Jüdische Schriften aus hellenistisch-römischer Zeit. Faszikel 4 Einführung zu den Jüdischen Schriften aus hellenistisch-römischer Zeit, Faszikel 5 - Apokalypsen: Band VI: Supplementa, Lieferung 1, Faszikel 5 9783641248239

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Jüdische Schriften aus hellenistisch-römischer Zeit. Faszikel 4 Einführung zu den Jüdischen Schriften aus hellenistisch-römischer Zeit, Faszikel 5 - Apokalypsen: Band VI: Supplementa, Lieferung 1, Faszikel 5
 9783641248239

Table of contents :
Inhalt
Vorwort
Einführung
Die Griechische Baruch-Apokalypse
Das Apokryphon Ezechiel
Himmelfahrt Moses
Die Griechische Esra-Apokalypse
Die Syrische Baruch-Apokalypse
Die Elia-Apokalypse
Das 4. Esra-Buch
Die Apokalypse Abrahams
Das Äthiopische Henochbuch
Das Slawische Henochbuch
Die Sibyllinen
Zephanjas Apokalypse
Namen- und Sachregister
Stellenregister

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Jüdische Schriften aus hellenistisch-römischer Zeit

Jüdische Schriften aus hellenistisch-römischer Zeit

Herausgegeben von Hermann Lichtenberger in Zusammenarbeit mit Christian Habicht, Otto Kaiser (†), Werner Georg Kümmel (†), Otto Plöger (†) und Josef Schreiner (†)

Band VI · Lieferung 1 · Faszikel 5 Gütersloher Verlagshaus

Jüdische Schriften aus hellenistisch-römischer Zeit Band VI

Supplementa Herausgegeben von Hermann Lichtenberg und Gerbern S. Oegema Einführung zu den Jüdischen Schriften aus hellenistisch-römischer Zeit Gerbern S. Oemema Apokalypsen

2001 Gütersloher Verlagshaus

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://portal.dnb.de abrufbar.

Die Abkürzungsverzeichnisse befinden sich in der zweiten Lieferung dieses Bandes.

Copyright © 2001 Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh, in der Verlagsgruppe Random House GmbH, Neumarkter Str. 28, 81673 München Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen. Sollte diese Publikation Links auf Webseiten Dritter enthalten, so übernehmen wir für deren Inhalte keine Haftung, da wir uns diese nicht zu eigen machen, sondern lediglich auf deren Stand zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung verweisen. Satz: MZ-Verlagsdruckerei GmbH, Memmingen ISBN 978-3-641-24823-9 www.gtvh.de

Gerbern S. Oegema Apokalypsen

Inhalt IX

Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Einführung . ............. .. ............. Die Griechische Baruch-Apokalypse . . . . . . . . . . . Das Apokryphon Ezechiel . . . . . . . . . . . . . . . . . . Himmelfahrt Moses . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Griechische Esra-Apokalypse . . . . . . . . . . . . . Die Syrische Baruch-Apokalypse . . . . . . . . . . . . . Die Elia-Apokalypse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Das 4· Esra-Buch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Apokalypse Abrahams . . . . . . . . . . . . . . . . . . Das Äthiopische Henochbuch . . . . . . . . . . . . . . . Das Slawische Henochbuch . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Sibyllinen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zephanjas Apokalypse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Namen- und Sachregister (Stefan Krauter) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Stellenregister (Stefan Krauter) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

9 27 33 49 58 76 94 I I6 I I

3I 5I

I65 I

82

I93 I99

VII

Vorwort Nachdem der Bibliographieband I999 erschienen ist (JSHRZ, Band VI, Lieferung 2) und der Registerband (JSHRZ, Band VI, Lieferung 3) erst beim Abschluß der ganzen Reihe fertiggestellt werden kann, wird nun der Einführungsband (JSHRZ, Band VI, Lieferung I), angefangen mit Band VI, Lieferung I. I (Historische und literarische Erzählungen) in fünf Einzellieferungen sukzessive erscheinen, und zwar dem Aufbau der fünf Bände der Reihe JSHRZ entsprechend. Mit dem Erscheinen der ersten Lieferung von Band VLI haben die Autoren ihren Dank all denjenigen ausgesprochen, die bisher an der gesamten Einführung mitgewirkt haben. Für die Arbeit an der fünften Lieferung von Band VI. I (Apokalypsen) sollen insbesondere der Fritz Thyssen Stiftung für ein namhaftes Forschungsstipendium, und Marietta Hämmerle, Verena Kurz und Stefan Krauter für ihre Mithilfe beim Korrekturlesen und der Erstellung des Registers sowie die Herren Professoren Dr. Christfried Böttrich, Dr. A. F.J. Klijn, Dr. Hermann Lichtenberger und Dr. L. T. Stuckenbruck für inhaltliche Anregungen gedankt werden. Dank gebührt auch dem die Reihe und die Supplementa betreuenden Lektor im Gütersloher Verlagshaus, Dietrich Steen, für die reibungslose und motivierende Zusammenarbeit. Tübingen, im Juli

