Jesuiten Aus Zentraleuropa in Portugiesisch- Und Spanisch-Amerika. Ein Bio-Bibliographisches Handbuch. Band 5: Peru (German Edition) 3402117916, 9783402117910

Schon als im August 1539 Ignatius von Loyola und seine ersten Gefahrten Papst Paul III. den Entwurf eines Grundgesetzes

122 21

German Pages 350 [393] Year 2013

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Jesuiten Aus Zentraleuropa in Portugiesisch- Und Spanisch-Amerika. Ein Bio-Bibliographisches Handbuch. Band 5: Peru (German Edition)
 3402117916, 9783402117910

Table of contents :
Title
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
Alphabetisches Verzeichnis der Siglen und Abkürzungen
Handschriftliche Quellen
Gedruckte Quellen
Literatur
1. Die Ordensprovinz
1.1 Die Entstehung der Ordensprovinz Peru
1.2 Beziehung zur Ordenszentrale
1.3 Topographie der Provinz Peru
1.4 Wirtschaftliche Grundlagen
1.5 Arbeitsfelder unter der kolonialen Bevölkerung
1.6 Arbeitsfelder der Jesuiten unter der indigenen Bevölkerungdes Hochlandes
2. Historische Ethnologie der indigenen Bevölkerung
2.1 Soziale Organisationsformen
2.2 Religiöse Bräuche und Riten
3. Entwicklung der Missionsgebiete
3.1 Die ersten Vorstöße spanischer Conquistadoren in die Ebene von Moxos (1539–1595)
3.2 Erste Missionskontakte der Jesuiten (1595–1629)
3.3 Missionarische Bemühungen vor der Gründung der ersten Reduktion Loreto (1668–1682)
3.4 Die Gründungsphase (1682–1720)
3.5 Konsolidierung und Blüte der Mission (1720–1750)
3.6 Rückschläge und Konflikte (1750–1767)
3.7 Organisation der Missionen
3.8 Statistik
4. Die Missionare zentraleuropäischer Provenienz
4.1 Werdegang vor der Entsendung
4.2 Wirken in Übersee
4.3 Das Indiobild der Missionare
4.4 Das Missionsverständnis
4.5 Besondere Leistungen
5. Die Missionen als „Projekt“ der indigenen Völker
5.1 Die Perspektive der indígenas
5.2 Auswirkungen der Mission
6. Die Ausweisung und ihre Folgen
6.1 Die Vertreibung der Jesuiten aus Peru
6.2 Die Folgen der Vertreibung
7. Die Epoche aus heutiger Sicht
8. Bio-bibliographisches Verzeichnis
8.1 Priester
8.2 Brüder
8.3 Anhang

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In diesem Band werden die Lebenswege von 28 Priestern und 12 Brüdern aus den zentraleuropäischen Ordensprovinzen und von zwei weiteren deutschen Jesuiten vorgestellt. Sie alle haben im 17. und 18. Jahrhundert im Bereich der heutigen Staaten Peru und Bolivien vornehmlich als Seelsorger, aber auch als Lehrer, Wissenschaftler, Künstler und Verwalter gewirkt gemäß dem Versprechen, „über die Welt hin unterwegs zu sein … zu größerer Ehre Gottes, unseres Herrn, und zu größerem geistlichen Vorteil der Seelen“ (Ignatius, Satzungen über Sendungen, 1544).

Die Autoren: Johannes Meier (geboren 1948) lehrt Mittlere und Neuere Kirchengeschichte und Religiöse Volkskunde an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz. Er initiierte und leitet das Forschungsprojekt „Jesuiten zentraleuropäischer Provenienz in Portugiesisch- und Spanisch-Amerika (17./18. Jahrhundert)“. Uwe Glüsenkamp (geboren 1971), Studium der Katholischen Theologie (Dr. theol. 2007) und Mittleren und Neueren Geschichte (M.A. 2004) in Mainz, ist Mitarbeiter am Seminar für Kirchengeschichte in der Katholisch-Theologischen Fakultät der Johannes GutenbergUniversität Mainz.

ISBN 978-3-402-11791-0

Band 5: Peru

Mit den Patres Kaspar Rueß, Michael Durst und Ferdinand Reinmann kamen bereits 1617/1618 erste Jesuiten aus dem deutschen Sprachraum in diese Ordensprovinz. Wie in anderen Regionen erfreuten sich sie und ihre Landsleute aufgrund ihrer Leistungen und ihrer hingebungsvollen Berufstätigkeit insbesondere in den Moxos-Missionen, aber auch in den Kollegien der Städte des Hochlandes oder in Lima besonderen Ansehens.

Johannes Meier Uwe Glüsenkamp

Johannes Meier/Uwe Glüsenkamp Jesuiten aus Zentraleuropa in Portugiesisch- und Spanisch-Amerika

Schon als im August 1539 Ignatius von Loyola und seine ersten Gefährten Papst Paul III. den Entwurf eines Grundgesetzes der Gesellschaft Jesu vorlegten, hatten sie den amerikanischen Erdteil als mögliches künftiges Einsatzgebiet im Blick. Zehn Jahre später, 1549, trafen die ersten Jesuiten in Brasilien ein. Im spanischen Herrschaftsbereich wurde der Orden erst 1565 zur missionarischen Arbeit zugelassen. Noch vor Mexiko wurde 1568 Peru zur ältesten Provinz der Gesellschaft Jesu in Hispanoamerika.

Jesuiten aus Zentraleuropa in Portugiesisch- und Spanisch-Amerika Ein bio-bibliographisches Handbuch

Band 5: Peru (1617–1768)

Jesuiten aus Zentraleuropa in Portugiesisch- und Spanisch-Amerika

Jesuiten aus Zentraleuropa in Portugiesisch- und Spanisch-Amerika Ein bio-bibliographisches Handbuch mit einem Überblick über das außereuropäische Wirken der Gesellschaft Jesu in der frühen Neuzeit Herausgegeben von Johannes Meier

Band 5: Peru (1617–1768) Bearbeitet von Uwe Glüsenkamp

Gedruckt mit Unterstützung des Verbandes der Diözesen Deutschlands (Bonn)

Titelbild: Hauptplatz der Reduktion Exaltación. Aus: Keller-Leuzinger, Amazonas, Ausschnitt aus der Tafel bei S. 128.

© 2013 Aschendorff Verlag GmbH & Co. KG, Münster Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte, insbesondere die der Übersetzung, des Nachdrucks, der Entnahme von Abbbildungen, der Funksendung, der Wiedergabe auf fotomechanischem oder ähnlichem Wege und der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten. Die Vergütungsansprüche des § 54 Abs. 2 UrhG werden durch die Verwertungsgesellschaft Wort wahrgenommen. Druck: Aschendorff Druckzentrum GmbH & Co. KG, Druckhaus Aschendorff, Münster Gedruckt auf säurefreiem, alterungsbeständigem Papier ISBN 978-3-402-11791-0

Inhaltsverzeichnis Vorwort Alphabetisches Verzeichnis der Siglen und Abkürzungen Handschriftliche Quellen Gedruckte Quellen Literatur

XI XIV XV XXII XXVIII

1.

Die Ordensprovinz

1

1.1

Die Entstehung der Ordensprovinz Peru

1

1.2

Beziehung zur Ordenszentrale

2

1.3 Topographie der Provinz Peru 1.3.1 Die Mitgliederentwicklung 1.3.2 Das Netz der Niederlassungen des Ordens Lima (1569) Cuzco (1571) La Paz (1572) Juli (1576) Potosí (1577) Arequipa (1578) Santa Cruz (1587) Chuquisaca (1592) Huamanga (1604) Oruro (1611) Callao (1616) Pisco (1618) Trujillo(1627) Huancavelica (1644) Moquegua (1713) Cochabamba (1716) Ica (1746) Bellavista (1758) Gescheiterte Gründungen

4 5 6 6 10 10 11 18 18 19 20 21 22 22 23 23 24 24 25 26 26 26

1.4 1.4.1 1.4.2

Wirtschaftliche Grundlagen Die Ordensprovinz insgesamt Die Moxos-Mission

28 28 31

1.5 1.5.1 1.5.2 1.5.3

Arbeitsfelder unter der kolonialen Bevölkerung In der Pastoral Im Bildungswesen In der Caritas

34 34 37 40

VI

Inhaltsverzeichnis

1.6

Arbeitsfelder der Jesuiten unter der indigenen Bevölkerung des Hochlandes

41



Karte: Jesuitenniederlassungen in Peru

44

2.

Historische Ethnologie der indigenen Bevölkerung 45

2.1 2.1.1 2.1.2 2.1.3

Soziale Organisationsformen Die Inka Die Aymara Die Völker in der Ebene von Moxos

45 45 49 50

2.2 2.2.1 2.2.2 2.2.3

Religiöse Bräuche und Riten Im Inka-Reich Bei den Aymara Unter den Völkern in der Ebene von Moxos

59 59 64 67



Karte: Indigene Siedlungsgebiete

73

3.

Entwicklung der Missionsgebiete

75

3.1

Die ersten Vorstöße spanischer Conquistadoren in die Ebene von Moxos (1539–1595)

77

3.2

Erste Missionskontakte der Jesuiten (1595–1629)

78

3.3

Missionarische Bemühungen vor Gründung der ersten Reduktion Loreto (1668–1682)

79

3.4

Die Gründungsphase (1682–1720)

81

3.5

Konsolidierung und Blüte der Mission (1720–1750)

84

3.6

Rückschläge und Konflikte (1750–1767)

88

3.7

Organisation der Missionen

91

3.8 Statistik

93



96

Karte: Die Moxos-Mission (um 1740)

Inhaltsverzeichnis

VII

4.

Die Missionare zentraleuropäischer Provenienz

4.1 4.1.1 4.1.2

Werdegang vor der Entsendung Herkunft und Umfeld Ausbildung und Beruf

97 97 101

4.2 4.2.1 4.2.2 4.2.3

Wirken in Übersee Die Anreise Die Aufgabenfelder Methoden und Akzente

105 105 108 114

4.3

Das Indiobild der Missionare

116

4.4

Das Missionsverständnis

119

4.5 Besondere Leistungen 4.5.1 Astronomie, Architektur, Mathematik 4.5.2 Sprachforschung 4.5.3 Geographie und Kartographie 4.5.4 Ethnologie und Naturkunde 4.5.5 Medizin und Pharmazie 4.5.6 Kunst und Handwerk 4.5.7 Bildungswesen

121 121 123 125 126 127 127 128

97

5.

Die Missionen als „Projekt“ der indigenen Völker 129

5.1

Die Perspektive der indígenas 129

5.2

Auswirkungen der Mission

133

6.

Die Ausweisung und ihre Folgen

139

6.1

Die Vertreibung der Jesuiten aus Peru

139

6.2

Die Folgen der Vertreibung

145

7.

Die Epoche aus heutiger Sicht

153

VIII

8.

Inhaltsverzeichnis

Bio-bibliographisches Verzeichnis

8.1 Priester [1] P. Stanislaus Arlet (1663–1717) [2] P. Johann Wolfgang Bayer (1722–1794) [3] P. Franz Xaver Borinie (1663–1721) [4] P. Johann Kaspar Deprato (1681–1755) [5] P. Franz Xaver Anton Dirrheim (1679–1748) [6] P. Michael Durst (1591–1662) [7] P. Franz Xaver Eder (1727–1772) [8] P. Franz Faltick (1696–nach 1773) [9] P. Karl Heinrich Helm (1717–1765) [10] P. Karl Hirschko (1721–1796) [11] P. Robert Bernhard Junck (1716–1775?) [12] P. Joseph Lentze (1717–1752) [13] P. Joseph Mayer (1698–1755) [14] P. Joseph Dominicus Mayr (1680–1741) [15] P. Nikolaus Meges (1703–1746) [16] P. Peter Dominik Piron (1685–1732) [17] P. Ferdinand Reinmann (1592–1640) [18] P. Joseph Anton Reisner (1693–1769) [19] P. Joseph Reiter (1696–1769) [20] P. Johann Röhr (1691–1756) [21] P. Kaspar Rueß (1585–1624) [22] P. Sebastian Schmid (1677–1721) [23] P. Simon Schmidt (1685–1731) [24] P. Joseph Anton Basilius Schwender (1682–1732) [25] P. Nikolaus Sussich (1716–1770) [26] P. Johann Franz Joseph Trarbach (1718–1770) [27] P. Joseph Wibmer (1720–nach 1784) [28] P. Johann Baptist Zacharias (1719–1772) 8.2 Brüder [1] Br. Johann Heinrich Detker (1720–nach 1772) [2] Br. Willibald Gumbberger (1716–1773) [3] Br. Michael Herold (1700–1741) [4] Br. Johann Georg Jacob (1726–nach 1768) [5] Br. Adalbert Wenzel Marterer (1691–1753) [6] Br. Ferdinand Antonius Thaddäus Mittermayr (1728–1787) [7] Br. Matthäus Munggenast (1692–1767) [8] Br. Peter Oehlgartner (1715–1782) [9] Br. Georg Stephan Reß (1728–1780) [10] Br. Karl Schmidlehner (1687–1773) [11] Br. Johann Georg Sporer (1718–1780) [12] Br. Franz Andreas Zimmerman (1721–1753)

159 159 159 165 172 179 187 197 200 206 210 214 220 225 228 232 249 254 259 262 266 270 278 286 291 293 297 300 305 308 316 316 318 320 322 324 327 330 333 335 337 340 344

Inhaltsverzeichnis

8.3

Anhang [1] P. Joseph Xaver Leyden (1661–1707) [2] P. Johannes Schretter (1725–1763)

IX 345 345 348

Vorwort Als Ignatius von Loyola und seine ersten Gefährten im August 1539 Papst Paul III. den Entwurf eines Grundgesetzes der Gesellschaft Jesu vorlegten, hatten sie den amerikanischen Erdteil als mögliches künftiges Einsatzgebiet bereits im Blick. Denn sie versprachen in ihrem Text, „daß wir, was immer Seine Heiligkeit befiehlt, das zum Fortschritt der Seelen und zur Verbreitung des Glaubens gehört, ohne jede Ausflucht oder Entschuldigung alsbald, soweit es an uns liegt, auszuführen gehalten sind, ob er uns zu den Türken senden [möge] oder zum neuen Erdkreis oder zu Lutheranern oder zu welchen anderen Ungläubigen oder Gläubigen auch immer.“1 Die am 27. September des folgenden Jahres 1540 erlassene Bestätigungsbulle des Papstes nahm diese Perspektive auf. Als mögliches Ziel der Sendung der Jesuiten durch den Papst erschienen jetzt unter den verschiedenen Ungläubigen und Gläubigen „auch die in den Gegenden, die man die Indien nennt, wohnen.“2 Erläuternd schrieb dazu Ignatius, als er sich im Frühjahr 1544 mit der Ausarbeitung der Constituciones et Declarationes circa Missiones befaßte: „Denn da wir von verschiedenen Reichen und Provinzen waren und nicht wußten, in welche Gegenden wir gehen oder uns zwischen Gläubigen und Ungläubigen aufhalten sollten, haben wir, um nicht auf dem Weg des Herrn zu irren, und weil wir nicht sicher waren, wo wir Gott, unserem Herrn, mehr dienen und ihn loben könnten, mittels seiner göttlichen Gnade dieses Versprechen oder Gelübde abgelegt, damit Seine Heiligkeit unsere Aufteilung oder Sendung vornähme (…) gemäß unserem Versprechen und unserer Absicht, über die Welt hin unterwegs zu sein (…) zu größerer Ehre Gottes, unseres Herrn, und zu größerem geistlichen Vorteil der Seelen.“3 Fünf Jahre später, am 29. März 1549, kam eine erste Gruppe von sechs Jesuiten auf dem amerikanischen Erdteil an, und zwar im Bereich der portugiesischen Herrschaft, in São Salvador da Bahia. Der Obere dieser Gruppe, P. Manoel da Nóbrega, wurde am 9. Juli 1553 zum Provinzial berufen. An dieser ersten Provinzgründung der Gesellschaft Jesu auf amerikanischem Boden, Brasilien, nahm der Ordensgründer Ignatius von Loyola persönlich lebhaften Anteil. Gegen einen Einsatz der Jesuiten in Spanisch-Amerika gab es längere Zeit Widerstände im Indienrat. Erst 1565 wurde die Gesellschaft Jesu im spanischen Herrschaftsbereich zur missionarischen Arbeit zugelassen, welche bis dahin den Franziskanern, Dominikanern, Mercedariern und Augustinern vorbehalten worden war. Daraufhin begannen die Jesuiten 1566 mit dem Versuch einer Evangelisierung der einheimischen Bevölkerung der Halbinsel Florida; aufgrund großer Schwierigkeiten brachen sie diesen schon 1572 ab. Inzwischen waren aber 1567 auch erste Jesuiten nach Peru aufgebrochen, wo sie sich 1568 mit ausdrücklicher Zustimmung der spanischen Krone niederließen. So wurde Peru noch vor Mexiko die älteste Provinz 1 2 3

Die fünf Kapitel (MI Const. I 16–20), zitiert nach: Ignatius von Loyola, Gründungstexte, S. 308f. (linke Spalte). Paul III., Apostolisches Schreiben Regimini militantis Ecclesiae (MI Const. I 26–30), zit. n. ebd., S. 309 (mittlere Spalte). Ignatius von Loyola, Satzungen und Sendungen (MI Const. I 159–164), zit. n. ebd., S. 429– 434, hier S. 429f.

XII

Vorwort

der Gesellschaft Jesu in Spanisch-Amerika, deren vier andere südamerikanische Ordensprovinzen im Laufe des 17. Jahrhunderts durch Abteilung von Peru entstanden: Paraguay, Chile, Quito und Neugranada. Mit den Patres Kaspar Rueß, Michael Durst und Ferdinand Reinmann kamen bereits 1617/1618 auch erste Jesuiten aus dem deutschen Sprachraum in die Ordensprovinz Peru. Auf dem Weg zu seinem Bestimmungsort Santa Cruz de la Sierra lernte Rueß den damals gerade aufblühenden Wallfahrtsort Copacabana am Titicacasee kennen. Die meisten deutschen Patres fanden in den Moxos-Missionen ihre Lebensaufgabe; nur wenige wurden in den Kollegien der Städte des Hochlandes oder in Lima eingesetzt, einzelne wechselten freilich mit fortgeschrittenem Alter und aufgrund geschwächter Gesundheit aus den Missionen des Tieflandes dorthin. Die Aufgaben der Brüder fanden sich mehrheitlich in den städtischen Kollegien oder auf den zu diesen gehörenden, deren Unterhalt sichernden Landgütern. Wie in anderen Regionen erfreuten sich auch in Peru viele der aus den zentral­ europäischen Ordensprovinzen stammenden Jesuitenmissionare aufgrund ihrer Leistungen und ihrer hingebungsvollen Berufstätigkeit eines besonderen Rufes. In einem Brief an den böhmischen Provinzial Emmanuel de Boye vom 2. September 1698 schreibt P. Stanislaus Arlet über seinen Landsmann P. Franz Borinie, dessen Oberer, P. Antonio Orellana, habe einmal spontan seine Hände zum Himmel erhoben und Gott angerufen, mehr solcher Missionare wie diesen Böhmen zu schicken.4 Der aus Augsburg stammende P. Franz Xaver Dirrheim schilderte am 20. September 1732 die Verhältnisse in seiner Mission Santa Ana in Moxos: Er sei den Indianern „Baumeister, Ackers-Mann, Haus-Vatter, Leib-Arzt, Koch und Priester“ und so „allen alles worden“ (1 Kor 9,22); in weltlichen wie geistlichen Aufgaben sei er gefordert, vereine also, was die beiden Schwestern Marta und Maria im einzelnen getan hätten (Lk 10,38–42).5 Den deutschen Missionaren waren Mißstände in der Pfarrseelsorge in Peru bewußt, sie grenzten sich davon ab; offen kritisierte P. Wolfgang Bayer aus Scheßlitz: „(…) unerträglich ist (…) die Bosheit und der Geiz vieler Pfarrherren, die unter Hirtengestalt als reißende Wölfe mit den spanischen und indianischen Richtern um die Wette streiten, den armen Indianern gar den Balg abzuziehen, da sie, ohne sich an die von den Bischöffen vorgeschriebenen Gesetze und sogenannte Stolengebühren zu halten, die armen Indianer unbarmherzig scheeren und schinden.“6 Aus seiner Option für das Wohl und Heil der Indianer zog P. Joseph Dominicus Mayr aus Wald bei Meßkirch die Zuversicht, seine letzten Lebenstage und -stunden nicht vereinsamt zubringen zu müssen: „(…) um wie vil mehrere Hoffnung soll sich dann ein ueber so weites Meer geschickter Missionarius nit machen doerffen, dass ihm in seinem letsten Sterbestuendlein die beystaendig seyn werden, deren Glory und ewige Glueckseeligkeit er (…) durch seinen Schweiß und Arbeit erworben hat, ohne welche sie sonsten ausser Zweiffel zu Grund gegangen waeren.“7 Auch dieser Band geht zurück auf das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft vom 1. April 2000 bis 29. Februar 2008 im Normalverfahren geförderte 4 WB, Bd. III/2, Teile 21/22, Nr. 441, S. 84–87, hier S. 86. 5 BayHStA, Jes. 595/II/12, fol. 22–26. 6 Bayer, Reise nach Peru, S. 223. 7 Vgl. Mayr/Stadelmann, Terra Amazonum, S. 63 (Mayr, Brief vom 20. Juli 1727).

Vorwort

XIII

Projekt: „Jesuiten zentraleuropäischer Provenienz in Portugiesisch- und SpanischAmerika (17./18. Jahrhundert)“. Der Bearbeiter Dr. Uwe Glüsenkamp war in diesem Rahmen vom 1. Oktober 2000 bis 31. März 2003 als wissenschaftliche Hilfskraft und vom 1. April 2003 bis 31. März 2006 als wissenschaftlicher Mitarbeiter beschäftigt. Das Stipendienwerk Lateinamerika-Deutschland e. V. ermöglichte ihm vom 1. August 2005 bis 31. Januar 2006 eine Forschungsreise nach Bolivien und Peru. Aufgrund einer Bewilligung des Zentrums für Interkulturelle Studien der Johannes Gutenberg-Universität Mainz konnte er seine Forschungen vom 1. April 2006 bis 31. März 2007 fortsetzen und in dieser Zeit auch die in Chile gelegenen relevanten Quellen auswerten. Die hier vorgelegten Ergebnisse konnten nur durch die uneigennützige Unterstützung vieler Archivare und Bibliothekare im In- und Ausland erzielt werden; ihnen schulden Herausgeber und Bearbeiter großen Dank. Besonders genannt seien an dieser Stelle Dr. Peter Pfister vom Archiv des Erzbistums München-Freising, Dr. Piotr Paweł Maniurka vom Diözesanarchiv Oppeln, P. Joseph de Cock und P. Thomas Reddy vom Römischen Archiv der Gesellschaft Jesu. Ein posthumer Dank geht an Pfarrer Karl-Heinz Stadelmann (gest. 2007, Döggingen) für die Übersetzung und Herausgabe der Briefe und Werke von Dominicus Mayr und Franz-Xaver Dirrheim, welche die Auswertung des umfangreichen Quellenmaterials erheblich erleichterte. Für fachliche Begleitung, guten Rat sowie viele nützliche Hinweise sei Prof. Dr. Klaus Schatz SJ (St. Georgen, Frankfurt am Main), Sr. Birgit Weiler MMS (Frankfurt/Lima) und Dr. Eckart Kühne (Zürich) gedankt. Wertvoll waren überdies die zahlreichen Hinweise von Gemeindearchivaren, Heimatforschern und Ortsheimatpflegern, von denen Karl Bayer aus Neuhausen auf den Fildern stellvertretend genannt werden soll. Die vorliegende Arbeit verdankt sich nicht zuletzt vielen kirchlichen und wissenschaftlichen Fachkontakten in Bolivien und Peru: P. Dr. Carlos Javier Baptista Morales SJ (gest. 2008), Dr. Edwin Claros, Prof. Dr. Miguel Manzanera SJ, alle in Cochabamba, David Hüser und Familie, die Jesuitenkommunität in San Ignacio/Moxos, Prof. Dr. Xavier Albó SJ (Colegio San Calixto, La Paz), Rektor Prof. Dr. Hans van den Berg OSA (Universidad Católica Boliviana San Pablo, La Paz), Dr. Josef Estermann (Instituto Superior Ecuménico Andino de Teología, La Paz), P. Antonio Menacho SJ (Colegio del Sagrado Corazón, Sucre), P. Simon Pedro Arnold mit dem Konvent des Benediktinerklosters Chucuito, Prof. Dr. Teodoro Hampe Martínez (Universidad Nacional Mayor de San Marcos, Lima), Vicente Imhof Dangel OFM Conv. (Lima), Prof. Dr. Jeffrey Klaiber SJ (Pontificia Universidad Católica del Perú, Lima), Dr. Imelda Vega Centeno Bocangel (Präsidentin der Studienkommission für Lateinamerikanische Kirchengeschichte: CEHILA, Lima); sie alle haben in der einen oder anderen Weise zum Gelingen der Arbeit beigetragen. Und nicht zuletzt auch ein herzlicher Dank an Dr. Oliver Grasmück für die abschließenden Korrekturen. Mainz, den 3. Dezember 2012 Johannes Meier

Alphabetisches Verzeichnis der Siglen und Abkürzungen ABA Archiv des Bistums Augsburg ACJLP Archivo de la Compañía de Jesús/La Paz ADPSJ Archiv der Deutschen Provinz SJ/München AEB Archiv des Erzbistums Bamberg AGI Archivo General de Indias/Sevilla AHN Archivo Histórico Nacional/Madrid ANBol Archivo Nacional de Bolivia/Sucre ANHC Archivo Nacional Histórico de Chile/Santiago de Chile APChSJ Archivo de la Provincia de Chile SJ, Biblioteca San Ignacio/Santiago de Chile ARSI Archivum Romanum Societatis Iesu/Rom BAE Bistumsarchiv Erfurt BATr Bistumsarchiv Trier BayHStA Bayerisches Hauptstaatsarchiv/München Cat. Brev. Catalogus Brevis Cat. Prim. Catalogus Primus DA Diözesanarchiv DHCJ O’Neill, Charles E./Dominguez, Joaquín M. (Hgg.), Diccionario Histórico de la Compañía de Jesús. 4 Bde. Madrid 2001 FG Fondo Gesuitico Germ. Sup. Germania Superior (Oberdeutsche Provinz SJ) Prof. 4 Vot. Professio 4 Votorum Rhen. Inf. Rhenus Inferior (Niederrheinische Provinz SJ) Rhen. Sup. Rhenus Superior (Oberrheinische Provinz SJ) Strobel, Personalkartei Siehe unter Handschriftliche Quellen, Provinzarchiv der Schweizer Jesuiten (PASSJ)/Zürich SUA Státní Ústřední Archiv (Staatliches Zentralarchiv/Prag) UBB Universitätsbibliothek/Budapest WB Stöcklein/Probst/Keller (Hgg.), Der Neue Welt-Bott

Handschriftliche Quellen Bolivien Archiv der Jesuiten, Cochabamba Schachtel „Chiquitos“, Moxos y Chiquitos I Archivo de la Compañía de Jesús, La Paz (ACJLP) Signaturen 0058/M1769; 0061/MM 1767; 0117/MM 1787; 0122/MM 1768; 0126/ MM 1770; 0220/M1767; 0262/M1565 Sección „Misiones de Mojos”, N° 10: MM 1701 López Menéndez, Felipe, Jesuitas en Bolivia Archivo Nacional de Bolivia, Sucre (ANBol) Archivo de Moxos y Chiquitos, Vol. 1–4 MYCH-GRM, Vol. 8 u. 23

Chile Archivo de la Provincia de Chile SJ, Santiago de Chile, Biblioteca de San Ignacio (APChSJ) Signatur 2/J/290, Cartas mortuorias biográficas Signatur 2/J/292, Votos Archivo Nacional Histórico de Chile, Santiago de Chile Jesuitas, Bde. 221; 225; 230; 392; 396; 431; 439

Deutschland Archiv des Bistums Augsburg (ABA) Pfarrmatrikel Augsburg Dompfarrei, Bd. 4 Matrikelverfilmung Dillingen 3 = Pfarrmatrikeln Dillingen, St. Peter, Bd. 2 Pfarrmatrikel Günzburg, Bd. 5 Pfarrmatrikel Laugna, Taufen 1671–1718 Pf 198, K. 1, HG 1, Chronik der Pfarrei Laugna (1855–1871) Archiv des Erzbistums Bamberg (AEB) NL 17 (Friedrich Wachter), Zettelkasten der Orden: Jesuiten Pfarrei Scheßlitz, Bd. 3 u. 17 Matrikeln Bamberg, Unsere Liebe Frau, Bd. 8

XVI

Handschriftliche Quellen

Studienbibliothek Dillingen Stegmeyr, Joseph Anton, Die Studenten an der ehemaligen Universität Dillingen: aus den vorhandenen Verzeichnissen zusammengestellt, Manuskript, o. J. Diözesanarchiv (DA) Eichstätt Pfarrmatr. Ingolstadt St. Moritz 8 Pfarrmatr. Ingolstadt zur Schönen Unserer Lieben Frau 38 Bistumsarchiv Erfurt (BAE) Kirchenbücher K 5/6-1 (Lengenfeld unterm Stein, 1668–1803) Archiv der Bischöflichen Aktion Adveniat, Essen Ki 21, 629, Dirrheim, Biennium itineris Erzbischöfliches Archiv Freiburg i. Br. Finanzkammer, Generalia, 1436a Klöster Taufbuch Königheim Evangelische Kirchengemeinde Ibbenbüren Kirchenbuch 1699–1721 Landeshauptarchiv Koblenz Bestand 54 T, Nr. 26 und 27 Stadtarchiv Mainz Abt. 14; 16 Stadtbibliothek Mainz HS III 73 Archiv der Deutschen Provinz SJ, München (ADPSJ) Abteilung C [AMSI] XV 90 Abteilung 47 Nr. 780 (Nachlaß Anton Huonder SJ) Archiv des Erzbistums München und Freising, München Matrikeln Freising, St. Andreas 1, Taufen 1685–1766 Matrikeln München, Unsere Liebe Frau, Bd. 8, Taufen 1684–1698 Bayerisches Hauptstaatsarchiv, München (BayHStA) Abteilung I: Jesuitica (Jes.) 92, Ordines Sacri tum minores tum Maiores à Personis S.I. in Prov. Superioris Germ. 1592–1772. Ordinatio R.P.N. Generalis Claudii Aquaviva in fine Anni 1591 ex Urbe missa. In qualibet Provincia constet in libro aliquo de Ordinibus Sacris susceptis à nostris,

Handschriftliche Quellen

XVII

ubi, quo die, à quo Episcopo, et ad quos Ordines quis sit promotus. Romae, Calend. Decembris 1591. Pro Superioris Germania Provincialis Archivio confectus est hic Ordinum liber, et in­choatus Anno 1592. Prima Distinctio ad minores Ordines, 2° ad Subdiaconatum, 3° ad Diaconatum, 4° ad Sacerdotium pertinet Jes. 579; 595; 597; 598; 607 Bayerische Staatsbibliothek, München Handschriftenabteilung Clm 26.347 und 26.472 Gemeindearchiv Neuhausen auf den Fildern Efinger, Eugen, Familiengeschichtliche Forschungen Neuhausen auf den Fildern. Die Familie Beron mit einer Stammtafel der Familie. Bearb. von Karl Bayer, o.O., o. J. Diözesanarchiv (DA) Rottenburg Taufbücher der Pfarrei St. Vitus, Ellwangen/Jagst, MF 6038 Bestand M 15, Pfarrei Neuhausen, Bd. 1 Bistumsarchiv Trier (BATr) Abt. 12,4 Nr. 1, Mitgliederverzeichnis des kleinen Kapitels Familienbuch Trier-Liebfrauen 1 Kirchenbuch Heilig Kreuz Koblenz-Ehrenbreitstein 1 Diözesanarchiv (DA) Würzburg Matrikeln Würzburg-Dompfarrei, Bde. A6 (Trauungen); A7 (Taufen); A8 (Trauungen)

Italien Archivum Romanum Societatis Iesu, Rom (ARSI) Fejér, Joseph/Cock, Joseph de, Defuncti tertii saeculi Societatis Iesu 1740–1773 (1774–1815), 2 Bde. (A–I, J–Z). Rom 2001 Sektionen: Austr. (Austria) 62, 65, 68, 71, 83, 86, 90, 93, 96, 118, 127, 128, 129, 233 Boh. (Bohemia) 20, 22, 23, 25, 34, 37, 40, 43, 46, 57, 60, 63, 66, 86, 90, 91, 92, 92a Congr. (Congregaciones) 90 FG (Fondo Gesuitico) 25, 754, 755, 756 Germ. Sup. (Germania Superior) 18, 20, 21, 31, 32, 34, 35, 37, 39, 41, 47, 48, 49, 50, 53, 57, 60, 62, 117 Hisp. (Hispania) 5, 20, 27, 28, 31, 32, 34, 42, 62, 65 Hist. Soc. (Historia Societatis) 48, 50, 51, 53, 53a Peru 1, 2, 4, 5, 6, 7, 9, 10, 11, 11a, 17 Rhen. Inf. (Rhenus Inferior) 33, 34, 36, 41, 42, 43, 45 Rhen. Sup. (Rhenus Superior) 19, 20, 21, 22, 24, 26, 27, 28, 28b, 42

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Handschriftliche Quellen

Österreich Archiv der Diözese Gurk Pfarrarchiv Tainach, Kart. 69 (Informatio de Exjesuitis Clagenf.) Tiroler Landesarchiv, Innsbruck Pfarrmatrikel Schann/Tirol, Film 903/1/157, 162, 169, 185 und 194 TB Universitätsbibliothek Wien Sonderabteilung, Sign. II 3.548-A; II 236.601

Peru Archivo Arzobispal de Arequipa Sección 3: Vicarías Series 3.6.8: Ubinas, Legajo 2: Inventario, 21. Juni 1762 Archivo General de la Nación, Lima Compañía de Jesús, Leg. S/S (8)/75 Biblioteca del Instituto Riva-Agüero, Lima W 271.4 C, Colección General de las providencias hasta aqui tomadas por el gobierno sobre el estrañamiento y ocupación de temporalidades de los regulares de la Compañía, que esistian en los Dominios de S.M. de España, Indias, e Islas Filipinas, á consequencia del Real Decreto de 27 de Febrero y Pragmática-Sancion de 2 de Abril de este año, Madrid en la Imprenta Real de la Gazeta, 1767. Biblioteca Nacional de Peru, Lima Mss. 0008 u. 0024 Colección de folletos, „Papeles varios”, Informe de 1699 Biblioteca de la Universidad Antonio Ruíz de Montoya, Lima Colección Vargas Ugarte, Bde. 14/17; 14/49; 14/52; 20/2; 20/79

Polen Archiwum Archidiecezjalne we Wrocławiu, Breslau Wrocław Śm. Wincenty, Sygn. 76, S. 188

Handschriftliche Quellen

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Schweiz Provinzarchiv der Schweizer Jesuiten, Zürich (PASSJ) Strobel, Ferdinand: Personalkartei der Schweizer Jesuiten Staatsarchiv Luzern Cod. KK 85

Slowakei Státny oblastny v Banskej Bystrici Banská Stiavnica r. kat., str. 89, 1-IX-1727 (zit. nach Eder/Barnadas, Breve Descripción, S. LXX) Státny Archiv Radvan Liber Copulatorum Nationis Slavonicae a Mense Junio Anni 1761–79

Spanien Archivo General de Simancas Estado, Legajo 6526, Proyecto del ex-jesuita Carlos Hirschko que residió más de 20 (?) años en el Perú sobre el establecimiento de una población en las cercanías del Río Madera, 1783. Marina, Legajo 724 Archivo General de Indias, Sevilla (AGI) Audiencia de Charcas, Legajos 381; 506; 576 Contratación 5548 u. 5552 Lima 407 MP-Buenos Aires, 145 Archivo Histórico Nacional, Madrid (AHN) Sección Clero: Jesuitas, Legajo 826/7 Estado 4489

Tschechien Moravský zemský archiv v Brne: Mährisches Landesarchiv, Brünn Serie G-11-93: Relatio de S. Francisco Xaverio, scripta Hispali in Collegio S. Ludovici 9.

XX

Handschriftliche Quellen

Martii 1750 à P. Josepho Lenze S.J. Missionario, sed extracta à litteris R.P. Bayar (Bayer) S.J. Missionarii daty Goa Serie G-11-557/6: Brief von P. Franz Xaver Borinie vom 2. November 1694 aus Sevilla Serie G-12-Cerroni II/76: Catalogus Novitiorum Societatis Jesu Provinciae Bohemiae, Moraviae et Silesiae ab anno 1655–1764 Státní Ústřední Archiv (Staatliches Zentralarchiv, Prag) (SUA) Jes. IIIo 415 und 419

Ungarn Universitätsbibliothek Budapest (UBB) Collectio Prayana, Vol. 50: Franciscus Xaverius Eder, Descriptio Provinciae Moxitarum in Regno Peruano Mss., G 190 a: Die italienische Reise von János Zakarjás in Briefen Magyar Országos Leveltar (Ungarisches Nationalarchiv), Budapest Diözese Eger, Taufregister Gyöngyös 1697–1720 (Film A 1074) Diözese Györ, Taufregister Györ 1690–1701 (Film A 1736)

Gedruckte Quellen Acosta, José de, Historia natural y moral de las Indias, en que se tratan las cosas notables del cielo, y elementos, metales, plantas, y animales dellas: y los ritos, y ceremonias, leyes, y govierno, y guerras de los indios. Sevilla 1590. Ders., De procuranda Indorum salute, Bd. 1: Pacificación y colonización. Madrid 1984 (= Corpus Hispanorum de Pace 23). Alegato del Gobierno de Bolivia en el Juicio arbitral de fronteras con la República del Perú. Buenos Aires 1906 y Anexos N° 111. Altamirano, Diego Francisco, História de la Misión de los Mójos, hg. v. Manuel V. Ballivian. La Paz 1979 (= Instituto Boliviano de Cultura Biblioteca „José Augustín Palacios”, Pub. No. 3). Anónimo [Valera, Blas ?], Relación de las costumbres antiguas de los naturales del Pirú [1615 oder 1616]. In: Santa Cruz Pachacuti, Juan de/Santillan, Fernando de/[Valera, Blas ?]: Tres relaciones de antigüedades peruanas. Asunción 1950, S. 135–203. Araníbar, Carlos (Hg.), Inca Garcilaso de la Vega: Comentarios Reales de los Incas, Bd. I. Lima/México/Madrid 1991 (modernisierte Neuausgabe der Erstausgabe, Lisboa 1609). Arriaga, Pablo José de, Eure Götter werden getötet. „Ausrottung des Götzendienstes in Peru“ (1621), hg., übers. u. komm. v. Karl A. Wipf. Darmstadt 1992. Barace, Cipriano de, Copia de la Relación que envio el P. Cipriano Barace sobre la conversión de los infieles. Sta. Cruz, 10. Set. 1680. In: Vargas Ugarte, Historia de la Compañía de Jesús, Bd. III, S. 162–168. Bayer, Johann Wolfgang, Herrn P. Wolfgang Bayers, ehemaligen americanischen Glaubenspredigers der Gesellschaft Jesu, Reise nach Peru. Von ihm selbst beschrieben. In: Murr, Journal, Bd. III. Nürnberg 1776, S. 114–326. Ders., Zusätze zu Hn. Wolfg. Bayers Reisebeschreibung nach Peru. In: Murr (Hg.), Nachrichten, Bd. 1. Halle 1809, S. 380–388. Bermudo, José, Carta del P. José Bermudo al P. Provincial. 26 jun. 1669. In: ARSI, Peru, Hist. II, no. 149, publiziert in: Vargas Ugarte, Historia de la Compañía de Jesús, Bd. III, S. 173f. Bertonio, Ludovico, Vocabulario de la lengua Aymara, Juli 1612. Faksimile-Ausgabe. Cochabamba 1984 (= Centro de Estudios de la Realidad Económica y Social, Serie Documentos Históricos Nr. 1; Museo Nacional de Etnografía y Folklore, Serie Fuentes Primarias, No. 2; Instituto Francés de Estudios Andinos, Colección Travaux, Bd. XXVI). Boglár, Lajos/Bognár, András, Ferenc X. Éder’s Description of Peruvian Missions from the 18th Century. In: Acta Ethnographica Academiae Scientiarum Hungaricae 22 (1973), S. 1–49 u. 30 (1981), S. 111–141 u. 379–406. Bravo, Francisco Javier, Inventarios de los bienes hallados…a la expulsión de los Jesuitas. Madrid 1872. Büsching, Anton Friedrich, Neue Erdbeschreibung. Siebender Theil, welcher vom deutschen Reich den westphälischen, chur-rheinischen und ober-rheinischen Kreis enthält. Neueste Ausgabe mit Register. Schaffhausen 1770.

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Gedruckte Quellen

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Gedruckte Quellen

XXIII

Eguiluz, Diego de, Relación de la Misión Apostólica de los Mojos en esta Provincia del Perú, que remite á N. M. R. P. General Thyrso Gonzalez de la Compañía de Jesús e P. Diego de Eguiluz, Provincial de dicha Provincia, año de 1696. In: Torres Saldamando, Enrique (Hg.), História de la Misión de Mojos en la República de Bolivia, escrita en 1696, publicada con varios documentos inéditos referentes á esa misión, biografías y notas. Lima 1884. Fejér, Joseph, Defuncti secundi saeculi Societatis Iesu, 1641–1740, Bd. 2 (D–H). Rom 1986. Bd. 3 (I–M), Rom 1988. Fischer, Karl Adolf Franz, Catalogus generalis provinciae Bohemiae (1623–1773) et Silesiae (1755–1773) Societatis Jesu: versio provisorica! Rott im Elsaß u. a. 1985 (= Publication/Astronomical Observatory Prague-Podolí 13). Gams, Pius Bonifacius, Series episcoporum ecclesiae catholicae, quotquot innotuerunt a Beato Petro Apostolo a multis adjutus. Regensburg 1873–1886. Unveränd. Abdr., Graz 1957. Gerl, Herbert SJ (Hg.), Catalogus Generalis Provinciae Societatis Iesu ad Rhenum Superiorem 1626–1773. München 1964. Ders. (Hg.), Catalogus Generalis Provinciae Germaniae Superioris et Bavariae Societatis Iesu 1556–1773. München 1968. Gibbon, Lardner, Exploration of the Valley of the Amazon, made under Direction of the Navy Department, Part II, Washington 1854. Guaman Poma de Ayala, Felipe, Nueva Corónica y Buen Gobierno (Codex péruvien illustré), hg. v. Paul A. Rivet. Paris 1936 (= Traveaux et mémoires de l’Institut d’Ethnologie XXIII). Heister, Lorenz, Chirurgier, in welcher alles was zur Wund-Artzney gehöret, abgehandelt und vergestellet wird. Nürnberg 1719. Reprint Holzminden/Leipzig 1999. Hess, Wilhelm (Hg.), Die Matrikel der Akademie und Universität Bamberg. Erster Teil: Text mit Inhaltsverzeichnis und Vorwort. Bamberg 1923. Holtrop, Willem, W. Bayer S.J. – Reize naar Peru, van 1749 tot 1770. Amsterdam 1782. Huonder, Anton SJ, Eine Missionsreise nach Hochperu vor 200 Jahren. Nach den handschriftlichen Aufzeichnungen des P. Franz Xaver Dirrhaim SJ, Missionar bei den Moxosindianern. In: Die katholischen Missionen 45 (1916/17), S. 49–52, 77–80 u. 104–106. Ignatius von Loyola, Geistliche Übungen, übers. v. Peter Knauer. Würzburg 1998. ders., Gründungstexte der Gesellschaft Jesu. Deutsche Werkausgabe, Band II, übersetzt v. Peter Knauer. Würzburg 1998. Inventario de la bótica de los jesuitas. In: Revista Universitaria (Organo de la Universidad Nacional del Cusco), año XL, No. 100, Primer semestre de 1951, S. 105–135. Junck, Robert Bernhard, Die Unsicherheit der protestantischen Lehr und versicherte Wahrheit des catholischen Glaubens von Gegenwart Christi unseres Heylands im Hoch-Heiligen Altars-Sacrament, bey jährlich-feyerlicher Gottes-Tragt am heiligen Frohn-Leichnams-Tag zu Mülheim am Rhein in einer Controvers-Predig erwiesen durch P. robertum Junck der Geselschafft Jesu Priesteren anno 1748 den 13ten Junii. Cölln, bey Christian Schorn neben der Jesuiter Kirch, 1748, 4°, 33 Seiten.

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Gedruckte Quellen

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Gedruckte Quellen

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Molnár, János, Peruviai missiónak rövid leírása Éder Ferentz által, ki ottan 15 esztendeig fáradozott s vissza jövetele után Besztertzén halt meg 1772 (Kurze Beschreibung der peruanischen Missionen durch Franziscus Eder, der dort 15 Jahre gearbeitet und nach seiner Rückkehr nach Neusohl 1772 verstorben ist). In: Magyar Könyv-Ház 3 (1783), S. 154–209. Monumenta Ignatiana, Ex autographis vel ex antiquioribus exemplis collecta, Series Tertia: Sancti Ignatii de Loyola Constitutiones Societatis Jesu, Tomus Tertius, Textus Latinus. Rom 1938 (= Monumenta Historica Societatis Jesu 65). Muratori, Ludovico Antonio, Das glückliche Christenthum in Paraguay, unter den Missionarien der Gesellschaft Jesu; vorhin in welscher Sprache beschrieben von dem hochwürdigen und berühmten Herrn Ludovico Antonio Muratorio, Seiner Durchlaucht des Herzogens von Modena Bibliothecario; Nun aber, seiner Lesenswürdigkeit wegen, in das Deutsche übersetzet. Zweyter Theil. Wien/Prag/ Triest 1758. Ders., Il Cristianesimo Felice nelle missioni de’ Padri della Compagnia di Gesu’ nel Paraguai, descritto da Lodovico Antonio Muratori Bibliotecario del Sereniss. Sig. Duca di Modena. Parte seconda. Venezia 1749. Murr, Christoph Gottlieb von (Hg.), Journal zur Kunstgeschichte und zur allgemeinen Litteratur. 17 Theile. Nürnberg 1775–1789. Ders., Von der aymarischen Sprache in Peru. In: Ders.: Journal zur Kunstgeschichte und zur allgemeinen Litteratur, 1. Teil. Nürnberg 1775, S. 112–116. Ders. (Hg.), Nachrichten von verschiedenen Ländern des spanischen Amerika. 2 Bde. Halle 1809–1811. Núñez Hague, Estuardo, Los jesuitas Bayer y Eder en el Alto Peru. In: Humboldt, Jg. 7 (1966), Nr. 28, S. 73–74. Ders., Viajeros alemanes al Peru. Cuatro relaciones desconocidas de: P. Wolfgang ­Bayer – Friedrich Gerstaecker – Karl Scherzer – Hugo Zoller. Lima 1969 (= Comen­ tarios del Peru 10). Oliva, Giovanni Anello, Historia del Reino y Provincias del Perú y vidas de los varones insignes de la Compañía de Jesús, 1630, hg. v. Carlos M. Gálvez Peña, Lima 1998. Orbigny, Alcide Dessalines d’, Descripción Geográfica, Histórica y Estadística de Bolivia. Dedicada a su Excelencia el General Don José Ballivian, Presidente de la Republica. Tomo Primero. Paris 1845. Santa Cruz 1992. Ders., Viaje a la América Meridional. Brasil-República del Uruguay-República Argentina-La Patagonia-República de Chile-República de Bolivia-República del Perú. Realizado de 1826 a 1833. Bd. IV. (1. Aufl. Buenos Aires 1945) Segunda edición. Versión directa de Alfredo Cepeda, revisada para la presente edición por Edgardo Rivera Martínez y Anne-Marie Brougère. La Paz 2002 (= Travaux de l’Institut Français d’Études Andines, Bd. 154). Orellana, Antonio, Carta del Padre Antonio de Orellana sobre el origen de las misiones de Mojos, al P. Provincial Martín de Jáuregui. Nuestra Señora de Loreto, 18 de octubre de 1687. In: Maurtua, Víctor M., Juicio de limites entre el Perú y Bolivia. Madrid 1906, S. 1–24 (= Prueba Peruana 10). Paucke, Florian, Hin und Her. Hin süsse, und vergnügt, her bitter und betrübt. Das ist: Treu gegebene Nachricht durch einem im Jahre 1748 aus Europa in West-

XXVI

Gedruckte Quellen

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Gedruckte Quellen

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1.

Die Ordensprovinz

1.1

Die Entstehung der Ordensprovinz Peru

Die Errichtung der Ordensprovinz Peru 1568 markiert den Beginn des Wirkens der Gesellschaft Jesu in den spanischen Besitzungen in Südamerika.1 Nach Abtrennung der Ordensprovinzen Neu-Granada und Quito im Norden sowie von Paraguay und Chile im Süden war sie auf ein Gebiet begrenzt,2 das in etwa die Fläche der heutigen Staaten Peru und Bolivien umfaßte.3 Im Norden entstand 1605 zunächst die von Peru abhängige Vizeprovinz Novi Regni Granatiensis et Quitensis,4 die schon 1611 eigenständige Provinz wurde und 1696 in die Provinzen Neugranada und Quito aufgeteilt wurde. Im Süden wurde 1607 die Provinz Paraguay errichtet, von der bereits 1625 die Vizeprovinz Chile (ab 1683 eigenständige Provinz)5 abgetrennt wurde.6 Insgesamt wurden bis zum Ende des 17. Jahrhunderts sieben Provinzen der Gesellschaft Jesu in Iberoamerika gegründet.7 Im folgenden werden die ersten drei Jahrzehnte nach der Ankunft der Jesuiten in Peru bis zur Jahrhundertwende dargestellt. Die ersten Bemühungen um eine Entsendung von Missionaren der Gesellschaft Jesu nach Peru fallen noch in die Lebenszeit des Ordensgründers Ignatius von Loyo­la. 1555 hatte der zum Vizekönig von Peru ernannte Andrés Hurtado de Mendoza vor seiner Überfahrt den Wunsch geäußert, zwei Jesuiten mit nach Peru zu nehmen. Ignatius nahm die Bitte mit Wohlgefallen auf, da sich für seine Ordensgemeinschaft so die Tür zu einem neuen Betätigungsfeld geöffnet hatte.8 Es dauerte jedoch noch einige Jahre, bis die ersten Jesuiten nach Peru aufbrachen. 1565 erhielt der Bischof von Popayan, Fray Agustín de la Coruña OSA, aus Madrid die Erlaubnis, bis zu 24 Jesuiten in seiner Diözese aufzunehmen, und bat den Generalvikar Francisco de Borja um Zustimmung.9 Am 3. März 1566 erging ein Schreiben des spanischen Königs Philipps II. an Borja, der inzwischen zum Ordensgeneral (1565–1572) ernannt worden war, in dem er der Entsendung von 24 Missionaren nach Übersee zustimmte, damit sie für die Bekehrung und das Heil der Indios arbeiteten.10 Der Indienrat hatte damit der Gesellschaft Jesu das missionarische Wirken in den Gebieten des spanischen Patronats gestattet, doch behielt sich die Krone vor, die Ausreise von Jesuiten jeweils gesondert zu genehmigen.11 1 Vgl. Koch, Jesuiten-Lexikon, Sp. 1404. 2 Vgl. Vargas Ugarte, Historia de la Compañía de Jesús, Bd. I, S. 1. 3 Vgl. Koch, Jesuiten-Lexikon, Sp. 1404. 4 Vgl. Pacheco, Jesuitas en Colombia, Bd. I, S. 149. 5 Vgl. Meier/Müller, Jesuiten aus Zentraleuropa, Bd. 2: Chile, S. 4. 6 Vgl. Meier/Nebgen, Jesuiten aus Zentraleuropa, Bd. 3: Neugranada, S. 7 u. 10. 7 Vgl. Meier, Orden in Lateinamerika, S. 17. 8 Vgl. Vargas Ugarte, Historia de la Compañía de Jesús, Bd. I, S. 17. 9 Vgl. ebd., S. 18. 10 Vgl. ebd., S. 19. 11 Vgl. Prien, Geschichte, S. 153.

2

1. Die Ordensprovinz

Daraufhin wählte Borja zunächst acht Missionare aus, die Patres Jerónimo Ruiz de Portillo und Luis López aus der Provinz Kastilien, Pater Miguel de Fuentes und Bruder Pedro Lobet aus der Provinz Aragón, Pater Diego de Bracamonte und Bruder Juan García aus der Provinz Andalusien sowie Pater Antonio Alvarez und Bruder Francisco Medina aus der Provinz Toledo. Am 4. Oktober verließen sie Sevilla.12 In Panamá mußten allerdings der erkrankte P. Alvarez und zu seiner Betreuung Bruder Medina zurückgelassen werden. An ihrer Stelle wurden die Laienbrüder Alonso Pérez aus Miranda de Duero (heute Miranda do Douro in Portugal) und Juan Ruíz aus Puerto de Santa María entsandt.13 Am 28. März 1568 kam Ruiz de Portillo mit fünf Jesuiten in Callao an. Drei Tage später, am 1. April 1568, trafen sie in Lima ein,14 wurden vom Erzbischof, Don Fray Jerónimo de Loaiza OP (1538–1542 Bischof von Cartagena de Indias, 1541–1546 Bischof und 1546–1575 Erzbischof von Lima), begrüßt und fanden im Konvent der Dominikaner Aufnahme.15 Die Jesuiten widmeten sich zunächst der Arbeit unter der spanischen Bevölkerung, insbesondere auf dem Schul- und Erziehungssektor, da in diesem Bereich nach der Konsolidierung der allgemeinen Lebensverhältnisse großer Bedarf bestand.16 Ihr seelsorgliches Wirken wurde begeistert aufgenommen. Aus einem Brief des Richters (oidor) Gregorio González de Cuenca vom 1. April 1569 geht hervor, daß die Jesuiten drei, vier oder noch mehr Predigten pro Woche in überfüllten Kirchen hielten, die auf großen Beifall der Zuhörer stießen. Bereits am 12. Januar des gleichen Jahres hatte P. Jerónimo Ruiz de Portillo an Borja geschrieben, daß die Jesuiten gebeten worden seien, auch an anderen Orten wie Cuzco, Charcas, Quito und in Chile zu wirken.17

1.2

Beziehung zur Ordenszentrale

Bereits in den ersten Jahren nach der Errichtung der Ordensprovinz Peru und der Entsendung der ersten Jesuiten fand ein reger Briefwechsel zwischen dem ersten Provinzial, P. Portillo, und dem Ordensgeneral Francisco de Borja statt, da viele Detailfragen zu klären waren. Schon in seinem Brief vom 2. Januar 1568 aus Cartagena fragte Portillo, gerade in Südamerika gelandet, bei de Borja bezüglich der Seelsorge unter den Indios an.18 Dieser teilte aus Rom am 3. Oktober 1568 in vier Punkten seinen Standpunkt mit: Erstens solle man für diese Aufgabe nur Jesuiten mit er12 Vgl. Vargas Ugarte, Historia de la Compañía de Jesús, Bd. I, S. 21. 13 Vgl. ebd., S. 23. 14 Vgl. Rodríguez Quispe, Por un lugar en el cielo, S. 99f. 15 Vgl. Vargas Ugarte, Historia de la Compañía de Jesús, Bd. I, S. 24. Zur Ankunft der ersten Jesuiten in Lima vgl. auch Vargas Ugarte, Historia General, Bd. II, S. 162–164. 16 Vgl. Prien, Geschichte, S. 153. 17 Vgl. Vargas Ugarte, Historia de la Compañía de Jesús, Bd. I, S. 24f. Zur Ernennung Portillos zum Provinzial: ebd., S. 49. 18 Vgl. Egaña, Monumenta Peruana I, S. 173–178: Carta del Padre Hieronymus Ruiz de Portillo al Padre Francisco Borgia, Cartagena, 2. Januar 1568. Vgl. Vargas Ugarte, Historia de la Compañía de Jesús, Bd. I, S. 61.

1.2 Beziehung zur Ordenszentrale

3

probten Fähigkeiten entsenden, zweitens sollten sie nicht zu weit von der Hauptniederlassung entfernt sein, damit sie leicht ersetzt und besucht werden könnten, drittens dürfe man den Missionaren keine festgesetzte Zeit ihrer Tätigkeit vorschreiben und viertens dürfe man ihnen keine Stipendien gewähren außer jenen, die für den Lebensunterhalt nötig seien.19 Die Missionare erhielten ihre Stipendien vom König bzw. vom encomendero, doch wurden diese nicht direkt an sie, sondern an den Superior ausgezahlt, der dann das Nötige zuteilte.20 Gemäß einem Beschluß der Provinzkongregation von 1576 wurde im folgenden Jahr P. Baltasar de Piñas, der Rektor des Kollegs in Lima, als Prokurator nach Rom entsandt.21 Im Januar 1578 kam er in Madrid an und hielt sich dort etwa drei Monate auf, um mit dem Procurador de Indias und Mitgliedern des Indienrates einige Angelegenheiten der Provinz Peru zu besprechen. Am 18. Mai erreichte er Rom und berichtete dem Ordensgeneral über die Entwicklung der Provinz Peru. Anfang Oktober machte er sich mit einer großen Gruppe von Jesuiten, darunter der später berühmte Kenner der aymarischen Sprache und Kultur, P. Ludovico Bertonio,22 und der Student Diego de Torres Bollo, später (1608) erster Provinzial von Paraguay, wieder auf den Rückweg nach Peru. Durch eine Real Cédula war dem Prokurator gestattet worden, 19 Jesuiten mit nach Peru zu nehmen.23 Von den insgesamt 20 Jesuiten, die für die Überfahrt ausgewählt wurden, erreichten 15 am 20. Mai 1581 den Hafen von Callao. Noch 1581 übernahm P. Baltasar de Piñas das Amt des Provinzials von Peru.24 Die Ordensleitung in Rom verfolgte sehr genau die Entwicklung der Mission von Juli. Da die Jesuiten gemäß ihrem Armutsgelübde keine Bezahlung für ihre seelsorglichen Tätigkeiten annehmen durften, ergab sich das Problem der Sicherung ihres Lebensunterhalts. Daraufhin gestattete Ordensgeneral Eberhard Mercurian (1573–1580) den Jesuiten in Juli die Annahme des sínodo, eines Gehalts, das die Krone den meisten Pfarrern zahlte, als wäre es ein Almosen. Gleichzeitig wies er sie aber auch dazu an, davon so wenig wie möglich für den eigenen Lebensunterhalt zu verwenden und das Überschüssige den Armen zu geben.25 Eine weitaus heftigere Reaktion aus Rom rief Provinzial P. Balthasar de Piñas (1581–1585) hervor, als er in Juli ein Landgut (estancia) mit Viehbestand erwarb. Anläßlich der vierten Provinzkongregation 1588 richtete Ordensgeneral Claudio Aquaviva einen energischen Brief an die peruanische Provinz, in dem er darauf hinwies, daß Juli kein Kolleg, sondern eine Residenz sei und daher gemäß der Ordensregel – abgesehen vom sínodo, der als Almosen des Königs betrachtet wurde – nicht über regelmäßige Ein-

19 Vgl. Egaña, Monumenta Peruana I, S. 213–216: Carta del Padre Francisco Borgia al Padre Hieronymus Ruiz de Portillo, Rom, 3. Oktober 1568. Vgl. Vargas Ugarte, Historia de la Compañía de Jesús, Bd. I, S. 61. 20 Vgl. Vargas Ugarte, Historia de la Compañía de Jesús, Bd. I, S. 62. 21 Vgl. ebd., S. 125. 22 Vgl. Bertonio, Vocabulario de la lengua Aymara. 23 Vgl. Vargas Ugarte, Historia de la Compañía de Jesús, Bd. I, S. 126. 24 Vgl. ebd., S. 127f. 25 Vgl. Meiklejohn, Los Jesuitas de Juli, S. 31f.

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1. Die Ordensprovinz

künfte verfügen dürfe.26 Die Situation wurde insofern gelöst, als man die Estancia den vier Kirchen von Juli schenkte, die Jesuiten jedoch die Verwaltung behielten und die Einkünfte gleichmäßig auf die vier Kirchengemeinden verteilten.27 Die Ordenszentrale hatte sich auch mit Fragen des Bildungswesens zu befassen. Die von den Schulen zu bestimmten Anlässen aufgeführten Theaterstücke erschienen einigen zu müßig und unnütz, so daß sie den Ordensgeneral über die Mißstände und Unschicklichkeiten informierten, die ihrer Meinung nach mit den Theateraufführungen verbunden waren. Daraufhin kam aus Rom die Ermahnung, die Theaterstücke mit Maßen einzusetzen und die Provinzkongregation von 1630 untersagte die Aufführung von Komödien einiger Autoren, u. a. von Lope de Vega.28 In den ersten fünfzig Jahren des Bestehens der Ordensprovinz Peru wurden zwei Visitationen durchgeführt, die erste 1575–1579 von P. Juan de Plaza, die sich hauptsächlich mit Anfangsproblemen der neu gegründeten Provinz befaßte, und die zweite 1599–1603 von P. Esteban Paez, die auf Wunsch des Ordensgenerals Aquaviva das religiöse und geistliche Leben in der Ordensprovinz prüfte.29

1.3

Topographie der Provinz Peru

Die Ordensprovinz Peru umfasste im 17. und 18. Jahrhundert nach der Abtrennung der Ordensprovinzen von Neugranada, Quito, Paraguay und Chile in etwa die Flächen der heutigen Staaten Peru und Bolivien mit Ausnahme der Missionen bei den Maynas, Chiquitos und Chiriguanos, die zu den Provinzen Quito bzw. Paraguay gehörten.30 Die Provinz Peru war von extremen geographischen und klimatischen Unterschieden gekennzeichnet und reichte von dem schmalen Streifen aus trockenen und heißen Wüstengebieten entlang der Pazifikküste über die Andenkordillere bis zu den tropischen Savannen in der Ebene von Moxos an der Grenze zu Brasilien. Die Jesuiten hatten zahlreiche Niederlassungen in allen größeren Städten, die Reduktion von Juli am Titicacasee als Zentrum für die Mission im Gebiet des Altiplano und eine große Mission in der Ebene von Moxos (siehe ausführlich Kapitel 3). Die niederschlagsarme Pazifikküste von Peru ist durch Wüsten, unfruchtbare Gebirgszüge und Sanddünen sowie durch ein mildes und einheitliches Klima gekennzeichnet. Aufgrund ihrer widrigen Lebensbedingungen wurden nur jene von den Anden zum Pazifik verlaufenden Flußtäler besiedelt, die eine regelmäßige Wasserversorgung und somit eine landwirtschaftliche Nutzung erlaubten.31 Die insgesamt über fünfzig Flüsse unterscheiden sich sehr stark hinsichtlich ihrer Wassermenge, die zudem saisonal erheblich variiert. Einige Flüsse trocknen wäh26 Vgl. ebd., S. 32. 27 Vgl. ebd., S. 33. 28 Vgl. Vargas Ugarte, Historia de la Compañía de Jesús, Bd. I, S. 221. 29 Vgl. ebd., S. 355. 30 Vgl. Menacho, Crónica de una expulsión, S. 100. 31 Vgl. Cushner, Lords of the land, S. 9.

1.3 Topographie der Provinz Peru

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rend der Wintermonate (Mai bis September) völlig aus, andere erreichen niemals den Pazifik, wie z. B. der Fluß Chili, der durch Arequipa fließt und sich bereits wenige Kilometer hinter der Stadt im Nichts verliert. Die größten Flußtäler bilden das Delta des Rimac sowie die Täler in den heutigen Departamentos von Lambayeque und Ica. Insgesamt machen diese Flußtäler zwar nur vier Prozent der gesamten Küstenregion aus, doch sind sie derart fruchtbar, daß sie gegenwärtig fast die gleiche Produktivität wie die übrigen landwirtschaftlichen Gebiete in Peru verzeichnen.32 1.3.1

Die Mitgliederentwicklung

Die personelle Entwicklung der Jesuiten in Peru verlief in den ersten drei Jahrzehnten seit ihrer Ankunft im Land 1568 äußerst dynamisch. Schon 1582 wurden 133 Ordensmitglieder gezählt, 1594 dann 232 und ein weiteres Jahrzehnt später (1605) bereits 341.33 Obwohl in den folgenden Jahren die Provinzen Neugranada und Quito sowie Paraguay abgetrennt wurden, hatte die verbliebene Provinz Peru 1613 einen Mitgliederbestand von 365 Jesuiten. Bis 1636 folgte ein nochmaliges Wachstum auf 491 Mitglieder.34 In den Jahrzehnten danach setzte ein Rückgang um ca. 20 % ein; die Mitgliederzahl war bis 1664 auf 396 gesunken, um dann allmählich wieder anzusteigen und 1696 exakt wieder die Zahl von 1636 zu erreichen (491). Das 18. Jahrhundert ist durch ein weiteres leichtes Wachstum geprägt. Im Jahre 1754 wurde mit 543 Jesuiten in der Ordensprovinz Peru ein Höchststand erreicht.35 Dieser sank aber bis zur Ausweisung des Ordens aus Hispanoamerika um ein volles Hundert, d. h. auf 443, vornehmlich weil in diesen Jahren bereits kaum noch Missionare aus Europa nach Peru gesandt wurden.36 Das geistige Zentrum der Provinz lag in der Hauptstadt Lima, wo der Orden neben dem Collegium Maximum zwei weitere Kollegien und das Profeßhaus unterhielt. Darüber hinaus existierten vierzehn weitere Kollegien in Arequipa, Callao, Cochabamba, Chuquisaca, Cuzco (hier gab es neben dem Kolleg zwei Seminarien und ein Noviziat), Huamanga, Huancavelica, Ica, Moquegua, Oruro, La Paz, Pisco, Potosi und Trujillo. Residenzen befanden sich in Juli, dem Hauptsitz der AymaraMission, und in Santa Cruz de la Sierra.37

32 33

Vgl. ebd., S. 10. Die Angaben stützen sich auf die Cartas anuas. Zu den Zahlen für das 16. Jahrhundert vgl. Vargas Ugarte, Jesuitas del Perú, S. 16, Fußnote 23 und zu den Zahlen für das 17. Jahrhundert vgl. ebd., S. 24, Fußnote 27. 34 Vgl. Santos Hernandez, Jesuitas en América, S. 78 u. 83. 35 Die Zahlen stützen sich auf ARSI, Peru 4, Cat. Trien. 1568–1619, Peru 4 II, Cat. Trien. 1625– 1654, Peru 5, Cat. Trien. 1660–1685, Peru 6, Cat. Trien. 1687–96, 1703–16, Peru 7, Cat. Trien. 1719 & Suppl. 1718/24, Peru 9, Cat. Trien. et. Brev. 1728–1754. 36 Vgl. Santos Hernández, Jesuitas en América, S. 92. Vgl. Vargas Ugarte, Jesuitas Peruanos, S. 182–199. 37 Vgl. ADPSJ, Abt. 47 (Nachlaß Anton Huonder SJ), Mappe Peru, S. 265.

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1. Die Ordensprovinz

1.3.2

Das Netz der Niederlassungen des Ordens

Lima (1569) Bereits kurz nach der Ankunft der ersten Jesuiten begannen die Grundstücksverhandlungen für die Errichtung einer Ordensniederlassung in Lima, dem Sitz des Vizekönigs von Peru. Namens der Regierung des Vizekönigreiches wählte licenciado Lope García de Castro ein zentral gelegenes Areal aus, das nur drei Häuserblöcke vom Hauptplatz entfernt lag.38 Nachdem die Häuser und Grundstücke der dort ansässigen Bewohner aufgekauft waren, konnte, nicht zuletzt durch Spenden aus der Bevölkerung, mit dem Bau des Kollegs an der heutigen Straße San Pedro begonnen werden.39 Vor der Kirche befand sich ein kleiner Platz. In einem großen Gebäudeflügel wurden das Refektorium, die Küche, die Speisekammer, die Kleiderkammer, das Krankenzimmer, die Bücherei und zwölf Räume für die Jesuiten untergebracht.40 Am 30. Juni 1569 fand die Weihe der Kollegskirche statt.41 Erster Rektor des Kollegs San Pablo wurde P. Diego de Bracamonte.42 Bereits am 12. Januar 1569 hatte Provinzial Portillo an den Ordensgeneral Francisco de Borja berichten können, daß die Gemeinschaft der Jesuiten bereits auf 30 Personen angewachsen sei.43 Philipp II. gewährte den Jesuiten in Lima alles Notwendige, und die Bevölkerung unterstützte die anwachsende Gemeinschaft in vielfältiger Weise.44 Am 1. April 1569 berichtete der Richter (oidor) der Real Audiencia de Lima, Dr. Cuenca, an den Ordensgeneral Francisco Borja über das gute seelsorgliche Wirken der Gesellschaft Jesu und hielt die Gründung weiterer Ordenshäuser für notwendig.45 Noch 1569 eröffneten die Jesuiten in Lima eine Grammatikschule, die von den Söhnen der vornehmsten Familien besucht wurde. Bereits 1576 war die Zahl der Schüler auf 250 angewachsen. Darüber hinaus wurden Kurse in den Artes angeboten, die von 44 externen und sechs Schülern aus dem Orden besucht wurden.46 Da einige Schüler von sehr weit her zum Unterricht kamen, wurde in der Nähe des Kollegs ein Konvikt errichtet, das unter der Leitung eines Weltklerikers stand. Darüber hinaus wurde bereits auch Theologie (Sakramentenlehre) unterrichtet und das Studium der indigenen Sprachen ermöglicht. Bereits im November 1569 38 39 40 41

42 43 44 45 46

Vgl. Vargas Ugarte, Historia de la Compañía de Jesús, Bd. I, S. 43f. Vgl. ebd., S. 44f. Vgl. ebd., S. 46. Vgl. ebd., S. 45f. Vgl. Torres Saldamando, Colegio Maximo, S. 466. Die Kirche erhielt das Patrozinium San Pablo; heute steht sie unter dem Patronat San Pedro. Sie verfügt über eine reiche Ausstattung, u. a. über Gemälde des Laienbruders Bernardo Bitti, der als Vater der Malerei im Vizekönigreich Peru gilt. Zur Geschichte der Kirche vgl. Vargas Ugarte, La iglesia de San Pedro. Als Vorbild für den Kirchenbau diente Il Gesú in Rom. Vgl. Nieto Vélez, Primera evangelización, S. 71. Vgl. Vargas Ugarte, Historia de la Compañía de Jesús, Bd. I, S. 51. Vgl. ebd., S. 53. Vgl. ebd., S. 55. Vgl. Biblioteca de la Universidad Antonio Ruíz de Montoya/Lima, Colección Vargas Ugarte, Bd. 20/2, fol. 4r–5v: Cartas al Propósito General de la Compañía de Jesús. Vgl. Vargas Ugarte, Historia de la Compañía de Jesús, Bd. I, S. 135.

1.3 Topographie der Provinz Peru

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traf eine zweite Expedition von zwölf spanischen Jesuiten zusammen mit Vizekönig Toledo in Lima ein.47 Am 27. April 1572 folgte eine dritte Gruppe, unter ihnen P. José de Acosta,48 so daß die Tätigkeiten sukzessive ausgeweitet werden konnten. Das Kolleg San Pablo spielte eine zentrale Rolle für die „intellektuelle Eroberung Perus“. Hier wurde die geistige Elite der Stadt auf das Studium an der Universität San Marcos vorbereitet.49 Noch vor Ende des Jahres 1568, nur wenige Monate nach ihrer Ankunft in Lima, hatten die Jesuiten bereits eine Bibliothek eingerichtet,50 die stetig erweitert wurde und sich bis zur 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts zur größten Bibliothek des Kontinents mit über 40.000 Büchern entwickelte.51 Fortlaufend trafen die neuesten Publikationen aus Sevilla, Madrid, Lissabon, Lyon, Paris, Antwerpen, Venedig und Rom ein, die bald nicht nur zum Ausbau der hauseigenen Bibliothek, sondern auch zur Bildung weiterer Bibliotheken im gesamten Vizekönigreich verwendet wurden.52 Besonderen Ruhm erlangte schließlich auch die Apotheke des Kollegs, die durch den italienischen Laienbruder Augustino Salumbrino ab 1605 systematisch aufgebaut wurde.53 Schwierigkeiten ergaben sich im Bereich der Seelsorge. Den Jesuiten war durch die Ordenskonstitutionen die Übernahme von Pfarreien untersagt.54 Bereits am 2. Januar 1568 hatte Provinzial Jerónimo Ruiz de Portillo in seinem Brief an den Ordensgeneral Francisco de Borja dieses Problem angesichts des großen Seelsorgebedarfs thematisiert,55 doch wurde er abschlägig beschieden.56 Francisco de Borja bestand darauf, daß die Ordensregeln zu respektieren seien und die Gesellschaft Jesu zentralisiert und autonom bleiben müsse. Die Übernahme von Pfarreien widerspreche dem Ideal apostolischer Tätigkeit der Jesuiten. Das Leben in einer Kommunität sei nicht mehr möglich, und der Jesuit sei in der Pfarrei in aller Einsamkeit manchen Gefahren ausgesetzt. Er habe viele Aufgaben zu erfüllen, die ihn von der Verkündigung des Evangeliums abhielten. Darüber hinaus verbiete das Armutsgelübde die Annahme von Gehältern.57 Die Jesuiten seien ferner in den Pfarreien nach den Bestimmungen des Konzils von Trient der Aufsicht des Bischofs unterstellt, der sein Recht durch Pastoralreisen ausübe, während das Privileg der Exemtion dem zuständigen Bischof jede Einmischung in das Leben der Gesellschaft Jesu untersage. Der Priestermangel in den Pfarreien und die wachsende Zahl von Ordensmitgliedern der Gesellschaft Jesu in Peru machten es jedoch nahezu unmöglich, dem Vizekönig 47 48 49 50 51 52 53 54 55 56 57

Vgl. Marzal, Utopía Posible, Bd. I, S. 185. Vgl. Vargas Ugarte, Historia de la Compañía de Jesús, Bd. I, S. 59. Vgl. Vargas Ugarte, Historia de la Compañía de Jesús, Bd. I. S. 74. Vgl. Martín, Conquista intelectual, S. 54. Vgl. ebd., S. 98. Vgl. Hampe Martínez, Aportación, S. 249. Vgl. Martín, Conquista intelectual, S. 102–104. Vgl. ebd., S. 123f. Vgl. Monumenta Ignatiana, Constitutiones IV, 2, 4, B; VI, 3, 5. Vgl. Egaña, Monumenta Peruana I, S. 176f: Carta del Padre Hieronymus Ruiz de Portillo al Padre Francisco Borgia, Cartagena, 2. Januar 1568. Vgl. Egaña, Monumenta Peruana I, S. 214: Carta del Padre Francisco Borgia al Padre Hieronymus Ruiz de Portillo, Rom, 3. Oktober 1568. Vgl. Helmer, Experimento misionero, S. 196.

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1. Die Ordensprovinz

Francisco de Toledo die Bitte nach Übernahme von zwei Pfarreien, Huarochiri, 50 Kilometer südlich von Lima, und Santiago del Cercado bei Lima, abzuschlagen.58 Zunächst wurden fünf Patres und drei Laienbrüder nach Huarochiri entsandt. P. Bracamonte, Rektor des Kollegs in Lima, fungierte als ihr Superior.59 Huarochiri lag in einer der wüstesten und kältesten Regionen Perus. Die Patres hatten etwa 77 ayllus60 in einem Gebiet von etwa zwanzig leguas cuadradas61 zu betreuen, die auf einer Höhe zwischen 2.500 und 3.500 Metern lagen. Die Seelsorge wurde vor der Ankunft der Jesuiten von zwei Priestern ausgeübt, welche die entlegenen Siedlungen lediglich zweimal im Jahr aufsuchten. Nach Ankunft der Jesuiten verbesserte sich diese Situation erheblich.62 Die Jesuiten blieben jedoch nur zwei Jahre in Huarochiri. Sie erreichten die Ansiedlung der Indios in acht größeren Dörfern, die nun leichter visitiert werden konnten. Aus diesem Grunde übergaben sie die Seelsorge wieder an das Erzbistum.63 Im Gegenzug übernahmen sie 1570 die Pfarrei Santiago del Cercado,64 einen von Indios bewohnten Vorort im Nordosten von Lima. Dort lebten jene Indios, die in den Häusern ihrer encomenderos arbeiteten oder in deren Dienst standen. Sie waren dort zusammengeführt worden, um sie in ihrem religiösen Leben besser begleiten zu können, und vor allem, um sie vor Belästigungen durch die Spanier zu schützen. Das Dorf war daher mit einem Ring oder einer Mauer umgeben und durfte von Fremden nur mit besonderer Erlaubnis betreten werden. Ein halbes Jahrhundert nach der Ankunft der Jesuiten belief sich die Einwohnerzahl auf etwa 800 Personen. Später kam es dort zur Gründung eines eigenen Kollegs für die Söhne der Kaziken. Der Vorort wuchs im Laufe der Zeit mit Lima zusammen und bildete einen Stadtteil.65 Die Pfarrei wurde zunächst mit einem Priester und einem Laienbruder besetzt und diente darüber hinaus sukzessive als Noviziat, Kolleg der Kaziken, Haftort für Schamanen und jene, die nicht von den heidnischen Kulten ablassen wollten, sowie als Tertiat.66 Bereits 1576 hatte P. José de Acosta angesichts der wachsenden Zahl von externen Schülern in Lima vorgeschlagen, ein Konvikt zu eröffnen, dessen Aufsicht unter der Leitung einer weltlichen Person stehen solle. Aufgrund immer weiter steigender Schülerzahlen wandten sich 1581 schließlich der damalige Provinzial P. Piñas und der Rektor des Kollegs San Pablo an Vizekönig Martín Enríquez mit der Bitte um Errichtung eines Kollegs für den Unterricht der Schüler aus Lima und von außerhalb der Stadt. Am 11. August 1582 gewährte er den Jesuiten die Gründung eines weiteren Kollegs, dessen Regeln er am 3. Oktober approbierte. Das Kolleg San Martín 58 59 60 61 62 63 64 65 66

Vgl. ebd., S. 197. Zu den Konflikten um die Übernahme von Pfarreien der indígenas vgl. auch Echánove, Origen y evolución, S. 9–37. Vgl. Vargas Ugarte, Historia de la Compañía de Jesús, Bd. I, S. 62. Quechua: „Familie, Großfamilie, Dorfgemeinschaft“. 1 legua = 5,57 Kilometer. Vgl. Vargas Ugarte, Historia de la Compañía de Jesús, Bd. I, S. 63. Vgl. ebd., S. 64. Vgl. Menacho, Crónica de una expulsión, S. 99. Vgl. Vargas Ugarte, Historia de la Compañía de Jesús, Bd. I, S. 65. Vgl. ebd., S. 66.

1.3 Topographie der Provinz Peru

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wurde an der Plazuela de Dña. María de Escobar gegründet.67 Der Erzbischof von Lima, Toribio de Mogrovejo, zeigte sich zunächst aus Gründen der Konkurrenz zur Universität San Marcos wenig erfreut über die Neugründung der Jesuiten. Der neue Vizekönig Conde de Villar unterstützte jedoch die Forderung seines Vorgängers Martín Enríquez gegenüber König Philipp II., so daß dieser die Kollegsgründung am 5. Oktober 1588 bestätigte und 1.550 pesos jährlich zum Unterhalt zusicherte. Am 25. Oktober des gleichen Jahres wurde das Kolleg durch Papst Sixtus V. approbiert.68 Anfang des 17. Jahrhunderts konnte durch umfangreiche Zuwendungen das Noviziat in der Nachbarschaft des Kollegs San Pablo errichtet werden. Am 5. November 1605 stiftete der aus Valdemoro im Erzbistum Toledo stammende Antonio Correa 42.000 pesos, von denen 14.000 im Jahre 1606, weitere 14.000 im Jahre 1607 und der Rest nach seinem Tod ausgezahlt wurden. In Erinnerung an den Gründer erhielt die Kirche das Patronat San Antonio Abad.69 Um 1629 bat der aus Valencia stammende Bartolomé Calafe den Stadtrat von Lima um ein Stück Land am Ufer bei der Brücke über den Río Rimac, damit er bei der Stelle, an der sich der Galgen befand, eine kleine Kapelle mit dem Patronat Nuestra Señora de los Desamparados errichten könne.70 Die Bitte wurde ihm gewährt, doch nachdem er und seine Ehefrau Bernarda de Morales sowie deren Tochter Beatríz verstorben waren, schenkte die verbliebene Tochter Ursula die Kapelle, da sie nicht über ein ausreichendes Vermögen für die Erhaltung verfügte, am 26. Juni 1657 der Gesellschaft Jesu. Die Jesuiten hatten kurz zuvor begonnen, unter den Indios und Schwarzen, die auf dem nahen Markt Baratillo zusammenkamen, zu predigen und zu unterrichten. Hierfür nutzten sie nun auch die ihnen überlassene Kapelle.71 Wenig später baten sie den Vizekönig um Errichtung einer Residenz bei der Kapelle für etwa vier Missionare.72 Die Gründung wurde durch zahlreiche Spenden aus der Bevölkerung unterstützt. So hinterließen beispielsweise P. Rodrigo Valdés dem Orden 24.000 pesos, Capitán Diego de Alarcón 28.000 pesos, und Capitán Juan Infante Trujillo schenkte den Jesuiten die Hacienda Vilcahuaura.73 Schließlich wohnten dort sogar acht bis zehn Patres und zwei oder drei Laienbrüder.74 Seit die Residenz 1660 bei der Kapelle errichtet worden war, strömten sehr viele Menschen dorthin, hauptsächlich, um die Predigten von P. Francisco de Castillo zu hören, der sich um die Kapelle und Residenz sehr verdient machte und sogar vom Vizekönig zum Beichtvater erkoren wurde. Auf die Initiative von Castillo gingen ein Rekreationshaus, eine Schule für arme Kinder und viele andere caritative Werke zurück.75 67 68 69 70 71 72

Vgl. ebd., S. 152f. Vgl. ebd., S. 154f. Vgl. ebd., S. 320f. Vgl. Vargas Ugarte, Historia de la Compañía de Jesús, Bd. II, S. 148. Vgl. ebd., 149. Vgl. Santos Hernández, Jesuitas en América, S. 87. Zur Ausstattung der Kirche vgl. Márquez Abanto/Harth-Terré, Bellas Artes. 73 Vgl. Vargas Ugarte, Historia de la Compañía de Jesús, Bd. II, S. 154. 74 Vgl. Santos Hernández, Jesuitas en América, S. 88. 75 Castillo starb am 11. April 1673 im Kolleg San Pablo in Lima. Vgl. Santos Hernández, Jesuitas en América, S. 89. Literatur zu Castillo: Vargas Ugarte, Jesuitas del Perú, S. 114–122 (El

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1. Die Ordensprovinz

Cuzco (1571) Am 12. Januar 1571 folgte die Gründung eines weiteren Kollegs in Cuzco durch Provinzial Portillo.76 Den Jesuiten wurde ein Grundstück an der Südseite des Hauptplatzes unweit der Kathedrale zugewiesen.77 Gefördert wurde die Errichtung des Kollegs von Teresa Orgóñez, der Schwester des Bischofs von Cuzco, Fray Vicente de Valverde, welche die Gründung mit 20.000 pesos unterstützte. Am 30. Dezember 1577 nahm Visitator P. Juan de Plaza die Schenkung an und erklärte Teresa Orgóñez und ihren Ehemann Diego de Silva y Guzmán zu Gründern des Kollegs.78 Zur finanziellen Ausstattung des Kollegs trugen noch weitere Personen bei, worunter an erster Stelle der regidor79 der Stadt, Capitán Juan González de Victoria, und dessen Ehefrau zu nennen sind, welche die Gründung jeweils mit einer Schenkung von 40.000 pesos unterstützten.80 Portillo und drei weitere Jesuiten ließen sich in dem kleinen Gebäude nieder, das sich dort befand, und richteten einen Saal als Kirche ein. Als der Provinzial nach Lima zurückkehrte, entsandte er weitere drei Patres nach Cuzco. Die Jesuiten waren sowohl in der Kathedrale als auch in anderen Kirchen der Stadt als Prediger gefragt. Sie unterrichteten die Kinder der Spanier, eröffneten eine Grammatikklasse und begannen mit der Seelsorge unter den Indios.81 Im Jahre 1619 wurde ferner das Kolleg San Bernardo im Zusammenhang mit der Universitätsgründung errichtet.82 La Paz (1572) Kurz nach Ankunft der dritten Gruppe von Jesuiten um P. José de Acosta in Lima im April 157283 bat der wohlhabende Kommendenbesitzer Juan de Ribas die Gesellschaft Jesu um Errichtung eines Kollegs in La Paz.84 Er schenkte der Gesellschaft Jesu hierfür 30.000 pesos in Silberbarren und Schuldforderungen, fünf Geschäfte in La Paz im Wert von 8.500 pesos, die Hälfte eines Tuchgeschäftes im Wert von 12.000 pesos, 30.000 Schafe im Wert von weiteren 12.000 pesos, den Viehbestand und die Möbel seines Hauses im Wert von 10.000 pesos sowie einen Weinberg, drei leguas von La Paz entfernt, im Wert von 4.500 pesos.85 Die Kollegsgründung war nicht zuletzt deswegen interessant, da La Paz auf dem Weg nach Charcas, dem Sitz einer Audienvenerable P. Francisco del Castillo); Nieto Vélez, Francisco del Castillo, S. 134–143. Vgl. ACJLP, 0262/M1565, S. 3: López Menéndez, Jesuitas en Bolivia. Zur Geschichte des Kollegs in Cuzco vgl. auch Vega, Historia, zur Gründung insbesondere S. 8f. 77 Vgl. Vargas Ugarte, Historia de la Compañía de Jesús, Bd. I, S. 72. 78 Vgl. ebd., S. 121. Zu den Stiftungen vgl. auch Rodríguez Quispe, Por un lugar en el cielo, S. 105. 79 Mitglied des cabildo (Stadtrat), der die Stadtverwaltung kontrolliert. 80 Vgl. Rodríguez Quispe, Por un lugar en el cielo, S. 107. Zu den Gründern des Kollegs in Cuzco vgl. Vega, Historia, S. 24–29. 81 Vgl. Vargas Ugarte, Historia de la Compañía de Jesús, Bd. I, S. 73. 82 Vgl. ebd., S. 325. 83 Vgl. ebd., S. 83. 84 Vgl. ebd., S. 82. 85 Vgl. ACJLP, 0262/M1565, S. 6: López Menéndez, Jesuitas en Bolivia. 76

1.3 Topographie der Provinz Peru

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cia, passiert werden mußte und in dieser Region zahlreiche Indios lebten, denen eine religiöse Unterweisung zuteil werden sollte.86 P. Portillo nahm die Schenkung am 2. September 1572 in Lima an, entsandte 20 Patres und Brüder nach La Paz, um die nötigen Vorbereitungen zu treffen,87 und richtete unverzüglich ein Schreiben an den Ordensgeneral Francisco de Borja (1565–1572) mit der Bitte um Approbation der Kollegsgründung.88 Sie wurde schließlich durch seinen Nachfolger, Ordensgeneral P. Everard Mercurian (1573– 1580), am 28. November 1576 erteilt. Nun fehlte noch die Genehmigung des ­Vizekönigs Francisco de Toledo (1569–1581), die er allerdings unter verschiedenen Vorwänden hinauszögerte.89 Sie stehen in Zusammenhang mit den Ende der siebziger Jahre zu beobachtenden Spannungen zwischen den Jesuiten und dem Vizekönig wegen der Kollegsgründungen in Potosí und Arequipa. Francisco de Toledo war verärgert, da die Häuser in Potosí und Arequipa ohne seine vorherige Approbation eröffnet worden waren. Außerdem wollte er, daß die Jesuiten Seelsorge in Indio-Pfarreien übernehmen sollten; ferner beabsichtigte er, sie in den Unterricht an der Universität San Marcos in Lima zu integrieren, was die Jesuiten zunächst abgelehnt hatten. Um den Zorn des Vizekönigs zu beruhigen, wandten sich diese an die Autoritäten in Spanien. Daraufhin ergingen 1580 drei Reales Cédulas. Die erste befahl dem Vizekönig, den Jesuiten den Unterricht wie bisher in ihrem Kolleg zu gestatten. Die beiden folgenden ordneten die Rückgabe der Häuser in Potosí und Arequipa an die Jesuiten an. Noch im gleichen Jahr wurde der Vizekönig abgelöst.90 Formell realisiert wurde die Gründung in La Paz schließlich am 6. Mai 1582 durch P. Andrés López,91 den ersten Rektor des Kollegs.92 Zunächst diente eine Kapelle mit dem Patronat Unserer Lieben Frau von Loreto als Gotteshaus, bis dann von 1609–1612 eine dreischiffige Kirche errichtet wurde.93 Juli (1576) Eine frühe Niederlassung der Jesuiten im Hochland stellte die Reduktion von Juli in der Provinz Chucuito am Titicacasee dar. Für die Ausbildung des Systems der Reduktionen und die Mission im Gebiet des Altiplano sowie die Ausbildung der Missionare 86 Vgl. Vargas Ugarte, Historia de la Compañía de Jesús, Bd. I, S. 81. Zur Stiftung durch Juan de Ribas vgl. auch Biblioteca de la Universidad Antonio Ruíz de Montoya/Lima, Colección Vargas Ugarte, Bd. 14/49, fol. 115r–118v: Fundación del Colegio de La Paz. 87 Vgl. Vargas Ugarte, Historia de la Compañía de Jesús, Bd. I, S. 81f. 88 Vgl. ACJLP, 0262/M1565, S. 6: López Menéndez, Jesuitas en Bolivia. 89 Vgl. Vargas Ugarte, Historia de la Compañía de Jesús, Bd. I, S. 82. 90 Vgl. Santos Hernández, Jesuitas en América, S. 76. 91 Vgl. ACJLP, 0262/M1565, S. 6 : López Menéndez, Jesuitas en Bolivia. Vgl. Aranzaes, Diccionario, S. 453. Vgl. Santa Cruz, Historia, S. 67. Das Kolleg befand sich an der heutigen Plaza Murillo zwischen den Straßen Ballivián, Colón und Illimani an der Stelle, an der sich heute der Palacio Legislativo, Gebäude der Polizei und weitere Häuser befinden. Vgl. ACJLP, 0262/ M1565, S. 7: López Menéndez, Jesuitas en Bolivia. 92 Vgl. Vargas Ugarte, Historia de la Compañía de Jesús, Bd. I, S. 83. 93 Vgl. ACJLP, 0262/M1565, S. 7: López Menéndez, Jesuitas en Bolivia. Vgl. Aranzaes, Diccionario, S. 453 u. 742.

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1. Die Ordensprovinz

war die Reduktion von Juli am Titicacasee von zentraler Bedeutung.94 Dort wurden die Bestimmungen der Provinzialkonzilien von Lima umgesetzt. Diese betrafen u. a. die Prüfung der Missionare auf ihre theologischen und seelsorglichen Fähigkeiten sowie insbesondere auf ihre Kenntnisse in einheimischen Sprachen und entscheidende Regelungen für die Missionierung der indigenen Bevölkerung, so beispielsweise die Ansiedlung in Dörfern und die Art und Weise der Sakramentenspendung.95 Vor der Ankunft der Spanier lebten im Gebiet dieser Provinz die Lupacas, deren Sprache das huqarú oder aymará, wie es die Spanier nannten, war. Seit der Mitte des 15. Jahrhunderts waren sie von den Inka dominiert worden. Der größte Teil der Lupacas war bereits vor der Ankunft der Spanier in sieben großen Dörfern am Ufer des Titicacasees angesiedelt worden: Chucuito, Acora, Ilave, Juli, Pomata, Yunguyo und Zepita.96 Die ersten Missionare, die nach den Eroberungszügen der Conquistadoren ab der Mitte des 16. Jahrhunderts in Juli tätig wurden, waren Angehörige des Dominikanerordens.97 Vizekönig Andrés Hurtado de Mendoza hatte ihnen in einer Verfügung vom 17. Juni 1555 volle Autonomie in den Missionsdörfern zugesprochen, so daß der Aufbau der Gemeinden sowohl in religiöser als auch in ziviler Hinsicht in ihren Händen lag. Die Ausübung der politischen Gewalt führte jedoch zu einem Dauerkonflikt, weil die Dominikaner gegen die Forderung der Kommendenbesitzer nach Verleihung der Kommenden auf unbegrenzte Zeit im Geiste ihres spanischen Mitbruders Bartolomé de Las Casas Partei für die Indios ergriffen. Schließlich sprach der Prior des Konvents von Quito, P. Jerónimo de Cervantes, dem König überhaupt das Recht ab, den Conquistadoren Indianerkontingente (repartimientos) zuzuteilen. Infolgedessen fielen sie nicht nur bei den Kommendenbesitzern, sondern auch beim Vizekönig in Ungnade.98 Nach wenigen Jahrzehnten ihres Wirkens hatten sich die Klagen über die Dominikaner derart gehäuft, daß der Vizekönig eine Visitation anordnete, deren Ergebnisse schließlich zu ihrem Abzug aus den Missionen der Provinz von Chucuito führten.99 Die zweite Provinzkongregation der Jesuiten beschloss 1576 unter Druck des Vizekönigs Francisco de Toledo und infolge der Argumentation von P. José de Acosta die Übernahme des Missionszentrums Juli am Titicacasee.100 Wie oben ausgeführt, 94 95

Vgl. Cushner, Lords of the land, S. 9. Vgl. hierzu insbesondere Henkel, Provinzialkonzilien, S. 23–36 (1. Provinzialkonzil von Lima 1551­–1552, Kap. 2: Die Konstitutionen für die Indios) sowie ebd., S. 68–87 (2. Provinzialkonzil von Lima 1567–1568, Kap. 4: Die Beschlüsse für die Indios und für ihre Priester) sowie ebd., S. 117–140 (3. Provinzialkonzil von Lima, Kap. 4: Die Beschlüsse). 96 Vgl. Meiklejohn, Juli y los Jesuitas, S. 2f. 97 Vgl. Meiklejohn, La Iglesia y los Lupaqas, S. 43f. Vgl. Vargas Ugarte, Historia de la Compañía de Jesús, Bd. I, S. 113. 98 Vgl. Prien, Evangelium, S. 317f. 99 Den Dominikanern wurden Nachlässigkeit in der Seelsorge, fehlende Kenntnisse der aymarischen Sprache, mangelndes Vorgehen gegen heidnische Praktiken, schlechte Behand­lung der Eingeborenen, Bruch des Keuschheitsgelübdes, die Forderung hoher materieller Abgaben als Strafe für schwere Sünden u.  a. vorgeworfen. Vgl. Meiklejohn, La iglesia y los Lupaqas, S. 58–61. 100 Vgl. Prien, Die Geschichte des Christentums in Lateinamerika, S. 153. Nicht nur der Vizekönig, sondern auch andere Ordensgemeinschaften und der Weltklerus übten Druck auf

1.3 Topographie der Provinz Peru

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hatten die Jesuiten zunächst die Übernahme von Indio-Pfarreien abgelehnt, da sie unausweichliche Konflikte der Ordensregel mit den Anforderungen einer Pfarrei sahen.101 Um es sich nicht mit dem Vizekönig, der höchsten Autorität des Landes, zu verscherzen, erklärten sie sich schließlich doch dazu bereit. Sie trafen jedoch alle möglichen Vorsichtsmaßnahmen, um den Geist der Ordensregel und die Unabhängigkeit der Gesellschaft Jesu zu wahren. So wurde auch in Juli das Zusammenleben in einer Kommunität ermöglicht, die den Missionaren Schutz in einer gefahrvollen Umgebung bot. Darüber hinaus genoss die Mission das Privileg der Exemtion. Der Bischof hatte zwar die pfarrlichen Aktivitäten zu überwachen, der Provinzial der Jesuiten aber hatte die Missionare auszuwählen und ihnen Anweisungen zu erteilen. Darüber hinaus konnte der Ordensgeneral jederzeit den Einsatz der Missionare in der Mission beenden, ohne seine Entscheidung rechtfertigen zu müssen.102 Die Entscheidung zur Übernahme der Mission war auch eine Konsequenz aus den negativen Erfahrungen, welche die Jesuiten in den Eingeborenenvierteln der Städte gemacht hatten. Das dort herrschende Elend und die sich stark verbreitenden Krankheiten stellten eine ernstzunehmende Bedrohung der indigenen Bevölkerung dar. Des weiteren machte die oft menschenunwürdige Behandlung der Indios durch die europäischen Kolonisten die christliche Unterweisung unglaubwürdig. Diese Zustände führten zu dem Entschluß, die Indios in einem für Weiße gesperrten Gebiet anzusiedeln und eine „Reduktion“, eine Rückführung der Indios in ihre gewohnten Lebensbedingungen, zu versuchen.103 P. José de Acosta hatte auf dem Hintergrund der Missionserfahrungen in Peru in seinem Werk De procuranda Indorum salute o Predicación del Evangelio en las Indias versucht, die durch Fehlschläge entmutigten Missionare neu zu motivieren und die politischen Autoritäten an ihre soziale Verantwortung zu erinnern. Er thematisierte die fatale Verquickung von Conquista und Mission sowie die Probleme der Tribute, der Minenarbeit und der persönlichen Dienste im Rahmen der encomienda. Seine neue „Methode der Evangelisation und Akkommodation“ schloß jede Art von Gewaltanwendung und Unrecht bei der Mission aus. Acosta nannte drei Bedingungen, die für eine authentische Mission erforderlich sind: die Integrität des Lebens, die sich in der Übereinstimmung von Glaubensbekenntnis und Lebenspraxis äußert, die Beherrschung der indianischen Sprachen sowie eine profunde Kenntnis der indianischen und europäischen Kulturen. Dieses Werk von Acosta prägte das später so erfolgreiche Experiment der Reduktionen. Das Reduktionsmodell blieb zwar im politischen und rechtlichen Rahmen des spanischen Kolonialsystems, entwickelte sich aber faktisch zu einer antikolonialen „Utopie“, indem es die Indios vor der Kolonialwelt abschirmte und das indianerfreundliche hispanoamerikanische Recht die Gesellschaft Jesu aus, sich stärker in der Mission zu engagieren. Vgl. Mateos, Historia general, Teil 2, S. 401. Zur Debatte über die Mission Juli auf der Provinzkongregation vgl. auch Egaña, Monumenta Peruana II, Nr. 18, S. 86–102: Actas de la segunda Congregacion Provincial del Peru. 101 Vgl. Helmer, Experimento misionero, S. 196f. 102 Vgl. ebd., S. 199. 103 Vgl. Lotz, Weg des Caspar Rueß, S. 42.

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1. Die Ordensprovinz

1.3 Topographie der Provinz Peru

Abb. 1a (oben links): Kirche Asunción, Juli. Foto: Uwe Glüsenkamp, Mainz.

Abb. 1b (unten links): Kirche San Juan, Juli. Foto: Uwe Glüsenkamp, Mainz.

Abb. 1c (oben rechts): Kirche Santa Cruz, Juli. Foto: Uwe Glüsenkamp, Mainz.

Abb. 1d (unten rechts): Kirche San Pedro, Juli. Foto: Uwe Glüsenkamp, Mainz.

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1. Die Ordensprovinz

entschieden umsetzte.104 Die Reduktion von Juli stellte in diesem Zusammenhang eine Art Modellsiedlung dar, in der sich die charakteristischen Missionsmethoden der Jesuiten, die später überall in Iberoamerika von ihnen angewandt wurden, entwickelt haben.105 Ursprünglich war vorgesehen, daß die Jesuiten in Juli ein solides christliches Fundament schaffen und die doctrinas nach Ablauf von fünf Jahren an Weltpriester übergeben sollten, um sich neuen Missionsaufgaben zu widmen. Auf Bemühen des jungen Missionars Diego de Torres Bollo stimmte Ordensgeneral Aquaviva jedoch offenbar einer dauerhaften Übernahme Julis durch die Jesuiten zu, damit diese Missionspfarreien modellhaft der Schulung künftiger Jesuitenmissionare dienen konnten.106 Vier Jahre, nachdem die Dominikaner Juli verlassen hatten, trafen somit die ersten Jesuiten dort ein.107 Es waren dies die vier Patres Diego de Bracamonte, der als Superior bestimmt war, Alonso Barzana, Diego Martínez und Francisco de Medina sowie der Student Martín Pizarro, dessen Name in Picón umgewandelt wurde, da er in den Ohren der Indios negative Assoziationen geweckt hätte.108 Die Niederlassung der Jesuiten in Juli hatte den Status einer Residenz,109 die von einem Superior geleitet wurde.110 Von hier aus wurden die missionarischen Aktivitäten in einer großen Anzahl weit verstreuter Indianer-Missionen koordiniert.111 Die Jesuiten betreuten die vier Pfarreien San Pedro, Asunción, Santa Cruz und San Juan in Juli.112 Sie predigten und unterwiesen die indigene Bevölkerung im christlichen Glauben, erteilten Schulunterricht, führten sonntägliche Prozessionen durch und unterhielten caritative Einrichtungen.113 Die Söhne der Kaziken unterrichteten 104 Vgl. Sievernich, Die ehr´ Gottes, S. 23f. 105 Vgl. Guarnieri Calo Carducci, Nuovo mondo, S. 71–74. Vgl. Lotz, Weg des Caspar Rueß, S. 42. Die Bedeutung von Juli für den Aufbau der Indianer-Reduktionen in Paraguay wird in der Literatur unterschiedlich eingeschätzt. Häufig wird Juli als „Wiege der Reduktionen” bezeichnet, so z.B. bei Sievernich, Vision und Mission, S. 297. Eine geringere Bedeutung mißt ihr Norman Meiklejohn zu, der in ihr nur einen von vielen Einflüssen sieht. Vgl. Meiklejohn, Experiencia de evangelización, S. 143. Da der in Juli tätige Missionar Diego de Torres Bollo 1608 erster Provinzial der neu gegründeten Ordensprovinz Paraguay wurde, ist eine Vorbildfunktion von Juli keineswegs auszuschließen. De Torres Bollo rät beispielsweise in einer Instruktion an Paraguay-Missionare, sie sollten die Indianer so behandeln wie in Peru oder wie es angemessen erscheine. Es bestand mithin ein Spielraum für Modifikationen. Vgl. Rabuske, A doutrina de Juli, S. 24f. 106 Vgl. Meiklejohn, Experiencia de evangelización, S. 130f. 107 Vgl. ebd., S. 123. Nach Vargas Ugarte verließen die Dominikaner 1573 die Mission von Juli. Vgl. Vargas Ugarte, Historia de la Compañía de Jesús, Bd. I, S. 113. Vgl. auch Vargas Ugarte, Historia de la Iglesia, Bd. II, S. 247f. 108 Vgl. Vargas Ugarte, Historia de la Compañía de Jesús, Bd. I, S. 114. 109 ARSI, Peru 11, Cat. Brev. 1751, fol. 134r. Vgl. Meiklejohn, Experiencia de evangelización, S. 133f. 110 Vgl. Mateos, Historia general de la Compañía de Jesús, Bd. 1, S. 273. 111 Vgl. Bayer, Reise nach Peru, S. 282f. 112 Zu den architektonischen und kunstgeschichtlichen Leistungen der Jesuiten am Titicacasee vgl. Wentner, Kolonialkirchen. Abbildungen der Kirchen in Juli finden sich auch in: San Cristóbal Sebastián/Giannoni, Puno. 113 Vgl. Echánove, Origen y evolución, S. 45f.

1.3 Topographie der Provinz Peru

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sie in einem eigenen Internat,114 da sie durch ihre Herkunft aus einflußreichen Familien wichtige Multiplikatoren für den christlichen Glauben waren. Die separate Erziehung für die Söhne der Kaziken diente überdies dazu, die europäischen Lebensgewohnheiten des alltäglichen Lebens (Essen, Sauberkeit, Schlafgewohnheiten) einzuüben und zu festigen.115 Das Gebiet, das den Missionaren zur Seelsorge anvertraut war, erstreckte sich im Umkreis von mehr als 100 Stunden. Um die einzelnen, verstreut lebenden Familien zu erreichen, hatten die Missionare zum Teil sehr unwegsames Gelände unter allerlei Gefahren zu passieren und mußten nicht selten mehrere Tage reiten, um den Indianern zu predigen und die Sakramente spenden zu können.116 Außerdem wurden von Juli aus Wandermissionen, vornehmlich in der Provinz von Chucuito, abgehalten.117 Die Zahl der in Juli tätigen Missionare schwankte im Laufe der Zeit. Zu Beginn waren dort vier Jesuiten tätig,118 1632–34 waren es jedoch bereits zehn Patres und drei Laienbrüder.119 Später, als sich die Verhältnisse stabilisiert hatten,120 lebten dort wieder weniger Missionare, so in der Mitte des 18. Jahrhunderts, als der aus Franken stammende Missionar Johann Wolfgang Bayer in Juli wirkte, nur vier121 und zum Zeitpunkt der Vertreibung der Jesuiten 1767 sechs Patres.122 Schon sehr früh wurde in Juli eine Druckerei errichtet, was die Bedeutung der Reduktion als Zentrum weitläufiger missionarischer Aktivitäten unterstreicht.123 In Juli erlernten die Missionare die drei Hauptsprachen des Hochlandes: Aymara, Quechua und Puquina. Das Intensivstudium war theoretisch und praktisch angelegt. Nach dem Studium von Grammatik, Satzbau und Übersetzung übten die angehenden Missionare den ganzen Tag, indem sie sich untereinander in der Sprache unterhielten, im Refektorium predigten, den Katechismus wiederholten und die für die Sakramentenspendung erforderlichen Texte auswendig lernten. Nach einem Jahr waren sie dann meist in der Lage, in einer der drei Sprachen zu predigen.124 Es ist daher nicht verwunderlich, daß aus Juli eine Reihe von bedeutenden Linguisten hervorgingen. Genannt seien an dieser Stelle P. Alonso de Barzana und sein Werk El arte y vocabulario en la lengua general del Perú llamada Quichua (Lima 1586), P. Ludovico Bertonio und El Arte breve de la lengua aymara (Rom 1603), P. Juan Martínez und Vocabulario de la lengua general del Perú llamada Quichua (Lima 1604), P. Diego González Holguín und Vocabulario de la lengua general de todo el Perú llamada 114 115 116 117 118 119 120 121 122 123

Vgl. ACJLP, 0262/M1565, S. 3: López Menéndez, Jesuitas en Bolivia. Vgl. Alparrine-Bouyer, Enseñanza, S. 273. Vgl. Bayer, Reise nach Peru, S. 284f. Vgl. Helmer, Experimento misionero, S. 210. Vgl. Vargas Ugarte, Jesuitas del Perú, S. 45. Vgl. Vargas Ugarte, Historia de la Compañía de Jesús, Bd. II, S. 59. Vgl. Mateos, Historia general de la Compañía de Jesús, Bd. 2, S. 402f. Vgl. Bayer, Reise nach Peru, S. 283. Vgl. Vargas Ugarte, Jesuitas Peruanos, S. 188. In Juli wurde mit dem Aufbau einer Druckerei begonnen, nachdem bereits 1584 in Lima eine solche eingerichtet worden war. Vgl. Koch, Jesuiten-Lexikon, Sp. 1213. In ihr erschien 1612 das berühmte Wörterbuch zur aymarischen Sprache von Ludovico Bertonio. Vgl. Dahlmann, Sprachkunde, S. 77. 124 Vgl. Helmer, Experimento misionero, S. 210.

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1. Die Ordensprovinz

lengua Quichua o del Inca (Lima 1608), P. Ludovico Bertonio und Arte de la lengua aymara, con una silva de phrases de la misma lengua (Juli 1612) oder P. Alonso de Huerta und Arte de la lengua Quechua general de los yndios del Pirú (Lima 1616).125 Potosí (1577) Nach einer erfolgreichen Mission von José de Acosta, Luis López und Alfonso Barzana in Potosí 1574 bemühten diese sich um die Gründung eines Kollegs, die ihnen am 4. Juli 1577 von der Audiencia de Charcas erlaubt wurde.126 Der Provinzial, P. Portillo, begründete die Notwendigkeit eines Kollegs in seinem Brief vom 9. Februar 1575 an den Ordensgeneral mit der Tatsache, daß Potosí ein bedeutender Ort für Handel und Bergbau sei, an dem sich eine enorme Zahl von Indios befinde, die im Christentum zu unterweisen seien. Darüber hinaus seien unter den Spaniern zahlreiche Mißstände wie wilde Ehen oder Spielsucht verbreitet, die einer Korrektur bedürften.127 So eröffneten die Jesuiten am 6. Januar 1577 eine Niederlassung in Potosí.128 Dies führte jedoch zu Spannungen mit Vizekönig Francisco de Toledo, da das Haus ebenso wie in Arequipa ohne seine vorherige Approbation eröffnet worden war.129 Der Konflikt spitzte sich derart zu, daß der Vizekönig 1578 die Schließung der Niederlassung in Potosí anordnete.130 Gestärkt durch die spanischen Autoritäten131 konnten die Jesuiten das Kolleg jedoch 1582 wiedereröffnen.132 Arequipa (1578) 1573 war P. José de Acosta mit zwei Begleitern von Cuzco nach Arequipa gekommen. Diese inmitten äußerst fruchtbarer Ländereien gelegene Stadt zeichnete sich durch ein angenehmes Klima aus. Die Jesuiten wirkten dort sowohl unter den Spaniern, die in Arequipa in großer Zahl ansässig waren, als auch unter den Indios mit großem Erfolg, so daß der Wunsch nach einer Ordensniederlassung wuchs. Daraufhin wurden 1574 die Patres Alonso Barzana und Luis López mit dem Laienbruder Juan García nach Arequipa entsandt. Nachdem die Gründung durch finanzielle Zuwendungen und das Testament von Hernández Hidalgo abgesichert werden konnte, welches der Gesellschaft Jesu einige Häuser und 7.000 pesos Rente zusicherte, trafen 125 Vgl. ebd., S. 211. 126 Vgl. ACJLP, 0262/M1565, S. 10 : López Menéndez, Jesuitas en Bolivia. Vgl. Paz, Historia general, Bd. I, S. 268f. Das Kolleg in Potosí befand sich an der Stelle, an der sich heute die Kaserne und das Asyl befinden. Vgl. ACJLP, 0262/M1565, S. 11: López Menéndez, Jesuitas en Bolivia. 127 Vgl. ACJLP, 0262/M1565, S. 11: López Menéndez, Jesuitas en Bolivia. Von der bis 1590 errichteten Kirche existiert heute noch der 1707 fertiggestellte, 34 Meter hohe, dreigeschossige Turm aus Quadersteinen mit prachtvollen Säulen, die aus einem Stück gefertigt wurden. Vgl. ebd., S. 12. 128 Vgl. Vargas Ugarte, Historia de la Compañía de Jesús, Bd. I, S. 141. 129 Vgl. Santos Hernández, Jesuitas en América, S. 76. 130 Vgl. Vargas Ugarte, Historia de la Compañía de Jesús, Bd. I, S. 122. Vgl. oben die Ausführungen zur Kollegsgründung in La Paz. 131 Vgl. Santos Hernández, Jesuitas en América, S. 76. 132 Vgl. Baptista Morales, Las misiones de los Jesuitas en Bolivia, S. 91.

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am 16. August 1578 P. Antonio López und Br. Marco Antonio in Arequipa ein, um von den Gütern Besitz zu ergreifen, die ihnen der Stifter an jener Stelle hinterlassen hatte, wo sich noch heute die Jesuitenkirche befindet. Doch mußten sie auch hier bald die Pforten schließen, da der Vizekönig Francisco de Toledo 1578 wie in Potosí gegen die Gründung opponierte.133 Und ebenfalls wie in Potosí konnten die Jesuiten auch in Arequipa, und zwar schon 1580 ihre Niederlassung wieder öffnen und ihre Tätigkeiten von neuem aufnehmen.134 In Arequipa waren die Jesuiten u. a. in den Pfarreien von Vítor und Ubinas tätig. Vítor liegt in einem sehr bedeutenden Tal in der Nähe der Stadt, wo bereits Mitte des 16. Jahrhunderts Weinreben angepflanzt wurden.135 In Ubinas, am Oberlauf des Río Tambo, wurden Ponchos, Handschuhe, Strümpfe und andere Kleidungsstücke hergestellt.136 Dennoch hatte das Kolleg von Arequipa mit wirtschaftlichen Problemen zu kämpfen, da der Rektor des Kollegs, P. Pedro Vincenzo, am 9. November 1606 darum bat, den König über die Armut des Hauses zu informieren und um Unterstützung zu bitten.137 Santa Cruz (1587) Santa Cruz, am 26. Februar 1561 von Gouverneur Ñuflo de Chávez gegründet138 und Stützpunkt für zahlreiche Expeditionen in das weitläufige und unbekannte Hinterland, wuchs in den ersten Jahrzehnten sehr stark an, so daß die beiden dort tätigen Priester für die Seelsorge nicht mehr ausreichten und Gouverneur Lorenzo Suárez de Figueroa in den 80er Jahren des 16. Jahrhunderts um die Entsendung von Patres der Gesellschaft Jesu ersuchte. P. Diego de Samaniego, der seit seiner Ankunft in Lima 1585 starkes Interesse an der Mission in Santa Cruz zeigte,139 traf nach einigen Umwegen am 17. Mai 1587 zusammen mit seinen Ordensbrüdern Diego Martínez, Bartolomé de Santiago und dem Laienbruder Juan de Sanchez in Santa Cruz ein, um dort eine Niederlassung zu gründen.140 Gouverneur Figueroa lobte bereits zwei Jahre später in einem Brief an die Audiencia de Charcas, daß die Früchte des Wirkens der Jesuiten kaum in Worte zu fassen seien. Er wies ihnen einen geeigneten Platz zur Errichtung einer Residenz und einer Kirche zu.141

133 134 135 136 137 138 139 140 141

Vgl. Vargas Ugarte, Historia de la Compañía de Jesús, Bd. I, S. 122–125. Vgl. Santos Hernández, Jesuitas en América, S. 76. Vgl. Málaga Núñez Zeballos, Guía, S. 108. Vgl. ebd., S. 172. Ein Inventar mit Beschreibung der Kirchenausstattung findet sich in: Archivo Arzobispal de Arequipa, Sección 3: Vicarías, Series 3.6.8 Ubinas, Legajo 2: Inventario, 21. Juni 1762. Vgl. Vargas Ugarte, Historia de la Compañía de Jesús, Bd. I, S. 282. Vgl. Denevan, Aboriginal cultural geography, S. 29. 1594 wurde das ursprünglich nahe der späteren Jesuitenmission San José de Chiquitos gegründete Santa Cruz an den heutigen Ort verlegt. Vgl. Gandía, Historia, S. 126. Vgl. Paz, Historia general, Bd. I, S. 239f. Vgl. Vargas Ugarte, Historia de la Compañía de Jesús, Bd. I, S. 195. Vgl. ACJLP, 0262/M1565, S. 14: López Menéndez, Jesuitas en Bolivia. Vgl. Vargas Ugarte, Historia de la Compañía de Jesús, Bd. I, S. 197.

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Chuquisaca (1592) In Chuquisaca (Charcas/La Plata), dem heutigen Sucre, gelang es den Jesuiten erst nach mehrmaligen Versuchen, sich dauerhaft anzusiedeln. Obwohl die Kunde von ihrer fruchtbaren Arbeit im nicht weit entfernten Potosí bei vielen den Wunsch nach einer Niederlassung in Chuquisaca weckte und auch der Orden selbst bestrebt war, am Sitz des Bischofs und der Real Audiencia Fuß zu fassen, gab es einigen Widerstand. Da Chuquisaca trotz seines gemäßigten und angenehmen Klimas nur ein kleines Tal zur Bewirtschaftung zur Verfügung stand, blieb großer Reichtum aus; viele sahen die Stadt im Schatten des benachbarten und prosperierenden Potosí. Dort hatte die Gesellschaft Jesu bereits ein Haus, und in Chuquisaca waren schon vier alte Orden, nämlich die Dominikaner, Mercedarier, Franziskaner und Augustiner ansässig; deshalb standen nicht wenige Bürger einer weiteren Ordensniederlassung ablehnend gegenüber.142 1591 wurden die beiden Patres Manuel Vásquez und Antonio de Vega nach Chuquisaca entsandt, um dort missionarisch tätig zu werden und nach ihren Möglichkeiten den Boden für eine Niederlassung zu bereiten. Wegen der Widerstände vollzog sich die Ansiedlung der Jesuiten allerdings in aller Stille und Zurückhaltung. Da sowohl der Stadtrat als auch Bischof Alonso de la Cerda OP (1587–1592) dem Orden wohlgesonnen waren,143 konnte er sich auf Einladung des Bischofs ab 1592 dauerhaft in Chuquisaca ansiedeln.144 Trotz einer spärlichen finanziellen Ausstattung gelang es P. Vásquez nicht zuletzt wegen seiner Freundschaft zum Vorsitzenden des Stadtrates von Potosí, Pedro Sores de Ulloa, und der damit verbundenen Kontakte zu wohlhabenden Kaufleuten, eine Summe von 30.000 pesos zu sammeln, welche die wirtschaftliche Situation der Niederlassung verbesserte und die Errichtung einer bescheidenen Kirche ermöglichte.145 In den folgenden Jahren konnten die Jesuiten ihren Aktivitätsradius auch auf dem Bildungssektor erfolgreich ausweiten, so daß sich 1621 der Generalprokurator der Ordensprovinz Peru, P. Alonso Fuertes de Herrera, im Namen des Provinzials, P. Juan de Frías Herran, an Vizekönig Esquilache wandte mit der Bitte, in Chuquisaca ein mit dem Kolleg San Martín in Lima vergleichbares Kolleg gründen zu dürfen. Esquilache entsprach dieser Bitte in einer Real Cédula vom 10. April 1621146 und ermöglichte so die Gründung des Colegio Real de San Juan Bautista, an dem 1624 eine Universität eröffnet wurde.147 Die Kirche des Kollegs wurde 1621–1630 errichtet und erhielt das Patronat San Miguel.148 142 Vgl. ebd., S. 200. 143 Vgl. ebd., S. 201. 144 Vgl. ACJLP, 0262/M1565, S. 12: López Menéndez, Jesuitas en Bolivia. Vgl. Paz, Historia general, Bd. I, S. 269. 145 Vgl. Vargas Ugarte, Historia de la Compañía de Jesús, Bd. I, S. 201f. 146 Vgl. ebd., S. 328. 147 Vgl. ACJLP, 0262/M1565, S. 12: López Menéndez, Jesuitas en Bolivia; Paz, Historia general, Bd. I, S. 270; ders., Universidad Mayor, S. 64. Vgl. Vargas Ugarte, Historia de la Compañía de Jesús, Bd. I, S. 328f. 148 Vgl. ACJLP, 0262/M1565, S. 13: López Menéndez, Jesuitas en Bolivia; Jáurequi Rosquellas, Ciudad de los cuatro nombres, S. 134.

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Huamanga (1604) Nachdem 1583 P. Juan Romero in Begleitung eines Laienbruders in Huamanga bzw. Guamanga, dem heutigen Ayacucho, missioniert hatte, konnte P. Gregorio de Cisneros vom Kolleg in Cuzco ein Jahrzehnt später an diese Grundlagen erfolgreich anknüpfen, so daß der Wunsch nach einer Niederlassung der Jesuiten in dieser Stadt immer lauter wurde.149 Bei der Gründung des Kollegs in Huamanga 1604 fehlte es nicht an Wohltätern und Förderern. Zu nennen sind Capitán Cristóbal de la Cuba Maldonado, der den Jesuiten die Hacienda de Chepita in den Anden schenkte. Pedro de Cárdenas verschenkte ebenfalls einen Teil seines Besitzes an die Jesuiten. Andrés del Campo y Salazar, Archidiakon der Kirche von Guamanga, trat den Jesuiten Grundstücke in Aco ab, und der Pfarrer von Gualla in der Provinz Vilcashuamán, Garci Diez de San Miguel, schenkte dem Orden einige Häuser in seiner Heimatstadt Huamanga, die in der Nähe des Kollegs lagen und teilweise von Steuern befreit waren.150 Das Kolleg von Huamanga konnte seine Einkünfte dank einer Schenkung von Sancho de Córdoba und seiner Frau, Teresa de Barrios, vermehren. Sie hinterließen den Jesuiten die ausgedehnte Hacienda San José im Tal von Nazca, auf der Wein und Branntwein erzeugt wurden. Zu dieser kam noch die große Hacienda von Ninabamba an den Ufern des Río Pampas hinzu, auf der eine große Vielfalt an Früchten gedieh.151 Am 15. August 1605 nahmen die Jesuiten Besitz von einem Grundstück in der Nähe des zentralen Platzes, auf denen Kolleg und Kirche errichtet werden sollten, und feierten dort in einer provisorisch errichteten Kapelle die Hl. Messe. P. Juan Aller wurde zum ersten Rektor des Kollegs ernannt und am 17. Januar 1607 konnte der Schulunterricht beginnen.152 Außerdem wurde in Huamanga auf Bitten von Bischof Cristóbal de Castilla y Zamora (1668–1677) Moraltheologie für die Seelsorger gelehrt. 1677 entschloß sich der Bischof zur Gründung einer Universität und erhielt hierfür am 31. Dezember 1680 die königliche und durch die Bulle von Innozenz XI. vom 20. Dezember 1682 die päpstliche Erlaubnis. Der Fortgang von Bischof de Castilla y Zamora aufgrund seiner Ernennung zum Erzbischof von Charcas (1677–1683), die Opposition der Universität in Lima und Geldknappheit ließen das Vorhaben zunächst scheitern. 1704 konnte die Universität San Cristóbal jedoch unter Bischof Diego Ladrón de Guevara (1699–1704) nach Aufstocken der finanziellen Ausstattung die Pforten öffnen. Von Anfang an hatten die Jesuiten hier Lehrstühle inne, sowohl in Artes als auch in Theologie.153

149 Vgl. Vargas Ugarte, Historia de la Compañía de Jesús, Bd. I, S. 277. 150 Vgl. ebd., S. 278f. Zu den umfangreichen Schenkungen an das Kolleg in Huamanga im 17. und 18. Jahrhundert vgl. Río Barboza, Ninabamba, S. 5–7. 151 Vgl. Vargas Ugarte, Historia de la Compañía de Jesús, Bd. IV, S. 116. 152 Vgl. ebd., Bd. I, S. 278. 153 Vgl. ebd., Bd. IV, S. 110. Zur Gründung der Universität in Huamanga (Guamanga) vgl. ­Castillo y Zamora, Fundación, S. 186–191.

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Oruro (1611) Oruro wurde im Jahre 1606 in der weiten Ebene zwischen La Paz und Tarija aufgrund großer Silbervorkommen gegründet. Bereits 1611 kamen die ersten beiden Jesuiten vom Kolleg in Chuquisaca dort an, um zu missionieren. Sie gründeten Kongregationen für die Spanier und die Indios, die in kurzer Zeit stark anwuchsen, und veranlassten den Bau einer Kirche. 1612 wurde bereits Latein unterrichtet; schon 1613 lebten vier Patres und ein Laienbruder in der Residenz. Sie betreuten die Beamtenfamilien und die mita-Pflichtigen (Dienstpflichtigen) auf dem Hinund Rückweg in die Minen nach Potosí und führten Missionen auf den Landgütern und Missionsstationen der Umgebung durch.154 Um 1630 wurde die inzwischen in ein Kolleg umgewandelte Niederlassung der Jesuiten durch zwei Wohltäter begünstigt. Zum einen vermachten Hipólito de Marcilla und seine Frau Francisca Maldonado einen großen Teil ihres Vermögens den Jesuiten, darunter eine Estancia, die etwa eine legua155 von der Stadt entfernt war. Noch umfangreicher war die Schenkung des Minenbesitzers Pedro de Vallejo Salinas, welche die Hacienda Sacambaya und die Hacienda Escola, ca. 30 leguas östlich von Oruro, umfaßte.156 Callao (1616) Aufgrund seiner Bedeutung als Hafen von Lima und Eintrittstor nach Peru wurde bereits früh die Gründung einer Residenz in Callao in den Blick genommen. Seit 1613 waren dort einige Patres und Laienbrüder der Gesellschaft Jesu tätig. Da die Bevölkerung von Callao stetig wuchs und zudem der Laienbruder Martín de Jáuregui 1616 seinen Besitz zur Gründung einer Niederlassung bestimmte, konkretisierten sich die Pläne. 1617 wirkten in Callao zwei Patres und zwei Laienbrüder, 1621 waren es bereits sechs Patres und sechs Laienbrüder. Den Patres oblag die Beichtseelsorge und zusätzlich in der österlichen Bußzeit die Predigt an Sonntagnachmittagen auf dem Hauptplatz sowie an Freitagen im Hospital San Juan de Dios. Darüber hinaus betreuten sie die rasch anwachsende Kongregation „Unsere Liebe Frau von Loretto“. 1621 existierte bereits auch eine Grundschule (escuela de primeras letras), die von 170 Jungen besucht wurde. Für weiter Fortgeschrittene, hauptsächlich für die Kinder der Soldaten und Seeleute, wurde auch Lateinunterricht erteilt.157 Nach einem schweren Erdbeben mußte dieses Haus 1746 aufgegeben werden.

154 Vgl. Vargas Ugarte, Historia de la Compañía de Jesús, Bd. I, S. 334f. 155 Eine legua, eine spanische Meile, mißt 5,57 Kilometer. 156 Vgl. Vargas Ugarte, Historia de la Compañía de Jesús, Bd. II, S. 45. 157 Vgl. ebd., Bd. I, S. 332f.

1.3 Topographie der Provinz Peru

23

Pisco (1618) Pisco, ca. 235 Kilometer südlich von Lima gelegen, war aufgrund seiner Bedeutung als Hafenstadt am Pazifik für den Transport von Wein, Branntwein, Zucker und Honig, die im benachbarten Tal erzeugt wurden, zu Beginn des 17. Jahrhunderts stark angewachsen. Die Gründung eines Kollegs in Pisco wurde 1618 von der Provinzkongregation beschlossen und neben anderen Stiftern wesentlich durch Capitán Pedro de Vera Montoya und seine Ehefrau, Juana de Luque y Alarcón, Eigentümer der Hacienda von Caucato, unterstützt. Das Ehepaar vererbte seine Hacienda mit 80 Sklaven, Fabriken für die Herstellung von Honig und die Fertigung von Krügen, Mühlen, Weingärten und Vieh mit jährlichen Einnahmen in Höhe von 20.000 pesos der Gesellschaft Jesu und ließ ihr bereits zu Lebzeiten 2.500 pesos jährlich aus den Einnahmen zukommen.158 Bis 1664 war der größte Teil des Kollegsgebäudes fertiggestellt. In diesem Jahr lebten in Pisco fünf Patres und drei Laienbrüder. Die Kirche wurde 1678 vollendet.159 Neben Seelsorge und Unterricht führten die Jesuiten jährlich Missionen in der Umgebung von Pisco durch, so u. a. im Tal von Chunchanga. Das Kolleg in Pisco wurde zwar 1687 zerstört, doch ermöglichte Andrés Jiménez Vilches y Vallés durch Schenkung von Grundstücken in Santa Rosa de Caucato an der Küste mit Zuckerrohrplantagen und in Santa Cruz de Lancha mit Weingärten den Wiederaufbau.160 Trujillo (1627) Die Gründung des Kollegs San Salvador in Trujillo wurde wesentlich durch den dortigen Bischof Carlos Marcelo Corne unterstützt.161 Corne, der selbst aus Trujillo stammte, in Lima am Colegio San Martín bei den Jesuiten studiert hatte und an der Universidad de San Marcos in Theologie promoviert worden war, förderte seit seiner Ernennung zum Bischof von Trujillo 1622 den Ausbau des Bildungswesens.162 Ein wichtiger Schritt hierfür war die Niederlassung der Jesuiten in seiner Stadt im Jahre 1627. Diese wurden bei ihrer Ankunft feierlich mit Glockengeläut, nächtlichen Illuminationen, Stierkämpfen und Maskeraden begrüßt. Der Bischof gewährte ihnen alle Unterstützung und überließ dem Orden zur Gründung von Konvent und Kirche ein Grundstück aus Familienbesitz, auf dem er selbst geboren worden war.163 Darüber hinaus schenkte er ihnen die Hacienda Guañape im Tal von Chicama mit 37 Sklaven im Wert von 42.000 pesos. Dieser guten Ausstattung schloß sich Juan de Avendaño y Gamboa an, indem er dem Orden die Estancia Chusgón mit 4.000 Rindern überließ.164 Besonders zu erwähnen ist noch eine umfangreiche Schenkung von Juana de Carvajal y Collazos Ende des 17. Jahrhunderts, die eine 158 159 160 161 162 163 164

Vgl. ebd., Bd. II, S. 3f. Vgl. ebd., Bd. I, S. 5. Vgl. ebd., Bd. IV, S. 117. Vgl. hierzu auch Astrain, Historia, Bd. VII, S. 343. Vgl. Castañeda, Notas, S. 177f. Vgl. ebd., S. 174. Vgl. ebd., S. 177f. Vgl. ebd., S. 178.

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1. Die Ordensprovinz

Hacienda in Pocsi mit einem Viehbestand von etwa 11.000 Schafen und Ziegen, eine Farm in der Nähe von Trujillo mit einem jährlichen Ertrag von 800 pesos und Häuser in der Stadt im Wert von 4.000 pesos umfasste, so daß sie als Mitgründerin des Kollegs geehrt wurde.165 Die Besitzungen des Ordens in Trujillo erfuhren erheblichen Zuwachs, u. a. durch die Haciendas Tumán und Chongoyape bei Chiclayo. Tumán blieb bis zur Vertreibung der Jesuiten eine der größten Besitzungen des Ordens in Peru.166 Die Kirche des Kollegs von Trujillo wurde ab 1631 in zwei Etappen von dem portugiesischen Baumeister Alonso de las Nieves errichtet. Bis 1634 war das Mauerwerk errichtet, und bis 1636 erfolgte die reiche Ausstattung der Kirche mit kostbaren Altären und Gemälden.167 Huancavelica (1644) Die Stadt Huancavelica wurde ursprünglich unter dem Namen Villa Rica de Oropesa 1571 von Vizekönig Francisco de Toledo gegründet. Trotz der Höhe und des rauen Klimas wuchs die Einwohnerzahl aufgrund der Quecksilbervorkommen und der damit verbundenen Spiegelproduktion rasch an. Vom Kolleg in Huamanga kamen häufig – insbesondere in der vorösterlichen Bußzeit – Patres dorthin, um Missionen durchzuführen. Am 20. Mai 1644 entsprach Vizekönig Marqués de Mancera dem Wunsch der Bevölkerung nach Gründung einer Residenz.168 1685 bat die Audiencia in einem Schreiben an den König um Erlaubnis zur Gründung eines Kollegs. Dieser Schritt war nicht zuletzt deshalb möglich, weil Inspektor Juan de Villalobos in Aussicht stellte, die Gründung mit 70.342 pesos zu unterstützen. Darüber hinaus sagten noch weitere Spender umfangreiche finanzielle Mittel zu.169 1719 fand schließlich die Umwandlung in ein Kolleg statt, nachdem die Jesuiten dort zuvor schon eine Grund- und Grammatikschule unterhalten hatten.170 Moquegua (1713) Anfang des 18. Jahrhunderts wurde die Gründung eines Kollegs in Santa Catalina de Guadalcázar, besser bekannt unter dem indigenen Namen Moquegua, ebenfalls durch Zuwendungen ermöglicht. Die Jesuiten hatten dort bereits zuvor von Zeit zu Zeit Missionen durchgeführt. José Hurtado Zapata Echegoyen hinterließ der Gesellschaft Jesu testamentarisch 70.000 pesos sowie einen Weingarten im Tal Yarabico bzw. Yanarico zur Gründung eines Kollegs.171 Nachdem diese durch die Real Cédula vom 5. Oktober 1711 gestattet worden war, trafen 1713 die ersten Patres in Moquegua ein, um das Kolleg unter dem Patronat San José zu eröffnen. Hier wohnten 165 166 167 168 169 170 171

Vgl. Vargas Ugarte, Historia de la Compañía de Jesús, Bd. II, S. 147. Vgl. ebd., Bd. IV, S. 54f. Vgl. Castañeda, Notas, S. 178. Vgl. Vargas Ugarte, Historia de la Compañía de Jesús, Bd. II, S. 143. Vgl. ebd., S. 144. Vgl. ebd., Bd. IV, S. 12. Vgl. ebd., S. 10f. Nach Astrain hieß der Gründer José Hurtado de Ichagoyen. Vgl. Astrain, Historia, Bd. VII, S. 327.

1.3 Topographie der Provinz Peru

25

im Durchschnitt sechs oder sieben Patres und zwei oder drei Laienbrüder. Durch Schenkung von Pedro Peñalosa kam das Kolleg noch in den Besitz der Hacienda Santo Domingo im Gebiet von Cupiña sowie durch Kauf in den Besitz der Hacienda Loreto im Tal von Ilo.172 Cochabamba (1716) Eine weitere Kollegsgründung erfolgte 1716 in Cochabamba.173 Bereits 1683, kurz nach der Gründung von Loreto, der ersten Reduktion in der Moxos-Mission, gab es Pläne für einen kürzeren und einfacheren Verbindungsweg von dort nach Peru, um den weiten Umweg über Santa Cruz im Süden zu vermeiden, doch scheiterten diese Pläne zunächst.174 Um dem erwünschten Ziel näher zu kommen, strebten die Jesuiten schließlich die Gründung eines Kollegs in Cochabamba an, welches den Reisenden zwischen Moxos und Peru gleichzeitig als Unterkunft dienen sollte.175 Der Kleriker Juan de Solórzano – ein Förderer der Moxos-Mission – hatte dem Orden hierfür 1704 eine Hacienda und Mühlen im Wert von 40.000 pesos geschenkt.176 Da es Schwierigkeiten mit der Zustimmung des Königs gab, gründete man zunächst ein Hospicio für die Unterkunft der Missionare und die Lagerung von Vorräten.177 Einige Jahre später wandte sich die Bevölkerung an Pedro Morcillo Rubio de Auñon, als dieser im Auftrag seines Onkels, des Erzbischofs von Charcas, eine Visitation in Cochabamba durchführte. Sie begründete die Notwendigkeit eines Kollegs mit der Erziehung ihrer Söhne. Darüber hinaus könne das Hospiz für die Missionare in der Moxos-Mission dienen. Dies dürfte wesentlich dazu beigetragen haben, daß der spanische König Philipp V. in einer Real Cédula vom 14. Dezember 1716 seine Zustimmung zur Gründung des Kollegs San Luis Gonzaga erteilte.178

172 Vgl. Vargas Ugarte, Historia de la Compañía de Jesús, Bd. IV, S. 11. 173 Vgl. ebd., S. 12. 174 Vgl. de Jaureguízar, Organización socio-politica, S. 105; Baptista Morales, Jesuitas en Cochabamba, S. 173. 175 Vgl. de Jaureguízar, Organización socio-politica, S. 105. Vgl. Baptista Morales, Jesuitas en Cochabamba, S. 173; bezieht sich auf AGI, Audiencia de Charcas, Leg. 381 (Schreiben des Vikars und der Kaziken der Provinz von Cochabamba in Perú an den König vom 18. Januar 1704). 176 Vgl. Vargas Ugarte, Historia de la Compañía de Jesús, Bd. IV, S. 12. 177 Vgl. de Jaureguízar, Organización socio-politica, S. 105. Das Hospiz diente der unmittelbaren Unterstützung der Missionare und als Rückzugs- und Erholungsstätte sowie für Verwaltungsaufgaben. Vgl. Baptista Morales, Jesuitas en Cochabamba, S. 173; bezieht sich auf AGI, Audiencia de Charcas, Leg. 381 (Schreiben des Vikars und der Kaziken der Provinz von Cochabamba in Perú an den König vom 18. Januar 1704). 178 Vgl. Vargas Ugarte, Historia de la Compañía de Jesús, Bd. IV, S. 12. Vgl. de Jaureguízar, Organización socio-politica, S. 106. Das Kolleg San Luis Gonzaga befand sich in der heutigen Avenida Heroínas zwischen der Avenida Ayacucho und der Calle Baptista, an der Stelle, an der sich heute die Gebäude des Erzbistums befinden. Die Kirche wurde 1730 errichtet. Vgl. Baptista Morales, Jesuitas en Cochabamba, S. 175. Zum weiteren Schicksal des Gebäudekomplexes und der Kirche vgl. ebd., S. 176f.

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1. Die Ordensprovinz

Ica (1746) 1746 wurde das Kolleg in Ica gegründet. Auch hier waren die Jesuiten schon zuvor tätig geworden und seit 1739 quasi ständig präsent.179 Als Gründer des Kollegs gilt Antonio de Vargas, der dem Orden zu diesem Zweck in seinem Testament vom 24. Juni 1691 seine Hacienda San Jerónimo „en el pago de San Martín“ im Wert von etwa 80.000 pesos sowie einige Ländereien in Tinguiña vererbt hatte.180 Hinzu kam noch eine Schenkung von 40.000 pesos von Clemente de la Mata, so daß die Gründung finanziell abgesichert war.181 Bellavista (1758) Nach den katastrophalen Zerstörungen, die das Erdbeben von 1746 in Callao angerichtet hatte, beschloss Vizekönig Manso de Velasco, eine neue Stadt mit dem Namen Bellavista in etwa fünf Kilometer Entfernung zu gründen. Die Jesuiten errichteten dort ein Kolleg und Hospital, das durch die Hacienda von Bocanegra und ihre Filiale La Chacarita de Santa Rosa, ein Haus in der Calle Tigre, drei Geschäfte in der Calle de las Mantas sowie ein kleines Haus in Plateros en San Pedro getragen wurde. 1757 erteilte der Vizekönig die Genehmigung, und 1758 wurde der Grundstein für Haus und Kirche gelegt.182 Gescheiterte Gründungen Mitte des 17. Jahrhunderts verfügten die Jesuiten im Norden von Peru lediglich über eine Niederlassung in Trujillo.183 Eine Niederlassung in Lambayeque mußten sie wegen des Widerstands des Bischofs 1637 wieder aufgeben.184 Gleichwohl hatten sie bereits seit 1609 zahlreiche Missionen in den nördlichen Gebieten durchgeführt. Als der Bischof von Trujillo, Andrés García de Zurita, 1650 Cajamarca visitierte, bestand dort eine einzige Pfarrei, deren Seelsorge in den Händen von Franziskanern lag. Ein Großteil der Jugend in der bevölkerungsreichen Stadt wurde nicht in ausreichender Weise unterrichtet und religiös erzogen, worauf er auf seine 179 Vgl. Vargas Ugarte, Historia de la Compañía de Jesús, Bd. IV, S. 12. 180 Die Hacienda wurde 1698 jedoch nur auf 35.000 pesos und 1707 auf 68.000 pesos geschätzt. Vgl. Vargas Ugarte, Historia de la Compañía de Jesús, Bd. IV, S. 13f. Zur testamenta­rischen Hinterlassenschaft von de Vargas vgl. auch Astrain, Historia, Bd. VII, S. 329. In einem Brief an den Vizekönig berichtet der corregidor von Ica, Joaquín Muñoz de Céspedes, vom guten Zustand der Hacienda, die ihren Wert in den vergangenen Jahren steigern konnte. Er schätzt sie auf über 100.000 pesos und schreibt, sie sei sehr gut für die Gründung eines Kollegs geeignet, falls der Vizekönig die Erlaubnis dazu erteilen würde. Biblioteca de la Universidad Antonio Ruíz de Montoya/Lima, Colección Vargas Ugarte, Bd. 14/52, fol. 132r–133r: Carta al Virrey del Perú, Pisco, 20. Oktober 1743. 181 Vgl. Vargas Ugarte, Historia de la Compañía de Jesús, Bd. IV, S. 14. Vgl. Astrain, Historia, Bd. VII, S. 329. 182 Vgl. Vargas Ugarte, Historia de la Compañía de Jesús, Bd. IV, S. 144f. 183 Vgl. ebd., Bd. II, S. 144. 184 Vgl. ebd., Bd. I, S. 338f.

1.3 Topographie der Provinz Peru

27

Kosten eine Schule für Jungen eröffnen ließ. Schon bald wuchs in der Stadt zwar der Wunsch nach der Gründung eines Kollegs der Jesuiten, doch wurde er nicht in die Tat umgesetzt. Als das Vorhaben 1686 auf der Provinzkongregation der Gesellschaft Jesu diskutiert wurde, nachdem ein Wohltäter, Juan de Solórzano, 90.000 pesos für die Gründung zur Verfügung gestellt hatte, zeigten sich bei den Teilnehmern nicht wenige Vorbehalte, insbesondere wegen der zu erwartenden starken Opposition der Franziskaner, so daß es schließlich nicht zur Realisierung des Vorhabens kam.185 1691 war in Saña Licenciado Francisco de Palma y Vera verstorben und hatte in seinem Testament der Gesellschaft Jesu eine Hacienda für Zuckergewinnung, eine Estancia mit Viehbestand und einige Häuser sowie 90.000 pesos mit jährlich etwa 5.000 pesos Zinsen unter der Bedingung vererbt, daß sie in Saña eine Niederlassung gründen, das Studium der Grammatik ermöglichen, eine Primarschule eröffnen und regelmäßige Missionen in dem Tal durchführen sollten.186 Es kam zwar nicht zur Gründung eines Kollegs oder einer Residenz, doch eröffneten die Jesuiten in Saña eine Schule für Kinder unter der Leitung eines Laienbruders; zu Beginn des 18. Jahrhunderts residierte dort auch ein Pater in der Funktion eines Superiors.187 Ende des 17. Jahrhunderts hinterließ José de Valencia Perea dem Orden die Hacienda San Lorenzo de Azapa, um die Gründung eines Kollegs in Arica zu unterstützen, dem bedeutenden Hafen am Pazifik für den Transport des Silbers von Potosí. Es kam zwar in der Folgezeit nicht zur Gründung einer Niederlassung, doch wurde der Erlös aus dem Verkauf der Hacienda in Höhe von 20.000 pesos dem Kolleg in La Paz übergeben, um die von dort aus regelmäßig durchgeführten Missionen in Arica zu unterstützen.188 Ende des 17. Jahrhunderts wurde außerdem ein Haus in Huanúco eröffnet, dessen Existenz jedoch keine lange Dauer beschieden war. In der Carta anua von 1701 heißt es über die Niederlassung, es seien dort drei Patres, von denen Jacinto de Arrúe kurz darauf starb. Die beiden anderen, Juan de Salazar und Tomás Delgado, gingen dort weiterhin ihrer apostolischen Tätigkeit nach. P. Delgado besuchte auch die Hacienda, die den Jesuiten zur Gründung einer Niederlassung angeboten worden war, und berichtete, sie sei fruchtbar und produziere Zuckerrohr, Mais und Baumwolle und verfüge über gute Weiden. Es kam jedoch nicht zu einer dauerhaften Gründung, und schon im Jahre 1703 ist in den Aufzeichnungen des Ordens keine Rede mehr von Huanúco.189

185 186 187 188 189

Vgl. ebd., Bd. II, S. 145. Vgl. ebd., S. 146. Vgl. ebd., S. 147. Vgl. ebd., S. 148. Vgl. ebd., Bd. IV, S. 17.

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1. Die Ordensprovinz

1.4

Wirtschaftliche Grundlagen

1.4.1

Die Ordensprovinz insgesamt

Die Niederlassungen der Gesellschaft Jesu in den peruanischen Städten wurden, wie im vorausgehenden Kapitel verdeutlicht, durch umfangreiche Stiftungen oder Erbschaften begünstigt und gefördert. Eine wichtige Zone für die wirtschaftliche Versorgung der Ordenshäuser waren die fruchtbaren Flußtäler, die sich von den Anden zum Pazifik erstrecken. Die Jesuiten kamen in den Besitz von Land vornehmlich durch Schenkungen oder Erbschaften, im späten 17. und 18. Jahrhundert auch durch Kauf aus eigenen finanziellen Mitteln.190 Allein in der Küstenregion Perus verfügte die Gesellschaft Jesu über mehr als 20 Haciendas, im Norden beginnend mit Besitzungen in der Umgebung von Lambayeque, dann nach Süden folgend die Haciendas Humay, Tumán in der Nähe von Trujillo, San Jacinto und San José im Tal des Flusses Santa, Huaura, Vilcahuaura und Humaya im Tal des Huaura, Huaca im Tal des Chancay, Bocanegra, Villa, San Juan del Surco und Santa Beatríz in der Umgebung von Lima, San Francisco Regis und Caucato zwischen Lima und Pisco, San Xavier, Condor, San José, San Jerónimo, Macacona, Santa Lucia, Santa Cruz, Belén und Ocucaje in der Umgebung von Ica und Pisco sowie weiter im Süden Haciendas in Vítor, Ilo und Arica.191 Vor allem zwei Typen von Haciendas lassen sich unterscheiden: jene, die der Zuckergewinnung, und jene, die dem Weinanbau dienten. Zunächst erwarb der Orden zahlreiche Haciendas für die Zuckerproduktion.192 Zu den größten Zuckerhaciendas gehörten Villa in der Nähe von Lima sowie Huaura und Vilcahuaura nördlich von Lima im Tal des gleichnamigen Flusses.193 Bedeutende Haciendas befanden sich auch im Tal von Lambayeque an der Nordküste von Peru. Dabei wurde nur ein geringer Teil der Felder – in Lambayeque beispielweise im späten 17. Jahrhundert nur 30 Prozent, manchmal sogar nur kaum mehr als 10 Prozent – für den Zuckerrohranbau genutzt, während das übrige Ackerland für den Anbau von Nutzpflanzen194 und die Haltung von Viehbeständen zur Ernährung der Arbeiter verwandt wurde.195 Waren die klimatischen Bedingungen an der Nordküste eher für den Zuckerrohranbau geeignet, so boten an der Südküste die guten Böden, das moderatere Klima und die ausreichende Wasserversorgung ideale Voraussetzungen für den Weinanbau. Die Haupttäler des Weinanbaus waren Nazca, Pisco und Vítor. Im 17. Jahrhundert erwarb der Orden auch Weingärten in erheblichem Umfang, insbesondere in den Flußtälern südlich von Lima. Die größten Weinanbauflächen der Jesuiten waren San Xavier und San José im Tal von Nazca, San Jerónimo und Belén in 190 Vgl. Cushner, Lords of the land, S. 28. 191 Vgl. ebd., Frontispiz: Karte der größeren Haciendas an der peruanischen Küste. 192 Vgl. ebd., S. 42. 193 Vgl. ebd., S. 63. 194 Vgl. ebd., S. 30f. 195 Vgl. ebd., S. 71.

1.4 Wirtschaftliche Grundlagen

29

Ica und die Hacienda Condor im Tal von Pisco.196 Auf den Weingütern wurden nicht nur Wein und Branntwein erzeugt, sondern auch Gefäße hergestellt, Gemüse angebaut und Vieh gehalten. Die große Zahl von Haciendas erforderte ein effizientes Organisationssystem.197 Jede Hacienda war einem bestimmten Kolleg zugeordnet, das einen Verwalter (procurador del colegio) für die Organisation des Arbeitsbetriebs und die Verteilung der Produkte benannte. Auf den Haciendas selbst wohnte ein Administrator, häufig ein Laienbruder der Gesellschaft Jesu, der die Arbeitsabläufe vor Ort koordinierte. Ihm untergeordnet waren weitere verschiedene Angestellte bis hinunter zu den bezahlten und unbezahlten Arbeitern.198 Die Haciendas verfügten immer über eine Kapelle für die religiösen Bedürfnisse der dort lebenden und arbeitenden Menschen.199 Für die Arbeit auf den Haciendas griffen die Jesuiten auf indianische Arbeitskräfte zurück, jedoch weniger auf jene, die im Rahmen der mita zu Arbeitsdienst verpflichtet oder dauerhaft einer Hacienda als Arbeitskräfte zugewiesen waren, als vielmehr auf sogenannte jornaleros oder peones, die dauerhaft oder für eine begrenzte Zeit gegen Tageslohn angeworben wurden, und hauptsächlich auf schwarze Sklaven, die sich langfristig als günstigste Arbeitskräfte erwiesen.200 Die im 17. und 18. Jahrhundert an Zahl und Größe anwachsenden Kollegien erforderten eine erhöhte Produktion der Haciendas und hatten deshalb auch einen erhöhten Bedarf an Arbeitskräften.201 Die durchschnittliche Zahl der auf den acht größten Haciendas beschäftigten schwarzen Sklaven stieg von ca. 99 im Zeitraum von 1665 bis 1680 auf 256 im Zeitraum von 1755 bis 1767 an.202 Zum Zeitpunkt der Ausweisung der Jesuiten gehörten deren Kollegien zu den großen Sklaveneigentümern in Peru.203 Die Jesuiten verfügten über ein gut entwickeltes System für den Handel und den Austausch der Produkte, die auf den Haciendas hergestellt wurden, wobei der Markt in Lima eine zentrale Funktion für die Verteilung besaß.204 Die jesuitische Handelstätigkeit in Peru, die auch mit Paraguay vernetzt war, stieß auf heftige Kritik von Regierungsbeamten. Weltliche Händler und Exporteure warfen den Jesuiten vor, daß allen Orden der Handel verboten sei. Die Mißstimmung resultierte nicht zuletzt auch aus Wettbewerbsbedingungen, die als unfair empfunden wurden. So waren die Jesuiten von der alcabala, der Verkaufssteuer, befreit.205 Der Orden argumentierte, daß seine Handelstätigkeiten legitim seien, da kirchliches und weltliches Recht der Gesellschaft Jesu erlaube, Produkte von den eigenen Besitzungen zu verkaufen. Verboten sei lediglich der Kauf von Gütern zu dem Zwecke, sie weiter zu verkaufen. Außerdem argumentierten die Jesuiten, daß ihre Handelsgeschäfte 196 197 198 199 200 201 202 203 204 205

Vgl. ebd., S. 42f. Vgl. ebd., S. 75. Vgl. ebd., S. 76. Vgl. ebd., S. 62. Vgl. ebd., S. 82. Vgl. ebd., S. 89. Vgl. ebd., S. 90. Vgl. ebd., S. 89. Vgl. ebd., S. 128–130. Vgl. ebd., S. 174.

30

1. Die Ordensprovinz

guten Zwecken dienten, da die Erträge ihren Schulen, Kollegien und Missionsstationen zugute kämen.206 Die jesuitische Handelstätigkeit in Peru und Paraguay wurde jedoch auch innerhalb des Ordens kritisiert. Seit 1645 kamen regelmäßig Briefe des Ordensgenerals, die vor einer zu starken Konzentration auf Handelsgeschäfte warnten.207 Ein Grund, warum den Jesuiten Grundstücke übertragen wurden, war die Tatsache, daß viele Grundstücke mit Hypotheken belastet waren und die Besitzer nicht in der Lage waren, die jährlichen censos an die Gläubiger zu entrichten. Während kleine Landbesitzer im Falle einer schlechten Ernte nicht zur Zahlung der censos in der Lage waren, konnten die Jesuiten mit ihrem umfangreichen Besitz von Ländereien und Einkünften eher Einnahmen und Ausgaben verteilen und auffangen, so daß sie auch Grundstücke erwarben, auf denen censos lagen.208 Anfang des 17. Jahrhunderts bekamen die weltlichen Landbesitzer die Last der censos zu spüren, die damals einen Großteil ihres jährlichen Gewinns verzehrten. Der Wert der Grundstücke sank wegen der wachsenden Zahl von Hypotheken und der Unfähigkeit der kleinen Landbesitzer, Kredite aufzunehmen. Außerdem war aufgrund eines Überangebots auf dem Markt ein zunehmender Preisverfall zu beobachten, weshalb viele kleinere Haciendas aufgegeben wurden. Die Jesuiten konnten aufgrund ihres umfangreichen Landbesitzes organisatorisch besser auf diese Situation reagieren.209 Insgesamt war die wirtschaftliche Situation der Häuser in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts dennoch nicht erfreulich; auf ihnen lasteten hohe Schulden.210 Die Haciendas lieferten nicht die erforderlichen Einkünfte, da Arbeits- und Unterhaltskosten sehr hoch waren. Für die anfallenden Arbeiten wurden viele Sklaven benötigt, deren Erwerb und Unterhalt sich stark verteuerten. P. Durán beschrieb beispielsweise 1638 die Hacienda Villa in der Nähe von Lima als unrentabel, riet jedoch auch von einem Verkauf ab, da dieser Verluste mit sich bringen würde. Weitere Ursache für die schlechte Rentabilität waren die niedrigen Preise, die wegen eines Überangebots für die Erzeugnisse der Haciendas auf dem Markt gezahlt wurden. Das Colegio Máximo de San Pablo in Lima hatte beispielsweise Ende des Jahres 1638 insgesamt 63.582 pesos an Einnahmen, jedoch 114.979 pesos Schulden. Es hing deshalb zu einem großen Teil von der Provinz ab. Die Situation verbesserte sich nicht bis zur Vertreibung der Jesuiten.211 Die wirtschaftliche Situation der Ordensprovinz Peru hat sich zwar im 18. Jahrhundert trotz der anwachsenden Mitgliederzahl nicht verschlechtert, doch verfügten einige Häuser nicht über große Einkünfte. Das Colegio Máximo de San Pablo in Lima, dessen Mitgliederzahl über 100 anstieg, hatte viele außerordentliche Kosten zu tragen, so daß die Einkünfte aus den Haciendas San Juan im Tal von Lima, La Huaca und Jesús im Tal von Chancay, San Juan de la Pampa und Vilcahuaura im Tal 206 207 208 209

Vgl. ebd., S. 176. Vgl. ebd., S. 177. Vgl. ebd., S. 49f. Vgl. ebd., S. 182. Zu den Besitzungen des Jesuitenordens zum Zeitpunkt der Vertreibung vgl. Macera, Instrucciones, Cuadro I: Propiedades rusticas de la Compañía de Jesús (1767). 210 Vgl. Vargas Ugarte, Historia de la Compañía de Jesús, Bd. II, S. 53. 211 Vgl. ebd., S. 54.

1.4 Wirtschaftliche Grundlagen

31

von Huaura nicht genügten. Später gelangte das Kolleg zwar noch in den Besitz der Hacienda San Xavier im Tal von Nazca mit Weingärten, die beachtliche Einkünfte brachte, doch mußten gleichwohl andere Kollegien der Provinz um Beiträge gebeten werden, um die finanzielle Situation des Kollegs zu stabilisieren.212 1.4.2

Die Moxos-Mission

Hier soll auch ein Blick auf die wirtschaftliche Situation in der Moxos-Mission geworfen werden. Die Jesuiten führten verschiedene Pflanzen aus der Alten Welt im Gebiet von Moxos ein, unter denen Reis, Kaffee, Citrus und Tamarinde die größte Bedeutung hatten. Darüber hinaus legten sie Zuckerrohrplantagen an und führten den Anbau von Kakao ein, der, obwohl im tropischen Südamerika beheimatet, zuvor nicht in dieser Region angebaut wurde. Baumwollplantagen waren insbesondere für die Textilherstellung von großer Bedeutung.213 Außerdem wurden Tabak, Maniok, Bananen, Erdnüsse und Hülsenfrüchte angebaut. Ergänzt wurde die Nahrung durch Wild, Fisch und Rindfleisch; der Talg des Viehs wurde auch exportiert. Von großer Bedeutung waren die Wälder. Dort wuchsen Palisander, Zedern und andere tropische Gehölze. Aus Palmen wurden Balsam und Öle, Gummi und Harze und aus den Bienenstöcken Wachs gewonnen, während das Holz zum Bau von Hütten und zur Herstellung von Möbeln und Werkzeugen und besonders dicke Stämme auch zum Bau von geräumigen Kanus dienten. Außer diesen allgemein verbreiteten Wirtschaftsfaktoren gab es in jedem Dorf Eigenheiten. In Loreto gedieh beispielsweise ein ausgezeichneter Kakao, während Baumwolle dort nicht angebaut werden konnte. Hier wie auch in Santa Magdalena wuchs wiederum sehr gutes Zuckerrohr.214 Revolutionär war die Einführung neuer Nutztierarten wie Rindern, Pferden und Maultieren. Bei der Vertreibung der Jesuiten 1767 wurden in den Missionen insgesamt 48.245 Rinder, 1.140 Schafe und Ziegen, 19.645 Pferde und 166 Maultiere gezählt. Zusätzlich hielten die Jesuiten einen großen Bestand freilaufender Tiere an den Quellflüssen des Río Machupo, der als strategische Reserve zur Auffüllung ihrer Herden oder zur Ausstattung neugegründeter Missionen diente.215 Da es in Moxos keine bautechnisch verwertbaren Steine gab, wurden die Bauten aus Adobe-Ziegeln errichtet. Die Indianer wurden von den Jesuiten in Kunst und Handwerk eingewiesen und erreichten Anfang des 18. Jahrhunderts ein hohes künstlerisches Niveau. Es gab Werkstätten für Weber, Zimmerleute und Bildhauer und in Santa Magdalena eine Zuckermühle. Bei der Vertreibung der Jesuiten hatten elf Missionen Tischlereien, drei Gießereien, vier Webereien, und vierzehn Missionen hatten Betriebe zur Zuckerherstellung.216 212 Vgl. ebd., Bd. IV, S. 114. 213 Vgl. Denevan, Aboriginal cultural geography, S. 32. In Fußnote 4 merkt er an: „Mission agriculture was described best by Padre Eder (...) and early postmission agriculture by d’Orbigny (...).” 214 Vgl. Santamaría, Economía, S. 261. 215 Vgl. Block, Mission culture, S. 57f. 216 Vgl. ebd., S. 59f.

32

1. Die Ordensprovinz

Die Inventare, die vor der Vertreibung der Missionare erstellt wurden, vermitteln einen guten Eindruck von der Pracht der Kirchen und dem Wohlstand der Missionen. Die größten Schätze befanden sich 1767 in San Pedro, der „Hauptstadt“ der Moxos-Mission. Die Mission San Pedro besaß zwei große Estancias mit 3.000 bis 4.000 Rindern und etwa 1.500 Pferden.217 Die Liste der Silbergeräte enthielt 38 Einträge über 260 verschiedene Gegenstände im Gewicht von insgesamt 1.791 Pfund.218 Unter den liturgischen Geräten befanden sich zwei Monstranzen und zwei Pyxiden aus vergoldetem Silber, zwei Gefäße für die Krankensalbung aus Gold mit Tasche, eine Kiste in Form eines Pelikans aus Silber, drei silberne Altarblätter (Vorderseiten), neun Kelche, einige aus vergoldetem Silber und emailliert, die übrigen unvergoldet, ein weiterer aus Gold sowie Leuchter, Kreuze, Glöckchen219 und Weihrauchfässer mit Schiffchen und Löffeln aus Silber, fünf Silberdiademe (Kopfschmuck für die Marienstatue), drei davon vergoldet, sechs Silberkronen, davon zwei vergoldet, eine Jesusfigur aus vergoldetem Silber sowie Kustodien und andere Gefäße für den liturgischen Gebrauch aus Silber.220 Ferner gab es in San Pedro einen reichen Bestand an Messgewändern, darunter fünf Ornate mit Kaseln, Dalmatiken und Chormänteln aus Brokat, einen Ornat aus Damast und über fünfzig Kaseln, zum Großteil aus Brokat in unterschiedlichen Farben221 sowie zahlreiche Bekleidungsstücke für Figuren. So gab es mehrere Brokatkleider für die Marienstatue, darunter ein blaues Brokatkleid mit einem Schweißtuch aus Cambray. Man zählte sieben bekleidete Figuren mit vergoldeten Tragegestellen,222 u. a. der Jungfrau Maria, des Apostels Petrus, des hl. Ignatius von Loyola und drei Figuren des Jesusknaben, die in Neapel hergestellt waren. Darüber hinaus wurden insgesamt 19 Altarblätter inventarisiert, davon zwei mit Spiegeln, sieben aus weichem Leder und sieben aus Seide in unterschiedlichen Farben, Stühle aus Leder und Brokat, fünf Spiegelbögen, kostbar gefaßte Kanontafeln, ein Gefäß für die Händewaschung und vier Paar Wein- und Wasserkännchen aus Kristall für die Gabenbereitung in der Hl. Messe.223 Nur ein kleiner Teil der Ausstattung war aus Europa importiert. In San Pedro existierten eine gut ausgestattete Schmiede und Schreinerei,224 so daß ein Großteil der Ausstattungsgegenstände in der Mission selbst produziert werden konnte. Auch die Musik wurde in der Moxos-Mission sehr gepflegt, wie die Inventare zeigen. Die Ausstattung reichte von vier Holzblasinstrumenten und einer Harfe in San Nicolás bis hin zu einer annähernden Orchesterausstattung in San Pedro.225 Dort verzeichnen die Inventare zwei Orgeln, zwei Monochorde, Schalmeien, vier Hörner, acht Geigen, zwei Kontrabässe, zwei Querflöten, drei Oboen u. a.226 217 218 219 220 221 222 223 224 225 226

Vgl. ANBol, Archivo de Moxos, Vol. 1, I., fol. 37r–v (Inventar San Pedro). Vgl. Block, Mission culture, S. 64. Vgl. ANBol, Archivo de Moxos, Vol. 1, I, fol. 29r–41r (Inventar San Pedro). Vgl. ebd., fol. 30v (Inventar San Pedro). Vgl. ebd., fol. 30v–31v (Inventar San Pedro). Vgl. ebd., fol. 31v–32v (Inventar San Pedro). Vgl. ebd., fol. 32r (Inventar San Pedro). Vgl. ebd., fol. 34r–v (Inventar San Pedro). Vgl. Block, Mission culture, S. 64. Vgl. ANBol, Archivo de Moxos, Vol. 1, I, fol. 34v (Inventar San Pedro).

1.4 Wirtschaftliche Grundlagen

33

Die Jesuiten in Moxos unterhielten regelmäßige Handelsbeziehungen nach Santa Cruz und über Santa Cruz nach Charcas, Potosí und Cochabamba. In der trockenen Jahreszeit wurden Waren auf Ochsenkarren entlang des Río Piray und des Río Mamoré transportiert; die meisten Güter wurden jedoch auf Booten und Kanus verschifft. Der wichtigste Handelshafen für den Transport nach und von Santa Cruz war Pailas am Río Grande, 12 Meilen von Santa Cruz entfernt. Zu den Hauptexportgütern der Moxos-Mission zählten Textilien aus Baumwolle, Kakao, Kaffee, Zucker, getrockneter Fisch, Talg, Häute und Tamarindensamen.227 Zentrale Wirtschaftsfelder waren die Gewinnung von Zucker und Melasse, der Anbau von Yuca und Mais, die Zucht von Rindern sowie der Fischfang. Mit der Melasse wurde der guarapo hergestellt, ein Getränk, das zusammen mit dem Fleisch als freiwillige Zuwendung an die Familien der Reduktionen ausgeteilt wurde. Üblich war die Austeilung an vier Terminen im Jahr: Weihnachten, Ostern, Fronleichnam und San Xavier. Darüber hinaus wurden täglich auch Alte, Witwen und Waisen mit Zuwendungen versorgt.228 Finanzielle Unterstützung erhielten die Missionen durch die Ordensprovinz Peru, insbesondere in den Anfängen, des weiteren durch Zahlungen des Königs (sporadische Zuwendungen zwischen 1723 und 1747 in Höhe von 16.290 pesos sowie seit 1716 jährlich 200 pesos für jeden aktiven Jesuiten in der Mission), Spenden oder Erbschaften von Wohltätern sowie durch regelmäßige Einkünfte aus angelegtem Kapital (Zinsen und Haciendas).229 Die Haciendas Challwani (Wein) und Habana (Getreide und Rinder), heute im Bezirk von Pojo (Departamento Cochabamba) gelegen, wurden 1768 auf einen jährlichen Ertrag von 28.000 oder 30.000 pesos geschätzt. Die Hacienda von Umay wurde nach der Vertreibung der Jesuiten für 140.000 pesos versteigert.230 Als Förderer der Moxos-Mission trat der Priester Juan de Solórzano hervor. Er ermöglichte durch seine Zuwendungen die Gründung eines Hospizes in Cochabamba, das später zum Kolleg erweitert wurde und als Verbindungsstelle zur Moxos-Mission diente. Als weitere Förderer der Mission in Moxos traten der Kanoniker Pedro Vásquez de Velasco, später Bischof von Santa Cruz, und dessen Schwester Magdalena hervor. Auch der corregidor von Oruro unterstützte nicht nur das Kolleg in seiner Stadt, sondern mehrfach auch die Moxos-Mission mit Zuwendungen.231 Im Bedarfsfall kam es in der Ordensprovinz Peru auch zur internen Umschichtung von Vermögen. So ist bekannt, daß der Provinzial 1709 Moxos die Gewinne der Haciendas von Motakachi232 und San Jacinto zuwies, die dem Kolleg San Pablo in Lima gehörten. Dieser Umstand ermöglichte neue Geschäfte. So konnte 1725 die Beteiligung von Moxos an der Hacienda von Motakachi getilgt werden. Moxos investierte daraufhin in eine andere Hacienda, Wawra, die ebenfalls San Pablo ge227 228 229 230 231

Vgl. Denevan, Aboriginal cultural geography, S. 32. Vgl, Barnadas, Eder, S. LI. Vgl. ebd., S. LVII. Vgl. ebd., S. LVIII. Vgl. Vargas Ugarte, Historia de la Compañía de Jesús, Bd. III, S. 55. Vgl. Santos Hernández, Jesuitas en América, S. 90. 232 Vgl. Barnadas, Eder, S. LVIIf.

