Joseph Laska (1886-1964): Ein österreichischer Komponist und Dirigent in Japan 9783205793649, 9784872593204, 9783205796169

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Joseph Laska (1886-1964): Ein österreichischer Komponist und Dirigent in Japan
 9783205793649, 9784872593204, 9783205796169

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K a zumi Negishi

Joseph Laska (1886–1964) Ein öster r eichischer Komponist und Dir igent in Japa n

Mit Beiträgen von Ellen Mary Reitinger-Laska und Joseph Reitinger-Laska

2014

BÖHLAU VERLAG WIEN KÖLN WEIMAR

Gedruckt mit Unterstützung durch die Kulturabteilung der Stadt Wien – MA 7

Aus dem Japanischen übersetzt von Evelin Saito-Lackner [Hinweise in eckigen Klammern, ausgenommen im Werkverzeichnis, von der Übersetzerin] Die Originalausgabe trägt den Titel Joseph Laska to Takarazuka Kōkyōgakudan (Joseph Laska und das Symphonieorchester Takarazuka) und ist 2012 im Verlag Ōsaka Daigaku Shuppankai, Osaka, ISBN 978-4-87259-320-4 erschienen.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://portal.dnb.de abrufbar.

Umschlagabbildung: vorne: Joseph Laska vor dem Bahnhof von Takarazuka (um 1930) hinten: Joseph Laska dirigiert das Symphonieorchester Takarazuka (1933)

© 2014 by Böhlau Verlag GmbH & CoKG, Wien Köln Weimar Wiesingerstraße 1, A-1010 Wien, www.boehlau-verlag.com Alle Rechte vorbehalten. Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist unzulässig.

Korrektorat: Katharina Krones, Wien Einbandgestaltung: Michael Haderer, Wien Satz: Bettina Waringer, Wien Druck und Bindung: Theiss, St. Stefan im Lavanttal Gedruckt auf chlor- und säurefreiem Papier Printed in the EU ISBN 978-3-205-79616-9

Inhalt

Geleitwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 Einleitung: Meine Begegnung mit Laska . . . . . . . . . . . . . . . . 9 Kapitel 1: Bis zur Ankunft in Japan (1886–1923) . . . . . . . . . . . . 19 Geburt 19 / Jugendzeit 23 / Studium an der Akademie 25 / Musikalische Tätigkeiten in russischen Gefangenenlagern 31 / Ankunft in Japan und Tätigkeit in der Region Kansai 33 Kapitel 2: In Takarazuka . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36 Beginn der Takarazuka-Oper (Takarazuka Kageki) 36 / Arbeit mit dem Orchester der Takarazuka-Mädchenoper 40 / Tätigkeit in der Gesellschaft der Musikforschung Takarazuka 44 / Konzerte 47 Kapitel 3: Aufbau eines Symphonieorchesters . . . . . . . . . . . . 49 Die Symphoniekonzerte in Takarazuka unter Laska 49 / Das Symphonieorchester Takarazuka entsteht 54 / Das erste Abonnementkonzert 56 / Tendenzen bei den Symphonieorchestern in Tokyo 58 Kapitel 4: Japanische Erstaufführungen der Werke Anton Bruckners (1931–1935) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61 Erstaufführungen Laskas in Japan 61 / Werke von Bruckner 63 / Takashi Asahina übt scharfe Kritik 68 / Bruckners Werken verbunden 70

Kapitel 5: Arbeit als Lehrender . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 75 Lehr- und Konzerttätigkeit am Kobe College 75 / Anleitung für Kōichi Kishi 85 / Takarazuka und Kōsaku Yamada 88 Kapitel 6: Laska als Komponist . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 91 „Italien“ 91 / Aus der Kriegsgefangenschaft in Sibirien 92 / „Vaterliebe“ 96 / „Manyōshū-Lieder“ 98 / „Nara-Suite“ 102 / Melodien zu chinesischen Gedichten 103 / Japanische Melodien 106 / „7 Tanka aus Hyakunin-isshu“ 108 / „10 japanische Kurzgedichte in Musik gesetzt“ 111 /„Japanische Suite für Orchester“ 114 / „Psalm 13“ 116 / „Die Jahreszeiten von Japan“ 117 Kapitel 7: Plötzlicher Abschied von Japan und schwere Zeiten (1935–1945) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 119 Verbot der Wiedereinreise nach Japan 119 /Rückkehr nach Österreich 125 /Verhaftung durch die Gestapo 126 / Wegen „Hochverrats“ ins Zuchthaus 130 / Befreiung durch das amerikanische Militär 131 Kapitel 8: Entlassung aus der Gefangenschaft und Lebensabend (1945–1964) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 133 Leben in Wien 133 / Kompositionen gegen den Krieg 134 / Kompositionen aus Liebe zum Vaterland 140 / Andenken an Japan: „Sieben Haiku für Sopran, Flöte und Klavier“ 144 Kapitel 9: Takarazuka nach der Ära Laska . . . . . . . . . . . . . . .147 Nachfolge Laskas und weitere Entwicklung 147 / Laskas Schriften zur Japanischen Musik 151

Nachwort: Joseph Laska, ein Wegbereiter der Orchestermusik in Japan . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 153 Anhang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 157 Joseph Laska: Die Musik Japans (Dezember 1927) 157; Joseph Laska: Europas Musik in Japan und ihre Beziehungen zur japanischen (Februar 1929) 162; Ellen Mary Reitinger-Laska: Ein Leben für die Musik! Skizzen aus dem Leben meines vor kurzem verstorbenen Mannes, Joseph Laska! (Wien, Dezember 1964) 170; Joseph Reitinger-Laska: Joseph Laska – mein Vater (Laa/Thaya, April 2014) 181; Danksagung 190; Zeittafel 191; Kazumi Negishi 194; Werkverzeichnis Joseph Laska 194; Anmerkungen 210; Inhalt und Texte der Audio-CD 217

Geleitwort Musik hat in den 145 Jahren seit Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen Japan und Österreich stets eine auffallend wichtige Rolle gespielt. Eines der ersten offiziellen österreichischen Gastgeschenke an das japanische Kaiserhaus war ein prachtvoller Bösendorfer-Flügel, der 1869 von der ersten Abordnung der österreichisch-ungarischen Monarchie in Japan übergeben wurde. Ein Mitglied der Abordnung aus Österreich­ hatte damals für den japanischen Kaiser Meiji ein Probekonzert am ­Bösendorfer-Flügel gegeben, was u.a. zur Japan-Premiere der Annen­ polka von Johann Strauß führte. Der japanische Musikwissenschaftler Professor Kazumi Negishi hat sich mit dem vorliegenden Buch große Verdienste um die Aufarbeitung eines anderen, hochinteressanten Kapitels der österreichisch-japanischen Musikbeziehungen erworben, das beinahe in Vergessenheit geraten ist. Joseph Laska (1886-1964), österreichischer Komponist, Dirigent und Musikpädagoge, hat zwischen 1923 und 1935 einen bedeutenden Beitrag zur Vermittlung westlicher klassischer Musik in Japan geleistet. Im Zuge seiner 12-jährigen Tätigkeit in der Region Kansai hat Laska nicht nur das erste professionelle japanische Symphonieorchester gegründet, sondern dem japanischen Publikum auch Zugang zu zahlreichen Werken der klassischen Musik – insbesondere österreichischer Provenienz – ermöglicht. Laska hat auch auf die Musikausbildung in Teilen Japans einen nicht unbeträchtlichen Einfluss genommen. Es freut mich, dass diese bemerkenswerte Publikation rechtzeitig zum Joseph Laska-Gedenkjahr erscheinen kann und dass darüber hinaus mit einer Reihe von Veranstaltungen sowohl in Österreich als auch in Japan die Person und das bedeutende Schaffen von Joseph Laska gewürdigt werden. Professor Negishi hat mit diesem Buch einen Prozess in Gang gesetzt, der, so hoffe ich, sowohl in Österreich als auch in Japan eine Joseph-Laska-Renaissance einleiten und dessen Musik wieder vermehrt in die Konzertsäle bringen wird. Botschafter Dr. Martin Eichtinger Leiter der Kulturpolitischen Sektion des Bundesministeriums für Europa, Integration und Äußeres



Einleitung Meine Begegnung mit Laska

V

on den Lesern, die dieses Buch in die Hand nehmen, kennen wahrscheinlich die wenigsten den Namen Joseph Laska. Es handelt sich um einen aus Österreich stammenden Dirigenten und Komponisten, der vor dem Zweiten Weltkrieg zwölf Jahre lang in Japan gelebt hat. Er wirkte in der alten Kulturlandschaft und Region Kansai, besonders in den Städten Kobe und Takarazuka der Präfektur Hyōgo, etwa 450 Kilo­ meter westlich von Tokyo, in der Nähe der Stadt Kyoto. Das mit Laska verbundene Revuetheater Takarazuka, dessen Ensemble zur Gänze weiblich ist, besteht auch heute noch und erfreut sich ungebrochener Popularität. Laska begann seine Tätigkeit in Japan als Professor an der Schule für Musik und Oper Takarazuka (Takarazuka Ongaku Kageki Gakkō), der heutigen Musikschule Takarazuka (Takarazuka Ongaku Gakkō). Daneben dirigierte er das aus Mitgliedern des Orchesters der Mädchenoper Takarazuka (Takarazuka Shōjo Kageki) bestehende Symphonieorchester Takarazuka (Takarazuka Kōkyō Gakudan) und vermittelte dem Publikum in der Region Kansai, angefangen von den Symphonien Anton Bruckners, viele Orchesterwerke. Er war auch als Lehrer an der Musikabteilung des Kobe College (Kōbe Jōgakuin) für Mädchen tätig und gewann so auch auf dem Gebiet der Ausbildung großen Einfluss. Nach dem Herbst 1935 durfte Laska aber nicht mehr nach Japan einreisen und geriet in Vergessenheit. Ich möchte daher zuerst beschreiben, wie es zu meiner Begegnung mit dieser Persönlichkeit gekommen ist. Im September 1991 besuchte ich in Österreich zum ersten Mal Linz, die Hauptstadt Oberösterreichs, und nahm dort, im am Donauufer gelegenen Brucknerhaus, an einem Bruckner-Symposion teil. Thema war die Bruckner-Rezeption, und der Veranstalter, das AntonBruckner-Institut Linz, fragte bei mir an, ob ich zum Thema „Rezeption 9

Meine Begegnung mit Laska

der Musik Bruckners in Asien“ einen Vortrag halten könne. Da mich diese Anfrage im März 1991, also nur ein halbes Jahr vor dem Symposion, erreicht hatte, war die Zeit dafür zu kurz und ich akzeptierte die Einladung unter der Bedingung, das Thema auf Japan zu beschränken. Als Vorbereitung für diesen Vortrag besorgte ich mir Unterlagen. Darunter war das abgebildete Buch „Gesamtverzeichnis aller Aufführungen von Symphonien Anton Bruckners in Japan“. Dieses Verzeichnis enthält alle Aufführungen bis Mai 1979 und wurde von Shōji Onodera, einem ehemaligen Generalsekretär des Philharmonischen Symphonieorchesters Osaka (Ōsaka Philharmonie Kōkyōgakudan), herausgegeben. Als gefaltete Beilage gibt es darin die Seite „Verzeichnis der Erstaufführungen von Brucknersymphonien in Japan“. Hier sind zwei Beiträge angeführt. Zur ersten Symphonie Bruckners gibt es folgende Angabe: 1. Symphonie, Symphonische Gesellschaft Takarazuka (Takarazuka Kōkyō­ gaku Kyōkai), Joseph Laska, 22.11.1933, Großer Theatersaal in Takarazuka, Hyōgo, 100. Abonnementkonzert

Zum Te Deum fand ich: Te Deum, Symphonische Gesellschaft Takarazuka, Joseph Laska, 26.1.1935, Asahi Kaikan [Veranstaltungshalle] in Osaka, 2. Abonnementkonzert des Asahi-Chores

Das war meine erste Begegnung mit dem Symphonieorchester Takarazuka und auch mit Laska. Da ich aber einen Originalbeleg zu dieser Information erhalten wollte, erkundigte ich mich bei der Takarazuka-Operngruppe (Takarazuka Kagekidan) und erhielt die Information, dass alle alten Dokumente über „Takarazuka“ in der Sammlung Hankyū Gakuen Ikeda Bunko (heute Gemeinnützige Stiftung Hankyū Bunkazaidan Ikeda Bunko) liegen. Das elegante Gebäude der Bibliothek der Ikeda-Sammlung erreicht man mit der Takarazuka-Linie der Hankyū-Eisenbahn, indem man nach dem Aussteigen am Bahnhof Ikeda in Richtung Satsuki-Berg geht. Schräg 10

meine Begegnung mit laska

Abb. 1: Shōji Onodera (Hrsg.): Gesamtverzeichnis aller Aufführungen von Symphonien Anton Bruckners in Japan bis 1979, Bruckner Gesellschaft Japan, 1979

rechts oben befindet sich das ehemalige Wohnhaus von Ichizō Kobayashi, dem Gründer der Hankyū-Eisenbahn, das, heute restauriert, das ItsuōMuseum beherbergt (Itsuō war Kobayashis Künstlername). Unter den zahlreichen Dokumenten, die mir dort vorgelegt wurden, gab es Dokumente über das Symphonieorchester Takarazuka von 1923 bis 1932 und von 1933 bis 1942. Jedes der beiden Konvolute bestand aus 60 Umschlägen aus Plastik in A-4-Größe, die Programme und ähnliches Material der Gesellschaft der Musikforschung Takarazuka (Takarazuka Ongaku Kenkyūkai) vom 19. August 1923 bis zum „129. Abonnementkonzert des Symphonieorchesters Takarazuka“ am 14. März 1942 enthielten. Bei der Durchsicht konnte ich die Aufführungsdaten von Bruckners 1. Symphonie und des Te Deums aus dem vorher erwähnten Verzeichnis verifizieren und außerdem beim 75. Abonnementkonzert am 24. April 1931 eine von Laska dirigierte Aufführung der 4. Symphonie, der Romantischen, finden. Bisher war man der Ansicht gewesen, die Aufführung dieses Werkes durch den Dirigenten Hidemaro Konoe mit dem Neuen Symphonieorches11

Meine Begegnung mit Laska

ter (Shin Kōkyōgakudan), dem heutigen NHK-Symphonieorchester, am 27. Mai 1931 sei die Erstaufführung in Japan gewesen. Aber in Takarazuka war man um 33 Tage früher dran gewesen. Das war eine kleine Entdeckung. Der Inhalt meines Vortrages beim Bruckner-Symposion 1991 in Linz wurde 1994 im Symposionsbericht publiziert. Die Ergebnisse meiner Forschung konnte ich auch im „Bruckner-Mahler-Lexikon“ (1993 im Tōkyō Shoseki Verlag erschienen), das ich geAbb. 2: Bericht des Bruckner-Symmeinsam mit Hiroshi Watanabe (daposions Linz 1991, erschienen 1994 mals Assistenzprofessor an der Universität Osaka, heute Professor an der Universität Tokyo) verfasst habe, veröffentlichen. Was die Rezeption Bruckners in Asien außerhalb Japans betrifft, die ich für den Vortrag 1991 nicht ausreichend erforschen konnte, habe ich s­ päter an Orchester in Korea, China, Hongkong, Macao und andere mit der Bitte um Bekanntgabe von Daten geschrieben. Dadurch habe ich erfahren, dass in diesen Ländern und Städten Bruckner-Konzerte kaum statt­ge­ funden haben, und habe diese Erkenntnisse 1996 anlässlich Bruckners 100.   Todesjahres in dem als Nachschlagewerk verfassten Buch „Anton Bruckner: Ein Handbuch“ veröffentlicht. Damit war die Erforschung der Bruckner-Rezeption für mich erst einmal abgeschlossen, doch animierte mich die durch diese Studien erfolgte Begegnung mit Joseph Laska und dem Symphonieorchester Takarazuka dazu, mehr darüber wissen zu wollen. Nach meinem Wechsel an die Universität Osaka, 1998, konnte ich mich neuerlich mit dieser Thematik beschäftigen.

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 meine Begegnung mit laska

Die Literaturfakultät der Universität Osaka veröffentlicht jährlich einen Forschungsbericht mit dem Titel „Machikaneyama-Abhandlungen“. Machikaneyama ist der Name des Campus dieser Universität. Gleich nach meinem Dienstantritt wurde ich gebeten, für diesen Forschungsbericht einen Beitrag zu schreiben, und ich nutzte die Gelegenheit, meine mir seit vier Jahren gestellte Aufgabe zu verwirklichen, und schrieb über Laska und Takarazuka. Da ich 1991 für das Symposion das Material aus der Ikeda-Sammlung verwendet hatte, hatte ich schon einen Artikel mit dem Titel „Das nicht erforschte Material über die Tätigkeit der Symphonischen Gesellschaft ­Takarazuka“ für die Hausberichte der Ikeda-Sammlung (Band 7, April 1995 und Band 8, Oktober 1995) verfasst. Am Ende des Berichtes hatte ich wie folgt geschrieben: „Ich wollte unbedingt die grundsätzlichen Daten der Ausführenden und der Konzertprogramme recherchieren und weiters sehe­ich es als meine Aufgabe an, über die Aktivitäten von Laska, nicht nur seine Tätigkeit als Dirigent, sondern auch seine schöpferische Arbeit als Komponist, zu forschen.“ Als Erstes war es notwendig, ein Verzeichnis der Abonnementkonzerte des Symphonieorchesters Takarazuka zu erstellen. Als Nächstes kam die Suche nach Noten der Werke Laskas. Auf Grund der Zeitungsartikel, die ich während meines Aufenthaltes beim Bruckner-Symposion in Linz kopieren konnte, war mir bewusst geworden, dass er viele Werke komponiert hatte, aber ich hatte noch keine einzige Note im Original gesehen. Ich fragte auch in der Ikeda-Sammlung und weiters auch bei der Operntruppe Takarazuka nach, erhielt aber die Antwort, dass keine Noten vorhanden wären. Als weitere Möglichkeit erschien mir das Kobe College. Auf Grund der bisherigen Forschung wusste ich, dass Laska außer in Takarazuka auch als Lehrer an der Musikabteilung des Kobe College tätig gewesen war. Zu Beginn hatte es den Anschein, als ob auch dort keine Noten vorhanden wären, doch wenig später rief mich Frau Prof. Haruko Wakayama vom Archiv des Colleges an und sagte „Es gibt welche!“ Als ich mich dort einfand, bekam ich in alten Papierumschlägen mehr als zehn Blaupausen von Notenblättern zu sehen. Für mich war das die Entdeckung eines echten Schatzes. 13

Meine Begegnung mit Laska

Abb. 3: „10 japanische Kurzgedichte in Musik gesetzt“, Kobe 1933, (Bibliothek des Kobe College)

Ein Großteil der Werke in diesem Notenmaterial sind über zehn Stücke wie „Bilder aus Japan“ für Klavier, „Nara-Suite“ für Klavier und Flöte, „Japanische Melodien“, bei denen Laska japanische Volkslieder und „Geisha-Lieder“ für Klavier arrangiert hat, und Vokalwerke wie „10 Japanische Kurzgedichte in Musik gesetzt“. Beim Durchsehen und beim Anspielen dieser Noten auf dem Klavier entstand in mir der Wunsch, sie unbedingt von echten Musikern spielen zu lassen. Daher sprach ich Musiker, die am Magisterkurs der Pädagogischen Universität Osaka (Ōsaka Kyōiku Daigaku), bei der ich vorher beschäftigt gewesen war, studierten, an und bat sie diese Stücke zu spielen. Am 12. Dezember 1998 konnte ich die Werke dann in Form einer Art Vortragskonzert, bei einer in der Musikhalle des Kobe College abgehaltenen Versammlung der Japanischen Gesellschaft für Musikwissenschaft, Sektion Kansai, der Öffentlichkeit vorstellen. So konnte ich die ursprünglich geplante Abhandlung über die Geschichte der Aktivitäten des Symphonieorchesters Takarazuka und über Laskas Werke, beschränkt auf die Dokumente im Besitz des Kobe College, 14

 meine Begegnung mit laska

fertig schreiben. Sie ist in den „Machikaneyama-Abhandlungen“, Band 32 Kunstwissenschaftliche Abteilung, unter dem Titel „Joseph Laska (1886– 1964) und das Symphonieorchester Takarazuka“ erschienen. Aber diese Abhandlung musste sich bezüglich der Abonnementkonzerte des Symphonieorchesters Takarazuka auf die Veranstaltungstermine, die fortlaufenden Nummern (sie zeigen an, das wievielte Konzert es ist), die Veranstaltungsorte etc. beschränken und konnte auf Grund der beschränkten Seitenzahl die Namen der mit dem Orchester musizierenden Solist/inn/en und Sänger/innen, Programme etc. nicht aufnehmen. Nach weiteren Forschungen konnte ich im August 1999 mit Forschungsgeld der Universität Osaka das „Verzeichnis der Abonnementkonzerte des Symphonieorchesters Takarazuka 18. 9. 1926–14.3. 1942“ veröffentlichen. Als ich mit der Abhandlung fast fertig war, wurde mir der englische Artikel „Compositions of German Musicians in Japan from 1872 to 1945“ von Irene Suchy bekannt. Dieser ist im Bericht des 1990 in Osaka abgehaltenen Symposiums der Internationalen Gesellschaft für Musikwissenschaft, mit Sitz in Basel, inkludiert und enthält einige Aufzeichnungen über Werke von Laska; als Standorte der handschriftlichen Noten sind die Musiksammlung der Österreichischen Nationalbibliothek und die Bibliothek des Bruckner Konservatoriums (heute Anton-Bruckner-Privatuniversität), Linz, angegeben. Deshalb beschloss ich, diese Bibliotheken im Herbst 1999 zu besuchen. In der Musiksammlung der Österreichischen Nationalbibliothek fanden sich viele Dinge, die ich gerne kopieren wollte, aber die zuständige Mitarbeiterin erklärte mir, dass ich eine Bewilligung des Rechtsinhabers benötigte. Als ich nach dem Rechtsinhaber fragte, erfuhr ich, dass sein Name die Buchstaben „Laska“ enthielt, und überdies war seine Adresse in Wien. Meine Zieladresse war die Hermanngasse 33, etwas westlich außerhalb der Ringstraße gelegen. Als ich ankam, war dort ein Reisebüro. Der Erbe der Rechte war Joseph Reitinger-Laska, er war Besitzer des Reise­ büros. Obwohl er über den plötzlichen Besuch doch etwas erstaunt war, hieß er mich willkommen und verfasste als Erbe der Rechte eine Bestäti15

Meine Begegnung mit Laska

Abb. 4: Joseph ReitingerLaska (Aufnahme des Autors, September 1999)

gung mit der Erlaubnis, von allen Dokumenten über Laska, die im Besitz österreichischer Bibliotheken sind, Kopien und Fotos anfertigen zu lassen. Joseph Reitinger-Laska ist niemand anderer als Laskas Sohn, der zusammen mit seiner Frau Ilse das Reisebüro betreibt. (Auf den Doppelnamen Reitinger-Laska werde ich später noch zurückkommen.) So konnte ich zur Nationalbibliothek zurückkehren und Kopien bestellen. Überdies hat mir der Direktor der Bibliothek der Anton-BrucknerPrivatuniversität (ehemals Bruckner Konservatorium) in Linz, Dr. Leo Dorner, sehr geholfen, indem er mir gestattete, im Kopierzimmer das gesamte vorbereitete Notenmaterial, soweit es die Zeit erlaubte, nach meinem Gutdünken zu bearbeiten. In Wien habe ich neben den Noten auch besonders wichtige Dokumente zum Verständnis von Laskas Leben erhalten. Seine Witwe Ellen (1910– 1986) verfasste einen Monat, nachdem Joseph Laska am 14. November 1964 verstorben war, einen Rückblick mit dem Titel „Ein Leben für die Musik! Skizzen über das Leben meines kürzlich verstorbenen Mannes Joseph Laska!“ Es sind 17 von Hand beschriebene Seiten. Die Handschrift ist schwer zu lesen und es hat mich viel Zeit gekostet, sie zu entziffern. Den Inhalt möchte ich im nächsten Kapitel vorstellen. Im Jahr 2000 kam ich ebenfalls nach Österreich und besuchte außer diesen beiden Bibliotheken auch die Musiksammlung der Wiener Stadtund Landesbibliothek (heute Wienbibliothek im Rathaus). Dort konn16

 meine Begegnung mit laska

Abb. 5: Notiz von Ellen, Witwe von Joseph Laska (Österreichische Nationalbibliothek, Musiksammlung)

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Meine Begegnung mit Laska

te ich die handgeschriebenen Noten der „Manyōshū-Lieder“ kopieren. Ab dem Jahr 2001 hatte ich die Möglichkeit, mit Hilfe wissenschaftlicher Forschungsstipendien etc. fast jedes Jahr nach Österreich zu fahren.

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Kapitel 1 Bis zur Ankunft in Japan (1886–1923)

Geburt

J

oseph Julius [Reitinger] wurde am 13. Februar 1886 in Linz geboren; damit begann seine Witwe Ellen im Dezember 1964 in Wien unter dem Titel „Ein Leben für die Musik! Skizzen über das Leben meines vor kurzem verstorbenen Mannes Joseph Laska!“¹ ihren Rückblick (siehe Abb. auf Seite 17). Der blonde, kleine, zarte Bub wuchs unter der Aufsicht seiner Großmutter im Haus Tummelplatz 17 in der heutigen Altstadt auf. Er war sicher kein verwöhntes Kind. Denn seine Geburt war nicht gewünscht gewesen. Seine Mutter Rosa Reitinger², eine Sängerin am Linzer Theater, wurde mit ungefähr 16 Jahren vom damals 33-jährigen Theaterdirektor und Regisseur Julius Laska (1850–1933)³ schwanger; er war mit der 26-jährigen Julie Laska verheiratet, die dem Ensemble ebenfalls angehörte. Rosa Reitinger musste danach an den verschiedensten Orten der Monarchie arbeiten, um sich ihr Brot zu verdienen. Joseph Reitinger trug damals den Familiennamen seiner Mutter, wie es bei unehelichen Kindern in Österreich bis heute üblich ist. Die 2013 im elektronischen österreichischen Musiklexikon (www.musiklexikon.ac.at/ml/ musik_L/Laska_Familie.xml) gelesene Abb. 6: Laskas Mutter Rosa Reitinger

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Bis zur Ankunft in Japan (1886–1923)

Angabe, Joseph sei Julie Laskas Sohn gewesen und habe von Anfang an Joseph Laska geheißen, ist ein Irrtum. Sein Vater erkannte ihn später jedoch an. Im Geburtenbuch steht folgender Eintrag: Die k. k. Statthalterei in Linz, hat mit Datum vom 21. III. 1908 Z. 7221/IV. dem Täufling die Abänderung seines Zunamens in „Reitinger-Laska“ bewilligt.

Auch die Amtsbetätigung der Landeshauptmannschaft Oberdonau, Linz, vom 4. April 1939 beweist die Namensänderung wie folgt: Aus der Akte der k. k. Statthalterei in Österreich ob der Enns Nr. 30822 ex 1917 betreffend die Namensänderung des Josef Julius R e i t i n g e r in R e i t i n g e r – L a s k a geht hervor, dass der Theaterdirektor Julius Laska geboren am 28. I. 1850 der außereheliche Vater des am 13. II. 1886 geborenen Josef Julius Reitinger-Laska ist.

Dies blieb sein amtlicher Name bis zu seinem Tod, auch wenn er sich als Künstler nur noch Joseph Laska nannte. (Joseph Julius und Ellen Mary Reitinger-Laska waren noch 2013 in der elektronischen Grabstellensuche der Friedhöfe Wien GmbH als Joseph Julius und Ellen Mary Reitinger-Laska zu finden, obwohl beider Urnen im Jahr 2006 aus dem Urnenfriedhof der Feuerhalle Simmering in Wien enterdigt und in Laa an der Thaya neu beigesetzt worden sind.) Linz ist die Stadt, in der Anton Bruckner von 1856 bis 1868 seine Zeit als Organist und Dirigent des Männerchores „Frohsinn“ verbrachte. Zu der Zeit, als Laska geboren wurde, war Bruckner 61 Jahre alt und arbeitete in Wien an der Komposition der 8. Symphonie (erste Fassung). Am 9. Juni 1886, als Laska etwa vier Monate alt war, wurde in Japan Kōsaku Yamada, mit dem ihn später einiges verbinden sollte, geboren. Der im Rückblick seiner Witwe angeführte Tummelplatz liegt vom Hauptbahnhof Linz etwa 1,7 km entfernt in nördlicher Richtung auf einer kleinen Anhöhe vor dem Donauufer. Gleich in der Nähe befindet sich das 20

Geburt

heutige Landestheater, damals „Landschaftliches Theater in Linz“, dessen Direktion Julius Laska innehatte. In diesem Theater dirigierte Otto Kitzler, der Lehrer Bruckners in Orchesterinstrumentation und musikalischer Formenlehre, am 13. Februar 1863 die Linzer Erstaufführung von Wagners „Tannhäuser“. Bei dieser Gelegenheit studierte Bruckner zusammen mit seinem Lehrer die Partitur der Oper und verehrte danach Wagner wie einen Gott. Übrigens war auch der Geburtstag von Laska ein 13. Februar und außerdem war es auch der Tag, an dem Wagner 1883 in Venedig starb. Man könnte sagen eine zufällige, aber interessante Koinzidenz. Im „Österreichischen Biographischen Lexikon 1815–1950“ gibt es einen Eintrag über den Vater Julius Laska. Diesem zufolge wurde er am 28. Jänner 1850 in Linz geboren, ging ans Theater und trat ab seinem 15. Lebensjahr als Schauspieler auf verschiedenen Bühnen auf. 1880 wurde er als jugendlicher „Charakterdarsteller in Komödien“ am Theater in Hamburg verpflichtet und im nächsten Jahr engagierte man ihn ebenfalls hauptsächlich als „Charakterdarsteller in Komödien“ und als Regisseur am Hoftheater in St. Petersburg. 1882 wurde er dann am Landestheater Linz als Schauspieler, Sänger und Regisseur angestellt (1884–1891 war er Direktor des Hauses). Julius Laska ließ 1888 in diesem Theater auf eigene Kosten die elektrische Beleuchtung installieren. Im Jahre 1879 hatte Thomas Alva Edison, der König der Erfinder, die Glühlampe erfunden, und im Jahr darauf wurde der ganze Broadway in New York mit Bogenlampen ausgestattet. Julius Laska wollte die Annehmlichkeiten der modernen Technik am Theater nützen. Doch auch in künstlerischer Hinsicht war seine Direktion bemerkenswert. Heinrich Wimmer beschreibt sie in seinem Buch „Das Linzer Landestheater 1813–1958“, das 1959 in Band 13 der „Oberösterreichischen Heimatblätter“ erschienen ist, mit folgenden Worten: Die Ära Laska hatte eine sehr lange Reihe von berühmten und berühmtesten Gästen zu verzeichnen, aus der hier nur die Hofopernsängerin Marie Leh­ mann, die Hofopernsänger Horwitz, Reichenberg, Scaria, Schrödter, Sommer, die Burgschauspielerinnen Barsescu, Buska, Hohenfels, Pospischil, Schratt, Wilbrandt-Baudius, Schrödter, Sommer, die Burgschauspieler Baumeister, 21

Bis zur Ankunft in Japan (1886–1923)

Krastel, Reimers, Robert, die Wiener Komiker Marie Geistinger, Ludwig Martinelli, Dr. Rudolf Tyrolt und der Stuttgarter Komiker August Junker­ mann hervorgehoben seien. Als Laska infolge der großzügigen Auslagen (er arbeitete vielfach mit fremdem Geld), die er für das Theater aufwandte, in finanzielle Schwierigkeiten geriet und sein Rücktrittsgesuch einreichte, um als Direktor nach Marienbad zu gehen, sahen ihn die Linzer, die ihn trotz seiner Kontroversen mit den Behör­ den und mit der Kritik hochachteten, ungern scheiden. Sie empfanden ganz richtig, dass mit ihm ein weit über die Grenzen seines Heimatlandes hinaus bekannter, mit Leib und Seele dem Theater verschriebener Künstler aus seiner Vaterstadt, die ihm so viel verdankte, wegging, ein aufrechter, charaktervoller Mann, der auf seinem weiteren Lebensweg noch große Ehrungen einheimste.

Julius Laska verließ also 1891 Linz und wechselte bis 1921, für dreißig (!) Jahre, ans Sommertheater in Marienbad (heute Mariánské Lázně in Tschechien); parallel dazu hatte er in Innsbruck (1900–1903), Regensburg (1905–1909) und Meran (1910 / 1911) die Position als Theaterdirektor und Regisseur inne. Über Laskas letzte Jahre schreibt Wimmer: … zog dann im Ruhestand wieder nach Linz. Dort spielte er an seinem 75. Geburtstag als Gast im Landestheater den Jagl im Volksstück des Linzer Arztes Dr. Leopold Winternitz „Der Bildltaler“ und trat im selben Jahr zum hunderts­ ten Male in der Titelrolle des Volks­ stücks „s’Nullerl“ auf. Vom 19. Mai bis 17. Juni 1925 führte er für den schwer erkrankten Direktor Hagin provisorisch die Direktionsgeschäfte. Am 24. August Abb. 7: Josephs Vater Julius Laska (1850–1933)

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Jugendzeit

1933 starb Julius Laska, von seinen Mitbürgern bis ins hohe Alter geschätzt und verehrt, in seiner Vaterstadt Linz.

Zusätzlich zu dieser Eintragung erhielt ich von Herrn Reitinger-Laska eine Ausgabe des Marienbad-Tepler-Heimatbriefs, Band 30 (März 1951), in dem ein Artikel mit dem Titel „Der Theaterdirektor Julius Laska“ enthalten ist. Aus diesem ersieht man, dass Laska bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges, obwohl schon 61 Jahre alt, als Rechnungsunteroffizier in das k.u.k. Infanterieregiment Nr. 84 einrückte.

Jugendzeit Ellen Reitinger-Laska schreibt: Er trat dann in die Volksschule ein und wurde mit acht Jahren ein Sänger­ knabe des Kirchenchores des Linzer Domes. Wegen seiner hellen und klaren Stimme wurde der damalige Organist und Chorleiter auf ihn aufmerksam. Der Knabe war von der Orgel fasziniert und konnte sich, obwohl er keinen Unterricht erhielt, die Melodien nur dem Gehör nach merken. Er konnte, bei Abwesenheit des Organisten, selbst an der Orgel improvisieren und auch spä­ ter improvisierte er gerne am Klavier oder wenn er an der Orgel mit seinem Herrgott sprach.

In Linz gibt es heute zwei Dome. Mit dem Bau des Neuen Domes wurde in den 1850er Jahren, zu einer Zeit, als Bruckner in Linz lebte, begonnen und er wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts fertig gestellt, weshalb der hier angeführte Dom heute der Alte Dom ist. Dieses im Zentrum der Stadt gelegene, weihevolle Gebäude war jenes, in dem auch Bruckner die Orgel spielte, und man kann sagen, dass durch seine Tätigkeiten hier in Laska später seine Neigung, den Werken Bruckners besondere Kraft zu widmen, geweckt worden ist. Über die Jugendzeit schreibt Ellen: 23

Bis zur Ankunft in Japan (1886–1923)

Mit der Zeit wurde der Bub nun schon 11 Jahre und eines Tages stellte sich zum ersten Mal der Herr Papa, der Theaterdirektor, seinem Sohn vor. War es Neugierde oder trieb ihn das schlechte Gewissen, jedenfalls war er da und schaute sich den an diesem Tag besonders gut frisierten Buben an und mein­ te: Na, mein Sohn, ich habe gehört Du kannst Orgel spielen? Was willst Du denn einmal werden? Missionar, Vater! stotterte der Bub. Dann zeigte er sei­ nen kleinen Altar, wo er tatsächlich den Priester imitierte, was seinem Vater sehr gefiel. Na gut, dann musst Du aber studieren und erst mal das Gymna­ sium besuchen. Gerne, sagte Peppi, und ging in den nächsten Tagen mit der Absicht, sich zur Prüfung anzumelden, in die Schule, denn die Großmutter, eine einfache Frau, hatte kein Interesse. Also musste der Bub sich alles sel­ ber arrangieren und fiel natürlich bei der Prüfung durch, erbat sich nach einem Jahr eine nochmalige Prüfung und bestand sie und wurde ins [1897 neu eröffnete] Petrinum aufgenommen, wo er es aber wegen seiner zarten Konstitution nicht aushielt und den Vater bat, ihn nach vier Jahren aus dem Institut zu nehmen. Jetzt wurde für das Obergymnasium das schöne Kloster Kremsmünster erwählt und dort maturierte er mit etwa 20 Jahren.

Auf meine Mailanfrage bei Herrn Reitinger-Laska antwortete er mir, dass das Petrinum für seine strengen Schulregeln bekannt war. Das Kloster Kremsmünster ist auch der Ort, an dem die erste Fassung von Bruckners geistlichem Vokalwerk „Te Deum“ aufbewahrt wird. Der Autor hat es während seiner Zeit in Heidelberg mit seinem alten Audi 80 besucht. Während Josef Reitinger in der Schule dieses idyllisch gelegenen Klosters lernte, setzte er sich zum Ziel, doch nicht Priester, sondern Musiker zu werden. Nach Ableistung seines Militärdienstes beim Infanterieregiment Nr. 59 in Linz, 1906, als „Einjährig-Freiwilliger“ (einer Vorbereitung von Maturanten auf die Offizierslaufbahn), begann er mit 21 Jahren, im Jahr 1907, sein Studium an der Königlichen Akademie der Tonkunst in München.

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Studium an der Akademie

Studium an der Akademie Diese Akademie startete als Nachfolgerin der 1830 gegründeten „CentralSingschule“ und wurde 1846 im Gebäude des Odeon-Theaters in München eröffnet. Ab 1860 erhielt sie, als Antwort auf die von Richard Wagner verfasste Denkschrift, von König Ludwig II. von Bayern eine private Förderung und wurde ab 1874 eine öffentliche Erziehungseinrichtung im Königreich Bayern. Nach der Niederlage Deutschlands im Ersten Weltkrieg wurde der Name von „Königliche Akademie der Tonkunst“ in „Staatliche Akademie der Tonkunst und Hochschule für Musik München“ geändert. Während des Zweiten Weltkriegs wurde das Gebäude 1944 durch Luftangriffe zerstört; die Akademie musste ihre Tätigkeit einstellen. Nachdem sie nach dem Krieg an einer anderen Stelle wieder eröffnet worden war, übersiedelte sie 1957 an den heutigen Standort in der Arcisstraße 12. Der Name wurde 1998 in „Hochschule für Musik und Theater München“ geändert. Im März 2001 besuchte ich diese Hochschule. Das Gebäude liegt in der Nähe der Alten und Neuen Pinakothek an jener Stelle, an der bis 1945 das Hauptquartier der NSDAP war. Es ist schwarz und massiv und es herrscht eine ehrwürdige Atmosphäre. Ich hatte der Direktorin der Bibliothek, Frau Andrea Wagner, im Voraus eine Mail geschrieben und um Informationen über Laska gebeten. Aber als Antwort war gekommen, dass eine Person solchen Namens nicht gefunden werden könne. Nicht entmutigt, besuchte ich sie trotzdem und durfte unverzüglich die hoch oben im Bücherregal gelagerten, relevanten Jahresberichte der Akademie Buch für Buch durchsehen. Ellens Rückblick zufolge studierte Laska hier zwei Jahre lang, weshalb ich den Band 34 für die Jahre 1907/08 und den Band 35 für die Jahre 1908/09 sowie einige Bände davor und danach durchblätterte. In jedem Band sind die Namen der Lehrer und die Liste der Schüler verzeichnet, aber tatsächlich konnte ich den Namen „Laska“ nirgends entdecken. Bei genauerer Durchsicht jedoch war sowohl in Band 34 als auch in Band 35 der Name „Reitinger Joseph“ aufgelistet. Wie schon vorher erwähnt, war Reitinger der Familienname der Mutter Laskas und es war auch als Ge25

Bis zur Ankunft in Japan (1886–1923)

Abb. 8: Noten aus der Münchner Studentenzeit (Wienbibliothek, Musiksammlung)

burtsort Linz verzeichnet. [Bei der Recherche von Prof. Negishi in München war die zuvor erwähnte Bestätigung von 1939 über die Namensänderung von 1917 in Reitinger-Laska noch nicht bekannt.] Jedenfalls belegte Laska, dem Jahresbericht nach, in seinem ersten Studienjahr (1907/08) als Hauptfach Komposition unter der Leitung von Melchior Ernst Sachs. In seinem zweiten Studienjahr (1908/1909) belegte er sowohl Komposition als auch Klavier jeweils als Hauptfach bei Friedrich Klose und Berthold Kellermann. Klose war im Wiener Konservatorium Schüler von Bruckner gewesen und hinterließ die Schrift „Meine Lehrjahre bei Bruckner. Erinnerungen und Betrachtungen“ (1927). Auch der Münchner Generalmusikdirektor Felix Mottl war am Konservatorium Schüler von Bruckner gewesen und dirigierte im 26

Studium an der Akademie

Mai 1885 den Adagio-Satz der 7. Symphonie Bruckners in Karlsruhe. Im April des nächsten Jahres dirigierte er in München, als Erstaufführung in der Stadt, Bruckners „Te Deum“ als Bearbeitung mit Klavierbegleitung. Nach dem derzeitigen Stand meiner Forschung sind keine genauen Vorlesungsverzeichnisse aus der Zeit Laskas an der Akademie erhalten. Laut den Jahresberichten hat er am 4. Februar 1908 am „IV. ÜbungsAbend“ im Kleinen Odeonsaal teilgenommen und im ersten Studienjahr den Flötenstudenten Daimer beim Andante aus dem Flötenkonzert op.98 von Heinrich Hofmann am Klavier begleitet. Aus Laskas zweitem Studien­jahr ist verzeichnet, dass er am 26. Mai 1909, wieder im kleinen Odeon­saal, zusammen mit Hans Hager das e-Moll-Klavierkonzert (Concerto Pathétique) von Franz Liszt in der Fassung für zwei Klaviere gespielt hat. Wahrscheinlich war es ein von den Lehrern ausgesuchter Auftritt. Abb. 9: Programm vom 4. Februar 1908 aus dem Jahresbericht der Münchner Akademie. „Übungs-Abend“ mit „Reitinger“ an 5. Stelle angeführt (Hochschule für Musik und Theater München)

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Bis zur Ankunft in Japan (1886–1923)

Zählt man diese „Übungs-Abende“ zusammen, erfährt man, dass sie neunmal im Jahr 1907/08 und zwölfmal im Jahr 1908/09 veranstaltet wurden. Zusätzlich fanden Konzerte im großen Odeon-Saal statt, und zwar je viermal in den beiden Studienjahren Laskas. Sieht man sich die Programme an, war der grundsätzliche Unterschied bei diesen beiden Arten von Konzerten nur die Größe, die Ausführenden waren in jedem Fall die Studenten. Untersucht man die insgesamt 29 Programme der in den Jahresberichten 1907/08 und 1908/09 angeführten Übungs-Abende sowie Konzerte, so kann man beobachten, wie oft jeder Komponistenname auf den Programmen aufscheint. Demnach tritt der Name von Beethoven mit 16 Mal am häufigsten auf. Darauf folgen die Namen von Bach, Mozart und Brahms (je 14), die von Haydn und Schumann (je 11), die von Schubert und Liszt (je 9), und dann folgen Chopin (8), Mendelssohn-Bartholdy und Reger (je 6), und Wagner und Rheinberger (je 4), obwohl diese Zahlen nicht immer mit jenen der aufgeführten Stücken identisch sind. Es ist nur natürlich, dass die Zahl der deutschen Komponisten besonders hoch ist, aber dass von dem aus München stammenden, damals in Berlin tätigen Lokalmatador Richard Strauss überhaupt kein Stück vorkommt, erstaunte doch etwas. Man könnte vermuten, dass der Direktor und die Professoren seinem kühnen Stil und der gigantischen Orchestrierung ausweichen wollten, aber die Daten von nur zwei Jahren erlauben dazu keine fundierte Aussage. In den Jahresberichten findet man auch Aufzeichnungen über Teil­ aufführungen von Opern durch die Studenten der Musikakademie im Königlichen Residenztheater München. Überdies findet man im Jahr 1907/08 auch an zwei Abenden die Aufführungen der Ouvertüre und einiger Teile aus dem ersten und zweiten Akt der „Zauberflöte“ von Mozart, einer einaktigen Operette von Nicolas Dalayrac, „Die Zwei Savoyarden“, darüber hinaus am ersten Abend eine Aufführung des zweiten Akts von Verdis „Il Trovatore“ und am zweiten Abend des zweiten Akts von „Alessandro Stradella“ von Flotow. Im Jahr 1908/09 findet sich nur ein Abend, an dem neben dem ersten Akt von Glucks „Orpheus und Euridike“, dem 28

Studium an der Akademie

zweiten Akt von Webers „Freischütz“ und dem Duett aus dem vierten Akt von Verdis „Aida“ noch anderes wie die einaktige Operette „Die Verlobung bei der Laterne“ von Offenbach aufgeführt wurde. Wie in den komplexen Daten oben gezeigt, hat Laska in diesem Umfeld seine fachlichen Studien vertieft. Eigentlich hätte man erwarten können, dass er nun in das dritte Studienjahr aufsteigen würde, aber auf Empfehlung seiner Lehrer, die seine Begabung hoch einschätzten, beendete er sein Studium an der Akademie nach zwei Jahren und nahm eine Arbeitsstelle an. Schon während seiner Akademiezeit hatte Laska angefangen, Lieder zu komponieren. Diese wurden später zusammen mit nach seinem Studium an der Akademie entstandenen Werken in drei Notenheften unter dem Titel „Lieder aus der Jugendzeit“ zusammengefasst und befinden sich im Besitz der Wienbibliothek (siehe Werkverzeichnis am Ende des Buches). Insgesamt sind es 18 Lieder, und da am Ende jedes Liedes das Datum verzeichnet ist, weiß man, dass elf davon während seiner Studentenzeit geschrieben wurden. In diesen Stücken findet man einen spätromantischen und der Frühzeit von Schönberg ähnlichen, expressionistischen künstlerischen Stil. Außer diesen Liedern komponierte Laska gegen Ende seines zweiten Studienjahres auch noch Chorwerke. Ellen schreibt im Dezember 1964 in Wien: Schon mit 23 Jahren komponierte er ernste Musik, vor mir liegt ein achtstim­ miger gemischter Chor mit dem Titel: Am Ende kommt der Tod! So jung und schon so ernst? Aber nein, Joseph war ein lebenslustiger Mensch, was er sich bis ins hohe Alter hinein bewahrte.

Laska nahm eine Stelle an einem Theater an. Bei der Suche nach einer Anstellung hätte er sich der weitläufigen Verbindungen seines Vaters in der Welt des Theaters bedienen können, doch der Vater erwartete von seinem Sohn, es selbstständig, ohne die Reputation des Vaters zu versuchen, und empfahl ihm die Agentur Weiss (keine Details bekannt) in Wien, die ihm einen Vertrag mit einem Provinztheater beschaffen sollte. Als Ergebnis 29

Bis zur Ankunft in Japan (1886–1923)

wurde ihm als erste Anstellung eine Stelle als Korrepetitor im Stadttheater von Teplitz-Schönau (Teplice) in Böhmen, nahe der deutschen Grenze, offeriert. Monatlich erhielt er ein Gehalt von 80 Kronen und teilte das seinem Vater erfreut in einem Telegramm mit; der meinte aber, dass sein Sohn davon nicht werde leben können, und sandte ihm weitere 100 Kronen Unterstützung. Nach dem Ende der Saison in Böhmen fand Laska im darauf folgenden Jahr 1910 eine Anstellung im Landestheater seiner Geburtsstadt Linz. Man kann annehmen, dass er von diesem Zeitpunkt an auch als Dirigent engagiert war. 1911 wechselte er an das Stadttheater Ostrau (Ostrava) in Mähren und 1912 an das Stadttheater in Hermannstadt im damals ungarischen Siebenbürgen (Sibiu in Rumänien), bevor er nach Prag gelangte. Das heutige Tschechien war im 19. Jahrhundert ein Gebiet der Habsburger Monarchie mit Deutsch und Tschechisch als Amtssprachen. In den Theatern wurde abwechselnd auf Tschechisch und Deutsch gespielt. Die zunehmend selbstbewussten Tschechen bauten 1868–1881 in Prag ihr Nationaltheater (Národní Divadlo), und es entfaltete sich ein Aufführungsstil mit auf Tschechisch gesungenen Opern von Smetana und Dvořák im Mittelpunkt. 1886 / 1887 wurde das Neue Deutsche Theater (heute Staatsoper Prag, Státní Opera Praha) erbaut, in dem Angelo Neumann erster Direktor wurde. Auf Grund der hervorragenden Aufführungen wurde es auch international sehr hoch geschätzt. Hier dirigierte 1885 / 1886 Gustav Mahler, Carl Muck war bis 1892 als sein Nachfolger hier tätig und von 1911 bis 1927 war Alexander Zemlin­ sky hier als erster Dirigent engagiert. Unter ihm wurde Laska, man kann sicherlich sagen als Anerkennung seiner bisherigen Arbeit, die Stelle des zweiten Dirigenten übertragen, und in der damaligen Zeitung „Bohemia“ wurde berichtet, dass Laska am 9. August 1913 seine Stelle angetreten und am 13. Jänner 1914 die Lehar-Operette „Der Graf von Luxemburg“ als ­Dirigent geleitet hat. Am 8. März dirigierte er die Oper „Polenblut“ von Oskar Nedbal.

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Musikalische Tätigkeiten in russischen Gefangenenlagern

Musikalische Tätigkeiten in russischen Gefangenenlagern Während Laska auf diese Weise Schritt für Schritt seine Karriere aufgebaut hatte, war Ende Juli 1914 der Erste Weltkrieg ausgebrochen, und Laska wurde als erstes Mitglied des Prager Ensembles im Sommer 1914 eingezogen und als Reserveleutnant der k.u.k. Armee an die russische Front geschickt. Zwei Jahre später, am 10. August 1916, geriet er in russische Gefangenschaft und wurde die nächsten Jahre in Lagern an verschiedenen Orten festgehalten. Der Autor konnte über die damaligen Zustände der Lager keine konkreten Nachforschungen anstellen. Immerhin kann man annehmen, dass Laska doch bis zu einem gewissen Grad Freizeit hatte, da er in dieser Zeit eine ziemliche Anzahl von Werken komponiert hat. Darunter sind auch Werke in Bearbeitung wie „Für 2 Violinen“ oder „Für 3 Violinen“, denn es ist bekannt, dass den Gefangenen der Lager Instrumente gespendet wurden und Theater- und Musikensembles erlaubt waren, aber die genauen Umstände sind mir nicht bekannt. In den handschriftlichen Original­ noten dieser Stücke, die heute in der Musiksammlung der Österreichischen Nationalbibliothek aufbewahrt werden, stehen am Ende der Stücke immer die Ortsnamen der Lager und das genaue Datum geschrieben. Es ist daher möglich einigermaßen nachzuvollziehen, wann Laska in welchem Lager inhaftiert war. Demgemäß war er zuerst in Iwanowo-Wosnessensk nordöstlich von Moskau und zwar spätestens ab dem 21. November 1916 zumindest bis zum 12. Jänner 1917 inhaftiert. Danach war er in Blagoweschtschensk im Fernen Osten von spätestens dem 10. März 1917 zumindest bis zum 9. Mai desselben Jahres inhaftiert. Weiters wurde er spätestens ab dem 6. Jänner 1918 nach Chabarowsk verlegt und spätestens am 20. Oktober desselben Jahres nach Irkutsk gebracht. Ab Februar 1918 wurde der Zar in der Februarrevolution entmachtet, die Oktoberrevolution 1918 führte zur sowjetischen Diktatur. Der Erste Weltkrieg endete im November 1918; dann wurde im Großen Krieg 31

Bis zur Ankunft in Japan (1886–1923)

Abb. 10: An der rechten unteren Ecke der letzten Seite der Noten des „Heidenrösleins“ handschriftliche Eintragung „IwanowoWosniessensk 21.11.1916“ (Österreichische ­Nationalbibliothek, Musiksammlung)

Waffenstillstand geschlossen, 1919 / 1920 folgten Friedensverträge. Da in Russland jahrelang Bürgerkrieg herrschte, wurden die Kriegsgefangenen im Fernen Osten Russlands an der Rückkehr in ihre europäischen Heimatstaaten gehindert. Viele Gefangene wurden als billige Arbeitskräfte weiterhin festgehalten. Erst Fridtjof Nansen, dem Hochkommissar für Flüchtlingsfragen des neuen Völkerbundes, gelang es, die letzten Hunderttausenden Kriegsgefangenen 1921 und 1922 aus Russland zu repatriieren. Laska wurde zumindest bis Juli 1919 in Irkutsk festgehalten; dann wurde er nach Wladiwostok gebracht. Ellens Rückblick zufolge beschafften ihm Russen, die wussten, dass er komponierte und dirigierte, in dieser am Japanischen Meer gelegenen, auch „Herrscherin des Ostens“ (wostok = Osten, wladi = herrschen) genannten Militär- und Handelsstadt ein Klavier: … hatte er im Lager ein Orchester zusammen gestellt ... Theaterstücke auf­ geführt ……. im kleinen Kaffeehaus ein Orchester leitend … und für eine kleine Weile im Konservatorium als Musiklehrer gearbeitet.

Es stellt sich die Frage, auf welche Weise es möglich war, als Insasse eines Gefangenenlagers auch als Musiklehrer und in anderen musikalischen Aktivitäten tätig zu sein? Es wäre möglich, dass Laska hier schon als freier 32

Ankunft in Japan und Tätigkeit in der Region Kansai

Mann arbeiten konnte. Dem Autor war es nicht möglich, weiter über die Umstände dieser Zeit nachzuforschen.

Ankunft in Japan und Tätigkeit in der Region Kansai Während seiner in Wladiwostok verbrachten Tage und nach Beendigung des Ersten Weltkrieges scheint sich Laska Gedanken über eine Ausreise gemacht zu haben. Es ist wahrscheinlich, dass ihm als Beispiel das Schicksal Prokofieffs, der aus Abneigung gegen die Russische Revolution im Frühling 1918 über Japan nach Amerika ausreiste, bekannt war. Jedenfalls gelang es ihm an einem Tag im August 1923, ein Schiff nach Yokohama zu besteigen. In Ellens „Rückblick“ steht, dass ihn die Berufung an ein großes Orchester nach Yokohama im Ballungsraum Tokyo ereilte. Damals gab es in Tokyo das „Symphonieorchester Tokyo“ (Tōkyō Symphony Orches­tra) und das „Symphonische Orchester Tokyo“ (Tōkyō Symphonie Kangen Gakudan); die Namen der beiden Orchester sind ähnlich, es sind aber zwei verschiedene, die Konzerte im Imperial-Hotel etc. veranstalteten. Deswegen kann man vermuten, dass Laska einen Vertrag mit einem dieser Orchester hatte. Aber am 1. September 1923 entstand eine Situation, die alles völlig veränderte. Es war dies die Große Kanto-Erdbebenkatastrophe, die mehr als 100.000 Tote forderte. In Tokyo war der Schaden durch die Feuersbrünste besonders groß, in Yokohama waren vor allem viele im Hafen ankernde Schiffe gesunken. Planmäßig hätte Laskas Schiff gerade an diesem Tag Yokohama erreichen sollen, aber wegen Problemen im Japanischen Meer verspätete sich das Schiff und kam erst am 3. September 1923 im Hafen Tsuruga an. Die dicken Nebel, die im Japanischen Meer von Ende August bis September leicht entstehen, könnten der Grund dafür gewesen sein. Jedenfalls schreibt Ellen:

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Bis zur Ankunft in Japan (1886–1923)

… er entging dadurch dem großen Erbeben und dem Tod. Der 1. September 1923 war ein grauenvoller Tag für Japan, das Erdbeben vernichtete auch das Hotel in Yokohama, wo mein Mann sein Engagement antreten sollte.

Laska, der weder nach Yokohama noch nach Tokyo reisen konnte, verbrachte seine Tage völlig verzweifelt in Tsuruga. Dann erschien eine auch aus Wladiwostok angereiste Europäerin bei ihm und sprach ihn darauf an, doch zu versuchen, sich an andere, etwas weiter entfernt wohnende Europäer zu wenden und sie zu bitten, ihm eine Arbeit zu besorgen. Dazu notiert Ellen: Tatsächlich, ein Ballettmeister, ein Russe, welcher am Kobe College in Taka­ razuka (Thermalbad) beschäftigt war, verschaffte ihm einen Posten als Kla­ vierlehrer für junge Japanerinnen, den er aber nur kurze Zeit ausübte, denn dazu war er so gar nicht geeignet und viel zu viele Ideen kreisten in seinem Künstlerhirn. So kam er auf die Idee, aus dem kleinen vorhandenen japa­ nischen Orchester ein großes Symphonieorchester in europäischer Art aufzu­ bauen.