2000

Gerbern S. Oegema

IX

Einführung Die Apokalyptikforschung hat in den letzten hundert Jahren einen großen Fortschritt gemacht, wenn man die historische und literarische Erforschung der apokalyptischen Schriften aus hellenistisch-römischer Zeit betrachtet. 1 Geht es aber um die traditions- und religionsgeschichtliche, vor allem um die theologische Erschließung der Apokalyptik, dann lassen sich noch einige größere Lücken feststellen. Die Einführung will nun einerseits die Einleitungskapitel von Band 5 der JSHRZ auf den neuestenStand bringen und andererseits eine möglichst konzeptionell einheitliche Behandlung der Apokalyptik aus historischer und theologischer Sicht bieten. Denn gerade in den Apokalypsen hat man sich m. E. am intensivsten mit den theologischen Fragen bezüglich der politischen Ereignisse in der Antike auseinandergesetzt, wie auch die nie aufhörende Produktion neuer und die Bearbeitung, Aktualisierung und Deutung alter Apokalypsen eindrucksvoll bestätigen.

Forschungsgeschichtlicher Rückblick Wurde in der Vergangenheit die Apokalyptik entweder ignoriere oder als wenig relevant für die Theologie betrachtet,3 so hat sie seit dem Ende des 19. Jahrhunderts, vor allem aber seit den siebzigerund achtziger Jahren des 2o.Jahrhunderts, an Bedeutung gewonnen.4 1. Vgl. einführend zur Apokalyptik: A. Hi/genfeld, Die jüdische Apokalyptik in ihrer geschichtlichen Entwicklung. Ein Beitrag zur Vorgeschichte des Christentums nebst einem Anhange über das gnostische System des Basilides, Nachdruck Amsterdam I966 (r.Aufl. Jena I857); P. Volz, Die Eschatologie der jüdischen Gemeinde im neutestamentlichen Zeitalter, 2. Auf!. Tübingen I 934, Nachdruck Hitdesheim I 966; H. H. Rowley, Apokalyptik. Ihre Form und Bedeutung zur biblischen Zeit. Eine Studie über jüdische und christliche Apokalypsen vom Buch Daniel bis zur geheimen Offenbarung, Einsiedeln 1965;f.f. Collins, (Hrsg.), Ideal Figures in AncientJudaism. Profilesand Paradigms, Chico I98o; I. Gruenwald,Jewish Apocalyptic Literature, in: ANRW ll.I9.I, 89-II8; K. Koch;]. M. Schmidt (Hrsg.), Apokalyptik, Darmstadt I982; M. E. Stone, Apocalyptic Literature, in: CRI ll.2, 383-44I; D. Hellholm (Hrsg.), Apocalypticism in the Mediterranean World and the Near East. Proceedings of the International Colloquium on Apocalypticism, Uppsala, August 12-I7, 1979, 2.Aufl. Tübingen I989; F. Garcia Martinez, Qumran and Apocalyptic. Studies on the Aramaie Texts from Qumran, Leiden I992;].]. Collins; ]. H. Charlesworth (Hrsg.), Mysteries and Revelations. Apocalyptic Studies since the Uppsala Colloquium, Sheffield I99I; ].]. Collins, The Apocalyptic Imagination. An lntroduction to the Jewish Matrix of Christianity, New York I 984. Vgl. auch: K. Müller, Apokalyptik/Apokalypsen, in: TRE 3, 202-2 5I; überarbeitete und vollständige Fassung in: K. Müller, Die frühjüdische Apokalyptik, in: ders., Studien zur frühjüdischen Apokalyptik, Stuttgart 199I, 35-I73· 2 . Vgl. dazu]. M. Schmidt, Die jüdische Apokalyptik. Die Geschichte ihrer Erforschung von den Anfängen bis zu den Textfunden von Qumran, 2.Aufl. Neukirchen-Vluyn I976. 3· Vgl.J.J. Collins (Hrsg.), Apocalypse. The Morphology of a Genre (= Semeia I4), Missaula I979· 4· Wichtige Untersuchungen zur spätantiken Apokalyptik finden sich jedoch bei: K. Berger, Die griechische Daniel-Diegese. Eine altkirchliche Apokalypse. Text, Übersetzung und Kommentar, Leiden I976; B. McGinn, Visions of the End. Apocalyptic Traditions in the Middle Ages, New York 1979;]. H. Charlesworth; ]. R. Mueller (Hrsg.), The New Testament