34

1. Die Ordensprovinz

hörte. 1739 wurde die Hacienda von Umay, ebenfalls Besitz des Kollegs San Pablo, für 80.000 pesos an Moxos verkauft. Die Reduktionen der Moxos-Mission produzierten selbst die benötigten Waren und stellten somit ein autonomes System dar.233 Über den Eigenbedarf hinaus produzierten sie einen Überschuß, um Produkte von außen zu beziehen, so z. B. Materialien für die Ausstattung der Kirchen. Die wirtschaftlichen Verbindungen nach Lima und Übersee ermöglichten einer kleinen Gruppe von Missionaren, große Missionen in einer abgelegenen und isolierten Region zu gründen. Ihr Erfolg beruhte nicht zuletzt auf einem Wirtschaftssinn, der von hoher Flexibilität geprägt war.234

1.5

Arbeitsfelder unter der kolonialen Bevölkerung

1.5.1

In der Pastoral

Bereits kurz nach der Gründung des Kollegs San Pablo in Lima 1568 übernahmen die Jesuiten die Seelsorge unter der schwarzen Bevölkerung. An Sonntagen versammelten sich bis zu 2.000 Afroperuaner bei den Jesuiten und wurden in einer Prozession zur Kathedrale geführt, wo eine Katechese und eine exhortatio abgehalten wurden.235 Speziell dem Provinzial oblag neben den Aufgaben seines Amtes in besonderer Weise die Predigt. Mittwochs versammelte er die unverheirateten Söhne der criollos ab dem Alter von 20 Jahren und ging mit ihnen nach einer Ansprache zu den Hospitälern, insbesondere zu dem der Indios, wo er ihnen die Mäntel und Degen abnahm, und sie die Betten richten und verschiedene andere Dienste versehen mußten. Dies rief besonders bei den Indios Erstaunen hervor, da jene, denen sie sonst Tribut zahlen mußten, ihnen dienten und sie mit Almosen unterstützten. Donnerstags hielt der Provinzial eine Ansprache im Gefängnis und einmal pro Woche eine kirchenrechtliche Vorlesung für die Kleriker, um sie mit den Bestimmungen der Canones vertraut zu machen.236 Der religiösen Formung und Erziehung der Jugendlichen dienten die Marianischen Kongregationen, die jedoch auch auf andere Bevölkerungsgruppen ausgedehnt wurden. Die erste Kongregation de la Purísima wurde 1583 in der Kirche von San Pablo in Lima für die Studenten der Universität gegründet. Wegen der wachsenden Anzahl von Mitgliedern wurde die Kongregation 1614 geteilt in jene de la Purísima für die Studenten der höheren Klassen und jene de la Anunciata für die Studenten der Grammatik. Zu den Verpflichtungen der Kongregationsmitglieder gehörten z. B. der regelmäßige Kommunionempfang, die Verrichtung von Gebeten, Lesungen aus der Hl. Schrift, die Teilnahme an religiösen Ansprachen, cari-

233 234 235 236

Vgl. ebd., S. LII. Vgl. ebd., S. LIX. Vgl. Vargas Ugarte, Historia de la Compañía de Jesús, Bd. I, S. 51. Vgl. ebd., S. 52.

1.5 Arbeitsfelder unter der kolonialen Bevölkerung

35

tatives Engagement, beispielsweise in der Betreuung und Pflege von Kranken,237 und die feierliche Gestaltung von Festtagen des Kirchenjahres, insbesondere der Marienfeste.238 Für die Laien wurde zu Beginn des 17. Jahrhunderts239 in Lima die bedeutende Kongregation de Nuestra Señora de la O oder mit anderem Namen de la Expectación del Parto gegründet,240 für die in der Kirche San Pablo ab 1661 eine eigene Kapelle mit beachtlichen Ausmaßen eingerichtet wurde.241 Zu Beginn des 17. Jahrhunderts waren in Lima allsonntäglich zahlreiche Patres in den verschiedenen Kongregationen tätig. Sie betreuten die Kongregationen de la O, de la Asunción, die Kongregation der Studenten de la Concepción und die Kongregation der Alumnen de la Anunciata. Zwei Patres unterwiesen die Kinder in der christlichen Lehre, ein Pater unterrichtete die Afroperuaner und Mulatten und ein weiterer wandte sich an der Pforte des Hauses an die Sklaven, die sich um die Kutschen und Pferde der angereisten Kongregationsmitglieder kümmerten.242 In Cuzco wurde für die Schüler des Kollegs die Kongregation de la Anunciata oder Concepción243 sowie für die Indios die Cofradía del Niño Jesús gegründet.244 Die Jesuiten förderten in besonderer Weise die Verehrung der Eucharistie. So wurden das Fronleichnamsfest und seine Oktav mit größter Pracht und Würde begangen. Mit besonderem Eifer wurde die Verehrung der Reliquien gefördert, die in kostbaren Ostensorien an den Heiligenfesten auf die Altäre der Kirchen gestellt und der Gemeinde zur Verehrung durch einen Kuß dargereicht wurden. Darüber hinaus führten die Jesuiten das Vierzigstündige Gebet in ihren Ordenshäusern und Kirchen ein, welches an drei aufeinanderfolgenden Tagen mit großer Feierlichkeit abgehalten wurde.245 Die Jesuiten führten nicht nur Missionen in unwegsamen Gebieten unter den Indios, sondern auch Volksmissionen in den Städten durch. Eucharistische Anbetungen, (Buß-)Prozessionen mit Gnadenbildern und feierliche Messen wurden bei besonderen Anlässen abgehalten, so beispielsweise während der Pestwelle in Potosí 1687 oder im gleichen Jahr in Cuzco aus Anlaß einer achttägigen Mission.246 Unbeschreiblich pracht- und glanzvolle Feste wurden in der zweiten Hälfte des 237 Vgl. ebd., S. 304f. 238 Vgl. ebd., S. 307f. 239 Es gibt nur wenige Quellen über die Anfänge der Kongregation, da die Dokumente aus den ersten Jahren ihres Bestehens verloren gingen. Erst ab 1619 liegen umfangreichere Zeugnisse vor. Vgl. Vargas Ugarte, Historia de la ilustre Congregación, S. 5. 240 Vgl. ebd., S. 10. 241 Vgl. ebd., S. 13f. Den Altar der Kapelle schmückte ein Gemälde des italienischen Laienbruders Bernardo Bitti, welches die Jungfrau Maria in Erwartung der Geburt ihres Sohnes zeigt. Über der Gottesmutter halten Engel Spruchbänder, auf denen Anrufungen des Gottessohnes mit den Titel O Rex gentium, O Splendor lucis eternae & Sol justiciae, O Emmanuel Rex zu lesen sind. Vgl. ebd., Abb. zwischen S. 20 und S. 21. Zu Bernardo Bitti, der noch weitere Werke für die Kollegskirche San Pablo schuf, vgl. Vargas Ugarte, La iglesia de San Pedro, S. 13f. 242 Vgl. Vargas Ugarte, Historia de la Compañía de Jesús, Bd. II, S. 55. 243 Vgl. Vega, Historia, S. 39. 244 Vgl. ebd., S. 42. 245 Vgl. Vargas Ugarte, Historia de la Compañía de Jesús, Bd. II, S. 138. 246 Vgl. ebd., S. 187f.

36

1. Die Ordensprovinz

17. Jahrhunderts aus Anlaß der Weihe der Kirche Nuestra Señora de los Desamparados, der Publikation des Breves von Alexander VII. über die Glaubenslehre von der Unbefleckten Empfängnis sowie anläßlich der Kanonisation von San Francisco de Borja (1671) gefeiert, die wesentlich von der Gesellschaft Jesu mitgestaltet wurden.247 Besondere Aufmerksamkeit widmeten die Jesuiten den geistlichen Exerzitien, die für Männer und Frauen in eigens dafür eingerichteten Exerzitienhäusern angeboten und nach zeitgenössischen Zeugnissen mit großen Erfolgen im Hinblick auf die Frömmigkeit und den persönlichen Lebenswandel der Teilnehmer durchgeführt wurden.248 Auf die Initiative des berühmten Predigers Francisco de Castillo gingen die sogenannten Escuelas del Santísimo Crucifijo de la Agonía oder kurz Escuelas de Cristo zurück. Dies waren Männerkongregationen, die in Lima, Arequipa und anderen Städten eingerichtet wurden und sich – insbesondere in der Fastenzeit – zu Predigtreihen, zur Verrichtung gemeinsamer Gebete und zur Vorbereitung auf den Empfang des Bußsakramentes versammelten.249 Die Übung der „Drei Stunden des Todeskampfes“ (Exercicio de las Tres Horas de Agonia), eine Betrachtung, die noch heute am Karfreitag zwischen 12 Uhr mittags und 15 Uhr nachmittags durchgeführt wird und den Todeskampf Christi in den letzten drei Stunden seines Lebens zum Gegenstand hat, ging aus den Escuelas de Cristo hervor. Sie fand im 18. Jahrhundert von Lima aus Verbreitung. Einige Jahre, nachdem Francisco de Castillo eine Escuela de Cristo an der Kirche Nuestra Señora de los Desamparados – sie war für die Sklavenpastoral bestimmt – eingerichtet hatte, wurde eine weitere von P. Jacinto Barrasa auch am Colegio Máximo de San Pablo eröffnet. Sein Nachfolger, P. Alonso Messia, gestaltete die Übung weiter aus, indem die Meditationen über die sieben letzten Worte Jesu am Kreuz durch musikalische Einlagen unterbrochen wurden. Die Publikation seines Werkes Devoción a las Tres Horas de Agonía de Cristo Nuestro Señor, worin er die Art und Weise beschrieb, wie diese Übung am Kolleg San Pablo durchgeführt wurde, beschleunigte die Ausbreitung dieser Praxis, die auch in Europa Fuß faßte.250 Die Jesuiten förderten im 18. Jahrhundert des weiteren die Verehrung des Heiligsten Herzens Jesu. Sie wurde in Spanien erstmals 1733 in einer öffentlichen Form vollzogen und fand durch das 1736 publizierte Werk El Corazón Sagrado de Jesús descubierto a nuestra España von P. Juan de Loyola rasche Verbreitung. In Peru wurde die Verehrung des Heiligsten Herzens Jesu sowie auch des Heiligsten Herzens Mariae insbesondere durch die Patres Alonso Messia und Baltasar de Moncada gefördert; in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts gab es bereits einige Kongregationen, Exerzitienhäuser oder Kirchen, die diesem Patronat unterstellt waren.251 247 248 249 250 251

Vgl. ebd., S. 189. Vgl. ebd., Bd. IV, S. 70–78. Vgl. Santos Hernández, Jesuitas en América, S. 89. Vgl. Vargas Ugarte, Historia de la Compañía de Jesús, Bd. IV, S. 78–83. Vgl. ebd., S. 83–85.

1.5 Arbeitsfelder unter der kolonialen Bevölkerung

1.5.2

37

Im Bildungswesen

Die Tätigkeit der Jesuiten setzte auch in der Ordensprovinz Peru im Bereich des schulischen und universitären Unterrichts einen besonderen Schwerpunkt. Bis zu ihrer Vertreibung 1767 besaßen die Jesuiten in Amerika fast ein Monopol im höheren Schulwesen; sie sicherten einen Großteil des universitären Unterrichts. Sie waren indessen in allen Bereichen der Schulbildung tätig. Sie gründeten Volksschulen, Schulen für indígenas, Berufsschulen, Höhere Schulen, Internate und Konvikte, Klerikerseminare, Höhere Schulen für die Söhne der Kaziken und Universitäten.252 Während sich die Gesellschaft Jesu in Europa auf den Unterricht an höheren Schulen und Universitäten konzentrierte, stellte sich die Situation in Amerika anders dar. Mit der Gründung einer Ordensniederlassung wurde meist fast gleichzeitig eine Grundschule (escuela de primeras letras) eröffnet, in der üblicherweise durch einen Laienbruder, manchmal, je nach örtlichen Gegebenheiten, auch durch einen Studenten oder durch einen Pater, gratis Unterricht in Lesen, Schreiben, Rechnen und Singen erteilt wurde. Die Grundschulen erfreuten sich eines großen Zulaufs. So hatte jene beim Professhaus in Lima allein über 300 Schüler.253 In den Städten Perus errichteten die Jesuiten höhere Schulen (colegios), an denen Unterricht in Grammatik, Latein, Rhetorik und Poesie (letras humanas oder humanidades) gehalten wurde. Lateinunterricht war unentbehrlich für eine kirchliche Laufbahn, aber auch für andere Berufe wie Anwalt oder Arzt und somit Voraussetzung für das Universitätsstudium.254 1668, einhundert Jahre nach der Ankunft der ersten Missionare, gab es bereits 15 colegios in Arequipa, Callao, Chuquisaca, Cuzco (3), Huamanga, Huancavelica, La Paz, Lima (2), Oruro, Pisco, Potosí und Trujillo. Im 18. Jahrhundert kamen noch weitere in Cochabamba, Ica und Moquegua hinzu.255 Besonders erfolgreich wurde das Schulwesen in Lima ausgebaut. 1576 besuchten bereits über 200 Schüler die Lateinschule, deren Zahl bis 1579 auf 300 anstieg. Ähnliche Erfolge waren in Cuzco, Potosí, Arequipa und Chuquisaca zu verzeichnen.256 In Huamanga eröffneten die Jesuiten ein Jahr nach der Gründung des Kollegs im Jahre 1605 Klassen für Grammatik und humanidades.257 Im Rahmen der Höheren Studien sind die Seminare zu erwähnen, wobei der Begriff nicht nur für die Klerikerseminare, sondern auch für Konvikte oder Internate gebräuchlich war. Tridentinische Klerikerseminare wurden von Orden, insbesondere von den Jesuiten geleitet. Derartige Seminare befanden sich in Cuzco (1603), Huamanga (1625), Trujillo und Santa Cruz de la Sierra (1649). Die Alumnen der Klerikerseminare nahmen am Unterricht in den Kollegien der Jesuiten oder an-

252 253 254 255

Vgl. Santos Hernández, Jesuitas en América, S. 293. Vgl. ebd., S. 294. Vgl. ebd., S. 306. Vgl. Vargas Ugarte, Historia de la Compañía de Jesús, Bd. II, S. 214f. Vgl. Santos Hernández, Jesuitas en América, S. 307; Vargas Ugarte, Historia de la Compañía de Jesús, Bd. II, S. 210. 256 Vgl. Vargas Ugarte, Historia de la Compañía de Jesús, Bd. I, S. 220. 257 Vgl. ebd., S. 278.

38

1. Die Ordensprovinz

derer Ordensgemeinschaften teil und erhielten darüber hinaus eine theologischpraktische Ausbildung der Diözesen.258 Konvikte oder Internate, die oft auch als Seminare bezeichnet wurden, befanden sich ebenfalls in Verbindung zu Kollegien, an deren Unterricht die Schüler teilnahmen, und hatten den Hauptzweck, auswärtigen Schülern eine geeignete Unterkunft zu bieten, in der sie ihre Studien absolvieren konnten. Sie ermöglichten das Studium in einer gleichgesinnten Gemeinschaft, boten eine gute Unterkunft, versorgten die Schüler mit regelmäßigen Mahlzeiten, verfügten über eine gute Bibliothek und stellten Repetitoren, Berater und geistliche Begleiter für die moralische, religiöse und zivile Bildung zur Verfügung.259 In den Universitätsstädten Lima und Cuzco gründeten die Jesuiten über das jeweilige Colegio Máximo hinaus noch weitere Kollegien: San Martín in Lima und San Bernardo in Cuzco. Das 1582 gegründete Colegio Mayor San Martín in Lima hatte 1615 bereits 180 Schüler. Außer dem Rektor und dem Minister standen sechs Patres oder Studenten für den Unterricht in Artes und Latein und zwei weitere als Studienpräfekt und als Prefecto de espiritualidad zur Verfügung. Drei oder vier Laienbrüder kümmerten sich um das Haus. Die meisten Studenten mußten für den Unterricht zwischen 150 und 200 pesos bezahlen, ausgenommen einige Stipendiaten, die von kolonialen Autoritäten oder den Jesuiten gefördert wurden. Nach Abschluß des Colegio Mayor folgte in Lima gewöhnlich der Übertritt an die bereits seit 1551 bestehende Universität San Marcos, an der sich die Studenten graduieren konnten.260 Das Colegio Mayor San Bernardo in Cuzco wurde 1619 eröffnet und erhielt ein Jahr später den Titel Real, „Königlich“. An ihm studierten die begabtesten Schüler aus Cuzco, Arequipa, Huamanga und Hochperu. 1621 hatte es bereits 50 Schüler, 1653 zählte man 60. Aus diesem Kolleg entwickelte sich die Universität San Ignacio in Cuzco. Am 9. Juli 1621 hatte Papst Gregor XV. mit der Bulle In supereminente Apostolicae Sedis Specula den kirchlichen Obrigkeiten die Erlaubnis erteilt, den Absolventen der Kollegien der Gesellschaft Jesu in den beiden Indien und auf den Philippinen akademische Grade zu verleihen. Nachdem die Bulle dem Indienrat vorgelegt worden war, erteilte Philipp IV. im folgenden Jahr den Bischöfen in Amerika die Erlaubnis zur Umsetzung.261 1622 erfolgte die Bestätigung der Gründung durch den Vizekönig Francisco de Borja y Aragón, Príncipe de Esquilache.262 Die Gründung der Universität San Ignacio de Loyola in Cuzco traf jedoch auf den Widerstand der bereits bestehenden Universität San Marcos in Lima. Obwohl der Indienrat am 2. März 1630 die Erlaubnis zur Eröffnung der Universität erteilt hatte und Papst Urban VIII. am 29. März 1634 die Bulle seines Vorgängers Gregor XV. in einem Breve noch einmal bestätigte, konnte die Universität wegen unterschiedli258 Vgl. Santos Hernández, Jesuitas en América, S. 311. 259 Vgl. ebd., S. 313. 260 Vgl. ebd., S. 314. 261 Vgl. Vargas Ugarte, Historia de la Compañía de Jesús, Bd. I, S. 326f. 262 Vgl. Biblioteca de la Universidad Antonio Ruíz de Montoya/Lima, Colección Vargas Ugarte, Bd. 14/17, fol. 31r–32r: Provisiones sobre la fundación del Colegio, 6. Mai 1622.

1.5 Arbeitsfelder unter der kolonialen Bevölkerung

39

cher Hindernisse erst am 2. Februar 1648 eröffnet werden.263 Später kam es zu Rangeleien mit dem Priesterseminar San Antonio Abad.264 Dieses erhielt 1692 schließlich das Recht, ebenfalls akademische Grade zu verleihen.265 Ähnlich wie in Cuzco verlief die Entwicklung in Chuquisaca. Dort wurde das Colegio Mayor San Juan Bautista 1621 gegründet; es eröffnete 1623 Klassen in Artes, Grammatik und Humanidades. Es florierte und beherbergte viele Schüler aus Hochperu, Salta und Tucumán.266 Erstmals im Jahre 1600 und nochmals 1602 hatte Bischof Alonso Ramirez de Vergara (1594–1602) sich mit der Bitte um Gründung einer Universität an den Hof in Spanien gewandt, jedoch ohne Erfolg. 1613 befaßte sich die Audiencia von Charcas erneut mit der Frage, da der Kantor des Metropolitankapitels – Charcas war 1609 Erzbistum geworden –, Felipe de Molina, hierfür Häuser und eine Bibliothek zur Verfügung gestellt hatte.267 Die Real Cédula Philipps III. vom 2. Februar 1622 und eine Bulle Papst Gregors XV. vom 8. August 1623 gestatteten schließlich die Gründung der Real y Pontificia Universidad de San Francisco Xavier, die am 27. März 1624 feierlich eröffnet wurde.268 Sie sollte bald einen herausragenden Ruf in ganz Amerika erlangen. Hier absolvierte ein Großteil der Laien und Kleriker aus der Audiencia von Charcas die universitäre Ausbildung. Die Seminaristen lebten gemeinschaftlich im Seminario de San Cristóbal, das von der Diözese geleitet wurde, während die Laien von außerhalb der Stadt im Konvikt des Kollegs San Juan Bautista wohnten, das unter der Leitung der Jesuiten stand.269 Die Universität in Chuquisaca verfügte über Lehrstühle für Theologie, Philosophie und aymarische Sprache.270 In Lima existierte bei der Ankunft der Jesuiten bereits die Universität San Marcos als älteste auf dem südamerikanischen Halbkontinent,271 die zunächst von Dominikanern geführt wurde und ab 1571 unter weltlicher Leitung stand. 1575 nahm Vizekönig Francisco de Toledo eine Reorganisation der Universität vor und verbot die Eröffnung konkurrierender Einrichtungen, um die Studentenzahl für die Universität San Marcos zu sichern. Die Jesuiten beabsichtigten zwar nicht, dieses Verbot zu brechen, unterrichteten jedoch seit ihrer Ankunft sehr erfolgreich an ihrem Kolleg San Pablo und gründeten 1582 noch das Kolleg San Martín. Der Vizekönig bat die Jesuiten, ihre Schüler zur Universität zu schicken und dort ihren Unterricht abzuhalten. Als die Jesuiten dies ablehnten, kam es zu einem ersten Konflikt zwischen 263 Vgl. Vargas Ugarte, Historia de la Compañía de Jesús, Bd. I, S. 326f. 264 Vgl. Santos Hernández, Jesuitas en América, S. 315. 265 Vgl. ebd., S. 322. 266 Vgl. ebd., S. 315. Vgl. Vargas Ugarte, Historia de la Compañía de Jesús, Bd. I, S. 328f. 267 Vgl. ACJLP, 0262/M1565, S. 13: López Menéndez, Jesuitas en Bolivia. 268 Vgl. ebd.; zur Gründung und Geschichte der Universität San Francisco Xavier vgl. Paz, Universidad Mayor und Paz, Historia general del Alto Perú, Bd. I, S. 272–280. Vgl. auch Vargas Ugarte, Historia de la Compañía de Jesús, Bd. I, S. 330. 269 Vgl. Menacho, Compañía de Jesús, S. 45f. 270 Vgl. Santos Hernández, Jesuitas en América, S. 323. 271 San Marcos war die zweitälteste Universitätsgründung auf dem amerikanischen Kontinent nach Santo Domingo (1538). Vgl. Meier, Anfänge, S. 174.

40

1. Die Ordensprovinz

dem Orden und dem Vizekönig. Die Gründe für die Ablehnung bestanden zum einen darin, daß die Lehrstühle der Universität durch Wettbewerb besetzt werden mußten, was nach Ansicht der Jesuiten Anlaß für Parteiungen unter den Studenten sein und zu Streitigkeiten zwischen den Konkurrenten führen könne. Zum anderen seien die Jesuiten als Lehrstuhlinhaber für die Ordensoberen nicht mehr disponibel, was eine Schwierigkeit im Hinblick auf die innere Leitung des Ordens darstelle. Darüber hinaus bemängelten sie die Unterordnung ihrer eigenen Studienpläne unter die universitären Autoritäten sowie die erschwerte moralische und religiöse Erziehung angesichts der wesentlich freieren Studienordnung der staatlichen Universität. Trotz allem übernahm P. José de Acosta nach wiederholten Bitten des Vizekönigs Toledo schließlich einen theologischen Lehrstuhl an der Universität, dem weitere Jesuiten folgten. 1713 verlieh die Krone der Universität von San Marcos die Lizenz, einige theologische Lehrstühle ohne Dotation und Ausschreibung mit Jesuiten besetzen zu können.272 Besonderes Gewicht bei der ordensinternen Ausbildung wurde in Peru auf das Studium der indigenen Sprachen gelegt, dem sich alle Jesuiten ausnahmslos zu widmen hatten. Niemand wurde zur Seelsorge, zur Profess oder als Coadjutor spiritualis zugelassen, der nicht zuvor die Sprache der indígenas ausreichend studiert hatte.273 Einige erlernten die Sprachen im Privatstudium, doch fand das Sprachstudium in der Regel nach Abschluß der Artes, während des dritten Probationsjahres oder unmittelbar danach statt.274 Sowohl im Tertiat in Santiago del Cercado als auch in Juli existierten Schulen, in denen die am weitesten verbreiteten Indiosprachen, Quechua und Aymara, erlernt werden konnten. Darüber hinaus wurden auch noch weitere, weniger verbreitete Sprachen unterrichtet.275 Außerdem wurden an den Universitäten in Cuzco und Chuquisaca Lehrstühle für indigene Sprachen eingerichtet.276 1.5.3

In der Caritas

Neben Seelsorge und Bildung machten caritative Aufgaben ein drittes wichtiges Betätigungsfeld der Jesuiten aus. Schon kurz nach der Gründung des Kollegs San Pablo in Lima im Jahre 1568 wurde das Amt des Almosenverteilers eingerichtet, das einem Laienbruder übertragen wurde.277 Die Erstellung einer Liste der Bedürftigen in der Stadt, die regelmäßig mit Almosen zu unterstützen waren, sorgte dafür, daß die Gaben gerecht verteilt wurden und niemand zweimal nacheinander um eine Unterstützung bitten konnte.278 Im Kolleg San Martín in Lima wurden täglich Almosen und an der Pforte große Mengen an Brot und Speisen an die Armen ver272 Vgl. Santos Hernández, Jesuitas en América, S. 317. 273 Vgl. Vargas Ugarte, Historia de la Compañía de Jesús, Bd. II, S. 77. 274 Vgl. ebd., S. 77 u. 93. 275 Vgl. ebd., S. 77. 276 Vgl. ebd., S. 93. 277 Vgl. ebd., Bd. I. S. 55. 278 Vgl. ebd., S. 56.

1.6 Arbeitsfelder der Jesuiten unter der indigenen Bevölkerung

41

teilt. Auch für Kinder und jene, die einen geistlichen Beruf ergreifen wollten, wurden jährlich große Summen aufgebracht.279 Im medizinischen Bereich konnten die Jesuiten ferner auf einen großen Bestand an pharmazeutischen Produkten zurückgreifen, die sie der Bevölkerung für die Behandlung von Krankheiten aller Art zur Verfügung stellten. Insbesondere die großen Kollegien in Lima und Cuzco verfügten über ein immenses pharmazeutisches Reservoir. So belegt beispielsweise das Inventar der Apotheke von Cuzco einen enormen Bestand an Medikamenten aus unterschiedlichsten Substanzen, Pflastern, Salzen, destillierten Flüssigkeiten, Sirups und Kräutern.280

1.6

Arbeitsfelder der Jesuiten unter der indigenen Bevölkerung des Hochlandes

Ein prioritäres Tätigkeitsfeld der Jesuiten war die Bildung der indigenen Bevölkerung. Sie gründeten Schulen, in denen die Kinder der Einheimischen nicht nur im Glauben, sondern auch in Lesen, Schreiben, Rechnen und Gesang unterrichtet wurden. Die Unterweisung der Kinder sollte diese befähigen, Aufgaben im Gottesdienst zu übernehmen und den Erwachsenen als Vorbild im Glauben zu dienen. Bereits 1570, kurz nach der Ankunft der ersten Jesuiten in Peru, wurde eine Schule für die Söhne der Indios in Santiago del Cercado bei Lima gegründet, die unter der Leitung eines Laienbruders stand. Den Kindern wurde auch Gesangs- und Musikunterricht erteilt, so daß ein Chor und ein Orchester gebildet werden konnten.281 Seit 1576 waren die Jesuiten in der Mission von Juli am Titicacasee tätig und richteten dort ebenfalls eine Schule ein, an der bald 200 Jungen unterrichtet wurden, und die Zahl stieg im Laufe der Jahre noch weiter an.282 Wenig später wurde in Juli auch eine Schule für Mädchen eröffnet, die von einigen den Jesuiten nahestehenden Spanierinnen oder Mestizinnen geleitet wurde und um 1592 bereits 300 Schülerinnen zählte.283 Den Mädchen zwischen vier und acht Jahren wurden Gebete vermittelt und Katechismusunterricht erteilt. Darüber hinaus wurden ihnen Spinnen und Weben beigebracht.284 Weitere Schulen dieses Typs waren die sogenannten decurias, gemischte Schulen, die von Kindern der Spanier und der Indios besucht wurden. Eine solche Schule befand sich in Callao, die 1621 insgesamt 170 Schüler zählte. Weitere existierten in La Paz, die nach Angaben der cartas anuas aus dem Jahre 1664 florierte, und in Lima bei der Kapelle Nuestra Señora de los Desamparados, die 1666 gegründet wurde.285 279 Vgl. Menacho, Crónica de una expulsión, S. 116. 280 Vgl. Inventario de la bótica de los jesuitas. In: Revista Universitaria XL, No. 100, Primer semestre de 1951, S. 105–135. 281 Vgl. Santos Hernández, Jesuitas en América, S. 294f. 282 Vgl. ebd., S. 295f. 283 Vgl. Vargas Ugarte, Historia de la Compañía de Jesús, Bd. I, S. 220. 284 Vgl. Santos Hernández, Jesuitas en América, S. 296. 285 Vgl. ebd.

42

1. Die Ordensprovinz

Die Bischöfe verfaßten 1583 auf dem Konzil von Lima ein Schreiben an König Philipp II., in dem sie erklärten, daß der Erziehung der Söhne der Kaziken und führenden Indios eine besondere Aufmerksamkeit zu widmen sei, da durch sie die katholische Lehre und die guten Sitten am effektivsten unter der indigenen Bevölkerung verbreitet werden könnten.286 Die bereits 1570 erwähnte Schule in Santiago del Cercado wurde 1618 als Einrichtung speziell für Söhne von Kaziken mit zwölf Schülern eröffnet.287 Zugelassen waren Jungen ab dem Alter von zehn Jahren; die Dauer des Schulbesuchs betrug in der Regel sechs Jahre. Außer der Unterweisung im christlichen Glauben wurde den Schülern Unterricht in Rechnen, Schreiben, Lesen, Musik und Gesang erteilt. Darüber hinaus wurden sie mit dem städtischen Leben und den Umgangsformen vertraut gemacht.288 Die Schule wurde wegen ihres guten Rufs bald auch von Söhnen der Spanier besucht.289 Durch finanzielle Zuwendungen von Domingo de Ros290 konnte 1622 außerdem in Cuzco ein weiteres Kolleg für Kaziken unter dem Namen San Borja mit acht Schülern eröffnet werden.291 Die von den Schulen zu bestimmten Anlässen aufgeführten Theaterstücke wurden in Cuzco teilweise in Quechua und in Juli in Aymara dargeboten und fanden sehr großen Anklang bei der indigenen Bevölkerung.292 Zur Erfüllung ihres missionarischen Auftrags gründeten die Jesuiten auch Bruderschaften für die indigene Bevölkerung, um das religiöse Leben zu stärken.293 In Lima fand allsonntäglich eine Prozession der Indios von Cercado zum Platz vor der Kathedrale statt, die von Gesängen in der Sprache der Indios begleitet war. In den dreißiger Jahren des 17. Jahrhunderts waren sechs Padres des Kollegs San Pablo mit der Durchführung der Prozession beauftragt.294 Außerhalb der Städte hatte die Durchführung von Wandermissionen eine wichtige Bedeutung. Allein zwischen 1615 und 1620 wurden 73 Dörfer der Indios besucht und hierbei 20.893 Indios von der Sünde der Idolatrie freigesprochen, 1.618 Meister oder Zauberer bestraft, welche die Idolatrie förderten, und 1.769 heidnische Kultbilder von primärem Rang sowie 7.288 weniger bedeutende entdeckt.295 Ausgangspunkte für die Wandermissionen waren die Kollegien und Residenzen in den Städten.296 Auch von Juli aus wurden mindestens zweimal im Jahr Missionsreisen in die Umgebung durchgeführt, eine davon nach Desaguadero, wo sich die Indios aus Niederperu sammelten, die für die Arbeit in den Minen von Potosí bestimmt waren. Dort unterrichteten die Patres die Indios, nahmen ihnen die Beichte ab und ermutigten sie für die 286 Vgl. Vargas Ugarte, Historia de la Compañía de Jesús, Bd. I, S. 222. 287 Vgl. Santos Hernández, Jesuitas en América, S. 310. Nach Vargas Ugarte (Historia de la Compañía de Jesús, Bd. II, S. 223) wurde die Schule 1619 eröffnet. 288 Vgl. Vargas Ugarte, Historia de la Compañía de Jesús, Bd. II, S. 223. 289 Vgl. ebd., Bd. I, S. 67. 290 Vgl. Ros, Fundación, S. 342–354. 291 Vgl. Santos Hernández, Jesuitas en América, S. 311. 292 Vgl. Vargas Ugarte, Historia de la Compañía de Jesús, Bd. I, S. 222. 293 Vgl. ebd., S. 67. 294 Vgl. ebd., Bd. II, S. 55. 295 Vgl. Santos Hernández, Jesuitas en América, S. 84. 296 Vgl. Vargas Ugarte, Historia de la Compañía de Jesús, Bd. I–III.

1.6 Arbeitsfelder der Jesuiten unter der indigenen Bevölkerung

43

anstehende Arbeit. Die anderen Missionsreisen führten in die Puna297 bzw. zu den Landgütern, die in den höchsten Gebieten der Provinz Chucuito lagen. Dort lebten einige Indios als Hirten, die nur selten zu den Siedlungen am Ufer des Titicacasees hinabstiegen. Die Dienste der Jesuiten wurden auch von anderen Ordensgemeinschaften in Anspruch genommen. So führten sie beispielsweise 1610 auf Bitten der Dominikaner eine Mission in Pomata durch, was als Beleg für ihre erfolgreiche missionarische Arbeit unter der indigenen Bevölkerung gewertet werden kann.298

297 Die Puna ist eine Höhenstufe der Anden zwischen ca. 4.000 und 4.800 Metern, die sich durch ein kaltes, trockenes Klima und Grasvegetation auszeichnet. Vgl. Pulgar Vidal, Geo­ gra­fía, S. 92–95. 298 Vgl. Vargas Ugarte, Historia de la Compañía de Jesús, Bd. I, S. 340.

44

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• Kolleg o Residenz G Lima: Colegio Maximo San Pablo, Colegio San Martin Colegio Santiago dei Cercado/ Casa de Tercera Probacion Casa Probacion San Antonio Abad Casa Profesa N. S. de los Desamparados o Cuzco: Colegio Maximo de la Transfiguracion, Colegio de Caciques S. Fr. Borja Real Seminario de Nobles San Bernardo Noviciado

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1. Die Ordensprovinz

Karte 1: Jesuitenniederlassungen in Peru

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2.

Historische Ethnologie der indigenen Bevölkerung

Die indigene Bevölkerung auf dem Gebiet der Ordensprovinz Peru war von sehr großer Vielfalt. Angesichts dieser Komplexität ist es an dieser Stelle sinnvoll, nur auf die Eigenheiten der dominierenden Kulturen und Ethnien einzugehen. Für das Küstengebiet am Pazifik und die Andenkordillere ist dabei die Kultur der Inka anzusprechen, welche in den Jahrhunderten vor der Ankunft der Conquistadoren eine Vielzahl von indigenen Kulturen unterworfen und zum Teil in ihre eigene Kultur integriert hatten. Unerläßlich sind einige Bemerkungen zur Kultur der Aymara, welche im Hochland, auf dem Altiplano von prägender Bedeutung war. Und schließlich sind die Ethnien in der Ebene von Moxos zu thematisieren, wobei hier jene sechs größten von ihnen im Mittelpunkt stehen werden, da sie für dieses Gebiet eine prägende Rolle hatten.

2.1

Soziale Organisationsformen

2.1.1

Die Inka

Als die spanischen Conquistadoren im 16. Jahrhundert nach Peru vordrangen, sahen sie sich mit dem Reich einer Hochkultur konfrontiert, das ungeahnte Ausmaße erreicht hatte und unter der Regentschaft eines Herrschers stand, der Inka, d. h. Sohn des Sonnengottes Inti, genannt wurde.1 Einen der ersten Berichte über die Inka schrieb der spanische Soldat Pedro Cieza de León, der 1549/50 im Gefolge des Gouverneurs von Peru durch deren Gebiet reiste und die Geschichte der InkaDynastie von ihrem mythischen Ursprung bis zur Ankunft seiner Landsleute beschreibt.2 Die Inka führten ihre Herkunft auf die Sonne zurück,3 wobei ihre ersten menschlichen Ahnen Manco Capac und seine Schwester Mama Ocllo oder Mama 1 Vgl. Prien, Geschichte, S. 43. Zur Geschichte und Struktur des Inka-Reiches vgl. Anónimo (Valera ?): Relación de las costumbres antiguas de los naturales del Pirú. Dieses Werk eines anonymen Jesuiten wird in der Forschung häufig dem Mestizen Blas Valera zugeschrieben. Vgl. Marzal, Utopía Posible, Bd. I, S. 210; Porras Barrenechea, Cronistas del Perú, S. 463f. Blas Valera, ein Mestize aus Chachapoyas, trat nach Studien der Philosophie und Theologie 1568 der gerade in Peru angekommenen Gemeinschaft der Jesuiten bei und wurde wegen seiner Kenntnisse in Quechua zusammen mit einigen anderen Jesuiten zur Seelsorge unter den indígenas in Huarochiri bestimmt. Später wurde er nach Cuzco geschickt, wo er 1573 die Priesterweihe empfing und unter den dortigen indígenas arbeitete. 1577 wechselte er nach Juli, später nach Potosí und wurde schließlich von den Ordensoberen nach Spanien geschickt, um seine Schriften zu publizieren. Nach seinem Tod übergab P. Pedro de Maldonado Torres SJ unvollständige Teile seiner Unterlagen an Garcilaso de la Vega. Auf diese Weise fanden Teile seiner Historia de los Incas Eingang in die Comentarios Reales von Garcilaso. Gesichert und offiziell ist jedoch heute kein Werk von Blas Valera überliefert. Porras Barrenechea, Cronistas del Perú, S. 462. 2 Vgl. Julien, Inka, S. 13. 3 Vgl. ebd., S. 48.

46

2. Historische Ethnologie der indigenen Bevölkerung

Guaco waren.4 Wie genau die Verbindung zwischen diesen ersten menschlichen Ahnen und den Sonnen-Vorfahren zustande kam, bleibt unklar.5 Größte religiöse Bedeutung hatte die Insel Titicaca in der Nähe von Copacabana im gleichnamigen See, auf der ein heiliger Felsen verehrt wurde, aus dem die Sonne hervorgegangen sein soll.6 Der Name „Inka“ ging später vom Herrscher auf das Volk über und bezeichnete unter der spanischen Herrschaft nicht nur die Nachkommen des genannten Paares, sondern auch andere Ethnien, die den Status „Inka“ erhalten hatten.7 Während das Volk in der Periode von 1200 bis 1438 in Sippen (ayllu) organisiert und der Inka nur einer von verschiedenen Häuptlingen mit begrenzten Funktionen war, wurde in der darauffolgenden Periode von 1438 bis 1537 der Übergang zum Imperium vollzogen. Yupanqui, der Sohn des Inka Viracocha, hatte, nachdem er 1438 die Föderation erfolgreich gegen die Chanca verteidigt hatte, die imperiale Idee begründet und als Regent den Namen Pachacutec, „der Veränderer“, angenommen. Er führte Quechua als Reichssprache ein, baute Cuzco zur Hauptstadt aus und setzte die Verehrung des Sonnengottes Inti als Reichskult durch, wobei jedoch auch sekundäre lokale Kulte geduldet wurden.8 Pachacutec Yupanqui schuf die Grundlagen der Verwaltung des Inkareiches und unterwarf die Gebiete vom heutigen Ecuador bis zum Titicacasee. Unter seinem Sohn Tupac Yupanqui (1471–1493) erfolgte die Eroberung des heute bolivianischen Hochlandes, die Unterwerfung des Küstengebietes und die Ausdehnung des Reiches bis nach Mittelchile.9 Unter Huayna Capac (1493–1527) erreichte das Imperium seine größte Ausdehnung vom Ancasma-Fluß im Süden des heutigen Kolumbien bis zum Río Maule in Chile10 über eine Länge von rund 4.000 Kilometer, während es in der Breite durch den Pazifik im Westen und die niedrigeren Stufen der Andenkette im Osten auf nur wenige hundert Kilometer begrenzt blieb.11 Um eine politische und kulturelle Verschmelzung zu erreichen, siedelten die Inka die eroberten ethnischen Gruppen teilweise um und zwangen sie, ihre Sprache, das Quechua, und ihre Religion, den Sonnenkult, anzunehmen.12 Die Umsiedlung diente gleichzeitig dem Ziel, neu eroberte Gebiete zu befrieden und zu kultivieren,13 da auf diese Weise alte politische Einheiten aufgebrochen und Revolten erschwert wurden. In neu eroberten Gebieten führte die Ansiedlung von Gruppen, die bereits länger Teil des Inka-Reichs waren und dessen Organisationsstruktur kannten, zu einer schnelleren Anpassung und Umstrukturierung. Eine be4 5 6 7

Vgl. ebd., S. 19f. Vgl. ebd., S. 48. Vgl. ebd., S. 68f. Vgl. ebd., S. 19f. Zu den Ursprungslegenden vgl. Vega, Comentarios Reales, Libro Primero, Capitulos XV–XVIII, S. 39–48. 8 Vgl. Prien, Geschichte, S. 43. 9 Vgl. Kahle, Lateinamerika-Ploetz, S. 36f. 10 Vgl. Prien, Geschichte, S. 43. 11 Vgl. Julien, Inka, S. 8. 12 Vgl. Kahle, Lateinamerika-Ploetz, S. 38. 13 Vgl. Helm, Misión católica, S. 125.

2.1 Soziale Organisationsformen

47

sondere Politik wurde den Aymara am Titicacasee und auf dem Altiplano zuteil. Der Herrscher teilte jeder Aymara-Provinz Gebiete in tieferen und wärmeren Regionen an der Pazifikküste und an den Westhängen der Anden zu, so daß sie eigene Ressourcen für subtropische Früchte erhielten. Die Aymara entsandten daraufhin Kolonisten in diese Gebiete, die unter der Regierung ihrer Heimatorte verblieben.14 An der Spitze des straff zentralistisch organisierten Staates stand der als Sohn der Sonne göttlich verehrte Sapay Inka (Oberster Inka).15 Die Mitglieder der königlichen Familie bildeten einen Hofstaat, aus dem der Inka nach Möglichkeit seine Administratoren auswählte.16 Im Inkareich gab es zwei Adelsklassen, eine durch Herkunft und eine durch Privileg. Da die kleine Gruppe der Inka durch Blutsverwandtschaft nicht für die Administration ausreichte, dehnte Pachacutec die Gruppe der Inka auf alle Bewohner des Reiches aus, die Quechua sprachen. Alle Mitglieder der Inka-Klasse gehörten zum höchsten Adel des Reiches und besetzten die wichtigsten Positionen. Darüber hinaus gab es den niederen Adel, der aus ehemaligen unabhängigen Herrschern bestand, die in das Inka-Reich integriert und mit wichtigen offiziellen Posten bedacht wurden. Beide Adelsklassen waren von der Steuer befreit und wurden durch die Regierung bezahlt.17 Die Adeligen verehrten in der Regel mehrere Generationen ihrer Vorfahren, wohingegen die Ahnenverehrung bei der allgemeinen Bevölkerung nicht über den Großvater hinausging.18 Das von den Inka Tahuantinsuyo genannte Imperium war in vier Reichsteile gegliedert.19 Die Trennlinien zwischen den vier Gebieten verliefen von Nord nach Süd und von Ost nach West und kreuzten sich in Cuzco, der Hauptstadt des Imperiums. Der nordwestliche Teil hieß Chinchasuyo und umschloß den größten Teil von Zentral- und Nordperu sowie das heutige Ecuador. Der südwestliche Teil hieß Condesuyo, dessen Grenze die Küste bei Ica und Moquegua schnitt. An den bewaldeten Hängen im Osten lag der Reichsteil Andesuyo, der sich über ein unbestimmtes Gebiet von Nordwesten nach Südosten erstreckte. Der größte Teil hieß Collasuyo; er umschloß den Titicacasee, das gesamte Gebiet des Altiplano und die Nordhälfte von Chile.20 Die einzelnen Reichsteile waren wieder durch ein sehr ausdifferenziertes Verwaltungssystem gegliedert.21 Die Bevölkerung des Inka-Reiches war trotz aller Bemühungen um Vereinheitlichung keine Nation im modernen Sinn. Die Ausübung der Herrschaft war den jeweiligen lokalen Verhältnissen angepasst und die Integration der ehemaligen eth14 15 16 17 18 19 20 21

Vgl. Howland Rowe, Inca culture, S. 269f. Vgl. Kahle, Lateinamerika-Ploetz, S. 37. Vgl. Howland Rowe, Inca culture, S. 257. Vgl. ebd., S. 261. Vgl. Howland Rowe, Inca culture, S. 252. Vgl. Julien, Inka, S. 8. Vgl. Vega, Comentarios Reales, Libro segundo, Capítulo XI, S. 95 (Tahuantinsuyu); Acosta, Historia natural y moral, S. 418 (Tahuantinsuyo); MacCormack, Ethnography in South America, S. 97 u. 121. Vgl. Julien, Inka, S. 8f.; Howland Rowe, Inca culture, S. 262. Vgl. Carrasco, América indígena, S. 138f. Vgl. Howland Rowe, Inca culture, S. 262. Vgl. Acosta, Historia natural y moral, S. 418; Carrasco, América indígena, S. 138f.

48

2. Historische Ethnologie der indigenen Bevölkerung

nischen Herrschaften im Hinblick auf Verwaltung und Wirtschaft wies große qualitative Unterschiede, insbesondere zwischen Hochland und Küste auf. Auch die kulturelle Eigenständigkeit der Ethnien konnte nach ihrer Eingliederung in das Inka-Reich in vielen Fällen bewahrt werden.22 Die Bevölkerung war verpflichtet, einen Teil ihrer Arbeit auf Feldern zu verrichten, deren Ertrag den Inka-Kult oder die Regierung unterstützte.23 Es wurden drei Arten von Feldern unterschieden: jene, deren Ertrag für religiöse Zwecke bestimmt war und dem Erhalt der Heiligtümer und Tempel sowie dem Unterhalt der Priester diente, jene, deren Ertrag für die Finanzierung der verschiedenen Regierungsinstanzen bestimmt war sowie jene, die zur Versorgung des Volkes bewirtschaftet wurden.24 Unter der weiblichen Bevölkerung wurde von der Regierung eine Auswahl vorgenommen. Ein königlicher Beamter (apopanaca) besuchte jedes Dorf und prüfte die Mädchen im Alter von etwa zehn Jahren. Jene, die sich durch besondere Schönheit und körperliche Vollkommenheit auszeichneten, wurden von der Regierung in besonderer Weise ausgebildet. Außerdem wurden einige für die Opferung auserwählt, was als besonderes Glück angesehen wurde, da man ihnen ein Leben in Behaglichkeit und Freude in der anderen Welt voraussagte.25 Die auserwählten Mädchen wurden in den Provinzhauptstädte vier Jahre ausgebildet und lernten Spinnen, Weben, Kochen, die Herstellung von chicha, ein aus gegorenen Früchten, Mais oder Weizen gebrautes Bier, und andere Hausarbeiten. Danach wurden sie erneut eingeteilt. Einige wurden Adeligen oder Kriegern als Erst- oder Zweitfrauen zugewiesen, andere wurden für den Sonnenkult bestimmt. Sie mußten in Keuschheit leben, in den Tempeln besondere Speisen und chicha für Opfer und den Gebrauch in Zeremonien zubereiten und die Heiligtümer pflegen. Wieder andere wurden als Konkubinen für den Herrscher auserwählt, bereiteten

22 23 24 25

Vgl. Dyckerhoff, Geschichte der Indianer, S. 182. Vgl. Howland Rowe, Inca culture, S. 265. Vgl. Carrasco, América indígena, S. 145. Vgl. Howland Rowe, Inca culture, S. 269. Im Museo de Arqueología de Alta Montaña in Salta im Nordwesten Argentiniens ist eine Ausgrabung dokumentiert, die Archäologen im März 1999 auf einem Nebengipfel des Vulkans Llullaillaco in den Anden an der Grenze zu Chile in 6.730 m Höhe vorgenommen haben. Sie fanden dort ein Grab, darin drei aufgrund der Kälte unverweste Kinder – ein Mädchen und einen Jungen im Alter von fünf oder sechs Jahren und ein weiteres, vielleicht dreizehnjähriges Mädchen – samt mehr als hundert kostbarsten Beigaben: kleine, spielzeugartige Statuen aus Gold und Silber – viele stellen Lamas dar –, gewebte Tücher in edlen Naturfarben, kunstvoll bemalte Keramik, Federschmuck, Umhängeketten, Perlen. Die Kinder stammten aus verschiedenen Teilen des Inkareiches. Als Repräsentanten ihrer Regionen hatten sie in Cuzco am jährlichen Erntefest teilgenommen und waren dabei von den Priestern zu symbolischen Hochzeitspaaren verbunden worden. In einem mehrere Wochen dauernden rituellen Zug über 1.500 km hatte man sie auf den Gipfel des Llullaillaco gebracht. Hier oben, der Sonne nächstmöglich, wurde ihnen Mais-Chicha zu trinken gegeben. Eingeschlafen, erfroren sie in der Eiseskälte und wurden in ihren schönsten Kleidern ins Grab gelegt. Nach dem Glauben der Inka waren sie nicht gestorben, sondern hatten sich mit ihren Vorfahren vereint, die ihnen von den benachbarten Bergen aus zuschauten. Vgl. Miremont, Catálogo.

2.1 Soziale Organisationsformen

49

für ihn das Essen zu und fertigten seine Kleidung.26 Die Eheschließung fand in einer öffentlichen Zeremonie statt. Die heiratsfähigen Jungen und Mädchen wurden auf einem Platz in zwei Reihen aufgestellt, wonach der curaca im Namen des Herrschers jedem Mädchen einen Jungen als Ehemann zuwies.27 Die Anzahl der Frauen war im Inka-Reich ein Zeichen von Wohlstand und Ansehen. 2.1.2

Die Aymara

Die Aymara bewohnen einen Großteil des Titicaca-Beckens beiderseits der Grenze der heutigen Staaten Bolivien und Peru. Ihr Siedlungsgebiet wird durch die beiden östlich und westlich des Titicacasees verlaufenden Andenkordilleren begrenzt, zwischen denen sich die weiten, windigen Pampas des Altiplano auf über 3.800 Metern Höhe erstrecken. Im Süden bilden die Salzsümpfe von Uyuni die südliche Grenze des Aymara-Gebietes.28 Vor der sukzessiven Eingliederung in das Inka-Reich im 15. Jahrhundert waren die Aymara in eine Vielzahl von unabhängigen und rivalisierenden Staaten unterteilt. Die mächtigsten unter ihnen waren die Colla mit der Hauptstadt Hatuncolla sowie die Lupaca mit der Hauptstadt Chucuito.29 In vorspanischer Zeit prägte das ayllu als politische Größe sowie als soziale und geographische Einheit das Zusammenleben. Die Zugehörigkeit wurde durch Geburt bestimmt, doch war auch ein Wechsel, z. B. im Falle der Heirat, möglich. Die ayllus bestanden aus verschiedenen, nicht miteinander verwandten Großfamilien, von denen jede einzelne ihre Herkunft auf einen am weitesten zurückliegenden Vorfahren in männlicher Linie, dessen Namen man kannte, zurückführte. Auch das ayllu als Ganzes verfügte über einen Mythos, der dessen Ursprung auf einen gemeinsamen Ort zurückführte, jedoch nicht auf einen gemeinsamen Vorfahren. Innerhalb eines ayllu gab es offenbar nur wenig Gruppensinn, da die kleine Gruppe selten als Einheit handelte.30 In vorspanischer Zeit war das Land gemeinschaftlicher Besitz des ayllu; jährlich neu wurde es unter den Familien verteilt. Das einzige Land, das die Familien in dauerhaftem Besitz hatten, waren die Grundstücke, auf denen sich ihre Häuser befanden.31 Der Anführer eines ayllu wurde hilaqata genannt. Er übte sein Amt in der Regel ein Jahr aus und trug besondere Kleidung oder Insignien, die regional variierten. Er nahm offizielle und richterliche Aufgaben wahr und überwachte die Aufteilung der Ländereien unter den Familien. Er wurde ebenso wie die Anführer der AymaraStaaten aus separierten und gemeinschaftlich bestellten Feldern (suwu) versorgt.32 26 27 28 29 30 31 32

Vgl. ebd. Zur Auswahl der Frauen für den Sonnenkult vgl. Vega, Comentarios Reales, Libro Quarto, Kap. I–VII, S. 205–216; Anónimo (Valera?), Relación, S. 166–174. Vgl. Cobo, Historia, Libro 14 (Pardo, Bd. IV), S. 213. Vgl. Howland Rowe, Inca culture, S. 269. Zur Heiratspraxis vgl. Vega, Comentarios Reales, Libro Quarto, Capítulo VIII, S. 216f. Vgl. Tschopik, Aymara, S. 502. Vgl. ebd., S. 507. Vgl. ebd., S. 539. Vgl. ebd., S. 546. Vgl. ebd., S. 540.

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2. Historische Ethnologie der indigenen Bevölkerung

Die Aymara verfügten über ein sehr stark ausdifferenziertes Begriffssystem zur Kennzeichnung des Verwandtschaftsgrades. Die patrilineare Großfamilie bildete die soziale Basiseinheit der Aymara-Gesellschaft. Die Autorität in der Familie lag bei dem ältesten männlichen Familienmitglied, wobei aber auch oft Beratungen unter den männlichen Mitgliedern abgehalten wurden. Obwohl in vorspanischer Zeit Polygynie praktiziert wurde, scheint Monogamie doch die Regel gewesen zu sein.33 Ebenfalls am Titicacasee beheimatet waren die Chipaya und die Uru; sie bewohnten das Gebiet um den Titicacasee sowie einige Flußläufe des zwischenandinen Plateaus. Die Sprache der Uru in Desaguadero im Süden des Titicacasees, das Puquina, hat keine Gemeinsamkeit mit Quechua oder Aymara, jedoch mit der Sprache der Chipaya am weiter südlich gelegenen Poopósee, so daß die Uru und Chipaya eine eigenständige und unabhängige Sprachfamilie bilden.34 In frühgeschichtlicher Zeit scheinen die Uru auf den Inseln des Titicacasees und in den Sümpfen des Flusses Desaguadero gelebt zu haben. In der kolonialen Zeit wurden sie gegen ihren Willen gezwungen, sich am Ufer anzusiedeln.35 Die Chipaya von Carangas sind linguistisch mit den Uru vom Fluß Desaguadero identisch, unterscheiden sich aber kulturell von ihnen. Während die Uru hauptsächlich Fischer und Jäger sind, sind die Chipaya als Hirten und Ackerbauern einzuordnen.36 2.1.3

Die Völker in der Ebene von Moxos

Von den genannten Kulturen unterscheiden sich jene, die östlich der Anden ansässig waren und jenes Gebiet besiedelten, das später als Moxos-Mission der Jesuiten bekannt wurde. Die meisten prähistorischen Kultureinflüsse in Moxos37 scheinen amazonischen Ursprungs. Möglicherweise gab es eine Kombination von westamazonischen Kulturelementen, der Arawak-Kultur und anderen Elementen aus Norden und Osten. Einflüsse der Inka und Aymara scheinen hingegen von untergeordneter Bedeutung zu sein.38 Die ersten in Moxos tätigen Jesuiten nannten eine große Zahl unterschied­ licher Völker. Diego de Eguiluz (1625–1704) erwähnte 1696 über 30 verschiedene 33 34 35 36 37

Vgl. ebd., S. 542f. Vgl. La Barre, Uru-Chipaya, S. 575. Vgl. ebd., S. 576. Vgl. ebd., S. 582. Für den Ursprung des Wortes Moxos gibt es drei verschiedene Erklärungen. Einer ersten Erklärung zufolge ist es von dem Wort mojsa aus dem Aymara abgeleitet, das in der spani­ schen Übersetzung mit „sanft“, „angenehm“ und „honigsüß“ wiedergegeben wurde. Die zwei­te Deutung, die von den meisten andinen Historikern vertreten wird, führt das Wort auf die Worte mosoj llacta oder mosoj jallpa aus dem Quechua zurück („neues Gebiet“) oder auch auf mocko-ckallpa, moxo-callpa („nicht bearbeitetes Gelände“). Als dritte Deutung wird auf muso oder moso verwiesen, was „jugendlich“ bedeutet. Die dritte Erklärung sieht den Ursprung des Wortes in der dort ansässigen Bevölkerung. Garcilaso de la Vega habe hierfür das Wort musu überliefert, das später von den Spaniern mit Moxos wiedergegeben worden sei. José del Castillo wiederum habe die dort ansässigen Ethnien als moxoronos bezeichnet. Vgl. Chávez Suárez, História, S. 3f. 38 Vgl. Denevan, Aboriginal cultural geography, S. 25.

2.1 Soziale Organisationsformen

51

„Nationen“,39 während José del Castillo (gest. 1683) erst 21 „Nationen“ kannte.40 Castillo schätzte die Bewohner der Provinz Moxos auf 6.000 Personen, verteilt auf über 70 Dörfer, die zum Teil 30–40, in der Mehrzahl 60–80 und in Ausnahmefällen 100 oder 200 Einwohner hatten.41 Die Ebene von Moxos ist eine der facettenreichsten kulturellen und sprachlichen Regionen in Südamerika. 1961 wurden 28 verschiedene Ethnien gezählt, und man kann davon auszugehen, daß es im 16. Jahrhundert doppelt so viele waren. Die große Vielfalt resultiert teilweise aus der weiträumigen Verteilung der Ethnien und dem Eindringen von Kulturelementen entlang des Río Amazonas und des Río Madeira von Norden her und entlang des Río Paraguay von Süden her. Hinzu kommen Einflüsse aus dem Andenraum. Die Jesuiten berichteten einst über Dutzende von indigenen Völkern, doch viele von ihnen waren Untergruppen, welche die gleiche Sprache oder sehr eng verwandte Dialekte sprachen. So waren viele der über 30 „Nationen“, die Eguiluz aufzählt, Untergruppen der Moxos als ethnischer Gruppe. Linguistische und kulturelle Unterschiede sowie Organisationsstrukturen der indigenen Völker wurden unter den Jesuiten schnell nivelliert, indem sie die Indios unterschiedlicher Sprachen in der gleichen Mission zusammenführten. Dabei wurde Moxo, die am meisten verbreitete Sprache, zur offiziellen Sprache in dem Missionsgebiet.42 Die unterschiedlichen sprachlichen Gruppen in Moxos zeigten dennoch bemerkenswert einheitliche kulturelle Formen zum Zeitpunkt ihres Kontakts mit den Jesuiten. Alle größeren indigenen Völker dieser tropischen Waldgebiete wurden durch einen Führer oder Häuptling geleitet.43 Sie waren gekennzeichnet durch eine Überschußproduktion in der Landwirtschaft, ein entwickeltes System für Handel und Kriegsführung, die Existenz von politischen und religiösen Führern und ein Glaubenssystem mit einer Hierarchie von Gottheiten.44 Der Nahrungsmittelüberschuß diente dazu, nicht arbeitende Angehörige des indigenen Volkes aus dem religiösen, militärischen, politischen und technischen Bereich zu unterstützen,45 wie auch zum Tausch mit Nachbarvölkern oder zur Lagerung für Zeiten der Nahrungsmittelknappheit.46 Über viele der in den Quellen genannten Völker und ihre Untergruppen fehlt eine solide Dokumentation, so daß der multiethnische Charakter der Savanne von Moxos weitgehend unbekannt bleibt.47 Es ist jedoch davon auszugehen, daß es in kultureller Hinsicht zwischen den Völkern viele Gemeinsamkeiten gab, zumal es sich oft um Untergruppen eines Volkes handelte. Seit dem 18. Jahrhundert hat man in den Savannen von Moxos sechs wichtige und für diese Region prägende indige39

Vgl. Eguiluz, Relación. Eine Auflistung der bei Eguiluz erwähnten Ethnien findet sich bei D‘Orbigny, Descripción, S. 181. 40 Vgl. Castillo, Relación, S. 294–301. 41 Vgl. ebd., S. 294. 42 Vgl. Denevan, Aboriginal cultural geography, S. 40. 43 Vgl. Steward/Faron, Native Peoples, S. 252–261. 44 Vgl. ebd., S. 177f. u. 252f. 45 Vgl. Denevan, Aboriginal cultural geography, S. 44. 46 Vgl. Block, Mission culture, S. 23. 47 Vgl. Block, Visión jesuítica, S. 78.

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2. Historische Ethnologie der indigenen Bevölkerung

ne Völker klassifiziert: die Moxos und Baures (Sprachgruppe der Arawak) sowie die linguistisch nicht näher klassifizierten Cayuvavas, Itonamas, Movimas und Canichanas.48 Die Jesuitenmissionare bezeichneten die Moxos und Baures als wichtigste soziale Gruppen in dieser Region.49 Über die genannten sechs Völker liegen auch detaillierte Untersuchungen vor, so daß im folgenden der Blick auf die politisch-sozialen Organisationsformen und die religiösen Bräuche und Riten dieser sechs Gruppen gerichtet wird. Da sich Moxos und Baures in kultureller Hinsicht nicht wesentlich unter­ schieden,50 können sie an dieser Stelle gemeinsam behandelt werden. Der Großteil des Volkes der Moxos war an den Ufern des Río Mamoré von der Einmündung des Río Grande (Guapay) flußabwärts, also in nördlicher Richtung, bis zur Mündung des Río Yacuma konzentriert und in kleine unabhängige Gruppen aufgeteilt.51 Die Moxos und einige ihrer Nachbarn hatten soziale Klassen, waren in kleine politische Einheiten gruppiert, hatten ausdifferenzierte Berufe, bildeten große Dörfer und Populationen und waren effiziente Nahrungsmittelproduzenten. Sie legten Felder für den Anbau von Pflanzen trocken, bauten Strassen, Kanäle und legten Hügel an.52 Die übergeordnete Bedeutung der Moxos unter den Savannen-Völkern wurde schon von P. Pedro Marbán herausgestellt, der 1676 schrieb, daß moxo und seine Dialekte von drei Vierteln der Völker gesprochen würden. Die Moxos dominierten die Savannen östlich des Río Mamoré und südlich von Trinidad und dehnten sich im Westen bis nach San Ignacio aus. Ihre Dörfer lagen entlang des Río Mamoré sowie seiner Zuflüsse und auf kleinen Savannen-Inseln.53 Trotz gelegentlicher Berichte über große Zusammenschlüsse gab es in der Region vermutlich keine größeren Verbände über das einzelne Dorf hinaus. Jedes Dorf hatte eine politische und religiöse Elite mit besonderen Vollmachten und Privilegien.54 Bei den Moxos, Baures und Cayuvavas stand an der Spitze des Dorfes ein Kazike oder Häuptling, dem weitere Kaziken untergeordnet waren.55 Die Häuptlinge der Moxos wurden jedes Jahr gewählt56 und erhielten ihr Amt, weil sie sich durch besondere Taten ausgezeichnet 48 Vgl. Denevan, Aboriginal cultural geography, S. 40. Montaño Aragón (Guía etnográfica lingüística, S. 143) nennt weitere fünf Hauptethnien: die Itenes, Pacaguaras, Chapacuras (Tapacuras), Maropas und Siriones (Sirionó). Vgl. auch D’Orbigny, Descripción, S. 181. Vargas Ugarte (Historia de la Compañía de Jesús, Bd. III, S. 6) benennt als Hauptethnien die Itonamas, Baures, Guarayos, Tapacuras, Yuracares (Yuracaré), Moxos, Cayuvavas, Movimas, Chiribas, Chumanos (Chimane) und Toromonas. 49 Vgl. Block, Visión jesuítica, S. 76. 50 Vgl. Métraux, Native tribes, S. 69. Zur sozialen Organisation und Religion der Moxos vgl. auch Métraux, Social organization. 51 Vgl. Métraux, Tribes of eastern Bolivia, S. 408. 52 Vgl. Denevan, Aboriginal cultural geography, S. 45. 53 Vgl. ebd., S. 45. 54 Vgl. Block, Mission culture, S. 27. 55 Vgl. Alcina Franch/Sáinz Ollero, Indios Moxo, S. 27. Solís Holguín berichtet im 17. Jahrhundert jedoch auch von einem großen übergeordneten Kaziken, der Yaya genannt werde und dem die Indios Tribut zahlten. Bei den Moxos wurden die Kaziken achichaco, bei den Baure aramas genannt. Vgl. Block, Mission culture, S. 27. 56 Vgl. Métraux, Native tribes, S. 69.

2.1 Soziale Organisationsformen

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hatten. Sie leiteten die Dörfer eher als Friedensstifter und Ratgeber denn als Herrscher. Ihr Privileg bestand hauptsächlich in einem besonderen Ansehen, das sie im Dorf genossen.57 Es ist jedoch nicht immer von einer allgemeinen Unterordnung der Dorfbewohner unter den Willen des Kaziken auszugehen.58 So schreibt Eguiluz, daß sie nur geringen Einfluß hätten. Die Bewohner entschieden selbst, ob sie dem Kaziken gehorchten, und dieser nehme sich nicht heraus zu befehlen, sondern allenfalls, zu bitten oder zu raten.59 Jedes Moxos-Dorf sei wie eine Hydra mit vielen Köpfen, da jeder alles selbst entscheide.60 Die Kaziken der Baures hatten offenbar eine stärkere Position innerhalb des Dorfes als die der Moxos61 und konnten das Amt auf ihre Söhne vererben.62 Sie entschieden über Kriegsführung, fällten Strafurteile und überwachten den Anbau von Maniok, der für die Herstellung alkoholischer Getränke verwandt wurde.63 Der Kazike hatte ferner darüber zu entscheiden, wann ein Dorf verlegt wurde, und in einigen ethnischen Gruppen auch anstelle der Eltern über die Eheschließung und über Scheidungen zu befinden; er hatte über die Aussaat zu wachen und andere Vorrechte und Pflichten. Die Heirat eines Kaziken mit der Tochter des Kaziken eines benachbarten Dorfes war ein geeignetes Mittel, um die Verbindung der Dörfer untereinander zu stärken.64 Die Polygamie bot den Häuptlingen zudem die Möglichkeit, den Wohlstand der eigenen Sippe zu vermehren.65 Mädchen wurden im Alter zwischen 12 und 15 Jahren verheiratet, Jungen im Alter zwischen 16 und 22 Jahren.66 Doch nicht nur bei den Häuptlingen, sondern auch unter den übrigen Familien war in einigen Dörfern Polygamie verbreitet.67 Die Familien der Kaziken bildeten eine deutlich von der übrigen Bevölkerung abgehobene Schicht. Den Kaziken folgte an Bedeutung die soziale Klasse der Priester oder Schamanen,68 welche für magische Riten und Zeremonien des Dorfes zuständig waren und auch als Heiler und Hellseher fungierten.69 Einige wenige Hinweise in den Quellen scheinen auch auf die Existenz einer Sklavenklasse hinzudeuten. Es waren möglicherweise Gefangene, die häufig an andere ethnische Gruppen oder an Weiße verkauft wurden.70 57 58 59 60

Vgl. Block, Mission culture, S. 27. Vgl. Chávez Suárez, História, S. 27. Vgl. Eguiluz, Relación, S. 6; Block, Mission culture, S. 27. Vgl. Eguiluz, Relación, S. 7; Orellana, Carta, S. 7. Im Bericht über Leben und Tod von P. Cipriano Barace heißt es, es gebe in Moxos weder Gesetze noch eine Regierung noch eine Polizei. Niemand befehle und niemand gehorche. Bei Uneinigkeiten übe jeder selbst Justiz. Vgl. Davin, Cartas, Bd. VII, S. 93–122, hier S. 95: Relacion abreviada de la vida, y muerte del Padre Cypriano Barraza, de la Compañía de Jesús, Fundador de la Mision de los Moxos en el Perú. Impressa en Lima por orden del Ilustrisimo Señor Urbano de Matha, Obispo de la Ciudad de la Paz. 61 Vgl. Block, Mission culture, S. 27. 62 Vgl. Denevan, Aboriginal cultural geography, S. 47. 63 Vgl. Block, Mission culture, S. 27. 64 Vgl. Chávez Suárez, História, S. 27. 65 Vgl. Alcina Franch/Sáinz Ollero, Indios Moxo, S. 27. 66 Vgl. ebd., S. 26. 67 Vgl. Chávez Suárez, História, S. 27; Eder/Barnadas, Breve descripción, Nr. 503, S. 279. 68 Vgl. Alcina Franch/Sáinz Ollero, Indios Moxo, S. 27. 69 Vgl. ebd., S. 28. 70 Vgl. Métraux, Native tribes, S. 69.

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2. Historische Ethnologie der indigenen Bevölkerung

Wichtigste soziale Einheit war der Familienverband, der über Vater, Mutter und Kinder hinausging und im Sinne einer Großfamilie zu verstehen ist.71 Die Familienverbände bildeten ein soziales und wirtschaftliches Geflecht, das zu einer großen Produktivität führte. Als die Jesuiten in Moxos ankamen, lebten die Angehörigen der ethnischen Gruppen in kleinen Dörfern. Diese besaßen einen zentralen Platz mit Wohnhäusern, Küchen und „Trinkhäusern“, die sowohl eine religiöse als auch eine kommunikative Funktion hatten.72 Von großer Bedeutung waren die Feste, die fast immer einen sakralen Charakter hatten und in den Tempeln und Trinkhütten abgehalten wurden. Sie waren von Musik, Tanz und dem Genuß von halluzinogenen Pflanzen begleitet, welche die Teilnehmer in Ekstase versetzen sollten. Als Musikinstrumente wurden u. a. Flöten, Trommeln oder Trompeten verwendet.73 Soziale Handlungsmuster, die Konflikte mit den Missionaren heraufbeschworen, betrafen den Umgang mit Neugeborenen und Kranken. Starb eine Mutter während oder nach der Geburt, war es üblich, das Kind lebend zu begraben, da ein Kind nur durch seine eigene Mutter großgezogen werden durfte.74 Auch bei Zwillingsgeburten war es offenbar üblich, einen der beiden Zwillinge zu töten, da P. Antonio de Orellana SJ (1653–1712) es als Erfolg der Mission verbucht, daß man in Moxos inzwischen viele Zwillingspaare aufwachsen sehe, obwohl es die Indios zuvor für unmöglich gehalten hätten, daß eine Frau zwei Kinder gleichzeitig großziehe.75 Mit Grauen berichten die Missionare darüber, daß Kinder häufig auch aus den belanglosesten Gründen lebendig begraben würden, einfach nur um sie nicht großziehen zu müssen oder weil sie kränklich seien oder zu viel weinten.76 Andererseits kam es jedoch auch zu Strafmaßnahmen gegen Frauen, die durch einen Unfall oder andere äußere Einflüsse77 ihr Kind während der Schwangerschaft verloren. Konnten sie sich nicht rechtzeitig in ein anderes Dorf retten, wurden sie in einen Fluß geworfen, um sie umzubringen. Ursache hierfür war der Glaube, daß der Abort durch einen Dämon verursacht wurde, der das ganze Dorf in Gefahr bringe, wenn die Frau nicht getötet würde.78 Auch mit Kranken zeigten die Moxos wenig Mitleid und hielten die Tötung für ein erlaubtes Mittel, um sie von ihrem Leid zu erlösen.79 Die Toten wurden in flachen Gräbern mit Bögen, Pfeilen, Mais und Bier als Beigaben bestattet. Es herrschte die Vorstellung, daß sich die Seelen der Toten an einen bestimmten Ort begäben.80 71 Vgl. Block, Mission culture, S. 25. 72 Vgl. ebd., S. 26. 73 Vgl. Alcina Franch/Sáinz Ollero, Indios Moxo, S. 32f. 74 Vgl. Métraux, Tribes of eastern Bolivia, S. 419. 75 Vgl. Orellana, Carta, S. 18; Alcina Franch/Sáinz Ollero, Indios Moxo, S. 26f. 76 Vgl. Orellana, Carta, S. 12. 77 Vgl. Eguiluz, Relación, S. 9. 78 Vgl. ebd., S. 10; Orellana, Carta, S. 12. 79 Vgl. Baptista Gumucio, Misiones Jesuíticas, S. 149–157, hier S. 150: „No tienen piedad para con los enfermos, que los matan por no verlos padecer.” (Zitat aus einem Bericht eines ungenannten Jesuiten von 1699 über die Missionen von Moxos). 80 Vgl. Alcina Franch/Sáinz Ollero, Indios Moxo, S. 32.

2.1 Soziale Organisationsformen

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Die Baures wohnten entlang des Río Itonamas – im Oberlauf Río San Miguel genannt –, des Río San Simón und zwischen dem letzteren und dem Río Guaporé. Die Missionare beschrieben die Baures als zivilisierter als die Moxos. Sie lebten in großen Dörfern, die mit Palisaden umgeben waren, trugen Kleidung aus Baumwolle und verfügten über ein gut organisiertes Führungssystem.81 P. Jerónimo de Andión SJ (1555–1623), der die Expedition von 1595 begleitete, beschrieb die Baures als gutgekleidete und politische Menschen, die in großen und gut gebauten Häusern um einen Platz herum lebten und über eine bemerkenswerte Agrikultur verfügten.82 Die Baures legten ausgedehnte Hügel für die Siedlungen an, die durch Straßen und Kanäle verbunden waren.83 Sie bewohnten ursprünglich die Savannen zwischen dem Río Baures und dem Río Itonamas und dehnten sich entlang dieser Flüsse stark nach Süden bis zu den Grenzen der Savanne aus.84 Die Canichanas bildeten eine eigene linguistische Gruppe. Bevor sie von den Jesuiten in der Reduktion San Pedro am oberen Río Machupo angesiedelt wurden,85 lebten die Canichanas an der Ostseite des Río Mamoré zwischen Trinidad und der Mündung des Río Yacuma sowie westlich entlang des oberen Río Machupo86 in insgesamt etwa 70 Dörfern. P. Augustín Zapata, der 1691 die Reduktion San Francisco Xavier gegründet hatte,87 besuchte von dort aus 1693 die Canichanas und schätzte ihre Zahl auf vier- bis fünftausend. Für die Canichanas hatte Jagen und Fischen eine größere Bedeutung als Ackerbau.88 Ihre Dörfer waren klein und mit Palisaden und Gräben umgeben.89 Sie waren ein sehr kriegerisches Volk und wurden von ihren Nachbarn, den Cayuvavas und Itonamas, gefürchtet. Missionare berichten von den Canichanas stets als Kannibalen.90 P. Stanislaus Arlet schrieb, daß sie Gefangene als Sklaven hielten und diese grillten und verzehrten.91 Im Hinblick auf das Gemeinschaftsleben gibt es keine Hinweise auf ausdifferenzierte soziale Schichten.92 Als Form des ehelichen Zusammenlebens war Polygynie weit verbreitet.93 Im Gemeinschaftsleben spielten, wie bei vielen anderen Völkern der Region auch, die

81 82 83

Vgl. Métraux, Tribes of eastern Bolivia, S. 409. Vgl. Denevan, Aboriginal cultural geography, S. 49. Vgl. ebd., S. 50. Das System von Straßen, Dämmen und Hügeln zur besseren Landnutzung des häufig von Überschwemmungen heimgesuchten Gebietes wurde insbesondere durch Erland Nordenskjöld Anfang des 20. Jahrhunderts und später von William Denevan erforscht. Vgl. Nordenskjöld, Archäologische Forschungen; Denevan, Aboriginal cultural geography. 84 Vgl. Denevan, Aboriginal cultural geography, S. 50. 85 Vgl. Métraux, Tribes of eastern Bolivia, S. 425. 86 Vgl. Denevan, Aboriginal cultural geography, S. 53. 87 Vgl. Vargas Ugarte, Historia de la Compañía de Jesús, Bd. III, S. 36f. 88 Vgl. Métraux, Tribes of eastern Bolivia, S. 425. 89 Vgl. Denevan, Aboriginal cultural geography, S. 53. 90 Vgl. Métraux, Tribes of eastern Bolivia, S. 425. 91 Vgl. WB, Bd. I, Teil 2, Nr. 50, S. 62 (Arlet, Brief vom 1. September 1698). 92 Vgl. Denevan, Aboriginal cultural geography, S. 53. 93 Vgl. Métraux, Tribes of eastern Bolivia, S. 425.

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2. Historische Ethnologie der indigenen Bevölkerung

Trink­gelage eine wichtige Rolle, die häufig zu Streitigkeiten und Kämpfen führten, welche mit großer Brutalität ausgetragen wurden.94 Die Movimas bildeten linguistisch eine isolierte Familie. Ihre ursprüngliche Heimat lag an der Westseite des Río Mamoré und entlang des Río Yacuma.95 Zuerst erwähnt wurden sie von Pater Gregorio de Bolívar, der 1621 an einer Expedition in dieses Gebiet teilnahm. Er berichtete, daß sie unbekleidet herumliefen und der Hexerei verfallen seien.96 P. Diego Francisco Altamirano SJ schreibt, daß die Movimas nackte Barbaren seien, die im Elend lebten, keinerlei Regierung besäßen und in Götzendienst und Trunkenheit aus den anderen herausragten; sie seien besonders derb, streitsüchtig und aggressiv.97 Die Movimas waren Fischer, Jäger und Ackerbauern.98 Ende des 17. Jahrhunderts wurden sie in den Missionen von San Borja, San Luis, San Pablo, San Lorenzo und Reyes angesiedelt. Santa Ana am Río Yacuma wurde die Hauptmission der Movimas.99 Die Cayuvavas siedelten in den Savannen westlich des Río Mamoré und nördlich des Río Yacuma.100 P. Agustín Zapata wurde 1693 bei einem Besuch der Dörfer der Canichanas entlang des Mamoré auf sie aufmerksam, als er erfuhr, daß weiter flußabwärts zahlreiche weitere Indianer lebten, die Cayuvavas hießen. Zapata besuchte sie noch im gleichen Jahr und tauschte mit ihnen Messer, Äxte und Macheten gegen Erdnüsse, Mais und Maniok. Er berichtete, sieben Dörfer gesehen zu haben, von denen nur eines mehr als 2.000, die übrigen hingegen jeweils etwa 1.800 Bewohner hätten. Der oberste Kazike der sieben Dörfer sei ein alter, ehrwürdiger Mann mit einem langen weißen Bart und werde Paititi genannt.101 1704 wurden die Cayuvavas in Exaltación angesiedelt.102 Die Itonamas (Machoto) sprachen wie die Cayuvavas eine isolierte Sprache. Im 17. Jahrhundert lagen ihre Dörfer an beiden Seiten des Río Itonamas und erstreckten sich bis zum Río Machupo.103 Das Zeugnis von Altamirano fällt auch hier eher negativ aus, da er sich über die Nacktheit und tierischen Gewohnheiten beklagt. Ein näherer Kontakt entstand 1704 durch P. Lorenzo Legrarda.104 Die Itonamas lebten in kleinen Dörfern und hatten wahrscheinlich viele kulturelle Elemente von den Moxos and Baures übernommen. Sie kultivierten Mais und waren bekannt für das Flechten von Körben und das Weben von Baumwolltextilien.105 Kinder wurden schon bald nach ihrer Geburt verlobt; Mädchen üblicherweise mit acht Jahren verheiratet. Die Itonamas lebten recht freizügig. Bei Trinkgelagen tauschten sie die 94 Vgl. Métraux, Native tribes, S. 81. 95 Vgl. Métraux, Tribes of eastern Bolivia, S. 426. 96 Vgl. Denevan, Aboriginal cultural geography, S. 53. 97 Vgl. Altamirano, História, S. 166. 98 Vgl. Métraux, Tribes of eastern Bolivia, S. 426. 99 Vgl. Denevan, Aboriginal cultural geography, S. 52. 100 Vgl. ebd., S. 50. 101 Vgl. Eguiluz, Relación, S. 33f. 102 Vgl. Denevan, Aboriginal cultural geography, S. 52. 103 Vgl. Métraux, Tribes of eastern Bolivia, S. 428. 104 Vgl. Altamirano, História, S. 111. 105 Vgl. Denevan, Aboriginal cultural geography, S. 53.

2.1 Soziale Organisationsformen

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Frauen und gaben sich sexuellen Ausschweifungen hin. Die Stärke der ehelichen Bindung wuchs mit der Anzahl der Kinder, die eine Frau ihrem Mann gebar. Kinderlose Frauen hingegen hatten wenig Unterstützung von ihrem sozialen Umfeld zu erwarten.106 Die Jesuiten siedelten die Itonamas in der Reduktion von Santa Magdalena am Río Itonamas an, doch 1792 wurde ein Teil von ihnen nach San Ramón am Río Machupo umgesiedelt. 1767 befanden sich 4.000 Itonamas in Santa Magdalena und einige Familien in Loreto und Trinidad.107 Die wichtigsten Ethnien, die entlang oder in der Nähe der Moxos-Savannen lebten, waren die Sirionó, Moré und Tapacura, Chácobo, Maropa, Caviña, Chimane und Guarayo.108 Einige knappe Bemerkungen zu den Sirionó, Moré und Guarayo sollen an dieser Stelle die sechs beschriebenen Hauptethnien ergänzen. Die Sirionó sprachen Tupi-Guaraní, waren Jäger und Sammler, betrieben kaum Ackerbau und lebten zwischen dem Río Itonamas (Río San Miguel) und dem Río San Martín.109 Die Jesuiten unternahmen verschiedene Versuche, sie zu missionieren. 1765 wohnten einige Sirionó in der Mission Buena Vista, die später in die Mission von Santa Rosa verlegt wurden. Im allgemeinen blieben die Missionsversuche jedoch vergeblich, was in ihrem kriegerischen Charakter und ihrer Anhänglichkeit an das Nomadenleben begründet lag.110 Die Sirionó waren in Gruppen organisiert, die aus matrilinearen Großfamilien bestanden und zwischen 30 und 120 Mitglieder umfassen konnten. Wegen ihrer häufigen Wanderungen und Ortswechsel war der Kontakt zwischen den einzelnen Gruppen gering.111 Jede Gruppe wurde von einem Häuptling geleitet, der dieses Amt normalerweise an seinen ältesten Sohn weitergab, wenn dieser sich als guter Jäger erwiesen hatte. Die Stellung des Häuptlings war allerdings, ähnlich wie bei den Moxos, nicht sehr stark. Er unterbreitete lediglich Vorschläge, wenn die Gruppe an einen anderen Ort weiterzog und wirkte als Ratgeber bei Jagd und Ackerbau.112 Die Sirionó praktizierten Polygynie. Ältere Menschen, die für die Gruppe keinen Nutzen mehr hatten, wurden zusehends vernachlässigt. Bei den Wanderungen wurden Alte oder Kranke, die zum Tod bestimmt waren, an einem Feuer mit etwas Nahrung und Wasser zurückgelassen.113 Auch bei den Sirionó spielten gemeinsame Trinkgelage unter den Männern, bei denen es nicht selten zu Prügeleien kam, eine wichtige Rolle im Zusammenleben.114 Die Moré, im 18. Jahrhundert als Muri und im 19. Jahrhundert von d‘Orbigny als Itenes oder Ité bezeichnet, nannten sich selbst Itoreauhip und gehörten zur linguistischen Familie der Chapakura-Ethnien im Becken des Río Guaporé. Die Moré lebten in dem Dreieck zwischen Río Mamoré und Río Guaporé und oberhalb der 106 Vgl. Métraux, Native tribes, S. 84. 107 Vgl. Métraux, Tribes of eastern Bolivia, S. 428. Nach anderen Angaben wurden die Itonama hauptsächlich in San Joaquín angesiedelt; Alcina Franch/Sáinz Ollero, Indios Moxo, S. 13. 108 Vgl. Denevan, Aboriginal cultural geography, S. 54. 109 Vgl. ebd., S. 54. 110 Vgl. Holmberg, Sirionó, S. 455. 111 Vgl. ebd., S. 458. 112 Vgl. ebd., S. 459. 113 Vgl. ebd., S. 461. 114 Vgl. ebd., S. 461f.

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2. Historische Ethnologie der indigenen Bevölkerung

Einmündung der Flüsse Machupo, Itonamas und Blanco (Bauré) in den Río Guaporé.115 Die Moré lebten monogam, lediglich einem Mann wurde gestattet, zwei Frauen zu haben, wobei eine von ihnen eine Witwe war.116 Im 18. Jahrhundert waren viele Moré in den Missionen von San Simón y Judas angesiedelt. Darüber hinaus bildeten die Moré den größten Teil der 4.000 Indianer in der Reduktion San Miguel nahe des Zusammenflusses von Río Guaporé und Río Blanco, die später aufgegeben wurde. Die Chapakura-Indianer, die am Fuße des Gebirgslandes von San Simón lebten, wurden oft San Simonianos genannt und in den Reduktionen nahe des Río San Simón angesiedelt, so beispielsweise die Rokorona oder Rotokona. Es gab außerdem noch zwei weitere isolierte Gruppen von Chapakura sprechenden Indianern, die Moré und Ocorono in der Reduktion von San Ignacio sowie die Herisebocona in der Reduktion von San Borja.117 Die Existenz dieser ChapakuraEnklaven sind durch die ethnische Wanderungsbewegung in Moxos zu erklären, die sich ereigneten, als die Jesuiten begannen, die Indianer in ihren Reduktionen zu konzentrieren. Alle Chapakura-Völker waren Bauern.118 Im Hinblick auf die soziale Organisation ist festzustellen, daß es lediglich Familienoberhäupter gab, die allerdings wenig Autorität besaßen.119 Die Siedlungsgebiete der Guarayú und Pauserna lagen vermutlich hauptsächlich entlang des oberen Río Itonamas (Río San Miguel) und zwischen diesem und dem Río Blanco.120 Die Guarayú und Pauserna sind Abkömmlinge der GuaraníIndianer in Paraguay, von denen verschiedene Gruppen Ende des 15. und Anfang des 16. Jahrhunderts nach Norden wanderten und u. a. an der Andenkordillere das mächtige Volk der Chiriguano bildeten.121 Unter den polygam lebenden Guarayú und Pauserna122 sowie auch unter ihren Verwandten in Paraguay war ursprünglich Kannibalismus durch rituelle Opferung und Verzehr von Gefangenen verbreitet.123 In der carta mortuoria von P. Kaspar Deprato wird ein düsteres Bild von den Guarayú gezeichnet. Dort heißt es, sie gehörten zu den wildesten Völkern. Sie hätten keinen festen Wohnsitz, würden keinen Ackerbau betreiben und sich nur von Früchten, Wurzeln, durch Diebstahl und von der Jagd ernähren und auch Menschenfleisch verzehren.124 Franz Xaver Eder schreibt in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, die Guarayú hätten bislang nicht den Glauben angenommen und seien Kannibalen. Sie befänden sich im stetigen Krieg mit den Baures, um Gefangene zu machen, die sie nach und nach opferten und verzehrten.125

115 Vgl. Métraux, Native tribes, S. 86f. 116 Vgl. ebd., S. 93. 117 Vgl. ebd., S. 86f. 118 Vgl. ebd., S. 88. 119 Vgl. ebd., S. 92. 120 Vgl. ebd., S. 95. 121 Vgl. ebd., S. 96. 122 Vgl. ebd., S. 104. 123 Vgl. ebd., S. 106. 124 Vgl. Menacho, Vida y muerte, S. 169, bezieht sich auf APChSJ, Cartas mortuorias, fol. 653. 125 Vgl. Eder/Barnadas, Breve descripción, Nr. 215, S. 105f.

2.2 Religiöse Bräuche und Riten

2.2

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Religiöse Bräuche und Riten

Im Hinblick auf die religiösen Bräuche und Riten der indigenen Bevölkerung ist erneut zwischen den Völkern des zentralandinen Raumes und jenen des Tieflandes zu unterscheiden. An der Küste und in den Anden Perus waren die Missionare mit den kulturellen Bräuchen und Riten des Inka-Reiches konfrontiert. Gleichzeitig bestanden aber auch religiöse Elemente der für dieses Gebiet prägenden älteren Kulturen Aymara und Quechua fort, die für große Teile der Bevölkerung in diesem Gebiet weiter prägend waren. Daher ist das Hauptaugenmerk auf die religiöse Welt des Inka-Reiches zu richten, integrierte Elemente aus vorausgehenden Religionen sind zu ergänzen. Die hiervon zu unterscheidenden religiösen Bräuche und Riten der Völker in der Ebene von Moxos werden anschließend behandelt. 2.2.1

Im Inka-Reich

Die Inka verehrten eine große Zahl übernatürlicher Wesen unterschiedlicher Stärke und Bedeutung. An der Spitze stand der Schöpfergott, der – selbst ohne Anfang und Ende – alle übernatürlichen Wesen sowie die Menschen und Tiere erschuf und sie ebenso regierte wie der Inka sein Imperium. Seine Darstellung als männliche Figur fand sich in zahlreichen Tempeln des Reiches; die bedeutendste war in Cuzco zu sehen. Der Schöpfergott hatte keinen Namen, aber eine Vielzahl von Titeln, von denen die gebräuchlichsten „uraltes Fundament“, „Herr“ oder „Lehrer der Welt“ lauteten. Die Chronisten nannten ihn allgemein – durch Hispanisierung eines seiner Titel – Viracocha.126 Die Indios glaubten, daß er die Schöpfung einer Vielzahl von assistierenden übernatürlichen Wesen übertragen habe, deren Einfluß auf die Dinge der Menschen daher wesentlich direkter sei.127 Die wichtigsten Diener des Schöpfergottes waren die Himmelsgötter, angeführt von der Sonne, die als göttlicher Urahne der Inka galt. Die Sonne, ebenfalls männlich, wurde meist als goldene Scheibe mit Strahlen und einem menschlichen Gesicht dargestellt. Die Spanier nannten die Heiligtümer der Inka zwar Sonnentempel und bezeichneten auch die Felder, deren Ertrag den Tempeldienst finanzierte, mit dem Zusatz „von der Sonne“, doch befanden sich in diesen Tempeln auch Bilder anderer Götter, denen ebenfalls Verehrung erwiesen wurde. Das wichtigste Bildnis war das des Schöpfers, nicht das der Sonne.128 In der Hierarchie der Götter rangierte nach der Sonne der Sturm- oder Wettergott (Ilyap‘a), an den Gebete um Regen gerichtet wurden,129 sowie an dritter Stelle der Mond (Mama-Kilya, Mutter-Mond), der als Frau der Sonne gesehen wurde und besonders wichtig für die Zeitrechnung und die Einstellung des Festkalenders war. Darüber hinaus glaubten die Inka, daß eine Vielzahl von Sternen oder Sternkonstellationen als Patrone für bestimmte 126 Vgl. Howland Rowe, Inca culture, S. 293. Vgl. Cobo, Historia, Libro 13 (Pardo, Bd. III), S. 337. 127 Vgl. Howland Rowe, Inca culture, S. 294. 128 Vgl. ebd. 129 Vgl. ebd., S. 294f.

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2. Historische Ethnologie der indigenen Bevölkerung

menschliche Tätigkeiten fungierten. Von gleicher Bedeutung wie die Himmelsgötter waren die weiblichen Gottheiten Erde (Paca-Mama, Mutter-Erde) und Meer (Mama-Qoca, Mutter-Meer). Während die Erdgöttin eine größere Bedeutung für die Hochlandindios hatte, die hauptsächlich mit Ackerbau beschäftigt waren, spielte die Meeresgöttin eine größere Rolle für die Fischer an der Küste.130 Außer ihren Gottheiten verehrten die Inka auch eine Vielzahl besonderer Orte oder Objekte, die als huacas (von wak‘a = Schrein) bezeichnet wurden und lokale Bedeutung hatten. Als huacas wurden bestimmte Hügel, Quellen, Brücken, Häuser, Steine oder auch Gräber von Angehörigen verehrt.131 Generell wurde allen Dingen, die dem Lebensunterhalt dienten, ein geistliches Wesen zugesprochen. Jenen Gegenständen oder Orten, die sie repräsentierten, wurde daher eine besondere Verehrung zuteil.132 Darüber hinaus benutzten die Inka eine Vielzahl von tragbaren Bildern und Amuletten in Gestalt von Menschen, Tieren, Maiskolben, Kartoffeln oder in Form von Natursteinen mit einer ungewöhnlichen Form oder Farbe, die ebenfalls als huacas bezeichnet, jedoch durch Zusätze nach ihrer Funktion unterschieden wurden.133 Die Inka glaubten zwar auch an die Existenz von bösen Geistern (sopay), doch waren fast alle übernatürlichen Wesen kraftvolle Beschützer und Freunde der Menschen, die nur die Vernachlässigung zeremonieller Pflichten oder Sünden mit Pech straften. Die bösen Geister hatten eine geringere Bedeutung und genossen – außer vielleicht bei Zauberern oder Hexenmeistern – keine Verehrung.134 Im Hinblick auf das Leben nach dem Tod glaubten die Inka, daß tugendhafte Menschen mit der Sonne im Himmel wohnten, wo es eine Fülle von Essen und Trinken gebe und das Leben auf der Erde eine Fortsetzung finde. Schlechte Menschen, so glaubten sie, kämen in das Innere der Erde, wo sie unter Kälte und Hunger zu leiden hätten und außer Steinen keine Nahrung hätten. Lediglich von den Adeligen glaubte man ohne Unterschied, daß sie in den Himmel kämen. Von den Seelen der Toten wurde angenommen, daß sie unter bestimmten Umständen wieder auf die Erde kommen und daß sie auch ihre Nachkommen beschützen könnten. Die Toten verlangten aber die Darbringung von Speisen und wünschten die Teilnahme an Festen, wozu man ihre sterblichen Überreste hervorholte.135 Die Tempel der Inka dienten zur Aufbewahrung der Kultobjekte, als Wohnort für die Priester, deren Diener und geweihte Frauen sowie zur Lagerung von Geschenken. Das höchste Heiligtum des Reiches war der Sonnentempel in Cuzco, der aus mehreren Gebäuden um einen Innenhof bestand, die mit Goldplatten versehen waren.136 130 Vgl. ebd., S. 295. 131 Vgl. ebd., S. 295f. Ein anonymer Autor des 17. Jahrhunderts spricht im Unterschied zu den von Menschenhand geschaffenen künstlichen Tempeln von natürlichen Tempeln, die sei­ ner Aufzählung nach alle möglichen Formen annehmen konnten. Vgl. Anónimo (Valera ?), Relación, S. 143. 132 Vgl. Vargas Ugarte, Historia de la Iglesia, Bd. I, S. 33. 133 Vgl. Howland Rowe, Inca culture, S. 297. 134 Vgl. ebd., S. 297f. 135 Vgl. ebd., S. 298. 136 Vgl. ebd., S. 298. Über dem Sonnentempel wurde nach der Conquista das Kloster der Dominikaner errichtet. Vgl. Anónimo (Valera ?), Relación, S. 144.

2.2 Religiöse Bräuche und Riten

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Die Zeremonien fanden meist im Freien statt und waren von Anbetung, ­Opfer, Tanz und Trinken geprägt.137 Die geweihten Frauen hatten Keuschheit zu geloben, verbrachten ihr Leben im Tempel mit der Herstellung von Textilien, die in den Zeremonien als Kleidung für die Priester, die Opfer, die Bilder oder als Opfergaben dienten und bereiteten chicha für die Feste zu. Unter diesen Frauen herrschte eine Rangordnung, an deren Spitze eine Hohepriesterin stand, die als Frau der Sonne angesehen wurde und stets aus dem höchsten Adel stammte. Unter den Priestern, die sich um die offiziellen Schreine kümmerten, gab es ebenso eine hierarchische Ordnung, die von der Bedeutung des Heiligtums und der Funktion des Priesters abhing. An der Spitze der Priester stand einer der wichtigsten Regierungsbeamten, der in der Regel ein naher Verwandter des Herrschers war.138 Außer dem Sonnentempel gab es in Cuzco sowie im ganzen Reich eine Vielzahl von Tempeln.139 Die Priester waren für Gebet und Opfer zuständig, betätigten sich gegen Bezahlung aber auch als Wahrsager, interpretierten Orakel oder behandelten Kranke.140 Die übliche Geste für die Verehrung eines Götterbildes oder des Herrschers war das Verneigen mit ausgestreckten, leicht über den Kopf erhobenen Armen, wobei die Handflächen nach oben geöffnet waren. Dabei wurden die Fingerspitzen zum Mund geführt und mit den Lippen Kußgeräusche gemacht. Beim Trinken von chicha tippten die Indios zuvor mit den Fingern hinein und spritzten das Getränk in Richtung Sonne, Erde oder Feuer und beteten um Leben, äußeren Frieden und innere Zufriedenheit. Ein wichtiger zeremonieller Akt war das Fasten, das in verschiedenen Stufen, vom Verzicht auf Salz und Pfeffer bis hin zum alleinigen Genuß von gekochtem Mais, Kräutern und chicha durchgeführt wurde. Die Inka kannten sowohl das laute wie auch das stille Gebet, das meist mit einer Gabe verbunden wurde. In bestimmten Fällen konnte auch ein Priester mit dem Gebet beauftragt werden.141 Eine wichtige Rolle im religiösen Leben der Inka spielte die Wahrsagerei. Die Inka glaubten daran, daß es nötig sei, vor einer besonderen Handlung die übernatürlichen Wesen zu befragen. Die Wahrsagerei diente u. a. der Diagnose von Krankheiten, der Feststellung des Wahrheitsgehalts einer Aussage, der Wiederauffindung verlorenen Besitzes, der Entlarvung von feindlich gesinnten Hexen oder Zauberern und im allgemeinen der Beantwortung jeglicher Art von zweifelhaften Fragen. Die direkteste Form der Wahrsagerei war die Befragung eines Orakels. Man konnte ein huaca befragen oder zu einer der besonders angesehenen Orakelstätten gehen, von denen Apo-Rimaq am Ufer des Río Apurimac bei Cuzco am berühmtesten war. Weitere wichtige Orakelstätten befanden sich in Pachacamac an der Zentralküste, in Maranga bei Lima und im Tal von Jauja.142

137 Vgl. Howland Rowe, Inca culture, S. 298. Zur Darbringung der Opfer vgl. auch Anónimo (Valera ?), Relación, S. 160–163. 138 Vgl. Howland Rowe, Inca culture, S. 299. 139 Vgl. Anónimo (Valera ?), Relación, S. 145. Zur Beschreibung verschiedener Tempel und huacas vgl. Cobo, Historia, Libro 13 (Pardo, Bd. IV), S. 7–95. 140 Vgl. Howland Rowe, Inca culture, S. 299. 141 Vgl. ebd., S. 301. 142 Vgl. ebd., S. 302.

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2. Historische Ethnologie der indigenen Bevölkerung

Von Hexen oder Zauberern (omo) glaubten die Inka, daß sie direkt mit den Geistern sprechen und diese befragen könnten. Es gab verschiedene Methoden der Wahrsagerei, die auch von der Art der Frage und der Wichtigkeit des Anliegens abhingen. So konnten Antworten aus der Art der Flammen eines Feuers oder aus den Organen eines geopferten Tieres gelesen werden. Einfachere Methoden waren das Abzählen von kleinen Objekten wie z. B. Maiskörnern, wobei von Bedeutung war, ob ihre Anzahl gerade oder ungerade war, oder das Verbrennen von Lamafett zusammen mit Cocablättern, wobei entscheidend war, wie die Verbrennung verlief.143 Andere Möglichkeiten der Wahrsagerei waren das Beobachten der Bewegung von Tieren, insbesondere Schlangen und Spinnen, oder das Deuten von Träumen. Auch Himmelserscheinungen waren von großer Bedeutung. So wurden beispielsweise Finsternisse oder Kometen als schlechtes Omen angesehen, wobei letztere den Tod eines Herrschers ankündigten.144 In der Religion der Inka existierten Riten zur Reinigung von Sünden. Diese verärgerten die Götter und machten einen Menschen untauglich für die Teilnahme an religiösen Zeremonien.145 Als Sünden wurden Mord, Diebstahl, Nachlässigkeiten in der Verehrung der Götter, die Mißachtung von Festen, das Verfluchen anderer Personen, der Ungehorsam gegenüber Eltern, Großeltern, Onkeln und Tanten sowie gegenüber dem Herrscher und sexuelle Praktiken wie Ehebruch, Prostitution, Homosexualität oder Sodomie angesehen.146 Die Sünden konnten gegenüber Priestern beiderlei Geschlechts, die für ein huaca zuständig waren, bekannt werden. Lediglich die Angehörigen der Herrscherfamilie beichteten im geheimen direkt vor der Sonne und baten sie um Fürsprache bei Viracocha.147 Der seine Sünden Bekennende war zur Wahrhaftigkeit verpflichtet. Das Verbergen einer Sünde wurde wiederum als schwere Sünde angesehen. Als Methode, um herauszufinden, ob der Beichtende die Wahrheit gesagt hatte, diente das Abzählen von kleinen Steinen oder die Untersuchung der Eingeweide eines Tieres. War die Auskunft negativ, schlug der Priester dem Sünder mit einem Stein auf den Rücken und ließ ihn erneut beichten.148 Den Sündern wurde nach dem Bekenntnis eine Buße auferlegt, meist in Form eines mehrtägigen Fastens oder einer nächtlichen Gebetswache in einem huaca. Zum Abschluß badete sich der Büßende in fließendem Wasser, um sich zu reinigen. In einigen Fällen hielten die Beichtenden während ihres Bekenntnisses ein Bündel Stroh in den Händen, spuckten hinein und warfen es anschließend als Symbol der Reinigung in einen Fluß.149

143 Vgl. ebd., S. 302f. 144 Vgl. ebd., S. 304. 145 Vgl. ebd., S. 404f. 146 Vgl. Anónimo (Valera ?), Relación, S. 157f. 147 Vgl. Howland Rowe, Inca culture, S. 305. 148 Vgl. Cobo, Historia, Libro 13 (Pardo, Bd. IV), S. 113. 149 Vgl. Howland Rowe, Inca culture, S. 305. – Der christlichen Mission boten sich also gerade auf dem Feld des Bußsakramentes erstaunliche religiöse Anknüpfungsmöglichkeiten. Der Sünder war zu Beichte, ritueller Reinigung und Bußwerken wie Gebet und Fasten verpflichtet, da nur so drohender Schaden von der Gemeinschaft abgewendet werden konnte.

2.2 Religiöse Bräuche und Riten

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Das Darbringen von Opfern spielte in der Religion der Inka eine zentrale Rolle. Als Opfergaben wurden in den Tempeln Tiere, Getreide, Kräuter, insbesondere Coca­blätter, Federn, Muscheln, Kleider oder auch Gold und Silber dargebracht,150 an den huacas hauptsächlich Lamas und Meerschweinchen. Speisen opferte man, indem man sie verbrannte; chicha goß man auf den Boden. Handelte es sich bei einem huaca um eine Quelle, so warf man bevorzugt Muscheln als Opfergaben hinein. In Cuzco, dem Zentrum des Reiches, wurden täglich bestimmte Opfer verrichtet. Bei Tagesanbruch wurde ein Holzfeuer entzündet, in dem man Speisen als Opfergaben an den Sonnengott verbrannte. Etwas später folgte die Opferung eines Lamas, das mit einigen Körben Cocablättern verbrannt wurde. Menschenopfer gab es im Zusammenhang mit dem Herrscherkult und der Kriegsführung. So wurden beispielsweise bei der Inthronisation des Inka 200 Kinder geopfert. Zog er persönlich in den Krieg oder litt er an einer Krankheit, wurden ebenfalls Menschenopfer dargebracht. Nach der Eroberung einer neuen Provinz wählte man einige der hübschesten Bewohner aus, um sie nach Cuzco zu bringen und sie dort dem Sonnengott als Dank für den Sieg darzubringen. Darüber hinaus wurden Jungen und Mädchen aus allen Provinzen als Teil der regelmäßigen Abgaben oder als Gaben der Eltern in Zeiten großer Not herbeigebracht, um sie zu opfern. Die Jungen mußten über 10 Jahre, die Mädchen zwischen 10 und 15 Jahre alt und körperlich makellos sein. Bevor die Kinder geopfert wurden, nährte man sie, damit sie nicht hungrig oder unglücklich vor den Schöpfergott träten. Ältere Kinder wurden vor der Opferung gewöhnlich betrunken gemacht. Vor der Darbringung mußten die Opfer zweioder dreimal um das Bildnis oder das Kultobjekt herumgehen. Danach erdrosselte man sie mit einem Strick, schnitt ihnen die Kehle durch oder man schnitt ihnen das Herz heraus und brachte es, während es noch schlug, der Gottheit dar. Mit dem Blut des Opfers wurde das Bildnis der Gottheit oder die königliche Mumie bestrichen; in einigen Fällen vergoß man das Blut auf den Boden.151 Die Inka kannten eine Vielzahl von öffentlichen Zeremonien. Die regulären Zeremonien standen im Zusammenhang mit den Jahreszeiten und der Landwirtschaft. Darüber hinaus wurden Zeremonien bei der Krönung oder der Bestattung eines Herrschers sowie bei Katastrophen, etwa in Dürreperioden, durchgeführt. In Cuzco fanden die Zeremonien auf dem zentralen Hauptplatz oder auf kleineren Nebenplätzen statt. Aus diesem Anlaß wurden alle Götterbilder und die Mumien der verstorbenen Herrscher aus den Tempeln getragen und auf dem Platz aufgestellt. Die Zeremonien waren von Opfern und Tänzen begleitet und die Anwesenden genossen reichlich chicha.152

150 Vgl. Anónimo (Valera ?), Relación, S. 138f. 151 Vgl. Howland Rowe, Inca culture, S. 306f.; Cobo, Historia, Libro 13 (Pardo, Bd. IV), S. 99f. Zu den Menschenopfern bei der Krönung des neuen Inka vgl. ebd., S. 149–152. Auch José de Acosta (Historia natural y moral, S. 417) berichtet über die Opferung von Knaben zu Ehren von Viracocha. 152 Vgl. Howland Rowe, Inca culture, S. 308.

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2. Historische Ethnologie der indigenen Bevölkerung

Insgesamt war dem Inka-Reich ein starker Synkretismus eigen, der durch eine Kombination des offiziellen Reichskultes mit religiösen Traditionen alter Regionalkulturen an der Küste oder im andinen Hochland entstand. Ein Grundphänomen des religiösen Erlebens im zentralandinen Raum ist der Polytheismus. Er wurde durch den Reichsbildungsprozeß gefördert, bei denen aus regionalen Gottheiten Ressortgottheiten mit bestimmten Zuständigkeiten wurden.153 Die Priesterschaft des Reiches war ähnlich ausdifferenziert. Es gab Priester des Reichskultes, der Regionalkulte der unterworfenen Völker und der ayllus. Die Priester auf der untersten Ebene der ayllus hatten in etwa die Rolle von Schamanen.154 Kennzeichen persönlicher Frömmigkeit der einfachen Leute waren das Fasten in Form der Abstinenz von Pfeffer, Salz, Fleisch, chicha oder Geschlechtsverkehr, die Darbringung von Opfern, das Verrichten von Gebeten in bestimmten Anliegen und die Bitte um Vergebung von Sünden.155 2.2.2

Bei den Aymara

Ab etwa 1430 wurde die ältere Religion der Aymara stark durch das Inka-Reich beeinflußt und verändert. Es wurden neue religiöse Formen und Kulte eingeführt, insbesondere die Verehrung von Viracocha.156 Die spanischen Conquistadoren berichteten wenig über die Inhalte und die Organisation der offiziellen Religion der Aymara. Ihre kurzen Stellungnahmen lassen darauf schließen, daß die Religion der Aymara zu diesem Zeitpunkt bereits vom Inka-Reich überformt war. Archäologische Untersuchungen bestätigen, daß viele Tempel in den Aymara-Gebieten erst in der Zeit des Inka-Reiches errichtet wurden. Die Inka errichteten Tempel zu Ehren der Sonne in Hatuncolla und auf der Sonneninsel im Titicacasee, in denen Priester und ausgewählte Frauen ihren Dienst verrichteten. Die Aymara opferten in ihren Zeremonien Lamas und Gemüse, wobei nur männliche Tiere geopfert wurden, deren Farbe und Qualität von der Gottheit abhing, für die sie bestimmt waren. Menschenopfer scheinen eher selten gewesen zu sein, doch sind bei wichtigen Anlässen auch Kinderopfer belegt. Die meisten und allgemein verbreiteten religiösen Praktiken waren mit Naturgeistern verbunden. Nach Garcilaso de la Vega verehrten die Aymara Steine, Seen, Höhlen und ähnliche Naturphänomene. Dort wurden Opfer dargebracht. Die Aymara glaubten an eine unermeßlich große Zahl von übernatürlichen Wesen, die von nicht genau definierten Kräften bis zu personifizierten Wesen reichten.157 Wie bei den Inka waren auch bei den Aymara verschiedene Arten der Wahrsagerei verbreitet,158 und es wurde schwarze und weiße Magie praktiziert.159 Die Aymara praktizierten zahlreiche öffentliche religiöse Zeremonien. Zu den wichtigsten gehörten die Zeremonie, die am Fest des Glücks- und Fruchtbarkeitsgeistes 153 154 155 156 157 158 159

Vgl. Prien, Geschichte, S. 52. Vgl. ebd., S. 54. Vgl. ebd., S. 53. Vgl. Tschopik, Aymara, S. 511. Vgl. ebd., S. 558f. Vgl. ebd., S. 563f. Vgl. ebd., S. 564–566.

2.2 Religiöse Bräuche und Riten

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Eq‘eq‘o durchgeführt wurde, die Regenzeremonie, sowie die Zeremonie, die nach der Ernte auf der Spitze von Hügeln vollzogen wurde und eine reiche Ernte im nächsten Jahr bewirken sollte.160 Die Aymara glaubten an einen unermeßlich großen und unendlichen Gott Jacha Apu-Tata, den Schöpfer des Kosmos. Dieser Kosmos bestand aus drei Welten, der oberen Welt (aplaxpacha), in der die Götter und himmlischen Körper wohnen, aus denen Barmherzigkeit, Güte und Gottes Segen ausfließen, die hiesige Welt (akapacha), in der die Menschen und die guten Geister wohnen und wo sich Gott durch die Natur offenbart, um die Menschen zu beschützen und zu begünstigen, sowie die untere Welt oder Welt in der Erde (manq‘apacha), in der die bösen Geister oder besser jene Geister wohnen, welche die Menschen in ihrem täglichen Leben disziplinieren und wohin die Seelen pilgern.161 Für die Aymara im Peru des 15. Jahrhunderts war Viracocha/Pachacamac das höhere Wesen, das die Welt erschaffen hat und die Lebenskräfte der Natur und ihrer Entwicklung präsentiert. Pachamama war keine eigene Erdgöttin, sondern lediglich eine Äußerungsweise von Viracocha, in dem er Leben und Nahrung spendete. Der Kult der Apachetas (der am höchsten gelegenen Punkte der Gebirgspässe) und der Achachilas (der hohen Berge in den Anden) drückte eine Verehrung gegenüber dem höchsten Schöpfer aus, dessen Macht und Größe sich in solch beeindruckender Weise zeigte; der Kult schloß Fürbitten ein. Die Religion der Aymara kann nach heutigem Forschungsstand als Monotheismus qualifiziert werden;162 von Gott wird niemals im Plural, sondern stets im Singular geredet.163 Bereits Giovanni Anello Oliva schreibt in seiner 1631 erschienenen Historia, die Indios in Peru hätten bereits vor der Predigt des Evangeliums eine Kenntnis von einem einzigen Gott und Schöpfer des Universums gehabt, was in der Verehrung des Schöpfergottes Pachacamac Ausdruck fände.164 Auf der Ebene des ayllu wurde der Schutzgeist (huaca und malqui) als gemeinsamer Vorfahr der Gruppe kultisch verehrt. Auf der Ebene der Familie gab es den Kult der conopas, schützender oder wohltätiger Wesen, die durch kleine Objekte symbolisiert wurden, deren Bedeutung mit dem Ackerbau und der Fruchtbarkeit in Verbindung stand.165 Die Aymara glaubten an eine Unsterblichkeit der Seele, was sich insbesondere im Totenkult zeigte. Ihrer Vorstellung nach entfernte sich bei einer Krankheit die Seele vom Körper, während sie beim Tod den Körper verließ und als vagabundierender Geist166 in der Erscheinungsweise eines Schattens Angst einflößte und Riten und Opfer benötigte, um Frieden zu finden. Bei Mißachtung der Riten konnte der Zorn der Vorfahren geweckt werden, die Krankheiten hervorriefen, von denen man sich nur durch zusätzliche Opfer befreien konnte. Die Seele eines Verstorbenen 160 Vgl. ebd., S. 566f. 161 Vgl. Helm, Misión católica, S. 125. 162 Vgl. ebd., S. 127. 163 Vgl. ebd., S. 128. 164 Vgl. Oliva, Historia, S. 159. 165 Vgl. Helm, Misión católica, S. 128. 166 Vgl. ebd.

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2. Historische Ethnologie der indigenen Bevölkerung

blieb in der Familie und der Gemeinschaft, wobei sie allerdings gleichzeitig stets zwischen der hiesigen Welt und der Welt innerhalb der Erde hin und her wanderte.167 Der Tod war in der Welt der Aymara der Moment der Wiederauferstehung. Er hatte eine große soziale Bedeutung. Er wurde für die Hinterbliebenen zu einer tiefen Erfahrung der Solidarität und Brüderlichkeit, da er die unterschiedlichsten Personen eines ayllu für einige Tage zusammenführte und das Gemeinschaftsgefühl stärkte.168 An dieser Stelle sollen auch noch einige Bemerkungen zu den Uru-Chipaya erfolgen, die am Titicacasee siedelten und deren religiöse Gewohnheiten Rückschlüsse auf die Zeit vor der Christianisierung zulassen. Die Uru verehrten die Erdgöttin Pachamama und vielleicht auch eine Gottheit des Sumpfes. Sie glauben wie die Aymara an Traumdeutung, meteorologische Zeichen und Omen. Ihre Opfer aus Alkohol, Cocablättern und Tieren, die sie den Gottheiten darbringen, sind ähnlich jenen der Aymara. Bertonio erwähnt darüber hinaus Tänze, die allerdings seit dem 17. Jahrhundert verschwunden sind. Das Hauptfest der Uru fand ursprünglich zur Tag-und-Nacht-Gleiche im September statt. Seit der Einführung des Christentums wurde es vom 23. auf den 14. September vorverlegt, so daß es heute mit dem christlichen Fest der Kreuzerhöhung zusammenfällt. Das Fest ist von Tänzen und Panflötenmusik begleitet; rituell wird ein Lama geopfert, dessen Blut in die Nähe der Eingänge zu den Hütten geschmiert wird.169 Die Chipaya im Süden des Titicacasees unterscheiden sich im Hinblick auf ihre Religion nicht von den Aymara in dieser Region. Sie haben jedoch einige Riten stärker bewahrt, da sie weniger äußeren Einflüssen ausgesetzt waren. Auch bei ihnen lassen heutige Praktiken Rückschlüsse zu. Die meiste Verehrung wird Pachamama erwiesen, der Mutter Erde, die oft mit der Jungfrau Maria, den Heiligen sowie einer großen Zahl von Geistern (malku) verschwimmt. Als wichtigste Gottheit wird Pachamama nicht wie die Heiligen oder die Geister an bestimmten Tagen verehrt, sondern ist mit jeglichen privaten oder öffentlichen Zeremonien verbunden und kommt in fast allen Gebeten vor. Ihr werden Coca, chicha oder Fettklumpen, dekoriert mit Pflanzen und Silberpapier, dargebracht.170 Die malku werden in Form von weißen, ein bis anderthalb Meter hohen Steinen in einiger Entfernung von den Dörfern zu bestimmten Terminen verehrt. Die Chipaya kennen auch die Opferung von Tieren (Lama, Schaf und Schwein) zu bestimmten Festen sowie die Darbringung von Trankopfern durch Verschütten und die Verbrennung von Opfergaben. Krankheiten werden übernatürlichen Kräften zugeschrieben, die durch einen yatiri geheilt werden. Er bringt Trankopfer und Geschenke dar und tötet ein Schaf, dessen Herz auf die schmerzende Körperstelle gelegt wird. Auch bei den Chipaya ist die Wahrsagerei verbreitet; sie wird durch Untersuchung eines Bündels von Cocablättern durchgeführt.171

167 Vgl. ebd., S. 129. 168 Vgl. ebd. 169 Vgl. La Barre, Uru-Chipaya, S. 582. 170 Vgl. ebd., S. 583f. 171 Vgl. ebd., S. 584f.

2.2 Religiöse Bräuche und Riten

2.2.3

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Unter den Völkern in der Ebene von Moxos

Die Moxos hatten ein komplexes religiöses System und verfügten über einen gut organisierten Kult. Sie glaubten an eine große Zahl von übernatürlichen Wesen mit unterschiedlichen Zuständigkeitsbereichen,172 deren Charakterisierung jedoch nicht ohne Schwierigkeiten möglich ist. In den jesuitischen Quellen finden sich sehr unterschiedliche Aussagen und Begrifflichkeiten, die eine Einordnung erschweren. P. Julián de Aller (1618–1673), einer der ersten Jesuiten in Moxos schreibt, es gebe weder Götzen noch irgendeine Form von Götzenverehrung. Die indígenas hätten jedoch eine Kenntnis von Gott und bezeichneten ihn mit dem Namen Maymona, was in ihrer Sprache „der, der anschaut“ bedeute.173 Der Behauptung, daß es keine Götzen gebe, wird jedoch in anderen jesuitischen Quellen widersprochen. So schreibt Orellana, die Moxos verehrten in jedem Dorf zahlreiche Götter, wobei manche Götter nur von einigen, andere von allen verehrt würden. Die einen seien verheiratet, die anderen nicht, und jeder habe sein ganz bestimmtes Aufgabengebiet. Die Indios glaubten, daß die Götter über das Wasser, die Fische, die Wolken, die Blitze, die Ernte, den Krieg oder die Jaguare geböten.174 Nach dem Eindruck von Franz Xaver Eder wiederum hatten die Indios in Moxos vor der Ankunft der Missionare keine Vorstellung von einem Schöpfer und von der Erschaffung der Welt.175 Auf seine Frage nach der Herkunft der Welt und der Menschen hätten sie mit allgemein verbreiteten Geschichten geantwortet, in denen der Wald als Herkunftsort eine große Rolle spielte.176 Eder meinte jedoch, bei zwei Ethnien Hinweise auf den Glauben an eine Unsterblichkeit der Seele vorzufinden, da sie annahmen, daß die Guten nach dem Tod mit einem Übermaß an Essen, Trinken und Frauen belohnt würden, während sich die Bösen in Schweine, Jaguare oder andere Tiere verwandelten. Auf seine Frage, wer die Guten und die Bösen seien, antworteten sie, daß die Guten jene seien, die jagen, fischen, tanzen, Flöte spielen und das Mehl und die Getränke mit großer Geschicklichkeit zubereiten könnten, die Bösen aber jene, die hierfür zu faul und träge seien.177 172 Vgl. Métraux, Native tribes, S. 74. 173 Vgl. Vargas Ugarte, Historia de la Compañía de Jesús, Bd. III, S. 155–162, hier S. 160: Relación que el Padre Julian de Aller de la Compañía de Jesús de la Provincia del Perú y superior de la nueva misión de los indios gentiles de las dilatadas tierras de los Mohos que confinan con las de Santa Cruz de la Sierra y se dio principio por el año de 1668 a instancias de el exmo. Señor Conde de Lemos Virrey de dicho reyno le hase al P. Luis Jacinto Contreras, Provincial reelecto de dicha Provincia de el Perú, 9. September 1668. Die Vorstellung von Maymona widersprach offenbar nicht den christlichen Gottesvorstellungen, da der Begriff von Pedro Marbán in seinem Katechismus als Übersetzung für Gott verwandt wird. Altamirano (Historia, S. 53f.) spricht von einem Gott Uchiabaré. 174 Vgl. Orellana, Carta, S. 8. 175 Vgl. Eder/Barnadas, Breve Descripción, Nr. 610, S. 378f. 176 Vgl. ebd., Nr. 611, S. 379. 177 Vgl. ebd., Nr. 612, S. 379f. Nach anderen Angaben hatten sie eine nebulöse Kenntnis von der Unsterblichkeit der Seele. Sie erwarteten weder Strafe noch Belohnung im künftigen Leben, weswegen sie auch nicht darüber beunruhigt seien, was nach ihrem Tod mit ihnen geschehe. Vgl. Davin, Cartas, Bd. VII, S. 93–122, hier S. 102: Relacion abreviada de la vida, y muerte del Padre Cypriano Barraza, de la Compañía de Jesús, Fundador de la Mision de los Moxos en

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2. Historische Ethnologie der indigenen Bevölkerung

Für jedes Dorf in der Ebene von Moxos waren jene Götter die wichtigsten, denen die besondere Sorge für die jeweilige Dorfgemeinschaft anvertraut war. In der Vorstellung der Indios wohnten diese an bestimmten Orten in der Nähe, so wie sie auch davon überzeugt waren, daß der Ursprung ihrer Vorfahren und ihrer selbst in der Nähe ihres Dorfes lägen.178 Die einen glaubten, Gott hätte vor langer Zeit die ersten Menschen aus einer Lagune herausgezogen, von denen sie abstammten, die anderen glaubten, das sei in einem Wald oder in der Pampa gewesen. Gott habe ihrer Meinung nach in jedem einzelnen Dorf zu den ersten Vorfahren gesprochen, unterschiedlich und unabhängig von den anderen Dörfern. Somit waren die Siedlungen der Moxos heilige Orte, die eine sehr starke örtliche Bindung zur Folge hatten.179 Im alltäglichen Leben waren die Moxos mehr mit der Vielzahl von Geistern beschäftigt, welche die Welt erfüllten, als mit den höheren Gottheiten. Diesen unsichtbaren Geistern wurde jeder Bissen Essen dargebracht, der auf den Boden fiel.180 Nach P. Franz Xaver Eder glaubten die Moxos, daß alle Dinge, Bäume, Flüsse, Seen, Wälder und auch Personen einen göttlichen Schutzgeist (achane) hätten.181 In jedem Dorf gab es eine Trinkhütte, in der religiöse Zeremonien abgehalten wurden. Dort wurden Trophäen wie die Schädel der Feinde oder Jaguarköpfe und -pfoten und sehr wahrscheinlich auch die Musikinstrumente aufbewahrt. Das Gebäude für die Festlichkeiten war mit vielen Tabus umgeben. Die Arbeiter, die es errichteten, fasteten einige Monate. Während des Baus durften bestimmte Speisen nicht verzehrt werden. Frauen war das Betreten des Gebäudes gänzlich untersagt. Den Göttern und Geistern wurde chicha dargebracht, und die Priester oder Schamanen verrichteten lange Gebete oder Zauber. Religiöse Zeremonien wurden bevorzugt an Neumond abgehalten, da dieser Zeitpunkt als besonders günstig erschien. Bei Sonnenuntergang versammelte sich die Menge in dem Gebäude und stieß laute Schreie aus, um die unsichtbaren Kräfte zu besänftigen. Sie hatte den ganzen Tag mit Fasten zugebracht. In der Nacht schnitten sich die Priester ihre Haare ab und schmückten sich mit roten und gelben Federn. Den Göttern wurden alkoholische Getränke dargebracht. Die Priester tranken davon und gaben den Rest den anderen, welche die Nacht mit Singen und Tanzen verbrachten.182 el Perú. Impressa en Lima por orden del Ilustrisimo Señor Urbano de Matha, Obispo de la Ciudad de la Paz. 178 Vgl. Block, Mission culture, S. 27. 179 Vgl. Eguiluz, Relación, S. 7; Orellana, Carta, S. 7f. 180 Vgl. Métraux, Tribes of eastern Bolivia, S. 422. 181 Vgl. Eder/Barnadas, Breve Descripción, Nr. 219, S. 111. 182 Vgl. Métraux, Tribes of eastern Bolivia, S. 422. Der Genuß von Alkohol bei Festen ist eine auch in der Andenregion weit verbreitete Tradition. Wie Heath in einer Untersuchung dieses Phänomens zeigte, hatte der Alkoholgenuß insbesondere eine soziale und kommunikative Funktion, da er Hemmungen und Spannungen abbaute und die Kontakte untereinander gerade für ansonsten introvertierte oder isolierte Personen erleichterte. So wurde Alkohol auch bei der Begegnung verschiedener Kulturen eingesetzt, um eine Annäherung zu erleichtern. Als historisches Beispiel kann hier die erste Begegnung zwischen Atahuallpa und den Spaniern angeführt werden. Die Ablehnung des von Atahuallpa angebotenen alkoholischen Getränks war ebenso verletzend für die Inka wie die anschließende Ablehnung der Bi-

2.2 Religiöse Bräuche und Riten

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Weitere wichtige Elemente der Religion der Moxos waren der Jaguar-Kult und der Schamanismus.183 Die Menschen lebten in ständiger Angst vor den Jaguaren in den Wäldern und in der Pampa der Umgebung. Es kam häufig zu Angriffen und auch Todesfällen. Gelang es jedoch, den Klauen des Jaguars zu entkommen, so galt die betreffende Person als besonders auserwählt und von den Göttern beschützt. Brachte sie gar die Zähne des Jaguars mit, so hatte dies eine Statuserhöhung im Dorf zur Folge, die mit der Fähigkeit verbunden wurde, von bestimmten Krankheiten zu heilen.184 Die von einem Jaguar Verwundeten bildeten eine besondere Gruppe der Schamanen, die camacoy genannt wurden und die Riten in Verbindung mit den Jaguar-Geistern vollzogen.185 Sie erwarben ihre neue Würde, indem sie eine bestimmte Zeit in Keuschheit und Enthaltsamkeit von bestimmten Speisen, insbesondere Fisch und Pfeffer, lebten. Verletzungen dieser Regeln, so glaubte man, würden die Bestrafung durch den Jaguar nach sich ziehen.186 Die Tötung eines Jaguars wurde mit besonderen Zeremonien begangen. Der Jäger hatte zu fasten, sein Haar abzuschneiden und einige Tage in der Trinkhütte zu verbringen, wo er seinem Gott und dem ganzen Dorf reichlich chicha darbrachte.187 Die Tötung eines Jaguars brachte dem Jäger oder der Jägerin großes Prestige. Man tanzte unter Trommeln die ganze Nacht um den Kadaver herum und aß sein Fleisch. Die Pfoten und der gesäuberte Schädel wurden mit Verzierungen aus Baumwolle geschmückt und in der Trinkhütte unter den anderen Trophäen platziert.188 Jedes Dorf der Moxos verfügte über eine spirituelle Führungselite, die hechiceros, Schamanen. Sie wirkten als Heiler und Medien zu den örtlichen Gottheiten.189 Es gab zwei Gruppen von Schamanen, die Tiarauqi und die Comocoi. Die Tiarauqi, deren Name übersetzt „vom klaren Blick“ bedeutet, wurden für ihr Amt erwählt, indem ihnen eine Vision zuteil wurde oder wenn sie einen gefährlichen Unfall überlebten, der sie in Todesnähe gebracht hatte. Sie genossen im Dorf höchstes Ansehen. Um ihren Titel zu erwerben, verbrachten sie ein Jahr in strenger Abstinenz, wonach ihnen der Saft von bestimmten scharfen Kräutern in die Augen geträufelt wurde, um ihren Blick zu reinigen. Die zweite Gruppe bildeten die comocoi, die dem Angriff eines Jaguars oder Alligators entkommen waren. Nach Angaben von Castillo hatten

bel durch Atahuallpa für die Spanier. Das Betrinken anläßlich bestimmter Feste ist daher in jedem Fall von Alkoholismus als krankhafter Sucht zu unterscheiden. Die Indios betranken sich nicht täglich, um unbewältigte Probleme zu vergessen, sondern in größeren Abständen zu bestimmten Festen, wobei gerade die rituelle und soziale Funktion hervorzuheben ist. Vgl. Heath, Borrachera indigena, S. 171–185. 183 Vgl. Métraux, Tribes of eastern Bolivia, S. 421. 184 Vgl. Eguiluz, Relación, S. 7. Vgl. Orellana, Carta, S. 8. 185 Vgl. Métraux, Tribes of eastern Bolivia, S. 422. 186 Vgl. Métraux, Native tribes, S. 76f. 187 Vgl. Orellana, Carta, S. 9. 188 Vgl. Métraux, Tribes of eastern Bolivia, S. 423. Nach Marbán (Relación, S. 153) fastete der Jäger für einige Tage und lebte sexuell enthaltsam. Zu den Zeremonien nach der Tötung eines Jaguars vgl. auch ebd., S. 154f. 189 Vgl. Block, Mission culture, S. 27.

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2. Historische Ethnologie der indigenen Bevölkerung

die Moxos nebeneinander Priester für die Zeremonien und Schamanen.190 Es ist freilich wahrscheinlicher, daß beide Funktionen von den gleichen Personen je nach Bedarf ausgeübt wurden.191 Den Schamanen wurde ein enger Kontakt zur Welt der Geister zugeschrieben. Um diesen Kontakt herzustellen, nahmen sie ein Getränk mit dem Namen marari zu sich, das sie in Trance versetzte.192 Die gleichnamige Pflanze marari, die Basis für zahlreiche rituelle Praktiken war, erinnert an Lorbeer oder Myrte. Ihre gekochten oder ausgepressten Blätter bewirken nach der Einnahme starke Kopfschmerzen, Schlaflosigkeit und eine innere Hitze. Die Moxos konsultierten die Schamanen, etwa um Diebe zu entlarven, Untreue nachzuweisen, etwas über die künftige Ehefrau oder das Geschlecht des ungeborenen Kindes zu erfahren.193 Die Befragung eines Geistes wurde oft als Kampf aufgefaßt, in dem der Schamane den Geist zwang, seine Frage zu beantworten.194 Auch Krankheiten wurden Geistern zugeschrieben, ohne deren Hilfe sie nicht kuriert werden konnten. Der Schamane195 trank marari, wenn er um Rat gefragt wurde, um mit seinem vertrauten Geist die Angelegenheit zu besprechen. Gewöhnlich bat der Geist um Geschenke, bevor er die Ursache der Krankheit enthüllte und die geeignete Therapie bekanntgab. Falls die vom Geist vorgeschlagenen Drogen keine Erleichterung für den Kranken brachten, war es allgemein üblich, die Krankheit durch wiederholte Massagen zu heilen,196 mit denen der Geist an eine Stelle des Körpers gezwungen werden sollte, an der er herausgesaugt werden konnte. Nach dem Aussaugen zeigte der Schamane im allgemeinen Federn, Steine, Blätter oder Würmer, von denen er behauptete, daß sie die materielle Ursache des Leidens gewesen seien.197 Als Mittel der Heilung wurde außerdem auch Tabakqualm über den Patienten geblasen.198 Wenn ein Schamane durch übernatürliche Kräfte gelernt hatte zu erkennen, wann ein Jaguar Jagd auf ein Dorf machte, warnte er die Bewohner und mahnte sie, in der Nacht Speisen und chicha als Gaben zu seiner Hütte zu bringen. Er betrat nachts alleine die Hütte und spielte dabei eine besondere Flöte. Er gab vor, dort mit dem Jaguar zu kämpfen, wovon seine Verletzungen und die zerfetzte Kleidung 190 Vgl. Castillo, Relación, S. 352f.; Orellana, Carta, S. 9f. Eder nimmt keine Unterscheidung bei den Schamanen vor und nennt sie unterschiedslos motire. Vgl. Métraux, Native tribes, S. 77; Barnadas, Eder, S. 385. Der Name der Schamanen wird auch mit Tcharaugui wiedergegeben. Vgl. Davin, Cartas, Bd. VII, S. 93–122, hier S. 101: Relacion abreviada de la vida, y muerte del Padre Cypriano Barraza, de la Compañía de Jesús, Fundador de la Mision de los Moxos en el Perú. Impressa en Lima por orden del Ilustrisimo Señor Urbano de Matha, Obispo de la Ciudad de la Paz. 191 Vgl. Métraux, Tribes of eastern Bolivia, S. 423. Zur Funktion der Schamanen vgl. auch Eguiluz, Relación, S. 8. 192 Vgl. Métraux, Native tribes, S. 77. 193 Vgl. Vargas Ugarte, Historia de la Compañía de Jesús, Bd. I, S. 295f. Vgl. Métraux, Native tribes, S. 77. 194 Vgl. Métraux, Tribes of eastern Bolivia, S. 423. 195 Vgl. ebd. 196 Vgl. ebd., S. 424. 197 Vgl. Métraux, Native tribes, S. 77. 198 Vgl. ebd., S. 78.

2.2 Religiöse Bräuche und Riten

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Zeugnis ablegen sollten.199 Von einigen Schamanen glaubte man, daß sie sich selbst in Jaguare verwandeln könnten, wenn ihnen keine Gaben gebracht würden.200 Wurde eine Person von einem Jaguar getötet, so wurde ihr ganzer Besitz dem Jaguar geweiht. Wer sich auch nur einen kleinen Teil dieses Besitzes aneignete, war früher oder später dazu verurteilt, von einem Jaguar gefressen zu werden.201 Darüber hinaus existierten unter den indígenas zahlreiche weitere Glaubensvorstellungen. Es gab in den Dörfern eine Vielzahl von sogenannten motire, die angeblich mit dem Jaguar, dem Kaiman oder mit einem Schutzgeist (achane) gesprochen hatten und ihr religiöses Wissen bewahrten und verbreiteten. Die motire säten, fischten und jagten nicht und trugen nichts zur Arbeit im Dorf bei.202 Auf die Frage, was der achane sei, war offenbar keine konkrete Antwort zu erhalten, da ihn niemand gehört oder gesehen habe. P. Eder schloß aus den Antworten, daß es sich um einen Geist zweifacher Art handelte. Ein Teil könnte als Schutzgottheit bezeichnet werden, die in verschiedenen Orten wohnte: Bäume, Flüsse, Seen oder auch Wälder hatten ihren eigenen achane. Den anderen Teil könnte man als vertrauten Teil bezeichnen, der die Menschen begleitet und ihnen ihre Wünsche erfüllt.203 Im Hinblick auf die religiösen Bräuche und Riten der übrigen Völker in der Ebene von Moxos sei hier noch einiges ergänzt. Stanislaus Arlet, der unter den Canichanas wirkte, spricht von deren Glauben an ein höheres Wesen, das als „der große Meister“ bezeichnet würde.204 Über die Religion der Movimas ist so gut wie nichts bekannt. Altamirano schreibt lediglich, daß sie hinsichtlich Götzendienst und Trunkenheit aus den anderen herausragten.205 Sie glaubten u. a. an die Existenz eines bösen Geistes namens Canibaba Kilmo.206 Bei den Canichanas hieß der böse Geist Yinijama.207 Auch über die Religion der Cayuvavas ist nur sehr wenig bekannt. Sie nannten ihren guten Geist oder die guten Geister Idaapa und die bösen Maïnaje. Sie verschlossen Mund und Nase der Sterbenden, um zu verhindern, daß der böse Geist, welcher den Patienten attackiert und den Tod verursacht, entweicht.208 P. Eguiluz, der 1695 ein großes Dorf der Cayuvavas betrat, das über einen Platz, Straßen und Tempel verfügte, berichtet davon, daß die Bewohner, die mit Federn und Umhängen bekleidet gewesen seien, sich vor einem Tempel versammelt hätten. Ein großes Feuer habe Tag und Nacht gebrannt, während Opfer aus Hirschen, Kaninchen und Vögeln dargebracht worden seien.209 Die Itonamas hatten eine ungewöhnliche Angst vor Geistern (chokihua). Sie waren der festen Überzeugung, daß die Seele eines Verstorbenen in der Nähe seines 199 Vgl. Métraux, Tribes of eastern Bolivia, S. 422. 200 Vgl. ebd., S. 423. 201 Vgl. ebd. 202 Vgl. Eder/Barnadas, Breve Descripción, Nr. 218, S. 109f. 203 Vgl. ebd., Nr. 219, S. 110f. 204 Vgl. WB, Bd. III, 2, Teile 21/22, Nr. 441, S. 85 (Arlet, Brief vom 2. September 1698). 205 Vgl. Altamirano, História, S. 166. 206 Vgl. Métraux, Native tribes, S. 82. 207 Vgl. ebd., S. 81. 208 Vgl. Métraux, Tribes of eastern Bolivia, S. 427. 209 Vgl. Eguiluz, Relación, S. 35f.

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2. Historische Ethnologie der indigenen Bevölkerung

Hauses, seiner Felder oder anderer Besitzgegenstände bleibe und seinen Zorn an jenen abreagiere, die unrechtmäßig in seine Besitzrechte eingriffen. Daher war es beispielsweise üblich, die Bäume, die einem Vorfahren gehörten, nicht abzuernten. Die Itonamas glaubten, daß Geister sich in Kolibris, Schmetterlinge oder Schlangen verwandeln und den Tod verursachen könnten. Schließlich war auch unter ihnen der Schamanismus verbreitet. Es gab männliche und weibliche Schamanen. Diese nahmen betäubende Mittel zu sich, um mit ihrem vertrauten Geist zu kommunizieren und so verborgene Dinge zu enthüllen oder über das Schicksal eines Patienten Auskunft zu geben.210

210 Vgl. Métraux, Native tribes, S. 85.

73 -------

Rio Madeira

Cayuvavas

Karte 2: Indigene Siedlungsgebiete

3.

Entwicklung der Missionsgebiete

Die Jesuiten hatten bereits zu Beginn ihres Wirkens in Peru seelsorgliche Aufgaben unter der indigenen Bevölkerung übernommen, zunächst in Huarochirí, dann (1570) in Santiago del Cercado bei Lima und 1576 in Juli am Titicacasee. Niederlassungen in den Städten dienten häufig auch als Stützpunkte für Wandermissionen, die in der Umgebung durchgeführt wurden.1 Nicht alle missionarischen Versuche verliefen jedoch erfolgreich. So verließen z. B. 1595 die Patres Juan Font und Nicolas Mastrilli Lima, um in den Anden in der Umgebung von Jauja, Huamanga und Cuzco zu missionieren. Das Unternehmen wurde jedoch trotz mehrfacher Anläufe aufgrund geringer Erfolge wieder aufgegeben.2 Die Patres Miguel de Urrea und Antonio Ayanz sowie der Laienbruder Juan Bernardes wurden beauftragt, eine Mission nördlich des Titicacasees zu gründen. P. Urrea wurde jedoch von den Indios ermordet, und 1597 wurde die Mission dort ganz aufgegeben.3 Erst am Ende des 17. Jahrhunderts erweiterte sich das missionarische Wirken der Jesuiten der Ordensprovinz Peru erheblich. Unter den Moxos im östlich der Anden gelegenen Tiefland entstanden bis 1696 bereits sechs große Reduktionen.4 Die Moxos-Mission umfaßte Gebiete der heutigen Departamentos Beni und Santa Cruz im Nordosten von Bolivien und reichte bis in den Staat Mato Grosso im Südwesten von Brasilien. Zwischen dem Río Beni im Westen und dem Río Guaporé im Nordosten erstreckte sie sich über eine Fläche von ca. 100.000 Quadratkilometern und fand im Westen durch die Anden und im Osten durch den Regenwald ihre natürliche Grenze.5 Die Vegetation besteht zu 50 Prozent aus Grasland-Savanne, zu 30 Prozent aus Gebüsch- oder Palm-Savanne, der Rest aus Wäldern.6 Drei große Flüsse durchziehen das Gebiet: im Westen der Río Beni, im Osten der Río Guaporé oder Itenes, im Zentrum der Río Mamoré.7 Nördlich von Santa Cruz ist das von Geologen als Beni-Becken bezeichnete Gebiet nur rund 160 Kilometer breit und wird durch das Chiquitos-Hochland im Osten und die Ausläufer der Anden im Westen begrenzt. Knapp 1.000 Kilometer weiter nördlich ist es jedoch rund 480 Kilometer breit und grenzt an das Amazonas-Becken.8 Die Ebene von Moxos liegt im Süden auf einer Höhe von etwa 275 Metern über dem Meeresspiegel und fällt auf ca. 180 Meter über dem Meeresspiegel im Norden ab. Es gibt einige Tausend Seen im Beni-Becken, die eine Ausdehnung von bis zu 520 Quadratkilometern erreichen. Sie sind jedoch meist sehr flach.9 Die Seen von Moxos haben eine große Bedeutung während der Trockenzeit, wenn viele kleine Flüsse 1 Vgl. Marzal, Utopía Posible, Bd. I, S. 185. 2 Vgl. Vargas Ugarte, Historia de la Compañía de Jesús, Bd. I, S. 228–231. 3 Vgl. Santos Hernández, Jesuitas en América, S. 238f. 4 Vgl. Koch, Jesuiten-Lexikon, Sp. 1404. 5 Vgl. Mader, Die Missionsprovinz Mojos, S. 26. 6 Vgl. Denevan, Aboriginal cultural geography, S. 15. 7 Vgl. Block, Mission culture, S. 11f. 8 Vgl. Denevan, Aboriginal cultural geography, S. 6. 9 Vgl. ebd., S. 8.

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3. Entwicklung der Missionsgebiete

austrocknen. Daher wurden Indianersiedlungen und Missionen häufig in der Nähe von Seen gegründet, da sie ganzjährig über eine große Artenvielfalt von Fischen verfügen, welche die Hauptnahrungsquelle für die Indios in Moxos darstellen.10 Das Klima ist tropisch und wird von großer Hitze und Feuchtigkeit geprägt. Besonders belastend wird die Situation in der Regenzeit von November bis April. Dann treten die Flüsse über die Ufer und überschwemmen die Ebene; es schlüpfen Unmengen von Insekten und Stechmücken. Darüber hinaus wird auch die Kommunikation zwischen den einzelnen Dörfern erheblich behindert oder sogar unmöglich.11 Das Klima in Moxos ist wintertrocken, ausgenommen die Regenwälder und der Fuß der Anden, wo das ganze Jahr hindurch viel Niederschlag fällt. Die Trockenzeit in Moxos dauert von Mai bis Oktober, wobei Juni, Juli und August am trockensten sind, während von Dezember bis März der meiste Regen fällt. 12 Der Sommer (November bis April) ist naß und heiß, der Winter (Mai bis Oktober) trocken und warm. Die Überschwemmungen in Moxos beginnen im Dezember, erreichen einen Höhepunkt im Februar und ziehen sich ab März wieder langsam zurück.13 Der aus Böhmen stammende Missionar Franz-Xaver Eder schreibt in seiner Beschreibung aus dem 18. Jahrhundert, das Wasser stehe in der Regenzeit bis zu zwei varas (1,66 Meter) hoch, an manchen Stellen auch höher.14 Die Ebene ist ein landschaftlich instabiles Gebiet, da aus den Anden ständig große Mengen Sedimente in sie gespült werden und die Flüsse häufig ihren Lauf ändern.15 Hauptfluß ist der Rio Mamoré. Er hat seinen Ursprung im Osten der Andenkordillere, fließt zunächst nach Osten und wendet sich dann nach Norden, wo er durch weitere Flüsse gespeist wird, unter anderem durch den mächtigen Rio Grande oder Guapay.16 Der Río Mamoré bildet mit seinen Zuflüssen ein weitverzweigtes System und durchfließt die Ebene von Moxos in der Mitte. Durch das Mäandern und die jährlichen Hochwasser prägt er die Region nachhaltig. Im Norden wird er gespeist vom Río Guaporé oder Itenes und vereinigt sich schließlich mit dem Río Beni zum Río Madeira. Der Río Guaporé oder Itenes entspringt in der Serra dos Parecis, einem Gebirge im Westen des heutigen brasilianischen Bundesstaates Mato Grosso und bildet die nördliche Grenze von Moxos. Der Río Beni mit seinen Quellflüssen entspringt in den Anden in der Nähe von La Paz im Westen von Moxos und durchfließt die steilen Täler der Yungas im Osten der Anden, bevor er die Savanne erreicht17 und sich im äußersten Norden mit dem Río Mamoré zum Río Madeira vereinigt, der wiederum einer der Zuflüsse des Río Marañón ist.18 10 Vgl. ebd., S. 9. 11 Vgl. Vargas Ugarte, Historia de la Compañía de Jesús, Bd. III, S. 4. Zu historischen Beschreibungen des Klimas in Moxos vgl. Orellana, Relación; D’Orbigny, Viaje; Eder/Barnadas, Breve Descripción. 12 Vgl. Denevan, Aboriginal cultural geography, S. 9. 13 Vgl. ebd., S. 11. 14 Vgl. Eder/Barnadas, Breve Descripción, No. 134, S. 62. 15 Vgl. Denevan, Aboriginal cultural geography, S. 17. 16 Vgl. Vargas Ugarte, Historia de la Compañía de Jesús, Bd. III, S. 4. 17 Vgl. Block, Mission culture, S. 11f. 18 Vgl. Vargas Ugarte, Historia de la Compañía de Jesús, Bd. III, S. 4.

3.1 Die ersten Vorstöße spanischer Conquistadoren in die Ebene von Moxos

3.1

77

Die ersten Vorstöße spanischer Conquistadoren in die Ebene von Moxos (1539–1595)

Moxos blieb lange Zeit ein unentdecktes, unzugängliches Land.19 Allein zwischen 1539 und 1569 wurden insgesamt zehn spanische Expeditionen von Cuzco, Camata, Cochabamba und Opatari aus nach Osten unternommen, alle ohne Erfolg; keine von ihnen erreichte die Savannen östlich des Río Beni, hauptsächlich wegen der ausgedehnten Regenwälder am Fuße der Anden.20 Damals wurde der Begriff „Moxos“ von den Spaniern in Peru als Bezeichnung nicht näher umschriebener Gebiete am Fuße der Anden und von ihren Landsleuten in Paraguay für das unbekannte Gebiet nördlich von Asunción benutzt. Begriffe, die oft synonym für Moxos oder Gebiete in Moxos benutzt wurden, waren „Paititi“, „El Dorado“, „Tierra Rica“, „El imperio de Enin“ und „Candire“. Alle diese Begriffe wurden bis ins 18. Jahrhundert hinein verwendet.21 Die Phantasie der Spanier wurde immer wieder von dem legendären Paititi beflügelt, das ein neues El Dorado sein22 und in den Ebenen östlich von Cuzco und nördlich des heutigen Paraguay liegen sollte. Die Herkunft der Legende ist unklar. In Peru liegen ihre Wurzeln wohl in der Tradition eines großen Eroberungszuges der Inka zu den östlichen Ausläufern der Anden. Auch Garcilaso de la Vega kennt eine der größten Provinzen östlich von Cuzco mit dem Namen „Musu“. Die Spanier in Paraguay kombinierten diese Tradition mit verwirrenden Geschichten aus dem Inka-Reich, die von verschiedenen indigenen Völkern überliefert nach Paraguay gelangt waren. Die spanischen Conquistadoren vermuteten viele El Dorados in Südamerika. Eines der am längsten und eifrigsten gesuchten war das Königreich Gran Moxo oder Gran Paititi.23 Capitán Ñuflo de Chávez, Stellvertreter des Gouverneurs von Paraguay, Domingo Martínez de Irala, drang als erster in dessen Auftrag nach Norden vor und legte den Grundstein für die spanische Landnahme.24 1560 hatte der Vizekönig von Peru offiziell das unentdeckte Gebiet nördlich von Santa Cruz zur Provinz Moxos erklärt und Ñuflo de Chávez zum Gouverneur von Moxos ernannt.25 Nach zahlreichen ver19 Vgl. Denevan, Aboriginal cultural geography, S. 1. 20 Vgl. ebd., S. 28. Die verschiedenen Vorstöße der Spanier zwischen 1536 und 1620 sind gut auf einer Karte dargestellt bei Block, Mission culture, S. 29. Zu den verschiedenen Expeditionen von Pedro de Candia, Pedro Anzures, Juan de Nieto, Antonio de Gascos, Diego Aleman, Luján, Juan Alvarez Maldonado und Gomez de Tordoya vgl. Chavez Suarez, Historia, S. 55–69. Vgl. auch Tormo Sanz, Historia, S. 292–298. 21 Vgl. Denevan, Aboriginal cultural geography, S. 28, Fußnote 2. „Chunchos“ war ein Kollektivbegriff für die indigenen Völker in den Bergen von Peru und Bolivien, wurde in einigen frühen Berichten jedoch auch in Zusammenhang mit Moxos oder Paititi gebraucht. 22 Vgl. Vargas Ugarte, Historia de la Compañía de Jesús, Bd. III, S. 9. Zu den Legenden von Gran Moxo, Paititi und El Dorado als Motiv für die Expeditionen vgl. Finot, Historia, S. 87–95. 23 Vgl. Denevan, Aboriginal cultural geography, S. 1. 24 Vgl. Vargas Ugarte, Historia de la Compañía de Jesús, Bd. III, S. 8. 25 Vgl. Denevan, Aboriginal cultural geography, S. 29. 1594 wurde Santa Cruz durch Vereinigung mit San Lorenzo de la Frontera an den heutigen Ort verlegt. Vgl. Gandía, Historia, S. 126; Paz, Historia general, Bd. I, S. 239f. Zur Gründungsgeschichte von Santa Cruz und San Lorenzo vgl. Finot, Historia, S. 175–236 (Santa Cruz) u. 237–259 (San Lorenzo).

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3. Entwicklung der Missionsgebiete

geblichen Expeditionen in das Gebiet von Moxos und damit verbundenen hohen Verlusten an Menschenleben legte eine Real Cédula 1573 fest, daß die Eroberung von Moxos den Bewohnern von Santa Cruz vorbehalten sei.26 Zwischen 1561 und 1590 kam es zwar zu verschiedenen Städtegründungen wie Santiago del Puerto, San Lorenzo de la Frontera und San Francisco de Alfaro, dauerhaft Bestand hatte jedoch nur Santa Cruz.27 1592 erhielt der Gobernador von Santa Cruz, Lorenzo Suárez de Figueroa, die Erlaubnis, eine Expedition nach Norden durchzuführen, deren Leitung er Juan Pérez Palomino übertrug. Wenig später berichtete Suárez de Figueroa dem Provinzial der Jesuiten über die Eroberung von Moxos und weiteren Provinzen östlich von Santa Cruz und bat um die Entsendung von Patres, die in Begleitung der Soldaten das Evangelium predigen sollten.28 1593 wurden daraufhin drei Patres (Andión, Miranda und Monitola) nach Santa Cruz abgeordnet, wo seit 1587 bereits drei andere Jesuiten und der Laienbruder Juan de Sanchez wirkten.

3.2

Erste Missionskontakte der Jesuiten (1595–1629)

Von ihnen kam 1595 P. Jerónimo de Andión als erster in Kontakt mit den Moxos. Während der Expedition wurden zwar einige indígenas gesehen, doch fielen diese den bald entstehenden Auseinandersetzungen zum Opfer. Da die Indios gewarnt waren und überall Feuer als Zeichen des herannahenden Feindes entzündeten, kehrte die Expedition schließlich wieder um.29 Suárez de Figueroa entsandte 1595 eine zweite Expedition unter Juan de Torres Palomino nach Moxos; sie überquerte den Río Guapay (Río Grande).30 Andión begleitete auch diese Expedition und hinterließ die erste gut dokumentierte Beschreibung einer spanischen entrada ins Gebiet von Moxos. Die Expedition endete allerdings in einem Desaster, da die Teilnehmer in der Regenzeit eingeschlossen wurden und viele von ihnen an Hunger starben. Auch die nachfolgende Expedition unter Juan de Mendoza im Jahre 1602 nahm durch Fahnenflucht, Krankheiten und Verluste bei Kämpfen mit den Indios einen ähnlichen Ausgang. Diese Erfahrungen führten zu einer verbesserten Ausstattung und Versorgung der Expeditionen, welche die südöstlichen Savannen von Moxos erkundeten.31 Während die spanischen Conquistadoren anfangs von verschiedenen Ausgangspunkten aus gestartet waren, bildete sich schließlich Santa Cruz als Eingangstor von Moxos heraus.32 Die anfänglich noch sehr motivierende Suche nach dem vermu-

26 Vgl. Denevan, Aboriginal cultural geography, S. 29. 27 Vgl. Lehm Ardaya, Efectos, S. 150. 28 Vgl. Vargas Ugarte, Historia de la Compañía de Jesús, Bd. III, S. 10. 29 Vgl. ebd., S. 11. 30 Vgl. Denevan, Aboriginal cultural geography, S. 29. 31 Vgl. Block, Mission culture, S. 30. Zu den Expeditionen im einzelnen vgl. Chávez Suárez, Historia, S. 145–166. 32 Vgl. Block, Mission culture, S. 31f.

3.3 Missionarische Bemühungen vor der Gründung der ersten Reduktion Loreto

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teten El Dorado33 wurde mehr und mehr vom Motiv des Sklavenfangs verdrängt. Doch keine dieser Expeditionen führte zu einer dauerhaften Niederlassung in den Savannen. So kam es, daß Moxos erst in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts durch die Missionare der Gesellschaft Jesu als geistliches Territorium erobert wurde (conquista espiritual).34 Den Jesuiten in Santa Cruz war bereits 1597 durch eine Real Cédula die Erlaubnis erteilt worden, Missionen in Chiquitos und Moxos zu errichten. Die ersten Versuche nahmen aber ein blutiges Ende. Zwei Jesuitenpatres, Miguel de Urrea und Bernardo Rheus, reisten einzeln nach Moxos und wurden 1597 bzw. 1629 von den Indianern getötet. Auch verschwand 1631 der Franziskanerpater Gregorio de Bolívar; er hatte sich nahe der Ebene von Moxos aufgehalten und man vermutete, daß er ebenfalls von den Indianern getötet worden sei. Durch diese Ereignisse waren die Ordensleute entmutigt und unternahmen für 35 Jahre keine weiteren Vorstöße in die Region.35

3.3

Missionarische Bemühungen vor der Gründung der ersten Reduktion Loreto (1668–1682)

Eine Nachwirkung der frühen Expeditionen nach Moxos zeigte sich, als ihrerseits Indianer nach Santa Cruz kamen, um dort Baumwollprodukte und Gefangene anderer Völker als Sklaven gegen Metallwerkzeuge zu tauschen.36 So entwickelten sich Handelsbeziehungen zwischen den Indios und ihren weißen Nachbarn. In diesem Kontext baute der Krankenbruder der Jesuiten in Santa Cruz, Juan de Soto, freundschaftliche Kontakte zu den Moxos auf und folgte ihrer Einladung, ihre Dörfer und Ländereien kennenzulernen. Als einige Zeit später Indios nach Santa Cruz kamen und um Hilfe in kriegerischen Auseinandersetzungen baten, war dies eine willkommene Gelegenheit für die Cruzeños, einen neuen Vorstoß in das Gebiet zu wagen, Gefangene zu machen und gleichzeitig die Beziehungen zu den befreundeten Indios zu festigen.37 Br. Juan de Soto begleitete die Expedition, um die Wunden zu versorgen, die durch die Pfeile der feindlichen Indios verursacht wurden.38 Im September 1668 brach de Soto zu einer zweijährigen Expedition nach Moxos auf, wohin er die Patres José Bermudo und Julián de Aller mitnahm. Es gelang 33 Vgl. ebd., S. 29. 34 Vgl. ebd., S. 32. 35 Vgl. Denevan, Aboriginal cultural geography, S. 30. 36 Vgl. ebd; Menacho, Missões, S. 193. 37 Vgl. Vargas Ugarte, Historia de la Compañía de Jesús, Bd. III, S. 17f.; Menacho, Missões, S. 193. 38 Vgl. Orellana, Carta, S. 2. 1667 baten Abgesandte des Kaziken Moye von den Morocosíes die Spanier von Santa Cruz um militärische Hilfe im Kampf gegen die Torucasíes, die sie beleidigt hatten. Vgl. Jordá de Arias, Historia, S. 141. Juan de Soto berichtet über die Erlebnisse während dieser Exkursion. Vgl. Vargas Ugarte, Historia de la Compañía de Jesús, Bd. III, S. 168–172: Relación de lo sucedido en la jornada de los Mojos el año de 1667, por el Hermano Juan de Soto, 30. Januar 1668.

80

3. Entwicklung der Missionsgebiete

ihnen nicht, Missionen zu gründen, wegen der Angst der Indios, verschleppt und versklavt zu werden.39 Mit dem Tod von Juan de Soto endete diese charismatische Phase der Mission, in der die beteiligten Jesuiten sehr eigenständig und eigenverantwortlich handelten. Sie wurde abgelöst durch eine Phase stärkerer Kontrolle und Anbindung an die Autoritäten des Ordens.40 Am 25. Juni 1674 erließ Visitator P. Hernando Cavero in Arequipa Instruktionen für die Moxos-Mission und bestimmte P. Pedro Marbán zum ersten Superior.41 Im gleichen Jahr begannen die in Santa Cruz ansässigen Jesuiten mit weiteren Exkursionen nach Moxos. Indianische Händler in Santa Cruz hatten Br. José del Castillo gestattet, mit ihnen in ihre Dörfer zurückzukehren. Diesem gelang es, weitere Missionare nachzuholen. So brachen 1675 die Patres Pedro Marbán SJ (1647–1713) und Cipriano Barace SJ (1641–1702) aus Santa Cruz auf, um Castillo am Río Mamoré zu treffen.42 Ab dann war auch ein verstärktes Interesse der Ordensleitung an der Entwicklung in Moxos zu spüren. 1678 entsandte der Provinzial von Lima aus P. Luís Sotelo nach Moxos, um das Unternehmen der Mitbrüder Castillo, Marbán und Barace prüfen zu lassen. Sotelo veranlaßte die Missionare immer wieder, Berichte über ihre Tätigkeit abzugeben. Ihr Wirken trug schließlich sichtbare Früchte in der Gründung der ersten Reduktion Nuestra Señora de Loreto43 am 25. März 1682.44 In den folgenden Jahrzehnten gründeten die Jesuiten in Moxos mehr als 20 Dörfer, in denen sie mehr als 40.000 Indios ansiedelten und ihnen den christlichen Glauben vermittelten.45

39 Vgl. Orellana, Carta, S. 2f.; Denevan, Aboriginal cultural geography, S. 30. Julián de Aller hinterließ einen Bericht über seine ersten Eindrücke von der Moxos-Mission. Vgl. Aller, Relación. Vgl. auch Vargas Ugarte, Historia de la Compañía de Jesús, Bd. III, S. 173f.: Carta al Provincial del Hermano Juan de Soto, 3. November 1668; Bermudo, Carta. Zu Juan de Soto vgl. auch Chávez Suárez, Historia, S. 194–197. 40 Vgl. Block, Mission culture, S. 35. 41 Vgl. Vargas Ugarte, Historia de la Compañía de Jesús, Bd. III, S. 23. 42 Vgl. Block, Mission culture, S. 35; Orellana, Carta, S. 5. Zu José del Castillo vgl. Chávez Suárez, Historia, S. 200–210. Zu Cipriano Barace vgl. Meier, Barace, Sp. 1400. 43 Vgl. Denevan, Aboriginal cultural geography, S. 30; Block, Mission culture, S. 37. 44 Vgl. Barnadas, Eder, S. XLIII. Über erste Bekehrungserfolge berichtet Barace bereits 1680. Vgl. Barace, Copia. 45 Vgl. Vargas Ugarte, Historia de la Compañía de Jesús, Bd. III, S. 2.

3.4 Die Gründungsphase

3.4

81

Die Gründungsphase (1682–1720)

Wegen der extremen Ausdehnung des Missionsgebietes und der quantitativ geringen, zerstreut lebenden Bevölkerung begannen die Jesuiten mit der Gründung von Reduktionen zunächst an den Hauptflüssen. Diese dienten als Verkehrsadern und Kommunikationswege und fungierten als Stützpunkte für eine weitere Erschließung des Landes.46 Die Zahl der Missionen variierte im Laufe der Zeit, da neue Missionen hinzukamen, andere jedoch wegen Epidemien oder schlechten Bedingungen aufgegeben wurden.47 Die Durchdringung der Ebene von Moxos mit einem Netz von Reduktionen vollzog sich in drei Etappen. Die große Gründungsphase mit den ersten beiden Etappen ist zwischen 1682 und 1720 zu veranschlagen, wobei das Jahr 1700 eine Grenze markiert. Bis 1700 erfolgte die Ausdehnung vom Rio Mamoré nach Westen, anschließend nach Osten.48 Von großer Bedeutung für die Entwicklung der Mission war P. Diego Francisco Altamirano, der 1700 als Visitator grundlegende Impulse gab. Er visitierte alle Reduktionen einzeln und berief danach in Loreto eine Versammlung ein, auf der die weitere Vorgehensweise beschlossen wurde.49 Seine Anweisungen richteten sich auf eine verstärkte Sammlung der indigenen Gruppen, eine stärkere Fürsorge für die materiellen Bedürfnisse der Reduktionen, die Etablierung einer gemeinsamen Sprache zur Erleichterung der Missionsarbeit und die Unterweisung der Indios in europäischen Künsten und Ämtern. Wie sich später herausstellen sollte, war das Konzept jedoch zu stark auf die Arawak-Kulturen am Río Mamoré ausgerichtet und wenig für die sehr multikulturellen Gebiete nördlich, westlich und östlich des Flusses geeignet.50 In der ersten Etappe (1682–1700) wurden am Rio Mamoré und auf der im Westen anschließende Ebene zehn Reduktionen gegründet: Nuestra Señora de Loreto (1682), Trinidad (1687), San Ignacio (1689), San Francisco Xavier (1691), San José (1691), San Francisco de Borja (1693), Desposorios de Nuestra Señora (A, 1694), San Miguel (A, 1696), San Pedro (1697) und San Luis (1698).51 Von Loreto aus missionierte Barace unter den Mayuruana oder Mayumana und nahm Kontakt zu den Rache auf, zu denen bereits Missionare aus Cochabamba gereist waren und deren Gebiet im Hinblick auf einen weiteren Zugang nach Moxos interessant war.52 1687 gründete er etwa 67 Kilometer (12 leguas) von Loreto fluß46 Vgl. ebd., S. 3. 47 Vgl. Denevan, Aboriginal cultural geography, S. 31. So wurde beispielsweise die indigene Bevölkerung in der 1705 gegründeten Reduktion Santa Rosa (A), die 1732 noch 624 Personen zählte, durch Epidemien in wenigen Jahren fast ausgelöscht, so dass der Ort aufgegeben werden musste und die wenigen verbliebenen Indios 1740 in die Reduktion Loreto gebracht wurden. Vgl. Tormo Sanz, Historia, S. 303f. 48 Vgl. Barnadas, Eder, S. XLIV. 49 Vgl. Block, Mission culture, S. 41. 50 Vgl. ebd., S. 42. 51 Vgl. Barnadas, Eder, S. XLIII. Der Buchstabe (A) kennzeichnet eine spätere Verlegung bzw. Neugründung der Reduktion an anderer Stelle. Bei Kühne, Missionsgebiet, S. 384f. findet sich im Hinblick auf die Gründung von Trinidad das abweichende Gründungsjahr 1686. 52 Vgl. Vargas Ugarte, Historia de la Compañía de Jesús, Bd. III, S. 34.

82

3. Entwicklung der Missionsgebiete

abwärts die zweite Reduktion, Trinidad, in der die Mayumana angesiedelt wurden. Orellana gelang es wenig später, eine große Zahl von Puruana und Cañacure zu missionieren, was am 1. November 1689 zur Gründung der Reduktion San Ignacio, etwa 78 Kilometer (14 leguas) westlich von Trinidad, führte.53 Am 26. Mai 1691 legte P. Agustín Zapata etwa 45 Kilometer (8 leguas) nördlich von Trinidad in der Nähe der Mündung des Flusses Tiamuchu in den Río Mamoré den Grundstein für die Reduktion San Francisco Xavier. Hierfür wurden 500 Indios aus Trinidad dorthin gebracht und mit jenen Indios gemeinsam angesiedelt, welche die Patres Cipriano Barace SJ und Juan de Montenegro SJ (1655–1711) unter den Baures, Tapacura und Guarayo missioniert hatten.54 Im gleichen Jahr wurde nach vorausgegangener missionarischer Tätigkeit der Patres Antonio Orellana und José de Vega die Reduktion San José im nördlichen Teil von Moxos, ca. 89 Kilometer (16 leguas) westlich von San Ignacio, gegründet und P. Juan de Espejo und einem Laienbruder anvertraut. Außer einheimischen Moxos wurden dort auch viele Churimas und einige Chiquitos angesiedelt.55 Im Dezember 1693 gründete P. Espejo weitere etwa 67 Kilometer (12 leguas) westlich von San José nach mehrfachen Missionsreisen zu den Churimanas die sechste Reduktion San Borja am Fuße der Andenkordillere nahe des Flusses Manique. Die Bekehrung der Churimanas war nicht zuletzt auch von Vorteil für den Kontakt mit weiteren Völkern und für Reisen in die Provinzen Apolobamba und Larecaja.56 1693 missionierte P. Zapata unter den Canichanas sowie unter den mit ihnen verfeindeten Cayuvavas, bei denen er durch Geschenke Einlaß fand. Sein missionarisches Bemühen führte 1697 schließlich zur Gründung der Reduktion San Pedro,57 etwa 78 Kilometer (14 leguas) von San Xavier entfernt.58 1694/95 drang P. Barace weiter nach Osten vor und nahm Kontakt auf zu den Toro, Chumacacas und Pundurayes.59 Die achte Reduktion, San Luis, wurde durch P. Francisco Javier Granados etwa 7 leguas von San Borja entfernt gegründet. In der Mission wurden hauptsächlich Movimas sowie einige Erirunas angesiedelt.60 Von Santa Cruz aus missionierten Patres der Provinz auch unter den Chiquitos, die dem Gouverneur von Santa Cruz und der Audiencia von Charcas unterstanden. Aus Personalmangel traten die Jesuiten der Provinz Peru die Mission dort später an Missionare aus der Provinz Paraguay ab, die von Tarija aus ebenfalls mit der Mission unter den Chiquitos begonnen hatten. Lediglich die nahe Santa Cruz gelegene Reduktion Desposorios wurde weiterhin von Patres der Provinz Peru betreut.61 In der zweiten Etappe (1700–1720) erfolgte die Ausdehnung des Missionsgebietes an den Río Yacuma sowie nach Osten mit der Durchdringung des Gebietes 53 54 55 56 57 58 59 60 61

Vgl. ebd., S. 35. Vgl. ebd., S. 36f. Vgl. ebd., S. 37. Vgl. ebd., S. 38. Vgl. ebd., S. 39f. u. 42. Vgl. ebd., S. 42. Vgl. ebd., S. 39. Vgl. ebd., S. 43. Vgl. ebd., S. 41.

