebensv bei Identität von Vmer und Gefahrsperson somit grundsätzlich nicht stellt, soweit die Rückwärtsv nicht auf einen Termin zurückwirken soll, der nach Antragstellung, aber vor Abschluß des Vertrages liegt. Nicht erfaßt werden damit jedoch die Fälle einer Berufsunfahigkeitsv, wo die Problematik einer Rückwärtsv durchaus auftreten kann (OLG Köln 8.III.1976 VersR 1976 S. 654-655, LG Köln 4.VI.1975 VersR 1976 S. 159-160), sowie der Fall, daß für den Vmer ein Stellvertreter bzw. gesetzlicher Vertreter handelt. Angesichts der §§ 153, 672, 674 BGB kann hier theoretisch die Möglichkeit einer Rückv gegeben sein, obwohl es angesichts der ärztlichen Untersuchung bzw. der ärztlichen Auskünfte als kaum vorstellbar erscheint, daß der Tod des Vmers dem Ver vor Annahme des Vsantrages unbekannt bleibt, und wobei im übrigen § 166 BGB sowie § 2 III zu beachten sind. Bei der Berufsunfähigkeitsv und weiteren Fällen, in denen die Rückwärtsv als denkbar erscheint, ist sie dabei rechtlich zulässig, auch wenn Vmer und Gefahrsperson identisch sind. Der herrschenden Auffassung kann nicht gefolgt werden. Sie geht von der unrichtigen These aus, daß eine Rückwärtsv immer dann unzulässig sei, wenn der Vmer nicht im Ungewissen darüber sein könne, ob in seiner Person der Vsfall eingetreten ist (wobei sich die Rechtsprechung und teilweise auch das Schrifttum insoweit nicht auf die Personenv beschränken, sondern generell konstruieren, eine Rückwärtsv sei in all denjenigen Vszweigen unzulässig, in denen der Vmer regelmäßig von einem vor Vertragsschluß eingetretenen Vsfall Kenntnis habe: vgl. BGH 30.V.1979 VersR 1979 S. 710, OLG München 26.1.1951 VersR 1951 S. 74, OLG München 1.II.1965 VersR 1965 S. 373, OLG Saarbrücken 18.VI.1971 VersR 1973 S. 461, LG Göttingen 8.VII.1948 NdsRpfl 1948 S. 196, LG Berlin 25.XI.1954 VersR 1955 S. 163, LG Schweinfurt 5.IV.1978 VersR 1979 S. 805, Behne VersR 1951 S. 140, Schulz MDR 1959 S. 979). Das Gesetz sagt keineswegs, daß bei Kenntnis des Vmers vom Eintritt des Vsfalls ein Rückwärtsvsvertrag nicht wirksam abgeschlossen werden kann. § 2 II 2 geht für einen solchen Fall vielmehr von der Wirksamkeit des Vsvertrages aus und beschränkt lediglich die Leistungspflicht des Vers. Eine Unwirksamkeit des Rückwärtsvsvertrages wird nur in den seltenen Fällen beiderseitiger Kenntnis vom Eintritt des Vsfalles oder in jenen Fällen angenommen, in denen beide Vertragsparteien wissen, daß der Vsfall nicht mehr eintreten kann. Von einer prinzipiellen Unzulässigkeit bzw. Unmöglichkeit der Rückwärtsv in der Lebensv kann somit auch bei Identität von Vmer und Gefahrsperson keine Rede sein (Maenner 5. Teil C II e gg, S. 5 7 - 5 8 5. Teil C III 4 a, vgl. auch OLG München 28.1.1966 VersR 1966 S. 438, LG Paderborn 10.VII.1951 VersR 1951 S. 256, LG Köln 4.VI.1975 VersR 1976 S. 159, Wagner Bd VI Anm. D 7, Wriede Bd VI Anm. D 8). 490

Winter

Anm. D 10

II. Beginn der Lebensversicherung

Kaum Bedeutung — nur bei der Berufsunfähigkeitsv — hat in der Lebensv die Möglichkeit des Eintritts eines gedehnten Vsfalls bei der Rückwärtsv (hierzu im einzelnen unten Anm. G). Auch hier ist es denkbar, daß der Eintritt des Vsfalls — beispielsweise durch eine Erkrankung - ohne Kenntnis des Vmers begonnen hat. Bei gedehnten Vsfallen ist grundsätzlich der Beginn der Gefahrverwirklichung als Eintritt des Vsfalles zu werten, denn in der Regel verliert das Vsverhältnis mit Beginn der Gefahrverwirklichung das erforderliche Element der Ungewißheit, auf das die Regelung des § 2 VVG abstellt (Wagner Bd VI Anm. D 7, Wriede Bd VI Anm. D 8, vgl. auch Bruck-Möller Bd I § 2 Anm. 22). Höchst selten ist in der Praxis auch der von der h. M. anerkannte Fall einer Rückwärtsv in der Lebensv, nämlich der Fall der V einer fremden Gefahrsperson. Eine gerichtliche Entscheidung ist zu dieser Konstellation — soweit ersichtlich — nicht ergangen. Zur Bedeutung der Kenntnis der Gefahrsperson vgl. § 161. (D 10] (3) Klarheit der Vereinbarung Die Rückwärtsv ist in den Allgemeinen Lebensvsbedingungen nicht geregelt. Insbesondere enthalten auch die den Beginn der V regelnden Bestimmungen der § 1 ALB, § 1 Musterbedingungen für die Risikov, § 1 Musterbedingungen für die Rentenv, § 1 Musterbedingungen für die Vermögensbildungsv, § 3 Musterbedingungen für die Fondsgebundene Lebensv, §4 Musterbedingungen für die Berufsunfähigkeitsv mit der sog. einfachen Einlösungsklausel und der grundsätzlichen Bestimmung, daß der materielle Vsschutz nicht vor Abschluß des Vsvertrages beginnt, keinen Hinweis auf eine Regelung der Rückwärtsv. Es bedarf daher stets einer besonderen Absprache, um eine Rückwärtsv annehmen zu können. Dabei ist zu berücksichtigen, daß die Rückwärtsv — gemessen am allgemeinen Vertragsrecht — ohnehin eine Ausnahmeerscheinung ist, da die durch einen Vertrag begründeten Pflichten sonst frühestens mit seinem Abschluß entstehen. Sollen sie — wie bei der Rückwärtsv — als zu einem früheren Zeitpunkt entstanden angesehen werden, so handelt es sich insoweit um eine Fiktion, weil die Vertragspartner zu jener Zeit eine tatsächliche Bindung noch nicht eingegangen waren. Da die Rückwärtsv in der Lebensv nun zudem ein zwar denkbarer, aber nur selten vorkommender Ausnahmetatbestand ist, muß bei Vereinbarung einer Rückwärtsv ein eindeutiger auf eine Rückwärtsv gerichteter Parteiwillen erkennbar sein (OLG Oldenburg 28.IX.1972 VersR 1972 S. 1113, OLG Köln 8.III.1976 VersR 1976 S. 655, LG Berlin 21.XI.1954 VersR 1955 S. 163), es muß grundsätzlich ausdrücklich klargestellt werden, daß der Vsschutz rückwirkend gewährt werden soll (LG Paderborn 10.VII.1951 VersR 1951 S. 256, für die Krankenv: OLG München 26.V.1972 VersR 1972 S. 1112, Bruck-Möller Bd I §2 Anm. 16). Nur ganz ausnahmsweise kann ein solcher Parteiwille aus den Umständen entnommen werden (OLG Oldenburg 28.IX.1972 a.a.O., Bruck-Möller Bd I a.a.O.). Dabei ist im übrigen auch zu berücksichtigen, daß die durch die Rückwärtsv erreichbaren Ziele ganz weitgehend bereits durch eine bloße Rückdatierung (dazu Anm. D 1 2 - 1 6 ) verwirklicht werden können. So hat OLG Oldenburg 28.IX.1972 a . a . O . bei einer Lebensv im Rahmen des Vermögensbildungsgesetzes statt einer Rückwärtsv lediglich eine Rückdatierung angenommen, da eine bloße Zurückverlegung des technischen Vsbeginns ausreichte, um den Arbeitgeber zu einem bestimmten, für den ganzen bereits angebrochenen Monat bemessenen Zuschuß zu veranlassen. Ein Indiz für eine Rückwärtsv ist gegeben, wenn der Vmer ein Interesse hat, das nicht durch eine Rückdatierung, sondern nur durch die Zurückverlegung des Winter

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Anm. D 11

D. Dauer des LebensversicherungsVertrages

materiellen Vsbeginns zu befriedigen ist (OLG Hamm 17.XI.1936 JRPV 1937 S. 5 — 6 für die Haftpflichtv; vgl. auch die grundsätzlichen Ausführungen bei BGH 16.VI.1982 VersR 1982 S. 8 4 1 - 8 4 3 [zur Einbruchdiebstahlv]). Wird im Vsantrag und im Vsschein als Beginn der Lebensv ein Zeitpunkt genannt, der vor dem formellen Vsbeginn liegt, so hat das in der Lebensv grundsätzlich lediglich die Bedeutung einer Rückdatierung, d. h. einer Zurückverlegung des technischen Vsbeginns ohne Zurückverlegung des materiellen Vsbeginns (OLG München 26.1.1951 VersR 1951 S. 7 3 - 7 4 , OLG Stuttgart 28.X.1958 VersR 1959 S. 261, OLG Düsseldorf 23.IV.1963 VersR 1963 S. 1041-1042, OLG München 1.II.1965 VersR 1965 S. 373, OLG Oldenburg 28.IX.1972 VersR 1972 S. 1113, OLG Hamm 20.11.1975 VersR 1976 S. 144-145, OLG Köln 8.III.1976 VersR 1976 S. 6 5 4 - 6 5 5 , OLG Hamm 18.1.1978 VersR 1978 S. 1135, Bruck-Möller Bd I § 2 Anm. 16, PrölssMartin 23 § 2 Anm. 1). Das gilt auch, wenn die Prämie bei der Antragstellung im voraus bezahlt war (RG 12.X.1926 SeuffArch Bd 81 S. 3 5 - 3 6 ) . Dem trägt auch die zur Einbruchdiebstahlv ergangene Entscheidung BGH 16.VI.1982 VersR 1982 S. 842 Rechnung, in der ausdrücklich davon ausgegangen wird, daß in der Lebensv — anders als in der Einbruchdiebstahlv — auch unter Berücksichtigung der Interessen des Vers grundsätzlich nur eine Rückdatierung in Frage kommt. Eine Besonderheit findet sich bei der Annahme einer Rückwärtsv nach LG Köln 4.VI.1975 VersR 1976 S. 1 5 9 - 1 6 0 in der Berufsunfähigkeitszusatzv. Da nach §1 Nr 1 AVB-BUZ der Haftungszeitraum mit dem Zeitraum der Prämienzahlung gleichgesetzt werde, habe die Rückdatierung des Beginns der Prämienzahlung die Wirkung einer Rückwärtsv. Dem kann nicht gefolgt werden. § 1 Nr 1 der Bedingungen beinhaltet eine Konkretisierung der Leistungsverpflichtung des Vers und bezieht sich nicht auf die Regelung des Beginns der Berufsunfähigkeitszusatzv, hierfür gelten die entsprechenden Bestimmungen der Hauptv (im einzelnen OLG Köln 8.III.1976 VersR 1976 S. 655). [D 11] (4) Kenntnis vom Versicherungsfall Ob der Rückwärtsvsvertrag wirksam, nur teilweise wirksam oder unwirksam ist, richtet sich nach dem Wissen, der Kenntnis der beiden Vertragsparteien, bei der Lebensv mit einer fremden Gefahrsperson gemäß § 161 auch nach dem Wissen der Gefahrsperson. Die Wirksamkeit des Vertrages bestimmt sich nicht nach dem Kennenmüssen, weder den Ver noch den Vmer oder die Gefahrsperson trifft eine Erkundigungspflicht. Erfolgt der Abschluß des Vsvertrages nicht durch den Ver und den Vmer, sondern durch Bevollmächtigte oder Vertreter ohne Vertretungsmacht, so käme es nach § 166 I BGB auf die Kenntnis des Vertreters an; nach § 166 II 1 BGB käme dabei auch die Kenntnis des Vertretenen in Betracht, wenn der Bevollmächtigte nach bestimmten Weisungen des Vertreters gehandelt hat. Für das Vsvertragsrecht erschien es dem Gesetzgeber notwendig, diese Vorschrift zum Schutz gegen ein unredliches Verhalten insbesondere des Vmers zu erweitern. So wird nach § 2 III sowohl auf die Kenntnis des Vertreters als auch des Vertretenen abgestellt. Das gilt allerdings nur für den Abschluß des Rückwärtsvsvertrages durch einen Bevollmächtigten oder einen Vertreter ohne Vertretungsmacht, wird der Vertrag von einem gesetzlichen Vertreter geschlossen, so entscheidet nach § 1661 BGB nur die Kenntnis des Vertreters (BruckMöller Bd I § 2 Anm. 40).

492

Winter

Anm. D 13

II. Beginn der Lebensversicherung [D 12] cc) Riickdatierung (1) Begriff

Vor der Rückwärtsv zu unterscheiden ist die Riickdatierung, auch als unechte Rückwärtsv bezeichnet. Eine Rückdatierung liegt vor, wenn der technische Vsbeginn vor den formellen Vsbeginn gelegt wird, ohne daß gleichzeitig — wie in der Rückwärtsv — auch der materielle Vsbeginn zurückverlegt wird. Eine Rückdatierung ist also eine bloße Vorziehung des Prämienleistungszeitraums und hat keine Auswirkungen auf die Dauer der Gefahrtragung. Anders verhält es sich mit dem sonstigen Umfang der Gefahrtragung, eine Rückdatierung kann zu einer Erhöhung der Vsleistung führen. Beispiele für eine Rückdatierung: RG 12.X.1926 SeuffArch Bd 81 S. 3 5 - 3 6 , KG 10.X.1936 VA 1936 S. 2 6 7 - 2 6 8 Nr. 2931, OLG Hamburg 6.X.1920 HansRZ 1920 Sp. 707-708, OLG München 26.1.1951 VersR 1951 S. 74, OLG Stuttgart 28.X.1958 VersR 1959 S. 262, OLG Düsseldorf 23.IV.1963 VersR 1963 S. 1041 - 1 0 4 2 , OLG München 1.11.1965 VersR 1965 S. 373, OLG Oldenburg 28.IX.1972 VersR 1972 S. 1113, OLG Hamm 20.11.1975 VersR 1976 S. 144, OLG Köln 8.III.1976 VersR 1976 S. 6 5 4 - 6 5 5 , OLG Hamm 28.IV.1978 VersR 1978 S. 1064, LG Paderborn 10.VII.1951 VersR 1951 S. 256. [D 13] (2) Gründe Im Gegensatz zur Rückwärtsv kommt eine Rückdatierung in der Lebensv häufig vor. Die Gründe für eine Rückdatierung sind verschiedenartig. Dabei ist danach zu differenzieren, ob die Rückdatierung von den Vertragsparteien gewollt war oder ob sie mehr zufallig eingetreten ist, weil sich ζ. B. die Annahme des Vsantrages verzögerte. Bei der gewollten Rückdatierung geht es meist darum, für die Prämienberechnung bzw. Leistungsberechnung ein jüngeres Lebensalter der Gefahrsperson zugrunde zu legen; angesichts der Heraufsetzung des Höchstalters bei der Vsfähigkeit auf 80 Jahre ist eine Rückdatierung wegen Überschreitung des Höchstalters insoweit bedeutungslos geworden (vgl. dazu VerBAV 1975 S. 4 7 6 - 4 8 4 , geändert gemäß VerBAV 1981 S. 2 2 0 - 2 2 1 , im einzelnen oben Anm. C 18; KG 10.X.1936 VA 1936 S. 267 Nr 2931 entschied zu einem Fall, in dem eine Rückdatierung bei einem Höchstalter von 60 Jahren vorgenommen worden war). Auf die Möglichkeit, durch eine Rückdatierung der V in den Genuß niedrigerer Prämien zu gelagen, verweist OLG München 26.1.1951 VersR 1951 S. 74, auf die Erreichung eines höheren Tarifs oder eines früheren Endes der V durch Rückdatierung nimmt OLG München 1.II.1965 a . a . O . Bezug. Auch durch eine Überschußbeteiligung vom Zeitpunkt des zurückverlegten technischen Beginns der V an kann eine Erhöhung des Vsschutzes erfolgen. In dem von OLG Oldenburg 28.IX.1972 a. a. O. entschiedenen Fall ist eine Rückdatierung vorgenommen, um für einen bestimmten Zeitraum zu bemessende Arbeitgeberzuschüsse zu einer Lebensv im Rahmen des Vermögensbildungsgesetzes zu sichern. Ähnlich verweist OLG Hamm 20.11.1975 a. a. O. auf die Möglichkeit einer Förderung nach dem 624-Mark-Gesetz (jetzt 4. Vermögensbildungsgesetz). In solchen Fällen wie den beiden letztgenannten ist die Erlangung des Vsschutzes — insbesondere bei jüngeren Vmern — nur sekundäres Ziel, primär wird von dem Vmer die staatliche Föderung erstrebt. Häufig findet eine Rückdatierung auch nur deshalb statt, weil es dem Ver im Interesse der Verwaltungsvereinfachung geboten erscheint, die Prämienzahlungstermine auf bestimmte Zeitpunkte, beispielsweise auf den ersten oder den ersten und fünfzehnten eines Monats festzulegen (vgl. RAA VA 1914 S. 134). Eine Rückdatierung kann jedoch nicht vorgenommen werden, um die Selbstmordwartezeit abzukürzen (vgl. dazu unten Anm. D 16). Winter

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Anm. D 15

D. Dauer des Lebensversicherungsvertrages

[D 14] (3) Vornahme Die Rückdatierung erfolgt in aller Regel dadurch, daß als Vsbeginn ein vor der Antragstellung bzw. vor dem Vertragsschluß liegendes Datum in den Vsantrag und den Vsschein eingesetzt wird, wobei die Aufnahme eines vor dem Vertragsabschluß liegenden Datums in den Vsschein im Zweifel eben nur die Wirkung einer Rückdatierung und nicht auch einer Rückwärtsv hat (vgl. im einzelnen oben Anm. C 113,114, D 10). Bei der Gestaltung des Antragsvordrucks und des Vsscheins wird dabei darauf hingewirkt, daß materieller und technischer Vsbeginn als solche deutlich erkennbar werden. Vgl. dazu oben Anm. D 3. Bei der Rückdatierung darf jedoch nicht auch zugleich das Ausstellungsdatum des Vsscheins zurückdatiert werden. Aus der Eigenschaft des Vsscheins als einer für den Rechtsverkehr bestimmten Urkunde, die zudem von einer behördlich zugelassenen und behördlich beaufsichtigten juristischen Person ausgestellt wird, folgt, daß im Vsschein das tatsächliche Ausstellungsdatum erscheinen muß. Anderenfalls könnte bei einem unbefangenen Leser der Eindruck erweckt werden, daß der Vsschein zu dem als Ausstellungsdatum genannten früheren Zeitpunkt ausgestellt wurde (RAA VA 1914 S. 134-135). [D 15] (4) Folgen der Rückdatierung Die Rückdatierung beschränkt sich in ihren rechtlichen Auswirkungen grundsätzlich darauf, daß sich der Prämienschuldner verpflichtet, eine Prämie für einen vor dem formellen und materiellen Vsbeginn liegenden Zeitraum zu zahlen (OLG Hamm 20.11.1975 VersR 1976 S. 144-145, OLG Köln 8.III.1976 VersR 1976 S. 6 5 4 - 6 5 5 , OLG Hamm 18.1.1978 VersR 1978 S. 1135). Der Ver gewährt somit keinen Vsschutz für den von der Rückdatierung erfaßten Zeitraum, der Vmer erhält insoweit keine Gegenleistung. Mit der Rückdatierung verbunden ist jedoch, daß der Prämienberechnung dasjenige Lebensalter zugrunde gelegt wird, das dem technischen Vsbeginn entspricht (OLG Hamburg 6.X.1920 HansRZ 1920 S. 707), und daß durch die Rückdatierung ein höherer Tarif oder ein früheres Ende der V erreicht wird (OLG München 1.II.1965 VersR 1965 S. 373). Ob der Vmer an der Überschußbeteiligung so teilnimmt, als ob der Vsvertrag zum zurückverlegten Zeitpunkt begonnen hat, ist unterschiedlich geregelt und richtet sich nach dem einzelnen Geschäftsplan. Dem Grundsatz nach ist hier zu fordern, daß sich die Überschußbeteiligung auch auf den durch die Rückdatierung erfaßten Zeitraum bezieht. Grundsätzlich bewirkt die Rückdatierung nicht die Zurückverlegung des Beginns von Fristen, es sei denn, es ist etwas anderes vereinbart. So hat die Rückdatierung beispielsweise keinen Einfluß auf die Berechnung der Dreijahresfrist des § 6 Nr 1 ALB, innerhalb derer der Ver bei der Verletzung der vorvertraglichen Anzeigepflicht den Rücktritt vom Vertrage erklären kann (gleichlautend: § 6 Musterbedingungen für die Risikov, § 5 Musterbedingungen für die Rentenv, § 7 Musterbedingungen für die Vermögensbildungsv, § 10 Musterbedingungen für die Fondsgebundene Lebensv. Vgl. auch § 9 Musterbedingungen für die Berufsunfähigkeitsv und § 8 ALB a. F.). Dasselbe gilt für die Fristen nach §§ 163, 164 II. Vgl. im übrigen auch R G 26.V.1916 VA 1916 Anhand S. 7 3 - 7 5 und RG 2.1.1917 NeumannsZ 1917 S. 68: keine Abkürzung der früheren Sperrfrist für die Übernahme der Kriegsgefahr, dagegen RG 4.VII.1919 NeumannsZ 1919 S. 259. Zur Problematik der Abkürzung der Selbstmordfrist vgl. sogleich Anm. D 16, zur Berechnung des Rückkaufswerts und zur Abkürzung der Frist nach § 5 Nr 1 ALB a. F. bei Rückdatierung vgl. unten Anm. G. 494

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II. Beginn der Lebensversicherung

