Kaspar Hauser’s Verwundung, Krankheit und Leichenöffnung [Reprint 2021 ed.] 9783112512586, 9783112512579

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Kaspar Hauser’s Verwundung, Krankheit und Leichenöffnung [Reprint 2021 ed.]
 9783112512586, 9783112512579

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K a s p a r Ilauser's Verwundung, Krankheit und

Leichenöffnung.

Vom

D r .

H e i d e n r e i c h , pract. Arzte SCc. in Atisbach.

Aus v. Gr'afe's nnd v. W a l t h e r ' s Journ. für Chirurgie und Augenheilk. Bd. XXI. besonders abgedruckt.

Berlin, Bei

G.

1834. R e i m e r

i ^ i n räthselhalfes W e s e n hat den Schauplatz des Lebens verlassen. Dunkel ruht auf seinem Eintritt in die W e l t , Dunkel umhüllt sein Scheiden. Nur der Hirnniel kennt des Schicksals W e g e ! Ob Fürstensohn oder Ketteljunge, ob schuldloser Gegenstand der grausamsten Misshandlung oder verächtlicher Betrüger, ob schmählicher Selbstmörder oder der ruchlosesten Bosheit blutiges Opfer — keines Menschen Zunge hat es ausgesprochen, keines Geistes Tiefe hat es ergründet, ein dichter Schleier birgt dieses Menschen Verhängniss. Merkwürdig ist dieser Mensch g e w o r d e n , und w e n n auch unbedeutend in seiner Persönlichkeit, so lässt doch das Seltsame seines Erscheinens und Verschwindens im Leben furchtbare Verbrechen an Leib und Seele ahnen, und reisst unwillkührlich zur Theilnahme an einem Individuum hin, welches den schauderhaftesten Ereignissen zum Spiele geworden ist. Ferne aber von allen Vermuthungen, Über die man in Mund und Schrift der W o r t e genug gemacht, lerne von der Meinung des Publikums, das w i e der W e c h s e l w i n d bald dieser bald jener Richtung folgt, unbekümmert um die Ansichten ausgezeichneter Männer, die für diese oder jene Meinung stritten, und unbekannt endlich mit den Resultaten der ausgedehnA 2

4 testen C r i m i n a l u n t e r s u c h u n g e n , w e i s e ich alles U n g e w i s s e und Z w e i f e l h a f t e von d e r H a n d , n u r a n das m i c h haltend, w a s als T h a l s a c h e zu v e r b ü r g e n ist. S o n n a b e n d s den 14. D e c e m b e r 1833, N a c h m i t t a g s g e g e n 4 U h r w u r d e ich von d e m auf der Strasse an m i r -vorübereilenden L e h r e r Mayer g e b e t e n , den Kaspar Haus er zu b e s u c h e n , d e r so eben i m hiesigen H o f g a r t e n in die B r u s t v e r w u n d e t w o r d e n sei. I c h b e g a b m i c h u n v e r z ü g l i c h in dessen W o h nung, u n d fand daselbst in seinem Z i m m e r d e n Kaspar Hauser auf e i n e m S o p h a ausgestreckt, in h a l b l i e g e n d e r h a i b sitzender S t e l l u n g , die F ü s s e g e g e n d e n B o d e n h e r a b h a n g e n d , mit d e m L e i b e auf d e r r e c h t e n S e i t e liegend. i , r waT n o c h nicht ausgekleidet, h a t t e n o c h seinen R o c k an, u n t e r diesen die W e s t e , ein flanellen e s Kittelchcn u n d e i n feines H e m d . Die K l e i d e r u n d das H e m d w a r e n v o r n auseinandergezogen, die B r u s t entblösst, mit B l u t befleckt. Das H e m d w a r ebenfalls blutig, von nicht s e h r v i e l e m a b e r hellr o t h e m B l u t e geröthet. D a s Gesicht w a r b l a s s , entstellt, e t w a s v e r z e r r t , k ü h l , die H ä n d e kalt, d e r P u l s klein, s c h w a c h , selten, u n t e r d r ü c k t , d e r Herzschlag selten u n d s e h r s c h w a c h . S p r a c h e w a r n u r m i t M ü h e m ö g l i c h , er b r a c h t e nur einzelne " W o r t e h e r v o r , „ e s t h u e i h m w e h e , " „ e r k ö n n e nicht s c h n a u f e n " u. s. w . Tiefes Einathmeri w a r v o l l k o m m e n u n m ö g l i c h , Husten u n d B l u t a u s w u r f w a r e n nicht v o r h a n d e n . Ich schloss a u s d e n so eben g e s c h i l d e r t e n E r s c h e i n u n g e n auf eine ernstliche V e r l e t z u n g u n d u n t e r n a h m zuerst die ä u s s e r e Besichtigung d e r W u n d e . Die v e r l e t z t e S t e l l e befand sich dritthalb Zolle u n t e r der linken B r u s t w a r z e , d r e i Zoll von der M e d i a n linie d e s Körpers, n a c h m e i n e r V e r m u t h u n g z w i s c h e n

