Jiddisches Wörterbuch ; Wortschatz des deutschen Grundbestandes der jiddischen (jüdischdeutschen) Sprache

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Jiddisches Wörterbuch ; Wortschatz des deutschen Grundbestandes der jiddischen (jüdischdeutschen) Sprache

Table of contents :
Titel
Inhalt
Vorwort
Einleitung
Verzeichnis der Abkürzungen
Verzeicihnis des Schrifttums
Leseproben aus der älteren jiddischen Literatur
Wörterverzeichnis
Abbildungen

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SIEGMUND A.WOLF

JIDDISCHES •·

SIEGMUND A. WOLF

Jiddisches Wörterbuch Wortschatz des deutschen Grundbestandes

der jiddischen (jüdischdeutschen) Sprache

BIBLIOGRAPHISCHES INSTITUT · MANNHEIM ALLGEMEINER VERLAG

Alle Rechte vorbehalten © Bibliographisches Institut AG · Mannheim 1962

Schutzumschlag und Einband: Ilans Ilug

Gesamtherstellung: Zechnersche Buchdruckerei, Speyer Bindearbeit: Klambt-Druck GmbH., Speyer

Printed in Germany

INHALTSVERZEICHNIS

Vorwort...........................................................................................

5

Einleitung.................................................................................................. 11 Verzeichnis der Abkürzungen.................................................................. 25

Verzeichnis des Schrifttums..................................................................27 Leseproben aus der älteren jiddischen Literatur................................. 35

Wörterverzeichnis.................................................................................. 91 Abbildungen........................................................................................... 197

VORWORT

‫״‬Der Begriff der Sprache steht ebensowenig fest, wie die Definition der ,Rasse‘, und es ist vermutlieh noch viel schwieriger, das Verhältnis zwischen Dialekt und Sprache zu definieren, als das zwischen Varietät und Rasse.“ (Felix v. Luschan: Völker, Rassen, Sprachen. Berlin 1922, S. 12)

Das Jiddische wird in den etwas älteren Ausgaben allgemeiner und fachlicher Nachschlagewerke — und zwar auch in den von jüdischer Seite bearbeiteten nahezu ausschließlich als Jüdisch-Deutsch (Judxo-German, Judöo-Allemand) bezeichnet. Es ist wegen der dem mittelhochdeutschen Grundbestand seines WortSchatzes eingefügten hebräisch-aramäischen, slawischen und geringfügigen romanischen Bestandteile als Mischsprache zu werten. Doch sollte es nach Ursprung und geschichtlicher Entwicklung ein Bereich germanistischer Forschung bilden, zumal sich die Besonderheit des ehemals in Westeuropa verbreiteten und auch des älteren osteuropäischen jiddischen Schrifttums nur in hebräisch-aramäischen Einfügungen kundgibt. So hat denn auch Steinschneider aus seiner umfassenden Kenntnis jiddischer Bücherschätze heraus das Jiddische unbefangen als eine ‫״‬etwas modificirte deutsche, jedoch mit hebräischen Lettern geschriebene Sprache“ bestimmt. Diese ausschließliche Wiedergabe des Jiddischen in Schrift und Druck durch hebräische Buchstaben dient heute der Germanistik als willkommene Begründung für seine völlige Nichtbeachtung. Doch widerspricht es der bequemen Ausflucht, daß die gleiche Mißachtung schon im vorigen Jahrhundert geherrscht hat, als hebräische Grundkenntnisse noch zum selbstverständlichen sprachlichen Rüstzeug auch der Germanisten zählten. Insbesondere haben es die großen Wissenschaftliehen Einrichtungen für die Erforschung der deutschen Mundarten und der deutsehen Wortgeographie niemals an erfolgreichem Ablehnen des Jiddischen fehlen lassen. Ferner verfügte die Germanistik bereits seit Friedrich (1784), Selig (1792), Vollbeding (1804) und Ave-Lallemant (1802) über jiddische Wörterbücher, die durch zusätzliches Anwenden deutscher Lettern für jeden benutzbar waren. Mit 7

VORWORT

Ausnahme der Veröffentlichung von Friedrich, die sehr viel deutsches Wortgut bringt, berücksichtigten sie unter dem Eindruck der theologisch ausgerichteten Jiddischforschung des 17. und 18. Jahrhunderts allerdings einseitig nur den hebräisch-aramäischen Anteil am Jiddischen und boten mithin den Germanisten kaum Zusagendes. Ave-Lallemant verwarf sogar aus Hochschätzung des HebräischAramäischen und zur Verteidigung des Judentums Friedrichs vortreffliches Werk als eine Sammlung von ‫״‬meistens aber nur neuhochdeutschen Wörtern in bloßer elend judenschacherischer mundartiger Übertragung.“ Seitdem haben sich die Ansichten über das Wesen der Mischsprachen und der Mundarten sehr geändert. So bedürfte es heute eigentlich keiner weiteren Begründüng des Versuchs, ein Wörterbuch des wesentlichsten deutschen Wortguts im Jiddischen zu schaffen, das für Germanisten bestimmt und demzufolge mit deutsehen (lateinischen) Lettern gedruckt ist. Es soll aber wenigstens noch darauf hingewiesen werden, daß als Folge einer dunklen Vergangenheit auch Wissenschaftliehe Fragen, sobald sie nur etwas das deutsch-jüdische Verhältnis berühren, in das über diesem Gebiet liegende Spannungsfeld geraten können. Demgemäß ist das Jiddische als sprachliches Grenzbereich gelegentlich schon für Begründungen und Folgerungen herangezogen worden, die u. a. einer Wiedergabe des Jiddischen durch deutsche (lateinische) Buchstaben und der fachlichen Zuständigkeit der Germanistik für die Jiddischforschung ungünstig waren. Wenn ich trotzdem nach reiflichem Erwägen die deutsche (lateinische) Schrift für die Wiedergabe des Jiddischen gewählt habe, dann war dabei der Gedanke bestimmend, daß es sich zu einer nach Grammatik und Syntax eigenständigen Sprache ja erst allmählich inmitten der slawischen Sprachlandschaft Osteuropas herausgebildet hat. Es liegt nicht der geringste Grund vor, den umfangreichen mittel- und frühneuhochdeutschen Wortschatz, der noch immer die Grundlagedes Jiddischen abgibt, nicht aus dem hebräischen wieder ins deutsche (lateinische) Alphabet umzusetzen. Genauso wie an den für jüdischen Gebrauch mit hebräischen Lettern gedruckten Büchern in arabischer, französischer, italienischer oder lateinischer Sprache ist doch auch an den älteren jiddischen Handschriften und Druckwerken die Schrift das einzig Jüdische. (Es ist deshalb an sich abwegig, diese älteren deutschsprachigen Schrift- und Druckwerke schon als jiddisch zu bezeichnen; die alte, aus unsachlichen Gründen verdrängte Bezeichnung jüdisch-deutsch ist weit zutreffender.) Selbstverständlich kam es keineswegs darauf an, das durch die Schwierigkeit der Wiedergabe deutscher Wörter mittels der dafür ursprünglich nicht geschaffenen hebräischen Buchstaben entstandene Schriftbild bei der Rückumsetzung beizubehalten. Ein solches Verfahren hätte weder sprachgeschichtlichen noch phonetischen Wert. Noch weniger wäre es angebracht gewesen, die Rückumsetzung mit dem Bestreben nach möglichst genauer phonetischer Wiedergabe zu verbinden. Bei dem gemeinhin ohne die hebräischen Vokalzeichen geschriebenen und gedruckten Jiddisch ist an sich keine etwa die Lautwiedergabe-Möglichkeit der deutschen 8

VORWORT

(lateinischen) Schrift übertreffende phonetische Auswertung möglich. Auch gestattet es das Erkennen jener mundartlichen lautlichen Eigentümlichkeiten, die das Jiddisehe kennzeichnen, nur in geringem Maße. Bei den leider nicht zahlreichen jiddischen Werken, die durch ihren Druck mit punktierten hebräischen Quadratlettern die Vokale genau zu lesen gestatten, ergibt die Rückumsetzung keine größeren Nachteile als die Wiedergabe jeder beliebigen Sprache durch ihr Normalalphabet anstelle einer wissenschaftlichen Lautschrift. Über die von mir bei dei‫ ־‬Rückumsetzung im einzelnen befolgten Grundsätze ist alles Notwendige in dem das Verhältnis des hebräischen Alphabets zum deutschen (lateinischen) Alphabet betreffenden Abschnitt der Einleitung gesagt. Im übrigen vergesse man nicht, daß dies Wörterbuch nur ein bescheidenes Hilfsmittel sein soll, dessen Aufgabe es ist, den Germanisten ausreichend über einen zu Unrecht von ihm vernachlässigten Wortschatz zu unterrichten. Die mittelhochdeutschen Etymologien wollen in erster Linie als Hinweis auf die lautlichen BeSonderheiten des Jiddischen gewertet sein; demselben Zweck dienen auch die Wortbelege, die ich gern reichlicher gegeben hätte. Wer durch das Wörterbuch zu ernsthafteren Forschungen angeregt werden sollte, bedenke, daß das Jiddische allein mit guten germanistischen Kenntnissen, vor allem des Mittelhochdeutschen, nicht zu bewältigen ist, auch dann nicht, wenn eine ausreichende Übung und Gewandtheit im Lesen des Hebräischen dazutritt. Zwar findet sich gerade unter den ältesten und älteren Zeugnissen des jiddischen Schrifttums manches Werk, dessen hebräisch-aramäische Einschiebsel sich vielleicht ohne eigentliche Kenntnis des Hebräisch-Aramäischen mit Hilfe eines Wörterbuchs erschließen lassen. Aber der größere Teil der jiddischen Literatur verlangt Vertrautheit mit der heiligen Spraehe und darüber hinaus auch mit der Judaistik, da sonst unendlich viel Gedanken und Anspielungen unverständlich bleiben müssen. Desgleichen muß die Beherrschung einer slawischen Sprache für wünschenswert erklärt werden. Für den, der zur neueren osteuropäisch-jiddischen Literatur im Urtext vorstoßen will, ist die Kenntnis etwa des Polnischen sogar unerläßlich. Die von mir beigebrachten Proben aus dem jiddischen Schrifttum vermögen selbstverständlich nur eine schwache Andeutung seines Geistes zu geben, denn sie wurden nach sprachlichen Gesichtspunkten ausgewählt. Aus ihnen ergeben sich unschwer die Grenzen einer phonetischen Erschließung allein aus dem Schriftbild. Die Nebeneinanderstcllung älterer und moderner Ausgaben desselben Textes verdeutlicht die Abhängigkeit dieser Grenzen von der verwendeten Drucktype. Es ist zu wünschen, daß der in Deutschland 1933 gewaltsam unterdrückten Jiddischforschung baldmöglichst der ihr gebührende Platz in der Germanistik eingeräumt wird, an dem sie dann ihre Aufgabe des Förderns von Verbindung und Verständnis durch das Sprachliche und über das Sprachliche hinaus erfüllen kann. Wenn ich den Herren Professor F. Norman, London, Dr. P. F. Ganz, Oxford, Dr. R. Regensburger, Cambridge, und Dr. A. Müller-Marzohl, Luzern, für Anregungen, Hinweise und Ermutigung danke, dann stehen diese Namen zugleich

VORWORT

stellvertretend für jene zahlreicher anderer, die mir in vielen Ländern ähnlich behilflich waren. Dankbar muß ich auch der Sachkenntnis und des freundlichen Entgegenkommens der Bibliothekarinnen gedenken, die mich in der Bodleian Library, Oxford, und in der Bücherei der Alliance Israelite Universelle, Paris, mit jiddischem Schrifttum versorgten. Der größte Dank jedoch gebührt der Deutschen Forschungsgemeinschaft, Bad Godesberg bei Bonn, daß sie durch vielfältige Unterstützung meiner jiddistischen Forschungsvorhaben auch das Ausarbeiten dieses Wörterbuchs ermöglicht hat.

Berlin-Friedenau, im März 1962

Siegmund A. Wolf

EINLEITUNG

‫״‬Rund um die ganze Erde sprachen und dachten Juden in dieser bezaubernden Mundart... Als Träger des Fortschritts und als schöpferische Dichterspräche blühte sie in erzählenden und dramatischen Werken auf.“ (Arnold Zweig: Klage über den Untergang einer schöpferischen Sprache. 1957)

‫״‬Das Jiddische, eine Mischung von hebräischer und deutscher Sprache, die wie jede artfremde Mischung widerlich wirkt.“ (Karl Puchner: Familiennamen als Bassemerkmal. München 1934, S. 3)

Die sprachwissenschaftliche Untersuchung und Wertung des Jiddischen hat sich grundsätzlich nur der in der Sprachwissenschaft allgemein üblichen Forschungsweise zu bedienen, wenn ihre Ergebnisse unanfechtbar sein und zur sachlichen Lösung allgemeiner Sprachfragen beitragen sollen. Das Jiddische zählt zu den selbständigen, voll ausgebildeten Umgangs- und Schriftsprachen, die dem osteuropäischen Boden entsprossen sind. Seine weitweite Verbreitung als Sprache bedeutendster und überlieferungstreuer Gruppen des jüdischen Bevölkerungsteils beruht besonders auf jener Auswanderung von Jiddischsprechern der übervölkerten Westgebiete Rußlands, die um 1881 eingesetzt hat und durch den Ausgang des ersten Weltkriegs nochmals belebt worden ist. Wortschatz, Grammatik und Syntax des Jiddischen sind eigenständig, erweisen jedoch sprachgeschichtlich seine Herkunft aus dem Deutschen. Der vornehmlich mittel- und frühneuhochdeutsche Züge tragende Wortschatz erlaubt durch seine hebräisch-aramäischen und slawischen Bestandteile, zu denen geringfügige alte Entlehnungen aus dem Romanischen treten, dem Jiddischen das Wesen einer Mischsprache beizulegen. Diese Bezeichnung läßt sich aber, da die Hebraismen sogar im modernen Jiddischen nur 5,38% ausmachen und die Slawismen verständlicherweise in der älteren Sprache gar nicht nennenswert sind1, 1 ‫״‬Ebenso kommt der vielberufene Einfluß des Slawischen anfangs fast gar nicht und auch später hauptsächlich nur in lexikalischer Hinsicht in Betracht.“ Birnbaum, Praktische Grammatik, 9.

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EINLEITUNG

eher geistesgeschichtlich durch die im Jiddischen belegte Verschmelzung deutsehen Sprach- und jüdischen Geistesguts rechtfertigen. Als Ergebnisse eines annähernd gleichartigen Vorgangs sind das JüdischSpanische (Ladino, Spaniolisch) und das Jüdisch-Persische (Judenpersisch) zu betrachten, während das Jüdisch-Griechische und Jüdisch-Italienische sowie einige andere jüdische Mundarten nicht bis zur Verselbständigung gediehen sind. Die Erforschung des Jiddischen bildet eine verpflichtende Aufgabe der Germanistik. Sie ist nur zu lösen mit dem zusätzlichen Rüstzeug einer tiefen Kenntnis des jüdischen Glaubens- und Geisteslebens als Grundlage des jüdisch-sondersprachlichen Schrifttums und mit einer ausreichenden Beherrschung der vergleichenden Sprachwissenschaft. Es ist geschichtlich zu unterscheiden zwischen dem lebenden, in Osteuropa ausgebildeten und von dort aus verbreiteten Jiddischen, und dem ehemals in Westeuropa - zuletzt vor allem noch in Elsaß-Lothringen und den Niederlanden gesprochenen Jiddischen. Das westliche Jiddische kann insofern die ältere Schwester des Ostjiddischen genannt werden, als ihre Mutter das Mittelhochdeutsche ist. Da das Westjiddische stets dem Boden des deutschen Sprachbereichs verhaftet geblieben ist, kann seine im 19. Jahrhundert auch wissenschaftlich üblich gewesene Wertung als ‫״‬ein eigener Dialekt oder Jargon“ des Deutschen nicht schlechthin abgelehnt werden. Damit ist keine Annahme des herabsetzenden Nebensinns verbunden, den die jüdischen Aufklärer seit Moses Mendelssohn (1729-1786) dem Begriff ‫״‬Jargon“ beizulegen pflegten, weil sie darin etwas der Emanzipation Hinderliches und im Aneignen des Schriftdeutschen etwas ihr Förderliches sahen. Zum mindesten liegt der Beginn der Entwicklung zur selbständigen jiddischen Sprache in dem Ansatz zur Bildung einer besonderen Mundart innerhalb der deutschsprachigen jüdischen Gemeinschaften des deutschen Sprachgebiets. Über die Veranlassung dazu lassen sich nur Vermutungen äußern. Die enge wirtschaftliche Verflechtung der Juden mit der Bevölkerung setzt ihre vollkommene Beherrschung der deutschen Umgangssprache voraus, wenn nicht sogar eine gewisse Vertrautheit mit dem Schrift- und Urkundenwesen2. In welchem Ausmaß der jüdische Geist überall die Sprache seiner Umgebung aufzunehmen pflegte, beweisen übrigens auch jene mitgebrachten romanischen Lehnwörter, welche die deutschen Juden noch Jahrhunderte hindurch zäh bewahrten. Es finden sich darunter benschen ,segnen‘, predschen ,predigen‘, tötschen ,auf dem Schofar blasen‘, leinen ,lesen‘, pen ,Feder‘, also Bezeichnungen aus den Gebieten des Glaubens und der Bildung, deren hebräisch-aramäische Entsprechungen bestimmt auch sehr tief gesessen hatten. Neben der äußeren und sprachlichen Verbindung mit der deutschen Umgebung stand die Zugehörigkeit zur jüdischen ■ Auch Birnbaum betont, daß die Juden selbst nach Einführen des Ghettozwangs ,,immer in lebhaftestem äußeren Verkehr mit der nichtjüdischen Bevölkerung blieben.“ Birnbaum, Praktische Grammatik, 8.

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EINLEITUNG

Glaubensgemeinschaft mit ihrer strengen Verpflichtung zu Gebet, Gottesdienst und ,,Lernen“ in der hebräischen Sprache der Voreltern. Unzweifelhaft ist in dieser deutsch-hebräischen Zweisprachigkeit der Hauptgründ für die lexikalische Besonderheit der Ausdrucksweise in den deutschsprachigen jüdischen Gemeinschaften zu erblicken. Desgleichen werden auch die lautlichen Abänderungen deutscher Wörter in jener herkömmlich als kennzeichnend jüdisch geltenden Sprechweise von jeher mehr oder minder den deutschsprachigen jüdischen Gemeinschaften zu eigen gewesen sein. ,,Man vergißt oft die wichtige Rolle, die die alte jüdische Schule gespielt hat... Alle Kinder Israels vom frühen Morgen bis zur vorgerückten Nachtstunde versammelnd, hielt diese Schule, der Cheder, die jüdische Jugend in einer ausschließlich hebräischen Atmosphäre fest. Die Liturgie und die Dogmen waren nicht der einzige Unterrichtsgegenstand, sondern an der Hand der Bibel und des Talmuds studierte man alle Gebiete des Lebens und alle literarischen Gattungen. In diesen geistigen Heimstätten verfolgte man diese Studien mit dem größten Eifer während des ganzen Lebens; außerdem wurden dort die Briefe nur hebräisch abgefaßt und geschrieben. Quantitativ und qualitativ war es die alte Nationalsprache, die die jugendlichen Köpfe beherrschte, und das Idiom des täglichen Lebens mußte diese Herrschaft verspüren“. - ‫״‬Die [hebräische] Mutterspräche leistet den phonetischen und syntaktischen Elementen ihrer [deutschen] Rivalin einen erbitterten Widerstand, nachdem sie sich den ganzen physiologischen und psychischen Lautmechanismus ihres Trägers zunutze gemacht hat; ihm unbewußt, tritt sie jeden Augenblick an die Stelle der andern, fälscht sie, entstellt sie, modifiziert sie3“. Da lediglich lexikalische Besonderheiten im Sinn der Sprachmischung und lautliche Eigenarten dieses Westjiddische von der deutschen Umgangssprache abhoben, ist es auch niemals als eine ‫״‬eigene Sprache“ betrachtet worden. Schon Wagenseil (1633-1705) stellte fest, die Juden hätten der ‫״‬Teutschen Sprach... einen gantz frembden Thon und Laut gegeben, die guten teutschen Wörter gestümmelt, geradbrecht, verkehret, neue uns unbekandte erdacht, wie auch unzählich viel Hebreische Wörter und Red-Arten in das Teutsche gemischet, daß solcher gestalt, wer sie Teutsch reden höret, nit anderst glaubt als sie reden pur lauter Hebreisch, indem fast kein einiges Wort verständlich fürkommet“. Ähnlich lautet die Definition von Schudt (1664—1722): ‫״‬Das so genannte Juden-Teutsch oder Hebräisch-Teutsch, welches eigentlich Teutsch, aber ziemlich grob und verdorben Teutsch ist, mit vielen untermischten Hebräischen Worten.“ Auch von jüdischer Seite liegt eine verhältnismäßig frühe Äußerung über das Westjiddische vor; Selig (1722- nach 1792) wertete ‫״‬das sogenannte Jüdischdeutsch“ als ‫״‬eine Vermischung jüdischer und deutscher Wörter“ und fügte hinzu: ‫״‬Jedoch ist bey den mehresten Juden die deutsche Sprache die Basis oder der Grund derselben“. ■ Epstein a. a. O. 723f.

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EINLEITUNG

Daß die jüdische Gemeinschaft für ihre deutschsprachigen Aufzeichnungen stets und ausschließlich die hebräische Schrift benutzt hat, war eine selbstverstündliche Auswirkung der umfassenden Bedeutung der heiligen Bücher für Unterricht und Gottesdienst. Im übrigen haben die Juden jeweils alle ihnen vertrauten Landessprachen in hebräischen Buchstaben wiedergegeben, ‫״‬obgleich die Schwierigkeiten, die sich aus der unvollkommenen Wiedergabe des Lautbestandes, vor allem des vokalischen, einer Fremdsprache durch hebräische Schriftzeichen ergeben, sehr groß sind und die dialektischen Unterschiede der Literaturwerke dabei für das Auge fast vollständig verschwinden4“. Dieser Umstand wird noch ausführlich zu behandeln sein, doch muß hier bereits bemerkt werden, daß er das eindeutige Feststellen der als spezifisch jüdisch und jiddisch geltenden lautlichen Besonderheiten außerordentlich erschwert. Es ist deshalb angebracht, frühe deutschsprachige Aufzeichnungen und Urkunden in hebräischer Schrift nicht schon als jiddisch zu bezeichnen. Die Frage, wann das westliche Jiddische nach Osteuropa vorgetragen wurde und dort den Boden fand, auf dem es losgelöst von deutschsprachiger Umgebung inmitten der slawischen Sprachlandschaft sich zum eigenständigen, selbständigen Ostjiddischen entwickelt hat, ist engstens verknüpft mit den Problemen der osteuropäisch-jüdischen Geschichte. Es ist daran zu erinnern, daß schon unter Karl dem Großen der Handel mit den Slawen von Juden betrieben wurde, und daß Juden z. B. im Jahr 965 in Magdeburg und nur wenig später auch in Merseburg als Kaufleute nachgewiesen sind. Als der Erste Kreuzzug im Jahr 1096 mit grauenvollen Massenabschlachtungen in den alten Judengemeinden an Rhein und Mosel begann, folgten Gerettete und Überlebende den traditionellen Wegen östlicher Handelsreisen, um Schutz zu finden. Dieser wohl ersten bedeutenden Einwanderungswelle deutscher Juden nach Polen rückten sukzessiv neue Gruppen nach, um sich der zunehmenden Verfolgung in Deutschland zu entziehen. Gegen Ende des 12. Jahrhunderts blühten von Litauen bis Kiew zahlreiche Gemeinden deutschsprachiger Juden, und im frühen 13. Jahrhundert ließen sie sich auch in Polnisch-Schlesien nieder. Mit dem Einsetzen der sogenannten ostdeutschen Landnahme, d. h. der Niederlassung deutscher Auswanderer im polnischen Herrschaftsbereich (z. B. in Krakau 1257), und der blutigen Mission des Deutschen Ordens (1231) zog der Geist der Unduldsamkeit auch in Osteuropa ein. Das ökumenische Konzil zu Breslau im Jahr 1266 verfügte entehrende und entrechtende Maßnahmen gegen die schon Generationen vor den deutschen Neuankömmlingen in Polen ansässig gewordene jüdische Bevölkerung. Mit dem Magdeburger Recht zog überheblicher und engstirniger Krämer- und Zunftgeist ein. Gleichzeitig machten die Deutschen die Polen mit der im Reich geübten Praxis der Judenverfolgungen bekannt. So verlagerte sich der östliche Schwerpunkt blühenden jüdischen Gemeindelebens 4 Staerk und Leitzmann a. a. Ο. XTX.

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EINLEITUNG

auf längere Zeit nach Litauen, das sich den deutschen Plänen erfolgreich entziehen konnte. Man darf sagen, daß die erste bedeutende Periode der jüdischen Wanderbewegung aus Deutschland nach Polen, die 1096 eingesetzt hatte, durch den Tatareneinfall (1241) und die ihm folgende deutsche Zuwanderung ihr Ende fand. In diesen Zeitraum zwischen 1096 und 1241 fällt also die allein durch deutschsprachige Juden erfolgte Grundlegung der sogenannten Ostgeltung der deutschen Sprache8. Die Frage nach dem Zeitpunkt oder besser Zeitraum, in dem das von den Juden Osteuropas gesprochene, jüdisch gefärbte Deutsch eigene Züge, besonders lautliche Besonderheiten zu entwickeln begonnen hat, die es von dem jüdischen Deutsch des Westens allmählich deutlich abhoben und entfernten, ist beim derzeitigen unbefriedigenden Stand der Jiddischforschung noch nicht zu beantworten. Der Prozeß wird aber nur langsam vor sich gegangen sein, da die geistigen und wirtschaftlichen Fäden zwischen der neuen östlichen und der alten westlichen Heimat wohl von wechselnder Stärke gewesen, aber niemals ganz abgerissen sind. In dieser Hinsicht ist auch eine zweite erhebliche Einwanderungswelle zu beachten, die besonders in den Jahren nach 1503 zahlreiche glaubensverfolgte deutsche, böhmische und österreichische Juden nach Polen brachte. Sprachgeschichtlich müssen sie im Sinn des Ausgleichs zwischen östlichem und westlichem Zweig der von den deutschsprachigen Juden gebrauchten Umgangssprache gewirkt haben. Es bedarf wohl kaum des Hinweises, daß die Andersartigkeit des Ostjiddisehen, die sich vor allem im Vokalismus bemerkbar macht, das Ergebnis der ständigen Einwirkung der slawischen Sprachumgebung ist. Desgleichen resultiert die Ausbildung der eigenständigen Grammatik und Syntax des Ostjiddischen aus der allmählich immer vollkommener gewordenen Abschnürung vom alten deutschen Sprachbereich. Denn nennenswerte Einwanderungen aus dem Westen wurden immer seltener, ja seit dem Kosakenaufstand und dem Schwedenkrieg (1648-1658) zeichnete sich bereits eine auf Mitteleuropa gerichtete rückläufige Bewegung ab8. Es ist in vieler Hinsicht aufschlußreich, daß der hebräische Buchdruck schon seit 1475 in den Mittelmeer- und Adrialändern und seit 1513 auch in Prag ge-*

* Das Auslöschen dieser ohnehin von der Germanistik totgeschwiegenen Tatsache gehörte zu den Hauptaufgaben der Sektion Volkskunde des 1940 gegründeten sogenannten ‫״‬Instituts für Deutsche Ostarbeit“ in Kraköw. Der Institutsdirektor Dr. W. Coblitz verlangte im Zusammenhang damit von der Sektion Slawische Philologie den Nachweis der ‫״‬Abhängigkeit der polnischen Sprache von der deutschen“, ohne das Jiddische heranzuziehen oder auch nur zu erwähnen. Es ist bezeichnend, daß eine erstmals 1943[!] publizierte Karte ‫״‬Die Ostbewegung der deutschen Sprache“, die selbstverständlich gleich dem dazugehörigen Schrifttum weder von deutschsprachigen Juden noch vom Jiddischen das Geringste weiß, in den letzten Jahren wieder in unveränderter Form veröffentlicht wurde. • So wendete sich eine beträchtliche Anzahl jüdischer Flüchtlinge, die den Massakern der Jahre 1654/55 in Polen und in der Ukraine entkommen war, nach Amsterdam.

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EINLEITUNG

blüht hat, daß aber das erste deutschsprachige Buch in hebräischen Lettern, das ,,ßefer schel r. anschel“ 1534 zu Krakau gedruckt worden ist. Es handelt sich dabei um ein deutsch-hebräisches Glossar oder Wörterbuch zur Bibel. Da es heute oft ‫״‬als das erste jiddische Druckerzeugnis“ bezeichnet wird, soll wenigstens erwähnt werden, daß der Verfasser die von ihm benutzte Sprache als ‫״‬deutsch, teutsch“ (‫דויטש‬, ‫ )טויטש‬und seine Tätigkeit als ‫״‬verdeutschen, verteutschen“ betrachtet bat. Die Verjiddischung des ursprünglich deutschsprachigen, mit hebräischen Lettern gedruckten Schrifttums ist, wie unsere Leseproben dartun werden, weitgehend vom Buchinhalt abhängig. Das umfangreiche religiöse Schrifttum wirkt infolge seiner häufig recht zahlreichen Hebraismen schon im 16. Jahrhundert ungleich jiddischer als etwa ein für das jüdische Haus bearbeitetes Volksbuch des späten 18. Jahrhunderts. Es ist kein Zufall, daß die Bezeichnung ‫״‬iw’ritaitsch“, die an sich gleichbedeutend ist mit jüdischdeutsch oder jiddisch, anfänglich besonders den frommen Druckwerken anhaftete. Der jiddische Buchdruck hat übrigens stets als eine Art von dritter Kraft oder von geistiger Klammer zwischen westlichem und östlichem Jiddischen vermittelt. Das in Amsterdam gedruckte jiddische Buch wurde sowohl im Elsaß wie in Litauen oder Polen gelesen und ohne Schwierigkeiten verstanden, da - wie bereits erwähnt - die mundartlichen Unterschiede typographisch kaum in Erscheinung treten. Das ist bis ins frühe 19. Jahrhundert hinein so geblieben. Dann brachte allerdings die nur in West- und Mitteleuropa sich anbahnende jüdische Emanzipation den großen Trennungsschnitt. Das westliche Judentum schickte seine Kinder in die öffentlichen allgemeinen Schulen, wo sie Hochdeutsch lernen und sprechen mußten. Dadurch schliffen sich die lautlichen Besonderheiten des Westjiddischen ab. Seine lexikalischen Besonderheiten gingen durch die religiöse Liberalisierung und die Auflockerung des Familienlebens gleichfalls dahin. Nur in den bis nach der Mitte des 19. Jahrhunderts vereinzelt mit den alten aschkenasischen Typen7 gedruckten Frauengebetbüchern hat das Westjiddische noch ein Schattendasein geführt. Durch das Fortfallen des Druckens von westjiddischen Büchern hörte auch der Einfluß des Westjiddischen, d. h. indirekt der grammatische und syntaktische Einfluß des Neuhochdeutschen auf die Sprache der östlichen Juden auf. Das Ostjiddische konnte seiner im gesprochenen Wort sicherlich schon länger vorhandenen Eigenständigkeit nun auch die Pflege der Schrift und des Druckes im größtmöglichen Ausmaß angedeihen lassen. Dabei zeigten sich schon die ersten Ansätze zum bewußten Gebrauch eines betont östlichen Jiddischen als KennZeichen und Waffe der ostjüdischen Aufklärung, die andere Ziele hatte als die westjüdische assimilatorische Emanzipation. Als Erwecker der neuen, rein ost7 Im Bereich des Ostjiddischen waren die Druckereien schon seit Beginn des 19. Jahrhunderts immer mehr zur punktierten Quadratschrift übergegangen.

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EINLEITUNG

jiddischen Literatur mögen in diesem Zusammenhang genannt werden: Israel Axenfeld aus Nemirow (1787-1866), Isaak Bär Levinsohn aus Kremeriez (1788 -1860), Salomo Ettinger (1803-1856), Isaak Meir Dick aus Wilna (1808-1893), Abraham Bär Gottlober aus Wolhynien (1811-1899), Benjamin Wolf Ehrenkranz aus Zbaraz (1812-1882) und Alexander Zederbaum (1816-1893), der 1863 die erste jiddische Zeitschrift ,,kol m’wasser“ gründete. Erwähnenswert ist, daß das inzwischen als ,,das Jiddische“ zur anerkannten Verkehrs- und Literatursprache gewordene Ostjiddische nach dem ersten Weltkrieg bis in Gegenden vordrang, in denen ehedem nur das inzwischen längst verklungene westliche Jiddische vernommen worden war8. So entstanden u. a. in Berlin kleine j iddische Verlagsbuchhandlungen, die sich vorwiegend mit der Herausgabe sozialistischer und zionistischer Broschüren und Zeitschriften befaßten. Ihr Wirken ging 1933 unter, und Einzelhefte oder gar Jahrgänge der bis nach den Inflationsjahren in Berlin redigierten und gedruckten jiddischen Periodica ‫״‬der kamf“, ‫״‬di schtime“ oder ‫״‬doss freie wort“ gehören heute zu den größten Seltenheiten8. Nach 1945 konnte Berlin trotz der anerkannten Kulturträgerrolle der sprachlich dem Jiddischen verhafteten Gruppe seiner jüdischen Einwohner die alte Bedeutung nicht wieder gewinnen10. Vielmehr ist seitdem München die führende Stadt für die literarische Pflege des Jiddischen innerhalb des deutschen Sprachbereichs geworden. Dafür zeugt nicht zuletzt die 1951 gegründete ‫״‬naie jidische zaitung“. Während in Deutschland durch das Vordringen des Ostjiddischen lediglich die jiddische Sprache als solche wieder belebt worden ist, hat z. B. in Paris das bis 1940 durchaus noch gleichstarke Westjiddische schon stärkste Einbußen durch das Ostjiddische erfahren. Denn an die Stelle der früheren jüdischen Zuwanderung aus Elsaß-Lothringen, dessen Judenschaft ab 1940 durch die deutschen Besätzungsbehörden systematisch ausgerottet wurde, ist ein im wesentlichen ostjiddisch sprechendes Element getreten. Auch die in Paris erhältlichen jiddischen Zeitungen - besonders verbreitet ist ‫״‬unser wort (tog-zaitung for jiddische folkssinteressen)“, in Brüssel gedruckt - tragen selbstverständlich zur Festigung des Ostjiddischen bei. In dieser jüngsten Phase der Geschichte und Entwicklung des Jiddischen ist noch alles im Fluß. So gewagt es wäre, Voraussagen über die Zukunft des Jiddisehen als Verkehrs- und Schriftsprache zu machen, so gesichert ist andererseits

• Trotzdem konnte das nichts mehr an der Tatsache ändern, daß die westlichen Juden ‫״‬von dem Dasein und der Bedeutung der jiddischen Sprache und Literatur gar keine Ahnung oder höchstens nur eine verzerrte VorsteBung“ haben. Vgl. Birnbaum, Praktische Grammatik, 7 Anm. • Das trifft selbstverständlich erst recht für das alte jiddische Schrifttum zu. Grünbaum klagte schon 1882: ‫״‬Die jüdischdeutschen Bücher sind wie verschwunden.“

>· Die jiddische Kultur ist introvertiert und gleich allem Eigenständigen kontaktarm in positivem Sinn; für assimilierende Bestrebungen und unentschiedene Haltung läßt sie sich nicht auswerten. 2 WOLF, Jiddisch

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EINLEITUNG

die Feststellung, daß die Tage der mundartlichen Vielfältigkeit schon gezählt sind. Auch das Jiddische wird erfahren müssen, daß normierende Vereinheitlichung und Verarmung des sprachlichen Ausdrucks leider stets miteinander verbunden sind. Wie bereits früher erwähnt wurde, gilt es auch für das Deutsche, daß ‫״‬das Judentum sich wohl von jeher der Sprachen seiner europäischen Wirtsvölker literarisch nur im Gewände der heiligen Schrift, d. h. in hebräischen Buchstaben bedient“ hat4. Nun besteht aber im Gegensatz zum deutschen (lateinischen) das hebräische Alphabet wie alle semitischen Alphabete lediglich aus 22 Konsonanten, von denen nur vier auch eine Art Vokalpotenz haben. (Es sind Π, das auslautendes o andeutet, ‫ ו‬als Vokalbuchstabe für o und u, sowie ‫ י‬für e und i, während ‫ א‬für a steht.) Die Vokalisation kommt durch Vokalzeichen oder -punkte zustande, die an sich ein gutes phonetisches System darstellen. Mit Ausnahme einer geringen Zahl von älteren jiddischen (jüdischen deutschsprachigen) Büchern in punktierten hebräischen Quadratlettern sind jedoch sonst alle jiddischen Werke in einer als ‫״‬waiber-taitsch“ bekannten Type gesetzt und gedruckt, die keine Vokalzeichen benutzt. Vielmehr hat das ‫״‬waiber-taitsch“ oder die aschkenasische Druckkursive das System der Konsonanten mit Vokalpotenz weiterentwickelt, d. h. Buchstaben des hebräischen Alphabets Vokalfunktionen beigelcgt. Das ist nun aber nicht im Sinn einer Transliteration der deutschen (lateinischen) Vokalbuchstaben durchgeführt worden, sondern z. B. unter Beibehaltung der zweifachen Lesung von 1 und ’, die allein schon das Verfolgen der Entstehung der neueren jiddischen Dialekte im Schrifttum fast unmöglich macht, da etwa westjiddisch o und das ihm in vielen Wörtern entsprechende ostjiddische u graphisch einheitlich als ‫ ו‬erscheinen. Über die dadurch geschaffenen Transkriptions-Probleme wird noch zu sprechen sein. Die verhältnismäßig unvollkommene Wiedergabe der deutschen (lateinischen) Vokalbuchstaben durch hebräische Buchstaben anstatt durch das alte vollkommene System der hebräischen Vokalzeichen erweist übrigens, daß den jüdischen Schreibern und Buchdruckern beim Benutzen hebräischer Lettern für deutsche Texte ein annähernd getreues Umsetzen des deutschen in das hebräische Schriftbild als Aufgabe und Ziel erschienen ist. Ihre Überlegungen galten dem Schriftbild, sie dachten gewissermaßen graphisch. Gedanken über möglichst lautgetreue DarStellung im Sinn phonetischer Schreibung lagen jenem Zeitalter fern. Daß das Umsetzen der deutschen (lateinischen) Konsonantenbuchstaben in die entsprechenden hebräischen Buchstaben eindeutig bessere Ergebnisse erbracht hat und erbringen mußte, liegt im Wesen der Sache. Ein Nebeneinanderstellen der hebräischen Konsonanten und ihrer deutschen (lateinischen) Entsprechungen hatte z. B. schon die Unterweisung von Deutschen in der hebräischen Sprache mit sich gebracht. So war durch den Dominikaner Peter Schwarz (Petrus Niger) bereits 1477 eine solche vergleichende Buchstaben-Tabelle veröffentlicht worden. Praktisch sind seit dem frühesten Vorkommen deutschsprachiger, hebräisch 18

EINLEITUNG

geschriebener Manuskripte bis zur modernen jiddischen Orthographie die Schreib- oder Umsetzungsgewohnheiten für die Konsonanten unverändert geblieben, wie nachstehende Übersicht zeigt:

deutscher Buchstabe

modernes Jiddisch

Selig

Buxtorf

Fagius

1767

1609

1543

Handschrift von 1382

b

‫ב‬

‫ב‬

‫ב‬

‫ב‬

‫ב‬

ch

‫כ‬

‫כ‬

‫כ‬

‫כ‬

‫כ‬

d

‫ד‬

‫ד‬

‫ד‬

‫ד‬

‫ד‬

f

‫ס‬

‫פ‬

‫ ב‬,‫פ‬

‫ ב‬,‫פ‬

‫ ב‬,‫פ‬

g

‫ג‬

‫ג‬

‫ג‬

‫נ‬

‫ג‬

h

‫ה‬

‫ה‬

‫ה‬

‫ה‬

‫ה‬

j

‫ר‬

-

·»

-

·‫י‬

k

‫ק‬

‫ק‬

‫ק‬

‫ק‬

‫ק‬

1

‫ל‬

‫ל‬

‫ל‬

‫ל‬

‫ל‬

m

‫מ‬

‫מ‬

‫מ‬

‫מ‬

‫מ‬

n

‫נ‬

‫נ‬

‫נ‬

‫נ‬

‫ג‬

P

‫פ‬

‫פ‬

‫פ‬

‫פ‬

‫פ‬

qu

‫קיו‬

-

-

-

-

r

‫ר‬

‫ר‬

‫ר‬

‫ר‬

‫ר‬

S

‫ז‬

‫ ש‬,‫ז‬

‫ ש‬,‫ז‬

‫ ש‬,‫ז‬

‫ ש‬,‫ז‬

sch

‫ש‬

‫ש‬

‫ש‬

‫ש‬

‫ש‬

SS, ß

‫ס‬

‫ס‬

‫ם‬

‫ס‬

‫ס‬

t

‫ט‬

‫ט‬

‫ט‬

‫ט‬

‫ט‬

V

‫ם‬

-

‫ ם‬,‫ ב‬,‫ו‬

‫ו‬

‫ ב‬,‫ו‬

w

‫וו‬

‫וו‬

-

‫וו‬

‫וו‬

X

‫כס‬

-

-

-

-

z

‫צ‬

‫צ‬

‫צ‬

‫צ‬

‫צ‬

2*

19

EINLEITUNG

Ein wesentlich anderes, uneinheitlicheres Bild bietet die vergleichende Tabelle der Vokale: deutscher Buchstabe

modernes Jiddisch

Selig 1767

Buxtorf 1609

Fagius 1543

Handschrift von 1382

a

‫א‬

‫א־‬

‫א‬

‫א‬

‫א‬

e

‫ע‬

‫ י‬.‫ע‬

‫ד‬

* ־‬. Zur Wiedergabe der anderen Vokale ist nichts Besonderes zu bemerken. Die Lesemöglichkeiten der Vokale bei der Rückumsetzung ins Deutsche variieren folgendermaßen: ‫ א‬kann als deutsch a und als deutsch o gelesen werden. Die Lesung als deutsch o ist gesichert, wenn das betreffende jiddische Wort oder wenigstens ein darauf bezügliches Reimwort im gleichen Schriftstück oder Buch oder zumindest in etwa der gleichen Zeit, Gegend und Offizin entstammenden Büchern auch mit ‫ו‬ erscheint. ‫ ו‬kann als deutsch o und als deutsch u gelesen werden. Die Lesung als deutsch o ist gesichert, wenn das betreffende jiddische Wort auch mit ‫ א‬vorkommt. ‫ י‬kann als deutsch i und als deutsch e gelesen werden. Die Lesung als deutsch e ist gesichert, wenn das betreffende jiddische Wort auch mit ‫ ע‬vorkommt. Da nun, was b‫׳‬sher nicht erwähnt worden ist, ‫ א‬und ‫ י‬genau wie im Hebräischen so auch im Jiddischen graphisch ganz ausgelassen werden können, ist öfters nicht ohne weiteres zu entscheiden, ob die Lesung deutsch a oder deutsch e zu wählen ist. Entsprechend dem über ‫ י‬Bemerkten kann diese sogenannte defektive Schreibart aber auch die Lesung deutsch i erfordern. Daß ‫ ״‬vielfach nicht mehr als deutsch ei, sondern als deutsch a zu lesen ist, führt bereits über die rückumsetzende Transkription zur Frage der nicht nur graphisch, sondern möglichst auch phonetisch befriedigenden und angemessenen Transkription. Tatsächlich wechseln nun in manchen jiddischen Druckwerken die Schreibungen derselben Wörter zwischen ‫ יי‬und ‫א‬, so daß man anstatt deutsch ei auch deutsch a in die Transkription einsetzen könnte. Andererseits wird man sich darüber klar sein müssen, daß das Erarbeiten einer lexikalisch, syntaktisch und literaturgeschichtlich auswertbaren Transkription aus dem Jiddischen nur selten auch eine dialektologisch und phonetisch unmittel‫־‬ bar auszuschöpfende Quelle ergeben kann. Da jedoch das ältere westliche Jiddisehe als sprachliche Grundlage und als mundartliche Vorstufe des verselbständigten östlichen Jiddischen der weitestgehenden Durcharbeitung seiner lautlichen Besonderheiten bedarf, müssen die Möglichkeiten dafür methodisch ausgebildet und erschlossen werden. An erster Stelle stehen hierbei Untersuchungen über die von den ältesten jiddischen Druckern und später überhaupt in den unterschiedliehen großen jiddischen Druckereien und Druckzentren jeweils angewendete jiddische Orthographie. Ein Abwägen der lokalen Gewohnheit, der Hausorthographie der Offizin, des Einflusses des Setzers und der Rechtschreibung des Autors zählt hier mit zu den schwierigen, aber reizvollen Aufgaben. Dabei ist wiederum zu beachten, daß einmal gedruckte Texte gewöhnlich Generationen hindurch auch in räumlich noch so weit auseinanderliegenden Ländern immer wieder buchstabengetreu nachgedruckt wurden. Bei derartig lange und überall 21

EINLEITUNG

nachgedruckten Büchern ist selbstverständlich nur die Erstausgabe dialektologisch auswertbar und beweisend. Wegen dieser konservativen Grundeinstellung zum einmal gesetzten Text kommt jedoch den vielfach gereimten Vorreden der jeweiligen Herausgeber oder Drucker späterer Ausgaben eine ungleich größere Bedeutung zu als etwa im hebräischen oder deutschen Buchdruck. Denn diese Vorreden sind, wenn anders sie nicht auch schematisch aus einer älteren Edition übernommen wurden, selbständige Leistungen und ihre meistens volkstümliche Sprache ist nicht selten gut lokalisierbar. Hier liegen unzweifelhaft die nächsten und wichtigsten Aufgaben der deutschen Jiddischforschung, die dabei auch noch unerläßliche Vorarbeiten für die jiddische Lexikographie und Literaturgeschichte liefern würde. Das von mir bei den Literaturproben und im Wörterbuch benutzte Transkriptions-System erhebt keinen andern Anspruch als den, das in aschkenasischer Druckkursive überlieferte jiddische Wortgut durch deutsche Buchstaben so wiederzugeben, daß die lautlichen Besonderheiten des Jiddischen in dem Maße erkennbar werden, wie es die oben geschilderten phonetischen Unzulänglichkeiten der aschkenasischen Lettern gestatten. Für die praktische Brauchbarkeit der Transkriptions-Grundsätze spricht es, daß sie auf italienische, französische, lateinische und arabische Texte in hebräischen Lettern angewendet, lautlich absolut einwandfreie und richtige Schriftbilder dieser Sprachen ergeben. Im Endeffekt deckt sich die Transkription fast völlig mit der von Bernstein 1908 und von Landau 1911 angewendeten. Wer eine schematische Folgerichtigkeit vermißt, bedenke, daß eine Transkription keine Transliteration ist, daß die jiddische Orthographie früher nicht normiert gewesen ist und daß sie für die Wiedergabe einiger deutscher Konsonanten und aller deutschen Vokale mehrere graphische Möglichkeiten aufweist.

Demgemäß wurden die hebräischen (aschkenasischen) Lettern durch folgende deutsche (lateinische) Buchstaben wiedergegeben: hebräischer Buchstabe

22

deutscher Buchstabe

‫א‬ ‫א‬

a, ο a

‫א‬ ‫ב‬

ο b

‫ב‬ ‫ג‬ ‫ד‬ ‫ה‬ ‫ו‬

f, w g d h u, o

hebräischer Buchstabe

deutscher Buchstabe

­‫ז‬

u

‫ו‬ ‫וו‬ ‫וי‬

ο w, au

‫וי‬ ‫ויי‬

‫ז‬ ‫ח‬ ‫ט‬

au, ü, ö, eu au, oi äu, eu s ch t

EINLEITUNG

h ebräischer Buchstabe

deutscher Buchstabe

·»

hebräischer Buchstabe

deutscher Buchstabe

·» ‫י‬

i, e, j i e

‫ע‬ ‫ע‬

e e

B

‫יו‬ ‫יו‬

ei

‫פ‬ ‫צ‬

P f z

‫יי‬

ei ch, k

‫ק‬

k

‫קוו‬ ‫ר‬ ‫ש‬ ‫ש‬

qu r

‫ש‬

ss

n

‫ת‬

ss

ss, β

η

t

ai

‫כ‬

ch k 1 m

‫כ‬ 3 ‫ל‬ ‫מ‬ ‫ג‬ 0

sch, ss

sch

Daß ich Sch’wa durch den Apostroph ’ angedeutet habe, ■wird mancher überflüssig finden. Ganz ignorieren wollte ich dies Zeichen aber nicht, obwohl das dadurch ausgedrückte ‫״‬dunkle halbe e“ im Jiddischen ganz verschluckt wird.

Das Wörterbuch folgt dem etwas modifizierten deutschen Alphabet: A B Ch D E F

G H I J K L

Μ N 0 P R S

Ss Sch T U

w z

Das Zeichen * vor einem Wort bedeutet, daß es sich um ein nicht mehr gebräuchliches veraltetes Wort handelt oder um einen dem Ostjiddischen überhaupt fremden Ausdruck, der aber der alphabetischen Einfügung zuliebe in ostjiddischer Lautung geboten werden mußte. Sonst folgt die Schreibung der Schlagwörter der 2. Auflage (Ausgabe 1928) des Jiddisch-Englisch-Hebräischen Wörterbuchs von Alexander Harkavy, da ja nur das lebendige Ostjiddische über eine geregelte Rechtschreibung verfügt.

23

VERZEICHNIS DER ABKÜRZUNGEN

Es wurden grundsätzlich die allgemein üblichen Abkürzungen für die sprachwissenschaftlichen Fachausdrücke verwendet. Die folgende Übersicht enthält außer den häufigsten Abkürzungen auch die Sigel für wiederholt angeführte Werke. Näheres über diese Bücher findet sich im Verzeichnis des Schrifttums.

a

ssefer ssofo b’ruro, Prag 1660 -* Nathan

adj.

Adjektiv

adv.

Adverb

A-L

Ανό -Lallemant -*

b

ssefer dibur tow, Krakau 1590 -* dibur

B

Bernstein, -*

Br

ben Moses Hanover Aschkenasi

tow

Ignaz

-►Juda ben Moses Naftali gen. Löb Bresch

0

ssefer chinuch koton, Krakau 1640 -* chinuch

d

ssefer chinuch koton, Jessnitz 1719/26 -* chinuch

e

ssefer k’hilass sch’lomo -* Salomo

f.

Femininum

F

-►Friedrich, Carl Wilhelm

G

Gerzon, -*

Gr

Grünbaum, -*

H

Herz, -*

int.

Interjektion

J

Jakob -*

m.

Maskulinum

koton koton

Salman ben Moses Rafael London

Jacob Max

Josef ben Elia ha-Levi

mhd. mittelhochdeutsch

n.

Neutrum

n. pr. Eigenname 25

VERZEICHNIS DER ABKÜRZUNGEN

11um. Zahlwort pl.

Plural

p.p.

Partizip der Vergangenheit

pron. Pronomen s.

Singular

S

-*Moses

Se

-»■Selig, Gottfried

V

Voorzanger, -*

v. i.

intransitives Verb

v. r.

reflexives Verb

Esrim Wearba

J. L.

v. tr. transitives Verb W

*W - eiss,

C. Th.

Wa

-*Moses

ben Elieser Wallich

26

VERZEICHNIS DES SCHRIFTTUMS

Nicht aufgeführt sind die Abschnitte über ‫״‬Jiddisch“ und Verwandtes in den großen, allgemein bekannten Nachschlagewerken über Judentum und den Handbüchern der Sprachwissenschäft. Desgleichen sind kaum Arbeiten über die noch gesprochenen jiddischen Mundarten verzeichnet. Für jede erste Unterrichtung sind zwingend die Publikationen des Yiddish Scientific Institute - Yivo, New York, heranzuziehen. - Als Ersatz für die vorerst noch fehlende Bibliographie älterer jiddischer Drucke können die gedruckten Hebraica- und Judaica-Kataloge der großen wissenschaftlichen Büchereien des Auslands dienen. Bei hebräischen Büchern verweisen sie jedoch leider nur selten auf den oft vorhandenen jiddischen Paralleltext. Auch den Arbeiten über die Geschichte der hebräischen Druckereien lassen sich häufig Angaben über jiddische Editionen entnehmen.

AvALallem ant, Friedrich Christian Benedict: Das Deutsche Gaunerthum in seiner social-politischen, literarischen und linguistischen Ausbildung zu seinem heutigen Bestände. 4 Tie., Leipzig 1858-1862. - III 198-537 behandeln ausschließlich die ‫״‬jüdischdeutsche Sprache“. Ausführliche Literaturangaben und zahlreiche Leseproben in punktierten Quadratlettem und aschkenasischer Druckkursive. IV 319-512 ein ‫״‬Jüdischdeutsches Wörterbuch mit Abbreviaturen“ in aschkenasischer Druckkursive und mit deutscher Transkription, das aber nur Hebraismen aufführt. Beem, H.: Jerosche. Jiddische spreekwoorden en zegswijzen uit het Nederlandse taalgebied. Assen 1959. Berliner, Abraham (Adolf): Mittelhochdeutsches in jüdischen Quellen (Jüdische Presse, Berlin, 1/1870, Literaturbl. Nr. 1). - Die mittelhochdeutsche Sprache bei den Juden (Jb. f. jüd. Gesch. u. Lit., Berlin 1898, 162182). - Aus dem Leben der deutschen Juden im Mittelalter. Berlin 1900. Bernstein, Ignaz: Jüdische Sprichwörter und Redensarten. 2Warschau 1908. - Jiddisch in punktierten Quadratlettem mit gegenübergestellter deutscher Transkription. Birnbaum, Salomo : Praktische Grammatik der Jiddischen Sprache für den Selbstunterricht·. Mit Lesestücken und einem Wörterbuch. Wien u. Leipzig 1915. - Übersicht über den jiddischen Vokalismus (Z. f. dt. Mundarten, hrsg. v. H. Teuchert, Berlin, 18/1923, 122-130). - Die jiddische Sprache (Germ.-Roman. Mschr. XI/1923, 149-155). - Umschrift des ältesten datierten jiddischen Schriftstücks (Theutonista VIII/1931-32, 197207). - Das älteste datierte Schriftstück in jiddischer Sprache (Beitr. z. Gesch. d. dt. Sprache u. Lit. LVI/1932, 11-22). - Die Umschrift des Jiddischen (Theutonista IX/1933, 90-105). Bischoff, Erich: Jüdisch-deutscher und deutsch-jüdischer Dolmetscher. Kurzgefaßtes Wörterbuch für Handel und Verkehr. Leipzig 41916. Bourgeois, H.: Le Jargon ou Judio-Allemand. Courte 6tude philologique suivie d’une chrestomathie. Paris et Londres 1909. - Petite grammaire .Jud6o-Allemande ä l’usage des personnes qui desirent s’initier ä la langue des Juifs de Russie, Galicie et Roumanie. Paris 1913. 27

VERZEICHNIS DES SCHRIFTTUMS

Brüll. Adolf: Beiträge zur Kenntnis der jüdisch-deutschen Literatur. 1. Ein ganz unbekanntes jüdisch-deutsches hebräisches Glossar aus dem Jahre 1556. 2. Das Buch des ewigen Lebens, gedruckt zu Freiburg im Breisgau im Jahre 1583. 3. Einzelne Sprüche aus dem Zuchtspiegel. (Jb. f. jüd. Gesch. u. Lit., hrsg. v. N. Brüll, Frankfurt, ΠΙ/1887, 87-119). Buxtorf, Johannes: Lexicon Hebraicum et Chaldaicum. Basileae ’1621. - Darin 659-690 ‫״‬Lectionis Hebraeo-Germanicae usus et exercitatio“ mit Leseproben in aschkenasischer Druckkursive. (Vgl. Ave-Lallemant III214 f.). Callenberg, Johann Heinrich: Kurtze Anleitung zur jüdischdeutschen Sprache. Halle a. S. 1733. (Vgl. Ανό-Lallemant III 221). - Jüdischteutsches Wörterbüchlein, welches meistens aus den bey dem Jüdischen Instituto edirten Schriften colligirt. Halle a. S. 1736. (Vgl. Ανό-Lallemant III 221 f.). Calvary, Moses: Jiddisch (Der Jude, Berlin u. Wien, 1/1916-17, 25-32). Calvör, Kaspar: Gloria Christi oder Heiligkeit Jesu Christi. Leipzig 1710. - Enthält ‫״‬Anleitung wie das Jüdisch-Teutsche zu lesen“. (Vgl. Ανό-Lallemant III 220f.). ‫( ספר חינוך קטן‬ssefer chinuch koton) Krakau 1640, 8° 24 S.; Jessnitz 0. J. [1719-26], 12° 24 S (Vgl. Steinschneider Serapeum 1848, 336 Nr. 73, und Fürst II 104). Christian, Christoph Gustav: ‫ שילת‬Hebräisch- und Deutsche Vocabula und Wörter-Büchlein... Herausgegeben durch einen Religiösen, dessen Nahmen Christoph, Gustav, Christian. Ο. O. 1727^(Vgl. Ανό-Lallemant III231 f.). ‫ ספר אלה הדברים‬Im 5. Buch Mose am 1. Kapitel. Neu vermehrtes und zum zweyt aufgelegt-verbessertes Vocabulorum Hebraeicum... von einem Convertiten Namens Christoph Gustav Christian. Nürnberg 1728. (Vgl. Ave-Lallemant III 232f.). - Jüdischer Dolmetscher, oder Hebräisch- und Teutsche Vocabula... von C. G. C. L. L. O. Nürnberg 1735. Chrysander, Wilhelm Christian Just: Unterricht vom Nutzen des Juden-Teutschen, der besonders studiosos theologiae anreitzen kan, sich dasselbe bekant zu machen. Wolfenbüttel 1750,4° 54 S. - Jüdisch-Teutsche Grammatick. Leipzig u. Wolfenbüttel 1750, 4° 14 S. (Vgl. Ανό-Lallemant III 222 f.). Copeland, Robert Μ.: The language of Hertz’s Esther; a study in judeo-germandialectology. (Unpublished) dissertation, Harvard 1951. ‫( ספר ריבר טוב‬ssefer dibur tow) Krakau 1590,4° 16 S. - Nach dem hebräischen Alphabet angeordnetes dreisprachiges Wörterbuch: kodesch, deitsch, welsch. Dukes, Leopold : Bibliographische Notiz über verschiedene Ritualien und besondere GebetsSammlungen. Deutsche Machsorim. (Literaturblatt d. Orients 1844 Nr. 15). Epstein, Jizachak: Die jüdischen Dialekte (Der Jude, Berlin u. Wien, 11/1917-18, 720-725). Gute Stellungnahme zu Mieses’ ‫״‬Die Entstehung der jüdischen Dialekte“. Faber, C. W.: Zur Judensprache im Elsass (Jb. f. Gesch., Sprache u. Lit. Elsass-Lothringens, XIII/1897,171-183). Fagius, Paulus: Compendiaria Isagoge in Lingvam Hebrseam. Konstanz 1543. - Enthält auch eine Anleitung ‫״‬deutsch“ zu lesen, d. h. zum Lesen der deutschsprachigen, in aschkenaBischer Druckkursive erschienenen Bücher, die heute irrig als jiddisch bezeichnet werden. Fast genau die gleiche Anleitung auch im ssefer midoss, gedruckt Isny 1542. (Vgl. Grünbäum, Jüdischdeutsche Chrestomathie 555). Falk, Felix: Die Bücher Samuelis in deutschen Nibelungenstrophen des XV. Jahrhunderts (Mitt. z. jüd. Volkskunde, hrsg. v. Μ. Grünwald, Leipzig, XI/1908, 79ff.). - M0langes bibliographiques sur les livres de Samuel en strophes de Nibelungen, pr0c0d0s d’un expose g0neral sur la litterature judeo-allemande. Leipzig 1909. - Das Schemuelbuch des Mosche Esrim Wearba. Ein biblisches Epos aus dem 15. Jahrhundert. Hrsg. v. L. Fuks. 2 Bde. Assen 1961. The Field of Yiddish. Studies in Yiddish Language, Folklore, and Literature. Edited by Uriel Weinreich. New York 1954 (= Publications of the Linguistic Circle of New York, Number 3). Fischer, J.: Das Jiddische und sein Verhältnis zu den deutschen Mundarten unter besonderer Berücksichtigung der ostgalizischen Mundart. 1. Teil, 1. Hälfte. Leipzig 1936[!]. - Heidelberger Dissertation. Fleiss, Pauline Mirjam: Das Buch Simchath Hanefesch von Henele Kirchhain aus dem Jahre 1727. Reimuntersuchung als Beitrag zur Kenntnis der jüdisch-deutschen Mundarten. Bern 1913. — Berner Dissertation. 28

VERZEICHNIS DES SCHRIFTTUMS

Frankl, Pinkus Friedrich: Über die Erbauungs- und Unterhaltungslektüre unserer Altvorderen (Mschr. f. Gesoh. u. Wissensch. d. Judenthums XXXIV/1885, 145-165). Freimann, Aron: Annalen der hebräischen Druckerei in Wilhermsdorf. Berlin 1903. Friedrich, Carl Wilhelm: Unterricht in der Judensprache, und Schrift, zum Gebrauch für Gelehrte und Ungelehrte. Prenzlau 1784, 4° VXI u. 354 S. (Vgl. Ave-Lallemant III 225 f.). Frumm, Damian Hugo : Unterricht, wie man nicht nur das Juden-Deutsch, auf eine leichte Art recht schreiben und lesen, sondern auch das Hebräische ohne Puncte lesen lernen kann. 0. 0. u. J. Fuks, L.: The oldest known literary documents of yiddish h'terature (c. 1382). 2 vols. Leiden 1957. Fürst, Julius: Bibliotheca Judaica. Bibliographisches Handbuch der gesammten Jüdischen Literatur mit Einschluß der Schriften über Juden und Judenthum und einer Geschichte der jüdischen Bibliographie. 3 Tie. Leipzig 1849-63. Ganz, Peter F.: Dukus Horant - an early yiddish poem from the Cairo genizah (The J. of Jewish Studies IX/1958, 47-62). Gerzon, Jacob: Die jüdisch-deutsche Sprache. Eine grammatisch-lexikalische Untersuchung ihres deutschen Grundbestandes. Frankfurt a. Μ. 1902. Grünbaum, Max: Jüdischdeutsche Chrestomathie. Zugleich ein Beitrag zur Kunde der hebräischen Literatur. Leipzig 1882. - Mischsprachen und Sprachmischungen. Berlin 1886. ---- *Winter, Jacob und Wünsche, August. Grünwald, Moritz: Über den jüdisch-deutschen Jargon vulgo Kauderwälsch genannt. Budapest 1876. Guggenheim-Grünbebg, Florence: Die Sprache der Schweizer Juden von Endingen und Lengnau. Zürich 1950. - Aus einem alten Endinger Gemeindebuch, Zürich 1952. - The Horse Dealer’s Language of the Swiss Jews of Endingen and Lengnau (The Field of Yiddish, New York 1954, 48- 62). - Ein deutscher Urfehdebrief in hebräischer Schrift aus Zürich vom Jahre 1385 (Z. f. Mundartforschung ΧΧΠ/1954-55, 207- 214). - Zur Umschrift deutscher Mundarten des 14./15. Jahrhunderts mit hebräischer Schrift (Z. f. Mundartforschung XX1V/1956-57, 230-246). - Zur Phonologie des Surbtaler Jiddischen (Phonetica 11/1958, 86-108). - Gailinger Jiddisch, Göttingen 1961 (= Lautbibliothek der deutschen Mundarten, Heft 22). Habersaat, Carlo: Repertorium der jiddischen Handschriften (Rivista degli studi orientali XXIX/1954, 53-70, XXX/1955, 235-249, XXXI/1956.41 49). Hagen, Friedrich Heinrich von der: Die romantische und Volkslitteratur der Juden in Jüdisch-Deutscher Sprache. Erster Theil. Berlin 1855 (= Abh. d. Kgl. Akademie d. Wissensch. zu Berlin. Philol.-Hist. Abh. 1854.1-11). Harkavy, Alexander: ‫העברעאישער ווערטערבוך‬-‫ייריש־ענגליש‬. Yiddish-English-Hebrew Dictionary, New York 21928. - Umfassendes Wörterbuch des lebenden, besonders des in den USA gesprochenen Jiddisch. Ohne Berücksichtigung veralteter, ungebräuchlicher Wörter. Moderne Schreibung des Jiddischen in punktierten hebräischen Quadratlettem. Die gelegentlich von Harkavy beigebrachten Etymologien bedürfen stets der Nachprüfung. Herz, Josef: Ester oder die belohnte Tugend. Fürth 1828, 21854. - Purimspiel ‫״‬in jüdischdeutscher Mundart speziell Fürther Färbung“ (Μ. Grunwald). Vgl. -> Copeland, R. Μ. Hildebrand, K.: Über die jüdisch-deutsche Literatur. Das Samuelbuch (Germania, hrsg. v. K. Bartsch, Wien, XIV/1869,127 ff.). [Holzschuher, Heinrich]: Lexikon der jüdischen Geschäfts- und Umgangssprache. Zwei Theile. Vom Jüdischen in’s Deutsche und vom Deutschen in’s Jüdische. Mit einem Anhang zur Erlernung der Lussnekoudischen Sprache. Verfaßt von Itzig Feitel Stern. München 1833; Leipzig u. Meissen 21859. (Vgl. Ανέ-Lallemant III 239f.). Jakob ben Elia ha-Levi: ‫( סליחות אין טייטשן‬ss’lichoss intaitschen),Pragl602. - In aschkenasischer Druckkursive. Joffe, Judah A.: Dating the origin of yiddish dialects (The Field of Yiddish, New York 1954 102-121). 29

VERZEICHNIS DES SCHRIFTTUMS

Juda ben Moses Naftali gen. Löb Bresch: ‫( חומש‬chumosch), Cremona 1560. - Aschkenasisehe Druckkursive, doch ist das gereimte Vorwort in hebräischen punktierten Quadratlettern gesetzt. (Das in ‫״‬The Field of Yiddish“ p. 118 als Faksimile wiedergegebene Vorwort existiert auch noch in einer zweiten Fassung, die in den Schlußversen abgeändert ist). Judenfibel oder Anweisung die Judenschrift in ein Paar Tagen lesen und schreiben zu können... Von Dr. Sc...tt, Hamburg 1827, 8° 30 S. Karpeles, Gustav: Geschichte der Jüdischen Literatur. 2 Bde. Berlin 1886. - II, 1000-1029: Die jüdisch-deutsche Literatur. Koch, J. Μ.: Brevis manuductio ad lectionem scriptorum Judaeorum-Germanicorum. Frankfurt a. Μ. 1709. (Vgl. Ave-Lallemant III 217). Korman, B.: Die Reimtechnik der Estherparaphrase Cod. Hamburg 144. Beitrag zur Erschliessung des altjiddischen Lautsystems. Kolomea 192... - Hamburger Dissertation. Landau, Alfred : Das Deminitivum der galizisch-jüdischen Mundart (Deutsche Mundarten, hrsg. v. J. W. Nagl, 1/1895,46-58). - Bibliographie des Jüdisch-Deutschen (Deutsche Mundarten, hrsg. v. J. W. Nagl. 1/1895, 126 ff.). - Die Sprache der Memoiren Glückeis von Hameln (Mitt. z. jüd. Volkskunde, hrsg. v. Μ. Grünwald, Jg. 1901, 20-68). - und Wachstein, Bernhard: Jüdische Privatbriefe aus dem Jahre 1619. Wien u. Leipzig 1911 (= Quellen u. Forschungen z. Gesch. d. Juden in Deutsch-Österreich, Bd. III.). Landau, Elisä!us: Aus den Raths- und Gerichtsbüchern von Zürich (Z. f. d. Gesch. d. Juden in Deutschland, hrsg. v. L. Geiger, Braunschweig, 1V/1890, 281 f.) - Betr. den Züricher ürfehdebrief von 1385; vgl. -> Guggenheim-Grünberg, Florence. Landau, Leo: Hebrew-german romances and tales and their relation to the romantic literature of the middle ages. Leipzig 1912 (= Teutonia. Arbeiten zur germanischen Philologie, 21). - A Hebrew-German (Judeo-German) Paraphrase of the Book of Esther of the Fifteenth Century (J. of English and Germanic Philology XVIII/1919, 497-555). Leibowitz, N.: Die Übersetzungstechnik der jüdisch-deutschen Bibelübersetzungen des XV. und XVI. Jahrhunderts, dargestellt an den Psalmen (Beitr. z. Gesch. d. dt. Sprache u. Lit. LV/1931, 377-463). LÄVY, Ernest Henri: Judeo-allemand schnerie. Paris 1913. - Langue des hommes et langue des femmes en Judeo-allemand (Melanges offerts ä. Μ. Charles Andler, Strasbourg 1924, 197-217). Lewy, Heinrich: Zum Elsässer Judendeutsch (Jb. f. Gesch., Sprache u. Lit. Elsass-Lothringens, XIV/1898, 78-82). Loewe, Heinrich: Die Sprachen der Juden, Köln 1911. - Die jüdisch-deutsche Sprache der Ostjuden. Ein Abriß. Im Auftrage des ‫״‬Komitees für den Osten“. Berlin 1915. Lotze, Hermann: Zur jüdisch-deutschen Litteratur (Arch. f. Literaturgesch., hrsg. v. R. Gosche, Leipzig, 1/1870, 90-101). Löwenstein, Leopold: Zur Geschichte der Juden in Fürth. 3. Die Hebräischen Druckereien in Fürth. Frankfurt a. Μ. 1913. Löwenstein: Professor Helvicus in Gießen (1612) und das Maaße Buch (Allg. Ztg. d. Judenthums, Leipzig, Jg. 1872 Nr. 28). [Lütke, P. J.:] Kurtze und gründliche Anweisung zur Teutsch-Jüdischen Sprache, Aus weleher nicht nur Teutseh-Jüdisch zu schreiben und zu lesen, sondern auch zu sprechen kann erlernt werden, So wohl den Studiosis Theologiae als auch denen Handels-Leuten und allen denen, die mit Jüden zu correspondiren oder sonst zu thun haben, zum besten entworffen von PhiloGlotto. Freiberg 1733. (Vgl. Ave-Lallemant III233-235). Mansch, Philipp: Der jüdisch-polnische Jargon (Der Israelit, Lemberg, 1888-1890). Mayer, S.: Jüdisch-deutsche Volkspoesie (Literaturbl. d. Orients, Leipzig, Jg. 1845 Nr. 19). Meijer, Jaap: Het Jonas Daniel Meijerplein. Bezinning op drie eeuwen Amsterdams Jodendom. Amsterdam 1961. Meitlis, Jakob : Das Ma’assebuch. Seine Entstehung und Quellengeschichte, Berlin 1933.

30

VERZEICHNIS DES SCHRIFTTUMS

Mieses, Matthias : Die Entstehungsursache der jüdischen Dialekte. Wien 1915. - Die Gesetze der Schriftgeschichte. Konfession und Schrift im Leben der Völker. Ein Versuch. Wienu. Leipzig 1919. - Die jiddische Sprache. Eine historische Grammatik des Idioms der integralen Juden Ost- u. Mitteleuropas. Berlin u. Wien 1924. Moses ben Elieser Wallich: ‫( ספר משלים‬ssefer m’scholim), Frankfurta.Μ. 1697, 4°58B1.In aschkenasischer Druckkursive bei Johann Wust in Frankfurt a. Μ. gedruckt. Da der Verfasser in Worms (vor 1678) geboren ist und sein Leben in Frankfurt a. Μ. verbracht hat, wo er 1739 starb, ist das Buch wertvoll für die Rekonstruktion des ehemals im Rhein-MainGebiet gesprochenen Westjiddisch. [Moses Esrim Wearba] ‫( ספר שמואל‬ssefer sch’muel), Augsburg 1544. - Vgl. -> Falk, Felix. Nadel, Arno: Jüdische Volkslieder (Der Jude, Berlin u. Wien, 1/1916-17, 112ff.). Nathan ben Moses Hanover Asciikbnasi: ‫( ספר שפה בדורם‬ssefer ssofo b’ruro) Prag 1660. Vermehrte Neuauflage Amsterdam 1701. Norman, Frederick: Remarks on the Yiddish Kudrun (J. J. S. V/1954, 85f.). - Early Yiddish Literature (The Jewish Chronicle, 21. 2. 1948). Oppenheim, D.: Jüdisch-Culturhistorisches (zur jüdisch-deutschen Literatur. Ordnungen, Gebrauche) (Allg. Ztg. d. Judenthums, Jg. 1863 Nr. 23). Oppenheimer, E. C. F.: Hojedus Ebrseo-Rabbinicus. Kurze und deutliche Anweisung, wie überhaupt Hebräische und Rabbinische, besonders die Rabbinischen Bücher und Briefe... des heutigen Judenteutsch zu lesen und zu verstehen. Leipzig 1731. (Vgl. Ανό-Lallemant III 242). Paucker, Arnold : Yiddish Versions of Early German Prose Novels (J. J. S. X/1959,151-167). - Das Deutsche Volksbuch bei den Juden (Z. f. dt. Philologie LXXX/1961, 302if.). - Das Volksbuch von den Sieben WTeisen Meistern in der jiddischen Literatur (Z. f. Volkskunde, Stuttgart, LVII/1961, 177ff.). Perles, Josef: Etymologische Studien zur Kunde der rabbinischen Sprache und Altertümer. Breslau 1871. - Bibliographische Mittheilungen aus München. 1. Seltene hebräische Drucke (a. Thannhausen; b. Krakau; c. Prag; d. Ichenhausen; e. Augsburg). 2. Hebräische Handschriften (Mschr. f. Gesch. u. Wissenschaft d. Judenthums, Breslau, XXV/1876, 350-376). - Beiträge zur Geschichte der hebräischen und aramäischen Studien München 1884. Pfeiffer, August: Critica Sacra, Dresden 1680. - Darin ‫״‬De lectione Ebraeo-Germanica“ (vgl. Ave-Lallemant III216). Pines, Meyer Isser: Historire de la littörature judeo-allemande. Avec une preface de Charles Andler. Paris 1911. - Die Geschichte der jüdischdeutschen Literatur. Nach dem französischen Original bearbeitet von Georg Hecht. Leipzig 1913,21922. Porges, Nathan: Remarques sur le yidisch alsacien-lorrain (Rev. des Etudes Juives LXXII/ 1921,192-200). Rbizbnstein, Wolf Ehrenfried von: Der vollkommene Pferde-Kenner. 2 Tie. Uffenheim 1764. - Am Schluss 36 ungezählte Seiten: ‫״‬Anhang, woraus diejenigen Redens-Arten können erlernet werden, deren sich die Juden in ihrem Umgang gegen einander und sonderlieh auf Roß-Märkten bedienen“. Rosenberg, Felix: Über eine Sammlung deutscher Volks- und Gesellschaftslieder in hebräischen Lettern (Z. f. d. Gesch. d. Juden in Deutschland, Braunschweig, 11/1888, 232-296, III/1889, 14-28). - Betr. kursiv-hebr. Handschrift der Bodleiana in Oxford (Ms. opp. add. 4° 136), die ein Schauspiel und 55 Lieder enthält, darunter 12 von jüdischen Dichtern. Sammler und Schreiber des um 1600 entstandenen Manuskripts ist Eisak Wallich aus Worms gewesen. Sainäan, Lazar: Essai sur le judeo-allemand et specialement sur le dialecte parl6 en Valachie (Mem. de la Soc. de Linguistique de Paris, XII/1901-02). Saineanu, Lazar: Studiu dialectologic asupra graiului evreo-german. Bucuresti 1889. Salomo (Salman) ben Moses Rafael London: 0‫( פר קהלת שלמה‬ssefer k’hilass sch’lomo), Frankfurt a. Μ. 1722. - Oft nachgedruckt, z. B. Dyhernfurth 1799. Der Autor hat in sein Kompendium auch den -*ssefer chinuch koton eingearbeitet. 31

VERZEICHNIS DES SCHRIFTTUMS

Schudt, Johann Jacob: Jüdische Merkwürdigkeiten... 4 Tie. Frankfurt a. Μ. 1714-1717. Weitschweifiges Sammelwerk, aber wertvoll durch Abdruck vieler jiddischer Texte in aschkenasischer Druckkursive, vor allem im 3. Teil. Vgl. Ave-Lallemant III 219 f. Selig, Gottfried : Kurze und gründliche Anleitung zu einer leichten Erlernung der Jüdischdeutschen Sprache... Leipzig 1767. (Vgl. Ανό-Lallemant III 228f.). - Lehrbuch zur gründlichen Erlernung der jüdischdeutschen Sprache für Beamte, Gerichtsverwandte, Advocaten und insbesondere für Kaufleute; mit einem vollständigen ebräischund jüdischdeutschen Wörterbuche nebst einigen in Kupfer gestochenen und gedruckten Tabellen. Leipzig 1792. (Vgl. Ave-Lallemant III 226-228). Simchowitz, Sascha: Die jüdisch-deutsche Literatur. Dortmund 1910 (= Mitt. d. literarhistor. Gesellschaft Bonn, 3). Spielbein, Isaak : Ein jüdisches Wörterbuch (Der Jude, Berlin u. Wien, 1/1916-17, 633-636). Betr. Stracks Wörterbuch. - Zur Aussprache und Transkription des Jüdischen (Der Jude, Berlin u. Wien, 11/1917-18, 285-288). - Betr. Stracks ‫״‬Jüdischdeutsche Texte“. Jüdischer Sprach-Meister oder Hebräisch-Teutsches Wörter-Buch. Darinnen zur Erlernung derjenigen Redens-Arten, deren sich diejuden in ihrem Umgänge gegen einander zu bedienen pflegen, eine leichte Anleitung sammt einem kleinen Anhang von der Juden Cabbala mitgetheilet wird. Zum allgemeinen Nutzen herausgegeben von Bibliophilo. Frankfurt u. Leipzig 1742. - Verfasser ist höchstwahrscheinlich -* Friedrich, Carl Wilhelm. Vgl. ΑνόLallemant III 235 f. Jüdischer Sprach-Meister, oder Erklärung was zwischen zweyen Juden, als einen Rabbinen und Handelsmann, in einen Discours von unterschiedlichen Sachen auf ihre gewöhnliche Redens-Art abgehandelt wird. Aufgezeichnet von... J. W. O. O. u. J. (Vgl. Ανό-Lallemant III 237f.). Staebk, Willy: Vom Studium der heiligen Schrift und der Kunst des Übersetzens bei den deutschen Juden der alten Zeit (Jb. f. jüd. Gesch. u. Lit., Berlin, XXVI/1925, 17-35). - und Leitzmann, Albert: Die Jüdisch-Deutschen Bibelübersetzungen von den Anfängen bis zum Ausgang des 18. Jahrhunderts. Nach Handschriften und alten Drucken. Frankfurt a.M. 1923 (= Schriften, hrsg. v. d. Gesellschaft z. Förderung d. Wissenschaft d. Judentums, Nr. 26). Steinschneider, Moritz: Jüdisch-Deutsche Literatur nach einem handschriftlichen Katalog der Oppenheim’schen Bibliothek (in Oxford), mit Zusätzen und Berichtigungen (Serapeum, Jg. 1848, 1849). - Jüdische Litteratur und Jüdisch-Deutsch. Mit besonderer Rücksicht auf Ανό-Lallemant (Serapeum, Jg. 1864, 1866, 1869). - Ist trotz des Titels nur eine Fortsetzung und Erweiterung des ersten Aufsatzes. - Über die Volkslitteratur der Juden (Arch. f. Literaturgesch., hrsg. v. R. Gosche, Leipzig, 11/1872, 1-21). - Hebräische Drucke in Deutschland (Z. f. d. Gesch. d. Juden in Deutschland, hrsg. v. L. Geiger, Braunschweig, 1/1887, 103ff.; 11/1888, 200ff.; III/1889, 84ff.)-Mehr nicht erschienen. Die Arbeit, die alphabetisch nach den Druckorten angelegt ist, behandelt nur Altona, Augsburg, Berlin. Strack, Hermann L.: Jüdisches Wörterbuch. Mit besonderer Berücksichtigung der gegenwärtig in Polen üblichen Ausdrücke. Leipzig 1916. - Nachbemerkung (Der Jude, Berlin u. Wien, 1/1916-17, 636f.) - Betr. sein ‫״‬Jüdisches Wörterbuch“. - Jüdischdeutsche Texte. Lesebuch zur Einführung in Denken, Leben und Sprache der osteuropäischen Juden. Leipzig 1917. Tendlau, Abraham: Sprichwörter und Redensarten deutsch-jüdischer Vorzeit. Als Beitrag zur Volks-, Sprach- und Sprichwörter-Kunde. Aufgezeichnet aus dem Munde des Volkes und nach Wort und Sinn erläutert. Frankfurt a. Μ. 1860. - Stark gekürzte Neuausgabe Berlin 1934. Theodor, Gottfried Paul: Der Hebräisch-Teutsche Sprachmeister, das ist eine sehr leichte Methode, wie ein jeder Beamter, Rechnungs-, Handels-, Kauf- und Wechsel-Herr im Handel und Wandel mit den Juden die Hebräische Sprache nach der heutigen rechten Art, Mundund Aussprache ohne Beihülfe eines Sprachmeisters Selbsten erlernen, verstehen, lesen und schreiben kann... Tübingen 1765. (Vgl. Ανό-Lallemant III 236f.). 32

VERZEICHNIS DES SCHRIFTTUMS

[Thirsch, Leopold:] Kleines jüdisch-deutsches Wörterbuch... Prag 1773. (Vgl. Ανέ-Lallemant III 224). - Handlexikon der jüdisch-deutschen Sprache... Prag 1780; ’1782. (Vgl. Ανό-Lallemant III 223 f.). Vollbeding, Johann Christoph: Handwörterbuch der jüdischdeutschen Sprache... Leipzig 1804. (Vgl. Ανέ-Lallemant III 224f.).