Anm. D 16

Eine Rückdatierung hat also auch nicht zur Folge, daß die materielle Vsdauer ohne weiteres unabhängig von dem Eingang des Einlösungsbeitrages beginnt. Insoweit sind die Bestimmungen des § 1 ALB und der ihm gleichlautenden Regelungen in den übrigen Bedingungswerken der Lebensv eindeutig, dieZahlung der Erstprämie bleibt ein Erfordernis für den materiellen Vsbeginn (Bruck-Dörstling § 2 Rz 23, Jacobi WuR 1920 S. 85). Durch die Rückdatierung wird die Erstprämie auch nicht zur Folgeprämie (RG 24.IX.1926 VA 1928 S. 1 Nr 1659, Bruck-Dörstling § 3 Rz 8). Verletzt dabei ein Vsvertreter durch eine Rückdatierung des Vsbeginns seine Pflichten aus dem Agenturvertrag, macht er sich dem Ver gegenüber schadenersatzpflichtig (LAG Düsseldorf 7.IX.1973 VerBAV 1974 S. 196). [D 16] (5) Keine Verkürzung der Selbstmordwartefrist Nach § 169 ist der Ver bei der Todesfallv bei einem Selbstmord der Gefahrsperson von der Verpflichtung zur Leistung der vereinbarten Vssumme frei, er hat nach § 176 II, IV lediglich die Rückvergütung zu erstatten. Demgegenüber bestimmt § 8 ALB in Abweichung von der gesetzlichen Regelung, daß bei einer Selbsttötung der Gefahrsperson die Leistungspflicht des Vers in voller Höhe bestehen bleibt, wenn beim Ableben der Gefahrsperson seit Zahlung des Einlösungsbeitrages oder der Wiederherstellung der V drei Jahre verstrichen sind (gleichlautend: § 8 Musterbedingungen für die Risikov, § 7 Musterbedingungen für die Rentenv, § 9 Musterbedingungen für die Vermögensbildungsv, § 12 Musterbedingungen für die Fondsgebundene Lebensv, vgl. auch § 10 S. 1 ALB a. F.). Nach den Allgemeinen Lebensvsbedingungen wird also der materielle Vsbeginn im Hinblick auf das Selbstmordrisiko — und nicht auch hinsichtlich des übrigen Risikos — um drei Jahre hinausgeschoben. Der Beginn der Wartefrist ist dabei die Zahlung des Einlösungsbeitrages — also der Beginn der materiellen Vsdauer — oder die Wiederherstellung der V. In einer Abkürzung der Wartefrist durch eine entsprechende Rückdatierung des Vertrages ist grundsätzlich eine Abweichung von dem generell aufgestellten Grundsatz (vgl. oben Anm. D 15) nach allgemeiner Auffassung nicht zu sehen (OLG Hamburg 6.X.1920 VA 1921 Anhang S. 1 4 - 1 5 , OLG Hamm 28.11.1936 HansRGZ 1936 A Sp. 4 6 2 - 4 6 3 , OLG Düsseldorf 23.IV.1963 VersR 1963 S. 1041-1042, OLG Hamm 28.IV.1978 VersR 1978 S. 1063, Bruck-Dörstling § 10 Rz 6, Bruck-Möller Bd I § 2 Anm. 6, Dörstling VersR 1953 S. 99, Prölss-Martin 23 § 10 ALB a. F. Anm. 3). Die allgemeine Ansicht verdient Zustimmung. Denn der Sinn der Wartezeit liegt darin, daß nach Ablauf der Frist zu vermuten ist, daß die Lebensv nicht im Hinblick auf einen geplanten Selbstmord abgeschlossen wurde. Es ist — obzwar sich solche Fälle in der Praxis ereignet haben — unwahrscheinlich, daß die Gefahrsperson den zunächst vielleicht gefaßten Entschluß, Selbstmord zu begehen, über drei Jahre hinweg aufrecht erhält. Mit Recht spricht Dörstling VersR 1953 S. 99 im Zusammenhang mit der Selbstmordwartefrist von einem Schutz des Lebensvers gegen die Gefahr der Selbstauslese durch Selbstmordkandidaten. Dieser Schutzzweck schließt es auch aus, die Rechtsprechung hinsichtlich anderer Wartefristen und ihrer Verkürzung durch eine Rückdatierung auf die Selbstmordwartefrist zu übertragen (vgl. dazu z. B. OLG Saarbrücken 18.VI.1971 VersR 1973 S. 461, das für die Unfallv eine Wartefristabkürzung durch Rückdatierung annimmt). Im Hinblick auf die Selbstmordwartefrist kann auch nicht auf K G 10.X.1936 JRPV 1937 S. 73 — 74 zurückgegriffen werden, das zu dem Fall einer nicht eindeutigen Bestimmung zur Zurückverlegung des Vsbeginns ergangen ist. Im Gegensatz zu der vom K G erörterten Klausel, nach der es auf ein einjähriges „Bestehen der V" ankam, ist der Beginn der Selbstmordwartefrist in § 8 ALB und den gleichlautenden Winter

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Anm. D 19

D. Dauer des Lebensversicherungsvertrages

Bestimmungen der anderen Bedingungswerke der Lebensv so geregelt, daß Zweifel bei der Auslegung nicht verbleiben (vgl. OLG Hamburg a. a. O., OLG Hamm a. a. O. und OLG Düsseldorf a. a. O.). § 5 AGB-Gesetz ist daher nicht anzuwenden. [D 17] e) Keine erweiterte Einlösungsklausel Eine erweiterte Einlösungsklausel, wie sie sich z. B. in § 3 I Abs. 3 S. 2 AHB oder in § 7 1 2 AUB findet, gibt es in der Lebensv nicht. Die Regelung des Vsbeginns in den Bedingungswerken der Lebensv ist insofern unglücklich, als kein Vsschutz gewährt werden muß, wenn die Gefahrsperson nach einer unternehmensinternen Annahme durch den Ver, aber vor deren Zugang beim Vmer stirbt. Es ist nicht einzusehen, weshalb dem Vmer bzw. dem sonst materiell Berechtigten nach der Entscheidung des Vers, den Antrag anzunehmen, und nach dem technischen Vsbeginn die Leistung verweigert werden soll, obwohl er den Einlösungsbeitrag entrichtet hat oder durch Erteilung einer Abrufermächtigung das Seine getan hat, daß der Ver den Beitrag ab technischem Vsbeginn erhält (Gerlach VerBAV 1978 S. 7 3 - 7 4 ) . Eine Änderung der Bedingungswerke der Lebensv in diesem Punkte wäre wünschenswert, wenngleich auf § 9 AGB-Gesetz nicht zurückgegriffen werden kann. [D 18] f) Sonderregelung: Gruppenversicherungsvertrag aa) Echte Gruppenlebensversicherung (1) Zwangsgruppenversicherung Zur automatischen oder Zwangsgruppenlebensv vgl. im einzelnen oben Anm. C 131. Besonderheiten im Hinblick auf den materiellen Vsbeginn zeigen sich hier beim Gruppenzugang. Tritt ein neues Gruppenmitglied hinzu, so bedarf es keiner Anmeldung des neuen Gruppenmitgliedes beim Ver und keiner Verständigung zwischen dem Vmer und dem Ver. Das neue Gruppenmitglied fällt zu dem Zeitpunkt, zu dem es die Gruppenzugehörigkeit erlangt, automatisch unter den Gruppenvsvertrag. Dieser Zeitpunkt ist auch für den materiellen Vsbeginn maßgeblich, es bedarf dabei nicht etwa der Zahlung einer anteiligen Erstprämie (Millauer S. 20). [D 19] (2) Gruppenversicherung mit rechtsbegründender Anmeldung Vgl. dazu im einzelnen oben Anm. C 132 — 135. Hinsichtlich des Anfangsbestandes gilt auch hier § 38 II, sofern keine abweichende Regelung getroffen worden ist. Zu den Grundsätzen bei einer Prämienteilleistung vgl. unten Anm. E. Angesicht dessen, daß die Einlösungsprämie nur einmal zu zahlen ist und sich somit auf den Anfangsbestand bezieht, gilt für die Zugangsrisiken, daß sich der Beginn der materiellen Vsdauer mit dem Beginn der formellen Vsdauer deckt, also mit dem Zugang der Anmeldung bzw. der Annahme oder mit dem Ablauf der Ablehnungsfrist wirksam wird. Häufig findet sich in der Praxis jedoch eine Vereinbarung, wonach der Beginn des materiellen Vsschutzes für jedes einzelne zur V gelangende Gruppenrisiko von der Zahlung des anteiligen Einlösungsbetrages abhängig sein soll. Angesichts dessen, daß Anmeldungen und Prämienzahlungen häufig nur jeweils einmal im Monat vorgenommen werden, verzögert sich damit der Beginn der Gefahrtragung durch den Ver. Bei einer solchen Vereinbarung besteht im Hinblick auf den materiellen Beginn des Vsschutzes kein Unterschied zwischen Anfangsbestand und Zugang (Millauer S. 25).

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III. Beendigung des Lebensversicherungsvertrages

Anm. D 21

[D 20] bb) Unechte Gruppenlebensversicherung Vgl. dazu im einzelnen oben Anm. C 136—138. Der materielle Vsschutz beginnt bei der unechten Gruppenv grundsätzlich erst nach einer gesonderten Einlösung. Es gibt hier keine einheitliche Prämienschuld, die auf einem rechtlich einheitlichen Vertrage basiert. Angesichts der Vielzahl von Vsverhältnissen ist Prämienschuldner nicht die Gruppenspitze, sondern das einzelne Gruppenmitglied als selbständiger Vmer. Das Einlösungsprinzip des § 38 II gilt somit nicht nur für den Anfangsbestand, sondern auch für sämtliche Zugänge. Wird in der Praxis durch eine Vereinbarung zwischen den Vertragspartnern das Einlösungsprinzip ausgeschlossen und statt dessen eine Regelung getroffen, die auf eine Anwendung des § 39 auch für die Erstprämie hinausläuft, so bestehen dagegen keine Bedenken. § 42 steht nicht entgegen, weil der einzelne Vmer durch eine solche Vereinbarung besser gestellt wird (Millauer S. 106). III. Beendigühg des Lebensversicherungsvertrages [D 21] Schrifttum: Adam ZfV 1963 S. 8 7 6 - 8 7 8 , Arnold ZfV 1953 S. 5 4 7 - 5 4 8 , Asmus ZVersWiss 1970 S. 4 9 - 5 6 , Bartmann ZVersWiss 1912 S. 2 0 1 - 2 0 2 , Beitzke, Nichtigkeit, Auflösung und Umgestaltung von Dauerrechtsverhältnissen, Schloß Bleckede 1948, Blum, Die Auflösungsgründe des Versicherungsvertrags-Verhältnisses, Diss. Erlangen 1933, Bruck-Dörstling, Das Recht des Lebensversicherungsvertrages, Mannheim-Berlin-Leipzig 1933, Dörstling H a n s R G Z 1930 Sp. 7 7 - 8 8 , Ehrenberg JRPV 1931 S. 1 8 5 - 1 8 8 , Förstenberg, Das Kündigungsrecht des Versicherers, Leipzig 1933, Freytag VW 1968 S. 1272-1273, ders. VW 1969 S. 1350-1352, ders. ZfV 1971 S. 5 7 0 - 5 7 3 , Gerlach VerBAV 1978 S. 7 2 - 7 4 , Gilbert DR 1941 S. 2356-2369, Goldberg-Müller, Versicherungsaufsichtsgesetz, Berlin-New York 1980, Gottschalk NeumannsZ 1922 S. 323, ders. H a n s R G Z 1928 Sp. 7 - 2 8 , ders. HansRGZ 1929 Sp. 6 6 5 - 6 7 4 , Haasen JRPV 1927 S. 3 5 9 - 3 6 0 , Hahn, Rücktritt und Kündigung im Versicherungsvertrage, Diss. Köln 1936, Härlen VW 1969 S. 510, Heckhausen, Die Anfechtung des Versicherungsvertrages, Diss. Köln 1937, Heller VW 1975 S. 1482-1483, Hennicke JW 1936 S. 178, Herold VN 1967 S. 1 3 - 1 4 , Kisch JW 1936 S. 1 4 9 - 1 5 1 , Kook, Der Gruppenvertrag in der Kollektivlebensversicherung, Diss. Berlin 1939, Lesser JRPV 1926 S. 2 2 6 - 2 2 7 , Lindt, Außerordentliche gesetzliche Auflösungstatbestände im Versicherungsvertrag, dargestellt an Hand des schweizerischen, deutschen und französischen Gesetzes über den Versicherungsvertrag sowie unter Einbezug eines Vorentwurfs zu Richtlinien der EWG, Bern-Frankfurt 1974, Loewe JRPV 1933 S. 3 6 - 3 7 , Magnusson VersR 1953 S. 3 0 0 - 3 0 1 , Millauer, Rechtsgrundsätze der Gruppenversicherung, 2. Aufl., Karlsruhe 1966, Möller HansRGZ 1930 Sp. 8 7 - 9 8 , ders. NeumannsZ 1939 S. 727 — 734, ders. Gedanken zum gedehnten Versicherungsfall, in: Festschrift für Eichler, Wien-New York 1977, Mueller ZVersWiss 1911 S. 1 3 - 4 2 , ders. ZVerWiss 1912 S. 202—203, Neuhaus, Das Rücktritts- und Anfechtungsrecht des Versicherers nach dem Versicherungsvertragsgesetz, Diss. Köln 1937, Pfeiffer JRPV 1930 S. 291 - 2 9 4 u. S. 3 2 8 - 3 3 1 , Prölss M D R 1947 S. 216 — 217, Prölss-Martin, Versicherungsvertragsgesetz, 23. Aufl., München 1984, Prölss-Schmidt-Frey, Versicherungsaufsichtsgesetz, 9. Aufl., München 1983, Remé, Die Gestaltungsrechte im Privatversicherungsrecht, Diss. Hamburg 1927, Roesch VN 1953 S. 9 7 - 9 9 , Rummel VP 1976 S. 2 1 3 - 2 1 4 , Schubeler, Die Rechte des Versicherungsnehmers bei Unsicherwerden des Versicherers, Diss. Hamburg 1953, Schulz, Zulässigkeit und Auswirkungen der Irrtumsanfechtung eines Lebensversicherungsvertrages durch den Versicherer, insbesondere bei zu niedrig dokumentierter Prämie, Karlsruhe 1958, Sieg in: Festschrift für Klingmüller, Karlsruhe 1974, S. 4 4 7 - 4 6 4 , Süß VersR 1952 S. 185, Toop NeumannsZ 1915 S. 1 8 7 - 1 8 8 , Wagner, Die Anfechtung von Versicherungsverträgen, Diss. Köln 1937, Waltenberger, Kündigung im Versicherungsvertragsgesetz, Diss. Erlangen 1937, Weil ZVersWiss 1911 S. 229 — 253, Wolf-Horn-Lindacher, AGB-Gesetz, München 1984, Wriede, Der gedehnte Versicherungsfall, Diss. Hamburg 1949.

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Anm. D 23

D. Dauer des Lebensversicherungsvertrages

[D 22] 1. Allgemeines a) Begriffliches Es sind das formelle, materielle und technische Ende der Lebensv zu unterscheiden. Formell ist ein Vsvertrag beendet, wenn alle sich aus ihm ergebenden Verpflichtungen erfüllt sind. Das materielle Ende ist das Ende der Gefahrtragung, das technische Ende ist der Zeitpunkt, bis zu dem die Prämie berechnet wird. Vgl. hierzu im einzelnen Bruck-Möller Bd I § 2 Anm. 8 und 9, Wagner Bd VI Anm. D 13, Wriede Bd VI Anm. D 16. Die vereinbarte Vsdauer ist von der gewählten Vsform abhängig. Es gibt Ven, die sich auf einen längeren Zeitraum erstrecken, aber auch solche, die nur für eine kurze Zeit abgeschlossen werden. Bei der reinen Todesfallv läuft die V bis zum Tode der Gefahrsperson, dabei kann allerdings vereinbart werden, daß die Prämienzahlung schon früher — z. B. bei Erreichung des 65. Lebensjahres — endet. Bei der Erlebensfallv endet der Vertrag, wenn die Gefahrsperson einen bestimmten, vertraglich vereinbarten Zeitpunkt erlebt; falls die Gefahrsperson diesen Zeitpunkt nicht erlebt, erlischt die V. Bei der V auf den Todes- und Erlebensfall endet die V entweder, wenn die Gefahrsperson beispielsweise das 65. Lebensjahr erreicht hat oder wenn sie stirbt. Eine Termfixv endet nur, wenn der festgelegte Zeitpunkt erreicht wird, und zwar unabhängig vom Tode der Gefahrsperson; stirbt die Gefahrsperson, so erlischt jedoch die Pflicht zur Beitragszahlung und — weil sich die Gefahr bereits verwirklicht hat — die Gefahrtragungspflicht des Vers, sie wandelt sich in eine Zahlungspflicht um. Die reine Risikov wird häufig nur für eine kurze Zeitspanne wie fünf oder zehn Jahre abgeschlossen. Die Leibrentenv knüpft an die Lebensdauer des Berechtigten an, bei der Zeitrentenv kommt es dagegen nicht darauf an, ob der Rentenberechtigte die einzelnen Fälligkeitstage erlebt. Die Berufsunfähigkeitsv endet, wenn die Gefahrsperson das 65. Lebensjahr vollendet, für die vermögenswirksame Lebensv gilt eine Mindestvertragsdauer. Bei sämtlichen der hier genannten Vsformen brauchen formelle, materielle und technische Beendigung des Vertrages nicht übereinzustimmen, insbesondere differieren insoweit auch die materielle und die technische Vsdauer. [D 23] b) Rechtsgrundlagen Für den Regelfall des Zeitablaufs oder des Eintritts des Vsfalls enthalten die Bedingungswerke der Lebensv keine ausdrückliche Regelung zur Beendigung des Vertrages. Spezielle Regelungen finden sich jedoch zu den Lösungsrechten des Vmers und des Vers. So gewährt § 4 ALB dem Vmer ein jederzeitiges Kündigungsrecht (gleichlautend: § 4 Musterbedingungen für die Risikoversicherung, § 4 Musterbedingungen für die Rentenversicherung, § 5 Musterbedingungen für die Vermögensbildungsversicherung, § 6 Musterbedingungen für die Fondsgebundene Lebensversicherung, § 7 Musterbedingungen für die Berufsunfahigkeitsversicherung). § 6 Nr 2 ALB enthält einen Hinweis auf das Recht des Vers, den Vertrag wegen arglistiger Täuschung anzufechten (gleichlautend: § 6 Nr 2 Musterbedingungen für die Risikoversicherung, § 5 Nr 2 Musterbedingungen für die Rentenversicherung, § 7 Nr 2 Musterbedingungen für die Vermögensbildungsversicherung, § 10 Nr 2 Musterbedingungen für die Fondsgebundene Lebensversicherung, § 9 Nr 2 Musterbedingungen für die Berufsunfähigkeitsversicherung). § 3 Nr 1 ALB regelt das Rücktrittsrecht des Vers bei Nichtzahlung der Erstprämie (gleichlautend: § 3 Nr 1 Musterbedingungen für die Risikoversicherung, § 3 Nr 1 Musterbedingungen für die Rentenversicherung, § 3 Nr 1 Musterbedingungen für die Vermögensbildungsversicherung, § 5 Nr 1 Musterbedingungen für die Fondsgebundene Lebensversicherung, § 6 Nr 1 Musterbedingungen für die Berufsunfähigkeitsversicherung). § 6 Nr 1 ALB gewährt ein Rück498

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III. Beendigung des Lebens Versicherungsvertrages

Anm. D 24

trittsrecht bei Verletzung der vorvertraglichen Anzeigepflicht (gleichlautend: § 6 Nr 1 Musterbedingungen für die Risikoversicherung, § 5 Nr 1 Musterbedingungen für die Rentenversicherung, § 7 Nr 1 Musterbedingungen für die Vermögensbildungsversicherung, § 10 Nr 1 Musterbedingungen für die Fondsgebundene Lebensversicherung, § 9 Nr 1 Musterbedingungen für die Berufsunfahigkeitsversicherung). § 3 Nr 2 ALB bezieht — wenn auch nicht ausdrücklich — die Kündigungsmöglichkeit des Vers bei Nichtzahlung der Folgeprämie mit ein (gleichlautend: § 3 Nr 2 Musterbedingungen für die Risikoversicherung, § 3 Nr 2 Musterbedingungen für die Rentenversicherung, § 3 Nr 2 Musterbedingungen für die Vermögensbildungsversicherung, § 5 Nr 2 Musterbedingungen für die Fondsgebundene Lebensversicherung, § 6 Nr 2 Musterbedingungen für die Berufsunfahigkeitsversicherung). Sämtliche dieser in den Bedingungswerken genannten Lösungsrechte entsprechen der Regelung des VVG, insbesondere auch unter Berücksichtigung der lebensvsrechtlichen Spezialnormen. Darüber hinaus richtet sich die Beendigung des Vsvertrages auch für die Lebensv nach weiteren Vorschriften, Grundsätzen und Rechtsinstituten, insbesondere auch allgemein-zivilrechtlicher Natur. Die Bedingungswerke der Lebensv enthalten somit keine abschließende Regelung der Beendigungstatbestände. [D 24] c) Schriftform bei Beendigung des Vertrages durch Willenserklärungen Endet der Vsvertrag nicht durch Zeitablauf oder durch Eintritt des Vsfalles, sondern vielmehr durch Erklärung von Anfechtung, Rücktritt oder Kündigung oder auch durch einen zwischen Ver und Vmer geschlossenen Aufhebungsvertrag, so ist die Formvorschrift des § 12 ALB zu beachten (gleichlautend: § 12 Musterbedingungen für die Risikoversicherung, § 11 Musterbedingungen für die Rentenversicherung, § 13 Musterbedingungen für die Fondsgebundene Lebensversicherung, § 17 Musterbedingungen für die Berufsunfahigkeitsversicherung). Nach Nr 1 Satz 1 der Bestimmung bedürfen Willenserklärungen, die das Vsverhältnis betreffen, der Schriftform, auch soweit dies nicht ausdrücklich bestimmt ist (ausdrücklich vorgeschrieben ist die Schriftform z. B. für die Kündigung des Vmers nach § 4 Nr 1 Satz 1 ALB). Liest man diesen Satz nicht im Zusammenhang mit dem nächsten Satz der Bestimmung des § 12 ALB, so kann er so ausgelegt werden, daß nicht nur die Willenserklärungen des Vmers, sondern auch die des Vers der Schriftform bedürfen. Das ist jedoch nicht zutreffend, denn aus der Inbezugnahme in Nr 1 Satz 2 der Bestimmung ist eindeutig erkennbar, daß hier nur Willenserklärungen des Vmers gemeint sind. Das entspricht auch der Entstehungsgeschichte der Bestimmung. Für den Ver findet sich in § 12 ALB somit keine Verpflichtung, sich der Schriftform zu bedienen. Doch wirkt sich diese Ungleichbehandlung von Vmer und Ver in der Praxis nicht aus, da der Ver seine Willenserklärungen in aller Regel schriftlich abgibt. Bei dem Kündigungstatbestand des § 39 — also dem Tatbestand, der für den Ver von besonderer Bedeutung ist und auf den oft zurückgegriffen werden muß — kommt hinzu, daß der Ver vor der Kündigung sowohl nach gesetzlicher Vorschrift als auch nach § 3 Nr. 2 ALB und den gleichlautenden Vorschriften der übrigen Bedingungswerke den Vmer schriftlich auf die Rechtsfolgen der Nichtzahlung der Folgeprämie und damit auch auf die Kündigung hinzuweisen hat. Andererseits leuchtet das Schriftlichkeitserfordernis des § 12 Nr 1 Satz 1 ALB für Willenserklärungen des Vmers auch ohne weiteres ein. Hier eine mündliche Willenserklärung als ausreichend anzusehen, würde zu erheblicher Rechtsunsicherheit führen. Eine Nichtbeachtung der Form Vorschrift des § 12 Nr 1 Satz 1 ALB hat im Zweifel die Nichtigkeit der Kündigungserklärung oder der sonstigen Willenserklärungen des Vmers zur Folge. Winter