Es ist zu vermuten, dass der russische Ballettmeister, der im selben Jahr (aber sicherlich vor Laska) bei der Takarazuka-Mädchenoper angestellt worden war, Luzinsky war und dass Ellens Angabe „Kobe College“ nicht richtig ist. Durch Luzinskys Empfehlung erhielt Laska die Stelle als Professor an der Schule für Musik und Oper Takarazuka (Takarazuka Ongaku Kageki Gakkō), wie im nächsten Kapitel beschrieben werden wird. Er war für das Lehrfach Klavier zuständig, aber er zeigte nicht viel Interesse daran, die jungen Mädchen am Klavier zu unterrichten, sondern bemühte sich eher darum, ein Orchester zu gründen. Das ist wahrscheinlich das Wesentliche in diesem Teil des Textes. Schaut man sich den in der Zeitschrift „Kageki“ (Oper) Nr. 44 (Ausgabe November 1923) publizierten Artikel „Bekannter deutscher Musiker Laska nach Takarazuka berufen“ an, so liest man: „Er erzählte in gebrochenem Englisch über seine großen Pläne für die japanische Musikwelt. Ein Teil seiner Pläne sollte durch die baldige 34

Ankunft in Japan und Tätigkeit in der Region Kansai

Abb. 11: Laska vor dem Bahnhof, bei dem man zur Takarazuka Schule für Musik und Oper (Takarazuka Ongaku Kageki Gakkō) ausstieg, (um 1930, im Besitz seines Sohnes Joseph Reitinger-Laska)

Gründung eines Symphonieorchesters verwirklicht werden. Bei den Schülerinnen ist er für das Klavier zuständig.“ Das stimmt mit dem Inhalt des „Rückblicks“ von Ellen überein.

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Kapitel 2 In Takarazuka

Beginn der Takarazuka-Oper (Takarazuka Kageki)

G

eht man vom Bahnhof Takarazuka, der Endstation der TakarazukaLinie der Hankyū-Eisenbahn, in südöstlicher Richtung, so sah man früher auf der linken Seite das „Takarazuka Family Land“, das aber 2003 zum Park „Takarazuka Garden Fields“ verändert wurde. Dorthin gibt es zwei nebeneinander liegende Wege, den rechten niedrigeren Weg und den linken höheren Weg, der früher ein Damm des Muko Flusses war. Geht man weiter, kommt auf der rechten Seite das Große Takarazuka-Theater ins Blickfeld. Dieses Gebiet war früher Teil des Flussbettes des Muko-Flusses. Der Flusslauf kommt über einen Berghang herab, fließt von Norden nach Süden und macht hier eine kleine Biegung nach Osten, um danach langsam südwärts in Richtung der Ebene von Osaka zu fließen. In diesem Theater fanden und finden immer noch fast täglich außer mittwochs prächtige Aufführungen einer der fünf Truppen (Hana = Blume, Tsuki = Mond, Hoshi = Stern, Yuki = Schnee, Sora = Himmel) statt. Das sind spezielle Operntruppen, bei denen nur Frauen die Darsteller sind. Die erste Vorstellung hat am 1. April 1914 stattgefunden. Über den Beginn der Aktivitäten dieser Oper wurden zahlreiche Publikationen veröffentlicht, doch habe ich mich hier besonders auf die Publikation von Hiroo Sakata, „Waga Kobayashi Ichizō – kiyōku tadashiku utsukushiku“ („Unser Ichizō Kobayashi – rein, richtig, schön“), 1983, Verlag Kawade Shobō Shinsha, und auf das Buch „Keihanshin Kyūkō Dentetsu 50nenshi“ (50-jährige Geschichte der Eisenbahngesellschaft Keihanshin Kyūkō), 1959, Verlag Keihanshin Kyūkō Dentetsu K.K., gestützt. 36

Beginn der Takarazuka-Oper (Takarazuka Kageki)

Der Gründer der Takarazuka-Oper war Ichizō Kobayashi, der Gründer der Hankyū-Eisenbahn und der Hankyū-Kaufhauskette.4 Kobayashi wurde am 3. Jänner 1873 in Nirasaki, Präfektur Yamanashi, unweit von Tokyo geboren, graduierte an der Tokyoter Privatuniversität Keiō Gijuku, war dann Angestellter bei der Mitsui-Bank und verließ diese am 23. Jänner 1907 in Richtung Osaka. Es war die Gründung einer Handelsfirma für Wertpapiere geplant, deren Direktor er werden sollte, aber als Reaktion auf die Hochkonjunktur begann nach Beendigung des Russisch-Japanischen Krieges ein Kurssturz und die Gründung der geplanten Firma für Wertpapierhandel wurde unmöglich. Da er seine geplante Stelle nicht antreten konnte, wurde ihm der Posten als Rechnungsrevisor bei der privaten Eisenbahngesellschaft „Hankaku Tetsudō“ (heute Japan Railway, Fukuchiyama-Linie) übertragen. 1906 war die Verstaatlichung der Hankaku-Eisenbahn und 16 anderer Eisenbahngesellschaften wie Sanyō Tetsudō (später JR Sanyō Honsen), Kansai Tetsudō (Kansai Honsen, heute JR Yamatojisen) und Nihon Tetsudō (Tōhōku Honsen, Jōbansen, Takasakisen u.a.) festgelegt worden. Daher war Kobayashis Aufgabe vor allem die eines Liquidators zur Auflösung der Hankaku-Eisenbahngesellschaft. Der Geschäftsführer und die Mitarbeiter des Unternehmens, darunter Kobayashi, erfüllten zwar den Liquidierungsauftrag, stellten aber gleichzeitig erfolgreich den Antrag, als Nachfolgebetreiberin die Minō Arima Elektrische Eisenbahnen Gesellschaft (Minō Arima Denki Tetsudō K.K.) zu bewilligen. Auch diese geriet auf Grund der Rezession und des Kurssturzes in Schwierigkeiten, daher übernahm Kobayashi die Gründungsarbeit des neuen Eisenbahnunternehmens allein. Am 19. Oktober 1907 wurde die Firma gegründet (bis dahin war der Firmenname auf Minō Arima Denki­ Kidō KK geändert worden). Am 10. März 1910 wurde der Betrieb von Umeda nach Takarazuka und auf der Abzweigung von Ishibashi nach Minō (heutige Hankyū-Takarazuka-Linie) aufgenommen. Wie im Namen der Gesellschaft angeführt, war die Bahnlinie bis zu den Thermalquellen von Arima geplant, man musste aus verschiedenen Gründen jedoch darauf verzichten, die Strecke von Takarazuka dorthin zu verlängern. 37

In Takarazuka

Kobayashi unternahm einiges, um die neue Bahnlinie zu einem Erfolg zu machen. Seine Bahnlinie kaufte an die Strecke angrenzendes billiges Land auf und begann, Bauland für Wohnhäuser aufzuschließen. Zwischen dem Bahnhof Ikeda der Hankyū-Takarazuka-Linie und dem nächsten Bahnhof, Kawanishi-Noseguchi, fließt die Ina. An deren südlicher Seite kaufte Kobayashi in Muromachi/Ikeda im März 1909 eine Fläche von 27.000 Tsubo (1 Tsubo ist etwa 3,3 Quadratmeter, also etwa 90.000 Quadratmeter) an, teilte sie zu Parzellen von je 100 Tsubo, ließ darauf 200 Häuser in mehr als zehn verschiedenen Modellen und mit einer Grundfläche von je 20 Tsubo errichten und verkaufte diese weiter. Im Juni 1911, im Jahr nach der Eröffnung der Linie, wurde in der Umgebung des Bahnhofes Sakurai (der erste Bahnhof nach dem Bahnhof Ishibashi in Richtung Minō) mit dem Verkauf von Flächen im Gesamtausmaß von 55.000 Tsubo begonnen. Die Aufteilung erfolgte in Länge und Breite streng rechtwinkelig, und diese Formen können heute noch nachvollzogen werden. Obwohl sich die Häuser gut verkauften, brachte das noch nicht genug Passagiere. Deshalb verfolgte Kobayashi als Nächstes den Plan, besonders aus Osaka Vergnügungspassagiere zu gewinnen, und entwickelte drei Strategien dazu. Die Erste war, Takarazuka als Thermalbad zu entwickeln. Die Thermalquelle liegt heute, vom Großen Theater Takarazuka aus gesehen, am Berghang auf dem anderen Ufer des Muko-Flusses. Da es sich aber um eine kalte Quelle handelt, dachte Kobayashi daran, sie mit Strom zu erwärmen. Es konnte aber kein Übereinkommen mit der Gemeindeverwaltung von Takarazuka erreicht werden, weshalb diese Art der Erschließung scheiterte. Als Nächstes wurde acht Monate nach der Eröffnung der Linie, am 1. November 1910, im Dorf Minō (heute Stadt Minō) ein Zoo eröffnet. Stieg man in der Station Minō aus und ging etwa zehn Minuten den MinōFluss entlang bergauf, so lag der Zoo auf der linken Seite, wo sich heute ein Park mit einfachen Spielgeräten befindet. In diesen Felsen wurden Höhlen gebaut, in denen die Tiere lebten, denn man wollte die Tiere in einer natürlichen Lebensweise zeigen. Aber Minō war eine berühmte Pro38

Beginn der Takarazuka-Oper (Takarazuka Kageki)

duktionsgegend für den Reis zur Reisweinherstellung in der Stadt Itami und im Bezirk Nada der Stadt Kobe, sodass die Exkremente der Tiere zum Problem gemacht wurden. Da auch noch verschiedene andere Probleme entstanden, wurde auch dieser Versuch nach einiger Zeit beendet. Für seinen dritten Plan wandte sich Kobayashi wieder der Stadt Takarazuka zu, diesmal aber nicht der bergigen Seite, sondern, in Richtung Osaka gesehen, der linken Uferseite des Muko Flusses. An der weitläufigen Schüttfläche am Flussufer konzipierte er das „Neue Thermalbad Takarazuka“. Im Mai 1911 wurden hier das mit Marmor errichtete Große Thermalbad und das Familienthermalbad eröffnet und später wurde auch der Zoo aus der Stadt Minō hierher verlegt. Im Jahr darauf, im Juli 1912, wurde zur Steigerung der Badegästezahl ein modernes, in westlichem Stil gehaltenes Haus dazu gebaut und „Paradies des Neuen Thermalbades Takarazuka“ (Takarazuka Shin-Onsen Paradise) genannt. Den Mittelpunkt des Gebäudes bildete ein 20 m langes Schwimmbecken. Vom Großen Thermalbad gab es einen direkten Gang dorthin, aber da das gemischte Baden von Männern und Frauen von der Polizei nicht erlaubt wurde und das Wasser des Hallenbades noch dazu sehr kalt war, wurde das Schwimmbecken bald geschlossen. Doch Kobayashi war nicht gewohnt, ohne positives Ergebnis aufzuhören. Er deckte das Schwimmbecken mit Balken ab und verwandelte es in einen großen Saal. Die Umkleideräume wandelte er in eine Bühne um und errichtete so ein Theater. Im dem zum „Paradies-Theater“ umgewandelten Schwimmbad wurden zunächst, um Gäste anzulocken, Ausstellungen und Ähnliches veranstaltet, aber schon im nächsten Jahr, am 1. Juli 1913, hat Kobayashi, die damals im Mitsukoshi-Kaufhaus in Osaka sehr beliebte Knabenmusikgruppe imitierend, eine Takarazuka-Gesangstruppe nur aus Mädchen gebildet und diese hier auftreten lassen. Man setzte sich das Ziel, im Dezember eine Mädchenoper aufzuführen und änderte den Namen in „Gesellschaft zur Ausbildung einer Takarazuka-Mädchenoper“ (Takarazuka Shōjo Kageki Yōseikai). Schon im folgenden Jahr, am 1. April 1914, fand mit 20 Schülerinnen dieser Gesellschaft die erste Aufführung der Takarazuka-Mädchenoper statt. 39

In Takarazuka

Abb. 12: „Orchester der Mädchenoper“, veröffentlicht in der Aprilausgabe 1914 der Zeitschrift „Sanyōsuitai“ (Schönheit der Naturlandschaft), herausgegeben von der Hankyū-Eisenbahn (Ikeda-Sammlung)

Das Programm bestand aus den Opern „Donburako“ (nach dem alten Märchen „Momotarō“) und „Ukaredaruma“ (Lustiger Darma), dem Tanz „Kochō no mai“ (Schmetterlingstanz) sowie Chor- und Orchestermusik. Die Erklärungen zu den Anfängen des Takarazuka-Theaters sind etwas länger geworden, aber das war die Situation, die Laska vorgefunden hat. Das heißt, er wurde als Professor für die ursprünglich als „Gesellschaft zur Ausbildung“ gegründete Schule für Musik und Oper Takarazuka eingestellt.

Arbeit mit dem Orchester der Takarazuka-Mädchenoper Die Schule für Musik und Oper Takarazuka (Takarazuka Ongakukageki Gakkō, heute Musikschule Takarazuka, Takarazuka Ongaku Gakkō) wurde im Jänner 1919 mit der Genehmigung der Präfektur Hyōgo gegrün40

Arbeit mit dem Orchester der Takarazuka-Mädchenoper

det. Als Direktor wurde Ichizō Kobayashi bestellt, als Lehrbeauftragter der gerade aus England heimgekehrte Dramatiker Shikō Tsubouchi und als Lehrer wurden Kazuo Takagi, Issei Hisamatsu, Jun Harada, Rikuhei Umemoto, Kenji Kin und Mitsuko Kin bestellt.5 Im April desselben Jahres erschien in Ausgabe 4 des „Kageki“ ein ganzseitiger Einführungsartikel mit der Überschrift „Gründung der Schule für Musik und Oper Takarazuka“. Es wurde berichtet: Die Schule für Musik und Oper Takarazuka nimmt sich die (Staatliche) Musikhochschule Tokyo sowie das französische Konservatorium (Tōkyō Ong­ aku Gakkō; Futsukoku Kageki Gakkō) zum Vorbild. Der Studienplan sieht eine Aufteilung in ein Jahr Vorbereitungsstudium, ein Jahr Hauptstudium und danach Forschungsstudium vor. Im Vorbereitungsjahr werden allgemei­ ne musikalische Fächer gelehrt, im Hauptjahr etwas fachbezogenere Studien über Musik und Oper und während des Forschungsstudiums zum Studium verschiedener Fachgebiete gibt es bezüglich der Studienzeit keine Begrenzung.

Weiters stand zu lesen: Die besondere Charakteristik dieser ist, dass den Schülerinnen zur Verbesse­ rung ihrer Kunstfertigkeit engagierte Anleitung gegeben und zugleich strenge Aufmerksamkeit auf die Entwicklung des Charakters gelegt wird.

Das heißt, es wurde die Tatsache angepriesen, dass auch auf die Entwicklung der Persönlichkeit großer Wert gelegt wurde. Laska wurde in dieser Schule ab dem 16. September 1923 angestellt. Wie schon am Ende des vorigen Kapitels erwähnt, war Laska für das Unterrichtsfach Klavier zuständig, doch wie man den starken Worten „durch die baldige Gründung eines Symphonieorchesters, sollte ein Teil seiner Pläne verwirklicht werden“ entnehmen kann, können wir annehmen, dass auch seine Arbeitgeber Erwartungen in seine Orchestertätigkeit setzten. Bevor wir Laskas Arbeit weiter verfolgen, rekapitulieren wir, wie das Orchester der Takarazuka-Mädchenoper damals beschaffen war. Es war 41

In Takarazuka

ein sehr einfaches Orchester, das zu Beginn hauptsächlich aus Violinen und Mandolinen bestand. Betrachtet man das Foto mit dem Titel „Orchester der Mädchenoper“ (siehe nochmals Abb. 12), so kann man etwa 20 Musikerinnen zählen. Genauer betrachtet scheinen es neun Violinen und sieben Mandolinen zu sein, deren im Kimono gekleidete Spielerinnen auch Darstellerinnen waren. Es scheint auch als ob die letzte Reihe vier männliche Musiker inklusive Cellisten enthält. Im Programm des im Sommer 1917, vier Jahre nach dem Beginn der Theateraufführungen, gespielten Konzertes in Kyoto (aus einem Brief aus der Leserbriefspalte „Kōseiteisei (Hohe Stimmen – Tiefe Stimmen“) der Zeitschrift „Kageki“, Nr. 17, Juli 1921) steht: „Erste Violine Taeko Takamine, Sekiko Ousaka, Yaeko Hitomi, Asaji Shinohara, Kajiko Yasojima, Zweite Violine Natsuko Ogawa, Sueko Takigawa, Miyuki Ogura, Yukiko Yoshino, Viola Sayoko Miyoshi, Cello Hisazō Terada, Kornett (Cello) Harutoshi Okamoto, Bass Jun Harada, Klavier Mineko Tsukuba.“ Es waren also insgesamt 14 Personen. Es gab keine Mandolinen mehr und die Violinen waren in erste und zweite geteilt worden. Es hatte sich nichts daran geändert, dass bei den Aufführungen auf der Bühne die Studentinnen für das Spielen der Instrumente zuständig waren, aber anscheinend waren alle anderen vier Personen ab dem Cello, Professor Harada inklusive, professionelle Musiker. Die Aufführungen der Mädchenoper fanden, wie eingangs erwähnt, im „Paradies-Theater“ statt, das aus dem Schwimmbecken für die Badegäste des Thermalbades entstanden war. Dieses Theater hatte 500 Sitzplätze und wurde mit dem Anstieg der Popularität der Mädchenoper zu klein. Deshalb wurde im März 1919 die Stadthalle (Kōkaidō) des Dorfes Minō im Bezirk Toyono der Präfektur Osaka hierher verlegt, womit sich die Zahl der Sitzplätze ungefähr verdreifachte. Einige Monate später wurden in Ausgabe 5 der Zeitschrift „Kageki“ als „Orchestergruppe der Takarazuka-Mädchenoper“ verzeichnet: Dirigent Kazuo Takagi, Erste Violine Yo­ shinosuke und Rikiyuki Kataoka, Zweite Violine Tsuruko Fujimoto, Viola Ishino Hashimoto, Cello Hisazō Terada, Bass Shichirō Ōta, Flöte Heizō Okumura, Oboe Harutoshi Okamoto, Klarinette Shinji Seki, Kornett 42

Arbeit mit dem Orchester der Takarazuka-Mädchenoper

Kenkichi Tanaka, Französisches Horn Moichi Saitō, Posaune Takenosuke Matsuo, Klavier Aiko Hisanaga. Den Dirigenten ausgenommen, waren das 13 Namen von Berufsmusikern. Bei den Aufführungen im Theater spielten wie bisher zusätzlich zu diesen Mitgliedern des Orchesters immer noch auch die Studentinnen mit, aber nach der Übersiedlung in die größere Halle wurde auch die Belastung für das Orchester größer. Etwa zwei Jahre nach der Übersiedlung wurde in der Ausgabe 12 der Zeitschrift „Kageki“ vom Jänner 1921 eine in der Zeitung „Ōsaka Jiji Shinpō“ veröffentlichte harte Kritik einer Lehrerin einer Oberschule für Mädchen wiedergegeben, in der man folgende Meinung lesen kann: Das Orchester der Mädchenoper Takarazuka hat nur lauten Lärm gemacht, das Theater hat keinerlei künstlerischen Wert. Zeigt das nicht sehr gut die geistigen Lücken der Menschen von Osaka?

Abgesehen davon könnte man sich vorstellen, dass wegen der größeren Zahl an Opernaufführungen, die die Orchestermitglieder täglich sehr beschäftigen, diese nicht genügend geübt hatten. Aber auch unter diesen schwierigen Umständen drangen die Mitglieder des Orchesters auf Gelegenheiten, ihre eigenen Kräfte als Berufsmusiker zu entfalten. Diese wurden ihnen von der Festversammlung der Abonnenten der Zeitschrift „Kageki“ gegeben. „Kageki“ ist eine bis heute bestehende Zeitschrift, die im August 1918 zum ersten Mal herausgegeben wurde und als Medium dazu diente, ständige Verbindung mit dem Opernpublikum zu halten und dieses zu vermehren. Als Teil des Service für die Abonnenten wurde am 17. Jänner 1923 im „Halle-Theater“ ab 17 Uhr die erste Festversammlung für Abonnenten veranstaltet. Die Veranstaltung fand bei freiem Eintritt statt; nach einer Auslosung aus der Abonnentenkartei wurden 500 Personen eingeladen. In der Ausgabe 33 des „Kageki“ vom Dezember 1917 wurden als Programm drei Stücke für Orchesterensemble, Chor, Solisten, Tanz und Vorträge angekündigt. 43

In Takarazuka

Über die Art der Veranstaltung wurde dann in der Ausgabe 35 des „Kageki“ vom Februar 1923 in einem Artikel mit der Überschrift „Erfolg der Festversammlung der Abonnenten“ berichtet. Da er von den Veranstaltern verfasst worden ist, muss man ihn mit Vorsicht lesen, aber ich möchte ihn im Folgenden zitieren: Als die Ouvertüre von „Lohengrin“ unter der Leitung von Herrn Kazuo Takagi und mit den Streichern und Holzbläsern der beiden Truppen Tsuki (Mond) und Hana (Blume), also mehr als 30 Personen, begann, wurde das Publikum ganz still und hörte aufmerksam zu und für den aus mehr als 60 Personen bestehenden Chor der Schülerinnen der Tsuki (Mond)- und Hana (Blume)-Truppe brauste donnernder Beifall auf. Bei der Serenade mit dem Streichorchester unter dem Dirigenten Herrn Tetsusaburō Tōgi6 strömte die Süße wie beim Schlürfen von Milch, Taeko Takamine hat mit dem Solo aus „Sappho“ das Publikum völlig fasziniert, sodass der Applaus für eine Zugabe nicht enden wollte, der Vorhang nochmals aufging, sie grüßte und noch meh­ rere Zugaben gegeben hat.

„Tsuki (Mond)- und Hana (Blume)-Truppe gemeinsam“ bedeutet, dass damals jede Truppe ihr eigenes Orchester gehabt hat, dieses daher bei der Festversammlung der Abonnenten doppelt so groß war und auf das Publikum entsprechend großartigen Eindruck gemacht haben muss. So entstanden Verhältnisse, die endlich die Aktivitäten richtig zum Aufblühen brachten. Aber fünf Tage nach dieser Veranstaltung brach am 22. Jänner 1923 ein Brand im „Halle-Theater“ aus, und für einige Zeit konnten keine weiteren Aufführungen in Takarazuka veranstaltet werden.

Tätigkeit in der Gesellschaft der Musikforschung Takarazuka Doch die Musiker nutzten die als Folge des Brandes notwendige Zwangspause, um über eigene musikalische Aktivitäten nachzudenken und sie 44

Tätigkeit in der Gesellschaft der Musikforschung Takarazuka

nutzten sie als Zeit zur Vorbereitung für neue Entwicklungen. Schon im August 1923 wurde das „Neue Paradies“ fertiggestellt und in seinem zweiten Stock ein Musiksaal eingerichtet. Damit begannen unter dem Namen „Gesellschaft der Takarazuka-Musikforschung“ (Takarazuka On­ gaku Kenkyūkai) die Aktivitäten mit dem Ziel, in diesem neuen Gebäude hauptsächlich klassische Musik aufzuführen. Die erste Veranstaltung fand am 19. August 1923 ab 13 Uhr mit folgendem Programm (Anführung der Werke laut damaligem Tagesprogramm) statt: Teil 1 1 Chor A Inori no uta B Midori no mori 2 Klaviersolo Impromptus von Schubert Chidori Awashima 3 Kinderlieder A Hoshi to Ichigo B Kyūnin no kurombo C Otōsama no hirune Kishiko Suminoe, Tsukiko Ariake, Otome Amatsu, Inako Sasahara, Ashiko Kadota, Tatsuko Shiga, Sumiko Yumeji, Fukuko Sayo, 4 Cello Solo Concerto von Goltermann Kintarō Shibata 5 Sologesang Hiru no yume Kimiko Wakana Begleitung Takayo Fujimoto 6 Ensemble A Carnaval Venetien von J. Burgmein B The Thunderer von Sousa Orchester der Tsuki-Truppe Pause 20 Minuten Teil 2 1 Chor A Munashiku Ohinu B Furusato Schülerinnen der Tsuki-Truppe 2 Klaviertrio A Adagio B Andante Kiroku Kawai, Kintarō Shibata, Mitsuko Kin 3 Duett Tabi no yoru Kimiko Wakana, Otowako Hatsuse

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In Takarazuka

4 Kinderlied A Yūgure no uta B Hotaru C Aoi me no ningyo Kishiko Suminoe, Tsukiko Ariake, Otome Amatsu, Inako Sasahara, Ashiko Kadota, Tatsuko Shiga, Sumiko Yumeji, Fukuko Sayo 5 Violin Solo Concerto von Rode Kiroku Kawai 6 Sologesang A Komoriuta B Cradle Song Otowako Hatsuse 7 Ensemble A Prelude von Chopin B Le Roman de pierrat et pierette von J. Burgmein Orchester der Tsuki-Truppe

Sieht man sich das Programm genauer an, so bemerkt man, dass mit dem Orchester der Tsuki (Mond)-Truppe auch die Schülerinnen in verschiedenen Formationen aufgetreten sind und die verschiedensten Genres von Musik vorgestellt wurden. Die Ensemblestücke waren nicht so zahlreich, aber zusammen mit den beiden Werken des Italieners Julio Ricordi (Notenverlag Ricordi), der unter dem Pseudonym J. Burgmein schrieb, mit dem von Blasorchestern gerne gespielten Stück „The Thunderer“ von Sousa und mit einem Präludium von Chopin, das wahrscheinlich aus den „24 Préludes“ adaptiert worden war, war es eine ambitionierte Auswahl von Stücken. Danach wurde grundsätzlich jede Woche zwei Mal von der Gesellschaft am Sonntagnachmittag eine Veranstaltung abgehalten und am 26. August wurden hier Schuberts h-Moll-Symphonie, „Die Unvollendete“, und die Ouvertüre zu Rossinis Oper „Wilhelm Tell“ gespielt. Die Aufführung der „Unvollendeten“ war vielleicht sogar eine Erstaufführung in der Region Kansai. Am 31. August und am 2. September 1923 wurde ein fast identisches Programm wiederholt. Die Programme der Gesellschaft für den 9. September sind nicht auffindbar, aber in der Ausgabe 43 des „Kageki“ steht in der Rezension über diesen Aufführungstag unter der Überschrift 46

Konzerte

„Lilafarbenes Sentiment“, dass die Lustspiel-Ouvertüre des Slowaken Adalbert (oder Béla) Kéler, das D-Dur Quartett von Haydn, Zigeunerweisen von Sarasate und die „Habanera“ aus Bizets Oper „Carmen“ gespielt wurden.

Konzerte Bei der nächsten Veranstaltung der Gesellschaft, am 16. September 1923, steht ein Auftritt von Laska zwar nicht gedruckt im Programm, aber in einem Programm, das sich im Besitz der Ikeda-Sammlung befindet, wurde handschriftlich auf Japanisch „Sonderauftritt von Herrn Laska“ hinzugefügt. Danach gab es am 23. und 24. September und am 7., 14. und 17. Oktober Veranstaltungen und im Programm vom 21. Oktober 1923 steht in Teil 2 Nummer 6 „Piano Solo Laska, Präludium komponiert von Laska“ gedruckt. Das war also das erste Mal, dass Laska offiziell auftrat. Das hier angeführte „Präludium“ wurde auch am 11. November 1923 und auch danach noch einige Male angeführt, aber das Programm lässt stark die Möglichkeit vermuten, dass es sich nicht um das Präludium von Laska, sondern um das Prélude in cis-Moll von Rachmaninoff gehandelt haben könnte. In jedem Fall debütierte Laska auf diese Weise und etablierte sich bald als einer der wichtigsten Musiker der Gesellschaft. Zum Beispiel spielte er ab dem 28. Oktober 1923 bei einigen Veranstaltungen bei einem Beethoven-Trio Klavier. Aus einem Programm vom 31. Oktober 1923 lässt sich bestätigen, dass es sich um das „Klaviertrio Nr. 4“ in B-Dur op. 11 gehandelt hat. Einer der beiden Partner Laskas in diesem Programm war der bereits erwähnte Tetsusaburō Tōgi. Er stammte aus einer Gagaku-Musikerfamilie [Mitglieder des traditionellen kaiserlichen Orchesters]. Er hatte an der Tokyo-Musikschule Violine studiert und wurde am 7. April 1920 in Takarazuka als Lehrer an der Schule für Musik und Oper angestellt. Der andere Musiker hieß Heikichi Takeuchi7 und hatte an der Tokyo-Musikschule Cello gelernt. Er hatte im März 1913 am Kaiserlichen Schauspielhaus (Tei47

In Takarazuka

koku Gekijō) in Tokyo eine Aufführung der Oper „Faust“ von Gounod dirigiert, doch dem Autor ist nicht bekannt, ab wann er in Takarazuka angestellt war. Aber Takeuchi schrieb in der Ausgabe 34 des „Kageki“ im Jänner 1923 einen kurzen Artikel, woraus man schließen kann, dass er um diese Zeit schon nach Takarazuka übersiedelt war. Neben diesen beiden Musikern war als Absolvent der Tokyo-Musikschule noch der Harfenist Kazuo Takagi, der seit der Gründung der Takarazuka-Oper in deren Leitung und auch als Dirigent tätig war, dabei. Danach erfolgten erneut Veranstaltungen der Gesellschaft 4., 11., 18., 25. November und am 2. und 9. Dezember 1923 weiter. Das Programm war jedes Mal nicht zur Gänze neu, sondern es wurden einige Stücke wiederholt und teilweise neue Werke dazugenommen, und es wurden viele Streichquartette und Klaviertrios gespielt. Weiters wurden als Orchesterstücke die Ouvertüre zu Bellinis Oper „Norma“, die Ouvertüre zu Rossinis Oper „L’Italiana in Algeri“ und einige Stücke (Genaueres ist unklar) aus Verdis Oper „Rigoletto“ etc. wiederholt aufgeführt. Solche Stücke aus Opernwerken waren damals schon einem breiten Publikum als wichtiges klassisches Repertoire bekannt, doch man kann sehen, dass Takarazuka sich auf Laskas Betreiben veranlasst sah, sich besonders darum zu bemühen.

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Kapitel 3 Aufbau eines Symphonieorchesters

Die Symphoniekonzerte in Takarazuka unter Laska

I

n der Weiterentwicklung der Gesellschaft der Takarazuka-Musikforschung kam es bald zu einem Wendepunkt. Ich habe schon über die Veranstaltung am 17. Jänner 1923, die Festversammlung der Abonnenten der Zeitschrift „Kageki“, berichtet. Ein Jahr später, am 9. Jänner 1924, wurde im „Neuen Paradies“ wieder eine Veranstaltung organisiert, zu der Leser eingeladen wurden. Weiters wurden am 8. Februar nochmals 400 Leser des „Kageki“ eingeladen und es fand unter der Leitung von Laska zum ersten Mal ein „Takarazuka-Symphoniekonzert“ statt. Davor stand in der Ausgabe 47 des „Kageki“ Folgendes zu lesen: Herr Professor Laska der Schule für Musik und Oper Takarazuka, dessen Na­ me in ganz Russland als hervorragender Symphoniedirigent bestens bekannt ist und der bis vor Kurzem als Dirigent in Wladiwostok tätig war, hat seit seiner Ankunft in Takarazuka im vorigen Jahr, zusammen mit der gesamten Schule, ein Symphonieorchester organisiert, war seither fleißig in Proben ver­ tieft und am kommenden 8. Februar ab 18 Uhr wird im zweiten Stock des Neuen Paradies-Thermalbades in Takarazuka das erste Konzert stattfinden. Es kann nicht daran gezweifelt werden, dass mit dieser Veranstaltung eines Symphoniekonzertes für die kleine Musikwelt von Kansai eine Epoche mar­ kiert werden wird. Es ist nicht notwendig, die Wichtigkeit einer Symphonie zu erklären. Für die Musikliebhaber der nicht mit allzu viel Musik ausge­ zeichneten Kansai-Region wird das eine absolute Frohbotschaft sein.

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Aufbau eines Symphonieorchesters

Man findet in dieser Beschreibung von Laska Übertreibungen und Fehler, aber auch den Enthusiasmus der Veranstalter. Das Konzert hatte folgendes Programm: Teil 1 1 Ouvertüre „Titus“ aus der Oper „La Clemenza di Tito“ von Mozart Gesamtes Orchester 2 A Intermezzo und B Menuett (Tanzstück) aus Bizets Oper „L’Arlésienne“ Aufführende: Katsusaburō [Katsujirō] Kawaguchi 3 A „Phantastischer Walzer“ von Glinka B Marsch Nr. 40 von Schubert Teil 2 1 „Serenade“ C-Dur Nr. 62 von Volkmann 2 „Melancholie“ Nr. 49 von Nápravnik Teil 3 Chor „Zigeunerleben“ von Schumann Schülerinnen der Hana- und Tsuki-Truppe Sologesang „Le roi de Lahore“ von Massenet Taeko Takamine Chor „Shinnen“ Fortgeschrittene Studentinnen der Hana- und Tsuki-Truppe Klaviersolo „Konzert von Weber“ Kōichi Furuya mit Orchesterbegleitung Teil 4 Symphonie in Es-Dur von Haydn

Der letzte Programmpunkt war wahrscheinlich die Symphonie Nr. 103 EsDur „Mit dem Paukenwirbel“. Insgesamt hatte sich das Programm endlich zu einem für Symphoniekonzerte passenden gewandelt, aber man findet immer noch einige Bühnenauftritte von Schülerinnen wie im „Zigeunerleben“ von Schumann. Schon vier Monate später, am 21. und 22. Juni 1924, war an beiden Tagen das „Zweite Symphoniekonzert“, zu dem die Leser des „Kageki“ einge­laden worden waren, angesetzt, ein echtes Symphoniekonzert, wie auf einem in der Ikeda-Sammlung erhaltenen Programm handschriftlich 50

Die Symphoniekonzerte in Takarazuka unter Laska

mit Bleistift auf Japanisch notiert worden war „wichtiges Programm, Orchester und Schülerinnen zum ersten Mal getrennt“. Der Dirigent war selbstverständlich Laska und das folgende Programm wurde gespielt: Teil 1 Ouvertüre zu „Coriolan“ von Beethoven Symphonieorchester Takarazuka Symphonie in g-Moll von Mozart Symphonieorchester Takarazuka A Molto allegro B Andante C Menuetto [Allegretto] D Finale [Allegro assai] Teil 2 Serenade in d-Moll von Volkmann Ensemble, Solocellist Heikichi Takeuchi Kayōchō (Lied) von Laska Aus Wagners Musikdrama Götterdämmerung „Siegfrieds Rheinfahrt“ Klavierfassung Kōichi Furuya

[Das letzte Stück wurde umständehalber in das schon im Februar gespielte Stück „Melancholie“ von Nápravnik geändert.] Teil 3 Serenade aus dem „Sommernachtstraum“ Symphonieorchester von Mendelssohn Takarazuka Arie der „Agathe“ aus der Oper Taeko Takamine „Der Freischütz“ von Weber „Traum“ aus dem Musikdrama Symphonieorchester „Tristan und Isolde“ von Wagner Takarazuka Auszüge aus der Ersten Symphonie von Tschaikowski A Adagio Symphonieorchester Takarazuka B Scherzo Symphonieorchester Takarazuka

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Aufbau eines Symphonieorchesters

Abb. 13: Programm des Takarazuka-Symphonie-Konzerts vom 21. und 22. Juni 1924 (Ikeda-Sammlung)

Sieht man dieses Programm an, so enthält es Werke von Beethoven, Mozart, Mendelssohn, Tschaikowski und anderen wie Robert Volkmann, dem im heutigen Tschechien geborenen und in Russland aktiv gewesenen Eduard Nápravnik, darüber hinaus ein eigenes Werk des Dirigenten Laska, – es war also äußerst ambitioniert. Überdies war die g-Moll-Symphonie Nr. 40 von Mozart eine Erstaufführung in Japan. Im selben Programm ist auch eine Liste der „Symphoniespieler“ enthalten. Neben dem Dirigenten Laska findet man jeweils zwei Flöten, Oboen, Klarinetten, Fagotte, Hörner, Trompeten und Posaunen, also insgesamt 14 Musiker, sowie eine Pauke, zwei Becken, neun Erste Violinen, neun Zweite Violinen, vier Violen, fünf Celli und zwei Kontrabässe, also insgesamt ohne den Dirigenten 46 Musiker. Man muss wahrscheinlich davon ausgehen, dass sie nicht ausschließlich Mitglieder des Orchesters der Mädchen52

Die Symphoniekonzerte in Takarazuka unter Laska

oper waren. In der handgeschriebenen Liste der Orchestermitglieder des ersten Symphoniekonzerts, das in der Ikeda-Sammlung erhalten ist, stehen die Namen von 60 Personen, aber beim zweiten sieht man eine Vielzahl von neuen Namen. Das heißt man kann annehmen, dass viele, die an der „Symphonie“ teilnahmen, vom Opernorchester waren, aber nicht alle. Von den Schülerinnen wird nur Taeko Takamine bei den Konzerten im Jänner / Februar und im Juni 1924 genannt. Da sie die Arie der Agathe aus dem „Freischütz“ singen konnte, kann man wohl sagen, dass sie die Fähigkeit zu einer professionellen Opernsängerin hatte. So hat das Orchester der Takarazuka-Mädchenoper im Jahr 1924 durch diese beiden Symphoniekonzerte den ersten Schritt in Richtung eines klassischen Symphonieorchesters gemacht. Nachfolgende Aktivitäten waren am 24. Jänner 1925 die Festveranstaltung für die Abonnenten des „Kageki“, wobei im zweiten Teil unter Punkt 2 „Das Große Orchesterkonzert“ eingeführt wurde und unter der Leitung von Laska die Ouvertüre der Oper „Die Zauberflöte“ von Mozart, Auszüge aus der Oper „Fidelio“ von Beethoven mit Taeko Takamine als Solistin und die „Unvollendete“ von Schubert gespielt wurden. Am 13. und 14. Februar 1925 wurde in der im Stadtteil Nakanoshima der Stadt Osaka gelegenen Stadthalle des Bezirks Chūō (Chūōkōkaidō) ein „Konzert der Takarazuka-Schule für Musik und Oper“ veranstaltet und in Teil 3 wurden die Stücke von Beethoven und Mozart aus dem Programm des Vormonats gespielt. Weiters wurden bei einem am 20. August 1925 veranstalteten „Takarazuka-Symphoniekonzert“, wieder unter der Leitung Laskas, angefangen mit der 3. Symphonie von Mendelssohn, „der Schottischen“, und der „Steppenskizze aus Mittelasien“ von Borodin insgesamt drei Orchesterwerke, danach Werke für einen Mädchenchor und zum Schluss die Symphonie in Es-Dur (wahrscheinlich Nr. 103 „Mit dem Paukenwirbel“) von Haydn gespielt.

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Aufbau eines Symphonieorchesters

Das Symphonieorchester Takarazuka entsteht Auf diese Weise konnte als Ergebnis der durch die Gesellschaft für Musikforschung und die Festversammlungen der Abonnenten gesammelten Erfahrungen im August 1926 die „Symphonische Gesellschaft Takarazuka“ (Takarazuka Kōkyōgaku Kyōkai) gegründet werden. In der 78. Ausgabe des „Kageki“ im September desselben Jahres steht als Überschrift „Höchster Indikator der Musikwelt in ganz Kansai. Gründung der „Gesellschaft Symphonieorchester Takarazuka“ und zur Anwerbung von Mitgliedern waren folgende Sätze angeführt: „Die Entfaltung der europäischen Musik bei uns in Japan erlebt wirklich eine unglaubliche Blüte, und weil deren höchste Form, die Symphonie, vom Management her schwierig ist und weil dafür viele Musiker nötig sind, gibt es bisher nur ein einziges Orchester, die Symphonische Gesellschaft Japan (Nihon Kōkyōgaku Kyōkai), das von den beiden Herren Kōsaku Yamada und Hidemaro Konoe geleitet wird. In Takarazuka, das über 70 ausgezeichnete Musiker besitzt, wurde schon vor einigen Jahren ein Symphonien spielendes Ensemble organisiert und es werden neben einem monatlichen Abonnementkonzert auch in anderen Städten der Region Kansai Konzerte veranstaltet, die bei In- und Ausländern sensationell angekommen sind. Jetzt wurde endlich eine Gesellschaft mit Mitgliederstruktur mit dem Namen Symphonische Gesellschaft Takarazuka (Takarazuka Kōkyōgaku Kyōkai) gegründet, die derzeit um Mitglieder wirbt. Interessenten bewerben sich mit einer Postkarte innerhalb dieses Monats, bei einem Mitgliedsbeitrag von 3 Yen für sechs Monate, an die Gesellschaft in der Takarazuka-Schule für Musik und Oper. Außer der Zusendung einer Eintrittskarte für ein Abonnementkonzert pro Monat gibt es auch noch andere Vorteile, denn es werden beim ersten Konzert im September einige Prominente der Musikwelt aus Tokyo mitspielen.“ Darauffolgend wurden die Statuten der Symphonischen Gesellschaft Takarazuka beschlossen.

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Das Symphonieorchester Takarazuka entsteht

Artikel 1

Diese Körperschaft wird Symphonische Gesellschaft Takarazuka(Takarazuka Kōkyōgaku Kyōkai) genannt. Artikel 2 Diese Körperschaft setzt sich Studium und Aufführung von Symphonien und anderer Musik zum Ziel. Artikel 3 Das Büro dieser Körperschaft wird in Takarazuka, Präfektur Hyōgo, in der Schule für Musik und Oper eingerichtet. Artikel 4 Um Artikel 2 zu erfüllen. werden nachstehende Aktivitäten gesetzt: 1 Abonnementkonzerte (einmal pro Monat werden im neuen Thermalbad Konzerte veranstaltet werden) 2 Zusatzkonzerte (zu geeigneten Zeiten werden zusätzlich Konzerte veranstaltet werden) 3 Regionalkonzerte 4 Forschung und Vorträge über Musik 5 Gesellschaftliche Veranstaltungen zur Vertiefung der Freundschaft zwischen den Mitgliedern 6 Außerdem sollen zur Entwicklung und Verbreitung von Musik notwendig erachtete Aktivitäten nach Ermessen stattfinden. Artikel 5 Als Mitglieder werden jene aufgenommen, die den Zielen dieser Körperschaft zustimmen und den festgesetzten Mitgliedsbeitrag zahlen. Artikel 6 Der Mitgliedsbeitrag beträgt 50 Sen pro Monat, und der halbjährliche Betrag von 3 Yen soll im Voraus bezahlt werden. Artikel 7 Bereits eingezahlte Mitgliedsbeiträge werden unter keinen Umständen refundiert. Artikel 8 Dem Mitglied wird von der Körperschaft für jedes Abonnementkonzert eine freie Eintrittskarte ausgestellt. Artikel 9 Für Zusatzkonzerte und Regionalkonzerte erhalten nur die Mitglieder eine Sonderermäßigung.

Wie man in Artikel 2 und in Punkt 4 von Artikel 4 sehen kann, hat diese Gesellschaft Forschung und Vorträge als Ziele und Aktivität angeführt und sich damit zum Ziel gesetzt, im Sinne der Gesellschaft für Musikforschung weiterzuarbeiten. Aber trotzdem standen im Mittelpunkt der Aktivitäten, wie im Artikel 4, Punkt 1 angeführt, die Abonnementkonzerte.

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Aufbau eines Symphonieorchesters

Das erste Abonnementkonzert So kam es zur Veranstaltung des ersten Abonnementkonzertes des Symphonieorchesters Takarazuka am 18. September 1926. Das Programm war folgendes: * Beethoven, 3. Symphonie „Eroica“ * Mascagni, „Ave Maria“ (Sopran) * Catalani, Sopran aus der Oper „La Wally“ * Borodin, Ouvertüre aus der Oper “Fürst Igor“ und Tondichtung „Eine Steppenskizze aus Mittelasien“ * Skrjabin, op. 24 „Reverie“ * Schumann, op. 92, Introduktion und Allegro Appassionato * Wagner, Vorspiel zum ersten Akt aus dem Musikdrama „Die Meistersinger von Nürnberg“ In der Ausgabe 79 der Zeitschrift „Kageki“ wurde das Konzert folgendermaßen rezensiert: Am Samstagabend, dem 18. September, ab 7 Uhr wurde im Kleinen The­ atersaal in Takarazuka das von uns lang erwartete erste Konzert der Sym­ phonischen Gesellschaft Takarazuka veranstaltet. Da es am Vorabend windig und regnerisch war, galt die Sorge dem Wetter, aber glücklicherweise war das Wetter gut. Schon vor dem Beginn waren alle Sitze besetzt und man muss­ te schlussendlich Klappsessel besorgen. Man sah auch viele Ausländer. Wir waren etwas überrascht und konnten nur laufend „gratuliere“, „gratuliere“ sagen. Die einzige Symphonische Gesellschaft in Japan [über die „Sympho­ nische Gesellschaft Japan“ schreibe ich noch später], bitte lassen Sie sie unter Ihren helfenden Händen wachsen. In die Gesichter des Publikums blickend, appelliere ich von Herzen an Sie. Es begann mit der Verherrlichung der Helden, der 3. Symphonie von Beet­ hoven. Es ist ein großes Werk, das 55 Minuten lang dauert. Nur das groß­ artige, herrliche Takarazuka kann eine solche Anlage und so viele Personen zur Verfügung stellen. Da trägt man die Nase gleich ein bisschen höher. Frau 56

Das erste Abonnementkonzert

Rubini sang das „Ave Maria“ und „La Wally“. Ihre reiche Stimmfülle war hinreißend. Es wurden die Ouvertüre von „Prinz Igor“ von Borodin und auch die „Step­ penskizzen aus Mittelasien“ gegeben. Eines war hell und prächtig, das andere hatte eine dichte poetische Stimmung und diese nostalgische Stimmung faszi­ nierte. Die als Ballett berühmten „Polowetzer Tänze“ aus dem zweiten Akt von „Prinz Igor“ werden von der Yuki(Schnee)-Truppe im November aufge­ führt werden. Nach der Aufführung der „Träumerei“ von Skrjabin war die Aufführung des Klavierkonzertes op. 92 von Schumann, gespielt von Professor Scholz, ein Highlight dieses Abends. Was den Ruf von Professor Scholz betrifft, braucht nichts weiter erklärt zu werden. Der gesamte Saal fand keine Worte, nur tiefe Begeisterung. Zum Schluss kam Wagners Vorspiel. Dass an einem Abend solch große Musik – ein etwas seltsames Wort – aufgeführt worden ist, dafür müssen wir uns bei den Musikern bedanken. In der Tat ist es eine große seelische und körperliche Anstrengung, nur ein Stück dieses Programms auf­ zuführen. Diese Arbeit ermüdet die Künstler sehr, wenn die Kraft des Geistes, die solch große Musik besitzt, den Geist und den Körper der Musiker bezau­ bernd beraubt. Je ekstatischer und je hingegebener man wird, umso größer ist die Müdigkeit, die kommen wird. Auch die Zuhörer waren fasziniert und angeregt. Aber nicht nur große und schwere Musik, sondern auch leichte, das Gemüt erheiternde Musik – auch das sollte in einen Abend mit der „Takarazuka- Symphonie“ hinzugefügt werden. Es war zu groß. Die europäischen Musiker sind zu groß. – Ich möch­ te mich bei jedem einzelnen Musiker aus ganzem Herzen für seine Bemü­ hungen bedanken. Das war ein großer Schritt. Das war eine große Anregung. Für einen großen Bau braucht es große Anstrengungen. Liebe Bewohner des Hanshin-Gebietes, bitte lasst diese Gesellschaft wachsen, aber nicht nur aus eigenen Interessen, sondern für die Musikwelt in ganz Japan. Die Konzerte sind einmal pro Monat. Der Mitgliedsbeitrag beträgt 3 Yen für sechs Monate. Die Anmeldung erfolgt bei der in der Schule für Musik und Oper Takarazuka logierenden Gesellschaft. Die Vereinsstatuen werden auf Anfrage zugesandt.

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Aufbau eines Symphonieorchesters

Aus den letzten Sätzen lässt sich beurteilen, dass dieser Text von der Veranstalterseite geschrieben worden ist, aber trotzdem lassen sich an den Sätzen Freude und Stolz über die Verwirklichung der Abonnementkonzerte ablesen. Die Konzerte wurden danach den Statuten gemäß einmal pro Monat veranstaltet.

Tendenzen bei den Symphonieorchestern in Tokyo Im vorhin zitierten Text der Mitgliederwerbung wurde angeführt, dass es in Tokyo in diesem Metier nur die Symphonische Gesellschaft Japan (Nihon Kōkyōgaku Kyōkai) gab. Aber wie sah dort die Situation wirklich aus? Die Symphonische Gesellschaft Japan war eine Gesellschaft, die von Kōsaku Yamada (1886–1965)8 im Jahre 1924 mit einem Büro in seiner eigenen Wohnung gegründet worden war. Hidemaro Konoe (1898–1973)9, sein Schüler, der auch in Berlin und Paris studiert hatte, trat der Gesellschaft nach seiner Rückkehr nach Japan bei. Yamada lud 1925 das Symphonieorchester der Ostchinesischen Eisenbahn (Tōshitetsudō Kōkyō Gakudan), auch Harbin-Symphonieorchester genannt, aus Harbin im damals russisch besetzten Teil der Mandschurei nach Japan ein und veranstaltete vom 26. bis 29. April vier Mal im Kabuki-Theater in Tokyo Freundschaftskonzerte japanisch-russischer Symphonieorchester. Aus Harbin nahmen über 30 Musiker und aus Japan die 38 Mitglieder der Symphonischen Gesellschaft Japan teil. Die Leitung unterlag abwechselnd Yamada und Konoe. Danach gab es solche Konzerte auch in Nagoya, Kyoto und Osaka. Mit Juli 1925 hatte der Radiosender Tokyo mit seinen Sendungen begonnen, und weil dieser Sender die Symphonische Gesellschaft Japan unterstützte, konnte Yamada zusammen mit Konoe damit beginnen, Subskriptionskonzerte zu veranstalten. Das erste Konzert wurde am 24. Jänner 1926 veranstaltet und unter der Leitung von Konoe wurde unter anderem die dritte Symphonie von Beethoven gespielt. Veranstaltungsort war die Halle Nihon Seinenkan in Tokyo Aoyama. Diese Halle war am 17. Sep58

Tendenzen bei den Symphonieorchestern in Tokyo

tember 1925 mit dem Zweck eröffnet worden, Jugendgruppen aus dem ganzen Land zu fördern. Vermutlich konnte das Publikum die Konzerte mit einem Gefühl der Neuheit genießen. Das zweite Konzert fand am 31. Jänner 1926, diesmal unter der Leitung von Yamada, statt und neben anderem wurde die Symphonie „Aus der neuen Welt“ von Dvořák aufgeführt. Auf diese Weise wurden bis zum Juni 1926 zwölf Subskriptionskonzerte gespielt. Im September brach jedoch ein interner Streit aus und die Orchestermitglieder teilten sich in eine Yamada-Gruppe und eine KonoeGruppe. Bei Yamada blieben nur vier Musiker, während sich bei Konoe 44 Musiker gesammelt hatten, die mit ihm die Gesellschaft verließen. Konoe gründete mit seinen Musikern am 5. Oktober 1926 das Neue Symphonieorchester (Shin Kōkyōgakudan). Im August desselben Jahres wurden die Radiosender von Tokyo, Osaka und Nagoya fusioniert, und Nippon Hōsō Kyōkai (NHK, bis heute „die“ Japanische Rundfunkgesellschaft) wurde gegründet. NHK schloss einen Auftrittsvertrag ab, aber nicht mit der Symphonischen Gesellschaft Japan von Yamada, sondern mit der Gesellschaft Neues Symphonieorchester von Konoe. Dieses Orchester, das so zum Vorläufer des heutigen NHK Symphonieorchester (NHK Kōkyōgakudan) wurde, veranstaltete während seines Gründungsjahres 1926 drei Mal Probekonzerte in der Halle Nihon Seinenkan. Das erste Abonnementkonzert wurde für den Jänner 1927 geplant. Etwa zu dieser Zeit hatte die Symphonische Gesellschaft Takarazuka mit der Werbung um Mitglieder begonnen und die Information über die Situation in Tokyo, dass die „Symphonische Gesellschaft Japan, geleitet von den beiden Herren Kōsaku Yamada und Hidemaro Konoe“ gerade vor einer Zerreißprobe und einer Spaltung stand, dürfte die Region Kansai noch nicht erreicht gehabt haben. Aber die vorhin schon erwähnte Ausgabe 79 des „Kageki“, die nach dem Konzert erschienen ist, lässt durch die Worte „Japans einzige Symphonische Gesellschaft“ annehmen, dass sie die in der Zwischenzeit erfolgte Veränderung in Tokyo reflektierte. Das erste Abonnementkonzert des Neuen Symphonieorchesters (Shin Kōkyō Gakudan oder Shinkyō) fand am 20. Februar 1927 um 14 Uhr un59

Aufbau eines Symphonieorchesters

ter der Leitung von Hidemaro Konoe statt, nachdem es wegen des Ab­ lebens des Kaisers Taisho (25. Dezember 1926) um ein Monat verschoben worden war. Veranstaltungsort war wieder Nihon Seinenkan. Es wurden „Die Hebriden“ von Mendelssohn, die Ouvertüre von Mozarts Oper „Idomeneo“, die 7. Symphonie C-Dur von Schubert (heute wird diese üblicherweise mit der Nummer 8, die Große, bezeichnet) und weiters zusätzlich im Gedenken an Kaiser Taishō die symphonischen Tänze „Zwei elegische Melodien“ op. 64 von Grieg gespielt. Wie oben angeführt, begannen die Abonnementkonzerte des Symphonieorchesters Takarazuka später als jene der Symphonischen Gesellschaft Japan, aber sie starteten fünf Monate früher als jene des Neuen Symphonieorchesters. Als dieses in Tokyo zu konzertieren begann, hatte man in Takarazuka schon fünf Abonnementkonzerte gespielt. Im Übergang von der Taishō- zur Shōwa-Regierungszeit ist es bemerkenswert, dass sowohl in Tokyo als auch in Kansai neue Symphonieorchester gegründet wurden. Es gab aber schon mehr als zehn Jahre früherVorläufer: Unter der Leitung von Kōsaku Yamada wurden im Kaiserlichen Schauspielhaus (Teikoku Gekijō) in Tokyo schon von Mai bis Dezember 1915 (!) von der Philharmonischen Gesellschaft Tokyo, Orchesterabteilung (Tōkyō Philharmonie Kai Kangengakubu), sechs Abonnementkonzerte gespielt. Am 6. November 1915 wurde auch das erste Abonnementkonzert im Kaiserlichen Theater (Teikokuza) in Osaka Kitahama gespielt. Bevor es aus Geldmangel wieder aufgelöst werden musste, hat das ebenfalls im Jahr 1915 gegründete Hagoromo-Orchester (Hagoromo Kangendan) für einen Zeitraum von dreieinhalb Jahren für die Region Kansai früheste Orchesteraktivitäten gesetzt. Doch dies ist nur für die Vorgeschichte von Bedeutung und es wird nur der weiteren Entwicklung in Takarazuka nachgegangen.

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Kapitel 4 Japanische Erstaufführungen der Werke Anton Bruckners (1931–1935)

Erstaufführungen Laskas in Japan

W

ie in den Statuten angekündigt, veranstaltete das Symphonieorchester Takarazuka einmal pro Monat Abonnementkonzerte. Sieht man sich die Programme und andere Dokumente an, findet man während der Anfangszeit sehr wenige, in denen die Nummer des jeweiligen Konzertes vermerkt ist. Im Programm des ersten Konzertes am 18. September 1926, im zweiten, im vierten, im fünften und im zehnten gibt es gedruckte Zahlen, aber danach ist die Nummerierung erst wieder beim Konzert vom 21. Juli 1928 abgedruckt und interessanterweise steht hier Nr. 47. Da das 10. Abonnementkonzert am 21. Mai 1927 war, sollte bei einem Konzert pro Monat die fortlaufende Nummer im Juli 1928 etwa bei 24 liegen. Die Zahl der in diesem Zeitraum tatsächlich veranstalteten Konzerte war, wenn man der Nummerierung vertraut, um mehr als 20 größer, woraus man schließen kann, dass die Zahl der Konzerte seit dem ersten Symphoniekonzert in Takarazuka im Februar 1924 vergrößert worden ist. Laska war als Dirigent die treibende Kraft hinter den Konzerten. Besonders bemerkenswert bei diesen Aktivitäten sind die Erstaufführungen zahlreicher Werke in Japan. Am 19. Mai 1928 erfolgte im Abonnementkonzert die japanische Erstaufführung der „Nachtmusik für Streicher und Harfe“ von Georg Jokl (* 31. Juli 1896 in Wien; † 29. Juli 1954 in New York) [Lebensdaten nach dieser ÖNB-Notiz: http://data.onb.ac.at/nlv_ lex/perslex/IJ/Jokl_Georg.htm] mit Kazuo Takagi als Soloharfenisten. Im Programm steht über Jokl: „Ein bedeutender österreichischer Komponist 61

Japanische Erstaufführungen der Werke Anton Bruckners (1931–1935)

und Schreker-Schüler, eine wichtige Persönlichkeit unter den deutschen Opernkomponisten der Gegenwart und derzeit in Wien ansässig.“ Das Konzert dieses Tages hatte den Titel „Ein Abend der Neuen Musik“, und neben dem Werk von Jokl wurden von Honegger die Tondichtung „Pastorale d’été“ und von Igor Strawinsky „Suite Nr. 2 für Kammerorchester“ aufgeführt; auch die „Rumänischen Volkstänze“ von Béla Bartók sind als „japanische Erstaufführung“ im Programm notiert. Im 48. Abonnementkonzert am 25. August 1928 erfolgte die Erstaufführung der Ballettsuite „Der faule Hans“ von Oskar Nedbal (* 26. März 1874 in Tábor, heute Tschechien; † 24. Dezember 1930 in Zagreb, heute Kroatien). Weiters wurden beim 52. Abonnementkonzert am 19. Jänner 1929 Laskas Eigenkomposition „Italien – 8 Lieder“, beim 57. Konzert am 20. Juli 1929 die Ouvertüre zu Jaroslav Vrchlickys „Eine Nacht auf Karlstein“ von Zdenko Fibich (amtlich Zdeněk Fibich, * 21. Dezember 1850 in Všebořice [Scheborschitz], heute Tschechien; † 15. Oktober 1900 in Prag) und von Eugen Zador (1894–1977) die Ouvertüre zum Märchendrama „Hanneles Himmelfahrt“, beim 58. Konzert am 17. August 1929 von Fibich die Idylle „Am frühen Abend“, beim 59. Konzert am 21. September 1929 von Heinrich Zöllner (* 4. Juli 1854 in Leipzig; † 4. Mai 1941 in Freiburg im Breisgau) das Vorspiel zum fünften Akt der Oper „Die versunkene Glocke“ und beim 60. Konzert am 26. Oktober 1929 die von Gian Francesco Malipiero (* 18. März 1882 in Venedig; † 1. August 1973 in Treviso) 1917 komponierte „Pause del Silenzio“ (der er den Untertitel „Sieben symphonische Expressionen“ gab) zur Aufführung gebracht. Weiters wurden aufgeführt im 65. Abonnementkonzert am 20. März 1930 von Wladimir Rebikow (* 19. [julianischer] bzw. 31. [gregorianischer Kalender] Mai 1866 in Krasnojarsk; † 4. August 1920 in Jalta, Russland) „Kleine Suite Nr. 1“, im 66. Konzert am 19. April 1930 von Henri Marteau (* 31. März 1874 in Reims, Frankreich; † 4. Oktober 1934 in Lichtenberg, Oberfranken, Deutschland) „Serenade für Holzbläser“ und von Armin Knab (* 19. Februar 1881 in Neuschleichach, heute Ortsteil von Oberaurach, Unterfranken; † 23. Juni 1951 in Bad Wörishofen, Allgäu, Deutschland) die Kantate „Maria Geburt“ für Alt, Frauenchor und Kammeror62

Werke von Bruckner

chester, im 67. Konzert am 9. August 1930 von Fibich die 2. Symphonie, im 68. Konzert am 23. September 1930 von Johann Peter Emilius Hartmann (* 14. Mai 1805 in Kopenhagen; † 10. März 1900 ebenda) die Tondichtung „Hakon Jarl“, im 70. Konzert am 12. November 1930 von Leone Sinigaglia (* 14. August 1868 in Turin; † 16. Mai 1944 ebenda) „Piemonteser Tänze“ op. 31. Im 72. Abonnementkonzert am 24. Jänner 1931 wurden von Carl Nielsen (* 9. Juni 1865 in Sortelung bei Nørre Lyndelse auf Fünen, Dänemark; † 3. Oktober 1931 in Kopenhagen) die symphonische Dichtung „Sagatraum“ op. 39 und von Richard Flury (* 26. März 1896 in Biberist, Kanton Solothurn, Schweiz; † 23. Dezember 1967 ebendort) „Die Fastnachtssymphonie“ gespielt und im 74. Konzert am 18. und 19. März 1931 von Vítězslav Novák (* 5. Dezember 1870 in Kamenice nad Lipou [Kamnitz an der Linde], Südböhmen; † 18. Juli 1949 in Skuteč, Kreis Chrudim, heute Tschechien) die symphonische Dichtung „Aus der Tatra“ zum ersten Mal in Japan aufgeführt. Laska brachte also, bestens informiert, dem japanischen Publikum viele Werke zeitgenössischer europäischer Komponisten nahe. Leider sind keine Dokumente erhalten, die aufzeigen, wie und woher er diese Noten bezog. Viele dieser Stücke werden heute nur mehr selten gespielt. Man kann viele Komponisten und Werke im repräsentativen deutschen Musiklexikon MGG („Die Musik in Geschichte und Gegenwart“, www.mgg-online. com) nachprüfen und vielleicht werden diese zukünftig auch neu bewertet und wieder aufgeführt werden.