Voorzanger, J. L. en Polak, J. E.: Het Joodsch in Nederland. Amsterdam 1915. - Behandelt in alphabetischer Reihenfolge vornehmlich die Hebreismen des modernen niederländischen Jiddisch. Dialektologisch besonders wertvoll durch eindeutige Aussprache-Wiedergäbe. Ganz ohne Verwendung hebräischer Lettern in Antiqua gedruckt.

Wagenseil, Johann Christof: Belehrung der Jüdisch-Teutschen Red- und Schreibart... Königsberg 1699. - Mehrfach - besonders 305-334 - Proben aus dem jiddischen Schrifttum in aschkenasischer Druckkursive. Weill, E.: Le Yidisch alsacien-lorrain. Paris 1920. Weinberg, Magnus: Die hebräischen Druckereien in Sulzbach (1669-1851). Ihre Geschichte, ihre Drucke, ihr Personal (Jb. d. Jüd.-Literarischen Gesellschaft, Frankfurt a. Μ., 1/1904). - Verbesserungen und Ergänzungen (Jb. d. Jüd.-Literarischen Gesellschaft, Frankfurt a. Μ., Jg. XV/1923). Weinreich, Uriel and Weinreich, Beatrice: Yiddish language and folklore. A selective bibliography for research. ’S-Gravenhage 1959 (= Janua linguarum, nr. X). Weiss, Carl Theodor: Das Elsässer Judendeutsch (Jb. f. Gesch., Sprache u. Lit. ElsassLothringens, XII/1896, 121-182). Winter, Jakob und Wünsche, August: Die Jüdische Litteratur seit Abschluss des Kanons. 3 Bde., Trier u. Berlin 1894—1897.-III 531-623: Die jüdisch-deutsche Litteratur in Deutschland, Polen und America. Von Μ. Grünbaum.

Wolf, Johann Christoph: Bibliotheca Hebrsea. 4 vol., Hamburg 1715-1733. - Bringt II 453-460 und IV 182-206 im Abschnitt ‫״‬Versio Hebrseo-Germanica“ bzw. ‫״‬Versio Judaeo-Germanica“ eine noch immer sehr brauchbare Zusammenstellung der jiddischen Übersetzungen der Bibel und einzelner Bücher der Bibel. Die dort gleichfalls gebotenen transkribierten Proben jiddischer Bibelübersetzungen entsprechen dagegen diplomatisch nicht den heutigen Anforderungen an Genauigkeit. Wolf, Siegmund A.: Rotwelsche Redensarten (Muttersprache, Jg. 1954, 363f.). - Über sogenannte Stadtmundarten (Muttersprache, Jg. 1955, 52-55). - Zur Geschichte des Jüdischdeutschen (Muttersprache, Jg. 1955, 66-69). - Bombe (Muttersprache, Jg. 1955, 102). - Berliner, Charlottenburger und Potsdamer (Muttersprache, Jg. 1955, 146-148). - Nassauer und Usinger, verkannte ‫״‬Landsleute“ (Muttersprache, Jg. 1955, 339f.). - Erklärung einiger Berliner Redensarten (Muttersprache, Jg. 1956 27-29). - Geschichtliches im Spiegel des Rotwelschen (Muttersprache, Jg. 1956, 55-58). - Beschummeln und einseifen (Muttersprache. Jg. 1956, 68-70). - Wörterbuch des Rotwelschen. Deutsche Gaunersprache. Mannheim 1956. - Behandelt ausführlichst den Anteil des Jiddischen am Rotwelschen. - Die Kaffern und das Kaff (Muttersprache, Jg. 1957, 27-29). - Zur Erklärung von ‫״‬Spieß“ — Geld (Muttersprache, Jg. 1957, 155f.). - Schmonzes Berjonzes (Muttersprache, Jg. 1957, 393). - Picobello und Verwandtes (Sprachwart, Jg. 1959, 73 f.). - Die Ische, die Brumme und der steile Zahn (Sprachwart, Jg. 1959. 165f.). - Der jiddische Ursprung von ‫״‬Schmu“ (Muttersprache, Jg. 1960, 128). - Wissen, wo Barthel den Most holt (Sprachwart, Jg. 1960, 107f.). - Der arisierte Schabbesdeckel (Sprachwart, Jg. 1960, 132f.). - Ein unbeachtetes Argument für die Kleinschreibung (Sprachspiegel, Luzern, Jg. 1960, 170-174). - Verweist darauf, dass das Jiddische keine Grossbuchstaben kennt. - ‫״‬Sprachliche Mißverständnisse“: Eine Ergänzung (Sprachspiegel, Luzern, Jg. 1961, 18f.) Wendet sich gegen Ableitung gewisser Redewendungen aus dem Jiddischen. - Das aufgenordete Bockshorn (Sprachwart, Jg. 1961, 113f.). - Ursprung des Namens Ghetto für ‫״‬Judenviertel“ (Beitr. z. Namenforschung, Heidelberg, XII/1961, 280-283). 3 WOLF, Jiddisch

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VERZEICHNIS DES SCHRIFTTUMS

-

So ein Nepp! (Sprachwart, Jg. 1962, 15f.). Studien zum Vokalismus des älteren Jiddisch (Phonetica, VIII/1962, 31-54.). Barches (Sprachwart, Jg. 1962, 49 f.). Verkannte jiddische Etymologien (Muttersprache, Jg. 1962). Zwei jiddische Arzneibücher von 1677 und 1679 (Zur Geschichte der Pharmazie, Stuttgart, 14. Jg. 1962, 13-15.). Neu eingerichtetes Teutsch-Hebräisches Wörterbuch. Nebst einer kurzen Anweisung, Hebräisch Reden, Lesen und Schreiben zu erlernen, also daß man sich mit denen Juden in Handel und Wandel auf denen Messen und Märkten gar füglich unterreden könne, Alles auf eine gründliche und deutliche Art gezeiget. Öttingen 1764; 21774. (Vgl. Ave-Lallomant III 238 f.). Vollständiges jüdisch-deutsches und deutsch-jüdisches Wörterbuch, enthaltend eine hinreichende Erklärung aller in dieser Sprache vorkommenden Worte. Hamburg o. J. (Vgl. Ανέ-Lallemant III 229). Zunz, Leopold: Gesammelte Schriften, 3 Bde. Berlin 1875-1876.

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LESEPROBEN AUS DER JIDDISCHEN LITERATUR

1. Die Fabel vom alten Löwen. üniversitäts-Bibliothek Cambridge, Manuskript T-S.K.22.1 Die Fabel ist verfaßt vom Schreiber Abraham im Jahr 1382. - Aschkenasische Kursivschrift.

ein böser lew moelich der wart krank,

gross jomer dass er rank. di tir schouten sin gross not, ob er lebt oder wer tot. der hirz trat im in den munt. darnoch kam ein grosser hunt un beiss in ser in den nak, da er in grossen noten lak. ein ochss kam mit ganzer lusst un schtiss in schwind an sin brusst. ein fuchss kam gedrungen

un beiss in in die zungen. ein han klukt im in di ougen ofenbor un tougen. ein fert schluk in mit leken, dass begund in ser arschreken. ess kumen wild kazen, di begunden in ser krazen. ein esel tet im unwun, der schtiss in in dass dun.

darnoch er zu im selber kam un wenik kraft an sich nam. er schprach: liber got der gut, nun schtiur dem mut. di for min knecht woren,

sich, wi di geboren. si tun mir lasster un schänd in schteten un im land un vrouen sich miner krankheit, si tun mir jomer herzenleit. di nicht mochten min hirten sin, di sint nu di heren min, si treten un krazen mich.

liber her, den jomer sich un rech mich an den forwossen, dass si fon mir lossen. un kem ich wider uf di bein, ich tet in mort un mein, got sach sin gross hofart ... nicht...

1 Für die Transkription konnte eine Foto-Reproduktion der Handschrift im Besitz von Herrn Dr. Peter F. Ganz, Oxford, benutzt werden.

3*

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LESEPROBEN

un liss in in jomerssnot; also blip der lew tot. dass bischpel ich glichen wil mit einen schnöden bösen man, der gewalt tut un unrecht

un krumt al ding schlecht. man muss im dinen mit gewalt, er si junk oder alt. er wil nimant mit lib han, nur mit furchten müssen si schtan. si besorgen sich für schaden,

den er uf si kan laden. er gibt durch guft riehen solt, got lip im isst nimant holt, begund er zu falen,

so werden di liut al schalen un vrouten sich mit herzen, di fon im haten schmerzen, un werden loben den liben got,

der in also gefeit hot. er tet in furcht un dro, si künden numer werden vro.

sin anblik isst umut, numer geschach im kein gut. dass wisst al glich, er kumt numer in gotes rieh, wer der liut vintschaft hot, der hot grossen hass fon got; di engel im himel sint im gram un och der schriber abraham.

2. Aus dem Gebetbuch des Schreibers Josef bar Jakar. Gedruckt zu Ichenhausen (Schwaben) 1544. Drucker Chajim bar David (Schwartz), sein Schwiegersohn Josef bar Jakar, sein Sohn Isak bar Chajim - Aschkenasische Druckkursive. In dem einzigen bekannten Exemplar (Bayerische Staatsbibliothek München) ist die Punktierung nachträglieh handschriftlich hinzugefügt worden.

[Titelblatt:] kumt 11er, ir vrumen vrauen, da wert ir huepsch ding schauen, ir wert ess wol gewar: ein t’filo1 fom ganzen jar, wol forteutscht un bescheidlich, drum kumt un kauft weidlich, ir wert si sunsst forsaiihaen, den si wachssen nit auf den bäumen,

auch is si nit zu teuer, um ein krönen is si euer, 1 t’filo f., -88 pl. Gebet, in weiterem Sinn Gebetbuch.

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un etwas neher halt ir euch schtark. gedrukt zu ichenhausen in dem mark in dem jar so man zelt dreihundert un vir. got helf unss, dass wir si folenden schir. omen. [Schlusswort:] got dem heren wolen wir danken, der da macht gesund die kranken un gibt den mueden schterk,

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dass si konen folenden ir werk. wer is ein got as er ? er hot uns geholfen biss her, das di t’filo1 hot ein ort. nun wil ich nit miner machen mein wort: ich hab si um ein krönen derlaubt, aber ich schwer bei meinem haubt, si is ir wol wert zehn. it wert es selbsst wol sehn, wen ir andre t’filoss1 besecht darbei. man mag wol sagen vrei, ess is aso grosser unterscheid

as zwischen einem alten weih un einer jungen meid. ich hab si selbsst nit aso gut geschezt as ich si izund sech am lezt. nun wolen wir biten got,

der unss biss her geholfen hot, dass er unss weiter sol schterken wi di leben zu dem sch’muelbuch, dass wir anheben, das wir es bald folenden, un sol unss dass jar moschiach2 senden, omen. w’ken jehi rozon3.

3. Aus dem Sch’muel-Buch des Mosche Esrim Wearba. Gedruckt zu Augsburg 1544. Drucker ungenannt, vermutlich Chajim bar David (Schwartz). Aechkenasische Druckschrift.

[Titelblatt:]

ssefer1 sch’muel2. dass buch sch’muel2 in tuetscher schprach huepsch un bescheidlieh, auch kurzweilig darinen zu leien, der sch’muel2 isst dass ersst teil fon den ssefer m’lochim3, den es kert aless zu einander, for habt ir dass ssefer1 m’lochim3 un izund hab ich den sch’muel2 darzu gedrukt alss ein k’ssaw4. gedrukt in der keiserliehen schtat ausgsspurg im jar da man zelt dreihundert un vir in der kleinen zal.

[Schlusswort:]

un der dem dovid auss al seinen noeten

gelobt sei got, der mir hat geben kraft un schterk zu anheben un zu folenden disess werk, ein got aw’rohom, jiz’chok un jakof,

half, der wel mir auch sein huelf zuschiken,

1 moschiach m. Gesalbter Gottes, Messias. *Und dein Wille geschehe.

1 • • •

zu druken ss’forim1 mer alss ich hab geton bis alher. 88ejer n., ss’torim pl. Buch. sch’muel n. pr. Samuel. melech m., m’lochim pl. König, Herrscher. k’88aw n., k’880wim pl. Schrift, Schriftstück.

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disen nigun6 fun dem ssefer1 sch’muel2 den kan kol jiss’roel6. er un dass ssefer1 m’lochim3 isst aless einer; ich halt, ess sei nirgent keiner

er kan den nigun6 forhin, so hot er dass lerngelt zu gewin. so trift dass gelt for den sch’muel2 auch nit vil, ob in imant haben wil,

dem geb ich in mit einem wort um vir pazen oder um ein ort. dass muss ich tun fun dess reimen wegen, ess wer mir suensst auch nit gelegen, un so ess doch der reimen gibt mir auch nit vil daran ligt.

so gebt mir dass gelt, nemt euch di war set hin, habt euch ein gut jar.

4. Der Schöpfungsbericht des Pentateuch. Text des Paulus Aemilius, gedruckt Augsburg 1544. - Aschkenasische Druckkursive.

Text des Josef Josel ben Alexander Witzenhausen. Gedruckt Amsterdam 1677 bei Josef Athias. - Aschkenasische Druckkursive.

1. e er beschuf got den himel un di erd.

1. in dem anfang hat got beschafen di

2. un di erd wass wusst un 1er un wass vinsster auf for apgrund. un wint got schwebt auf for dem wasser.

himel un di erd. 2. un di erd is gewesen wisst un lehr un finssterniß auf dem abgrund. un di n’wuo1 fon got schwebet ueber den

3. un er seit got: ess sol sein ficht, un es wass ficht. 4. un er sach got, wen dass licht wass gut, un er schid got zwischen licht un zwischen der vinssterniss. 5. un er rift got zu dem licht tag un zu der vinssterniss er rift nacht, un es wass obent un es wass morgen, tag ein.

wassern. 3. un got schprach: ess sol licht sein, un ess war licht. 4. un got sach dass licht, dass ess gut war. un got machet ein unterscheid zwischen dem Echt un zwischen der finssterniß. 5. un got hiß zu dem licht tag un zu der

finsterniß hiß er nacht, un ess war obent un ess war morgen, ein tag.

• nigun m., -im pl. Lied, Melodie, Weise. • Ganz Israel; das ganze jüdische Volk. 1 n’wuo f. Weissagung, Prophezeiung, Prophetengabe, in diesem Sinn auch Geist, Hauch.

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6. un er seit got: ess sol sein ein schpreitung in zwischen di wasser, un ess sol scheiden zwischen wasser zu wasser.

6. un got schprach: ess sol ein schpreitung sein zwischen den wassern, un ess sol ein unterscheid machen zwischen den unterssten wasser un den ueberssten wasser.

7. un er macht got dass geschpreit un er

schid zwischen wasser, das zu unten zu den schpreitung, un zwischen den wasser fon oben zu der schpreitung. un es wass aso.

7. un got machet di aussschpreitung un er machet unterscheiden zwischen den wassser, di da waren fon unten zu der

aussschpreitung, un zwischen den wasser, di da waren fon oben zu der aussschpreitung. un ess war also.

8. un rift got zu der schpreitung himel.

8. un got der hiß zu der aussschpreitung

un ess wass obent un ess wass morgen, tag der ander.

himel. un ess war obentun esswarmorgen, der andre tag.

9. un er seit got: si solen sich samlen di wasser fon unten zu dem himel zu

9. un got schprach: di wasser seien sich einsameln fon unter dem himel zu einem

schtat ein, un ess sol werden gesehn di trukniss. un es wass aso.

ort, un di trikniß sol werden gesehn. un ess war also.

10. un rift got zu der trikniss erd un zu samlung der wasser er rift mer. un er sach got, wen es wass gut.

11. un er seit got: si sol grasen di erd

10. un got hiß zu der trikniß erd un zu den einsamelung fon den wasser hat er geheißen mer. un got sach, dass ess gut war. 11. un got schprach: di erd sol lasen

gras, kraut macht seen somen, bäum vrucht macht vrucht zu seiner lei, das sein somen an im auf der erden, un ess wass aso.

gras wakßen, kraut dass da macht sehn samen, ein fruchtbarer bäum, der da last wakßen frucht zu seiner art, dass sein samen in im is auf der erden, un ess

war also. 12. un si zoch auss di erd gras, kraut macht seen somen zu seiner lei, un bäum macht wachssen vrucht das sein somen an im zu seiner lei. un er sach got, wen es wass gut.

bäum der da fruchtbar war, dass sein samen in im war zu seiner art. un got sach, dass es gut war.

13. un ess wass obent un ess wass morgen, tag der drit.

13. un ess war obent un ess war morgen, der drite tag.

12. un di erd ziht auss gras, kraut dass da macht sehn samen zu seiner art, un

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14. un er seit got: ess sol sein licht an schpreitung dass himel, zu scheiden zwischen dem tag un zwischen der nacht, un si solen sein zu Zeichen un zu zeit un zu tag un zu jar.

14. un got schprach: ess seien lichter sein an der aussschpreitung fon dem himel, zu unterscheiden zwischen dem tag un zwischen der nacht, un si seien sein zu Zeichen un zu Zeiten rechenung un zu teg un jar.

15. un si solen sein zu leuchten an schpreitung dass himel, zu leuchten auf der erden, un es wass aso.

15. un si seien sein zu lichter in der aussschpreitung fon dem himel, zu leichten auf der erden, un ess war also.

16. un er macht got zwei di licht di grossen, dass licht dass gross, zu geweltigen den tag, un dass licht das klein, zu geweltigen di nacht un di schtern.

16. un got machet di zwei grosse lichter, dass grosse licht zu geweltigen bei tag,

17. un er gab si got an schpreitung dess himel zu leuchten auf di erd. 18. un zu geweltigen bei tag un bei

nacht, um zu scheiden zwischen dem licht un zwischen dem vinssterniss. un er sach got, wen ess wass gut. 19. un ess wass obent un ess wass mor-

un dass kleine licht zu geweltigen bei nacht un di schtern. 17. un got schtelet si in di aussschpreitung fon dem himel, dass si solten leichten auf di erd.

18. un zu geweltigen bei tag un bei nacht, un zu unterscheiden zwischen dem licht un zwischen der finssterniß. un got sach, dass ess gut war.

gen, tag der vird. 20. un er seit got: si solen widmen di wasser Widmung leib leben, un der fogel

19. un ess war obent un ess war morgen, der firde tag. 20. un got schprach: di wasser seien widmenen widmenung lebendige seien,

sol vlihen auf der erden auf for schpreitung dass himel.

un dass gefegeltß sol schweben ueber der erd for der aussschpreitung fon dem

21. un er beschuf got di visch di grossen un al leib dass leben dass da widmet, dass si solen widmen di wasser zu irer lei, un al fogel vetich zu seiner lei. un er

sach got, wen ess wass gut. 22. un er benscht got si zu sagen: vruchtigt un mert un fuelt di wasser im

mer, un der fogel sol meren auf der erden. 40

himel. 21. un got beschafet di grosse walfisch un al di lebendige seien, di da widmenen

dass di wasser haben gewidment zu irer art. un got sach, dass ess gut war. 22. un got benschet si zu sagen: seit fruchtbaren un formert eich un seit derfilen di wasser in den mer, un der fogel sol sich meren auf der erden.

LESEPROBEN

23. un ess wass obent un ess wass morgen, tag der funft. 24. un er seit got: si sol ausszihen di erd leib dass tir zu ir lei, vich un Widmung un sein tir erd zu seiner lei, un ess wass aso. 25. un er macht got tir der erden zu sei-

ner lei, un dass vich zu irer lei, un al Widmung der erden zu seiner lei. un er sach, wen ess wass gut. 26. un er seit got: mir welen machen ein menschen in unserm form as unser

gleichniss. un er sol geweltigen an visch dass mer, un an fogel dass himel, un an dem vich un an al der erd un al dem Widmung, dass da widmet auf der erden.

27. un er beschuf got dem menschen in seinem form, in form got er beschuf in. manssnamen un weibssnamen er beschuf si. 28. un er benscht si un er seit zu in got:

23. un ess war obent un ess war morgen, der finfte tag. 24. un got schprach: di erd sol ausszihen lebendige seien zu irer art un fich un widmenung un wilde tir fon der erd zu irer art. un eß war also.

25. un got machet di wilde tir fon der erd zu irer art, un dass fich zu irer art, un aler lei widmenen fon der erd zu seiner art. un got sach, dass ess gut war. 26. un got schprach zu den malochim2:

mir welen beschafen ein menschen in unserm form as wi unser gleichniß. un si seien geweltigen an den fischen fon dem mer, un an dem gefegeltß fon dem himel, un an dem fich un ueber den ganzen erdbodem un an alerlei widmenung, dass da widmunt auf der erden. 27. un got hat den menschen beschafen in

vruchtigt un mert un fuelt di erd un bezwingt si un geweltigt an visch dass mer un an fogel dass himelss un an al tir, dass da widmet auf der erden.

seinem form, in gotess forem hat er in beschafen. manssparsson un weibssparsson hat er si beschafen. 28. un got hat si gebenscht, un got schprach zu inen: seit fruchtbaren un meren un derfilt di erd un bezwingt si, un seit geweltigen an dem fischen fon dem mer un an dem gefegeltss fon dem

29. er seit got: nun ich hab geben zu euch al kraut seung somen, dass auf

himel un an al den tir, di da widmunen auf der erden. 29. un got schprach: nun ich hab zu eich gegeben al dass kraut, dass da samen

fuer der erden, un al bäum, dass an im is vrucht bäum macht seen somen, zu euch ess soll sein zu essen. ’ mal * ach m.» mal’ochim pl. Engel.

seht, dass da is auf dem ganzen erdbodem, un al di bem, di da sehn samen, dasss bäum frucht an im is, sol zu eich sein zu essen.

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30. un zu al tir der erden un zu al fogel dass himel un zu al Widmung auf der erden das an im leib dass leben al gruen kraut zu essen, un ess wass aso.

30. aber zu al den tir fon der erden un zu al den fegel fon dem himel un zu al dem, dass da kricht auf der erden, da eine lebendige sei in is, hab ich gegeben al dass grine kraut zu essen, un ess war

31. un er sach got alss, das er hot ge-

also. 31. un got sach al, dass er gemacht hat,

macht, un ess wass gut ser. un es wass obent un ess wass morgen, tag der seksst.

un nun ess war ser gut. un ess war obent un ess war morgen, der seksste tag.

5. Vorrede zur Pentateuch-Ausgabe Cremona 1560. Die Vorrede stammt von Juda ben Moses Naftali gen. Lob Bresch. Drucker Vincent. Conti in Cremona. - Punktierte Quadratlettern.

ich der schraiber ale waiber un frum laiber tu ich rufen an neue frucht mit erber zücht hon ich gisucht zu ferkafen. ale gibot di unser got uns geben hot un sain schtrufen an perusch1 bai ferschtin gar frai mag wer es sai raich un tropfen

un al ssidro1 2 hot biss’woro3 ir haftoro4 bai ir lafen. un wer al wuch lait das buch wert milch un lekuch im maul trifen. an im kleben wert derneben ebig leben on al schimfen,

er un raichkait un al waiskait fernuftikait mit fil häufen, über das als got huld an tals hot er am hals on drum lafen is es nit schain das buch sai fain das do als drain is geschlofen an wunderlain secht im buch main wi letres sain scharf on schlaifen. as der ssapir is das papir un ach tapfir anzugraifen. ich hon den prais das ale grais ich wol draus hon ton klopfen, ach mit gross acht hab ichss gimacht das tag noch nacht hon gischlofen

um das aler ok an taler is der zaler wol zu schafen itliche mad sai es nit lad ir aigen klad zu ferkafen, ir al Sachen gelt zu machen sai mit bachen un gens schtopfen, 1 1 • 4

perusch m. Auslegung, Kommentar. 88id’ro f.» -88 pl. Wochenabschnitt des Pentateuch, der beim Sabbatgottesdienst vorgelesen wird. 88'woro f. Vernunft, Scharfsinn, Begründung. - b’ praep. mit. haftoro f., -88 pl. Abschluß, Verabschiedung, d. i. Bezeichnung der Abschnitte aus den Propheten, die als Abschluß der sabbatlichen Toravorlesung vorgetragen werden.

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un giwinen mit dem schpinen siz si inen gens zu rafen,

un ful di tesch fun Ion der wesch di si mit esch macht un safen. in badi weit got es fergelt wer mit jem gelt das wert kafen uns derkwiken mit kan schriken sol er schiken den mir hoffen

aso ich sag an den tag das am manschten tag masol8 schofen un tricht un tracht der noch bai nacht fir mol man macht bore gefen®. in schin kof7 jar ich hass fer war lib un got par is main wafen.

6. Aus dem ‫״‬ssefer1 chaje 010m1 2* “. Gedruckt 1583 zu Freiburg i. Br. durch Israel Sifroni. - Aschkenasische Druckkursive.

gut un selik is der man, wen er wil trogen dos joch fun der toro4 in seinen jungen togen;

dos in sein rabi® hot geschlogen, dos sol er nit klogen. bedenk dich recht, sei gotess knecht, un solsst es den bore® lossen walten,

sein gebot sollstu halten. hort zu mir, liben kn oben, den bore® solt ir lib hoben. sein gebot huet al zeit, so bis du al suenden kweit. sei nider gemuet, ach untertenig dein herzen, __________

so bedarf du nit zu leiden schmerzen, nit sei schtreitig, los dich wenken,

dos du nit wilt suenden, soltu al zeit gedenken, ess sei heimlich oder ofenbor, dos sog ach dir for wor. wen du dos wilsst halten, mit vreiden solsstu alten, so wirsstu wol gevalen in äugen des menschen, un der bore® wirt dich benschen7.

un beger dos ewig leben, wider sein nomen soltu nit schtreben. in dinsst dess bore® solsstu dich nit schporen, al morgen in einem schreken soltu ufvoren,

• masol n., -088 pl. Glück, Glücksstern. • Hier Bezeichnung des Segens, der vor dem Genuß von Wein gesprochen wird. ’ 320, d. i. das Jahr 1560 üblicher Zeitrechnung. 1 88efer n., 83’jorim pl. Buch. • Ewiges Leben. • Da in der Literatur stets angegeben wird, Israel Sifroni habe 1583-84 zu Freiburg i. Br. gedruckt, sei bemerkt, daß Steinschneider laut eigenhändiger Eintragung in seinem Handexemplar des Bodleiana-Katalogs zur Ansicht gekommen war, daß unter dem ominösen Druckort ‫״‬Brißgäu“ nur Alt-Breisach und keineswegs Freiburg i. Br. verstanden werden dürfte. Er hat aber nach meinem Wissen diese seine Berichtigung nicht publiziert. (Das Handexemplar war 1932 - leihweise ? - in der Preußischen Staatsbibliothek Berlin.) 4 toro f.» -88 pl. Lehre, die mosaische Lehre. • Lehrer. • bore m. Schöpfer. ’ segnen.

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un di genot un worheit dess bore® solen loben al dein glider, dein kraft un dein vernuft hot er dir geben wider. do aran soltu mensch gedenken, fun dem bore® soltu nit wenken, wenden un keren uf deinem bet.

der neuert ein guten rewach8 het, wi gern er lenger uf seinem bet leg; dos sein nit di rechten weg. schte bald uf un gedenk in deinem sin, dir schtet doruf ein grosser gewin. gedenk, ob ein guter mensch noch dir vreg, so wiltu doch nit sein treg. ach gedenk du einerlei, wer doch ein feuergeschrei, du kuensst dein bruch doch nit zuknupfen, als wurf du es on in hupfen;

du solt nit gedenken: wer sicht mich ? di er fun dem bore® isst fol al dos

lant, der sicht dich. zu deinem dinsst solsstu sein bereit, ein ar’ba kan’foss9 unter dein kleid, on di ziziss1011 soltu al zeit greifen un sehen,

un solt gedenken, woss unsern eitern is geschehen.

dreizehn un seksshundert gebot soltu hon kein schpot. der bore® beschermt uns in miz’rajim11 ver alen zoross12 un derschlug in ir b’choross13. di ormen tropfen bechurim14 jiss'roel1®, di hot der bore® derkant. un derum trog disess gewant

un gedenk, dos mir hon geliten grossen schmerzen, un ge nit noch gelusste deiness herzen;

noch vil bilicher zu dinsst des bore® solsstu sein bereit. un suech hervor dein kleid,

so gedenksstu, dos du bisst dess bore® knecht,

un sei züchtig un nit loss, di balken solten dich nit sehen bloss,

aso woss sich beruemen rabi joße: al mein tog bin ich gewesen behend,

zu dem erschten loss dein rechte fuss in di schuech sinken, un zum erschten knuepf den schuech den linken.

nit si hon gesehen di balken seim meiness hemd.

un ge ein wenig buken un nit zu ganz ufgericht,

un gesst di weg, di do sein schlecht,

• rewach m., r’wochim pl. Einkommen, Gewinn, Verdienst. • Viereckiges Tüchlein, an dessen vier Zipfeln die Schaufäden angebracht sind. Männer tragen es unter der Kleidung auf der Brust. 10 zizi88 f. pl. Schaufäden. 11 Ägypten. ‫ ״‬zoro f., -88 pl. Leiden, Plage, Qual. 14 b’choro f., -88 pl. Erstgeburt. 14 bochur m., -im pl. Jüngling. 14 Israel, das jüdische Volk.

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un gedenk, der bore® weiss wol, woss mir hernoch geschieht. du solsst ach gedenken un tun zu rechter moß,

nit ge vir eien, wen dein heibt is bloß, un ge mit guten wizen

uf dos bess hakiße1® sizen, un zuchtiglichen fornen un hinten deken, di er fun dem bore® ist in alen eken. nit truek, loss es sich selwert schleißen, dofun mag dos mensch reissen. halt rein dein gewant,

hosstu ober eine, so nimt erss ueber sich. nit loss un suech, du solt hoben zwo bruch. wesch di hend noch deinem seichen, di b’rocho18 al n’tilass jodojim soltu machen.

nit lenger sol er den beiden, dos ar’ba kan’foss8 sol er onkleiden. di b’rocho18 sol er nit vergeßen, hot er di hent rein geweschen. un zu der schuel sol er lafen,

wisch dich mit der linken hant; den tochoss wisch1 17 nim nit zu klein, so bleiben dir dein hend rein.

as sol er etwoß nuezlich kafen. un sol sein schuch besehen, un im etwoß unrehiikeit doron wer geschehen.

ess is gross suend zu greufen vornen on di schänd, as brecht er dos mabul13 in dos land, hosstu kein weib, so huet dich,

aso hot sch’lomo in seiner weissheit gesogt: huet dein fuess, zu haus dess bore® si solen sein bereit.

7. Aus dem ‫״‬ssefer1 t’hilim8“ des Moses Stendal. Gedruckt in Krakau 1586 durch Isaak ben Aaron aus Prostitz. - Aschkenasische Druckkursive

[Psalm I:] am erschten tog sogt man doss: wol dem man, der nit in der r’schoim3 rot get, 14 17 14 14

1 * • 4

un in weg der suender nit er schtet, in gesess der schpeter nit er sizt, neiert auf recht der toro4 gibt er sein sin un wiz.

be88 hakiße n. Abtritt, Abort. Arschwisch; tocho88 m., teche88er pl. Arsch, Hinterer. mabul n. Sintflut. b’rocho f., -88 pl. Sagen, Segensspruch.

88e1er n., 88’forim pl. Buch. t’hilim m. Psalmen (Davids). roscho m., r’schoim pl. Bösewicht. toro f. Lehre, Bezeichnung des Pentateuch.

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di recht der toro4 halt er in grosser acht, do inen lernt er tog un nacht. der selbig wert sein as ein bäum, der fun wasser nit schtet weit, welcher sein opss gibt in seiner zeit, sein blat wert nit forfalben oder werden truken, aless woss er tut, wert im got begliken. ober di r’schoim3 man si so nit fint, si wern sein wi ein schpreuer, den do forweet der wint. si wern auch nit soche sein5, aufzuschten am jungssten gericht; di suendiger mit samlung der zadikim® si wern aufschten nicht. got hot lib den weg der zadikim® auss-

derkom, ober weg der r’schoim3 is ebig forlorn.

auch seine dike seil fun unss werfen, on im wein mir unss rechen.

der do sizt im himel, er tut iress rot schpoten, drum doss si sich ueber seinen gesalbten hoben tun roten.

mit si tut er reden auss grimiklichem zorn, er sol di derschreken hinten un forn. er schpricht: ich hob geherscht meinen kuenig dovid mit grosser freid

ueber berg zijon meiner heilikeit. dovid tut sogen: ich wil derzeln gotess gesez,

zu seinem sun hot er mich geschezt, auf mich hot er geton grosse acht, er schpricht: heit hob ich dich edel gemacht.

er sogt: beger fun mir, ich schenk dir

felker di werden, si soln sein dein erb, di hern fun der erden.

[Psalm II:]

du solsst zubrechen si mit einer eisern

worum schtuermen si di heiden un unglik begern onzurichten 1 un di geweltigen kuenigen lerkeit si tun tichten.

rut, gleich as man den erden tepen tut.

si schten mit anander hern der erden in einem rot gegen got

dint got mit forcht, freiet eich mit ziterniss.

un kegen dovid, den er zum kuenig gesalbt hot. sein bintrimen wein mir zureißen, tun si schprechen,

seit gewarnt on der toro4, di do is

izunder ir kuenigen seit kligen, antpfangt mein schtrof gewiss,

lauter un rein, huet euch fer seinem zorn, doss ir nit wert ferlorn gemein.

• soche, sein v. i. würdig befunden werden, erreichen, erleben. • zadik m., -im pl. Gerechter, frommer Mann.

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macht nit, doss sein zorn auf eich brenen tut, wol den, di er halt in seiner hüt;

dessgleichen wer sich on seiner schiz tut ferlon, der selbig wert nirgent kein not nit hon.

8. Aus dem ‫״‬ssefer* 1 misch’le2 schuolim3“ des Jakob ben Samuel Bunem Kopelman. Der Autor war geboren 1555 zu Brzesc in Kujawien, lebte 1583 in Frankfurt a. Μ., scheint sich darauf in Freiburg i. Br. aufgehalten zu haben und starb bereits 1598. Die ‫״‬Fuchs-Fabeln“ sind 1588 zu Freiburg i. Br. gedruckt durch Israel Sifroni. - Aschkenasische Druckkursive.

ein moschol2 fun ein fukss mit den fischen.

einer gibt oft einem ein rot, dass er selben nuz derfun hot. ein fukss ging neben einem bach.

wi ein fisch den andern jagt, er sach, bis er in tet derjagen un tet in totschlagen, un sach, dass di fisch mit anander teten krigen, un einer den andern tet neiden, un nimet, der si tet fun anander scheiden. der fukss tet neben dem wasser gen, er gedacht sich: leicht krig ich si zwisehen meinen zen, oder filleicht bezwing ich si mit meinem falschen rot. oder dass wasser zwischen den fisch

un fukssen unterscheiden hot. der fukss macht da nit fil wort un macht sich bald auf ein ander ort.

er tet sich an ein ort figen, wu sich di fisch teten schlagen un krigen, un di grossen fisch assen di kleinen, un war nort eitel schtreit in irn gemein, er tet nit lang warten un hären, er schprach: ei ir kleine un grosse naren,

seit ir nit mit anander frid hon un einer den andern lot gon mit gemach Ion, dass ir mecht ein gut leben hon. tut ir folgen dem rot mein un lot meine red gen in eiere orn henein. kumt ir zu mir auf di erd henauss, mir wein mit anander halten hauss. mir wein mit anander hon ein gut leben,

1 88efer n., 88’forim pl. Buch. 1 moschol n., m’scholim pl. Beispiel. Gleichnis, Fabel, Sprichwort. • echuol m., -im pl. Fuchs.

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mit anander wein mir freintlich sein gar eben. kein krig sol man zwischen unss nit heren, den schtreit wein mir gar ferschteren. einer unter den fischen macht sich nit kraus un entfernt im: auss den wasser auf di erd kumen mir nit henauss, in wasser sen mir al beianander un is unser leben. noch kenen mir kaum fer den fischern kleben,

den mit iren nezen tun si unss jagen un gar hart plagen.

un auf der erden sen mir for tot, du gibsst unss nor ein falschen rot. ach tusstu eitel rum un ligen sagen, tun doch di leit al tir auf erden un fegel in liften jagen auch kumt ess wol zu Zeiten, dass di leit selbesst tun unter anander schtreiten.

ein beischpil zu einem, der einem git ein rot gar gut. er gedenkt sich aber ach wol in seinem mut er denkt: ich will dir ein rot geben, der mir is gar gut un gar eben.

9. Aus dem ‫״‬ssefer1 dibur2 tow’“, einem Dreisprachen-Wörterbuch. Gedruckt Krakau 1590. - Das Wörterbuch folgt dem hebräischen Alphabet. Die hebräische und, italienische Spalte verwenden punktierte Quadratlettern, die jiddische Spalte ist in aschkenasischer Druckkursive gesetzt.

kodesch4 ‫אשכול‬

deitsch

welsch

kodesch

hengil

g’rapo

‫זפת‬ ‫חמאה‬ ‫חמישיות‬ ‫טבח‬

‫ אשה‬ein frau ‫ ארבה‬heischrek ‫ בצלים‬ziblis ‫ בלן‬ein beder ‫ גמל‬ein kemel ‫ דבר‬mord ‫ דישון‬ein wiseltir ‫ הלטאה‬di agduss

‫ורידים‬ 1 1 • *

erlich

duna g’rilo zipoli ss’tuparo gamelo pess’ta rinozeron’to

lozer’ta veni

‫כף‬ ‫כיס‬ ‫לב‬ ‫מזלג‬

deitsch

welsch

pech puter

pegola

schpeierlich fleischhaker kochlefel beitel herz

ein kralen

‫ מקנה‬vich ‫ נחתם‬ein bek

tiefer n., ss’forim pl. Buch. dibur m. Ausspruch, Rede, Sprache. tow adj. gut. kodosch, kodesch adj. heilig, d. i. hier die ‫״‬heilige Sprache“, d. h. Hebräisch.

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buturo ness’poli bikaro mess’kalo bur’scha

köre g’rapio ar’min’to panatero

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kodesch ‫נתר‬ ‫סובן‬ ‫ספר‬

‫עוזרדין‬ ‫עקב‬ ‫פה‬

deitsch saf kleien ein scherer aschrizen versehen

maul ‫ פרדס‬baumgarten ‫ פתילה‬ein zöchen ‫ ציץ‬ein blit ‫ צנון‬retueh ‫ צמר‬wolen ‫ קנמץ‬zimrind

‫קרסים‬ ‫קובע‬

heklich pekelhaub

welsch ssipono ssem’ole bar’bero ssor’bi kal'kanjo boka

zar’dino ss’topino kakelo radize lana

kanela kan’zeli zelata

kodesch ‫רגלים‬ ‫רותם‬ ‫רועה‬ ‫שמרים‬

deitsch fiss wachelbaum ein herter

welsch pedi zenev’ro pass’toro fezi

hewen ‫ שומין‬knoblich al’jo ‫ שפתיים‬lefzen lab’ri ‫ שיש‬mermel mar’maro ‫ שריון‬panzur sako ‫ שלך‬der rager g’roa ‫ תנור‬ein bakowen fur’no ‫ תער‬scharsich rassoro ‫ תמול‬gesstert eri ‫ תחמום‬ein amssel tirizulo ‫ תוף‬ein pauk zim’belo

10. Aus dem ,,maasse buch“. Gedruckt in Basel 1602 durch Konrad Waldkirch. - Aschkenasische Druckkursive.

[Titelblatt:] ein schoen maasse1 buch kumt her, ir liben manen un vrauen, un tut doss sehen maasse1 buch onschauen, doss noch nin, weil der 010m1 2 schtet, in druk is worden gebracht;

un ach rabi j’hudo hechoßid maassim * wet eich ach keines tun feien, un ach auss den ßefer chaßidim7 un ßefer mußor un8 auss den jalkut9, wi ir wet hintun in meinen ßimonim1011 tun sehen. drum ir liben vrauen,

mit drei hundert un etliche maassim1, di do sein al auss di g’moro3 gemacht, un ach auss den rabosso4 un bechai5*,

ir hot nun di teitsche bicher al vor; izunder hot ir ach di teitsche g'moro3, aso wet ir hoben kol hatoro kulo11 gor.

1 ■ • 4 • • ’ • • 14 11

maasse f., maa88088 pl. Geschichte, Begebenheit; maassim m. pl. Taten, Handlungen. olom m. Welt. g’moro f. engere, eigentliche Bezeichnung des Talmud. Bezeichnung des ‫״‬mid’rosch rabo", d. h. des homiletischen Teils des Talmud. Bachja ibn Pakuda, Religionsphilosoph des 11./12. Jhs. Gemeint ist hier der Sagenkreis, der sich an den Namen des Rabbi Juda des Frommen zu Regensburg (gest. 1217) knüpft. ßefer chaßidim ‫״‬Buch der Frommen“, moralethisches Werk von Rabbi Juda dem Frommen. ßefer hamußor ‫״‬Buch der Zucht“, volkstümliches Werk. Gemeint ist der ‫״‬Jalkut Schimeoni‘*, eine zur rabbinischen Literatur zählende klassische Anthologie. ßimonim m. pl. hier spez. Inhaltsverzeichnis. Die ganze Lehre. 4 WOLF, Jiddisch

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[Vorrede:] got jiss’borach sch’mo11 12 alein di er, der mir hot geholfen mein beger, weichess ich mich hob lang virgenumen,

den menchess moschol22 umaasse1 tut menchen vil gutess leren, arhalt menchen bei got un bei eren.

zu dinen di weiber di vrumen. ich hob nun vil ß’forim13 aufgericht,

drum ir liben manen un vrauen, leient ir oft dorauss, so wert ir dorinen behauen.

noch isst doch gegen disem werk aler nicht,

un nit zu leienen auss dem bicher fun kueen

den do arauss wert leienen row14*un rebizin16 un iderman. truz einem, der do vil g’moro3 kan, werd er mid'roschim18*umaassim1

un fun ditrich fun bern un meinsster hildabrant solt ir ach eich nit tun mien; nun ess sein werlich eitel schmiz, si geben eich nit noch warem noch hiz,

wehagodoss17 harausser werfen, doss sich kol olom18 auf im wert vorgafen un iderman sogen muss: ich glaub, er kan kol hatoro11 auf einem fuess; wi kan er b’kiuss18 auss der g’moro3, ich glaub, er kan kol hatoro11. wer hot sein gleichenss gesehen,

zu ale Sachen sogt er ein halocho20 lemaasse1, woss do isst geschehen. zu Zeiten worden sich mencher on einem maasse1 schtoßen, sein boese mach’schowoss21 un boese werk abloßen, 11 14 14 14 14 17 14 14 44 41 44 44

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ach sein si nit getlich derbei, ir bedarft wol, as eichss got vorzei. unsere ß’forim13 schreiben:

ess is ein sint as ein haus, zu leienen on den heiligen schaboss23 doraus.

weit ir eier zeit mit leienen vortreiben, aso wil ich ein sehen maasse1 buch schreiben. drum ir liben vrauen kauft ir si behend, e si werden kumen in vremden lend, in pehm un in reißen un in polen aso wert man si ach tun weidlich holen un andern lendern mer, drum kauft ir si ser.

Gelobt sei sein Name. ßefer n., ß’forim pl. Buch. Lehrer, Rabbiner. Frau des Lehrers, des Rabbiners. mid’rosch m.. -im pl. Forschung, Schriftauslegung, spez. Bezeichnung des homiletischen Teils des Talmud und der entsprechenden rabbinischen Literatur. hagodo f., -8s pl. ,,Gesprochenes, Vor trag“, Sammelbegriff für den nicht religionsgesetzlichen Teil des Talmud. Die ganze Welt. b’kiu88 f. Erfahrenheit (bes. im Talmud). halocho f., -88 pl. der normative Teil des Talmud, das Gesetz. mach’schowo f., -88 pl. Gedanke. moschol n., m’scholim pl. Beispiel, Gleichnis, Fabel. 8chab088 m. Sabbat.

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dernoch werd ir sogen: worum hob ich keines gekauft, do si sein gewesen in land ? izunder weit ich gern einss zolen,

wen ich kenet neiert einss bekumen bald.

drum losst eichss um ein toler nit sein zu teier. aso wert eich got behiten vor besen un geheier. omen ßelo24.

[Eine Geschichte über Rabbi Juda den Frommen in Regensburg:]

maasse1 geschach zu regenssburg. do woren zwei meirer, die erbeten bei ein juden in der judengaß. un si Sachen in di juden kamer fil silber un gold ligen. si beroteten sich mit anander, si wolten in di kamer einschteigen in di Schulzeit, un so schtigen si anein un nomen fil chafozim25 fun silber un fun gold. do gedacht sich einer: wos sol mir ein chawer26 ? ich wil alein ausrichten, un ging hin un schlug sein chawer, do er hot zum loch welen arauss krichen, mit ein hamer in sein kop, dos er einrab fil in di kamer un wor tot. un nom dos silber un gold als fun den peger27 un lof einwek dermit. do woren nun kol jiss’roel28 in der schulen, un wi si nun aus der schulen kamen, do gefand der baal haboiss29 fun dem haus in sein kamer ein peger27 ligen. do derschraken si gor ser, als nun wol zu derschreken wor. un si weiten den peger27 in der tir awek ton, den si forchten sich for ein iberlof, als ach der schir geschach. do hot man es nun daussen in die gojim30 gaß gewor worden, wi j’hudim31 heten

ein goi30 memiss gewesen32, un kamen fil gojim30 in die judengaßen zu laufen un wolten chaß w’scholom33 ein g’sero34*machen. do kam rabi j’hudo hechoßid36 ach zu gen un lof flukss zum rosch iron36 un schproch: adoni37* , wos weit ir do ton ? weit ir fun ein toten man aso fil folk um44 41 brengen ? un ir wisst wol, dos mir es nit geton hoben, den di zwei hoben hinen 14 Bekräftigende Schlußformel. 44 chefez m., chafozim pl. Kostbarkeit. 14 chawer m.» -im pl. Freund, Genosse, Kamerad. ,peger m., p'gorim pl. Leichnam, Kadaver, Aas. 44 Ganz Israel, alle Juden. 44 Hausherr. 44 goi m., gojim pl. Nichtjude. 41 j’hudi m., -m pl. Jude. 44 1nemi88 sein v. tr. töten. 44 Gottbewahre! 14 g'sero f., -88 pl. böses Verhängnis, Judenverfolgung. ·· Rabbi Juda der Fromme; choßid m., chaßidim pl. frommer Mann, Frommer. 44 Stadtoberhaupt, d. h. Bürgermeister. 47 Herr (als Anrede). 44 ku88i in., -m pl. Kuthäer, Samaritaner, später und hier Christ.

4*

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geerbet. un ich wil es eich beweisen, dos einer den andern hot umgebracht, do schproch der rosch iron3e zu in: wen du mir dos wilsst beweisen, so sol kein juden kein leid ton geschehn, un sol die kussim38 ein weil schtil halten in die gaßen. do schproch der choßid35: lost dos folk bei anander, dos der rozeach38 nit awek lauft! dos geschach aso bald. do ging der choßid35 hin un schrib ein k’mij'a40 mit heiligen schemoss41 un gob si den horug42 in di hant. do schtund der horug* 4 2 wider auf un sach sich um noch dem rozeach38. do dersach er in hinten hinter ein andern schten ferborgen. do lof

er zu im un sogt: du hosst mich um mein leben gebracht ibcr di g’newo43. du hosst welen di g’newo43 alein hoben un hosst mir den hamer in mein köpf geschlogen, as ich bin arab gefalen wider in di kamer. do nomen im also bald tofuß44 un wor gleich so warem ferurtelt zum tot. als im ach aso geschach.

do sogt der choßid35 zu dem rosch iron35: secht nun, wen ich het nit geton, so het ir fil unschuldig blut fergoßen. sogt der rosch iron38: es is wor. drum, liber rabi, ferzei du mirss. es sol nimer geschehen, dos er aso gech weit einfalen, neiert er weit for auf den rechten gründ kumen. nun der peger27 hot fil reiche freint. si baten den choßid35, er solt den peger27 losen leben, si wolten in fil gelt zu Ion geben, ober es wor kein meinig bei dem choßid35, den er sogt, er darf es nit ton. also nom er di k’mija40 wider fun dem horug42. do fil er ■wider einnider wi ein ander peger27. un der rosch iron38 tet den choßid35 fil gutss dernoch45. 11. Aus den ‫״‬ss’lichoss1“ (Bussgebeten). Ausgabe Prag 1602, Drucker Moses b. Bezaleel Kaz. Übersetzt ins Jiddische von Jakob b. Elia-ha-Levi aus Teplitz. - Aschkenasische Druckkursive.

Ausgabe Jozefow 1839, Drucker D. S. Wax. Punktierte Quadratlettern.

zu dir is, got, di gerechtikeit un zu unss is verschemung dass ponim2.

zu dir, got, is di girech’tikeit un mir hobin sich zu schemin.

·· 44 41 41 44 44 44

rozeach m., roz’chim pl. Mörder. k’mija, k’mijo m. Amulet. 8chem088 m. pl. Namen, hier die heiligen Namen Gottes. horug m. Ermordeter, Erschlagener. g’newo f., -88 pl. Diebstahl. tofuß adj. gefangen. Diese Geschichte von Rabbi Juda dem Frommen konnte hier nicht nach der Baseler Erstausgabe von 1602 wiedergegeben werden, sondern folgt dem Abdruck bei Wagenseil (1699), 327-328.

1 88'licho f.» -88 pl. Verzeihung, Vergebung, Bezeichnung der Bußgebete für Fast- und Bußtage. 4 ponim n., penimer pl. Gesicht, Antlitz.

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was solen mir jamern un wass solen

mir schprechen un wass solen mir reden un was solen mir sich machen gerecht ? mir welen suchen unsere weg un mir welen vorschen un mir welen widerke-

ren zu dir, den dein rechte hant is geschtrekt zu antfangen di da t’schuwo3 tun. nit mit genad un nit mit guten maassim® mir seinen kumen zu ver dir, as di armen un armetei mir klopfen deine tiren. deine tiren mir haben geklopt, derbarmiger got un leitseliger, ich bet dich, nit du solsst widerkeren unss 1er ver dir fun zu fer dir. unser kinig, 1er nit du solsst

woss solin mir k’login, woss solin mir sogin un woss solin mir reidin un woss solin mir sich girech’t machin ? mir dar’fin suchin un’seri wegin un for’sch’tin in mir solin t’schuwo3 ton zu dir of un’seri awonoss, worum dain

rech’ti han’t is gisch’t’rek’t m’kabel sain4 di woss tuin t’schuwo3. nit mit un’seri chasseross5*un nit mit un’seri maassim® towim7 kumin mir far dir, gor aso wi orimi lait tuin mir k’lapin, in daini tirin fun bess hamik’-

widerkeren unss, den du bisst herer aler t’filo11.

dosch8 schel9 maalo1011 . in daini tirin tuin mir onk’lapin, derbarimeker got. mir betin dich, sol’ss’t un’ser t’filo11 nit umkerin leidig fun far dir. fun dir, un’ser melech12, sol un’seri t’filoss11 leidig nit

herer der t’filo11, zu dir ale kreteier si

umkerin, worin di her’ss’t zu ali t’filoss.11 zu dir, got, woss di her’ss’t zu t’filoss11,

kumen. er kumt ale kreteier zu neigen zu ver dir, got. si kumen un si neigen sich zu ver dir, got, un si eren dein namen. kumt, mir welen sich neigen un mir

welen knien un mir welen buken zu ver got, unser beschefer. mir welen kumen zu seiner ruung, mir welen sich neigen zu schemel seiness vißen. • 4 • • ’ • • 14 11 11 14

tuin ali lait kumin, welin kumin ali lait zu bukin sich far dir, got. sei welin kumin un welin sich bukin far dir, got, un welin er’lichin dain nomin. kum’t lomir sich bukin un mir welin k’niun far got un’ser baschefer. as mir welin soche sain13 zu kumin in bess hamik’dosch8, welin mir sich bukin zu saini fiß.

t’schuwo f., -88 pl. Umkehr, Rückkehr, Buße, Reue. m’kabel sein v. tr. empfangen, entgegennehmen. cha88er088 f. pl. Fehler, Gebrechen, Mängel. maa88im m. pl. Taten, Handlungen. tow adj. gut. - maassim towim gute Werke. be88 ha-mik’d08ch n. der heilige Tempel (zu Jerusalem). schel Partikel zur Umschreibung des Genitive. maalo f., -88 pl. Vorzug, Eigenschaft, Tugend. t’filo f., -88 pl. Gebet. melech m., m’lochim pl. König, Herrscher. soche sein v. i. würdig sein, gewürdigt sein, erreichen, erleben.

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kumt in seine terer mit bekenung, in

seine hew mit lob. bekent zu im, lobt sein namen, un mir mit vil deiner genaden mir welen kumen in dein haus. mir welen sich neigen zu paleß deiner heilikeit mit deiner vorcht. nun lobtss den al di knecht gotss, di da schtenen in haus gotss in den nechten. hebt auf euere hent zu der heilikeit un lobtss got. derhecht got, unsern got, un seit eich neigen zu schemel seiness vissen, den heilig is er. derhecht got, unsern got, un seit eich neigen zu berg seiner heilikeit, den heilig is got, unser got. seit euch neigen zu got in Schönheit der heilikeit.

derschrekt fun zu ver im di ganz weit, mir welen sich neigen zu paless deiner heilikeit un mir welen bekenen zu deinem namen auf dein genad un dein warheit, den du hosst gegresst iber al dein sag dein namen. 14 14 14 17 18 l*

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kor’bon m., n., ‘088 pl. Opfer. toro f. Lehre, Bezeichnung des Pentateuch. chessed m., chassodim pl. Gnade, Wohltat, Nachsicht. hechol m. Palast. k’duscho f., -ss pl. Heiligung, Lobgesang. emess m. Wahrheit.

kum’t in saini toerin mit a kor’bon14 toro15*, in sain hof mit a lob. lob’t zu

got, ben’t’sch sain nomin, un mir mit daini g’rossi chassodim15 kumin mir in dain hois. mir welin sich bukin zu dain heiligin hechol17 mit dain for’ch’t. lob’t got, ir got’ss k’nech’t, woss ir sch’teit in got’ss haus bai der nach’t. heib’t of aieri hen’t mit k’duscho18 un lob’t got. derheib’t un’ser got in buk’t sich zu saini fiß, worum er is heilig, derheib’t un’ser got un bik’t sich zu sain heiligen bar’g, doss is doss bess hamik’dosch8, worum got is heilig.

buk’t sich zu got mit bascheinin sain heilikeit. dersch’rek’t aich far im gor di wel’t. mir welin sich bukin far sain heilegin hechol17 un mir welin lobin dain nomin

of dain chessed18 un of dain emess18, worum di hoss’t gig’reiss’t of ah daini ncmin.

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12. Aus dem ‫״‬ssefer*1 misch’le2 chachomim3“ des Jehuda bar Israel Regensburger aus Lundenburg. Gedruckt Amsterdam 1657 bei Immanuel Benbeniste. - Aschke.nasi8r.he Druckkursive.

der sekssunvirzig schproch: man hot einmol gefrogt ein weisen: wem bisstu men mit libschaft preisen, dein bruder, der do is dein vleisch un blut,

oder dein geselen, der dir fil gutess tut ? di entwert fun im aso wor: mein bruder acht ich nischt umss gar, wen er schon mein blut un fleisch,

wen ich nit sein herz un getreischaft weiss. * der dreiunfufzig schproch:

der klug tut sich hueten fuer seine vreint men as für al seine veint, wen ess mecht kumen, dos er mecht mit im uneinss wern, un er mecht auf im sogen, woss er nit mecht hoben gern. *

der neinunsechzig schproch: man hot gefrogt ein chochom3, worum er sich hot geschneit, dos er sich mit einem kleinem mogren weib hot geselt. er entwert, er hot on weib nit kenen viren sein wesen, do hot er fun vil bes doss winzgesst tun auslesen. ♦

der sibenzigt schproch: ein chochom3 wor iber seiner haustir schreiben: got geb, dos ales bes fun seiner tir solt aussen bleiben, do wor ein andrer chochom3 derfir geforn, doss tet im bang un zorn, un schrib drunter: wen du dich doss hosst firgenumen, wen dein weib aussget, zu welcher tir sol si wider heimen kumen ? 1 88ejer n.» 88’forim pl. Buch. 1 moschol n., m’scholim pl. Sprichwort, Gleichnis, Fabel. • chochom m., chachomim pl. Weiser, kluger Mann.

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13. Aus dem viersprachigen Wörterbuch ‫״‬ssefer1 ssofo2 b’ruro3“ des Nathan ben Moses Hanover Aschkenasi. Gedruckt Prag 1660 durch Jakob Bak Söhne. - Punktierte Quadratlettern.

wi is dain nomen ? note hanower dain k’nech’t, der sun fun dain maid. fun wel’chir sch’tot is main her ? fun sch’tot p’rog.

ken’ss’tu redin doss hailig sch’proch ? ich ken nit. jo, ich waiss. biss’tu ain jud ? jo, wi du ret’ss’t. mit woss ken ich’ss wissin ? mit der bisch’naidun’g. di ter’kin is zu si auch aso bisch’nit’n. obar nit an’t’pilekin. wais mir!

is mir ain schan’d. worum is dir ain schan’d ? es schtet gisch’ribin in di bich’lo. woss schtet gisch’ribin in di bich’lo ?

sol’ss’t nit an’p’lekin dain schan’d. gib mir gel’t! ich hob nit. hoss’tu wer’fil ? ich hob nit. gib mir b’lut un flaisch! es is nit mig’lich. wen nit du wil’ss’t mir gebin mit gutin wilin, wil ich opsch’naidin dain kop un wil al’s nemin iber dain dan’k! obar wiss, wos du wer’sch’t enit’farin zu dain bischefar, wen du wer’sch’t kumin zum misch’pot4 ? un der got

der al’mech’tig sol rech’nin main b’lut fun dir, un ob du ■wil’ss’t sogin: wer wer’t’ss sogin ? der fogil in himel wer’t firin doss schtim, un di fegil,

wos flihin, werin sogin di sach.

14. Aus dem ärztlichen Buch ‫״‬j’ruschass1 mosche“ des Mosche ben Benjamin Wolf Meseritz. Ohne Druckort (Wilhermsdorf oder Frankfurt a. Μ.?) 1677. - Aschkenasische Druckkursive.

88. der mensch, der mit zenwetag beladent is un hat lecher in sein zen, aso mach in dass el: nem ein weiss papir un mach drauss as schgarmuzen oder tuten, un schtek es in di er fun ein schlissel. un zind di schgarmuz an, wo sie weit is, un halt mit den flam an ein silbre oder zine keli2. un kegen den engen, wo der rauch araussget, 1 ’ • 4

88efer n.» 88’torim pl. Buch. 880f0 f·» 88'f088aim dual. Lippe. borur adj. m., 6’rwro f. rein. misch’pot m.» -im pl. Gesetz, Recht, Gerichtsurteil.

1 j’rescho f. Besitz. ‫ י‬keli f., -m pl. Gefäß, Gerät.

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halt ein silbern oder zinen lefel. aso wert auf den teler un in lefel wi ein selbel sein, selchess wisch wol auss mit bamwol un leg ess in dem selbigen zan, wo in we tut. 89. noch einss fer di zenwetag: nem ein el, heisst b’loschon1 *3 latin ss’pirituss wit’riol. in den el ach aso bamwol eingetunkt un in den zan aneingelegt, un fer sich gebigt un mit ein messer aso drauf gehalten, un dass maul ofen. aso get ein grosser fluß arauss.

91. wen einer ein umflot hat um di zen arum, alss sich anlegt alss weinschtein oder hewen, mach dass pulwer: nem hirschenhorn gebrenten un weisse kralen gebrente un rote kralen un masstikss, itlichess ein kwintel, un misch unter anander, mach ein pulwer drauss, un mit ein rot scharlech tuch di zen wol aussgeriben abent un morgen. 96. ein gut arznei, wen den menschen dass blut zu den maul rausslauft wegen er ein chissoron4 an die lung het:

nem ein halb oder ganz kwintel geschtossen mauskotunschpizig-wegreich-saft zwei unzen oder fir lot, zuker ein lot, un misch ess dorchanander. zu morgen nichtern un auf di nacht, wen er ligen get, alemal sofil eingenumen; so etliche tag nachanander gebraucht·.

15. Aus dem hinzugefügten Abschnitt einer Neuauflage des ‫״‬ssefer1 ssofo2 b’ruro3“. Diese Neuauflage Amsterdam 1701 hat durch Hinzunahme des Französischen das Lehrbuch des Nathan ben Moses Hanover Aschkenasi zum fünfsprachigen Wörterbuch erweitert. Der französische Teil stammt von Jakob ben Seew Wolf aus Jaroslaw; vermutlich hat er auch die zugehörige deutsche Fassung geliefert. Die Edition 1701 ist herausgekommen bei Moses Mendez Cotinho in Amsterdam, gesetzt und gedruckt hat sie David ben Issachar Dow aus Zolkiew in Polen. - Punktierte Quadratlettern.

ret ir f’ran’zesesch ? ich reid ain win’zig. lernt ir f’ran’zesisch redin ? jo, main her. wi haiss’t aier rebi4 ? er haiss’t mosche, main her. wi lang hobt ir gelernet ?

ich hob gilemet ain mont, ain halb jorir ret wol! ir sch’pot mainir.

lernt ir ale tag ? nain, main her, nit mein as d’rai mol in ain woch. welcher tag kumt aier schproch mainss’ter ?

• loschon n., I’8chono88 pl. Zunge, Sprache. - b’loschon latin: in lateinischer Sprache. 4 chissoron m., chi88’rono88 pl. Fehler, Gebrechen, Mangel. 1 1 • 4

ssefer n., 88'forim pl. Buch. 88010 L, 88’1088aim pl. Lippe. borur adj. m., b’ruro f. rein. rebi m., -im pl. Lehrer, Gelehrter.

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wol, um aich zu dinen. wi geit ess mainer herni ?

er kum’t zu mor’genss. welchi zait ? um zehn ur. wu won’t ir ? uf dem mark. wi alt sait ir ?

ess geit ir wol. habt ir gisehen main her ? ich hab in gess’tert gisehen. sait ir im kinig’lichi hof giwesin ?

ich bin alt fuf’zehin jor. wi haiss’t ir ? ich haiss aso un aso. aier diner, main her! ich bin far aich zu dinen. wi sch’tait mit aier gisund ? gut, far im zu dinen. un ir, main her ?

ich kum os das kinig’ss hof. woss naiss ? ich hab di zaitun’g nit gilaient. wu geit ir hin ? noch f’ran’kraich zu. ich bit got, der sol aich tirin.

un aich des g’laichin.

[Aus dem Fünfsprachen-Vokabular:]

loschon6 hakodesch® ‫פרח‬ ‫ערמונים‬ ‫תחום‬ ‫סנפיר‬

‫ווילון או נם‬

‫עדר‬ ‫צאן‬ ‫נשמה‬ ‫מלר‬

‫ארוסה‬ ‫אבעבועוח‬ ‫גנב‬ ‫ננס‬ • • ’ •

loschon® asch’k’nas7 b’lit

kess’tin opgrun’d f’lussfedir firhan’g

loschon® italjo fiore kass’tanji

loschon® latino wiren’ss kass’tane

maron abiss

abisso

abissuss pinnola ek’ss’pan’ssio

elerun woil her’t’schaf’t paturasch schof b’rebi sei am kineg roi an’t’schipos’to epuse

fai’chb’lot’rin sch’telir giz’wer’gil

loschon n., V8chono88 pl. Zunge, Sprache. kodesch adj. heilig. aecÄ’Ä’m« adj. deutsch, m. Deutscher. zor*ia8t n. pr. Frankreich, adj. französisch.

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loschon® zor’fass8 Aura schateng,

werol wolehr nen

alo wela man’dir’ja

pekore anima re

ssposa bol’je fur’tatore

nano

grek’ss

owess anima rek’ss dess’pon’sata

sskabiess fluen’ss für karoluss

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loschon5 hakodesch® ‫קדשה‬ ‫בשם‬ ‫נחתום‬ ‫כפרי‬

‫דפק‬ ‫רחם‬ ‫לאט‬

loschon5 asch’k’nas7

onbirai’t’rin ap’teker bekar pauar klopodor t’rachit

‫חנם‬

bamelech umsun’sch’t

‫שוב‬

widerker

loschon5 zor’fass8 makrehl apotikr bulan’sche

loschon5 italjo aparek’jata sspeziale fornaro

loschon5 latino sskor’tat’rik’ss far’makopeuss pik’ss’tor

peisan pu g’rossess dussemeng

kon’tadino pol’sso vul’wa

russ’tikuss pul’ssa uter paulatim

pur riehn, an wen retur’neh

piano diban’do tor’na

inwanum kon’wer’te

16. Aus dem sogenannten Ahasverus-Spiel, einem Purim-Spiel. Ausgabe (Frankfurt a. Μ.) 1708.- Aschkenasische Druckkursive.

[Titelblatt:] achasch’werosch-schpil ein sehen nei achasch’werosch-schpil.

drum auch ir baal botim34un b’churim * un jungen kumt ir behend zu laufen un tut mir dass schene achasch’werosch-

mit al di kunssten is ess woren dertracht, ess wert wol sein lebtag nit aso gut werden gemacht, mit hipsche schene klaglidern den reim

schpil abkaufen; dass gelt wert eich nit ferdrissen, wen ir wert drinen lesen,

nach geachtelt, dass ferhofen mir, wer ess kaufen wert, aso wert in nit ferdrissen sein gelt. weil haschem jiss’borach1 boruch hu 1 2

hat uns an purim geben lusstig zu sein, aso haben mir drauf gemacht dass achasch’werosch-schpil hipsch un fein.

wert ir eier gelt wider genissen.

[Prolog:]

glik zu, glik zu, ess sei hir oder andersswu. herbei, herbei, ir heren grafen un ferschten, di werden schauen wass nei, nei un mer; ein kinig wert kumen einher,

1 Gott, er sei gelobt. Gelobt sei er. • baal bai88 m., baale botim pl. Hausbesitzer, Bürger. 4 bochur m.» b’churim pl. Jüngling, Junggeselle; Talmudschüler.

‫י‬

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ein kinig wert kumen arein, in der ganze weit wert seingleichen nit

un mus mein schnewciss helselein an den galgen schtreken

sein. kinig achasch’werosch is erss genant, hundert un siben un zwanzig lender

ach un wind un we, wen disess prangen un preken wer nit gewesen,

hat er unter seiner hand un auch di lender un schtrassen, di er hat tun beschtreiten un bezwingen;

alsden wer ich her homon fun den tot worn genesen. drum ach sol sich fun mir her homon ein ekssempel nemen ein itweder man,

daerfon hat ein iderer judmauschel zu sagen un zu singen. drum auch räumt auf, räumt auf, un schmeisst di schtub zum fensster arauss. di tisch auf di benk, di bicher auf di schenk, di hen unter dem han, dass weib unter den man, di meid unter den knecht, dermit dass ein idern sol geschehn sein recht. un auch brengt nit mit unser recht,

dass kein goj5sol mit kein judmauschel fangen an. un wen ich her homon het mit den judenmauschel angefangen, wer ich her homon an den galgen worn

gehangen. drum auch sol sich der mensch seiness gelt un gut nit ibernemen, mir kenen nit wissen, wen mir fun der sindige weit musen abkumen,

dass ein edel hochgeborner kinig sol aso lang drausen schtan, mir welen in heissen areingan.

als wi ich her homon hab fil gelt gesamlet ein un izund hab leider, got derbarem, gemust ein puzer un scherer sein.

arein, arein, al di mein genedigssten kinig seine diner sein. [Aus einem Auftritt des Haman:] ach un wind un we,

drum ach, ir heren grafen un ferschten, schaut auf, wi ein sach kan gesein, als einer grabt ein grub auf sein feint un falt lezlich selber drein. als wi ich her homon

wi hab ich mich auf meinem gnedigssten

hab auf dem juden mor’d’chai ein

kinig sein malzeit tun prangen un preken. ich hab fermeint, dass di malzeit wert mir wol schmeken, izund tu ich mich bekreken • goj. m.» -im pl. Nichtjude; Bauer, unwissender Mensch.

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galgen bauen ton,

un izund mus ich her homon leider, got derbarem, selber dran,

drum auch, ir heren ferschten un grawen, wen dass ess schon abzuscheiden get

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fun der sindige weit, alsden wil ich bekenen,

wass fer schelmeschtik ich hab angeachtelt. un zu bekenen seine sind is kein narheit,

as wi der kinig chiskij ohu hat geprofezeit.

der kinig chiskijohu war ein kinig genant, er lag auf seinem schneiweissen bet zu tot krank; als er aber den almechtigen got hat tan anrufen, alsobald hat er im ton helfen.

17. Aus ‫״‬bir’kass hamoson1“. Gedruckt in Amsterdam 1722 durch Salomon ben Josef Proops. - Aschkenasische Druckkursive.

[Zwei Sabbat-Gesänge und ein Chanukka-Lied:]

schaboss2 is heint zu got, freiet eich mit gesang fri un schpot,

auch macht, dos ir fil gute schpeis hot. den schaboss2 hit recht noch gotess gebot, den schaboss2 is heint zu got. zu iber foren weg un schteg seit ir meiden, fun ale erbeit solt ir eich obscheiden,

neiert esst un trinkt mit loben in freiden. disen tog hot got beschafen, er mag in wol leiden, den schaboss2 is heint zu got.

wen du hitesst den schaboss2 wi ess gehert, as schwarzapel dos aug wersstu sein geehrt, du un dein sun un tochter un aless woss dir zugehert. tu on schaboss2 ale taanugim3, den got aless wider beschert

den schaboss2 is heint zu got. ess am schaboss2 alerlei gute kosst un mach, as du filerlei gericht hosst,

auch gut opss, niß, milgrum4, wen ess schon fil kosst. ess un trink un lob got, der dich nit forlosst, den schaboss2 is heint zu got. 1 * * *

‫״‬Segen der Speisen“, d. i. das Tischgebet. »chaboee m. Sabbat. taanuff m., -im pl. Vergnügen, Genuß. milgraum m., -en pl. Granatapfel.

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zu onrichten den tisch drei molzeit gut Weissbrot solsstu machen bereit, sein heiligen nomen zu loben mit grosse freid. eilt eich, mein kinder, un hit mein gesezte zeit, den schaboss2 is heint zu got. ♦

benei mein freid mit recht un schik uns elijohu hanowi5*deinem knecht, schtark di schlafheit fun meiner hant,

gib mir segen in mein werk, behit mich for schänd, mein derleser, gedenk pein un klog fun mein ibel schtand, dein gute red mach uns bald bekant. mach laufen un derfrei mich recht, un schik uns elijohu hanowi5 deinem knecht. fersamel un bereit on mein notorf eben, mein schpeis un teglich brot tu mir geben. dos besst fun di felker zu saugen gib mir dein segen, dein gutss setig mein kinder, dos si hoben zu leben.

er sol kumen moschiach® in der schtot fun meinem geschlecht, un schik uns elijohu hanowi5 deinem knecht. bereit on zu dem geübten folk, di in zor7 gefangen sein, dos si hoben brot zu essen un ire kleider rein; meine feind wern ess onsehn forschemterheit mit pein. di wonung fun berg sseir8 solsstu bald bezwingen un nem ein, mein freid wert sein gross un recht, wen ich wer sehn bei mir elijohu hanowi5 deinem knecht.

un moaw9 solsstu forderben bald, derlesung zu deinem folk antplek un nit aufhalt. zijon10 solsstu derfilen fun dein folk wol geschtalt, • • ’ 8 • 10

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Der Prophet Elia (spielt als Wundertäter eine große Rolle im Volksglauben). Messias. Tyrus. Dort sollen Esau und seine Nachkommen gewohnt haben. Volk und Land Moab. Zion.

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in der kinigliche schtot solsstu uns aufbrengen mit gewalt, dein sch’chino11 sol ruen zwischen dein folk jiss'roel12 recht, un schik uns elijohu hanowi5 deinem knecht.

esst gute schpeis un Weissbrot aussgebaken fein, hiner un tauben zu hoben legt eier fleiß, auf schaboss1 2 chanuko13 mus ess sein.

dos is dos gerecht,

jung un gut un ganz fet

mus dos gebrotenss sein, schmalzkuchen man auch netig het, dos is ongenem gross un klein.

forkauf dein feld schlecht oder fording ess einem knecht,

di schtim solen schtil echten, dos man kein wasser trinken sol. in weinhaus welen mir gen

dos du kansst chanuko13 halten recht.

ale tog zwei mol.

kapaunen gemesst in der schteig musen on den sch piß gebroten sein, auf dem tisch unter di gericht ess zeig

fun schtim alerlei trenk solen eier oren klingen di zeit, un den guten roten wein einschenk

ganzerheit mit haut un bein.

un fun dein maul nit formeid.

18. Aus dem ‫״‬ssefer1 ssim’chass2 hanefesch3“ des Elchanan Hendel Kirchhahn ben Benjamin Wolf. Gedruckt Amsterdam 1723 bei Salomon ben Josef Proops. - Aschkenasische Druckkursive.

moschol4. einer hot gehot ein schenen gorten. un ein fogel is ale tog kumen un hot grossen schoden geton im gorten. nun der her is im nochgeschtanden un hot im gefangen in seiner nez. un in roges5 hot er den fogel welen memiss sein®, hot der fogel zu im ongefangen zu reden: ich bin ein klein fegelche, woss wersstu for ein 11 8ch'chino f. die über dem All ruhende Majestät Gottes. 11 Israel, das jüdische Volk. *· Chanukka, das Lichtfest zur Erinnerung an die Tempelweihe. 1 ’ • 4 • 4

8sejer n., 88'forim pl. Buch. 88im’cho f., 88im*ch088 pl. Freude, freudiges Ereignis. nefesch n., n’foschose pl. Seele. moschol n., m'scholim pl. Sprichwort, Gleichnis, Fabel. roge8 m. Zorn. memiss sein v. tr. töten.

63

LESEPROBEN

nuzen hoben, wensstu mich wersst umbrengen ? ich wil dich woss lernen, dos wert dir fil zu nuz kumen. on mir wersstu dich wenig loben un wersst nit sat wern fun mir. aso hot er dem fogel leben gelost, derkegen hot der fogel im gelernt dreierlei Sachen un zu im gesogt: nem di dreierlei Sachen wol in acht, einss is, du solsst dich nit m’zar sein7 auf dem alem, woss du nun forloren hosst. dos andre is, du solsst nit forlangen, woss du nit kansst arlangen. dos drite is, du solsst nit glauben, woss nit kan gesein. di dreierlei wersstu mit der zeit arforen, woss der nuzen derfun is. nun der her fun dem gorten hot sich m’ssamech gewesen8, alss er di dreierlei gelernt hot un hot dem fogel losen fligen. aso bald is der fogel geflogen auf ein hochen bäum un hot auf dem herrn fun gorten gerufen: ei du nar, selsstu wissen, woss du on mir forloren hosst, gehersstu dich m’zar zu sein7 driber ale deine tog. hot er den fogel gefragt: woss hob ich den on dir forloren ? hot im der fogel geent-

fert: hesstu mich umgebrocht, hesstu in mir gefunden ein perl, is gresser alss ein gensen ei, den hesstu ale deine tog genügen reichtum gehot. wi der her solchess gehert hot, is er nider gefalen for schraken un hot schtark getrauert, doch hot er sich dermindert un hot zum fogel geret schmeicheldige red: kum zu mir! ich wil dich halten wi mein kind, wi schwarzapfel fun mein aug wil ich dich halten, kum neiert zu mir! mit solche red hot er gemeint, den fogel zu sich bekumen. hot der fogel zu im ongefangen: du grosser nar, hob ich dir nit gelernt, dreierlei Sachen solsstu nochkumen ? du solsst nit sifzen auf woss du forloren hosst. du solsst nit forlangen, woss du nit kansst arlangen. du solsst nit glauben, woss nit sein kan. izund bisstu ale drei ower9. du wilsst mich wider hoben un kansst mich nit arlangen. du tusst trauern un bisst dich m’zar7 auf woss du forloren hosst. du tusst glauben, wu nit is zu glauben, du meinsst, ich hob ein perl bei mir alss ein gensen ei gross, ein gensen ei is noch einmol aso gross alss mein ganz leib un leben, nun nem besser in acht di dreierlei Sachen. dos moschol4 schtet in ßif’re1 mußor10, un is ein k’lal11 in jir’ass schomajim12,

der mensch sol in acht nemen. dos moschol4 is gemeint: der mensch forlangt, woss er nit kan arlangen. er wil hoben aschiruss13 un forbrengt seine jor driber, ’ • • *· 11 ‫״‬ *·

m’zar sein v. tr. kränken, betrüben; m’zar sein sich v. r. sich grämen, sich härmen. m’seamech sein v. tr. erfreuen, beglücken; m’ssamech sein sich v. r. sich freuen, froh sein. ower sein v. tr. übertreten. mußor m. Moral, Zucht, Zurechtweisung. Vlal m., Vlolim pl. (allgemeine) Regel, Axiom. Gottesfurcht. (Auch jir ***· o f. allein bedeutet schon Ehrfurcht, Gottesfurcht). asehiruss n. Reichtum, Vermögen.