3.4 Die Gründungsphase

83

der Baures und der Gründung von zehn weiteren Reduktionen: San Pablo (1703), Santa Rosa (A, 1705), Concepción (1708), Exaltación (1709), Santa Ana (1709), San Joaquín (1709), San Juan Bautista (1710), Tres Santos Reyes (1710), San Martín (1717) und Santa María Magdalena (1720).62 Die zwischen San Borja und Reyes am Ufer des Río Yacuma gelegene Reduktion San Pablo entwickelte sich nicht besonders gut, möglicherweise auch wegen der benachbarten Movimas, die lange Zeit aufrührerisch waren. 1758 wurde die Reduktion aufgegeben, und die dort ansässige Bevölkerung siedelte nach San Borja über.63 Die in der Umgebung von San Pablo lebenden Movimas galten als wild und gefährlich. Sie lebten in einer sehr feuchten und häufig überschwemmten Region, worin möglicherweise die Ursache für ihr in den Augen der Missionare höheres Maß an Wildheit und Unkultiviertheit lag. Die Movimas widersetzten sich lange dem missionarischen Ansinnen der Jesuiten. 1709 versuchte P. Baltasar Espinoza, sie in einem neu gegründeten Dorf San Lorenzo anzusiedeln, doch nach Anstiftung durch einen Kaziken kam es zu einem Aufstand, und die Indios zerstreuten sich wieder.64 Die 1709 unter den Cayuvavas errichteten Reduktionen Exaltación und Santa Ana an den Ufern des Río Mamoré entwickelten sich hingegen sehr gut und erreichten – dies gilt insbesondere für Exaltación – einen großen Wohlstand, da an diesen Orten günstige Bedingungen herrschten.65 Die Anfänge in Exaltación waren allerdings erschwert, da kurz nach der Gründung die Pest in der Reduktion wütete und von anfänglich etwa 400 Neubekehrten nur 120 überlebten.66 Die Reduktion Santa Ana, auf halbem Weg zwischen Exaltación und San Pedro gelegen, war in ihren Anfängen zunächst sehr klein. 1713, vier Jahre nach ihrer Gründung, betrug die Zahl der Getauften kaum 200, doch wuchs ihre Zahl im Laufe der Jahre beständig an, nicht zuletzt durch das Wirken von P. Sebastian Schmid, der 1716 nach Peru entsandt worden war.67 1710 wurde die Reduktion Reyes beim Volk der Maracam gegründet, die zusammen mit San Pablo am weitesten im Nordwesten in der Nähe des Río Beni gelegen war,68 sowie die Reduktion San Juan Bautista am oberen Ubai mit ca. 400 Indios der Tapacura und einigen Guarayo. Letztere ließen sich jedoch nicht dauerhaft in der Reduktion ansiedeln und verschwanden 1718 wieder in die Wälder, so daß sich die Patres gezwungen sahen, die Reduktion wieder aufzugeben.69 1717 wurde schließlich die Reduktion San Martín unter den Itonamas und 1720 die Reduktion Santa Magdalena unter den Baures errichtet.70 Die zweite Etappe der Expansion forderte ein Todesopfer unter den Missionaren. Bei der Mission unter den Baures gelang es einem einflußreichen Schamanen, 62 Vgl. Barnadas, Eder, S. XLIIIf. Bei Kühne, Missionsgebiet, S. 384f. findet sich im Hinblick auf die Gründung von San Joaquín das abweichende Gründungsjahr 1708. 63 Vgl. Vargas Ugarte, Historia de la Compañía de Jesús, Bd. III, S. 60f. 64 Vgl. ebd., S. 61. 65 Vgl. ebd., S. 81. 66 Vgl. ebd., S. 86. 67 Vgl. ebd., S. 81. 68 Vgl. ebd., S. 82. 69 Vgl. ebd., S. 82f. 70 Vgl. ebd., S. 83.

84

3. Entwicklung der Missionsgebiete

P. Barace in einen Hinterhalt zu locken, wo er am 16. September 1703 ermordet wurde. Die Baures bezahlten hierfür jedoch bitter, da die Jesuiten beim Gouverneur ein bewaffnetes Vorgehen gegen sie beantragten. Nicht zuletzt in der Hoffnung, Sklaven zu fangen, gingen die Soldaten energisch vor, richteten einige Indios hin und nahmen über 250 Gefangene mit nach Santa Cruz.71

3.5

Konsolidierung und Blüte der Mission (1720–1750)

In der dritten Etappe erfolgte die Durchdringung des Gebietes der Baures bis zum Rand der Itenes und zur Gründung von weiteren sechs Reduktionen: Desposorios de Nuestra Señora (B, 1723), S. Miguel (B, 1725), Patrocinio de Nuestra Señora (1730), San Nicolás (1740), Santa Rosa (B, 1743) und San Simón (1744).72 Insbesondere die Zeit zwischen 1720 und 1745 kann als Blüte der Jesuitenmission und als Phase der Konsolidierung bezeichnet werden. In ihr fand das System der Reduktionen zu seiner vollen Entwicklung.73 1725–27 erfolgte die Wiedergründung der Reduktion San Miguel durch P. Kaspar Deprato. Er war zunächst in der Reduktion San Martín unter den Itenes tätig und begann mit der Mission unter den Guarayo, die schließlich zur Gründung der Reduktion San Miguel führte. Die Reduktion lag zunächst an einer Krümmung des Río Baures, wurde aber noch zweimal verlegt, zunächst an einen Ort zwischen dem Río Itenes und der Lagune Topio, dann schließlich an das Ufer des Río Baures.74 Die 1730 gegründete Reduktion Patrocinio de Nuestra Señora südlich von Loreto wurde schon bald wieder aufgegeben. 1748 ist sie bereits wieder aus den Ordenskatalogen verschwunden. Aus einigen zeitgenössischen Quellen geht hervor, daß die Indios nach dem Tode des Seelsorgers der Reduktion zunächst wieder in die Wildnis verschwunden seien. Es seien zwar einige zurückgekehrt, doch habe man sie aus Angst vor einer portugiesischen Invasion in einem anderen Dorf angesiedelt.75 Ab 1740 errichteten die Missionare im Norden von Moxos unter den Itenes und Baures die Reduktionen San José de Itenes, Santa Rosa (eine Wiedergründung), San Nicolás und zuletzt San Simón in dem Vertrauen, daß Frieden zwischen Spanien und Portugal herrsche. Die Übergriffe der brasilianischen Mamelucken zwangen die Patres jedoch, sich weiter in den Westen zurückzuziehen. San José und Santa Rosa befanden sich am rechten Ufer von Guaporé und Itenes und wurden als erste wieder aufgegeben. 1752 bemächtigten sich die Portugiesen der 1743 gegründeten Reduktion Santa Rosa und bauten sie zu einer Befestigung aus, die 1761 den Namen Principe de Beira erhielt. Die Indios von Santa Rosa wurden versklavt.76 71 Vgl. Block, Mission culture, S. 43. Vgl. Meier, Barace, Sp. 1400. 72 Vgl. Barnadas, Eder, S. XLIV. Bei Kühne, Missionsgebiet, S. 384f. findet sich im Hinblick auf die Gründung von San Miguel (B) das abweichende Gründungsjahr 1727. 73 Vgl. Block, Mission culture, S. 44. 74 Vgl. Vargas Ugarte, Historia de la Compañía de Jesús, Bd. III, S. 96f. 75 Vgl. ebd., S. 97. 76 Vgl. ebd., S. 98.

3.5 Konsolidierung und Blüte der Mission

85

Jene, die entfliehen konnten, wurden 1760 in die Reduktion San Pedro gebracht. Nicht nur Indios wurden Opfer der portugiesischen Überfälle. Von der Reduktion San Miguel wurden die Patres Juan Rodríguez und Francisco Espi gefangengenommen; der erste von beiden starb im Gefängnis.77 Die letzte Reduktionsgründung in Moxos war San Simón oder auch Santos Simon y Judás am oberen Río Baures im Jahre 1744.78 In den einzelnen Reduktionen war eine Vielzahl verschiedener Ethnien versammelt. In San Ignacio beispielsweise wurden 17 verschiedene Völker zusammengeführt.79 Moxo war die vorgeschriebene Sprache in allen südlichen Missionen, während in den übrigen Baure, Canichana, Movima, Cayuvava, Itonama, Maropa (zur Sprachfamilie Tacana gehörend),80 und Moré gesprochen wurden. Kaum eine der Missionen hatte mehr als 4.000 Bewohner, da den neu hinzukommenden Indios eine hohe Zahl von Sterbefällen gegenüberstand, die durch Epidemien verursacht wurden.81 Von der großen Vielfalt der Sprachen und Kulturen konnten fünf Ethnien ihre Identität am besten bewahren: die Moxos (vor allem in Loreto, Trinidad, San Ignacio und San Xavier), die Baures (vor allem in Concepción, San Joaquín, San Martín, Santa Magdalena, San Nicolás und San Simón), die Cayuvavas (in Exaltación und Santa Ana), die Movimas (in San Borja, San Luis und San Pablo) sowie die Canichanas (in San Pedro). Die übrigen wurden von den Reduktionen „absorbiert“. Die Jesuiten förderten zur Vereinfachung der Evangelisierung Moxo als Einheitssprache, da sie am weitesten verbreitet war, ihnen gefällig erschien und am einfachsten auf Grammatikregeln zu reduzieren war. Außer Moxo wurden aber dennoch weitere Sprachen gesprochen, vor allem Movima, Canichana, Baure und Cayuvava. Auch Mure und Itonama hielten sich; viele andere Sprachen gingen allerdings nach und nach aufgrund mangelnden Gebrauchs unter.82 In linguistischer Hinsicht verfolgten die Jesuiten zunächst die Durchsetzung von Moxo als Einheitssprache. In jeder Mission sollte eine Schule eingerichtet werden, in der die Kinder Moxo und Spanisch lesen und schreiben lernten. Zum Zweck der sprachlichen Vereinheitlichung wurden, wie P. Altamirano nach seinem Besuch der Mission 1700 berichtet, 8.000 Büchlein mit den wichtigsten Gebeten in Moxo gedruckt. Die Patres hatten die Hoffnung, daß die Kinder ihre Eltern in der neuen Sprache unterrichten würden.83 Zu Beginn des 18. Jahrhunderts wurde jedoch deutlich, daß sich Moxo nicht in allen Regionen durchsetzen ließ und Zugeständnisse gemacht werden mußten.84 Offenbar wurde zumindest für jede Reduktion eine Einheitssprache durchgesetzt. Bischof Herboso von Santa Cruz berichtete in einem Brief vom 20. Mai 1768 an den König, daß Moxo nur in vier Reduktionen 77 Vgl. ebd., S. 99. 78 Vgl. ebd. 79 Vgl. Jordá de Arias, Historia, S. 146. 80 Vgl. Denevan, Aboriginal cultural geography, S. 31. 81 Vgl. ebd., S. 32. 82 Vgl. Jaureguízar, Organización socio-política, S. 84. 83 Vgl. Barnadas, Eder, S. LIII. 84 Vgl. ebd., S. LIII.

86

3. Entwicklung der Missionsgebiete

gesprochen werde.85 1788 sprach Gouverneur Ribera von sieben Sprachen, die man in Moxos antreffe: Moxo, Canichano, Itonamo, Baure, Movima, Cayuvava und Saipive.86 Erste Verbindung der Missionen zur Außenwelt war die Stadt Santa Cruz. Um einen kürzeren und einfacheren Verbindungsweg nach Peru zu realisieren, gründeten die Jesuiten Anfang des 18. Jahrhunderts in Cochabamba zunächst ein hospicio für die Unterkunft der Missionare und die Lagerung von Vorräten, das nach Zustimmung der Krone 1716 zum Kolleg ausgebaut wurde.87 Seit Beginn des missionarischen Wirkens der Jesuiten in Moxos Ende des 17. Jahrhunderts stieg deren Personalbedarf, was dazu führte, daß auch Jesuiten aus anderen europäischen Provinzen für Peru rekrutiert wurden. P. Jáuregui bemühte sich gemäß den Beschlüssen der Provinzkongregation von 1686 um die Entsendung neuer Missionare nach Peru, doch zögerte sich diese aus verschiedenen Gründen hinaus. Erst 1694 kündigte der Ordensgeneral Tirso González die Entsendung von zehn Missionaren aus verschiedenen Provinzen Spaniens, Italiens und Deutschlands an – darunter die Patres Stanislaus Arlet, Franz Borinie und Joseph Franz Xaver von Leyden aus der Provinz Bohemia –, von denen schließlich acht nach Moxos geschickt wurden. Wieder einige Jahre später wurde durch eine Real Cédula vom 5. Mai 1700 die Entsendung88 von bis zu 40 Patres und vier Laienbrüdern ermöglicht, jedoch unter der Bedingung, daß höchstens ein Drittel von ihnen Ausländer sein durften. Diese Erlaubnis konnte offenbar nicht ausgeschöpft werden, da anscheinend erst 1716 mit den Prokuratoren Francisco Rotalde und Fermín Irrisari nur 14 Patres und drei Laienbrüder entsandt wurden. Hierunter befanden sich die Patres Franz Xaver Dirrheim, Dominicus Mayr, Sebastian Schmid, Kaspar Deprato, Peter Piron und Joseph Schwender aus der Oberdeutschen Provinz. Die Krone zahlte die Kosten für die Reise bis Callao, und aufgrund einer Real Cédula vom 12. Oktober 171689 wurden den Missionaren, die in Moxos arbeiteten, jährlich 200 Pesos zusätzlich bewilligt.90 Durch eine Real Cédula vom 20. Februar 1723 wurde die Entsendung von weiteren 25 Missionaren gestattet. Noch im gleichen Jahr brachen u. a. die Patres Joseph Bodart (später Chile), Simon Schmidt, Johann Röhr, Franz Faltick und Joseph Reiter, die Studenten Nikolaus Meges, Joseph Reisner, Joseph Mayer und die Laienbrüder Michael Herold, Matthäus Munggenast, Karl Schmidlehner und Adalbert Marterer in die Mission auf.

85 Vgl. ebd., S. LIV. 86 Vgl. ebd., S. LIII. 87 Vgl. de Jaureguízar, Organización socio-política, S. 105; Baptista Morales, Jesuitas en Cochabamba, S. 173 sowie die Ausführungen in Kap. 1.3.2 zu Cochabamba. 88 Vgl. Vargas Ugarte, Historia de la Compañía de Jesús, Bd. III, S. 55. 89 Vgl. ebd., S. 56. 90 Vgl. ebd., S. 57.

3.5 Konsolidierung und Blüte der Mission

87

Abb. 2a: Der Hauptplatz mit der Kirche von Trinidad (ca. 1854). Aus: GIBBON, Exploration, Tafel bei S. 258.

Abb. 2b: Kirche von Nuestra Señora de Concepción de Baures (ca. 1859). Aus: MERCADO, Album, Tafel 84.

88

3.6

3. Entwicklung der Missionsgebiete

Rückschläge und Konflikte (1750–1767)

Zu einem großen Rückschlag in der Entwicklung der Missionen kam es 1750/51 durch die stärksten Überflutungen in Moxos seit 1723. Sie machten sogar die Verlegung einiger Reduktionen erforderlich. Besonders stark war der obere Río Mamoré betroffen. Vernichtung der Ernten, Verseuchung des Trinkwassers und Ausbreitung von Krankheiten wie Typhus waren die Folge. Die Fluten erzwangen die Verlegung der Reduktionen von San Xavier und Loreto. In San Ignacio unterspülte der Río Apere die Fundamente der Kirche. Außer den genannten hatten die Reduktionen von San José, San Miguel und Santa Rosa besonders unter dem Hochwasser zu leiden.91 In einem Brief an den Provinzial Balthasar de Moncada wird berichtet, daß die Dörfer am Río Apere und Río Matos sehr stark dezimiert worden seien. Eine Gegenüberstellung der Einwohnerzahlen von 1725 und 1751 zeigt für San Ignacio einen Rückgang von 2.000 auf 600 Einwohner, für San José von 1.500 auf 189, für San Luis von 1.700 auf 300, für San Borja von 1.800 auf 965 und für San Pablo von 3.000 auf 564.92 Offenbar hatte sich die Situation ein Jahrzehnt später wieder etwas entspannt. Zumindest ist der 1761 erstellte Visitationsbericht des Gouverneurs von Santa Cruz, Alonso Verdugo, voll des Lobes. Über die Mission von Loreto berichtet er, daß sie über einen ansehnlichen Platz, gerade und gleichförmige Straßen verfüge und insgesamt sehr sauber sei. In Trinidad hebt er besonders die sehr schöne dreischiffige Kirche hervor, die über hervorragende Gemälde und Altarbilder sowie über eine beachtenswerte Kanzel verfüge. Auch in San Xavier lobt er den großen Platz und die ordentlichen Straßen, wobei die Reduktion wie auch Loreto zu dieser Zeit eine Interimskirche nutzten.93 Besonderes Lob spendet er der Reduktion von San Pedro. Man betrete sie über eine breite Straße, die zu beiden Seiten von großen und ansehnlichen Häusern mit säulengerahmten Portalen gesäumt sei. Auch der große Platz sei von sehr schönen Häusern umgeben. Die dreischiffige Kirche mit ihren über 48 Säulen in beachtlicher Höhe sei die schönste in der Moxos-Mission. Die vergoldeten Säulen des Mittelschiffes seien mit zahlreichen Heiligenfiguren geziert. In der Kirche gebe es eine schöne Kanzel und fünf Altarbilder von seltenem Glanz. Die Fenster seien aus verschiedenfarbigem Glas und die ganze Kirche erstrahle in goldener Pracht. Von außen mache sie einen majestätischen Eindruck. Sie verfüge über einen schönen Turm mit vielen und großen Glocken. An den vier Ecken des vorgelagerten Platzes befänden sich Kapellen, die als Stationen bei Prozessionen mit dem Allerheiligsten dienten. Eine Kapelle sei mit besonderem Schmuck versehen und dem wundertätigen Bild von Cocharcas94 geweiht; vor ihm versammelten sich 91 Vgl. Block, Mission culture, S. 46. 92 Vgl. Vargas Ugarte, Historia de la Compañía de Jesús, Bd. III, S. 180–183, hier 181: Carta al Padre Provincial Balthasar de Moncada, 1751. 93 Vgl. ebd., S. 174–177, hier 175: Informe de D. Alonso Verdugo, Gobernador de Sta. Cruz que en el año 1760 visita las misiones, San Lorenzo, 8. Januar 1761. 94 Cocharcas liegt in der Provinz Chincheros in der zentralperuanischen Region Apurímac auf 3.200 Metern Höhe. Die Statue der Virgen de Cocharcas ist eine Nachbildung der Virgen de Copacabana, die ein Bewohner des Dorfes, Sebastian Quiminchi, 1598 nach einer Wunder-

3.6 Rückschläge und Konflikte

89

täglich nachmittags viele Leute, um den Rosenkranz zu beten. Großes Lob spricht Verdugo auch der Reduktion von Exaltación aus, die in vielem der Reduktion von San Pedro gleiche. Sie sei zwar kleiner, doch ebenso wohlgeordnet und mit einer gleichfalls schön ausgestatteten Kirche versehen.95 Auch die große Reduktion Santa Magdalena, so schreibt er weiter, verfüge über eine schöne dreischiffige Kirche. Im Hinblick auf deren Ausstattung hebt er insbesondere die ausgefallenen Medaillons mit Darstellungen von Szenen aus dem Leben der Kirchenpatronin hervor, die in den Schiffen angebracht seien.96 Die Entwicklung der Reduktionen in Moxos wurde im Laufe des 18. Jahrhunderts nicht nur durch Naturkatastrophen, sondern auch durch die Grenzkonflikte zwischen Spanien und Portugal behindert, die Mitte der vierziger Jahre begannen.97 Jesuitenmissionen entlang der Anden über Tausende von Kilometern von den Ebenen Venezuelas bis zur argentinischen Pampa bildeten die östliche Grenze des spanischen Imperiums. Parallel zu den Jesuitenmissionen hatten brasilianische bandeirantes Niederlassungen auf portugiesischer Seite gegründet. Im 17. und 18. Jahrhundert gingen von São Paulo mehrere Expeditionen unter der Leitung von Abenteurern aus, deren Flaggen (bandeiras) als Emblem für ihre Trupps dienten. Sie stießen auf der Suche nach kostbaren Metallen, Edelsteinen und Sklaven tief ins Innere des Kontinents vor. Schließlich überquerten sie auch den Río Guaporé und versuchten, mit den Jesuitenmissionen im Nordosten von Moxos Handelskontakte herzustellen.98 1723 erreichte ein solcher Trupp von 130 bewaffneten Männern unter der Leitung von Francisco de Mello Palheta sogar Exaltación am unteren Río Mamoré, angeblich um die westlichen Zuflüsse des Amazonas zu erkunden. Zeitgenössische Dokumente belegen jedoch, daß sie auf der Suche nach einer Flußverbindung zwischen dem Atlantik und Charcas waren. Zwanzig Jahre später erreichte eine weitere portugiesische Expedition die nördlichen Missionen. Nachdem sie Santa Rosa aufgesucht hatte, teilte sie sich in zwei Trupps auf, wovon der eine den Río Baures hinaufzog, um mit den dortigen Missionen Kontakt aufzunehmen, und der andere San Martín und Santa Magdalena anzielte. Die Portugiesen versuchten die Zuneigung der Jesuiten zu erhalten, indem sie von ihnen die Sakramente empfingen und Geschenke für die Kirchen übergaben. Die Patres empfingen die Eindringlinge jedoch sehr zurückhaltend. Sie versorgten sie zwar mit Nahrungsmitteln, lehnten jedoch ein weiteres Vordringen nach Moxos ab. Von der spanischen Krone erwarteten sie, dem portugiesischen Vordringen Einhalt zu gebieten. Sie fanden jedoch nicht die erforderliche Resonanz, und ihre Bitte, die Missionen mit Waffen auszustatten, wurde in Madrid abgewiesen. So sahen die Jesuiten sich gezwungen, ihre Verteidigung selbst zu organisieren; sie postierten Bogenschützen heilung aufstellen ließ. Zur Virgen de Cocharcas vgl. Pélach y Feliu, Nuestra Señora de Cocharcas. 95 Vgl. Vargas Ugarte, Historia de la Compañía de Jesús, Bd. III, S. 174–177, hier 176: Informe de D. Alonso Verdugo, Gobernador de Sta. Cruz que en el año 1760 visita las misiones, San Lorenzo, 8. Januar 1761. 96 Vgl. ebd., S. 177. 97 Vgl. Block, Mission culture, S. 46. 98 Vgl. ebd., S. 47.

90

3. Entwicklung der Missionsgebiete

und Wachposten entlang des Río Guaporé.99 Der Vertrag von Madrid vom Jahre 1750 sollte die luso-spanischen Differenzen bezüglich der Grenzen beseitigen, war jedoch eher Ausdruck einer persönlichen Übereinkunft der iberischen Monarchen als eine akzeptable Lösung der Sachfragen betreffend der Grenze. Gemäß seinen Bestimmungen wurde der Río Guaporé als Grenzfluß zwischen der brasilianischen Provinz Mato Grosso und der spanischen Provinz Charcas festgelegt. In Artikel 14 des Grenzvertrages trat Spanien alle Missionen am rechten Ufer des Flusses – und somit die zu Moxos gehörende Reduktion von Santa Rosa – an das portugiesische Brasilien ab. Den Bewohnern war es freigestellt, auf das linke Ufer des Flusses überzusiedeln. Die Bestimmungen des Vertrages wurden jedoch schon bald nach der Thronbesteigung von Karl III. (1759–1788) in Spanien und dem Amtsantritt des Marques de Pombal als leitender Minister in Portugal mißachtet. Pombal entsandte Truppen nach Brasilien, die ab 1752 die westliche Grenze befestigten. Der erste Generalkapitän von Mato Grosso, Antônio Rolim de Moura, erkundete den Verlauf des Río Guaporé von seinen Quellen bis zum Río Mamoré und ließ zwei Stützpunkte am mittleren Río Guaporé errichten, einen davon an Stelle100 der ehemaligen Jesuitenmission von Santa Rosa gegenüber der Mündung des Río Itonamas, die 1759 befestigt und in Nossa Senhora da Conceição umbenannt wurde. 1760 wurden die Bestimmungen des Grenzvertrages von Madrid durch den Vertrag von El Prado ersetzt, der die Grenze von 1750 aufhob, jedoch keine endgültige Regelung schuf, so daß weiteren Konflikten Vorschub geleistet war. Die Portugiesen begannen von ihrem Stützpunkt Nossa Senhora de Conceição unter Moura die Missionen im Nordosten von Moxos einzuschüchtern. Daraufhin zogen sich die Jesuiten mit den Indios aus der verlegten Reduktion von Santa Rosa nach San Pedro zurück und baten die spanische Regierung um Hilfe. Im Januar 1762 entsandte Gouverneur Alonso de Verdugo von Santa Cruz aus 160 Mann in den Nordosten von Moxos, um ein Fort gegenüber den portugiesischen Stellungen am Río Guaporé zu errichten. Als Verdugo vier Monate später mit weiteren 450 Mann folgte, war es bereits zu einem Zusammenstoß zwischen spanischen und portugiesischen Truppen gekommen. Die Portugiesen waren nach Moxos eingedrungen, hatten San Miguel niedergebrannt und die beiden Priester sowie einige Indios gefangengenommen, konnten jedoch von dem in San Pedro versammelten Trupp aus Spaniern und Indios wieder über den Río Guaporé zurückgedrängt werden.101 Nach einer dreijährigen Pattsituation kam es 1766 zu erneuten Auseinandersetzungen, als der Vizekönig von Peru den Präsidenten von Charcas anwies, eine Armee an den Río Guaporé zu entsenden. Der Superior der Jesuiten in Moxos erhielt den Befehl, genügend Proviant für die Versorgung der Truppen bereitzuhalten. Die Armee stieß unter Juan de Pestaña nach den Regenfällen von 1766 nach San Pedro vor, litt jedoch wie bereits jene von 1762 sehr unter den extremen klimatischen Bedingungen, so daß die Aktion abgebrochen wurde. Von eher symbolischer 99 Vgl. ebd., S. 48. 100 Vgl. ebd., S. 49. 101 Vgl. ebd., S. 50.

3.7 Organisation der Missionen

91

Wirkung war, daß die Spanier Soldaten hinterließen, die sich zwischen den Stellungen entlang der nördlichen102 Grenze hin und her bewegten. Diese standen nach 1766 unter der Leitung von Oberst Antonio Aymerich y Villajuana.103 1767 wurden sie mit der Überwachung der Vertreibung der Jesuiten und der Organisation einer neuen Zivilregierung betraut.104 Die Moxos-Reduktionen der Jesuiten hatten sehr unter den diversen Militäraktionen zu leiden. Die nördlichen Missionen hatten die Hauptlast der Versorgung für die Truppen zu tragen, was oft zu Entbehrungen bei den Indios führte. Der zusätzliche Anbau von Mais, Reis, Erdnüssen und Bohnen reichte nicht aus, so daß die Vorräte der Reduktionen verbraucht wurden. Auch die von der Grenze weiter entfernt gelegenen Reduktionen wurden zur Unterstützung herangezogen. Indios von San Pedro und Santa Ana mußten Truppenreserven und Kranke einquartieren. Zu allem Überfluß wurden die nördlichen Missionen 1763/64 von einer Pockenepidemie heimgesucht, die sicher durch die Armee eingeschleppt worden war. Die Reduktionen wurden durch diese Ereignisse so geschwächt, daß nach Abzug der Truppen Nahrungsmittel nach Moxos entsandt werden mußten, um den Hunger unter den Indios zu bekämpfen.105

3.7

Organisation der Missionen

Das System der Jesuiten basierte auf der Errichtung von ökonomisch unabhängigen Inseln, die unter ihrer Autorität errichtet wurden und vom kolonialen Regime weitgehend unabhängig waren.106 Die volle Freistellung von jeglicher Einflußnahme der Spanier bedeutete auch die Befreiung von der encomienda. Die Befreiung von Tributzahlungen für 20 Jahre, die später noch verlängert wurde, förderte die Arbeit der Missionare und führte bald zu einer ersten wirtschaftlichen Blüte der Missionen.107 Ein oder zwei Jesuiten leiteten die Reduktionen. Sie kontrollierten die Produktion, verwalteten die Werkzeuge, gaben Nahrungsmittel heraus und veranlaßten in bestimmten Abständen die Schlachtung von Rindern für bestimmte Gruppen oder Familien.108 Sie teilten den Familien jene Menge Land zu, die für ihren Unterhalt nötig war.109 Die Indios bestellten ihre eigenen Felder in den für die Landwirtschaft günstigen Zeiten an mindestens drei Tagen in der Woche. Auf den Feldern der Gemeinde arbeiteten sie an zwei bis drei weiteren Tagen der Woche. Die Erträge der gemeinschaftlichen Felder dienten vielerlei Zwecken. Bestritten wurden aus ihnen die nach der Gründungsphase fälligen Steuern an den König, die Beschaffung von 102 Vgl. ebd., S. 51. 103 Vgl. ebd., S. 52. 104 Vgl. Denevan, Aboriginal cultural geography, S. 33. 105 Vgl. Block, Mission culture, S. 52. 106 Vgl. Santamaría, Economía de las misiones, S. 268f. 107 Vgl. García Recio, Reducciones, S. 104. 108 Vgl. Denevan, Aboriginal cultural geography, S. 32. 109 Vgl. Santamaría, Economía de las misiones, S. 269.

92

3. Entwicklung der Missionsgebiete: die Moxos-Mission

landwirtschaftlichen Geräten für die Kultivierung und von Werkzeugen für die Handwerker sowie von Materialien, die nicht in der Reduktion vorhanden waren. Auch wurden sie zur Unterstützung jener, die nicht arbeiten konnten, verwendet, also der Witwen, Alten und Kranken. Außerdem dienten die Erträge teilweise der Vorsorge für schlechte Jahre.110 Ein weiterer Teil war für die Kirche und für den Bau und Unterhalt der gemeinnützigen Gebäude bestimmt. Auch die Versorgung von Fremden und Neuankömmlingen wurde daraus bestritten.111 Von den gemeinschaftlichen Feldern wurde ebenfalls den Familien zugeteilt, hauptsächlich Tabak, Yerba Mate und Baumwolle.112 Auf den Feldern der Gemeinde wurden überdies Mais, Reis, Rohrzucker, Kakao und Erdnüsse angebaut. Auch die Viehherden und Weiden ringsherum gehörten der Gemeinschaft. Die Baumwolle wurde in unverarbeitetem Zustand in Lagern gesammelt und nach Peru exportiert, ebenso das Leinen, soweit es nicht für den Bischof von Santa Cruz und den Erzbischof von Charcas bestimmt war.113 Wie die Inventare der Missionen 1767 zeigen, gab es in den Reduktionen von Moxos zahlreiche Schmieden und Schreinereien. Der Unterricht erstreckte sich auch auf die höheren Künste wie Malerei, Bildhauerei und Vergoldung.114 Aufgrund von häufig auftretenden todbringenden Krankheiten überstieg die Bevölkerung der einzelnen Reduktionen trotz des ständigen Zuzugs weiterer Indianer selten 4.000 Personen. Im Jahr 1713 hatte keine der damals 16 existierenden Reduktionen mehr als 2.100 Einwohner; die Gesamtbevölkerung betrug 24.914 Personen.115 An der Spitze aller Reduktionen stand ein Superior, der vom Provinzial ernannt wurde. Die Missionare hatten seinen Anweisungen Folge zu leisten. Er fällte jedoch gewöhnlich keine wichtigen Entscheidungen, ohne vorher die Missionare um ihren Rat und die Möglichkeit der Umsetzung zu fragen. Von den meist zwei Missionaren in einer Reduktion kümmerte sich der eine um die spirituelle Leitung, der andere um die materiellen Belange. Der Tagesablauf wurde vom Schlag der Glocken markiert. Nichteinhaltung der Normen hatte eine sofortige Bestrafung zur Folge, die von den Missionaren festgelegt wurde. Die strenge Disziplin in den Reduktionen wurde durch eine Reihe von – hauptsächlich religiösen – Festen aufgelockert, die durch Musik, Gesänge und Tänze einen heiteren und spielerischen Charakter hatten und stark von indigenen Kulturelementen geprägt waren.116 Staatlicherseits unterstanden die Reduktionen dem Gouverneur in Santa Cruz. Dieser griff jedoch in jesuitischer Zeit kein einziges Mal in deren Belange ein. Die Autonomie der Missionen war durch einen Entscheid der Audiencia von Charcas vom 9. November 1700 gewährleistet, die damals auf eine Petition der Jesuiten hin jegliche Eingriffe der Regierung und der Justiz in deren Belange untersagt hatte. 110 Vgl. Menacho, Imperio jesuítico, S. 12. 111 Vgl. Santamaría, Economía de las misiones, S. 269. 112 Vgl. Menacho, Imperio jesuítico, S. 12f. 113 Vgl. Santamaría, Economía de las misiones, S. 269. 114 Vgl. Santos Hernández, Jesuitas en América, S. 298. 115 Vgl. Denevan, Aboriginal cultural geography, S. 32. 116 Vgl. García Recio, Reducciones, S. 102.

3.8 Statistik

93

In religiöser Hinsicht waren die Reduktionen nicht exemt, sie unterstanden dem Bischof von Santa Cruz. Dessen Möglichkeit, durch Visitationen in die Abläufe einzugreifen, wurde jedoch wegen der Beschwerlichkeit der Reise und der Unzugänglichkeit des Gebietes im 18. Jahrhundert kaum wahrgenommen.117 Ordensintern gehörte Moxos als Missionsgebiet zur Ordensprovinz von Lima, die in bestimmten Abständen einen Visitator entsandte.118

3.8 Statistik Das Missionsgebiet Moxos war in drei Subregionen (Rektorate) unterteilt: Rio Mamoré, Pampas und Baures.119 Insgesamt wurden in Moxos 25 Reduktionen gegründet, die unterschiedlich lange existierten. Die Anzahl der gleichzeitig existierenden Missionen in Moxos erreichte zwischen 1720 und 1752 ihren Höhepunkt mit 21 Missionen.120 Die Verteilung der Bevölkerung auf die einzelnen Missionen und ihre Zusammensetzung nach Familienstand dokumentiert die folgende Statistik für das Jahr 1748.121

117 118 119 120 121

Vgl. ebd., S. 103. Vgl. Parejas Moreno, Historia de Moxos, S. 37. Vgl. René-Moreno, Catálogo, S. 322. Vgl. Barnadas, Eder, S. XLV. Vgl. Vargas Ugarte, Historia de la Compañía de Jesús, Bd. III, S. 177–179.

94 Reduktion

3. Entwicklung der Missionsgebiete Verheiratete Witwen

Ledige

Kinder Getaufte Ungetaufte Gesamt

Loreto

610

54

38

352

1.054

1.054

Trinidad

912

47

37

724

1.720

1.720

S. Ignacio

418

5

21

149

602

S. Xavier

936

60

145

569

1.710

1.710

S. José

382

32

53

219

686

686

S. Borja

566

16

35

372

989

S. Pedro

1.472

79

42

1.703

3.296

S. Luis

346

11

37

110

504

S. Pablo

626

93

19

493

1.324

1.324

1.342

218

205

1.038

2.803

2.803

Exaltación

694

176

213

510

1.593

1.593

S. Ana

726

76

194

276

1.372

S. Joaquin

970

137

158

856

2.112

2.112

1.114

13

16

639

1.782

1.782

700

30

82

410

1.222

1.222

S. Magdalena

1.262

109

292

1.449

3.112

3.112

Desposorios

728

78

85

228

1.119

80

1.199

S. Miguel

1.198

122

231

1.271

2.822

622

3.444

S. Nicolás

758

32

95

489

1.374

442

1.816

Concepción

Reyes S. Martín

19

9

621

998 3.296

19

22

523

1.394

S. Rosa

388

S. Simón

493

Gesamt

33.290

3.8 Statistik

95

Folgende Reduktionen waren vor 1748 untergegangen und nicht wie Desposorios, San Miguel und Santa Rosa wiedergegründet worden: San Lorenzo (bald nach der Gründung 1709); San Juan Bautista (1718; Flucht der Guarayo); Nuestra Señora (1741; Glaubensabfall der Neubekehrten); San José de Itenes (bald nach der Gründung 1740).122 Nach 1751 mußten bis 1767 fünf weitere Reduktionen aufgegeben werden: San José (1752 wegen Pest); San Luis (1758 wegen Pest); San Miguel (B, Zerstörung durch die Portugiesen und Zerstreuung); Santa Rosa (1752 Umsiedlung, 1763 erneute Umsiedlung und Vereinigung mit San Pedro); San Pablo (Ursache unbekannt, Pest?). Das außerhalb von Moxos näher bei Santa Cruz gelegene Desposorios (B) wurde 1767 nicht mehr unter den Missionssiedlungen registriert. Die Zahl der Missionare stieg von 11 im Jahre 1690 kontinuierlich bis auf 53 zwischen 1741 und 1752 an und fiel danach signifikant auf 26 im Jahre 1764 ab.123 Die Bevölkerungszahl belief sich 1691 auf 13.052 Personen, stieg bis 1720 auf 35.369 an und blieb bis 1737 mit 35.250 Personen etwa gleich. 1748 betrug sie 33.290 Personen. Danach folgte ein Rückgang bis zu einem Tiefpunkt 1773 mit 17.185 Personen. In nachjesuitischer Zeit ist ein Anstieg bis 1797 auf 20.345 Personen zu verzeichnen. Barnadas unterscheidet drei Phasen: einen Anstieg zwischen 1690 und 1738 in der Phase der Ausbreitung der Reduktionen, einen Abstieg zwischen 1738 und 1770 infolge des spanisch-portugiesischen Konfliktes und der Vertreibung der Jesuiten sowie einen erneuten Anstieg zwischen 1770 und 1830 in einer Phase der wachsenden Stabilität.124 Bei der Vertreibung der Jesuiten 1767 gehörten zur Moxos-Mission noch 15 Reduktionen mit 18.335 Getauften, die sich auf die einzelnen Subregionen (Rektorate) folgendermaßen verteilten: 1) Rio Mamoré (sechs Reduktionen): Loreto, Trinidad, San Javier, San Pedro (damals Hauptort der Missionen), Santa Ana und Exaltación125 mit 7.750 Getauften.126 2) Pampas (drei Reduktionen): San Ignacio, San Borja und Reyes127 mit 3.260 Getauften.128 3) Baures (sechs Reduktionen): Magdalena, Concepción, San Simón, San Martín, San Joaquin und San Nicolás129 mit 7.325 Getauften.130

122 Vgl. Barnadas, Eder, S. XLV. 123 Vgl. ebd., S. XLVI. 124 Vgl. ebd., S. LV. Zahlreiche Tabellen und Graphiken zur Entwicklung der Missionen und der Bevölkerung in Mojos finden sich ebd., S. XLII–LXIII. 125 Vgl. René-Moreno, Catálogo, S. 322. 126 ADPSJ, Abt. 47 (Nachlaß Anton Huonder SJ), Mappe Peru, S. 265. 127 Vgl. René-Moreno, Catálogo, S. 322. 128 ADPSJ, Abt. 47 (Nachlaß Anton Huonder SJ), Mappe Peru, S. 265. 129 Vgl. René-Moreno, Catálogo, S. 322. 130 ADPSJ, Abt. 47 (Nachlaß Anton Huonder SJ), Mappe Peru, S. 265.

96

3. Entwicklung der Missionsgebiete

Karte 3: Die Moxos-Mission (um 1740). Nicht verzeichnet sind folgende Reduktionen: Santa Rosa A (Lage unbekannt, um 1740 aufgegeben), Santa Rosa B (gegründet 1743), San Juan Bautista (1718 aufgegeben), San Lorenzo (bald nach der Gründung 1709 aufgegeben), San Miguel B (Genaue Lage am Río Guaporé/Itenes unbekannt) und San Simón (gegründet 1744). Vgl. Kühne, Missionsgebiet, S. 384f. Darüber hinaus fehlen Nuestra Señora (gegründet 1741) und San José de Itenes (Lage unbekannt, bald nach der Gründung 1740 aufgegeben). Vgl. Barnadas, Eder, S. XLV.

4.

Die Missionare zentraleuropäischer Provenienz

Im Vergleich mit den anderen Provinzen der Gesellschaft Jesu in Südamerika nimmt die Zahl der zentraleuropäischen Missionare in der ehemaligen Ordensprovinz Peru eine Mittelposition ein. Sie beläuft sich auf insgesamt 40 Personen, darunter 28 Patres und 12 Laienbrüder. Im Hinblick auf ihre Herkunftsprovinzen läßt sich eine unterschiedlich starke Gewichtung feststellen. Am stärksten vertreten ist die Oberdeutsche Provinz mit 14 Missionaren (12 Patres und 2 Laienbrüder), gefolgt von der Böhmischen Provinz mit 10 Missionaren (6 Patres und 4 Laienbrüder) und der Oberrheinischen Provinz mit 9 Missionaren (3 Patres und 6 Laienbrüder). Schwach vertreten sind hingegen die Österreichische Provinz mit 5 und die Niederrheinische Provinz mit 2 Patres. Den 40 Missionaren sind noch die Namen von zwei weiteren Patres hinzuzufügen, deren geographische Herkunft zwar in den Gebieten der fünf zentraleuropäischen Provinzen liegt, die jedoch in andere Ordensprovinzen eintraten. Sie sind aber im weiteren Sinne zur genannten Gruppe hinzuzurechnen. Es handelt sich hierbei um den in Wien geborenen adeligen P. Joseph Alois von Leyden (1661– 1707), der aus dem Gebiet der Böhmischen Provinz stammte, jedoch 1692 in die Römische Provinz eintrat,1 und um den aus dem Bistum Regensburg stammenden P. Johannes Schretter (1725–1763), der nicht in den Ordenskatalogen der zentraleuropäischen Provinzen auftaucht und 1749 vermutlich in die Provinz Genua eintrat.2

4.1

Werdegang vor der Entsendung

4.1.1

Herkunft und Umfeld

Bei den Patres aus der Oberdeutschen Provinz lassen sich – soweit Herkunft und Umfeld zu ermitteln waren – zwei wesentliche Aspekte erkennen. Zum einen stammten sie aus wohlhabenden Familien, die offenbar in der Lage waren, Kinder für die geistliche Laufbahn zu entbehren. Zum anderen bestanden im familiären Umfeld häufig Kontakte zu Geistlichen, zu Ordensgemeinschaften oder sogar unmittelbar zur Gesellschaft Jesu, die den späteren Lebensweg der Missionare beeinflußt haben mögen. Kaspar Rueß, der Anfang des 17. Jahrhunderts mit Michael Durst und Ferdinand Reinmann zu den ersten drei zentraleuropäischen Missionaren in der Provinz Peru gehörte, stammte zwar aus bäuerlichem Milieu. Seine Familie gehörte zu den Pachtbauern der Benediktinerabtei St. Ulrich und Afra, die in Haunstetten südlich von Augsburg umfangreiche Grundherrenrechte und Ländereien besaß. Die Angaben zu den Ländereien, die der Vater des Missionars gepachtet hatte, lassen aber

1 2

Vgl. Kap. 8.3: Anhang. Vgl. Kap. 8.3: Anhang.

98

4. Die Missionare zentraleuropäischer Provenienz

erkennen, daß die Familie zu diesem Zeitpunkt über einen stattlichen Wirtschaftsbetrieb verfügte.3 Aus Nidwalden in der Schweiz stammte Johann Kaspar Deprato (Andermatt, Vonderweid). Da seine Mutter Anna Cybi vermutlich dem seit 1612 in Nidwalden eingebürgerten Geschlecht der Hergiswiler Zibung angehörte,4 kann die Herkunft aus einer angesehenen Familie vermutet werden. Franz Xaver Anton Dirrheim gehörte einer wohlhabenden Augsburger Familie an; sein Vater Johann Christoph ist nach Auskunft des Bischöflichen Archivs Augsburg ab 1683 in den Standesbüchern als Doktor und im Sterbeeintrag vom 23. Juli 1714 als Lizenziat beider Rechte verzeichnet. Dirrheim hatte bereits durch die Familie Kontakt zur Gesellschaft Jesu, da es sich bei einem der Adressaten seines Briefes vom 20. September 1732 aus Santa Ana in Moxos, P. Marquard Dirrhaim5 SJ, um einen Verwandten handelte. Marquard Dirrhaim war von 1754 bis zu seinem Tode 1757 Rektor des Kollegs in Ellwangen und hatte zuvor 18 Jahre lang verschiedene Kollegien geleitet und mehrere wissenschaftliche Publikationen verfaßt.6 Sehr umfangreiche Angaben liegen zur Herkunft von Joseph Dominik Mayr vor. Auch er stammte aus einer wohlhabenden Familie in Wald bei Meßkirch, die in der Verwaltung des dortigen Klosters tätig war. Sowohl der Großvater mütterlicherseits, Johann Christoph Reutlinger, als auch sein Vater, Franz Johann Ignatz Mayer, waren als Oberamtmänner in Kloster Wald tätig. Ein Neffe des Missionars, Franz Xaver Wocher (1699–1754), der Sohn seiner Schwester Maria Johanna, die mit dem Hofmeister des Klosters Wald, Friedrich Wocher, verheiratet war, trat später ebenfalls in den Jesuitenorden ein.7 Peter Piron stammte hingegen aus einer Handwerkerfamilie.8 Seine Mutter, Anna Maria Maurer, war eine nahe Verwandte des Ortspfarrers von Neuhausen auf den Fildern, Kornelius Maurer, der bei jedem ihrer sechs Kinder das Patenamt übernahm und anscheinend über ein bedeutendes Vermögen verfügte, mit dem er die Familie erheblich unterstützte.9 Ein Bruder des Peru-Missionars, Kornelius Anton (1677– 1710), wurde in besonderer Weise vom Pfarrer gefördert, da dieser ihm das Theologiestudium ermöglichte und 1707 zu seinen Gunsten auf die Pfarrei verzichtete.10 Auch Joseph Schwender kam aus gehobenen Familienverhältnissen. Sein Vater, Andreas Schwender, stand als Camersecretarius in den Diensten der Fürstpropstei Ellwangen. Die Verbindung der Familie mit der Fürstpropstei war offenbar sehr eng,

3 Vgl. Lotz, Weg des Caspar Rueß, S. 11f. 4 Vgl. Omlin, Die Geistlichen Obwaldens, S. 130. 5 Zu den Varianten des Familiennamens vgl. Kap. 8.1. 6 Vgl. Schneider, Jesuiten in Ellwangen, S. 293f. Nachdem bereits im 16. Jh. Jesuiten aus Dillingen Volksmissionen in Ellwangen durchgeführt hatten, wurde schließlich 1611 eine dauerhafte Missionsstation gegründet, die 1658 zur Residenz und 1729 zum Kolleg erweitert wurde. Vgl. Brendle, Geistlicher Staat, S. 6–12 u. 16. 7 Zu den Familienverhältnissen Mayrs vgl. Mayr/Stadelmann, Terra Amazonum, S. 289–292. 8 Vgl. Gemeindearchiv Neuhausen auf den Fildern, Efinger, Familie Beron, S. 76. 9 Vgl. ebd., S. 8. 10 Vgl. ebd., S. 8f.

4.1 Werdegang vor der Entsendung

99

da Fürstpropst Johann Christoph IV. Adelmann von Hohenstadt, der von 1674 bis 1687 regierte, als Taufpate des Missionars fungierte.11 Eine ungewöhnliche Ausnahme stellt Joseph Reisner dar. Er trat erst recht spät, mit 29 Jahren, in die Gesellschaft Jesu ein, nachdem er zuvor eine militärische Laufbahn begonnen und am italienischen Feldzug unter Prinz Eugen teilgenommen hatte. Der plötzliche Tod eines Freundes bewirkte in ihm jedoch eine Wende und weckte in ihm den Wunsch, „die Welt zu verlassen“ und sich in einer fernen Mission in den Dienst Gottes zu stellen.12 Im Hinblick auf die Herkunftsorte der Missionare aus der Oberdeutschen Provinz sind geographisch starke Konzentrationen im Gebiet um Augsburg (Dirrheim, Durst, Rueß) sowie in Schwaben insgesamt zu beobachten. Die familiären Hintergründe der aus der Böhmischen Provinz stammenden Missionare sind weniger gut erschlossen. Auch hier lassen sich jedoch ähnliche Beobachtungen wie bei den Missionaren der Oberdeutschen Provinz machen. So stammte beispielsweise Franz Xaver Borinie aus dem adeligen Geschlecht der Boryně von Lhota.13 Auch ihm ebnete die Herkunft durch eine gehobene Bildung den Weg in den geistlichen Stand. Ähnliche Beobachtungen lassen sich auch bei den Missionaren aus der Oberrheinischen Provinz machen. Johann Wolfgang Bayer aus dem fränkischen Scheßlitz bei Bamberg stammte aus einer angesehenen bürgerlichen Familie; sein Vater hatte als Administrator des Elisabethen-Hospitals ein wichtiges Verwaltungsamt inne.14 So konnten nicht nur er, sondern auch drei weitere Brüder die Akademie in Bamberg besuchen.15 Der aus Bischofstein/Eichsfeld stammende Karl Helm kam ebenfalls aus gehobenen Familienverhältnissen. Sein Vater, Karl Heinrich Helm, war von 1708 bis 1736 Amtsvogt zu Bischofstein und Greifenstein.16 Bei der Familie Helm handelte es sich um ein auf dem Eichsfeld eingesessenes Geschlecht, das über Jahrzehnte den kurmainzischen Amtsvogt auf der Burg bzw. dem Schloß Bischofstein stellte.17 Taufpate des Amtsvogtes Karl Heinrich Helm war der Abt des Zisterzienserklosters Reifenstein.18 Die Mutter des Peru-Missionars, Maria Regina Sothen, stammte offenbar ebenfalls aus einer angesehenen Familie, da bei der Taufe seines Bruders, Friedrich Leopold Ignaz, als Taufpate der Assessor des geistlichen Gerichtes für das Eichsfeld in Duderstadt und Sekretär der Stadt Duderstadt, Friedrich Leopold von Sothen, fungierte.19 P. Karl Helm hatte fünf Geschwister, von denen zwei weitere Brüder, Franz und Philipp Wilhelm, ebenfalls in die Gesellschaft Jesu eintraten. 11 Vgl. Kap. 8.1, Biographische Daten zu P. Joseph Anton Basilius Schwender. 12 ADPSJ, Abt. 47 (Nachlaß Anton Huonder SJ), Mappe Peru, S. 306. 13 Vgl. Grulich, Beitrag, S. 75. Zu Franz Borinie (1663–1721) vgl. auch Schmelz, Borinie, Sp. 594. 14 Vgl. AEB, Pfarrei Scheßlitz, Bd. 3, Fiche 82, S. 352. Zum Elisabethen-Hospital vgl. Schmittinger, Elisabethen-Hospital. 15 Vgl. Hess, Matrikel, S. 226, 235 u. 259. 16 Vgl. Opfermann, Gestalten, S. 152. 17 Auskunft von Thomas T. Müller vom Stadtarchiv Heiligenstadt (Eichsfeld) vom 18. Dezember 2000. 18 Vgl. BAE, Kirchenbücher K 5/6-1 (Lengenfeld unterm Stein, 1668–1803), S. 10. 19 Vgl. ebd., S. 77.

100

4. Die Missionare zentraleuropäischer Provenienz

Über das familiäre Umfeld der Laienbrüder liegen nur sehr wenige Angaben vor, doch ist unter den erhobenen Daten mehrfach die Herkunft aus Handwerkeroder Bauernfamilien belegbar, so z. B. bei Johann Jacob aus Bamberg, dessen Vater den Beruf des Maurers und Steinhauers ausübte.20 Stephan Reß aus Würzburg, ein ausgebildeter Kupferschmied,21 hatte den gleichen Beruf wie sein Vater, Caspar Reß, erlernt.22 Eine herausragende Gestalt unter den Laienbrüdern aus der Oberrheinischen Provinz ist der aus einer Bauernfamilie stammende Kunstschreiner Matthäus Munggenast aus Schnann in Tirol.23 Sein ältester Bruder Joseph Munggenast hatte auf die Übernahme des väterlichen Hofes verzichtet, so daß 1712 nach dem Tod des Vaters der zweitälteste Sohn Christian den Bauernhof in Schnann übernahm.24 Joseph Munggenast hingegen wurde bald zu einem bedeutenden Baumeister des Barock in Niederösterreich.25 Er schuf zahlreiche Kirchen- und Klosterbauten, so z. B. Kirche und Stiftsgebäude von Stift Altenburg und Stift Geras, ferner die Prälatur in St. Pölten. Darüber hinaus baute er auch Meierhöfe und Bürgerhäuser sowie Straßen-, Brücken-, Wasser- und Festungsanlagen.26 Da der drittälteste Sohn Matthäus somit von familiären Verpflichtungen entbunden war, wurde es ihm möglich, sich der Gesellschaft Jesu anzuschließen. Der 1694 geborene viertälteste Sohn Sigismund ging nach Luxemburg und machte sich als Abteibaumeister in Echternach einen Namen. Er zählt heute zusammen mit seinem Sohn Paul Mongenast zu den bedeutendsten Barockbaumeistern Luxemburgs im 18. Jahrhundert.27 Unter den Herkunftsorten der Missionare der Oberrheinischen Provinz stechen die Bischofsstädte Mainz, Würzburg und Bamberg hervor. Vertreten ist aber auch das außerhalb der Provinz liegende Schnann in Tirol. Während von den fünf Missionaren aus der Österreichischen Provinz keine näheren Angaben vorliegen, lassen die Quellen zu den beiden Patres aus der Niederrheinischen Provinz, Robert Bernhard Junck und Johann Franz Joseph Trarbach, einige Aussagen zu. Robert Bernhard Junck wurde als viertes Kind von Dr. Johann Junck und Anna Jacoba Dräger28 in Trier geboren. Möglicherweise prägend für seine spätere Entscheidung zum geistlichen Stand mag der Umstand gewesen sein, daß Robert Bootz, der Abt des Zisterzienserklosters Himmerod, als einer seiner Paten fungierte.29 Aus einer wohlhabenden Familie in Ehrenbreitstein (gegenüber von Koblenz) stammte Johann Trarbach, Sohn von Gabriel Ignaz Trarbach, der hohe Ämter in der Verwaltung des Kurfürstentums Trier bekleidete, und seiner Ehefrau 20 Vgl. AEB, Matrikeln Bamberg, Unsere Liebe Frau, Bd. 8, S. 105. 21 Vgl. ARSI, Rhen. Sup. 24, fol. 356r (Cat. Prim. 1770). 22 Vgl. DA Würzburg, Matrikeln Würzburg-Dompfarrei, Bd. A7 (Taufen), S. 3. 23 Vgl. Mungenast, Joseph Munggenast, S. 7. 24 Vgl. ebd., S. 8. 25 Nach Joseph Munggenasts Tod setzten seine Söhne Franz (1724–1748) und Matthias (1729– 1798) das Werk des Vaters fort. Vgl. Bruckmüller, Munggenast, Josef, S. 445. 26 Vgl. ebd. 27 Zu den wichtigsten Werken von Sigismund Munggenast zählen Abteibauten in Echternach und die Orangerie im Abteigarten, zu jenen seines Sohnes der Gartenpavillon in Echternach und das Sommerschloß der Äbte in Weilerbach. Vgl. Mungenast, Joseph Munggenast, S. 9f. 28 Vgl. BATr, Familienbuch Trier-Liebfrauen 1, 208 Nr. 665. 29 Vgl. ebd.

4.1 Werdegang vor der Entsendung

101

Antonetta Margaretha.30 Als Pate fungierte Johann Franz von Gaertz, Sohn des kurtrierischen Geheim- und Parlamentsrates Heinrich Walter von Gaertz.31 Er war mit Maria Agnes Trarbach, einer Tochter von Gabriel Ignaz Trarbach, verheiratet und somit Schwager des Täuflings.32 Die Familie Trarbach war folglich mit der ebenfalls in kurtrierischen Diensten stehenden Familie von Gaertz verwandt, die über umfangreiche Besitzungen verfügte und hohe Ämter bekleidete. Der Bruder des Paten, Johann Hugo von Gaertz, war seit 1715 Weihbischof und Generalvikar in Osnabrück und Apostolischer Vikar der Nordischen Missionen.33 Er starb jedoch bereits im Alter von nur 32 Jahren am Weihnachtsfest 1716. Sein Bruder, der Patenonkel des Missionars, Johann Franz von Gaertz, starb ebenfalls sehr früh am 12. Dezember 1719.34 Gleichwohl bestätigt sich auch hier das bereits mehrfach gewonnene Bild, daß die Patres unter den Missionaren aus gehobenen Gesellschaftsschichten stammten und familiäre Kontakte zum geistlichen Stand häufig vorkamen. 4.1.2

Ausbildung und Beruf

Ihre schulische Ausbildung absolvierten viele Missionare in einem Kolleg der Jesuiten, so daß hier bereits eine Verbindung zum Orden aufgebaut wurde.35 Mehrere Missionare besuchten das Salvatorgymnasium der Jesuiten in Augsburg, so Franz Xaver Dirrheim,36 Michael Durst37 und Kaspar Rueß. Gerade Rueß hatte einen weiten Weg in Kauf zu nehmen, um diese qualifizierte Ausbildung zu erhalten; täglich morgens und abends mußte er fünf Kilometer zwischen Elternhaus und Schule zurücklegen. Es gab von 1592 bis 1614 nach den Matrikeln keinen anderen Fall, in dem einem Schüler gestattet wurde, außerhalb Augsburgs zu wohnen. Im Falle von Kaspar Rueß war dies wahrscheinlich aufgrund einer besonderen Empfehlung des Benediktinerabtes von St. Ulrich und Afra möglich.38 Der allgemeinen Schulbildung folgte das zweijährige Noviziat, das in der Oberrheinischen Provinz in Mainz (Bayer, Helm, Lentze), in der Niederrheinischen Provinz in Trier (Junck, Trarbach), in der Oberdeutschen Provinz in Landsberg (Deprato, Dirrheim, Durst, Dominicus Mayr, Meges, Piron, Reinmann, Reisner, Rueß, Sebastian Schmid, Schwender), in der Böhmischen Provinz in Brünn (Arlet, Borinie, Faltick, Hirschko, Röhr, Simon Schmidt) sowie in der Österreichischen Provinz in Trentschin (Eder, Zacharias), Tyrnau (Reiter) oder Wien (Sussich, Wibmer) absolviert wurde. 30 Vgl. BATr, Kirchenbuch Heilig Kreuz Koblenz-Ehrenbreitstein 1, S. 128. 31 Vgl. ebd.; Wagner, Coblenz-Ehrenbreitstein, S. 66. 32 Vgl. Wagner, Coblenz-Ehrenbreitstein, S. 66. 33 Vgl. Gatz, Bischöfe, S. 143. 34 Vgl. Wagner, Coblenz-Ehrenbreitstein, S. 66. 35 Zum allgemeinen Ausbildungsweg der Jesuiten, der einem im Orden etablierten Muster folgte, sei an dieser Stelle auf die Ausführungen zu den Brasilien-Missionaren verwiesen.Vgl. Meier/ Amado Aymoré, Jesuiten aus Zentraleuropa, Bd. 1: Brasilien, S. 131f. 36 Dirrheim/Stadelmann, Biennium Itineris, S. 376 (Stadelmann, P. Franz Xaver Dirrheim SJ – Lebenslauf). 37 Vgl. Rupp, Schüler, S. 66. 38 Vgl. Lotz, Caspar Rueß, S. 15.

102

4. Die Missionare zentraleuropäischer Provenienz

Für die Priesteramtskandidaten schloß sich das dreijährige Philosophiestudium an, das regulär mit dem Magister Philosophiae abgeschlossen wurde. Wolfgang Bayer beendete 1742 an der Akademie in Bamberg das Philosophiestudium mit der Verteidigung von Lehrsätzen.39 Einige wenige Missionare hatten bereits vor dem Ordenseintritt das Philosophiestudium absolviert, so u. a. Joseph Wibmer, der 1739 in Graz zunächst den Titel des Magister Philosophiae erwarb40 und noch vor dem Ordenseintritt sogar zum Doctor Philosophiae promoviert wurde.41 Die meisten späteren Missionare absolvierten ihre philosophischen Studien erst nach dem Ordenseintritt. Ein in anderer Hinsicht ungewöhnlicher Ausnahmefall war Joseph Mayer, der zunächst als Laienbruder nach Peru kam und wegen seiner hervorragenden Fähigkeiten bald in der Apotheke des Kollegs San Pablo tätig war.42 Später wurde er dann noch für das Studium bestimmt, um Priester zu werden, so daß er das Philosophieund Theologiestudium in Lima absolvierte.43 An das Philosophiestudium schloß sich eine mehrjährige Lehrtätigkeit in den sprachlich-humanistischen oder mathematisch-arithmetischen Fächern an, das Magisterium. Exemplarisch sei an dieser Stelle Karl Helm genannt, der 1738/39 am Kolleg in Mannheim studia inferiora,44 1739/40 Grammatik,45 1740/41 Syntax,46 1741/42 Poesie47 sowie 1742/43 Rhetorik und Poesie in der Residenz Worms48 und 1743/44 in der Residenz Neustadt unterrichtete.49 Nach dem Magisterium begann das vierjährige Theologiestudium, welches die Voraussetzung für die höheren Weihen war. Die meisten späteren Missionare absolvierten es vor der Überfahrt in die Mission. Eine Ausnahme bildete Joseph Reisner, der das Theologiestudium sogar vor dem Ordenseintritt abschloß.50 Einige Missionare schlossen das Theologiestudium erst nach der Überfahrt in die Mission ab. So begann Wolfgang Bayer 1746/47 in Würzburg mit dem Theologiestudium.51 Am 14. Februar 1749 brach er jedoch mit drei weiteren Jesuiten von Würzburg aus nach Spanien auf, da er für die Überseemission bestimmt worden war.52 Das dritte Jahr des Theologiestudiums absolvierte er höchstwahrscheinlich in 39 Vgl. Jäck, Pantheon, Sp. 63. Bayer erwarb den akademischen Grad eines Magister Philosophiae. Vgl. ARSI, Rhen. Sup. 21, fol. 47v (Cat. Prim. 1743). 40 Vgl. ARSI, Austr. 118, S. 72 (Cat. Prim. 1770). Zum Grad des Magister Philosophiae vgl. ARSI, Austr. 93, S. 387 (Cat. Prim. 1746). 41 Vgl. ARSI, Austr. 90, S. 428 (Cat. Prim. 1743). 42 Vgl. Martín, Conquista intelectual, S. 134. 43 Nach Martín verlor das Kolleg San Pablo dadurch einen seiner größten deutschen Apotheker. Vgl. ebd., S. 134. 44 Vgl. ARSI, Rhen. Sup. 26 II, fol. 729v (Cat. Brev. 1738/39). 45 Vgl. ebd., fol. 740v (Cat. Brev. 1739/40). 46 Vgl. ebd., fol. 750v (Cat. Brev. 1740/41). 47 Vgl. ARSI, Rhen. Sup. 27, S. 18 (Cat. Brev. 1741/42). 48 Vgl. ebd., S. 29 (Cat. Brev. 1742/43). 49 Vgl. ebd., S. 28 (Cat. Brev. 1743/44). 50 Vgl. ARSI, Germ. Sup. 50, fol. 173v (Cat. Brev. 1722/23). 51 Vgl. ADPSJ, C XV 90, S. 7 (Cat. Brev. Rhen. Sup. 1746/47). 52 Vgl. Bayer, Reise nach Peru, S. 115. 1749 auf dem Weg in die Mission, vgl. ARSI, Rhen. Sup. 22, fol. 69r (Cat. Prim. 1749). Zum Abreisedatum vgl. AGI, Contratación 5548, Núm. 1, R. 3 (5), fol. 1v.

4.1 Werdegang vor der Entsendung

103

Granada und empfing noch während seines Aufenthaltes in Spanien die Priesterweihe. Das vierte theologische Studienjahr schloß er am Colegio Máximo de San Pablo in Lima ab.53 Auch Johann Baptist Zacharias nahm seine theologischen Studien 1749 noch vor der Abreise in die Mission in Tyrnau auf54 und beendete sie erst am Kolleg San Pablo in Lima.55 Nikolaus Meges begann sein Theologiestudium in Granada56 und schloß es ebenfalls erst in Peru ab.57 Joseph Mayer schließlich absolvierte sein gesamtes Theologiestudium in Lima,58 da er, wie bereits erwähnt, zunächst als Laienbruder nach Peru kam und erst dort für das Studium bestimmt wurde. Die Priesterweihe wurde üblicherweise nach dem dritten theologischen Studienjahr erteilt. Dementsprechend empfingen die meisten Missionare sie noch vor der Überfahrt in die Mission. Johann Wolfgang Bayer wurde im Sommer 1750 in Córdoba/Spanien geweiht,59 als er sich schon auf der Reise in die Mission befand, während Joseph Reisner erst in Lima die Priesterweihe empfing.60 Da nicht alle späteren Missionare nach Abschluß des Theologiestudiums bereits nach Übersee entsandt wurden, waren sie zum Teil noch mehrere Jahre in ihren Heimatprovinzen in verschiedenen Bereichen des Ordens tätig, u. a. als Lehrer, Prediger, Katecheten, Volksmissionare, Beichtväter oder Seelsorger in verschiedenen Kongregationen. Franz Xaver Dirrheim vereint all diese unterschiedlichen Tätigkeitsfelder in seiner Laufbahn. So unterrichtete er Philosophie am Kolleg in Brig und war gleichzeitig als Volksmissionar tätig.61 Später lehrte er Philosophie am Kolleg zu Konstanz, war Beichtseelsorger in der Jesuitenkirche62 und Präses der Bürgerkongregation.63 Schließlich wechselte er noch einmal in die Residenz Ellwangen, um dort als Volksmissionar, Beichtseelsorger und Katechet tätig zu sein.64 Während die meisten Missionare noch vor der Überfahrt das Tertiat absolvierten, legten sie das vierte Ordensgelübde, die Professio Quattuor Votorum, meist erst nach mehreren Jahren ihrer Arbeit in der Mission ab, so beispielsweise Johann Wolfgang Bayer in Juli am Titicacasee,65 Franz Borinie66 und Stanislaus Arlet in

53 Vgl. Bayer, Brief an einen Priester, S. 130; AHN, Sección „Clero Jesuitas“, Legajo 826/7. 54 Vgl. ARSI, Austr. 129, fol. 123r (Cat. Brev. 1749). 55 Vgl. ADPSJ, Abt. 47 (Nachlaß Anton Huonder SJ), Mappe Peru, S. 323. 56 Vgl. BayHStA, Jes. 607/205, fol. 668f. (Meges, Brief vom 14. September 1723). 57 Vgl. Sierra, Jesuitas germanos, S. 374. 58 Vgl. Martín, Conquista intelectual, S. 134; Strobel, Personalkartei IV,4. 59 Vgl. Bayer, Reise nach Peru, S. 150. Die Priesterweihe erfolgte vor seiner Ankunft in Peru 1751. Vgl. ARSI, Peru 9, fol. 383r (Suppl. Cat. Prim. 1751). 60 Vgl. BayHStA, Jes. 595/II/22, fol. 65–67 (Meges, Brief vom 26. Dezember 1725). 61 Vgl. ARSI, Germ. Sup. 49, fol. 346r (Cat. Brev. 1711/12); ebd., fol. 376r (Cat. Brev. 1712/13). 62 Vgl. ebd., fol. 411v (Cat. Brev. 1713/14). 63 Vgl. ebd., fol. 443r (Cat. Brev. 1714/15). 64 Vgl. ARSI, Germ. Sup. 50, fol. 6v (Cat. Brev. 1715/16). 65 Vgl. ARSI, Peru 10, fol. 10r (Cat. Prim. 1758); ARSI, Rhen. Sup. 24, fol. 319r (Cat. Prim. 1770). 66 Vgl. Original in ARSI, Hisp. 20, fol. 363f. Vgl. Baptista Morales/Krajcar, Boryne (Borinie) von Lotha, František (Francisco), S. 497.

104

4. Die Missionare zentraleuropäischer Provenienz

Cochabamba,67 Kaspar Deprato in San Martín/Moxos,68 Michael Durst in Potosí,69 Franz Xaver Eder in Santa Magdalena/Moxos,70 Franz Faltick71 und Peter Piron in San Pedro/Moxos,72 Karl Hirschko und Johann Röhr in San Borja/Moxos,73 Joseph Mayer,74 Nikolaus Meges75 und Joseph Reisner in Trinidad/Moxos,76 Joseph Wibmer in San José/Moxos77 oder Johann Zacharias in San Ignacio/Moxos.78 Die Hälfte der insgesamt zwölf Laienbrüder hatte den Beruf des Schmieds erlernt: Johann Heinrich Detker aus der Oberrheinischen Provinz,79 Willibald Gumbberger aus der Böhmischen Provinz, der als Silberschmied80 und Gürtelmacher (Zonarius81 bzw. Cingularius82) ausgebildet war, Adalbert Wenzel Marterer aus der Böhmischen Provinz, der ebenfalls eine Ausbildung als Silberschmied absolviert hatte, Peter Oehlgartner aus der Böhmischen Provinz,83 der Kupferschmied Georg Stephan Reß aus der Oberrheinischen Provinz84 sowie Karl Schmidlehner aus der Oberdeutschen Provinz, der bereits als ausgebildeter Schmied und Gürtler in die Gesellschaft Jesu eintrat.85 Vier Missionare hatten vor ihrer Abreise in die Mission eine pharmazeutische oder medizinische Ausbildung absolviert: Michael Herold aus der Böhmischen Provinz, der nach dem Noviziat in Olmütz und Prag als Krankenbruder tätig war,86 Johann Jacob aus der Oberrheinischen Provinz,87 Franz Zimmermann aus der Oberrheinischen Provinz88 und Ferdinand Antonius Thaddäus Mittermayr aus der 67 68

Vgl. Original in ARSI, Hisp. 20, fol. 401–402. Vgl. Strobel/Baptista Morales, Deprato (Andermatt), Johann Kaspar (Juan Gaspar), S. 1084. Zum Profeßdatum vgl. ARSI, Peru 7, fol. 7v (Suppl. Cat. Prim. et Sec. 1722). 69 Vgl. Original in ARSI, Hisp. 42, fol. 140. Zum Profeßdatum vgl. ARSI, Peru 4 II, fol. 341v (Cat. Prim. 1631). 70 Vgl. Original in ARSI, Hisp. 34, fol. 222f. 71 Vgl. Sierra, Jesuitas germanos, S. 372. 72 Vgl. ADPSJ, Abt. 47 (Nachlaß Anton Huonder SJ), Mappe Peru, S. 302. Zum Profeßdatum vgl. ARSI, Peru 7, fol. 10r (Suppl. Cat. Prim. 1724); ARSI, Peru 9, fol. 12v (Cat. Prim.1728); ebd., fol. 74v (Cat. Prim.1732). 73 Zu Hirschko vgl. Baptista Morales, Hirschko, Carlos [Karl], S. 1927. Zum Datum vgl. ARSI, Boh. 86, S. 270 (Cat. Prim. 1770). Zu Röhr vgl. Original in ARSI, Hisp. 27, fol. 119f.; ARSI, Peru 9, fol. 75v (Cat. Prim. 1732). 74 Vgl. Original in ARSI, Hisp. 28, 330f. Zum Profeßdatum vgl. ARSI, Peru 9, fol. 240v (Suppl. Cat. Prim. 1736). 75 Vgl. Original in ARSI, Hisp. 28, 344f.; ARSI, Peru 9, fol. 240v (Suppl. Cat. Prim. 1736). 76 Vgl. Original in ARSI, Hisp. 28, fol. 222f.; ARSI, Peru 9, fol. 173r (Suppl. Cat. Prim. 1735). 77 Vgl. ADPSJ, Abt. 47 (Nachlaß Anton Huonder SJ), Mappe Peru, S. 322; ARSI, Austr. 118, S. 72 (Cat. Prim. 1770). 78 Vgl. Original in ARSI, Hisp. 32, fol. 502f. Zum Profeßdatum vgl. ARSI, Peru 10, fol. 9v (Cat. Prim. 1758). 79 Vgl. ADPSJ, Abt. 47 (Nachlaß Anton Huonder SJ), Mappe Peru, S. 277. 80 Vgl. ebd., S. 284. 81 Vgl. ARSI, Boh. 86, S. 64 (Cat. Prim. 1770). 82 Vgl. ARSI, Boh. 66, S. 332 (Cat. Prim. 1746); Fechtnerová, Mensajeros, S. 235. 83 Vgl. Fechtnerová, Mensajeros, S. 236. 84 Vgl. ARSI, Rhen. Sup. 24, fol. 356r (Cat. Prim. 1770). 85 Vgl. Huonder, Jesuitenmissionäre, S. 137. 86 Vgl. Grulich, Beitrag, S. 76. 87 Vgl. ADPSJ, Abt. 47 (Nachlaß Anton Huonder SJ), Mappe Peru, S. 287. 88 Vgl. Martín, Conquista intelectual, S. 134.

4.2 Wirken in Übersee

105

Oberdeutschen Provinz, der als Chirurg ausgebildet89 und vor der Überfahrt in die Mission als Krankenbruder in Ingolstadt tätig war.90 Zwei Laienbrüder hatten eine Ausbildung zum Kunst- und Möbeltischler absolviert: der bereits erwähnte Silberschmied Adalbert Wenzel Marterer aus der Böhmischen Provinz,91 der als Tischler in Glogau und Sagan tätig war, bevor er 1723 in die Mission ging92 und dort einen wichtigen künstlerischen Beitrag leistete, sowie Matthäus Munggenast aus der Oberrheinischen Provinz, der einer berühmten Tiroler Kunsthandwerkerfamilie entstammte und als Kunst- und Möbeltischler93 bereits vor seinem Ordenseintritt in Wien, Prag und Würzburg gearbeitet hatte.94 Der ebenfalls bereits erwähnte Schmied Peter Oehlgartner hatte zudem noch eine Ausbildung als Uhrmacher absolviert.95 Über die Tätigkeiten der Laienbrüder vor ihrer Überfahrt in die Mission ist wenig bekannt, nicht zuletzt, weil viele von ihnen sich schon bald nach dem Ordenseintritt auf die Überfahrt begaben. Peter Oehlgartner war vor seiner Abreise am Collegium Clementinum in Prag als Küchengehilfe tätig,96 während Willibald Gumbberger als Sakristan ebendort wirkte97 und als Kellermeister mit der Vorratshaltung des Kollegs beauftragt war.98 Die häufig vertretenen Berufe des Schmieds und Apothekers/Krankenbruders lassen einen Rückschluss auf die Bedürfnisse in Amerika zu. Handwerkliche Fähigkeiten waren sowohl für die Werkzeugherstellung in den Missionen als auch für den Wirtschaftsbetrieb der Kollegien von zentraler Bedeutung. Darüber hinaus mußte die medizinische Versorgung und Betreuung der Kranken nicht nur für die Mitglieder der eigenen Gemeinschaft, sondern auch für die spanische und indigene Bevölkerung sichergestellt werden.

4.2

Wirken in Übersee

4.2.1

Die Anreise

Der Großteil der zentraleuropäischen Missionare kam erst im 18. Jahrhundert in die Ordensprovinz Peru. Die Regierungen in Spanien und Portugal lehnten die Zulassung ausländischer Missionare für ihre Kolonialreiche lange Zeit ab, da sie befürchteten, Angehörige fremder Staaten könnten einen für die beiden Königreiche negativen Einfluß auf die eingeborene Bevölkerung nehmen. Erst als das enorme 89 Vgl. ADPSJ, Abt. 47 (Nachlaß Anton Huonder SJ), Mappe Peru, S. 300. 90 Vgl. AHN, Sección „Clero Jesuitas“, Legajo 826/7. 91 Vgl. Fechtnerová, Mensajeros, S. 236. 92 Vgl. Grulich, Beitrag, S. 76. 93 Vgl. Sierra, Jesuitas germanos, S. 374. 94 Vgl. ADPSJ, Abt. 47 (Nachlaß Anton Huonder SJ), Mappe Peru, S. 301. 95 Vgl. ARSI, Peru 10, fol. 22v (Cat. Prim. 1758); ARSI, Boh. 86, S. 268 (Cat. Prim. 1770). 96 Vgl. ARSI, Boh. 92 II, fol. 436r (Cat. Brev. 1748/49). 97 Vgl. AHN, Sección „Clero Jesuitas“, Legajo 826/7. 98 Vgl. ARSI, Boh. 92 II, fol. 403r (Cat. Brev. 1746/47).

106

4. Die Missionare zentraleuropäischer Provenienz

Anwachsen der Jesuitenmissionen den Einsatz ausländischer Missionare unumgänglich machte, gestattete der Indienrat 1664 die Zulassung von Missionaren aus den österreichischen Ländern der Habsburger; als Quote galt zunächst 25 Prozent; 1674 wurde sie auf 33 Prozent angehoben. Diese Erlaubnis kam zunehmend auch Bewerbern aus anderen Territorien des Heiligen Römischen Reiches zugute.99 Die Jesuiten begaben sich zunächst aus ihren Heimatprovinzen nach Spanien, um dort auf eine Gelegenheit zur Überfahrt über den Atlantik zu warten. Bis 1720 segelten die Flotten von Sevilla ab, danach infolge der Versandung des Flusses Guadalquivir fast nur noch von Cádiz. In Sevilla, Cádiz und anderen Hafenstädten hatten die Jesuiten Häuser für die „Indienfahrer“ eingerichtet, die als Unterkunft und zur Vorbereitung auf die missionarische Tätigkeit dienten. Während der häufig ein bis zwei Jahre dauernden Wartezeit erlernten die Missionare die spanische Sprache, waren in der Seelsorge und in handwerklichen Berufen tätig100 oder setzten ihre Studien fort.101 Der Reiseweg verlief über den Atlantik nach Cartagena und von dort nach Panama, wo der Isthmus auf dem Landweg überquert werden mußte. Von Panama aus ging es zunächst mit dem Schiff in südlicher Richtung weiter bis nach Paita, einem Hafen an der Nordspitze von Peru und von dort aus auf dem Landweg mit Maultieren an der Küste entlang bis nach Lima. Dieser Weg über Panama und entlang der Küste Perus war als „Todesweg“ bekannt,102 da viele von Fieber befallen wurden oder den Strapazen erlagen. Daher wurden im 18. Jahrhundert die für die Ordensprovinz Peru bestimmten Missionare auch über Paraguay an ihre Bestimmungsorte geschickt. Von Spanien aus liefen alle ein bis zwei Jahre kleine Flotten aus, die Montevideo und Buenos Aires ansteuerten. Von dort aus durchquerten die Peru-Missionare mit Ochsenkarren und Maultieren in nordwestlicher Richtung den Kontinent auf dem Weg in ihre Missionsgebiete.103 Insgesamt kamen die Missionare in acht verschiedenen Reisegruppen nach Peru: 1617

Ankunft der ersten deutschen Missionare aus der Oberdeutschen Provinz in Lima: P. Michael Durst, P. Ferdinand Reinmann und P. Kaspar Rueß.

1696

Ankunft der zweiten Reisegruppe in Peru: P. Stanislaus Arlet, P. Franz Borinie (und P. Joseph Leyden104).

99 Vgl. Nebgen, Missionarsberufungen, S. 42–55. 100 Vgl. Jaksch, Sudetendeutsche, S. 17. 101 Vgl. Bayer, Reise nach Peru, S. 138. 102 Vgl. Jaksch, Sudetendeutsche, S. 20. 103 Vgl. ebd., S. 21. 104 Borinie kam 1696 in Lima an. Vgl. Baptista Morales/Krajcar, Boryne (Borinie) von Lotha, František (Francisco), S. 497. Arlet ist erstmals 1696 in den Ordenskatalogen von Peru in der Moxos-Mission nachweisbar. Vgl. ARSI, Peru 6, fol. 125v (Cat. Prim. 1696); ARSI, Peru 11, fol. 62r (Cat. Brev. 1696). Das gleiche gilt für Leyden. Vgl. ebd., fol. 62r (Cat. Brev. 1696); ARSI, Peru 6, fol. 126r (Cat. Prim. 1696). Da die Missionare 1695 zusammen aus Spanien abreisten, ist anzunehmen, daß sie auch gemeinsam 1696 in Peru ankamen.

4.2 Wirken in Übersee

107

1718

Ankunft der dritten, bereits über Buenos Aires gereisten Gruppe in Moxos: P. Johann Kaspar Deprato, P. Franz Xaver Dirrheim, P. Dominicus Mayr, P. Petrus Piron, P. Sebastian Schmid und P. Joseph Schwender.105

1724

Ankunft der vierten Reisegruppe: P. Franz Faltick, Br. Michael Herold, Br. Adalbert Marterer, P. Joseph Mayer, P. Nikolaus Meges, Br. Matthäus Munggenast, P. Joseph Reisner, P. Joseph Reiter, P. Johann Röhr, Br. Karl Schmidlehner und P. Simon Schmidt.106

1751

Ankunft der fünften Reisegruppe: Br. Willibald Gumbberger, P. Karl Helm, P. Karl Hirschko, P. Robert Junck, P. Nikolaus Sussich, P. Franz Trarbach und P. Joseph Wibmer (und Johannes Schretter, der noch Student war).

1751 1751

Ankunft der sechsten Reisegruppe: P. Johann Wolfgang Bayer, P. Franz Xaver Eder, P. Joseph Lentze, P. Johannes Zacharias. Ankunft der siebten Reisegruppe: Br. Heinrich Detker, Br. Johannes Jacob, Br. Peter Oehlgartner, Br. Georg Stephan Reß, Br. Georg Sporer und Br. Franz Zimmermann.

1763

Ankunft von Br. Ferdinand Mittermayr

Übersicht nach Ankunftsjahren Jahr

Anzahl

Patres/Brüder

Provinz*

1617

3

3 Patres

3 OD

1696

2 (+ 1)

2 Patres (+ 1)

2 BÖ (+ 1 RO)

1718

6

6 Patres

6 OD

1724

11

7 Patres, 4 Brüder

5 BÖ, 4 OD, 1 ÖS, 1 OR

1751

17 (+ 1)

10 Patres (+ 1), 7 Brüder

3 BÖ, 4 ÖS, 8 OR, 2 NR (+ 1 GE)

1763

1

1 Bruder

1 OD

* Böhmische (BÖ), Genuesische (GE), Niederrheinische (NR), Oberdeutsche (OD), Oberrheinische (OR), Österreichische (ÖS), Römische (RO) Provinz. 105 Die Missionare wurden 1716 entsandt. Vgl. Vargas Ugarte, Historia de la Compañía de Jesús, Bd. III, S. 56. Vgl. Storni, Catálogo, S. 84. 106 Die Missionare wurden 1723 entsandt. Vgl. Vargas Ugarte, Historia de la Compañía de Jesús, Bd. III, S. 56.

108

4. Die Missionare zentraleuropäischer Provenienz

Insgesamt waren 12 Laienbrüder und 28 (+2) Patres aus den fünf zentraleuropäischen Provinzen in Peru tätig. Die meisten von ihnen (35+1) kamen erst im 18. Jahrhundert nach Peru; nur fünf (+1) von ihnen waren schon im 17. Jahrhundert dort tätig. Hierfür war insbesondere der gestiegene Bedarf an Seelsorgern in der Moxos-Mission ursächlich, die stetig ausgeweitet wurde. Dementsprechend wurden dort fast alle Patres eingesetzt, ausgenommen jene, die bereits Anfang des 17. Jahrhunderts nach Peru kamen. Joseph Lentze war zwar für Moxos bestimmt, verstarb jedoch auf der Reise dorthin in Cuzco. Die einzige Ausnahme im 18. Jahrhunderts stellt Wolfgang Bayer dar, der in Juli, dem zweiten wichtigen Missionsgebiet der Provinz Peru, wirkte. Anders sieht die Situation bei den Laienbrüdern aus. Sie wurden verstärkt in den Kollegien und Residenzen der Provinz eingesetzt, während nur drei (Marterer, Munggenast und Schmidlehner) in der Moxos-Mission tätig waren. 4.2.2 Die Aufgabenfelder Die Tätigkeitsfelder der Laienbrüder in Übersee entsprechen ihren im vorausgehenden Kapitel genannten Ausbildungen. Der Beruf des Schmieds rangiert dabei an erster Stelle. Am Kolleg San Pablo in Lima waren gleich drei Brüder in diesem Handwerk tätig, nämlich Heinrich Detker als Schmied, Willibald Gumbberger als Silberschmied (Argentarius) und Stephan Reß als Kupferschmied (Cuprifaber).107 Viele Brüder waren als Apotheker tätig, was mit der herausragenden Stellung der Apotheke des Kollegs von San Pablo in Lima zusammenhing. Joseph Zeitler, der in Chile wirkte, hielt sich von 1754 bis 1756 in Lima auf, um die Apotheke des Kollegs San Pablo mit seinen herausragenden medizinischen, pharmazeutischen und chemischen Kenntnissen zu reorganisieren.108 Franz Zimmermann war als Gehilfe des Apothekers im Kolleg San Pablo tätig.109 Am Kolleg von Cuzco wirkten Michael Herold als Apotheker110 und Johann Jacob als Gehilfe des Apothekers (Socius Pharmacopolae).111 Erwähnt werden muß an dieser Stelle auch Joseph Mayer, der 1724 als Laienbruder und Apotheker nach Peru kam und wegen seiner hervorragenden Fähigkeiten sofort nach seiner Ankunft in Lima in der Apotheke des Kollegs San Pablo tätig war. Schon nach wenigen Jahren wurde er jedoch für das Studium bestimmt, um Priester zu werden. Spätestens 1732 kam er in die Moxos-Mission.112 Darüber hinaus waren die Laienbrüder hauptsächlich in der Ökonomie eingesetzt; sie versahen Dienste in der Haushaltung oder waren mit der Verwaltung der Landgüter betraut. So war Willibald Gumbberger zeitweise mit der Verwaltung 107 Vgl. ARSI, Peru 11, fol. 131r (Cat. Brev. 1751). 108 Vgl. Martín, Conquista intelectual, S. 135. Zeitler wirkte von 1748 bis zu seiner Ausweisung 1771 in Chile, unterbrochen von einem zweijährigen Einsatz in Peru (1754–1756). Zu den biographischen Angaben über Zeitler vgl. Meier/Müller, Jesuiten aus Zentraleuropa, Bd. 2: Chile, S. 431–440. 109 Vgl. ARSI, Peru 11, fol. 131r (Cat. Brev. 1751). Die Tätigkeit am Kolleg San Pablo als Apotheker ist auch belegt durch Martín, Conquista intelectual, S. 134. 110 Vgl. ARSI, Peru 9, fol. 28r (Cat. Prim. 1728); ARSI, Peru 11, fol. 123v (Cat. Brev. 1732). 111 Vgl. ARSI, Peru 11, fol. 132r (Cat. Brev. 1751). 112 Vgl. Martín, Conquista intelectual, S. 134.

4.2 Wirken in Übersee

109

der zum Kolleg San Pablo gehörenden Landgüter beauftragt,113 während Johann Jacob in der Verwaltung der dem Kolleg in Chuquisaca gehörenden Haciendas San Juan Baptista, Rio Grande und Francisco de Paula bis zur Vertreibung tätig war.114 Eine ähnliche Aufgabe versahen in der Moxos-Mission Karl Schmidlehner115 und Matthäus Munggenast,116 der dem Verwalter der Weingüter als Gehilfe zugeordnet war.117 Ein vielseitiges Talent war Georg Sporer; er wirkte als Administrator der Hacienda bzw. chacarilla San Bernardo, die zur Residenz Nuestra Señora de los Desamparados in Lima gehörte.118 Bezeugt ist er auch am Kolleg San Pablo in Lima als Speisesaalpräfekt (Praefectus refectorii),119 Subminister,120 Despensero und Gehilfe des Ministers.121 Darüber hinaus war er zeitweise mit der Verwaltung der Kleiderkammer betraut (Custos vestium)122 und ist 1767 als Bäcker im Noviziatshaus in Lima.123 Sporer war insgesamt 10 Jahre als Dispensator und 6 Jahre als Oeconomus in Peru tätig.124 Peter Oehlgartner war als Uhrmacher (Horologiarius) am Kolleg San Pablo in Lima tätig125 und hatte häusliche Arbeiten (Oficios domesticos) an den Kollegien San Pablo in Lima, in Guamanga, Cuzco und Chuquisaca zu verrichten,126 ebenfalls Stephan Reß am Kolleg San Pablo.127 Einige Brüder versahen das Amt des Sakristans, so Willibald Gumbberger am Kolleg San Pablo128 Johann Jacob am Kolleg Potosí und Ferdinand Mittermayr am Kolleg von Arequipa.129 Mit einer klassischen Aufgabe der Laienbrüder war Karl Schmidlehner betraut, der am Kolleg von Arequipa als Pförtner tätig war.130 Der Künstler Adalbert Marterer unterhielt in der Reduktion San Pedro in der Moxos-Mission seine Werkstätten.131 Sein Werk wird an anderer Stelle noch näher ge­würdigt.

113 Vgl. ADPSJ, Abt. 47 (Nachlaß Anton Huonder SJ), Mappe Peru, S. 284. 114 Vgl. AHN, Sección „Clero Jesuitas“, Legajo 826/7. 115 Vgl. ARSI, Peru 9, fol. 196v (Cat. Prim. 1741). 116 Vgl. ebd., fol. 129r (Cat. Prim. 1735), fol. 196v (Cat. Prim. 1741), fol. 266v (Cat. Prim. 1748), Peru 9, fol. 340r (Cat. Prim. 1754). 117 Vgl. ARSI, Peru 10, fol. 19v (Cat. Prim. 1758). 118 Vgl. Vargas Ugarte, Jesuitas Peruanos, S. 194. 119 Vgl. ARSI, Peru 11, fol. 131r (Cat. Brev. 1751). 120 Vgl. ARSI, Peru 9, fol. 344r (Cat. Prim. 1754). 121 Vgl. AHN, Sección „Clero Jesuitas“, Legajo 826/7. 122 Vgl. ARSI, Peru 10, fol. 23v (Cat. Prim. 1758). 123 Vgl. ADPSJ, Abt. 47 (Nachlaß Anton Huonder SJ), Mappe Peru, S. 320. 124 Vgl. ARSI, Rhen. Sup. 24, fol. 338r (Cat. Prim. 1770). 125 Vgl. ADPSJ, Abt. 47 (Nachlaß Anton Huonder SJ), Mappe Peru, S. 301; ARSI, Peru 11, fol. 131r (Cat. Brev. 1751). Zur Tätigkeit als Uhrmacher vgl. auch ARSI, Peru 10, fol. 22v (Cat. Prim. 1758; Elgartner). 126 Vgl. AHN, Sección „Clero Jesuitas“, Legajo 826/7. 127 Vgl. ARSI, Peru 9, fol. 344r (Cat. Prim. 1754). 128 Vgl. ARSI, Peru 11a, fol. 6v (Teil 1) (Camperberger); Sierra, Jesuitas germanos, S. 372; Vargas Ugarte, Jesuitas Peruanos, S. 192. 129 Vgl. AHN, Sección „Clero Jesuitas“, Legajo 826/7. 130 Vgl. ARSI, Peru 11, fol. 129dv (Cat. Brev. 1748); ARSI, Peru 9, fol. 266v (Cat. Prim. 1748). 131 Vgl. Plattner, Deutsche Meister, S. 37.

110

4. Die Missionare zentraleuropäischer Provenienz

Die ersten drei Jesuitenpatres Durst, Reinmann und Rueß, die 1618 aus der Oberdeutschen Provinz nach Peru kamen, wirkten als Seelsorger unter der spanischen Bevölkerung und unter den in den Städten ansässigen Indios sowie im bereits zu diesem Zeitpunkt existierenden Missionszentrum von Juli auf dem Altiplano. Durst war bereits 1619 in Juli132 und setzte seine Tätigkeit unter der indigenen Bevölkerung später am Kolleg San Borja in Potosí fort.133 1628 führt er gemeinsam mit P. Jerónimo de Montalvo von Potosí aus eine Mission unter einer benachbarten Völkerschaft durch.134 Später wirkte er auch als Seelsorger unter der spanischen Bevölkerung.135 1637 bekleidete Durst das Amt des Vizerektors am Kolleg in Potosí,136 einige Jahre später dann am Kolleg von Oruro.137 Reinmann zog es hingegen in die wissenschaftliche Laufbahn. Er unterrichtete zunächst am Kolleg San Martín in Lima,138 bevor er an der 1623 gegründeten Universität von La Plata in Chuquisaca als Philosophie- und Theologieprofessor lehrte139 und auch den Lehrstuhl der Schönen Künste innehatte.140 Später wechselte er als Theologieprofessor an das Kolleg San Pablo nach Lima, dessen Rektor er von 1638 bis zu seinem Tode 1640 war.141 Rueß wurde zwar zunächst ebenfalls in Lima als Lehrer eingesetzt, aber schon bald an die damals äußerste Grenze des von Spaniern bewohnten Gebietes nach Santa Cruz de la Sierra versetzt.142 Dort verfaßte er noch 1618 einen Bericht über seine Reise in lateinischer Sprache sowie eine Grammatik in Gorgotoqui, das zur Sprachfamilie der Chiquitos gehört.143 1620 brach er in Begleitung von P. Martín de Campo sowie einiger Spanier und christlicher Indianer zu einer Erkundungsfahrt in die schwer zugänglichen und weit abgelegenen Gebiete der noch wilden und heidnischen Orchones und Xaraxes auf.144 Es dauerte mehr als ein halbes Jahrhundert, bis nach diesen drei Pionieren wieder Jesuiten aus der Deutschen Assistenz der Gesellschaft nach Peru kamen, wo 1682 Loreto als erste Mission in der Ebene von Moxos gegründet worden war.145 1696 kamen die Patres Stanislaus Arlet und Franz Borinie aus der Böhmischen 132 Vgl. ARSI, Peru 4 I, fol. 212r (Cat. Prim. 1619). 133 Vgl. ARSI, Peru 4 II, fol. 279r (Cat. Prim. 1625). 134 Vgl. Vargas Ugarte, Historia de la Compañía de Jesús, Bd. II, S. 27. 135 Vgl. ARSI, Peru 4 II, fol. 341v (Cat. Prim. 1631). 136 Vgl. ebd., fol. 375r (Cat. Prim. 1637). 137 Vgl. ebd., fol. 466v (Cat. Prim. 1654). 138 Vgl. ADPSJ, Abt. 47 (Nachlaß Anton Huonder SJ), Mappe Peru, S. 304. Vgl. Vargas Ugarte, Historia de la Compañía de Jesús, Bd. I, S. 331; ebd., Bd. II, S. 221. 139 Vgl. Strobel, Personalkartei IV,9. Zur Tätigkeit als Philosophie- und Theologieprofessor vgl. Sierra, Jesuitas germanos, S. 374. 140 Vgl. ADPSJ, Abt. 47 (Nachlaß Anton Huonder SJ), Mappe Peru, S. 304. Vgl. Vargas Ugarte, Historia de la Compañía de Jesús, Bd. I, S. 331; ebd., Bd. II, S. 221. 141 Vgl. Strobel, Personalkartei IV,9. Zum Todesdatum vgl. auch Strobel, Schweizer Jesuiten­ lexikon, S. 335. 142 Vgl. ADPSJ, Abt. 47 (Nachlaß Anton Huonder SJ), Mappe Peru, S. 310. 143 Vgl. Baptista Morales, Ruess (Ruiz), Kaspar (Gaspar), S. 3432. 144 Vgl. ADPSJ, Abt. 47 (Nachlaß Anton Huonder SJ), Mappe Peru, S. 310. 145 Vgl. Barnadas, Eder, S. XLIII; Denevan, Aboriginal cultural geography, S. 30; Block, Mission culture, S. 37.

4.2 Wirken in Übersee

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Provinz in Moxos an.146 Der Generalobere Tirso Gonzalez hatte die beiden 1692 persönlich ausgewählt und war von ihrer Qualifikation für dieses noch recht junge Missionsgebiet überzeugt. Der Provinzialobere von Peru, Emanuel de Boye, und der Missionssuperior P. Antonius Orellana setzten die beiden von Anfang an in der Mission ein und wußten ihre Zähigkeit und ihren Bekehrungseifer zu schätzen.147 Stanislaus Arlet konnte große missionarische Erfolge unter der indigenen Bevölkerung in Moxos erzielen, da er sechs verschiedene indigene Völker für das Christentum gewinnen konnte, darunter mit der Gründung der Mission San Pedro die damals wegen ihrer Wildheit und Grausamkeit noch gefürchteten Canichanas.148 Wegen seiner außergewöhnlichen wissenschaftlichen Befähigung wurde er jedoch 1703 als Dozent an das Kolleg von Chuquisaca berufen, wo er mehrere Jahre tätig war.149 Er unterrichtete zunächst Moraltheologie, dann Dogmatik150 und wirkte nebenbei als Seelsorger unter den Spaniern.151 Er war auch Prediger, Beichtseelsorger und Exerzitienmeister.152 1712/13 wurde er Rektor des Kollegs,153 ein Amt, das er später noch am Kolleg von Potosí ausübte.154 Nicht minder erfolgreich wirkte Franz Borinie in Moxos. Borinie ging zunächst nach Cochabamba und arbeitete in der Reduktion San Borja (1697–1702). Um 1700 unternahm er auf dem Río Beni und seinen Zuflüssen eine Erkundungsreise von Reyes bis Coroico bei La Paz und entdeckte so eine neue Verbindungsroute. Er gründete 1703 die Reduktion San Pablo am Ufer des Flusses Yacuma, wo er bis zu seinem Tode blieb. Er machte nach dem Zeugnis von Stanislaus Arlet die Arbeit von zwanzig Personen. Er entdeckte über 100 bis dahin unbekannte ethnische Gruppen und führte sie in Reduktionen zusammen, ließ Kirchen errichten, führte Ackerbau, Viehzucht und Gewerbe ein, unterwies die Indios im Handwerk und erteilte ihnen Musikunterricht. Für seinen missionarischen Einsatz erhielt er vom Vizekönig von Peru im Namen des spanischen Königs ein besonderes Dank- und Belobigungsschreiben.155 An dieser Stelle sei auch Franz Xaver Leyden erwähnt, der mit Arlet und Borinie nach Peru kam. Auch er war von großem missionarischen Eifer erfüllt und gewann viele Neuchristen. Er führte durch eine rastlose Tätigkeit die Reduktion von Trini146 Vgl. Plattner, Deutsche Meister, S. 36, bezieht sich auf Grulich, Beitrag, S. 73f. 147 Vgl. Grulich, Beitrag, S. 74. 148 Vgl. Torres Saldamando, Antiguos Jesuitas, S. 226; Huonder, Jesuitenmissionäre, S. 117. 149 Vgl. ADPSJ, Abt. 47 (Nachlaß Anton Huonder SJ), Mappe Peru, S. 266; ARSI, Peru 11, fol. 73v (Cat. Brev. 1703), fol. 78r (Cat. Brev. 1704), fol. 83v (Cat. Brev. 1706), fol. 89r (Cat. Brev. 1710), fol. 94v (Cat. Brev. 1713). 150 Vgl. ADPSJ, Abt. 47 (Nachlaß Anton Huonder SJ), Mappe Peru, S. 266. Zur Lehrtätigkeit in Theologie vgl. ARSI, Peru 6, fol. 228r (Cat. Prim. 1703), fol. 297v (Cat. Prim. 1706), fol. 358r (Cat. Prim. 1710). 151 Vgl. ARSI, Peru 6, fol. 297v (Cat. Prim. 1706), fol. 358r (Cat. Prim. 1710). 152 Vgl. ADPSJ, Abt. 47 (Nachlaß Anton Huonder SJ), Mappe Peru, S. 266. 153 Vgl. ebd.; ARSI, Peru 6, fol. 424v (Cat. Prim. 1713). Seine Tätigkeit als Rektor am Kolleg von Chuquisaca ist auch belegt bei Fechtnerová, Mensajeros, S. 233. 154 Vgl. ADPSJ, Abt. 47 (Nachlaß Anton Huonder SJ), Mappe Peru, S. 266; ARSI, Peru 11, fol. 104r (Cat. Brev. 1716); ARSI, Peru 6, fol. 491r (Cat. Prim. 1716). 155 Vgl. Huonder, Jesuitenmissionäre, S. 118. Vgl. Baptista Morales/Krajcar, Boryne (Borinie) von Lotha, František (Francisco), S. 497.

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4. Die Missionare zentraleuropäischer Provenienz

dad zu großer Blüte und wirkte in einigen weiteren Reduktionen.156 Leyden starb 1707 in Potosí157 und wurde in der dortigen Kollegskirche begraben.158 P. Sebastian Schmid schreibt 1718 über ihn, daß er sich nicht nur in den Missionen, sondern in der ganzen Provinz Peru den Ruf eines ausgezeichneten Ordensmannes, ja eines Heiligen erworben habe. Noch immer würden alle von ihm mit größter Verehrung und inniger Liebe sprechen.159 Erst 20 Jahre nach der Ankunft von Arlet, Borinie und Leyden trafen 1717 wieder Missionare aus Zentraleuropa in der Ebene von Moxos ein. P. Sebastian Schmid wies offenbar besondere Fähigkeiten auf. Ihm wurde zusammen mit dem Italiener Johann Baptist [Buisson] die Gründung der Mission Santa Ana unter den Movimas übertragen. Schmid wurde als erster Deutscher zum Superior einer Reduktion ernannt, obwohl sonst nur ältere erfahrene Missionare, die mindestens fünf Jahre in einer Reduktion gewirkt hatten und die Sprache beherrschten, hierfür ausgewählt wurden.160 Franz Xaver Dirrheim trat die Nachfolge des bereits 1721 verstorbenen P. Sebastian Schmid in der Reduktion Santa Ana an.161 Er gilt als der erste Missionar, der in Peru eine dreischiffige Kirche aus Luftziegeln selbst gebaut hat.162 Johann Kaspar Deprato wirkte zunächst in der Reduktion San Martín163 und gründete 1727 die Reduktion San Miguel. Er beherrschte zahlreiche Eingeborenensprachen164 und verfaßte Katechismen und Grammatiken, die jedoch nicht erhalten sind.165 Peter Piron starb an der Pest, an der er sich bei der Pflege der Indianer während einer Epidemie angesteckt hatte.166 Dominicus Mayr, der selbst mehrere Reduktionen gründete und später im Rufe der Heiligkeit starb,167 schreibt 1734 über die drei verstorbenen Patres Petrus Piron, Sebastian Schmid und Josef Schwender: „Sie haben bei allen die Wertschätzung ihrer ungeheuren Sehnsucht und ihrer erlesenen Tugend hinterlassen, ausgezeichnete Arbeiter alle drei und (ich gebrauche die Worte der Spanischen Patres, mit denen sie zusammengelebt haben und die ich selbst öfters gehört habe) wahrhaft heilige und apostolische Männer (...).“168

156 Vgl. ADPSJ, Abt. 47 (Nachlaß Anton Huonder SJ), Mappe Peru, S. 290f. 157 Vgl. ARSI, Peru 6, fol. 418r (Suppl. Cat. Prim. et Sec. 1706–1710). 158 Vgl. Sierra, Jesuitas germanos, S. 373. 159 Die Textpassage findet sich in dem Brief von P. Sebastian Schmid an einen unbekannten Empfänger vom 20. Juli 1718 aus Desposorios (Desponsationis S. Josephi). BayHStA, Jes. 595/II/21, fol. 60–65. Eine deutsche Übersetzung der relevanten Passage bietet Huonder. Vgl. ADPSJ, Abt. 47 (Nachlaß Anton Huonder SJ), Mappe Peru, S. 291. 160 Vgl. Mayr/Stadelmann, Terra Amazonum, S. 173 (Mayr, Brief vom 28. September 1721). 161 Vgl. Mayr/Stadelmann, Terra Amazonum, S. 60 (Mayr, Brief vom 20. Juli 1727). 162 Vgl. Huonder, Jesuitenmissionäre, S. 118. 163 Vgl. Strobel/Baptista Morales, Deprato (Andermatt), Johann Kaspar (Juan Gaspar), S. 1084. 164 Vgl. Sierra, Jesuitas germanos, S. 372. 165 Vgl. Strobel/Baptista Morales, Deprato (Andermatt), Johann Kaspar (Juan Gaspar), S. 1084. 166 Vgl. WB, Bd. IV/1, Teile 25/26, Nr. 531, S. 117 (Dirrheim, Brief vom 20. September 1732). 167 Vgl. Strobel, Personalkartei IV,3. 168 Vgl. BayHStA, Jes. 595/II/332, S. 2, zit. n. Mayr/Stadelmann, Terra Amazonum, S. 219.

4.2 Wirken in Übersee

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Joseph Reiter, der bereits zur vierten, 1724 angekommenen Gruppe zentraleuropäischer Missionare in Peru gehörte, wirkte in der Reduktion Santa Magdalena. Dort empfing er 1742 für einige Tage Manoel Felix de Lima, einen Vorboten der brasilianischen bandeirantes. Dieser beschreibt die musterhaft ausgestattete Mission mit ihrer schönen Kirche, den reichen Sakristeischätzen, der Orgel und dem Orchester, die sauberen Häuser und die mit weißem Sand bestreuten Wege sowie die Werkstätten für Weberei, Schreinerei, Schnitzerei, die öffentlichen Küchen, die Schulen, in denen die Kinder Spanisch- und Musikunterricht erhielten, die sorgfältig angelegten Gärten und den reichen Viehbestand, was alles großen Eindruck hinterließ. P. Reiter gab den Portugiesen auf geschickte Weise zu spüren, daß ein widerrechtlicher Eingriff in spanisches Gebiet nicht widerstandslos hingenommen würde, indem er vor de Lima und seinen Gefährten durch seine gut ausgebildeten Reiter und Bogenschützen einen Scheinkampf vorführen ließ.169 Johannes Röhr lehrte zunächst Mathematik in Lima, bevor er in die MoxosMission ging170 und in der Reduktion San Borja wirkte. 1747 reiste er jedoch wieder zurück nach Lima, da er von den Ordensoberen wegen seiner Kenntnisse in Architektur und Mathematik für den Wiederaufbau der durch das Erdbeben von 1746 zerstörten Ordenshäuser benötigt wurde.171 Seine besonderen Leistungen wie auch die jener Missionare, die 1751 in Peru eintrafen und bedeutende ethnographische, geographische und linguistische Werke verfaßten, werden weiter unten gewürdigt.172 Insbesondere geht es um Franz Xaver Eder, der in der Moxos-Mission als Missionar in der Reduktion von San Martín wirkte173 und seine Descriptio Provinciae Moxitarum verfaßte, um Johann Wolfgang Bayer, der 14 Jahre in der Mission von Juli unter den Aymaras tätig war174 und mit der Reise nach Peru einen umfangreichen Reise- und Missionsbericht sowie eine für die Linguistik bedeutende Predigt zur Leidensgeschichte Jesu in aymarischer Sprache hinterließ und um Karl Hirschko, der 1751 durch Vizekönig José Manso de Velasco zum asesor der spanischen Autoritäten zur Demarkation der Grenze zwischen den spanischen und portugiesischen Territorien ernannt wurde und eine neue Karte der Moxos-Mission entwarf.175 Wolfgang Bayer war offenbar besonders vielseitig talentiert, da der Bischof von La Paz, Don Gregorio Francisco de los Campos (1764–1787), ihn zu seinem Beichtvater erwählte und wegen seiner sprachlichen und geographischen Kenntnisse als Begleiter für eine anstehende Pastoralreise in das östlich von La Paz gelegene Gebiet der Yungas bestimmte.176 Zuletzt sei noch Karl Helm erwähnt, der zunächst als Prokurator in der MoxosMission tätig war,177 bevor er an das Kolleg nach La Paz wechselte, wo er 1762 mit 169 Vgl. ADPSJ, Abt. 47 (Nachlaß Anton Huonder SJ), Mappe Peru, S. 307f. 170 Vgl. Huonder, Jesuitenmissionäre, S. 121. 171 Vgl. Vargas Ugarte, Diccionario de artifices, S. 448. 172 S. u. 4.5 Besondere Leistungen. 173 Vgl. Baptista Morales, Éder, Ferenc Xavér, S. 1201. 174 Vgl. Bayer, Reise nach Peru, S. 306. 175 Vgl. Baptista Morales, Hirschko, Carlos [Karl], S. 1927. 176 Vgl. Bayer, Reise nach Peru, S. 311f.; Gams, Hierarchica catholica, S. 134. 177 Vgl. Sierra, Jesuitas germanos, S. 372.

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4. Die Missionare zentraleuropäischer Provenienz

der Ordnung des Archivs beschäftigt war und ein Verzeichnis der vorhandenen Schriften anlegte,178 vor allem aber auch ein hingebungsvoller Seelsorger war; denn P. Gregorio de Loayza vom Kolleg in La Paz schreibt in der carta mortuoria über Helm, daß sein Tod ein empfindlicher Verlust sowohl für die Gemeinschaft des Hauses als auch für Menschen außerhalb des Kollegs sei. Helm habe sich insbesondere in der Seelsorge an den Sterbenden ausgezeichnet und sich einmal über acht Tage hindurch keine Bettruhe gegönnt, nur um einem Kranken tröstend beizustehen.179 4.2.3

Methoden und Akzente

Als internationale Formation mit einheitlichem Ausbildungsweg ließ die Gesellschaft Jesu wenig nationale Prägungen zu.180 Dennoch brachten die Missionare natürlich je nach Herkunft eigene religiöse Traditionen und Frömmigkeitsformen ein. Als Dominicus Mayr in der Mission eine schwere Krankheit befiel, schrieb er einem Marienbild seiner Heimat, der Dreimal Wunderbaren Mutter von Ingolstadt, sowie der hl. Walburga, der er sich oft anempfohlen und deren wundertätiges Öl angewendet hatte, seine Heilung zu.181 Auffällig ist eine bisweilen kritische Haltung der nicht aus Spanien stammenden Missionare. Verwiesen sei auf Wolfgang Bayer, der in seiner Reise nach Peru überdeutlich Partei für die Indianer ergreift und z. T. heftige Kritik an den kirchlichen und gesellschaftlichen Verhältnissen übt. Er beklagt sich über die Anmaßungen und Mißbräuche durch die Richter des Inquisitionsgerichtes von Lima und wirft den Spaniern vor, daß sie den Indios schlechte Vorbilder seien: „Diese [weltlichen Gerichte] saugen gemeiniglich durch ihre Tyranney und unersättlichen Geldgeiz den armen Indianern das Blut aus den Adern. Zu diesen kommen noch die indianischen Obern, die man Caziquen oder Maycos nennet, welche nach dem bösen Beyspiele der Spanier, sich nicht für glückselig halten, wenn sie nicht auch die wenigen übriggebliebenen Pfennige aus dem Beutel der armen Indianer herauspressen.“182 Seine Kritik erstreckt sich auch auf Vertreter des geistlichen Standes: „Ebenso unerträglich ist auch die Bosheit und der Geiz vieler Pfarrherren, die unter Hirtengestalt als reißende Wölfe mit den spanischen und indianischen Richtern um die Wette streiten, den armen Indianern gar den Balg abzuziehen, da sie, ohne sich an die von den Bischöffen vorgeschriebene Gesetze und sogenannte Stolengebüren zu halten, die armen Indianer unbarmherzig scheeren und schinden (…).“183 Bayer wirft den Priestern vor, sie würden übermäßig essen und trinken, sich beständig Würfel- und Kartenspielen hingeben und Bastarde zeugen, die sich in der Öffentlichkeit auch 178 Vgl. Vargas Ugarte, Historia de la Compañía de Jesús, Bd. IV, S. 153. 179 Vgl. APChSJ, 2/J/290, Carp. 47, Nr. 165 (Helm). 180 Vgl. Meier/Amado Aymoré, Jesuiten aus Zentraleuropa, Bd. 1: Brasilien, S. 137f. 181 Vgl. Mayr/Stadelmann, Terra Amazonum, S. 165 (Mayr, Brief vom 30. September 1720): Bei dem sogenannten „Walpurgisöl“ handelt es sich um eine Flüssigkeit, die aus dem Stein, der die Gebeine der hl. Walburga in Eichstätt umgibt, hervortritt und in Glasfläschchen an die Gläubigen ausgegeben wird. Dem Öl wird heilende Wirkung zugeschrieben. Vgl. ebd., S. 305, Fußnote 57. 182 Bayer, Reise nach Peru, S. 223. 183 Ebd.

4.2 Wirken in Übersee

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noch rühmten, von solch ungeistlichen Vätern abzustammen. Gleichwohl räumt er aber ein, daß es auch viele gute, fromme und fürsorgliche Geistliche gebe, die mit großem apostolischen Eifer ihr Amt sorgfältig versähen.184 Vielleicht läßt sich sagen, daß den aus Zentraleuropa stammenden Missionaren besondere Friedfertigkeit in ihrem missionarischen Wirken eigen war. Das Verdienst von Dominicus Mayr war es, daß die Eroberung der wilden und kriegerischen Herisebocona nahe der Reduktion San Martín unter den Baures auf friedliche Weise durchgeführt wurde. Das Volk hatte der Mission in San Martín durch mehrere Überfälle erheblichen Schaden zugefügt, so daß sich der Superior der Moxos-Mission zu einem militärischen Vorgehen entschieden hatte, um dieses Volk zu befrieden, zu vertreiben oder gar auszulöschen. Mayr wandte sich daraufhin an den Superior und bot seine Dienste als Dolmetscher an; er schlug vor, doch zunächst Abgesandte mit begehrten Geschenken wie Äxten, Keilen, Messern, gläsernen Rosenkränzen, Angelhaken und anderen Dingen zu entsenden, um das kriegerische Volk milde zu stimmen und zu Verhandlungen zu bewegen. Dem Vorschlag wurde Folge geleistet, und es konnte tatsächlich ein Verhandlungsort bestimmt werden. Dominicus Mayr begab sich mit Geschenken beladen zu dem zwei Tagesreisen entfernten Ort. Er brachte es fertig, durch seine Sprachkenntnisse und sein rhetorisches Geschick Freundschaft mit dem Volk zu schließen und kehrte, ebenfalls reich beschenkt, zurück.185 Stanilaus Arlet war es offenbar durch die sanfte Art seines Vorgehens und seinen unantastbaren Lebenswandel gelungen, sechs indigene Völker für das Christentum zu gewinnen, darunter die damals wegen ihrer Wildheit und Grausamkeit gefürchteten Canichana,186 und sie in der von ihm neu gegründeten Reduktion San Pedro anzusiedeln.187 Viele Missionare zeigten eine starke Anhänglichkeit an ihre Herkunftsprovinzen. Sie hielten brieflich Kontakt, so gut dies möglich war, und baten um die Übersendung benötigter Gegenstände. Franz Xaver Dirrheim wandte sich während seiner zweijährigen Reise nach Peru mehrfach an Ordensobere der Oberdeutschen Provinz. Aus der Moxos-Mission schrieb er am 6. Juli 1732 brieflich an P. Franz Xaver Hallauer in Rom und beglückwünschte ihn zu seiner Wahl zum Deutschen Assistenten. Dabei erkundigte er sich nach dem Wohlergehen verschiedener Ordensbrüder und übermittelte zahlreiche Grüße.188 Die Verbundenheit zur Oberdeutschen Provinz war Dirrheim sehr wichtig. So schreibt er am 20. September an seinen früheren Spiritual P. Petrus Monteolo aus der Oberdeutschen Provinz über die oft schwere missionarische Arbeit: „Aber was soll‘s? Wem nach Gott verdanke ich diesen Trost? Doch ohne Zweifel Euren Ehrwürden und meiner ganzen heiligen und liebenswertesten Oberdeutschen Provinz. Ihren umfassenden Verdiensten bei Gott und denen Eurer Ehrwürden und den heiligen Gebeten schreibe ich all meinen Trost zu, die Früchte der Mühen und den Segen in allen

184 Vgl. ebd., S. 224. 185 Vgl. Mayr/Stadelmann, Terra Amazonum, S. 72f. (Mayr, Brief vom 27. Dezember 1729). 186 Vgl. Torres Saldamando, Antiguos Jesuitas, S. 226; Huonder, Jesuitenmissionäre, S. 117. 187 Vgl. WB, Bd. III/2, Teile 21/22, Nr. 441, S. 85 (Arlet, Brief vom 2. September 1698). 188 Vgl. BayHStA, Jes. 595/II/10, fol. 19–21 (Dirrheim, Brief vom 6. Juli 1732).

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4. Die Missionare zentraleuropäischer Provenienz

Dingen. Ebenso, daß mein Leben in tausend Gefahren bis zum heutigen Tag bewahrt geblieben ist und die noch ziemlich gut erhaltenen Kräfte.“189 Auch untereinander hielten die deutschen Missionare guten Kontakt, obwohl sie räumlich auf verschiedene Reduktionen verteilt lebten. Dies gilt insbesondere für die Gruppe der 1716 nach Peru entsandten sechs Missionare Kaspar Deprato, Franz Xaver Dirrheim, Dominicus Mayr, Peter Piron, Joseph Schwender und Sebastian Schmid. Sie verbrachten die zwei Jahre dauernde Reise bis in die MoxosMission gemeinsam,190 was die Bindung untereinander stärkte. Auch nachdem sie in Loreto auf verschiedene Reduktionen verteilt worden waren, blieb der Kontakt bestehen. Dirrheim hatte beispielsweise die Nachricht von der Wahl Hallauers zum Deutschen Assistenten von seinem Landsmann Peter Piron erfahren.191 Starke Verbundenheit läßt sich auch an der Tatsache erkennen, daß Dirrheim sich Joseph Schwender als Gehilfen in seiner Mission auserbeten hatte, was jedoch durch den Ordensoberen abgelehnt wurde. Dominicus Mayr berichtet in verschiedenen Briefen, so beispielsweise am 20. Juli 1727 aus Concepción, detailliert über das Geschick seiner Landsmänner, die mit ihm nach Moxos gekommen waren;192 auch darin spiegelt sich der starke Zusammenhalt der Gruppe.

4.3

Das Indiobild der Missionare

Es ist nicht zu übersehen, daß die Missionare häufig Vokabular aus der Tierwelt gebrauchen, wenn sie die Indianer beschreiben. So schreibt Dominicus Mayr über die Indios, sie liefen meist nackt herum, seien furchtsam und scheu wie Hirsche, hätten wilde und viehische Sitten und seien kurz gesagt nichts anderes als mit einiger Vernunft begabte wilde Tiere.193 An anderer Stelle berichtet er davon, daß er die im Wald umherirrenden Indianer wie Wild zusammentreiben müsse.194 Stanislaus Arlet schreibt über die Canichanas: „Die Barbarn, welcher Bekehrung die Göttliche Vorsichtigkeit mir aufgetragen hat, heissen Canisier, ein allerdings unmenschliches Volck, in seinem Thun und Lassen von denen wilden Thieren wenig unterschieden“.195 Allgemein werden für die Indianer häufig die Begriffe „Barbaren“ oder „Wilde“ gebraucht. Darüber hinaus dienen Tiere zur Beschreibung von in den Augen der Europäer unverständlichen oder abstoßenden Verhaltensweisen.196 Die Vergleiche mit der Tierwelt

189 Vgl. BayHStA, Jes. 595/II/12, fol. 22–26 (Dirrheim, Brief vom 20. September 1732). 190 Vgl. BayHStA, Jes. 597, fol. 158 (Dirrheim, Biennium Itineris). 191 Vgl. BayHStA, Jes. 595/II/10, fol. 19–21 (Dirrheim, Brief vom 6. Juli 1732). 192 Vgl. Mayr/Stadelmann, Terra Amazonum, S. 60 (Mayr, Brief vom 20. Juli 1727). 193 Vgl. ebd., S. 68. Vgl. auch ebd., S. 177 (Mayr, Brief vom 28. September 1721). 194 Vgl. WB, Bd. I, Teil 7, Nr. 170, S. 67 (Mayr, Brief vom 31. Dezember 1718). 195 Vgl. WB, Bd. I, Teil 2, Nr. 50, S. 62 (Arlet, Brief vom 1. September 1698). 196 Vgl. Stoll, Väter und Kinder, S. 73. Stoll listet, gestützt auf Texte aus dem Welt-Bott (WB), folgende Tiere auf: Schwein (Nr. 51), Hund (Nr. 116), Tiger (Nr. 210), Hase (Nr. 325), Maus (Nr. 325), Frosch (Nr. 325), Papagei (Nr. 332), Ameise (Nr. 446), Vogel (Nr. 446), Leopard (Nr. 446).

4.3 Das Indiobild der Missionare

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werden insbesondere im Hinblick auf die Nacktheit, das Sexualverhalten und die Eßgewohnheiten hervorgerufen. Gern werden die Indianer mit den Begriffen „Vieh“ als dumm und vernunftlos und „wild“, als nicht-seßhaft und von wilder Natur qualifiziert.197 Gut belegt ist diese Sichtweise insbesondere in der Breve Descripción von Franz Xaver Eder. Eder schreibt, der Indio sei ein unvollkommenes Tier mit einer einfachen und wenig effektiven Intelligenz. Diese Lücke fülle er mit enormen Fähigkeiten der inneren und äußeren Sinne. Eder äußert Zweifel, ob die Indios mit der Zeit einen besseren Gebrauch ihrer Vernunft erlernen.198 Sie seien sehr unbeständig in ihren Ansichten. Wenn sie etwas erzählt bekämen, glaubten sie es sofort, doch wenn ihnen wenig später jemand das Gegenteil erzähle, glaubten sie es ebenso entschieden.199 Der Indio sei stets froh gelaunt und suche beständig nach Vergnügungen und Zeitvertreib wie Spiel und Tanz;200 er sei sehr der chicha ergeben.201 Sehr kritisch bemerkt Eder, die Indios seien unfähig zu lieben. So könne man keine Zeichen der Liebe zwischen den Eheleuten oder generell zwischen den Indios erkennen. Einem Kranken in der Familie schenkten sie wenig Beachtung, und die Eltern würden oft vom Essen zuerst den Tieren geben, bevor sie es ihren Kindern zuteilten.202 Daher sähe man häufig Kinder auf den Straßen, die Erde äßen, um ihren Hunger zu stillen.203 Andererseits seien die Indios nicht gewalttätig, sondern hätten einen weichen und friedfertigen Charakter,204 neigten allerdings sehr zur Lüge.205 Anfänglich seien sie schüchtern und ängstlich, dann aber auch zu Grausamkeiten fähig.206 Ihre künstlerischen Fähigkeiten stuft Eder als beschränkt ein. Sie seien zwar in der Lage, ein genaues Abbild einer Vorlage herzustellen, wichen jedoch in keiner Weise davon ab, so daß es bei ihnen keine kreative Entwicklung oder einen Fortschritt gebe.207 Die Indios achteten wenig auf ihren Schutz und ihre Sicherheit und seien in dieser Hinsicht dümmer als die Tiere, da sie sich unbedacht Risiken aussetzten und sich noch nicht einmal vor den offensichtlichsten Gefahren schützten208 – Eder belegt dies mit Angriffen eines Jaguars und eines Kaimans auf Indios, die mit etwas mehr Vorsicht leicht hätten vermieden werden können.209 Eder kritisiert an den Indios auch eine mangelnde Beherrschung bzw. Zurückhaltung des Auslebens der Gefühle. Die Eltern, so schreibt er, hielten sich untereinander in ihren Gesten und Worten vor den Kindern nicht zurück, so daß diese ebenfalls sehr früh zu Laszivität und sexuellen Reizen neigten. Die Patres seien da197 198 199 200 201 202 203 204 205 206 207 208 209

Vgl. ebd. Vgl. Eder/Barnadas, Breve Descripción, Nr. 186, S. 87. Vgl. ebd., Nr. 187, S. 87f. Vgl. ebd., Nr. 190, S. 90. Vgl. ebd., Nr. 188, S. 88. Vgl. ebd., Nr. 195, S. 92. Vgl. ebd., Nr. 196, S. 92f. Vgl. ebd., Nr. 197, S. 93. Vgl. ebd., Nr. 198, S. 93f. Vgl. ebd., Nr. 200, S. 95. Vgl. ebd., Nr. 201, S. 95f. Vgl. ebd., Nr. 202, S. 96. Vgl. ebd., Nr. 203 u. 204, S. 96f.

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4. Die Missionare zentraleuropäischer Provenienz

her dazu übergegangen, die Indios zu verheiraten, sobald sie das heiratsfähige Alter erreichten; dennoch gebe es kaum ein Mädchen, das als Jungfrau den Bund der Ehe schließe.210 Schuld verleugneten die Indios gern durch Ausreden,211 sie seien stolz und hochmütig, da sie sich bei Diskussionen mit ihren Fähigkeiten brüsteten und anderen ihre Unfähigkeiten vorhielten,212 und geradezu gierig danach, gelobt zu werden.213 Sie hätten eine sehr langsame Auffassungsgabe, da die Patres häufig die gleiche Sache mehrfach wiederholen müßten, ohne daß sie es verstünden.214 Gelegentlich komme jedoch ihre Intelligenz doch zum Vorschein, wenn sie eine gewisse Schlauheit und List an den Tag legten.215 Sie könnten keine Geheimnisse für sich behalten.216 Die Frauen seien sehr auf Schmuck bedacht, sie seien genauso unbeständig wie die Männer; doch überträfen sie diese an Unschuld, Frömmigkeit und geistiger Ernsthaftigkeit. Auch seien sie nicht so sehr dem Müßiggang zugeneigt wie die Männer.217 Alles in allem seien die Indios sehr abergläubisch.218 Trotz dieser vielen kritischen und skeptischen Urteile stuften die Missionare die Indianer nicht als geisteskrank oder unheilbar schwachsinnig ein, sondern führten diese Verhaltensweisen auf Unwissenheit, Gewohnheiten und Machenschaften des Teufels zurück. Ohne die Möglichkeit, die Indianer durch Erziehung zu verständigen und „zahmen“ Menschen zu machen, hätte jegliche missionarische Tätigkeit schließlich auch keine Aussicht auf Erfolg gehabt. Die Bildbarkeit und Erziehbarkeit der Indianer führte zu dem ebenso häufig gebrauchten Vergleich mit Kindern.219 Bereits José de Acosta hatte in seinem Werk De promulgatione Evangelii apud Barbaros sive de Procuranda Indorum Salute geschrieben, der Missionar habe die Indios zur Not mit Strafen zur Einsicht zu zwingen, da man mit ihnen wie mit Kindern umgehen müsse.220 Das Wort „Kind“ verweist dabei unmittelbar auf ein Korrelat, auf die Jesuitenmissionare, welche die Rolle der „Väter“ übernahmen. Der Sprachgebrauch verrät also etwas über das Beziehungsverhältnis zwischen Missionaren und Indianern221 und über das Missionsverständnis der Jesuiten.

210 Vgl. ebd., Nr. 205, S. 97f. 211 Vgl. ebd., Nr. 206, S. 98. 212 Vgl. ebd., Nr. 207, S. 98f. 213 Vgl. ebd., Nr. 209, S. 99f. 214 Vgl. ebd., Nr. 208, S. 99. 215 Vgl. ebd., Nr. 210, S. 100f. 216 Vgl. ebd., Nr. 211, S. 101f. 217 Vgl. ebd., Nr. 213, S. 103. 218 Vgl. ebd., Nr. 217 u. 218, S. 109f. 219 Vgl. Stoll, Väter und Kinder, S. 74. 220 Vgl. Vargas Ugarte, Los Jesuitas del Perú, S. 42. 221 Vgl. Stoll, Väter und Kinder, S. 75.

4.4 Das Missionsverständnis

4.4

119

Das Missionsverständnis

Die Missionare der Gesellschaft Jesu verstanden sich als Mitkämpfer Gottes auf dem Schlachtfeld der geistlichen Conquista.222 Ihre Aufgabe war es, die Indios aus der Herrschaft des Bösen zu befreien, sie aus der Finsternis des Unglaubens an das Licht des Evangeliums zu führen. Dominicus Mayr spricht über diese Aufgabe sehr anschaulich unter Zuhilfenahme von biblischen Motiven. Er schreibt über das missionarische Wirken von P. Ferdinand de Valle in Moxos: „Ein Hindernis, das sich bis jetzt seiner Absicht entgegenstellte und diese verzögerte, sind die vielen Gewässer und Sümpfe, die den bequemen Weg, diese Völkerschaften zu versammeln, verwehrt haben. Ich hoffe ohne Zweifel, daß Er, der den Israeliten den Weg in der Wüste gewiesen hat, ebenso dieses Hindernis beseitigen und diesem seinem Diener den Pfad zeigen wird, damit er diese erbarmungswürdigen aus ihren Finsternissen in das Licht des Evangeliums holen und die mit dem Heiligen Quell Abgewaschenen ihrem Schöpfer zurückgeben könne.“223 Um ihr Ziel zu erreichen, mußten die Missionare zunächst das Vertrauen der Indianer gewinnen. Dies erreichten sie meist besonders leicht durch Geschenke. Franz Xaver Dirrheim schreibt über seine Erfahrung in San Pablo/Moxos: „ Wenn ich doch nur den zehnten Teil hätte von den geringsten und wertlosesten Kleinigkeiten, die in der Oberdeutschen Provinz Sonntag für Sonntag das Jahr hindurch überall in großzügigster Weise an das Landvolk ausgeteilt werden! Kein Rosenkranz, keine Münze, keine Glasperle, keine Haarnadel, kein Angelhaken, kein Messerchen, und auch keine noch so wertlose Schere, die hierzulande nicht dienen könnte zum Gewinn vieler Seelen!“224 Vorbilder für die eigene Missionstätigkeit waren die Apostel, darin inbegriffen die Bereitschaft zum Martyrium. Gemäß den Texten des Neuen Testamentes folgten sie ihnen nach, indem sie Haus und Hof verließen, den Heiden das Evangelium predigten und alle Beschwerden, bis hin zum Opfer des Lebens, auf sich nahmen.225 Mit der Sorge um das Heil der Indianer war stets die Sorge um das eigene Seelenheil verknüpft. Die Möglichkeit, eigene Sünden durch Gehorsam, Opferbereitschaft, ja, durch den Märtyrertod abzubüßen und Verdienste für den Himmel zu erwerben, war ein nicht zu unterschätzender Faktor für die Motivation der Missionare.226 Sie waren nach ihrem Selbstverständnis Glaubens- und damit Heilsbringer; von der Annahme des Glaubens hing das ewige Heil der Indianer ab. Starb ein Missionar in Ausübung seines Amtes, so starb er wegen des Glaubens und damit als Märtyrer.227 Wieweit sich die Missionare das Vorbild der Apostel und Märtyrer zu eigen machten, wird in den Briefen von Dominicus Mayr deutlich, die er aus der Moxos-Mission schrieb. Er versteht seine Tätigkeit als „Apostolat-Amt“228 und verleiht seiner Hoffnung Ausdruck, daß Gott, der den Aposteln die Gabe verliehen habe, in fremden Spra222 Vgl. ebd., S. 75–77. 223 Vgl. Mayr/Stadelmann, Terra Amazonum, S. 167 (Mayr, Brief vom 30. Dezember 1720). 224 Vgl. BayHStA, Jes. 597, § XIII (Dirrheim, Biennium Itineris). 225 Vgl. Stoll, Väter und Kinder, S. 77. 226 Vgl. ebd., S. 78. 227 Vgl. ebd., S. 79. 228 Vgl. Mayr/Stadelmann, Terra Amazonum, S. 44 (Mayr, Brief vom 31. Dezember 1719).

120

4. Die Missionare zentraleuropäischer Provenienz

chen zu reden, auch ihm helfen werde, diese möglichst rasch zu erlernen.229 Ferner hofft er, daß sich nun endlich seine Sehnsucht erfülle und er im Dienste des Herrn und zu der Ungläubigen Heil seine Kräfte verzehren könne. Er geht sogar soweit, sich das gleiche Martyrium zu wünschen, wie es P. Cyprian Barace zuteil wurde, dem durch seinen glorreichen Opfertod im Dienst am Evangelium der Weg zum Himmel geöffnet worden sei.230 In einem Brief an den Provinzial der Oberdeutschen Provinz bittet Mayr sogar um dessen Gebet, damit ihm die Gnade des Martyriums zuteil werde, dessen er wegen seiner täglichen Sünden nicht würdig sei.231 Welch großes Vertrauen die Missionare in „ihre“ Indios setzten, wird in den folgenden Worten spürbar: „(...) dann wann dem weit beruehmten Surio232, wie man lißt, in seinem Absterben alle diejenige Heiligen, deren Lebens-Wandel er beschriben, beygestanden ­seynd, um wie vil mehrere Hoffnung soll sich dann ein ueber so weites Meer geschickter Missionarius nit machen doerffen, daß ihme in seinem letsten Sterbestuendlein die beystaendig seyn werden, deren Glory und ewige Glueckseeligkeit er nicht allein vermehret, sondern durch seinen Schweiß und Arbeit erworben hat, ohne welche sie sonsten ausser Zweiffel zu Grund gegangen waeren.“233 Von verstorbenen indianischen Neuchristen erhofften die Missionare Fürsprache bei Gott für die Anliegen der Mission. So schreibt Franz Xaver Dirrheim: „Die zehnte Seele allerdings, die ich in diesem Volk so herausgeholt habe, und der ich den Namen meines Heiligen Xaverius gegeben habe, habe ich kurz danach auf den Weg zum Himmel entlassen, damit sie dort Fürbitte einlege dafür, daß mein Weg zu weiterem Arbeiten unter den Indios zur Reife gebracht werde.“234 Im Glauben, daß die Taufe unabdingbar sei, um in den Himmel eingehen zu können, wurde sie aus Angst insbesondere bei schwerer Krankheit und drohender Todesgefahr vorzeitig gespendet. Durch diese Taufpraxis verbreitete sich manchmal aber unter den Einheimischen die Auffassung, der Tod werde durch die Taufe herbeigeführt. Dominicus Mayr berichtet davon, daß ein Indianer seinen schwer erkrankten Freund vom Empfang der Taufe abhalten wollte, da sie den Tod nach sich ziehe. Diesem Irrtum, so fügt er hinzu, seien fast alle Indianer verfallen, so daß es oft großer Überredungskunst bedürfte, um die Taufe spenden zu können.235 In einem weiteren Brief berichtet Mayr mit großem Trost darüber, daß er einen Säugling, der von seiner Mutter verstoßen und lebendig begraben worden war, wieder habe ausgraben lassen und noch taufen können, bevor er am folgenden Tag verstorben sei, so daß ihm das Tor zum Himmel nun offen stehe.236 An anderer Stelle

229 Vgl. ebd., S. 42 (Mayr, Brief vom 3. September 1718). 230 Ebd., S. 43f. Cipriano Barace SJ (1641-1702) wurde von Baures-Indios ermordet. Vgl. Meier, Barace, Sp. 1400. 231 Vgl. Mayr/Stadelmann, Terra Amazonum, S. 60f. (Mayr, Brief vom 20. Juli 1727). 232 Laurentius Surius (1523–1578), Kartäusermönch, katholischer Hagiograph und Schriftsteller. Vgl. Trippen, Surius, Sp. 1140f. 233 Vgl. Mayr/Stadelmann: Terra Amazonum, S. 63 (Mayr, Brief vom 20. Juli 1727). 234 Vgl. BayHStA, Jes. 597, § X (Dirrheim, Biennium Itineris). 235 Vgl. Mayr/Stadelmann, Terra Amazonum, S. 179 (Mayr, Brief vom 28. September 1728). 236 Vgl. ebd., S. 48f. (Mayr, Brief vom 31. Dezember 1719).

4.5 Besondere Leistungen

121

berichtet Mayr aber auch davon, daß Frauen ihre Kinder in den Wäldern versteckt hätten, da sie fürchteten, sie würden nach der Taufe bald sterben.237 Insgesamt ist das Missionsverständnis der Jesuiten durch eine paternalistische Grundhaltung gekennzeichnet, welche die Missionare in der Rolle der Väter, die Indios in der Rolle der Kinder sah, die zu erziehen waren. Kritisiert wurde in der Forschung häufig der Umstand, daß in der Mission der Jesuiten eine Entwicklungsperspektive fehlte, die das Herausführen der Indios aus dem Stand der Kinder hin zu mehr Eigenständigkeit und die Heranbildung einer einheimischen Elite anstrebte. Stattdessen wurde das Anfangsstadium nach erfolgter Mission als dauerhaft und in absehbarer Zeit nicht überwindbar angesehen.238 Inwieweit den Jesuiten hier eine Schuld zugewiesen werden kann, ist umstritten. Klaus Schatz hat im Hinblick auf die Jesuitenmission in Paraguay einen in der indigenen Kultur verankerten „Kollektivismus“ und ein etabliertes paternalistisches System mit starker Ausrichtung auf die Dorfoberhäupter als möglichen Aspekt ins Feld geführt, der das Missionsverständnis der Jesuiten auch von indigener Seite stabilisiert haben könnte.239 Darüber hinaus finden sich in der Ordensprovinz Peru, wenn auch in bescheidenem Umfang, durchaus Ansätze zur Bildung einer eigenen indigenen Elite, da in Lima und Cuzco eigene Schulen für die Söhne von Kaziken eingerichtet wurden, um ihnen eine höhere Bildung zu vermitteln. Dabei ist allerdings zu berücksichtigen, daß diese Schulen in erster Linie aus missionsstrategischen Gründen geschaffen wurden, um die einflußreichen indigenen Gruppen als effektive Multiplikatoren des missionarischen Auftrags zu gewinnen.

4.5

Besondere Leistungen

4.5.1

Architektur, Astronomie, Mathematik

Im Hinblick auf alle drei genannten Wissenschaften ist P. Johannes Röhr (1691– 1756) aus der Böhmischen Provinz zu nennen. Er wurde nach dem schweren Erdbeben von 1746 aus der Moxos-Mission nach Lima gerufen, um am Wiederaufbau der Kathedrale mitzuwirken,240 wobei man ihm fast ausschließlich die Planung übertrug.241 Es stellte sich zu diesem Zeitpunkt erneut das Problem, welches bereits die Architekten vorausgehender Generationen beschäftigt hatte, wie man die Gewölbe stabiler gegen Erschütterungen machen konnte.242 Da gemauerte Gewölbe den Erdbeben in Peru nicht standhielten, war schon Baumeister Santiago 237 Vgl. ebd., S. 47f. 238 Vgl. Schatz, Die südamerikanischen Jesuitenreduktionen, S. 177–180. 239 Vgl. Schatz, Heidenmission der Gesellschaft Jesu, S. 52. 240 Vgl. Vargas Ugarte, Jesuitas del Perú y el arte, S. 110. Vgl. auch ders., Historia de la Compañía de Jesús, Bd. IV, S. 112. 241 Vgl. Toribio Medina, Imprenta en Lima, S. 459; Vargas Ugarte, Diccionario de artifices, S. 449. 242 Vgl. Vargas Ugarte, Jesuitas del Perú y el arte, S. 110; ders., Historia de la Compañía de Jesús, Bd. IV, S. 112.

122

4. Die Missionare zentraleuropäischer Provenienz

Rosales dazu übergegangen, diese mit quincha, einem Geflecht aus Rohr, das mit Gips und Leim überzogen wurde, zu bauen. Röhr verfeinerte diese Bauweise.243 Er entwickelte eine Deckenkonstruktion aus Schilf- oder Zuckerrohr (cañas) und Lehm (barro), um sie resistenter gegen Erschütterungen zu machen.244 Das Domkapitel schrieb im März 1747 an den König und schlug vor, die Höhe der Schiffe zu reduzieren. P. Röhr stimmte dem Vorschlag teilweise zu, als er dafür plädierte, die Höhe des Mittelschiffes zu verringern. Vor allem riet er jedoch dazu, die Säulen nicht mehr zu mauern, sondern aus gut befestigten Holzstämmen zu fertigen, die zusätzlich mit einer Stütze aus Steinen und Ziegeln zu versehen seien. Die Säulen sollten also eine Verkleidung erhalten, so daß sie sich äußerlich nicht wesentlich von den ursprünglichen Säulen unterschieden. So wurde verfahren und dicke Tropenstämme aus Guayaquil ausgewählt, die die erforderliche Höhe hatten, so daß man den Unterschied kaum bemerkte. Auf diese Weise wurde von P. Röhr das Stabilitätsproblem der Kathedrale von Lima gelöst. Obwohl sich damals auch Kritiker meldeten, die der Konstruktion keine lange Dauer verhießen, gab die Zeit der Entscheidung von Röhr recht.245 P. Röhr wirkte auch am Wiederaufbau der Kollegien San Martín (1748) und San Pablo (1752) mit. Da sich der Ruf von seinen Fähigkeiten schnell verbreitete, wurde er auch gebeten, bei der Wiedererrichtung von San Carlos und weiterer Kirchen zu helfen.246 Röhr machte sich auch als Mathematiker und Astronom einen Namen. In Lima wurde ihm an der Universität San Marcos im September 1749 der frei gewordene Lehrstuhl für Mathematik übertragen, den zuvor der Franzose Louis Godin innehatte und der mit dem Amt des leitenden Kosmographen des Vizekönigreiches (Cosmógrafo mayor del Virreinato) verbunden war. Die Ernennung durch den Vizekönig ist auf den 8. Februar 1749 datiert.247 Die offizielle Übertragung des Lehrstuhls an Röhr erfolgte eine Woche später durch den Rektor der Universität, Isidoro Tello y Espinosa.248 Sein Einkommen stellte Röhr für Ausbesserungsarbeiten an der Residenz Nuestra Señora de los Desamparados zur Verfügung.249 1750 nahm er die Publikation der Reihe Conocimiento de los Tiempos wieder auf, die 1680 von José Ramon Coninck begründet worden war.250 In sieben Bänden, die jährlich bis zu seinem Tod 1756 erschienen, veröffentlichte er Beiträge zu Astronomie, Geographie und Nautik, welche allgemeines Interesse fanden.251 Er veröffentlichte eine Fülle von Forschungsergebnissen, so beispielsweise 1753 über die Natur des Feuers, aber

243 Vgl. Huonder, Jesuitenmissionäre, S. 121; Jaksch, Sudetendeutsche, S. 35. 244 Vgl. Sierra, Jesuitas germanos, S. 374. 245 Vgl. Vargas Ugarte, Jesuítas del Perú y el arte, S. 110; ders., Historia de la Compañía de Jesús, Bd. IV, S. 112. 246 Vgl. Baptista Morales, Röhr (Rehr), Juan, S. 3402. 247 Vgl. Sierra, Jesuitas germanos, S. 313. 248 Vgl. Toribio Medina, Imprenta en Lima, S. 459. 249 Vgl. Mendiburu, Diccionario, Bd. IX, S. 331. 250 Vgl. Toribio Medina, Imprenta en Lima, S. 459; Vargas Ugarte, Diccionario de artifices, S. 449. 251 Vgl. Toribio Medina, Imprenta en Lima, S. 459; Mendiburu, Diccionario, Bd. IX, S. 331.

4.5 Besondere Leistungen

123

auch einige historische Werke.252 Nicht zuletzt war Röhr der erste, der die exakte Lage von Lima nach Längen- und Breitengraden bestimmte.253 Bis heute genießt er in Wissenschaftskreisen Perus hohes Ansehen als ausgezeichneter Mathematiker, Astronom und Architekt.254 Auf dem Gebiet der Architektur trat auch P. Franz Xaver Borinie (1663–1721) hervor, der eine Reihe neuer Missionen gründete und als Architekt für die Errichtung verschiedener Kirchen verantwortlich war.255 So hatte er beispielsweise 1703 bei der Gründung der Reduktion San Pablo zunächst eine Kapelle errichten lassen, um 1719 mit dem Bau einer großen Kirche zu beginnen, an deren Konstruktion er 400 Indianer beteiligte.256 Auch P. Franz Xaver Dirrheim (1679–1748) wird als trefflicher Architekt gerühmt und als der erste Missionar, der in Peru eine dreischiffige Kirche aus Luftziegeln selbst gebaut habe.257 Dirrheim verlegte u. a. die Mission von Santa Ana an einen höheren und gesünderen Ort und konstruierte sowohl die Kirche als auch das Pfarrhaus neu.258 Auf dem Gebiet der Astronomie ist schließlich noch P. Kaspar Rueß (1585–1624) zu erwähnen.259 Durch seinen Kontakt zu dem Astronomen Christoph Scheiner wurde er in die Auseinandersetzungen seiner Zeit um das ptolemäische und das kopernikanische Weltbild verwickelt.260 Seine wissenschaftliche Tätigkeit erstreckt sich allerdings auf die Zeit vor seiner Ausreise in die Mission. Am 28. Juni 1617 schrieb Rueß auf der Reise nach Peru aus Panama noch einmal einen Brief an einen unbekannten Empfänger in Ingolstadt, wohl an Christoph Scheiner, dem er u. a. Beobachtungen zum Magnetismus beifügte.261 Spätere schriftliche Ausführungen zu astronomischen Fragen sind nicht bekannt. 4.5.2 Sprachforschung Mehrere Patres taten sich auf dem Gebiet der Linguistik hervor. Schon der gerade erwähnte Kaspar Rueß verfaßte 1618 nach seiner Ankunft in der Moxos-Mission 252 Vgl. Vargas Ugarte, Diccionario de artifices, S. 449; ders., Jesuitas del Perú, S. 165f. 253 Vgl. Baptista Morales, Röhr (Rehr), Juan, S. 3402. 254 Vgl. Kalista, Misioneros, S. 142. 255 Vgl. Jaksch, Sudetendeutsche, S. 34. Zu Borinie vgl. auch Schmelz, Borinie, Sp. 594. 256 Vgl. WB, Bd. III/2, Teile 21/22, Nr. 443, S. 90 (Borinie, Brief vom 3. November 1720). 257 Vgl. Huonder, Jesuitenmissionäre, S. 118. Plattner schreibt, Dirrheim habe das Erbe von Borinie übernommen und scheine einer der bedeutendsten Architekten der Mission gewesen zu sein. Vgl. Plattner, Deutsche Meister, S. 37. 258 Vgl. APChSJ, 2/J/290, Carp. 38, Nr. 103 (Dirrheim). 259 Vgl. Sierra, Jesuitas germanos, S. 375. 260 Vgl. Lotz, Caspar Rueß, S. 16 u. 19. 261 Der erste der drei Reiseberichte von Rueß, den er am 28. Juni 1617 von Panama aus nach Ingolstadt sandte, gelangte in den Besitz von Scheiner und ging nach dessen Tod mit seinem gesamten Nachlaß verloren. Die in dem Bericht enthaltenen Beobachtungen zum Magnetismus hatte Scheiner jedoch dem Mathematiker am Collegium Romanum, Athanasius Kircher, mitgeteilt, der sie wiederum in seinem enzyklopädischen Werk Magnes, sive de Arte Magnetica, Köln 1643, S. 381, veröffentlichte. Vgl. Lotz, Caspar Rueß, S. 29 u. 89.

124

4. Die Missionare zentraleuropäischer Provenienz

in Santa Cruz eine Grammatik zur Gorgotoqui-Sprache, die zur Sprachfamilie der Chiquitos gehört.262 Angeblich verfaßte auch Kaspar Deprato (1681–1755) eine Gramática de la lengua Sorgotomi del Perú.263 Zumindest leistete er heroische Arbeit in der Mission und beherrschte fünf Indiosprachen, in denen er Katechismusunterricht erteilte.264 Von sprachwissenschaftlicher Bedeutung ist die von P. Johann Wolfgang Bayer (1722–1794) verfaßte Predigt zur Leidensgeschichte Jesu in aymarischer Sprache, die von Christoph Gottlieb von Murr im Journal zur Kunstgeschichte und zur allgemeinen Litteratur, mit einer kurzen Einleitung versehen, ab 1775 in mehreren Teilen abgedruckt wurde.265 Murr hatte bereits aus Rom eine von dem Jesuiten Ludovico Bertonio herausgegebene spanische Grammatik der aymarischen Sprache erhalten, die aus den damals öffentlich verkauften Beständen der Bibliothek des dortigen Profeßhauses der Jesuiten stammte. Aus diesem Werk standen ihm also bereits einige Informationen über die Sprache der indigenen Bevölkerung zur Verfügung.266 Die Predigt von Bayer zur Leidensgeschichte Jesu ist nach Auffassung von Murr in der pacasischen Sprache gehalten. Sie ist in einfachen Worten abgefaßt, wie Murr es ausdrückt „zum Besten der armen Indianer, denen unsere europäische Beredsamkeit unverständlich seyn würde“.267 Bei den knappen Hinweisen zur Aussprache der Wörter ist nicht klar, ob sie von Murr hinzugefügt wurden oder von Bayer stammen. Die Predigt ist zweispaltig abgedruckt, wobei sich auf der linken Seite der Text in Aymara (Pacasisch), auf der rechten Seite die lateinische Wort-für-Wort-Übersetzung befindet. Die Zahlen über den Wörtern sollen die Zuordnung der Wörter erleichtern und als Übersetzungs- und Konstruktionshilfen dienen.268 Die Predigt enthält die gesamte Leidensgeschichte Jesu, vermischt mit moralischen Anmerkungen.269 Der sprachwissenschaftliche Wert des Textes ist zwar eher dokumentarischer Art, da keine Kommentierung vorhanden ist,270 doch leistete Bayer mit diesem Text dennoch einen wesentlichen Beitrag zur Sprachforschung. In der zu Beginn des 19. Jahrhunderts erschienenen Sprachenkunde von Johann Christoph Adelung werden die Predigt Bayers und auch die in seinem Reisebericht abgedruckten Gebete des „Vater

262 Vgl. Baptista Morales, Ruess (Ruiz), Kaspar (Gaspar), S. 3432. 263 Vgl. Strobel/Baptista Morales, Deprato (Andermatt), Johann Kaspar (Juan Gaspar), S. 1084. 264 Vgl. Menacho, Vida y muerte, S. 170. 265 Vgl. Murr, Journal, Bd. I, S. 117–121; ders, Journal, Bd. II, S. 277–334; ebd., Bd. III, S. 55– 104. 266 Ludovico Bertonio war nach seinem Eintritt in den Jesuitenorden 1575 als Missionar nach Peru gegangen, wo er 1581 eintraf, und verfaßte mehrere Werke zur aymarischen Sprache, u. a. eine Grammatik, die durch einen Ordensbruder nach Rom gelangte und dort 1603 im Druck erschien, und ein Wörterbuch, das 1612 in der Druckerei der Jesuiten in Juli am Titicacasee gedruckt wurde. Vgl. Dahlmann, Die Sprachkunde und die Missionen, S. 77; Helmer, Experimento misionero, S. 211. 267 Vgl. Murr, Von der aymarischen Sprache, S. 115. 268 Vgl. Dobnig-Jülch, Bayer, P. (Johann) Wolfgang. 2. Werkbeschreibung, S. 189f. 269 Vgl. Murr, Von der aymarischen Sprache, S. 115. 270 Vgl. Dobnig-Jülch, Bayer, P. (Johann) Wolfgang. 2. Werkbeschreibung, S. 189f.

4.5 Besondere Leistungen

125

Unser“ und des „Ave Maria“271 neben den Werken von Ludovico Bertonio zu den wichtigen „Hilfsmitteln der Aymarischen Sprache“ gezählt.272 4.5.3

Geographie und Kartographie

Auf dem Gebiet der Geographie tat sich ebenfalls P. Franz Borinie hervor. Um 1700 erkundete er in einer Expedition, begleitet von einigen Indianern, den Río Beni und seine Zuflüsse im Hinblick auf Verbindungswege zwischen Reyes und La Paz.273 Er kam während dieser Reise u. a. nach Coroico, passierte das Gebiet der Sipiboconos und gelangte so zu den Movimas unweit von Reyes. Er entdeckte einen bis dahin unbekannten Verbindungsweg von Moxos ins Hochland und nach Peru. Der Vizekönig erhielt Kenntnis davon und sprach Borinie im Namen der Krone Dank für seinen Einsatz für die Mission aus.274 Im Hinblick auf die Kartographie ist P. Stanislaus Arlet zu erwähnen; seinem Brief an Ordensgeneral Tirso González fügte er 1698 eine Karte der Moxos-Mission bei, die er während seiner vierjährigen apostolischen Tätigkeit angefertigt hatte. Darin beschreibt er, wenn auch vage, das Flußgebiet des Río Pilcomayo. Die Karte ist die wahrscheinlich älteste, die sich auf den Norden des heutigen Argentinien bezieht.275 Von großer Bedeutung war die geographische und kartographische Arbeit von Karl Hirschko (1721–1796) aus der Böhmischen Provinz, der eine Karte sowie eine geographische Beschreibung des Río Mamoré und seiner Zuflüsse verfaßte.276 Er übergab das Werk 1782 dem spanischen Botschafter in Wien, Conde de Aguilar.277 Ähnlich wie Samuel Fritz in Quito und Bernhard Nußdorffer in Paraguay hat auch Karl Hirschko die Ansprüche Spaniens gegen die Portugiesen verteidigt.278 Sie diente nicht nur im späten 18. Jahrhundert Spanien zur Verteidigung seiner Gebietsansprüche gegenüber Portugal, sondern später auch der Republik Bolivien im Grenzstreit mit Peru.279 Ein wichtiges Werk der Landeskunde war die Historia Provinciae Moxitarum von Franz Xaver Eder (1727–1772).280 Seine Beschreibung der Provinz Moxos im Königreich Peru weist Eder als sorgfältigen Beobachter der Flora und Fauna des Landes

271 Vgl. Murr, Journal, Bd. III, S. 114–326, hier S. 285–287. 272 Vgl. Adelung, Mithridates, S. 538f. 273 Baptista Morales/Krajcar, Boryne (Borinie) von Lotha, František (Francisco), S. 497; Vargas Ugarte, Historia de la Compañía de Jesús, Bd. III, S. 96. 274 Vgl. Vargas Ugarte, Historia de la Compañía de Jesús, Bd. III, S. 96. 275 Vgl. Sierra, Jesuitas germanos, S. 311f.; Furlong, Cartografía, S. 37. 276 Vgl. AGI, Charcas, 576; Maurtua, Juicio de límites, S. 217–232. Vgl. 8.1, Biographischer Eintrag zu Karl Hirschko („Werke“). 277 Vgl. FechtnerovÁ, Mensajeros, S. 235. 278 Vgl. Grulich, Beitrag, S. 167. 279 Vgl. Sierra, Jesuitas germanos, S. 312. 280 Das Original befindet sich in der Universitätsbibliothek Budapest, Collectio Prayana, Volumen 50.

126

4. Die Missionare zentraleuropäischer Provenienz

aus.281 Eine Neuauflage seiner Geographie erschien sogar noch einmal über einhundert Jahre später 1888 in La Paz.282 4.5.4

Ethnologie und Naturkunde

Eine ganze Reihe von Missionaren hinterließen Reise- und Missionsberichte, welche durch eine für das 18. Jahrhundert typische Mischung verschiedenster Themen gekennzeichnet sind, die chronologisch nach der Ereignisfolge aneinandergereiht wurden.283 Das erste Werk über Peru, das von einem deutschen Jesuiten verfaßt wurde, ist die Relatio de itineribus in India Occidentali von P. Kaspar Rueß über seine Reise und seine Arbeit in der Mission.284 Besonders breiten Raum nehmen Schilderungen zur Baukunst der Inka sowie zur Silbergewinnung und -bearbeitung ein. Die ausführliche Beschreibung der Kirchen und Gottesdienste in Juli am Titicacasee stellt neben dem Reisebericht von Johann Wolfgang Bayer die wichtigste Quelle zur Geschichte der Mission dar. Darüber hinaus ist dieses Werk durch die Beschreibung religiöser Ausdrucksformen in Juli oder des Fronleichnamsfestes in La Paz von liturgiegeschichtlicher und volkskundlicher Bedeutung. Der Reisebericht Biennium itineris von Franz Xaver Dirrheim enthält zahlreiche ethnologische und naturkundliche Beobachtungen. In § XI fügt der Verfasser ethnogische Studien zu den in Moxos ansässigen indigenen Kulturen ein, die er jedoch eigenen Angaben zufolge nicht selbst verfaßt, sondern von einem nicht näher bezeichneteten Autor übernommen hat.285 Außerdem sind im gesamten Werk verstreut naturkundliche Beobachtungen enthalten, etwa Beschreibungen von Lamas, Vicuñas286 und verschiedener Vogelarten,287 oder Schilderungen der zerklüfteten und unwegsamen Gebirgslandschaft auf der Reise nach Santa Cruz.288 Von größter Bedeutung ist die Historia Provinciae Moxitarum von Franz Xaver Eder für die Ethnologie der Völker, die zwischen dem Río Mamoré und dem Río Guaporé ansässig waren.289 Schließlich ist die Reise nach Peru von Johann Wolfgang Bayer (1722–1794) zu nennen. Den größten Teil dieses Berichts nimmt die Darstellung seiner Reise in die Mission ein, in die er zahlreiche soziologische und naturkundliche Beobachtungen einfließen läßt. So beschreibt er beispielsweise die Sitten und Gebräuche der Kolonialbevölkerung in Cartagena,290 liefert einen ausführlichen Überblick der

281 Vgl. Plattner, Deutsche Meister, S. 37. 282 Vgl. Jaksch, Sudetendeutsche, S. 25. 283 Vgl. Glüsenkamp, Reiseberichterstattung, S. 136. 284 Vgl. Sierra, Jesuitas germanos, S. 303f. 285 Vgl. BayHStA, Jes. 597, fol. 141–148 (Dirrheim, Biennium Itineris). 286 Vgl. ebd., fol. 105. 287 Vgl. ebd., fol. 100. 288 Vgl. ebd., fol. 123–128. 289 Vgl. Vargas Ugarte, Los Jesuitas del Perú, S. 161. 290 Vgl. Bayer, Reise nach Peru, S. 169–174.

4.5 Besondere Leistungen

127

indigenen Bevölkerung in Peru,291 schildert außergewöhnliche Naturphänomene (z. B. eine Wasserhose),292 Pflanzen und Früchte (z. B. Chirimoya, Palta (Avocado), Granadilla und Ananas)293 und beschreibt einheimische Tierarten wie z. B. das Lama.294 Der Reisebericht von Bayer ist nicht nur wegen dessen hervorragender Beobachtungsgabe wertvoll, sondern zeichnet sich auch durch großes Mitgefühl und Leidenschaft für die indigenen Völker aus.295 4.5.5

Medizin und Pharmazie

Das Colegio Máximo de San Pablo in Lima entwickelte sich schon zu einem bedeutenden Zentrum der Medizin im Vizekönigreich Peru, bevor die ersten Lehrstühle für Medizin 1634 an der dortigen Universität San Marcos eingerichtet wurden. Ein Großteil der Medikamente stammte aus Europa; zum Teil waren sie als Versorgung für die Überfahrt in Sevilla zusammengestellt und während des Transports nicht benötigt worden.296 In der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts kamen eine Reihe von zentraleuropäischen Missionaren nach Lima, die als Apotheker ausgebildet waren und die Pharmazie am Kolleg San Pablo zu großer Blüte führten.297 Die medizinisch-pharmazeutische Bibliothek des Kollegs nahm im Laufe des 17. und 18. Jahrhunderts beachtliche Ausmaße an.298 Genannt sei nochmals der bereits oben erwähnte Joseph Mayer, der 1724 als Laienbruder nach Peru kam und wegen seiner hervorragenden Fähigkeiten bald nach seiner Ankunft in Lima in der Apotheke des Kollegs San Pablo tätig war. Aufgrund seiner Ausbildung zum Priester und seiner Entsendung in die Moxos-Mission verlor das Kolleg von San Pablo zweifellos einen seiner besten Fachleute.299 In den Jahren 1754 bis 1756 weilte Joseph Zeitler, der Apotheker des Colegio Máximo de San Miguel in Santiago de Chile, in Lima, um die dortige Kollegsapotheke zu reorganisieren und auf den neuesten Stand zu bringen.300 4.5.6

Kunst und Handwerk

Als Künstler zeichnete sich der aus der Böhmischen Provinz stammende Adalbert Wenzel Marterer (1691–1753) durch hochbegabte Fähigkeiten aus. Der ausgebildete Kunst- und Möbeltischler und Silberschmied301 hatte seine Werkstätten in der Re-

291 292 293 294 295 296 297 298 299 300 301

Vgl. ebd., S. 233–248. Vgl. ebd., S. 160f. Vgl. ebd., S. 204–207. Vgl. ebd., S. 177. Vgl. Vargas Ugarte, Los Jesuitas del Perú, S. 162. Vgl. Martín, Conquista intelectual, S. 122. Vgl. ebd., S. 133f. Vgl. ebd., S. 130–133. Vgl. ebd., S. 134. Vgl. ebd., S. 135. Vgl. Fechtnerová, Mensajeros, S. 236.

128

4. Die Missionare zentraleuropäischer Provenienz

duktion San Pedro in der Moxos-Mission.302 Er stattete die Kirchen vieler Missionen mit prächtigen Altären, Kanzeln, Beichtstühlen und anderen Objekten aus, die er entweder selbst anfertigte oder von einem angelernten Indianergesellen nach Zeichnungen bzw. Vorbildern herstellen ließ.303 Der ebenfalls aus der Böhmischen Provinz stammende Peter Oehlgartner (1711/15–1782) war als sehr begabter Mechaniker und gelernter Uhrmacher am Kolleg San Pablo in Lima tätig. Dort stellte er eine Uhr von einer Elle (vara) Länge und einer dreiviertel Elle (drei cuartas) Breite her, welche die Stunden und die Viertelstunden anzeigte und in der Sakristei der Kollegskirche auf einem vergoldeten bogenförmigen Holzpodest mit Einlegearbeiten aufgestellt war.304 4.5.7 Bildungswesen Schließlich seien nochmals die großen Verdienste der zentraleuropäischen Patres auf dem Gebiet des höheren Bildungswesens in der Ordensprovinz Peru resümiert. P. Michael Durst (1591–1662) war Vizerektor des Kollegs von Oruro und unterrichtete Latein.305 P. Ferdinand Reinmann (1592–1640) war an der 1623 gegründeten Universität von La Plata in Chuquisaca zuerst Philosophie-, dann Theologieprofessor und lehrte später am Kolleg San Pablo in Lima, dessen Rektor er von 1638 bis zu seinem Tode 1640 war.306 P. Stanislaus Arlet (1663–1717) war ab 1703 Dozent für Moraltheologie, dann Dogmatik in Chuquisaca.307 Später war er Rektor des dortigen Kollegs308 und danach in Potosí.309 Die Reihe der Gelehrten wird fortgesetzt durch den bereits mehrfach erwähnten Johann Röhr (1691–1756), der von 1749–1756 den Lehrstuhl für Mathematik an der Universität von San Marcos innehatte, welcher mit dem Amt des Cosmógrafo Mayor verbunden war.310 P. Franz Trarbach (1718–1770) aus der Niederrheinischen Provinz war – vermutlich am Kolleg S. Pablo in Lima – als Theologieprofessor tätig,311 und P. Johann Baptist Zacharias (1719–1772) aus der Österreichischen Provinz unterrichtete Mathematik, Physik und letras am Kolleg San Martín in Lima.312

302 Vgl. Plattner, Deutsche Meister, S. 37. 303 Vgl. ADPSJ, Abt. 47 (Nachlaß Anton Huonder SJ), Mappe Peru, S. 292. 304 Vgl. Vargas Ugarte, Jesuitas del Perú y el arte, S. 113. 305 Vgl. ARSI, Peru 4 II, fol. 466v (Cat. Prim. 1654). 306 Vgl. Strobel, Personalkartei IV,9. 307 Vgl. ARSI, Peru 11, fol. 73v (Cat. Brev. 1703); ebd., fol. 78r (Cat. Brev. 1704); ebd., fol. 83v (Cat. Brev. 1706); ebd., fol. 89r (Cat. Brev. 1710); ebd., fol. 94v (Cat. Brev. 1713). Vgl. ADPSJ, Abt. 47 (Nachlaß Anton Huonder SJ), Mappe Peru, S. 266. Zur Lehrtätigkeit in Theologie vgl. ARSI, Peru 6, fol. 228r (Cat. Prim. 1703): ARSI, Peru 6, fol. 297v (Cat. Prim. 1706); ARSI, Peru 6, fol. 358r (Cat. Prim. 1710). 308 Vgl. ARSI, Peru 6, fol. 424v (Cat. Prim. 1713). 309 Vgl. ebd., fol. 491r (Cat. Prim. 1716). 310 Vgl. Baptista Morales, Röhr (Rehr), Juan, S. 3402. 311 Vgl. ARSI, Peru 10, fol. 8r (Cat. Prim. 1758); Vgl. ADPSJ, Abt. 47 (Nachlaß Anton Huonder SJ), Mappe Peru, S. 321. 312 Vgl. AHN, Sección „Clero Jesuitas“, Legajo 826/7.

5.