Werke von Bruckner Unter diesen Aktivitäten von Erstaufführungen sind vor allem die Erstaufführungen von Werken Anton Bruckners als besonders wichtig zu erachten. Als Erstes wurde am 24. April 1931 im 75. Abonnementkonzert ab 19.30 Uhr im Großen Theatersaal in Takarazuka die 4. Symphonie, „Die Romantische“, von Bruckner gespielt.

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Japanische Erstaufführungen der Werke Anton Bruckners (1931–1935)

Abb. 14: Programm des 75. Abonnementkonzerts am 24. April 1931 in Lateinschrift (Ikeda-Sammlung)

In einem in der Ikeda-Sammlung aufbewahrten, in Lateinschrift gedruckten Programm sind mit rotem Bleistift beim ersten Satz 18 Minuten, beim zweiten 20 Minuten, beim dritten 9 Minuten 20 Sekunden und beim vierten Satz 18 Minuten als Aufführungsdauer handschriftlich hinzugefügt und als Gesamtlänge 1 Stunde und 10 Minuten verzeichnet. Diese Handschrift konnte durch Vergleich mit anderen Dokumenten als jene des Orchesterwartes Hirokichi Hagiwara identifiziert werden, und man kann annehmen, dass es eine Aufzeichnung während einer Probe oder auch während des Konzerts gewesen ist (siehe Abbildung). Diese Aufführungslänge ist im Vergleich mit den heutigen durchschnittlichen Längen, besonders 64

Werke von Bruckner

Abb. 15: Laska dirigiert das Symphonieorchester Takarazuka (1933, im Besitz Kazumi Negishi)

des zweiten Satzes, lang, weil damals die heute üblicherweise verwendete „Originalfassung“ noch nicht veröffentlicht worden war, sondern die mit verschiedenen Änderungen versehene „Erstausgabe“ aufgeführt wurde. Das sieht man an den Tempoangaben der Sätze, wo z. B. im zweiten Satz in der Originalfassung „Andante quasi Allegretto“ (d.h. Andante, aber fast schon Allegretto), in der Erstausgabe aber nur „Andante“ steht. Auch findet man in der Erstausgabe eine ziemliche Kürzung im dritten Satz. Eine BrucknerSymphonie in Japan erstmals aufzuführen war ein echter Meilenstein, aber leider sind darüber keine Kritiken und Kommentare erhalten geblieben. Weiters wurde im 100. Abonnementkonzert am 22. November 1933 Bruckners erste Symphonie erstmals in Japan aufgeführt. Das Orchester gab damals für seine Abonnenten das Magazin „Symphonie“ heraus. In dessen Ausgabe 7 vom 20. September 1933 hieß es, das Werk werde „auf Wunsch von Herrn Laska“ aufgeführt. 65

Japanische Erstaufführungen der Werke Anton Bruckners (1931–1935)

Tatsächlich ist in der Musiksammlung der Österreichischen Nationalbibliothek der Text, der diesen Wunsch von Laska bestätigt, erhalten. Als ich im August 2010 diese Bibliothek besuchte, stellte ich fest, dass Laska etwa ein Jahr vor der Erstaufführung von Bruckners erster Symphonie, am 31. Dezember 1932, einen Brief an Max Auer, den Gründer und Präsidenten der Internationalen Bruckner-Gesellschaft, der auch eine der ersten repräsentativen Biographien über Bruckner verfasst hatte, geschrieben hat: Sehr geehrter Herr Professor, ich erlaube mir Ihnen zu dem seinerzeit überreichten ersten Hefte der jap. Melodien heute das 2te Heft folgen zu lassen. Es soll ein kleiner, bescheidener Gruß aus dem Osten an Sie sein. Nehmen Sie gleichzeitig meine herzlichsten Wünsche für 1933 entgegen. Ihre Arbeit in nomine Bruckner soll von Erfolg gekrönt sein!

Die hier angesprochenen „Japanischen Melodien“ sind ein Werk, in dem Laska japanische Volksweisen und Geishalieder für Klavier bearbeitet hatte, wobei von Heft 1 alle zwölf Lieder und von Heft 2 sieben von insgesamt zwölf Liedern in Berlin beim Verlag Ries & Erler herausgegeben wurden. Auf diese Lieder werde ich in Kapitel 6 noch näher eingehen. Weiters steht in diesem Brief: Aus Linz bekomme ich auf meine Briefe u. Bitten wegen leihweiser Über­ lassung des Materiales zur ersten leider keine Antwort. Es scheint sich nicht machen zu lassen, dass ich diese Symphonie in Japan zur Aufführung bringen kann. Ich habe durch Herrn Kehldorfer direkt an den Ausschuss des Musik­ vereines geschrieben, erhielt aber bis heute keinerlei Antwort.

Mit dem hier von Laska genannten Kehldorfer dürfte Viktor Josef Keldorfer, eine für die Chorwelt Österreichs zentrale Persönlichkeit, gemeint sein, doch bleibt dies Vermutung. Auch bleibt die Frage offen, ob der angesprochene Musikverein der Linzer Musikverein war. Jedenfalls hat Laska kurz darauf endlich die Noten erhalten. Es ist also seinem Eifer und seinen Be66

Werke von Bruckner

Abb. 16: Foto vom 100. Abonnementkonzert [22.11.1933] in der „Symphonie“Ausgabe 9 (Ikeda-Sammlung)

mühungen zu verdanken, dass als Ergebnis die Erstaufführung der ersten Symphonie Bruckners in Japan verwirklicht werden konnte. Als Aufführungsort war der „Große Theatersaal“ vorgesehen, aber wie der Ausgabe 9 der „Symphonie“ vom 16. Dezember 1933 zu entnehmen ist, wurde in den Spalten „Hōkyō News“ (Nachrichten vom Symphonieorchester Takarazuka) und in der Spalte „vom Büro“ Folgendes verlautbart: „Die Klangbedingungen des Großen Theatersaales sind schlecht“, daher Wechsel in den „Mittleren Theatersaal“. Wie beschrieben, fanden nach dem Brand vom Jänner 1923 die Versammlungen der Gesellschaft der Takarazuka-Musikforschung (Takarazuka Ongaku Kenkyūkai) im Musiksaal im zweiten Stock des im August fertig gestellten Gebäudes des „Neuen Paradieses“ statt, doch der Mittlere Theatersaal war schon vor dem „Neuen Paradies“, nämlich im März fertig gebaut worden. Der Große Theatersaal wurde im nächsten Jahr, im Juli 1924, fertig gestellt. Dieser Große Theatersaal hatte eine Kapazität von 4000 Personen und konnte bei Weitem mehr Publikum fassen als das bisherige „Stadthallen-Theater“ (Kōkaidō), aber es ist sehr schwer vorstellbar, dass sich für die Aufführung einer nicht wirklich bekannten Symphonie von Bruckner genügend Publikum eingestellt hätte. Es ist daher durchaus denkbar, dass die Behauptung „Die Klangkonditionen sind schlecht“ als 67

Japanische Erstaufführungen der Werke Anton Bruckners (1931–1935)

Ausrede dafür diente, dass wegen der befürchteten schlechten Auslastung ein kleinerer Saal gewählt wurde. Als Ergebnis konnte dann in den „Hōkyō News“ berichtet werden: „Saal voll besetzt und enormer Publikumserfolg“. In Ausgabe 9 der „Symphonie“ vom 16.12. 1933 ist ein Foto abgebildet, auf dem man neben Laska 68 Musiker sehen kann. Die Positionen der Orchesterinstrumente waren, so wie man es heute noch gelegentlich bei russischen Orchestern sehen kann, vom Publikum aus gesehen links die ersten Violinen, daneben aufgereiht die Celli, die Violen und die zweiten Violinen, und hinten waren links der Kontrabass und rechts die Schlaginstrumente und die Blasinstrumente positioniert.

Takashi Asahina übt scharfe Kritik Der spätere Dirigent des Philharmonischen Symphonieorchesters Osaka (Ōsaka Philharmonie Kōkyōgakudan), Takashi Asahina (* 9. Juli 1908 in Ushigome im heutigen Bezirk Shinjuku in Tokyo; † 29. Dezember 2001 in Kobe),10 publizierte jedoch eine sehr scharfe Kritik des Konzerts vom 22. November 1933. Er hatte zweieinhalb Jahre zuvor, im März 1931, an der juridischen Fakultät der Universität Kyoto promoviert und trat dann in den Konzern Hankyū (Hanshin Kyūkō Dentetsu Honsha) ein, durchlief die Abteilungen Elektrische Eisenbahnen, Kaufhäuser, Elektrische Beleuchtung und Energie und verließ den Konzern im Juni 1933 wieder. Schon während dieser Tätigkeit gehörte er zum Orchester der Universität Kyoto und begann im April, zwei Monate vor seiner Kündigung, an der Philosophischen Fakultät der Universität ein Dissertationsstudium der Ästhetik und Kunstgeschichte. Um Dirigent zu werden, begann er auf Vorschlag des von Russland nach Japan gekommenen Emmanuel L. Metter (* 28. Februar 1884 in Cherson, Ukraine; † 28. August 1941 West Hollywood, Kalifornien),11 Dirigent des Orchesters der Universität Kyoto, bei dem Polen Zygmunt Menchinski mit Violinunterricht und bemühte sich auch außerhalb der Universität um Konzertaktivitäten. Die von Asahina in der Ausgabe Jän68

Takashi Asahina übt scharfe Kritik

ner 1934 der Musikzeitschrift „Gekkan Gakufu“ (Monatliche Musiknoten) veröffentlichte, lange Kritik beginnt mit den folgenden Worten: Dem einzigen Symphonieorchester in der Region Kansai, das diesen dornen­ vollen Weg beschritten hat, möchte ich zu Beginn zu diesem festlichen Tag meinen Respekt und meine herzlichen Glückwünsche überbringen. Das Pro­ gramm war die c-Moll-Symphonie von Beethoven, das D-Dur-Konzert von Tschaikowski und die c-Moll-Symphonie von Bruckner. Der Violinsolist war [Alexander] Mogilevsky, Dirigent Joseph Laska. Bezüglich dieses Konzertes möchte ich meine Anmerkungen in fünf Teilen darlegen. Erstens, über das Ergebnis des Konzertes dieses Abends, zweitens über den Dirigenten, drittens über das Orchester selbst, viertens über den Solisten und letztlich über die Tätigkeit der Gesellschaft.

Es ist das eine sehr akademische Einleitung wie bei einer Dissertation. Danach schreibt Asahina über diese Symphonie und über Bruckner selbst wie folgt: Man konnte sehen, dass diese Erste Symphonie von Bruckner gut geprobt und kraftvoll gespielt wurde. Dass dies trotzdem wenig Beeindruckendes geboten hat, liegt weniger an der guten oder schlechten Interpretation und Auffüh­ rung, sondern am Komponisten, der für die schlechte Kompositionsform, die primitive Orchestrierung und die simple harmonische Struktur etc. die Ver­ antwortung trägt. Hier sehe ich nur einen Pilger, der beginnt seinen steinigen Weg ins nächste Zeitalter zu beschreiten.

Dass Asahina, der sich später einmal mit Leib und Seele der Aufführung von Bruckners Symphonien verschreiben sollte und dafür als Protagonist in Japan gilt, einen derart negativen Eindruck erhielt, überrascht doch sehr und ist anscheinend untrennbar mit seiner Unzufriedenheit mit Laskas Dirigat verbunden. Darüber schreibt er Folgendes: Die Sensibilität gegenüber der Dynamik des Tones war so stumpf, dass man sie nur dilettantisch nennen kann.… Man fand nirgends sanfte und zärtli­ 69

Japanische Erstaufführungen der Werke Anton Bruckners (1931–1935)

che Gefühle als Kontrast zum starken Willen. Bei Laskas Aufführung konnte wohl kaum jemand poetische und romantische Gefühle empfinden.

Und als Nächstes folgt noch eine Verstärkung: Was konnte man in Takarazuka von Laska gelernt haben? Die Entfaltung einer feinen Ornamentik, die heiklen Zusammenhänge von Piano und Forte zueinander, den richtigen Einsatz der Auftakte, die allgemeine Struktur der Harmonien, das Verständnis des Wichtigsten, der Technik der linken Hand des Dirigenten: Hat er sie wenigstens etwas davon genau gelehrt?

Gleichzeitig lobte Asahina in dieser Kritik den Violinisten Mogilevsky sehr. Anscheinend war er eben mit der Art der Leitung des Orchesters nicht zufrieden. Die Kritik endet mit folgenden Worten: Das «Freie Takarazuka» [gemeint ist privatwirtschaftlich geführt, also kein staatliches, kaiserliches Theater] soll ohne Zwang das Selbstvertrauen für Aktivitäten zur Schaffung japanischer Volkskunst der Zukunft erlangen. Die­ ses Ziel sollte man in Takarazuka Schritt für Schritt zu erreichen suchen. Mit guter Leitung und mit guter Unterstützung sollte dieses Ideal sicher verwirk­ licht werden können.

Ob Asahina selbst diese „gute Leitung“ des Orchesters sein wollte, bleibt offen, aber diese Kritik, die er an dem mehr als 20 Jahre älteren europäischen Dirigenten übte, könnte Ausgangspunkt für seine eigenen Ambitionen als Dirigent gewesen sein.

Bruckners Werken verbunden Es scheint, dass Laska von Anfang an auch an die Aufführung von religiösen Chorwerken des verehrten Komponisten seiner Heimatstadt geplant hatte. In dem erwähnten Brief an Max Auer vom 31. Dezember 1932 schreibt er Folgendes: 70

Bruckners Werken verbunden

Aus beigelegten Programmheften, die ich nunmehr herausgebe, ersehen Sie, dass ich im April das Te Deum bringe (Chor 260 Mitglieder). Nun eine Bitte. Ich habe die Jahresgabe für 1930 bestehend aus Partitur u. Klavierauszug von Bruckners Requiem noch nicht erhalten. Ich möchte das Werk doch gerne ha­ ben, umso mehr, als ich an eine Aufführung denke. Können Sie veranlassen, dass ich zu dieser Jahresgabe nachträglich noch gelange, so wäre ich Ihnen sehr zu Dank verbunden. Für die Ihnen mit meiner Bitte verursachte Mühe wollen Sie mir nicht böse sein, bitte.

Zu dieser Zeit wurde Laska auch Herausgeber und begann, Programmhefte in Englisch und Japanisch herauszugeben. Das erste wurde am 17. November und das zweite am 20. Dezember 1932, beide an den jeweiligen Tagen der Abonnementkonzerte, herausgegeben, und beide dürfte er auch an Auer geschickt haben. Am Ende jedes Programms gab es eine Spalte, die mit „Future Musical Events“ bezeichnet war, und in beiden Ausgaben wurde das „Te Deum“ von Bruckner angekündigt. Tatsächlich differiert der angeführte Aufführungsmonat von dem im Brief erwähnten, denn im Programmheft stand noch März 1933. Aber in der nach diesem Brief erschienenen dritten Ausgabe, vom 22. Februar 1933, findet man die Ankündigung dieses Werkes nicht mehr. Das heißt, im Spätherbst 1932 war die Aufführung noch für den März geplant, aber als Laska zu Jahresende an Auer schrieb, war ihm schon bewusst, dass die Verschiebung auf April unumgänglich sein würde. Nach Jahresbeginn 1933 musste er die Verwirklichung wohl schließlich aufgeben. Was Bruckners „Requiem“ betrifft, an dessen Aufführung Laska Ende 1932 auch dachte, so war die Partitur – in der Revision von Robert Haas im 15. Band der Bruckner-Gesamtausgabe (alte Gesamtausgabe) – 1930 in Großformat, mit einem Revisionsbericht als Beilage, 1931 als Studienpartitur und 1932 als großformatige Partitur ohne Revisionsbericht herausgegeben worden. Laskas Brief zufolge wurde eine dieser Ausgaben den Mitgliedern der Bruckner-Gesellschaft als Jahresgabe geschenkt; ob dies zutraf bzw. in welchem Jahr dies geschah und welche Ausgabe es war, konnte vom Autor noch nicht verifiziert werden. 71

Japanische Erstaufführungen der Werke Anton Bruckners (1931–1935)

Jedenfalls konnte Laska endlich seinen Wunsch bezüglich des „Te Deums“ verwirklichen. Ungefähr zwei Jahre nach seinem ursprünglich geplanten Aufführungstermin konnte er dieses Werk am 26. Jänner 1935 im zweiten Konzert des Asahi-Chores in der Halle „Asahi Kaikan“ in Osaka zur japanischen Erstaufführung bringen. In der Morgenausgabe der Zeitung „Ōsaka Asahi Shinbun“ stand an diesem Tag in der Spalte „Heute im Asahi Kaikan“ nach der Ankündigung für den Nachmittag, „148. Film­abend“, unter „Zweites Konzert der Asahi- Chorgruppe“ Folgendes zu lesen: Nachmittags ab 7 Uhr findet am Veranstaltungsort (Veranstalter ist die Abtei­ lung für Soziales der Asahi-Zeitung) das jährlich einmal stattfindende Kon­ zert der Asahi-Chorgruppe statt, für das heuer besonders große Stücke ausge­ wählt wurden. Gesangssolist ist der berühmte Tenor des San-Carlo-Theaters, Herr Rojo, Klavier Herr Scholz, Orchester sind 60 Mitglieder des Takarazu­ ka-Symphonieorchesters, (Dirigent) Herr Joseph Laska, (Chor) Asahi- Chor­ gruppe, (Mitwirkende) Mitglieder der Musikabteilung des Kobe College. Programm: 1.) Chor und Orchester (Te Deum) Japanische Erstaufführung, 2.) Klavierkonzert (Herr Scholz) 4. Konzert für Klavier von Rubinstein, 3.) Sologesang = Herr Mario Rojo, a) aus der Oper „Tosca“, b) aus der Oper „Rigoletto“, 4.) Chor = Orchesterbegleitung a) aus der Oper „Meistersinger von Nürn­ berg“, b) aus der Oper „Carmen“ = (Dirigent) Herr Laska, (Chor) AsahiChorgruppe, (Orchester) Symphonieorchester Takarazuka, Gesangsolisten Sopran = Frau Sumiko No­ zaki, Alt = Frau Sadako Katō, Tenor = Herr Rojo, Bass = Herr Podskyrebaeff, Klaviersolist = Herr Scholz Kartenkategorie A 2 Yen, Kartenkategorie B 1 Yen.

Die Aufführung seines Herzenswunsches zu verwirklichen war für Laska etwas ganz Besonderes. Am 9. Februar 1935 berichtete er wie folgt an Auer in Linz: 72

Bruckners Werken verbunden

Abb. 17: Foto von der japanischen Erstaufführung von Bruckners „Te Deum“ am 26. Jänner 1935 in Osaka; von Laska an Auer geschicktes Foto (Österreichische Nationalbibliothek, Musiksammlung)

Sehr geehrter Herr Professor Auer, am 26. Jänner d. J. wurde also endlich Bruckners TE DEUM in Osaka un­ ter meiner Leitung aufgeführt. Der Erfolg war groß. Bild, Programme, Af­ fiche und Besprechung in der engl. Zeitung schicke ich unter einem an Ihre Adresse ab. Wie froh und glücklich ich war, dass es mir doch endlich gelang, den Japanern dieses wunderbare Werk vorzuführen kann ich Ihnen gar nicht sagen.

Erst kürzlich habe ich herausgefunden, dass sich die hier abgebildete Fotografie in der Musiksammlung der Österreichischen Nationalbibliothek befindet. Sie steckt in einem Umschlag aus Karton, auf dem in Laskas Handschrift An den sehr geehrten Herrn Prof. Max Auer. Joseph Laska am 26. Februar 1935, Takarazuka / Japan steht. Auf dem unteren Rand der Fotografie selbst steht vermerkt: „Te Deum“ von Anton Bruckner Erstauffüh­ rung in Japan, Osaka 26.I. 35 Joseph Laska. Dieses Foto wurde sicherlich 73

Japanische Erstaufführungen der Werke Anton Bruckners (1931–1935)

während der Aufführung aufgenommen. Laska steht am Dirigentenpult und die vier Solisten stehen hinter dem Orchester. Dahinter steht (an der Stelle, wo heute die Orgel wäre) ein Harmonium, und man sieht die Mitglieder der Asahi-Chorgruppe, die mit Noten in den Händen eifrig singen. So wurde das Konzert mit großem Erfolg beendet; trotzdem war Laska mit dem Programm des Konzerts nicht ganz zufrieden. Er schrieb darüber in seinem Brief an Max Auer wie folgt: Nun möchte ich Bruckners Requiem in die Arbeit nehmen. Ich habe aber noch immer nicht die Partitur dieses Werkes, die seinerzeit als Jahresgabe an die Mitglieder gesandt wurde, erhalten. Könnten Sie mir nicht darin behilf­ lich sein? Bitte.

In diesem Brief ist sein Festhalten an der Jahresgabe festgehalten. Es scheint, als hätte er eigentlich die zwei religiösen Stücke von Bruckner, das „Te Deum“ und das „Requiem“, gemeinsam aufführen wollen und hätte eine Abneigung gegen die erzwungene Aufnahme von italienischen Opernarien. Das klingt besonders aus dem handschriftlichen Zusatz zum mit Schreibmaschine geschriebenen Brief durch: Bruckner wird mir wohl die Zusammenstellung des Programmes verzeihen – aber er im Himmel weiß ja, dass ich auf diese Bedingung eingehen musste, sonst wäre das Konzert wieder nicht zu Stande gekommen!

Nach dem „Te Deum“ dirigierte Laska wenige Wochen später, am 16. März 1935, beim 110. Abonnementkonzert unter anderem Beethovens 3. Symphonie, „Eroica“, und am 11. Mai bei einem Konzert in Kobe unter anderem seine 6. Symphonie, „Pastorale“. Beim 112. Abonnementkonzert am 22. Juni 1935 dirigierte er unter anderem die 88. Symphonie von Haydn und die „Symphonie espagnole“ von Lalo. Dieses Konzert sollte für ihn das letzte mit dem Symphonieorchester Takarazuka und auch das letzte in Japan sein.

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Kapitel 5 Arbeit als Lehrender

Lehr- und Konzerttätigkeit am Kobe College

U

nter den Aktivitäten von Laska in Japan nahm, wie vorhin beschrieben, die Tätigkeit als Dirigent des Symphonieorchesters Takarazuka eine zentrale Rolle ein, obwohl für ihn die Arbeit als Professor an der Schule für Musik und Oper in Takarazuka die Basis für sein tägliches Leben bildete. (Es ist derzeit kaum zu klären, wie er die Zeit zwischen diesen beiden Aufgaben teilte.) Er hatte aber noch einen weiteren, wichtigen Stützpfeiler in seinem Leben. Das war das Kobe College. Das früheste Dokument, das die Beziehung von Laska zum Kobe College aufzeigt, ist die am 30. Dezember 1924 herausgegebene Sondernummer der Schulzeitschrift „Megumi“ (Segen) mit dem Titel „Musikabteilung heute“. Darin findet sich Folgendes: Als Dienst an der Gesellschaft durch die Musik versucht der russische [sic] Or­ chestermusiker Laska mit viel Enthusiasmus der Stadt Kobe das Oratorium des allbekannten Mozart zu Gehör zu bringen. Durch diesen Enthusiasmus von ihm motiviert, haben wir uns entschlossen, am kommenden Konzert ei­ nen Sopran und einen Alt sowie noch Freiwillige aus der Mittleren sowie Oberschule teilnehmen zu lassen. Jetzt proben sie alle mit aller Kraft jeden Freitag in der vierten Schulstunde den klassischen lateinischen Gesang.12

Mozarts „Oratorium“ bezeichnet vielleicht sein Werk KV 118 (74c) „La Betulia Liberata“ (Das befreite Betulien), es könnte aber auch ein anderes sakrales Werk von Mozart gewesen sein. Es ist auch nicht klar, für welches und in welcher Form stattfindende Konzert diese Proben geplant waren, 75

Arbeit als Lehrender

Abb. 18: Kobe College Frontansicht um 1930 (im Besitz des Sohnes Joseph Reitinger-Laska)

aber jedenfalls beginnt damit Laskas Beziehung zum Kobe College. Am Abend des 5. Dezember 1925 leitete Laska im Musiksaal des College ein „Konzert mit Werken von Händel, Bach und Beethoven“. Im ersten Teil spielte er mit dem Violinisten Schulz die 6. Violinsonate von Händel. Im damaligen Programmheft steht „Aufführende sind Mitglieder der Musikgesellschaft Kobe, Veranstalter: Musikabteilung des Kobe College“. Weiters veranstaltete er am 16. Jänner 1926 am selben Ort ein „Konzert mit Werken von Schubert, Schumann, Brahms und Chopin“. Laska spielte im ersten Teil mit dem Violinisten Schulz die Violinsonate Nr. 137/2 von Schubert, mit Fräulein Graves Lieder von Schumann und Brahms. Im zweiten Teil des Konzerts gab er mit Paul Scholz das Klavierduo „Konzertstück“ op. 92 von Schumann und mit der Sopranistin Frau Wellwood Lieder von Brahms und Schubert zum Besten. Man findet „aufführende Mitglieder der Musikgesellschaft Kobe“ nicht mehr angeführt, es könnte daher ein Konzert des Kobe College selbst gewesen sein. Überdies hat Las76

Lehr- und Konzerttätigkeit am Kobe College

ka auch am 6. März 1926 beim „Großen Konzert russischer Musik“ und am 8. Mai 1926 beim „Konzert französischer und spanischer Musik“ mitgewirkt. Diese Angaben basieren auf den mir vorliegenden Dokumenten, und es besteht die große Wahrscheinlichkeit, dass mit bzw. unter Laska auch andere Konzerte gespielt worden sind. Auf Grund seiner vielfältigen Konzerttätigkeit hat er wohl das Vertrauen der Schule gewonnen. Er wurde im April 1928 vom Kobe College als Lehrkraft für „Musikformen, Chor, Orchester und Kontrapunkt“ (das sind die Fächer, die im Personalakt des College vermerkt sind) angestellt. Mit seiner Anstellung hatte Laska einen ständigen Musikerkreis für klassische Musik gewonnen, und er begann den „Club Concordia“ genannten Konzertverein zu leiten. Es ist nicht sicher, ob dieser Club auch von Laska selbst gegründet worden ist, aber ziemlich bald, nachdem Laska seinen Posten am Kobe College erhalten hatte, am 23. Mai 1928, wurde ein Konzert veranstaltet, das sich (mit dem Titel „Kompositionsabend Jos. Laska“ auf dem deutschen Programmheft) besonders mit Laskas eigenen Kompositionen beschäftigte. Zuerst trug Olga Karasulowa als Gesangssolistin sein Werk „Drei Lieder“ („Traumwald“, „Schlummerlied“, „Schauder“) aus seiner Zeit in Sibirien vor, von Laska am Klavier begleitet, dann begleitete er den Sänger Löchner bei drei Liedern am Klavier. Danach spielte die Klavierprofessorin des Kobe College, Ekaterina Grinberg-Huzieff, „Kleine Stücke in As-Dur und d-Moll“ und anschließend sang, nochmals mit Laska am Klavier, Olga Karasulowa alle fünf Stücke der „Manyōshū-Lieder“. Den Schluss bildeten nochmals drei Lieder mit dem Sänger Löchner. Es ist zu vermuten, dass im Club Concordia weitere Konzerte veranstaltet wurden, doch liegt dem Autor als nächstes Programm erst wieder jenes vom Konzert am 7. Dezember 1929 vor, bei dem von Laska am Klavier und mit Sumiko Nozaki als Sopranistin „Sehnsucht“ und „Regenlied“ aus den „Manyōshū-Liedern“ vorgetragen und wieder mit Ekaterina Huzieff am Klavier Laskas Klavierstück „Humoreske“, Chopins b-MollSonate, Ravels „Jeu d’eau“ und eine Sonate von Liszt aufgeführt wurden: 77

Arbeit als Lehrender

ein sehr dichtes Programm. Weiters wurden am 25. Jänner 1930 und am 29. Jänner 1931 im Club Concordia Konzerte des Symphonieorchesters Takarazuka veranstaltet, bei denen unter anderem Ouvertüren von Mozart-Opern und beide Male auch die Symphonie Nr. 101, „Die Uhr“, von Haydn gespielt wurden. Da dieses Werk von Haydn auch im 52. Abonnementkonzert des Symphonieorchesters Takarazuka am 19. Jänner 1929 gespielt worden war, ist es drei Jahre in Folge aufgeführt worden. Im Programm des Konzertes von Jänner 1931 steht mit fixem Datum angegeben, dass bei gutem Publikumserfolg auch im März und April Konzerte veranstaltet werden könnten, aber leider konnte keine Bestätigung über die Verwirklichung der Konzerte gefunden werden. Danach wurden am 6. Februar 1932 bei einem „Joseph-Laska-Kompositionsabend“ „7 Tanka aus Hyakunin-isshu“ und ein Werk aus seinen frühen Kompositionen gespielt. Weiters wurde am 9. Dezember 1932 als „Hilfe für die Opfer der Flutkatastrophe in Hokkaidō“ ein „Großkonzert“ veranstaltet, in das auch einige Lieder von Laska aufgenommen wurden. Neben den Aufführungen im Club Concordia wurde am 28. Jänner 1933 in der Kirche von Kobe, die sich an der Adresse 5-chōme Shimoyamatedōri befunden hat, eine neue Aufführungsserie begonnen. Die Veranstaltung hieß Musica Sacra, und im Programmheft hat Laska dazu folgendes englisches Grußwort geschrieben: IN MUSICA FELICITAS To rest the minds of the sorrowful, hurried and weary in these days of gloom, a number of concerts will be held, in which a group of professional musicians and music lovers will participate under the name of „MUSICA SACRA“. Admission to these concerts is to be free of charge. The collective title „Musica sacra“ is not intended to convey the meaning that exclusively Church Music is to be played. Moreover, universal compositions of devotional character are to be presented. Preference is to be given to the middle-age western songs and choir-literature, the community music that is rising to popularity. A unanimous request is made to those who believe in the power of music in 78

Lehr- und Konzerttätigkeit am Kobe College

Abb. 19: Der Hundeliebhaber Laska während seines Aufenthaltes in Japan (um 1930, im Besitz seines Sohnes Joseph Reitinger-Laska)

obliterating sorrow and discrimination, to assist our enterprise either by pat­ ronizing our concerts or participating in the same. Our grateful thanks are herewith tendered to the Kobe Church for their kind­ ness in placing their premises and also their instruments at our disposal. Jos. Laska

Bei diesem ersten Konzert enthielt das Programm unter anderem Präludium und Fuge in c-Moll für Orgel von Bruckner und das „Salve Regina“ von Pergolesi. Was aber dieses Programm noch interessant macht ist, dass von Laska auch Zeit für eine Andacht vorgesehen worden ist. Das zweite Konzert fand am 17. März, das dritte am 27. Mai statt und beim vierten Konzert am 15. November 1933 wurde das gesamte „Stabat mater“ von Pergolesi gespielt. Beim fünften Konzert am 20. Dezember wurde, angefangen mit Peter Cornelius, Weihnachtsmusik von verschiedenen Komponisten gespielt. Das sechste fand am 5. März, das siebente am 26. Juni 1934 statt und beim achten am 15. und beim neunten am 29. Juni 1935 wurden von Bach Toccata und Fuge in d-Moll und ein Teil der h-Moll79

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Abb. 20: Foto vor der Musikhalle des Kobe College in der Yamamoto-Straße in Kobe kurz vor der Übersiedlung der Schule nach Nishinomiya (Laska zweiter von rechts in der ersten Reihe, in der Mitte der ersten Reihe Ekaterina Huzieff), März 1933, nach dem Konzert der Absolventinnen (erhalten von Tomoko Furukawa)

Messe, von Schütz „Psalm 42“, Teile von Bachs „Matthäus-Passion“ und von Händels „Messias“ gespielt. Bei einem Großteil der Konzerte der Mu­ sica Sacra haben sich auch der Frauenchor sowie für die Soloinstrumente und den Sologesang der Lehrkörper des Kobe College beteiligt. Da Laska Japan Anfang Oktober dieses Jahres verlassen hatte, kann man sagen, dass er sich mit dem Kobe College bis zum (von ihm nicht vorausgesehenen) Schluss um Verbreitung und Förderung der sakralen Musik bemüht hat. Während der genannten Aktivitäten ergab sich beim Kobe College eine große Veränderung. Es übersiedelte von der Yamamoto-Straße in Kobe an die heutige Adresse Okadayama in der Stadt Nishinomiya (etwa 15 km östlich von Kobe, auf halbem Weg Richtung Osaka), und zwischen dem zweiten und dritten Musica-Sacra-Konzert wurde im April 1933 der Unterricht im neuen Schulgebäude begonnen. 80

Lehr- und Konzerttätigkeit am Kobe College

Über Laskas Persönlichkeit und seine weitere pädagogische Tätigkeit sind einige Dokumente in dem 1999 erschienenen Werk „Unsere Studienzeit. Geschichte des Kobe College“ enthalten. So äußerten sich einige damalige Studentinnen: … als Nächstes kam der deutsche Professor Laska … … der Herr Professor beklagt, dass es in Japan keine Symphonieorchester gibt. Damals gab es im Kansai-Gebiet etwas Ähnliches nur in der Takarazuka-Oper. Er hat an der Musikfakultät den Chor dirigiert. Er hat für die oberen Semester Vorlesun­ gen über Orchestrierung und Kontrapunkt gehalten, aber da wir damals an der Fakultät keine Oboen oder Klarinetten oder andere Orchesterin­ strumente hatten, unterrichtete er uns, indem er diese mit seiner Stimme nachmachte. Er hat uns leid getan. (Naoko Hazama, geb. Tsugawa, Absol­ ventin 1929) … Die Professoren haben alle an bekannten Musikschulen in Japan und Amerika studiert und wegen der damaligen russischen Revolution sind auch viele nach Kobe geflüchtet, weshalb wir für Klavier und Solfeggio Frau Pro­ fessor Huzieff und für Chor und Orchestrieren Herrn Professor Laska als Lehrer bekommen haben. Weil die Klassik in diesen Ländern geboren und gewachsen ist und bei den Japanern fehlt, wurde uns diese, in gebrochenem Japanisch und Englisch kommunizierend, von diesen wunderbaren Professo­ ren gelehrt. Da es sich glücklicherweise um Musik handelte, wurde uns der wichtige Liedgesang und Stimmbildung etc. ganz natürlich mit viel Praxis gelehrt und man kann nicht verneinen, dass alle bessere Musiker geworden sind. (Michiko Nakayama, geb. Manabe, Absolventin 1932) …Direktor war Frau Professor Fujita, Klassenlehrer war Frau Professor Andō, Klavierlehrer waren die beiden Professoren Frau Huzieff und Frau Hirota zu Beginn und dann jene Absolventen, die selbst Lehrer geworden sind, für Gesang war es Frau Professor Nozaki. Beim Chor versammelten sich alle Studienjahrgänge und unter der Leitung vom wunderbaren Professor Laska haben wir einen wieder anderen Eindruck als bei der Instrumentalmusik be­ kommen. Es gab auch gemeinsamen Unterricht mit dem Fach Anglistik, aber damit waren wir nicht sehr beschäftigt, doch bei den zwei Mal wöchentlich 81

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stattfindenden Klavierstunden verließen wir manchmal weinend das Klassen­ zimmer. (Suzu Fujimura, geb. Seto, Absolventin 1936)

Auch einige andere Absolventinnen bezeugen, dass die Chorstunden unter der Leitung von Laska kurzweilig waren. Mieko Nasu, die heute als Pianistin in Skokie im Staate Illinois in den USA lebt und die damals Studentin und danach auch Lehrerin am College war, berichtet, dass er sehr nett und verschmitzt war und erzählt von einer Episode, als er eines Wintertages in der Bahn mit dem Finger ans beschlagene Fenster „Joseph Laska mag Tabak“ geschrieben hat. Und über seine Familie habe er erzählt: „Meine Frau ist ein guter Mensch. Macht gar nichts. Nur Spazieren.“ Tatsächlich hatte Laska zu dieser Zeit, wie in einem im Kapitel 7 zitierten Zeitungsartikel zu sehen ist, eine als russisch bezeichnete Frau. Da es über sie aber nur sehr spärliche Informationen gibt, gehe ich darauf nicht weiter ein.

Abb. 21: Foto des Auftritts von Laska (zweiter von rechts) mit Sumiko Nozaki bei der Radiostation Osaka Chūō Hōsōkyoku (Jänner 1933, im Besitz Kazumi Negishi)

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Lehr- und Konzerttätigkeit am Kobe College

Nach jenen der Studentinnen möchte ich nun auf die Erinnerungen der in Kansai als Sopranistin tätig gewesenen Sumiko Nozaki eingehen. Frau Nozaki wurde während ihrer Studienzeit am Kobe College ebenfalls von Laska, der ihre Begabung hoch einschätzte, unterrichtet und trat als Solistin für Laskas Gesangswerke unter anderem bei den Abonnementkonzerten des Symphonieorchesters Takarazuka und selbstverständlich bei den schon erwähnten Konzerten des Kobe College auf. Frau Nozaki war an ihrer Schule bis 1970 als Professorin tätig und verstarb im hohen Alter von 104 Jahren kurz vor Weihnachten 2008. Sie hat dem Autor bei seinem Besuch am 12. August 1999 im Heim Yūyū no Sato in der Nähe der Stadt Hamamatsu als 95-Jährige über ihre Erinnerungen an Laska erzählt. Im Folgenden möchte ich Teile des damaligen Gesprächs wiedergeben. Die Worte in Anführungszeichen sind jene von Frau Nozaki. [Interpunktion im Interview angepasst] -- Was war Professor Laska für ein Mensch? Was für einen Charakter, welche Art hatte er, war er nett? „Er war nett“ -- Ah, war das so? „Ja, wirklich!“ -- Und während der Aufführungen, war er da nörgelnd … „Ich wurde nie von ihm getadelt.“ -- Wahrscheinlich, weil Sie so gut waren? „Er war nicht lästig, er hat es mir vorgespielt und gesagt sing es so, und das wars.“ -- Ach so, Professor Laska konnte ja auch gut Klavier spielen, oder? „Ja, er spielte gut Klavier, er hat alles mit dem Klavier gelehrt.“ -- Aber viele Werke waren neu? „Ja, das war so“ -- Darum hat es Professor Laska zuerst auf dem Klavier gespielt … „Ja, genau“ -- Hat er gesagt, wie Sie singen sollen? „Ja, schon“ 83

Arbeit als Lehrender

-- Auf diese Weise haben Sie eifrig studiert, Professor Laska hat Ihnen gezeigt, wie Sie es machen sollen, Sie haben zugehört und es danach eifrig erstmals gesungen. „Ja, so war das. Ich habe oft neue Stücke gesungen. Ich glaube, ich war gut im Notenlesen. Aber wie gesagt, zu Beginn ist es schwierig, die Note zu treffen. Zusammen mit einem Orchester, wenn das Orchester etwas früher beginnt, und ich dann meinen Einsatz habe, war ich immer nervös.“ (lächelt) -- Aber Sie haben ein gutes Gehör, Frau Professor Nozaki, und da Sie gut nachsingen konnten, hatte er Vertrauen in Sie? „Jetzt könnte ich es nicht mehr“ -- Aber nicht doch. „Ah, das sind Erinnerungen … haben Sie so etwas?“ (zeigt Zeitungsausschnit­ te) -- Nein, so etwas habe ich nicht. „Wenn Sie möchten, nehmen sie es mit, denn mein Leben ist ohnehin nur mehr kurz …“

Abb 22: Artikel zum New Yorker Debüt von Sumiko Nozaki, („Osaka Asahi Shinbun“, Ausgabe für Kobe, 7. März 1928)

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Anleitung für Kōichi Kishi

Sumiko Nozaki sagte, dass sie auf dem rechten Ohr kaum mehr hören könne, doch war in ihren jungen Jahren ihr Ruhm als bekannte Sängerin groß. Sie hat mir mit ihrer schönen weichen Stimme erzählt und mit mir die Erinnerungen von vor über 60 Jahren eifrig wieder aufleben lassen. Das Wichtige, das sie mir gab, waren Zeitungsausschnitte über die Konzerte, in denen sie aufgetreten war. Das sind wichtige Dokumente über ihre Aktivitäten und über die Situation in der damaligen Welt der Musik.

Anleitung für Kōichi Kishi Wie wir bisher gesehen haben, hatte Laska aktive Kontakte mit vielen Musikern geknüpft, aber da kaum etwas von seinen Briefen an sie und auch von ihren Briefen an ihn erhalten blieb, ist es schwer, etwas über seine persönlichen Beziehungen zu diesen Berufskollegen herauszufinden. Nur bezüglich seiner Beziehung zu Kōichi Kishi (* 31. März 1909 in Ōsaka; † 17. November 1937)13 könnte möglicherweise noch etwas ans Licht gebracht werden. Kishi zeigte seine geniale Begabung in verschiedenen künstlerischen Aktivitäten wie Komponist, Geiger und Filmproduzent. Der in Osaka geborene Musiker absolvierte 1926, mit nur 17 Jahren, ein Auslandsstudium in der Schweiz, besuchte danach bis zur Mitte der Dreißigerjahre drei Mal Berlin (wo er 1934 die Berliner Philharmoniker dirigierte) und verstarb mit nur 28 Jahren. Ab September 1923 erhielt er bei dem in Kobe lebenden, aus Russland gekommenen Musiker Michael Wexler Violinunterricht. Wexler war Schüler des bekannten Leopold von Auer. Später hat Kishi auch bei Laska Unterricht genommen. Ich habe keine Dokumente darüber gefunden, wann diese Stunden begonnen haben, aber Laska hat über Kishi folgendes geschrieben: Herr Kishi ist Student und ist mit einem Mitgliedsbeitrag von 1 Yen ordent­ liches Mitglied des ÖM u. SB [Österreichischer Musik- und Sangesbund], Takarazuka am 23. Juni 1925. 85

Arbeit als Lehrender

Dieser Text trägt auf der rechten oberen Ecke, die Zahl 13, die man als Seitenzahl sehen könnte und auf der Hinterseite den Namen „Jos. Laska“ sowie „Bundesrat für Japan“ als Unterschrift und dazu noch als Stempel „BUNDESGRUPPE / JAPAN / ÖM u SB“. Es könnte sich um die letzte Seite eines Empfehlungsschreibens für Kishi handeln, das Laska ihm für Europa geschrieben hat. Andererseits ist auch ein englischer Brief erhalten, der mit „Ashiya am 25. August“, allerdings ohne Jahreszahl, datiert ist und in dem Kishi an Laska Folgendes schreibt: Mr. Laska I have heard from Mr. Wexler that you are spreading to Mr. Wolepstein and other people, that I told you I am not satisfied with my teacher Mr. Wexler, that I have not made any progress with him during the last 2 years, that Mr. Wexler have not right to teach me. No I have never told to you or some body else such terrible words about my teacher because I am very much content with my professor, that in my opinion and in the opinion of all my musical friends as amateurs as well as professionals, I made a colossal progress during my study with Mr. Wexler. And all that what I know and play on the violin I am owing only to my beloved teacher and his distinguished teaching me. I am very glad that I have met Pro­ fessor Wexler and hope that under his teaching I will also make future progress. Therefore I will ask you please do not speak to me about my teacher Mr. Wexler from whom I have so much profited in music and also don’t spread all these untrue things to me as well as to other people. Koichi Kishi

Die tatsächlichen Gegebenheiten dieser Intrigen lassen sich nicht verifizieren, doch durch die Angabe „habe seit zwei Jahren Unterricht genommen“ lässt sich der Brief vermutlich mit dem Jahr 1925 datieren. Als weiteres Dokument ist eine in Englisch geschriebene Postkarte mit der Adresse Mr. J. Laska c/o Mädchenschule für Oper Takarazuka (Takarazuka Shōjo Kageki Gakkō) von Kishi an Laska erhalten. 86

Anleitung für Kōichi Kishi

Ashiya, 14th Dec. My Dear Prof. Laska, I have german langage’s examination on this thirsday, therefore I wish to ab­ sent my next lesson of counterpoint on wednesday. Yours truly! Koichi Kishi Abb. 23: Postkarte von Kōichi Kishi an Laska, (o. J., Schulstiftung Kōnan Gakuen, Erinnerungsraum Kōichi Kishi)

Die Postkarte hat keinen Poststempel, sodass sie eventuell nicht abgeschickt worden ist. Sie trägt auch keine Jahreszahl. Von dem Satz „Ich habe eine Deutschprüfung“ lässt sich ableiten, dass Kishi 1925 an der Oberschule Kōnan (Kōnan Kōtōgakkō) in den letzten Jahrgängen in Geisteswissenschaft und im B-Kurs (A-Kurs war Englisch, B-Kurs war Deutsch und C-Kurs war Französisch, das heißt er hatte Deutsch ausgewählt) inskribiert war. Deshalb hat Kishi Laska vermutlich spätestens im Juni 1925 kennen gelernt und spätestens im August damit begonnen, bei ihm Stunden zu nehmen. Es ist zu vermuten, dass Kishi diese Stunden auch im folgenden Jahr weiter genommen hat, aber am 9. Dezember 1926 reiste er mit dem Reiseziel Genf vom Hafen Kobe aus Richtung Europa ab. Es sieht so aus als habe Kishi auch nach seiner Abreise nach Genf den Kontakt mit Laska aufrechterhalten, denn er wurde als Solist zum 84. 87

Arbeit als Lehrender

Abonnementkonzert des Symphonieorchesters Takarazuka am 20. Jänner 1932 in der Halle „Asahi Kaikan“ in Osaka eingeladen und spielte dort unter der Leitung von Laska das Violinkonzert von Mendelssohn. Auch hatte er im Juni 1933 mit der Komposition eines Werkes mit dem Titel „Japan-Suite“ begonnen und auch Laska stellte ein Werk gleichen Titels im Sommer desselben Jahres fertig, sodass aufgrund dieser Gleichzeitigkeit auch ein gemeinsamer Hintergrund angenommen werden kann.

Takarazuka und Kōsaku Yamada Zum Schluss dieses Kapitels möchte ich noch auf Kōsaku Yamada (* 9. Juni 1886 in Tōkyō; † 29. Dezember 1965 ebenda) eingehen. Interessanterweise hat sich Laska, wie in seinen Schriften zu sehen, schon sehr früh für den im selben Jahr wie er geborenen japanischen Komponisten interessiert. In seinem im Februar 1929 geschriebenen Manuskript, wahrscheinlich ein für den im folgenden Jahr in Wien veranstalteten Weltkongress des Musik- und Sangesbundes verfasster Vortrag mit dem Titel „Europas Musik in Japan und ihre Beziehungen zur japanischen“ (siehe auch Anhang), schreibt er: Yamada ist Japans bester Musiker, der seine ganze Arbeitskraft dem Gedan­ ken weiht, Japans Melodien in europäische Formen umzugießen, aus beiden ein einheitliches Neues zu bilden. … …Die japanischen Komponisten nutzen die Möglichkeit, ihren Melodien die europäischen Harmonien unterzulegen und sie in das Gewand der europä­ ische Instrumentation zu kleiden voll und mit vielen Erfolgen aus. Der Be­ gabteste ist zweifellos der schon erwähnte Yamada K o c a k, [sic] der seine musikalischen Studien in Deutschland betrieb. Er setzt seine rein japanischen Melodien in ein ausgesprochen impressionistisches Milieu ein, nämlich in die Klangwelt Debussys.

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Takarazuka und Kōsaku Yamada

Abb. 24: „Europas Musik in Japan und ihre Beziehungen zur japanischen“, Manuskript Laskas vom Februar 1929 (Österreichische Nationalbibliothek, Musiksammlung)

Laska schätzte also Yamada sehr. Ob das direkte Auswirkungen hatte,­ kann nicht genau abgeschätzt werden, aber kurze Zeit später wurde Yamada im März 1932 anlässlich des 86. Abonnementkonzertes zum ersten Mal als Dirigent des Symphonieorchesters Takarazuka eingeladen und trat auch nach Laskas Abreise aus Japan bis 1936 jedes Jahr dort auf. Da es im Allgemeinen bei Orchestern nicht üblich ist, ohne Zustimmung des ständigen Dirigenten Personen von außerhalb als Dirigenten einzuladen, kann 89

Arbeit als Lehrender

angenommen werden, dass Yamada auf Grund der hohen Wertschätzung durch Laska die Arbeit in Takarazuka fortsetzte. Während dieser Zeit trat Yamada im August 1933 als Lektor für Gesang und Komposition bei der Takarazuka-Mädchenoperntruppe ein. In der Zeitschrift „Kageki“ desselben Monats war, von Yamada selbst geschrieben, unter dem Titel „Grußwort zu meiner Hochzeit mit Takarazuka“ zu lesen: „Das Bemühen von Takarazuka, einem großen Publikum noch bessere Musik zu bieten, ist ohnehin auch ein ständiges Bestreben, das ich habe … wie auch der Wunsch von Yamada, [japanische Höflichkeit, von sich selbst in der dritten Person zu schreiben] eine wirklich gute Volkoper aufzubauen, die kommende Aufgabe für Takarazuka ist.“ Yamada bekräftigt also, dass seine künstlerischen Ideen und jene der Takarazuka-Mädchenoperntruppe übereinstimmen. Leider habe ich bisher noch keine Dokumente gefunden, die über eine direkte Zusammenarbeit zwischen Yamada und Laska Aufschluss geben würden. Ich möchte aber eine stille Hoffnung aufrecht erhalten, dass eventuell bei Forschungen über Yamada noch unbekannte Verbindungen auftauchen könnten.

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Kapitel 6 Laska als Komponist

„Italien“

W

ie ich schon mehrmals erwähnt habe, komponierte Laska schon während seiner Studienzeit eifrig. In diesem Kapitel möchte ich einige seiner Musikwerke vorstellen. Das a-capella-Werk für gemischten Chor „Am Ende kommt der Tod“ und die aus drei Notenheften bestehenden „Lieder aus der Jugendzeit“ habe ich schon im ersten Kapitel erwähnt. Von den anderen Werken aus der Zeit, als Laska das Konservatorium bereits beendet hatte und schon Dirigent geworden war, könnte „Italien – 8 Gedichte“ als besonders bemerkenswert bezeichnet werden. Er schrieb dieses Werk im Mai 1911, während er in Linz als Dirigent tätig war, und wie ich schon in Kapitel 4 geschrieben habe, wurde es beim 52. Abonnementkonzert des Takarazuka-Symphonieorchesters im Jänner 1929 von der im vorigen Kapitel vorgestellten Solistin Sumiko Nozaki und mit Laska am Klavier erstmals aufgeführt. Die handgeschriebenen Noten sind in Linz in der Bibliothek der Anton-Bruckner-Privatuniversität erhalten, aber es scheint, dass im Kobe College, zu dem Frau Nozaki gehörte, keine Noten erhalten geblieben sind. Über den Textdichter Carl Arno ist nichts weiter bekannt, außer dass er auch den Text zu „Am Ende kommt der Tod“ geschrieben hat und eventuell ein Freund Laska gewesen sein könnte. Das Werk besteht jedenfalls aus acht Stücken: „Venezia“, „Am Janiculus“, „Auf dem Palatin“, „Die Sabinerin“, „Am Vesuv“, „Antium“, „Pompeji“, „An der via appia“. Es ist inhaltlich so aufgebaut, dass der Dichter zuerst Venedig in Norditalien besucht und während seiner Reisen nach Rom und Pompeji, an die Vergangenheit denkend, zugleich von der leidenschaftlichen Liebe zu den 91

Laska als Komponist

südländischen Frauen gefangen genommen wird. Dieses Stück von Laska, der damals ein junger Mann in den frühen Zwanzigern war, ist ein sehr leidenschaftliches Stück im spätromantischen Stil.