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un er kan es nit arlangen. wen er noch aso fil hot, is er nit reich genügen, wi schon oben gemelt is. der mensch sorgt un is sich m’zar7, wen er epeß forlirt. wos helft ess im ? ess is nit zu wenden, wi nun oben ba’arichuss14 derfun geschriben hob. der mensch tut glauben, wos nit zu glauben is. er glaubt dem jezer horo16 un hot in seine gedanken, er wert nit geschtroft auf seine aweross18. solchess is nit zu glauben, gotess schtrof seinen fil auf diser weit un auf jener weit, wi bald is ess mit den menschen geschehen! wi fil m’komoss17 sein untergangen in erdziterniß, fil in wolkenbrusst, grosse wasser. ein schoo18, ein rega19 is der mensch nit sicher, nun worum tut der mensch suchen di weit zu hoben un tut nit trachten alss der tot im tut suchen ? er mag bald schterben. wi we is die selbige schoo18, wen man mit lere hant kumt. wen der mensch gleich lang leben tut, hot er doch wetog genügen, er derlebt grosse

leid, seine freind un seine kinder schterben for im un sunsst zoross20. doch wil der mensch sich nit bedenken l’tschuwo21, wen er gleich fil mol geschtroft wert, dos macht baawonossenu horabim22 alss weil der jezer horo16 fun jugent auf bei im iber hant hot genumen, get er seine gewonheit noch; treib di kaz fun feier, kumt si alemol wider, weil si aso gewont is. aso ach der mensch.

19. Aus dem ,,ßefer1 or’choss12 zadikim3“. Gedruckt Amsterdam 1735. - Aschkenasische Druckkursive.

[Anfang des 12. Abschnitts:] schaar45hakaaß6 doss sogt fun den zorn.

12. midass8 hakaaß6 doss is doss zwölfte schaar4. doss heisst midass8 hakaaß6

un sogt fun den zornigen leiten, un doss is gor ein bese mido un kumt gor fil bes derfun. un as di hiz is ein krankheit in den leib, aso is der zorn ein krankheit zu der 14 18 14 17 18 18 10 81 88 1 8 8 4 8 •

ba’arichu88 adv. ausführlich. böser Trieb, Leidenschaft. auero f., -088 pl. Übertretung, Sünde. mokom η., m’komo88 pl. Ort, Stelle, Stätte, Stadt. schoo f., 8choos8 pl. Stunde. rega m., r’goim pl. Augenblick. zoro f., -88 pl. Leiden, Plage, Qual. t’schuwo f. Umkehr, Buße, Reue; l’tschuwo zur Reue. unserer vielen Sünden wegen.

ßefer n., ß’jorim pl. Buch. orach m., orochoss pl. Weg, Pfad, auch Art und Weise. zadik m., -im pl. frommer Mann, Frommer. schaar m., «cÄ’orim pl. Tor (hier im Sinn von Abschnitt, Kapitel). kaaß m. Zorn, Wut. 7nido f., -88 pl. Eigenschaft, Art und Weise, Maß. 5 WOLF, Jiddisch

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n’schomo7. un unser chachomim8 hoben gesogt: wer gern zernt, ale wetog doss gehinom9 geweltigen on im. auch hot sch’lomo hamelech1011 gesogt: wer den zorn obtut fun sein herzen, der tut ob dos bes fun seinem leib, un wer ale zeit zornig is, der is auch traurig; doss forderbt im sein leib, un wer gern zernt, so is hakodosch boruch hu11 nit kegen im geacht in seinem zorn. den im zorn weist einer nit, woss er tut, un forgeßt sein toro12. ein rag’son13, doss is in teitschen ein zorniger, der

kan nimer recht weis sein, as sch’lomo hamelech10 auch hot gesogt: der zorn rut bei den naren. un ess is gewiss, doss sein sind iberwegen seine s’chijoss14* , doss si zu fil seinen, wi auch in poßuk schtet: der mensch, der zornhaftig is, der tut meren

sind un sein onesch18 is gross. nun sein fil leit, wen si der zorn iberlauft, so schtarken si sich in irem zorn un wissen nit, woss si tun in irem zorn. un mencher macht k'lojoss17 in seinem zorn un zubrecht un zureißt, woss er bekumt, im zorn. un tut im zorn, doss ess im dernoch gereit noch dem zorn. un der zorn ziht auss di choch’mo18 fun menschen un macht, dos einer narheit un schentlich ret gleich aless der wein, wen man im zu fil trinken tut. auch reizt im on, zu krigen mit di leiten, dorum kan ein zorniger on sind nimer derfun kumen. aso sogt elijohu hanowi19 zu rabi j’hudo: du solsst nit zernen, so kumsstu nit zu sinden. unser chachomim8 hoben gesogt: on drei Sachen wert ein mensch derkent; doss ein is in der trunkheit; doss ander, wen man um gelt mit im zu schiken hot; dos drite, in seinem zorn wert er derkent, ob er sein zorn wil schterken iber sein choch’mo18 un mit werken, di er nit tet, wen er nit zornig wer, oder wen einer sein zorn aufhalt un ret un tut nit änderest as aub er nit zornig wer. dobei wert er derkent, ob er ein chochom8 is.

auch hoben unser chachomim8 gesogt: dreierlei menschen di hot hakodosch boruch hu11 besunder lib; ein reicher, der nit hofortig is, un ein ormer, der worhaftig is, un einer, der sein zorn bezwingen kan. unser chachomim8 hoben gesogt, ein zorniger taug zu kein m’lamed20. den sein tal’midim21 forchten sich for seinem ’ • • 14 11 11 14 14 14 14 17 14 14 44

n’schomo f., -88 pl. Seele. chochom m., chachomim pl. Weiser. gehinom n. Hölle. König Salomo. Der Heilige, gelobt sei er! toro f., -88 pl. Lehre, bes. die mosaische Lehre. rag’son m. Jähzorniger. 8’chijo f., -88 pl. Ehre, Vorzug, Auszeichnung. poßuk m., p’ßukim pl. Bibelvers, Paragraph (volkstümlich auch Bezeichnung für die Bücher der Propheten). oneschra. Strafe. k’lojo f. Untergang, völliges Verderben. choch’mo f., -88 pl. Weisheit, Wissenschaft. Der Prophet Elia. m’lamed m., m’lam’dim pl. Lehrer.

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zorn un darfen nit frei fragen, woss inen gebirt. un wen si im schon etwoss fragen, so sogt erss inen zorniglich, doss si ess nit forschten, wen si im den wider fragen, so schlogt er si. ober di tal’midim21 solen sich nit dran keren un solen aso lang frogen, bis doss si ess forschten, as unser chachomim8 hoben gesogt: wer do leid,

doss sein rabi22 iber im zernt un frogt im zwei oder drei mol un schweigt schtil, der is werdig, dos er al dinirn23 wert wissen, ein zorniger mensch hot nit chen24

in der leit äugen, den er gibt nimand kein gut wort, dorum is er forhaßt. un wen er schon fil toro11 12 un maassim towim25 is, so hot man im denuch feind un nimand lernt gern fun im. ein rag’son13, doss meint ein zorniger, der nemt sein s’chijoss14* ein in disen olom28, dorum hot er in jenem olom26 nikss. ein rag’son13 sein eigen gesind hoben im feind, den si hoben kein m’nucho27 for seinem zornen un scheiden, un fun seinem zorn kumen fil bese Sachen, wen sich sein gesind ser for im forcht. as mir finden bei einem, der hiß mar ukwo. sein

gesind hoben ein fuß forloren fun einer b’hemo28, di man geschecht hot. do forchten si for im sein gesind un schniden einer lebendige b’hemo28 ein fuß ob. doss is ein grosser ißur29. wer kan aless schreiben, woss Unheil fun zorn kumt. ess hot kein end. hoder un zank un krig un kin’o30 un ssin’o31, doss sein eitel bese midoss8, di kumen ale fun zorn. ein rag’son13 is nimand mochel32, wer im etwoss geton hot; er behalt es in

seinem zorn wi ein giftig schlang, ein rag’son13 brengt sich seibert fun ale gute Sachen, wen ein rag’son13 zornig is, un ein oni33 in seinem zorn zu im kumt, der nikss weiss fun seinem zorn, so ret er hertiglich b’roges34 mit im. domit tut er ein grosse awero35. der zorn forschtert di sin fun herzen, doss einer nit lernen oder miss’palel38 sein kan un kein miz’wo37 kan recht tun. ein rag’son13 ret nit b’choch’mo18. wen man 11 88 88 84 88 84 8’ 18 88 88 81 88 88 84 84 88 88

tal’mid m., -im pl. Schüler. Lehrer, Meister. din m., -1771 pl. (religiöses) Gesetz. chen m. Gunst, Gnade. maassim towim m. pl. gute Werke. olom m. Welt. m’nucho f. Ruhe, Rast, Erholung. b’hemo f., -88 pl. Vieh, Ochse. ißur m. Verbot, Verbotenes, verbotener Gegenstand. hin ’0 f. Neid, Eifersucht. ssin’o f. Feindschaft, Haß. mochel sein v. tr. verzeihen, vergeben. oni m., anijim pl. armer Wicht. roges m. Zorn; b’roges adv. zornig, im Zorn. awero f., -88 pl. Übertretung, Sünde. miss’palel sein v. i. beten. miz’wo f., -88 pl. religiöses Gebot, gute Tat.



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ein rag’son13 schtroft, so is er si m’sal’sel38 di im schtrofen. dorum schtroft im nimand. un wen ein rag’son13 ein andern schtroft, so zernt er mit im un is im m’sal’sel38. doss kan man auch ibel fun im leiden, den man sol einem gitiglich un heimlichen schtrofen; so hat man imss for gut un man kert sich on im. doss kan ein rag’son13 nit tun. ein rag’son13 kan zu keiner guten mido8 kumen, er schtelt den sein rag’sonuss38 ob. un ein rag’son13 is underbarmig.

20. Aus dem ‫״‬ssefer1 b’chinass1 2 olom3“ des Jedajah ben Abraham Bedersi, übersetzt von Isak ben Jesaja Auerbach. Gedruckt 1744 in Sulzbach durch Salman ben Ahron. Diese Edition ist die erste jiddische Fassung des um 1306 entstandenen hebräischen Lehrgedichts. Der Übersetzer, der auch als Eisak Reis oder Eisak M'dak'dek bekannt ist, wirkte in der 1. Hälfte des 18.Jhs. in Fürth, Amsterdam und Frankfurt a. Μ. - Aschkenasische Druckkursive.

chelek46, perek5*l. dass seksste chelek4 halt siben p’rokim5.

(der ersste perek8 sagt, der mensch mus wissen, das gotess choch’mo® hat geben in der natur di gewalt den himelschen schterinlauf di regirung den tracht un di gewinung in muterleib. dergleichen folgen auch ale menschenwerk dermit. wan ess den menschen einmal nit get, wi er ess haben wil, sol er nit sein fersichrung haben, di zeit wert im etwass ferendren, neiert er sol zu got boruch hu7 t’filo8 ton; er kan ferendren den schterinlauf.) ich mensch bin gar jung fun di tegen, den der mensch is schterblich, aber di schterin sein eiter, den si sein beschtendik fun anfang dass si sein beschafen worn. (2) ich mensch bin nor gleich alss ein b’hemo9 (b’loschon aschk’nas10: ein fich) 88 m’sal’sel sein v. tr. schmähen, verachten. 89 rag’sonuss f. Jähzorn.

1 1 8 4 • • ’ • • 19

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88efer n., ss’forim pl. Buch. b'chino f. Prüfung. olom m. Welt. chelek m., chalokim pl. Teil, Anteil. perek m., p’rokim pl. Abschnitt, Kapitel. chochmo f., -88 pl. Weisheit, Wissenschaft. Gelobt sei er. t’filo f., -88 pl. Gebet. b’hemo f., -88 pl. Vieh. In deutscher Sprache.

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un bedin nit einmal recht mein menschenferschtand, aber der schterinlauf is dorich gotess choch’mo® fundamentlich klug.

(3) un e ich noch bin geformt wor in muterbauch, haben schun di schterinlauf iber mir geschit ir schanzkerb zu beschlissen mich. (4) un auch e ich noch bin worn beschafen, haben di schterinlauf schun angebreit ire nezen zu fangen mich.

(5) un auch e ich bin ausgangen fun mein mutertracht, haben di schterinlauf schon bezwungen mit ire schifen zu bezwingen oder zu befassten mich. (6) nun ich mensch wan ess mir einmal ibel get wer ich fileicht denken, der schterinlauf hat mir ess zum troz zugefigt. fer war der schterinlauf is selbssten gezwungen derzu. das brengt mit gotess choch’mo® in di anrichtung, aber nit das si mich auss feintschaft heten getan in anfang mein beschafung schwache zu asamen gebrachte j’ssuross11, auch schlafe fermischung di natur hitz mit kelt, auch aufgengliche zu asamen geknipfte flakssadren.

(7) un wan den der schterinlauf zufigt ein zeit ein begenuss, dass an sumersszeit kegen mir schtreit di sun un di hitz un an wintersszeit der scharfer wint, der da zu gleichen is zu ein gross scharif scharmesser, oder sunssten grosse forchzume schtile kelten. (8) oder ich seit sindigen mit meine lefzen, dass ich mein narisch maul seit binden mit ihrige umgesunte senftige schpeis, das dafun mein umgesunder leib zubrochen wert, den gleich in ein augenblik zurschmelzt auss anander mein gebundner gebauter leib, den wert mein hochheit nider un ich fal

in ein geleger un wer gleich as ein anderer kranker, dem ich ferschmeht hab. (9) di selbige zeit is al dass gelt falsch, auch narisch ale beglikung, auch al ibrige nuzlichkeit, dass mir mein zeit aufgeladent hat das mal, di ich ir gelibt hab.

(10) samelt mir ein meine frume leit, auch alle doktoross fun di gerihmte schtat gil’od11 12, ruft mir meine warhaftige leit, di da mein anligenss oder meine krankheit recht ferschten, lasen si mehren noch fil mer arzneiung oder noch mer dreiakoss. sucht auch nach ale ferborgne r’fuoss14-bicher. forscht auch nach ale kluge leit fun miz’raim13. fragt auch ale Zauberer, ob den einer is ferhanden, der mir sagen kan, dorich was das ich mein kraft kent widerbekumen oder mit wass ales ich kent ferrichten, wass si haben ferdorben an mir di himelsche schtenden fun dato, das ich bin auf di weit gegruntfasst worn. 11 11 M 14

j’88udo f., -88 pl. Gründung, Grundlage. Gilead. Ägypten. r’fuo f., -88 pl. Heilmittel, Arznei.

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(11) kenen den ale kluge leit fun ale lender, un wan ich si schon geben seit mein haus ful silber un gold, kenten si den in himel machen fensster, das da kent dorich di fenster arunter schmelzen oder arunder nidern andre kreftung un auss mir machen ein neiess gebei, das ich seit wider wern zweighaftig gleich as ein bukss-

bäum un ich seit auch wider wern aso schtarik gleich alss ein paless ?

21. Aus dem ,,ssefer1 maasse1 2 nissim3“ des Elieser Liebermann. Gedruckt zu Fürth 1767. Aschkenasische Druckkursive. - Erstausgabe Amsterdam 1696. Eigentlieber Verfasser ist Jiftach Josef Jospe ben Naftali Hirz, Schamosch in Worms (geb. Fulda 1604, gest. Worms 1678) und Vater des Elieser Liebermann.

maasse2 fun ein j’hudi4*, der in faß geschlogen is geworden zu wermss 11. ess wont ein grosser oschir8 un ein frumer j’hudi4 zu wermss. der wor ein grosser chalfen®, der hot on sich gehot al di burgerss um zu chilfen7. un wen er in dos mokom8 ging, so nom er ale zeit alte reichsstoler bei sich, un er ferchileft7 si on di burgerss. nun einmolt on ein freitog ging der j’hudi4 auf den fischmark, um

fisch zu kaufen auf schaboss9. aso ruft im ein noch’ri10 un fregt, ob er nit schene reichsstoler for im het; er weit im wol bezolen. der j’hudi4 sogt jo un ferchileft7 im ein reichsstoler. do schtund ein furman un ruft ach on den j’hudi4, er wolt ach ein reichsstoler chilfen7. der furman ging mit im in ein keler hinob. un wi er unten in keler wor,

hilten si im doss maul zu un teten im ein welgerholz in maul, dos er nit schreien kunt, un binden im sein hend un fiß un würfen im in ein 1er faß anein. un hoben doss faß zugeschlogen un trogen den j’hudi4 in faß zum keler hinaus, un legt dos faß auf ein wogen un weiten mit im zum tor hinaus foren. un si forten gor geschwind unter den tor. do si nun hinaus wolten, schtaußen si mit iren wogen on dos tor un zubrochen ein rod in schtiken. si wolten es wider machen, ober si kunten nit, den man hert 1 1 • 4 • • ’ • • 1·

wefer n., 88’forim pl. Buch. maasse f., maa88088 pl. Geschichte, Begebenheit, Märchen. neß m., nißim pl. Wunder. j’hudi m., -m pl. Jude. oschir m. reicher Mann, Reicher. chalfen m., korrekter chal’fon m. Geldwechsler. chilfen v. tr. wechseln, umwechseln, tauschen. mokom n., m’komoss pl. Ort, Stätte, Stadt. schaboss m. Sabbat. noch’ri m., -m pl. Fremder, Nichtjude.

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etwos krechzen aus den faß. di schildwacht, di unter den tor schtund, sogten: wos hot ir in den faß ? mir glauben, es is etwos lebendigess drinen. dos wor nun schon etliche mol, dos si aso geret hoben, der furman un der bitner sogten, si musten ein wogenmacher holen, den si kenten es nit machen, si gingen awek un gingen zu ein andern tor hinaus un machten p’leto11 un lisen den wogen un pfert un den j’hudi4

im faß schten. nun es wolt bald nacht weren, es kumt kein furman nit, der den wogen wil awek firen, un hort noch als krechzen aus den faß. si gingen hin un sogten es on di rosch ezoss11 12, wi man ein wogen mit ein faß hot losen schten unter den tor. un s herten aso krechzen, si wissten nit, wos dos beteit. di rosch ezoss12 hoben onbefolen, dos man den wogen sol firen bei dos ezo haus13 un sol dos faß losen aufschlogen. dos hot man geton. as si hoben angehuben dos faß aufzumachen, do hoben si

drinen gefunden ein j’hudi4. er wor gebunden mit hend un fiß un hot ein wergelholz in maul, do man dos sach, macht man im geschwind los, den dos maul wor im aso dik aufgelofen, dos er schir kein wort mer reden kunt. di heren schprochen zu im, er solt sogen, wi er in dos faß gekumen is. so hot er ferzelt den ganzen handel, wi es gangen is. do di ezo14*dos herten, ferwunderten si sich ser iber dos maasse2 un schikten ein schoter13 in dos furman sein haus un ein schoter13 in dos bitner sein haus, si wolten si in di t’fißo16 sezen losen, ober ess wor keiner nit derheim, un seinen ach nit wider ahein gekumen. un der j’hudi4is wider b’scholom17 aheim gekumen bei sein weib un kinder un ferzelt si, wi im ein neß3 geschehen is. do sicht man, wi haschem jiss’borach18 jiss’roel19 mazil is20.

maasse2 fun di bass j’chido21 zu dem schpringbrunen zu wermss 22. ein feiner frumer man, ein lam’don22 un ein grosser oschir8 wont zu dem schpringbrunen in wormss. der hot ein hipsche tochter, ein bass j’chido21, ein fein frum kind. do ging ein forediger schtundent for ir tir forbei, un di b’ssulo23 11 14 44 44 14 14 14 14 14 *· 41 14 44

p’leto f. Flucht; p’leto machen flüchten. rosch m. Oberhaupt, Haupt; ezo f., -aa pl. Rat, Ratschlag. Rathaus. Ratsherren. schoter m., schot’rim pl. Häscher, Büttel. t’fißo f., -aa pl. Gefängnis. b’scholom adv. in Frieden, friedlich. Gott, gelobt sei er. Israel, das jüdische Volk. mazü »ein v. tr. erretten, befreien. taaa j’chido f. einzige Tochter. lam’don m., lam’donim pl., lom’dim pl. Talmudkundiger, Gelehrter. b’ssvlo f., -aa pl. Jungfrau.

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schtund eben in der tir. do schproch der forediger schtudent zu ir: ich wer heint zu dir kumen, un du musst bei mir schlofen un du wersst dich nit hiten kenen for mir. mit den foredigen schtudenten wor ess aso: es wor ein m’chaschef24, der hot ein rod gemacht un do arauf hoten sich gesezt zehn parschon, un dos rod wor arum gen, un als es arum gangen is, aso hot der sched26, der iber dos rod gesezt is, einem fun si um sein leben gebracht, ober di dofun kumen senen, die hoben ale kischuf2® gekent. ales wos er sich neiert in sin genumen hot, dos hot er gekent ton. es is ein

maasse2 gedrukt fun ak’domoss27, dos man am schowuoss28 sogt, dort inen schtet doss maasse ganz aus fun forediger schtudenten. si hoben l’ßof29 iber hant genumen, aso hot man dos rot zubrochen un m’war gewesen30 fun olom31. ober di forediger schtudenten, di hoten gross charifuss32 in der selbigen zeit un si teten wos si weiten. nun wi di b’ssulo23 dos hert, dos der tome33 der schtudent sogt, dos er weit bei ir schlofen, do wor ir angsst un bang un sogt es irem foter. der foter hot sich ser derschroken driber. un er nom zu sich in sein haus zehn rabonim34 un setzt si on ein tisch, dos si seien lernen un solten sein tochter bewachen di ganze nacht, un er sezt sein tochter oben on un saßen um ir arum. do es nun schir miten in der nacht kam, do heben di rabonim34 un ir foter un ale, di in dem haus woren, on zu schlofen. di b’ssulo23 mit hocher schtim hot si gerufen auf die rabonim34. un si

zupet di rabonim34 un si meint si zu weken. ober si kunt di rabonim34 nit aufweken. in dem kam der schtudent in dos cheder35 un sogt zu di b’ssulo23: du sichsst jo

wol, doss du dich fun mir nit kensst mazil sein20, derum kum un schlof bei mir. di b’ssulo23 sogt zu im: ich los mich Uber um mein leben brengen, e ich bei dir schlofen wil. der schtudent nom si mit gewalt un legt si nider. di b’ssulo23 zok ein meßer auss un derschtecht den schtudent. ober dofor hot sich der schtudent nit gehit.* 44 41 14 ‫·״‬ 44 17

44 44 10 41 44 ·· 44 44 44

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m’chaschef m. Zauberer, Hexenmeister. sched m., -im pl. Dämon, böser Geist. kischuf m. Zauberei, Hexerei. Ein mystisches Gedicht in aramäischer Sprache, das im aschkenasischen Ritua !nach dem Eingangsvers des Wochenfestes eingeschoben ist. schowuoss m. Wochenfest. l’ßof adv. schließlich. m’war sein v. tr. fortschaffen, entfernen. olom m. Welt. charifuss n. Scharfsinn, Spitzfindigkeit. tome adj. m. unrein. raw m., rabonim pl. Talmudgelehrter. cheder n., m., chadorim pl. Stube, Zummer. schochen m., sch’chenim pl. Nachbar.

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un di b’ssulo23 laft araus un wekt ire sch’chenim3® auf. di sch’chenim3® kamen un Sachen den schtudent peger37 ligen un Sachen ach, wi di rabonim34 schloffen un dos man si nit aufweken kunt. di j’hudim4 derschraken ser un ferchten sich for bil’bulim38 fun der ss’roro39, fun wegen dos di b’ssulo23 den schtudent derschtochen hot. si lauften anaus in dos mokom8 un machten ein gross geschrei un derzeit, wi es gangen hot un wi man di leit nit aufweken kent. es kamen sch’chenim3® arelim40

in di judengaß, dos wunder zu sehen, un unter di arelim40 wor ein alte m'chaschefo41, di sogt zu di j’hudim4: get geschwint un secht in schorenschtein, ob ach lichter drinen brenen. man sach in dem schorenschtein. do sach man fil waksslichter brenen. di m’chaschefo41 sogt: der schtudent hot di lichter seibert musen ausleschen, den heten di leit wider wacher geworn. ober weil der schtudent tot is, do is nit mer zu helfen, di leit weren musen schlofen, bis dos si weren schterben. do wor ein orel40 drunter, der sach den grossen zaar42 as di j’hudim4 um di frume rabonim34 treibten. aso sogt der orel40: ich wil eich ein ezo14 geben, fileicht is noch

zu helfen, un er sogt: ziht den horug43 naket aus un tret im wider sein bauch un engsst im, ob dos im der otum zum ochor44 herausgen must, un halt einss fun den licht derfor, dos es fun den otum ausget, dos es ausgelescht wird fun in selbsst. nun man tet dos, un aso oft alss ein licht aussging, wacht einer fun den schlofedigen rabonim34 auf. aso engsstet man im mit treten auf sein bauch, bis er ale di Echter

ausgelescht hot. aso wacht einer noch dem andern auf, bis doss si ale im haus wider wacher woren. un di b’ssulo23 kam aso b’scholom17 sunder geschent fun im un ess geschach ir ach nikss fun der ss’roro39 fun wegen der r’zicho* 45. di sch’chenim3® arelim40, di in der 44 41

nacht seinen do gewesen, di sogten eduss4® als wi ess zergangen hot. ad’rabo47 ein iderman gob ir noch recht, ei zu nun ir libe leit, do sicht man wol, wer do is frum un getreden, aso beschirmt im haschem jiss’borach18 for alem bes un for ale zaberei. omen. ·’ peger m., p’gorim pl. Leichnam, Kadaver, Aas. ·· bil’bul m., -im pl. falsche Beschuldigung, Verleumdung. ·88 ‫’״‬roro f., -88 pl. Obrigkeit, Herrschaft. 44 orel m., arelim pl. Unbeschnittener, Nichtjude. 41 m’chaschefo f., -88 pl. Zauberin, Hexe. 41 zaar m. Schmerz, Pein, Qual. 44 horug m., harugim pl. Erschlagener, Ermordeter. 44 ochor m. Hinterteil, Arschloch. 41 r’zicho f., -88 pl. Mordtat, Gewalttat. 44 eduss n. Zeugnis, Zeugenschaft. 4’ ad’rabo adv. im Gegenteil, umgekehrt.

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22. Aus dem ‫״‬ssefer1 hachajim12“ des Moses ben Simon Frankfurter (1672-1762). Gedruckt Sulzbach 1767 bei Isaak Leb. Zuerst erschienen Amsterdam 1714. Nur der zweite Teil des Buchs ist in jiddischer Sprache.2 Der erste Teil in Hebräisch heißt auch ‫״‬schaar * * schimon “.Aschkenasische Druckkursive.

dreissig tag derfir, e der mensch schterbt, ruft man aus im gan eden®, das der zadik7 wert kumen, un man breit im an sein ort in gan eden®; un sein n’schomo8*, di get ale nacht in den himel un seht ir ort. un wen er schterben sol ruft man aus, dass di zadikim7 solen im antkegen gen. un e sein n’schomo® ausget, seht er dass grosse licht fun der sch’chino® un hat ein grossen taanug1011 un nachass ruach11 derfun, mer as ale di taanugim10, di er gehat hat auf der weit weil er gelebt hat. un al sein k’rowim12 un sein eitern kumen bei im mit fil zadikim7, un er kent si ale gar gleich as wi rabi jochanan hat gekent chis’kijo melech1314 *j’hudo.

un da sein gar fil mer maassim16* , derfun man kan nit alss schreiben, neiert das itlicher is m’chujow1® zu gedenken da arauf auf den tag fun sein tot un priwen, wass der tach’liss17 fun menschen is un wi im haschem jiss’bora*ch18 beschafen hat mit sein n’schomo8, un wi man im danken un loben sol um al sein gutes, dass er wert ton mit sein frumen, welen mir noch ein wenig derfun schreiben. un wen sich di n’schomoss8 beweisen zu di menschen: zuweilenss beweisen si sich mit ire tachrichin19 un zuweilenss mit ire kleider as wi si bei ir leben gegangen sein, un zuweilenss as ein feier fun ein licht, un reden mit ir sehtim as wi si bei

iren leben geret haben, zuweilenss reden si mit di menschen in cholom20, un wen er aufwacht un find an sich ein blauen aber ein gelen fleken mag er gewiss wissen, 1 ssefer n., 88’forim pl. Buch. ■ chajim m. pl. die Lebenden. • Auch der Titel ‫״‬aZe dinim fun freiden“ Ist insofern richtig, als die Inhaltsangabe auf dem Titelblatt des 2. Teils so beginnt. 4 8chaar m. Tor, Pforte. • Simon. • Garten Eden, Paradies. ’ zadik m., -im pl. Gerechter, frommer Mann. ■ n’schomo f., -88 pl. Seele. • sch’chino f. die über dem Weltall ruhende Majestät Gottes. 14 taanug m., -im pl. Genuß, Vergnügen. 11 Erquickung des Gemüts, Seelenruhe. 14 korow m., k’rowim pl. naher Verwandter. 44 melech m., m’lochim pl. König, Herrscher. 14 Das Land Juda. 14 maassim m. pl. Geschehnisse, Taten, Handlungen. 14 m’chujow sein v. i. schuldig sein. 14 tach’li88 m. Zweck, Bestimmung. ” Gott, gelobt sei er. 14 tachrichin pl. Sterbekleider, Hüllen. 44 cholom m., chalomoss pl. Traum, Hirngespinst.

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dass das mess21 hat mit im geret, un zu wem dass si sich beweisen bedarf, nit zu sorgen, as er seit ein schreken auf sich krigen, den si beweisen sich nit zu dem, der for si derschrekt. un wi si sich beweisen is nit mer as di n’schomo8, aber nit der guf22, den der ligt im kewer23 un kumt nit araus bis t’chijass hamessim24 wert

sein, ob sich schon di n’schomo8 mit hent un fiss un leib beweist as wi er gelebt hat. den si wert gesehn wi si begern mit ir geschtalt, un wen schon zwei da weren,

ken si einer sehn un der ander nit. un aso is mit di malochim25 ach. si sein nit mer as ein n’schomo8 mit ir lichtige glider alss wem si zu si gesehn as wi dessgleichenss ein lebendiger mensch. den ess is nit an ir kein blut noch fleisch noch menschenglider, neiert ein lichtige n’schomo8.

23. Aus dem Buch‫״‬kesser1 mal’chuss1 2“ des Menachem Mann ben Salomo Amelander. Gedruckt zu Fürth 1767 durch Chajjim ben Zebi Hirsch. - Aschkenasische Druckkursive.

[Aus dem Bericht über die Judenverfolgung zu Hamburg 1730:] doch schaboss3 zu morgenss seinen wider gekumen gor fil folk. etliche hoben

schteiner in di hant gehot, etliche schteken un etliche schpißen. do hoben sich di j’hudim4 ser derschroken. den si hoben gehert sogen, dos einer hot gesogt: morgen sol es mit eich erger her gen. un fil dergleichen red hoben si gehert, un hoben nit gewisst woss si domit meinen, ober den andern tog hoben si ess gewor gewom, doss di botzgeselen seinen gegangen bei di baale m’lochoss5, di meßerss machen, un hoben sich gelost machen dreihundert grosse meßerss, dos si einem den köpf dermit kenen obhaken auf einmol. den schaboss3 zu morgen hoben si nit geterft in di schul gen. itlicher einer hot

derheim fleißig t’filo® geton, aussgenumen di in di geng gewont hoben, wu di 11 mess n., -im pl. Toter, Leichnam. ‫ יי‬guf m., -im pl. menschlicher Körper. ” kewer m., n., k’worim pl. Grab, Gruft. 14 Auferstehung der Toten. *· maloch m., -im pl. Kngel.

1 • • 4 • •

kesser m., k’ssorim pl. Krone. mal’chuss f. Königtum, Königswürde, Königreich. schaboss m., -im pl. Sabbat. j’hudi m., -m pl. Jude. baal m’locho m. Handwerker. t’filo f., -ss pl. Gebet.

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schulen sein, di seinen zu anander gekumen, um t’filo® zu ton in di schulen, un di gaßen, wu di j’hudim4 wonen, woren fol mit doss gemein folk, di gesucht um zu teten. in di selbige zeit is mehurer* 7 selikman kohen, der par’neß8*wor, araussgangen un hot sich sein leben gewogt, um misch’tadel® zu sein for di ss’roro1011 . un di knechten fun den jeneral hoben im umgeringelt, doss im kein bes sol ge-

schehen. do seinen al i heren fun di schtot bei anander gewesen un hoben beschloßen, um di j’hudim4 mazil11 zu sein, um auszurufen in di ganze schtot dorch doss befehl fun di heren, dos sich keiner sol derwegen, ein hand aufzuheben kegen ein j’hudi4 oder ein bes wort zu reden, un der do wert ower12 sein auf doss befehl fun di heren, der sol mit den tot geschtroft weren. un wer ess on di heren wert onbrengen, ess sei klein oder gross, der sol beglabt sein un sol sein belonung krigen fun di heren. do hot man ess aussgerufen in di schtot, un man hot dos befehl gedrukt un hot es auf ale erter on di schtot ongeklebt.

un nochdem doss man dos hot aussgerufen, do hoben di j’hudim4 gemeint, dos si izund megen frei auf di gaßen gen, um ir eßen zu holen fun den beker. do hoben di baale batim13 geschikt ir m’schor’ssim14, um dos eßen zu holen, do hoben dos folk ongenumen ein jüdische dinsstmeid, di do is gegangen, dos eßen holen fun den beker, un hoben ir nakedig aussgezogen. un hoben ir geschlogen mit ruten un nochgejogt bis on ir haus, un woss di meid geschrien hot, ober si hot kein hilf gekrogen. un do der beker den owen hot geefnet, do is dos folk gelafen in dos haus fun den beker un hoben doss eßen genumen. etliche hoben doss essen aufgegeßen un di kuperne kelim15, wu in doss eßen wor, hoben si zu sich genumen. etliche fun si hoben doss eßen genumen un hoben ess auf di gaßen geschmißen un hoben ess zutreten, un di kelim16 hoben si aheim genumen. un on den schaboss is gefangen geworn der kapiten fun di botzgeselen, der si hot derzu ongereizt, un noch etliche fun di den aufrur hoben gemacht in di schtot. dodurch is ein wenig geschtilt geworn doss bes, den si hoben morole gekrogen for

di heren fun di schtot. ’ • • 18 11 11 13 14 13 14

Abkürzung von morenu horaw rab, etwa ‫״‬der ehrwürdige Herr“. par’neß m.» -im pl. Gemeindevorsteher, Pfleger. 1misch’tadel sein sich v. r. sich bemühen, sich verwenden ,sich ins Mittel schlagen ,fürsprechen. ss’roro f. Herrschaft, Obrigkeit. mazil sein v. tr. erretten, befreien. ower sein v. tr. übertreten, sündigen. baal bojise m., auch baleboß m., pl. gewöhnlich balebatim Hausbesitzer, Hausherr. m’gehörest m., m’schor’ssim pl. Diener, Bedienter. keli f., -m pl. Gefäß. moro f. Furcht, Angst.

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un in diselbige zeit is gefangen genumen geworn der jung, der do hot gesogt, doss der j’hudi4 hot im gewelt teten. do hot man den jung aussgeforscht auf fil alerlei maniren. un er is auf sein wort gebliben gleich di onreizerss im ongereizt hoben, wen schon di heren im hoben moro18 gemacht, doss man im wert peinigen, doss er den emess sol mode17 sein, ober ess hot als nikss geholfen, den er is auf sein

wort gebliben beschten. ober doch hoben di heren befunden in sein red, doss si nit worhaftige sein, den er hot ess itlichess mol auf ein andre manir forzelt. so hoben si sein red for falsch forklort. denselbigen schaboss3 seinen fil j’hudim4 antlafen un hoben ir heiser un gelt un gut schten gelosen un seinen gelafen noch k’hilo k’doscho18 altona, doss noch is in den t’chum schaboss19. un fil seinen doss wasser iber geforen, um sich zu forbargen in derfer un schtet, wu si hoben bekente gehot, um sich mazil*l11 zu sein, un do si nun woren in altona, hoben sich etliche fun doss gemein folk aufgeschtelt kegen di j’hudim4. ober der her, der do gesezt is fun den kinig fun denemarken, der hot gelost aussrufen, doss der noch sein hant wert aufheben kegen di j’hudim4,

der sol getet wern. dodurch is ess geschtilt geworn. ach sontog dernoch hot der par’neß8 reb seligman gehert, doss di botzgeselen sich forgenumen hoben, um zu kumen iber di j’hudim4, um si zu teten. do is er gegangen zu den her jeneral. un sein leitenampt un sein kapiten forgenumen, so di schtotleit wider aufschten kegen di j’hudim4, doss si mit kugelss wern unter si

schißen, un di heren fun di schtot hoben befohlen on den kapiten fun di botzgeselen, doss er bei leibschtrof sol befehlen, doss itlicher botzgesel sol in sein schif sein, un so is ess ach geschehn, dos nit einer fun di botzgeselen is gesehn geworn in di schtot. doch is ess noch nit geton gewesen mit di g’sero20. den weil dos gemein folk hot gesehn, doss der jeneral un di heren unss helfen, hoben sich beroten, dos einer fun si sol arein klimen iber di muer fun ein gorten fun ein j’hudi4; un sol sehen zu kumen auf doss dach, doss keiner im sol sehen, un fun doss dach sol er schteiner arob warfen auf etliche fun doss folk, doss sich mit fleiß do unter hot geschtelt. un er hot schteiner auf si geworfen, do seinen si gekumen zu schreien zu di heren fun di schtot un hoben gesogt: ir weit kein bes globen fun di j’hudim4 un izund seht ir doch doss bes fun si, dos si schteiner auf unss schmeißen, do hot hakodosch

17 l· 11 *·

mode sein v. tr. bekennen, eingestehen. Die heilige Gemeinde (Bezeichnung jeder mosaischen Gemeinde). t’chum schaboss m. Sabbatgebiet (2000 hebr. Ellen von der Wohnung aus gerechnet). g’sero f.» -88 pl. Verhängnis, Judenverfolgung.

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boruch hu21 gegeben in doss herz fun ein grosser her fun di schtot, doss er ahin is geriten mit sein zwei dinerss. un is selber mit seine dinerss arauf gangen auf doss

dach un hot gefunden, doss ess ein noz’ri22 is, der die schteiner arob schmeißt, do wor der her sehr zernig iber im un schproch, dos er den tot hot forschuldigt. un hot on dos gemein folk ser ongeschrien, doss do iber itlicher seiness weg is gegangen.

24. Aus dem ‫״‬ssefer1 chowoss2 ha-l’wowoss3“ des Bachja ibn Pakuda. Gedruckt 1768 in Amsterdam bei Salomon Proops' Erben. - Aschkenasische Druckkursive.

Gedruckt 1924 in Wilna bei Rom. - Punktierte Quadratlettern.

er hat gesagt der m’chaber4: weil mir

wail mir hobin f’rier gisog’t, wi men

haben oben gesagt, wi man sein bitochon5*gehert an got jiss’borach8*zu haben, haben mir ferschtanden dabei zu schtelen ein ausslegung, wi man

giher bitochon8 zu hobin oif got jiss’borach®, hobin mir farsch’tanen

schuldig is zu tuhn al selche werken, di zu gotss dinsst geheren fun gotss wegen

aleint, weil

derbai zu sch’telin doss bascheidun’g fun di ofanim7, wi a men’t’sch is chajow8, ale maassim® fun got’ss din’ss’t zu ton sein fun got’ss wegin alein, wail ess is farhan’din in der sach; k’lomer1011

as sain kawon1 o11 is nit fun laitin’ss wegin, nor fun got’ss wegin alein is farhan’din; dadurch di ferborgne gedanken un di

herzer geleitert un gereinikt wern fun di fermischung un fertumlung, welche die gute werken ferderben

fun loiter’kait zu di mach’schowoss12 un k’lor’kait zu di her’zer fun di farmischun’g un fartum’lun’g woss fardar’bin sei;

11 Der Heilige, gelobt sei er! 11 noz’ri m., -m pl. Christ. 1 • • 4 • • ’ 4 • 10 11

88efer n., 88’forim pl. Buch. chow m., -088 pl. Pflicht, Schuldigkeit, Schuld, Verpflichtung. lew, lewow n., I’wowo88 pl. Herz. m’chaber m., m’chabrim pl. Verfasser, Autor. bitochon m. Vertrauen, Zuversicht, Sicherheit. Er sei gepriesen. ofon m., ofanim pl. Art, Weise. chajow adj. schuldig, verpflichtet. maassim m. pl. Werke, Taten, Handlungen. k’lomer (oft auch klomerscht, klomperscht gesprochen) sozusagen, gleichsam, quasi. kawono f. Andacht.

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un das man auch beschermt wert, sich fer di leit sehen zu machen

un mit schmeichlikeit bei si angenem zu machen, wodurch gotss dinsst seit mit falschkeit geschehn. gleich wi elijohu1®, der chawer17 fun ijob18 hat gesagt in ijob18 32: ich wil kein man fersuenen un un fun wegen kein mensch wil ich mein deo21

ferendern, das ich seit änderest reden als wi ich ess mein, den ich weiss nit zu ferendern.

jezund welen mir sekss Sachen bescheiden fun di werken, di man sol tuhn fun gotss wegen. eines is wass dass is, das man sol dass werk zu got fereinigen.

dass andre is, wudurch dass ken geschehn.

k’lomer10 worum as sain kawono11 is fun laitin’ss wegin, hot er ain fartum’lun’g harz un farmisch’te mach’schowoss12 woss sei fardar’bin di gute wer’kin. un ess is im mazil13, er sol nit schein machin far laitin, sei solin im loibin, er is seier f’rum woss as men mach’t si jo schein far laitin, as lait solin im loibin b’rein’g’t ess im zu der mido14 fun chanifo15. un er sol mit sain sch’meich’lun’g bawilig’t sain zu di baschefeniss.

aso wi elijohu1® hot gisog’t: ich wel nit nosse19 ponim20 sain kain men’t’schin un fun kain ment’schin’ss wegin wel ich main deo21 nit faren’derin, as ich sol an’der’ss reidin eider ich

mein, worum ich weiss nit zu faren’derin. un mir badar’fin izun’d bascheidin sek’ss sachin fun di wer’kin, woss men sol ton fun got’ss wegin.

ein’ss fun di sek’ss sachin is woss doss is, as men sol dem wer’k fun got’ss wegin alein ton. doss an’dere is, mit woss kon doss sain; k’lomer10 dur’ch wossere sachin kon men derzu kumen.

11 M 14 11

1‫י‬ 1T ”

10 ‫״‬

machschowo f., -88 pl. Gedanke. mazil 8ein v. tr. erretten, befreien. mido f., -88 pl. Eigenschaft. chanufo f. Schmeichelei, Heuchelei. Elias. chawer m., -im pl. Freund, Kamerad, Genosse. Hiob. n088e sein v. tr. nehmen, erlangen, bekommen. ponim n., penimer pl. Gesicht, Antlitz, Aussehen. deo f., -88 pl. Meinung, Ansicht, Verstand.

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dass drite is, in wass fer ein werk mir schuldig sein, dass zu tun. dass firde is, durch wifilarlei Sachen dass ken ferdorben un ferhindert wern. dass finfte is, wi man mus sich fun selche Sachen erweitern, bis man wert alss recht kenen tuhn fun gotss wegen.

un dass seksste is, das man sol nis’hor sein24 mit sein gedanken un sol sich wol hiten, wass man gedenkt, un sol kenen iber sein gedanken

herschen.

un doss d’rite is, in woss far ain wer’k mir sainen doss chajow8 zu ton. un doss ferte is, dur’ch wifiler’lai sachin doss kon fardor’bin un faren’der’t werin. un doss fin’f’te is, wi aso men sol sich fun a sei’ehe sachin derwaiterin bis men’t’schin solin rech’t konen ton al’z fun got’ss wegin; k’lomer10 mit wossere ezoss22 kon der men’t’sch sich derwaiterin fun sei, k’de23 er sol al’z konen ton fun got’ss wegin alein. un doss sek’ss’te is, as er sol nis’hor sain24 mit sain mach’schowo un sol sain gihit fun ir; k’lomer10 er sol hitin saine mach’schowoss12 solin sain zu got;

un sol giwel’tigin iber di mach’schowoss12.

25. Aus Friedrich, Carl Wilhelm: Unterricht in der Judensprache. Prenzlau 1784. - Deutsche Schrift. Einige Gespräche zur Uebung in der Judensprache. Besuch bey einem Freunde.

Der Fremde, der Wirth vom Hause.

Fr. W. Fr. W.

jehi haschem imochem1. borech habe»2 reb3 meyer. borech nirnze4, reb3 schlaume. wie kum ich zu dem kowed5, daß reb3 meyer mich besucht ?

‫ ״‬ezo f., -88 pl. Ratschlag. M k’de damit, um. M nis'hor sein v. p. sich belehren lassen, sich warnen lassen.

1 1 • *

80

Gott sei mit euch. boruch habo Gesegnet sei der Eintretende. reb Herr (Anrede jedes männlichen Erwachsenen). Gesegnet sei der Angetroffene.

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Fr. der kowed8 soll uf meine seit seyn. adrabe6 reb3 schlaume wert mir mauchel seyn7, daß ich mir nit schaun längst den kowed6 genummen hob, ihm zu besuchen. w. nischt kosche8, mein lieber reb3 meyer. gute freund musen es nit sau genau nemmen, wenn es sonst nor gut gemeint is. Fr. me hot mir gesogt, daß reb3 schlaume sich nit waul befint. does is eigentlich W.

Fr. W. Fr.

die ursach, worum ich eheer kum, um zu seen, woes er macht. ich sog viel moel jascher kaueeh9 far sein terche1011 . ich hob en emess11 e graussen chaule rosch12 gehat. es is mir ober borech haschem13 schaun besser. does is mir seier liep. woes macht den madame rechel mit ihre kindercher, gott behüt sie ? ich dank far eur gute nachfrog. sie befinden sich noch alle borech haschem13

gesund. W. woes gets sunst far cheduschem14* , reb3 meyer ? Fr. ich weiß goer kein cheduschem14, als das mein jüngster bruder is e chossen16 geworen. W. masel towle! vun wu ?

Fr. vun berlin. W. mit wem is er sich mißchaten17 ? Fr. die kale18 is e jessaume19. ihr voter hot geheißen reb3 awrohm hanuwer. W. woes bekumt er mit zu der nedunje20 ? Fr. beis21 alofem22 rat23 un berliner kejumen24*(cheirejess)26. W. wer is der schadchen26 gewen ? • kowod m. Ehre, Ehrenbezeigung, Ehrerbietung. • ad’rabu umgekehrt, im Gegenteil, im Gegensatz. ‫ י‬mochel sein v. tr. verzeihen, vergeben. • kosche adj. schwierig. • Vielen Dank! 10 tir'cho f., -ss pl. Mühe, Arbeit. 11 emess m. Wahrheit. 11 choli rosch m. Kopfschmerz. ” boruch haschem Gott sei gelobt I 14 chidusch m., -im pl. Neuigkeit. 14 chosson m., chassanim pl. Bräutigam. 14 masol tow Gut Glück! 11 miss'chaten sich v. r. sich verheiraten, sich verschwägern. 14 kalo f., -88 pl. Braut. 14 j’88omo f. Waise. ’· n’dunjo f. Mitgift, Heiratsgut. ‫ ״‬be88 num, zwei. 44 elef num. tausend, alofim pl. tausende. 44 rat m. Reichstaler. 14 kijum m., -im pl. Bestätigung, Bestand, Existenz. 44 cheruss f. Freiheit, Privileg.

6 WOLF, Jiddisch

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Fr. der vetter vun der kale18, bey welchen sie in haus is, un der en alter bekanter vun mein täte is, hot den schidech27 selbst den täte vorgeschlogen. die junge leut hoben sich geseen un gefallen einer den andern, sau is der schidech27 ganz in der still gescheen, und die tenohm28 geschribben geworen, ohne das es e jelud ische29 gewust hot. W. ich hob e grausse zimche30 deribber, denn wie ihr mir sogt, thut euer bruder e schidech27 hogen31. is schaun kinjenmoel gewen ?

Fr. noch nit. es wert erst zukess32 im jerze haschem33 gescheen. den wer ich efscher34 mit mein bruder bey sein kale18 noch berlin reisen. W. mein lieber reb3 meyer, mach er broche36 ibber e gloes wein. Fr. borech ate adaunoj elauheinu melech hoaulem baure prie hagefen38. (nach-

dem er getrunken:) lechajem37 reb3 schlaume, frah un kinders gesundheit. W. lachajem uliwroche28. Fr. does is e prechtike zechaure39 vun jajen40. der is roe41 liwroche35. es wert nochgroed zeit seyn, daß ich eheim gei. meine leut weren nit wissen, wu ich bleib. W. ich los ihm noch nit ewekgein, mein lieber reb3 meyer. er wert mir den kowed6 geben, does owentbraut mit mir verliep zu nemmen. Fr. ich kenn bechaje rauschi42 nit. ich hob mein frah versprochen, gleich eheim zu kummen, weil mein schweer mir hot sogen geloßt, daß er bey mir kummen wil. W. wenn es esau is, sau wil ich nit länger oen ihm mafzer seyn43. Fr. ich wer en ander moel den kowed6 hoben, länger zu bleiben, adieu. W. sey er mauchel7. 88 schad'chon m., -im pl. Ehevermittler. ‫ ״‬schiduch m., -im pl. Heiratspartie. 88 t'naj m.» t'noim pl. Bedingung, Vorbedingung (bes. für den Ehevertrag). ·· j'lud ischo vom Weibe geboren (Umschreibung für: lebendes Wesen). 88 88im'cho f.. -88 pl. Freude. 81 hogun adj. passend, anständig.. 88 ssuJcoss f. pl. Laubhüttenfest. 88 im jir'zo haschem so Gott will. 84 ef'schor adv. vielleicht, möglicherweise. 88 b'rocho f., -88 pl. Segen, Segensspruch. 88 Gelobt seist du, Gott, König der Welt, daß du die Frucht des Weinstocks geschaffen hast. lechajim Zur Gesundheit! (Trinkspruch, eigentlich: Zum Leben!). 88 Zur Gesundheit und zum Segen! 88 88'choro f., -88 pl. Ware, Produkt. 40 jain m. Wein. 41 roui adj. würdig, wert, geeignet. 48 Bei meiner Seele (bei meinem Kopf). 48 mai'zir sein v. tr. inständig bitten, in jemand dringen.

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Besuch einer Juden-Frau bey ihrer Freundin. Die Wirthin und die Fremde.

Fr. gott helf ihr, madame zoerche. W. waul gesche ihr; es gotts wilkumt, madame frumet, Fr. wie is does befinden, noch hübsch gesund ? W. borech haschem1, es geit noch oen. un wie befint sie sich, madame zoerche ? Fr. nit zum besten, wie es alte weiber geit. bald fehlt einem does, bald jens.

unterdessen mus me haschem jissborech12 danken, wenn me nor bei dem erumgein bleibt. W. sie hot recht, junge leut sennen aach nit immer gesund, ich hob nor vier joer chassene3 und bin noch kein fünew un zwanzek joer alt, un hob doch immer oenfechtung, ibberhaupt mit schnojem jessurem4 in steins gesogt. sei sie mauchel5*un setz sie sich nidder. mit woes kenn ich ihr ufwarten, mit e

schälche caffe ? Fr. ich dank viel moel, ich trink nit sau spät caffe. W. wenn es nit schaun äusser die caffe-zeit wer, hätt ich aach nit erst gefragt, do senen peiress® aus mein gorten, mach sie broche. Fr. ich wil die broche7 nit verschmähen, borech ato adaunoj elauheinu melech

hoaulem, baure prie hoetz8. does senen choschwe9 peiress®, hot sie viel in ihr goerten ? W. does joer is e broche7 in alle peiress®, ibberhaupt pflaumen, ich hob schaun vier schöffel jontewdik1011 aups gebacken. Fr. do tut sie recht deroen. peissech11, im jerze haschem12, wert es ihr zustatten

kummen. W. sie mus doch vun rechtswegen auch scheine peiress® in ihr goerten hoben, den wie mir deucht hot sie eben sau viel bäumer in ihr gorten, wie ich in meinem hob. 1 1 ’ • • • ’ 8 • 18 11 11

boruch haschem Gelobt sei Gott! haschem -jiss’borach Gott sei gepriesen! chassuno f. Hochzeit. sehen f., schinaim dual. (pl. ungebräuchlich) Zahn. - jissurim pl. Schmerz, Pein. mochel sein v. tr. verzeihen, vergeben. p’ri m., pir’j088 pl. Frucht. b’rocho f., -88 pl. Segen, Segensspruch. Gelobt seist du, Herr, unser Gott, König der Welt, der die Früchte des Baumes erschaffen hat. choschuw adj. schön, wertvoll. jontejdig (cigtl. jom-towdig) adj. feiertäglich (von Kleidern, Speisen u. dgl.). pessach in. Passah, Osterfest. im jir’zo haschem so Gott will.

6♦

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LESEPROBEN

Fr. does is waul der emess13, un ich wer auch schein aups gehat hoben, wenn es mir nit wer ewekgeganwet14 geworen. W. does is schofel15* , ihr gorten is goer chuz lemachne18, unterdessen soll kein grösserer zaar17 unter jissroel kummen. Fr. wu is den ihr mann ? ich seh ihm doch nit, er is doch waul nit verreist ? W. jau, er is nechten noch schweid zu mareck gereist un wert eierst morgen im jerze haschem12 widderkummen. ich chidesch mich18, daß sie nit auch zu

mareck gereist is. Fr. es is e derech19 rochek20. mein mann hot schaun zwey moel die pruw gemacht un hot kein moel nischt geleist, bedaucht21 sau viel wie er hauzoe22 gemacht hot. W. es is mit alle marcken nor e gewogte sach; allein woes soll me thun ? der mässe maten23 is ibberhaupt ezunder schofel15, kumt der goj24 epes zu kauften, sau

waul der zerore25*als der berger un der kafer28, sau drückt er erst den bar jissroel27 die ozomess28 eraus, un dernoch mus me sie erst borgen, grausse hauzoess22 hot der jehude, un does mide jom wejom29. schutz-gelt, dire-gelt30, rebe-gelt31 mus bezohlt weren. der row32, der chasen33 un der schamess34 wil unterhalten seyn. sau denkt me doch, das me uf den marek e groschen boer gelt in die händ kriegen soll, den uf chauwess35 einzunemmen ken me sich kein Staat machen, me kenn bedauchek21, wenn es kegen die frankferther meß geit, die heleft chauwess35, woes me haussen zu stein hot, ahnkriegen. 14 14 14 14 17 14 14 44 41 44 44 44 44 44 47 44 44 44 41 44 44 44 44

emess m. Wahrheit. gan’wenen v. tr. stehlen. schojol adj. gemein, niedrig. Außerhalb des Wohnorts. zaar m. Schmerz, Pein, Qual. chiduschen sich v. r. sich wundern. derech m., d’rochim pl. Weg. rochok adj. weit. b'dochak adv. mit Mühe, mit Not, kaum. hozoo f., -88 pl. Ausgabe, Unkosten. ma880 umaton m. Handel und Wandel, Geschäftsverkehr. goj m., -im pl. Nichtjude, Bauer. 88'roro m., -88 pl. Gutsbesitzer, adliger Grundbesitzer. kaj’ri m. Dörfler, Bauer. bar ji88*roel m. Jude. ezem f., azomoss pl. Knochen. mido jom w’jorn tagtäglich. diro-gelt n. Mietzins für die Wohnung. rebi-gelt n. Schulgeld. row m., rabonim pl. Rabbiner. chaeon m., -im pl. Vorbeter, Vorsänger, Kantor. 8cham088 m., -im pl. Synagogen-, Gemeindediener. chow m., -088 pl. Schuld, Verpflichtung.

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LESEPROBEN

Fr. do hot sie waul recht, ober wen me doch sau bechinem3’ uf marek fahren does geldt soll ehin schmeissen, lieber e kepore37 der ganzer mässe maten23. W. peschite38 is es schofel16, ober woes soll der bar jissroel27 oenfangen? kein acker un plug hot er nit. kein meloche39 toer er nit lernen, daß er sich dervun könt mechaje seyn40. als vun den versehwarzten stükehe zechaure41, un dernoch heist. es doch, der jehude is e rame42 (e neweile43).

Fr. woes soll me thun ? dorver sennen mir auch in goless44*.es wert nochgroed zeit seyn, daß ich eheim gei. wenn me in schmussen ereinkumt, weis me nit, wu die zeit bleibt. W. es is noch nit sau spät, wie sie meint, bleib sie noch e haleb scheche46 do. Fr. sey sie mauchel46, es mus schaun lepochess47 sechs uhr seyn. es is keiner derheim, uf dem ich mich recht zaumech seyn48 kenn, sie wert mir doch auch den kowed49 geben, mich bald zu besuchen ? W. ich wer mir den kowed49 geben, sau bald es mir nor wert miglich seyn; efscher60 künftigen schabess61 im jerze haschem12.

Fr. es soll mir seier oengenehm seyn. leb sie recht waul, nehm sie nit umgütig, daß ich ihr sau viel terche82 gemacht hob. W. die terche82 hot goer nix zu sogen, adrabe83 nem sie verliep mit die schlechte ufwartung. Fr. adieu, grüß sie ihr mann. W. ich wers bestellen, sey sie mauchel48. ·· 47 44 44 44 41 44 44 44 44 44 47 44 44 44 41 44 44

b’chinom adv. vergebens, umsonst. kaporo f., -88 pl. lästige, unangenehme Sache. p'schito adv. gewiss, sicherlich, m’locho f., -88 pl. Handwerk. sein v. tr. beleben, erquicken. ss’choro f., -88 pl. Ware, Produkt. ramaj τη., ramoim pl. Betrüger, Hinterlistiger. n'welo f. Aas. goluss m., n. Verbannung, Gefangenschaft (Bezeichnung der jüdischen Diaspora). schoo f., -88 pl. Stunde, Moment. - scheche ist Deminutivum mit deutscher Endung. mochel sein v. tr. verzeihen, vergeben. Vpochu88 adv. mindestens. seomech sein sich v. r. sich verlassen auf, sich stützen. kowod m. Ehre, Ehrenbezeigung, Ehrerbietung. efschor adv. vielleicht. 8chdb088 m., -im pl. Sabbat, Samstag. tir'cho f., -88 pl. Mühe, Arbeit. ad'rabo adv. umgekehrt, im Gegenteil, im Gegensatz.

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LESEPHÖBEN

26. Aus dem ‫״‬sseder1 t’chinoss12 ubakoschoss3“. Gedruckt 1835 in Sulzbach bei S. Arnstein und Söhne. Während das Titelblatt die neuhochdeuisehe Rechtschreilnmg von 1835 wiederzugeben versucht, zeigen sich sonst im Text überall deutliche und kräftige Spuren älterer jiddischer Rechtschreibung. Offenbar beruht der Text auf früheren Editionen, deren erste schon 1609 in Basel erschienen ist. - Aschkenasische Druckkursive.

[Titelblatt:] sseder1 t’chinoss ubakoschoss3, di so hipsch auserlesen und wohl erklehrt sind, wi

si noch niehmalss waren, auch sind mehrere neie t’chinoss beigefigt worden, welche am ende im regisster zu finden sind, da nun diese neieren t’chinoss biss jetzt noch nirgendss erschinen, so glauben wir, uns dadurch den beifall aller frommen frauen zu zuziehen, indem wir dise blos zu ihrem fergnigen beisetzen lissen. [Aus einem Schaboss-Gebet für Frauen:]

du herr fon der ganze weit las mich soche sein4, zu haben kinder di solen sein eitel mannsspersonen. di solen lernen dein libe toro8 fon dein heiligen namen wegen, un si solen sein frisch un gesund an ihren guf6 mit irem ssechel7. si solen an sich haben gute midoss8 un maassim towim9, un si ale solen gekrent sein mit drei midoss8, wo mir jiss’roel dermit gekrent sein, si solen sein schamhaft un solen sich erbarmen iber itlichen menschen. un si solen sein from un gotesfirchtig als wi da is gewesen aw’rohom owinu olow hascholom10. un durch si sol geheiligt wern dein heiliger namen als wi da is geheiligt worn dein namen durch jiz’chok olow hascholom11.

un si solen sein ganz mit got zu sizen al zeit in bess hamik’dosch12 zu lernen toro5 wi jaakow owinu olow hascholom10 solen glauben mit irem ganzen herzen, un si solen glauben in der ganze toro5 fon mosche rabenu olow hascholom13 un an alen, was di heilige toro5 un di heilige n’wiim14 gesagt... 1 I • 4 6 • ’ 8 • 10 II 11 13 14

sseder m., ss'dorim pl. Ordnung, Reihe. V chino f., -s8 pl. Bitte, Flehen; Frauengebet. bakoscho f., -ss pl. Verlangen, Begehren. soche sein v. i. gewürdigt sein, erreichen, erleben. toro f. Lehre, Pentateuch. guf m., -im pl. menschlicher Körper. ssechel m. Verstand, Vernunft.. mido f., -88 pl. Eigenschaft. maassim towim m. pl. gute Werke. Unser Vater Abraham, auf ihm sei der Friede. (Letzteres der gewöhnliche Eulogismus bei Erwähnen eines Verstorbenen). Isaak, auf ihm sei der Friede. bess hamik'dosch n. der heilige Tempel zu Jerusalem. Unser Lehrer Moses, auf ihm sei der Friede. nowi m.t n’wiim pl. Prophet.

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LESEPROBEN

...ich bit dich got, mein got un got mein eitern, das du solsst derfilen al dass anheischung meiness herzen zu guten un zu bentschung. un du solsst tun di anheischung, al dass beger mein herz mit der barmherzikeit. un ess solen nit kenen schten for mein t’filo16 kein ssoton18 un kein jezer horo*17 un kein hinderer, neiert es sol sein zu mir fil barmherzige malochim18, eitel gute firschprecher. un es sol an mir beschtetigt wern der possuk19, dass da geschriben schtet: un wersst goser sein20un wersst sagen ein sach, un ess wert an dir beschtetigt wem. auch un der possuk19, dass da geschriben schtet: es sol leichten dein sch’chino21 auf dein knecht, du solsst mir helfen, wi dein gnad ale zeit is. es sol sein der wilen, di sag fon mein mund, un di gedanken fon mein herzen zu for dir. got du bist mein beschefer un mein erleser. omen. w'ken jehi rozon22. 18 18 17 18 18 38 81 88

Vfilo f.» -88 pl. Gebet. ssoton rn. Satan, böser Geist. jezer horo m. böser Trieb, Leidenschaft. maloch m., -im pl. Engel. possuk m., p'ssukim pl. Bibelvers, Paragraph. goser sein v. tr. verhängen, Strafe auferlegen. sch’chino f. die über dem Weltall ruhende Majestät Gottes. Amen. Dein Wille geschehe.

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WÖRTERVERZEICHNIS

A a art. indef. ein - a H; e F. Vgl. -> an art. indef. achlen v. tr., v. i. essen (hebr.). achperen v. tr. ehren, verehren (mhd. ahtbaeren). achperkeit f., n. Ehrerbietung, Ehrfurcht - achperkeit J; achperkat Wa. acht num. acht (mhd. aht) - ach't a; acht b. achtog m. Woche. achtogig adj. wöchentlich. ächzen num. achtzehn (mhd. ahtzehen) ach'tzehen a. achzig num. achtzig (mhd. ahzec) ach'zik a; achzig b. ad(e)rauf, derauf m., ■en pl. Anzahlung, Angeld, Handgeld - adrauf B. ado adv. da, hier. adurch adv. durch, hindurch, vorbei, vorüber. af m. Affe (mhd. affe m.) — a/ a, b. afir adv. hervor. afrier adv. früher, vorher. afule adv. viel, ein großer Teil. agress f. Stachelbeere (poln. agrest m.; vgl. mhd. agra5 m.) - ägres G. aheim adv. zu Haus, nach Haus (mhd. heim) - ahaam V. aher adv. her, hierher (mhd. her) - aher a, eher F. aherzu, aherzuzu adv. hierher, her.

ahin adv. hin (mhd. hin) - ehin F. ahinten, ahinter adv. rückwärts, zurück, ahinzu adv. hin. ahinzuwegss adv. auf dem Hinweg, ahinzuzu adv. hin, hinwärts. aich pron. pers. euch (mhd. iuch) - a'ch a, aach F. aier pron. poss. euer (mhd. iuwer) - a'er a, eier J, H. aierig adj. pron. poss. eurig. aiken v. i. ächzen, stöhnen. *ail f. Eule (mhd. iule f.) - a'l a; eil b. allen, hailen v. i. eilen, hasten (mhd. ilen). ailen sich, hailen sich v. r. sich beeilen, schnell machen. ailendig, ailig adj. eilig, schnell (mhd. ilec). ailenisch, hailenisch n. Eile, ailig adj. stumpf. ailigkeit n. Stumpfheit (z. B. der Zähne), *ailung f. Eile, Eilen - eilung J. ain adv. ein, hinein, herein (mhd. in), ainbinder m. Buchbinder (mhd. inbinder) - a'nbin'der a. ainbroch m. Einbruch. aindrimlen v. i. einschlummem, nicken, ainfedimen v. tr. einfädeln (vgl. mhd. vadern m.) - ahnfädemen F. aingefinen v. tr. finden, meinen, aingeglaubt, aingegleibt adj. festen Glaubens, zuversichtlich. 89

15-106

AINGEMACHZ — ALTGESESSENER

aingemachz n. Eingemachtes, in Zucker ais n. Eis (mhd. is m.) — as a; eis b. eingelegte Früchte, Konfitüren - ein- aisen n. Eisen (mhd. isen n.) - a’sin a; eisen b; äsen, ahsen F. gemachte B. aingenemen adj. angenehm, erfreulich, *aisen-fesstel f. Eisenfesseln—a’sw/ess’iiZa. aingenemenkeit n. Annehmlichkeit, An- aisern adj. eisern (mhd. isern) — a’sir’n a. aitel adv. nichts als, nur, bloß (mhd. itel). mut. aingeschrumpen weren v. i. zusammen- aiter n. Euter (mhd. iuter n.). schrumpfen - a'ngisch'rum’pin a. ajeder pron. adj. jeder (mhd. ieder). ajin sechzehnter Buchstabe des hebräaingesunken weren v. p. versinken, ischen Alphabets, Zahlenwert: siebainhalten v. tr. zurückhalten. zig - aijin S; ain v. Reizenstein, V. *ainheiben v. tr. die Gesetzesrolle in den Schrein zurückstellen (mdh. inheben) - akegen präp. gegen(über), entgegen, hingegen; bezüglich (mhd. gegen). inheiben V. ainkumenisch n. Zuflucht(sort), Frei- aken, naken m. Nacken (mhd. nac m.) aken c, ndkin a. stätte - ahnkumneß ,Einkommen‘ F. akcr m., akerss pl. Pflugschar. ainkunft f. Einkommen, Einkünfte, ainleigen v. tr. niederreißen, demolie- ‫ ׳־‬akeraisen n. Pflug (mhd. ackerisen n.) ren - einlegen G. akira'sin a, akereisen b. ainrichten v. tr. besudeln, schmutzig akerbauer m. Bauer, Landmann. akeren v. tr. ackern, pflügen (mhd. ackern) machen. - ak'rin a. ainsaiern v. tr. einsäuem, sauer einlegen akerman m. Bauer (mhd. ackerman m.) angisa'ir't p. p. a. akerman b. *ainsamelen v. tr. sammeln, einsammeln aker-wogen m. Pfluggestell. (mhd. insamnen) - a’nsamlin a. ainsapen v. tr. einsaugen. akorscht adv. -> okorsclit adv. akss f., akssen pl. Achse (mhd. ahse f.). ainschlefen v. tr. einschläfem. ainschparen sich v. r. sich versteifen auf akssel f., aksslen pl. Achsel (mhd. ahsel etwas, etwas absolut durchsetzen wol- ' f.) — ak'ssil a; akssel b. akssel-bein n. Schulterblatt (mhd. ahsellen. bein n). ainschrumpen v. a. schrumpfen (mhd. aide adj. alle, alle die. schrimpfen, md. schrinipen). ainschteien v. i. Wohnung nehmen, lo- aldingss pron. indef. alles. ale adj. all (mhd. al) - ali a. gieren. alein adv. allein, selbst (mhd. alein) ainsen v. i. einsehen, verstehen, allan H, elein F. ainsezen v. tr. gefangen setzen. alemol adv. immer - almol, almolt S. ainsizen v. i. (lange) sitzen. aintaanen v. tr. mitsprechen, hineinre- aless, alz pron. alles, jedes - al’s a. *alewail adv. jetzt, gegenwärtig (mhd. den, einwerfen ins Gespräch (hebr.) — allewile) - alleweil V. aitane W. aintaitschen v. tr. erläutern, erklären, alker m. Zimmer, Nebenraum, Alkoven, almachtig adj. allmächtig (mhd. almahauslegen. aintuken v. tr. eintauchen, tic, almehtic) - almechtig S. aintunken v. tr. eintauchen. almer m. Schrank (mhd. almer f.) - al'mir *ainwarfen v. tr. ein Hochzeitsgeschenk a. Nach Gerzon 84,3 ist das Wort besonders in Litauen gebräuchlich. geben - aiwerje W. ainweiken v. tr. einweichen - einweicken, alt adj. alt (mhd. alt) - al't a. alte f. Greisin — al'to f. ahnweikken F; aiwasche W. ainworf m. Hochzeitsgeschenk (nach alter m. Greis - al'tor a. *altgesessener m. Ansässiger - aVtgisessiHarkavy ,Aufgeld, Handgeld‘) - inner a. worf V. 90

ALZ — AROPNIDERN

alz adv. immer (mhd. alleg). alz pron. -> aless pron. alzding pron. alles, jedes. am f. Amme (mhd. amme f.) - am F. ambess in. Amboss (mhd. anbög in.), amer adv. doch, denn doch. amol adv. einmal, einst (mhd. einmal) amol H., emoel F., emohl V. amol(d)ig adj. ehemalig, früher, einstig, amperen sich v. r. -^■hamperen sich v. r. ampernischn. -> liampernisch n. amssel f. Amsel (mhd. amsel f.) - am'ssil a; amssel b. an indef. art. ein (mhd. ein) — a'n a; an H. Wird vor Wörtern, die mit einem Vokal beginnen, anstatt -> a gesetzt. ander pron. indef. anderer; zweiter (mhd. ander). andersch(t) adv. anders (mhd. anderst), anderschwu adv. anderswo. andertmol adv. ein andermal. angel m. Fischangel (mhd. angel m.). angel m. Türangel (mhd. angel f.) -an'g'lin pl. a. *angel m. Fußknöchel (mhd. enkel m.) angel b. angssen pl. Angstschweiß (zu mhd. angest f.). anider adv. nieder (mhd. nider) - enidder F. anit konj. sonst, andernfalls. antfangen v. tr. empfangen (mhd. entvahen) - an’t'fan’gin a, anpjangen S, J. antlaien v. tr. (sich etwas) entleihen, (sich etwas) borgen; (jemandem etwas) leihen (mhd. entlihen). antlaier m. Entleiher (mhd. entliher m.) an't'la'er a. antpleken v. tr. entblößen, enthüllen, offenbaren (mhd. enblecken) — an’t'pilekin, an’p’lekin a; entpleken G; entblekken Se. antrunen weren v. p. entrinnen. antschposen v. tr. verloben, vermählen (vgl. mhd. sponsieren) — anschposen S. Vgl. Gr. 50. *antschposte f. Verlobte - an't'schipos'to a. *antschposter m. Verlobter - an't'schiposer a.

107-168

*antweichen v. i. entfliehen, entweichen (mhd. entweichen) — antweichen S. antweinen v. tr. entwöhnen (mhd. entwonen) - antwenen S. anumelt(en) adv. neulich, unlängst, apel m. -> epel m. april m. April (mhd. aprille m.) - ap'ril a. apteik f. Apotheke (mhd. apoteke f.). apteiker m. Apotheker (mhd. apoteker) ap'teker a. *ar adj. irr (mhd. erre, irre) - ahr F. arain adv. herein, hinein (mhd. herin) erein, erahn F. arauf adv. hinauf, herauf, empor (mhd. herüf) - erauf, eruf F. arauss adv. heraus, hinaus, hervor (mhd. heruij) — araus a, eraus F. *arb n. Erbe, Erbteil (mhd. erbe n.) ar’b a. arbel m. Ärmel (mhd. ermel m.). arben v. tr. erben (mhd. erben) - arben J. arbess f. Erbse (mhd. erbeiij f.) - erbis b, ar'biss a, arbesen (pl.) F. arbet f. Arbeit (mhd. arbeit, erbeit f.) erbeit S. arbeten v. i. arbeiten (mhd. arbeiten, erbeiten) - arbeten F. arbeter m. Arbeiter (mhd. arbeiter m.) ar'bter a. arbeterke f. Arbeiterin, arbetoren f. Arbeiterin, arbetorer in. Arbeiter, arein adv. hinein, herein, ein. areinnaren v. tr. verlocken, aren v. tr. -> hären v. tr. arendar, rendar, arendater m. Pächter (poln. arendarz m.). arendarke, rendarke f. Pächterin (poln. arendarka f.). arende f. Pacht, Pachtung, Pachtgut (poln. arenda f.). *argorten m. Irrgarten - ahrgorten, ergorten F. ariber adv. hinüber, herüber. arop adv. herab, hinab, herunter, hinunter - erop F. aropglitschen sich v. r. hinabgleiten, aropnidern v. tr., v. i. herabbringen, herabkommen. 91

169-220

AROPNIDERUNG — AUSSFLEIEN

aropniderung Erniedrigung, Abstieg, Verarmung - arobnid'run'g a. aropschnipen v. tr. schnell heruntemehmen. art f., arten pl. Art, Weise (mhd. art f.) oert F. arum adv. herum, umher; präp. ungefähr (mhd. herumbe). arumringlen, umringten v. tr. umringen, umgeben — umringten J. arunter adv. herunter, hinunter, hinab. *arz n. Baumharz; Naphta (mhd. harz n.) - ar'z a. as konj. dass, wenn, als, wie - as S. Vgl. Gr. 30. asa pron. dem. solch, so ein. asau adv. so - a'so a; aso S; asau F. Vgl. Gr. 30. asau-gerufen adj. sogenannt. asauner pron. dem. solcher, so einer. asch f., n. Asche (mhd. asche, esche f.) asch a, b; esch Br. ♦aschlich Aschlauch, Schalotte - asch'lich a, aschlich b, c. aselcher, aselchener, asetiger pron. dem, solcher, so einer. assren v. tr. verbieten (hebr.). aub konj. wenn, falls, ob (mhd. ob) - aub J,F. afibel m., aublen pl., eibele n. Schaumünze, Medaille, Medaillon (mhd. nobel m.). auben, auwen adv. oben (mhd. obe) — auben F. aubenon, auwenon adv. obenan; m. Vorsitz; Ehrenplatz. auber, eiber adj. ober, höher, Ober... (mhd. ober). auberschter, eiberschter m. der Höchste (Gott) (mhd. oberster) - ojberschter B. ♦aubertir f. Oberschwelle - eber’tir a. aubss n. Obst (mhd. ob$ n.) - opss c, d; aupet F. Vgl. Gr. 47. auch, auchet kj. auch (mhd. ouch) - ach S, aachV. auer n. Ohr, Nadelöhr (mhd. ör n.) - or a, b; auer F; ojer B. *auer Stunde (14. Jh. rhein. or f. Stunde, Uhr) - auer a.

auerhon m. Auerhahn (mhd. ürhan m.) auerhon a, b. 92

aueringel n. Ohrring - or'rin'g a; orringel o. *auerlepel n. Ohrläppchen - orlepel c. auf adv. auf, nach, um. aufblosen v. tr. aufblasen, mit Luft füllen (mhd. ufblasen). aufgang m. Aufsteigen, Aufstieg (mhd. üfganc m.) - aujgan'g a. aufgein v. i. aufsteigen. ♦aufgeblosen adj. aufgebläht, dämpfig (in mediz. Sinn) - aufgib'losin a. *aufgehalten adj. obstipiert, verstopft (mediz.) - aufgihal'tin a. aufgelofen weren v. p. anschwellen; zornig werden - ufgelofen weren G. aufhalten sich v. r. sich aufhalten, weilen, *aufheibung f. Aufbewahrung, Aufbewahrtes, Depositum (mhd. ufhebunge f.) — aufhebun'g a. *aufleidigen v. tr. ausleeren, auspacken aufledigin a. aufwarten v. tr. aufwarten, erwarten, warten (mhd. ufwarten). *aufwarter m. Aufwärter, Bedienter (mhd. ufwarter) - aufwar'tir a. aug n. Auge (mhd. oug n.) - aug a, b, c, J, F; ag W.; äugen pl. b; agin pl. a; agen pl. H. augenblik m. Augenblick, Moment (mhd. ougenblic m.) - aginblik a; augenplik Wa; agenblick H. ♦augbrem f. Augenbraue (vgl. mdal. augenbran f.) - augbrem a. auss präp. aus; adv. aus, zu Ende (mhd. ü?)· aussarbeten v. tr. erwirken (mhd. u^arbeiten). aussbrengen v. tr. verschwenden (mhd. u^bringen, md. ü^brengen) - oisbrerygen G. aussderweilen v. tr. auserwählen, auswählen (mhd. u3erwelen) - aussderwelin a. ♦aussderweilter m. Jüngling, Junggeselle — ausderwel’tir a. aussenweinig adj. aussen, äußerlich (mhd. üzenwendic) - aussinwenig a; aussenwenig J; auseweinek F. aussfleien sich v. r. sich flöhen - sich ausfleien F.

AUSS GANG — AZINDERT

aussgang m. Ausgang; Exkrement (mhd. ü^ganc m.) - aussgan'g a. aussgeben v. tr. verheiraten (eine Tochter), versorgen (ein Kind) (mhd. ü$geben) - ausgeben Η, B. aussgegliet part. perf. ausgeglüht — aussgig'liet a. *aussgeleist part. perf. ausgelöst — aussgiles’t a. aussgemekt part. perf. ausgelöscht, vertilgt - aussgimek't a. *aussgeschmeichelt weren angefochten werden - ausgeschmeichelt werden A-L. *aussgeschniten part. perf. entmannt aussgeschniten S. *aussgeschnitener m. Eunuche, Kastrat — aussgisch'nitiner a. aussgeschterent adj. gestirnt - ausgesterent F. aussglien v. tr. ausglühen (mhd. ü^glüen). aussheiben v. tr. herausheben (mhd. unlieben) - ausheiben herausnehmen, spez. die Gesetzesrolle aus dem Schrein herausnehmen V. aussleigen v. tr. richtig, orthographisch schreiben; deuten, erklären (z. B. einen Traum, einen Text) (mhd. umlegen) — auslegen B. aussleisen v. tr. auslösen (mhd. u^lcesen). aussleschen v. tr. auslöschen (mhd. Ü3löschen) - aussleschen a. aussmeken v. tr. abwischen, auslöschen, vertilgen (hebr. mit dt. Präfix) - ausmeken J, Se; oismeken G. - mek op streich aus F. aussraissen v. tr. ausreissen (mhd. ü^ri5en) - aussra'ssin a. *aussraisser m. einer, der auch den letzten Pfennig herauszuholen weiß — ausreisser V. aussreid m. Ausrede, Vorwand (mhd. u^rede f.) — auesreid F; ausred V.