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Anm. D 25

D. Dauer des Lebensversicherungsvertrages

Darüber hinaus ist in § 12 Nr 1 Satz 3 ALB und den gleichlautenden Vorschriften der übrigen Bedingungswerke bestimmt, daß Vsvertreter zur Entgegennahme der Kündigungserklärung und sonstiger Willenserklärungen nicht bevollmächtigt sind. Es handelt sich dabei um eine nach § 47 zulässige Beschränkung der dem Abschlußwie dem Vermittlungsvertreter nach § 43 Ziff. 1 zuerkannten Vollmacht, derartige Willenserklärungen entgegenzunehmen. Auf die Kommentierung von Bruck-Möller Bd I zu § 47 wird verwiesen. Für Willenserklärungen des Vers gegenüber dem Vmer sind § 12 Nr 2 ALB und die gleichlautenden Bestimmungen der übrigen Bedingungswerke zu beachten. Die Vorschrift ist vor dem Hintergrund der gesetzlichen Regelung des § 10 zu sehen, der auch im Lebensvsrecht Anwendung findet. Vgl. dazu im einzelnen Bruck-Möller Bd I § 10 Anm. 1 - 2 1 . Zur Bestellung eines Empfangsbevollmächtigten durch den Vmer vgl. im übrigen die zum Rücktritt nach §20 ergangene Entscheidung BGH 5.V.1982 NJW 1982 S. 2314-2316 sowie Horn in Wolf-Horn-Lindacher §23 AGB-Gesetz Rz 504 und Rassow VersR 1983 S. 898-899. Dazu ausführlich weiter unten Anm. F. [D 25] d) Gedehnter Versicherungsfall und Ende der materiellen Versicherungsdauer Auch in der Lebensv kann sich die Beendigung des Vsvertrages mit der Gefahrverwirklichung überschneiden, die Gefahrverwirklichung in Form eines gedehnten Vsfalles kann sich partiell noch während der materiellen Vsdauer, partiell aber schon außerhalb der Vsdauer vollziehen (allgemein zu dieser Problematik vgl. Wriede, Der gedehnte Versicherungsfall, Diss. Hamburg 1949). Davon nicht betroffen werden naturgemäß solche Lebensvsformen, bei denen die Vsleistung mit dem Erleben eines bestimmten Zeitpunktes zu erbringen ist. Hier liegt ein punktueller Vsfall vor. Aber auch der Todesfall einschließlich Unfalltod und die Berufsunfähigkeit können punktuell eintreten. Andererseits kann es durchaus vorkommen, daß die Ursachen, die schließlich zum Tode oder zur Berufsunfähigkeit führen, entweder teilweise oder gänzlich schon während der materiellen Vsdauer gesetzt werden, der Tod oder die Berufsunfähigkeit aber erst nach Beendigung des Vsvertrages eintreten. Das ist beim Unfalltod (vgl. dazu auch Wagner Anm. D 15 —18) und bei der Berufsunfähigkeit infolge eines Unfalles besonders deutlich (man denke beispielsweise an einen Verkehrsunfall, der sich während der materiellen Vsdauer ereignet und zu erheblichen Verletzungen der Gefahrsperson geführt hat, wobei der Tod bzw. die Berufsunfähigkeit erst nach Beendigung des Vertrages erfolgt). Ein derartiger gedehnter Vsfall kann sich aber auch bei sonstigen Todesfallen finden, so beispielsweise, wenn eine Erkrankung, die die Gefahrsperson trifft, noch während der materiellen Vsdauer beginnt, der Tod aber erst außerhalb dieses Zeitraumes eintritt. Darüber hinaus können sich Zweifel am genauen Zeitpunkt des Todeseintritts ergeben, wenn man an die medizinischen Möglichkeiten, den Tod hinauszuzögern, oder an sonstige Streitfragen der Todeszeitbestimmung denkt (vgl. im einzelnen unten Anm. G). Bei der Berufsunfähigkeitsv zeigt sich darüber hinaus die Besonderheit, daß sich die Berufsunfähigkeit regelmäßig über einen längeren Zeitraum erstreckt. Nach den Bedingungswerken der Lebensv ist allein auf den schließlich eingetretenen Tod der Gefahrsperson abzustellen (so besonders deutlich § 2 Nr 1 Β Musterbedingungen für die Fondsgebundene Lebensv, vgl. aber auch § 9 ALB, § 9 Musterbedingungen für die Risikoversicherung, § 8 Musterbedingungen für die Rentenversicherung, § 10 Musterbedingungen für die Vermögensbildungsversicherung und § 13 Musterbedingungen für die Fondsgebundene Lebensversicherung), dasselbe gilt für die Berufsunfähigkeitsv (wo § 1 Nr 1 BV deutlich darauf abstellt, ob die Gefahrsper500

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III. Beendigung des Lebensversicherungsvertrages

Anm. D 26

son während der Vsdauer berufsunfähig wird), die Berufsunfähigkeitszusatzv (auch hier ist nach der klaren Formulierung von § 1 Nr 1 BUZ allein entscheidend, ob die Gefahrsperson während der Dauer der V berufsunfähig wird) und die Unfallzusatzv (wo § 1 Nr 1 der Bedingungen ebenfalls deutlich auf den Unfalltod während der Vsdauer als Folge eines nach dem Inkrafttreten der Unfallzusatzv erlittenen Unfalles abstellt). Erleidet die Gefahrsperson daher während der materiellen Dauer der V z. B. einen Verkehrsunfall, der nach Ablauf der V zum Tode bzw. zur Berufsunfahigkeit führt, so kommt es nicht darauf an, daß die Todes- bzw. Berufsunfähigkeitsursache während der Vsdauer gesetzt worden ist, entscheidend ist allein, daß der Tod bzw. die Berufsunfähigkeit erst nach Ablauf der materiellen Vsdauer eintritt: Den Ver trifft in einem solchen Falle keine Leistungspflicht. In der Lebensv kommt es auf das Kausalereignis insoweit nicht an, die Rechtslage ist hier anders als in anderen Vszweigen wie z. B. in Teilbereichen der Haftpflichtv sowie in der Rechtsschutzv. Eine weitere Einschränkung enthält die Unfallzusatzv, wenn in § 1 Nr 1 Unfallzusatzvsbedingungen nicht nur darauf abgestellt wird, daß der Unfalltod während der Dauer der V, sondern auch das Unfallereignis während der Vsdauer eingetreten sein muß, wobei der Todeseintritt innerhalb eines Jahres nach dem Unfallereignis zu erfolgen hat. Das ist eine Einschränkung, die die übrigen Bedingungswerke der Lebensv nicht kennen. Dem Grundsatze nach kann in den übrigen Lebensvsformen die Ursache für den Tod bereits vor Beginn der materiellen Vsdauer gesetzt worden sein. Das wird praktisch jedoch nicht relevant, soweit das Unfallereignis oder die eingetretene Erkrankung Gegenstand der vorvertraglichen Anzeigepflicht sind. Bei wahrheitsgemäßer Anzeige des Unfalls bzw. der Erkrankung wird sich der Ver hüten, den Lebensvsvertrag abzuschließen; gibt der Vmer den vorangegangenen Unfall bzw. die Erkrankung nicht an, so wird der Ver leistungsfrei, § 21. Für einen vergleichbaren Fall, bei dem den Vmer jedoch keine der vorvertraglichen Anzeigepflicht vergleichbare Pflicht trifft, enthält § 3 Nr 3 BV eine Ausschlußregelung (ähnlich: § 9 Nr 5 Unfall-Zusatzvsbedingungen): Lebt die Gefahrtragungspflicht des Vers nach einer Unterbrechung wieder auf, so bleiben solche Vsfälle von der Gefahrtragungspflicht des Vers ausgeschlossen, die während der Unterbrechung des Vsschutzes eingetreten sind. Soweit die Bedingungswerke einen solchen Ausschluß nicht enthalten, würde die Geltendmachung des Vsanspruchs in einem solchen Falle Treu und Glauben widerstreiten. Unproblematisch ist, daß sich die Berufsunfähigkeit regelmäßig über einen längeren Zeitraum erstreckt. Das Ende der V ergibt sich aus den AVB bzw. aus der sonstigen vertraglichen Regelung. So bestimmt § 1 Nr 4 BV, daß der Anspruch auf die Berufsunfähigkeitsrente erlischt, wenn der Grad der Berufsunfähigkeit unter 50% absinkt, die Gefahrsperson stirbt oder die Vsdauer abläuft. [D 26] 2. Beendigung durch Zeitablauf oder durch Eintritt des Versicherungsfalles Im Normalfall endet die Lebensv durch Zeitablauf (Erleben eines bestimmten Zeitpunktes) oder durch Eintritt des Todes der Gefahrsperson oder durch Eintritt des Vsfalles in der Berufsunfähigkeitsv. Der Zeitablauf kann dabei eine dreifache Bedeutung haben: Zum einen ist er vereinbartes Ende der V, ohne daß er zugleich auch als Eintritt des Vsfalles anzusehen ist. Das ist typisch für die reine Risikov, so daß es auch bei Ablauf der V, wenn der Tod bzw. eine Berufsunfáhigkeit der Gefahrsperson während der Vsdauer nicht eingetreten ist, zu einer Zahlung der Vssumme bzw. der vereinbarten Rente nicht kommt. Zweitens kann der Ablauf der V — also das Erleben eines bestimmten Zeitpunktes — auch zugleich den Eintritt des Vsfalles bedeuten (Erlebensfallv), so daß der Ver zur Entrichtung der vereinbarten Winter

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Vsleistung verpflichtet ist. Ist der Vsfall — sei es durch Tod, Berufsunfähigkeit oder Zeitablauf — eingetreten, so wandelt sich die Gefahrtragungspflicht des Vers in eine Zahlungspflicht. Die dritte Möglichkeit des Zeitablaufs unterscheidet sich von den beiden zuvor genannten dadurch, daß hier bereits der Vsfall eingetreten ist und eine Rente gezahlt wird. Ablauf der V bedeutet hier das Ende der Vsleistung in der Rentenv (man denke an die Zeitrentenv oder auch an die Berufsunfahigkeitsv). Der Lebensvsvertrag wird grundsätzlich für einen bestimmten Zeitraum abgeschlossen. Eine Verlängerungsklausel — die dem Prinzip nach auch bei Lebensven vereinbart werden kann — findet sich in den Bedingungswerken der Lebensv nicht. Unstreitig gilt jedoch § 8 II in der Lebensv nicht, hier greift die Spezialnorm des § 165 ein, so daß im Normalfall nur der Vmer, nicht aber auch der Ver kündigen kann (Bruck-Möller Bd I § 8 Anm. 15, Prölss-Martin 23 § 8 Anm. 4). Grundsätzlich endet in der Lebensv der Vertrag nicht deswegen, weil sich das Risiko erhöht, die Gefahrsperson beispielsweise einen Berufswechsel vorgenommen hat und jetzt einen Beruf ausübt, der mit erheblich mehr Risiken verbunden ist. Hier bestehen in der Lebensv nur eingeschränkte Lösungsmöglichkeiten des Vers, vgl. §164 und unten Anm. F. Der Tod der Gefahrsperson bedeutet in der Berufsunfahigkeitsv einen Interesse- bzw. Gefahrenwegfall im Sinne des § 68, vgl. dazu BruckMöller-Sieg Bd II § 68 Anm. 14, 15 sowie unten Anm. E. Wird die Lebensv für eine bestimmte Reise oder ein sonstiges zeitlich begrenztes Geschehen genommen, so endet die Lebensv mit dem Ende der Reise. Solche Verträge werden häufig im Rahmen einer Gruppenv abgeschlossen, vgl. dazu unten Anm. D 58. [D 27] 3. Anfechtung Der Ver oder der Vmer kann seine Willenserklärung, die er beim Vertragsschluß abgegeben hat, wegen Irrtums, arglistiger Täuschung und Drohung anfechten, §§119, 123 BGB. Eine Einschränkung ergibt sich nur aus der Regelung zur Verletzung der vorvertraglichen Anzeigepflicht: Das Recht des Vers, wegen Irrtums über Gefahrumstände die Anfechtung zu erklären, ist ausgeschlossen (vgl. § 22); eine sonstige Irrtumsanfechtung wird dadurch jedoch nicht tangiert. Zur Irrtumsanfechtung des Vers (Beispiel: LG Hannover 15.V.1979 VersR 1979 S. 1146-1147) vgl. im einzelnen oben Anm. C 8 0 —88, zur Täuschungsanfechtung des Vers (Beispiel: LG Berlin 21.V.1979 VersR 1979 S. 1145-1146) vgl. ausführlich unten Anm. F, eine Drohungsanfechtung ist in der Praxis ohne Bedeutung. Ob der Umstand, über den der Vmer getäuscht hat, kausal für den Eintritt des Vsfalles war, ist ohne Bedeutung, hierin ist der praktisch bedeutsame Unterschied zum Rücktritt zu sehen (vgl. Wagner Bd VI Anm. D 28). Zur Anfechtung des Vmers wegen Irrtums oder arglistiger Täuschung vgl. oben Anm. C 79. Auch hier kommt eine Anfechtung wegen Drohung in der Praxis nicht vor. Die Anfechtung macht den Lebensvsvertrag von Anfang an nichtig. Hinsichtlich der Rechtsfolgen ist nach der Anfechtung durch den Ver und der Anfechtung durch den Vmer zu differenzieren: Bei der Anfechtung des Vers gilt die Regelung zur sog. Unteilbarkeit der Prämie, §40 I 1 verdrängt insoweit die Vorschriften der §§ 812 ff. BGB. Das gilt nach dem klaren Wortlaut des § 40 I 1 auch bei der Irrtumsanfechtung, eine gesonderte Behandlung erfordert jedoch die Irrtumsanfechtung wegen zu niedrig dokumentierter Prämie; vgl. dazu im einzelnen oben Anm. C 91 —95. Im übrigen gilt für die Kapitalv mit unbedingter Leistungspflicht § 176, für die kapitalbildende Erlebensfall- und 502

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Rentenv ist eine entsprechende Vertragsabrede erforderlich, vgl. dazu im einzelnen unten Anm. G. Bei der Anfechtung durch den Vmer kann sich der Ver, wenn der Vmer von ihm geleistete Prämien nach Bereicherungsgrundsätzen zurückfordert, nicht auf die sog. Unteilbarkeit der Prämie berufen, da sich § 40 I 1 unmißverständlich allein auf die Anfechtung des Vers bezieht. Der Ver kann jedoch geltend machen, daß er die übernommene Gefahr faktisch getragen hat, was im Wege der Saldierung zu berücksichtigen ist. Auch hier aber gilt die Sonderregelung des § 176 (Erstattung der Prämienreserve, angemessener Abzug des Vers). Vgl. hierzu im einzelnen unten Anm. G. [D 28] 4. Rücktritt a) Übersicht Ein Rücktrittsrecht des Vers ist in den Bedingungswerken der Lebensv für zwei Tatbestände geregelt: Zum einen wird dem Ver nach § 3 Nr 1 ALB und den dieser Vorschrift gleichlautenden Bestimmungen ein Rücktrittsrecht bei Nichtzahlung der Erstprämie gewährt, zum anderen hat er nach § 6 Nr 1 ALB und den entsprechenden Vorschriften der anderen Bedingungswerke ein Rücktrittsrecht bei Verletzung der vorvertraglichen Anzeigepflicht. Beide Regelungen stehen in Einklang mit den gesetzlichen Bestimmungen der §§ 38 I, 16 II. Ein Rücktrittsrecht des Vmers ist in die Bedingungswerke nicht aufgenommen, hier ist jedoch an ein Rücktrittsrecht analog § 325 BGB zu denken. Das Rücktrittsrecht ist ein Lösungsrecht, das bei Dauerschuldverhältnissen wie dem Vsvertrag jedenfalls dann nicht das angemessene Gestaltungsrecht ist, wenn das Schuldverhältnis schon über einen gewissen Zeitraum angedauert hat. So findet sich das Rücktrittsrecht auch im Lebensvsrecht nur vereinzelt, viel häufiger sind dagegen die Kündigungsrechte. Die Ausübung des Rücktrittsrechts erfolgt durch eine einseitige empfangsbedürftige Willenserklärung. Zu näheren Einzelheiten vgl. BruckMöller Bd I § 38 Anm. 21 - 2 8 , § 16 Anm. 5 2 - 5 4 . [D 29] b) Rücktritt des Versicherers wegen Nichtzahlung der Erstprämie Die Nichtzahlung der Erstprämie ist nicht nur von Bedeutung für den Beginn der Gefahrtragungspflicht, sie hat wegen des an sie anknüpfenden Rücktrittsrechts des Vers auch Folgen für den Gesamtvertrag. Da die Gefahrtragung des Vers infolge des Einlösungsprinzips nach der gesetzlichen Regelung — und sieht man damit von der vorläufigen Deckungszusage ab — noch nicht begonnen hat, ist dem Ver bei Nichtzahlung der Erstprämie ein Rücktrittsrecht (und nicht etwa ein Kündigungsrecht) gegeben worden (vgl. Begr. III S. 8—9). Entsprechend der Regelung in den Bedingungswerken und im Gesetz ist dabei zwischen einem echten und einem fingierten Rücktritt zu unterscheiden. Durch den Rücktritt wird der Vsvertrag in der Weise aufgelöst, daß schon erbrachte Leistungen zurückzugewähren sind (§ 346 S. 1 BGB), zu denken wäre beispielsweise an eine vorzeitige Aushändigung des Vsscheins. Trotz des Rücktritts hat der Ver nach § 40 II 2 aber einen Anspruch auf eine angemessene Geschäftsgebühr, also auf Zahlung eines Betrages, der zur Deckung erwachsener genereller und spezieller Unkosten geschuldet wird (vgl. dazu im einzelnen die Regelung in § 3 Nr 1 S. 3 ALB und die gleichlautenden Bestimmungen in den übrigen Bedingungswerken der Lebensv). Der echte Rücktritt setzt die objektive Tatsache der nicht rechtzeitigen Zahlung der Erstprämie (also keinen Verzug) sowie die Abgabe einer Rücktrittserklärung des Winter

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Vers voraus. Der fingierte Rücktritt ist gegeben, wenn der Anspruch auf die Prämie nicht innerhalb von drei Monaten vom Fälligkeitstage an gerichtlich geltend gemacht wird. Diese Regelung bewirkt, daß bei einem von vornherein zahlungsunwilligen Schuldner nicht noch weitere Verwaltungskosten aufgewendet werden müssen, wenn sich der Ver vom Vertrage lösen will. Im einzelnen dazu unten Anm. E. [D 30] c) Rücktritt des Versicherers wegen Verletzung der vorvertraglichen Anzeigepflicht Auch beim Rücktritt nach § 6 Nr 1 ALB und den gleichlautenden Bestimmungen der übrigen Bedingungswerke sind die durch den Rücktritt des Vers ausgelösten Rückgewährspflichten modifiziert. Der Rücktritt — den der Ver während der ersten drei Jahre (also auch erhebliche Zeit) nach Abschluß des Vertrages erklären kann — äußert keine echten Rückwirkungen auf den Vertragsschluß. Nach § 40 I 1 hat der Ver Anspruch auf die Prämie bis zum Schluß der Vsperiode, er trägt die Gefahr bis zum Zugang seiner Rücktrittserklärung und ist bei Eintritt des Vsfalles nur im engen Rahmen des § 21 — also nur insoweit, als der verschwiegene Gefahrumstand für den Eintritt des Vsfalles kausal gewesen ist — leistungsfrei. Soweit es bei einer Lebensv — wobei die begrenzte Anfechtungsfrist zu berücksichtigen ist — zur Ansammlung eines Deckungskapitals gekommen ist (wie z. B. bei der vermögenswirksamen Lebensv), gilt auch insoweit § 176. Vgl. im einzelnen dazu unten Anm. F und Anm. G. Fälle: BGH 29.V.1980 VerBAV 1980 S. 2 7 9 - 2 8 2 , BGH 13.X.1982 VersR 1983 S. 2 5 - 2 6 , OLG Stuttgart 20.V.1981 VersR 1982 S. 7 9 7 - 7 9 8 . Das Rücktrittsrecht kann mit der Anfechtung wegen arglistiger Täuschung konkurrieren. Dabei hat der Ver zu berücksichtigen, daß er beim Rücktritt eine arglistige Täuschung des Vmers nicht zu beweisen braucht (zu den Anforderungen an den vom Ver zu führenden Nachweis arglistiger Täuschung vgl. zuletzt OLG Hamm 12.VIII.1983 VersR 1984 S. 231), es genügt der Nachweis des Verschweigens eines gefahrerheblichen Umstandes oder der Falschbeantwortung einer entsprechenden Frage; der dem Vmer bzw. dem aus dem Vertrage sonst Berechtigten obliegende Nachweis mangelnden Verschuldens — vgl. §§16 III, 17 II — dürfte nur in Ausnahmefällen gelingen. Andererseits hat der Ver zu bedenken, daß er bei einer Täuschungsanfechtung auch in den Fällen leistungsfrei wird, in denen der verschwiegene Umstand für den Eintritt des Vsfalles nicht kausal wird (zur Problematik des Kausalitätserfordernisses nach § 21 vgl. auch BGH 28.IV.1971 VersR 1971 S. 662 sowie unten Anm. F). [D 31] d) Rücktritt des Versicherungsnehmers analog § 325 BGB Ein Rücktritt analog § 325 BGB kann nur in seltenen Fällen zur Beendigung der Lebensv führen, eben weil die Rechtsfolge der beiderseitigen Rückgewährspflicht für eine Lebensv, die einmal begonnen hat, nicht paßt, da die Gefahrtragungsleistung des Vers nicht rückgängig zu machen ist (vgl. auch § 6 IV). Nach OLG Stuttgart 30.XII.1966 VersR 1968 S. 4 6 5 - 4 6 7 kann der Vmer von einem Lebensvsvertrag, der die Zusage einer erststelligen Hypothek einschließt, u. U. dann in entsprechender Anwendung von § 325 I BGB zurücktreten, wenn der Ver die Vertragserfüllung nachträglich davon abhängig macht, daß mit einem anderen Ver bestimmte weitere Ven abgeschlossen werden. Die Tatsache, daß das Vsunternehmen, bei dem der Vmer den Vsvertrag abgeschlossen hat, durch Verschmelzung in ein anderes Vsunternehmen übergeht, gibt dem Vmer nach R G 6.XI.1908 D R 1910 Nr. 213 jedenfalls dann 504

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Anm. D 32

kein Rücktrittsrecht, wenn das Vermögen des übernommenen Unternehmens noch getrennt verwaltet wird. Im allgemeinen wird man davon ausgehen können, daß der Schutz der §§ 14 VAG, 347, 353 AktG usw. ausreicht. Der Ansicht Lessers JRPV 1926 S. 226—227, wonach der Vmer bei Unzumutbarkeit bzw. Unsicherheit des Vers ein Rücktrittsrecht haben soll, ist nicht beizupflichten. Auch hier führt ein Kündigungsrecht zu angemesseneren Ergebnissen. [D321 5. Kündigung a) Allgemeines Ein Kündigungsrecht wird in den Bedingungswerken der Lebensv nur an einer Stelle ausdrücklich erwähnt: Nach § 4 ALB und den gleichlautenden Bestimmungen der übrigen Bedingungswerke hat der Vmer — in Übereinstimmung mit der halbzwingenden Norm des § 165 — ein jederzeitiges Kündigungsrecht. Ein Kündigungsrecht des Vers wird in den AVB nicht behandelt, doch enthalten § 3 Nr 2 ALB und die gleichlautenden Bestimmungen der übrigen Bedingungswerke einen Verweis auch auf das gesetzliche Kündigungsrecht der halbzwingenden Vorschrift des § 39 III. Hinzukommen noch das Kündigungsrecht des Vers bei einer Gefahrerhöhung (vgl. § 164), das Kündigungsrecht des Vers wegen Konkurseröffnung über das Vermögen des Vmers (vgl. § 14) und die analog §§ 626, 723 BGB für beide Vertragsparteien bei allen Dauerschuldverhältnissen zwingend eröffnete Möglichkeit, aus wichtigem Grunde zu kündigen. Der Ver hat jedoch kein jederzeitiges Kündigungsrecht. Es gehört zu der vom Ver bei Vertragsschluß übernommenen Gefahr, daß die Gefahrsperson älter wird und Krankheiten oder sonstige lebensverkürzend wirkende Umstände eintreten können. Dem Ver soll nicht die Möglichkeit geboten werden, sich von dem Risiko zu trennen, wenn es im Laufe der Jahre naturgemäß und erwartungsgemäß schwerer wird und der Vmer einen neuen Lebensvsvertrag zu der ursprünglich vereinbarten Prämie nicht mehr abschließen kann. So erklärt es sich auch, daß das Lösungsrecht des Vers auch bei einer Gefahrerhöhung im Bereiche der Lebensv entsprechend eingeschränkt ist. Vgl. dazu im einzelnen unten Anm. F. Gleichwohl ist die Kündigung die bei weitem wichtigste und häufigste Form der einseitigen Vertragsbeendigung. Sie wird — ihre Berechtigung vorausgesetzt — wirksam mit Zugang der Erklärung beim Vertragsgegner, §§ 130 — 132 BGB, für die Kündigung des Vmers vgl. auch § 12 Nr 1 S. 2 ALB und die gleichlautenden Bestimmungen der übrigen Bedingungswerke der Lebensv. Die aufgrund einer Kündigung herbeigeführte Vertragsbeendigung oder Teilbeendigung kann nicht durch einseitige Erklärung rückgängig gemacht werden, doch kann in der Zustimmung des Vertragspartners zu dem Widerruf der Kündigung die Vereinbarung der Fortsetzung des alten Vertrages gesehen werden. Die Zustimmung kann dabei auch konkludent erfolgen, z. B. durch die Entgegennahme der weiteren Prämien (vgl. ÖOGH 14.XI.1963 VersR 1964 S. 599). Die Kündigung muß den Willen des Kündigenden unmißverständlich zum Ausdruck bringen und klar ergeben, ob sich die Kündigung auf den gesamten Vertrag oder nur einen Teil — etwa die Zusatzv — beziehen soll (vgl. Starke VersR 1950 S. 142). Die bloße Androhung der Kündigung genügt ebensowenig wie die bloße Einstellung der Prämienzahlung (vgl. LG Stuttgart 7.IV.1951 VersR 1951 S.162, LG Düsseldorf 8.VI.1951 VerBAV 1951 S. 125, Wriede Bd VI Anm. D 31).