Aus der Kriegsgefangenschaft in Sibirien Als Laska in Prag als zweiter Dirigent bei Zemlinsky tätig war, brach der Erste Weltkrieg aus. Er wurde als Offizier zur österreichisch-ungarischen Armee einberufen und geriet am 10. August 1916 in russische Kriegsgefangenschaft. Er wurde dann nach und nach in verschiedene Lager verlegt, aber wie ich schon ausgeführt habe, ist es ihm auch in diesen Tagen möglich gewesen, weiter Musikstücke zu notieren. Diese Werke sind heute im Besitz der Musiksammlung der Österreichischen Nationalbiblio­thek, und man kann dort zwei Mappen mit handgeschriebenen Noten einsehen. Eine dieser Mappen hat den Titel „Werke aus der Kriegsgefangenschaft in Sibirien“. Sie enthält hochformatige, gleich große Notenpapierbögen zu 22 oder 24 Spalten, die zusammen geheftet sind, und auf dem Deckblatt sind die Titel der enthaltenen Stücke angeführt. Die andere Mappe besteht aus Klavierstücken. Die gesammelten Werke sind aus den Jahren 1910–1930, daher sind auch Stücke aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg und Stücke nach seiner Ankunft in Japan enthalten. Im Folgenden möchte ich kurz auf die Werke aus der Zeit der Kriegsgefangenschaft eingehen. Zuerst hat Laska in Iwanowo-Wosnessensk, einer Stadt etwa 250 Kilo­ meter nordöstlich von Moskau, zwei Stücke für Männerchor geschrieben. Das erste Stück basiert auf dem Gedicht „Heidenröslein“ von Goethe. Besieht man sich die Noten, die im Sechsachteltakt gehalten sind, so ist deutlich erkennbar, dass es eine Bearbeitung der Melodie von Heinrich Werner ist. Am Ende der Noten steht der obige Ortsname (in der Schreibung …Wosniessensk) und als Datum 21. November 1916. Das zweite Stück basiert auf dem Gedicht „Lied vom Ritter“ von Schiller und ist mit dem nächsten Tag, dem 22. November, datiert. 92

Aus der Kriegsgefangenschaft in Sibirien

Abb. 25: „Es ist so still geworden….“ 1917 in Iwanowo-Wosnessensk komponiert, handgeschriebene Noten Laskas (Österreichische Natio­ nalbibliothek, Musiksammlung)

Am 10. Jänner 1917 schrieb er ein Lied in As-Dur, „Es ist so still geworden…“, basierend auf einem Gedicht von Saxl. Das Lied handelt davon, sich während des Krieges an einem weit entfernten Ort an die Geliebte, von der man einen traurigen Abschied nehmen musste, zu erinnern. Es ist zwar ein kurzes, aber erhebendes, sehr beeindruckendes Stück. Laska wurde danach aus dem Nordosten von Moskau in ein Lager einer Stadt am Ufer des Amurs, eines Grenzflusses zu China im Fernen Osten Russlands, verlegt, etwa 8000 Bahnkilometer von Moskau entfernt. (Die Russen verfolgten generell die Politik, deutschösterreichische und magyarische Kriegsgefangene nach Asien zu verlegen, während Gefangene aus anderen Nationen Österreich-Ungarns oft in Lagern in Europa bleiben konnten.) Nach dem vorhin schon erwähnten Männerchor findet man Werke nach den Gedichten „Weltlauf“ von Hieronymus Lorm und „Blätterfall“ von Heinrich Leuthold verzeichnet, wobei am Ende beider „Blagoweschtschensk 10. März 1917“ steht. 93

Laska als Komponist

Laska wurde also mitten im Winter in Sibirien tausende Kilometer von Westen nach Osten gebracht. Wie waren da wohl die Umstände? Da die beiden Stücke aus dem neuen Lager von der Form her auch ohne Begleitung sind, steht zu vermuten, dass sie dazu geschrieben wurden, um sich daran im Kreise der Mitgefangenen zu erfreuen, aber ob beide von Laska selbst komponiert oder eine Bearbeitung eines anderen Komponisten sind, ist unklar. Danach wurde Laska 1918 über Chabarowsk nach Irkutsk (Kilometer 5206 der Transsibirischen Eisenbahn) verlegt. Nach dem Jahreswechsel schrieb er hier „Drei Lieder“. Im Jänner 1919 wurde das zweite Lied dieser Sammlung, „Schlummerlied“, mit einem Text des deutschen Lyrikers Alfred Mombert geschrieben, das erste Lied, „Traumwald“, nach einem Text von Christian Morgenstern am 19. März und das dritte, „Schauder“, ebenfalls mit einem Text von Morgenstern, wurde im Juli komponiert. Diese Liedersammlung wurde, wie schon im vorigen Kapitel erwähnt, bei einem Konzert im Club Concordia in Kobe am 23. Mai 1928 mit Olga Karasulova als Solistin und Laska am Klavier aufgeführt. Die beiden Lieder „Traumwald“ und „Schlummer“ sind bei dem im August 1925 in Wien abgehaltenen Liedkompositionswettbewerb ausgezeichnet worden, was auch im Programm besonders vermerkt worden ist. Was diese Sammlung besonders bemerkenswert macht, ist die Verwendung der Ganztonleiter. Es ist unklar, wie er sie kennenlernte, aber Laska kannte diese Technik, die eines der wichtigsten Merkmale der impressionistischen Musik ist, schon vor seiner Ankunft in Japan. Sieht man sich z.B. das erste Stück, „Traumwald“, an, so sieht man, dass das Klaviervorspiel schon aus Phrasen mit Ganztonreihen gebildet ist. In der oberen Stimme kommt einige Male ein Wechsel vom d zum b und danach im 5. Takt ein Anstieg vom b zum c zum d und zum e vor und im darauf folgenden Takt 6 wird das fis erreicht. Weiters sieht man in der linken Hand ein gehaltenes e und darüber einen Abstieg von d, c und b zum gis und fis in Takt 4 bis 6 (siehe Notenbeispiel 1). Auch im Teil der danach einsetzenden Singstimme und auch im 23. Takt, wenn das Klavier zur Melodie des Vorspiels zurückkommt, sieht 94

Aus der Kriegsgefangenschaft in Sibirien

Abb. 26: Notenbeispiel 1: Klaviervorspiel zum „Traumwald“, 1919

man viele Ganztonreihen. Mit dieser Technik wird so richtig die Ferne des „Traumwaldes“ ausgedrückt. Der Text lautet: Des Vogels Aug’ verschleiert sich, er sinkt in Schlaf auf seinem Baum, der Wald verwandelt sich in Traum, und wird so tief und feierlich. Der Mond, der stille, steigt empor, die kleine Kehle zwitschert matt. Im ganzen Walde schwingt kein Blatt, fern läutet, fern, der Sterne Chor.

Im Jahr 1919, als er diese „Drei Lieder“ schrieb, war der Erste Weltkrieg bereits beendet und Laska wurde nochmals verlegt, diesmal nach Wladiwostok. [Die Entfernung nach Moskau beträgt über die Transsibirische Eisenbahn 9.288 und über die Luftlinie 6.430 Kilometer. Wladiwostok ist sieben Zeitzonen von Moskau entfernt.] 15 Jahre später wurde in Ausgabe 11 des Magazins „Symphonie“ vom 23. Juni 1934 auf Seite 19 ein kurzer Lebenslauf von Joseph Laska veröffentlicht, in dem steht: „Im Juli 1914 wird er mit Ausbruch des Ersten Weltkrieges als Reserveleutnant für sein Heimatland Österreich einberufen und an die russische Grenze geschickt. Im August 1916 gerät er in Gefangenschaft und wird nach Sibirien gebracht, wo er bis zum Frühling 1920 verbleibt. 1920–1923 ist er in einer Musikschule in Wladiwostok als Professor und Dirigent tätig gewesen.“ Ich habe jedoch über diese „Musikschule“ und auch über Laskas übrige Aktivitäten an diesem Ort bisher keine Belege gefunden. 95

Laska als Komponist

Aus seiner Zeit in Wladiwostok hinterließ Laska als Werke das erste der „Drei kleinen Klavierstücke“ in c-Moll (1929 nochmals überarbeitet), den zweiten Satz des „Klavierstücks“ in d-Moll mit dem Datum 1920 und das Klavierstück in es-Moll mit dem Datum 30. Mai 1922.

„Vaterliebe“ Ab jetzt folgen die Stücke von Laska nach seiner Ankunft in Japan. Es scheint, als ob er nach seiner Ankunft in Japan 1923 nicht genug Muße zum Komponieren gehabt hätte, denn es finden sich keine Noten mit dem Datum dieses Jahres. Aber 1924 stellte Laska eine Orchesterversion seiner Ballettpantomime „Vaterliebe“ fertig. Das Stück hatte er während seiner Zeit am Deutschen Theater in Prag im Jahr 1914 nur für Klavier geschrieben. Die handgeschriebenen Noten sowie das vom Choreographen Greco Poggiolesi (* 1866 Florenz) verfasste Szenarium von vier Blättern sind in der Österreichischen Nationalbibliothek erhalten. Ein weiteres Autograph befindet sich in der Wienbibliothek. Zehn Jahre später fertigte Laska nun in Japan auf dem speziellen Notenpapier der Mädchenoper Takarazuka eine Orchesterversion an. Diese handgeschriebenen Noten befinden sich heute ebenfalls in der Wienbibliothek. Da es keine Aufzeichnungen darüber gibt, dass dieses Ballett aufgeführt worden ist, habe ich dieses Stück im Jahr 2002 als meinen Beitrag zum COE- (Center of Excellence) Programm 21. Jahrhundert an der Universität Osaka ausgesucht und seine Uraufführung auf der Bühne geplant. Das war ein ziemlich aufwendiges Unterfangen. Zuerst wurde im Juni 2003 nur die Musik vom Orchester der Musikfakultät des Kobe College unter der Leitung von Professor Ken Nakamura aufgeführt. Am 24. Jänner 2004 konnte dann das Stück als Ballett mit der Musik, die von einer durch Eingabe der Noten in den Computer generierten Tonquelle kam, im PiccoloTheater der Stadt Amagasaki, in der Präfektur Hyōgo, von den Studenten und Studentinnen der Abteilung für Bühnenkunst der Kunstuniversität 96

„Vaterliebe“

Abb. 27: „Vaterliebe“, erste Seite der von Laska geschriebenen Klaviernoten aus 1914 (Österreichische Nationalbibliothek, Musiksammlung)

Osaka(Ōsaka Geijutsu Daigaku Butai Geijutsu Gakka) uraufgeführt werden. Es ist ein Stück mit einer Länge von etwa 30 Minuten. Das ist ganz grob die Handlung: Papa Pierrot ist mit Lisbeth verlobt, aber sie liebt eigentlich den Sohn Pierrot. Beim Verlobungsfest erkennt der Vater die Liebe der beiden und er übergibt sie seinem Sohn und damit kommt es zum ersehnten Happy End. Dieses Studienprojekt hat die Ausdrucksformen des Balletts zu Beginn des 20. Jahrhunderts von verschiedenen Gesichtspunkten aus wieder aufgebaut und auch den Versuch der Synchronisation von Ton und Bewegung auf der Bühne gemacht.

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Laska als Komponist

„Manyōshū-Lieder“ Man kann annehmen, dass Laska nach der „Vaterliebe“ seine Kompositionstätigkeit weiter fortgesetzt hat. 1926 arrangierte er das Stück 14 aus dem op. 68 „Album für die Jugend“ für Klavier von Schumann mit einer zusätzlichen Flötenstimme. Das wichtigste Werk aber aus dieser Zeit sind die im darauf folgenden Jahr geschriebenen fünf „Manyōshū-Lieder“. [Manyōshū ist eine Gedichtanthologie von fast 4500 Gedichten, von denen die frühesten aus dem 5. Jahrhundert, die meisten aus der Nara-Zeit also dem 7. und 8. Jahrhundert stammen.] Wie erwähnt, liegt das handschriftliche Original der fünf Lieder in der Wienbibliothek und die handgeschriebenen Noten für die Sänger befinden sich in Linz in der Anton-Bruckner-Privatuniversität. Weiters wurden die ersten zwei Lieder, „Mondnacht“, komponiert am 5. September 1927, und „Sehnsucht“, komponiert am 31. August 1927 im dritten Band der Musikanthologie des deutschösterreichischen Autorenverbandes veröffentlicht. Dem am 29. September 1927 geschriebenen dritten Lied, dem „Regenlied“, wurde in Klammern „Endlose Liebe“ als Untertitel beigefügt. Das vierte Lied, „Berg Mimoro“, trägt dasselbe Datum wie das dritte, und das fünfte Lied, „Frühlingsankunft“, ist mit 3. Oktober 1927 datiert. Für die deutsche Übersetzung ist in den handgeschriebenen Noten „C. Florenz“ angegeben.14 Gedicht 1: Mondnacht Der Mond schweift durch die dunkle Nacht. Ich steh’ und warte hier und freue mich der lichten Pracht. Da hat der Tau den Ärmel mir benetzt, ihn mit Perlenschmuck besetzt.

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„Manyōshū-Lieder“

Abb. 28: Die in der Musikanthologie des deutschösterreichischen Autorenverbandes, zusammengestellt von Ignaz Herbst anlässlich der 70. Jubiläumsfestveranstaltung, III. Band, Seite 11–13 (o.J.) veröffentlichten „Manyōshū-Lieder“ Laskas, komponiert 1927 (Bibliothek der Anton-Bruckner-Privatuniversität Linz)

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Laska als Komponist

Gedicht 2: Sehnsucht Einsam stand ich am Berge, gequält von der Sehnsucht der Liebe, und im Sinnen zerpflück ich die roten Blätter der Bäume. Gedicht 3: Regenlied (Endlose Liebe) Wo ich ferne des Mikane hohen Gipfel ragen seh’, fällt der Regen endlos nieder, endlos nieder fällt der Schnee. Ganz so endlos wie der Regen und der Schnee vom Himmel taut, ist auch endlos meine Liebe, seit ich dich zuerst erschaut. Gedicht 4: Der Berg Mimoro Mein Mimoro-Berg, meine Augenweide! Ashibi blüh’n zu Füßen dir, Kamelien sind deines Gipfels Zier. Wie ein weinendes Kind zärtlicher Sorge wert, scheinst Du mir, geliebter Berg. Gedicht 5: Frühlingsankunft Winter entflieht, schon der Lenz sich zeigt, perlend schimmert der Morgentau, duftend der Abendnebel steigt über der grünen dämmernden Au. 100

„Manyōshū-Lieder“

Kaminabis Büsche erschallen süß vom Sange der Nachtigallen.

Auf Grund der japanischen Gedichte und der deutschen Übersetzung könnte man das erste Lied dem Gedicht 1081 eines unbekannten Autors aus Band 7 des Manyōshū und das zweite Lied dem Gedicht 3224 eines ebenfalls unbekannten Autors aus Band 13 zuordnen. Das dritte Lied passt vom Inhalt her zu Gedicht 25 aus Band 1, das von Kaiser Temmu (* um 631; † 1. Oktober 686) verfasst worden ist. Für das vierte Lied könnte Gedicht 3222 und für das fünfte Gedicht 3221, beide von unbekannten Autoren, aus Band 13 verwendet worden sein. Sieht man sich den musikalischen Aufbau der ersten beiden Lieder an, so wird die Mondnacht im ersten in der Einleitung des Klaviers tonmalerisch dargestellt (siehe Notenbeispiel 2). Die Spielweise mit der Anhäufung von Quartakkorden, die links und rechts abwechseln, könnte vom Spiel der Koto, der japanischen Harfe, inspiriert worden sein. Abb. 29: Notenbeispiel 2: Klaviervorspiel zur „Mondnacht“, komponiert am 5. September 1927 Abb. 30: Notenbeispiel 3: Klaviervorspiel zur „Sehnsucht“, komponiert am 31. August 1927

Beim zweiten Lied, siehe Notenbeispiel 3, werden aufsteigende Arpeggien ähnlich wie beim Spiel der Koto verwendet, und wie man im zweiten und fünften Takt sehen kann, wird der Abstieg vom fis zum e und dann zum c so wie bei der japanischen Miyakobushi-Tonleiter verwendet. Der Inhalt des Originaltextes ist: „Wenn ich allein in den Bergen die herbstliche rote 101

Laska als Komponist

Ahornfärbung (Momiji) betrachte, sehne ich mich nach Dir und zerteile die Zweige mit den Händen und bringe sie zu Dir.“ Aber der deutsche Text endet mit dem „Zerteilen“, weshalb der Titel „Sehnsucht“ noch stärker betont wird. Diesem Text angepasst, lässt Laskas Melodie die Einsamkeit und das Alleinsein spüren, und dieser Ausdruck entsteht wahrscheinlich durch die vorhin erwähnte Verwendung der Elemente japanischer Musik. Laska hat in dem im vorigen Kapitel erwähnten Artikel mit dem Titel „Europas Musik in Japan und ihre Beziehungen zur japanischen“ schon auf das Sinken der Intervalle über die Sekunde in die Unterquart sowie die gegenteilige Bewegung aufmerksam gemacht und diese Intervallbeziehungen in der japanischen Musik für den am häufigsten gebrauchten Stimmschritt gehalten. Er gab auch konkrete Beispiele von „Melodie und deren Charakteristik“ und meinte, die japanische Musik könnte den europäischen Musikern solche Tonfolgen anbieten. Man kann wahrscheinlich sagen, dass er selbst deren Charakteristik schon sehr effektvoll in seinen eigenen Werken verwendete.

„Nara-Suite“ Ähnlich wie die „Manyōshū-Lieder“ schrieb Laska während seines Aufenthaltes in Japan, basierend auf japanischer Literatur, Szenerie und Musik, eine Vielzahl von Werken. Im Jahr 1928 komponierte er die „Nara-Suite“ für Flöte und Klavier. [Nara war 710 bis 784 Hauptstadt Japans und ist berühmt für seine alten Tempel.] Die Suite besteht aus drei Teilen: „Tempelfriede“, „Die heiligen Rehe“ und „Daibutsu“ (Der große Buddha). Der dritte Teil wurde am 14. Juli 1933 beim 98. Abonnementkonzert des Symphonieorchesters Takarazuka ins Programm genommen und vom Flötisten des Orchesters, Katsujirō Kawaguchi, mit Laska am Klavier gespielt. Im Programm stand folgende wahrscheinlich von Laska verfasste Erklärung:

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Melodien zu chinesischen Gedichten

Daibutsu of the Nara Suite The composer has endeavoured to reproduce his impressions of Nara in three parts: The Temples, the Sacred Deer and the Daibutsu. The last part brings out in impressive tones the tranquil, magnificent impression which is created as the figure of Buddha is gradually discerned. Overcome by the peaceful ex­ pression of Buddhas’s countenance, the visitor leaves the temple with the fee­ ling of having stood fascinated before a vision of untold power.

Von diesem Stück sind in der Bibliothek des Kobe College Blaupausen in einer anderen Handschrift erhalten und in der Anton-Bruckner-Privat­ universität sind die handgeschriebene Partitur und Teile der Flötennoten erhalten. Eine Aufführung des gesamten Stückes wurde am 22. Februar 1966 anlässlich des 80. Geburtstages von Laska im Brahmssaal des Wiener Musikvereins gespielt. Es ist nicht klar, ob dies die Uraufführung des gesamten Werkes war. In Japan wurde es am 12. Dezember 1998 bei der in der Musikhalle des Kobe College abgehaltenen 280. Versammlung der Japanischen Gesellschaft für Musikwissenschaft, Sektion Kansai, von Kayoko Sugiyama, Flöte, und Yuriko Mano, Klavier, aufgeführt. Auf der 2006 veröffentlichen CD „Flute Revolution Kaoru Namba“ (KKCC3015) von Kaoru Namba, Flöte, und Tatsunori Numajiri, Klavier, ist dieses Stück wiedergegeben.

Melodien zu chinesischen Gedichten In den Jahren 1928 bis 1930 komponierte Laska fünf Lieder mit dem Titel „Lieder des Ostens“. Auf den handgeschriebenen Noten des ersten Liedes, „Buddhistische Glocke“ (Textübersetzung Dr. Hermann Bohner, 1884–1963)15, ist vermerkt, dass das ursprüngliche Gedicht Japanisch ist, es ist aber unklar, aus welcher Quelle es stammt. Es wird dabei die Silvesterglocke besungen, wobei in den tiefen Tönen der Klavierbegleitung der dröhnende Klang der Glocken wiedergegeben wird. Obwohl es mit zwei Seiten nur ein kurzes Lied ist, ist es sehr eindrucksvoll. 103

Laska als Komponist

Abb. 31: Originalnoten des Liedes „Der Regen von Jōgashima“ aus den fünf 1928– 1930 von Laska komponierten „Liedern des Ostens“ (Österreichische Nationalbibliothek, Musiksammlung)

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Melodien zu chinesischen Gedichten

Das zweite Lied, „Der Regen von Jōgashima“ [eine Insel nahe der Stadt Miura, Präfektur Kanagawa], bei dem als Übersetzer Shigeru Yamamoto und Hermann Bohner angegeben sind, stimmt inhaltlich genau mit einem Gedicht von Hakushū Kitahara [* 25. Jänner 1885 in Yanagawa; † 22. November 1942 in Tokyo] überein. Es ist auch in Fassungen von Tadashi Yanada und Kōsaku Yamada bekannt, aber in Laskas Werk scheint die Traurigkeit der Frau, die ihrem mit dem Schiff abfahrenden Geliebten zum Abschied winkt, stärker ausgeprägt. Mitten im Lied wird das Rudern des Schiffers durch einen Triolenrhythmus tonmalerisch beschrieben. Das dritte, das vierte und das fünfte Lied basieren auf chinesischen Gedichten. Das dritte basiert auf dem Gedicht „Vergänglichkeit“ aus dem Jahre 750 von Li-Hung Tschi (die chinesischen Zeichen des Namens sind nicht überliefert), das vierte basiert auf dem Gedicht „Abschied“ von Tu Moh und das fünfte auf dem Gedicht „Jugendzeit“ von Tu Tsiu Niang. Danach wurde das Interesse von Laska an chinesischen Gedichten noch stärker und im Jahre 1930 komponierte er auch noch ein Liedwerk mit Orchesterbegleitung: „Lieder der Mitternacht“. Dazu nahm er als Text acht Gedichte aus dem 44. Band „Lieder der Mitternacht, 42 Stücke“ der im 8. Jahrhundert herausgegebenen Sammlung chinesischer Yuefu-Gedichte, die von Richard Wilhelm [1873–1930, einem deutschen Sinologen, Theologen und Missionar] ins Deutsche übersetzt worden waren. [Yuefu ist ein Begriff für Lied-Gedichte der chinesischen Literatur, die in der Han-Zeit entstanden sind; der Name geht auf das Musikamt, das 114 v. Chr. unter dem Herrscher Han Wudi gegründet wurde, zurück.] Diese Gedichte werden der Reihe nach ohne Unterbrechung mit Orchesterbegleitung gesungen. In jedem der Gedichte wird die Liebe einer Frau dargestellt und obwohl sie kurz sind, ist der Inhalt sehr eindrucksvoll. Gemäß der handgeschriebenen Partitur, die in der Bibliothek der AntonBruckner-Privatuniversität in Linz erhalten ist, wurde dieses Werk zwischen September 1930, wie auf dem Deckblatt notiert, und dem 2. November 1930, wie am Ende notiert, geschrieben und am 20. Jänner 1932 in der Halle Asahi Kaikan in Osaka beim 84. Abonnementkonzert des Symphonieorchesters Takarazuka mit dem Komponisten als Dirigenten 105

Laska als Komponist

uraufgeführt. Solistin war die schon vorher erwähnte Sopranistin Sumiko Nozaki. Übrigens wurde dieses Stück beim zweiten Konzert des Orchesters der Takarazuka-Oper im November 2003, zu dem auch Aya Izumo von der Sora (Himmel)-Truppe als Sopranistin gewonnen werden konnte, nach 71 Jahren wieder auf die Bühne gebracht.

Japanische Melodien Anscheinend hörte Laska nach seiner Arbeitszeit in seiner Freizeit die von Geishas in ihren Salons gesungen Lieder. Es scheint, dass er aus solchen Erfahrungen heraus japanische Volkslieder und Melodien für Klavier arrangiert hat. Wie schon in Kapitel 4 angeführt, wurden Laskas „Japanische Melodien“ 1932 in Berlin vom Verlag Ries & Erler in zwei Heften (Nr. 1–12 bzw. Nr. 13–19) herausgebracht. Diese sind dort heute noch zu kaufen. In Heft 1 wurden aufgenommen: 1) Sakkorasabushi, 2) Oisha, 3) Kisobushi, 4) Kitasassa, 5) Pompombushi, 6) Honenbayashi, 7) Tangono-Miyazu, 8) Suika Busuika, 9) Kamakurabushi, 10) Ryuseibushi, 11) Bokuno Geisha, 12) Ukiyobushi. (Die Titel sind alle in Lateinschrift geschrieben, sodass ihnen nur schwer entsprechende japanische Zeichen und Bedeutungen zugeordnet werden können. Das gilt auch für Heft 2.) In handschriftlichen Noten von Heft 1, die in der Musiksammlung der Österreichischen Nationalbibliothek erhalten sind, steht auf dem Deckblatt Oktober 1929 und auf der letzten Seite 22. Oktober 1929 als Datum. Aber es sind keine Entstehungsdaten für die einzelnen Stücke angegeben. Das Heft 2, dessen Stücke von März bis Ende Mai 1931 komponiert wurden, enthält sieben Stücke: 13) Suiryo-Bushi, 14) Sakura-Sakura, 15) Yoneyama Jinku, 16) Tamausagi, 17) Isobushi, 18) Karako Odori, 19) Sedoga Hatakeka. Außerdem enthalten die ebenfalls im Besitz der Musiksammlung der Österreichischen Nationalbibliothek erhaltenen handgeschriebenen Noten von Heft 2 noch weitere fünf Stücke mit der Nummerierung 1) Shin Urashima, 2) Taisho-odori, 4) Yamashiro Bonodori, 9) Inshu-inaba, 10) Miyajima-Bushi, sodass man davon ausgehen 106

Japanische Melodien

Abb. 32: „Sakkorasabushi“, das erste Stück aus Laskas „Japanischen Melodien“, 1932 in Berlin gedruckt.

kann, dass Laska so wie für Heft 1 ursprünglich zwölf Stücke vorgesehen hatte. Bei der Herausgabe wurden diese dann auf sieben beschränkt; warum ist unklar, aber vielleicht war der Grund seine strenge Beurteilung seiner eigenen Werke. 107

Laska als Komponist

Über die ursprünglichen Volksweisen, die diesen beiden Heften zugrunde liegen, habe ich nachgeforscht, aber ich konnte die Herkunft aller Stücke nicht genau klären. Man kann aber durch die Nachforschungen über diese Stücke einen Blick auf die damals in der Welt der Geishas in Kobe gesungenen Lieder werfen.

„7 Tanka aus Hyakunin-isshu“ [Hyakunin-isshu bedeutet wörtlich übersetzt „100 Personen ein Gedicht“. Es handelt sich um 100 Gedichte vor allem von Aristokraten, die am kaiserlichen Hof Japans vom 7. bis zum 13. Jahrhundert geschrieben wurden. Tanka sind Kurzgedichte, die im Japanischen eine fünfzeilige Form mit 5-7-5-7-7 Silben, also gesamt 31 Silben haben.] Die Schülerinnen der Mädchenoper Takarazuka suchten sich zu Beginn ihre Künstlernamen oft aus dem „Hyakunin-isshu“ aus. Die Mädchen aus dem ersten Eintrittsjahr, 1913, nannten sich z.B. Taeko Takamine, Namiko Kumoi, Miyuki Ogura, Fumiko Ōe, Sumako Sekimori und Kimiko Wakana. Da Laska auch am Kobe College unterrichtet hat, gab es für ihn sicher die Möglichkeit, von seinen Schülerinnen Informationen über das Hyakunin-isshu zu erhalten. Jedenfalls hat Laska im Jahre 1931 sieben Gedichte ausgewählt und das Werk „7 Tanka aus Hyakunin-isshu“ komponiert [siehe Internet Sacred Text Archive (in englischer Sprache): http://www.sacred-texts.com/shi/hvj/ hvj067.htm]. Es besteht aus den Gedichten folgender sieben Dichter [zitiert in der Schreibung und Interpunktion Laskas]: 1) Sarumaru Tayu: Gedicht Nr. 5 Wenn man die Stimme des Hirsches hört, der rufend das farb’ge Laub am einsamen Berg durchschreitet – wie traurig dann der Herbst ist

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„7 Tanka aus Hyakunin-isshu“

2) Mibuno Tadamine: Gedicht Nr. 30 Seit ich beim kalten Lichte des Morgenmondes von ihr geschieden – gleicht nichts an tiefer Trauer der Zeit der Morgendämmerung –. 3) Kino Tsurayuki: Gedicht Nr. 35 Wie’s mag bestellt sein um’s Herz des Menschen, weiß ich zwar nicht –; doch duften noch wie in alten Zeiten im alten Dorf die Blumen. 4) Saki no Daisojo Gyoson: Gedicht Nr. 66 Lass miteinander uns Mitgefühl empfinden o Bergeskirschbaum. Auch ich hab keine Freunde als einzig deine Blüten. 5) Noin Hoshi: Gedicht Nr. 69 Die bunten Blätter von Mimuro no yama, dem sturmumwehten – nun sind sie rote Seide des Flusses Tatsutagawa. 6) Ryozen Hoshi: Gedicht Nr. 70 Mich einsam fühlend geh ich vor’s Haus und schau umher – da finde ich überall dieselbe herbstliche Abenddämmerung.

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Laska als Komponist

7) Doin Hoshi: Gedicht Nr. 82 Wie sehr durch Lieb ich auch leide, bleibt mir doch noch das Leben. Nur meine Tränen können den Schmerz nicht länger tragen -

Die Verfasser aller sieben Stücke waren Männer, obwohl die Sammlung auch Gedichte von Frauen enthält. Ein Übersetzer für den verwendeten deutschen Text ist nicht genannt, vielleicht hat Laska selbst aus dem Japanischen ins Deutsche übersetzt. Das Werk ist für Frauenstimme (auf den handgeschriebenen Noten steht „Alt“) zu singen, und als Begleitung sind Klavier und Flöte vorgesehen. Dieses Arrangement könnte eine westliche Version der japanischen Ji-uta-Arrangements mit Singstimme, Shakuhachi [Bambuslangflöte] und Shamisen [dreisaitiger, geschlagener Laute] sein. Beim ersten Stück, „Sarumaru Tayu“, hat Laska im Vorspiel so wie beim schon vorher erwähnten „Traumwald“ wiederholt Ganztonreihen verwendet. Er hat die Stimmung der Einsamkeit, die das ursprüngliche Gedicht besitzt – „Tief in den Bergen, durch hinab gefallene rote Blätter streifend, höre ich den einsamen Ruf des Hirsches, der so wie ich voll Sehnsucht nach seiner Gefährtin ruft“ – sehr geschickt ausgedrückt (siehe Notenbeispiel 4). Abb. 33: Notenbeispiel 4: Vorspiel zu „Sarumaru Tayu“, dem ersten Stück des Werkes „7 Tanka aus dem Hyakunin-isshu“ komponiert 1931

In der Melodie zum fünften Lied, dessen Text „Wenn der Wind im Herbst um den Berg Mimuro bläst, dann bilden die verfärbten Blätter ein buntes Muster auf dem Tatsuta-Fluss“ lautet, wird im langen Instrumentalvorspiel die Szenerie eines heftigen Sturms geschildert und danach wird im hellen Dur-Gesang die Schönheit des mit rot gefärbten Blättern übersä110

„10 japanische Kurzgedichte in Musik gesetzt“

ten Flusses Tatsuta besungen. Der Kontrast der beiden Szenen ist wunderschön dargestellt. Die Aufführung dieses Werkes fand am 6. Februar 1932 im damals noch im Yamamoto-dōri 4-chōme beheimateten Kobe College statt. Gesangssolistin war Kaneko Yanagi, Flöte spielte Katsujirō Kawaguchi und am Klavier war Laska.

„10 japanische Kurzgedichte in Musik gesetzt“ Laska versuchte sich nach seinem Interesse für die Tanka-Gedichte auch an Kompositionen zur noch kürzeren Gedichtform der Haiku. [Haiku sind dreizeilige Kurzgedichte im Japanischen mit 5-7-5, also gesamt 17 Silben.] Er komponierte für die Werksammlung mit dem Titel „10 japanische Kurzgedichte in Musik gesetzt“ zwei Stücke zu Beginn des Jahres 1928 und acht im Sommer 1933. Dazu verwendete er das bekannteste Gedicht des berühmtesten Haiku-Dichters, Matsuo Bashō (1644–1694), „Furuike ya / kawazu tobikomu / mizu no oto“ (Laska verwendet folgende Übersetzung: „Uralter Weiher, verträumt – da platscht ein Froschsprung – nun tönt das Wasser“), Gedichte des aus der kaiserlichen Familie stammenden Dichters Ariwara no Narihira (825–880) und Kurzgedichte anderer Autoren (siehe Abbildung). Diese Werksammlung wurde 1934 vom Verlag The Kobe & Osaka Press Ltd. in Kobe herausgegeben (siehe dazu nochmals Abbildung 3 des Deckblatts auf Seite 14). Für die Liedtexte verwendete er deutsche Übersetzungen, doch sind die japanischen Gedichte im Druck auch im Original sowie in englischer Übersetzung wiedergegeben. Gedicht 1: Haiku von Bashō Furuike ya kawazu tobikomu mizu no oto

Uralter Weiher, verträumt – da platscht ein Froschsprung – nun tönt das Wasser.

Gedicht 2: Japanischer Gewitterguss Kaminari goro goro Goro goro rollt der Donner, 111

Laska als Komponist

Abb. 34: Handschriftliche Noten des ersten Stücks, „Bassho“, aus dem Werk„10 japanische Kurzgedichte in Musik gesetzt“ komponiert 1933 (Bibliothek der Anton-Bruckner-Privatuniversität)

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„10 japanische Kurzgedichte in Musik gesetzt“

inazuma picka picka yudachi zaza

picka picka zuckt der Blitz, zasa zasa rauscht der Regen – zasa zasa picka picka goro goro

Gedicht 3: Haiku von Senda Seiryu no ishi ni koke ari ayu asobu

Kristallene Wellen gleitend um Stein und Moos – sind Spiel der Forellen

Gedicht 4: Haiku von Bashō Waga yado wa ka no chiisaki wo chiso kana

Meiner Herberge winz’ge Schnacken tragen nur bei zur Gastlichkeit.

Gedicht 5: Haiku von Bashō Mazu tanomu shii no ki mo ari natsu-kodachi

Auch ich fand einer Eiche schützend Blätterdach im Sommerwalde.

Gedicht 6: Kurzgedicht aus dem Kokinshū Kono sato ni tabine shinubeshi sakura-bana Hier in fernem Dorfe chiri no magai ni ieji wasurete verbring ich die Nacht. Die Kirschblüte hat um das Heimweh mich gebracht. Gedicht 7: Kurzgedicht aus dem Kokinshū von Ariwara no Narihira Ama-gumo no yoso nimo hito no nariyukuka Die Wolke am Himmel sasugani me niwa miyuru monokara wie flüchtig! So der Freund flieht. Sein Bild doch bleibt sichtbar. Gedicht 8: Kurzgedicht aus dem Hachidaishū von Minamoto no Shigeyuki Kaze wo itami iwa utsu nami no onore nomi Wie die Woge am Felsen kudakete mono wo omou koro kana sturmgejagt, alleine zerschellt, träum’ ich trübe Dinge. 113

Laska als Komponist

Gedicht 9: Kurzgedicht aus dem Ise Monogatari von Ariwara no Narihira Itoitemo tareka wakare no katakaran Wer nicht liebt, arishi ni masaru kyo wa kanashimo dem ist leicht die Trennung. Ich ahnte nicht, wie sie nagt. Gedicht 10: Kurzgedicht von Ransetsu Ki no ha ga shizuka ni Ein Blatt segelt nieder, haka no ue ni chiru zu ruhen auf einem Grabstein. ikou yo ni

„Japanische Suite für Orchester“ In den Dreißigerjahren entwickelte Laska eine rege Kompositionstätigkeit. Ein Werk, das erkennen lässt, dass er selbst ein hervorragender Pianist gewesen sein muss, ist das 1930 geschriebene Klavierstück „Präludium, Etüde und Fuge aus Japan“, das am 6. Februar 1932 von Ekaterina Huzieff am Kobe College aufgeführt wurde. Dieses Stück nahm die Pianistin Erika Herzog 2008 in die von ihr eingespielte CD „Memoirs of Japan“ (Kings International, KKCC3021) auf. Es scheint, als ob Laska sich beim Konzept dieses Stückes vom Werk „Präludium, Choral und Fuge“ des französischen Komponisten César Franck (1822–1890) Anleitungen genommen hätte. Auch das 1934 geschaffene Werk „Bilder aus Japan 10 Klavierstücke“ sollte beachtet werden. Es besteht aus: 1) Federballspiel, 2) Bettelmönch, 3) Kindertanz, 4) Am Strand, 5) Im Tempel, 6) Der Mann mit dem Äffchen, 7) Kirschblüte, 8) Geishaleid, 9) Heiliger Berg und 10) Volksfest. Hier gelingt Laska mit anspruchsvoller Klaviertechnik, verschiedene Landschaftsbilder und Szenerien aus Japan sehr effektvoll auszudrücken. – Laska komponierte während seiner Zeit in Japan darüber hinaus auch noch andere Klavierstücke wie im Jahre 1928 die „Drei Humoresken“ und im Jahr 1932 „Valse Capriccio“. Von der Orchestermusik ist die „Japanische Suite für Orchester“ sicher­lich Laskas repräsentativstes Werk. Sie besteht aus den vier Sätzen 114

„Japanische Suite für Orchester“

„Fuji­yama“, „Am Wasserfall“, „Im Tempel“ und „Tanz“ und wurde der handschriftlichen Partitur, die in der Bibliothek der Anton-Bruckner-Privatuniversität in Linz erhalten ist, zufolge am 29. Februar 1932 vollendet und am Abend des 23. Juni 1934 im 104. Abonnementkonzert im Großen Theatersaal in Takarazuka als erstes Stück des Programms, uraufgeführt. Dieses Konzert wurde als „Dankkonzert für Professor Laska“ veranstaltet, wie Hirokichi Hagiwara, der damalige Generalsekretär des Orchesters und Herausgeber und Redakteur des Magazins „Symphonie“, in der 11. Ausgabe im Leitartikel festgehalten hat. Hier schrieb er zu Beginn: „Professor Laska ist am 16. Oktober, bald nach der Großen Kanto-Erdbebenkatastrophe 1923, Professor in Takarazuka geworden und war nun im Dezember 1933 schon zehn Jahre und zwei Monate hier in Takarazuka beschäftigt gewesen.“ Daraus ersieht man, dass Laska zu diesem Zeitpunkt schon nicht mehr in Takarazuka angestellt war, weshalb Hagiwara danach auch weiter schreibt: „Da es auch die Unterstützung des Theaters für den Dirigenten nicht mehr gibt und sich Laskas finanzielle Belastung durch seine wirtschaftliche Selbstständigkeit erhöht hat, möchte die Gesellschaft der Takarazuka-Musikforschung auch heute den Wunsch ausdrücken, dass Professor Laska, solange er noch in Japan weilt, auch weiterhin bei allen sich bietenden Gelegenheiten die Leitung des Orchesters übernehme.“ Wie in den anderen Ausgaben werden auch hier die Stücke des Programms erklärt, und über die „Japanische Suite“ steht Folgendes geschrieben: „Fujiyama ist ein Stück, das den Eindruck, den alle ausländischen Besucher in Japan haben, wiedergibt … rein, überwältigend, still. In dem Stück sind die aufmunternden Rufe Rokkon shōjō der weiß gekleideten Asketen beim Besteigen des Berges eingeflochten, was auf den Eindrücken des Komponisten während eines Aufenthalts in Hakone basiert. Am Was­ serfall basiert auf den Eindrücken aus Nikkō-Chūzenji, von dem bei den Asiaten besonders geliebten Kegon-Wasserfall. Steht man vor diesem Wasserfall, wird das Gemüt langsam gelassener und weicht einer feierlich heiligen Stimmung. Dieser Gemütszustand wird in diesem Stück dargestellt und es wird auch versucht, das Sprühen der Gischt auszudrücken. Im 115

Laska als Komponist

Tempel basiert auf Eindrücken aus Nara, wobei zu Beginn und am Ende des Stücks der Klang der Glocke des Tempels Tōdaiji herausgehört werden kann. Die Stille im Inneren des Tempels, in der Mitte des Stücks, kommt durch den Klang der Holzglocken, das Lesen der Sutras, Weihrauchduft und majestätische Glockenklänge zum Ausdruck.“ „Den Tanz kann man als Gesamteindruck von Tanzszenerien, wie den festlichen Tekomai, den Tänzen der Geishas und anderen unter Verwendung von Handtrommeln, großen Trommeln, Xylophon, Glocken und anderem, bezeichnen. In diesem Werk wird bei Fujiyama das kleinste Orchester verwendet, beim Wasserfall ein etwas größeres, beim Tempel ein noch größeres und der Tanz ist für ein volles Orchester komponiert. Der Komponist hat versucht, die Eindrücke, die er während seines Aufenthaltes in Japan erfahren hat, in Melodien auszudrücken, aber es sind keine Kompositionen im japanischen Stil. Das Violinsolo der Suite hat der für diese Aufführung zu einem Sonderauftritt als Konzertmeister gebetene Herr Menchinski gespielt.“ Diese „Japanische Suite“ wurde beim ersten der ab September 2002 nach langen Jahren wieder aufgenommenen Konzerte des Opernorchesters Takarazuka unter der Leitung von Aiichirō Sasada teilweise wieder aufgeführt. Der Autor hofft, dass dieses für Laska repräsentative Orchesterstück bald in seiner vollen Länge wieder zu hören sein wird.

„Psalm 13“ Auch nach Auflösung von Laskas Angestelltenvertrag in Takarazuka setzte er seine Lehrtätigkeit am Kobe College fort. Unter diesen Umständen vollendete er im August 1934 sein Werk mit dem Titel „Psalm 13“ für Sopransolostimme, Chor mit drei Stimmen, Klavier und Violine. Der Psalm handelt von einem Mann, der unter widrigen Umständen seinen Gott nach den Gründen dafür fragt und auf dessen Gnade hofft. Das Stück ist nur zehn Minuten lang, aber sehr eindrucksvoll, denn Laska hat es sehr effektvoll und dramatisch in Musik gesetzt. 116

„Die Jahreszeiten von Japan“

Als Dokument ist nur eine Notenkopie in einer anderen Handschrift im Kobe College erhalten, auf dessen Deckblatt steht: „Composed by Joseph Laska. Ex-teacher of Harmony, Counterpoint, Musical-form and Chorus etc. in K. C. Department“. Dieses Stück wurde am 23. November 1934 im Festsaal des Kobe College beim 9. Konzert der Studierenden der Musikabteilung des College von Sumiko Nozaki, Sopran, dem Chor der Studentinnen der Musikabteilung des Kobe College, Joseph Laska am Klavier und dem Assistenzprofessor des Kobe College, Ryūsaku Hayashi, an der Violine, uraufgeführt. Weiters wurde es am nächsten Tag, dem 24., um 12.05 Uhr Mittag im Studio Momodani der Station JOBK (Rundfunkstation NHK Osaka) gespielt und von dort aus gesendet.

„Die Jahreszeiten von Japan“ Das letzte große Werk, das Laska während seiner Zeit in Japan geschrieben hat, ist „Die Jahreszeiten von Japan – 4 Tanka für Orchester und Sprechstimme“. Auf der in der Musiksammlung der Österreichischen Nationalbibliothek erhaltenen, großformatigen, handgeschriebenen Partitur steht zu Beginn „August/September 1934“ und am Ende „November 1948“; sie wurde also zwar in Japan begonnen, aber erst nach dem Zweiten Weltkrieg vollendet. In diesem Werk werden in vier Liedern die Jahreszeiten in Japan dargestellt, wobei das Orchester den Hintergrund untermalt. Für den Frühling rezitiert Laska Kino Tomonori [um 860–904, Poet am kaiserlichen Hof in Kyoto]: Ein Frühlingstag mit den ruhig milden Strahlen der ewigen Sonne … und doch fallen die Kirschblüten ab, statt ruhigen Herzens am Baume blühend zu bleiben. Für den Sommer zitiert er Shokushi Naishinno [ca. 1149–1201, kaiserliche Prinzessin und Tochter des Kaisers Goshirakawa]:

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Laska als Komponist

Abb. 35: Deckblatt der Partitur „Die Jahreszeiten von Japan“, komponiert 1934–1948 (Österreichische Nationalbibliothek, Musiksammlung)

Der Wind rauscht in den Blättern des dicht vorm Fenster stehenden Bambusbaumes, da erwache ich aus dem kurzen Traum meines leichten Schlummers. Für den Herbst verwendet er ein Gedicht von Ōe no Chisato [spätes 9. Jahrhundert, Neffe des Dichters Ariwara no Narihira (825–880)]: Ich sehe den Mond und tiefe Trauer befällt mich, wenn auch der Herbst nicht nur für mich allein kam. Und für den Winter schließt er mit Yamabe no Akahito [Nara-Zeit, war mit Kaiser Shōmu befreundet, machte mit ihm 724–736 eine berühmte Dichterreise; viele seiner Werke sind im „Manyōshū“ enthalten]: Am Strand der Bucht von Tago steh ich und sehe Schnee fallen auf den weiß glänzenden Gipfel des Fuji. Man kann sagen, dass Laska seit den „Manyōshū-Liedern“ an seinem Interesse an der klassischen japanischen Literatur festgehalten hat. Es gibt keine Dokumente über eine Uraufführung und der Autor sehnt sich danach, den Klang dieses Werkes bald in einer Aufführung hören zu können. 118

Kapitel 7 Plötzlicher Abschied von Japan und schwere Zeiten (1935–1945)

Verbot der Wiedereinreise nach Japan

A

m 16. August 1935 reiste Joseph Laska mit dem Schiff von Tsuruga ab, um vom 1. bis 10. September an der in Moskau stattfindenden Internationalen Musik-Konferenz teilzunehmen. Aber als er am 3. Oktober im Hafen Tsuruga wieder in Japan an Land gehen wollte, wurde ihm die Einreise verweigert. Darüber berichtete die Tageszeitung „Osaka Mainichi Shinbun“ in der Ausgabe vom 4. Oktober 1935 mit den folgenden Schlagzeilen: „Professor des Kobe College / Landeverbot für Herrn Laska / Rückkehr von der Musik-Konferenz in Moskau / Strenges Verhör in Tsuruga“. Im Text hieß es: Der Professor des Kobe College, Herr Joseph Laska (50), Österreicher, der auch schon das Symphonieorchester Takarazuka dirigiert hat, ist nach seiner Teil­ name an einer Internationalen Musik-Konferenz in Moskau am Morgen des 3. mit der Euro-Asia-Fähre Siberia-maru in den Hafen von Tsuruga zurück­ gekehrt. Die Wasserpolizei von Tsuruga hat auf Anweisung der Behörde ein Landeverbot für ihn verfügt und führte im Schiff strenge Untersuchungen durch. Der Grund dafür wird streng geheim gehalten, aber es wurde die dies­ mal abgehaltene internationale Musik-Konferenz als Gelegenheit zur Verbin­ dung mit der Kommunistischen Bewegung durch Musik angesehen. Er soll mit demselben Schiff am 6. zurück geschickt werden. Er ist am vergangenen 16. August von Tsuruga abgefahren und über Sibirien nach Russland, hat nach dem Ende der Konferenz Moskau und Leningrad etc. besichtigt und 119

Plötzlicher Abschied von Japan und schwere Zeiten (1935–1945)

sagt, dass er als Reisemitbringsel Vorverhandlungen bezüglich eines Auftritts einer der Truppen der Takarazuka-Mädchenoper für das im Juni des kom­ menden Jahres in den beiden Städten Moskau und Leningrad veranstaltete Tanzfestival mitgebracht habe.

Es folgte unter der kleineren Schlagzeile „Herr Laska spricht“: Ich verstehe nicht, warum die japanische Obrigkeit mir die Heimkehr nach Japan verweigert. Ich habe vom 1. bis 10. September an der in Moskau ver­ anstalteten Internationalen Musik-Konferenz mit mehr als 300 Vertretern der Musik aus 26 Ländern wie England, Amerika und Frankreich usw. teilge­ nommen. Nach der Konferenz habe ich berühmte Theater für große Oper, Ballett und Operetten sowie für Zigeunertanz besichtigt. Es gibt neuerdings eine vom traditionellen japanischen Puppentheater Bunraku beeinflusste Mo­ de, wobei man etwa 60 cm große Puppen mit den Fingerspitzen auf der Büh­ ne tanzen lässt. (Bericht aus Tsuruga)

Nach diesem Gespräch wird unter „Überraschung beim Kobe College“ Folgendes geschrieben: Es ist für uns völlig unerwartet, dass Herrn Laska ein Landeverbot erteilt wurde. Er hat seit 1928 an unserem College als Lehrer unterrichtet, hat als Fachgebiet Musiktheorie und Chor geleitet, über lange Zeit sehr viele wun­ derbare Schüler ausgebildet, sodass man ihn als äußert wertvollen Schatz die­ ser Schule bezeichnen kann. Sollten wir ihn deshalb wirklich als Professor verlieren, wäre das für die Schule ein wirklich großer Verlust. Seine Frau ist zwar Russin, aber er war früher österreichischer Soldat und überhaupt gibt es keinerlei Worte oder Taten, die politisch Verdacht erweckt haben könnten ...

Unter einer weiteren kleineren Schlagzeile, „Abteilungsleiter der Betriebsleitung von Hankyū Takarazuka Herr Ichirō Hikita“, distanzierte sich Hikita [– im Gegensatz zu der aus dem Kobe College berichteten Meinung –] von Laska: 120

Verbot der Wiedereinreise nach Japan

Abb. 36: Meldung über das Einreiseverbot für Laska in der Tageszeitung „Ōsaka Mainichi Shinbun“, Morgenausgabe vom 4. Oktober 1935 (Ikeda-Sammlung)

Die Mädchenoper Takarazuka hatte niemals geplant, beim internationalen Tanzfestival aufzutreten. Herr Laska war lange als Dirigent des TakarazukaSymphonieorchesters tätig, sein Vertrag ist aber schon im vorigen Jahr ausge­ laufen, und heute hat er keinerlei Beziehung, weder zu Hankyū noch zur Operntruppe, weshalb wir ihn keinesfalls mit Vorverhandlungen beauftragt haben.

Es gibt derzeit keine Möglichkeit, etwas über den möglichen Auftritt der Mädchenoper beim Internationalen Tanzfestival nachzuprüfen, aber jedenfalls wurde Laska plötzlich aus Japan ausgewiesen und musste nach Europa zurückkehren. 121

Plötzlicher Abschied von Japan und schwere Zeiten (1935–1945)

Für das Kobe College gab es nach dem Verlust von Laska einiges zu regeln. Als Dokument, das darüber Auskunft gibt, ist ein Brief von Frau Toki Fujita, der damaligen Leiterin der Musikabteilung, an Kōichi Kishi vom 25. Oktober 1935 erhalten, in dem folgende Passage zu finden ist: „nun bezüglich der Angelegenheit von Laska habe ich auch mit Pfarrer Hessel [Rudolf Alexander Egon Hessel, 1904–1974] gesprochen, und auf Grund der Mitteilung des Österreichischen Konsulats wurde beschlossen, ihm die Bücher etc. nachzuschicken.“ Danach steht auch noch folgender Wunsch: Diese Bücher sind ein Teil seiner Arbeit, die ich schon vor seiner Abreise zum Weiterverkauf übernommen habe. Bitte kaufen Sie einen Teil davon. Die Summe ist nach Ihrem Belieben. Ich möchte sie als Abschiedsgeschenk Ihrer­ seits anführen. Da ich kein großes Aufheben darum machen, sondern es bei einer möglichst kleinen Gruppe belassen möchte, ersuche ich Sie wie voran­ stehend.

„Diese Bücher“ bedeutet, dass dieser Brief dem übersandten Paket beigelegt war und auf dem Umschlag stand auch keine Adresse, sondern nur der Adressat „An Herrn Kōichi Kishi“. Kishi hatte im Mai 1935 seinen dritten Aufenthalt in Berlin beendet und war danach heimgekehrt. Er hatte im September in Osaka gerade erst in einem „Festkonzert zur Heimkehr mit Vorstellung neuer Werke“ das Symphonieorchester Takarazuka dirigiert (zitiert aus Masato Mōri: „Kōichi Kishi eien no seinen ongakuka“, „Kishi Kōichi – der ewig jugendliche Musiker“, Verlag: Kokusho Kankōkai, Tōkyō, 25. Dezember 2006). Es kann also vermutet werden, dass die Verbindung zwischen Laska und Kishi erhalten geblieben war. Es scheint nur natürlich, dass die mit der plötzlichen Krise direkt konfrontierte Direktorin des Kobe College, Frau Fujita, dem ehemaligen Schüler von Laska ihren Wunsch mit so deutlichen Worten geschrieben hat. Etwa einen Monat nach diesem Brief wurde in der Ausgabe 27 der Wochenberichte (Shūhōsatsuyō) des Kobe College eine Notiz mit dem Titel 122

Verbot der Wiedereinreise nach Japan

„Schritt für Schritt dem Weg folgen / ein ereignisreicher Herbst dieses Jahr“ veröffentlicht. Die für die Ausbildung der Musiklehrer zuständige Professorin Setsuko Mita schrieb darin Folgendes: Es ist schon sehr herbstlich geworden. Die Bäume auf den Hügeln um die Musikhalle zeigen ihr schönes herbstliches Gewand und für kurze Zeit ihre Pracht. Wir waren im letzten Semester bestrebt, unsere Fähigkeiten zu ver­ bessern, und wir begrüßen den Herbst als die Zeit der Ernte, aber zugleich beginnt auch wieder die Zeit unserer Arbeit. Besonders da wir heuer das 60-Jahre-Bestandsjubiläum dieser Schule feiern, ist als eines der Projekte, mit der Unterstützung der Mitglieder des Vereins der Absolventen, Sektion Osaka, in der Halle „Asahi Kaikan“ ein gemeinsames großes Konzert von Absolven­ tinnen und Studentinnen geplant und wir müssen uns vor allem zuerst um dessen Vorbereitung bemühen. Aber unser Gesamtleiter und Dirigent, Professor Laska, der die Sommerferi­ en dazu nützte, um am Musikfest in Moskau teilzunehmen, und sich daher nach Russland begeben hat, erhielt bei seiner eiligen Rückkehr bei seiner An­ kunft in Tsuruga von den Behörden plötzlich und unerwartet ein Einreise­ verbot. Wir wurden von dieser Nachricht überrascht, wissen nicht wie wir weiter vorgehen sollen und fühlen uns so, als ob wir unsere Stütze verloren hätten. Auch für Professor Laska, der vor seiner Abreise schon verschiedene Pläne gemacht und Programme fixiert hatte und der große Erwartungen da­ für hatte, ist dieser Vorfall bei seiner Heimkehr, wie wir uns vorstellen kön­ nen, eine unglaubliche Enttäuschung. Wie sehr haben auch wir auf seine Rückkehr an unsere Schule gewartet. Ei­ nen Professor, der uns zehn Jahre lang mit wunderbarem künstlerischem Wis­ sen unterrichtet hat, plötzlich zu verlieren, ist nur sehr schwer zu akzeptieren. Und obwohl der Professor Japan weiterhin sehr liebt, konnte er nicht in Japan verbleiben und musste sich zu einem weit entfernten Ort im Norden begeben. Wir, die ihn als einen für gewöhnlich warmherzigen Professor kennen, können jetzt nichts mehr anderes tun, als für sein Glück für die Zukunft zu beten.

Danach schreibt Frau Mita weiter Folgendes: 123

Plötzlicher Abschied von Japan und schwere Zeiten (1935–1945)

Auf Grund der vorher erwähnten Umstände wurde die Veranstaltung des Konzertes noch einmal überdacht, aber glücklicherweise konnten wir als Nachfolger von Professor Laska den angehenden Komponisten und Dirigen­ ten Professor Teiji Miyahara gewinnen und so alle Hindernisse überwinden und die Durchführung beschließen.16

Am Ende dieser Notiz steht als Datum der 25. November 1935. Die Frage der Nachfolge von Laska wurde also ziemlich schnell entschieden. In dem schon erwähnten „Rückblick“ seiner Witwe Ellen steht über diese Ereignisse Folgendes geschrieben: Bis eine Reise nach Russland zu den bekannten Theater- und Musikspielen in Moskau im Jahre 1935 seiner Tätigkeit in Japan ein Ende setzte. Intrigen durch deutsche I.G. Farben Beamte, die die Einstellung meines Mannes und mehrerer Herren der Europäischen Kolonie gegen Hitler wussten, nahmen die Gelegenheit zum Anlass, ihn als russischen Spion zu stempeln und verweiger­ te man ihm die Landung in Japan. Bei seiner Rückkehr musste er feststellen, dass man im politischen Gegenlager ganze Arbeit geleistet hatte.

Die hier angesprochene „I.G. Farben“ war eine 1925 entstandene Unternehmensgruppe der chemischen Industrie [und das damals größte Chemieunternehmen der Welt]. Sie hatte sich zu Beginn der Dreißigerjahre, als die Notwendigkeit entstanden war, bei der Regierung den Schutz der Herstellung und des Verkaufs von synthetischen Brennstoffen zu beantragen, Hitler, der 1933 an die Regierung gekommen war, genähert und die NSDAP, die er führte, unterstützt. Mittelsmänner dieser Firma waren nach Japan und auch in die Region Kansai, in der Laska tätig war, gekommen, und man kann davon ausgehen, dass sie auch Laskas Aktivitäten beobachtet hatten. Über Laskas ideologische Präferenzen kann man sagen, dass es nicht völlig ausgeschlossen ist, dass Laska, bevor er nach Japan gekommen war, in den langen Jahre der Gefangenschaft in Sibirien durch den Kontakt mit vielen verschiedenen Persönlichkeiten während dieser Zeit von der kommunistischen Ideologie nicht unbeeinflusst geblieben war. Zu die124

Rückkehr nach Österreich

sem Punkt habe ich von Theophil Antonicek (* 1937), Musikwissenschaftler und Professor an der Universität Wien, dem meine Arbeiten bekannt waren, wichtiges Material erhalten. Er hat die im österreichischen Unterrichtsministerium aus dieser Zeit aufbewahrten Dokumente zusammengefasst, und unter diesen war eine Notiz mit dem Datum 16. Juni 1936, in der das Gerücht widerlegt wird, Laska habe in Moskau an einem Kommunistenkongress teilgenommen: Die österreichische Botschaft in Moskau wisse nichts von einer kommunisti­ schen Einstellung Laskas, auch die Teilnahme am Kominternkongreß in Mos­ kau könne schon aus zeitlichen Gründen nicht stimmen.

Es handelte sich wahrscheinlich um den 7. und auch letzten Weltkongress der Kommunistischen Internationale, der vom 25. Juli bis 21. August 1935 abgehalten worden ist. Da aber Laska, wie erwähnt, erst am 16. August vom Hafen Tsuruga abgefahren ist, kann sich bei Berücksichtigung seiner Reiseroute nach Moskau dieser Termin auf keinen Fall ausgegangen sein.

Rückkehr nach Österreich Wie sich aus den Inhalten seiner Werke, die im nächsten Kapitel besprochen werden, ablesen lässt, könnte Laska für die kommunistische Ideologie immerhin Sympathie empfunden haben. In jedem Fall war es für ihn eine sehr schwere Zeit, denn auf ihn wartete nach seiner Rückkehr eine schonungslose Realität. In Ellens „Rückblick“ steht darüber Folgendes: Neu anfangen in Wien mit einem Handkoffer und seinen Kompositionen, welche man ihm, nach Intervention des österreichischen Konsuls in Japan, nachsandte. Seine Verwandten nahmen ihn auf, doch spielte er in dieser Zeit sehr oft mit dem Gedanken, seinem Leben ein Ende zu setzten, und die Do­ nauauen zogen ihn an, aber in dieser Zeit entstanden aus seiner äußeren und inneren Not viele schöne Lieder. 125

Plötzlicher Abschied von Japan und schwere Zeiten (1935–1945)

Laska musste nach seiner Rückkehr nach Österreich in Wien wieder bei Null anfangen und dachte vor Verzweiflung anscheinend auch daran, sich in die Fluten der Donau zu stürzen. Aber vom starken Gefühl für die Musik umfangen, konnte er sich wieder aufrichten. Witwe Ellen schreibt dazu: Aber wenn man leben will, muss man essen, und Essen kostet Geld, darum ergriff er jede Gelegenheit, die sich ihm bot. Für einen Schilling die Stun­ de spielte er Improvisationen in einem Gymnastikstudio für beleibte Damen, welche hofften, schlanker zu werden.