Die wichtigsten Sammler und Herausgeber der neutestamentlichen Apokryphen, unter denen sich auch Apokalypsen befinden, sind: F. Nausea (r 53 r), M. Neander (1564), K. Tischendorf (18p), E. Hennecke (1904) und A. de Santos Otero (1956).5 Die wichtigsten Apokalyptikforscher sind: F. Lücke (1832), E. Reuss (1843), A. Hilgenfeld (1857), H. Gunkel (1921) sowie in den letzten Jahrzehnten K. Koch und J.J. Collins. Die ersten Gesamtdarstellungen

Damit wir uns ein Bild von der forschungsgeschichtlichen und theologiegeschichtlichen Stellung der Apokalyptik in der abendländischen Neuzeit verschaffen können, folgen hier in einem kurzen Abriß die Ergebnisse der Darstellungen von J. M. Schmidt und J.J. Collins.6 Die wissenschaftliche Erforschung der Apokalyptik hatte in den Untersuchungen zum Danielbuch und zur Johannesapokalypse ihren Ursprung7 und in den Gesamtdarstellungen von Friedrich Lücke, 8 Eduard Reuss9 und Adolf Hilgenfeld 10 ihren ersten Höhepunkt. 11 Sie mündete in die zeit- und literargeschichtlichen und in religions- und traditionsgeschichtlichen Deutungsmodelle unseres Jahrhunderts. Diese frühen und jetzt wissenschaftlich überholten Darstellungen sind dennoch zu berücksichtigen, um auf das Problem des Standortes der Apokalyptik im Judentum und im Christentum sowie in den Fächern Judaistik und Bibelwissenschaften aufmerksam zu machen. 12

Apocrypha and Pseudepigrapha. A Guide to Publications, with Excursuses on Apocalypses, Metuchan-London I 987; B. E. Daley, The Hope of the Early Church. A Handbook of Patristic Eschatology, Cambridge I99I und G. S. Oegema, Zwischen Hoffnung und Gericht. Untersuchungen zur Rezeption der Apokalyptik im frühen Christentum und Judentum, NeukirchenVluyn I999· 5. W Schneemelcher, Neutestamentliche Apokryphen in deutscher Übersetzung I, 6. Auf!. Tübingen I99o, 58ff. 6. Schmidt, Apokalyptik und].]. Collins, Apocalyptic Literature, in: R. A. Kraft; G. W E. Nickelsburg, Early Judaism and lts Modern Interpreters, Philadelphia I989, 345-370. 7· Vgl. Schmidt, Apokalyptik, I I-97· 8. F. Lücke, Commentar über die Schriften des EvangelistenJohs. IV,r. Versuch einer vollständigen Einleitung in die OffenbarungJohannis und in die gesamte apokalyptische Literatur, Bonn I8p. Vgl. Schmidt, Apokalyptik, I I7-I I9. 9· E. Reuss, Art.Johannes Apokalypse, in: EuG Sect. 2, Bd. 22 (I843), 79-94. Vgl. Schmidt, Apokalyptik, I 20-126. IO. Hilgenfeld, Apokalyptik. Vgl. Schmidt, Apokalyptik, I27-I47 und H. Pölcher, Hilgenfeld und das Ende der Tübinger Schule, Diss. phil. Universität Erlangen I954· I I. Schmidt, Apokalyptik, 98-I 56. I 2. Vgl. z. B. G. Stemberger, Pseudonymität und Kanon. Zum gleichnamigen Buch von David G. Meade, in: JBTh 3: Zum Problem des biblischen Kanons, Neukirchen-VIuyn I988, 267-273· 2

Die Apokalyptikforschung I870-1947 Die zeit- und literargeschichtliche Erklärung I

