John Cowper Powys' Elementalismus: Eine Lebensphilosophie 9783964567178

John Cowper Powys (1872-1963) erlangte vor allem Ruhm mit seinen Romanen. Mit einer Analyse seiner weniger bekannten leb

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John Cowper Powys' Elementalismus: Eine Lebensphilosophie
 9783964567178

Table of contents :
INHALTSVERZEICHNIS
Mein Dank
1. VERZEICHNIS DER ABKÜRZUNGEN
2. EINLEITUNG
3. FORSCHUNGSSTAND
4. DER URSPRUNG DER ELEMENTALEN SCHRIFTEN
5. DIE FORM DER ELEMENTALEN SCHRIFTEN
6. POWYS' VERSTÄNDNIS DES PHILOSOPHIERENS
7. ZUM BEGRIFF DES „ELEMENTALISMUS"
8. DIE ENTWICKLUNG DES ELEMENTALISMUS
9. TALIESSINS GESANG
10. NACHWORT
11. BIBLIOGRAPHIE

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Henning Ahrens

John Cowper Powys' Elementalismus

Leipziger Schriften zur Kultur-, Literatur-, Sprachund Übersetzungswissenschaft Bd. 4 HERAUSGEBER / EDITORS: Klaus Bochmann; Anne Koenen; Elmar Schenkel; Wolfgang F. Schwarz; Anita Steube; Ludwig Stockinger; Alfonso de Toro; Gerd Wotjak BEIRAT / ADVISORY BOARD: Angelika Hoffmann-Maxis; Karlheinz Kasper; Jürgen Kramer; Edgar Mass; Albrecht Neubert; Monika Ritzer; Ekkehard Stärk

Henning Ahrens

John Cowper Powys' Elementalismus Eine Lebensphilosophie

Vervuert • Frankfurt am Main • 1997

Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme

Ahrens, Henning: John Cowper Powys' Elementalismus : eine Lebensphilosophie / Henning Ahrens. - Frankfurt am Main : Vervuert, 1997 (Leipziger Schriften zur Kultur-, Literatur-, Sprach- und Übersetzungswissenschaft ; Bd. 4) Zugl.: Kiel, Univ., Diss., 1995 ISBN 3-89354-264-7

© Vervuert Verlag, Frankfurt am Main 1997 Alle Rechte vorbehalten Gedruckt auf säure- und chlorfrei gebleichtem, alterungsbeständigen Papier Umschlaggestaltung: Michael Ackermann unter Verwendung einer Photographie von John Cowper Powys, mit freundlicher Genehmigung der Powys-Gesellschaft

Printed in Germany

5

Für Anja und David.

The river goes on Sliding through its place, undergoing itself In its wheel. I make out the sunk foundations Of dislocated crypts, a bedrock Time-hewn, time-riven altar. And this is the liturgy Of Earth's coming - harrowing, crowned - a travail Of raptures and rendings. Perpetual mass Of the waters Wells from the cleft. This is the swollen vent Of the nameless Teeming inside atoms - and inside the haze And inside the sun and inside the earth. It is the font, brimming with touch and whisper, Swaddling the egg. Only birth matters Say the river's whorls. And the river Silences everything in a leaf-mouldering hush Where sun rolls bare, and earth rolls, And mind condenses on old haws.

(Ted Hughes)

7 INHALTSVERZEICHNIS 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8.

Verzeichnis der Abkürzungen Einleitung Forschungsstand Der Ursprung der elementalen Schriften Die Form der elementalen Schriften Powys' Verständnis des Philosophierens Zum Begriff des „Elementalismus" Die Entwicklung des Elementalismus 8.1 Confessions of Two Brothers (1916) 8.2 Interludium: Zur Ekstase 8.3 The Complex Vision (1920) 8.4 Die Essays der zwanziger Jahre 8.5 The Meaning of Culture (1929) 8.6 Interludium: „Wolf Solent" als Wendepunkt 8.7 In Defence of Sensuality (1930) 8.8 A Philosophy of Solitude (1933) 8.9 The Art of Happiness (1935) 8.10 Interludium 8.11 Mortal Strife (1942) 8.12 The Art of Growing Old (1944) 8.13 My Philosophy up to Date (1947) 8.14 In Spite of (1953) 8.15 Fazit 8.16 Die Entwicklung der elementalen Versenkung 9. Taliessins Gesang 9.1 Zum Roman 9.2 Zum Gedicht 9.3 Zur historischen Gestalt Taliesins 9.4 Zur Gestalt Taliessins in Porius 9.5 Text 9.6 Die Gliederung des Gedichtes 9.7 Erörterung der Sinnabschnitte 9.8 Elementale Deutung 10. Nachwort 11. Bibliographie

8 9 25 33 38 42 49 53 55 58 61 70 78 85 89 98 109 119 120 129 137 145 157 165 168 169 174 175 178 187 188 190 215 231 239

8 Mein Dank gilt Herrn Prof. Dr. Konrad Groß (Kiel), der das Thema der Arbeit mit großer Offenheit akzeptierte, sowie Herrn Prof. Dr. Elmar Schenkel (Leipzig), der sich ohne Umschweife dazu bereit erklärte, als Koreferent zur Verfügung zu stehen und mir in vieler Hinsicht behilflich war. Sehr herzlich danke ich Reuth Ambre, die weder Kosten noch Mühen scheute, um mich mit Literatur zu versorgen. Ihr Enthusiasmus war mir eine große Hilfe. Überdies gilt mein Dank Jeff Kwintner, dem vielleicht einzigen wirklichen Elementalisten, der mich ebenfalls mit dringend notwendigen Büchern versah und meine neugierigen Fragen mit großer Ruhe ertrug. Vor allem danke ich meiner Mutter, deren großzügiges und geduldiges Mäzenatentum mich von finanziellen Sorgen befreite. Ohne ihre Unterstützung wäre eine ungestörte Versenkung in den Elementalismus unmöglich gewesen. Mein tiefster Dank gilt Anja.

1.

VERZEICHNIS DER ABKÜRZUNGEN

A: AFU: AGO: AH: AH(e): AMF: C: CV: DIARIES: DS: GLARO: IS: L: MC: MPD: MS: OC: PJ: PM: PR: PS: PSN: R: RS: SSD: VR: WC: WOSO:

AUTOBIOGRAPHY THE ART OF FORGETTING

THE

THE ART OF CROWING THE ART OF

UNPLEASANT

OLD

HAPPINESS

THE ART OF HAPPINESS (Essay) AFTER

MY

FASHION

CONFESSIONS

OF TWO

THE COMPLEX PETRUSHKA

AND THE

IN DEFENCE

OF

DANCER

SENSUALITY

A GLASTONBURY IN SPITE

BROTHERS

VISION

ROMANCE

OF

LUCIFER THE MEANING

OF

MY PHILOSOPHY MORTAL

CULTURE UP TO DATE

(in: O C )

STRIFE

OBSTINATE

CYMRIC

THE POWYS

JOURNAL

PSYCHOANALYSIS THE POWYS

AND

MORALITY

REVIEW

A PHILOSOPHY THE POWYS

OF

SOCIETY

SOLITUDE NEWSLETTER

RABELAIS THE RELIGION THE SECRET VISIONS

AND

WAR AND WOLF

OF A

SCEPTIC

OF SELF REVISIONS

CULTURE

SOLENT

DEVELOPMENT

9

2.

EINLEITUNG

Criticism, whether of literature or art, is but a dead hand laid upon a living thing, unless it is genuine response, to the object criticised, of something reciprocal in us. (SJ, 9)

Der Möl1 hat Powys zeitlebens fasziniert. Dieser schmale Gürtel aus Algen, Muscheln, Seesternen, Treib- und Wrackgut, der sich am Strand des Meeres entlangzieht und der mit jeder Flut Verlauf und Bestandteile ändert, wurde für ihn zu einer Schatztruhe und Fundgrube für jene Dinge, die seine Phantasie anregten. Zugleich ist der Möl ein Symbol seiner Lebensphilosophie, dem Elementalismus2: als der Auswurf des Meeres ständig bewegt und doch still verharrend; in seiner unendlichen Vielfalt ganz vom Zufall abhängig; einerseits nutzlos und dennoch zu nutzen von allen, die ihre Phantasie zu gebrauchen wissen. Dies wußte Powys zu tun. Und er verstand es auch, seine Phantasie in die Tat umzusetzen: Der Elementalismus besitzt eine lebenspraktische Seite, die für diejenigen, die sich mit ihm auseinandersetzen, die eigentliche Herausforderung darstellt. Hinter vergleichsweise einfachen Worten verbirgt sich eine Art zu leben, die, nimmt man sie ernst und beläßt es nicht bei der Erörterung theoretischer Inhalte, ein hohes Maß an Phantasie und Willenskraft verlangt. Der herkömmlichen Lebensweise in unserer Gesellschaft entspricht der Elementalismus nicht. Vielmehr unterläuft, überspringt und transzendiert er sie, ohne dabei jedoch den Boden unter den Füßen zu verlieren. Denn das Mittel der Transzendierung sind die sinnlich erfahrbaren Verkörperungen der „Möl" oder „Mööl": plattdeutscher Begriff, der eigentlich „Unordnung" oder „Durcheinander" meint. Im volkstümlichen Gebrauch bezeichnet er u.a. dasjenige, was Powys windrow („Windschwad") nennt. Zur Definition und Herleitung dieses Begriffes s. MUS".

ZUM

BEGRIFF

DES

„ELEMENTALIS-

10

Vier Elemente, Erde, Wasser, Feuer und Luft. Er verlangt kein „EntwederOder", sondern ist entstanden als ein „Sowohl-als-auch", besser: als ein „Trotzdem!" und stellt eine weitreichende Verwandlung des Alltags dar. Powys selbst hat seinen Elementalismus gelebt und dies sicher weitaus radikaler und intensiver, als es ihm in den elementalen Schriften, die den Gegenstand der vorliegenden Arbeit bilden, auszudrücken möglich war. Hiervon legen die Tagebücher der Jahre 1929 bis 1939 ein beredtes Zeugnis ab. Mit Hilfe seiner Phantasie mythologisierte Powys seine Umwelt und verwandelte sie in eine Bühne, auf der er, als elementaler Magier, Narr, Genießer und Helfer, die Hauptperson war. 3 Auch ist das Schreiben untrennbar mit dem Elementalismus verbunden. Denn durch das Medium des Wortes vermochte Powys die Welt mit Hilfe seiner Phantasie auf breiter Ebene und in großer Tiefe zu durchdringen. Seine besten Romane, von

WOLF SOLENT

(1929) bis

PORIUS

(1951), gewinnen ihre Qualität durch die enge Verbindung von (elementaler) Phantasie und sinnlich erfahrbarer Wirklichkeit. „Phantastisch", im Sinne völliger Losgelöstheit von der „Realität", sind sie nicht. Der Elementalismus also ist von Powys' schriftstellerischem Gesamtwerk nicht zu trennen. Von Powys selbst stammt das vielzitierte Wort, daß alles, was er schreibe, schlichtweg Propaganda sei für seine Lebensphilosophie (A, XII, 642). Ergänzend wäre zu bemerken, daß der Elementalismus der Boden ist, auf dem die Romane wachsen. Sie wurzeln in ihm und er ist es, der sie nährt. Ohne ihn wären sie in der Form, in der sie vor uns stehen, undenkbar. Trotzdem gehen die Entwicklung von Elementalismus und künstlerischem Schaffen lange Zeit nicht Hand in Hand. Die Theorie ist der schriftstellerischen Praxis bis

WOLF SOLENT

weit voraus. Erst nachdem Powys sich ent-

schieden hat, seine Vortragstätigkeit aufzugeben, die ihn mehr als drei Jahrzehnte hindurch dazu gezwungen hatte, über lange Zeiträume ein unstetes Leben in Zügen und Hotels zu führen, stets auf dem Weg von einem Vor3

Fünf Aspekte, so schreibt er in A, machten seine Persönlichkeit aus: Das Verlangen, den Kosmos zu genießen; das Verlangen, sein Gewissen zu beruhigen; dasjenige, ein Magier zu sein; das Verlangen, ein Helfer zu sein; sowie das Bedürfnis, das „Böse" (viciousness) in ihm zu befriedigen (A, I, 6/7).

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tragsort zum nächsten, findet er die Ruhe dazu, den Elementalismus für seine Romane fruchtbar zu machen und ihn adäquat in ihnen umzusetzen. 4 Erst dann, ab 1929, entstehen die großen Werke: GLASTONBURY

(1936),

(1932),

ROMANCE

OWEN GLENDOWER

WEYMOUTH

(1940) und

PORIUS

WOLF

SOLENT

(1932),

SANDS

(1929),

MAIDEN

A

CASTLE

(1951).

Parallel zu diesen Romanen entstehen die wichtigsten elementalen Schriften:

THE MEANING

PHILOSOPHY STRIFE

OF SOLITUDE

(1942),

(1947) und

OF CULTURE

(1929),

(1933),

IN DEFENCE

THE ART

THE ART OF GROWING OLD

IN SPITE OF

OF HAPPINESS

(1944),

(1930),

(1935),

MY PHILOSOPHY

A

MORTAL

UP TO DATE

(1953). Sie, die fünf elementalen Essays der zwanzi-

ger Jahre, das philosophische Werk, Cowpers Beitrag zu

OF SENSUALITY

CONFESSIONS

THE COMPLEX

VISION

OF TWO BROTHERS

(1919), sowie John

(1916) bilden den Ge-

genstand dieser Arbeit. Ihr Ziel besteht darin, den Elementalismus, wie er in diesem nicht-fiktionalen Rahmen seinen Ausdruck findet, zu erörtern und zugänglich zu machen. Die theoretische Gestalt des Elementalismus ist in den Essays und Büchern allerdings nicht zu trennen von seiner praktischen Seite. Im Gegensatz zu den Romanen sind sie tatsächlich „Propaganda", sind elementale Predigten, Traktate und Lehrstücke. In ihnen trägt Powys seine Lebensphilosophie direkt an die Leser heran. Die Beschränkung auf die elementalen Werke hat Vor- und Nachteile. Abgesehen davon, daß Powys selbst die Romane als das Medium des Elementalismus vorzieht - sie vermittelten mehr von der „kubischen Festigkeit" seiner Vision der Dinge (A, XII, 642) - , ist es ihm in ihnen möglich, seine Lebensphilosophie von vielen Seiten zu bespiegeln und in den zahlreichen Cha4

Nach dem Studium der Geschichte in Cambridge arbeitete Powys von 1894 an zunächst als Lehrer an Mädchenschulen in Sussex. Im Jahr 1898 wechselte er zur Oxford University Extension, deren Ziel es war, Universitätswissen mit Hilfe von Vorträgen einem größeren Publikum zugänglich zu machen. In den Jahren 1904 und 1905 ging Powys in dieser Funktion zum erstenmal in die USA, nachdem ihn einige Vortragsreisen nach Deutschland geführt hatten. 1909 entschied er sich dafür, sein Arbeitsleben ganz in die U S A zu verlagern, eine Entscheidung, die sowohl berufliche als auch private Gründe hatte. Er hielt den Winter hindurch Vorträge, ab 1911 unter der Leitung eines privaten Managers, Arnold Shaw, und kehrte im Sommer zurück nach England. 1929 zog er sich von der Arbeit als Vortragender zurück.

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rakteren verschiedenste Facetten zu verkörpern. Die Romane enthalten Aspekte, die in den theoretischen Schriften nicht darzustellen wären, so z.B. (im weitesten Sinn) übernatürliche Phänomene. Sie besitzen eine Vielschichtigkeit, die nur Kunstwerken zu eigen und in den elementalen Büchern undenkbar ist. Deren Vorteil wiederum besteht darin, daß Powys in ihnen knapper und deutlicher wird. Die elementalen Schriften enthalten den Bodensatz des Elementalismus. Um einen Zugang zu ihm zu bekommen, stellen sie zwar das kleinere, zugleich aber klarer gefaßte Tor dar. In den bisherigen Arbeiten zu Powys stehen zumeist die Romane im Vordergrund und werden die elementalen Schriften eher willkürlich sowie als Ergänzung hinzugezogen. Manche Kritiker, so z.B. Schenkel und Fawkner, stellen eine mehr oder weniger gelungene Mischung von beiden her. Durch die alleinige Konzentration auf die elementalen Bücher aber möchte ich in der vorliegenden Arbeit einen klaren Schwerpunkt setzen: Dargestellt werden soll der Kern des Elementalismus, untersucht werden soll sein Bodensatz. Dieses Vorhaben stellt den ersten Teil der Arbeit dar. Der zweite Teil besteht in einer Verifizierung bzw. Vertiefung der gewonnenen Erkenntnisse anhand der Interpretation eines ausgewählten fiktionalen Beispieles. Was die Vorgehensweise, vor allem im ersten Teil, betrifft, so will ich sie zunächst negativ beschreiben: Es gibt keine Hypothese, auf die ich mich stützte, keine These, die es zu belegen gälte, da dies den Blick einengen würde. Auch geht es nicht vorrangig darum, Bezüge zu fremden Schriftstellern und Philosophen herzustellen. Ein solches Vorgehen trägt nur in geringem Maße zum Verständnis des Elementalismus bei, der weder eine herkömmliche Philosophie noch Belletristik ist und in dem Powys aus zahlreichen Quellen schöpft - er ist ein erklärter Eklektiker. Seine wichtigsten Vorbilder zählt er wieder und wieder auf, allesamt Schriftsteller, von Homer bis Walt Whitman. Wollte man den Elementalismus dennoch in eine philosophische Tradition einordnen, so böte sich der Letztgenannte als ein Anknüpfungspunkt an. Vor allem in formaler Hinsicht ergeben sich Parallelen zu jener Tradition des amerikanischen Denkens, die durch Emerson, Thoreau und Whitman ihren

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vielschichtigen Ausdruck findet, und die einen essayistisch-traktathaften bis künstlerischen Charakter besitzt. Inhaltlich gesehen findet diese Entsprechung jedoch ihre Grenzen. Es ergeben sich zwar Bezüge durch die mehr oder weniger stark ausgeprägte Hinwendung der Amerikaner zur Natur. Emersons Auffassung der Natur als der Verkörperung eines „Geistig-Absoluten" aber entspricht Powys' Denken nicht. Offen kritisiert er überdies dessen worship of strength (PM, 47), wie er in

ESSAYS ON REPRESENTATIVE

MEN

(1849)

5

seinen Ausdruck findet. Was Thoreau betrifft, so schreibt er: In a world as industrialised pretentious

and mechanised as ours, it would be for most of us a kind of

child's-play to attempt to live the life of a Thoreau or a Tolstoy

(DS, I, 48). Hierin drückt sich Powys' Anerkennung der gesellschaftlichen Realität aus - auch wenn er es nicht aufgibt, sie als eine „falsche" anzusehen. Differenziert werden muß auch Powys' Einstellung zu Whitman. Obwohl er dessen Lebenshunger und Multiversalität schätzt, steht er dem überbordenden Optimismus des Amerikaners mit Skepsis gegenüber: Whitman habe gelogen, wenn er sich dahingehend geäußert habe, daß er alles (auf der Welt) akzeptiere. Überdies kritisiert Powys dessen undifferenzierte Verschmelzung von Gut und Böse (DS, III, 126). Hier zeigt sich, daß es ein sinnloses und nutzloses Unterfangen wäre, den Elementalismus einordnen oder seine Quellen erschließen zu wollen. In Powys fließen sie alle zu einem neuen Strom zusammen, dessen eigenste Natur es zu ergründen gilt. Das Bemühen hierum zeichnet meine Vorgehensweise aus, die weitgehend werkimmanent ist: Im Verlauf des ersten Kapitels, das die elementalen Werke in chronologischer Reihenfolge behandelt, sollen Begriffe umschrieben, Ideen und ihre Entwicklung im Rahmen des Elementalismus geklärt sowie sein Kern offengelegt werden. Dies ist der wichtigste 5

What Goethe and Emerson and Nietzsche are aiming at is simply an habitual cultivation ofthat selective and aristocratic attitude to life, deliberately ignoring life's refuse and dross, that we enjoy in the poetry of Homer (MS, V, 75). In Carlyle, dem Emerson sich eng verbunden fühlte, sieht er einen proud and touchy Totalitarian, der einem auto-sadistic puritanism fröne (MS, VII, 112). Beide verletzen den Vorrang, den Powys dem Individuum gibt. Überdies ersticken sie seine Inspirationsquelle: das Poetische.