221-281

aussschlog m. Ausechlag (der Waage) (mhd. üjslac m.) — aussschlak a. aussschnaiden v. tr. herausschneiden, ausschneiden (mhd. ü^sniden). aussschnaiden di eier kastrieren, entmannen. aussschpaien v. tr. ausspeien, ausspucken (mhd. uqspien). aussschpeien v. tr. ausspähen, ausspionieren (mhd. ü^spehen). aussschpeier m. Ausspäher, Spion — aussschpeher a. aussschpreiten v. tr. ausbreiten (mhd. ü^spreiten) — oisschpr&ten G. aussschpruch Gerichtsurteil (mhd. Ü3spruch m.) - aussschp'roch a. aussschraien v. tr. ausrufen, verkünden (mhd. ü^schrien). aussschraier m. Ausrufer - aussschra'ar a. aussschtein v. tr. ausstehen, erdulden (mhd. ödsten) - auesstein F. ausstaitschen v. tr. erklären (mhd. ü$tiutschen). ausstrachten v. tr. ausdenken, erfinden (mhd. Ü3trabten) - austrachten F. aussweiken v. tr. durchwässern, einweichen (mhd. ü^weichen) - oisweken G. aussworten v. tr. ausjäten, ausreuten — auswurten B. auwei interj. o weh (mhd. owe) - auwe S; auwey F. auwen m. Ofen (mhd. oven m.) - ofin a; owen b, J; auwen F. auwen adv. -> auben adv. auwenon adv. -> aubenon adv. awek adv. hinweg, weg (mhd. enwec) hinwek S; awek, ewek F. azind, zind adv. jetzt (mhd. iezunt) — azünd G. Vgl. -> izund adv. azinder adv. jetzt. azindert adv. jetzt - azundert G.

93

82-310

B babe, bobe f., - -83 pl. Großmutter, Hebamme (poln. baba f.) - bclbe, böbe F; babe, bube B. babremen v. tr. verbrämen (mhd. bremen) - bebrehmen F. bach Bach (mhd. bach m.)-boch a; bachb. badarfen v. tr. benötigen, brauchen, nötig haben; müssen (mhd. bedürfen) bedürfen B. badeken v. tr. bedecken (mhd. decken). badekenss n. das Verhüllen des Antlitzes der Braut mit einem Schleier, ein jüd. Hochzeitsbrauch - bedekens B. badekung Bedeckung (mhd. decke f.). baderfenisch n. Bedürfnis, Notwendigkeit - bidar'finiss a. baderftig adj. bedürftig, arm (mhd. bedurftic) - bederftig J. badingen, badingen sich v. i., v. r. ausbedingen, festsetzen, bestimmen, abmachen - bedingen sich G. *bafen v. tr., v. i. trinken (altfr. beivre, span., portug. beber) - bafen v. Reizenstein, W; bave Faber. *baf-mes Trinkgeld (hebr.) - W. *baf-momonTrinkgeld (hebr.) - v. Reizenstein. baganwenen v. tr. bestehlen (hebr.). bagaslenen v. tr. berauben (hebr.). bagegenisch n. Vorfall, Ereignis, Begebenheit; Begegnung - bigeginiss a. bageien sich v. r. sich behelfen. bager Verlangen, Bitte (mhd. beger f.) biger a. bigeren v. tr. begehren, verlangen (mhd. begern) - bigerin a. *bagesstig adv. verlegen, gehemmt (zu -> gasst m.) - begäschtig V. baginen adv. frühmorgens, bei Tagesanbruch. bagleibt adj. vertrauenswürdig, sicher (vgl. mhd. geloubsam adj.) - begl&bt G. bagliken v. tr. beglücken, glücklich machen (mhd. beglücken). baglikung Glück, Gelingen - beglikung c, d. bagraifen v. tr. ergreifen, begreifen (mhd. begrifen) - bi'gra'fin a. 94

bagrebenisch n. Begräbnis; Grab, Friedhof (vgl. mhd. begrebedo f.) — big'rebiniss a. bahalten v. tr. verstecken, verbergen. baheften sich v. r. sich verbinden, vereinigen - beheften J. bahelfen v. tr. helfen, unterstützen (mhd. behelfen). bahelfer m., belfer n. Gehilfe, Helfer des Schullehrers; er leitet die Kinder zum Schulraum, beaufsichtigt sie und erteilt auch aushilfsweise Unterricht - behelfer B. baheltenisch n. Versteck (mhd. behaltnisse f.) - bihel'tiniss a. bahilfig adj. behilflich, hilfreich - behülfek F. bai praop. bei (mhd. bi) - ba a; bah F. *baifal m. Zustimmung, Gewährung, Erlaubnis - beyfall F. baigartel m. Geldbeutel, Geldkatze (mhd. bigürtel m.) - ba'gar'til a. baihor Perücke; lange Haare am Hinterköpf — ba'hor a. baikumen v. tr. überwinden, besiegen, bail f. Beule (mhd. biule f.) - baal F. baisach f. Nebensache (mhd. bisach f.). baischtidel Türpfosten (vgl. mhd. bistal n.) - basch'tetil a; beischtidel c; beystidel F. baissen v. tr. beissen (mhd. bigen). baitel m. Geldbeutel (mhd. biutel m.) ba’tila; beitel b, c. baiten v. tr. wechseln, tauschen, ändern (mhd. biuten) - beiten G. baitsch f. Peitsche (poln. bicz m., spätmhd. pitsche) — beitsch G. *bajidischlich adv. auf echt jüdische Art bejidd.ischlich V. bak f. Wange, Kinnlade (mhd. backe m.) bak b. bakantschaft, kentschaft f. Bekanntschäft; Kenntnis, Kunde, Wissen(schäft). *bakaubss n. Backobst, trockenes Obst bakaubst F. bakauwen m. Backofen - bakowen b.

BAKEN — BASCH RA IEN

baken v. tr. backen (mhd. bachen) - balcin a; bachen S. bakenen, bakonen v. tr. bekannt machen, vorstellen; bekennen (mhd. bekennen) — bikenin a. bakenen sich, bakonen sich v. r. kennenlernen. bakonen v. tr. ->■ bakenen v. tr. bakonen sich v. r. -> bakenen sich v. r. *balbirer m. Barbier — bal'birer a. bald adv. bald, sofort, gleich (mhd. balde) — balid a. balegeren v. tr. belagern (mhd. belögern) bileg'rin a; belegern G. baleiten v. tr. begleiten, geleiten (mhd. beleiten) — bild'tin a; beleiten F; beleten G. balken m. Zimmerdecke, Balken (mhd. balke m.) — bal’kin a; balken b. balsameil n. Balsamöl (mhd. balsemöl n.) — bal'ssumel a. *bamante f. Verheiratete - biman’to a. bamelech adv. -> pamelech adv. *ban m. Bann (mhd. ban m.) - ban'd a. banaien v. tr. in Gebrauch nehmen, einweihen. banarischen sich v. r. einen Fehler machen. band m. Band (Buch) (mhd. bant n.). banemen v. tr. begreifen. *baner Banner, Fahne (mhd. banier n.) banir a. bang tun leid tun; Sehnsucht haben. Vgl. -> benken.

bank f. Bank (mhd. banc f.) — ban'k a; bank b. banket Bankett - pan’ket a. banugenen sich v. r. sich begnügen (mhd. benüegen). bar f., barn pl. Birne (mhd. bir f.) - birin pl. a; biren pl. b.; beer f., barne f. F. barchess pl. Weißbrot für Sabbat und Festtage. (Etymologie früher zu Unrecht umstritten. Mdal. Abschleifung und Form von jidd. b’rocho f., b’rochoss pl. ,Segen, Segensspruch‘: Weißbrot ist zwangsläufig erforderlich für die Sabbat-Brochess) - barcheß F; barchee Faber; bercheß F; bereites F. berches-kuchen 1723 Frankfurt a. Μ.

311-360

barechenen v. tr. erwägen. bareden, bareiden v. tr. verleumden, klatschon (über); überreden (mhd. bereden) - bereden G.

bareiden v. r. -> bareden v. tr. *baremharzigkeit n. Barmherzigkeit(mhd. barmherzecheit f.) - barimhar'zika't a. *baretl n. Barett - baretl b. barg m. Berg (mhd. berc m.) - bar'g a; berg S, J. barimer m., brimer m. Prahler. barimen sich v. r., brimen sich v. r. prahlen (mhd. berüemen v. tr., v. r.) — b’rimen a. barscht f. -> berscht f. harschten v. tr. -> berschten v. tr. *barudelen v. tr. verleumden, Übles nachreden - beroddelen V. Vgl. -> rüdelen und -> ruderen. bass m. Bassist (Synagogensänger) - baß F. basacht adv. langsam, sacht (spätmhd. sachte). Vgl. wegen des Präfix auch -> pamelech.

baschafen v. tr. schaffen, erschaffen (mhd. bescheffen) - bischafin a; beschafen G. baschaimperlich adv. offensichtlich (mhd. schinbaerliche adv.). - bescheimperlech G. baschefenisch n. Geschöpf (mhd. beschepfe n.) - beschifenesch G. baschefer m. Schöpfer (mhd. beschepfer m.) - besehe]er J. bascheiden v. tr. deuten, erklären (mhd. bescheiden). Vgl. Gr. 52. bascheidenisch n. Deutung. Erklärung, Auslegung - bischa'd'niss a. bascheinen v. tr. verschönen, Schönheit verleihen, verherrlichen (mhd. beschoenen) - besehenen J. *bascheremung Beschirmung, Beschützung (mhd. beschermunge f.) — bischer'mun'g a. baschnaiden v. tr. beschneiden (mhd. besniden) — bisch'na'din a. baschnaidung Beschneidung f. - bisch'na'dun'g.

*baschniten part. perf. beschnitten — bisch’nit'n a. *baschraien v. tr. ein Kind zu sehr loben, zuviel Aufhebens von ihm machen (und 95

361-416

BASCHTETIGEN — BENKSCHAFT

dadurch Unheil herbeirufen) — beschrieen V.

baschtetigen v. tr. bestätigen (mhd. bestetigen) - bisch'tetigin a. *basilferen v. tr. besudeln, beschmutzen (mhd. besülwen) — besilfern J. basst Bast (mhd. bast m.) — bass't a. basuchen v. tr. durchsuchen. bataiten v. tr. bedeuten (mhd. betiuten). batalje Schlacht, Gefecht - batalie F. batribt adj. betrübt (mhd. betrüebt). batrigen v. tr. betrügen, täuschen (mhd. betriegen). *batrigenisch Betrug m. — betrignissJ. bauch m. Bauch (mhd. buch m.) — bauch a, b. bauchgrimenisch Bauchweh, Kolik, bauchweitig n. Bauchschmerzen. baud f. Planwagen; Hütte (mhd. boude f.) - boid G. baudem m. Boden, Speicher (mhd. bodem m.) — budim a; budem c; buden b; bidem G. bauen v. tr. bauen (mhd. buwen). baueren v. tr. bohren (mhd. born). baugen m. Bogen (mhd. boge m.) — bogin

a. bäum m., beimer pl. Baum (mhd. boum, bäm m.) — bäum m., bamir pl. a. baumel n. öl - baumel a. *baumgorten m. Baumgarten (mhd. boumgarte m.) - baumgor’tin a. baune Bohne (mhd. böne f.) — bonin pl. a. bawaibter m. Verheirateter, Ehemann — biwa'b'ter a. bawaisen v. tr. zeigen (mhd. bewisen) — beweisen G. bawel f. Baumwolle — bamwol a. bawiligen v. tr. erlauben, gewähren, einwilligen — biwil'gin a; bewiligen J. bawiligt adj. willig, geneigt, freundlich, bawiligung Erlaubnis, Einwilligung, bazaitenss adv. beizeiten, rechtzeitig (mhd. bi ziten). bazolen v. tr. bezahlen, vergelten (mhd. bezaln) - bizolin a. bazwingen v. tr. bezwingen, unterwerfen (mhd. betwingen) — biz’win'gin a. bazwungen part. perf. bezwungen (mhd. betwungen) - biz'won'gin a. 96

becher Becher (mhd. becher m.) - bechir a; becher b. beide pron. beide (mhd. beide) - bade a. beigel n. Kipfel, Hörnchen, rundes kränzförmiges Gebäck, Brezel - bejgel m. B; Mgel G. beigelchaper m. gemeiner Dieb, der auf dem Markt Brezeln stiehlt — bejgelchaper B. beigen v. tr. beugen, biegen (mhd. böugen, biegen) - beigen F. beigen sich v. r. sich beugen. bein n., beiner pl. Knochen, Bein, Gräte / (mhd. bein n.) - ba'n a; baan V; bein b, F.; Mn G. beinerdig adj. knochig. beineren adj. knöchern, beinern - beneren G. beis zweiter Buchstabe des hebräischen Alphabets, Zahlenwert: zwei — beiß S; beiss V; bejss B; bes v. Reizenstein. beis adj. zornig, schlecht; falsch (von Münzen) (mhd. boese) - bes a; beis F, V, W. beis Bosheit, Schlechtigkeit (mhd. boese f.) — beis V. beiseren sich v. r. böse werden, sich ärgern, sich erzürnen, schelten (mhd. sich boesern) — bejsern sich B; besern sich G. beiskeit n. Bosheit (mhd. bösheit f.) — bosskeit J. beislich adv. zornig (mhd. bcesliche adv.) *beiswicht n. Bösewicht (mhd. boesewiht m.) — beswich't a. *bek m. Bäcker (mhd. becke n.) - bek a, b. beken n. Becken, Waschbecken (mhd. bocken n.) — bekin a. bekenbraut n. Brot oder Kuchen, der als Lohn für eine gute Botschaft gegeben wird; die gute Botschaft selbst — bekenbrojt B. beker m. Bäcker (mhd. becker m.) — bekam; beker b. bele f. beim Kartenspielen der König und die Dame im Trumpf (it. bella f.). belfer m. -> bahelfer m. benkel n. Stuhl, Sessel. benken sich sehnen, Sehnsucht haben (mhd. bangen). Vgl. G. 105, 6. benkschaft n. Sehnsucht.

BENSCHEN — BOD

417-477

benschen, bentschen v. tr. segnen, beten, bir Bier (mhd. hier n.) - bir a. das Dankgebet nach Tisch verrichten birger m. Bürger (mhd. burger m.) - bor'gir a. (vgl. provenzal. benesir, benedir segnen, beneisö f. Segen; altfr. benei^on f. bis konj., praep. bis (mhd. bis) - bis a. Segen; span, bendecir segnen, bendicion bischof m. Bischof (mhd. bischof m.). f. Segen; port. benzer segnen) — ben't'Vgl. Gr. 38. sohin a; bensche W. Vgl. Gr. 255 Anm. biss m. Biss (mhd. bis m.) - biss a. 4. bissel n. bisschen. bentscherl Gebetbüchlein, das die Gebete bissen m. Bissen (mhd. bisse m.). nach den Mahlzeiten und das Nacht- bisslechwais adv. allmählich. gebet vor dem Schlafengehen enthält *bitel m. Büttel, Voigt, Stadtknecht (mhd. benscher B. bütel m.). biter adj. bitter (mhd. bitter) - biter a. bentschlicht n. Sabbat-, Festtagskerze, bentschung Segen, Segensspruch - ben’t’- blai n. Blei (mhd. bli n.) - b'la a; blei b. schun’g a; benschung b. blaiben v. i. bleiben (mhd. beliben) ber m. Bär (mhd. ber m.) — ber a, b. beieiben S. berscht, harscht f. Bürste (mhd. bürste f.) blanken v. i. glänzen (mhd. blanken). — berst, barst F. blau, blo adj. blau (mhd. blä) - b’lob a; berschten, harschten, borschten v. tr. bürblo S. sten — berschte W. blaus adj. nackt, bloss (mhd. blös). besem m. Besen (mhd. besem m.) — besem blech n. Blech (mhd. blech n.) - b’lech a. a; bejsem B. blecher m. Klempner (vgl. poln. blacharz besser adj. comp., adv. besser (mhd. m.). beiger) - bessir a. bliechz Blüte, Blume (vgl. mhd. blüe f.). besserung Verbesserung; Entschädigung, blien v. i. blühen (mhd. blüen). Buße (mhd. besserunge f.) - bess’run’g blik m. Glanz, Blick (mhd. blic m.). bliken v. i. glänzen, blicken (mhd. blicken) a; bessrung S. - bliken ,glänzen‘ S. bet n. Bett (mhd. bet. b) - bet a, b. *bet Beet (mhd. bet n.) - bet a. blind adj. blind (mhd. blint) — blin’d a; beten v. tr. bitten, ersuchen, einladen; beblind b. ten (mhd. beten). *blit Blüte (mhd. blüete f.) - b’lit a; blit b. betgewant n. Bettzeug (mhd. betgewant bliz m. Blitz (mhd. blitze m.) - b’liz a; bliz b. n.). bibel Bibel f. (mhd. biblie f.) - bibli a. blizen v. i. blitzen (mhd. blitzen). *bider adj. brav, tüchtig, bieder, ehren- blo adj. -> blau adj. blom f. -> blum f. haft (mhd. bider) - bider S. bikss f. Gewehr, Flinte; Behälter, Dose blos Blase, Pustel (mhd. blase f.) — b'los a. (mhd. bühse f.) - bik’ss a; biks V; bix F; blosen v. t. blasen (mhd. blasen) - blosen S; blosen F. büchs H. *bloshorn Schofar, Widderhorn bil(e)cher adj. comp. vorziehenswert, blosshor'n a. wichtiger, beachtenswerter (mhd. bilWoter m. Bläschen, Blatter (mhd. blätere lieh adj.). * f.) - b’lot’r a; plotern, blatern pl. S. bil(e)cherkeit n. Vorzug. bilen v. i. (gebilt, gebulen p. p.) bellen blum f. Blume, Blüte (mhd. bluome f.) (mhd. büllen). b'lum a; blum b. biler m. Beller; Schmäher, Verleumder, blut n. Blut (mhd. bluot n.) - b’lut a; bilerai Gebell; Schmähung, Verleumdung, blut b. bin f. Biene (mhd. bin f.) - bin a, b. bobe f. Saubohne (poln. böb m.). *bindfodem m. Bindfaden - bindjödem F. bobe f. -> habe f. bintel n. Bündel (mhd. bündel n.). bod n. Bad (mhd. bat n.) - bod a. 7 WOLF, Jiddisch

97

178-533

BODEN SICH —BRIWEL

joden sich v. r. baden (mhd. baden). *boder m. Bader (mhd. bader m.) beder b. jodner m. Böttcher, Büttner, Faßbinder (mhd. büteneere m.; vgl. poln. bednarz Hl.). jok m. Bock (mhd. boc m.) - bok a. aoksser m., bokssern pl. Johannisbrot bok'sshorn a; boksshoren b; bokser B, G. bombele, bomberl n., -ech pl. Gehänge, Ohrgehänge (vgl. nhd. baumel f., ohrbommel f.). bomblen sich v. r. baumeln, schwanken (nhd. baumeln, bommeln). bomblen sich in kop eine schwache, unbestimmte Vorstellung haben. bord f. Bart (mhd. bart m.) — bor’d a; bart b. borenschtein m., burschtin m. Bernstein (mhd. bornsten m., poln. bursztyn m.) borenetein F. borg Borg, Kredit (mhd. bore m.) bor'g a. borgen v. tr. borgen (mhd. borgen). borger m. Bürge (mhd. borge m.) bor'gir m. borschten v. tr. -> berschten v. tr. borten m. Ufer, Strand (mhd. borte m.) bor'tin a; bort H. borwess adv. barfuß (mhd. barvuos; adj.) - burwess B. *botenbrauter m. Bote (mhd. botenbröter m.) - botenbroter J. *botschaft Botschaft (mhd. botschaft f.) — botschaft a. braien v. tr., v. i. brauen; erzählen, berichten (mhd. briuwen) - breien G. brailaf, braileft Hochzeit (mhd. brütlouf(t) m. ). brand Brand (mhd. brant m.) - b’ran’d a. brandopfer Brandopfer (mhd. brantopfer n. ) - brandopfer J. branfen m., bronfen m. Branntwein (mhd. brantwin m.) - b'ran'twa'n a; brantwe F. braun adj. braun (mhd. brün). JJraus n., braiser pl. Brauhaus, Brauerei (mhd. * bruwe-hüs n.). brausen f., -ss pl. Brosame, Krume (mhd. brosem f.). 98

braut n. Brot (mhd. brot n.) - b’rot a; brot S, b; brand V. *brautschtik Brautgeschenk (mhd. brütstück n.) — b'rautschtik a. brechen v. tr. brechen, zerbrechen (mhd. brechen). brechen di hent die Hände ringen. breit adj. breit (mhd. breit) - b'ra’t a; braat V. breit adj. bereit, fertig (mhd. bereit). *breitel n. Brötchen - breidje V. breiten v. tr. bereiten, fertig machen (mhd. bereiten). breitkeit n. Breite (mhd. breite f.). brekel n., brekelech pl. Stückchen (mhd. brocke m.) — brek'lich pl. a; breklich pl. c. brem f. Augenbraue, Wimper, Lid (vgl. mhd. brän pl.) - brem a, G. Vgl. Gr. 544. bren Brand, Hitze, Glut (mhd. brenne f.). brenbril Brennglas. brenen v. tr., v. i. brennen (mhd. brennen), brenendig adj. brennend, heiß, glühend bren’dig a. *brenestel f. Brennessel (mhd. brennne^^el f.) - brennestel F. brengen v. tr. bringen (mhd. brengen) bren'gin a; brengen c, S, H. *brenzerig adj. angebrannt, verbrannt, ,brenzlig‘ (fast nur in der Verbindung ,es riecht -*) — brenzereg F. bret n., breter pl. Brett (mhd. bret n.) bretir pl. a; breter pl. b. brien v. tr. brühen, kochen (mhd. brüen). brien sich v. r. sich verbrühen, sich verbrennen. brif m. -> briw m. brik f. Brücke (mhd. brücke f.) - b'rik a. bril Brille (mhd. brille m.) - b’ril a; briln pl. b. brimen sich v. r. -> barimen sich v. r. brimer m. -> barimer m. *brinel kleiner Brunnen (mhd. brünnel, brünnelin n.) - bruendlein S. britnal m., -en pl. Brettnagel (mhd. *bröt-nail m.). briw m., brif m. Brief (mhd. brief m.) b'riw a. briwel kleiner Brief (mhd. brievel n.).

BRO — CHES

534-565

*bro f., broen pl. Augenbraue (mhd. brä f.) - bro b, c. broch m. Bruch, Leid (mhd. bruch m.) — broch a. *brochbriw m. Quittung (mhd. bruchbrief m.) — b'rochb'riw a. broche f. Segen, Segensspruch (hebr.) broche F; beröche, beruche W. broken v. tr. brocken (mhd. brocken), bronfen m. -> branfen m. *brotbeken Bratbecken, Kochgefäß (mhd. brätbecken n.) - brotbekin a. broten v. tr. braten (mhd. braten) b’rotin a. broten Braten (mhd. brate m.) - broten V. *broteren v. tr. -> *gebrotert p. p. brower m., -en pl. Brauerei (poln. browar m.; vgl. mhd. briuwer m. ,Brauer‘). *bruchgartel m. Hosengurt (mhd. bruochgürtel m.) — brochgar'til a. brud m. Schmutz (vgl. ahd. prod, bayr. brod). bruder m. Bruder (mhd. bruoder m.) b'rüder a. brudig adj. schmutzig. bruk m. Straßenpflaster (poln. bruk m.).

brukiren v. tr. pflastern (poln. brukowad). brukirer m. Pflasterer (poln. brukarz m.). brumen v. i. brummen, summen (mhd. brummen). brune f., brunem m. Brunnen (mhd. brunne m.) - brun b; b'runin a. Ixusst f., brisst pl. Brust (mhd. brust f.) b’russ't f., b'riss't pl. a; brusst f., brisst pl. b. brussttuch n. Wams, Leibchen - b'russ'tuch a; brustuech F. buch n. Buch (mhd. buoch n.) - buch a, Br. bufelokss Büffel (mhd. büffelohse m.) bufelokss B. buken sich v. r. sich bücken (mhd. bucken). bukssenbaum m. Buchsbaum (mhd. bucksboum m.) - bok'ssinbaum a; bukssbaum b. burgmaisster m. Bürgermeister (mhd. burgermeister m.) — bor'gima'n'ss'ter a; borgemeister F. burschtin m. -> borenschtein m. busem m. Busen (mhd. buosem m.). butel, butilke Flasche (poln. butla f., butelka f.) - bütel G.

chapen v. tr. fangen, haschen, fassen, hastig greifen, packen, nehmen, schnappen (poln. chapaü v. tr.) - chapen B; chappen F; gappen V.

ches achter Buchstabe des hebräischen Alphabets, Zahlenwert: acht — cheß S; ches v. B,eizenstein; chejss, chess B; geiss, gess V.



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666-609

D dach m., n. Dach (mhd. dach n.) - dach a, b. dain pron. poss. dein (mhd. din) - da’n a; dahn F. daitsch adj. deutsch (mhd. diutseh) da’tsch a. Vgl. auch -> taitsch adj. daitschisch adj. deutsch. daitschmerisch adj. quasi-deutsch, eingedeutscht jiddisch (verächtlich über die Assimilationssprache). daitschmerism Germanismus (im Jiddisehen). daitschun m. deutscher Jude (verachtlieh). daitschwarg n. Bücher in deutscher Sprache. damp Dampf (mhd. dampf m.) - dam’p a. dank m. Dank (mhd. danc m.). danken v. tr. danken (mhd. danken) — dan’kin a. dar adj. dürr, mager, trocken (mhd. dürre, dürre) - dar a; dahr F; der Wa. darfen v. i. brauchen, bedürfen, nötig haben (mhd. dürfen, dürfen) - dar’fin a. *daumen m. Daumen (mhd. düme m.) daumin a. dawenen v. tr., v. i. beten (Etymologie ungeklärt) — dawenen F, B; dafnen Selig 1792. Das Wort gehört nur dem östl. jüd. Idiom an; bei den westl. Juden galt dafür -> oren. *decht m. Docht (mhd. täht m.) - deeht F. deissche Backtrog; Kübel, Gefäß (vgl. nhd. döse f. DWB II 1310) - dese G. dek m. Grund, Boden (eines Gefäßes, Gewässers); Decke (mhd. decke f.) dek a; tek Wa. dektuch n., dekticher pl. seidenes Tuch, womit das Antlitz der Braut vor dem Gang zum Trauhimmel bedeckt wird — dektuch F; dektuch B. Dieser Hochzeitsbrauch heißt -> badekenss. Der westl. und wohl ältere — Ausdruck für das Tuch ist -> fligerl. demelt, demolt, demolss adv. damals, dann (mhd. des mäles) - d&melt G. demeltig, demolssdig adj. damalig.

100

*demhaftiger m. Bescheidener, Demütiger (vgl. mhd. demuot adj.) - dem'haftigir a. *demhaftiger m. Bescheidener, Demütiger (vgl. mhd. demuot adj.) - dem’haf tigir a. dempen v. tr. dämpfen, v. i. dampfen (mhd. dempfen) - dem’pin a. *demutikeit f. Demut (mhd. demuoticheit f.) — demutikeit J. densstmol, denzmol adv. damals, dann (mhd. des mäles). der art. def., pron. dem. der, dieser (mhd. der). der f. -> dor f. derain adv. darin (mhd. darin). derauf adv. darauf (mhd. darüf) - darauf S. derauf m. -> ad(e)rauf m. derbai adv. dabei (mhd. däbi) - darhei S. derbaremdig adj. gnädig, mitleidig, barmherzig (mhd. erbarmec) - derbar’mig a; derbarmig J, c. derbaremen sich v. r. sich erbarmen (mhd. sich erbarmen). derbaremkeit n. Barmherzigkeit (mhd. erbarmecheit f.) - derbarmekeit J. derde ein Kartenspiel - derdel B. derfar adv. dafür; konj. deshalb, deswegen, daher; davor (mhd. dävür) darfor S; dervor, derveier F. derfun adv. davon (mhd. dervon) - darfun S; dervun F. derhaupt adv. insbesondere, überhaupt (vgl. mhd. über houbet) - derhept G. derhauchen, derheichen v. tr. erhöhen, verherrlichen (mhd. erhoehen) - derhechen J. *derheicheren v. tr. höher machen, erheben (die Stimme) (mhd. erhoehern) — erhechern G. fun derheim adv. von zuhause (mhd. von däheiine). in derheim adv. zu Hause (mhd. in däheime). derhinter adv. dahinter (mhd. dähinder) derhinter F.

DERIBER — DOLET

deriber, derimech adv. darum, daher, deshalb (mhd. darüber) - deriber G, V. derinen, drinen adv. darin, drinnen (mhd. darinnen). derkegen adv. dagegen, hingegen (mhd. dagegen) - derkegin a; derkegen Wa, F; dergegen H. *derlaichten v. tr. erleuchten (mhd. erliuhten) - derleichten J. derlauben v. tr. erlauben, gestatten (mhd. erlouben) - derldben H. derlaubenisch n. Erlaubnis, Genehmigung — derla'bniss a. derleisen v. tr. erlösen (mhd. erlcesen). derleisung Erlösung - derlesun'g a. derlosen v. tr. erlauben, gestatten, dermanen v. tr. erinnern, erwähnen (mhd. ermanen). dermanen sich v. r. sich erinnern. *dermeien v. tr. ergötzen (mhd. ermeien)dermeien J. dermit adv. damit (mhd. damit), derneben adv. daneben, nahe (mhd. daneben) - derneben Br. dernenteren v. tr. nähern (vgl. mhd. naehent adj. nahe). dernenterung Annäherung. derneren v. tr. ernähren, erhalten (mhd. ernern) - derneren S. dernoch adv. danach, dann (mhd. darnach) - dernoch a, J; dernöch F; darnoch S. dernochdem adv. danach, dann. deron, dron adv. daran (mhd. daran), derschlogen v. tr. niedergeschlagen machen (mhd. erslähen). derschlogen sich v. r. sich durcharbeiten, derschreken v. tr. erschrecken (mhd. erschrecken). derschreken sich v. r. sich erschrecken. *derschrekenisch Schreck, Furcht - derschrekeniss J. dertrachten v. tr. erfinden. dertrinken, dertrenken v. tr. ertränken (mhd. ertrenken) - dert'ru'nkin worin ,ertränkt worden‘ a. dertrinkenisch, dertrenkenisch n. Überschwemmung. derum adv. darum, deshalb - darum S. derunter adv. darunter.

610-671

derwail, derwaile adv. inzwischen, indessen (mhd. die wile). derwider adv. wider, gegen. derzeilen v. tr. erzählen (mhd. erzeln) derzelin a; derzeilen F. derzerenen, derzorenen v. tr. erzürnen (mhd. erzürnen, erzornen). derzier m. Erzieher, Mentor (mhd. erzieher) — derziher a. *derzioren f. Erzieherin - derzih'rin a. derzorenen v. tr. -> derzerenen v. tr. derzu adv. dazu (mhd. darzuo) - darzu S; derzu F. dezember m. Dezember — dizem'ber a. dich f., dicken pl. Hüfte, Lende, Schenkel (mhd. diech n.) - dich't a; dich b, c, G. dik adj. dick (mhd. die) - dik a. diment m. Diamant (mhd. demant, dement) - dimant, diemant F. din adj. dünn (mhd. dünne) - din a, J. dinen v. i. dienen (mhd. dienen). diner m. Diener (mhd. diener) - diner a. dineren f. Bediente (mhd. dienserinne f.). dingen v. tr. mieten, dingen (mhd. dingen), dingen sich v. r. feilschen. digsst f., dinssten pl. Dienstmagd, Magd ■' (vgl. mhd. dienst m. Diener) - dinst B. dinsstig m. Dienstag (mhd. dienstac m.) dyn'ss'tog a. d^fisstmaud f., dinsstmeiden pl. Dienstmädchen (verächtlich) - dinsstmeid c. dinsstmeidel n., dinsstmeidlech pl. Dienstmädchen. dir pron. pers. dir (mhd. dir) - dir a. dischel m. Deichsel (mhd. dihsel f., poln. dyszel m., mdal. Liv- u. Estland diestel f.) — dischel B. *disstel f. Diestel (mhd. distel f.) - diss't'lin pl. a. do adv. da, hier (mhd. do) - do F, H. doch adv. demonstr. doch (mhd. doch). ^Jdfcter m., doktaurim pl. Arzt (poln. doktor m.). dokteren, dokterke f. Ärztin. dokteren v. tr. ärztlich behandeln, heilen, dokteren sich v. r. ärztlich behandelt werden. dolet vierter Buchstabe des hebräischen Alphabets, Zahlenwert: vier - dolet V; dollet S; dales v. Reizenstein.

101

972-719

DÖNERS CH TIG — DURMEN

donerschtig m. Donnerstag (mhd. donerstac m.) — doner'seh'tog a. dor, der f. Schwindsucht, Auszehrung (mhd. darre, derre f.). dorch, durch praep. durch, adv. durch, vorbei, vorüber (mhd. durch) - do'rch a; dorech F. dorchanander adv. durcheinander dorechenander F. *dorchlaucht adj. durchlaucht (mhd. durchlüht) - do'rchla'ch't a. dorem, dorim m. Ursache, Beweggrund (mhd. darum, darümme). driren m., demer pl. Dorn, Domstrauch (mhd. dorn m.) - doren b; der'nar pl. a; torn Wa. dorf n. Dorf (mhd. dorf n.) - dor'f a. dorscht m. Durst (mhd. durst m.) tascht H. dorschten v. impers. dürsten, durstig sein (mhd. dursten). dorten adv. dort (mhd. dort ) - dor’tin a. doss art. def. das, pron. dem. dieses (mhd. dag) - doss a, does F. dose f. Dose, Büchse (frühnhd. dose f.) tue F. dösiger pron. dem. dieser (mhd. dasic adj.) - dösiger J, G. drai num. drei (mhd. dri) - d'ra a; drei b; droh. F. draierig adj. dreifach, dreifältig, draimol adv. dreimal - drahmoel F. *draisclipizen Dreizack, Spitze — dra’sch’pizin a. draissig num. dreißig (mhd. drijic) — d'ra'ssik a; dreissig b. draizen num. dreizehn (mhd. drizöhen) — d'ra'zehen a. drap Tuch, Zeug (altprovenzal. drap m.). drapen adj. aus Tuch, tuchen. drei m. Drehung; Dreh, Trick (mhd. drse). dreidel n., dreidlech pl. Kreisel: kleines, aus Blei gegossenes Spielzeug der Kinder fürs Chanukkafest - drehdel B; nach A. Berliner war um 1848 in Obersitzko a. d. Warthe der Ausdruck trendel gebräuchlich. Auch B. kennt zusätzlich irenderZ. dreien v. tr. drehen (mhd. draen) - dreien F.

102

*dreien v. tr. drohen, dräuen (mhd. dreun) - dreien F. dreml, driml Schlummer. dremlen, drimlen v. i. schlummern (poln. drzemad). - Der Hinweis von Gerzon auf DWB II 1457 drumeln v. i. ,taumein‘ überzeugt nicht. Vielleicht hat jedoch -> durmen eingewirkt. dreschen v. tr. dreschen (mhd. dreschen) — d'reschin a. driken v. tr. drücken, drängen (mhd. drücken, drucken). drinen adv. -> derinen adv. dringen v. tr. schließen, folgern, Schlußfolgern. dron m. Angeld. dron adv. -> deron adv. drong m. Knüppel. drot m. Draht (mhd. drät m.) - droet F. druk f. Druckerei - d'ruk a. druken v. tr. drücken (mhd. drücken, drucken). Auch Bezeichnung für das Aufschlagen des Schlachtmessers auf den Hals (eine der fünf unzulässigen Schlachtarten) - d'ruken a. duchnen v. i. den Priestersegen erteilen an Feiertagen. (Die bekannte Gebärde, daß die Kohanim die Hände mit gespreizten Fingern über die Gemeinde strecken) (hebr. mit dt. Endung.) düchenen B. dukat Dukat (Goldmünze) (mhd. ducäte m.) — tikotin pl. a. dul adj. verwirrt (mhd. toi, dol). dulen v. tr. wirr machen, belästigen - dülen, dilen B. dulhaus n. Irrenanstalt. dulenisch n. Verwirrung, Unordnung. duner m. Donner (mhd. doner m.) - dun'dir a; dunder S; duner b, c, e, G; dunner F. duneren v. i. donnern (mhd. donren, dunren). durch praep. -> dorch praep. *durmen v. i. schlafen (vgl. provenzal. durmir, dormir; span, durmir, dormir; port. dormir; altfr. dormir; it. dormire) - durrne W.

720-777

E efenen v. tr. öffnen (mhd. offenen) - e/enen J. egber m. Bohrer (mhd. nebeger, negeber, negebor m.) — eg'bar a; egber d. Vgl. Gr. 110. egberen v. tr. bohren. *egberloch n. Luftloch, Gitterfensterchen. egdess, egdesch Eidechse (mhd. egedehse f.) - eg'diss a; agduss b; egdess c. Vgl. Gr. 40. *egel Blutegel (mhd. egel f.) - egil a. *ehr Ähre (mhd. eher n.) - eh'rin pl. a; ehren pl. b. ji n., eier pl. Ei (mhd. ei n.) - a'er pl. a; eier pl. b; aier pl. V. ei dav. früher, vormals; praep. vor; konj. ehe (mhd. e) - e a. eibele n. List, Kniff, Trick. eibele n. -> anbei m. eiber adj. -> auber adj. eiberschter m. —> auberschter m. eibig adj. ewig (mhd. ewic) - e'big a; ebig Br; eibek F. eibigkeit f. Ewigkeit (mhd. ewicheit f.). eichelbaum m. Eiche, Eichbaum (mhd. eichboum m.) — a'chilbaum m., a'chilba'mir pl. a. *eichherendel Eichhörnchen (mhd.eichom m. ) - ach'herin’dil a; eichernlein c. eidel adj. zart, fein; mager (mhd. edel), eidelkeit n. Zartheitheit, Feinheit; Magerkeit (mhd. edelkeit f.). eidem m. Schwiegersohn (mhd. eidem m.) — a'dim a; adern N; eidem S, c, F; ejdem B. eider adv. ehe, bevor (mhd. er) - ejder B. *eiergesstern adv. vorgestern (mhd. egester) - eiergestem F; egess’t'rin a. eiernechten adj. vorgestern — eiernechten F. Vgl. -> einechten. eigel n. Äuglein; Masche, Brillenglas. eigen adj. eigen; verwandt, befreundet (mhd. eigen) — agen S. der eigener pron. derselbe - der egener G. eigenss n. Eigentum, Besitz (mhd. eigen n. ). eil n. öl (mhd. öl n.) - el a, b.

eil f. Elle (mhd. ele f.) — eZ a; eil F; ejl B. eilbert f., eilberl n. Olive (mhd. ölber n.) elber a, b; elbert G. eilbertbaum m. Ölbaum (mhd. ölberboum) m. - Slbertb&m G. eimezer pron. indef. -> imezer pron. indef. ein num. ein, adj. bloß, zur Gänze (mhd. ein) - ein b; an a, Br; aan V. einander adv. einander (mhd. einander) anan’der a. einechten adv. vorgestern. Vgl. -> eiernechten.

einhorn m. Einhorn (sagenhaftes Tier) (mhd. einhorn m.) — anhorn a. einikel n. Enkel, Enkelin (mhd. enikel m.) — enikel a, b; eenikel V; enikel G; einekel F. einss num. abs. eins - a'n'ss a. einzig adj. einzig (mhd. einzic) — an'zig a. einzigkeit f. Einzelheit. einzigwais adv. einzeln. eisel m. Esel (mhd. esel m.) - esel a, b; eisel F. *eiselen f. Eselin (mhd. eselinne f.) es'lin a·, eslin S. eiseltraiber m. Eseltreiber (mhd. eseltriber m.) - eiseltrahber F. eiter m. Eiter (mhd. eiter n.). eiterdig adj. eiternd (mhd. eiteric) — a't'ridig a. ek n. Ende (mhd. ecke n.) — ek a; ek m. B. eken v. tr. endigen, beendigen. eken sich v. r. enden, aufhören. ekig, ekedig, ekechig, ekechdig adj. eckig, eksselenz f. Exzellenz (Titel) - ir ek'seilen’t a. elenbaugen n. Ellbogen (mhd. elenbogen m.) - elbogen b. elend, elent adj. einsam, verlassen (mhd. eilende) - elen’d a; elend G. elend, elent n. Einsamkeit, Elend (mhd. eilende n.). elf num. elf (mhd. eilif) - a'lifa·, eilif b. elsst adj. sup. -> eltsst adj. sup. elsster, elzter m. Oberhaupt, Chef, Ältester. eiter f. Alter (mhd. alter n.).

103

778-834

ELTER-BABE — EZ

elter-babe, eiter-bobe f. Urgroßmutter, elter-feter m. Großonkel, elter-foter m. Großvater, elter-mume g. Großtante. eiter-muter f. Großmutter - ei'termuter a. eitern pl. Eltern (mhd. eitern). eitern sich v. r. altern, alt werden (mhd. alten). elter-seide m. Urgroßvater. eltsst, elsst, elzt adj. sup. ältest — el’sehet a. em pron. pers. -> im pron. pers. emer m. Eimer (mhd. ember m.) — emir a; emer b, c; nemer F. emez, emezer pron. indef. -> imez pron. indef. end, ende Ende (mhd. ende n.) — en't a; end V. endigen v. tr. beenden (mhd. enden), eness m. Anis (mhd. enis m.; vgl. poln. anyz m.) - eniss a, b. eng adj. eng, bedrückt (mhd. enge). *engel m. Engel (mhd. engel m.) - en'g'lin pl. a. engschaft n. Enge. enk pron. pers. euch (dat. u. acc. pl. zu ihr) (mhd. enk). enker pron. poss. euer (ist auch gen. von ihr) (mhd. enker). enlich adj. ähnlich, gleich (mhd. enlich). enlichkeit n. Ähnlichkeit. entfer conj. entweder (mhd. antweder). entfer, enfer m. Antwort (mhd. antwürte f.) entferen, enferen v. i. antworten (mhd. entwürfen) - enit’farin a; entwern J. epel, apel m. Apfel (mhd. epfel, apfel m.) epil a, b, c; epel G. epess pron. ind. etwas (mhd. eteswa$) epess a; epes B, F; eppes V; ebbes H. *er f. Ehre (mhd. ere f.) - er a, Br, ßefer midoss Isny 1542. erd f. Erde, Boden (mhd. erde f.) — er'd a; erd b.

104

erd-basiz m. Grundeigentum. erden adj. irden. *erdepel m. Apfelmelone o. dgl. (nicht etwa schon die Kartoffel!) — er'depil a; erdepel b. erdisch adj. irdisch, weltlich. erdziternisch n. Erdbeben. erensst adj. ernst. erensstkeit n. Ernst (mhd. ernest m.). erger adj. comp. schlechter (mhd. erger). ergeren v. tr. ärgern (mhd. ergern). ergernisch n. Ärger. ergez adv. irgendwo (mhd. irgent); s. -> inergez.

ergsst adj. sup. schlechtest. erlich adj. ehrlich, ehrenhaft, anständig, fromm (mhd. erlich) - er’lich a. erlich halten v. tr. ehren, erlichkeit n. Ehrlichkeit. erseht num. erst, adv. zuerst (mhd. erst), erschtenss adv. erstens, zuerst (mhd. des ersten). erschter m. Erstgeborener - er'sch,'ter a. erterwais adv. hier und da, an manchen Orten. eschafot Schafott (vgl. altfr. eschafaut m., fr. dchafaud m.). essedig adj. eßbar; ätzend, beißend, scharf (mhd. seiend); s. auch -> essig adj. essen v. tr. essen (mhd. eg^en) — essin a. essenwarg n. Eßwaren, Lebensmittel. essig m. Essig (mhd. e^ich m.) — essik a, b, c; essek F. essig adj. essend; ätzend, beißend, scharf mhd. 3'2;ec); s. auch -> essedig. etemen v. i. -> otemen v. i. ette m. Vater (mhd. atte m.) - ette Se, V, W; ete F. Schon Weiss stellte fest: ‫״‬Das Wort verschwindet allmählich, und wird im Elsaß besonders durch papa, in Baden durch Vatter ersetzt“. ez pron. pers. ihr (mhd. 65).

835-891

faicht adj. feucht (mhd. viuhte) — fa'ch'ta; veicht J. faichtkeit n. Feuchtigkeit. *faiel s., failech pl. Veilchen (mhd. viol m.) - fa'lich pl. a; feilech pl. Moses b. Benjamin Wolf Rofe 1677/79. (Gegenwärtig hört man nur noch fiolke ,Veilchen‘, das auf poln. fiolek m. beruht). Vgl. auch Gr. 176. faier n. Feuer (mhd. viur n.) - faer a; feier b; faar F. faierdig adj. feurig (mhd. viuric). faieren v. i. glühen, feurig sein (mhd. viuren) - feiern G. faieren v. tr. feiern (mhd. viren). *faierfan f. Pfanne (zum Braten und Rösten) — fa'irfan a. faierlefel m. Kohlenschaufel. faier-opfer Brandopfer - fa'irofer a. *faiertog m. Feiertag (mhd. virtac m.) fa'ertog a. faierzwang f. Feuerzange. faif Pfeife (Blasinstrument und Tabakpfeife) (mhd. phife f.) - pfaf a; pfaaf F. faif Pfiff, Pfeifen. Dazu: ton a faif pfeifen, faifen v. i. pfeifen (mhd. phifen). faig f. Feige (mhd. vige f.) - fa'g a; feig b, B; fahg F. *faigbaune f. Feigbohne, Lupine (mhd. vicböne f.) - fagbon a. *faigbloteren m. pl. Feigwarzen, scabies fluens (mhd. vicbläter f.) - fa'chb'lot'rin pl. a. Vielleicht liegt hier volksetymologische Umdeutung zu faicht adj. ,feucht‘ vor. fail f. Feile (mhd. vile f.) — fa'l a. fail m. Pfeil (mhd. phil m.) - fa'l a; feil b; pfeil sch’muel buch 1543. failen v. tr. feilen (mhd. vilen). failenbaugen, fail-un-baugen m. Bogen; fahlebaugen F. fail fun baugen adv. pfeilschnell. fain adj. fein (mhd. fin) - fan Br. faind, faint m. Feind (vient m.) - fa'n't a. faind hoben, faint hoben v. tr. hassen (mhd. vint sin) - feind hoben G.

faindschaft, faintschäft Feindschaft (mhd. vientschaft f.). faine ber’je, fanaber'je f. Person aus gutem Hause und mit guter Erziehung, besonders solche Frau (ber'je ,vollkommenes Geschöpf‘) - feine-berje B. fainkeit n. Feinheit (mhd. fine f.). falb f. Falte (vgl. fr. falbala). falben v. tr. falten. fald f. Falte (poln. fald m.). falen v. i. fallen (mhd. vallen). falendig adj. fallend - falendig J. falige Epilepsie, Fallsucht (mhd. dag vallende). falsch Betrug, Fälschung (mhd. valsch m.) - fdTt'sch a. falschkeit Falschheit, Betrug (mhd. valschheit f.) — velschheit J. fan f. Pfanne (mhd. phanne f.) - fan a, c. fangen v. tr. fangen, ergreifen (mhd. vähen) - fan'gin a. fant Pfand (mhd. phant n.) - fan't a. far präp. vor, für, konj. als, statt (mhd. vür, vor) - far a, F; ver J; for S, H. farajoren adv. im Vorjahr. farajorig, faraforedig adj. vorjährig, faran, faranen adv. -> farhan adv. färb f. Farbe (mhd. varwe f.) - far'b f., far'bin pl. a; fareb F. farbahalten v. tr. verbergen, verhehlen (vgl. mhd. hrele adj. verborgen). farbai adv. vorbei - varbah F. farbaigeien v. i. vorübergehen, vorbeigehen. farbaigeiendig adv. nebenbei, beiläufig, farbaissen v. i. etwas essen, eine Kleinigkeit essen (zum Trinken). färben v. tr. färben (mhd. verwen). farber m. Färber - ferbar; a verber b. farbeten v. tr. einladen. farbeten v. tr. das Bett machen. farbiten, farboten v. tr. verbieten (mhd. verbieten). farborgen v. tr. verborgen, ausleihen (mhd. verborgen). farborgen v. tr. verbergen, verhehlen (mhd. verbergen). 105

892-946

FARBORGEN — FARKERT

farborgen adj. verborgen, verheimlicht farbor'gin a. farbot n. Verbot (mhd. verbot n.). farboten v. tr. -> farbiten v. tr. farboten adj. verboten, untersagt, farbrech Verbrechen (mhd. verbrechen), farbrechen v. tr. abbrechen; ringen (die Hände). farbrenen v. tr. verbrennen (mhd. verbrennen) - färb'renin a. farbrengen v. tr. verbringen (Zeit), vertun (Geld); v. i. sich ergötzen (mhd.verbringen) - verbrengen H. farbrent weren v. i. verbrennen. farbrien sich v. r. sich verbrennen, fardaien v. tr.verdauen (mhd. verdöun) fordeien S. fardarben v. i. verderben (mhd. verderben) - verderben J. fardingen v. tr. vermieten (mhd. verdingen) — verdingen F. fardrissen v. tr. verdrießen (mhd. verdrie^en). fardross m. Verdruß (mhd. verdrieß m.). fardrossig adj. verdrießlich (mhd. verdriegic.) farendingen v. tr. beenden. farenferen, farentferen v. tr. beantworten, rechtfertigen (mhd. verantwürten) — veräntweren F. farenferen sich, farentferen sich v. r. sich verantworten, sich rechtfertigen - sich verenferen N.

farenferung, farentferung Rechtfertigung, farfalen adj. verloren, abhanden gekommen, nicht mehr gut zu machen - ferfalen B. farfalen weren v. p. verloren gehen, zugründe gehen. farfel f. pl. Nudeln, kleingeschnittene viereckige Teigstückchen zur Suppe (mhd. varvelen pl. Suppe mit geriebenem Teig, mit gequirlten Eiern). farfleizen v. tr. überschwemmen, überfluten — ferflezen G. farfluchen v. tr. verfluchen, verwünschen (mhd. vervluochen) — farj'luchin a. farfri adv. zu früh, beizeiten, farfrumt adj. fromm, gottesfürchtig.

106

fargeben v. tr. vergeben, verzeihen; stellen (Aufgabe, Frage) — fargebin a; vergeben J; forgeben S. fargebung Vergebung, Verzeihung, fargelen v. tr. gelb machen (mhd. vergelwen). fargelt adj. vergilbt, gelb geworden, fargelten v. tr. bezahlen, zurückerstatten (mhd. vergelten). *fargeltenisch Vergeltung — fargel't'niss a. fargeltung Vergeltung - Vergeltung J. fargenigen n. Vergnügen, Unterhaltung, fargenigenen sich v. r. sich vergnügen, sich unterhalten (mhd. vergenüegen). fargessen v. tr. vergessen (mhd. vergeben) — fargessin a; forgessen S. farginen v. tr. vergönnen (mhd. vergunnen) — verginnen F. fargleisen v. tr. starr machen, steif machen (mhd. verglasen). fargleist adj. starr, stier, glasig blickend, fargliweren v. tr., v. i. erstarren, versteifen, gerinnen (mhd. liberen ,gerinnen‘) — fergliwern sich ,gerinnen‘ G. fargliwert weren v. p. erstarren, fargraisen v. tr. unrichtig, fehlerhaft machen (ein Wort) (mhd. * verkrüsen, s. -> grais).

fargraislen v. tr. kräuseln, locken (mhd. krusen). fargraist adj. fehlerhaft, irrig. fargreben v. tr. grob, roh machen (zu mhd. gropadj.). fargrebt adj. verpöbelt. fargrinen v. i. grün werden - fergrinen G. farhalten v. tr. aufhalten, festhalten — ferhalten G. farhan, farhanen, faran, faranen adv. vorhanden - verbanden J. *farirung Irrtum (der Auslegung, der Auffassung) - ferirun'g a. farkailechigen v. tr. runden, rund machen (zu mhd. kugel f., md. küle f.). farkaufen v. tr. verkaufen (mhd. verkaufen, verkeufen)-farkafin a; ferkafenUr-, verkaufen J. farkaufer m. Verkäufer (mhd. Verkäufer, verkeufer). farkert adv. im Gegenteil, umgekehrt ferkirt G.

FARKILEN SICH — FARSCHPREITEN

farkilen sich v. r. sich erkälten - ferkilen sich G. farkleken v. tr. beschmieren, verklecksen — ferkleken G. farknakt adj. betrunken, berauscht. farknassen v. tr. verloben (zu k‘naß ,Geldstrafe‘: der eventuell zurücktretende Teil hatte eine solche zu zahlen) — ferknassen B. farlaien v. tr. verleihen (mhd. verlenen) verlehnen F. farlaisigt adj. verlaust. farlang m. Wunsch, Verlangen. farlangen v. tr. wünschen, verlangen (mhd. verlangen). farleben v. tr. verbrauchen (für den Lebensunterhalt) (mhd. verleben). farleidigen v. tr. füllen ((zu mhd. ledic adj.). farleidigt adj. gefüllt. farlib adv. fürlieb - verliep F. farliren v. tr. verlieren (mhd. Verliesen). *farlirung Verlust (mhd. verliesunge f.) farlirun’g a. farmachen v. tr. schließen, zumachen jermachen G. farmeg m., jarmegen n. Vermögen, Besitz (mhd. vermüge f.). farmegen, farmogen v. tr. haben, besitzen (mhd. vermögen, vermugen). farmeglich adj. reich (mhd. vermügic) fermiglich G. farmessten sich v. r. sich unterfangen, wagen (mhd. sich vermeßen). *farmiden int. (es sei) vermieden, d. h. es sei ferne! (von mhd. vermiden ,fernbleiben von, vermeiden‘). Entsprechung des sonst üblichen cholilol — farmitin a. farmischen v. tr. mischen, mengen (mhd. vermischen). *farmischter m. Bastard, Mischling farmisch'tar a. farmitig adv. vormittags. farnacht m. Abend, adv. abends, farnachtig adj. abendlich. farnaren v. tr. verlocken; unter dem Preis verkaufen. farnarischt adj. närrisch.

947-997

farnizen v. tr. verbrauchen (mhd. vernützen, vernieten). *farnuft Vernunft (mhd. vemuft f.) — farnuft a. *farnuftikeit Vernunft (mhd. vernünfticheit f.) - femuftikat Br. farrichten v. tr. ausbessern, verbessern (mhd. verrihten) — }errichten G. *farrin Menses (Subst. zu mhd. verrinnen v. i. ,wegrinnen‘) — far’rin a. farruken v. tr. einstoßen, fortschieben, versperren (mhd. verrücken) - verrukin J. farsaumen sich v. r. sich verzögern, sich aufhalten, säumen (mhd. sich versümen) - fersämen sich G. farschait adj. frech, unverschämt — farscha’ta; farscheit c. farschaitkeit n. Frechheit, Unverschämtheit. farschart adj. eigensinnig (mhd. verschärf) - ferschart B. farscheiden adj. verschieden (mhd. verschiden). farscheidenkeit n. Verschiedenheit. farschelten, farschilten v. tr. verfluchen, verwünschen (mhd. schelten). farschemen v. tr. beschämen (mhd. verSchemen) - verschemen J; jarschemin a. farschemen sich v. r. schüchtern sein, erröten. farschilten v. tr. -> farschelten v. tr. farschmuzen v. tr. beschmutzen, besudein. *farschmuzen sich v. r. sich besudeln; übertr. sich bloßstellen, seinen Ruf schädigen - sich verschwitzen V. farschnaiden v. tr. schneiden, zerschneiden (mhd. versniden) - farsch'niten p.p. a. zerschnitten. *farschpang Brustspange, Pectorale (mhd. vürspange f.) - ferschipan'g a. farschpetigen v. tr. verspäten v. i. säumen (mhd. verspanten) - verspötigen F. farschpetigt adj. verspätet. farschpreiten v. tr. ausbreiten, verbreiten, zerstreuen, verschwenden (mhd. verspreiten) - farsch'p'rat p. p. a.; forschprait p.p. S.

107

998-1051

FAKSCHKAIBEN — FASS

farschraiben v. tr. aufschreiben (mhd. verschriben). *farschraibenisch n. Kontrakt, Verschreibung - forsch'rab'nies a. farschteien v. tr. verstehen (mhd. verstän) - forschten S. farschteinen v. tr. steinigen (mhd. versteinen) - farsch'ta'nin a; versteinigen F. farschteren v. tr. verstören, verwirren, verderben (mhd. verstoeren) - farachterin a; verachteren J. farschtopen v. tr. verstopfen, verschließen (mhd. verstoppen). *farschtopter m. Unbeschnittener - farschtop'dir a. farschuldigen sich v. r. sich schuldig machen (mhd. verschuldigen). farschwarzen v. tr. Schande zufügen, verleumden, anschwärzen (mhd. verswerzen). farschwarzt weren v. p. Unglück leiden, *farschwarzter nar m. eingebildeter Dummkopf - verschwarzter narr V. farschwechen v. tr. entweihen, verderben (mhd. verswechen) - verschwechen J. farsicherung Versicherung, Vertrauen, Hoffnung farsichirun'g a. farsiglen v. tr. versiegeln (mhd. versigelen) - farsig'l’tp.p. a. farsschech m. Pfirsich (mhd. phersich m.) -fer'siehe,; pfersieh b.

fartaitschen v. tr. übersetzen, erklären ferteitschen G; verteitschen V. fartaitschung Übersetzung, Erklärung, fartauben v. i. taub werden — vertaben H. fartech n. Schürze (mhd. vürtuoch n., poln. fartuch m.) - fartech G; fartuch c; fartüch m., farticher pl. B. farteiben v .tr. betäuben (mhd. vertonben). fartig adj. fertig (mhd. vertic) - fattik H. fartiligen v. tr. vertilgen (mhd. vertiligen). fartog adv. im Morgengrauen. fartraiben v. tr. vertreiben (mhd. vertriben) - fart'ra'bin a. fartraibung Vertreibung (mhd. vertribunge f.) - fart'ra'bun'g a. fartrauert adj. traurig. fartrenken v. tr. ertränken (mhd. vertrenken).

108

fartrinken v. tr. durch Trinken vertun; v. i. ertrinken (mhd. vertrinken). fartrunken adj. betrunken, berauscht, fartrunken weren v. p. ertrinken, *fartumelt adj. betäubt, verwirrt (mhd. vertümelt) - fortumelt S. fartumlen v. tr. verwirren. *fartumlung Verwirrung - fartum'lin'g a. fartunklen v. tr. verdunkeln (mhd. vortunkeln) — vertunklen J. farumern v. tr. betrüben — verumem J. farumert adj. traurig, betrübt, farwalgern v. tr. ausfüllen, auffüllen, bedecken, bemänteln. farwalgern sich v. r. verlegt sein, verlorengegangen sein, unauffindbar sein — farwalgern sich B. farweksslung Verwechselung, Wechsel (zu mhd. verwehseln) - farwek'ss'lun'g a. *farwess Verwesung (mhd. verwesunge f.) farwess a. farwogelt adj. unstet, heimatlos, elend verwagelt J. farwogelt weren v. p. herumirren, ein unstetes Leben führen, verschlagen werden. farwoglen sich v. r. sich umhertreiben, umherwandern - farwog'lin a; ferwogeln G. farworlosen v. tr. verwahrlosen, vernachlässigen (mhd. verwarlosen). farworlost, farworleist, farworlesst adj. verwahrlost, schäbig. farwoss adv. warum - far was B. farzapelt weren v. p. erschrecken, erstarren, hingerissen werden (mhd. verzabelen). farzeilen v. tr. erzählen (mhd. verzeln) verzeilen F. farzogen v. i. verzagen (mhd. verzagen), farzogt adj. verzagt, mutlos (mhd. verzaget). farzuken v. tr. zerreißen, entreißen, schnell hinwegnehmen, schnell hinwegführen (mhd. verzucken). farzukt adj. zerrissen, ab-, losgerissen; unrein (t’refo) - farzuk't a; farzukt c. farzukung Raub - farzukon'g a. fass n. Fass (mhd. vaj n.) - fass a, b.

FASSOLJE — FILEN

fassolje f., fassolfess pl. Bohne (poln. fasola f., mhd. fasöl f.) - fosselen pl. a. fassten v. i. fasten (mhd. vasten) - fass'tin a. fasstung Fasten (mhd. vaste f.) - vasstung J. fatscheile, fazeile, fatscheilk, fazeilke f. Taschentuch, Kopftuch, bes. das wollene Tuch, das die Frauen als Hülle tragen (vgl. span, fazaleja f., it. fazzoletto m. ) - fat'schelo a; fatschul b; fatschele G; fatschejle B. faugel m. Vogel (mhd. vogel m.) - jogil a;vaugel F. faugelmilch eine unmögliche Sache, etwas Nichtexistierendes — jegelmilch G. *faugelschtaig Vogelkäfig (mhd. vogelstic f.) - vaugelsteig F. faul adj. faul, verfault (mhd. vül) - faul a, V. faulen v. i. faulen, verfaulen (mhd. vulen). faulen sich v. r. faul sein - foilen sich G. fausst Faust (mhd. vüst f.) - fauss’t a. februar, fewral m. Februar — feb'rari a. fecher m. -> focher m. fedemdig adj. aus Fäden bestehend, faserig. feder f. Feder (mhd. veder f.) - fedir a; feder b. feder adj. vorder (mhd. voder). federen v. tr. -> foderen v. tr. federscht adj. -> foderseht adj. fefer m. Pfeffer (mhd. phöffer m.) - fefer a; pfefer b. fei m. Fehpelz (mhd. vech n.). feigele Vögelchen, Vöglein - veigelche F. feisst adj. fett (mhd. vei$t) - fass't a. feit adj. -> fet adj. fei n., — en pl. Fell, Haut (mhd. vel n.). feld n. Feld (mhd. velt n.) - fel'd a; veld b. feldfebel m. Feldwebel. feldscher m., -scherss, ■scharess pl. Heereswundarzt. feien v. i. fehlen (mhd. velen). feien adj. aus Haut, aus Fell (zu mhd. vel n. ). feien sich v. r. aufhören, verschwinden, feier m., -n pl. Fehler, Mangel, Versehen, Irrtum (zu mhd. vael f.).

1052-1115

*feier m. Obergewand, Mantel (mhd. pheller m., vel f.) - pfelir b; pfeier S. *feieren adj. feinseiden, aus kostbarem Zeug (mhd. phellerin) - pfeirein S. felig adj. fällig. felig adj. voll, vollständig (mhd. vollic). fels, felsen Fels (mhd. vels m.) - fei'sin a. felschen v. i. verraten, untreu sein (mhd. velschen) - velschen S. fendel n. Fahne, Fähnlein (demin. zu -> fon f.). fendel n. Pfanne, kleine Pfanne (demin. zu -> fan f.). fenden v. tr. als Pfand nehmen (mhd. phenden). fenik m. Pfennig (mhd. phennic m.) fenig c. fensster n. Fenster (mhd. venster n.) — Jen'ss'ter a; fensster b. ferd n. Pferd (mhd. phert n.) - fe'rd a; pferd b. *ferdschtal f. Pferdestall - fer'dschtal a. *ferdworem m. Bremse (Insekt) - feerdworem F. fersch Ferse (mhd. verse f.) - fer'sch a; verseh b; fers c; feersch F. fertel n. Viertel (mhd. viertel n.) — vertel F; vattel H; fir'tel a. ferteljor n. Vierteljahr — verteljoer F. ferter, ferder num. vierter (mhd. vierte’ vierde). ferzen num. vierzehn (mhd. vierzehen) firzehen a; verzen F. ferzig num. vierzig (mhd. vierzic) - fir-, zik a; firzig b; verzek F; fertzig V. *fesstel Fessel (mhd. vc^el f.) - fess'til a. fet, feit adj. fett (mhd. vet). feter m. Onkel (veter m.) - feter a, c. fewral m. -> februar m. fiber Fieber (mhd. fieber n.) - febir a. fich Vieh (mhd. vihe n.) - fich a, c; vich b; J. fidel m. Geige (mhd. videl f.) - fidel a; videl b. fidlen v. tr. fiedeln, geigen (mhd. videlen). fidler m. Geiger (mhd. videler m.). fift num. -> finft num. fil adv. viel, wieviel (mhd. vil ) - fil a. filen v. tr. fühlen (mhd. vüelen). filen v. tr. füllen (mhd. vüllen).

109

1116-1171

FILLAICHT — FLIGEKL

*fillaicht adv. vielleicht (mhd. villihte) filla'ch't a; villeicht J. filossof, fllosof m., -en pl. Philosoph - filossof m., filossoflm pl. 1677/79 Moses b. Benjamin Wolf. filz, piltsch m. Filz (mhd. vilz.; poln. filc m.). *flndling Findling, Findelkind (mhd. vindelin) - fin'd'lin'g a. finf, finej num. fünf (mhd. vünf) - fln'f a; finf b. finft, fift num. fünft (mhd. vünfte). finger m. Finger; Zehe (mhd. vinger m.) fin'ger a; finger b. fingerel n., fingerlech pl. Ring (mhd. vingerlin n.) — fin'g'ril a; fingerl c; fingerehe n., fingercher pl. F. *fingssten Pfingsten (mhd. pfingesten) fin'g'ss'tin a. finklen v. i. funkeln (mhd. vunken) — finklen G. finsster adj. finster (mhd. vinster) - fin's’ter a. finssterlich adj. besonders dunkel (mhd. vinsterlich). finssternisch Finsternis - finssterniss b. fir adv. vor (mhd. vür). fir num. vier (mhd. vier) - fir a, b. firekechig adj. viereckig (mhd. viereckeht) —firekidig a. flrhang m. Vorhang (mhd. vürhanc m.) firhan'g a. firhaus n. Korridor, Vorsaal (mhd. vürhus n.) - firhaus a. flrschprech m. Fürsprecher, Sachwalter, Anwalt (mhd. vürspreche m.) - firsch'precher a; virschprecher b. firscht m. Fürst (mhd. vürste m.) fer'seh'ta; fascht H. firschten f. Fürstin (mhd. vürstin f.) fersten F. firschtlich adj. fürstlich (mhd. vürstlich) fer'seh't'lich a. fisch m. Fisch (mhd. visch m.) - fisch a, b. flaiss m. Beflissenheit, Eifer, Sorgfalt (mhd. vliz m.). flaissen sich v. r. streben, sich bemühen, befleißen (mhd. vlijjen). flaissig adj. fleißig (mhd. vligic ) - flaßek F.

110

flakss Flachs (mhd. vlahs m.) - flakss a; vlakss b. flam f. Flamme (mhd. vlamme f.) flam a; flam b. flamen v. i. glühen, brennen (mhd. vlammen). flamerdig adj. glühend, brennend, flamfaier n. Feuer, Lohe. flamfaierdig adj. feurig, lodernd (vgl.mhd. vlamvar adj.). flasch f. Flasche (mhd. vlasche, flesche f.) - flasch a. flasstern. Wundpflaster (mhd. phlastern.) flateren v. i. beben (mhd. vladeren). flau f. Floh (mhd. vio m.) - flo a; flau F. flaum f. Pflaume (mhd. phlüme f.) flaum a;vlaum b. flechtel n. Flechte, Haarflechte (mhd. vlehte f.) - flecht' a. flechten v. tr. flechten (mhd. vlehten). fledermaus f. Fledermaus (mhd. vledermüs f.) - fledermaus a, b. fleisch n. Fleisch (mhd. vleisch n.) fila'sch a; fleisch b; flasch F. fleischbank f. Fleischerladen (mhd. vleischbanc f.) *fleischhaker m. Fleischer (mhd. vleischhacker m.) - fleischhaker b. fleit f. Flöte (mhd. floit f.) - fleit F. fleizen, flissen v. i. strömen, fließen (mhd. vlie^en) - flezin a. fleizpapir n. Fließpapier. flek m. Fleck (mhd. vlec m.) - flek a. fleken pl. Eingeweide, Kaldaunen (mhd. vlecken m. pl.) — flekin a. flem m., flemen pl. Durchstich des Ohrläppchens (für einen Ohrring) (mhd. vlieme m.). flemen v. tr. das Ohrläppchen durchstechen. flien v. i. fliehen (mhd. vliehen, vlien). flien v. i. fliegen (mhd. vliegen) - flihin a. fliendig adj. fliegend. flig f. Fliege (mhd. vliege f.) - flig a; flig b. fligel m. Flügel (mhd. vlügel m.) - fligil a; fligel b. *fligerl n. seidenes Tuch, womit das Antlitz der Braut vor dem Gang zum Trauhimmel bedeckt wird - vluegerl n., vlue-

FLISSEN — FRECHPEREN SICH

gerlich pl. Brantschpigel Basel 1602 Bl.

12.3 a; /ZiyerZen n. Minhogim Amsterdam 1707 Bl. 58. Vgl. mhd. flogieren ,mit dem Kopfputz schmücken‘. Zur Sache s. Gr. 342 f. Hissen v. i. -rfleizen v. i. flissfeder f. -> flossfeder f. floden Fladen, vorwiegend in Polen gebacken: Honigteig in Pastetenform mit Rosinen, Mandeln und Meerrettig, der in Honig zubereitet ist (mhd. vlade m.) — flöden F. flossfeder, flissfeder f. Flosse (mhd. νΐοξvedere f.) - f’lussfedir a; vlussveder b; flussfeder c; flußfeder F. fluch Fluch, Verwünschung (mhd. vluoch m. ). fluchen v. tr. fluchen, verwünschen (mhd. vluochen) - f'luchin a. *flugaisen n. Pflugschar (mhd. phluocisen n. ) - pflugeisen J. *Muss Fluß, Strom (mhd. vlu^ m.) — fluss a. *fo m. Pfau (mhd. phä m. ) - fo a; pfoh b; p/0 Wa. foch Blasen, Fächeln. fochen v. tr. blasen, fächeln, wedeln, schwenken (mhd. fochen). focher, fecher m. Fächer. fodem m., federnder) pl. Faden, Zwirn (mhd. vadem m.) — jodim a; faden b; federn pl. c; fodem F. foderen, federen v. tr. fordern, verlangen (mhd. vodem) - fedir'n a; federn, vodern J; fodern F. *foderer m. Mahner, Kläger (mhd. vorderer m.) - fed'rar a. foderscht, federscht adj. vorderst (mhd. vorderst). foderung Verlangen, Forderung (mhd. voderunge f.). folk n. Volk, Nation (mhd. volc n.) - fol'k n., fel'kir pl. a. fon f. Fahne, Flagge (mhd. van f.) - foen F. forcht Furcht (mhd. vorht f.) — for’ch't a; forcht c. forchtig adj. furchtsam; furchtbar (mhd. vorhtic adj.).

1172-1219

forchzum adj. gottesfürchtig (mhd. vorhtesam). foren v. i. fahren, reiten, gehen, wandern (mhd. varen) - foren G. foren raitendig reiten - foren reitendig G. forent adv. vorne (mhd. vornes). forschpil n., -en pl. Gastmahl im Hause der Braut am Sabbatabend vor der Hochzeit (am ,Schabbes Aufrufens‘). fort adv. doch, trotzdem, dennoch (mhd. vort). *fosnacht Fastnacht (mhd. vasnaht f.) fos'nach't a. foter m. Vater (mhd. vater m.) — foter a; röter F. frage f. -> freg f. frai adj. frei (mhd. vri) - fra Br; frah F. fraiheit, fraikeit Freiheit (mhd. vriheit f.) — frahheit F. frailen Fräulein, junge Frau (mhd. vröulin n.) - freilen Μ. Wallich 1697; F. fraind, fraint m. Verwandter (mhd. vriunt m.) - fra'n'd a; freind c; frahnt F. fraindin(e) f. Freundin, Verwandte (mhd. vriundinne f.) — fra’n’din a; freinden c. fraintlich adj. freundlich (mhd. vriuntlich) - frahntlich F. fraintschaft Freundschaft (mhd. vriuntschäft f.) - frahntschaft F. fraitig m. Freitag (mhd. vritac m.) fra'tog a; frahteg F. franzaus m., franzausen pl. Franzose (mhd. franzois adj.) - fran’zesin pl. a. franzeisisch adj. französisch (mhd. franzoisisch). franzen pl. Syphilis, Geschlechtskrankheit. frau f. Frau, Gattin, Weib (vrouwe f.) jrau a, c; frd H. frauentaitsch eine Art jüdischdeutscher Buchstaben. *fraule Großmutter - fraale V. frech adj. frech, unverschämt (mhd. vrech). frechheit n. Frechheit, Unverschämtheit (mhd. vrecheit f.). frechperen sich v. r. Trotz bieten, herausfordern. frechperen sich v. r. -* fruchperen sich v. r. 111

1220-1269

FREG —FUZE KAPORE

freg, frage f. Frage (mhd. vrege, vräge f.) frog a. fregen v. tr. fragen (mhd. vregen, vragen) - fregen F; frogen 1697 M. Wallich, F, H. freid f. Freude (mhd. vröude f.) - f'rad a; vreid J. freien sich v. r. freuen (mhd. sich vröuwen). freilich adj. fröhlich, froh (mhd. vroelich). freilichkeit n. Fröhlichkeit, Frohsinn, fremd adj. fremd (mhd. vremde). fremder m. Fremder - firem'dir a. fresser m. Gefräßiger, Fresser (mhd. vre^^er m.) - f'ressir a. fri adj., adv. früh (mhd. vrüe). frid(en) Friede (mhd. vride m.) - f'rid a; frid b. fridopfer Friedopfer - faridofor a; vridopfer J. frier adv. früher. frierdig, frierig adj. früher, vorhergehend, frimsel pl. (Faden-)Nudeln (it. vermicelli m. pl.) - frünfelich supp f. Nudelsuppe Heinr. Holzschuher 1830. frisch adj. frisch (mhd. vrisch) - frisch a. *frischtik Frühstück (mhd. vrüestücke n.) —frischtuk a. frösch Frosch (mhd. vrosch m.) - frösch a, b. fruchperdig adj. fruchtbar (mhd. vruhtbaeric). fruchperen sich, fruchberen sich, frechperen sich v. r. fruchtbar sein, sich vermehren - fruchperen G. fruchperung Vermehrung, Zuwachs. frucht f., fruchten pl. Frucht (mhd. vruht f.) - fruch'tin pl. a. fruchtbar adj. fruchtbar (mhd. vruhtbaere) fruchtig adj. fruchtbar. frum adj. fromm (mhd. vrum) — frum a, Br, F; vrum S. frumkeit n. Frömmigkeit, Bravheit (mhd. vrumeeheit, vrümekeit f.) — vrimkeit J. fufzen num. fünfzehn (mhd. vünfzehen) — fünfzehen a; fufzen F. fufzig num. fünfzig (mhd. vünfzig) - fufzik a; funfzik ·}; fofsig V; fufzek F. fukss m. Fuchs (mhd. vuhs m.) - fuk'ss a; fukss b.

112

ful adj. voll (mhd. vol) - ful a, Br; vul F. *fulauf adv. vollauf - vuluf F. *fulbracht adj. vollbracht, vollendet(mhd. volbräht) — volnbracht J. *fulschtendig adj. vollständig - vulständig F. fun präp. von, aus (mhd. von) - jun a, Br; mm F. fundanen, jundanet adv. daher, von hier, von da. funderwaitenss adv. von ferne, aus der Ferne - jun der weitens G. fundesstwegen adv. trotzdem, nichtsdestoweniger - jun destwegen G. fundossnai adv. aufs neue, neuerlich, funk m. Funke (mhd. vunc m.) - fun'k a; funk b. funsint konj. seit. funt n. Pfund (mhd. phunt n.) - fun't a; pjund, pfunt S. funwanen, funwanet adv. woher — jun wanin a. funwegen konj. für, wegen, um ... willen - fun wegin a. für f. Wagen, Fahrzeug (mhd. vuore f.). fuss m., fiss pl. Fuß, Bein (mhd. V1105; m.) ' - fiss pl. b, c, *futer n. Futter, Nahrung (mhd. vuoter n.) - juter a. futer m. Pelz, Pelzwerk, Pelzmantel (mhd. vuoter n. Unterfutter, Futteral, Scheide). futerfass n., futerjesser pl. Futteral, Behältnis, Scheide — futerfass a, J, füterfass B. futerwarg n. Rauchwaren, Pelzwerk. fuze kapore int. (Fluchwort). Das Wort kaporo, pl. kapoross ,Sühne‘ ist seit langem auch zur Bezeichnung des Hahns oder Huhns geworden, das am Vorabend des Versöhnungstages als stellvertretendes Sühnopfer geschlachtet wird. Der Begriff Sühne-, Schlachtopfer hat sich sowohl als Fluch, als Verwünschung auf lästige, widrige Mensehen und Dinge übertragen, als auch etwas abgemildert die Bedeutung ,vernichtet, zerbrochen, verdorben‘ erhalten. fuze mag vielleicht volksetymologisch später als ,Vize-‘ d. h. als ,stell-

GAFEL — GEDENKEN

vertretend‘ aufgefaßt sein, ist aber ursprünglich nur die dt. Interjektion potz * ,Gottes - putzo kapporo W. E. v. Reizenstein 1764; pfitze kapporo G. Selig

1270-1312

1792; pfutze kapore H; phize kappore, phuze kappore Ανό-Lallemant; futze kappore W; futze kappores, vitze kappores Faber.

G *gafel Spanne (zwischen Daumen und Zeigefinger) (mhd. gaffel) — gafil a. *gaizig adj. geizig (mhd. gitec) - gahtzek F. gal f. Galle (mhd. galle f.) - gal a, b. *galgen m. Galgen (mhd. galge m.) gal'gin a.

*galiander m. Koriander (mhd. koliander m.) - galian'dar a. ganek m. Gang, Korridor, Balkon, Gallerie (mhd. ganc m., poln. ganek m.). gang m. Gang, Weg, Weise (mhd. ganc m.) gans f. Gans (mhd. gans f.) - gan's a; gans b. ganz adj., adv. ganz, unversehrt (mhd. ganz) - gan'z a; ganz G. garb Garbe (mhd. garbe f.) - gar'b a. garben v. tr. gerben (mhd. garwen, gerben). garber m. Gerber (mhd. gerwer) - gar'bir m. garem Garn (mhd. garn n.) - goren F. gartel m. Gürtel (mhd. gürtel m.) gar'til a; gertel b, c, Wa. gass f. Straße, Gasse (mhd. ga^e f.) gass a; gaß F. gassenjung m. Straßenjunge - gassenjung V. gasst m., gesst pl. Gast, Besucher, Fremder (mhd. gast m.) — gass't a; gascht m., gäscht pl. V. gauder, geider m. Kropf, Doppelkinn (mhd. goder m.) - geder G. gawer, gaiwer, geiwer m. (rinnender) Speichel, Geifer (frühnhd. gaifer m.) — gawir a; gahwer F. gawern, gaiwern, geiwern v. i. Speichel rinnen lassen, sabbern, geifern. 8 WOLF, Jiddisch

gebai n. Gebäude, Bau (mhd. gebü n.) gebet Wa. gebaken p. p. gebacken - gibakin a. gebauren p. p. -> geboren p. p. gebeiren v. tr. gebären (mhd. gebern). gebek(ss) n. Gebäck, Backwerk (mhd. gebac n.). geben v. tr. geben (mhd. geben) - gebin a. geben onzuheren v. i. zu verstehen geben, andeuten. Vgl. -> onzuherenisch n. geberg n. Gebirge (mhd. geberge n.). gebet n. Flehen (mhd. gebet n.). gebirt Geschlecht, Abstammung, Generation, Zeitalter (mhd. gebürt f.) gibir’t a. Vgl. Gr. 119. *gebletelss frische Zweige, Lulow gib'letil't a. gebliten pl. Blut, Temperament, Leidenschäften (mhd. geblüete n.). geboren, gebauren p. p. geboren - giborin a. gebot n. Gebot (mhd. gebot n.) -gibota, Br. *gebrech Mangel, Gebrechen (mhd. gebreche m.) - gib'rech a, c. gebrechenisch Gebrechen, Beschwernis, gebroten adj. gebraten - gib'roton a. gebrotenss n. Braton. *gebrotert p.p. gestickt (vgl. fr. broder v. tr., port., span, bordar v. tr. ,sticken“) gib'rotor’t a. Es ließe sich danach ansetzen *broteren v. tr. sticken. gebürt Geburt (mhd. gebürt f.). gech adj. -> gich adj. gedechenisch, gedechtenisch n. Gedenken, Andenken, Erinnerung, Spur (mhd. gedithtnisse f.). gedenken v. tr., v. i. sich erinnern, entsinnen, gedenken (mhd. gedenken) giden'kin a.