Die Missionen als „Projekt“ der indigenen Völker

5.1

Die Perspektive der indígenas

Eine sehr frühe indigene Stellungnahme zur Conquista und dem Wirken der Missionare liegt in dem Werk Primer y Nueva Corónica y Buen Gobierno von Felipe Guamán Poma de Ayala (1534–1615) vor, der wohl als bedeutendster indianischer Chronist Hispanoamerikas bezeichnet werden kann.1 Guamán Poma stritt zeitlebens um seine Rehabilitation als adliger Vertreter der andinen Kultur und die ihm zustehende Anerkennung. Eine Klärung der historischen und erdichteten Teile seiner konstruierten Genealogie ist nicht mehr möglich. Fest steht jedoch, daß er im Jahre 1600 in einem Prozeß um angeblich ungerechtfertigte Landforderungen zu einer Geldstrafe verurteilt und für zwei Jahre aus dem Umkreis von Huamanga verbannt wurde, weil er sich zu Unrecht als Kazike bezeichnet habe. Später trat er in spanische Dienste, wobei ihm möglicherweise zugute kam, daß sein Vater einst einem Soldaten der Eroberertruppen das Leben gerettet und dafür den spanischen Zunamen „de Ayala“ erhalten hatte. Doch auch von den Weißen wurde er wegen seiner indigenen Herkunft nicht als ebenbürtig angesehen und mußte Zeuge zahlreicher Mißbräuche der indigenen Bevölkerung werden. Ob sein Werk der Gewissensentlastung diente oder als ein letztes Ringen um gesellschaftliche Anerkennung zu sehen ist – für die spanischen Behörden mußte seine massive Kritik als höchst subversiv gelten.2 Dieser Umstand dürfte erklären, daß das zwischen 1584 und 1614 entstandene Werk lange verschollen war und erst 1908 durch den Direktor der Göttinger Bibliothek, Richard Pietschmann, in der Königlichen Bibliothek von Kopenhagen wiederentdeckt wurde. Das Werk umfaßt 1179 Seiten und enthält zahlreiche Illustrationen. Das Manuskript wurde 1936 als Faksimile in Paris unter der Leitung des Ethnologen Paul Rivet publiziert.3 Es ist historiographisch und literarisch als Mischung verschiedener Gattungen anzusehen4 und wird als „moderner Mythos“ bezeichnet, als Versuch, die eigene kulturelle Identität „den Ansprüchen der Gegenwart und Zukunft anzupassen“.5 Während Guamán Poma im ersten Teil des Werkes (Nueva Corónica) vier Zeitalter oder Generationen der Indios (die vorinkaische Epoche, die Regierung der Inka, die Conquista und die Zeit der Bürgerkriege der Spanier) beschreibt, übt er im zweiten Teil (Buen Gobierno) scharfe Kritik an den Mißbräuchen der kolonialen Autoritäten.6 Er zeigt große Anteilnahme am Schicksal der Indios und prangert deren Ausbeutung durch die Kolonisatoren in den Minen und Werkstätten an. Der Autor beklagt die Mißbräuche durch Priester, encomenderos und sich 1 2 3 4 5 6

Vgl. Meier, Grenzgänger, S. 145. Vgl. Steiner, Guamán Poma de Ayala, S. 18–22. Vgl. zu Poma de Ayala auch die wichtige Untersuchung von Zapata, Guaman Poma. Vgl. Ludeña de la Vega, Obra del cronista, Vol. 1, S. 17 u. 25. Vgl. Steiner, Guamán Poma de Ayala, S. 138. Vgl. Simon de Souza, Don Patrón, S. 88; Steiner, Guamán Poma de Ayala, S. 138. Vgl. Ludeña de la Vega, Obra del cronista, Bd. I, S. 21.

130

5. Die Missionen als „Projekt“ der indigenen Völker

anbiedernde Kaziken.7 Vielen Priestern wirft er vor, ein sexuell ausschweifendes Leben zu führen und Indiofrauen in ihren Häusern zu halten, mit denen sie viele Kinder zeugten.8 Eine Illustration verdeutlicht auf ironische Weise diesen Umstand. Zu sehen sind sechs Kinder, welche von einem Priester mit Indiofrauen gezeugt wurden, die auf einem Maultier nach Lima gebracht werden.9 Die Bilder des langen Kapitels über die Weltgeistlichen in den Indiomissionsstationen „zeigen nur 6 mal einen andächtigen, eifrigen Seelsorger, 15 mal aber einen stolzen und zornigen oder hochmütigen Mann, der die Indios mißhandelt, mit dem spanischen Landvogt (Corregidor) um Geld mit Karten spielt oder sogar mit einem Soldaten im Duell den Degen kreuzt. Ein Hauptvorwurf gilt der Habsucht der Geistlichen. Obwohl sie vom König ein Gehalt beziehen und für die Lebensmittel den Indios nichts bezahlen, verlangen sie höhere Stipendien, als es den Verordnungen entspricht.“ 10 An anderer Stelle wirft er den Priestern Brutalität vor und fügt Illustrationen ein, welche die strenge Züchtigung der Indios durch Priester zeigen.11 Allerdings nimmt er einige Orden von seiner Kritik aus, darunter die Jesuiten, aber auch die Franziskaner und die Ermitaños de San Pablo (Paulaner), die er als wahre Priester und Ordensleute bezeichnet. Unter ihnen gebe es lediglich einige wenige negative Ausnahmen, die er namentlich benennt.12 Den Jesuiten attestiert er sogar besondere Heiligkeit und Nächstenliebe.13 Dennoch will Guamán Poma auf den Widerspruch zwischen den Prinzipien des Christentums und der häufig anzutreffenden schlechten Missionspraxis aufmerksam machen und verbindet dies mit einem Appell an König und Papst, die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen.14 Das Werk von Guamán Poma ist geprägt von der Spannung zwischen indigener und spanischer Kultur, einer Spannung, in der er selbst lebt. „Diese Mittler-Position führt bei Poma zu einem ständigen Hin und Her in seiner Geschichtsschreibung und in seinen Forderungen: Er schwankt zum einen zwischen der Annahme des kolonialspanischen Systems und dessen heftiger Ablehnung; sowie zum anderen zwischen der Idealisierung der inkaischen Gesellschaft und deren Zurückweisung.“15 Das Werk ist „– will man einordnen, für wen Poma damit spricht – am ehesten das Werk eines Entprivilegierten, um seine Existenz und um eine 7 8 9 10 11 12 13

14 15

Vgl. ebd., S. 18. Vgl. Guamán Poma de Ayala, Nueva Corónica, S. 568. Vgl. ebd., S. 606. Meier, Grenzgänger, S. 149. Vgl. Guamán Poma de Ayala, Nueva Corónica, S.582 u. 585. Vgl. ebd., S. 629–636. Vgl. ebd., S. 636. Guamán Poma wird als Verfasser des Werkes gerade wegen seiner Jesuitenfreundlichkeit gelegentlich in Frage gestellt. Im Gegensatz zu den Mercedariern, den Augustinern und Dominikanern werden die Jesuiten, Franziskaner und Ermitaños de San Pablo stets sehr positiv geschildert. Vgl. Albó, Nueva corónica, S. 339. Xavier Albó geht der Hypothese nach, Guamán Poma sei als Verfasser nur vorgeschoben worden, um das Werk eines Jesuiten, z. B. Blas Valera, zu publizieren. Das Werk weist jedoch an vielen Stellen sehr persönliche Bezüge aus dem Leben von Guamán Poma auf. Albó kommt daher zu dem Ergebnis, daß sich der Einfluß der Jesuiten bestenfalls auf Anregungen bzw. Ideen und Vorschläge beschränken lasse. Vgl. ebd., S. 334. Vgl. Meier, Grenzgänger, S. 150 u. 153. Steiner, Guamán Poma de Ayala, S. 135.

5.1 Die Perspektive der indígenas

131

soziale Rolle kämpfenden Kaziken der frühen peruanischen Kolonialgesellschaft“.16 Man hat den Autor einen Don Quijote der Anden genannt.17 In seiner Widersprüchlichkeit macht er nicht zuletzt auch „die Widersprüchlichkeit der historischen Wirklichkeit transparent“.18 Durch seine unverhohlen vorgetragene Kritik wurde der Name Poma de Ayala aber auch zum Symbol für den Widerstand gegenüber dem Mißbrauch und der Unterdrückung der Indios.19 Aus der Zeit der Ankunft der Jesuiten in Peru gibt es noch zwei weitere indianische Quellen. Der direkte Inka-Nachkomme Titu Cusi Yupanqui verteufelt in seiner ca. 1570 entstandenen Relación de la Conquista del Perú die Spanier und wünscht sich die Wiederherstellung der inkaischen Ordnung und seiner damit verbundenen Privilegien. Juan de Santacruz Pachacuti Yamqui Salcamaygua hingegen versucht in seiner 1613 geschriebenen Relación de Antigüedades deste Reyno del Pirú eher eine Brücke zwischen den Kulturen zu schlagen, indem er Ähnlichkeiten in der religiösen Praxis hervorhebt.20 Eine starke Idealisierung des Inka-Reiches findet sich wiederum in den zwischen 1580 und 1609 entstandenen Comentarios reales de los Incas des Mestizen Garcilaso de la Vega (1539–1615).21 1539 in Cuzco geboren, war er als Sohn des spanischen capitán Sebastián Garcilaso de la Vega Vargas und seiner Ehefrau Chimpu Ocllo, einer Nichte des Inka-Herrschers Huayna Capac, sowohl mit der alten als auch mit der neuen Führungselite eng verbunden. Nach dem Tod des Vaters 1559 reiste er nach Spanien und versuchte vergeblich, Rechte und Kompensationen geltend zu machen, die ihm aufgrund der Verdienste seines Vaters zustünden. Er blieb bis zu seinem Lebensende in Spanien, wo wenige Jahre vor seinem Tod sein Hauptwerk erschien. In zwei Bänden behandelt er einerseits die Geschichte des Inka-Reiches und andererseits die Geschichte der Conquista und spanischen Vorherrschaft in Peru bis zum Jahre 1612.22 Garcilaso würdigt zwar sowohl die Kultur der Inka als auch die der Spanier in gleicher Weise, ordnet sie jedoch – wie andere Chronisten seiner Zeit auch – in ein Schema ein, das einer inneren Logik folgt und die historischen Ereignisse als Realisierung des göttlichen Willens interpretiert. So habe die Kultur der Inka den Sieg der Conquistadoren vorbereitet und möglich gemacht und die Spanier hätten jenen Gott verkündet, den die Inka über lange Zeit hinweg gesucht hätten.23 Die Christianisierung der indigenen Bevölkerung brachte eine unterschiedliche Resonanz hervor. Nicht selten war ein Rückfall in vorchristliche Praktiken zu beobachten, insbesondere dann, wenn die Missionare nicht dauerhaft am Ort blieben, sondern nur im Rahmen von Wandermissionen tätig waren. Ein frühes Zeugnis dieser Rückfälle zeigt sich in dem Werk Extirpación de la idolatria del Pirú des Jesuiten 16 17 18 19 20 21 22 23

Ebd. Varallanos, Guaman Poma de Ayala, S. 197. Vgl. Steiner, Guamán Poma de Ayala, S. 135. Steiner, Guamán Poma de Ayala, S. 148. Vgl. Ludeña de la Vega, Obra del cronista, Vol. 1, S. 19. Vgl. Steiner, Guamán Poma de Ayala, S. 140. Vgl. ebd., S. 140f. Vgl. Klaiber, Utopía, S. 54. Vgl. ebd., S. 58f.

132

5. Die Missionen als „Projekt“ der indigenen Völker

Pablo José de Arriaga aus dem Jahre 1621.24 Arriaga sieht den Hauptgrund für die wenig erfolgreiche Mission unter den Einheimischen in der fehlenden Präsenz der Missionare vor Ort. Die Indios seien darüber hinaus unverständig und wiederholten nur das Vorgesagte, ohne es wirklich zu verstehen, so daß das Auswendiggelernte nicht in die Herzen eindringen könnte.25 Außerdem gebe es eine Vielzahl von Schamanen, welche das Festhalten an den alten Bräuchen und Riten förderten und unterstützten.26 Eine Widerständigkeit der indigenen Bevölkerung gegen die Einführung des christlichen Glaubens ist auch in einer Reihe von Dokumenten belegt, die im Römischen Archiv der Gesellschaft Jesu aufbewahrt werden. Sie dokumentieren neben Zurückweisung des christlichen Glaubens auch synkretistische Entwicklungen, indem äußere religiöse Formen des Christentums adaptiert und neu interpretiert wurden, um traditionelle Kulte fortsetzen zu können.27 Über drastische Formen der Zurückweisung berichtet Dominicus Mayr, dessen Hausangestellte ihm oft von Mordabsichten der Indianer gegen ihn berichteten.28 Tatsächlich versuchten die Herisebocona 1739, ihn zu vergiften. Die zehn Jahre zuvor durch ihn aufgenommenen freundschaftlichen Beziehungen waren also offenbar nicht verläßlich.29 Mayr schrieb schon 1727 in einem Brief an den Provinzial der Oberdeutschen Provinz, daß er sich unter „rohen, barbarischen und aufs höchste undankbaren Völkerschaften“ befinde; er empfand also ein erhebliches Potenzial an Ablehnung und Widerstand in der indigenen Bevölkerung.30 Dennoch gab es in der Ordensprovinz Peru keine vorwiegende Widerständigkeit gegen die christliche Mission, so wie es beispielsweise aus der Araukanie in Chile bekannt ist.31 Während anfangs das Interesse an handwerklichen Produkten und die Unterstützung im Kampf gegen verfeindete Völker die Kontakte zwischen den Indios und den Spaniern vorantrieben,32 war nach der Gründung der ersten Reduktionen auch immer wieder ein Interesse der Indianer am Leben in den Missionssiedlungen zu beobachten, boten sie doch ein hohes Maß an Stabilität. So schreibt Dominikus Mayr beispielsweise am 28. September 1721, daß mehrere große Stämme in der Umgebung von San Miguel bereit seien, sich dem dort tätigen P. Caspar Deprato anzuschließen33 und daß auf ihn selbst noch etwa fünfhundert Indios warteten, „die ebenfalls die Wohltat der sakramentalen Gnade … voller Sorge erbitten und diese demnächst, so Gott will, erhalten werden“. 34 Voller Freude schildert er, daß er bisweilen „ganze Scharen von Ungläubigen, zweihundert und dreihundert 24 25 26 27 28 29 30 31 32

Vgl. Marzal, Utopía Posible, Bd. II, S. 678. Vgl. Arriaga, Götter, S. 60. Vgl. ebd, S. 66f. Vgl. Polia Meconi, Cosmovisión, S. 151f. Vgl. Mayr/Stadelmann, Terra Amazonum, S. 227 (Mayr, Brief vom 30. Mai 1734). Vgl. ebd., S. 77 (Mayr, Brief vom 23. Februar 1740). Vgl. ebd., S. 185 (Mayr, Brief vom 20. Juli 1727). Vgl. Meier/Müller, Jesuiten aus Zentraleuropa, Bd. 2: Chile, S. 51–57. Vgl. Denevan, Aboriginal cultural geography, S. 30; Vargas Ugarte, Historia de la Compañía de Jesús, Bd. III, S. 17f.; Menacho, Missões, S. 193. 33 Vgl. Mayr/Stadelmann, Terra Amazonum, S. 187–189 (Mayr, Brief vom 28. September 1721). 34 Ebd., S. 193–195.

5.2 Auswirkungen der Mission

133

auf einmal, oder auch einmal tausend“ sehe, „wie sie aus ihren Wäldern herauskommen und sich der Schar der Neugetauften anschließen.“ 35 Ein wichtiges identitätsbildendes Element auf lokaler, regionaler und überregionaler Ebene waren die Patrozinien, da sie einzelne Personen oder ein Kollektiv in ein Schutzverhältnis und in eine Schutzgemeinschaft einbanden, die durch eine intensive Beziehung zum Patron und spezifische Frömmigkeitsformen geprägt war.36 Den Jesuiten war dabei insbesondere an der Verehrung der eigenen Ordensheiligen, allen voran Ignatius und Franz Xaver, sowie der Gottesmutter Maria gelegen, doch wählten sie auch bewußt andere Standespatrone aus, wenn deren Profil für ein bestimmtes Patronat besonders geeignet war.37 Der Gedenktag des Kirchenpatrons wurde besonders feierlich begangen und war ein Höhepunkt des religiösen Lebens einer Mission. Die Feste und Gedenktage im Kirchenjahr strukturierten und gliederten das Leben und stärkten das Gemeinschaftsgefühl.38 „Die sensitive Frömmigkeit des iberischen Barockkatholizismus wurde von den Jesuiten nach Amerika übertragen und in den Missionen durch die indigene Bevölkerung intensiv rezipiert und angeeignet. So wurzelte katholisches Leben und Brauchtum in Indianergebieten Amerikas ein, während umgekehrt die Indios der Missionen in der Weltkirche ihren Platz fanden.“39 Eine große Akzeptanz unter der eingeborenen Bevölkerung fanden schließlich die Liturgie und die religiösen Feste. Sie boten und bieten bis heute eine Fülle von Identifikationsmöglichkeiten an, die einen wesentlichen Anteil an der Verwurzelung des Glaubens haben.40

5.2

Auswirkungen der Mission

Die Landnahme der Spanier auf dem amerikanischen Kontinent hatte tiefgreifende wirtschaftliche, soziale, politische und religiöse Veränderungen zur Folge.41 Die Tätigkeit der Missionare in Moxos verwandelte nicht nur die Lebensweise der Indios, sondern auch das Erscheinungsbild der Landschaft. An die Stelle der ursprünglichen, weit verstreuten Siedlungen der Einheimischen traten große Dörfer. Neben den Anbau traditioneller Pflanzen wie Maniok, Yams und Mais traten von den Europäern eingeführte Pflanzen, insbesondere Baumwolle, Kakao, Zuckerrohr und Reis. Darüber hinaus wurden Rinder, Pferde und Maultiere aus Europa heimisch gemacht, welche die Arbeitsbedingungen und die Ernährung nachhaltig veränderten.42 Die eingeführten Tier- und Pflanzenarten stärkten die Existenzgrundlage der Bewohner von Moxos erheblich; ihre Sammlung in großen Dörfern ermöglichte

35 Ebd., S. 195. 36 Vgl. Meier, Aspekte, S. 224. 37 Vgl. ebd., S. 256. 38 Vgl. ebd., S. 235. 39 Vgl. ebd., S. 256. 40 Vgl. hierzu die Ausführungen zur Volksfrömmigkeit in San Ignacio de Moxos im folgenden Kapitel 5.2. 41 Vgl. Marzal, Transformación religiosa, S. 19. 42 Vgl. Block, Mission culture, S. 57.

134

5. Die Missionen als „Projekt“ der indigenen Völker

eine effizientere Organisation bei der Nutzung des Bodens.43 Durch die Einführung von Lehmziegeln, Flechtwerk und Lehmbewurf in der Architektur verbesserten die Jesuiten die Lebensbedingungen der Indios. Ihre Häuser wurden geräumiger und durch eine Erhöhung der Fußböden vor Überflutungen besser geschützt.44 Die Indios wurden in Kunst und Handwerk eingewiesen, worin sie zu Beginn des 18. Jahrhunderts ein hohes Niveau erreichten.45 Dabei dienten Kunstgegenstände aus Europa als Vorbilder für ihr handwerkliches und künstlerisches Schaffen. Unter Anleitung der Missionare fertigten sie exakte Kopien von christlichen Kultgegenständen an. Sie schnitzten Kreuze und Figuren, webten Textilien, kopierten Meßbücher, stellten aber auch Uhren her oder fertigten Musikinstrumente, die im Hinblick auf ihre Qualität vergleichbares Niveau erreichten.46 In allen Missionen gab es Tischler, Schmiede, Weber, Schneider, Schuster, Gerber, Drechsler, Zinkgießer, Uhrmacher, Bildhauer, Maler, Glockengießer und Instrumentenbauer.47 Angeleitet von den Missionaren, schuf die indigene Bevölkerung einen erstaunlich großen Bestand an Kunstobjekten, wovon die Inventare Aufschluß geben, die 1767/68 bei der Vertreibung der Jesuiten angefertigt wurden. Im bolivianischen Nationalarchiv in Sucre sind die Kunstbestände von 15 Reduktionen im Gebiet von Moxos dokumentiert. Kostbare Paramente aus Gold, Silber, Bronze, Brokat und anderen wertvollen Stoffen waren in einer Fülle vorhanden, die heute noch Staunen hervorruft.48 Herausragende Bedeutung für die Mission der Jesuiten hatte schließlich die Musik, die zur Gründung von Chören und Orchestern für die Begleitung der Liturgie führte. Auf die umfangreiche Orchesterausstattung in San Pedro 1767 wurde bereits hingewiesen.49 Die starke Förderung der Musik zeigt in Moxos bis heute ihre Spuren. So gibt es beispielsweise in San Ignacio de Moxos eine Musikschule, an der Barockmusik aus der Zeit der Jesuitenmission unterrichtet und aufgeführt wird. Die Asociación pro Arte y Cultura veranstaltet in zweijährigem Turnus in Santa Cruz ein Festival, das sich explizit der Musik aus den Moxos- und den Chiquitos-Missionen verschrieben hat. Auch viele von den Jesuiten eingeführten religiösen Ausdrucksformen sind noch heute in der Volksreligiosität in Moxos lebendig.50 Als Beispiel für ihre nachhaltige Missionsarbeit seien hier die vielfältigen religiösen Traditionen beschrieben, die in San Ignacio de Moxos noch heute in Übung sind. Für die Durchführung der Feste sind insbesondere der Stadtrat (cabildo) und die ihm zugeordneten 43 Vgl. ebd., S. 58. 44 Vgl. ebd., S. 59. 45 Vgl. ebd., S. 59f. 46 Vgl. Chávez Suárez, Historia, S. 292. 47 Vgl. ebd., S. 293. 48 Vgl. ANBol, Archivo de Moxos, Vol. 1, I u. III. 49 Vgl. ebd., Vol. 1, I, fol. 34v (Inventar San Pedro). Vgl. Chávez Suárez, Historia, S. 292. 50 Eine Untersuchung zur Volksreligiosität in Moxos unter dem Titel „‚Gott hat in der Bibel nicht alles gesagt...’ Volksreligiosität in Moxos (Bolivien)“ wurde von David Hüser im Rahmen seiner Diplomarbeit an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Sankt Georgen im Jahre 2004 durchgeführt.

5.2 Auswirkungen der Mission

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Bruderschaften (parcialidades) von Bedeutung. Der aus 24 Personen bestehende cabildo von San Ignacio hat noch heute außer einer Schlichtungs- und Rechtsprechungsfunktion auch die Aufgabe der Erhaltung der indigenen Traditionen und des Dienstes für die Katholische Kirche.51 Zu den parcialidades, einem Relikt aus der Zeit der Jesuitenreduktionen, gehören in San Ignacio die Musiker, Vorbeter oder Küster, in anderen Gemeinden auch Schreiner oder Weber; die parcialidades sind keine Berufsgruppen, vielmehr ist die Zugehörigkeit erblich. Außerdem existieren zahlreiche Folkloregruppen, die dem Stadtrat unterstehen und bei der Gestaltung der Feste mitwirken. Die wichtigsten Feste sind das Patronatsfest, die Semana Santa (Karwoche mit Ostern) und Weihnachten; überdies gibt es noch eine Vielzahl weiterer Feste, die den Jahresablauf prägen.52 In der religiösen Praxis blieb aus der Zeit der Jesuitenmission bis heute auch die Durchführung von Novenen vor hohen Heiligenfesten oder für Verstorbene erhalten. Insbesondere in der Feier der Karwoche finden sich bis heute viele traditionelle Formen. Vom Fastnachtssonntag bis zum folgenden Dienstag wird jeden Morgen eine Messe gefeiert und anschließend, begleitet von Chorgesang, drei Stunden das Allerheiligste zur eucharistischen Anbetung ausgesetzt. Diese Tradition wird cuarenta horas (Vierzig Stunden) genannt und geht auf die von den Jesuiten stark geförderte Praxis des Vierzigstündigen Gebetes zurück. In San Francisco de Moxos wird am Aschermittwoch ein Kampf zwischen den sieben Todsünden, dargestellt durch sieben junge Männer, die mit Unterhosen bekleidet und mit Schlamm beschmiert sind, gegen die Tugend, dargestellt durch eine junge Frau in strahlend weißem Kleid, aufgeführt, aus dem die Tugend siegreich hervorgeht. An den Freitagen der Fastenzeit ist das Gebet des Kreuzweges üblich; daran nimmt der Stadtrat teil. Am Palmsonntag wird eine Prozession mit dem niño ramos (Palmkind) durchgeführt. Jesus wird dabei als Kind auf einem Esel sitzend dargestellt, durch die Straßen geschoben und bejubelt. An der Kirchentür findet er keinen Einlaß, da sich die Bewohner Jerusalems aus Angst um ihre Macht und Ämter eingeschlossen haben. Die Gläubigen vor der Kirche bitten schließlich, den König der Herrlichkeit eintreten zu lassen. Es findet eine Diskussion statt, inszeniert von Musikern innerhalb und außerhalb der Kirche. Psalm 24 wird vorgetragen, in dem vom Einzug des Königs der Herrlichkeit die Rede ist. Nachdem der Küster mit dem Prozessionskreuz dreimal auf den Boden gestampft hat, öffnen sich die Türen, und Jesus, der König der Herrlichkeit, kann einziehen. Am Montag der Karwoche wird ein großes schwarzes Tuch hinter dem Altar als Zeichen der Trauer befestigt. Von Mittwoch bis Freitag der Karwoche werden täglich nach der Abendmesse Prozessionen durchgeführt, bei denen Statuen getragen werden, welche Szenen aus der Leidensgeschichte Jesu darstellen. Am Morgen des Gründonnerstags, Karfreitags und Karsamstags wird das oficio de la tiniebla, die Feier des „Dienstes der Dunkelheit“ begangen. Auf einem spitz zulaufenden Leuchter brennen 15 Kerzen, vor denen sich die Gemeinde betend versammelt. Dabei werden 14 Kerzen, den 14 Stationen des Kreuzwegs entsprechend, mit der blutver51 Vgl. Cabildo Indigenal de San Ignacio de Moxos, Estatuto orgánico cabildo indígenal, S. 4. 52 Vgl. Cabildo Indigenal de Trinidad, Calendario festivo del cabildo indigenal de Trinidad, S. 17–23.

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5. Die Missionen als „Projekt“ der indigenen Völker

schmierten Hand des Pilatus, die durch einen hölzernen Stock symbolisiert wird, an dessen Ende die Nachbildung einer Hand befestigt ist, nach und nach ausgelöscht. Nur die oberste Kerze läßt man brennen, um anzudeuten, daß Jesu Leben letztlich nicht ausgelöscht werden konnte. In der Messe am Nachmittag des Gründonnerstags wird die Fußwaschung durchgeführt. Nach der Messe wird das Allerheiligste in einer Prozession durch die Kirche zu seinem Aufbewahrungsort getragen. Während der Prozession fällt der schwarze Vorhang und sichtbar wird: auf einem Tisch liegt ein Lamm aus Watte, mit bunten Bändern gefesselt, das Christus, das Lamm Gottes, symbolisiert. Am Abend des Gründonnerstags wird eine Christusfigur, die das Jahr über in einem Glassarg liegt, an ein Kreuz genagelt, das bei der Prozession am Karfreitag neben anderen Darstellungen aus der Leidensgeschichte mitgeführt wird. Vor Mitternacht sitzen die „Juden“, eine Gruppe von Männern aus der Gemeinde, um den Sarg des toten Jesus in der Kirche, machen Witze, lachen und würfeln, als Zeichen der Verachtung. Um Mitternacht versammelt sich die Gemeinde in der Kirche. Die Küster treten mit zwei großen Kreuzen und einer schwarzen Fahne vor das Lamm, verehren es mit einer Kniebeuge und stellen Fahne und Kreuz neben dem Lamm auf. Anschließend erscheint auch Judas, der reuige Verräter Jesu, und verehrt das Lamm, ebenso die Juden, danach auch die Gläubigen. Aktiven Anteil an den Feiern der Karwoche nimmt die Gruppe der Büßer, die fasten und mit einem Kreuz auf den Schultern und einer Dornenkrone sowie in besonderen Kleidern bei den Prozessionen mitgehen. Die Büßer verrichten ihren Dienst stellvertretend für die ganze Gemeinschaft oder auch zur Buße für eigene Sünden. Nach der liturgischen Feier vom Leiden und Sterben Jesu am Nachmittag des Karfreitags wird Jesus vom Kreuz abgenommen und in einen Sarg gelegt. Die Leidenswerkzeuge wie Dornenkrone und Nägel werden kleinen Kindern, die als Engel verkleidet sind, zur Verwahrung übergeben. Danach findet eine stille Prozession durch das Dorf statt. 53 Nach der Feier der Auferstehung in der Osternacht mit Kerzen, Blumen, Glocken, Gesang, Musik und Kanonenschüssen wird in der Frühe des Ostersonntags um 4 Uhr morgens die Begegnung zwischen Jesus und Maria dargestellt; dieser Brauch geht wohl auf Nr. 299 der Geistlichen Übungen des hl. Ignatius von Loyola zurück, in der von dieser Begegnung berichtet wird.54 Eine jesuitische Prägung läßt sich auch an Weihnachten in der Darstellung des Christuskindes in der Krippe erkennen; es liegt auf einem Holzkreuz. Hier ist ein Bezug zu Nr. 116 der Geistlichen Übungen in der zweiten Betrachtung über die Geburt Jesu hergestellt. Im Mittelpunkt steht die Armseligkeit, die Jesus mit seiner Geburt auf sich genommen und bis hin zum bitteren Tod am Kreuz getragen hat.55 Stärker synkretistische Elemente hat das Christentum in der Andenregion angenommen. Die Umwandlung der dortigen religiösen Riten unter dem Einfluß des Christentums ist von Manuel Marzal umfassend untersucht worden. Die andinen Religionen kannten Riten zur Verehrung oder anläßlich der Feste bestimmter Gott53 Vgl. Jordá de Arias, Semana Santa. Der Autor, Enrique Jordá de Arias, war viele Jahre Pfarrer von San Ignacio de Moxos. 54 Vgl. Ignatius von Loyola, Geistliche Übungen, S. 122. 55 Vgl. ebd., S. 67.

5.2 Auswirkungen der Mission

137

heiten. Wallfahrten nahmen dabei einen wichtigen Stellenwert ein. Sie kannten Feiern des Eintritts in einen neuen Lebensabschnitt (Geburt, Eheschließung, Begräbnis). Auch Bußrituale zur Reinigung von Sünden oder die Anrufung von Gottheiten in bestimmten Anliegen waren bekannt. Dies alles konnte durch liturgische Formen des Christentums modifiziert werden. Der indigene Festkalender wurde in Patronats- und Heiligenfeste überführt, die Wallfahrten von paganen Heiligtümern auf christliche Gnadenorte umgelenkt.56 Obwohl im andinen Raum auch vor der Ankunft der Missionare ein mündliches Bekenntnis von Sünden bekannt war, fand die sakramentale Beichte wesentlich schwerer Akzeptanz, als dies bei den Lebenswenderiten der Fall war. Dies hing wesentlich mit der verzögerten Einführung durch die Missionare und mit sprachlichen Barrieren zusammen, die erst im Laufe mehrerer Jahrzehnte durch Rituale und Beichtbücher überwunden wurden.57 Die Lebenswenderiten wurden durch die Feier der christlichen Sakramente neu gestaltet; dabei blieben jedoch auch traditionelle Formen der andinen Religiosität erhalten, beispielsweise das Waschen der Kleider des Verstorbenen.58 Die Riten für Verstorbene hatten für die Missionare auch eine ökonomische Funktion, da sie Stipendien für das Begräbnis und die Totenmessen versprachen. Um der Bevölkerung keinen zeitlichen Raum für die Durchführung heidnischer Praktiken zu geben, wurden die Verstorbenen häufig bereits am Todestag bestattet.59 Der Prozeß der Umwandlung der andinen Glaubenswelt fand in vier verschiedenen Perioden statt. Die erste Periode begann mit der Ankunft der ersten Missionare im 16. Jahrhundert und war durch eine fehlende Systematik der Katechese sowie vor allem die negativen Einflüsse der Eroberungskriege gekennzeichnet.60 Die zweite Phase begann mit der Ankunft der Jesuiten 1568 und war durch eine Intensivierung und Systematisierung der Katechese gekennzeichnet, in deren Mittelpunkt die Beschlüsse des Dritten Konzils von Lima standen.61 Im 17. Jahrhundert begann die Phase der Kampagnen zur Ausrottung des Götzendienstes im Erzbistum Lima, die sich verstärkt gegen die noch weiterhin existierenden vorchristlichen Praktiken wandte und sich dabei auf inzwischen vorliegende Studien zur indigenen Bevölkerung stützen konnte.62 Ab der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts begann schließlich die solide Umformung der andinen Glaubenswelt durch eine institutionalisierte adäquate Katechese.63 Nach Auffassung von Manuel Marzal ist die heutige Religiosität der Quechua von zwei wesentlichen Polen bestimmt, von denen der eine katholischen, der andere vorchristlichen Ursprungs ist. Der eine Pol ist das Fest des jeweiligen Dorfpatrons, der für das gesamte Dorf von größter Bedeutung ist und eine ungeheure Anzahl von Menschen anzieht. Der andere Pol ist der pago a la Pachamama, ein 56 57 58 59 60 61 62 63

Vgl. Marzal, Transformación religiosa, S. 271. Vgl. ebd., S. 285–288. Vgl. ebd., S. 271. Vgl. ebd., S. 297. Vgl. ebd., S. 184. Vgl. ebd., S. 187f. Vgl. ebd., S. 190f. Vgl. ebd., S. 192.

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5. Die Missionen als „Projekt“ der indigenen Völker

Danksagungsritus zu Ehren von Mutter Erde für die hervorgebrachte Nahrung.64 Die Heiligenfeste sind Eckpunkte in der Religiosität der Quechua. Sie erstrecken sich über mehrere Tage, beginnend mit dem Vorabend, dem der Hauptfesttag und ein Nachfest am dritten Tag folgen. Zu diesen Anlässen kommen viele Menschen in das Dorf, um die Kirche aufzusuchen, an der Prozession teilzunehmen sowie anschließend reichlich zu essen und zu trinken. Nach katholischer Lehre sind Heilige Menschen, die sich in ihrem Leben durch eine besondere Fülle von Tugenden ausgezeichnet haben. Für die Quechua sind sie jedoch in erster Linie sichtbare Mittler zwischen ihnen und dem unsichtbaren Gott, an die sie sich mit ihren Bitten wenden können.65 Auch bei den heute etwa zweiMillionen Aymaras, die den größten Teil des Altiplano bewohnen,66 spielen das Fest des Patrons67 sowie die Danksagungsriten an Mutter Erde, Pachamama, die zentrale Rolle.68

64 Vgl. ebd., S. 30. 65 Vgl. ebd., S. 31. 66 Vgl. Albó, Experiencia religiosa, S. 86. 67 Vgl. ebd., S. 124. 68 Vgl. ebd., S. 95.

6.

Die Ausweisung und ihre Folgen

6.1

Die Vertreibung der Jesuiten aus Peru

Per Dekret vom 27. Februar 1767 ordnete der spanische König Karl III. die Ausweisung der Jesuiten aus den spanischen Territorien an und bestimmte in der Pragmatischen Sanktion vom 2. April des gleichen Jahres die Bedingungen, unter denen die Ausweisung durchzuführen sei.1 In Lima wurde das Dekret am 9. September 1767 umgesetzt. Am frühen Morgen schickte der Vizekönig Manuel de Amat Abordnungen von Soldaten zum Kolleg San Pablo, dem Noviziat, dem Profeßhaus und zum Kolleg in Cercado, welche in die Häuser eindrangen und sich die Schlüssel aushändigen ließen. In Bellavista und auf den umliegenden Haciendas wurden die Bestimmungen durch weitere Kommissare ausgeführt und alle Jesuiten in das Kolleg San Pablo gebracht.2 An den anderen Orten der Ordensprovinz Peru wurde das Dekret an folgenden Tagen durchgeführt: bereits am 17. August in Chuquisaca und Cochabamba, am 25. August in Oruro, am 28. August in La Paz, am 3. September in Juli, am 4. September in Santa Cruz de la Sierra, am 7. September in Cuzco, Huamanga und Huancavelica und am 10. September in Ica.3 In Juli verursachte die Vertreibung einige Unruhe, so daß die Patres gebeten wurden, die Indios zu beruhigen, doch konnte die Abführung nicht ohne einige Schwierigkeiten durchgeführt werden.4 In Lima wurden im Kolleg etwa 243 Jesuiten aus der Stadt und der Umgebung über anderthalb Monate gefangen gehalten, während man einige Alte und Kranke nach San Francisco brachte. Ihnen wollte man nicht die Reise um das Kap Hoorn zumuten, sondern sie über Panama nach Spanien schicken. Die Bestände der Ordenshäuser wurden inventarisiert. In Lima suchten die Soldaten überall intensiv nach Schätzen oder Vermögen, welches man in Verstecken ver­ mutete, jedoch ohne Erfolg.5 Am Kolleg von La Paz befanden sich zum Zeitpunkt der Vertreibung u. a. Johann Wolfgang Bayer6 und Joseph Wibmer.7 Den Bewohnern des Kollegs wurde

1

Zur Vorgeschichte der Ausweisung sei an dieser Stelle auf die Ausführungen in Meier/Nebgen, Jesuiten aus Zentraleuropa, Bd. 3: Neugranada, S. 115–117 verwiesen. Eine Sammlung der Regierungsdokumente zur Vertreibung und eine Liste der Ordenshäuser 1767 befinden sich in: Biblioteca del Instituto Riva-Agüero/Lima, Colección General, W 271.4 C. Zum Text des Ausweisungsdekrets vom 27. Februar 1767 vgl. ebd., S. 1f.; zum Text der Pragmatischen Sanktion vom 2. April 1767 vgl. ebd., S. 36–45. Zur Vertreibung der Jesuiten vgl. auch Vargas Ugarte, Historia de la Iglesia, Bd. IV, S. 155–180; ders., Historia General, Bd. IV, S. 309–328 und Ders., Jesuitas Peruanos. 2 Vgl. Vargas Ugarte, Historia de la Compañía de Jesús, Bd. IV, S. 168–171. 3 Vgl. ebd., S. 173. 4 Vgl. ebd., S. 175. 5 Vgl. ebd., S. 178f. 6 Vgl. Bayer, Reise nach Peru, S. 313f. 7 Vgl. Vargas Ugarte, Jesuitas Peruanos, S. 188.

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6. Die Ausweisung und ihre Folgen

am 28. August 17678 den Bestimmungen des Gouverneurs zufolge der königliche Befehl verkündet, daß alle Jesuiten innerhalb von 24 Stunden die spanischen Staaten räumen sollten. Der Gouverneur der Stadt ließ von der Stadtmiliz das Kolleg der Jesuiten umstellen und verlas im Zimmer des Oberen das königliche Dekret. Daraufhin wurden die Türen des Hauses und der Kirche verschlossen und von der Stadtmiliz Tag und Nacht bewacht. Am 30. August, dem Fest der hl. Rosa von Lima, feierten die Jesuiten letzte Heilige Messen in der für die Öffentlichkeit bereits verschlossenen Kirche und verzehrten alle noch übrigen Hostien. Die goldenen und silbernen Gefäße wurden daraufhin in einem Zimmer des Hauses gesammelt und vom Gouverneur verschlossen.9 Der Bischof und die Bewohner der Stadt waren sehr bestürzt über diese Vorgänge. Um Aufsehen zu vermeiden, wurden die Jesuiten am frühen Morgen des 31. August, als es noch dunkel war, aus der Stadt gebracht. Auf einer Anhöhe in der Nähe der Stadt verabschiedeten sich der Gouverneur und andere Herren aus der Stadt unter Umarmungen und mit Tränen in den Augen von ihnen. Sie reisten nun in Begleitung eines Kapitäns und der Stadtmiliz nach Oruro, wo sie nach zwölf Tagen ankamen und für acht Tage bei den Augustinern einquartiert wurden.10 Über verschiedene Landgüter und Dörfer gelangten sie schließlich nach Tacna. Die dortige Landmiliz übernahm nun die Bewachung der Jesuiten, so daß der Kapitän und die Stadtmiliz von La Paz ihren Rückweg antreten konnten. Während der zwei Monate Aufenthalt in Tacna wurden die Missionare vom Gouverneur und Schatzmeister des Ortes gut mit Nahrungsmitteln versorgt. Als schließlich zwei Schiffe, eines in Arica, das andere in Balcocha, angekommen waren, welche die Jesuiten nach Lima bringen sollten, hatten sich bereits etwa 100 Jesuiten eingefunden. Bayer brach mit anderen zu dem kleinen Küstenort Balcocha auf, den sie nach fünf Tagen erreichten.11 Während eines achttägigen Aufenthalts wurden sie auch hier gut versorgt. Mit dem Schiff erreichten sie nach zwölf Tagen Callao und wurden von dort mit Kutschen in das von Soldaten bewachte Profeßhaus nach Lima gebracht, in dem schließlich über 400 Jesuiten gefangengehalten wurden.12 Schwieriger gestaltete sich der Abzug der Patres aus der Moxos-Mission. Bei der Aufhebung der Residenz in Cochabamba im August 1767 war bereits alles, was sich in der Prokura der Moxos-Mission befand (Wachs, Baumwollstoffe, Tischdecken, Servietten, Handtücher, Löffel, Medaillen, Glasperlen und andere Kleinigkeiten in einigen Kisten, die kurz zuvor von Lima und Oruro angekommen waren, um sie 8

Bayer gibt in seinem Reisebericht irrtümlich den 28. August 1768 an. Vgl. Bayer, Reise nach Peru, S. 313. Die Jahreszahl wird aber in den Zusätzen zu seinem Reisebericht auf 1767 korrigiert. Vgl. Bayer, Zusätze zur Reisebeschreibung, S. 387. 9 Vgl. Bayer, Reise nach Peru, S. 313f. Zur Verhaftung von Bayer in La Paz vgl. ARSI, Peru 11a, Catálogo del Peru 1767, ohne Seitenzählung. Ein Auszug aus dem Inventar des Kollegs von La Paz (Schuldscheine, Briefe, Bücher) befindet sich in: ACJLP, 0220/M1767: Historia de La Paz: parte del inventario de las cosas de los Jesuitas, La Paz, 22. Dezember 1767, 10 Seiten fol., sowie in ACJLP, 0058/M1769: Bienes de los Jesuitas: corregidores No. 8. Nuestra Sra. de La Paz, 10. März 1769, 12 Seiten fol. 10 Vgl. Bayer, Reise nach Peru, S. 314f. 11 Vgl. ebd., S. 316f. 12 Vgl. ebd., S. 318.

6.1 Die Vertreibung der Jesuiten aus Peru

141

baldmöglichst in die jeweiligen Dörfer zu senden), öffentlich versteigert worden.13 Bei der Ankunft der Truppen in Moxos hatte sich die Nachricht von der Vertreibung schon verbreitet und große Aufregung unter den Indios verursacht, so daß einige in die Wälder fliehen wollten.14 Anfangs schien sich eine Opposition der Indios gegen die Vertreibung zu formieren. Sie begann in Loreto und griff von dort aus auf San Pedro und Trinidad über. Es hatte sich das Gerücht verbreitet, daß man die Jesuiten aus Moxos vertreiben und die Indios töten werde. In große Aufregung versetzt, bereiteten sich die Indios darauf vor, bewaffneten Widerstand gegen die Cruceños zu leisten. Nur mit großen Mühen gelang es den Patres, sie wieder zu beruhigen.15 Die offizielle Mitteilung des Vertreibungsdekrets an P. Juan de Beingolea erfolgte am 5. Oktober 1767.16 Mit der Bestätigung des Superiors, daß die Missionare gewillt seien, dem königlichen Befehl Folge zu leisten, begab sich Oberst Antonio Aymerich y Villajuana, der mit der Überwachung der Vertreibung der Jesuiten und der Organisation einer neuen Zivilregierung betraut war,17 nach Loreto, dem Sitz des Superiors. Ohne größere Schwierigkeiten fand am 8. Oktober die Übergabe der Güter und Befugnisse statt. Bis zum April des folgenden Jahres verließen die Missionare Moxos ohne irgendeinen Widerstand, nachdem sie Inventare über die Güter der Kirchen und der Niederlassungen erstellt hatten. Die frei gewordenen Pfarrstellen sollten durch Priester des Regular- und Säkularklerus ersetzt werden. Der Erzbischof von Santa Cruz entsandte 17 Weltgeistliche nach Moxos.18 Sechs oder höchstens acht Tage nach dem 8. Oktober mußten sich die Patres von Trinidad, San Xavier, San Pedro, Santa Ana und Exaltación auf dem Weg nach Loreto befinden. Jeder sollte die nötigen Lebensmittel, Köche und einige Diener, die für die Reise bis nach Loreto erforderlich seien, mitnehmen und mit dem Kanu abreisen.19 Die Missionare waren angehalten, Notizen über die Methode und Verteilung der Aufgaben und Ämter im Haus, in der Kirche und den anderen Einrichtungen, die es vor Ort gebe, für die Nachfolger zu hinterlassen.20 Die Missionare bei den Baures sollten mit dem Kanu auf dem Itenes reisen, da es für sie schwierig sei, auf dem Landweg nach San Pedro zu gelangen. Mit einem beigefügten Schreiben hatten sie sich zum Gobernador des portugiesischen Stützpunktes zu begeben, um von ihm die freie Fahrt zu erlangen, da dies der direkte Rückzugsweg sei und der königliche Wille so am schnellsten erfüllt werde.21

13 Vgl. Baptista Morales, Jesuitas en Cochabamba, S. 180. 14 Vgl. Vargas Ugarte, Historia de la Compañía de Jesús, Bd. III, S. 130. 15 Vgl. Parejas Moreno, Historia de Moxos, S. 42. 16 Vgl. Vargas Ugarte, Historia de la Compañía de Jesús, Bd. III, S. 131. 17 Vgl. Denevan, Aboriginal cultural geography, S. 33. 18 Vgl. Parejas Moreno, Historia de Moxos, S. 42. Zweifelhaft erscheint die Behauptung von Finot (Historia, S. 370f.), daß die Jesuiten die Archive der Missionen verbrannten, um keine schriftlichen Spuren über deren Organisation und Verwaltung zu hinterlassen. 19 Vgl. Vargas Ugarte, Historia de la Compañía de Jesús, Bd. III, S. 131; ders., Jesuitas Peruanos, S. 33. 20 Vgl. ders., Historia de la Compañía de Jesús, Bd. III, S. 132. 21 Vgl. ebd., S. 133.

142

6. Die Ausweisung und ihre Folgen

Der Transport von einer Mission zur nächsten war nicht einfach, zum einen wegen der Distanz, zum anderen wegen des Mangels an Kanus. Gleichwohl hatten sich schon am 15. Oktober die Patres Rivadeneira aus Trinidad sowie José Ignacio del Rio und Juan Manuel Iraizos aus San Xavier in Loreto eingefunden. Am 20. Oktober wurden sie unter der Aufsicht von Unterleutnant José Franco zusammen mit den beiden Missionaren aus Loreto, Joseph Reisner und Buenaventura Galván, nach Santa Cruz geschickt. Joseph Reisner, der wegen Krankheit und hohen Alters Oberst Aymerich gebeten hatte, im Konvent der Mercedarier in Santa Cruz bleiben zu dürfen, wurde gezwungen, weiterzureisen. Ein ähnliches Schicksal traf P. Joseph Reiter, Vizesuperior der Moxos-Mission und Seelsorger in Santa Magdalena bei den Baures, der trotz Krankheit und hohen Alters die Mission verlassen mußte. Am 1. November 1767 verließen der Superior, P. Juan de Beingolea, sein Begleiter, P. Francisco Xavier Quirós, und die Missionare von Exaltación, Concepción und Santa Ana San Pedro unter der Aufsicht von Unterleutnant Lorenzo Miranda.22 Am 7. März reisten die Missionare von Santa Magdalena (Joseph Reiter und Nikolaus Sussich), San Ignacio (Claudio Fernández und Tomás Arias) und Reyes (Nicolás Sarmiento) unter der Aufsicht von Kapitän Francisco Ubago aus Loreto ab.23 Die Missionare der am weitesten entfernten Dörfer unter den Baures verließen diese am 7. März 1768 und sammelten sich in Loreto, darunter auch P. Franz Xaver Eder. Ihnen schlossen sich die Patres aus San Borja an, als sie am 17. April unter Aufsicht von Leutnant Francisco Durán aus Moxos abzogen. Alle Jesuiten wurden über Santa Cruz, Chuquisaca und Oruro nach Arica gebracht und von dort aus mit Schiffen nach Callao transportiert.24 Am 22. Mai 1768 brachen schließlich die letzten sieben Missionare aus Moxos gemeinsam mit den letzten sieben Missionaren aus Chiquitos von Santa Cruz nach Lima auf.25 Die aus Moxos abgereisten Jesuiten wurden in Lima in das Colegio Maximo de San Pablo gebracht, wo noch Platz zur Verfügung stand. Dort wurden sie von vielen Freunden der Gesellschaft Jesu besucht. Franz Xaver Eder berichtet in seinem Tagebuch von vielen Zuwendungen und exquisiten Speisen, die ihnen gebracht wurden.26 Auch die Ordensgemeinschaften der Stadt waren um das Wohlergehen der Patres bemüht.27 Insgesamt wurden nach offiziellen Angaben 429 Jesuiten aus der Ordensprovinz Peru nach Spanien deportiert, darunter 24 Missionare aus der Moxos-Mission. Die tatsächliche Zahl der Betroffenen lag jedoch etwas höher, da in der Zahl all jene nicht berücksichtigt wurden, die vor der Verschiffung oder bei der Überfahrt verstarben, die als Kranke in Übersee zurückblieben, die entflohen oder aus dem Orden entlassen wurden oder sich im Noviziat befanden.28 22 Vgl. ebd., S. 135. 23 Vgl. ebd., S. 135f. 24 Vgl. ebd., S. 136. 25 Vgl. Baptista Morales, Las misiones de los Jesuitas en Bolivia, S. 98. 26 Vgl. Vargas Ugarte, Historia de la Compañía de Jesús, Bd. III, S. 138. 27 Vgl. ebd., S. 139. 28 Vgl. ders., Jesuitas Peruanos, S. 2.

6.1 Die Vertreibung der Jesuiten aus Peru

143

Die Missionare wurden in mehreren Transporten auf verschiedenen Schiffen entweder über Panama oder um das Kap Hoorn nach Spanien deportiert. Eine erste Gruppe von 181 Jesuiten wurde am 27. Oktober 1767 von Lima nach Callao gebracht;29 sie verließ am 29. Oktober den Hafen.30 Zwei Tage nach ihrer Abreise wurden die Alten und Kranken, 15 Patres und vier Laienbrüder, unter ihnen der Sakristan Br. Willibald Gumbberger, in das Profeßhaus Nuestra Señora de los Desamparados gebracht und mußten dort bei der Erstellung des Inventars behilflich sein. Sie verließen erst am 15. Dezember in einer Gruppe von insgesamt 49 Missionaren den Hafen von Callao in Richtung Panama.31 Obwohl sich Vizekönig Amat gnädig mit den Alten und Kranken zeigte und ihnen einige Diener sowie einen medizinisch kundigen Jesuiten mit auf die Reise schickte, erlagen einige von ihnen den Strapazen.32 Im März 1768 wurden 162 Jesuiten, unter ihnen Johann Wolfgang Bayer, von Lima zum Hafen von Callao an Bord des Kriegsschiffes Santa Bárbara gebracht. Am 26. März 1768 verließ dieses unter dem Kommando von Kapitän José Burlando den Hafen.33 Es begann eine sechsmonatige Reise, auf der die Jesuiten insbesondere unter der schlechten Behandlung durch den Kapitän zu leiden hatten. Sie erhielten täglich nur ein halbes Maß Wasser, und man setzte ihnen stinkendes und gesalzenes Fleisch vor. Nach dem Bericht von Johann Wolfgang Bayer hatte der Kapitän vom König für jeden Jesuiten 162 harte Taler Kostgeld erhalten. Von den insgesamt 16.244 Talern hätte er jedoch kaum drei- bis viertausend für ihre Versorgung verwandt. Der Wein, den der Vizekönig von Lima für die Jesuiten an Bord hatte bringen lassen, wurde ihnen gänzlich vorenthalten.34 Sie segelten die Küste Chiles entlang und gelangten schließlich zur Magellanstraße, durchfuhren diese jedoch wegen der Gefährdung durch möglicherweise einsetzende Stürme nicht, sondern nahmen weiter Kurs nach Süden. Trotz widriger Witterungsbedingungen und großer Kälte umfuhren sie am 12. Mai das Kap Hoorn unbeschadet.35 Am 15. Mai kam das Schiff in einen heftigen Sturm, so daß Bayer und einige andere nachts aus ihren Kojen geworfen wurden. Das stürmische Wetter hielt bis zum 30. Mai an, doch dann wehte 2 Monate lang ein sehr günstiger Wind, so daß sie zügig Buenos Aires, den Río de la Plata und die Küste von Brasilien bis zum „Vorgebirge des Hl. Augustinus“36 passieren konnten. Aus Mangel an Trinkwasser banden sie Leinentücher zwischen die Mastbäume, beschwerten diese in der Mitte mit einem Gewicht und stellten Gefäße darunter, um Regenwasser aufzufangen. So konnten sie ihren großen Durst ausreichend stillen. 29 Vgl. ders., Historia de la Compañía de Jesús, Bd. IV, S. 181. 30 Vgl. ebd., S. 182. Zur Vertreibung der Jesuiten vgl. auch Marzal, Compromiso étnico, S. 499f. 31 Vgl. Vargas Ugarte, Historia de la Compañía de Jesús, Bd. IV, S. 185. 32 Vgl. ebd., S. 186f. 33 Vgl. Vargas Ugarte, Historia General, Bd. IV, S. 317. Zur Jahresangabe vgl. Bayer, Zusätze zur Reisebeschreibung, S. 387. – An Bord dieses Schiffes befand sich auch der in der Araukaner-Mission der Provinz Chile tätig gewesene P. Joseph Rapp. Vgl. Meier/Müller, Jesuiten aus Zentraleuropa, Bd. 2: Chile, S. 137 u. 258. 34 Vgl. Bayer, Reise nach Peru, S. 319f. 35 Ebd., S. 321f. 36 Gemeint ist das Cabo de Santo Agostinho nahe der brasilianischen Stadt Recife.

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6. Die Ausweisung und ihre Folgen

Schließlich passierten sie das Delta des Amazonas und erreichten die Sargassosee.37 Dort richteten sie ihren Kurs nach Osten und erreichten nach 8 Tagen die AzorenInseln Flores und Corvo. Nach weiteren drei Wochen38 konnten sie endlich am 20. August 1768 vor Cádiz Anker werfen.39 Die Jesuiten wurden mit Booten nach Puerto de Santa María gebracht und Johann Wolfgang Bayer gemeinsam mit anderen Ordensbrüdern im Kloster der Augustiner einquartiert.40 Kurz nachdem Bayer mit der Santa Bárbara aus Callao abgereist war, nahm ein weiteres Schiff, genannt El Prusiano, mit 80 weiteren Jesuiten den gleichen Weg. Im Mai 1768 folgten weitere Transporte mit den Schiffen El Rosario mit 120 Jesuiten, davon zwei aus Peru, sowie Los Placeres mit 44 Jesuiten, davon sieben aus Peru. Die beiden Schiffe El Prusiano und El Rosario waren zuvor eingesetzt worden, um Jesuiten der chilenischen Ordensprovinz aus Valparaíso abzuholen und an den Sammelplatz Callao zu bringen.41 17 Moxos-Missionare, die aus ihren entlegenen Stationen nach Lima reisen mußten, verließen erst Ende 1768 Peru. Sie wurden am 22. Dezember 1768 in Callao auf zwei Schiffe gebracht, darunter Franz Xaver Eder, Joseph Reisner, Joseph Reiter und Nikolaus Sussich. Am 29. Januar 1769 erreichten sie Panama, wo sich weitere Jesuiten aus der Provinz Quito, aus Chiquitos und der Provinz Chile anschlossen.42 Nach etwa einem Monat Aufenthalt reisten sie weiter nach Chagres, wo sie am 5. März ankamen und sehr unter dem extrem heißen Klima litten. Auf einem Kutter gelangten sie am 11. März nach Portobelo.43 Die Weiterreise nach Cartagena war äußerst gefahrvoll, da das Schiff auf eine Sandbank auflief und ein starker Sturm der Besatzung zusetzte. Am 25. März 1769 erreichten sie endlich Cartagena und mußten dort auf eine Gelegenheit zur Weiterfahrt nach La Habana warten. Während dieser Wartezeit verstarb neben vielen anderen auch P. Joseph Reisner.44 Am 11. oder 12. Mai fuhren sie dann weiter nach La Habana, wo sie am 13. Juni ankamen. Man erlaubte ihnen nicht, an Land zu gehen. Zwei Wochen später wurden fast alle an Bord des Schiffes La Sueca gebracht und kamen nach glücklicher Überquerung des Atlantiks am 24. August 1769, mehr als anderthalb Jahre, nachdem sie die Missionen verlassen hatten, in Cádiz an. Den ausländischen Jesuiten wurde es gestattet, in die Heimatprovinzen zurückzukehren, die spanischen und amerikanischen Jesuiten wurden nach Italien45 oder Korsika gebracht. Jene unter den Auslän37 Die Sargassosee ist ein Meeresgebiet im Atlantik südöstlich der Bermuda-Inseln. 38 Vgl. Bayer, Reise nach Peru, S. 323f. 39 Vgl. Vargas Ugarte, Historia General, Bd. IV, S. 317. 40 Vgl. Bayer, Reise nach Peru, S. 324. 41 Vgl. Meier/Müller, Jesuiten aus Zentraleuropa, Bd. 2: Chile, S. 136. 42 Vgl. Vargas Ugarte, Historia de la Compañía de Jesús, Bd. IV, S. 189f. 43 Vgl ebd., Bd. III, S. 140f. 44 Vgl. ders., Jesuitas Peruanos, S. 217: Todestag 14. Mai 1768 in Cartagena. Dies kann nicht stimmen; es muß 1769 heißen. Auch der Tag ist nicht zu halten, weil sie ja angeblich am 11. oder 12. Mai wieder an Bord gingen. Oder Reisner starb nicht während dere Wartezeit, sondern kurz nach Beginn der Weiterfahrt. Vgl. Kap. 8.1, Biographischer Eintrag zu Joseph Anton Reisner. Unterwegs verstarb auch Joseph Reiter: „in mari”. Vgl. Fejér, Defuncti, „Reiter, Josephus”, unpag. 45 Vgl. Vargas Ugarte, Historia de la Compañía de Jesús, Bd. III, S. 141f.

6.2 Die Folgen der Vertreibung

145

dern (Nichtspaniern), die sich nach Civitavecchia in den Schutz des Papstes begeben wollten, wurden abgewiesen und über Korsika nach Genua gebracht,46 von wo sie in ihre Heimatprovinzen zurückkehrten. Viele Jesuiten aus Peru sammelten sich in der Stadt Ferrara, wo sie in einem Palast der Familie Este Unterkunft fanden.47

6.2

Die Folgen der Vertreibung

Gravierende Auswirkungen hatte die Ausweisung der Jesuiten im Bildungswesen, das einen Schwerpunkt der Ordenstätigkeit bildete und wo die nun fehlenden Lehrkräfte kaum ersetzt werden konnten. Während die Universität in Chuquisaca zu einem Torso schrumpfte, wurde jene in Cuzco gänzlich geschlossen und konnte nicht in adäquater Weise durch das Colegio Seminario San Antonio Abad ersetzt werden. Ein Niedergang war auch bei den Colegios Mayores zu verzeichnen. San Martín in Lima, das unter den Schulen des höheren Bildungswesens in Peru im 17. und 18. Jahrhundert eine führende Stellung einnahm, wurde aufgegeben und lediglich viel später im Colegio Carolino wiederbelebt. San Bernardo in Cuzco wurde zwar nicht aufgegeben, reichte aber nach dem Zeugnis seines Rektors Ignacio Castro bei weitem nicht mehr an seinen vorherigen Stand heran. Noch gravierender waren die Folgen für die mittlere Bildungsstufe. Da die Jesuiten weder in Anzahl noch in Qualität von geeigneten säkularen Lehrkräften ersetzt werden konnten, verschwanden ihre Grund- und Mittelschulen fast vollständig. Im Grundschulsektor fanden sich nur in begrenztem Umfang Nachfolger im Orden der Bethlehemiten.48 So führten die Einbrüche im Bildungssektor auch zu einer zunehmenden religiösen Unkenntnis unter der Bevölkerung. Die von den Jesuiten stark geförderte Kunst ging vielerorts verloren.49 Gravierend waren auch die wirtschaftlichen Folgen der Vertreibung. Die durch Schenkung und Kauf erworbenen landwirtschaftlichen Güter der Jesuiten – es waren 1767 mehr als 70 Haciendas – bildeten eine ausdifferenzierte, fein abgestimmte ökonomische Basis für die Versorgung der Ordenshäuser und die Durchführung ihrer Aufgaben in der Seelsorge und im Bildungssektor. Nach der Ausweisung fielen die Güter des Ordens, die Haciendas, Estancias und Produktionsstätten, zunächst in die Hände des Staates,50 der sie wiederum an private Investoren verteilte. Somit profitierten nur einige Wenige von dem freiwerdenden ökonomischen Potenzial, das aber nun für partikulare Interessen genutzt wurde. Mit den Jesuiten verlor der Staat jenes komplexe organisatorische Geflecht des Ordens, das ökonomische

46 47

Vgl. ebd., Bd. IV, S. 192. Vgl. ebd., S. 199. Zu den Lebenswegen der Jesuiten nach ihrer Vertreibung aus den Missionsgebieten vgl. Glüsenkamp, Schicksal. 48 Vgl. ebd., S. 210. Die Bethlehemiten von Guatemala waren ein in Süd- und Mittelamerika verbreiteter, von Pedro de Betancur (1626–1667) gegründeter Schul- und Krankenpflegeorden, der 1820 aufgehoben wurde. Vgl. Frank, Bethlehemiten, Sp. 336. 49 Vgl. Vargas Ugarte, Historia de la Compañía de Jesús, Bd. IV, S. 209. 50 Vgl. Bravo-Acevedo, Consequencias económicas, S. 421f.

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6. Die Ausweisung und ihre Folgen

Funktionalität mit Bildungs- und Seelsorgeaufgaben verbunden hatte.51 Dem Staat entstanden nicht nur Kosten für die Deportation und die Versorgung der Ordensmitglieder durch Rentenzahlungen, sondern auch für den Aufbau und die Finanzierung neuer administrativer Strukturen.52 Die Vertreibung der Jesuiten markiert insbesondere den Beginn des Niedergangs der Moxos-Mission. Die letzten Jesuiten verließen im April 1768 Moxos und ließen knapp 20.000 Indios in 15 Reduktionen zurück. Für die Regierung entstand das große Problem, die Lücke zu schließen, die durch die rasche Vertreibung entstanden war, da sich die Missionare der Gesellschaft Jesu sowohl um die spirituellen als auch um die ökonomischen Belange gekümmert hatten.53 Vergeblich versuchte man, die Jesuiten durch andere Ordensleute oder Weltgeistliche zu ersetzen und die Bräuche und Gewohnheiten aufrechtzuerhalten, die sie eingeführt hatten.54 Einige der Nachfolger kamen noch vor der Abreise der Jesuiten an und erhielten durch sie noch Instruktionen, die eine bessere Kontinuität ermöglichten, doch konnten sie sich weder an Zahl noch an Qualität mit den Jesuiten messen. Es waren 17 oder 18 Geistliche, die zu überstürzt ausgewählt worden waren und teilweise noch nicht die Priesterweihe empfangen hatten. Schon bald begann der Niedergang. Sie ignorierten die Sprachen und verloren den Eifer ihrer Vorgänger. So mußte der Bischof von Santa Cruz, Francisco Ramón de Herboso, in Rechtsstreitigkeiten eingreifen, die sich an einigen Orten entzündeten.55 Die Vertreibung der Jesuiten hatte auch gravierende Folgen für die Verwaltung von Dokumenten und die archivalische Überlieferung. Die Jesuiten hatten eine Reihe von liturgischen, musikalischen und katechetischen Manuskripten verfaßt, die im Pfarrhaus verwahrt wurden. Nach der Vertreibung brach das Verwaltungssystem der Jesuiten zusammen. Eine Vielzahl von Dokumenten drohte, verloren zu gehen. Dem kam jedoch oft die indigene Bevölkerung zuvor. Jene, die schreiben konnten, fertigten Kopien verschiedener Schriftstücke für ihren eigenen Gebrauch an, verwahrten sie in ihren Häusern und gaben sie an die nachfolgende Generation weiter. Infolgedessen tauchten immer wieder Schriftstücke auf, die von der geschichtlichen Vergangenheit in Moxos Zeugnis ablegen.56 Die ersten Jahre nach der Vertreibung der Jesuiten waren von Chaos geprägt. Im Zeitraum zwischen 1767 und 1788 kam es zu einem Rückgang von 15 auf 11 Missionen mit etwa gleichbleibend 20.000 Einwohnern.57 Außer Mißständen in der Verwaltung führte die mangelhafte geistliche Leitung zu einem zunehmenden Verfall des sittlichen Niveaus. Diese Umstände veranlaßten viele Indios, den Reduktionen den Rücken zu kehren. 1770 führte das schlechte Benehmen des Pfarrers von San Simón dazu, daß alle Einwohner das Dorf verließen.58 51 Vgl. ebd., S. 425. 52 Vgl. ebd., S. 423. 53 Vgl. Parejas Moreno, Historia de Moxos, S. 45. 54 Vgl. Vargas Ugarte, Historia de la Compañía de Jesús, Bd. III, S. 143 u. Bd. IV, S. 209. 55 Vgl. ebd., Bd. III, S. 144. 56 Vgl. Saito, Misiones, S. 27f. 57 Vgl. Denevan, Aboriginal cultural geography, S. 33. 58 Vgl. Parejas Moreno, Historia de Moxos, S. 52.

6.2 Die Folgen der Vertreibung

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Vorwürfe, die gegen den nachgerückten Klerus vorgebracht wurden, bezogen sich auf Korruption, sexuelle Vergehen, unerlaubte Handelsgeschäfte, exzessive Bestrafungen der indígenas und andere Egoismen.59 Es gab jedoch auch ehrbare Ausnahmen: Licenciado Andrés del Campo zeichnete sich durch großen apostolischen Eifer aus, indem er 1783 in das Gebiet der Yuracares vordrang und dort 1791 das Dorf San Carlos gründete.60 Da die Indios an die Strukturen der Jesuiten gewöhnt waren, entschied man sich für einen modus vivendi. Man erhielt das theokratische System zunächst aufrecht und versuchte, die Indios allmählich in die Selbständigkeit zu führen. Man erlaubte ihnen private Anschaffungen und gestattete ihnen, das Gebiet zu verlassen und nach eigenem Ermessen zurückzukehren. In den einzelnen Missionen wurden wie zuvor zwei Priester eingesetzt, wobei einer für die spirituellen, der andere für die materiellen Belange zuständig war. Die Indios hatten sowohl dem Gouverneur als auch den Priestern zu gehorchen.61 Antonio Aymerich, von 1768 bis 1772 Gouverneur von Moxos, war jedoch kein großer Organisator und Erneuerer. Er sah sich von Beginn an der direkten oder indirekten Opposition der Priester ausgesetzt und litt unter gesundheitlichen Beschwerden, die durch das Klima in Moxos hervorgerufen wurden. Außerdem hatte er mit zwei großen Problemen zu kämpfen: dem Vordringen der Portugiesen von Norden und dem Vordringen der Bürger von Santa Cruz von Süden. Beide wollten Arbeitskräfte anwerben und Handelsbeziehungen aufbauen. Als Aymerich 1772 gestorben war, legte der Bischof von Santa Cruz, Don Francisco Ramón de Herboso, noch im gleichen Jahr ein Programm für eine religiöse und weltliche Ordnung vor,62 die am 15. September 1772 vom König approbiert wurde. Dennoch führte der Mangel an Klerus und dessen Trägheit zu einem Verfall zahlreicher Dörfer, ausgenommen einige größere unter ihnen wie Loreto, Trinidad, Reyes und San Pedro.63 Hinzu kam auch, daß die Bestimmungen erst 1775 an die zuständigen Stellen der Gouvernements von Moxos und Chiquitos gelangten. Zwischen dem Tod Aymerichs 1772 und der Errichtung einer Militärregierung 1777 wurde kein Gouverneur von Moxos ernannt. Als Interimsgouverneur fungierte González León de Velasco (1773–1777).64 Eine Änderung ergab sich, als die Provinz Moxos 1776 dem neugegründeten Vizekönigreich La Plata zugeordnet wurde. Es wuchs die Forderung nach einer unabhängigen Regierung für Moxos, die eine bessere Verwaltung der Dörfer und eine effektive Eindämmung des portugiesischen Vordringens gewährleisten sollte. So wurden durch eine Real Cédula vom 3. August 1777 die Militärregierungen von Moxos und Chiquitos gegründet. Die Militärgouverneure erhielten jedoch nicht die erforderlichen Befugnisse,65 sondern blieben stark der 59 Vgl. Barnadas, Eder, S. LXII. 60 Vgl. Vargas Ugarte, Historia de la Compañía de Jesús, Bd. III, S. 144. 61 Vgl. Parejas Moreno, Historia de Moxos, S. 46. 62 Vgl. ebd., S. 47. 63 Vgl. Vargas Ugarte, Historia de la Compañía de Jesús, Bd. III, S. 144. 64 Vgl. Parejas Moreno, Historia de Moxos, S. 48. Eine Liste, welche Priester in welche Mission entsandt wurden, findet sich in: ACJLP, 0061/MM1767: Auto sobre los destinos dados a eclesiásticos, para las misiones de Moxos, 1767, 3 Seiten. 65 Vgl. Parejas Moreno, Historia de Moxos, S. 49.

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6. Die Ausweisung und ihre Folgen

Audiencia untergeordnet. Moxos befand sich daraufhin in weltlicher Hinsicht unter der Hegemonie des Intendanten und in geistlicher Hinsicht unter der Leitung des Bischofs von Santa Cruz. Am 27. Januar 1782 wurde eine erneute Reorganisation der Verwaltung in den amerikanischen Vizekönigreichen vorgenommen, durch die das gleiche System wie in Spanien etabliert werden sollte. Das Vizekönigreich von La Plata wurde in acht Intendencias aufgeteilt. Moxos gehörte zur Intendencia von Santa Cruz. In den Bereichen Militär und Finanzen war es dem Intendanten von Santa Cruz, hinsichtlich der Regierung dem Vizekönig in Buenos Aires und wirtschaftlich der Audiencia von Charcas unterstellt.66 Visitator Juan Victoriano Martines de Tineo beklagte bereits 1768 das Verständigungsproblem zwischen den Weltpriestern und den Indios, da sie ihre Sprache nicht beherrschten und die Seelsorge und Katechese nur in Spanisch erfolgte.67 Gouverneur Antonio Aymerich berichtete in zahlreichen Briefen über die schlechte Verwaltung und die Skandale einzelner Pfarrer. So schreibt er beispielsweise 1770 an den Gouverneur von Charcas, Ambrosio de Benavides Medina Liñán y Torres (1768–1778), über Exzesse der Priester von Santa Magdalena und San Joaquín. Die Priester beraubten die Dörfer ihres Vermögens und vernachlässigten die Zucht, so daß die Indios in Dekadenz verfielen.68 Erst mit der Ernennung von Don Lázaro de Ribera zum Gouverneur von Moxos (1786–1792) änderte sich die Situation. Geprägt vom Geist der Aufklärung beschritt dieser Mann der Tat entschieden den Weg der Reformen. Er visitierte – anders als seine Vorgänger – die einzelnen Dörfer persönlich,69 ließ die Bevölkerung zählen und die materiellen Güter inventarisieren, um anschließend einen Plan für jedes Dorf zu entwerfen70. Sein Ziel war es, die schlechte Verwaltung durch die Priester mit dem daraus folgenden Niedergang von Landwirtschaft und Industrie, den Schmuggel und die Bevölkerungsverluste einzudämmen.71 Als Ribera den Bischof von Santa Cruz über die Mißbräuche der Priester informierte, nahm dieser sie jedoch in Schutz72 und stützte sich dabei auf Briefe, die ihm die Priester persönlich geschrieben hatten. Der Bischof verwies auf den mangelnden Gehorsam, den die Indios den Priestern entgegenbrächten, und beklagte die fehlende Unterstützung der Priester durch die Regierung.73 So beschwerten sich 1787 einige Kleriker aus Moxos bei Bischof Alejandro José de Ochoa y Morillo über das tyrannische Regi66 67

68 69 70 71 72 73

Vgl. ebd., S. 50. Vgl. auch allgemein Pietschmann, Einführung des Intendantensystems. ACJLP, 0122/MM 1768: Carta de Juan Victoriano Martines de Tineo a Dn. Francisco Ramón de Herboso sobre: a) su informe de visita al pueblo de Buena Vista, b) irregularidades y discordias entre los curas de las misiones de Moxos, La Plata, 14. April 1768, Abschrift, 4 Seiten, unpag. Anhang: Informe del Gobernador Antonio Aymerich que incluye cartas sobre irregularidades y discordias entre los curas de las Misiones de Moxos, Abschrift, 8 Seiten, unpag. ACJLP, 0126/MM 1770: Cartas del Gobernador de Moxos Dn. Antonio Aymerich y Villajuana escritas al Sr. Presidente de Charcas, 12 Seiten, unpag. Darin: Carta a Don Ambrocio de Benavides, Nuestra Señora de Loreto, 23. März 1770. Vgl. Parejas Moreno, Historia de Moxos, S. 61. Vgl. ebd., S. 62. Vgl. ebd., S. 63. Vgl. ebd., S. 67. Vgl. ebd., S. 68.

6.2 Die Folgen der Vertreibung

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ment des Gouverneurs von Moxos, Lázaro de Ribera. Er zeige nicht den nötigen Respekt gegenüber den Geistlichen, behandele sie in ungebührlicher Weise, diskreditiere sie gegenüber den Indios und verbiete ihnen, verbal oder brieflich miteinander zu kommunizieren.74 Dessen ungeachtet beließ Ribera den Priestern nur noch ihre Zuständigkeit für den religiösen Bereich und übertrug Handel und Regierung an zivile Administratoren. Dadurch verbesserten sich die Lebensbedingungen, und der Handel stabilisierte sich. Mißbräuche gingen jedoch weiter, so daß immer wieder Gruppen von mißhandelten Indios revoltierten oder in die Wälder flohen.75 1788 gab Lázaro de Ribera einen Bericht über die desaströse Situation in Moxos ab. Die Dörfer befänden sich in einem sehr schlechten Zustand, und die Priester veruntreuten die Vorräte;76 die Indios befänden sich in einem schlechten Gesundheitszustand, da sie ausgebeutet und oft hart bestraft würden und eine schlechte Er­nährung erhielten.77 Unter der Regierung von Don Miguel de Zamora y Triviño (1792–1802), der die Reformen seines Vorgängers fortführte,78 kam es zu Konflikten, die letztlich aus den Maßnahmen von Ribera hervorgingen. Die zivilen Administratoren hielten sich nicht immer an die Anweisungen von Ribera und verfolgten oft auch eigene Interessen. Sie gerieten dabei in Gegnerschaft zu den Priestern, welche die Indios teilweise gegen die Administratoren und den Gouverneur aufbrachten, so daß der Bischof von Santa Cruz an die Audiencia von Charcas schrieb, der Plan Riberas sei offenbar ein völliger Mißerfolg gewesen. Die Indios sahen in Zamora den Urheber für die Unruhen. Die Situation spitzte sich soweit zu, daß es 1802 zur Absetzung von Zamora kam und die Audiencia von Charcas einen Interimsgouverneur, Antonio Álvarez Sotomayor (1802–1805), ernannte.79 Die Unabhängigkeit von Bolivien 1825 und die nicht endende Folge von Revolutionen brachten einen noch stärkeren sozialen, wirtschaftlichen und politischen Verfall. Revolutionsarmeen suchten mehrfach die Moxos-Region heim, um Rinder und Pferde zu erbeuten oder das Silber in den Kirchen zu konfiszieren. Der schlechte Zustand in Moxos wurde von fast allen Reisenden in dieses Gebiet beobachtet und kommentiert, so z. B. von d‘Orbigny, Lardner A. Gibbon, Franz Keller, Erland Nordenskjöld und anderen.80 Alcides d‘Orbigny, der Moxos zu Beginn des 19. Jahrhunderts besuchte, stellte fest, daß von der einstigen Pracht der Jesuitenzeit vieles verfallen sei. Die Häuser in 74

Vgl. ACJLP, 0117/MM 1787: Carta de Francisco Xavier Negrete, Manuel Guzman, José Ramos y Ramon Lairana al Obispo Sr. Dn. Alexandro Josef de Ochoa, denunciando el gobierno tiránico del Gobernador y calumnas contra los sacerdotes, San Pedro, 14. März 1787. Incl. carta de Francisco Xavier Chaves al Sr. Obispo, ofreciendo dar su informe personal, 6 Seiten, unpag. 75 Vgl. Denevan, Aboriginal cultural geography, S. 33. 76 ANBol, MYCH-GRM, Vol. 8, XVIII, f. 222r–260v: Testimonio de los oficios que el gobernador de la provincia de Moxos, don Lázaro de Ribera, pasó al vicario fray Antonio Meñaloza, 1787. 77 Ebd., f. 230r. 78 Vgl. Parejas Moreno, Historia de Moxos, S. 69. 79 Vgl. ebd., S. 71. 80 Vgl. Denevan, Aboriginal cultural geography, S. 33.

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6. Die Ausweisung und ihre Folgen

San Pedro, der Mission unter den Canichanas und einstigen Hauptstadt der MoxosMission, seien von provisorischem Charakter und hätten nichts Bemerkenswertes. Von den einstigen Bauten der Jesuitenzeit habe er nur noch Reste vorgefunden. Die Jesuiten hätten in San Pedro die größten Kunstschätze versammelt gehabt. In der Zahl der Monumente, der Heiligenstatuen, der Kleinodien, mit denen die Jungfrau Maria und das Jesuskind verziert waren, den Silberplatten, welche die Altäre verzierten, und vor allem den Holzschnitzarbeiten hätte San Pedro mit europäischen Kathedralen und den reichsten Kirchen in Peru konkurrieren können.81 Unter der Leitung der Weltgeistlichen, später der Gouverneure und Administratoren habe die Kirche jedoch nach und nach ihren Glanz verloren. Während des Unabhängigkeitskrieges sei sie nochmals eines Teils ihrer Reichtümer beraubt worden. 1820 sei die Mission Schauplatz einer kleinen Revolution gewesen, als der Gouverneur den Kaziken Marasa getötet habe. Die Konsequenzen seien der Brand des Kollegs in San Pedro und die Zerstörung des kostbaren Archivs der Provinz gewesen. Einige Zeit später sei die Bevölkerung an einen anderen Ort evakuiert worden, wo man für sie provisorisch elende Hütten errichtet hätte; San Pedro habe 1824 seinen Rang als Hauptstadt an Trinidad verloren. Der Ortswechsel habe dazu geführt, daß die Mission gegenwärtig zu den ärmsten gehöre.82 Das Urteil von d‘Orbigny fällt jedoch nicht generell negativ aus. Bei seiner Ankunft in Concepción im Februar 1832 zeigte er sich von einem Glanz überrascht, den er nicht einmal in den schönsten Missionen von Chiquitos angetroffen hätte. Besonderen Eindruck machten ihm der Hauptplatz und die großartige Kirche (vgl. Abb. 2b, S. 87), die ihn erneut Bewunderung für das außerordentliche Werk der Jesuiten empfinden ließen.83 Ähnlich positiv fiel sein Urteil über die von den Jesuiten unter den Cayuvavas gegründete Mission Exaltación de la Cruz aus; lobend äußerte er sich über den Platz und die Kirche mit ihrer geschmackvollen Ausstattung (vgl. Abb. auf dem Bucheinband). In wirtschaftlicher Hinsicht sei Exaltación eine der reichsten Missionen; die dort produzierten Textilien seien sehr schön, und der Kakao gehöre zu den besten.84 In Trinidad, seit 1824 Provinzhauptstadt, würdigte er die große und geschmackvolle Kirche (vgl. Abb. 2a, S. 87), auch wenn sie mit Holzschnitzarbeiten etwas überladen sei, ferner das Regierungsgebäude und generell die wirtschaftliche Prosperität.85 In Santa Magdalena fiel sein Urteil wieder negativer aus. Das seit seiner Gründung durch die Jesuiten von Itonamas bewohnte Dorf zählte 1832 insgesamt 2.781 Einwohner. Unter Gouverneur Zamora war 1792 ein Teil der Bevölkerung weiter westlich in dem neu gegründeten Dorf San Ramón in der Nähe des Río Machupo angesiedelt worden.86 Die Seelsorger von Santa Magdalena und San Ramón hatten d’Orbigny berichtet, daß die indígenas unter der gegenwärtigen Regierung immer 81 82 83 84 85 86

Vgl. D’Orbigny, Viaje, Bd. IV, S. 1476. Vgl. ebd., S. 1476. Vgl. ebd., S. 1433. Vgl. ebd., S. 1469f. Vgl. ebd., S. 1486. Vgl. ebd., S. 1440.

6.2 Die Folgen der Vertreibung

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mehr zu ihren vorchristlichen Traditionen und Bräuchen zurückkehrten. So würden beispielsweise Ehepartner wieder im Kindesalter von ihren Familien füreinander bestimmt und zu gegenseitiger Intimität animiert. Um sexuellen Freizügigkeiten zu entgegnen, würden die Mädchen von den Pfarrern oft schon mit acht Jahren verheiratet. In diesem Zusammenhang berichtet d’Orbigny von der Kuriosität, daß er einem Witwer im Alter von 13 Jahren begegnet sei. Die oberflächliche Religiosität zeige sich u. a. daran, daß in Krankheitsfällen zahlreiche abergläubische Praktiken zum Vorschein kämen.87 Auch San Joaquín befand sich nicht mehr an der Stelle, an der es von den Jesuiten gegründet worden war. Das 690 Einwohner zählende Dorf war 1796 wegen häufiger Überfälle auf die Baures verlegt worden und machte auf d’Orbigny offenbar einen provisorischen Eindruck. In dem Dorf gäbe es nichts Bemerkenswertes zu sehen, so sein Urteil.88 In der von den Jesuiten gegründete Reduktion Santa Ana de Moxos, die inzwischen einige Kilometer nach Osten verlegt worden war, beklagt d’Orbigny die schlechte wirtschaftliche Entwicklung und die ungeordneten Häuserreihen.89 Auch die Mission San Xavier unter den Moxos, die 1832 2.361 Einwohner zählte, war nach der Vertreibung der Jesuiten an das gegenüberliegende Ufer des Río Mamoré verlegt worden. D’Orbigny schreibt, dort gäbe es nichts Besonderes zu sehen. Die Häuser seien provisorisch und die Schule klein. Das einzig sehenswerte sei ein mit Perlmutt überzogenes Kreuz aus Caoba in der Mitte des Platzes. Hier sei allerdings die Industrie im Vergleich zu anderen Missionen gut entwickelt. Er erwähnt insbesondere die schönen Textilien, die Arbeiten der Kunst- und Möbeltischlerei sowie Produkte, die aus dem Perlmutt von Süßwassermuscheln hergestellt wurden.90 Positiv fällt sein Urteil über Loreto, die älteste Mission der Jesuiten in Moxos, aus, die nach deren Vertreibung mehrfach verlegt wurde und sich nun zwischen den Flüssen Tico und Ivari befand. Sie verfüge aber über eine große und schöne Kirche und eine Kapelle in der Nähe des Friedhofs. Bemerkenswert sei ein großer Bestand an z. T. seltenen Obstbäumen.91 Die Abnahme der indigenen Bevölkerung in Moxos wurde im 19. Jahrhundert stark durch den Kautschuk-Boom beschleunigt, der dazu führte, daß tausende Indios, aber auch Weiße die Region verließen, um in den Wäldern zu arbeiten und in den dort für sie errichteten Baracken zu wohnen. Im Jahre 1900 lebten nur noch 10.000 indígenas in der Ebene von Moxos, kaum 30% der Bevölkerungszahl der Missionen zwischen 1720 und 1750. Wirtschaftlich war im 19. und zu Anfang des 20. Jahrhunderts eine Verlagerung des Schwerpunkts von der Landwirtschaft (Kakao, Baumwolle, Zucker, Tabak, Tamarinde und Kaffee) hin zum Sammeln von Waldprodukten (an erster Stelle Vanille und Bienenwachs, Chinin, Kautschuk und Paranüsse) zu beobachten.92 Die Tierhaltung auf Farmen, ein zuvor wichtiger öko87 Vgl. ebd., S. 1441. 88 Vgl. ebd., S. 1449. 89 Vgl. ebd., S. 1471. 90 Vgl. ebd., S. 1485. 91 Vgl. ebd., S. 1491f. 92 Vgl. Denevan, Aboriginal cultural geography, S. 33.

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6. Die Ausweisung und ihre Folgen

nomischer Faktor in Moxos, behielt im Laufe der Jahre nur noch sekundäre Bedeutung. In den Augen mancher Wissenschaftler stellt dieser Wechsel von der Landwirtschaft hin zum Sammeln von Waldprodukten einen Degenera­tionsprozeß dar.93 In politischer Hinsicht wurde 1842 das Departamento Beni mit Trinidad als Hauptstadt geschaffen. Trinidad hatte San Pedro, die ehemalige Hauptstadt der Jesuiten, schon 1824 abgelöst. Die gegenwärtigen Grenzen von Beni stimmen ungefähr mit den Grenzen der Moxos-Mission überein.94 Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurden in Amerika Stimmen nach einer Wiederzulassung des Jesuitenordens laut. 1810 forderten amerikanische Abgesandte in Cádiz zum ersten Mal in einer öffentlichen und feierlichen Form die Wiederherstellung der Gesellschaft Jesu, indem sie u. a. auf die große Bedeutung der Jesuiten für die Pflege der Wissenschaften und den Fortschritt in den Missionen hinwiesen. Ihre Forderung verhallte jedoch wegen der großen Anzahl von Jesuitengegnern in Spanien ohne Folgen.95 Nach der Wiederzulassung des Ordens durch Papst Pius VII. 181496 schwollen die Bitten aus verschiedenen Regionen und Städten Amerikas um die Entsendung von Jesuiten an.97 Diese kehrten jedoch erst viele Jahrzehnte später nach Amerika zurück. Am 16. August 1871 kamen sie in Lima an,98 in La Paz waren sie ab dem 11. Oktober 1881 wieder ansässig. Die Jesuiten gründeten das Colegio San Calixto, in dem ab 1883 Schüler unterrichtet wurden. Am 19. März 1888 wurde mit der Grundsteinlegung der Bau einer neugotischen Kirche begonnen, die am 25. März 1893 eingeweiht werden konnte.99 In Chuquisaca, das inzwischen in Sucre umbenannt worden war, wurde das Kolleg nach der Vertreibung der Jesuiten als Rathaus genutzt; es ist heute Sitz der Stadtverwaltung.100 1912 ließen sich wieder Jesuiten in Sucre nieder; sie gründeten das Colegio del Sagrado Corazón und das Liceo Córdova für die Erziehung der katholischen Jugend.101 Gegenwärtig sind Jesuiten in ganz Bolivien und Peru tätig. Auch in Moxos existiert wieder eine Kommunität in der Pfarrei von San Ignacio.

93 94

Vgl. ebd., S. 34. Vgl. ebd. Zu den gesetzlichen Bestimmungen über das Schicksal der Moxos-Mission nach der Vertreibung der Jesuiten vgl. auch Van den Berg, Reglamentos. 95 Vgl. Vargas Ugarte, Historia de la Compañía de Jesús, Bd. IV, S. 216f. 96 Vgl. Menacho, Crónica de una expulsión, S. 104. 97 Vgl. Vargas Ugarte, Historia de la Compañía de Jesús, Bd. IV, S. 218f. 98 Vgl. ebd., S. 229. Nach Menacho (Crónica de una expulsión, S. 104) waren sie bereits seit 1870 wieder in Peru ansässig. 99 Vgl. ACJLP, 0262/M1565, S. 10: López Menéndez, Jesuitas en Bolivia. 100 Vgl. ebd., S. 12. 101 Vgl. ebd., S. 14.

7.

Die Epoche aus heutiger Sicht

Das Wirken der Jesuiten in der Ordensprovinz Peru steht im Spannungsfeld zwischen kulturellen Leistungen auf der einen Seite und kulturellen Verlusten auf der anderen Seite. Unbestreitbar kommen ihnen immense Verdienste auf dem Bildungs- und Erziehungssektor zu. In den verschiedenen schulischen Einrichtungen bis hin zu den Universitäten vermittelten die Jesuiten nicht nur Wissen, sondern trugen wesentlich zur sozialen und persönlichen Entwicklung der einheimischen Bevölkerung bei.1 In Moxos schufen die Jesuiten ein großes zivilisatorisches Werk, indem sie weite Teile der Ebene für den Ackerbau nutzbar machten, stabile und gesunde Wohnräume für die Indios schufen und sie in den verschiedensten Berufen unterrichteten.2 Sie gründeten befriedete Dörfer, deren Bewohner über Nahrung und Kleidung im Überfluß verfügten, stellten Medikamente und Werkzeuge bereit, sorgten für die Erziehung der Kinder und übernahmen nicht nur die Aufgaben von Seelsorgern, sondern auch von Ärzten, Lehrern, Handwerkern und vieles mehr.3 Die Missionssiedlungen bildeten ein humanes und soziales System, das auf Geschwisterlichkeit gegründet war und die frühen christlichen Gemeinden (Apg. 4,32–35) nachbilden wollte.4 Die in den Reduktionen lebenden Indios waren zudem vor Übergriffen durch die Spanier geschützt, da sie nicht auf deren Haciendas arbeiten mußten.5 Allerdings ist es den Jesuiten nicht gelungen, die Mission völlig frei von korrumpierenden Einflüssen weltlicher Art zu halten. Moxos war stets auch Schauplatz weltlicher Einflußnahme. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts kamen, bedingt durch portugiesische Vorstöße, zusätzlich Militärtruppen in das Gebiet.6 Die Jesuiten-Missionare hatten zwar seit Beginn ihres Wirkens in Amerika die Absicht, gewaltlos zu missionieren, und verzichteten nicht zuletzt auch wegen ihres schlechten Betragens häufig auf die Begleitung spanischer Truppen – so beklagte bereits P. Andión, der 1595 mit der Expedition von Suárez Figueroa von Santa Cruz aus nach Moxos vorstieß, daß die Soldaten wegen ihres Verhaltens und schlechten Beispiels die Evangelisierung behinderten7 –, dennoch wurde die Militärhilfe der Spanier immer wieder in Anspruch genommen. Auch P. José de Acosta hielt bei hartnäckiger Widerständigkeit der Indios ein gewisses Maß an Gewalt für erlaubt, um das Ziel der Glaubensverbreitung zu erreichen.8 Seine für die missionarische Tätigkeit der Jesuiten grundlegenden Gedanken enthielten neben Verbesserun1 Vgl. Egido/Burrieza Sánchez/Revuelta González, Jesuitas en España, S. 109; Rodríguez Quispe, Por un lugar en el cielo, S. 103f. 2 Vgl. Vargas Ugarte, Historia de la Compañía de Jesús, Bd. III, S. 148f. 3 Vgl. De Jaureguízar, Organización socio-politica, S. 89. 4 Vgl. ebd., S. 90. 5 Vgl. ebd., S. 91. 6 Vgl. Block, Mission culture, S. 7. 7 Vgl. García Recio, Reducciónes, S. 96. Beruft sich auf Egaña, Monumenta Peruana, Vol. VI, S. 31: Carta del P. Gerónimo de Andión al P. Provincial, Camino de Moxos, 17. Juli 1595. 8 Vgl. Acosta, De Procuranda Indorum Salute, Bd. I, Proemio, S. 69.

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7. Die Epoche aus heutiger Sicht

gen in der Missionsmethode – darunter dem verstärkten Studium der indigenen Sprachen – auch sehr kritikwürdige Elemente, die eine echte Begegnung der Kulturen erschwerten. Die Klassifizierung der indigenen Kulturen nach ihrem Grad der „Barbarei“ im Vorwort seines Werkes De Procuranda Indorum Salute9 mit Kriterien einer eurozentrisch-christlichen Sichtweise zeugt für heutiges Verständnis von einer mangelnden Sensibilität. Acosta plädierte zwar einerseits für eine adäquate Glaubensvermittlung durch stärkere Berücksichtigung der indigenen Lebensgewohnheiten10 und eine qualifizierte Auswahl der Missionare,11 sah freilich in den heidnischen Religionen Götzendienst und Aberglaube. Gerade in der häufig zu beobachtenden Ähnlichkeit zwischen heidnischen Ritualen und der katholischen Praxis der Sakramentenspendung lag ihm zufolge eine Gefahr für die Reinheit des Glaubens und der kirchlichen Lehre.12 Das Christentum war für ihn nur durch den Bruch mit den alten Religionen und eine völlige Umkehr anzunehmen. Von einer Zerstörung der heidnischen Idole und Götzenbilder riet er daher nur solange ab, bis die missionarischen Bemühungen Erfolg hatten, um zuvor keinen Haß und die Ablehnung der christlichen Botschaft zu provozieren. Im Binnenraum des christlichen Glaubens fanden die Indios jedoch andererseits in den Jesuiten große Fürsprecher. So war es zunächst durchaus umstritten, ob sie zum Empfang der Eucharistie zugelassen werden könnten. Auf dem Ersten Konzil von Lima 1552 wurde noch beschlossen, die Indios nur zu den Sakramenten Taufe, Beichte und Ehe zuzulassen. Auf dem Zweiten Konzil von Lima 1567, noch vor der Ankunft der Jesuiten, wurden lediglich Ausnahmen im Hinblick auf das Viaticum gemacht, was jedoch stets der Zustimmung des Bischofs bedurfte. Erst auf dem Dritten Konzil von Lima 1583 wurde unter starker Beteiligung der Jesuiten gestattet, den Indios zu Ostern die Kommunion zu reichen.13 Im Hinblick auf die Zulassung von Indios oder Mestizen zum Priesteramt lassen sich jedoch auch bei den Jesuiten Vorbehalte feststellen, in denen die Wertschätzung der indigenen Bevölkerung Grenzen findet.14 Problematisch ist in diesem Zusammenhang auch die unter den Missionaren verbreitete Auffassung, die Indios seien vor ihrer Ankunft Barbaren oder Wilde gewesen,15 obwohl diese durchaus nicht auf einer derart niedrigen Kulturstufe standen: sie jagten, fischten und bauten Pflanzen an.16 Die Moxos legten bereits vor Ankunft der Spanier ein Netz von Straßen, Kanälen und künstlichen Anhöhen an,17 wie es bei anderen Völkern östlich der Andenkordillere nicht der Fall war. Diese Entwicklungen hatten sich aus den natürlichen Bedingungen der Savannenregion ergeben, die durch häufige Überschwemmungen geprägt ist. In der Organisation und Administration der Mission ahmten die Jesuiten das System der Inka nach. 9 10 11 12 13 14 15 16 17

Vgl. Helm, Misión Católica, S. 148. Vgl. ebd., S. 151 Vgl. ebd., S. 157. Vgl. ebd., S. 151. Vgl. Acosta, História natural y moral, Kap. 23–27, S. 358–381. Vgl. Albó, Jesuitas y culturas indígenas, S. 299. Vgl. ebd., S. 300–303. Vgl. Aguilera Ojeda, Critica, S. 1. Vgl. ebd., S. 2. Vgl. ebd., S. 3.

7. Die Epoche aus heutiger Sicht

155

Die Erde war aufgeteilt in Flächen der Indios und des Staates (Besitz Gottes); die Erträge der letzteren wurden in öffentlichen Speichern gelagert und für die Finanzierung des Kultes, der Witwen, Waisen, Invaliden, Funktionäre sowie für die Überbrückung schlechter Jahre bestimmt. Die gesamte wirtschaftliche Leitung lag in den Händen der Missionare. Im Inneren der Mission zirkulierte kein Geld. Der Handel nach außen lag ebenfalls völlig in den Händen der Missionare, die über Kontakte zu Agenturen in den Kolonialstädten sowie in Spanien und Rom verfügten.18 Die Missionare versäumten es, die Indios zu Selbständigkeit und voller Mündigkeit zu führen. Von der Nahrung und Kleidung für die Familie über die Unterweisung in den verschiedenen Arbeitsgebieten bis hin zur religiösen Erziehung empfingen sie alles aus den Händen der Missionare.19 Die Gewöhnung der Indios an das väterliche Vormundschafts- und Schutzverhältnis zu den Missionaren verhinderte die Ausbildung eines selbstbewußten Verhaltens, was nach Ansicht vieler Wissenschaftler bis in die Gegenwart ein Problem in der indigenen Bevölkerung darstellt.20 Gleichwohl ist aber bei aller Kritik zu bedenken, daß eine Beurteilung durch direkten Vergleich mit heutigen gesellschaftlichen und demokratischen Maximen dem Wirken der Jesuiten nicht gerecht wird. Wenn Aguilera Ojeda beispielsweise schreibt, der Orden hätte es versäumt, eine demokratische Gesellschaft zu etablieren, in der sich die Individuen ihrer Rechte bewußt gewesen seien, um diese später gegenüber einer anderen Regierung verteidigen zu können,21 so ist dieser Anspruch angesichts der weltweiten politischen Verhältnisse im 17. und 18. Jahrhundert völlig überzogen und übersieht die Verdienste des Ordens um humane Lebensbedingungen für die indigene Bevölkerung. Jedenfalls bedeutete die Vertreibung der Jesuiten aus Moxos einen enormen Freiheitsverlust für die Einheimischen. Es begann eine Zeit der Abhängigkeit und Unterordnung, der systematischen Ausbeutung und der Ausplünderung des Bodens und der Güter,22 letztlich jene Unterdrückung, Ausbeutung und Marginalisierung der indigenen Bevölkerung in Moxos, die bis heute anhält. Sie wurde in die koloniale Gesellschaft integriert mit dem Ziel, sie auszubeuten und ihres eigenen Bodens zu berauben.23 Um die indigene Bevölkerung evangelisieren zu können, konzentrierten die Jesuiten die verschiedenen ethnischen Gruppen in großen Reduktionen, wo sie eine Einheitssprache förderten. Ihre Politik der Uniformität hatte freilich die Elimination zahlreicher Sprachen und kultureller Ausdrucksformen zur Folge.24 Lediglich fünf Ethnien konnten ihre Identität in jesuitischer Zeit bewahren: die Moxos, die Baures, die Cayuvavas, die Movimas und die Canichanas. Die übrigen wurden von den anderen „absorbiert“.25 Problematisch war auch, daß das Konzept der Reduk18 19 20 21 22 23 24 25

Vgl. ebd., S. 4. Vgl. Paz, Historia general, Bd. I, S. 255. Vgl. Albó, Jesuitas y culturas indígenas, S. 303f. Vgl. Aguilera Ojeda, Critica, S. 5. Vgl. Pinto Mosqueira, Liberación, S. 203. Vgl. ebd., S. 204. Vgl. Santamaría, Economía de las misiones, S. 268. Vgl. De Jaureguízar, Organización socio-politica, S. 83f.

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7. Die Epoche aus heutiger Sicht

tionen in Verbindung mit eingeschleppten Krankheiten Epidemien begünstigte, denen viele Indios zum Opfer fielen,26 darunter Pocken, Masern, Malaria, Grippe, Tuberkulose und Ruhr.27 Die Welt der Indianer wurde von den Missionaren als eine andere und von der eigenen sehr verschiedene Wirklichkeit wahrgenommen, nicht aber als eine ebenso umfassende Sicht auf dieselbe Wirklichkeit. Die Missionare waren bemüht, soweit es ihnen möglich war, auf die Indianer einzugehen und sie so wenig wie möglich zu Objekten zu degradieren, andererseits stellten sie ihre eigene religiöse Weltsicht nicht in Frage; sie versuchten, sie gegen andersartige Erfahrungen zu immunisieren.28 Ein besonderes Charakteristikum der Moxos-Missionen ist es, daß es hier, anders als in Maynas, während der gesamten Periode der jesuitischen Präsenz (1667–1768) keine großen Erhebungen der Indios gab. Das Verhältnis, das sich zwischen den Missionaren und den Indios etablierte, beschreibt Zulema Lehm Ardaya mit dem Begriff „Reduktions-Pakt“ („pacto reduccional“). Die Indios akzeptierten drastische Veränderungen in ihrer Lebensform, genossen dafür aber auch Vorteile wie den Schutz vor Zugriffen durch spanische Zivilisten, die Stärkung und Erweiterung der Produktionsbasis, die – mit Hilfe der Verwaltungsstruktur der Jesuiten – Zugang zu einem breiteren Produktangebot, insbesondere zu europäischen Produkten, ermöglichte, und die Befreiung von der Tributzahlung.29 Dieser Pakt blieb jedoch keineswegs immer unversehrt; das zeigen die Berichte über Ermordungen von Jesuiten bei Diego Altamirano, über Vergiftungsversuche und Brandstiftungen bei Franz Xaver Eder oder die Flucht von Indios aus den Reduktionen und ihre Rückkehr zu traditionellen Lebensformen. Grundlegend aber blieb, daß sich die Missionen in Moxos auf der Basis des Interesses der Indios gebildet hatten, durch die Missionare bestimmte Vorteile zu erhalten.30 Anders als in Maynas, wo in den indigenen Gebieten eine Vielzahl von Dörfern der Spanier existierte, so daß ein Teil der indigenen Bevölkerung von ihnen zur Arbeit im Rahmen der encomienda herangezogen wurde, war dies in Moxos nicht der Fall.31 Ein weiterer Unterschied bestand in der Tatsache, daß in Maynas die Bedrohung durch Einfälle der Portugiesen sehr viel größer war als in Moxos, wo nur einzelne Stationen davon betroffen waren. Dies führte dazu, daß das Verhältnis zwischen Missionaren und spanischen Kolonisatoren in Maynas sehr gut war, da die Missionare in ihnen Beschützer und Verteidiger gegen die Portugiesen, aber auch gegen die Indios sahen. In Moxos pflegten die Missionare nur phasenweise je nach Bedarf ein engeres Verhältnis zu den spanischen Militärs. Ansonsten war spanischen Zivilisten – betroffen waren hiervon insbesondere jene aus Santa Cruz – der Zutritt zur Moxos-Mission verwehrt. Dies war auch Ursache für das von Mißtrauen geprägte Verhältnis des Bischofs von Santa Cruz zu den Missionaren in Moxos. Während die Missionare im weiter nördlich 26 Vgl. Denevan, Aboriginal cultural geography, S. 31. 27 Vgl. ebd., S. 119. 28 Vgl. Stoll, Väter und Kinder, S. 85f. 29 Vgl. Lehm Ardaya, Efectos, S. 157. 30 Vgl. ebd., S. 158. 31 Vgl. ebd., S. 158f.

7. Die Epoche aus heutiger Sicht

157

gelegenen, zur Ordensprovinz Quito gehörenden Missionsgebiet von Maynas bei ihrer Arbeit unter den Indios sehr eng mit der spanischen Regierung zusammenarbeiteten, versuchten die Jesuiten in Moxos, deren Mitsprache auf ein Minimum zu reduzieren und einen „indigenen Staat“ am Rande der spanischen Einflußsphäre zu gründen.32 Im Hinblick auf die Ausdehnung des Missionsgebietes und die Anzahl der Reduktionen war die Zahl der eingesetzten Missionare in Moxos größer als in Maynas. Dies erlaubte den Aufbau einer effizienteren Organisationsstruktur und führte zu einer größeren wirtschaftlichen Unabhängigkeit. Gleichzeitig bewirkte es auch eine wesentlich stärkere katholisch-jesuitische Prägung der indigenen Kulturen. Beides ist nicht zuletzt auch durch unterschiedliche geographische und ökologische Faktoren zu erklären. In Moxos standen ausgedehnte natürliche Savannen zur Verfügung, die die Einfuhr und Zucht von Rindern ermöglichten, so daß die Indios nicht mehr auf die Jagd gehen mußten. In Moxos wurde Moxo, in Maynas Quechua als allgemeine Sprache unter den Indios durchgesetzt. Der evangelisatorisch-zivilisatorische Prozeß führte gleichwohl in beiden Fällen zu einem Verschwinden vieler indigener Sprachen. In Maynas kam es dabei verstärkt zu einer kulturellen und biologischen Auslöschung vieler indigener Gesellschaften, während in Moxos der Prozeß durch die gemeinsame Ansiedlung der Indios in Reduktionen langsamer und integrativer verlief.33 Im Falle von Maynas war ein starkes Eindringen andiner Elemente zu beobachten, da die Missionare von den Anden dorthin gelangten. In Moxos war die kulturelle Einflußnahme der Missionare selbst wesentlich stärker; sie realisierte sich im Aufbau einer komplexen Sozialstruktur, die in sämtliche Lebensbereiche der Indios eingriff. Man kann in Moxos von einem Verhältnis auf Verhandlungs- oder Vertragsbasis sprechen, das drastische Veränderungen in der Lebensform der Indios zuließ, ihnen aber auch die Möglichkeit gab, eigene Bedingungen mit einzubringen.34 Hier ist nun auch noch auf den aus heutiger Sicht problematischen Umstand einzugehen, daß die Gesellschaft Jesu zu den großen Sklavenhaltern in Peru zählte; allein bei der Aufhebung des Kollegs in Lima wurden 2.000 Sklaven verkauft.35 Im 17. Jahrhundert hatte das Kolleg etwa 1.500 schwarze Sklaven zur Bestellung seiner Ländereien besessen. Die Sklaven hatten in der Ökonomie des Ordens eine zentrale Bedeutung. Ohne sie hätte der Orden seine Häuser und seine apostolische Tätigkeit nicht aufrechterhalten können. Im Hinblick auf das biblische Fundament ist festzustellen, daß das Neue Testament die Sklaverei als eine normale Institution kennt und sie in keiner Weise als unmoralisch darstellt. Der spanische Theologe und Jesuit Molina vertrat in seinem Werk De jure et justitia die Position, daß die Sklaverei nicht von vornherein durch das Naturgesetz verboten sei, sondern daß es legitime Rechtsansprüche auf die Sklaverei gebe, und dies, obwohl er

32 33 34 35

Vgl. ebd., S. 159. Vgl. ebd., S. 160. Vgl. ebd., S. 161. Vgl. Menacho, Crónica de una expulsión, S. 109.

158

7. Die Epoche aus heutiger Sicht

die Realität des Sklavenmarktes kannte.36 Seine Argumentation rechtfertigte nicht nur die schwarzen Sklaven mit ihrer Nützlichkeit für die Ermöglichung der Ausbreitung des Glaubens, sondern sah in der Sklaverei sogar einen Akt der Barmherzigkeit, da die Sklaven durch sie zum Glauben geführt würden, wobei auf die übliche Massentaufe der Sklaven in Afrika vor ihrem Transport in Amerika eine weitere Katechese erfolgte.37 Es gab einzelne Jesuiten, welche die Sklaverei für Unrecht und eine schwere Sünde hielten, doch vertrat der Orden mehrheitlich eine andere Position. Allerdings wurde den schwarzen Sklaven der Jesuiten eine bessere Behandlung zuteil, als dies allgemein üblich war. Die Bestrafungen waren weniger hart, den Kranken und Alten wurde besondere Fürsorge zuteil, da für sie ein gut ausgestattetes Hospital in der Nähe des Kollegs zur Verfügung stand. Den Sklaven in den Konventen wurde auch generell erlaubt zu heiraten. Dies schien schon aus moralischen Gründen geboten, da sich Promiskuität auf andere Weise nicht eindämmen oder verhindern ließ. Verheiratete durften nicht getrennt werden, auch nicht die Kinder von ihren Eltern. Obwohl den Sklaven der Jesuiten somit insgesamt eine bessere Behandlung als allgemein üblich zuteil wurde, bleibt natürlich die Anfrage, warum sich die Jesuiten nicht stärker für die Abschaffung der Sklaverei unter den Schwarzen eingesetzt haben.38 Hier sind die zeitgenössischen politischen Verhältnisse zu bedenken, die den Freiraum für das Handeln der Gesellschaft Jesu vorgaben. Bei aller Kritik ist letztlich zu erkennen, daß die Jesuiten in der peruanischen Ordensprovinz der kolonialen Durchdringung, welcher das Land und seine Bevölkerung unterworfen waren, in verschiedenen Lebensbereichen nach den Möglichkeiten ihrer Zeit ein humaneres Gesicht zu geben vermochten.

36 Vgl. Schatz, Einsatz für Gerechtigkeit, S. 107f. Zu Molina und seiner Beurteilung der Skaverei vgl. Brieskorn, Sklaverei. 37 Vgl. Schatz, Einsatz für Gerechtigkeit, S. 109. 38 Vgl. ebd., S. 110f.

8.

Bio-bibliographisches Verzeichnis

8.1

Priester

[1]

P. Stanislaus Arlet (1663–1717) Böhmische Provinz

NAMENSVARIANTEN: Arleth.

GEBURT: 8. Mai 1663 in Oppeln/Schlesien.1 SCHULE: Am 31. Oktober 1679 wurde er in das Gymnasium in Oppeln aufgenommen.2 Absolvit Humaniora extra Societatem, in Societate eas repetivit.3 1681: Rhetor unius anni.4 EINTRITT: 31. Dezember 16795 in Oppeln6. NOVIZIAT: 1679–1681 in Brünn.7

1

ARSI, Boh. 23, S. 113 (Cat. Prim. 1690). Vgl. ARSI, Boh. 25, S. 120 (Cat. Prim. 1693); ARSI, Peru 6, fol. 125v (Cat. Prim. 1696); ebd., fol. 191r (Cat. Prim. 1700); ebd., fol. 228r (Cat. Prim. 1703); ebd., fol. 297v (Cat. Prim. 1706). Im Katalog von 1710 wird kein Geburtsdatum genannt, jedoch sein Alter mit 47 Jahren angegeben, wodurch das Geburtsjahr 1663 bestätigt wird. Ebd., fol. 358r (Cat. Prim. 1710). Vgl. ebd., fol. 424v (Cat. Prim. 1713); ebd., fol. 491r (Cat. Prim. 1716). Zum Geburtsjahr vgl. AGI, Contratación 5548, Núm. 1, R. 2, fol. 4v. Hier wird sein Alter 1695 mit 32 Jahren angegeben. Zu Geburtsmonat, -jahr und -ort vgl. ARSI, Boh. 20, fol. 117v (Cat. Prim. 1681). Zum Geburtsdatum vgl. ARSI, Boh. 22, S. 160 (Cat. Prim. 1685). Hier wird als Herkunftsort jedoch Silesius Oppaviensis (Oppau) angegeben. Zum Geburtsort Oppeln vgl. AGI, Contratación 5548, Núm. 1, R. 2, fol. 4v. 2 Hoffmann, Heidenmissionen, S. 25. 3 ARSI, Boh. 23, S. 113 (Cat. Prim. 1690). 4 ARSI, Boh. 20, fol. 117v (Cat. Prim. 1681). 5 ARSI, Boh. 23, S. 113 (Cat. Prim. 1690). Vgl. ARSI, Boh. 25, S. 120 (Cat. Prim. 1693); ARSI, Peru 6, fol. 125v (Cat. Prim. 1696). Die Angaben in den Ordenskatalogen sind widersprüchlich. Im Cat. Prim. 1681 findet sich das Eintrittsdatum 31. Oktober 1679. ARSI, Boh. 20, fol. 117v (Cat. Prim. 1681). Im Cat. Prim. 1685 dann das Eintrittsdatum 29. Dezember 1679. ARSI, Boh. 22, S. 160 (Cat. Prim. 1685). In den folgenden Katalogen dann der 31. Dezember 1679. 6 Vgl. Grulich, Beitrag, S. 190 (Syllabus Patrum). 7 ARSI, Boh. 90 II, fol. 472v (Cat. Brev. 1679/80); ebd., fol. 489r (Cat. Brev. 1680/81). 1681/82 ist er am Kolleg Březnice unter den Repetentes verzeichnet. Ebd., fol. 495v (Cat. Brev. 1681/82). An anderer Stelle ist er ab 1. Januar 1682 dort als Approbatus Scholasticus verzeichnet. Fechtnerová, Mensajeros, S. 233. Zum Datum vgl. ARSI, Boh. 23, S. 113 (Cat. Prim. 1690).

160

8. Bio-bibliographisches Verzeichnis

PHILOSOPHIESTUDIUM: Am Kolleg St. Clemens in Prag: 1682/83 Logik,8 1683/84 Physik,9 1684/85 Metaphysik.10 MAGISTERIUM: Am Kolleg Neisse 1685/86: Prof. Rudiment. Visit. Exam. Vesp.,11 1686/87: Prof. Grammat.12 und 1687/88: Prof. Syntax.13 1688/89 ist er am Kolleg Znaim: Professor Poeseos. Exhortator Studios. in Dominicis.14 THEOLOGIESTUDIUM: 1689–1693 in Olmütz.15 WEIHEN: Priesterweihe 1693 in Olmütz.16 GELÜBDE: Prof. 4 vot. am 17. Februar 1697 in Cochabamba.17 ÜBERFAHRT: Arlet brach 169318 von Olmütz aus in die Mission auf und kam am 1. März 1694 mit Borinie und Leyden in Sevilla an.19 Nach Angaben der Schiffslisten fuhr er von dort unter Prokurator Joaquín de Velasco am 17. Februar 1695 auf dem Schiff Nuestra Señora del Rosario y las Animas ab,20 hielt sich aber offenbar dann doch noch einige Monate in Cádiz auf, da er in seinem Brief vom 28. Mai 1696 schreibt, er sei am 27. September 1695 mit dem Schiff aus Cádiz abgereist.21

8 9 10 11 12 13 14 15 16

17

18 19

20 21

ARSI, Boh. 90 II, fol. 533v (Cat. Brev. 1682/83). Er fungierte zudem als Pedell (Bidellus). Ebd., fol. 541/16r (Cat. Brev. 1683/84). Ebd., fol. 563r (Cat. Brev. 1684/85). Ebd., fol. 579v (Cat. Brev. 1685/86). Ebd., fol. 612r (Cat. Brev. 1686/87). Ebd., fol. 632r (Cat. Brev. 1687/88). Ebd., fol. 670r (Cat. Brev. 1688/89). ARSI, Boh. 91 I, fol. 10r (Cat. Brev. 1689/90); ebd., fol. 29r (Cat. Brev. 1690/91); ebd., fol. 52v (Cat. Brev. 1691/92); ebd., fol. 76v (Cat. Brev. 1692/93). An anderer Stelle heißt es über ihn: Rud. 1. Gram. 1. Synt. 1. Poes. 1. Exhort. ad Stud. 2. ARSI, Boh. 25, S. 120 (Cat. Prim. 1693). Barnadas, Arlet, Stanislaus, S. 185. Sein Name ist nicht im Suppl. Cat. Brev. 1693 unter den Weihen verzeichnet. ARSI, Boh. 91 II, fol. 107r (Suppl. Cat. Brev. 1692/93). Der Suppl. Cat. Brev. 1691/92 fehlt. Bei seiner Abreise aus Sevilla am 17. Februar 1695 hat er jedoch bereits die Priesterweihe empfangen. Galán García, Oficio, Nr. 131, S. 285. Original in ARSI, Hisp. 20, fol. 401–402. Zum Profeßdatum vgl. ARSI, Peru 6, fol. 228r (Cat. Prim. 1703); ebd., fol. 297v (Cat. Prim. 1706); ebd., fol. 358r (Cat. Prim. 1710); ebd., fol. 424v (Cat. Prim. 1713); ebd., fol. 491r (Cat. Prim. 1716). Das einmalig im Cat. Prim. 1700 genannte Datum des 15. Februar 1695 für die Prof. 4 Vot. beruht vermutlich auf einem Lesefehler. Ebd., fol. 191r (Cat. Prim. 1700). Huonder, Jesuitenmissionäre, S. 117. Galán García, Oficio, Nr. 131, S. 285. Arlet ist zusammen mit Borinie und Leyden in einem Dokument über die Entsendung von elf Missionaren vom 3. Februar 1695 genannt. Über sein Aussehen heißt es, er sei groß und kräftig und habe große Augen. AGI, Contratación 5548, Núm. 1, R. 2, fol. 4v. Zur Entsendung nach Peru 1694 zusammen mit Borinie und Leyden vgl. Vargas Ugarte, Historia de la Compañía de Jesus, Bd. II, S. 194. Galán García, Oficio, Nr. 131, S. 285. BayHStA, Jes. 607/11 u. 12, fol. 34. Zur Überfahrt 1695 vgl. Aspurz, Aportación extranjera, Apéndice I.

8.1 P. Arlet

161

TÄTIGKEITEN: Arlet kam vor dem 28. Mai 1696 in Lima und am 29. Juni des folgenden Jahres in der Moxos-Mission an;22 dort begab er sich in die Mission unter den Canichanas.23 Er gehörte zusammen mit seinem Reisegefährten Franz Borinie zu den ersten beiden böhmischen Jesuitenmissionaren in der wenige Jahre zuvor begonnenen Mission.24 Beide zeichneten sich durch besondere Zähigkeit und Bekehrungseifer aus.25 Der Superior von Moxos, Antonio Orellana, soll einmal seine Hände gen Himmel erhoben haben, um dafür zu beten, daß der Herr noch mehr solcher Missionare aus Böhmen schicken möge.26 Arlet gelang es, in schwer zu durchdringende Gebiete vorzustoßen. Dabei zeichnete er sich durch ein sanftes Wesen und einen vorbildlichen Lebenswandel aus. Es gelang ihm, sechs verschiedene Ethnien für das Christentum zu gewinnen. Bereits zu Beginn seiner Tätigkeit vermochte er mit der Gründung der Mission San Pedro die wegen ihrer Wildheit und Grausamkeit gefürchteten Canichanas zu zähmen.27 Arlet ist in den Ordenskatalogen vielfach nachweisbar, so 1700 in der Residenz Santa Cruz28 sowie im gleichen Jahr als Studienpräfekt im Seminar San Juan Bautista in Chuquisaca29. Dort hält er sich auch noch 1702 auf.30 Wegen seiner außergewöhnlichen wissenschaftlichen Befähigung wurde er 1703 als Dozent an das dortige Kolleg berufen, wo er mehrere Jahre tätig war.31 1703 ist er Professor für Moraltheologie und Praef. Exerc.,32 1704 Professor für Mo22

S.u. seine Briefe vom 28. Mai 1696 aus Lima und vom 13. November 1696 von unterwegs auf dem Weg in die Moxos-Mission. 23 Er ist erstmals 1696 in den Ordenskatalogen von Peru in der Moxos-Mission nachweisbar. Vgl. ARSI, Peru 6, fol. 125v (Cat. Prim. 1696); ARSI, Peru 11, fol. 62r (Cat. Brev. 1696). WB, Bd. III/2, Teile 21/22, Nr. 441, S. 84–87, hier S. 85 (Arlet, Brief vom 2. September 1698). Einigen Angaben zufolge soll Arlet vor der Tätigkeit in der Moxos-Mission als Professor tätig gewesen sein: Sierra, Jesuitas germanos, S. 371; und zwar bis 1697: Torres Saldamando, Antiguos Jesuítas, S. 226. Nach Vargas Ugarte wurde Arlet im Juli 1697 von Cochabamba aus zunächst zu den Chiquitos geschickt, um dort P. Vargas zu unterstützen. Vargas Ugarte, Historia de la Compañía de Jesús, Bd. III, S. 45. Sierra schreibt, Arlet sei schon 1695 in Peru und 1697 in der Moxos-Mission angekommen. Sierra, Jesuitas germanos, S. 371. 24 Grulich, Beitrag, S. 73f. 25 Ebd., S. 74. 26 WB, Bd. III/2, Teile 21/22, Nr. 441, S. 86 (Arlet, Brief vom 2. September 1698). 27 Torres Saldamando, Antiguos Jesuítas, S. 226. Vgl. Huonder, Jesuitenmissionäre, S. 117. Zum Gründungsjahr der Mission San Pedro vgl. Barnadas, Arlet SJ, Stanislaus, S. 185. Der Missionar berichtet selbst über die Ansiedlung der Canichanas in San Pedro in: WB, Bd. III/2, Teile 21/22, Nr. 441, S. 85 (Arlet, Brief vom 2. September 1698). 28 ARSI, Peru 11, fol. 66v (Cat. Brev. 1700). Im gleichen Jahr ist er in der Moxos-Mission als Missionar unter den Ungläubigen nachweisbar. ARSI, Peru 6, fol. 191r (Cat. Prim. 1700). 29 ARSI, Peru 11, fol. 70r (Cat. Brev. 1700). 30 Ebd. (Cat. Brev. 1702). 31 ADPSJ, Abt. 47 (Nachlaß Anton Huonder SJ), Mappe Peru, S. 266; ARSI, Peru 11, fol. 73v (Cat. Brev. 1703); ebd., fol. 78r (Cat. Brev. 1704); ebd., fol. 83v (Cat. Brev. 1706); ebd., fol. 89r (Cat. Brev. 1710); ebd., fol. 94v (Cat. Brev. 1713). Am 15.8.1704 unterschrieb Arlet in Chuquisaca die Prof. 4 Vot. von Diego de Riofrio und Juan de Sanabria: APChSJ, 2/J/292, Carp. 01: Votos Años 1700–1707 Provincia Peruana Antiqua, Prof. 4 Vot. Diego de Riofrio, unfol. (Original) und Prof. 4 Vot. Juan de Senabria, unfol. (Original). 32 ARSI, Peru 11, fol. 73v (Cat. Brev. 1703). Zur Lehrtätigkeit in Theologie vgl. ARSI, Peru 6, fol. 228r (Cat. Prim. 1703).

162

8. Bio-bibliographisches Verzeichnis

raltheologie und C. Admon.,33 1706 Profes. Theol. Vespert. C. Conf. Nost.34 und Seelsorger der Spanier,35 1710 Praef. Stud. Super. et Spir. Adm. C. Conf. nost. et tradit. exercit. externis.36 1713 ist er Rektor des Kollegs von Chuquisaca37 und 1716 Rektor des Kollegs von Potosí.38 TOD: 15. Juli 1717 in Potosí39 als Rektor des dortigen Kollegs. Dirrheim schreibt, von seinen körperlichen Kräften sei bei gleichwohl wachem Geist nicht mehr viel übrig geblieben40. Er zeichnete sich durch besondere Tugendhaftigkeit aus und starb im Rufe der Heiligkeit. Er wurde in der Jesuitenkirche begraben.41

Briefe: (1) an den Ordensgeneral Tirso Gonzalez vom 21. Januar 1693 aus Olmütz. Inhalt: Bitte um Entsendung in die Mission. Überlieferung: Autograph (lat.).42 (2) an den böhmischen Provinzial P. Emmanuel de Boye vom 28. Mai 1696 aus Lima. Inhalt: Arlet berichtet über die stürmische und gefährliche Überfahrt von Cádiz nach Lima mit längerem Aufenthalt in Panama. Dort konnten die Missionare bereits erste Erfahrungen mit den Indios machen. Arlet selbst spendete einige Taufen. Die Missionare wurden bei ihrer Ankunft in Lima am 14. April 1696 herzlich empfangen. Arlet erwähnt insbesondere klimatische und botanische Details und schreibt von seiner Bestimmung für die Moxos-Mission. Überlieferung: Autograph (lat.).43 Druck (lat., Auszug).44 33 34 35 36 37 38 39

40 41 42 43

44

ARSI, Peru 11, fol. 78r (Cat. Brev. 1704). Ebd., fol. 83v (Cat. Brev. 1706). ARSI, Peru 6, fol. 297v (Cat. Prim. 1706). ARSI, Peru 11, fol. 89r (Cat. Brev. 1710). Vgl. ebd., fol. 114r (Cat. Brev. 1710). Im Cat. Prim. von 1710 werden seine Aufgaben wie folgt beschrieben: Docuit Theologiam. Operarius Hispanorum et est Stud. Mai. Praef. ARSI, Peru 6, fol. 358r (Cat. Prim. 1710). ARSI, Peru 6, fol. 424v (Cat. Prim. 1713); ARSI, Peru 11, fol. 94v (Cat. Brev. 1713). ARSI, Peru 11, fol. 104r (Cat. Brev. 1716). ARSI, Peru 6, fol. 554v (Suppl. Cat. Prim. et Sec. 1717). Vgl. ARSI, Hist. Soc. 51, S. 319 (Defuncti 1701–1723). Bei Fejér wird „Potosí 15.6.1717“ als Todesdatum angegeben mit Verweis auf ARSI, Hist. Soc. 50, fol. 102v (Peruv.). Vgl. FEJÉR, Defuncti secundi saeculi, Bd. I, S. 53. Zum Tod von P. Arlet vgl. Biblioteca Nacional de Perú/Lima, Mss. 0008: Carta del P. Juan de Maza, del Colegio de Potosí, al P. Rector, Juan de Sanabria, dándole noticia del fallecimiento del P. Estanislao Arlet, 1717. BayHStA, Jes. 597, §XIV. Vargas Ugarte, Historia de la Compañía de Jesus, Bd. III, S. 57. ARSI, FG 756, fol. 388r–v. BayHStA, Jes. 607/11 u. 12, fol. 34–36. Die beiden Briefe in Jes. 607/11 und 12 bilden eine Archivalieneinheit. Der hier genannte erste Brief beginnt in Jes. 607/11 und endet mit der letzten Seite in Jes. 607/12. Auf dieser Seite befindet sich die Abschrift eines weiteren Briefes (vgl. Brief 3), der als Fortsetzung des zuvor genannten Briefes zu sehen ist. Scherer, Geographia Hierarchica, Pars II, S. 113f.

8.1 P. Arlet

163

(3) an den böhmischen Provinzial P. Emmanuel de Boye vom 13. November 1696 auf dem Weg in die Moxos-Mission. Inhalt: Fortsetzung des vorausgehenden Briefes. Arlet ist gemeinsam mit einem weiteren Priester und einem Laienbruder unterwegs in die Moxos-Mission. Er berichtet von vielen neuentdeckten Völker und den großen missionarischen Aufgaben, die auf sie warten. Überlieferung: Abschrift (lat.).45 Druck (lat., Auszug).46 (4) an P. Tirso Gonzalez vom 1. September 1698 aus dem Gebiet der Canichana in der MoxosMission. Inhalt: Bericht an den Ordensgeneral über die gemeinsam mit P. Franz Borinie erfolgreich durchgeführte Mission bei den Canichanas. Errichtung der Residenz San Pedro. Beschreibung der Sitten und Gewohnheiten dieses wilden und kriegerischen Volks. Empfang von Abgesandten von sechs weiteren Völkern. Beschreibung der Landschaft und der Lebensbedingungen sowie der Misssionstätigkeit in San Pedro. „Die Barbarn, welcher Bekehrung die Göttliche Vorsehung mir aufgetragen hat, heissen Canisier, ein allerdings unmenschliches Volck, in seinem Thun und Lassen von denen wilden Thieren wenig unterschieden“.47 Überlieferung: Autograph (Abschrift, lat.).48 Druck (lat., Auszug).49 Druck (dt.).50 Druck (franz.).51 Druck (span.).52 Druck (span.).53 (5) an P. Emmanuel de Boye vom 2. September 1698 aus San Pedro/Moxos. Inhalt: P. Arlet berichtet, wie er mit P. Borinie die wilden Canichanas bekehrt hat und beschreibt deren Sitten. Sie erschraken sich sehr, als sie die Missionare zu Pferd herankommen sahen, einerseits über ihre Kleidung, andererseits, weil sie Reiter und Pferd für ein einziges Tier mit zwei Köpfen hielten. Gründung von San Pedro. Errichtung eines Hauses für die Missionare sowie einer Kapelle. Anlage eines Weinbergs und eines Gartens. Ankündigung eines Schreibens an den Ordensgene45 46 47 48

49 50 51 52 53

BayHStA, Jes. 607/12, fol. 36. Es handelt sich um die Fortsetzung des vorausgehenden Briefes in Jes. 607/11 und 12. Eine gekürzte Abschrift befindet sich in BayHStA, Jes. 607/16, fol. 42f., dem auch die Datierung zu entnehmen ist. Scherer, Geographia Hierarchica, Pars II, S. 114f. Zur Deutung dieses Zitats von Arlet vgl. Stoll, Väter und Kinder, S. 72. BayHStA, Jes. 607/13, fol. 36–37. Weitere Abschrift: BayHStA, Jes. 607/14, fol. 37–39. Eine weitere Abschrift unter dem Titel copia de carta del Padre Stanislao Arlet, de la Compañia de Jesus, el qual el año de 1694, passò de la Provincia de Bohemia à la Mission del Reyno del Peru, adonde llegò año de 1697. Escrita al M. R. P. General, de la misma Compañia, su fecha el primero de Diziembre de 1698 wird erwähnt bei Medina, Biblioteca, Bd. VI, S. 20, Nr. 6229. Verweis auf die Biblioteca Colombina in Sevilla. Inhalt und Überlieferung sind unbekannt. Es dürfte sich hierbei um eine weitere Abschrift von Brief (4) handeln, wobei die Datierung falsch wiedergegeben wird: 1. Dezember 1698, richtig: 1. September 1698. Scherer, Geographia Hierarchica, Pars II, S. 115f. WB, Bd. I, Teil 2, Nr. 50, S. 62–65. Querbeuf, Lettres édifiantes, Bd. VIII, S. 39–51. Spanische Übersetzungen in Davin, Cartas, Bd. I, S. 155–164 und Matthei, Cartas I, S. 94– 97. Pastells, Historia, Bd. IV, S. 427–431.

164

8. Bio-bibliographisches Verzeichnis

ral nach Rom mit Bitte um Entsendung von zwei Schreinern und zwei Zimmerleuten aus Deutschland sowie eines Malers aus Welschland. Arlet berichtet über das Versprechen des Luís de Miranda, der bereits das Kolleg zu Oruro gestiftet hat, umfangreiche Mittel für die Ausstattung der Mission bereitzustellen. Zu den bisher bestehenden sechs Missionen in diesem Gebiet sind vor kurzem drei weitere – San Pedro, San Luis Gonzaga und San Borja – hinzugekommen. Ausgiebiges Lob über den Einsatz und Eifer von P. Franz Borinie. Beifügung der Abschrift eines Briefes von Borinie. Bei dessen Mission ereignete sich ein Wunder. Er versuchte, Indianern zu erklären, daß die Sonne kein Gott sei. Nachdem er seine Ausführungen mit der Frage „Ist die Sonn ein Gott?“ beschlossen hatte, habe zum Erstaunen der Versammelten ein Vogel in der Indiosprache gerufen: „Sie ist kein Gott“. Überlieferung: Autograph (lat.).54 Druck (dt.).55 Druck (dt.).56 (6) ohne Adressat und Datum; „Auszug eines aus America eingeloffenen II. Brieffs Patris Stanislai Arlet è S.J.“ Inhalt: P. Borinie hat hundert neue Völker entdeckt, weshalb sich der Vizekönig bei ihm schriftlich bedankte. P. Arlet ist es gelungen, das wilde und zahlreiche Volk der Kauranen zu bekehren. Er wurde von der Pest angesteckt, jedoch auf wunderbare Weise wieder gesund. Überlieferung: Druck (dt.).57 (7) ohne Adressat, vom 26. Dezember 1698 aus Peru. Inhalt: Sechs Wochen, nachdem sie Lima verlassen haben, sind sie – 11 Patres und ein Bruder – in der Mission angekommen. Über die Schwierigkeiten der Mission und die großen Aufgaben. Besonderer Missionseifer von P. Borinie. Überlieferung: Abschrift (lat.).58 (8) an P. Equiluz und P. Altamirano von 1698. Inhalt: Unbekannt Überlieferung: Unbekannt.59

54 55 56 57 58 59

SUA, Jes. IIIo 419/3 (Kl. 148), fol. 145r–146r. WB, Bd. III/2, Teile 21/22, Nr. 441, S. 84–87. Verzeichnet bei Uriarte/Lecina, Biblioteca, Teil I, Bd. I, S. 301. In Auszügen gedruckt bei Jaksch, Sudetendeutsche, S. 46. WB, Bd. III/2, Teile 21/22, Nr. 442, S. 87–89. Ein undatiertes Exzerpt aus Briefen von P. Arlet und P. Borinie nach Wien, in welchem Eifer und Erfolge der beiden Missionare gelobt werden, findet sich: SUA, Jes. IIIo 419/3 (Kl. 148), fol. 147r–148r. Stadtarchiv Mainz, Abt. 14/160, fol. 47r–v: Copia litterarum, quas à regno Peruano dedit P. Stanislaus Arlet. Nach Vargas Ugarte (Manuscritos peruanos, Bd. IV, S. 51) befindet sich der Brief im Ministerio de Agricultura y Colonización in La Paz; er macht jedoch keine weiteren Angaben dazu. In La Paz war der Brief nicht aufzufinden.

8.1 P. Bayer

[2]

165

P. Johann Wolfgang Bayer (1722–1794) Oberrheinische Provinz

NAMENSVARIANTEN: Baier,60 Paier,61 Paye,62 Payer,63 Vayer.64 GEBURT: 14. Februar 1722 in Scheßlitz.65 TAUFE: 14. Februar 1722 in Scheßlitz.66 ELTERN: Johann Christoph Bayer und dessen Ehefrau Eva Magdalena Rosalia Burckard.67 UMFELD: Johann Wolfgang Bayer stammte aus einer angesehenen bürgerlichen Familie. Sein Vater war Administrator des Elisabethen-Hospitals.68 Bei der Immatrikulation von Johann Wolfgang Bayer an der Akademie in Bamberg werden seine Vermögensverhältnisse mit mediocris angegeben.69 Bayer wurde als viertes von fünf Kindern geboren. Er hatte zwei ältere und einen jüngeren Bruder sowie eine ältere Schwester. Die Namen seiner Geschwister lauteten: Georg Nazarius, getauft am 28. Juli 1715,70 Maria, getauft am 30. Juni 1717,71 Antonius Christophorus, getauft am 25. Juli 171972 und Johannes Balthasar, getauft am 1. Januar 1725.73 Die Brüder schrieben sich ebenfalls an der Akademie in Bamberg ein: Georg Nazarius am 11. Dezember 1731,74 Antonius Christophorus am 9. Dezember 173475 und Jo­ hannes Balthasar am 5. Dezember 1741.76 60 ARSI, Peru 9, fol. 333v (Cat. Prim. 1754). 61 AGI, Contratación 5548, Núm. 1, R. 3 (5), fol. 1v. u. fol. 10r. 62 Galán García, Oficio, Nr. 180, S. 333. 63 ARSI, Peru 11, fol. 134r (Cat. Brev. 1751). 64 ARSI, Peru 11a, fol. 15v (Teil 1). 65 AEB, Pfarrei Scheßlitz, Bd. 3, Fiche 82, S. 352. 66 Ebd. 67 Ebd. Die vollständigen Namen der Eltern sind dem Eintrag in den Kirchenbüchern über ihre Eheschließung am 30. Mai 1713 in Scheßlitz zu entnehmen. Als Eheleute werden dort genannt: „D. Joes. Christophorus Bayer“ und „Eva Magdalena Rosalia Burckardin“. Vgl. AEB, Pfarrei Scheßlitz, Bd. 3, Fiche 89, S. 499. In dem Protokoll, das bei der Vertreibung der Missionare aus den Missionsgebieten 1768 in Spanien angefertigt wurde, ist als Name der Mutter auch „Eva Rosalia Burgart“ angegeben. Vgl. AHN, Sección Clero: Jesuitas, Legajo 826/7. 68 AEB, Pfarrei Scheßlitz, Bd. 3, Fiche 82, S. 352. Zum Elisabethen-Hospital vgl. Schmittinger, Elisabethen-Hospital. 69 Hess, Matrikel, S. 247. 70 AEB, Pfarrei Scheßlitz, Bd. 3, Fiche 78, S. 277. 71 Ebd., Fiche 79, S. 302. 72 Ebd., Fiche 80, S. 325. 73 Ebd., Fiche 83, S. 388. 74 Hess, Matrikel, S. 226. 75 Ebd., S. 235. Statt des Taufnamens „Antonius Christophorus“ wird hier „Antonius Benedictus“ angegeben. 76 Ebd., S. 259.

166

8. Bio-bibliographisches Verzeichnis

SCHULE: 1737 immatrikulierte sich Bayer an der Akademie in Bamberg.77 Im Schuljahr 1737/38 gehörte er der Klasse der Poetae an.78 EINTRITT: 12. Juli 1742 in Mainz.79 NOVIZIAT: 1742–1744 in Mainz.80 PHILOSOPHIESTUDIUM: Vor dem Ordenseintritt.81 1742 beendete Bayer an der Akademie in Bamberg das Philosophiestudium mit der Verteidigung von Lehrsätzen unter Prof. J. Rorlock82 und erwarb den akademischen Grad eines Magister Philosophiae.83 MAGISTERIUM: 1744/45 unterrichtete Bayer in Mainz als Hilfslehrer in den Klassen der Studia inferiora.84 Anschließend unterrichtete er mehrere Jahre am Kolleg in Würzburg. 1745/46: Prof. Inf. Visit. Mes. 1. Socius Catech. in Sacello B.V.M.,85 1746/47: Prof. Med. Gramm. Visit. Exam. Vespert.,86 1747/48: Prof. Synt. Praes. Sod. Angel. Visit. Exam. antemerid.87 und 1748/49: Prof. Poet. Praef. Chor. Mus.88 THEOLOGIESTUDIUM: 1746/47 begann Bayer in Würzburg mit dem Theologiestudium.89 Das dritte Jahr des Theologiestudiums absolvierte er höchstwahrscheinlich in Granada, da er noch während seines Aufenthaltes in Spanien die Priesterweihe empfing. Das vierte theologische Studienjahr schloß er am Colegio Máximo de San Pablo in Lima ab.90 77 78 79 80 81 82 83 84 85 86 87 88 89 90

Ebd., S. 247. Das Schuljahr begann am 12. November, dem Tag nach Martini, und endete am 8. September, dem Fest Mariä Geburt. Ebd., S. XI. Ebd., S. 247. ADPSJ, C XV 90, S. 9 (Cat. Brev. Rhen. Sup. 1742/43). Vgl. ebd., S. 9 (Cat. Brev. Rhen. Sup. 1743/44); ARSI, Rhen. Sup. 21, fol. 47v (Cat. Prim. 1743); ebd., fol. 174r (Cat. Prim. 1746); ARSI, Rhen. Sup. 24, fol. 319r (Cat. Prim. 1770). ARSI, Rhen. Sup. 27, S. 22 (Cat. Brev. 1742/43); Ebd., S. 22 (Cat. Brev. 1743/44). 1744/45 ist er am Probationshaus Mainz unter den Repetentes Inferiora verzeichnet. Ebd., S. 22 (Cat. Brev. 1744/45). ARSI, Rhen. Sup. 21, fol. 174r (Cat. Prim. 1746). ARSI, Peru 10, fol. 10r (Cat. Prim. 1758). Zum Philosophiestudium vor dem Ordenseintritt vgl. ARSI, Rhen. Sup. 21, fol. 47v (Cat. Prim. 1743). Jäck, Pantheon, Sp. 63. ARSI, Rhen. Sup. 21, fol. 47v (Cat. Prim. 1743). Vgl. ebd., fol. 174r (Cat. Prim. 1746). ADPSJ, C XV 90, S. 9 (Cat. Brev. Rhen. Sup. 1744/45). ARSI, Rhen. Sup. 27, S. 17 (Cat. Brev. 1745/46). Ebd., S. 17 (Cat. Brev. 1746/47). Unterrichtet 1746 im 1. Jahr Grammatik. ARSI, Rhen. Sup. 21, fol. 174r (Cat. Prim. 1746). ARSI, Rhen. Sup. 27, S. 17 (Cat. Brev. 1747/48). Zu den Angaben für die Jahre 1745–1748 vgl. auch die Ordenskataloge in: ADPSJ, C XV 90, S. 7 (Cat. Brev. Rhen. Sup. 1745/46); ebd., S. 7 (Cat. Brev. Rhen. Sup. 1746/47); ebd., S. 7 (Cat. Brev. Rhen. Sup. 1747/48). ARSI, Rhen. Sup. 27, S. 17 (Cat. Brev. 1748/49). Vgl. ADPSJ, C XV 90, S. 7 (Cat. Brev. Rhen. Sup. 1748/49). ADPSJ, C XV 90, S. 7 (Cat. Brev. Rhen. Sup. 1746/47). Bayer, Brief an einen Priester, S. 130. Vgl. AHN, Sección Clero: Jesuitas, Legajo 826/7.

8.1 P. Bayer

167

WEIHEN: Priesterweihe zwischen Juni und August 1750 in Córdoba/Spanien.91 TERTIAT: 1751/52 in Juli.92 GELÜBDE: Prof. 4 vot. am 15. August 175793 in La Paz.94 ÜBERFAHRT: Am 14. Februar 1749 trat Bayer mit drei weiteren Jesuiten in Würzburg die Reise nach Spanien an.95 Am 21. März 1749 traf er in Genua ein und wurde dort für zwei Monate im Profeßhaus der Jesuiten einquartiert. Am 28. Mai ging er an Bord des Schiffes Neptun96 und erreichte am 10. Juli 1749 Puerto de Santa María.97 Da sich die Abreise verzögerte, wurde er mit drei anderen Deutschen nach Granada geschickt, um dort seine Studien fortzusetzen.98 Bayer reiste zusammen mit Franz Xaver Eder, Joseph Lentze und Johannes Zacharias als Priester im Alter von 28 Jahren unter Prokurator José de Alzugaray am 12. Oktober 1750 mit dem Schiff Nuestra Señora del Rosario y San Ignacio unter Kapitän José de Egaña aus Spanien ab99 und gelangte über Cartagena100 und Portobelo101 nach Panama, wo er am 13. Februar 1751 eintraf.102 Während der viereinhalb Wochen Aufenthalt dortselbst unterstützten die Missionare ihre mit Arbeit überlasteten Ordensbrüder durch Predigen, Beichtehören, Unterrichten, Krankenbesuche und andere seelsorgliche

91

Bayer schreibt nur, er sei „nach verfloßnem Jahre“ (nach seiner Ankunft in Puerto de Santa María im Juli 1749 bzw. in Granada, vermutlich im September 1749) zur Priesterweihe nach Córdoba geschickt worden. Da er zwei Monate in Córdoba blieb und dann über Granada wieder nach Puerto de Santa María reiste, von wo er am 12. Oktober 1750 mit dem Schiff abfuhr, wird die Priesterweihe wohl zwischen Juni und August 1750 stattgefunden haben. Vgl. Bayer, Reise nach Peru, S. 150. Das genaue Datum konnte durch eine schriftliche Anfrage an das Archivo Histórico Diocesano de Córdoba nicht ermittelt werden. Zur Priesterweihe 1750 in Córdoba vgl. Baptista Morales, Bayer, Wolfgang, S. 374. 92 Agit 3.ae prob. an. ARSI, Peru 11, fol. 134r (Cat. Brev. 1751). Beendigung am 2. August 1752. ARSI, Peru 9, fol. 394v (Suppl. Cat. Prim. 1752). 93 ARSI, Peru 10, fol. 10r (Cat. Prim. 1758); ARSI, Rhen. Sup. 24, fol. 319r (Cat. Prim. 1770). Bei seiner Ankunft in Peru 1751 hatte er noch nicht die Prof. 4 Vot. abgelegt und wurde zu diesem Zeitpunkt noch als Scholaris geführt. ARSI, Peru 9, fol. 383r (Suppl. Cat. Prim. 1751). 94 Baptista Morales, Bayer, Wolfgang, S. 374. 95 Bayer, Reise nach Peru, S. 115. 1749 auf dem Weg in die Mission: ARSI, Rhen. Sup. 22, fol. 69r (Cat. Prim. 1749). Zum Abreisedatum vgl. AGI, Contratación 5548, Núm. 1, R. 3 (5), fol. 1v. 96 Bayer, Reise nach Peru, S. 117f. 97 Ebd., S. 134. Vgl. Galán García, Oficio, Nr. 180, S. 333. Abweichendes Ankunftsdatum: 6. Juli 1749. AGI, Contratación 5548, Núm. 1, R. 3 (5), fol. 1v. 98 Bayer, Reise nach Peru, S. 138–141. 99 Galán-García, Oficio, Nr. 180, S. 333f. Vgl. Bayer, Reise nach Peru, S. 151f. In einer Liste der Missionare, die für die Überfahrt nach Cartagena bestimmt waren, heißt es über Bayer, er habe einen guten Körperbau, sei von weißer Hautfarbe, habe einen großen Mund sowie blondes Haupt- und Barthaar. AGI, Contratación 5548, Núm. 1, R. 3 (5), fol. 10r. 100 Bayer, Reise nach Peru, S. 162. 101 Ebd., S. 178f. 102 WB, Bd. 5, Teil 38, Nr. 778, S. 127f.

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8. Bio-bibliographisches Verzeichnis

Tätigkeiten.103 Am 16. März setzten sie ihre Reise mit dem Schiff nach Süden fort104 und gingen am 4. Mai in Paita an Land, um nun auf dem Landweg weiterzureisen.105 Am 5. Juli 1751 kamen Bayer und seine Reisebegleiter in Lima an.106 TÄTIGKEITEN: In Lima war Bayer zunächst im Kolleg San Pablo untergebracht, um sein Theologiestudium zu beenden,107 was ihm nach einem halben Jahr gelang.108 Nach neunmonatigem Aufenthalt109 brach er – wahrscheinlich im April 1752 – erneut auf und reiste über Cuzco110 zur Mission von Juli am Titicacasee, die er am 22. August 1752 erreichte.111 Dort wirkte er 14 Jahre als Missionar unter den Indios und Spaniern.112 Schließlich war seine Gesundheit jedoch so angegriffen, daß er von seinem Ordensoberen in die Bischofsstadt La Paz abberufen wurde,113 wo er als Seelsorger am Jesuitenkolleg wirkte.114 Als Bayer sich wieder erholt hatte und bereits Reisevorbereitungen für die Rückkehr in die Mission traf, kam der neue Bischof, Don Gregorio Francisco de los Campos,115 in La Paz an und machte Bekanntschaft mit Bayer. Schon nach einigen Wochen wünschte er ihn zu seinem Beichtvater und wählte ihn wegen seiner sprachlichen und geographischen Kenntnisse als Begleiter für seine anstehende Pastoralreise in das östlich von La Paz gelegene Gebiet der Yungas aus.116 Aus Bayers Wunsch nach Rückkehr in die Mission von Juli wurde offenbar nichts mehr, da er sich noch zum Zeitpunkt der Vertreibung am Kolleg von La Paz befand.117 RÜCKKEHR/AUSWEISUNG: Bayer und seinen Ordensbrüdern wurde am 28. August 1767 in La Paz der Ausweisungsbefehl des spanischen Königs verkündet.118 Die 103 104 105 106

Ebd., S. 128. Bayer, Reise nach Peru, S. 188. Ebd., S. 194. Ebd., S. 216. Vgl. auch ARSI, Peru 9, fol. 383r (Suppl. Cat. Prim. 1751; Liste der Missionare, die mit dem Generalprokurator Ildefonso Carrillo am 24. März oder mit Generalprokurator José de Alzugaray am 6. Juli 1751 in Peru ankamen). 107 WB, Bd. 5, Teil 38, Nr. 778, S. 130. 108 In seinem Brief aus Lima vom 7. Januar 1752 schreibt Bayer, daß er in acht Tagen seine Prüfungen abzulegen habe. WB, Bd. 5, Teil 38, Nr. 778, S. 130. 109 Bayer, Reise nach Peru, S. 250. 110 Ebd., S. 264f. 111 Ebd., S. 279f. Im Ordenskatalog ist Bayer schon 1751 in Juli verzeichnet, das wohl von seiner Ankunft an als Bestimmungsort vorgesehen war. ARSI, Peru 11, fol. 134r (Cat. Brev. 1751). 112 Bayer, Reise nach Peru, S. 305. Bayer wirkte von 1752 bis 1766 in der Mission von Juli: Oper. Hisp. et Ind. ARSI, Peru 9, fol. 333v (Cat. Prim. 1754); Oper. Ind. Juliens. ARSI, Peru 10, fol. 10r (Cat. Prim. 1758). 113 Bayer, Reise nach Peru, S. 305f. 114 AHN, Sección Clero: Jesuitas, Legajo 826/7. 115 Gregorio Francisco de los Campos war zunächst Domdechant in Santa Fe (Neugranada) und von 1764–1787 Bischof von La Paz. Vgl. Bayer, Reise nach Peru, S. 311f. Gams, Series episcoporum, S. 160. 116 Bayer, Reise nach Peru, S. 311f. 117 ARSI, Peru 11a, fol. 15v (Teil 1). 118 Bayer, Zusätze, S. 387. Zu La Paz als Ort der Festnahme vgl. ARSI, Peru 11a, fol. 76v (Teil 3).

8.1 P. Bayer

169

Jesuiten wurden am frühen Morgen des 31. August aus der Stadt gebracht.119 Nach einem zweimonatigen Aufenthalt in Tacna und weiteren acht Tagen im Küstenort Balcocha wurden sie auf einem Schiff nach Callao und von dort mit Kutschen in das Profeßhaus von Lima gebracht, wo über 400 Jesuiten gefangengehalten wurden.120 Nach zwei weiteren Monaten Haft wurde Bayer an Bord des Kriegsschiffes Santa Bárbara gebracht, das am 26. März 1768 den Hafen von Callao verließ.121 Am 12. Mai umfuhren sie das Kap Hoorn122 und warfen am 20. August 1768 vor Cádiz Anker123. Bayer wurde zusammen mit anderen Jesuiten auf Booten nach Puerto de Santa María gebracht und im Kloster der Augustiner einquartiert.124 Sein Verhör fand am 27. September 1768 statt.125 Einige Monate später erhielt eine Gruppe von deutschen Jesuiten auf Anfrage vom spanischen König die Erlaubnis, nicht über Italien, sondern über die Niederlande in ihre Heimat zurückkehren zu dürfen.126 So reiste Bayer am 19. März 1769 u. a. in Begleitung des Paraguay-Missionars Florian Paucke und des Mexiko-Missionars Franz Benno Ducrue auf einer kleinen holländischen Fregatte unter Kapitän Andreas Cornelis aus Puerto de Santa Maria ab127 und ging am 13. April in Oostende an Land.128 Über Brügge, Gent, Brüssel, Löwen, Lüttich, Köln, Mainz, Aschaffenburg und Würzburg gelangte er nach Bamberg, wo er im Mai 1769 eintraf.129 WEITERER LEBENSWEG: Bayer lebte bis zur Ordensaufhebung im Kolleg zu Bamberg: 1770 Oper. Soc. Praef. Bibl. Infir. Prosel. Suppl. C. T.,130 1772 Operar. Instr. Prosel. Suppl. C.T.,131 1773 als Operar. Instr. Prosel. Visit. hospit. ad S. Cat. Suppl. C.T.132 Nach der Aufhebung des Ordens wurde Bayer eine Pension von 200 fränkischen Gulden zugesprochen.133 Die letzten immerhin noch 20 Lebensjahre verbrachte er in seinem Geburtsort Scheßlitz im Kreise seiner Verwandten.134 TOD: Am 10. Juni 1794 in Scheßlitz an den Folgen eines wiederholten Schlaganfalles.135 119 Bayer, Reise nach Peru, S. 314f. 120 Ebd., S. 316–318. 121 Vargas Ugarte, Historia General, Bd. IV, S. 317. Zur Jahresangabe vgl. Bayer, Zusätze, S. 387. 122 Bayer, Reise nach Peru, S. 321f. 123 Vargas Ugarte, Historia General, Bd. IV, S. 317. 124 Bayer, Reise nach Peru, S. 324. 125 AHN, Sección Clero: Jesuitas, Legajo 826/7. 126 Paucke, Hin und Her, 440f. 127 Ebd., S. 441. Vgl. Ducrue, Reisebeschreibung, S. 413–430. 128 Bayer, Zusätze, S. 387. 129 Bayer, Reise nach Peru, S. 325f. Die falsche Jahresangabe 1770 im Reisebericht von Bayer muß folgerichtig und in Übereinstimmung mit den Schilderungen von Paucke und Ducrue auf 1769 abgeändert werden. 130 ARSI, Rhen. Sup. 28b, Cat. brev. 1770, S. 4. Zum Aufenthalt in Bamberg 1770 vgl. auch ARSI, Rhen. Sup. 24, Cat. trien. 1770, S. 319r. 131 ARSI, Rhen. Sup. 28b, Cat. brev. 1772, S. 4. 132 Ebd., Cat. brev. 1773, S. 6. 133 Weber, Geschichte, S. 129. 134 Jäck, Pantheon, S. 64. 135 AEB, Pfarrei Scheßlitz, Bd. 17, Fiche 444, S. 83.

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8. Bio-bibliographisches Verzeichnis

Briefe: (1) an einen Priester dieser Provinz [Peru] und Gesellschaft vom 7. Januar 1752 aus Lima Inhalt: Beschreibung der Reiseerlebnisse auf dem Weg in die Mission von Cartagena nach Lima. Überlieferung: Druck (dt.).136 Neuedition (span.).137

Werke: (1) Herrn P. Wolfgang Bayers, ehemaligen americanischen Glaubenspredigers der Gesellschaft Jesu, Reise nach Peru. Von ihm selbst beschrieben, Nürnberg 1776. Inhalt: Bericht über die Reise in die Mission, missionarische Tätigkeiten und die Vertreibung: von Würzburg nach Puerto de Santa María, Aufenthalt in Spanien, Reise von Spanien nach Lima, Aufenthalt und Beendigung der theologischen Studien in Lima, Weiterreise nach Juli am Titicacasee, langjähriges Wirken in der Mission, Weiterreise nach La Paz und Tätigkeit als Beichtvater und Begleiter des dortigen Bischofs, Vertreibung und Deportation nach Puerto de Santa María, Haft im Augustinerkloster, Weiterreise von Spanien über Oostende und die Niederlande nach Bamberg. Überlieferung: Druck (dt.),138 (holl.).139 Druck (span., Auszug).140 (2) Zusätze zu Hn. Wolfgang Bayers Reisebeschreibung nach Peru. Inhalt: Ergänzende Angaben zum Missionsbericht. Überlieferung: Druck (dt.).141 (3) Concio de Passione D.[omini] N.[ostri] J.[esu] C.[hristi] in Lingua Aymarensi Indica, in Missione Juliensi in Regno Peruano publice prolata a P. Bayer, Bamberg. Quondam Soc. Jesu ibidem Missionario, illiusque Dioecesis Episc. Sacellano & Secretario int. nunc. Dioec. Bamberg. Clerico titulari Saeculari, de verbo ad verbum latine reddita. Inhalt: Predigt zur Leidensgeschichte Jesu. Überlieferung: Druck (aymar.-lat.).142

136 WB, Bd. 5, Teil 38, Nr. 778, S. 125–130. 137 Matthei/Moreno Jería, Cartas V, Nr. 115, S. 31–38. 138 Murr, Journal, Bd. III, S. 114–326. Vargas Ugarte lobt die Beobachtungsgabe des Autors, der eine den Indios sehr zugeneigte und verständnisvolle Haltung offenbare. Vargas Ugarte, Jesuitas del Perú, S. 162. Zu den Werken von Bayer vgl. auch Vargas Ugarte, Jesuitas Peruanos, S. 156f. 139 Holtrop, Willem: W. Bayer S.J. – Reize naar Peru, van 1749 tot 1770, Amsterdam 1782. 140 Nuñez, Viajeros alemanes, S. 31–44. 141 Murr, Nachrichten, Bd. I, S. 380–388. 142 Murr, Journal, Bd. I, S. 117–121.

8.1 P. Bayer

171

(4) Fortsetzung der Leidensgeschichte Jesu in aymarischer Sprache. Geprediget von Herrn P. Wolfgang Bayer, vierzehnjährigem Missionär (!) der Gesellschaft Jesu in der Julischen Mission in dem Corregimient Chucuito in Peru. Inhalt: Fortsetzung der Predigt zur Leidensgeschichte Jesu. Überlieferung: Druck (aymar.-lat.).143 (5) Beschluß der Leidensgeschichte Jesu in aymarischer Sprache. Inhalt: Abschluß der Predigt zur Leidensgeschichte Jesu. Überlieferung: Druck (aymar.-lat.).144

Spezielle Literatur: Baptista Morales, Javier: Art. Bayer, Wolfgang. In: DHCJ, Bd. 1 (2001), S. 374f. Dobnig-Jülch, Edeltraud, Bayer, P. (Johann) Wolfgang. 2. Werkbeschreibung. In: Brekle, Herbert E. (Hg.), Bio-bibliographisches Handbuch zur Sprachwissenschaft, Bd. 1 (1992), S. 189–190. Glüsenkamp, Uwe, Johann Wolfgang Bayer SJ (1722–1794). Ein Perumissionar aus Franken. In: Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte, Bd. 69 (3/2006), S. 887– 921. Höller, Hans Jürgen, Bayer, P. (Johann) Wolfgang. 1. Biographie, 3. Bibliographie. In: Brekle, Herbert E. (Hg.), Bio-bibliographisches Handbuch zur Sprachwissenschaft des 18. Jahrhunderts, Bd. 1, Tübingen 1992, S. 189 u. 190f. Kratz, Wilhelm, Bayer, Wolfgang. In: Neue Deutsche Biographie, Bd. 1 (1953), S. 679. Lamalle, E., Bayer, Wolfgang. In: Dictionnaire d’histoire et de géographie ecclésiastiques, Bd. 7 (1934), Sp. 23. Núñez Hague, Estuardo, Los jesuitas Bayer y Eder en el Alto Peru. In: Humboldt, Jg. 7 (1966), Nr. 28, S. 73–74. Ticlla, Juan/Barnadas, Josep M., Bayer SJ, Wolfgang. In: Barnadas, Josep M./ Calvo, Guillermo/Ticlla, Juan: Diccionario histórico de Bolivia, Bd. I (2002), S. 275.

143 Ebd., Bd. II, S. 277–334. 144 Ebd., Bd. III, S. 55–104.

172

[3]

8. Bio-bibliographisches Verzeichnis

P. Franz Xaver Borinie (1663–1721) Böhmische Provinz

NAMENSVARIANTEN: Berrinje, Borini, Borinnie, Borinic, Borinič, Borinici, Borinié, Bornie, Borrini, Borrine, Boryne, Boryně, Boryné, Borynie, Malovec145, Malowetz146, Malwitz. GEBURT: 30. Mai 1663 in Malonitz147 (Malonice) in der Nähe von Klattau148 (Klatovy) im heutigen Tschechien. UMFELD: Stammte aus dem alten Geschlecht der Boryně von Lhota.149 SCHULE: Borinie besuchte das Gymnasium in Klattau,150 wo er Schüler des Historikers und Hagiographen P. Bohuslav Balbín war.151 EINTRITT: Die in den Ordenskatalogen genannten Eintrittsdaten passen nicht zum Noviziat.152 145 Grulich, Beitrag, S. 75. Diese sowie die beiden folgenden, gänzlich von dem Namen Borinie abweichenden, sich untereinander jedoch ähnelnden Namensvarianten beruhen auf einer Verwechslung mit dem Brasilien-Missionar Franz Malowetz. 146 Ebd., S. 73. Die These von Grulich (ebd.), P. Franz Borinie sei identisch mit P. Franz (-Xaver Antonin) Malowetz, ist nach aktuellem Forschungsstand nicht mehr haltbar, da es sich nachweislich um zwei verschiedene Missionare handelt. Vgl. zu dem Brasilien-Missionar Franz Malowetz auch Meier/Amado Aymoré, Jesuiten aus Zentraleuropa, Bd. 1: Brasilien, S. 299– 301. Die Verwechslung beruht vermutlich auf der Ähnlichkeit des Namens des Geburtsortes von Borinie, Malonitz, mit dem Namen des in Prag geborenen Brasilien-Missionars Malowetz. 147 ARSI, Boh. 23, S. 100 (Cat. Prim. 1690); ARSI, Boh. 25, S. 160 (Cat. Prim. 1693); ARSI, Peru 6, fol. 125v (Cat. Prim. 1696); ebd., fol. 191r (Cat. Prim. 1700); ebd., fol. 228r (Cat. Prim. 1703); ebd., fol. 297v (Cat. Prim. 1706). Im Katalog von 1710 wird kein Geburtsdatum, sondern lediglich sein Alter mit 47 Jahren angegeben, wodurch das Geburtsjahr 1663 bestätigt wird. Ebd., fol. 358r (Cat. Prim. 1710); ebd., fol. 424v (Cat. Prim. 1713); ebd., fol. 491r (Cat. Prim. 1716); ARSI, Peru 7, fol. 26r (Cat. Prim. 1719). Zum Geburtsort vgl. AGI, Contratación 5548, Núm. 1, R. 2, fol. 8v. Abweichende Geburtsdaten: 31. Mai 1663. ARSI, Boh. 22, S. 113 (Cat. Prim. 1685); Schmelz, Borinie, Sp. 594. 31. Mai 1661 oder 1664 (überschrieben). ARSI, Boh. 20, fol. 117r (Cat. Prim. 1681). Zum Geburtsjahr 1664 vgl. AGI, Contratación 5548, Núm. 1, R. 2, fol. 4v. Hier wird sein Alter 1695 mit 31 Jahren angegeben. 148 Grulich, Beitrag, S. 75. 149 Ebd. 150 Baptista Morales/Krajcar, Boryne (Borinie) von Lotha, František (Francisco), S. 497. Vgl. Grulich, Beitrag, S. 75. 151 Baptista Morales/Krajcar, Boryne (Borinie) von Lotha, František (Francisco), S. 497. Hoffmann schreibt, Borinie sei am 1. Januar 1680 in das Gymnasium Klattau aufgenommen worden, was nicht zu den übrigen biographischen Daten paßt. Hoffmann, Heidenmissionen, S. 28. Vielmehr studierte er vor dem Ordenseintritt Humaniora in Klattau. Baptista Morales, Las Misiones Jesuitas de Moxos, S. 83. 152 Anzunehmen wäre der 1. Januar 1679; genannt werden hingegen die Neujahrstage von 1678 und 1680. 1. Januar 1678: ARSI, Peru 6, fol. 191r (Cat. Prim. 1700); ebd., fol. 228r (Cat. Prim. 1703); ebd., fol. 297v (Cat. Prim. 1706); ebd., fol. 358r (Cat. Prim. 1710); ebd., fol. 424v (Cat.

8.1 P. Borinie

173

NOVIZIAT: 1679–1681 in Brünn.153 PHILOSOPHIESTUDIUM: In Olmütz: 1682/83 Logik,154 1683/84 Physik155 und 1684/85 Metaphysik.156 MAGISTERIUM: Zunächst unterrichtet er am Kolleg Kuttenberg: 1685/86 Prof. inf. Class. Gram. Et Rudim. Soc. Catech. et Praesid. Congr. Civica. Visit. Exm. Curat. Sched. Suffr. (ed?),157 1686/87 Prof. Grammat.158 Danach ist er mehrere Jahre am Kolleg Neuhaus (tschech. Jindřichův Hradec, Südmähren) tätig: 1687/88 Prof. Syntax.,159 1688/89 Professor Humanitatis. Soci. Praesidi. Congr. Latina,160 1689/90 Prof. Rhet. Soc. Praes. Congr. Latin.161 THEOLOGIESTUDIUM: 1690–1693 am Kolleg St. Clemens in Prag.162 WEIHEN: Subdiakonat am 4. Juli 1693, Diakonat am 5. Juli 1693, Priesterweihe am 6. Juli 1693 in Prag.163

153 154 155 156 157 158 159 160 161

162

163

Prim. 1713); ebd., fol. 491r (Cat. Prim. 1716); ARSI, Peru 7, fol. 26r (Cat. Prim. 1719). 1. Januar 1680: Fechtnerová, Mensajeros, S. 234. 1. Januar 1680 in Brünn: Baptista Morales/ Krajcar, Boryne (Borinie) von Lotha, František (Francisco), S. 497. Zum Eintrittsdatum vgl. ARSI, Boh. 20, fol. 117r (Cat. Prim. 1681); ARSI, Boh. 22, S. 113 (Cat. Prim. 1685); ARSI, Peru 6, fol. 125v (Cat. Prim. 1696). 1. Januar 1680 in Klattau: Grulich, Beitrag, S. 188 (Syllabus Patrum). 2. Januar 1680: ARSI, Boh. 23, S. 100 (Cat. Prim. 1690). ARSI, Boh. 90 II, fol. 472r (Cat. Brev. 1679/80); ebd., fol. 489r (Cat. Brev. 1680/81). 1681 ist er Rhetor unius anni. ARSI, Boh. 20, fol. 117r (Cat. Prim. 1681). 1681/82 ist er am Kolleg Brzesnitz unter den Repetentes verzeichnet. ARSI, Boh. 90 II, fol. 495r (Cat. Brev. 1681/82). ARSI, Boh. 90 II, fol. 530r (Cat. Brev. 1682/83). Ebd., fol. 541/13r (Cat. Brev. 1683/84). Ebd., fol. 560r (Cat. Brev. 1684/85). Ebd., fol. 577v (Cat. Brev. 1685/86). Ebd., fol. 610v (Cat. Brev. 1686/87). Ebd., fol. 632v (Cat. Brev. 1687/88). Ebd., fol. 657r (Cat. Brev. 1688/89). ARSI, Boh. 91 I, fol. 9r (Cat. Brev. 1689/90). Zu den Tätigkeiten in Kuttenberg und Neuhaus vgl. auch Baptista Morales/Krajcar, Boryne (Borinie) von Lotha, František (Francisco), S. 497; Fechtnerová, Mensajeros, S. 234. Im Cat. Prim. heißt es: „Docuit Rudimenta et Infimam Grammaticae (...) simul anno 1. Mediam 1. Supremam 1. Poesim 1. Rhetoricam 1. id est hoc anno”. ARSI, Boh. 23, S. 100 (Cat. Prim. 1690). Und für das Jahr 1693: „Docuit Classes Grammaticae annis 3. Poesim 1. Rhetoricam 1. Exhortator Studios. 2. Praeses Juventutis in Seminario 1”. ARSI, Boh. 25, S. 160 (Cat. Prim. 1693). ARSI, Boh. 91 I, fol. 31v (Cat. Brev. 1690/91); ebd., fol. 55v (Cat. Brev. 1691/92); ebd. I, fol. 78v (Cat. Brev. 1692/93). In ARSI, Peru 6, fol. 125v (Cat. Prim. 1696) findet sich die Angabe, daß er vier Jahre Theologie studiert habe. Unklar ist jedoch, wo er das 4. theologische Studienjahr absolviert hat. Fechtnerová, Mensajeros, S. 234. Zur Priesterweihe in Prag 1693 vgl. auch Baptista Morales/Krajcar, Boryne (Borinie) von Lotha, František (Francisco), S. 497. Davon abweichend findet sich im Ordenskatalog die Angabe „Juni 1693“. ARSI, Boh. 91 II, fol. 107r (Suppl. Cat. Brev. 1692/93).