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Beitrag zu dem Versuch, die Powyssche Lebensphilosophie zugänglich werden zu lassen. Zu diesem Zweck wird häufig vor- und zurückgegriffen werden und werde ich, wenn es notwendig und erhellend ist, auch auf Aspekte der Romane eingehen. Vertieft man sich in Powys elementale Bücher, so wird schnell deutlich, daß die Hauptaufgabe zunächst darin besteht, einen roten Faden zu finden. Nie ist Powys systematisch, selten definiert er etwas, verwickelt sich stattdessen in Widersprüche, und zwischen den einzelnen elementalen Werken bestehen nur wenige gradlinige Bezüge. Ihre Entwicklung folgt keinem zielgerichteten Kurs, sondern meandriert und ist sprunghaft. 6 Der rote Faden aber ist dennoch offensichtlich, da der Elementalismus einen Kern besitzt, der gleichsam die Spule ist, von der er sich abrollt, um den Powys unentwegt kreist und auf den er unermüdlich hinweist. Dieser Kern ist die „elementale Versenkung", ist keine Theorie, sondern Praxis, ist kein Gedanke, sondern eine Handlung. Harold Fawkner kommt diesem Kern nahe, indem er die Ekstase in den Mittelpunkt des Elementalismus rückt.7 Damit räumt er ihr allerdings eine ungebührliche Stellung ein, da sie das selten erreichte Ziel der Versenkung und später nicht einmal mehr das ist. Betrachtet man die Versenkung als den Mittelpunkt des Elementalismus, so stellt sich unausweichlich die Frage danach, ob und inwieweit dieser als „Mystik" angesehen werden kann. Powys selber schwankt in dieser Hinsicht hin und her. Im Verlauf der vorliegenden Arbeit wird diese Frage deshalb immer wieder auftauchen. Von ihrer Beantwortung hängt der Versuch der

Dies entspricht Jakob Böhmes Vorgehensweise IN AURORA, ODER MORGENRÖTE IM AUFGANG: Das Suchen und Denken Böhmes ist (...) kein methodisches oder logisch gerechtes, das einem Schlüsse den nächsten folgen läßt (...), sondern ein sprunghaftes, seinen Offenbarungen oder Intuitionen hingegebenes. (...) Er wird getrieben, wie nur ein Dichter, wie ein Seher getrieben worden ist (BÖHME, Einleitung, 9/11). Parallelen zu Böhme ergeben sich häufig. Dies wirft die Frage nach dem mystischen Charakter des Elemetalismus auf, auf die im folgenden immer wieder eingegangen werden wird. In: THE ECSTATIC WORLD OF JOHN COWPER POWYS.

kundärliteratur.

S i e h e auch die Erörterung der S e -

15

geistesgeschichtlichen Einordnung des Elementalismus in wesentlichem Maße ab. Die Versenkung oder Kontemplation also ist der rote Faden, den ich auf dem Weg durch die elementalen Bücher verfolgen werde. Die Arbeit als Ganzes wird die Berechtigung dieses Ansatzes zeigen. In ihrer vorliegenden Form ist sie das Ergebnis eines Hineindenkens und Hineinfühlens in den Elementalismus mit kritischen Sinnen, ist das Resultat eines Versuches zu verstehen. In

WOLF SOLENT

läßt Powys Christie Malakite eine jede Philoso-

phie als ein eigenes Land beschreiben, in dem sie umhergehen könne - nicht als „Wahrheit" (WOSO, V, 91). Ganz ähnlich streife auch ich in Powys' Lebensphilosophie umher, die ich, der werkimmanenten Herangehensweise entsprechend, als eigenständiges und in ihrer individuellen Gestalt einmaliges Phänomen ansehe. Daß Powys in seine zeitgenössische Gegenwart eingebunden ist und auch und gerade durch den Elementalismus auf sie reagiert, ist selbstverständlich und wird nicht übergangen werden. Der zweite Teil der Arbeit besteht in der herkömmlichen Interpretation eines Gedichtes. Dabei handelt es sich um Taliessins Gesang aus dem Roman PORIUS.

Zur Begründung der Wahl dieses Beispieles verweise ich auf das

entsprechende Kapitel. Diese Interpretation soll einerseits dazu dienen, ein Schlaglicht auf die enge Verflechtung zwischen dem Elementalismus und den Romanen zu werfen; andererseits - und vor allem - vermittelt dies Gedicht in gedrängtester Form elementale Inhalte und wird in ihm das dem Elementalismus innewohnende schöpferische Prinzip auf beispielhafte Art und Weise deutlich werden. Wie zu zeigen ist, verkörpert Powys in der Gestalt Taliessins den Archetypus des Elementalisten. So, wie

PORIUS

als Ganzes den Ver-

such darstellt, die elementale Welt schlechthin zu entwerfen, eine Welt, in der die Protagonisten larger than life sind, ist auch Taliessin, als Individuum, ein ins Mythologische gesteigerter Elementalist. Gerade in dieser Übersteigerung aber - die im Rahmen des Romans übrigens ganz und gar glaubwürdig ist - , treten die wichtigsten Charakteristika der Powysschen Lebensphilosophie sehr klar zutage. Deshalb ist dies Kapitel Verifizierung und Vertiefung

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zugleich. In der Sekundärliteratur ist Taliessins Gesang bisher nicht erschöpfend interpretiert worden. Hier gilt es, eine Lücke zu schließen. 8 In diesen zwei Schritten - der theoretischen Erörterung und ihrer Verifizierung und Vertiefung anhand eines fiktionalen Beispieles - denke ich dem Powysschen Elementalismus gerecht zu werden, der vor allem die Lebensphilosophie eines Dichters ist: Wie zu zeigen sein wird, ist sein Kern zugleich ein schöpferischer Vorgang. Der rote Faden aber bleibt die elementale Versenkung. Wie ich bereits angedeutet habe, ist sie eine Handlung, kein bloßer Gedanke. Es ist eine innere Bewegung, die aktiv und passiv zugleich ist. In ihr ergreift Powys den Augenblick und genießt ihn auf intensivste Art und Weise. Nicht zuletzt aber ist die Versenkung eine Flucht. Hier stellen sich zwangsläufig die Fragen nach Ursprung und Ziel von Bewegung und Flucht. Morine Krissdöttir behauptet 9 , daß der Impetus von Powys' Schaffen in seiner Suche nach einer Antwort auf die Frage besteht, ob es hinter, unter, neben oder über dieser Welt eine weitere gebe. Diese Ansicht kann ich nicht teilen. Daß diese, von den Kategorien von Raum und Zeit bestimmte und begrenzte Dimension nicht die einzige Ebene der Wirklichkeit sein kann, ist eine Überzeugung, die Powys durchgehend vertritt. Glaubt man Graves, so bildet sie sich spätestens um 1912, unter dem Einfluß von Frances Gregg, heraus (GRAVES, VI, 89).'° Durch die elementale Versenkung, vor allem im Augenblick der selten erreichten Ekstase, meint er, diese andere Dimension erreichen zu können. Ihre Wirklichkeit steht fest für ihn, der Weg dorthin ist ihm bekannt. Dasjenige aber, was ihn antreibt, ist erdnaher und lebendiger. Er bringt es selber zum Ausdruck in CV, wo er schreibt: The main purpose ofthis book reveals (...) the only escape from all the pain and

Sowohl G.W. Knight (THE SATURNIAN QUEST, V, 78) als auch Morine Krissdöttir (JOHN COWPER POWYS AND THE MAGICAL QUEST) streifen das G e d i c h t l e d i g l i c h , o h n e

genauer darauf einzugehen. I n : JOHN

COWPER

POWYS

AND THE MAGICAL

QUEST.

In Frances Gregg, die zur Bewegung der Imagisten gehörte und mit Ezra Pound und Hilda Doolittle (H.D.) befreundet war, war Powys lange Zeit verliebt.

17

misery of life which is worthy of the soul of man (CV, Prologue, XVIII). Powys' Elementalismus gewinnt seinen Impetus also durch den Versuch, einen Fluchtweg aus Leid und Schmerz des Lebens zu finden. Es ist eine Suche nach „Erlösung". Hierin liegt sein Ausgangspunkt. Alles andere, seien es die Ekstase oder der Glaube an eine andere Dimension, sind bereits Ergebnisse dieses Bemühens, dieser Suche und Flucht. Dieser Ausgangspunkt ist im Grunde durch Powys' gesamte literarischelementale Schaffensphasen hindurch derselbe. Von nicht zu unterschätzender Bedeutung ist dabei, daß sich die negative Umschreibung dieses Impetus, das „Fort von!", zu Beginn der zwanziger Jahre in ein positives „Hin auf!" verwandelt. Es geht nicht mehr allein um die Flucht vor Leid und Schmerz, sondern um die Suche nach „Glück" - ein Begriff, den Powys mit elementalem Inhalt füllt. Dieser Schritt ist von entscheidender Bedeutung, da Powys seinen Elementalismus so davor bewahrt, in der Sackgasse fruchtloser Verzweiflung und von destruktivem Zynismus steckenzubleiben. Hierdurch gewährleistet er, daß der Elementalismus - und damit er selbst, als sein Schöpfer und Träger - in Bewegung bleibt: Das „Glück" ist kein Ziel, das räumlich und zeitlich festgelegt wäre. Und die Bewegung (oder Flucht) hin auf dieses Ziel, die sich vor allem in der elementalen Versenkung ausdrückt, ist nur zu beenden durch den Tod des Protagonisten (oder Schreibenden). Der rote Faden dieser Arbeit folgt also zugleich Powys' „Fluchtweg". Und der Impetus der Bewegung dieser Flucht, deren Mittel Sinne und Phantasie sind und deren Ausdruck das Wort ist - ob fiktional oder nicht-fiktional entspringt dem Erleben und Erleiden von Welt und Leben, sowie einem existentiellen Bedürfnis, das seinen Ursprung weder in einem Ideal, noch in einer abstrakten Idee hat. Auch folgt diese Bewegung keinem Plan. Sie ist unsystematisch, wenn auch nicht willkürlich und ist in vieler Hinsicht eher eine Reaktion als eine Aktion. Obwohl der Elementalismus ein einzigartiges Phänomen ist, steht er nicht beziehungslos dar. Leid und Schmerz, die vom Individuum erfahren werden, stellen seine Antriebskräfte dar und haben notwendigerweise auch äußere

18

Ursachen. Powys wurde im Jahr 1872 geboren. Sein Leben umfaßt eine Zeitspanne, die, beginnend mit dem letzten Viertel des 19. Jahrhunderts, zwei Weltkriege in sich einschließt. Darüber hinaus erlebte Powys während der drei Dekaden, die er in den USA verbrachte, den Aufstieg des Landes zur weltweit größten Wirtschaftsmacht sowie die Weltwirtschaftskrise. All dies ist nicht spurlos an ihm vorübergegangen, selbst wenn die Romane selten ein direktes Zeugnis davon ablegen. Deutlich wird seine Auseinandersetzung mit tagespolitischen Ereignissen vor allem in seinen Tagebüchern und Briefen sowie in den beiden während des Zweiten Weltkriegs erschienenen elementalen Büchern. Einerseits stellt der Elementalismus den Versuch eines Menschen dar, als ohnmächtiges Objekt überindividueller Entwicklungen die eigene Identität und Integrität zu bewahren. Diese Ohnmacht äußert sich als ein Gefühl der Resignation, das als Grundton immer wieder anklingt in den elementalen Schriften und seinen stärksten Ausdruck in den CONFESSIONS findet." Unter dem „Überindividuellen" aber sind nicht nur politische Ereignisse zu verstehen, sondern auch und vor allem der Druck, dem sich Powys von Seiten der Gesellschaft ausgesetzt sah, die er als einen „Feind" zu bezeichnen nicht müde wurde und von der er sich in dem Leben, das er führen wollte, bedrängt und bedroht fühlte. Andererseits stellt der Elementalismus den Versuch dar, mit inneren Konflikten, Neurosen und Gefahren umzugehen. Er ist Powys' Flucht vor sich selbst und der Gesellschaft. Hiervon erzählt vor allem die

AUTOBIOGRAPHY.

In vielerlei Hinsicht ist Powys durch das ausgehende Viktorianische Zeitalter sowie seinen sozialen Hintergrund geprägt. Sein Vater, ein vermögender anglikanischer Geistlicher, ermöglichte seiner Familie das sorgenfreie Leben der upper middle class. In Montacute, Somerset, demjenigen Ort, an dem sie

Was allerdings nicht bedeutet, daß Powys vor Stellungnahmen und Engagement zurückgeschreckt wäre. Während des Spanischen Bürgerkriegs z.B. unterstützte er die katalanischen Anarchisten mit Geld und seinem Namen - for what 'tis worth (DlARlES, 263 (1938)). Sein leidenschaftlichstes Engagement jedoch galt dem Kampf gegen Tierversuche. Zu diesem Zweck schrieb er einen Roman (MOHWYN).

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die längste Zeit lebten, galt die Familie als gentry, ihre männlichen Mitglieder als getitlemen. Während John Cowper die Zugehörigkeit zur gesellschaftlichen Oberschicht zeitlebens als ein Stigma empfand und sich noch in IN SPITE

OF,

im Alter von 81 Jahren, kritisch mit dem englischen Klassensystem

auseinandersetzte, bewahrten die meisten der zehn Geschwister - auch bei schwindender Wohlhabenheit - ein ungebrocheneres Verhältnis dazu.12 Geprägt waren die Geschwister zudem durch die Rollenklischees der Geschlechter. Dies betrifft auch und gerade die schreibenden Brüder, John Cowper, Theodore Francis und Llewelyn.13 Einige der Schwestern litten stark darunter, vor allem Gertrude und Philippa, die beide künstlerisches Talent besaßen, das auszuleben ihnen - im Gegensatz zu ihren Brüdern - schwer gemacht wurde.14 Die Kraft dazu, aus Familie und Rollenklischee auszubrechen, fand nur Marian Powys, die nach New York ging und dort, als Spezialistin für Spitzenklöppelei, ein Geschäft führte. Obwohl auch John Cowper gängige Geschlechterklischees verinnerlicht hatte, fand er sich außerstande dazu, die bürgerliche Ehe zu führen, die er eingegangen war. Ihr zu entkommen dürfte seine Entscheidung, in die USA zu gehen, wesentlich befördert haben, wenngleich er sich nicht scheiden ließ und Frau und Sohn Zeit ihres Lebens finanziell unterstützte, soweit ihm dies möglich war. Wie im Fall seiner sozialen Zugehörigkeit versuchte sich Powys auch hier von Vorgegebenem zu lösen, ohne es vollkommen schaffen zu können oder zu wollen. 1921 fand er in der Amerikanerin Phyllis Playter eine

12

John Cowper mußte sich häufig von Freunden und Brüdern zurechtweisen lassen, was sein Verhalten Mitgliedern der „Unterschicht" gegenüber betraf. Nicht zuletzt Llewelyn war einer seiner schärfsten Kritiker in dieser Hinsicht. Powys' Bemühen, den lower classes entgegenzukommen, war aber von Unsicherheit geprägt und zeigt, wie sehr auch er durch seinen genfry-Hintergrund geprägt war. Vergleiche hierzu die Erörterung von THE ART OF HAPPINESS. Gertrude, die in Graphik und Malerei ihre Begabung bewies, sah sich gezwungen, ihren Vater bis zu seinem Tod (1923) zu pflegen. Philippa (Katie), die extremen Charakterschwankungen ausgesetzt war, veröffentlichte einen Gedichtband, DRIFTWOOD, sowie einen Roman, THE BLACKTHORN WINTER (beide 1930). Beide blieben unverheiratet.