Schmidt unterscheidet zwischen der von ihm so bezeichneten älteren und jüngeren Stufe derzeit- und literargeschichtlichen Erklärungen (I und II)' 3 und faßt die ältere Stufe wie folgt zusammen: »Die sorgfältige Analyse der Prophetenbücher hat die Wurzeln der Apokalyptik in der (nach)exilischen Prophetie und ihrer Redaktionsarbeit überzeugender als bisher sichtbar gemacht. Dadurch ist sowohl der entwicklungsgeschichtliche Zusammenhang zwischen Prophetie und Apokalyptik als auch die Eigenart dieser jener gegenüber schärfer ins Blickfeld der Forschung gerückt. Als Zentrum der Apokalyptik gilt nunmehr allgemein ihre (dualistische) Eschatologie- ohne die konservativen Elemente, die dem Begriff bei Lücke noch anhafteten. Darauf hat man alle weiteren apokalyptischen Merkmale bezogen- wie Universalismus und Individualismus, Gesetzesverständnis und ethische Grundhaltung, aber auch die Vorbehalte gegenüber der Heilsbedeutung des Gesetzes und des Tempels, um nur einige zu erwähnen."'4

Die religions- und traditionsgeschichtliche Erklärung

Die seit dem Ende des 19.]ahrhunderts aufgekommenen religions-und traditionsgeschichtlichen Erklärungen der Apokalyptikif finden bei Schmidt eine eher kritische Zusammenfassung: »Mit Hilfe der traditionsgeschichtlichen Betrachtungsweise hat Gunkel ' 6 Prophetie und Apokalyptik schroff einander gegenübergestellt. Die theologische Bedeutung, die er diesem Aspekt beimißt, macht die Schärfe seines Urteils verständlich. Aber seiner Argumentation gegenüber, die ihre Aktualität keineswegs eingebüßt hat, erheben sich folgende Einwände: Vor allem hat Gunkeltrotz seines Bemühens um ein geschichtliches Verständnis der Apokalyptik es bei besagter Gegenüberstellung an der notwendigen Differenzierung fehlen lassen. [...)Zum anderen hat Gunkel sich von einem idealen Prophetenbild leiten lassen: Da für ihn die Prophetie überhaupt der Höhepunkt der israelitischen Religionsgeschichte ist, mußte geradezu der Apokalyptik die Rolle zufallen, gegenüber jener schöpferischen Größe Kontrastbild zu sein, obwohl andererseits Gunkels Prophetenverständnis neue (alte) Züge enthält, die eine andere Sicht des Verhältnisses von Prophetie und Apokalyptik hätten begründen können."' 7

Die zeit-und literargeschichtliche Erklärung I!

Die jüngere Stufe der zeit- und literargeschichtlichen Erklärung hat in Schmidts Auffassung im Vergleich zur früheren Stufe derselben wenig Neues geboten, ' 8 dennoch würdigt er ihre positiven Beiträge zur Apokalyptikforschung. '9 13. Vgl. Schmidt, Apokalyptik, 160-194· 14. Schmidt, Apokalyptik, 193-194· I 5· Vgl. dazu Schmidt, Apokalyptik, 195-251 . 16. Vgl. dazu v. a. H. Gunkel, Schöpfungund Chaos in Urzeit und Endzeit. Eine religionsgeschichtliche Untersuchung über Gen I und Ap Joh 12, 2.Aufl. Göttingen 1921. 17. Schmidt, Apokalyptik, 249-250. r8. Vgl. dazu Schmidt, Apokalyptik, 252-305. 19. Schmidt, Apokalyptik, 305. Vgl. dazu v.a.: M. Weber, Gesammelte Aufsätze zur Religionssoziologie 111: Das Antike Judentum, Nachdruck Tübingen 1988; A. Sabatier, L'apocalypse juive et Ia philosophie de l'histoire, in: REJ 14 (190o), 65-85; G. Hölscher, Die Ursprünge

3

Die Apokalyptikforschung 1947-1989 Wo Schmidt überwiegend die ältere deutschsprachige Apokalyptikforschung bespricht, bietet J.J. Collins eine Übersicht der neuerenund vor allem englischsprachigen Untersuchungen. 2 ° Collins sieht in den Arbeiten von K. Koch und des Society of Biblical Literature Genres Project zwei wichtige Beiträge zur modernen Apokalyptikforschung. In der Arbeit von K. Koch wird zwischen der »Apokalypse>Apokalyptik« als historischer Bewegung unterschieden/ 1 Eine Unterscheidung, die zwar methodisch richtig ist, aber das Problem des Verhältnisses zwischen Text und Geschichte nicht lösen kann. Collins und seine amerikanischen Kollegen definieren eine >>Apokalypse« als: >>A genre of revelatory Iiterature with a narrative framework, in which a revelation is mediared by an otherworldly being to a human recipient, disclosing a transeendem reality which is both temporal, insofar as it envisages eschatological salvation, and spatial insofar as it involves another, supernatural world." 22

Aufgrund dieser Definition werden dann die bekannten >>zwischentestamentlichen« Apokalypsen auf zwei (bzw. vier) Gruppen verteilt, nämlich: r. Historische Apokalypsen ohne Himmel reise: r.r. Apokalypsen mit einer kosmischen bzw. politischen Eschatologie 1.2.