174

8. Bio-bibliographisches Verzeichnis

GELÜBDE: Prof. 4 vot. am 17. Februar 1697 in Cochabamba.164 ÜBERFAHRT: Borinie kam am 1. März 1694 mit Stanislaus Arlet und Joseph Leyden in Sevilla an.165 Von dort fuhr er unter Prokurator Joaquín de Velasco am 17. Februar 1695 auf dem Schiff Nuestra Señora del Rosario y las Animas ab166 und kam am 14. April 1696 in Lima an.167 TÄTIGKEITEN: Er war seit 1696 bis zu seinem Tode in der Moxos-Mission tätig.168 Angereist über Cochabamba, arbeitete er in der Reduktion San Borja seit 1697.169 1698 unterschrieb er in Loreto als Zeuge den Bericht von P. José de Vega über die dortige Mission vom 8. September 1698.170 Um 1700 unternahm er auf dem Río Beni und seinen Zuflüssen eine Erkundungsreise von Reyes bis nach Coroico bei La Paz und entdeckte einen neuen Verbindungsweg für die Kommunikation mit dem Hochland.171 In den Ordenskatalogen ist Borinie mehrfach als Missionar nachweisbar: 1700 in der Residenz Santa Cruz.172 1703 als Seelsorger unter den indianischen Völkern,173

164 Original in ARSI, Hisp. 20, fol. 363f. Vgl. Baptista Morales/Krajcar, Boryne (Borinie) von Lotha, František (Francisco), S. 497. Zum Datum vgl. ARSI, Peru 6, fol. 191r (Cat. Prim. 1700); ebd., fol. 228r (Cat. Prim. 1703); ebd., fol. 297v (Cat. Prim. 1706); ebd., fol. 358r (Cat. Prim. 1710); ebd., fol. 424v (Cat. Prim. 1713); ebd., fol. 491r (Cat. Prim. 1716); ARSI, Peru 7, fol. 26r (Cat. Prim. 1719). 165 Galán García, Oficio, Nr. 131, S. 285. Borinie ist zusammen mit Arlet und Leyden in einem Dokument über die Entsendung von elf Missionaren vom 3. Februar 1695 genannt. Über sein Aussehen heißt es, er sei von gutem Körperbau und habe dünnes kastanienbraunes Haar. AGI, Contratación 5548, Núm. 1, R. 2, fol. 4v. Zur Entsendung nach Peru 1694 zusammen mit Arlet und Leyden vgl. Vargas Ugarte, Historia de la Compañía de Jesús, Bd. II, S. 194. 166 Galán García, Oficio, Nr. 131, S. 285. Zur Überfahrt 1695 vgl. Aspurz, Aportación extranjera, Apéndice I. 167 Baptista Morales/Krajcar, Boryne (Borinie) von Lotha, František (Francisco), S. 497. 168 Grulich, Beitrag, S. 75. In den Ordenskatalogen ist Borinie erstmals 1696 als Missionar unter den Ungläubigen in Peru nachweisbar. ARSI, Peru 6, fol. 125v (Cat. Prim. 1696). Zur Tätigkeit in der Moxos-Mission vgl. ARSI, Peru 11, fol. 62r (Cat. Brev. 1696). 169 Im Juli 1697 sei er von Cochabamba aus nach San Borja geschickt worden. Vargas Ugarte, Historia de la Compañía de Jesús, Bd. III, S. 45. AGI, Lima, 407 unfol. Abschrift des Berichtes im Archiv der Jesuiten/Cochabamba, Schachtel „Chiquitos“, Moxos y Chiquitos I (Colleción Esteban Just). In einer Breve Noticia de las misiones de infieles, que tiene la Compañía de Jesús de esta Provincia del Perú en las provincias de Moxos, orig. 17 fol., wird P. Francisco Borinie als Seelsorger in der Reduktion San Francisco de Borja genannt: fol. 9v–12v, Borinie wird auf fol. 11v erwähnt. Baptista Morales/Krajcar, Boryne (Borinie) von Lotha, František (Francisco), S. 497. 170 Vargas Ugarte, Historia de la Compañía de Jesús, Bd. III, S. 47. 171 Baptista Morales/Krajcar, Boryne (Borinie) von Lotha, František (Francisco), S. 497. 172 ARSI, Peru 11, fol. 70v (Cat. Brev. 1700). Im Catalogus Primus des gleichen Jahres ist er als Missionar unter den Ungläubigen in Moxos verzeichnet. ARSI, Peru 6, fol. 191r (Cat. Prim. 1700). 173 ARSI, Peru 6, fol. 228r (Cat. Prim. 1703). Zur Tätigkeit in der Moxos-Mission allgemein vgl. ARSI, Peru 11, fol. 73v (Cat. Brev. 1703).

8.1 P. Borinie

175

1704174 und 1706 als Seelsorger unter den Ungläubigen.175 Zu diesem Zeitpunkt ist er krank.176 1710 wird er als Seelsorger unter den ungläubigen Indianern genannt.177 Borinie gründete 1703 die Reduktion San Pablo am Ufer des Flusses Yacuma178 und siedelte dort 1.200 Movimas an.179 Sein missionarisches Wirken war durch grenzenlosen Eifer gekennzeichnet. Nach dem Zeugnis seines Ordensbruders P. Stanislaus Arlet arbeitete er allein im Weingarten Christi mehr als 20 Jahre.180 Borinie hatte 1703 bei der Gründung der Reduktion San Pablo zunächst eine Kapelle errichten lassen und begann 1719 mit dem Bau einer großen Kirche, bei deren Errichtung 400 Indianer beschäftigt waren. In einem Brief aus dem Jahre 1720 bringt er seine Hoffnung zum Ausdruck, die Kirche noch im selben Jahr vollenden zu können.181 Er entdeckte und missionierte über 100 bis dahin unbekannte Völker,182 gründete zahlreiche neue Stationen, baute Kapellen,183 führte Ackerbau, Viehzucht und Gewerbe ein, lehrte die Indianer textile Fertigkeiten: die Frauen spinnen, die Männer weben und außerdem musizieren. Er erhielt vom Vizekönig in Lima im Namen des spanischen Königs ein besonderes Dank- und Belobigungsschreiben.184 1713 wird er Seelsorger unter den Ungläubigen185 und in den Jahren 1716 und 1719 als Pfarrer von San Pablo genannt.186 1718 erhielt Borinie Franz Xaver Dirrheim als Gehilfen zugewiesen.187 Borinie unterwies diesen in der Missionsarbeit und der indigenen Sprache.188 Mehrmals entging er während seines missionarischen Wirkens nur knapp dem Tod. Franz Xaver Dirrheim schreibt darüber: „Er (Borinie) (…) war dabei auch einem gewaltsamen Tod, den ihm die Barbaren zufügen wollten, ganz nahe: von Speeren bedroht, unter den Händen der Barbaren auf die Knie geworfen und jeden Augenblick den Tod erwartend, er sollte 174 ARSI, Peru 11, fol. 78r (Cat. Brev. 1704). 175 ARSI, Peru 6, fol. 297v (Cat. Prim. 1706). Zur Tätigkeit in der Moxos-Mission allgemein vgl. ARSI, Peru 11, fol. 83v (Cat. Brev. 1706). 176 ARSI, Peru 6, fol. 331v (Cat. Sec. 1706). 177 Ebd., fol. 358r (Cat. Prim. 1710). Zur Tätigkeit in der Moxos-Mission allgemein vgl. ARSI, Peru 11, fol. 89v (Cat. Brev. 1710). 178 Baptista Morales/Krajcar, Boryne (Borinie) von Lotha, František (Francisco), S. 497. 179 Dirrheim/Stadelmann, Biennium Itineris, S. 263. 180 WB, Bd. III/2, Teile 21/22, Nr. 442, S. 87–89, hier S. 88 (Arlet, Brief ohne Datum). 181 WB, Bd. III/2, Teile 21/22, Nr. 443, S. 89–91, hier S. 90 (Borinie, Brief vom 3. November 1720). 182 Hassinger, Österreichs Anteil, S. 85; Jaksch, Sudetendeutsche, S. 34; Otruba, Österreichische Jesuitenpatres, S. 36. 183 Jaksch, Sudetendeutsche, S. 34. 184 Huonder, Jesuitenmissionäre, S. 118. Nach Sierra initiierte er den Musikunterricht in den Missionen von Moxos und Chiquitos. Sierra, Jesuitas germanos, S. 371. Nach Hassinger entfaltete eine fruchtbare wirtschaftliche Tätigkeit. Hassinger, Österreichs Anteil, S. 85. 185 ARSI, Peru 6, fol. 424v (Cat. Prim. 1713). Zur Tätigkeit in der Moxos-Mission allgemein vgl. ARSI, Peru 11, fol. 95r (Cat. Brev. 1713). 186 ARSI, Peru 11, fol. 104v (Cat. Brev. 1716). Zur Tätigkeit als Operarius Indor. Infidel. vgl. ARSI, Peru 6, fol. 491r (Cat. Prim. 1716). ARSI, Peru 11, fol. 120r (Cat. Brev. 1719). Zur Tätigkeit als Missionarius inter Infidelium vgl. ARSI, Peru 7, fol. 26r (Cat. Prim. 1719). 187 Dirrheim/Stadelmann, Biennium Itineris, S. 255. 188 Ebd., S. 257.

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8. Bio-bibliographisches Verzeichnis

mit Knüppeln erschlagen oder mit der Lanze durchbohrt werden (…) Die göttliche Vorsehung hat den guten Pater gerettet (...)“189 Stanislaus Arlet berichtet ganz ähnlich, Borinie sei zweimal mit Pfeilen beschossen worden, jedoch durch göttlichen Schutz unverletzt geblieben.190 TOD: 26. Juli 1721 in San Pablo/Moxos.191

Briefe: (1) an den Ordensgeneral Tirso Gonzalez vom 27. Oktober 1691 aus Prag, St. Clemens. Inhalt: Bitte um Entsendung in die Mission Überlieferung: Autograph (lat.).192 (2) an den Ordensgeneral Tirso Gonzalez vom 16. Januar 1692 aus Prag, St. Clemens. Inhalt: Bitte um Entsendung in die Mission. Er fühlt sich von Gott gerufen, in der Mission zu wirken. Überlieferung: Autograph (lat.).193 (3) an den Ordensgeneral Tirso Gonzalez vom 10. Januar 1693 aus Prag. Inhalt: Erneute Bitte um Entsendung in die Mission. Überlieferung: Autograph (lat.).194 (4) ohne Adressat, vom 2. November 1694 aus Sevilla. Inhalt: Borinie berichtet über den Tod seines Reisegefährten Andrea Weincedl, den er sehr schätzte. Überlieferung: Abschrift (lat.).195 (5) an P. Brayer vom 29. Mai 1696 aus Lima. Inhalt: Borinie berichtet an P. Brayer, kürzlich in Lima angekommen zu sein. Er habe Nachricht erhalten, daß er im Juni in die Moxos-Mission aufbrechen werde. Überlieferung: Autograph? (span.?).196 189 Ebd., S. 263. 190 WB, Bd. III/2, Teile 21/22, Nr. 442, S. 87–89, hier S. 88 (Arlet, Brief ohne Datum). 191 Baptista Morales/Krajcar, Boryne (Borinie) von Lotha, František (Francisco), S. 497. Zum Todesdatum vgl. auch ARSI, Peru 7, fol. 5r (Suppl. Cat. Prim. 1721); ARSI, Hist. Soc. 51, S. 118 (Defuncti 1701–1723); Fejér, Defuncti secundi saeculi, Bd. I, S. 152, mit Verweis auf ARSI, Hist. Soc. 50, fol. 114v (Peruv.); Schmelz, Borinie, Sp. 594. Zu Borinie allgemein vgl. auch Pelzel, Böhmische, mährische und schlesische Gelehrte, S. 142. 192 ARSI, FG 756, fol. 332r–v (Indip.). 193 ARSI, FG 756, fol. 346r–v (Indip.). 194 Ebd., fol. 364r–v (Indip.). 195 Moravský zemský archiv v Brne: Mährisches Landesarchiv/Brünn, Serie G-11-557/6, fol. 57r–58v. 196 Der Brief wird genannt bei Vargas Ugarte, Biblioteca Peruana, Bd. IV, S. 181 (3025, N.° 4). Borinies Gefährte, P. Arlet, hatte am Tag zuvor dem böhmischen Provinzial, P. Emmanuel de Boye, geschrieben.

8.1 P. Borinie

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(6) an seine Brüder Wilhelm und Ignatius Borinie, Ritter von Lhota, vom 2. Juni 1696 aus Lima. Inhalt: Bericht über die Reise von Cádiz nach Lima über Cartagena, Portobelo und Panama. Borinie überstand auf der Reise allerlei Gefahren. Aufgrund ungünstiger Winde wurde das Schiff nach dem Auslaufen aus dem Hafen von Cádiz wieder in denselben zurückgedrückt und drohte unterzugehen; das veranlaßte den Bischof der Stadt, einen feierlichen Umgang durch die Hauptstraßen zur Rettung von Besatzung und Passagieren durchzuführen. Im weiteren Verlauf der Reise wäre das Schiff vor der Küste Südamerikas fast an Klippen zerschmettert, wenn nicht ein aufmerksamer Kaufmann aus Sevilla auf die Gefahr hingewiesen hätte. Nach einem überaus herzlichen Empfang durch die Ordensbrüder in Lima ersehnt sich Borinie den Aufbruch in die Mission. Überlieferung: Abschrift (lat.).197 Druck (dt.).198 (7) an P. Brayer oder Taurek, zwischen 1696 und 1699, aus Oropesa (Cuzco) oder San Borja. Inhalt: Unbekannt. Überlieferung: Autograph? (span.?).199 (8) an P. Brayer oder Taurek, zwischen 1696 und 1699, aus Oropesa (Cuzco) oder San Borja. Inhalt: Unbekannt. Überlieferung: Autograph? (span.?).200 (9) an P. Stanislaus Arlet von 1698 aus San Borja. Inhalt: Borinie ist erschöpft von seinen Missionsreisen. Entdeckung von dreißig (nach einem Zusatz des Herausgebers Joseph Stöcklein neunundzwanzig) neuen heidnischen Völkern. Er wurde vielerorts mit Geschenken empfangen. Er gelangte an die Flüsse Beni und Mamoré, konnte aber wegen der zahlreichen riesigen Krokodile nicht übersetzen. Er errichtete in den Völkerschaften Kreuze. Borinie hofft, Arlet bald mündlich mehr berichten zu können. Überlieferung: Abschrift (lat.).201 Druck (dt.).202 Druck (tsch.).203 (10) an P. Brayer oder Taurek vom 28. Mai 1699 aus San Borja. Inhalt: Borinie berichtet, die Mission habe etwa 1.000 Bewohner, wovon 300 getauft seien. P. Arlet befinde sich in der Reduktion San Pedro. Überlieferung: Autograph? (span.?).204 197 SUA, Jes. IIIo 419/3 (Kl. 148), ff. 24v–27v. 198 WB, Bd. III/2, Teile 21/22, Nr. 439, S. 81f. Es handelt sich hierbei offenbar um eine Zusammenfassung mehrerer Briefe. 199 Dieser und der folgende Brief werden genannt bei Vargas Ugarte, Manuscritos peruanos, Bd. IV, S. 181 (3025, N.° 4). 200 Ebd. 201 SUA, Jes. IIIo 419/3 (Kl. 148), fol. 146v. Es handelt sich um eine Abschrift des Briefes von Borinie durch den Adressaten, Stanislaus Arlet. 202 WB, Bd. III/2, Teile 21/22, Nr. 440, S. 83f. 203 Kalista, Cesty ve znamení kříže, S. 131–133. 204 Auch dieser Brief wird genannt bei Vargas Ugarte, Manuscritos peruanos, Bd. IV, S. 181 (3025, N.° 4).

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8. Bio-bibliographisches Verzeichnis

(11) an den Rektor des Konvikts St. Bartholomäus in Prag, P. Jakob Mibes, vom 3. November 1720 aus San Pablo. Inhalt: Borinie wendet sich, nachdem er seit 23 Jahren keinen Brief aus Böhmen erhalten hat, obwohl er häufiger geschrieben hatte, nun an P. Mibes in der Hoffnung, eine Antwort zu erhalten. Die von ihm vor sechzehn Jahren gegründete Mission San Pablo floriert, doch wurde die Zahl der Indianer durch Pest und andere Seuchen stark dezimiert. Borinie hofft, daß die Kirche, an deren Bau seit der Grundsteinlegung 1719 ständig 400 Indianer beteiligt waren, noch im laufenden Jahr fertiggestellt wird. Zur Mission gehören zahlreiche Herden, wobei die Kälber frühzeitig durch die Hirten von den Kühen abgesondert und vom Wurmbefall geheilt werden müssen, da sie sonst bald zugrunde gehen. In der Umgebung werden Zuckerrohr, Reis, Mais, Baumwolle und Tabak angebaut. Aus verschiedenen Pflanzen werden Gewürze hergestellt. Die zahlreichen Bienenstöcke in den Wäldern liefern eine große Menge Honig und Wachs. Die Indianer werden durch zwei „Oberrichter“ regiert, während sich die sechs Ratsherren um die Waisen, Witwen, Blinden und Lahmen sorgen. Von besonderer Bedeutung sind die vier Fiskalen, welche die Anweisungen der Oberrichter umsetzen sowie die Arbeit und den Gottesdienstbesuch überwachen. Jedes Kirchspiel ist mit Handwerkern wie Schustern, Schneidern, Schmieden, Schlossern, Zimmerleuten, Drechslern und Schreinern ausgestattet; die von den Indianern angefertigten Altäre stehen den europäischen nicht oder nur wenig nach. Überlieferung: Abschrift (lat.).205 Druck (dt.).206 Druck (tsch.).207 Faksimile (lat.).208 (12) an seinen Bruder Ignatius Borinie, Ritter von Lhota, vom 4. November 1720 aus San Pablo. Inhalt: Borinie brach 1693 von Prag aus in die Mission auf und war nach seiner Ankunft in Peru zunächst ab 1697 in der Reduktion San Borja, ab 1703 in San Pablo tätig. Dort sank die Zahl der Indianer durch Seuchen in wenigen Jahren von 2.500 auf 1.800. Sie besuchen eifrig die Gottesdienste und gestalten diese musikalisch mit. Das Klima ist besonders von Juli bis Oktober sehr heiß, während von Dezember bis Februar starke Unwetter die Flüsse über die Ufer treten lassen und das flache Land unter Wasser setzen. Die Ernährungssituation in der Mission ist aufgrund des großen Nutztierbestandes, der Wildtiere in den umliegenden Wäldern und der fischreichen Flüsse sehr gut. Die Reduktion verfügt über einen Überfluß an Zuckerrohr, Baumwolle, Tabak und Wachs, der aus den Bienenstöcken der Umgebung gewonnen wird. Borinie fragt an, ob ihm nicht eine Kiste mit Schmuckgegenständen – „himmel-blaue gläserne Corallen oder Kügelein (...) wie auch aus eben diesem Zeug verfertigte Creutzlein, Finger-Ring, Pfenning, gläserne Edelstein“ – zugesandt werden könnte, die in Böhmen in großer Zahl hergestellt und von den Indianern sehr geschätzt würden. Überlieferung: Abschrift (lat.).209 Druck (dt.).210 Faksimile (lat.).211 205 206 207 208 209 210 211

SUA, Jes. IIIo 419/3 (Kl. 148), fol. 30r–31v (vermutlich Abschrift). WB, Bd. III/2, Teile 21/22, Nr. 443, S. 89–91. Kalista, Cesty ve znamení kříže, S. 127–129. Kalista, Misioneros, S. 142–145. SUA, Jes. IIIo 419/3 (Kl. 148), fol. 28r–29v (Abschrift des Bruders Ignatius Borinie). WB, Bd. III/2, Teile 21/22, Nr. 444, S. 91f. Kalista, Misioneros, S. 146–149.

8.1 P. Deprato

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(13) an seinen Bruder Wilhelm Borinie, Ritter von Lhota, vom 4. November 1720 aus San Pablo. Inhalt: Borinie beklagt sich, bisher keinen Brief aus seiner Heimat erhalten zu haben. Er wisse nicht, wie es seinen Freunden und Brüdern gehe. Er hat zunächst in der Mission San Borja, später in der Mission San Pablo gewirkt und bereits eine große Schar von Indianern getauft. Die Indianer der Reduktion San Pablo werden Mobimanen genannt. Ihre Zahl von 2.500 im Jahre 1715 wurde in den Folgejahren durch Seuchen, hauptsächlich die Rote Ruhr, stark dezimiert. Die Gottesdienste in der Kirche von San Pablo werden von den Indianern durch Gesang und Instrumentalmusik mitgestaltet. Die Frauen verrichten Spinnarbeiten, während die Männer aus Baumwolle Stoffe weben. Der aus einer Wurzel gewonnene Safran wird nicht nur von den Indianern, sondern auch von den Spaniern geschätzt und zu zwei Gulden je Pfund verkauft. Überlieferung: Abschrift (lat.).212 Druck (dt.).213 Druck (tsch.).214 Faksimile (lat.).215

[4]

P. Johann Kaspar Deprato (1681–1755) Oberdeutsche Provinz

NAMENSVARIANTEN: Andermatt,216 Departo, de Prado, de Prato, Imfeld,217 Prado, Prato, Vonderweib,218 von der Weib,219 Vonderweid,220 Vonderweyd,221 von Matt.222 212 SUA, Jes. IIIo 419/3 (Kl. 148), fol. 24r–v. (Abschrift des Bruders Wilhelm Borinie). 213 WB, Bd. III/2, Teile 21/22, Nr. 445, S. 92f. In einer Anmerkung zu Brief 445 schreibt der Herausgeber, P. Joseph Stöcklein, zu den vorausgegangenen Briefen der Patres Arlet und Borinie, daß sie zahlreiche Wiederholungen enthielten, die er weggelassen habe. WB, Bd. III/2, Teile 21/22, S. 93f. 214 Kalista, Cesty ve znamení kříže, S. 130f. 215 Kalista, Misioneros, S. 150f. Im Staatlichen Zentralarchiv der Tschechischen Republik existiert ein Exzerpt aus Briefen von P. Borinie und P. Arlet nach Wien, worin die Erfolge und der missionarische Eifer der beiden gelobt werden. SUA, Jes. IIIo 419/3 (Kl. 148), fol. 147r–148r. 216 Omlin, Die Geistlichen Obwaldens, S. 130. Schon in der Schulzeit benutzte er aber statt seines eigentlichen Namens Andermatt zuweilen auch die latinisierte Form de Prato. Strobel, Personalkartei I. Vgl. Strobel/Baptista Morales, Deprato (Andermatt), Johann Kaspar (Juan Gaspar), S. 1084. 217 Omlin, Die Geistlichen Obwaldens, S. 130. 218 Carvalho, Jesuitas alemanes, S. 146. 219 Sierra, Jesuitas germanos, S. 171; Vargas Ugarte, Historia de la Compañía de Jesús, Bd. III, S. 124. 220 Gerl, Germ. Sup., S. 78; Huonder, Jesuitenmissionäre, S. 122; Strobel/Baptista Morales, Deprato (Andermatt), Johann Kaspar (Juan Gaspar), S. 1084; In der Literatur wird Deprato oft irrtümlich im Anschluß an Johannes Beckmann Vonderweid genannt, vermutlich, weil er eine zeitlang in Freiburg (Schweiz) studierte, wo dieses Patriziergeschlecht verbreitet ist. In Unterwalden gibt es keine Vonderweid. Strobel, Personalkartei I; Beckmann, Freiburger Missionar, S. 113. 221 Mayr/Stadelmann, Terra Amazonum, S. 60 (Mayr, Brief vom 20. Juli 1727). 222 Ebd.

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8. Bio-bibliographisches Verzeichnis

GEBURT: 10. Dezember 1681 in Alpnach, Kanton Obwalden.223 TAUFE: 10. Dezember 1681 in Alpnach.224 ELTERN: Hans Andermatt und Anna Cybi.225 PATEN: Heinrich Langensandt und Cathry Fanger.226 UMFELD: Die Mutter Anna Cybi stammte wohl aus dem seit 1612 in Nidwalden eingebürgerten Geschlecht der Hergiswiler Zibung.227 SCHULE: 1695–1699 Humanistische Studien im Kolleg Luzern. Abiit cum testimonio optimo.228 Die Rhetorik absolvierte er 1700 in Freiburg (Schweiz).229 EINTRITT: Eintritt am 22. Dezember 1704230 in Freiburg (Schweiz)231 oder in Landsberg in die Oberdeutsche Provinz.232 NOVIZIAT: 1704–1706 in Landsberg.233 PHILOSOPHIESTUDIUM: 1701–1703 in Freiburg (Schweiz). Magister in Philosophie.234 223 Strobel, Schweizer Jesuitenlexikon, S. 144. Zum Geburtsdatum vgl. ARSI, Germ. Sup. 31, fol. 372r (Cat. Prim. 1705); ARSI, Germ. Sup. 32, S. 48 (Cat. Prim. 1711); Beckmann, Freiburger Missionar, S. 113; Storni, Catálogo, S. 80. Die beiden „Halb-Kantone“ Ob- und Nidwalden bilden gemeinsam den Kanton Unterwalden. Dem entsprechen die in den Ordenskatalogen von Peru genannten Herkunftsbezeichnungen wie z.B. Subsylvanus Helvet. Constant. in ARSI, Germ. Sup. 31, fol. 372r (Cat. Prim. 1705) oder Germanus Subsilvanus in ARSI, Peru 9, fol. 111v (Cat. Prim. 1735). 224 Omlin, Die Geistlichen Obwaldens, S. 130. 225 Ebd. 226 Ebd. 227 Ebd. 228 Staatsarchiv Luzern, Cod. KK 85, 122r–134, Studentenlisten. 229 Strobel, Personalkartei I. 230 ARSI, Germ. Sup. 49, fol. 143v (Cat. Brev. 1704/05). Vgl. ARSI, Germ. Sup. 31, fol. 372r (Cat. Prim. 1705); ARSI, Germ. Sup. 32, S. 48 (Cat. Prim. 1711). Daneben findet sich in den Ordenskatalogen der Provinz Peru als Eintrittsdatum auch der 23. Dezember 1704. Den Angaben in den Katalogen der Oberdeutschen Provinz ist jedoch hier der Vorzug zu geben. Das einmal falsch eingetragene Datum des 23. Dezembers wurde in den Ordenskatalogen der Provinz Peru immer wieder übernommen. ARSI, Peru 7, fol. 35r (Cat. Prim. 1719); ARSI, Peru 9, fol. 11v (Cat. Prim. 1728); ebd., fol. 73v (Cat. Prim. 1732); ebd., fol. 111v (Cat. Prim. 1735); ebd., fol. 177v (Cat. Prim. 1741); ebd., fol. 248v (Cat. Prim. 1748); ebd., fol. 320v (Cat. Prim. 1754). 231 Omlin, Die Geistlichen Obwaldens, S. 130. Vgl. Strobel, Personalkartei I. 232 Strobel/Baptista Morales, Deprato (Andermatt), Johann Kaspar (Juan Gaspar), S. 1084. Er trat ein als Phil. absol.: ARSI, Germ. Sup. 49, fol. 143v (Cat. Brev. 1704/05). 233 ARSI, Germ. Sup. 49, fol. 143v (Cat. Brev. 1704/05); ebd., fol. 170v (Cat. Brev. 1705/06). Vota simplicia: 23. Dezember 1706. ARSI, Peru 7, fol. 35r (Cat. Prim. 1719). 234 Strobel/Baptista Morales, Deprato (Andermatt), Johann Kaspar (Juan Gaspar), S. 1084.

8.1 P. Deprato

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MAGISTERIUM: 1706/07 am Kolleg in Freiburg (Schweiz): Prof. inf. Ord. Inf. Catech. ad S. Joannem. Praef. Atrii. visit. sub. orat.,235 1707/08 am Kolleg Pruntrut: Prof. Inf. Ord. Super. Cates. ad B. Virginem. Visit. sub. orat.,236 1708/09 am Kolleg Freiburg (Schweiz): Prof. Hum. Praes. Congr. Prin. Stud. Ministr.237 THEOLOGIESTUDIUM: 1709–1713 in Ingolstadt:238 1709/10 Visit. sub. exam.,239 1710/11 Catech. in oberstim.(?).240 WEIHEN: Subdiakonat: 11. März 1713, Diakonat: 1. April 1713, Priesterweihe: 10. Juni 1713 im Willibaldschor des Domes zu Eichstätt durch Johann Adam Nieberlein, Weihbischof dortselbst.241 TERTIAT: 1713/14 in der Residenz Ebersberg.242 GELÜBDE: Prof. 4 vot. am 2. Februar 1722 in Exaltación de la Santa Cruz.243 TÄTIGKEITEN: 1714/15 unterrichtet er am Kolleg in Freiburg (Schweiz): Prof. Inf. ord. inf. Conf. Temp. Conc. in Monticulo. Catech. ad B.V.,244 ebenso 1715/16: Prof. inf. Ord. Super. Conf. Temp. Conc. in monticulo Catech. ad B.V.245 ÜBERFAHRT: Anfang 1716 erhielt er nach jahrelangem Drängen – er hatte seit 1708 insgesamt acht Bewerbungsbriefe an den General geschickt – in Freiburg (Schweiz) die Entsendung in die Mission und schloß sich dort noch im Frühjahr (April/Mai) einer Gruppe von Missionaren an, die sich auf den Weg in die Mission befanden:246 P. Franz Xaver Dirrheim, P. Dominicus Mayr, P. Peter Piron, P. Sebastian 235 ARSI, Germ. Sup. 49, fol. 196r (Cat. Brev. 1706/07). 236 Ebd., fol. 223r (Cat. Brev. 1707/08). 237 Ebd., fol. 249v (Cat. Brev. 1708/09). 1708 machte er seine abdicatio zugunsten des Solothur­ ner Kollegs. Am 15. September 1708 erhielt er einen Brief des P. General als Antwort auf seine wiederholten Bittgesuche um Entsendung in die Mission. Vgl. Strobel, Personalkartei I. 238 Ebd., fol. 290r (Cat. Brev. 1709/10); Ebd., fol. 223v (Cat. Brev. 1710/11); Ebd., fol. 351v (Cat. Brev. 1711/12); Ebd., fol. 381r (Cat. Brev. 1712/13). 1711 ist er auch im Cat. Prim. in Ingolstadt verzeichnet. ARSI, Germ. Sup. 32, S. 48 (Cat. Prim. 1711). 239 ARSI, Germ. Sup. 49, fol. 290r (Cat. Brev. 1709/10). 240 Ebd., fol. 223v (Cat. Brev. 1710/11). 241 Ebd., fol. 434r (Suppl. Cat. Brev. 1713/14); ARSI, Germ. Sup. 117, S. 29. Zu Datum und Eichstätt als Weiheort vgl. BayHStA, Jes. 92, Ordines Sacri. 242 ARSI, Germ. Sup. 49, fol. 421v (Cat. Brev. 1713/14). Vgl. Strobel, Personalkartei I. Zum Aufenthalt in Ebersberg 1714 vgl. ARSI, Germ. Sup. 32, fol. 254r (Cat. Prim. 1714). 243 APChSJ, 2/J/292, Carp. 03: Votos Años 1720–1729 Provincia Peruana Antiqua, Prof. 4 Vot. Gaspar de Prato, unfol. (Original). Zum Profeßdatum vgl. ARSI, Peru 7, fol. 7v (Suppl. Cat. Prim. et Sec. 1722); ARSI, Peru 9, fol. 11v (Cat. Prim. 1728); ebd., fol. 73v (Cat. Prim. 1732); ebd., fol. 111v (Cat. Prim. 1735); ebd., fol. 248v (Cat. Prim. 1748); ebd., fol. 320v (Cat. Prim. 1754). 244 ARSI, Germ. Sup. 49, fol. 446v (Cat. Brev. 1714/15). 245 ARSI, Germ. Sup. 50, fol. 8v (Cat. Brev. 1715/16). 246 Beckmann, Freiburger Missionar, S. 113.

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8. Bio-bibliographisches Verzeichnis

Schmid und P. Joseph Basilius Schwender,247 die später ebenfalls in Peru tätig waren, sowie P. Christoph Lippert, P. Franz Pertl, P. Paul Weingartner und P. Georg Winter, die in Neugranada eingesetzt wurden.248 Über den Verlauf der Reise berichten ausführlich die Mitreisenden P. Franz Xaver Dirrheim und P. Dominicus Mayr. In Freiburg erbaten die Missionare am Grab des hl. Petrus Canisius dessen Segen für die weitere Reise. Bei Tisch hielt P. J­ oseph Welden, einer der Magistri, eine Ansprache, in der er den hl. Franz Xaver, den Apostel Indiens, und den hl. Petrus Canisius, den Apostel Deutschlands, um die Missionare ringen läßt, wobei Franz Xaver siegt und Canisius ihm neidlos die Missionare für das Wirken in Indien überläßt. Zu einer Theatervorstellung der Schüler des Kollegs waren auch der in der Stadt residierende Bischof von Lausanne und die Senatoren der Stadt anwesend.249 Von dort reisten die Missionare nach Vevey am Genfer See und segelten mit einer Barke nach Genf weiter, wo ihre Pässe vom französischen Konsul erneuert wurden.250 Zusammen mit kalvinistischen Kaufleuten fuhren die Patres auf einem Flußsegler die Rhone hinunter bis Lyon, wo man am 8. Mai 1716 an Land ging. Über Vienne, Avignon und Aix kam man am 16. Mai 1716 nach Marseille.251 Dort schloß der französische Missionsprokurator mit einem Kapitän, dessen Schiff innerhalb von 14 Tagen auslaufen sollte, einen Vertrag und bezahlte das Fahrgeld für die Missionare. Dennoch mußten die Missionare fast zwei Monate warten, bis sie auf einem Schiff nach Cádiz gebracht werden konnten.252 In dieser Zeit widmeten sie sich der seelsorgerischen Arbeit unter den deutschsprachigen Galeerensträflingen.253Als sie endlich die Nachricht erhielten, daß das besagte Schiff nach Cádiz segelbereit im Hafen liege, packten sie ihre Sachen und gingen an Bord, um auf Kosten des Kapitäns zu leben und ihn so zu zwingen auszulaufen. Dieser ließ sie jedoch hungern und dürsten, so daß mehrere erkrankten. Dann traf ein Brief aus Rom ein, wohin man sich gewandt hatte, in dem es hieß, die Missionare sollten, wenn das Schiff nicht binnen kurzem abfahre, auf dem Landweg nach Genua reisen und von dort mit einem Schiff nach Spanien fahren. Mit diesem Schreiben ging der französische Obere in Marseille vor Gericht, so daß der Kapitän schließlich doch zur Abfahrt gedrängt werden konnte. Am 13. Juli 1716 verließ das Schiff Marseille, passierte die Balearen und erreichte nach zehntägiger Fahrt am 23. Juli 1716 unter Salutschüssen den Hafen von Cádiz.254 Kaspar Deprato blieb mit Christoph Lippert in Cádiz zurück, während die übrigen Reisegefährten ihr Ge-

247 Dirrheim/Stadelmann, Biennium Itineris, S. 27, 33 u. 35. 248 Zu den bio-bibliographischen Angaben der genannten Patres vgl. Meier/Nebgen, Jesuiten aus Zentraleuropa, Bd. 3: Neugranada, S. 237f. (Lippert), S. 238–240 (Pertl), S. 240–243 (Weingartner) und S. 243f. (Winter). Vgl. Auch Huber, Pertl, S. 197. 249 Dirrheim/Stadelmann, Biennium Itineris, S. 37–39. 250 Ebd., S. 41–43. 251 Ebd., S. 43–45. 252 Ebd., S. 65. 253 Ebd., S. 57. 254 Ebd., S. 65–69. Vgl. BayHStA, Jes. 595/II/25, S. 1 (Mayr, Brief vom 19. August 1717). Vgl. auch Huber, Pertl, S. 198f.

8.1 P. Deprato

183

päck dort zurückließen255 und auf einer Flußbarke den Guadalquivir hinauf nach Sevilla gebracht und auf die dortigen Häuser des Ordens verteilt wurden.256 Am 30. Januar 1717 kehrten sie wieder nach Cádiz zurück,257 mußten dort aber wegen verschiedener Verzögerungen noch zwei weitere Monate warten, bis sie am 4. April 1717 schließlich an Bord gebracht wurden.258 Die für Peru bestimmten Missionare wurden auf die Capitanea gebracht, die von mehreren Schiffen zum Schutz vor Korsaren bis zu den Kanarischen Inseln begleitet wurde. Die Missionare waren im untersten Stockwerk des Schiffes untergebracht.259 Am 12. Juni 1717 reiste Deprato mit Franz Xaver Dirrheim, Dominicus Mayer, Peter Piron, Sebastian Schmid und Josef Schwender unter Prokurator Francisco de Rotalde auf einem der beiden Schiffe N.a S.a de la Concepción oder N.a S.a del Rosario unter Kapitän Martín Ruiz de Veitia oder Antonio Martínez de Murgulaia aus Sevilla ab.260 Auf der Überfahrt gerieten die Missionare in mehrere Stürme, von denen einer jedoch besonders heftig war, so daß die Missionare 28 Stunden ohne Schlaf verbrachten und das Schiff derart beschädigt wurde, daß sich die Besatzungsmitglieder schon auf den Tod vorbereiteten.261 Das Meer beruhigte sich zwar wieder, doch weil das Schiff durch den Sturm vom Kurs abgekommen war, verzögerte sich die Reise, so daß die Missionare erst am 13. Juli 1717 in Buenos Aires von Bord gehen konnten.262 Am 9. September 1717 Weiterreise zusammen mit Peter Piron, Franz Xaver Dirrheim, Dominicus Mayr, Sebastian Schmid und Joseph Schwender von Buenos Aires über Santa Fe, Potosí und Oruro nach Santa Cruz de la Sierra; Eintreffen dort am 9. April 1718.263 Am 20. Mai wurden die Missionare von P. Didacus Xaver Fernandez nach Desposorios (Desponsationis S. Josephi) begleitet, wo sie drei Tage später ankamen. Ende August wurden sie dort von einem Missionar in Begleitung zahlreicher Indios abgeholt und mit Ruderbooten nach Loreto gebracht, wo sie am 1. September 1718 eintrafen.264

255 Mayr/Stadelmann, Terra Amazonum, S. 99 (Mayr, Brief vom 19. August 1717). Vgl. Dirrheim/Stadelmann, Biennium Itineris, S. 75. 256 Dirrheim/Stadelmann, Biennium Itineris, S. 75. 257 Ebd., S. 87. 258 Ebd., S. 95–97. Vgl. BayHStA, Jes. 595/II/25, S. 2 (Mayr, Brief vom 19. August 1717). 259 Dirrheim/Stadelmann, Biennium Itineris, S. 99. In einer Liste der Missionare, die für die Überfahrt 1717 bestimmt waren, wird Deprato zusammen mit Franz Xaver Dirrheim, Peter Piron, Joseph Schwender und Sebastian Schmid genannt. AGI, Contratación 5548, Núm. 1, R. 3 (1), fol. 6r. 260 Galán García, Oficio, Nr. 144, S. 297. Zur Abreise 1717 vgl. Aspurz, Aportación extranjera, Apéndice I. Strobel/Baptista Morales, Deprato (Andermatt), Johann Kaspar (Juan Gaspar), S. 1084. In einer Liste der Missionare, die für die Überfahrt 1717 bestimmt waren, wird Kaspar Deprato zusammen mit Franz Xaver Dirrheim, Sebastian Schmid, Peter Piron und Joseph Schwender genannt. Zu Deprato heißt es, er habe einen guten Körperbau und blaue Augen. AGI, Contratación 5548, Núm. 1, R. 3 (1), fol. 6r. 261 Dirrheim/Stadelmann, Biennium Itineris, S. 111–121. 262 Ebd., S. 135. Vgl. Huber, Pertl, S. 208. 263 Mayr/Stadelmann, Terra Amazonum, S. 33–41 (Mayr, Brief vom 3. September 1718). 264 Dirrheim/Stadelmann, Biennium Itineris, S. 217 u. 241–245.

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8. Bio-bibliographisches Verzeichnis

TÄTIGKEITEN: Deprato erkrankte, wie viele seiner Mitbrüder, nach seiner Ankunft in Moxos und mußte vier oder fünf Wochen im Bett verbringen.265 Als er wieder genesen war, begab er sich auf Geheiß des Provinzials zu den Iténes, um einen dort bereits tätigen Missionar zu unterstützen.266 Er mußte jedoch bald die Mission wieder verlassen, da die Anzahl der Indianer mit ca. 200 Personen zu gering war, um einen weiteren Missionar zu beanspruchen.267 Deprato wirkte einige Zeit in der Reduktion San Martín unter den Baures,268 bevor er 1724 die Reduktion San Miguel unter den Iténes und Moré gründete.269 In seinem Brief vom 20. Juli 1727 schreibt Dominicus Mayr, daß Deprato bereits 1.000 Neubekehrte in seiner Reduktion versammelt hätte.270 Er konnte die wilden Guarayo davon überzeugen, sich dauerhaft an diesem Ort anzusiedeln, Kleider aus Baumrinde zu tragen, Ackerbau zu betreiben und kein Menschenfleisch mehr zu verzehren. Die erste Reduktion, die sich am Fluß Iténes am Fuße des Gebirgslandes von Santa Rosa befand, mußte jedoch wieder aufgegeben werden, da nicht genug Indios für eine Gründung gewonnen werden konnten. Daher wurde die Reduktion zunächst in das Gebiet zwischen dem Río Itenes und der Lagune Topio und aus dem gleichen Grund nochmals nach Palmar am Río Baures verlegt, um weitere Völker zu gewinnen. Von dort wurde die Reduktion wieder an den Iténes nahe der Mündung verlegt, um das große Volk der Mures zu missionieren. Wegen des ungesunden Klimas wechselte die Reduktion an das Westufer der Río Iténes. Während der unzähligen Ortswechsel leistete Deprato ungeheure Arbeit, legte in den Wäldern weite Strecken zu Fuß und auf den Flüssen in schlechten Booten zurück und überstand in dieser Zeit viele Gefahren. Schließlich gelang es ihm, in einem Dorf Indios der Iténes, Baures und von San Martín anzusiedeln, wodurch jedoch neue Schwierigkeiten entstanden. Die Guarayo waren mit anderen Völkern seit alters her verfeindet und alle zusammen schienen unversöhnlich mit den Moré, der größten ethnischen Gruppe in der Reduktion. Diese waren insbesondere wegen des Einsat-

265 Mayr/Stadelmann, Terra Amazonum, S. 142 (lat.) bzw. S. 143 (dt.) (Mayr, Brief vom 31. Dezember 1719). 266 WB, Bd. I, Teil 7, Nr. 167, S. 55–59, hier S. 57 (Mayr, Dominicus, Brief vom 30. September 1718). Vgl. Mayr/Stadelmann, Terra Amazonum, S. 42 (Mayr, Brief vom 3. September 1718). 267 Mayr/Stadelmann, Terra Amazonum, S. 46 (Mayr, Brief vom 31. Dezember 1719). 1719 ist Deprato als Missionar unter den indígenas in den Ordenskatalogen nachweisbar. ARSI, Peru 7, fol. 35r (Cat. Prim. 1719). Adjutor. ARSI, Peru 11, fol. 120r (Cat. Brev. 1719). 268 WB, Bd. I, Teil 7, Nr. 170, S. 67–70, hier S. 67 (Mayr, Dominicus, Brief vom 31. Dezember 1719). 269 Mayr/Stadelmann, Terra Amazonum, S. 187 (Mayr, Brief vom 20. Juli 1727; Original-Version in: BayHStA, Jes. 595/II/26). Dort schreibt Mayr, daß Deprato vor drei Jahren begonnen habe, die Reduktion San Miguel aufzubauen. Nach Barnadas und Block wurde San Miguel erst 1725 gegründet. Eder/Barnadas, Breve descripción, S. XLIV. Vgl. Block, Mission culture, S. 39. 270 Mayr/Stadelmann, Terra Amazonum, S. 61 (Mayr, Brief vom 20. Juli 1727; Version aus dem Americanischen Mayerhof).

8.1 P. Deprato

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zes von Gift gegen ihre Feinde gefürchtet.271 Auch Deprato selbst wurde Opfer eines Giftanschlags, von dem er sich jedoch wieder erholte.272 1729 wurde Deprato zur Mission unter die Herisebocona geschickt, die durch Überfälle auf Reduktionen die Missionsarbeit stark behinderten. Auch dort gelang es ihm, eine Reduktion zu gründen.273 Als Missionar unter den indígenas wird Deprato in den Ordenskatalogen der Jahre 1732,274 1735275 und 1736 erwähnt, wobei in diesem Jahr als Aufenthaltsort die von ihm gegründete Reduktion San Miguel angegeben wird.276 1740 zählte Deprato in seiner Reduktion 2.000 Neubekehrte und einige Tausend in der Nachbarschaft unter den Völker der Mures-Kultur.277 Weitere Erwähnung als Missionar unter den indígenas findet Deprato in den Ordenskatalogen der Jahre 1741,278 1748,279 1751280 und 1754.281 1752 ist er wiederum in San Miguel nachgewiesen.282 TOD: 27. März 1755 in San Miguel in der Moxos-Mission.283

271 APChSJ, 2/J/290, Carp. 43, Nr. 132: Carta mortuoria von Pasqual Ponce an P. Pedro Ygnacio Romero über den Tod von P. Gaspar Prato, San Pablo, 15. August 1755, unfol. 272 Menacho, Vida y muerte, S. 170. 1728 ist Deprato in der Mission in Peru als Missionar unter den indígenas verzeichnet. ARSI, Peru 9, fol. 11v (Cat. Prim. 1728). 273 Beckmann, Freiburger Missionar, S. 115f; Omlin, Die Geistlichen Obwaldens, S. 130. Vgl. auch Mayr/Stadelmann, Terra Amazonum, S. 76 (Mayr, Brief vom 27. Dezember 1729). 274 ARSI, Peru 9, fol. 73v (Cat. Prim. 1732). 275 Ebd., fol. 111v (Cat. Prim. 1735). 276 ARSI, Peru 7, S. 65: Catalogus Reductionum huius Missionis Moxorum in Provincia Peruana Societatis Jesu Anno 1736. 277 Beckmann, Freiburger Missionar, S. 115f; Omlin, Die Geistlichen Obwaldens, S. 130. Nach Sierra und Strobel konnte Deprato in wenigen Jahren 3.000 Indianer für das Christentum gewinnen. Sierra, Jesuitas germanos, S. 372 ; Strobel, Schweizer Jesuitenlexikon, S. 144. Sierra schreibt, Deprato habe fünf Indiosprachen beherrscht. Sierra, Jesuitas germanos, S. 372. 278 ARSI, Peru 9, fol. 177v (Cat. Prim. 1741). Zur Tätigkeit in der Moxos-Mission allgemein vgl. ARSI, Peru 11, fol. 128v (Cat. Brev. 1741). 279 ARSI, Peru 9, fol. 248v (Cat. Prim. 1748). Zur Tätigkeit in der Moxos-Mission allgemein vgl. ARSI, Peru 11, fol. 129fr (Cat. Brev. 1748). 280 ARSI, Peru 11, fol. 134r (Cat. Brev. 1751). 281 ARSI, Peru 9, fol. 320v (Cat. Prim. 1754). 282 Manso de Velasco/Amat y Yunient, Memorias, S. 5. Irrtümlich, nämlich aufgrund einer Verwechslung mit P. Kaspar Rueß, ist ihm eine Gramática de la lengua Sorgotomi del Perú zuge­ schrieben worden. Strobel/Baptista Morales, Deprato (Andermatt), Johann Kaspar (Juan Gaspar), S. 1084. 283 Die Carta mortuoria von P. Pasqual Ponce vom 15. August 1755 lobt ihn als würdigen Nachfolger seines Landsmannes und großen Apostels Deutschlands, Petrus Canisius. APChSJ, 2/J/290, Carp. 43, Nr. 132: Carta mortuoria von P. Pasqual Ponce an P. Pedro Ygnacio Romero über den Tod von P. Gaspar Prato, San Pablo, 15. August 1755, unfol. Zu Todesdatum und -ort vgl. Strobel/Baptista Morales, Deprato (Andermatt), Johann Kaspar (Juan Gaspar), S. 1084. Zum Todesdatum vgl. ARSI, Peru 11, fol. 135r (Suppl. Cat. Prim. 1755); ARSI, Fejér/ De Cock, Defuncti tertii saeculi Societatis Iesu, „de Prato, Casparus“, unpaginiert. Bezieht sich auf ARSI, Hist. Soc. 53a 98.

186

8. Bio-bibliographisches Verzeichnis

Briefe: (1) an den Ordensgeneral Michelangelo Tamburini vom 7. August 1708 aus Freiburg/Schweiz. Inhalt: Bitte um Entsendung in die Mission. Überlieferung: Autograph (lat.).284 (2) an den Ordensgeneral Michelangelo Tamburini vom 28. März 1710 aus Ingolstadt. Inhalt: Bitte um Entsendung in die Mission. Deprato schreibt, er habe ein Gelübde abgelegt, in die Mission zu gehen. Überlieferung: Autograph (lat.).285 (3) an den Ordensgeneral Michelangelo Tamburini vom 30. März 1711 aus Ingolstadt. Inhalt: Bitte um Entsendung in die Mission. Überlieferung: Autograph (lat.).286 (4) an den Ordensgeneral Michelangelo Tamburini vom 3. Juli 1712 aus Ingolstadt. Inhalt: Bitte um Entsendung in die Mission. Überlieferung: Autograph (lat.).287 (5) an den Ordensgeneral Michelangelo Tamburini vom 6. März 1713 aus Ingolstadt. Inhalt: Bitte um Entsendung in die Mission mit Beschreibung der absolvierten Ausbildung. Überlieferung: Autograph (lat.).288 (6) an den Ordensgeneral Michelangelo Tamburini vom 8. Dezember 1713 aus Ebersberg. Inhalt: Bitte um Entsendung in die Mission. Überlieferung: Autograph (lat.).289 (7) an den Ordensgeneral Michelangelo Tamburini vom 4. Dezember 1714 aus Freiburg/ Schweiz. Inhalt: Bitte um Entsendung in die Mission. Überlieferung: Autograph (lat.).290 (8) an den Ordensgeneral Michelangelo Tamburini vom 4. Dezember 1715 aus Freiburg/ Schweiz. Inhalt: Bitte um Entsendung in die Mission. Überlieferung: Autograph (lat.).291 284 285 286 287 288 289 290 291

ARSI, Germ. Sup. 18 I, fol. 137r–v (Indip.). Vgl. Nebgen, Missionarsberufungen, S. 263. ARSI, Germ. Sup. 18 I, fol. 167r–v (Indip.). Vgl. Nebgen, Missionarsberufungen, S. 263. ARSI, Germ. Sup. 18 I, fol. 197r–v (Indip.). Vgl. Nebgen, Missionarsberufungen, S. 263. ARSI, Germ. Sup. 18 I, fol. 212r–v (Indip.). Vgl. Nebgen, Missionarsberufungen, S. 263. ARSI, FG 754, fol. 394r–v (Indip.). Vgl. Nebgen, Missionarsberufungen, S. 263. ARSI, FG 754, fol. 404r–v (Indip.). Vgl. Nebgen, Missionarsberufungen, S. 263. ARSI, FG 754, fol. 424r–v (Indip.). Vgl. Nebgen, Missionarsberufungen, S. 263. ARSI, FG 754, fol. 441r–v (Indip.). Vgl. Nebgen, Missionarsberufungen, S. 263.

8.1 P. Dirrheim

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(9) an den Oberdeutschen Provinzial P. Joseph Preiss vom 18. September 1716 aus Cádiz. Inhalt: Bericht über den Aufenthalt in Marseille, die Seelsorge unter den deutschen Strafgefangenen auf den Galeeren, die Überfahrt von Marseille nach Cádiz und das Wirken der Gesellschaft Jesu in Andalusien. Überlieferung: Autograph (lat.).292 (10) an einen unbekannten Empfänger vom 18. August 1717 aus Buenos Aires. Inhalt: Beschreibung der Reise von Cádiz nach Buenos Aires. Parallelberichte bei Franz Xaver Dirrheim (Biennium itineris) und Peter Piron. Überlieferung: Autograph (lat.).293 (11) an P. Karl Malliardo in Innsbruck vom 28. Januar 1718 aus Potosí. Inhalt:.Beschreibung der Reise von Buenos Aires nach Potosí.294 Überlieferung: Autograph (lat.).295

Spezielle Literatur: Beckmann, Johannes, Ein Freiburger Missionar unter den Indianern Hochperus im 18. Jahrhundert. In: Bethlehem 37 (1932), S. 113–117.

[5]

P. Franz Xaver Anton Dirrheim (1679–1748) Oberdeutsche Provinz

NAMENSVARIANTEN: Dierhaimb, Dirchaim, Dirchain, Dirhaim, Dirhaimb, Dirjay,296 Dirraim, Dirrhaim, Dirrhain, Disrraim,297 Dürhaimb, Dürrhaim, Dürrheim, Dürrheimb, Dyrrheim, Pirckhaim.298 GEBURT: 7.299 oder 8. Dezember 1679 in Augsburg.300 292 BayHStA, Jes. 607/182, fol. 627f. 293 BayHStA, Jes. 595/II/13, fol. 27–30 u. Jes. 607/167, fol. 565–567. 294 Die Fortsetzung des Berichtes befindet sich in dem Brief des P. Sebastian Schmid vom 28. September 1718 aus San Pedro. BayHStA, Jes. 595/II/9, fol. 15–19 u. 43–47. Dort wird auch Deprato als Verfasser des vorausgehenden Teilberichts genannt. 295 BayHStA, Jes. 595/II/4, fol. 6–8. Willeke, Missionshandschriften, S. 329, schreibt diesen Brief Depratos irrtümlich mit Datum vom 8. Januar 1718 P. Sebastian Schmid zu. 296 Carvalho, Jesuitas alemanes, S. 149. 297 APChSJ, 2/J/290, Carp. 38, Nr. 103: Carta mortuoria von Nicolaus de Vargas an P. Pedro (Murones) über den Tod von P. Franz Xaver Dirrheim, San Pedro, 2. Dezember 1747, unfol. 298 Gerl, Germ. Sup., S. 318. 299 ARSI, Germ. Sup. 31, fol. 216v (Cat. Prim. 1700). Vgl. ebd., fol. 349r (Cat. Prim. 1705); ARSI, Germ. Sup. 32, S. 11 (Cat. Prim. 1711). 300 ARSI, Germ. Sup. 31, S. 66 (Cat. Prim. 1696). Vgl. ARSI, Germ. Sup. 32, S. 213r (Cat. Prim. 1714); ARSI, Peru 7, fol. 30v (Cat. Prim. 1719); ARSI, Peru 9, fol. 9r (Cat. Prim. 1728); ebd.,

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8. Bio-bibliographisches Verzeichnis

TAUFE: 8. Dezember 1679 im Dom zu Augsburg.301 ELTERN: Johann Christoph Dürrheimer und seine Ehefrau Regina Constantia.302 PATEN: Johann Melchior Imhof und Maria Langenmantlin.303 UMFELD: Johann Christoph Dürrheimer ist ab 1683 in den Standesbüchern als Dr. eingetragen; im Sterbeeintrag vom 23. Juli 1714 erscheint er als Juris utriusque Licentiatus.304 Der in den Briefen des Missionars erwähnte P. Marquard Dirrhaim SJ war von 1754 bis zu seinem Tode 1757 Rektor des Kollegs in Ellwangen; er hatte zuvor 18 Jahre lang verschiedene Kollegien geleitet und mehrere wissenschaftliche Publikationen verfaßt.305 SCHULE: Er besuchte das Gymnasium in Augsburg.306 EINTRITT: 28. September 1695.307 NOVIZIAT: 1695–1697 in Landsberg.308 PHILOSOPHIESTUDIUM: 1698/99 studiert er am Kolleg Ingolstadt Logik,309 1699/1700 Physik310 und 1700/01 Metaphysik.311

fol. 71v (Cat. Prim. 1732); ebd., fol. 110r (Cat. Prim. 1735); ebd., fol. 176r (Cat. Prim. 1741). 301 ABA, Pfarrmatrikel Augsburg Dompfarrei, Bd. 4, S. 5. 302 Ebd. 303 Ebd. Der Pate wird als Ihr. Gestr. Herr tituliert. 304 Dirrheim/Stadelmann, Biennium Itineris, S. 377 (Stadelmann, P. Franz Xaver Dirrheim SJ – Lebenslauf). 305 Schneider, Jesuiten in Ellwangen, S. 293f. 306 Dirrheim/Stadelmann, Biennium Itineris, S. 376 (Stadelmann, P. Franz Xaver Dirrheim SJ – Lebenslauf). 307 APChSJ, 2/J/290, Carp. 38, Nr. 103: Carta mortuoria von Nicolaus de Vargas an P. Pedro (Murones) über den Tod von Franz Xaver Dirrheim, San Pedro, 2. Dezember 1747, unfol. Vgl. ARSI, Germ. Sup. 48, fol. 417r (Suppl. Cat. Brev. 1695/96); ARSI, Germ. Sup. 31, S. 66 (Cat. Prim. 1696); ebd., fol. 186r (Suppl. Cat. Prim. 1696); ebd., fol. 216v (Cat. Prim. 1700); ebd., fol. 349r (Cat. Prim. 1705); ARSI, Germ. Sup. 32, S. 11 (Cat. Prim. 1711); ARSI, Peru 7, fol. 30v (Cat. Prim. 1719); ARSI, Peru 9, fol. 110r (Cat. Prim. 1735); ebd., fol. 176r (Cat. Prim. 1741). Abweichende Eintrittsdaten: 2. September 1695: ebd., fol. 9r (Cat. Prim. 1728). 26. September 1695: ebd., fol. 71v (Cat. Prim. 1732). 308 ARSI, Germ. Sup. 48, fol. 407v (Cat. Brev. 1695/96); ARSI, Germ. Sup. 31, S. 66 (Cat. Prim. 1696). ARSI, Germ. Sup. 48, fol. 435r (Cat. Brev. 1696/97). 1697/98 studiert er am Domus Probationis in Landsberg Rhetorik. Ebd., fol. 471r (Cat. Brev. 1697/98). 309 ARSI, Germ. Sup. 48, fol. 500v (Cat. Brev. 1698/99). 310 ARSI, Germ. Sup. 49, fol. 10v (Cat. Brev. 1699/1700). 311 Ebd., fol. 32v (Cat. Brev. 1700/01).

8.1 P. Dirrheim

189

MAGISTERIUM: 1701/02 unterrichtet er am Kolleg Landsberg: Prof. inf. ord. inf. Visit. Sub. Orat. Praef. Atrii, Catech. ad St. Joann.,312 1702/03 am Kolleg München: Prof. inf. ord. Sup. B. Catech. in Gym. maj. Visit. Sub. Exam.313 1703/04 am Kolleg Konstanz: Prof. Supr. Gram. Catech. nost. temp., Soc. Praef. Bibl.314 und 1704/05 ebenfalls am Kolleg Konstanz: Prof. Hum. Catech. ad St. Steph.315 THEOLOGIESTUDIUM: 1705–09 am Kolleg Ingolstadt.316 1705/06 Visit. noct.,317 1706/07 Catech. Zuchering,318 1707/08 Catech. Zuchering.319 WEIHEN: Subdiakonat: 23. Februar 1709, Diakonat: 16. März 1709, Priesterweihe: 25. Mai 1709 im Willibaldschor des Domes zu Eichstätt durch Johann Adam Nieberlein, Weihbischof dortselbst.320 TERTIAT: 1709/10 im Domus Tertiae Probationis in Altötting.321 GELÜBDE: Prof. 4 vot. am 2. Februar 1713 in Brig.322 TÄTIGKEITEN: Dirrheim wirkte 1710–1713 am Kolleg in Brig. 1710/11: Prof. inf. Ord. utriusq. Conc. Nost. Temp. Conf. Temp. Praef. Biblioth. Visit. sub utroq. exam.,323 1711/12: Prof. inf. Ord. Utriusq. Missionar. Catech. in monte Oris. Praef. Biblioth. Conf. Temp.,324 1712/13: Prof. Log. Mission. Catech. in Monte Oris. Conf. Temp..325 1713–1715 war er im Kolleg Konstanz tätig. 1713/14: Prof. Log. Conc. Et. Conf. nost. Temp. Praef. Bibl.,326 1714/15: Oper. Praes. Congr. Civ. Curat. Sacell. Lauret. Conf. Temp.327 1715/16 ist er schließlich in der

312 313 314 315 316 317 318 319 320 321 322

323 324 325 326 327

Ebd., fol. 60v (Cat. Brev. 1701/02). Ebd., fol. 97v (Cat. Brev. 1702/03). Ebd., fol. 114v (Cat. Brev. 1703/04). Ebd., fol. 138v (Cat. Brev. 1704/05). Ebd., fol. 169r (Cat. Brev. 1705/06); ebd., fol. 197v (Cat. Brev. 1706/07); ebd., fol. 224r (Cat. Brev. 1707/08); ebd., fol. 250v (Cat. Brev. 1708/09). Ebd., fol. 169r (Cat. Brev. 1705/06). Ebd., fol. 197v (Cat. Brev. 1706/07). Das Dorf Zuchering, jetzt Ingolstadt-Zuchering, ist heute ein Unterbezirk des Stadtbezirks Ingolstadt Süd. Ebd., fol. 224r (Cat. Brev. 1707/08). Ebd., fol. 313v (Suppl. Cat. Brev. 1709/10). Zur Priesterweihe in Eichstätt vgl. ARSI, Germ. Sup. 117, S. 28. Zum Weihedatum und Eichstätt als Weiheort vgl. BayHStA, Jes. 92, Ordines Sacri. ARSI, Germ. Sup. 49, fol. 298v (Cat. Brev. 1709/10). Original in ARSI, Germ. Sup. 36, fol. 86f. Vgl. Storni, Catálogo, S. 84. Zum Profeßdatum vgl. ARSI, Germ. Sup. 32, fol. 213r (Cat. Prim. 1714); ARSI, Peru 7, fol. 30v (Cat. Prim. 1719); ARSI, Peru 9, fol. 9r (Cat. Prim. 1728); ebd., fol. 71v (Cat. Prim. 1732); ebd., fol. 110r (Cat. Prim. 1735); ebd., fol. 176r (Cat. Prim. 1741). ARSI, Germ. Sup. 49, fol. 319r (Cat. Brev. 1710/11). Ebd., fol. 346r (Cat. Brev. 1711/12). Ebd., fol. 376r (Cat. Brev. 1712/13). Ebd., fol. 411v (Cat. Brev. 1713/14). Ebd., fol. 443r (Cat. Brev. 1714/15).

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8. Bio-bibliographisches Verzeichnis

Residenz Ellwangen: Mission. Conf. Temp. Princip. Catech. in pagis.328 Dirrheim erklärte sich zur Seelsorge an den Pestkranken während einer Epidemie in Konstanz bereit, nachdem sich bereits sechs Jesuiten angesteckt hatten und gestorben waren. Er verfügte offenbar über eine robuste Gesundheit. Später war er mit Eifer in der Mission in der Schweiz tätig, was in ihm den Wunsch weckte, in die Überseemission zu gehen.329 ÜBERFAHRT: Dirrheim machte die Reise gemeinsam mit weiteren oberdeutschen Gefährten. Er brach am 24. April 1716 von Konstanz aus auf und kam am 1. September 1718 in Loreto (Moxos-Missionen) an.330 TÄTIGKEITEN: Von Loreto brach Dirrheim am 8. September auf Geheiß des Provinzials nach San Pablo in die Mission unter den Movimas auf, um dem alten P. Franz Borinie als Gehilfe zur Seite zu stehen.331 Dort traf er am 23. September 1718 ein.332 Bald darauf erkrankte er – nicht zuletzt aufgrund der Belastung durch die schwierigen klimatischen Bedingungen – erholte sich aber nach einigen Tagen wieder: „Kälteschauer und fiebrige Hitze zwangen mich, diese [die Feder] für einige Tage aus der Hand zu legen, fesselten mich ans Bett und lehrten mich, den Preis der Geduld zu bezahlen, der vom ersten Augenblick meiner Ankunft an von der Unzuträglichkeit des Klimas dieses Landes und der Luft von allen Ankömmlingen gewöhnlich erhoben wird.“333 Auch Dominicus Mayr berichtet Ende 1719, Kaspar Deprato habe ihm geschrieben, daß Dirrheim mehrfach stark erkrankt sei. Mayr vermutet daraufhin, es werde „widerum das beständige Auf- und Uberstossen des Magens seyn, an welchem er just auch dazumahlen erkrancket, als wir vor vier Jahren miteinander von Costantz abgefahren, und unser Reiß angetretten haben; eben dieser üble Zustand hat denselben Zeit währender Reiß zum öffteren angegriffen, und jedesmahl in augenscheinliche Lebens-Gefahr gesetzet.“334 Später trat Dirrheim die Nachfolge des 1721 verstorbenen P. Sebastian Schmid in der Reduktion Santa Ana an, wo er sich noch 1727 aufhielt.335 Dort ging er mit großem Eifer ans Werk. Dominicus Mayr schreibt 1721 an den Provinzial der Oberdeutschen Provinz, Dirrheim habe die Reduktion Santa Ana stark vergrößert, und die Zahl der Neugetauften sei schon auf Tausend angestiegen.336 Die Ordenskataloge der Jahre 1728, 1732 und 1735 verzeichnen Dirrheim als Missionar, jedoch ohne Ortsangabe.337 1736 ist er wieder 328 ARSI, Germ. Sup. 50, fol. 6v (Cat. Brev. 1715/16). 329 APChSJ, 2/J/290, Carp. 38, Nr. 103: Carta mortuoria von Nicolaus de Vargas an P. Pedro (Murones) über den Tod von Franz Xaver Dirrheim, San Pedro, 2. Dezember 1747, unfol. 330 Dirrheim/Stadelmann, Biennium Itineris, S. 27, 31 u. 245. Nähere Beschreibung des Reiseverlaufs im biographischen Eintrag dieses Bandes zu P. Johann Kaspar Deprato, Überfahrt. 331 Dirrheim/Stadelmann, Biennium Itineris, S. 251. Die Ordenskataloge verzeichnen Dirrheim 1719 als Missionar, vgl. ARSI, Peru 7, fol. 30v (Cat. Prim. 1719) bzw. Adiutor, vgl. ARSI, Peru 11, fol. 120r (Cat. Brev. 1719). 332 Dirrheim/Stadelmann, Biennium Itineris, S. 255. 333 Ebd., S. 261. 334 Mayr/Stadelmann, Terra Amazonum, S. 47 (Mayr, Brief vom 31. Dezember 1719). 335 Ebd., S. 60 (Mayr, Brief vom 20. Juli 1727). 336 Ebd., S. 187 (Mayr, Brief vom 20. Juli 1727). 337 ARSI, Peru 9, fol. 9r (Cat. Prim. 1728); ebd., fol. 71v (Cat. Prim. 1732). Conf. N.N. ARSI, Peru 11, fol. 125r (Cat. Brev. 1732); ARSI, Peru 9, fol. 110r (Cat. Prim. 1735).

8.1 P. Dirrheim

191

in der Reduktion Santa Ana nachweisbar.338 1739 ist er – vermutlich anläßlich der Profeß von Pedro Costilla – in San Pedro339 und 1741 wiederum als Missionar in den Ordenskatalogen verzeichnet.340 Dirrheim wird als trefflicher Architekt gerühmt und als der erste Missionar, der in der Ordensprovinz Peru eine (dreischiffige) Kirche aus Luftziegeln selbst gebaut habe.341 Er verlegte die Mission von Santa Ana an einen höheren und gesünderen Ort und konstruierte sowohl die Kirche als auch das Wohnhaus der Missionare.342 TOD: 26. November 1747.343

Briefe: (1) an den Ordensgeneral Michelangelo Tamburini vom 23. April 1709 aus Ingolstadt. Inhalt: Bewerbung um Entsendung in die Mission. Überlieferung: Autograph (lat.).344 (2) an den Ordensgeneral Michelangelo Tamburini vom 13. April 1711 aus Brig. Inhalt: Bewerbung um Entsendung in die Mission. Überlieferung: Autograph (lat.).345 (3) an den Ordensgeneral Michelangelo Tamburini vom 11. Januar 1714 aus Konstanz. Inhalt: Bewerbung um Entsendung in die Mission. Überlieferung: Autograph (lat.).346 (4) an den Ordensgeneral Michelangelo Tamburini vom 8. August 1715 aus Konstanz. Inhalt: Bewerbung um Entsendung in die Mission. Überlieferung: Autograph (lat.).347 338 ARSI, Peru 7, S. 65: Catalogus Reductionum huius Missionis Moxorum in Provincia Peruana Societatis Jesu Anno 1736. 339 APChSJ, 2/J/292, Carp. 04: Votos Años 1730–1739 Provincia Peruana Antiqua, Prof. 4 Vot. Pedro Costilla, unfol. (Original). Als Zeuge hat hier auch Franz Xaver Dirrheim unterschrieben. 340 ARSI, Peru 9, fol. 176r (Cat. Prim. 1741). Zur Tätigkeit in der Moxos-Mission allgemein vgl. ARSI, Peru 11, fol. 128v (Cat. Brev. 1741). 341 Huonder, Jesuitenmissionäre, S. 118. Vgl. Plattner, Deutsche Meister, S. 37. Vgl. Sierra, Jesuitas germanos, S. 372. 342 APChSJ, 2/J/290, Carp. 38, Nr. 103: Carta mortuoria von Nicolaus de Vargas an P. Pedro (Murones) über den Tod von Franz Xaver Dirrheim, San Pedro, 2. Dezember 1747, unfol. 343 Ebd. Alter: 68 Jahre, davon 52 Jahre und 2 Monate in der Gesellschaft Jesu, 34 Jahre und 9 Monate Prof. 4 Vot., 29 Jahre Missionar. Falsches Todesdatum: 11. Januar 1748. ARSI, Peru 9, fol. 317r (Suppl. Cat. Prim. 1748). Vgl. ARSI, Fejér/De Cock, Defuncti tertii saeculi, „Dirrhaim, Franciscus Xav.”, unpag. Bezieht sich auf Peru 9, fol. 317 (s.o.). 344 ARSI, Germ. Sup. 18 I, fol. 145r–v (Indip.). Vgl. Nebgen, Missionarsberufungen, S. 264. 345 ARSI, Germ. Sup. 18 I, fol. 199r–v (Indip.). Vgl. Nebgen, Missionarsberufungen, S. 264. 346 ARSI, FG 754, fol. 409r–v (Indip.). Vgl. Nebgen, Missionarsberufungen, S. 264. 347 ARSI, FG 754, fol. 436r–v (Indip.). Vgl. Nebgen, Missionarsberufungen, S. 264.

192

8. Bio-bibliographisches Verzeichnis

(5) an den Ordensgeneral Michelangelo Tamburini vom 25. Februar 1716 aus Ellwangen. Inhalt: Dank für die Entsendung in die Mission. Überlieferung: Autograph (lat.).348 (6) an den Oberdeutschen Provinzial P. Joseph Preiss vom 26. März 1717 aus Cádiz. Inhalt: Dirrheim berichtet von seinen Übersetzungsarbeiten an der in spanischer Sprache abgefaßten Lebengeschichte des Paters Johannes de Alloza ins Lateinische. Das Werk war 1715 von dem peruanischen Prokurator P. Firmin de Irrisari in Madrid herausgegeben worden. Er dankt allen, die für seine Seele gebetet haben, da sich in seiner Heimat das Gerücht verbreitet hatte, er sei gestorben. Die Reisebeschreibung Biennium Itineris kann hier ergänzend hinzugezogen werden. Als Dirrheim 1716 von neu eingetroffenen Missionaren erfahren hatte, daß man ihn bereits tot geglaubt hatte, beschloß er, als Lebenszeichen ein Werk über Johannes de Alloza zu schreiben, dessen Lebensbeschreibung von Irrisari er gelesen hatte, und diese dem Noviziatshaus der Oberdeutschen Provinz der Gesellschaft Jesu zu widmen. Nachdem er zunächst eine lateinische Übersetzung des Werkes von Irrisari angefertigt hatte und diese auch von Irrisari selbst korrigiert worden war, verfaßte er sein Werk über Alloza in spanischer Sprache. Nachdem auch dieses Werk von Irrisari korrigiert worden war, wickelte Dirrheim es in eine Karte mit den peruanischen Missionen und gab es einem portugiesischen Laienbruder nach Rom mit. Dort sollte er es P. Christoph Rassler, dem General-Bücherrevisor der Deutschen Assistenz des Ordens und persönlichen Bekannten von Dirrheim, als Lebenszeichen übergeben.349 Überlieferung: Autograph (lat.).350 Druck (lat./dt.).351 (7) an den Oberdeutschen Provinzial P. Joseph Preiss vom 16. Mai 1718 aus Santa Cruz de la Sierra. Inhalt: Dirrheim ist mit den fünf anderen deutschen Missionaren Caspar Deprato, Dominicus Mayr, Joseph Schwender, Peter Piron und Sebastian Schmid in Santa Cruz angekommen und kann es nicht erwarten, endlich nach über zweijähriger Reise in die Missionen aufzubrechen. Dem Brief beigefügt ist ein unter (8) erwähnter Bericht. Überlieferung: Autograph (lat.).352 Druck (lat./dt.).353 (8) Beigefügter Bericht zum Brief an den Oberdeutschen Provinzial P. Joseph Preiss vom 16. Mai 1718 aus Santa Cruz de la Sierra. Inhalt: Es handelt sich um einen Bericht über Rechtsstreitigkeiten zwischen P. Gabriel Alvarez SJ und den Oberen der Gesellschaft Jesu in der Ordensprovinz Neugranada, nach seinem Ausscheiden aus der Gesellschaft Jesu mit Unterstüt348 ARSI, FG 754, fol. 447r–v (Indip.). Vgl. Nebgen, Missionarsberufungen, S. 264. 349 Vgl. Dirrheim/Stadelmann, Biennium Itineris, S. 89–91. 350 BayHStA, Jes. 607/32, fol. 85–88. 351 Dirrheim/Stadelmann, Biennium Itineris, S. 292–297 (Dirrheim, Brief vom 26. März 1717). 352 BayHStA, Jes. 595/II/7, fol. 11–13. 353 Dirrheim/Stadelmann, Biennium Itineris, S. 320–323 (Dirrheim, Brief vom 16. Mai 1718.).

8.1 P. Dirrheim

193

zung des Erzbischofs von Bogotá Maßnahmen gegen den Jesuitenorden zu erwirken. Die Streitigkeiten zogen sich über 22 Jahre hin, bis Alvarez schließlich auf dem Totenbett vor einem königlichen Notar und weiteren Zeugen gestand, daß er gegen sein Gewissen gelogen und das geistliche Gericht betrogen habe. Er versprach, der Gesellschaft Jesu den dadurch entstandenen Schaden zu ersetzen, und bat den Provinzial reumütig um Wiederaufnahme in den Orden, was ihm gewährt wurde. Auf seinen Wunsch hin wurde er in der Kirche der Jesuiten begraben. Als Vorlage dienten Dirrheim Aufzeichnungen des Provinzials von Neugranada, P. Peter Calderón, welche dieser für den Visitator der Provinz Peru, P. Didacus Franz Altamira, verfertigt hatte. Dirrheim schreibt am Ende seines Begleitbriefes, er habe die in spanischer Sprache abgefaßten Aufzeichnungen von Calderón ins Lateinische übersetzt und in die Form eines zusammenfassenden Berichtes gebracht. Obwohl er die Vermutung hat, daß man in der Oberdeutschen Provinz bereits Kenntnis von den Vorgängen habe, fügt er den Bericht dennoch dem Brief bei, da er möglicherweise noch einigen Novizen in Landsberg unbekannt sei. Ihnen widmet er auch diese „für die Empfehlung unserer Gesellschaft sehr nützliche Geschichte“. Überlieferung: Autograph (lat.).354 Abschrift (lat.).355 Abschrift/Fragment (lat.).356 Druck (lat./dt.).357 (9) an einen Priester der Oberdeutschen Provinz, ca. von 1720, aus der Völkerschaft der Movima bei San Pablo. Inhalt: Bericht über dieselbe Angelegenheit. Überlieferung: Autograph (lat.).358 Druck (dt.).359 Druck (dt.).360 (10) an den Deutschen Assistenten in Rom, P. Franz Xaver Hallauer, vom 6. Juli 1732 aus Santa Ana in Moxos. Inhalt: Dirrheim beglückwünscht Hallauer zur Ernennung zum Assistenten. Er teilt ihm den Tod seiner Mitbrüder Sebastian Schmid, Peter Piron und Joseph Schwender mit. Von der Gruppe der einst sechs deutschen Missionare, die 1716 nach Peru abreisten, seien außer ihm nur noch P. Dominicus Mayr und P. Kaspar Deprato üb-

354 BayHStA, Jes. 607/23, fol. 60–64: Relatio Summaria Litis in annos omnino duos et viginti extensae, motáeque, strepitu magno, à P. Gabriele Alvarez, Societatis JESU, Superioribus ejusdem Societatis, in Provincia Granadensi, seu Novo Regno Americae Septentrionalis. 355 BayHStA, Jes. 595/VI/10, unfol. 356 BayHStA, Jes. 595/II/16, fol. 47–51. Es fehlen die ersten vier Seiten des Briefes. 357 Dirrheim/Stadelmann, Biennium Itineris, S. 298–319 (Dirrheim, Brief vom 16. Mai 1618). 358 SUA, Jes. IIIo 415/1 (Kl. 144), fol. 123r–126v. 359 WB, Bd. I, Teil 8, Nr. 205, S. 28–30. 360 Dirrheim/Stadelmann, Biennium Itineris, S. 281–285 (Dirrheim, Brief von ca. 1720). Der Brief ist in Aufbau und Inhalt identisch mit Brief (8), jedoch stark gekürzt. Der Herausgeber Stadelmann geht davon aus, daß Joseph Stöcklein Brief (8) als Vorlage für den hier genannten Brief benutzt und redaktionell bearbeitet hat, wodurch es zu einer Neudatierung auf das Jahr 1720 und zu Textkürzungen kam. Vgl. Dirrheim/Stadelmann, Biennium Itineris, S. 298–319 (Dirrheim, Brief vom 16. Mai 1718), hier die Anmerkungen von Stadelmann auf S. 316 u. 318.

194

8. Bio-bibliographisches Verzeichnis

rig. In einem zweiseitigen Postskript erkundigt er sich nach verschiedenen Personen aus der Heimat und widmet den drei verstorbenen Patres einige Verse. Überlieferung: Autograph (lat.).361 Druck (lat./dt.).362 (11) an P. Rector Petrus Monteolo, P. Spiritual Nikolaus Kost und seinem Verwandten P. Marquard Dirrheim vom 20. September 1732 aus Santa Ana in Moxos. Inhalt: Bericht über das Ableben der Patres Joseph Schwender und Peter Piron, die dem tugendreichen Pater Sebastian Schmid nachfolgten, sowie der Patres Christoph Lippert, Paul Weingartner, Joseph Pertl und Georg Winter, die 1717 mit dem Schiff untergingen.363 Von den Missionaren, die mit Dirrheim aus der Oberdeutschen Provinz aufbrachen, leben noch P. Dominicus Mayr und Pater Kaspar Deprato. Dirrheim erhielt, nachdem er neun Jahre mit zwei älteren Missionaren gewirkt hatte, die Aufgabe, die Mission Santa Ana aufzubauen. Er ist den Indianern „Bau-Meister, Ackers-Mann, Haus-Vatter, Leib-Arzt, Koch und Priester“ und sei so „allen alles worden“ (1 Kor 9,22). Er beschreibt seine weltlichen und seelsorglichen Aufgaben in Anlehnung an die Aufgaben der mit Jesus befreundeten Schwestern Marta und Maria. Innerhalb eines Jahres errichtete er mit Hilfe der Indianer die Kirche von Santa Ana, die erste in der Mission von Peru, die von einem Mitglied der Oberdeutschen Provinz gebaut wurde. Insgesamt gibt es in 22 Reduktionen bereits 16 sakrale Gebäude, die in einem Zeitraum von nur 60 Jahren errichtet wurden und viele Kirchen in Europa an Glanz und Schönheit übertreffen. Dirrheim verfügt über verschiedene Arzneien, mit denen er die Indianer behandelt. Machtlos stand er jedoch einer Pestepidemie vor zwei Jahren gegenüber, der über 500 Missionseinwohner und auch P. Piron zum Opfer fielen. Er bittet um das Gedenken im Meßopfer und Gebet und richtet Dankes- und Grußworte an verschiedene Personen in seiner Heimat, insbesondere an jene, denen er seine Entsendung in die Mission zu verdanken hat. Überlieferung: Autograph (lat.).364 Druck (dt., stark verkürzt und bearbeitet).365 Druck (lat./dt.).366 Druck (dt.).367 (12) an den Oberdeutschen Provinzial, P. Magnus Aman, vom 9. Mai 1734 aus Santa Ana in Moxos. Inhalt: Dirrheim dankt dem Provinzial für die Übersendung des Katalogs der Oberdeutschen Provinz an P. Dominicus Mayr. Er hat ihn abgeschrieben und die 361 BayHStA, Jes. 595/II/10, fol. 19–21. 362 Dirrheim/Stadelmann, Biennium Itineris, S. 324–331 (Dirrheim, Brief vom 6. Juli 1732). 363 Zu den bio-bibliographischen Angaben der genannten Patres vgl. Meier/Nebgen, Jesuiten aus Zentraleuropa, Bd. 3: Neugranada, S. 237f. (Lippert), S. 238–240 (Pertl), S. 240–243 (Weingartner) und S. 243f. (Winter). 364 BayHStA, Jes. 595/II/12, fol. 22–26. 365 WB, Bd. IV/1, Teile 25/26, Nr. 531, S. 115–117. 366 Dirrheim/Stadelmann, Biennium Itineris, S. 332–347 (Dirrheim, Brief vom 20. September 1732). 367 Dirrheim/Stadelmann, Biennium Itineris, S. 286–290 (Dirrheim, Brief vom 20. September 1732; Neudruck der gekürzten Version im WB, s.o.).

8.1 P. Dirrheim

195

Namen der Verstorbenen für das Totengedenken in sein Brevier eingelegt. Er fügt dem Schreiben eine von ihm selbst angefertigte lateinische Übersetzung des in spanischer Sprache abgefaßten Berichts von P. Anton Garriga, dem ehemaligen peruanischen Provinzial, bei. Er entschuldigt sich für etwaige Fehler und bittet, diese von einem Magister bereinigen zu lassen. Schließlich richtet er Gruß- und Dankesworte an zahlreiche Freunde und Bekannte in seiner Heimat aus. In einem Nachwort entschuldigt er sich dafür, den Brief „mit eilender Feder“ geschrieben zu haben, und zwar weil er dem bereits nach Rom abgereisten P. Matteo de Areaga nachgeschickt werden müsse. Überlieferung: Autograph (lat.).368 (13) an den Oberdeutschen Provinzial P. Joseph Mayr vom 9. Mai 1734 aus Santa Ana in Moxos. Inhalt: Dirrheim räumt ein, den an P. Aman gerichteten Brief mit großer Eile geschrieben zu haben, und möchte nun sowohl ihm als auch P. Joseph Mayr als Nachfolger im Amt des Provinzials noch einmal mit gewählteren Worten seine Verehrung zum Ausdruck bringen. Die von ihm angefertigte Übersetzung der Schrift von Garriga soll als Zeichen der Liebe und Zuneigung zu ihnen und zur Oberdeutschen Provinz dienen. Überlieferung: Autograph (lat.).369 (14) an den Ordensgeneral P. Retz vom 1. Oktober 1734 aus Santa Ana in Moxos. Inhalt: Unbekannt. Überlieferung: Autograph (lat.?).370 (15) an den Ordensgeneral P. Retz vom 5. Januar 1742 aus Santa Ana in Moxos. Inhalt: Unbekannt. Überlieferung: Autograph (lat.?).371

Werke: (1) Biennium itineris ex Europa in Americam Meridionalem ad missiones Regni Peruani inter Indos obeundas peregrinantis P. Francisci Xaverii Dirrhaim Soc. Jesu & ab eodem inter Indos ejusdem Americae scriptum Anno MDCCXVIII. 368 BayHStA, Jes. 595/II/1, fol. 1–2. Abschriften in: Jes. 595/II/3, fol. 4–5; Jes. 595/II/17, fol. 53–54; Jes. 595/II/18, fol. 55–57. 369 BayHStA, Jes. 595/II/2, fol. 2. 370 ADPSJ, Abt. 47 (Nachlaß Anton Huonder SJ), Mappe Peru, S. 280. Am 20. Februar 1735 antwortet der General und beglückwünscht Retz zu seiner Erhebung. Unklar bei Huonder. Gibt als Quelle Generalsbriefe an. Er schließt wohl aus dem Antwortschreiben auf den Brief von Dirrheim. 371 Ebd. Am 16. Oktober 1745 antwortet der General und beglückwünscht Retz zu seiner Erhebung. Unklar bei Huonder. Gibt als Quelle Generalsbriefe an. Er schließt wohl aus dem Antwortschreiben auf den Brief von Dirrheim.

196

8. Bio-bibliographisches Verzeichnis

Inhalt: Bericht über die zweijährige Reise von Konstanz (Abreise 24. April 1716) in die Moxos-Mission (Ankunft 23. September 1718). Das Werk ist in zwei Teile und 26 Kapitel untergliedert, und zwar wie folgt: Der zweijährigen Reise Erster Teil: Der Weg aus Europa heraus. 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12.

Die Berufung zur Reise. Vorbereitung und Planung der Reise. Die Reise von Konstanz nach Freiburg in der Schweiz. Die Reise von Freiburg in der Schweiz nach Lyon. Einzug in Lyon und Reise nach Marseille. Ankunft in Marseille, Wartezeit und Reise über das Mittelmeer nach Cádiz. Ankunft und Aufenthalt in Spanien. Ankunft vieler anderer Missionare und Wartezeit in Cádiz. Beginn der Schiffsreise von Europa nach Buenos Aires. Umkehr der holländischen Begleitschiffe. Es kommen schreckliche Stürme auf. Ein noch gefährlicherer Sturm. Die wiedergefundenen Schwesterschiffe. Einfahrt auf dem Silberfluß in den Hafen von Buenos Aires.

Der zweijährigen Reise Zweiter Teil: Die Ankunft in Südamerika und die Reise durch dieses hindurch in das Peruanische Königreich zu den Indios. 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14.

Das Betreten des Amerikanischen Landes. Aufenthalt in Buenos Aires. Die Reise von Buenos Aires an den Fluß Parana und nach Tucumania. Die Reise von Parana zur Stadt Santiago und von dort nach Jujuy. Ankunft und Aufenthalt in Jujuy, Weiterreise nach Peru. Der freundliche Empfang durch die Patres S.J. aus dem Kolleg Potosí. Die Reise von Potosí nach Oruro. Die Reise von Oruro und Cochabamba zum Dorf Habana. Die Reise vom Dorf Habana zur Stadt Santa Cruz de la Sierra. Ankunft und Aufenthalt in Santa Cruz. Reise zu den Indios. Abreise von Santa Cruz. Ankunft bei den Chiquitos in Palometes. Beschreibung der Peruanischen Missionen der Moxos. Abreise aus der Reduktion Desposorios nach Loreto. Letzte Aufteilung. Reise von Loreto nach San Pablo zu den Movima-Indios. Anfänge der Reduktion San Pablo, Fortschritt und gegenwärtiger Stand.

Überlieferung: Abschrift (lat.),372 Transskription (lat./dt.),373 Druck (dt.),374 Druck (dt.),375 Druck (dt.).376 372 BayHStA, Jes. 597, fol. 1–180. 373 Archiv der Bischöflichen Aktion Adveniat, Ki 21, 629 (Dirrheim, Biennium Itineris). 374 Der 1. Teil der Reisebeschreibung findet sich frei bearbeitet in: Huonder, Missionsreise, S. 49–52, 77–80 u. 104–106. 375 Der Paragraphen III–V über die Reise von Konstanz nach Marseille sind in deutscher Übersetzung abgedruckt in Mayr/Stadelmann, Terra Amazonum, S. 255–266. 376 Dirrheim, Franz Xaver/Stadelmann, Karl-Heinz (Hg.), Biennium Itineris oder Reisebericht in die Missionen des Vizekönigreichs Peru im Jahre 1718. Konstanz/Eggingen 2008 (= Bibliotheca Suevica 27).

8.1 P. Durst

[6]

197

P. Michael Durst (1591–1662) Oberdeutsche Provinz

NAMENSVARIANTEN/PSEUDONYME: Durstius,377 Miguel de Augusta.378 GEBURT: 24. August 1591379 in Zusmarshausen bei Augsburg.380 SCHULE: 1599–1605 Jesuitengymnasium Augsburg.381 EINTRITT: 26. Oktober 1609.382 NOVIZIAT: 1609–1611 in Landsberg.383

377 Huonder, Jesuitenmissionäre, S. 119. 378 ARSI, Peru 4 I, fol. 212r (Cat. Prim. 1619); ARSI, Peru 4 II, fol. 279r (Cat. Prim. 1625); ebd., fol. 341v (Cat. Prim. 1631); ADPSJ, Abt. 47 (Nachlaß Anton Huonder SJ), Mappe Peru, S. 280; Fejér, Defuncti secundi saeculi, Bd. I, S. 62, mit Verweis auf ARSI, Hist. Soc. 48, fol. 102v (Paraq.); Vargas Ugarte, Historia de la Compañía de Jesús, Bd. II, S. 27. 379 ARSI, Germ. Sup. 21, S. 11 (Cat. Prim. 1614). Zum Geburtsjahr vgl. ARSI, Peru 4 I, fol. 212r (Cat. Prim. 1619). Hier wird nicht das Geburtsjahr, sondern sein Alter mit 28 Jahren angegeben. Ebenso in ARSI, Peru 4 II, fol. 279r (Cat. Prim. 1625), Alter: 34 Jahre; ebd., fol. 341v (Cat. Prim. 1631), Alter: 40 Jahre; ebd., fol. 375r (Cat. Prim. 1637), Alter: 46 Jahre; ebd., fol. 466v (Cat. Prim. 1654), Alter: 63 Jahre; ARSI, Peru 5, fol. 25r (Cat. Prim. 1660), Alter: 68 Jahre. 380 ARSI, Germ. Sup. 20, fol. 292r (Cat. Prim. 1611). Bei den in der vorausgehenden Fußnote genannten Geburtsangaben wird bis auf den Cat. Prim. 1614 Augsburg als Geburtsort genannt, was sich aber offensichtlich auf das Hochstift bezieht, in dem Zusmarshausen lag. Pötzl, Entwicklung, S. 18–23. Vgl. Both/Helmschrott, Zusmarshausen, S. 20. Der Ortsname steht in Verbindung mit dem Fluß Zusam, der an dieser Stelle von einer Römerstraße überquert wurde, die von Augsburg aus in Richtung Westen verlief. Pötzl, Königs­ urkunde, S. 10–12. 381 Vgl. Rupp, Schüler, S. 66. Rupp führt noch einen zweiten Michael Durst aus Augsburg für 1602 bis 1606 mit dem Vermerk, er sei vielleicht identisch mit dem 1591 geborenen PeruMissionar. Vgl. ebd. 382 In verschiedenen Ordenskatalogen findet sich die Angabe „26. Oktober 1608”. ARSI, Peru 4 I, fol. 212r (Cat. Prim. 1619); ARSI, Peru 4 II, fol. 279r (Cat. Prim. 1625); ebd., fol. 341v (Cat. Prim. 1631); ebd., fol. 375r (Cat. Prim. 1637); ebd., fol. 466v (Cat. Prim. 1654); ARSI, Peru 5, fol. 25r (Cat. Prim. 1660); ADPSJ, Abt. 47 (Nachlaß Anton Huonder SJ), Mappe Peru, S. 281. Richtig ist aber das Eintrittsjahr 1609. Gerl, Germ. Sup., S. 87; Rupp, Schüler, S. 66. 1611 wird seine Ordenszeit mit 2 Jahren angegeben. ARSI, Germ. Sup. 20, fol. 292r (Cat. Prim. 1611), 1614 mit 5 Jahren. Eintritt an einem 26., ohne Monatsangabe. ARSI, Germ. Sup. 21, S. 11 (Cat. Prim. 1614). 383 ARSI, Germ. Sup. 45, fol. 75r (Cat. Brev. 1609/10); ebd., fol. 85r (Cat. Brev. 1610/11). 1611 befindet er sich am Kolleg in Landsberg und hat ein Jahr Rhetorik studiert. ARSI, Germ. Sup. 20, fol. 292r (Cat. Prim. 1611). 1611/12 ist er am Kolleg Augsburg unter den Rhetorik­ studenten. ARSI, Germ. Sup. 45, fol. 107v (Cat. Brev. 1611/12). 1614 heißt es über seine Studien: Rhet. ext. 1. In Socte. ¼. ARSI, Germ. Sup. 21, S. 11 (Cat. Prim. 1614).

198

8. Bio-bibliographisches Verzeichnis

PHILOSOPHIESTUDIUM: 1612/13 studiert er am Kolleg Ingolstadt Logik,384 1613/14 Physik385 und 1614/15 Metaphysik.386 MAGISTERIUM: 1614 heißt es über ihn: D(ocuit) Gramm. ¾.387 1615/16 unterrichtet er am Kolleg Hall Grammatik und ist Präses der Marianischen Kongregation.388 THEOLOGIESTUDIUM: Offenbar während der Überfahrt, vermutlich z. T. in Spanien, z. T. in Peru, da er vor der Überfahrt 1616 noch keine theologischen Studien aufgenommen hatte, 1619 aber bereits in Juli am Titicacasee als Priester tätig war.389 Den Ordenskatalogen zufolge hat Durst zunächst nur drei statt der sonst üblichen vier Jahre Theologie studiert.390 In einem Brief vom 15. Januar 1624 an P. Judefrias Herran ordnet P. General Mutius Vitelleschi an, daß Durst die noch fehlenden theologischen Studien nachzuholen habe.391 WEIHEN: Vor 1619.392 GELÜBDE: Coadjutor spiritualis formatus am 24. Mai 1629 in Potosí.393 ÜBERFAHRT: Durst gehörte mit P. Ferdinand Reinmann und P. Kaspar Rueß zu den ersten drei Jesuiten der Oberdeutschen Provinz, die 1616 in die peruanischen Missionen gingen.394 Nachdem der Zugang zu den überseeischen Provinzen wegen des großen Bedarfs an Missionaren auch für Jesuiten geöffnet worden war, die nicht der spanischen Nation angehörten, erstellte Ordensgeneral Mutius Vitelleschi als eine seiner ersten Amtshandlungen eine Liste von 30 nichtspanischen Jesuiten. Am 23. Januar 1616 traf am Kolleg Ingolstadt die Nachricht ein, daß auch vier Patres aus der Oberdeutschen Provinz darunter seien, nämlich P. Andreas Agricola (1584– 1648) aus Engen im Hegau, der für Paraguay bestimmt war, sowie die Patres Durst, Reinmann und Rueß, welche nach Peru entsandt wurden.395 384 ARSI, Germ. Sup. 45, fol. 87r (Cat. Brev. 1612/13). Der Katalog ist doppelt vorhanden. Vgl. ebd., fol. 95v (Cat. Brev. 1612/13). 385 Ebd., fol. 115r (Cat. Brev. 1613/14). 386 Ebd., fol. 120v (Cat. Brev. 1614/15). 387 ARSI, Germ. Sup. 21, S. 11 (Cat. Prim. 1614). 388 ARSI, Germ. Sup. 45, fol. 142r (Cat. Brev. 1615/16). 389 ARSI, Peru 4 I, fol. 212r (Cat. Prim. 1619). 390 ARSI, Peru 4 II, fol. 279r (Cat. Prim. 1625). Vgl. ebd., fol. 341v (Cat. Prim. 1631); ebd., fol. 375r (Cat. Prim. 1637); ebd., fol. 466v (Cat. Prim. 1654); ARSI, Peru 5, fol. 25r (Cat. Prim. 1660). 391 ARSI, Peru 1a, fol. 232r (Epp. Gen. 1624). 392 1619 ist er bereits als Priester in Juli tätig. ARSI, Peru 4 I, fol. 212r (Cat. Prim. 1619). Da er nicht im Weiheregister der Oberdeutschen Provinz (ARSI, Germ. Sup. 117 und BayrHStA, Jes. 92, Ordines Sacri) verzeichnet ist, fand die Priesterweihe wohl in Übersee statt. 393 Original in ARSI, Hisp. 42, fol. 140. Zum Profeßdatum vgl. ARSI, Peru 4 II, fol. 341v (Cat. Prim. 1631); ebd., fol. 375r (Cat. Prim. 1637); ebd., fol. 466v (Cat. Prim. 1654); ARSI, Peru 5, fol. 25r (Cat. Prim. 1660). 394 ADPSJ, Abt. 47 (Nachlaß Anton Huonder SJ), Mappe Peru, S. 281. Vgl. Rupp, Schüler, S. 66. 395 Vgl. Nebgen, Missionarsberufungen, S. 44.

8.1 P. Durst

199

TÄTIGKEITEN: Durst kam zusammen mit P. Ferdinand Reinmann nach Peru396 und wurde bald nach seiner Ankunft 1618 in die Mission von Juli geschickt.397 Dort wirkte er bereits 1619 als Seelsorger unter den Indios.398 Spätestens 1625 kam er an das Kolleg von Potosí.399 1628 führte er gemeinsam mit P. Jerónimo de Montalvo von Potosí aus eine Mission unter einer benachbarten Völkerschaft durch.400 1631 ist er – vermutlich auch in Potosí – in der Seelsorge unter den Indios und den Spaniern tätig.401 Danach war er offenbar bis zu seinem Lebensende am Kolleg von Oruro. 1637 wirkte er dort als Vizerektor und Seelsorger unter den Indios und Spaniern.402 1654: Let. de Latin. Obi. de Indi y esp. V.Ror.403 1660: Let. de Latin. Obr. de Ind. y espanoles.404 TOD: 4. Dezember 1662 in Oruro.405

Briefe: (1) an den Ordensgeneral Claudius Aquaviva vom 29. September 1612 aus Ingolstadt. Inhalt: Bitte um Entsendung in die Mission. Durst schreibt, daß er oft gewissermaßen mitten in Japan oder China zu sein glaube, wo er gemeinsam mit seinen Mitbrüdern gegen die Bedrängnisse ankämpfe und das ersehnte Martyrium vorherspüren und empathisch miterleben könne.406 Überlieferung: Autograph (lat.).407 (2) an den Ordensgeneral Claudius Aquaviva vom 3. Januar 1615 aus Ingolstadt. Inhalt: Bitte um Entsendung in die Mission. Durst erwähnt sein Talent zu Malerei, Bildhauerei und Komposition, da er gehört hat, daß dies als qualifizierendes Merkmal gelten könne.408 Überlieferung: Autograph (lat.).409 396 Sierra, Jesuitas germanos, S. 372. 397 Zum Anreiseweg nach Juli vgl. die Angaben von P. Kaspar Rueß in seinem Brief (10) vom 6. November 1618, s.u. 398 ARSI, Peru 4 I, fol. 212r (Cat. Prim. 1619). 399 ARSI, Peru 4 II, fol. 279r (Cat. Prim. 1625). 400 Vargas Ugarte, Historia de la Compañía de Jesús, Bd. II, S. 27. 401 ARSI, Peru 4 II, fol. 341v (Cat. Prim. 1631). 402 Ebd., fol. 375r (Cat. Prim. 1637). 403 Ebd., fol. 466v (Cat. Prim. 1654). Huonder schreibt, Durst sei 1637 Vizerektor des Kollegs San Borja in Potosí und 1654 Rektor des Kollegs von Oruro geworden. ADPSJ, Abt. 47 (Nachlaß Anton Huonder SJ), Mappe Peru, S. 280. Dies läßt sich jedoch nicht durch die Ordenskataloge verifizieren. 404 ARSI, Peru 5, fol. 25r (Cat. Prim. 1660). 405 Ebd., fol. 59v (Suppl. Cat. Prim. et Secund. 1662/63); Fejér, Defuncti secundi saeculi, Bd. I, S. 62. Mit Verweis auf ARSI, Hist. Soc. 48, fol. 102v (Paraq.). 406 Vgl. Nebgen, Missionarsberufungen, S. 143. 407 ARSI, Germ. Sup. 18-II, fol. 244r–245v (Indip.). Vgl. Nebgen, Missionarsberufungen, S. 265. 408 Vgl. Nebgen, Missionarsberufungen, S. 216. 409 ARSI, Germ. Sup. 18-II, fol. 248r–249v (Indip.). Vgl. Nebgen, Missionarsberufungen, S. 265.

200

8. Bio-bibliographisches Verzeichnis

(3) an den Generalvikar Ferdinando Albero vom 11. August 1615 aus Hall. Inhalt: Bitte um Entsendung in die Mission. Überlieferung: Autograph (lat.).410 (4) an den Ordensgeneral vom 21. September 1615 aus Hall. Inhalt: Bitte um Entsendung in die Mission. Überlieferung: Autograph (lat.).411 (5) an den Ordensgeneral Mutius Vitelleschi vom 17. Januar 1616 aus Hall. Inhalt: Bitte um Entsendung in die Mission. Überlieferung: Autograph (lat.).412

[7]

P. Franz Xaver413 Eder (1727–1772) Österreichische Provinz

NAMENSVARIANTEN: Franciscus Carolus Aegidius Eder,414 Ferenc Xavér Éder,415 Franciscus Heder.416 GEBURT: 1. September 1727 in Schemnitz417 im Königreich Ungarn,418 nahe der Straße von Budapest nach Krakau, heute in der Slowakei (slowak. „Banská Stiavnica“, ungar. „Selmecbánya“).419 TAUFE: 1. September 1727 in Schemnitz auf den Namen Franciscus Carolus Aegidius.420

410 411 412 413 414 415 416 417

418 419 420

ARSI, Germ. Sup. 18-II, fol. 269r–270v (Indip.). Vgl. Nebgen, Missionarsberufungen, S. 265. ARSI, Germ. Sup. 18-II, fol. 284r–v (Indip.). Vgl. Nebgen, Missionarsberufungen, S. 265. ARSI, Germ. Sup. 18-II, fol. 294r–v (Indip.). Vgl. Nebgen, Missionarsberufungen, S. 265. Es bleibt unklar, wann Eder den Namen Xaver angenommen hat, mit dem er in Peru geführt wird. Vgl. Barnadas in der Einführung zu Eder/Barnadas, Breve descripción, S. LXXI. Státny oblastny v Banskej Bystrici, Banská Stiavnica r. kat., str. 89, 1-IX-1727. Zitiert von Barnadas in seiner Edition: Eder/Barnadas, Breve descripción, S. LXX. Baptista Morales, Éder, Ferenc Xavér, S. 1201. ARSI, Peru 9, fol. 394v (Suppl. Cat. Prim. 1752). Unklar, ob es sich um Franz Xaver Eder handelt. Státny oblastny v Banskej Bystrici, Banská Stiavnica r. kat., str. 89, 1-IX-1727. Zitiert von Barnadas in seiner Edition: Eder/Barnadas, Breve descripción, S. LXX. Vgl. ARSI, Austr. 90, S. 341 (Cat. Prim. 1743); ARSI, Austr. 93, S. 391 (Cat. Prim. 1746). Zum Geburtsdatum und zur Herkunft aus Ungarn vgl. ARSI, Peru 9, fol. 334r (Cat. Prim. 1754) u. fol. 383r (Suppl. Cat. Prim 1751); ARSI, Peru 10, fol. 13r (Cat. Prim. 1758); ARSI, Peru 11a, fol. 37v (Teil 2). Zum Geburtsjahr vgl. AHN, Sección Clero: Jesuitas, Legajo 826/7. Baptista Morales, Éder, Ferenc Xavér, S. 1201. Eder/Barnadas, Breve descripción, S. LXVIII. Státny oblastny v Banskej Bystrici, Banská Stiavnica r. kat., str. 89, 1-IX-1727. Zitiert von Barnadas in seiner Edition: Eder/Barnadas, Breve descripción, S. LXX.

8.1 P. Eder

201

ELTERN: perillustrissimus dominus Maximilianus Gregorius Eder et Carolina.421 PATEN: perillustr. dominus Joannes Adamus Kailing et perill. domina Barbara consors.422 UMFELD: Eder stammte aus einer deutschen Familie.423 Schemnitz besaß im 18. Jahrhundert eine überwiegend slowakische Bevölkerung. Es wurde sowohl Deutsch als auch Slowakisch gesprochen.424 Eder hatte mehrere verheiratete Brüder.425 SCHULE: Möglicherweise absolvierte er Grammatik und Rhetorik in seiner Geburtsstadt bei den Jesuiten. Zumindest besaß die Gesellschaft Jesu in Schemnitz eine Residenz und betreute eine Pfarrei und verschiedene Kapellen für Deutsche und Slowaken. Ansonsten möglicherweise in Trentschin (Trenčin), wo er in den Or­den aufgenommen wurde, Tyrnau (Trnava) oder Neusohl (Banská Bystrica).426 Absolvit humaniora in seculo.427 EINTRITT: Eintritt am 20. Oktober 1742 in Trentschin428 als Rhetoriker.429 NOVIZIAT: 1742–1744 in Trentschin.430 Vota biennii am 21. Oktober 1744.431 PHILOSOPHIESTUDIUM: 1744/45 studierte er am Kolleg Tyrnau Logik,432 1745/46 Physik433 und 1746/47 Metaphysik.434

421 AHN, Sección Clero: Jesuitas, Legajo 826/7; Státny oblastny v Banskej Bystrici, Banská Stiavnica r. kat., str. 89, 1-IX-1727. Zitiert von Barnadas in seiner Edition: Eder/Barnadas, Breve descripción, S. LXX. 422 Státny oblastny v Banskej Bystrici, Banská Stiavnica r. kat., str. 89, 1-IX-1727. Zitiert von Barnadas in seiner Edition: Eder/Barnadas, Breve descripción, S. LXX. 423 Ebd., S. LXX. 424 Ebd., S. LXXI. 425 Ebd., No. 189. 426 Ebd., S. LXXI. 427 ARSI, Austr. 90, S. 341 (Cat. Prim. 1743). Vgl. ARSI, Austr. 93, S. 391 (Cat. Prim. 1746). 428 ARSI, Austr. 90, S. 341 (Cat. Prim. 1743). Vgl. ARSI, Austr. 93, S. 391 (Cat. Prim. 1746). Zum Eintrittsdatum vgl. ARSI, Peru 9, fol. 334r (Cat. Prim. 1754); ARSI, Peru 10, fol. 13r (Cat. Prim. 1758); ARSI, Peru 11a, fol. 37v (Teil 2). 429 ARSI, Austr. 129, fol. 35r (Cat. Brev. 1742/43). 430 Ebd.; ebd., fol. 49v (Cat. Brev. 1743/44). Petruch, A trencséni jezsuita noviciátus, S. 793. 431 ARSI, Peru 9, fol. 334r (Cat. Prim. 1754); ARSI, Peru 10, fol. 13r (Cat. Prim. 1758). 432 ARSI, Austr. 129, fol. 64r (Cat. Brev. 1744/45). 433 Ebd., fol. 78r (Cat. Brev. 1745/46). Das zweite Jahr des Philosophiestudiums 1746 wird bestätigt durch ARSI, Austr. 93, S. 391 (Cat. Prim. 1746). 434 ARSI, Austr. 129, fol. 92r (Cat. Brev. 1746/47). Zum Philosophiestudium 1745–47 in Tyrnau (Trnava) vgl. AHN, Sección Clero: Jesuitas, Legajo 826/7.

202

8. Bio-bibliographisches Verzeichnis

MAGISTERIUM: 1747/48 unterrichtete er in der Residenz Schemnitz Princ[ipalis] Parv[ulorum]435 und 1748/49 am Kolleg Neusohl Synt. Gram.436 THEOLOGIESTUDIUM: Beginn des Theologiestudiums in Gran (Grana),437 Sevilla, Puerto de Santa María oder Cádiz.438 Möglicherweise schloß er das Theologiestudium in Lima ab, da er dort 1751 ankam und noch im gleichen Jahr in Juli das Tertiat begann.439 WEIHEN: Vor der Ankunft in Lima 1751.440 TERTIAT: 1751/52 in Juli.441 GELÜBDE: Prof. 4 vot. am 19. März 1764 in Santa Magdalena in den Moxos-Missionen.442 ÜBERFAHRT: Am 6. Februar 1749 erteilte der Provinzial der Österreichischen Provinz Eder die Erlaubnis, in die Mission aufzubrechen.443 Er kam am 8. Mai 1749 in Puerto de Santa María an444 und wurde am 12. August 1750 in Cádiz für die Überfahrt nach Peru unter Prokurator P. José de Alzugaray registriert.445 Er reiste zusammen mit Joseph Lentze, Wolfgang Bayer und Johannes Zacharias am 12. Oktober 435 ARSI, Austr. 129, fol. 110v (Cat. Brev. 1747/48). 436 Ebd., fol. 121r (Cat. Brev. 1748/49). 1749 war er Professor scholae inferioris Syntaxeos Grammatices in Neusohl (Banská Bystrica). Baptista Morales, Éder, Ferenc Xavér, S. 1201; Barnadas in seiner Edition: Eder/Barnadas, Breve descripción, S. LXXII. 437 AHN, Sección Clero: Jesuitas, Legajo 826/7. 438 Barnadas in seiner Edition: Eder/Barnadas, Breve descripción, S. LXXIII. 439 Zur Fortsetzung des Theologiestudiums in Lima vgl. Baptista Morales, Éder, Ferenc Xavér, S. 1201; Barnadas in seiner Edition: Eder/Barnadas, Breve descripción, S. LXXIV. Er studierte vier Jahre Theologie. ARSI, Peru 9, fol. 334r (Cat. Prim. 1754). 440 Niedere Weihen am 23. Mai 1763 in Eichstätt. BayHStA, Jes. 92, Ordines Sacri. Die Priesterweihe erfolgte entgegen den Annahmen von Baptista Morales, Éder, Ferenc Xavér, S. 1201 und Barnadas in seiner Edition: Eder/Barnadas, Breve descripción, S. LXXIV vor seiner Ankunft in Peru 1751, da er zu diesem Zeitpunkt als Pater und Sacerdos. Scholaris geführt wird. ARSI, Peru 9, fol. 383r (Suppl. Cat. Prim. 1751). 441 Agit 3.ae prob. an. ARSI, Peru 11, fol. 134r (Cat. Brev. 1751). Abschluß am 2. August 1752 in Juli. ARSI, Peru 9, fol. 394v (Suppl. Cat. Prim. 1752). Sehr wahrscheinlich handelt es sich bei dem genannten „Franciscus Heder“ um Franz Xaver Eder. Barnadas nimmt an, er habe das Tertiat im Kolleg Santiago del Cercado, im Außenbezirk von Lima absolviert (in seiner Edition: Eder/Barnadas, Breve descripción, S. LXXIV). 442 Original in ARSI, Hisp. 34, fol. 222f. Vgl. Baptista Morales, Éder, Ferenc Xavér, S. 1201; Barnadas, Eder, S. LXXV. 443 Baptista Morales, Éder, Ferenc Xavér, S. 1201. Im Cat. Prim. Austr. 1749 ist er im Alphabetischen Index mit dem Zusatz „In Indiis“ verzeichnet. ARSI, Austr. 96, Alphabet. Index, unfol. (Cat. Prim. 1749). Abweichendes Abreisedatum: 7. Januar 1749. AGI, Contratación 5548, Núm. 1, R. 3 (5), fol. 2r. 444 Galán García, Oficio, Nr. 180, S. 333. Zum Ankunftsdatum vgl. AGI, Contratación 5548, Núm. 1, R. 3 (5), fol. 2r. 445 Barnadas in seiner Edition: Eder/Barnadas, Breve descripción, S. LXXIII.

8.1 P. Eder

203

1750 unter diesem Prokurator mit dem Schiff Nuestra Señora del Rosario y San Ignacio unter Kapitän José de Egaña aus Spanien ab.446 TÄTIGKEITEN: Ankunft in Peru am 6. Juli 1751.447 Offenbar begab er sich noch im gleichen Jahr nach Juli, da er dort 1751/52 sein Tertiat absolvierte.448 Anschließend reiste er über La Paz, Oruro, Cochabamba und Santa Cruz in die Moxos-Mission.449 Dort ist er 1754 in der Reduktion Loreto „estando de paso“ nachweisbar.450 In den Ordenskatalogen ist er als Missionar unter den Indios 1754451 und 1758452 sowie als Missionar in der Reduktion von San Martín 1764453 und 1767454 verzeichnet. Während der Zeit in der Mission litt er drei Jahre an Magenbeschwerden.455 Ein anderes Mal wurde er von Indios vergiftet und mit einer Keule geschlagen, so daß er sich in Todesgefahr befand.456 Wieder ein anderes Mal zündeten die Indios die Kirche und sein Haus an.457 San Martín brannte während seines Wirkens insgesamt dreimal. Überliefert ist auch die Begebenheit, daß Eder einmal von einem Prälaten außerhalb von Moxos eingeladen wurde, einem Stierkampf beizuwohnen, der sein Empfinden sehr schockierte.458

446 Galán García, Oficio, Nr. 180, S. 333f. P. Ignatius Gossner SJ erwähnt in seinem Brief an P. Matthias Pock vom 4. August 1749 aus Cádiz, daß Eder für Peru bestimmt sei. WB, Bd. V,Teil 33, Nr. 664, S. 124–126, hier S. 125. In einer Liste der Missionare, die für die Überfahrt nach Cartagena registriert wurden, heißt es über Eder, er habe einen guten Körperbau, sei schlank, habe eine große Nase und dünnes kastanienbraunes Haar. AGI, Contratación 5548, Núm. 1, R. 3 (5), fol. 10v. 447 ARSI, Peru 9, fol. 383r (Suppl. Cat. Prim. 1751; Liste der Missionare, die mit dem Generalprokurator Ildefonso Carrillo am 24. März bzw. mit Generalprokurator José de Alzugaray am 6. Juli 1751 in Peru ankamen). 448 ARSI, Peru 11, fol. 134r (Cat. Brev. 1751). ARSI, Peru 9, fol. 394v (Suppl. Cat. Prim. 1752). Das Wirken von Eder in Juli ist auch belegt durch AHN, Sección Clero: Jesuitas, Legajo 826/7. 449 Eder/Barnadas, Breve descripción, Nr. 83. Vgl. Barnadas dazu in der Einführung, S. LXXIV. 450 Jordá, Loreto, S. 93. Bezieht sich auf ACJLP, Sección „Misiones de Mojos”, Nr. 10: MM 1701: ‚Bautismos de Casa’ y de ‚Parcialidades’. 451 ARSI, Peru 9, fol. 334r (Cat. Prim. 1754). 452 ARSI, Peru 10, fol. 13r (Cat. Prim. 1758). 453 AGI, Charcas 506: El gobernador y Capitán de Santa Cruz de la Sierra informa del estado de las misiones de Moxos, sus poblaciones, misioneros y gente existente, como también la residencia que los padres jesuitas tienen en esta capital de Santa Cruz, y el convento de Ntra. Señora de las Mercedes, únicas dos casas claustrales que hay en toda la gobernación y provincia, 8. Januar 1764, San Lorenzo. Abschrift im Archiv der Jesuiten/Cochabamba, Schachtel „Chiquitos“, Moxos y Chiquitos I, fol. 26r–34v, hier fol. 33v. 454 Vargas Ugarte, Jesuitas Peruanos, S. 198. Zur Tätigkeit 1767 in der Moxos-Mission allgemein vgl. ARSI, Peru 11a, fol. 24r (Teil 1). Zum Wirken von Eder in San Martín bis zur Vertreibung vgl. Baptista Morales, Éder, Ferenc Xavér, S. 1201. 455 Eder/Barnadas, Breve descripción, No. 488. 456 Ebd., No. 486–487. 457 Ebd., No. 212 u. 486. 458 Ebd., No. 495.

204

8. Bio-bibliographisches Verzeichnis

RÜCKKEHR/AUSWEISUNG: Eder ereilte das Schicksal der Vertreibung.459Am 21. Februar 1768 unterzeichnete er das Inventar für die Mission San Martín,460 verließ sie am 17. April 1768461 und reiste über Santa Magdalena und San Pedro nach Loreto. Am 18. Mai 1768 meldete Gouverneur Aymerich die Ankunft von 13 Missionaren aus Moxos und Chiquitos in Loreto, worunter sich auch Franz Xaver Eder befand.462 Am 22. Mai verließ er mit vielen Ordensbrüdern Santa Cruz und reiste über Oruro, Tacna, Arica und Callao nach Lima, wo er am 9. Dezember 1768 ankam. Von den Strapazen der Reise zeugen zahlreiche Todesfälle. Von insgesamt 24 Missionaren, die von Moxos aufgebrochen waren, kamen nur 14 lebend in Lima an. Sie wurden im Hospital San Juan de Dios untergebracht, wo sie sehr viel Anteilnahme durch die Bevölkerung erfuhren. Am 22. Dezember 1768 wurden sie mit weiteren Jesuiten aus Maynas, Chiquitos und Chile an Bord eines Schiffes gebracht. Die Reise führte Eder über Panama, Portobelo und Cartagena nach La Habana. Von dort ging es Ende Juni mit dem Schiff Sueca weiter;463 er kam am 24. August 1769 in Puerto de Santa María an,464 wo er am 4. September 1769 verhört wurde.465 WEITERER LEBENSWEG: Eder kehrte noch 1769 in seine Heimat zurück und wirkte am Kolleg in Neusohl bis zu seinem Tod:466 1771: Confessarius Templ. Operarius,467 1772: Exerc. Paroch.468 TOD: 17. April 1772 in Neusohl.469

Werke: (1) Descriptio Provinciae Moxitarum in Regno Peruano.

459 ARSI, Peru 11a, fol. 80r (Teil 3). 460 Barnadas in seiner Einführung zu: Eder/Barnadas, Breve descripción, S. LXXXIX. 461 Baptista Morales, Éder, Ferenc Xavér, S. 1201. Die Abreise im April 1768 ist auch erwähnt bei Finot, Historia, S. 371. 462 Barnadas in seiner Einführung zu: Eder/Barnadas, Breve descripción, S. LXXXIX. 463 Ebd., S. LXXX. 464 Baptista Morales, Éder, Ferenc Xavér, S. 1201. Eder wird in einer Liste der nach Europa deportierten Jesuiten genannt. Archivo Nacional Histórico de Chile, Jesuitas, Bd. 431, fol. 274v: Lista de los Regulares. 465 AHN, Sección Clero: Jesuitas, Legajo 826/7. 466 Baptista Morales, Éder, Ferenc Xavér, S. 1201. 467 ARSI, Austr. 233, Sp. 20 (Cat. Brev. 1771). 468 Ebd., Sp. 19 (Cat. Brev. 1772). Zur Pfarrtätigkeit von P. Eder bis zu seinem Tode 1773 vgl. das von ihm geführte Pfarrbuch: Státny Archiv Radvaň: Liber Copulatorum Nationis Slavonicae a Mense Junio Anni 1761–79. Hier sind zwischen dem 21. Oktober 1771 und dem 6. April 1772 Eintragungen verzeichnet, die er vornahm. Radváň, früher selbständige Gemeinde, ist heute ein Stadtteil von Banská Bystrica. 469 ARSI, Austr. 233, Sp. 54 (Cat. Brev. 1773). In einem Tagebuch der Jesuiten von Neusohl findet sich der Sterbeeintrag von Franz Xaver Eder: Er verstarb am Karfreitag 1772; vgl. Barnadas in seiner Einführung zu: Eder/Barnadas, Breve descripción, S. LXXXI.

8.1 P. Eder

205

Inhalt: Beschreibung der Provinz Moxos im Königreich Peru. Eder ist ein sorgfältiger Beobachter der Flora und Fauna des Landes. Über die Missionsarchitektur schreibt er, daß die Kirchen so schön und groß seien, daß sie in ganz Europa Beachtung verdienten. Die Altäre, Kanzeln und andere Arbeiten seien besonders von zwei Jesuiten aus Böhmen geschnitzt und vergoldet worden. Überlieferung: Autograph (lat.).470 Druck (lat.).471 Druck (engl.).472 Druck (span.).473 Druck (span.).474 Druck (Auszug, ungar.).475 (2) Inventario del Pueblo de San Martín Mision de San Martín de Baures, en veinte y uno de Febrero de mil setecientos sesenta y ocho. Francisco Javier Eder, de la Compañia de Jesus. Inhalt: Eder fertigte bei der Vertreibung der Jesuiten das Inventar für die Reduktion San Martín an. Überlieferung: Druck (span.).476

Spezielle Literatur: Ács, T.: Délamerikai magyar utazók a XVII. és XVIII. században (Ungarische Reisende in Südamerika im 17. und 18. Jahrhundert). In: A Földgömb, Vol. IX, No. 2, S. 69. 470 Original im Oktavformat. Universitätsbibliothek Budapest, Collectio Prayana, Vol. 50. Dem Original liegen keine Abbildungen oder Karten bei. Auskunft von Herrn Miklós Czenthe (Zentralarchiv der Evangelisch-lutherischen Kirche in Ungarn, Budapest) vom 15. Juni 2012. 471 Eder, Franz Xaver/Makó, Pál (Hg.), Descriptio Provinciae Moxitarum in Regno Peruano, Quam e scriptis posthumis Franc. Xav. Eder e Soc. Jesu annis XV. sacri apud eosdem Curionis digessit, ex polivit, & adnotatiunculis illustravit Abb. & Consil. Reg. Mako. Budae 1791. Der Herausgeber Pál Makó, Abt und Königlicher Berater, hat das Werk von Eder neu geordnet, bereinigt, und mit Anmerkungen versehen. Vgl. Barnadas in seiner Edition: Eder/Barnadas, Breve descripción, S. LXXXV–XCI. Das Werk enthält eine Karte mit den Ordensniederlassungen der Provinz Peru einschließlich der Moxos-Mission. Unklar ist die Herkunft der neun Abbildungen, die Makó in die Edition aufgenommen hat. Ebd., S. CII. 472 Boglár/Bognár, A., Ferenc X. Éder’s Description of Peruvian Missions from the 18th Century. In: Acta Ethnographica Academiae Scientiarum Hungaricae 22 (1973), S. 1–49 und 30 (1981), S. 111–141, 379–406. 473 Eder, Franz Xaver/Armentia, Nicolás (Hg.), Descripción de la Provincia de los Moxos en el Reino del Perú. Sacada de los escritos póstumos del P. Francisco Javier Eder, de la Compañía de Jesús, misionero que fué durante quince años entre los mismos Moxos; arreglada é ilustrada con notas por el abate y Consejero Real, Mako, La Paz 1888. Übersetzung des lateinischen Textes des Werks von Eder in der Ausgabe von Abt Makó durch Armentia. 474 Eder, Franz Xaver/Barnadas, Josep M. (Hg.), Breve descripción de las Reducciones de Moxos. Cochabamba 1985. Diese aktuelle Ausgabe des Textes stellt den Versuch einer textgetreuen Übersetzung dar, die lediglich in den Anmerkungen auf Unklarheiten im Text eingeht und Übersetzungen für problematische oder heute nicht mehr gebräuchliche Be­griffe bietet. 475 Molnár, János, Peruviai missiónak rövid leírása Éder Ferentz által, ki ottan 15 esztendeig fáradozott s vissza jövetele után Besztertzén halt meg 1772 (Kurze Beschreibung der peruanischen Missionen durch Franziscus Eder, der dort 15 Jahre gearbeitet und nach seiner Rückkehr nach Neusohl 1772 verstorben ist). In: Magyar Könyv-Ház 3 (1783), S. 154–209. 476 Bravo, Francisco Javier, Inventarios de los bienes hallados…a la expulsión de los Jesuitas, Madrid 1872, S. 606–609.

206

8. Bio-bibliographisches Verzeichnis

Ders.:, T.: Magyarok Latin-Amerikában (Ungarn in Lateinamerika), Budapest 1944, S. 8–9. Barnadas, Josep M., „¿Quién fue el P. Francisco Xavier Eder?“. In: Presencia Literaria (La Paz), 29 agosto 1982. Ders., „Algunos hitos en la fama científica de la Descripción del P. Eder“. In: Presencia Literaria (La Paz), 5 septiembre 1982. Ders., „Breve aproximación a la obra manuscrita del Padre Francisco Xavier Eder, S.J.“. In: Presencia Literaria (La Paz), 12 septiembre 1982. Boglár, L.: „Éder X. Ferenc leírása a perui misziók-ról a XVIII századból“. In: Ethnographia 86 (1975), S. 181–192. Artikel „Éder, Xavér Ferenc”. In: Lacza, Tihamér. Magyar jezsuiták Latin-Amerikában (II. rész). Internet: http://epa.oszk.hu/00000/00033/00004/lacza.htm. Márki, Sándor: Egy ismeretlen magyar utazó. (Ein unbekannter ungarischer Reisender). In: Földrajzi Közlemények 12 (1884), S. 302–312.

[8]

P. Franz Faltick477 (1696–nach 1773) Böhmische Provinz

NAMENSVARIANTEN: Factich, Factick, Faltic, Faltier, Faltig, Faltik, Faltius, Faltrek, Faltrick, Faltrik, Faltyk. GEBURT: 19. Mai 1696 in Brünn/Mähren.478 ELTERN: Franzcisco Carlo Faltic und Ana (Lumiric?) Keler.479 EINTRITT: 14. Oktober 1711 in Brünn.480 477 ARSI, Boh. 91 II, fol. 434v (Cat. Brev. 1711/12); ARSI, Boh. 43, S. 29 (Cat. Prim. 1717); Fechtnerová, Mensajeros, S. 234; Rynes, Jesuitas Bohémicos, S. 196. 478 ARSI, Boh. 40, S. 196 (Cat. Prim. 1714). Vgl. ARSI, Boh. 43, S. 29 (Cat. Prim. 1717); ARSI, Boh. 46, S. 215 (Cat. Prim. 1723); ARSI, Peru 9, fol. 16r (Cat. Prim. 1728); Moravus. ARSI, Peru 9, fol. 78v (Cat. Prim. 1732); ebd., fol. 117v (Cat. Prim. 1735); ebd., fol. 181v (Cat. Prim. 1741). Zu Geburtsjahr und -ort vgl. auch AHN, Sección Clero: Jesuitas, Legajo 826/7. Abweichende Geburtsdaten: 19. März 1696. ARSI, Peru 9, fol. 252r (Cat. Prim. 1748); ebd., fol. 323v (Cat. Prim. 1754); ARSI, Peru 10, fol. 3v (Cat. Prim. 1758); ARSI, Peru 11a, fol. 38v (Teil 2). 479 AHN, Sección Clero: Jesuitas, Legajo 826/7. 480 Fechtnerová, Mensajeros, S. 234; Grulich, Beitrag, S. 76; Hoffmann, Heidenmissionen, S. 32. Zum Eintrittsdatum vgl. ARSI, Boh. 40, S. 196 (Cat. Prim. 1714); ARSI, Boh. 43, S. 29

8.1 P. Faltick

207

NOVIZIAT: 1711–1713 in Brünn.481 PHILOSOPHIESTUDIUM: Studiert 1713/14 am Kolleg St. Clemens in Prag Logik,482 1714/15 Physik483 und 1715/16 Metaphysik.484 MAGISTERIUM: Am Kolleg Komotau: 1716/17 Rudim.,485 1717/18 Princ.,486 1718/19 Gram. Exh. Stud. Fest.487 1719/20 ist er am Kolleg Sagan (Żagań im heutigen Polen) Synt. Exh. Dom. Stud.488 THEOLOGIESTUDIUM: 1720–1723 am Kolleg St. Clemens in Prag.489 WEIHEN: Subdiakonenweihe am 9. Mai 1723, Diakonenweihe am 13. Mai 1723 und Priesterweihe am 22. Mai 1723.490 TERTIAT: In der Moxos-Mission.491 GELÜBDE: Prof. 4 vot. am 23. Oktober 1735 in San Pedro/Moxos.492 ÜBERFAHRT: Faltick reiste am 26. Dezember 1723 zusammen mit Joseph Bodart, Michael Herold, Adalbert Marterer, Nikolaus Meges, Joseph Mayer, Matthäus Munggenast, Joseph Reisner, Joseph Reiter, Johannes Röhr, Karl Schmidlehner und

481 482 483 484 485 486 487 488 489 490 491 492

(Cat. Prim. 1717); ARSI, Boh. 46, S. 215 (Cat. Prim. 1723); ARSI, Peru 9, fol. 78v (Cat. Prim. 1732); ebd., fol. 117v (Cat. Prim. 1735); ebd., fol. 181v (Cat. Prim. 1741); ebd., fol. 252r (Cat. Prim. 1748); ebd., fol. 323v (Cat. Prim. 1754); ARSI, Peru 10, fol. 3v (Cat. Prim. 1758); ARSI, Peru 11a, fol. 38v (Teil 2); Fischer, Catalogus, S. 31; Sierra, Jesuitas germanos, S. 372; Vargas Ugarte, Jesuitas Peruanos, S. 208. Zum Eintrittsjahr vgl. AHN, Sección Clero: Jesuitas, Legajo 826/7. Abweichendes Eintrittsdatum: 18. Oktober 1711. ARSI, Peru 9, fol. 16r (Cat. Prim. 1728). ARSI, Boh. 91 II, fol. 434v (Cat. Brev. 1711/12); ebd., fol. 448v (Cat. Brev. 1712/13). Ebd., fol. 462r (Cat. Brev. 1713/14). Ebd., fol. 471v (Cat. Brev. 1714/15). Ebd., fol. 486v (Cat. Brev. 1715/16). Ebd., fol. 497r (Cat. Brev. 1716/17). Ebd., fol. 511r (Cat. Brev. 1717/18). Ebd., fol. 523r (Cat. Brev. 1718/19). ARSI, Boh. 92 I, fol. 6v (Cat. Brev. 1719/20). Ebd., fol. 18v (Cat. Brev. 1720/21); ebd., fol. 31v (Cat. Brev. 1721/22); ebd., fol. 44v (Cat. Brev. 1722/23). Unklar ist, wo Faltick das im Ordenskatalog genannte vierte theologische Studienjahr absolviert hat. ARSI, Peru 9, fol. 16r (Cat. Prim. 1728). Fechtnerová, Mensajeros, S. 235. Zu Monat und Jahr der Weihen vgl. ARSI, Boh. 92 I, fol. 67r (Suppl. Cat. Brev. 1723/24). AHN, Sección Clero: Jesuitas, Legajo 826/7. APChSJ, 2/J/292, Carp. 04: Votos Años 1730–1739 Provincia Peruana Antiqua, Prof. 4 Vot. Franciscus Faltig, unfol. (Original). Weiteres Original in ARSI, Hisp. 28, fol. 161f. Zum Profeßdatum vgl. ARSI, Peru 9, fol. 173r (Suppl. Cat. Prim. 1735); ebd., fol. 181v (Cat. Prim. 1741); ebd., fol. 252r (Cat. Prim. 1748); ebd., fol. 323v (Cat. Prim. 1754); ARSI, Peru 10, fol. 3v (Cat. Prim. 1758); ARSI, Peru 11a, fol. 38v (Teil 2).

208

8. Bio-bibliographisches Verzeichnis

Simon Schmidt unter Prokurator Diego Ignacio Fernández auf dem Schiff Nuestra Señora del Rosario unter Kapitän Andrés de Luzuriaga aus Spanien ab.493 TÄTIGKEITEN: Ankunft in Peru 1724.494 1728 ist er in der Mission in Peru als Seelsorger unter den Indios nachweisbar,495 ebenso 1732496 und 1735.497 1736 befindet er sich in der Residenz Santa Cruz.498 Dort ist er auch 1741499 als Seelsorger unter den Spaniern.500 1748 ist er erneut als Seelsorger unter den Indios,501 1751 in der Moxos-Mission502 und 1754 wiederum als Seelsorger unter den Indios.503 1758 heißt es über ihn: Doc. Gram. Fuit Oper. apud Gentiles;504 er war also jetzt aus der Mission zurück. Faltick wirkte seinen eigenen Angaben zufolge als Missionar in der Residenz Santa Cruz,505 wo er sich auch noch 1767 aufhielt.506 RÜCKKEHR/AUSWEISUNG: Festnahme507 und Deportation nach Europa.508 Verhör in Puerto de Santa María am 7. September 1768.509 WEITERER LEBENSWEG: Der weitere Lebensweg ist unklar. In den Ordenskatalogen wird er 1770 lediglich im Alphabetischen Index genannt510 und 1773 noch als Überseemissionar geführt.511 Möglicherweise wurde Faltick 1773 noch in Spanien festgehalten.512 493 Galán García, Oficio, Nr. 154, S. 306f. In einer Liste der Missionare, die für die Überfahrt 1723 bestimmt waren, heißt es über Faltick, er sei weiß, von gutem Körperbau und habe schwarzes Haar. AGI, Contratación 5548, Núm. 1, R. 3 (2), fol. 17r. Zur Überfahrt 1723 vgl. Aspurz, Aportación extranjera, Apéndice I. 494 Sierra, Jesuitas germanos, S. 372. 495 ARSI, Peru 9, fol. 16r (Cat. Prim. 1728). 496 Ebd., fol. 78v (Cat. Prim. 1732). Zur Tätigkeit in der Moxos-Mission allgemein vgl. ARSI, Peru 11, fol. 125r (Cat. Brev. 1732). 497 ARSI, Peru 9, fol. 117v (Cat. Prim. 1735). 498 ARSI, Peru 7, S. 65: Catalogus Reductionum huius Missionis Moxorum in Provincia Peruana Societatis Jesu Anno 1736. 499 ARSI, Peru 11, fol. 128v (Cat. Brev. 1741). 500 ARSI, Peru 9, fol. 181v (Cat. Prim. 1741). Zu „Oper. Hisp.” vgl. ARSI, Peru 11, fol. 128v (Cat. Brev. 1741). 501 ARSI, Peru 9, fol. 252r (Cat. Prim. 1748). Zur Tätigkeit als „Operarius“ in der Moxos-Mission vgl. ARSI, Peru 11, fol. 129fr (Cat. Brev. 1748). 502 ARSI, Peru 11, fol. 134r (Cat. Brev. 1751). 503 ARSI, Peru 9, fol. 323v (Cat. Prim. 1754). 504 ARSI, Peru 10, fol. 3v (Cat. Prim. 1758). 505 AHN, Sección Clero: Jesuitas, Legajo 826/7. 506 Sierra, Jesuitas germanos, S. 372; Vargas Ugarte, Jesuitas Peruanos, S. 197; ARSI, Peru 11a, fol. 22v (Teil 1). Er wurde in die Liste der Professen aufgenommen, die vom Prokurator nach Rom entsandt werden konnten. ARSI, Peru 10, fol. 55r : Catalogo de los Padres Professos 1752. 507 ARSI, Peru 11a, fol. 80v (Teil 3). 508 Archivo Nacional Histórico de Chile, Jesuitas, Bd. 431, fol. 274v (Lista de los Regulares). 509 AHN, Sección Clero: Jesuitas, Legajo 826/7. 510 ARSI, Boh. 86, Alphabetischer Index, unfol. (Cat. Prim. 1770). 511 ARSI, Boh. 92 a, S. 129 (Cat. Brev. 1772/73). 512 Hoffmann, Heidenmissionen, S. 32.

8.1 P. Faltick

209

TOD: Vermutlich in Spanien nach 1773.513

Briefe: (1) an den Ordensgeneral vom 4. März 1722 aus Prag. Inhalt: Bitte um Entsendung in die Mission. Überlieferung: Autograph.514 (2) an den Ordensgeneral von 1723. Inhalt: Dank für die Entsendung? Überlieferung: Unbekannt.515 (3) an den Ordensgeneral Franciscus Retz von 1735 aus Peru. Inhalt: Bitte um Entlassung aus dem Orden. Überlieferung: Unbekannt.516 (4) an den Ordensgeneral Franciscus Retz vom 10. April 1736 aus der Moxos-Mission. Inhalt: Faltick informiert den General über Mißstände und ärgerliche Vorkommnisse in der Reduktion Exaltación. Überlieferung: Unbekannt.517

513 Grulich, Beitrag, S. 76. Ebd., S. 184, nimmt Grulich an, Faltick sei 1768 in Spanien gestorben. Vgl. Fechtnerová, Mensajeros, S. 234. Im Catalogus personarum et officiorum Provinciae Bohemiae Soc. Jesu ab anno MDCCLV (1755) ad annum MDCCLXXIII (1773) (Universitätsbibliothek Wien, Sign. II 236.601) findet sich auf S. 32 zu Franz Faltick die Angabe: „In missionibus transmarinis ab anno 1723 (Regno Peru)“. Die Tatsache, daß Franz Faltick 1773 (S. 32) verzeichnet ist, spricht für die Annahme eines Todesjahres nach 1773. 514 Der Brief ist erwähnt bei Hofmann, Heidenmissionen, S. 9 und Grulich, Beitrag, S. 76. Grulich gibt als Quelle ARSI, Indipetae Boh. 25 an. 515 Der Brief ist im Index eorum quorum epistolae „Indipetae“ in „Fondo Gesuitico“ adservantur verzeichnet und müßte im ARSI, Fondo Gesuitico 756 unter der Nr. 516 vorhanden sein. Die Briefe enden jedoch bei Nr. 486. Handelt es sich hierbei um den von Grulich erwähnten Dankesbrief für die Entsendung in die Mission vom 17. Juli 1723 aus Genua? 516 Der Inhalt des Briefes geht aus dem Antwortschreiben des Ordensgenerals Retz vom 29. Januar 1737 hervor, in dem dieser Faltick in väterlicher Weise aufrichtet und ermahnt, mit Ernst nach Vollkommenheit zu streben und so die Heilung seiner wunden Seele zu finden. ARSI, Peru 2 II, fol. 478v (Epp. Gen./Soli 1678–1773). Hier zitiert nach ADPSJ, Abt. 47 (Nachlaß Anton Huonder SJ), Mappe Peru, S. 283. 517 Der Inhalt des Briefes geht aus zwei Schreiben des Ordensgenerals Retz vom 5. Dezember 1739 hervor. In einem der beiden Briefe teilt er Faltick mit, die Sache aus der Ferne nicht entscheiden zu können. Sie sei zunächst dem zuständigen Provinzial zu unterbreiten. ARSI, Peru 2 II, fol. 479r (Epp. Gen./Soli 1678–1773). Mit dem anderen Brief wendet er sich an den zuständigen Provinzial P. Petro Mallavia. Er weist ihn an, die Anklagen diskret zu untersuchen und, falls sie begründet seien, mit größter Strenge vorzugehen. ARSI, Peru 2 II, fol. 479r (Epp. Gen./Soli 1678–1773). Hier zitiert nach: ADPSJ, Abt. 47 (Nachlaß Anton Huonder SJ), Mappe Peru, S. 283f.

210

[9]

8. Bio-bibliographisches Verzeichnis

P. Karl Heinrich Helm (1717–1765) Oberrheinische Provinz

NAMENSVARIANTEN: Helme, Helms. GEBURT: 28. April 1717 in Bischofstein.518 Gemeint ist Schloß Bischofstein bei Lengenfeld unterm Stein im Eichsfeld.519 TAUFE: 28. April 1717 in Lengenfeld unterm Stein bzw. auf Burg Bischofstein.520 ELTERN: Amtsvogt Karl Heinrich Helm und seine Gattin Regina. Beide werden als nobilis bezeichnet.521 Der vollständige Name der Mutter lautet nach dem Eintrag der Trauung im Kirchenbuch Maria Regina Sothen.522 Der Vorname der Mutter Regina wird bei anderen Gelegenheiten mit unterschiedlichen weiteren Vornamen, so z.B. Elisabeth Regina523 oder Regina Christina, verbunden.524 PATEN: Im Taufeintrag keine Angaben zu Paten.525 UMFELD: Karl Heinrich Helm, der Vater des gleichnamigen Peru-Missionars, war von 1708 bis 1736 Amtsvogt zu Bischofstein und Greifenstein.526 Er heiratete am 18. Juli 1708 in der Kapelle St. Georg auf Burg Bischofstein Maria Regina Sothen aus Duderstadt.527 Die Familie Helm war ein auf dem Eichsfeld eingesessenes Geschlecht, das über Jahrzehnte den kurmainzischen Amtsvogt auf der Burg bzw. dem Schloß Bischofstein stellte.528 Amtsvogt Karl Heinrich Helm war der Sohn des Oberstleutnants Andreas Helm und seiner Gattin Clara, beide nobilis.529 Taufpate des Amtsvogtes Karl Heinrich Helm war der Abt des Zisterzienserklosters Reifenstein.530 Die Mutter des Peru-Missionars stammte ebenfalls aus einer angesehenen Familie; als Taufpate des Sohnes Friedrich Leopold Ignaz fungierte der „edle Herr“ 518 ARSI, Rhen. Sup. 20, fol. 45v (Cat. Prim. 1737). Vgl. ebd., fol. 177r (Cat. Prim. 1740); ARSI, Rhen. Sup. 21, fol. 66v (Cat. Prim. 1743); ebd., fol. 194v (Cat. Prim. 1746); ARSI, Peru 9, fol. 327v (Cat. Prim. 1754); ARSI, Peru 10, fol. 7v (Cat. Prim. 1758). 519 Auskunft von Thomas T. Müller vom Stadtarchiv Heiligenstadt (Eichsfeld) vom 18. Dezember 2000. Das kurmainzische Amt Bischofstein auf dem Eichsfeld umfaßte die Pfarrdörfer Lengenfeld und Bartlof. Vgl. Büsching, Neue Erdbeschreibung, S. 931, § 8 Nr. II/4. 520 BAE, Kirchenbücher K 5/6-1 (Lengenfeld unterm Stein, 1668–1803), S. 70. Auskunft von Dr. Michael Matscha vom 12. November 2003. 521 BAE, Kirchenbücher K 5/6-1 (Lengenfeld unterm Stein, 1668–1803), S. 70. 522 Ebd., S. 166. 523 Ebd., S. 27 (Taufeintrag für den Bruder Philipp Wilhelm Helm). 524 Ebd., S. 75 u. 77. 525 Ebd., S. 70. 526 Opfermann, Gestalten, S. 152. Dort wird er Karl Hentrich statt Karl Heinrich genannt. 527 BAE, Kirchenbücher K 5/6-1 (Lengenfeld unterm Stein, 1668–1803), S. 166. 528 Auskunft von Thomas T. Müller vom Stadtarchiv Heiligenstadt (Eichsfeld) vom 18. Dezember 2000. 529 BAE, Kirchenbücher K 5/6-1 (Lengenfeld unterm Stein, 1668–1803), S. 26. 530 Ebd., S. 10.

8.1 P. Helm

211

(nobili domino) Friedrich Leopold von Sothen, Assessor des geistlichen Gerichtes für das Eichsfeld in Duderstadt und Sekretär der Stadt Duderstadt.531 P. Karl Helm hatte fünf Geschwister, drei ältere Brüder sowie einen jüngeren Bruder und eine jüngere Schwester. Die Namen der Geschwister lauten: Franz, geboren am 30. Mai 1709. Er trat am 29. September 1726 in die Gesellschaft Jesu ein und starb am 5. April 1752 in Heiligenstadt.532 Philipp Wilhelm, getauft am 7. Juni 1711,533 eingetreten in die Gesellschaft Jesu am 28. September 1729.534 Er kam 1747 an das Kolleg in Heiligenstadt, ging 1754 als Prediger nach Baden535 und starb im November 1759 in Ungarn.536 Johann Anselm Joseph, getauft am 19. März 1715,537 Amtsvogt zu Bischofstein und Greifenstein 1736–1749.538 Maria Wilhelmine Elisabeth, getauft am 3. November 1720.539 Friedrich Leopold Ignaz, getauft am 21. Juni 1722.540 EINTRITT: 13. Juli 1735541 in Mainz.542 NOVIZIAT: 1735–1737 in Mainz.543 Vota biennii am 14. Juli 1737.544

531 Ebd., S. 77. 532 Gerl, Rhen. Sup., S. 58. Opfermann, Geschichte, S. 276. Daß er ein Bruder von P. Karl Heinrich Helm war, ließ sich allerdings nicht in den Kirchenbüchern verifizieren. Nach Auskunft von Dr. Michael Matscha (s.o.) könnte das entsprechende Blatt im Kirchenbuch verloren gegangen sein, da dem letzten Eintrag auf S. 25 ein kleinformatigeres Blatt mit einem Eintrag zum 29. Juni 1710 folgt. BAE, Kirchenbücher K 5/6-1 (Lengenfeld unterm Stein, 1668–1803), S. 25f. 533 BAE, Kirchenbücher K 5/6-1 (Lengenfeld unterm Stein, 1668–1803), S. 27. 534 Gerl, Rhen. Sup., S. 58. Brüll, Urkundliches, S. 20. Vgl. Opfermann, Klöster, S. 335. 535 Opfermann, Geschichte, S. 252–283. 536 Brüll, Urkundliches, S. 20. Vgl. Opfermann, Klöster, S. 335 (Todestag 14. November 1759). Den 17. November 1759 und den Sterbeort Peterwardein nennt: Gerl, Rhen. Sup., S. 58. 537 BAE, Kirchenbücher K 5/6-1 (Lengenfeld unterm Stein, 1668–1803), S. 28. 538 Opfermann, Gestalten, S. 152. 539 BAE, Kirchenbücher K 5/6-1 (Lengenfeld unterm Stein, 1668–1803), S. 75. 540 Ebd., S. 77. 541 ARSI, Rhen. Sup. 20, fol. 45v (Cat. Prim. 1737). Vgl. ebd., fol. 177r (Cat. Prim. 1740); ARSI, Rhen. Sup. 21, fol. 66v (Cat. Prim. 1743); ebd., fol. 194v (Cat. Prim. 1746). Das Eintrittsjahr stimmt mit der Angabe in der Carta mortuoria überein, in der es heißt, Helm sei bei seinem Tod im Januar 1765 29 Jahre im Orden gewesen. APChSJ, 2/J/290, Carp. 47, Nr. 165: Carta mortuoria von Gregorio de Loaysa an P. Rector Carlos Pastorisa über den Tod von P. Carlos Helme, La Paz, 18. Januar 1765, unfol. Abweichende Eintrittsdaten: 3. Juli 1734. ARSI, Peru 9, fol. 327v (Cat. Prim. 1754). 13. Juli 1734. ARSI, Peru 10, fol. 7v (Cat. Prim. 1758). 542 ARSI, Rhen. Sup. 20, fol. 45v (Cat. Prim. 1737). 543 ARSI, Rhen. Sup. 26 II, fol. 693v (Cat. Brev. 1735/36); ebd., fol. 703v (Cat. Brev. 1736/37). Ist 1737 unter den Novitii Scholastici am Domus Primae Probationis in Mainz. ARSI, Rhen. Sup. 20, fol. 45v (Cat. Prim. 1737). 544 Stadtbibliothek Mainz, HS III 73, fol. 319v–320r („Gebetbuch der Mainzer Jesuiten“).

212

8. Bio-bibliographisches Verzeichnis

PHILOSOPHIESTUDIUM: Studierte Philosophie vor dem Ordenseintritt.545 Magister Philosophiae.546 MAGISTERIUM: Helm ist 1737/38 am Domus Probationis Mainz unter den Repetentes Inferiora verzeichnet.547 Danach war er mehrere Jahre im Kolleg Mannheim tätig: 1738/39 Prof. inf. Soc. Catech. in Sacello aul Vis. med. 1ae.,548 1739/40 Prof. med. gramm. Soc. Catech. in Paroch. visit. exam.549 1740/41 Prof. Syntax. Soc. Praef. Bibl. vis. exam. antemerid.,550 und 1741/42 Prof. Poet. Exhort. Rhet. & Poes.551 1742/43 ist er in der Residenz Worms Prof. Rhet. & Poet. Praes. Sod. Stud.552 und 1743/44 in der Residenz Neustadt Prof. Rhet. & Poet. Vis. mes. 1. & Exam. Soc. Cat. T. Paroch.553 THEOLOGIESTUDIUM: 1744–1748 im Kolleg Molsheim.554 1747/48 Praes. Jun. Opif.555 WEIHEN: 1747 nach dem dritten Jahr des Theologiestudiums.556 TERTIAT: 1748/49 im Kolleg bzw. Domus Tertiae Probationis Ettlingen. Gleichzeitig ist er Missionar in Stupferich.557 GELÜBDE: Prof. 4 vot. am 15. August 1750 in Cartagena.558 545 ARSI, Rhen. Sup. 20, fol. 45v (Cat. Prim. 1737); ARSI, Rhen. Sup. 21, fol. 194v (Cat. Prim. 1746). Die meisten Ordenskataloge geben an, er habe drei Jahre Philosophie studiert: ARSI, Rhen. Sup. 20, fol. 177r (Cat. Prim. 1740); ARSI, Rhen. Sup. 21, fol. 66v (Cat. Prim. 1743); ARSI, Peru 9, fol. 327v (Cat. Prim. 1754). Ein zweijähriges Philosophiestudium ist belegt in ARSI, Peru 10, fol. 7v (Cat. Prim. 1758). 546 ARSI, Rhen. Sup. 20, fol. 45v (Cat. Prim. 1737); ebd., fol. 177r (Cat. Prim. 1740); ARSI, Rhen. Sup. 21, fol. 66v (Cat. Prim. 1743); ebd., fol. 194v (Cat. Prim. 1746). 547 ARSI, Rhen. Sup. 26 II, fol. 716v (Cat. Brev. 1737/38). 548 Ebd., fol. 729v (Cat. Brev. 1738/39). 549 Ebd., fol. 740v (Cat. Brev. 1739/40). 1740 ist er am Kolleg Mannheim: 2 ann. Grammat. ARSI, Rhen. Sup. 20, fol. 177r (Cat. Prim. 1740). 550 ARSI, Rhen. Sup. 26 II, fol. 750v (Cat. Brev. 1740/41). 551 ARSI, Rhen. Sup. 27, S. 18 (Cat. Brev. 1741/42). 552 Ebd., S. 29 (Cat. Brev. 1742/43). 553 Ebd., S. 28 (Cat. Brev. 1743/44). 554 Ebd., S. 24 (Cat. Brev. 1744/45); ebd., S. 25 (Cat. Brev. 1745/46); ebd., S. 25 (Cat. Brev. 1746/47); ebd., S. 24 (Cat. Brev. 1747/48). 555 Ebd., S. 24 (Cat. Brev. 1747/48). 556 Dies läßt sich daraus erschließen, daß er im Cat. Brev. der Oberrheinischen Provinz 1747/48 erstmals als Pater geführt wird. Ebd. 557 Ebd., S. 10 (Cat. Brev. 1748/49). 558 Original in ARSI, Hisp. 31, fol. 130f.; ARSI, Peru 9, fol. 391v (Suppl. Cat. Prim. 1750). Zum Profeßdatum vgl. ebd., fol. 327v (Cat. Prim. 1754); ARSI, Peru 10, fol. 7v (Cat. Prim. 1758). Das Profeßjahr stimmt mit der Angabe in der Carta mortuoria anläßlich des Todes von Helm im Januar 1765 überein, er habe vor 14 Jahren die Prof. 4 Vot. abgelegt. APChSJ, 2/J/290, Carp. 47, Nr. 165: Carta mortuoria von Gregorio de Loaysa an P. Rector Carlos Pastorisa über den Tod von P. Carlos Helme, La Paz, 18. Januar 1765, unfol. Helm hatte bei seiner Ankunft in Peru 1751 bereits die Prof. 4 Vot. abgelegt. ARSI, Peru 9, fol. 383r (Suppl. Cat. Prim. 1751).

8.1 P. Helm

213

ÜBERFAHRT: Helm brach am 3. Februar 1749 vom Kolleg Ettlingen aus in die Mission auf559 und kam am 6. Juli 1749 in Puerto de Santa María an.560 Er reiste am 16. Juni 1750 zusammen mit Joseph Wibmer, Willibald Gumbberger, Franz Trarbach, Karl Hirschko, Robert Junck und Nikolaus Sussich unter Prokurator Alonso Carrillo mit dem Schiff Sto. Cristo de la Columna unter Kapitän Domingo de Avilés aus Spanien ab.561 TÄTIGKEITEN: Ankunft in Peru 1751.562 Noch im gleichen Jahr ist er als Seelsorger der Spanier am Kolleg von Chuquisaca tätig.563 1754 ist er Prokurator;564 unklar bleibt jedoch der Wirkungsort.565 1758 hat er diese Aufgabe offenbar nicht mehr inne, wirkt aber noch als Seelsorger der Spanier.566 Helm zeichnete sich durch besonderen Eifer in der Seelsorge aus. P. Gregorio de Loaysa schreibt über ihn, daß er sich einmal acht Tage lang keine Bettruhe gegönnt habe, nur um einem Kranken tröstend beizustehen.5671762 war er am Kolleg in La Paz mit der Ordnung des Archivs beschäftigt und legte ein Verzeichnis der vorhandenen Schriften an.568 Offenbar war er dort wieder als Prokurator tätig, da sich im Nationalarchiv in Lima eine von ihm als Prokurator ausgestellte Rechnung befindet, die auf den 7. Dezember 1764 datiert ist.569 TOD: 6. Januar 1765 in La Paz.570 Helm war an der Ruhr (dycenteria epidemica) erkrankt. Nachdem er sieben Tage mit hohem Fieber im Bett gelegen hatte, empfing er die Kommunion und die Krankensalbung und verstarb am darauffolgenden Tag. P. Gregorio de Loayza vom Kolleg in La Paz schrieb über Helm, daß sein Tod ein 559 Vgl. AGI, Contratación 5548, Núm. 1, R. 3 (5), fol. 1r, zweite Zählung. 560 Vgl. ebd. Galán García, Oficio, Nr. 176, S. 330. Er ist 1749 auf dem Weg in die Mission: ARSI, Rhen. Sup. 22, fol. 69r (Cat. Prim. 1749). 561 Vgl. Galán García, Oficio, Nr. 176, S. 330. In einer Liste der Missionare, die für die Überfahrt nach Amerika bestimmt waren, heißt es über Helm, er sei von weißer Hautfarbe, habe einen Bart, blaue Augen und etwas blondes Haar. AGI, Contratación 5548, Núm. 1, R. 3 (5), fol. 6v, zweite Zählung. 562 ARSI, Peru 9, fol. 383r (Suppl. Cat. Prim. 1751). 563 ARSI, Peru 11, fol. 133r (Cat. Brev. 1751). Er wurde in die Liste der Professen aufgenommen, die vom Prokurator nach Rom entsandt werden konnten. ARSI, Peru 10, fol. 55r: Catalogo de los Padres Professos 1752. 564 ARSI, Peru 9, fol. 327v (Cat. Prim. 1754). 565 Laut Sierra (Jesuitas germanos, S. 372) war er Prokurator der Moxos-Mission. 566 ARSI, Peru 10, fol. 7v (Cat. Prim. 1758). 567 Sierra, Jesuitas germanos, S. 372f. 568 Vargas Ugarte, Historia de la Compañía de Jesús, Bd. IV, S. 153. 569 Archivo General de la Nación, Compañía de Jesús, Leg. S/S (8)/75, 1 fol. (Oktav). Die Quelle ist in einem handschriftlichen Verzeichnis (Loseblattsammlung) mit Ausstellungsort Lima verzeichnet, was freilich aus dem Dokument nicht hervorgeht. 570 APChSJ, 2/J/290, Carp. 47, Nr. 165: Carta mortuoria von Gregorio de Loaysa an P. Rector Carlos Pastorisa über den Tod von P. Carlos Helme, La Paz, 18. Januar 1765, unfol. Zum Sterbeort vgl. ARSI, Fejér/De Cock, Defuncti tertii saeculi: Helm, Carolus, unpag. Bezieht sich auf ARSI, Hist. Soc. 53a.

214

8. Bio-bibliographisches Verzeichnis

empfindlicher Verlust sowohl für die Gemeinschaft des Hauses als auch für Menschen außerhalb des Kollegs sei.571

Briefe: (1) an Joseph Rojo vom 22. März 1764 aus La Paz. Inhalt: Helm bedankt sich für den erhaltenen Brief und den zugesandten Balsam und schickt ihm die Bezahlung. Überlieferung: Autograph (span.).572

[10] P. Karl Hirschko (1721–1796) Böhmische Provinz NAMENSVARIANTEN: Hirschke, Hirscko, Hirsco, Hirshko, Hirsko, Hiskco. GEBURT: 6. Februar 1721 in Breslau.573 TAUFE: 7. Februar 1721 in St. Vinzenz in Breslau.574 ELTERN: Mathias Laurentius Hirschko und Maria Elisabeth575 Dittrrich.576 PATEN: Georg Leopold Linder; Joanna Sussane Heugin; Anna Elisabeth Peschelin.577 571 APChSJ, 2/J/290, Carp. 47, Nr. 165: Carta mortuoria von Gregorio de Loaysa an P. Rector Carlos Pastorisa über den Tod von P. Carlos Helme, La Paz, 18. Januar 1765, unfol. 572 Archivo Nacional Histórico de Chile, Jesuitas, Bd. 392, fol. 248r. Der Brief wird schon von Huonder erwähnt: ADPSJ, Abt. 47 (Nachlaß Anton Huonder), Mappe Peru, S. 293. Er gibt als Quelle noch BNC, Mss. Jes., Tom. 226, f. 246 an. Daß der Brief sich heute unter einer abweichenden Signatur im Archivo Histórico Nacional de Chile befindet, das im gleichen Gebäude wie die BNC untergebracht ist, hängt mit einer Neuorganisation und Umverteilung der Bestände zusammen. Die abweichende Seitenzahl ist dadurch zu erklären, daß die Dokumente eine doppelte Seitenzählung aufweisen. Die ältere handschriftlich vermerkte Seitenzählung wurde später durch eine davon abweichende maschinenschriftlich eingetragene Seitenzählung ersetzt, welche die heute gültige ist. 573 ARSI, Boh. 57, S. 347 (Cat. Prim. 1737). Vgl. ARSI, Boh. 60, S. 192 (Cat. Prim. 1740); ARSI, Boh. 63, S. 319 (Cat. Prim. 1743); ARSI, Boh. 66, S. 170 (Cat. Prim. 1746); ARSI, Boh. 86, S. 270 (Cat. Prim. 1770); ARSI, Peru 9, fol. 331v (Cat. Prim. 1754); ARSI, Peru 10, fol. 9r (Cat. Prim. 1758). Moravský zemský archiv v Brne: Mährisches Landesarchiv/Brünn, G-12-Cerroni II/76, fol. 45r, Sp. 169. 574 Archiwum Archidiecezjalne we Wrocławiu, Wroclaw Sm. Wincenty, Sygn. 76, S. 188. 575 Ebd. 576 Im Verhörprotokoll, das nach der Vertreibung von Karl Hirschko in Spanien angefertigt wurde, ist als Name der Mutter Isavel Dittrrich notiert. AHN, Sección Clero: Jesuitas, Legajo 826/7. 577 Archiwum Archidiecezjalne we Wrocławiu, Wroclaw Sm. Wincenty, Sygn. 76, S. 188.

8.1 P. Hirschko

215

UMFELD: In den Pfarrmatrikeln von St. Vinzenz in Breslau wird bei der Taufe von Karl Hirschko als Beruf des Vaters „Schumacher bei St. Vincenty“ vermerkt.578 EINTRITT: 9. Oktober 1736 in Glogau.579 NOVIZIAT: 1736–1738 in Brünn.580 Vota biennii am 10. Oktober 1738.581 PHILOSOPHIESTUDIUM: 1738/39 studiert er am Kolleg in Olmütz Logik,582 1739/40 Physik583 und 1740/41 Metaphysik.584 MAGISTERIUM: Mro. De Letras Humanas en el de Glaz (Glatz).585 1741/42 ist er am Kolleg Glatz: Rudim.,586 1742/43 am Kolleg Znaim: Princ. & Rud.587 1743/44 am Kolleg Znaim: Gram.,588 1744/45 am Kolleg Znaim: Syntaxist. Exhort. Stud. in Fest.589 THEOLOGIESTUDIUM: 1745/46 studiert er am Kolleg Olmütz im 1. Jahr Theologie,590 1746/47 im 2. Jahr,591 1747/48 im 3. Jahr: Rep. Mathes.592 und 1748/49 im 4. Jahr: Catech. in Templ. nostr.593 Nach Fechtnerová ist er während des Theologiestudiums Gehilfe des Bibliothekars.594 WEIHEN: Priesterweihe im September 1748 in Olmütz.595 TERTIAT: 1749/50 im Indischen Hospiz in Puerto de Santa María.596 578 Ebd. 579 Moravský zemský archiv v Brne: Mährisches Landesarchiv/Brünn, G-12-Cerroni II/76, fol. 45r, Sp. 169. Zum Eintrittsdatum vgl. ARSI, Boh. 66, S. 170 (Cat. Prim. 1746); ARSI, Peru 9, fol. 331v (Cat. Prim. 1754); ARSI, Peru 10, fol. 9r (Cat. Prim. 1758); ARSI, Peru 11a, fol. 42r (Teil 2); ARSI, Boh. 86, S. 270 (Cat. Prim. 1770). Zum Eintrittsjahr vgl. AHN, Sección Clero: Jesuitas, Legajo 826/7. Abweichende Eintrittsorte: Breslau. Fechtnerová, Mensajeros, S. 235. Brünn. Baptista Morales, Hirschko, Carlos [Karl], S. 1927. 580 ARSI, Boh. 92 I, fol. 227r (Cat. Brev. 1736/37); ebd., fol. 243r (Cat. Brev. 1737/38). 1737 ist er im Cat. Prim. Als Rhetor 2. anni verzeichnet. ARSI, Boh. 57, S. 347 (Cat. Prim. 1737). 581 ARSI, Peru 9, fol. 331v (Cat. Prim. 1754). 582 ARSI, Boh. 92 I, fol. 255v (Cat. Brev. 1738/39). 583 Ebd., fol. 271v (Cat. Brev. 1739/40); ARSI, Boh. 60, S. 192 (Cat. Prim. 1740). 584 ARSI, Boh. 92 I, fol. 287v (Cat. Brev. 1740/41). 585 AHN, Sección Clero: Jesuitas, Legajo 826/7. 586 ARSI, Boh. 92 I, fol. 301v (Cat. Brev. 1741/42). 587 ARSI, Boh. 92 II, fol. 334v (Cat. Brev. 1742/43). 588 Ebd., fol. 347av (Cat. Brev. 1743/44). 589 Ebd., fol. 363v (Cat. Brev. 1744/45). 590 Ebd., fol. 373v (Cat. Brev. 1745/46). Ist 1746 unter den Theologi Primi Anni in Olmütz. ARSI, Boh. 66, S. 170 (Cat. Prim. 1746). 591 ARSI, Boh. 92 II, fol. 401v (Cat. Brev. 1746/47). 592 Ebd., fol. 418r (Cat. Brev. 1747/48). 593 Ebd., fol. 434r (Cat. Brev. 1748/49). Hirschko ist nicht mehr im Cat. Prim. 1749 verzeichnet. 594 Fechtnerová, Mensajeros, S. 235. 595 ARSI, Boh. 92 II, fol. 444v (Suppl. Cat. Brev. 1748/49). 596 AHN, Sección Clero: Jesuitas, Legajo 826/7.