20

kongeniale Lebensgefährtin, mit der er bis zu seinem Tod (1963) zusammenlebte. Der Loslösungsprozeß von traditionell Vorgegebenem findet auch in Powys' Einstellung zum Christentum seinen Ausdruck. Der Elementalismus ist - wie im weiteren Verlauf dieser Arbeit deutlich werden wird - unter anderem das Ergebnis eines Versuches, eine grundlegende Religiosität, die untrennbar mit einer humanistischen Haltung verknüpft ist, zu bewahren, zugleich aber in einen neuen und höchst individuellen Rahmen zu stellen. In vielerlei Hinsicht also verkörpert sich in Powys der Übergang vom 19. zum 20. Jahrhundert. Er erlebte den Untergang des morschen Schiffes des Viktorianischen Zeitalters ohne einen Rettungsring und ohne ein neues Schiff in Sichtweite zu haben. Für ihn, der ganz auf sich selbst zurückgeworfen war, hieß es zu schwimmen. Dies bringt der Elementalismus zum Ausdruck. Zugleich ist er der Rettungsring, den Powys sich aus dem Treibgut des Meeres schuf. Das Gefühl, in einer Zeit des Übergangs zu leben, ließ Powys niemals los. Ebenso verließ ihn niemals das Gefühl, ein Fremder auf Erden zu sein. In der AUTOBIOGRAPHY

spricht er von sich als einem „Botschafter vom Mars" (A, X,

540). Und obwohl er viele Jahre hindurch eine Wohnung in Greenwich Village, New York, gemietet hatte, schreckte ihn die moderne Großstadtzivilisation der USA ab. Sie entsprach nicht seiner „Lebensillusion", stellte eine Lebensweise für ihn dar, die seinem innersten Wesen fremd war. Im Roman

AFTER

MY FASHION,

verfaßt um 1919, erstveröffentlicht 1980, bringt er

dies anhand des Protagonisten Richard Storm zum Ausdruck. Dieser empfindet sich in New York als einen treibenden Strohhalm, getragen von der Flut nicht zu bändigender Kräfte, und er beschreibt die Menschen der Großstadt als solche, die sich, von wirtschaftlichen Notwendigkeiten getrieben, entmenschlichen und zu mechanisch vorwärtsschreitenden Elementen werden, ganz wie Eisen, Stahl, Stein und Marmor, wie Dampf und Elektrizität, deren brutale Kräfte auf sie einhämmern und sie vorantreiben (AMF, XIII, 175). Powys, dessen Elementalismus sich durch das Bemühen um eine immer grö-

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ßere Durchlässigkeit und Empfänglichkeit für Sinneswahrnehmungen und Empfindungen auszeichnet, war sich des prägenden Einflusses der Umgebung auf das Individuum stets bewußt. Der Wirkung der Großstadt, die er offenbar als betäubend empfand, versuchte er sich zu erwehren. Der Elementalismus besitzt auch aus diesem Grund starke defensive Züge, die sich erst in seiner letzten Phase mildern. Powys, aufgewachsen in ländlicher Umgebung und stark geprägt durch das Erlebnis der Natur, die in seiner Lebensphilosophie eine entscheidende Rolle spielt, wird so zu einem Kulturkritiker. Die Welt seiner Kindheit in Shirley, Derbyshire, seiner Jugend in Montacute, Somerset, sowie die starken Eindrücke, die er während der häufigen Ferien in Weymouth, an der Kanalküste, sammelte, stellen eine Folie dar, vor deren Hintergrund er die Urbane Zivilisation erlebt und beurteilt - nicht aber verurteilt. Denn seine Kulturkritik läßt ihn weder zum Revolutionär noch zum Reaktionär werden. Nie blickt er nostalgisch zurück auf unmittelbar vorindustrielle Zustände oder ein idealisiertes Mittelalter. Mit der Arts and Cra/is-Bewegung und einem Sozialismus ä la William Morris hat Powys nichts gemeinsam. Diejenigen Epochen, mit denen er sich am ehesten identifizieren kann, liegen, wie der Roman PORIUS zeigt, der gegen Ende des 5. Jahrhunderts in Wales spielt, weiter zurück. Powys erkennt einerseits die Unausweichlichkeit gesellschaftlicher Veränderungen an, versucht aber andererseits, sich der Gesellschaft, wie er sie vorfindet, zu entziehen. Er akzeptiert sie nicht - und flieht. Selbstmitleid aufgrund seiner Fremdheit läßt er nicht zu; und deshalb besitzt der Elementalismus sowohl eine defensive als auch eine offensive Seite: Defensiv ist er als ein Schutzschild gegen eine ungeliebte Gegenwart und offensiv als ein Bemühen um die grundlegende Bejahung des Lebens sowie dessen Genuß. Powys' Flucht ist zugleich eine Suche nach neuen, wenn auch höchst individuellen Wegen. Sein Ziel besteht darin, das Individuum zu retten, bzw. den Schiffbrüchigen seiner Zeit einen Rettungsring zuzuwerfen (IS, I, 2), seien sie aus inneren oder äußeren Gründen gekentert. Das Individuum, so Powys, gelte mehr als alles (DS, VII, 229) und seine Integrität müsse im Tumult des

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Lebens bewahrt werden (MC, II, 40). Der Elementalismus stellt die Anstrengung eines Individuums dar, in einem Zeitalter des „kulturellen Chaos" (MC, VII, 155) die eigene Identität zu bewahren und zu vertiefen. Da Powys sich in sich selbst sowie in die eigene Phantasie vertieft (zugleich aber, durch die elementale Versenkung in äußere Objekte, aus sich herausgeht) und, eingehüllt in den Schutzmantel des Elementalismus (der zugleich durchlässiger ist als jede Haut), die „Realität" erfährt, ist seine Reaktion auf die Umwälzungen seiner Zeit eine höchst individuelle. Die Individualität ist es, auf die Powys, nach dem Schiffbruch allgemein verbindlicher Werte und Weltanschauungen, zurückgeworfen wird und auf die er sich zurückzieht. Powys ist ein Egozentriker sowie ein hartnäckiger Individualist, der jeder Form von Systematik abhold ist und jede Art von System ablehnt. In seinem Rückzug auf die Individualität aber ist er, wie beschrieben, in vielerlei Hinsicht paradigmatisch für die Umwälzungen und Unsicherheiten seiner Zeit. Auch aus diesen Gründen liegt eine werkimmanente Herangehensweise an den Elementalismus nahe. Nach anfänglichem Stolpern unternimmt Powys mit dem Elementalismus einen Anlauf, sein Leben in einem Zeitalter des „kulturellen Chaos" zu meistern und die Umwälzungen politischer, wirtschaftlicher, sozialer und künstlerischer Art zu überstehen, die die Welt des 19. Jahrhunderts zerstören und etwas Neues entstehen lassen. Auf dieses „Neue", das im Augenblick seines Werdens ungreifbar ist, wartet Powys, darin Nietzsches Zarathustra verwandt. Wie dieser ist auch Powys ein Verkünder. Und als einen ersten Aufschein des „Neuen" - des „Mittags", wie Nietzsche es nennt - sieht er seinen Elementalismus an. Diese prophetisch zu nennende Überzeugung hat ihn nie verlassen. Allein steht Powys mit diesem Bestreben nicht. Andere, vor allem im deutschsprachigen Raum, unternahmen es, den „Verfall der Kultur" zu analysieren, zu deuten und Wege aus der Krise aufzuzeigen. Das Besondere am Elementalismus aber besteht darin, daß er kein geschlossenes weltanschauliches System ist. Ein System würde die Spannung zwischen Gegensätzen

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neutralisieren, die für Powys lebensnotwendig ist, würde einen Anspruch auf „Wahrheit" erheben und eine trügerische Sicherheit schaffen. Bewegung und Offenheit aber sind es, die den Elementalismus auszeichnen. Powys' Perspektive ist keine nationale und schon gar keine „rassische". Es ist diejenige des Individuums, die für ihn untrennbar verbunden ist mit der universalen: Kosmos und Kreatur kennzeichnen sein Denken. Alles, was zwischen ihnen liegt, transzendiert er. Powys vermag es, mit dem Elementalismus etwas Neues zu erschaffen, da er sich nicht von Tagesereignissen, aktuellen Trends und literarischen oder philosophischen Modeerscheinungen blenden läßt. Er war ein leidenschaftlicher Leser, der auch und gerade die neueste Literatur las - wenn auch mit gemischten Gefühlen. 15 Aber er besaß bestimmte und sehr stark ausgeprägte Vorlieben, vor allem für die „Klassiker", von Homer, über Rabelais, Cervantes und Shakespeare, bis zu Goethe und Wordsworth. Sie, und in starkem Maß die Lektüre seiner Jugendjahre, allen voran Sir Walter Scott, prägten ihn. Auf sie nimmt er Bezug und aus ihnen bricht er die Brocken für den Elementalismus, der deshalb die „Philosophie" eines Schriftstellers und keine akademische ist. Die zeitgenössische „Realität" also ist Powys' geistigliterarische Heimat nicht gewesen. Er ist entweder hoffnungslos altmodisch oder hoffnungsvoll zukünftig oder schlicht und einfach eine Unmöglichkeit, ein Scharlatan und Narr. Eskapismus und Quietismus sind Vorwürfe, die Powys' Werk stets begleiten werden. Er selber wehrt sich gegen den letzteren (C, XI, 159) und erhebt das erstere zum legitimen Prinzip. Den Kontakt mit der sinnlich erfahrbaren Wirklichkeit aber verliert er nie. Dieser Kontakt ist im Herzen des Elementalismus, dem Augenblick der elementalen Versenkung, fest verankert. Powys 15

So schreibt Powys in seinem Tagebuch: Last night I started reading in my style Eliot's Waste Land a poem I love tho' I heartily despise Eliot himself & disagree with every Single one of his opinions (DIARIES, 278 (1938)). 1938 war Eliots Gedicht zwar bereits 16 Jahre alt, aber immer noch zeitgenössisch. Die Eintragung zeigt, daß Powys die sprachliche Qualität moderner Lyrik erkannte und schätzte, wenn er auch mit dem Inhalt wenig anfangen konnte. - Im Bereich der Prosa verehrte Powys vor allem die Romane Dorothy Richardsons.

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will weder dem Leben noch der Welt entfliehen, sondern bemüht sich darum, beides zu bejahen und zu genießen. Der Vorwurf des „Eskapismus" besäße allein Gültigkeit für die gesellschaftliche „Realität" der Urbanen Industriezivilisation. Vor ihr war Powys tatsächlich auf der Flucht, da er meinte, daß sie die Integrität des Individuums zerstöre und der Seele keine Nahrung biete. Diese Nahrung verschaffte sich Powys durch den Elementalismus. Trotz aller Grauzonen und Gratwanderungen - und im Gegensatz zu organisierten und orthodoxen Glaubensformen und Ideologien - ist er ein individuelles Phänomen und ist nicht nutzbar zu machen für irgendeine Form der Machtausübung. Der Elementalismus, wie Powys ihn den Lesern in den elementalen Schriften anbietet, hat am ehesten den Charakter eines Spiels, das der Phantasie größtmögliche Freiheit läßt. Er stellt darin keine Vorschriften auf, sondern bietet ihn an als ein Gewand, in das ein jeder hineinschlüpfen kann, um es mit eigenem Leben zu füllen. Dies ist ein Versuch individueller Sinnstiftung. Und hierin besteht der Ernst des Spiels.

25

3.

FORSCHUNGSSTAND

Powys' Auffassung des kritischen Umgangs mit Literatur, Kunst und Philosophie entspricht dem Prinzip der elementalen Versenkung. Im einführenden Kapitel seiner Essaysammlung SUSPENDED JUDGEMENTS (1916) schreibt er, daß ein Kritiker einen wahrhaftigen Bezug zum Objekt seiner Kritik haben müsse. Sei dies nicht der Fall, so bleibe die Kritik eine „tote Hand", die sich auf ein lebendiges Ding lege (SJ, 9). Hieran anschließend behauptet er, daß eine kritische Auseinandersetzung nur dann von Wert sei, wenn sie eine Ausdehnung unserer ganzen „organischen Natur" sei, eine Art sakramentaler Anteilnahme mit Sinnen und Seele am „Brot und Wein des neuen Rituals" (SJ, 9/10). Der Vorgang der Auseinandersetzung mit Kunst stellt für Powys somit eine emphatische Handlung dar, in deren Verlauf das Subjekt die Ehrfurcht vor dem Objekt nie verliert. Überdies hebt er das Erleben des Subjektes angesichts des Objektes hervor: Das erklärende Wort sei zweitrangig. Zentral sei, was wir erlebten beim Sprung ins fremde Element des Objektes (SJ, 10). Es geht Powys mithin um kein vorrangig verstandesmäßiges Erfassen, Sezieren oder Bewerten, sondern um das Erleben, um die Wirkung des Objektes, z.B. eines Buches, auf das Subjekt, z.B. den Leser. 16 Diese Herangehensweise, die die Erlebnisfähigkeit des kritisierenden Subjektes bewahrt, stellt eine Randerscheinung dar. Vergleichbar mit Powys' Einstellung wäre die seines Zeitgenossen Leo Frobenius (1873-1938), der für eine intuitive 16

Powys bezeichnet diese Methode als dithyrambic analysis und beschreibt sie als den Versuch, die eigene Identität in derjenigen des Objektes aufzulösen bzw. zu verteilen, um sich dann in ihm wiederzuerkennen (A, VIII, 319). Diese höchst subjektive Herangehensweise zeichnet auch die elementale Versenkung aus. Powys selbst ist allerdings der Ansicht, daß die dithyrambic analysis sich am ehesten für das Gespräch oder den Vortrag eigne, als geschriebens Wort aber recht unerheblich wirke (DIARIES, 252 (1937)). Der Dithyrambus ist, seinem Ursprung nach, ein kultisches Weihelied auf Dionysos. Nietzsche schreibt dazu: Im dionysischen Dithyrambus wird der Mensch zur höchsten Steigerung aller seiner symbolischen Fähigkeiten gereizt; etwas Nieempfundenes drängt sich zur Äußerung (...). Es handelt sich um einen rauschhaften Zustand, um eine Gesamtentfesselung aller symbolischen Kräfte, um eine Selbstentäußerung. (NIETZSCHE, Bd. 1, 105).

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Herangehensweise an das Forschungsobjekt plädiert und ein Einleben und ein Einfühlen in das Wesen der Dinge fordert (FROBENIUS, Bd.IV, 55). 17 Ganz allein also steht Powys nicht. Sein Sich-Hineinfühlen in die Literatur, das ein starkes emotionales Element enthält, ist im Rahmen herkömmlicher Literaturkritik allerdings undenkbar, in dem der Wissenschaftler, „nach Ursache und Wirkung, nach Element und Verbindung" forschend, seine Arbeit erledigt. Die Vorgehensweise der vorliegenden Arbeit orientiert sich, wenn auch in gemäßigter Form, an Powys' Auffassung von Literaturkritik. Dem Verfasser geht es vor allem um das Erfassen des Wesens des Elementalismus, eine Absicht, die zunächst ein Hineindenken und -fühlen verlangt. Der notwendige kritische Abstand darf nicht in ein Übermaß an Abstraktion und Analyse umschlagen, die weniger erklärend als verschleiernd wirken und in vielen Fällen zu einer Verzerrung des Untersuchungsgegenstandes führen. Dieses Kriterium findet auch im folgenden Anwendung auf die Erörterung der Sekundärliteratur. Der Zweckdienlichkeit halber beschränkt sich diese auf die neueren Studien zu Powys. 18 Dies allerdings als ein Ethnologe, der eingehende Feldforschung betrieb. Dennoch ist seine Einstellung der von Powys sehr ähnlich. Frobenius schreibt: Die mechanistische Weltauffassung sieht vor sich ein System von Tatsachen, das sie nach Ursache und Wirkung, nach Element und Verbindung zerlegt und aus dem sie vermeintlich allgemeingültige Beziehungen ableitet. (...) Der intuitive Forscher dagegen sucht den ganzen regellosen Reichtum lebendiger, seelischer Regungen mitzuerleben; er unterscheidet das Bedeutsame vom Unbedeutenden, den Sinn einer Ausdrucksbewegung von ihrem Mitteln. Er versenkt sich in die innere Logik alles Werdens, Wachsens, Reifens, die durch Experiment und System nicht erfaßt werden kann, und findet statt starrer Gesetze Typen des lebendigen Seins und Werdens und statt der Formeln symbolische Ereignisse (FROBENIUS, Bd. IV, 47). Als ein „intuitiver Forscher" darf auch Powys gelten. Dabei sollte aber nicht übersehen werden, daß dieser über ein großes Maß an Wissen verfügte und daß auch Frobenius große Mengen an Material zusammentrug, bevor er sich in es versenkte. Beide bauen ihre ,.Intuition" auf dem Boden von Tatsachen auf - der sich allerdings in beiden Fällen stark voneinander unterscheidet. Für eine Gesamtübersicht der Sekundärliteratur bis 1983 verweise ich auf Elmar Schenkels Dissertation (ebd., 6-11). Einen Hinweis verdient vor allem Glen Cavalieros JOHN COWPER Poms: NOVEUST (Oxford 1973). Es handelt sich hierbei um eine ausführliche, einfühlsame und kritische Studie der Powysschen Romane.