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D. Dauer des Lebensversicherungsvertrages

[D 33] b) Kündigungsrechte des Versicherers aa) Kündigung wegen Nichtzahlung einer Folgeprämie (1) Grundlegung Nach § 39 III, § 3 Nr 2 ALB und den gleichlautenden Bestimmungen der übrigen Bedingungswerke ist unter bestimmten Voraussetzungen eine Kündigung des Vers wegen Nichtzahlung einer Folgeprämie möglich. Wegen der näheren Einzelheiten, insbesondere auch wegen der Kündigungsvoraussetzungen, wird auf Anm. E verwiesen. Die Kündigung kann dabei erfolgen, nachdem die von dem Ver in dem Mahnschreiben gesetzte Zahlungsfrist verstrichen ist und der Vmer mit der Zahlung im Verzuge ist (isolierte Kündigung), sie kann aber auch vor Fristablauf in Verbindung mit der Mahnung erfolgen (verbundene Kündigung). Die isolierte Kündigung (§ 39 III 1), die nach Fristablauf erfolgen kann und nicht zu lange verzögert werden darf (Arnold ZfV 1953 S. 547-548, VA 1939 S. 59), ist eine fristlose. Sie setzt zunächst den Ablauf der Zahlungsfrist und weiterhin die Nichtzahlung oder nicht vollständige Zahlung bis zum Zeitpunkt des Zugangs der Kündigungserklärung voraus. Dabei ist auf die Leistungshandlung, nicht aber auf den Leistungserfolg abzustellen. Hat der Vmer die Zahlung geleistet, bevor ihm die Kündigung zugegangen ist, so ist die Kündigung unwirksam. Schließlich ist erforderlich, daß der Vmer mit der Zahlung im Verzuge ist. Obwohl § 39 III 1 den Verzug auf den Ablauf der Zahlungsfrist bezieht oder zumindest mißverständlich ist, kommt es nicht auf den Verzug im Zeitpunkt des Fristablaufs, sondern auf jenen im Zeitpunkt der Kündigung an (VA 1915 S. 173, Bruck-Möller Bd I § 39 Anm. 40, a. M. Prölss-Martin 23 §39 Anm. 7 b, OLG Bamberg 21.III.1975 VersR 1976 S. 652). Denn es ist nicht verständlich, warum insoweit die Leistungsfreiheit und die Kündigung unterschiedlich behandelt werden sollen. Die schon vor Fristablauf erfolgende verbundene Kündigung (§ 39 III 2) dient der Vereinfachung des Geschäftsbetriebes. Obwohl die Kündigung grundsätzlich ein bedingungsfeindliches Rechtsgeschäft ist, kann sie hier zugelassen werden, da der Eintritt der Bedingung von dem eigenen Verhalten des Vmers, nämlich der Zahlung der Prämien innerhalb der Mahnfrist, abhängt. Da die qualifizierte Mahnung und die Kündigung in einer Urkunde miteinander verbunden werden, erweitert sich der Inhalt des Mahnschreibens, und zwar insbesondere im Hinblick auf die Rechtsfolgenbelehrung. Für den Eintritt der Kündigungswirkungen ist erforderlich, daß die in der Mahnung gesetzte Zahlungsfrist abläuft, daß der Prämienschuldner nicht oder nicht vollständig zahlt und daß der Prämienschuldner bei Fristablauf mit der Zahlung im Verzuge ist. Hier kommt es für den Verzug also allein auf diesen Zeitpunkt an. [D 34] (2) Wirkungen der Kündigung Die Kündigung führt zur Beendigung des Vsverhältnisses, die Kündigungswirkungen treten mit dem Zugang der Kündigungserklärung oder dem Fristablauf ein, insbesondere endet auch die Gefahrtragung des Vers zu diesem Zeitpunkt. Für die Lebensv gilt dabei eine Besonderheit: Handelt es sich um eine umwandlungsfähige V und ist ein Vsschutz in geminderter Höhe möglich, so wandelt sich die V nach §175 mit der Kündigung automatisch in eine beitragsfreie V um (zur Umwandlung vgl. unten Anm. E). Wird die im Geschäftsplan festgelegte Mindestvssumme bzw. Mindestrente nicht erreicht, so wird in der Regel der vorhandene Rückkaufswert ausgezahlt. Vgl. dazu im einzelnen unten Anm. G. Gemäß § 40 II 1 gebührt dem Ver die Prämie bis zur Beendigung der laufenden Vsperiode. Dabei ist Ziff. 3.3 der Geschäftsplanmäßigen Erklärungen zu beachten, 506

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III. Beendigung des Lebensversicherungsvertrages

Anm. D 36

wonach sich der Ver verpflichtet, an rückständigen Beiträgen (abgesehen von den ausdrücklich gestundeten Beiträgen) in keinem Falle mehr als die Beiträge für den Zeitraum eines Jahres nebst Zinsen und Kosten geltend zu machen. Diese Verpflichtung ist im Zusammenhang mit der isolierten Kündigung zu sehen, es soll vermieden werden, daß durch eine verzögerte Kündigung das Deckungskapital durch Beitragsrückstände aufgezehrt wird (VA 1939 S. 59, Arnold ZfV 1953 S. 547-548). [D 351 (3) Fortfall der Wirkungen Nach der Vorschrift des § 39 III 3 fallen die Wirkungen der Kündigung wieder fort, wenn die Zahlung innerhalb eines Monats nach der Kündigung oder, wenn die Kündigung mit der Fristbestimmung verbunden ist, innerhalb eines Monats nach dem Ablauf der Zahlungsfrist nachgeholt wird. Voraussetzung ist allerdings, daß der Vsfall vor der Prämienleistung noch nicht eingetreten ist. Die Nachholung der Zahlung, die zum Wiederaufleben der V führt, braucht sich dabei nur auf die angemahnte Prämie zu beziehen. Wäre in der Zwischenzeit eine weitere Prämienleistung zu erbringen gewesen, wenn der Vertrag nicht gekündigt wäre, so kommt es für die Wiederbelebung der V auf die nach der angemahnten Prämie zu leistende Prämie also nicht an. Es bedarf für die Wiederinkraftsetzung der V lediglich der Zahlungsnachholung, eine besondere Willenserklärung des Prämienschuldners ist nicht erforderlich. Mit Recht wird die Kündigung angesichts der Wiederbelebungsmöglichkeit daher als auflösend bedingte Kündigung bezeichnet (Bruck-Möller Bd I § 39 Anm. 50). Nach Ablauf der Monatsfrist des § 39 III 3 kommt eine Wiederinkraftsetzung der V nur durch Vereinbarung zwischen Ver und Vmer in Frage. Nach Ziff. 3.2 der Geschäftsplanmäßigen Erklärungen ist der Ver verpflichtet, in dem Mahn- und Kündigungsschreiben dem Vmer das Recht einzuräumen, nach Beendigung der gesetzlichen Wiederbelebungsfrist innerhalb von sechs Monaten, gerechnet vom Fälligkeitstermin der erstmals unbezahlt gebliebenen Prämie, durch Nachzahlung sämtlicher rückständiger Prämien und Kosten — und zwar einschließlich der seit der Kündigung weiter fällig gewordenen Prämien — die V wieder in Kraft zu setzen. In dem Mahn- und Kündigungsschreiben ist also eine Offerte auf Weiterführung des beendeten Vertrages enthalten, die von dem Vmer durch die Nachzahlung angenommen wird (vgl. auch § 4 Nr 4 S. 2 ALB a. F.). Zu Vorbehalten des Vers bei der Wiederinkraftsetzung vgl. VA 1933 S. 211. Vgl. im übrigen zur Wiederherstellung der V unten Anm. D 67. [D 36] (4) Sonderfall: Kündigung bei Nichtzahlung von Zinsen für ein Policendarlehn Das Policendarlehn kann zu den unterschiedlichsten Zwecken verwandt werden. Gerade in Zeiten einer wirtschafftlichen Rezension kommt es vor, daß ein Vmer ein Policendarlehn aufnimmt, um seiner Prämienverpflichtung nachkommen zu können und den Vsschutz aufrecht zu erhalten. Dabei erhebt sich die Frage, ob der Ver das Kündigungsrecht nach § 39 III auch ausüben kann, wenn der Vmer mit der Zahlung der Zinsen für das Policendarlehn in Verzug gerät. Das wird allgemein bejaht: VA 1909 S. 161, RG 9.1.1917 RGZ Bd 89 S. 309, OLG Dresden 12.11.1915 VA 1915 Anh. S. 4 0 - 4 1 , OLG Hamm 26.III.1934 VA 1934 S. 215, OLG Hamm 26.X.1935 VA 1936 S. 173 - 1 7 4 , Bruck-Dörstling § 7 ALB Rz 18, Bruck-Möller Bd I § 39 Anm. 4, Prölss-Martin 23 § 7 ALB a. F. Anm. 1. Gegen die Anwendung des § 39 auch auf diese Fälle kann eingewandt werden, daß diese Vorschrift ein Kündigungsrecht nur für den Fall gewährt, daß die Gegenleistung für die Gefahrtragung des Vers nicht erbracht wird. Vom Sinn und Zweck der Vorschrift her ist jedoch der allgemeinen Ansicht beizupflichten. Winter

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Anm. D 40

D. Dauer des Lebensversicherungsvertrages

[D 37] bb) Kündigung wegen Gefahrerhöhung Zur in der Lebensv nur sehr beschränkten Kündigungsmöglichkeit wegen einer Gefahrerhöhung vgl. § 164 VVG sowie im einzelnen unten Anm. F. Die Regelung in § 1 Nr 1 S. 4 ALB a. F., wonach als Erhöhung der Gefahr in der Lebensv insbesondere eine erhebliche Erkrankung oder Verletzung der Gefahrsperson gilt, ist in den neueren Bedingungswerken ohne Gegenstück geblieben. Die neueren Bedingungswerke enthalten also keine ausdrückliche Vereinbarung im Sinne des § 164 über eine in der Lebensv relevante Gefahrerhöhung, eine solche Vereinbarung findet sich jedoch in Individualvereinbarungen. § 29 a gilt auch in der Lebensv, nicht jedoch — wie sich aus § 164 a ergibt - § 41 a. [D 38] cc) Kündigung wegen Konkurseröffnung über das Vermögen des Versicherungsnehmers Nach § 14 I kann sich der Ver für den Fall der Eröffnung des Konkurses oder des Vergleichsverfahrens die Befugnis ausbedingen, das Vsverhältnis mit einer Frist von einem Monat zu kündigen (vgl. dazu Bruck-Möller Bd I Anm. zu § 14, Gilbert DR 1941 S. 2365-2369, Mueller VW 1971 S. 526). Wird der Konkurs über das Vermögen des Vmers eröffnet, so kann nach § 177 I 1 der namentlich bezeichnete Bezugsberechtigte mit Zustimmung des Vmers an seiner Stelle in den Vsvertrag eintreten. Auf diese Weise kann in vielen Fällen eine Kündigung vermieden werden (vgl. unten Anm. H). Zur Zurückforderung der Prämie durch den Vmer bei einer Kündigung nach § 14 VVG vgl. § 40 III VVG. Handelt es sich bei der V um eine V im Rahmen der Betrieblichen Altersversorgung und ist das BetrAVG anwendbar, so ist die Regelung zur Insolvenzsicherung zu beachten (Pensions-Sicherungs-Verein). [D 39] dd) Kündigung wegen positiver Forderungsverletzung durch den Versicherungsnehmer Hier gelten die allgemeinen Grundsätze, vgl. Prölss-Martin 23 § 8 Anm. 6 d. Für die Lebensv hat LG Mannheim 8.II.1934 JW 1934 S. 3080-3081 (mit zustimmender Anmerkung von Oellers) entschieden, daß die Androhung des Selbstmordes dem Ver ein fristloses Kündigungsrecht wegen positiver Forderungsverletzung gewährt. Diese Entscheidung begegnet Bedenken (vgl. auch Prölss-Martin 23 a.a.O.). Ein solches Kündigungsrecht kann dem Ver nur zugestanden werden, wenn es für ihn unzumutbar ist, an dem Vsvertrag festzuhalten. Denn die Kündigung hat für den Vmer einschneidende Folgen. Daher können nur wirklich ernstgemeinte Selbstmorddrohungen ein Kündigungsrecht gewähren, und das nur in Ausnahmefällen. Denn der Ver soll nicht die Möglichkeit haben, sich auf diese Weise von einem Risiko zu trennen, das sich durch eine nach Vertragsschluß auftretende Erkrankung, deren Folge die Selbstmorddrohungen sind, ergeben hat. Kein Kündigungsrecht ist auch gegeben, wenn die Selbstmorddrohungen in einem Zustand krankhafter Störung der Geistestätigkeit erfolgten, der die freie Willensbestimmung ausschließt; den Vmer trifft in einem solchen Falle kein Schuldvorwurf, und auch der Ver wäre nach § 169 S. 2 bei der Begehung des Selbstmordes in einem solchen Zustande nicht leistungsfrei. [D 40] ee) Kündigung bei abgetretenem Versicherungsanspruch Häufiger als in anderen Vszweigen findet sich in der Lebensv eine Abtretung von Ansprüchen auf die Vsleistung (die Bedeutung der Verpfändung tritt demgegenüber zurück). Dabei fragt sich, wer in einem solchen Falle der richtige Empfanger für die 508

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III. Beendigung des Lebensversicherungsvertrages

Anm. D 42

Kündigungserklärung des Vers wegen Nichtzahlung der Prämie oder aus einem anderen Grunde ist. Adressat ist trotz der Abtretung grundsätzlich der Vmer. Näheres bei Möller HansRGZ 1930 Sp. 87 und unten Anm. H. [D41] c) Kündigungsrecht des Versicherungsnehmers aa) Jederzeitiges Kündigungsrecht (1) Übersicht Von jeher ist der Vmer in der Lebensv nicht gehalten gewesen, den ganz überwiegend langfristig abgeschlossenen Vertrag auch durchzuhalten. Die Rücksichtnahme auf die möglicherweise schwankende wirtschaftliche Leistungsfähigkeit des Vmers und auf die mögliche Änderung seiner persönlichen Beziehungen zu anderen Personen, die bei langfristigen Verträgen das Interesse des Vmers an der Aufrechterhaltung des Lebensvsvertrages abschwächen oder sogar in Fortfall geraten lassen können, waren der gesetzgeberische Grund für das unabdingbare Kündigungsrecht des Vmers nach §§ 165, 178. Im Lebensvsrecht ist damit schon frühzeitig eine Forderung verwirklicht worden, wie sie aus Gründen des Verbraucherschutzes auch für andere Vszweige erhoben wird, nämlich dem Vmer die Möglichkeit zu eröffnen, sich nicht zu langfristig binden zu müssen. Nach § 165 I kann der Vmer das Vsverhältnis jederzeit für den Schluß der laufenden Vsperiode kündigen, wenn laufende Prämien zu entrichten sind; für den Fall, daß eine Einmalprämie zu leisten ist, besteht ein Kündigungsrecht für den in § 165 II genannten Fall. In den Bedingungswerken wird dem Vmer regelmäßig eine weitergehende, von der Vsperiode abweichende Kündigungsmöglichkeit eingeräumt: Nach § 4 Nr 1 ALB und den ihm gleichlautenden Bestimmungen kann der Vmer eine V mit einjähriger Vsperiode nicht nur auf den Schluß des laufenden Vsjahres, sondern auch innerhalb des Vsjahres mit einer Frist von einem Monat auf den Schluß eines jeden Ratenzahlungsabschnitts, frühestens jedoch auf den Schluß des ersten Vsjahres, ganz oder teilweise schriftlich kündigen. Darüber hinaus findet sich in den Bedingungswerken die mit § 176 in Einklang stehende Bestimmung, daß dem Vmer bei einer Kündigung der etwa vorhandene Rückkaufswert der V auszukehren ist.

[D 42] (2) Vereinbarkeit der bedingungsmäßigen Regelung mit §§ 165, 178 W G Die bedingungsmäßige Regelung hält sich dabei im Rahmen der §§ 165, 178. Soweit von der gesetzlichen Regelung abgewichen wird, handelt es sich um eine Abänderung zugunsten des Vmers: Er kann sich nach den AVB früher als gesetzlich vorgesehen von den für ihn lästigen Verpflichtungen aus dem Lebensvsvertrage lossagen (vgl. BGH 19.1.1956 VersR 1956 S. 121-122). Dabei kann nicht davon ausgegangen werden, daß der für den Vmer bestehende Vsschutz erst mit Ablauf der gesetzlichen Kündigungsfrist endet, wenn er nach Maßgabe der Bedingungen bereits zu einem früheren Zeitpunkt gekündigt und damit den Vsvertrag beendet hat. Tritt nach Wirksamwerden der Kündigung, aber vor Ablauf der gesetzlichen Kündigungsfrist der Vsfall ein, so besteht kein Vsschutz mehr, wie OLG Celle 1.XII.1949 VersR 1950 S. 33 (mit Anm. von Rebsamen) zu Recht feststellt. Die Erschwerung der Kündigungsmöglichkeit des Vmers nach § 165 durch Forderung der Schriftform für die Kündigung (§ 4 Nr 1 Satz 1 ALB und die gleichlautenden Bestimmungen der übrigen Bedingungswerke) ist nach § 178 I 2 zulässig. In den Lebensvsbedingungen früher enthaltene weitere Erschwerungen der Kündigungsmöglichkeit sind inzwischen fortgefallen. Winter

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Anm. D 44

D. Dauer des Lebensversicherungsvertrages

Das Kündigungsrecht des Vmers kann auch nicht ausgeschlossen werden, wenn der Ver zugleich Darlehnsgeber ist und der Kündigungsausschluß seiner Absicherung dienen soll. Hier muß sich der Ver auf andere Weise sichern; es ist grundsätzlich unerheblich, aus welchem Grunde die Kündigung des Vmers erschwert oder ausgeschlossen werden soll (Prölss-Martin 23 § 165 Anm. 6, vgl. auch Dörstling HansRGZ 1930 Sp. 77). [D43] (3) Kündigungsvoraussetzungen Besondere Kündigungsvoraussetzungen sind nicht geschaffen worden. Grundsätzlich ist jeder Lebensvsvertrag innerhalb der Grenzen der § 165, § 4 Nr 1 ALB usw. kündbar. Insbesondere braucht auch keine mehrjährige Vertragsdauer gegeben sein, bevor dem Vmer das Kündigungsrecht gewährt wird. Da sich in der Lebensv die Vsperiode (vgl. dazu § 9) grundsätzlich auf ein Jahr beläuft, kann nach der Bestimmung des § 165 I der Vertrag frühestens auf den Schluß des ersten Vsjahres gekündigt werden. Weil § 4 Nr 1 Satz 1 ALB und die gleichlautenden Bestimmungen auch eine Kündigung auf den Schluß eines jeden Ratenzahlungsabschnitts zulassen, könnte auch eine Kündigung beispielsweise zum Schluß des ersten Halbjahres erfolgen. Wenn das dadurch verhindert werden soll, daß in dieser Vorschrift die früheste Kündigungsmöglichkeit auf den Schluß des ersten Vsjahres vorgesehen wird, so befindet sich auch diese Regelung in Einklang mit der Bestimmung des § 165. Nur soweit es um die Auskehrung des Rückkaufswerts geht, kommt es darauf an, wie lange der Vertrag vor Ausübung des Kündigungsrechts bereits bestanden hat und welche Einzahlungen vorgenommen worden sind. [D44] (4) Kündigungsberechtigung Nicht der Prämienschuldner, sondern der Vmer ist kündigungsberechtigt. Sind mehrere Vmer an dem Vertrage beteiligt, so ist im Zweifel jeder von ihnen hinsichtlich seines Anteils zu der Kündigung berechtigt (§420 BGB), soweit nicht § 4 Nr 1 Satz 2 ALB und die gleichlautenden Bestimmungen der übrigen Bedingungswerke entgegenstehen. Bei Gesamtgläubigerschaft (§ 428 BGB, also z. B. bei einer Erbengemeinschaft) steht den Gläubigern das Kündigungsrecht gemeinsam zu. Mit dem Tode des Vmers geht das Kündigungsrecht auf die Erben über. Im Zweifel ist auch der Zessionar befugt, gemäß § 165 zu kündigen. Das Kündigungsrecht ist nicht höchstpersönlicher Natur und geht nach § 401 BGB auf den Zessionar über (Asmus ZVersWiss 1970 S. 50, a. A. Gottschalk HansRGZ 1928 Sp. 25); es ist nicht selbständig, sondern nur zusammen mit dem Anspruch auf die Hauptleistung des Vers abtretbar, verpfändbar und pfändbar (Prölss-Martin § 165 Anm. 5). Übt ein Sicherungszessionar das Kündigungsrecht aus, so kann darin eine positive Forderungsverletzung des Sicherungsvertrages liegen, die den Sicherungszessionar zum Schadenersatz verpflichtet. Das ist jedoch nicht der Fall, wenn der Sicherungsgeber der Prämienzahlungspflicht nicht nachkommt. Denn die Möglichkeit, beim Tode der Gefahrsperson die Vssumme ausgezahlt zu erhalten, besteht für den Sicherungszessionar nur, wenn die Prämien bezahlt werden. Geschieht das nicht, stellt es keinen Verstoß gegen den Sicherungsvertrag dar, wenn der Sicherungszessionar auf das Kündigungsrecht zurückgreift, um die Rückvergütung zur Sicherung zu verwerten (RG 8.IV.1907 LZ 1907 Sp. 438, vgl. im übrigen im einzelnen unten Anm. H).