2.

Apokalypsen mit einer persönlichen Eschatologie

Historische Apokalypsen mit einer Himmelreise:

2. r. 2.2.

Himmelreisen mit einer kosmischen bzw. politischen Eschatologie Himmelreisen mit einer persönlichen Eschatologie

In einem Rückblick auf die Apokalyptikforschung hebt Collins die Arbeiten von R. H. Charles und H. Gunkel hervor. Die >>britische« Forschung und dabei v. a. die >>Source Critical Method« sind eher von einer >>reduction of apocalyptic Iiterature to clear and simple categories«/3 gekennzeichnet und u.a. durch die Arbeiten von

der jüdischen Eschatologie. Vorträge der theologischen Konferenz zu Gießen, 4 I. Folge, Gießen 1925; S. Mowinckel, He That Cometh, Oxford 1959; G. F. Moore,Judaism in the First Centuries of the Christian Era. The Age of the Tannaim 1-11, Cambridge 1927-1930; 6. Auf!. 1950; P. Volz, Eschatologie; R. Travers Herford, Talmud and Apocrypha. A Comparative Study of theJewish Ethical Teaching in the Rabbinical and Non-Rabbinical Sources in the Early Centuries, Nachdruck New York 1971 (1.Aufl. New York 1933). 20. Collins, Literature, in: Kraft; Nickelsburg, Judaism, 345-370. 21. K. Koch, The Rediscovery of Apocalyptic, Naperville 1972; englische Übersetzung der deutschen Ausgabe: K. Koch, Ratlos vor der Apokalyptik. Eine Streitschrift über ein vernachlässigtes Gebiet der Bibelwissenschaft und die schädlichen Auswirkungen auf Theologie und Philosophie, Gütersloh 1970. 22. Collins, Apocalypse, 9· 23. Collins, Literature, 350.

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H. H. Rowley, D. S. Russell und H. L. Ginsberg vertreten. 2 4 Von der »Myth and Ritual«-Schule sind wiederum die Arbeiten von S. H. Hooke, A. Bentzen, S. Mowinckel, P. D. Hanson und M. Delcor beeinflußt. 2 5 Dazwischen steht H. Gunkel: ••Much of Gunkel's work on apocalyptic Iiterature was directed to the recovery of traditional, and especially mythological materials embedded in the apocalypses." 26