113

1313-1368

O E D E B E Μ — GEMEINDE

gederem pl. Gedärm (mhd. gederme n.) giderim a. gedicht adj. dicht. *gedingter m. Gedungener, Gemieteter, Mietling - gdin'k'ter a. *geerter m. Geehrter - gier'tir a. gefalen v. i. fallen (vom Datum), *gefangen p. p. gefangen - gifan'gin a. gefelen v. i., gefelen sain v. i. gefallen (mhd. gevallen) - gefelen G. gefenkenisch n. Gefängnis (mhd. gevencnisse n.) - gifen'k'ness a. gefess Gefäss (mhd. gevae^e n.) - gifess a, c. gefil n. Gefühl (mhd. vüele f.). geflnen v. tr. finden (mhd. gevinden) gefinen G; gefunden J; gefmne H. *gefinung Fund - gifmun'g a. *gefreis Epilepsie, Fallsucht (mhd. vreis m.) — gif'ros a. ♦gegater m. Gitter - gegater Blitz 1676/79; gegatter um 1848 gebräuchlich in Obersitzko a. d. Warthe (nach A. Berliner). *gegiter Gitter - gigiter a; gegitter F. *gehaiert Hochzeit, Vermählung (oder vermählt p. p. ?) (frühnhd. heiem, heuern) - giha'ar't a. *gehauene schteiner pl. behauene, geglättete Steine - gihau'ni schtan a. geheren, keren v. i. gehören; sollen, müssen (mhd. gehoeren) - keren ,gehören‘ S. gehirn Gehirn (mhd. gehirne n.) - gehern, geheren F. geider m. -> gauder m. gei(e)n v. i. gehen, schreiten, laufen (mhd. gan, gen) - gen a; gein F; geien V; gen G. geiendig adj. gehend, laufend, fließend, geiendigerheit adv. beim Gehen, während des Gehens. geier m. Hausierer; Fußgänger, gejeg n. Jagd (mhd. gejegede n.). *gejidischter m. Beschnittener gvjid'seh'ter a. gekechz n. (gekochte) Speisen, gekinzelt adj. gekünstelt. gekocht p. p. gekocht - gikoch't a. *gekres n. Gekröse (mhd. gekroese n.) gekreis F. Vgl. auch -> grais.

114

gekrig n. pl. Gezanke, Zank, Hader (vgl. mhd. gekriegen v. i.). gel adj. gelb; blond, rot (Haarfarbe) (mhd. gel) - gel a. gelbel n. Eidotter. gelchel, geleiten n. Eidotter. gelechter n. Gelächter (mhd. gelohter n.) — gilechter a. gelegen weren v. p. zu Bett gebracht werden, gebären. *gelegenheitsinacher m. Tellerlecker, Parasit, Schmeichler - V. *gelegenheitsmacherei f. Schmeichelei, Schmeichlertum, Parasitentum - V. geleger n. Lager, Lagerstätte; schwere Krankheit (mhd. geleger n.) - geleger J; geleger G. *gelen f. Nebenbuhlerin, Rivalin (mhd. gelle f.) — gelen S. gelender Geländer, Balkon, Balustrade (frühnhd. gelantor n.) — gilen'der a; gelender b; geländer N. ♦gelibnisch Gelöbnis, Gelübde (mhd. gelübe n.) - g'lib'ness a. gelingen v. i. gelingen, glücken (mhd. gelingen). gelinkt adj. linkshändig (vgl. mhd. gelinc ,link‘) - gilin'k a; gelink b. geloden p. p. geladen, beladen - gilod'n't a. gelodenisch Ladung, Fracht. gelsucht Gelbsucht (mhd. gelsuht f.). gelt n. Geld (mhd. gelt n.) - gel't a; gelt b, J. gelussten v. tr. -> glussten v. tr. gemach adv. bequem, gemächlich, langsam (mhd. gemach). gemark Grenze, Grenzbezirk (mhd. gemerke n.) - gima/r'k a. gemausechz n. Sumpf, Morast (mhd. gemöse n. ‫״‬sumpf‘) — gimusich't a; gimusicht c; gemesecht b; gemesechz G. Vgl. Gr. 535. *gemechz Penis, Genitalien (mhd. gemehte n.) - gimech't’z a. gemein adj. gemein, gemeinschaftlich, allgemein (mhd. gemein). *gemein f. Gemeinde, Gemeinschaft, Gesamtheit (mhd. gemein f.) - gima’n a. gemeinde f. Gemeinde, Gemeinschaft, Gesamtheit (mhd. gemeinde f.).

HEMEL — GESCHLEG

gemel n. Gemälde (mhd. gemaelde n.) gemäht F. gemelich adv. -> pamelech adv. *gemesst p. p. gemästet (mhd. gomestet) gimess't a. gemischechz Gemisch, Mischung (mhd. gemischede n.) - gimischicht'ss a; gemischecht b. gemit n. Stimmung, Sinnesart (mhd. gemüete n.) - gimit a. *gems Gemse (mhd. gam^ f.) - gem’s a; gems b, c. geneit, geneitigt adj. gezwungen, bedrängt bedürftig (mhd. genoete adj., genoetec adj.) - genet G. geneitig adj. nötig, notwendig. geneitigen sich (in) v. r. brauchen, bedürfen - genetigen sich G. genenen v. i. sich nähern, (im ältem Sprachgebrauch) darbringen, opfern (vgl. mhd. genaehe f.) - genehen S. *genenung n. Darbringung, Opfer genehung J. general m. General - jenirol a. genez Gähnen. genezen v. i. gähnen; müßig sein, faulenzen (mhd. genen; beeinflußt durch gemeiten adv. ,müde, lässig‘ ?) genizin a; gcnizen G. genik Genick (mhd. genic n.) - ginik a. genissen v. tr. genießen (mhd. genießen), genit adj. erfahren, geschickt, sachkundig, klug, tüchtig, praktisch (mhd. geniet) genit G; geniet F, V. genitkeit n. Erfahrung, Geschicklichkeit, genitschaft Erfahrung, Geschicklichkeit. genod f. Gnade (mhd. genäde f.) - ginod a; genod S. genug adv. genug (mhd. genuoge) ginugin a. gepilder n. Lärm (zu mhd. buldern ,poltern‘). gepregelss n. Eingemachtes. gepregelt p. p. gekocht, geschmort, eingemacht (zu -> preglen v.tr.)-gip'regirt a; gepregelt c. geram adj. -> graum adj. *gereichen v. tr. erreichen, treffon (mhd. gereichen) - gira'chin a.

8*

1369-1422

gerecht adj. gerade, recht, richtig, gerecht (mhd. gereht)-girech’t a,;gerechtb. gerecht geben v. tr. recht geben. gerecht machen sich v. r. sich rechtfertigen, verteidigen. gerecht sain recht haben - gerecht sein G. geren sain zu (m. Inf.) gern ... (mhd. gern). gerenwilig adv. freiwillig, gern. *gerericht n. Röhrich, Schilf (mhd. rcerach n.) — girerich't a. geretenisch n. gutes Gedeihen, Geraten (zu mhd. geraten). gericht Gericht, Gerichtshof (mhd. geriht n.) - g'rich't a. *gerichtzu adv. sofort, sogleich (mhd. gerihte) - grich't'zu a. gerissen v. tr. -> grissen v. tr. geroten v. i. gelingen, glücken, gut ausfallen (mhd. geraten) - geroten G, V. gerechten f. Gerste (mhd. gerate f.) ger’sch'tin a; gerechten b; geerst F. geruder n. Lärm, Geräusch, Unruhe (zu mhd. rüeden v. i.). geruss m. -> gruss m. gesandter m. Gesandter (mhd. gesanter m.) - gisaniter a. gesang n. Gesang (mhd. gesanc m.) gisan'g a. geschank Geschenk, Gabe (mhd. gesehenke n.) - geschong J. geschedigt adj. schlau, listig, gescheit (vgl. mhd. geschide). gesche(e)n v. i. geschehen, vorkommen (mhd. geschehen). gescheenisch Geschehnis, Begebenheit, Schicksal - gischechiniss a. gescheit n., -en pl. Geschäft; Angelegenheit (mhd. geschaft n.). gescheftigen sich v. r. anordnen, befehlen, *gescherr Küchengeschirr (mhd. geschirre n.) - gescherr V. geschiken sich v. r. sich ziemen, passen, geschikt adj. geschickt, erfahren (mhd. geschicket) - giechik't a. geschlecht Geschlecht, Stamm, Familie (mhd. gesleht n.) - gisch'lech’t a. geschleg n. Schlägerei, Gefecht (mhd. geslege n.).

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1423-1477

GESCHLEIER — GEWALT

*geschleier Schleier (Kopfputz der Jüdinnen in Polen) (zu mhd. sleier m.) geschleyer F. geschlider n. Pferdegeschirr (samt zugehörigen Verzierungen u. dgl.) (zu mhd. sluttern). geschliderechz n. Halskette aus Bernstein (wie man sie Kindern als Amulett umhängt). geschlifen adj. geschliffen, geschärft. geschmai adv.; in dem Ausruf: geschmai dir jarful! Verachtung, Schmach auf dich! (zu mhd. sma?he). geschmaidig, schmaidig adj. geschmeidig, biegsam, nachgiebig (mhd. gosmidec). geschmak adj. schmackhaft, gut, angenehm (mhd. gesmac) - geschmäk G. geschmilz n. Fett; Glasperlen (mhd. gesmilze n.). geschpet n. Spott, Verspottung (mhd. gespöt n.). geschpetne adj. häßlich (poln. szpetny). geschpolten adj. gespalten, gespaltet, geteilt — gischpal'tin a. *geschpon m. Gefährte, Genosse (mhd. gespan m.) - gisch'pon a. geschraibechz n. Geschriebenes, Schreiberei. geschrei n. Schrei, Geschrei, Ruf. *geschrift Schrift, Schreiben (mhd. geSchrift f.) - gisch'rif't a. geschriftss, geschrijz n. Schriftstück, Dokument (mhd. geschrift f.) — gisch'rif't’ss a. geschtalt n. Gestalt, Aussehen, Beschaffenheit (mhd. gestalt f.) - gisch'tal't a. geschtaugen adv. -> nit geschtaugen adv. geschtel n. Gestell, Stand, Basis (mhd. gestehe n.). geschtrauchelt weren v. p. straucheln (bildlich). *geschtreng adj. stark, gewaltig, tapfer, streng (mhd. gestrenge) - gisch't'ren'g a. geschtupelt adj. pockennarbig. *geschwai m., f. Schwager, Schwägerin (mhd. geswie m., f.) — geschwei V; gisch'wa a. gesehwessterkind n. Vetter, Base (mhd. geswesterkint n.).

116

geschwilechz n. Geschwulst (mhd. geswulste n.)-gisch'wil't'ss a; geschwilss c. geschwint, geschwind adj. geschwind, schnell (mhd. geswinde). geschwintkeit n. Geschwindigkeit, Schneiligkeit. geschwir n. Geschwür (mhd. geswer n.). geschwischtscherei n. Zwitschern, Zwitscherei (zu mhd. zwitzern). geschwolen weren v. p. schwellen, gesegenen sich v. r. sich verabschieden, Abschied nehmen (mhd. gesegenen) — gesignen G. gesegen-tanz Abschiedstanz (eine Art von Hochzeitstanz). gesel m. Genosse, Gefährte (mhd. geselle in.) - gisel a; gesel S. gesemel n. Ansammlung, Menschenmenge (vgl. mhd. gesemene n.). gesess n. Sitz (mhd. gesäte n.). gesez Gesetz (mhd. gesetze n.) — gisez a. *gesezter m. Vorgesetzter — gisez'ter a. *gesind m. Dienstbote (mhd. gesinde m.) — V. gesind n. Familie, Hausgenossenschaft (mhd. gesinde n.) - gesind S. gesindel n. Familie, Hausgenossenschaft. *gesstern adv. gestern (mhd. gester(n)) — gess't'rin a; gesstert b. *gesstig adj. verlegen, ängstlich (mhd. gastlich) - gäschtig V. gesunt n. Gesundheit (mhd. gesunt). gesunt adj. gesund - gisun't a. gesunterheit adv. gesund, stark, gesuntlech adj. gesund (mhd. gesüntlich). *getewelss Getäfel, Täfelung (mhd. getevele n.) - gitewel't a. getlich adj. göttlich (mhd. götlich) — getlich V. getrai adj. treu, getreu (mhd. getriu). getraischaft n. Treue. getrank n. Trank (mhd. getranc n.) git'ran'k a. getrauen v. tr. an vertrauen (mhd. getriuwen) — getroien G. *getreid n. Getreide (mhd. getreide n.) git'rad a. getrenkel n., getrenklech pl. Trank. gewalt f. -> gwald f.

GEWANT — G LAICH

gewant n. Tuch (mhd. gewant n.) gewand b. gewaunheit Gewohnheit (mhd. gewonheit f.). gewaunschaft n. Gewohnheit. gewaunt adj. gewohnt, gewöhnt (mhd. gewonet). gewaure weren, gewor weren v. p. bemerken, erfahren (mhd. gewar werden), geweinen v. tr. gewöhnen (mhd. gewenen). geweinen sich v. r. sich gewöhnen, geweint adj. gewöhnt (mhd. gewenet). gewein(t)lich adj., adv. gewöhnlich, selbstverständlich, natürlich (mhd. gewonlich). geweinung Gewohnheit. gewelb n. Laden, Geschäft (mhd. gewelbe n.). gewelber m. Laden-, Geschäftsinhaber. *geweltig adj. mächtig (mhd. geweltic) geweltig S. geweltigen v. i. herrschen, beherrschen (mhd. geweltigen) - giwel'tigen a; geweltigen J. geweltiger m. Herrscher, Beherrscher (mhd. gewaltigere m.). gewenten adj. aus Stoff, aus Tuch (zu mhd. gewant n.). gewentschnit Handel mit Tuch, mit Schnittwaren (mhd. gewantsnit m.). gewentschniter m. Tuch-, Schnittwarenhändler (mhd. gewantsnider m.). geweren v. i. dauern, währen (mhd. gewern). gewerz n. Gewürz (zu mhd. würz f.) — giwer'z a; gewerz b, c. gewesen, gewen p. p. gewesen — giwesin a. gewicht n. Gewicht (mhd. gewiht n.) giwich't a. gewinen v. tr. (gewunen p. p.) gebären, bekommen; gewinnen (mhd. gewinnen) — gewinen S, B. Vgl. Gr. 116. gewineren f. Gebärende, Kindbetterin, Wöchnerin - gewineren G; gewinerin B. gewinss n. Gewinn (mhd. gewin m.) giwin a. gewiss adj. gewiss, bestimmt (mhd. gewis) — giwiss a. gewor weren v. i. -> gewaure weren v. i.

1478-1531

geworent sain v. p. vorsichtig, achtsam sein (zu mhd. warnen). gezaig n. Werkzeug, Gerät, Stoff, Zeug (mhd. geziuc n.) - gezeig G, V. gezelt n. Zelt (mhd. gezelt n.) - gizel't a. gezolt, gezoltss, gezolz n. Gehalt, Lohn (zu mhd. zalen v. tr.). *gezwergel n. Zwerg (zu mhd. gezwerc n.) - giz'wer'gil a. gezwungenkeit Zwang (zu mhd. zwingen)gezwungenhat V. gich, gech adj., adv. schnell, flink, geschwind (mhd. gach) — gich, gech G; goch S. gichkeit f. Schnelligkeit, Flinkheit. gift Gift (mhd. gift n.) - gf/’ί a. giftig adj. giftig (mhd. giftec) - gif'tik a. *giftig fiber bösartiges Fieber, Kopfschmerz - gif'tik febir a. gilden adj. golden, goldig (mhd. guldin). gilden m. Gulden; fünfzehn Kopeken (mhd. guldin m.) - gil'din a; güldilech pl. H. gildene oder f. Hämorrhoiden. gildene oderjiden pl. Hämorrhoiden-Leidende G. gilderen adj. golden (mhd. guldin). gilderne jauch f. goldene Suppe, d. i. die dem Brautpaar vorgesetzte Suppe. gilderne woch f. die der Hochzeit folgende Woche. gilten v. i. gelten, gültig sein, gelingen, glücken (mhd. gelten). gimel dritter Buchstabe des hebräischen Alphabets, Zahlenwert: drei — gimel v. Reizenstein, B, V; gimmel S. gingold n. feines Gold (mhd. gimmen-golt n.) - gimgol'd a; gimgold Levita, Blitz, Witzenhausen. Vgl. Gr. 108. gingolden adj. von feinem Gold, von höchster Feinheit. ginzig adj. herzlich, aufrichtig, treu (mhd. günstic). gissen v. tr. giessen (Flüssigkeiten) (mhd. gieren). giss-opfer Trankopfer, Libation. *gitikeit n. Güte, Gnade (mhd. güetikeit f.) - gitikeit f. J. glaich adj. gerade, recht, richtig, ehrlich; passend, witzig, zutreffend (mhd. glich) — g'lach a; gleich c, J, G, V.

117

1532-1588

G LAICHEN — GRAF

glaichen v. tr. vergleichen (mhd. geliehen), glaichenisch Vergleichung; Gleichnis (mhd. gelichnisse n.). glaichwegss adv. geradeaus. glaichwertel n., glaichewertlech ^pl. Bonmot, witziges, treffendes Wort - gleichwertet G, B; gleichwertje V. glaichwertlen sich v. r. witzige, treffende Worte sprechen. glanzen v. i. glänzen (mhd. glanstern). glat adj. glatt, einfach, gewöhnlich; adv. nur, bloß (mhd. glat). *glauer Nachwein, Tresterwein (mhd. glüre f.) - gilauar a. glauben, gleiben v. tr., v. i. glauben (mhd. glouben). gleisen adj. -> gleseren adj. gleit Bleiglätte, Bleischlacke (mhd. glete f.). glekel n. demin. Glöckchen (zu mhd. glocke f., glöckelin n.) - glekil a. gleser m. Glaser - gleser a. gleseren, gleisen adj. gläsern (mhd. gleserin, glesin) - glesirin a. gleten v. tr. streicheln, liebkosen; glätten, polieren (mhd. gleten). glid n., glider pl. Glied (mhd. gelit n.) gilidir pl. a. glien v. i. glühen (mhd. glüen). gliendig adj. glühend (mhd. gliiendic). gliendige kaulen pl. glühende Kohlen, Kohlenglut - gliendige kolen J. glik n. Glück (mhd. glücke n.) — g'lik a. glinzeren v. i. glitzern, gleißen, funkeln (mhd. glinstern). glitsch m. Eisbahn; Gleiten, Ausgleiten (zu mhd. glitsen ,gleiten‘). glitschen sich v. r. Schlittschuh laufen, glitschig adj. schlüpfrig. glok m. Glocke (mhd. glocke f.) - glok a; klok Wa. glos n., gleser pl. Glas (mhd. glas n.) g'los a; glöes F. *glosmacher m. Glasmacher c. glozen, glonzen v. i. glotzen, stieren, die Augen weit aufreißen (mhd. glotzen), *glukglos n. Trinkglas von bestimmter Form - g'lukg'los a; klukglos c. glusst Begehren, Verlangen (mhd. gelüst m.).

118

glussten, gehissten v. tr. verlangen, begehren (mhd. gelüsten) — glusten G; gehissten J. glussten sich v. r. vorlangen, begehren, glusstung Verlangen, Begehren - gelusstigung J. gob f. Gabe, Geschenk (mhd. gäbe f.) gob a, S; gob F. gogelech pl. große Gerstengraupen gogeles F. gold n. Gold (mhd. golt n.) - golt S; gol'd a; gold b. goldarbeter m. Goldschmied. goldgewicht Goldwaage - goldgewicht F. goldschmid m. Goldschmied (mhd. goltsmit m.) — gol'dsch'mid a; goldschmid v. golesch Gallapfel (poln. galas m.) - golisch a. goner m. Gänserich, Ganter (mhd. ganse m.). gopel m. Gabel (mhd. gabel f.) - gopil a; gopel G. gor adv. gänzlich, völlig, ganz und gar (mhd. gar) - goer F. *gorauss adv. ganz sicher, ganz bestimmt - garaus V. gorfinkl Karfunkel (mhd. karfunkel m.) kör'fun'kl a; gorfunkl c; goerfunkel F. gorgel m. Kehle (mhd. gurgel f.) - gor'gil a; gorgel c, F. gornischt, gornit pron. indef. nichts, garnichts — garniks V. gornit adv. nichts, garnichts, überhaupt nichts. *gort m. Gurt (mhd. gurt m.) - gor't a. gorten m. Garten (mhd. garte m.) gor'tin a; gorten b; goorten F. got m. Gott (mhd. got m.) - got a. auf gotss barot aufs Geratewohl - a/ gote berät G. *got sol hiten Gott bewahre! - got sollieten V. *sait got wilkum Gruß beim Eintritt einer Frau als Gast - seit got wilkum S; es gotts willkumt F; s'gotsel kümt, s'kotsel kümt B; skozel kumt G; skottelkom, goddelkom V; sskozel kumt, kozel kumt Harkavy. graf eiserner Kochtopf (mhd. grope f.).

GRAF — GRILZEN

graf m. Graf (mhd. grave m.) - g'rof a; graw b; grof H. (Das Ostjidd. hat graj dem poln. hrabia m. entlehnt, nicht dem mhd. grave!). grager, greiger m. Knarre. grageren, greigeren v. i. knarren, graif m. Greif (mhd. grif m.) - g'raj a. grailich adv. sehr (mhd. griulich) - greilech G. grailig adj. bemerkenswert, beachtlich; adv. sehr. ♦grais Gekröse (nl. kroos, kroes n.) Wohl nur belegt als kalbsgreis ,Kalbsgekröse‘ V. Die Ableitung von mhd. gekroese n. ist gleichfalls möglich, doch siehe dazu -> gekres n. grais m., graisen pl. Fehler, Irrtum (beim Vorlesen), Schreibfehler, Druckfehler (mhd. krus ,kraus‘, übertr. ,verdreht, wirr, unverständlich‘; vgl. DWB V, 2092) - gras Br; gräus Pentateuch Basei 1583; greiß v. Reizenstein 1764; krais W; greis B, Zunz. graisel, kraisel n., graislech pl. Locke (zu mhd. krüse f.). graiseldig adj. -> krausig adj. graiselen v. tr. -> krausen v. tr. graisen v. i. Fehler begehen, irren (in Wort und Schrift) (mhd. krüsen, vgl. DWB V, 2092) - greisen E. Levita 1545, Gebetbuch Ichenhausen 1544, Frauenbüchlein Basel 1602. graisgau, graisgro adj. ganz grau (mhd. grisgrä). graisig adj. fehlerhaft, irrig. graislenisch n. Kräuseln (zu mhd. krüsen). graizer m. -> kraizer m. gram m., gramen pl. Reim (besonders werden die improvisierten Hochzeitsgedichte des Marschalik so genannt) (mhd. gerime n.) - greim B. gram adj. graum adj. gramatike f. Grammatik (poln. gramatyka f.) - gramatiki a. gramenmacher m. Reimer, Reimschmied, gramensoger, gramsoger m. Reimer, Reimschmied. grate f. Gitter (poln. krata f.). grau adj. -> gro adj.

1587-1635

graum, gram, geram adj. geräumig (mhd. gerum) - geroim G. grauss adj. groß (mhd. grög) - g’ross a; gross b; graus, grauß F. greb f. Dicke (mhd. grob ,dick‘). grebez, grepez Rülps (zu mhd. grob, grop). grebezen, grepezen v. i. rülpsen, aufstoßen - grep'ssin a; grebzen G; gröpßen F. greflich adj. gräflich (zu mhd. grave m.) g'rew'lich a. greichen v. i. reichen, sich erstrecken (mhd. gereichen) — grechen G. greiger m. -> grager m. greigeren v. i. grageren v. i. greim f. Größe (räumlich) (zu mhd. gerume n.). greischel Gedärm, Eingeweide (mhd. ingeriusche n.). greiss Größe, Umfang (mhd. grce^e f.). *greissen sich ausdehnen, größer werden (mhd. groe^en) - gressen J. greif adj. bereit, fertig (mhd. gereit). greifen v. tr. bereiten, vorbereiten (mhd. gereiten) - greten G. greitkeit n. Bereitschaft, Bereitwilligkeit, grek m. Grieche (poln. grek m.) - grek a; grich F. grekisch adj. griechisch. *grempelschpais Gemiise, Hülsenfrüchte (zu mhd. grempel m. ,Kleinhandel‘) — grempelschpeis b. *gren, grenen pl. Schnurrbart (mhd. gran f. ,Barthaar‘, doch vgl. auch altfr. und provenzal. grenon m. ,Schnurrbart‘) — g'reem a; gren c; grenen pl. Prag 1716. Vgl. Gr. 545. grenez f. Grenze (poln. granica f., mhd. greniz f.) - gränez F. gret n. Wäsche, Weißzeug (mhd. geraete n.) - grejt B. gribene f., gribenss pl., griw f., griwen pl. Griebe (mhd. griebe f.). grifel m. Griffel, Schieferstift (mhd. griffel m.) - g'rifel a. gril f. Grille (mhd. grille f.). grilzen v. i. zirpen; mißtönend klingen (zu mhd. grille f.) - grilzen G; du grillst H.

119

1036-1691

GRIMEN — HALSEN

grimen v. i. zürnen, toben, wüten, schmorzen (mhd. grimmen) - grimen J. grimenisch Bauchgrimmen, Leibschmerz, grimzoren m. Wut, großer Zorn - grimzorn J, G. grin adj. grün (mhd. grüene) - grin a, b. grind m. Grind (mhd. grint m.) - g'rin'd a; grind b. grinden v. tr. gründen (mhd. gründen), grindig adj. grindig (mhd. grintec) g'rin'dig a. gring adj. leicht (mhd. geringe) - g'rin'g a; gring c. gringkeit n. Leichtigkeit. grinss n. Grünzeug, Laub (mhd. grüene^). grintlich adj. gründlich (mhd. gruntlich). grinwarg n. Grünzeug, Grünkram. griss m. Gries (mhd. griej m.). grissen, gerissen v. tr. grüßen (mhd. grüe^en) - griessen V. griz f. Grütze (mhd. grütze f.) — griz a; gritz V. gro, grau adj. grau (mhd. grä). grob adj grob, dick (mhd. grob) - grob a. groben m. Graben (mhd. grabe m.). groben v. tr. graben (mhd. graben), grober finger m. Daumen. grober jung m. Ungebildeter.

grod adj. gerade, just (mhd. gerade) groed F. gros n. Gras (mhd. gras n.) - g'ros a. groschen m. Groschen (mhd. grosse m.) — g'roschin a. grub f. Grube (mhd. gruobe f.) — g’rub a. grünt m. Grund, Boden (mhd. grünt m.). gruntfesstigen v. tr. gründen, begründen (mhd. gruntvestenen). gruntig adj. gründlich; adv. durchaus, gruss, geruss m. Gruß (mhd. gruog m.). gumen m. Gaumen (mhd. guome m.) gumin a; gumen b, c, F. Vgl. Gr. 135. gut adj. gut (mhd. guot) - gut a, b. gut n., giter pl. Gut, Ware, Besitz. gut woch Gruß am Samstagabend - gut woch V. guter jid m., gute jiden pl. Bezeichnung für die sogenannten Wunderrabbis der abergläubischen Chassidim — guter jüd B. guter ort, gut ort n. Friedhof - güt ort B. gutkeit, gutsskeit n. Güte (zu mhd. guot) gutkeit f. J. gutss n. Güter, Waren, Besitz. gwald, gewald, gewalt f. Gewalt, Gewalttätigkeit (mhd. gewalt f.) - giwal't a.

H haijor adv. heuer (mhd. hiure, ahd. hiu järu). haijorig, haijerig adj. heurig, diesjährig (mhd. hiurec). hailen v. i. weinen, heulen (mhd. hiulen) heilen V. hailen v. i. -> ailen v. i. hailen sich v. r. -> ailen sich v. r. haint adv. heute (mhd. hiute) - ha’n’t a; hant, hant, höhnt F; heint c, d, G, V, H; heit J, V; heut S. haintig adj. heutig (mhd. hiutic). haintweltig, haintweltisch adj. modern, zeitgemäß. 120

iber die haiser geien betteln gehen,

haiser-geier m. Hausbettler. haitel n. Häutchen (zu mhd. hüt f.) ha'til a; heitel c. hak Hieb - hak F. hak f. Beil (mhd. hacke f.) - hak a, b. haken v. tr. hacken (mhd. hacken). halb adj. halb (mhd. halp) - hal'b a. hals m. Hals (mhd. hals m.) — hal's a; hals b. halsband Halsband (mhd. halsbant n.) — hal'sban'd a; halsband b. halsen v. tr. umhalsen, umarmen (mhd. halsen).

HALT HOBEN — HAUPTMAN

halt hoben v. tr. lieben (mhd. halt ,zugeneigt, treu‘). halten v. tr. halten (mhd. halten), halten schmol schlecht bestellt sein, halten sich bai... bleiben bei... hamer m. Hammer (mhd. hamer m.) — hamir a; hamer b. hamperen sich, amperen sich v. r. sich streiten, zanken (Etymologie unklar. Harkavy verwies gar auf fr. s’emparer. Der Wortbildung nach dürfte ein dt. Ausdruck zugrunde liegen.). hampernisch, ampernisch n. Streit, Zank, hamssterl n., -ech pl. Hamster (mhd. hamastra m.). handel m. Handel (mhd. handel m.). handelschaft Geschäft. handlen v. tr. Handel treiben (mhd. handein). hanf m. Hanf (mhd. hanif m.) - han'f a; hanef F. hant f., hent pl. Hand, Arm (mhd. hant f.) - han't a; hant b; hent pl. c. hantech Handtuch (mhd. hanttuoch n.) han’tuch a; hantuch c. hantfass n. Gießgefäß für das zum Händewaschen nötige Wasser (mhd. hantva^ n.) — han'tfass a; hantfass c; hantfas G. har m. Herr; Adliger (mhd. herre m.) — har a; harr H. harb adj. schwierig, schwer (zu mhd. harwe f. ,Herbheit‘) - herb J; harb W; hareb F. harberig Herberge, Gasthaus (mhd. herberge f.) - har'b'rig, her'b'rig a; herburg J. harbkeit n. Schwierigkeit. harblich adj. sehr scharf, sehr schwierig; adv. hübsch, schön. harbscht Herbst (mhd. horbest m.). hären v. i. warten (mhd. harren). hären, aren v. tr. betreffen, angehen, kümmern (mhd. irren, md. erren) woss art ess mich? was geht’s mich an? was kümmert’s mich? was stört’s mich? harente f. Herrin. harf f. Harfe (mhd. harpe, poln. arfa f.) har'p a; herp c; harep F. harmel(e) m. Hermelin (mhd. hermelin n.) -harmel B.

1692-1747

harnisch m. Harnisch, Rüstung (mhd. harnasch m.) - har’nisch a. hart adj. hart; adv. nah (mhd. hart) har't a. harz n., herzer pl. Herz (mhd. herz n.) her'z a; herz b, S, J; haz H. harzbrechenisch n. Herzeleid. harzig adj. herzlich. harzklapen, harzklapenisch n. Herzklopfen. harzklemenisch n. Kummer, Gram, harzraissendig adj. herzzerreißend, haselnuss, Haselnuss, hosen-nuss, hos-nuss hosischer-nuss f., -msspl., hosen-nissel n. Haselnuß (mhd. haselnu^ f.) - hosilnussin pl. a; hoselnussen pl. b; hoselnüß pl. F. haub f. Haube (mhd. hübe f.) - haub a. hauch m. Hauch (zu mhd. hüchen). hauch adj. hoch, laut (mhd. hoch) hoch a; hojch B; hauech F; hech G. hauchen v. i. hauchen (mhd. hüchen). *hauchmitig adj. hochmütig (mhd. hochmüetic) - hauechmütek F. hauchtaitsch, hauchdaitsch adj. hochdeutsch( als Sprache). *hauchzait f. Hochzeit (mhd. höchzitf.)hoch'za't a. haude Schaukel. hauden v. tr. schaukeln (dt. mdal. haudern ,schütteln, rütteln‘) - hoidern G. haudewdig adj. schaukelnd. haudewke Schaukel. hauern v. i. kauern, sich niederlegen, lagern (vgl. Schweiz, hüren ,kauern‘) hoiern G. häuf m. Hof, Haus, Residenz (mhd. hofm.) - hof a, S; how b, J; hauw F. häufen f. Handvoll (mhd. goufe f.). hauker m. Buckel, Buckliger (mhd. hokker m.) - hojker B; auker V. haukerdig adj. bucklig (mhd. hockereht). haul adj. nackt, bloß; adv. nur (poln. goly adj.). haul adj. hohl (mhd. hol) - haul F. hauten v. tr. holen (mhd. holn) - haulen F. haulkeit Nacktheit, Blöße (zu poln. goly). hauptman m., hauptlait pl. Oberhaupt, Anführer (mhd. houptman m.) ha’btmon a. 121

1748-1798

HAUS — HEN

haus f. Hose (mhd. hosen f. pl.) - hosin a; hausen F. haus n., heiser pl. Haus (mhd. hüs n.) haus a, b. hausen v. i. hausen, ruhig leben (mhd. hüsen). ♦hausenbendel Hosenband - hosinben'dil a. hausgesind n. Familie (mhd. hüsgesinde n.) — hausgesint c; hausgesind d. *hausrokm. Hausrock, Hausgewand (mhd. hüsroc m.) - hausrok c. haut f. Haut (mhd. hüt f.) - haut a, b. hawiren v. tr. gefallen (mhd. hovieren). he fünfter Buchstabe des hebräischen Alphabets, Zahlenwert: fünf - he v. Reizenstein, S; hei V. heflich adj. höflich (vgl. mhd. hövisch) heiflich F. *heftel n., heftlech pl. Spange, Agraffe (am Gewand) (mhd. heftel n.) - hef't'lich pl. a. heften v. tr. sticken (poln. haftowaö). hei n. Heu (mhd. höu n.). *heibeman m. das mit dem Aufheben des Verstorbenen vom Bett beauftragte Mitglied der Beerdigungsbrüderschaft - V. heiben v. tr. heben; in die Höhe halten, die Gesetzesrolle ausheben (mhd. heben) - heiben V. heiben, heiwen f. Hebamme (mhd. hebeamme, hefamme f.) - heb'am a; heibam F. heiber m. Heber, Weinheber (mhd. heber m.) - hebir a. heich f. Höhe, Größe (Wuchs) (mhd. hoehe f.) - hech a, J; heich F. heil f. Höhle (mhd. hol f. ) — hei a. heilen v. tr. heilen, gesund machen (mhd. heilen). *heiler m. Arzt - ha'lir a. heilig adj. heilig (mhd. heilec.) - ha'lig a. heiligen v. tr. heiligen, weihen (mhd. heiligen) - ha'ligin a. heiliger ort, heilig ort n. Friedhof - hejlig ort B. heiligkeit n. Heiligkeit (mhd. heilecheit f.) - ha'lika't a.

122

heilung Heilung, Gesundung - ha'lun'g a; heilung J. heim f. Heim, Heimat (mhd. heim n.). *heimet f. Vaterland, Heimat (mhd. heimöt, heimuot f.) — heimet F. *heimlich gemach Abort, Abtritt ham'lich gimach a. heiptel n., heiptlech pl. Kopf, Haupt (zu mhd. houpt n.) - ha'bt a; heibt J, c. heischerik Heuschrecke (mhd. höuschriebe m.) — han'scherik a; heischrek b; heischrik c. heiserig adj. heiser (mhd. heiser) - h&serig G. heiserigkeit n. Heiserkeit (mhd. heiserheit f.). heiss adj. heiß (mhd. hei^) - ha'ss a. heissen v. tr., v. i. heißen, nennen; befehlen (mhd. heilen). heiwen f. Hefe (mhd. hebe f.) — hewin a; hewen b, c. heiwen f. ->■ heiben f. heizen v. tr. heizen (mhd. heilen). hekel n., heklech pl. Häkchen, kleine Klammer, Spange zum Zusammenhaiten der Kleidung (mhd. haikel n.) hek'lich pl. a; lieblich b, c; hejkele n., hejkelech pl. B. heker m. Holzfäller (mhd. hecker rn.). hei f. Hölle (mhd. helle f.) - hei a. *heldenfrau f. tugendhaftes, braves Weib, Biederweib (Ruth 3, 11) - hei'dinfraue,, fun der heler haut adv. urplötzlich, helfand m. Elefant (mhd. helfant m., elfent n.) - helifan'd a; helfant c; hüfent G; helephant F. helfandbein, helfenbein Elfenbein (mhd. helfenbein n.) - hel’fenban a; helfenban b; helfenben G. helfen v. tr. helfen (mhd. helfen), helft f. Hälfte (mhd. helfte f.). helisch faier n. brennende Glut (bildl.) (mhd. hellich viur n.). hemd n. Hemd (mhd. hemde n.) - hem'd a; hemd b. *hen f. Huhn, Henne (mhd. henne f.) hen a, b, c. hen int. Ausruf des Mißfallens, Hohns (mhd. ja henne!).

HENGEL — HITER

hengel n., henglech pl. Traubenbüschel (mhd. hengel n.) - hen'gil a; hengel b. hengen v. tr., v. i. hangen, hängen (mhd. hengen). henger m. Henker (mhd. henger). hentel n. Händchen, Griff, Henkel (mhd. hentel n.). hentschke f., hentschkess pl. Handschuh (mhd. hentschuoch, hentsche m.) hen'schich pl. a; hantschuch pl. b; hentschkess pl. c; hintsclike f., Mntschkess pl. G; hanschkeß, hantschen pl. F; Äen(d)sc71fe(s) pl. V. her m., heren pl. Herr; Adliger, Fürst (mhd. herre m.) — her a. *hern. Heer (mhd. hern.) -hera. *heren f. Herrin, Adlige, Fürstin - herin a. heren v. tr., v. i. hören (mhd. hocren) herin a·, heeren V; heiren F. *herle m. Großvater (zu mhd. herre m.; dem. herrelin n.) — herrle Selig 1792; herle F; harrle H; harte V; harrle W (mit der Bemerkung: ,,Das Wort ist nicht mehr gebräuchlich in Baden“), ♦herling m. unreife Traube (mhd. herling m.) - her'lin'g a; herlung b. hersch, hirsch m. Hirsch (mhd. hir^ m.) her'sch a-, hirsch b. *hert m. Herd (mhd. hert m.) - heret a. *hert f. Herde (mhd. hert f.) - hert b. *hert m. Hirte (mhd. herte, hirte m.) — her't a; hert F; herter b. *hertschaft Viehherde (mhd. hirtschaft f.) - her't'schaßt a. herzog m. Herzog (mhd. herzoge m.) herzek F. herzogine f. Herzogin (mhd. herzoginne f.) - herzegen F. hi adv. hier (mit Bezug auf eine Stadt, ein Land) (mhd. hie) - hi S; hie H. hig adj. hiesig. higer m. Inländer, Einwohner. higlender m. Inländer, Einwohner (vgl. mhd. hieburger m.). hilf f. Hilfe (mhd. hülfe f.) - hil'f a. hilse f. Hülse, Schale (mhd. hülse f.) hil'sin pl. a. hilzeren, holzeren adj. hölzern (mhd. huizerin, hülzin) - hilzern G.

1799-1847

himel m. Himmel (mdh. himel m.) - himel a, b. hind f. Hirschkuh (mdh. hinde f.) — hin'd a; hind b. ♦hinderer m. Ankläger (mhd.hinderserem.) - hin'direr a. hindel n., hindlech pl. Hühnchen - hindl b; Äm’d’ZfcÄ pl. a. hinerplet m. Starrkrampf, Agonie (mhd. hinbrit n. ,Ekstase, Verzückung‘) hinerplet G; ,,un in seiner krankheit da lag er in hinerpriten, dass meint, das einer ligt as wer er tot“ Megilass Esther, Krakau 1590. *hinerschtaig f. Hühnerkäfig, -stall (mhd. hüenerstige f.) - hinerschta'g a. hinkedig adj. hinkend, lahm (zu mhd. hinken) - hin'k'dig a; hinkendig c. hinken v. i. hinken (mhd. hinken), hinten adv. hinten (mhd. hinden) hin'tin a. hinter präp. hinter (mhd. hinder). *hinterlaib m. Mastdarm - hinterlab F. hinterscht adj. sup. hinterst, letzt, hinterschte teg m. pl. die Abschlußtage des Pessach- und Laubhüttenfestes - de hinterste tag V. Vgl. Gr. 137. hinterwailech(ss), hinterwailechz adv. hinterrücks, rücklings - hinterweilechz G. hintisch adj. hündisch, Hunde- (vgl. mhd. hundin). hipen, hipern v. tr. überhüpfen, überspringen (beim Lesen) (mhd. hüpfen). Vgl. auch -> hupen v. i. hipsch adj. ziemlich viel, ziemlich groß; hübsch (mhd. hübsch) - hipsch J. *hiren n. Gehirn (mhd. hirn n.) - hirin a; hirn b. *hirenschol f. Schädel (mhd. himeschal f.) - hirinschol a. hirsch m. -> hersch m. hirssch Hirse (mhd. hirs m.) - hir'sch a; hirs b; hiersch F. hitel n. Mütze, Kappe (zu mhd. huot m.). hiten v. tr. achthaben, achtgeben, wachen, hüten, bewahren; halten (z. B. den Sabbat) (mhd. hüeten). hiter m. Hüter, Wächter (mhd.hüeterm.).

123

1848-1002

HITUNG — HUPEN

♦hitung Aufbewahrung, Verwahrung, Bewachung - hitun'g a. hiz f. Hitze; Fieber (mhd. hitze f.) - Kiz a, b. hoben v. tr. haben, inne haben, besitzen (mhd. haben) - Koben V; höben F. hober m. Hafer (mhd. haber m.) - hobir a; hoher G. *hobicht m. Habicht (mhd. habich m.) hobich't a; habich b. hoder f., -ss pl. Lumpen, Lappen, Fetzen (mhd. hader f.). hoderen v. tr. zerreissen, zerfetzen. *hofart Hoffart, Übermut (mhd. hoffart f.) - hofart J. hofen v. i. hoffen (mhd. hoffen). hofenung n. Hoffnung (mhd. hoffenunge f.) - hojung J. hoferdig, hojerig adj. hoffärtig, hochmütig, stolz (mhd. höchvertic). hoferdiger m. Hoffärtiger (mhd. hochvertigasre m.) - hofar'digir a; hofartiger c. hoferdigkeit, hoferigkeit Hoffärtigkeit, Hochmut. hogel m. Hagel (mhd. hagel m.) - hogil a; Kogel b, c, d. hoke m. Hindernis, Verhinderung, Einhalt (mhd. hake m.). Wird im gleichen Sinn gebraucht wie dt. ,die Sache hat einen Haken‘. hoken m. Haken (mhd. haken m.). holchen v. i. gehen (hebr.). holder n. Kollern, Kaudern (des Truthahns) (nhd. hauder int.). holderen vi. kollern, kaudern (nhd. haudem). holt hoben v. tr. lieben (mhd. holt adj.). holz n. Holz (mhd. holz n.) - hol'z a. holzeren adj. -> hilzeren adj. *holzschuch m. Holzschuh (mhd. holzschuoch m.) — holzschuch b. homen-tasch Name eines am Purimfest üblichen Backwerks. (Nach dem Judenfeind Haman genannt). hon m., honen, hener pl. Hahn (mhd. han m.) - hon a, b, c; Koen F. *honbute f. Hagebutte (mdal. hänbutte f.) - honbute d; hohenputte F. honer m. Ehre (poln. honor m.). 124

honik, König m. Honig (mhd. honic, hönie n.) — Kenig a; haunik b; honik c; Konek F. honik-Iekech m. Honigkuchen. hopen m. Hopfen (hopfe m.) - hopen F. hör n. Haar (mhd. har n.) - Kor a, b;hoerF. hörig adj. haarig — Korek F. horn adj. hären (mhd. hierin). horn n., Kerner pl. Horn (mhd. horn n.) hor'n, Ker'nir pl. a. horscheitel m. Perücke (der orthodoxen jüd. Ehefrauen). Vgl. -> scheitel m. *horwakss n. Haarwachs, Sehne, Knochenband (mhd. harwahs n.) - Korwak'es a. hos m. Hase (mhd. has m.) - Kos a; hoes F. hose Keckheit, Frechheit, Unverschämtheit (vgl. altfr. os ,kühn‘, span, osado ,keck‘, portug. ousado ,keck‘. Schon Harkavy nahm ein roman. Etymon an im Gegensatz zur landläufigen Deutung, die auf eine hebr. Wurzel zielte), hosedig adj. keck, frech, unverschämt, hoselnuss f. -> Kaselnuse f. hosen adj. Hasen..., vom Hasen, hosenik m. unverschämter Kerl (vgl. -> hose).

hosenize f. unverschämtes Weibsbild (vgl. -> Kose).

hosen-nuss f. -> Kaselnuss f. hosisch adj. Hasen..., vom Hasen, hosischer-nuss f. -> Kaselnuss f. hubel m. Hobel (mhd. hobel m.) - Kobil a; Kubel F. hublen v. tr. hobeln (mhd. hobeln) Kübeln F. hun f., Kiner pl. Henne, Huhn (mhd. huon n.). hundert num. hundert (mhd. hundert n.) hun'der't a; Kundert b. hunger m. Hunger, Hungersnot (mhd. hunger m.) - hun'gir a. hungerig adj. hungrig (mhd. hungeric). hunt m., hint pl. Hund (mhd. hunt m.) hun't a; hunt b, c. huntss-joren pl. lange Zeit. hupen v. i. hüpfen (mhd. hupfen, hoppen) - hupin a; huppen, Ku'pen F. Vgl. auch -> Kipen v. tr.

HUR — IWRI

1903-1951

husst m. Husten (mhd. huoste m.) - hust G. hussten, hussen v. i. husten (mhd. huosten). hüt m. Frauenhut (mhd. huot m.) - hüt a.

hur f. Hure, Dirne (mhd. huore f.) — hur a. huren v. i. huren (mhd. huoren). *hurenkind Hurenkind, uneheliches Kind - hurinkin'd a.

I ibel adj. übel, schlecht; n. Übelkeit (mhd. übel). ibelen v. i. Übelkeit empfinden, zum Erbrechen geneigt sein. ibelkeit n. Übelkeit. iben v. i. üben, ausüben (mhd. heben), iber adv. über (mhd. über) - iber V. iberdruken v. tr. nachdrucken, wiederdrucken. iberforen v. i., v. tr. übersehen, überspringen (Buchstaben, Wörter) — ibervaren J. *iberfur Fähre - iberjur a. ibergegeben adj. ergeben, treu, ibergwald adv. gewaltsam. iberhiperen v. tr. überspringen. iberig adj. überflüssig; übrig (mhd. überig) - ib’rig a; ibrek F. iberigenss adv. übrigens, iberigss adv. sehr, zu sehr. ibernechtigen v. i. übernachten - ibernechtigen J. *iberreid Überredung — iberreto a. iberreiden v. tr. überreden, erwähnen, erörtern (mhd. überreden). *iberreider m. Fürsprecher — iberreder a. ibung f. Übung (mhd. iiebunge f.). ich, jach pron. pers. ich (mhd. ich) ich a. *igel m. Igel (mhd. igel m.) - igil a; igel b; nigel c. *iltiss m. Iltis (mhd. iltis m.) - il'tiss a; iltess c. im, em pron. pers. ihm. imer adv. immer (mhd. imer, ummer) uemer S.

imez, imezer, emez, emezer, eimezer pron. indef. jemand (mhd. iemen) - emez, imizer G. impet m. Umgestüm (vgl. span, impetu m.; it., port. impeto m.). *in pron. pers. ihn (mhd. in) — in a. in präp. in, an, zu (mhd. in). ind f., inden pl. Welle, Woge (mhd. unde f; vgl. altfr. onde f., it., port. onda f.). inditschke f. Truthenne (poln. indyczka f.) - indianische hen a. inergez adv. irgendwo (mhd. irgent); s. auch -> ergez. in ergez nit adv. nirgends (mhd. niergent). ineweinig adj. inwendig, innerlich; adv. innerhalb, binnen (mhd. innewendic) — in’nwenig a; inenwenig J; inneweinek F. ineweinigsst adj. innerlich, innerst inneweinekst F. ingber m. Ingwer (mhd. ingeber, imber m.) - in'g’ber a; ingber b, c; imber F. ingeweit pl. Eingeweide (ingeweide n.) ingeweid J; ahngeweid F. ingichen adv. bald, schnell (zu mhd. gäch). insel f. Insel (mhd. insel, isele f.) - isel a. *inzlit n. Unschlitt, Talg (mhd. inslet, unslit n.) — in’z'lit a; inzlet c. *inzol Gematria (talmudisch-kabbalistisehe Wortdeutung nach dem Zahlenwert der Buchstaben) - inzol a. ir pron. pers., pron. poss. ihr (mhd. ir) — ihr a. itlicher pron. indef. jeder (mhd. itlich) itlicher Wa, G; iklichess S. iwri Hebräisch, hebräisch, bes. hebräische Schrift (hebr.).

125

1952-1996

IWRISCH — JOMERN

iwrisch n. Jüdischdeutsch (als Sprache), iwri-taitsch n. Jüdischdeutsch (Jiddisch), der ‫״‬juden-deutsche“ Dialekt; die besondere Druckschrift (aschkenasische Druckkursive), mit der die vorwiegend für Frauen bestimmten Volksbücher in diesem Dialekt gedruckt wurden iwri-teitsch B.

izt, izter(t) adv. jetzt (mhd. iezuo, iezen(t)) - iz H. izterdig adj. jetzig. iztig adj. jetzig. *izund adv. jetzt (mhd. iezunt) - izun'd, izun'd'r't a; izunder J. Vgl. —> azind adv.

J *jachzunk m. Hyazinth (Edelstein) (mhd. jäcinot, jacinte m.) - jach'zun'k a. janwar, jener m. Januar (mhd. jener m.) — jenori a. jaschme Jaspis (Edelstein) (hebr. josch’pe f.) - jasch'po a. jatke f., jatkess pl. Metzgerei, Fleischbank (poln. jatka f.) - jatke F, B. jauch f. Fleischbrühe, Suppe (poln. jucha f.) - jauch B; joich, demin. jeichel G. jauren, jeren v. i. (gejoren p. p.) gären (mhd. jern). jaurung n. Gärung. jausel n. pr. Jesus. je adv. ->· jo adv. jeder pron. adj. jeder (mhd. ieder). jederer subst. jeder. jeger m. Jäger (mhd. jeger m.) - jeger a, b. *jehen v. tr. sagen, sprechen, bekennen (mhd. jehen) - jehen Wa, S. jemolt, je-melt adv. dann (vgl. mhd. e males) - jimelt G. jener pron. dem. jener; ein, der andere (mhd. jener) - jenir a. jener m. -> janwar m. *jenhalb adv. jenseits, drüben (mhd. jenhalp) - jenhalb S. jeren v. i. -> jauren v. i. jetwider pron. adj. jeder (mhd. ieweder). jid m., jiden pl. Jude, Hebräer, Israelit (mhd. jüde m.) - jid Η, V. jidele n. kleiner Jude (mhd. jüdel n.). jidene f. Jüdin (mhd. jüdinne f.) jiddene V.

126

jidenkind n. von jüdischer Abkunft, gut jüdisch - jiddenkind V. jidisch adj. jüdisch, hebräisch, jiddisch; subst. Jiddisch (Sprache) (mhd. jüdisch) - jiddisch ,,ein den Juden eigenes Deutsch mit hebräischen Elementen“ V. jidisch-daitsch adj. jüdischdeutsch; subst. Jüdischdeutsch (Sprache, heute auch Jiddisch genannt). jidischen, jidschen v. tr. beschneiden jitschen V. Vgl. Gr. 144. *jidischer m. Beschneider — jidischer a. jidischkeit n. Judentum, jüdischer Glaube (mhd. jiidischeit f.). jidischlich adv. in jüdischer Art. *jidischmesser n. Beschneidungsmesser jidischmessir a. jingel n., jinglech pl. Junge, Knabe, Bursche (vgl. mhd. jungelin n.) — jingelche, jüngelche F; jengle, jinglisch W. *jingescht, jingschter m. Jüngster, der Jüngste - jin’gisch’t, jin’g'sch'ter a. jo, je adv. ja (mhd. jä, ja) - jo a; jau F. joch n. Joch (mhd. joch n.) - joch a. jogen v. tr. jagen (mhd. jagen) - jogin a; jogen F. jold m., jolden, joldess pl. Zierbengel, Modegeck, Gigerl, Sohn seines Vaters. jomer Jammer, Elend (mhd. jämer m.). jomerdig adj. jämmerlich, elend (vgl. mhd. jämerlich). jomern v. i. jammern (mhd. jämem) jomern F.

JOR — KAMFER

jor n. Jahr (mhd. jar n.) - jor a, b; johr Η, V; joer F. *jormark m. Jahrmarkt (mhd. järmarket m.) - jormar'k a; joermarek F. jorzait f., m. Jahrzeit, d. i. Jahrestag eines Todesfalls, insbesondere von Vater oder Mutter (mhd. järzit f.) joerzeit F; A. Berliner hörte 1873 bei den römischen Juden jarzejat·, Μ. Grünbäum gibt sonst als italienisch-jüdisch das verbalhornte jazei. Vgl. Gr. 285 Anm. 4. *jorsszait f. Jahreszeit - joerszeit F. j’schiwo-schtub Lehr- und Bethaus (hebr.dt.) - c, d. jud zehnter Buchstabe des hebräischen Alphabets, Zahlenwert: zehn — jud S, V; jüd B; jus v. Reizenstein; jaud V.

1997-2037

jud m. Jude (mhd. jude m.) - judin pl. a. Vgl. -> jid m. jugent f. junge Frau, Jugend (mhd. jugent f.). jukss m. Unrat, Plunder, wertloses Zeug, juli m. Juli - jolioss a. jung adj. jung (mhd. junc) - jun’g a; jung b. jung m., jungen pl. Bube, Knabe, Bursche (mhd. junge m.) - jung F. jungatsch m. Bursche, Kerl. junger m. Jüngling (mhd. junger m.) jun'gir a; junger b. jungerheit adv. in der Jugend, jungerman m., jungelait pl. Jüngling, jungfrau f. Jungfrau (mhd. juncvrou f.) — jun'gfrau a; jungevrau b. jungwarg n. junges Volk.

K kaf elfter Buchstabe des hebräischen Alphabets, Zahlenwert: zwanzig — kaf v. Reizenstein, V; chaf V; koof, choof S. kaichen v. i. keuchen (mhd. kichen). kaien v. tr. kauen (mhd. küwen, kiuwen). kaien di erd leiden, dulden, kaien sich v. r. bereuen, bedauern, kaikel n., kaiklech pl. Kreis. kaiklen v. tr. rollen, wälzen (Mhd. goukelen ,gaukeln, ungewöhnliche Bewegungen machen‘, das Gerzon 111, 67 als Etymon angibt, bietet keine ausreichende Sinngebung. Besser wäre mhd. kugelen, kegelen heranzuziehen). kaiklen sich, kauklen sich v. r. kollern, sich wälzen, sich drehen — keiklen sich G. kailchel n. Kugel, kleine Kugel (demin. von -> kaul) — keilchel G. kailechdig adj. rund (mhd. kugeleht) kig'lich'tig a; keilichtig b; keilechdig G. kailen v. tr. schlagen, prügeln (mhd. kein, köln, koln ).Vgl. -> kauten v. tr. kailer m. Schlächter. Vgl. -> kauler.

kalb n., kelber pl. Kalb (mhd. kalp n.) kal’b a; kalb b. *kalberich Stierkalb - W. *kalbschorz Fledermaus (provenzal. calv soritz f.) - kalbschorz c. (Das Wort gehört zu dem aus Südfrankreich mitgebrachten Wortgut. Altfr. findet es sich schon bei Raschi (1040-1105) verzeichnet, was das Fortleben begünstigt hat). Vgl. Gr. 540. kalch, kalech m. Kalk (mhd. kalc m.) kal'ch a; kalch c, J; kalech b, F, G. kalch-auwen m. Kalkofen (mhd. kalcoven m.) - kalchoven 1583 Freiburg; kalchowen J. kalender m. Kalender (mhd. kalender m.) - holender a. kalt adj. kalt (mhd. kalt) - kal't a; kalt b. kaltkeit n. Kälte; Gleichgültigkeit. kam m. Kamm (mhd. kam m.) - kam a. kamer Kammer (mhd. kamer f.) - kamir a, b. kamfer m. Kampfer (mhd. kampfer m.) kan'fer a. 127

2038-2087

KAMISAUL — KEBSS WA IB

kamisaul Kamisol, Weste - kamsaul F. kan f. Kanne (mhd. kanne f.) - kan a, c. kanjen v. tr. kaufen, erwerben (hebr.). kanssen, kanssenen v. tr. eine Geldstrafe auferlegen, mit einer Geldbuß bestrafen (zu -> k’nass) - kanssenen B. kant f., -en pl. Kante, Seite, Rand, Winkel, Land, Gegend. kantig adj. kantig, eckig. kaperal m. Korporal (frühnhd. kaporal) kapirol a. kaphon m. Kapaun (mhd. kappün, Kaphan m.) — kap'hon a; kaphon b, c; kaphoen F. kapital n. Kapital — kapital a. kapitan m. Kapitän, Hauptmann (mhd. kapitän m.) - kapitan a. *kaplan m. Kaplan, katholischer Priester (mhd. kaplan m.) - kap'lan a. kardinal m. Kardinal (kardinal m.) — kar'dinal a. karete f. Kutsche, Wagen (poln. kareta f.) - karete F. karg adj. geizig, knapp, gering, wenig (mhd. karc) - kar'g a. kargen v. i. wenig geben, knausern (mhd. kargen). karger m. Geizhals, Knauser, kargkeit n. Geiz. kargschaft n. Geiz, karmesin Karmesin n. - kar'masin a. karp m. Karpfen (mhd. karpe m.) — karpen F. karsch f., karschen pl. Kirsche (mhd. kerse, kirse f.) - kir'schin pl. a; kersehen pl. c. kartofel f. Kartoffel - kartiffelcher pl., tiffeinher pl. F. kaschtan m., ■ess pl. Kanstanie (poln. kasztan m.). Vgl. -> kesst■ f. kater m. Katarrh. katewnik m. —> katowess-traiber m. katowess n., m. Spaß, Scherz, Kurzweil, Fopperei, Possen, Narretei (wohl hebr., doch ist die Etymologie noch ungeklärt) — katowiss Abr. Danzig; kattofus v. Reizenstein 1764; katoweß, ketowess F; katoufes Itzig Feitel Stern; katuwess B. - ketowesser ben ödem kurzweiliger Mensch F.

128

katowess-traiber, katewnik m. Spaßvogel, Spaßmacher. kauber m. Korb (mhd. kober m.) - koiber G. (Auf Polen beschränkt, in Litauen ist -> korb gebräuchlich). kaudrisch adj. kauderwelsch, unverständlich. kauf m., -en pl. Kauf, Handel, Geschäft (mhd. kouf m.). kauf f. -> kufe f. kaufen v. tr. kaufen, erwerben (mhd. koufen) - kafin a; kafen Br; kajen H; kofen J. kaufer m. Käufer (mhd. koufer m.). *kaufman m. Kaufmann (mhd. koufman m. ) - lcaf’mon a; kaufman b. *kaufschaz m. Handelsgut, Ware (mhd. koufschaz m.) - kaufschaz a. kauklen sich v. r. -> kaiklen sich v. r. kaul f., kaulen pl. Kugel, Geschoß; in manchen Gegenden auch Bezeichnung für kleine Fleischklöße (-> kailchel) und für die Mehlspeise -> kugel (mhd. küle f.) - koil G. kaul f., kauten pl. Kohle (mhd. kol n.) — kolin pl. a; kolen pl. b, J; kaul F; lcojl B. kaulen, kaulenen v. tr. schlachten, schachten, töten (mhd. kein, köln, kolen ,martern, quälen‘) — kelen, kelenen G. Die Lautung kelen erhärtet es, daß kaulen nur eine Varianto zu -+kailen ist. kaulenbrener m. Köhler - kaulenbrennerY. kaulcren sich v. r. kollern (zu mhd. küle f.) kauletsch n. geflochtenes Weißbrot für den Sabbat (tschech. koläö) - kojletsch B; kaulisch V. kaum, kam, kom adv. mit Mühe, schwerlieh, kaum (mhd. küm) - kam G. kaumen m. Rauchfang, Schornstein (poln. komin m.; mhd. kämin, komm m.) kernen G. kaup Haufen, runde Erhöhung (poln. kupa f.) — koip G. kausch m., -en pl. Korb (poln. kosz m.). kaut m. Schmutz, Kot (mhd. köt n.) kot a. kautig adj. schmutzig. kaz f. Katze (mhd. katze f.) - kaz a, b. kebsswaib Konkubine (mhd. kebeswip n. ) - lcep'ssiva'b a; keibswahb F.

KECH — KES

keeh f. -> kich f. kechelen v. tr. -> kichelen v. tr. kechen, kechne f. Köchin (mhd. köchinne f.). kecher m. Koch (zu mhd. kochen; poln. kucharz m.). kegen präp. gegen; bezüglich (mhd. gegen) - kegin a; kegen J; gegen S. kegeniber adv., präp. gegenüber, kegeniberdig adj. gegenüberliegend, entgegengesetzt. kegensaitig adj. gegenseitig. kegner m., -ss pl. Gegner, Widersacher, Feind. kein, kain präp. (räuml.) hin, zu, nach (mhd. kein, gen) - ken a, J; gen S. kein, kain pron. adj. kein (mhd. kein) kan H; kaan V. keiner pron. indef. keiner. keinmol adv. niemals. keinmol nit adv. niemals. kein nit pron. indef. kein. keischel n. Körbchen (demin. zu -*■kausch m.). keiser m. Kaiser (mhd. keiser m.) — kasir a. keiserlich adj. kaiserlich (mhd. keiserlieh) - ka'ser'lich a. keisern, keisserine f. Kaiserin (mhd. keiserin f.) - kaisern F. keit f., keiten pl. Kette, Fessel (mhd. keten f.) - lcet f., ketin pl. a; kejt f., kejten pl. B. keitel n. Kettchen. keitelen v. tr. anketten, verketten. keiten v. tr. in Ketten legen (mhd. ketenen). kel Kehle, Gurgel (mhd. kele f.) - kel a, b. kelben sich v. r. kalben (mhd. kalben). kelbern adj. Kalb..., vom Kalb; töricht, albern. kelbig adj. tragend, trächtig (von der Kuh gesagt). keler m. Keller (mhd. keller m.) - kelir a. kelt f. Kälte, Frost (mhd. kelte f.). kelter Kelter (mhd. kelter f.) - kel'tir a. kemel n. Kamel (mhd. kömel m.) - kemil a; kemel b, c; kemmel F; kemel G. kemel n., kemlech pl. (kleiner) Kamm (zu mhd. kam m.). 9 WOLF, Jiddisch

2088-2145

kemelmacher m. Kammacher. kemerl n. kleine Kammer (mhd. kemerlin n.). kemfen v. i. kämpfen, fechten (mhd. kempfen). kemfer m. Kämpfer, Streiter (mhd. kempfer m.). kendel n., kendlech pl. Schöpfgefäß (mhd. kendelin n.). kenen, honen v. tr. können, kennen (mhd. kennen ,kennen‘, künnen ,können‘). kenig m. -> kinig m. kenigen f. -> kinigen f. kentele n., -eh pl. Seite, Rand, Saum (demin. zu -> kant f.). kentenisch n. Wissen, Wissenschaft, Kenntnis (mhd. kenntnisse f.). kentig, kontig, kentlich adj. sichtlich, ersichtlich (vgl. mhd. kündic, kenlich). kentschaft f. -> bakantschaft f. kepel n., keplech pl. Köpfchen (mhd. köpfel n.). kepen v. tr. köpfen, enthaupten (mhd. köpfen) - kep'n a; köppen F. ker m., ■en pl. Wendung, Um-, Abwendüng (mhd. ker m.). kerbel n., kerblech pl. russischer Silberrubel (nach dem gekerbten Rand genannt). kerbel n., kerblech pl. Körbchen (mhd. körbelin n.). kerel n., kerlech pl. Kern, Körnchen, Stein (im Obst) (demin. zu -> keren m.). keren m., kemer pl. Kern, Fruchtkern (mhd. kern m.) - kerin m., ker'nir pl. a; kern b. keren v. tr. kehren, wenden (mhd. keren). keren v. i. -> geheren v. i. keren sich v. r. kehren, wenden, umkehren, sich umwenden (mhd. sich keren). kerendel n., kerndlech pl. Körnchen (domin. zu -»· keren m.). kermesch, kermeschel, kermischel n. Festlichkeit (die beiden letzten Formen sind demin.) (mhd. kirmesse f., poln. kiermasz m.). kerunek Wendung, Umkehr, Abkehr kertm'g a. kes m. Käse, Quark (mhd. kiese m.) — kes a, b.

129

2146-2199

KESSAR — KIPLEN

kessar m. Kaiser (hebr.) - kessar m., kissrim pl. B. kessarlich adj. kaiserlich. kessarte f. Kaiserin - keisserte F. kessel m. Kessel (mhd. keg^el m.) kessil a; kessel b. kesst f. pl. der Unterhalt (Kost und Wohnung) der Neuvermählten bei den Eltern der Frau (eine im Ehevertrag näher bestimmte Verpflichtung) (mhd. kost f.). kesst f. Kastanie (mhd. kesten f.) kess’tin pl. a; kessten pl. b. Vgl. -> kaschtan m. kesstel n., kesstlech pl. Kästchen, Geviert, Quadrat, Feld (mhd. kestelin n.). kessteldig adj. geschacht, kariert, kesstel-macher m. Kistenmacher. *kesstigung n. Züchtigung, Quälerei (mhd kestigunge f.) - kess'tigun'g a; kesstigung J. kezeldig adj. tragend, trächtig (von der Katze gesagt). kezele n., kezlech pl. Kätzchen (mhd. ketzelinn.). kezelen sich v. r. jungen (von der Katze gesagt). kezen, kezisch adj. Katzen..., von der Katze (mhd. ketzin). kich, kech f. Küche (mhd. küche f.). kichel n., kichlech pl. mürbes Gebäck, aber auch die in öl gebackenen Waffein zum Purimfest (demin. zu mhd. kuoche m.) — kich'lich pl. a; kichelich pl. V; kichel b; kuchlich pl. 8. kichelen, kechelen v. tr. vollstopfen, verzärteln. kich-jidene f. Köchin, Kochfrau, kiderwider adv. auf gespanntem Fuß. kiele n., kieleeh pl. junge Kuh, Färse, kiisch adj. Kuh..., von der Kuh (mhd. küegisch). kil adj. kühl (mhd. küel). kilblich adj. ziemlich kühl. kilen v. tr. kühlen (mhd. küelen). kilen di erd sterben. kilkeit n. Kühle. kimel Kümmel (mhd. kumin m.) - kimel a, b.

130

kimern v. tr. kümmern, bekümmern, angehen, betreffen (mhd. kümmern). kimern sich v. r. sich sorgen um, sich kümmern um. kimernisch n. Kummer, Bedrängnis (mhd. kumbernisse f.). kimpet, kinpet f., n. Kindbett, Wochenbett (mhd. kintbette n.) — kintbet S; kimpet F, V, B; kimbett W. kimpet-briwel, kinpet-briwel n. Amulett, das der Wöchnerin umgehängt wird, kimpet-kind n. neugeborenes Kind, kimpetoren, kinpetoren f. Wöchnerin (mhd. kintbetterinne f.) - kin'tbet'rin a; kimpeterin V; kimpettoren, kimpetteren F; kimpeturin f., kimpeturinss pl. B. kin m. Kienspan (mhd. kien m.). kin n. Kinn (mhd. kin n.) — kin a, b. kinbak Kinnbacke, Kinn (mhd. kinbacke m. ) - kinbakin pl. a, b. kind n., kinder pl. Kind (mhd. kint n.) kin'd a. kind un keit Kind und Kegel. kindel n. Kindlein (mhd. kindel n.) kin'dilo a. kindersch adj. kindlich, Kinder... kindlen v. i. Kinder erzeugen, gebären (mhd. kindeln) - kindlen G. kindlen sich v. r. sich vermehren, kindss-kinder n. pl. Enkel, Nachkommen, kinig, kenig m. König (mhd. künic m.) — kuenik, kuenig S; kineg a, c; kinek F. Vgl. Gr. 38. kinigel n., kiniglech pl. Kaninchen (mhd. küniclin n.) - kinigil a; kinigel b, e. kinigen, kenigen f. Königin (mhd. künigin f.) - kinigin a; kiniken F. kinigen v. i. regieren, herrschen. Vgl. Gr. 101. kinigraich Königreich (mhd. künicriche n. ) - kinekrach F. kinjen, kinjenen v. tr. kaufen, erwerben (hebr.) - kinjenen F. kinzlen, kinsstlen v. tr. erkünsteln. kinzler, kinsstler m. Künstler (mhd. künstener m.). kinzlich, kinsstlich adj. künstlich, erkünstelt (mhd. künstlich). kiplen v. tr. plagen, belästigen, stören (mhd. kipelen).

KIPLEK — KLEKEN

kipler m., -8s pl. Plagegeist, Störer, Lästiger. kirbess m. Kürbis (mhd. kürbi^ m.)-kir'bess a; kirbess c, d; kerbes, kerbetz F; karpes H. kirsschner m. Kürschner, Miitzenmaeher (mhd. kürsener m.; vgl. poln. kuänierz m.). kirzen v. tr. kürzen, abkürzen (mhd. kürzen). kirzlich adv. kurz. kischen m. Kissen, Polster (mhd. küssen n.) - kischin a; kischen c. kischen v. i. wimmeln, schwärmen. *kiselschtein m. Kieselstein (mhd. kiselstein m.) - kiselsch'tan a; kiselschtein S. kitel m., killen pl. weißleinenes langes Hemd, das bei der Hochzeit, am Sseder und am Versöhnungstag über den Kleidern getragen wird: das Sterbehemd (mhd. kitol m.) - kitel F; kittel F, V. kizel m. Kitzel. kizeldig adj. kitzlig; heikel, gewagt (frühnhd. kitzellich). kizelen v. tr. kitzeln (mhd. kitzeln), klaberjasch n. Kartenglücksspiol. klaiben v. tr. -> klauben v. tr. klaiben sich v. tr. -> klauben sich v. r. klaien f. Kleie (mhd. klie f.) - k'la'in a; kleien b; klaen F. klang m., -en pl. Gerücht, Schall (mhd. klanc m.). Vgl. auch -> klung m. klap f., -ess pl., klape f., -ss pl. Klappe (besonders am Rock) (poln. klapa f.). klap m., klep pl. Schlag, Klaps; Anklopfen (vgl. mhd. klapf m.) - klap F. Vgl. -> klop m. klapen v. tr., v. i. klopfen, schlagen. Vgl. -> klopen.

klapendig adj. schlagend, klopfend. *klapendige oder f. Pulsader, Schlagader klapdige ader b; klopodor a. klapenisch n. Schlagen, Klopfen, klaper f., -sspl. Klapper. klaperei n. Geklappere, Lärm. klaperen v. i. klappern (mhd. klappern), klaper-gezaig, kliper-gezaig n. Handwerkszeug — klaper-gezeig B. klau f. Klaue (mhd. klä f.) - kloin pl. a. 9*

2200-2254

klauben, klaiben v. tr. auflesen, sammeln, heraussuchen, wählen (mhd. klüben). klauben sich, klaiben sich v. r. darangehen. *klaubung Sonderung, Auswahl, Einsammein — k'laubun'g a. klaus f. kleines Lehr- und Bethaus, kleine Synagoge, die auch dem Talmudstudium dient (mhd. klüs f.) - klaues F; klois G; klaus V. klausner m. einer, der sich dem Talmudstudium in der klaus hingibt (mhd. klösener m.). klausnik m. = klausner (vgl. poln. pustelnik m.). klauss Kloss (mhd. klög m.) - kleis V. klausster n. Kirche, Kloster (mhd. klöster n.; vgl. poln. klasztor m.). kleben, klepen, klipen v. tr. kleben (mhd. kleben) - klepen G. klei m. Leim (poln. klej m.; vgl. dt. klei m. ,Lehm‘). kleid n. Kleid (mhd. kleit n.) - k'la'dir pl. a; klad Br; klahd F. kleiden v. tr. kleiden, bekleiden (mhd. kleiden). kleien v. tr. leimen, kleben (zu -> klei m.). kleiig adj. leimig, klebrig (zu -> klei m.). klein adj. klein (mhd. klein) - k'la'n a; klein b; klahn F; kldn H; klaan V. kleinerheit adv. in der Kindheit, in der Jugend. *kleingesind Kinder - kla’ng'siri'd a. kleinigkeit n. Kleinigkeit, unbedeutende Sache (mhd. kleinecheit f.). kleinkeit n. Kleinheit (mhd. kleinheit f.). kleinlich adj. unbedeutend, winzig, geringfügig (mhd. kleinlich). kleinlichkeit n. Winzigkeit, Geringfügigkeit. klcinod n., -en pl. Kleinod, Juwel, Schatz (mhd. kleinät n., poln. klejnot m.). kleinschtetel n. Kleinstadt. kleinschteteldig, kleinschtetisch adj. kleinstädtisch.

kleinwarg n. Kinder. kiek m. Fleck, Klecks (mhd. klac m.) kiek F. kieken v. tr. beflecken, klecksen (mhd. klecken). 131

2255-2314

KLEKEN — KNECHEL

kieken v. i. genügen, ausreichen, hinlangen (mhd. klecken) - kieken S. klek-papir n. Löschpapier. klem f. Klemme, Bedrängnis, Not, Angst (mhd. klemme f.). klemen v. tr. klemmen (mhd. klemmen), kleinen sich v. r. schweren Herzens sein, klemenisch n. Kummer, Gram, Seelenquäl. klepedig, klepig adj. klebrig, anhängend; ansteckend (zu mhd. klep m.). klepel m. Klöpfel, Türklopfer (mhd. klopfei m.). klepen v. tr. -> kleben v. tr. kleperl n. Klapper, Rassel, klepig adj. -> klepedig adj. kler m. Denken, Nachdenken, Erörterung., Frage (vgl. mhd. klsere f.). kleren v. i. denken, nachdenken, sinnen (mhd. klaeren). klerenisch n. Denken, Nachdenken, klerenisch n. Weiße. kletern v. i. klettern, klimmen, kleternik m. Kletterer. kligen sich v. r. erpicht sein, sich den Kopf zerbrechen (mhd. klüegen). kling Klinge (mhd. klinge f.) - klin'g a. klingen v. i. klingen, tönen; klingeln, läuten (mhd. klingen) - klingen G. klingendig adj. klingend, klinger m. Glöckner, klingerss m. pl. Kleingeld, Hartgeld, klipen v. tr. -> kleben v. tr. kliper-gezaig n. -> klaper-gezaig n. kliperlech pl. Einzelheiten, besondere Umstände, Zugehöriges. kljosch f., -ess pl. glockenförmiger Frauenrock (fr. cloche f.). kljowen v. i. glimmen, schwach glühen (Harkavy weist auf mhd. glüewen hin; das aber hat -> glien v. i. ergeben. Das Wort dürfte eher slaw. Ursprungs sein), klog Klage, Jammer (mhd. klage f.) — klog a; kl6g F. klogen, klogen sich v. i. , v.r. klagen, jammem, sich beklagen (mhd. klagen) klogen F. kloger m. Klagender, Trauernder, Kläger (mhd. klager m.) - kilogir a. klop m., klep pl. Schlag, Hieb. Vgl. ->■ klap

132

klopen v. tr., v. i. klopfen, pochen, schlagen (mhd. klopfen) - klopen, kloppen F. Vgl. —> klapen. klopss m., - en pl. Kloß aus gehacktem Fleisch (poln. klops m.). klor adj. klar (mhd. klär) - klor a; kloer F. klorkeit Klarheit (mhd. klärheit f.) — kloerheit F. klor machen v. tr. erklären. kloz m., klezer pl. Klotz, Block (mhd. kloz m.). klube f., -8s pl. Kluppe, Klemme (poln. kluba f., mhd. kluppe f.). klug adj. klug (mhd. kluoc) - k'lug a. klugkeit n. Klugheit (mhd. kluokeit f.). klugschaft n. Klugheit. klumpe m., -ss pl. Holzschuh, klumpen m. Klumpen. klung m., ■en pl. Klang (mhd. klunc m.). Vgl. auch -> klang m. knafel m. Schuhabsatz (poln. knaflak). knaipen v. tr. kneifen, zwicken (mhd. knifen). knak n. Krach, Knall (zu mhd. knacken), knakedig adj. tönend. knaken v. i. knarren, knistern, knallen, laut tönen (mhd. knacken), knaknissel n. Nußknacker. knal m., -en Knall, Peitschenknall, Krach (zu mhd. erknellen ,erhallen‘). knalen v. i. knallen, mit der Peitsche knallen; berichten (vgl. mhd. knüller m.) knap adj. wenig, gering. knapkeit n. Knappheit, Mangel, k’nass m. Geldstrafe, Geldbuße (hebr.). knassmol n. Verlobungsmahl - knasmal C. W. Faber 1897. (Das Mahl heißt nach der im Ehekontrakt festgesetzten Geldbüße, die bei Rücktritt vom Verlöbnis zu erlegen war. Die Erklärung von Faber, bei dem Mahl wäre eine Tasse ,geknasst‘, d. h. zerbrochen worden, dürfte elsäss.-jüd. Volksetymologie sein), knaul m. Knäuel (mhd. kniuwel n.). knaut m., knauten pl. Docht (mhd. knote m., poln. knot m.) — knet G. Vgl. -> kneitel n. knechel n., knechlech pl. Knöchel (mhd. knöchel m.) - knech'lich a.

KNECHT — KBAID

knecht m. Knecht (mhd. kneht m.) kinech't a. kneidel n., kneidlech pl. Suppenknödel, Mehlklößchen (mhd. knödel n.) knejdel B; knudel V. kneitel n., kneitlech pl. Docht (demin. zu mhd. knote m.). Vgl. -> knaut m. kneitsch m. Falte. kneitschen v. tr. zerknüllen, falten (mhd. knitschen) — knetschen G; knejtschen B. kneitschen sich v. r. die Nase rümpfen; sich überfromm gebärden. knelen v. i. unterrichten, lehren; übertr. eine mühsame Arbeit verrichten (mhd. knellen. Die Etymologie erklärt sich durch die äußerst strenge Zucht in den alten Cheder-Schulen, bei der die Feitsehe oder Geißel eine große Rolle spielte). - knelen B, G; knellen F. knelen mit kinder Kinder unterrichten, knelung Lehren, Unterrichten; Lehramt. knepel n., kneplech pl. Knopf; Freund, Kamerad (mhd. knöpfel n.). knepelen v. tr. zuknöpfen. *knerpel Ohrläppchen (frühnhd. knorpel m.) - knerpel c. *knetbret n. Brett zum Teigkneten (mhd. knetbret n.) - knetbret a. kneten v. ur. kneten (mhd. kneten) — kinetin a. kni n. Knie (mhd. knie n.) - k'ni a. knien v. i. kni een (mhd. knien) - knian a. knip m., ■en pl. Knipp, Zwick (zu mhd. knifen). knipel n., kniplech pl. Knoten (zu mhd. knüpfen; demin. zu -> knup). knipen v. tr. knüpfen (mhd. knüpfen), knitel m., knitlech pl. Knüttel (mhd. knüttel m.). knobel m. Knoblauch (mhd. knobelouch m.) - k'nob'lich a; knoblich b, c, d; knobel B. knochen m., ■ss pl. Knochen (mhd. knoche m.). knop m., knep pl. Knopf (mhd. knöpf m.) —k'nep pl. a; knep c. knopedig adj. knorrig (mhd. knopfeht). knup m., knip pl. Knoten (zu mhd. knüpfen). Vgl. -»· knipel n.