Verhaftung durch die Gestapo Aber die Verhältnisse gingen noch schwereren Zeiten entgegen. Dazu nochmals aus Ellens „Rückblick“: Unterdessen mietete er sich in einem Atelier am Möllwaldplatz im 4. Be­ zirk ein. Wo er dann auch im Jahre 38 zum ersten Mal von der Gestapo ins Metropole geholt wurde. [Im ehemaligen Luxushotel Metropol(e) am Mor­ zinplatz im Wiener Stadtzentrum richtete die Gestapo, die Geheime Staats­ polizei des Naziregimes, 1938 ihr Hauptquartier für das „angeschlossene“ ­Österreich ein.]

Nach Ellens Erinnerungen hatte ihn die japanische Regierung wegen seiner Anti-Hitler-Aussagen, die er im Café Juchheim in Kobe [benannt nach dem deutschen Konditor Karl Joseph Wilhelm Juchheim, der 1945 in Kobe starb] gemacht hatte, im Auge behalten. Auch nach seiner Rückkehr nach Österreich hatte er nichts an seiner Haltung geändert. Über die Nazizeit hinterließ Laska sogar eigene Notizen. Es gibt ein mit Bleistift dicht beschriebenes Notizbuch von 60 Seiten in der Größe A5, in dem er in der zweiten Hälfte unter dem Titel „Meine Leiden vom September 1942 bis Juni 1945“ Folgendes schreibt: 126

Verhaftung durch die Gestapo

Nachdem ich bereits Sept. 1938, 1939, 1941 von der Gestapo ins Hotel Me­ tropole geholt wurde zur Einvernahme über mein politisches Vorleben, ein Kreuzverhör über mich ergehen lassen musste, lange Protokolle mit meiner Unterschrift versah, von allen Seiten photografiert die laufende Nummer im politischen Verbrecherverzeichnis erhielt und mir die Fingerabdrücke abnah­ men.

So wurde er drei Mal verhaftet, aber jedes Mal wieder freigelassen. Da er Klavier spielen konnte, wurde er von den Nazis der so genannten KDF, der nationalsozialistischen Freizeitorganisation, bzw. ihrer Musiktruppe zur Aufmunterung der deutschen Wehrmacht zugeteilt. KDF bedeutet „Kraft durch Freude“. Laska wurde zuerst in den Stützpunkt der deutschen Wehrmacht in Thessaloniki bzw. Saloniki in Griechenland und in angrenzende Gebiete verlegt. In seinem vorhin zitierten Notizbuch ist die erste Hälfte mit dem Titel „Griechenland (1941)“ versehen, und über seinen ersten Tag schrieb er Folgendes: Griechenland (1941) Freitag 1. VIII. ½ 12 Abfahrt per Bahn von Belgrad. Zu 6 in einem Waggon 2ter Klasse, der von der Vergasung gegen Wanzen noch so stinkt, dass ich nur mit einem Taschentuch, benetzt mit Eau de Cologne in meiner Ecke sitzen kann. Wetter schön, heiß, Obst, das so reichlich an allen Bahnhöfen zu den Zügen gebracht wird, dürfen wir nicht kaufen (Ruhrgefahr). Wir sind 6 Per­ sonen in unserem Abteil, daher kann nachts nur ein Teil schlafen, der sich die Möglichkeit zum Ausstrecken nimmt oder dem sie gegönnt wird. Ich konnte nicht zum Schlafen kommen. Gegen 5 h früh fuhren wir längs des Wardar [bzw. Axios, ein Fluss in Mazedonien und Griechenland] ins Gebirge, ei­ ne sehr schöne Strecke, weit und breit kein Haus, kein Mensch. Prachtvoller Sonnenaufgang über dem eine gerade Linie bildenden Horizont. Landschaft ausgedorrt und verstaubt. Darüber mit weiten Flügelschlägen Störche zie­ hend. Die Menschen an den Bahnhöfen, arm, schmutzig, in Lumpen geklei­ det. 7h Früh Ankunft in Saloniki.

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Plötzlicher Abschied von Japan und schwere Zeiten (1935–1945)

Abb. 37: Erste Seite des Notizbuches von Laska, 1941 (im Besitz des Sohnes Joseph Reitinger-Laska)

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Verhaftung durch die Gestapo

Abb. 38: Ellen 1941 (im Besitz ihres Sohnes Joseph Reitinger-Laska)

Diese Reihe von Aufzeichnungen endet mit Mittwoch 27. VIII 41, Abfahrt mit dem Auto nach … Die Destination wurde nicht mehr aufgeschrieben und die Notizen enden mit Seite 30. Man kann nur annehmen, dass Laska auch danach weiter für KDF tätig war. Um aber auf Ellens „Rückblick“ zurückzukommen, so war sie, laut Angaben ihres Sohnes Joseph Reitinger-Laska (* 1947 in Wien) eine gute Sängerin, Tänzerin und Trompeterin und schrieb, Joseph Laska und sie hätten einander trotz ihrer Dienstverpflichtungen kennen und lieben gelernt: Im Jahre 41 nachdem man ihn überall kaltstellte, und nur aus Mangel an Pi­ anisten zu den damaligen K.D.F. Tourneen zuließ, begegneten wir uns. Wir fuhren gemeinsam auf eine Tournee nach Rumänien.

Wie hier geschrieben steht, haben die beiden sich auf der Konzertreise nach Rumänien kennen gelernt, aber war das vor dem vorhin erwähnten Aufenthalt in Thessaloniki oder nach Laskas Rückkehr von dort? Das bleibt unklar, aber sehen wir, was Ellen weiter schreibt: ... erlebten dort die Ausweisung der Juden und auch damals konnte er nicht zuschauen, machte seine üblichen Äußerungen sodass ich ihm sagte: Professor, man wird sie eines Tages holen und als wir nach dieser Tournee im Februar 42 heirateten, konnten wir die glücklichen Tage zählen und der Tag an dem man ihm den Wehrpass als Hauptmann für (Flieger) Bodenpersonal abnahm sagte mir alles. Er glaubte nicht daran und dann kamen am 29.9.42 Mittags um 13:55 nach einem telephonischen Anruf zwei Männer und holten ihn in­ nerhalb von 5 Minuten aus unserer Wohnung Hadikgasse 136 ab.

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Plötzlicher Abschied von Japan und schwere Zeiten (1935–1945)

[Die Eheschließung von Joseph Julius Reitinger-Laska mit Ellen Mary fand nach einer Notiz im Linzer Taufregister von 1886 am 31. Jänner 1942 statt. Das Haus Hadikgasse 136, mit Blick auf den Wienfluss, befand sich im 13., seit 1938 im 14. Wiener Gemeindebezirk nahe der damaligen Stadtbahnstation Braunschweiggasse (heute U-Bahn).]

Wegen „Hochverrats“ ins Zuchthaus Laska wurde ins Landesgericht für Strafsachen im 8. Wiener Gemeindebezirk [das so genannte Graue Haus, in dem in der NS-Zeit 1210 Hinrichtungen stattfanden] gebracht und in einer Zelle des Flügels E inhaftiert. Am 3. und 4. November 1942 fand der Prozess im Gerichtssaal 6 des Landesgerichtsgebäudes statt. Das Urteil lautete nach § 80, „Feindliche Propagandatätigkeit“, und nach § 83, „Hochverrat“, auf fünf Jahre Gefängnis sowie Aberkennung der Bürgerrechte. Laska schrieb darüber später: Kam dann auf kurze Zeit ins Landesgericht Margareten [Margareten ist der 5. Wiener Gemeindebezirk] und von dort ging die „Reise“ nach Straubing, Bayern ins Zuchthaus, wo wir am 15.XII. eintrafen. Gemeines Benehmen des Wachbeamten im Transport, lauter Wiener mit „goldenen Herzen“. Zuchthaus Straubing vom 15.XII. 1942 – Ende April 1945. Wurde als Schnei­ der eingestellt, musste das Handwerk erlernen; Hosen, Blusen, Strohsäcke, Wäsche ausbessern u.s.w. Verwalter Neumeier war ganz anständig zu mir. Tott, der Inspektor sehr schlecht. Anfangs durften wir nach den ersten 6 Mo­ naten alle 6 Wochen einen Brief schreiben. Bald trat Verschärfung ein – im Jahre durften nur noch 3 Briefe geschrieben, 3 erhalten werden. So ging nun der Trott zwischen Zellen und Arbeitsraum in dem bis zu 180 Schneider sa­ ßen die Jahre vor sich hin. 12 Stunden an der Maschine, Einzelhaft (Gott sei Dank). Am 25.IV.1945 plötzlich große Unruhe im Haus, um 4h Früh Alarm, die De­ cke mitnehmen, eine Eßschüssel. 3460 Mann treten im Hofe an und hinaus geht’s aus den Mauern unseres Gefängnisses. Niemand wusste wie und was. 130

Befreiung durch das amerikanische Militär

Ich war froh und heiter, endlich wieder im Freien zu sein, Sonne und Bäume zu sehen und befand so wohl als man sich nur beim Eintritt einer Wande­ rung sich fühlen kann. Bald sollte es anders, ernster kommen, Beschwerden, Fußschmerzen durch den Druck der Holzschuhe, Hunger und die Frage, die ängstliche, was man mit uns eigentlich vor hat, wohin man uns treibt. Wir marschierten 25–30 km täglich, bei fast keiner Verpflegung, Freilagern, meist auf nassen Wiesen. Bald hatte ich solche Nieren und Rückenschmerzen, dass ich oft weinend diesen Leidensweg humpelte. Die uns auf Rädern begleiten­ den Beamten der Anstalt, rieten uns aber dringen an, nicht zurückzubleiben, da wir bald ins Frontgebiet S.S. kämen und jeder zurückbleibende einen Ge­ nickschuss erwarten könne. So wussten wir also langsam, was unser Schicksal war, wir wurden ins Sammellager nach Dachau geführt, zur Vernichtung.

Gott aber wollte es mit uns anders. Damit beginnt der weitere Text von Laska.

Befreiung durch das amerikanische Militär Über Dingolfing, Landshut, Moosburg ging unser Marsch. Hier ging ein Ge­ witter mit schrecklichem Wolkenbruch nieder. Wir standen die ganze Nacht auf einer Kuh Weide-Wiese, durchnässt bis auf die Haut, die umgehängte Filzdecke schwer, bleiern vor Nässe. Den ganzen nächsten Tag Regen, nichts mehr zum Essen. Zum Verzweifeln, der Zug wird immer kleiner und die S.S. immer mehr, die Drohungen uns „umzulegen“ immer deutlicher und öfter. Nun begann für uns die Angst des „Wann“!?! Am 28. kamen wir in Freising an, von wo wir aber schon nicht mehr in die Richtung Dachau marschieren konnten, da die Amis schon dort waren. Das war unser Glück. Übernach­ ten, eine schreckliche Nacht für mich, in Stadeln. Nächster Tag 29. Rück­ marsch, mitten unter der über die Isar zurückgehenden S.S. mussten jeden Augenblick gewärtig sein, dass sie uns erschießen. Die Brücke über die Isar wird gesprengt. Die zurück bleiben konnten, wurden an diesem Tage bereits von den Amis befreit, die 4–5 km hinter uns waren. Nacht auf einer nassen, 131

Plötzlicher Abschied von Japan und schwere Zeiten (1935–1945)

kalten Ochsenwiese verbracht, ohne Verpflegung. S.S. nimmt wahllos aus un­ serem Zuge Leute heraus und erschießt sie am Wegrand. 30. Weiter zurück Richtung Landshut. 3 Kartoffel Tagesration. Nachmittags langen wir in AltFrauenhofen an. Liegen nun zwischen den S.S. und den Amis, die bereits in Landshut sind und über uns geht ein Artillerie Duell viele Stunden hin. Dann Ruhe und nur der Lärm der auf der Straße rollenden Panzer. Ich schla­ fe ein im Stadel, frierend und so fertig von den 2 letzten Tagen, dass ich mich kaum noch rühren kann. 1. Mai 1945 Die Landschaft im Schnee, doch Sonne. Ein amerikanischer Sol­ dat stürzt in den Hof und verhaftet unsere Wachebeamten und Inspektor Tott. Wir sind frei. Bald kommen kleine amerikanische Autos mit Sanitätsoffizie­ ren. Endlich Essen, endlich frei – S.S. weit im Rückzug seit gestern Abends. Wir sind frei – nur noch gegen 900 Mann sind wir. Die nächsten Tage warten wir nun, was mit uns geschehen wird. Am 4. bringen mich die Amis nach Geisenhausen in ein Notspital. Bad, wenn auch primitiv und ein reines Bett. Ich bin wie im Himmel, wie neu geboren. Die Schwester ist eine Mähr. Os­ trauerin, die mich als gewesenen Kapellmeister des Theaters in M. Ostrau erkennt. Ein amerikanischer Colonel nimmt Bild und Lebenslauf von mir. Will über mich und mein Schicksal in Amerika schreiben. 5. Mai Bekomme Noten (Schubert) zum lesen. Nach fast 3 Jahren wieder Noten vor mir! 10. Mai Orgel gespielt…! 23. Mai 9h Abmarsch aus dem Spital mit 2 jungen Kameraden aus der Stei­ ermark Richtung Salzburg – Wien, wozu ich die Erlaubnis der Amerikaner hatte. Soldatenhose Arbeitsjacke und Brotsack so ging ich eigentlich als freier Mann ins Freie, der Heimat zu, meine liebe Frau zu suchen.

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Kapitel 8 Entlassung aus der Gefangenschaft und Lebensabend (1945–1964)

Leben in Wien

E

ndlich nach Wien zurückgekehrt, dauerte es für Laska wahrscheinlich ziemlich lange, sich von den überaus harten Monaten und Jahren wieder zu erholen. Wie sein im August 1947 geborener Sohn Joseph Reitinger-Laska dem Autor erzählte, hat er seine Tage verhältnismäßig ruhig in seiner Wiener Wohnung mit Musikunterricht und Komponieren verbracht. Er sagte weiter, dass viele seiner Schüler weiblich waren und es da bei seinem Vater immer fröhlich zugegangen sei. Natürlich hat er als Musiker auch hin und wieder Konzerte gegeben und aus den Unterlagen, die mir sein Sohn überlassen hat, geht z. B. hervor, dass er am 25. Mai 1956 im Saal des Instituts für Wissenschaft und Kunst in Wien unter dem Titel „Unbekannter Schubert“ einen Liederabend mit Themen zur griechischen Mythologie von Johann Nepomuk Mayrhofer, einem Freund des Komponisten, veranstaltete, bei dem er moderierte und begleitete. Abb. 39: Porträtfoto von Joseph Laska auf dem Deckblatt des „Klavier-Albums“ 1956 (Bibliothek der Anton-BrucknerPrivatuniversität)

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Entlassung aus der Gefangenschaft und Lebensabend (1945–1964)

Weiters wurde am 23. April und am 21. Mai 1958, auf zwei Mal aufgeteilt, Schuberts „Schöne Müllerin“ aufgeführt, wobei Laska wieder Klavier spielte. Auf den Programmzetteln beider Tage steht: „Bitte Schubert’s Liederzyklus mitzubringen!“, woraus man folgern kann, mit welch eifriger Hingabe seine Erläuterungen gewesen sein mussten. Das Manuskript dieser Erläuterungen ist in der Musiksammlung der Österreichischen Nationalbibliothek erhalten. Laska hatte bald nach seiner Heimkehr aus Japan, im Dezember 1936, vom damaligen Unterrichtsminister Hans Pernter in Anerkennung seiner kulturellen Aktivitäten den Professorentitel ehrenhalber erhalten. [Er konnte aber seinen vielfältigen Erfahrungen als Musiker, Musikerzieher, Komponist und Kenner fremder Welten zum Trotz im offiziellen Kulturleben Österreichs weder in den wenigen Monaten vor der 1938 beginnenden nationalsozialistischen Ära noch nach deren Ende 1945 Fuß fassen. Sein langer Aufenthalt in Russland, seine (auf einer Website der Österreichischen Akademie der Wissenschaften) für 1951 erwähnte Mitgliedschaft in der Österreichisch-Sowjetischen Gesellschaft und seine Tätigkeit bei sowjetischen Kulturveranstaltungen im von der Roten Armee besetzten Ostösterreich mögen dazu beigetragen haben. – Selbst wesentlich bekanntere Künstler wurden damals von vielen als „Kommunistenfreunde“ boykottiert, z. B. der Schauspieler Karl Paryla (1905–1996), der das im sowjetischen Sektor Wiens gelegene Theater „Scala“ leitete.]

Kompositionen gegen den Krieg Trotz der für ihn schwierigen Zeiten hat Laska seine Kompositionstätigkeit kraftvoll fortgesetzt. In seinem Werk nach dem Zweiten Weltkrieg sieht man, weil von Japan getrennt, kaum mehr Kompositionen mit japanischem Charakter, stattdessen zeichnen sich zwei andere Tendenzen ab. Einerseits sind das Werke des Antinationalsozialismus, humanitär und mit Antikriegstendenz, andererseits eher konservative Musikstücke, die die Liebe zur Landschaft und zu den Menschen Österreichs besingen. 134

Kompositionen gegen den Krieg

Zur ersten Gruppe von Werken ist anzumerken, dass Laska, der in seinem Leben lange Jahre in Kriegsgefangenenlagern und im Zuchthaus verbringen musste, an die von inhumanen Handlungen und Vorkommnissen verursachten Qualen dachte und seine Kritik daran nicht verbarg. Als Werk, das diese seine Einstellung besonders gut ausdrückt, könnte man „Die Kinder in Korea“ hervorheben, – ein Stück, das anlässlich des Ausbruchs des Koreakrieges am 25. Juni 1950 (deshalb [im Englischen] auch 6-25-Krieg genannt) entstanden ist und auf einem Text von Eduard Fischer basiert: Die Kinder in Korea Ich frage nicht, was Große sagen, ich frage, was die Kinder sagen, die Kinder in Korea, die Kinder, die so, wie anderswo, in Geborgenheit und Gläubigkeit die Schöpfungswunder wollten schauen, voll Vertrauen in die Welt . . . Und wie auf diese Welt aus weiten, fernen Himmeln plötzlich Bomben schmetternd niederprasseln, polternd, leuchtend Feuer in die Erde gießen, Häuser heulend niederreißen – und die Mutter, die Mutter scharf gezacktes Eisen trifft und niederwirft – und wie die Mutter noch mit toter Hand die Kinder schützt, 135

Entlassung aus der Gefangenschaft und Lebensabend (1945–1964)

in dem zerschlagnen Land, die Kinder in Korea . . . Ich frage nicht, was Große sagen, ich frage, was die Kinder sagen an Gräben und an Trichtern, aus denen aufschluchzt einer Menschheit Schmerzensschrei, ich frage, was die Kinder sagen, wenn die Maschinen in den Lüften dröhnen und auf zerborstner Erde Menschen sterbend stöhnen… ich frage, was die Kinder sagen, die Kinder in Korea. Eduard Fischer

Für Laska, der lange Jahre in Japan, meistens in der Region Kansai, verbracht hatte und der wahrscheinlich die Problematik der in Japan lebenden Koreaner gekannt hat, waren die Kämpfe innerhalb eines Volkes und die Tragik eines hasserfüllten Krieges nur schwer erträglich. Dieses Werk ist ein Lied mit Klavierbegleitung, obwohl es kein Lied im eigentlichen Sinn ist, sondern eher ein Sprechgesang, der darum bemüht ist, sich angesichts der Katastrophe des Krieges zum Sprachrohr der Stimmen der leidenden Kinder zu machen. Laska hat zur gleichen Zeit auch ein ähnliches Werk mit dem Titel „Cho-sen“ (Korea) geschrieben. Österreich wurde nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges, 1945, wieder von Deutschland getrennt und zehn Jahre lang, bis 1955, von den vier alliierten Mächten (Großbritannien, Vereinigte Staaten, Frankreich und Sowjetunion) besetzt. Während dieser „Besatzungszeit“ (wie sie in Österreich genannt wird) wurden im von der Sowjetunion besetzten Gebiet Sowjetische Informationszentren eingerichtet. Am 12. Juli 1952 spielte Laska in der 50 Kilometer westlich von Wien gelegenen Stadt St. Pölten ein Konzert im Sowjetischen Informationszentrum. An diesem Tag fand die Eröffnungszeremonie des Zentrums statt. 136

Kompositionen gegen den Krieg

Abb. 40: Foto von koreanischen Kindern sowie des Textes von Eduard Fischer, die den Noten beigefügt sind, 1951 (Wienbibliothek, Musiksammlung)

Abb. 41: Erste Seite einer Notenabschrift der „Kinder in Korea“ 1951 (Wienbibliothek, Musiksammlung)

Aus diesem Anlass sprachen der Bürgermeister der Stadt und der Vertreter der Sowjetunion aus dem Wiener Hauptquartier der Besatzungsmacht Grußworte, in denen erklärt wurde, es sei Aufgabe des Zentrums, über Politik, Wirtschaft und Kultur in der Sowjetunion zu informieren. In ei137

Entlassung aus der Gefangenschaft und Lebensabend (1945–1964)

nem Artikel in der „St. Pöltner Wochenpost“ vom 19. Juli 1952 kann man Folgendes nachlesen: Anlässlich der Eröffnung des Sowjetischen Informationszentrums in St. Pöl­ ten fand im Anschluss an den offiziellen Teil des Programmes ein Festkonzert unter der Gesamtleitung von Prof. J. Laska statt, bei dem namhafte Künstler mitwirkten ... Die Sängerin Tamara Dragan brachte mit Bravour Werke von Prof. J. Laska aus dem Zyklus „Ukrainische Volkslieder“ und zwar „Auf frem­ der Scholle“, „Muttersprache“ und [aus einem Melodram ebenfalls von Laska das mit erklärenden Worten versehene Lied] „Mutter, es geht um dein Kind“ zu Gehör, die allgemein gefielen.

Dieses letzte Lied basiert auf einem Text von Franz Reiter mit folgendem Inhalt: „In Amerika möchte ein Teil der Menschen, z.B. die Familien Ford oder Dupont oder auch andere, auch heutzutage noch wenn möglich eine die Welt zerstörende Feuersbrunst entfachen. Sie haben nur die Dollars im Kopf. Die Leiden der Menschen sehen sie nicht.“ Diese amerikanischen Firmen waren während des Zweiten Weltkriegs in die Produktion von Bombern und Militärfahrzeugen involviert und lieferten Bomben und Sprengstoff. Mit dem Lied „Mutter, es geht um dein Kind“ wird ihr Geschäft hinterfragt und eine Warnung ausgesprochen. In der Wienbibliothek ist das handschriftliche Notenmaterial mit der Notiz „September 1950 Wien“ erhalten und daher weiß man, dass dieses Lied zwei Jahre vor der Aufführung geschrieben worden ist. Es beklagt das Verbrechen des Krieges, aber es besteht die Möglichkeit, dass die sowjetische Seite den Inhalt als geeignete Propaganda für sich gesehen hat [weil sich der Text gegen die Vereinigten Staaten richtete und die nordkoreanische Aggression nicht erwähnte]. [Laska verwendete diesen Liedtext, obwohl die Vereinigten Staaten an der Niederkämpfung des nationalsozialistischen Deutschen Reichs wesentlichsten Anteil hatten und in Österreich als Besatzungsmacht um vieles beliebter waren als die Sowjetunion.] Darauf folgend spielte Laska am 19. Juli 1952 im Sowjetischen Informationszentrum in Linz-Urfahr in einem „Konzert für Solisten“. [Urfahr ist 138

Kompositionen gegen den Krieg

der Stadtteil nördlich der Donau. Oberösterreich war nördlich der Donau „russisch besetzt“.] Dieses Zentrum war zwar schon einen Monat zuvor eröffnet worden, doch war es dort ebenfalls das erste Konzert. In einem mit „Gisela“ gezeichneten Artikel berichtete die „Neue Zeit“ am 22. Juli 1952 wie folgt: Es ist sehr erfreulich, dass sich die Darbietungen des Sowjetischen Informati­ onszentrums in Urfahr, nach kaum einem Monat seines Bestehens, schon ei­ ner derartigen Beliebtheit erfreuen. Wer die Linzer Konzertverhältnisse kennt, kann ermessen, welche Bedeutung mitten im Sommer, also ganz außerhalb der Konzertsaison, einer vollkommen ausverkauften Darbietung zukommt. Das erste vom Sowjetischen Informationszentrum Urfahr veranstaltete So­ listenkonzert unter Mitwirkung von Tamara Dragan (Sopran), Gerhard Brichta (Bariton), Dr. Karl Brix (Violine), des Dichters Eduard Fischer, der zugleich als Sprecher auftrat, und Prof. Josef Laska wurde zu einem großen Erfolg. Lieder A. T. Gretschaninows und A. P. Borodins, die Neuzeitliches mit den Vorzügen der Romantik lebendig werden lassen, wurden von dem stimm­ lich großartig veranlagten, jungen Sänger Brichta in eindrucksvoller Weise interpretiert. Den guten Eindruck mehrte dieser jugendliche Künstler mit sei­ nem Arienvortrag aus der Oper „Eugen Onegin“ von P. I. Tschaikowskij. Ganz dasselbe große Können vermittelte die charmante, vom Rundfunk her bekannte Sopranistin Tamara Dragan, die Lieder von Laska („Auf fremder Scholle“, „Muttersprache“) brachte und auch in dem Melodram „Mutter, es geht um dein Kind“ ihr großes Können zeigte … Gepackt waren auch die Zuhörer, als Dr. Karl Brix unter Prof. Jos. Laskas künstlerisch wertvollem Begleitspiele zur Violine griff …

Eine Woche später, am 26. Juli 1952, gab Laska in Wiener Neustadt, einer Stadt 40 Kilometer südlich von Wien, wieder in einem solchen Zentrum ein Konzert. Es lässt sich in verschiedenen Zeitungen verifizieren, dass Laska danach in einige solche Zentren eingeladen wurde und dort auch gespielt hat. Als Grund dafür kann man vermuten, dass Laska durch sein Leben in russischer Gefangenschaft Russisch sprechen konnte und von 139

Entlassung aus der Gefangenschaft und Lebensabend (1945–1964)

sowjetischer Seite her außerdem als Mensch angesehen wurde, der dem kommunistischen Gedankengut Verständnis entgegenbringt.

Kompositionen aus Liebe zum Vaterland Ganz gegensätzlich zu den bisher gesehenen radikalen Antikriegsgedanken sind die vielen Werke Laskas, die in einem ruhigen Stil die Liebe zu Österreichs Land und Leuten besingen. Das lässt sich vor allem an dem in der Bibliothek der Anton-Bruckner-Privatuniversität in Linz erhalten Notenmaterial ablesen, z. B. in den beiden „Bad Haller Chören“ für gemischten Chor ohne Begleitung, die den oberösterreichischen Mineralwasserkurort preisen und im Oktober 1955 in Bad Hall geschrieben wurden. Oder dem am 30. Juli 1960 für Klavier geschriebenen fröhlichen „Bad Haller Marsch“. Laska hielt sich zur Linderung seiner über lange Jahre kumulierten körperlichen und seelischen Leiden in dieser Gegend auf. Das 1954 in Wien vom Verlag Adolf Robitschek herausgebrachte Wienerlied „Da draußen im Park von Schönbrunn“ ist ein Stück, das einen etwas weicheren und eleganten Laska zeigt. Der Text stammt von Carlheinz Baum.17 Das Lied beschreibt in der ersten Hälfte im Viervierteltakt sehr sanft die Stimmung in der Abenddämmerung im Park von Schönbrunn. In der zweiten Hälfte wechselt es zu einem Walzer, und eine Männerstimme singt: Da draußen im Park von Schönbrunn steht ein Bankerl verschwiegen und traut – ein Mäderl aus Wien, so herzig und jung, hat gar so lieb mir in die Augen geschaut. – Es duftet der Flieder im wonnigen Mai, – der Mond scheint hernieder und glücklich sind wir zwei, Gott Amor hält lächelnd und still bei uns Wacht im Schönbrunnerpark in sel’ger Maiennacht. 140

Kompositionen aus Liebe zum Vaterland

Abb. 42: Noten des Liedes „Da draußen im Park von Schönbrunn“, Verlag Adolf Robitschek, Wien 1954

Wahrscheinlich ist es heute schon vergriffen, man könnte aber sagen, dass es ein so vortreffliches Lied ist, das es das Zeug dazu hat, auch heute noch vielen Menschen zu gefallen. Weiters hat Laska seine Verehrung und Affinität zu Bruckner weiter gepflegt, und ich möchte ein Lied vorstellen, in dem er diese Gedanken ausdrückt hat. Es ist ein fünfstimmiges Chorwerk mit dem Titel „Gedenken an Bruckner“, das 1956 geschrieben und 1958 ebenfalls von Adolf Robitschek herausgegeben wurde. Der Text stammt von Anna Zelenka (1891– 1969), einer Heimatdichterin, deren Gedichte erstmals 1957 gedruckt wurden, und ist im oberösterreichischen Dialekt gehalten. Der erste Teil dieses Stückes beginnt in C-Dur, endet in G-Dur und hat den Text:

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Entlassung aus der Gefangenschaft und Lebensabend (1945–1964)

Abb. 43: Noten zu „Gedenken an Bruckner“, Verlag Adolf Robitschek, Wien 1958

Du liaba Bruckner, du anfacha Mã(n) hast der Welt so vü(l)g’schenkt, wia’s net bald õa-na kã(n) a himmlische Musi dö hast du uns göb’n a Freud für uns alle, a Labsal im Löb’n.

Der Mittelteil ist in Es-Dur mit dem Text:

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Kompositionen aus Liebe zum Vaterland

In Herrgott sein Spielmann bist du allweil gwön, er hat dir a wahrli dö Gnad dazua göbn, hiaz schaust auf ins a-ba, dein Musi stirbt nia, sie is wia a Kranz, der allweil in der Blüah.

Das Ende beginnt im Fugenstil und ebenfalls in Es-Dur mit dem Text: Und hört man, und hört man, z’Florian die Orgel, die Orgel, o mein,

Nach diesem Hinweis auf das Stift St. Florian bei Linz wechselt das Lied dann mittendrin wieder zurück nach C-Dur mit dem Text: da kimmt’s an wohl für wia im Himmel, im Himmelreich drein; dein Musi löbt all’weil so lang die Welt steht, tuat’s andächti los’n, s’is wia a Gebet, tuat’s andächti los’n, s’is wia a Gebet, wia a Gebet.

Das tiefe C bleibt bis zum stillen Ende. In diesem Stück erinnern auch die Fugenteile und der Orgelpunkt sowie die Stimmung der gesamten Harmonie an Bruckner. Ich habe im März 2010 dieses Werk bei meiner „Abschiedsvorlesung“ an der Universität Osaka vorgestellt und es von einigen Studenten vorspielen lassen. Einstmals war es eines der verlegten Stücke und ich wünschte mir, dass es wiederum vielen Menschen bekannt werden würde. Diese beiden großen Tendenzen in den Werken nach dem Krieg zeigen die Stärke und die Milde des Menschen Laska. Über Leben und Werk von Laska in dieser Zeit gibt es noch viel Unbekanntes, aber man kann sagen, dass sich das Bild seiner Persönlichkeit in seinen Werken widerspiegelt.

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Entlassung aus der Gefangenschaft und Lebensabend (1945–1964)

Abb. 44: Foto des Ehepaars Laska (1955, im Besitz des Sohnes Joseph ReitingerLaska)

Andenken an Japan: „Sieben Haiku für Sopran, Flöte und Klavier“ Zum Schluss möchte ich über jene Werke sprechen, die davon erzählen, dass Laska in seinen letzten Lebensjahren auf Japan nicht vergessen hat. Sein Werk „Sieben Haiku“, das 1960, vier Jahre vor seinem Tod, geschrieben wurde, entspricht in etwa dem während seiner Japanzeit geschriebenen Werk „7 Tanka aus dem Hyakunin-isshu“. Die Texte lauten: 1 Den Glanz der Sonne suchst du doch nur vergebens in einer Pfütze! 2 Erst wenn Du ein Herz mit Liebe kannst erfüllen, bist wirklich Du Mensch! 144

Andenken an Japan: „Sieben Haiku für Sopran, Flöte und Klavier“

3 Sinnbild von Basshō (1643–1694): Auf blattlosem Zweig hockt einsam eine Krähe, müd neigt sich der Tag. 4 Könnt ich begreifen, was du kleine Blume bist … verstünd’ ich Gott und mich! 5 Taira no Tadanori (1143–1183) (als Haiku von Joseph Laska): Unter dem Kirschbaum verbring ich die Nacht als sein Gast bei seinen Blü­ ten! 6 Sinnbild von Basshō (1643–1694): Text wie bei Nr. 3 7 „Alt bin ich worden“ von Fujiwara Yoshifusa (804–872) (als Haiku von Joseph Laska): Alt bin ich worden, doch seh ich die Kirschblüten, wallt freudig mein Herz! Leider ist unklar, welche Haiku den Nummern 1, 2 und 4 zugrunde liegen, aber man kann sagen, dass sie den wahren Gemütszustand des damals 74-jährigen Laska zeigen. Bei den Nummern 5 und 7 steht auf den Noten „als Haiku von Joseph Laska“ und sie erzählen uns, dass sich Laska mit der Romantik der alten Dichter Japans verbunden fühlte. Wenn er Blumen sah, war er gerührt. Sich so seine Jugendlichkeit erhaltend, ist Laska am 14. November 1964 mit 78 Jahren verstorben. Nach Erzählungen seines Sohnes ging es ihm gut und es war ein unerwarteter Tod. Sein Leichnam wurde, seinem Testament gemäß, für Katholiken damals noch unüblich, in der Feuerhalle der Stadt Wien gegenüber dem Wiener Zentralfriedhof (in dem die Gräber von Beethoven und Schubert liegen) eingeäschert, die Urne im dortigen Urnenhain bestattet. Als vor einigen Jahren sein Sohn mit seiner Frau aus Wien in die an der tschechischen Grenze gelegene Kleinstadt Laa an der Thaya übersiedelte, verlegten sie das Grab 2006 auf den dortigen Friedhof.

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Entlassung aus der Gefangenschaft und Lebensabend (1945–1964)

Abb. 45: Das Ehepaar Joseph und Ilse Reitinger-Laska (aufgenommen vom Autor im August 2010) Abb. 46: Foto des Grabes von Joseph Laska in Laa an der Thaya (aufgenommen vom Autor im August 2010)

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Kapitel 9 Takarazuka nach der Ära Laska

Nachfolge Laskas und weitere Entwicklung

N

achdem Laska Japan verlassen hatte, wurde er von seinen Verbindungen zu Japan plötzlich abgeschnitten. Ich möchte hier etwas über die Zeit in Takarazuka danach erwähnen. Der Vorstand der Takarazuka-Mädchenoper (Takarazuka Shōjo Kagekidan) berief den aus Russland gekommenen Musiker Emmanuel Metter (* 18. Februar 1878, Cherson, Ukraine; † 28. August 1941 in West Hollywood, Kalifornien)11, der damals das Orchester der Universität Kyoto und das Osaka-Rundfunksymphonieorchester (Ōsaka Hōsō Kōkyō Gakudan) betreute, als Nachfolger von Laska. Allerdings wurde das für den 19. Oktober 1935, kurz nachdem Laska Japan verlassen musste, geplante 115. Abonnementkonzert wegen künstlerischer Differenzen abgesagt. Für das nächste, 116. Abonnementkonzert wurde am 21. Februar 1936, wie schon in Kapitel 5 erwähnt, Kōsaku Yamada als Dirigent berufen. Im selben Jahr konnten unter den Dirigenten Kōichi Kishi, Hisato Ōsawa und Gorō Sutō gerade noch fünf Abonnementkonzerte veranstaltet werden. Ab 1937 sank dann die Zahl extrem auf höchstens ein oder zwei Konzerte pro Jahr und am 14. März 1942 fand mit dem 129. Konzert das überhaupt letzte Abonnementkonzert statt. Danach wurden keine weiteren mehr veranstaltet. In der Zeit zwischen dem 122. Abonnementkonzert im Dezember 1937 und dem letzten Konzert wurde in den acht Konzerten unter dem deutschen Dirigenten Rudolf Fetsch fast nur deutsche Musik von Beethoven, Schubert und Wagner etc. gespielt. Während der Kriegszeit nach dem Dezember 1941 war es selbstverständlich, nur Musikstücke von Komponisten verbündeter Länder zu spielen. 147

Takarazuka nach der Ära Laska

Den Umständen der Zeit entsprechend wurde auch das Theater selbst im Oktober 1940 von Takarazuka Shōjo Kageki (Takarazuka-Mädchenoper) in Takarazuka Kageki (Takarazuka-Oper) umbenannt. Shōjo = Mädchen wurde herausgenommen. Am 5. März 1944 wurde das Große Theater geschlossen. Die letzte Vorstellung am Tag davor wurde von den Fans gestürmt, und es wird berichtet, dass die Polizei mit gezogenen Schwertern die Ordnung aufrechterhalten musste. Im Jahr nach dem Ende­ Abb. 47: Poster des 127. Abonnementkondes Krieges, am 22. April zertes des Takarazuka Symphonie Orches1946, wurde das Theater von ters am 17. Mai 1941 (Ikeda-Sammlung) der Yuki (Schnee)-Truppe mit der Oper „Carmen“, der Revue „Haru no Odori (Ai no Yume)“ („Frühlingstanz [Liebestraum]“) wieder eröffnet, aber es gab keine eigenständigen Konzerte des Orchesters mehr. Doch muss angemerkt werden, dass das Haus als solches für längere Zeit als Zentrum für die klassische Musik diente. Das lässt sich aus den Daten des Anhangs der Schrift „50 Jahre Geschichte der TakarazukaOper“ ablesen. Dem Autor war es auf Grund dieser Daten möglich, in der Sammlung Ikeda einige Programme etc. von damals einzusehen: Die erste Aufzeichnung stammt vom 3. Juni 1949, als der Veranstalter, die Zeitung „Ōsaka Mainichi Shinbun“, um 17 Uhr im Großen Theatersaal das Erinnerungskonzert „Xavier“ (400-Jahre-Jubiläum seiner Ankunft in Japan) mit dem Japan-Symphonieorchester (Nihon Kōkyōgakudan) 148

Nachfolge Laskas und weitere Entwicklung

organisierte. Es wurden an diesem Tag die 5. und die 6. Symphonie von Beethoven gespielt und am nächsten Tag, 4. Juni 1949, Beethovens 9. Symphonie. Am 20. Jänner 1951 wurde im Großen Theatersaal um 18 Uhr vom Osaka-Rundfunksymphonieorchester ein Rundfunkkonzert veranstaltet und am 24. und 25. März wurden vom selben Orchester Konzerte mit Meisterwerken von Verdi veranstaltet, bei denen als Gäste die Solistinnen Kiyoko Ōtani, Michiko Sunahara und der Xylophon-Solist Yōichi Hiraoka auftraten. Am 14. Juli 1951 spielte das Symphonieorchester Tokyo (Tōkyō Kōkyōgakudan) im Großen Theatersaal mit Hidemaro Konoe, Takashi Asahina, Jin Ueda und Hideo Saitō als Dirigenten zwei Konzerte. Vom 26. bis 28. November 1951 spielte drei Tage lang das NHK-Rundfunkorchester ab 18.30 Uhr im Großen Theatersaal ein Herbstkonzert unter der Leitung des österreichischen Dirigenten Kurt Wöss (1914–1987). Am 18. Mai 1952 wurde ab 19 Uhr ein Solistenkonzert mit der US-amerikanischen Wagnersängerin Helen Traubel (1899–1972) und dem Symphonieorchester Kansai (Kansai Kōkyōgakudan) gegeben; mit der Leitung war Takashi Asahina beauftragt. Am 18. Oktober 1952 fand im Großen Theatersaal um 19 Uhr ein Konzert des Kansai-Symphonieorchesters unter der Leitung von Takashi Asahina statt, bei dem der berühmte französischen Pianist Alfred Cortot (1877–1962) mitspielte. Aber es haben im Großen Theatersaal nicht nur Konzerte stattgefunden, sondern auch Ballettabende, wie vom 27. bis 29. November 1952, als die berühmte Ballerina Sonia Arova (1927–2001), eine gebürtige Bulgarin, als Solistin mit der Komaki-Balletttruppe aufgetreten ist. Auf dem Programm stand „Schwanensee“ von Tschaikowski mit dem Kansai-Symphonieorchester und Takashi Asahina als Dirigent. Die Konzerte im Großen Theatersaal wurden fortgesetzt, auch die Auftritte bekannter Künstler aus dem Ausland. Am 27. März 1953 spielte der deutsche Pianist Walter Gieseking (1895–1956) nach dem Ende einer Theatervorstellung einen Klavierabend (als Veranstalter fungierte die Zeitung „Yomiuri“). Weiters spielte am 27. und 28. April 1954 ab 19 Uhr das NHKSymphonieorchester unter der Leitung von Herbert von Karajan ein Kon149

Takarazuka nach der Ära Laska

zert mit der dritten Fassung der Leonoren-Ouvertüre von Beethoven und seiner 9. Symphonie. Als Solisten wirkten Harue Miyake, Shizuko Kawasaki, Mutsumu Shibata und Atsuyuki Itō mit, der Chor wurde von der Hochschule der Künste Tokyo (Tōkyō Geijutsu Daigaku) und dem Kunitachi College of Music (Kunitachi Ongaku Daigaku) gestellt. Am 9. Oktober 1954 wurde ab 19 Uhr im Großen Theatersaal ein Klavierabend mit dem deutschen Komponisten und Pianisten Wilhelm Kempff (1895–1991) veranstaltet. Als besondere Veranstaltungen können die beiden Konzerte der Wiener Philharmoniker im April 1956 in Takarazuka genannt werden. Am 15. April 1956 dirigierte Paul Hindemith (1895–1963) die Zweite Suite für Blasorchester von Bach und danach das Hornkonzert KV 447 von Mozart, die Siegfried-Idylle von Wagner und die 4. Symphonie von Beethoven. Am 21. April 1956 wurden die Ouvertüre der Oper „Medea“ von Cherubini, das Konzert für Violine und Cello von Brahms und die Suite „Nobilissima Visione“ von Hindemith, Musik aus „Rosamunde“ von Schubert und von Mendelssohn-Bartholdy die 4. Symphonie, die „Italienische“, gespielt. Am 24. und 25. November 1956 wurde um 19 Uhr im Großen Theatersaal ein Klavierabend des französischen Pianisten und Komponisten Samson Francois (1924–1970) veranstaltet und am Abend des 16. Dezember mit demselben Solisten das 9. Abonnementkonzert des Tokyo-Symphonieorchesters in der Region Kansai. 1957 gab es am 13. August ab 18.30 Uhr anlässlich des 30-Jahre-Jubiläums der Revue eine gemeinsame Aufführung aller Truppen. Teil 1 A war ein Konzert des Symphonieorchesters Takarazuka, Teil 1 B war die Takarazuka Jazz Parade, Teil 2 war ein Tanzstück und als Teil 3 wurde „Mon Paris“ aufgeführt. Es bleibt eine Vermutung, ob das Symphonieorchester Takarazuka damals willens war, eine eigenständige Konzerttätigkeit zu entwickeln, und es ist unklar, ob es nur für diese Aufführung organisiert worden war oder danach noch einige Zeit weiter bestand. Am 28. Oktober 1957 spielte der russische Pianist Emil Gilels (1916–1985) ein Konzert, und am 15. und 16. November spielten die Berliner Philharmoniker ab 19 Uhr unter Karajan im Großen Theatersaal. 150

Laskas Schriften zur Japanischen Musik

Aber all diese bisher angeführten Konzerte im Großen Theatersaal waren keine eigenen Veranstaltungen des Takarazuka-Theaters, sondern so genannte eingemietete Veranstaltungen. Auf diese Weise hat der Große Theatersaal des Takarazuka-Theaters sich als Spielort für klassische Musik angeboten, aber bald kam das Ende für diese Ära. Wendepunkt war der 1. April 1958, als die „Festival Hall“ in Osaka-Nakanoshima und die „Mainichi Hall“ in Osaka-Dojima eröffnet wurden. Nach der gleichzeitigen Eröffnung einer großen und einer kleinen Halle im Zentrum von Osaka wurden fast alle musikalischen Veranstaltungen von diesen übernommen. Beide Hallen liegen vom Hauptbahnhof Osaka zu Fuß höchstens 15 bis 20 Minuten entfernt und sind daher für die Liebhaber klassischer Musik aus dem Großraum Kansai weit leichter zur erreichen als mit der Hankyū-Eisenbahn nach Takarazuka zu fahren. Deshalb trennte sich Takarazuka in der Folge völlig von der Klassik und entwickelte die heute bekannte eigene „Takarazuka-Identität“ [aufwendige Revuen, Tanz und Musicals]. Aber die klassische Musik war der Ausgangspunkt der musikalischen Aktivitäten von Takarazuka gewesen und auch das Ideal. Laska hatte während seiner zwölfjährigen Arbeit seine Kraft der Verwirklichung dieses Ideals durch die Orchestermusik gewidmet, und man kann sagen, dass in irgendeiner Form seine Spuren auch heute in Takarazuka noch vorhanden sind.

Laskas Schriften zur Japanischen Musik Joseph Laska bereitete während seines Aufenthaltes in Japan folgende drei Texte zur Veröffentlichung vor: * „Die Musik Japans“ Der Text wurde in der Zeitschrift „Die Musik“, Berlin und Leipzig, Jahrgang XX, Nr. 3 (Dezember 1927), S. 179–182, veröffentlicht. [https://archive.org/stream/DieMusik20jg1hj1927-1928#page/n209/ mode/2up/search/Laska]

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Takarazuka nach der Ära Laska

* „Europas Musik in Japan und ihre Beziehungen zur japanischen“ (Februar 1929) In der Musiksammlung der Österreichischen Nationalbibliothek sind die zehn Blätter des getippten Manuskriptes im Original erhalten. Es wird vermutet, dass es im Juni 1930 für einen Vortrag bei dem in Wien abgehaltenen Kongress des Weltmusik- und Sangesbundes verwendet wurde. * „European Music in the Land of the Rising Sun – A Study of Musical Conditions in Japan“ publiziert in der Aprilausgabe 1933 der Zeitschrift „The Etude“, Philadelphia, USA, ins Englische übersetzt von Florence Leonard. Von diesen drei Artikeln ist der Inhalt des dritten in vielen Punkten identisch mit dem zweiten. Weiters wurden Auszüge davon in „Symphonie“, der Zeitschrift für Abonnenten des Symphonieorchesters Takarazuka, unter dem Titel „The Study of Musical Conditions in Japan“ in den Ausgaben 6–8 (Juni–August 1933) veröffentlicht und weiters die japanische Übersetzung davon in der Zeitschrift „Kageki“ (Oper), Ausgabe 7–9 / 1933 (Übersetzung von Yumi Aoyagi: „Europäische Musik im Land der Aufgehenden Sonne – Hi izuru kuni no oushūgaku“). Jedenfalls sind diese Artikel wichtige Zeugnisse dafür, wie Laska über die Japaner, über die japanische Musik und über die europäische Musik in Japan und deren Zukunft gedacht hat. (Gesamter Text der Artikel siehe Anhang)

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Nachwort Joseph Laska, ein Wegbereiter der Orchestermusik in Japan

J

oseph Laska war in der Region Kansai absoluter Pionier in der hochqualitativen Aufführung und Verbreitung klassischer Musik – und gleichzeitig sehr einfühlsamer Komponist moderner Musik mit japanischen Elementen. Damit zeigte er seine Reverenz vor der ehrwürdigen japanischen Kultur. Er dirigierte zahlreiche Erstaufführungen, insbesondere von Werken Anton Bruckners, der wie er aus Oberösterreich stammte. Besonders erfolgreich war Laska als Musikpädagoge, mit seinem Einfühlungsvermögen alle anfangs sicher bestehenden sprachlichen Barrieren überspringend. Wie schon im Prolog geschrieben, habe ich seine Persönlichkeit während meiner Studien über Bruckner kennen gelernt. Es sind über 20 Jahre vergangen, seit ich seinen Namen zum ersten Mal hörte. Zuerst habe ich mich mit der Erforschung seiner Arbeit als Dirigent beschäftigt, aber danach habe ich mich besonders darum bemüht, seine im Kobe College (Kobe Jogakuin) und in österreichischen Bibliotheken erhaltenen Noten in lebendige Musik umzusetzen. Bei einer Versammlung der Japanischen Gesellschaft für Musikwissenschaft – Sektion Kansai (Nihon Ongakugakkai Kansaishibu), habe ich im Dezember 1998 zum ersten Mal „10 Japanische Kurzgedichte in Musik gesetzt“, „Japanische Melodien“, „Nara-Suite 3 Stücke für Flöte und Klavier“, „Bilder aus Japan, 10 Klavierstücke“ etc. vorgestellt. Die Künstler, die dabei aufgetreten sind, nämlich die Sopranistin Ritsuko Shishido, die Pianistinnen Yōko Hirata und Yuriko Mano und die Flötistin Kayoko Sugiyama haben mich auch später oft bei wichtigen Aufführungen unterstützt. Bei den „Manyōshū-Liedern“, die wir 1999 aufführten, kam Emiko Kubota als Pianistin dazu, die Frau Shishido am Klavier begleitete. 153

Joseph Laska, ein Wegbereiter der Orchestermusik in Japan

Weiters haben im Jahr 2001 die Mitglieder des von Tadashi Terao, Professor der Pädagogischen Universität Osaka (Ōsaka Kyōiku Daigaku), geleiteten „Ensembles Daffodil“ das Stück „Psalm 13“ aufgeführt. 2002 haben die Sopranistin Ayumi Tōgō und die Pianistin Mayumi Sano, ebenfalls Mitglieder dieses Ensembles, „Italien 8 Lieder“ aufgeführt. Weiters wurde im gleichen Jahr bei einer Tagung zur Vorstellung wissenschaftlicher Forschungsarbeiten (Kenkyū happyokai) der Japanischen Gesellschaft für Ästhethik (Bigakukai Nishibukai) an der Universität Dōshisha das Werk „Sieben Haiku für Sopran, Flöte und Klavier“ von Laska vorgestellt. Dafür habe ich in großer Eile Shishido, Hirata und Sugiyama gebeten, das Werk noch einmal für eine Tonaufnahme in einer Kirche in Kyoto zu spielen. Zu dieser Zeit gab es an der Universität Osaka das „COE-Forschungsprogramm 21. Jahrhundert“ [COE = Center Of Excellence], und ich konnte einen Teil des beigestellten Budgets für die Aufführung von Laskas Ballettpantomime „Vaterliebe“ verwenden. Ich habe Professor Ken Nakamura vom Kobe College (Kōbe Jogakuin Daigaku) um eine Revision der handschriftlichen Notenpartitur gebeten, und im Juni 2003 wurde die Orchesterversion unter seiner Leitung von Mitgliedern des Orchesters der Musikfakultät des Kobe College aufgeführt. Und dann konnte dieses Werk durch die Unterstützung der Abteilung für Bühnenkunst der Kunstuniveristät Osaka (Ōsaka Geijutsu Daigaku Butai Geijutsu Gakka) als Gesamtaufführung mit Ballett und Pantomime im Jänner 2004 im Piccolo Theater der Stadt Amagasaki endlich verwirklicht werden. Zu diesem Zweck hat der Dozent der Balletttänzer dieser Universität, Jū Horiuchi, eine Ballettchoreographie, die einen Rückblick auf den Tanz zu Beginn des 20. Jahrhunderts gibt, geschaffen. Er selbst ist in der Rolle des Papa Pierrot aufgetreten, und die Rolle der Lisbeth tanzte Yasuko Ashizuka. Mit den Studierenden des vierten Jahrgangs wurde eine schöne Bühnenaufführung verwirklicht. Der damalige Forschungsstudent Akinori Ideguchi, jetzt Professor einer Tokyoter Privatuniversität, konnte durch Eingabe der Daten der Gesamtpartitur in den Computer den Klang eines scheinbaren Orchesters vorbereiten und mit seiner geduldigen Arbeit auch die detaillierten Wünsche 154

Joseph Laska, ein Wegbereiter der Orchestermusik in Japan

der Tänzer erfüllen. Ohne seine Arbeit wäre die Weltpremiere der „Vaterliebe“ nicht zu verwirklichen gewesen. Im Zuge dieser Geschehnisse trat zu meiner Freude ein Ereignis ein, das Takarazuka und Laska wieder in Verbindung gebracht hat. Wie erwähnt hat das Takarazuka-Theaterorchester in eigenständigen Konzerten 2002 und 2003 das Orchesterstück „Japanische Suite für Orchester“ und das Orchesterstück mit Sopranstimme „Lieder der Mitternacht“ von Laska gespielt. Von der „Japanischen Suite für Orchester“ wurden der Anfang von Teil 1 bis 3 und der gesamte 4. Teil in einem Konzert in der „Bauhall“ der Takarazuka-Oper gespielt. Im Übrigen konnte dieses Buch nur durch die Mithilfe der Bibliotheken, die im Besitz von Noten und anderem Material von Laska sind, verwirklicht werden, nämlich der Bibliothek des Kobe College, der Musiksammlung der Österreichischen Nationalbibliothek, der Musiksammlung der Wienbibliothek, der Bibliothek der Anton-Bruckner-Privatuniversität und der Bibliothek der Hochschule für Musik und Theater München und vor allem durch die tatkräftige und freundliche Unterstützung beim Kopieren und Fotografieren des diversen Materials durch den Erben und Rechteinhaber Joseph Reitinger-Laska. Hier muss der Autor gestehen, viel Glück gehabt zu haben. Bei jedem meiner Besuche in Österreich wurde ich von Herrn Reitinger-Laska und seiner Frau Ilse unverändert freundlich willkommen geheißen und habe zahlreiches wertvolles Material erhalten. Ich war wirklich erstaunt, ein mit Bleistift geschriebenes Notizbuch von Laska aus der Kriegszeit zu erhalten. Bei meinem Besuch im September 2012 in dem in der Nähe der tschechischen Grenze gelegenen Ort Laa an der Thaya habe ich gemütlich den Wein genossen und dabei wurde mir das von Laska hinterlassene Fotoalbum übergeben (jene in diesem Buch enthaltenen Fotos von Laskas Vater etc., die nicht anders gekennzeichnet sind, stammen aus diesem Album). Seit ich 1998 Laskas Werke im Kobe College vorgestellt habe, habe ich von seiner ehemaligen Schülerin, der späteren dortigen Professorin Mieko Nasu, die heute in Amerika lebt, zu Laskas Persönlichkeit Informationen und auch Noten erhalten. Und vermutlich gibt die nun hundertjäh155

Joseph Laska, ein Wegbereiter der Orchestermusik in Japan

rige Frau Nasu (11. September 2013) heute das von Laska Gelehrte an ihre Schüler und Schülerinnen in den Vereinigten Staaten weiter. Das ist ein etwas langes Nachwort geworden. Aber ich muss sagen, dass dieses Buch, das sich auf keine vorhandenen Vorstudien stützen konnte, erst durch die Mithilfe von vielen Personen verwirklicht werden konnte, denen ich zu großem Dank verpflichtet bin. Trotzdem bleiben noch viele unklare und noch zu erforschende Punkte, ein Schicksal aller Bücher, die sich mit Geschichte beschäftigen. Es ist also zu erwarten, dass dieses Buch als Grundlage für zukünftige Forschungen dienen wird. Aber über allem besteht mein Wunsch, dass die von Laska komponierten musikalischen Meisterwerke von möglich vielen Menschen gehört werden können. Laskas Gattin Ellen hat am Ende ihres „Rückblicks“ geschrieben: „Alles was gut ist, dauert seine Zeit und währt lange. Ich glaube an die ausgleichende Gerechtigkeit.“ Ich hoffe, dass dieses Buch etwas zu diesem Ausgleich beitragen wird.