216

8. Bio-bibliographisches Verzeichnis

GELÜBDE: Prof. 4 vot. am 3. Februar 1755 in San Borja in der Moxos-Mission.597 ÜBERFAHRT: Hirschko brach am 3. Februar 1749 vom Kolleg Olmütz aus in die Mission auf598 und kam am 8. Mai 1749 in Puerto de Santa María an. Er reiste am 16. Juni 1750 zusammen mit Joseph Wibmer, Willibald Gumbberger, Franz Trarbach, Karl Helm, Robert Junck, Johannes Schretter und Nikolaus Sussich unter Prokurator Alonso Carrillo mit dem Schiff Santo Cristo de la Columna unter Kapitän Domingo de Avilés aus Spanien ab.599 TÄTIGKEITEN: Ankunft in Peru am 24. März 1751.600 Er war zunächst am Kolleg San Pablo in Lima tätig601 und wurde noch im gleichen Jahr in die Moxos-Mission602 nach San Borja geschickt.603 1754 und 1758 ist er in den Ordenskatalogen als Missionar unter den Indios verzeichnet.604 Hirschko war schon 1751 durch den Vizekönig von Peru, José Manso de Velasco, zum asesor der spanischen Autoritäten zur Demarkation der Grenze zwischen den spanischen und portugiesischen Territorien ernannt worden. Über mehrere Jahre hinweg entwarf er auf der Grundlage von alten portugiesischen und spanischen Karten, seiner eigenen Erfahrung und Angaben von Jesuiten und Bewohnern der Missionen eine neue Karte der Region zwischen dem Río Mamoré und dem Río Madre de Dios (Madeira). 1760 wurde er Administrator der Hacienda San Isidro, die zum Kolleg von Chuquisaca gehörte. 1765 plante der Präsident der Audiencia von Charcas, Juan de Pestaña, die Einrichtung eines spanischen Sitzes an der Grenze zu Brasilien, um portugiesischen Einfällen entgegenzuwirken. Der Plan wurde von Antonio de Aymerich und Karl Hirschko entworfen, doch verhinderten der Tod von Pestaña und die Vertreibung der Jesuiten seine Realisierung.605 1767 war Hirschko an der Königlichen Universität San Francisco Xavier in Chuquisaca und am dortigen Kolleg San Juan Bautista als Administrador der Hacienda San Isidro.606 597 Original in ARSI, Hisp. 32, fol. 336f. Vgl. ARSI, Peru 10, fol. 9r (Cat. Prim. 1758). Daneben findet sich in den Ordenskatalogen der Provinz Peru auch das Datum 2. Februar 1755. ARSI, Peru 11, fol. 135v (Suppl. Cat. Prim. 1755) und in den Ordenskatalogen der Böhmischen Provinz der 3. Februar 1754. ARSI, Boh. 86, S. 270 (Cat. Prim. 1770). 598 AGI, Contratación 5548, Núm. 1, R. 3 (5), fol. 1v, zweite Zählung. 599 Galán García, Oficio, Nr. 176, S. 330. In einer Liste der Missionare, die für die Überfahrt nach Amerika bestimmt waren, heißt es über Hirschko, er sei von weißer Hautfarbe, habe einen Bart, blaue Augen und schwarzes Haar. AGI, Contratación 5548, Núm. 1, R. 3 (5), fol. 6v, zweite Zählung. 600 ARSI, Peru 9, fol. 383r (Suppl. Cat. Prim. 1751; Liste der Missionare, die mit dem Generalprokurator Ildefonso Carrillo am 24. März oder mit Generalprokurator José de Alzugaray am 6. Juli 1751 in Peru ankamen). 601 AHN, Sección Clero: Jesuitas, Legajo 826/7. 602 ARSI, Peru 11, fol. 134r (Cat. Brev. 1751). 603 Baptista Morales, Hirschko, Carlos [Karl], S. 1927. 604 ARSI, Peru 9, fol. 331v (Cat. Prim. 1754); ARSI, Peru 10, fol. 9r (Cat. Prim. 1758). 605 Baptista Morales, Hirschko, Carlos [Karl], S. 1927. Die Tätigkeit als Administrator an den Kollegien in Potosí und Chuquisaca ist auch belegt durch: ARSI, Boh. 86, S. 270 (Cat. Prim. 1770) und: AHN, Sección Clero: Jesuitas, Legajo 826/7. 606 Vargas Ugarte, Jesuitas Peruanos, S. 159 u. 185.

8.1 P. Hirschko

217

RÜCKKEHR/AUSWEISUNG: Festnahme in Chuquisaca.607 Verhör in Puerto de Santa María am 28. September 1768.608 WEITERER LEBENSWEG: 1770 ist Hirschko in der Residenz Libeschütz: Proc. Catech. in pag. nostr.609 1771 ist er am Kolleg Neuhaus: Praef. Spir. & Conf. I. Nostr.610 1772 ist er in der Residenz Maria-Schein: Proc. Cons. in Oecon.611, ebenso 1773.612 Nach der Ordensaufhebung ging er nach Wien, wo er 1782 dem spanischen Botschafter, Conde de Aguilar, eine Schrift über das Projekt von 1765 und seine Karte aus den 1750er Jahren übergab.613 TOD: 1796 in Wien.614

Werke: (1) Memorial. Wien, 1. Mai 1782. Inhalt: Historisch-geographische Beschreibung und Karte des Río Mamoré. Hirschko übergab das Werk dem spanischen Botschafter am Hof in Wien, dem Grafen von Aguilar. Hirschko plädiert u.a. dafür, eine neue spanische Niederlassung an der Mündung des Río Manú (heute Río Beni) in den Río Mamoré zu gründen615 und nicht am Zusammenfluss des Río Baures mit dem Río Itenes, wie Pestaña es vorschlug, oder am Zusammenfluss des Río Itenes mit dem Río Mamoré, wie es Aymerich wollte. Er begründet seinen Vorschlag sowohl mit geostrategischen Aspekten

607 608 609 610 611 612 613 614

ARSI, Peru 11a, fol. 82r (Teil 3). Sierra, Jesuitas germanos, S. 373. AHN, Sección Clero: Jesuitas, Legajo 826/7. ARSI, Boh. 92 a, S. 103 (Cat. Brev. 1769/70). ARSI, Boh. 92 a, S. 113 (Cat. Brev. 1770/71). ARSI, Boh. 92 II, fol. 598v (Cat. Brev. 1771/72). ARSI, Boh. 92 a, S. 123 (Cat. Brev. 1772/73). Fechtnerová, Mensajeros, S. 235. Baptista Morales, Hirschko, Carlos [Karl], S. 1927. Vgl. Fischer, Catalogus, S. 58; Hoffmann, Heidenmissionen, S. 36. Zum Todesjahr vgl. Fechtnerová, Mensajeros, S. 235. Daneben findet sich bei Müller die Angabe, Hirschko sei 1797 in Wien gestorben. Müller, Lebensbilder, S. 215. 615 Hirschko bezeichnet den Río Beni (und den Río Madre de Dios) als Río Manú. Nach den heutigen Bezeichnungen mündet der Río Manú in den Rio Madre de Dios und dieser wiederum bei Riberalta in den Río Beni, welcher schließlich in den Río Mamoré fließt.

218

8. Bio-bibliographisches Verzeichnis

als auch mit der Fruchtbarkeit dieser Gegend, in der es einen Überfluss an Vanille, Palisanderholz, Gummi, Baumwolle u.a. gebe und die zudem für den Anbau von Kakao und Kaffee geeignet sei.616 Überlieferung: Druck (span.).617 Druck (span.).618 Karte.619

616 Das Memorial wurde bis 1906 in Simancas archiviert und dann von der bolivianischen und der peruanischen Regierung als Studiendokument für die Grenzklärung zwischen beiden Ländern herangezogen. Baptista Morales, Hirschko, Carlos [Karl], S. 1927. Unklar ist, wo sich das Original heute befindet. Fechtnerová, Mensajeros, S. 235. Ähnlich wie Samuel Fritz in Quito und Bernhard Nußdorffer in Paraguay hat auch Karl Hirschko die spanischen Ansprüche gegen die Portugiesen kartographisch verteidigt. Grulich, Beitrag, S. 167. Vgl. Sierra, Jesuitas germanos, S. 312. Die Übergabe des Werkes an den spanischen Botschafter in Wien ist auch dokumentiert bei Vargas Ugarte, Jesuitas del Perú, S. 162. Vgl. Freitas, Em nome do Pai. Vgl. Eder/Barnadas, Breve descripción, S. XXV. 617 Memorial und Karte sind enthalten in: Villazón, Eliodoro, Alegato del Gobierno de Bolivia en el Juicio arbitral de fronteras con la República del Perú. Buenos Aires 1906. 618 Maurtua, Juicio de límites, Bd. 10,2, S. 217–232. Das Werk ist eingebunden in die mehrere Schriftstücke umfassende Korrespondenz: Expediente sobre el proyecto del presbítero Don Carlos Hirschko, relativo al establecimiento de una población en las cercanías del rrío Madera. Ebd., S. 216–251. Die Karte fehlt hier. Im Archivo General de Indias ist die Korrespondenz um die Grenzfrage archiviert in: AGI, Charcas, 576. Laut Vargas Ugarte existiert außerdem ein Werk zum gleichen Thema im Archivo General de Simancas, Estado, Legajo 6526 mit dem Titel Proyecto del ex-jesuita Carlos Hirschko que residió más de 20 (?) años en el Perú sobre el establecimiento de una población en las cercanías del Río Madera, 1783. Vargas Ugarte, Jesuitas Peruanos, S. 159, Fußnote 2. 619 Descripcion geografica del Río Mamore ò Madera, en la América Austral del Dominio de la Corona de España. AGI, Mapas y Planos, Buenos Aires, Nr. 145 (vgl. Abb. 3).

8.1 P. Hirschko

219 . .,

>..:..

Abb. 3: Karte (gesüdet) des Río Mamoré von Karl Hirschko („Descripcion Geografica del Rio Mamore ò Madera en la America Austral del Dominio de la Corona de España“) mit Darstellung der „Missiones del Peru“ (Moxos), der „Missiones de Chiquitos del Tucuman“, der „Missiones de Quito“ und der „Missiones del Marañon“ (Archivo General de Indias, Sevilla, Signatur: MP-Buenos Aires, 145). Foto: Ministerio de Cultura, Archivo General de Indias, Madrid/Sevilla.

220

8. Bio-bibliographisches Verzeichnis

[11] P. Robert Bernhard Junck (1716–1775?) Niederrheinische Provinz NAMENSVARIANTEN: Jimek,620 Junc, Junk, Norberto Junsh,621 Yuck, Yunk. GEBURT: 27. Februar 1716 in Trier.622 TAUFE: 28. Februar 1716 in der Liebfrauenkirche in Trier.623 ELTERN: Dr. Johann Junck und Anna Jacoba Dräger.624 PATEN: Robert Bootz, Abt von Himmerod,625 und Margaretha Dorothea Schuncken.626 UMFELD: Robert Bernhard Junck wurde als viertes von vier Kindern geboren. Die Eltern hatten zehn Jahre zuvor am 16. Februar 1706 in der Trierer Liebfrauenkirche geheiratet. Ob der Vater aus Trier stammte, geht aus den Matrikeleinträgen nicht hervor. Er verstarb bereits am 12. Oktober 1716 in Trier, nur wenige Monate nach der Geburt seines Sohnes Robert Bernhard.627 Anna Jacoba Junck wurde am 5. Mai 1745 in Trier bestattet. EINTRITT: 17. Oktober 1734.628 620 Manso de Velasco/Amat y Yunient, Memorias, S. 5. 621 ADPSJ, Abt. 47 (Nachlaß Anton Huonder SJ), Mappe Peru, S. 288. 622 ARSI, Rhen. Inf. 33, fol. 46r (Cat. Prim. 1737); ebd., fol. 282v (Cat. Prim. 1743); ARSI, Rhen. Inf. 34 I, fol. 14v (Cat. Prim. 1746); ARSI, Peru 9, fol. 327v (Cat. Prim. 1754); ARSI, Peru 10, fol. 7v (Cat. Prim. 1758); ARSI, Peru 11a, fol.43r (Teil 2); ARSI, Rhen. Inf. 36 II, fol. 276r (Cat. Prim. 1770). 623 BATr, Familienbuch Trier-Liebfrauen 1, 208 Nr. 665. 624 Ebd. Im Verhörprotokoll, das nach der Vertreibung von Junck aus Südamerika in Puerto de Santa María angefertigt wurde, heißen die Eltern Joseph Junk und Mariana Droeger. AHN, Sección Clero: Jesuitas, Legajo 826/7. 625 BATr, Familienbuch Trier-Liebfrauen 1, 208 Nr. 665. Robert Bootz, geb. im August 1650 in Großlittgen, war von 1685 bis zu seinem Tod am 20. Mai 1730 der 45. Abt des benachbarten Zisterzienserklosters Himmerod in der Eifel. Er förderte insbesondere die Studien im Kloster und führte verschiedene Baumaßnahmen durch. Neben seiner Tätigkeit als Abt war er ab 1686 Visitator der zu Clairvaux gehörigen deutschen Klöster, von 1687 bis zu seinem Tod Generalvikar der Zisterzienser für Niederdeutschland und das Rheinland und von 1706 bis 1709 Rektor im akademischen Senat der Universität Trier. Zu seiner literarischen Hinterlassenschaft gehört die quellenkritische Klostergeschichte Series abbatum Claustri B.M.V. in Hemmerode. Einer seiner Nachfolger, der Ordenshistoriker Ambrosius Schneider, von 1971 bis 1991 Abt von Himmerod, bezeichnete ihn sowohl im Hinblick auf seine Amtszeit als auch auf seine vielfältigen Tätigkeiten als den bedeutendsten Abt in der Geschichte Himmerods. Brand, BBKL Bd. 20, Sp. 235–237. 626 BATr, Familienbuch Trier-Liebfrauen 1, 208 Nr. 665. 627 Ebd. 628 ARSI, Rhen. Inf. 41, fol. 220r (Cat. Brev. 1734/35). Zum Eintrittsdatum vgl. ARSI, Rhen. Inf. 33, fol. 46r (Cat. Prim. 1737); ARSI, Rhen. Inf. 34 I, fol. 14v (Cat. Prim. 1746). Zum

8.1 P. Junck

221

NOVIZIAT: 1734–1736 in Trier.629 Vota biennii am 18. Oktober 1736.630 PHILOSOPHIESTUDIUM: Vor dem Ordenseintritt.631 Er schloß das Philosophiestudium mit dem Magister Artium ab.632 MAGISTERIUM: 1736/37 ist er am Kolleg Trier unter den Repetentes verzeichnet.633 Danach wirkte er mehrere Jahre am Kolleg in Bonn: 1737/38 Infim. Cat.,634 1738/39 Sec. Cat. Vis. ex. Vesp.,635 1739/40 Synt. Praes. Sod. Ang. Vis. Ex. Merid.,636 1740/41 Poes. Exh. Ad Rhet. et Poes.637 und 1741/42 Rhet. Cat. ad Rhet. & Poet.638 THEOLOGIESTUDIUM: 1742–1745 in Büren639 sowie 1745/46 in Köln.640 WEIHEN: 1745.641 TERTIAT: 1746/47 in Haus Geist: Cat.642 GELÜBDE: Prof. 4 vot. am 2. Februar 1750 in Puerto de Santa María.643

629 630 631

632 633 634 635 636 637 638 639 640 641 642 643

Eintrittsjahr vgl. AHN, Sección Clero: Jesuitas, Legajo 826/7; ARSI, Rhen. Inf. 33, fol. 140r (Cat. Prim. 1740); ebd., fol. 282v (Cat. Prim. 1743). Abweichende Eintrittsdaten: 18. Oktober 1734. ARSI, Rhen. Inf. 36 II, fol. 276r (Cat. Prim. 1770); 2. Februar 1734. ARSI, Peru 9, fol. 327v (Cat. Prim. 1754); ARSI, Peru 10, fol. 7v (Cat. Prim. 1758); ARSI, Peru 11a, fol. 43r (Teil 2); Galán García, Oficio, Nr. 176, S. 330. 20. Februar 1734. Vargas Ugarte, Jesuitas Peruanos, S. 226. ARSI, Rhen. Inf. 41, fol. 220r (Cat. Brev. 1734/35); ebd., fol. 235r (Cat. Brev. 1735/36). Zum Noviziat in Trier vgl. AHN, Sección Clero: Jesuitas, Legajo 826/7. ARSI, Rhen. Inf. 34 I, fol. 14v (Cat. Prim. 1746). AHN, Sección Clero: Jesuitas, Legajo 826/7. Vgl. ARSI, Rhen. Inf. 36 II, fol. 276r (Cat. Prim. 1770). Zum Philosophiestudium außerhalb des Ordens vgl. ARSI, Rhen. Inf. 33, fol. 282v (Cat. Prim. 1743). Einigen Angaben zufolge studierte er zwei Jahre Philosophie. Ebd., fol. 46r (Cat. Prim. 1737); ebd., fol. 140r (Cat. Prim. 1740); ARSI, Peru 10, fol. 7v (Cat. Prim. 1758). Anderen Angaben zufolge studierte er drei Jahre Philosophie. ARSI, Peru 9, fol. 327v (Cat. Prim. 1754). ARSI, Rhen. Inf. 33, fol. 46r (Cat. Prim. 1737). Vgl. ebd., fol. 140r (Cat. Prim. 1740); ARSI, Rhen. Inf. 36 II, fol. 276r (Cat. Prim. 1770). ARSI, Rhen. Inf. 41, fol. 250v (Cat. Brev. 1736/37). Vgl. ARSI, Rhen. Inf. 33, fol. 46r (Cat. Prim. 1737). ARSI, Rhen. Inf. 41, fol. 261r (Cat. Brev. 1737/38). Ebd., fol. 275r (Cat. Brev. 1738/39). Ebd., fol. 289r (Cat. Brev. 1739/40). Ebd., fol. 304r (Cat. Brev. 1740/41). Ebd., fol. 316r (Cat. Brev. 1741/42). Ebd., fol. 328v (Cat. Brev. 1742/43); Ebd., fol. 347v (Cat. Brev. 1743/44); Ebd., fol. 368v (Cat. Brev. 1744/45). Ebd., fol. 386v (Cat. Brev. 1745/46). Ebd., fol. 399v (Suppl. Cat. Brev. 1745/46). Ebd., fol. 405r (Cat. Brev. 1746/47). Zum Tertiat in Haus Geist vgl. AHN, Sección Clero: Jesuitas, Legajo 826/7. Original in ARSI, Hisp. 31, 46f.; ARSI, Peru 9, fol. 391v (Suppl. Cat. Prim. 1750). Zum Profeßdatum vgl. ebd., fol. 327v (Cat. Prim. 1754); ARSI, Peru 10, fol. 7v (Cat. Prim. 1758);

222

8. Bio-bibliographisches Verzeichnis

TÄTIGKEITEN: 1747/48 ist er im Kolleg zu Köln: Praes. Phil. in Conv. Xav. C. T.644 Am 17. Dezember 1747 wurde ihm für drei Jahre die Erlaubnis erteilt, verbotene Bücher zu lesen und von Häresie zu absolvieren.645 1748/49 ist er in der Residenz zu Jülich: Conc. Dom. In Coll. Praes. Sod. Agon. C. T. Cons.1.646 ÜBERFAHRT: Junck brach am 20. Januar 1749 aus Jülich in die Mission auf,647 kam am 30. April 1749 in Puerto de Santa María an648 und reiste am 16. Juni 1750 zusammen mit Joseph Wibmer, Willibald Gumbberger, Franz Trarbach, Karl Helm, Karl Hirschko, Johannes Schretter und Nikolaus Sussich unter Prokurator Alonso Carrillo mit dem Schiff Santo Cristo de la Columna unter Kapitän Domingo de Avilés aus Spanien ab.649 TÄTIGKEITEN: Ankunft in Peru 1751.650 Noch im gleichen Jahr wurde er in die Moxos-Mission geschickt.651 1752 ist er in San Simón y Judás in der Moxos-Mission nachweisbar.652 1754 ist er in den Ordenskatalogen als Missionar unter den Indios verzeichnet.653 Später wirkte er als Seelsorger in Oruro, (U)toqueca und schließlich bis zur Vertreibung am Kolleg San Pablo in Lima.654 RÜCKKEHR/AUSWEISUNG: Festnahme in Lima.655 Verhör in Puerto de Santa María am 17. Juni 1768.656 WEITERER LEBENSWEG: 1770 befand sich Junck am Kolleg in Büren: Prof. Script. & Linguae Hebr. Praef. Bibl. Conf. D. Cons. I.657 Dort ist er auch noch 1771: Prof. S. Script.

ARSI, Peru 11a, fol.43r (Teil 2); ARSI, Rhen. Inf. 36 II, fol. 276r (Cat. Prim. 1770). 644 ARSI, Rhen. Inf. 41, fol. 424r (Cat. Brev. 1747/48). 645 Torsy, Regularklerus, Teil 2, Seite 48, Nr. 364. 646 ARSI, Rhen. Inf. 42, S. 32 (Cat. Brev. 1748/49). 647 AGI, Contratación 5548, Núm. 1, R. 3 (5), fol. 1r, zweite Zählung. 648 Ebd. Galán García, Oficio, Nr. 176, S. 330. 649 Galán García, Oficio, Nr. 176, S. 330. In einer Liste der Missionare, die für die Überfahrt nach Amerika bestimmt waren, heißt es über Junck, er habe einen guten Körperbau, sei hellhäutig, habe einen Bart, kastanienbraunes Haar und blaue Augen. AGI, Contratación 5548, Núm. 1, R. 3 (5), fol. 6v, zweite Zählung. 650 ARSI, Peru 9, fol. 383r (Suppl. Cat. Prim. 1751). 651 ARSI, Peru 11, fol. 134r (Cat. Brev. 1751). 652 Manso de Velasco/Amat y Yunient, Memorias, S. 5. 653 ARSI, Peru 9, fol. 327v (Cat. Prim. 1754). 654 AHN, Sección Clero: Jesuitas, Legajo 826/7. Er wurde in die Liste der Professen aufgenommen, die vom Prokurator nach Rom entsandt werden konnten. ARSI, Peru 10, fol. 55r : Catalogo de los Padres Professos, 1752. 655 ARSI, Peru 11a, fol. 82v (Teil 3). 656 AHN, Sección Clero: Jesuitas, Legajo 826/7. 657 ARSI, Rhen. Inf. 43, S. 8 (Cat. Brev. 1770). Die Anwesenheit am Kolleg in Büren 1770 ist auch belegt durch ARSI, Rhen. Inf. 36 II, fol. 276r (Cat. Prim. 1770). Über seine Aufgaben im Orden heißt es: Docuit humaniora 5 annis, Mission. In Provcia Peruana 20 annis, nunc Prof. S. S[crip]turae et ling. hebr.

8.1 P. Junck

223

& Linguae Hebr. Praef. Bibl. Conf. D. Cons. 2.658 1772 ist er dann am Kolleg Düren: Min. Praef. San. Praes. Cas. C. T. & VV. Ursul. Cons. I.,659 ebenso 1773: Min. Praef. San. Praes. Cas. & Sod. Matron. C. T. & VV. Ursul. Cons. 2.660 Junck war demzufolge u. a. als Seelsorger der Kongregation St. Anna für die verheirateten Frauen und der Kongregation St. Ursula, die unverheiratete Frauen aufnahm,661 tätig. Auch zum Zeitpunkt der Ordensaufhebung hielt sich Junck am Kolleg in Düren auf.662 Dort trafen am 23. Februar 1774 der kurfürstliche Kommissar und der Kölner General­vikar ein und verkündeten den Ordensmitgliedern die päpstliche Aufhebungsbulle. Die Jesuiten wurden aufgefordert, sich nun in geistlichen Dingen nach den Weisungen des Erzbischofs von Köln zu richten, die ihnen von Landdechant Schopen, dem Pfarrer von Bettenhoven, mitgeteilt wurden. Da sämtliche Jesuiten bei der Befragung angaben, am Ort bleiben zu wollen, bildeten sie nun die Dürener Kongregation ehemaliger Jesuiten, wobei Dechant Schopen als Präses fungierte und der bisherige Rektor den Titel eines Regenten erhielt. Die Ex-Jesuiten mußten ihre Ordenskleider ablegen und erhielten eine Hausordnung nach klösterlicher Art, die vom Kurfürsten erlassen wurde. Das Eigentum des Ordens fiel zwar an das Kurfürstentum Köln, doch die Nutznießung blieb bei der Kongregation und die Gemeinschaft konnte weiterhin im ehemaligen Kollegsgebäude wohnen bleiben. Das Gymnasium wurde nicht aufgehoben, und die Magister konnten weiter an der Schule unterrichten. Die Patres behielten ihre geistlichen Ämter in der Annakirche,663 wo sie seit ihrem Eintreffen im Jahre 1628 in der Seelsorge tätig waren.664 Die Auf­hebung wurde schonend durchgeführt, und man war bemüht, nach Möglichkeit alles so zu belassen, wie es zur Zeit des Jesuitenordens bestanden hatte.665 Junck scheint dennoch später nach Trier gegangen zu sein. Im Protokollbuch des sogenannten kleinen Capitels, der Dombruderschaft, wird 1775 ein Robertus Junck, Presbyter ex Seminario Sti. Banthi erwähnt. Es könnte sich hierbei um den Peru-Missionar handeln, doch ist das aus dem Eintrag nicht zu beweisen. Laut Randzeichnung (einem Kreuz) neben dem Eintrag scheint er wohl nicht lange danach verstorben zu sein (mortuus inde reversus).666 TOD: Vermutlich 1775 in Trier.667 658 659 660 661

ARSI, Rhen. Inf. 45, S. 8 (Cat. Brev. 1771). Ebd., S. 20 (Cat. Brev. 1772). Ebd. (Cat. Brev. 1773). Gatz, Dürener Kirchengeschichte, S. 17. Darüber hinaus gab es noch die Schülerkongregation „Mariä Verkündigung“ und die Schutzengelkongregation für Kinder. Milz, Jesuiten in Düren, S. 12. 662 Milz, Jesuiten in Düren, S. 76 („Robert Funk aus Trier, 58 Jahre“). 663 Ebd., S. 75. 664 Ebd., S. 11. 665 Ebd., S. 75. 666 BATr, Abt. 12,4 Nr. 1, Mitgliederverzeichnis des kleinen Kapitels, erneuert 1761. 667 Ebd. Nach Auskunft von Frau Marita Kohl vom Bistumsarchiv Trier vom 2. Juni 2004 ist der Sterbeeintrag zu Junck nicht in den Trierer Kirchenbüchern zu finden. Die in der Literatur auftauchende Angabe, Robert Junck sei 1770 in Büren gestorben, kann nicht zutreffen, da er bis 1773 in den Katalogen des Ordens verzeichnet ist. Vgl. Küppers-Braun, Jesuitische Kontroverspredigten, S. 248, Anm. 34.

224

8. Bio-bibliographisches Verzeichnis

Werke: (1) Die Unsicherheit der protestantischen Lehr und versicherte Wahrheit des catholischen Glaubens von Gegenwart Christi unseres Heylands im Hoch-Heiligen Altars-Sacrament, bey jährlich-feyerlicher Gottes-Tragt am heiligen Frohn-Leichnams-Tag zu Mülheim am Rhein in einer Controvers-Predig erwiesen durch P. robertum Junck der Geselschafft Jesu Priesteren anno 1748 den 13ten Junii. Cölln, bey Christian Schorn neben der Jesuiter Kirch, 1748, 4°, 33 Seiten. Inhalt: Die Predigt besteht aus zwei Teilen und dem Schluß. Im ersten Teil legt Junck die lutherische und calvinistische Lehre über das Abendmahl dar und unterzieht sie einer scharfen Kritik. Er wendet sich insbesondere gegen eine von Philipp Daniel Reyman als Druck in Umlauf gebrachte Predigt, in der dieser behauptet, Gott habe sich aus Erbarmen mit dem üblen Zustand der Kirche verschiedener Reformatoren bedient. Für Junck zeigt sich der Irrglaube aber gerade in den untereinander sich widersprechenden evangelischen Lehrmeinungen, die dennoch von einer besonderen göttlichen Berufung ihrer Glaubensväter Luther und Calvin ausgehen. Diesen fehle jedoch ein göttlicher Wundererweis ihrer Erwählung. Allein die rasche Ausbreitung des Protestantismus sieht er nicht als Beweis, da sich auch früher in der Kirchengeschichte Irrlehren wie die des Arius oder des Nestorius schnell ausgebreitet hätten. Den sich widersprechenden Lehren über das Abendmahl stellt er die seit der Zeit der Apostel vertretene Lehre der katholischen Kirche gegenüber, welcher der Beistand des Heiligen Geistes zugesagt sei. Im zweiten Teil der Predigt untermauert Junck die katholische Lehre. Er verweist hierzu auf Äußerungen der Kirchenväter sowie auf Inschriften und Denkmäler in uralten Kirchen, welche die seit alters her geltende katholische Lehre bekräftigen. Auch in göttlichen Wohltaten für die Verehrer der Eucharistie und Strafen für jene, welche sie verachteten, sieht Junck eine Bestätigung der katholischen Lehre. Der Verbreitung des Protestantismus in einigen Gegenden Europas stellt er schließlich die viel beeindruckendere Ausbreitung des katholischen Glaubens durch das Missionswerk des hl. Franz Xaver in den entlegensten Gebieten der Welt gegenüber. Darüber hinaus habe Gott durch Heilige viele Wunder gewirkt und so die Wahrhaftigkeit der katholischen Lehre bestätigt. Im Schlußteil fordert Junck die Zuhörer auf, sich nach seinen Ausführungen selbst ihr Urteil zu bilden. Er ruft die Protestanten zur Umkehr auf und verweist auf adelige Konvertiten, welche sich mutig gegen den Glauben ihrer Vorfahren stellten und wieder dem katholischen Glauben anschlossen, so u. a. auf Wolfgang Wilhelm, Herzog von Neuburg-Jülich-Berg,668 Christian August, Herzog von Sulzbach669 und

668 Herzog Wolfgang Wilhelm von Pfalz-Neuburg (1578–1653) trat am 19. Juli 1613 zum katholischen Glauben über. Baier, Pfalz-Neuburg, Wolfgang Wilhelm von, in: BBKL, Bd. 21, Sp. 1163–1168, hier Sp. 1164. 669 Christian August, Pfalzgraf und Herzog von Pfalz-Sulzbach (1622–1708). Christian August erlangte am 15. Januar 1656 im Neuburger Hauptvergleich mit Kurfürst Philipp Wilhelm von der Pfalz (1615–1690), zugleich Herzog von Pfalz-Neuburg, die Souveränität des Herzogtums Pfalz-Sulzbach und konvertierte im Gegenzug zum Katholizismus. Volkert, Fürstentum, S. 1335–1349.

8.1 P. Lentze

225

Friedrich, Herzog von Zweibrücken.670 Gott werde im Gericht den Katholiken wohl kaum ihre Hochschätzung des Leibes Christi vorwerfen können, den Protestanten jedoch ihre Lästerungen und Schmähungen. Junck schließt mit einem Gebet zu Jesus Christus im allerheiligsten Sakrament, daß Gott die Irrgläubigen bekehren und sie vor dem ewigen Verderben erretten möge. Überlieferung: Druck (dt.)671

Besonderheiten: Im ersten Band seiner Beschreibung der Landschaft Sonora stellt der Mexiko-Missionar Ignaz Pfefferkorn in der Anmerkung auf S. 445 eine Tabelle für Preise und Lebensmittel und alltägliche Gebrauchsgegenstände zusammen und stützt sich dabei u. a. auf Informationen von Junck. Dieser habe ihm erzählt, daß in Lima ein Hemd 10 Pesos gekostet habe und in Peru keine Hemden hergestellt werden durften, sondern aus Spanien bezogen werden mußten.672 Da Junck nach der Vertreibung wieder in seine Heimatprovinz zurückkehrte, ist es durchaus möglich, daß er Pfefferkorn auch persönlich getroffen und ihm diese Angaben mündlich mitgeteilt hat.

[12] P. Joseph Lentze (1717–1752) Oberrheinische Provinz NAMENSVARIANTEN: Lence, Lenz, Lenze.673 GEBURT: 24. April 1717 in Mainz.674 670 Herzog Friedrich Michael von Pfalz-Zweibrücken-Birkenfeld (1724–1767) konvertierte am 27. November 1746 zum Katholizismus. Mörz, Carl Theodor, S. 32. Hopf, Bayerische Geschichte, S. 151. 671 Gedruckt in „Cölln, bey Christian Schorn neben der Jesuiter Kirch“ 1748, 4°, 33 Seiten. Historisches Archiv der Stadt Köln, Bestand Reformation 64 A, Mülheimer Kontroverspredigten. Die Predigt wird auch erwähnt bei Küppers-Braun, Jesuitische Kontroverspredigten, S. 227–250. 672 Pfefferkorn, Beschreibung, Bd. 1, S. 445, Anmerkung. 673 AGI, Contratación 5548, Núm. 1, R. 3 (5), fol. 1v. Vgl. ebd., fol. 10r; APChSJ, 2/J/290, Carp. 41, Nr. 121: Carta mortuoria von Gregorio Urtazu an P. Joseph (…) de Bargas über den Tod von Joseph Lenze, Cuzco, 18. Januar 1752, unfol.; ARSI, Rhen. Sup. 19, fol. 168v (Cat. Prim. 1734); ARSI, Rhen. Sup. 20, fol. 44r (Cat. Prim. 1737); ARSI, Rhen. Sup. 21, fol. 13r (Cat. Prim. 1743); ARSI, Peru 9, fol. 383r (Suppl. Cat. Prim. 1751); ARSI, Hisp. 31, 112f. (Prof. 4 Vot.); Aspurz, Aportación extranjera, Apéndice I; Galán García, Oficio, Nr. 180, S. 333; Gerl, Rhen. Sup., S. 84; ARSI, Peru 9, fol. 383r (Suppl. Cat. Prim. 1751). 674 ARSI, Rhen. Sup. 19, fol. 168v (Cat. Prim. 1734). Vgl. ARSI, Rhen. Sup. 20, fol. 44r (Cat. Prim. 1737); ebd., fol. 153r (Cat. Prim. 1740); ARSI, Rhen. Sup. 21, fol. 13r (Cat. Prim. 1743); ebd., fol. 151v (Cat. Prim. 1746); ARSI, Rhen. Sup. 22, fol. 19r (Cat. Prim. 1749); Gerl, Rhen. Sup., S. 84. Das Geburtsjahr 1717 entspricht auch der Angabe in der Carta mortuoria, Lentze sei 1752 im Alter von 35 Jahren gestorben. APChSJ, 2/J/290, Carp. 41, Nr. 121: Carta mortuoria von Gregorio Urtazu an P.R. Joseph (…) de Bargas über den Tod von Joseph Lentze, Cuzco,

226

8. Bio-bibliographisches Verzeichnis

EINTRITT: 13. Juli 1734 in Mainz.675 NOVIZIAT: 1734–1736 in Mainz.676 PHILOSOPHIESTUDIUM: Vor dem Ordenseintritt. Magister Philosophiae.677 MAGISTERIUM: Ist 1736/37 am Domus Probationis in Mainz unter den Repetentes verzeichnet.678 1737/38 ist er am Kolleg Bamberg: Prof. Inf. Gram. Soc. Catech. ad S. Martinum, visitator meditationis 1mae.679 1738/39 ist er am Kolleg Bamberg: Prof. med. gram. Vis. Ex. Vesp.680 1739/40 am Kolleg Bamberg: Prof. Syntax. Praes Sod. Angel. Visit. Exam.681 1740/41 in Bamberg: Prof. Poet. Praes. Chori Mus.6821741/42 am Kolleg Bamberg: Prof. Rhet. Praes. Sod. med.683 Unterrichtete 5 Jahre Humaniora.684 Praef. Congregat. 2 Jahre.685 Wirkte 3 Jahre als Missionar.686

675

676 677

678 679 680 681 682 683 684 685 686

18. Januar 1752, unfol. Zu Geburtsjahr und Herkunftsangabe „Moguntinus“ vgl. ARSI, Peru 9, fol. 383r (Suppl. Cat. Prim. 1751). Dort wird angegeben, Lentze sei 1751 im Alter von 34 Jahren in Peru angekommen. Zur Herkunft aus Mainz vgl. AGI, Contratación 5548, Núm. 1, R. 3 (5), fol. 1v. Abweichendes Geburtsdatum: 24. August 1717 in Mainz. ADPSJ, Abt. 47 (Nachlaß Anton Huonder SJ), Mappe Peru, S. 289; Huonder, Jesuitenmissionäre, S. 119. Zum Geburtsdatum vgl. Sierra, Jesuitas germanos, S. 373. Der Taufeintrag war nicht in den Kirchenbüchern der Stadt Mainz zu ermitteln. Der in den Quellen genannte Geburtsort Mainz muß allerdings nicht zwingend der tatsächliche Geburtsort gewesen sein, da häufig beim Geburtsdatum nur die Bistumszugehörigkeit vermerkt wird. ARSI, Rhen. Sup. 19, fol. 168v (Cat. Prim. 1734). Vgl. ARSI, Rhen. Sup. 20, fol. 44r (Cat. Prim. 1737); ebd., fol. 153r (Cat. Prim. 1740); ARSI, Rhen. Sup. 22, fol. 19r (Cat. Prim. 1749). Zum Eintrittsdatum vgl. ARSI, Rhen. Sup. 21, fol. 13r (Cat. Prim. 1743). Abweichendes Eintrittsdatum: 14. Juli 1734. Ebd., fol. 151v (Cat. Prim. 1746). ARSI, Rhen. Sup. 26 II, fol. 682v (Cat. Brev. 1734/35). Vgl. ARSI, Rhen. Sup. 19, fol. 168v (Cat. Prim. 1734). ARSI, Rhen. Sup. 26 II, fol. 693v (Cat. Brev. 1735/36). ARSI, Rhen. Sup. 19, fol. 168v (Cat. Prim. 1734) (ohne Jahresangabe); ARSI, Rhen. Sup. 20, fol. 44r (Cat. Prim. 1737) (ohne Jahresangabe); ebd., fol. 153r (Cat. Prim. 1740) (mit Jahresangabe); ARSI, Rhen. Sup. 21, fol. 13r (Cat. Prim. 1743); ebd., fol. 151v (Cat. Prim. 1746); ARSI, Rhen. Sup. 22, fol. 19r (Cat. Prim. 1749). ARSI, Rhen. Sup. 26 II, fol. 703v (Cat. Brev. 1736/37). Ist 1737 im Domus Primae Probationis in Mainz. ARSI, Rhen. Sup. 20, fol. 44r (Cat. Prim. 1737). ARSI, Rhen. Sup. 26 II, fol. 712v (Cat. Brev. 1737/38). Ebd., fol. 727r (Cat. Brev. 1738/39). Ebd., fol. 738r (Cat. Brev. 1739/40). Ist 1740 am Kolleg Bamberg: Docet Humaniora in annum 3tium. ARSI, Rhen. Sup. 20, fol. 153r (Cat. Prim. 1740). ARSI, Rhen. Sup. 26 II, fol. 748r (Cat. Brev. 1740/41). ARSI, Rhen. Sup. 27, S. 6 (Cat. Brev. 1741/42). ARSI, Rhen. Sup. 21, fol. 13r (Cat. Prim. 1743); ebd., fol. 151v (Cat. Prim. 1746); ARSI, Rhen. Sup. 22, fol. 19r (Cat. Prim. 1749). ARSI, Rhen. Sup. 21, fol. 151v (Cat. Prim. 1746). ARSI, Rhen. Sup. 22, fol. 19r (Cat. Prim. 1749).

8.1 P. Lentze

227

THEOLOGIESTUDIUM: Lentze studierte 1742/43 am Kolleg zu Bamberg im 1. Jahr Theologie,687 1743/44 im 2. Jahr,688 1744/45 im 3. Jahr, Aufgaben: Catech. ad S. Gangolph689 und 1745/46 im 4. Jahr.690 WEIHEN: 1745, wie üblich nach dem dritten Jahr des Theologiestudiums.691 TERTIAT: 1748/49 in Ettlingen. Missionar in Weyer.692 GELÜBDE: Prof. 4 vot. am 15. August 1750 in Puerto de Santa María.693 TÄTIGKEITEN: 1746–1748 ist er als Missionar in der Bamberger Umgebung ­tätig.694 ÜBERFAHRT: Er brach am 18. August 1749 vom Kolleg in Mainz aus in die Mission auf695 und kam am 25. Oktober 1749 in Puerto de Santa María an. Er reiste zusammen mit Franz Xaver Eder, Wolfgang Bayer und Johannes Zacharias am 12. Oktober 1750 unter Prokurator José de Alzugaray mit dem Schiff Nuestra Señora del Rosario y San Ignacio unter Kapitän José de Egaña aus Spanien ab.696 TÄTIGKEITEN: Ankunft in Peru mit Generalprokurator José de Alzugaray am 6. Juli 1751.697 Auf dem Weg in die Moxos-Mission hielt er sich länger am Kolleg von Cuzco auf, um sich von den Strapazen der Reise zu erholen. Dort wirkte er mit großem Eifer als Beichtseelsorger. Seine Sehnsucht nach der Arbeit in den India687 ARSI, Rhen. Sup. 27, S. 7 (Cat. Brev. 1742/43). Studiert 1743 im 1. Jahr Theologie: ARSI, Rhen. Sup. 21, fol. 13r (Cat. Prim. 1743). 688 ARSI, Rhen. Sup. 27, S. 7 (Cat. Brev. 1743/44). 689 Ebd. (Cat. Brev. 1744/45). 690 Ebd. (Cat. Brev. 1745/46). Studiert 1746 in Bamberg im 4. Jahr Theologie. ARSI, Rhen. Sup. 21, fol. 151v (Cat. Prim. 1746). 691 Lentze wird 1745/46 im 4. theologischen Studienjahr erstmals als Pater im Katalog geführt. ARSI, Rhen. Sup. 27, S. 7 (Cat. Brev. 1745/46). 692 Ebd., S. 10 (Cat. Brev. 1748/49). 693 Original in ARSI, Hisp. 31, 112f. Bei seiner Ankunft in Peru 1751 hatte Lentze bereits die Prof. 4 Vot. ARSI, Peru 9, fol. 383r (Suppl. Cat. Prim. 1751). Der August 1750 als Profeßdatum wird auch durch die Angabe in der Carta mortuoria bestätigt, in der es zum Tod von Lenze im Januar 1752 heißt, er habe vor einem Jahr und vier Monaten die Prof. 4 Vot. abgelegt. APChSJ, 2/J/290, Carp. 41, Nr. 121: Carta mortuoria von Gregorio Urtazu an P.R. Joseph (…) de Bargas über den Tod von Joseph Lenze, Cuzco, 18. Januar 1752, unfol. 694 ARSI, Rhen. Sup. 27, S. 31 (Cat. Brev. 1746/47); ebd. (Cat. Brev. 1747/48). 695 AGI, Contratación 5548, Núm. 1, R. 3 (5), fol. 1v. 696 Galán García, Oficio, Nr. 180, S. 333f. Anderen Angaben zufolge kam Lenze am 28. Oktober 1750 in Puerto de Santa María an. AGI, Contratación 5548, Núm. 1, R. 3 (5), fol. 1v. In einer Liste der Missionare, die für die Überfahrt nach Cartagena bestimmt waren, heißt es über Lenze, er sei schlank, habe eine breite Stirn und große Augen und einen großen Mund. AGI, Contratación 5548, Núm. 1, R. 3 (5), fol. 10r. Zur Überfahrt 1750 vgl. Aspurz, Aportación extranjera, Apéndice I. 697 ARSI, Peru 9, fol. 383r (Suppl. Cat. Prim. 1751).

228

8. Bio-bibliographisches Verzeichnis

nermissionen ging nicht in Erfüllung, da er im Dezember 1751, am Fest des hl. Stephanus, erkrankte. Sein Gesundheitszustand verschlechterte sich rapide, so daß ihm nach wenigen Tagen die Sterbesakramente gereicht wurden.698 TOD: 3. Januar 1752 in Cuzco.699

Briefe: (1) an einen unbekannten Empfänger vom 9. März 1750 aus Sevilla. Inhalt: Lentze bedankt sich für die ihm aus Köln nachgesandten Almosen und legt dem Brief eine Abschrift der Beschreibung der Leiche des hl. Franz Xaver in Goa nach dem letzten offiziellen Leichenbefund bei. Überlieferung: Autograph (dt.?).700

[13] P. Joseph Mayer (1698–1755) Oberdeutsche Provinz NAMENSVARIANTEN: Maier, Mair, Mayr, Meyer. GEBURT: 21. Januar 1698 in Freiburg i. Br.701 698 APChSJ, 2/J/290, Carp. 41, Nr. 121 : Carta mortuoria von Gregorio Urtazu an P.R. Joseph (…) de Bargas über den Tod von Joseph Lenze, Cuzco, 18. Januar 1752, unfol. 699 Alter: 35 Jahre. 19 Jahre im Orden. 1 Jahr und 4 Monate Prof. 4 Vot. APChSJ, 2/J/290, Carp. 41, Nr. 121: Carta mortuoria von Gregorio Urtazu an P.R. Joseph (…) de Bargas über den Tod von Joseph Lenze, Cuzco, 18. Januar 1752, unfol. Vgl. ARSI, Peru 9, fol. 393r (Suppl. Cat. Prim. 1752); ARSI, Fejér/De Cock, Defuncti tertii saeculi, Vol. II, unpag. Bezieht sich auf ARSI, Hist. Soc. 53a 75. P. Michael Meyer teilt in einem Brief aus der Chiloé-Mission vom 30. August 1756 ohne eine genaue Datums- oder Ortsangabe mit, daß P. Joseph Lenze verstorben sei. Stadtarchiv Mainz, Abt. 14, Nr. 1082, fol. 164r–164v, hier fol. 164v. Meier/ Müller, Jesuiten aus Zentraleuropa, Bd. 2: Chile, S. 246, Anm. 888. 700 Huonder, Jesuitenmissionäre, S. 119. Nach Angaben von Huonder befindet sich der Brief in Privatbesitz. Es handelt sich hierbei wohl um den Brief vom 9. März 1750 im Moravský zemský archiv v Brne: Mährisches Landesarchiv/Brünn, Serie G-11-93, ff. 21r–22v: Relatio de S. Francisco Xaverio, scripta Hispali in Collegio S. Ludovici 9. Martii 1750 à P. Josepho Lenze S.J. Missionario, sed extracta à litteris R.P. Bayar (Bayer) S.J. Missionarii daty Goa. 701 ARSI, Peru 9, fol. 21r (Cat. Prim. 1728). Vgl. ebd. 9, fol. 82r (Cat. Prim. 1732); ebd., fol. 120r (Cat. Prim. 1735); ebd., fol. 182r (Cat. Prim. 1741); ebd., fol. 252v (Cat. Prim. 1748). Das Geburtsjahr 1698 entspricht der Angabe in der Carta mortuoria, in der es heißt, Mayer sei 1755 im Alter von 57 Jahren gestorben. APChSJ, 2/J/290, Carp. 42, Nr. 131: Carta mortuoria von Ignacio de Velasco an P. Jaime Pezes über den Tod von Joseph Mayer, Arequipa, 10. Februar 1755. Die gleiche Altersangabe findet sich auch bei AGI, Contratación 5548, Núm. 1, R. 3 (2), fol. 17v. Nach Auskunft von Frau Monika Ritter vom Erzbischöflichen Archiv Freiburg vom 6. November 2003 beginnen die Matrikeln der Pfarrei Freiburg, St. Martin, erst 1785. Bei den Matrikeln von St. Johann besteht eine Lücke von 1677 bis 1711. In den Matrikeln der Münsterpfarrei war kein Eintrag zu finden.

8.1 P. Mayer

229

SCHULE: Absolvierte die Humaniora in Freiburg i. Br. und widmete sich zunächst der Bildhauerkunst.702 Apotheker.703 EINTRITT: 2. Juli 1722.704 NOVIZIAT: 1722–1724. Vota biennii am 24. September 1724.705 PHILOSOPHIESTUDIUM: Mayer studierte wegen seiner späten Berufung zum Priesteramt erst nach seiner Ankunft in Lima 1724706 die üblichen drei Jahre Philosophie.707 THEOLOGIESTUDIUM: Ebenfalls nach seiner Ankunft in Lima,708 offenbar parallel zum Philosophiestudium, da er bereits 1727 die Priesterweihe empfing.709 WEIHEN: Priesterweihe am 20. September 1727710 in Lima.711 TERTIAT: 1728.712 GELÜBDE: Prof. 4 vot. am 16. September 1736 in Trinidad in den Moxos-Missionen.713

702 Mayr/Stadelmann, Terra Amazonum, S. 227 (Mayr, Brief vom 30. Mai 1734). 703 Mayer kam zunächst als Apotheker nach Peru. Sierra, Jesuitas germanos, S. 174 u. 291. Vgl. Martín, Conquista intelectual, S. 134. Strobel, Schweizer Jesuitenlexikon, S. 35. 704 ARSI, Peru 9, fol. 21r (Cat. Prim. 1728). Vgl. ebd., fol. 82r (Cat. Prim. 1732); ebd., fol. 120r (Cat. Prim. 1735); ebd., fol. 182r (Cat. Prim. 1741); ebd., fol. 252v (Cat. Prim. 1748). Dem Eintrittsjahr entspricht auch die Angabe in der Carta mortuoria, in der es heißt, Mayer sei bei seinem Tode im Februar 1755 32 Jahre im Orden gewesen. APChSJ, 2/J/290, Carp. 42, Nr. 131: Carta mortuoria von Ignacio de Velasco an P. Jaime Pezes über den Tod von Joseph Mayer, Arequipa, 10. Februar 1755. 705 ARSI, Peru 7, fol. 9v (Suppl. Cat. Prim. 1724). Vgl. ARSI, Peru 9, fol. 21r (Cat. Prim. 1728); ebd., fol. 82r (Cat. Prim. 1732); ebd., fol. 120r (Cat. Prim. 1735). In den Cat. Brev. der Oberdeutschen Provinz ist ein Joseph Mayer, der 1722 eingetreten ist, nicht verzeichnet, möglicherweise, weil er schon bald nach dem Ordenseintritt nach Übersee abreiste und das Noviziat während der Überfahrt absolvierte. 706 Martín, Conquista intelectual, S. 134; Mayr/Stadelmann, Terra Amazonum, S. 227; Strobel, Personalkartei IV,4. 707 ARSI, Peru 9, fol. 21r (Cat. Prim. 1728). 708 Martín, Conquista intelectual, S. 134; Mayr/Stadelmann, Terra Amazonum, S. 227; Strobel, Personalkartei IV,4. 709 ARSI, Peru 9, fol. 65r (Suppl. Cat. Prim. 1727). Das vierjährige Theologiestudium ist belegt in ebd., fol. 21r (Cat. Prim. 1728). 710 Ebd., fol. 65r (Suppl. Cat. Prim. 1727). Strobel gibt an, Mayer sei ca. 1730 in Lima zum Prie­ ster geweiht worden. Strobel, Personalkartei IV,4. 711 Mayr/Stadelmann, Terra Amazonum, S. 227. 712 ARSI, Peru 9, fol. 67r (Suppl. Cat. Prim. 1728). 713 APChSJ, 2/J/292, Carp. 04: Votos Años 1730–1739 Provincia Peruana Antiqua, Prof. 4 Vot. Josephus Mayer, unfol. (Original). Weiteres Original in ARSI, Hisp. 28, 330f. Zum Profeß-

230

8. Bio-bibliographisches Verzeichnis

ÜBERFAHRT: Mayer reiste am 26. Dezember 1723 zusammen mit Joseph Bodart, Franz Faltick, Michael Herold, Adalbert Marterer, Nikolaus Meges, Matthäus Munggenast, Joseph Reisner, Joseph Reiter, Johann Röhr, Karl Schmidlehner und Simon Schmidt unter Prokurator Diego Ignacio Fernández auf dem Schiff Nuestra Señora del Rosario unter Kapitän Andrés de Luzuriaga aus Spanien ab.714 TÄTIGKEITEN: Mayer kam 1724715 als Laienbruder und Apotheker nach Peru716 und war zunächst wegen seiner hervorragenden Fähigkeiten in der Apotheke des Kollegs San Pablo in Lima tätig.717 Kurz darauf wurde er jedoch für das Studium bestimmt, um Priester zu werden.718 Dominicus Mayr schreibt dazu: „Dem lieben Josef Mair, einem Freiburger, wie ich glaube, wurde befohlen, die Stufe, die er erwählt hat, nämlich die eines Coadjutors auf Zeit, zu verlassen und die eines Scholastikers anzunehmen; er studiert Theologie an der Akademie von Lima; nach beendetem Studium wird er zum Priester geweiht und nach dem dritten Gelübde in unsere Missionen aufbrechen.“719 Nach seiner Priesterweihe kam er in die Moxos-Mission, wo er mit großem Eifer tätig war.720 1732 ist er in den Ordenskatalogen als Missionar dort verzeichnet.721 1734 war er in der Reduktion San José tätig.722 1735 nennen ihn die Ordenskataloge als Missionar unter den Indios,723 und 1736 ist er erneut in der Reduktion San José nachweisbar.724 Nach einigen Jahren wechselte er aus Krankheitsgründen jedoch nach Cuzco.725 Dort wird er als Seelsorger unter

714

715

716

717 718 719 720 721 722 723 724 725

datum vgl. ARSI, Peru 9, fol. 240v (Suppl. Cat. Prim. 1736). Abweichendes Profeßdatum: 15. August 1736. Ebd., fol. 182r (Cat. Prim. 1741); ebd., fol. 252v (Cat. Prim. 1748). Galán García, Oficio, Nr. 154, S. 306f. In einer Liste der Missionare, die für die Überfahrt 1723 bestimmt waren, heißt es über Mayer, er sei von gutem Körperbau, von weißer Hautfarbe und blond. AGI, Contratación 5548, Núm. 1, R. 3 (2), fol. 17v. Zur Überfahrt 1723 als Estudiante vgl. Aspurz, Aportación extranjera, Apéndice I. Martín, Conquista intelectual, S. 134. Andere geben 1725 als Jahr der Ankunft in Peru an. Huonder, Jesuitenmissionäre, S. 120. Vgl. Plattner, Verzeichnis, S. 6. Ursprünglich war er für Paraguay bestimmt. Vgl. Strobel, Personalkartei IV,4. Daher Zuordnung zu Peru und Paraguay bei Gerl, Germ. Sup., S. 264. Sierra, Jesuitas germanos, S. 174 u. 291. Nach Vargas Ugarte kam er als Student nach Peru. Vargas Ugarte, Historia de la Compañía de Jesús, Bd. III, S. 56. Dominicus Mayr schreibt indessen, Joseph Mayer habe sich vor seiner Überfahrt der Bildhauerei gewidmet. Mayr/ Stadelmann, Terra Amazonum, S. 217–231, hier S. 227 (Mayr, Brief vom 30. Mai 1734). Martín, Conquista intelectual, S. 134. Strobel, Personalkartei IV,4. Nach Martín verlor das Kolleg San Pablo mit Mayer einen seiner größten deutschen Apotheker. Martín, Conquista intelectual, S. 134. Zur Bestimmung für die Priesterweihe vgl. Gerl, Germ. Sup., S. 264; Sierra, Jesuitas germanos, S. 291. Mayr/Stadelmann, Terra Amazonum, S. 184–207, hier S. 189 (Mayr, Brief vom 20. Juli 1727). APChSJ, 2/J/290, Carp. 42, Nr. 131: Carta mortuoria von Ignacio de Velasco an P. Jaime Pezes über den Tod von Joseph Mayer, Arequipa, 10. Februar 1755. ARSI, Peru 9, fol. 82r (Cat. Prim. 1732). Zur Tätigkeit in der Moxos-Mission allgemein vgl. ARSI, Peru 11, fol. 125r (Cat. Brev. 1732). Mayr/Stadelmann, Terra Amazonum, S. 216–231, hier S. 229 (Mayr, Brief vom 30. Mai 1734). ARSI, Peru 9, fol. 120r (Cat. Prim. 1735). ARSI, Peru 7, S. 65: Catalogus Reductionum huius Missionis Moxorum in Provincia Peruana Societatis Jesu Anno 1736. Strobel, Personalkartei IV,4.

8.1 P. Mayer

231

den Spaniern und ehemaliger Missionar in den Ordenskatalogen von 1741726 und 1748727 erwähnt. 1751 ist er am Kolleg in Cuzco als Admon. C. Conf. NN. Oper. Hisp.728 Er war in der Seelsorge für die Spanier, insbesondere in der Beichtseelsorge tätig.729 1755 wurde er mit der Seelsorge auf dem Landgut Yanarico betraut.730 TOD: Joseph Mayer starb nur wenige Tage nach seiner Ankunft auf dem Landgut Yanarico am 29. Januar 1755 infolge innerer Blutungen. Er war bereits vor der Abreise aus Cuzco erkrankt, litt während der Reise an starken Magenschmerzen und erbrach Blut.731

Besonderheiten: Joseph Mayer wird in der Literatur häufig mit anderen Jesuiten gleichen Namens verwechselt. Dies ist darauf zurückzuführen, daß in den Ordenskatalogen der Oberdeutschen Provinz Anfang des 18. Jahrhunderts mehrere Jesuiten mit diesem Namen verzeichnet sind.732

726 ARSI, Peru 9, fol. 182r (Cat. Prim. 1741). Im Catalogus Brevis des gleichen Jahres wird er als Sacellanus Praed. genannt. ARSI, Peru 11, fol. 129r (Cat. Brev. 1741). 727 ARSI, Peru 9, fol. 252v (Cat. Prim. 1748). Im Catalogus Brevis des gleichen Jahres wird er als C. Conf. NN. Oper. Hisp. genannt. ARSI, Peru 11, fol. 129ev (Cat. Brev. 1748). 728 ARSI, Peru 11, fol. 132r (Cat. Brev. 1751). 729 ADPSJ, Abt. 47 (Nachlaß Anton Huonder SJ), Mappe Peru, S. 297. 730 Ebd. Er wurde in die Liste der Professen aufgenommen, die vom Prokurator nach Rom entsandt werden konnten. ARSI, Peru 10, fol. 55r: Catalogo de los Padres Professos 1752. 731 APChSJ, 2/J/290, Carp. 42, Nr. 131: Carta mortuoria von Ignacio de Velasco an P. Jaime Pezes über den Tod von Joseph Mayer, Arequipa, 10. Februar 1755. Zu Todesdatum und -ort vgl. ARSI, Peru 11, fol. 135r (Suppl. Cat. Prim. 1755); ARSI, Fejér/De Cock, Defuncti tertii saeculi, Vol. II, unpag. Bezieht sich auf ARSI, Hist. Soc. 53a 98. 732 So behauptet Huonder, Mayer habe, nachdem er in Freiburg die Lateinstudien und die Philosophie absolviert hatte, zunächst die Steinmetz- und Bildhauerkunst erlernt, sei zwei Jahre in Landsberg in der Küche und später als Krankenwärter und Apotheker in Freiburg beschäftigt gewesen. ADPSJ, Abt. 47 (Nachlaß Anton Huonder SJ), Mappe Peru, S. 297. Auf die gleiche Person bezieht sich offenbar auch Strobel, der schreibt, Mayer sei nach dem Ordenseintritt 1718–1720 als Sakristan, Koch, Krankenbruder und Apotheker in Landsberg, danach 1720–1722 als Krankenbruder und Apotheker in Freiburg (Schweiz), 1722/23 in Ingolstadt und 1723/24 in Hall tätig gewesen. Strobel, Personalkartei IV,4. Es handelt sich jedoch eindeutig um eine Verwechslung, da der spätere Peru-Missionar Joseph Mayer erst 1722 in die Gesellschaft Jesu eintrat, was auch durch die Carta mortuoria bestätigt wird.

232

8. Bio-bibliographisches Verzeichnis

[14] P. Joseph Dominicus Mayr (1680–1741) Oberdeutsche Provinz NAMENSVARIANTEN: Mair,733 Mayer,734 Meyer,735 Mierer. GEBURT: 10. August 1680736 in Wald bei Meßkirch.737 TAUFE: Auf den Namen Joseph Dominicus.738 ELTERN: Frantz Johann (Ignatz) Mayer und dessen Ehefrau Helena Reutlingerin.739 UMFELD: Der Großvater mütterlicherseits, Johann Christoph Reutlinger, war von 1651 bis ca. 1666 Oberamtmann des Klosters Wald. Er erwarb für sich und seine Tochter Helena 1666 das Bürgerrecht in Konstanz. Helena heiratete später den Nachfolger ihres Vaters als Oberamtmann des Klosters Wald, Franz Johann Ignatz Mayer.

733 ADPSJ, Abt. 47 (Nachlaß Anton Huonder SJ), Mappe Peru, S. 293. Vgl. ARSI, Germ. Sup. 49, fol. 144r (Cat. Brev. 1704/05); ARSI, Peru 7, fol. 30v (Cat. Prim. 1719); ARSI, Peru 11, fol. 120r (Cat. Brev. 1719); ARSI, Peru 9, fol. 72r (Cat. Prim. 1732); ARSI, Peru 11, fol. 125r (Cat. Brev. 1732); ARSI, Peru 9, fol. 110r (Cat. Prim. 1735); ARSI, Peru 7, S. 65: Catalogus Reductionum huius Missionis Moxorum in Provincia Peruana Societatis Jesu Anno 1736; ARSI, Peru 9, fol. 176r (Cat. Prim. 1741); ARSI, Peru 11, fol. 128v (Cat. Brev. 1741); Huonder, Jesuitenmissionäre, S. 120; Sommervogel, Bibliothèque, Bd. V, Sp. 799; Mayr/Stadelmann, Terra Amazonum, S. 289; Storni, Catálogo, S. 181. 734 Vgl. Aspurz, Aportación extranjera, Apéndice I; Sommervogel, Bibliothèque, Bd. V, Sp. 799; Mayr/Stadelmann, Terra Amazonum, S. 289; Thoelen, Menologium, S. 704. 735 ADPSJ, Abt. 47 (Nachlaß Anton Huonder SJ), Mappe Peru, S. 293. Vgl. Huonder, Jesuitenmissionäre, S. 120; Sommervogel, Bibliothèque, Bd. V, Sp. 799. 736 ARSI, Germ. Sup. 31, fol. 225v (Cat. Prim. 1700); ebd., fol. 377r (Cat. Prim. 1705); ARSI, Peru 7, fol. 30v (Cat. Prim. 1719); ARSI, Peru 9, fol. 9v (Cat. Prim. 1728); ebd., fol. 72r (Cat. Prim. 1732); ebd., fol. 110r (Cat. Prim. 1735); ebd., fol. 176r (Cat. Prim. 1741). 737 Waldensis Suevus Constant. ARSI, Germ. Sup. 31, fol. 225v (Cat. Prim. 1700). Waldens. Suev. Constant. ARSI, Germ. Sup. 32, S. 61 (Cat. Prim. 1711). Waldae in Prov.ae Bavariae. ARSI, Peru 7, fol. 30v (Cat. Prim. 1719). Walde in Germ. ARSI, Peru 9, fol. 9v (Cat. Prim. 1728). Germanus Valdensis. Ebd., fol. 72r (Cat. Prim. 1732). Vgl. ebd., fol. 110r (Cat. Prim. 1735); ebd., fol. 176r (Cat. Prim. 1741). Wald südlich von Meßkirch. Strobel, Personalkartei IV,3. Kloster-Wald bei Meßkirch. Gerl, Germ. Sup., S. 266. Klosterwald (südl. Sigmaringen). Strobel, Schweizer Jesuitenlexikon, S. 364. 738 Mayr schreibt in seinen Briefen, daß er in der Taufe den Namen Joseph Dominicus erhalten habe. Der Taufeintrag ist nach Angaben von Stadelmann jedoch nicht in den Pfarrmatrikeln von Wald bzw. Walbertsweiler zu ermitteln. Walbertsweiler war dem Kloster Wald inkorporiert und besaß die Pfarrrechte auch für die Klosterbediensteten. Ein eigenes Pfarrbuch für Wald gibt es erst ab 1706. Fehlende Einträge in den Pfarrmatrikeln sind außerdem durch gelegentliche „Kompetenz-Gerangel“ zwischen den Klosterbeichtvätern in Wald und den von der Äbtissin in Walbertsweiler als „Pfarrer“ eingesetzten Leutpriestern zu erklären. Selbständige Pfarrei wurde Wald erst 1826 durch Dotation des Fürsten von HohenzollernSigmaringen. Mayr/Stadelmann, Terra Amazonum, S. 289. 739 Mayr/Stadelmann, Terra Amazonum, S. 289.

8.1 P. Mayr

233

Joseph Dominicus Mayr hatte eine Schwester, Maria Johanna, geb. 1673, und einen Bruder, Frantz Johann (Ignatz740), geb. am 5. Oktober 1678 in Wald. Maria Johanna heiratete den Hofmeister des Klosters Wald, Friedrich Wocher, geb. am 16. November 1655 in Langenargen. Friedrich Wocher war seit dem 24. März 1684 Hofmeister des Klosters Wald und hatte das Amt bis 1712 inne. Er starb am 15. Oktober 1713 in Wald, Maria Johanna am 4. April 1732 in Riedlingen. Einer ihrer Söhne, den P. Joseph Dominicus Mayr als Neffen von Schwesterseite her bezeichnet, wurde später ebenfalls Jesuit. Dieser Franz Xaver Wocher SJ (1699–1754) war in Solothurn und Brig tätig. Er trat 1718 in Landsberg in die Gesellschaft Jesu ein, empfing 1729 die Priesterweihe, legte 1733 die Prof. 4 vot. ab und starb am 1. Juli 1754 in Straubing. Er war zeitweise in der Verwaltung als Minister oder Prokurator u. a. in München, Landsberg, Konstanz und Straubing tätig. Der Bruder von P. Joseph Dominicus Mayr, Franz Johann (Ignatz), wurde am 17. Oktober 1712 als Registrator in die Dienste der Stadt Konstanz übernommen. Bei ihm und seiner Frau wohnte später auch die Mutter Helena. Sie starb 1720 als Witwe in Konstanz. Franz Johann (Ignatz) Mayr starb am 4. Mai 1745 in Konstanz. Danach ist das Geschlecht in den Walder Büchern nicht mehr nachweisbar.741 EINTRITT: 7. September 1698 in Landsberg.742 NOVIZIAT: 1698–1700 in Landsberg.743 PHILOSOPHIESTUDIUM: Vor dem Ordenseintritt, vermutlich in Konstanz.744 Magister Philosophiae.745 MAGISTERIUM: 1700–1704 unterrichtete er am Kolleg Freiburg i. Br.: 1700/01 Prof. Inf. ord. Inf. Visit. Sub. 2. orat.,746 1701/02 Prof. inf. ord. Sup. Visit. Sub. 1.a orat. Catech. In Hospit.,747 1702/03 Prof. med. Gramm. Visit. Sub. 2. Orat. Catech. in Paroch.,748 und

740 Im Taufbuch stehen nur die Namen Frantz Johann, während sein Sohn ihn jedoch Frantz Johann Ignatz nannte. 741 Mayr/Stadelmann, Anhang, S. 289–292. 742 ARSI, Germ. Sup. 48, fol. 518r (Suppl. Cat. Brev. 1698/99); ARSI, Germ. Sup. 31, fol. 225v (Cat. Prim. 1700); ebd., fol. 377r (Cat. Prim. 1705). ARSI, Germ. Sup. 32, S. 61 (Cat. Prim. 1711). Zum Eintrittsjahr vgl. ARSI, Peru 7, fol. 30v (Cat. Prim. 1719); ARSI, Peru 9, fol. 9v (Cat. Prim. 1728); ebd., fol. 72r (Cat. Prim. 1732); ebd., fol. 110r (Cat. Prim. 1735); ebd., fol. 176r (Cat. Prim. 1741). Zum Eintritt in Landsberg vgl. Strobel, Personalkartei IV,3. 743 ARSI, Germ. Sup. 48, fol. 502r (Cat. Brev. 1698/99); ARSI, Germ. Sup. 49, fol. 12v (Cat. Brev. 1699/1700). Vgl. ARSI, Germ. Sup. 31, fol. 225v (Cat. Prim. 1700). 744 Strobel, Personalkartei IV,3. 745 ARSI, Germ. Sup. 31, fol. 225v (Cat. Prim. 1700); ebd., fol. 377r (Cat. Prim. 1705); ARSI, Germ. Sup. 32, S. 61 (Cat. Prim. 1711). 746 ARSI, Germ. Sup. 49, fol. 29r (Cat. Brev. 1700/01). 747 Ebd., fol. 55r (Cat. Brev. 1701/02). 748 Ebd., fol. 89v (Cat. Brev. 1702/03).

234

8. Bio-bibliographisches Verzeichnis

1703/04 Prof. Supr. Gram., Soc. Praes., Visit. Sub. Exam., Praef. Ministr., Catech. in Paroch.749 1704/05 unterrichtete er am Kolleg Luzern: Prof. Hum. Praes. Congr. Minor.750 THEOLOGIESTUDIUM: 1705–1709 in Ingolstadt.751 1705/06 Visit. Sub. Exam.,752 1706/07 Catech. Gerolfing,753 1707/08 Catech. Gerolfing. Soc. Praef. Bibl.754 WEIHEN: Subdiakonat: 23. Februar 1709, Diakonat: 16. März 1709, Priesterweihe: 25. Mai 1709. Die Weihen fanden im Willibaldschor des Domes zu Eichstätt durch Johann Adam Nieberlein, Weihbischof in Eichstätt, statt.755 TERTIAT: 1709/10 in Altötting.756 GELÜBDE: Prof. 4 vot. am 15. August 1713 in Dillingen.757 TÄTIGKEITEN: 1710/11 ist er zunächst im Kolleg Landshut Prof. inf. ord. Super. Conc. In arch. Gymn. Catech. ad SS. Ursul. Praef. Biblioth.,758 1711–1716 dann am Kolleg Dillingen: 1711/12 Oper. Inspect. Semin. S. Josephi. Conf. Temp. Exhort. Congr. S. Bernard.,759 1712/13 Oper. Inspect. Seminar. S. Josephi. Conf. Temp. Exhort. Congr. S. Bernardini.,760 1713/14 Oper. Insp. Dom. S. Joseph. Conf. Temp. Exhort. Congr. S. Bernardini. Catech. in Temp. Paroch.,761 1714/15 Oper. Inspect. Dom. S. Josephi. Conf. Temp. Exhort. Cong. S. Bernardini.762 und 1715/16 Oper. Inspect. Dom. S. Josephi. Conf. Temp. Exhort. Congr. S. Bernardini.763 749 Ebd., fol. 116v (Cat. Brev. 1703/04). 750 Ebd., fol. 144r (Cat. Brev. 1704/05). 751 Ebd., fol. 169r (Cat. Brev. 1705/06); ebd., fol. 197v (Cat. Brev. 1706/07); ebd., fol. 224r (Cat. Brev. 1707/08); ebd., fol. 250v (Cat. Brev. 1708/09). 752 Ebd., fol. 169r (Cat. Brev. 1705/06). 753 Ebd., fol. 197v (Cat. Brev. 1706/07). 754 Ebd., fol. 224r (Cat. Brev. 1707/08). 755 Ebd., fol. 313v (Suppl. Cat. Brev. 1709/10). Zur Priesterweihe in Eichstätt vgl. ARSI, Germ. Sup. 117, S. 28. Zum Weihedatum und Eichstätt als Weiheort Strobel, Personalkartei IV,3. Vgl. Storni, Catálogo, S. 181. 756 Strobel, Personalkartei IV,3. Domus Tertiae Probationis Oettingen. ARSI, Germ. Sup. 49, fol. 299r (Cat. Brev. 1709/10). 757 Storni, Catálogo, S. 181. Vgl. Strobel, Personalkartei IV,3. Zum Profeßdatum vgl. ARSI, Germ. Sup. 32, fol. 214v (Cat. Prim. 1714); ARSI, Peru 7, fol. 30v (Cat. Prim. 1719); ARSI, Peru 9, fol. 9v (Cat. Prim. 1728); ebd. fol. 72r (Cat. Prim. 1732); ebd., fol. 110r (Cat. Prim. 1735); ebd., fol. 176r (Cat. Prim. 1741). Original (ohne Ortsangabe) in ARSI, Germ. Sup. 36, fol. 44f. 758 ARSI, Germ. Sup. 49, fol. 324v (Cat. Brev. 1710/11). Zum Aufenthalt in Landshut 1711 vgl. ARSI, Germ. Sup. 32, S. 61 (Cat. Prim. 1711). 759 ARSI, Germ. Sup. 49, fol. 347v (Cat. Brev. 1711/12). 760 Ebd., fol. 378r (Cat. Brev. 1712/13). 761 Ebd., fol. 412r (Cat. Brev. 1713/14). Zum Aufenthalt in Dillingen vgl. ARSI, Germ. Sup. 32, fol. 214r (Cat. Prim. 1714). 762 ARSI, Germ. Sup. 49, fol. 443v (Cat. Brev. 1714/15). 763 ARSI, Germ. Sup. 50, fol. 6r (Cat. Brev. 1715/16). Zu den Tätigkeiten vgl. auch Strobel, Personalkartei IV,3.

8.1 P. Mayr

235

ÜBERFAHRT: Die Reise machte Mayr gemeinsam mit weiteren oberdeutschen Gefährten. Er brach am 24. April 1716 von Konstanz aus auf und kam am 1. September 1718 in Loreto (Moxos-Missionen) an.764 TÄTIGKEITEN: Mayr wirkte ab 1718 in der Reduktion Imaculada Concepción unter den Baures.765 1719 ist er in den Ordenskatalogen als Missionar766 bzw. als Adiutor767 verzeichnet. 1728 gelang es ihm, eine friedliche Beziehung zu den wilden und kriegerischen Heriseboconas aufzubauen,768 für die er 1730 die Reduktion Patrocinii B.M.V. (Beatae Mariae Virginis) gründete.769 Seine Tätigkeit in der Moxos-Mission wird weiter durch die Ordenskataloge von 1732770 und 1735771 belegt. Auch 1736 ist er in der Reduktion B.V. (Beatae Virginis) Mariae in der Moxos-Mission zusammen mit P. Paschasius Calvo nachweisbar,772 ebenso 1740.773 1741 ist er zum letzten Mal in den Ordenskatalogen der Provinz Peru als Missionar verzeichnet.774

764 Dirrheim/Stadelmann, Biennium Itineris, S. 27, 31 u. 245. Nähere Beschreibung des Reiseverlaufs im biographischen Eintrag dieses Bandes zu P. Johann Kaspar Deprato, Überfahrt. Mayr wird in einer Kostenaufstellung für die Ausstattung der Missionare für Peru, Paraguay und Quito vom April 1716 (BayHStA, Jes. 579/35, fol. 60–61) sowie in einer Liste der für die Moxos-Mission bestimmten Missionare vom 28. Januar 1717 genannt. AGI, Contratación 5552, fol. 198v: Libros de registros de misiones 1703–1719). Zur Überfahrt 1717 vgl. Aspurz, Aportación extranjera, Apéndice I. 765 Mayr/Stadelmann, Terra Amazonum, S. 33–44 (Mayr, Brief vom 3. September 1718). Vgl. Dirrheim/Stadelmann, Biennium Itineris, S. 249. 766 ARSI, Peru 7, fol. 30v (Cat. Prim. 1719). 767 ARSI, Peru 11, fol. 120r (Cat. Brev. 1719). 768 Mayr/Stadelmann, Terra Amazonum, S. 71–76 (Mayr, Brief vom 27. Dezember 1729). Die Ordenskataloge verzeichnen ihn in diesem Jahr als Missionar unter den ungläubigen Indianern. ARSI, Peru 9, fol. 9v (Cat. Prim. 1728). 769 Mayr schreibt 1734, daß er nun schon vier Jahre in der neuen Reduktion arbeite. Mayr/ Stadelmann, Terra Amazonum, S. 223 (Mayr, Brief vom 30. Mai 1734). 770 ARSI, Peru 9, fol. 72r (Cat. Prim. 1732). Zur Tätigkeit in der Moxos-Mission allgemein vgl. ARSI, Peru 11, fol. 125r (Cat. Brev. 1732). 771 ARSI, Peru 9, fol. 110r (Cat. Prim. 1735). 772 ARSI, Peru 7, S. 65: Catalogus Reductionum huius Missionis Moxorum in Provincia Peruana Societatis Jesu Anno 1736. 773 Mayr/Stadelmann, Terra Amazonum, S. 77f. (Mayr, Brief vom 23. Februar 1740). 774 ARSI, Peru 9, fol. 176r (Cat. Prim. 1741). Zur Tätigkeit in der Moxos-Mission allgemein vgl. ARSI, Peru 11, fol. 128v (Cat. Brev. 1741).

236

8. Bio-bibliographisches Verzeichnis

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Abb. 4a: Titelseite des „Americanischen Mayerhof” 1747. Fundort: Leopold-Sophien-Bibliothek Über­lingen. Foto: Foto Hahn, Überlingen (Bodenseekreis).

8.1 P. Mayr

237

TOD: 30. Januar 1741 in der Moxos-Mission,775 sehr wahrscheinlich in der von ihm gegründeten Reduktion B.M.V.776 Mayr starb im Rufe der Heiligkeit.777

Briefe: (1) an den Ordensgeneral Michelangelo Tamburini vom 13. Februar 1710 aus Altötting. Inhalt: Bewerbung um die Entsendung in die Mission. Überlieferung: Autograph (lat.).778 (2) an den Ordensgeneral Michelangelo Tamburini vom 25. Februar 1711 aus Landshut. Inhalt: Erneute Bewerbung um die Entsendung in die Mission. Überlieferung: Autograph (lat.).779 (3) an den Ordensgeneral Michelangelo Tamburini vom 21. Dezember 1712 aus Dillingen. Inhalt: Erneute Bewerbung um die Entsendung in die Mission. Überlieferung: Autograph (lat.).780 (4) an den Ordensgeneral Michelangelo Tamburini von 1713. Inhalt: Nochmalige Bewerbung um die Entsendung in die Mission. Überlieferung: Autograph (lat.).781 (5) an den Ordensgeneral Michelangelo Tamburini vom 23. Mai 1714 aus Dillingen. Inhalt: Nochmalige Bewerbung um die Entsendung in die Mission. Überlieferung: Autograph (lat.).782 (6) an den Ordensgeneral Michelangelo Tamburini vom 11. März 1716 aus Dillingen. Inhalt: Erfolgreiche Bewerbung um die Entsendung in die Mission. Überlieferung: Autograph (lat.).783

775 ARSI, Fejér/De Cock, Defuncti tertii saeculi, Vol. II, unpag. Bezieht sich auf Peru 9, fol. 176 (Cat. Prim. 1741). Zum Todesjahr vgl. Gerl, Germ. Sup., S. 266; Storni, Catálogo, S. 181; Vargas Ugarte, Jesuitas Peruanos, S. 213. Vgl. Abb. 4a, Titelbild im Americanischen Mayerhof. Abweichendes Todesdatum: 31. Dezember 1741 in der Mission bei den Baures. Carvalho, Jesuítas alemanes, S. 146. 776 Mayr schreibt in seinem Brief vom 23. Februar 1740, er sei im vergangenen Jahr zweimal schwer erkrankt, da ihm die Herisebocona Gift verabreicht hätten. Mayr/Stadelmann, Terra Amazonum, S. 77. 777 Dies steht in der Bildunterschrift der Erstausgabe des Americanischen Mayerhofs. Vgl. Abb. 4a. 778 ARSI, Germ. Sup. 18 I, fol. 163r–v (Indip.). Nebgen, Missionarsberufungen, S. 289. 779 ARSI, Germ. Sup. 18 I, fol. 196r–v (Indip.). Nebgen, Missionarsberufungen, S. 289. 780 ARSI, Germ. Sup. 18 I, fol. 218r–v (Indip.). Nebgen, Missionarsberufungen, S. 289. 781 Dieser Brief gilt als verloren. Mayr/Stadelmann, Terra Amazonum, S. 294. Nebgen, Missionarsberufungen, S. 289. 782 ARSI, FG 754, fol. 417r–v (Indip.). Nebgen, Missionarsberufungen, S. 289. 783 ARSI, FG 754, fol. 455r–v (Indip.). Nebgen, Missionarsberufungen, S. 289.

238

8. Bio-bibliographisches Verzeichnis

Abb. 4b: P. Dominicus Mayr S.J., Pfarr- und Klosterkirche Wald. Foto: Reiner Löbe (Foto Löbe), Bingen (Landkreis Sigmaringen).

8.1 P. Mayr

239

(7) an den Provinzial der Oberdeutschen Provinz vom 20. Juni 1716 aus Marseille. Inhalt: Die Missionare warten bereits in der fünften Woche auf die Weiterreise mit dem Schiff nach Cádiz. Sie helfen insbesondere in der Beichtseelsorge, u. a. auch bei den Galeerensträflingen aus. P. Bartholomäus Ximenez, der aus Rom eingetroffen ist, versucht, Mayr und seine Ordensbrüder für die Mission in Paraguay zu gewinnen und hierfür die Erlaubnis des Ordensgenerals zu erhalten. Überlieferung: Autograph (lat.).784 Druck (lat./dt.).785 (8) an seinen Bruder Franz Johann Ignatz Mayer, Registrator in Konstanz, vom 10. August 1717 aus Buenos Aires am Fluß. Inhalt: Bericht über die Schiffsreise von Cádiz nach Buenos Aires. Mayr reiste am 4. April 1717 auf dem Hauptschiff Capitania ab, dessen Kapitän den Oberbefehl über zwei weitere Schiffe Al Miranta und Batuze hatte. Nach vielen Nöten und Gefahren während der Überfahrt passierten sie am 21. Juni 1717 die Mündung des Rio de la Plata und konnten am 13. Juli in Buenos Aires an Land gehen, wo sie von verschiedenen Personen des geistlichen und weltlichen Stands sowie von einem indianischen Chor und Musikern, die eigens aus Paraguay dorthin gereist waren, empfangen wurden. Überlieferung: Druck (dt.).786 Druck (dt.).787 (9) an den Provinzial der Oberdeutschen Provinz vom 19. August 1717 aus Buenos Aires. Inhalt: Mayr berichtet über den Aufenthalt in Cádiz und Sevilla sowie über die Ereignisse auf der Überfahrt nach Buenos Aires, wo er und seine Gefährten am 9. Juli 1717 eintrafen (und am 13. Juli an Land gingen).788 Einige Missionare aus der Paraguay-Mission waren unter Führung von P. Laurentius Taffè zusammen mit 400 Indios erschienen, um die Ankömmlinge mit Musik und Tanzaufführungen zu begrüßen.789 Anfang September – nach Ende des Winters – werden die sechs deutschen Misssionare in einer Gruppe von insgesamt 40 Personen, davon 17 Jesuiten, nach Potosí aufbrechen, wo sie weitere Anweisungen des Provinzials erwarten. Überlieferung: Autograph (lat.).790 Druck (lat./dt.).791 Version als Reisebericht (dt.).792 Druck der Version als Reisebericht (dt.).793 784 BayHStA, Jes. 607/34, fol. 93–95. 785 Mayr/Stadelmann, Terra Amazonum, S. 92–97. 786 Mayr, Americanischer Mayerhof, S. 7–56 (Erster Brief vom 10. August 1717, an seinen Herrn Bruder Franz Johann Ignati Mayer, Registrator in Constanz). 787 Mayr/Stadelmann, Terra Amazonum, S. 18–32. 788 Dirrheim/Stadelmann, Biennium Itineris, S. 135. 789 Vgl. ebd. 790 BayHStA, Jes. 595/II/25, fol. 73–79. 791 Mayr/Stadelmann, Terra Amazonum, S. 98–129. 792 BayHStA, Jes. 607/41, fol. 122–133 u. 147–155. Weitere Abschrift in Jes. 607/42, fol. 133–144 u. 146f. Es handelt sich um eine als Reisebericht verfaßte, auf den 10. August 1717 datierte deutsche Übersetzung des lateinischen Reiseberichts in BayHStA, Jes. 595/II/25. Stadelmann vermutet, daß Mayr diese Fassung an seinem 37. Geburtstag für seinen Bruder geschrieben und dann später eine etwas veränderte und ausführlichere Version in lateinischer Sprache an seinen Vorgesetzten, den P. Provinzial, geschickt hat. Vgl. Mayr/Stadelmann, Terra Amazonum, S. 86f. 793 Mayr/Stadelmann, Terra Amazonum, S. 241–254.

240

8. Bio-bibliographisches Verzeichnis

Abb. 4c: P. Dominicus Mayr S.J., Haus Nazareth Sigmaringen. Foto: Reiner Löbe (Foto Löbe), Bingen (Landkreis Sigmaringen).

8.1 P. Mayr

241

(10) an seinen Bruder vom 3. September 1718 aus Concepción. Inhalt: Bericht über die Reise von Buenos Aires (Abreise am 9. September 1717) über Santa Fe de Tucumán nach Potosí (Ankunft am 11. Januar 1718). Dort erhielten er und seine Mitreisenden die Anweisung des Provinzials, sich nicht nach Lima, sondern direkt in die Moxos-Mission zu begeben. Mayr reiste am 1. Februar 1718 zusammen mit Franz Xaver Dirrheim, Kaspar Deprato, Peter Piron, Joseph Schwender und Sebastian Schmid auf Maultieren weiter über Oruro und Cochabamba bis nach Santa Cruz de la Sierra (Ankunft 9. April 1718), der „Pforte zur Moxos-Mission“.794 Nachdem sie sich dort vier Monate ausgeruht hatten, wurden sie mit Booten auf dem Río Guapay und dem Mamorè nach Loreto gebracht, wo sie vom Superior der Moxos-Mission und den Indianern mit Triumphbögen, Musik und Tanz herzlich empfangen wurden. Von dort aus wurden die Patres in verschiedene Dörfer entsandt. Mayr kam in die Reduktion Imaculada Concepción zur Mission unter den Baures, wo sein Gefährte P. Petrus de Rado bereits einige Zeit gewirkt hatte. Überlieferung: Druck (dt.).795 Druck (dt.).796 (11) an seinen Schwager vom 30. September 1718 aus Loreto in der Moxos-Mission. Inhalt: Bericht über die Reise mit Franz Xaver Dirrheim, Franz Borinie, Kaspar Deprato, Sebastian Schmid, Joseph Schwender und dem Spanier Antonio Fernandez von Buenos Aires (Abreise 9. September 1717) über Santa Fe, Santiago del Estero und Potosí nach Santa Cruz de la Sierra in der Moxos-Mission (Ankunft 9. April 1718). Nach einigen Monaten Aufenthalt begab sich Mayr nach Loreto, wo er am 1. September 1718 ankam und von dort in die Reduktion Concepción unter den Baures entsandt wurde. Er lobt deren Gelehrigkeit und berichtet über ihre Ernährungsgewohnheiten. Mayr hofft, bald die Sprache der Indios zu beherrschen, um besser seinem Missionsauftrag gerecht werden zu können. Überlieferung: Druck (dt.).797 Druck (span.).798 (12) an den Provinzial der Oberdeutschen Provinz vom 31. Dezember 1718 aus der Reduktion „Unbefleckte Empfängnis“ in der Moxos-Mission. Inhalt: Unter den Baures sind vor kurzem die beiden Reduktionen „Von der Unbefleckten Empfängnis“ und San Joaquín errichtet worden. Mit der Gründung einer weiteren Reduktion, San Martín, wurde im Laufe des vergangenen Jahres begonnen. Mayr wurde die Seelsorge in der Reduktion „Von der Unbefleckten Empfängnis“ 794 „Die Porten oder gleichsam der Eingang zu diesen neu-erfundenen Völckerschafften ist die Stadt bey dem Heil. Creutz in dem Gebürg genannt (...).“ Mayr/Stadelmann, Terra Amazonum, S. 41 (Mayr, Brief vom 3. September 1718). 795 Mayr, Americanischer Mayerhof, S. 56–95: Zweyter Brieff. Wie P. Dominicus Mayer seine Reiß von Buenos Aeres biß in die sogenannte Moxische Provintzien, und die Völckerschafft de Immacul. Conceptione verrichtet hat: de Dato 2. Sept. 1718. 796 Mayr/Stadelmann, Terra Amazonum, S. 33–44. 797 WB, Bd. I, Teil 7, Nr. 167, S. 55–59. 798 Matthei, Cartas II, Nr. 31, S. 222–230. Dieser Brief ist nicht in der Briefsammlung von Stadelmann enthalten. Er diente wohl als Vorlage für Brief (10) und ist die Fortsetzung des Reiseberichts in Brief (8). Vgl. Mayr/Stadelmann, Terra Amazonum, S. 87.

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8. Bio-bibliographisches Verzeichnis

Abb. 4d: P. Dominicus Mayr S.J., St. Trudpert. Foto: Erzbischöfliches Ordinariat Freiburg i.Br., Bildarchiv, Aufnahme Chr. Hoppe.

8.1 P. Mayr

243

(Concepción) übertragen, in der 3.000 Menschen leben, wobei eine größere Anzahl in benachbarten Dörfern und abgelegenen Gegenden hinzukommt. Mayr berichtet über Sitten und Lebensgewohnheiten der Indios. Er bedient sich bei seiner Missionstätigkeit eines Dolmetschers und gewinnt das Zutrauen der Indios durch Geschenke. Besonders geschätzt werden Dinge aus Eisen wie Nadeln, Scheren, Messer, Angelhaken oder die das Aussehen von Eisen haben wie Münzen, Rosenkränze, Kreuze, Ringe u. a. Über alles schätzen sie aus Glas gefertigte Gegenstände wie Rosenkränze oder Perlen. Mit derartigen Geschenken ist es ihm gelungen, auch die wilden Itonamas zu zähmen und zu bekehren. Im vergangenen Jahr wurden auch die Itenes bekehrt, unter denen jetzt P. Kaspar Deprato wirkt. Mayr bittet um das Gebet, Gott möge weitere Arbeiter in den Weinberg des Herrn entsenden. Überlieferung: Autograph (lat.).799 Druck (lat./dt.).800 (13) an den Provinzial der Oberdeutschen Provinz vom 31. Dezember 1719 aus der Reduktion Inmaculada Concepción. Inhalt: Mayr äußert seine Verwunderung darüber, noch keine Nachricht von ihm erhalten zu haben, obwohl er schon vier Schreiben an ihn gerichtet habe. Er vermutet, daß diese möglicherweise nicht angekommen seien. Er berichtet über das Fieber, von dem er selbst und die anderen deutschen Patres kurz nach ihrer Ankunft in der MoxosMission befallen worden seien und das seiner Meinung nach auf die extremen Temperaturunterschiede und die hohe Luftfeuchtigkeit in diesen Gebieten zurückzuführen ist. Ausführlich schildert er die Taufe eines kleinen Mädchens, das von seiner Mutter bereits begraben worden war. Die Mutter hatte einen Jungen und ein Mädchen zur Welt gebracht und – was keineswegs unüblich war – einen Zwilling verstoßen, da die Versorgung beider Kinder als zu große Belastung empfunden wurde. Mayr hatte Verdacht geschöpft, ließ das Mädchen ausgraben, fand es nach vier Stunden noch am Leben und taufte es noch am gleichen Tag. Offenbar hatte es jedoch bereits so großen Schaden erlitten, daß es am darauffolgenden Tag verstarb. Er berichtet über Bekehrungserfolge seiner Mitbrüder, u. a. unter den sehr wilden und kriegerischen Itonamas, beklagt sich über Trunksucht und betrügerische Wunderheiler unter den Indios und die Schwierigkeiten, die Indio-Sprachen zu erlernen. In Inmaculada Concepción sind neben Spanisch drei Indio-Sprachen gebräuchlich, worunter die Sprache der Baures „die allgemeine“ ist. Er bittet um das Gebet für die bei der Überfahrt ertrunkenen Patres, darunter P. Paul Weingartner, P. Georg Winter, P. Christoph Lippert und P. Joseph Baptist Riedmiller.801 Überlieferung: Autograph (lat.).802 Druck (lat./dt.).803 Druck (span.).804 799 BayHStA, Jes. 607/37, fol. 108–110. 800 Mayr/Stadelmann, Terra Amazonum, S. 130–139. 801 Zu den genannten Missionaren vgl. Meier/Nebgen, Jesuiten aus Zentraleuropa, Bd. 3: Neugranada, S. 237f. (Lippert), S. 240 (Riedmiller), S. 240–243 (Weingartner) und S. 243f. (Winter). 802 BayHStA, Jes. 607/38, fol. 110–118. 803 Mayr/Stadelmann, Terra Amazonum, S. 140–163. Der Brief enthält am Ende einen Verteiler mit den Namen verschiedener Kollegien, an die der Brief geschickt werden soll. Vermutlich wurde der Brief deshalb mehrfach abgeschrieben, womit die folgenden verschiedenen Exemplare zu erklären sind. 804 Matthei, Cartas II, Nr. 34, S. 242–247.

244

8. Bio-bibliographisches Verzeichnis

(14) an R.P. Petrum Riederer SJ vom 31. Dezember 1719 aus der Reduktion Inmaculada Concepción. Inhalt: Variante des Briefes in (13). Überlieferung: Druck (dt.).805 Druck (dt.).806 (15) an einen Pater der Oberdeutschen Provinz vom 31. Dezember 1719 aus der Völkerschaft der Unbefleckten Empfängnis Mariae in der Moxos-Mission. Inhalt: Variante des Briefes in (13). Überlieferung: Druck (dt.).807 (16) an den Provinzial der Oberdeutschen Provinz vom 30. Dezember 1720 aus Inmaculada Concepción. Inhalt: Es ist der fünfte Brief, den Mayr an den Provinzial richtet, ohne Antwort erhalten zu haben. Mayr war 1720 für drei Monate aufgrund eines „heftigen Gallenflusses“, an dem auch sein Gefährte litt, ans Bett gefesselt. So mußten sie Kaspar Deprato zu Hilfe rufen, der ihnen in der Seelsorge aushalf. Gesandte eines Häuptlings haben in ihm die Hoffnung geweckt, daß über 130 Dörfer im Norden der Reduktion bekehrt und dort leicht drei oder mehrere neue Reduktionen errichtet werden könnten. In der Reduktion Inmaculada Concepción herscht kein Mangel an Nahrung, Kleidung und allen lebensnotwendigen Dingen. Überlieferung: Autograph (lat.).808 Druck (lat./dt.).809 (17) an den Provinzial der Oberdeutschen Provinz vom 28. September 1721 aus Inmaculada Concepción. Inhalt: Mayr berichtet über den Tod von P. Sebastian Schmid. Er war der erste der sechs gemeinsam in die Moxos-Mission gereisten deutschen Patres, dem eine neue Völkerschaft anvertraut wurde, ohne daß er zuerst mindestens fünf Jahre in einer älteren Reduktion gearbeitet habe. Mayr beklagt, daß viele Missionare zu ungeduldig seien und ihnen diese Zeit zu lang erschiene, so daß sie ihrer Arbeit und ihres Apostolats überdrüssig würden. Im März 1721 haben sich über 600 Indios seiner Reduktion angeschlossen, so daß ihre Zahl nun auf über 3.200 gestiegen ist. Er berichtet auch kurz über das Wirken und Schicksal der anderen deutschen Missionare. Er mußte bei einem Schwerkranken seine ganze Überzeugungskraft aufwenden, 805 Mayr, Americanischer Mayerhof, S. 96–133: Dritter Brieff. So P. Dominicus Mayer S.J. an R. P. Petrum Riederer S. J. abgegeben, aus der Americanischen Reduction de Immaculata Conceptione de dato 31. Decembr. 1719. Unter dem Brief steht „Copia“. Es handelt sich also offenbar um eine Variante des Briefes in BayHStA, Jes. 607/38, fol. 110–118 mit gleichem Inhalt, jedoch textlich nicht ganz identisch. Dafür spricht auch, daß der Brief in Jes. 607/38 etwas umfangreicher ist. Problematisch ist jedoch der Adressat. Während in den anderen beiden Briefen der Provinzial der Oberdeutschen Provinz genannt wird, ist in diesem Exemplar P. Petrus Riederer genannt, der nicht Oberdeutscher Provinzial war. 806 Mayr/Stadelmann, Terra Amazonum, S. 45–56. 807 WB, Bd. I, Teil 7, Nr. 170, S. 67–70. 808 BayHStA, Jes. 607/40, fol. 121–122. 809 Mayr/Stadelmann, Terra Amazonum, S. 164–171.

8.1 P. Mayr

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um ihn taufen zu können, da unter den Indios der Glaube herrschte, daß die Taufe den Tod nach sich ziehe. Überlieferung: Autograph (lat.).810 Druck (lat./dt.).811 (18) an den Provinzial SJ vom 20. Juli 1727 aus Inmaculada Concepción. Inhalt: Bericht über das Schicksal der deutschen Patres und ihr Wirken in der Moxos-Mission. Die in Lima eingetroffenen deutschen Missionare Joseph Mayer, Schmidlehner, Munggenast, Reisner und Meges sind seines Wissens noch nicht in der Moxos-Mission tätig, sondern bereiten sich noch auf ihre zukünftige Tätigkeit durch Sprachunterricht und die Beendigung der theologischen Studien vor. Mayr benötigt in der Seelsorge bis zu sechs verschiedene Sprachen und bedient sich oft schriftlicher Notizen, die ihm beispielsweise in der Beichte als Vorlage für die Befragung dienen. Die Indianer lassen sich leicht durch gläserne Rosenkränze, Korallen u. ä. anlocken und für das Christentum gewinnen. Er schreibt, er sei den Indianern alles geworden, Vater und Mutter, Doktor und Barbier, Arzt und Bauer, Koch und Bischof. Die Missionare pflegen sich gegenseitig aus Gewohnheit und Freundschaft Kleider oder als besonders kostbare Gabe einen Papagei zu schenken. Daher legt Mayr dem Brief als symbolische Geste ein Stück Kleidungsstoff und Federn eines Papageis bei. Überlieferung: Autograph (lat.).812 Druck (dt.).813 Druck (dt.).814 Druck (dt.).815 Druck (lat./dt.).816 Druck (ital.).817 Druck (span.).818 (19) an P. Petrus Riederer S.J. vom 22. Juli 1727 aus Inmaculada Concepción. Inhalt: Mayr dankt für den Brief vom 17. Juni 1722, in dem Riederer über die Verhältnisse in der Heimat berichtete. Riederer möge alles weitere dem Brief (gemeint ist Brief (18) vom 20. Juli 1727) entnehmen, den er an den Provinzial geschrieben 810 BayHStA, Jes. 607/39, fol. 118–121. 811 Mayr/Stadelmann, Terra Amazonum, S. 172–183. 812 BayHStA, Jes. 595/II/26, fol. 51–52 u. 80–85. Abschriften in ebd., Jes. 607/35 und Jes. 607/36. 813 Mayr, Americanischer Mayerhof, S. 137–176 (Fünffter Brief. Aus dem Lateinischen in das Teutsche übersetzet: von R. P. Dominico Mayer, an R.P. Provincialem S.J. abgangen, aus der Reduction der Baures, oder Mochos de Immaculat. Concept., 20. Jul. 1727). 814 Mayer, Dominicus: Der erste Brief. Von dem Pater Dominicus Mayer an den Pater Provinzial der Gesellschaft Jesu in Deutschland aus dem Wohnplatze Marien=empfängniß der Baurier oder Mokier den zwanzigsten des Heumonats 1727. In: Muratori, Ludovico Antonio: Das glückliche Christenthum, S. 147–169. 815 Die Version des Briefes im Americanischen Mayerhof ist bei Mayr/Stadelmann, Terra Amazonum, auf S. 59–70 abgedruckt. 816 Der lateinische Text des Original-Briefes in BayHStA, Jes. 595/II/26 ist mit deutscher Übersetzung bei Mayer/Stadelmann, Terra Amazonum, auf S. 184–207 abgedruckt. Der Brief ist auf S. 184 irrtümlich mit dem Datum 28. September 1721 (siehe unter [17]) überschrieben, obwohl er am Ende auf S. 204 (lat. Text) bzw. S. 207 (dt. Text) eindeutig auf den 20. Juli 1727 datiert ist. 817 Mayer, Domenico: Lettera I. del Padre Domenico Mayer al Padre Provinciale della Compagnia di Gesù in Germania, dalla Riduzion della Concezione, de’ Bauri, o Mochi, a di’ 20. Luglio 1727. In: Muratori, Lodovico Antonio: Il Cristianesimo Felice, S. 117–129. 818 Matthei, Cartas III, Nr. 63, S. 365–374.

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8. Bio-bibliographisches Verzeichnis

habe und den dieser an ihn weiterleiten soll. Im Nachwort bringt er seine Verehrung für P. Josef Preiss zum Ausdruck, der zum dritten Mal Provinzial geworden sei. Überlieferung: Autograph (lat.).819 Druck (lat./dt.).820 (20) an P. Conrad Würth S.J. vom 23. Juli 1727 aus Inmaculada Concepción. Inhalt: Mayr bedankt sich für die Übersendung einer Kiste. Sie ist zwar noch nicht angekommen, doch wurde ihm mitgeteilt, daß sie bereits von Lima aus auf den Weg gebracht worden sei. Er dankt ferner für einen kostbaren und kunstfertig gearbeiteten „Sonnenring“ oder „seemännischen Wegweiser“, welcher der Kiste vorausgegangen sei. Zum Dank übersendet er Würth einen Bezoar,821 der in dem Gebiet seiner Mission häufig gefunden werde. Alles übrige möge er seinem Brief an den Provinzial (gemeint ist Brief (18) vom 20. Juli 1727) entnehmen, der an ihn weitergeleitet werden soll. Überlieferung: Autograph (lat.).822 Druck (lat./dt.).823 (21) an seinen Bruder Frantz Johann Ignatius Mayer, Stadt-Registrator in Konstanz, vom 30. Juli 1727 aus Inmaculada Concepción. Inhalt: Mayr fragt sich, ob sein Bruder die Briefe erhalten hat, da ihm inzwischen auch schon die Äbtissin von Kloster Wald und Franz Xaver Wocher geschrieben hätten. Er berichtet kurz über seine Tätigkeit in der Mission. Der Unterricht der Kinder erfolgt in drei Eingeborenensprachen. Die Reduktion von Inmaculada Concepción umfaßt zu diesem Zeitpunkt 3.000 Getaufte. Überlieferung: Druck (dt.).824 Druck (dt.).825 Druck (span.).826 (22) an den Provinzial der Oberdeutschen Provinz Franz Xaver Hallauer vom 27. Dezember 1729 aus Inmaculada Concepción. Inhalt: Obwohl Mayr auf sein letztes über Rom gesandtes Schreiben keine Antwort erhalten hat, berichtet er dennoch weiter über seine missionarische Tätigkeit. Er unterrichtet täglich 400 Indianer in christlicher Lehre und wird bei seiner Arbeit durch P. Nicolai Altogradi unterstützt. Die anderen deutschen Missionare, die mit ihm vor elf Jahren in die Moxos-Mission kamen, sind bei bester Gesundheit. Es ist ihm gelungen, das sehr kriegerische und wilde Volk der Herisebocona zu missionieren, welche die Reduktion immer wieder durch Angriffe bedrohten. Mayr 819 BayHStA, Jes. 595/II/27, fol. 85–86. 820 Mayr/Stadelmann, Terra Amazonum, S. 208–211. 821 Bezoare, auch Quicu genannt, sind kugelförmige bis ovale steinartige Klumpen aus Haaren und anderen unverdaulichen Nahrungsresten, die sich im Magen oder Darm verschiedener Säugetiere bilden und denen man auch in Europa seit dem Altertum magische oder heilende Kräfte zusprach. Wipf, Götter, S. 201, Anm. 85. 822 BayHStA, Jes. 595/II/28, fol. 86–87. 823 Mayr/Stadelmann, Terra Amazonum, S. 212–215. 824 Mayr, Americanischer Mayerhof, S. 134–137: Vierter Brieff von R. P. Dominico Mayer S.J. an seinen Bruder Franz Johann Ignati Mayer, Stadt-Registratorem zu Constantz, aus der Baurischen Reduction Immaculat. Concept., 30. Julii Anno 1727. 825 Mayr/Stadelmann, Terra Amazonum, S. 57f. 826 Matthei, Cartas III, Nr. 64, S. 374f.

8.1 P. Mayr

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schlug vor, nicht gemäß dem Plan des Superiors mit Waffengewalt gegen dieses vorzugehen, sondern es mit Geschenken wie Äxten, Keilen, Messern, gläsernen Figuren u. a. sowie mit Verhandlungen zu versuchen, wobei er selbst deren Sprache erlernen wollte. Seine Strategie hatte Erfolg. Mayr wartet auf P. Nikolaus Meges, der ihm als Verstärkung versprochen wurde und bereits auf dem Weg in die Mission ist. Sobald er eintrifft, wird Mayr die Neugründung der Reduktion „Jesus, Maria und Joseph“ unter den Heriseboconas vornehmen. Der Brief enthält auch den häufig zitierten Satz über die Aufgaben des Missionars, der zugleich „Mater, Medicus et Chirurgus, Doctor et Rusticus, Coquus et Pontifex“ („Mutter, Arzt und Chirurg, Gelehrter und Bauer, Koch und Pontifex“) sein müsse.827 Überlieferung: Abschrift (lat.).828 Abschrift (lat.).829 Druck (dt.).830 Druck (dt.).831 Druck (dt.).832 Druck (dt.).833 Druck (dt.).834 Druck (ital.).835 Druck (span.).836 (23) an den Provinzial der Oberdeutschen Provinz vom 30. Mai 1734 aus der Reduktion Patrocinii B.M.V. Inhalt: Mayr dankt dem Provinzial für die Übersendung eines Briefes, dem eine Abschrift des Katalogs der Oberdeutschen Provinz beigefügt war. Mehrere Krankheiten hielten ihn davon ab zu antworten, obwohl er den Brief schon vor einem halben Jahr erhalten hat. Er entschuldigt sich für grammatische Fehler, da er Latein und die Muttersprache fast vergessen habe. Die Patres Piron, Schmid und Schwender sind bereits verstorben. Mayr hat begonnen, eine neue Reduktion unter den wilden und kriegerischen Herisebocona zu errichten, die der Schutzmantelmadonna geweiht ist und den Titel „Patrocinii“ (vom Schutz) trägt. Er betreut diese Reduktion nun 827 So z.  B. bei Sievernich, Jesuitenmissionare, S. 16; Anagnostou/Krafft, Jesuiten in Spanisch-Amerika, S. 11. 828 SUA, Jes. IIIo 419/3 (Kl. 148), fol. 153r–156r. Das Original des Briefes dürfte sein: MS.- St.: Rom. B. Cors.: 33. B. 14 [MS. 742 f. 129a/132b]: Epistola R.P. Dominici Maier S.J. Ex Reductione Sanctissimae Immaculatae Conceptionis, 27. Dezember 1729. 829 Bayerische Staatsbibliothek/München, Clm 26.472, fol. 171f. 830 Mayr, Dominicus, Brieff P. Meyer Missionarii Societatis Jesu von einer neu entdeckten Mission in West America, Cöllen, Bey Frantz Aldenkirchen unter Sachsen Hausen 1732. 831 Mayr, Americanischer Mayerhof, S. 176–195: Sechster Brieff. Von R. P. Dominico Mayer, an einen anderen P. Soc. Jesu: aus der Reduction de Immaculata Conceptione, den 27. Decemb. 1729. 832 WB, Bd. III/2, Teile 21/22, Nr. 446, S. 94–98. 833 Mayr/Stadelmann, Terra Amazonum, S. 71–76. Huonder gibt in seinem Nachlaß die alte Signatur des Münchner Reichsarchivs „M.R.A. 17,293“ an. ADPSJ, Abt. 47 (Nachlaß Anton Huonder SJ), Mappe Peru, S. 296. Sie entspricht der heutigen Signatur „Jesuitica 607“ im BayHStA. In diesem Bestand war der Brief jedoch nicht zu ermitteln. Auskunft von Joachim Glaser vom BayHStA vom 21. Juli 2005. 834 Mayer, Dominicus, Der zweyte Brief. Von dem ehrwürdigen Pater Dominicus Mayer an einen andres Pater der Gesellschaft Jesu, aus dem Wohnplatze der unbefleckten Empfängniß, den 27sten des Christmonats 1729. In: Muratori, Ludovico Antonio: Das glückliche Chri­ stenthum, S. 170–181. 835 Mayer, Domenico: Lettera II, scritta dal Padre Domenico Mayer ad un Religioso della Compagnia di Gesù, li 27. Dicembre1729, dalla Riduzion de’ Mochi, detta della Concezione. In: Muratori, Il Cristianesimo Felice, S. 130–136. 836 Matthei, Cartas III, Nr. 68, S. 390–393.

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8. Bio-bibliographisches Verzeichnis

schon vier Jahre. Mayr berichtet über die Lebensgewohnheiten dieses wilden und kriegerischen Volkes. Die Indios verstehen es, Gift zu kochen, um ihre Pfeile darin einzutauchen. Mayr fürchtet, daß einige von ihnen das Gift auch gegen die Missionare anwenden könnten. Überlieferung: Autograph (lat.).837 Gekürzte Abschrift (lat.).838 Druck (lat./dt.).839 (24) an seinen Bruder Frantz Johann Ignatius Mayer, Stadt-Registrator in Konstanz, vom 23. Februar 1740 aus der Reduktion Patrocinii B.M.V. Inhalt: Mayr war im vergangenen Jahr zweimal so stark erkrankt, daß er den Tod befürchtete. Grund war u. a. ein Gift, das die Herisebocona ihm verabreicht hatten. Die neu errichtete 22. Völkerschaft unter dem Titel Patrocinii B.V. zählt etwa 900 Personen. P. Nicolaus Meitz, der in der Reduktion SS. Trinitatis wirkt, schickte Mayr kürzlich weitere 300 Indianer. Überlieferung: Druck (dt.).840 Druck (dt.).841 Druck (dt.).842 Druck (ital.).843

Besonderheiten: Die rege Schreibtätigkeit von Mayr brachte ihm rasch einen hohen Bekanntheitsgrad ein. Bereits zu Lebzeiten erschienen verschiedene Briefe im Neuen Welt-Bott. Sein Bruder Franz Johann Ignaz Mayr, mit dem er korrespondierte, vererbte die Briefe an seinen Sohn, den Buchdrucker Bernhard Homodeus Mayr, der 1747, also sieben Jahre nach dem Tod des Missionars, sieben seiner Briefe aus Moxos unter dem Titel Neu aufgerichteter Americanischer Mayerhof herausgab.844 Besonders zu würdigen ist die Tatsache, daß einige Briefe aus dem Neuen Welt-Bott auch in das Werk von Ludovico Antonio Muratori (1672–1750) Eingang fanden. Der italienische Historiker, Philosph und Theologe gilt als Begründer der modernen italienischen Geschichtswissenschaft. Er veröffentlichte 1743 in Venedig das Buch Il Cristianismo felice nelle Missioni de Padri della Compagnia di Gesù nel Paraguai, das 1758 in Wien, Prag und

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BayHStA, Jes. 595/II/332, fol. 52–53, 99–103. Ebd., Jes. 525/II/33. Mayr/Stadelmann, Terra Amazonum, S. 216–231. Mayr, Americanischer Mayerhof, S. 195–198: Sibender Brieff. Von R. P. Dominico Mayer S. J. an seinen Bruder Franz Johann Ignati Mayer, Stadt-Registratorem zu Constanz ex Reductione Patrocinii B.V. inter Moxos, 23. Feb. 1740. Mayer, Dominicus: Der dritte Brief. Von dem ehrwürdigen Pater Dominicus Mayer, der Gesellschaft Jesu, an seinen Bruder Franz Johann Ignatius Mayer, Stadtregistrator zu Costanz, aus dem Wohnplatze des Schutzes der allerseligsten Jungfrau unter den Mokiern den 23. Hornung des Jahres 1740. In: Muratori, Das glückliche Christenthum, S. 181–183. Mayr/Stadelmann, Terra Amazonum, S. 77f. Mayer, Domenico: Lettera III., scritta dal Reverendo Padre Domenico Mayer al Signor GianFrancesco Ignazio suo fratello, Registrator di Stato in Costanza, dalla Riduzione della Beata Vergine fra i Mochi il di’ 23. di Febbraio del 1740. In: Muratori, Il Cristianesimo Felice, S. 136f. Borja González, Berichterstattung, S. 109f.

8.1 P. Meges

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Triest in deutscher Übersetzung unter dem Titel Das glückliche Christenthum in Paraguay unter den Missionarien der Gesellschaft Jesu erschien.845

Spezielle Literatur: Mayr, Dominicus/Stadelmann, Karl-Heinz (Hg.), P. Dominicus Mayr S.J. Terra Amazonum oder Landschafft der streitbahren Weiber. Konstanz/Eggingen 2002 (Bibliotheca Suevica Nr. 2).

[15] P. Nikolaus Meges (1703–1746) Oberdeutsche Provinz NAMENSVARIANTEN: Meger, Méges, Megetz, Megez, Meguer, Megues, Meguez, Meitz. GEBURT: 3. Januar 1703846 in Günzburg/Schwaben.847 TAUFE: 3. Januar 1703 in Günzburg durch Coop. Joachimus Fischer.848 ELTERN: Joannes Udalricus [Johannes Ulrich] Meges und M. [Maria] Magdalena.849 PATEN: D. Joan Georgius Fischer, Consul et Da. Maria Hummlin.850 SCHULE: 1715–1719 Studium der Syntax minor bis zur Rhetorik in Dillingen.851

845 Hartmann, Jesuitenstaat, S. 145. 846 ARSI, Germ. Sup. 34, S. 95 (Cat. Prim. 1723). Vgl. ARSI, Peru 9, fol. 21r (Cat. Prim. 1728); ebd., fol. 82r (Cat. Prim. 1732); ebd., fol. 120r (Cat. Prim. 1735); ebd., fol. 182r (Cat. Prim. 1741). 847 Gynsburg. Suevus. August. ARSI, Germ. Sup. 34, S. 95 (Cat. Prim. 1723). Sueviae in Germ. ARSI, Peru 9, fol. 21r (Cat. Prim. 1728). Suevus. Ebd., fol. 82r (Cat. Prim. 1732). Vgl. ebd., fol. 120r (Cat. Prim. 1735); ebd., fol. 182r (Cat. Prim. 1741). 848 ABA, Pfarrmatrikel Günzburg, Bd. 5, S. 188. 849 Ebd. 850 Ebd. 851 Studienbibliothek Dillingen, Stegmeyr, Studenten, 1719, Nr. 74.

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8. Bio-bibliographisches Verzeichnis

EINTRITT: 19. August 1722852 in Dillingen.853 NOVIZIAT: 1722–1724. Beginn in Landsberg.854 Vota biennii am 24. September 1724.855 PHILOSOPHIESTUDIUM: 1719–1722. Am 20. August 1720: Bakkalaureat der Philosophie. Am 15. Juli 1722: Magister der Philosophie. Meges hatte vor dem Magisterium außerdem schon zwei Jahre Kirchenrecht studiert.856 THEOLOGIESTUDIUM: Beginn in Granada.857 Fortsetzung in Peru ab dem 24. September 1724.858 „Machte in Lima mit Glanz einen actus publicus in der Theologie.“859 WEIHEN: Priesterweihe am 20. September 1727,860 wahrscheinlich in Lima.861 TERTIAT: 1728.862 GELÜBDE: Prof. 4 vot. am 16. September 1736 in Trinidad/Moxos.863 ÜBERFAHRT: Meges reiste am 26. Dezember 1723 zusammen mit Joseph Bodart, Franz Faltick, Michael Herold, Adalbert Marterer, Joseph Mayer, Matthäus Mung852 ARSI, Germ. Sup. 50, fol. 180r (Suppl. Cat. Brev. 1722/23). Er wurde 1722 in die Oberdeutsche Provinz Pro Ind. aufgenommen. Zusatz: Ph. M. Ebd., fol. 173v (Cat. Brev. 1722/23). Zum Eintrittsdatum vgl. ARSI, Germ. Sup. 34, S. 95 (Cat. Prim. 1723); ARSI, Peru 9, fol. 21r (Cat. Prim. 1728); Huonder, Jesuitenmissionäre, S. 120; Sierra, Jesuitas germanos, S. 374. Sommervogel, Bibliothèque, Bd. V, Sp. 870. Zum Eintrittsjahr vgl. Streit, Bibliotheca Missionum, Bd. III, Nr. 179, S. 51. Abweichende Eintrittsdaten: 20. August 1722. ARSI, Peru 9, fol. 82r (Cat. Prim. 1732); ebd., fol. 120r (Cat. Prim. 1735); ebd., fol. 182r (Cat. Prim. 1741). 23. August 1722. Gerl, Germ. Sup., S. 271. 853 BayHStA, Jes. 595/II/20, fol. 59f. 854 ARSI, Germ. Sup. 34, S. 95 (Cat. Prim. 1723). 855 ARSI, Peru 7, fol. 9v (Suppl. Cat. Prim. 1724). Vgl. ARSI, Peru 9, fol. 21r (Cat. Prim. 1728); ebd., fol. 82r (Cat. Prim. 1732); ebd., fol. 120r (Cat. Prim. 1735). 856 Studienbibliothek Dillingen, Stegmeyr, Studenten, 1719, Nr. 74. Meges wurde als Magister Philosophiae in den Orden aufgenommen. ARSI, Germ. Sup. 50, fol. 173v (Cat. Brev. 1722/23). Der Titel ist auch genannt in ARSI, Germ. Sup. 34, S. 95 (Cat. Prim. 1723). 857 BayHStA, Jes. 607/205, fol. 668f. 858 Laut seinem Brief vom 26. Dezember 1725 bereitet er sich auf die Prüfung am Ende des ersten theologischen Studienjahres vor, die im Januar 1726 stattfindet. BayHStA, Jes. 595/ II/22, fol. 65–67. 859 Huonder, Jesuitenmissionäre, S. 120. Sierra, Jesuitas germanos, S. 374. Das vierjährige Theologiestudium ist belegt in ARSI, Peru 9, fol. 21r (Cat. Prim. 1728). 860 ARSI, Peru 9, fol. 65r (Suppl. Cat. Prim. 1727). 861 Meges beendete sein Theologiestudium in Lima und wirkte dort auch in der Seelsorge. ADPSJ, Abt. 47 (Nachlaß Anton Huonder SJ), Mappe Peru, S. 298. 862 ARSI, Peru 9, fol. 67r (Suppl. Cat. Prim. 1728). 863 APChSJ, 2/J/292, Carp. 04, Votos Años 1730–1739 Provincia Peruana Antiqua, Prof. 4 Vot. Nicolaus Megues, unfol. (Original). Weiteres Original: ARSI, Hisp. 28, 344f. Vgl. ARSI, Peru 9, fol. 240v (Suppl. Cat. Prim. 1736). Falsches Profeßdatum: 15. August 1736. Ebd., fol. 182r (Cat. Prim. 1741).

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genast, Joseph Reisner, Joseph Reiter, Johann Röhr, Karl Schmidlehner und Simon Schmidt unter Prokurator Diego Ignacio Fernández auf dem Schiff Nuestra Señora del Rosario unter Kapitän Andrés de Luzuriaga aus Spanien ab.864 TÄTIGKEITEN: Meges kam als Scholastiker nach Peru; er absolvierte zunächst in Lima seine theologischen Studien, die er mit großem Lob abschloß. Nach seiner Priesterweihe war er zunächst weiter in Lima in der Seelsorge tätig. Er hörte Beichte und hielt Predigten in der Kollegskirche San Pablo in spanischer Sprache.865 Ab 1729 wirkte er in der Moxos-Mission.866 1732 und 1735 ist er in den Ordenskatalogen als Missionar verzeichnet.867 1735 ist er in Trinidad/Moxos, wo er als Zeuge die Prof. 4 vot. seines Landsmannes Joseph Reisner unterschreibt.868 Dort ist er 1736 zusammen mit Superior P. Ludovicus de Benavente tätig.869 1739 ist er, vermutlich anläßlich der Profeß von Pedro Costilla, in San Pedro.870 1740 ist er in Loreto nachweisbar.871 Auch 1741 verzeichnet ihn der Ordenskatalog noch als Missionar.872 TOD: 19. März 1746 in der Moxos-Mission. Einige Tage vor seinem Tod begann er, Blut zu erbrechen, was ihn sehr schwächte. Er verstarb unter großen Schmerzen. Der Missionsobere P. Nicolas Altogradi bedauerte den empfindlichen Verlust eines gottseligen und für die Mission so nützlichen Mannes. Er hebt seine tiefe Frömmigkeit, Liebe und Leutseligkeit sowie sein eifriges Bemühen um die religiöse und sittliche Hebung der Indianer hervor; er lobt, wie geschickt und erfindungsreich Meges immer neue Mittel und Wege ersonnen habe, um den Gottesdienst anziehend zu gestalten und den Empfang der Sakramente zu heben.873

864 Galán García, Oficio, Nr. 154, S. 306f. In der Liste der Missionare, die für die Überfahrt 1723 bestimmt waren, heißt es über Meges, er sei von gutem Körperbau, von weißer Hautfarbe und blond. AGI, Contratación 5548, Núm. 1, R. 3 (2), fol. 17v. Zur Überfahrt 1723 als Estudiante vgl. Aspurz, Aportación extranjera, Apéndice I. P. Johann Joseph Bodart (1683– 1742) wirkte als Missionar in der Ordensprovinz Chile. Vgl. Meier/Müller, Jesuiten aus Zentraleuropa, Bd. 2: Chile, S. 150–153. 865 ADPSJ, Abt. 47 (Nachlaß Anton Huonder SJ), Mappe Peru, S. 298. 866 Huonder, Jesuitenmissionäre, S. 120. 867 ARSI, Peru 9, fol. 82r (Cat. Prim. 1732); ebd., fol. 120r (Cat. Prim. 1735). Zur Tätigkeit in der Moxos-Mission allgemein vgl. ARSI, Peru 11, fol. 125r (Cat. Brev. 1732). 868 APChSJ, 2/J/292, Carp. 04: Votos Años 1730–1739 Provincia Peruana Antiqua, Prof. 4 Vot. Josephus Reisner, unfol. (Original). 869 ARSI, Peru 7, S. 65: Catalogus Reductionum huius Missionis Moxorum in Provincia Peruana Societatis Jesu Anno 1736. 870 APChSJ, 2/J/292, Carp. 04: Votos Años 1730–1739 Provincia Peruana Antiqua, Prof. 4 Vot. Pedro Costilla, unfol. (Original). Als Zeuge hat hier auch Nikolaus Meges unterschrieben. 871 Jordá, Loreto, S. 114. Bezieht sich auf ACJLP, Sección „Misiones de Mojos”, Nr. 10: MM 1701: ‚Parcialidades y presencia de Missioneros Jesuitas en Loreto de Mojos de 1701 a 1767‘. 872 ARSI, Peru 9, fol. 182r (Cat. Prim. 1741). Zur Tätigkeit in der Moxos-Mission allgemein vgl. ARSI, Peru 11, fol. 128v (Cat. Brev. 1741). 873 APChSJ, 2/J/290, Carp. 38, Nr. 101: Carta mortuoria von Nicolaus Altogradi an P. Bernardino Garraza am Kolleg von Truxillo über den Tod von Nicolaus Megues, Concepción, 4. April 1746, unfol. Alter: 44 Jahre, 24 Jahre im Orden und 10 Jahre Prof. 4 Vot.

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8. Bio-bibliographisches Verzeichnis

Briefe: (1) an P. Franz Xaver Hallauer vom 14. September 1723 aus Sevilla. Inhalt: Reise über das Mittelmeer. Ankunft in Cádiz am 15. August 1723. Meges wurde nach Granada geschickt, um mit den theologischen Studien zu beginnen. Überlieferung: Autograph (lat.).874 (2) an einen unbekannten Empfänger vom 1. März 1724 aus Cartagena. Inhalt: Reise von Genua über das Mittelmeer nach Cádiz. Bedrohung durch Korsaren. Beginn der Studien in Spanien (Granada). Abfahrt aus Cádiz am 31. Dezember 1723 in einer Gruppe von 25 Jesuiten. Ankunft in Cartagena am 17. Februar 1724. Beschreibung der missionarischen Tätigkeiten der Jesuiten in Cartagena, wo auch Franziskaner, Dominikaner und Augustiner wirkten. Überlieferung: Autograph (lat.).875 (3) an einen unbekannten Empfänger vom 5. März 1724 aus Cartagena. Inhalt: Meges ist über Genua und Cádiz nach Cartagena gereist und wartet auf die Weiterfahrt, um über Panama und Paita nach Peru zu gelangen. Er berichtet kurz über die in Cartagena tätigen Jesuiten. Überlieferung: Autograph (lat.).876 (4) an P. Franz Xaver Hallauer vom 15. November 1724 aus Lima. Inhalt: Meges reiste von Panama aus mit dem Schiff bis nach Paita und von dort auf dem Landweg über Truxillo nach Lima, wo er Anfang September 1724 eintraf. Im Kolleg San Pablo, das seinen Angaben zufolge mit etwa 170 Bewohnern das Münchner Kolleg noch übertrifft, ist er von seinen Ordensbrüdern herzlich empfangen worden. Meges schreibt, daß ihm die Luft in Lima derart gut bekomme, daß er sich gesünder fühle als jemals in Deutschland. Auch den Patres Bodart, Reisner und Schwender geht es gut. Im Postscriptum bittet er darum, den Brief an seinen Bruder in Günzburg weiterzuleiten. Überlieferung: Autograph (lat.).877 Druck (dt.)878 Druck (span.).879 (5) an P. Franz Xaver Hallauer vom 26. Dezember 1725 aus Lima. Inhalt: Nachdem er sich kurz nach seiner Ankunft in Lima brieflich gemeldet hatte, schreibt Meges nach Ablauf eines Jahres erneut, um zu berichten, was sich in 874 BayHStA, Jes. 607/205, fol. 668f. 875 Ebd., Jes. 607/51, fol. 180–182. Abschrift des Briefes in ebd., Jes. 607/49, fol. 176–179. Bei dem von Huonder erwähnten Brief vom 10. März 1724 – er gibt noch die alte Signatur des Münchner Reichsarchivs M.R.A. 17,293 an – handelt es sich um diesen Brief vom 1. März 1724. ADPSJ, Abt. 47 (Nachlaß Anton Huonder SJ), Mappe Peru, S. 299. Auskunft von Herrn Joachim Glasner (Bayerisches Hauptstaatsarchiv/München) vom 21. Juli 2005. 876 BayHStA, Jes. 607/47, fol. 172f. Abschrift des Briefes in ebd., Jes. 607/50, fol. 179f. 877 BayHStA, Jes. 607/48, fol. 174–176. 878 WB, Bd. II/1, Teil 9, Nr. 231, S. 28 (Briefauszug). 879 Matthei, Cartas III, Nr. 44, S. 281.

8.1 P. Meges

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der Zwischenzeit ereignet hat. Er kam Anfang September 1724 mit 24 Missionaren, darunter 11 Deutschen, in Lima an und absolvierte im vergangenen Jahr das erste Jahr des Theologiestudiums, während Joseph Reisner, der im August bereits die Priesterweihe empfing, sich auf die letzte Prüfung vorbereitet. Im März 1725 brachen vier Jesuiten, darunter Joseph Reiter und Karl Schmidlehner, in die MoxosMission auf. Dort wirken mittlerweile 5 Missionare aus der Oberdeutschen Provinz, allen voran Kaspar Deprato und Dominicus Mayr. Die Missionare Rauber, Gözfried und Zlattinger wirken in der Provinz Quito und Karl Haimhausen in Chile. Überlieferung: Autograph (lat.).880 (6) an einen unbekannten Empfänger vom 20. Oktober 1728 aus Lima. Inhalt: Meges berichtet, nachdem er inzwischen vier Jahre in Südamerika weilt, über den Studienbetrieb in Lima. Er hat bereits fünf Monate seines Tertiats absolviert, sehnt sich danach, bald in die Moxos-Mission aufbrechen zu können und erwartet täglich das Entsendungsschreiben des Provinzials. Mit Bewunderung verweist er auf das segensreiche Wirken der Patres Kaspar Deprato und Dominicus Mayr. Überlieferung: Autograph (lat.).881 (7) an einen unbekannten Empfänger vom 22. Oktober 1728 aus Lima. Inhalt: Meges schreibt, er habe vor Eintritt ins Noviziat gegenüber Georgius Brugger, dem Rektor des Kollegs in Dillingen, die Übergabe aller seiner Güter zugunsten der Gesellschaft Jesu vorgenommen, jedoch unter der Bedingung, daß er nicht innerhalb der nächsten fünf Jahre sterbe. Da diese Frist nun abgelaufen ist, nimmt er schriftlich die endgültige, noch ausstehende Abtretung vor. Er bittet jedoch darum, daß seinen beiden verwaisten Geschwistern, einer Schwester und einem Bruder, ein Geldbetrag von jeweils 200 Gulden ausgezahlt werde, aber das restliche Vermögen solle der Gesellschaft Jesu zufallen. Im Postscriptum erwähnt Meges, daß er außer den erwähnten beiden Geschwistern auch noch von väterlicher Seite drei Halbgeschwister, zwei Brüder und eine Schwester, habe. Überlieferung: Autograph (lat.).882 (8) an Prokurator P. Miguel Garrido in Cusco vom Juni 1741 aus Trinidad. Inhalt: Unbekannt. Überlieferung: Unbekannt.883 880 BayHStA, Jes. 595/II/22, fol. 65–67. 881 Ebd., Jes. 595/II/19, fol. 57–59. 882 Ebd., Jes. 595/II/20, fol. 59–60. Der Brief ist insofern interessant, als er den seltenen Fall einer Vermögensabtretung unter Bedingungen thematisiert. Meges knüpfte seine Abtretung offenbar deshalb an die genannte Bedingung, weil er die Versorgung der Geschwister noch für einen gewissen Zeitraum aus seinem Vermögen sichern wollte. 883 Huonder gibt in seinem Nachlaß die alte Signatur des Münchner Reichsarchivs M.R.A. 17,293 an. ADPSJ, Abt. 47 (Nachlaß Anton Huonder SJ), Mappe Peru, S. 299. Sie entspricht der heutigen Signatur „BayHStA, Jesuitica 607“. In diesem Bestand war der Brief jedoch nicht zu ermitteln. Auskunft von Joachim Glasner (Bayerisches Hauptstaatsarchiv/München) vom 21. Juli 2005.

254

8. Bio-bibliographisches Verzeichnis

[16] P. Peter Dominik Piron (1685–1732) Oberdeutsche Provinz NAMENSVARIANTEN: Pirón, Pirrón, Pirrhon, Prion, Pyron. GEBURT: 18. Mai 1685 in Neuhausen auf den Fildern.884 TAUFE: 18. Mai 1685 in Neuhausen auf den Fildern.885 ELTERN: Michael Piron und Anna Maria Maurer.886 PATEN: Dominicus Piron und Barbara Maier887 sowie Kornelius Maurer.888 UMFELD: Der Familienname Beron (Piron) begegnet in Neuhausen auf den Fildern erstmals 1674, als Michael Piron, der Vater des Missionars, aus Verene im Mailändergebiet zuwanderte und sich am 12. November des nämlichen Jahres mit der aus Zabern im Elsaß stammenden Anna Maria Maurer verheiratete.889 Diese war eine nahe Verwandte des damaligen Kaplans und späteren Ortspfarrers von Neuhausen auf den Fildern, Kornelius Maurer, der dieses Amt bis 1707 innehatte (Pfarrer seit 1676). Michael und Anna Maria Piron hatten sechs Kinder: Maria Margarete (geb. 16. September 1675), Johann Anton (geb. 24. Januar 1677), Kornelius Anton (geb. 5. September 1679), Maria Franziska (geb. 26. August 1682), Peter Dominicus (geb. 18. Mai 1685) und Margaretha (geb. 29. April 1689). Der Pfarrer übernahm zusätzlich bei allen Kindern das Patenamt und unterstützte, da er über ein bedeutendes Vermögen verfügte, die Familie erheblich.890 Peter Dominiks älterer Bruder 884 ARSI, Germ. Sup. 32, fol. 228v (Cat. Prim. 1714). Vgl. Gemeindearchiv Neuhausen auf den Fildern, Efinger, Familie Beron, S. 8. Sowohl in den deutschen als auch in den peruanischen Ordenskatalogen finden sich eine Reihe von falschen Geburtsangaben: 18. Mai 1684 in Stuttgart. ARSI, Peru 7, fol. 34v (Cat. Prim. 1719). Vgl. ARSI, Peru 9, fol. 12v (Cat. Prim. 1728); ebd., fol. 74v (Cat. Prim. 1732). 18. Mai 1684 in Neuhausen. ARSI, Germ. Sup. 32, S. 32 (Cat. Prim. 1711). 18. Mai 1683. Tabernens. Alsata. Argentin. ARSI, Germ. Sup. 31, fol. 366r (Cat. Prim. 1705). 885 DA Rottenburg, Bestand M 15, Pfarrei Neuhausen, Bd. 1, S. 167. 886 Ebd. 887 Ebd. 888 Obwohl der Kaplan und spätere Pfarrer von Neuhausen auf den Fildern nicht in den Taufmatrikeln genannt wird, übernahm er nach Angaben von Eugen Efinger das Patenamt für alle sechs Kinder von Michael und Anna Maria Piron. Gemeindearchiv Neuhausen auf den Fildern, Efinger, Familie Beron, S. 8. Nach Auskunft von Herrn Karl Bayer, dem ehrenamtlichen Betreuer des Gemeindearchivs von Neuhausen, hat in den 20er und 30er Jahren Herr Eugen Efinger, Rektor der Volksschule in Neuhausen, in den Pfarrbüchern über ortsansässige Familien geforscht. Herr Bayer verfügt über ein Manuskript aus Privatbesitz über die Familie Beron, das aus dieser Forschungsarbeit resultiert und von ihm noch einmal überarbeitet wurde. Er hat es dankenswerterweise für die vorliegende Arbeit zur Verfügung gestellt. 889 Laut Auskunft von Herrn Karl Bayer ließen sich in den Unterlagen des Gemeindearchivs keine Angaben zum Beruf von Michael Piron ermitteln. 890 Gemeindearchiv Neuhausen auf den Fildern, Efinger, Familie Beron, S. 8.

8.1 P. Piron

255

Kornelius Anton (1677–1710) wurde in besonderer Weise vom Pfarrer gefördert, da dieser ihm das Theologiestudium ermöglichte und 1707 zu seinen Gunsten auf die Pfarrei verzichtete.891 Unklar ist der genaue Beruf des Vaters, doch handelt es sich bei der Familie Beron nach Angaben von Efinger um eine Handwerkersippe.892 SCHULE: 1703/04 humanistische Studien in Neuburg.893 EINTRITT: 16. November 1701894 in Landsberg.895 NOVIZIAT: 1701–1703 in Landsberg.896 Vota biennii am 17. November 1703.897 PHILOSOPHIESTUDIUM: 1704/05 studiert er im Kolleg Ingolstadt Logik,898 1705/06 Physik Visit. noct.899 und 1706/07 Metaphysik.900 MAGISTERIUM: 1707/08 unterrichtete er zunächst am Kolleg Hall: Prof. Inf. Ord. Infer. Praef. Mus. Et atrii Infer. Catech. in Mils. Visit. sub. orat.901 1708–1711 lehrt er dann am Kolleg Freiburg i. Br.: 1708/09 Prof. Med. et Inf. Ord. Super. Prof. atrii et Music.,902 1709/10 Prof. supr. Gramm.903 und 1710/11 Prof. hum. Prof. Mus.904

891 Offenbar ließen die Amts- und Lebensführung von Kornelius Anton jedoch einiges zu wünschen übrig, da er anläßlich einer Kirchenvisitation einen scharfen Tadel erhielt und bei seinem Tod am 27. September 1710 Schulden in Höhe von rund 1.000 Gulden hinterließ. Ebd., S. 8f. 892 Ebd., S. 76. 893 Strobel, Personalkartei IV,3. 894 ARSI, Germ. Sup. 49, fol. 61v (Cat. Brev. 1701/02). Zum Eintrittsdatum vgl. ARSI, Germ. Sup. 31, fol. 366r (Cat. Prim. 1705); ARSI, Germ. Sup. 32, S. 32 (Cat. Prim. 1711); ebd., fol. 228v (Cat. Prim. 1714). Abweichendes Eintrittsdatum: 17. November 1701. ARSI, Peru 7, fol. 34v (Cat. Prim. 1719); ARSI, Peru 9, fol. 12v (Cat. Prim. 1728); ebd., fol. 74v (Cat. Prim. 1732). 895 Strobel, Personalkartei IV,3. 896 ARSI, Germ. Sup. 49, fol. 61v (Cat. Brev. 1701/02); ebd., fol. 95r (Cat. Brev. 1702/03). 897 ARSI, Peru 7, fol. 34v (Cat. Prim. 1719). Im Anschluß an das Noviziat studierte er zunächst 1703/04 am Kolleg Landshut Rhetorik. ARSI, Germ. Sup. 49, fol. 120r (Cat. Brev. 1703/04). 898 ARSI, Germ. Sup. 49, fol. 142r (Cat. Brev. 1704/05). Zum Aufenthalt in Ingolstadt 1705 vgl. ARSI, Germ. Sup. 31, fol. 366r (Cat. Prim. 1705). 899 ARSI, Germ. Sup. 49, fol. 169r (Cat. Brev. 1705/06). 900 Ebd., fol. 197v (Cat. Brev. 1706/07). 901 Ebd., fol. 223v (Cat. Brev. 1707/08). 902 Ebd., fol. 249r (Cat. Brev. 1708/09). 903 Ebd., fol. 287v (Cat. Brev. 1709/10). 904 Ebd., fol. 322r (Cat. Brev. 1710/11). Zum Aufenthalt in Freiburg i. Br. vgl. ARSI, Germ. Sup. 32, S. 32 (Cat. Prim. 1711).

256

8. Bio-bibliographisches Verzeichnis

THEOLOGIESTUDIUM: 1711–1715 im Kolleg Ingolstadt.905 1712/13 Catech. in ­Gamershaim906, Excit. in 3. Currit.,907 1713/14 Catech. in Gaimershaim.908 WEIHEN: Subdiakonat: 16. März 1715, Diakonat: 6. April 1715, Priesterweihe: 15. Juni 1715 im Willibaldschor des Domes zu Eichstätt durch Johann Adam Nieberlein, Weihbischof in Eichstätt.909 TERTIAT: 1715/16 in Altötting.910 GELÜBDE: Prof. 4 vot. am 29. Juni 1724 in San Pedro/Moxos.911 ÜBERFAHRT: Piron ging 1716 von Oettingen aus nach Amerika912 und schloß sich einer Gruppe von weiteren oberdeutschen Gefährten an, die am 24. April 1716 von Konstanz aufbrach und am 1. September 1718 in Loreto/Moxos ankam.913 TÄTIGKEITEN: Piron blieb auf Geheiß des Provinzials in Loreto, um dort die Knaben in Musik zu unterrichten.914 Nach seiner Ankunft wurde er, wie auch seine deutschen Ordensbrüder, von einem Fieber befallen, das bei ihm ein Jahr anhielt.915 Von 1720 bis 1732 wirkte Piron in Loreto/Moxos, wie zahlreiche Taufeinträge be-

905 ARSI, Germ. Sup. 49, fol. 352r (Cat. Brev. 1711/12); ebd., fol. 381v (Cat. Brev. 1712/13); ebd., fol. 416r (Cat. Brev. 1713/14); ebd., fol. 448r (Cat. Brev. 1714/15). 906 Es handelt sich um den heutigen Markt Gaimersheim bei Ingolstadt im oberbayrischen Landkreis Eichstätt. 907 ARSI, Germ. Sup. 49, fol. 381v (Cat. Brev. 1712/13). 908 Ebd., fol. 416r (Cat. Brev. 1713/14). Zum Aufenthalt in Ingolstadt vgl. ARSI, Germ. Sup. 32, fol. 228v (Cat. Prim. 1714). 909 ARSI, Germ. Sup. 49, fol. 470r (Suppl. Cat. Brev. 1714/15). Zum Datum der Priesterweihe in Eichstätt vgl. ARSI, Germ. Sup. 117, S. 30. Zu Weihedatum und -ort vgl. BayrHStA, Jes. 92, Ordines Sacri. 910 ARSI, Germ. Sup. 50, fol. 18v (Cat. Brev. 1715/16). 911 APChSJ, 2/J/292, Carp. 03: Votos Años 1720–1729 Provincia Peruana Antiqua, Prof. 4 Vot. Pedro Piron, unfol. (Original). Zum Profeßdatum vgl. ARSI, Peru 7, fol. 10r (Suppl. Cat. Prim. 1724); ARSI, Peru 9, fol. 12v (Cat. Prim.1728); ebd., fol. 74v (Cat. Prim.1732). 912 Lang, Jesuiten, S. 85. 913 Dirrheim/Stadelmann, Biennium Itineris, S. 27, 31 u. 245. Nähere Beschreibung des Reiseverlaufs im biographischen Eintrag dieses Bandes zu P. Johann Kaspar Deprato, Überfahrt. Piron wird in einer Kostenaufstellung für die Ausstattung der Missionare für Peru, Paraguay und Quito vom April 1716 genannt. BayHStA, Jes. 579/35, fol. 60–61. Vargas Ugarte (Historia de la Compañía de Jesús, Bd. III, S. 56) gibt irrtümlich an, Piron sei noch vor der Überfahrt verstorben. 914 Mayr/Stadelmann, Terra Amazonum, S. 33–44, hier S. 42 (Mayr, Brief vom 3. September 1718, s.o., Mayr, Brief Nr. [10]). Zum Schulunterricht in Loreto vgl. WB, Bd. I, Teil 7, Nr. 167, S. 57 (Mayr, Brief vom 30. September 1718; s.o., Mayr, Brief Nr. [11]). 915 Mayr/Stadelmann, Terra Amazonum, S. 47 (Mayr, Brief vom 31. Dezember 1719, s.o. Mayr, Brief Nr. [14]). Die einjährige Erkrankung ist auch belegt durch WB, Bd. I, Teil 7, Nr. 170, S. 67 (Mayr, Brief vom 31. Dezember 1719, s.o. Mayr, Brief Nr. [15]). 1719 ist Piron in der Mission nachweisbar. Vgl. ARSI, Peru 7, fol. 34v (Cat. Prim. 1719); ARSI, Peru 11, fol. 120r (Cat. Brev. 1719).

8.1 P. Piron

257

legen.916 Coadj. spirit. form. am 16. November 1721 in Loreto.917 1721 besuchte Piron Kaspar Deprato und stattete Dominicus Mayr in Concepción einen Besuch ab, „um seinen Geist abzulenken und seine durch ein Jahr lang anhaltendes Fieber sehr geschwächten Kräfte wiederzugewinnen“.918 Offenbar hatte Piron später auch das Amt des Superiors der Moxos-Mission inne.919 Huonder schreibt, er sei in dieser Funktion 1727 „mit höchstem Lob“ bedacht worden.920 TOD: 10. Juli 1732 in Loreto/Moxos.921 Er starb an der „Pest“, an der er sich bei der Pflege der Indianer während einer Epidemie angesteckt hatte.922 Dominicus Mayr schreibt 1734 über die drei verstorbenen Patres Peter Piron, Sebastian Schmid und Joseph Schwender: „Sie haben bei allen die Wertschätzung ihrer ungeheuren Sehnsucht und ihrer erlesenen Tugend hinterlassen, ausgezeichnete Arbeiter alle drei und (ich gebrauche die Worte der Spanischen Patres, mit denen sie zusammengelebt haben und die ich selbst öfters gehört habe) wahrhaft heilige und apostolische Männer (...).“923

Briefe: (1) an den Ordensgeneral Michelangelo Tamburini vom 27. Oktober 1708 aus Freiburg i. Br. Inhalt: Bitte um Entsendung in die Mission. Überlieferung: Autograph (lat.).924

916 Jordá, Loreto, S. 92–114. Bezieht sich auf ACJLP, Sección „Misiones de Mojos”, Nr. 10: MM 1701: ‚Bautismos de Casa’ y de ‚Parcialidades’, ‚Parcialidades’ und ‚Parcialidades y presencia de Missioneros Jesuitas en Loreto de Mojos de 1701 a 1767’. 917 APChSJ, 2/J/292, Carp. 03: Votos Años 1720–1729 Provincia Peruana Antiqua, Coadj[utor] temp[oralis] format[us] Pedro Piron, unfol. (Original). Weiteres Original in ARSI, Hisp. 45, fol. 20.37. Zum Datum vgl. ARSI, Peru 7, fol. 5v (Suppl. Cat. Prim. 1721). 918 Mayr/Stadelmann, Terra Amazonum, S. 177 (Mayr, Brief vom 28. September 1721, s.o. Mayr, Brief Nr. [17]). 919 Vgl. Carvalho, Jesuitas alemanes, S. 146; Strobel, Personalkartei IV,3; Sierra, Jesuitas germanos, S. 374. 920 Huonder, Jesuitenmissionäre, S. 120. Weiterhin ist er in der Mission in Peru in den Jahren 1728 (vgl. ARSI, Peru 9, fol. 12v [Cat. Prim. 1728]) und 1732 (vgl. ebd., fol. 74v [Cat. Prim. 1732]) nachweisbar. Zur Tätigkeit in der Moxos-Mission allgemein vgl. ARSI, Peru 11, fol. 125r (Cat. Brev. 1732). 921 Strobel, Personalkartei IV,3. Zum Todesdatum vgl. ARSI, Peru 9, fol. 162v (Suppl. Cat. Prim. 1732); Fejér, Defuncti secundi saeculi, Bd. IV, S. 138, mit Verweis auf ARSI, Hist. Soc. 50, fol. 138r (Peruv.); Storni, Catálogo, S. 223. Nach Angaben von Dirrheim (Brief vom 6. Juli 1732) ist Piron schon im Juni 1732 in der Reduktion von Loreto verstorben. Im Postscriptum des gleichen Briefes würdigt er das Lebenswerk des Verstorbenen mit einigen Versen. BayHStA, Jes. 595/II/10. Carvalho nennt Santa Cruz als Sterbeort. Carvalho, Jesuítas alemanes, S. 146. 922 WB, Bd. IV/1, Teile 25/26, Nr. 531, S. 115–117, hier S. 117 (Mayr, Brief vom 30. Mai 1734). 923 Mayr/Stadelmann, Terra Amazonum, S. 219 (Mayr, Brief vom 30. Mai 1734, s.o. Mayr, Brief Nr. [23]). 924 ARSI, Germ. Sup. 18-I, fol. 139r–v (Indip.). Nebgen, Missionarsberufungen, S. 298.

258

8. Bio-bibliographisches Verzeichnis

(2) an P. Anton Mayr von 1717 aus Spanien (Cádiz oder Sevilla). Inhalt: Piron berichtet davon, daß P. Franz Pertl in Spanien seine Prof. 4 vot. abgelegt hat. Er wartet zusammen mit einigen anderen deutschen Missionaren auf die Überfahrt. Überlieferung: Autograph (lat.).925 (3) an einen unbekannten Empfänger vom 31. März 1717 aus Cádiz. Inhalt: Bericht über die Reise in die Mission mit einer genauen Datierung der vielen einzelnen Reiseabschnitte. Er schildert seinen Aufbruch am 8. April 1716 in Alt­ ötting, schreibt über das Zusammentreffen mit weiteren Missionaren in Konstanz, die Reise durch die Schweiz und Italien bis nach Genua, die Fahrt über das Mittelmeer bis nach Cádiz und den Aufenthalt in Spanien. Überlieferung: Autograph (lat.).926 (4) an einen unbekannten Empfänger vom 24. August 1717 aus Buenos Aires. Inhalt: Schilderung der Seereise von Cádiz nach Buenos Aires vom 4. April bis zum 13. Juli 1717. Überlieferung: Autograph (lat.).927 (5) an den Oberdeutschen Provinzial P. Franz Xaver Hallauer vom 4. November 1726 aus Loreto in der Moxos-Mission. Inhalt: Piron berichtet über die mühevolle Arbeit in der Mission ad maiorem dei gloriam. Er bittet um Übersendung eines theologischen Handbuches oder irgendeines theologischen Werkes. Er lebt in großer Armut. Gelegentlich erhält er einige abgetragene Kleidungsstücke von seinem peruanischen Genossen als Almosen, wenn dieser von seinen Verwandten neue Kleidung geschickt bekommt. Er bittet um die Entsendung weiterer Missionare zur Unterstützung. Überlieferung: Autograph (lat.).928

925 BayHStA, Jes. 595/I/10, fol. 90 u. 92. Cat. Miss. (Germ. Sup.). 926 BayHStA, Jes. 595/II/8, fol. 13–15. 927 Ebd., Jes. 595/II/15, fol. 26 u. 31–42. Parallele Schilderungen der Überfahrt liegen von Kaspar Deprato (Jes. 595/II/13) und Dominicus Mayr (Jes. 607/41 und 42) vor. Zur Fortsetzung der Reise von Buenos Aires nach Peru vgl. Jes. 595/II/4, 5 u. 9. 928 Ebd., Jes. 595/II/14, fol. 31. Der bei Huonder genannte Brief vom 19.  August 1717 aus Buenos Aires (ADPSJ, Abt. 47 [Nachlaß Anton Huonder SJ], Mappe Peru, S. 303) ist nicht von Piron, sondern der Brief (9) von P. Dominicus Mayr von diesem Datum. Ein Brief laut Huonder vom 20. August 1717 aus Buenos Aires (ADPSJ, Abt. 47 [Nachlaß Anton Huonder SJ], Mappe Peru, S. 303) konnte nicht ermittelt werden; wahrscheinlich ist es der Brief vom 24. August 1717.

8.1 P. Reinmann

259

[17] P. Ferdinand Reinmann929 (1592–1640) Oberdeutsche Provinz NAMENSVARIANTEN: Raimann, Reiman, Reimann, Reinman,930 Remman, Reyman, Reymann, Reynmann. GEBURT: Juni 1592 in Meran.931 SCHULE: Wahrscheinlich bei den Jesuiten in Innsbruck.932 EINTRITT: Wurde in Innsbruck als Rhetoriker in den Orden aufgenommen. Eintritt am 18. Juni 1610 in Landsberg.933 NOVIZIAT: 1610–1612 in Landsberg.934 PHILOSOPHIESTUDIUM: 1612/13 studiert er im Kolleg Ingolstadt Logik,935 1613/14 Physik936 und 1614/15 Metaphysik.937 MAGISTERIUM: 1615/16 unterrichtet er am Kolleg Ingolstadt: Prof. Secundae Grammaticae.938

929 ADPSJ, Abt. 47 (Nachlaß Anton Huonder SJ), Mappe Peru, S. 304. 930 ARSI, Germ. Sup. 20, fol. 293r (Cat. Prim. 1611). Vgl. ARSI, Germ. Sup. 45, fol. 87r (Cat. Brev. 1612/13); ebd., fol. 115r (Cat. Brev. 1613/14); ebd., fol. 120v (Cat. Brev. 1614/15); Sommervogel, Bibliothèque, Bd. VI, Sp. 1639. 931 ARSI, Germ. Sup. 20, fol. 293r (Cat. Prim. 1611). Dort wird sein Alter mit 19 Jahren angegeben. ARSI, Peru 4 II, fol. 280r (Cat. Prim. 1625). Dort wird sein Alter mit 33 Jahren angegeben. Ebd., fol. 342v (Cat. Prim. 1631). Dort wird sein Alter mit 39 Jahren angegeben. Vgl. Gerl, Germ. Sup., S. 338. Zu Geburtsmonat und -jahr vgl. Mayr, Südtiroler Jesuiten, S. 82. Davon abweichend: Juni 1588 in Meran. Huonder, Jesuitenmissionäre, S. 120. Vgl. Sierra, Jesuitas germanos, S. 374; Sommervogel, Bibliothèque, Bd. VI, Sp. 1639. Huonder nennt außer dem Juni 1588 aber auch das Jahr 1592 (in Klammern). ADPSJ, Abt. 47 (Nachlaß Anton Huonder SJ), Mappe Peru, S. 304. Das Taufdatum war nicht zu ermitteln. Nach Auskunft des Diözesanarchivs Brixen beginnen die dort befindlichen Taufmatrikel für Meran erst mit dem Jahr 1610. Anfragen bei der Zivilgemeinde und dem Pfarramt St. Nikolaus in Meran brachten keine Ergebnisse. 932 Strobel, Personalkartei IV,9. 933 Ebd. ARSI, Peru 4 II, fol. 280r (Cat. Prim. 1625); ebd., fol. 342v (Cat. Prim. 1631); Gerl, Germ. Sup., S. 338; Huonder, Jesuitenmissionäre, S. 120; Sierra, Jesuitas germanos, S. 374; Sommervogel, Bibliothèque, Bd. VI, Sp. 1639; Mayr, Südtiroler Jesuiten, S. 82. Zum Eintrittsjahr 1610 vgl. ARSI, Germ. Sup. 45, fol. 85r (Cat. Brev. 1610/11). 934 ARSI, Germ. Sup. 45, fol. 85r (Cat. Brev. 1610/11); ebd., fol. 111r (Cat. Brev. 1611/12). 935 Ebd., fol. 87r (Cat. Brev. 1612/13). 936 Ebd., fol. 115r (Cat. Brev. 1613/14). Zum Aufenthalt in Ingolstadt 1614 vgl. ARSI, Germ. Sup. 21, S. 10 (Cat. Prim. 1614). 937 ARSI, Germ. Sup. 45, fol. 120v (Cat. Brev. 1614/15). 938 Ebd., fol. 137v (Cat. Brev. 1615/16).

260

8. Bio-bibliographisches Verzeichnis

THEOLOGIESTUDIUM: 4 Jahre.939 WEIHEN: In Lima?940 Vor 1625.941 GELÜBDE: Prof. 4 vot. am 1. Juni 1628 in Chuquisaca.942 ÜBERFAHRT: Reinmann gehörte mit P. Michael Durst und P. Kaspar Rueß zu den drei ersten Missionaren, die aus der Oberdeutschen Provinz 1616 in die Ordensprovinz Peru geschickt wurden. Am 8. Februar 1616 brachen die Missionare unter großer Begeisterung des ganzen Kollegs und besonders der Studentenschaft aus Ingolstadt auf. Die Reise ging über Köln nach Sevilla zu P. Nicolaus Trigault (1577–1628), der für die Überseemissionen geworben hatte. Reinmann wurde für Peru bestimmt.943 TÄTIGKEITEN: Reinmann wurde 1619 Lector de Latin im Seminarkolleg San Martín in Lima und erhielt einige Jahre später an der 1623 eröffneten neuen Universität in Chuquisaca den Lehrstuhl der schönen Künste.944 1625 ist er am Kolleg von Chuquisaca Lect. de Art. Obrero de Esp. y Ind.,945 einige Jahre später 1631: Lect. Artes y Theologia. Obrero de Indios y espanoles.946 Zuletzt lehrte er Theologie am Kolleg San Pablo in Lima, dessen Rektor er 1638–1640 war.947 TOD: 1640.948

Briefe: (1) an den Ordensgeneral Claudio Aquaviva vom 25. Januar 1615 aus Ingolstadt. Inhalt: Bitte um Entsendung in die Mission. Überlieferung: Autograph (lat.).949 939 ARSI, Peru 4 II, fol. 280r (Cat. Prim. 1625). Vgl. ebd., fol. 342v (Cat. Prim. 1631). 940 Strobel, Personalkartei IV,9. 941 Reinmann wird 1725 am Kolleg von Chuquisaca als Pater geführt. ARSI, Peru 4 II, fol. 280r (Cat. Prim. 1625). 942 Strobel, Personalkartei IV,9. Zum Profeßdatum vgl. ARSI, Peru 4 II, fol. 342v (Cat. Prim. 1631). 943 Strobel, Personalkartei IV,9. Reinmann wird in einem Bericht von 1616 über die Entsendung von Missionaren nach Peru und Paraguay genannt. BayHStA, Jes. 595/XI/6, fol. 8–9. 944 ADPSJ, Abt. 47 (Nachlaß Anton Huonder SJ), Mappe Peru, S. 304. Vgl. Vargas Ugarte, Historia de la Compañía de Jesús, Bd. I, S. 331; Bd. II, S. 221. Ders., Jesuítas del Perú, S. 96. 945 ARSI, Peru 4 II, fol. 280r (Cat. Prim. 1625). 946 Ebd., fol. 342v (Cat. Prim. 1631). 947 Strobel, Personalkartei IV,9. 948 Ders., Schweizer Jesuitenlexikon, S. 355. Da Reinmann von 1638 bis 1640 Rektor des Kollegs in Lima war, kann die Angabe bei Gerl (Germ. Sup., S. 338), er sei um 1637 gestorben, wohl nur auf einem Irrtum beruhen. Auf ihn beruft sich auch Mayr, Südtiroler Jesuiten, S. 82. Vgl. Huonder, Jesuitenmissionäre, S. 120. 949 ARSI, Germ. Sup. 18-II, fol. 246r–v (Indip.). Nebgen, Missionarsberufungen, S. 300.

8.1 P. Reinmann

261

(2) an den Generalvikar Ferdinando Albero vom 6. September 1615 aus Ingolstadt. Inhalt: Bitte um Entsendung in die Mission. Überlieferung: Autograph (lat.).950 (3) an den Ordensgeneral Mutius Vitelleschi vom 15. Februar 1616 (Calendae Februar. Ann. 1616) aus Ingolstadt. Inhalt: Dank für die Entsendung in die Mission. Überlieferung: Autograph (lat.).951 (4) an den Ordensgeneral Mutius Vitelleschi vom 14. April 1622 aus Peru. Inhalt: Bitte um Druckerlaubnis für die lateinische Übersetzung des Buches von P. Juan Sebastian de la Parra, Provinzial von Peru, mit dem Titel: De el Bien, excellencias y obligaciones de el Estado clerical y sacerdotal, Sevilla 1615, 4°, 817 pp., 2. Auflage, ebd. 1620. Überlieferung: Indirekt (lat.).952 (5) an einen unbekannten Empfänger vom 12. Mai 1633 aus Lima. Inhalt: Reinmann berichtet von dem Bild des Petrus Canisius am Kolleg in Quito, das auf wunderbare Weise eine Flüssigkeit („Schweiß“) absondere. Der Provinzial, P. Luis de Sontillar, tupfte die Flüssigkeit am 23. April 1633 mit einem Baumwolltuch auf. Ein Stück davon ist in den Besitz von Reinmann gelangt, das dieser wie eine Reliquie aufbewahrt und verehrt. Überlieferung: Abschrift (lat.).953 Druck (Auszug, dt.).954

Werke: (1) Epigramm zu folgendem Werk: D. Fr. Feliciano de Vega: Relectionum / Canonicarum / in secundum Decretalium/ librum./ Quibus/ non solum difficilia jura in Scholis/ enodantur verum et variae resolvuntur quaestiones tan studiosis quam judicibus et foren/sium causarum patronis utiles et necessariae: simulq. additur quid. in cujusvis casus specie/ nuperis sit constitutionibus Pontificiis decisum: quidque Regiis schedis ordinatum/ ad peruani Regni Ecclesiasticam, saecularemque. Gubernationem/ Tomus Primus/ ... Authore D. D. Feliciano de Vega. Limensi J. U. D./ atque in ejus civitatis Metropolitana Ecclesia Primicerio et Archiepiscopatus jam/diu gubernatore et 950 ARSI, Germ. Sup. 18-II, fol. 273r–v (Indip.). Nebgen, Missionarsberufungen, S. 300. 951 ARSI, Germ. Sup. 18-II, fol. 301r–v (Indip.). Nebgen, Missionarsberufungen, S. 300. 952 Vgl. ADPSJ, Abt. 47 (Nachlaß Anton Huonder SJ), Mappe Peru, S. 305. Huonder bezieht seine Informationen über den Inhalt und das Datum des Briefes aus der Inhaltsangabe eines Antwortbriefes von P. General Vitelleschi an Reinmann von 1624, in dem er die Druckerlaubnis für da o.g. Werk erteilt. Vgl. ARSI, Peru 2 I, fol. 115v (Epp. Gen. 1624). Huonder schreibt ferner,es sei unbekannt, ob die Übersetzung tatsächlich gedruckt worden sei. Vgl. ADPSJ, Abt. 47 (Nachlaß Anton Huonder SJ), Mappe Peru, S. 305. 953 BayHStA, Jes. 595/II/11, fol. 21. 954 WB, Bd. II/2, Teil 14, Nr. 334, § 3, S. 93.

262

8. Bio-bibliographisches Verzeichnis

generali Vicario et Sanctae Inquisitionis pro eodem Archie/piscopatu Ordinario Judice. Pontificii Juris in Regali Academia Primario/ Professore emerito nunc Popayanensi Episcopo,/ electo Pacensi, Regioque Consiliario./ Anno (E. de a. r.) 1633 / Proregia Facultate / Limae apud Hieronymum / de Contreras./ Colofón: Limae Apud Hieronymum de Contreras / typographum / Anno MDCXXXIII. Inhalt: Würdigung der kirchenrechtlichen Abhandlung von F. de Vega. Überlieferung: Druck (lat.)955

[18] P. Joseph Anton Reisner (1693–1769) Oberdeutsche Provinz NAMENSVARIANTEN: Meysner,956 Kesiner,957 Reissner, Reißner, Reitzner, Reizner, Reysner, Reysnerius. GEBURT: 26. Februar 1693 in Dillingen.958 TAUFE: 26. Februar 1693. Baptizans: R.D. Franciscus Xaverius Beckensteiner, Can. et Cooperator.959 ELTERN: Joannes Reisner und Frau Barbara.960 PATEN: Joannes Schwerdtle et virgo Adelhaidis Bayrin.961 UMFELD: Reisner nahm vor dem Ordenseintritt an dem italienischen Feldzug unter Prinz Eugen teil. Der plötzliche Tod eines Freundes führte ihm die Vergänglichkeit des Lebens vor Augen und bewirkte in ihm eine Wende. Nach seiner Rückkehr trat er in die Gesellschaft Jesu ein und bewarb sich um die Entsendung in die Mission.962

955 Verzeichnet in Vargas Ugarte, Impresos Peruanos, S. 147. Der Druck ist in der Sammlung Vargas Ugarte in der Biblioteca de la Universidad Antonio Ruíz de Montoya/Lima vorhanden. 956 Vargas Ugarte, Jesuítas del Perú, S. 202. 957 ARSI, Peru 11a, fol.45r (Teil 2). 958 ARSI, Germ. Sup. 34, S. 94 (Cat. Prim. 1723). Vgl. ARSI, Peru 9, fol. 82r (Cat. Prim. 1732); ebd., fol. 120r (Cat. Prim. 1735); ebd., fol. 181v (Cat. Prim. 1741); ebd., fol. 252r (Cat. Prim. 1748); ebd., fol. 323v (Cat. Prim. 1754). Prat de Saba (Vicennalia, S. 43) nennt als Geburtsdatum den 2. Februar 1693. 959 ABA, Matrikelverfilmung Dillingen 3 = Pfarrmatrikel Dillingen, Bd. 2, S. 178. 960 Ebd. 961 Ebd. 962 Prat de Saba, Vicennalia, S. 43f.

8.1 P. Reisner

263

SCHULE: 1702–1707 Studium von den Rudimenta bis zur Syntax minor in Dillingen; 1713–1715 Poetik und Rhetorik963 EINTRITT: 19. August 1722.964 NOVIZIAT: 1722–1724 in Landsberg.965 Vota biennii am 20. August 1724.966 PHILOSOPHIESTUDIUM: 1715–1718 Studium der Philosophie; 21. August 1716 Bakkalaureat der Philosophie.967 THEOLOGIESTUDIUM: Vor dem Ordenseintritt 1719–1722.968 WEIHEN: Priesterweihe am 9. August 1725969 in Lima.970 GELÜBDE: Prof. 4 vot. 23. Oktober 1735 in San Trinidad/Moxos.971 ÜBERFAHRT: Reisner reiste am 26. Dezember 1723 zusammen mit Joseph Bodart, Franz Faltick, Michael Herold, Adalbert Marterer, Nikolaus Meges, Joseph Mayer, Matthäus Munggenast, Joseph Reiter, Johann Röhr, Karl Schmidlehner und Simon

963 Studienbibliothek Dillingen, Stegmeyr, Studenten, 1709, Nr. 113. Auskunft von Dr. Paul Berthold Rupp von der Studienbibliothek Dillingen vom 6. Juli 2000. 964 ARSI, Germ. Sup. 34, S. 94 (Cat. Prim. 1723); ARSI, Germ. Sup. 50, fol. 180r (Suppl. Cat. Brev. 1722/23). ARSI, Peru 9, fol. 21r (Cat. Prim. 1728). Reisner wurde 1722 in die Oberdeutsche Provinz Pro Ind. aufgenommen. Zusatz: Th. abs. ARSI, Germ. Sup. 50, fol. 173v (Cat. Brev. 1722/23). Abweichende Eintrittsdaten: 14. August 1722. ARSI, Peru 9, fol. 181v (Cat. Prim. 1741); ebd., fol. 252r (Cat. Prim. 1748); ebd., fol. 323v (Cat. Prim. 1754); ARSI, Peru 10, fol. 3v (Cat. Prim. 1758); Sierra, Jesuitas germanos, S. 374; Vargas Ugarte, Jesuitas Peruanos, S. 219. 23. August 1722. Gerl, Germ. Sup., S. 340. 965 1723 ist er am Domus Primae Probationis in Landsberg unter den Novitii Studiosi Primi anni. ARSI, Germ. Sup. 34, S. 94 (Cat. Prim. 1723). 966 ARSI, Peru 9, fol. 21r (Cat. Prim. 1728). Abweichendes Datum: 24. September 1724. ARSI, Peru 7, fol. 9v (Suppl. Cat. Prim. 1724). Vgl. ARSI, Peru 9, fol. 82r (Cat. Prim. 1732); ebd., fol. 120r (Cat. Prim. 1735). 967 Studienbibliothek Dillingen, Stegmeyr, Studenten, 1715, Nr. 14. Zum Bakkalaureat in Philosophie vgl. ARSI, Germ. Sup. 34, S. 94 (Cat. Prim. 1723). 968 Studienbibliothek Dillingen, Stegmeyr, Studenten, 1715, Nr. 14. Im Cat. Prim. der Provinz Peru von 1728 heißt es allerdings, er habe vier Jahre Theologie studiert. ARSI, Peru 9, fol. 21r (Cat. Prim. 1728). Daß er das Theologiestudium vor dem Ordenseintritt absolviert hat, ist auch belegt durch ARSI, Germ. Sup. 50, fol. 173v (Cat. Brev. 1722/23). 969 ARSI, Peru 9, fol. 61r (Suppl. Cat. Prim. 1725). 970 BayHStA, Jes. 595/II/22, fol. 65–67. Vgl. Huonder, Jesuitenmissionäre, S. 121; Sierra, Jesuitas germanos, S. 374. 971 APChSJ, 2/J/292, Carp. 04: Votos Años 1730–1739 Provincia Peruana Antiqua, Prof. 4 Vot. Josephus Reisner, unfol. (Original). Weiteres Original in ARSI, Hisp. 28, fol. 222f. Zu Profeßdatum und -ort vgl. auch ARSI, Peru 9, fol. 173r (Suppl. Cat. Prim. 1735); ebd., fol. 181v (Cat. Prim. 1741); ebd., fol. 252r (Cat. Prim. 1748); ebd., fol. 323v (Cat. Prim. 1754); ARSI, Peru 10, fol. 3v (Cat. Prim. 1758).