5 der sechsten und siebenten Rippe: denn genau konnten die Rippen wegen Fettigkeit des Körpers nicht gezählt werden. Die W u n d e selbst an der bezeichneten Stelle w a r scharf geschnitten, mit zwei vollkommen scharfen Enden, sie war schräg von Oben und Hinten nach Unten und Vorn verlaufend, von einem W i n kel zum andern drei Viertheil Zoll lang, die Ränder kaum eine Linie klaffend, so dass sie nur von einem bis weit nach Oben scharf zweischneidigen Instrumente veranlasst worden sein konnte. Rock, W e s t e , Hemd, waren eben so scharf durchschnitten, und bestätigten die Vermuthung, über die Gestalt des verletzenden Instrumentes, so w i e sie die grosse Gewalt, mit welcher der Stich geführt sein musste, beurkundeten. E s zeigte sich in der Umgebung der verletzten Stelle kein Emphysem, auch drang aas der W u n d e weder Rlut noch Luft. I c h entkleidete nun den Verletzten und unternahm eine innere Untersuchung der W u n d e ; dazu brachte ich den Kranken zuerst in eine sitzende und dann halb stehende Situation, mit nach Vorne gebeugten Körper und K o p i e , welchen letztern ich an meiner Brust zu stützen suchte. In dieser Stellung brachte ich den kleinen F i n ger der rechten Hand in die W u n d e , der allerdings unter der Zellhaut nicht sogleich die wahre Richtung des Wundkanals entdecken konnte, auch stiess ich aui eine Rippe, die meinen Forschungen c-in Ziel zu setzen schien. Da ich aber wohl sahe f dass die oben angegebenen Zufälle von einer nur die äussern Bedeckungen treffenden, oder auch bis auf die Rippe durchdringenden Verletzung nicht veranlasst werden konnten,

6 auch die Gestalt und das äussere A b s e h e n d e r , w i e es h i c s s , gestochenen W u n d e mit der bis jetzt gefühlten Seichtigkeit derselben unverträglich w a r , so suchte i c h w e i t e r , und bald fand ich unmittelbar von der R i p p e selbst ausgehend in der R i c h t u n g von O b e n n a c h U n t e n und V o r n nach Hinten den Wundkanal. Mit geringer M ü h e gelangte der kleine F i n g e r durch die Muskelwuwde, stiess an der einen Seite auf ein Paar Fleischfasern und fühlte es ganz deutlich, als er auch durch eine mit den Muskeln nicht zus a m m e n h ä n g e n d e M e m b r a n , deren OeflYiung e t w a s enger schien, als die der F l e i s c h w u n d e , in den freien R a u m d e r Brusthöhle drang. D e r F i n g e r k o n n t e sich nun frei in der B r u s t h ö h l e b e w e g e n , und nachdem er etwas leeren R a u m in derselben durchdrungen h a l l e , stiess er in eine T i e f e von fünf Viertheil oder anderthalb Zollen von der äussern W u n d e an g e r e c h n e t , auf einen in der B r u s t h ö h l e befindlichen, glalten, schlüpfrigen, aber nicht ganz ebenen K ö r p e r , der beinahe e t w a s w i e eine F u r c h e mit z w e i seitlichen E r h a b e n h e i t e n f ü h len liess. I c h hielt Anfangs diesen K ö r p e r f ü r das gleichfalls durch die Verletzung getroffene Herz und glaubte in den gefühlten U n e b e n h e i t e n , in der F u r c h e eine W u n d e der Substanz desselben, und in den seitlichen Erhabenheiten deren R ä n d e r zu erkennen. Da ich a b e r v o r der innerri Untersuchung m i c h v o m Vorhandensein des Herz- und Pulsschlages überzeugt h a t t e , und nun in der verhältnissmässigen Zeit gar keine B e w e g u n g , gar keine Zuckung des b e rührten K ö r p e r s fühlte, so glaubte ich die linke L u n g e b e r ü h r t zu haben. D a der Verletzte sehr ü b e r S c h m e r z e n klagte, so