2315-2387

knur m., -ess pl. Knurrer, Murrer, Griesgrämiger (mhd. knurre m.). kochen v. tr. kochen (mhd. kochen) kochin a. kochlefel m. Koch-, Schöpflöffel; bildl. Schwätzer - koclilefel b; kochelöffel F. koder m., -ss pl. Lumpen, Lappen (nhd. kuder m. ,Werg‘, auch ,Fetzchen‘; mhd. koder m. ,Flicklappen‘). köderen v. tr. in Stücken reißen, zerfetzen. *kol adj. kahl (mhd. kal) - koel F. koldre f. Stepp-, Bettdecke (mhd. kolter f.; poln. koldra f.). kolir m. Farbe (altfr. colur; poln. kolor m.). *kolkop m. Kahlkopf - koelkop F. kolner m. Kragen (an der Kleidung) (mhd. kolner n.; poln. kolnierz m.) - kol'nir a; kolner c, B, G. konen v. tr. -> kenen v. tr. kontig adj. -> kentig adj. kop m., kep pl. Kopf, Haupt; Verstand (mhd. köpf m.) - kop a, F; köpf b. *kopgelt n. Kopfgeld - kopgelt F. kopkischen m. Kopfkissen - kopküssen F. kopweitig m. Kopfschmerzen - kopwei F. *kopzaig n. ,,Aufsatz“, d. i. ein Kopfputz der jüd. Frauen - kopzäg F. korb m., kerb, kerber pl. Korb (mhd. korp m.) - kor'b a; korb b. korek m., korkess pl. Kork, Korken, Schuhabsatz (poln. korek m.). koren n. Korn, Roggen (mhd. körn n.) koren a, b. kort f. Karte, Spielkarte (mhd. karte f.) — koerten pl. F. koter m. Kater (mhd. kater m.). koz f. Teppich; grobe Wolldecke (mhd. kotze m.) - koz a, c. krach m., -en pl. Krach, Krachen; Bankkrach, Bankrott (mhd. krach m., poln. krach m.). krachen v. i. krachen; Bankrott machen (mhd. krachen). kraft f. Kraft, Gewalt (mhd. kraft f.) kraft a. kragen, m., kragenss pl. Kragen (mhd. krage m.) - kregenpl. d. kraid, krait Kreide (mhd. kride f.; vgl. poln. kreda f.) - kra'd a; krahd F.

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2308-2426

KRAISCHEN — KRICHEN

*kraischen v.i. kreischen, schreien(mhd. krischen) - kreischen ~V. kraisel n., kraislech pl. Kreis (mhd. krei^ m.). kraisel n. -> graisel n. kraiselen v. tr. -> krausen v. tr. krais-scher f. Brenn-, Lockenschere, krait f. -> kraid f. kraitechtss, kraitechtsser, kraitechzer pl. Kräuter, Gemüse (mhd. krüteht n.) kreitich c. kraiz n., kratzen pl. Kreuz (mhd. kriuz n.). kraizer m., -pl., graizer m., -es pl. Kreuzer (Münze) (mhd. kriuzer m., poln. grajcar m.). kraken v. i. krächzen, quaken (poln. krakaö; vgl. mhd. krochzen). kramole Aufruhr, Krawall. kramp m., kremp pl. Krampf (mhd. krampf m.) - k'ram'p'f a; kramp F. kran, krant m., -en, ■ess pl. Hahn, Wasserhahn (mhd. kran m., poln. kran m.). krank adj. krank, schwach (mhd. kranc) kiran'k a. krankeit n., -en pl. Krankheit (mhd. krankeit f.). *kranklegerig adj. bettlägerig - kranklägerek, kranklogerek F. kränklich, krenklich adj. kränklich, kranz m., krenz pl. Kranz (mhd. kranz m.). krap m., krapen pl. Krapfen (mhd. krapfe m.). krap m., -en pl. Krappfarbe, Färberröte (frühnhd. krappe f., poln. krap m.). krate f., -ss pl. Gitter, Gitterwerk (poln. krataf.). kraten adj. gegittert, geschacht, kariert, kraun f. Krone (mhd. krön f.) -k'ron a; kren G. kraunschtot f. Hauptstadt. krausen, kraiselen, graiselen v. tr. kräusein (mhd. krüsen). krausig, graiseldig adj. gekräuselt, lockig (vgl. mhd. krüs). kraut n. Kohl (mhd. krut n.) - kraut a, V; krauet F. kraz m., -en pl. Kratzer, Riß, Schramme, krazen v. tr. kratzen (mhd. kratzen), krechz m. Seufzen, Stöhnen, Ächzen.

134

krechzen v. i. seufzen, stöhnen, ächzen (mhd. krochzen). kreftig adj. kräftig, stark (mhd. kreftic). kreftigen v. tr. kräftigen, stärken (mhd. kreftigen). kreien v. i. krähen (mhd. kroen). krein m. Kren, Meerrettich (mhd. kren m. poln. chrzan in.) — kren a; krein V; cherein F. kreindel n. Krawatte, Busenstreif; Trichter. kreinen v. tr. krönen (mhd. kroenen). kreinung Krönung. kreis f., -en pl. Krause, Manschette (zu mhd. krüs adj.; poln. kryza f. ,Krause‘). kreisel n., kreislech pl. demin. zu -> kreis f. krel f., kreien pl. Koralle (mhd. und poln. koral m.) - krelin pl. a; kreien pl. b; krellen pl. F. krel m., kreien pl. Kratzer, Ritz, Schramme (zu mhd. krellen). kreien v. i. wallen, aufwallen, sieden, schäumen. kreien v. i. kratzen, schrammen (mhd. krellen). kremel n., kremlech pl. kleiner Laden (demin. zu mhd. kräm f.). kremer m. Ladenhändler (mhd. krsemer m.; vgl. poln. kramarz m.) - k'remer a. krenk f. Krankheit, Leiden, Übel, Elend (mhd. krenke f.) - krenk B, G. krenken v. i. krank sein (mhd. krenken). krenklich adj. -> kränklich adj. krepe Krepp (poln. krepa f.). krepech n., krepchen pl. = krepel n. krepel n., kreplech pl. Tasche (Mehlspeise), kleiner mit Fleisch oder Käse gefüllter Krapfen (demin. zu -> krap m.). *krepss m. Krebs (mhd. krebe^ m.) krep'ss a. *kress f. Kresse (mhd. kresse f.) - kressin (pl.?)b. kretschmar, kretschmer m. Schenkwirt (mhd. kretschmar m.; poln. karczmarz m.). kretschme Schenke (mhd. kretscheme m.; poln. karczma f.). krez f. Krätze (mhd. kretze f.). krezig adj. krätzig. krichen v. i. kriechen (mhd. kriechen).

ERICH ENDIG — KÜPE

krichendig adj. kriechend. kricher m. Kriecher, Schmeichler. krig f. Streit, Zank (mhd. krieg m.) krig J. krigel n., kriglech pl. kleiner Krug (demin. zu -> krug m.) - k'rigila.-,krigel\}; kriglich pl. c. krigen v. tr. (gekrigen, gekrogen p. p.) kriegen, bekommen, erlangen (mhd. krigen). krigen sich v. r. sich streiten, zanken (mhd sich krigen) - krigen sich B, G. krigenisch n. Streit(en), Zank(en). *krik f. Krücke, Ofenkrücke (mhd. krücke f.) — k'rik a; krik F. krik adv. -> zurik adv. krimen v. tr. biegen, beugen, krümmen (mhd. krümmen). krimen sich v. r. Unzufriedenheit zeigen, ♦krip f. Krippe (mhd. krippe f.) - k'rip a. krischtol m. -> krisstol m. krissten-daitsch n. Neuhochdeutsch. krisstir Klistier (mhd. klistier n.) - krisstir Moses b. Benjamin Wolf 1677/79; kristir F. krisstirn v. tr. klistieren — krisstirn Moses b. Benjamin Wolf 1677/79. krisstol, krischtol m. Kristall (mhd. kristal m., poln. krysztal m.) - k'riss'tal a. krit m. -> krot m. kriz Ritz (mhd. kriz m.). krizen v. tr. eingraben, eingravieren (mhd. krigen). krizen v. i. knirschen (mit den Zähnen) (mhd. krigen). kro f., kroen pl. Krähe (mhd. krä f.) — kro a, b, c, Wa; krey F; kruh B. krochmal m., krochmel n. Stärkemehl (poln. krochmal m.) - krochmal c. krochmalen v. tr. stärken. krom f., kromen pl. Geschäft, Laden (mhd. kram m., poln. kram m.). kromen v. i. einen Laden, ein Geschäft haben (mhd. kramen). krop m. Kropf (mhd. kröpf m.) - k'rop a; krop c. kropen v. tr. stopfen, vollstopfen; mästen (Gänse). krot, krit m., kret, krotess pl. Maulwurf (poln. kret m. ,Maulwurf‘; vgl. mhd. krot f. ,Kröte‘).

2427-2479

krug m., krig pl. Krug (mhd. kruoc m.) krug a, c. krulik m. Kaninchen (poln. krölik m.). krum adj. krumm, lahm, scheel, unrichtig, falsch (mhd. krum) - k’rum a. krumrukendig adj. krummrückig, gekrümmt, gebückt. ku f. Kuh (mhd. kuo f.) — ku a, b. kuchen m. Kuchen (mhd. kuoche m.) kuchin a. kuf neunzehnter Buchstabe des hebräischen Alphabets, Zahlenwert: hundert - kuf v. Reizenstein, S. V.; kauf V. kufe f., -ss pl., kauf f., ■en pl. Kufe, Bütte, Wanne (mhd. kuofe f.). kufert m., kuferten pl. Koffer (mhd. kuffer m; poln. kuferm.). kugel m., kuglen pl. Kugel: Mehlspeise, eine Art von Pudding oder Strudel, die gewöhnlich am Sabbat genossen wird (mhd. kugel f.) - kugel W, V; kugel B. Vgl. —> kaul f. kugel-top m. Topf für die Bereitung des kugel. kuk m., -en pl. Blick. kukawke Kuckuck (poln. kukawka f.). kukele n. Blick (demin. zu -> kuk m.). kuken v. i. blicken, schauen (nhd. gukken) - kucken V. *kukuk m. Kuckuck (mhd. kukuk m.) kukkuk a. kumen v. i. kommen (mhd. kumen, komen) - kumin a; kumen J. kumendig adj. kommend, nächst, künftig (vgl. mhd. kümftic). kund m., -en pl. Kunde, Gönner (mhd. künde m.). kunz, kunsst f. Kunst, Kunststück (mhd. kunst f., poln. kunszt m.). kunzenmacher m. Taschenspieler, kunzig adj. kunstvoll (mhd. künstic). kunzschtik n. Kunststück, Trick. kupe f., -ss pl., kaup f., -ess pl. Haufen (poln. kupa f.) -küpe B. In übertragenem Sinn bedeutet küpe ,Unternehmen, an dem mehrere beteiligt sind‘, ,Gemeinschaft‘. Nhd. Kippe f. ,Gemeinschaft‘ entstammt also dem Poln. bzw. Jidd., aber nicht dem Hebr., wie

135

2480-2522

KUPER — KWORT

es u. a. Kluge-Götze s. v. ,Kippe‘ behauptet. kuper n. Kupfer (mhd. kupfern.) - kuper a c, F; kupfer b. kupern adj. kupfern (mhd. kupferin) kupern F. kuperschtoch m. Kupferstich, kurz adj. kurz (mhd. kurz, korz) - kor’z a; kortz F. kurzweideiig adj. kurzgeschwänzt, kusch m. Kuß (mhd. kus m.). kuschen v. tr. küssen (mhd. küssen), kuschwoch f. die erste Woche nach der Hochzeit, Flitterwoche. *kuzen v. i. husten (altprovenzal. tusir, tossir; altfr. touz f. ,Husten‘) - kuzin a. kwal, kwel m. Quelle (mhd. quelle f.). kwartel n. Viertel, Quartal (vgl. poln. kwartal m.). kwater m., kwaterss pl. Gevatter, Pate (der das Kind zur Beschneidung bringt bzw. dabei hält) (mhd. gevater m.) gifatar a; gevatter V. kwateren f. Gevatterin, Patin (mhd. gevater f.) - gifatarin a; gevatterin V; kwaterin B. kwaterschaft Gevatterschaft - gevatterschajt V. kwatsch m. Quast, Teerbürste, Scheuerlappen (mhd. quast m., poln. kwast m.). kwatsch m. Quatsch, Geschwätz, Geplapper. kwatschen v. tr. beschmieren, besudeln (zu mhd. quast m.). kwatschen v. tr. quatschen, schwätzen, kwatschen v. tr. zerquetschen, zerdrücken (mhd. quetschen). kwatschken v. tr. beschmieren, besudeln, beschmutzen (zu mhd. quast m.). kweksilber n. Quecksilber (mhd. quecsilber n.). kwel m. -> kwal m.

136

*kwelbrune f., kwelbrunem m. Quelle (mhd. quellbrunne m.) - kwelb’runin a; kwelbrun b. kwelen v. i. sich sehr freuen (mhd. quellen) - quelen G. kwelen v. tr. quälen, plagen, peinigen (mhd. queln). kwenklen sich v. r. zögern, zaudern, unschlüssig sein, hin- und herschwanken (zu mhd. twelen v. i. ,zögern, sich aufhalten’; mhd. twengen paßt begrifflich nicht). kwenklenisch n. Unschlüssigkeit, kwer adj. quer (mhd. quer). *kwertner m. Bezeichnung eines GeldStücks, identisch mit dem Vierding, Vierdung - kwertner c. kwetschen v. tr. quetschen, drücken (mhd. quetschen) - quetschen G. kwiken v. tr. erfrischen (mhd. quicken), kwiken sich v. r. sich erfrischen, kwikenisch n. Erfrischung, Erquickung, kwint Quentchen, Viertellot (mhd. quintin n.) - kwintel n., kwintlech pl. Moses b. Benjamin Wolf 1677/79. *kwit f., kwiten pl. Quitte (mhd. quiten f.) — k'witin pl. a; kwiten pl. b. kwit Quittung (poln. kwit m.). kwit adj. quitt, los, ledig, frei (mhd. quit, quit; vgl. poln. kwita) - kweit ssefer hachajim Sulzbach 1746. kwitel n., kwitlech pl. Zettel, Brief; bes. das Briefchen mit den Anliegen an den -> guter jid, die er beim lieben Gott befürworten soll. kwitsch in. Qieken, Quietschen, kwitschen v. i. quieken, quietschen (vgl. poln. kwiczeö ,quieken‘), kwitscher m. Quiekender; Ferkel, kwitscherei n. Quieken, Quiekerei. kwort f. Quart, Viertel (Maß) (mhd. quart n.; poln. kwarta f.) - kwurt B.

2523-2580

L laben Brotlaib (mhd. leip m.) - lab a. labern v. i. (belangloses Zeug) erzählen, schwätzen, ermüdend reden. lach m. Auflachen, Lache (mhd. lach m.). lachen v. i. lachen (mhd. lachen), lachendig adj. lachend; spaßig (mhd. lachendic). lacher m., -ss pl. Lacher, Lachender. lade f., -ss pl. Marktstand (mhd. lade m., poln. lada f.). laden m., -ss pl. Laden, Geschäftsraum (mhd. laden m.; vgl. poln. lada f. ,Ladentisch‘). läge f., -ss pl. Lage, Situation, Beschaffenheit (mhd. lege f.). lagen, laken v. i. lügen (mhd. liegen, liugen). lager n., -n pl. Lager, Warenlager, Feldlager (mhd. leger m.). lageren v. i. lagern, kampieren (mhd. legeren). laib n. Leib, Körper (mhd. lib m.) - la’b a; lab Br; lahb F. laibel n. Leibchen. laibig adj. vom Leib, vom Körper. laiblich adj. körperlich, leiblich; fleischlieh (mhd. liplich). laib-schtrof f. Leibesstrafe - lahbstrof F. laichen v. i. lachen; v. tr. foppen, betrügen (mhd. leichen). laicht adj. leicht (mhd. liht). laichtarne f. Laterne. laichten v. i. leuchten, scheinen (mhd. liuhten) - lachten F. laichtendig adj. leuchtend (vgl. mhd. liuhtic). laichter m. Leuchter (mhd. liuhtaere m.) la'chter a; leichter b; laachter F. laichtsinig adj. leichtsinnig, laichtsinigkeit n. Leichtsinn, laiden v. tr. leiden (mhd. liden). laidenschaft f. Leidenschaft, laidenschaftlich adj. leidenschaftlich, *laidenss n. Geduld, Duldsamkeit (zumhd. liden) - la'din'ss a. *laider m. Dulder - ladir a. laider int. leider

laien v. tr. darleihen, verleihen, verhörgen (mhd. lien) - Iain a. *laier m. Darleiher, Verleiher - la'er a. laigen v. i. lügen (mhd. liegen) - ligin a; leigen G. lailech n., lailecher pl. Bettlaken, Leintuch (mhd. linlach n.) - la'lich a; leilech c, G; leilich V. Iain m. Lein, Flachs (mhd. lin m.). lainen n. Leinen, adj. aus Leinen (mhd. linin) - la'nin a; leinen b. lainsornen, lainsarimen pl. Leinsamen, laisst f., -en pl. Leiste, Saum, Rand (mhd. liste f.). lait pl. Leute, sing, tüchtiger, angesehener Mensch (mhd. liute pl.) - la’t a; Iaht, leut F; leit F, V. laiten v. tr. leiten, führen (mhd. leiten), laiteren v. tr. läutern, reinigen (mhd. liutern) - leitern J. *laiterung Läuterung, Reinigung - leitrung J. laitisch adj. angesehen, Leute... (zu mhd. liute pl.). laitselig, laiselig adj. gnädig (mhd. liutsaelic). laitseligen, laiseligen v. tr. begnaden. Vgl. Gr. 119. *laitseliger m. Gnädiger, Erbarmer leitseliger J. *laitselikeit Gnade, Gunst (mhd. liutsselecheit f.) - leitselikeit J. Vgl. Gr. 119. laitung n. Leitung, Führung (zu mhd. leiten). *laiung Darlehen (mhd. lihunge f.) la'un'g a. laiwent f., n. Leinwand (mhd. linwät f.)Ian'wat a; leinwet c; leiwent d; Iah· wendt F. laiwenten adj. aus Leinwand. lak m. Lack, Siegellack (poln. lak m.). lakei m., lakeiess pl. Lakai - lukaiss pl. a. laken v. i. -> lagen v. i. lakriz f. Lakritze (mhd. lakerize f.). lakss m., -en pl. Lachs (mhd. lahs m.). lam n., lemer pl. Lamm (mhd. lam n.) lam a.

137

2581‫־‬2637

LAMED — LECHEL

lamed zwölfter Buchstabe des hebräischen Alphabets, Zahlenwert: dreißig - lamed v. Reizenstein, B, V; lammed S. lampade das ewige Licht (mhd. lampade f.). lampert m., -ess Polizist (poln. lampart m. ,Bummler‘; Harkavys Hinweis auf dt. rotwelsch ,lampe‘ u. ä. - vgl. mein Wb. d. Rotw. S. 191 Nr. 3070 - ist gegenstandslos.). lamterne, lamtern, lamter, lanterne f. Lateme (mhd. lanterne f.; vgl. poln. latarnia f.) - lan'ter'ne a; lantern F. land n., lender pl. Land (mhd. lant n.) lan'd a. landschprach f. Landessprache. lang adj. lang (mhd. lanc) - lan'g a; lang b. lang-auerdig adj. langohrig. langhalsig adj. langhalsig. langkeit n. Länge (mhd. lancheit f.). langonedig adj. lange vergangen, langsam adj. langsam, zögernd (mhd. lancseim). langsamkeit n. Langsamkeit. langwailen v. tr. langweilen, ermüden, langwailen sich v. r. sich langweilen, langwailig adj. langweilig, ermüdend, langwailigkeit n. Langweiligkeit, Lästigkeit. lanterne f. -> lamterne f. lap Rockaufschlag (mhd. lappe m.) Vgl. -> laz.

lasst Last, Bürde, Ladung (mhd. last m., f.) - lasst b. latainisch adj. -> litainisch adj. laub n. Lob, Preis, Ruhm (mhd. lob n.) — laub F. lauben v. tr. loben, preisen, rühmen (mhd. loben) - lauben F. *lauberfesst Laubhüttenfest (vgl. mhd. loube-rät m.) — labirfesst a. laueren v. i. lauern, auflauem (mhd. lüren). lauerer m. Auflauerer, Hinterhältiger (mhd. Iure m.) - lauarer a. lauf, lof m. Lauf, Laufen (mhd. louf m.). laufen v. i. laufen, fließen (mhd. loufen) lafen Br, H. ♦laufen n. Diarrhöe, Durchfall - lafin a.

138

laufer m. Läufer - lafer a. *lauferin f. Laufmädchen, Gassendirne lijerin V. laug f. Lauge (mhd. louge f.; vgl. poln. lug m.). laugen v. tr. in Lauge legen. laun m., Zeinen pl. Lohn, Belohnung (mhd. Ion m.) - Ion a, S. launen, lauenen v. i. bezahlen, lohnen, löhnen (mhd. Ionen). laus adj. los, frei, ledig (mhd. lös). laus f., lais pl. Laus (mhd. lüs f.) - Zaus a; leie pl. b. lausen v. tr. lausen, Läuse absuchen (mhd. lusen). laut n. Lot, halbe Unze (mhd. löt n.) - lot a; laut F. *laut f. Laute, Gitarre (mhd. lute f.) laut b. laut präp. laut, gemäß. lauter adj. hell, rein, klar (mhd. luter, liuter). lauterkeit n. Lauterkeit, Reinheit (mhd. lüterheit f.). laz m. Rockaufschlag (mhd. laz m.). Vgl. -> lap.

leb n. Ausleben, Leben in Saus und Braus (zu mhd. leben). leb int. mein Lieber! mein Liebling! (mhd. liep, liup ,lieb * ; vielleicht beeinflußt durch hebr. lew ,Herz‘, leb wird nachgestellt, z. B. täte leb ,lieber Vater‘; man hört auch täte leben). lebedig adj. lebendig, lebhaft, munter (mhd. löbendic) - lebin'dig a; lebedik F. lebediger m. Lebendiger, Gott. lebedigerheit adv. während des Lebens, bei Lebzeiten. lebedigkeit n. Lebendigkeit, Lebhaftigkeit, Munterkeit. leben v. i. leben (mhd. leben). leben n. Leben (mhd. leben n.) - lebin a; leben b. leber f. Leber (mhd. leber f.) - lebir a; leber b. leb-jung m., ■en pl. Lebemann, Weltmann, leblich adj. lau, lauwarm (mhd. lajwe). leblichkeit n. Lauheit, Lauigkeit. lechel n., Zec/iZecÄ pl. kleines Loch, Nadelöhr (mhd. löchel n.).

LECHELE — LEPISCH

lechele n., -ch pl. kleines Loch, Löchlein (mhd. löchel n.). lechele n., -ch pl. Lächeln (mhd. lecheln). lecherdig adj. löchrig (mhd. locherehtec). lechzen v. i. lechzen, schmachten nach (mhd. lechzen). ledele n., -ch pl. Augenlid (mhd. lidelin n.). leder n. Leder (mhd. leder n.). lederen adj. ledern, von Leder (mhd. lederin). lefel m. Löffel (mhd. leffel m.) - lefil a; lefel b. lefeldig adv. löffelweise. lefz f., lefzen pl. Lippe (mhd. lefs f.) lef'zin a; lefzen b, c, J, G. legeren sich v. r. niederlegen, sich lagern, kampieren (mhd. legeren). leger-gelt n. Ersparnisse. leib m. Löwe (mhd. lebe m.) - leb a, b, J; leib F. leibengrub f. Löwengrube - lebengrub J; leibengrub F. leibine f. Löwin (mhd. lewinne f.). leid f. Leid, Schmerz (mhd. leide f.) lad Br, V. leidig adj. leer, ledig, frei, müßig, untätig (mhd. ledic) - lejdig B. leidiggeier m. Müßiggänger, leidigkeit n. Leere (mhd. ledikeit f.). leienen v. tr. lesen, die Thora vorlesen (provenzal. leyre, legir; span, leer) — leien Cod. Reuchl. VIII Karlsruhe 13./14. Jh., S. V; laen Br; laaien V; laien v. Reizenstein 1764; leienen Pentateuch 16. Jh., G. Selig 1792; leinen F; lej(e)nen B; laainen V; lajne W. leienen n. Pensum aus dem Talmud, das den Schülern aufgegeben wird, TalmudLektion, Gebet, Nachtgebet - leinen F; lej(e)nen B; lajne W. leigen v. tr. legen (mhd. legen). leikenen v. i. leugnen (mhd. loukenen) la’ik’nin a; leiknen F. *leikener m. Leugner, Verleugner (mhd. lougener m.) - leikner J. leim n. Lehm (mhd. leim m.) - lam a; leim b. leimen adj. irden, Lehm... (mhd. leimin). leimig adj. lehmig. leis adj. leise (mhd. Ilse).

2638-2894

leis Befreiung, Erlösung (zu mhd. loesen). leis Weinlese (zu mhd. lesen). leisechz n. Erlös, Lösung. leisen v. tr. Geld lösen, erlösen, verdienen (mhd. loesen) - lesen G. leisung n. Erlös, Lösung (mhd. loesunge f.) leiten v. tr. löten - leiten F. leitenant m. Leutnant - la't'nam’t a. leiter m. die Leiter (mhd. leiter f.) - latar a; leiter b; leiter F. lek n., -en pl. Lecken; sehr kleine Menge (zu mhd. lecken). lekech m., lekecher pl. Lebkuchen, Honigkuchen (mhd. lebekuoche m.) - lekuch Br; leckuchen Schudt 1717; lekuch Obersitzko a. d. Warthe um 1848 (nach A. Berliner); lekech G; lejkech B. lekech un branfen ,Kuchen und Schnaps‘, Imbiss bei kleineren Festlichkeiten lejkech ün bronfen B. lekechel n., lekechlech pl. kleiner Lebkuchen, übertr. Erfrischung, Imbiß. leken v. tr. lecken, belecken; schmeicheln (mhd. lecken). leker m., lekerss pl. Schmeichler (mhd. lecker m.). leker m., lekerss pl. Ochsenzunge (bes. geräucherte). lekerei n. Lecken; Schmeichelei. lemele Lämmchen (mhd. lemmel n.) lemel b. lemern v. i. sagen, sprechen (hebr.). *lempert m. Leopard (mhd. leparte m.) — lepar’t a; lepart b, J; lempart c. *len Kissen, Lehnstuhl (mhd. lene f.) laan V. lend f., lenden pl. Lende (mhd. lende f.) len’din pl. a; lenden pl. b. *lendengartel n. Lendengürtel - len’dingar'til a. lenen sich v. r. sich lehnen, sich stützen (mhd. lenen). leng f. Länge (mhd. lenge f.). lengechig adj. länglich, oblong. lenger adv. länger, seit (vor) längerem, lenglich adj. länglich (mhd. lengeleht). lepel n., leplech pl. Ohrläppchen (vgl. mhd. leppelin n.) - lep’lich pl. a. lepisch adj. träge, langsam (mhd. leppisch).

139

2695-2763

LEK — LOCH

ler f. Lehre, Lehrzeit (mhd. lere f.). ler adj. leer, ledig (mhd. laer). *lerchel n. Lerche (demin. von mhd. lerche f.) - lerchle b. lerer m., -ss pl. Lehrer. lererke f., -ss pl. Lehrerin, lerkeit n. Leere (zu mhd. laer). lernen v. tr. lernen (Bibel und Talmud studieren); lehren (mhd. lernen) ler'nin a; lernen G, V. lerner m. Gelehrter, Student (mhd. lernaere m.) - ler'ner a; lerner c. lerngelt n. Lehrgeld. lernjung m., -en pl. Lehrling. lernung n. Lehre, Unterricht; Lernen (mhd. lernunge f.). !eschen v. tr. (geloschen p. p.) löschen, auslöschen (mhd. loschen). lescher m., -ss pl. Löschhorn, leschpapir n. Löschpapier. lessteren v. tr. lästern (mhd. lestern). lessterung n. Lästerung (mhd. lästerunge f.). *leter Buchstabe (mhd. litter f.; vgl. poln. litera f.) - let'riss pl. a. letschelech pl. Schuhe, Schlappen (vgl. nhd. latschen pl.). letwak m. -> litwak m. *lewin m. Levit (hebr.) - lewin a. lezt adj. letzt, endlich, schließlich (mhd. le^ist, lest). lib adj. lieb, angenehm, erfreulich (mhd. liep). libe Liebe, Neigung (mhd. liebe f.). liben v. tr. lieben (mhd. lieben), libendig adj. liebend. liber, liberscht adv. lieber. libhoben v. tr. lieben. libhober m. Liebender, Freund (mhd. liephaber m.) - lib'hobir a. üblich adj. freundlich (mhd. lieplich). libling Liebling, Günstling. libre, liwer f., -ss pl. Buch Papier (poln. libra f., altfr. livre m.). libschaft n. Liebe (mhd. liebeschaft f.) lib'schäft a; libschaft J. licht n. Licht, Kerze (mhd. lieht n.) lich't a; licht b. Ucht-bentschen n. das Segnen bzw. der Segen, den die Frauen am Freitag­

HO

abend über die angezündeten Lichter sprechen - licht-benschen B. lichtig adj. hell. lichtigkeit n. Helligkeit. lichtzier m., -ss pl. Lichtzieher. lid n. Lied, Gedicht (mhd. liet n.). lidor m. Louisdor. lifern v. tr. liefern - liwern F. ligen v. i. liegen (mhd. ligen). ligen, ligent m. Lüge (mhd. lügene f.). ligendig adj. liegend. ligendigerheit adv. im Liegen, liegend, liger m., -ss pl. Haupt-, Grundbalken (vgl. mhd. ligerlinc m.). ligner m. Lügner (mhd. lieger m.) lig'nar a. ligneren v. i. lügen (mhd. liegen). limene f. Zitrone. lind adj. mild, weich (mhd. linde), lindenbaum m. Linde, Lindenbaum (mhd. linde f.) - lindanbaum a. lindenworem m. geflügelter Drachen, fliegende Schlange (mhd. lintwurm m.). linderen v. tr. erleichtern, mildern (mhd. lindern). linderung n. Erleichterung, Milderung, link adj. link; unrecht, unrichtig (mhd. linc) - lin’k a. di linke sait linke Seite; falsche Seite; ehedem auch: Norden — lin’ko sat a. lisst f., -en pl. Liste, Verzeichnis (poln. lista f.). litainisch, latainisch adj. lateinisch (mhd. latinisch) - lita'nesch a. litwak, letwak m., -ess pl. litauischer Jude, litwatschke f., -ss pl. litauische Jüdin, litwin m., -ess pl. Litauer (poln. Litwin m.). litwinke f., -ss pl.Litauerin (poln. Litwinka f.). litwisch adj. litauisch. liwer f. -> libre f. ljarem n., -ss pl. Lärm (poln. larum n.; vgl. mhd. lerman m.). ljaremen v. i. lärmen, schreien. loben v. tr. laben (mhd. laben) - löben Fr. lobsegel n. Laubsäge. lobung n. Erfrischung, Erquickung (mhd. labunge f.). loch n., lecher pl. Loch (mhd. loch n.) loch b.

LOD — MAD

2764-2809

*lod f. Lade, Kiste, Sarg (mhd. lade f.) lod a. loden m. Fensterladen (mhd. laden m.) löden F. loden v. tr. laden, beladen (mhd. laden) lödenen F. (vielleicht beeinflußt durch jidd. ladewen v. tr. ,laden, beladen‘, das auf poln. ladowad zurückgeht). loden v. tr. vorladen, auffordern (mhd. laden). lodenisch n. Rechtsstreit, Prozeß. lodung n., ■en pl. Ladung, Fracht (mhd. ladunge f.). 10er adj. gierig, begierig, lüstern, habsüchtig. loerkeit n. Begierde, Habsucht, Lüsternheit. lof m. -> lauf m. log f., -en pl. Lage, Schicht, Legung (mhd. läge f.). logel Fäßchen, Flüssigkeitsmaß (mhd. lägel, lasgel n.) - logil a; logel c; legel b. lok m., -en pl. Locke (mhd. 10c m.). lokeren v. i. lauern. loksch m. Nudelpfannkuchen, lokschen pl. Nudeln (ung. laska f.) - lokschen, lekschcher, lekschlech pl. F. 10m adj. lahm (mhd. lam). lombard m., -n pl. Leihhaus (nhd., poln. lombard m.). lombard-kwit m. Pfandschein. *lomel Klinge (mhd. lämel f.) - lomel 15. Jh., vgl. Gr. 53. lomen v. i. lahmen, v. tr. lähmen (mhd. lamen).

losen v. tr. (gelost, gelosen p. p.) lassen (mhd. lägen) - losin a; losen F; lossen V. losen gemach v. tr. in Ruhe lassen - losen gemach G. losen an oder v. tr. aderlassen (vgl. mhd. äderlaage f.) - odorlosin a. losung n., -en pl. Losungswort (mhd. losunge f.). loter m., ■ss pl. Lotterbube (mhd. loter m., poln. lotr m.). lüft f. Luft (mhd. lüft f.) - luf’t a; lüft b. lufteren v. tr. lüften (mhd. lüften), lufterung n. Lüftung. luftig adj. luftig, kühl (mhd. luftic). lugen v. i. schauen, beobachten (mhd. luogen). lump m., ■en pl. Lump, Strolch. lumpen pl. Lumpen, Fetzen (mhd. lumpe m.). lumperei n. Lumperei, Gemeinheit, lumpig adj. bettelhaft, zerlumpt. lung f. Lunge (mhd. lunge f.) - lun'g a; lung b. lupen v. tr. abschälen, ausziehen, entbloßen (mhd. lupfen). lusst Verlangen, Begehr (mhd. lust f.). lusstig adj. lustig, heiter (mhd. lustic) luss’tig a.

m’ pron. indef. -> me pron. indef. mach m., -en pl. Bewegung, Schwung (zu poln. machnq.5 v. i.). machen v. tr. machen, tun; sagen (mhd. machen) — machin a. macher m., -ss pl. Macher, Verfertiger;

Leiter, Führer; Schwindler (mhd. maeher m., poln. macher m.). mad, maud f., meiden pl. Mädchen, Dienstmädchen, Magd, Dienerin, Jungfer (mhd. mait f., meide pl.) - ma'd a; mad Br, H; m6d, mohd F.

lomich laß mich (eigentlich los mich). lomir laßt uns (eigentlich losen mir). lomp m. Lampe (mhd. lampe f.; vgl. poln. lampa f.) - lom'p a. los Los (mhd. I05 n., poln. los m.) los a.

141

2810-2857

MAGL — ΜΑΤ

mag! m., maglen, magljess pl. Wäschemangel, Glättrolle für Wäsche (poln. magiel m.). Vgl. -> mangel f. magljewen v. tr. Wäsche mangeln, rollen (poln. maglowaö). Vgl. -> mangelen v. tr. mai m. Mai (mhd. meie m.) - majoss a. maiden v. tr. (gemiten p. p.) meiden, ausweichen (mhd. miden). maierl n., maierlech pl. kleines Steinernes (gemauertes) Haus (demin. von -> mauer f.). mail f. Meile (mhd. mil f.) - ma'l a. main pron. poss. mein (mhd. min) ma’n a; man Br; mahn F. maisendrek Mäusekot. majesstet Majestät (mhd. majestät f.) ma’jess’tet a. *malter n. Malter (Getreidemaß) (mhd. malter n.) - mal'ter a. malz n. Malz (mhd. malz n.). malzen v. tr. mälzen (mhd. malzen), mame f., mamess pl. Mutter (vgl. poln. mama f.) - mame F; memme H, W, V; meme F. (C. Th. Weiss bemerkt 1896: ‫״‬Das Wort ist im Abgehen begriffen und nur noch in alt-orthodoxen Familien in Gebrauch“.) mame-loschon n. Muttersprache, Jiddisch (dt.-hebr.). mamen v. i. ständig ,mame‘ rufen. man m., manen, mener pl. Mann, Ehemann (mhd. man m.) - mon a; man b; manin pl. a. ♦man adv. nur (mnd. man) — man F. manch adj. vielgestaltig, zu allem brauchbar, indifferent (mhd. manic, menic) minnich V. mancher pron. indef. manch, irgendein (mhd. manic, menic) - mancher F. manchmol adv. manchmal - menchmöel, menchemoel F. mandel f., mandlen pl. Mandel (mhd. mandel f.) - man’d’lin pl. a; mandlen b. manele n. -> menele n. mangel m., -en pl. Mangel, Gebrechen (mhd. mang m.). mangel f., -en pl. Mangel, Glättrolle (mhd. mangel f.). Vgl. -> magl m. mangelen v. i. Mangel haben, entbehren (mhd. mangelen).

142

mangelen v. tr. auf der Mangel glätten (mhd. mangeln). Vgl. -> magljewen v.tr. manifarge, maniforge f. Kunstgriff, List, Kniff (wohl roman., vgl. span, manifacero ,ränkevoll‘, maniobras f. pl. ,Ränke, Praktiken‘, portug. manobra f. ,List, Kunstgriff‘. Umbildung von poln. manewr m. ,Manöver‘ liegt nicht vor, da dieses jidd. manjewre ergeben hat), manifarge-loschon n. Gaunersprache, Diebssprache, Rotwelsch. manjewre -> manifarge. manssbil n., -ezi, mansslait pl. Mann(sperson) (mhd. mannesbilde n.). manssbilsch adj. männlich, von einem Mann. *manssnomen m. Mann (als Geschlechtsbezeichnung) - man'ssnomin a. mantel m. Mantel (mhd. mantel m.) man'til a. maranz f., -en pl. Orange (poln. pomaraücza f.). march, marech n. Mark, Gehirn (mhd. march n.) - mar'ch a; march b, G; marech F. marchbein n. Markknochen; Rückgrat, marder Marder (mhd. marder, mader m.) — moder F. mark m., merk, merker pl. Markt (mhd. markt m.) - mar'k a; mareck F. marken v. tr. -> merken v. tr. mark-tog m. Markttag - marektög F. marschal m. Marschall (mhd. marschalc m.) - mar'schal'k a. marschelik m., marschelkess pl. Lustigmacher, Spaßmacher, dem z. B. auf Hochzeiten die Unterhaltung der Gäste obliegt (poln. marszalek m.) — marschalek m., marschalkess pl. B; mar'■ schal'ik a. marzipan Marzipan (vgl. span, mazapan m., provenzal. massapan m.) - mazepahn F. masel m. Planet, Schicksal, Glück (hebr.). maseldig adj. glücklich - masseldig V. mässe f., -n pl. Masse, Menge, Pöbel (mhd. mässe f.). masske f., -ss pl. Maske (poln. maska f.). mat adj. matt, schwach, kraftlos (mhd. mat).

MATERJE — MELER

materje f. Eiter (mhd. materje f.). matern v. tr. martern, quälen (mhd. martem) - matern F. maternisch n. Mühe, Plage, Qual. matkeit n. Schwäche, Mattigkeit - matekeit, mattekeit F. matraz, materaz Matratze (mhd. matra^ m; poln. materac m.) - madratz F. matros m. Matrose. maud f. -> mad f. mauer f. Mauer; Haus (aus Steinen) (mhd. mür f.) — mauer a. maueren v. tr. mauern, bauen (mhd. müren). mauerer m. Maurer (mhd. murer m.) ma’erer, ma'arer a. maul n., mailer pl. Mund (mhd. mul n.) maul a, b; mauel F. maulband, maulschloss n. Maulkorb. *maulber Maulbeere (mhd. mulber f.) maulber a, b. mauleisel m. Maulesel (vgl. mhd. mül m.) - maulesel a, b. maul-mel n. -> mohel-mel n. maulschloss n. -> maulband n. maulworf m., -en pl. Maulwurf (mhd. moltwerf m.). Vgl. -> * multworf. maus f., mais pl. Maus (mhd. mus f.) maus a, b. mazo f., -ss pl. ungesäuerter Brotfladen (hebr.). mazo-redel f. gezähntes Rädchen zum Durchlochen der Mazoss. mazo-redeler, redeler, regeler n. einer, der die Mazoss durchlocht. me, m' pron. indef. man (mhd. man, proklit. und enklit. unbetont men, me)me F. mech pron. pers. -> mich pron. pers. med m. Met (mhd. met m., poln. miöd m.). megen, mögen v. i. dürfen, erlaubt sein (mhd. mügen). meglich, miglech adj. möglich (mhd. müglieh) - mig'lich a; miglich F. meglichkeit, miglechkeit n. Möglichkeit (mhd. mügelicheit f.). meidel n., meidlech pl. Mädchen (vgl. mhd. magetlin n.) — meidel c; madle W; madlech pl. H; mädche F.

2858-2911

*meien v. tr. mähen (mhd. meien) meien F. meier, mer f., meieren, meren pl. Möhre, Mohrrübe (mhd. more f.). meierkepel n. Muschel (demin. von -> merkop m.). meikechz Erbrechen, Übergeben (hebr.). meiken, meikenen v. i. sich erbrechen, sich übergeben (hebr.). mein m. Absicht, Zweck (zu mhd. meinen) mein adv. mehr (mhd. me). meinen v. i. meinen, glauben, beabsichtigen (mhd. meinen) - mänen H; menen G.

meinsstenss adv. meistens (mhd. meiste), meinsster, meisster m. Meister (mhd. meister, meinster m.) - man'ss'ter a. Vgl. Gr. 56. meinung n., -en pl. Meinung, Ansicht (mhd. meinunge f.). meisster m. -> meinsster m. meken v. i. blöken (wie ein Schaf) (zu dt. mäh). meken v. tr. auslöschen, austilgen, radieren (hebr.). meker m. Radiermesser, -gummi. mekler m. Makler (mniederl. makelare ,Mittelsmann, Vermittler‘) - mek'lir a. meklerei Maklerei - mek’lira a. mekleren, meklen v. i. mäkeln, Maklerei treiben (niederl. makelen, doch weist die neueste niederl. Forschung [J. de Vries] wegen des späten Auftretens von makelen die Ableitung von makelaar m. bzw. makelare m. vom Verb makelen zurück). mel n. Mehl (mhd. mel n.) - mel a, b. melden v. tr. (gemolden p. p.) melden, ankünden, anzeigen (mhd. melden). melden sich v. r. sich vorstellen, erscheinen. meldewen v. tr. -r melden v. tr. (poln. meldowaö). meldung n., -en pl. Meldung, Ankündigung, Anzeige. meien, molen v. tr. malen (mhd. malen) mölen F. meien adj. aus Mehl (zu mhd. mel). meier, moler m. Maler (mhd. mäler m.) moeler F.

143

2912-2983

MELER — MI

meier m. Mehlhändler (zu mhd. mel). melig adj. mehlig. melk f. M^kerei, Milchhandlung, melkedig adj. milchend, Milch gebend, melken v. tr. melken (mhd. melken), melken sich v. r. Milch geben. melker m. Melker. melk-schefel Milcheimer. mem dreizehnter Buchstabe des hebräischen Alphabets, Zahlenwert: vierzig - mem v. Reizenstein, S, V. memern v. i. die Namen der jüdischen Märtyrer und der Stätten des Martyriums in der Synagoge verlesen (provenzal. membrar ,sich erinnern’; span. u. port. memorar ,gedenken, erwähnen, anführen‘). memorbuch, memerbuch n. Buch mit den Namen der jüdischen Märtyrer und der Stätten des Martyriums (altfr. memoire f., span. u. port. memoria f. ,Andenken, Gedächtnis‘). men pron. indef. man (mhd. man, proklit. u. enklit. unbetont men). menele, manele, mendele n., -ch pl. kleiner Mann; Männchen (bei Tieren) (mhd. mennel n.). menlich, menisch, menerlich adj. mannlieh, mannhaft (zu mhd. man m.). menschheit n. Menschheit, Menschlichkeit (mhd. menschheit f.). menschisch adj. menschlich, vom Mensehen. mentele n., -ch pl. Mäntelchen, besonders für die Gesetzesrolle (mhd. mentellinn.). mentsch, mensch m. Mensch (mhd. mensch m.) - men't'sch a. mentschen v. tr. -> mutschen v. tr. mentschen sich v. r. sich ermannen, Mut fassen. mentschlen, menschlen v. tr. erziehen, zum Menschen machen (vgl. mhd. menschen). mentschlich, menschlich adj. menschlich, human (mhd. menschlich). mentschlichkeit, menschlichkeit n. Menschlichkeit, Humanität (vgl. mhd. menschheit f.). mer m. Kunde, Nachricht (mhd. msere n.). 144

woss is der mer ? Was gibt’s Neues t-wass isst hi der mer S; was is de meer V. mer Meer (mhd. mer n.) - mer a, b. mer adv. mehr (mhd. mer) — meier F. mer f. —> meier f.

merder m. Mörder (mhd. morder m.) mor'dor a. merdersch adj. mörderisch (mhd. mördisch). merele n., -ch pl. kleine Mohrrübe. meren v. tr. mehren, vermehren (mhd. meren). mererlei adj. mehrere, verschiedene, merheit n. Mehrheit, Mehrzahl. meriden pl. Hämorrhoiden; Krankheit der goldenen Ader. merken, marken v. tr., v. i. merken, wahrnehmen (mhd. merken) — marken F. merkop m., merkep pl., mauerkop m. Muschel. Vgl. -> meierlcepel n. *mermel m. Marmor (mhd. mermel, marmel n.) — mermel b. mermelschtein, mirmelschtein m. Marmor (mhd. marmel-, mermelstein m.) — mer'milsch'ta'n a. merschele n. kleiner Arsch (demin. von -> morsch).

merschom m. Meerschaum. merschomig adj. aus Meerschaum, mersscher m. Mörser (mhd. mörser m.) mer'sir a; merser c; mörschel F. mer-weinig adv. mehr oder weniger, mesch n. Messing (mhd. möschinc m.) mesch a, G, B. meschen, meschern adj. aus Messing (mhd. messen),- meschen G, B. messer n. Messer (mhd. meiner n.) messir a; messer b. messig adj. mäßig, gemäßigt (mhd. maüjic). messt Getreidemaß (mhd. me^ n.; metze m.) - mest G. messtel n., messtlech pl. Maß (zum Abmessen von Getreide, Kartoffeln u. dgl.) — messil a; mestel G. messten v. tr. (gemossten p. p.) messen (mhd. messen) - niesten F, G. messtung n. Messen, Messung. mi f. Mühe, Last, Beschwerde (mhd. müe f.) - mü F.

MIAUEN — MISCHTEINSS GESOGT

miauen, miauken v. i. miauen (vgl. poln. miauczeü). mich, mech pron. pers. mich (Akkusativ von ich). mid adj. müde (mhd. müede) - mid a. miden v. tr. ermüden, müde machen (mhd. müeden). miden sich v. r. müde werden, ermatten, midkeit n. Müdigkeit (mhd. müedecheit f.). mien sich v. r. sich Mühe geben, sich mühen, sich bemühen (mhd. sich müen) - mihen sich B. miess (korrekt: miuss) adj. ekelhaft, häßlich, abstoßend (hebr.). miessen sich v. r. sich ekeln, einen Abscheu haben. miesskeit n. Häßlichkeit, Widerwärtigkeit, Ekelhaftigkeit, Abscheulichkeit. miessnik m. häßlicher, garstiger Kerl (hebr. mit poln. Suffix). miessnize f. häßliches, garstiges Weibsbild (hebr. mit poln. Suffix). miglech adj. -> meglich adj. miglechkeit n. -> meglichkeit n. mik, muk f. Mücke (mhd. mücke, mucke f.) — muk a, F; mik F. mil f. Mühle (mhd. mül f.) - mil a; miel F. milb, mulb Milbe, Motte, Made (mhd. milwe f.) — mil'b a; milb b; mileb F; milbe V. milbig adj. voll Milben, madig — milbich V. milch f. Milch (mhd. milich f.) - milech a; milch b; milich F. milchig adj. milchig, nach den Speisegesetzen als Milchspeise zu betrachten, milchiger, milchiker m. Milchmann, -händler. milchigem, milchikern f. Milchfrau, -händlerin (vgl. mhd. milcherin f.). mild adj. freigebig, liebreich, mild, gütig (mhd. milde) - mil'd a. mildkeit n. Freigebigkeit, Milde, Güte (mhd. miltekeit f.). milgraum m. Granatapfel (mhd. malgram m.; vgl. it. melagrana f.) - mil'girum a; milgrim b; milgrum c; milgroim G. (Der Milgraum, sonst als Essrog bekannt, ist unerläßlich für den Feststrauß des Laubhüttenfestes. Er wurde 10 WOLF, Jiddisch

2964-3015

ehemals vornehmlich aus Korfu bezogen). milner m. Müller (mhd. mülner m.; vgl. poln. mlynarz m.) - milner Wa, G. milnerke f. Müllerin (poln. mlynarka f.). milo f., -ss pl. Beschneidung ;Penis (hebr.). milrod n. Mühlrad (mhd. mülrat n.) mielroed F. milschtein m. Mühlstein (mhd. mülstein m.) - milsch’tan a. milz Milz (mhd. milz n.) - mil’z a; milz b. *mimele Tante (mhd. müemel n.) - mimel 1604 Prag; memmele V. mindesst, minesst adj. kleinst, geringst, mindest (mhd. minnest). mindesster finger m. kleiner Finger, mine f., -ss pl. Miene (poln. mina f.). minen sich v. r. Gesichter schneiden, miner adv. weniger (mhd. minner), mineren v. tr. mindern, vermindern (mhd. minnem) — mineren J. minerung n. Verminderung, Schmälerung (mhd. minnerunge f.) - minerung J. minesst adj. -> mindesst adj. *minje f. Mennige (poln. minia f.) minje F. minteren v. tr. aufwecken, beleben (mhd. mundern). minut f. Minute (frühnhd. minut f.; vgl. poln. minuta f.). minz Geldstück, Münze (mhd. münze f.) min’z a; minz b, c. mir pron. pers. mir (Dativ von ,ich‘, im litauischen Dialekt auch Akkusativ) — mir a. mir pron. pers. wir (mhd. wir, mir) - mir a, S, J, V. mirbig adj. mürbe, weich, zerbrechlich (mhd. mürwe). mirmelschtein m. -> mermelschtein m. mirmlen v. i. -> mumlen v. i. mischen v. tr. mischen, mengen (mhd. mischen). mischmasch n. Gemengsel, Mischmasch, mischteinss gesogt, nischteinss gesogt Formel des Bedauerns, der Klage; etwa ,leider!‘ — um schtejns gesugt B; im schtens gesogt, mi schtens gesogt G; um stdns gesagt H; staans gesagt V; in stein geklogt, in steine gesögt und ge-

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3016-3074

MISCHUNG — MORGENSCHTEREN

klögt F. (Obwohl ,Stein und Bein klagen‘ sehr nahe zu liegen scheint, verdient auch Harkavys Hinweis auf poln. niestety int. ,leider‘ und na nieszczijicie ,unglücklicherweise, zum Unglück‘ beachtet zu werden. Semantisch verdient das poln. Etymon sogar den Vorzug, doch scheint die Formel jidd. Volksetymologisch aus verlöteten dt. und poln. Rudimenten gebildet zu sein). mischung n., -en pl. Mischung, Gemisch, *missetot f. üble Tat, Vergehen, Fehltritt (mhd. missetat f.) - missetot J. misst m. Mist (mhd. mist m.) - miss’t a. *misstgopel m. Mistgabel — misstgabel b. misstig adj. aus Mist (mhd. mistic). misstigen v. tr. düngen (vgl. mhd. misten), mit präp. mit (mhd. mit, met) - mit a; met V. mit, miten f. Mitte (mhd. mitte, mittel f.) - mitin a. mitanander adv. zusammen, beisammen mitanan’der a. mitel n., mitten pl. Mittel (mhd. mittel n.). mitel adj. mittler, in der Mitte (mhd. mittel). mitelsst adj. sup. mittelst. in miten nacht adv. um Mitternacht (mhd. mitter naht) - miternach't a. mitgeben v. tr. mitgeben, auftragen, mitgiberl n., -ech pl. Auftrag. mitig Mittagessen (vgl. mhd. mitte tac). Vgl. -> mitog. mitig-zait f. Eßzeit. mitog Mittag (mhd. mitte tac) - mitog a, b; mitek F. Vgl. -> mitig. mitogdig adj. mittäglich. *mitogmol Mittagessen, Mittagsmahl mitogmol a. mitwoch m. Mittwoch (mhd. mittewoche m.) — mit’woch a. miuss adj. -> miess adj. miz f. Mütze (mhd. mütze f.). moden pl. Maden, Würmer (mhd. made m.) - moed F. mögen m. Magen (mhd. mage m.) - mogina; mögen F. mögen v. i. -> megen v. i. moger adj. mager, hager (mhd. mager) mogir a; möger F.

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mohel m., ■im pl. Beschneider (hebr.). mohel-mel, maul-mel n. Pulver (Sand o. dgl.), in das die entfernte Vorhaut gelegt wird. mohel-messer n. Beschneidungsmesser, mohelschaft Funktion des Beschneiders, mol Mahl (mhd. mal n.) - mol a. mol n. Mal, adv. mal (mhd. mal n.) - mol a; moel F; mohl V. molechz gemahlenes Korn (zu mhd. malen). molen v. tr. mahlen (mhd. malen). molen v. tr. -> melen v. tr. moler m. -» meler m. ♦molken Molke (mhd. molken n.) mol’kin a. *molung Mahlen (des Getreides) - molun’g a. molzait f. Mahlzeit (mhd. mälzit f.) - molza’ta; moelzeit, moelzet F. mon m. Mohn (mhd. man m.) - mon a; muhn B. monasstir m. Kloster (poln. monaster m.). monat, monait Monat (mhd. mänöt, mönet m.) - monit a, b. monatlichadj. monatlich, monatliche f. Menses, Menstruation. monen v. tr. mahnen (zurück-)fordern (mhd. manen) - mohnen F. moner m., — «3 pl. Mahner monete f., -ss pl. Münze (poln. moneta f.). monkalb n. Mondkalb, Mißgeburt, montig m. Montag (mhd. mäntac m.) mon’tog a·, montek F. mord Mord (mhd. mort m.). morderen v. tr. morden (mhd. mordem). *mordung Mord, Ermordung - mor'dun’g a. morg, morge Morgen Landes (Ackermaß) (mhd. morgen m.). morgen m. Morgen, adv. morgen (mhd. morgen m.) - mor’gin a; morgen b. auf morgen noch am Tag nach, morgendig, morgedig adj. morgig (mhd. morndic). *morgengob f. Vermögen der Frau (mhd. morgengäbe f.) mor’gingob a. morgenschteren m. Morgenstern (mhd. morgenstern m.) - mor'ginschterin a.

MORGENSS— MUTWILIGKEIT

zu morgenss adv. morgens, am Morgen

(mhd. ze morgens). morsch m. Arsch (mhd. ars m.) - mursch B. Vgl. -> merschele. mort m. Pest, großes Sterben (mhd. mort m.) — mor’t a; mort J; mord b. moslen pl. Masern (mnd. masele) - muslen B. moslen v. i. die Masern haben - moslen G; muslen B. moss f. Maß (mhd. mä^ f.) - moss a; moeß F. *mosske n. pr. Moskau (poln. Moskwa) moschke F. mosskwiter m., mosskwiterss pl. Busse, russischer Soldat - moschkewiter F. mosskwiterisch adj. moskauisch, russisch, *moss-schtok m. Maßstab - moestok F. mosst m. Most (mhd. most m.) - moss't a; mosst b. *mosstardo Mostrich (mhd. musthart m.; it. mostarda f.) - moss’tar'do a. mot f., -en pl. Motte (mhd. motte f.). motschig adj. weich, zerquetscht, muf, mufe, mufte Muff (poln. mufka f.). muk f. -> mik f. muken v. i. muhen, brüllon, blöken (wie eine Kuh). mukenschmalz n. Mückenfett, d. h. etwas nicht Existierendes. mulb -> milb. muliren v. tr. anführen, irreführen, betrügen, täuschen (poln. mylic v. tr. ,irreführen, täuschen‘, mylny adj. ,irrig, falsch‘). - Dies polnische Etynom findet sich schon bei Harkavy richtig angegeben. Es liegt auch dt. rotw. mollen (vgl. mein Wb. d. Rotw. S. 221 Nr. .3659) zugrunde. Dadurch erledigen sich die zweckbestimmten Ausführungen von E. Weißbrot (ZfdPh Bd. 60 S. 211) über Mogel m., mogeln v. i., soweit sie hobr. mhl. ,circumcidere‘ behandeln und heranziehon. Die Verwerfung der Weißbrodtschen Darlegungen durch S. Birnbäum (ZfdPh Bd. 74 S. 225) ist zwar unanfechtbar, wird aber doch der Be­

10*

3075-3118

deutung lautlicher Analogie-Bildungen in Mischsprachen nicht gerecht. multer f., multerss, milter pl. Mehl-, Backtrog (mhd. multer f.) - mul’ter a; multer b, c, G. *multworf Maulwurf (mhd. moltwerf, muwerf m.) - mol'twor'f a; multworf b; mauwörf F. Vgl. Gr. 541, und -> maulworf.

mume f., mumess pl. Tante (mhd. muome f.) - mumo a; mume c. mumlen, murmlen, mirmlen v. i. murmeln, leise, heimlich reden (mhd. murmeln) mumeln G. mundir m., -en pl. Uniform, Montur (poln. mundur m.). munter adj. munter, lebhaft (mhd. munter). munterkeit n. Munterkeit, Frische, murmlen v. i. -> mumlen v. i. mus n., -en pl. Muß, unbedingte Notwendigkeit (vgl. mhd. mou^-sin n.). muschkat, muschket m., -en pl. Muskatnuß (mhd. muscat m., poln. muszkat m.). muschkat-blit f. Muskatblüte (mhd. muscät f.) — rausch'katblit a; muschkotenMummen pl. F. muschkat-kaul f. Muskatnuß. *muschkat-nuss f. Muskatnuß (mhd. muscat f.) — rausch'kotnuss a. muschlin m. Musselin (poln. muälin m.). musen v. i. müssen (mhd. müe: >n) mess’n H; mir mezzen, ihr messt mut m. Mut (mhd. muot m.). muter f., muterss pl. Mutter, Gebärmutter (mhd. muoter f.) - muter a. muterperel, mutelperel f. -> perelmuter f. mutig adj. mutig (mhd. muotic). mutigkeit n. Mut. mutschen, mentschen v. tr. peinigen, quälen (poln. m^czyö; vgl. mhd. müschen v. tr. ,stoßen, schlagen, quetschen‘). mutwilig adj. mutwillig (mhd. muotwillec). mutwiligen v. i. mutwillig, gewagt handein. mutwiligkeit n. Mutwille m. (mhd. muotwillecheit f.).

147

3119‫־‬3167

N *nach m. Nachen (mhd. nache m.) - nach b. nachmol adv. weil. nacht f., necht pl. Nacht (mhd. naht f.) nach't a; nacht b, V. nachtgeien n. der Unterricht, der den Kindern im Winterhalbjahr abends im Cheder erteilt wird. In Kleinstädten ohne Straßenbeleuchtung pflegten die Kinder mit Papierlaternen zum Unterricht zu gehen - nachtgehen B. nachtigal f. Nachtigall (mhd. nahtegal f.) - nachtigal b. nacht-keli f. Nachttopf (hebr. keli f. ,Gefäß‘) - nachtkeile F. nachtleger Nachtlager, Nachtquartier (vgl. mhd. nahtläge f.). ♦nacht-leienen n. Nachtgebet - nachtlaainen V. *nachtmol Abendessen - nach’tmol a. naft n. Petroleum (poln. nafta f.). nagewald adv. gewalttätig (zu mhd. gewalt). nai adj. neu (mhd. niu) - na a; nei c; nah F. *naibagerigkeit n. Neugierde, Vorwitz neubegierekeit F. naierheit adv. neu. naiert adv. nur, aber (mhd. niur, neur) — na'ir’t a; neuert Gebetbuch Ichenhausen 1544; neiert J, Wa, V. Vgl. auch -> nor.

naiess n. Neuigkeit. naigen v. tr. neigen (mhd. nigen). naigen sich v. r. sich neigen, verbeugen, naigerig adj. neugierig (vgl.mhd.niugern). naigerigkeit n. Neugierde. naigung n., -en pl. Neigung, naijor n. Neujahr - na'jor a; nahjoer F. naikeit n. Neuheit, Neuerung. nain num. neun (mhd. niun) - na'n a; nein b; nahnF. nainzen num. neunzehn (mhd. niunzehen) — na’nzehen a. nainzig num. neunzig (mhd. niunzic) na'n'zik a; neinzig b; nahnzek F. naizaitung n. Zeitung.

148

naken m. -> aken m. naket adj. nackt (mhd. nacket) — naket J; nakend S. naketerheit adv. nackt. naketkeit n. Nacktheit (mhd. nactheit f.). nakschtalt adv. in Gestalt von, als (mhd. in gestalt). *nap m. Napf (mhd. napf m.) - napp F. nar m., naromin pl. Narr, Dummkopf (mhd. narre m; pl.-Endung ist hebr.) nar a; nähr F; narren pl. V. narap m., ■en pl. Neger, schwarzer Mensch - rapin pl. a. (Ich nehme die Identität von narap und dem älteren rap, das als ,Araber‘ erklärt ist, an, da hier wohl semantisch eine Parallele zu Maure = Mohr = Neger vorliegt). naren v. tr. täuschen. naren sich v. r. sich irren, sich versehen, *narheit Narrheit (mhd. narrheit f.) - nar· heit J. narisch adj. einfältig, dumm (mhd. narreht) - narrisch, närrisch, nierisch V. narischkeit n. Einfalt, Dummheit, Unsinn - narrischkat V. *narischkeitche n. Spielerei, Kleinigkeit, kleines Geschenk - narrischkatje V. naschen v. i. naschen (mhd. naschen), nascher m. Näscher, Naschhafter (mhd. nascher m.) - nascher V. nass adj. nass, feucht (mhd. nag), nasskeit n. Nässe, Feuchtigkeit. nat große Menge, Haufen (Geld z. B.): a nat mit gelt ,ein Haufen Geld‘. (Nicht zu mhd. nat f., das jidd. *not ergeben müßte. Gleichbedeutend aber mit nhd. Tracht f. (,Traglast‘): eine ,Tracht‘ und eine ,Naht‘ bezeichnen in Mitteldeutschland eine gehörige Portion Prügel.) natirlich adj. natürlich, unverbildet (mhd. natiurlich) - nateirlich 1677/79 Moses ben Benjamin Wolf. natur f. Natur, angeborene Art, Beschaffenheit (mhd. nature f.) - nataur 1677/ 79 Moses b. Benjamin Wolf. naut f. Not, Notfall (mhd. not f.) - naut F.

NAUTBADERFTIG — NI8CHTEL

nautbaderftig adj. arm, bedürftig (mhd. * nötbedurftic). *nautdorft f. Notwendigkeit (mhd. nötdürft f.) — nautdoreft F. *nautdorftikeit Notwendigkeit, Bedürfnis (mhd. nötdürfticheit f.) -nautdorftikeit F. nautfal Notfall (mhd. nötval m.) — nautfall F. nautwendig adj. notwendig - nautwendek F. nebech int. Ausruf des Mitleids, des Erbarmens, der Teilnahme: leider, bedauerlicherweise (poln. niebozQ n. ,armes Ding‘, niebogi ,arm, unglücklich‘) nebuch S; nebich B; nebbich Η, V. nebechl n., ■ech pl. armes Ding, Gegenstand des Mitleids. nechten adv. gestern (mhd. nehten) neckten c, F, B, G. nechtig adj. gestrig (mhd. nehtic). nechtigen v. i. übernachten, die Nacht zubringen. negele n., negelech pl. Gewürznelke (mhd. negelkin n.) - neg’lich a; neglich c; negelche n., nägelcher pl. F. neien v. tr. nähen (mhd. naejen, neien) neien F. neifodem m. Nähzwirn, neikischele n. Nähkissen. nein adv. nein (mhd. nein) - ηάη H; naa V. *neinodel f. Nähnadol - nenodil a; neinödelF.

neisen v. tr. ausfleddern, rupfen, berauben (mhd. nösen). neiser m. Ausplünderer, Räuber. neiten v. tr. zwingen (zu mhd. nöt f.). neiteren, neitoren, neiterke f. Näherin, Schneiderin (vgl. mhd. näterin f.). neitig adj. nötig, notwendig (mhd. ncetic) - neitek F. *neitigen v. tr. nötigen (mhd. nötigen) neitigen, neitegen F. neitigen sich v. r. benötigen, bedürfen, brauchen. neitigkeit n. Notwendigkeit (mhd. noetecheit f.). *neitung Zwang (mhd. noetunge f.) netun’g a.

3168-3222

nemen v. tr. nehmen (mhd. nemen) - nemin a; nemmen F. nemen sich v. r. anfangen, anpacken, beginnen. nemlich adj. selb, gleich; adv. nämlich, das heißt (mhd. nemelich, nemeliche). nepel m. Nebel (mhd. nebel m.) - nepil a; nepel J, c, d. nepeldig adj. neblig. *nesspel f. Mispel (mhd. nespel f.) - nies’pelin a. nesst n. Nest (mhd. nest n.) - ness't a. nessstel Musselin, Nesseltuch. nesstel f., nesstlech pl. Schuhband, Schnürband (mhd. nestel f.). nessten v. i. nisten (mhd. nisten), nez f. Netz (mhd. netze n.) - nez b. nez f. Nässe (mhd. ne^5 f.) - nez G. nezen v. tr. naß machen, benetzen; die Hände waschen - netzen V. nibsik, niwsik adj. verächtlich, häßlich, unschicklich, subst. verächtliche Person (hebr. mit dt. Suffix, vgl. Gr. 402 Anm. 3) — nib'sik a; nibsik c. nichter adj. nüchtern (mhd. nüehter). nichterkeit n. Nüchternheit, Fasten (mhd. nüehterkeit f.). nichter(n)erheit adv. nüchtern, auf nüchfernen Magen. nide Niss (mhd. niz f., poln. gnida f.). nider f. Tiefe (mhd. nidere f.) - nider a. nideren v. i. niedersteigen, herabkommen (mhd. nideren) - nideren J. niderig adj. niedrig, klein, leise (vom Ton); gemein - nidrek F. niderigkeit n. Kleinheit; Gemeinheit. *nikss pron. subst. nichts (mhd. nihts, nichs) - nik'ss a; nikss J; niks V; nix H. nikssnuz m. Nichtsnutz. nir Niere (mhd. nier m.) - nirin pl. a; niren b. nischmer adv. aber, jedoch, nur. nischtig adj. nichtig, wertlos (mhd. nihtec). nischtigkeit n. Nichtigkeit, Geringfügigkeit (mhd. nihtekeit f.). nischt adv. nicht; pron. indef. nichts (mhd. niht) - nischt S, J, F. nischtel n. wertlose Karte, wertloser Mensch.

149

3223-3282

NISCHTEREN - N U N E N KLAUS TE R

nischteren v. i. durchsuchen, durchstöbem, durchwühlen (vgl. mein Wb. d. Rotw. S. 232 Nr. 3885). niss, noss Niesen (zu mhd. niesen). nissel n., nisslech pl. Haselnuß, kleine Nuß (demin. von -> nuss). nissel n., nisslech pl. Niss (mhd. ηίςςβ f.). nissen v. i. (genossen p. p.) niesen (mhd. niesen) — nissin a. nit Niet, Kla nmer, Eisennagel (mhd. niet m.). nit adv. nicht (mhd. niht) - nit a, S, Br, J, F, Η, V. nit geschtaugen adv. unmöglich, erlogen (zu -> schtaigen v. i.) - nit geschtegen G. nit toren v. i. -> toren v. i. nite int. (nitet pl.) tu’s nicht! mach’s nicht! nitel m. das christliche Weihnachtsfest (span, und port. natal m. ,Geburtstag‘; altprovenzal. nadal, nodal m. ,Weihnachten‘) - nitel B, V. (Der Ausdruck findet sich u. a. schon bei Moses Isserles, 1520-1572 in Polen, belegt). niten pl. Gewohnheiten, Manieren, nit-gebeten adj. uneingeladen. nit-gebetenerheit adv. uneingeladen, ohne Einladung. nit-gut adv. übel (vom Magen gesagt), unpäßlich. nit-guter m. böser Geist, Teufel, nit-gutkeit n. Übelkeit, Erbrechen. nit-hig adj. nicht von hier, fremd, auswärtig. nit-higer m. Fremder, Auswärtiger. nito adv. nicht da, gibt‘s nicht; präd. abwesend (kontrahiert aus nit do). nit weren v. i. verschwinden (mhd. niht werden). niwetsch adv. zu nichts, für nichts (mhd. niuweht). niwsik -> nibsik. nizen v. tr. nutzen, benützen, gebrauchen (mhd. nützen). nizlich adj. -> nuzlich adj. nizlichkeit n. -> nuzlichkeit n. no int. -> nu int. noch adv. noch (mhd. noch). noch präp. nach (mhd. nach) - noch H; n6ch F; nooch V. 150

nochanand adv. nacheinander, ununterbrochen, ständig. *nochbor m. Nachbar (mhd. nachbür m.) - noch'pirn pl. a; nachboer F. *nochborschaft f. Nachbarschaft (mhd. nächburschaft f.) - nachboerschäft F. nochdem adv. danach, hernach, nochmitog m. Nachmittag. nochtaiten v. tr. mit dem Finger auf jemand zeigen. nochwoss adv. warum, weshalb, wozu, nodel f. Nadel (mhd. nädel f.) - nadel b. nodeldig adj. nadelförmig. nodeler in. Nadler (mhd. nädeler). noent, nont adj. nahe (mhd. nahent) noÄ’n’t a; noent F; nönt G. noentkeit n. Nähe. nogel m., negel pl. Nagel (am Körper), Kralle (mhd. nagel m.) — nogil m., negil pl. a; nagel m.. negel pl. b. nogen v. tr. nagen, zernagen (mhd. nagen). nol f. -> 01 f. nomen m. Name (mhd. name m.) - nomin a.; nömen F.

nopel Nabel (mhd. nabel m.) - nopil a; napel b, c; ribbel F. nopel Brustwarze. nor adv. nur; konj. aber, sondern (mhd. nuor, nur) - nor F, V. Vgl. auch -> naiert.

nord m. Norden (mhd. norden n.). nos f., nes, neser pl. Nase (mhd. nase f.) nos a; nas b; noes F. *nosbender pl. Nasenringe, Ohrringe (vgl. mhd. nasebant n.). noslecher pl. Nasenlöcher, Nüstern (mhd. naselech n.) - noslecher a; naslecher b. noss -miss. nos-tichel n. Taschentuch, Schnupftuch, not f., net pl. Naht (mhd. nät f.) - noet F. nowent m. -> owent m. nu, no int. nun, also, wohlan, bitte sehr (mhd. nu, nu) - nu F, B, V; noh V. nun vierzehnter Buchstabe des hebräisehen Alphabets, Zahlenwert: fünfzig - nun v. Reizenstein, S, V. *nun f. Nonne (mhd. nunne f.) - nun F. *nunenklauster n. Nonnenkloster (mhd. nunnenklöster n.) - nunnenklauster F.

NUSS — ONLENEN

3283-3330

nuzig adj. nützlich. nuzigkeit n. Nützlichkeit. nuzlich, nizlich adj. nützlich (mhd. nützelieh). nuzlichkeit, nizlichkeit n. Nützlichkeit.

nuss f., niss pl. Nuß (mhd. nug f.) - nusein pl. a, b; niss pl. c. nuz m. Gebrauch, Nutzen (mhd. nuz m.). nuzen v. i. von Nutzen sein (mhd. nutzen).

o ober konj. aber, jedoch; oder; wieder (mhd. aber) — obar a. obzass m. Schuhabsatz (poln. obeas m.). och interj. ach (mhd. ach, auch). ochzen v. i. ächzen, stöhnen (mhd. achzen). oder konj. oder; aber (mhd. ader) - odar a. oder f. Adei· (mhd. äder f.) - od'rin pl. a; odern b. odler m. Adler (mhd. adler m.) - od'lir a; odler b. ofen adj. offen (mhd. offen) - ofin a. oft adv. oft (mhd. oft). ♦oglasster Elster (mhd. agelster f.) ogilass'tur a; oglasster b, c. *ok adv. bloß, nur (mhd. oht) - ok Br. *oker adv. bloß, nur; konj. wenn nur (mhd. öcker, ecker) - ocker F. okorscht, okerscht, akorscht adv. nur, bloß; jetzt, eben; konj. wenn nur (mhd. ockers, ockert, ecker) - akorscht G; eckerseht F. okss m. Ochse (mhd. ohse m.) - ok'ss a; okss b. okssen adj. vom Ochsen; stur, dumm (mhd. ohsin). 01, nol f. Ahle (mhd. ale f.) - oel a; al b, c; ael d. olef erster Buchstabe des hebräischen Alphabets, Zahlenwert: eins - olef v. Reizenstein, V; ollef S. *olentwain m. Alantwein (ein mit Helmenkraut gewürzter Wein) (mhd. alantwin m.) — olin'twa'n a; olentwein b, d. *olraun f. Mandragora (mhd. alrüne f.) ol'raunin pl. a.

*omass Ameise (mhd. ämeize f.) - onma'ss a; omass b. omen adv. amen, wahrlich, wirklich (hebr.). on präp. ohne (mhd. an) - on Br. on präp., adv. an (mhd. an) - on a. onbaissen n. Frühstück (vgl. mhd. inbiz n. - oriba'ssin a; anbiss V. onbreiten v. tr. bereiten, fertig machen (mhd. anbereiten). onbreiten sich v. r. sich vorbereiten, sich fertig machen. ♦onbreiterin f. Bordellhure, Freudenmädchen - onbira't'rin a. onfang m. Anfang, Beginn (mhd. anevenge n.). onfangen v. tr. anfangen (mhd. anvähen). onfanger m. Anfänger. ongebreit adj. bereit, fertig. ongegreit adj. bereit, fertig. *ongesicht n. Antlitz, Angesicht (mhd. angesihte n.) — ongisich't a. ongreiten v. tr. bereiten, zurechtmachen, fertigmachen (mhd. angereiten) - ongira’tin a. onheib m. Anfang, Beginn(mhd. anhabe f.). onheiben v. tr. anfangen, beginnen (mhd. anheben) - anheben S; onheben G. onheibenss n. Anfang, Beginn. *onikel m. Onyx (mhd. önichel m.) - onikil a; onekel F. onjogen v. tr. einholen (vgl. mhd. erjagen)· onklaiben v. tr. ansammeln (Geld) - onkleiben G. onlenen v. tr. lehnen, stützen (mhd. anleinen).

151

3331-3392

ONLENEN SICH — OPSCHTEIEN

onlenen sich v. r. sich anlehnen, sich stützen. *onlenschteken m. Stütze, Krücke onlenschtekin a. onmuten v. tr. antragen, anbieten, vorschlagen - unmüthen B. onrichten sich v. r. vorbereitet sein, eingerichtet sein. *onrichtung n. Einrichtung, Ordnung, Anordnung - onrich'tun’g a. onriren v. tr. berühren, anrühren, onschikenisch n. Mißgeschick, Verhängnis, Heimsuchung; Tölpel. onschtaussen v. tr. stoßen an, gegen, onschtaussen sich v. r. vermuten, onschtel m. Streich, Schabernack, onschtifen sich v. r. lustig sein, Possen treiben (vgl. nhd. etwas anstiften). onschtot präp. anstatt, anstelle. onsez m. Zahlungseinstellung, Bankrott, onsezen v. tr. die Zahlung einstellen, bankrottieren. onsezer m. Bankrottierer — unsezer B. ontapen v. tr. berühren. onweren v. tr. vorlieren (mhd. * äne werden). Vgl. -> nit weren. onwerung n. Verlust, Verlieren. onzinden v. tr. anzünden, anstecken (Licht) (mhd. anzünden) - onzindin a; onzinden J; onzinden V. onzuheren -> geben onzuheren. onzuherenisch n. Andeutung, Wink, onzuherenss n. Andeutung, Wink, op adv. ab; zurück (mhd. ap.). *opbetlen v. tr. erbetteln - opbetteln F. *opbossten v. i. erbosen (vgl. mhd. erbösen) - öpboßten F. opfer n. Opfer (mhd. opfer, opher n.) ojor a. opfern v. tr. opfern (mhd. opfern). *opferschtul m. Altar - ojorsch'tul a. (Das Wort ist schon im 15. Jh. als Übersetzungsausdruck belegt; ,Altar‘ wird tunliehst vermieden. Vgl. Gr. 45.) opgebrent weren v. i. abbrennen - 6pgebrent F. opgerissen adj. zerrissen, zerlumpt, opgeschlissen adj. verschlissen, zerlumpt, opgeschtanen adj. schal, zurückgeblieben.

152

opgeweinen v. tr. entwöhnen (ein Kind) öpgeweinen F. opgilten v. tr. mit Gold aufwägen, opgilten v. i. gelingen. *opginzig adj. mißgünstig (mhd. apgünstec) - opgünstek F. opgot m. Götzenbild (mhd. apgot m.) abgot S. opgrunt m. Abgrund, Tiefe, Hölle (mhd. abgrunt m.) - opgrun'd a. opheiben v. tr. abheben (z. B. Karten), aufheben; den Gestorbenen vom Bett auf den Boden legen - ajheiben V. ophendig adj. mutlos, verzweifelt - obhendig G. ophendigkeit n. Mutlosigkeit, Ratlosigkeit. *opheren v. tr. verhören, vernehmen opheiren F. opkailechigen v. tr. runden, rund machen, opkumen v. i. büßen, leiden; herabkommen. opkumenisch n. Buße. opleidigen v. tr. ausleeren, erledigen, klären - obledigin a. opieigen v. tr. beiseitelegen, aufschieben opieigen F. opleikenen v. tr. ableugnen, opminteren v. tr. aufwecken, opnarechz n. Täuschung, opnaren v. tr. täuschen. opruen (sich) v. i., v. r. ausruhen, rasten, oprufm. Antwort, Bescheid. opschai m. Furcht; Ehrfurcht. opscheid m. Abschied, Trennung (mhd. abeschit m.) - opscheid F; obscheid G. opscheiden v. tr. trennen. opschnaiden v. tr. abschneiden - 6pschnöden F. opschporen v. tr. sparen. opschprechen v. tr. besprechen, d. h. Krankheiten (bes. durch den bösen Blick hervorgebrachte) durch ZauberSprüche heilen; behexen - ubschprechen B. opschprecher m. Besprecher, Zauberer, opschprecheren f. Besprecherin, Zaubeberin. opschteien v. i. stehen, stehend verbringen.

OPTRIT — PARDON

*optrit m. Abtritt, Abort - optritt F. optrogen sich v. r. sich davonmachen, optunken v. tr. eintauchen. opwiren v. tr. liniieren - Vgl. -> wire f. opwischen v. tr. ab-, fortwischen - opwiechin a. opzol m. Steuer. opzolen v. tr. vergelten, zurückzahlen, ordenen v. tr. ordnen, anordnen (mhd. ordenen). ordenung f. Ordnung, Anordnung (mhd. ordenunge f.) - or'dun'g a. orem m. Arm (mhd. arm m.) - orum a, c; orem b. orem adj. arm (mhd. arm) - orum a; orem F. oreman m., oremelait pl. Armer, armer Mann (mhd. arman m., armliute pl.). oremband n., -bender pl. Armband orembender pl. b. oremkeit n. Armut. oren v. i. beten (altfr. orer; altprovenzal., span., port. orar) - oren v. Reizenstein

pacht f., -en pl. Pacht(ung), Pachtgut (mhd. phahte f.). pachter m. Pächter, paiklen v. i. -> pauken v. i. paikler m. -> pauker m. pain f. Pein, Leid (mhd. pin f.) - pa'n a. painigen v. tr. peinigen, quälen (mhd. pinigen) - pa'nigin a. painiger m. Peiniger Quäler (mhd. piniger m.). pak m., pek pl. Packen, Ballen (mnd. pak n.; vgl. poln. paka f.). paken v. tr. packen, einpacken, pakentreger m. hausierender Buchhändler. paker, pakirer m. Packer (nhd. packer m.; poln. pakier m.). pal m. Pfahl (poln. pal m.; vgl. mhd. phäl m.) - poel F.