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Anhang

Joseph Laska: Die Musik Japans (Dezember 1927) Der Text wurde in der Zeitschrift „Die Musik“, Berlin und Leipzig, Jahrgang XX, Nr. 3 (Dezember 1927), S. 179–182, veröffentlicht. Originaltext [https://archive.org/stream/DieMusik20jg1hj1927-1928#page/n209/mode/2up/ search/Laska]

Japan lenkt heute in verschiedener Beziehung die Aufmerksamkeit Europas auf sich. Damit ist ein Interesse für das Land und sein Volk entstanden, das immer größeren Umfang annimmt und immer mehr Beachtenswertes in seinen Betrachtungskreis einzuziehen für wert findet. In den letzten Jahren richtet der europäische Musiker seine Augen nach dem Osten, und mancher erhofft von der Musik des Ostens Heilung von der Zerfahrenheit, die über die Musik des Westens hereinbrach. Das Studium der japanischen Musik ist erschwert und für uns Europäer fast unmöglich gemacht durch den Umstand, dass es keine Notenschrift gibt. Die größten Musikstücke, die längsten Gesänge werden ohne Noten gelehrt, gelernt und vorgetragen. Das Studium ist selbst für die Japaner ein langwieriges, aber umso tieferes. Der Künstler darf bei der Ausübung seiner Kunst durch nichts abgelenkt werden. Ein gebunden sein des Augensinnes beim Notenlesen würde das vollständige Aufgehen des Musikers, die vollendete Wiedergabe des Musikstückes behindern. So haben wir hier die Tatsache vor uns, dass eine ganze, viele hundert Jahre alte Musikkultur und – literatur auswendig beherrscht wird, sozusagen latent im ganzen Volke ruht. Die japanische Musik verwendet nur die Horizontale, ist linear. Diese Linienmelodie wird vom Vortragenden frei verziert (ganz ähnlich den Melismen des römischen Choralgesanges) und von begleitenden Instrumenten nur gleichsam durch Anschlagen von Untertönen gestützt. Man hat stellenweise den Eindruck einer Ähnlichkeit mit Hucbalds Organum in 157

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der Auslegung Hugo Riemanns. Was die japanische Musik nicht kennt, ist der Akkord, die Harmonie. Es gibt wohl oft ein Nebeneinanderlaufen von zwei selbständigen Linien, die aber auf einander keinerlei Bezug nehmen. Die Schönheit der Musik liegt für den Japaner in der weiten Melodielinie. Das System der verwendeten Leitern ist pentatonisch, fünfstufig, aber viel entwickelter als das der Chinesen, die mit einer Reihenfolge von fünf Tönen ein ganzes langes Musikstück hindurch auskommen, während die japanische Musik ein Übergreifen und Ineinanderschieben verschiedener fünf Tonreihen kennt und so die Melodie viel abwechslungsreicher und fließender macht. Es gibt viele verschiedene Arten der japanischen Musik, die ihre unterschiedlichen Eigenheiten in Schulen oder Richtungen festgelegt haben und streng daran festhalten. Solche Eigenheiten bestehen zum Beispiel in der Textvorlage, in der Zusammensetzung der begleitenden Instrumente, in der Verbindung mit Tanz usw. Die hauptsächlichsten Gattungen sind folgende: Nagauta-, Kiyomoto-, Utazawa-, Joruri-, Tokiwazu-, Shaku­ hachi-, Biwa-, Utai- und Koto-Musik. Die ersten fünf Arten sind Gesänge mit Shamisen-Begleitung. Das Shamisen hat drei Saiten, die mit einem Plektrum geschlagen werden. Die Einstimmung der Saiten geschieht mittels Wirbel vor dem Beginn des Spiels, aber auch während des Spiels, indem der Spieler auf einer leeren Saite eine Art Tremolo ausführt und gleitzeitig die andere oder beide anderen umstimmt. Es gibt drei Stimmungen A D A, A E A und A E G [sic; richtig: ADG]. Der Ursprung des Instrumentes ist in die Mitte des 16. Jahrhunderts unserer Zeitrechnung anzusetzen. Shakuhachi-Musik wird allein oder als Begleitung zum Koto oder Shamisen gespielt. Das Shakuhachi ist ein Instrument aus Bambusrohr mit fünf Löchern, eine Langflöte. Das Instrument dürfte von Indien über China nach Japan gekommen sein (Beginn des 19. Jahrhunderts). Der Umfang beträgt zwei Oktaven; Zwischentöne werden durch teilweises Schließen der Löcher erzeugt. Biwa-Musik wird nur zum Biwa, einem mandolaartigen viersaitigen Instrument, das mit Plektrum geschlagen wird, gespielt. Sie hat ihren Ursprung Ende des 12. Jahrhunderts. 158

Joseph Laska: Die Musik Japans (Dezember 1927)

Utai-Musik wird unter Begleitung der Handtrommel, Tsuzumi gesungen. Durch Zusammenziehen oder Nachlassen der Schnüre mit der linken Hand werden die Trommelmembranen, die mit der flachen Rechten geschlagen werden, verschieden gestimmt. So können eine Art Gleittöne auf dieser Trommel erzeugt werden. Utai-Musik ist so wie die Joruri-Musik Bühnenmusik, hat aber im Gegensatz zu dieser letzteren mehr erhabene Textvorwürfe (Priesterlegenden, Heldengeschichten) zur Behandlung. Koto-Musik. Der Koto ist ein dreizehnsaitiges Instrument, das Mitte des 9. Jahrhunderts aus China eingeführt wurde. Die Saiten, die durch Umstellen kleiner Elfenbeinstege jeweils für das vorzutragende Stück umgestimmt werden müssen, werden mit Daumen, Zeige- und Mittelfinger der rechten Hand, die mit Elfenbeinringen versehen sind, angerissen. Halbtöne werden durch Niederdrücken der Saiten mit der linken Hand erzeugt. Koto und Shamisen sind die beliebtesten Instrumente der Japaner und waren seit den ältesten Zeiten in allen Familien als Hausinstrumente zu finden. Mit dem Eindringen der europäischen Musik werden diese beiden Instrumente durch unsere Violine und Klavier leider verdrängt. Es gibt gegenwärtig zwei Schulen der Koto-Musik: Tokyo und Osaka-Kyoto. Die erstere legt mehr Wert auf die Vokalmusik mit Koto-Begleitung, die letztere mehr auf das Instrumentale der Koto-Musik selbst. Nagauta ist die Klassik in der japanischen Musik; sie wurde Mitte des 17. Jahrhunderts von einem Schauspieler geschaffen. Mit dem Aufkommen dieser Musik bürgerte sich auch das Aufstellen der den Sänger oder Tänzer begleitenden Musiker auf der Bühne ein. Bis zu dieser Zeit spielten die Musiker hinter der Szene. Die in der Nagauta-Musik verwendeten Instrumente sind Shamisen, Taiko, eine mit Schlägeln geschlagene Trommel, Tsuzumi und Fue, eine Querflöte, von Frauen gespielt. Dazu kommen noch die Sängerinnen, die die Dichtung zum Vortrag bringen. Joruri-Musik ist Theatermusik. Alte Theaterstücke und Marionettenspiele werden zu dieser Musik aufgeführt. Joruri-Musik kam im 14. Jahrhundert auf und benutzte bis zur Einführung des Shamisen Glöckchen, Handtrommeln, Holzklappern usw. zur Rhythmusangabe für die Sänger. Mit der Einführung der Shamisen nahm diese Art Musik einen großen 159

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Aufschwung. Da in früheren Zeiten die Joruri-Musiker viel zum kaiserlichen Hofe berufen wurden, bekamen sie den Ehrentitel Jo oder Shojo (Hofmusiker) und trugen ein zeremonielles Gewand, das sie bis heute noch das Recht haben zu tragen. Das sind die hauptsächlichsten Arten der japanischen Musik, wie sie heute noch bestehen. Über den Ursprung der japanischen Musik wissen alte Chroniken nur zu erzählen, dass die ersten Lieder und Tänze von den Göttern, Kriegslieder vom Kriegsgott gesungen wurden. Durch die enge, dauernde Berührung mit Korea und die Übernahme der hoch entwickelten koreanischen Kultur durch die Japaner finden wir schon im 5. Jahrhundert unserer Zeitrechnung in Bezug auf Musik den Einfluss Koreas. Nach der ältesten japanischen Chronik, dem Nihangi, sandte der koreanische Kaiser zum Begräbnis des japanischen Kaisers Inkyo [sic Ingyo] (412-453) achtzig Musiker nach Japan, die dann am Hofe blieben. Um die Wende des 6. Jahrhunderts macht sich dann der Einfluss der chinesischen Musik geltend, die von einem Koreaner namens Mimashi in Japan durch Gründung einer Schule für chinesische Musik und Tänze eingeführt wurde. Die in dieser Musik verwendeten Instrumente waren verschiedene Handtrommeln, Gongs, Flöten, Biwa, Sho, eine Art Pansflöte von sechs bis zwölf Bambusrohren, Gogen, ein gitarreähnliches fünfsaitiges Instrument, japanisch-chinesischer Koto und Shakuhachi. Die japanische Musikkultur verwendet eine nach unserem Begriff absolute Musik, also Instrumental- und Orchestermusik, in nur ganz geringem Ausmaß. Die Musik ist mehr der Bestandteil einer Art Gesamtkunstwerkes aus Gesang, Tanz, Musik, prächtigen Dekorationen und Kostümen. Die japanischen klassischen Spiele sind so eine Verschmelzung der Künste. Die Schauspieler tanzen zum erzählenden Vortrag des Sängers, die mit dem Orchester zusammen jede Bewegung des Tanzes untermalen. Diese Tänze könnte man als die Sichtbarmachung des Ausdrucks der Musik, die wieder durch das Poem, das vorgesungen wird, hervorgerufen wurde, bezeichnen. Die Bewegungen sind äußerst fein und ästhetisch abgewogen. Der ganze Körper, Kopf, Augenbrauen, Finger und Zehen werden 160

Joseph Laska: Die Musik Japans (Dezember 1927)

zur Ausdrucksmöglichkeit verwendet. Alle Tänze, die fern der Sexualität sind, werden in prachtvollen Kleidern ausgeführt. Die berühmtesten Arten der Tänze sind die No-, Mai- und Odori-Tänze. Die No-Tänze, ursprünglich Tempeltänze, von den buddhistischen Priestern für das Volk eingeführt, sind heute unabhängig vom Tempeldienst, äußerst feierlich mit langsamen Bewegungen. Mai-Tänze haben ebenfalls diesen zeremoniellen Charakter, während Odori-Tänze den Gefühlsausdruck mehr mit raschen Bewegungen vollführen. Alle diese Tänze können Einzel- oder auch Massentänze sein. Das Bild ist ein verwirrend schönes, die prachtvollen schwerseidenen Kimonos (Gewänder), die in ein Meer von Licht getauchten stilvoll ausgeführten Dekorationen, die gleichmäßig schwebenden Bewegungen der Tänzer und Tänzerinnen, dazu die Musik, dünne weite Melodiebögen auf dem Untergrund des Zusammenklanges verschiedener Trommelarten, Glöckchen, Gongs und Zimbeln – ein für uns Europäer vielleicht unverständliches Gesamtkunstwerk, das aber unbedingt das Gefühl hohen künstlerischen Wertes im Inhalt und Ausdruck auch bei uns auslöst. Das wäre in großen Umrissen der Stand der heutigen japanischen Musik, die streng an ihren alten Satzungen in den verschiedenen Schulen festhält. Ob durch die Mischung dieser reinen auf ganz anderen Fundamenten aufgebauten Musikkultur mit der europäischen einer dieser beiden Arten von Musik gedient sein wird, kann nur die Zukunft zeigen. Auf jeden Fall liegt die ungeheure Gefahr einer Stilvermischung nahe, die den wirklichen Wert des Kunstwerks verringern, wenn nicht völlig aufheben würde. Diese Gefahr der Mischung und der damit verbundenen Stillosigkeit droht Japan auch auf anderen Gebieten. Es ist gewiss, dass Land und Leute Japans viel Eigenes verlieren werden, der ganze Charakter des Landes und Volkes sich verändern wird bei einem teilweisen Aufgehen in einer anderen Kultur. Ist es aber gut, von seiner alten Kultur zu lassen und die Blüten einer fremden dem Stamme der eigenen aufzupfropfen? Die Zeit und das Endergebnis werden diese Frage beantworten.

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Joseph Laska: Europas Musik in Japan und ihre Beziehungen zur japanischen (Februar 1929) [In der Musiksammlung der Österreichischen Nationalbibliothek sind die zehn Blätter des getippten Manuskriptes im Original erhalten. Es wird vermutet, dass es im Juni 1930 für einen Vortrag bei dem in Wien abgehaltenen Kongress des Weltmusik- und Sangesbundes verwendet worden ist. Originaltext]

Als Japan vor rund 80 Jahren aus seiner gewollten 200-jährigen Abgeschlossenheit der Tokugawa Periode heraustrat, seine Häfen den ankommenden Schiffen Amerikas und Europas zu öffnen gezwungen wurde, sein Land den Fremden erschließen musste, kam es gar bald mit den Völkern dieser Erdteile in engere Berührung, lernte deren Sitten und Gebräuche kennen und das darin für Japan Vorteilhafte zu erkennen. Nach dem für Japan siegreichen Ende des Feldzuges gegen Russland rückte das Inselreich in die Reihe der Großmächte vor, ein Umstand, der es zwang, an der Entwicklung anderer Weltteile Interesse zu nehmen, an der allgemeinen Weltentwicklung teilzuhaben. Der fundamentale Unterschied zwischen dem Osten und Westen verlangt nun von Japan eine Ausgleichsarbeit, der es ein Großteil seiner Kräfte schenkt. Wie viel seiner Energie gibt Japan daran, um das, was es für einzuholen, sich anzueignen nötig und wert findet, in möglichst kurzer Zeit, möglichst rasch zu übernehmen! Der Japaner hat so im Äußeren, in Kleidung, Sitten und Gebräuchen schon sehr viel vom Westen angenommen, baut sich sein Haus europäisch oder baut sich an sein japanisches wenigstens ein europäisches Zimmer an, richtet sich sein Haus europäisch ein, nimmt unsere Speisen zu sich usw. Dabei darf aber nicht übersehen werden, dass diese Umbildung, diese Umstellung des ganzen Lebens eine Gefahr für den Japaner in sich birgt, das ist die der Halbheit des Menschen und der Stillosigkeit des Lebens, die Gefahr, dass Japan zu viel von seinem Eigenen abgibt, durch zu bedingungslose Aneignung des ihm doch Fremden das eigene Bild verblassen macht. Japan ist im Ausbauen einer neuen Ebene für sich begriffen, ohne vielleicht genau zu wissen, wissen zu können, ob diese die richtige, seiner Psyche entsprechen162

Joseph Laska: Europas Musik in Japan

de, sein wird. Dieses Bauen, dieses Erwerben, sich Aneignen fremder Errungenschaften geht auf allen Gebieten mit großem Fleiß und rasendem Tempo vor sich. Wir finden Japans Industrie zum großen Teil nach amerikanischem Muster aufgebaut, Medizin ging aus deutscher Schule hervor, das Militär nahm sich die Armee Deutschlands zum Vorbilde. Auch auf den Gebieten der Künste und darin auf dem der Musik in größtem Ausmaße zeigt sich dieses Streben des Einholens, des auf derselben Stufe stehen Wollens mit den Anderen, ein Streben, das nur zu begrüßen ist, da es als Hintergrund doch den Riesengedanken der Welteinigung, des sich Nahe-Kommens der Völker haben muss. Und gerade aus dieser Annäherung des Westens und Ostens kann und wird gewiss ein tiefes Studium, ein gegenseitiges Durchdringen sich auslösen, das für alle nur Nutzen bringen wird, einen Nutzen dessen Segnungen dem ganzen Menschengeschlecht zukommen werden. Wie wenig weiß doch der überzivilisierte Westen von den Ewigkeitswerten Chinas, von den ethischen Kräften, die in den Völkern des Ostens leben und wirken, Kräfte die gerade dem Westen fehlen, wie das die letzten 25 Jahre und die heutigen Vorgänge in Europa so krass aufweisen. Ein gegenseitiges Nehmen und Geben muss der Kern des Prozesses sein, der Osten und Westen gemeinsame Bahnen wandeln lassen kann! Wir wollen nun die Auswirkungen der Annäherung zweier Welten auf dem Gebiete der Musik untersuchen. Dazu müssen wir zur Pflege des Unterrichtes europäischer Musik und zum Konzertwesen Stellung nehmen, müssen wir uns über den gegenseitigen Einfluss der japanischen und europäischen Musik, ob ein solcher vorhanden sein kann und in welchem Ausmaß, klar werden. Japan besitzt seit ungefähr 40 Jahren in Tokyo eine Kaiserliche Musikakademie, die die Pflege europäischer Musik und den Unterricht derselben in ihr Programm gestellt hat. Die Lehrkräfte der früheren Jahre waren fast ausschließlich deutsche Musiker. Ich nenne E c k e r t, den Komponisten der japanischen Volkshymne, J u n k e r, K r o h n, S c h o l z, W e r k m e i s t e r und die Schwedin P e t z o l d, die Sangesmutter der Japaner. Heute wirken an dieser Schule Pianist K o c h a n s 163

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k y, N e t t k e, L o e w e als Gesangspädagogin und L a u t r u p, der die Chor und Orchesterklasse unter sich hat. Seit 2 Jahren besteht eine zweite, nicht staatliche Musikschule in Tokyo, Kohtoh-ongaku-ni [sic Kohtohongaku-in]. Im Süden Japans, im Kansai, liegen die Verhältnisse im Musikunterricht etwas einfacher. Wir haben nur 2 Schulen, Takarazuka und Music Department of Jogakuin in Kobe sind aufzuweisen. Die erstere, eine Theaterschule nur für Mädchen zugänglich, lehrt Gesang und Klavier im Hinblick auf die Bühnenausbildung der künftigen Sängerinnen und Tänzerinnen, wird von der Hankyu Gesellschaft unterhalten, der die elektrische Schnellbahn Kobe-Osaka gehört. Das Programm der Musikschule der Jogakuin ist weiter gezogen, umfasst die Fächer Klavier, Violine, Gesang, Harmonie- und Kontrapunktlehre, Partitur- und Instrumenten-Kunde. Ein Nachteil ist auch bei dieser Schule vorhanden – als Missionarsschule darf auch sie nur von Mädchen besucht werden. Osaka eine 2 Millionen Stadt besitzt keine Musikschule. An den Volksschulen Japans wird dem Unterricht im Singen besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Die heutigen Kinderlieder sind schon dem Einfluss Europas unterlegen, weisen deutlich unseren Periodenbau – 4, 8 und 16 Takte mit ausgesprochenem Kadenzcharakter auf, Bildungen, die der japanischen Musik fremd sind. Wenn wir nun vom Unterrichtswesen zur praktischen Ausübung der Musik, zum Konzertwesen übergehen, so finden wir heute in ganz Japan 2 Symphonieorchester, deren Besetzung eine volle ist, deren Mitglieder, ca. 60 Japaner mit festem Gehalt, dauernd engagiert sind: das New Symphony Orchestra in Tokyo und das Orchestra der Takarazuka Symphony Society in Takarazuka. Die Programme und Leistungen dieser beiden Orchester weisen Ernst und Willen zur Erziehung auf. Der japanischen Jugend in den regelmäßig stattfindenden Abonnement Konzerten nur ernst gehaltene Musik aller Länder und Zeiten vermittelt. Die Leitung des Orchesters in Tokyo liegt in den Händen von Hidemaro K o n o y [sic Konoe], der seine Ausbildung in Berlin genoss, Gründer und Leiter des Takarazuka Orchesters, das seit 5 Jahren besteht, ist der Verfasser dieser Zeilen. Ziemlich reich ist jeder Winter an auswärtigen, leider fast nur amerikanischen Solisten, die die Konzertagentur S t r o c k, Shanghai, für Japan 164

Joseph Laska: Europas Musik in Japan

verpflichtet. Die letzten 5 Jahre besuchten und erfreuten mit ihrer Kunst die Musikfreunde Japans Godowsky, Moisewitsch, Münz-Levitzky, Kreisler, Heifitz [sic Heifetz], Cimbalist [sic Zimbalist], Thibaud, Hansen, Mac Cormack, u. a. Nun steht uns der Genuss, Galli-Curci zu hören, bevor, wofür wieder der Dank Mr. Strock zu entrichten ist. Mit Freuden ist es zu begrüßen, dass der Japaner nun beginnt, dem Chorwesen seine Aufmerksamkeit zuzuwenden. Leider zersplittert sich hier die Arbeit, indem eine Unzahl von kleinen Chorvereinen gebildet wird, anstatt dass ein großer Verein unter bewusster Führung geschaffen würde, der dann auch wirkliche Leistungen zustande brächte. Tokyo führt z. B. die 9. und Missa Beethovens immerhin mit den Schülerchören der Musikschule auf, während im Kansai nicht einmal das durchführbar ist. Die Kultursegnung des Radios wurde natürlich auch von Japan übernommen, das heute 3 Sender, Tokyo, Osaka und Nagoya, besitzt. Es ist eine noch offene Frage, ob das Radio, was Musik anbelangt, wirklich positive Werte in sich hat, ob nicht viel mehr die Massenverbreitung der Musik zum Schaden derselben enden wird, ob nicht der Mangel an Stimmung und Weihe die Musik entkleidet, zu einem Ding des Alltags, des bloßen Zeitvertreibes herabdrückt. Werden diese Zweifel in letzter Zeit in Deutschland laut, wo Apparate und Darbietungen gewiss gut sind, da die Sender nur vollwertige Künstler vor das Megaphon rufen, um wie viel mehr scheinen einem diese Zweifel hier im Osten berechtigt zu sein. Die kleinen Orchester in Kinos und Tanzhallen wollen vollkommen amerikanisiert erscheinen, machen fast nur Jazz Musik in primitivster Weise. Da der Großteil japanischer Orchestermusiker noch von einer richtigen Ausbildung auf seinem Instrument weit entfernt ist, und er sich nun kritiklos einer Kunstausübung wie dem Jazz in die Arme werfen kann, kommt bei diesem Zusammenspiel wenig an Musik heraus. Der Schaden den diese missverstandene amerikanische Erfindung des Jazz hier in Japan anrichtet, ist unermesslich, verdirbt vollkommen den Geschmack der jungen Musiker und untergräbt ernsten Lerneifer derselben. Japan besitzt keine Oper nach unseren Begriffen, was darin begründet liegt, dass noch nicht genügend gut ausgebildete Stimmen vorhanden sind. Auch hier fin165

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den wir eben, dass die Fundamente, an denen die Kulturen sich erheben, verschiedene sind, dass der Ausbau verschiedener Kulturen auch zu verschiedenen, ja, zu entgegengesetzten Schönheitssinnen führt. Der japanische Joruri Sänger im Drama quält sich mit den gepressten Gurgeltönen, um dem Worte zum größeren Ausdruck zu verhelfen. Uns unverständlich, abstoßend auf unser Ohr und Auge wirkend, ruft diese Art Gesang der japanischen Rapsoden (Vorsänger) Begeisterung und laute Zurufe beim Japaner hervor, der das wohl für schön findet. Auch darin muss der Japaner gegen ein ursprüngliches eingelebtes und vererbtes System vorgehen, sich und seine Umgebung zur Umstellung zwingen, einen schweren Kampf für eine fremde Gesangs- und Vortragskunst kämpfen. Ganz deutlich sind heute schon die Anzeichen, dass Japan an die Schaffung einer NationalOper nach unseren Begriffen denkt, und wir können sicher sein, dass es das erreicht. Nach letzten Nachrichten soll Yamada Kocak [sic; Kōsaku] die Partitur zur ersten japanischen Oper vollendet haben. Yamada ist Japans bester Musiker, der seine ganze Arbeitskraft dem Gedanken weiht, Japans Melodien in europäische Formen umzugießen, aus beiden ein einheitliches Neues, zu bilden. Damit sind wir bei der Frage angelangt, einerseits ob ein Einfluss europäischer Musik auf die japanische vorhanden ist und in welchem Ausmaße, andererseits ob die Musik Europas von der Japans einen Gewinn ziehen, Neues erhalten kann. Japans Musik ist vollkommen linear empfunden, es gibt nur Melodien, nur horizontale Musik, der die Möglichkeit des vertikalen Zusammenklanges, der Harmonie unverständlich ist. Der Japaner kennt also keine Akkorde, seine Musik hat keinerlei Ansatz zu einem Akkordsystem. Dies bringt ihm Europa in höchsten Ausmaße entwickelt, ja vielleicht schon in einem Stadium, das ins Gegenteil umschlägt, Zerfall des Akkordes, seine Auflösung in die Bestandteile, die Töne, Verwendung dieser ohne Rücksicht auf Zusammenklang in linearere, in atonaler Kompositionsweisen. Diese Theorie trifft also auf den Punkt, auf dem Japans Musik seit 1000 Jahren steht, kommt also einem Zurückgreifen auf das Einfachere, das Primitive gleich. Die Instrumentierung der japanischen Melodie ist unisono, 166

Joseph Laska: Europas Musik in Japan

einfach, durchsichtig. Die verwendeten Instrumente sind Koto, Shamisen, Biwa, deren 13, 3 und 4 Saiten mit einem Plektrum angerissen werden, außerdem Lang- und Querflöte und verschiedene Schlaginstrumente wie Handtrommel, Schlägeltrommel, Klappern usw. Da die Saiteninstrumente nur eine Art pizzicato kennen, fehlt also rein klanglich jede Möglichkeit, nach unseren Begriffen ein Fühlen, ein Seelisches in den Ton zu legen. Die Langflöte, Shakuhachi, wäre im Ton modulationsfähig, was der Japaner aber nicht besonders ausnutzt. Er ergeht sich auf ihr lieber in Verzierungen, Vorschlägen und Anhängen zu den Melodietönen, improvisiert ganze Melismen der Melodieenden mit einem Wort: er musiziert „sachlich“. Die Schlaginstrumente vermannigfachen den Rhythmus durch Unterteilung. Es gibt ganz bestimmte rhythmische Formeln, die immer wiederkehren, den Zuhörern von vornherein bekannt sind. Der Grundrhythmus der japanischen Musik ist die Zweiteilung, 1–2, wobei aber die Betonung beider Zählzeiten gleich stark ist, ein offensichtlicher Zusammenhang mit der japanischen Dichtkunst, die die Silben zählt und sie nicht schwer und leicht wirkend fühlt. Unsere Dreiteilung der Einheit des Taktes geht dem Japaner gegen das Gefühl und bereitet bei der Ausführung europäischer Musik große Schwierigkeiten. Was die Formen der japanischen Musik anbelangt, so sind solche nach dem, was wir darunter verstehen, nicht vorhanden. Ein Aufbau, vom Zweitakt beginnend bis zur Sonatenform auswachsend, ist die Schöpfung unserer Meister. Des Japaners Musik ist immer das Lied, dessen Melodie sich dauernd ohne motivischen Aufbau fortspinnt, eine Kompositionsweise, die vielleicht mit unserem Ausdruck „unendliche Melodie“ die nächstkommende Bezeichnung finden könnte. Wir sehen also, dass die Möglichkeit der Übernahme von der europäischen Musik durch japanische Komponisten eine weite ist, sich über die Gebiete der Harmonie, des Kontrapunktes, des Rhythmus, der Instrumentation und der Formen erstrecken kann. Was bietet nun dem europäischen Musiker Japans Musik? Die Melodie und deren Charakteristik, hervorgerufen durch den Aufbau über pentatonischen Leitern und die Bevorzugung gewisser immer wiederkehrender Melodieschritte, die somit zu einem Merk- und Erkennungszeichen dieser Musik geworden sind. Der weitaus am häufigs167

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ten gebrauchte Stimmschritt ist der über die große Terz in die übermäßige Quart sich aufschwingende, bei dem die erreichte Höhe der Quart den Schwerpunkt trägt: b – d – e oder der umgekehrte Fall e – d – b, das Sinken der Melodie über die Sekunde in die Unterquart. Die Übernahme solcher Charakteristiken in unsere Musik wird aber für uns doch immer den Eindruck der Absicht mit sich bringen, bewusst fremde Musik zu schreiben. Ungewollt wird das Lied eines europäischen Musikers in solchen Leitern und mit solchen Melodieschritten kaum erklingen. Die japanischen Komponisten nutzen die Möglichkeit, ihren Melodien die europäischen Harmonien unterzulegen und sie in das Gewand der europäischen Instrumentation zu kleiden voll und mit vielem Erfolge aus. Der Begabteste ist zweifellos der schon erwähnte Yamada K o c a k, der seine musikalischen Studien in Deutschland betrieb. Er setzt seine rein japanischen Melodien in ein ausgesprochen impressionistisches Milieu ein, nämlich in die Klangwelt Debussys. Überhaupt ist zu bemerken, dass französische Musik im Sinne Debussys, Ravels und die eines R. Strauss durch ihre Farbenpracht des Orchesters einerseits, die verschwommen undeutlich gehaltene Art ihrer Linienführung und Kompositionsweise andererseits dem Ohr und Geschmack des Japaners am meisten zugänglich zu sein scheint. Vielleicht kann man da einen Zusammenhang zwischen Aug und Ohr finden, einen Rückschluss von der rein impressionistischen Malerei und Zeichenkunst des Japaners ziehen, dem die ihn umgebende Natur mit ihren in Nebeln stehenden undeutlichen Linien der schroffen Berge, mit ihren eigenartigen Mondlichtwirkungen, mit ihren Meeresstimmungen, diese Art der Kunst eben aufzwingt. Der Klarheit der Klassik unserer Musik, mit ihrer bewussten Linienführung und Durcharbeitung des musikalischen Einfalles gewinnt auf jeden Fall der Japaner weniger ab. Alles dies zusammen gibt nun ein eigenartiges, verworrenes Bild, das einem die Frage aufdrängt, was soll der Japaner tun, wie kann er aus dieser Lage zu seinem Gewinn etwas herausholen. Soll er seine Musik, die selbst keine Entwicklungsmöglichkeit gefunden hat, fallen lassen, soll er sie ummodeln, mit den fremden Künsten der europäischen Musik sie einkleiden und seinem Volks so unverständlich, „exotisch“ machen, soll er es 168

Joseph Laska: Europas Musik in Japan

versuchen, sein ganzes Volk, diesen Ohr und Sinn für Musik umzubilden – Fragen, die ein derartiges Ausmaß an Umfang, Bedeutung und Folgen in sich tragen, dass eine Antwort sich kaum zu finden scheint. Auch hier steht der Japaner vor der Entscheidung – Eigenes aufgeben, sich in Fremdes einleben? Wäre nicht doch der richtige Weg der – Beides wirken zu lassen, seine eigenen Shamisen und Koto-Melodien durch europäischen Aufputz nicht zu verderben, mit europäischer Musik sich andererseits zu befassen, in den Geist dieser Töne einzudringen zu versuchen? Ist es doch dasselbe Verlangen, etwas Unsagbares durch Musik auszudrücken, das den Europäer ans Orchester treibt, dem Japaner das Shamisen in die Hand zwingt. Aber die Ausdrucksart, die sich ergebenden Ausdruckmöglichkeiten und -Formen sind so verschieden, auf ganz anderen Kulturfundamenten ruhend, dass wohl ein volles sich aneignen dieser Formen, Aufgehen in ihnen ausgeschlossen ist, vielmehr dieses Wollen über ein Nachmachen nicht hinaus kommen kann, und das ergibt nur einen negativen Wert, führt zu Verlusten an Eigenem. Das Bestreben, die Ausdrucksformen, in denen sich die Seele anderer Völker durchringt, die Künste verstehen zu lernen, ist fruchtbringend, nicht aber seine ureigenste Möglichkeit, sich auszudrücken, aufzugeben und in einer Sprache zu reden, die einem nicht angeboren ist. Damit sind wir wieder bei der obigen Behauptung angelangt, dass für Japan die Gefahr besteht, ein Halbes, zwischen zwei oder noch mehr Kulturen, selbst kulturlos zu werden. Manche denkende Köpfe Japans erheben schon ihre warnende Stimme zu einem ernsten Quo vadis? umso mehr als diese Frage auf allen Gebieten des materiellen und seelischen Lebens der Japaner sich aufwirft und Beantwortung verlangt.

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Ellen Mary Reitinger-Laska: Ein Leben für die Musik! Skizzen aus dem Leben meines vor kurzem verstorbenen Mannes, Joseph Laska! (Wien, Dezember 1964) [Originalschreibweise]

13.2.1886. Ein kleiner blonder, zarter Bub wächst in der Obhut seiner Großmutter in Linz, Tummelplatz 17 auf und wird bei Gott nicht verzärtelt, denn sein Kommen war nicht erwünscht, da seine Mutter, eine kleine Sängerin vom Stadttheater Linz, mit ca. 16 Jahren vom damaligen Theaterdirektor Intendanzrat Laska den Buben bekam und er nur den Namen des Vaters erhielt, seine Mutter aber weiterhin in anderen Orten der ehemaligen Monarchie ihr Brot verdienen musste. – Nachdem der kleine Mann mit ca. 4 Jahren großes Interesse für den großen Bass seines Großvaters zeigte, welcher als Bassist im Theaterorchester tätig war, ist anzunehmen, dass er sich an dem Klingen der Saiten beim Zupfen ergötzte. Dann kam die Volksschule und mit 8 Jahren wurde er Sängerknabe im Linzer Domchor, wo er mit seiner hellen Stimme, dem damaligen Chorleiter und Organisten auffiel. Die Orgel zog den Buben in ihren Bann und ohne Schulung, nur nach dem Gehör, übernahm er oft, bei Abberufung des Organisten, die Weiterführung des Improvisierens an der Orgel, was später ja auch sein liebstes Spiel wurde, ob am Klavier, oder wenn er mit seinem Herrgott an der Orgel sprach! Mit der Zeit wurde der Bub nun schon 11 Jahre und eines Tages stellte sich zum ersten Mal der Herr Papa, der Herr Theaterdirektor, seinem Sohn vor. War es Neugierde oder trieb ihn das Gewissen, jedenfalls war er da und schaute sich den, an dem Tag besonders gut frisierten Buben an und meinte: Na, mein Sohn ich habe gehört, du kannst Orgel spielen? Was willst du denn mal werden? Missionar Vater! Stotterte der Bub! Dann zeigte er seinen kleinen Altar, wo er tatsächlich den Priester imitierte, was seinem Vater sehr gefiel. Na gut, dann musst du aber studieren und erstmal das Gymnasium besuchen. Gerne, sagte Peppi und ging in den nächsten Tagen, mit der Absicht 170

Ellen Mary Reitinger-Laska: Ein Leben für die Musik!

sich zur Prüfung anzumelden, in die Schule, denn die Großmutter, eine einfache Frau, hatte kein Interesse, also musste der Bub sich alles arrangieren und fiel natürlich bei der Prüfung durch, erbat sich nach einem Jahr eine nochmalige Prüfung und bestand sie und wurde anschließend im Linzer Petrinum aufgenommen, wo er es aber wegen seiner zarten Konstitution nicht aushielt und den Vater bat, ihn nach 4 Jahren aus dem Institut zu nehmen. Jetzt wurde für das Obergymnasium das schön Stift Kremsmünster erwählt und dort maturierte er mit ca. 20 Jahren und die Verbindung besteht noch heute in Form von Zusammenkünften, bis vor kurzem der Tod ihn aus den Reihen seiner ehemaligen Kameraden rief! Wohl spielte der Peppi auch dort die Studenten-Orgel in der Kapelle und bei der Maturafeier erklang hell und freudig das von ihm komponierte und von den Kameraden gesungene Abschiedslied. Da der Herr Vater gegen einen künstlerischen Beruf war, so wollte unser Peppi Kapitän werden und nach Pola. Das kam aber nur daher, weil er ein Buch von einem Kameraden las über einen berühmten Admiral. Aber auch das ging vorüber und am Ende blieb doch der Wunsch, Musiker, Dirigent und Komponist zu werden und so gab der alte Herr nach und Peppi fuhr frohgemut nach München zum Odeon in die Akademie der Tonkunst! Mottl, Klose, Kellermann waren seine Lehrer und bald sagten die Herren: Laska, sie haben das Zeug zum Dirigenten und Komponisten. Gehen sie, halten sie sich nicht länger auf bei uns! Alles Gute auf den Weg, ihnen ist das Handwerk angeboren! Schon mit 23 Jahren komponierte er ernste Musik, vor mir liegt ein 8-stimmiger Chor mit dem Titel: Am Ende kommt der Tod. So jung und schon so ernst? Aber nein, Joseph war ein lebenslustiger Mensch, was er sich bis ins hohe Alter hinein bewahrte. Man sollte meinen, der Herr Papa würde ihm nun die CHANCE seines Lebens bieten! Oh nein, trotz der vielen Theater, die sich unter seiner Leitung gleichzeitig innerhalb Österreichs befanden, schickte er ihn nach Wien und meinte: Geh zum Agenten Weiß und sag ihm, du suchst ein Engagement in der Provinz, bei mir kannst du nicht anfangen, es würde 171

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nach Protektion aussehen und du könntest noch so gut sein, man würde es nicht anerkennen. – Gut, er fuhr vom Vater ausgestattet, mit Künstlerhut und wehendem Umhang und Krawatte nach Wien – In der Agentur wartete er mit vielen Leuten im Vorzimmer! Na, junger Mann was wollen denn sie hier, vielleicht als jugendlicher Liebhaber? Nein, Herr Weiß, ich bin geprüfter Kapellmeister und komme von der Akademie. Wie ist ihr Name? Laska! Und da kommen se zu mir, wo ihr Vater mehrere Theater hat? Er erklärte den Grund und Herr Weiß begann nachzudenken. Warten se, in Teplitz – Schönau im Böhmischen, ist eine Stelle als Klaviertiger (Korrepetitor) frei, vielleicht nimmt der sie. – Und tatsächlich, man machte Vertrag mit 80 Kr. monatlich. Freudestrahlend ging ein Telegramm an den Papa ab: Habe Engagement Tepl. Schönau 80 Kronen! Vaters Antwort lautete: Von 80 Kronen du Depp kann man nicht leben, ich lege dir 100 dazu. – Und nun begann das Leben! (1909–1910 Teplitz, 1910–1911 Mährisch-Ostrau) 1909–1910 Teplitz, 10–11 Landestheater Linz mit der Mutter als Sängerin, das einzige Mal wo die ganze sogenannte Familie beisammen war. 11–12 Mährisch-Ostrau, 12–13 Hermannstadt, 13–14 Prag – DEUTSCHES THEATER! Seiner Karriere war nichts mehr im Wege, als plötzlich der Krieg ausbrach und alles zunichte machte. Als Reserveleutnant kam nun unser Joseph Laska an die Front nach Russland. – Man wollte ihm den Platz neben Zemlinsky, welcher als erster Kapellmeister in Prag war, freihalten. Doch mein Mann blieb 20 Jahre der Heimat fern! 2 Jahre Front, Verdienstkreuz aus Zufall, nicht als Held dann 16–23 Gefangenschaft in Sibirien – bis Wladiwostok. Dort in den Lagern, aus dem Kopf heraus, Klavierauszüge geschrieben, von den Russen, als sie erfuhren es sei ein Komponist und Dirigent im Lager, ein Klavier beschafft, so konnte er, trotz vieler Beschimpfungen seiner Offizierskameraden, die diese Arbeit am Klavier als unnütze Klimperei bezeichneten, ein Orchester im Lager zusammenstellen und mit anderen künstlerisch begabten Menschen The172

Ellen Mary Reitinger-Laska: Ein Leben für die Musik!

aterstücke aufführen und so haben viele Soldaten in der bittersten Zeit ihres Lebens manchmal etwas Freude gehabt! Durch den Krieg, der bei uns schon längst beendet war, bis nach Wladiwostok getrieben und dort als Kriegsgefangener mit Erlaubnis der jeweiligen Herren in einem Kaffeehaus ein Orchester leitend, ein trotzdem armes Leben führend, denn die Musiker mussten in dem jeweiligen Etablissement auf den Tischen ihr Nachtlager aufschlagen! Doch genug davon, es war nicht schön und nachdem die Entscheidung letzten Endes durch den Sieg der Einheimischen gelang, so stand die Frage offen: Wohin? Unterdessen war mein Mann einige Zeit Musiklehrer am Konservatorium in Wladiwostok, wo ihn eine Berufung zu einem großen Orchester nach Yokohama rief. Das Schiff hatte eine Havarie und so kam es statt am 1.9.23 am 3.9.23 im Hafen TSURUGA an und entging dadurch dem großen Erdbeben und dem Tod, denn der 1. September 1923 war ein grauenvoller Tag für Japan, das Erdbeben vernichtete unter anderem auch das Hotel in Yokohama, wo mein Mann sein Engagement antreten sollte. Viele Musiker sind ertrunken! In TSURUGA sagte man: Es ist alles unterbrochen, sie können nicht weiter. Verzweifelt stand er am Kai und ging in den Ort, um zu nächtigen. Plötzlich tauchte eine Europäerin und rief: Laska, sind sie doch nicht umgekommen, wie wir annehmen mussten, weil sie doch auf der Ankunftsliste standen! Es war eine Dame aus Wladiwostok, deren Mann auch dort lebte. Ja, was soll ich hier, meinte mein Mann, was soll ich überhaupt tun? Kommen sie, unweit von hier sind noch andere Europäer und vielleicht lässt sich etwas arrangieren. – Tatsächlich, ein Ballettmeister, ein Russe, welcher am Cobe College in Takarazuka (TERMALBAD) beschäftigt war, verschaffte ihm einen Posten als Klavierlehrer für junge Japanerinnen, den er aber nur kurze Zeit ausübte, denn dazu war er so gar nicht geeignet und viel zu viel Ideen kreisten in seinem Künstlerhirn. So kam er auf die Idee, aus dem kleinen vorhandenen japanischen Orchester ein großes Symphonie-Orchester in europäischer Art aufzubauen, eine aus Europa gekaufte Musikbibliothek zu erstehen und alle Stimmen herausschreiben zu lassen und dadurch den Japanern deutsche, d.h. Europäische Musik, nahe zu bringen. Sprach173

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schwierigkeiten erschwerten das Projekt, aber in mühseliger Kleinarbeit konnte er nach Monate langen Proben das erste Konzert in Takarazuka, Kobe und Osaka starten. Ein voller Erfolg ließ ihn seinen Weg weiter gehen und in 12 Jahren Tätigkeit an demselben Institut absolvierte er 150 Symphonie-Konzerte mit Japanern. Die Programme, alle in 3 Sprachen gedruckt, liegen bei mir! Er arbeitete dort und schwelgte in der Musik der großen Meister und nur zwischendurch ließ er sein kleines Licht, wie er es nannte, leuchten, durch eingeschobene Kompositionsabende. Mit all dem östlichen Fluidum, welches er dort im fernen Osten einatmete. Das Ausland wurde aufmerksam und überall in der Welt schrieb man von dem kleinen Linzer, der sich durch eine große Kulturtat berühmt gemacht hat, was noch heute irgendwie anerkannt wird. Vielleicht ist alles schon so lange her? Zwölf Jahre! (1923–35) Bis eine Reise nach Russland zu den bekannten Theater- und Musikspielen in Moskau im Jahre 1935 seiner Tätigkeit in Japan ein Ende setzte. Intrigen durch deutsche I.G. Farben Beamte, die die Einstellung meines Mannes und mehrerer Herren der Europäischen-Kolonie gegen Hitler wussten, nahmen die Gelegenheit zum Anlass, ihn als russischen Spion zu stempeln, und verweigerte man ihm die Landung in Japan. Bei seiner Rückkehr musste er feststellen, dass man im politischen Gegenlager ganze Arbeit geleistet hatte. Nun musste er 3 Mal die Reise wiederholen, d.h. man ließ ihn natürlich auch in Russland nicht mehr an Land, da er ja keine Einreisebewilligung hatte. Endlich ließ man nach Intervention russischer Künstler in Moskau, ihn in Wladiwostok an Land, er kam in Moskau an und erhielt ein Angebot als Dirigent im Radio (CHABAROWSK), doch leider bestand die zentrale Anweisung, jeden der vom Fernen Osten kam, weiter in den Westen zu schicken. – So kam mein Mann per Schub über Prag nach Wien. Eine regelrechte Odyssee! Ein moderner Fliegender Holländer. Nichts hatte er bei seiner Ankunft in Wien, da ja die Reise welche er per Schiff selbst zahlen musste, seine Geldmittel erschöpft hatte. Die Ersparnisse lagen in China auf der Bank von Peking welche dann bei Übernahme von der Volksrepublik alle ausländischen Gelder einzog. 174

Ellen Mary Reitinger-Laska: Ein Leben für die Musik!

Arm, als Bettler in Wien anzukommen, bedeutet, nicht beachtet zu werden. – Er weinte nur seiner großen Bibliothek nach, welche er verlor, woran er sehr hing, denn immerhin hatte er sie sich in 12jähriger Tätigkeit aufgebaut. Alles andere ließ ihn so ziemlich kalt und nicht verzagen, trotzdem war aus dem lustigen humorvollen Künstler ein trauriger Mensch geworden, denn er war ja schon 1936 im 50. Lebensjahr. Wieder ein neues Leben aufbauen! Neu anfangen in Wien mit einem Handkoffer und seinen Kompositionen, welche man ihm, nach Intervention des österreichischen Konsul in Japan, nachsandte. Seine Verwandten nahmen ihn auf, doch spielte er in dieser Zeit sehr oft mit dem Gedanken, seinem Leben ein Ende zu setzten und die Donauauen zogen ihn an, aber in dieser Zeit entstanden aus seiner äußeren und inneren Not, viele schöne Lieder und am Ende seines Lebens, in den vergangenen Wochen, spielte er diese Melodien und mir wurde ganz eigen zumute. Aber wenn man Leben will, muss man essen und Essen kostet Geld, darum ergriff er jede Gelegenheit, die sich ihm bot. Für einen Schilling die Stunde spielte er Improvisationen in einem Gymnastikstudio für beleibte Damen, welche hofften, schlanker zu werden. Unterdessen mietete er sich in einem Atelier am Möllwaldplatz im 4. Bezirk ein. Wo er dann auch im Jahre 38 zum ersten Mal von der Gestapo ins Metropol geholt wurde. Man verwarnte ihn, hielt ihm alle seine Anti-Hitler-Gespräche aus dem Cafe Juchheim in Kobe (Japan) vor und ließ ihn erstmal gehen. – Im Jahre 36 erhielt mein Mann übrigens für seine Arbeit in Japan den Titel Professor verliehen, welche ihn ehrte, aber schlecht ernährte. (dies nur nebenbei) Wie ich aus Zeitungsschnitten ersehe, hatte er nur eine Sendung im Radio Wien mit dem Wiener-Konzertorchester an Sonntagen, was als gute Einrichtung von der Kritik vermerkt wurde. Sonst eigentlich nichts weiter, außer hin und wieder einige kleine Möglichkeiten, seine eigenen Kompositionen aufführen zu lassen. – Dann bekam er die Gelegenheit, ein Frauen-Orchester zu gründen, mit dem er laut Kritik gute Erfolge erzielen konnte. 175

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Doch seine Einstellung zu dem Regime konnte er nicht verschweigen und so traten eines Tages während einer Probe im Musikvereinsgebäude zwei Herren an sein Pult und sagten: Verlassen sie das Pult, sie sind nicht würdig, ein deutsches Orchester zu leiten! Wieder aus! Man hatte schon einen anderen treueren Diener im Petto! Ein Mann, einer der Damen, der sonst wohl schwer zum Zuge gekommen wäre, aber dadurch auch noch heute seinen Nutzen zieht. Mein Mann hatte nicht den CHARAKTER Gleiches mit Gleichem zu vergelten. Da ja so was einem anständigen Menschen nicht liegt. – Wieder eine Aufbauarbeit zerstört! Wieder Klavierunterricht geben und keine Aussicht auf einen ihm zustehenden Posten. Im Jahre 41, nachdem man ihm überall kaltstellte, und nur aus Mangel an Pianisten zu den damaligen K.D.F. Tourneen zuließ, begegneten wir uns! Wir fuhren gemeinsam auf eine Tournee nach Rumänien und erlebten dort die Ausweisung der Juden und auch damals konnte er nicht zuschauen, machte seine üblichen Äußerungen so dass ich ihm sagte: Professor, man wird sie eines Tages holen und als wir nach dieser Tournee im Februar 42 heirateten, konnten wir die glücklichen Tage zählen, und der Tag, an dem man ihm den Wehrpass als Hauptmann für (Flieger) Bodenpersonal abnahm, sagte mir alles. Er glaubte nicht daran und dann kamen am 29.9.42 Mittags um 13:55 nach einem telephonischen Anruf zwei Männer und holten ihn innerhalb von 5 Minuten aus unserer Wohnung Hadikgasse 136 ab. Wieder aus! 5 Jahre Zuchthaus wegen Hochverrat, davon wurden 32 Monate im Zuchthaus Straubing in Bayern verbüßt! 32 Monate keine Musik, keine Familie, keinen lieben Menschen um sich! 12 Stunden am Tag an der Nähmaschine zugebracht, eine S.S. Hose musste am Abend fertig sein! An jede Hose kam ein kleiner Zettel, welcher von ihm angeheftet wurde, und jeder Zettel hatte, auf seiner Rückseite, wo es niemand sehen konnte, ein kleines musikalisches Motiv! So gingen viele kleine Melodien in die Freiheit hinaus, auch in den Tod! Am Ende des Krieges wurden alle Häftlinge in Bayern gesammelt, konzentriert und ca. 3600 Mann marschierten in Holzschuhen Richtung Dachau (27.4.45), wo sie von der 176

Ellen Mary Reitinger-Laska: Ein Leben für die Musik!

deutschen Luftwaffe vernichtet werden sollten, was aber nicht gelang, da die Amerikaner schon am Wege nach dort waren. Von den 3.600 Menschen sind ca. 900 an der Endstation Geisenhausen angekommen. 1.750 laut authentischem Bericht wurden am Weg willkürlich von der zurückflutenden S.S. mit Genickschüssen erledigt. Diese vielen Häftlinge waren ihnen ja auch im Wege, es war ein CHAOS, viele flüchteten in die Wälder, wo sie auch erschossen wurden. Vor einer Brücke am Weg wollte mein Mann auch fliehen, aber ein Wächter des Transportes, welcher es gut mit ihm meinte, sagte: Laufen sie nicht weg, bei uns sind sie noch immer am sichersten, denn wir haben den Befehl und können dadurch der S.S. ein Schnippchen schlagen. – Und so war es gut. Am 1.5.45 wurden die restlichen Häftlinge von den Amerikanern übernommen. Frei waren nun diese armen Teufel, welche 8 Tage in Regen und Schnee, auf nassen Wiesen, mit der Angst im Herzen doch noch erschossen zu werden, übernachten mussten. Umgeben von M.G. der Wächter, welche am Ende schon ganz anders mit ihnen umgingen als am Anfang. Sie merkten, es wurde mulmig. Zu essen war auch nichts mehr da, man konnte sich hauptsächlich von Rüben ernähren, manche wurden krank, blieben am Wege. Da bei dem Transport auch kriminelle Elemente waren und Tschechen etc., sickerte die Nachricht durch, man wolle alle deutschen in den eigenen Reihen umbringen. Doch wurde es nicht durchgeführt, es fehlte an Zeit. --- Gott sei Dank! Mein Mann war zu dieser Zeit schon 59 Jahre und körperlich sehr herunter durch die Strapazen und seelischen Leiden und am Ende brach er zusammen, woraufhin man ihn per Jeep ins nächste provisorische Spital brachte, eine Schule! Eine nette Schwester führte meinen Mann zum Bett, er war der erste in dem Raum, nahm ihm alles ab, sogar das Bild von mir und meinem Kind, einem Sohn, welches er krampfhaft in den Händen hielt. Aber da protestierte er und man ließ ihn gewähren. Erschüttert brach er am Bett zusammen und betete ein Vaterunser!! Man half ihm ins Bett, die Schmerzen der Nieren wurden stärker! Am nächsten Tag fragte ihn eine der Schwester. Kennen Sie mich nicht, Herr Professor? Denken Sie an Mährisch-Ostrau, an das Theater-Restau177

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rant, ein junges Mädchen servierte Ihnen jeden Tag das Menü. Sie waren am THEATER Kapellmeister und bei uns Stammgast, stimmts? Bei der Morgenvisite erschien ein Amerikaner in Uniform, sprach erst nur Englisch, aber dann stellte es sich heraus, er war ein ehemaliger Journalist aus Österreich, welcher nach der Emigration bei den Amerikanern diente und dem auch der Name Laska etwas sagte. Sind Sie der Professor Laska aus Japan, der Symphonie-Dirigent? Ich kenne Sie aus der Etude (Musikzeitschrift), wo oft Artikel über Ihr Wirken im Ausland erschienen. – Er machte Aufnahmen und versprach einen Bericht, ließ sich die Adresse der Wiener Verwandten geben, aber man hat nie wieder etwas gehört! Ein halbes Jahr sollte mein Mann dort im Spital bleiben, aber er konnte nicht so lange warten. Irgendwo ist meine Frau mit dem Kind! Seit 6 Monaten habe ich keine Nachricht mehr, ich muss sie suchen und nach drei Wochen zog er mit noch 2 Kameraden Richtung Heimat zu Fuß, wie es so schön hieß und auf dem Passierschein stand. 600 km sind keine Kleinigkeit. Bis Salzburg gingen sie zu dritt, dann trennten sich ihre Wege. Bis Schwertberg noch kleine Episoden mit Gräfin Auersperg, welche mit ihrem Hund einen Spaziergang machte, meinem Mann begegnete, mit ihm ins Gespräch kam und bat, er möge Post für hohe kirchliche Herren mitnehmen, die sich am Weg, den er gehen müsste in einem Schloss befanden. Dann ging es weiter in Richtung Schwertberg und wieder geschah ein Wunder, ein Chauffeur aus Wien hatte 2 hohe Herren, welche aus Wien geflohen waren, dort abgesetzt, man kam ins Gespräch, die Herren kamen bis zu dem vereinbarten Zeitpunkt nicht zurück und so konnte er nach Wien mit dem Wagen mitfahren. In Wien angekommen, bei den Verwandten freudig empfangen und nach 8 Tagen bekam er von Direktor Köchel das Angebot, Friederike von Lehar und die Schöne Helene zu dirigieren. – 14 Tage später kam ich nach Wien! Mein Schicksal führte mich von September 44 von Wien nach Breslau – Leipzig, Karlsbad – Wien und wieder ein Wunder, mein Mann war dort, wo wir uns trennten, trennen mussten! Nach einer Musikprobe im Stadttheater kam er zu den Verwandten, wo er ja wohnte und auf uns wartete und von wo aus er das Rote Kreuz 178

Ellen Mary Reitinger-Laska: Ein Leben für die Musik!

verständigte, man möge uns suchen. – Ganz plötzlich stand er nun vor uns und es war uns, als ob wir nie auseinander waren. Nur sein körperlicher und seelischer Zustand war stark angegriffen, denn nachts wachte er in Schweiß gebadet auf, schreiend und fast verwirrt. – Nur seine geliebte Musik hielt ihn und ließ ihn langsam vergessen. Nachdem das Engagement im Stadttheater beendet war, ging die Suche nach einer neuen Position und sprach er im damaligen Kulturamt vor, um eingesetzt zu werden, eingesetzt seinen Fähigkeiten entsprechend, doch antwortete man ihm bei seiner Vorsprache: Wo kommen Sie her? Aus dem Zuchthaus! Na und? Ich möchte irgendwo dirigieren! Ich bin Dirigent! Dirigieren, das tue ich selber! Enttäuscht ging er von dannen und es gab keine Position mehr für ihn im neuen Österreich! Aber er machte Musik weiter, in seinem Kopf entstand Musik eigener Art, der damaligen Zeit entsprechend, es war ja das Jahr 45, der Kopf war voller Freiheitsgedanken und musste er ausdrücken in Form von Musik, Lieder, Melodramen etc. entstanden und wurden an Orten aufgeführt, wo man danach griff und das war auch wieder nicht gut, denn das vermerkte man an höheren Orten und bei meiner Vorsprache im Jahre 56 in der Burg erklärte man mir: Ihr Mann hat sich exponiert! Ich antwortete: Ich komme, dass man meinen Mann als Künstler zu seinem 70 Geburtstag ehrt und bitte Sie um keine politische Diskussion. Wer hat das Recht in der Politik? Immer der jeweils am Steuer Sitzende, der hat recht! Hab ich nicht recht? Es kommt immer darauf an, von welcher Seite man etwas betrachtet! Schade, ein Vollblutmusiker verblutete an den Verhältnissen der Zeit. – So verging ein Jahr nach dem anderen und was er mit 60 Jahren nicht schaffte, gelang ihm später nicht mehr! Man ließ ihn wirken, man sperrte ihn natürlich nicht mehr ein, aber langsam kam die Verbitterung über ihn. Von allen Seiten abgelehnt. Ein Querulant? Nein, ein guter Mensch, der enttäuscht von Allem seine Augen schloss. Wohl schrieb er noch weiter Musik, aber in immer größeren Abständen seinem Zustand entsprechend, trübsinnige, aber gute Vertonungen von der heutigen Zeit inspiriert. Mo179

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numental „Moloch am Rand des hellen Weges“, „Im Hinterhof“ (59/61). Das letzte Lied war ein Mutterlied, Text von K.M. Kissle. Dann nichts mehr! Nur durch die Familie auf dieser Welt ein bisserl Freude habend und nur noch in den letzten Tagen seines Daseins seine Werke ordnend und durchspielend kam „Am Ende der Tod“, der Kreis schloss sich und so erfüllte sich ein reiches Leben, trotz allem. Der Wunsch, ohne Siechtum ins Nirvana zu gehen, erfüllte sich, ein kurzes Aufbäumen, ein Kampf, doch diesmal war der Tod stärker wie in den Jahren vorher, wo die Nächte zur Qual für ihn und mich wurden. Ein guter Mensch ging den Weg, den wir alle gehen müssen. Die Musik, seine geliebte Musik wird weiter leben, ein schöpferischer Mensch hinterlässt immer Spuren schöner Art. Vielleicht gibt man ihm später die Ehre, die er verdiente, sein Vaterland ist es ihm schuldig. Seine Sorge um uns waren seine letzten Gedanken. Doch das Gute wirkt fort und schon jetzt zeichnet sich ein kleiner Lichtstreif ab und wenn es auch lange dauern sollte, ich es nicht mehr erleben kann, denn was ist schon ein Menschenzeitalter, im Verhältnis zur Vergangenheit und Zukunft, weil alles, was gut ist dauert seine Zeit und währt lange. Ich glaube an die ausgleichende Gerechtigkeit! Ellen Laska Wien, Dezember 1964

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Joseph Reitinger-Laska: Joseph Laska – mein Vater

Joseph Reitinger-Laska: Joseph Laska – mein Vater (Laa/Thaya, April 2014) Meine Kindheit Als ich am 4. August 1947 in Wien geboren wurde, war mein Vater 61 Jahre alt. Erinnerungen an meine ersten Lebensjahre sind Streiflichter auf einen besonders liebevollen und mich beschützenden weißhaarigen Mann, der unsere große Wohnung in einem schönen Jugendstilhaus von Otto Wagner in der Döblergasse 2 im 7. Bezirk buchstäblich mit Matratzen polsterte, um Sturzverletzungen eines herumstolpernden Kindes zu vermeiden. Meine Mutter, 24 Jahre jünger als Vater, und ihre bei uns lebende Schwester Edith fanden solche Maßnahmen manchmal übertrieben, doch gönnte man dem Opfer vieler Schicksalsschläge die Freude an seinem späten Vaterglück. Ich wuchs allerdings ohne sportliche Aktivitäten etc. auf, sondern wurde sehr früh mit dem Lebenslauf meines Vaters vertraut gemacht: Man las mir keine Kinderbücher vor, sondern erzählte mir Klassiker in kindgerechter Fassung. Mein Vater nahm mich schon bald und gerne in sein Stammcafé mit und interpretierte Zeitungsinhalte für mich. Als ich ab 1953 das Pädagogische Institut in der Burggasse besuchte, versetzte ich manchen Lehrer mit meiner Frühreife in Erstaunen. Einige führten das Phänomen auf das „biblische Alter“ meines Vaters zurück. Ich selbst fühle mich durch die intensive Zuwendung eines Künstlers und Philanthropen bis heute privilegiert. Sport blieb aber tatsächlich ein lebenslanges Fremdwort für mich. Wir mussten diese Wohnung dann während des Ungarnaufstandes verlassen, da sie wegen ihrer Geräumigkeit für den Zuzug von Flüchtlingen aus Ungarn gebraucht wurde, und übersiedelten zuerst in eine Gemeindewohnung in der Wagramer Straße nahe dem Kagraner Platz im 22. Bezirk und dann in die Erzherzog-Karl-Straße, in der mein Vater dann auch verstarb.