7 konnte und wollle ich die Untersuchung nicht länger fortsetzen, zumal da mein therapeutischer Z w e c k , zu ermitteln, ob die W u n d e penetrirend und eine innere Blutung zu besorgen sei, bereits erreicht war« Blutdurchgang oder Blutung aus der W u n d e w a r bei der Untersuchung nicht erfolgt, auch hätte die Schiefheit der W u n d e nach Unten d e m Blute kaum den Austritt gestattet» Ich brachte nun den entkleideten Kranken zu Bette; Puls und Gesicht w a r e n w i e Oben angegeben, der Herzschlag selten, langsam, s c h w a c h , dem O h r e fast plätschernd vernehmbar, als ob das Herz in einer Flüssigkeit sich bewege. Ich machte kalte Ueberschläge ü b e r die W u n d e , wollte kühles Getränk reichen, w a s aber der Kranke anzunehmen sich weigerte, und w a r so eben im Begriff einen Aderlass vorzunehmen, als der Stadtgerichtsarzt, der alsbald gerufen w a r , eintrat. Kurze Zeit hieraui kam auch der hiesige Landgerichtsarzt, welchen man als früheren und bisherigen Arzt des Verletzten von dem Vorfalle benachrichtigt hatte. Desgleichen traf auch bald eine Commission des hiesigen Stadtgerichte;, ein, der die Sache auf meine Erklärung, dass die W u n d e sehr gefährlich sei, unverzüglich w a r angezeigt w o r d e n . Seinem früheren Arzte klagte der V e r w u n d e t e ü b e r Schmerzen am Halse und der linken Schulter — Erscheinungen, die man bereits als konsekutive Nervenzufälle, höchst wahrscheinlich als Folgen der Verletzung des Zwerchfells oder Zwerchfellsnerven betrachten musste. Der Stadtgerichtsarzt übernahm nun die Behandlung des Kranken von Amts wegen, ich trat also zurück, und hatte auf das ärztliche Verfahren durchaus keinen Einfluss mehr.

8 Dieser Arzt erklärte sich sogleich über den Zu* stand der W u n d e folgend ermaassen: „ B e i sogleich vorgenommener Untersuchung fand man an der linken Seite der Brust zwei Zoll unter der Brustwarze und vier Zoll von der Mitte des Brustbeins entfernt, eine von Hinten nach Verne schief abwärts laufende, drei Viertel Zoll lange "Wunde. Beim Auseinanderziehen der Wundletzen zeigte sich etwas Fett. Mittelst einer Sonde konnte man nur durch die fleischigen Bedeckungen, aber nicht in die Brusthöhle gelangen. Uebrige Erscheinungen und Befinden. Blasses eingefallenes Aussehen, verminderte H-iutwärme, langsamer, schwacher Puls, kurzer beengter Athem; mittelst Auskultation w a r bei der Pulsation des Herzens ein abnormes Geräusch wahrzunehmen." Um 7 Uhr Abends hatte sich am Befinden des Kranken nichts verändert. E s wurde ohne besondere Beschwerde das Hemd gewechselt. Abends halb neun Uhr besuchte ich den Kranken wieder. L a s Befinden w a r im Ganzen dasselbe, doch eher etwas gebessert als verschlimmert. Der Herzschlag w a r derselbe geblieben, der Puls hatte sich etwas gehoben, w a r etwas frequenter und voller. Die Temperatur der Haut hatte sich etwas erhöht, der Schweis» w a r warm. E s hatte sich aber auch etwas Delirium eingestellt. Nachdem ich mich nunmehr überzeugt hatle, dass der Gerichtsarzt die Behandlung des Kranken wirklich übernommen und das ihm nöthig scheinende Verfahren bereits eingeleitet habe, konnte ich, ohne zudringlich zu sein, den mir allerdings höchst interessanten Patienten nicht ferner beobachten, und habe daher vom Sonnabend Abend bis zum Dienstag Abend,

0 also drei mal vier und zwanzig Stunden, den Kranken nicht gesehen, Die Beobachtungen des behandelnden GerichtsArztes w a r e n aber folgende: „Sonntag den 15. December Morgens 8 Uhr. W ä h r e n d der Nacht w a r etwas Schlaf eingetreten. Aussehen, Athem, Puls w i e gestern. Uebelkeit, Neigung zum Erbrechen, .welches auch einmal erfolgt ist. Schmerzhaftes Drücken in der Magengegend gegen die Brust aufwärts. Schmerzen an beiden Seiten des Halses, besonders beim Schlingen. Durst bei feuchter Zunge. Mittags 12 Uhr. Sehr eingefallenes blasses Gesicht, grosse Schwäche, kaum fühlbarer Puls, mehr Schmerz und grosse Beengung. Nachmittags 3 Uhr. E t w a s lebhafteres Aussehen, kräftigerer Puls, schmerzhaftes Athmen, angeblich blutige Sputa, Durst, Ekel vor Nahrung. Abends 7 Uhr. Minderung der Brustbeschwerden und des Durstes; ruhigerer Zustand. Montag den 16. December Morgens 8 Uhr. Es w a r eine unruhige Nacht. Gelbe Hautfarbe, ikterischer Urin, Schmerzen in der Magen- und Lebergegend, das Gesicht noch mehr eingefallen, Sehr s c h w a cher schneller Puls, kurzer Athem, feuchte blasse Zunge, Durst. Die W u n d e ist mit e>nem Blutschorf bedeckt. Mittags hatte der Kranke etwas Schleim genossen, alle übrige Umstände w a r e n w i e Morgens. Abends 5 Uhr. Patient fühlt sich e t w a s besser. Allgemeiner gelinder Schweiss, weniger Durst, aus der W u n d e schwitzt etwas Blut und dünnes Eiter. Dienstag den 17. December Morgens. Es w a r e n um 3 Uhr und 7 Uhr breiartige braune Stuhlausleerungen erfolgt, worauf sich etwas Schlaf, der die