264

8. Bio-bibliographisches Verzeichnis

Schmidt unter Prokurator Diego Ignacio Fernández auf dem Schiff Nuestra Señora del Rosario unter Kapitän Andrés de Luzuriaga aus Spanien ab.972 TÄTIGKEITEN: Reisner kam als Scholastiker nach Peru und beendete am Colegio Máximo de San Pablo in Lima seine Studien mit großer Auszeichnung. Obwohl man ihn wegen seiner Begabungen in Lima behalten wollte, gaben die Oberen seinem Drängen schließlich nach und ließen ihn in die Moxos-Mission ziehen.973 In den Ordenskatalogen ist er mehrfach als Missionar unter Indios verzeichnet, so 1728,974 1732 in der Moxos-Mission975 und 1735 generell in der Peru-Mission.976 Fast die gesamte Zeit seines Wirkens in Moxos ist Reisner in der Reduktion Loreto tätig, wo er erstmals 1732 zusammen mit Peter Piron nachweisbar ist.977 1736 ist Reisner in der Reduktion Loreto zusammen mit P. Firminus de Velasco tätig.978 Desweiteren ist er in den Ordenskatalogen von 1741,979 1748,980 1751 in Moxos,981 1752 in Loreto,982 1754983 und 1758 als Missionar nachweisbar.984 1761 wird Reisner im Visitationsbericht des Gobernadors von Santa Cruz, D. Alonso de Verdugo, als Seelsorger von Loreto erwähnt.985 Bis 1766 ist seine Tätigkeit als Seelsorger in Loreto durch zahlreiche Taufeinträge belegt.986 Dort ist er auch noch 1767 tätig.987 Er zeichnete 972 Galán García, Oficio, Nr. 154, S. 306f. In der Liste der für die Überfahrt bestimmten Missionare von 1723 heißt es über Reisner, er sei mittelgroß, „oyososo de Beruelas“, von gutem Körperbau, und blond. AGI, Contratación 5548, Núm. 1, R. 3 (2), fol. 18v. Zur Überfahrt 1723 als Estudiante vgl. Aspurz, Aportación extranjera, Apéndice I. 973 ADPSJ, Abt. 47 (Nachlaß Anton Huonder SJ), Mappe Peru, S. 306. Prat de Saba, Vicennalia, S. 44f. 974 Oper. Ind. Infidel. ARSI, Peru 9, fol. 21r (Cat. Prim. 1728). 975 ARSI, Peru 9, fol. 82r (Cat. Prim. 1732). Zur Tätigkteit in der Moxos-Mission allgemein vgl. ARSI, Peru 11, fol. 125r (Cat. Brev. 1732). 976 ARSI, Peru 9, fol. 120r (Cat. Prim. 1735). 977 Jordá, Loreto, S. 93–114. Bezieht sich auf ACJLP, Sección „Misiones de Mojos”, Nr. 10: MM 1701: ‚Bautismos de Casa’ y de ‚Parcialidades’, ‚Parcialidades’ und ‚Parcialidades y presencia de Missioneros Jesuitas en Loreto de Mojos de 1701 a 1767’. 978 ARSI, Peru 7, S. 65: Catalogus Reductionum huius Missionis Moxorum in Provincia Peruana Societatis Jesu Anno 1736. 979 ARSI, Peru 9, fol. 181v (Cat. Prim. 1741). Zur Tätigkeit in der Moxos-Mission allgemein vgl. ARSI, Peru 11, fol. 128v (Cat. Brev. 1741). 980 ARSI, Peru 9, fol. 252r (Cat. Prim. 1748). Vgl. ARSI, Peru 11, fol. 129fr (Cat. Brev. 1748). 981 ARSI, Peru 11, fol. 134r (Cat. Brev. 1751). 982 Manso de Velasco/Amat y Yunient, Memorias, S. 5. 983 ARSI, Peru 9, fol. 323v (Cat. Prim. 1754). 984 ARSI, Peru 10, fol. 3v (Cat. Prim. 1758). 985 Vargas Ugarte, Historia de la Compañía de Jesús, Bd. III, S. 175: Informe de D. Alonso Verdugo, Gobernador de Sta. Cruz, que en el año 1760 visito las misiones. San Lorenzo, 8. Januar 1761. 986 Jordá, Loreto, S. 93–114. Bezieht sich auf ACJLP, Sección „Misiones de Mojos”, Nr. 10: MM 1701: ‚Bautismos de Casa’ y de ‚Parcialidades’, ‚Parcialidades’ und ‚Parcialidades y presencia de Missioneros Jesuitas en Loreto de Mojos de 1701 a 1767’. 987 Vargas Ugarte, Jesuitas Peruanos, S. 198. Reisner ist nicht in der Liste in Peru 11a (Teil 1) verzeichnet. In Peru 11a (Teil 2) ist jedoch ein P. José Kesiner, Aleman, genannt, zu dem leider keine weiteren Angaben gemacht werden. Sehr wahrscheinlich handelt es sich hierbei um Joseph Reisner. Die Verschreibung P. José Kesiner findet sich auch in Peru 11a (Teil 3) s. u.

8.1 P. Reisner

265

sich durch eine äußerst robuste Gesundheit aus und erlernte fremde Sprachen mit großer Leichtigkeit.988 RÜCKKEHR/AUSWEISUNG: Bei der Vertreibung der Jesuiten befand sich Reisner in Loreto in der Moxos-Mission.989 Da er wegen Krankheit und hohen Alters befürchtete, die Strapazen der Reise nicht zu überstehen, bat er Oberst Antonio Aymerich darum, im Konvent der Mercedarier in Santa Cruz bleiben zu dürfen. Dieser schrieb daraufhin an den stellvertretenden Gouverneur D. Luis de Nava.990 Von den Indios in einer Hängematte getragen, kam Reisner Anfang Dezember in Santa Cruz an. Trotz seiner schlechten Verfassung zwang man ihn jedoch, weiter nach Chuquisaca zu reisen.991 Nachdem er den langen und strapaziösen Weg an die Küste zurückgelegt hatte, gelangte er über Panama und Portobelo nach Cartagena, wo das Schiff in der Nähe des Hafens auf eine Sandbank lief.992 TOD: 14. Mai 1769 in Cartagena.993

988 ADPSJ, Abt. 47 (Nachlaß Anton Huonder SJ), Mappe Peru, S. 306. Reisner wurde in die Liste der Professen aufgenommen, die vom Prokurator nach Rom entsandt werden konnten. ARSI, Peru 10, fol. 55r: Catalogo de los Padres Professos 1752. 989 Sierra, Jesuitas germanos, S. 374. Die Vertreibung aus der Moxos-Mission ist auch belegt durch ARSI, Peru 11a, fol. 83r (Teil 3) (P. José Kesiner). 990 Vargas Ugarte, Historia de la Compañía de Jesús, Bd. III, S. 134. 991 Ebd., S. 135. 992 ADPSJ, Abt. 47 (Nachlaß Anton Huonder SJ), Mappe Peru, S. 306. 993 In den Quellen und der Literatur wird verbreitet das falsche Todesjahr 1768 angegeben, so u. a. in Synopsis historiae Societatis Jesu, Sp. 730 sowie bei Prat de Saba, Vicennalia, S. 63; Gerl, Germ. Sup., S. 340; Sierra, Jesuitas germanos, S. 374; Vargas Ugarte, Historia de la Compañía de Jesús, Bd. III, S. 135 u. ders., Jesuitas Peruanos, S. 219. Dies kann jedoch nicht stimmen. Vgl. die Ausführungen in Kap. 6.1.

266

8. Bio-bibliographisches Verzeichnis

[19] P. Joseph Reiter (1696–1769) Österreichische Provinz NAMENSVARIANTEN: Reitter,994 Reütter, Reyter, Reytter, Ritter. GEBURT: 6. Januar 1696995 in Ungarn.996 TAUFE: 7. Januar 1696 Györ.997 ELTERN: Marian Reyter und Maria Rugrizin (?).998 PATEN: Johannes Lange und Ferdinand Mithrin.999 EINTRITT: Aufgenommen in Tyrnau (slowak. Trnavá). Eintritt am 15. Mai 1712.1000

994 ARSI, Austr. 128, fol. 32v (Cat. Brev. 1716); ebd., fol. 46v (Cat. Brev. 1717); ARSI, Austr. 65, S. 354 (Cat. Prim. 1717); ARSI, Austr. 128, fol. 60v (Cat. Brev. 1718); ebd., fol. 76r (Cat. Brev. 1719); ebd., fol. 86v (Cat. Brev. 1720); ebd., fol. 98r (Cat. Brev. 1721); ebd., fol. 111v (Cat. Brev. 1722); ebd., fol. 126r (Cat. Brev. 1723); ARSI, Austr. 68, S. 250 (Cat. Prim. 1720); Lukács, Catalogus, Bd. III, S. 1360. 995 ARSI, Austr. 62, S. 84 (Cat. Prim. 1714). Vgl. ARSI, Austr. 65, S. 354 (Cat. Prim. 1717); ARSI, Austr. 68, S. 250 (Cat. Prim. 1720); ARSI, Austr. 71, S. 112 (Cat. Prim. 1723); ARSI, Peru 9, fol. 16r (Cat. Prim. 1728); ebd., fol. 76v (Cat. Prim. 1732); ebd., fol. 114v (Cat. Prim. 1735); ebd., fol. 179v (Cat. Prim. 1741); ebd., fol. 322v (Cat. Prim. 1754); ARSI, Peru 10, fol. 2v (Cat. Prim. 1758); ARSI, Peru 11a, fol. 59r (Teil 2). Zur Herkunft aus Ungarn vgl. Lukács, Catalogus, Bd. III, S. 1360. 996 ARSI, Austr. 62, S. 84 (Cat. Prim. 1714); ARSI, Austr. 65, S. 354 (Cat. Prim. 1717); ARSI, Austr. 68, S. 250 (Cat. Prim. 1720); ARSI, Austr. 71, S. 112 (Cat. Prim. 1723); ARSI, Peru 9, fol. 76v (Cat. Prim. 1732); ebd., fol. 114v (Cat. Prim. 1735); ebd., fol. 179v (Cat. Prim. 1741); ebd., fol. 250v (Cat. Prim. 1748); ebd., fol. 322v (Cat. Prim. 1754); Ungarus ARSI, Peru 10, fol. 2v (Cat. Prim. 1758); Ungaro ARSI, Peru 11a, fol.59r (Teil 2); Isauris in Ungaria ARSI, Peru 9, fol. 16r (Cat. Prim. 1728); Jaurinensis. ARSI, Austr. 62, S. 84 (Cat. Prim. 1714). Vgl. ARSI, Austr. 65, S. 354 (Cat. Prim. 1717); ARSI, Austr. 68, S. 250 (Cat. Prim. 1720); ARSI, Austr. 71, S. 112 (Cat. Prim. 1723). 997 Magyar Orszagos Leveltar: Ungarisches Nationalarchiv/Budapest, Diözese Györ, Taufregister Györ 1690–1701, Film A 1736, Vol. 4, S. 278. 998 Ebd. 999 Ebd. 1000 ARSI, Austr. 62, S. 84 (Cat. Prim. 1714). Admissus Tyrn. Ex Logica. ARSI, Austr. 68, S. 250 (Cat. Prim. 1720). Vgl. ARSI, Austr. 71, S. 112 (Cat. Prim. 1723). Zum Eintrittsdatum vgl. ARSI, Peru 9, fol. 16r (Cat. Prim. 1728); ARSI, Peru 9, fol. 76v (Cat. Prim. 1732); ebd., fol. 114v (Cat. Prim. 1735); ebd., fol. 179v (Cat. Prim. 1741); ebd., fol. 250v (Cat. Prim. 1748); ebd., fol. 322v (Cat. Prim. 1754); ARSI, Peru 10, fol. 2v (Cat. Prim. 1758). Abweichend: 14. Mai 1712. ARSI, Austr. 65, S. 354 (Cat. Prim. 1717). Vgl. ARSI, Austr. 127 II, fol. 633r (Cat. Brev. 1713). 15. Mai 1714. ARSI, Peru 11a, fol. 59r (Teil 2).

8.1 P. Reiter

267

NOVIZIAT: 1712–1714 in Tyrnau.1001 Vota biennii am 16. Mai 1714.1002 PHILOSOPHIESTUDIUM: 1716 studierte er am Kolleg in Wien Logik,1003 1717 Physik1004 und 1718 Metaphysik.1005 MAGISTERIUM: 1719 ist er in Komorn: Synt. Gram. Exh. Dom. Stud. Saecularis, Pric. Parv.1006 1720 ist er in Sopron: Synt. Exh. Fest. Stud.1007 THEOLOGIESTUDIUM: 1721–1723 in Graz.1008 1722 ist er außerdem Gehilfe des Präses der Todesangstbruderschaft.1009 Insgesamt studierte Reiter vier Jahre Theologie.1010 Das vierte Jahr absolvierte er vermutlich auf der Überfahrt oder in Peru, da er nach dem dritten theologischen Studienjahr und der Priesterweihe nach Übersee aufbrach. WEIHEN: Wahrscheinlich wie üblich nach dem dritten Jahr des Theologiestudiums; jedenfalls reiste er 1723 bereits als Priester in die Mission.1011 TERTIAT: 1724 in Peru.1012 GELÜBDE: Prof. 4 vot. am 30. August 1730 in San Pedro/Moxos.1013 1001 Reiter ist 1713 im Domus Probationis ad St. Annam unter den Novitii Scholastici secundi anni verzeichnet. ARSI, Austr. 127 II, fol. 633r (Cat. Brev. 1713). Er ist jedoch nicht im Cat. Brev. 1712 unter den Novitii Scholastici 1. anni verzeichnet. Sein Aufenthalt als Novize in Tyrnau 1713 ist auch belegt duch Lukács, Catalogus, Bd. III, S. 1360. 1714 ist er am Kolleg Graz unter den Repetentes Humaniora verzeichnet. ARSI, Austr. 127 II, fol. 672r (Cat. Brev. 1714). Im Cat. Prim. 1714 heißt es über ihn: Absolvit hum. Et dimidiam Log. In Saeculo; Repetit humaniora in Socte. 1715 ist er Praeceptor grammaticae in Požega im heutigen Kroatien. Lukács, Catalogus, Bd. III, S. 1360. Im Ordenskatalog ist er 1715 ebenfalls am Collegium Posoniense verzeichnet. ARSI, Austr. 128, fol. 8v (Cat. Brev. 1715). Wenig später heißt es über ihn: Docuit Parvam cum Principiis an. 1. ARSI, Austr. 65, S. 354 (Cat. Prim. 1717). 1002 ARSI, Peru 9, fol. 16r (Cat. Prim. 1728). 1003 ARSI, Austr. 128, fol. 32v (Cat. Brev. 1716). 1004 Ebd., fol. 46v (Cat. Brev. 1717). Vgl. ARSI, Austr. 65, S. 354 (Cat. Prim. 1717). 1005 ARSI, Austr. 128, fol. 60v (Cat. Brev. 1718). 1006 Ebd., fol. 76r (Cat. Brev. 1719). Vgl. Lukács, Catalogus, Bd. III, S. 1360. 1007 ARSI, Austr. 128, fol. 86v (Cat. Brev. 1720). Vgl. ARSI, Austr. 68, S. 250 (Cat. Prim. 1720); Lukács, Catalogus, Bd. III, S. 1360. 1008 ARSI, Austr. 128, fol. 98r (Cat. Brev. 1721); ebd., fol. 111v (Cat. Brev. 1722); ebd., fol. 126r (Cat. Brev. 1723); Vgl. ARSI, Austr. 71, S. 112 (Cat. Prim. 1723). 1009 ARSI, Austr. 128, fol. 111v (Cat. Brev. 1722). 1010 ARSI, Peru 9, fol. 16r (Cat. Prim. 1728). 1011 Galán García, Oficio, Nr. 154, S. 307. 1012 ARSI, Peru 7, fol. 10v (Suppl. Cat. Prim. 1724). 1013 APChSJ, 2/J/292, Carp. 04: Votos Años 1730–1739 Provincia Peruana Antiqua, Prof. 4 Vot. Josephus Reiter, unfol. (Original). Zum Profeßdatum vgl. ARSI, Peru 9, fol. 99r (Suppl. Cat. Prim. 1730); ebd., fol. 76v (Cat. Prim. 1732); ebd., fol. 114v (Cat. Prim. 1735); ebd., fol. 179v (Cat. Prim. 1741); ebd., fol. 250v (Cat. Prim. 1748); ebd., fol. 322v (Cat. Prim. 1754); ARSI, Peru 10, fol. 2v (Cat. Prim. 1758); ARSI, Peru 11a, fol. 59r (Teil 2).

268

8. Bio-bibliographisches Verzeichnis

ÜBERFAHRT: In Cádiz erfuhr P. Reiter von seiner Bestimmung für die Peru-Mission. Am 31. Dezember 1723 fuhren die aus unterschiedlichen europäischen Provinzen versammelten Missionare mit einer Flotte von 17 Schiffen aus Cádiz ab.1014 Reiter reiste am 26. Dezember 1723 zusammen mit Joseph Bodart, Franz Faltick, Michael Herold, Adalbert Marterer, Nikolaus Meges, Joseph Mayer, Matthäus Munggenast, Joseph Reisner, Johann Röhr, Karl Schmidlehner und Simon Schmidt unter Prokurator Diego Ignacio Fernández auf dem Schiff Nuestra Señora del Rosario unter Kapitän Andrés de Luzuriaga aus Spanien ab.1015 Am 19. Februar 1724 erreichte die Flotte Cartagena.1016 Am 6. März 1724 gingen die Peru-Missionare wieder zu Schiff, um der üblichen Route über Portobelo und Panama nach Lima zu folgen.1017 TÄTIGKEITEN: Reiter ist als Seelsorger unter den Indianern in den Ordenskatalogen von 1728,1018 17321019 und 17351020 verzeichnet. 1736 ist er in der Reduktion Santa Maria Magdalena in der Moxos-Mission zusammen mit P. Emmanuel de Villavicencio tätig.1021 1741 wird Reiter wieder als Seelsorger unter den Ungläubigen genannt.1022 1742 war der brasilianische Freibeuter Manoel Felix de Lima einige Tage sein Gast. Dieser beschreibt die musterhaft ausgestattete Reduktion Santa Magdalena mit ihrer schönen Kirche, den reichen Sakristeischätzen, der Orgel und dem Orchester. Die sauberen Häuser und die mit weißem Sand bestreuten Wege, die Werkstätten für Weberei, Schreinerei, Schnitzerei und die öffentlichen Küchen und Schulen, in denen die Kinder Spanisch- und Musikunterricht erhielten, die sorgfältig angelegten Gärten und der reiche Viehbestand hinterließen ihren Eindruck. Reiter ließ die Portugiesen auf geschickte Weise spüren, daß ein widerrechtlicher Übergriff auf spanisches Gebiet nicht widerstandslos hingenommen würde, indem 1014 Vgl. WB, Bd. I, Teil 8, Nr. 210, S. 35–40 (Zusammenfassung verschiedener Briefe von acht Missionaren aus der Österreichischen Provinz vom 21. März 1724), hier S. 37; vgl. WB, Bd. II/1, Teil 11, Nr. 283, S. 88–95 (Zephyris, Franz Xaver, Brief vom 28. Juli 1724), hier S. 89. P. Franz Xaver Zephyris, geb. 18. Dezember 1694 in Brixen, trat in die Österreichische Ordensprovinz ein, wirkte als Missionar in der Ordensprovinz Quito und starb nach der Vertreibung am 17. Dezember 1769 in Wien. Vgl. Platzgummer, Zephyris, Franz, S. 4075. 1015 Galán García, Oficio, Nr. 154, S. 306f. In einer Liste der Missionare, die für die Überfahrt 1723 bestimmt waren, heißt es über Reiter, er sei von gutem Körperbau, schlank und habe schwarze Augen. AGI, Contratación 5548, Núm. 1, R. 3 (2), fol. 17r. Zur Überfahrt 1723 vgl. Aspurz, Aportación extranjera, Apéndice I. 1016 Vgl. WB, Bd. I, Teil 8, Nr. 210, S. 35–40 (Zusammenfassung verschiedener Briefe von acht Missionaren aus der Österreichischen Provinz vom 21. März 1724), hier S. 37; vgl. WB, Bd. II/1, Teil 11, Nr. 283, S. 88–95 (Zephyris, Franz Xaver, Brief vom 28. Juli 1724), hier S. 89. 1017 Vgl. WB, Bd. II/1, Teil 11, Nr. 283, S. 88–95 (Zephyris, Franz Xaver, Brief vom 28. Juli 1724), hier S. 89. 1018 ARSI, Peru 9, fol. 16r (Cat. Prim. 1728). 1019 ARSI, Peru 9, fol. 76v (Cat. Prim. 1732). Zur Tätigkeit in der Moxos-Mission allgemein vgl. ARSI, Peru 11, fol. 125r (Cat. Brev. 1732). 1020 ARSI, Peru 9, fol. 114v (Cat. Prim. 1735). 1021 ARSI, Peru 7, S. 65: Catalogus Reductionum huius Missionis Moxorum in Provincia Peruana Societatis Jesu Anno 1736. 1022 ARSI, Peru 9, fol. 179v (Cat. Prim. 1741). Zur Tätigkeit in der Moxos-Mission allgemein vgl. ARSI, Peru 11, fol. 128v (Cat. Brev. 1741).

8.1 P. Reiter

269

er vor de Lima und seinen Gefährten durch seine gut ausgebildeten Reiter und Bogenschützen einen Scheinkampf vorführen ließ.1023 Reiter ist weiterhin als Missionar in den Ordenskatalogen von 17481024 und 1751 in der Moxos-Mission,1025 1752 in Santa Magdalena/Moxos1026 und 17541027 sowie 1758 als Missionar verzeichnet.1028 1761 wird Reiter im Visitationsbericht des Gobernadors von Santa Cruz, D. Alonso de Verdugo, als Seelsorger von Santa Magdalena erwähnt.1029 In einem Bericht aus dem Jahr 1764 heißt es, unter Reiter sei die Kirche von Santa Magdalena mit großen Altarbildern ausgestattet worden.1030 Auch 1767 ist er in der Moxos-Mission als VizeSuperior und Pfarrer von Santa Magdalena tätig.1031 RÜCKKEHR/AUSWEISUNG: Reiter lag krank im Bett, als er in Santa Magdalena die Nachricht von der Vertreibung erhielt.1032 Am 14. Oktober 1767 erstellte er das Inventar für die Reduktion.1033 Oberst Antonio Aymerich zeigte keine Gnade mit dem Kranken, da er in einem Brief an Oberstleutnant Joaquín de Espinosa aus Loreto vom 5. Januar 1768 im Hinblick auf Reiter schreibt, es dürfe keiner zurückbleiben, auch wenn Gefahr bestehe, daß einer auf dem Weg sterbe.1034 Da Reiter jedoch nicht sofort aufbrechen konnte, weil die Flüsse sehr stark angestiegen waren, kam er mit Nikolaus Sussich erst am 15. Februar in San Pedro an. Am 7. März 1768 verließ er zusammen mit den Missionaren von San Ignacio und Reyes die Reduktion Loreto.1035 TOD: „In mari“.1036 Vermutlich 1769.

1023 ADPSJ, Abt. 47 (Nachlaß Anton Huonder SJ), Mappe Peru, S. 307f. 1024 ARSI, Peru 9, fol. 250v (Cat. Prim. 1748). Zur Tätigkeit in der Moxos-Mission allgemein vgl. ARSI, Peru 11, fol. 129fr (Cat. Brev. 1748). 1025 ARSI, Peru 11, fol. 134r (Cat. Brev. 1751). 1026 Manso de Velasco/Amat y Yunient, Memorias, S. 4. 1027 ARSI, Peru 9, fol. 322v (Cat. Prim. 1754). 1028 ARSI, Peru 10, fol. 2v (Cat. Prim. 1758). 1029 Vargas Ugarte, Historia de la Compañía de Jesús, Bd. III, S. 177: Informe de D. Alonso Verdugo, Gobernador de Sta. Cruz, que en el año 1760 visito las misiones. San Lorenzo, 8. Januar 1761. 1030 AGI, Charcas 506: El gobernador y Capitán de Santa Cruz de la Sierra, informa el estado de las misiones de Moxos, sus poblaciones, misioneros y gente existente, como también la residencia que los padres jesuitas tienen en esta capital de Santa Cruz, y el convento de Ntra. Señora de las Mercedes, únicas dos casas claustrales que hay en toda la gobernación y provincia, San Lorenzo, 8. Januar 1764. Abschrift in: Archiv der Jesuiten/Cochabamba, Schachtel „Chiquitos“, Moxos y Chiquitos I, fol. 26r–34v, hier fol. 32v. 1031 Vargas Ugarte, Jesuitas Peruanos, S. 198. Er wurde in die Liste der Professen aufgenommen, die vom Prokurator nach Rom entsandt werden konnten. ARSI, Peru 10, fol. 55r: Catalogo de los Padres Professos 1752. 1032 Vargas Ugarte, Historia de la Compañía de Jesús, Bd. III, S. 135. 1033 ANBol, Archivo de Moxos, Vol. 1, I, fol. 56v (Inventar Santa Magdalena). 1034 Vargas Ugarte, Historia de la Compañía de Jesús, Bd. III, S. 135. 1035 Ebd. Zur Festnahme in der Moxos-Mission vgl. ARSI, Peru 11a, fol. 89r (Teil 3). 1036 ARSI, Fejér/De Cock, Defuncti tertii saeculi, Vol. II, unpag. Bezieht sich auf ARSI, Hist. Soc. 53a 1769. Reiter starb wahrscheinlich 1769 bei der Vertreibung.

270

8. Bio-bibliographisches Verzeichnis

Briefe: (1) an den Ordensgeneral Michelangelo Tamburini vom 15. Juni 1722 aus Graz. Inhalt: Bitte um Entsendung in die Mission. Überlieferung: Autograph (lat.).1037

Werke: (1) Inventario de Santa Magdalena. Inhalt: Bei der Vertreibung der Missionare mußte von jeder Missionsstation ein Inventar erstellt werden. Reiter fertigte es für Santa Magdalena an. Überlieferung: Autograph (span.).1038

[20] P. Johann Röhr (1691–1756) Böhmische Provinz NAMENSVARIANTEN: Rehr, Rer, Rér, Retir, Rher, Röth,1039 Rohc,1040 Rohr. GEBURT: 26. Dezember 1691 im damaligen Königreich Ungarn; als Hinweise auf seinen Geburtsort finden sich in den Quellen u.a. die Angaben „Ungarus Repazensis“, „Ropazensis“ oder „Reporii in Ungaria“.1041

1037 1038 1039 1040 1041

ARSI, FG 755, fol. 510r–v (Indip.). ANBol, Archivo de Moxos, Vol. 1, I, fol. 56v (Inventar Santa Magdalena). Sierra, Jesuitas germanos, S. 174. Aspurz, Aportación extranjera, Apéndice I. Ungarus Repazensis. ARSI, Boh. 40, S. 145 (Cat. Prim. 1714). Vgl. ARSI, Boh. 43, S. 152 (Cat. Prim. 1717). Ropazensis ARSI, Boh. 46, S. 67 (Cat. Prim. 1723). Reporii in Ungaria. ARSI, Peru 9, fol. 15r (Cat. Prim. 1728). Nach Grulich, Beitrag, S. 77, handelt es sich hierbei um Repač in der heutigen Slowakei, doch ist unklar, um welchen Ort es sich genau handelt. Abweichende Geburtsdaten: 25. Dezember 1691 mit der Angabe Hungarus: ARSI, Peru 9, fol. 75v (Cat. Prim. 1732). Vgl. ebd., fol. 113v (Cat. Prim. 1735); ebd., fol. 179r (Cat. Prim. 1741); ebd., fol. 250r (Cat. Prim. 1748); ebd., fol. 322r (Cat. Prim. 1754). 25. Dezember 1691 in Prag. Sierra, Jesuitas germanos, S. 374; Medina, Imprenta en Lima, Bd. II, S. 458. 3. Dezember 1692 in Rapač/Ungarn. Fechtnerová, Mensajeros, S. 236; Grulich, Beitrag, S. 77. Irrtümlich wird oft Prag als Geburtsort angegeben: Baptista Morales, Röhr (Rehr), Juan, S. 3402; Hassinger, Österreichs Anteil, S. 85; Huonder, Jesuitenmissionäre, S. 121; Jaksch, Sudetendeutsche, S. 53; Kybal, Po českolovenských stopách v Latinské Americe, S. 24 u. 69; Polišenský, Desarollo social, S. 107; Rynes, Jesuitas Bohémicos, S. 199 (mit Fragezeichen); Streit, Bibliotheca Missionum, Bd. III, Nr. 256, S. 71; Vargas Ugarte, Diccionario de artifices, S. 448; ders., Jesuitas del Perú, S. 165; ders., Rehr, Juan, S. 375; Wuffarden, Rehr, Juan, S. 375. Die völlig abweichende Herkunftsangabe Ynspurg en Baviera findet sich in AGI, Contratación 5548, Núm. 1, R. 3 (2), fol. 17r.

8.1 P. Röhr

271

ELTERN: Wuchs in einer zweisprachigen Familie (slowakisch-deutsch) auf.1042 SCHULE: Schüler in Tyrnau (slowak. Trnavá).1043 EINTRITT: 9. Oktober 17091044 in Brünn.1045 NOVIZIAT: 1709–1711 in Brünn.1046 Vota biennii am 10. Oktober 1711.1047 PHILOSOPHIESTUDIUM: Studiert 1711/12 am Kolleg in Olmütz Logik,1048 1712/13 Physik1049 und 1713/14 Metaphysik.1050 MAGISTERIUM: 1714/15 unterrichtet er im Kolleg Sagan: Princ. & Rud.,1051 ebenso 1715/16: Gram. Exh. Stud. Fest.1052 1716/17 lehrt er am Kolleg Olmütz: Synt. Praes. Cong. Lat. Min.1053 und 1717/18 am Kolleg Jitschin (Gitschin, tschech.: Jičín): Poet. Exh. Stud. Dom.1054 THEOLOGIESTUDIUM: 1718–1722 am Kolleg St. Clemens in Prag.1055 Während des Theologiestudiums war er ein Jahr Präses der Marianischen Kongregation1056 sowie ein Jahr Praeses in Convictu.1057

1042 Roedl, El Barroco andino, S. 114, Anm. 19. 1043 Wittmann, Misioneros, S. 152. Trnavá liegt im Westen der Slowakei, nordöstlich der Hauptstadt Bratislava. 1044 ARSI, Boh. 37, S. 278 (Cat. Prim. 1711); ARSI, Boh. 40, S. 145 (Cat. Prim. 1714); ARSI, Boh. 43, S. 152 (Cat. Prim. 1717); ARSI, Boh. 46, S. 67 (Cat. Prim. 1723); ARSI, Peru 9, fol. 15r (Cat. Prim. 1728). Abweichendes Eintrittsdatum: 10. Oktober 1709. Ebd., fol. 75v (Cat. Prim. 1732). Vgl. ebd., fol. 113v (Cat. Prim. 1735); ebd., fol. 179r (Cat. Prim. 1741); ebd., fol. 250r (Cat. Prim. 1748); ebd., fol. 322r (Cat. Prim. 1754). 1045 ARSI, Peru 9, fol. 179r (Cat. Prim. 1741). 1046 Roedl, El Barroco andino, S. 114, Anm. 19; Fechtnerová, Mensajeros, S. 236 (1710/11); Kalista, Misioneros, S. 142, Anm. 75. 1710/11 ist er am Kolleg bzw. Domus Probationis Brünn im 2. Noviziatsjahr. ARSI, Boh. 91 II, fol. 419v (Cat. Brev. 1710/11). Der Cat. Brev. 1709/10 fehlt im ARSI. 1047 ARSI, Peru 9, fol. 15r (Cat. Prim. 1728). Schol. Approb. 10. Oktober 1711. Fechtnerová, Mensajeros, S. 236. 1048 ARSI, Boh. 91 II, fol. 432r (Cat. Brev. 1711/12). 1049 Ebd., fol. 446r (Cat. Brev. 1712/13). 1050 Ebd., fol. 461r (Cat. Brev. 1713/14). Vgl. ARSI, Boh. 40, S. 145 (Cat. Prim. 1714). 1051 ARSI, Boh. 91 II, fol. 472v (Cat. Brev. 1714/15). 1052 Ebd., fol. 487r (Cat. Brev. 1715/16). 1053 Ebd., fol. 499v (Cat. Brev. 1716/17). 1054 Ebd., fol. 511v (Cat. Brev. 1717/18). 1055 Ebd., fol. 526v (Cat. Brev. 1718/19); ARSI, Boh. 92 I, fol. 5v (Cat. Brev. 1719/20); ebd., fol. 18v (Cat. Brev. 1720/21); ebd., fol. 31v (Cat. Brev. 1721/22). 1056 Roedl, El Barroco andino, S. 114, Anm. 19. 1057 ARSI, Boh. 46, S. 67 (Cat. Prim. 1723). Praes. Alum. Liber. ARSI, Boh. 92 I, fol. 31v (Cat. Brev. 1721/22).

272

8. Bio-bibliographisches Verzeichnis

WEIHEN: Subdiakonenweihe am 9. September 1721, Diakonenweihe am 11. September 1721 und Priesterweihe am 12. September 1721.1058 TERTIAT: 1722/23 im Kolleg Jičín.1059 Ende am 7. September 1723.1060 GELÜBDE: Prof. 4 vot. 23. Mai 1728 in San Borja/Moxos.1061 ÜBERFAHRT: Reiste am 26. Dezember 1723 zusammen mit Joseph Bodart, Franz Faltick, Michael Herold, Adalbert Marterer, Nikolaus Meges, Joseph Mayer, Matthäus Mungenast, Joseph Reisner, Joseph Reiter, Karl Schmidlehner und Simon Schmidt unter Prokurator Diego Ignacio Fernández auf dem Schiff Nuestra Señora del Rosario unter Kapitän Andrés de Luzuriaga aus Spanien ab.1062 TÄTIGKEITEN: Röhr ist als Missionar unter den indígenas der Peruanischen Ordensprovinz in den Katalogen von 1728,1063 1732,1064 1735,1065 1736 in der Reduktion San Borja zusammen mit P. Joseph Loredo1066 sowie 1741 nachweisbar.1067 1733 hält er sich zu Besuch in der Siedlung San Pablo auf, da er die Prof. 4 vot. von Joseph de Loredo als Zeuge unterschreibt.1068 Röhr verließ 1747 die Moxos-Mission, da er von den Ordensoberen wegen seiner Kenntnisse in Architektur und Mathematik für den Wiederaufbau der durch das Erdbeben von 1746 zerstörten Ordenshäuser benötigt wurde.1069 1748 ist er im Or1058 Fechtnerová, Mensajeros, S. 237. Zum Weihejahr vgl. Roedl, El Barroco andino, S. 114, Anm. 19. Die Angabe März oder September 1721 findet sich in ARSI, Boh. 92 I, fol. 39v (Suppl. Cat. Brev. 1721/22) und das Weihejahr 1722 in Baptista Morales, Röhr (Rehr), Juan, S. 3402. 1059 ARSI, Boh. 92 I, fol. 41v (Cat. Brev. 1722/23). 1060 Ebd., fol. 67r (Suppl. Cat. Brev. 1723/24). 1061 APChSJ, 2/J/292, Carp. 03: Votos Años 1720–1729 Provincia Peruana Antiqua, Prof. 4 Vot. Joannes Röhr, unfol. (Original). Weiteres Original in ARSI, Hisp. 27, fol. 119f. Vgl. ARSI, Peru 9, fol. 75v (Cat. Prim. 1732); ebd., fol. 113v (Cat. Prim. 1735); ebd., fol. 179r (Cat. Prim. 1741); ebd., fol. 250r (Cat. Prim. 1748); ebd., fol. 322r (Cat. Prim. 1754). 1062 Galán García, Oficio, Nr. 154, S. 306f. In der Überfahrtsliste 1723 heißt es über Röhr, er sei von gutem Körperbau. AGI, Contratación 5548, Núm. 1, R. 3 (2), fol. 17r. Vgl. Vargas Ugarte, Jesuitas del Perú, S. 165. Zur Überfahrt 1723 vgl. Aspurz, Aportación extranjera, Apéndice I; Vargas Ugarte, Diccionario de artifices, S. 448. 1063 ARSI, Peru 9, fol. 15r (Cat. Prim. 1728). 1064 Ebd., fol. 75v (Cat. Prim. 1732). Zur Tätigkeit in der Moxos-Mission allgemein vgl. ARSI, Peru 11, fol. 125r (Cat. Brev. 1732). 1065 ARSI, Peru 9, fol. 113v (Cat. Prim. 1735). 1066 ARSI, Peru 7, S. 65: Catalogus Reductionum huius Missionis Moxorum in Provincia Peruana Societatis Jesu Anno 1736. 1067 ARSI, Peru 9, fol. 179r (Cat. Prim. 1741). Zur Tätigkeit in der Moxos-Mission allgemein vgl. ARSI, Peru 11, fol. 128v (Cat. Brev. 1741). 1068 APChSJ, 2/J/292, Carp. 04: Votos Años 1730–1739 Provincia Peruana Antiqua, Prof. 4 Vot. Joseph de Loredo, unfol. (Original). 1069 Vargas Ugarte, Diccionario de artifices, S. 448. Vgl. ders., Rehr, Juan, S. 375; Wuffarden, Rehr, Juan, S. 375. Zu den Tätigkeiten von Rehr vgl. auch Vargas Ugarte, Historia General, Bd. IV, S. 265. Vgl. die Ausführungen in Kapitel 4.5.1.

8.1 P. Röhr

273 Abb. 5a (oben): Fassade und Langhaus der Kirche Santiago de Surco, Lima. Foto: Fonchi Coloma, Lima.

Abb. 5b (unten): Giebel­ inschrift an der Kirche Santiago de Surco, Lima. Foto: Fonchi Coloma, Lima. Die in der Giebel­inschrift zu lesenden Jahreszahlen 1571 und 1773 sind in Verbindung mit dem ohne Jah­ resangabe eingefügten Namen Johan Rehr irreführend. Sie verweisen zum einen auf die Ursprünge der Kirche im 16. Jahrhundert sowie zum anderen auf die Entstehungszeit der Barock­fassade Ende des 18. Jahrhunderts, während Röhr zwischen 1746 und 1756 in Li­ ma wirkte und u. a. am Wiederaufbau dieser vom Erdbeben 1746 beschädigten Kirche arbeitete. Zur Geschichte von Surco vgl. VARÓN GABAI, Surco, S. 443– 470.

274

8. Bio-bibliographisches Verzeichnis

denskatalog auch als Seelsorger unter der spanischen Bevölkerung verzeichnet.1070 In Lima angekommen, wurde ihm dort an der Universität San Marcos 1749 der frei gewordene Lehrstuhl für Mathematik übertragen,1071 mit dem das Amt des Cosmógrafo mayor del Virreinato verbunden war. Röhrs Ernennung durch Vizekönig Conde de Superunda ist auf den 8. Februar 1749 datiert.1072 Die offizielle Übertragung des Lehrstuhls erfolgte am 15. Februar 1749.1073 1750 nahm er die Publikation der Reihe Conocimiento de los Tiempos, auch astronomischer und bürgerlicher Kalender genannt, wieder auf.1074 In den sieben Bänden, die jährlich bis zu seinem Tod 1756 erschienen, veröffentlichte er Beiträge zu Astronomie, Geographie und Nautik.1075 Er publizierte eine Fülle von Forschungsergebnissen, so beispielsweise 1753 über die Natur des Feuers, und historische Werke wie die Memoria de algunos esclarecidos varones que … han dado luz … esta muy noble ciudad de Lima im Jahre 1754.1076 Röhr war auch Teilnehmer der Provinzkongregation im Colegio Maximo in Lima am 1. Juli 1752.1077 1070 ARSI, Peru 9, fol. 250r (Cat. Prim. 1748). Im Catalogus Brevis 1748 ist er am Domus Professorum in Lima verzeichnet mit dem Vermerk: „Destinatus ad hanc Domum: nunc est in itinere“. ARSI, Peru 11, fol. 129br (Cat. Brev. 1748). 1071 Sierra, Jesuitas germanos, S. 313; Vargas Ugarte, Diccionario de artifices, S. 448f.; ders., Rehr, Juan, S. 375; Wuffarden, Rehr, Juan, S. 375. 1072 „En atención á que por el viaje de D. Luis Godin á los reinos de España ha quedado vaca la cátedra de matemáticas de esta Universidad anexa al cargo de cosmógrafo mayor de este reino, cuya provisión ha tocado siempre á este Gobierno, y que en la persona del R. P. Juan Rer, de la Compañía de Jesús, se halla la más perfecta y más cumplida instrucción de esta ciencia, y conviene al público bien y honor de las escuelas que la ocupe quien la posea de modo que la pueda enseñar para que se formen sujetos hábiles en ella, que siempre se consideran necesariamente importantes, y por cuyo motivo se puede creer será aceptable á los superiores, le nombro por tal cosmógrafo mayor y catedrático de matemáticas, con la renta, gajes, prerrogativa y honores que han gozado sus antecesores, de que la dará posesión el Rector de dicha Real Universidad en la forma acostumbrada; insertando este decreto en el libro de sus claustros y del que se tomará razón en los libros de esta real caja. Lima, 8 de Febrero de 1749. El Conde de Superunda. – Don Diego de Hesler“. Zitiert nach Medina, Imprenta en Lima, Bd. II, S. 459. Das Original befand sich im Archivo Nacional, Leg. 1.196. Diese veraltete Signatur ist, nicht zuletzt durch Zerstreuung und Verluste infolge des Pazifikkrieges mit Chile, nicht mehr zuzuordnen, so daß heute unklar ist, wo sich das Dokument befindet. Im Archivo General de la Nación in Lima konnte es nicht ermittelt werden. Milla Batres, Diccionario, Bd. IX, S. 331. 1073 Medina, Imprenta en Lima, S. 459. 1074 Ebd.; Vargas Ugarte, Diccionario de artifices, S. 449; Wuffarden, Rehr, Juan, S. 375; Baptista Morales, Röhr (Rehr), Juan, S. 3402. Zur Tätigkeit als Mathematikprofessor an der Universität San Marcos und „Cosmógrafo del Reino“ sowie zur Publikation des Conocimiento de los Tiempos vgl. Vargas Ugarte, Historia de la Compañía de Jesús, Bd. II, S. 76f.; ders., Los Jesuitas del Peru y el arte, S. 110. 1075 Medina, Imprenta en Lima, S. 459; Mendiburu, Diccionario , Bd. IX, S. 331. 1076 Vargas Ugarte, Diccionario de artifices, S. 449; ders., Jesuitas del Perú, S. 165f. 1751 ist er den Ordenskatalogen zufolge im Domus Professorum in Lima als Mathematikprofessor mit dem Zusatz In Academia curat Ann. verzeichnet. ARSI, Peru 11, fol. 130r (Cat. Brev. 1751). 1754 ist er Primarius Prof. Mathesis in Acad. Olim fuit inter Gentiles. ARSI, Peru 9, fol. 322r (Cat. Prim. 1754). Zu Röhr vgl. auch Huonder, Jesuitenmissionäre, S. 121; Jaksch, Sudeten­ deutsche, S. 35. Er wurde in die Liste der Professen aufgenommen, die vom Prokurator nach Rom entsandt werden konnten. ARSI, Peru 10, fol. 55r: Catalogo de los Padres Professos 1752. 1077 ARSI, Congr. 90, fol. 204v–205r (Congr. 1751–1755).

8.1 P. Röhr

275

TOD: 19. Juni 1756 im Profeßhaus in Lima.1078

Briefe: (1) an den Ordensgeneral vom 16. Mai 1722 aus Prag. Inhalt: Bitte um Entsendung in die Mission. Überlieferung: Unbekannt.1079 (2) an den Ordensgeneral von 1723. Inhalt: Bitte um Entsendung in die Mission. Überlieferung: Unbekannt.1080 (3) an den Ordensgeneral vom 11. Mai 1723. Inhalt: Bitte um Entsendung in die Mission. Überlieferung: Unbekannt.1081 (4) an einen Pater der Gesellschaft Jesu von Anfang 1727 (aus San Borja?). Inhalt: Röhr berichtet über seine Ankunft in San Borja in Moxos am 9. Oktober 1726. Es folgen Beschreibungen des Volkes der Movimas mit Angaben über ihre ursprüngliche Religion und ihre Lebensgewohnheiten und eine Beschreibung der Tierwelt in der Umgebung der Mission. Überlieferung: Druck (dt.).1082 Druck (span.).1083

Werke: (1) El Conocimiento / de los tiempos / Ephemeride del Año de 1750. / Segundo despues de el Bissiesto. / Prognostico, y lunario, en que / van puestos los movimientos de la Luna / por los Signos, y los principales Aspectos de ella, / y de los demas Planetas. Calculado, segun las / Reglas Universales Astronomicas. / Al Meridiano de esta muy no-/ ble, y leal Ciudad de Lima, Capital y Empo- / rio de esta America Austral. / Concalendario (sic) de las Fiestas, / y Santos, en que van notadas las de assistencia / Publica. / Por el P. Juan Rer de la Com- / pañía de Jesus, Cathedratico de Prima / de Mathematicas, en la Real Universi- / dad de San Marcos de la / misma Ciudad. / Con Licencia en Lima. En la Imprenta que es- / tà en la Plazuela de S. Cristoval. 1078 Roedl, El Barroco andino, S. 114, Fußnote 19 (beruft sich auf die Gazeta de Lima, Núm. 3, 9.–28. Juni 1756). 1079 Der Brief ist im Index eorum quorum epistolae „Indipetae“ in „Fondo Gesuitico“ adservantur verzeichnet und müßte im Fond. Ges. Vol. 25 Nr. 512 vorhanden sein. Die Briefe enden jedoch bei Nr. 486. 1080 Ebd. 1081 Ebd. 1082 WB, Bd. IV/1, Teil 27, Nr. 544, S. 88f. 1083 Matthei, Cartas III, Nr. 61, S. 350–352.

276

8. Bio-bibliographisches Verzeichnis

Inhalt: Alle sieben Ausgaben des Conocimiento de los tiempos enthalten wichtige historische Daten, verzeichnen die beweglichen Feste des jeweiligen Jahres und bieten mathematische, naturwissenschaftliche, astronomische, astrologische, ökologische, klimatische und nautische Informationen. Sie dienten der Veröffentlichung von Arbeiten aus verschiedenen Wissenschaftsbereichen. Überlieferung: Druck (span.).1084 (2) El Conocimiento / de los tiempos / Ephemeride del Año de 1751. / Tercero despues de el Bissiesto. / Prognostico, y lunario, en que / van puestos los movimientos de la Luna por / los Signos, y los principales Aspectos de / ella, y de los demas Planetas. / Calculado al Meridiano de / esta muy noble, y leal Ciudad de Lima, / Capital y Emporio de esta America / Austral. / Con Calendario de la (sic) Fiestas, / y Santos, en que van notadas las de assistencia / Publica. / Por el P. Juan Rer de la Com- / pañía de Jesus, Cathedratico de Prima / de Mathematicas, en la Real Universi- / dad de San Marcos de la / misma Ciudad. / Con Licencia en Lima. En la Imprenta que es- / tà en la Plazuela de S. Cristoval. Inhalt: Vgl. (1). Überlieferung: Druck (span.).1085 (3) El Conocimiento / de los tiempos / Ephemeride del Año de 1752. / Bissiesto. / Prognostico, y Lunario, en que / van puestos los movimientos de la Luna por / los Signos, y los principales Aspectos de / ella, y de los demas Planetas. / Calculado por las Tablas de / Philipo de la Hire, y conformado à las Ephe- / merides de M. de la Caille, suputadas para el / Meridiano de Paris. / Al Meridiano de esta muy no- / ble y leal Ciudad de Lima, Capital y Em- / porio de esta America Austral. / Cacalendario (sic) de las Fiestas / y Santos, en que van notadas las de assistencia, / Publica. / Por el P. Juan Rer de la Com- / pañía de Jesus, Cathedratico de Prima / de Mathematicas, en la Real Universi- / dad de San Marcos de la / misma Ciudad. / Con Licencia en Lima. En la Imprenta que es- / tà en la Plazuela de S. Cristoval. Inhalt: Vgl. (1). Überlieferung: Druck (span.).1086 (4) El Conocimiento / de los tiempos / Ephemeride del Año de 1753. / En que van puestos los / movimientos de la Luna por los Sig- / nos, y principales aspectos. / Calculado por las Ta- / blas de Philipo de la Hire, y confor- / mado à las Ephemerides de M. de la / Caillé, suputadas para el Meridiano / de Paris, al Meridiano de esta muy / Noble y muy Leal Ciudad de Lima, / Capital, y Emporio de esta / America Austral. / Con Calendario de las / Fiestas, y Santos, en que van nota- / das las de assistencia Publica. / 1084 Zitiert nach: Medina, Imprenta en Lima, Bd. II, S. 457f. Es gibt heute keine Bibliothek, die über eine vollständige Ausgabe, also über alle sieben Bände des Werkes (1750–1756) verfügt. Nach Rene-Moreno (Biblioteca Peruana, Vol. II, 58f.) befinden sich die Ausgaben 1755 und 1756 in der Biblioteca Nacional in Lima. Die in der Biblioteca Nacional aufbewahrten Bände sind unvollständig; sie weisen Spuren des verheerenden Brandes von 1943 auf. Seiner Lizárraga, Estudios, S. 89 u. 199–201. 1085 Zitiert nach Medina, Imprenta en Lima, Bd. II, S. 465. 1086 Zitiert nach Ebd., S. 475.

8.1 P. Röhr

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Por el P. Juan Rer. De / la Compañía de Jesus, Cathedratico de / Prima de Mathematicas en la Real / Universidad de San Marcos de / la misma Ciudad. / Con Licencia de los Superiores: En / Lima, en la Calle de la Barranca. Inhalt: Vgl. (1). Überlieferung: Druck (span.).1087 (5) El Conocimiento / de los tiempos / Ephemeride del Año de 1754. En que van puestos los / movimientos de la Luna por los Signos / del Zodiaco, y los aspectos de los Pla- / netas con ella, y entre si. / Calculado por las Ephe- / merides de Zanotti, y Mons. De la Cai- / lé para el Meridiano de esta muy noble, / y muy leal Ciudad de Lima, Capital, / y Emporio de esta America Austral. / Con Calendario de las Fies- / tas, y Santos, en que van notadas las / de assisten- / cia Publica. / Por el Padre Juan Rer, de / la Compañía de Jesus, Cathedratico de / Prima de Mathematicas en la Real Uni- / versidad de San Marcos de la / misma Ciudad. / Con Licencia de los Superiores: En / Lima, / en la Calle de Palacio Por Carlos Marìn. Inhalt: Vgl. (1), u. a. auch Kurzbiographien einiger angesehener Söhne der Stadt Lima. Überlieferung: Druck (span.).1088 (6) El Conocimiento / de los tiempos. / Ephemeride del Año de 1755. / En que / van puestos los / movimientos de la Luna por los Sig / nos, del Zodiaco, y los aspectos de los / Planetas con ella, y entresi. / Calculado por las Ephe / merides de Zanoti, y por las tablas de / Phelipe de la Hire para el meridiano / de esta muy noble, y muy leal Cuidad (sic) de Lima, Capital, y Emporio de esta / America Austral. / Con Calendario de las Fiestas, y Santos, / en que van notadas las de assistencia / publica. / Por el Padre Juan Rer, de / la Compañía de Jesus, Cathedratico / de Prima de Mathematicas en la Real / Universidad de San Marcos (en) / la misma C (iudad) / Con licencia de los Superiores (…) / en la Calle de Palacio. Ano (…) Inhalt: Vgl. (1). Überlieferung: Druck (span.).1089 (7) El Conocimiento / de los tiempos. / Ephemeride del Año de 1756. / Bissiesto, / en que van puestos los movi- / mientos de la Luna por los Signos del / Zodiaco, y los aspectos de los Plane- / tas con ella, y entresi. / Calculado por las Epheme- / rides de Zanoti, suputadas en Bolonia. / Al Meridiano de esta muy noble, y muy / leal Ciudad de Lima, Capital, y Empo- / rio de esta America Austral. / Con Calendario de las Fies- / tas, y Santos, en que van notadas las / de assistencia publica. / Por el Padre Juan Rer de la / Compañía de Jesus, Cathedratico de Pri- / ma de Mathematicas en la Real Uni- / versidad de San Marcos de / la misma Ciudad. / 1087 Zitiert nach Ebd., S. 480. 1088 Zitiert nach Ebd., S. 487. 1089 Zitiert nach Ebd., S. 489f. Medina bemerkt zu diesem Jahrgang, daß ihm nur ein beschädigtes Exemplar vorgelegen habe; daher die Ergänzungen (in runden Klammern) und Auslassungen (…).

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8. Bio-bibliographisches Verzeichnis

Con Licencia de los Superiores en Lima: / En la Calle de Palacio. Inhalt: Vgl. (1). Überlieferung: Druck (span.).1090

Besonderheiten: Als Architekt, Mathematikprofessor und Astronom genoß Röhr zu Lebzeiten in Peru höchstes Ansehen.1091 Er war der erste, der aufgrund eigener Beobachtungen den genauen Breitengrad von Lima errechnete.1092 Bis heute gilt er als herausragender Wissenschaftler seiner Zeit.1093

[21] P. Kaspar Rueß (1585–1624) Oberdeutsche Provinz NAMENSVARIANTEN/PSEUDONYME: Rues, Ruess, Ruesz, Ruetz, Ruiß, Ruiz,1094 Russ, Ruß, Russius, Rutz, Gaspar Aleman.1095 GEBURT: 11. November 1585 in Haunstetten, Diözese Augsburg.1096 ELTERN: Niclas Rueß.1097 UMFELD: Die Familie Rueß gehörte zu den Pachtbauern der Benediktinerabtei St. Ulrich und Afra, die in dem fünf Kilometer südlich von Augsburg gelegenen Haunstetten umfangreiche Grundherrenrechte und Ländereien besaß. Der Vater 1090 Zitiert nach Ebd., S. 498f. 1091 Sierra, Jesuitas germanos, S. 374. Baptista Morales, Röhr (Rehr), Juan, S. 3402. 1092 Seine Berechnungen mit Hilfe des ihm im 18. Jahrhundert zur Verfügung stehenden Instrumentariums waren recht genau; aufgrund späterer Messungen mit Instrumenten auf höherem technischem Niveau mußten sie nur geringfügig korrigiert werden. Medina, Imprenta en Lima, Bd. II, S. 459. 1093 Kalista, Misioneros, S. 142. 1094 ARSI, Hisp. 5, fol. 257f.; ARSI, Peru 4 I, fol. 212v (Cat. Prim. 1619). Rueß wurde von den Spaniern Ruiz genannt. Hantzsch, Anteil der deutschen Jesuiten, S. 280. 1095 ADPSJ, Abt. 47 (Nachlaß Anton Huonder SJ), Mappe Peru, S. 310. 1096 Der Taufeintrag war nicht zu ermitteln, da die Matrikel im Archiv des Bistums Augsburg erst später einsetzen. Vgl. Gerl, Germ. Sup., S. 358; Huonder, Jesuitenmissionäre, S. 121. Zu Geburtsdatum und -ort vgl. auch Rupp, Schüler, S. 158. Zum Geburtsdatum vgl. Baptista Morales, Ruess (Ruiz), Kaspar (Gaspar), S. 3432; Sierra, Jesuitas germanos, S. 375; Sommervogel, Bibliothèque, Bd. VII, Sp. 313. Zu Geburtsjahr und -ort vgl. Lotz, Caspar Rueß, S. 11f.; Thoelen, Menologium, S. 234. Zum Herkunftsort vgl. ARSI, Germ. Sup. 20, fol. 172r (Cat. Prim. 1603). Dort wird sein Alter mit 19 Jahren angegeben. Vgl. ARSI, Germ. Sup. 20, fol. 219r (Cat. Prim. 1606). Dort wird sein Alter mit 20 Jahren angegeben. Vgl. ARSI, Germ. Sup. 20, fol. 266r (Cat. Prim. 1611). Dort wird sein Alter mit 26 Jahren angegeben. 1097 Der Vater starb im Jahre 1606. Lotz, Caspar Rueß, S. 12.

8.1 P. Rueß

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des Missionars erscheint erstmals am 4. April 1603 als Pächter von Ackerland. Die Angaben zu seinen gepachteten Ländereien lassen erkennen, daß die Familie inzwischen über einen stattlichen Wirtschaftsbetrieb verfügte.1098 SCHULE: Rueß wurde mit 10 Jahren an das Salvatorgymnasium der Jesuiten nach Augsburg geschickt. Offenbar erlaubte es die damalige finanzielle Lage der Familie nicht, den Jungen in einer Augsburger Familie unterzubringen, so daß er täglich morgens und abends den Schulweg zurücklegen mußte. Laut Matrikeln gab es von 1592 bis 1614 keinen anderen Fall, in dem einem Schüler gestattet wurde, außerhalb Augsburgs zu wohnen. Für Kaspar Rueß war dies wahrscheinlich aufgrund einer besonderen Empfehlung des Benediktinerabtes von St. Ulrich und Afra als seinem Grundherren möglich.1099 EINTRITT: 5. Juli 16011100 in Landsberg.1101 NOVIZIAT: 1601–1603 in Landsberg.1102 PHILOSOPHIESTUDIUM: 1606/07 studiert er am Kolleg Ingolstadt Logik,1103 1607/08 Physik1104 und 1608/09 Metaphysik.1105 MAGISTERIUM: 1604/05 unterrichtete er am Kolleg München: Profess. 3.ae Gramm. inferioris ordinis, Visitator examinis.,1106 ebenso 1605/06 Prof. Rudim. infer. ordinis.1107 1606 wechselte er nach Oettingen: Docet Rudimenta ann. 1½.1108 Nach dem dreijährigen

1098 Lotz, Caspar Rueß, S. 11f. 1099 Ebd., S. 15. Der Schulbesuch von Rueß am Salvatorgymnasium in Augsburg ist für das Jahr 1595 belegt durch Rupp, Schüler, S. 158. 1100 ARSI, Germ. Sup. 21, S. 7 (Cat. Prim. 1614). Vgl. Gerl, Germ. Sup., S. 358; Huonder, Jesuitenmissionäre, S. 121; Sommervogel, Bibliothèque, Bd. VII, Sp. 313; Rupp, Schüler, S. 158; Baptista Morales, Ruess (Ruiz), Kaspar (Gaspar), S. 3432. Zum Eintrittsjahr vgl. ARSI, Germ. Sup. 20, fol. 172r (Cat. Prim. 1603); ebd., fol. 219r (Cat. Prim. 1606); ebd., fol. 266r (Cat. Prim. 1611); Thoelen, Menologium, S. 234. Huonder nennt als abweichende Eintrittsdaten den 13. Juli 1601 und in Klammern den 5. Juli sowie das Eintrittsjahr 1602. ADPSJ, Abt. 47 (Nachlaß Anton Huonder SJ), Mappe Peru, S. 310. 15. Juli 1601. ARSI, Peru 4 I, fol. 212v (Cat. Prim. 1619). 1101 Baptista Morales, Ruess (Ruiz), Kaspar (Gaspar), S. 3432. 1102 1602/03 ist er im Domus Probationis in Landsberg im Noviziat nachweisbar. ARSI, Germ. Sup. 45, fol. 18v (Cat. Brev. 1602/03). Der Cat. Brev. 1603/04 fehlt im ARSI. 1603 studiert er Rhetorik in Augsburg. ARSI, Germ. Sup. 20, fol. 172r (Cat. Prim. 1603). 1103 ARSI, Germ. Sup. 45, fol. 41v (Cat. Brev. 1606/07). 1104 Ebd., fol. 52r (Cat. Brev. 1607/08). 1105 Ebd., fol. 61v (Cat. Brev. 1608/09). 1106 Ebd., fol. 23r (Cat. Brev. 1604/05). 1107 Ebd., fol. 35r (Cat. Brev. 1605/06). 1108 ARSI, Germ. Sup. 20, fol. 219r (Cat. Prim. 1606).

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8. Bio-bibliographisches Verzeichnis

Philosophiestudium lehrte er 1609–1612 am Kolleg Ingolstadt: 1609/10 tertiae ordinis superioris,1109 1610/11 supremae classis Grammaticae,1110 1611/12 Professor Humanitatis.1111 THEOLOGIESTUDIUM: 1612–1616 in Ingolstadt.1112 1613/14 ist er außerdem Socius Cubiculi P. Gretser1113 und 1615/16 Catechista in Hospitali Visitator nocturnus in medio cursitoris.1114 WEIHEN: Priesterweihe 1615 in München.1115 GELÜBDE: Prof. 4 vot. am 23. Oktober 1622 in Santa Cruz.1116 ÜBERFAHRT: Am 23. Januar 1616 erfuhr Rueß, daß er zusammen mit Ferdinand Reinmann und Michael Durst für die Mission in Peru bestimmt war. Den Anweisungen des Ordensgenerals zufolge hatte die Abreise möglichst bald zu erfolgen. Die Missionare sollten sich in Antwerpen flämischen Ordensgenossen anschließen, damit sie rechtzeitig in Sevilla seien, um im August mit der nach Portobelo auslaufenden Handelsflotte auszureisen.1117 Von Portobelo aus reiste er auf dem Landweg nach Panama, wo er vermutlich längere Zeit aufgehalten wurde und dann zu Schiff nach Payta gelangte; anschließend setzte er seine Reise von dort auf dem Landweg fort; dafür sprechen seine lobenden Bemerkungen über das angenehme Klima von Lambayeque.1118 Rueß kam 1617 in der Gruppe unter der Leitung von Prokurator P. Juan Vázquez in Lima an.1119 Am 30. März 1618 brach er von Lima aus auf, um nach San Lorenzo1120 zu reisen.1121 1109 ARSI, Germ. Sup. 45, fol. 68v (Cat. Brev. 1609/10). 1110 ARSI, Germ. Sup. 45, fol. 79r (Cat. Brev. 1610/11). Sein Aufenthalt am Kolleg Ingolstadt 1711 wird auch belegt durch ARSI, Germ. Sup. 20, fol. 266r (Cat. Prim. 1611). Dort heißt es: Docet Gram. an 4. 1111 ARSI, Germ. Sup. 45, fol. 103v (Cat. Brev. 1611/12). 1112 Ebd., fol. 86v (Cat. Brev. 1612/13); ebd., fol. 114v (Cat. Brev. 1613/14). Zum Aufenthalt in Ingolstadt 1614 vgl. ARSI, Germ. Sup. 21, S. 7 (Cat. Prim. 1614). ARSI, Germ. Sup. 45, fol. 120v (Cat. Brev. 1614/15); ebd., fol. 137v (Cat. Brev. 1615/16). 1113 ARSI, Germ. Sup. 45, fol. 114v (Cat. Brev. 1613/14). Zum Aufenthalt in Ingolstadt 1614 vgl. ARSI, Germ. Sup. 21, S. 7 (Cat. Prim. 1614). 1114 ARSI, Germ. Sup. 45, fol. 137v (Cat. Brev. 1615/16). 1115 Baptista Morales, Ruess (Ruiz), Kaspar (Gaspar), S. 3432. 1116 Original in ARSI, Hisp. 5, fol. 257f.. Vgl. ADPSJ, Abt. 47 (Nachlaß Anton Huonder SJ), Mappe Peru, S. 310; Baptista Morales, Ruess (Ruiz), Kaspar (Gaspar), S. 3432. 1117 Lotz, Caspar Rueß, S. 25. Zur Abreise nach Peru 1616 vgl. Aspurz, Aportación extranjera, Apéndice I; Gerl, Germ. Sup., S. 358; Huonder, Jesuitenmissionäre, S. 121. Rueß wird in einem Bericht von 1616 über die Entsendung von Missionaren nach Peru und Paraguay genannt. BayHStA, Jes. 595/XI/6, fol. 8f. 1118 Lotz, Caspar Rueß, S. 30. 1119 Baptista Morales, Ruess (Ruiz), Kaspar (Gaspar), S. 3432. 1120 Zu San Lorenzo de la Frontera, San Lorenzo el Real: gegründet 1590, verlegt 1591 und 1595, Bischofssitz 1605, nahm 1621 die Bürger von Santa Cruz de la Sierra „la vieja” auf, das schon 1561 gegründet worden war (viel weiter östlich bei San José de Chiquitos gelegen), aber dessen Name sich für San Lorenzo durchsetzte. Die Kathedrale von Santa Cruz de la Sierra hat das Patrozinium San Lorenzo bewahrt. Rueß kam also kurz vor der Vereinigung mit Santa Cruz dort an. 1121 Lotz, Caspar Rueß, S. 33.

8.1 P. Rueß

281

TÄTIGKEITEN: Er wurde zunächst in Lima als Lehrer eingesetzt, aber schon bald an die äußerste Grenze des von Spaniern bewohnten Gebietes nach Santa Cruz de la Sierra gesandt.1122 Auf dem Weg dorthin schrieb er am 2. April 1618 einen Brief aus Huarochiri südlich von Lima.1123 In Santa Cruz verfasste er 1618 einen lateinischen Bericht über seine Reise und eine Grammatik in Gorgotoqui, das zur Sprachfamilie der Chiquitos gehört.1124 Er erlernte mit großem Eifer drei indianische Sprachen, die in diesem Gebiet verbreitet waren.1125 1619 ist er in der Residenz Santa Cruz als Obrero de Indios und Lector de humanidad tätig.1126 Rueß leistete während der Pest- und Hungerepidemie nahezu Übermenschliches, um den Kranken und Sterbenden beizustehen. 1620 brach er in Begleitung des Belgiers P. Martin de Campo sowie einiger Spanier und christlicher Indianer zu einer Erkundungsfahrt in schwer zugängliche und weit abgelegenen Gebiete auf.1127 TOD: 12. April 1624 in Santa Cruz de la Sierra, angeblich von den Ungläubigen vergiftet.1128 Laut Lotz ist diese Todesursache in der Überlieferung zunächst als Vermutung, später dann als Behauptung aufgetreten. Wahrscheinlicher ist, daß Rueß der Malaria, an der er bereits in Panama erkrankte, und dem für ihn gefährlichen feuchtwarmen Klima des Tieflandes zum Opfer fiel. Für die andauernde Malaria­ erkrankung sprechen für ihn auch die Fieberanfälle in Lima und während der Peru­ reise.1129 Im Nachruf heißt es über ihn: „Streng gegen sich selber, war er gegen andere nichts als Liebe und Freundlichkeit, dabei demütig und ein grosser Liebhaber der Armut. Wie sehr er die Keuschheit liebte, beweist die Thatsache, dass er lieber sterben, als während einer Krankheit von einer ehrbaren Matrone sich wollte berühren und heilen lassen. Erst der ausdrückliche Befehl seiner Oberen, denen er sofort gehorchte, vermochte ihn dazu (zu bewegen?). Ueber seinen bevorstehenden Tod musste Gott ihn wohl erleuchtet haben; denn er starb genau zu der Zeit, die er lang vorher seinen Mitbrüdern vorausgesagt hatte. Er hatte das Glück, seine Taufunschuld mit ins Grab zu nehmen.“1130

Briefe: (1) an den Ordensgeneral Claudio Aquaviva vom 2. Februar 1615 aus Ingolstadt. Inhalt: Bitte um Entsendung in die Mission. Rueß berichtet, P. Trigault im Kolleg Ingolstadt getroffen zu haben. Er hatte schon seit dem 14. Lebensjahr den Wunsch, 1122 1123 1124 1125 1126 1127 1128

ADPSJ, Abt. 47 (Nachlaß Anton Huonder SJ), Mappe Peru, S. 310. S. u. Brief (9). Lotz, Caspar Rueß, S. 9. Baptista Morales, Ruess (Ruiz), Kaspar (Gaspar), S. 3432. Thoelen, Menologium, S. 234. ARSI, Peru 4 I, fol. 212v (Cat. Prim. 1619). ADPSJ, Abt. 47 (Nachlaß Anton Huonder SJ), Mappe Peru, S. 310. Gerl, Germ. Sup., S. 358. Vermutlich starb Rueß durch ein vergiftetes Getränk, das von den Indios zubereitet worden war. So zuletzt Baptista Morales, Ruess (Ruiz), Kaspar (Gaspar), S. 3432. 1129 Lotz, Caspar Rueß, S. 66. 1130 Thoelen, Menologium, S. 234.

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8. Bio-bibliographisches Verzeichnis

in die Mission zu gehen und gerade deswegen Mathematik studiert. Überlieferung: Autograph (lat.).1131 (2) an den Deutschen Assistenten Ferdinand Albero vom 2. Februar 1615 aus Ingolstadt. Inhalt: Rueß berichtet von seinem Brief an Aquaviva und bittet Albero um Unterstützung seines Vorhabens, in die Mission gehen zu wollen. Überlieferung: Autograph (lat.).1132 (3) an P. Nicolaus Trigault vom 2. Februar 1615 aus Ingolstadt. Inhalt: Rueß setzt Trigault davon in Kenntnis, daß er sich um die Entsendung in die Mission beworben habe. Überlieferung: Autograph (lat.).1133 (4) an den Generalvikar Ferdinand Albero vom 21. September 1615 aus Ingolstadt. Inhalt: Bitte um Entsendung in die Mission. Überlieferung: Autograph (lat.).1134 (5) an den Ordensgeneral vom 21. September 1615 aus Ingolstadt. Inhalt: Bitte um Entsendung in die Mission. Überlieferung: Autograph (lat.).1135 (6) an den Ordensgeneral Mutius Vitelleschi vom 31. Januar 1616 aus Ingolstadt. Inhalt: Überschwänglicher Dankesbrief wegen der Entsendung in die Mission. Überlieferung: Autograph (lat.).1136 (7) an einen unbekannten Empfänger in Ingolstadt vom 28. Juni 1617 aus Panama. Inhalt: Der sog. „erste Reisebericht“ über die Reise von Ingolstadt nach Portobelo. Darin enthalten: Beobachtungen zum Magnetismus. Überlieferung: Verschollen; Auszug als Druck erschienen (lat.).1137 (8) an einen unbekannten Empfänger vom Februar 1618 aus Lima. Inhalt: Der sog. „zweite Reisebericht“ über die Ereignisse seit Juni 1617.

1131 ARSI, Germ. Sup. 18-II, fol. 257r–258v (Indip.). Nebgen, Missionarsberufungen, S. 303. 1132 ARSI, Germ. Sup. 18-II, fol. 259r–v (Indip.). Nebgen, Missionarsberufungen, S. 303. 1133 ARSI, Germ. Sup. 18-II, fol. 260r–v (Indip.). Nebgen, Missionarsberufungen, S. 303. 1134 ARSI, Germ. Sup. 18-II, fol. 281r–v (Indip.). Nebgen, Missionarsberufungen, S. 303. 1135 ARSI, Germ. Sup. 18-II, fol. 282r–283v (Indip.). Nebgen, Missionarsberufungen, S. 303. 1136 ARSI, Germ. Sup. 18-II, fol. 299r–v (Indip.). Nebgen, Missionarsberufungen, S. 303. 1137 Der erste der drei Reiseberichte von Rueß, den er am 28. Juni 1617 von Panama aus nach Ingolstadt sandte, gelangte in den Besitz von Christoph Scheiner und ging nach dessen Tod mit seinem gesamten Nachlaß verloren. Die in dem Bericht enthaltenen Beobachtungen zum Magnetismus hatte Scheiner jedoch zuvor dem Mathematiker am Collegium Romanum, Athanasius Kircher, mitgeteilt, der sie veröffentlichte. Kircher, Magnes, sive de Arte Magnetica, S. 381. Lotz, Caspar Rueß, S. 29 u. 89.

8.1 P. Rueß

283

Überlieferung: Verschollen.1138 (9) an den Reichsabt der Benediktiner von St. Ulrich und Afra in Augsburg, Johann Merk, vom 2. April 1618 aus Huarochiri. Inhalt: Rueß hat von P. Michael Durst, der sich bereits auf dem Weg nach Juli befindet, erfahren, daß der Abt etwas „Indianisches“ zu erhalten wünsche. Deshalb übersendet er ihm einen „indianischen Teufel, den die Indios dieser Gegend als ihren Gott anbeten.“ Die Indios würden behaupten, daß der Teufel sich in einen Papageien verwandle. Sodann legt er dem Päckchen einen Span von jenem Kreuz bei, das der hl. Apostel Thomas einst in Carabuco errichtet habe. Die Geschichte dieses wunderbaren Ereignisses sei vor einigen Jahren von P. Pablo José de Arriaga1139 zusammen mit einem Partikel des Kreuzes an P. Jakob Gretser gesandt worden, von dem der Abt sie erbitten könne. Drittens fügt er noch einige in Peru vorkommende Bezoarsteine bei. Rueß erbittet seinerseits von Abt Johann im Auftrag der Jesuiten von Lima die Übersendung einer Planskizze des Grabmals Christi, das in der Karwoche in der Abteikirche in Augsburg aufgestellt werde. Die Patres in Lima würden es gerne nachbauen. Die Zeichnungen samt erläuterndem Text sollen an Bruder Franziskus Lazarus, den Architekten des Kollegs von Lima, übersandt werden. Des weiteren bittet Rueß den Abt um Übersendung einiger Reliquien aus dem reichen Schatz seines Klosters, da diese in Peru nur in geringer Zahl vorhanden seien und so sehr benötigt würden. Überlieferung: Abschrift (lat.).1140 Druck (dt.).1141 (10) an einen unbekannten Empfänger vom 6. November 1618 aus San Lorenzo. Inhalt: Der sog. „dritte Reisebericht“ (Relatio totius Itineris) über die Reise von Lima durch Huamanga, Cuzco, Juli La Paz und Chuquisaca nach San Lorenzo. Die Reisegruppe, außer P. Rueß der spanische Führer, vier Studenten im Knabenalter, ein Laienbruder und zwei indianische Troßknechte, brach mit einem knappen Dutzend Maultieren am 30. März 1618 von Lima aus auf. Am Karfreitag 1618 erreichten sie das Kolleg von Huamanga und trafen dort Michael Durst. Dieser reiste mit seiner 1138 Nach Angaben von Arthur Lotz muß dieser Bericht unterwegs verloren gegangen sein. Scheiner befand sich inzwischen in Innsbruck und siedelte später nach Freiburg i. Br. über, so daß er vermutlich nicht an diesen Brief kam. Wäre er in die Hände des Ingolstadter Provinzials gelangt, so hätte ihn der auf Vollständigkeit bedachte Chronist von St. Ulrich und Afra sicher überliefert. Lotz, Caspar Rueß, S. 29f. 1139 Pablo José de Arriaga (1564–1622) wurde als Sohn adeliger Eltern in Vergara (Biskaya) geboren und trat in Madrid in die Gesellschaft Jesu ein. Er kam 1585 nach Lima, wurde 1588 zunächst Rektor des Kollegs San Martín und 1612 Rektor des Kollegs in Arequipa. Mit großem Eifer setzte er sich für die Mission der indigenen Bevölkerung und die Bekämpfung heidnischer Praktiken ein. Wipf, Arriaga, S. XI–XVI. 1140 Bayerische Staatsbibliothek/München, Clm 26347, fol. 1r–2r. Unter dieser Signatur sind verschiedene Dokumente des Kaspar Rueß gesammelt. Außer dem erwähnten Brief vom 2. April 1618 die Relacion de la Cruz de Carabuco (fol. 2v–3v) samt einer deutschen Übersetzung Bericht wegen des Creutz von Carabuco (fol. 4r–5v) und die Relatio totius Itineris vom 6. November 1618 (fol. 6r–23r). Der Brief wird oft als Werk verzeichnet, so bei Hantzsch, der ihn als Relatio de itineribus in India occidentali erwähnt. Hantzsch, Anteil der deutschen Jesuiten, S. 280. 1141 Lotz, Caspar Rueß, S. 8f.

284

8. Bio-bibliographisches Verzeichnis

Gruppe am Ostermontag, P. Rueß zwei Tage später weiter, bis sie in Cuzco erneut zusammentrafen. Aus den vielfältigen Eindrücken in Cuzco schildert Rueß insbesondere die Baukunst der Inka und die Silbergewinnung und -verarbeitung. Von Cuzco aus reiste er gemeinsam mit Durst weiter, dessen Ziel Juli am Titicacasee war. Die Beschreibung der prächtigen Kirchen und Gottesdienste in der 12.000 Einwohner zählenden Reduktion von Juli vermittelt ein sehr deutliches Bild von dem Aussehen und dem Alltagsleben dieses bedeutenden Missionszentrums. Auf der Weiterreise von Juli nach La Paz besuchte Rueß den Wallfahrtsort von Copacabana, wo er am Altar mit dem wundertätigen Gnadenbild eine feierliche Hl. Messe lesen durfte. Dann weilte er einige Zeit auf der Hacienda eines Edelmannes, der ihn von Cuzco aus bereits begleitet hatte. In La Paz beschreibt Rueß eindrucksvoll die Feierlichkeiten anläßlich des Fronleichnamsfestes. Wenig erbaut zeigt er sich vom Kolleg in Oruro, dessen Bewohner ihren Unterhalt mit Betteln zusammenbringen müssen. Der erbärmliche Zustand erregt in ihm kein Mitgefühl, sondern eher ablehnende Empörung, Rueß sieht darin einen Verstoß gegen die Forderung der Ordensgenerale, nur dort Kollegs zu gründen, wo die wirtschaftliche Zukunft durch Einnahmequellen gesichert ist. So mied er während seines zwanzigtägigen Aufenthalts offenbar auch das Kolleg und wandte sich dem Studium der Silbergewinnung zu. In Potosí konnte er hingegen mit Bewunderung die prächtige Ausstattung der Kirche und die Gastlichkeit des Kollegs loben. Über Chuquisaca und Misque gelangte er schließlich am 11. Oktober 1618 nach San Lorenzo, das damals noch nicht mit Santa Cruz vereinigt war. Überlieferung: Abschrift (lat.).1142 (11) an P. Philibert Nicolai vom 3. Dezember 1620 aus Santa Cruz de la Sierra. Inhalt: Ruetz berichtet über die Pestepidemie der Jahre 1619/20. Das feuchte und regnerische Klima erschwert die missionarische Arbeit unter benachbarten indigenen Völkern, deren Sprachen er z. T. bereits erlernt hat. Der Brief läßt, wie auch bereits der Reisebericht, Enttäuschung über die harte und wenig erfolgversprechende Arbeit in Santa Cruz erkennen. Überlieferung: Autograph (lat.).1143 1142 Bayerische Staatsbibliothek/München, Clm 26.347, fol. 6r–23r. Die Überlieferung des Reiseberichtes von Rueß erklärt sich durch dessen Aufnahme in die Annalen des Klosters St. Ulrich und Afra. Dort wird erwähnt, daß dem Abt im Oktober 1620 der Brief des Kaspar Rueß vom 2. April 1618 zugestellt worden sei. Weiter heißt es: „Wegen der Unerhörtheit des Ereignisses, dass Deutsche in so entlegene Weltgegenden gelangten, um das Evangelium zu predigen, und weil der aus unserem Herrschaftsgebiet stammende Pater einer der ersten gewesen ist, halten wir es für angebracht, den Bericht über seine Reise unserem Werke einzufügen, damit es für ewige Zeiten festgehalten wird.“ Zit. n. Lotz, Caspar Rueß, S. 12. Von diesem Reisebericht ließ sich der Komponist Gregor Aichinger, der 1621 dem Konvent von St. Ulrich und Afra eine Sammlung geistlicher Konzerte (Corolla Eucharistica) widmete, aus Interesse eine Abschrift anfertigen. Dieses Bruchstück aus den Annalen wurde nach dem Tode von Aichinger 1628 von der Bayerischen Hofbibliothek erworben und ist dadurch bis heute erhalten. Ebd., S. 10, 12 u. 14. 1143 BayHStA, Jes. 607/7, fol. 24–26. Huonder erwähnt außerdem einen Brief mit dem gleichen Adressaten vom 9. Dezember 1621, gibt jedoch keine Quelle an. ADPSJ, Abt. 47 (Nachlaß Anton Huonder SJ), Mappe Peru, S. 311. Es handelt sich wahrscheinlich um den Brief an P. Philibert Nicolai vom 3. Dezember 1620.

8.1 P. Rueß

285

Werke: (1) Relacion de la Cruz de Carabuco. Inhalt: Rueß schrieb für Abt Johann Merk von St. Ulrich und Afra auf dessen Wunsch die Geschichte vom Kreuz des Apostels Thomas am Titicacasee nieder. Die Legende berichtet, daß sich in dem Dorf Carabuco am Ufer der Lagune von Chucuito einst zwei Indios stritten und Schuldvorwürfe machten. Dem Pfarrer des Dorfes gelang es nicht, den Grund des Streites zu erfahren. Erst als der Bischof von Charcas auf einer Visitationsreise die beiden zu sich bat, berichteten sie ihm über den Grund des Streits. Vor langer Zeit sei ein Heiliger mit seinen Schülern in ihr Dorf gekommen und habe dort das Evangelium verkündet. Das große Kreuz, das die Ankömmlinge im Dorf errichtet hätten, sei von den Schülern bewacht worden, während der Heilige das Gesetz Gottes verkündet habe. Als der Kazike aber durch die Zauberer den Geist des Dorfes befragen ließ, hätten sie den Auftrag erhalten, die Fremdlinge zu töten, das Kreuz zu verbrennen und wieder dem Geist die Ehre zu erweisen. Daraufhin seien die Schüler umgebracht und das große Holzkreuz ins Feuer geworfen worden. Da es jedoch nicht verbrannt sei, habe man es am Ufer der Lagune vergraben. Der Heilige aber sei über den See verschwunden. Als der Bischof von Charcas dies hörte, ließ er das Kreuz suchen, ausgraben und in die Kathedrale von Charcas bringen. Schon bei dem Transport zeigte sich, daß das Holz des Kreuzes Krankheiten heilen konnte. Daraufhin löste man Teile davon ab und stellte aus ihnen kleine Kreuze her. Manche von ihnen seien im Besitz von Kardinälen, und sogar Papst Clemens VIII. (reg. 1592–1605) habe eine solche Reliquie getragen. Allgemein glaube man, daß es sich bei dem Heiligen um den Apostel Thomas gehandelt habe. Überlieferung: Abschrift (lat.).1144 Übersetzung (dt.).1145 Druck (dt.).1146 (2) Grammatica linguae Gorgotoquinensis. Inhalt: Grammatik der Gorgotoqui-Sprache aus der Sprachfamilie der Chiquitos. Überlieferung: Verschollen.1147

Besonderheiten: Kaspar Rueß zählt zu den ersten nach Peru gekommenen deutschen Jesuiten. Schon in der Schule in Augsburg scheint seine hohe Begabung hervorgetreten zu sein. Während des Studiums in Ingolstadt lernte er Christoph Scheiner kennen und 1144 Bayerische Staatsbibliothek/München, Clm 26.347, fol. 2v–3v. 1145 Bericht wegen des Creutzes von Carabuco. Bayerische Staatsbibliothek/München, Clm 26.347, fol. 4r–5v. 1146 Lotz, Caspar Rueß, S. 83f. 1147 Verschiedene Autoren schreiben Rueß eine Gramática de la lengua gorgotoqui del Perú zu: Torres Saldamando, Antiguos Jesuítas, S. 97; Hantzsch, Anteil der deutschen Jesuiten, S. 280; Vargas Ugarte, Jesuitas del Perú, S. 146. Das Werk konnte jedoch bislang nicht aufgefunden werden. Adelaar/Muysken, Languages, S. 32. Mit Sommervogel ist davon auszugehen, daß die Gramática nicht gedruckt worden ist. Sommervogel, Bibliothèque, Bd. VII, Sp. 313.

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8. Bio-bibliographisches Verzeichnis

gewann durch ihn auf hohem Niveau Kenntnisse in der Astronomie. Seine Reiseberichte zeigen seine vielfältigen kulturellen, sprachlichen, naturwissenschaftlichen und religiösen Interessen.1148

Spezielle Literatur: Lotz, Arthur: Der Weg des Caspar Rueß. Frühe süddeutsche Kontakte mit Peru und Bolivien, München 1969.

[22] P. Sebastian Schmid (1677–1721) Oberdeutsche Provinz NAMENSVARIANTEN: Schimich,1149 Schmidt,1150 Schmih, Smit. GEBURT: 20. Januar 16771151 in Neuötting: Neo-Oettinganus. Bavar. Salisburg.,1152 bzw. Oettinganus Bojus Salisburgus.1153 EINTRITT: 13. September 1698, Phil. Absol.1154 NOVIZIAT: 1698–1700 in Landsberg.1155

1148 Sierra, Jesuitas germanos, S. 375. Zu seiner besonderen Sprachbegabung vgl. auch Huonder, Jesuitenmissionäre, S. 121 und Thoelen, Menologium, S. 234 1149 AGI, Contratación 5548, Núm. 1, R. 3 (1), fol. 6r. 1150 ADPSJ, Abt. 47 (Nachlaß Anton Huonder SJ), Mappe Peru, S. 312. Vgl. Mayr/Stadelmann, Terra Amazonum, S. 47 (Mayr, Brief vom 31. Dezember 1719); Huonder, Jesuitenmissionäre, S. 121; Vargas Ugarte, Historia de la Compañía de Jesús, Bd. III, S. 56. 1151 ARSI, Germ. Sup. 31, fol. 227r (Cat. Prim. 1700). Vgl. ebd., fol. 364r (Cat. Prim. 1705); ARSI, Germ. Sup. 32, S. 2 (Cat. Prim. 1711); ARSI, Peru 7, fol. 30v (Cat. Prim. 1719). 1152 ARSI, Germ. Sup. 32, S. 2 (Cat. Prim. 1711). 1153 ARSI, Germ. Sup. 31, fol. 227r (Cat. Prim. 1700); ebd., fol. 364r (Cat. Prim. 1705). Das Erzbischöfliche Konsistorialarchiv Salzburg verwies zuständigkeitshalber an das Diözesanarchiv Passau. In den Matrikeln von Altötting-Mariae Heimsuchung fand sich kein Eintrag. In den Matrikeln von Neuötting fanden sich Einträge zu Matthias Schmidt (6. Juni 1675), Georg Schmidt (9. April 1678) und Vitalis Schmidt (16. April 1679). Sie könnten Brüder des Missionars sein, doch zu ihm fand sich kein Eintrag. Auskunft Dr. Herbert W. Wurster, Archiv des Bistums Passau, vom 3. Februar 2005. 1154 ARSI, Germ. Sup. 48, fol. 518r (Suppl. Cat. Brev. 1698/99). Zum Eintrittsdatum vgl. ARSI, Germ. Sup. 31, fol. 227r (Cat. Prim. 1700); ebd., fol. 364r (Cat. Prim. 1705); ARSI, Germ. Sup. 32, S. 2 (Cat. Prim. 1711). Abweichendes Eintrittsdatum: 14. Oktober 1698. ARSI, Peru 7, fol. 30v (Cat. Prim. 1719). 1155 ARSI, Germ. Sup. 48, fol. 502r (Cat. Brev. 1698/99). ARSI, Germ. Sup. 49, fol. 12v (Cat. Brev. 1699/1700); ARSI, Germ. Sup. 31, fol. 227r (Cat. Prim. 1700).

8.1 P. Schmid

287

PHILOSOPHIESTUDIUM: 3 Jahre.1156 MAGISTERIUM: 1700/01 unterrichtet er am Kolleg Innsbruck: Prof. Inf. Ord. Inf. Visit. sub. orat. Catech. Tempore Advent. & Quadrag. in Arzel.,1157 1701/02 am Kolleg Neuburg: Prof. med. et inf. Ord. Sup. Catech. in Bettenbrun.,1158 1702/03 am Kolleg Ingolstadt: Prof. Supr. Gramm. Praes. Coet. Angel. Praef. Bibl. paup. et Ministr.,1159 1703/04 am Kolleg Amberg: Prof. Hum. Conc. In aula Gymn.1160 THEOLOGIESTUDIUM: 1704–1708 in Ingolstadt.1161 1704/05 Visit. sub. 1ma Orat.,1162 1705/06 Catech. in oberstim.,1163 1706/07 Exhort. Fam. Dom.1164 WEIHEN: Subdiakonat am 3. März 1708, Diakonat am 7. April 1708 im Dom zu Eichstätt durch den Fürstbischof von Eichstätt, Johann Anton I. Knebel von Katzen­ elnbogen. Priesterweihe am 2. Juni 1708 in Eichstätt durch Johann Adam Nieberlein, Weihbischof in Eichstätt.1165 TERTIAT: 1708/09 im Domus Tertiae Probationis Ebersberg.1166 GELÜBDE: Prof. 4 vot. am 2. Februar 1713 in Hall/Tirol.1167 TÄTIGKEITEN: 1709/10 unterrichtete er am Kolleg Amberg: Prof. supr. gramm. Conc. in aula Gymn. Punct. F.F. Conf. Temp.,1168 ebenso 1710/11 Prof. Supr. Gram. Conc. in aul. Gymn. Punct. F.F. Conf. Temp.1169 1711/12 wechselte er an das Kolleg Landshut: Prof. Supr. Gram. Conc. in aula Gymn. Catech. ad. Virg. Ursul. Paef. Bibl.1170 1712/13 lehrt er am Kolleg Hall: Prof. Hum. Conc. in aul. Stud.,1171 ebenso 1713/14 Prof. Hum. Conf.

1156 1157 1158 1159 1160 1161 1162 1163 1164 1165 1166 1167 1168 1169 1170 1171

ARSI, Peru 7, fol. 30v (Cat. Prim. 1719). ARSI, Germ. Sup. 49, fol. 39v (Cat. Brev. 1700/01). Ebd., fol. 66r (Cat. Brev. 1701/02). Ebd., fol. 91v (Cat. Brev. 1702/03). Ebd., fol. 112r (Cat. Brev. 1703/04). Ebd., fol. 142r (Cat. Brev. 1704/05); ebd., fol. 142r (Cat. Brev. 1704/05); ebd., fol. 169r (Cat. Brev. 1705/06); ebd., fol. 197v (Cat. Brev. 1706/07); ebd., fol. 224r (Cat. Brev. 1707/08). Ebd., fol. 142r (Cat. Brev. 1704/05). Ebd., fol. 169r (Cat. Brev. 1705/06). Oberstimm liegt südlich von Ingolstadt und gehört heute zur Marktgemeinde Manching im Landreis Pfaffenhofen an der Ilm. Ebd., fol. 197v (Cat. Brev. 1706/07). Ebd., fol. 276r (Suppl. Cat. Brev. 1708/09). Zu Datum und Ort der Priesterweihe vgl. ARSI, Germ. Sup. 117, S. 28; BayHStA, Jes. 92, Ordines Sacri. ARSI, Germ. Sup. 49, fol. 258r (Cat. Brev. 1708/09). Original in ARSI, Germ. Sup. 35, fol. 192f. Zum Profeßdatum vgl. ARSI, Germ. Sup. 32, fol. 254r (Cat. Prim. 1714); ARSI, Peru 7, fol. 30v (Cat. Prim. 1719). ARSI, Germ. Sup. 49, fol. 282r (Cat. Brev. 1709/10). Ebd., fol. 318r (Cat. Brev. 1710/11). Ebd., fol. 353r (Cat. Brev. 1711/12). Ebd., fol. 380v (Cat. Brev. 1712/13). Sebastian Schmid ist im Cat. Prim. 1713 allerdings in der Residenz Ebersberg verzeichnet. ARSI, Germ. Sup. 32, fol. 254r (Cat. Prim. 1714).

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8. Bio-bibliographisches Verzeichnis

et Catech. Temp. nostri.1172 1714/15 unterrichtet er am Kolleg Rottenburg: Prof. Inf. Ord. Inf. Conf. in Choro poster. Catech. Temp. Punct. Et Exhort. C.C.,1173 ebenso 1715/16 Prof. med. et inf. Ord. Super. Conf. Temp. Catech. ad S. Martinus Exhort. et Punct. F.F. Praef. Ministr.1174 ÜBERFAHRT: Die Reise machte Schmid gemeinsam mit weiteren oberdeutschen Gefährten. Sie begann am 24. April 1716 in Konstanz und endete am 1. September 1718 in Loreto/Moxos.1175 TÄTIGKEITEN: Schmid begab sich auf Geheiß des Provinzials nach San Pedro1176 zu den Canichanas. Nach seiner Ankunft war er etliche Wochen krank.1177 1719 wird er in den Ordenskatalogen als Missionar unter den Ungläubigen1178 bzw. als Adiutor1179 erwähnt. 1721 übertrug man Schmid zusammen mit dem Italiener P. Johann Baptist Buisson die Gründung der Reduktion Santa Ana unter den Movimas. Es war ungewöhnlich, daß P. Schmid so früh für diese Aufgabe bestimmt wurde, da die Ordensoberen hierfür normalerweise nur Missionare auswählten, die zuvor mindestens fünf Jahre in einer älteren Mission Erfahrung gesammelt hatten.1180 Obwohl er nur kurze Zeit in Santa Ana wirken konnte, gelang es ihm nach dem Zeugnis von Dominicus Mayr, in einem halben Jahr Hunderte von Eingeborenen aus den benachbarten Wäldern in die Reduktion und zur Taufe zu führen. Nach seinem frühen Tod übernahm P. Franz Xaver Dirrheim die Arbeit in Santa Ana.1181 TOD: 30. August 1721 in der Moxos-Mission,1182 sehr wahrscheinlich in der Reduktion Santa Ana, wo er zuletzt tätig war.1183 Dominicus Mayr schreibt 1734 rückblic1172 1173 1174 1175

ARSI, Germ. Sup. 49, fol. 415r (Cat. Brev. 1713/14). Ebd., fol. 458r (Cat. Brev. 1714/15). ARSI, Germ. Sup. 50, fol. 19v (Cat. Brev. 1715/16). Dirrheim/Stadelmann, Biennium Itineris, S. 27, 31 u. 245. Nähere Beschreibung des Reiseverlaufs im biographischen Eintrag dieses Bandes zu P. Johann Kaspar Deprato, Überfahrt. In einer Liste der Missionare, die für die Überfahrt 1717 bestimmt waren, heißt es über Sebastian Schmid, er sei mittelgroß und habe „berrugas en ambos carrillos hacia la nariz“. AGI, Contratación 5548, Núm. 1, R. 3 (1), fol. 6r. 1176 WB, Bd. I, Teil 7, Nr. 167, S. 57 (Mayr, Brief vom 30. September 1718). 1177 Ebd., Nr. 170, S. 67 (Mayr, Brief vom 31. Dezember 1719). 1178 ARSI, Peru 7, fol. 30v (Cat. Prim. 1719). 1179 ARSI, Peru 11, fol. 120r (Cat. Brev. 1719). 1180 Mayr/Stadelmann, Terra Amazonum, S. 173 (Mayr, Brief vom 28. September 1721). Huonder (Jesuitenmissionäre, S. 121) erwähnt ihn als Oberen der Mission Santa Ana. Die Tätigkeit in Santa Ana ist auch belegt durch Gerl, Germ. Sup., S. 404; Mayr/Stadelmann, Terra Amazonum, S. 60 (Mayr, Brief vom 20. Juli 1727). 1181 Mayr/Stadelmann, Terra Amazonum, S. 185 u. 187 (Mayr, Brief vom 20. Juli 1727). 1182 ARSI, Peru 7, fol. 5v (Suppl. Cat. Prim. 1721). Vgl. Fejér, Defuncti secundi saeculi, Bd. V, S. 56, mit Verweis auf ARSI, Hist. Soc. 50, fol. 114v (Peruv.). Das Todesdatum steht aber in ARSI, Hist. Soc. 51, S. 322 (Defuncti 1701–1723); Storni, Catálogo, S. 266. 1183 Dominicus Mayr berichtet über den allzufrühen Tod von Sebastian Schmid, der unter den Movimas in der Reduktion Santa Ana gewirkt habe. Mayr/Stadelmann, Terra Amazonum, S. 60 u. 185 (Mayr, Brief vom 20. Juli 1727).

8.1 P. Schmid

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kend über die drei inzwischen verstorbenen Patres Sebastian Schmid, Peter Piron und Josef Schwender: „Sie haben bei allen die Wertschätzung ihrer ungeheuren Sehnsucht und ihrer erlesenen Tugend hinterlassen, ausgezeichnete Arbeiter alle drei und (ich gebrauche die Worte der Spanischen Patres, mit denen sie zusammengelebt haben und die ich selbst öfters gehört habe) wahrhaft heilige und apostolische Männer (...).“1184

Briefe: (1) an den Ordensgeneral Michelangelo Tamburini vom 4. März 1709 aus Ebersberg. Inhalt: Bitte um Entsendung in die Mission. Überlieferung: Autograph (lat.).1185 (2) an den Ordensgeneral Michelangelo Tamburini vom 18. April 1710 aus Amberg. Inhalt: Bitte um Entsendung in die Mission. Überlieferung: Autograph (lat.).1186 (3) an den Ordensgeneral Michelangelo Tamburini vom 3. April 1711 aus Amberg. Inhalt: Bitte um Entsendung in die Mission. Überlieferung: Autograph (lat.).1187 (4) an den Ordensgeneral Michelangelo Tamburini vom 4. September 1714 aus Ebersberg. Inhalt: Bitte um Entsendung in die Mission. Überlieferung: Autograph (lat.).1188 (5) an den Ordensgeneral Michelangelo Tamburini vom 7. April 1716 aus Rottenburg. Inhalt: Bitte um Entsendung in die Mission. Überlieferung: Autograph (lat.).1189 (6) an P. Michael Gasser vom 13. Oktober 1716 aus Sevilla. Inhalt: Schmid berichtet von der Verzögerung der Überfahrt nach Buenos Aires. Er hält sich in Sevilla auf und beschreibt die religiösen Feste und Bräuche, insbesondere die Formen der Verehrung der Hl. Eucharistie und der Gottesmutter Maria sowie die Feierlichkeiten anläßlich der Seligsprechung von Jean-François Régis.1190 Es treffen aus zahlreichen Gegenden Europas immer mehr Missionare in Spanien

1184 BayHStA, Jes. 595/II/332, S. 2 (Mayr, Brief vom 30. Mai 1734), zit. n. Mayr/Stadelmann, Terra Amazonum, S. 219. 1185 ARSI, Germ. Sup. 18-I, fol. 144r–v (Indip.). Nebgen, Missionarsberufungen, S. 307. 1186 ARSI, Germ. Sup. 18-I, fol. 170r–v (Indip.). Nebgen, Missionarsberufungen, S. 307. 1187 ARSI, Germ. Sup. 18-I, fol. 198r–v (Indip.). Nebgen, Missionarsberufungen, S. 307. 1188 ARSI, FG 754, fol. 422r–v (Indip.). Nebgen, Missionarsberufungen, S. 307. 1189 ARSI, FG 754, fol. 459r–v (Indip.). Nebgen, Missionarsberufungen, S. 307. 1190 François Régis 1597–1640, Jesuit, Volksmissionar im Zentralmassiv und den Cevennen, später (1737) heiliggesprochen. Wrba, Régis, (Jean) François.

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8. Bio-bibliographisches Verzeichnis

ein – viele davon sind für Paraguay bestimmt. Dem Brief sind zwei kurze Grußadressen an Br. Johann Schmid und den Studenten Andreas Jaymeth beigelegt. Überlieferung: Autograph (lat.).1191 (7) an einen unbekannten Empfänger vom 20. Juli 1718 aus Desposorios (Desponsationis S. Josephi). Inhalt: Schmid beschreibt zunächst zusammenfassend die wichtigsten Stationen auf dem Weg von Buenos Aires nach Peru und in die Missionen. Er ist vor kurzem in Desposorios angekommen und berichtet über die klimatischen Bedingungen und Schwierigkeiten sowie sonstige Gefahren, welche die Arbeit erschweren. Überlieferung: Autograph (lat.).1192 (8) an einen unbekannten Empfänger vom 28. September 1718 aus San Pedro. Inhalt: Fortsetzung des Reiseberichts, den P. Kaspar Deprato bis zum 28. Januar 1718 in Potosí verfaßt hatte. Schmid beschreibt die weiteren Ereignisse auf der Reise von Buenos Aires in die Moxos-Mission. Überlieferung: Autograph (lat.).1193 (9) an P. Franz Molitor in Rom vom 29. September 1718 aus San Pedro. Inhalt: Schmid berichtet über seine Tätigkeit in San Pedro und lobt das christliche Leben in der Mission. Trotz der seiner Meinung nach schwierigen Sprache der Indios kommt er mit seiner missionarischen Aufgabe gut voran. So berichtet er darüber, am vorhergehenden Tag 16 Erwachsene getauft zu haben. Überlieferung: Autograph (lat.).1194

1191 BayHStA, Jes. 607/24, fol. 64–68. 1192 BayHStA, Jes. 595/II/21, fol. 60–65. Huonder gibt zusätzlich noch einen Brief vom 20. August 1718 aus Palometas an. ADPSJ, Abt. 47 (Nachlaß Anton Huonder SJ), Mappe Peru, S. 313. Er nennt als Quelle die alte Signatur des Münchner Reichsarchivs „M.R.A. 16,283“. Sie entspricht der heutigen Signatur „BayHStA, Jesuitica 595“. In diesem Bestand war ein Brief von diesem Tag jedoch nicht zu ermitteln. Es handelt sich vermutlich um den Brief vom 20. Juli 1718. Auskunft von Joachim Glaser (Bayerisches Hauptstaatsarchiv) vom 21. Juli 2005. 1193 BayHStA, Jes. 595/II/9, fol. 15–19 u. 43–47. Eine inhaltliche Wiedergabe des Teils in ebd, fol. 43–47 (Reise von Potosí über Cochabamba, Santa Cruz und Loreto nach San Pedro und Bericht über die dortige Mission) findet sich in Jes. 595/II/5, fol. 8–10. 1194 BayHStA, Jes. 595/II/6, fol. 10–11. Huonder erwähnt irrtümlich noch einen Brief vom 8. Januar 1718 aus Potosí. ADPSJ, Abt. 47 (Nachlaß Anton Huonder SJ), Mappe Peru, S. 313. Es handelt sich hierbei jedoch um den Brief von P. Kaspar Deprato an P. Karl Malliardo vom 28. Januar 1718 aus Potosí. Außerdem erwähnt Huonder unter der alten Signatur „M.R.A. 16,283“ (heute „Jesuitica 595“) noch einen Brief vom 20. September 1718 aus San Pedro/ Moxos. In diesem Bestand war der Brief jedoch nicht zu ermitteln.

8.1 P. Schmidt

291

[23] P. Simon Schmidt (1685–1731) Böhmische Provinz NAMENSVARIANTEN: Esmit, Schmid, Smith. GEBURT: 27. Oktober 1685 in Kladrau (tschech. Kladruby u Stříbra).1195 EINTRITT: 9. Oktober 17041196 ins Kolleg der Prager Altstadt.1197 NOVIZIAT: 1704–1706 in Brünn.1198 Vota biennii am 10. Oktober 1706.1199 PHILOSOPHIESTUDIUM: 1706/07 studiert er in Olmütz Logik,1200 1707/08 Physik1201 und 1708/09 Metaphysik.1202 MAGISTERIUM: Schmidt unterrichtete (wohl ab 1709/10)1203 drei Jahre am Kolleg Leitmeritz:1204 1710/11 Gram. Exh. Stud. Fest.,1205 1711/12 Synt. Exh. Stud. Dom.1206 THEOLOGIESTUDIUM: 1712–1716 am Kolleg St. Clemens in Prag.1207 WEIHEN: Subdiakonenweihe am 9. September 1715, Diakonatsweihe am 19. September und Priesterweihe am 14. September 1715.1208

1195 ARSI, Boh. 34, fol. 139r (Cat. Prim. 1705). Vgl. ARSI, Boh. 37, S. 115 (Cat. Prim. 1711); ARSI, Boh. 40, S. 184 (Cat. Prim. 1714); ARSI, Boh. 43, S. 55 (Cat. Prim. 1717); ARSI, Boh. 46, S. 110 (Cat. Prim. 1723); Moravský zemský archiv v Brne: Mährisches Landesarchiv/Brünn, G12-Cerroni II/76, fol. 17v (Cat. Nov. Boh. 1655–1764). Abweichendes Geburtsdatum: 29. Oktober 1685 Cladrubiae in Germania. ARSI, Peru 9, fol. 11v (Cat. Prim. 1728). Kladruby u Stříbra, liegt im Westen von Tschechien, fünf Kilometer südlich der Stadt Stříbro im Bezirk Tachov. 1196 ARSI, Boh. 34, fol. 139r (Cat. Prim. 1705); ARSI, Boh. 37, S. 115 (Cat. Prim. 1711); ARSI, Boh. 40, S. 184 (Cat. Prim. 1714); ARSI, Boh. 43, S. 55 (Cat. Prim. 1717), ARSI, Boh. 46, S. 110 (Cat. Prim. 1723); ARSI, Peru 9, fol. 11v (Cat. Prim. 1728). 1197 Fechtnerová, Mensajeros, S. 237. 1198 ARSI, Boh. 91 II, fol. 354v (Cat. Brev. 1704/05); ebd., fol. 366v (Cat. Brev. 1705/06). 1199 Fechtnerová, Mensajeros, S. 237. 1200 ARSI, Boh. 91 II, fol. 382v (Cat. Brev. 1706/07). 1201 Ebd., fol. 392v (Cat. Brev. 1707/08). 1202 Ebd., fol. 410r (Cat. Brev. 1708/09). 1203 Der Cat. Brev. 1709/10 ist im ARSI nicht erhalten. 1204 Grulich, Beitrag, S. 77. 1205 ARSI, Boh. 91 II, fol. 416r (Cat. Brev. 1710/11). Zum Aufenthalt am Kolleg Leitmeritz 1711 vgl. ARSI, Boh. 37, S. 115 (Cat. Prim. 1711). 1206 ARSI, Boh. 91 II, fol. 431r (Cat. Brev. 1711/12). 1207 Ebd., fol. 447r (Cat. Brev. 1712/13); ebd., fol. 461v (Cat. Brev. 1713/14); ebd., fol. 471v (Cat. Brev. 1714/15); ebd., fol. 486v (Cat. Brev. 1715/16). 1208 Fechtnerová, Mensajeros, S. 237. Zu Weihemonat und -jahr vgl. ARSI, Boh. 91 II, fol. 494r (Suppl. Cat. Brev. 1715/16).

292

8. Bio-bibliographisches Verzeichnis

TERTIAT: 1716/17 im Kolleg Jitschin (Gitschin, tschech. Jičín).1209 Abschluß am 7. September 1717.1210 GELÜBDE: Prof. 4 vot. 2. Februar 1722 in Brünn.1211 TÄTIGKEITEN: 1717/18 ist er in der zum Kolleg Breslau gehörenden Mission Brieg: Exh. Fest. Prof. Schol.;1212 ebenso 1718/19 Exh. Dom. & Fest. Prof. Schol.1213 1719/20 wirkt er am Kolleg Glatz: Exh. Fest. Catech. Oper.,1214 ebenso 1720/21 Exh. Fest. Catech. Oper.1215 1721/22 ist er am Kolleg Brünn: Soc. Mag. Nov. Catech. Explicat. Puncta Fratribus.1216 und 1722/23 am Kolleg Iglau (tschech. Jihlava): Exh. Matut. In Dom. Praes. Congr. Juv. Opif. Oper.1217 ÜBERFAHRT: Schmidt reiste am 26. Dezember 1723 zusammen mit Franz Faltick, Joseph Mayer, Nikolaus Meges, Joseph Reisner, Joseph Reiter, Johann Röhr und den Brüdern Michael Herold, Adalbert Marterer, Matthäus Munggenast und Karl Schmidlehner unter Prokurator Diego Ignacio Fernández auf dem Schiff Nuestra Señora del Rosario unter Kapitän Andrés de Luzuriaga aus Spanien ab.1218 TÄTIGKEITEN: Schmidt ist 1728 im peruanischen Ordenskatalog als Operarius Indorum Infidelium aufgeführt.1219 TOD: 9. April 1731 „in Missionibus“.1220

1209 ARSI, Boh. 91 II, fol. 497v (Cat. Brev. 1716/17). Jičín liegt ca. 85 Kilometer nordöstlich von Prag. 1210 Ebd., fol. 521v (Suppl. Cat. Brev. 1717/18). 1211 Original in ARSI, Germ. Sup. 39, fol. 605f. Vgl. Fechtnerová, Mensajeros, S. 237. Zum Profeßdatum vgl. ARSI, Boh. 46, S. 110 (Cat. Prim. 1723); ARSI, Peru 9, fol. 11v (Cat. Prim. 1728); Fischer, Catalogus, S. 142. 1212 ARSI, Boh. 91 II, fol. 516r (Cat. Brev. 1717/18). 1213 Ebd., fol. 528r (Cat. Brev. 1718/19). 1214 ARSI, Boh. 92 I, fol. 2v (Cat. Brev. 1719/20). 1215 Ebd., fol. 15v (Cat. Brev. 1720/21). 1216 Ebd., fol. 33r (Cat. Brev. 1721/22). 1217 Ebd., fol. 42r (Cat. Brev. 1722/23). 1218 Galán García, Oficio, Nr. 154, S. 306f. In der Überfahrtsliste von 1723 heißt es über Schmidt, er sei weiß, schlank und von gutem Körperbau. AGI, Contratación 5548, Núm. 1, R. 3 (2), fol. 17r. Zur Überfahrt 1723 vgl. Aspurz, Aportación extranjera, Apéndice I. 1219 ARSI, Peru 9, fol. 11v (Cat. Prim. 1728). 1220 Ebd., fol. 100v (Suppl. Cat. Prim. 1731); Fejér, Defuncti secundi saeculi, Bd. V, S. 56. Mit Verweis auf ARSI, Peru 9 s. o. Zum Sterbedatum vgl. ADPSJ, Abt. 47 (Nachlaß Anton Huonder SJ), Mappe Peru, S. 313. Über den Tod berichtet P. Franz Xaver Dirrheim in einem Brief vom 20. September 1732. In: WB, Bd. IV/1, Teile 25/26, Nr. 531, S. 115–117, hier S. 117. Bei Grulich (Beitrag, S. 77) heißt es, er sei um 1732 gestorben. Fischer (Catalogus, S. 142) und Sierra (Jesuitas germanos, S. 375) geben irrtümlich an, er sei 1732 gestorben. Fechtnerová (Mensajeros, S. 237) gibt an, er sei 1732 oder 1734 in Peru gestorben.

8.1 P. Schwender

293

[24] P. Joseph Anton Basilius Schwender (1682–1732) Oberdeutsche Provinz NAMENSVARIANTEN/PSEUDONYME: Schedner, Schleimer, Schweendtner, Schwendner, Schwendtner, Basilius,1221 Basilio.1222 GEBURT: 6. Februar 16821223 in Ellwangen.1224 TAUFE: 7. Februar 1682 in der Stadtpfarrei St. Vitus, Ellwangen.1225 ELTERN: D. Andreas Schwender, Camersecretarius, und Susanna.1226 PATEN: hochfürstl. G. und D. generosus Joan. Christoph Wilhemus Adelman von Hochstatt.1227 UMFELD: Der Vater des Missionars, Andreas Schwender, stand als Kammersekretär in den Diensten der Fürstpropstei Ellwangen. Dieser Umstand erklärt die Tatsache, daß Fürstpropst Johann Christoph IV. Adelmann von Hohenstadt, der von 1674 bis 1687 regierte, als Taufpate fungierte. EINTRITT: Aufgenommen in Ellwangen.1228 Eintritt am 24. Oktober 16981229 in Landsberg.1230 NOVIZIAT: 1698–1700 in Landsberg.1231

1221 Joseph Anton Basilius Schwender nahm auf der Reise in die Mission den Namen Joseph Basilius an, da sein Familienname den Spaniern große Schwierigkeiten bereitete. WB, Bd. I, Teil 7, Nr. 170, S. 67 (Mayr, Brief vom 31. Dezember 1719). Mayr/Stadelmann, Terra Amazonum, S. 60 (Mayr, Brief vom 20. Juli 1727); ARSI, Peru 7, fol. 31r (Cat. Prim. 1719); ARSI, Peru 11, fol. 120r (Cat. Brev. 1719); ARSI, Peru 9, fol. 9v (Cat. Prim. 1728); ebd., fol. 72r (Cat. Prim. 1732); ebd., fol. 162r (Suppl. Cat. Prim. 1732); ARSI, Peru 11, fol. 125r (Cat. Brev. 1732). 1222 Carvalho, Jesuitas alemanes, S. 146; Sierra, Jesuitas germanos, S. 375. 1223 ARSI, Germ. Sup. 31, fol. 226r (Cat. Prim. 1700). Vgl. ebd., fol. 393v (Cat. Prim. 1705); ARSI, Germ. Sup. 32, S. 45 (Cat. Prim. 1711); ebd., fol. 239r (Cat. Prim. 1714); ARSI, Peru 7, fol. 31r (Cat. Prim. 1719); ARSI, Peru 9, fol. 9v (Cat. Prim. 1728); ebd., fol. 72r (Cat. Prim. 1732). 1224 ARSI, Germ. Sup. 31, fol. 226r (Cat. Prim. 1700). Vgl. ebd., fol. 393v (Cat. Prim. 1705); ARSI, Peru 7, fol. 31r (Cat. Prim. 1719); ARSI, Peru 9, fol. 72r (Cat. Prim. 1732). 1225 DA Rottenburg, Taufbücher der Pfarrei St. Vitus, Ellwangen/Jagst, MF 6038. 1226 Ebd. 1227 Ebd. 1228 ADPSJ, Abt. 47 (Nachlaß Anton Huonder SJ), Mappe Peru, S. 317. 1229 ARSI, Germ. Sup. 48, fol. 518r (Suppl. Cat. Brev. 1698/99). Zum Eintrittsdatum vgl. ARSI, Germ. Sup. 31, fol. 226r (Cat. Prim. 1700); ebd., fol. 393v (Cat. Prim. 1705); ARSI, Peru 7, fol. 31r (Cat. Prim. 1719); ARSI, Peru 9, fol. 9v (Cat. Prim. 1728); ebd., fol. 72r (Cat. Prim. 1732). 1230 Strobel, Personalkartei III. 1231 ARSI, Germ. Sup. 48, fol. 502r (Cat. Brev. 1698/99); ARSI, Germ. Sup. 49, fol. 12v (Cat. Brev. 1699/1700).

294

8. Bio-bibliographisches Verzeichnis

PHILOSOPHIESTUDIUM: 1700/01 studiert er am Kolleg Ingolstadt Logik,1232 1701/02 Physik1233 und 1702/03 Metaphysik.1234 Magister Philosophiae.1235 MAGISTERIUM: 1703–1706 unterrichtet er am Kolleg Rottenburg: 1703/04 Prof. Inf. Ord. utr. Praef. atrii. Visit. Sub. orat. Catech. Temp.,1236 1704/05 Prof. Supr. et med. Gramm. Praef. Ministr. Visit. sub. Exam.,1237 1705/06 Prof. Supr. et med. Gramm. Praes. Congr. Studios. Praef. atrii et Ministr. visit. sub Exam.1238 1706/07 lehrt er am Kolleg Freiburg i. Br.: Prof. Hum. Praef. atrii. visit. sub. 2da Orat.1239 THEOLOGIESTUDIUM: 1707–1711 am Kolleg Ingolstadt.1240 1707/08 Prof. Acad. Graecae. Visit. sub. 1.a orat.,1241 1708/09 Catech. in Gerolfing.1242 WEIHEN: Subdiakonat: 28. Februar 1711, Diakonat: 21. März 1711, Priesterweihe: 30. Mai 1711 „in Sacello S. Joannis“ in Eichstätt durch Johann Adam Nieberlein, Weihbischof in Eichstätt.1243 TERTIAT: 1711/12 in der Residenz Ebersberg.1244 GELÜBDE: Prof. 4 vot. am 2. Februar 1716 in Luzern.1245 TÄTIGKEITEN: 1712/13 unterrichtet er am Kolleg Landsberg: Prof. Log. Conc. in aul. Gym. et Conf. Temp.,1246 ebenso 1713/14 Soc. Mag. Nov. Instruct. Magister Conf. Temp. Conc. In aula Gymn. Praof. Lect. Mens. Exhort. et Punct. F.F. Novit.1247 1714/15

1232 1233 1234 1235 1236 1237 1238 1239 1240 1241 1242 1243 1244 1245 1246 1247

ARSI, Germ. Sup. 49, fol. 33r (Cat. Brev. 1700/01). Ebd., fol. 58v (Cat. Brev. 1701/02). Ebd., fol. 92v (Cat. Brev. 1702/03). ARSI, Germ. Sup. 32, S. 45 (Cat. Prim. 1711). ARSI, Germ. Sup. 49, fol. 126v (Cat. Brev. 1703/04). Ebd., fol. 148v (Cat. Brev. 1704/05). Ebd., fol. 175v (Cat. Brev. 1705/06). Ebd., fol. 195r (Cat. Brev. 1706/07). Ebd., fol. 224v (Cat. Brev. 1707/08); ebd., fol. 251r (Cat. Brev. 1708/09); ebd., fol. 290r (Cat. Brev. 1709/10); ebd., fol. 323r (Cat. Brev. 1710/11). Zum Aufenthalt in Ingolstadt 1711 vgl. ARSI, Germ. Sup. 32, S. 45 (Cat. Prim. 1711). ARSI, Germ. Sup. 49, fol. 224v (Cat. Brev. 1707/08). Ebd., fol. 251r (Cat. Brev. 1708/09). Ebd., fol. 365r (Suppl. Cat. Brev. 1711/12). Zum Datum und Eichstätt als Ort der Priesterweihe vgl. ARSI, Germ. Sup. 117, S. 29. Vgl. BayHStA, Jes. 92, Ordines Sacri. ARSI, Germ. Sup. 49, fol. 357v (Cat. Brev. 1710/11). Zum Jahr des Tertiats 1711/12 vgl. Strobel, Personalkartei III. Original in ARSI, Germ. Sup. 37, fol. 369f. Vgl. Storni, Catálogo, S. 267; Strobel, Personalkartei III. Zum Profeßdatum vgl. ARSI, Peru 7, fol. 31r (Cat. Prim. 1719); ARSI, Peru 9, fol. 9v (Cat. Prim. 1728); ebd., fol. 72r (Cat. Prim. 1732). ARSI, Germ. Sup. 49, fol. 383v (Cat. Brev. 1712/13). Ebd., fol. 418r (Cat. Brev. 1713/14).

8.1 P. Schwender

295

lehrt er am Kolleg Rottenburg: Prof. Supr. et med. Gram. Conc.1248 und 1715/16 am Kolleg Luzern: Prof. med. Gram.1249 ÜBERFAHRT: Schwender schloß sich in Solothurn einer Gruppe von Missionaren aus der Oberdeutschen Provinz an, die am 24. April 1716 von Konstanz aus aufgebrochen war und am 1. September 1718 in Loreto (Moxos-Missionen) ankam.1250 TÄTIGKEITEN: Schwender begab sich auf Geheiß des Provinzials nach San Juan Bautista in die Mission unter den Guarayo.1251 Er litt 20 Wochen lang an einem Fieber mit Kopfschmerzen und Schwindel, was ihn jedoch nicht davon abhielt, beim Brand der Kirche im August 1719 sein Bett zu verlassen und bei den Löscharbeiten zu helfen. Danach ging er für einige Zeit nach Concepción zu P. Dominicus Mayr, um sich dort zu erholen.1252 1719 ist er in den Ordenskatalogen als Missionar unter den Ungläubigen1253 bzw. Adiutor1254 verzeichnet. 17201255 und 1727 ist er in der Reduktion von Loreto.1256 Er wechselte schließlich nach zehnjähriger Tätigkeit in der Moxos-Mission aus gesundheitlichen Gründen in die Residenz Santa Cruz, wo er noch einige Jahre in der Seelsorge wirkte und Grammatik unterrichtete. 1728 ist er als Seelsorger unter den Spaniern und indígenas nachweisbar, ebenso 1732.1257

1248 Ebd., fol. 458v (Cat. Brev. 1714/15). 1249 ARSI, Germ. Sup. 50, fol. 13v (Cat. Brev. 1715/16). Vgl. Huwiler, Professorenverzeichnis, S. 237. 1250 Dirrheim/Stadelmann, Biennium Itineris, S. 27, 33 u. 245. Nähere Beschreibung des Reiseverlaufs oben im biographischen Eintrag zu P. Johann Kaspar Deprato [4], Überfahrt. Schwender wird in einer Kostenaufstellung für die Ausstattung der Missionare für Peru, Paraguay und Quito vom April 1716 genannt. BayHStA, Jes. 579/35, fol. 60f. Zur Überfahrt: Galán García, Oficio, Nr. 144, S. 297. Zu Schwender heißt es, er sei weiß und kahlköpfig. AGI, Contratación 5548, Núm. 1, R. 3 (1), fol. 6r. Vgl. auch AGI, Contratación 5552, fol. 198v: Libros de registros de misiones 1703–1719. Schwender scheint ursprünglich für Neugranada bestimmt gewesen zu sein, da er im Cat. Brev. der Oberdeutschen Provinz 1716/17 als Missionar in Novum Regnum geführt wird. ARSI, Germ. Sup. 50, fol. 52v (Cat. Brev. 1716/17). 1251 Mayr/Stadelmann, Terra Amazonum, S. 42 (Mayr, Brief vom 3. September 1718); WB, Bd. I, Teil 7, Nr. 167, S. 57f. (Mayr, Brief vom 30. September 1718). 1252 Mayr/Stadelmann, Terra Amazonum, S. 46 (Mayr, Brief vom 31.  Dezember 1719); WB, Bd.I, Teil 7, Nr. 170, S. 67 (Mayr, Brief vom 31. Dezember 1719). 1253 ARSI, Peru 7, fol. 31r (Cat. Prim. 1719). 1254 ARSI, Peru 11, fol. 120r (Cat. Brev. 1719). 1255 Jordá, Loreto, S. 92. Bezieht sich auf ACJLP, Sección „Misiones de Mojos”, Nr. 10: MM 1701: ‚Bautismos de Casa’ y de ‚Parcialidades’. 1256 Mayr/Stadelmann, Terra Amazonum, S. 60 (Mayr, Brief vom 20. Juli 1727). 1257 Strobel, Schweizer Jesuitenlexikon, S. 508. ARSI, Peru 9, fol. 9v (Cat. Prim. 1728). Ebd., fol. 72r (Cat. Prim. 1732). In seinem Todesjahr wirkte er in der Residenz Santa Cruz als Admon. C. Prof. Latinit. ARSI, Peru 11, fol. 125r (Cat. Brev. 1732).

296

8. Bio-bibliographisches Verzeichnis

TOD: 20. April 1732 in Santa Cruz de la Sierra.1258 Sein Mitbruder Dominicus Mayr würdigte ihn 1734 mit den gleichfalls schon verstorbenen Patres Peter Piron und Sebastian Schmid.1259

Briefe: (1) an den Ordensgeneral Michelangelo Tamburini vom 8. Juli 1708 aus Ingolstadt. Inhalt: Bitte um Entsendung in die Mission. Überlieferung: Autograph (lat.).1260 (2) an den Ordensgeneral Michelangelo Tamburini vom 2. Dezember 1710 aus Ingolstadt. Inhalt: Bitte um Entsendung in die Mission. Überlieferung: Autograph (lat.).1261 (3) an den Ordensgeneral (Michelangelo Tamburini) vom 11. Dezember 1711 aus Ebersberg. Inhalt: Bitte um Entsendung in die Mission. Überlieferung: Autograph (lat.).1262 (4) an den Ordensgeneral Michelangelo Tamburini vom 28. März 1714 aus Landsberg. Inhalt: Bitte um Entsendung in die Mission. Überlieferung: Autograph (lat.).1263 (5) an den Oberdeutschen Provinzial P. Joseph Preiss vom 19. Juni 1716 aus Sevilla. Inhalt: Bericht über den bisherigen Reiseverlauf. Überlieferung: Autograph (lat.).1264 (6) an den Oberdeutschen Provinzial P. Joseph Preiss vom 27. August 1716 aus Sevilla. Inhalt: Schwender berichtet darüber, wie es den Missionaren aus der Oberdeutschen Provinz bislang ergangen ist. Die Patres Lippert und Deprato wurden in Cádiz zurückgelassen. Die Patres Dominicus Mayr, Franz Xaver Dirrheim, Sebastian Schmid und Peter Piron befinden sich im Profeßhaus, die Patres Paul Weingartner und Georg Winter im „Spanischen Seminar“, dem Kolleg und Konvikt der spanischen Weltkleriker. Er selbst ist zusammen mit Franz Pertl im „Englischen Seminar“, dem Englischen Kolleg und Konvikt, untergebracht. Der Brief enthält als Anhang

1258 ARSI, Peru 9, fol. 162r (Suppl. Cat. Prim. 1732). Vgl. Fejér, Defuncti secundi saeculi, Bd. V, S. 69, mit Verweis auf ARSI, Hist. Soc. 50, fol. 138r (Peruv.). 1259 Mayr/Stadelmann, Terra Amazonum, S. 219 (Mayr, Brief vom 30. Mai 1734). Das Zitat s. o. bei den Todesangaben zu Piron und Schmid. 1260 ARSI, Germ. Sup. 18-I, fol. 136r–v (Indip.). Nebgen, Missionarsberufungen, S. 309. 1261 ARSI, Germ. Sup. 18-I, fol. 191r–v (Indip.). Nebgen, Missionarsberufungen, S. 309. 1262 ARSI, Germ. Sup. 18-I, fol. 208r–v (Indip.). Nebgen, Missionarsberufungen, S. 309. 1263 ARSI, FG 754, fol. 413r–414v (Indip.). Nebgen, Missionarsberufungen, S. 309. 1264 BayHStA, Jes. 607/21, fol. 56–59.

8.1 P. Sussich

297

eine Auflistung von geistlichen Vollmachten, die den älteren Priestern der Provinz Baetica erteilt wurden und auch den Jesuitenmissionaren zugute kamen. Überlieferung: Autograph (lat.).1265

Werke: (1) Bericht in 2 Teilen; Teil 1: Beschreibung der Mission in Paraguay und Peru, zum Teil in San José de Chiquitos am 30. Juli 1718, zum Teil in Loreto in den Moxos­ missionen am 7. September 1718 verfaßt bzw. datiert; Teil 2: Anhang mit einer Abhandlung P. Schwenders mit dem Titel Reflexiones candidati missionum Indicarum, datiert San José de Chiquitos am 26. Juli 1718.1266

[25] P. Nikolaus Sussich (1716–1770) Österreichische Provinz NAMENSVARIANTEN: Schusiz, Schuzis, Succich, Suschich, Sušič, Susic, Susich, Susichi, Susik, Sussic, Sussiche. GEBURT: 20. September 17161267 in Rijeka1268 im heutigen Kroatien.

1265 BayHStA, Jes. 595/V/34, unfol. 1266 BayHStA, Jes. 595/XIII/2, unfol. Dem Reisebericht von Franz Xaver Dirrheim zufolge wurden er und seine Gefährten, wozu auch Schwender zählte, am 20. Mai 1718 zunächst von Santa Cruz nach Desposorios (Desponsationis Sancti Josephi) gebracht und brachen nach mehrmonatiger Wartezeit von dort aus am 1. August 1718 zu ihren Bestimmungsorten in der Moxos-Mission auf. Vgl. Dirrheim/Stadelmann, Biennium Itineris, S. 217–227. Aus der Datierung des Berichtes von Schwender lässt sich aber schließen, dass er in dieser Zeit offenbar (auch) in San José de Chiquitos war. 1267 AHN, Sección Clero: Jesuitas, Legajo 826/7. Vgl. ARSI, Austr. 83, S. 448 (Cat. Prim. 1737); ARSI, Austr. 86, S. 143 (Cat. Prim. 1740); ARSI, Austr. 90, S. 105 (Cat. Prim. 1743); ARSI, Austr. 93, S. 144 (Cat. Prim. 1746); ARSI, Peru 9, fol. 331v (Cat. Prim. 1754); ARSI, Peru 10, fol. 9r (Cat. Prim. 1758); ARSI, Peru 11a, fol. 66r (Teil 2). Das Geburtsjahr stimmt nicht mit der Angabe überein, er sei bei seiner Ankunft in Peru 1751 31 Jahre alt gewesen. ARSI, Peru 9, fol. 383r (Suppl. Cat. Prim. 1751). 1268 Istriae in Germania. ARSI, Peru 10, fol. 9r (Cat. Prim. 1758); Histriae in Germania. ARSI, Peru 9, fol. 331v (Cat. Prim. 1754); Istria. ARSI, Peru 11a, fol. 66r (Teil 2). Liburnus Fluminensis. ARSI, Austr. 83, S. 448 (Cat. Prim. 1737); ARSI, Austr. 86, S. 143 (Cat. Prim. 1740); ARSI, Austr. 90, S. 105 (Cat. Prim. 1743); ARSI, Austr. 93, S. 144 (Cat. Prim. 1746). Zu Liburnus vgl. ARSI, Peru 9, fol. 383r (Suppl. Cat. Prim. 1751). Zu Fluminensis vgl. Lukács, Catalogus, III, S. 1637. Es findet sich auch Fiume als Geburtsort. Vargas Ugarte, Jesuitas Peruanos, S. 222. Fuime del Obispado de Pola en Ystria. AGI, Contratación 5548, Núm. 1, R. 3 (5), fol. 1v, zweite Zählung. Fiume in Österreichisch Istrien ist das heutige Rijeka.

298

8. Bio-bibliographisches Verzeichnis

ELTERN: Ignaz Susichi und Regina Susichi.1269 SCHULE: Absolvit Humaniora in seculo.1270 EINTRITT: Aufgenommen in Zagreb. Eintritt am 27. Oktober 1736 in Wien.1271 NOVIZIAT: 1736–1738 in Wien. Ist 1737 am Domus Probationis in Wien unter den Novitii Scholastici 1. Anni mit dem Zusatz Zagrab. Rhet., was wohl darauf hinweist, daß er in Zagreb als Rhetoriker aufgenommen wurde.1272 1738 ist er am Domus Probationis in Wien unter den Novitii Scholastici 2. Anni mit dem gleichen Zusatz.1273 Vota biennii 28. Oktober 1738.1274 PHILOSOPHIESTUDIUM: Sussich studierte in Graz 1739 Logik,1275 1740 Physik, Subman.1276 und 1741 Metaphysik.1277 MAGISTERIUM: 1742–1743 am Kolleg Görz: 1742 Professor Inferiorum Scholarum Princ.,1278 1743 Docuit priora anno Principia Goritiae, et hoc Grammaticam docet ibid.1279 THEOLOGIESTUDIUM: 1744–1747 in Graz.1280 1746 Bid. Theol.1281 WEIHEN: 1747 nach Abschluß des Theologiestudiums.1282 TERTIAT: 1748 in Neusohl (slowak. Banská Bystrica).1283 1269 AHN, Sección Clero: Jesuitas, Legajo 826/7. Der Name der Mutter wird hier mit Reyna angegeben; beide Eltern gelten als Nobles. 1270 ARSI, Austr. 93, S. 144 (Cat. Prim. 1746). 1271 ARSI, Austr. 83, S. 448 (Cat. Prim. 1737); ARSI, Austr. 86, S. 143 (Cat. Prim. 1740); ARSI, Austr. 90, S. 105 (Cat. Prim. 1743); ARSI, Austr. 93, S. 144 (Cat. Prim. 1746). Zum Eintrittsdatum vgl. ARSI, Peru 9, fol. 331v (Cat. Prim. 1754); ARSI, Peru 10, fol. 9r (Cat. Prim. 1758); ARSI, Peru 11a, fol. 66r (Teil 2); Vargas Ugarte, Jesuitas Peruanos, S. 222; Lukács, Catalogus, Bd. III, S. 1637. Zum Eintrittsort vgl. ebd., S. 1637. Abweichendes Eintrittsdatum: 6. November 1736. Galán García, Oficio, Nr. 176, S. 330; Sierra, Jesuitas germanos, S. 375. 1272 ARSI, Austr. 128, fol. 315r (Cat. Brev. 1737). Zum ersten Jahr des Noviziats in Wien vgl. auch ARSI, Austr. 83, S. 448 (Cat. Prim. 1737). 1273 ARSI, Austr. 128, fol. 329r (Cat. Brev. 1738). 1274 ARSI, Peru 9, fol. 331v (Cat. Prim. 1754). 1275 ARSI, Austr. 128, fol. 339r (Cat. Brev. 1739). Zum Philosophiestudium in Graz vgl. ARSI, Austr. 86, S. 143 (Cat. Prim. 1740). 1276 ARSI, Austr. 128, fol. 353r (Cat. Brev. 1740). 1277 ARSI, Austr. 129, fol. 4r (Cat. Brev. 1741). 1278 Ebd., fol. 17v (Cat. Brev. 1742). 1279 ARSI, Austr. 90, S. 105 (Cat. Prim. 1743). Gram. ARSI, Austr. 129, fol. 31v (Cat. Brev. 1743). 1280 ARSI, Austr. 129, fol. 46r (Cat. Brev. 1744); ebd., fol. 60r (Cat. Brev. 1745); ebd., fol. 74r (Cat. Brev. 1746); ebd., fol. 88r (Cat. Brev. 1747). 1281 Ebd., fol. 74r (Cat. Brev. 1746). Vgl. ARSI, Austr. 93, S. 144 (Cat. Prim. 1746). 1282 Im Cat. Brev. 1748 wird er erstmals als Pater geführt. ARSI, Austr. 129, fol. 105r. 1283 Ebd., fol. 105r (Cat. Brev. 1748).

8.1 P. Sussich

299

GELÜBDE: Prof. 4 vot. am 19. März 17551284 in der Reduktion Santa Magdalena in der Moxos-Mission in die Hände seines Ordensbruders P. Joseph Reiter.1285 TÄTIGKEITEN: 1749 lehrt Sussich in Fünfkirchen: Professor Inferiorum Scholarum: Rhet. Poet. Praes. Congr. Stud. Hist. Dom.1286 ÜBERFAHRT: Er brach am 14. Januar 1749 vom Kolleg Fünfkirchen (ungar. Pécs) aus in die Mission auf1287 und kam am 6. Juli 1749 in Puerto de Santa María an.1288 Er reiste am 16. Juni 1750 zusammen mit Joseph Wibmer, Willibald Gumbberger, Franz Trarbach, Karl Helm, Karl Hirschko, Robert Junck und Johannes Schretter unter Prokurator Alonso Carrillo mit dem Schiff Santo Cristo de la Columna unter Kapitän Domingo de Avilés aus Spanien ab.1289 TÄTIGKEITEN: Ankunft in Peru am 24. März 1751.1290 Noch im gleichen Jahr ging Sussich in die Moxos-Mission.1291 Ab 1752 ist er dort in Santa Magdalena tätig.1292 1754 Oper. Ind. Gent.,1293 1758 Oper. Miss. Gentil.1294 1761 wird Sussich im Visitationsbericht des Gobernadors von Santa Cruz, D. Alonso de Verdugo, als Seelsorger von Santa Magdalena erwähnt.1295 1764 ist er gleichfalls dort,1296 ebenso 1767.1297 1284 Original in ARSI, Hisp. 32, fol. 346f. Vgl. ARSI, Peru 11, fol. 135v (Suppl. Cat. Prim. 1755); ARSI, Peru 10, fol. 9r (Cat. Prim. 1758); ARSI, Peru 11a, fol. 66r (Teil 2). 1285 Sierra, Jesuitas germanos, S. 375. Zur Ablegung der Gelübde in Santa Magdalena vgl. auch ADPSJ, Abt. 47 (Nachlaß Anton Huonder SJ), Mappe Peru, S. 316. 1286 ARSI, Austr. 129, fol. 121v (Cat. Brev. 1749). 1287 AGI, Contratación 5548, Núm. 1, R. 3 (5), fol. 1v, zweite Zählung. 1288 Ebd. Galán García, Oficio, Nr. 176, S. 330. 1289 Galán García, Oficio, Nr. 176, S. 330. Im Cat. Prim. Austr. 1749 ist er im Alphabetischen Index mit dem Zusatz In Indiis verzeichnet. ARSI, Austr. 96, Alphabet. Index, unfol. (Cat. Prim. 1749). P. Ignatius Gossner SJ erwähnt in seinem Brief an P. Matthias Pock vom 4. August 1749 aus Cádiz, daß Sussich – er schreibt Schusiz – für Peru bestimmt sei. WB, Bd. V,Teil 33, Nr. 664, S. 124–126, hier S. 125. In der Überfahrtsliste heißt es über Sussich, er sei von weißer Hautfarbe, habe einen großen Bart („poblado de barba“), blaue Augen und blondes Haar. AGI, Contratación 5548, Núm. 1, R. 3 (5), fol. 6v, zweite Zählung. 1290 ARSI, Peru 9, fol. 383r (Suppl. Cat. Prim. 1751; Liste der Missionare, die mit dem Generalprokurator Ildefonso Carrillo am 24. März oder mit Generalprokurator José de Alzugaray am 6. Juli 1751 in Peru ankamen). 1291 ARSI, Peru 11, fol. 134v (Cat. Brev. 1751). 1292 Manso de Velasco/Amat y Yunient, Memorias, S. 5. 1293 ARSI, Peru 9, fol. 331v (Cat. Prim. 1754). 1294 ARSI, Peru 10, fol. 9r (Cat. Prim. 1758). 1295 Vargas Ugarte, Historia de la Compañía de Jesús, Bd. III, S. 177: Informe de D. Alonso Verdugo, Gobernador de Sta. Cruz, que en el año 1760 visito las misiones. San Lorenzo, 8. Januar 1761. 1296 AGI, Charcas 506: El gobernador y Capitán de Santa Cruz de la Sierra, informa el estado de las misiones de Moxos, sus poblaciones, misioneros y gente existente, como también la residencia que los padres jesuitas tienen en esta capital de Santa Cruz, y el convento de Ntra. Señora de las Mercedes, únicas dos casas claustrales que hay en toda la gobernación y provincia. San Lorenzo, 8. Januar 1764. Abschrift im Archiv der Jesuiten in Cochabamba, Schachtel „Chiquitos“, Moxos y Chiquitos I, fol. 26r– 34v, hier fol. 32v. 1297 Vargas Ugarte, Jesuitas Peruanos, S. 198. Zur Tätigkeit 1767 in der Moxos-Mission allgemein vgl. ARSI, Peru 11a, fol. 24r (Teil 1). Zur Tätigkeit in Santa Magdalena in der Moxos-

300

8. Bio-bibliographisches Verzeichnis

RÜCKKEHR/AUSWEISUNG: Sussich war zusammen mit Joseph Reiter in Santa Magdalena tätig, als ihn die Nachricht von der Vertreibung erreichte. Da die Flüsse sehr stark angestiegen waren, konnten die beiden Missionare jedoch nicht sofort aufbrechen und kamen erst am 15. Februar in San Pedro an. Am 7. März 1768 verließen sie zusammen mit den Missionaren von San Ignacio und Reyes Loreto.1298 Verhör in Puerto de Santa María am 13. September 1769.1299 TOD: 25. Februar 1770 in Puerto de Santa María.1300

[26] P. Johann Franz Joseph Trarbach (1718–1770) Niederrheinische Provinz NAMENSVARIANTEN: Trarbac. GEBURT: 13. Februar 1718 in Ehrenbreitstein bei Koblenz.1301 TAUFE: 14. Februar 1718 in Ehrenbreitstein bei Koblenz.1302 ELTERN: Gabriel Ignaz Trarbach, Rat und Sekretär des Erzbischöfliches Parlamentes (an anderer Stelle Kanzleidirektor genannt) und Antonetta Margaretha.1303 PATEN: Johann Franz von Gaertz, Sohn des kurtrierischen Geheim- und Parlamentsrates Heinrich Walter von Gaertz.1304 Er war mit Maria Agnes Trarbach, einer Tochter von Gabriel Ignaz Trarbach, verheiratet, mithin Schwager des Täuflings.1305 UMFELD: Die Familie Trarbach war verwandt mit der ebenfalls in kurtrierischen Diensten stehenden Familie von Gaertz, die über umfangreiche Besitzungen verMission vgl. Šmitek, Klic Daljnih Svetov, S. 124. 1298 Vargas Ugarte, Historia de la Compañía de Jesús, Bd. III, S. 135. Zur Festnahme in der Moxos-Mission vgl. ARSI, Peru 11a, fol. 92r (Teil 3). 1299 AHN, Sección Clero: Jesuitas, Legajo 826/7. 1300 ARSI, Peru 11a, fol. 66r (Teil 2); Lukács, Catalogus, III, S. 1637. Zu Todesjahr und -ort vgl. ARSI, Fejér/De Cock, Defuncti tertii saeculi Societatis Iesu, Vol. II, unpag. Bezieht sich auf ARSI, Hist. Soc. 53a 1770. Zum Todesjahr vgl. Šmitek, Klic Daljnih Svetov, S. 124. Huonder nennt als Sterbedatum den 26. Februar 1770. ADPSJ, Abt. 47 (Nachlaß Anton Huonder SJ), Mappe Peru, S. 316. 1301 ARSI, Rhen. Inf. 33, fol. 146r (Cat. Prim. 1740); ebd., fol. 286r (Cat. Prim. 1743); ARSI, Rhen. Inf. 34 I, fol. 10r (Cat. Prim. 1746). ARSI, Peru 9, fol. 328v (Cat. Prim. 1754); ARSI, Peru 10, fol. 8r (Cat. Prim. 1758). 13. Februar 1718 in valle Ehrenbreitstein. ADPSJ, Abt. 47 (Nachlaß Anton Huonder SJ), Mappe Peru, S. 321. 1302 BATr, Kirchenbuch Heilig Kreuz Koblenz-Ehrenbreitstein 1, S. 128. 1303 Ebd. Der Geburtsname der Mutter wird im Kirchenbuch nicht genannt. 1304 Ebd. Vgl. Wagner, Coblenz-Ehrenbreitstein, S. 66. 1305 Wagner, Coblenz-Ehrenbreitstein, S. 66.

8.1 P. Trarbach

301

fügte und hohe Ämter bekleidete. Der Bruder des Paten, Johann Hugo von Gaertz, war seit 1715 Weihbischof in Osnabrück und Apostolischer Vikar, Offizial und Kommissar für die Nordischen Missionen. Er starb jedoch bereits im Alter von nur 32 Jahren am Weihnachtsfest 1716 im Rufe der Heiligkeit. Sein 1671 geborener älterer Bruder Johann Franz von Gaertz, der Pate des Missionars, starb am 12. Dezember 1719, dessen Frau Maria Agnes, geb. Trarbach, am 24. Januar 1724.1306 EINTRITT: 22. Oktober 1736.1307 NOVIZIAT: 1736–1738 in Trier.1308 Vota simplicia (Vota biennii) am 23. Oktober 1738.1309 PHILOSOPHIESTUDIUM: Vor dem Ordenseintritt. Magister Artium.1310 MAGISTERIUM: 1739–1743 am Kolleg Köln: 1739/40 Hist. Graec.,1311 1740/41 Inf. Vis. 1. med. Cat. ad Suos.,1312 1741/42 Secund. Vis. 1. med.,1313 1742/43 Synt. Praes. Sod. Ang. Vis. Ex. Vesp. Cat. ad suos.1314 THEOLOGIESTUDIUM: 1743–1747 am Kolleg in Büren.1315 1746/47 Cat. in Mülheim.1316 WEIHEN: Priesterweihe 1746 in Büren.1317

1306 Ebd. 1307 ARSI, Rhen. Inf. 41, fol. 250v (Cat. Brev. 1736/37). Vgl. ARSI, Rhen. Inf. 33, fol. 48r (Cat. Prim. 1737); ARSI, Rhen. Inf. 34 I, fol. 10r (Cat. Prim. 1746); ARSI, Rhen. Inf. 36 I, fol. 15v (Cat. Prim. 1764). Abweichendes Eintrittsdatum: 21. Oktober 1736. ARSI, Rhen. Inf. 33, fol. 146r (Cat. Prim. 1740); ebd., fol. 286r (Cat. Prim. 1743); ARSI, Peru 9, fol. 328v (Cat. Prim. 1754); ARSI, Peru 10, fol. 8r (Cat. Prim. 1758). 1308 ARSI, Rhen. Inf. 41, fol. 250v (Cat. Brev. 1736/37); ebd., fol. 264v (Cat. Brev. 1737/38). 1309 23. Oktober 1738. ARSI, Rhen. Inf. 34 I, fol. 10r (Cat. Prim. 1746). Abweichendes Datum: 22. Oktober 1738. ARSI, Rhen. Inf. 33, fol. 146r (Cat. Prim. 1740). Vgl. ebd., fol. 286r (Cat. Prim. 1743). 1738/39 unter den Repetentes in Trier verzeichnet. ARSI, Rhen. Inf. 41, fol. 278v (Cat. Brev. 1738/39). 1310 In den meisten Katalogen heißt es, er habe zwei Jahre Philosophie vor dem Ordenseintritt studiert. ARSI, Rhen. Inf. 33, fol. 48r (Cat. Prim. 1737). Vgl. ebd., fol. 146r (Cat. Prim. 1740); ebd., fol. 286r (Cat. Prim. 1743); ARSI, Rhen. Inf. 34 I, fol. 10r (Cat. Prim. 1746); ARSI, Rhen. Inf. 36 I, fol. 15v (Cat. Prim. 1764). Daß Trarbach zwei Jahre Philosophie studiert hat, ist auch belegt durch ARSI, Peru 10, fol. 8r (Cat. Prim. 1758). Ein einziges Mal heißt es in den Ordenskatalogen jedoch, er habe drei Jahre Philosophie studiert. ARSI, Peru 9, fol. 328v (Cat. Prim. 1754). 1311 ARSI, Rhen. Inf. 41, fol. 290r (Cat. Brev. 1739/40). Im Triennalkatalog heißt es, er unterrichte Humaniora im ersten Jahr. ARSI, Rhen. Inf. 33, fol. 146r (Cat. Prim. 1740). 1312 ARSI, Rhen. Inf. 41, fol. 305r (Cat. Brev. 1740/41). 1313 Ebd., fol. 316v (Cat. Brev. 1741/42). 1314 Ebd., fol. 329r (Cat. Brev. 1742/43). 1315 Ebd., fol. 348r (Cat. Brev. 1743/44); ebd., fol. 368v (Cat. Brev. 1744/45); ebd., fol. 385v (Cat. Brev. 1745/46); ebd., fol. 403v (Cat. Brev. 1746/47). 1316 Ebd., fol. 403v (Cat. Brev. 1746/47). 1317 Ebd., fol. 416v (Suppl. Cat. Brev. 1746/47).

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8. Bio-bibliographisches Verzeichnis

TERTIAT: 1747/48 in Haus Geist im Kirchspiel Oelde.1318 GELÜBDE: Prof. 4 vot. am 30. Juni 17521319 in San Pablo/Moxos.1320 TÄTIGKEITEN: 1748/49 am Kolleg in Köln Praes. Phil. in Conv. Xav. C. T.1321 Am 17. Juni 1748 erhielt er für drei Jahre die Erlaubnis, verbotene Bücher zu lesen und von Häresie zu absolvieren.1322 ÜBERFAHRT: Trarbach brach am 30. Januar 1749 von Köln aus in die Mission auf1323 und kam am 8. Mai 1749 in Puerto de Santa María an.1324 Er reiste am 16. Juni 1750 zusammen mit Willibald Gumbberger, Joseph Wibmer, Karl Helm, Karl Hirschko, Robert Junck, Johannes Schretter und Nikolaus Sussich als Diakon unter Prokurator Alonso Carrillo mit dem Schiff Santo Cristo de la Columna unter Kapitän Domingo de Avilés aus Spanien ab.1325 TÄTIGKEITEN: Ankunft in Peru am 24. März 1751.1326 Noch im gleichen Jahr ging er in die Moxos-Mission.1327 1752 ist er in San Miguel tätig.1328 1754 wird er in den Ordenskatalogen noch als Seelsorger unter den indigenen Völkern geführt.1329 Trarbach hatte dann nicht näher bekannte Schwierigkeiten in seiner missionarischen Tätigkeit, da er am 24. Januar 1754 den Ordensgeneral um die Erlaubnis bat, nach Deutschland zurückkehren oder in die portugiesische Marañon-Mission übersiedeln zu dürfen. Dieser ermutigte ihn in einem Brief vom 30. Juni 1756 zunächst zum Durchhalten.1330 Wenig später verließ Trarbach aber offenbar doch die Mission. 1758 ist er bereits als ehemaliger Missionar und derzeitiger Theolo1318 Ebd., fol. 427v (Cat. Brev. 1747/48). 1319 Original in ARSI, Hisp. 31, fol. 399f. Zum Profeßdatum vgl. ARSI, Peru 9, fol. 328v (Cat. Prim. 1754); ARSI, Peru 10, fol. 8r (Cat. Prim. 1758). Abweichendes Profeßdatum: 2. Februar 1752. ARSI, Rhen. Inf. 36 I, fol. 15v (Cat. Prim. 1764). 1320 ADPSJ, Abt. 47 (Nachlaß Anton Huonder SJ), Mappe Peru, S. 321. 1321 ARSI, Rhen. Inf. 42, S. 9 (Cat. Brev. 1748/49). 1322 Torsy, Regularklerus, Teil 2, S. 67, Nr. 822. 1323 AGI, Contratación 5548, Núm. 1, R. 3 (5), fol. 1v, zweite Zählung. 1324 Ebd. Galán García, Oficio, Nr. 176, S. 330. 1325 Galán García, Oficio, Nr. 176, S. 330. In der Überfahrtsliste heißt es über Trarbach, er sei von weißer Hautfarbe, habe blaue Augen, einen Bart und etwas blondes Haar. AGI, Contratación 5548, Núm. 1, R. 3 (5), fol. 6v, zweite Zählung. Nach Aspurz (Aportación extranjera, Apéndice I) reiste er 1749 aus Spanien ab. 1326 ARSI, Peru 9, fol. 383r (Suppl. Cat. Prim. 1751; Liste der Missionare, die mit dem Generalprokurator Ildefonso Carrillo am 24. März oder mit Generalprokurator José de Alzugaray am 6. Juli 1751 in Peru ankamen). 1327 ARSI, Peru 11, fol. 134r (Cat. Brev. 1751). 1328 Manso de Velasco/Amat y Yunient, Memorias, S. 5. 1329 ARSI, Peru 9, fol. 328v (Cat. Prim. 1754). 1330 Der Inhalt des Briefes von Trarbach geht aus einem Schreiben des Ordensgenerals Luigi Centurione vom 30. Juni 1756 hervor, in dem er ihn zur Ausdauer ermuntert. ARSI, Peru 2 II, fol. 479v (Epp. Gen./Soli 1678–1773). Der Brief ist erwähnt in AMSJ, Abt. 47 (Nachlaß Anton Huonder SJ), Mappe Peru, S. 321.

8.1 P. Trarbach

303

gieprofessor im Ordenskatalog verzeichnet,1331 vermutlich am Kolleg San Pablo in Lima.1332 RÜCKKEHR/AUSWEISUNG: Trarbach kehrte bereits vor der Vertreibung der Missionare wieder in seine Heimat zurück. WEITERER LEBENSWEG: 1763/64 ist er zunächst am Kolleg in Köln: Suppl. In Conc. Cat. ad S. Cunibertum. C. T.,1333 danach dann von 1764 bis 1768 am Kolleg Düsseldorf: Conc. Fest. & Quadrag. In Colleg. Praes. Agon. Oper. C. T. & VV. Carmel.1334 Ab 1768 ist er am Kolleg in Bonn: 1768/69 Praef. Spir. Mon. Exh. D. Oper. C. T. & D.,1335 1769/70 Praef. Spir. Mon. Exh. D. Dict. Med. Oper. C[onfessor] T[empli] & D[omus].1336 TOD: 16. April 1770 in Bonn.1337

Briefe: (1) an seinen Onkel vom 14. Juli 1749 aus Puerto de Santa María. Inhalt: Trarbach berichtet über die Ereignisse auf der zum Teil stürmischen und gefährlichen Schiffsreise über das Mittelmeer von Genua nach Puerto de Santa María. Das Schiff geriet bei Gibraltar in einen derart heftigen Sturm, daß die Missionare fürchteten, ihre Hoffnung auf Indien im Mittelmeer begraben zu müssen. Aus der Niederrheinischen Provinz reiste außer P. Trarbach auch P. Robert Bernhard Junck mit, der ebenfalls für die Mission in Peru bestimmt war. In Puerto de Santa María wurden sie mit vielen anderen Missionaren in das Indische Hospiz gebracht, um dort auf die Weiterfahrt zu warten. Aus verschiedenen Gründen war jedoch für die Peru-Missionare so bald keine Weiterfahrt in Aussicht. Sie müssen sich in Geduld üben und nutzen die Zeit zum Erlernen der spanischen Sprache. Trarbach berichtet über eine gewisse Abneigung der Spanier gegenüber der deutschen Sprache als lengua barbara. Sie könnten auch kaum verstehen, daß man kein Spanisch spreche, „als wenn ohn diese Sprach kein ehrbare Mensch seindt könnte“. Überlieferung: Autograph (dt.). Abschrift (dt.).1338 1331 ARSI, Peru 10, fol. 8r (Cat. Prim. 1758). 1332 ADPSJ, Abt. 47 (Nachlaß Anton Huonder SJ), Mappe Peru, S. 321. 1333 ARSI, Rhen. Inf. 44 b, S. 10 (Cat. Brev. 1763/64). Daß er sich 1764 am Kolleg in Köln aufhält, wird auch bestätigt durch ARSI, Rhen. Inf. 36 I, fol. 15v (Cat. Prim. 1764). 1334 ARSI, Rhen. Inf. 44, S. 15 (Cat. Brev. 1764/65); ARSI, Rhen. Inf. 44 b, S. 15 (Cat. Brev. 1765/66); ARSI, Rhen. Inf. 43, S. 15 (Cat. Brev. 1766/67); ebd. (Cat. Brev. 1767/68). 1335 ARSI, Rhen. Inf. 45, S. 6 (Cat. Brev. 1768/69). 1336 ARSI, Rhen. Inf. 43, S. 6 (Cat. Brev. 1769/70). 1337 ADPSJ, Abt. 47 (Nachlaß Anton Huonder SJ), Mappe Peru, S. 321; ARSI, Fejér/De Cock, Defuncti tertii saeculi, Vol. II, „Trarbach, Franciscus“, unpag. Bezieht sich auf ARSI, Hist. Soc. 53a anno; ARSI, Rhen. Inf. 45, S. 40 (Cat. Brev. 1771); Huonder, Jesuitenmissionäre, S. 122; Sommervogel, Bibliothèque, Bd. VIII, Sp. 201. 1338 Landeshauptarchiv Koblenz, Bestand 54 T, Nr. 26.

304

8. Bio-bibliographisches Verzeichnis

(2) an den Provinzial der Niederrheinischen Provinz vom 15. Juli 1749 aus Puerto de Santa María. Inhalt: Der Brief enthält einen Bericht über die Ereignisse auf der Reise von Genua bis Puerto de Santa María. Trarbach muß sich lange dort aufhalten, da kein Kriegsschiff zur Begleitung zur Verfügung steht. Er nutzt die Zeit zum Erlernen der Spanischen Sprache und hilft in der Seelsorge aus. Man sagte ihm und P. Robert Bernhard Junck, der mit ihm gereist war, daß die peruanischen Missionare für den Schuldienst vorgesehen seien. Beide waren davon wenig begeistert, da sie eine Aufgabe in der Mission erhofften. Trarbach vermutet, daß man durch derartige Behauptungen vielleicht ihren Gehorsam prüfen wolle. Überlieferung: Druck (dt.).1339 Druck (span.).1340 (3) an seinen Onkel in Köln vom 1. Juni 1751 aus Lima. Inhalt: Am 15. Juli 1750 konnte er endlich mit dem Schiff aus Cádiz abreisen. Über Cartagena, Portobelo, Panama und Payta gelangte er nach Lima. Während des knapp zweimonatigen Aufenthaltes in Panama kam es zu zwei wundersamen Genesungen, darunter des Ordensbruders Willibald Gumbberger. Es folgt eine längere Beschreibung des Vizekönigreichs Peru und der Moxos-Mission. Überlieferung: Siehe unter (2). (4) an den Ordensgeneral aus der Moxos-Mission vom 24. Januar 1754. Inhalt: Trarbach bittet den Ordensgeneral um die Erlaubnis, nach Deutschland zurückkehren oder in die portugiesische Marañon-Mission übertreten zu dürfen. Überlieferung: Unbekannt.1341 (5) an seine Schwester vom 12. Juni 1767 aus Düsseldorf. Inhalt: Trarbach hat einen Brief seiner Schwester erhalten und freut sich, daß es ihr gut geht und sein Onkel nach überstandener Krankheit auf dem Wege der Besserung ist. Ihm selbst geht es gesundheitlich ebenfalls gut. Er beklagt das Schicksal seiner Ordensbrüder in Spanien. Obwohl sie stets zum Wohle des Königs gearbeitet hätten, jage man sie nun wie Diebe davon, ohne daß man sie eines Verbrechens beschuldigen könne. Trarbach fragt sich, wie es ihm wohl ergangen sei, wenn er nicht schon vor einiger Zeit aus der Mission zurückgekehrt wäre. Schließlich versucht er, seine Schwester aufzumuntern, die in ihrem letzten Brief eine allzu große „Traurig1339 WB, Bd. V/2, Teil 38, Nr. 777, S. 115–125. Es handelt sich hierbei um eine Zusammenfassung von drei Briefen, wobei keine Zuordnung im einzelnen möglich ist. Der Text trägt die Überschrift: „Auszug zweyer Brieffen R.P. Francisci Trarbach, S. J. Missionarii in Peru, aus der UnterRheinischen Provinz, An seinen Ehrwürdigen Pater Provincial, Und seinen Herrn Oheim zu Cölln. Geschrieben im Port S. Mariae, dem 15. Julii, 1744. und zu Lima, dem 1. Junii, 1751.“ Stöcklein hat außerdem Zusätze aus einem Brief von Br. Willibald Gumbberger an den Böhmischen Provinzial P. Balthasar Lindner angefügt. 1340 Matthei/Moreno Jéria, Cartas V, Nr. 114, S.15–29. 1341 Der Inhalt des Briefes geht aus einem Schreiben des Ordensgenerals Luigi Centurione vom 30. Juni 1756 hervor, in dem er Trarbach zur Ausdauer ermuntert. ARSI, Peru 2 II, fol. 479v (Epp. Gen./Soli 1678–1773).

8.1 P. Wibmer

305

keit, Zaghaftigkeit und Melancolie“ erkennen ließ. Er erinnert sie daran, daß diese Haltung nicht von Gott stamme. Die Tugend bestehe nicht in der Betrübnis, sondern müsse mit frohem Herzen praktiziert werden. Offenbar sorgte seine Schwester für den Onkel und äußerte in ihrem letzten Brief den Wunsch, vor ihm aus dem Leben gerufen zu werden. Trarbach fordert sie auf, von solchen Gedanken zu lassen und erinnert sie an die liebende Zuwendung Gottes und die Kostbarkeit des Lebens. Sie vergesse, daß ihr Onkel dann niemanden hätte, der für ihn sorgen würde. Er ermahnt sie zu Demut und Geduld. Gott allein bestimme die Stunde des Todes für jeden einzelnen. Bis dahin sei es die Aufgabe eines Christen, für seine Seele zu sorgen und ein gottgefälliges Leben zu führen. Überlieferung: Autograph (dt.).1342

Besonderheiten: Trarbach ist der einzige Peru-Missionar, der vor der Vertreibung 1767 wieder in seine Herkunftsprovinz zurückkehrte.

[27] P. Joseph Wibmer (1720–nach 1784) Österreichische Provinz NAMENSVARIANTEN: Bibmer, Vibmer, Vibner, Vigmer, Vimer, Wibiner, Widmer,1343 Wilme,1344 Wimer, Winier.1345 GEBURT: 14. März 1720 in Graz.1346 ELTERN: Martin Wibmer und Theresa Pachner.1347 SCHULE: Absolvit humaniora in seculo.1348

1342 1343 1344 1345

Landeshauptarchiv Koblenz, Bestand 54 T, Nr. 27. Sierra, Jesuitas germanos, S. 375. ARSI, Peru 11a, fol. 72r (Teil 2). ADPSJ, Abt. 47 (Nachlaß Anton Huonder SJ), Mappe Peru, S. 322. Vgl. Aspurz, Aportación extranjera, Apéndice I; Huonder, Jesuitenmissionäre, S. 122; Sierra, Jesuitas germanos, S. 375. 1346 ARSI, Austr. 86, S. 461 (Cat. Prim. 1740). Vgl. ARSI, Austr. 90, S. 428 (Cat. Prim. 1743); ARSI, Austr. 93, S. 387 (Cat. Prim. 1746); ARSI, Austr. 118, S. 72 (Cat. Prim. 1770). Zum Geburtsdatum vgl. ARSI, Peru 9, fol. 329r (Cat. Prim. 1754); ARSI, Peru 10, fol. 8v (Cat. Prim. 1758). Zur Herkunftsangabe Graecensis vgl. ARSI, Peru 9, fol. 383r (Suppl. Cat. Prim. 1751). Zur Herkunft aus der Steiermark vgl. Stiria in Germania. Ebd., fol. 329r (Cat. Prim. 1754); ARSI, Peru 10, fol. 8v (Cat. Prim. 1758). Stiria. ARSI, Peru 11a, fol. 72r (Teil 2). 1347 AHN, Sección Clero: Jesuitas, Legajo 826/7. 1348 ARSI, Austr. 90, S. 428 (Cat. Prim. 1743).

306

8. Bio-bibliographisches Verzeichnis

EINTRITT: Aufgenommen in Graz als Metaphysicus.1349 Eintritt am 11. Oktober 1739 in Wien.1350 NOVIZIAT: 1739–1741 in Wien.1351 PHILOSOPHIESTUDIUM: 3 Jahre vor dem Ordenseintritt.1352 Magister Philosophiae 1739 in Graz.1353 Doctor Philosophiae erectus in seculo.1354 MAGISTERIUM: 1744 ist Wibmer in Temesvár: docet Schol. Hist. Dom.1355 1745 unterrichtet er am Kolleg Krems: Poet. Soc. P. Reg. in Sem.1356 Seinen eigenen Angaben zufolge unterrichtete er Grammatik und Poesie in Temesvár und Krems.1357 THEOLOGIESTUDIUM: 1746–1749 in Tyrnau.1358 1749 Sub-Minist.1359 WEIHEN: 1749 nach dem Theologiestudium.1360 TERTIAT: 1749/501361 in der Casa Hospicio in Puerto de Santa María.1362 1349 ARSI, Austr. 129, fol. 9r (Cat. Brev. 1741). Zur Aufnahme in Graz vgl. ARSI, Austr. 118, S. 72 (Cat. Prim. 1770). 1350 ARSI, Austr. 90, S. 428 (Cat. Prim. 1743); ARSI, Austr. 93, S. 387 (Cat. Prim. 1746); ARSI, Peru 9, fol. 329r (Cat. Prim. 1754); ARSI, Peru 10, fol. 8v (Cat. Prim. 1758); ARSI, Austr. 118, S. 72 (Cat. Prim. 1770); Lukács, Catalogus, III, S. 1839; Galán García, Oficio, Nr. 176, S. 330; Vargas Ugarte, Jesuitas Peruanos, S. 226; zum Eintrittsjahr vgl. AHN, Sección Clero: Jesuitas, Legajo 826/7. Abweichendes Eintrittsdatum: 15. Oktober 1739. ARSI, Austr. 86, S. 461 (Cat. Prim. 1740). Zum Eintritt in Wien vgl. ebd., S. 461 (Cat. Prim. 1740); Lukács, Catalogus, III, S. 1839. 1351 ARSI, Austr. 128, fol. 358r (Cat. Brev. 1740); ARSI, Austr. 129, fol. 9r (Cat. Brev. 1741). Nach dem Noviziat ist Wibmer zunächst 1742 am Kolleg Skalitz (Skalica in der heutigen Westslowakei) unter den Repetentes verzeichnet. Ebd., fol. 21r (Cat. Brev. 1742). 1743 ist er am Kolleg in Wien unter den Repetentes Historiae mit dem Zusatz Man. Ebd., fol. 36v (Cat. Brev. 1743); vgl. ARSI, Austr. 90, S. 428 (Cat. Prim. 1743). 1352 AHN, Sección Clero: Jesuitas, Legajo 826/7. Vgl. ARSI, Peru 10, fol. 8v (Cat. Prim. 1758); ARSI, Austr. 118, S. 72 (Cat. Prim. 1770). 1353 ARSI, Austr. 118, S. 72 (Cat. Prim. 1770). Zum Grad des Magister Philosophiae vgl. ARSI, Austr. 93, S. 387 (Cat. Prim. 1746). In seinem Sterbeeintrag heißt es absolvit Philosophiam Graecii. Archiv der Diözese Gurk, Pfarrarchiv Tainach, Kart. 69, unfol.: Informatio de Exjesuitis Clagenf. 1354 ARSI, Austr. 90, S. 428 (Cat. Prim. 1743). 1355 ARSI, Austr. 129, fol. 53v (Cat. Brev. 1744). 1356 Ebd., fol. 59v (Cat. Brev. 1745). 1357 AHN, Sección Clero: Jesuitas, Legajo 826/7. 1358 ARSI, Austr. 129, fol. 78r (Cat. Brev. 1746); ebd., fol. 92r (Cat. Brev. 1747); ebd., fol. 107r (Cat. Brev. 1748); ebd., fol. 123r (Cat. Brev. 1749). 1359 Ebd., fol. 123r (Cat. Brev. 1749). 1360 Im Cat. Brev. 1750 wird er erstmals als Pater In Missionibus Indicis geführt. Ebd., fol. 144v (Cat. Brev. 1750). 1361 Die Jahresangabe kann aus Galán García, Oficio, Nr. 176, S. 330 in Verbindung mit AHN, Sección Clero: Jesuitas, Legajo 826/7 erschlossen werden. 1362 AHN, Sección Clero: Jesuitas, Legajo 826/7.