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Väterliche Einflüsse Was ich damals von Vater übernahm, beeinflusste mich bis heute: Tierliebe: Es bedeutete, in Zeiten, in denen sich Menschen an ersten Nachkriegsschnitzeln und Schweinsbraten erfreuten, von reinen BeilagenMenüs zu ernähren. Jede Katze, jeder Hund wurde von Vater und dem Familienclan förmlich überfallen und zärtlich und ausdauernd gestreichelt. Manche der dadurch verwirrten Tiere kratzten und bissen um sich, doch Vater ertrug derartige kleine Verletzungen mit Stolz. Dann erzählte er oft von seinem kleinen weißen Hund, den er in Japan zurücklassen musste. Seit meiner Heirat mit meiner Frau Ilse im Jahr 1979 haben wir immer mehrere Haustiere gehabt. Diese erinnerten uns stets auch an Vaters Tierliebe und ich hoffe, dass er auf der himmlischen Wiese seinen japanischen Kameraden wieder traf. Das Schachspiel: Das einzige Spiel, das mein Vater mit mir spielte, fasziniert mich bis heute. Vater hatte es in verschiedenen Kriegsgefangenenlagern in Sibirien erlernt, und es gewann unter den tristen Umständen an Bedeutung. Sogar als man ihm die Leitung von Lagerorchestern anvertraute, blieb Schach seine Lieblingsabwechslung. Diese Motivation fehlte mir offensichtlich, und ich bin bis heute ein mittelmäßiger Freizeitspieler. Seit meinem Schulbesuch nahm mich Vater gerne auf seine Spaziergänge in die nur zehn Minuten von unserem Wohnhaus entfernte Innenstadt mit. Mein Vater sprach Russisch fast perfekt. Ich wurde Zeuge seines Versuches, die zwei russischen Wachsoldaten vor der Kommandantur an der Bellaria (dem heutigen Palais Epstein neben dem Parlament an der Ringstraße) anzusprechen. Er erzählte mir später, er hätte sinngemäß gesagt, viele Jahre in Sibirien verbracht zu haben. Daraufhin bat man ihn durchaus höflich in das Gebäude, mich gab man in der Wachstube ab, und die anwesenden Soldaten begannen, mich mit Teilen ihrer Lebensmittelrationen zu füttern. Leider tauchte Vater schon nach zehn Minuten mit dem Leiter der Kommandatur auf und dieser brachte uns beide zum Tor zurück. Vater erzählte mir später, dass die Russen lediglich eine Erklärung für unseren seltsamen Auftritt erwarteten und sich mit Vaters Auskünften gerne zufrieden gaben. 182

Joseph Reitinger-Laska: Joseph Laska – mein Vater

Abb. 48: Foto von Joseph Laska mit seinem Sohn um 1952

Vater sprach aber auch ein gutes Japanisch, was 1953 noch sehr exotisch war. Auch dazu ein kleines Erlebnis: Vater entdeckte bei einer Straßenbahnstation auf der Ringstraße ein jüngeres japanisches Ehepaar. Sofort steuerten wir auf die beiden zu. Schon auf mehrere Meter Distanz sprach Vater das Paar auf Japanisch an, die beiden schienen zu erschrecken und begannen in die Gegenrichtung wegzugehen. Vater, mit mir an der Hand, beschleunigte ebenfalls, und das Paar lief nun eilig davon. Vater stellte die „Verfolgung“ ein und blieb konsterniert stehen. Er war davon ausgegangen, dass Japaner im Nachkriegs-Wien äußerst erfreut wären, japanisch sprechende Einheimische zu treffen. Später erfuhren wir, dass die wenigen Japaner auf Besuch in Wien ausdrücklich vor Kontaktaufnahmen durch japanisch sprechende Europäer gewarnt wurden. So war ausgerechnet mein Vater zum Japanerschreck mutiert. Eine wahre Ironie. Spätestens nach dem Abzug der vier Alliierten aus Österreich (1955) und beim Eintritt in das renommierte Piaristengymnasium (1957) hatte ich mir aus den Gesprächen meiner Eltern und ergänzender Literatur die Lebensgeschichte meines Vaters komplett zusammengereimt. Sibirien Über seine siebenjährige Gefangenschaft (1916–1922) in sibirischen Kriegsgefangenenlagern erzählte mein Vater nur wenig. Solche Erlebnisse beurteilte er ausschließlich nach den Möglichkeiten, Musik auszuüben oder selbst zu schaffen. Schnell sprachen sich jeweils seine künstlerischen Qua183

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litäten herum, und die teilweise musisch interessierten Lagerkommandanten gewährten ihm akzeptable Rahmenbedingungen. Die Gegenleistung bestand fast immer in der Übernahme des Lagerorchesters. Tatsächlich waren unter den Insassen immer auch talentierte und sogar professionelle Musiker. Vaters Wissen und Begeisterung rissen sie mit, und das Wachpersonal war durchaus stolz auf „sein Orchester“. Die Haltung gegenüber den Kriegsgefangenen wurde merklich milder und Lebensmittel wurden großzügiger verteilt. „Das hat mir bewiesen, dass gute Musik auch unter tristesten Verhältnissen Menschen verbinden und erfreuen kann“, meinte mein Vater, der die lange Gefangenschaft relativ gut überstanden hatte. Japan Vater hatte sich in den ersten zehn Jahren meines Lebens weitgehend zurückgezogen. Noch komponierte er regelmäßig, Unterricht für talentierte Pianisten und Sänger gab er allerdings kaum mehr. Mit über 70 Jahren gab es auch keine angemessene Tätigkeit mehr für ihn, und so blieben hauptsächlich Veranstaltungen, die er selbst organisierte (Institut für Wissenschaft und Kunst etc.). Immer intensiver beschäftigte er sich auch mit seiner Zeit in Japan (1923–1935), die ihn zweifellos am deutlichsten prägte und auch sein produktivster Lebensabschnitt war. Mein Vater liebte Japan, die Sitten und Gebräuche dieses Volkes und das große Interesse auch an westlicher Kultur, vor allem an klassischer Musik. Nach seiner langen Gefangenschaft in Sibirien ließ man ihn 1923 von Wladiwostok nach Yokohama reisen. Seine Fähigkeiten wurden bald von japanischen Industriellen entdeckt und er mit einem attraktiven Lehramt ausgestattet. Die 13 Jahre intensiver Arbeit mit seinen Studenten und dem von ihm zur Virtuosität geführten Takarazuka-Symphonieorchester waren menschlich und fachlich die befriedigendste Phase seines Lebens. Rückkehr nach Österreich Die Rückkehr nach Österreich 1935 brachte den Professorentitel, war jedoch von 1938 an überschattet von einem Regime, das Künstler brauch184

Joseph Reitinger-Laska: Joseph Laska – mein Vater

te und gebrauchte. Als Leiter einer KDF-Gruppe lernte er meine Mutter kennen und lieben. Vater war ein großer Liebhaber der Wahrheit und er vertraute seinen Künstlerfreunden komplett. Fast jeden Tag traf er sich mit drei Kollegen im damals bekannten Café Dobner beim Naschmarkt. Natürlich war 1942 die Entwicklung des Krieges ein ständiges Thema. Vater äußerte im Dobner seine Meinung, dass der Krieg verloren werde. Schon am nächsten Morgen wurde er verhaftet und ließ Mutter verzweifelt zurück. Doch es war sie, die das Leben ihres Mannes rettete. Sie sprach den Richter des Verfahrens am Gang an und man stellte fest, dass er wie Mutter aus Berlin stammte. Er beschwor die Verzweifelte, Vater zum Schweigen zu bringen, dann könne man ihn mit fünf Jahren Zuchthaus davonkommen lassen. So lange werde der Krieg sicher nicht mehr dauern. Richter und Angeklagter waren sich da anscheinend einig. Meine Mutter hatte 1940 meinen zukünftigen Halbbruder Manfred geboren und nach der Heirat mit Vater und seiner Verurteilung bei Verwandten in Deutschland untergebracht. Als die Bombardierungen dort massiver wurden, holte sie Manfred Anfang 1945 nach Österreich. Man musste das besetzte Tschechien in Viehwaggons durchqueren, und oftmals war der fünfjährige Bub ein Schutzschild für seine Mutter. Endlich zurück in Wien, stieß Vater vom berüchtigten Todesmarsch nach Dachau zu seiner kleinen Familie und Manfred war von da an ein Sohn für ihn. Nach der Befreiung von den Nazis erwartete sich Vater einen seinen Fähigkeiten entsprechenden Posten, erhielt aber nichts dergleichen. Die sowjetische Besatzungsmacht, zu der er auf Grund seiner Erfahrungen und Sprachkenntnisse leidlich gute Beziehungen unterhielt, war in Österreich, das sich vor der in der Tschechoslowakei und in Ungarn etablierten stalinistischen „Volksdemokratie“ fürchtete, unbeliebt und daher kein Sprungbrett zum Staatsdienst, im Gegenteil. Späte Vaterfreuden Im August 1947 wurde ich, wie eingangs erwähnt, zur großen Freude meines Vaters geboren. Das sorgte meinen Eltern zufolge für privates Glück 185

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Abb. 49: Vater und Sohn Reitinger-Laska etwa um 1956

bei den Laskas. Kaum kann ich kraxeln und laufen, wird die gesamte Wohnung – vor allem die Türstöcke – mit Matratzen ausgelegt bzw. umwickelt. Tante Edith, die Schwester meiner Mutter, sollte aus Deutschland zu uns ziehen, hatte jedoch an der Enns Probleme mit der russischen Kontrolle an der Demarkationslinie. Vater eilte hin und erzählte dem Kommandanten in perfektem Russisch von den musikalischen Erfolgen in den sibirischen Kriegsgefangenenlagern. Von dieser Sichtweise merklich gerührt, ließ der Offizier Tante Edith mit Vater ziehen. Die Tante kümmerte sich intensiv um meine Erziehung und blieb bis zu ihrem Tod im Jahr 1984 bei uns. Mit seinem „Gefolge“ unternahm Vater zahlreiche Ausflüge in die geliebte Natur. Urlaube verbrachte die Familie auf einem Bauernhof vis-à-vis von Maria Schutz am Semmering. Der Herr Professor war bald in 186

Joseph Reitinger-Laska: Joseph Laska – mein Vater

dem Wallfahrtsort bekannt und durfte jederzeit die prächtige Orgel betätigen, wobei er meist improvisierte. Er liebte die Atmosphäre einer Kirche zum Musizieren. Lebensabend Vater ist bis weit in seine 70er erstaunlich fit und aktiv gewesen. Seit 1955 wurde er von seiner Heimat für Verdienste geehrt, und Persönlichkeiten wie Franz Jonas, damals Bürgermeister und später Bundespräsident, Prof. Dr. Helmut Zilk, damals prominenter TV-Moderator und später Unterrichtsminister und Bürgermeister, der Wiener Kulturstadtrat und Vizebürgermeister Hans Mandl und viele andere kannten und schätzten ihn. Das Überleben der Familie sicherten seit 1945 eine Kriegsopferrente und Ehrengaben des Unterrichtsministeriums und der Stadt Wien. Für diese wichtige Unterstützung sei an dieser Stelle herzlich gedankt. Viele Sänger nahmen auch Unterricht bei Vater, und obwohl die Wohnung groß und ein eigenes Klavierzimmer vorhanden war, hörte die ganAbb. 50: Joseph Laska beim Wandern etwa um 1961, aufgenommen von seinem Sohn

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ze Familie oft tagelang die Koloraturen und Hohes-C-Versuche der meist jungen Damen. Ich hatte das Privileg, auf einem Hocker neben dem Klavier zu stehen und die Mundbewegungen der Schüler stumm nachahmen zu dürfen. Außer Schülern gingen auch Kaffehausbekannte von Vater bei uns aus und ein. Mutter war nicht immer erfreut darüber. Eines Tages musste die Familie zur Kenntnis nehmen, dass die Geschichte eines Opfers der Zerstörung Dresdens, das angeblich 24 Stunden im mit brennendem Phosphor bedeckten Wasser eines gefluteten U-Bahn-Schachtes ausgeharrt hatte, nicht stimmte. Aber Vater war wie immer großzügig und meinte nur: „Es hätte ihm aber passieren können.“ Mein Vater war überzeugt, dass ich musikalisch sei, und versuchte geduldig, mir das Klavierspielen beizubringen. Leider war ich im Alter von sechs Jahren nicht besonders interessiert, und Väter machen üblicherweise keine guten Lehrer. Ich bedauere das heute noch. Leider stellen sich bei Vater gewisse Altersleiden ein, und so begleitete die ganze Familie ihn mehrmals nach Bad Hall (Oberösterreich), was uns allen guttat. Natürlich wurde ein Bad Haller Marsch komponiert, mit dem man uns beim zweiten Besuch bereits am Bahnhof erwartete. Trotzdem überraschend starb mein Vater am 14. November 1964 mit 78 Jahren friedlich in unserer Wohnung. Meine Mutter erholte sich von diesem Schlag bis zu ihrem Tod im Herbst 1986 mit 76 Jahren nicht mehr. Ich hatte im September 1964 meine Berufsausbildung beendet und arbeitete im Österreichischen Verkehrsbüro. Nachlass und Gegenwart Den Nachlass meines Vaters übergab meine Mutter noch zu Lebzeiten an die Städte Wien und Linz. Am 12. Februar 1966 fand anlässlich seines 80. Geburtstages eine Gedenkstunde im Brahmssaal des Wiener Musikvereins statt. Neben Liedern und Klavierstücken aus Wien wurden auch Kompositionen aus Japan aufgeführt, nämlich seine „Melodien aus Japan“ und die „Nara-Suite“. Am 14. November 1969, seinem fünften Todestag, fand, wieder im Brahmssaal, 188

Joseph Reitinger-Laska: Joseph Laska – mein Vater

ein Gedenkabend statt, bei dem neben anderen Werken auch die „7 Tanka aus Hyakunin-isshu“ aufgeführt wurden. Nach dem Tod meiner Mutter 1986 gelang es mir, anlässlich seines 20. Todestages beim ORF-Radiosender Ö 1 eine Sendung über Leben und Musik meines Vaters anzuregen. In der Reihe „Gäste machen Musik“ wurde sie am 12.12.1984 von 22:15 bis 22:30 ausgestrahlt. In der Zwischenzeit hatte ich ein eigenes Reisebüro eröffnet und führte es erfolgreich mit meiner Frau Ilse. Ich erhielt im September 2007 für volksbildnerische Tätigkeit von Frau Bundesministerin Claudia Schmied den Professorentitel verliehen. Das hätte meinen Vater sicherlich gefreut. Mitte 1999 stand Professor Kazumi Negishi in unserem Büro und hatte vor, unterstützt von der Universität Osaka, Prof. Joseph Laskas Vergangenheit zu erforschen und mit seiner Familie Kontakt aufzunehmen. Über Vaters Zeit in Japan wusste Prof. Negishi mehr als wir. Mit Details von anderen Lebensabschnitten konnten wir ihm dienlich sein. Prof. Negishi besuchte uns seit damals regelmäßig und brachte Vaters Musik zurück nach Japan. Livekonzerte, zahlreiche DVDs und die Welturaufführung des Tanzspieles „Vaterliebe“ waren ein großer Erfolg. 2012 erschien sein Buch über Leben und Werk von Prof. Joseph Laska. Ich habe mich darum bemüht, dass das Buch auch auf Deutsch erscheinen kann, und hoffe, dass dies 2014, 50 Jahre nach dem Tod meines Vaters, gelingt. Noch schöner wäre es, wenn auch seine Musik wieder Eingang ins Repertoire finden könnte. Joseph Reitinger-Laska jun. Laa/Thaya, April 2014

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Danksagung Den Tag, an dem ein sympathischer japanischer Professor mich in meinem Reisebüro in Wien aufsuchte und fragte, ob ich der Sohn von Prof. Joseph Laska sei, der von 1923 bis 1935 in Japan gelebt hatte, werde ich nicht vergessen. Prof. Kazumi Negishi war in seiner Forschungsarbeit über Bruckner auf den Namen Joseph Laska gestoßen und hatte es sich danach zur Aufgabe gemacht, seine Forschungen auch auf das Leben und die Kulturarbeit meines Vaters in Japan auszudehnen. Prof. Negishi ist es zu danken, dass die Familie Reitinger-Laska erstmals in vollem Ausmaß über Pionierarbeit Joseph Laskas in Japan unterrichtet wurde, dass sie zwei seiner damaligen Schülerinnen persönlich kennenlernen konnte, dass durch Vorträge und Konzerte die Musik Joseph Laskas wieder hörbar gemacht wurde, dass sein Tanzspiel „Vaterliebe“ 2004 uraufgeführt werden konnte und dass sein Leben und Wirken in dem 2012 auf Japanisch veröffentlichten Buch „Joseph Laska und das Symphonieorchester Takarazuka“ für die Nachwelt gewürdigt wurde. Heute, da anlässlich des 50. Todestages meines Vaters die deutsche Übersetzung erscheint, danke ich Prof. Negishi, unserem japanischen Freund, für seine Zuwendung und konsequente Arbeit. Es ist dies aber auch eine Gelegenheit, der Übersetzerin Evelin SaitoLackner und dem renommierten Böhlau Verlag zu danken, die uns den Zugang zum deutschsprachigen Buchmarkt ermöglichen. KR Prof. Joseph Reitinger-Laska

190

Zeittafel

Zeittafel 13.2.1886 1894 1898–1906 1906 1907–1909 21.3.1908 1909/1910 1910/1911 1911/1912 1912/1913 1913/1914 28.7.1914

10.8.1916

3.9.1923 16.9.1923 21.10.1923

Joseph Laska wird als Joseph Julius Reitinger in Linz geboren Der Vater: Julius Laska, Theaterdirektor, Schauspieler und Regisseur am Landestheater in Linz Die Mutter: Rosa Reitinger, Chorsängerin Sängerknabe im Chor des Linzer Domes (heute Alter Dom) Petrinum in Linz und Oberstufengymnasium im Stift Kremsmünster Militärdienst als „einjährig Freiwilliger“ beim k.u.k. Infanterie Regiment Nr. 59, in Linz Königliche Akademie der Tonkunst in München (heute Hochschule für Musik und Theater München) Namensänderung in Joseph Reitinger-Laska Korrepetitor im Stadttheater Teplitz-Schönau (Teplice) in Böhmen Dirigent am Landestheater in Linz Dirigent am Stadttheater Ostrau (Ostrava) in Mähren Dirigent am Stadttheater Hermannstadt (heute Sibiu, Rumänien) Zweiter Dirigent unter Alexander Zemlinsky am Neuen Deutschen Theater in Prag Kriegserklärung Österreich-Ungarns an Serbien, woraus der Erste Weltkrieg entsteht. Laska wird als Leutnant der Reserve zur k.u.k. Armee einberufen und an die russische Front geschickt Kriegsgefangenschaft in den russischen Lagern IwanowoWosnessensk, Blagoweschtschensk, Chabarowsk, Irkutsk und Wladiwostok Ankunft im Hafen von Tsuruga/Japan Anstellung als Professor an der Schule für Musik und Oper Takarazuka Erster Auftritt als „außerordentlicher Gast“ bei einem Konzert der Gesellschaft der Takarazuka-Musikforschung Erste offizielle Teilnahme an einem Konzert der Gesell191

Anhang

8.2.1924 22.10.1925

18.9.1926 20.2.1927 Dez. 1927

April 1928 Juni 1930

24.4.1931

April 1933

24.8.1933 22.11.1933

Dez. 1933 26.1.1935

schaft der Takarazuka-Musikforschung (danach regelmäßige Teilnahmen) Erstes Symphoniekonzert in Takarazuka Von dem 1919 in Irkutsk komponierten Stück „Drei Lieder“ werden das erste, „Traumwald“, und das zweite, „Schlummerlied“, in Wien beim Liedkompositionswettbewerb des Weltmusik- und Sangesbundes mit einem Preis ausgezeichnet Erstes Abonnementkonzert des Symphonieorchesters Takarazuka Erstes Abonnementkonzert des Neuen Symphonieorchesters (Shin Kōkyōgakudan) Laskas Abhandlung „Die Musik Japans“ wird in der deutschen Zeitschrift „Die Musik“, Berlin und Leipzig, Jahrgang XX, Nr. 3 (Dezember 1927), S. 179–182, veröffentlicht. Anstellung als Lehrer an der Musikabteilung des Kobe College Vortrag über „Europas Musik in Japan und ihre Beziehungen zur japanischen“ beim Wiener Kongress des Weltmusikund Sangesbundes Dirigiert Bruckners 4. Symphonie beim 75. Abonnementkonzert des Symphonieorchesters Takarazuka (Erstaufführung in Japan) Seine Abhandlung „European Music in the Land of the Rising Sun – A Study of Musical Conditions in Japan“ wird in der Übersetzung von Florence Leonard, in der Aprilausgabe von „The Etude“ in Philadelphia, USA, publiziert. Tod des Vaters, Julius Laska Dirigiert Bruckners 1. Symphonie beim 100. Abonnementkonzert des Symphonieorchesters Takarazuka (Erstaufführung in Japan) Ende seiner Anstellung an der Schule für Musik und Oper Takarazuka und beim Symphonieorchester Takarazuka Dirigiert Bruckners Te Deum in der Halle Asahi Kaikan beim zweiten Konzert des Asahi Chores (Erstaufführung in Japan)

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Zeittafel

1.–10.9.1935 3.10.1935 23.12.1936

ab 1941

31.1.1942 29.9.1942 15.12.1942 25.4.1945 1.5.1945 Mai 1945

4.8.1947 1956 14.11.1964

Teilnahme an der Internationalen Musikkonferenz in Moskau Im Hafen von Tsuruga wird Laska die Wiedereinreise nach Japan verweigert; danach Rückkehr nach Österreich Verleihung des Professorentitels an den „Komponisten und Musiklehrer Josef Laska in Wien“ durch Bundespräsident Wilhelm Miklas auf Antrag von Unterrichtsminister Hans Pernter. Tätigkeit als Pianist bei Konzertreisen für die nationalsozialistische Organisation KdF (Kraft durch Freude). Dabei lernt Laska Ellen Mary Albrecht kennen Heirat mit Ellen Mary Albrecht (*23.2.1910 in Berlin; † 9.10.1986 in Wien) Verhaftung durch die Gestapo in Wien Einlieferung in das Gefängnis Straubing in Bayern nach einem Schauprozess wegen „Hochverrates“ Beginn des „Todesmarsches“ nach Dachau (28.4.wird Freising erreicht und am 30.4.bis Landshut zurück marschiert) Befreiung durch das amerikanische Militär Rückkehr über Salzburg nach Wien. Über das Rote Kreuz findet Laska seine Frau wieder. Sie ziehen in die Döblergasse 2/I. 30b im 7. Bezirk Geburt des Sohnes Joseph Reitinger-Laska Vorträge, Konzerte und private Musikstunden Umzug an den Kagraner Platz im 22. Bezirk und später in die Erzherzog-Karl-Straße Joseph Laska stirbt im Alter von 78 Jahren in Wien

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Kazumi Negishi Werkverzeichnis Joseph Laska Dieses Verzeichnis enthält chronologisch nach dem Entstehungsjahr geordnet Werke von Joseph Laska, die in der Musiksammlung der Österreichischen Nationalbibliothek, der Musiksammlung der Wienbibliothek, der Bibliothek der Anton-Bruckner-Privatuniversität in Linz sowie der Bibliothek des Kobe College in Japan erhalten sind. Da es viele Werke gibt, die in verschiedenen Bibliotheken vorhanden sind, habe ich um Verwirrungen zu vermeiden in der Liste von einer Standortangabe abgesehen. Laska hat in den meisten seiner handgeschriebenen Noten den Ort und das Datum der Komposition angegeben. Ich habe die Werke nach Jahren geordnet und – soweit bekannt – Monat und Tag in eckigen Klammern am Ende angeführt, also z. B. für 5. Februar [5.2.]. Jene Kompositionen, von denen nur das Jahr bekannt ist, sind entsprechend am Ende jeden Jahres aufgelistet. Jene Werke, die aus mehreren Teilen bestehen, sind im Jahr der Vollendung des letzten Teiles angeführt, ebenso sind jene Werke, deren Komposition sich über mehrere Jahre erstreckte, im Vollendungsjahr des gesamten Werkes angeführt. Bei allen Werken, die vor der Ankunft in Japan während der Gefangenschaft in Sibirien entstanden, sind die Entstehungsorte angeführt. Die Tonarten sind nur angeführt, wenn sie im Titel des Stücks vorkommen. Jene Werke, von denen auch kein Entstehungsjahr bekannt ist, sind am Ende des Verzeichnisses mit alphabetisch geordneten Titeln angeführt. Unvollständig erhaltene Werke sowie als unvollendet geblieben klassifizierte Werke sind nicht angeführt. A: Werke aus der Zeit vor Laskas Ankunft in Japan 1908 • «Doppel-Fuge für Streichquartett» 1909 • «Am Ende kommt der Tod» für achtstimmigen, gemischten Chor (a capella), Text: Carl Arno, Neubearbeitung 1957 • «Zweistimmige Fuge in h-Moll für Violine und Bratsche» • «Präludium und Fuge für Streichtrio» (Violine, Bratsche, Cello) 194

Werkverzeichnis Joseph Laska

• «Fuge in f-Moll für Streichtrio» (Violine, Bratsche, Cello) 1910 • «Lieder aus der Jugendzeit» Heft I, eine Sammlung von 10 Liedern, zwischen 1907 und 1910 entstanden. • «Thema mit Variationen» Klavierstück, handschriftlich am Ende vermerkt [beendet am 2.10.1927 (Entwurf aus dem Jahre 1910)] 1911 • «Italien (8 Lieder)», Text: Carl Arno [5.] • «Lieder aus der Jugendzeit», Heft II, eine Sammlung von 10 Liedern, zwischen 1907 und 1911 entstanden 1914 • «Lieder aus der Jugendzeit», Heft III, zwei Lieder, zwischen 1910 und 1914 entstanden • «Vaterliebe», (Ballett-Pantomime), Klavierfassung 1916 • «Heidenröslein» für Männerchor, Text: Goethe, Bearbeitung der Schubertmelodie [21.11.] • «Reiterlied» für Männerchor, Text: Schiller, (evtl. Bearbeitung) [22.11.] • «Heimweh für 3 Violinen» [23.11.] • «Scherzetto für 3 Violinen» [25.11.] • «Weh für 4 Violinen» [1.12.] • «Sechs Inventionen zweistimmig für Klavier»[19.12.] • «Drei Chansons», Text: Saxl, [23.12.] Alle sieben Werke wurden Lager in Iwanowo Wosnessensk komponiert. 1917 • «Drei Kanons für 3 Violinen» [1.1.] • «Klavierstück» in G-Dur [6.1.] • «Es ist so still geworden…» Lied, Text: Saxl [10.1.] • «Gavotte» für Klavier, [12.1.] Alle vier Werke wurden im Lager von Iwanowo Wosnessensk komponiert. • «Weltlauf» für Männerchor, Text: Hieronymus Lorm, (evtl. Bearbeitung) [10.3.] • «Blätterfall» für Männerchor, Text: Heinrich Leuthold, (evtl. Bearbeitung) [10.3.] Diese beiden Lieder wurden zusammen mit dem «Heidenröslein» vom Jahr zuvor im Jänner 1958 in Wien für vierstimmigen gemischten Chor bearbeitet. 195

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• «Ohne Titel für 2 Violinen und Viola» [11.3.] • «Suite für 2 Violinen und Viola» [12.4.] • Streichquartett ohne Titel, in E-Dur [9.5.] • Streichquartett ohne Titel, in F-Dur [9.5.] Diese sechs Werke wurden in Blagoweschtschensk komponiert. 1918 • «Vier Couplets» [6.1], komponiert in Chabarowsk. Diese haben genauere Titel, die aber nicht lesbar sind. • «Elfenszene zur versunkenen Glocke für Streichquartett» [3.3.] Laska hat schon im November 1909 während seiner Anstellung in Teplitz einige Musikstücke zum Drama „Die versunkene Glocke“ von Gerhart Hauptmann geschrieben. Es könnte sich bei der «Elfenszene» um eine weitere Arbeit dafür handeln, aber Genaueres ist nicht bekannt. • «Tanz-Szene (Menuett) für Streichquartett und Klavier» [20.10.], komponiert in Irkutsk • «Tropenkoller Sketsch in einem Akt» Text: A. Winzer [22.11.], komponiert in Irkutsk 1919 • «Drei Inventionen für Klavier» [1.4.] • «Zwei zweistimmige Kanons für Klavier» [16.4.] • «Drei Lieder», 1) Traumwald, Text: Morgenstern [19.3.], 2) Schlummerlied, Text: Mombert [1.], 3) Schauder, Text: Morgenstern [7.] • «Klavierstück» in d-Moll [20.8.] Diese vier Werke wurden in Irkutsk komponiert. • «Kontrapunktische Studien nach Bussler», komponiert in Wladiwostok. Der Monat des Entstehens ist nicht bekannt, dieses Stück beweist aber, dass Laska während dieses Jahres nach Wladiwostok verlegt wurde. Ludwig Bussler (1838–1900) war ein deutscher Musikwissenschaftler. 1920 • «Invention in A-Dur für Klavier» [12.3.] • «Drei Kleine Klavierstücke» [6], das erste ist in c-Moll und wurde 1929 nochmals bearbeitet. • «Klavierstück in d-Moll II» [7.] • «Dreistimmige Fuge in D-Dur für Klavier» [31.8.] • «Hauptform des selbständigen Kanons (Kanon in Es-Dur für Violine und Klavier» [30.10.] 196

Werkverzeichnis Joseph Laska

Diese fünf Werke wurden in Wladiwostok komponiert. 1921 • «Kanon für Violine, Cello und Klavier» [5.] • «Thema mit Variationen für Streichquartett» [12.6.]. • «Drei Inventionen für Klavier» [20.6.] • «Kanon für Klavier» [24.6.] Diese vier Werke wurden in Wladiwostok komponiert. 1922 • «Klavierstück» [30.5.], hier ist kein Ort vermerkt, aber auf Grund des Datums kann angenommen werden, dass es in Wladiwostok komponiert wurde. B: Werke aus der Zeit in Japan 1924 • «Zwei Gesänge für Streichorchester», erstes Werk [5.1.], zweites Werk ohne Datum. Es sind dies Bearbeitungen der beiden in Blagoweschtschensk komponierten Streichquartette für Streichquintett. • «Vaterliebe (Ballett-Pantomime)», Orchesterfassung [21.8.] 1926 • «Kleine Studie aus Schumann’s op. 68/14», es ist dies eine Bearbeitung des 14. Stücks des „Albums für die Jugend“ mit einer zusätzlichen Stimme für Flöte. 1927 • «Manyōshū-Lieder», 1) Mondnacht [5.9.], 2) Sehnsucht [31.8.], 3) Regenlied (Endlose Liebe) [29.9.], 4) Der Berg Mimoro [29.9.], 5) Frühlingsankunft [3.10.], Deutsche Übersetzung der Liedtexte: C. Florenz [Karl Florenz, 1865–1939] Das erste und zweite Stück wurden in der „Musikanthologie des deutschösterreichischen Autoren-Verbandes“ zusammengestellt von Ignaz Herbst anlässlich der 70. Jubiläumsfestveranstaltung in Band III, Seite 11–13, (o. J.) veröffentlicht. • «Klavierstück», in A-Dur [28.10.] • «Reychs-Marsch der Kobea Japonica» [19.12.] Die Kobea Japonica ist eine Sektion der damals weltweit existierenden Freundschaftsgesellschaften mit Deutschland. In Japan gab es noch die Sektion Edo-Japonica in Tokyo. In welcher Verbindung Laska zu dieser Organisation stand, ist nicht bekannt. 197

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1928 • Lieder aus «Briefe und Tagebuchblätter von Paula Modersohn-Becker», 1) Gebet [24.3.], 2) Schatten meiner Seele [7.4.], 3) Der Abend [2.6.] • «Drei Humoresken» für Klavier [16.10.], [6.11.], [14.11.] • «Nara-Suite», drei Stücke für Flöte und Klavier, 1) Tempelfriede, 2) Die heiligen Rehe, 3) Daibutsu 1929 • «Zwei Klavierstücke für Kobea Japonica» [21.5.], [15.8.] • «Drei kleine Klavierstücke», zweites Stück [8.8.], drittes Stück [28.8.], das erste Stück ist eine Bearbeitung des Klavierstücks in c-Moll aus Wladiwostok 1920. Diese beiden Stücke wurden in der „Musikanthologie des deutschösterreichischen Autoren-Verbandes“ zusammengestellt von Ignaz Herbst anlässlich der 80. Jubiläumsfestveranstaltung am 25. Februar 1932, IV. Band, Seite 1–3, 1932 veröffentlicht. • «Frommer Abend für Bariton, Streichorchester und Harfe», Text: Otto Doderer [15.9.] • «Japanische Melodien Heft I», 1) Sakkorasabushi, 2) Oisha, 3) Kisobushi, 4) Kitasassa, 5) Pompombushi, 6) Honenbayashi, 7) Tangono-Miyazu, 8) Suika Busuika, 9) Kamakurabushi, 10) Ryuseibushi, 11) Bokuno Geisha, 12) Ukiyobushi [10.] Es sind dies Bearbeitungen von japanischen Volksliedern und Geisha-Liedern für Klavier. Es könnte sein, dass das 11. Lied eine Eigenkomposition von Laska ist. Diese wurden 1932 in Berlin vom Verlag Ries & Erler in zwei Heften (Nr. 1–12 bzw. Nr. 13–19) herausgebracht und sind dort heute noch zu kaufen. 1930 • «Triller Etüde» für Klavier [1.3.] • «Lieder der Mitternacht (aus dem Chinesischen)» für Solostimme und Orchester, Text: Originaltexte der chinesischen Gedichte sind acht Gedichte aus dem 44. Band „Lieder der Mitternacht, 42 Stücke“ der im 8. Jahrhundert herausgegebenen Sammlung chinesischer Yuefu-Gedichte, deutsche Übersetzung: Richard Wilhelm, Notenauszüge für Klavier [9./10.], Partitur [2.11.] • «Lieder des Ostens», fünf Lieder, 1) Buddhistische Glocke, Text: japanischer Originaltext unbekannt, deutsche Übersetzung: Dr. Hermann Bohner [4.3.1929], 2) Der Regen von Jōgashima, Text: Hakushū Kitahara, deutsche 198

Werkverzeichnis Joseph Laska

Übersetzung: Shigeru Yamamoto und Dr. H. Bohner [12.2.1928], 3) Vergänglichkeit, Text: Li-Hung-Tschi, deutsche Übersetzung: Th. Schlothauer [24.12.1930], 4) Abschied, Text: Tu Moh, deutsche Übersetzung: Dr. H. Bohner [13.1.1928], 5) Jugendzeit, Text: Tu Tsiu Niang, deutsche Übersetzung: Dr. H. Bohner [13.1.1928] • «Aus Japan, Präludium, Etüde und Fuge» für Klavier [Tag/Monat unbekannt] 1931 • «Japanische Melodien Heft II», 1) Shin Urashima, 2) Taisho-odori, 3) SuiryoBushi, 4) Yamashiro Bon-odori, 5) Sakura • Sakura (Kirschblüte), 6) Yoneyama Jinku, 7) Isobushi (Strandlied), 8) Karako Odori, 9) Inshu-inaba, 10) Miyajima-Bushi (Strandlied), 11) Tamausagi, 12) Sedoga Hatakeka [3~5]. Es wurde als Folgeheft von Heft I ebenfalls vom Verlag Ries & Erler in Berlin herausgebracht. Datum unbekannt. Nur sieben Stücke 3), 5), 6), 11), 7), 8), 12) wurden ausgewählt und in dieser Reihenfolge unter den Nummern 13–19 veröffentlicht. • «7 Tanka aus Hykunin-isshu für Klavier, Flöte und Altstimme», 1) Sarumaru Tayu, 2) Mibuno Tadamine, 3) Kino Tsurayuki, 4) Saki no Daisojo Gyoson, 5) Noin Hoshi, 6) Ryozen Hoshi, 7) Doin Hoshi [6.~7.] 1932 • «Valse Capriccio» für Klavier [29.2.] • «Marsch Nr. 3 für die Abschlussfeier des Kobe College» für Klavier [6.3.] • «Die Himmelsflöte» Musik zu dem Drama „Die Himmelsflöte“ von Marie Piper, Klavierauszug [22.4.], Orchesterpartitur [24.6.] 1933 • «10 Japanische Kurzgedichte in Musik gesetzt», 1) Haiku von Bassho [17.2.1928], 2) Japanischer Gewitterguss [25.1.1928], 3) Haiku von Senda [25.7.1933], 4) Haiku von Bassho[28.7.1933], 5) Haiku von Bassho [30.7.1933], 6)Kurzgedicht aus dem Kokinshū [14.8.1933], 7) Kurzgedicht aus dem Kokinshū von Ariwara no Narihira [14.8.1933], 8) Kurzgedicht aus dem Hachidaishū von Minamoto no Shigeyuki [14.8.1933], 9) Kurzgedicht aus dem Ise Monogatari [15.8.1933], 10) Kurzgedicht von Ransetsu [15.8.1933], verlegt von The Kobe & Osaka Press Ltd., Kobe 1934. • «Japanische Suite für Orchester» [Sommer] • «Prelude lugubre für 2 Klaviere» [8.11.], „Meinem Vater zum Gedenken, (gestorben 24.VII.1933)“

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1934 • «Psalm 13» für Sopransolostimme, dreistimmigen Frauenchor, Klavier und Violine [8.] • «Die Jahreszeiten von Japan – 4 Tanka für Orchester und Sprechstimme» [8./9.], am Ende der Partitur steht: „beendet im Nov. 1948“ • «Sonatine (Quarta-Septima) für Klavier» [12.] • «Vergine bella (Petrarca) für 2 Frauenstimmen, Violine, Oboe und Horn (in F)», Bearbeitung der Motette von Guillaume Dufay (1400–1474), genaueres Datum unbekannt • «Bilder aus Japan 10 Klavierstücke», 1) Federballspiel, 2) Bettelmönch, 3) Kindertanz, 4) Am Strande, 5) Im Tempel, 6) Der Mann mit dem Äffchen, 7) Kirschblüte, 8) Geishaleid, 9) Heiliger Berg, 10) Volksfest. Im selben Jahr hat Laska diese handgeschriebenen Noten in Kobe im Eigenverlag herausgegeben. 1935 • «Sieben Volkslieder» [19.3.], französische und russische Volkslieder wie „Der feuerrote Sarafan“ bearbeitet für Kammerorchester • «Drei Japanische Märsche», Marsch Nr.1 für Aoyama Gakuin [1.4.], Marsch Nr. 2 für Aoyama Gakuin [25.5.], Marsch Nr. 3 für das Kobe College, (ohne Titel), siehe dazu 1932 • «Kleine Formen, Acht kleine Klavierstücke» [28.9.], auf dem Rückweg von Moskau über Wladiwostok nach Japan zwischen dem 18. Und dem 28. September komponiert. C: Werke aus der Zeit nach Japan und während des Zweiten Weltkrieges 1936 • «Sechs Choräle» [2.], in den Noten steht die Angabe „Moskau, Krankenhaus, Februar 1936“, was den Schluss zulässt, dass er diese, nach der Verweigerung der Wiedereinreise nach Japan im Oktober des Vorjahres, auf der Heimreise nach Österreich geschrieben hat. • «3 Lieder auf alte Mariengedichte für Singstimme, Streichquartett und Klavier», Text: Roswitha Bitterlich [3./4.] • «10 x 16 10 Klavierstücke» [5.], 10 kleine Klavierwerke zu je 16 Takten 1937 • «Drei Etüden» für Klavier [3.] 200

Werkverzeichnis Joseph Laska

• «Musik zu Georg Büchner „Leonce und Lena“» [5.], komponiert für die Aufführung dieses Stücks am 31. Mai • «Gedanken bei einer Zigarette», Chanson [5.] • «Um Roswitha Bitterlich, 12 Klavierstücke» [20.10.], diese Klaviermusikstücke wurden den Bildern und Texten des Kinderkalenders 1937 der österreichischen Malerin und Grafikerin Roswitha Bitterlich hinzugefügt. • «Ich weiß, dass wir uns wiedersehen …», chansonartiges Lied, Text: Kurt Feltz [12.11.] 1938 • «Ich hab für Männer…», Lied, Text: Wilhelm Donnhofer [15.10.] • «Nanno», Lied, Text: Hanus Heinz [18.12.] • «Roswitha Kalender 1938, 12 Lieder» [30.1.] 1939 • «Dirnenlied», Lied, Text: Adele Schreiber [15.1.] • «Zwei Chansons», a) Zu spät, Text: Felia. R. Hubalek [7.1.1939], b) Schade, dass wir uns nicht mehr lieben…, Textdichter unbekannt [6.12.1938] 1940 • «Roswitha Kalender 1939, 12 Lieder», auf der ersten Seite steht: „Wien, 1940“, aber auf der letzten Seite ist [13.2.1941] notiert. • «Festlicher Prolog zu „Musikalischer Spaziergang in A. Lortzings Zaubergarten“ für Erzähler und Klavier, Text: Hermann Dyck [7.] • «Wien, Drei Klavierstücke», 1) Die Stadt [1939], 2) Das Lied, 3) Der Tanz [22.12.1940], der Titel des dritten Stückes war ursprünglich „Die Frau“. • «Eine Reihe Deutscher (Zum 20. [sic] November – Todestag Franz Schuberts)» für Klavier [20.11.] • «Drei Tänze für Klavier» 1941 • «Pange Lingua» [2.], davon sind drei Arten von Noten erhalten, a) für Sopransolo und Orgel, b) für Bariton, Violine und Orgel, c) für dreistimmigen Frauenchor • «Einleitung und Sechs Walzer» für Klavier [3.] • «Cassandra Tanzpoèm» [18.4.] • «Alte Spieluhr», Lied, Text: Heinrich Anacker [6.] • «An allem ist die Liebe schuld», Lied, Textdichter unbekannt [3.7.] 1942 • «Nach der Schule Kleine Pantomime» für Klavier [4.] 201

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• «Serenade» für Klavier [12.4.] • «Die Landschaft (Neun Gedichte)», Lieder, Text Josef Weinheber [6.], das erste Stück mit „Gang in den Frühling“ betitelt, wurde am 19.8. des Vorjahres in Thessaloniki komponiert, siehe Kapitel 7. • «Raimund Ouvertüre für Orchester» [9.] D: Werke aus der Zeit nach dem Krieg 1945 • «Gegrüßt seist Du, Maria!», Lied mit Orgelbegleitung [20.5.] Laska hat am Ende der Noten dieses Werkes notiert: „Dieses Lied habe ich am 20. Mai 45 in Geisenhausen für Mutter Luitgard komponiert. Es war die erste Komposition nach meiner fast 3jährigen Haft (1942–45)“. • «Volkslied für dreistimmigen Jugendchor», Text: Fritz Mastny. Dieses wurde noch im gleichen Jahr von der Universal Edition herausgegeben. • «Dachau Lied für Sprecher und Klavier», Text: Jura Soyfer [8.11.]. Auf den in der Wienbibliothek erhaltenen handgeschriebenen Noten steht auf der ersten Seite: „Am Eingangstor des K.Z. Dachau standen die Worte: „Arbeit macht frei“ und zum Textdichter „Jura Soyfer, Dachau, August 1938“. Auf der letzen Seite sieht man die Eintragung „April 1950 umgearbeitet“. • «Lied an Österreich», Lied für Bass und Klavier, Text: Mahrer [10.11.] • «Sterntaler (Ein Tanz-Märchen)» für Klavier • «Lied der Arbeit», Arbeitslied 1946 • «Wiedergeburt», Lied, Text: Hugo Huppert [4.], hier steht am Anfang der Noten „Zum Jahrestag der Befreiung Wien’s durch die rote Armee (13.4.1945)“. • «Hymne an Österreich!», Lied, Text: Franz Theodor Csokor [17.4.], auch für vierstimmigen Chor ohne Begleitung sowie für vierstimmigen gemischten Chor mit Begleitung. • «Musik zu „Die lieben Nachbarn“» [10.5.], könnte Musik für ein Bühnenstück sein, aber es ist nichts Genaueres bekannt. • «Chor der Fräuleins» für Sprecher und Klavier, Text: Erich Kästner [15.5.] • «Lied an Österreich» für Solostimme (tief ) und Klavier, sowie für vierstimmigen Männerchor und Klavier, Text: Mahrer 1947 • «Totentanz (1945)» für Sprecher und Klavier, Text: Udo Walter [1.], neben 202

Werkverzeichnis Joseph Laska

dem Namen des Textdichters steht: „für J. Liedike, verschollen in einem K.Z.-Lager“. • «Manchmal in Nächten kommt ein Traum mir», Lied, Textdichter: unbekannt [3.3.] • «Fünf Kleinrussische Volkslieder», Lieder [11.] 1948 • «Ungarischer Tanz (Nr. 2)» für Klavier [2.], trotz der vorhandenen Nr. 2 ist eine Nr.1 nicht bekannt. • «Lieder von A. Novikoff» für 2 Solostimmen, Klavier und Gitarre [2.] • «Dem Revolutionär Jesus», Text: Erich Kästner, [29.4.]. Der gesamte Text auf der Seite lautet: „Dem Revolutionär Jesus / Zum Geburtstag / von / Erich Kästner / In Musik gesetzt (Deklamation) / von / Jos. Laska / 29. April 1948“ • «Eine Front, Arbeiter! Kampflied» Textdichter unbekannt, [13.5.] • «Mein Urlaub» für Klavier [7/8], verschiedene Fugenstudien während eines Urlaubs in Aschach an der Steyr geschrieben. • «Messe in d-Moll für zweistimmigen Chor (Frauen- und Männerstimmen), Sopran- und Bariton-Solo und Orgel» [Herbst], am Ende des Credo steht [30.9.1948], am Ende des Sanctus [2.10.1948], am Ende des Benedictus [6.10.1948]und am Ende des Agnus Dei [10.10.1948] 1949 • «Befreiung» für vierstimmigen gemischten Chor, Text: Peter Georg Krafft [26.12.], es gibt auch eine Fassung mit Klavierbegleitung. 1950 • «Konzertstück für Contrabass und großes Orchester», Klavierfassung [29.1.], Partitur [ohne Datum] • «Mutter, es geht um dein Kind! » für Sprecher- Gesangstimme und gemischten Chor Text: Franz Reiter [9.] • «Wehrt euch, Proleten!», Lied mit gemischtem Chor, Text: Helmut Mauthner [9.] 203

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• «Revolution (1948)» für Sprecher und großes Orchester, Text: Carheinz Baum-Eckert [Herbst] • «Lied der Jugend» für Solostimme und gemischten Chor, Text: L. Krisdam [7.10.] 1951 • «Weltgericht», Lied, Text: Margarete Sedlar [28.4.] • «Weltfriedenslied», Lied, Textdichter unbekannt [10.5.] • «Friedensgedicht», Lied, Text: Gusti Pammer [24.5.], unter dem Titel steht „Bund demokratischer Frauen“ (eine der Kommunistischen Partei Österreichs nahestehende Organisation). • «Die Kinder in Korea», Melodram, für Sprecher und Klavier, Text: Eduard Fischer [6] • «Menschheitsfrühling» für gemischten Chor mit Solostimme, Text: Margarete Sedlar [6.] • «Fahrtenlied der F.Ö.J.», Lied für zweistimmigen Chor mit Klavierbegleitung, Text: Helmut Mauthner [1.7.], F.Ö.J. könnte die Abkürzung für „Freie Österreichische Jugend“ sein, eine dem Kommunismus nahestehende Jugendorganisation, die sich nach den Ereignissen in der Tschechoslowakei von 1968 auflöste. • «Schieber», Lied, Text: Rhedo [20.9.] • «Jugend voran!» für Sprecher und Klavier, Text: Eduard Fischer [28.9.], am 15.4.1952 schrieb er auch eine Fassung mit Orchesterbegleitung. • «Die Linzer Grottenbahn – 12 Lieder mit Klavier», Text: F. Sahling, Illustration: Rudolf Schüller [9] • «Burgenländisches Kleinbauernlied», Lied, Textdichter unbekannt [9.] • «Friedenslied», Lied, Text: Maria Hirsch [20.10.] • «Ringel, Ringel, Reigen», Text: Paul Wiens [7.11.] • «Chanson d’amour op.7/1» für Solovioline und Streichorchester, Bearbeitung des Klavierwerkes von Josef Suk • «Sommer in Aschach an der Steyr», Tonbild für Zither, Entstehungsdatum unbekannt, wurde in der vom Wiener Musikverlag Richard Grünwald herausgegebenen Zeitschrift „Notenblätter für Musenfreunde“, Ausgabe Jänner 1952, veröffentlicht. 1952 • «Herr General…» für Sprecher und Klavier, Text: Eduard Fischer [20.1.] • «Purpurne Fahnen!», Lied, Text: Margarete Sedlar [20.1.] 204

Werkverzeichnis Joseph Laska

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«Drei Kindergedichte (Friedenslieder)», Lieder, Text: Ernst Fischer [3.] «Den Unparteilichen», Chanson, Text: Jan Rainis [5.4.] «Der Boden dem, der ihn bebaut», Lied, Text: R. Kurz [7.5.] «Unsterbliche Opfer», russische Melodie für Sopran, Violine und Klavier [20.9.] • «Drei Stücke für drei Violinen» [Herbst], das zweite Stück ist eine Umarbeitung des bereits 1916 komponierten Stücks „Heimweh“. • «Es wird die neue Welt geboren», Lied, Text: Ludwig Renn [10.12.] • «Cho-sen (Korea)», Melodeklamation für Sprecher und Klavier, Text: Margarete Sedlar, genaueres Entstehungsdatum unbekannt 1953 • «Lenin’s Lieblingslied „Ich kämpfe für das Volk und Freiheit“» für 4 Hörner und Klavier, [11.1.], der russischen Melodie hat er Harmonien hinzugefügt. • «Messe in D-Dur» für dreistimmigen Frauenchor, Sopran- und Altsolo, Streichorchester, Timpani und Orgel [Sommer], dieses Werke wurde bereits 1936 begonnen, so dass es faktisch die erste Messe von Laska ist. • «Drei Marien-Lieder für vierstimmigen Männerchor und Orgel», Textdichter unbekannt [8.] • «Was dir auch beschieden …war am Ende gut» für Mezzosopran und Klavier, Text: Leopold Langhammer [6.10.] • «Du Heimatstadt, mein liebes Wien…», Lied, Text: Fr. Treuberg [16.10.] • «O Weihnachtsbaum», Lied, Text: J. Kopper [7.11.] 1954 • «Jugend-Suite, neun Stücke für Klavier» [13.3.] • «Märchensuite für Klavier» [4.] • «In assumptione B.M.V.» für Baritonsolo und Orgel [6.], B.M.V. lateinisch „Beatae Mariae Virginis“ für den Kirchenfeiertag Mariä Himmelfahrt am 15. August geschrieben. • «Jahrmaktzauber», Lied, Text: Wanka Hartik [6.] • «Gebet (Jungfrau, Mutter Gottes mein)» für vierstimmigen Männerchor und Orgel [10.7.] • «Introitus, Graduale, Offertorium, Communio für Bass (Bariton) Solo und Orgel» [27.9.] • «Messe in d-Moll» für zweistimmigen Chor (Frauen- und Männerstimmen) 2 Soli (Sopran und Bariton), Orchester und Orgel [26.10.], es ist dies die Messe aus dem Jahr 1948 mit hinzugefügter Orchestrierung. 205

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• «Italienische Suite für Klavier vierhändig» [23.12.] • «Da draußen im Park von Schönbrunn», Lied, Text: Carlheinz Baum, im selben Jahr im Verlag Adolf Robitschek herausgekommen. • «Auf der Terrasse» für vierstimmigen gemischten Chor, Text: Marta Grosse, im selben Jahr im Verlag Adolf Robitschek herausgekommen. • «Nacht» für vierstimmigen gemischten Chor, Text: Fr. Stieve, im selben Jahr im Verlag Adolf Robitschek herausgekommen. 1955 • «Zur Sängerfahrt 1955!» für Männerchor und Klavier [17.3.] • «Zwei Chöre für dreistimmigen Männerchor», Text: Johann Mayrhofer [9.– 11.4.] • «Österreichische Hymne» für gemischten Chor, Text: Franz Theodor Csokor [17.4.], von diesem Stück fertigte er noch Noten mit verschiedenen anderen Bearbeitungen an. • «Zwei Jagdchöre für vierstimmigen Männerchor und zwei F-Hörner» Text: Joh. val. Görner, Carl Michael Bellmann [4.] • «Marsch in Es-Dur» für Klavier [26.5.] • «Volkslied: Es blüht auf meiner Liebsten Grab» Lied, Text: Friedrich Kraissl [30.7.] • «Die schöne Müllerin für vierstimmigen Männerchor, Tenorsolo und Klavier», Text: Wilhelm Müller [Sommer], eine Bearbeitung von Schuberts Werk • «Zwei altbabylonische Gebete zur Mutter» für mittlere Singstimme und Klavier [6.–9.8.] • «Zwei Bad Haller Chöre» für vierstimmigen Chor [10.], von diesen gibt es umgearbeitete Noten aus dem Jahr 1960. 1956 • «Franz Schubert op. 33, 16 Deutsche Tänze, bearbeitet für Klavier vierhändig» [3.2.] • «Mein liebes St. Veit» für vierstimmigen Männerchor, Text: Hans Reiß [29.3.] • «Sehnsucht nach dem Frühling» für vierstimmigen Männerchor, Text: Christian Adolf Overbeck [4.], eine Bearbeitung eines Liedes von Mozart • «Klavier-Album», 50 Stücke für Klavier [8.5.] • «25 Tänze für Klavier» [12.6.] • «Gedichte von der Liebe für Singstimme und Streichquintett», Text: Anneliese Eulau [9.] 206

Werkverzeichnis Joseph Laska

• «Gedenken an Bruckner», Lied, Text: Anna Zelenka [24.10.], die Fassung für fünfstimmigen gemischten Chor wurde 1958 von Verlag Adolf Robitschek herausgegeben. Laska hat auch eine Klavierfassung geschrieben. • «Kinder-Suite» für Streichorchester und Harfe, 1) Wiegenlied, 2) Schlummerlied, 3) Gebet [1.12.], es sind die Orchesternoten für 45 Spieler erhalten und auf dem Deckblatt steht „handgeschrieben! (1947)“, sodass man postulieren kann dass dieses Werk für seinen im August 1947 geborenen Sohn geschrieben wurde. • «Friede sie auf der Erde!», Lied, Text: Charlotte Walinski-Heller [Weihnachten 1956] 1957 • «Wo du hingehst…» [1.], der Textdichter ist unbekannt, aber das Stück ist eine Bearbeitung eines Werkes von Eugen Hildach für Sopran, Alt und Orgel. • «Johann Rudolph Zumsteeg Sechs Gesänge»[21.-23.2.], zu den Liedern Zumsteegs wurde eine Klavierbegleitung hinzu gefügt. • «Mei Oberösterreich» für vierstimmigen gemischten Chor a capella, Text: Rudolf Neußl [16.8.] • «Weihnachtslied» Lied, Textdichter unbekannt [1.12.] • «Mein Heimatland» für vierstimmigen gemischten Chor a capella, Text: Theodor Maria Vogel, es wurde im darauffolgenden Jahr im August 1958 vom Verlag Adolf Robitschek herausgegeben. 1958 • «Mutterlieder», Lieder mit Texten von P. Rosegger, Max Meck, Fr. Halm. Es sind drei Stücke, von denen Laska ab dem Jahr 1956 jährlich eines zum Muttertag im Mai für seine Frau Ellen komponiert hat. [12.5.1956, 12.5.1957, 9.5.1958] • «Drei Lieder für Sopran und Klavier auf Worte von Anna Zelenka (Steyr)» [6.], die Dichterin Anna Zelenka schrieb im oberösterreichischen Dialekt. 1959 • «Steyr» für vierstimmigen Männerchor, Text: Anna Zelenka [4.6.] • «Seebensteiner Menuett» für Klavier [7.] • «Fiakerpferde» Lied, Text: Kilian [19.10.] • «12 Lieder von M. Th. Paradis» [7.11.], Bearbeitung der 1786 vom Leipziger Verlag Breitkopf herausgegebenen 12 Lieder der Wiener Musikerin und Komponistin Maria Theresia Paradis (1759–1824) anlässlich der Feier ihres 200. Geburtstages. 207