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Was den Forschungsstand angeht, so hat sich im deutschsprachigen Raum, seit dem Erscheinen der dritten und bisher letzten Monographie, Elmar Schenkels

NATUR

UND SUBJEKT

IM WERK

VON JOHN

COWPER

POWYS

(1983),

wenig getan. Es ist vor allem Schenkel selbst, der sich immer wieder, in Aufsätzen und Essays, mit Powys beschäftigt. Was seine Vorgänger, Wolfgang Kehr und Karl Hepfer, betrifft, so stellt die Arbeit des ersteren, POWYS

- LEBEN,

WELTANSCHAUUNG,

EPISCHES

WERK

JOHN

COWPER

(1957), eine Einführung

von bleibendem Wert dar. Kehrs Dissertation ist eine Pionierarbeit, die der Rezeption Powys' in Deutschland, durch die Breite ihres Ansatzes, den Boden bereitet hat. Mit Powys' Lebensphilosophie setzt er sich auf erhellende Art und Weise auseinander, vernachlässigt allerdings ihre praktischen Aspekte sowie ihren künstlerischen Charakter. Wenn er Powys moralische Inkonsequenz vorwirft (KEHR, 84), so zeigt sich, daß er den Kern des Elementalismus nicht erfaßt hat. Kehr kann offenbar nicht akzeptieren, daß in Powys' Denken zahlreiche Widersprüche nebeneinander ihren Platz haben, ja, daß diese Widersprüche und Paradoxe sein Lebensprinzip, vielleicht sogar das Lebensprinzip überhaupt darstellen. Eine moralische Meßlatte an Powys anzulegen bedeutet, wie dieser selbst schreibt, eine „tote Hand" auf ein lebendiges Ding zu legen und die Quelle von Phantasie und schöpferischer Kraft zu verschütten. Hepfer setzt sich in POWYS

DER MYTHOS

IM WERK VON JOHN

COWPER

(1972) schwerpunktmäßig mit mythologischen und archetypischen

Elementen in Powys' Prosawerk auseinander und bezieht dessen elementale Schriften nur am Rand mit ein. Die Reihe der Werke, auf denen die Dissertation Elmar Schenkels fußt, kann als ein gelungenes Beispiel für eine Mischung zwischen Powys' erzählender und elementaler Prosa gelten. Seine Auswahl stellt einen repräsentativen Querschnitt dar, der alle Phasen des schriftstellerischen Werdegangs abdeckt. Auch in der Wahl seines Themas besitzt Schenkel eine glückliche Hand, denn die Beziehung zwischen Subjekt und Objekt nimmt eine zentrale Stellung im Elementalismus ein. Schenkel interpretiert sie dahingehend, daß Powys die vom Menschen zum Objekt der Verdrängung und Ausbeutung de-

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gradierte Natur aufwerte, daß er Subjekt und Objekt - vor allem durch die Anthromorphisierung des letzteren - auf dieselbe Ebene hebe und daß die Powyssche Philosophie einen Weg darstellen könne, die Zerstörung der Natur aufzuhalten. Schenkels grundlegende Absicht, die auch seine kürzeren Arbeiten zu Powys auszeichnet, besteht darin, aktuelle Bezüge in dessen Werk aufzuspüren und Wege zu eröffnen, auf denen es vom heutigen Leser rezipiert werden kann. Im Kanon der kritischen Studien über Powys stellt seine Dissertation deshalb einen wichtigen Beitrag dar. Schenkels Ansatz trifft einen zentralen Aspekt, und er geht einfühlsam, wenn auch mit festen Vorstellungen zu Werke. Aber auch er vermengt fiktionale und elementale Schriften miteinander, auch ihm fehlt eine genauere Betrachtung des Elementalismus an sich, fehlt die eigentliche Grundlage. Überdies scheint mir, daß Schenkel die Ambivalenz des elementalen Subjekt-Objekt-Verhältnisses nicht adäquat erfaßt. Zwar untersucht er Aspekte wie den der Anthromorphisierung der Natur oder den der Naturalisierung des Subjekts, d.h. die Wechselwirkung zwischen Subjekt und Objekt, geht jedoch nicht ein auf das Ziel, das für Powys dahinter steht und den Impetus seines Schaffens darstellt. Auch Powys benutzt und „vergewaltigt" oder „verschlingt" das Objekt - er verwendet dafür den Begriff to ravish. Diese Hyperbel bezeichnet im Grunde nichts anderes als ein besonders intensives Genießen, bezeugt jedoch, daß auch Powys das Objekt, sei es eines der Natur oder nicht, für seine Zwecke gebraucht. Der Unterschied zur Zerstörung und Ausbeutung der Natur wäre demnach kein prinzipieller, sondern ein qualitativer - der allerdings einen gewaltigen Unterschied bedeutet, denn das Objekt bleibt innerlich und äußerlich intakt. Dies aber ist Powys' eigentliches Ziel nicht - das besteht im Enjoy!. Die Bedeutung, die Schenkel Powys' Einstellung zum Objekt beimißt, ist mithin ein indirektes Ergebnis von dessen eigentlichem Bemühen. Powys war sich der Zerstörung der Natur zwar bewußt, dies aber stellt kein Thema in seinem Werk dar. Die allgemeinere Bedrohung alles Lebendigen durch eine mechanisierte und tech-

29

nisierte Zivilisation demhingegen empfand er sehr stark und setzte sich intensiv mit ihr auseinander. Die vorliegende Arbeit ist in der Absicht verfaßt worden, die Lücke zu schließen, die durch die Vernachlässigung der elementalen Schriften entstanden ist. Aus diesem Grund gilt es vor allem, sich mit den Werken auseinanderzusetzen, die einen ähnlichen Ansatz verfolgen. Vier an der Zahl sind es, und unter ihnen sind zugleich die Arbeiten zu finden, die nach 1983 erschienen sind, allen voran Harold Fawkners POWYS

THE ECSTATIC

WORLD OF JOHN

COWPER

(1986). Des weiteren gilt mein Augenmerk drei bescheideneren Publi-

kationen: Kenneth Whites (1978), Paul Roberts THE ECSTASIES

THE

BECOMING

OF CRAZY

JACK

LIFE MR.

TECHNIQUE NOBODY

OF JOHN

COWPER

POWYS

(1992), sowie A.P. Seabrights

(1993). Die neueren Titel zeigen, daß es eine

aktuelle Bewegung hin zur Auseinandersetzung mit Powys' Lebensphilosophie gibt. Fawkners Arbeit stellt einen Meilenstein in der Rezeption von Powys' Werk dar. Zwar weisen die meisten Kritiker, so auch Schenkel, auf die Bedeutung des ekstatischen Erlebnisses hin, Fawkner aber ist der erste, der die Ekstase wirklich ernstnimmt, in den Mittelpunkt stellt und als den Gipfel von Powys' Schaffen ansieht. Er beschränkt sich nicht auf eine Auswahl von erzählenden und elementalen Werken, sondern zieht das Gesamtwerk hinzu, um Powys' „ekstatische Welt" zu umreißen. Sein Hauptanliegen aber besteht darin, die Ekstase mit Hilfe neuerer Ergebnisse der Gehirnforschung zu analysieren. Ekstase und schriftstellerisches Werk verbindet er, indem er eine Identität feststellt zwischen den „Megastrukturen" der Romane und der neuronalen Mechanik des ekstatischen Erlebnisses bzw. den Bewegungsabläufen zwischen den Gehirnhälften. Fawkners Herangehensweise ist also höchst abstrakt. Und obwohl seine Studie en passant reich ist an Beobachtungen und Erkenntnissen und einen großzügigen Blick auf das Powyssche Gesamtwerk eröffnet, muß man sich am Ende mit einer möglichen Erklärung der Ekstase zufriedengeben, einer Theorie neuronaler Vorgänge im Gehirn, deren Begriffssystem Fawkner dem

30

Werk von Powys aufzwingt. Der intellektuellen Brillianz des Buches zum Trotz muß die Bilanz gezogen werden, daß er die elementale Ekstase einem hypothetischen und noch dazu wissenschaftlich-mechanistischen

Erklä-

rungsmodell zu unterwerfen versucht, das auf den ersten Blick zwar beeindruckt, im Grunde aber nicht viel besagt: Fawkner stellt und beantwortet nicht die weiter- und tiefergehenden Fragen danach, worin die Natur der Ekstase besteht, was sie auslöst und weshalb Powys sie anstrebt. Ebensowenig versucht er, die Powyssche Verwendung des Begriffes der „Ekstase" zu definieren, und übersieht deshalb, daß dieser eine Vielzahl von Erlebnissen darunter versteht. Damit aber wird er weder der Ekstase noch Powys gerecht und vermag es nicht, das Wesen des Elementalismus adäquat zu erfassen. Interessanterweise bewegt sich Fawkner durch seine abstrakte Vorgehensweise in mancher Hinsicht auf der frühen Entwicklungsebene des Elementalismus, die durch CV repräsentiert wird. Darin versucht auch Powys, den Mechanismus der Ekstase (eternal vision) abstrakt zu erklären - wenn auch nicht auf wissenschaftliche, sondern auf spekulativ-mythologische Art und Weise. Es ist bezeichnend, daß Powys diesen Ansatz nicht weiter verfolgt, ja, dessen Spuren im folgenden verwischt. Er dürfte gespürt haben, daß die abstrakte Herangehensweise ihr Objekt - die Ekstase - töten kann, da sie ihre Wurzeln freizulegen versucht und sie so der Nahrung beraubt. Trotzdem stellt Fawkners Arbeit eine wichtige und provozierende Studie zu Powys dar, da sie einen der zentralsten Aspekte von Powys' Werk, einen, vor dem zahlreiche Leser und Kritiker skeptisch verharren oder von dem sie abgeschreckt werden, ernstnimmt und zum seriösen Forschungsgegenstand erhebt. In Fawkners Nachfolge steht A.P. Seabrights JACK.

THE

ECSTASIES

OF

CRAZY

Ebenso wie die Arbeiten von White und Roberts ist sie in einem klei-

nen Verlag erschienen, ein Phänomen, das beweist, daß gerade die Untersuchung des Elementalismus ein Schattendasein fristet am Rand des akademisch-wissenschaftlichen Molochs. Dies entspricht Powys' Leben am Rand

31

der Gesellschaft und auch der Gratwanderung des Elementalismus, der sich nur schwer in gängige Kategorien einordnen läßt. Seabrights unkonventionelle Arbeit zeugt von großer Belesenheit und Kenntnis der Materie. Seiner Hervorhebung der Ekstase entsprechend versucht er, Powys in die mystische Tradition einzuordnen und hebt dabei vor allem die sexuellen und sinnlichen Aspekte des Elementalismus hervor. Der Bezüge, die er in der relativen Kürze seiner Arbeit herstellt, sind aber zuviele und besagen wenig. So ist es zwar interessant zu erfahren, daß Powys' ekstatische Lebensphilosophie mit derjenigen dieses oder jenes Mystikers, Denkers oder Schriftstellers verwandt ist, zugleich aber ist dies beliebig, da deren Zahl ins Unendliche gesteigert werden könnte. Die Gefahr von Seabrights Arbeit besteht aber vor allem darin, Powys in eine ganz bestimmte populäre und im weitesten Sinn esoterische Bewegung einzureihen, die ihn zwar für eine bestimmte Schar von Menschen interessant machen könnte, die ihre innere Leere durch eine Prise numinos-sexuellen Nervenkitzels füllen möchten, die Powys aber ganz und gar nicht gerecht wird. Dies ist zwar Seabrights Absicht nicht. Aber es ist eine Gefahr, die mit den Schwerpunkten einhergeht, die er setzt. Ebensowenig wie Fawkner erkennt Seabright überdies den wahren Impetus und Kern des Elementalismus, ebensowenig wie jener stellt er die tiefergehenden Fragen nach dem „Warum?" und dem „Wie?". Beide tauchen nicht wirklich ein in den Elementalismus. Eine kurze, aber verständnisvolle Einführung in Powys' Lebensphilosophie demhingegen stellt Paul Roberts BECOMING MR. NOBODY dar. 19 Dem Ausgangspunkt der vorliegenden Arbeit ähnlich beschränkt sich Roberts auf die elementalen Schriften und vermengt diese nicht, wie es Seabright und Fawkner tun, undifferenziert mit den Romanen. Im Verlauf seiner Betrachtung erkennt er, daß die Entwicklung des Elementalismus in verschiedenen Phasen verläuft 20 und beurteilt die Jahre ab 1942 als einen Höhepunkt. Zu einem ähnlichen Ergebnis gelangt auch die vorliegende Arbeit. Im Gegensatz Der zweite Teil von Roberts Buch beschäftigt sich mit Powys' Lyrik. Ein Phänomen, das auch in Wolfgang Kehrs Dissertation deutlich wird.

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zu Roberts aber wird darin deutlich werden, daß mit IS eine weitere Entwicklungsphase einsetzt. Auch kann Roberts aufgrund der Kürze seines Essays weder auf die zahlreichen feinen Veränderungen eingehen, die sich im Verlauf der Entwicklung des Elementalismus ergeben, noch vermag er es, wichtige Punkte näher zu erläutern. Auch auf dessen grundlegenden Impetus geht er nicht ein. Dennoch stellt Roberts' Essay eine Einführung in die elementalen Schriften dar, die darauf verzichtet, sich dem Elementalismus mit abstrakten Theorien oder Hypothesen zu nähern und die ihn weder durch ein fremdes Begriffssystem erstickt, noch unter einer Überfülle gelehrter Assoziationen begräbt. Kenneth Whites relativ frühe elementale Monographie, die, ebenso wie diejenige Roberts, unter ihrer Kürze leidet, stellt eine Mischung dar zwischen Roberts' exklusivem Ansatz und dem umfassenderen, zugleich aber undifferenzierteren Seabrights. In der Schlichtheit und Unmittelbarkeit ihrer Rezeptionsweisen ähneln sich beide jedoch. Beiden ist anzumerken, daß die von Powys verlangte genuine response vorhanden ist; beide verbinden Existenzielles mit ihrer Erkundung des Elementalismus, der für sie ein fremdes und doch vertrautes Land ist, das sie zu erforschen und zu begreifen suchen, ohne, wie Fawkner oder Seabright, bis an die Zähne bewaffnet, überladen mit Ausrüstung und versehen mit hypothetisch gezeichneten Karten in es einzudringen. Ebenso unwissend und wissensdurstig wie Roberts und White steht auch der Verfasser der vorliegenden Arbeit an den Grenzen zum Powysschen Elementalismus.

33 4.

DER URSPRUNG DER ELEMENTALEN SCHRIFTEN

These 'Pigeon Roost' sermons. (DIARIES, 109(1932))

Es drängt sich die Frage danach auf, weshalb Powys die elementalen Schriften verfaßt hat, wenn er, dem eigenen Bekunden nach, die erzählende Prosa als Ausdrucksmittel bevorzugte. Hierfür gibt es, meiner Ansicht nach, mehrere mögliche Erklärungen, die einander nicht ausschließen. Eine besteht in Powys' Versuch, eigene Ansichten zu klären, zu entwikkeln und auszubauen. CV (1920) dürfte aus einer solchen Motivation heraus entstanden sein. Das Buch stellt den ersten Versuch dar, seine Lebensphilosophie umfassend darzulegen, ist ein Entwurf, wie es ihn kein zweites Mal im Verlauf der Entwicklung des Elementalismus gibt. Abgesehen von der besonderen inhaltlichen Absicht, die Powys darin verfolgt (s.u.), besteht seine allgemeine Absicht darin, sich der eigenen Auffassung der Welt bewußt zu werden, sie zu ordnen und zu vertiefen. Im Mittelpunkt steht eine abstrakte Analyse des ekstatischen Erlebnisses, der „Ewigen Schau", deren seelische Mechanik er zu ergründen versucht. CV gewinnt seinen Impetus also aus einem sehr persönlichen Erkenntnisinteresse. Im Fall von RS (1925) aber tritt bereits ein anderer Impetus hinzu: der finanzielle, in Form der Auftragsarbeit. Fünf Jahre nach dem Erscheinen von CV, das sich schlecht verkaufte, forderte der Verlag des Buches Powys dazu auf, seine Essenz in aller Kürze darzulegen (LETTERS TO LLEWELYN, Vol.l, 356). Wie RS sind fast alle elementalen Essays und Bücher Auftragsarbeiten, so auch MC (1929) (GRAVES, XIII, 213/215). MC aber ist insofern von herausragender Bedeutung, da dem Buch ein unerwarteter finanzieller

34 Erfolg beschieden war 21 , der zweierlei Folgen hatte: Zum einen findet Powys den Mut, unterstützt vom gleichzeitigen Erfolg des Romans WOLF SOLENT, seine Arbeit als Vortragsreisender aufzugeben und freier Schriftsteller zu werden (GRAVES, XIII, 224), und zum anderen sollte er danach wiederholt dazu aufgefordert werden, elementale Bücher zu verfassen. DS, das ein Jahr nach MC erschien und ebenfalls ein Erfolg wurde, dürfte aus dem Schwung heraus entstanden sein, der Powys von MC an beflügelte. Ein möglicher Grund für den Erfolg der beiden elementalen Bücher könnte darin zu finden sein, daß die gesellschaftliche Lage der Jahre der Weltwirtschaftskrise viele Menschen aufgerüttelt hatte. Dies führte zu Zweifeln an der Funktionalität der vorher allgemein akzeptierten Ordung sowie zur Suche nach Alternativen. Das öffentliche Klima während der Wirtschaftskrise also könnte sowohl die Offenheit für als auch den Bedarf an Büchern wie MC und DS geschaffen haben. In den USA, wo MC erstveröffentlicht wurde und wo ihm der größte Erfolg beschieden war, war Powys vielen Menschen überdies als Vortragender bekannt, eine Tatsache, die hilfreich gewesen sein dürfte. Es ist also durchaus möglich, Powys' elementale Bücher, ja, den Elementalismus überhaupt, in den Strom jener Versuche einzuordnen, die, früher oder später einsetzend und mit mehr oder weniger Erfolg, versuchten, Antworten zu finden auf die Aufbruchs- und Umbruchsstimmung, die spätestens seit der Jahrhundertwende herrschte und die durch den Ersten Weltkrieg um ein weiteres potenziert wurde. Powys hatte ein sehr feines Gespür für diese Stimmung, die für ihn zunächst in der Erschütterung des traditionellen christlichen Glaubens fühlbar zu werden scheint und die ihren Ausdruck in seiner Auseinandersetzung mit diesem Glauben findet - z.B. im Versepos

Innerhalb eines Vierteljahres erlebte es elf Neuauflagen. Noch 1938 schreibt Powys: Hurrah! a letter - hurrah! - a letter - comes from Norton that Noble Publisher of Culture our only book that brings a constant Income - sending us 218 Dollars (...). (DIARIES, 265 (1938)) Und in einem Brief an Henry Miller heißt es: It (MC) is the only book I have ever written that has steadily earned me a few dollars every year, yes every single year since it first came out. It is the only one. I owe its careful arrangement kese (als eine andere Art ihrer Sublimation) (A GLASTONBUHY ROMANCE). Die Andro-

gynität hat Powys ebenfalls fasziniert, und in der Gestalt Taliessins (PORIUS; s.u.) erschafft er eine eigentümlich geschlechtslose Gestalt, die für den Eleinentalismus von Bedeutung ist. Gelinde gesagt hatte Powys Probleme mit seiner Sexualität; und die Versenkung scheint ein Weg gewesen zu sein, sie zu lösen. 89

Den Begriff der „Umarmung" (embrace) benutzt Powys durchgehend als Synomym der Versenkung. Er betont ihren lebensbejahenden Charakter. Zugleich erinnert er an die bewußt unerfüllten Liebesakte von Sylvanus Cobbold (WEYMOUTH SANDS) und Dud No-man (MAIDEN CASTLE). Der erstere setzt die sexuelle Erregung dabei gezielt ein tls meditative Energie, etwas, das an den indischen Shakti-Kult erinnert (oder den Tantrismus). Darin wird die weibliche Potenz als dasjenige angesehen, das zum Handeln befähigt. Während Cobbold seine Geliebte in den Armen hält - nichts weiter geschieht - , versucht er mit Gott zu kommunizieren und so die „unio mystica" zu erlangen (WEYMOUTH SANDS, XI, 381-383).