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ganze Nacht gefehlt hatte, einfand. Uebrigens sehr gelbe Hautfarbe, sehr kleiner schneller Puls, Magenund Lebergegend sehr schmerzhaft, grosser Durst, feuchte Haut. Mittags 12 U h r , Patient w u r d e seit zwei Stunden verhört, sprach ziemlich leicht» der Puls etwas lebhafter, Nachmittags 2 Uhr. Patient ist sehr matt, athmet sehr kurz, Puls kaum fühlbar. Abends halb 7 Uhr. Kaltes eingefallenes G e sicht, k a l t e Extremitäten mit kaltem Schweisse hedekt, sehr kurzer Athem, an den Händen kein Puls. Alle Zeichen des herannahenden Todes, ' An diesem Abende gegen 7 Uhr w u r d e ich w i e der eiligst gerufen, nachdem der behandelnde Arzt nicht sehr lange erst den Kranken verlassen hatte. Der Patient hatte wegen einer Ausleerung aus d e m Bette verlangt, w a r da noch kälter geworden, es hatte sich ein Stickanfall eingestellt, der das Leben zu enden drohte, weshalb ich, als der zunächst w o h nende Arzt schleunigst zur möglichsten Hülfe herbeigeholt wurde» Ich fand den Kranken mit entstelltem Gesichte, ohne Bewusstsein, auf dem Deckbette liegend, die Augen nach Oben verdrehend, Gesicht kalt, Hände kalt, kalter S c h w e i s s ihn überziehend, das Athmen sehr kurz und beengt, der Herzschlag s c h w a c h , der Puls kaum mehr zu fühlen, unter dem Finger verschwindend. E r erkannte die Umstehenden nur in einzelnen Momenten, mich erkannte er nicht, begriff es auch nicht, als ich ihm sagte w a r u m ich da sei. E r äusserte einzelne W o r t e : „ d a s s er nicht zu Hause sei, dass man ihn heim bringen solle, sagte, dass er sterben müsse, fragte, w o er sich befinde" u . s . w -

11 Beruhigendes Zusprechen, Auftröpfeln a n d Bestreichen mit Salmiakgeist, die A n w e n d u n g eines Senfleiges, Bedeckung und äussere E r w ä r m u n g und alle in solchen Fällen erforderliche Mittel w u r d e n in A n w e n d u n g gebracht, konnten aber natürlich dem Sterbenden nichts nützen. E r kam später noch e t w a s mehr zu Bewusstsein, betete, gab A n t w o r t e n auf einige ü b e r sein Befinden gestellte F r a g e n , und so erfolgte Abends 10 Uhr, 78 Stunden nach der Verletzung ein sanfter und stiller Tod. Dem Leser meiner Abhandlung w i r d sich die ganz natürliche und verzeihliche Neubegierde aufdrängen, w i e sich denn diese V e r w u n d u n g zugetragen h a b e ? U m dieser einigermassen zu entsprechen, und weil es gewissermaassen auch zur Sache gehört, möge eine kurze Schilderung des Vorfalles gestattet werden. Voraussetzen muss ich aber, dass der Leser mit Kaspa r Hauser's Namen und Schicksal, seinem ersten Erscheinen in Nürnberg am 26. Mai 1828, und den darauf gefolgten Vorfällen nicht ganz unbekannt, und aus des Staatsraths c. Feuerhach oder einer andern Schrift, wenigstens von dem Allgemeinsten, w a s Häuser betrifft, unterrichtet sei. Auch muss ich noch anführen, dass, w ä h r e n d ich dieses schreibe, Resultate von den Untersuchungen der J u s t i z - und Polizei-Behörden nicht bekannt geworden "sind — daher ein allenfalsiger Irrthum im Nichtamtlichen meiner Darstellung, Entschuldigung finden möge, Nachdem Huu&er in der Grossmuth des Lord Staiihope reichliche Unterstützung gefunden hatte, w u r d e er «incm hiesigen Lehrer, Herrn Mayer, in

12 Kost, Pflege und Unterricht gegeben und beschäftigte sich in letzter Zeit nebenbei mit Schreiben in der Kanzlei des hiesigen Appellationsgerichts. Sonnabends den 14. December, einem trüben, nebligen Tage, Nachmittags gegen 4 Uhr sah die Magd des Hauses, in welchem Lehrer Mayer wohnte, den Kaspar Hauser mit vorgespreizten Händen, etwas nach Vorwärts gebeult, nach Hause eilen, so dass sie aurief: „ O seht doch, der Hauser ist in den Koth gefallen!" Der Sohn des Hausbesitzers aber, der II aus er n unsicher und etwas wankend gehen sah, meinte dagegen; „Nicht doch, der Hauser ist betrunken!" Haus er eilte aber die Treppe hinauf, klingelte heftig, gab der betroffenen Hausfrau, die die ThiVre öffnete, auf ihre ängstliche Frage keine Antwort, stürzte in das Zimmer, stiess ifi einen Zustand von Schrecken und Verwirrung einige W o r t e von einein Mordversuche gegen ihn aus, fasste den Lehrer M a y e r bei der Hand, zog ihn aus dem Zimmer, die Treppe hinab, zum Hause hinab, zum Hause hinaus, gegen den Hofgarten zu, und erst unterwegs konnte Mayer aus ihm herausbringen, dass im Hofgarten in der Nähe des üz'schen Denkmals ein Mann mit schwarzem Schnurrbart und blauem Mantel ihm einen Beutel habe geben wollen und mit einem langer. Messer ihn in die Brust gestochen habe. Der Mann sei in entgegengesetzter Richtung davon gelaufen. Unterdess waren Mayer und Häuser bis in die Nähe des Hofgartens gekommen, und es beredete Mayer nun den Verwundeten umzukehren, unter der Voraussetzung, dass der Mann p i t schwarzem Schnurrbart und blauem Mantel wohl nicht mehr im Garten werde zu finden sein, so wie er über-