3393-3438

1764, Selig 1792, F, V; ore W. Es handelt sich um einen westjüd. Ausdruck; bei den osteurop. Juden steht dafür -> dawenen.

orentlich adj. anständig, ehrlich (mhd. ordenlich) - ondtlich H. orentlichkeit n. Anständigkeit, Ehrlichkeit. orgel f. Orgel (mhd. orgel f.) - or'gil a; orgel b. ort n. Ort, Stelle (mhd. ort n.) - or't a. ort machen Platz machen, Raum schaffen. ortig adj. örtlich. osst m. Osten (mhd. öst m.). *ossteren f. pl. Ostern (mhd. oster f.) — oss'terin a. otem m. Atem (mhd. ätem m.). otemen, etemen v. i. atmen (mhd. ätemen, setemen). owent, nowent m. Abend (mhd. abent m.) - obin’t a; owent b; obent S, J.

palaz, palez m. Palast (poln. palae m; mhd. palas m.) - polass a; palez G. pamelech adv. langsam, vorsichtig, sacht (vgl. poln. pomalu adv. langsam, nach und nach; mhd. mechliche adv. langsam, ruhig) - pamejlech B; bamelech a, c; bemählich F. Vgl. Gr. 537. (Das Sehemuelbuch 1544 hat noch gemelich adj. und gemelichen adv. allmählich). pantofel m. Pantoffel (poln. pantofel m.; vgl. frühnhd. pantoffel m.) - pan'tof'l a. panzer Panzer (mhd. panzier n.; vgl. poln. pancerz m.) - pan'zir a; panzur b. pap m. Teig (mhd. pap m.) . papir n. Papier (mhd. papier n.; poln. papier m.) - papir a. papiren adj. papieren, aus Papier. *pardon m. Bezeichnung einer von den Juden aufzubringenden regelmäßigen

153

3439-3485

PAKMET — PETERSEL

Abgabe oder Steuer, die örtlich stark differierte. In Prag (1622) und Berlin (1734) war sie eine Schlachtsteuer (lat. ferto, ferdonum; mhd. vierdunc m. ,Viertel, Geldmaß‘. Semantisch mag mhd. verdinc m. ,Kontribution‘ eingewirkt haben). Im 17. Jh. finden sich schon die Varianten bardon, fardon u. ä. parmet n. Pergament (mhd. perment, permit n.) - par’mit a; parmet c, F, B; pärmit G. parmeten adj. pergamenten, aus Pergament. parschaun, person m. Person, ansehnliche Persönlichkeit (mhd. person f.; vgl. poln. persona f.) - perschaun F; perschon H. *parschaunlich, perseinlich adj. personlieh - perschaunlich F. paruk f. Perücke (bes. die der verheirateten jüd. Frauen) (nhd. parucke f.; poln. peruka f.). passen v. i. passen (mhd. passen), passig adj. passend. passiren (sich) v. i., v. r. sich ereignen (mhd. passieren), passirung n. Ereignis, Vorgang, patsch m., petsch pl. Backpfeife, Ohrfeige, Maulschelle, Schlag - patsch F, B, V. patschen v. tr. ohrfeigen, schlagen, klatsehen. pauer m., pauerim pl. Bauer (mhd. bür m.) - pauer a, Wa, V. pauerisch, pauersch adj. bäuerisch, vom Bauern (vgl. mhd. bürlich). pauerte, paierte f. Bäuerin (vgl. mhd. bürin f.). pauk f. Trommel (mhd. püke f.) - pauk a, b. Vgl. Gr. 36. pauken, paiklen v. i. trommeln (mhd. püken). *pauker, paikler m. Trommler (mhd. pükaere m.) - paukir a. paul m. Pole. paulen n. pr. Polen - paulen F. paulisch adj. polnisch (vgl. mhd. polenisch). paupss m. Papst (mhd. bäbes m.) - pop'ss a; pojpss B.

154

pauschen v. tr. aufblasen, v. i. schwellen, anschwellen (zu mhd. büs m.). pe siebzehnter Buchstabe des hebräischen Alphabets, Zahlenwert: achtzig - pe v. Reizenstein, S; pei V; pe/ B. pech n. Pech (mhd. pech n.) - pech a, b; peech F. pefer m., peferss pl. Schläfer, Schlafmütze (zu -> pojen v. i.) - pofferlech pl. (demin.) H. peikele n. kleine Schläfenlocke (demin. von hebr. peo f. ,Schläfenlocke‘). peim m. kleine Münze, Dreigroschenstück u. ä. (mhd. beheim, boehem n. pr. ,Böhme‘; bezeichnet urspr. den in Böhmen gemünzten Groschen) - pem a; pem G. pekel n., peklech pl. Gepäck, Paket, Bündel. pekelen v. tr. schmuggeln. pekeler m. Schmuggler, pekel-flrer m. Schmuggler. *pekelhaub f. Pickelhaube (mhd. beckelhübe f.) - pekelhaub b. pekelmacher m. Schmuggler, Pascher, Konterbandist. pelz m., -en pl. (Pelzrock) (mhd. beiz m.). pen f., peness pl. Schreibfeder, Feder (altfr. pene f.) - pen a, b, c, B, G. pene f., peness pl. Feder, Federkiel. penez, -en, -er pl. Brotschnitte (vgl. altprovenzal. pan m., span, pan m., it. pane m. ,Brot‘). penezel n. kleine Brotschnitte. pensel m., penslech pl. Pinsel (mhd. pensel m.). penselen v. tr. malen (mhd. pinseln). penselik kleiner Pinsel (demin. von ->pensei m.). perel f., perlech pl. Perle (mhd. perle f.; vgl. poln. perla f.) - perel c, F; per'lin pl. a; perlich pl. Selig 1792. perelmuter, muterperel, mutelperel f. Perlmutter - perilmuter a. perseinlich adj. -> * parschaunlich adj. person m. -> parschaun m. pesst f. Pest. *petersel Petersilie (mhd. petersil m.) petersel a.

PETITE — PLEPEN

petite f., ■ss pl. Bittgesuch, Eingabe (ans Gericht) (vgl. poln. petycja f.). petrischke, petruschke f. Petersilie (poln. pietruszka f.). petschat n., -en pl. Petschaft, Siegel (mhd. petschat n.). pik f. Pike, Lanze (poln. pika f.) - piek F. pik m. Picken, Aufpicken (zu mhd. bicken). piken v. tr. picken, aufpicken (mhd. bikken). pil f., -en pl. Pille (mhd. pillele f.). pilderen v. i. poltern, lärmen (mhd. buldem) - pildzm G. piltsch m. -> filz m. pilzel f., pilzelss pl. Jungfrau; später auch: Magd, Dienerin (altfr. pulcelo f., altprovenzal. pulcella f.) - puelzel Pentateuch Basel 1583. Vgl. Gr. 175. *pilzelkeit Jungfräulichkeit - puelzelkeit Pentateuch Basel 1583 Vgl. Gr. 175 Anm. 1. pimss m. Bimsstein (mhd. bimg m.; vgl. poln. pumeks m.). pimssenholz n. Pechholz (von der Pechoder Harztanne) (mhd. pigmente-holz n.) - pim'ssinhol’z a. pintel n., pintlech pl. Punkt (zu mhd. punt m.) - pin't'liss pl. a. pintele n., pintelech pl. Pünktchen, pintlen v. tr. mit Punkten versehen, pünkteln; mit den Augen zuzwinkem. pipernoter m., pipernoterss pl. eine Art Schlange; übertr. unverständliche Erzählung, komischer Vortrag u. dgl.(mhd. vipernäter f.) - pipernotar a; pipernoter b, G; pipernuter B. pipez m., -n, -ess pl. Pips (Geflügelkrankheit) (mhd. phiphiz m., poln. pype praichen v. i. pracht f. Herrlichkeit, Schönheit, Glanz, prachtful adj. prachtvoll, prächtig, herrlieh. praichen, prachen v. i. prusten, schwer atmen (poln. prychaö). prais m. Lob, Preis; Preis (Wert) (mhd. pris m.) - pras Br. praiss m., -en pl. Preuße, d. i. Schabe, Kellerassel (in anderen Gegenden als Schwabe, Franzose u. ä. bezeichnet) (mhd. priu^e, md. prüsse m.). praissen n. pr. Preußen, praissisch adj. preußisch. *prechtig adj. prächtig - prechtek F. *predschen v. tr. predigen (altfr. preechier). Das moderne pritschen v. tr. ,predigen‘ ist dagegen eine jüngere Neubildung der englischsprachigen Juden aus engl. to preach. preglen v. tr. braten, schmoren; in Fett oder Honig kochen; Früchte in Zucker einmachen (mhd. breglen).

FREI DIG — PUZMACHEREN

*preidig f. Predigt (mhd. predige f.) preidek F. preidigen v. tr., v. i. predigen (mhd. predigen) - preidigen F. preidiger m., -88 pl. Prediger. ♦preien v. tr. einladen, bitten (altfr. preiier, altprovenzal. preiar) - preien Selig 1792; praaien V; breien F; braje W. preien v. tr. -> prien v. tr. preplen v. tr. leise singen (ein Gebet) (vgl. nhd. mdal. brabbelen ,undeutlich sprechen‘; selbst an span, barbullar ,murmein‘ wäre zu denken). present n. Geschenk (mhd. present, prisant n.) - prisan't a; prisant J. press f., -en pl. Presse, Druckerpresse (mhd. presse f.). press-aisen n. Plätteisen, Plättbolzen, pressel n. Bügeleisen. pressen v. tr. pressen; plätten (mhd. pressen). pressenzier m. Buchdrucker (an der Handpresse). *presshaus n. Weinkelter — presshaus a. prien, preien v. tr. brühen, sieden, dämpfen; v. i. schwitzen (mhd. brüen). *prisant m. Prasem (ein kostbarer grüner Stein) (mhd. prasem in.; auf die jidd. Lautbildung mag -> present n. eingewirkt haben) — p'risan't a. *priwen v. tr. prüfen (mhd. prüeven) priwen J. priwer m. -> pruwer m. pritschen v. tr. -> predschen v. tr. priwet n., -en pl. Abtritt, Abort (mhd. privet n.). probe f. Probe, Versuch (mhd. probe f., poln. pröba f.) — pruw F. profet m. Prophet (mhd. prophete m.) profet a. *prolen v. i. prahlen (mhd. prälen) prohlen F. prom m., -en pl. Prahm (poln. prom m.). propen m. Pfropfen, Stöpsel (mnd. proppe) — propen F. propen v. tr. vollstopfen, anfüllen. *proz m. Aufgeblasener, Protz - protz V. pruw Versuch, Probe.

3583-3636

pruwen v. tr. prüfen, erproben, versuchen (mhd. pruoven). pruwer, priwer m. Prüfer (md. prüber). *pssalm m. Psalm (mhd. psalme m., poln. psalm m.) - p'ssal'm a. pu int. pfui (mhd. pfui) - puy F. pulwer n. Pulver (mhd. pulver n.). pump f. -> pompe f. pumpen v. tr. ->■ pompen v. tr. pundel n., pundlen pl. Bund, Bündel (mhd. bündellin n.). punkt m. Punkt (mhd., poln. punkt m.). punkt adv. gerade, genau (poln. punkt adv.). purim m. Freudenfest am 14. Adar (hebr.). purimdig adj. zu Purim gehörig, vom Purim. purim-floden m. Purimkuchen. purim-gelt n. Almosen, die am Purim den Armen gegeben werden. purim-greit n. Purim-Zubehör (Klapper u. dgl.). purim-schpil n. volkstümliche Aufführung des Spiels von Esther und Haman (in Westeuropa gegen Ende des 18. Jh.s. wegen des oft reichlich freien Textes und durch den Verfall des Jiddischen abgekommen). purim-schpiler m. Laien-Schauspieler, burlesker Darsteller (im Purim-Spiel). puschke f., ■ss pl. Büchse, Armenbüchse, Almosenbüchse; Tabaksdose (poln. puszka f.). puschke-gelt n. Almosen. pusst adj. leer, hohl, nichtig, eitel (poln. pusty). puter f. Butter (mhd. buter f.) - puter a, b, c. *puthon m. Truthahn, Puter (vgl. nd. puter m.) - puthoen F. puz m. List, Betrug; Putz (zu frühnhd. butzen ,schmücken‘). puz m. Wurf (mhd. büz m., Schmiß, Stoß‘), puzechz n. Putz, Schmuck. puzen v. tr. säubern, putzen; schmücken, putzen. puzmacheren f., -ss pl. Putzmacherin, Modistin.

157

3637-3694

R rabin m. Rabbiner (poln. rabin m.) rabinar a. *rabir m. Räuber (mhd. rouber m.) rabir a. rabiren, rabewen v. i. rauben, plündern (mhd. rouben, poln. rabowac). rabonisch adj. rabbinisch. rabonuss n. Rabbinat, Amt des Rabbiners, rache f. Rache, Vergeltung (mhd. rächef.). *rachem m. Rachen, Schlund (mhd. rache m.) - F. rad m. —> rat m. raib m. Reiben. raib-aisen, rib-aisen n. Reibeisen, raibechz n. Staub, Pulver. raiben v. tr. reiben (mhd. riben) - rahben F; reiben V. raibol f. Instrument zum Räumen, Erweitern (eines Bohrlochs u. dgl.) (vgl. nhd. reibahle f.). raich adj. reich (mhd. rieh) - ra’ch a; rach Br; reich V. raichkeit n. Reichtum (mhd. richheit f.) rachkat Br. *raichsstoler m. Reichstaler - ra'ch'sstolir a; rastöler F. raichtum Reichtum (mhd. richtuom m.). *raif m. Reif (gefrorener Tau) (mhd. rif m.) - raf a. *raif adj. reif (mhd. rif) - raf F. rain, ran f. Kochpfanne, flache Schüssel (ahd. rina) — rein G. raindel n. kleine Kochpfanne (demin. von -> rain f.) - reindel G. rainisch m. österreichischer (urspr. rheinischer) Gulden (mhd. rinisch). rais m. Reis (mhd. ris m.) - ra's a; reis b; ras F. raiss m. Russe (mhd. riuge m.) - ra'ssin pl. a. raissen n. pr. Rußland. raissen v. tr. reißen, pflücken (mhd. rigen). raissenisch n. Zank, Zwist, Wortstreit, raissisch adj. russisch. raiten v. i. reiten (mhd. riben) - raten F. raitendig adv. zu Pferde. 158

raiter m. Reiter (mhd. riter) — ra'ter a. *raiter m. Getreidesieb (mhd. riter) — reifer b. *raiung Reue (zu mhd. riu f.) - ra’un'g a. rale f., -ss pl. Egge (vgl. mhd. relle f. ,Schrotmühle‘ 1). ralen v. tr. eggen (vgl. mhd. rellen ,schroten‘ ?). ram, rem m., -en pl. Rahmen (mhd. rame, reme m.; poln. rama f.) - rehm F. ramsch m., -en pl. Masse, Menge, große Anzahl (Waren) (poln. ramsz m.). ran f. -> rain f. rand m., -en pl. Rand, Saum (mhd. rant m.). ranglen sich v. r. ringen, kämpfen (mhd. rangen). rpnjez m., -en, -ess pl. Ranzen, Tornister (russ. ra'nez m.). rar adj. rar, selten (mnd. rar) - roer F. rasch adj. schnell, eilig, hurtig (mhd. rasch). rasch-fail f. Raspel (man beachte die jidd. volksetymologische Umbildung zu ,Rasch-Feile‘, d. h. ,Schnell-Feile‘!), raschig adj. schnell, eilig, hurtig, rascht f. Rast, Ruhe (mhd. rast f.). rassen v. i. rasten, verweilen (mhd. rasten). rat, rad m. Taler (vokalisierte ZusammenZiehung von Äeichsialer m.). rat m., -en pl. Rat, Ratsversammlung (mhd. rät m., poln. rada f.). rate f., -ss pl. Rate, Teilzahlung (poln. rata f.). raz Ratto (mhd. ratze, rate f.) - rat F. rau adj. roh (mhd. rö) — ro a; rau F. raub m. Raub, Räuberei, Beute (mhd. roup m.). rauben v. i., v. tr. rauben (mhd. rouben). räuber m. Räuber (mhd. rouber m.). *raubung Raub, Geraubtes, Beute raubun’g a. rauch Rauch (mhd. rouch m.) — rach a. *rauchen v. tr. rauchen (mhd. rouchen) raachen V. Das Wort ist nicht gebräuchlieh sonst, vgl. -> reicheren v. tr.

RAUCHEBDIG — REIDEN

raucherdig adj. rauchend - rauchendig 1604 Prag. rauchig adj. rauchig (mhd. rouchic). rauchig adj. haarig (zu mhd. rouch m.). rauchwarg n. Rauch-, Pelzwerk, rauchwarger m. Pelzhändler. rauen v. i. heulen, klagen (mhd. rohen, md. ruhen). rauerheit adv. heulend, klagend, heulenderweise. *raufen v. tr. raufen, ausreißen (mhd. roufen) - rajen Br. raug, räugen m. Rogen (mhd. roge, rogen m.). *raugner m. weiblicher Fisch (mhd. rogener m.) - reigner F. raukeit n. Unreife, Rohheit, Rauhheit (zu mhd. ro). raum m., -en pl. Raum (mhd. rum m.). raumen v. i. raunen (mhd. rümen) — roimen G. *raur n. Rohr (mhd. röre f.) - ror n., rorin pl. a; rauer F. raus f. Rose (mhd. rose f.). rausch Geräusch, Rascheln. rauschen v. i. Geräusch machen, rascheln, rauschen (mhd. ruschen). rauschendig adj. geräuschvoll, laut, rausen-eil n. Rosenöl - rausen-eil F. rausen-honig m. Rosenhonig. raut adj. rot (mhd. röt) - rot a; b, c; raut F. raut f. Diamant (mhd. rüte f.). rautel Rötel (mhd. roetel) - retl a. rautkeit n. Röte. rautlen sich v. r. -> reitlen sich v. r. rautlich adj. rötlich (mhd. roeteleht). rautss, rauz Herz (im Kartenspiel). *reb f. Rebe (mhd. rebe f.) - rebln pl. a. reb m. Herr (Anrede für jede erwachsene männliche Person) (hebr.). rebe m. chassidischer Rabbi - rebbe V; rebi m., rebijim pl. B. rebe-gelt n. Schulgeld, Lehrgeld - rebigeld B. rpbezen f., rebezenss pl. Frau des Rabbiners oder Lehrers — rebizin B. rechenen v. i., v. tr. rechnen, zählen (mhd. rechenen). rechener m. Rechner (mhd. rechener m.).

3695-3760

*rechentschaft Rechenschaft - J. rechenung Rechnung, Rechenschaft (mhd. rechenunge f.) - rechinun’g a. *rechnen v. tr. rächen (mhd. rechen) rech'nin a. recht adj. recht, richtig (mhd. reht) rech't a. *rechte sait f. Süden - rech'to sat a. rechtfartig adj. gerecht, rechtschaffen (mhd. rehtvertic) - rech't'jar’tig a; rechtvertig J. rechtfartigen v. tr. rechtfertigen (mhd. rehtvertigen). *rechtfartigkeit Gerechtigkeit (mhd. rehtverticheit f.) - rechtvertikeit J. red f. -> reid f. redel n., redlech pl. kleines Rad; Gruppe (mhd. redelin n.). redelen v. tr. die Mazoss mit einem gezähnten Rädchen durchlochen. redeler m. -> mazo-redeler m. redelfirer m. Rädelsführer, reden v. i. -> reiden v. i. rederen v. tr. rädern (mhd. rederen) rederin a. redlechwais adv. in Gruppen, gruppenweise. reftel n., reftlech pl. Anschnitt, Kruste, ' Scheibe (vom Brot) (mhd. ranft m.). regel f., regten pl. Regel, Gesetz, RichtSchnur; Menses (mhd. regel f.). regel m. -> rigel m. regeler m. -> mazo-redeler m. regen m. Regen (mhd. regen m.) - regin a. regenbaugen m. Regenbogen (mhd. regenboge m.) - regenbaugen c. regendig adj. regnerisch (mhd. regenic). regenen v. i. (mhd. regenen). rei f., -en pl. Reihe, Linie (mhd. rihe f.). reicheren v. tr., v. i. rauchen, räuchern (mhd. röuchen) - rechern G. reicher-zigele n. Räucherkerzchen, reider m. Sprechender; Plauderer, reidewdig adj. gesprächig, redselig, reidewdigkeit n. Gesprächigkeit, RedSeligkeit. reid, red Rede, Worte (mhd. rede f.) - rad a; reid F. reiden, reden v. i. reden, sprechen (mhd. reden) - reiden F, V.

159

3761-3820

KEIDENI8CH — RINTSCHOK

reidenisch n. Sprechen, Mundart. *reiger m. Reiher (mhd. reiger m.) ragir a; rager b, c. rein adj. rein, sauber (mhd. rein) ran a. reinigen v. tr. reinigen (mhd. reinigen) ra'nigin a. reinigkeit Lauterkeit; Gesetzesrolle (mhd. reinikeit f.). reinkeit Sauberkeit. reintlich adj. reinlich (mhd. reinlich) rentlieh F. reintlichkeit Reinlichkeit - rentlichkeit F. reise f. Reise (mhd. reise f.) - reis F. reiselen v. i. rieseln, sanft rauschen, murmein (mhd. riselen). reisen v. i. reisen (mhd. reisen), reisentasch f. Reisetasche. reisster n. Verzeichnis, Liste (mhd. reister, register n.; vgl. poln. rejestr m.). reitlen sich, rautlen sich v. r. rot werden, sich röten. reitwogen m., -wogenss, -wegen pl. Reisewagen, Kutsche (mhd. reitwagen m.). reiz m. Reiz, Reizung. reizen v. tr. reizen (mhd. reizen). rem m. -> ram m. remen m. -> rimen m. remonent Zubehör, Gerät, Werkzeug (Harkavy vermutet - wohl berechtigt ein roman. Etymon; vgl. etwa span, remanente m. ,Übriges‘ ?). rendar m. arendar m. rendarke f. -> arendarke f. rendel n., rendlech pl. Dukaten, Goldgülden (nach dem gekerbten Rand genannt). renzel n., renzlech pl. kleiner Tornister (mnd. rentsel n.). *rephun n., rephiner pl. Rebhuhn (mhd. rephuon n.) - rephiner pl. b. rer f. Röhre (mhd. roere f.). rerendig adj. röhrenförmig, röhrenartig, rerendiger laichter m. Armleuchter. resch zwanzigster Buchstabe des hebräischen Alphabets, Zahlenwert: zweihundert - resch v. Reizenstein; reesch S; reisch V. rescht, resst f., -en pl. Rest, Überbleibsel (poln. reszta f.).

160

retech m., retecher pl. Rettich (mhd. retich m.) - retuch a, b; retich c; retech F; retich V. reten v. tr. retten (mhd. retten), retenisch n. Rätsel (vgl. mhd. rsetsche f.). reter m., -8s pl. Retter, Helfer (mhd. rettsere m.). retung n. Befreiung, Rettung, Hilfe (mhd. rettunge f.). rib f., riben pl. Rübe (mhd. rüebe, ruobe f.) - rub S; ruben pl. b. rib-aisen n. -> raib-aisen n. richten v. tr. richten (mhd. rihten). richter m. Richter (mhd. rihter m.) — rich'ter a. richtig adj. richtig (mhd.rihtig)-ricTitefc F. *richtigkeit Richtigkeit - richtekeit F. richtung n., -en pl. Richtung (vgl. mhd. rihtunge f.). rigel, regel m. Riegel (mhd. rigel m.) rigil a; riggel F. rikschtelig adj. rückständig, ausstehend, rimen, rimend, remen m. Riemen, Lederstreifen (mhd. rieme m.) - rimen a. rimen v. tr. rühmen, preisen (mhd. rüemen). rimer m. Sattler (mhd. riemer m.; vgl. poln. rymarz m.) - rimer a, b. rimpelen v. i. -> rumpelen v. i. rind n. Rind (mhd. rint n.) — rin'd a. rindern adj. vom Rind (mhd. rinderin). *rindig adj. rinnend, fließend - rin'diger m. ,ein mit Schleimfluß Behafteter‘ a. *rindschtal m. Rinder-, Kuhstall rin'dschtal a; rindschtal b. rine f. Rinne (mhd. rinne f., poln. rynna f.) — rin a. rine f. Folterbank (kontrahiert aus: auf der ine; hebr.). rinen v. i. rinnen, fließen (mhd. rinnen), ring m., ringen pl. Ring (mhd. ring m.) ring b. *ring m. Marktplatz (mhd. ring m.; vgl. poln. rynek m.) — ring c. ringele n., ringlech pl. kleiner Ring, kleiner Kreis (mhd. ringel n.). rinschtok m. Rinnstein (poln. ry nsztok m.). rintschok m., -ess pl. Marktplatz (Zusammensetzung von -> ring m. und jidd. [hebr.] schuk m. ,Markt‘?).

RINUNG — RUNG

*rinung Rinnen, Fließen (zu mhd. rinnen) — rinung J. rip f., ripen pl. Rippe (mhd. rippe f.) ripin pl. a; ripen b. rir m. Regung, Berührung. riren v. tr. berühren, rühren, bewegen (mhd. rüeren). rirendig adj. rührend. rirenisch n. Beweglichkeit. rirewdig adj. rührig (vgl. mhd. rüeric). rirewdigkeit n. Rührigkeit. ris, riss f., -en pl. Ries Papier (mhd. ris f., poln. ryza f.). ris m. Riese (mhd. rise m.) - ris a. risig, risedig adj. riesig. riter, rizer m. Ritter (mhd. ritter m., poln. rycerz m.) - rither a. riz, ritsch m. Kratzer, Schramme (mhd. riz m.). rizen v. tr. kratzen, ritzen (mhd. ritzen), rizen-eil n. Rhizinusöl (poln. olej rycynowy). rizer m. -> riter m. rob m. Rabe (mhd. räb m.) - rob a, b; r6b F. *rochenung Vergeltung, Rächen (zu mhd. räche f.) - rochinun'g a; rachung J. rod n., reder pl. Rad; Gruppe; Reigen (mhd. rat n.) — rod a; roed F. rok m., rek pl. Rock (mhd. roc m.) rok a. rosinke, rosschinke, * rosain f. Rosine (poln. rodzynek m., mhd. rosin f.) — rosinkess pl. c; roschenkesp\. F; rosahnen pl. F; resainle pl. W. rosmaren m. Rosmarin (poln. rozmaryn m.). *rosst m. Rost, Bratrost (mhd. rost m.) ross’t a; rosst b. rot m. Rat, Ratschlag (mhd. rät m.) roet F. rote f. Schar, Rotte, Abteilung (mhd. rotte f.). roten v. i. raten, anraten (mhd. raten). rothaus n. Rathaus (mhd. räthus n.) — rot'haus a. *rother m. Ratgeber, Berater, Ratsherr (mhd. rätherre m.) — rother a. rotmeinsster m. Rotten-, Scharführer (mhd. rotmeister m.). 11 WOLF, Jiddisch

3821-3877

row m., rabonim pl. Rabbi (hebr.) - ruw m., rabunim pl. B. roz f. Rotz (mhd. roz m.). roz m. Rost (mhd. rost m.). rozen v. i. rosten (mhd. rozen v. i.). *rozer m. Rotzjunge - rotser V. rozig adj. rostig (mhd. rostic). *rozjung m. Rotzjunge - rotsjongen V. ru f. Ruhe (mhd. ruo f.). rubin m. Rubin (mhd. rubin m., poln. rubin m.) - rubin a. rüder n. Ruder, Steuerruder (mhd. ruoder, ruodel n.) - rudor a, b. ruderen, rudelen v. tr., v. i. rudern; aufrühren, aufhetzen (mhd. ruodern, ruodein) - roddelen ,von Mitmenschen schlecht reden’ V. ruderer m. Ruderer (mhd. moderiere, ruodeler m.) - rudirer a; ruderer b. ruen v. i. ruhen, ausruhen (mhd. ruon) ruin a. ruf m., -en pl. Ruf, Schrei; Leumund (mhd. ruof m.). rufen v. tr., v. i. rufen, schreien (mhd. ruofen). ruig adj. ruhig, still (mhd. ruowic). ruigkeit n. Ruhe, Stille. ruk m., -en pl. Ruck, Stoß; Riegel (mhd. ruc m.). ruk-bet n. Feldbett, Klappbett. ruken v. tr. rücken, schieben, stoßen (mhd. rucken). ruken m. Rücken (mhd. rucke m.) ruk'n a; ruken b. rum m. Ruhm, Ehre (mhd. ruom m.). rumel m. Stapelware, Sortiment; Ritualien. (Harkavy verweist auf nhd. rummel; sachlich wäre eher nhd. gerümpel neben das jidd. Wort zu stellen. Die von Birnbaum beigebrachte Bedeutung ,Ritualien‘ ist mir sonst unbekannt.) rumpel m. Geselligkeit am Morgen nach der Hochzeit. rumpelen, rimpelen v. i. rasseln, rumpeln, schlecht spielen (auf einem Instrument) (mhd. rumpeln). rund adj. rund (mhd. runt). rundkeit n. Rundung. rung m., -en pl. großer Ring (mhd. rinc m.).

161

3878-3931

RUNZEL — SANG

runzel f., runzlen pl. Runzel (mhd. runzel f.). runzelen v. tr. runzeln (mhd. runzeln). rure f., -88 pl. Röhre, Rohr (poln. rura f.).

f., riter pl. Rute, Stab (mhd. ruote f.) rut a. *ruung f. die göttliche Gnadengegenwart (die ,sch'chino‘) (mhd. ruowunge f.) ruung S.

s sach f. Sache, Ding, Angelegenheit (mhd. sach f.) - sach a. sachenisch n. Sache, Ding, Angelegenheit, sacht adj., adv. sanft, ruhig (nhd. sacht), safren m. Safran (mhd. safran m., poln. szafran m.) - safrin a; safran b, c. saft Saft (mhd. saft n.) - saft a; saft b. saftig adj. saftig (mhd. saffic). Saftigkeit n. Saftigkeit. sage f., -ss pl. Sage, Legende. sagel Mast (gekürzt aus gleichbedeutendem -> eegelbaum m.). said f. Seide (mhd. side f.) - 8a'd a. saiden adj. seiden, seidig; gutherzig, zart, vornehm (mhd. sidin) - sa'din a; seiden G. said-worem m., -werem pl. Seidenraupe (mhd. sidenwurm). saien v. tr. seihen, filtern (mhd. sihen). saier m. Seiher, Filter. saieren v. tr. säuern (mhd. siuren). saierkeit, eauerkeit n. Säure (vgl. mhd. siure f.). saierlich adj. säuerlich. sai-gesunt n. Lebewohl, Abschied. sail m., f. Säule (mhd. siule f.) - 8a’l a; seil c. sain v. i. sein (mhd. sin) — san Br. sain pron. poss. sein (mhd. sin) - 8a'n a; san Br. *sai-sipel n. Seih-Sieb - sa'sipil a. sait f. Seite (mhd. sit f.) - sa't a; saht F. sait präp., konj. seit (mhd. sit). saitig adj. Seiten...; fremd, sonderbar, saitschich m. Abschied. sak m., 8ek pl. Sack (mhd. sac m.) 8ak a.

162

sakfaif f. Dudelsack (mhd. sacphife f.) sakfa'f a. sakraub m. Beute, Geraubtes (mhd. sacroup m.). Vgl. Gr. 132. sal Saal, Halle (poln. sala f.; mhd. sal m.)sol a. salb f. Salbe (mhd. salp n.) - sdleb F. salbedrit adv. zu dritt (mit zwei Begleitern) (mhd. selb dritte). salbefert adv. zu viert. salben v. tr. salben, bestreichen (mhd. salben). salbenand adv. zu zweit (mhd. selbe ander). Salbung n. Salbung (mhd. salbunge f.). salz n. Salz (mhd. salz n.) - sal’z a; salz b. salzen v. tr. salzen (mhd. salzen) — sal’zin a. salzig adj. salzig. salzmesstel n. Salzfass — eal’zmeseil a; saltzmestlche) F. samd n. Sand (mhd. sant n.) - san’d a; sand b. samdig adj. sandig. samech fünfzehnter Buchstabe des hebräischen Alphabets, Zahlenwert: sechzig - samech v. Reizenstein, V; sammech S; somech V. samelen v. tr. sammeln (mhd. samelen). sameler m. Sammler. samelung n. Sammlung, Ansammlung, Zusammenlauf (mhd. samelunge f.) sam’lung a. samen sich v. r. -> säumen eich v. r. sanft adj. sanft, milde, weich (mhd. senfte). sang m., sangen pl. Ähre, Ährenbüschel (mhd. sänge f.) - san’gin pl. a.

SARGENES — SELNERBI

*sargenes n. weißleinenes langes Hemd, das bei der Hochzeit, am Sseder und am Versöhnungstag über den Kleidern getragen wird: das Sterbehemd (fr. sorge f. ,Serge, Sersche‘, span, sarga f., doch ist diese meistens angegebene Ableitung unsicher. Eingewirkt haben mag auch mhd.sarc m., altfr. sarkeu n. ,Sarg‘) - ssargenis 1707 Amsterdam; seargoniss 1792 Selig - sargenes V. Vgl. Gr. 502 f. sat adj. voll, gesättigt; adv. genug, genügend (mhd. sat). satkeit n. Fülle, Sättigung (mhd.satheit f.) sauber adj. sauber, rein (mhd. suber). Sauberkeit n. Sauberkeit, Reinheit (mhd. süberkeit f.). sauer adj. sauer (mhd. siir) - sauir a; sauer b. Sauerkeit n. -> saierkeit n. Sauermilch f. Sauermilch (mhd. sürmilch f.) - Sauermilch b. sauerteig m. Sauerteig (sürteic m.) sauirtag a; sauerteig b. saufen v. tr., v. i. saufen (mhd. süfen). saufer m. Säufer — saufir a. saugen v. i. -> seigen v. i. saug-kind n., -er pl. Säugling, Kleinkind, saul f. Sohle (mhd. sole f.) - saul F. säum, seim m., seimen pl. Saum, Rand (mhd. soum m.) - sam a. säumen, somen m. Leinsamen (mhd. säme m.). säumen sich, samen sich v. r. sich verzögern, sich aufhalten (mhd. sich sümen) — saumin sich a. *saumsstog m. Samstag (mhd. samgtac m.) — säum'ss'tog a. saz m., -en pl. Satz, Sentenz (mhd. satz m.). sechzen num. sechzehn (mhd. sehzehen) sech'zehen a. sechzig num. sechzig (mhd. sehzic) sech'zik a; sechzig b. sedel n., sedlech pl. Hosenboden, Sitzfläche der Hose (mhd. sedel n.). see f., -n pl. Meer, See (mhd. se f.). se(e)n v. tr., v. i. sehen (mhd. sehen, sen) - sehen a; sehn N. seer m. Seher, Prophet. 11·

3932-3989

*sehendig adj. sehend - sehen'dig a; sehendig b. seg f. Säge (mhd. sege f.) - seg a, c. sege f. weiblicher Dienstbote (vgl. mein Wörterbuch des Rotwelschen S. 307 Nr. 5294) - seege V. segel n. Segel (mhd. sögel m.). segelbaum m. Mastbaum (mhd. segelboum m.) - segilboum a; segelbaum S. segelen v. i. segeln (mhd. segelen). segelmeinsster m. Kapitän. Segen v. tr. (gesegt, gesegen p. p.) sägen (mhd. segen). seger m., -ss pl. Holzsäger (mhd. seger m.). sei pron. pers. sie (pl.) - si a. seide m., seidess pl. Großvater (poln. dziad m.) - seide F, V; sejde B. seien v. tr. säen (mhd. seen) - seien F. seier adv. sehr (mhd. ser) - ser a; seier F. seier pron. poss. ihr (= ihnen gehörig) (zu mhd. sei ,sie‘). seierig pron. poss. ihrig (= ihnen gehörig), seif f. Seife (mhd. seife f.) - sa’f a; saf b; seif c. seifen v. tr. seifen - safen Br. seigen, saugen v. i., v. tr. saugen, säugen (mhd. säugen) - sögen G. *seigendig adj. säugend, stillend - 8agin'dig a. seiger m. Uhr (spätmhd. seiger m.) sa'gir a; seiger F; sejger B; seger G. seigeren f. stillende Frau, Säugamme sefgerin B. seiger-macher m. Uhrmacher, seiger-meinsster m. Uhrmacher. seil f. Seele (mhd. sele f.) - seil F. seim m. -> säum m. seimen v. tr. säumen, abnähen (zu mhd. soum m.). seimer m., -ss pl. Säumer (einer Nähmaschine). seit f. Saite (mhd. Seite f.) - satin pl. a. sekss num. sechs (mhd. sehs) - sek’es a; sekss b. seksser m., -ss pl. Sechsgroschenstück. selber(t), selbesst adv. selbst (mhd. seiber(t), selvest) - selberscht F. seiner m. Soldat, Krieger (mhd. soldener m.; vgl. poln. zolnierz m.) - seiner F, G. selnerei Militärdienst.

163

3990-4060

SELNERISCH — SIT

seinerisch adj. soldatisch, Soldaten... selten adj. selten (mhd. selten). Seltenheit n. Seltenheit, Rarität. semdel n., semdlech pl. Sandkorn (zu mhd. sant m.). semder m., -ss pl. Sandkiste, semel Semmel (mhd. semel), semel-mel n. feines Weizenmehl (mhd. semelmel n.) - semilmel a; semelmel b. semer wir sind, sind wir (kontrahiert aus sainen mir).

seneft Senf, Mostrich (mhd. senef m.) sen'f’t a; senf b. *senftigung Milde, Freundlichkeit - J. *senftikeit Annehmlichkeit, Behagen (mhd. senftikeit f.) - sen'ftikat a. sessel m.,sesslechp\. Sessel (mhd. seg^elm.). set f. Sättigung, Sattheit (mhd. sete f.). seten v. tr., v. i. sättigen (mhd. seten) seten J. setigkeit n. Fülle, Nahrhaftigkeit setikeit J. setigung Sättigung, Fülle (mhd. setunge f.) - setun'g a. seung n., -en pl. Sehen; Gesicht, Vision, sez m. Schlag, Stoß, Hieb. a sez tun stoßen, schlagen; intr. dringen, sezen v. tr. setzen; v. i. stoßen, schlagen (mhd. setzen). sezen sich v. r. sich setzen; untergehen (Sonne). si pron pers. sie (sing, f.) (mhd. si) - si a. gibele n., sibelech pl. Sieben (im Kartenspiel); Siebenmonatskind. siben num. sieben (mhd. siben) -sibin a; siben b; sibben F. sibezig num. siebzig (mhd. sibenzic) sib'zik a; sibzig b; sibbenzek F. sibzen num. siebzehn (mhd. sibenzehen) — sib'zehen a; sibbezen F. sichel f. Sichel (mhd. sichel f.) - sichel a. sicher adj. sicher, gewiß (mhd. sicher) sicher a. sicheren v. tr. sichern, versichern (mhd. sichern). Sicherheit n. Gewißheit (mhd. Sicherheit f.). sicherkeit n. Sicherheit. sicherlich adv. bestimmt, gewiß, sicherlichen adv. sicher, in Sicherheit (mhd. sicherliche) - sicher'lichen a.

164

sid m. Süden (mhd. sunden n.). siden v. i. (gesoden, gesoten p. p.) sieden (mhd. sieden). sidendig adj. siedend (mhd. siedic). siderei n. Siederei, Raffinerie. sidlen v. tr. schimpfen, beschimpfen, schelten (nhd. sudeln). sidlerei Schelten, Schimpfwörter, Beleidigungen. sidl-wort n. Schimpfwort, Beleidigung, sifz m. Seufzer (mhd. siufze m.) - sijzer J. sifzen v. i. seufzen (mhd. siufzen) — sij'zin a; sifzen J. sifzenisch n. Seufzen, Geseufze, sig m., -en pl. Sieg (mhd. sic m.). sigel n. Siegel (mhd. sigel n.) - sigel a. sigelen v. tr. siegeln (mhd. sigelen). sigen v. i. siegen (mhd. eigen), siger m. Sieger (mhd. siger m.). silber n. Silber (mhd. silber n.) - sil'ber a; silber b. silberen adj. silbern (mhd. silberin). silber-fresstele n. Rauhreif. sin, einen m. Sinn, Verstand (mhd. sinne f.). sind f. Sünde, Übertretung (mhd. sünde f.) - sind J. *sinden v. i. sündigen (mhd. Sünden) sinden J. *sinder m. Sünder (mhd. sünder m.) sinder J. sindig adj. sündig, sündhaft (mhd. sündic). sindigen v. i. sündigen (mhd. sündigen), *sindiger m. Sünder - sindiger J. sind-opfer n. Sündopfer - sin'dofor a. singechz n. Singen, Gesang. singen v. i., v. tr. singen (mhd. singen), singer m. Sänger, Vorsänger (mhd. singer) - sin'ger a; singer F. sinken v. i. (gesunken p. p.) sinken, versinken (mhd. sinken). sint konj. seit (mhd. sint). sip n. Sieb (mhd. sip n.) — sip a, b; sipp F. sipen v. tr. sieben (mhd. siben) - sippen F. *sipung Sieben, Siebung - sipun'g a. siss adj. süß (mhd. süe^e) - siss a, b, J. sisskeit n. Süße. sisst adv. -> sunsst adv. *sit f., siten pl. Sitte, Art und Weise, Brauch (mhd. site f.) - sit f., sitin pl. a.

SIZ — SUPEN

siz m., ■en pl. Sitz (mhd. siz m.). sizen v. i. (gesessen p. p.) sitzen, wohnen (mhd. sitzen). sizendig adj. sitzend, sizendigerheit adv. in sitzender Stellung, sizeren, sizerke f. Hökerin. sizung n. Sitzen, Sitzung. sochen v. i. kränkeln, krank sein (mhd. sochen). sod m. -> 30t m. sog Wort, Befehl, Anweisung (mhd. sag f.) - sog J. sogen v. tr., v. i. sagen, erzählen; lesen, predigen (mhd. sagen) - sogin a; sögen F. sogen iw’ri lesen. sogenisch Sagen, Rede; Lesen, soger m. Prediger. sogter m. Denunziant, Informant. sojin siebenter Buchstabe des hebräisehen Alphabets, Zahlenwert: sieben sojin S; soin v. Reizenstein; ζοϊη V. sok m., -en pl. Strumpf, Socke (mhd. soc m.). sokenbendel n. Strumpfband. *soldot m. Soldat (nhd. soldät m.) sol'dot a. solen v. i. (gesolt, geselt p. p.) schuldig sein, verpflichtet sein,sollen (mhd.soln). solen v. tr. laugen, in Lauge einweichen (zu mhd. sol f.). somen m. Samen (mhd. säme m.) somin a; somen b; sömen F. Vgl. Gr. 56. somen m. -> säumen m. *son f. Sahne, Rahm (mhd. sane f.) soen F. sorg f. Sorge (mhd. sorge f.) - sor'g a. sorgen v. i. sorgen, besorgt sein (mhd. sorgen). sorgen sich v. r. sich sorgen. sot, sod m. Sieden, Kochen, Gekochtes (mhd. söt m.). Vgl. -> sud m. *sot f. Saat (mhd. sät f.) - soet F. sotel m. Sattel (mhd. satel m.) - sotil a. sotelen v. tr. satteln (mhd. satelen). soteler m. Sattler (mhd. sateler m.).

4081-4117

sotel-macher m. Sattler. suchen v. tr. suchen, untersuchen, nachforschen (mhd. suochen). suchenisch n. Suchen, Suche, Untersuchung. sud m. Sieden, Kochen (mhd. sut m.). Vgl. -> sot m. sudig adj. siedend, heiß (mhd. sütic). sumer m. Sommer (mhd. sumer m.) sumer a, b, c, d; summer F. sumer-feigele n. Schmetterling - sumer· fegel G. *sumer-haus n. Sommerhaus, Laube (mhd. sumerhus n.) — sumerhaus a. sumer-schprenkel n., sumer■schprenklech pl. Sommersprosse - sumer-schprinkel Harkavy. sumer-sehproz f., sumer -schprozen pl. Sommersprosse. sump m. Sumpf (mhd. sumpf m.). sumpig adj. sumpfig. eun m., sin pl. Sohn (mhd. sun m.) — 8un a, J, F. sun f., sunen pl. Sonne (mhd. sunne f.) sun a, b, c, d. *sunder präp. außer, ohne (mhd. sunder) F. sunderbar adj. sonderbar, besonder (mhd. sunderbar) - sunderboer F. sundern v. tr. sondern, absondern (mhd. sundern) - sundern F. sundern conj. sondern (mhd. sundern). sunendig adj. sonnig (vgl. mhd. sunneclieh). *sunenschainen Osten (vgl. mhd. sunnenschin m.) — suninschanin a. *sunenscherem m. Sonnenschirm - sunnenscherm F. sunsst, sisst adv. sonst (mhd. sust, sunst) sunst, sunsten F. suntig m. Sonntag (mhd. suntac m.) sun'tog a; sunteg F. suntigdig adj. sonntäglich, Sonntags... sup f. Suppe (mhd. suppe f.) - sup a, F. supen v. tr. schlürfen, saugen (mhd. supfen).

165

4118-4155

Ss ssalz Elixier, Panazee, Allheilmittel (zu mhd. allez ,alles, jedes‘?). ssam m. Gift (hebr.). ssamen v. tr. vergiften. ssamet m. Samt (mhd. samit m.). ssargoniss n. -> sargenes n. ssarwer m., ssarwerss pl. Kellner, AufWärter (besonders bei Hochzeiten), der die Aufsicht über Speisen und Getränke hat (portug. servo m., altprovenzal. servidor m. ,Diener‘) - ssarwer Elia Levita; sarver V. Vgl. Gr. 502. ssarwern v. i. bedienen, aufwarten (bei der Tafel) (altprovenzal., altfr., span., portug. servir). ssin -> schin. sskritschen v. i. knirschen (poln. skrzyρϊθό).

ssmetene f. -> schmeten f. ssmoken, ssmokzen, 8smot8chken v. tr., v.i. -+schmokzen v. tr., v. i. sstaitsch int. was heißt das? was soll das bedeuten? (kontrahiert aus: was ist das [auf] deutsch?) - was teitsch H. sstaug f. -> schteig f. sstender m. -> achtender m. sstraden sich v. r. sich anstrengen, alle Kräfte anspannen (altfr. astraindre). sstreche, sstriche, schtraiche f. Strohdach (poln. strzecha f.). sstroge adj. streng, bestimmt, hart (poln. srogi, beeinflußt durch mhd. strenge). sstrogekeit n. Strenge, Härte. ssume f., ssumess pl. Summe (mhd. summe f., poln. suma f.).

schabess-zu-nacht f. Sonnabend-Nacht, die den Sabbat abschließende Nacht (wohl Volksetymologie; wahrschcinlicher von hebr. sch’bisso f. ,Feiern, d. h. das Verweilen am Sabbat oder Feiertag an einem Ort’) - schbessossnacht 1792 Selig; speißenachts um 1850 in Berlin. schach, schoch n. Schach (mhd. schach n.). schacht(e) m., ■ss pl. Schaft (mhd. schäft m. ). schachtel f., schachtlen, schachtlech pl. Schachtel, Kästchen. Vgl. -> schkedele n. schaf m., 8chafe f. Schrank, Regal (mnd. schap n., poln. szafa f.) - schaf G. schafen v. tr. schaffen, herstellen; befehlen (mhd. schaffen). schafen sich v. r. herumbefehlen.

schafer m., ■ss, schafaress pl. Beauftragter, Unterhändler (vgl. mhd. schaffener m.). schafir m. Saphir (poln. szafir m., mhd. saphir m.) - ssafir a. schafung n., ■en pl. Herstellung (mhd. schaffunge f.). schag m., -en p . Groschen (zu mhd. schoc m.). schaieren v. tr. scheuem (frühnhd. schewren). schain f. Licht, Glanz (mhd. schine m.). schaindel n. Glänzendes, Strahlendes, schaindling Glänzendes, Strahlendes (vgl. mhd. schinlich ,glänzend, leuchtend‘), schainen v. i. scheinen, strahlen, glänzen (mhd. schinen) - schanin a; scheinen G. schainendig adj. strahlend, glänzend, schait m. Scheit, Holzstück (mhd. scheite f.). schaitel n. Scheit, Holzstück.

166

S CH AIT - Η O LZ — S CH E D LI CH

schait-holz n. Scheit, Holzstück. schalate, ssalate f., schalaten pl. Gartensalat, Lattich (vermutlich Vermengung von fr. «Schalotte, poln. szalotka f. ,Schalotte‘, und mhd. salät m., poln. salata f.) - sch'latin pl. a. schalet m. -> tscholent m. *schalkeit Bosheit (mhd. schalcheit f.) - J. schalkhaftig adj. böse, boshaft (mhd. schalchaftic) - schal'k'haf'tig a. Schalkhaftigkeit n. Bosheit. *schalkssnar in. gutmütiger Spaßvogel Schalksnarr V. *schalmai f. Schalmei (altfr. chalemie f., mhd. schalemie f.) - schelima' a; schalmai b. schaloten-schamosch m. Bote, Laufbursehe, Faktotum, Lückenbüßer für untergeordnetes Handlangen (das wohl arg entstellte schaloten ist ungeklärt, schamosch m. ,Diener‘) - schlaten-schamoss B. schäm m. -> schäum m. schämen v. i. -> schäumen v. i. schänd f. Schande, Schmach (mhd. schande f.) - schan'd a. schander-bander pl. üble Kerle, böse Mensehen (entstellt aus ,Gendarm‘ und ,Pandur‘). schand-glid n. Schamteile, Genitalien. schank m. Schrank (mhd. schanc m.) schank G. *schanz f. Schanze (mhd. schanz f.) schan'z a. *schanzkorb m. Schanzkorb - schan'zkor'b a. Scharben m., scharbenss pl. Scherbe, Bruchstück; Schädel, Hirnschale (mhd. Scherbe f.) — schar'bin a; Scherben c. scharen v. tr. scharren, kratzen, zusammenscharren, zusammenkratzen (mhd. scharren). scharer m., -ss pl. Schüreisen. scharf adj. scharf; kühn; spitz, geistvoll (mhd. scharf). scharf f., -en pl. Schärfe, Schneide (eines Schwertes, Messers u. dgl.) (mhd. scherfef.). scharfe f., -ss pl. Schärpe (poln. szarfa f.).

4158-4204

scharfen v. tr. schärfen, scharf machen (mhd. scherfen). scharfkeit n. Schärfe, Scharfsinn; Heftigkeit. scharfschtein m., -er pl. Wetzstein, schaten v. i. schaden (mhd. schaden), schaub f., schauben pl. (Glas-)Scheibe (mhd. schibe f., poln. szyba f.) echoib G. schaube weiblicher Kopfputz (mhd. schoup- huot m.). schauder m., -n pl. Schauder, Beben, Zittem, Schreck. schauderen v. i. schaudern, zittern, beben, erschreckt sein (mhd. schüdem). schäum, schäm, schom m. Schaum (mhd. schüm m.) - schäum a. schäumen, schämen, schomen v. i. schäumen (mhd. schumen). schaun, schäum, sehen adv. schon, bereits (mhd. schön) - schaun F; schaunst H. schaunen v. tr. schonen (mhd. schonen) — schaunen F. schauner m. einer, der seine Kleidung schont. schaun ni(sch)t nicht mehr. schauss f., scheissen pl. Schoß (mhd. schög m.) - schoss a; schauß F. schaut f. Schote (mhd. schote f.) - schoten pl. b. schaz m., schazen pl. Schatz; übertr. Schätzchen, Liebchen (mhd. schaz m.) - schätz V. schazen v. tr. schätzen (mhd. schätzen), schazung n. Schätzung, Abschätzung (mhd. schatzunge f.). schechte f. -> schicht f. schechten v. tr. (geschochten p. p.) Vieh und Geflügel nach ritueller Vorschrift schlachten (hebr.) - schech'tin a; schechten J. schechthaus n. Schlachthaus. *schechtmesser n. Schächt-, Schlachtmesser - J. schechtung f. Schlachten, Schlachtung, Schächtung-J. schedigen v. tr. beschädigen, verletzen, weh tun (mhd. schedegen). schedlich adj. Schaden bringend, schädlieh, verletzend (mhd. schedelich).

167

4205-4258

SCHEDLICHKEIT — SCHIFEB

schedlichkeit n. Schädlichkeit, Nachteiligkeit, Verderblichkeit. schefel m., scheflech, scheflen pl. Scheffel (mhd. scheffel m.). schefele n. Scheffel. schefele n., -eh pl. Lamm, Schäfchen (mhd. schaefel n.). scheid f. Scheide, Futteral (mhd. scheide f.) - scha'd a. scheidet Schädel (mhd. schedel m.) . scheiden v. tr. scheiden, trennen (mhd. scheiden) - scha'din a; sch&den G. scheiden sich v. r. sich trennen, scheid-gericht n. Schiedsgericht. Scheidung n. Scheidung, Trennung (mhd. scheidunge f.). scheien sich v. r. sich scheuen, Scheu empfinden (mhd. schiuhen). scheier m. Scheuer, Scheune (mhd. schiur f.) — scha'er a. scheilechz, schelechz n. Schale (von Früchten) (vgl. mhd. schal f.) — sehelich't a; schelicht c; scheilich V. scheilen v. tr. schälen (mhd. schein) scÄeiZenF. schein adj. schön, vornehm (mhd. schoen) - sehen a, c; schein F, V; schihn H. scheinheit n. Schönheit (mhd. schoenheit f.) - scheinheit F. scheinkeit n. Schönheit. scheitel m. Perücke (der orthodoxen jüd. Ehefrauen) (mhd. scheitel f.). Vgl. -> hörscheitel m. schel, scherl f., -en pl. Schellen, Karo (im Kartenspiel) (mhd. schelle f.). schelchel n., -ech pl. Untertasse, Untersetzer (zu mhd. schale f.). schelechz n. -> scheilechz n. schelten, schilten v. tr. fluchen, verfluchen (mhd. schelten) - schilten F. *schemel m. Schemel, Fußbank (mhd. schemel m.) - schemil a. Schemen sich v. r. sich schämen (mhd. Schemen). schemendig, scheme{w)dig adj. schüchtern. schemewdigkeit n. Schüchternheit, *schemhaftig adj. schamhaft, schüchtern (mhd. schamehaftic) - schemhaftig J. 168

*schemhaftiger m. Schamhafter, Schüchferner - schem'haf'tigir a; schemhaftiger c. sehenden v. tr. entehren, verletzen, schänden, notzüchtigen (mhd. sehenden). sehender m. Schänder, Notzüchtiger (mhd. sehender m.). schendlich adj. schändlich, schimpflich, schandbar (mhd. schentlich). schendung n. Schändung, Notzüchtigung, schenk f. Schenke, Gasthaus (mhd. schenk f.). Schenkel m., schenkten pl. Schenkel (mhd. Schenkel m.) - sehen'kil a; schenket b. schenken v. tr. schenken, geben (mhd. schenken). *schenkwain m. Geschenk an Wein, das die Hochzeitsgäste am ersten Sabbat nach der Hochzeit gaben (mhd. schenk f. ,Hochzeitsmahl‘) - schenkwein 1717 Frankfurt a. M . (nach Schudt). schepen v. tr. schöpfen (mhd. schepfen) schöpen F. schepss m. Schöps, Hammel (mhd. schöpf m.) - scheps G; schaben H. schepssenfleisch n. Hammelfleisch - schepsenflesch G. scher f. Schere (mhd. scher f.) - scher a, b. scherem, schirem m. Schirm (mhd. scherm m.). scheren v. tr. scheren (mhd. schern). scherer m. Barbier - scherer a, b. scherl f. -> sehet f. scherz Schürze, Schurz (mhd. schürz m.) schor'z a. schezen v. tr. schätzen, achten (mhd. schetzen). schiben v. tr. schieben (mhd. schieben), schibenik m. -> schubenik m. schiber m., -ss pl. der die Brote in den Ofen schiebt. schicht, schechte d. Schicht, Lage; GesellSchaftsschicht, Klasse (mhd. schiht f., poln. szychta f.). schif f., -en pl. Schiff, Boot (mhd. schif n.) - schif a, b. schifdiner m. Matrose. schifen v. tr. einschiffen, verschiffen, schifer m., -ss pl. Schiffer, Seemann (mhd. Schiffer m.).

SCHI FFOR — SCHLAG

schiffor f. Schiffahrt (mhd. schifvart f.). schiflod f. schuflod f. *schifmeinsster m. Steuermann (mhd. schifmeister m.) - schifma'n'ss'tir a; schifmeisster b. schikeldig adj. schielend (zu mhd. schilhen). schikelen v. i. schielen (mhd. schilhen). schiken v. tr. schicken, senden (mhd. schicken). schiken sich v. r. sich schicken, passen für, geeignet sein. schik-jingel n. Laufbursche, Botenjunge, schild, schilt f. Schild (mhd. schilt m.) schil't a. schilderen v. tr. schildern (mnd. Schilderen). Schilderung n. Schilderung, Beschreibung. Schildkraut, schildkret Schildkröte (mhd. schiltkrote f.) - schil'tk'rot a,-,schiltkrot\3, c. schiler m., - pl. Schüler, Schulkind (mhd. schüeler m.). schlieren f., -ss pl. Schülerin, Schulmädchen. schiling m., - pl. Drittel eines polnischen Groschens; überh. Groschon, Heller (mhd. schillinc, schillinger m.) - schilingerc.

t

schilten v. tr. -> schelten v. tr. schimel m. Schimmel, Kahm (mhd. schimel m.). schimelen v. i. schimmeln, schimmlig werden (mhd. schimelen). schimeren v. i. schimmern, glänzen, blinken (zu mhd. schim m.). schin, ssin einundzwanzigster Buchstabe des hebräischen Alphabets, Zahlonwert, dreihundert — schin v. Reizenstein, S, B V; ssin S, B. schinbein n., -er pl. Schienbein (mhd. schinebein n.). schinden v. tr. schinden, abhäuten (mhd. schinden) - schin'din a. Schinder m. Schinder (mhd. Schinder m.). schindl f. Schindel (mhd. schindel f.) schin'd'lin pl. a. schindlen adj. aus Schindeln (mhd. schindelin). schindler m. Schindelmacher.

4259-4309

schindl-schleger m. Schindelmacher, schipe f. Pik (im Kartenspiel) (mnd. schüppen). schiprigel m. Riegel. schir adv. fast, beinahe; bald, in kurzer Zeit (mhd. schier, schiere) - schier, schiro V. schir nit adv. fast, beinahe, schirem m. -> scherem m. schiremen v. tr. behüten, beschützen, schirmen (mhd. schirmen). schisse! f. Schüsssel (mhd. schü^jel f.) schissel a, b. schissen v. tr., v. i. schießen (mhd. schie5en). schisser m. Schütze. schiten v. tr. (geschoten p. p.) gießen, schütten, streuen (mhd. schüten). schiten sich v. r. auslaufen, zerbröckeln, schiter adj. dünn, dünn gesät (mhd. schiter) — schiter c, B, G. schitern sich v. r. dünn wachsen (mhd. schiteren). schkarmiz m., schkarmizen pl. Tüte, Papiertüte (Harkayvs Ableitung von nhd. Schirmmütze f. ist abwegig; es scheint sich um die Entstellung eines roman. Wortes zu handeln wie etwa it. cartoccio m., port. cartuxo m. ,Tüte‘) schgannuz f., schgarmuzen pl. 1677/79 Moses b. Benjamin Wolf. schkedele n., schkedelech pl. Kästchen, Schachtel, Schatulle (it. scatola f., frühnhd. scatel, poln. szkatula f.). Vgl. -> schachtel f. schklaf m., ■en pl. Sklave (spätmhd. sklave m.). schklaferei n. Sklaverei. schkrupel n., schkruplen pl. Skrupel (Apothekergewicht) (nhd. scrupei n.). schlaberig adj. schlotternd, wackelnd, schwach, schlapp (mhd. slaf). schlachten v. tr. schlachten, töten (mhd. slahten) - schlechten F. *schiachter m. Schlächter - schlach'ter a. schlaf adj. krank (mhd. slaf) — sch'laf a. schlafkeit n. Krankheit (mhd. slaffecheit f.). schlag m. -> schlalc m.

169

4310-4356

SCH LAIDEK — SCHUFEN

schlaider f. Schleuder; Schlenker, Wurf (mhd. sluder f.) - ech'ld'der a; schleuder, schleider S. schlaidem v. tr. schleudern (mhd. slüdem). schlaien m., -ss pl. Schlei (Fisch) (mhd. slie m.). schlaim m. Schleim (mhd. slim m.) schleim F. *schlaimen v. i. schleimen - schlamen F. schlak, schlag m., schlek pl. Schlagfluß, Apoplexie; Unfall; Taubenschlag (mhd. slac m.) - schla'k a; schlak F; schleg pl. b. schlak m. träger, zu nichts tauglicher Mensch, Tölpel, Pechvogel (mhd. slach). schlakssregen, schlagssregen m. Platzregen - schlaksregen G. schlang f. Schlange (mhd. slange m.) sch'lan'g a; schlang b. schlank adj. schlank (mhd. slanc). schlapen v. i. durch Schnee oder Schlamm waten (von ,schleifend‘ oder ,schlürfend‘ gehen). ♦schlaufüch kleines Fenster, kleine öffnung (mhd. sloufloch n.) - schlaflich b. schlecht adj. schlicht, einfach, gewöhnlich, schlecht (mhd. sieht)- schlech’t a. schlechtkeit n. Schlechtigkeit, Bosheit; Übelkeit, Erbrechen; Unglück, Mißgeschick. schlechtss n. Übel, Krankheit; böses Weib. schlechtsskeit n. Bosheit. schiefer m., -ss pl. Schläfer (mhd. slasfer m.). schieferen v. i. schläfrig sein (vgl. mhd. slaefen). schieferig adj. schläfrig (mhd. slseferic). schleferigkeit n. Schläfrigkeit. schleger m. -> sMoger m. schlegisch adj. -> schleigisch adj. Schleier m. Schleier (mhd. sleier m.) sch'la'ir a. schleif f. Schläfe (mhd. släf m.) - schief a. schleif f. Schleife (frühnhd. schläufe f.) schlaf Br. schleifen v. tr. einen Knoten binden. schleifen v. tr. (geschlifen p. p.) schleifen, glätten (mhd. slifen; vgl. poln. szlifowa schlemil m. - schlemochem 1860 Tendlau (bes. bei süddt. Juden). *schlemochemte f. gleichbedeutend mit -> schlemilte f. - schlemochemte 1860 Tendlau (bes. bei süddt. Juden). schlengelen sich v. r. sich winden (zu mhd. slange m.). schlep m. Schleppen, Zerren. schlep(e) f., ■ss pl. Schleppe (des Kleides). schlepen v. tr. schleppen, nachschleppen; verzögern (mhd. slepen). schlepen sich v. r. sich dahinschleppen, verzögern. schlepenisch n. Dahinschleppen,Vorwärtsziehen. schleper m., -ss, schlepeirim pl. Armer, Bettler. schlepetrante m. Zerlumpter. schlif m. Schliff, Politur (mhd. slif m.). schüfe f., -ss pl. Achselschnur, Epaulette (poln. szlifa f.). ♦schüfen v. i. schlüpfen (mhd. sliefen) schliefen H.

SCHLIMESALNEREI — SCHMAR

schlimesalnerei n. Unglück, Mißgeschick, Tölpelhaftigkeit, schwache Weichherzigkeit. schlimmas’l n. Unglück; Unglücksrabe, Pechvogel, ungeschickter Mensch (mhd. slim adj., hebr. masol, Planet, Gestirn‘) - schlimmasol B; schlemassel V. schlimmas’ldig adj. unglücklich, vom Unglück verfolgt. schlimmesalnik, schlimesalnik m. Pechvogel, Unglücksrabe, Ungeschickter schlim-masolnik B. schlimmesalnize, schlimesalnize f. weiblicher Unglücksrabe, weiblicher Pechvogel, — schlim-masol'nize B. schlim-schlimmas’l n. großes Unglück, schling, schlung m. Schlund, Rachen (mhd. slinc, slunc m.) - schlond V. Schlingel n., schlinglech pl. Geschlinge (eines Tieres) (zu mhd. slinc m.). schlingen v. tr. herunterschlucken, -schlingen (mhd. slinden). schlingl n., schlinglech pl. Schlinge, Schleife (am Gewand); Geschlinge (anatom.) (zu mhd. slingen) - schlin'g'lich pl. a. *schlingoder f. Speiseröhre -schlin'godor a. schling-un-schlang adv. müßig, unbeschäftigt - schlinke-schlanke H. schlissel m. Schlüssel (mhd. slüggel m.) sch'lissil a; schlissel b. schlissen v. tr. schließen, verschließen (mhd. sliegen). schlisser m., schlissarese pl. Schlosser (vgl. poln. älusarz m.). Vgl. auch -> schlos8er m. schlisszetel n. Merkblatt, Vertrag, schliten n., m. Schlitten (mhd. slite m.). schlitlen sich v. r. Schlitten fahren. schljonderen, echljondrewen v. i. bummeln, herumschlendern, herumstreifen (vgl. nhd. schlendern). schlochzen, schlochen v. i. schluchzen, stöhnen (spätmhd. slüchzen; poln. szlochac). schlof m. Schlaf (mhd. släf m.) - schloj F. schlofbank n. Behelfsbett, Bretterbett, schlofcheder m. Schlafzimmer (dt.-hebr.). schlofen v. i. schlafen (mhd. släfen) — echlofin a; schlößen F. schlofhemd n. Nachthemd, Schlafanzug.

4357-4410

schlofmizel m. Schlafmütze, schlofrok m. Schlafrock. schloftrank, -trunk, -getrank m. Schlaftrunk. schlogen v. tr. schlagen (mhd. slagen) Schlägen F. schlogen sich v. r. kämpfen. schloger, schleger m. Streiter, Kämpfer, Schläger, Raufer; Schlaguhr, schloglaut, schloglit Schlaglot (zum Löten), schlog-oder f. Puls, Pulsschlag, schloss n., schlesser pl. Schloß (Türschloß; Kastell) (mhd. slog n.) - schloss a, b. schlosser m., schlosserss pl. Schlosser (mhd. slogger m.) - schlesser G. Vgl. auch -> schlisser m. schluk m., -en pl. Schluck, Zug, Mundvoll (mhd. sluc f.). schluken v. tr. schlucken, schlingen (mhd. slucken). schlukerz, schlukechz n. Schlucken m., Schluckauf m. (zu mhd. slucken). schlukerzen, schlukechzen v. i. den Schluckauf haben, krampfhaft aufstoßen. schlumer m. Schlummer (mhd. slummer m.). schlumeren v. i. schlummern (mhd. slummern, slummen) - schlomin a. Vgl. Gr. 37. sch’lumiel m. -> schlemil m. schlumper herunterhängende Schleppe; Schlampe, Schlumpe (unordentliches Frauenzimmer (zu mhd. slampen ,schlaff herabhängen‘; slump, ,schlumpig‘)· schlung m. -> schling m. schmachten v. i. schmachten, verschmachten - schwachen F. schmaidig adj. -> geschmaidig adj. schmaissen v. tr. schlagen, prügeln (mhd. smigen) - schmeissen G. schmaisser m. Kutscher — schmeisser G. schmalz n. Fett (mhd. smalz n.). schmalzgrub f. Schatz, ,Goldgrube‘, schmalzhering m. Fetthering, schmalzig adj. fett (mhd. smalzic). schmant m. Sahne (mhd. smant m.; vgl. poln. ämietana f.). *schmar f. Schmarre, Narbe (mhd. smarre f.) - schmar F.

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4411-4454

SCHWARZEN — SCH MUESS

schmarzen v. i. schmerzen (mhd. smerzen). schmeichel m. Lächeln (mhd. smiel m., poln. ämiech m.). schmeichldigadj. lächelnd. schmeichlen v. i. lächeln (mhd. smielen, poln. ämiad si§) - schmeicheln F; schmejchlen B; schmecheln v. Reizenstein; schmechle W. - schmeichelen ,schmeicheln‘ (!) V. *schmeissen v. i. kacken (mhd. smeijen) schmeissen S. schmek m. Schnüffeln; Prise Schnupftabak (zu mhd. smecken ,empfinden, riechen‘). schmekecht, schmekechz n. Geruch, Duft, Parfüm. schmekedig, schmekendig adj. riechend, duftend, aromatisch, wohlriechend. schmeken v. tr., v. i. riechen, duften, Tabak schnupfen (mhd. smecken). schmek-tabek m. Schnupftabak - schmektabeke B. schmelchechz n. mit Fett Zubereitetes (zu mhd. smalzen v. tr.). schmelen v. tr. verkleinern, verengen, schmälern (mhd. smeln). schmelz m. Schmelzen. schmelz-auwen m. Schmelzofen. schmelzel n., schmelzlech pl. Stolz, hohes Selbstgefühl. schmelzen v. tr. schmelzen, flüssig machen (mhd. smelzen). schmelzen sich v. r. schmelzen; entzückt sein, ,dahinschmelzen‘. *Schmelzung f. Fett, Schmalz (zu mhd. smalz n. ) - Schmelzung J. schmergel m. Schmirgel (frühnhd. schmergel m., poln. szmergiel m.). schmeten, schmetene, ssmetene f. Rahm, Sahne (poln. imietana f.) - schmeten G; smetene, zimetene F; ssmetene B. schmeteren v. tr. hinwerfen, zerschmettem (mhd. smetern). schmid m. Schmied (mhd. smit m.) sch'mid a; schmid b. schmiden v. tr. schmieden, hämmern (mhd. smiden). *schmid-kaulen f. pl. Schmiedekohlen sch'midkolin a. 172

schmige f., -ss pl. Winkelmesser (mhd. smiuge f.). schmir m. Schmieren. schmirechz n. Salbe, Fett, Schmiere, schmiren v. tr. schmieren, fetten (mhd. smirn). schmiz m. Schlag (mit Rute, Peitsche u. dgl.) (mhd. smiz m., smitze f.). schmizen v. tr. schlagen (mhd. smitzen). schmochen v. i. sich freuen, vor Freude strahlen (ob Zusammenhang mit dt. rotw. schmaichen, schmeichen u. ä., das auch ,lachen‘ bedeutet? Vgl. mein Wb. d. Rotw. S. 289 Nr. 4993. Lautlich scheint allerdings eine Rückführung auf mhd. smeichen etwas gewagt zu sein). *schmochhaftiger m. Verachteter, Verächtlicher, Geschmähter (zu mhd. smäch f.) - sch'moch'haf'tigir a. schmochte, schmochtelei Lappalie, Kinderei, Unsinn (mhd. smähe ,klein, gering, unansehnlich‘). schmok m. Penis (sloven. ämok m. ,Narr, Spaßmacher‘). schmokzen, ssmokzen, ssmoken, schmozken, ssmotschken v. tr., v. i. saugen, schmatzen, schmatzend küssen (poln. cmokac; mhd. smackezen, smatzen) schmokzen G. schmol adj. schmal, eng, knapp (mhd. smal) - schmoel F. schmolkeit n. Enge, Dünne. schmonge f. weiblicher Geschlechtsteil (russ. ßmokwa f. ,Feige‘; vgl. aber dt. rotw. ,schmunk‘ u. ä.: mein Wb. d. Rotw. S. 292 Nr. 5037). schmonze f., -.ss pl. drollige, alberne Geschichte, leeres Geschwätz (zu mhd. smunzen ,schmunzeln‘). schmoren v. tr. schmoren, dünsten, schmuchler m. -> schmugler m. schmucht m. Geruch (mhd. smaht m.). schmue f., schmuess pl. weiblicher Geschlechtsteil (Etymologie ungeklärt; vgl. mein Wb. d. Rotw. S. 291 Nr. 5034). schmuess m., schmuessen pl. Gespräch, Unterhaltung, Gerede, Geschwätz (hebr.).

SCHMUESSEN — SCHNOR-BRIW

schmuessen v. i. reden, sprechen, unterhalten. schmuesser m. Sprecher, Plauderer, Schwätzer. schmugler, schmuchler m. Schmuggler (poln. szmugler m.). schmukler m. Posamentier, Bortenwirker (zu mnd. smuck m.; poln. szmuklerz m. ,Posamentier‘) - schmukler F. schmuklerei n. Bortenwirkerei. ♦schmunzelen v. i. schmunzeln, in sich hineinlachen (mrhein. 15. Jh. smonczelen) - schmunzelen V. sch’muo f., sch'muoss pl. Gerücht, Neuigkeit, Botschaft, üble Nachrede (hebr.). schmurak m. Smaragd (altfr. esmaragde) — esch'mirak a. schmuzern v. i. schmunzeln; zischen (mhd. smutzem). *schnaid f. Schneide (mhd. snide f.) schnöd, F. schnaiden v. tr. schneiden (mhd. sniden) — schnöden F. schnaider m. Schneider (mhd. snider m.) schna'der a; Schneider b. schnaiderei n. Schneiderei. schnaideren, schnaiderke f. Schneiderin, schnaidig adj. kräftig, stark (mhd. snidec) - schneidig G. schnaidmesser m. Winzermesser, Hippe — schna'dmessir a. *schnaidung Ernte, Erntezeit - sch'na■ dun’g a.

schnaizen v. tr. die Nase ausschnauben; die Kerze schneuzen (mhd. sniuzen). schnaizer m. Lichtputze. schnaiz-scherl n. Lichtputze. schnapen v. i. spionieren, spähen, schnaper m., -ss pl. Lanzette, Schnäpper, schnapss m., -en pl. Schnaps (poln. sznaps m.). schnapssen v. i. saufen, zechen, schnapsser m. Säufer, Trunkenbold, schnapss-kapitan m. Säufer. *schnarech Sarg (der Nichtjuden) - Das nur bei Friedrich gebuchte Wort scheint auf nhd. schnarchen zurückzugehen; ähnlich z. B. rotw. Nasenquetsche f. ,Armensarg‘ (vgl. mein Wb. d. Rotw. S. 228 Nr. 3805).

4455-4512

schnauz f., schnauzen pl. Schnauze, Maul (frühnhd. schnauße f.). schnauz m., schnauzen pl. Kerzen- oder Lampendocht (mhd. snuz m.) — Bernstein gibt die Bedeutung ,Docht‘; handelt es sich nicht eher um die Schnuppe, die geschneuzt wird ? schnei m. Schnee, Schneefall (mhd. snem.) - sch'ne a; sehne b; schney F; schnei V. schneiedig, schneiig adj. schneeig, Schnee... schneiele n., schneielech pl. Schneeflocke, schneien v. i. schneien (mhd. snien). schneiendig adj. schneiend, schneier m. schneebedeckter Berg, schnek m. Schnecke, kleiner Mensch (mhd. snecke m.) - schnek a, b, c. schnek-trep f. Wendeltreppe, schnei, schnol m. Nasenstüber, Schnippchen (mhd. snal m., snelin n.). schnei adj., adv. schnell, geschwind, eilig (mhd. snel). schneien, schnolen v. tr., v. i. Nasenstüber geben, Schnippchen schlagen, übers Ohr hauen, betrügen (mhd. ein snellin snellen ,ein Schnippchen schlagen‘). schnelkeit n. Schnelligkeit, Geschwindigkeit (mhd. snelheit f.). schnipen v. tr. schnappen, schnell wegnehmen (mhd. snipfen, md. snippen). schnirel n. Schnur (zu mhd. snuor f.). schnit m. Schnitt; Art, Wesen; Ernte (mhd. snit m., poln. sznit m.). schniter m. Schnitter (mhd. sniter m.). schnit-kremer m. Schnittwarenhändler, schnit-krom m. Schnittwarenladen, schnit-zait f. Erntezeit, schniz-arbet f. Schnitzwerk, schnizen v. tr. schnitzen (mhd. snitzen). schnizer m. Schnitzer, schnizerei n. Schnitzen. schnobel m. Schnabel (mhd. snabel m.) schnobel F. *schnoder-gelt n. Opfer für die Armen schnodergeld V. schnödem v. i. beim Aufruf zur Thora etwas spenden (hebr.). schnol m. -> schnei m. schnolen v. tr. -> schneien v. tr. schnor-briw m. Bettelbrief.

173

4513-4566

SCHNORCHEN — SCHPANJERSCH

schnorchen v. i. schnarchen, schnaufen (mhd. snarchen). schnoren v. i. betteln, zudringlich bitten (mhd. snurren) — schnorren V; schnorre W. schnorer m. Bettler, zudringlich Bittender - schnorer F; Schnorrer W. schnorerke f. Bettlerin. schnuptichel n. Schnupftuch, Taschentuch. schnür f. Schnur (mhd. snuor f., poln. sznur m.) - sch’nur a. schnür f., schnir, schnüren pl. Schwiegertochter (mhd. snuor f.) - sch’nur a; schnür F, G; schnür B; snerrisch V (jidd. ischo, ische f. ,Frau‘). schobechz, schobechtss n. Schabsel. schoben v. tr. (geschoben p. p.) schaben (mhd. schaben) - scMben F. schoch n. -> schach n. schod, schoden m., schodenss, schodeinuss pl. Schaden, Verlust, Nachteil (mhd. schade m.) - schoed, schöden F. schof n. Schaf (mhd. schäf n.) - schof a, b, F; schoof V. schofen adj. vom Schaf, Schafs... schofen-fel f. Schafshaut, schofen-fleisch n. Hammelfleisch, schofen-pelz m. Schafspelz (Kleidungsstück). *schof-gelingeltje n. Schafseingeweide (Lunge, Leber, Pfoten, Kopf) (zu mhd. gelunge n.) - schofgelingeltje V. schokl m. Schütteln, Stoß. schoklen v. tr. schütteln, hin- und herbewegen, schaukeln (zu mhd. schocken) - schokkelen V. schoklen sich v. r. den Körper hin- und herbewegen. schoklenisch n. Schütteln, Schüttelei. schol f., scholen pl. Schale, Tasse (mhd. schäl f.) - schol a. schom m. -> schäum m. schomen v. i. -> schäumen v. i. schope f., -ss pl. Schuppen, Wetterdach (mhd. schöpfe f., poln. szopa f.). schopen-pelz m. Waschbär-Pelzjacke (poln. szop m.) - Hiernach ist Gerzon 99/146 zu berichtigen.

174

*schor f. Schar, Menge (mhd. schar f.) schor a. schorch, scherch m. Scharren (mit den Füßen). schorchen v. i. scharren (mit den Füßen), scharrendes Geräusch machen (poln. szur(g)a schprenkel m. schprinkeldig adj. -> schprenkeldig adj. schprinkele n. -> schprenkele n. schprinkelen v. tr. -> schprenkelen v. tr. schpriz m., -en pl. Spritzer, Wasserstrahl, Herausspritzen. schprizen v. tr. spritzen (mhd. sprützen). schprizer m., -ss pl. Spritze, Feuerspritze (mhd. sprütze f.). schproz m., -en pl. Sproß, Schößling (mhd. sprug m.).