8.1 P. Wibmer

307

GELÜBDE: Prof. 4 vot. am 15. Oktober 17531363 in San José (Moxos).1364 ÜBERFAHRT: Wibmer brach am 6. Januar 1749 vom Kolleg in Tyrnau aus in die Mission auf1365 und kam am 8. Mai 1749 in Puerto de Santa María an.1366 Er reiste am 16. Juni 1750 zusammen mit Willibald Gumbberger, Franz Trarbach, Karl Helm, Karl Hirschko, Robert Junck, Johannes Schretter und Nikolaus Sussich unter Prokurator Alonso Carrillo mit dem Schiff S. Cristo de la Columna unter Kapitän Domingo de Avilés aus Spanien ab.1367 TÄTIGKEITEN: Ankunft in Peru am 24. März 1751.1368 Er war zunächst am Kolleg San Pablo tätig, bevor er in die Moxos-Mission ging.1369 1752 ist er in San José/ Moxos.1370 Als Missionar ist er in den Ordenskatalogen von 17541371 und 1758 genannt.1372 Später war er als Operario y Prefecto de los exercicios am Kolleg von La Paz.1373 Offenbar wechselte er noch 1758 dorthin, da es im Ordenskatalog von 1770 über seine Tätigkeit in La Paz heißt: Oper. in Coll. Pacensi anni 9, Praefectus Domus Exerciorum an 7. Praef. Spir. 2. Examinatorem Synodalem publicum 2, et Vice-Rectorem ibidem ultra 5 menses.1374 In La Paz hielt er sich auch noch 1767 auf.1375

1363 Original in ARSI, Hisp. 32, fol. 130f. Vgl. ARSI, Peru 9, fol. 396r (Suppl. Cat. Prim. 1753); ebd., fol. 329r (Cat. Prim. 1754); ARSI, Austr. 118, S. 72 (Cat. Prim. 1770). Daneben findet sich als Datum des Gelübdes auch der 15. August 1753. ARSI, Peru 10, fol. 8v (Cat. Prim. 1758). 1364 ARSI, Austr. 118, S. 72 (Cat. Prim. 1770). 1365 AGI, Contratación 5548, Núm. 1, R. 3 (5), fol. 1v, zweite Zählung. 1366 Ebd. Vgl. Galán García, Oficio, Nr. 176, S. 330. 1367 Galán García, Oficio, Nr. 176, S. 330. Im Cat. Prim. Austr. 1749 ist er im Alphabetischen Index mit dem Zusatz „In Indiis“ verzeichnet. ARSI, Austr. 96, Alphabet. Index, unfol. (Cat. Prim. 1749). P. Ignatius Gossner SJ erwähnt in seinem Brief an P. Matthias Pock vom 4. August 1749 aus Cádiz, daß Wibmer für Peru bestimmt sei. WB, Bd. V,Teil 33, Nr. 664, S. 124– 126, hier S. 125. In der Überfahrtsliste heißt es über Wibmer, er sei von weißer Hautfarbe, habe einen Bart, schwarze Augen und schwarzes Haar. AGI, Contratación 5548, Núm. 1, R. 3 (5), fol. 6v, zweite Zählung. Nach Aspurz (Aportación extranjera, Apéndice I.) reiste er 1749 aus Spanien ab. 1368 ARSI, Peru 9, fol. 383r (Suppl. Cat. Prim. 1751; Liste der Missionare, die mit dem Generalprokurator Ildefonso Carrillo am 24. März oder mit Generalprokurator José de Alzugaray am 6. Juli 1751 in Peru ankamen). 1369 AHN, Sección Clero: Jesuitas, Legajo 826/7. 1370 Manso de Velasco/Amat y Yunient, Memorias, S. 4. 1371 ARSI, Peru 9, fol. 329r (Cat. Prim. 1754). 1372 ARSI, Peru 10, fol. 8v (Cat. Prim. 1758). 1373 AHN, Sección Clero: Jesuitas, Legajo 826/7. 1374 ARSI, Austr. 118, S. 72 (Cat. Prim. 1770). 1375 ARSI, Peru 11a, fol. 15v (Teil 1) (P. José Wimer). Vgl. Vargas Ugarte, Jesuitas Peruanos, S. 188.

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8. Bio-bibliographisches Verzeichnis

RÜCKKEHR/AUSWEISUNG: Festnahme in La Paz.1376 Verhör in Puerto de Santa María am 27. September 1768.1377 WEITERER LEBENSWEG: 1770–1773 ist Wibmer am Kolleg in Klagenfurt, und zwar 1770 als Operarius1378 und 1771–1773 als Subregens des Seminars.1379 Nach der Ordensaufhebung wirkte er 10 Jahre als Confessarius, u. a. auch bei den Ursulinen.1380 TOD: Nach dem 19. Januar 1784. Zu diesem Zeitpunkt ist er letztmals als Exjesuit in Klagenfurt nachweisbar. Durch seinen Arbeitseinsatz in der Mission und nach seiner Rückkehr sowie durch die anstrengenden Reisen und schwere Krankheiten war sein Gesundheitszustand sehr geschwächt.1381

[28] P. Johann Baptist Zacharias (1719–1772) Österreichische Provinz NAMENSVARIANTEN: Sacharias, Zacarias, Zacarías, de Zacharias, Zakarjas, Zakharjás.1382 GEBURT: 12. Oktober 17191383 oder 13. Oktober 17191384 in Gengeß (ungar. Gyöngyös).1385 TAUFE: 13. Oktober 1719 in Gengeß.1386

1376 ARSI, Peru 11a, fol. 95r (Teil 3) (P. José Wilme). In ARSI, Peru 11 a, fol. 72r (Teil 2) wird ebenfalls ein P. José Wilme genannt und als Herkunft Stiria angegeben, was die Identität der Person mit Joseph Wibmer nahelegt. Der in ARSI, Peru 11 a, fol. 95r (Teil 3) angegebene Verhaftungsort La Paz stimmt mit der Angabe in ebd., fol. 15v (Teil 1) überein, die für das Jahr 1767 einen P. José Wimer am Kolleg von La Paz nennt. Die Vertreibung aus dem Kolleg von La Paz ist auch belegt bei Sierra, Jesuitas germanos, S. 375. 1377 AHN, Sección Clero: Jesuitas, Legajo 826/7. 1378 ARSI, Austr. 233, Sp. 6 (Cat. Brev. 1770). 1379 Ebd., Sp. 7 (Cat. Brev. 1771); ebd., Sp. 6 (Cat. Brev. 1772); ebd., Sp. 6 (Cat. Brev. 1773). 1380 Archiv der Diözese Gurk, Pfarrarchiv Tainach, Kart. 69, unfol.: Informatio de Exjesuitis Clagenf. 1381 Ebd. Der Sterbeeintrag konnte laut Auskunft von Dr. Hermann Rainer vom Archiv der Diözese Gurk vom 1. Juni 2005 nicht in den Kirchenbüchern der Klagenfurter Pfarreien ermittelt werden. 1382 ARSI, Austr. 93, S. 378 (Cat. Prim. 1746). 1383 ARSI, Austr. 90, S. 366 (Cat. Prim. 1743). Vgl. ARSI, Austr. 93, S. 378 (Cat. Prim. 1746); ARSI, Austr. 118, S. 553 (Cat. Prim. 1770). 1384 ARSI, Austr. 86, S. 335 (Cat. Prim. 1740). Vgl. ARSI, Peru 9, fol. 332v (Cat. Prim. 1754); ARSI, Peru 10, fol. 9v (Cat. Prim. 1758); ARSI, Peru 11a, fol. 72v (Teil 2). 1385 AGI, Contratación 5548, Núm. 1, R. 3 (5), fol. 1v. Vgl. ebd., fol. 10r; ARSI, Austr. 86, S. 335 (Cat. Prim. 1740); ARSI, Austr. 90, S. 366 (Cat. Prim. 1743); ARSI, Austr. 93, S. 378 (Cat. Prim. 1746); ARSI, Austr. 118, S. 553 (Cat. Prim. 1770). 1386 Magyar Orszagos Leveltar: Ungarisches Nationalarchiv/Budapest, Diözese Eger, Taufregister Gyöngyös 1697–1720, Film A 1074, Vol. 2, S. 428.

8.1 P. Zacharias

309

ELTERN: Johannes Zacharias und Helena Banecj.1387 PATEN: Antonius Gregorius Fridman und Margareta (Klanchesiger?).1388 SCHULE: Absolvit humaniora et Logicam in seculo.1389 EINTRITT: Aufgenommen in Tyrnau als Logiker.1390 Eintritt in Trentschin (slowak. Trenčin)1391 am 20. Oktober 1739.1392 NOVIZIAT: 1739–1741 in Trentschin.1393 Vota biennii am 21. Oktober 1741.1394 PHILOSOPHIESTUDIUM: In Tyrnau (slowak. Trnavá) studierte er 1742 Logik,1395 1743 Physik1396 und 1744 Metaphysik.1397 MAGISTERIUM: 1745 unterrichtete er in Tyrnau Parv.,1398 1746 Grammatik1399 und 1747 Syntax.1400 1748 ist er in der Residenz Gran (ungar. Esztergom) als Professor Inferiorum Scholarum: Rhet. Poet. Praes. Congr. Stud. Hist. Dom.1401 THEOLOGIESTUDIUM: 1749 studierte er in Tyrnau im 1. Jahr Theologie: Praef. Hum. In Sem. S. Adalb.1402 Das 2. und 3. theologische Studienjahr absolvierte er während der Überfahrt, wohl hauptsächlich in Spanien, wo er sich ähnlich wie Johann

1387 Ebd. „Juan Sacharias” und „Juliana Orozlanyi y Buday“. AHN, Sección Clero: Jesuitas, Legajo 826/7. 1388 Magyar Orszagos Leveltar: Ungarisches Nationalarchiv/Budapest, Diözese Eger, Taufregister Gyöngyös 1697–1720, Film A 1074, Vol. 2, S. 428. 1389 ARSI, Austr. 86, S. 335 (Cat. Prim. 1740). Absolvit Humaniora in seculo. ARSI, Austr. 90, S. 366 (Cat. Prim. 1743). 1390 ARSI, Austr. 128, fol. 356r (Cat. Brev. 1740). Zur Aufnahme in Tyrnau vgl. ARSI, Austr. 118, S. 553 (Cat. Prim. 1770). Nach Lukács (Catalogus, III, S. 1880) ist er in Tyrnau eingetreten. 1391 ARSI, Austr. 86, S. 335 (Cat. Prim. 1740). 1392 Ebd. Vgl. ARSI, Peru 9, fol. 332v (Cat. Prim. 1754); ARSI, Peru 10, fol. 9v (Cat. Prim. 1758); ARSI, Peru 11a, fol. 72v (Teil 2). Abweichende Eintrittsdaten: 21. Oktober 1739. ARSI, Austr. 90, S. 366 (Cat. Prim. 1743). Vgl. ARSI, Austr. 93, S. 378 (Cat. Prim. 1746). 17. Oktober 1739. ARSI, Austr. 118, S. 553 (Cat. Prim. 1770). 1393 ARSI, Austr. 128, fol. 356r (Cat. Brev. 1740). ARSI, Austr. 129, fol. 7r (Cat. Brev. 1741). Zum Noviziat in Trenčin vgl. AHN, Sección Clero: Jesuitas, Legajo 826/7. 1394 ARSI, Peru 9, fol. 332v (Cat. Prim. 1754). 1395 ARSI, Austr. 129, fol. 22r (Cat. Brev. 1742). 1396 Ebd., fol. 35v (Cat. Brev. 1743). Bestätigt durch ARSI, Austr. 90, S. 366 (Cat. Prim. 1743). 1397 ARSI, Austr. 129, fol. 50r (Cat. Brev. 1744). Das Philosophiestudium in Tyrnau ist auch belegt durch ARSI, Austr. 93, S. 378 (Cat. Prim. 1746). 1398 ARSI, Austr. 129, fol. 63v (Cat. Brev. 1745). 1399 Ebd., fol. 77v (Cat. Brev. 1746). 1400 Ebd., fol. 92r (Cat. Brev. 1747). 1401 Ebd., fol. 110v (Cat. Brev. 1748). 1402 Ebd., fol. 123r (Cat. Brev. 1749). St. Adalbert-Seminar/Adalbertinum, für arme Studenten des Jesuitengymnasiums 1619 auf Anordnung von Erzbischof Péter Pázmány errichtet.

310

8. Bio-bibliographisches Verzeichnis

Wolfgang Bayer längere Zeit aufhielt. Das 4. Jahr des Theologiestudiums beendete er nach seiner Ankunft in Lima 1751 am Kolleg San Pablo.1403 WEIHEN: 1749 oder 1750.1404 TERTIAT: 1751/52 in Lima. Ende am 25. Juni 1752.1405 GELÜBDE: Prof. 4 vot. am 31. Juli 1756 in San Ignacio/Moxos.1406 ÜBERFAHRT: Er brach am 6. Januar 1749 vom Seminar St. Adalbert in Tyrnau aus in die Mission auf1407 und kam am 13. Mai 1749 in Puerto de Santa María an.1408 Er reiste zusammen mit Franz Xaver Eder, Joseph Lentze und Wolfgang Bayer am 12. Oktober 1750 unter Prokurator José de Alzugaray mit dem Schiff Nuestra Señora del Rosario y San Ignacio unter Kapitän José de Egaña aus Spanien ab.1409 TÄTIGKEITEN: Ankunft in Peru am 6. Juli 1751.1410 Zunächst absolvierte er am Kolleg San Pablo in Lima das 4. Jahr des Theologiestudiums1411 und war dort Bibliothekar.1412 1754 ist er Oper. Ind. Gent. Doc. Rhetoricam.1413 Seinem Brief vom 2. Juni 1403 ARSI, Peru 11, fol. 130v (Cat. Brev. 1751). 1404 Im Cat. Brev. 1750 wird er erstmals als Pater In Missionibus Indicis geführt. ARSI, Austr. 129, fol. 144v (Cat. Brev. 1750). Am 12. Oktober 1750 brach er als Priester von Spanien in die Mission auf. Galán García, Oficio, Nr. 180, S. 333f. 1405 ARSI, Peru 9, fol. 394v (Suppl. Cat. Prim. 1752). Die Angabe von Huonder, Zacharias habe 1751 sein 3. Probejahr mit den PP. Bayer, Eder und Sussich in Lima gemacht, beruht wohl auf einem Irrtum. ADPSJ, Abt. 47 (Nachlaß Anton Huonder SJ), Mappe Peru, S. 323. Bayer machte sein Tertiat 1751/52 in Juli, Eder wahrscheinlich ebenfalls. Sussich machte sein Tertiat noch vor der Überfahrt 1748 in Neusohl. Die Quellennachweise finden sich in den jeweiligen Biographien. 1406 Original in ARSI, Hisp. 32, fol. 502f. Zum Profeßdatum vgl. ARSI, Peru 10, fol. 9v (Cat. Prim. 1758); ARSI, Peru 11a, fol. 72v (Teil 2). Abweichendes Profeßdatum 31. Juli 1757. ARSI, Austr. 118, S. 553 (Cat. Prim. 1770). Zum Profeßort vgl. ebd. 1407 AGI, Contratación 5548, Núm. 1, R. 3 (5), fol. 1v. 1408 Ebd. Galán García, Oficio, Nr. 180, S. 334. Im Cat. Prim. Austr. 1749 ist er im alphabetischen Index mit dem Zusatz „In Indiis“ verzeichnet. ARSI, Austr. 96, Alphabet. Index, unfol. (Cat. Prim. 1749). 1409 Galán García, Oficio, Nr. 180, S. 333f. Huonder (Jesuitenmissionäre, S. 122) gibt irrtümlich an, Zacharias sei bereits 1747 nach Peru gegangen. P. Ignatius Gossner SJ erwähnt in seinem Brief an P. Matthias Pock vom 4. August 1749 aus Cádiz, daß Zacharias für Peru bestimmt sei. WB, Bd. V,Teil 33, Nr. 664, S. 124–126, hier S. 125. In der Überfahrtsliste heißt es über Zacharias, er sei von mittlerem Körperbau, habe kleine schwarze Augen, eine breite Stirn und dunkles Haar. AGI, Contratación 5548, Núm. 1, R. 3 (5), fol. 10r. Zur Überfahrt 1750 vgl. Aspurz, Aportación extranjera, Apéndice I. Zum Reiseverlauf vgl. den Bericht von Johann Wolfgang Bayer. 1410 ARSI, Peru 9, fol. 383r (Suppl. Cat. Prim. 1751; Liste der Missionare, die mit dem Generalprokurator Ildefonso Carrillo am 24. März oder mit Generalprokurator José de Alzugaray am 6. Juli 1751 in Peru ankamen). In seinem Brief vom 5. Januar 1752 an P. Jozséf Bartakovics (Brief [7]) nennt Zacharias den 5. Juli 1751 als Ankunftstag. 1411 ARSI, Peru 11, fol. 130v (Cat. Brev. 1751). 1412 AHN, Sección Clero: Jesuitas, Legajo 826/7. 1413 ARSI, Peru 9, fol. 332v (Cat. Prim. 1754).

8.1 P. Zacharias

311

1754 zufolge ist er offenbar bereits auf dem Weg in die Missionen.1414 Aus seinem Brief vom 18. April 1756 geht hervor, daß er am Ufer des Río Mamoré unter den Moxos, Canichanas und Cayuvavas tätig war.1415 1758 ist er offenbar wieder in Lima und wirkt als Seelsorger unter den Spaniern: Fuit Inter Gentiles oper. Hisp.1416 Er unterrichtete am Kolleg San Martín in Lima: Mro. De Matematica, Fisica esperimental y dellas Letras y Prefecto de Espiritu de los Colegiales en el Colegio Rl. De S. Martín de la Ciudad de Lima.1417 Auch 1767 ist er noch am Colegio Real de San Martín.1418 RÜCKKEHR/AUSWEISUNG: Zum Zeitpunkt der Vertreibung befindet er sich am Kolleg San Martín in Lima.1419 Verhör in Puerto de Santa María am 11. Oktober 1768.1420 WEITERER LEBENSWEG: 1770 ist Zacharias in der Residenz Komorn (ungar. Komárom, slowak. Komárno)1421 als Bibliothekar und Seelsorger,1422 1771 als Lehrer, Bibliothekar und Seelsorger1423 und 1772 als Lehrer und Seelsorger1424 verzeichnet. TOD: 14. September 1772 in Komorn.1425

Briefe: (1) an einen unbekannten Empfänger vom 2. April 1749 aus Genua. Inhalt: Zacharias unterzog sich zusammen mit anderen deutschen Patres im Jesuitenkollegium den Sprachstudien (7 Sprachen). Weil das Haus überfüllt war, zog er in ein anderes Haus um, musste das Studium unterbrechen und als Seelsorger unter den Ungarn, hauptsächlich unter Galeerensklaven und Soldaten, wirken. Überlieferung: Abschrift (lat.),1426 Druck (ungar.).1427

1414 1415 1416 1417 1418 1419 1420 1421 1422 1423 1424 1425 1426 1427

Vgl. Brief (9). Vgl. Brief (11). ARSI, Peru 10, fol. 9v (Cat. Prim. 1758). AHN, Sección Clero: Jesuitas, Legajo 826/7. ARSI, Peru 11a, fol. 8r (Teil 1). Vgl. Vargas Ugarte, Jesuitas Peruanos, S. 195. ARSI, Peru 11a, fol. 95r (Teil 3); Sierra, Jesuitas germanos, S. 376. AHN, Sección Clero: Jesuitas, Legajo 826/7. Die Stadt besteht heute aus einem slowakischen und einem ungarischen Teil zu beiden Seiten der Donau. ARSI, Austr. 233, Sp. 41 (Cat. Brev. 1770). Zur Tätigkeit als Operarius in Komorn vgl. ARSI, Austr. 118, S. 553 (Cat. Prim. 1770). ARSI, Austr. 233, Sp. 42 (Cat. Brev. 1771). Ebd. (Cat. Brev. 1772). Ebd., Sp. 55 (Cat. Brev. 1773); Lukács, Catalogus, III, S. 1880. Sztankovits, Zakarjás János és Fáy Dávid, S. 115, Fußnote 1. UBB, Mss., G. 190 a. Die elf Briefe von Zacharias sind in einem Band mit dem Titel Die italienische Reise von János Zakarjás in Briefen aufbewahrt. Vgl. Boglár, Ethnographic legacy, S. 323. Sztankovits, Zakarjás János és Fáy Dávid, S. 115f.

312

8. Bio-bibliographisches Verzeichnis

(2) an einen unbekannten Empfänger vom 9. Juni 1749 aus Andalusien (wahrscheinlich aus Puerto de Santa María). Inhalt: Beschreibung der Reise von Wien nach Cádiz. Zacharias reiste über Graz und Görz nach Venedig, wo er am 26. Februar 1749 ankam und die Denkmäler der Stadt besichtigte. Am 1. März reiste er weiter über Bologna, Modena und Parma nach Genua, wo er am Abend des 14. März ankam und sich 40 Tage aufhielt. Am 23. April ging er mit seinen Reisegefährten an Bord eines englischen Schiffes, das wegen ungünstigen Windes erst am folgenden Tag auslaufen konnte. Am 7. Mai passierten sie den Felsen von Gibraltar, gerieten am 8. Mai in einen gefährlichen Sturm und erreichten am 9. Mai Cádiz. Am 13. Mai gingen sie in Puerto de Santa María an Land und wurden im Haus der Jesuiten mit Speisen, Wein und Zigarren bewirtet. Überlieferung: Abschrift (lat.).1428 Druck (ungar.).1429 (3) an einen unbekannten Empfänger vom 15. Juni 1749 aus Puerto de Santa María. Inhalt: Zacharias setzte in Puerto de Santa María seine Studien fort. Die Bibliothek der Jesuiten dort war sehr gut ausgestattet. Beschreibung des Landes und der Bevölkerung. Vergleich der Kleidung mit ungarischen Verhältnissen. Überlieferung: Abschrift (lat.).1430 Druck (ungar.).1431 (4) an József (Bartakovics?) vom 28. August 1749 aus Córdoba. Inhalt: Zacharias berichtet, daß er zum dritten Mal an József schreibe, daher sind zwei der drei vorausgehenden Briefe möglicherweise auch an ihn gerichtet. Zacharias hält sich in Córdoba auf und vergleicht die Stadt mit seinem Studienort Tyr­ nau und kommt zu dem Schluß, daß Tyrnau schöner sei. Die Mauern von Córdoba seien in einem schlechten Zustand und würden nur durch das Gebet erhalten. Es gebe viele Burgen und Steinmauern aus der Sarazenenzeit. Die Berge um Córdoba vergleicht er mit dem Pilis-Gebirge auf dem Weg von Budapest nach Esztergom. Das Kloster der Hieronymiten bewahre einen Stachel der Dornenkrone Christi auf, deren Blutstropfen am Karfreitag wie frisch erschienen. Er beschreibt den Tagesablauf und die Gebetszeiten im Hieronymitenkloster. Zacharias ging es gesundheitlich nicht gut; zweimal wurde er zur Ader gelassen. Er beschreibt die einheimischen Eßgewohnheiten und berichtet, daß er im Kloster der Hieronymiten Speck und Schnaps für den Magen erhalten habe. Überlieferung: Abschrift (lat.).1432 Druck (ungar.).1433 (5) an die Magister Lajos und József Bartakovics vom 20. November 1749 aus Córdoba. Inhalt: Zacharias hat Briefe von Lajos und Jószef bekommen und sich sehr darüber gefreut. Er weiß noch nicht, wann seine Abreise nach Übersee sein wird. P. Alzuga1428 1429 1430 1431 1432 1433

UBB, Mss., G. 190 a. Sztankovits, Zakarjás János és Fáy Dávid, S. 116–125. UBB, Mss., G. 190 a. Sztankovits, Zakarjás János és Fáy Dávid, S. 125f. UBB, Mss., G. 190 a. Sztankovits, Zakarjás János és Fáy Dávid, S. 126–128.

8.1 P. Zacharias

313

ray war im Herbst in Cádiz, um ein Schiff zu mieten, kam aber krank und unverrichteter Dinge wieder zurück. Sein Gefährte Carrillo versucht, in Cádiz einen Abreisetermin zu bekommen. Zacharias hat wohl einen Brief von P. Sussich erhalten, der ihm mitteilte, daß sie in zwei Reisegruppen aufgeteilt würden. Eine Gruppe solle mit P. Alzugaray, die andere mit P. Carrillo reisen. Sobald er den Termin seiner Abreise weiß, wird er seine neue Adresse in Übersee mitteilen. Überlieferung: Abschrift (lat.).1434 Druck (ungar.).1435 (6) an József Bartakovics1436 vom 20. November 1749 aus (Córdoba?). Inhalt: Zacharias hat am 1. November 1749 einen Brief von Bartakovics bekommen. Er bedankt sich für ein Bild. Auch er möchte ihm etwas schicken. Er hat Nachrichten aus Amerika erhalten, daß P. Ladislaus Orosz gut in Amerika angekommen und jetzt bereits Rektor in Buenos Aires ist. Jeden Samstag findet eine öffentliche Disputation zwischen den Professoren der Theologie und den Studenten statt. Überlieferung: Abschrift (lat.).1437 Druck (ungar.).1438 (7) an P. József Bartakovics vom 5. Januar 1752 aus Lima. Inhalt: Am 5. Juli 1751 ist Zacharias endlich in Lima angekommen. Beschreibung der Reise von Cádiz nach Lima. Von Cádiz ist er am 12. Oktober 1750 abgereist. Sein Brief vom 13. November 1751 ist verschollen. In ihm hatte er die Reise bis zu den Kanarischen Inseln beschrieben. Daher wiederholt er einige Dinge aus diesem Brief. Zwischen Spanien und Teneriffa kamen sie in der Nacht vom 27. auf den 28. Oktober in einen gefährlichen Sturm; sie erreichten am 2. November Teneriffa. Es folgt eine Beschreibung der Insel Teneriffa. Am Morgen des 5. November kam dort der neue Erzbischof von Lima1439 an, der drei Tage später aus Cádiz abgereist war. Weiterreise über den Atlantik. Am 16. November wurde der Schiffsboden mit Essig gegen die Pestilenz gereinigt. Am 27. November stand er einem sterbenden Schiffszimmermann bei. Am 29. November wurden sie von einem französischen Schiff bedroht; alle bewaffneten sich und es kam zu einem Zusammenstoß. Zacharias beschreibt das Meer, die Fischarten, den Wind und exotische Vögel. Am 7. Dezember konnten sie über ein Stunde lang eine Wasserhose beobachten. Ankunft in Martinique, Beschreibung des Gartens der Jesuiten. Weiterreise am 9. Dezember. Ankunft in Cartagena am 16. Dezember. Am folgenden Tag besuchte sie der Prokurator des Jesuitenkollegs; er holte sie mit seinem eigenen Schiff ab. An Land wurden sie von einem Neubekehrten bewirtet. Zacharias beschreibt die Fauna, besonders die Kokospalmen und die Verwendung ihrer Früchte, die lokalen Nahrungsgewohnheiten sowie Bräuche in Cartagena generell. Unterdessen traf auch der neue Erzbischof von Lima ein, 1434 UBB, Mss., G. 190 a. 1435 Sztankovits, Zakarjás János és Fáy Dávid, S. 215f. 1436 József Bartakovics (1722–1763) war Jesuit und wirkte als Lehrer in Gengeß (ungar. Gyöngyös) und Kaschau (slowak. Košice). Boglár, Ethnographic legacy, S. 329, Fußnote 56. 1437 UBB, Mss., G. 190 a. 1438 Sztankovits, Zakarjás János és Fáy Dávid, S. 216. 1439 Pedro Antonio de Barroeta Ángel, 1751–1758 Erzbischof von Lima. Vgl. Mendiburu, Diccio­ nario, Bd. II, S. 19f.

314

8. Bio-bibliographisches Verzeichnis

an dessen Weihe in der Kathedrale sie teilnehmen konnten. Zacharias arbeitete im Krankenhaus. Am 19. Januar 1751 mieteten sie ein Schiff und reisten am folgenden Tag nach Portobelo ab, das sie am 28. Januar erreichten. Am 4. Februar kamen sie an den Fluß Chagre und am 10. Februar in die Stadt Cruzes. Beschreibung der exotischen Tierwelt wie Krokodil und Jaguar. Postscriptum: Zacharias wird den Rest des Reiseberichtes noch schicken. Er teilt mit, wie man ihm schreiben kann. Überlieferung: Abschrift (lat.).1440 Druck (ungar.).1441 (8) an einen unbekannten Empfänger, o.O., o.J. Inhalt: Technische Hinweise zum Briefwechsel, genaue Beschreibung der Lage bzw. Position, an der er sich befindet. Postscriptum: Er hat die anderen Teile des Tagebuchs geschickt, einen Teil konnte er wegen Krankheit und Beendigung des Studiums nicht fertigstellen. Überlieferung: Abschrift (lat.).1442 Druck (ungar.).1443 (9) an József Bartakovics, 2. Juni 1754 aus den Moxos-Missionen. Inhalt: Zacharias ist erfreut, daß er den Brief aus Europa so schnell erhalten hat. Die Post von Europa nach Lima geht schneller als umgekehrt. Briefe sollen an P. Alzugaray oder P. Johann Röhr gerichtet werden, da diese sich immer in Lima aufhalten. Er bittet um Bücher für das Kolleg in Lima. Er möchte gerne in der Indianermission wirken und die „barbarischen Völker“ bekehren. Er fügt eine Tabelle bei mit Windmessungen an verschiedenen Orten sowie astronomische und physikalische Beobachtungen, die er aus Publikationen in Peru abgeschrieben hat. Überlieferung: Abschrift (lat.).1444 Druck (ungar.).1445 (10) an József Bartakovics vom 16. April 1756 aus der peruanischen Mission. Inhalt: Zacharias hat seit Juni 1754 nichts mehr geschrieben. Nun geht es ihm aber besser, so daß er wieder schreiben kann. Er ist an der Grenze der peruanischen Mission tätig, in einem Gebiet mit vielen Flüssen. Beschreibung der Natur. Die Indios wohnen auf den höchsten Erhebungen der Gegend, da das ganze Gebiet während der Regenzeit überflutet wird. Es gibt über dreißig Arten von Ameisen und viele Schlangen. Die Zähne des Krokodils werden als Medikament gegen den Schlangenbiß eingesetzt. Beschreibung der Landwirtschaft: Reis, Zucker, Baumwolle und Mais werden angebaut. Aus Brasilien kommen Eindringlinge, welche sich als Priester verkleiden, um Menschen zu fangen und zu versklaven. Überlieferung: Abschrift (lat.).1446 Druck (ungar.).1447

1440 1441 1442 1443 1444 1445 1446 1447

UBB, Mss., G. 190 a. Sztankovits, Zakarjás János és Fáy Dávid, S. 216–223. UBB, Mss., G. 190 a. Sztankovits, Zakarjás János és Fáy Dávid, S. 224f. UBB, Mss., G. 190 a. Sztankovits, Zakarjás János és Fáy Dávid, S. 225–230. UBB, Mss., G. 190. a. Sztankovits, Zakarjás János és Fáy Dávid, S. 230f.

8.1 P. Zacharias

315

(11) an Ferenc Borgia Kéri vom 18. April 1756 aus der Mission in Peru. Inhalt: Zacharias hat von P. José Alzugaray erfahren, daß seine Sendung in Europa angekommen ist. Darunter befanden sich u. a. Samen der Chirimoya-Frucht, Zähne von Krokodilen und „Tigern“ (Jaguaren) sowie von den Indianern aus Silber hergestellte Zangen. Er sandte verschiedene Gegenstände in seine Heimat, damit sie möglicherweise in die Sammlung des neuen Museums von Tyrnau aufgenommen werden. Von den österreichischen Missionaren erfreut sich nur Nikolaus Sussich, der Gefährte von Joseph Reiter, beständiger Gesundheit. Sie wirken als Missionare unter den Itonamas, wo sie bereits 5.000 Getaufte zählen. Zacharias ist am Ufer des Río Mamoré unter den Moxos, Canichanas und Cayuvavas tätig. Dort gibt es bereits 29.000 Getaufte und nicht ganz 1.000 Katechumenen. In der Nachbarschaft leben die Guarayo, Itonamas, Baures und Heriseboconas; außerdem entdeckte er noch weitere indigene Völker. Deren Gewohnheiten sind nahezu identisch, doch haben sie sehr unterschiedliche Sprachen. Sie gestatten die Kindertaufe und sind – bis auf wenige Ausnahmen – nicht sehr widerständig. Nachfolgend beschreibt Zacharias einige Besonderheiten der einzelnen Völker. Überlieferung: Abschrift (lat.).1448 Druck (ungar.).1449 Druck (lat./engl.).1450

Spezielle Literatur: Ács, T.: Akik elvándoroltak (Jene, die auswanderten), Budapest 1940, S. 279–285. Artikel „Zakarjás, János“. In: Lacza, Tihamér: Magyar jezsuiták Latin-Amerikában (II. rész). Internet: http://epa.oszk.hu/00000/00033/00004/lacza.htm. Szinnyei, J., Egy magyar hittérítö úti élményei a múlt század derekán (Reiseerfahrungen eines ungarischen Missionars in der Mitte des vergangenen Jahrhunderts). In: Földrajzi Közlemények, Vol. IV, Budapest 1876, S. 332–341.

1448 UBB, Mss., G. 190. a. 1449 Sztankovits, Zakarjás János és Fáy Dávid, S. 231–233. 1450 Boglár, Ethnographic legacy, S. 327–333.

8. Bio-bibliographisches Verzeichnis

8.2 Brüder [1]

Br. Johann Heinrich Detker (1720–nach 1772) Oberrheinische Provinz

NAMENSVARIANTEN: Dettker, Dettkier, Dequer, Derttkier. GEBURT: 29. September 1720.1 TAUFE: 6. Oktober 1720 in Ibbenbüren auf den Namen Joan Hinrich.2 ELTERN: Joan Willem Detker3 und Maria Wessel, Nobles.4 PATEN: D. Wessel, de jüngere Schraedersche.5 BERUF: Schmied.6 EINTRITT: 4. Februar 1749 in Würzburg.7 NOVIZIAT: 1749–1751. Vota biennii am 5. Februar 1751.8

1

Vgl. ARSI, Peru 9, fol. 344r (Cat. Prim. 1754); ARSI, Peru 10, fol. 23v (Cat. Prim. 1758). Daneben findet sich als Geburtsdatum auch der 28. September 1720. Vgl. Vargas Ugarte, Jesuitas Peruanos, S. 207. Huonder nennt neben dem 29. auch den 28. September, setzt ihn jedoch in Klammern. Vgl. ADPSJ, Abt. 47 (Nachlaß Anton Huonder SJ), Mappe Peru, S. 277. Das im Ordenskatalog der Oberrheinischen Provinz von 1770 angegebene Geburtsdatum 7. Oktober 1720 kann aufgrund des Taufdatums nicht stimmen. Vgl. ARSI, Rhen. Sup. 24, fol. 328r (Cat. Prim. 1770). 2 Evangelische Kirchengemeinde Ibbenbüren, Kirchenbuch 1699–1721, unfol. Der (katholische) Taufeintrag findet sich in den protestantischen Kirchenbüchern, da die Katholiken in Ibbenbüren ihre Pfarrkirche endgültig im Friedensschluß zwischen den Niederlanden und Münster, der die Grafschaft Lingen 1674 den Reformierten zusprach, an die Protestanten verloren hatten. 3 Evangelische Kirchengemeinde Ibbenbüren, Kirchenbuch 1699–1721, unfol. Vgl. Juan Guillelmo Detker. AHN, Sección Clero: Jesuitas, Legajo 826/7. 4 Vgl. AHN, Sección Clero: Jesuitas, Legajo 826/7. 5 Evangelische Kirchengemeinde Ibbenbüren, Kirchenbuch 1699–1721, unfol. 6 Faber ferrarius. ARSI, Peru 11, fol. 131r (Cat. Brev. 1751). 7 Vgl. ARSI, Rhen. Sup. 24, fol. 328r (Cat. Prim. 1770). Zum Eintrittsdatum vgl. ARSI, Peru 9, fol. 344r (Cat. Prim. 1754); ARSI, Peru 10, fol. 23v (Cat. Prim. 1758). 8 Vgl. ARSI, Peru 9, fol. 344r (Cat. Prim. 1754); ARSI, Peru 10, fol. 23v. (Cat. Prim. 1758).

8.2 Br. Detker

317

GELÜBDE: Coadjutor temporalis formatus am 15. August 1752 in Peru,9 sehr wahrscheinlich am Kolleg San Pablo in Lima, da er dort 175110 und 175411 nachweisbar ist. ÜBERFAHRT: Ging 1749 in die Mission.12 Abreise aus Spanien 1749.13 TÄTIGKEITEN: Ankunft in Peru im März oder Juli 1751.14 Detker wirkte am Kolleg San Pablo in Lima als Schmied15 und versah mehrere Jahre die Ämter des Subministers und des Dispensators.16 RÜCKKEHR/AUSWEISUNG: Bei der Vertreibung 1767 befand er sich im Kolleg San Pablo in Lima. Er wurde auf dem Schiff La Concepción deportiert.17 Verhör in Puerto de Santa María am 16. September 1768.18 WEITERER LEBENSWEG: 1770 ist Br. Heinrich Detker im Kolleg Ettlingen.19 Er ist für den Dienst im Speisesaal und als Begleiter der ausgehenden Personen eingeteilt.20 1771 und 1772 ist er im Kolleg Heidelberg als Pförtner21 und 1773 als Pförtner und Gärtner tätig.22

9 Vgl. Sierra, Jesuitas germanos, S. 372. Sierra schreibt, die Angabe im Ordenskatalog von Peru aus dem Jahre 1751, Detker habe die Ultimos Votos am 4. Februar 1751 abgelegt, sei unzutreffend, da im Archiv des Kollegs von San Ignacio in Santiago de Chile die Profeßformel von Detker aufbewahrt werde, die das Datum des 15.  August 1752 trage. Dies entspricht auch der Tatsache, daß Detker im März oder Juli 1751 in Peru noch als Coadjutor temporalis (non formatus) ankam. ARSI, Peru 9, fol. 383r–v (Suppl. Cat. Prim. 1751). 10 Faber ferrarius. ARSI, Peru 11, fol. 131r (Cat. Brev. 1751). 11 Vgl. ARSI, Peru 9, fol. 344r (Cat. Prim. 1754). 12 Ist 1749/50 auf dem Weg in die Mission (hier erstmals im Ordenskatalog). ARSI, Rhen. Sup. 27, S. 34 (Cat. Brev. 1749/50). Die Abreise in die Mission 1749 wird auch erwähnt bei Huonder, Jesuitenmissionäre, S. 118. Vgl. ADPSJ, Abt. 47 (Nachlaß Anton Huonder SJ), Mappe Peru, S. 277. 13 Vgl. Aspurz, Aportación extranjera, Apéndice I. 14 Vgl. ARSI, Peru 9, fol. 383r (Suppl. Cat. Prim. 1751; Liste der Missionare, die mit dem Generalprokurator Ildefonso Carrillo am 24. März oder mit Generalprokurator José de Alzugaray am 6. Juli 1751 in Peru ankamen). 15 Faber ferrarius. ARSI, Peru 11, fol. 131r (Cat. Brev. 1751). 16 Subminister et Dispensator annis 18. ARSI, Rhen. Sup. 24, fol. 328r (Cat. Prim. 1770). Soto Ministro y tambien Despensero. AHN, Sección Clero: Jesuitas, Legajo 826/7. Als Subminister ist Detker in folgenden Katalogen verzeichnet: ARSI, Peru 9, fol. 344r (Cat. Prim. 1754); ARSI, Peru 10, fol. 23v. (Cat. Prim. 1758). Auch 1767 ist er noch im Kolleg San Pablo als Sotoministro. Vargas Ugarte, Jesuitas Peruanos, S. 191. 17 Vgl. Sierra, Jesuitas germanos, S. 372. 18 Vgl. AHN, Sección Clero: Jesuitas, Legajo 826/7. 19 Vgl. ARSI, Rhen. Sup. 24, fol. 328r (Cat. Prim. 1770). 20 Vgl. ARSI, Rhen. Sup. 28b, S. 9 (Cat. Brev. 1770). 21 Vgl. ADPSJ, C XV 90,2 (Cat. Brev. 1771); ARSI, Rhen. Sup. 28b, S. 14 (Cat. Brev. 1772). 22 Vgl. ARSI, Rhen. Sup. 28b, S. 15 (Cat. Brev. 1773).

318

[2]

8. Bio-bibliographisches Verzeichnis

Br. Willibald Gumbberger (1716–1773) Böhmische Provinz

NAMENSVARIANTEN: Camperberger, Gumbenperger, Gumpemberg, Gumpemberger, Gumpenberger, Gumperberger, Gumperger, Wilhelm Gumppenberg,23 Gumppenberger, Kumpenberger.24 GEBURT: 7. Juli 1716 in Ingolstadt.25 TAUFE: 7. Juli 1716 (Fest des hl. Willibald).26 ELTERN: Maximilian Wunibald Gumbberger, Bürger und Weber, und Ehefrau Rosina.27 PATEN: Mauritius Krempser, Bürger und Miller.28 BERUF: Silberschmied.29 Gürtelmacher (Zonarius30 bzw. Cingularius31). EINTRITT: 1. Juli 1744 in Brünn.32 NOVIZIAT: 1744–1746 in Brünn.33 Vota biennii am 7. Juli 1746.34

23 24 25

Vgl. Duhr, Geschichte II/2, S. 595–608. Vgl. ARSI, Boh. 66, S. 332 (Cat. Prim. 1746). Vgl. ARSI, Boh. 86, S. 64 (Cat. Prim. 1770). Zum Geburtsdatum vgl. ARSI, Peru 9, fol. 343r (Cat. Prim. 1754); ARSI, Peru 10, fol. 22v (Cat. Prim. 1758). Zu Geburtsjahr und -ort vgl. AHN, Sección Clero: Jesuitas, Legajo 826/7. Zum Geburtsort Ingolstadt vgl. Rynes, Jesuitas Bohémicos, S. 196. Andere Quellen nennen Oelgarten/Tirol als Herkunft, vgl. Grulich, Beitrag, S. 73. Daneben findet sich die Herkunftsangabe Babarus. ARSI, Peru 9, fol. 383r (Suppl. Cat. Prim. 1751); ARSI, Peru 10, fol. 22v (Cat. Prim. 1758). Das im Ordenskatalog der Böhmischen Provinz von 1746 angegebene Geburtsdatum 17. Juli 1716 kann aufgrund des Taufdatums nicht stimmen. Vgl. ARSI, Boh. 66, S. 332 (Cat. Prim. 1746). 26 DA Eichstätt, Pfarrmatrikel Ingolstadt St. Moritz 8, S. 175. 27 Ebd. Zu Willibald und Rosa Gumbberger vgl. AHN, Sección Clero: Jesuitas, Legajo 826/7. 28 DA Eichstätt, Pfarrmatrikel Ingolstadt St. Moritz 8, S. 175. 29 Vgl. ADPSJ, Abt. 47 (Nachlaß Anton Huonder SJ), Mappe Peru, S. 284. 30 ARSI, Boh. 86, S. 64 (Cat. Prim. 1770). 31 ARSI, Boh. 66, S. 332 (Cat. Prim. 1746); Fechtnerová, Mensajeros, S. 235. 32 Vgl. ARSI, Boh. 66, S. 332 (Cat. Prim. 1746). Zum Eintrittsdatum vgl. ARSI, Boh. 86, S. 64 (Cat. Prim. 1770). In den peruanischen Ordenskatalogen findet sich auch das Eintrittsdatum 4. Juli 1744. Vgl. ARSI, Peru 9, fol. 343r (Cat. Prim. 1754); ARSI, Peru 10, fol. 22v (Cat. Prim. 1758). 33 Vgl. ARSI, Boh. 92 II, fol. 364r (Cat. Brev. 1744/45). Ebd., fol. 377r (Cat. Brev. 1745/46). 34 Vgl. ARSI, Peru 9, fol. 343r (Cat. Prim. 1754).

8.2 Br. Gumbberger

319

GELÜBDE: Coadjutor temporalis formatus am 2. Februar 1755 in Lima35 im Kolleg San Pablo.36 TÄTIGKEITEN: 1746–1749 ist er am Kolleg St. Clemens in Prag. 1746/47 Cell. Cerev.,37 ebenso 1747/4838 und 1748/49 Soc. Sacrist. ad St. Salvat. Soc. Cellar. Cerev.39 ÜBERFAHRT: Gumbberger brach am 22. Januar 1749 vom Kolleg in Prag aus in die Mission auf und kam am 8. Mai desselben Jahres in Puerto de Santa María an.40 Er reiste am 16. Juni 1750 zusammen mit Joseph Wibmer, Franz Trarbach, Karl Helm, Karl Hirschko, Robert Junck, Johannes Schretter und Nikolaus Sussich unter Prokurator Alonso Carrillo mit dem Schiff Santo Cristo de la Columna unter Kapitän Domingo de Avilés aus Spanien ab.41 Während eines knapp zweimonatigen Aufenthaltes in Panama erkrankte er so stark, daß man ihm die Sterbesakramente spendete. Der Missionsprokurator ordnete an, daß alle Priester Gott eine Hl. Messe und die Brüder einen Rosenkranz aufopfern sollten, um seine Genesung zu erwirken. P. Karl Hirschko verabreichte ihm darüberhinaus eine kleine Prise vom „wunderwürkenden Mehl des H. Aloysii“. Nach einiger Zeit wurde Gumbberger wieder gesund.42 TÄTIGKEITEN: Ankunft in Peru 1751.43 Gumbberger war am Kolleg San Pablo in Lima als Silberschmied (Argentarius) tätig,44 und versah bis zur Vertreibung 1767 Aufgaben im Haushalt, „en las ocupaciones domesticas“.45 Außerdem war er in der Verwaltung der zum Kolleg gehörenden Landgüter eingesetzt.46 1754 und 1758 ist 35

Original in ARSI, Hisp. 65, fol. 198. Vgl. ARSI, Peru 10, fol. 22v (Cat. Prim. 1758). Zum Jahr des Gelübdes vgl. Sierra, Jesuitas germanos, S. 372. Daneben findet sich als Datum des Gelübdes als Coadjutor temporalis formatus auch der 15. August 1754. Vgl. ARSI, Boh. 86, S. 64 (Cat. Prim. 1770). 36 Vgl. ADPSJ, Abt. 47, Abt. 47 (Nachlaß Anton Huonder SJ), Mappe Peru, S. 284. Vgl. Sierra, Jesuitas germanos, S. 372. Der Datierung des Gelübdes widerspricht die Angabe, er sei 1751 bereits als Coadjutor temporalis formatus in Peru angekommen. ARSI, Peru 9, fol. 383r (Suppl. Cat. Prim. 1751). 37 ARSI, Boh. 92 II, fol. 403r (Cat. Brev. 1746/47). 38 Vgl. ebd., fol. 420r (Cat. Brev. 1747/48). 39 Ebd., fol. 436r (Cat. Brev. 1748/49). Gumbberger ist nicht mehr im Cat. Prim. 1749 verzeichnet. Er war 1747–49 am Kolleg der Prager Altstadt Gehilfe des Sakristans der Kirche Sankt Salvator. Vgl. Fechtnerová, Mensajeros, S. 235. 40 Vgl. AGI, Contratación 5548, Núm. 1, R. 3 (5), fol. 2r, zweite Zählung; Galán García, Oficio, Nr. 176, S. 330. 41 Vgl. Galán García, Oficio, Nr. 176, S. 330. In der Überfahrtliste heißt es, er sei etwas dunkelhäutig, habe einen großen Bart („poblado de barba“), schwarze Augen und etwas blondes Haar. Vgl. AGI, Contratación 5548, Núm. 1, R. 3 (5), fol. 7r, zweite Zählung. Nach Aspurz (Aportación extranjera, Apéndice I) reiste er 1749 aus Spanien ab. 42 WB, Bd. V/2, Teil 38, Nr. 777, S. 123 (Trarbach, Brief vom 17. Juli 1749). 43 Vgl. ARSI, Peru 9, fol. 383r (Suppl. Cat. Prim. 1751; Liste der Missionare, die mit dem Generalprokurator Ildefonso Carrillo am 24. März oder mit Generalprokurator José de Alzugaray am 6. Juli 1751 in Peru ankamen). 44 Vgl. ARSI, Peru 11, fol. 131r (Cat. Brev. 1751). 45 AHN, Sección Clero: Jesuitas, Legajo 826/7. 46 Vgl. ADPSJ, Abt. 47 (Nachlaß Anton Huonder SJ), Mappe Peru, S. 284.

320

8. Bio-bibliographisches Verzeichnis

Gumbberger als Socius Admin. Praed. in den Ordenskatalogen verzeichnet.47 Bei der Vertreibung 1767 ist er am Kolleg San Pablo in Lima48 als Sakristan tätig.49 RÜCKKEHR/AUSWEISUNG: Festnahme in Lima,50 Deportation nach Europa und Verhör in Puerto de Santa María am 10. Oktober 1768.51 WEITERER LEBENSWEG: Wilibald Gumbberger ist 1769–1773 am Kolleg Komo­ tau. 1769/70 Cellarius Credentiarius,52 ebenso 1771,53 1771/72 Cellarius,54 und 1773 Cellarius et Socius Credentiarii.55 TOD: 25. Januar 1773 in Komotau (tschech.: Chomutov).56

[3]

Br. Michael Herold (1700–1741) Böhmische Provinz

NAMENSVARIANTEN: Heroldt, Herolt.57 GEBURT: 11. März 1700 in Eger.58 47 48 49

ARSI, Peru 9, fol. 343r (Cat. Prim. 1754); ARSI, Peru 10, fol. 22v (Cat. Prim. 1758). Vgl. ARSI, Peru 11a, fol. 6v (Teil 1) (Camperberger); Sierra, Jesuitas germanos, S. 372. Vgl. Vargas Ugarte, Jesuitas Peruanos, S. 192. Die Quellen widerlegen die Angabe bei Fechtnerová (Mensajeros, S. 235), er sei von 1750 bis 1768 in der Moxos-Mission tätig gewesen. 50 Vgl. ARSI, Peru 11a, ohne Seitenzählung (Cat. Prim. et Brev. 1761). Es handelt sich um eine alphabetische Liste der vertriebenen Missionare mit Angabe des Ortes der Festnahme, die sich notwendigerweise auf das Jahr 1767 beziehen muß. Bei dem hier genannten C. Wlibaldo. Camperb. handelt es sich sehr wahrscheinlich um Willibald Gumbberger. 51 Vgl. AHN, Sección Clero: Jesuitas, Legajo 826/7. 52 ARSI, Boh. 92 a, S. 99 (Cat. Brev. 1769/70). 53 Ebd., S. 111 (Cat. Brev. 1770/71). 54 ARSI, Boh. 92 II, fol. 598v (Cat. Brev. 1771/72). 55 ARSI, Boh. 92 a, S. 123 (Cat. Brev. 1772/73). 56 Vgl. Fechtnerová, Mensajeros, S. 235; Fischer, Catalogus, S. 48; Hoffmann, Heidenmissionen, S. 35. Zu Todesjahr und -ort vgl. ADPSJ, Abt. 47 (Nachlaß Anton Huonder SJ), Mappe Peru, S. 284; Grulich, Beitrag, S. 15, Anm. (6), 73; Rynes, Jesuitas Bohémicos, S. 197. 57 Vgl. APChSJ, 2/J/292, Carp. 04: Votos Años 1730–1739 Provincia Peruana Antiqua, Coadj[utor] temp[oralis] format[us] Miguel Herolt, unfol. (Original). Vgl. ARSI, Peru 9, fol. 28r (Cat. Prim. 1728); ebd., fol. 90v (Cat. Prim. 1732); ARSI, Peru 11, fol. 123v (Cat. Brev. 1732); ARSI, Peru 9, fol. 165r (Suppl. Cat. Prim. 1733); ebd., fol. 128v (Cat. Prim. 1735); ebd., fol. 196v (Cat. Prim. 1741); ebd., fol. 208r (Suppl. Cat. Prim. 1741); ARSI, Peru 11, fol. 127v (Cat. Brev. 1741). 58 Vgl. ARSI, Boh. 46, S. 244 (Cat. Prim. 1723). Vgl. auch ADPSJ, Abt. 47 (Nachlaß Anton Huonder SJ), Mappe Peru, S. 286, wobei Huonder das Datum 11. März in Klammern setzt; Fischer, Catalogus, S. 56; Grulich, Beitrag, S. 76. Zum Geburtsort Eger vgl. Hoffmann, Heidenmissionen, S. 35; Rynes, Jesuitas Bohémicos, S. 197. Die völlig abweichende Herkunftsangabe Ingloszade [Ingolstadt] en Baviera findet sich in AGI, Contratación 5548, Núm. 1, R. 3 (2), fol. 18r. In den Peru-Katalogen erscheint durchgängig das Geburtsdatum 10. März 1700. Vgl. ARSI, Peru 9, fol. 28r (Cat. Prim. 1728); ebd., fol. 90v (Cat. Prim. 1732);

8.2 Br. Herold

321

BERUF: Apotheker.59 EINTRITT: 21. Oktober 1720.60 NOVIZIAT: Herold begann das Noviziat 1720/21 in Brünn61 und schloß es am Kolleg in Olmütz ab, wo er 1721/22 als Gehilfe des Krankenbruders tätig war62. Vota biennii am 22. Oktober 1722.63 GELÜBDE: Coadjutor temporalis formatus am 15. August 1733 in Cuzco.64 TÄTIGKEITEN: Als Gehilfe des Krankenbruders war er 1721/22 am Kolleg Olmütz65 und 1722/23 am Kolleg St. Clemens bzw. Domus Probationis in Prag tätig.66 ÜBERFAHRT: Abreise aus Spanien am 26. Dezember 1723 zusammen mit Joseph Bodart, Franz Faltick, Adalbert Marterer, Nikolaus Meges, Joseph Mayer, Matthäus Munggenast, Joseph Reisner, Joseph Reiter, Johann Röhr, Karl Schmidlehner und Simon Schmidt unter Prokurator Diego Ignacio Fernández auf dem Schiff Nuestra Señora del Rosario unter Kapitän Andrés de Luzuriaga.67 TÄTIGKEITEN: Herold wirkte am Kolleg in Cuzco als Apotheker.68 TOD: 18. Dezember 1741 in Cuzco.69

59 60 61 62 63 64

65 66 67

68 69

ebd., fol. 128v (Cat. Prim. 1735); ebd., fol. 196v (Cat. Prim. 1741). Zum Geburtsort Eger vgl. Jaksch, Sudetendeutsche, S. 52. Vgl. ARSI, Boh. 46, S. 244 (Cat. Prim. 1723). Vgl. ebd.; ARSI, Peru 9, fol. 28r (Cat. Prim. 1728); ebd., fol. 90v (Cat. Prim. 1732); ebd., fol. 128v (Cat. Prim. 1735); ebd., fol. 196v (Cat. Prim. 1741). ARSI, Boh. 92 I, fol. 20v (Cat. Brev. 1720/21). Vgl. ebd., fol. 30v (Cat. Brev. 1721/22). Vgl. ARSI, Peru 9, fol. 28r (Cat. Prim. 1728); ebd., fol. 90v (Cat. Prim. 1732). Vgl. APChSJ, 2/J/292, Carp. 04: Votos Años 1730–1739 Provincia Peruana Antiqua, Coadj[utor] temp[oralis] format[us] Miguel Herolt, unfol. (Original). Weiteres Original in ARSI, Hisp. 62, fol. 253. Zu Profeßdatum und -ort vgl. ARSI, Peru 9, fol. 165r (Suppl. Cat. Prim. 1733); ebd., fol. 128v (Cat. Prim. 1735); ebd., fol. 196v (Cat. Prim. 1741). ARSI, Boh. 92 I, fol. 30v (Cat. Brev. 1721/22). Vgl. ebd., fol. 45r (Cat. Brev. 1722/23). Vgl. Galán García, Oficio, Nr. 154, S. 306f. In der Überfahrtliste heißt es über Herold, er sei von gutem Körperbau, weiß und rot. AGI, Contratación 5548, Núm. 1, R. 3 (2), fol. 18r. Zur Überfahrt 1723 vgl. Aspurz, Aportación extranjera, Apéndice I; Vargas Ugarte, Historia de la Compañía de Jesús, Bd. III, S. 56. Vgl. ARSI, Peru 9, fol. 28r (Cat. Prim. 1728); ARSI, Peru 11, fol. 123v (Cat. Brev. 1732); ARSI, Peru 9, fol. 90v (Cat. Prim. 1732); ebd., fol. 128v (Cat. Prim. 1735); ebd., fol. 196v (Cat. Prim. 1741); ARSI, Peru 11, fol. 127v (Cat. Brev. 1741). Vgl. ARSI, Peru 9, fol. 208r (Suppl. Cat. Prim. 1741).

322

[4]

8. Bio-bibliographisches Verzeichnis

Br. Johann Georg Jacob (1726–nach 1768) Oberrheinische Provinz

NAMENSVARIANTEN: Jacobo, Jacobó, Jacobus, Jakob. GEBURT: 15. Oktober 1726 in Bamberg.70 TAUFE: 15. Oktober 1726 in Bamberg, Unsere Liebe Frau.71 ELTERN: Nicolas Jacob und Kunigunda72 (Tuseren).73 PATEN: Johannes Georg Stein.74 UMFELD: Der Vater war von Beruf Maurer und Steinhauer.75 BERUF: Apotheker.76 EINTRITT: 1. August 1749.77 NOVIZIAT: Beginn des Noviziats in Sevilla.78 Vota biennii am 3. August 1751.79 GELÜBDE: Coadjutor temporalis formatus am 7. November 1762 in La Plata.80 ÜBERFAHRT: Aufbruch in die Mission 1749.81 Abreise aus Spanien noch im gleichen Jahr.82 Im Ordenskatalog der Oberrheinischen Provinz von 1749/50 ist ein Georgius Jacob verzeichnet, der sich auf dem Weg in die Mission befindet.83 70 Vgl. ebd., fol. 344r (Cat. Prim. 1754); ARSI, Peru 10, fol. 23v (Cat. Prim. 1758). 71 Vgl. AEB, Matrikeln Bamberg, Unsere Liebe Frau, Bd. 8, S. 105. 72 Vgl. ebd. 73 Vgl. AHN, Sección Clero: Jesuitas, Legajo 826/7. 74 Vgl. AEB, Matrikeln Bamberg, Unsere Liebe Frau, Bd. 8, S. 105. 75 Vgl. ebd. 76 Vgl. ADPSJ, Abt. 47 (Nachlaß Anton Huonder SJ), Mappe Peru, S. 287. 77 Vgl. ARSI, Peru 9, fol. 344r (Cat. Prim. 1754). Vgl. ARSI, Peru 10, fol. 23v (Cat. Prim. 1758); ARSI, Peru 11a, fol.44r (Teil 2). Zum Eintrittsjahr vgl. AHN, Sección Clero: Jesuitas, Legajo 826/7. 78 Vgl. AHN, Sección Clero: Jesuitas, Legajo 826/7. 79 Vgl. ARSI, Peru 9, fol. 344r (Cat. Prim. 1754). Vgl. ARSI, Peru 10, fol. 23v (Cat. Prim. 1758). 80 Vgl. ADPSJ, Abt. 47 (Nachlaß Anton Huonder SJ), Mappe Peru, S. 287. Dem Datum entspricht die Angabe, Jacob sei 1751 als Coadjutor temporalis (non formatus) nach Peru gekommen. ARSI, Peru 9, fol. 383v (Suppl. Cat. Prim. 1751). 81 Vgl. Huonder, Jesuitenmissionäre, S. 119; ADPSJ, Abt. 47 (Nachlaß Anton Huonder SJ), Mappe Peru, S. 287. 82 Vgl. Aspurz, Aportación extranjera, Apéndice I. 83 Vgl. ARSI, Rhen. Sup. 27, S. 34 (Cat. Brev. 1749/50). 1750/51 ist ein Br. Joannes Jacob als Peru-Missionar verzeichnet. ARSI, Rhen. Sup. 28, S. 33 (Cat. Brev. 1750/51). In den Katalogen der Oberrheinischen Provinz besteht Verwechslungsgefahr, da um 1750 mehrere

8.2 Br. Jacob

323

TÄTIGKEITEN: Ankunft in Peru 1751.84 Jacob ist zunächst am Kolleg San Pablo für die Oficios domesticos zuständig, noch im gleichen Jahr dann am Kolleg von Cuzco.85 Dort ist er auch als Gehilfe des Apothekers tätig.86 In den Ordenskatalogen von Peru ist er 1754 als Cur. dom.87 und 1758 als Admin. Praed. verzeichnet.88 Seinen eigenen Angaben zufolge war er in der Moxos-Mission und zeitweise Sakristan am Kolleg Potosí. Darüber hinaus war er in der Verwaltung der Haciendas San Juan Bautista, Río Grande de Mojocoya und Francisco de Paula am Kolleg von Chuquisaca bis zur Vertreibung tätig.89 RÜCKKEHR/AUSWEISUNG: Die Nachricht von der Vertreibung ereilte ihn in Río Grande, einem Anwesen, das zum Kolleg von Chuquisaca gehörte.90 Er entfloh den Soldaten in der Absicht, sich von seinen Gelübden entbinden zu lassen und eine Einheimische zu heiraten.91 Es handelte sich um Manuela Benítez, die über einige Monate hin Kontakt mit Jacob in Río Grande de Mojocoya hatte. Jacob hatte in ihr die Hoffnung auf eine Eheschließung geweckt, da er erwartete, ohne größere Schwierigkeiten vom Provinzial aus der Gesellschaft Jesu entlassen werden zu können, weil er nur einfache Gelübde abgelegt hatte.92 Er sollte zusammen mit Br. Bartolomé Míguez unter Begleitung von vier Soldaten nach Chuquisaca gebracht werden, doch kam nur letzterer dort an. Nach langen und ausgedehnten Fahndungen konnte Br. Jacob in dem Dorf Paria gefaßt werden und wurde nach Lima überführt, wo er am 25. Januar 1768 verhört wurde. Da er in keiner Verschiffungsliste auftaucht, geht Vargas Ugarte davon aus, daß Jacob dort aus dem Orden entlassen Personen mit dem gleichen Namen verzeichnet sind. So ist ein weiterer Joannes Jacobs verzeichnet, jedoch auch schon vor 1749 (Der Peru-Missionar trat erst 1749 in den Orden ein). Die biographischen Daten dieses Joannes Jacobs passen auch nicht zu dem Missionar: geb. 3. Mai 1721 Spieshemensis. Archidi-Dioecesis Moguntinae. Ordenseintritt am 26. September 1741 in Mainz. ARSI, Rhen. Sup. 22, fol. 53v (Cat. Prim. 1749). Joannes Jacobs befindet sich auch 1754 noch am Kolleg in Mainz (wobei hier abweichend das Geburtsdatum 6. Mai 1721 angegeben wird). Ebd., fol. 182v (Cat. Prim. 1754). Desweiteren ist 1750/51 ein S. Joannes Jacobs als Theologiestudent im 2. Studienjahr am Kolleg Mainz. ARSI, Rhen. Sup. 28, S. 22 (Cat. Brev. 1750/51). Offenbar hatte man den Peru-Missionar 1749/50 mit seinem zweiten Vornamen verzeichnet, um Verwechslungen zu vermeiden. Der zweite Vorname von Jacob taucht zwar sonst in den Quellen nie auf, doch ist er nicht unwahrscheinlich, da sein Patenonkel ebenfalls Johannes Georg hieß (s. o.). 84 Vgl. ARSI, Peru 9, fol. 383r (Suppl. Cat. Prim. 1751; Liste der Missionare, die mit dem Generalprokurator Ildefonso Carrillo am 24. März oder mit Generalprokurator José de Alzugaray am 6. Juli 1751 in Peru ankamen). Die Angabe von Sierra, er sei 1749 in Peru angekommen, ist somit unzutreffend. Vgl. Sierra, Jesuitas germanos, S. 373. 85 AHN, Sección Clero: Jesuitas, Legajo 826/7. 86 Vgl. ARSI, Peru 11, fol. 132r (Cat. Brev. 1751). 87 ARSI, Peru 9, fol. 344r (Cat. Prim. 1754). 88 ARSI, Peru 10, fol. 23v (Cat. Prim. 1758). 89 Vgl. AHN, Sección Clero: Jesuitas, Legajo 826/7. 1767 ist er am Kolleg Chuquisaca verzeichnet. Vgl. ARSI, Peru 11a, fol. 18r (Teil 1). 90 Vgl. Vargas Ugarte, Jesuitas Peruanos, S. 15. Zur Festnahme in Chuquisaca vgl. ARSI, Peru 11a, fol. 82v (Teil 3). 91 Vgl. ADPSJ, Abt. 47 (Nachlaß Anton Huonder SJ), Mappe Peru, S. 287. 92 Vgl. Sierra, Jesuitas germanos, S. 336.

324

8. Bio-bibliographisches Verzeichnis

wurde und man ihm nicht zuletzt wegen seiner medizinischen und chirurgischen Erfahrung gestattete, im Land zu bleiben.93 Offenbar ist er aber doch nach Spanien deportiert worden, da er in Puerto de Santa María am 27. September 1768 verhört wurde.94 Über seinen weiteren Lebensweg gibt es keine Informationen; er taucht in keinen Ordenskatalogen bis 1773 auf. Dieser Umstand spricht für die Annahme von Vargas Ugarte, Jacob sei aus dem Orden entlassen worden.

Briefe: (1) an Joseph Zeitler vom 12. Dezember 1756 aus Sauces (Peru). Inhalt: Jacob freut sich, daß Zeitler als Landsmann nun auch in Peru wirke und dankt ihm für die Apothekersendung. Sein Interesse an Pharmazie und Medizin ist deutlich zu bemerken. Überlieferung: Autograph (lat.).95

[5]

Br. Adalbert Wenzel Marterer (1691–1753) Böhmische Provinz

GEBURT: 23. April 1691 in Falkenau/Egerland,96 dem heutigen Sokolov in Tschechien. BERUF: Schmuckkästchenmacher (Arcularius).97 Kunst- und Möbeltischler (Ebanista). Silberschmied (Platero).98

93

Vgl. Vargas Ugarte, Jesuitas Peruanos, S. 15. Die Prozeßakten zur Flucht von Jacob befinden sich im Archivo Nacional Histórico de Chile, Jesuitas, Bd. 221, fol. 3r–153v. 94 Vgl. AHN, Sección Clero: Jesuitas, Legajo 826/7. 95 Archivo Nacional Histórico de Chile, Jesuitas, Bd. 225, fol. 69. Vgl. Sierra, Jesuitas germanos, S. 336. 96 Vgl. ARSI, Boh. 46, S. 97 (Cat. Prim. 1723). Zum Geburtsdatum vgl. ARSI, Peru 9, fol. 27v (Cat. Prim. 1728); ebd., fol. 90r (Cat. Prim. 1732); ebd., fol. 128v (Cat. Prim. 1735); ebd., fol. 196r (Cat. Prim. 1741); ebd., fol. 266r (Cat. Prim. 1748). In einer nicht genau datierten Liste der Missionare, die für die Überfahrt 1723 bestimmt waren, wird sein Alter mit 32 Jahren angegeben. Als Herkunftsort wird Dringa in Baviera genannt. AGI, Contratación 5548, Núm. 1, R. 3 (2), fol. 18v. 97 Vgl. ARSI, Boh. 46, S. 97 (Cat. Prim. 1723). 98 Vgl. Fechtnerová, Mensajeros, S. 236. Der Beruf des Tischlers wird genannt in ADPSJ, Abt. 47 (Nachlaß Anton Huonder SJ), Mappe Peru, S. 292; Grulich, Beitrag, S. 76; Hoffmann, Heidenmissionen, S. 42.

8.2 Br. Marterer

325

EINTRITT: 28. Oktober 171799 in das Kolleg der Prager Altstadt.100 NOVIZIAT: 1717–1719 in Brünn.101 Vota simplicia 18. November 1719.102 GELÜBDE: Coadjutor temporalis formatus am 26. November 1730 in Desposorios (nördlich von Santa Cruz de la Sierra).103 TÄTIGKEITEN: 1719/20 am Kolleg Glogau als Arcularius,104 1720/21 am Kolleg Sagan als Arcularius, Cellerarius und Gehilfe des Pförtners,105 1721/22 erneut am Kolleg Glogau als Cellerarius und Arcularius,106 ebenso 1722/23 als Arcularius.107 ÜBERFAHRT: Abreise aus Spanien am 26. Dezember 1723 in einer großen Gruppe, u. a. zusammen mit Michael Herold (vgl. dort) auf dem Schiff Nuestra Señora del Rosario unter Kapitän Andrés de Luzuriaga.108 TÄTIGKEITEN: Er wirkte seit 1728 in der Moxos-Mission.109 1728 Versatur inter Infidel.,110 1732 Curat Rusticana,111 ebenso 1735.112 1741 Versatur inter Gentiles,113 1748

99

Vgl. ARSI, Boh. 46, S. 97 (Cat. Prim. 1723). In den Ordenskatalogen der Provinz Peru findet sich auch das Eintrittsdatum 27.  Oktober 1717. ARSI, Peru 9, fol. 27v (Cat. Prim. 1728); ebd., fol. 90r (Cat. Prim. 1732); ebd., fol. 128v (Cat. Prim. 1735); ebd., fol. 196r (Cat. Prim. 1741); ebd., fol. 266r (Cat. Prim. 1748). 100 Vgl. Fechtnerová, Mensajeros, S. 236. 101 Vgl. ARSI, Boh. 91 II, fol. 516v (Cat. Brev. 1717/18); ebd., fol. 528v (Cat. Brev. 1718/19). 102 Vgl. ARSI, Peru 9, fol. 27v (Cat. Prim. 1728). Üblicherweise hätte er die einfachen Gelübde eigentlich am 28. Oktober ablegen müssen, da er an diesem Datum in den Orden eintrat. Daher findet sich diese Datumsangabe wohl bei Fechtnerová, Mensajeros, S. 236. 103 Vgl. APChSJ, 2/J/292, Carp. 04: Votos Años 1730–1739 Provincia Peruana Antiqua, Coadj[utor] temp[oralis] format[us] Adalberto Marterer, unfol. (Original). Zum Profeßdatum vgl. ARSI, Peru 9, fol. 99r (Suppl. Cat. Prim. 1730); ebd., fol. 90r (Cat. Prim. 1732); ebd., fol. 128v (Cat. Prim. 1735); ebd., fol. 196r (Cat. Prim. 1741); ebd., fol. 266r (Cat. Prim. 1748). 104 ARSI, Boh. 92 I, fol. 3r (Cat. Brev. 1719/20). 105 Vgl. ebd., fol. 19r (Cat. Brev. 1720/21). 106 Vgl. ebd., fol. 29r (Cat. Brev. 1721/22). 107 Vgl. ebd., fol. 42r (Cat. Brev. 1722/23). 1723 heißt es über ihn: Egit Arcularium annis 4. Cellarium 1. Excitatorem 2. Visitatorem Noct. 1. ARSI, Boh. 46, S. 97 (Cat. Prim. 1723). Grulich (Beitrag, S. 76) übersetzt Arcularius mit Tischler. 108 Vgl. Galán García, Oficio, Nr. 154, S. 306f. In der Überfahrtliste heißt es über Marterer, er sei von gutem Körperbau, weiß und blond. Vgl. AGI, Contratación 5548, Núm. 1, R. 3 (2), fol. 18v. Zur Überfahrt 1723 vgl. Aspurz, Aportación extranjera, Apéndice I; Vargas Ugarte, Historia de la Compañía de Jesús, Bd. III, S. 56. 109 Vgl. ADPSJ, Abt. 47 (Nachlaß Anton Huonder SJ), Mappe Peru, S. 292. 110 ARSI, Peru 9, fol. 27v (Cat. Prim. 1728). 111 Ebd., fol. 90r (Cat. Prim. 1732). Zur Tätigkeit in der Moxos-Mission allgemein vgl. ARSI, Peru 11, fol. 125r (Cat. Brev. 1732). 112 ARSI, Peru 9, fol. 128v (Cat. Prim. 1735). 113 Ebd., fol. 196r (Cat. Prim. 1741). Zur Tätigkeit in der Moxos-Mission allgemein vgl. ARSI, Peru 11, fol. 129r (Cat. Brev. 1741).

326

8. Bio-bibliographisches Verzeichnis

Versatur inter Infid.114 Auch 1751 ist er in Peru nachweisbar.115 1752 ist er in San Pedro in der Moxos-Mission.116 Er hatte seine Werkstätten in der Reduktion San Pedro. TOD: 20. Oktober 1753 in San Pedro.117

Briefe: (1) an den Ordensgeneral von 1723, o. O. Inhalt: Bitte um Entsendung in die Mission. Überlieferung: Autograph (lat.?).118

Werke: In einem Nachruf werden seine vielen Arbeiten für verschiedene Kirchen gelobt, die er entweder selbst schnitzte oder nach Modellen und Zeichnungen von Indianern anfertigen ließ. Daß d‘Orbigny 1832 gerade in San Pedro zahlreiche Statuen und andere Kunstwerke vorfand, ist für Plattner kein Zufall.119 Marterer stattete als 114 ARSI, Peru 9, fol. 266r (Cat. Prim. 1748). Zur Tätigkeit in der Moxos-Mission allgemein vgl. ARSI, Peru 11, fol. 129fr (Cat. Brev. 1748). 115 Vgl. ARSI, Peru 11, fol. 134v (Cat. Brev. 1751). 116 Archivo del Arzobispado de Santiago: Catalogo y numeracion de las Misiones de Mojos, S. 4. 117 Vgl. APChSJ, 2/J/290, Carp. 42, Nr. 128: Carta mortuoria von Pascual Ponze an P. Rector Bartholome de Sandoval über den Tod von Adalbert Marterer, San Pedro, 5. Dezember 1753. Zum Todesdatum vgl. ARSI, Peru 9, fol. 395v (Suppl. Cat. Prim. 1753). 118 Im Verzeichnis der Indipetae-Briefe im ARSI ist ein Brief von Adalbert Marterer von 1723 mit der Angabe „Vol. 25, N. 516“ genannt, der jedoch in der angegebenen Akte nicht auffindbar war. 119 Vgl. Plattner, Deutsche Meister, S. 37. Vier Holzreliefs, die 1911 von San Pedro nach Santa Cruz gebracht wurden und sich heute dort im Kathedralmuseum befinden, wurden in der Literatur mehrfach Br. Marterer zugeschrieben: Santiago Matamoros, Aparición de la Virgen a San Francisco Javier, San Francisco Javier predicando en la India y El Niño Jesús con los símbolos de la Pasión. Vgl. Mesa/Gisbert, Monumentos, S. 264; Calmotti, Actividad. Nach Auffassung des Schweizer Architekten Dr. Eckart Kühne (E-Mail vom 17. März 2012), der sich in seiner Dissertation mit den Missionskirchen der benachbarten Chiquitos-Mission befaßt hat, ist diese Zuschreibung nicht haltbar, da Plattner (Deutsche Meister, S. 157) die Reliefs in einer Bildlegende zusammen mit dem Namen von Marterer lediglich etwas verfänglich im gleichen Satz nennt, ohne sie ihm jedoch ausdrücklich zuzuschreiben. Aufgrund fehlender wissenschaftlicher Untersuchungen ließen die vier in Santa Cruz befindlichen Reliefs, zu denen noch ein fünftes Relief, Jesús en Getsemaní, gehöre, welches sich heute im Gebäude des Erzbistums Beni in Trinidad befindet, gegenwärtig keine sicheren und genauen Datierungen zu. Kühne hält eine Datierung in nachjesuitische, aber noch koloniale Zeit für naheliegend. Wahrscheinlich waren es Teile eines Hauptaltares – vielleicht in San Javier de Moxos – mit Reliefs des hl. Franz Xaver und Christus, während das etwas größere Relief mit der Darstellung des hl. Jakobus zu einem Seitenaltar gehörte. Der mestizische Charakter dieser Werke und die Mißachtung der klassischen Regeln von Proportion, Anatomie und Perspektive schließen für Kühne eine Zuschreibung zu Adalbert Marterer sowie zu anderen

8.2 Br. Mittermayr

327

Kunstschreiner die Missionskirchen mit prächtigen Altären, Kanzeln, Beichtstühlen und anderen Kunstwerken aus, die er entweder selbst anfertigte oder von angelernten Indianergesellen nach Zeichnungen oder Vorbildern herstellen ließ.120

[6]

Br. Ferdinand Antonius Thaddäus Mittermayr (1728–1787) Oberdeutsche Provinz

NAMENSVARIANTEN: Mettermayr, Minternayer, Mitermair, Mitermayer, Mitermayr, Mithermayer, Mittermaier, Mittermayer, Witermayer. TAUFE: 15. August 1728 in Freising, St. Andreas.121 ELTERN: Mathias Mittermayr, hochfürstl. Keller(chirur.?) und Catharina Golnhoferin.122 PATEN: Nob. Dni. Balthasari Haann, hochfürstl. Control(ör?) und dessen Ehefrau Maria Anna Catharina zu Schablin.123 BERUF: Chirurg.124

europäischen Laienbrüdern aus. Wahrscheinlicher ist seiner Auffassung nach die Zuschreibung zu einem indigenen Künstler oder einem anonymen Mestizen aus der Zeit nach der Vertreibung der Jesuiten, als die Missionen in Moxos für ihre Altäre keine hochwertigen Gemälde aus Cuzco mehr kaufen konnten und diese durch Holzreliefs ersetzten. Gerade für einen Hochaltar hätten sich die Jesuiten nach Kühnes Meinung kaum mit derart „naiven“ Bildwerken zufriedengegeben, da sie leicht Zugang zu hervorragenden Leinwandgemälden aus dem Hochland hatten. Eine Datierung des monumentalen Reliefs des spanischen Nationalheiligen Santiago in republikanische Zeit kann wohl ausgeschlossen werden. Plausibler erscheint Kühne eine Datierung in die Zeit der Unabhängigkeitskriege (1810–1825), vielleicht als Loyalitätsbeweis eines royalistischen Gouverneurs. San Javier de Moxos wurde 1797 verlegt oder neu gegründet; um 1800 wurde die neue Kirche geweiht. Sie hatte zu diesem Zeitpunkt noch keine Altarretabel, was für die geschilderte Annahme spricht. 120 Vgl. APChSJ, 2/J/290, Carp. 42, Nr. 128: Carta mortuoria von Pascual Ponze an P. Rector Bartholome de Sandoval über den Tod von Adalbert Marterer, San Pedro, 5. Dezember 1753. 121 Vgl. Archiv des Erzbistums München und Freising, Matrikeln Freising, St. Andreas 1, Taufen 1685–1766, S. 122. Das mehrfach genannte Geburtsdatum 28. August 1728 in Freising ist nach den Angaben in den Taufmatrikeln nicht möglich. Vgl. ADPSJ, Abt. 47 (Nachlaß Anton Huonder SJ), Mappe Peru, S. 300; ARSI, Germ. Sup. 41, S. 126 (Cat. Prim. 1770); Gerl, Germ. Sup., S. 280. Zum Geburtsort vgl. AHN, Sección: Clero Jesuitas, Legajo 826/7; Vargas Ugarte, Jesuitas Peruanos, S. 215. Zum Geburtsjahr vgl. AHN, Sección Clero: Jesuitas, Legajo 826/7. 122 Vgl. Archiv des Erzbistums München und Freising, Matrikeln Freising, St. Andreas 1, Taufen 1685–1766, S. 122; AHN, Sección Clero: Jesuitas, Legajo 826/7. 123 Vgl. Archiv des Erzbistums München und Freising, Matrikeln Freising, St. Andreas 1, Taufen 1685–1766, S. 122. 124 Vgl. ADPSJ, Abt. 47 (Nachlaß Anton Huonder SJ), Mappe Peru, S. 300.

328

8. Bio-bibliographisches Verzeichnis

EINTRITT: 8. Januar 1754 in Landsberg als Missionskandidat für Paraguay.125 NOVIZIAT: 1754–1756 in Landsberg.126 GELÜBDE: Coadjutor temporalis formatus am 15. August 1767127 in Arequipa.128 TÄTIGKEITEN: Mittermayr war offenbar vor der Überfahrt kurze Zeit als Krankenbruder in Ingolstadt tätig.129 ÜBERFAHRT: Offenbar war Mittermayr zunächst für Paraguay bestimmt. Dann wollte ihn der Ordensgeneral wegen seines Geschicks nach Rom holen.130 Luigi Centurione schrieb am 17. März 1755 an den Oberdeutschen Provinzial, man solle Mittermayr, falls er auf der Reise nach Spanien sei, aufhalten, da man einen Chirurgen in Rom brauche.131 Obwohl Mittermayr noch nicht abgereist war, schickte man ihn nicht nach Rom. Er brach am 30. März 1756 mit Johann Baptist Franckenheiser,132 Johann Heferle,133 Caspar Reyter,134 Leonhard Wilhelm135 und Jakob Paur136 von Landsberg aus in die Mission auf.137 Mittermayr wurde dann allerdings mehrere Jahre in Spanien festgehalten und schließlich von Ordensgeneral Lorenzo Ricci für Peru bestimmt. Ricci teilte dem Generalprokurator in Madrid, P. José Ignacio Gonzalez, am 9. September 1761 brieflich mit, daß P. José Pérez de Vargas, der Prokurator für Peru, die beiden Laienbrüder Jakob Paur und Ferdinand Mittermayer, die sich zur Zeit in Puerto de Santa María befänden, mit nach Peru nehmen wolle.138 Mittermayr unternahm offensichtlich zwei Anläufe für die Überfahrt nach Amerika, da er auf zwei Schiffslisten verzeichnet ist. Der ersten Liste zu125 Vgl. ebd. Zum Eintrittsdatum vgl. ARSI, Germ. Sup. 41, S.126 (Cat. Prim. 1770). Zum Eintrittsjahr vgl. AHN, Sección Clero: Jesuitas, Legajo 826/7. Mittermayr ist nicht in den Ordenskatalogen der Oberdeutschen Provinz verzeichnet. Vermutlich reiste er schon kurz nach seinem Eintritt in die Mission ab. 126 Vgl. AHN, Sección Clero: Jesuitas, Legajo 826/7. 127 Vgl. ARSI, Germ. Sup. 41, S.126 (Cat. Prim. 1770). 128 Vgl. Biblioteca Nacional de Perú/Lima, Mss. 0024: Fórmula de los últimos votos de Fernando Mittermaier, Arequipa 1767. 129 Vgl. AHN, Sección Clero: Jesuitas, Legajo 826/7. 130 Vgl. ADPSJ, Abt. 47 (Nachlaß Anton Huonder SJ), Mappe Peru, S. 300. 131 Vgl. ebd. (unter Bezugnahme auf die Generalsbriefe der Germ. Sup. im ARSI). 132 Auch Franckenheiser mußte jahrelang auf die Überfahrt warten. Vgl. Hausberger, Jesuiten, S. 145f. 133 Br. Johann Heferle SJ (1727–nach 1768), Paraguaymissionar aus der Oberdeutschen Provinz. Vgl. Strobel, Personalkartei IV. 134 Vgl. Meier/Nebgen, Jesuiten aus Zentraleuropa, Bd. 3: Neugranada, S. 217f. 135 Vgl. ebd., S. 225f. 136 Br. Jakob Paur SJ (Baur, Pauer; 1732–?), Paraguaymissionar aus der Oberdeutschen Provinz. Vgl. Gerl, Germ. Sup., S. 305. 137 Bestätigungsschreiben von Andreas Oberhuber, Rektor des Kollegs in Landsberg, über die Entsendung durch den Ordensgeneral ad Missiones Indicas vom 27. Juni 1756. AGI, Contratación 5548, Núm. 1, R. 3 (7), fol. 12r. 138 Vgl. ADPSJ, Abt. 47 (Nachlaß Anton Huonder SJ), Mappe Peru, S. 300f.

8.2 Br. Mittermayr

329

folge reiste er am 14. April 1761 im Alter von 34 Jahren unter Prokurator José Pages mit dem Schiff Nuestra Señora Concepción, genannt El Punto fijo unter Kapitän Manuel Gonzalez Guiral mit dem Ziel Santa Fe aus Spanien ab.139 Aus ungeklärten Gründen bestieg er dieses Schiff jedoch offenbar nicht. Nachdem er seine Bestimmung für Peru erhalten hatte, reiste er dann der zweiten Liste zufolge am 26. Januar 1763 unter Prokurator Pérez de Vargas mit dem Schiff San Francisco Xavier, genannt El Torero unter Kapitän Pedro José Vélez mit dem Ziel Moxos aus Spanien ab.140 TÄTIGKEITEN: Mittermayr gelangte offenbar nicht mehr nach Moxos, sondern wirkte als Sakristan am Kolleg von Arequipa bis zur Vertreibung 1767.141 RÜCKKEHR/AUSWEISUNG: Festnahme in Nov.do.142 Er wurde auf dem Schiff El Peruano deportiert.143 Verhör in Puerto de Santa María am 6. Mai 1768.144 WEITERER LEBENSWEG: 1768–70 ist er in der Residenz Ebersberg zunächst Gehilfe des Krankenbruders,145 1770/71 dann Krankenbruder. Handschriftlich ist im Katalog jedoch Monachii hinzugefügt. Offenbar wechselte er also nach München.146 1771/72 ist er im Münchner Kolleg als Gehilfe des Krankenbruders und Begleiter

139 Vgl. Galán García, Oficio, Nr. 194, S. 346. Als Eintrittsdatum wird hier der 8. Januar 1754 und als Herkunft Baviera angegeben. Die Altersangabe mit 34 Jahren ist nicht genau und ist entweder auf das Datum der Real Cedula de Concesión vom 9. April 1760 oder auf das Abreisedatum 14. April 1761 zu beziehen (Mittermayr wurde 1728 geboren). 140 Vgl. Galán García, Oficio, Nr. 195, S. 347. Als Eintrittsdatum wird hier der 8. Januar 1754 und als Herkunftsort Prisinga (Freising) angegeben. Die Altersangabe mit 33 Jahren ist wiederum nicht genau und entweder auf das Datum der Real Cedula de Concesión vom 16. Januar 1762 oder auf das Abreisedatum vom 26. Januar 1763 zu beziehen. Das Abreisedatum wird auch bestätigt durch Vargas Ugarte, Historia de la Compañía de Jesus, Bd. III, S. 86. In einer Liste der Missionare, die für die Überfahrt nach Peru bestimmt waren, heißt es über Mittermayr, er sei von durchschnittlichem Körperbau, gedrungen, habe ein breites, rosiges Gesicht mit einer dicken Nase, blondes Haar und große Augen. Vgl. AGI, Contratación 5548, Núm. 1, R. 3 (7), fol. 39r. 141 Vgl. AHN, Sección Clero: Jesuitas, Legajo 826/7. 1767 ist er am Kolleg von Arequipa nachweisbar. ARSI, Peru 11a, fol. 14v (Teil 1). Gerl behauptet, Mittermayr sei „in Maranon“ tätig gewesen. Gerl, Cat. Germ. Sup., S. 280. Er ist jedoch nicht in den Brasilienkatalogen im ARSI erwähnt, ebensowenig bei Busch, Brasilienfahrer. Gerl stützt sich auf Huonder, der behauptet, Mittermayr sei in der Vizeprovinz Maranhão tätig gewesen und habe dort zwölf Jahre als Chirurg gewirkt. Vgl. Huonder, Jesuitenmissionäre, S.159. Schon weil Mittermayr erst 1754 in die Gesellschaft Jesu eintrat, kann diese Angabe nicht zutreffen, da die Mission der Jesuiten in Brasilien bereits 1760 durch ihre Vertreibung beendet wurde. Huonder erwähnt Mittermayr allerdings auch unter den Peru-Missionaren. Vgl. ebd., S. 122. 142 ARSI, Peru 11a, fol. 94v (Teil 3). Wohl aufzulösen in: Nov[icia]do. 143 Vgl. Sierra, Jesuitas germanos, S. 374. 144 Vgl. AHN, Sección Clero: Jesuitas, Legajo 826/7. 145 Vgl. ARSI, Germ. Sup. 57, S. 57 (Cat. Brev. 1768/69); ARSI, Germ. Sup. 60, S. 56 (Cat. Brev. 1769/70). Über seine Tätigkeiten im Orden heißt es: Infirm. 6. Oecon. 6. In India. In N. Prov. Soc. Infirm. 2. ARSI, Germ. Sup. 41, S.126 (Cat. Prim. 1770). 146 Vgl. ARSI, Germ. Sup. 62, S. 28 (Cat. Brev. Prov. Bav. 1770/71).

330

8. Bio-bibliographisches Verzeichnis

der ausgehenden Personen147 und 1772/73 am Kolleg Landsberg mit den gleichen Aufgaben.148 TOD: 15. Juni 1787 in Ingolstadt, „gangraena propter rupturam causata“.149

[7]

Br. Matthäus Munggenast (1692–1767) Oberrheinische Provinz

NAMENSVARIANTEN: Mugnez, Muncanast, Munckanast, Munckenast, Muncknast, Muncnast, Munegast, Muneknast, Munkenast, Munganast, Mungenest, Mungonost, Municast, Munkanas, Munkanast, Munkanost, Munkanst, Munknas, Munknast, Nunckenast. GEBURT: Vermutlich am 13. September 1692 in Schnann/Tirol.150 TAUFE: 13. September 1691 in Schnann/Tirol.151 ELTERN: Severin Munggenast und Juliane Wolf.152 PATEN: Christian Krautschneider aus Flirsch.153 UMFELD: Matthäus Munggenast stammte aus einer Tiroler Bauernfamilie. Seine Eltern Severin und Juliane Munggenast, geb. Wolf, heirateten am 4. Juni 1679 in Flirsch/Tirol. Am 5. März 1680 waren sie offenbar bereits in das nahe gelegene Schnann umgezogen, da dort ihr erster Sohn Joseph geboren wurde. Es folgten die Söhne Christian, Matthäus und Sigismund sowie die Töchter Katharina und 147 Vgl. ebd., S. 25 (Cat. Brev. Prov. Bav. 1771/72). 148 Vgl. ebd., S. 19 (Cat. Brev. Prov. Bav. 1772/73). 149 DA Eichstätt, Pfarrmatrikel Ingolstadt zur Schönen Unserer Lieben Frau 38, 30v. Zu Todesdatum und -ort vgl. Gerl, Cat. Germ. Sup., S. 280; ARSI, Germ. Sup. 47c, fol.156r (Cat. Exjes.). Abweichendes Todesdatum und -ort: 13. Dezember 1779 in Ferrara. Vgl. Vargas Ugarte, Jesuitas Peruanos, S. 215. 150 Da in der Regel am Tag der Geburt getauft wurde, ist der Tauftag 13. September 1692 wahrscheinlich auch der Geburtstag. Zum Geburtsdatum vgl. ARSI, Peru 9, fol. 91r (Cat. Prim. 1732); ebd., fol. 129r (Cat. Prim. 1735); ebd., fol. 196v (Cat. Prim. 1741); ARSI, Peru 10, fol. 19v (Cat. Prim. 1758). In den Ordenskatalogen der Provinz Peru finden sich Geburtsdaten, die aufgrund des Taufdatums nicht möglich sind. Im Ordenskatalog von 1728 heißt es, er sei am 21.  September 1692 in München geboren. Vgl. ARSI, Peru 9, fol. 28v (Cat. Prim. 1728). Darüber hinaus findet sich als Geburtsdatum der 25. September 1692 ebd., fol. 266v (Cat. Prim. 1748). Im darauffolgenden Catalogus Primus wird jedoch wieder der 21. September 1692 angegeben. Vgl. ebd., fol. 340r (Cat. Prim. 1754). 151 Vgl. Tiroler Landesarchiv/Innsbruck, Pfarrmatrikel Schann/Tirol, Film 903/1/194 TB. 152 Ebd. Vgl. Mungenast, Joseph Munggenast, S. 6f. 153 Tiroler Landesarchiv/Innsbruck, Pfarrmatrikel Schann/Tirol, Film 903/1/194 TB.

8.2 Br. Munggenast

331

Juliane.154 Joseph Munggenast, der Erstgeborene und rechtmäßige Hoferbe, zeigte später andere Interessen. Da die kriegerischen Auseinandersetzungen des 17. Jahrhunderts in ganz Europa Spuren der Zerstörung hinterlassen hatten, boten die umfangreichen Aufbaumaßnahmen ein weites Betätigungsfeld für Bauhandwerker und Fachleute. In Österreich hatten die Türkenkriege südlich der Donau große Verwüstungen angerichtet. Der französische König sandte nach den Kämpfen um das Erbe der spanischen Habsburger Agenten aus, um in der Schweiz, Tirol, Savoyen und Mähren Handwerker und Fachleute mit dem Versprechen wirtschaftlicher Vorteile anzuwerben. Diese Perspektiven veranlaßten Joseph Munggenast, auf sein Erbe zu verzichten.155 Möglicherweise erhielt er noch in Schnann seine erste Ausbildung bei dem dortigen Maurermeister Scherl.156 Später war er zusammen mit Jakob Prandtauer tätig und entwickelte sich zu einem bedeutenden Baumeister des niederösterreichischen Barock.157 Nach dem Tode Prandtauers vollendete er mehrere von diesem begonnene Bauten, so z. B. die Wallfahrtskirche Sonntagberg, die Stifte Melk und Herzogenburg sowie die Propstei St. Pölten. Ab 1718 war er Stiftsbaumeister von Seitenstetten, ab 1722 von Zwettl und ab 1730 von Melk. Er schuf zahlreiche Kirchenund Klosterbauten, so z. B. die Kirche und Gebäude von Stift Altenburg und Stift Geras. Darüber hinaus baute er auch Meierhöfe und Bürgerhäuser sowie Straßen-, Brücken-, Wasser- und Festungsanlagen. Nach seinem Tod setzten seine Söhne Franz (1724–1748) und Matthias (1729–1798) das Werk des Vaters fort.158 Nachdem Joseph Munggenast als ältester Sohn auf die Übernahme des väterlichen Hofes verzichtet hatte, übernahm 1712 nach dem Tod des Vaters der zweitälteste Sohn Christian den Bauernhof in Schnann.159 Da der drittälteste Sohn Matthäus somit von familiären Verpflichtungen entbunden war, wurde es ihm möglich, sich der Gesellschaft Jesu anzuschließen. Der 1694 geborene viertälteste Sohn Sigismund folgte wie sein ältester Bruder dem Ruf nach Fachkräften und ging nach Luxemburg. Als Abteibaumeister in Echternach zählt er zusammen mit seinem Sohn Paul Mongenast zu den bedeutendsten Baumeistern Luxemburgs im 18. Jahrhundert.160 154 Vgl. Mungenast, Joseph Munggenast, S. 7. Außer diesen in der Literatur genannten Geschwistern ließen sich in den Taufbüchern von Schnann noch folgende Kinder von Severin Munggenast und Juliane Wolf ermitteln: Philippus Jacobus (geb. 1685), vgl. Tiroler Landesarchiv/Innsbruck, Pfarrmatrikel Schnann/Tirol, Film 903/1/157 TB, Magdalena (geb. 1686), vgl. ebd., Film 903/1/162 TB, Maria (geb. 1687), vgl. ebd., Film 903/1/169 TB, Andreas und Nikolaus (geb. 1690), vgl. ebd., Film 903/1/185 TB. 155 Vgl. Mungenast, Joseph Munggenast, S. 8f 156 Vgl. Karl, Baumeisterfamilie Munggenast, S. 11. 157 Vgl. Bruckmüller, Munggenast, Josef, S. 445. Nach Angaben von Thomas Karl (Baumeisterfamilie Munggenast, S. 11) konnte Emmerich Munggenast in seinem 1963 erschienenen Buch nachweisen, daß Josephs Vater Severin Munggenast der Sohn einer „Catharina Prandtauerin“ war. Prandtauer war der Familienname von Catharina vor ihrer Eheschließung, also ihr Geburtsname. Jakob Prandtauer muß aus der Verbindung eines Bruders von Catharina Prandtauer hervorgegangen sein. Dann wäre er ein Vetter bzw. Cousin von Severin Munggenast und der Großcousin von Joseph und somit auch Br. Matthäus Munggenast. 158 Vgl. Bruckmüller, Munggenast, Josef, S. 445. 159 Vgl. Mungenast, Joseph Munggenast, S. 8. 160 Vgl. ebd., S. 9f.

332

8. Bio-bibliographisches Verzeichnis

BERUF: Kunstschreiner.161 Kunst- und Möbeltischler (ebanista).162 EINTRITT: 2. Juli 1722.163 NOVIZIAT: 1722–1724. Vota simplicia am 24. September 1724.164 GELÜBDE: Coadjutor temporalis formatus am 15. August 1735 in Cochabamba.165 ÜBERFAHRT: Er brach noch im Jahr seines Ordenseintritts 1722 in die Mission auf.166 Er reiste am 26. Dezember 1723 in einer großen Gruppe, u. a. zusammen mit Michael Herold (siehe dort) auf dem Schiff Nuestra Señora del Rosario unter Kapitän Andrés de Luzuriaga aus Spanien ab.167 TÄTIGKEITEN: Er ist in den Ordenskatalogen mehrfach in der Moxos-Mission nachgewiesen: 1728 Versatur inter Infid.,168 ebenso 1732.169 Sein Wirken in Peru ist ferner in den Ordenskatalogen der Jahre 1735, 1741, 1748 und 1754 belegt: Curat Rusticana.170 1741, 1748 und auch 1751 ist er in der Moxos-Mission nachweisbar.171 1758 ist er in Peru als Socius administri vinea.172 1767 hielt er sich in der Residenz Santa Cruz auf.173

161 Vgl. ADPSJ, Abt. 47 (Nachlaß Anton Huonder SJ), Mappe Peru, S. 301; Huonder, Jesuitenmissionäre, S. 162. 162 Vgl. Sierra, Jesuitas germanos, S. 374. 163 Vgl. ARSI, Peru 9, fol. 28v (Cat. Prim. 1728); ebd., fol. 91r (Cat. Prim. 1732); ebd., fol. 129r (Cat. Prim. 1735); ebd., fol. 196v (Cat. Prim. 1741); ebd., fol. 266v (Cat. Prim. 1748); ebd., fol. 340r (Cat. Prim. 1754); ARSI, Peru 10, fol. 19v (Cat. Prim. 1758). 164 Vgl. ARSI, Peru 7, fol. 9v (Suppl. Cat. Prim. 1724); ARSI, Peru 9, fol. 28v (Cat. Prim. 1728); ebd., fol. 91r (Cat. Prim. 1732); ebd., fol. 129r (Cat. Prim. 1735). 165 Vgl. APChSJ, 2/J/292, Carp. 04: Votos Años 1730–1739 Provincia Peruana Antiqua, Coadj[utor] temp[oralis] format[us] Matheo Munkanast, unfol. (Original). Weiteres Original in ARSI, Hisp. 62, 333. Zum Profeßdatum vgl. ARSI, Peru 9, fol. 173r (Suppl. Cat. Prim. 1735); ebd., fol. 196v (Cat. Prim. 1741); ebd., fol. 266v (Cat. Prim. 1748); ebd., fol. 340r (Cat. Prim. 1754); ARSI, Peru 10, fol. 19v (Cat. Prim. 1758). 166 Vgl. Sierra, Jesuitas germanos, S. 374. Er ist in einer Liste des Ordensgenerals über die 1722 entsandten Missionare verzeichnet. Vgl. ARSI, Rhen. Sup. 42, fol. 139: Informatio de iis, qui ex Provincia Rheni Superioris missi sunt Genuam, destinati ad Indias 1722. 167 Vgl. Galán García, Oficio, Nr. 154, S. 306f. In der Überfahrtsliste heißt es über Munggenast, er sei mittelgroß, schlank und weiß. Vgl. AGI, Contratación 5548, Núm. 1, R. 3 (2), fol. 18r. 168 ARSI, Peru 9, fol. 28v (Cat. Prim. 1728). 169 ARSI, Peru 9, fol. 91r (Cat. Prim. 1732). Zur Tätigkeit in der Moxos-Mission allgemein vgl. ARSI, Peru 11, fol. 125r (Cat. Brev. 1732). 170 ARSI, Peru 9, fol. 129r (Cat. Prim. 1735); ebd., fol. 196v (Cat. Prim. 1741); ebd., fol. 266v (Cat. Prim. 1748); ebd., fol. 340r (Cat. Prim. 1754). 171 Vgl. ARSI, Peru 11, fol. 129r (Cat. Brev. 1741), fol. 129fr (Cat. Brev. 1748), fol. 134v (Cat. Brev. 1751). 172 ARSI, Peru 10, fol. 19v (Cat. Prim. 1758). 173 Vgl. Vargas Ugarte, Jesuitas Peruanos, S. 197.

8.2 Br. Oehlgartner

333

TOD: Am 1. Juni 1767 auf der Reise nach Lima.174

Besonderheiten: Matthäus Munggenast war mit dem gleichfalls künstlerisch tätigen, in Chile zum Einsatz gekommenen Br. Johann Bitterich (1675–1720) verwandt, der mütterlicherseits aus der Familie Munggenast stammte.175

[8]

Br. Peter Oehlgartner (1715–1782) Böhmische Provinz

NAMENSVARIANTEN: Dehlgartner, Delgartner, de Eigartner, Elgarner, de Elgarner, Elgarnet, Elgartner, de Elgartner, Oelgarten, Oelgartner, Ohlgartner. GEBURT: 28. Juni 1715 in Deutschnofen.176 TAUFE: 28. Juni 1715 in Deutschnofen.177 ELTERN: Georg Elgartner und Maria Sparenberger.178 PATEN: Laurentius und Maria Zelger.179 BERUF: Uhrmacher.180 Schlosser (Faber serarius).181 EINTRITT: 30. September 1745 in Brünn.182

174 Vgl. ARSI, Fejér/De Cock, Defuncti tertii saeculi Societatis Iesu 1740–1773 (1774–1815), Volumen II (J–Z), Munkanas, Matthaeus, unpaginiert. Bezieht sich auf ARSI, Hist. Soc. 53a 1769. 175 Vgl. Meier, Johann Bitterich SJ, S. 946, Fußnote 12; Meier/Müller, Jesuiten aus Zentraleuropa, Bd. 2: Chile, S. 319–328, hier S. 320. 176 Vgl. Südtiroler Landesarchiv/Bozen, Pfarrmatrikel Deutschnofen/Südtirol, Taufbuch Deutschnofen 1670–1756, Rolle MA 001/2/439. 177 Vgl. ebd. 178 Vgl. ebd. 179 Vgl. ebd. 180 Vgl. ARSI, Peru 10, fol. 22v (Cat. Prim. 1758); ARSI, Boh. 86, S. 268 (Cat. Prim. 1770). 181 Vgl. ARSI, Boh. 66, S. 334 (Cat. Prim. 1746); ARSI, Boh. 86, S. 268 (Cat. Prim. 1770). 182 Vgl. ARSI, Boh. 66, S. 334 (Cat. Prim. 1746). Zum Eintrittsdatum vgl. ARSI, Boh. 86, S. 268 (Cat. Prim. 1770). Fischer, Catalogus, S. 111 (Oehlgartner); ARSI, Peru 9, fol. 343v (Cat. Prim. 1754; de Elgarner); ARSI, Peru 10, fol. 22v (Cat. Prim. 1758; Elgartner).

334

8. Bio-bibliographisches Verzeichnis

NOVIZIAT: 1745–1747 in Brünn.183 Vota biennii am 30. September 1747.184 GELÜBDE: Coadjutor temporalis formatus 2. Februar 1756 in Lima185 im Kolleg San Pablo.186 TÄTIGKEITEN: 1747/48 ist er im Kolleg St. Clemens in Prag als Credentiarius187 und 1748/49 als Gehilfe des Kochs.188 ÜBERFAHRT: Abreise nach Peru 1749.189 TÄTIGKEITEN: Ankunft in Peru 1751.190 1751 ist er Uhrmacher im Colegio Máximo de San Pablo in Lima.191 Oehlgartner war ein sehr begabter Mechaniker und stellte in Lima eine Uhr von einer Elle (vara) Länge und drei cuartas Breite her, welche die Stunden und die Viertelstunden anzeigte und in der Sakristei auf einem Podest aus feinem Holz in Form eines bemalten, vergoldeten und mit eingelegten Plättchen verzierten Bogens aufgestellt war.192 Er versah oficios domesticos am Colegio Máximo San Pablo in Lima, in Huamanga, Cuzco und Chuquisaca bis zur Vertreibung.193 In den Ordenskatalogen heißt es 1754 Cur. Dom.,194 1758 Horologiarius.195 Ist 1767 am Kolleg von Chuquisaca.196 RÜCKKEHR/AUSWEISUNG: Festnahme in Chuquisaca.197 Verhör in Puerto de Santa María am 16. September 1768.198

183 Vgl. ARSI, Boh. 92 II, fol. 377r (Cat. Brev. 1745/46); ebd., fol. 405r (Cat. Brev. 1746/47). 184 ARSI, Peru 9, fol. 343v (Cat. Prim. 1754; Elgarner). Im Ordenskatalog wird das nicht mög­ liche Datum 31. September 1747 genannt. 185 Original in ARSI, Hisp. 65, 257. Zum Profeßdatum vgl. ARSI, Boh. 86, S. 268 (Cat. Prim. 1770). (Oehlgartner); Elgartner. ARSI, Peru 10, fol. 22v (Cat. Prim. 1758); ARSI, Peru 11a, ohne Seitenzählung. Liste mit Angaben zu Herkunft, Provinz, Geburt, Eintritt, Profeß und Tod. 186 Vgl. ADPSJ, Abt. 47 (Nachlaß Anton Huonder SJ), Mappe Peru, S. 301. 187 ARSI, Boh. 92 II, fol. 420r (Cat. Brev. 1747/48). 188 Vgl. ebd., fol. 436r (Cat. Brev. 1748/49). Oehlgartner ist nicht mehr im Cat. Prim. 1749 verzeichnet. 189 Vgl. Huonder, Jesuitenmissionäre, S. 120. 190 Vgl. ARSI, Peru 9, fol. 383r (Suppl. Cat. Prim. 1751; Liste der Missionare, die mit dem Generalprokurator Ildefonso Carrillo am 24. März oder mit Generalprokurator José de Alzugaray am 6. Juli 1751 in Peru ankamen). Genannt wird Petrus de Eigartner. Tirolensis. Coadj. temp. 191 Vgl. ARSI, Peru 11, fol. 131r (Cat. Brev. 1751). 192 Vgl. Vargas Ugarte, Los Jesuítas del Perú y el arte, S. 113. 193 AHN, Sección Clero: Jesuitas, Legajo 826/7. 194 ARSI, Peru 9, fol. 343v (Cat. Prim. 1754; de Elgarner). 195 ARSI, Peru 10, fol. 22v (Cat. Prim. 1758; Elgartner). 196 Vgl. ARSI, Peru 11a, fol. 18r (Teil 1); Sierra, Jesuitas germanos, S. 374; Vargas Ugarte, Jesuitas Peruanos, S. 186. 197 Vgl. ARSI, Peru 11a, ohne Seitenzählung. Liste der vertriebenen Missionare mit Angabe des Ortes der Festnahme (Elgarnet). 198 Vgl. AHN, Sección Clero: Jesuitas, Legajo 826/7.

8.2 Br. Reß

335

WEITERER LEBENSWEG: 1770 heißt es über seine Ämter: Credent. 2. Sacrist. 2. Soc. Proc. 1 ½. Horolog. et. Soc. Exeunt. egit in America 14. Excit. 14.199 Br. Peter Oehlgartner ist 1770 am Kolleg St. Clemens in Prag betraut mit den Aufgaben: Soc. Cellar. Vin.,200 ebenso 1771 mit den Aufgaben: Soc. Credent.,201 1772 (Soc. Cred.)202 und 1773 (Soc. Cred.).203 TOD: 1782 in Prag.204

[9]

Br. Georg Stephan Reß (1728–1780) Oberrheinische Provinz

NAMENSVARIANTEN: Ratz, Rees, Ress, Retz. GEBURT: 9. Februar 1728 in Würzburg.205 TAUFE: 10. Februar 1728 in Würzburg.206 ELTERN: Nikolaus Reß und Maria Margaretha,207 geb. Schelff.208 PATEN: Georg Stephan Rianz.209 Umfeld: Der Vater, von Beruf Kupferschmied (Faber aerarius),210 war Sohn des Caspar Reß aus Brend (Pfarrei Brendlorenzen) und dessen Frau Veronika. Er heiratete am 13. November 1724 Maria Margaretha Schelff, Tochter des Futterschütters Adam Schelff und dessen Frau Barbara.211 Nach den Angaben im Traueintrag des

199 200 201 202 203 204 205

ARSI, Boh. 86, S. 268 (Cat. Prim. 1770). ARSI, Boh. 92 a, S. 103 (Cat. Brev. 1769/70). Ebd., S. 115 (Cat. Brev. 1770/71). ARSI, Boh. 92 II, fol. 602v (Cat. Brev. 1771/72). ARSI, Boh. 92 a, S. 127 (Cat. Brev. 1772/73). Vgl. Fischer, Catalogus, S. 111. Vgl. Gerl, Cat. Rhen. Sup., S. 112. Zum Geburtsdatum vgl. ARSI, Rhen. Sup. 24, fol. 356r (Cat. Prim. 1770). Daneben finden sich folgende falsche Angaben des Geburtsdatums: 24. Februar 1728: ARSI, Peru 9, fol. 344r (Cat. Prim. 1754); ARSI, Peru 10, fol. 23v (Cat. Prim. 1758); Sierra, Jesuitas germanos, S. 375; Vargas Ugarte, Jesuitas Peruanos, S. 220. 24. Februar 1723: ARSI, Peru 11a, fol. 59r (Teil 2). Für das Geburtsjahr 1728 spricht die Angabe, er sei bei seiner Ankunft in Peru 1751 23 Jahre alt gewesen. Vgl. ARSI, Peru 9, fol. 383v (Suppl. Cat. Prim. 1751). 206 Vgl. DA Würzburg, Matrikeln Würzburg-Dompfarrei, Bd. A7, Taufen, S. 3. 207 Ebd. 208 Ebd., Bd. A6, Trauungen, S. 194. 209 Ebd., Bd. A7, Taufen, S. 3. 210 Ebd. 211 Ebd., Bd. A6, Trauungen, S. 194.

336

8. Bio-bibliographisches Verzeichnis

Paten Georg Stephan Rianz vom 17. August 1733 war dieser von Beruf Posamentier (Limbolarius) und Sohn des Kaufmanns Jacob Rianz.212 BERUF: Kupferschmied.213 EINTRITT: 5. Februar 1749 in Mainz.214 Vota biennii am 4. Februar 1751.215 NOVIZIAT: 1749–1751 in Mainz. GELÜBDE: 2. Februar 1761.216 ÜBERFAHRT: Noch im Jahr des Eintritts brach er ad Indias auf.217 Abreise aus Spanien 1749.218 TÄTIGKEITEN: Ankunft in Peru 1751.219 Reß wirkte am Kolleg San Pablo in Lima als Kupferschmied220 und war mit weiteren häuslichen Aufgaben betraut.221 RÜCKKEHR/AUSWEISUNG: Festnahme in Lima.222 Reß befand sich laut Verhörprotokoll vom 11. Oktober 1768, das stellvertretend von P. Johann Zacharias und Br. Ignacio Sanchez unterschrieben wurde, in Puerto de Santa María in der enfermería.223 WEITERER LEBENSWEG: 1770 am Kolleg in Mainz224 als Socius Refectorii,225 ebenso 1771 und 1772.226 Auch 1773 ist er am Kolleg in Mainz mit den Aufgaben Socius Re212 Ebd., Bd. A8, Trauungen, S. 55. 213 Vgl. ARSI, Rhen. Sup. 24, fol. 356r (Cat. Prim. 1770). 214 Vgl. ebd. Zum Eintrittsdatum vgl. Gerl, Cat. Rhen. Sup., S. 112. Abweichendes Eintrittsdatum: 3. Februar 1749. Vgl. ARSI, Peru 9, fol. 344r (Cat. Prim. 1754); ARSI, Peru 10, fol. 23v (Cat. Prim. 1758); ARSI, Peru 11a, fol. 59r (Teil 2). 215 Vgl. ARSI, Peru 9, fol. 344r (Cat. Prim. 1754). Vgl. ARSI, Peru 10, fol. 23v (Cat. Prim. 1758). 216 Vgl. ADPSJ, Abt. 47 (Nachlaß Anton Huonder SJ), Mappe Peru, S. 304. Dem entspricht die Angabe, Reß sei 1751 als Coadjutor temporalis (non formatus) nach Peru gekommen. ARSI, Peru 9, fol. 383v (Suppl. Cat. Prim. 1751). 217 Vgl. Gerl, Cat. Rhen. Sup., S. 112. 218 Vgl. Aspurz, Aportación extranjera, Apéndice I. 1749/50 ist Reß auf dem Weg in die Mission. Vgl. ARSI, Rhen. Sup. 27, S. 34 (Cat. Brev. 1749/50). 219 Vgl. ARSI, Peru 9, fol. 383r (Suppl. Cat. Prim. 1751; Liste der Missionare, die mit dem Generalprokurator Ildefonso Carrillo am 24. März oder mit Generalprokurator José de Alzugaray am 6. Juli 1751 in Peru ankamen). 220 Cuprifaber. ARSI, Peru 11, fol. 131r (Cat. Brev. 1751). 221 Curat. dom. ARSI, Peru 9, fol. 344r (Cat. Prim. 1754). Reß ist am Kolleg San Pablo in den Ordenskatalogen der Jahre 1758 und 1767 nachweisbar. Vgl. ARSI, Peru 10, fol. 23v (Cat. Prim. 1758). ARSI, Peru 11a, fol. 6v (Teil 1). ADPSJ, Abt. 47 (Nachlaß Anton Huonder SJ), Mappe Peru, S. 304. Vgl. Vargas Ugarte, Jesuitas Peruanos, S. 191. 222 Vgl. ARSI, Peru 11a, fol. 89r (Teil 3). 223 Vgl. AHN, Sección Clero: Jesuitas, Legajo 826/7. 224 Vgl. ARSI, Rhen. Sup. 24, fol. 356r (Cat. Prim. 1770). 225 ARSI, Rhen. Sup. 28b, S. 24 (Cat. Brev. 1770). 226 ADPSJ, C XV 90,2 (Cat. Brev. 1770/71); ARSI, Rhen. Sup. 28b, S. 24 (Cat. Brev. 1772).

8.2 Br. Schmidlehner

337

fectorii & Exeuntium.227 Nach der Ordensaufhebung 1773 wurde Reß im Kapuzinerkloster in Mainz untergebracht228 und mit einer Pension aus dem Exjesuitenfonds versorgt.229 TOD: Vermutlich im November 1780 im Kapuzinerkloster Mainz.230

[10] Br. Karl Schmidlehner (1687–1773) Oberdeutsche Provinz NAMENSVARIANTEN: Hermitener,231 Schmiclechner, Schmidlachner, Schmidlechner, Schmidlocher,232 Schmitlehner,233 Scmichlekner,234 Scmilekner,235 Sedmilener,236 Semelexner,237 Semilekmer,238 Sennlechner, Smicklekner, Smiclecner, Smidlechner, Smithlesmer, Smitlechner, Smitlecner, Smitlener, Smirlocner, Smirloner. GEBURT: 4. November 1687 in München.239 TAUFE: Anfang November in München, Unsere Liebe Frau.240 ELTERN: Michael Schmidtlehner und Maria.241 227 ARSI, Rhen. Sup. 28b, S. 24 (Cat. Brev. 1773). 228 Vgl. Stadtarchiv Mainz, 16/150: Liste über das Personale der Exjesuiten zu Mainz, wo dieselben sich dermalen aufhalten, 20. November 1773. 229 Vgl. Stadtarchiv Mainz, 16/150: Verzeichnis sämtlicher zu dem Fond in Mainz gehöriger Exjesuiten, unfol. 230 Vgl. Stadtarchiv Mainz, 16/160, unfol. (Aufstellung der Kosten für das Begräbnis von Br. Stephan Reß durch den Guardian der Kapuziner vom 29. November 1780). 231 Vgl. ADPSJ, Abt. 47 (Nachlaß Anton Huonder SJ), Mappe Peru, S. 314. 232 Vgl. ebd. 233 Vgl. ebd. 234 Vgl. ARSI, Peru 9, fol. 340r (Cat. Prim. 1754). 235 Vgl. ARSI, Peru 10, fol. 19v (Cat. Prim. 1758). 236 Vgl. ARSI, Peru 11a, fol. 14v (Teil 1); ARSI, Peru 11a, fol. 64v (Teil 2). 237 Vgl. AHN, Sección Clero: Jesuitas, Legajo 826/7. 238 Vgl. Fernández Arrillaga, Jesuítas rehenes, S. 94. 239 Vgl. ARSI, Rhen. Sup. 42, fol. 140v (Indip.); ARSI, Peru 9, fol. 28v (Cat. Prim. 1728). Zum Geburtsdatum vgl. ebd., fol. 91r (Cat. Prim. 1732); ebd., fol. 129r (Cat. Prim. 1735); ebd., fol. 196v (Cat. Prim. 1741); ebd., fol. 266v (Cat. Prim. 1748). Zu Geburtsjahr und -ort vgl. AHN, Sección Clero: Jesuitas, Legajo 826/7. Huonder nennt als Geburtsdatum auch den 2. November 1687, jedoch in Klammern. Huonder, Jesuitenmissionäre, S. 137. Vgl. ADPSJ, Abt. 47 (Nachlaß Anton Huonder SJ), Mappe Peru, S. 314. Zum Geburtsdatum 1. November 1697 vgl. ARSI, Peru 11a, fol. 64v (Teil 2). Zum Geburtsdatum 4. November 1697 vgl. ARSI, Peru 9, fol. 340r (Cat. Prim. 1754); ARSI, Peru 10, fol. 19v (Cat. Prim. 1758). Zum Geburtsort München vgl. ARSI, Peru 9, fol. 28v (Cat. Prim. 1728); ARSI, Peru 11a, fol. 41v (Teil 2). 240 Vgl. Archiv des Erzbistums München und Freising, Matrikeln München, Unsere Liebe Frau, Bd. 8, Taufen 1684–1698, S. 97. Das genaue Datum ist durch die Bindung nicht zu erkennen. 241 Ebd.; vgl. AHN, Sección Clero: Jesuitas, Legajo 826/7.

338

8. Bio-bibliographisches Verzeichnis

PATEN: Wolf. Öttl.242 BERUF: Beim Eintritt bereits ausgebildeter Schmied (Faber minutarius seu aeris minutioris), in den Katalogen als Gürtler (Zonarius) geführt.243 Auffallend, daß ihn die Schiffsliste244 als E[studiante] (= Student) registriert, obwohl er Laienbruder war! EINTRITT: 13. Juli 1722, bereits mit der Absicht, nach Chile zu gehen.245 NOVIZIAT: 1722–1724. In Sevilla.246 GELÜBDE: Coadjuor temporalis formatus 15. August 1735 in Cochabamba.247 ÜBERFAHRT: Wurde 1722 aus Ebersberg nach Übersee entsandt.248 Er war zunächst für Chile bestimmt, wurde aber später nach Peru geschickt.249 Er gehörte zu jener Gruppe der Handwerker-Laienbrüder, die von Br. Johann Bitterich angefordert worden waren, und ging gleich nach dem Eintritt 1722 „noch in Weltkleidern“250 nach Übersee. Schmidlehner gehörte zur vierten Reisegruppe, die am 26. Dezember 1723 unter Prokurator Diego Ignacio Fernández auf dem Schiff Nuestra Señora del Rosario unter Kapitän Andrés de Luzuriaga aus Spanien absegelte.251

242 Archiv des Erzbistums München und Freising, Matrikeln München, Unsere Liebe Frau, Bd. 8, Taufen 1684–1698, S. 97. Entzifferung schwierig. 243 Vgl. Huonder, Jesuitenmissionäre, S. 137. 244 Vgl. Galán García, Oficio, Nr. 154, S. 307. 245 „Pro Societate examinatus et approbatus Monachii 13. Juli 1722 et cum prioribus profectus in Chile 14. Juli.“ ARSI, Rhen. Sup. 42, fol. 140v (Indip.) “Nomina Personum Societ. Jesu, qui Eberspergae e Provincia Germ.a Superiore ad Provinciam Chilensem sunt missi”, 1722. Zum Eintrittsjahr 1722 vgl. Hanisch, Itinerario, S. 329. Abweichende Eintrittsdaten: 13. Juni 1721. Gerl, Germ. Sup., S. 405. 23. April 1722. Vgl. ARSI, Peru 10, fol. 19v (Cat. Prim. 1758). 23. Juni 1722. Vgl. ARSI, Peru 9, fol. 28v (Cat. Prim. 1728). 22. Juli 1722. Vgl. ebd., fol. 196v (Cat. Prim. 1741). 23. Juli 1722. Vgl. ebd., fol. 91r (Cat. Prim. 1732); ebd., fol. 129r (Cat. Prim. 1735); ebd., fol. 266v (Cat. Prim. 1748); ebd., fol. 340r (Cat. Prim. 1754); Vargas Ugarte, Jesuitas Peruanos, S. 223; Galán García, Oficio, Nr. 154, S. 307. 246 Vgl. AHN, Sección Clero: Jesuitas, Legajo 826/7. 247 Vgl. APChSJ, 2/J/292, Carp. 04: Votos Años 1730–1739 Provincia Peruana Antiqua, Coadj[utor] temp[oralis] format[us] Carlos Schmidlehner, unfol. (Original). Weiteres Original in ARSI, Hisp. 62, fol. 296. Zum Profeßdatum vgl. ARSI, Peru 9, fol. 173r (Suppl. Cat. Prim. 1735); ebd., fol. 196v (Cat. Prim. 1741); ebd., fol. 266v (Cat. Prim. 1748); ebd., fol. 340r (Cat. Prim. 1754); ARSI, Peru 10, fol. 19v (Cat. Prim. 1758); ARSI, Peru 11a, fol. 64v (Teil 2). 248 Vgl. ARSI, Rhen. Sup. 42, fol. 140: Nomina Novitiorum Societatis Iesu, qui Eberspergae e Provincia Germ.a Superiore ad Provinciam Chilensem sunt missi, 1722. Zur Entsendung 1723 vgl. auch Vargas Ugarte, Historia de la Compañía de Jesús, Bd. III, S. 56. 249 Vgl. ADPSJ, Abt. 47 (Nachlaß Anton Huonder SJ), Mappe Peru, S. 314. Zur urprünglichen Bestimmung für Chile vgl. Gerl, Germ. Sup., S. 405. 250 Vgl. Huonder, Jesuitenmissionäre, S. 137. 251 Vgl. Galán García, Oficio, Nr. 154, S. 306f. In der Überfahrtsliste heißt es über Schmidlehner, er sei mittelgroß und weiß. AGI, Contratación 5548, Núm. 1, R. 3 (2), fol. 18r. Zur Überfahrt 1723 vgl. Aspurz, Aportación extranjera, Apéndice I.

8.2 Br. Schmidlehner

339

TÄTIGKEITEN: Bald nach der Ankunft in Lima ging er mit P. Meges u. a. in die Moxos-Mission. Er tat sich sehr schwer mit dem Erlernen der spanischen Sprache. Die Versuche von P. Meges, ihm die Sprache beizubringen, scheiterten. Jedoch war er in seinem Beruf sehr geschickt. So wirkte er zehn Jahre lang in der Moxos-Mission.252 1735 ist er im Kolleg von Cochabamba, wo er seine letzten Gelübde ablegte.253 Schmidlehner war dann mehrere Jahre in der Verwaltung der Landgüter tätig,254 wahrscheinlich am Kolleg von Cochabamba. 1748 war er am Kolleg von Arequipa als Pförtner,255 ebenso 1751,256 1754,257 1758258 und 1767.259 Zur Zeit der Ausweisung war er krank und erblindet.260 RÜCKKEHR/AUSWEISUNG: Festnahme in Arequipa.261 Deportation nach Spanien auf dem Schiff Los Placeres.262 Verhör in Puerto de Santa María am 11. Oktober 1768 (unterschrieben von P. Johann Zacharias).263 Von dort aus wurde er auf dem schwedischen Schiff El Vicente nach Italien gebracht.264 WEITERER LEBENSWEG: An beiden Augen erblindet und halb gebrochen, kam er in seiner Heimatstadt München an265 und verbrachte die letzten Lebensjahre im dortigen Kolleg.266 Er war hin und wieder geistesabwesend, indem er meinte, noch in Amerika zu sein. Fast den ganzen Tag verbrachte er im Gebet.267

252 Versatur inter Infideles. ARSI, Peru 9, Cat. Prim. 1728, fol. 28v. Vgl. ebd., fol. 91r (Cat. Prim. 1732). Zur Tätigkeit in der Moxos-Mission allgemein vgl. ARSI, Peru 11, fol. 125r (Cat. Brev. 1732); ADPSJ, Abt. 47 (Nachlaß Anton Huonder SJ), Mappe Peru, S. 314. 253 Vgl. ADPSJ, Abt. 47 (Nachlaß Anton Huonder SJ), Mappe Peru, S. 314. 254 Curat Rusticana. ARSI, Peru 9, fol. 129r (Cat. Prim. 1735). 1741 wird er in der Moxos-Mission erwähnt, wiederum mit der Tätigkeit Curat Rusticana. Ebd., fol. 196v (Cat. Prim. 1741). Zur Tätigkeit in der Moxos-Mission allgemein vgl. ARSI, Peru 11, fol. 129r (Cat. Brev. 1741). 255 Vgl. ARSI, Peru 11, fol. 129dv (Cat. Brev. 1748). Die Tätigkeit als Pförtner 1748 in der PeruMission wird bestätigt durch ARSI, Peru 9, fol. 266v (Cat. Prim. 1748). 256 Vgl. ARSI, Peru 11, Cat. Brev. 1751, fol. 133r. 257 Vgl. ARSI, Peru 9, Cat. Prim. 1754, fol. 340r. 258 Vgl. ARSI, Peru 10, Cat. Prim. 1758, fol. 19v. 259 Vgl. ADPSJ, Abt. 47 (Nachlaß Anton Huonder SJ), Mappe Peru, S. 314; Vargas Ugarte, Jesuitas Peruanos, S. 183. 260 Vgl. SIERRA, Jesuitas germanos, S. 375. 261 Vgl. ARSI, Peru 11a, fol. 81v (Teil 3). 262 Vgl. SIERRA, Jesuitas germanos, S. 373 u. 375. 263 Vgl. AHN, Sección Clero: Jesuitas, Legajo 826/7. 264 Vgl. Archivo General de Simancas, Marina, Leg. 724: Lista de los regulares de la Compañía del nombre de Jesús, americanos de distintas provincias, algunos extranjeros que se han embarcado en el día de la fecha para Italia. Archivo Nacional Histórico de Chile, Jesuitas, Bd. 431, fol. 272–275, hier fol. 275: Lista de los regulares. 265 Vgl. ADPSJ, Abt. 47 (Nachlaß Anton Huonder SJ), Mappe Peru, S. 314. 266 Vgl. ARSI, Germ. Sup. 62, S. 26 (Cat. Brev. Prov. Bav. 1770/71); ebd., S. 25 (Cat. Brev. Prov. Bav. 1771/72); ebd., S. 28 (Cat. Brev. Prov. Bav. 1772/73). 267 Vgl. ADPSJ, Abt. 47 (Nachlaß Anton Huonder SJ), Mappe Peru, S. 314.

340

8. Bio-bibliographisches Verzeichnis

TOD: 23. März 1773 in München.268

Besonderheiten: Sein Familienname ist für Spanischsprachige schwer aussprechbar. Das führte zu zahlreichen Namensvarianten. Anton Huonder ordnete die Namensvariante Sedmilener irrig dem in Chile eingesetzten Br. Thomas Seemiller statt ihm zu.269

[11] Br. Johann Georg Sporer (1718–1780) Oberrheinische Provinz NAMENSVARIANTEN: Esperer,270 Esporer,271 Esporert,272 Esporet,273 Jorge de Ma­ gun­cia,274 Gregorius Sporer.275 GEBURT: 1718 in Laugna.276 TAUFE: 15. April 1718 in Laugna.277 ELTERN: Jacobus Sporer und Anna.278 PATEN: Martinus Schimpf, Catharina Wielenbacherin.279 268 Vgl. ebd.; Gerl, Cat. Germ. Sup., S. 405; Hanisch, Itinerario, S. 329. Zum Todesjahr vgl. den handschriftlichen Nachtrag in ARSI, Germ. Sup. 43, fol. 136v (Cat. Brev. 1770/71). 269 Vgl. Huonder, Jesuitenmissionäre, S. 121 u. 137; Meier/Müller, Jesuiten, Bd. 2: Chile, S. 419–421. 270 Vgl. ADPSJ, Abt. 47 (Nachlaß Anton Huonder SJ), Mappe Peru, S. 320; Huonder, Jesuitenmissionäre, S. 122. 271 Vgl. AHN, Sección Clero: Jesuitas, Legajo 826/7. 272 Vgl. ebd. 273 Vgl. ADPSJ, Abt. 47 (Nachlaß Anton Huonder SJ), Mappe Peru, S. 320. 274 Vgl. ebd. 275 Vgl. ARSI, Peru 9, fol. 383v (Suppl. Cat. Prim. 1751); ARSI, Peru 10, fol. 23v. (Cat. Prim. 1758). 276 Vgl. AHN, Sección Clero: Jesuitas, Legajo 826/7. Die Herkunftsangabe Augustanus dürfte sich auf die Diözesanzugehörigkeit beziehen. Laugna lag (und liegt) im Bistum Augsburg. Vgl. ARSI, Peru 9, fol. 383v (Suppl. Cat. Prim. 1751). Für das Geburtsjahr 1718 spricht die Angabe, Sporer sei bei seiner Ankunft in Peru 1751 33 Jahre alt gewesen. Vgl. ebd. Da als Taufdatum der 15. April 1718 bekannt ist, sind folgende Geburtsdaten als falsch auszuschließen: 25. April 1718. ARSI, Peru 9, fol. 344r (Cat. Prim. 1754); ARSI, Peru 10, fol. 23v (Cat. Prim. 1758); Vargas Ugarte, Jesuitas Peruanos, S. 223. 18. April 1719. ARSI, Rhen. Sup. 24, fol. 338r (Cat. Prim. 1770); Gerl, Cat. Rhen. Sup., S. 125. 277 Vgl. ABA, Matrikeln Laugna, Taufen 1671–1718, Nr. 3052. 278 Ebd. Vgl. AHN, Sección Clero: Jesuitas, Legajo 826/7. 279 ABA, Matrikeln Laugna, Taufen 1671–1718, Nr. 3052.

8.2 Br. Sporer

341

EINTRITT: 11. Februar 1749 in Ettlingen.280 NOVIZIAT: 1749–1751. Das erste Noviziatsjahr absolvierte Sporer im Kolleg San Luis in Sevilla. Er beendete das Noviziat in Panama.281 Vota biennii am 12. Februar 1751.282 GELÜBDE: Coadjutor temporalis formatus am 2. Februar 1759.283 Letzte Gelübde am 2. Februar 1760 im Kolleg von Pisco.284 ÜBERFAHRT: Sporer brach kurz nach dem Ordenseintritt in die Mission auf.285 Abreise aus Spanien 1749.286 TÄTIGKEITEN: Ankunft in Peru in der siebten Reisegruppe 1751.287 Er wirkte 1751 am Colegio Máximo in Lima als Praef. Refect.,288 1754 in Peru als Subm.289 Am Kolleg San Pablo in Lima ist er in den Ordenskatalogen 1758 als Custos vestium290 sowie 1761 nachweisbar.291 1767 ist er in der Casa Profesa de Nuestra Señora de los Desamparados in Lima en la Chacarilla de S. Bernardo.292 Seinen eigenen Angaben zufolge war er Despensero y refectolero y tambien compañero de el P. Ministro de el Colegio Maximo de San Pablo de Lima293 und Administrador de la hacienda San Bernardo.294 Er war in Peru insgesamt zehn Jahre als Dispensator und sechs Jahre als Ökonom tätig.295

280 Vgl. ARSI, Rhen. Sup. 24, fol. 338r (Cat. Prim. 1770). Zum Eintrittsdatum vgl. ADPSJ, Abt. 47 (Nachlaß Anton Huonder SJ), Mappe Peru, S. 320; ARSI, Peru 9, fol. 344r (Cat. Prim. 1754); ARSI, Peru 10, fol. 23v (Cat. Prim. 1758); Gerl, Cat. Rhen. Sup., S. 125, Vargas Ugarte, Jesuitas Peruanos, S. 223. 281 Vgl. AHN, Sección Clero: Jesuitas, Legajo 826/7. 282 Vgl. ARSI, Peru 9, fol. 344r (Cat. Prim. 1754); ARSI, Peru 10, fol. 23v (Cat. Prim. 1758). 283 Vgl. ARSI, Rhen. Sup. 24, fol. 338r (Cat. Prim. 1770). 284 Vgl. ADPSJ, Abt. 47 (Nachlaß Anton Huonder SJ), Mappe Peru, S. 320; Sierra, Jesuitas germanos, S. 375. 285 Vgl. Huonder, Jesuitenmissionäre, S. 122. 286 Vgl. Aspurz, Aportación extranjera, Apéndice I. 1749/50 ist er auf dem Weg in die Mission. Vgl. ARSI, Rhen. Sup. 27, S. 34 (Cat. Brev. 1749/50). 287 Vgl. ARSI, Peru 9, fol. 383r (Suppl. Cat. Prim. 1751; Liste der Missionare, die mit dem Generalprokurator Ildefonso Carrillo am 24. März oder mit Generalprokurator José de Alzugaray am 6. Juli 1751 in Peru ankamen). 288 ARSI, Peru 11, fol. 131r (Cat. Brev. 1751). 289 ARSI, Peru 9, fol. 344r (Cat. Prim. 1754). 290 ADPSJ, Abt. 47 (Nachlaß Anton Huonder SJ), Mappe Peru, S. 320; ARSI, Peru 10, fol. 23v (Cat. Prim. 1758). 291 Vgl. ARSI, Peru 11a, ohne Seitenzählung (Cat. Brev. et Trien. 1761). 292 Vargas Ugarte, Jesuitas Peruanos, S. 194. 293 AHN, Sección Clero: Jesuitas, Legajo 826/7. 294 Ebd. 295 Vgl. ARSI, Rhen. Sup. 24, fol. 338r (Cat. Prim. 1770).

342

8. Bio-bibliographisches Verzeichnis

RÜCKKEHR/AUSWEISUNG: Am 7. März 1768 wurde er mit 37 Gefährten von Cartagena nach Havanna transportiert.296 Verhör in Puerto de Santa María am 18. Juni 1768.297 WEITERER LEBENSWEG: Sporer ist ab 1770 bis zur Ordensaufhebung am Kolleg in Heidelberg als Küster (Aedituus),298 Gärtner (Hortulanus)299 und Begleiter der ausgehenden Personen.300 Nach der Ordensaufhebung blieb er im ehemaligen Kolleg wohnen und war dort als Sakristan tätig, wofür er außer der Kost noch einen Jahreslohn von 60 Gulden erhielt.301 TOD: 16. Dezember 1780 in Heidelberg. Er wurde in der Krypta der Jesuitenkirche beigesetzt. Die Inschrift auf der Grabplatte lautet: „Georgius Spohrer obiit die 16. December 1780. R.I.P. “302

Abb. 6: Grabplatte von Georg Sporer, Krypta der Jesuitenkirche in Heidelberg. Foto: Eberhard Grießhaber, Heidelberg. 296 Vgl. ADPSJ, Abt. 47 (Nachlaß Anton Huonder SJ), Mappe Peru, S. 320. 297 Vgl. AHN, Sección Clero: Jesuitas, Legajo 826/7. 298 ARSI, Rhen. Sup. 28b, S. 14 (Cat. Brev. 1770); ARSI, Rhen. Sup. 24, fol. 338r (Cat. Prim. 1770); ADPSJ, C XV 90,2 (Cat. Brev. 1770/71); ARSI, Rhen. Sup. 28b, S. 14 (Cat. Brev. 1772), S. 15 (Cat. Brev. 1773). 299 ARSI, Rhen. Sup. 28b, S. 14 (Cat. Brev. 1770); ARSI, Rhen. Sup. 24, fol. 338r (Cat. Prim. 1770). 300 Vgl. ADPSJ, C XV 90,2 (Cat. Brev. 1770/71); ARSI, Rhen. Sup. 28b, S. 14 (Cat. Brev. 1772); ebd., S. 15 (Cat. Brev. 1773). 301 Vgl. Erzbischöfliches Archiv Freiburg i. Br., Finanzkammer, Generalia, 1436a Klöster, unfol.: Acta Commissionalia. 302 Vgl. Grabplatte von Georg Sporer, Krypta der Jesuitenkirche in Heidelberg (Abb. 6). Davon abweichendes Todesjahr: 1791. Vargas Ugarte, Jesuitas Peruanos, S. 223.

8.2 Br. Sporer

343

Briefe: (1) an die Eltern und Geschwister, o.O., o.J. Inhalt: Scheinbar erkundigte sich Sporer bei der Familie um ihr Befinden. Überlieferung: Unbekannt.303 (2) an die Eltern und Geschwister, o.O., o.J. Inhalt: Scheinbar erkundigte sich Sporer bei der Familie um ihr Befinden. Überlieferung: Unbekannt.304 (3) an die Eltern und Geschwister vom 25. Oktober 1761 aus Lima. Inhalt: Sporer erkundigt sich in einem dritten Brief nach dem Befinden seiner Eltern und Geschwister und richtet Grüße an alle Bekannten aus. Es betrübt ihn besonders, daß er nicht weiß, wie es seinen Eltern geht und ob sie noch am Leben sind. Sporer selbst ist bei guter Gesundheit. Er bittet seine Eltern oder Geschwister, ihm zu schreiben und zu berichten, was sich inzwischen in Laugna ereignet habe. Er bittet seine Verwandten und alle Einwohner von Laugna, ebenso für ihn zu beten, wie er es für sie tut. Überlieferung: Abschrift (dt.).305

Besonderheiten: Sporer hatte für den Fall, daß er glücklich in seine Heimat zurückkehren könne, ein Gelübde abgelegt. Nach seiner Rückkehr stiftete er daraufhin der Pfarrkirche in Laugna ein Meßopferkännchen, ein Rauchfaß mit Schiffchen aus Silber, ein Meßbuch mit silberplattierten Beschlägen, ein Meßgewand und eine Mutter-Gottes-Bekleidung.306

303 In der von Pfarrer Scheppach angefertigten Abschrift des Briefes von Georgius Sporer an seine Eltern und Geschwister vom 25. Oktober 1761 aus Lima, die in der Chronik der Pfarrei Laugna im Archiv des Bistums Augsburg enthalten ist, findet sich ein Hinweis auf zwei vorausgegangene Briefe, in denen er sich offenbar nach ihrem Befinden erkundigt hatte, bislang aber keine Antwort erhielt. Vgl. ABA, Pf 198, K. 1, HG 1, Chronik der Pfarrei Laugna (1855–1871), S. 135–138. 304 Ebd. 305 Ebd. 306 Vgl. ebd., S. 138.

344

8. Bio-bibliographisches Verzeichnis

[12] Br. Franz Andreas Zimmerman307 (1721–1753) Oberrheinische Provinz NAMENSVARIANTEN: Zimmermann,308 Simerman,309 Zimerman. GEBURT: 6. Juli 1721 in Königheim im Taubergrund, damals Erzbistum Mainz.310 TAUFE: 6. Juli 1721 in Königheim.311 ELTERN: Philipp und Magdalena Zimmerman.312 PATEN: Andrea Geyer313 bzw. Andreas Geiger. BERUF: Apotheker.314 EINTRITT: 2. August 1749.315 GELÜBDE: Coadjutor temporalis.316 ÜBERFAHRT: Zimmermann brach noch 1749 nach Peru auf.317 TÄTIGKEITEN: Ankunft in Peru mit der siebten Reisegruppe 1751.318 Zimmermann ist 1751 als Gehilfe des Apothekers im Kolleg San Pablo in Lima tätig.319 TOD: 20. Juli 1753 in Lima.320 307 Vgl. ARSI, Rhen. Sup. 27, S. 34 (Cat. Brev. 1749/50); Erzbischöfliches Archiv Freiburg i. Br., Taufbuch Königheim, unfol.; Sierra, Jesuitas germanos, S. 376. 308 Vgl. ADPSJ, Abt. 47 (Nachlaß Anton Huonder SJ), Mappe Peru, S. 323. Aspurz, Aportación extranjera, Apéndice I. 309 Vgl. ARSI, Peru 9, fol. 395v (Suppl. Cat. Prim. 1753). 310 Vgl. ADPSJ, Abt. 47 (Nachlaß Anton Huonder SJ), Mappe Peru, S. 323. Dem Geburtsjahr entspricht die Angabe, Zimmermann sei bei seiner Ankunft in Peru 1751 30 Jahre alt gewesen. ARSI, Peru 9, fol. 383v (Suppl. Cat. Prim. 1751). Zu Geburtsjahr und der Herkunfts­ angabe Moguntinus vgl. ebd. 311 Vgl. Erzbischöfliches Archiv Freiburg i. Br., Taufbuch Königheim, unfol. 312 Ebd. 313 Ebd. 314 Vgl. ADPSJ, Abt. 47 (Nachlaß Anton Huonder SJ), Mappe Peru, S. 323; Martín, Conquista intelectual, S. 134. 315 Vgl. ADPSJ, Abt. 47 (Nachlaß Anton Huonder SJ), Mappe Peru, S. 323. 316 Gerl, Cat. Rhen. Sup., S. 164. Zimmermann kam 1751 als Coadjutor temporalis (non formatus) nach Peru. ARSI, Peru 9, fol. 383v (Suppl. Cat. Prim. 1751). 317 Vgl. Aspurz, Aportación extranjera, Apéndice I; Gerl, Cat. Rhen. Sup., S. 164; Huonder, Jesuitenmissionäre, S. 122. 1749/50 ist er auf dem Weg in die Mission. Vgl. ARSI, Rhen. Sup. 27, S. 34 (Cat. Brev. 1749/50). 318 Vgl. ARSI, Peru 9, fol. 383v (Suppl. Cat. Prim. 1751). 319 Vgl. ARSI, Peru 11, fol. 131r (Cat. Brev. 1751); ADPSJ, Abt. 47 (Nachlaß Anton Huonder SJ), Mappe Peru, S. 323. Die Tätigkeit am Kolleg San Pablo als Apotheker wird auch belegt bei Martín, Conquista intelectual, S. 134. 320 Vgl. ARSI, Peru 9, fol. 395v (Suppl. Cat. Prim. 1753).

8.3 P. Leyden

345

8.3 Anhang Hier sind zwei Jesuiten aus Zentraleuropa verzeichnet, die in der Ordensprovinz Peru tätig waren, jedoch nicht in eine der fünf zentraleuropäischen Provinzen eingetreten waren.

[1]

P. Joseph Xaver Leyden (1661–1707) Römische Provinz1

NAMENSVARIANTEN: Laiden, Layden, de Layden,2 Leiden, de Leiden,3 Leyder, de Leyden,4 Joseph Alois von Leyden,5 von Leidl,6 Lyder. GEBURT: 21. Februar 1661 in Wien.7 UMFELD: Er stammte aus einer adeligen Familie.8 Ein „gebohrner Bayeris.[cher] Baron“.9 Entstammte der „Erlauchten Familie der Barone von Leyden aus Bayern“.10 EINTRITT: 21. Dezember 1692 in Rom.11 1

Vargas Ugarte (Historia de la Compañía de Jesús, Bd. III, S. 57) schreibt, er gehöre wie Arlet und Borinie zur Böhmischen Provinz. Ähnlich Aspurz, Aportación extranjera, Apéndice I. 2 Vgl. ARSI, Peru 6, fol. 191v (Cat. Prim. 1700). 3 Vgl. AGI, Contratación 5548, Núm. 1, R. 2, fol. 8v; Vargas Ugarte, Historia de la Compañía de Jesús, Bd. II, S. 194. 4 Vgl. Biblioteca Nacional de Perú/Lima, Colección de folletos, „Papeles varios”: Informe de 1699, ediert in und hier zitiert nach Baptista Gumucio, Misiones Jesuíticas, S. 149–157, hier S. 152; vgl. Vargas Ugarte, Historia de la Compañía de Jesús, Bd. III, S. 45. 5 Vgl. ADPSJ, Abt. 47 (Nachlaß Anton Huonder SJ), Mappe Peru, S. 290. 6 Vgl. ebd. 7 ARSI, Peru 6, fol. 126r (Cat. Prim. 1696). In AGI, Contratación 5548, Núm. 1, R. 2, fol. 4v wird sein Alter 1695 mit 33 Jahren angegeben, was auf 1662 als Geburtsjahr deutet. Als Herkunftsort wird hier ebenfalls Wien genannt. Zum Herkunftsort vgl. auch AGI, Contratación 5548, Núm. 1, R. 2, fol. 8v. Abweichendes Geburtsdatum: 24. Februar 1676. Vgl. ARSI, Peru 6, fol. 191v (Cat. Prim. 1700); ebd., fol. 234r (Cat. Prim. 1703); ebd., fol. 303r (Cat. Prim. 1706). 8 ADPSJ, Abt. 47 (Nachlaß Anton Huonder SJ), Mappe Peru, S. 290. 9 Vgl. Mayr/Stadelmann, Terra amazonum, S. 39 (Mayr, Brief vom 3. September 1718). 10 Dirrheim/Stadelmann, Biennium itineris, § XIV. Vermutlich stammte Joseph Leyden aus dem in Affing bei Augsburg ansässigen Geschlecht der Freiherren von Leydl und war ein weiterer Sohn des bayerischen Diplomaten und Vizekanzlers Johann Baptist Freiherr von Leydl (um 1630–1691), der am 12. September 1657 Anna Barbara Vogel, die Tochter eines Landshuter Advokaten geheiratet hatte. Zu Johann Baptist Freiherr von Leydl vgl. Fürnrohr, Leydl, S. 430. 11 Von dem Wunsch erfüllt, in die Missionen zu gehen, trat Leyden in Rom, wo er seine Studien absolviert hatte, in die Gesellschaft Jesu ein. Um von seiner Familie nicht daran gehindert zu werden, reiste er heimlich ins Noviziat nach Sevilla. ADPSJ, Abt. 47 (Nachlaß Anton Huonder SJ), Mappe Peru, S. 290. Zum Eintrittsdatum vgl. ARSI, Peru 6, fol. 126r (Cat. Prim. 1696). Abweichende Eintrittsdaten: 2. September 1692. Ebd., fol. 234r (Cat. Prim. 1703);

346

8. Bio-bibliographisches Verzeichnis

NOVIZIAT: 1692–1694. Vota biennii 8. September 1694.12 PHILOSOPHIESTUDIUM: 3 Jahre.13 THEOLOGIESTUDIUM: 4 Jahre.14 WEIHEN: Priesterweihe vor dem Ordenseintritt.15 ÜBERFAHRT: Leyden kam am 1. März 1694 mit Arlet und Borinie in Sevilla an. Von dort fuhr er als Priester im Alter von 33 Jahren unter Prokurator Joaquín de Velasco am 17. Februar 1695 auf dem Schiff Nuestra Señora del Rosario y las Animas ab.16 TÄTIGKEITEN: Ist in den Ordenskatalogen erstmals 1696 als Missionar in der Moxos-Mission nachweisbar.17 In den Litterae Annuae 1697–99 wird er als Missionar in der Moxos-Mission genannt.18 1698 ist er in Loreto und assistiert dem Superior Pedro Marbán bei der Erstellung der Bevölkerungsstatistik von Moxos als Sekretär (Notario).19 1700 in der Residenz in Santa Cruz,20 1701 in Loreto,21 1703 wieder in

ebd., fol. 303r (Cat. Prim. 1706). 7. September 1692. Ebd., fol. 191v (Cat. Prim. 1700). Daneben findet sich die Angabe, er sei 1694 in Rom eingetreten. Gerl, Germ. Sup., S. 245. Zum Eintritt in Rom vgl. Dirrheim/Stadelmann, Biennium itineris, S. 263. 12 Vgl. ARSI, Peru 6, fol. 234r (Cat. Prim. 1703) u. ebd., fol. 303r (Cat. Prim. 1706). 13 Vgl. ebd., fol. 126r (Cat. Prim. 1696). 14 Vgl. ebd. 15 Vgl. Dirrheim/Stadelmann, Biennium itineris, S. 263. 16 Vgl. Galán García, Oficio, Nr. 131, S. 285. Mit dem Namen Leyder ist er zusammen mit Arlet und Borinie in einem Dokument über die Entsendung von elf Missionaren vom 3. Februar 1695 genannt. Über sein Aussehen heißt es, er sei von gutem, kräftigem Körperbau. Vgl. AGI, Contratación 5548, Núm. 1, R. 2, fol. 4v. Zur Entsendung nach Peru 1694 zusammen mit Arlet und Borinie vgl. Vargas Ugarte, Historia de la Compañía de Jesús, Bd. II, S. 194. 17 Vgl. ARSI, Peru 11, fol. 62r (Cat. Brev. 1696). Zur Tätigkeit in der Moxos-Mission als Misionero de Infieles vgl. ARSI, Peru 6, fol. 126r (Cat. Prim. 1696). 18 Vgl. ARSI, Peru 17, fol. 215v (Lit. Ann. 1697–99). 19 Joseph Leyden hat die Berichte der einzelnen Missionare aus ihren Reduktionen als Notar mit unterzeichnet. In der Breve Noticia de las misiones de infieles, que tiene la Compañía de Jesús de esta Provincia del Perú en las provincias de Moxos wird er zusammen mit P. José de Vargas als Assistent von Superior P. Pedro Marbán genannt. Abschriften der Berichte und der Breve Noticia im Archiv der Jesuiten/Cochabamba, Schachtel „Chiquitos“, Moxos y Chiquitos I, fol. 4r–6v und 9v–12v; Leyden wird auf fol. 11r genannt. Der Text findet sich auch bei Baptista Gumucio, Misiones Jesuíticas, S. 149–157; de Leyden wird auf S. 152 genannt. Er macht folgende Quellenangaben: Biblioteca Nacional de Perú/Lima, Colección de folletos, „Papeles varios“: Informe de 1699. Zur Ernennung von Leyden zum Sekretär bei der Erstellung der Missionsstatistik vgl. auch Vargas Ugarte, Historia de la Compañía de Jesús, Bd. III, S. 46f. 20 Vgl. ARSI, Peru 11, fol. 70v (Cat. Brev. 1700). Zur Tätigkeit in der Moxos-Mission als Misionero de Infieles vgl. ARSI, Peru 6, fol. 191v (Cat. Prim. 1700). 21 Jordá, Loreto, S. 94. Bezieht sich auf ACJLP, Sección „Misiones de Mojos”, Nr. 10: MM 1701: ‚Bautismos de Casa’ y de ‚Parcialidades’.

8.3 P. Leyden

347

Santa Cruz,22 ebenso 1704,23 und 1706.24 Zu diesem Zeitpunkt ist er erkrankt.25 P. Sebastian Schmid schreibt 1718 über ihn, daß er sich nicht nur in den Missionen, sondern in der ganzen Provinz Peru den Ruf eines ausgezeichneten Ordensmannes, ja eines Heiligen erworben habe. Noch immer würden alle von ihm mit größter Verehrung und inniger Liebe sprechen.26 TOD: 14. Oktober 1707 in Potosí.27 Er wurde in der dortigen Jesuitenkirche be­ graben.28

22

Oper. Ind. Infidel. ARSI, Peru 6, fol. 234r (Cat. Prim. 1703). Zur Tätigkeit in der Moxos-Mission vgl. ARSI, Peru 11, fol. 73v (Cat. Brev. 1703). 23 Vgl. ARSI, Peru 11, fol. 78r (Cat. Brev. 1704). 24 Operarius Infidel. ARSI, Peru 6, fol. 303r (Cat. Prim. 1706). Zur Tätigkeit in der Moxos-Mission vgl. ARSI, Peru 11, fol. 83v (Cat. Brev. 1706); Gerl, Germ. Sup., S. 245. 25 ARSI, Peru 6, fol. 331v (Cat. Sec. 1706). 26 BayHStA, Jes. 595/II/21, fol. 60–65 (Brief von P. Sebastian Schmid an einen unbekannten Empfänger vom 20. Juli 1718 aus Desposorios [Desponsationis S. Josephi]). Eine deutsche Übersetzung der relevanten Passage bietet Huonder, ADPSJ, Abt. 47 (Nachlaß Anton Huonder SJ), Mappe Peru, S. 291. 27 Vgl. ARSI, Peru 6, fol. 418r (Suppl. Cat. Prim. et Sec. 1706–1710); Gerl, Cat. Germ. Sup., S. 245; Fejér, Defuncti 1641–1740, Bd. III, S. 157, mit Verweis auf ARSI, Hist. Soc. 50, fol. 85v (Peruv.) und ARSI, Peru 18, fol. 41v–44r (Litt. Ann. 1707). Das Todesdatum steht aber in ARSI, Hist. Soc. 51, S. 179 (Defuncti 1701–1723). Das in der Literatur gelegentlich genannte Todesjahr 1713 beruht wohl auf einer fehlerhaften Angabe in zwei Briefen von Dominicus Mayr, der 1718 schreibt, von Leyden sei in der Jesuitenkirche in Potosí begraben worden und vor fünf Jahren (1713) verstorben. Vgl. Mayr/Stadelmann, Terra Amazonum, S. 39 (Mayr, Brief aus Concepción vom 3. September 1718); WB, Bd. I, Teil 7, Nr. 167, S. 57 (Mayr, Brief vom 30. September 1718). Zum Todesort Potosí vgl. auch Dirrheim/Stadelmann, Biennium itineris, S. 263. 28 Vgl. Huonder, Jesuitenmissionäre, S. 119; Sierra, Jesuitas germanos, S. 373. Der Nachruf befindet sich in ARSI, Peru 18, fol. 41v–44r (Litt. Ann. 1707).

348

[2]

8. Bio-bibliographisches Verzeichnis

P. Johannes Schretter (1725–1763) Genuesische Provinz?

NAMENSVARIANTEN: Schereter,29 Schroeten,30 Schroeter.31 GEBURT: 21. Februar 1725 in Regensburg32 oder Reith en el Palatinado de Alemania, Obispado de Ratisbonia.33 EINTRITT: 29. März 1749.34 NOVIZIAT: Schretter ist nicht in den Ordenskatalogen der Oberdeutschen Provinz verzeichnet. Vermutlich trat er in Genua in die Gesellschaft Jesu ein. Vota Biennii am 30. März 1751.35 PHILOSOPHIESTUDIUM: 3 Jahre vor dem Ordenseintritt.36 THEOLOGIESTUDIUM: 2 Casuum.37

29 30 31 32

33

34

35 36 37

Vgl. APChSJ, 2/J/290, Carp. 47, Nr. 160: Carta mortuoria von Juan Beingolea an P. Rector Miguel Lince in Arequipa über den Tod von P. Juan Schereter, San Pedro, 8. Mai 1763, unfol. Vgl. Aspurz, Aportación extranjera, Apéndice I. Vgl. AGI, Contratación 5548, Núm. 1, R. 3 (5), fol. 2r, zweite Zählung; ebd., fol. 7r, zweite Zählung; Galán García, Oficio, Nr. 176, S. 330. Vgl. ARSI, Peru 9, fol. 335r (Cat. Prim. 1754): ARSI, Peru 10, fol. 15r (Cat. Prim. 1758); ADPSJ, Abt. 47 (Nachlaß Anton Huonder SJ), Mappe Peru, S. 315. Das Geburtsjahr stimmt mit der Angabe überein, er sei bei seiner Ankunft in Peru 1751 26 Jahre alt gewesen. ARSI, Peru 9, fol. 383r (Suppl. Cat. Prim. 1751). In der Carta mortuoria von Schretter heißt es, er sei im Mai 1763 im Alter von 37 Jahren verstorben, was auf das Geburtsjahr 1726 verweist. APChSJ, 2/J/290, Carp. 47, Nr. 160. Zur Herkunftsangabe Ratisbonensis vgl. ARSI, Peru 9, fol. 383r (Suppl. Cat. Prim. 1751). Die Herkunft aus Regensburg vermutet Vargas Ugarte, Historia de la Compañía de Jesús, Bd. III, S. 85. Ein Taufeintrag zu Johannes Schretter ist aber weder in den Kirchenbüchern der Dompfarrei (untere Stadt) noch in St. Rupert (obere Stadt) noch in St. Kassian (Stiftskirche) nachzuweisen. Auskunft von Dr. Werner Chrobak, Bischöfliches Zentralarchiv Regensburg, vom 27. Januar 2005. Vgl. AGI, Contratación 5548, Núm. 1, R. 3 (5), fol. 2r, zweite Zählung. In der Oberpfalz gibt es die beiden Orte Reuth bei Kastl und Reuth bei Erbendorf. Ein Ort namens Reith oder Raith ist für die Oberpfalz nicht festzustellen. In den Taufbüchern von Kastl und Erbendorf konnte ein Taufeintrag zu Johannes Schretter nicht ermittelt werden. Auskunft von Herrn Archivdirektor Dr. Paul Mai, Bischöfliches Zentralarchiv Regensburg, vom 23. Juni 2005. Vgl. ARSI, Peru 9, fol. 335r (Cat. Prim. 1754). Abweichende Eintrittsdaten: 20. März 1749. ARSI, Peru 10, fol. 15r (Cat. Prim. 1758); 25. März 1749. ADPSJ, Abt. 47 (Nachlaß Anton Huonder SJ), Mappe Peru, S. 315; ARSI, Peru 9, fol. 335r (Cat. Prim. 1754). In der Carta mortuoria anläßlich des Todes von Schretter im Mai 1763 heißt es, er sei 13 Jahre im Orden (s .o.) gewesen. Unklar bleibt hier, in welche Provinz er eintrat. Auch Aspurz läßt seine Provinzzugehörigkeit offen. Aspurz, Aportación extranjera, Apéndice I. Vgl. ARSI, Peru 9, fol. 335r (Cat. Prim. 1754); ARSI, Peru 10, fol. 15r (Cat. Prim. 1758). Vgl. ARSI, Peru 10, fol. 15r (Cat. Prim. 1758). ARSI, Peru 9, fol. 335r (Cat. Prim. 1754); ARSI, Peru 10, fol. 15r (Cat. Prim. 1758).

8.3 P. Schretter

349

WEIHEN: Priesterweihe am 20. Januar 1753 in Cuzco.38 GELÜBDE: Nicht vor der Ankunft in Peru 1751.39 ÜBERFAHRT: Schretter brach als Estudiante vom Profeßhaus in Genua am 29. Mai 1749 in die Mission auf und kam am 6. Juli 1749 in Puerto de Santa María an.40 Er reiste am 16. Juni 1750 in der fünften Reisegruppe zusammen mit Joseph Wibmer, Franz Trarbach, Karl Helm, Karl Hirschko, Robert Junck und Nikolaus Sussich unter Prokurator Alonso Carrillo mit dem Schiff Santo Cristo de la Columna unter Kapitän Domingo de Avilés aus Spanien ab.41 Ankunft in Peru 1751 als Scholar.42 TÄTIGKEITEN: Er kam als Novize nach Peru. 1751 ist er am Kolleg Cuzco unter den Theologi als Lateinstudent verzeichnet.43 1754 ist er Oper. Ind. Gent.44 1758 ist er Oper. Miss. Gentil.45 Nach der Priesterweihe ging er in die Moxos-Mission. Aus Santa Cruz richtete er 1755 ein Schreiben an den Ordensgeneral mit der Bitte, nach Europa zurückkehren zu dürfen. Dieser ermahnte ihn jedoch in einem Brief vom 22. Februar 1758 zur Ausdauer mit der Begründung, daß auch der Ordensgeneral nur in ganz dringenden Fällen die Rückkehr gestatten könne. Zusätzlich weist er auf den Personalmangel in der Ordensprovinz Peru hin, insbesondere, da erst kurze Zeit zuvor 20 Mann Verstärkung bei einem Schiffbruch ums Leben gekommen seien.46 TOD: 4. Mai 1763 in San Pedro/Moxos. In der Carta mortuoria heißt es, er sei drei Jahre in „dieser Mission“ San Pedro gewesen.47 38

Vgl. ARSI, Peru 9, fol. 396r (Suppl. Cat. Prim. 1753). Er hatte bei seiner Ankunft in Peru 1751 noch nicht die Priesterweihe empfangen, da er zu diesem Zeitpunkt noch als Scholaris geführt wurde. Vgl. ARSI, Peru 9, fol. 383r (Suppl. Cat. Prim. 1751). 39 Schretter hatte bei seiner Ankunft in Peru 1751 noch nicht die Prof. 4 vot. abgelegt, da er zu diesem Zeitpunkt noch als Scholaris geführt wurde. Vgl. ARSI, Peru 9, fol. 383r (Suppl. Cat. Prim. 1751). 40 Vgl. AGI, Contratación 5548, Núm. 1, R. 3 (5), fol. 2r, zweite Zählung. In einer Liste der Missionare, die für die Überfahrt nach Amerika bestimmt waren, heißt es über Schretter, er sei von weißer Hautfarbe, blond und habe blaue Augen. Vgl. ebd., fol. 7r, zweite Zählung. 41 Vgl. Galán García, Oficio, Nr. 176, S. 330. Nach Aspurz (Aportación extranjera, Apéndice I) reiste er 1749 aus Spanien ab. 42 ARSI, Peru 9, fol. 383r (Suppl. Cat. Prim. 1751). 43 Vgl. ARSI, Peru 11, fol. 132r (Cat. Brev. 1751). 44 ARSI, Peru 9, fol. 335r (Cat. Prim. 1754). 45 ARSI, Peru 10, fol. 15r (Cat. Prim. 1758). 46 Vgl. ADPSJ, Abt. 47 (Nachlaß Anton Huonder SJ), Mappe Peru, S. 315. Der von Huonder erwähnte Brief war im ARSI nicht auffindbar. 47 Vgl. APChSJ, 2/J/290, Carp. 47, Nr. 160: Carta mortuoria von Juan Beingolea an P. Rector Miguel Lince in Arequipa über den Tod von P. Juan Schereter, San Pedro, 8. Mai 1763, unfol. Über den Tod von Schretter wird auch berichtet in AGI, Charcas 506: El gobernador y Capitán de Santa Cruz de la Sierra, informa el estado de las misiones de Moxos, sus poblaciones, misioneros y gente existente, como también la residencia que los padres jesuitas tienen en esta capital de Santa Cruz, y el convento de Ntra. Señora de las Mercedes, únicas dos casas claustrales que hay en toda la gobernación y provincia. Abschrift im Archiv der Jesuiten/Cochabamba, Schachtel „Chiquitos“, Moxos y Chiquitos I, fol. 26r–34v; der Tod von P. Juan Schreter wird auf S. 29r erwähnt.

350

8. Bio-bibliographisches Verzeichnis

Briefe: (1) an Bruder Joseph Zeitler vom 8. August 1756 aus Buenavista (= Desposorios).48 Inhalt: Er bedankt sich bei seinem Landsmann Joseph Zeitler für die angekündigte Zusendung eines ihm fehlenden kleinen Instruments, das ihm P. Xavier de Yraizos nach Moxos mitbringen wird. Überlieferung: Autograph.49

48 Vgl. Kühne, Missionsgebiet, S. 385; Limpias Ortiz, Misión, S. 77. 49 Archivo Nacional Histórico de Chile, Jesuitas, Bd. 396, fol. 266r–v. Auch: Archivo Nacional Histórico de Chile, Jesuitas, Bd. 230, fol. 271, zit. n. Sierra, Jesuitas germanos, S. 94, Anm. 100. Meier/Müller, Jesuiten, Bd. 2: Chile, S. 433, Anm. 1060.