i3 haupt bei der geringen Verblutung auf die Meinung gerieth, dass sich Haus er bloss verstelle. E r s t auf dem R ü c k w e g e sank Häuser fast zusammen, raffte nur mit Anstrengung sich auf, und w u r d e n u r mit M ü h e und Mayers Unterstützung in das Haus und auf sein Zimmer gebracht. E s w u r d e nach Aerzten geschickt, der Stadtger i c h t s - A r z t gerufen und der Landgerichts-Arzt, als des Kranken früherer Arzt, von dem Vorfalle in Kenntniss gesetzt, ehe aber diese noch ankamen, w o l l t e Mayer die Sache der Polizei-Behörde anzeigen, und auf dem W e g e dahin begegnete er mir und bat mich, als den ersten Arzt, den er sähe, dem V e r w u n d e t e n die möglichste Hülfe zu leisten. Aulfallend ist es, w i e der V e r w u n d e t e bei der Grösse seiner Verletzung, die erst aus der Leichenöffnung sich ergab, den weiten W e g , den er w i r k lich machte, zurücklegen konnte, o h n e früher Zufälle zu erleiden, als es wirklich geschah. V o m Uz'schen Denkmale bis zum T h o r e des Hofgartens sind ungefähr 300 Schritte, vom Gartent h o r e bis zu May er's W o h n u n g w o h l über 900, u n d hat nun der V e r w u n d e t e den letztern W e g dreimal gemacht, so ergiebt sich eine Strecke von m e h r denn 3000 Schritten, die er zurücklegte, ehe Zufälle eintraten. D e r Beutel, von dem Hauser gesprochen halte, w u r d e gefunden. E r enthielt ein verkehrt geschriebenes, also n u r durch den Spiegel lesbares Billet: „ Haus er w i r d es E u c h ganz genau erzählen können, wie ich aussehe und w o h e r ich komme. Dem Haus er die M ü h e zu ersparen will ich es E u c h selber sagen. W o h e r ich k o m m e — —

i4 Ich komme von der bayerischen Gränze — vom Flusse — — — — Ich will Euch sogar noch den Namen sagen M L. Oe." Es ist dieses Billet im Originale verkehrt geschrieben, hat einen Schreibfehler „denn Hauser'' statt „dem Häuser,'' und dem Style nach, nur viel kürzer, allerdings einige entfernte Aehnlichkeit mit dem Briefe, mit dem in der Hand Haus er in Nürnberg zuerst gefunden wurde. Ein Instrument, womit die That geschehen sein konnte, wurde nicht gefunden, kann aber leicht in die in mehreren Windungen vorüberfliessende Ratzot geworfen worden sein. Es lag an diesem Tage ein erst in der vorhergehenden Nacht gefallener unbedeutender Schnee. Es müssen in demselben in dem, um diese Jahreszeit wenig besuchten Hofgarten, die Spuren von mehr oder weniger Fusstritten zu entdecken gewesen sein, was die gerichtliche Untersuchung ergeben wird. In den ersten Tagen nach der Verwundung w a r die Stimmung des Publikums sehr gegen Hauser, da man ihm entweder wirklich Selbstmord zutraute, oder es noch wahrscheinlicher fand, dass er Betrug und Täuschung übe, um durch einen neuen scheinbaren Mordversuch irgend eine Absicht zu erreichen. O b und welche mehr oder minder gegründete Ursachen zu einem solchem Verdachte vorhanden waren, ist mir unbekannt. Ich hörte wenigstens seit einem zweijährigen Aufenthalte Haus ers dahier nicht das Mindeste, was zu einer solchen Voraussetzung Anlass zu geben, oder die Meinung zu rechtfertigen vermöchte, dass man sich zu ihm des Einen oder des Andern versehen könnte.