Auch zum Kündigungsrecht des Pfandgläubigers und des Pfändungspfandgläubigers vgl. unten Anm. H. 510

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III. Beendigung des Lebensversicherungsvertrages

Anm. D 47

Beim Konkurs des Vmers gilt: Waren die Prämien bezahlt, kann der Konkursverwalter kündigen, Begünstigungen aussprechen oder widerrufen. Waren die Prämien noch nicht bezahlt, hat der Konkursverwalter das Wahlrecht nach § 17 KO. Tritt der Konkursverwalter in den Vertrag ein, kann er Begünstigungen widerrufen und auch kündigen. Er hat jedoch kein Kündigungsrecht, wenn ein unwiderruflich Bezugsberechtigter vorhanden ist (vgl. dazu Gilbert DR 1941 S. 2356, Sieg in: Festschrift für Klingmüller S. 459). Vgl. im einzelnen unten Anm. H. Weder die Gefahrsperson, die nicht zugleich auch Vmer ist, noch der Bezugsberechtigte sind zur Kündigung berechtigt. [D 45] (5) Teilkündigung Die V kann ganz oder teilweise gekündigt werden (vgl. § 4 Nr 1 Satz 1 ALB). Bei Teilkündigung darf aber die verbleibende beitragspflichtige Vssumme nicht unter den im Geschäftsplan festgelegten Mindestbetrag sinken (§ 4 Nr 1 Satz 2 ALB). Zur Höhe der Mindestbeträge im einzelnen oben Anm. C 18. [D 46] (6) Kündigungserklärung und Fristen Die Kündigung kann jederzeit, also auch vor dem materiellen Vsbeginn und während des Laufes des letzten Vsjahres erfolgen. Eine Kündigungserklärung, die dem Vmer vor oder gleichzeitig mit dem Antrag auf Abschluß des Vsvertrages zugeht, ist als Widerruf des Antrags anzusehen. Bei Ven mit festem Auszahlungstermin kann die Kündigung auch zwischen dem Tode der Gefahrsperson und dem Fälligkeitstage der Vssumme erfolgen (VA 1932 S. 102, Bruck-Dörstling § 6 ALB a. F. Rz 7). Zu den Fristen vgl. im einzelnen § 4 Nr 1 ALB und die gleichlautenden Bestimmungen der übrigen Bedingungswerke. Kann die Kündigung, weil sie zu spät zugeht, nicht zu dem in ihr angegebenen Zeitpunkt wirksam werden, so wirkt sie auf den nächsten frühestmöglichen Zeitpunkt (OLG Celle 18.IV.1929 VA 1931 S. 3 Nr. 2097). Diese zeitlichen Wirkungen gelten auch bei Ven mit einmaliger Prämienzahlung. Zur Frage der Wirksamkeit einer vom Vmer vor Beginn des ersten Vsjahres ausgesprochenen Kündigung vgl. LG Lüneburg 10.XI.1977 VersR 1978 S. 658. Der Kündigungsberechtigte kann das Erlöschen der V zu einem anderen Zeitpunkt nicht verlangen. Doch steht einer individuellen Vereinbarung, nach der die Kündigung zu einem beliebigen sonstigen Zeitpunkt wirksam werden soll, nichts entgegen. [D 47] (7) Rechtsfolgen Die Kündigung hat zur Folge, daß das Vsverhältnis im Rahmen der nach § 4 Nr 1 ALB gegebenen Möglichkeiten zu dem in der Kündigung vorgesehenen Zeitpunkt endet. Das bezieht sich nicht nur auf die formelle und materielle Vsdauer, sondern auch auf die Verpflichtung zur Prämienzahlung; § 40 findet keine Anwendung. Sind Prämien für einen späteren Zeitraum vorausgezahlt worden, so hat der Vmer einen Herausgabeanspruch aus ungerechtfertigter Bereicherung, § 812 I 1 BGB; dasselbe gilt für zu viel entrichtete Teile einer einmaligen Prämie. Dem steht auch § 4 Nr 3 ALB nicht entgegen. Ein Anspruch des Vmers auf Rückzahlung der entrichteten besonderen Risikozuschläge besteht grundsätzlich nicht, sie sind durch die Gefahrtragung des Vers abgegolten (vgl. KG 17.XII.1965 VersR 1966 S. 259-261). Zur Wirkung der Kündigung im Verhältnis zum Bezugsberechtigten, Sicherungszessionar usw. vgl. unten Anm. H. Nach § 4 Nr 1 Satz 3 ALB und den gleichlautenden Vorschriften der anderen Bedingungswerke ist der Ver — im Einklang mit der unabdingbaren Bestimmung Winter

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Anm. D 50

D. Dauer des Lebensversicherungsvertrages

des § 176 — verpflichtet, einen Rückkaufswert zu gewähren, soweit ein solcher geschäftsplanmäßig vorhanden ist. Der Ver ist zu einem angemessenen Abzüge berechtigt, der den Rückkaufswert — insbesondere wenn die Kündigung in den ersten Jahren erfolgt — erheblich mindern kann. Nach der Sondernorm des § 5 Nr 1 letzter Satz der Musterbedingungen für die Vermögensbildungsv beträgt der Rückkaufswert dort mindestens 50% der eingezahlten Beiträge. Zum Rückkaufswert im einzelnen unten Anm. G. [D48] (8) Sonderfall: Kleinlebensversicherung Nach § 1891 Nr 2 finden die Vorschriften der §§ 165,176 über das Kündigungsrecht des Vmers und die Erstattung der Prämienreserve auf die Kleinlebensv keine Anwendung, soweit mit Genehmigung der Aufsichtsbehörde in den AVB abweichende Bestimmungen getroffen sind. [D 49] bb) Kündigung wegen positiver Forderungsverletzung durch den Versicherer Das dem Vmer auch insoweit nach allgemeinen Grundsätzen zu gewährende Lösungsrecht hat in der Lebensv angesichts des jederzeitigen Kündigungsrechts nach §165 keine praktische Bedeutung. Zur Frage der Umdeutung einer vom Vmer „mit sofortiger Wirkung" ausgesprochenen, jedoch unwirksamen Kündigung in eine Kündigung nach § 165 vgl. OLG Hamm 7.V.1984 VersR 1984 S. 958. [D 50] d) Kündigung durch den Versicherer und den Versicherungsnehmer (doppelte Kündigung) Die Kündigung des Vers — beispielsweise nach § 39 III — und die Kündigung des Vmers können miteinander kollidieren, sei es, daß sie sich unbeabsichtigt kreuzen, oder daß nach Kündigung des einen Vertragspartners der andere Vertragspartner seinerseits kündigt. Hier ist unter Bezugnahme auf Dörstling VersR 1950 S. 26 — 27 nach verschiedenen Fallgestaltungen zu differenzieren: Kündigt der Vmer nach § 165, ohne die Prämie für die laufende Vsperiode oder den laufenden Ratenzahlungsabschnitt gezahlt zu haben, so hat seine Kündigung zur Folge, daß die V zunächst noch bis zum Schluß der Vsperiode bzw. des Ratenzahlungsabschnitts weiterläuft. Weil die Prämie nicht entrichtet wurde, kann dem Ver daran gelegen sein, sich schon vor dem Schluß der Vsperiode bzw. des Ratenzahlungsabschnitts von seiner Leistungspflicht zu befreien. Er kündigt also gleichfalls, was zur Folge hat, daß die V schon mit Ablauf der Mahnfrist oder mit Zugang der Kündigung erlischt bzw. sich in eine prämienfreie V umwandelt (ähnlich der vom OLG Braunschweig 6.IV.1954 VersR 1954 S. 313-314 entschiedene Fall). Dörstling a. a. O. führt diese Konstellation weiter, indem er davon ausgeht, daß der Vmer nunmehr lebensgefährlich erkrankt und daran interessiert sei, die V wiederherzustellen. Ist die Wiederherstellungsfrist noch nicht verstrichen, so kann er die Wirkungen der Kündigung des Vers durch Nachzahlung der Prämienrückstände beseitigen, seine eigene Kündigung kann er jedoch nicht mehr widerrufen. Wird nun der Vsschutz durch die Prämiennachzahlung zunächst wiederhergestellt und stirbt jetzt der Vmer, dann besteht ein Anspruch auf die Vssumme in derselben Weise, wie wenn die V überhaupt nicht gekündigt worden wäre. Die Wirkungen der vom Vmer ausgesprochenen Kündigung können nicht mehr eintreten, weil der Vsvertrag bereits durch den Tod des Vsnehmers ihr Ende gefunden hat. Denkbar ist aber auch der Fall, daß zunächst der Ver gemäß § 39 III gekündigt hat. Will der Vmer bewirken, daß die infolge der Kündigung des Vers prämienfrei gewordene V zum Rückkauf gebracht werden soll, so kann er gleichfalls kündigen. 512

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III. Beendigung des Lebensversicherungsvertrages

Anm. D 54

Auch hier ist entscheidend, mit welchem Zeitpunkt die einzelnen Kündigungen wirksam werden bzw. werden können. Kann die Kündigung des Vers erst nach dem Ablauf des Ratenzahlungsabschnitts wirksam werden, zu dem die Kündigung des Vmers erfolgt ist, dann wird die Kündigung des Vers gegenstandslos (vgl. Dörstling a . a . O . S. 27, im übrigen auch Arnold ZfV 1953 S. 547-548). [D 51] 6. Aufhebungsvertrag, Sonderregelung bei flexibler Altersgrenze und Vorruhestand Die Beendigung eines Lebensvsvertrages durch einen Aufhebungsvertrag ist möglich. Die Rechtsfolgen sind in erster Linie durch Auslegung des Aufhebungsvertrages zu ermitteln. Führt die Auslegung zu keinem Ergebnis, sind die gesetzlichen Bestimmungen — insbesondere auch § 176 — bzw. die ALB oder ein anderes Bedingungswerk entsprechend anzuwenden. Ein Aufhebungsvertrag kann auch stillschweigend geschlossen werden (LG Lüneburg 9.II.1950 M D R 1950 S. 425, Prölss M D R 1947 S. 216 — 217). Eine Sonderregelung findet sich im Hinblick auf die flexible Altersgrenze und den Vorruhestand. Bei Arbeitnehmern, die das 63. bzw. 60. Lebensjahr vollendet haben, wird es dem Vmer ermöglicht, in Anpassung an die Regelungen zur flexiblen Altersgrenze in der Gesetzlichen Rentenv die Leistung vorzeitig abzurufen, ohne daß eine solche Vertragsauflösung als Storno bewertet wird und ohne daß Gewinnanteile verloren gehen. Dasselbe kann nunmehr auch für Arbeitnehmer gelten, die mit 58 Jahren in den Vorruhestand gehen und deren Lebensv höchstens noch sieben Jahre Restlaufzeit hat. Vgl. im einzelnen dazu unten Anm. G.

[D 52] 7. Erlöschen des Versicherungsvertrages durch Konkurseröffnung über das Vermögen des Versicherers Nach § 77 III VAG, § 13 S. 2 erlöschen durch die Konkurseröffnung über das Vermögen des Vers die Lebensvsverhältnisse. Die Vten können den Betrag fordern, der als rechnungsmäßige Deckungsrücklage zur Zeit der Konkurseröffnung auf sie entfällt; ihre weitergehenden Ansprüche aus dem Vsverhältnis bleiben unberührt. Wegen des Vorrangs des Anspruchs auf die Deckungsrücklage gegenüber den Forderungen der anderen Konkursgläubiger vgl. § 77 IV VAG. Hinsichtlich der Einzelheiten wird auf die Kommentierungen von Bruck-Möller Bd I § 13 VVG Anm. 1 - 2 1 , Goldberg-Müller § 77 VAG Rz 1 - 1 7 , Prölss-Schmidt-Frey 9 §77 Rz 1 - 1 8 verwiesen. Zur Zurückforderung der Prämien vgl. § 40 III VVG. [D 53] 8. Auflösung des VVaG Wird der Gegenseitigkeitsverein durch Beschluß der obersten Vertretung aufgelöst, so erlöschen die Lebensvsverhältnisse grundsätzlich nicht v § 43 III 3 VAG. Allerdings kann die Satzung vorschreiben, daß auch Lebensvsverhältnisse erlöschen sollen, vgl. dazu Prölss-Schmidt-Frey 9 § 43 VAG Rz 8. [D 54] 9. Beendigung der Versicherung beim Gruppenvertrag a) Echte Gruppenlebensversicherung aa) Ausscheiden der Gefahrsperson aus der Gruppe (1) Zwangsgruppenversicherung Scheidet das Gruppenmitglied aus der Gruppe aus, so erlischt damit auch der materielle Vsschutz. Die Fortdauer der Gruppenzugehörigkeit der einzelnen GefahrsWinter

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Anm. D 57

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person ist Voraussetzung seiner Weiterv, sein Ausscheiden also auflösende Bedingung (Millauer S. 50). Soll die ausgeschiedene Gefahrsperson auch ferner Vsschutz genießen, so muß ihr die Möglichkeit einer Fortsetzung außerhalb der Gruppenv eingeräumt werden. Eine solche Anschlußv wäre aber eine Einzelv. [D 55] (2) Gruppenversicherung mit rechtsbegründender Anmeldung Auch hier ist die Fortdauer der Gruppenzugehörigkeit der einzelnen Gefahrsperson nicht nur Grundlage, sondern Voraussetzung ihrer Weiterv, ihr Ausscheiden somit auflösende Bedingung. Die Teilv erlischt also grundsätzlich unmittelbar mit dem rechtlich wirksamen Ausscheiden der Gefahrsperson aus der Gruppe (Millauer S. 5 1 - 5 3 , a. A. Kook S. 59, Möller NeumZ 1939 S. 733). Das entspricht auch der gewöhnlichen Interessenlage der Vertragsparteien, denn grundsätzlich will die G tappe nur ihren jeweiligen Mitgliedern Vsschutz verschaffen. Wenn die Gruppenspitze vertraglich verpflichtet ist, das ausgeschiedene Mitglied „umgehend abzumelden", so ist das nicht als Teilkündigung, sondern lediglich als Anzeige des bereits eingetretenen Endes des Vsschutzes anzusehen. Der Vmer schuldet für die ausgeschiedene Gefahrsperson für die Zeit nach Eintritt der auflösenden Bedingung keine Prämie mehr, die sog. Unteilbarkeit der Prämie gilt hier nicht. Andererseits hat der Ver dem ausgeschiedenen Gruppenmitglied auch hier den etwaigen Rückkaufswert zu erstatten, § 176 I — der lediglich Kündigung, Rücktritt und Anfechtung erwähnt — ist hier analog anwendbar (Millauer S. 53 Fn. 123). Im übrigen kann natürlich auch vereinbart werden, daß die Mitv des Risikos trotz des Ausscheidens der Gefahrsperson vorläufig in Kraft bleibt und nur dann erlöschen soll, wenn der Ausgeschiedene nicht innerhalb einer ihm gesetzten Frist erklärt, daß er die V als Einzelv fortsetzen will. Eine weitere Möglichkeit ist die automatische Umwandlung der Teilv in eine prämienfreie V (vgl. hierzu und zu weiteren Varianten Millauer S. 5 4 - 5 5 ) . Vgl. im übrigen auch die ausführliche Regelung zum Ausscheiden der vten Person aus dem Gruppenvsvertrag in Ziff. 2.4.4 der Richtlinien über Sondervergütungen und Begünstigungsverträge in der Lebensv VerBAV 1982 S. 307 — 314 (abgedruckt oben Anm. C 169). [D 56] bb) Auflösung der Gruppe Die Rechtsfolgen bei der Auflösung der Gruppe entsprechen hinsichtlich des einzelnen Gruppenmitgliedes den Folgen beim Ausscheiden eines Risikoträgers aus der Gruppe. Die Auflösung entspricht im Ergebnis insgesamt dem Ausscheiden aller Mitglieder aus der Gruppe. In der Praxis wird den Gruppenmitgliedern vertraglich ein Fortsetzungsrecht eingeräumt (Millauer S. 55). [D 57] cc) Exkurs: Fortsetzung der Versicherung des bisherigen Gruppenmitgliedes außerhalb der Gruppenversicherung Für den Fall des Ausscheidens aus der Gruppe und der damit verbundenen Beendigung der Teilv wird dem einzelnen Risikoträger regelmäßig das Recht eingeräumt, die Lebensv als selbständige Einzelv fortzusetzen (vgl. auch Ziff. 2.4.4.b der Richtlinien über Sondervergütungen und Begünstigungsverträge in der Lebensv). Das gilt allerdings nur insoweit, als er einen — auch nur einen teilweisen — Anspruch auf die Vsleistung hat, wobei unerheblich ist, ob er den Anspruch aufgrund unwiderruflicher Bezugsberechtigung oder aufgrund Abtretung hat. 514

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III. Beendigung des Lebensversicherungsvertrages

Anm. D 59

Das Fortsetzungsrecht wird durch eine einseitige Erklärung des ausgeschiedenen Gruppenmitgliedes gegenüber dem Ver ausgeübt, die regelmäßig während einer dreimonatigen Frist abzugeben ist. Damit wandelt sich die bisher unselbständige Teilv in einen selbständigen Einzelvertrag um, der Ausgeschiedene wird der Vmer. Es erfolgt keine Gesundheitsprüfung, bereits abgelaufene Wartezeiten werden angerechnet. Ist der Risikoträger aus der Gruppe ausgeschieden, so ist, solange ihm das Fortsetzungsrecht zusteht, rechtlich ein Schwebezustand eingetreten. Erst nach Ablauf dieses Schwebezustandes wird das Erlöschen der Teilv endgültig, wenn nicht der Ausgeschiedene bis dahin eine Fortsetzungserklärung abgegeben hat. Das Wiederaufleben der Teilv in der Einzelv ist aufschiebend bedingt durch die Fortsetzungserklärung. Zur Rechtslage im einzelnen vgl. Millauer S. 56 — 58. [D 58] dd) Beendigung des Gruppenversicherungsvertrages (1) Beendigung des Gesamtvertrages Im übrigen endet die Gruppenv durch die allgemeinen Vertragsauflösungsgründe, die auch für den Gruppenvsvertrag uneingeschränkt gelten: Zeitablauf, Rücktritt, Kündigung, vertragliche Aufhebung. So kann sich der Ver vom Gesamtvertrag insbesondere auch bei Verletzung der vorvertraglichen Anzeigepflicht lösen, sofern die Verletzung nicht nur einzelne Risiken betrifft und sich deswegen nach § 30 I nur auf deren Mitv auswirkt. Der Ver hat darüber hinaus grundsätzlich ein besonderes, fristloses Kündigungsrecht für den Fall, daß die Aufsichtsbehörde eine Änderung des Vertrages verlangt und der Vmer seine Mitwirkung versagt. Dasselbe kann für den Fall gelten, daß die Anzahl der vten Risiken eine vertraglich festgesetzte Mindestzahl oder einen bestimmten Prozentsatz der Gruppe unterschreitet (Millauer S. 60). Der Vmer — also die Gruppenspitze — hat auch beim Gruppenvsvertrag das unabdingbare Kündigungsrecht des § 165 (Millauer S. 60, Möller NeumannsZ 1939 S. 733). Der Ansicht von Prölss-Martin 23 § 159 VVG Anm. 2 B, wonach dieses Kündigungsrecht nur für die Mitv des einzelnen Risikos gelten soll, kann nicht beigepflichtet werden. Auch der Gruppenvsvertrag ist ein Lebensvsvertrag im Sinne des § 165, wollte man eine Kündigungsmöglichkeit im Hinblick auf den Gesamtvertrag nicht anerkennen, so wäre das ein Verstoß gegen § 178 (im einzelnen dazu Millauer S. 60 — 61). Unabhängig von diesem Kündigungsrecht hat der Vmer das Kündigungsrecht aus § 30 II, wenn der Ver den Teilrücktritt oder eine Teilkündigung erklärt. Durch die Auflösung des Gruppenvsvertrages erlischt die V sämtlicher Einzelrisiken. Hierbei ergibt sich jedoch eine Besonderheit für solche Verträge, bei denen das einzelne Risiko hinsichtlich der Prämie ganz oder überwiegend selbständig behandelt wird, so daß es keine einheitliche Vsperiode für den Gesamtvertrag gibt. Beginn, Dauer und Ende der V der Einzelrisiken können daher differieren, der Vertrag braucht nicht einheitlich zu enden. Anders als beim Ausscheiden aus der Gruppe oder bei der Auflösung der Gruppe kommt eine Fortsetzung der V als Einzelv bei der Vertragsbeendigung aus allgemeinen Vertragsauflösungsgründen nicht in Betracht (Millauer S. 62). [D 59] (2) Beschränkte Beendigung (a) Zugangssperre Der Gruppenvsvertrag kann die Regelung enthalten, daß seine Beendigung durch Zeitablauf oder durch die Ausübung eines Lösungsrechts durch den Ver nur insoweit Winter

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wirksam wird, als neue Risiken in den Vertrag nicht mehr einbezogen werden können, die bisherigen Risiken jedoch vt bleiben (vgl. dazu im einzelnen Millauer S. 62). [D60] (b) Separate Beendigung der Mitversicherung einzelner Risiken Sie findet sich einmal im Rahmen des Anwendungsbereichs des § 301, insbesondere beim Rücktritt des Vers wegen einer Verletzung der vorvertraglichen Anzeigepflicht. Darüber hinaus kann sich auch die Kündigung des Vmers nach § 165 lediglich auf ein Einzelrisiko beziehen (Möller NeumannsZ 1939 S. 733, a. A. Millauer S. 6 3 - 6 4 ) . Das ergibt sich schon aus Sinn und Zweck des Kündigungsrechts, das dem Betroffenen die Möglichkeit gewähren soll, sich vom Vertrage zu lösen, beispielsweise wenn ihm die Prämienzahlung bzw. die interne Beteiligung an der Prämienzahlung lästig wird oder er aus anderen Gründen - ζ. B. bei der Änderung familiärer Verhältnisse — keinen Sinn in der Weiterführung der V sieht. Der durch § 165 gebotene Entscheidungsfreiraum darf auch im Hinblick auf das Gruppenmitglied nicht entzogen werden. Daher muß auf der Vmerseite auch eine Teilkündigung möglich sein. Die Zulässigkeit der Teilkündigung als solcher folgt dabei schon aus § 4 Nr 1 Satz 1 und 2 ALB und den gleichlautenden Bestimmungen der übrigen Bedingungswerke (dazu Millauer S. 6 3 - 6 5 ) . [D 61] b) Unechte Gruppenlebensversicherung aa) Ausscheiden der Gefahrsperson aus der Gruppe und deren Auflösung Auch bei der unechten Gruppenv ist die Fortdauer der Gruppenzugehörigkeit des einzelnen Vmers Voraussetzung der Weiterv. Scheidet er aus der Gruppe aus oder löst sich die Gruppe auf, so endet seine V. Macht das ausgeschiedene Gruppenmitglied von seinem Fortsetzungsrecht Gebrauch, so wandelt sich die V insoweit in einen selbständigen Einzelvertrag um (vgl. dazu im einzelnen Millauer S. 110). [D 62] bb) Beendigung der unechten Gruppenversicherung (1) Beendigung des Gesamtvertrages Sieht man von der vertragsgemäßen Beendigung des Gesamtvertrages wie ζ. B. durch Zeitablauf ab, so gilt hier gegenüber der echten Gruppenv die Besonderheit, daß sich die Vertragsauflösungsgründe in der Regel nur auf das einzelne Vsverhältnis auswirken. Nur ausnahmsweise wird der Gesamtvertrag von einem Rücktritt usw. erfaßt, nämlich nur dann, wenn die die Beendigung auslösenden Tatsachen die Grundlagen der gesamten unechten Gruppenv berühren. Das ist bei einem vertragswidrigen Verhalten des Vers oder der Gruppenspitze gegeben, die Gruppenmitglieder müssen sich ein solches Verhalten der Gruppenspitze zurechnen lassen, da die Gruppenspitze teilweise ihre Erfüllungsgehilfin und teilweise ihre Repräsentantin ist. Eine Kündigung nach § 30 II ist nicht möglich, da hier wegen der mangelnden rechtlichen Einheitlichkeit der V die Anwendung von § 30 I zu verneinen ist. Das Kündigungsrecht aus § 165 als solches hat die Gruppenspitze ebenfalls nicht, wohl aber insoweit, als es für alle einzelnen Vsverhältnisse gleichzeitig ausgeübt werden kann. Auch hier kommt es für die Beendigung der Vsverhältnisse auf die einzelnen Vsperioden an. Nur soweit die Perioden aller Ven zeitlich parallel laufen, können sie auch zur gleichen Zeit enden (vgl. zu allem Millauer S. 111 — 112).