105

offenbar die Ekstase auslösen; 90 und die Essenz dieser Konfrontation bezeichnet er als jenes geheimnisvolle „Werden" (becoming), das dem Absoluten so nahe komme wie sonst nichts im Leben (PS, III, 90). Das „Absolute" also wäre der lebendige und schöpferische Prozeß 91 ; und dieser kann nur durch das Aufeinandertreffen von Gegensätzen vonstatten gehen. Powys beharrt deshalb am Ende von CV darauf, daß weder das „Gute", noch das „Böse" die endgültige Oberhand über den jeweils anderen gewinnen dürften, da sich das Universum sonst ins Nichts hinein auflösen würde (CV, Conclusion, 370). 92 Diese „prämeditierte Ekstase", wie Powys sie in PS beschreibt, darf jedoch nicht gleichgesetzt werden mit der bewußten Versenkung in eine Verkörperung der Elemente - ein Akt, der die eigentliche „Grüne Messe", der der eigentliche Kern des Elementalismus ist. Die Ekstase, die hier ausgelöst wird durch die Konfrontation des bewußt sich konzentrierenden Selbst mit einem zufälligen Aspekt des Nicht-Selbst, mag dem ursprünglichen ekstatischen Erlebnis aber am nächsten kommen (vgl. Fußnote 6). Der unwillkürlich wahrgenommene Lichteffekt auf der Kante der Tür entspricht dem Anblick der Schuhsohlen des Vaters, die den jungen Powys in einen Glücksrausch versetzten und ihm als Schlüssel zu höchsten Geheimnissen erschienen (A, I, 5). Dieses ursprüngliche ekstatische Erlebnis mag ein solch „magischer Augenblick" gewesen sein, in dem das träumende Kind - nicht umsonst bezeichnet Powys die Versenkung in DS als „Tagträumerei" - durch den plötz-

911

Vgl. Fußnote 6. Für Powys entspringt die Ekstase einem Aufeinandertreffen von Gegensätzen - so auch hier, w o geistig-seelische Konzentration und Sinneswahrnehmung aufeinanderprallen.

91

Powys spricht so auch von der „Kunst der schöpferischen Versenkung" (PS, VI, 189), sowie davon, daß unentwegte Schöpfung die Essenz des Lebens sei (CV, Conclusion, 354).

92

Aus demselben Grund kann sich Powys - ebenso wie Schweitzer - nicht mit dem Konzept des „Nirvana" anfreunden. Wo die Gegensätze aufhören, deren Reibung Leben ermöglicht, w o das „Nichts" beginnt - beginnt der Tod, steht das „Erlöschen". Dies gilt für den Menschen wie für die Welt als Ganzes.

106

liehen Anblick irgendeines Objektes in einen Glücksrausch versetzt wurde. 93 Im Verlauf seines Lebens hat Powys beharrlich versucht, unüberlegte Tagträumerei in bewußte und gezielte Kontemplation umzuwandeln. Die in PS beschriebene prämeditierte Ekstase wäre demnach eine Mischform aus bewußter Meditation und zufälliger Sinneswahrnehmung. 94 Was aber in PS zum erstenmal offenbar wird und das Prinzip der Powysschen Ekstase darstellt, ist - ich habe es bereits angedeutet - eine Konfrontation, ist das Aufeinanderprallen von Selbst und Nicht-Selbst, von 1 am I und objective mystery, von Mensch und (materieller, elementaler) Welt. Die Powyssche Ekstase, seine Art der „unio mystica" - in Ermangelung anderer Begriffe verwendet er in PS häufig die Termini „Mystik" und „mystisch" 95 - ist also keine geistige Verschmelzung mit Gott oder dem „Absoluten", kein Eintauchen in das Nichts des Nirvana, das von sinnlichen Begierden und Sinneswahrnehmungen erlöst; sondern die Powyssche Ekstase ist das Ergebnis einer Konfrontation, einer Reibung, eines Widerspruchs, die erreicht wird mit Hilfe des Geistes und der Sinne. Nicht die Abwesenheit aller Reize ist es, 93

Im Tagebuch des Jahres 1935 beschreibt Powys eine solche Ekstase: Went as (...) far as 'Coker Farm' & I got that indescribable feeling that has come to me all my life of some secret ecstasy in certain things that is handed down from father to son & father to son and has to do with some marginal sensations not of any particular beautiful thing or pretty thing - but simply of the blank stucco wall of a house (...), with a great holly bush and mud a lot of mud & a few very ancient & decrepit apple-trees (...) (DIARIES, 183 (1935)).

94

Ausdrücklich schreibt Powys, daß es verschiedene Stufen der Ekstase gebe. Ihre am häufigsten erreichte Variante bezeichnet er als einen „ruhigen, nicht-menschlichen Ernst des Geistes (PS, IV, 123). Dies zu differenzieren versäumt Fawkner, der von der Ekstase allgemein spricht.

95

Die elementale Ekstase, so behauptet Powys, enthalte etwas unmißverständlich Religiöses. Und er schreibt: Simplify your desires till you enjoy with sacramental ecstasy every single physical sensation you have (PS, III, 78 & VI, 185). Hier zeigt sich einmal mehr, daß der Begriff der „Ekstase" für Powys zahlreiche Bedeutungsebenen besitzt. Im Fall der „sakramentalen Ekstase" dürfte es sich zuvorderst um ein intensives Genießen handeln. Überdies ist es eine Vereinigung mit der Welt, deren materielle Grundbausteine die Elemente sind. Den ursprünglichen Sinn des „Sakraments" - z.B. in der Form des Abendmahls, das die Vereinigung mit Christus symbolisiert - verwandelt Powys also in einen elementalen. Der Begriff „sakramental" aber bewahrt diesen Aspekt des Heiligen.

107

die zum Glücksrausch, die zum Einheitserlebnis verhilft, sondern die Qualität der Erfahrung eines ganz besonderen Reizes, der auf ein Individuum trifft, das völlig leer, das ganz und gar durchlässig, das in höchster Offenheit gespannt ist. Dies löst den sinnlich-geistigen Glücksrausch aus. Dies ist die „erotische Umarmung", ist das „Verzehren" desjenigen Objektes, das die Ekstase ermöglicht, durch das Subjekt. Nicht umsonst ist es das Ziel von Powys, immer offener, immer durchlässiger zu werden für Sinneswahrnehmungen aller Art. Nicht umsonst versucht er, den auslösenden Reiz auf das Grundlegendste, auf das Allgemeinste - das Elementale - zu reduzieren. Er versucht zu einem Schloß zu werden, in das so viele Schlüssel wie möglich passen, die die Tür zur Ekstase öffnen können. 96 Untrennbar mit dem Augenblick der Ekstase verbunden sind die Erinnerungen. Abgesehen davon, daß Powys der Ansicht ist, daß man sich in sie versenken könne und sie in CV als die einzige Möglichkeit bezeichnet, die selten erreichte Ekstase der eternal vision noch einmal zu erleben, handelt es sich bei ihnen um jene, von denen Powys in RS behauptet, daß sie aus dem „Planetarischen Gedächtnis" aufsteigen. Hier, in PS, spricht er von einem „Gedächtnis der Menschheit", deren Erinnerungen ihr kostbarster Besitz sei96

Powys selbst beschreibt die elementale Versenkung folgendermaßen: I meditated all the way back as / watched the snow clinging to the seeds of tall dead flowers upon the great Demeter Secret learnt in the British Museum 3 years next summer about Static Contemplation. Learnt then but O so hard to practise. It's an art of divesting the mind of all thought, and sinking down or out and away through any material objects but keeping these (any) objective things in mind & and working outwards centrifugally upon these casual little material objects, not getting tied up & numb in a Tight inward knot - but forgetting all worry all future all past in a sensation of Being; but not of any sort of Over-Soul or Religion or Unity or Brahma or God - entirely lonely and separate - a hard little Crystal! (DIARIES, 97/98 (1932)) Dies bestätigt die anhand der elementalen Schriften herausgearbeiteten Erkenntnisse über die Versenkung. Auch in den Tagebüchern der Jahre 1929 bis 1939 zeigt sich, daß die Versenkung - und nicht die Ekstase - im Mittelpunkt von Powys' Bemühen steht. Offenbar entdeckte er die Technik der elementalen Versenkung erst im Spätsommer 1929. Im Tagebuch dieses Jahres beschreibt er seinen Besuch im Britischen Museum, w o er zur Skulptur der Demeter betet: She is the most beautiful work of art in the whole world - but she is a real goddess (...) I sat long before this figure. I prayed for the T.T. (Phyllis Playter) and also for a certain power of motionless contemplation (DIARIES, 13 (1929)). Beide Tagebucheintragungen dürften in Beziehung zueinander stehen.

108

en, da sie die Realität von Häßlichkeit und Langweiligkeit reinigten und ihr den giftigen Stachel nehmen würden. Sie besäßen eine Essenz, die alles erlösen und uns berauschen könne (PS, IV, 108/109). Zwei Arten der Erinnerung spielen eine Rolle im Elementalismus: Einerseits stellen die Erinnerungen den Widerpart zum sinnlichen Reiz dar und sind die eine Hälfte des die Ekstase auslösenden Dualismus; andererseits besitzen sie eine heilende und berauschende Kraft an sich. In diesem Fall dürfte es sich um jene „Menschheits-Erinnerungen" handeln, die das „Planetarische Gedächtnis" birgt und die man durch die Ekstase erfährt; während jene Erinnerungen privater Natur sein dürften, die die Ekstase auslösen helfen. Beide Formen der Erinnerung konstituieren die Kontinuität, die Powys so sehr am Herzen liegt. Denn sie verbinden das Individuum einerseits mit seiner oder ihrer eigenen Vergangenheit und andererseits mit dem gesamten geistig-sinnlichen Erfahrungsschatz der Vorfahren (PS, IV, 109). Diese Ansicht vertritt Powys auch noch in den vierziger Jahren, als er davon spricht, daß die Versenkung in die Elemente das Individuum mit seinen Vorfahren und seinen Nachkommen verknüpfe (MS, IX, 142). Es handelt sich um eine Ekstase der Kontinuität. 97 Powys umreißt seine Ekstasetechnik in PS also detaillierter als je zuvor und erklärt ganz offen seine Absicht, sie durch Prämeditation bewußt und gezielt erreichen zu wollen (PS, IV, 111) - ja, er erklärt diese Absicht zum Hauptziel des Lebens (PS, IV, 112)! Diese Offenheit geht einher mit dem Anleitungscharakter mancher Passagen des Buches. Von SSD an hat Powys stets fiktive Fallbeispiele (s.o.) in seine elementalen Schriften integriert, um die Theorie zu illustrieren. Hier aber, in PS, verwandeln sich diese Fallbeispiele in Anleitungen. Dabei handelt es sich noch immer um Prosaminiaturen und keine detaillerten Gebrauchsanweisungen. Dennoch wird Powys in ihnen so deutlich wie nie zuvor, was beweist, daß er die Anwendung seines Ele97

Im Verlauf der Beschreibung einer Ekstase heißt es: (...) the sensation (...) comes to us by inheritance down long long long long long ages - down all the ages (...) (DIARIES, 183 (1935)).

109

mentalismus noch wichtiger nimmt und daß sein Anliegen wächst, ihn auf verständliche Art und Weise zu vermitteln. 98 Zusammengenommen gilt für PS, daß Powys darin seine Ekstase deutlich mit vergleichbaren mystischen Erlebnissen in Verbindung bringt, sie offen zu seinem wichtigsten Ziel erklärt (nicht jedoch zum Mittelpunkt des Elementalismus) und zum erstenmal den Weg beschreibt, auf dem sie zu erreichen ist: den der Prämeditation bzw. der Versenkung.

8.9

THE ART OF HAPPINESS (1935)

In AH, dem letzten elementalen Werk derjenigen Schaffensperiode, in der die großen Romane entstehen, bringt Powys die Ausarbeitung und Darlegung der praktischen Seite des Elementalismus zu einem Höhepunkt und vorläufigen Abschluß. AH ist nicht nur das knappste der vier elementalen Schriften der dreißiger Jahre, sondern das am gezieltesten auf die Anwendung des Elementalismus hin verfaßte." Zugleich sind zum erstenmal falsche Töne darin zu vernehmen, wie sich anhand von Powys' Erörterung des Verhältnisses von Frau und Mann zeigen wird. Inhaltlich gesehen umfaßt der Essay gleichen Namens, trotz seiner Kürze, mehr als das zwölf Jahre später erschienene Buch. In diesem konzentriert sich Powys auf die Lebenspraxis und enthüllt zu diesem Zweck mehrere, im allerweitesten Sinn meditative „Tricks" 100 , bei denen die Phantasie die Haupt98

99

100

Es gibt drei wesentliche beschreibende Anleitungen: III, 89/90 und 96-102; IV, 115118. In ihnen schildert Powys den Ablauf der Versenkung, den ich oben beschrieben habe, immer wieder von neuem. Als er mit der Niederschrift des Buches beginnt, notiert Powys in seinem Tagebuch: I ought to be able to work fast on this happiness book and try & make it a real Handbook of Psychological craft for people teased and fretted by the sort of obstacles of a mental kind that I understand best (DIARIES, 169 (1934)). Powys spricht von ritual-tricks (AH, I, 23), bzw. a motion of the mind (ebd.). Der erste Begriff verdeutlicht, daß es sich um immer wieder praktizierte - gleichsam rituelle Bewegungen des Geistes (und der Phantasie) handelt.

110

rolle spielt. Das Ziel dieser Tricks besteht darin, glücklich zu sein. Ein „prämeditiertes System oder eine Kunst des Glücks" müsse man sich schaffen, schreibt Powys (AH, I, 4) - der Begriff des „Glücks" verdrängt den der „Ekstase" im vorliegenden Buch. 101 Beide sind synomym; allerdings bedeutet Powys' Verwendung des Begriffes „Glück" eine qualitative Fokussierung desjenigen der „Ekstase", der, wie bis hierher deutlich geworden sein dürfte, in den verschiedensten Bedeutungsfacetten schillert. Die Ekstase als „Glück", bzw. Glückserlebnis zu bezeichnen, bedeutet, sie in den Alltag hinabzuholen und sie von allen mystischen Konnotationen zu befreien. Es bedeutet auch, daß der Elementalismus ohne die höchste Ekstase auskommen kann, um die herum Fawkner seine Interpretation aufbaut. Blickt man voraus auf MS, so wäre diese Gewichtsverlagerung weg von der Ekstase und hin zum Glück das erste Indiz der vielleicht wichtigsten inhaltlichen Veränderung im Elementalismus, denn in jenem späteren Werk erklärt Powys sein Bemühen darum, das Glück bewußt zu erreichen, für gescheitert (s.u.). Das bedeutet zugleich das Scheitern des Versuches der prämeditierten Ekstase von PS. Und all dies - so ist zu betonen - zeigt, daß der Kern des Elementalismus unabhängig von der Ekstase sein muß, unabhängig auch von allen mystischen Ober- und religiösen Untertönen. Hier, in AH, geht Powys jedoch noch davon aus, daß es möglich ist, den Zustand des Glücks durch ein System der Prämeditation herzustellen. Dazu setzt er, wie in PS, voraus, daß man seine Gedanken mehr oder weniger unter Kontrolle hat (AH, I, 4). Denn für ihn sind es die Gedanken, die die Macht besitzen, uns glücklich oder unglücklich zu machen (AH, I, 5). Und die „Tricks", die er zu dem Zweck anbietet, glücklich zu sein, sind aus diesem Grund geistiger Natur, sind Akte der Phantasie - Akte, die allerdings nur funktionieren, wenn man als Ausführender an ihre Effektivität glaubt. Glaubensakte dieser Art sind zentrale Komponenten von Powys' Elementalismus, der, wie er bereits in CV erklärt, auch mit dem Irrationalen in Berührung

101

Alternativ gebraucht Powys jeweils einmal die Begriffe des moment of und des eternal moment (AH, V, 187&193).

recognition

111

bleiben müsse, das so tief sei wie die Welt (CV, IV, 84). In diesem Fall bedeutet der Glaubensakt, daß das Individuum inneren, geistig-seelischen Kräften vertraut, die es vermögen, den Zustand des Glücks bzw. des inneren Gleichgewichts herzustellen. Die ritual-tricks (AH, I, 23), die Powys in AH offenlegt - es sind drei an der Zahl - , sind allesamt konzentrierte Akte der Phantasie. Daß Powys von ritual-tricks spricht, ist eine Betonung der langen und regelmäßigen Übung, die er dabei voraussetzt. Routine, das heißt ein gewisses Maß an Selbstdisziplin, ist für ihn eine ebenso wichtige Voraussetzung der Kontemplation wie die Kontrolle der eigenen Gedanken: Die Routine sei der Rhythmus des Universums, sie sei die Art und Weise, auf die der Mensch die Kunst der Natur nachahme (PS, III, 81).102 Schon im Fall der „Tagträumerei", in DS, verbirgt sich hinter dem scheinbar harmlosen Begriff ein durch lange Übung vertiefter, konzentrierter Akt. Der erste der ritual-tricks ist der Ichthian act.m

Hierbei soll sich das In-

dividuum alles, was es quält und bedrängt, als einen riesigen Klumpen vorstellen, der es ganz und gar umgibt, und den es durch einen Sprung seiner innersten Identität (der Seele) durchbricht, um für einen Augenblick befreit wieder in ihn einzutauchen. Es handelt sich mithin um eine kurze Transzendenz persönlichen Leids und Ärgers, anzuwenden in Augenblicken, in denen man seelisch daniederliegt. Wirksam kann dieser Akt natürlich nur sein, wenn er, bedingt durch die lange Übung, fast automatisch vollzogen wird. Denn erfahrungsgemäß hat man in depressiven Augenblicken oder Phasen so

102

Sobald Powys seine Arbeit als Vortragsreisender aufgegeben hatte, begann er damit, seinen Alltag durch allerlei Rituale und Gewohnheiten zu strukturieren. Zum Rhythmus des Universums schreibt C. Ulenbecker: Der Wechsel der Jahreszeiten, der Lauf der Gestirne (...) - dies sind die Räder, die das Leben durch den Welt-Raum tragen. An sie gebunden drehen wir uns, bis wir unter ihnen zermahlen werden und unser Staub sich vermischt mit dem des Weges, den sie befahren haben (ULENBECKER, V, 189).