176

schprozen v. i. sprießen, emporwachsen (mhd. sprießen, md. sprugen) - sprotzen F. schprozung f. Sprießen, Emporwachsen — seh'prozun'g a. schpruch m., -en pl. Zauberspruch, Zauberformel (mhd. Spruch m.). schprung m., -en, schpring pl. Sprung (mhd. sprunc m.). schpul, schpule, schpulke f., -ss pl. Spule (mhd. spuole m.). schpunt m. Spund (mhd. spunt m., poln. szpunt m.) - schpun'd a. schraibechz n. Schreiben, Schreiberei, Geschriebenes. schraiben v. tr. schreiben (mhd. schriben) - schra’bin a; schreiben F. schraiber m. Schriftsteller (mhd. schriber m.) - sch'ra'bir a; schraber Br; schreiber b. *schraibnisch n. Schreiben, Schriftstück schra'b'niss a. schraib-towel m. Schiefertafel, schraib-zaig ,-gezaig n. Tintenfaß, schraien v. i. schreien, rufen (mhd. schrien) - schraen F; schreien G. *schrain m. Kasten, Lade, Schrein (für die Gesetzesrolle), Sarg (mhd. schrin m.) - schran a. schrank, schranken m. Schlagbaum, Maut (mhd. schranke m.). schrauf f. Schraube (mhd. schrübe f., poln. äruba f.) - schrauf F. schraufen v. tr. schrauben (mhd. schruben) - schroifen G. schreitele n. -> schretele n. schrek m. Schrecken (mhd. schrecke m. ). schreken v. tr. (geschroken p. p.) in Schrecken setzen, erschrecken, drohen (mhd. schrecken). schrekenisch n. Schrecken, Furcht, schreklich adj. schrecklich, fürchterlich, *schrepen v. tr. schröpfen (mhd. schrepfen) - schrepfen F. schretele, schreitele n., schretelech pl. Waldteufel; Kobold, der in Wohnungen sein harmloses Wesen treibt (mhd. schretel n. ). schretewen v. tr. -> schroten v. tr.

SCHRIFT — SCHTEIBEN

Schrift f. Geschriebenes, Schrift, HandSchrift (mhd. schrift f.). schriftlich adj. geschrieben, schriftlich (mhd. schriftlich). schrind, schrint m. Haarscheide, Scheitel (mhd. schrunde f.). schrit m. Schritt (mhd. schrit m.). schritewen v. tr. -> schroten v. tr. *schroll f. Erdscholle (mhd. schölle f.) schroll F. schrot m. Schrot (zum Schießen) (mhd. schrot m., md. schrat m.; poln. ärut m.). schroten, schretewen, schritewen v. tr. schroten (mhd. schroten, poln. ärutowac). *schrund f. Spalte, Riß, Einschnitt, Vertiefung (mhd. schrunde f.) — sch'run'd a. schtacheten pl. Staket, Gitter, Geländer (poln. sztachety pl.). schtaier f. Steuer, Abgabe (mhd. stiur f.). schtaieren v. tr. steuern, lenken (mhd. stiuren). schtaif adj. steif, starr (mhd. stif). schtaifen v. tr. steifen, steif machen, schtaig f. Verschlag, Käfig (für Geflügel) (mhd. stic f.) - schta'g a; steig G. schtaig m. Steigen, Aufsteigen, Aufstehen (mhd. steic m.). schtaigen v. i. (geschtigen, geschtaugen p. p.) steigen, aufsteigen, aufstehen (mhd. stigen) - st&gen F. schtaiger m. Trittbrett (eines Fahrzeugs), schtal f. Stall (mhd. stal m.) - schtal a. schtalt f. Gestalt, Form, Erscheinung, Bildung (mhd. stalt f.). schtaltne adj. wohlgeformt, stattlich, schtaltnekeit n. gute Erscheinung, Stattlichkeit. schtam m., -en pl. Baumstamm; Geschlecht, Stamm (mhd. stam m.). schtamen v. i. abstammen, herstammen (mhd. stammen). schtamlen v. i. stottern, stammeln (mhd. stamlen). schtampen v. tr. stampfen, zerstoßen; plappern (mhd. stampfen). schtand m. Zustand, Stand, Rang (mhd. stant m.) - schtan'd a. Im 17. Jh. hat schtand auch die Bedeutung ,Grabstein, 12 WOLF, Jiddisch

4683-4737

Denkmal‘, d. h. das Aufgestellte, das Stehenbleibende. schtang f. Stange (mhd. Stange f.) ech’tan'g a. schtapel m., schtaplen pl. Stufe (mhd. stapfel f.) - stappel F. schtarb m. Sterben, Tod (mhd. sterbe m.). schtarben v. i. sterben (mhd. sterben) starben F. schtark adj. stark (mhd. starc) - schtar'k a. schtarkeit n. Stärke (mhd. starcheit n.) schtar'kat a. schtarken v. tr., v. i. stärken, stark sein, stark werden (mhd. starken) - schtarken J. schtarken sich v. r. sich ein Herz fassen. schtat m., -en pl. Staat; Pracht, Aufwand (mhd. stat f.). schtaub m. Staub (mhd. stoub m.) schtab a. schtaubig adj. staubig. schtaug f. -> schteig f. schtauss m., schtaussen pl. Stoß, Anstoß (mhd. stö$ m.). schtaussen v. tr. stossen (mhd. stöben), schtaussen sich v. r. vermuten, merken, wittern - schtojssen sich B. schtaussenisch n. Stoßen, Gedränge, schtecheldig adj. stachlig, dornig (zu mhd. stachel m.). schtechelke n. Stachel, Dom (zu mhd. stachel m.) . schtechen v. tr. stechen (mhd. stechen), schtechendig adj. stechend. schtechenisch n. Stich, stechender Schmerz. schtecher m., -ss pl. Ahle, Pfriem, schtechig adj. stechend. schtechmesser n. Dolch (mhd. stechme^er n.). schtechwort, schtechwertel, schtochwort n. Stichelrede, spitze Worte (mhd. stechwort n.). schteg m., schtegen pl. Weg, Pfad (mhd. stec m.) - Steg F. schteibele n., -ch pl. Stäubchen (mhd. stöubelin n.). schteiben v. tr. bestäuben, staubig machen (mhd. stäuben).

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4738-4789

SCHTEIEN — SCHTIFEREI

schteien v. i. (geschtanen p. p.) stehen (mhd. sten, stän) - stein F; schton S. schteiendig adj. stehend - seh'tarn'dig a. schteig, schtaug, sstaug f. Schober, Feime, Stiege (wohl nur mdal.: in Mitteldeutschland z. B. werden die Korngarben ,in Stiegen * zusammengestellt auf dem Felde) - schteig J; schteg G. schteiger m., schteigerss pl. Art, Weise, Brauch, Gewohnheit; Beispiel; Melodie des Vorbeters (mhd. steic m.) - schtejger B; schteger G. schtein m., schteiner pl. Stein (mhd. stein m.) - sch'tan a. schteinbok m. Steinbock (mhd. steinboc m.) — schtan'bok a. schteinen v. tr. steinigen (mhd. steinen), schteinerig adj. steinig. schteinern adj. steinern (mhd. steinen). im schteins gesogt -> mischteinss gesogt. schteissel m., schteisslen pl. Mörser, Stößel (mhd. stoegel m.) - schtessil a; schteseel G; schtejssel B. schtekel n., schteklech pl. Stock (zu mhd. stoc m.). schtekele n., -ch pl. Stöckchen. schteken v. i., v. tr. stecken, einstecken (mhd. stecken). schteken m. Stecken, Stock, Stab (mhd. stecke m.) — echtekin a. schtek-schuch m., -schich pl. Pantoffel, schtel Platz, Stelle; Marktstand (mhd. stal m.). schtele f., schteless pl. Stelle, Platz, Stellung. schteien v. tr. stellen (mhd. stellen), schteler m., -ss pl. Persönlichkeit voller Selbstvertrauen. *schteler m. Dieb (mhd. steler m.) sch'telir a. *schtelung Diebstahl — schtelun'g a. schtempel m., schtemplen pl. Stempel, Siegel (mhd. stempel m., poln. stempel m.). schtempelen v. tr. stempeln, siegeln, schtender, sstender m. Buchpult (in der Synagoge). schtendig adj. dauernd; adv. immer (vgl. mhd. bestendec). schtendigkeit n. Stetigkeit, Dauer.

178

schtepechz, schtepechtss n. Absteppen, Durchnähen, Heften. schtepel n., schteplech pl. Steppstich, Steppung. schtepen v. tr. steppen, durchnähen (mhd. steppen; vgl. poln st^bnowaö). schteper m. Stepper. schteperke f. Stepperin. schter Hinderung, Hindernis (mhd. stoere f.). schterblich adj. sterblich (mhd. sterblich), schterblichkeit n. Sterblichkeit (mhd. sterblicheit f.). schteren v. tr. stören, hindern, verhindern (mhd. stoeren). schteren m., schterenss pl. Stirn (mhd. stirne f.) — echtirin a; schtirn b. schteren m. Stern (mhd. stem m.) sch'terin a; achtern b. schterenbendel n. Stirnband (der jüd. Frauen in Osteuropa). schterendig adj. gestirnt. schterenschiss m. Adlerstein (mhd. sterreschiene m.). schterenseer m. Astronom, Astrolog (mhd. stemenseher m.) - schterinseher a. schterentichel n., schtcrentichlech pl. Kopfputz in Form eines Stirnbands, von jüd. Ehefrauen in Polen und Rußland getragen. schterz m. Topfdeckel (mhd. stürze f.) schter'z a; schterz c, Wa. *schterzel n. (Topf-) Deckel. schtetel n. kleine Stadt (mhd. stetel n.). schtibel n., schtiblech pl. kleines Haus, Zimmer, chassidisches Bethaus (mhd. stübel n.). schtibel-man m., -lait pl. Besucher eines chassidischen Bethauses. schtif m. Possen, Streich. schtifen v. i. lustig, mutwillig, ausgelassen sein, Possen treiben, Streiche machen. schtifer m. mutwilliger, Knabe, Wildfang (die übliche Ableitung von hebr. schatof ,sich ergießen, reichlich strömen, über* schwemmen befriedigt weder semantisch noch lautlich; näher liegen nhd. Stift, Stepke u. ä.). schtiferei Lustbarkeit, Allotria, Ausgelassenheit, Übermut.

SCHTIF E RISCH — SCHTRAF

schtiferisch adj. ausgelassen, mutwillig, übermütig. schtiffoter m. Stiefvater (mhd. Stiefvater m.) - sch'tifjoter a. schtifmuter f. Stiefmutter (mhd. stiefmuoter f.) — sch'tijmuter a. schtifsun in. Stiefsohn (mhd. stiefsun in.) sch’tifsun a. schtig f., -en pl. Treppe, Stiege (mhd. stiege f.). schtik n., schtilcer pl. Stück, Teilchen(mhd. stück n.) — schtik a, c. schtikel n., schtiklech pl. Stückchen, Teilchen, Splitter; die bei der Beschneidung entfernte Vorhaut. schtikelen v. tr. stückeln, zerstückeln, in Stücken schneiden (mhd. stückeln). schtiken v. tr. sticken, ausnähen (mhd. sticken). schtiken v. tr. würgen, erwürgen (mhd. ersticken). schtiken sich v. r. ersticken. schtikendig, schtikedig adj. erstickend, würgend. schtikerwais adv. Stück für Stück, stückweise, in Stücken. schtik-schtiklech pl. Bruchstücke, Splitter. schtil m. Stiel, Griff (mhd. Stil m.) sch'til a. schtil adj. still, ruhig, leise (mhd. stille) sch'til a. schtilen v. tr. beruhigen, besänftigen, still machen (mhd. stillen). schtilen sich v. r. zur Ruhe kommen, sich besänftigen. schtilerheit adv. still, ruhig, geheim, schtilink adj. still, ruhig, leise, schtilinkerheit adv. still, ruhig, geheim, schtilkeit n. Stille, Ruhe, Friedlichkeit, schtim f., sch timen pl. Stimme (mhd. stimme f.) - sch'tim a. schtinip -> schtump. schtinken v. i. stinken (mhd. stinken). schtinke(n)dig adj. stinkend - schtin'k'dig a. *schtir m. Stier (mhd. stier m.) - schtir a, J. schtirenen v. i. starren, stieren, starr blicken. 12·

4790-4848

schtiwel m. Stiefel (mhd. stivel, stival m.) - sch'tiwalin pl. a; stiewel F. schtize Hilfe, Beistand, Stütze (mhd. stütze f.). schtizen v. tr. helfen, beistehen, stützen, unterstützen. schtoch m., schtochen pl. Stich (zu mhd. stechen). schtoch m., echtech pl. Stich (beim Nähen), Naht. schtochwort n. -> schtechwort n. schtof m. Stoff (nhd. stoff m.) — stoft F. schtofen adj. aus Stoff, aus Seide. schtok m. Stockwerk (mhd. stoc m.). schtok-blind adj. ganz blind, schtok-finsster adj. ganz finster, schtok-taub adj. ganz taub. schtol m. Stahl (mhd. stäl m., poln. stal f.) - stoel F. schtolen adj. stählern (mhd. stahelin) — schtehlein S. schtolen pl. Gestell, Pfosten, Füße (z. B. des Tisches) (mhd. stolle m.). schtolkarz, schturkaz f. Wachslicht, Fackel - stoelkatz F. schtolz f. Krücke, Stelze (mhd. stelze f.). schtolz adj. stolz (mhd. stolz). schtolz m. Stolz. schtolziren v. i. stolz sein (mhd. stolzieren). schtolzkeit n. Stolz, Hochmut (mhd. stolzheit f.). schtonen v. i. stöhnen, ächzen (md. stenen). schtopen v. tr. stopfen, vollstopfen; mästen (mhd. stopfen, md. stoppen) stopen F. schtopen sich v. r. viel essen, schtopig adj. stopfend. schtopke Stöpsel, Pfropfen. schtor m. Star (des Auges) (vgl. mhd. starblint adj.). schtorch m. Storch (mhd. storch m.) schtor'ch a; schtorch b. schtot f., schtet pl. Stadt; Stätte, Platz im Bethaus (mhd. stat f.) - schtot a; statt in de schul V. schtotisch, schtotig adj. städtisch (mhd. stetisch). schtraf f. -> schtrof f.

179

4849-4901

SCHTRAFIREN — SCHTUMP

schtrafiren v. tr. -> schtrofen v. tr. schtraiche f. -> sstreche f. schtraichen v. tr. (geschtrichen p. p.) ausstreichen; färben (Pelze) (mhd. strichen). schtraicher m. Kürschner. schtraife m., -n pl. Streifen (mhd. strife m.). schtraimel n., schtraimlech pl. jüdische, pelzverbrämte Festtagsmütze (mhd. streim m., streimel n. ,Streifen m.‘; in diesem Fall der Pelzstreifen um die Mütze) - schtreimel B. schtraimhitel n. = schtraimel n. (Das ist die volle, ungekürzte Bezeichnung, weiehe die Etymologie erhärtet). schtrait m. Streit, Zank, Zwist (mhd. strit m. ) - schra't a. schtraiten v. i. streiten, zanken (mhd. striten). *schtraitung Streit, Zwist, Kampf, Krieg - schtreitung c. schtral m. Strahl (mhd. sträl m.) - stroel F. schtralen v. i. strahlen. schtrau n. Stroh (mhd. strö n.) - scht'ro a; schtro b; strau F. schtrauchelen v. i. straucheln, etolpern (mhd. strücheln). schtrauchelung n. Straucheln. schtrauele n. Stroh (demin. zu -> schtrau n. ) (mhd. strölin n.). schtrauen adj. aus Stroh, strohern, schtrauss-faugel m. Strauß (mhd. strüij m.) - schtrauss a, b. schtrauss-feder f. Straußenfeder (mhd. strugveder f.). schtreben v. i. streben, anstreben, sich bestreben (mhd. streben). schtrebung n. Streben, Bestrebung, Bemiihung, Anstrengung. schtreke f. Strecke, Entfernung. schtreken v. tr. strecken, ausstrecken, dehnen (mhd. strecken). *schtrelen v. tr. kämmen (mhd. Straelen) Strehlen V. schtreng adj. streng, hart, ernst (mhd. strenge). schtrengkeit n. Strenge (mhd. Strengheit f.).

180

schtrich, schtroch m., -en pl. Strich, Linie (mhd. strich m.). schtrichel n. kleiner Strich. schtrichelen v. tr. stricheln, durch Striche zeichnen (vgl. mhd. strichen). schtrik m. Strick (mhd. stric m.) - schtrik a, b. schtrikel-dreier m. Seiler, Reeper. schtriken v. tr. stricken (mhd. stricken) sch't'rikin a. schtrizel m. eine Art Kuchen. schtrof. schtraf f. Strafe, Strafrede (mhd. strafe f ) - sch't'rof a. schtrofen, schtrafiren v. tr. strafen, bestrafen, schelten, tadeln (mhd. strafen). schtrol'reid f. Tadel, Vorwurf. *schtrofung f. Zurechtweisung, Tadel, Strafe (mhd. sträfunge f.) - schtrofung J. schtrom m., -en pl. Strom, Strömung(mhd. sträm m.). schtromen v. i. strömen, fließen (mhd. strömen). schtros, schtrus m., schtrosen pl. Straße (mhd. straze f.). *schtrosenrauber m. Straßenräuber — schtrossinrabir a. schtrudel m. eine Art Obstkuchen (mhd. Strudel m.). *schtrump m., schtrimp pl. Strumpf (mhd. Strumpf m.) - ech't'rim'p pl. a; strump m., strimp pl. F. schtrus n. -> schtros m. schtub f. Stube, Wohnung, Haus (mhd. stube f.) - schtub a, c, d. *schtuden f. Stute (mhd. stuot f.) - schtudin a. *schtudir-haus n. Lehrhaus, Schule (für Talmudstudium) - schtudirhaus a. schtul f., schtulen pl. Lehnstuhl; Thronstuhl (mhd. stuol m.) - sch'tul a; schtul b. schtum adj. stumm (mhd. stum) - schtum a, b. schtumdiger tauber m. Taubstummer - J. schtumelale m. Schweigsamer. schtumen v. i. stumm bleiben, nicht reden (mhd. stummen). schtump, schtimp Hindernis, Hinderung, Beeinträchtigung, Schaden, Nachteil;

SCHTUMPIG — SCHWAUM

Beleidigung (zu mhd. stumpf, md. stump ,stumpf, unvollkommen, schwach‘). schtumpig adj. unvollkommen, schwach, stumpf, plump - schtumpig B. schtumpigkeit n. Unvollkommenheit, Schwäche, Stumpfheit, Plumpheit. schtund f., -en pl. Stunde; Unterrichtsstunde (mhd. stunt f.). schtup m., -en pl. kurzer Stoß, Anstoß (mhd. stupf m.). schtupel f. Stoppel (mhd. stupfel f.) sch'tup'lin pl. a. schtupen v. tr. stoßen (mhd. stupfen), schtupenisch n. Stoßen, Anstoßen, schturem m. Sturm (mhd. sturm m., md. storm m.; poln. szturm m.) - sch’torim a; storem F. schturemwint m. Sturm, Sturmwind (mhd. sturmwint m.). schube f., schubess pl. Pelzrock (mhd. schöbe f., poln. szuba f.). schubenik, schibenik m. Galgenstrick, Galgenvogel (poln. szubienicznik m.). schuch m., schich pl. Schuh (mhd. schuoch m.) - schuch b, H; schich pl. a, c. schuchen v. tr. beschuhen, Schuhe anziehen (mhd. schuohen). schuchwarger m. Schuhhändler. schufel f. Schaufel (mhd. sch ή fei f., poln. szufla f.) - schaufil a; schauwel b. schuflod, schiflod f. Schublade (poln. szuflada f.) - schiflod G; schufloed F. schul f., schulen pl. Bethaus, Synagoge; Gemeinde (mhd. schuol f.) - schul 1583 Freiburg i. Br., a, c, d, F, V; schühl B. schuld f., schulden pl. Schuld, Verschulden, Schuldigkeit (mhd. schulde f.). schuldig adj. schuldig, verschuldet (mhd. schuldic — schul'dig a. *schuldopfer n. Sch uld opfer.-scAuZ’do/or a. *schulgelt n. Gemeindebeiträge, Kultussteuer - Schulgeld V. *schulkloper m. Gemeindediener, der früh durch Klopfen an die Haustür zum Besuch des Gottesdienstes mahnt schulklopper Breslau nm 1850. *schulmeinsster m. Lehrer, Schulmeister (mhd. schuolmeister m.) — Schulman’ss’ter a.

4902-4947

schup f., schupen pl. Schuppe (mhd. schuop m.) - schupin pl. a; schupen pl. b, c. schup m. Schub, Stoß, Schwung (mhd. schupf m.). schusster m. Schuster (schuoster m.) schuss’tor a. schuz m. Schutz, Schirm, Schild (mhd. schuz m.). schwach m. -> schwech m. schwach adj. schwach (mhd. swach) schwach a. schwachen v. i. schwach sein, schwach werden (mhd. swachen). schwachkeit n. Schwäche (mhd. swacheit f.). schwächlich adj. schwächlich (mhd. swachlieh). schwaig Schweigen, Ruhe (mhd. swic m.). Schwaigen v. i. schweigen (mhd. swigen) — seh'wagin a. Schwaiger m. Schweiger (mhd. ewiger m.). Schwaiger m. Meier (mhd. sweiger m.). *schwain n. Schwein (mhd. swin n.) schwa’n a. schwalb f. Schwalbe (mhd. swalbe f.) schwal'b a. schwam, schwaum m., -en pl. Schwamm, Pilz (mhd. swam m.) - seh'warn m., sch’wamin pl. a; schwamen b. Harkavy unterscheidet - ob wirklich berechtigt ? - schwam ,Schwamm‘ (zur Reinigung) und schwaum ,Pilz‘. schwänz m., schwenz pl. Schwanz; Penis; Dummkopf (mhd. swanz m.) - schwan'z a. schwarz adj. schwarz, dunkel; klerikal (mhd. swarz) - schwär'z a; schwarz b. schwarzapcl n., schwarzapelen pl. Augapfel, Pupille - schwär'zapil a; schwarzapel c, G. Vgl. Gr. 109. schwarzen v. tr. schwärzen, schwarz machen; schmuggeln. schwarzjor, schwarzejor pl. Unglück; m. Teufel - schwarz-juhr n., schwarze-juhr pl. B. schwarzkeit n. Schwärze (mhd. swarzheit f.). schwaum m. -> schwam m.

181

4948-4985

SCHWEBEL — SC H WOGE B

schwebel m. Schwefel (mhd. swebel in.) — schwebil a,·, schwebel b, F, G. schwebele n. Zündholz - schwejbele n., schwejbelech pl. B. schweben v. i. schweben (mhd. sweben). schwech, schwach m. Trunk, Umtrunk, Zeche (jidd. schofoch ,ausgießen‘, sch’ficho f. ,Ausgießen‘). schwechen v. tr. schwächen; entehren (mhd. swechen). schwechen v. i. trinken, zechen. schweiss m. Schweiß (mhd. swoiij m.) sch'wass a. schweissig adj. schweißig (mhd. swei!;ic). schwel m. Schwölle (mhd. swelle f.) schwel a. schwelen v. i. schwellen, an-, aufschwellen (mhd. swellen). schwemel n., schwemlech pl. Pilz, schwenkechz, schwenkechtss n. Spülicht, schwenken v. tr. schwenken, ausschwenken (mhd. swenken) — schwen'kin a. schwenzerei n. Torheit, Narrheit (zu mhd. swanz m.). schwer m., schweren pl. Schwiegervater (mhd. sweher, swer m.) - seh'wer a; schwer G, V; schweher m., schweherss pl. B; schwäher V. schwer adj. schwer (mhd. sweer) - seh'wer a. schwerd f. Schwert (mhd. swert n.) sch’wert a; schwert b. schweren v. i. (geschworen, geschwauren p. p.) schwören (mhd. swern) — sch'werin a. *schwerenaut f. drängende Not - V. *schwerenauter m. in bittersterNot Lebender, Kämpfer ums nackte Dasein - V.

182

schwerigkeit n. Schwierigkeit (mhd. swaerecheit f.) — 8chwerike.it J. schwerkeit n. Schwöre, Schwierigkeit (mhd. swaerecheit f.). schwerlich adj. schwer, schwierig (mhd. swaerlich) - schwerlech G. schwesster f. Schwester (mhd. swester f.) sch'wess'ter a. schwiblen v. i. wimmeln, kribbeln. schwiger f., schwigerss pl. Schwiegermutter (mhd. ewiger f.) - sch'wiger a; schwiger G, B; schwigger V. schwimen v. i. schwimmen (mhd. swimmen). schwimer m., -ss pl Schwimmer. schwindel m., schwindlen pl. Schwindel(gefühl); Schwindel, Betrug (mhd. swindel m.). schwindeldig adj. schwindelig. *schwindel-schtig f. Wendeltreppe schwin'dilsch'tig a. schwindel-trep f. Wendeltreppe - schwindeltrepp F. schwindlen v. i. schwindeln, betrügen schwindelen V. schwischtschen v. i. zwitschern (mhd. zwitzem). schwischtscherei n. Gezwitscher, Zwitschern. schwizen v. i. schwitzen; hart arbeiten (mhd. switzen). schwizer m Schwitzender, einer, der schwitzt. schwoger m. Schwager (mhd. swager rn., poln. szwagier m.) - sch'woger a; schwuger B.

4986-5034

τ tabak, tabek m., tabeke f. Tabak, Schnupf- talmud m. Gemara, d. i. die eigentliche Bezeichnung für den Talmud - taTmud tabak - tabeck, tubeck F. a. taich m. Fluß, Strom; Teich (mhd. tich m.) tanenbaum, tenenbaum m. Tannenbaum - ta’ch a; teich b. teninbaum a; tenenbaum d; tenenbem G. taier adj. teuer, kostbar (mhd. tiur). ^,tänz m., tenz pl. Tanz (mhd. tanz m.) taierkeit n. Kostbarkeit, teurer Preis, tan'za; tanz b. taischen v. tr. betrügen, täuschen, irretanzen v. i. tanzen (mhd. tanzen). führen (mhd. tiuschen). tait m., -en pl. Hinweis, Andeutung, tap m. Berührung, Anrühren (fr. tape f. ?). Wink, Fingerzeig (vgl. mhd. tiute tapen v. tr. betasten, berühren, antappen, *tartsch f. kleinerer Schild (mhd. tartsche n.). f.) - tar't'sch a. taitel m., n., taitlech pl. Zeigestab, der beim Lesen großer Bücher gebraucht tasch f. Tasche (zum Tragen) (mhd. tasche, tesche f.) - tesch Br. wird. In den Schulen besteht er aus *tassten v. i. tasten (mhd. tasten) — tass'einem zugespitzten Hölzchen. In der tin a. Synagoge wird dem Vorleser Zeile und tat f., -en pl. Tat, Handlung, Werk (mhd. Wort durch einen silbernen, manchmal ✓ tat, tsete f.). auch goldenen Stab gowiesen, der in ein Händchen mit ausgestrecktem Zeige- täte m., tatess pl. Vater (poln. tata m).— täte H, B, G, Selig; täte, takte F; tette V. finger ausläuft (zu mhd. tiuten). tate-foter int. o Gott, o Himmel! taitelen v. tr. mit einem Zeigestab weisen, taiten v. tr. zeigen, weisen, bezeichnen tate-mame pl. Eltern. tau m. Tau (Niederschlag) (mhd. tou m.) (mhd. tiuten). tau a, b. taitsch, daitsch adj. deutsch, deutsch^t«riib f., tauben pl. Taube (mhd. tube f.) spraehig (mhd. tiutsch, diutsch) taub a, b. ta't'sch a; tuetsch S. taub adj. taub (mhd. toub) - tob a; taub b. taitsch m., f. Übersetzung, Bedeutung, taubenschlag in. Taubenschlag - taubinSinn - teitsch G. sch'lak a; taubenschlak b. taitsch-chumosch n. Übersetzung des Pen- taubkeit n. Taubheit. tateuch in Iwri-Taitsch (Jiddisch) für taublich adj. schwerhörig. Frauen (dt. u. hebr.). taubschtum adj. taubstumm. taitschen v. tr. übersetzen, erklären, tauer n. Tor, Tür (mhd. tor n.) - tor a, b. taitschisch adj. deutsch. taufen v. tr. taufen (mhd. toufen). ^Jaiwel m., taiwlen, taiwolim, taiwlonim pl. taufen sich v. r. getauft werden, zum ChriTeufel (mhd. tiuvel m.) - ta'wil a; tastentum übertreten. wel F. tau-frosst m. Rauhreif. taiwelsskaut m. Teufelsdreck, Asa foeti- taufung n. Taufe (mhd. töufunge f.). da - ta'wil'sskot a; teiwelsskaut J. taugen v. i. taugen, nützen, tüchtig sein taiwlonisch, taiwolisch adj. teuflich (mhd. (mhd. tugen). tiuvelisch). taugenichtss m. Taugenichts. taljon m. Henker, Henkersknecht (hebr.) tauger m. Tauglicher, Geeigneter. — taljon a, c, B. Der hebr. Ursprung des tauglich adj. tauglich, geeignet (mhd. tuWortes scheint bereits früh nicht mehr gelich). empfunden zu sein. Auch im Rotw. ist tayglichkeit n. Tauglichkeit, Eignung. es bereits 1510 belegt (vgl. mein Wb. d. l&us n., tais pl. Daus, Ass im Kartenspiel Rotw. S. 325 Nr. 5740.) (mhd. tus n.).

183

5035-5098

TAUSCH — TINFE

tausch m. Tausch (mhd. tusch m.). tauschen v. tr. tauschen (mhd. tuschen), tauschen sich v. r. sich ändern. tausent num. tausend (mhd. tusent) — taus'nt a; tausent b. taut m. Tod (mhd. töt m.) - taut J. taut adj. tot (mhd. töt) -tota; taud V. taut-bet n. Totenbett (mhd. tötbette n.). tautfal m. Todesfall (mhd. tötval m.). tautkeit n. Abgestorbenheit, tödliche Blässe. taut-klap m. Todesstreich. tautschen sich v. r. sieden, wallen; Getöse machen, geräuschvoll sein (Einfluß von mhd. dösen?). taz f., m. Tablett, Untertasse, Tasse (nhd. tasse f.; poln. taca f. ,Tablett‘). tazen pl. Zimbeln (Etymologie -> taz f.). teg-esser m. einer, der tageweise reihum ißt in verschiedenen Häusern (eine Wohltat, die früher besonders armen Talmud-Studenten gewährt wurde). teg-fresser m. dasselbe wie -> teg-esser m. teglich adj. täglich (mhd. tegelich). tei f. Tee. teig m. Teig (mhd. teic m.)-taga;taagH. teigechz n. Kloß, Pudding. teigel n. Teigstück. teigig adj. teigig. teil m. Teil (mhd. teil m.) - ta’l a; tal Br. teilbar, teilewdig adj. teilbar. teilen v. tr. teilen (mhd. teilen) - tahlen H. teilmol adv. manchmal. Reitel f., teitlen pl. Dattel (mhd. tatet f.) ta't'lin pl. a; teitlen b; teiteln c; teitel F; tejtel B; t&tel G. teitel-baum m. Dattelbaum (vgl. mhd. tateler m.) - tatilbamer pl. a; teitelbaum d. teiten v. tr. töten( mhd. treten). teitlich adj. tödlich (mhd. tretic). teler m., telerss pl. Teller (mhd. teler n.; vgl. poln. talerz m.) - telir a. telerl n., telerlech pl. kleiner Teller, telerleker m. Schmarotzer - tellerlecker F. temnize f., ■ss pl. Gefängnis (mhd. temnitze f.; slaw.). temp adj. dumpf, stumpf, dumm (poln. t^py; mhd. tump). tempig, tumpig adj. dumpf, stumpf, dumm einfältig.

184

tendlen v. i. trödeln, mit Altware handeln (mhd. tendelieren). tendier m. Trödler, Althändler (mhd. tendeler m.; vgl. poln. tandeciarz m.). tendlerke f. Trödlerin (vgl. auch poln. tandeciarka f.). tenenbaum m. -> tanenbaum m. *tener m. (flache) Hand (mhd. tener m.) tenir a; tener c, J. Vgl. Gr. 58. teper m. Töpfer, Hafner (mhd. töpfer, md. topper) - teper a, c; töper F. teperei n. Töpferei. terk m. Türke (mhd. türke, m., poln. turek m.) - ter'kin pl. a. terkei n. pr. Türkei. terkeltaub f. Turteltaube (mhd. türteltube f.) - tir'kiltaub a; terkeltaub b, d. Vgl. Gr. 539. terkis, türkis m. Türkis (mhd. türkis m.) tir'kiss a. terkisch adj. türkisch (mhd. türkisch). tes neunter Buchstabe des hebräischen Alphabets, Zahlenwert: neun - teß S; tes v. Reizenstein; teiss, tess V. tösst m., tessten pl. Schmelztiegel (mhd. test m.) - «ess’« a. Vgl. Gr. 114, 548. tetig adj. tätig (mhd. teetig). tetigkeit n. Tätigkeit. *tetschen v. i. blasen (auf dem Schofar) (provenzal. tochar) — totschen Elia Levita; tetschen 1707 Amsterdam. Vgl. Gr. 144. tichel n. Kopf-, Halstuch (vgl. mhd. tüechelin n.). - tichel a. tichtig adj. tüchtig, geeignet, brauchbar (mhd. tühtic). tichtigkeit n. Tüchtigkeit, Brauchbarkeit, tif adj. tief (mhd. tief) - tif a. tif f. Tiefe (mhd. tiefe f.). tifenisch n. Tiefe - tifenisch J. tifkeit n. Tiefe. tifsinig adj. scharfsinnig, gedankentief, tifsinigkeit n. Scharfsinn. ztigel m., tiglen pl. Tiegel, Schmelztiegel (mhd. tigel m.). tiligen v. tr. austilgen (mhd. tiligen). tinfe f., tinfess pl. alte polnische Münze im Wert von 36 Groschen (poln. tynf m.; in älteren deutschsprachigen Dokumenten wird oft der pl. tymphonen benutzt).

TINKEL — TRECHTER

6098-5149

tinkel m. Dinkel, Spelt (mhd. dinkel m.) - tpp' m., tep pl. Topf (mhd. topf m.) — top a, tin’kila; tinkel b. b, c; topp F. tint f. Tinte (mhd. tinte f.) — tin't a; tint b. top m. Pünktchen. tinter m. Tintenfaß (wohl nicht Abschlei- topel adj. adv. doppelt. fung von -> tinthorn, sondern bereits topelen v. tr. verdoppeln, vermehren. aus Südeuropa mitgebracht: portug. toren v. i. dürfen (mhd. turren, das hier tinteiro m., span, tintero m. ,Tintenmit dürfen vermengt ist), toren wird an faß‘) - tinter G. sich nur bei Verneinungen gebraucht, also nit toren ,nicht dürfen‘; es kommt tintfass n. Tintenfaß (mhd. tintva^ n.) aber auch als einfaches, toren ,dürfen‘ tintfaß F. gelegentlich vor. - tor nit ,darf nicht‘ a; tinthorn, tintorn n. Tintenfaß (mhd. tintich toer ,ich darf‘ F; toren V; torn G; tuhorn n.) - tin'torin a; tintoren F. ren B; me tor nit ,es ist verboten‘ Hartir f., tiren pl. Tür (mhd. tür f.) - tir a, b. kavy. tir n. Tier (mhd. tier n.) - tir a. torf m. Torf (poln. torf m.). tirhiter m. Pförtner, Türhüter, jtoit f., ■en pl. Torte (poln. tort m.). tirwechter m. Pförtner, Türhüter. toter m., totem, toteres pl. Tatar (mhd. tatisch m. Tisch (mhd. tisch m.) - tisch a, b. ter m., poln. tatar m.) - tot'rin pl. a; *tischer m. Tischler (mhd. tischer m .) — '‫י‬ tuter m., tuteren pl. B. tischer F. tischtuch n., tiechticher pl. Tischtuch totersch adj. tatarisch (mhd. taterisch). (mhd. tischtuoch n.) - tisch'tuch a; tow zweiundzwanzigster Buchstabe des tischtuch b. hebräischen Alphabets, Zahlenwert: vierhundert - tow V; toof S; tof v. Reititel m. Titel (mhd. titel m., poln. tytul zenstein. m.) - titul a. titun, tutun m. Rauchtabak (poln. tytoh terwel m., f., towlen pl. Tafel; Buchdeckel (mhd. tavel m., f.) - towil f., tow’lin pl. a m.) - tetun F; titin B. töffel F. tpchter f., techter pl. Tochter (mhd. tohter *tracht f. Mutterleib, Schwangerschaft f.) - toch'ter a. (mhd. traht f.) - t'rachit a. *todel m. Tadel (mhd. tadel m.) - todel F. X m., teg pl. Tag (mhd. tag m.) - tog a, tracht m. Denken, Erwägung (mhd. trahte f.). b, c, d, F. trachten v. i. denken, erwägen (mhd. tog fun gebauren m. Geburtstag. trahten). togedig adj. täglich. traiben v. tr. treiben, antreiben (mhd. tritogen v. i. dämmern, tagen (mhd. tagen), ben) - trahben F. *toglaun m. Tagelohn (mhd. tagelön m.) teaub f., trauben pl. Traube (mhd. trübe toglaun F. X f·)· tok f., token pl. Puppe (mhd. tocke f.). toi n., toten pl. Tal (mhd. tal n.) - toi a; trauer m. Trauer (mhd. trure f.). trauerig adj. traurig (mhd. trüric) toel F. trauarig a. toter m., tolerss pl. Taler - tolir a; tohler F. trauerigkeit, trauerkeit n. Traurigkeit tolmatsch m. Dolmetscher (mhd. tolmet(mhd. trüricheit, trürekeitf.)-iraua«g ’sehe m., poln. tlumacz m.) - tolmetkat a; trauarkeit J. scher F. trauern v. i. trauern (mhd. trüren). tolrpatschen v. tr. dolmetschen, ton m., tener pl. Ton, Laut,, Geräusch Jrtum m., träumen pl. Traum (mhd. troum m.) - tram a. (poln. ton m., mhd. tön, dön m.) - don S. trausst f. -> treisst f. ton, tun v. i., v. tr. (geton, getun p. p.) tun, trechter m. Trichter (mhd. trehter m.) machen (mhd. tuon, tän) — taun H. trech'tir &; trechter b, F.

185

5150-5205

TREGER — TUKEREN

treger m. Träger, Gepäckträger (mhd. treger m.). *treger m. Träger, Fauler (mhd. traeger m.) - t'regar a. treisst, trauest f. Trost (mhd. tröst in.) traust F. treissten v. tr. trösten (mhd. troesten). treisster m. Tröster, Helfer (mhd. troester m.). treisstung n. Trost, Tröstung (mhd. troestunge f.). trel m. Triller (poln. trel m.). freien v. i. trillern. trep f. Treppe, Stiege (mhd. treppe, trappe f.) - t'rap a. trepel n. kleine Treppe. trepel n. Tröpfchen - tröpche F. trer f., treren pl. Träne (mhd. treher m.) t'reherin pl. a; trehren pl. c; trehern pl. J; trer G. treren v. i. weinen (mhd. treheren). trib adj. trübe (mhd. trüebe). trif n. Siegellack (zu mhd. triefen), trifen v. i. triefen; träufeln (mhd. triefen), trifwakss n. Siegellack - trifwak'ss a. trikenen v. tr., v. i. trocknen (mhd. trückenen). trikenisch n. -> trukenisch n. trinken v. tr. trinken (mhd. trinken) trink'in a. *triokss m. Theriak (mhd. triak, driaker m.) - diriok'8s a; triokss J. Vgl. Gr. 170. trog m. Tragen. trogen v. tr., v. i. tragen; schwanger sein (mhd. tragen) - trögen F; trugen B. trogen sich v. r. eilen, schweben. troge(n)dig adj. schwanger - trogin'dig a; trugendig B. tröge(n)digkeit n. Schwangerschaft. *trogung f. Forttragen, Bewegung - tro-, gun’g a. *trok m. Trog, Tränkrinne (mhd. troe m.) -t’rok a; traug F. tromf, trunf m. Trumpf. trompeit m. -> trumeit m. trop m. Melodie (der hebr. Tonzeichen), Betonung (gr. tröpos ,Ton‘) — t'rop a; trop W. trop, tropen m. Tropfen (mhd. tropfe m.) tropin a; tropen c, F.

186

trop m. einfältiger Tropf, Armseliger (mhd. tropfe m.) - tropf Br. truken adj. trocken (mhd. trucken) — trucken F. trukenisch, trikenisch n. Trockenheit; Festland — t'rik'niss a; triknisch J. trukenheit n. Trockenheit. trumeit, trompeit m. Trompete (mhd. trümet f.) — tromet a; trumet b, c; trumpeit F. trumeiter m. Trompeter (mhd. trümeter m.) — trumpeiter F. trumeiteren v. i. trompeten (mhd. trünieten). *trumpeltreris n. Dromedar (mhd. dromedärie, dromeltier n; poln. dromader m.) — t'rom'piltreriiss a. Vgl. Gr. 52, 542. trunf m. -> tromj m. trunk m. Trunk, Schluck (mhd. trunc m.). *trunkner m. Betrunkener (mhd. trunkener m.) - t’run’kner a. tschaken sich v. r. lustig, fröhlich, munter sein. tschakendig adj. lustig, fröhlich, munter, tscholent, schalet m., n. Sabbatspeisen (bes. Brotkuchen, eine Art Pudding u. ä.), die am Freitag vorbereitet und auf 24 Stunden in den Ofen gestellt werden (altfr. chalt, span, caliente, calido ,warm‘) — tschulent B; schalet 1583 Freibürg i. Br., V, W; schalent um 1850 Berlin, W. Vgl. Gr. 263 Anm. 7. tscholent-bretel n. Brettchen, durch das der Ofen mit den warmgestellten Sabbatspeisen freitags sorgfältig verschlossen wird - tschulent-hretel B. tschwak m. -> zwok m. tschwek m. -> zwok m. , tuch n., tuchen pl. Tuch, Stoff;, ■ticher pl. nur für das Hals- oder Kopftuch (mhd. tuoch n.) - tuech F. tuechz n. Tat, Handlung. tuer m., -ss pl. Geschäftiger, Tatkräftiger. tuerke f., -ss pl. Geschäftige, Tatkräftige, tuken v. tr. eintauchen, untertauchen (mhd. tucken). tuken sich v. r. tauchen. tukeren f. Badedienerin im rituellen Frauenbad — tükerin B.

TUMEL — UN

5206-6253

tupe Trampeln, Stampfen (mit den Füßen). tupen v. i. stampfen, trampeln (mit den Füßen) (poln. tupa terkis m. tuschen v. tr. auslöschen (mhd. tützen). *tuter n. Eidotter (mhd. toter, tuter n.) tuter b. tutun m. -> titun m. tuz n. Dutzend (mhd. totzen n., poln. tuzin m.) — tüz B.

tumel m., tumlen pl. Tumult, Lärm (mhd. tumel m.). tumeldig adj. lärmend, geräuschvoll, tumelen v. i. lärmen. tumpig adj. -> teinpig adj. tun f., tunen pl. Tonne, Faß (mhd. tunne, tonne f.) - tunn F. tun v. tr. -> ton v. tr. tunk f. Brühe, Sauce (zu mhd. tunken), tunkel adj. dunkel (mhd. tunkel). tunkelkeit n. Dunkelheit, Finsternis, tunklen v. i. dunkeln, dunkel werden (mhd. tunkeln).

u ugerke f., ugerkess pl. Gurke (poln. ogörek m.; nd. augurke) - or'kiss pl. a. umpraep. um, an, am, in(mhd.um)-omN. *umbarufen int. möge es nicht geschehen! (Abwehrformel) - unberufen V. umbaschrien int. möge es nicht geschehen! (Abwehrformel) - ombeschrien V. umbatamt adj. ungeschliffen, ungeschickt, tölpelhaft, grob; geschmacklos (hebr. taam m. ,Geschmack, Sinn‘) - unbetamt W. umderbarem(d)ig adj. unbarmherzig, mitleidslos (vgl. mhd. unbarmec) - umderbar'mig a. turnet, umer m. Trauer, Schwermut (mhd. unmuot m., ämer in.). umetig adj. traurig, schwermütig (mhd. unmuotec) - ümmüthig B. umetigkeit n. Traurigkeit. umetum adv. überall (nhd. um und um) ümetüm B. *umfarzeit adj. unverzagt (mhd. unverzeit) - unforzeit S. *umflot m. Schmutz, Unsauberkeit, Kot (mhd. unvlät m.) - umflot a; umflot c. umgelumpert adj. unförmig, umgerecht adj. unrecht, ungerecht, umgericht adj. unerwartet (mhd. ungeriht).

umgesalzen adj. ungesalzen-umgisal'zina,. umglaich adj. ungleich, nicht zueinander passend, falsch (mhd. ungelich) - ungleich V. umglik n. Unglück (mhd. Unglücke n.). umgrod adj. ungrade (mhd. ungerat adj.). *umhang m. Vorhang (mhd. umbehanc m.) - umhan'g a. umkeren v. tr. umkehren, umdrehen, umwenden (mhd. umbekeren) — umkerin a. ummeglich, ummiglich, ummiglach adj., adv. unmöglich (mhd. unmugelich, unmügelich). umrecht n. Unrecht, Ungerechtigkeit (mhd. unreht n.) - unrecht J. umrein adj. unrein, unsauber (mhd. unrein) — umran a. umringlen v. tr. -> arumringlen v. tr. umsisst adv. umsonst, gratis, vergeblich (mhd. umbe sus) -umsist G; umsun'sch't a. umssistig adj. unentgeltlich. *umtrechter m. Unfruchtbarer, Kinderloser (zu mhd. untrehtec) - umt’rech'tar a. *umtrechterin f. Unfruchtbare, Kinderlose - umtrech’trin a. un conj. und (mhd. und) - un a, Η, V; ün B.

187

5254-6281

UNGAR — WAIL

ungar m., ungaren pl. Ungar (mhd. unger m.) - wi’g’rin pl. a. *unk m. Basilisk, Schlange (mhd. unc m.) - un'k a. uns pron. pers. uns (mhd. uns) - un'ss a. unser pron. poss. unser (mhd. unser) un’sir a. unten adv. unten, hinten (mhd. unden) un'tin a. ♦unten-kinbak m. Unterkiefer - un’tinkinbakin pl. a. unter präp., adv. unter, hinter (mhd .under). unterfiren v. tr. begleiten, geleiten (und zwar das Brautpaar zur Trauung) (mhd. undervüeren) - unterführen F; unterfieren V.

unterfirenss n. Begleiten des Brautpaars zur Trauung. unterfirer m. der den Bräutigam zur Trauung Geleitende - un'terfirer a; unterführer F; ünterfihrer B.

unterfirern, unterfirerke f. Brautjungfer unterführerin F. unterlenen v. tr. stützen, stärken (zu mhd. lenen). Vgl. Gr. 82. unterlenen sich v. r. sich stärken, untertenig adv. untertänig, ergeben (mhd. undertaenic) - un'tertenig a. unterwegenss adv. unterwegs - un'terwegin a. *ureinikel m. Urenkel (mhd. urenikel m.) — urenikel a, c. *utz, uz Spaß (mhd. hiuge f. ,Munterkeit, Frechheit‘ liegt phonetisch ferner als mhd. hosche m. ,Spott‘. Auch Einwirken von poln. uciecha f. ,Freude, Belustigung‘? Die Ableitung von Uz [= Ulrich] ist sinnlos.) - uhz H. *utzen, uzen v. tr. zum besten haben, narren, verspotten - utzen 1764 v. Reizenstein; uhzen H.

w wachnacht f., -en pl. Nacht vor dem Beschneidungstag, die durch Beten und Schmausen gefeiert wird. - wachtnacht 1717 Frankfurt a. Μ., 1897 Elsaß; waiznacht 1897 Elsaß; nacht van de waats V. (Die wohl jüngere Bezeichnung wachnacht bezieht sich selbstverstündlich darauf, daß man wacht, um den bösen Geist und die Teufel, bes. Lilith, von dem Kind fernzuhalten. In waiznacht steckt vielleicht mhd. wige n. ,Hölle, Peinigung‘ als KennZeichnung dessen, was dem Kind droht, falls man es nicht bewacht. Giidemanns Konjektur ,Wartnacht‘ läßt sich jedenfalls sprachlich nicht stützen). *wachtel f. Wachtel (mhd. wahtel f.) wach’til a; wachtlen pl. b. *wachtelber f. Wacholderbeere - wach'tilber a.

188

*wai m. Weih (Raubvogel) (mhd. wie m.) -W a; wei b. waib n., waiber pl. Weib, Frau, Ehefrau (mhd. wib) - wa’b n., wa’bir pl. a; waber pl. Br; wäb F. waiber-taitsch n. Bezeichnung für die jüdisch-deutsche Drucktype (aschkenasisehe Druckkursive, in Deutschland etwa seit Mitte des 19. Jh.s kaum noch benutzt; in Osteuropa schon eher durch die normale hebräische Letter ersetzt), *waibss-nomen m. Weib, weibliches Wesen (als Gegensatz zum Mann) wa'b' ssnomin a. waichen v. i. (gewaicht, gewichen p. p.) weichen, ent-, ausweichen (mhd. wichen). *waiden-baum in., -beimer pl. Weidenbäum (mhd. wide f.) - wa'dinbamir pl. a. wail f. Weile (mhd. wil f.).

WAIL — WAUL

wail adv. während; konj. weil (mhd. wil) waal F. wain m., wainen pL Wein (mhd. win m.) wa'n a; wahn F. waingorten m. Weingarten, Weinberg (mhd. wingart m.) - wangor'tin a; weingarten b. wainig adj. weinartig, weinig (mhd. winic). wainigkeit n. Weingeschmack. *wainnachten pl. Weihnacht (mhd. winnahten pl.) — wa'nnach'tin a. *wainper n. Weinbeere; Rosine, Korinthe (mhd. winber n.) - weinper b. wainperl, waimperl n., -perlech pl. Rosine, Korinthe; Johannisbeere - wan’par’lich pl. a; weimperlech pl. G. wainschel f. Weichselkirsche (it. visciola f., mhd. wisel f.) - weinschel G. Vgl. Gerzon S. 102 Nr. 181. wainschelschnapss m. Kirschwasser weinschelschnaps G. wainschtok m. Weinstock, Rebe (mhd. winstoc m.) - wa'nschtok a; weinschtok b. waintraub f. Weintraube (mhd. wintrub f.) - wa’ntraubin pl. a. wais f. Weise, Ton, Melodie (mhd. wis f.). waisen v. tr. zeigen (mhd. wisen). waiser m. Uhrzeiger - weiser G. *waisung f. Beweis(führung) (mhd. wisunge f.) — wa'sun'g a. waiss adj. weiß (mhd. wiz) - wa’ss a; weiss b, c. waissbraut n. Weißbrot, Weizenbrot (mhd. wi^brot n.) - wa'ssb'rot a. *waisskraut n. Weißkohl - weisskraut b. waissl n. Eiweiß - weitz b. waisslechen n. Eiweiß. wait adj. weit, fern (mhd. wit) — wa’t a. waiter adv. weiter; wieder - wahter F. waklen sich v. r. wanken (mhd. wackeln), wakss n. Wachs (mhd. wahs n.) - wak'ss a. wakssen v. i. wachsen (mhd. wahsen) wak'ssin a. wakssen v. tr. -> wekssen v. tr. *waksslicht n. Wachskerze (mhd. wahslieht n.) — wachslichtche F. wal f. Wahl (mhd. wal f.) - woel F. wald m., welder pl. Wald (mhd. walt m.) ' wal'd a.

5282-5338

walgeren v. tr. wälzen, rollen (z. B. Teig) (mhd. walgern, weigern) - walgern B, G. walgeren sich v. r. herumwandern, sich herumtreiben ein unstetes Leben führen; sich wälzen. walgerholz, welgerholz n. Nudelholz, Rollholz zum Teigkneten - wel'girhol'z a; welgerholz G; walgerholz B. wamp f. Bauch; Eingeweide (mhd. wampe f. ) - wamp b. wanderen v. i. wandern (mhd. wandern), *wandersslait pl. Wanderer, Wandersleute - wan'dir'ssla't pl. a. wane f. Badewanne; Wanne (poln. wanna f., mhd. wanne f.) - wan a. want f., went pl. Wand (mhd. want f.) wan't a. wanture f. Abenteuer (poln. awantura f., mhd. äventiure f.). wanz f. Wanze (mhd. wanze f.) - wan’z a. warech m. Weihrauch (mhd. wihrouch m.) —wa'anch a; weirich c. warem adj. warm; f. Wärme (mhd. warm) - warim a. waremen v. tr. wärmen, warm machen, waremess n. Mittagsmahl, Mittagessen, waremkeit n. Wärme (mhd. warmheit f.). waren pl. Ware, Kaufmannsgut (mhd. war f.) - wor f., worin, wor'n pl. a. warfen v. tr. werfen (mhd. werfen) - wer'fvn a; warfen F. warg n. Ware, Kaufmannsgut (mhd. werc n.). wargen v. tr. -> wergen v. tr. warschtat m., -en pl. Werkstatt, Arbeiteraum (poln. warsztat m.; vgl. mhd. wercstat f.). wartoren v. Wärterin, Pflegerin (mhd. warterinne f.). warz f. Warze (mhd. warze f.) - war'z a; warzel c. waschen v. tr. waschen (mhd. waschen) waschin a; weschen 1767 Sulzbach. wasser n. Wasser (mhd. wajjer n.) - wassir a. wasserdig adj. wäßrig (mhd. wag^eric). *wasserworem m. Blutegel (mhd. wa^erwurm m.) - wasserworum b. waul adv. wohl, gut, brav; adj. gut (mhd. wol) - wol a; waul F. 189

5339-5398

WAULEK JUNG —WEREN

wauler jung m., waule jungen pl. tüchtiger, flotter Bursche - wojler jung B. waul-jungisch adj. tüchtig, gerieben, prahlerisch. waul-kenewdig adj. gebildet, waul-lerner m. guter Schüler. waultig m., -en pl. Genuß, gutes Leben / (mhd. woltac m.) - weitog, welteg G. waultiger m. Genußmensch, Sybarit wohltäger V. waunen v. i. wohnen (mhd. wonen) - waunen F. waunung n. Wohnung (mhd. wonunge f.). webel, webe Leinen, Leinwand (mhd. webbe n.). webelen adj. leinen, aus Leinwand, weben v. tr. weben (mhd. weben). weber m. Weber (mhd. weber m.) - weber a, b. ♦weberschtok m. Weberbaum (am Webstuhl) - webirsch'tok a. wechter m. Wächter, Türmer (mhd. wehter m.) — wech'tir a. weg m. Weg (mhd. weg m.) - weg a. wegen präp. wegen (mhd. wegen). wegen v. tr., v. i. (gewaugen p. p.) wägen, wiegen (mhd. wegen) - wegen J, F. wei int. wehe (mhd. we) - wei F. weich adj. weich (mhd. weich) - wa'ch a. weichkeit n. Weichheit (mhd. weicheit f.). weicjilich adj. weichlich. weidel m., weidlen pl. Schwanz, Schweif ‘"'‫( י‬mhd. wedel m.) - wejdel B. weidelen v. i. wedeln (mhd. wedelen). weien v. i. wehen (mhd. weien) - weien F. weienisch n. Geburtswehen( vgl. mhd. we f.). weier m. Fächer (zu mhd. weien). weiken v. tr. weichen, einweichen, wässern (z. B. Fleisch) (mhd. weichen) wa'kin a.

*weiklog f. Wehklage - weikl6g F. weikschaft n. Gefäß zum Wässern des Fleisches - wa'kschaf a. weilen v. tr. wählen (mhd. welen). weiler m. Wähler (mhd. weier). weinen v. i. weinen (mhd. weinen) - wanin a. weinendig adj. weinend (mhd. weinendic). weinendigerheit adv. weinend, unter Tränen. 190

weinern f. Weinende, Jammernde. weinig adj., adv. wenig (mhd. weinic) — weinek F. weiniger adj. coinp. weniger, minder weineker F. Weinigkeit n. Kleinigkeit, Geringfügigkeit (mhd. weinicheit f.). weinigsstenss adv. wenigstens, mindestens. weitig, weitog in. Schmerz, Leiden, Krankheit (mhd. wetac m.) - weitig V; weteg G; wetag J; wötog G; wehtog V; weitog F. weitikn v. i. schmerzen. weiz m. Weizen (mhd. weize m.) - wa’z a; weiz b; wez G. wekssel m. Wechsel, Tausch, Austausch (mhd. wehsel, md. wechsel m.). *weksselbriw m. Wechsel, Tratte - wek'ssilb'riw a.

wekssen, wakssen, weksslen v. tr. (mhd. wihsen) mit Wachs überziehen, glänzend machen, wichsen (Schuhe). wekssen adj. wächsern (zu mhd. wahs n.). weksslen v. tr. wechseln (mhd. wehsein, md. wechseln). wekssler m. Geldwechsler (mhd. wehseler m.) — wek'ss'lir a; wekssler b. wekss-schtein m. -> wetschtein m. welen v. tr. (gewolt, gewelt p. p.) wollen, verlangen, wünschen (mhd. wellen) welin a; wellen H; welen V; willen F. welisch adj. italienisch, welsch (mhd. welhisch) - wel't'sch a. Welischer nuss, weltschen miss m. Walnuß - welsche niss pl. c; wilschcnus G. weit f. Welt (mhd. weit f.) — wel't a. wen adv., konj. wenn, als (mhd. wan). wer pron. interr. wer; pron. relat. der, welcher (mhd. wer) — wer a. *werbel m. Scheitel (mhd. wirbel m.) wer'hil a; werbel c. werde f. Würde, Wert (mhd. wirde, md. werde f.) - wer'd a. weremdig adj. wurmig, wurmstichig (vgl. mhd. wurmec). weremen v. i. voller Würmer sein (vgl. mhd. wurmen). weren v. i. (geworen p. p.) werden (mhd. werden) — werin a; weren J; weren F; werren V.

WEREN — WINTSCHAUFLEN

weren v. tr. versagen, verbieten (mhd. weren) - weiren F. *werfel m. Würfel (mhd. würfel m.) wer'fil a. wergen, wargen v. tr. (geworgen p. p.) würgen (mhd. wergen, md. worgen) - wergen F. werk n. Werk (mhd. werc n.) - werk J. *werken v. i. arbeiten, handeln, wirken (mhd. werken) - werken c, d. wermut m. Wermut (poln. wermut m.; mhd. wermuot, wermüeto n.) - wer'mit a; wermit 1677/79 Moses b. Benjamin Wolf. weit m., -en pl. Wert, Kaufpreis (mhd. wert). wert adj. wert, teuer (mhd. wert) -wer't a. wertel n., wertlech pl. Sprichwort, treffender Ausspruch, geistvolle Witzelei (zu mhd. wort n.) - wattlich pl. H. wertel-soger m. witziger, scharfsinniger Kopf, geistreicher Witzbold. wertlen sich v. r. witzige, geistreiche, treffende Bemerkungen machen. wesch f., n. Wäsche (mhd. wesche f.) wesch Br. weschen, weschene, weschern, wescherke f. Wäscherin (mhd. wesche, weschinne, wescherinne f.). wesspe f. Wespe (mhd. wespe f.) - wess'p a. *wetschen v. tr. wetzen (mhd. wetzen) wetschen F. wetschtein, wekss-schtein m. Wetzstein, Schleifstein (mhd. Wetzstein m.). wi konj. wie, als ob; adv. wie (mhd. wie), wianoch adv. wieso, auf welchem Wege, wiasau adv. wieso, wie, wodurch. wider adv. wieder, wiederum; konj. aber (mhd. wider) - wider a; widder F. wider m. Widder (mhd. wider m.) -wider a. widerschpen(d)ig adj. widerspenstig (mhd. widerspenic). widerschpenigen v. i. widerspenstig sein (mhd. widerspenigen). *widerschpeniger m. Widerspenstiger widirschpenigir a. *widerschpenigern f. Widerspenstige widerschpenig'rin a. *widerschpenigung, widerschpenung f. Widerspenstigkeit, Widerstreben - J.

5399-5452

*widhop m. Wiedehopf (mhd. widhopfe m.) - wid’hop a; widhop c. widmenen v. i. wimmeln (mhd. wimmen). Vgl. Gr. 84. Widmung n. Gewimmel. wig f. Wiege (mhd. wige f.) - wig‫ ׳‬a. wild adj. wild; sonderbar, ungewöhnlich (mhd. wilde), wildewen v. i. wüten, wildfang m. -> wintfang m. wild-fremd adj. völlig fremd, wildkeit n. Wildheit (mhd. wildecheit f.). *wildschwain n. Wildschwein - wil'dsch’wa'n a. wilen m. Willen (mhd. wille m.) - wilin a. wilendig adj. willig. wilig adj. willig, bereit (mhd. willic). wiligkeit n. guter Wille, Bereitwilligkeit (mhd. willicheit f.). *wilkum adj. willkommen (mhd. willekam) - sa't wilkurn a; wilkum S. wind int. wehe (mhd. wunt adj. ?) Meistens in der formelhaften Redewendung wei un wind, d. i. doch wohl mhd. wö und wunt. winer pl. österreichische Guldennoten (zum Unterschied von der rheinischen Guldenwährung u. dgl.). winkel n. Winkel, Ecke (mhd. winkel m.) win'kil a. winkeldig adj. winklig, eckig (vgl. mhd. winkeleht). winkelschtein m. Eckstein (mhd. winkelstein m.). winken v. i. (gewunken p. p.) winken (mhd. winken). winschen v. tr. (gewunschen p. p.) wünsehen, begehren (mhd. wünschen). wint m. Wind (mhd. wint m.) - win't a; wint b. ·wintbro f. Wimper (mhd. wintbrä f.) wintbron pl. b. winter m. Winter (mhd. winter m.) win'ter a; winter b. wintfang, wildfang, wintreisele n. Windröschen. wintig adj. windig (mhd. windic). *wintschauflen v. tr. worfeln (Getreide) win'dschauf'lin a. 191

6453-5503

WINZIG —WOSS DENI

winzig adv. wenig, sehr wenig (mhd. wogschol f. Waagschale — wogschol a, b; winzic) — win'zig a; winzig c, V. wogschöel F. Winzigkeit n. kleine Menge, Geringfügig- wol f. Wolle (mhd. wolle f.) - wol a; wolen keit. b; wull F. wirdig adj. würdig, wert (mhd. wirdic) — wolen adj. wollen, aus Wolle. wer'dig a; wirdig J; werd-ek F. weit m., weif pl. Wolf (mhd. wolf m.) *wirdigkeit n. Würdigkeit, Ehre (mhd. ‫ '׳״‬wol'f a; wolf b; wolef F. werdecheit f.) - wer'dika't a; wirdikeit J. /Wolke, wölken m., wolkenss pl. Wolke wire f., wiress pl. Lineal (altprovenzal., (mhd. wolke, wölken m.) - wol'kin a. span., port. guiar v. tr. ,führen, leiten‘; wolkendig adj wolkig. altfr. guier v. tr.) - wiro a; wire B. wolwel adj. billig, wohlfeil (mhd. wolveil) wiren v. tr. liniieren, Linien ziehen (Etywol'wil a; wolvel V; wolwel F, B; wolwel mologie -> wire f.). G. wirt m., wirten pl. Wirt (mhd. wirt, md. wolwelkeit n. Billigkeit, Wohlfeilheit. . wert m.) — wer't a. wor adj. wahr, wahrhaft (mhd. wär) — wirten f., wirtenss pl. Wirtin (mhd. wirtin, war a; woer F. md. wertin f.) - wer'tin a. worem m., werem pl. Wurm (mhd. wurm wirtschaft Haushalt (mhd. wirtschaft, md. z m.) - werum m., werim pl. a; worum wertschaft f.) - wattschaft H. m. b; werem pl. c, J; worem m., werem *wirtsshaus n. Wirtshaus, Schenke pl. F. wertshaus F, V. woren konj. denn (mhd. wärumbe). wise f., wisess pl. Wiese (mhd. wise f.)— worem, worum adv. konj. warum; denn wisin pl. a; wis b. (mhd. wärumbe) — worum a, F, V; wor im H; wurüm B. wisele n., wiselech pl. Wiesel (mhd. wisele f.) - wisile a; wisele b, c. worenen v. tr. warnen, ermahnen (mhd. wisel-tir n. Wisent, Auerochse (mhd. warnen). worenung n. Warnung, Ermahnung (mhd. wisentier n.) - wisiltir a; wiseltir b, c. wisit f. Besuch (poln. wizvta f.). warnunge f.). wissen v. tr. wissen (mhd. wi^en). worf m. Wurf (mhd. wurf m.). wissiglich adv. wissentlich, bekannt (mhd. worhaftig adj. wahr, ehrlich (mhd. wärhaftic) - wor'haf'tig a. wi^^ecliche) - wissig'lichin a; wissiglieh 1604 Prag. *worscht f. Wurst (mhd. wurst, md. wisst adj. wüst, öde, verlassen, traurig worst f.) - wor'seh't a; wascht H. (mhd. wüeste) - wist G. *worsogen v. i. wahrsagen (mhd. wärwisstenai f. Wüstenei, öde Gegend (mhd. sagen) - woersdgen F. *worsoger m. Wahrsager, Prophet (mhd. wüestenie f.) - wiss'tina a; wusstenei S. wisstenisch n. Wüste. warsage m.) — worsogir a; worsoger b. *witfer m. Witwer (mhd. witewer m.) - wort n., werter pl. Wort (mhd. wort n.) — wit'far a. wertir pl. a. *witfrau f. Witwe (mhd. witvrouwe f.) - Wortzeichen n. Wahrzeichen, Kennzeichen, Beweis (mhd. Wortzeichen n.) — wit'f'rau a. woch f., wochen pl. Woche (mhd. woche woertzeichen F. f.) — woch a, b; wuch Br. worzel m., worzlen pl. Wurzel (mhd. wurwog f. Waage; Maß (mhd. wäge f.) zel f.) — wor'zil a; wurzel b. wög F. woss pron. rel., interr. was; konj. daß wogen m., wogenss, wegen, wegener pl. (mhd. waj) - woss a; woes F. / Wagen (mhd. wagen m.) - wogin a; woss a pron. jeder, jede, jedes; alle. wogen b. woss amol adv. je, immer. wogenweg m. Fahrtstraße (mhd. wagen- woss den? int. natürlich, selbstverständwec m.). lieh! 192

WOSS — ZEINDEL

woss - doss konj. je - desto, wosser pron. interr. welch. wow sechster Buchstabe des hebräischen Alphabets, Zahlenwert: sechs - wow V; wooj S; woj v. Reizenstein; wuw B. wu adv. wo, wohin (mhd. wo) - wu F. *wuaher adv. woher - wueher F.

6504-5549

wuahin, wuhin adv. wohin - wuhin a; wuehin F. wund f., wunden pl. Wunde (mhd. wunde ' f.) - w’un’d a. wunder n. Wunder (mhd. wunder n.). *wunderlain n. kleines Wunder (mhd. wunderlin n.) — wunderlan Br. wunderlich adj. wunderbar (mhd. wunderlich).

z zadi(k) achtzehnter Buchstabe des hebräischen Alphabets, Zahlenwert: neunzig — zaddick v. Reizenstein, S; zadik, zadi B; tsadi, tsodi V. zaig n. Zeug, Stoff, Material (mhd.ziugn.). zaigenisch n. Zeugnis, Bestätigung (mhd. ziugnisse n.). zaikeldig, zakeldig adj. trächtig (von der Hündin gesagt) (zu poln. suka f. ). * ,Hündin zaikelen sich, zakelen sich v. r. werfen (von der Hündin gesagt). zail f. Linie, Reihe (mhd. zil f.). zaimel n., zaimlech pl. Zaum (zu mhd. zoum m.; vgl. mhd. zoumelin n.). zait f., zaiten pL Zeit (mhd. zit f.) — za't a. zait präp. seit (mhd. sit). zaitig adj. reif; mannbar (mhd. zitic) zeitig G. zaitigkeit n. Reife. zaitung n. Zeitung; Nachricht, Bericht, Kunde (mhd. zitunge f.) - za'tun'g a. zakeldig adj. -> zaikeldig adj. zakelen sich v. r. -> zaikelen sich v. r. zam, zom, zäum m., -en pl. Zaun, Umzäunung (mhd. zün, zoun m.) - zäum a; zaun b. zamen, zomen v. tr. umzäunen, einzäunen, *zank m. Zank — zank J. zanken v. i. erlöschend flackern (vom Licht gesagt) (mhd. zanken). zapen m., zapenss pl. Zapfen (mhd. zapfe m., md. zappe m.) - zapina; zapen c, F. 13 WOLF, Jiddisch

zart adj. zart, zärtlich (mhd. zart) zoert F. zartkeit n. Zartheit, Weichheit (mhd. Zartheit f.). zauber m. Zauber, Zauberei (mhd. zouber m.). Zauberer m. Zauberer (mhd. zouberer m.)zabirer a. *zaubernisch n. Zauberei (mhd. zoubernjgse n.) - zabir'niss a. zafig, zauk f., zaig pl. Hündin (poln. suka f.; auch Einfluß von mhd. zohe f. * ,Hündin ?) - zauk a, c; zoig G. zäum m., zäumen pl. Zaum (mhd. zoum m.) - zäum a. zäum m. -> zam m. zäumen v. tr. zäumen, den Zaum anlegen pnhd. zoumen). zaut f., -en pl. Zottel (mhd. zote f.) - zet G. zech m., -en, ess pl. Zunft, Innung (mhd. zech f., poln. cech m.). Zeichen n., ■ss pl. Zeichen, Anzeichen, Merkmal (mhd. Zeichen n.) - zachin a. zeichenen v. tr. zeichnen, bezeichnen (mhd. zeichenen). zeigeren v. i. zögern, zaudern (mhd. zogen). *zeilbret n. Zahltisch (mhd. zalbret n.) zelbret a. zeilen v. tr. zählen (mhd. zelen) - zelin a; zeilen F; zeile W. zeindel n., zeindlechpl. kleiner Zahn, Zähnchen; Knoblauchzehe (zumhd. zant m.).

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5560-6568

ZEINDELEN — ZOL

zeindelen v. tr. zähneln, auszacken. *zeitergeschrei n. Zetergeschrei (mhd. Zetergeschrei n.) - zeitergeschrey F.

zen num. zehn (mhd. zehen) - zehen a, b. zendli(n)g m. Zehnschaft, Zehnheit, halbe Stiege.

zentausent num. zehntausend - zehntausent b.

*Zentner m. Zentner (mhd. Zentner m.) zen’t’nar a.

zeremonje f. Zeremonie (poln. ceremonia f.) - ziromon'je a.

*zernen v. tr. zürnen (mhd. zürnen, md. zürnen) - zernen J. zibele f., n., zibelese jri. Zwiebel (mhd. zibolle m., poln. cebula f.) - zib'liss pl. a; zibli8 pl. b; ziebel f., zibeles pl. F; zibule d. zieh f. Überbett-Bezug (mhd. zieche f.). ziehet n. Kopfkissen-Bezug. zichtig adj. sauber, rein, nett (mhd. zühtic). zichtigkeit n. Sauberkeit, Reinheit (mhd. zühticheit f.). zien v. tr. (gezaugen p. p.) ziehen (mhd. ziehen, md. zien) — zien F. zig f., zigen jjJ·.' Ziege (mhd. zige f.) - zig a, b, c. zigainer, zigan m. Zigeuner (mhd. ziginer, poln. cygan m.). zigeire m. Zigarre(tte). zigel m. Ziegel (mhd. ziegel m.; vgl. poln. cegla f.) - zigil a; ziggel F. zikel n. Lamm, Zicklein (mhd. zickel n.) zikil a; zikel b, c. ziken sich v. r. langsam verkaufen, zögeraden Absatz haben (mhd. sich zücken). zimbel n. Zimbel (mhd. zimbel n.; vgl. poln. cymbaly pl.) - zfn’&aZ a. zimer n. Zimmer, Wohnung (mhd. zimer n.). zimering, zimbrik m. Zimt (mhd. zimetrinde f.) - zim'rin'd a; zimrind b; zimenrind c; zimmerund F; zimrvqg, zimbrik G. *zimerman m. Zimmermann (mhd. zimer-

man m.) - zimermon a, b.

zimess n., m. gedämpftes Gemüse (z. B. gelbe Rüben), Süßgemüse, Kompott,

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Zuspeise (mhd. zuomuose, zuomüese n.) - zimes a, G; zimess, zumuse B; simmes V. Durch die Redewendung machen a zimess fun epess ,viel Aufhebens von etwas machen‘ als Sums m. ,viel Aufhebens‘ auch ins Berlinische übergegangen. zin n. Zinn (mhd. zin n.) - zin a, b. zinden v. tr. (gezunden p. p.) zünden, anzünden (mhd. zünden). zineren adj. zinnern (vgl. mhd. zinin). zins m., -en pl. Abgabe, Zins (mhd. zins m.) — zin’88 a. *ziperel n. Zipperlein, Podagra (mhd. zipperlin n.) - ziparil a. *ziraut m. Schmuck (mhd. zieröt m.) ziroet F.

ziren v. tr. zieren, schmücken (mhd. zieren). *ziren sich v. r. gemachte Manieren haben - sich zieren N. zirkel m. Zirkel (mhd. zirkel m.; vgl. poln. cyrkiel m.) - zer'kil a. zirung n. Geschmeide, Schmuck (mhd. zierunge f.) — zirüng B. ziter m. Zittern, Beben (mhd. ziter m.). ziterdig adj. zitternd, bebend, schauernd, ziteren v. i. zittern, beben (mhd. zitern). ziterig adj. empfindlich, anfällig, verzärtelt. ziternisch n. Zittern, Beben, Schauern, Furcht. ziterung n. Zittern (mhd. ziterunge f.). *zitra f. Zither (poln. cytra f.) - zit’ra a; zetrin b. *zitrune f. Zitrone (vgl. poln. cytryna f.) zit’runi a. zizke Zitze, Brustwarze (mhd. zitze f.;

poln. cycek m.) — zizin jol. a. *zöchen m. Lampendocht, besonders der Sabbatlampe (vgl. mhd. täht m.) zochin a;zochenb,V;zocke W;eaucÄenV. ♦zoghaft adj. zaghaft (mhd. zaghaft) zaghaft F. zol m. Zoll (Längenmaß) (mhd. zol m., poln. cal m.). zol m. Zoll, Abgabe (mhd. zol m.) - zol a. zol f., ζοίβη,ρΐ. Zahl (mhd. zal f.) — zol a; / zoel F.

ZOLEN — ZWEREN

zolen v. tr. zahlen (mhd. zalen) - zolin a; zohlen F; zele W. ♦zolmeinsster m. Zöllner, Mautner zolma'n'ss'ter a.

zom m. -> zam m. zomen v. tr. -> zamen v. tr. zprt m., zein, zeiner pl. Zahn (mhd. zan m., zene pl.) - zoen m. F; zen pl. a, b. zorpveitig n. Zahnschmerzen - zoenweitogY >>p m., zep pl. Zopf (mhd. zopf, md. zop m.). zoren m. Grimm, Wut, Zorn (mhd. zorn m.) - zorin a. zorendig adj. zornig, heftig, grimmig (vgl. mhd. zomic). zorenen, zarenen v. i. zornig sein, zürnen (mhd. zürnen, md. zornen). ♦zornig adj. zornig, heftig, grimmig (mhd. zornic, zümic) - zor'nig a, b; zernig c. zu präp., adv. zu (mhd. zuo, ze) - ze V. *zücht f. Zucht, Sitte, Anstand (mhd. zuht f.) - zuch't a. zücht f., -en pl. anständige Frau (mhd. zuht f.). zuflaissen adv. absichtlich, vorsätzlich, zuflaissendig adj. unecht, nachgemacht, zufrier adv. vorher, zuvor (mhd. zuo vrüer). zugelost adj. zutunlich, zutraulich, gefällig. zugelostkeit n. Zutunlichkeit, Zugänglichkeit, Gutherzigkeit. zugob f. Zugabe, Hinzufügung - zugob a. zugreiten v. tr. vorbereiten. zugreitung n. Vorbereitung. *zuker-raur n. Zuckerrohr (mhd. zukerrör n.) - zukirrorin pl. a. zukilen sich v. r. sich erkälten. zuklopen v.tr. zerschlagen, zertrümmern zuk'lopin a. zuknipen v. tr. zubinden, zuknoten - zuknipin a. zukuken v. i. zusehen - zukokken V. zukwetschen v. tr. zerquetschen (mhd. zerquetschen) - zuk'wet'sch't p. p. a. zuleig, zulog n. Zulage (besonders das Stück Fleisch für die Köchinnen selbst, wenn sie in den Fleischbänken einkaufen) - zülug B. zuleigen v. tr. zulegen, hinzufügen. 13·

5590-5663

zulib adv. wegen; zuliebe. zulibsach f. Gunst, Freundschaftsdienst, *zuluger m. Zuschauer - zuluker W. zumut adv. zumute (mhd. ze muote). zunachtss adv. nachts. zung f., zungen, zinger pl. Zunge (mhd. zunge f.) - zun’g a. zuniz, zunuz adv. nützlich, dienlich, zunomen m. Beinamen - zunomin a. zunuz adv. -> zuniz adv. zupen v. tr. zupfen, zausen; schnell kaufen, zuraissen v. tr. zerreißen - zurissin p.p. a. zurik, krik adv. zurück, rückwärts, hinter, wieder (mhd. ze rucke, md. zurücke), zurikwegss adv. auf dem Rückweg, zuru adv. in Ruhe, ruhig. zuruderen v. tr. in Unruhe bringen, verwirren. zusamen adv. zusammen. zuschlissen v. tr. zuschließen, verschließen — zugisch'lossin p. p. a. zuschtaussen v. tr. zerstoßen (mhd. zerstöben) - zusch'tossn a. zuseien v. tr. verstreuen (mhd. *zersaen). zusen v. i. zusehen. zutumlen v. tr. verwirrt machen, zuzien v. tr. anziehen. zuzolen v. tr. zuzahlen - zuzolin a. zwaig m., zwaigen pl. Zweig (mhd. zwic m.) - zwa'g a; zweig b. zwang f., -en pl. Zange (mhd. zwange f.) z'wang a; zwang b, F. zwanzig, zwanzig num. zwanzig (mhd. zwenzic, zweinzic) - zwan'zig a; zwanzig b; zweinzik S. *zwarch adj. quer, schräg (mhd. twerch) zwer’ch a. *zwei m. leinenes Tuch, z. B. Hand-, Tischtuch (mhd. zwehel m.) - zwehl c; zweel V. zwei num. zwei (mhd. zwei) - zwa a; zwei b. zweiendig, zweierig adj. doppelt, zweifach, zweitel n., zweitlech pl. As (auf Karten). zwelf num. zwölf (mhd. zwelf) - zwel'f a; zwelf b. zwengel n., zwenglech pl. Zange (demin. zu -> zwang f.). zwer m. Zwirn (mhd. zwirn m.) - zwern F. zweren adj. aus Zwirn, aus Fäden.

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5864-5871

ZWIKEN SICH —ZWOKECH

*zwiken sich v. r. sich den Bart beschneiden - zieh zwicken V. zwiling m. Zwilling (mhd. zwilinc m.) — zwilin'g a. zwischen präp. zwischen, unter (mhd. zwischen) - z'wischin a. zwoch m. -> zwok m.

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zwog Wasser zum Kopfwäschen (mhd. zwach). zwogen v. tr. waschen, abwaschen (den Körper, besonders den Kopf) (mhd. zwahen). zwok, zwoch, tschwak, tschwek m., -ess J»1· Nagel (mhd. zwec m.; poln. öwiek m.). zworech m. Quarkkäse (mhd. twarc m.).

ABBILDUNGEN

‫‪ABBILDUNGEN‬‬

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‫רר ז‬ ‫טון מיין ריטר ‪ m‬םרמ»נ‪5‬ימן ‪* 1‬‬ ‫*‬ ‫^»ונ‬ ‫מיז ויין ‪ω «41‬יגנט ·‬ ‫—‬ ‫קיעטטמכטר‬ ‫סוןמיין‬ ‫‪'U.jJ f‬‬ ‫םון פרגקרייך י חירטזנהייט‬ ‫םינט י »ימ‬ ‫ן