i5 Als aber die Leichenöffnung die Grösse der W u n d e , die er kaum selbst hätte sich beibringen können, ergeben hatte, w a r die Mehrheit wieder gereizt, an Meuchelmord zu glauben. W i e es scheint ist mir jetzt gar nichts erwiesen, und Alles noch so räthselhaft, als ich es in den ersten Zeilen dieser Abhandlung angegeben habe. Diese Darstellung des "Vorfalles stützt sich, wenn auch nicht auf offizielle, doch auf solche glaubwürdige Nachrichten, welche durch Thatsachen ausser Zweifel gesetzt werden, die ich daher schon deswegen berühren musste, weil sie mit der Schilderung des Aerztlichen innig verbunden, und dem Leser zum freien Ueberblick der ganzen Sache und Gestaltung eines selbstständigen Urtlieils unentbehrlich sind. Den 19. December Vormittags 9 Uhr, 35 Stunden nach dem Tode wurde die gerichtliche Leichenöffnung vorgenommen. Der Leichnam lag auf einem Tische, Todtenilecken waren bemerklich am Rücken und an den Extremitäten, grünliche Flecken am Unterleibe, als Spuren beginnender Verwesung. Die Spuren der vorhandenen Gelbsucht zeigten sich vornämlich am Gesichte und auf der Brust, auch an den Extremitäten. Die Gesichtszüge waren wenig entstellt, jedoch jnit dem Ausdrucke tiefen Schmerzes. Eine anderthalb Zoll lange in der Quere verlaufende, mit den unterliegenden Theilen nicht verwachsene Hautnarbe zeigte sich an der Mitte der Stirne, «ine unebene Narbe, wie von einem geheilten tiefen Geschwüre, am rechten Ellenbogengelenke, zwei Hautähnliche Warzen an der rechten Wange und eine am Jochbein, eine Linsenförmige W a r z e am rechten Vorder » Arme, deutliche Impfnarben am rechten

i6 O b e r - A r m e unter dem Deltamuskel, zwei flachrre unbestimmte Narben am linken O b e r - A r m e an ähnlicher Stelle. Die W u n d e der Brust w a r mit einem Pflaster bedeckt und sonst zeigte sich nichts auffallendes am ganzen Leichnam. Dritthalb Zoll unter der linken Brustwarze, drei Zolle von der Milte des Körpers entfernt, befand sich die drei Viertheil Zoll lange, zwei Linien klaffende, schräg von Hinten nach Vornen a b w ä r t s stehende, etwas eiternde W u n d e . Verschiedene Sonden drangen unter die Zellhaut ein, konnten aber den rechten W u n d k a n a l nicht verfolgen. Bei Zurücklegung der Haut und des Zellgewebes ergab sich, als man von Unten und der Seite an gegen die Brust a u f w ä r t s präparirte, schon drei Zolle unterhalb der äussern H a u t w u n d e ein Blutextravasat. Das Zellgewebe w a r röthlich mit Blut unterlaufen, u n d nun fand es sich, dass die innere W u n d e der Muskeln von der äussern der Haut sich nur dritthalb Zolle verschoben hatte, und die Muskelwunde u m so viel tiefer nach Unten stand, als die äussere Hautwunde. Die Muskelwunde erschien nun zwischen der sechsten und siebenten Rippe in den die Rippen bedeckenden und Zwischenrippenmuskeln. Die Umgebung knisterte, es floss etwas Jauche aus, die M u s kelsubstanz w a r mit den Fingern zerreibbar und man hielt diese Stelle f ü r gangränös. Nun lag die Fleischwunde z w a r deutlich v o r Augen, aber die Sonde wollte immer n o c h nicht eindringen. Erst als man am untern Rande des grossen ßrustrnuskels die Zacken des äusseren schielen Bauchmuskels und grossen Sägemuskels entfernt hatte, drang die

die Sonde w i e von selbst ohne M ü h e durch die I « . terkostalmuskeln ¡n die Tiefe ein, und z w a r m e h r in der Richtung von Oben nach Unten und e t w a s von Links nach Rechts, den Körper in aufrecht stehender Situation betrachtet. Die Ablösung des Brustbeins zeigte nichts besonderes, als man aber die Rippen der rechten Seite w e g n a h m , u m sich zur Untersuchung der Linken mehr R a u m zu verschaffen, flössen aus der rechten Brusthöhle vier bis sechs Unzen durikelrothes flüssiges Blut aus. W o dieses Extravasat hergekommen sei, darüber hat die anatomische Untersuchung des Leichnams keine Aufklärung gegeben; denn eine Verletzung der L u n g e oder eines Gelasses w u r d e nicht aufgefunden. Bei Eröffnung des Herzbeutels flössen sechs bi» acht Unzen gelbe w ä s s r i g e , w i e es Anlangs schien* mit Eiterflocken gemischte Flüssigkeit. Die ganze innere W a n d des Herzbeutels, seine ganze Höhle ao* w o h l , als die grossen Gefässr, so w e i t sie sich in demselben befinden, w a r e n mit einer ziemlich festen. Pseudomembran bedeckt. Dieselbe hatte an d e r Seite» w o m i t sie am Herzbeutel anlag, ein m e h r seröses, an der irinern dem Herzen selbst zugekehrten Seite ein m e h r flockiges Ansehen, w i e sehr lange mazerirte Haut. Im Grunde des Herzbeutels, namentlich auf der untern W a n d desselben, die das Zwerchfell bildet, Ia» auf der krankhaft gebildeten Membran eine grosse M e n g e weissliches, breiartiges, schmutzig gelb aussehendes Exsudat in solcher Quantität, dass man es mit der Hand herausschöpfen konnte. Es w a r dieses dieselbe Masse, aus der die Pseudomembran bestand, nur w a r diese Masse noch vor* bleiartiger flüssigerer Comistenz, und n o c h m d u m B