101

Dieser Name entspringt dem Vergleich des ¡chthian act mit dem Sprung eines Fisches aus dem Wasser. Außerdem assoziiert Powys den Begriff „ichthus", seinem frühchristlichen Gebrauch nach, mit Christus, dem Erlöser, nur, daß das, was erlöse, in diesem Fall die eigene Widerstandskraft gegen die Apathie sei (AH, I, 24).

112

wenig Abstand zu sich selbst, daß der Gedanke, die eigene Apathie durch einen solchen Akt zu durchbrechen, sehr fern liegt. Die Apathie zu überwinden ist ein zentrales Anliegen von Powys. In CV nennt er sie „träge Bosheit" (inert malice) und erhebt sie auf kosmischer Ebene zum Gegenteil des schöpferischen Prinzips; in DS nennt er als Grund der Apathie mangelnde Einsicht in die Quelle des wahren Glücks (DS, VI, 173). Diese Quelle zu beschreiben ist natürlich Powys' vorderstes Ziel in allen seinen Büchern. Der Ichthian act besitzt zwar eine ekstatische Qualität, 104 ähnelt aber weit mehr einem Augenblick des Aufatmens oder einem Akt des Aufbegehrens, durch den man Abstand gewinnt zum lähmenden inneren Chaos, das die Apathie verursacht. In Powys' verwirrender Vielzahl von ekstatischen Erlebnissen stellt dies eine weitere qualitative Stufe bzw. einen weiteren Versuch dar, die Ekstase zu erreichen. Der zweite ritual-trick ist der der Decarnation.

Dieser Begriff ist zu ver-

stehen als der Gegenpart zu dem der „Inkarnation" und bedeutet die Trennung der Seele vom Körper. Dies nennt Powys ausdrücklich einen Akt der Phantasie: Es gilt sich vorzustellen, Abstand zum eigenen, bedrängten und verfolgten Körper zu nehmen, gleichsam neben sich zu stehen und den Körper an der Leine zu führen (AH, I, 25). 105 Ist schon der Ichthian act eine mildere Form der Ekstase, so liegt der Decarnation act noch eine weitere Stufe tiefer. Beide Tricks verschaffen momentane Erleichterung, bleiben in ihrer Wirkung aber hinter der wahren Ekstase zurück. Es sind Vorübungen, sind

104

Denn Powys beschreibt diesen Sprung der Seele auch als eine Umarmung der Geheimnisse des Lebens und des Todes zugleich und behauptet, daß man dabei in the other-dimensional mystery eintauche, das unsere sterbliche Existenz umgebe. (AH, I, 28) Er bezeichnet ihn auch als Orgasmus (AH, I, 30). Der Ichthian act also besitzt alle Merkmale der Ekstase. Ob er wirklich eine solche ist, ist schwer zu sagen. Es fehlt die übliche Versenkung, fehlt der Aspekt der Sinnlichkeit. Wenn, dann dürfte es sich um eine mildere Form der Ekstase handeln, die spontan durch die Phantasie ausgelöst wird - ein Vorgang, der unendlich viel Übung erfordert.

105

Dieses Bild ist von Bedeutung, da Powys in IS, dem letzten elementalen Buch, von der Projektion der Seele heraus aus dem Körper spricht, mit dem sie aber, wie durch ein Band, verbunden bleibt. So bewahrt sie die Fähigkeit zur sinnlichen Wahrnehmung.

113

vorbereitende Schritte für diese, die mit einiger Übung schnell und spontan vollzogen werden können. Hierin dürfte ihre Bedeutung liegen. Der dritte „Trick" ist der Panergic act. Er stellt die Grundgeste des Elementalismus dar: diejenige, sich dazu zu zwingen, glücklich zu sein (AH, II, 79). Hierin geht er über die beiden bereits erwähnten Tricks hinaus, die lediglich eine kurze Erleichterung verschaffen. Allerdings beinhaltet auch er die Anstrengung, Abstand zum eigenen Leid zu bekommen - dies aber in anderen Größen Verhältnissen: Der Panergic act ist für Powys die höchste Geste unseres grundlegenden Gefühls für Proportion, was das Verhältnis von Sorgen und Tod betrifft (AH, II, 72). Seinen dritten ritual-trick betrachtet er als eine Anerkennung von Leben und Tod als Gegensätzen, die in einem geistigen Kampf gegen Elend, Apathie, Sorgen und Gefühle der Vergeblichkeit und Sinnlosigkeit ihren höchsten Ausdruck finden (AH, II, 73). Der Tod wiegt schwerer als Sorgen und Leid, und Powys drückt deshalb stets seine Entschlossenheit dazu aus, sich im Leben darum zu bemühen, glücklich zu sein. Allein die Entschlossenheit hierzu ist ihm genug. Gleichzeitig ist der Panergic act verwandt und wahrscheinlich sogar identisch mit der elementalen Versenkung: Powys spricht von der „Panenergetischen Umarmung" der Elemente, des Essens, Trinkens, Schlafens, etc. Dies also sind die drei praktischen Gesten, die Powys in AH den Lesern empfiehlt. Sie alle sind Mittel dazu, Elend, Apathie, Sorgen und vor allem die Gefühle von Sinnlosigkeit und Vergeblichkeit zu überwinden, die den Menschen quälen können. Powys' geschicktester Schachzug in AH aber besteht darin, das „Glück", bzw. den Willen dazu, glücklich zu sein - der eine grundlegende Lebensbejahung darstellt - zu einer Gewissensangelegenheit zu erheben. Powys, der stets eine enge Verbindung geistig-seelischer Art zwischen dem Menschen und allem Leben auf der Erde, ja, dem gesamten Universum voraussetzt 106 (eine Verbindung, die zugleich eine Schicksalsgemeinschaft darstellt), ist der 106

Diese Art der Verbindung illustriert Powys im ersten Satz von A GLASTONBURY ROMANCE, w o zwischen dem Menschen, John Crow, und dem First Cause eine seelische Verbindung besteht, ein Funke zwischen beiden hin- und herpulst.

114 Ansicht, daß es der gesamten Schöpfung schade, wenn sich ein einzelnes Individuum seinem Unglück ergebe, dem Gefühl von Sinnlosigkeit ausliefere oder gar zynisch werde. Er, der an die Kraft des Gebetes und des Tagträumens und an die Kraft seelisch-geistiger Gesten glaubt - alle drei ritual-tricks beruhen hierauf

stellt deshalb das Bemühen darum, glücklich zu sein, in

den Mittelpunkt seines Elementalismus. Dieses Ziel verfolgt er auf elementalem Weg, nicht, indem er sich in die „Realität" stürzte, um sich mit Geld, Besitz und Geltung zu sättigen. Bereits der grundlegende Wille zur Lebensbejahung wirkt sich positiv und schöpferisch auf die Welt und alles Leben aus - und verschafft dem Individuum Glücksgefühle. Diese ethische Aufwertung des Bemühens darum, glücklich zu sein, geht Hand in Hand mit Powys' Ideen von der Entwicklung der Menschheit, deren treibende Kraft, wie er meint, das Gewissen sei.107 Und in dem Mehr an Qualität, das diese Gewissenskraft durch seine Maxime des Enjoy, defy, forget gewinnt, sieht er bereits einen Fortschritt, denn durch diese grundlegende Lebensbejahung bekommt die organische Verbindung zwischen allem Leben (DS, VIII, 249) einen positiven Impetus. Das Wort von der Verehrung allen Lebens, das Powys als die ethische Maxime des Elementalismus in DS aufstellt, wird dadurch greifbarer. Das, was Schweitzer im Außen vollzieht, vollbringt Powys im Inneren. Den Elementalismus versteht er als eine „Religion des Lebens", die das enge Gefängnis des menschlichen Daseins durchbricht und die Unermeßlichkeiten von Raum und Zeit betritt, die alles Leben umfassen (DS, VIII, 261). Dies ist die „andere Dimension", von der Powys unentwegt spricht. Sie wird erfahren in Versenkung und Ekstase (s.u.). Powys erhebt das Bemühen darum, glücklich zu sein, also zu einer Gewissensangelegenheit und religiösen Handlung zugleich. Darüber hinaus aber 107

Powys ist besessen von der Idee, daß sein Elementalismus ein evolutionärer Fortschritt der Menschheit sein könnte. Oben war bereits die Rede davon, und bis IS wird es ein durchgehender Grundton bleiben. Und wenn auch die Vorzeichen wechseln - einmal ist es die Willenskraft, einmal die des Gewissens, die den Prozeß vorantreiben - , so stellen den evolutionären Schritt selbst doch immer die Fähigkeit und der Weg zur elementalen Ekstase dar.

115

berührt er in AH ganz profane Themen. Vor allem geht es ihm um das Zusammenleben von Frau und Mann. Hier aber zeigen sich Powys' Beschränkungen, die zugleich Beschränkungen der Zeit sind, in der er aufwuchs: dem letzten Viertel des 19. Jahrhunderts. Powys' Analyse der „Weiblichkeit" basiert auf Klischees - oder wären sie am Ende doch keine? - wie dem der „Passivität" des weiblichen Wesens, seiner größeren Nähe zur Natur, dem angeblich ausgeprägteren Sinn für die „Realität" des Lebens, etc. Bereits in CV legt er diese Ansichten dar und behauptet, daß Frauen in geringerem Maße zur Ekstase bzw. zum Erleben der Eternal Vision fähig wären. Als einen Beweis führt er an, daß es - mengenmäßig betrachtet - weniger große Künstlerinnen und Prophetinnen als Künstler und Propheten gegeben habe (CV, Conclusion, 347). Dies ist eine heutzutage unhaltbare Ansicht, die soziale und gesellschaftliche Gegebenheiten der Vergangenheit völlig außer acht läßt, die es den Frauen verwehrten, ihren Neigungen und Begabungen zu fol108

gen. Befrachtet mit derartigen Klischees begibt sich Powys in AH an die Analyse des Zusammenlebens von Mann und Frau, bzw. von Frau und Mann. (Jeder Kombination widmet er ein Kapitel.) Darin findet sich vieles, das von Interesse ist. Powys ist kein herkömmlicher Patriarch, und er greift die Männer an mit Schärfe, Witz und Ironie. Auch ist er kein „Frauenhasser", wie ihm unterstellt worden ist.109 Ein solches Wort ist nicht besser als die Klischees, die Powys im Kopf hat. Es ist höchstens zeitgemäßer. In seinen Romanen schildert er die weiblichen Charaktere differenziert, thematisiert z.B. CASTLE

MAIDEN

die lesbische Liebe und kritisiert das männliche Besitzdenken bezüg-

lich der Frau anhand der Gestalt des Protagonisten, Dud No-man."° Überdies 108

Andererseits setzt Powys auf die wachsende wirtschaftliche Unabhängigkeit der Frauen und hofft, daß sie bald in der Lage dazu sein werden, ihren Ansichten in Kunst und Philosophie Ausdruck zu verleihen (CV, Conclusion, 364).

109

Von Willi Winkler in seiner Rezension der deutschen Ausgabe der AUTOBIOCRAPHY (DIE ZEIT Nr. 4, 22.01.1993, S. 51).

110

No-man „befreit" seine Geliebte Wizzy Ravelstone zwar, indem er sie ihrem Arbeitgeber, einem Zirkusdirektor, abkauft. Dieser Kauf an sich aber ist bereits eine zweifelhafte Handlung. Und im Verlauf des Romans muß No-man einsehen, daß er ihn nicht geltend machen kann, um Wizzy an ihn zu binden. - In IS schreibt Powys: What wo-

116

ist ihm das „Weibliche", die Jungsche „Anima", von großer Wichtigkeit. Sein Elementalismus, mit seinem Ideal der passiven Kontemplation, ist für ihn, aufgrund seines Glaubens an die „Passivität" des weiblichen Charakters, eine stark weiblich geprägte Lebenskunst. Dennoch bleibt festzuhalten, daß Powys' Einstellung den Frauen gegenüber sich in AH auf zweifelhafte Art und Weise äußert. So verlangt er, daß die Frau dem sexuellen Verlangen des Mannes im Gegenzug dafür nachgeben müsse, daß dieser ihr die Freiheit gewähre, sobald wie möglich in ihre eigene Welt zu entfliehen (AH, III, 121). Hier versichert sich Powys der Befriedigung eines eigenen Bedürfnisses durch eine Art „Kuhhandel". Das „Entfliehen", das er der Frau zugesteht, spiegelt seine eigene Einstellung der Gesellschaft und ihren Normen gegenüber wieder - die er mit möglichst geringen Zugeständnissen erfüllt, um sie dann „zum Teufel zu schicken". Hier aber dreht sich die Rollenverteilung um. Powys ist nicht mehr ohnmächtiges Objekt, von dem etwas verlangt wird, sondern er ist das Subjekt, das etwas vom Objekt, der Frau, verlangt. Und dieses Verlangen will er erfüllt sehen, indem er ihr die Methode anempfiehlt, die er selber praktiziert: ironische Unterwerfung und Flucht. Die Ambivalenz des Powysschen Ausweichens tritt hier deutlich zutage. Und dies scheint mir der Fall zu sein, da er keinen selbstkritischen Abstand zu nehmen vermag - jedenfalls nicht von seinen sexuellen Bedürfnissen. Ein weiteres Klischee, das er in AH aufgreift, ist das der Frau als einer „Braut des Universums" (AH, III, 125). Eine solche Braut solle jede Frau sein, „in demselben Sinn, indem eine Nonne die Braut des Geheimnisses hinter dem Universum ist"; ein Medium des magischen Glücks solle sie sein, das sie aus dem Leben beziehe (ebd.). Hier mischen sich Powys' Glauben an die Naturnähe der Frau und sein - ebenso klischeehafter - Glaube an die Kraft der Jungfräulichkeit. 111 Zwar wird die Frau nicht direkt benutzt, wie im men suffer from in these dimensions is the domination men is always the damnation ofwomen (IS, IX, 273). 111

of men; and the domination

of

Noch in IS, also fast zwanzig Jahre nach AH, schreibt Powys von der „Weisheit der Frauen", vor allem der alter Jungfern. In der weiblichen Jungfräulichkeit liegt für ihn

117

vorherigen Fall, sondern ist Vorbild und Symbol. Trotzdem handelt es sich um eine besitzergreifende Überinterpretation, hinter der sich letzten Endes das genaue Gegenteil von Verehrung verbirgt: ein Einverleiben, das sein Objekt nicht wirklich respektiert. Powys subsumiert „die" Frau, als „Braut des Universums", unter seine Theorien." 2 Paradigmatisch wird hier anhand von Powys' Einstellung zu Frauen der schmale Grat deutlich, auf dem er mit dem Elementalismus wandelt: Der Akt der Versenkung ist (u.a.) eine „Vergewaltigung", zumindest aber ein „Verschlingen" des Objektes. Nicht umsonst gebraucht Powys sehr häufig den Begriff to ravish, wenn es um den während der Versenkung erfahrenen Genuß geht." 3 Der höchste Akt der Verehrung grenzt deshalb an den der Entwürdigung bzw. den der Besitzergreifung, und es erfordert ein großes Differenzierungsvermögen, um während dieser Gratwanderung die Balance zu halten. Powys besitzt es zumeist; nicht jedoch im Fall des „Objektes" der Frau. Auch wird noch einmal deutlich, daß Powys keineswegs die Beziehung zwischen Subjekt und Objekt revolutioniert. 114 Seine Art der „Ausbeutung" des Objektes ist zwar keine tätliche oder zerstörerische und gilt ihm als ein lebensbejahender Akt der Verehrung, da es sich um eine emphatische Handlung handelt und er sich während der Versenkung dem Objekt angleicht;

112

eine Kraft „planetarischer Intuition". In diesem Zustand der Jungfräulichkeit befinde sich die Frau, als eine Art elementaler Göttin, in einem magischen Gleichklang mit Erde, Luft, Wasser und Feuer (IS, IX, 308). Die Jungfrau ist für ihn mithin die ideale Elementalistin, ohne daß sie sich dessen bewußt wäre. Überdies verkörpert sie das „Ewig Weibliche", d.h. das schöpferische Prinzip. In der Gestalt Taliessins (s.u.) verkörpert Powys diese „Jungfräulichkeit" auf ungewöhnlichere Art und Weise. Diese Art der Überhöhung ist ein genereller Zug an Powys. Wie sich in seinen Tagebüchern zeigt, sieht er seine Lebensgefährtin, Phyllis Playter, mit ähnlichen Augen. Morine Krisdottir betitelt ihren Essay zu diesem Thema sehr treffend mit: THE TWIG IN CRYSTAL: PHYLLIS THROUGH JOHN 'S DIARY (PJ III, 1 9 9 3 , S . 2 9 - 5 0 ) . D e r . Z w e i g " , P h y l l i s

114

Playter, wird eingehüllt vom „Kristall" der Powysschen Phantasie. Diese ist natürlich eine große Stärke von Powys, besitzt aber, wie sich hier zeigt, auch ihre Schattenseite. Die Verwandtschaft zwischen der sexuellen Selbstbefriedigung, der Onanie, und der Kontemplation ist nicht zu übersehen. Der Unterschied ist auch hier kein prinzipieller, sondern ein qualitativer. Diese Ansicht vertreten Schenkel und Fawkner (dieser in: ATLANTICISM: JOHN COWPER POWYS A N D MINERALOGY. In: PR Nr. 26, S. 29-39).