Neben anderen Aspekten wie dem Begriff »Menschensohn«, der Verwendung des Alten Testaments in den Apokalypsen, der Frage nach traditionellen Quellen und dem Verhältnis zwischen Weisheit und Apokalyptik2 7 hat die Frage nach der Stellung der apokalyptischen Literatur im Judentum der Antike eine große Rolle gespielt. Nicht unwidersprochen ist die These eines chasidäischen wie auch die eines essenischen Ursprungs der Apokalyptik. 28 Andere Forscher haben für einen babylonischen Ursprung z. B. des Danielbuches, plädiert. 2 9 Auch die Nähe zum rabbinischen Judentum wurde wiederholt diskutiert.3° Abschließend stellt Collins, was die theologische Relevanz der Apokalyptik betrifft, fest: »The growth in appreciation of symbolic and mythologicalliterature has generally led to a more positive assessment of the apocalypses. Apocalyptic imagery is less often viewed as idle speculation but is seen to express an interpretation of historical Situations (often political crises) and to shape the human response to those situations [...).In this respect, the existential interpretation of apocalypticism affered by Bultmann and Schmithals is noteworthy, even if it has not always clone full justice to the allusiveness of the mythological symbolism. Martin Bu24. Vgl. dazu Collins, Literature, 350-3 5I und weiter R. H. Charles, The Apocrypha and Pseudepigrapha of the Old Testament in English. With lntroduction and Critical and Explanatory Notes to the Several Books I-1, Oxford I913; H. H. Rowley, The Relevance of Apocalyptic. A Study of Jewish and Christian Apocalypses from Daniel to the Revelation, 2. Auf!. London I95 5, 3· Auf!. New York I964; D. S. Russell, The Method and Message of Jewish Apocalyptic 200 BC- AD roo, London I964, 3.Aufl. London I98o; H. L. Ginsberg, Studies in Daniel, New York I948. Gunkel z. B. stellte die These, daß ein Autor traditionelles und mythologisches Material zusammengestellt haben könnte, der literarkritischen Forschung, die von verschiedenen Autoren und Redaktionsstufen ausgeht, gegenüber. 25. S. H. Hooke, The Myth and Ritual Pattern in Jewish and Christian Apocalyptic, in: The Labyrinth, London I93S,li3-2J3;A. Bentzen, Daniel, 2.Aufl. Tübingen I952; P. D. Hanson, The Dawn of Apocalyptic, Philadelphia I975; M. Delcor, Mythologie et apocalyptique, in: Apocalypses et Theologie de l'Esperance, Paris I977, I43-I 78 (siehe auch Anm. 3 I). 26. Collins, Literature, 3 50. 27. Vgl. dazu weiter Collins, Literature, 352- 356. 28. Vgl. M. Hengel,Judentum und Hellenismus. Studien zu ihrer Begegnung unter besonderer Berücksichtigung Palästinas bis zur Mitte des 2.]h.s v.Chr., 3.Aufl. Tübingen 1988, 3 I 9 ff.; P. R. Davies, Hasidim in the Maccabean Period, in: JJS 28 (I 977 ), I 27-I 40; H. Stegemann, Die Bedeutung der Qumranfunde für die Erforschung der Apokalyptik, in: Hellholm, Apocalypticism, 495-530. 29. Vgl. dazu Collins, Literature, 357 und die Beiträge in: A. S. van der Woude (Hrsg.), The Book of Daniel. In the Light of New Findings, Leuven I993· 30. Vgl. Collins, Literature, 359- 360 und z. B. die entgegengesetzten Positionen von D. Rössler, Gesetz und Geschichte. Untersuchungen zur Theologie der jüdischen Apokalyptik und der pharisäischen Orthodoxie, Neukirchen-Vluyn I96o und G. Scholem, The Messianic Idea in Judaism and Other Essays on Jewish Spirituality, New York I97I sowie G. Scholem, Die Krise der Tradition im jüdischen Messianismus, in: Eranos-J ahrbuch 37 (I 968): Tradition und Gegenwart, Zürich I970, 9-42.

ber's sweeping condemnation of apocalyptic determinism and of the use of pseudonymity as an evasion of responsibility can now be seen as a misunderstanding of the function of apocalypses. Equally, the view that the apocalyptic use of history is directed only to a calculation of the end-time has been discredited [.. .]. lnstead, the apocalyptic reviews of history serve to highlight the short period before the end, which is the actual time of the author, as a period of decision." J 1

Eines der hervorstechenden Merkmale der ApokalyptikP ist ihr universales Geschichtsverständnis. Mit ihm wird die Vergangenheit Israels (bzw. des auch christlich zu verstehenden Begriffes »Gottesvolkhellen>dunklen>guten>bösen« Weltmächten und einer ethischen Entscheidung zwischen >>Gut>Böse« bzw. zwischen >>Gerechtigkeit>Sünde>StrafengelsApokalyptik in der Diskussion«, in: Hel/holm, Apocalypticism, 771789.

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Jewish Apocalyptic Heritage in Early Christianity, auf vorbildliche Weise.3 6 Dabei wird vor allem das ganze Spektrum der frühchristlichen und altkirchlichen Apokalyptik auf ihrem alttestamentlich-jüdischen Hintergrund und in ihrem jeweiligen historischen Kontext behandelt. Schwerpunkte sind dabei: I) die He noch-Traditionen, 2) die Überlieferung von 4., 5· und 6. Esra und der christliche Einfluß darauf, 3) die christliche Bearbeitung jüdischer Apokalypsen in den jeweiligen geographischen Bereichen, besonders in Kleinasien und Ägypten, und 4) die christliche Adaptation des apokalyptischen Geschichtsbildesanhand von Daniels Prophezeitung der 70 WochenY Im Jahre I999 erschienen ist die Studie von G.S. Oegema, Zwischen Hoffnung und Gericht. Untersuchungen zur Rezeption der Apokalyptik im frühen Christentum undJudentum.3 8 Die Untersuchung widmet sich der Rezeption- und Wirkungsgeschichte der alttestamentlich-jüdischen Apokalyptik in der Spätantike, und zwar einerseits in der Alten Kirche und in den altkirchlichen Apokalypsen und andererseits im rabbinischen Judentum und in den spätantiken jüdischen Apokalypsen. Drei Schwerpunkten wird dabei nachgegangen: I) der Nachgeschichte der Apokalyptik anhand der literarischen Merkmale der Gattung >>Apokalypse«, 2) der Kanonisierung der Apokalypsen bzw. ihrer Ausschließung aus dem jeweiligen jüdischen und christlichen Kanon und 3) einer eventuellen Interdependenz zwischen jüdischer und christlicher Apokalyptik. Besonders die Rezeptionsgeschichte der Apokalyptik stellt immer noch ein Desiderat der Forschung dar. Letztere Fragestellung wird nun in einer I 998-2000 erschienenen Veräffendichtung ausführlich behandelt: The Encylopedia of Apocalypticism, Bd. I: The Origins of Apocalypticism in Judaism and Christianity, hrsg. von J.J. Collins; Bd. II: Apocalypticism in Western History and Cu!ture, hrsg. von B. McGinn, und Bd. 111: Apocalypticism in the Modern Period and the Contemporary Age, hrsg. von S.J. Stein.39