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III. Beendigung des Lebensversicherungsvertrages

Anm. D 65

[D 63] (2) Teilweise Beendigung Eine Zugangssperre ist bei der unechten Gruppenv ebenso möglich wie bei der echten Gruppenv. Im übrigen ist die quantitativ beschränkte Beendigung der Gruppenv hier die Regel, da sich die Kündigung des Vmers nach § 165, aber auch die Vertragsauflösungsrechte des Vers grundsätzlich nur auf das Einzelvsverhältnis beziehen (Millauer S. 112-113). [D 64] 10. Nur im Ausnahmefall Beendigung des Versicherungsvertrages im Rahmen der Betrieblichen Altersversorgung durch Ausscheiden von versicherten Arbeitnehmern aus dem Betrieb Für die Beendigung des Vsvertrages im Rahmen der Betrieblichen Altersversorgung gilt grundsätzlich nichts Besonderes. Eine Ausnahme besteht für den Fall des vorzeitigen Ausscheidens des vten Arbeitnehmers aus dem Betrieb, wobei es für diese Frage unerheblich ist, ob der Arbeitnehmer im Rahmen eines Gruppenvertrages — wie es die Regel ist — oder eines Einzelvertrages vt ist. Es ist eine wesentliche Aufgabe der Betrieblichen Altersversorgung und des BetrAVG, für diesen Fall eine für den Arbeitnehmer wie für den Arbeitgeber befriedigende Lösung zu finden. Dabei ist danach zu unterscheiden, ob die Versorgungsanwartschaft beim Ausscheiden des Arbeitnehmers unverfallbar geworden ist oder nicht. [D 65] a) Ausscheiden des Arbeitnehmers nach Erfüllung der Voraussetzungen für die Unverfallbarkeit Ist die Versorgungsanwartschaft bereits unverfallbar (vgl. dazu § 1 BetrAVG), so kann der Arbeitgeber bei einer Direktv nach § 2 II 2 BetrAVG die unverfallbaren Ansprüche des Arbeitnehmers auf die bis zu dessen Ausscheiden finanzierten Vsleistungen begrenzen und dem Vten die V „mitgeben", wenn (1) spätestens nach drei Monaten seit dem Ausscheiden des Arbeitnehmers das Bezugsrecht unwiderruflich ist und eine Abtretung oder Beleihung des Rechts aus dem Vsvertrag durch den Arbeitgeber und Beitragsrückstände nicht vorhanden sind, (2) vom Beginn der V an, frühestens jedoch vom Beginn der Betriebszugehörigkeit an, nach dem Vsvertrag die Überschußanteile nur zur Verbesserung der Vsleistung zu verwenden sind und (3) der ausgeschiedene Arbeitnehmer nach dem Vsvertrag das Recht zur Fortsetzung der V mit eigenen Beiträgen hat. Beläßt der Arbeitgeber die Überschußanteile nicht zugunsten des Arbeitnehmers im Vsvertrag, so ist grundsätzlich derjenige Teil der vten Leistungen unverfallbar, der dem Verhältnis der zurückgelegten Dienstzeit zur insgesamt bis zum Alter 65 oder bis zum vorgesehenen früheren Schlußalter der V erreichbaren Dienstzeit entspricht. Falls die bis zum Ausscheiden finanzierten Leistungen diese Höhe nicht erreichen, richtet sich der verbleibende Anspruch unmittelbar gegen den Arbeitgeber. Der ausgeschiedene Arbeitnehmer darf die Ansprüche aus dem Vsvertrag in Höhe des durch die Prämienzahlungen des Arbeitgebers gebildeten geschäftsplanmäßigen Deckungskapitals (vgl. hierzu unten Anm. G) weder abtreten noch beleihen oder zurückkaufen (§ 2 II 4, 5 BetrAVG). Wenn die V noch nicht zehn Jahre besteht, kann dem ausscheidenden Arbeitnehmer mit dessen Zustimmung als Abfindung der Wert der V ausgezahlt werden. Für den Fall des Ausscheidens eines Arbeitnehmers nach Erreichen der Unverfallbarkeit vgl. auch LAG Hamm 16.XII.1980 VersR 1982 S. 156. Winter

517

Anm. D 67

D. Dauer des Lebensversicherungsvertrages

[D 66] b) Ausscheiden des Arbeitnehmers vor Erfüllung der Voraussetzungen für die Unverfallbarkeit Auch in diesem Falle führt das Ausscheiden des Arbeitnehmers nur selten zur Beendigung des Vsvertrages. Hat der Arbeitgeber kein unwiderrufliches Bezugsrecht bestellt, so sind folgende Möglichkeiten gegeben: Erstens: Will der Arbeitgeber, daß die V dem Ausscheidenden erhalten bleibt, so läßt er sie unter Zahlung der bisherigen Prämien weiterlaufen. Zweitens: Soll dem Arbeitnehmer die bis zu seinem Ausscheiden erworbene Vsanwartschaft erhalten bleiben, wird die V auf den Ausscheidenden übertragen, der sie in voller oder herabgesetzter Höhe durch Weiterzahlen entsprechender Prämien aufrecht erhalten kann. Die Fortsetzung der V erfolgt als Einzelv zu dem dafür gültigen Tarif; kann der Ausgeschiedene die Prämien nicht weiterzahlen, so kann die V in eine beitragsfreie umgewandelt werden. Drittens: Wenn der Arbeitgeber dem Ausscheidenden die V nicht mitgeben will, kann er sie — und davon wird zunehmend Gebrauch gemacht — auf einen neu in das Versorgungswerk aufzunehmenden Arbeitnehmer übertragen. Anderenfalls kann er sie ^kündigen und sich den Rückkaufswert auszahlen lassen. [D 67] IV. Wiederherstellung der Lebensversicherung Die Wiederherstellung einer Lebensv ist zu unterscheiden von deren Wiederinkraftsetzung im Sinne des § 39 III 3 durch Nachholung der Prämienzahlung. Insgesamt sind zu diesem Komplex also drei Fallkonstellationen zu unterscheiden: Erstens die Wiederinkraftsetzung nach § 39 III 3, zweitens die Wiederherstellung im Sinne von Ziff. 3.2 Satz 2 der Geschäftsplanmäßigen Erklärungen, wonach der Ver verpflichtet ist, in dem Mahn- und Kündigungsschreiben im Sinne des § 39 dem Vmer das Recht einzuräumen, nach Beendigung der gesetzlichen Wiederbelebungsfrist innerhalb von sechs Monaten durch Nachzahlung der rückständigen Prämien usw. die V wieder in Kraft zu setzen (vgl. oben Anm. D 35). Die dritte Fallkonstellation ist die Möglichkeit der Wiederherstellung, wenn der Vmer die gesetzliche Wiederinkraftsetzung bzw. die Sechsmonatsfrist versäumt hat oder den Antrag auf Umwandlung in eine prämienfreie V gestellt oder gemäß § 165 gekündigt hat; hier steht die Wiederherstellung grundsätzlich im freien Ermessen des Vers. Bei der zweiten Möglichkeit — also der Wiederherstellung im Rahmen der Sechsmonatsfrist —, bei der die in dem Mahn- und Kündigungsschreiben des Vers enthaltene Offerte auf Weiterführung des beendeten Vertrages von dem Vmer durch die Nachzahlung angenommen wird, wird das frühere Vsverhältnis fortgesetzt, ohne daß Begünstigte, Abtretungsgläubiger usw. zustimmen müßten. Eine vorvertragliche Anzeigepflicht besteht nur im Rahmen des § 242 BGB, die erste Prämie der wiederhergestellten V ist als Folgeprämie im Sinne des § 39 anzusehen, die Selbstmordwartefrist beginnt nicht erneut zu laufen (vgl. Prölss-Martin zu § 8 ALB a. F. — also nicht zu Ziff. 3.2 Satz 2 der geschäftsplanmäßigen Erklärungen — Anm. 2 b). Anders verhält es sich bei der dritten Möglichkeit: Die Wiederherstellung erfolgt hier wie bei der Wiederherstellung im Rahmen der Sechsmonatsfrist durch eine vertragliche Vereinbarung, doch geht hier der Antrag grundsätzlich von der Vmerseite aus, der Ver erklärt die Annahme der Offerte. Das kann auch konkludent erfolgen, in einer Zahlung der Rückstände durch den Vmer nach Ablauf der gesetzlichen bzw. geschäftsplanmäßigen Frist liegt ein Angebot zur Wiederherstellung, das der Ver durch Entgegennahme bzw. Behalten der Zahlung annehmen kann. Antragsteller kann außer dem Vmer aber auch die Gefahrsperson, der Zessionar, der Pfandgläubi518

Winter

IV. Wiederherstellung der Lebensversicherung

Anm. D 67

ger, der Bezugsberechtigte oder ein bisher unbeteiligter Dritter sein. Ist der Antragsteller nicht auch zugleich die Gefahrsperson, so bedarf es wiederum der schriftlichen Einwilligung der Gefahrsperson nach § 159 II. Grundsätzlich gilt für das Zustandekommen und die Wirksamkeit der Wiederherstellung das oben in Abschnitt C Gesagte. Allerdings ist der Ver — anders als beim Erstabschluß - mit Rücksicht auf das frühere Vertragsverhältnis dem Vmer gegenüber zur fristgemäßen Abgabe einer Erklärung darüber verpflichtet, ob er den Antrag ablehnt oder annimmt; bei einer verzögerlichen Erledigung macht sich der Ver schadenersatzpflichtig. Der Ver kann die Annahme des Antrages von einer erneuten Gesundheitsprüfung abhängig machen und verlangen, daß sich die Gefahrsperson einer erneuten ärztlichen Untersuchung unterzieht. Auch die Vorschriften zur vorvertraglichen Anzeigepflicht und ihrer Verletzung sind erneut anwendbar. Der Ver kann andere Prämiensätze verlangen und neue Vsbedingungen zugrundelegen. Die erste Prämie für die wiederhergestellte V ist Erstprämie; Abtretungen, Begünstigungen, Pfändungen und Verpfandungen sind erloschen, soweit nicht ein Rückkaufswert entstanden war. Ist das der Fall, müssen die Gläubiger der Wiederherstellung zustimmen, soweit sie nunmehr den Anspruch auf den Rückkaufswert erworben haben. Zuweilen kann zweifelhaft sein, in welchem Umfange die Parteien den früheren Vertragszustand wieder herstellen wollten. Der Vertragswille kann auf eine gänzlich unveränderte Fortsetzung des früheren Vertrages gerichtet sein, er kann aber auch auf den Abschluß eines ganz neuen Vertrages abzielen, der nur insoweit mit dem alten Vertrage zusammenhängen soll, als das in diesem Vertrage angesammelte Deckungskapital auf die neue V verrechnet werden soll. Auch zwischen diesen beiden Gestaltungsmöglichkeiten ist jede sonstige Ausgestaltung als von den Vertragsparteien gewollt denkbar. In der Praxis können sich hieraus durchaus Unklarheiten ergeben, beispielsweise über die Frage, ob mit der Wiederherstellung eine bei dem ursprünglichen Vertragsabschluß vereinbarte Wartezeit für Selbstmord auch wirklich von neuem zu laufen beginnen soll, ob ein auf der alten V ruhendes Pfandrecht auch die neue Vsforderung belastet usw. Zur Frage der Selbstmordfrist entschied RG 6.1.1933 VA 1933 S. 89 Nr 2531, das sei eine Frage des Einzelfalles, während das OLG Schleswig 30.X.1952 VersR 1953 S. 1 9 - 2 0 den erneuten Lauf der Selbstmordwartefrist generell ablehnt (dagegen mit Recht Prölss-Martin 23 § 8 ALB a. F. Anm. 2, vgl. im übrigen auch OLG Schleswig 3.X.1951 VersR 1952 S. 32 mit zust. Anm. von Bronisch S. 33). Mit BGH 8.V.1954 BGHZ Bd 13 S. 233-240 (als Revisionsinstanz zu OLG Schleswig 30.X.1952 a.a.O.) ist zu differenzieren: Wird eine Lebensv, die prämienfrei geworden ist und nur mit Zustimmung des Vers wieder erhöht werden kann, wieder hergestellt, so wird mit der Wiederherstellung für den erloschen gewesenen und nun wieder in Kraft getretenen Teil der V, also in Höhe der Differenz zwischen der wiedererhöhten vollen Vssumme und der prämienfreien Summe eine neue Wartefrist für Selbstmord in Lauf gesetzt. Begeht die Gefahrsperson innerhalb dieser Frist Selbstmord, so beschränkt sich die Leistungspflicht des Vers für diesen Teil der V auf die Rückvergütung. Die beitragsfreie Summe ist voll zu zahlen. Denn die durch die Kündigung bewirkte Umwandlung der V in eine prämienfreie bedeutet eben noch nicht das vollständige Erlöschen des Vsvertrages, sondern führt nur dazu, daß eine weitere Beitragszahlung entfallt und daß sich die Leistungspflicht des Vers auf die beitragsfreie Summe ermäßigt. Bei der Auslegung des wiederhergestellten Vertrages kann dem Grundsatze nach davon ausgegangen werden, daß der Vertragswille auf die unveränderte Fortsetzung des früheren Vertragsverhältnisses gerichtet war, wenn der neue Vsschein mit dem alten identisch ist. In diesem Falle bleiben grundsätzlich sämtliche zur ursprünglichen Winter

519

Anm. D 67

D. Dauer des Lebensversicherungsvertrages

V getroffenen Verfügungen — Bezugsberechtigung, Abtretung, Pfandrecht — nach der Wiederherstellung erneut in Geltung (vgl. hierzu im einzelnen Bruck-Dörstling § 4 Rz 50). Zur Wiederherstellung des Lebensvsvertrages vgl. im übrigen OLG München 26.1.1951 VersR 1951 S. 7 3 - 7 4 mit Anm. von Ewerling und ÖOGH 24.VI.1976 VersR 1977 S. 632.

520

Winter

Großkommentare der Praxis

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Versicherungsvertragsgesetz und zu den Allgemeinen Versicherungsbedingungen unter Einschluß des Versicherungsvermittlerrechtes begründet von Prof. Dr. jur. ERNST BRUCK f

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Kommentar zum Versicherungsvertragsgesetz und zu den allgemeinen Versicherungsbedingungen unter EinschluB des Versicherungsvermittlerrechtes / begr. von Ernst Bruck. Hrsg. von Hans Möller ... — Berlin ; New York : de Gruyter. (Großkommentare der Praxis) Auf d. Haupttitels, auch: Bruck-Möller NE: Bruck, Ernst [Begr.]; Möller, Hans [Hrsg.] Bd. 5. Halbbd. 2. Lebensversicherung : §§ 159 —178 VVG ; einschl. Berufsunfähigkeitsversicherung / von Gerrit Winter. — 8. Aufl. - 1988 ISBN 3-11-011834-3 NE: Winter, Gerrit [Mitverf.]

© Copyright 1985/1988 by Walter de Gruyter & Co., Berlin 30. Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden. Printed in Germany Satz und Druck: Arthur Collignon GmbH, Berlin 30 Bindearbeiten: Lüderitz & Bauer, Buchgewerbe GmbH, Berlin 61

Christiane

Vorwort Das Recht der Lebensversicherung — das die Berufsunfähigkeitsversicherung und die Pflegerentenversicherung mit einschließt — hat sich seit der letzten eingehenden Kommentierung von Bruck-Dörstling im Jahre 1933 in vielfältiger Weise geändert und weiterentwickelt. Besonders auffällig war die Weiterentwicklung während der letzten Jahre, in die der Abschluß der ersten Lieferung dieser Darstellung (Abschnitte A —D) fiel. Soweit die Bedingungswerke usw. bis 1984 noch nicht neu gefaßt waren, finden sie sich nicht unter Abschnitt A, sondern erst im Anhang unter Abschnitt I. Der Anhang enthält unter Anm. 11 (S. 1194—1206) auch eine synoptische Wiedergabe der ALB — des wichtigsten Bedingungswerks der Lebensversicherung — in der Fassung der Musterbedingungen und der sog. verbraucherfreundlichen Allgemeinen Bedingungen, die bei den einzelnen Bestimmungen dort aufgenommenen Hinweise auf die Bearbeitung sollen dem Benutzer zur ersten Orientierung dienen. Darüber hinaus wird der Zugang zu der Bearbeitung durch das Sachregister S. 1273 — 1298 und die Gesamtgliederungen im Anschluß an die größeren Abschnitte (ζ. B. unter Anm. C 344) erleichtert. Rechtsprechung und Schrifttum sind bis November 1987 berücksichtigt worden. Für Vorarbeiten zu den Abschnitten F und D der Kommentierung danke ich herzlich den wiss. Mitarbeitern Dr. Hans-Günter Eisenecker und Dr. Günter Flick, dem Verein zur Förderung der Versicherungswissenschaft in Hamburg e. V. danke ich für die Finanzierung der Tätigkeit von Herrn Dr. Eisenecker. Das Sachregister ist durch stud. iur. Jochen Niewerth und stud. iur. Thomas Sieglitz in eigener Verantwortung erstellt worden. Hamburg 1988

Gerrit

Winter

Inhaltsübersicht Weitere Untergliederungen finden sich am Anfang des jeweiligen Abschnitts vor Anm. 1. Umfangreichen Unterabschnitten (Gliederungspunkte mit römischen Zahlen) sind weitere Gliederungen vorangestellt. Anm.

Vorwort

Seite

VII

Α. Rechtsquellen der Lebensversicherung I. II. III. IV. V.

VI.

Gesetzes-und Bedingungswerke A Anwendbarkeit weiterer gesetzlicher Vorschriften und sonstiger Rechtsquellen A Rangordnung und Zuordnung der Rechtsquellen . . . A Auslegung gesetzlicher Rechtsquellen A Einbeziehung und Auslegung von Allgemeinen Lebensversicherungsbedingungen einschließlich Zusatzbedingungen A Inhaltskontrolle bei Allgemeinen Lebensversicherungsbedingungen einschließlich Zusatzbedingungen A

1 — 19

4

20 — 33 34-40 41—45

113 119 122

46 — 65

124

66 — 84

135

1 — 10

147

Β. Bedeutung der Lebensversicherung I. II. III. IV. V. VI.

Geschichte der Lebensversicherung Entwicklung der Bedingungswerke in der Lebensversicherung Übersicht über Formen der Lebensversicherung . . . . Einordnung der Lebensversicherung Lebensversicherung und Haftungsrecht Gesetzliche Rentenversicherung und Betriebliche Altersversorgung im Verhältnis zur privaten Lebensversicherung

Β Β Β Β Β

11-17 18 — 63 64 — 125 126—148

152 159 178 209

Β 149-200

223

C 1 C 2 C 3 — 55 C 56-69 C 70

246 250 251 295 308

C 71—95 C 96-105 C 106—186

308 318 329

C. Abschluß und Verbriefung des Lebensversicherungsvertrages Erster Unterabschnitt: Abschluß des Lebensversicherungsvertrages I. II. III. IV. V. VI.

Allgemeines Einschränkungen der Abschlußfreiheit Antrag auf Abschluß eines Versicherungsvertrages . . Annahme des Antrages Dissens Schwebende Unwirksamkeit, Nichtigkeit und Anfechtung des Lebensversicherungsvertrages VII. Verschulden bei Vertragsschluß VIII. Besondere Versicherungsformen und Sonderfälle . . . .

IX

Anm.

IX.

Änderung des Lebensversicherungsvertrages, insbesondere Anpassungsversicherungen C 187 — 263

Seite

394

Zweiter Unterabschnitt: Ermächtigungen I. II.

III.

Übersicht C264 Ärztliches Berufsgeheimnis, Versicherungsgeheimnis, Amtsgeheimnis und Schweigepflichtentbindungsklausel C 265-275 Datenschutz und Datenschutzermächtigungsklausel . . C 275 —301

429

429 437

Dritter Unterabschnitt: Verbriefung des Lebensversicherungsvertrages I. II. III. IV. V. VI. VII. VIII.

Rechtsgrundlagen C 302-303 Inhalt des Versicherungsscheins C 304 Anspruch auf Ausstellung des Versicherungsscheins . . C 305 — 306 Billigungsklausel C 307-315 Rechtsnatur des Lebensversicherungsscheins C 316 — 340 Verlust des Versicherungsscheins C 341 Versicherungsausweis C 342 Hinterlegungsschein C 343

453 454 455 456 460

D. Dauer des Lebensversicherungsvertrages I. II. III. IV.

Vorbemerkung Beginn der Lebensversicherung Beendigung des Lebensversicherungsvertrages Wiederherstellung der Lebensversicherung

D 1 D 2 — 20 D 21—66 D 67

485 485 497 518

E E

1 2-11

521 522

E 12-30 E 31—47

526 540

E E E E E

48 — 72 73-120 121-164 165-177 178-205

546 556 580 601 608

Vorbemerkung: Rechtsnatur der weiteren Verhaltensnormen des Versicherungsnehmers (Obliegenheiten) F

1—5

£. Prämienzahlungspflicht des Versicherungsnehmers I. II. III.

Pflichten des Versicherungsnehmers — Abgrenzungen Prämie - Begriff und Arten Grundsätze der Prämienberechnung — Rechnungsgrundlagen IV. Ermittlung der konkreten Prämie V. Teilprämie bei vorzeitiger Beendigung des Versicherungsvertrages VI. Prämienänderung VII. Zahlung der Prämie VIII. Nichtzahlung der Erstprämie IX. Nichtzahlung der Folgeprämie F. Weitere Verhaltensnormen für den Versicherungsnehmer

620

Erster Unterabschnitt: Vorvertragliche Anzeigepflicht in der Lebensversicherung I. II. X

Grundlegung Tatbestand der vorvertraglichen Anzeigepflicht

F 6-19 F 20 — 65

632 641

Anm.

III. IV.

F 66 — 73

666

F 74-149 F 150 — 159

673 723

F 160-171

727

Zweiter Unterabschnitt: Gefahrerhöhung in der Lebensversicherung F 172-183

732

V. VI.

Die Verletzung der vorvertraglichen Anzeigepflicht . . Rechtsfolgen der Verletzung der vorvertraglichen Anzeigepflicht Rechtsfolgen bei unrichtiger Altersangabe Vorvertragliche Anzeigepflicht in der Gruppenlebensversicherung

Seile

Dritter Unterabschnitt: Nachweispflichten bei der Geltendmachung der Versicherungsleistung I. II. III. IV. V. VI.