118

trotzdem gebraucht er es für einen Zweck, der, abgesehen von möglichen positiven kosmischen Konsequenzen, zunächst einmal ihm selber zugute kommt. Wieder ist zu sagen: Powys' Subjekt-Objekt-Beziehung unterscheidet sich von der herkömmlich ausbeuterischen zwar qualitativ, nicht aber prinzipiell. Aufhebbar kann sie nicht sein für jemanden, der an die schöpferische und lebenserhaltende Kraft von Gegensätzen glaubt und dies - mit dem ultimate dualism, in CV - zum Prinzip erhebt. Auch strebt Powys nicht die Auflösung des Subjektes an. Wie bereits gezeigt wurde, ist das „Endziel des Erlöschens" sein Ziel nicht. Das ekstatische „Einheitserlebnis" bedeutet für ihn - wie es der Ichthian act illustriert - ein kurzes Eintauchen in das Objekt oder ein Herausspringen des Subjektes aus sich selbst, das sich dadurch nicht aufgibt, sondern behauptet. Sexualtrieb und Jagdinstinkt, die schon in ihrer wissenschaftlichen, asketischen oder mystischen Gestalt in hohem Grad verfeinert sind, werden von Powys mit Hilfe der elementalen Versenkung um weitere Grade raffiniert. Diese Steigerung der Verfeinerung der sinnlich-geistigen Qualität der Kontemplation (und Ekstase) ist Powys' erklärtes Ziel. In AH offenbart sich also die Schattenseite des Elementalismus. Im Widerstreit der „Letztendlichen Gegensätze" wirkt er wie ein Versuch, die Waagschale zu halten und, wenn möglich, auf der lebensbejahenden Seite zu senken. Lebensbejahung aber bedeutet für Powys ein „Verschlingen" des Objektes durch das Subjekt. Die Ambivalenz ist ihm deshalb inhärent und unumgänglich. Wäre sie aber nicht vorhanden und träte Eindeutigkeit an ihre Stelle, so müßte der Elementalismus erstarren: Nur die Reibung von Widersprüchen schafft Leben, nur das Paradox ist schöpferisch. Neu für den Elementalismus in AH sind lediglich die geistig-phantasievollen „Tricks", die Powys darin erläutert. Dies bedeutet eine noch stärkere Konzentration auf dessen Anwendungsseite, und in dieser Hinsicht stellt AH einen vorläufigen Höhepunkt und Abschluß dar. Dies bedeutet jedoch nicht, daß Powys den Prozeß der Verdichtung des Elementalismus bereits zu Ende geführt hätte. Noch brennt der Ehrgeiz in ihm, durch einen Akt bewußter und

119 kontrollierter Versenkung die Ekstase, das höchste Glückserlebnis, zu erreichen. Der Weg jedoch, den Powys seit CV inhaltlich und formal zurückgelegt hat, ist beachtlich: Er führt von abstrakter Spekulation zur elementalen Lebenspraxis. Impetus, Kern und Ziel des Powysschen Denkens sind grundlegend dieselben geblieben, nur daß Powys' eigene Erfahrung während der jahrelangen Anwendung des Elementalismus gewachsen ist. Der Selbstversuch hat in vieler Hinsicht gefruchtet.

8.10 INTERLUDIUM AH stellt auch deshalb einen vorläufigen Schlußpunkt dar, da Powys' quantitativ und qualitativ wichtigste Schaffensphase sich ihrem Ende zuneigt. 1936 erscheint

MAIDEN

CASTLE,

der vierte und letzte der „Wessex-Romane", und

im folgenden Jahr der Roman MORWYN, dessen phantastischer Charakter vorausdeutet auf die Werke der späten fünfziger Jahre, und der in sinnlichelementaler Hinsicht einen Einbruch darstellt. Als er sich im Jahr 1930 endgültig von seiner Arbeit als Vortragender der University Extension zurückzieht, öffnen sich seine schöpferischen Schleusen, und alles, was sich in den anstrengenden Dekaden fast ununterbrochenen Herumreisens angesammelt und aufgestaut hat, verströmt sich. 115 Die vergleichsweise Flachheit der Romane vor

WOLF SOLENT,

das Auseinanderklaf-

fen der Kraft zur künstlerischen Umsetzung und der Tiefe und Breite des Elementalismus in jener Zeit sind auch damit zu erklären, daß es ihm an der Ruhe und dem inneren Gleichgewicht gefehlt haben mag, die für die Arbeit

115

Im Tagebuch schreibt Powys: In this place, I tell 'ee all my past began to be Retrouvé - Le Temps Retrouvé! (DIARIES, 4 8 (1930)) „Dieser Ort" ist das Haus „Phudd Bottom", in Upstate, N e w York, w o Powys und Phyllis Playter sich niedergelassen hatten. Indem Powys die Erinnerung an die Vergangenheit aufzuschließen vermag, verfügt er über den Rohstoff zu den Romanen, zapft er gleichsam sein „Planetarisches Gedächtnis" an.

120

an längerer Prosa unabdingbar sind. Nach 1930 gewinnt er seine Ausgeglichenheit wieder. 1934 kehrt Powys nach England zurück. 1937 lassen er und Phyllis Playter sich in Corwen, Wales, nieder, dem Land, in dem er sein endgültiges Zuhause, seine elementalen Wurzeln findet. AH also ist bereits in England entstanden. Die sieben Jahre, die es dauert, bis mit MS das nächste elementale Werk erscheint, sind eine Zeit, in der sich Powys' Leben noch einmal wandelt, in der er die neuen Eindrücke und Erfahrungen innerlich verarbeitet.

8.11 MORTAL STRIFE (1942) Erst in OC, einer Sammlung von Essays, die 1947 erscheint, beschäftigt sich Powys ausführlich mit seiner Wahlheimat Wales. MS hat einen anderen Schwerpunkt. Von den Zeitumständen beeinflußt, setzt Powys sich darin mit dem Zweiten Weltkrieg auseinander. Hier wie dort aber - ob im Fall des Krieges oder dem von Wales - ist dasselbe Prinzip zu beobachten, dem gemäß Powys auch in den Fällen der Psychoanalyse (in PM) und des Kommunismus (in CV) verfährt: Wann immer er sich mit aktuellen Phänomenen oder dem Zeitgeschehen befaßt, bemüht er sich nicht um eine genaue Analyse, sondern „umarmt" und „verschlingt" den Anlaß oder das Thema gleichsam roh und assimiliert sie dem Elementalismus. Die „Idee des Kommunismus" wird für ihn auf diese Art und Weise zum natürlichen Träger seiner Philosophie der „Umfassenden Schau"; die Psychoanalyse begrüßt er als Befreierin der Phantasie, als Eisbrecher im Polarmeer konventioneller Sexualmoral; in Wales und den Walisern sieht er Archetypen des Elementalismus; und auch den Krieg deutet er elemental (s.u.). All dies ist ebenso assimilatorisch wie eklektisch, ist aber auch ein zutiefst künstlerisches Vorgehen. Denn Powys verdaut das Verspeiste, um es in sei-

121

nen R o m a n e n a n z u w e n d e n und in neuer Form a u s z u s p e i e n . " 6 Es geht i h m w e n i g e r u m d i e kritische Auseinandersetzung, als v i e l m e h r u m die künstleris c h e U m s e t z u n g . D i e s gilt auch für den E l e m e n t a l i s m u s als einer Form d e s Philosophierens. In v i e l e n Fällen, besonders in denen der P s y c h o a n a l y s e 1 1 7 und d e s K o m m u n i s m u s , w e i c h t P o w y s ' naive Euphorie j e d o c h bald der Kritik - sei e s aus e i n e r a l l g e m e i n e n Enttäuschung aufgrund d e s V e r s a g e n s oder Mißbrauchs der dahinterstehenden Ideen oder aufgrund der Erkenntnis, daß sie die S a c h e d e s E l e m e n t a l i s m u s nicht fördern. D a ß P o w y s fähig ist zu einer differenzierteren t h e m a t i s c h e n A u s e i n a n d e r s e t z u n g ( 1 9 4 6 ) und

RABELAIS

z e i g e n Bücher w i e

DOSTOJEWSKI

( 1 9 4 8 ) . Selbst in d i e s e n Fällen aber entnimmt er d e m

O b j e k t s e i n e s Studiums m i n d e s t e n s e b e n s o v i e l e A n r e g u n g e n , w i e er D e u t u n g e n hineinliest - etwas, das s e i n e m kritischen A n s a t z entspricht (s.o.) und eine e x t r e m e Form derjenigen Subjektivität darstellt, mit der j e d e r und j e d e an e i n T h e m a herangehen. 1 1 8

116

Vor allem den Kommunismus. Auf dessen (allerdings kritische) Umsetzung in AFTER habe ich bereits hingewiesen. In Glaro verkörpert Powys kommunistische Ideen in den Gestalten Red Robinsons und Persephone Spears. Ersterer wird geschildert als ein naiver, wohlmeinender Mensch, der aber anfällig ist für das Prinzip des Ideologischen und dessen Gefahren des Eiferns und der Dogmatik. Letztere wird ausgerechnet zur Geliebten Philip Crows, des Unternehmers und Kapitalisten. Powys zieht den Kommunismus und die beiden Charaktere aber nicht ins Lächerliche. Robinsons Engagement wird als ehrlich und grundlegend positiv beschrieben, und auch Spears Affäre ist der Ausdruck von Powys' psychologischen Differenzierungsvermögen. MY FASHION

117

Insbesondere das Konzept des „Unbewußten" gerät ins Kreuzfeuer seiner Kritik. Es gebe kein solches Ding wie jenes verfluchte Unbewußte, schreibt er. Ein jeder müsse zu seinem eigenen Psychiater werden und sich zugestehen, ein wenig verrückt zu sein (OC, X, 144). Powys spürt, daß die Gefahr der Psychoanalyse und ihrer Bewußtmachung, bzw. Rationalisierung des sogenannten „Unbewußten" darin besteht, schöpferischer Kräfte zu neutralisieren, die ihren Ursprung in jener „dunklen Seite des Selbst" haben, sowie die Anpassung an die Anforderungen der Gesellschaft zu forcieren.

118

Powys beschreibt seine kritische Methode als „dithyrambic analysis" (A, VIII, 319/320). Deren Essenz, so meint er, sei eine geistige Erotik, eine Form des Voyeurismus: Er schlüpfe hinein in die „Haut" des Objektes, um eins mit ihm zu werden, zumindest aber seine Identität darin aufzulösen. Wie bereits erwähnt gleicht dies dem Prinzip der elementalen Versenkung. Es ist zugleich eine schauspielerische Leistung:

122

Powys' ausgeprägt elementale Sichtweise kommt auch im Fall des Zweiten Weltkriegs zum Tragen. 119 Allerdings sind seine Gedanken zu Hitlerdeutschland ebenso scharfsichtig wie ausgewogen, ebenso kritisch wie differenziert. 120 Ein wenig zu wohlwollend meint er, daß es die simple goodness der Deutschen sei, die sie veranlaßt habe, Hitler zu einem Gott zu stilisieren121 (MS, II, 26) und spricht von einem „pervertierten Deutschland", mit dem die Alliierten es zu tun hätten (ebd., 27). Für den Faschismus und für Hitler selber aber hat er nichts als Kritik über (s.o.). Wichtig im Zusammenhang mit dem Elementalismus sind vor allem die „Megastrukturen" (um einen Begriff Harold Fawkners zu verwenden) der Powysschen Deutung des Krieges. Diese „Megastrukturen" unterscheiden sich kaum von denen des Essays WAR & CULTURE, den Powys 1914, anläßlich des Ersten Weltkrieges, verfaßte. Er bezeichnet das deutsche Kaiserreich darin als State-Machine

(WC, II, 25), als great Engine of Efficency (ebd., 47)

und unterstellt ihm einen pedantischen, bemühten, scholastischen, wissenschaftlich effizienten, aber seelisch-geistig gänzlich uninspirierten Kosmopolitanismus, den es der ganzen Welt aufzwingen wolle (WC, II, 46). Als das Ziel der Entente demhingegen bezeichnet er die Verteidigung des Individuums gegen den Staat, der kleinen Nationen gegen die Kaiserreiche, sowie der Vielfalt der Völker der Erde gegen eine monotone und mörderische Uni-

Der Elementalismus ist auch die Lebensphilosophie eines Schauspielers, der sich selbst, Welt und Leben dramatisiert. 119

Erstaunlicherweise hat Wolfgang Kehr, in seiner sonst so fundierten Pionierarbeit über Powys, die beiden elementalen Bücher, die während des Zweiten Weltkriegs entstanden - MS und AGO - übergangen.

120

Seinen Ausdruck findet dies auch im Roman MAIDEN CASTLE (1936). In der Gestalt Dumbell Wyes verkörpert Powys darin einen jungen Faschisten. Wye ist ein haltloser und naiver Mensch, der die Parolen faschistischer Wortführer undifferenziert übernimmt. Diskussionen (die zu führen er nicht imstande ist) halten seine nachgeplapperten Schlagworte nicht stand. Obwohl Wye belustigend wirkt, entwürdigt Powys ihn nicht, sondern entwirft mit ihm ein Beispiel desjenigen Typus Mensch, der anfällig ist für die autoritäre Ideologie des Faschismus.

121

Allerdings sieht er in genau dieser „einfältigen Güte" und den damit einhergehenden Charakteristika von Fleiß, Ehrlichkeit, Effizienz und Gehorsam die Anfälligkeit der Deutschen für den Faschismus sowie ihre Gefährlichkeit (MS, II, 28).

123

formität (WC, II, 48/49). Dies ist genau der Konflikt, den er fünf Jahre später, in CV, als den zwischen „Universum" und „Multiversum" thematisiert. 122 Ebenso wie er darin die Vorstellung vom Aufgehen des Individuums im „Nirvana" ablehnt (CV, IV, 76), beharrt er darauf, daß es so viele Welten wie Individuen gebe (ebd., 82/83), verwahrt er sich gegen jede Form des „Absoluten" (CV, VI, 125) und stellt der Totalität die Kontinuität entgegen (CV, V, 90). Dem entspricht Powys' Kritik am unausgewogenen Gebrauch des Verstandes. Er sieht ihn als eine Gefahr an, da er die Welt in eine uniforme und homogene Monotonie verwandele, die entweder aus einer allumfassenden materiellen oder einer geistigen Substanz bestehe (CV, XI, 249). In der „Umfassenden Schau" stellt er deshalb nur eine der elf gleichberechtigten Komponenten der Seele dar. 123 Aus demselben Grund lehnt Powys die Idee des Panpsychismus ab, dem er den Polytheismus entgegenstellt. 124 Als Grundprinzip aber liegt all dem der Konflikt zwischen Einheit und Vielheit zugrunde. Powys ist stets auf Seiten der Vielheit, da diese zugleich die Sache des Individuums bzw. der Persönlichkeit ist, die er folgerichtig in den Mittelpunkt von CV stellt: Sie sei das höchste, tiefste und kostbarste Ding, das es

122

Diese Unterscheidung behält ihre Gültigkeit auch für MS: I say 'multiverse' rather than 'universe'; for although the unfathomable levels of Being and Not-Being (...) are too much of-one-piece to be called chaotic, they are far too disconnected to be calmly treated as one simple continuum (MS, DI, 41). Powys bekennt mehr als einmal in den elementalen Schriften, daß er den Begriff des „Multiversums" von William James übernommen habe (z.B.: MS, Ol, 43). Daß die „höchste Wahrheit" eine des „Vielen" bzw. der Vielfalt anstelle einer des „Einen" sei, ist für ihn eine durch und durch profane Sichtweise der Dinge (MS, X, 164) - und deshalb vorzuziehen.

123

Die Logik - die die Domäne des Verstandes ist - führe, so Powys, immer zum Wahnsinn. (MS, V, 83) Was den Faschismus betrifft, so befindet er sich hier im Einklang mit Andrzey Szczypiorski, der das Konzentrationslager als einen „Bastard des Aufklärungsgedankens" und als die „endgültige logische Konsequenz aus der Illusion, welche die Aufklärung in den Geist der Europäer gepflanzt hat" bezeichnet - die Illusion der Allmacht des Verstandes (DIE ZEIT, Nr. 13, 1995. S.64). - Powys spricht auch von logic-drunken tyrants (MS, II, 34).