i8 ein häutiges oder anderes Pseudogebild umgewandelt. Etwas davon w a r als flockige Masse mit dem Wasser des «Herzbeutels gleich nach der Eröffnung desselben ausgegossen. Auch das Herz selbst w a r über und über mit d i e s e r Membran überzogen, ebenfalls so, dass die glatte Fläche dem Herzen, die flockige dem Herzbeutel zugekehrt war, und das Herz selbst durch diesen Ueberzug ganz schmuzig gelb aussah. N a c h Ablösung dieser Haut zeigte sich das Herz an mehreren Stellen entzündet, indem diese Stellen mehr oder minder, heller oder dunkler geröthit erschienen. Die W u n d e hatte den Herzbeutel getroffen uud nachdem an der Spitze des Herzens, die sehr entzündet schien, ein -wenig ganz fest aufsitzendes Exsudat vorsichtig abgeschabt worden w a r , ergab sich eine kleine Wunde an der Spitze des Herzens selbst, ungefähr einen Drittheil Zoll lang und eine Linie tief. Die Substanz des Herzens w a r gesund, im rechten Ventrikel befand sich etwas geronnenes Blut, aber seröse Goncremente (sogenannte Herz- oder Sterbe-Polypen) waren w e d e r i m Herzen noch in den grosseu Gefässen vorhanden. Die rechte Lunge w a r gesund, an der hintern Fläche etwas schwärzlich. Bei der Eröffnung der linken Brusthöhle flössen gegen acht bis zehn Unzen einer wässrig blutigen Flüssigkeit ab, die linke Lunge w a r sehr nach hinten gedrängt und erschien herausgenommen an ihrer Süssem Oberfläche mit einem dicken bräunlichen Exsudate bedeckt, das sich ebenfalls als häutige Fetzen von der Lungensubstanz abziehen liess, über anderthalb bis zwei Linien dick, die ganze äussere Fläche der Lunge überzog, aber doch weniger zur selbst-

i9 ständigen Membran gebildet w a r , als das Exsudat des Herzbeutels. Das so eben angegebene Extravasat der linken Brusthöhle befand sich aber nicht im Brustfellsacke, sondern zwischen Pleura- und Interkostalmuskeln ergossen, und floss aus, sobald man die Rippen entfernte, ehe noch der Pleurasack geöffnet w a r . Eine "Verwundung oder Verletzung w u r d e a n beiden Lungen nicht entdeckt, an de« grossen G e fässen zeigte sich durchaus nichts abnormes und alles übrige w a r in der Brusthöhle gesund und o h n e Fehler. Die W u n d e drang nun an der Stelle, an der die Spitze des Herzens liegt, die sie selbst verletzt hatte, durch den fleischigen Theil des Zwerchfelles in den Unterleib. Die Zwerchfellswunde w a r etwas schmaler als die äussere, ungefähr nur einen halben Zoll lang, dagegen etwas weiter klaffend gegen einen Viertel Zoll, so dass sie einem verschobenen Viereck ähnelte. Bei Eröffnung des Unterleibes floss sogleich eine Menge weisslicher schleimiger Flüssigkeit aus, die alsbald f ü r den Inhalt des Magens anerkannt w u r d e . Die "Wunde w a r durch das Zwerchfell in den linken Rand des kleinen Leberlappens, der sich sehr weit nach Links erstreckte, gedrungen, hatte diesen Lappen einen halben Zoll von seinem linken R a n d e durchbohrt und auch noch eine penetrirende V e r letzung der W a n d u n g e n des Magens veranlasst, so dass der Inhalt des Magens in die Unterleibshöhle ausgeflossen w a r . Die W u n d e n des Zwerchfelles und Leberlappens w a r e n übrigens eben so scharf geschnitten an ihren Winkeln, als die äussere H a u t w u n d e im ersten Augenblicke nach der Verletzung beobachtet w o r d e n yyar, B '2