Grundsätzlich zu erbringende Nachweise bei der Geltendmachung einer Leistung des Versicherers Nebenpflichten nach dem Tode des Versicherten (Versicherungsfall) Weitere Nachweise auf Verlangen des Versicherers . . . Duldung eigener Erhebungen des Versicherers Nebenpflichten im Erlebensfall (Versicherungsfall) . . . Erweiterte Anzeige- und Nachweispflicht bei Eintritt des Versicherungsfalles in der Berufsunfähigkeitsversicherung, der Berufsunfähigkeitszusatzversicherung, der Pflegerentenversicherung, und der Unfallzusatzversicherung

F 184 — 201 F F F F

202-231 232 — 235 243 — 253 254 —260

F 261-264

Vierter Unterabschnitt: Nebenpflichten beim Ablauf der Versicherung (ohne Versicherungsfall) F 265 — 270 Fünfter Unterabschnitt: Weitere Nebenpflichten in der Berufsunfähigkeitsversicherung und Pflegerentenversicherung F 271—273

737 747 760 764 771

773

775 776

G. Rechtspflichten des Lebensversicherers I.

Vom Lebensversicherer übernommene Gefahren und Versicherungsfall II. Ausschlüsse III. Leistungsarten u n d - f o r m e n IV. Überschußbeteiligung V. Rückvergütung VI. Fälligkeit und Geltendmachung des Versicherungsanspruchs VII. Vorauszahlung VIII. Hinweis-und Belehrungspflichten des Versicherers . .

G G G G G

1 — 113 114-180 181—307 308-385 386-474

791 853 882 944 978

G 475-500 G 501-512 G 513 —521

1033 1036

H 1-22 H 23-171 H 172-205 H 206-250

1060 1071 1139 1150

H. Einbeziehung Dritter in den Lebensversicherungsvertrag I. II. III. IV.

Fremde Gefahrsperson (§ 159 VVG) Bezugsberechtigter (§§ 1 6 6 - 1 6 8 VVG) Eintrittsberechtigter (§ 177 VVG) Weitere Drittbeteiligte

Sachregister

1273 XI

E. Prämienzahlungspflicht des Versicherungsnehmers Gliederung I. Pflichten des Versicherungsnehmers — Abgrenzungen Anm. E 1 II. Prämie — Begriff und Arten Anm. E 2 - 1 1 (weitere Untergliederung vor Anm. E 2) III. Gründsätze der Prämienberechnung — Rechnungsgrundlagen Anm. E 1 2 - 3 0 (weitere Untergliederung vor Anm. E 12) IV. Ermittlung der konkreten Prämie Anm. E 31 - 4 7 (weitere Untergliederung vor Anm. E 31) V. Teilprämie bei vorzeitiger Beendigung des Versicherungsvertrages Anm. E 4 8 - 7 2

VI.

VII.

VIII.

IX.

(weitere Untergliederung vor E. 48) Prämienänderung Anm. E 7 3 - 1 2 0 (weitere Untergliederung vor E 73) Zahlung der Prämie Anm. E 1 2 1 - 1 6 4 (weitere Untergliederung vor E 121) Nichtzahlung der Erstprämie Anm. E 1 6 5 - 1 7 7 (weitere Untergliederung vor E 165) Nichtzahlung der Folgeprämie Anm. E 1 7 8 - 2 0 5 (weitere Untergliederung vor E 178)

Anm.

Anm.

Anm.

Anm.

Anm.

Gesamtgliederung des Abschnitts E Anm. E 206

[E 1] I. Pflichten des Versicherungsnehmers — Abgrenzungen Der Vmer hat eine Reihe von unterschiedlich zu qualifizierenden Rechtspflichten zu erfüllen. Der Lebensvsvertrag ist ein gegenseitiger Vertrag, in dessen Rahmen den Ver die Pflicht zur Gefahrtragung (vgl. dazu Reichert-Facilides, Zur Konkretisierung der Gefahrtragungsschuld des Versicherers, in Festschrift für Karl Sieg, Karlsruhe 1976, S. 424 — 434) und den Vmer im Sinne einer synallagmatischen Gegenleistung die Prämienzahlungspflicht trifft. Neben dieser Hauptpflicht hat der Vmer zahlreiche Nebenpflichten. Hierzu gehören Zahlungspflichten wie die Pflicht zur Entrichtung von Verzugs- und Prozeßzinsen, darüber hinaus aber auch sich aus dem Vsvertrage ergebende Schutz- und Treuepflichten, also Verhaltensgebote, die aus dem Grundsatz von Treu und Glauben resultieren und deren Verletzung sich z. B. als culpa in contrahendo oder positive Forderungsverletzung konkretisiert. Sie haben in der Lebensv jedoch keine Bedeutung. Zu den Nebenpflichten gehören aber insbesondere die Obliegenheiten der Vmers, wobei die vorvertragliche Anzeigepflicht in der Lebensv eine ganz erhebliche Rolle spielt. Zur Einordnung der sog. Obliegenheiten sowie zu Einzelheiten vgl. unten Anm. F 1 - 2 7 3 .

Winter

521

E. Prämienzahlungspflicht des Versicherungsnehmers

Anm. £ 4

II. Prämie — Begriff und Arten Schrifttum Anm. E 2 1. Begriff der Prämie Anm. E 3 — 5 a) Entgelt für Gefahrtragung und Sparbeitrag Anm. E 3 b) Prämie und Beitrag Anm. E 4 c) Abgrenzung von Nebengebühren und Zinsen Anm. E 5 2. Arten der Prämie Anm. E 6 - 1 1

a) Einmalige und laufende Prämie Anm. E 6 —8 aa) Übersicht Anm. E 6 bb) Einmalprämie Anm. E 7 cc) Laufende Prämie Anm. E 8 b) Erstprämie und Folgeprämie Anm. E 9 c) Brutto- und Nettoprämie Anm. E 10 d) Risiko- und Sparprämie Anm. E l l

[E 2) Schrifttum: Bruck-Dörstling, Das Recht des Lebensversicherungsvertrages, 2. Aufl., Mannheim-BerlinLeipzig 1933, Ebel VersR 1951 S. 2 1 6 - 2 1 8 , Gärtner ZVersWiss 1960 S. 2 2 5 - 2 3 5 , ders., Der Prämienzahlungsverzug, Karlsruhe 1962, Goll-Gilbert, Handbuch der Lebensversicherung, 9. Aufl., Karlsruhe 1981, Hagelschuer, Lebensversicherung, 2. Aufl., Wiesbaden 1987, Hofstetter, Der Prämienzahlungsverzug nach schweizerischem Versicherungsvertragsrecht, Diss. Bern 1935, Loscky, Die Prämienzahlung im Lebensversicherungsrecht, Diss. Nürnberg 1920, Möller, Versicherungsvertragsrecht, Wiesbaden 1977, Prölss-Martin, Versicherungsvertragsgesetz, Kommentar, 23. Aufl., München 1984, Raestrup, Leitfaden der Lebensversicherungsmedizin, 2. Aufl., Karlsruhe 1987, Thees DJ 1942 S. 7 5 7 - 7 6 0 , Tonndorf-Horn, Lebensversicherung von A bis Z, 9. Aufl., Karlsruhe 1985.

[E 3] 1. Begriff der Prämie a) Entgelt für Gefahrtragung und Sparbeitrag Die Prämie ist grundsätzlich das vom Vmer zu leistende Engelt für die Gefahrtragungsleistung, wie sich aus § 1 11 VVG ergibt. Sie umfaßt neben der Prämie für die Hauptv auch die Prämie für möglicherweise eingeschlossene Zusatzven. Für die Lebensv gilt dabei die Besonderheit, daß bei der kapitalbildenden V nicht die gesamte Nettoprämie als Entgelt für die Gefahrtragung anzusehen ist, ein Teil der Prämie dient auch der im Sparwege erfolgenden Bildung des Deckungskapitals; die Prämie ist hier ihrem Wesen nach partiell Risiko- und partiell Sparprämie (vgl. dazu im einzelnen unten Anm. E 11). Zur Differenzierung nach Brutto- und Nettoprämie vgl. im übrigen unten Anm. E 10. [E 4] b) Prämie und Beitrag Anders als in der Terminologie des VVG — wo allein die Bezeichnung Prämie Verwendung findet — wird die Prämie in der Praxis häufig auch als Beitrag bezeichnet. Das geschieht nicht nur beim Gegenseitigkeitsverein, wo von jeher von einem Beitrag gesprochen wird, sondern häufig auch, wenn der Ver eine Aktiengesellschaft oder eine öffentlichrechtliche Wettbewerbsanstalt ist. Man mag dabei an die Zugehörigkeit zur Gefahrengemeinschaft denken (Möller, Vsvertragsrecht, S. 83). Nach der Vorschrift des § 1 II 2 VVG sind dementsprechend die Beiträge rechtlich ebenso zu behandeln wie die Prämien. 522

Winter

Anm. E 7

II. Prämie — Begriff und Arten [E 5] c) Abgrenzung von Nebengebühren und Zinsen

Der Vmer hat auch Geldleistungen zu erbringen, die nicht für die Gefahrtragung oder zur Ansammlung des Sparbetrages, sondern für andere Zwecke erbracht werden. Das sind einmal die sog. Nebengebühren wie die Aufnahmegebühr beim Gegenseitigkeitsverein, die Geschäftsgebühr bei besonderen Bemühungen des Vers (wie Änderungsvermerke z. B. über das Bezugsrecht oder die Ausstellung von Ersatzurkunden) oder die Mahnkosten. Von den Prämien zu unterscheiden sind zweitens auch Zinsen wie Verzugs-, Prozeß- oder Fälligkeitszinsen, aber auch Darlehnszinsen auf Vorauszahlungen des Vers (vgl. hierzu z. B. § 5 ALB). Sowohl die Nebengebühren wie die Zinsen sind vsvertragsrechtlich wie Prämien zu behandeln. Das ergibt sich für die „Zinsen" und „Kosten" hinsichtlich der Folgeprämie schon aus § 39 IV VVG, während die Bedingungswerke der Lebensv für die Erstprämie bestimmen, daß „Gebühren und etwaige öffentliche Abgaben" wie die Prämien von Vmer zu entrichten sind (§§ 2 Nr 2 Satz 1, 3 Nr 1 ALB, §§ 2 Nr 2 Satz 1, 3 Nr 1 Musterbedingungen für die Risikoversicherung, §§2 Nr 2 Satz 1, 3 Nr 1 Musterbedingungen für die Rentenversicherung, §§ 2 Nr 2 Satz 1, 4 Nr 1 Musterbedingungen für die Vermögensbildungsversicherung, §§ 4 Nr 2, 5 Nr 1 Musterbedingungen für die Fondsgebundene Lebensversicherung, §§ 5 Nr 2, 6 Nr 1 Musterbedingungen für die Berufsunfähigkeitsversicherung). Keine Bedeutung hat dabei gegenwärtig die zur Erstprämie in die Bedingungswerke aufgenommene Bestimmung, daß auch „etwaige öffentliche Abgaben" wie die Prämie zu behandeln seien (vgl. die zuvor genannten Vorschriften); eine Pflicht zur Zahlung einer Vssteuer besteht in der Lebensv seit 1959 nicht mehr. [E 6] 2. Arten der Prämie a) Einmalige und laufende Prämie aa) Übersicht Die Prämien sind auch in der Lebensv einmalige oder laufende Prämien (vgl. § 2 Nr 1 Satz 1 ALB, § 2 Nr 1 Satz 1 Musterbedingungen für die Risikoversicherung, § 2 Nr 1 Satz 1 Musterbedingungen für die Rentenversicherung, § 4 Nr 1 Satz 1 Musterbedingungen für die Fondsgebundene Lebensversicherung, erwähnt wird die Einmalprämie in der Lebensv im übrigen in § 165 II VVG, die laufende Prämie in § 165 I VVG; vgl. schließlich auch § 35 VVG). Allein laufende Prämien und keine Einmalprämien kennen die Vermögensbildungsv (da nach dem VermBG nur laufende Prämien zu Kapitalven vermögenswirksame Leistungen sein können) und die Berufsunfähigkeitsv (hier ist eine einmalige Prämienzahlung aus risikotechnischen Gründen nicht zugelassen worden), § 2 Nr 1 Satz 1 Musterbedingungen für die Vermögensbildungsversicherung, § 5 Nr 1 Satz 1 Musterbedingungen für die Berufsunfahigkeitsversicherung. Darüber hinaus gibt es einzelne Vsformen, bei denen eine einmalige Prämienleistung nicht möglich ist, da die Befreiung von der laufenden Prämienzahlung für den Todesfall Gegenstand der V ist (Beispiele: Termfix- und Heiratsv). [E7] bb) Einmalprämie Die Einmalprämie ist das einmalige Entgelt für die Gefahrtragung des Vers während der gesamten technischen Vsdauer. Sie ist sofort, nachdem dem Vmer die Annahme seines Antrages angezeigt worden ist, gegen Aushändigung des Vsscheins zu zahlen (vgl. § 2 Nr 2 Satz 1 ALB, § 2 Nr 2 Satz 1 Musterbedingungen für die Winter

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Anm. E 8

E. Prämienzahlungspflicht des Versicherungsnehmers

Risikoversicherung, § 2 Nr 2 Satz 1 Musterbedingungen für die Rentenversicherung, § 4 Nr 2 Satz 1 Musterbedingungen für die Fondsgebundene Lebensversicherung). Die Einmalprämie wird auch als Einmalverfallprämie bezeichnet, um damit zum Ausdruck zu bringen, daß bei vorzeitigem Eintritt des Vsfalls wie Tod oder Berufsunfähigkeit die Einmalprämie verfallen ist und nicht etwa Teile der Prämie vom Ver zurückzuzahlen sind. Obzwar die Lebensv häufig als Beispiel für die Vereinbarung einer Einmalprämie genannt wird, ist die Einmalprämie auch hier verhältnismäßig selten, da nur wenige Vmer imstande sind, einmalig einen so hohen Betrag aufzubringen, wie ihn die V gegen Einmalprämie erfordert. Das gilt ungeachtet des Umstandes, daß das Risiko aus einer Einmalprämienv erheblich geringer ist als bei einer V gegen laufende Prämienzahlung, da sie schon von Beginn an eine hohe Prämienreserve aufweist und das vom Ver riskierte Kapital entsprechend geringer ist als bei einer V mit laufender Prämienzahlung über die gleiche Vssumme. Bei den 1981 eingeführten Ven mit stufenweisem Aufbau der Vsleistungen gegen laufende Prämien in variabler Höhe, die für die Gruppenlebensv von Bedeutung sind, handelt es sich vstechnisch um eine Aneinanderreihung von Einmalprämienven, bei der die Prämien oder die Vsleistungen nach objektiven Kriterien und Berechnungsgrundlagen wie z. B. der Höhe des Gehalts für die gesamte Laufzeit bestimmt sind. Ihre Höhe im Einzelfall ist jedoch dem Grundsatze nach nicht von vornherein festgelegt, sondern ergibt sich entsprechend den objektiven Berechnungsgrundlagen erst später. Vsvertragsrechtlich sind die zweiten, dritten usw. Einmalprämien jedoch als Folgeprämien und damit nicht als Einmalpämien zu betrachten (vgl. unten Anm. E 79). Auch bei den sog. Zuzahlungen bei der Vermögensbildungsv und anderen herkömmlichen Vsformen handelt es sich vstechnisch um Einmalprämien. Wenn vermögenswirksame Leistungen nicht in jährlich gleichbleibender Höhe entrichtet werden, so können die Leistungen, die die fest vereinbarte Prämie übersteigen, am Ende des Kalenderjahres als Einmalbeitrag zur Erhöhung der Vssumme verwandt werden. Bei den herkömmlichen Lebensvsformen sind solche Zuzahlungen nur in Verbindung mit einer Beitragsfreistellung möglich, innerhalb von drei Monaten nach der Umwandlung kann seit 1974 durch eine einmalige Zuzahlung die prämienfreie Vssumme bis zu der zuvor geltenden beitragspflichtigen Vssumme ohne erneute Gesundheitsprüfung aufgestockt werden. Das bezieht sich nicht nur auf die Hauptv, sondern auch auf Zusatzven. [E 8] cc) Laufende Prämie Regelmäßig ist jedoch auch in der Lebensv eine laufende Prämie in Gestalt einer Jahresprämie vereinbart. Die Jahresprämie ist das Entgelt für die Gefahrtragung während eines Vsjahres und wird zu Beginn eines jeden Vsjahres fallig. Nur in der Kleinlebens- und Vermögensbildungsv wird nicht von einer Jahresprämie ausgegangen, hier werden die Prämien häufig von vornherein auf monatlicher Basis errechnet. Die Jahresbeiträge können aber mit Zustimmung des Vers gegen ein Aufgeld auch in Raten gezahlt werden (vgl. § 2 Nr 1 Satz 1 ALB und die gleichlautenden Bestimmungen der anderen Bedingungswerke der Lebensv). Dabei wird eine echte und eine unechte unterjährige Prämienzahlung unterschieden. Bei echten unterjährigen Prämien werden bei Eintritt des Todes der Gefahrsperson noch ausstehende Prämienraten nicht mehr eingezogen, das geschieht nur bei den unechten unterjährigen Prämien (vgl. § 2 Nr 1 Satz 3 ALB sowie die gleichlautenden Vorschriften der übrigen Bedingungswerke). In der Praxis findet sich immer häufiger die echte unterjährige Prämienzahlung, da die Einforderung der ausstehenden Raten beim Vmer oder dem sonst aus dem Vertrage Berechtigten häufig auf Unverständnis stößt. 524

Winter

Anm. E 10

II. Prämie — Begriff und Arten

Auch beim sog. Prämiendepot liegt eine V mit laufender Prämienzahlung vor, wobei die Prämien allerdings für mehrere Jahre im voraus gezahlt werden. Die Vorauszahlung wird auf ein Depot genommen, dem die laufenden Prämien entnommen werden, sobald sie fällig werden. Der vom Ver für das Prämiendepot gewährte Zinssatz darf den Zinssatz für verzinslich angesammelte Überschußanteile nicht übersteigen. Wird die V beendet, so wird der nicht verbrauchte Teil des Depots an den Vmer bzw. dem sonstigen Berechtigten ausgezahlt. [£ 9] b) Erstprämie und Folgeprämie Während die Bezeichnung „Folgeprämie" oder „Folgebeitrag" sowohl in § 39 11 VVG als auch in den Bedingungswerken der Lebensv gebraucht wird, wird der Ausdruck „Erstprämie" weder vom Gesetz noch in den Bedingungswerken benutzt. In den Bedingungswerken ist stattdessen vom „Einlösungsbeitrag" die Rede, der Einlösungsbeitrag ist also grundsätzlich mit der Erstprämie identisch. Die Erstprämie ist — wie sich aus § 38 II VVG entnehmen läßt — diejenige Prämie, ohne deren Zahlung der materielle Vsschutz nicht einsetzt: Es besteht das Verhältnis einer aufschiebenden Bedingung zwischen der Zahlung der Erstprämie und dem materiellen Vsbeginn (vgl. dazu oben Anm. D 6). Davon gehen auch die Bedingungswerke der Lebensv grundsätzlich aus (vgl. §§ 2 Nr 2, 3 Nr 1 ALB, §§ 2 Nr 2, 3 Nr 1 Musterbedingungen für die Risikoversicherung, §§ 2 Nr 2, 3 Nr 1 Musterbedingungen für die Rentenversicherung, §§ 2 Nr 2, 4 Nr 1 Musterbedingungen für die Vermögensbildungsversicherung, §§ 4 Nr 2, 5 Nr 1 Musterbedingungen für die Fondsgebundene Lebensversicherung, §§5 Nr 2, 6 Nr 1 Musterbedingungen für die Berufsunfähigkeitsversicherung, vgl. auch § 5 Nr 4 Allgemeine Bedingungen für die Pflegerentenversicherung). Das Bedingungsverhältnis gilt jedoch nicht, wenn eine vorläufige Deckungszusage gewährt ist oder wenn die Erstprämie deckend gestundet ist (vgl. dazu unten Anm. E 1 3 1 - 1 3 2 , 134-135). Nach § 35 VVG, § 2 Nr 2 ALB und den gleichlautenden Bestimmungen der übrigen Bedingungswerke ist die erste Prämie sofort nach dem Abschluß des Vertrages, also sofort nach dem formellen Vsbeginn fällig. So ist die erste Prämie im Sinne des § 35 VVG dem Prinzip nach auch zugleich die Erstprämie. Doch läßt § 35 VVG eben auch eine deckende Stundung der ersten Prämie zu, so daß sie damit zur Folgeprämie werden kann (vgl. dazu im einzelnen unten Anm. E 134—135, 171). Der Begriff der Erstprämie im Sinne des § 38 VVG braucht also mit der ersten Prämie im Sinne des § 35 VVG nicht identisch zu sein. Sämtliche Prämien, die keine Erstprämien sind, sind Folgeprämien. Als Folgeprämien zu behandeln sind auch die zweite und weitere Prämienraten, und zwar auch innerhalb des ersten Vsjahres (vgl. auch BGH 31.1.1951 VersR 1951 S. 115, dagegen Ebel VersR 1951 S. 117). Die Einmalprämie ist grundsätzlich nur als Erstprämie zu behandeln, nicht etwa als Folgeprämie. [E 10] c) Brutto- und Nettoprämie Die von dem Vmer in der Lebensv zu entrichtenden Prämien setzen sich aus der Bruttoprämie zuzüglich Nebengebühren und Zinsen zusammen. Die Bruttoprämie enthält dabei die mathematisch ermittelte Nettoprämie sowie die erforderlichen Zuschläge (vor allem für Verwaltungskosten, bei denen die Abschlußkosten in besonderem Maße zu Buche schlagen). Die Nettoprämie ist dabei diejenige Prämie, die zur Deckung der Gefahrtragungsleistung erforderlich ist. Winter

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Anm. E 12

E. P r ä m i e n z a h l u n g s p f l i c h t des V e r s i c h e r u n g s n e h m e r s

[ E l l ] d) Risiko- und Sparprämie Bei einer k a p i t a l b i l d e n d e n L e b e n s v — g l e i c h b e d e u t e n d m i t einer L e b e n s v mit u n b e d i n g t e r L e i s t u n g s p f l i c h t — w i r d bei gleichbleibender P r ä m i e n l e i s t u n g ein Teil d e r N e t t o p r ä m i e a n g e s a m m e l t . Es ist d a h e r i n n e r h a l b d e r N e t t o p r ä m i e zwischen S p a r - u n d R i s i k o p r ä m i e zu u n t e r s c h i e d e n . D i e S p a r p r ä m i e n a n t e i l e d i e n e n z u r Bild u n g des D e c k u n g s k a p i t a l s ( g l e i c h b e d e u t e n d m i t D e c k u n g s r ü c k l a g e o d e r P r ä m i e n reserve), w ä h r e n d die R i s i k o p r ä m i e n a n t e i l e f ü r die E r b r i n g u n g d e r Vsleistungen z. B. bei vorzeitigen Todesfällen z u r V e r f ü g u n g stehen, u n d z w a r u n t e r H i n z u n a h m e des bis d a h i n e n t s t a n d e n e n D e c k u n g s k a p i t a l s .