124

Die Mystik, schreibt Powys, sei stets verbunden mit dem Pantheismus, und der Pantheismus sei verbunden mit dem System des „block universe" (MS, XI, 199) - dem Universum aus einem Guß, das er ablehnt. (Hier wird Powys' ambivalente Einstellung zur Mystik noch einmal deutlich.)

124 gebe (CV, VI, 139) - eine Prämisse, die durchgehend ist in Powys' Werk. 125 Dieses Prinzip liegt auch der Konfrontation zwischen Individuum und Gesellschaft, in DS, zugrunde. Vom „planetarischen Standpunkt" (WC, II, 31) aus gesehen ist der Gegensatz von Einheit und Vielheit ein Grundmuster des Powysschen Denkens, das sich von Anfang bis Ende beobachten läßt. Hand in Hand geht diese Verteidigung von Vielheit und Individuum mit Powys' Egozentrismus: But what the devil would you have a self be but selfish? (IS, III, 64) Ein wahrer Philosoph zu sein beinhalte Egoismus, behauptet er (ebd., 59), verkündet, die Kunst des „legitimen Egoismus" lehren zu wollen (ebd., 68) und spricht in MS von einem „ungezügelten Individualismus", der die höchsten Tugenden und Untugenden zugleich zeitige (MS, I, 12). Die Betonung ist auf „legitim" zu legen, was offensichtlich sein dürfte nach allem, was bisher über Powys' Ethik gesagt worden ist. Tatsächlich ist sein Egoismus, wie der gesamte Elementalismus, grundlegend defensiv. Er will sich - und andere Individuen - schützen, verteidigen, zu einem Ausweg aus Leid und Schmerz und zur Flucht verhelfen. Es geht ihm weder darum, sich in der Wettbewerbsgesellschaft durchzusetzen, noch darum, andere zu beherrschen. Powys' Egoismus wird allein vom Ziel seines Elementalismus bestimmt, das da lautet, sich unter allen Umständen am Leben in all seinen Formen zu erfreuen und, wenn möglich, glücklich zu sein.' 26 Hierin liegt sein Egoismus begründet, den er nicht auf Kosten anderer Menschen auszuleben beabsichtigt (obwohl dies auch der Fall gewesen sein dürfte), und dessen höchste Erfüllung in der Versenkung des Individuums in die zahllosen Verkörperungen der Elemente bzw. der Vielheit der Welt besteht. Individualität, Egoismus, Vielheit und Versenkung gehören im Elementalismus untrennbar zusammen. Angesichts dieser Grundstrukturen ist es nicht verwunderlich, daß Powys auch den Zweiten Weltkrieg in sie einordnet. Dieser Krieg stellt für ihn einen 125

So formuliert er in M S : (...) the only really important an individual human being (MS, II, 29).

126

In seinem Tagebuch spricht Powys von seiner Philosophie of eating & drinking ravishing half of God & forgetting the other half of God (DIARIES, 31 (1930)).

thing in the world is the life of and

125

Fall des alten metaphysischen Gegensatzes zwischen dem „Einen" und dem „Vielen" dar, zwischen dem logisch aufgebauten „Universum" (des Faschismus) und dem wahren, lebendigen, geheimnisvollen und anarchistischen „Multiversum" (der Alliierten) (MS, X, 178). Hitler bezeichnet er als mad Queen-Bee of destruction (MS, XI, 194) und bezichtigt ihn der Absicht, eine perfekte Termitenwelt, den „Idealen Ameisenhaufen" schaffen (MS, X, 174) und das freie Individuum, dessen Nabelschnur schon lange durchtrennt sei, in den Mutterleib von Rasse und Staat zurücktreiben zu wollen (MS, IV, 66/67). Bilder aus der Welt der Ameisen, Bienen und Termiten finden in MS eine häufige Anwendung auf Hitlerdeutschland. All dies zeigt, daß Powys seine Gedanken zu „Universum" und „Multiversum" auf die Geschehnisse des Zweiten Weltkrieges überträgt. Dies entspricht seiner dualistischen Sichtweise der Welt, die er in CV ausführlich darlegt und die auch MS bestimmt: Alles, so schreibt er, sei dem Gesetz von Dualismus und Widerspruch unterworfen (MS, IX, 158). Auch wird deutlich, daß Powys' Denken noch immer dualistisch-metaphysische Elemente enthält, obwohl er diese, seit CV, kaum mehr in den Vordergrund hat treten lassen. Diese Denkstrukturen dienen ihm hier, im Fall des Zweiten Weltkrieges, als Deutungshilfen - die jedoch keine universelle Sinnstiftung darstellen. 127 Die Deutung des Krieges als eines Kampfes zwischen Individualität und Vielfalt, verkörpert durch die Alliierten, und Herdenmentalität und Einheit, verkörpert durch das faschistische Deutschland, ist jedoch nur eine Art und Weise, auf die Powys den Elementalismus anwendet. Das Kapitel VI, „The Soldier on Leave", ist eines jener fiktiven Fallbeispiele, anhand derer Powys gern die Anwendung seiner Lebensphilosophie verdeutlicht. In diesem Fall praktiziert ihn ein Soldat auf Genesungsurlaub - ein (hypothetisches) Beispiel mehr dafür, daß er von jedem Menschen in jeder Lage angewandt wer-

127

In einem Brief an C. Benson Roberts schreibt Powys: (...) the world-spirit is up to something (...). (LETTERS TO C. BENSON ROBERTS, 33 (21 October 1939)). Gelegentlich also raunt der Hegeische „Weltgeist" doch in Powys' Ohr.

126

den kann. Hier hilft er einem Soldaten, die Schrecken des Krieges zu ertra„ „ „ 128

gen.

Das, was in MS für die Entwicklung des Elementalismus von größter Bedeutung ist, erwähnt Powys wie nebenbei - die Beschäftigung mit dem aktuellen Geschehen drängt dieses wichtige Detail in den Hintergrund. Powys gesteht sich und seinen Lesern das Scheitern seiner Bemühungen darum ein, das „Glück" bewußt erreichen zu wollen: There was an epoch in my days, when I believed that happiness was a natural, a legitimate, and, what's more, a realizable aim. I cannot feel like that now. What I feel now is that happiness must be left to come and go as it pleases (...) (MS, VII, 111). Einige Seiten weiter wiederholt er diese Aussage: Happiness comes, as Goethe says, „like happy children crying: 'Here we are!' and is totally unpremeditated (MS, VII, 115). Dies ist unmißverständlich; und es bedeutet, daß Powys es aufgibt, das Gefühl des Glücks bewußt auslösen zu wollen. Gebraucht er schon in AH anstelle des Begriffes der „Ekstase", als der Bezeichnung des Höhepunktes der Versenkung, den gedämpfteren des „Glücks", so mildert er ihn noch weiter ab, indem er in MS vorrangig den Begriff des „Genießens" (to enjoy) verwendet. Dies wird bis IS, dem letzten elementalen Buch, der Fall bleiben. 129 128

Powys war kein Pazifist. Er schreibt: I think Pacifism shows a crude unspiritual unsubtle moralistic diseased egoistic conscious. (...) I think this Above the Melee attitude is an unworthy one and very unfair to the poor simple devils who have to die that we intelligentia may have the right to be pacifists; as we certainly would not have if Hitler wins (ebd.). Zu bedenken ist hier allerdings, daß Powys' Einstellung durch den Krieg radikalisiert wurde, der ihn zur Stellungnahme zwang. Angesichts des Faschismus erscheint ihm sogar der Kapitalismus, dem er sonst sehr kritisch gegenübersteht und den er als einen „häßlichen alten Vogel" bezeichnet (MS, I, 18), als annehmbar: Capitalism isn 't a rational thing, or a sensible thing, or a just thing - but it saves us from worse (MS, 11,31).

129

Diese wichtig Wendung im Elementalismus kann recht genau bestimmt werden. Am 14. Juni 1939 notiert Powys in seinem Tagebuch: I have changed since I came here my attitude to happiness for I now believe in letting happiness come or go as it likes while I concentrate on the act of - enjoyment. This act of enjoyment is a diffusion of the act of love by which I mean what Casanova not St Paul would be thinking of! I mean I ravish the 4 elements and embrace them & mix myself in them & completely forget myself in them except as their 'ravisher' (...). Now since this process of enjoyment is an active process it is independent of (...) all my chance moods and feelings. (...) This is an Act of the will & nothing can stop it save great pain and death! How

127

Von nun an steht im Elementalismus die „Prämeditierte Ekstase" nicht mehr im Vordergrund, die noch in den dreißiger Jahren sein höchstes Ziel war. Spätestens von hier an kann nicht mehr von der „ekstatischen Welt des John Cowper Powys" gesprochen werden, wie Fawkner dies pauschal tut. Ein solcher Name ist sogar von vorneherein unberechtigt, da die Welt für Powys gerade das Gegenteil von „ekstatisch" ist: Die Ekstase ist ein Höhepunkt, den er nach langem Bemühen erreicht, Welt und Leben trotz allem zu genießen trotz aller Schrecken und allen Leides. Der Versuch des Genießens aber besteht in der Versenkung, der Kontemplation, der Meditation. Sie wird von nun an zum unumstrittenen Mittelpunkt - und die „Ekstase" zum willkommenen Überraschungsgast. Das Wort des Enjoy, defy, forget ist der Boden, auf dem der gesamte Elementalismus steht, die Ekstase der wolkenverhangene Gipfel eines weit entfernten Berges. Die Aufgabe der bewußt erstrebten Ekstase und des gezielt gesuchten Glücksrausches könnte als das Zeichen einer nachlassenden inneren Kraft gedeutet werden. Dem widerspricht aber, daß Powys nie ganz aufhört, von der Ekstase und vom Glück zu schreiben. Auch hier, in MS, gebraucht er diese Begriffe, vergleicht den „Genuß", den er anstrebt, gar mit dem mystischen Erlebnis der ekstatischen Einheit mit Gott (MS, IV, 70). Daß er seine „Ekstase der Umarmung des Unbeseelten" zugleich aber als etwas ganz und gar Unheiliges bezeichnet (MS, XIV, 232) und die Mystik aufgrund ihrer sexuellen Untertöne und der damit verbundenen Gefahr ihres Mißbrauchs' 30 im Verlauf des Buches stets kritisiert, zeigt, wie sehr er darum bemüht ist, die elementale Versenkung als eigenständige und einmalige Erfahrung zu etablieren. Darüber hinaus verdeutlicht dies, wie unklar Powys' Definition der Ekstase ist und wie sorglos er den Begriff verwendet. Synonyme wie cosmic sensation (MS, VIII, 132) oder eternal moment (AH, V, 187) erschweren das

much better therefore is this deliberate and willed enjoyment of this Cosmos of the 4 elements than the 'happiness' in which I used to believe; oh! how much better - because in my power. (...) Oh! how much better than that old ecstasy 1 used to so deliberately plan ways of attracting down (DIARIES, 311 (1939)). 130

So schreibt er von Hitlers scientific mysticism (MS, X, 179).

128

Verständnis noch weiter. Abgesehen davon, daß die Ekstase, wie Buber sagt, nicht zu beschreiben ist, hüllt Powys diese Erfahrung zusätzlich ein in den Nebel seines Begriffswirrwarrs. Dieser Nebel wird sich bis IS nicht lichten und den Bezug der Powysschen Ekstase zur Mystik verschleiern: Der Elementalismus ist Mystik; der Elementalismus ist keine Mystik. „Ja" und „Nein" verbinden sich zu einer möglichen „elementalen Mystik", verschmelzen miteinander in einem „mystischen Elementalismus". Powys' Distanzierung von der Ekstase - als des bewußt angestrebten höchsten Ziels des Elementalismus - ist nicht etwa, wie oben vermutet, das Ergebnis einer nachlassenden inneren Kraft. Stattdessen handelt es sich um eine Milderung seines Ehrgeizes, ist es eine Anerkennung der Grenzen der eigenen Fähigkeiten, vor allem aber das Zeichen einer wachsenden Demut. Wenn es einen Kernbegriff für den Elementalismus der vierziger und fünfziger Jahre gibt, so ist es derjenige der Demut. Powys erkennt, daß er sein höchstes Ziel nicht erzwingen kann, selbst mit Hilfe der Versenkung nicht und läßt es los.131 Unter diesen Vorzeichen entwickelt Powys den Elementalismus von 1942 an weiter, eine Entwicklung, die er rückblickend als ein cutting down bezeichnet (IS, III, 47). Dieses „Beschneiden", das zugleich ein Verdichten ist - Powys ist hier im wahreren Sinne des Wortes ein „Dichter" als in seinen Romanen - besteht in MS also im Verzicht auf den Versuch, das „Glück" durch die „Prämeditation" erzwingen zu wollen. Powys konzentriert sich noch intensiver auf den Kern des Elementalismus, auf das Force yourself to enjoy, sowie das Enjoy, defy, forget, das seinen Ausdruck und seine Anwendung in der elementalen

Powys betont, wie wichtig es sei, die „schwierige Kunst der Demut" in Hinsicht auf die „ursprünglichen", d.h. elementalen Sinneswahmehmungen und Empfindungen zu kultivieren: We have to protect ourselves from the arrogance of the beautiful as much as from the arrogance of the true. We are disciples of the life of Life, not of its superiorities. Die Demut bezeichnet er als das „allerinnerste Geheimnis" und schreibt ihr einen „kosmischen Wert" zu, den Jesus entdeckt habe, der deshalb der größte aller Philosophen sei (MS, IX, 142). Für Powys schafft ein Mehr an Demut zugleich ein Mehr an Offenheit für das elementale Erleben und Genießen des Lebens.

129

Versenkung in das „Treibgut des Zufalls" (MS, IV, 64/65) findet. 132 Auch seine ethische Maxime des Enjoy all: be kind to all erweitet er durch die Demut: Kindness, cheerfulness and humility solle man üben, heißt es nun. 133 Zu einer solchen Schlichtheit ist Powys in MS auf- oder abgestiegen - ganz wie man will.

8.12 THE ART OF GROWING OLD (1944) 1944 erscheint AGO, das nächste der elementalen Bücher. Da es ebenfalls während des Krieges entstanden ist, wiederholt Powys darin vieles, was er bereits in MS zum Ausdruck gebracht hat. Die metaphysische Deutung des Krieges aber spielt in AGO keine hervorstechende Rolle. Das Buch könnte vielmehr angesehen werden als Powys' Versuch, den Elementalismus in eine Lebensphilosophie des Alters zu verwandeln. Es bringt nichts grundlegend Neues mit sich, sondern bewegt sich auf derselben Ebene wie MS und zeigt, daß die Entwicklung des Elementalismus sich in den vierziger Jahren auf hohem Niveau eingespielt hat. Powys wiederholt die Erkenntnis, daß das Glück nicht zu erzwingen ist: Sein Studium und seine Praxis in der „Kunst des Glücks" hätten ihn gelehrt, daß es komme und gehe wie die Inspiration (AGO, VI, 101). Und was die Ekstase betrifft - er nennt sie sex-ecstasy und spricht von der sexuellen Vereinigung mit der Natur - , so behauptet er, daß es näherliegender und harmonischer sei, sich auf das „seelische Verzehren" (psychic eating) des Körpers der Natur zu konzentrieren (AGO, VI, 101). Dies „Verzehren", „Essen" oder „Verschlingen" ist zugleich das „Genießen", 132

Die Versenkung bezeichnet Powys auch als cerebral ravishing (MS, VII, 116). Er betont damit die Distanz des „Verschlingens" zum Objekt und hebt seinen geistig-sinnlichen Charakter hervor.

133

Dieses Wort ersetzt dasjenige vom „Guten, Wahren und Schönen", das Powys in CV ständig im Munde führt, und zeigt einmal mehr, wie sehr er den Schwerpunkt weg vom Spekulativen und Metaphysischen hin auf die Anwendungsseite des Elementalismus verlagert.

130

das den Kern des Elementalismus darstellt, ist die Versenkung, ist die Konzentration auf den unmittelbaren Augenblick (AGO, XI, 200). Zugleich ist es ein Ausdruck der Verehrung allen Lebens (AGO, VI, 102). Das zentrale Wort in AGO ist das des Enjoy all: be kind to all, das an verschiedenen Stellen des Buches als der elementale „Imperativ des Gewissens" auftaucht (AGO, VI, 98). 134 Den Begriff der Natur, der eine hervorragende Rolle im Elementalismus spielt, versucht Powys in AGO genauer - wenn auch sehr großzügig - zu umschreiben: It is the total volume of all the Space about us,

indissolubly

welded to the Mystery of Time. Deshalb beinhalte sie alle vom Menschen hergestellten Dinge, die ja letzten Endes aus den Elementen, aus der chemistry of all matter bestünden, verwandelt in Mauem und Häuser, Fabriken und Maschinen (AGO, IV, 63). Hier zeigt sich in aller Deutlichkeit, daß Powys keine sentimentalen oder klischeehaften Vorstellungen von der Natur hat. Er ist kein blinder Naturschwärmer, der in eine „ursprüngliche" oder „heile" Natur flüchtet. Die „Natur" ist für ihn die Welt der Elemente 135 , ist für ihn die ganze Welt, umfaßt von Raum und Zeit, die für ihn wahre und unumstößliche Kategorien sind. 136 Dies erklärt er bereits in CV, wo sie für ihn die „höchste Einheit" darstellen in dieser vielschichtigen Welt, eine Einheit, die - entsprechend seinem Weltbild des „Multiversums" - in jeder Kreatur wiedergeboren und von ihr neu entdeckt werde (CV, V, 110). Powys muß die Definition des Begriffes der Natur so weit fassen, da sein Elementalismus von jedem Men134

Z.B.: III, 52; VI, 98&103; VII, 117.

135

So heißt es an anderer Stelle von der Natur: / mean those inanimate elements whose presence can be felt in a crowded city as much as in any rural solitude (OC, 178).

136

Von Einsteins Relativitätstheorie scheint Powys nur gestreift worden zu sein. In seinem Tagebuch heißt es: The T.T. and I have been reading Einstein's speech on how space swallows up Time and Ether /?"

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