36. ]. C. VanderKam; W. Adler, The Jewish Apocalyptic Heritage in Early Christianity, CRI Ill.4, Assen I 996. 37· ]. C. VanderKam, I Enoch, Enochic Motifs, and Enoch in Early Christian Literature; Th. A. Bergren, Christian Influence on the Transmission History of 4, 5, and 6 Ezra; D. Frankfurter, The Legacy of Jewish Apocalypses in Early Christianity: Regional Trajectories; W. Adler, The Apocalyptic Survey of History Adapted by Christians: Daniel's Prophecy of 70 Weeks, in: VanderKam; Adler, Heritage, 33-Ici; I02-I27; I29-200 und 201-238. 38. G. S. Oegema, Zwischen Hoffnung und Gericht. Untersuchungen zur Rezeption der Apokalyptik im frühen Christentum und Judentum WMANT 82, Neukirchen-VIuyn I999· 39· The Encyclopedia of Apocalypticism, London I998-2ooo. Auf zwei weitere wichtige und gerade erschienene Studien sei hier noch hingewiesen: H. Hoffmann, Das Gesetz in der frühjüdischen Apokalyptik, Göttingen I999 und A. Bedenbender, Der Gott der Welt tritt auf den Sinai. Entstehung, Entwicklung und Funktionsweise der frühjüdischen Apokalyptik, Berlin 2000.

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Die Griechische Baruch-Apokalypse (JSHRZ VII) Literatur: Bibliographie, S. 38I-3 84. Textausgaben: M. R. ]ames, The Apocalypse of Baruch, in:]. A. Robinson (Hrsg.), Apocrypha Anecdota II, TaS p, Cambridge I897, 83-94;].-C. Picard, Apocalypsis Baruchi Graece, PVTG 2, Leiden I967 (griechisch); S. Novakovic, Otkrivene Varhovo, in: Starine I8 (I886), 203-209; M. I. Sokolov, Apokrificeskoe Otkrovoneie Varucha, in : Drevnosti, Trudi slavjanskoj kommissi imp. Moskovskago archeologceskago obscestva, Moskau I907, IV-I, 20I-258; N. S. Tichonravov, Apokrificeskoe Otkrovenie, in: Sbornik otdelenija russkago jazyka i slovenosti Imperatorskoy Akademii N auk, 58.4, St. Petersburg I894, 48-5 4; E. Hercigonia, Videnje Varuhuvo' u Petrisovu Zborniku iz I468 Godine, in: ZFL NS 7 (I964), 63-93 und E. Turdeanu, L' Apocalypse de Baruch en slave, in: RESI48 (I969), 23-48 (slawisch). Neuere Übersetzungen und Kommentare (in Auswahl): dänisch: E. Hammershaimb, Den Graeske Barukapokalypse, in: E. Hammershaimb et al. (Hrsg.), De Gammeltestamentlige Pseudepigrafer, Bd. I, Kopenhagen I976, 659-679; deutsch: W. Hage, Die griechische BaruchApokalypse, JSHRZ V/I, Gütersloh I974• I5-44; englisch: H. E. Gaylord, 3 (Greek Apocalypse of) Baruch, in: OTP I, 653-679; französisch:]. Bonsirven, Le troisieme Iivre de Baruch, in: La Bible Apocryphe en marge de I' Ancient Testament, Paris I95 3, po-322,;]. Riaud, Apocalypse grecque de Baruch, in: A. Dupont-Sommer et al. (Hrsg.), La Bible. Ecrits intertestamentaires, Paris I987, II43-II65; hebräisch: A. S. Hartum, Chazon Baruch 2, in: A. Kahana (Hrsg.), HaSeferim HaChizonim, Bd.I, TelAviv I937;]erusalem I978, 408-425. Hilfsmittel: A.-M. Denis, Concordance grecque des pseudepigraphes de l'Ancient Testament, Leiden I987 undA.-M. Denis; Y.]anssens, Concordance de l'Apocalypse grecque de Baruch, PIOL I, Leuven I970.