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• «Und nirgendwo daheim…» [14.12.] 1960 • «Am Rande des hellen Wegs» Lied [10.1.] • «Sieben Haiku für Sopran, Flöte und Klavier» [5], siehe dazu auch die Seiten 144/145 • «Bad Haller Marsch» für Klavier [30.7.], im Sommer 1961 hat er davon eine Orchesterfassung geschrieben 1961 • «Weihnacht», Lied, Text: Hans Gottschalk [6.2.] • «Tanzstück (freier Walzer)» für Klavier [22.8.] • «Burgenland Hymne» für vierstimmigen gemischten Chor, Text: R. Zechmeister [10.] • «Moloch» für Sprecher und Klavier, Text: Fritz Bachtrögler [10.], im Text wird der Schaden, den die heutige technisierte Gesellschaft den Menschen zufügt, beklagt. • «Unter dem Atomhimmel …» für Sprecher und Klavier, Text: Rudolf Felmayer [10.] 1962 • «Ruf an Österreichs Jugend (Tierschutzlied)», Text: Wilhelm Harant, für Solostimme mit Klavierbegleitung [5.], für vierstimmigen gemischten Chor a capella [6.], auf den beim Wiener Tierschutzverlag herausgegebenen Noten für die erste Fassung steht „Erstmalig vorgetragen vom Knabenchor anlässlich der Welttierschutzfeier im Wiener Konzerthaus am 4. Oktober 1963“. E: Werke, deren Entstehungszeit nicht zugeordnet werden kann • «Abschied in der Vorstadt», Lied, Textdichter unbekannt • «An die Mutter», Lied, Text: K.M. Kisler • «A Wunder Alt-Wienerlied», Lied, Text: Philipp Jakob Formann • «Ein bunter Reigen», Lied, Text: Fred Braun/Hans Schober, besteht aus vier Liedern I. Ungarin / II. Spanierin / III. Wienerin / IV. Mondaine, der Text steht nur beim ersten Lied dabei. • «Eine Friedenshymne für Sologesangstimme, gemischten Chor und großes Orchester», Text: Theodor Germer • «Friedenslied der Jugend», Text: Helmut Mauthner, neben den handgeschriebenen Noten gibt es auch veröffentlichte mit dem Titel „ Drei Frie208

Werkverzeichnis Joseph Laska

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denslieder aus Österreich“, eine Liedersammlung von 3 Komponisten in der Laska als Erster angeführt ist. Verlag und Entstehungszeit etc. sind jedoch unklar. Es ist ein Lied für Solostimme, doch gibt es auch ad libitum einen Chorteil. «Vier Lieder» Textdichter unbekannt «O Pöstling, du Landeshort» für gemischten Chor, Text: H. v. Gilm «Plauderstündchen» Lied, Text: Manka Hartig «Vier Russische Volkslieder» für vierstimmigen gemischten Chor, 1) Stand ein Birkenbaum, 2) Sonne wandert auf u. nieder, 3) An dem Strom der Mutter Wolga, 4) Dicht am Flüsschen an der Brücke, für alle 4 Lieder gibt auch eine Fassung für zwei Klaviere «Franz Schubert: Opernarien (bisher im Klavierauszug unveröffentlicht)» I. Heft (1–4) «Franz Schubert: Opernarien (bisher im Klavierauszug unveröffentlicht)» II. Heft (5–10) «Franz Schubert: Opernarien (bisher im Klavierauszug unveröffentlicht)» III. Heft (10[Fortsetzung] – 12) «Trinkt o Wandreraugen» für gemischten Chor, Text: Edward Samhaber

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Anmerkungen 1) Verfügbar in der Österreichischen Nationalbibliothek, Musiksammlung. 2) Von Rosa Reitinger, der Mutter Laskas, sind nur die 1886 bei der Taufe ihres Sohnes Joseph Julius eingetragenen Lebensdaten bekannt (siehe Abschrift der Taufeintragung). Rosas Enkel Joseph Reitinger-Laska gibt an, sein Vater habe seine Mutter nur zwei Mal im Leben gesehen und sich von ihr im Stich gelassen gefühlt. 3) Julius Laska, * 28. Jänner 1850 in Linz; † 28. August 1933 in Linz-Urfahr. Schauspieler, Theaterdirektor, Regisseur. Das Österreichische Musiklexikon online der Österreichischen Akademie der Wissenschaften schreibt über ihn: Erlernte den Beruf eines Kammmachers, wandte sich jedoch bald dem Theater zu und debütierte 1868 am Stadttheater in Ried im Innkreis. Anschließend Militärdienst, danach Auftritte an mehreren Theatern in Bayern und Österreich. 1880 Charakterkomiker in Hamburg/D, 1881 auch Regisseur in St. Petersburg/RUS und 1882 Schauspieler, Sänger und Regisseur am Landestheater in Linz. Hier 1884–91 Direktor, 1890/91 Operettentournee nach Amsterdam 1900–03 Direktor des Innsbrucker, 1905–09 des Regensburger und 1910/11 des Meraner Stadttheaters, außerdem 1891–1921 Leiter des Sommertheaters in Marienbad (Mariánské Lázné/CZ). Kaiserlich Russischer Hofschauspieler, englischer Viktoria-Orden 1908; Königlich Sächsicher Intendanzrat 1909. (http://www.musiklexikon.ac.at/ml/ musik_L/Laska_Familie.xml). 4) Ichizō Kobayashi, * 3. Jänner 1873 in Nirasaki, Präfektur Yamanashi; † 25. Jänner 1957 in Ikeda, Präfektur Osaka. Er wurde in eine begüterte Kaufmannsfamilie geboren und studierte an der renommierten Privatuniversität Keiō Gijuku. Nach seinem Abschluss arbeitete er ab 1892 bei der Mitsui Bank, die er am 23. Jänner 1907 in Richtung Osaka verließ. Nachdem sich seine Pläne, Direktor einer WertpapierHandelsfirma in Osaka zu werden, zerschlagen hatten, wendete er sich dort der Entwicklung des Eisenbahnnetzes der Region zu und wurde so zum Gründer der heutigen Hankyū- Hanshin- Tōhō-Konzerngruppe, die Eisenbahnen, Kaufhäuser und Theater und Kinos betreibt. Für Laska ist er vor allem als Gründer der Takarazuka-Oper von Bedeutung. Später wandte er sich der Politik zu, wurde Abgeordneter und 1940 Minister für Handel und Industrie im Kabinett von Fumimaro Konoe, dem Bruder des Musi210

Anmerkungen

kers Hidemaro Konoe. Seine Mitgliedschaft bei der totalitären, rechtextremen Taisei Yokusankai Gruppe und seine Bewunderung für Hitler führten zu einem Berufsverbot nach dem Zweiten Weltkrieg, das erst 1951 wieder aufgehoben wurde. Danach ernannte man ihn zum Präsidenten des TōhōKonzerns. Sein Wohnhaus in Ikeda in der Präfektur Osaka ist heute ein Museum, in dem auch seine Kunstsammlung zu besichtigen ist. 5) Von den Lehrern an der Musikschule Takarazuka sind folgende Daten bekannt: Jun Harada, Komponist und Lehrer Issei Hisamastu, * 28. Juni 1874; † 3. Juli 1943 Er war ursprünglich Journalist und war in Takarazuka dann Librettist. Lehrte auch sein Wissen im japanischen Tanz, choreographierte und schrieb Stücke, die japanische und europäische Kultur verbanden. Kenji und Mitsuko Kin waren ein Musiker- und Komponisten-Ehepaar, Kenji war später auch Dirigent des Symphonieorchesters Takarazuka. Kazuo Takagi, Absolvent der Musikschule Tokyo (Tōkyō Ongaku Gakkō), heute Tōkyō Geijutsu Daigagaku (Hochschule der Künste Tokyo), war ab 1914 in Takarazuka Pianist und Lehrer. Er spielte auch Harfe und war als Dirigent, Komponist und Arrangeur tätig. Shikō Tsubouchi, * 15. August 1887 in Nagoya; † 11. März 1986. Er wurde von seinem kinderlosen Onkel, dem berühmten Autor Shōyō Tsubouchi, adoptiert, der auch als Kritiker und Shakespeare-Übersetzer tätig war. 1909 graduierte er an der Tokyoter Privatuniversität Waseda, während Auslandsaufenthalten in England und den USA (u. a. Harvard) studierte er Dramaturgie. 1915 kam er nach Japan zurück, arbeitete ab 1919 an der Gründung der Musikschule Takarazuka mit und war nach dem Krieg Professor an der Waseda Universität, Theaterkritiker und Dramatiker. Er heiratete Namiko Kumoi, eine Studentin des ersten Jahrgangs der Takarazuka-Oper, und beider Tochter Mikiko Tsubouchi wurde eine bekannte Schauspielerin. Rikuhei Umemoto, * 3. August 1897; † 4. Februar 1985. War in dritter Generation Tänzer der traditionellen japanischen Umemoto-Schule, deren Führung er 1928 übernahm. 1931 Auslandsstudium der Tanztheorie in Deutschland. Er schrieb viel beachtete Stücke, in denen er den dem Noh-Theater verbundenen Tanzstil seiner Schule (Kamigatamai) mit modernen Elementen verband. Sein Stück „Vom Frühling bis zu 211

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Herbst“ (Haru kara aki e) mit der von Jun Harada komponierten Musik feierte große Erfolge. Taeko Takamine, *6. Mai 1899; † 15.11.1980. Sie war eine Studentin des ersten Jahrganges der Mädchenschule für Oper Takarazuka (Takarazuka Shōjo Kageki Gakkō) und sang bei vielen Konzerten Laskas. Es kann angenommen werden, dass sie später in der Takarazuka-Oper verblieb. 6) Tetsusaburo Tōgi, * 30. Jänner 1884; † 2. April 1952. Die Familie war Mitglied der Gagaku, des traditionellen kaiserlichen Orchesters. Er wurde zuerst ebenfalls Mitglied und im kaiserlichen Haushaltsamt (Kunaichō) angestellt, begann aber nochmals ein Studium an der Tokyo-Kunstuniversität, lernte Violine bei Junkel und wurde dann selbst Geigenlehrer. Ab 1920 war er als Dirigent, Lehrer, Komponist und Arrangeur an der Musikschule Takarazuka. 7) Heikichi Takeuchi, * 6. September 1887; † 14. April 1972. Dirigent. Er stammt aus der Präfektur Shizuoka und graduierte 1910 an der Tōkyō Ongaku Gakkō, heute Tōkyō Geijutsu Daigagaku (Tokyo University of the Arts). Mit der Errichtung der Opernabteilung (Kagekibu) am Kaiserlichen Schauspielhaus (Teikoku Gekijō) wurde er dort als Dirigent angestellt. Danach dirigierte er auch an der Takarazuka-Mädchenoper und unterrichtete dort auch. 8) Kōsaku Yamada, * 9. Juni 1886 in Tōkyō; † 29. Dezember 1965 ebenda. Dirigent und Komponist. Er wurde als das sechste von sieben Kindern in eine kleinadelige Samuraifamilie geboren. Sein Vater war nach dem Zusammenbruch des Feudalismus durch Spekulation zu Geld gekommen und hatte danach in der Stadt Yokosuka eine Buchhandlung eröffnet. Yamada erhielt seine ersten musikalischen Eindrücke durch die Militärkapellen der Hafenstadt Yokosuka und durch die Kirchenbesuche mit seiner Mutter, einer Protestantin. Die Familie soll sogar ein Harmonium besessen haben. Nach einem Brand, der den gesamten Besitz zerstörte, übersiedelte die Familie nach Tokyo, da war Yamada sieben Jahre alt, mit neun Jahren verlor er den Vater. Nach einer schweren Krankheit, verursacht durch die schlechten Lebensbedingungen in einem von einem evangelischen Pastor geleiteten Internat in Sugamo, kam er als 14-Jähriger zu seiner älteren Schwester in die Stadt Okayama. Diese Schwester war mit dem Engländer Edward Gauntlet verheiratet, der zwar als Englischlehrer arbeitete, aber auch sehr musikalisch 212

Anmerkungen

war und viele Verbindungen hatte. Durch seine Unterstützung konnte er weitere höhere Schulen besuchen und sich dann 1904 an der Tōkyō Ongaku Gakkō, heute Tōkyō Geijutsu Daigagaku (Hochschule der Künste Tokyo) einschreiben. Bis 1908 studierte er Gesang und Musiktheorie bei August Junker und danach bis 1913 an der Hochschule für Musik in Berlin Komposition bei Max Bruch. Während dieses Aufenthaltes änderte er die Schreibweise seines Vornamens in Kósçak, da diese Schreibweise die Aussprache veränderte und damit vermied, dass sein Vorname mit ku = Kuh endete. 1914 verhinderte der Ausbruch des Ersten Weltkrieges eine Rückkehr nach Deutschland von einem Heimataufenthalt in Japan. 1920 gründete er die Japanische Musiktheater-Gesellschaft und 1925 die Japanische Symphonieorchester-Gesellschaft, aus der sich das heute bekannteste japanische Orchester, das NHK-Symphonieorchester, entwickelte. Er gilt als Pionier der klassischen Instrumentalmusik in Japan, sein Werk umfasst 1600 Stücke (fünf Symphonien, acht Opern, sechs symphonische Dichtungen, Orchestersuiten, Chorwerke, Lieder). Er hatte viele berühmte Schüler wie Hidemaro Konoe oder Ikuma Dan. 1948 erlitt er einen Schlaganfall und musste sich zurückziehen, danach komponierte er nur noch kurze Lieder. Einige seiner Werke sind auf CD erhältlich: http://piz.nmz.de/naxos/N_Texte/b555350gr.htm 9) Hidemaro Konoe, * 18. November 1898 in Tokyo; † 4. September 1973 ebenda. War der zweite Sohn einer bedeutenden gräflichen Familie, sein älterer Bruder Fumimaro war Premierminister (1940–41). Er besuchte die Adelsschule Gakushūin und studierte danach an der Literaturfakultät der Universität Tokyo (Tōkyō Daigaku). Viele wichtige Politiker Japans sind Absolventen dieser Universität. Er machte jedoch keinen Abschluss, sondern studierte privat bei Kōsaku Yamada Musiktheorie und Komposition. 1922–25 studierte er in Berlin bei George Schumann und war Assistent von Erich Kleiber. Nach seiner Rückkehr trat er der von seinem Lehrer Kōsaku Yamada gegründeten Symphonischen Gesellschaft Japan (Nihon Kōkyōgaku Kyōkai) bei. Nach Meinungsverschiedenheiten gründete er am 5. Oktober 1926 mit dem Großteil der Musiker dieses Orchesters das Neue Symphonieorchester (Shin Kōkyōgakudan), das er bis 1935 leitete. Dieses Orchester wurde 213

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vom damals ebenfalls erst entstandenen Radiosender NHK engagiert und entwickelte sich zum heute noch bestehenden NHK Symphonieorchester (NHK Kōkyōgakudan). 1930 unternahm er eine Europatournee und war bis 1945 auch mehrmals in Deutschland, in den 1950er Jahren war er auch Gastdirigent in Chicago und Philadelphia. Kurz nach Kriegsende gründete er nochmals ein Orchester, das Tōhō-Symphonieorchester, und das Konoe-Institut für Musikforschung, denn die Ausbildung junger Musiker wurde sein großes Anliegen. Von seinen Kompositionen ist die Bearbeitung des Stückes für das traditionelle, kaiserliche Orchester „Etenraku“ für Symphonieorchester am bekanntesten. 10) Takashi Asahina, * 9. Juli 1908 in Ushigome (heute Bezirk Shinjuku-ku in Tokyo); † 29. Dezember 2001 in Kobe, Dirigent. Er gründete im Juli 1947 das Symphonieorchester Kansai (Kansai Kōkyō Gakudan) und war dann bis zu seinem Tod Generalmusikdirektor des Orchesters, das 1960 in Philharmonisches Symphonieorchester Osaka (Ōsaka Philharmonie Kōkyōgakudan) umbenannt wurde. Inspiriert von Furtwängler Anfang der 1950er Jahre, entwickelte er ein Naheverhältnis zur Musik Anton Bruckners. Er dirigiert 1956 auch die Berliner Philharmoniker. In seinen Konzerten dirigierte er immer wieder Bruckner. Sein Durchbruch war das Gastspiel in Tokyo 1973, bei dem Bruckners 5. Symphonie gespielt wurde. Durch die Unterstützung des Mäzens Susumu Takashima konnte er 1978 eine Gesamtaufnahme aller Brucknersymphonien verwirklichen. Er gilt als „der“ Bruckner-Dirigent in Japan. 11) Emmanuel Leonievich Metter, * 28. Februar 1878 in Cherson, Ukraine; † 28. August 1941 in West Hollywood, Kalifornien. Wurde in eine jüdische Familie von Geschäftsleuten geboren und promovierte nach abgebrochenem Medizinstudium als Jurist 1906 an der Universität Charkiw. Im gleichen Jahr begann er am Sankt Petersburger Konservatorium bei Nikolai Rimski-Korsakow und Alexander Glasunow Musik zu studieren. Schon nach einem Jahr verließ er es wieder, um am Moskauer Konservatorium zu unterrichten. Dort dirigierte er auch das Bolschoi-Ballett. Während seiner Zeit als Dirigent am Theater in der russischen Stadt Kasan heiratete er die dort ebenfalls engagierte polnische Primaballerina Olga Osovskaya. Kurz vor dem Ausbruch der russischen Revolution 1917 wählten die beiden die in China gelegene, ehemals russische Stadt Harbin als Exil, wo Metter Dirigent des Symphonieorchesters Harbin wurde. In 214

Anmerkungen

den frühen Zwanzigerjahren wurde Osovskaya Professorin an der Takarazuka-Schule für Musik und Oper, und im März 1926 übersiedelte Metter ebenfalls nach Japan. Das Ehepaar lebte in Kobe, Präfektur Hyogo. Metter folgte Heinrich Werkmeister als Dirigent des JOBK (Orchester der Rundfunkstation NHK Osaka) und dirigierte für mehr als zehn Jahre auch das Orchester der Universität Kyoto. Seine beiden bekanntesten Schüler sind Takashi Asahina und Ryoichi Hattori. Am 6. Oktober 1939 übersiedelte das Ehepaar Metter nach Los Angeles. Metter verstarb 1941 an einer Herzkrankheit, Osovskaya 1964 mit 83 Jahren. Beide sind im Memorial Park Cemetery in Hollywood begraben. 12) Zitiert aus dem handgeschriebenen Dokument „Berichte zu Herrn Josef Laska“ aus dem Besitz des Kobe College. 13) Kōichi Kishi, * 31. März 1909 in Ōsaka; † 17. November 1937 Violinist, Dirigent und Komponist. Er wurde als ältestes von acht Kindern in einer begüterten Familie geboren und wuchs im Viertel Fukae in Kobe auf, in dem viele russische Emigranten wohnten, sodass er schon früh mit europäischer Kultur in Kontakt kam, obwohl sein Vater traditionell und ein Kenner der japanischen Teezeremonie war. Seit seinem 14. Lebensjahr nahm er bei Michael Wexler Geigenunterricht und studierte bei Laska Musiktheorie und Komposition. Am 9.12.1926 verließ er Japan und begann ein Geigenstudium am Genfer Konservatorium, danach ging er mit 19 Jahren an die Hochschule für Musik Berlin, wo er Komposition bei Paul Hindemith und Dirigieren bei Wilhelm Furtwängler studierte. 1929 kaufte er eine Stradivari aus dem Jahr 1710. 1934 dirigiert er als 25-Jähriger die Berliner Philharmoniker und machte Tonaufnahmen bei der Firma Telefunken. Einige seiner Werke sind auf CD erhältlich, einige Stücke sind auch auf Youtube zu hören. 1937 starb er, nur 28 Jahre alt, in Japan. Siehe eine offizielle japanische Website: http://www.de.emb-japan.go.jp/NaJ/NaJ0903/kishi. 14) Karl Florenz, * 10. Jänner 1865 in Erfurt; † 9. Februar 1939 in Hamburg, war bis 1914 Professor für deutsche Literatur an der Universität Tōkyō und ist ein Pionier der deutschen Japanologie. Übersetzungen aus dem Kojiki und Nihongi sowie des gesamten Kogo-shūi; siehe http://www.uni-hamburg.de/oag/noag/noag2007_10.pdf 15) Dr. Hermann Bohner, * 8. Dezember 1884 in Abokobi, Goldküste; † 24. Juni 1963 in Kobe. 215

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Er stammte aus einer deutschen Missionarsfamilie, studierte in Tübingen und Halle und wurde ebenfalls Missionar. Seine Bewunderung für den Missionar und Sinologen Richard Wilhelm führten ihn nach Tsingtao (Quingdao), damals eine chinesische Kolonie des Deutschen Reiches, doch wurde er, kaum angekommen, wegen des Kriegsbeginns zur deutschen Armee eingezogen. Durch den Fall Tsingtaos geriet er in japanische Kriegsgefangenschaft, nutzte diese Zeit aber um im Selbststudium Japanisch zu erlernen. 1920 wurde er freigelassen und nach kurzen Zwischenstationen in Tsingtao und bei der Familie Hunziker in Tokyo erhielt er am 21. April 1922 die Stelle eine Lektors an der im Dezember 1921 neu gegründeten Ōsaka Gaikokugo Gakkō (heute School of Foreign Studies of Osaka University). 1925 wurde er zum kaiserlich-japanischen Beamten ernannt, 1951 zum ordentlichen Professor, eine Position die er bis zu seinem Tod behielt. Zeitweise lehrte er außerdem an anderen Institutionen. Er wurde nicht wie viele andere Deutsche während des Zweiten Weltkriegs interniert und auch nach Kriegsende nicht von der amerikanischen Militärregierung ausgewiesen. Sein größtes Verdienst ist seine qualitativ hochwertige Arbeit als Übersetzer. Er hat 40 Jahre lang viele historische Quellen, z.B. über den Begründer des Buddhismus in Japan Prinz Shōtoku Taishi ins Deutsche übersetzt und so zugänglich gemacht und sich auch mit dem Nō-Theater beschäftigt. Er wurde mit Orden aus Japan und Deutschland ausgezeichnet und ist einer der Pioniere der Japanologie. Begraben liegt er auf dem Ausländerfriedhof in Kobe. Über sein Leben gibt es den japanisch-deutschen Film „Baruto no Gakuen“ (wörtlich: Paradies der Bärte); der deutsche Titel lautete „Ode an die Freude“. Der Film hatte 2006 Premiere und wurde in Japan, nicht aber in Deutschland, ein Kassenschlager.

16) Teiji Miyahara, * 8. März 1899 in Okayama; † 21.Jänner 1976. Komponist . Er studierte an der Tōkyō Ongaku Gakkō (heute Tōkyō Geijutsu Daigagaku, Hochschule der Künste Tokyo). Ab 1931 studierte er in Deutschland und hatte Unterricht bei Erwin Christoph und Adolf Schulz. Ab 1933 war er Lehrer an der Kunitachi Ongaku Gakkō (Musikschule Kunitachi), heute Kunitachi Ongaku Daigaku (Kunitachi College of Music), und ab 1936 auch Lehrer am Kobe College (Kōbe Jogakuin). Nach dem Zweiten Weltkrieg war er Professor an der Mukogawa Woman’s University (Mukōgawa joshidaigaku) in Nishinomiya, Präfektur Hyōgo. 17) Verfügbar in der Österreichischen Nationalbibliothek, Musiksammlung 216

Inhalt und Texte der Audio-CD

Inhalt und Texte der Audio-CD Das Werkverzeichnis von Joseph Laska (siehe dazu auch ab Seite 194) enthält mehr als 200 Kompositionen, deren Partituren heute in verschiedenen Bibliotheken archiviert sind. Leider wurden nur wenige davon publiziert, was es schwierig macht, die Werke Joseph Laskas kennen zu lernen. Aus diesem Grund habe ich anlässlich des 40. Todestages von Joseph Laska im Barocksaal der Aoyama Music Memorial Hall in Kyoto ein Gedenkkonzert „Bilder aus Japan“ mit seinen Kompositionen veranstaltet. Die dem Buch beigefügte Audio-CD basiert auf diesem Konzert. Allen an dem Projekt beteiligten Musikerinnen sei an dieser Stelle nochmals herzlichst gedankt. Inhalt: Italien (8 Gedichte) Text: Carl Arno [01] I. Venetia (2:11) [02] II. Am Janiculus (2:51) [03] III. Auf dem Palatin (2:24) [04] IV. Die Sabinerin (1:50) [05] V. Am Vesuv (1:53) [06] VI. Antium (2:33) [07] VII. Pompeji (2:29) [08] VIII. An der via appia (1:50) Ayumi Tōgō (Sopran) / Mayumi Sano (Klavier) Japanische Melodien Aus dem Heft I [09] Sakkorasabushi (1:05) [10] Kisobushi (0:50) [11] Honenbayashi (1:40) [12] Tangono-Miyazu (0:53) [13] Bokuno Geisha (2:09) Aus dem Heft II [14] Suiryo-Bushi (1:56) [15] Sakura • Sakura (Kirschblüte) (1:54) [16] Yoneyama Jinku (1:27) [17] Isobushi (Strandlied) (2:20) 217

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[18] Karako Odori (2:04) Emiko Kubota (Klavier) 7 Tanka aus Hyakunin-isshu [19] I. Sarumaru Tayu (2:16) [20] II. Mibuno Tadamine (2:19) [21] III. Kino Tsurayuki (1:45) [22] IV. Saki no Daisojo Gyoson (1:38) [23] V. Noin Hoshi (1:57) [24] VI. Ryozen Hoshi (2:18) [25] VII. Doin Hoshi (1:40) Ritsuko Shishido (Sopran) / Kayoko Sugiyama (Flöte) / Yuriko Mano (Klavier) Bilder aus Japan [26] I. Federballspiel (0:55) [27] II. Bettelmönch (1:41) [28] III. Kindertanz (1:27) [29] IV. Am Strande (1:34) [30] V. Im Tempel (2:44) [31] VI. Der Mann mit dem Äffchen (1:19) [32] VII. Kirschblüte (3:10) [33] VIII. Geishaleid (3:19) [34] IX. Heiliger Berg (2:52) [35] X. Volksfest (1:56) Yōko Hirata (Klavier) 7 Haiku [36]–[42] (8:44) Ritsuko Shishido (Sopran) / Kayoko Sugiyama (Flöte) / Yōko Hirata (Klavier)

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Inhalt und Texte der Audio-CD

Texte Italien (8 Gedichte) Text: Carl Arno 1 Venetia Zur Piazetta sollst du heute kommen, wenn du mich liebst, so kommst du, Marietta. Ich warte, bis der Abendstern verglommen, nicht wahr, du kommst, du kommst zur Piazetta?! Dann trägt uns die verschwieg’ne Gondel leise hinaus in Nacht und holde Traumesferne, in’s Märchenland der Liebe geht die Reise und uns’re Küsse sehen nur die Sterne. Derweilen am San Marco steh’n und spähen die Neider und sie fragen nach uns beiden, ob man vielleicht beisammen uns gesehen... Venetia schweigt und träumt von alten Zeiten. 2 Am Janiculus Schau, dort die ewige Stadt zu deinen Füssen, wo uns’re Blicke durch den Lorber dringen. Schon wollen Nacht und Schweigen sie umschlingen, fern aus dem Dunkel noch die Berge grüssen. Geliebte komm, die alte Wölfin träumt nun bald vom blut’gen Glanz vergangner Zeit, vom blut’gen Glanz vergangner Zeit! Soll ich dich heim zum kleinen Haus geleiten an dessen Tor der gelbe Tiber schäumt? Dort schaut uns Luna ins vertraute Zimmer, belauschend seit Aeneas fernen Tagen dasselbe Liebesglück, dieselben Klagen. Alt wurde Roma, Venus wird es nimmer! 3 Auf dem Palatin Ihr dieser Erde stolzeste Ruinen 219

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seht ihr des Nachts durch eure Gänge schweben die Geister der Cäsaren, die im Leben gleich Göttern sich und ihrer Welt erschienen? Die ihrer Seele Flammendurst gestillt mit jeder, jeder ird’schen Lust in ihren Tagen. Oh träf‘ ich sie ... ich wollte sie befragen, wovon Erinnerung sie noch erfüllt, ob Weltenherrschaft, Macht, das Glück der Siege, ob Ruhmeslorber, ob die holde Liebe es sei, was ewig unvergessen bliebe, wenn Charons Nachen zum Orkus trüge. 4 Die Sabinerin Rosetta, pinienschlank braun, der wilden Berge wildes Kind, glaub’ mir, vor allen andern ist mein Herz am treusten dir gesinnt. Ein Himmel blickt aus deinem Aug’, dein Lachen klingt mir wie Musik, du gibst den frohen Lebensmut und heitre Jugend mir zurück, in deiner Nähe flieht der Wahn, daß mir das Glück verloren sei! O dürft ich küssen deinen Mund bis dieser Lebenstraum vorbei! 5 Am Vesuv Deines Feuerberges Wein glüht in meinen Adern, und ich fühl’ Bacchantenlust ---Mädchen, lass das Madern! Füll den Becher, trink ihn aus, bleib auf meinem Schosse! nimmer blüht in diesem Tal eine schön’re Rose! Schling um mich den braunen Arm!--Schreckt dich gar mein Feuer? Fürchtest du mich mehr, als dies Bergesungeheuer?

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Inhalt und Texte der Audio-CD

6 Antium Ferne, ferne blickt herüber Circes Fels aus blauem Meer, über Nero’s Marmolvillen ziehn Poseidons Rosse her, wilde Wogen, schaumbekrönte decken die vergang’ne Pracht. Was hier lebte, was hier liebte bannt des Orkus ew’ge Nacht. Und ich wandle einsam träumend manche Stund an Latiums Strand, denk der heitern, alten Götter, deren Herrschaft längst entschwand. Gehn und Kommen, Gehn und Kommen, unaufhörlich rollt die Zeit.--Einst auch über uns’re Leiden rollt das Meer der Ewigkeit. 7 Pompeji Die Tempel leer, Markt, Strassen ohne Leben, so kalt und öd in bleichen Mondesglanz. Zuweilen nur in wildem Schattentanz Bacchantenzüge durch die Wolken schweben. Ach, meinem Herzen gleichst du, Stadt der Trauer, auch es zerstörten des Geschicks Gewalten. Einst reich belebt von bunten Glücksgestalten nur die Erinn’rung bleibt und ihre Schauer. 8 An der via appia Campagnablumen, gelbe Geißblattblüten, pflückt’ ich von manchem alten Heldengrab, zum bunten Strauß vereint bring ich die Kinder des holden Lenzes dir als Opfergab. Aus Schutt und Moder sind sie auferstanden, sieh so ersteht auch ewig neu die Liebe. Gestorben sind die Götter--Aphrodite allein lebt ewig in dem Weltgetriebe! 221

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7 Tanka aus Hyakunin-isshu 1 Sarumaru Tayu Wenn man die Stimme des Hirsches hört, der rufend das farb’ ge Laub am einsamen Berg durchschreitet— wie traurig dann der Herbst ist! 2 Mibuno Tadamine Seit ich beim kalten Lichte des Morgenmondes von ihr geschieden— gleicht nichts an tiefer Trauer der Zeit der Morgendämmerung! 3 Kino Tsurayuki Wie’s mag bestellt sein um’s Herz des Menschen, weiß ich zwar nicht, doch duften noch wie in alten Zeiten im alten Dorf die Blumen. 4 Saki no Daisojo Gyoson Lass miteinander uns Mitgefühl empfinden o Bergeskirschbaum. Auch ich hab keine Freunde als einzig deine Blüten. 5 Noin hoshi Die bunten Blätter von Mimuronoyama, dem sturmumwehten— nun sind sie rote Seide des Flusses Tatsutagawa. 6 Ryozen hoshi Mich einsam fühlend geh ich vor’ s Haus u. schau umher— da finde ich überall dieselbe herbstliche Abenddämmerung 7 Doin hoshi Wie sehr durch Lieb ich auch leide, 222

Inhalt und Texte der Audio-CD



bleibt mir leider doch noch das Leben. Nur meine Tränen können den Schmerz nicht länger tragen—

7 Haiku 1 2 3 4

Den Glanz der Sonne suchst du doch nur vergebens in einer Pfütze! Erst wenn Du ein Herz mit Liebe kannst erfüllen, bist Du wirklich Mensch! Sinnbild von Basshō (1643–1694): Auf blattlosem Zweig hockt einsam eine Krähe, müd neigt sich der Tag. Könnt ich begreifen, was du kleine Blume bist … verstünd’ ich Gott und mich! 5 Taira no Tadanori (1143–1183) (als Haiku von Joseph Laska): Unter dem Kirschbaum verbring ich die Nacht als sein Gast bei seinen Blüten! 6 Sinnbild von Basshō (1643–1694): Text wie bei Nr. 3 7 „Alt bin ich worden“ von Fujiwara Yoshifusa (804–872) (als Haiku von Joseph Laska): Alt bin ich worden, doch seh ich die Kirschblüten, wallt freudig mein Herz!

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Register Personen, Orte, Institutionen Alt-Frauenhofen 132 Amagasaki (Stadt) 96, 154 Amatsu, Otome 45, 46 Amur 93 Andō, Yōko 81 Anton Bruckner Institut Linz 9 Antonicek, Theophil 125 Aoyagi, Yumi 152 Ariake, Tsukiko 45, 46 Ariwara no Narihira 111,113,114, 118, 199 Arno, Carl 91, 194, 195, 217, 219 Arova, Sonia 149 Asahi Kaikan (Asahi Halle) 10, 72, 88, 105, 123, 192 Asahina, Takashi 5, 68–70, 149, 214, 215 Ashiya (Stadt) 86, 87 Auer, Leopold von 85 Auer, Max 66, 70–74 Auersperg, Gräfin 178 Awashima, Chidori 45 Bach, Johann Sebastian 28, 76, 79, 80, 150 Bad Hall 140, 188, 206, 208 Bártok, Béla 62 Baum, Carlheinz 140, 204, 206 Beethoven, Ludwig van 28, 47, 51–53, 56, 58, 69, 74, 76, 145, 147, 149, 150, 165 Belgrad 127 Bellaria, Wien 182 Bellini, Vincenzo 48

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Berlin 28, 58, 66, 85, 106, 107, 122, 151, 157, 164, 185, 192, 193, 198, 199, 213 Bizet, Georges 47, 50 Blagoweschtschensk 31, 93, 191, 196, 197 Bohner, Hermann 103, 105, 198, 215 Borodin, Alexander 53, 56, 57, 139 Brahms, Johannes 28, 76, 150 Breslau 178 Brichta, Gerhard 139 Brix, Karl 139 Bruckner, Anton 5, 9–13, 20, 21, 23, 24, 26, 27, 61–79, 141–143, 153, 190, 192, 207, 214 Burgmein, Jules (alias Ricordi) 45, 46 Café Dobner 185 Café Juchheim 126, 175 Catalani, Alfredo 56 Chabarowsk 31, 94, 174, 191, 196 Cherubini, Luigi 150 Chopin, Frédéric 28, 46, 76, 77 Chūōkōkaidō (Stadthalle des Bezirks Chūō/Osaka) 53 Cornelius, Peter 79 Cortot, Alfred 149 Dachau 131, 176, 185, 193, 202 Daimer, Johann 27 Dalayrac, Nicolas 28 Debussy, Claude 88, 168 Deutsches Theater (heute Staatsoper Prag, Státní Opera Praha) 172 Dōin Hōshi 110, 199, 218, 222

Register

Dingolfing 131 Dorner, Leo 16 Dragan, Tamara 138, 139 Dvořák, Antonin 30, 59 Edison, Thomas Alva 21 Enns 20, 186 Fetsch, Rudolf 147 Fibich, Zdenko 62, 63 Fischer, Eduard 135–137, 139, 204, 205 Florenz 96 Florenz, Carl (Karl) 98, 197, 215 Flotow, Friedrich von 28 Flury, Richard 63 Franck, César 114 François, Samson 150 Freising 131, 193 Fujimoto, Takayo 45 Fujimoto, Tsuruko 42 Fujimura, Suzu 82 Fujita, Toki 81, 122 Fujiwara, Yoshifusa 145, 223 Furuya, Kōichi 50, 51 Futsukoku Kageki Gakkō (Französisches Konservatorium) 41

Gieseking, Walter 149 Gilels, Emil 150 Glinka, Mikhail I. 50 Gluck, Christoph Willibald 28 Goshirakawa (Kaiser) 117 Goethe, Johann Wolfgang von 92, 195 Gounod, Charles 48 Goltermann, Georg 45 Gretschaninow, Alexander T. 139 Grieg, Edvard 60 Grinberg-Huzieff, Ekaterina 77

Haas, Robert 71 Hager, Hans 27 Hagiwara, Hirokichi 64, 115 Hagoromo Kangendan (HagoromoOrchester) 60 Hakone 115 Hamamatsu (Stadt) 83 Hamburg 21, 210, 215 Händel, Georg Friedrich 76, 80 Hankaku Tetsudō (Eisenbahngesellschaft Hankaku (heute Japan Railway, FukuchiyamaLinie) 37 Hankyū Bunkazaidan Ikeda Bunko Gemeinnützige Stiftung Sammlung (Gemeinnützige Stiftung Sammlung Hankyū Ikeda (Hankyū Hankyu Ikeda) 10 Bunkazaidan Ikeda Bunko) 10 Hankyū Gakuen Ikeda Bunko Genf 87, 215 (Sammlung Hankyu Schule Ikeda) Geisenhausen 132, 177, 202 10 Gesellschaft der Takarazuka Han Wudi 105 Musikforschung (Takarazuka Harada, Jun 41, 42, 211, 212 Ongaku Kenkyūkai) 45, 49, 67, 115, Hartmann, Johann Peter Emilius 63 191, 192 Hashimoto, Ishino 42 Gesellschaft zur Ausbildung einer Hatsuse, Otowako 45, 46 Takarazuka Mädchenoper (Takarazuka Hayashi, Ryūsaku 117 Shōjo Kageki Yōseikai) 39 Haydn, Joseph 28, 47, 50, 53, 74, 78

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Register

Hazama, Naoko 81 Hermannstadt (Sibiu) 30, 172, 191 Herzog, Erika 114 Hessel, Rudolf Alexander 122 Hikita, Ichirō 120 Hindemith, Paul 150, 215 Hirata, Yōko 153, 154, 218 Hirota, Misuzu 81 Hisamatsu, Issei 41 Hisanaga, Aiko 43 Hitomi, Yaeko 42 Hofmann, Heinrich 27 Hokkaidō (Präfektur) 78 Honegger, Arthur 62 Hyōgo (Präfektur) 9, 10, 40, 55, 96, 215, 216 Ikeda (Stadt) 38, 210, 211 Innsbruck 22, 210 Irkutsk 31, 32, 94, 191, 192, 196 Ishibashi 37, 38 Itō, Atsuyuki 150 Itsuō Museum 11 Iwanowo-Wosnessensk 31, 32, 92, 93, 191, 195 Izumo, Aya 106 Japanische Gesellschaft für Musikwissenschaft (Nihon Ongakugakkai) 153 Japanischer Rundfunk-Fernsehen (NHK, Nippon Hōsō Kyōkai) 59, 117, 149, 214 Jokl, Georg 61, 62 Jonas, Franz 187 Juchheim, Karl Joseph Wilhelm 126 Kadota, Ashiko 45, 46

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Kageki (Zeitschrift „Oper“) 34, 41, 42–44, 46, 48–50, 53, 54, 56, 59, 90, 120 Karajan, Herbert von 149, 150 Kaiserliches Schauspielhaus (Teikoku Gekijō in Tokyo) 60, 212 Kaiserliches Theater (Teikokuza, in Osaka Kitahama) 60 Kansai (Region) 5, 9, 14, 33–36, 46, 49, 54, 59, 60, 69, 81, 83, 103, 124, 136, 150, 151, 153, 164, 165 Kansai Kōkyōgakudan (Symphonieorchester Kansai) 149, 214 Karasulowa, Olga 77 Karlsbad 178 Kataoka, Rikiyuki 42 Kataoka, Yoshinosuke 42 Katō, Sadako 72 Kawaguchi, Katsujirō 50, 102, 111 Kawai, Kiroku 45, 46 Kawanishi-Noseguchi 38 Kawasaki, Shizuko 150 Keldorfer, Josef 66 Kéler, Adalbert (Béla) 47 Kellermann, Berthold 26, 171 Kempff, Wilhelm 150 Kin, Kenji 41, 211 Kin, Mitsuko 41, 45, 211 Kino Tomonori 117 Kino Tsurayuki 109, 199, 218, 222 Kishi, Kōichi 6, 85–87, 122, 147, 215 Kissle, K.M. 180 Kitahara, Hakushū 105, 198 Kitzler, Otto 21 Klose, Friedrich 26, 171 Knab, Armin 62 Kobayashi, Ichizō 11, 36–39, 41, 210

Register

Kobe (Stadt) 9, 39, 68, 74, 75, 80, 81, 84, 85, 87, 94, 108, 111, 126, 164, 174, 175, 199, 200, 214–216 Kobe College (Kobe Jogakuin) 6, 9, 13, 14, 34, 72, 75–85, 91, 96, 103, 108, 111, 114, 116, 117, 119, 120, 122, 153–155, 192, 194, 199, 200, 215, 216 Köchel (Theaterdirektor) 178 Königliche Akademie der Tonkunst (München) 24, 25, 191 Konoe, Fumimaro 210 Konoe, Hidemaro 11, 54, 58–60, 149, 164, 211, 213 Kōnan Kōtōgakkō (Oberschule Kōnan) 87 Kremsmünster Stift 24, 171, 191 Kubota, Emiko 153, 218 Kunitachi Ongaku Daigaku (Kunitachi College of Music, Kunitachi Musikhochschule) 150, 216 Kumoi, Namiko 108, 211 Kyoto 9, 42, 58, 68, 117, 147, 154, 159, 215, 217

Linz 9,12, 13, 15, 16, 19, 20–24, 26, 30, 66, 72, 91, 98, 105, 115, 138, 140, 143, 170 , 172, 188, 191, 194, 210 Liszt, Franz 27, 28, 77 Li Hung Tschi 105, 199 Löchner, Dr. 77 Lorm, Hieronymus 93, 195 Luzinsky 34

Mahler, Gustav 12, 30 Mandl, Hans 187 Mano, Yuriko 103, 153, 218 Maria Schutz am Semmering 186 Marteau, Henri 62 Marienbad (heute Mariánské Lázně) 22, 23, 210 Mascagni, Pietro 56 Massenet, Jules 50 Matsuo, Bashō (Bassho) 111–113, 145, 199, 223 Matsuo, Takenosuke 43 Mayrhofer, Johann Nepomuk 133, 206 Menchinski, Zygmunt 68, 116 Mendelssohn-Bartholdy, Felix 28, 51–53, 60, 88, 150 Laa an der Thaya 7, 20, 145, 146, 155, Meran 22 181, 189 Metter, Emmanuel 68, 147, 214, 215 Lalo, Édouard 74 Mibuno, Tadamine 109, 199, 218, 222 Landesgericht Wien 130 Landestheater Linz 21, 22, 30, 172, 191, Minamoto no Shigeyuki 113, 199 Minō (Stadt) 37–39, 42 210 Minō Arima Denki Tetsudō K.K. Landshut 131, 132, 193 (Minō Arima Elektrische Laska, Julie 19, 20 Eisenbahnen Gesellschaft) 37 Laska, Julius 19, 20–23, 192, 210 Mita, Setsuko 123 Lehár, Franz 30, 178 Miyahara, Teiji 124, 216 Leipzig 62, 151, 157, 178, 192 Leningrad (heute St. Petersburg) 119, 120 Miyake, Harue 150 Leonard, Florence 152, 192 Miyoshi, Sayoko 42 Leuthold, Heinrich 93, 195

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Register

Mogilevsky, Alexander 69, 70 Mombert, Alfred 94, 196 Mōri, Masato 122 Moosburg 131 Morgenstern, Christian 94, 196 Moskau 31, 92, 93, 95, 119, 120, 123–125, 174, 193, 200 Mottl, Felix 26, 171 Mozart, Wolfgang A. 28, 50, 51–53, 60, 75, 78, 150, 206 Muck, Carl 30 München 24–28, 155, 171, 191 Muromachi/Ikeda 38 Musikschule Takarazuka (Takarazuka Ongaku Gakkō) 9, 40, 211, 212 Nagoya (Stadt) 58, 59, 165, 211 Nakamura, Ken 96, 154 Nakayama, Michiko 81 Namba, Kaoru 103 Nansen, Fridtjof 32 Nápravnik, Eduard 50–52 Nara 102, 103, 116 Nasu, Mieko 82, 155, 156 Nationaltheater (Národní Divadlo), Prag 30 Nedbal, Oskar 30, 62 Negishi, Kazumi 7, 26, 65, 82, 189, 190, 194 Neues Symphonieorchester (Shin Kōkyōgakudan) 12, 59,192, 213 Neumann, Angelo 30 Neumeier 130 Nielsen, Carl 63 NHK Kōkyōgakudan (NHK Symphonieorchester) 12, 59, 149, 213, 214 NHK, Nippon Hōsō Kyōkai

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(Japanischer Rundfunk-Fernsehen) 59, 117, 149, 214 Nihon Kōkyōgaku Kyōkai (Symphonische Gesellschaft Japan) 54, 56, 58, 59, 213 Nihon Ongakugakkai (Japanische Gesellschaft für Musikwissenschaft) 153 Nihon Seinenkan („Halle der Jugend Japans“ in Tokyo Aoyama) 58–60 Nikkō-Chūzenji 115 Nishinomiya (Stadt) 80, 216 Nōin Hōshi 109, 199, 218, 222 Novák, Vítězslav 63 Nozaki, Sumiko 72, 77, 81–85, 91, 106, 117 Numajiri, Ryūsuke 103 Oberösterreich 9, 139, 153, 188, 207 Oberschule Kōnan (Kōnan Kōtōgakkō) 87 Offenbach, Jacques 29 Ogawa, Natsuko 42 Ogura, Miyuki 42, 108 Okamoto, Harutoshi 42 Okumura, Heizō 42 Onodera, Shōji 10, 11 Ōe no Chisato 118 Ōe, Fumiko 108 Operngruppe Takarazuka (Takarazuka Kagekidan) 10, 13 Ōsaka 10, 15, 36–39, 42, 43, 53, 58–60, 72, 73, 80, 85, 88, 105, 117, 122, 123, 151, 159, 164, 165, 174, 210, 211, 215, 216 Ōsaka Asahi Shinbun (Zeitung Osaka Asahi) 72, 84

Register

Ōsaka Chūō Hōsōkyoku (Zentrale Rundfunkstation Osaka) 82 Ōsaka Daigaku (Universität Osaka) 12–15, 96, 143, 154, 189 Ōsaka Geijutsu Daigaku Butai Geijutsu Gakka (Kunstuniversität Osaka, Abteilung für Bühnenkunst) 154 Ōsaka Hōsō Kōkyō Gakudan (Symphonieorchester der Rundfunkstation Osaka) 147, 149, 215 Ōsaka Jiji Shinpō (Jiji Shinpō Zeitung Osaka) 43 Ōsaka Kyōiku Daigaku (Pädagogische Universität Osaka) 14, 154 Ōsaka Mainichi Shinbun (Zeitung Osaka Mainichi) 119, 121, 148 Ōsaka Philharmonie Kōkyōgakudan (Philharmonisches Symphonieorchester Osaka) 10, 68, 214 Ōsawa, Hisato 147 Ostrau (Ostrava) 30, 132, 172, 177, 191 Ōta, Shichiro 42 Ōtani, Kiyoko 149 Ousaka, Sekiko 42

Osaka (Ōsaka Philharmonie Kōkyōgakudan) 10, 68, 214 Pernter, Hans 134, 193 Podskyrebaeff 72 Poggiolesi, Greco 96 Pola 171 Prag (Praha) 30, 62, 92, 96, 172, 174, 191 Prokofieff, Sergei 33

Rachmaninoff, Sergei 47 Ransetsu (Haiku-Dichter) 114, 199 Rebikow, Wladimir 62 Reiter, Franz 138, 203 Regensburg 22 Reger, Max 28 Reitinger, Rosa 19, 191, 210 Reitinger-Laska, Ellen Mary 7, 16, 17, 19, 20, 23, 25, 29, 32–35, 124–126, 129, 130, 156,170–180, 193, 207 Reitinger-Laska, Ilse 16, 146, 155, 182, 189 Reitinger-Laska, Joseph, 7, 15, 16, 23, 24, 35, 76, 79, 128, 129, 133, 144, 146, 155, 181–189, 190, 193, 210 Rheinberger, Joseph 28 Ricordi, Giulio (alias Burgmein) 46 Robitschek, Adolf 140–142, 206, 207 Paryla, Karl 134 Rode, Pierre 46 Petrinum (Gymnasium) 24, 171, 191 Rojo, Mario 72 Pädagogische Universität Osaka (Ōsaka Rossini, Gioachino 46, 48 Kyōiku Daigaku) 14, 154 Rubini 57 Pergolesi, Giovanni B. 79 Rubinstein, Anton 72 Philadelphia 152, 192, 214 Ryōzen Hōshi 109, 199, 218, 222 Philharmonische Gesellschaft Tokyo, Orchesterabteilung (Tōkyō Sachs, Ernst Melchior 26 Philharmonie Kai Kangengakubu) Sammlung Hankyu Schule Ikeda 60 (Hankyū Gakuen Ikeda Bunko) 10 Philharmonisches Symphonieorchester Sano, Mayumi 154, 217

229

Register

Saitō, Hideo 149 Saitō, Moichi 43 Sakata, Hiroo 36 Saki no Daisōjō Gyōson 109, 199, 218, 222 Sakurai/Minō 38 Sankt Petersburg 21, 210, 214 Sanyōsuitai (Zeitschrift „Schönheit der Naturlandschaft“) 40 Sarasate, Pablo de 47 Sarumaru, Tayū 108, 110, 199, 218, 222 Sasahara, Inako 45, 46 Satsuki (Berg) 10 Saxl 93, 195 Sayo, Fukuko 45, 46 Schiller, Friedrich 92, 195 Scholz, Paul 57, 72, 76 Schönberg, Arnold 29 Schönbrunn Schloss 140, 141, 206 Schmied, Claudia 189 Schreker, Franz 62 Schubert, Franz 28, 45, 46, 50, 53, 60, 76, 132, 133, 134, 145, 147, 150, 195, 201, 206, 209 Schule für Musik und Oper Takarazuka (Takarazuka Ongaku Kageki Gakkō) 9, 34, 35, 40, 41, 49, 57, 191, 192 Schumann, Robert 28, 50, 56, 57, 76, 98, 197 Schwertberg 178 Senda (Haikudichter) 113, 199 Seki, Shinji 42 Sekimori, Sumako 108 Shibata, Kintarō 45 Shibata, Mutsumu 150 Shiga, Tatsuko 45, 46 Shin Kōkyōgakudan (Neues Symphonieorchester) 12, 59, 192, 213

230

Shinohara, Asaji 42 Shishido, Ritsuko 153, 154, 218 Shokushi Naishinnō 117 Shōmu (Kaiser) 118 Shōwa (Kaiser) 60 Sibirien 6, 77, 92–95, 119, 124, 172, 182–184, 194 Sinigaglia, Leone 63 Skrjabin, Alexander (Skriabin) 56, 57 Smetana, Bedřich 30 Sousa, John Philip 45, 46 Staatliche Musikhochschule Tokyo (Tōkyō Ongaku Gakkō) 41, 211–213, 216 St. Pölten 136, 138 Straubing (Bayern) 130, 176, 193 Strauss, Richard 28, 168 Strawinsky, Igor 62 Sugiyama, Kayoko 103, 153, 154, 218 Suminoe, Kishiko 45, 46 Sunahara, Michiko 149 Suchy, Irene 15 Sutō, Gorō 147 Symphonieorchester der Ostchinesischen Eisenbahn (Tōshitetsudō Kōkyō Gakudan) 58 Symphonieorchester Kansai (Kansai Kōkyōgakudan) 149, 214 Symphonieorchester Takarazuka (Takarazuka Kōkyōgakudan) 5, 9, 10–12, 15, 51, 54, 55, 61, 65, 67, 72, 74, 119, 122, 150, 190, 192 Symphonieorchester Tokyo (Tōkyō Kōkyōgakudan) 33, 149 Symphonische Gesellschaft Japan (Nihon Kōkyōgaku Kyōkai) 54, 56, 58, 59, 213 Symphonische Gesellschaft Takarazuka

Register

(Takarazuka Kōkyōgaku Kyōkai) 10, Takarazuka Shōjo Kageki 13, 54, 55, 59 (Mädchenoper Takarazuka) 9, 39, 41, Symphonisches Orchester Tokyo 42, 43, 96, 108, 121 (Tōkyō Symphonie Kangen Takarazuka Shōjo Kageki Yōseikai Gakudan) 33 (Gesellschaft zur Ausbildung einer Takarazuka Mädchenoper) 39 Taira no Tadanori 145, 223 Takeuchi, Heikichi 47, 48, 51, 212 Taishō (Kaiser) 60 Takigawa, Sueko 42 Takagi, Kazuo 41, 42, 44, 48, 61, 211 Tanaka, Kenkichi 43 Takamine, Taeko 42, 44, 50, 51, 53, 108, Teikoku Gekijō (Kaiserliches 212 Schauspielhaus in Tokyo) 60, 212 Takarazuka Daigekijō (Großer Teikokuza (Kaiserliches Theater in Theatersaal Takarazuka, Takarazuka Osaka Kitahama) 60 Theater) 36, 40, 151, 155 Temmu (Kaiser) 101 Takarazuka Kageki (Takarazuka Oper) 5, Teplitz-Schönau (heute Teplice) 30, 172, 30, 36–40, 148 191, 196 Takarazuka Kagekidan (Operngruppe Terada, Hisazō 41, 42 Takarazuka) 10, 13 Terao, Tadashi 154 Takarazuka Kōkyōgakudan Thessaloniki (Saloniki) 127, 129, 202 (Symphonieporchester Takarazuka) Tōdaiji 116 5, 9, 10–12, 15, 51, 54, 55, 61, 65, 67, Tōgi, Tetsusaburō 44, 47, 212 72, 74, 119, 122, 150, 190, 192 Tōgō, Ayumi 154, 217 Takarazuka Kōkyōgaku kyōkai Tokyo 5, 9, 12, 33, 34, 37, 41, 47, 48, 54, (Symphonische Gesellschaft 58–60, 68, 88, 105, 122, 159, 163–165, Takarazuka) 10, 13, 54, 55, 59 197, 211–216 Takarazuka Ongaku Kageki Gakkō Tōkyō Geijutsu Daigagaku (Tokyo (Schule für Musik und Oper University of the Arts, ehemals Takarazuka) 9, 34, 35, 40, 41, 49, 57, Tōkyō Ongaku Gakkō) 41, 211–213, 191, 192 216 Takarazuka Ongaku Gakkō Tōkyō Kōkyōgakudan (Musikschule Takarazuka) 9, 40, (Symphonieorchester Tokyo) 33, 149 211, 212 Tōkyō Ongaku Gakkō (Staatliche Takarazuka Ongaku Kenkyūkai Musikhochschule Tokyo) 41, 211–213, (Gesellschaft der Takarazuka 216 Musikforschung) 45, 49, 67, 115, 191,192 Tōkyō Philharmonie Kai Kangengakubu Takarazuka Shin’onsen Paradise (Philharmonische Gesellschaft (Paradies des Neuen Thermalbades Tokyo, Orchesterabteilung) 60 Takarazuka) 39 Tōkyō Symphonie Kangen Gakudan

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Register

(Symphonisches Orchester Tokyo) 33 Tōshitetsudō Kōkyō Gakudan (Symphoniorchester der Ostchinesischen Eisenbahn) 58 Tott (Gefängnisaufseher) 130, 132 Traubel, Helen 149 Tschaikowski, Peter I. 51, 52, 69, 139, 149 Tsubouchi, Shikō 41, 211 Tsukuba, Mineko 42 Tsuruga (Stadt) 33, 34 119, 120, 123, 125, 173, 191, 193 Tu Tsiu Niang 105, 199 Umemoto, Rikuhei 41, 211 Venedig 21, 62, 91 Verdi, Giuseppe 28, 29, 48, 149 Volkmann, Robert 50–52 Vrchlickys, Jaroslav 62 Wagner, Andrea 25 Wagner, Richard 21, 25, 28, 51, 56, 57, 147, 149, 150, 181 Wakana, Kimiko 45, 108 Wakayama, Haruko 13 Watanabe, Hiroshi 13 Weber, Anton von 29, 50, 51 Weiss (Musikagentur in Wien) 29 Wellwood 76 Werner, Heinrich 92 Wexler, Michael 85, 86, 215 Wien 6, 7, 15, 16, 19, 20, 26, 29, 61, 62, 88, 94, 125, 126, 129–132, 133, 136, 137, 139–142, 145, 152, 155, 162, 170–172, 174, 175, 178, 180, 181–190, 191–193, 195, 201, 202, 204, 205, 208 Wien, Zentralfriedhof 145 Wiener Neustadt 139

232

Wilhelm, Richard 105, 198, 216 Wimmer, Heinrich 21, 22 Wladiwostok 31, 33, 34, 49, 95, 96, 172– 174, 184, 191, 196–198, 200 Wöss, Kurt 149 Yamabe no Akahito 118 Yamada, Kōsaku 6, 20, 54, 58–60, 88– 90, 105, 147, 166, 168, 212, 213 Yamamoto, Shigeru 80, 105, 111, 199 Yanada, Tadashi 105 Yanagi, Kaneko 105 Yasojima, Kajiko 42 Yokohama (Stadt) 33, 34, 173, 184 Yoshino, Yukiko 42 Yumeji, Sumiko 45, 46 Zador, Eugen 62 Zeitung Osaka Asahi (Ōsaka Asahi Shinbun) 72, 84 Zeitung Osaka Mainichi (Ōsaka Mainichi Shinbun) 119, 121, 148 Zelenka, Anna 141, 207 Zemlinsky, Alexander von 30, 91, 172, 191 Zilk, Helmut 187 Zöllner, Heinrich 62