III. Grundsätze der Prämienberechnung — Rechnungsgrundlagen Schrifttum Anm. E 12 1. Allgemeines Anm. E 13 2. Rechnungszinsfuß als erste Rechnungsgrundlage Anm. E 14 3. Sterblichkeit als zweite Rechnungsgrundlage Anm. E 1 5 - 1 8 a) Ausscheideordnungen Anm. E 15 b) Bevölkerungssterbetafeln Anm. E 16 c) Versichertensterbetafeln Anm. E 17 d) Projektion in die Zukunft, Sterbetafeln 1986 Anm. E 18 4. Kostenzuschläge als dritte Rechnungsgrundlage Anm. E 1 9 - 2 3 a) Übersicht Anm. E 19 b) Kalkulationsprobleme Anm. E 2 0 - 2 3

aa) Ausreichende Sicherheitsmargen Anm. E 20 bb) Abschlußkosten Anm. E 21 cc) Verwaltungskosten Anm. E 22 dd) Ratenzuschläge Anm. E 23 c) Zillmerquote Anm. E 24 d) Überrechnungsmäßige Kosten Anm. E 25 5. Sonstige Rechnungsgrundlagen Anm. E 26 6. Berechnungsverfahren Anm. E 27 7. Risikozuschläge Anm. E 28 8. Aufsichtsbehördliche Genehmigung Anm. E 29 9. Zusammenfassung — Identisches Tarifniveau Anm. E 30

[E 12) Schrifttum: Bäumer VW 1980 S. 518 — 521, Balleer-Claaßen, Analytische Betrachtungen zur Gewinnbeteiligung in der Lebensversicherung, Karlsruhe 1979, Braa VerBAV 1973 S. 116 —126, 1 5 6 - 1 7 0 , ders. VerBAV 1980 S. 2 9 8 - 3 0 2 , Bruck-Dörstling, Das Recht des Lebensversicherungsvertrages, 2. Aufl., Mannheim-Berlin-Leipzig 1933, Claus VerBAV 1980 S. 2 2 - 3 0 , ders. VerBAV 1980, S. 1 1 1 - 1 1 3 , Claus Drews VerBAV 1982 S. 2 7 9 - 2 9 7 , 3 2 3 - 3 2 7 , 3 6 6 - 3 9 3 , Gessner, Überschußkraft und Gewinnbeteiligung in der Lebensversicherung, Karlsruhe 1978, Goldberg-Müller, Versicherungsaufsichtsgesetz, Kommentar, Berlin-New York 1980, Goll-Gilbert, Handbuch der Lebensversicherung, 9. Aufl., Karlsruhe 1981, Hagelschuer, Lebensversicherung, 2. Aufl., Wiesbaden 1987, Isenbart-Münzner, Lebensversicherungsmathematik für Praxis und Studium, Wiesbaden 1977, Kracke, Lebensversicherungstechnik, Berlin 1955, Landre, Mathematischtechnische Kapitel zur Lebensversicherung, Jena t921, Laux BB 1986 526

Winter

III. Grundsätze der Prämienberechnung

Anm. E 13

Beilage 5 zu Heft 18/1986 S. 1 — 2 (Supplement Versicherung), Loscky, Die Prämienzahlung im Lebensversicherungsrecht, Diss. Nürnberg 1920, Lück D B 1981 S. 1 0 4 9 - 1 0 5 9 , Möller, Versicherungsvertragsrecht, Wiesbaden 1977, Müller, Einführung in die Mathematik der Pensionsversicherung, München 1973, Prölss-Martin, Versicherungsvertragsgesetz, Kommentar, 23. Aufl., München 1984, Prölss-Schmidt-Frey, Versicherungsaufsichtsgesetz, 9. Aufl., München 1983, Raestrup, Leitfaden der Lebensversicherungsmedizin, 2. Aufl., Karlsruhe 1987, Rueff, Ableitung von Sterbetafeln für die Rentenversicherung und sonstige Versicherungen mit Erlebensfallcharakter, Würzburg 1955, Saxer, Versicherungsmathematik Bd I und II, BerlinGöttingen-Heidelberg 1955, 1958, Tonndorf-Horn, Lebensversicherung von A bis Z, 9. Aufl., Karlsruhe 1985, Vogel VerBAV 1979 S. 2 4 8 - 2 5 6 , Vogel-Lehmann VerBAV 1982 S. 3 2 8 - 3 3 7 , dies. VerBAV 1983 S. 9 9 - 1 0 2 , 1 2 4 - 1 3 2 , 2 1 3 - 2 3 1 , Wartburg, Lebensversicherung, Bern 1974, Wolff, Versicherungsmathematik, Wien-New York 1970, Zillmer, Mathematische Rechnungen bei der Lebens- und Rentenversicherung, 2. Aufl., Berlin 1887, Zwinggi, Versicherungsmathematik, Basel 1945.

[£ 13] 1. Allgemeines Die Prämie richtet sich nach der Art, der Höhe und der Dauer der Gefahrtragung des Vers und ist damit in der Lebensv vornehmlich vom Alter der Gefahrsperson, der einzelnen Vsform und der Vsdauer abhängig. Sie wird nach dem Äquivalenzprinzip, also dem Prinzip der Gleichheit zwischen der Leistung des Vers und der Gegenleistung des Vmers ermittelt. Das bedeutet, daß für eine große Zahl gleichartiger Ven der Wert der dem Ver während der gesamten Zahlungsdauer zufließenden Prämieneinnahmen dem Wert sämtlicher Ausgaben des Vers für die Vsleistungen und die Verwaltungskosten gleichzusetzen ist, falls die Annahmen über Sterblichkeit, Zins und Kostenaufwand zutreffen. Angesichts der Berücksichtigung von Wahrscheinlichkeiten kann das Äquivalenzprinzip dabei nicht für den einzelnen Vertrag gelten. Um das Äquivalenzprinzip wahren zu können, müssen die Leistungen beider Vertragsparteien miteinander vergleichbar sein. Weil nun die Vsleistungen und die Prämien zu unterschiedlichen Zeitpunkten fällig werden, lassen sich Leistung und Gegenleistung nicht unmittelbar miteinander vergleichen. Sie müssen zuvor auf einen einheitlichen Zeitpunkt bezogen werden. Das geschieht dadurch, daß als Bezugszeitpunkt üblicherweise der Beginn der V gewählt und die zukünftigen Vsleistungen und die Prämien mit ihren Werten zu Beginn der V angesetzt werden. Das geschieht, indem die Vsleistungen und die Prämien auf den Vsbeginn abgezinst werden. Der bei dieser Diskontierung verwandte Zinssatz ist der sog. Rechnungszinsfuß. Bei der Diskontierung ist zu berücksichtigen, daß in der Lebensv die Beitragszahlungsdauer und der Zeitpunkt der Vsleistung ungewiß sind. Diesen Zufälligkeiten wird mit Hilfe der Wahrscheinlichkeitsrechnung begegnet, indem die Beitragsleistungen und die Vsleistungen mit den Wahrscheinlichkeiten, daß diese Leistungen zu den angenommenen Zeitpunkten erbracht werden, verknüpft werden. Die bedeutsamsten Wahrscheinlichkeitsziffern sind in der Lebensv die Sterbe-, Berufsunfähigkeits- und Heiratswahrscheinlichkeiten. Auf diese Weise erhält man den sog. Erwartungswert der Vsleistungen und den Erwartungswert der Beitragseinnahmen. In der Praxis wird dabei so vorgegangen, daß für eine vorgegebene Vsleistung der nach dem Äquivalenzprinzip erforderliche Beitrag errechnet wird. Das ist der Nettobeitrag, dem die dem Ver entstehenden Kosten zuzuschlagen sind. Die Rechnungsgrundlagen der Lebensv sind also der Rechnungszinsfuß, die Wahrscheinlichkeitstafeln und die Kostenzuschläge. Die drei Rechnungsgrundlagen werden so bestimmt, daß die Erfahrungen der Vergangenheit in die Zukunft projiziert werden. Das ist problematisch, zumal sich die Kalkulation oftmals auf einen längeren Zeitraum erstrecken muß und BeitragsanWinter

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Anm. E 14

E. Prämienzahlungspflicht des Versicherungsnehmers

passungsklauseln in der Lebensv nicht üblich sind (vgl. oben Anm. C 228). Daher müssen die Rechnungsgrundlagen — und darauf achtet auch die Aufsichtsbehörde, um die dauernde Erfüllbarkeit der Lebensvsverträge sicher zu stellen — ausreichend große Sicherheitszuschläge enthalten. Sie führen in der Lebensv gegenwärtig zu erheblichen Überschüssen, die dem Vmer — eben weil es sich um zu viel erhobene Beitragsanteile handelt — weitgehend wieder zurückzugewähren sind (Überschußbeteiligung, vgl. ausführlich unten Anm. G 309 —385). Die Tarifbeiträge sind also „Anfangspreise", die ihre Korrekturen durch die Überschußbeteiligung erhalten. In der gesamten Lebensv wird dabei von einer während der gesamten Laufzeit des Vertrages gleichbleibenden Prämie ausgegangen, obwohl die Gefahr des Todeseintritts während der Vertragsdauer ständig steigt. Die Berechnung der Prämie ist also auch insoweit eine grundlegend andere als in der Schadensv. Dort kann davon ausgegangen werden, daß das Risiko des Vers dem Grundsatze nach während des Laufs der V gleichbleibt und auch die Prämien entsprechend gleichbleiben können. Steigt das Risiko durchgehend wie in der Todesfallv, so müßte an sich jedes Jahr eine neue, höhere Prämie festgesetzt werden. Das ist auch praktisch nicht durchführbar, so daß die sog. natürliche Prämie in der Lebensv insoweit keine Rolle spielt. Schon bei der Festsetzung der ersten Prämie wird der gesamte Verlauf des Risikos mitberücksichtigt, so daß die ersten Prämien höher sind als es der Risikolage entspricht, der Ausgleich erfolgt erst später.

|E 14] 2. Rechnungszinsfuß als erste Rechnungsgrundlage Der Rechnungszinsfuß, der der Ermittlung eines Tarifbeitrages zugrunde liegt, muß so bestimmt werden, daß er in jedem Falle während der Dauer der Verträge aus den Vermögensanlagen erwirtschaftet wird. Er kann auf die Kalkulation in der Lebensv einen ganz erheblichen Einfluß haben, das differiert jedoch nach den einzelnen Vsformen. Das Beispiel der gemischten Lebensv, bei der die Vssumme beim Tode der Gefahrsperson, spätestens aber mit Ablauf der V (z. B. mit Erreichung des 65. Lebensjahres) fallig wird, zeigt, welche Bedeutung der festgesetzte Rechnungszinsfuß haben kann: Nur ein kleiner Teil der Prämie wird jedes Jahr zur Zahlung der durch Tod fallig werdenden Vssummen und zur Abdeckung der Verwaltungskosten verwandt, der größere Teil des Beitrages wird verzinslich angesammelt. Wollte man mit exakten Werten arbeiten, so müßte man für jedes Jahr im voraus die bei Kapitalanlagen erzielbaren Zinsen kennen und während der Laufzeit der V somit unterschiedliche Rechnungszinsfüße verwenden. Da nun die künftige Zinsentwicklung nicht bekannt ist und sich auch nicht in befriedigender Weise im voraus schätzen läßt, hat man bei der Lebensv den einfachen Weg gewählt, grundsätzlich für die gesamte Vsdauer von einem gleichbleibenden Rechnungszinsfuß auszugehen. Zur Verwendung eines variablen Zinsfußes und einer Beitragsanpassungsklausel vgl. oben Anm. C 258 sowie Bäumer VW 1980 S. 5 1 8 - 5 2 1 und Claus VerBAV 1980 S. 22. Die folgende Tabelle macht anschaulich, wie sehr sich die Höhe des Rechnungszinsfußes bei einer gemischten Lebensv im einzelnen auf die Höhe der Jahresprämien auswirkt. Je höher der gewählte Rechnungszinsfuß ist, um so niedriger sind die Prämien, und je länger die Laufzeit der V angesetzt ist, um so augenfälliger ist die Differenz zwischen den einzelnen Prämienbeträgen:

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Winter

Anm. E 16

III. Grundsätze der Prämienberechnung

Jahresprämien für eine gemischte Versicherung mit einem Eintrittsalter von 30 Jahren und einer Versicherungssumme 1000 in Abhängigkeit vom RechnungszinsfuB Rechnungszinsfuß

%

10

1 2 3 4 5 6 7 8

106,90 101,84 97,04 92,49 88,18 84,11 80,25 76,61

Versicherungsdauer in Jahren 20 30 54,30 49,80 45,71 42,01 38,68 35,68 33,01 30,63

37,45 33,35 29,79 26,73 24,13 21,94 20,11 18,61

40 30,18 26,42 23,29 20,74 18,69 17,06 15,79 14,81

Um eine ausreichende Sicherheit zu gewährleisten, betrug der Rechnungszinsfuß in Deutschland bis zur Tarifreform 1986 durchweg 3 Prozent, seit 1987 beträgt er für sämtliche Lebensven 3,5 Prozent (VerBAV 1986 S. 200).

[£ 15] 3. Sterblichkeit als zweite Rechnungsgrundlage a) Ausscheideordnungen Die für die Berechnung der Prämien und der Vsleistungen erforderlichen Wahrscheinlichkeitsdaten ergeben sich aus den sog. Ausscheideordnungen. Die wichtigste Ausscheideordnung in der Lebensv ist die Sterbetafel, also die Absterbeordnung, die angibt, wieviele Personen eines großen Anfangsbestandes gleichaltriger Personen nach einem Jahr, nach zwei, drei usw. Jahren noch leben bzw. wieviele Personen in jedem einzelnen Lebensalter gestorben sind. Setzt man z. B. die Zahl der im Alter von 40 Jahren Gestorbenen ins Verhältnis zur Zahl derjenigen, die zu Beginn des Alters von 40 Jahren noch lebten, so ergibt sich daraus die einjährige Sterbenswahrscheinlichkeit für einen Vierzigjährigen; diese Werte sind in der Sterbetafen schon ausgerechnet. Andere Ausscheideordnungen sind die Aktivitätsordnung für die Berufsunfähigkeitsv oder die Heiratstafel für die Heiratsv (hier gilt die Heiratstafel 1960/1962 für Ledige [weibliche — oder auch männliche — Personen]).

[£ 16] b) Bevölkerungssterbetafeln Die Bevölkerungssterbetafeln beruhen auf Bevölkerungsstatistiken, die in Deutschland vom Statistischen Bundesamt erstellt werden. Man benötigt dazu zum einen die laufenden Statistiken über Geburten, Sterbefalle und Zu- und Fortzüge aus dem beobachteten Gebiet sowie andererseits die als Ergebnis einer Volkszählung aufgezeichneten, nach dem Alter aufgegliederten Bestände aller lebenden Personen. Der Beobachtungszeitraum, der der Sterbetafel zugrunde liegt, umfaßt gewöhnlicherweise mehrere Jahre, die sich am Volkszählungsjahr orientieren. Entweder wird dabei zwischen den beiden Geschlechtern, die eine unterschiedliche Sterblichkeit aufweisen, nicht unterschieden, so daß man auf diese Weise zu einer Sterbetafel der Gesamtbevölkerung gelangt, oder es wird das Beobachtungsmaterial für Männer und Frauen getrennt ausgewertet, so daß man die sog. Männertafeln und Frauentafeln erhält. Ein Vergleich der Sterbetafeln aus den Jahren 1871/80 bis in die Winter

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Anm. E 17

E. Prämienzahlungspflicht des Versicherungsnehmers

Gegenwart läßt dabei erkennen, daß sich die Sterblichkeit in Deutschland insgesamt stark vermindert hat. Näheres hierzu z. B. bei Hagelschuer, Lebensversicherung, S. 121 - 1 4 0 , Isenbart-Münzner, Lebensversicherungsmathematik für Praxis und Studium, S. 1 7 - 2 3 .

[E 17] c) Versichertensterbetafeln Die sich aus den Bevölkerungssterbetafeln ergebenden Sterblichkeitsziffern können auf die Vtengemeinschaft des einzelnen Lebensvers nicht ohne weiteres übertragen werden, da die risikomäßige Zusammensetzung des Vtenbestandes nicht dem der Gesamtbevölkerung entspricht. Die Ursache dafür ist insbesondere die von den Lebensvern bei der Antragstellung durchgeführte Risikoauslese, so daß die Vtensterblichkeit allgemein niedriger ist als die Sterblichkeit der Gesamtbevölkerung. Spezielle Vtensterbetafeln sind jedoch wenig aussagefahig, wenn das Material des einzelnen Vers nicht umfangreich genug ist. Anders verhält es sich, wenn die Ergebnisse mehrerer Lebensver auf Bundesbasis zusammengefaßt werden, eine solche aktuelle Vtensterbetafel gibt es jedoch zur Zeit nicht. Für die Vtensterblichkeit gilt im übrigen, daß sie auch gerade während der ersten Vertragsjahre vergleichsweise niedrig ist. In den Folgejahren nimmt die Selektionswirkung jedoch zunehmend ab und ist nach 10 bis 15 Jahren nicht mehr erkennbar. Eine Sterbetafel, die neben dem Alter der Gefahrsperson auch die Vsdauer berücksichtigt, wird als doppelt abgestufte Sterbetafel bzw. Selektionssterbetafel bezeichnet. Die Rentensterbetafel ist nach den Beobachtungen der Sterblichkeit bei Rentenvten aufgestellt worden. Dabei hat sich allgemein die Tatsache ergeben, daß Rentenvte durchschnittlich länger leben als die Vten, die eine Kapitalleistung im Todesfalle vereinbart haben. Die Erklärung liegt in der Selbstauslese der Vten. Wer sich aufgrund seines gesundheitlichen Zustandes eine längere Lebensdauer erhofft, wird eher bereit sein, eine Rentenv als V mit Erlebensfallcharakter abzuschließen; der weniger Gesunde spekuliert dagegen eher auf den Todesfall und wird eine Todesfallv abschließen. Da nun die Rentenvten länger leben als nach der allgemeinen Sterbetafel zu erwarten, muß der Ver in der Rentenv seinen Tarif auf einer Sterbetafel aufbauen, die dieser Beobachtung Rechnung trägt. Die speziellen Rentensterbetafeln sind dabei in der Regel nach dem Geschlecht der Renter unterteilt, da gerade auch bei der Rentenv weibliche Vte eine längere Lebensdauer aufweisen als männliche Rentner. So differieren in der Rentenv auch die Tarife für Mannes- und Frauenrenten. Für die V anomaler Risiken sind die sog. Sterbetafeln anomaler Leben geschaffen worden. Hier sind die Sterbenswahrscheinlichkeiten eines jeden Alters um 25%, 50% oder auch 100% erhöht, wenn wegen Erkrankungen oder anderer risikoerhöhender Umstände eine Übersterblichkeit von 25%, 50% oder 100% zu erwarten ist. Die Dekremententafeln enthalten neben der Absterbeordnung noch eine Ausscheideordnung der Vmer durch eine Kündigung des Vertrages. Sie berücksichtigen also die Wahrscheinlichkeit des freiwilligen Ausscheidens von Vmern aus der Vtengemeinschaft und sollen dem Ver so einen Anhalt für betriebliche Kalkulationen und Maßnahmen gewähren. Da aber die Stornowahrscheinlichkeit in erheblichem Maße von den jeweiligen wirtschaftlichen Verhältnissen abhängig ist und damit starken Schwankungen unterworfen ist, hat eine derartige Ausscheideordnung nur einen begrenzten Wert.

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Winter

III. Grundsätze der Prämienberechnung

Anm. E 18

[E 18] d) Projektion in die Zukunft, Sterbetafeln 1986 Bei der Anwendung der Sterbetafeln ist zu berücksichtigen, daß sämtliche Absterbeordnungen auf Ziffern aus der Vergangenheit beruhen und nicht ohne weiteres in die Zukunft projiziert werden können. Werden bei der Prämienkalkulation die gegenwärtigen Sterblichkeitsverhältnisse zugrunde gelegt und verbessert sich die Sterblichkeit in der Zukunft, so ergeben sich für die Ven mit Todesfallcharakter entsprechende Sicherheitsspannen, weil die Todesfalleistungen niedriger ausfallen als sie bei der Berechnung angesetzt wurden. Anders verhält es sich bei Ven mit Erlebensfallcharakter, hier ergeben sich Verluste, weil der Ver höhere Erlebensfalleistungen zu erbringen hat als nach der Vergangenheit zu erwarten war. Hinsichtlich der Ven mit Todesfallcharakter könnte man nun meinen, daß angesichts dieser Sicherheitsmarge und angesichts der Selektion durch die Gesundheitsprüfung und die Angaben zu Vorerkrankungen eine sich auf die allgemeine Sterbetafel 1960/62 gründende Kalkulation über ausreichende Sicherheiten verfügt. Hierbei war jedoch zu berücksichtigen, daß die Sterblichkeitsverbesserung stagnieren kann oder sogar eine Umkehrung der Entwicklung nicht auszuschließen ist. In Deutschland wurde daher bis 1986 die Allgemeine Sterbetafel Männer Bundesrepublik Deutschland in modifizierter Form verwendet: Die Prämienkalkulation orientierte sich nicht an der sich aus der Sterbetafel ergebenden Sterbewahrscheinlichkeit des X-j ährigen, sondern an der Sterbewahrscheinlichkeit 1960/62 des (X + l)-jährigen, so daß man für die Prämienberechnung eine Alterserhöhung von einem Jahr vornimmt. Diese modifizierte Sterbetafel ist vom Bundesaufsichtsamt seit 1967 zur Verwendung zugelassen worden (VerBAV 1967 S. 166), sie wird kurz als Sterbetafel 1967 Männer bezeichnet. Das Verfahren einer Modifizierung der Sterbewahrscheinlichkeiten hat sich nachträglich als teilweise berechtigt erwiesen, da sich die Sterbewahrscheinlichkeit für Männer in den für die Lebensv wichtigen Altersgruppen von 20 — 60 Jahren nach 1960 teilweise verschlechtert hat. Die modizifierte Sterbetafel wurde bis 1986 bei der V mit Todesfallcharakter nicht nur bei Männern, sondern auch bei Frauen angewandt, obzwar die Frauensterblichkeit eindeutig niedriger ist. Seit 1977 gab es hier allerdings die Möglichkeit, bei der Berechnung der Prämien für Frauen ein um drei Jahre niedriger angesetztes rechnungsmäßiges Eintrittsalter zugrunde zu legen (VerBAV 1977 S. 4, 106), und seit 1982 wurde von der Aufsichtsbehörde auch die Verwendung — entsprechend — einer Modifizierten Allgemeinen Sterbetafel 1960/62 Frauen Bundesrepublik Deutschland zugelassen (VerBAV 1982 S. 317). Seit der Tarifreform 1986 ist insoweit jedoch eine Änderung eingetreten, es werden seit 1987 bei Ven mit Todesfallcharakter die Sterbetafeln 1986 für Männer bzw. Frauen verwandt. Diese Sterbetafeln sind aus den Sterbetafeln 1981/83 hervorgegangen, indem diese Tafeln ausgeglichen, verlängert und mit Sicherheitszuschlägen versehen wurden (vgl. dazu VerBAV 1986 S. 200). Durch die Unterscheidung nach Männern und Frauen wird der erheblich günstigeren Lebenserwartung der Frauen Rechnung getragen. Mit den neuen Sterbetafeln wird versucht, das Problem der allgemein als inzwischen zu hoch angesehenen Sterblichkeitsüberschüsse zu lösen. Im folgenden wird zunächst die Sterbetafel 1986 Männer und anschließend die Sterbetafel 1986 Frauen wiedergegeben:

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Anm. E 18

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