so n u r dass Zwerchfell- und L e b e r w u n d e etwas kürzer in ihrem Längendurchmesser erschienen. D e r Magen w a r in der Art verletzt, dass sich die W u n d e an der obern und vordem Fläche, ungefähr in der Mitte zwischen Cardia und Fundus bef a n d , sich über einen Zoll in die Länge erstreckte und die W a n d u n g e n gestreift hatte, und z w a r so, dass an den äussern Enden der W u n d e , nur die seröse H a u t , m e h r nach Innen die Muskelhaut und in der Mitte auch die Schleimhaut, letztere ungefähr in der Länge von zwei Linien durchschnitten w a r , so dass eine starke Rabenfeder in die Oeffnung hätte eingebracht w e r d e n können. Die Gedärme w a r e n an der äussern Seite, mit der sie an den Bauchdecken anlagen, gerüthet, jedoch o h n e entzündet zu sein. Die Netze w a r e n missfarbig und mager. Die Flüssigkeit des Magens w a r im ganzen Unterleibe verbreitet, hatte sich in das kleine Becken, bis zum S. romanum und Rectum hinab gesenkt, und von diesen Darrngebilden an w a r e n nach a u f w ä r t s fast alle Gedärme der linken Seite auf ihrer äussern Fläche m e h r oder weniger entzündet und brandig. So w a r die äussere Fläche des S. romani schwärzlich, mit Blut unterlaufen, brandig. Nach der D u r c h schneidung zeigte sich die innere Fläche gesund. So w a r auch das Colon descendens mehr auf der äussern als innern Fläche brandig. Am meisten brandig w a r die untere und hintere F l ä c h e des Magens in der Gegend zwischen Cardia und Fundus, gerade derjenigen Stelle entgegengesetzt, w o die obere und vordere Fläche v e r w u n d e t w a r . Diese Stellen w a r e n schwarz und brandig in grosser Ausdehnung, die innere Fläche allerdings ebenfalls von durchgreifendem Brande entfärbt, aber nur

21 an kleinere Stellen und es w a r deutlich genug zu erkennen, dass der Brand von Aussen ausgegangen w a r und sich nur nach Innen verbreitet hatte. Die W a n dungen des Magens waren übrigens an einzelnen Stellen so zerstört und mürbe, dass einzelne brandige Parthieen bei vorsichtigem Herausnehmen des ganzen Magens von selbst zerrissen. Die Leber, namentlich der linke Lappen, der ver-. letzt worden war, war ganz mürbe und breiartig, so dass in der Umgebung der Wunde eine Sonde nach allen. Richtungen, in der Lebersubstanz bewegt w e r den konnte. Auch die Substanz der gesammten Leiber w a r erweicht. Die gesammte Leber w a r sehr gross und der kleine Lappen erstreckte sich ungemein »veit nach' Links hinüber. Die Gallenblase erhielt eine schwärzliche, schmierige, ziemlich konsistente, fast sulzige Flüssigkeit, ähnlich der natürlichen Farbe einer durchschnittenen Milz. Die Milz selbst w a r ohne Fehler und gesund. Die Nieren waren gesund, die linke in ihrer Süssem Umgebung etwas dunkler aussehend, als die rechte. Die Harnblase w a r entleert und gesund. Die Hoden waren im Hodensacke und gesund, w i e sich schon bei der äussern Besichtigung erge» ben hatte. Der Schädel schien etwas niedrig, wie von Oben nach Unten zusammengedrückt, namentlich vom Scheitel an gegen die Stirne hin. Die Schädelknochen waren etwas dick, sonst er-* Schien nichts auffallendes an ihnen. Das Gehirn schien im Ganzen klein, abnorme* w a r nichts daran zu bemerken. Die lilutleiter der zarten und die Venen der

22 w e i c h e n Hirnhaut w a r e n ziemlich mit schwärzlichem Blute angefüllt. Der Sichelfortsatz der zarten Hirnhaut w a r derb und fest u n d reichte sehr w e i t zwischen den Hemisphären herab. Uebrigens w a r e n Hirn und Häute gesund, Rind e n - und Marksubstanz normal. Das kleine Hirn schien im Verhältniss zum grossen ziemlich gross und entwickelt, die hintern Lappen des grossen Hirns wollten das kleine nicht so r e c h t bedecken, w i e es sonst natürlich ist. Das grosse H i r n erschien in diesem Verhälnisse ziemlich klein. Das Hirn nun herausgenommen und durch Horizontalschnitte untersucht, gab nichts besonderes abnormes. Die grosse Commissur des grossen Hirnes w a r sehr stark ausgebildet. Desgleichen w a r e n die Sehhügel gross und ausgezeichnet. Die Plexus chorioidei w a r e n natürlich, im rechten Seitenventrikel etwas S e r u m , im linken nicht. Die Vierhügel w a r e n sehr klein. Die Blättchen im sogenannten Lebensbaume des kleinen Hirns w a r e n ausgezeichnet deutlich und sehr zahlreich vorhanden. An der Basis des Gehirnes und den hier entspringenden Nerven w a r nichts Auffallendes oder Ab« Weichendes zu bemerken. A n der knöchernen Basis des Schädels w a r allerdings sehr auffallend die abgesonderte Lage des mittleren Hirnlappens, die durch das besonders hoch stehende Felsenbein und den ebenfalls sehr hoch nach oben stehenden Schwerdtfortsatz des Keilbeines w i e in einem rundlichen, vertieften Neste lagen. Die Vertiefungen und Erhabenheiten an den K n o chen w a r e n an dieser Stelle ausgezeichnet. Die E r -