1.

Inhalt

Die 3· (selten: 4.) oder Griechische Baruch-Apokalypse beschreibt,' wie der biblische Baruch (vgl. ]er 32,12; 36,4 ff.; 43,1-7 u. a.) eine Reise durch die fünf (von ursprünglich sieben?)2 himmlischen Sphären macht und dort die für die Endzeit erwarteten Belohnungen und Bestrafungen schaut. Auf seine Frage nach dem Warum der Zerstörung des (Zweiten) Tempels bekommt Baruch zu hören, wie später der himmlische Tempel aussehen wird. Die Schrift nimmt zwar die ZerstörungJerusaIems im Jahre 587-6 v.Chr. zum Ausgangspunkt, muß aber als Pseudepigraph, wie alle im folgenden noch zu behandelnden Apokalypsen, um viele Jahrhunderte später datiert werden (siehe 2.2.). Die Schrift bietet zwei Schwerpunkte, einen moralisierenden und einen my-

1. Vgl. H. E. Gaylord, 3 (Greek Apocalypse of) Baruch, in: OTP I, (653-679), hier 653 ff.; W. Hage, Die griechische Baruch-Apokalypse,JSHRZ Vli, Gütersloh I974• ( I5-44), hier I7 ff. und E. Schürer, The History of theJewish People in the Age of Jesus Christ (I75 B. C.- A. D. I3 5), hrsg. v. G. Vermes et al., I-J, Edinburg I974 ff., p, (789-793), hier 789 ff. 2. Vgl. dazu M. Frasson, La struttura dei cieli in 3 Baruc. Un studio filologico, in: Henoch I4 (I992), I37-I44·

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stisch-spekulativen,3 und dürfte damit sowohl an die Vorstellungen in der Petrusoffenbarung und der lateinischen Paulusapokalypse (Beschreibung von Himmel und Hölle, von Belohnungen und Bestrafungen)4 als auch an die später z. B. in der Hekhalot-Literatur zum Ausdruck gebrachten Vorstellungen (Angelologie, Beschreibung von himmlischen Sphären und Palästen) anknüpfen.5 Die 17 Kapitel, die die Beschreibung einer Himmelsreise und die Offenbarung der göttlichen Geheimnisse bieten, sind in den beiden slawischen und griechischen Versionen teilweise unterschiedlich. 6 Aufgrund von Origenes, De principiis 2,3,6, ließen sich die fünf beschriebenen Himmel zu sieben Himmeln ergänzen, wenn man davon ausgeht, daß der jetzt vorliegende Text nicht vollständig erhalten ist (siehe aber unter 4.2.). Die Kapitel2-r6 beschreiben diese fünf Himmel und bilden damit den Hauptteil der Apokalypse, die sich nach H. E. Gaylord wie folgt gliedern läßt:7 Kap.o,r-r,8: Einführung, Beginn der Himmelsreise Kap. 2,1- 3,8: Beschreibung der Bestrafungen, besonders der Turmbauer zu Babel Kap.4,I-9,ro: Beschreibung einer Schlange, eines Sees, von Flüssen, eines Wasserteiches, der Sonne, des Vogels Phönix und des Mondes Kap. ro,1-1o: Beschreibung eines Teiches, von Vögeln und der Seelen der Gerechten Kap. r r,r-r6,4: Beschreibung der Belohnungen und Beschreibung von Engeln, die Michael Geschenke überbringen, der sie wiederum Gott gibt Kap. 17,1-4: Ende der Himmelsreise

2.

Textentstehung

Weder die griechische noch die slawische Handschriftenüberlieferung bieten nach W. Hage die ursprüngliche Gestalt der Apokalypse, 8 sondern dürften auf eine gemeinsame Urform zurückgehen, die uns allerdings nicht mehr vorliegt, so H. E. Gaylord.9 Insgesamt gibt es zwei griechische Handschriften, Io die nachJ.-C. Picard auf eine ältere Handschrift zurückzuführen sind, I I sowie mindestens zwölf slawi3· Vgl. zur Definition die Einführung oben (S. 4.) sowie G. S. Oegema, Zwischen Hoffnung und Gericht. Untersuchungen zur Rezeption der Apokalyptik im frühen Christentum und Judentum, WMANT 82, Neukirchen-Vluyn 1999, 13 und 126ff. 4· Vgl. Oegema, Hoffnung, 139f. und rpf. 5· Vgl. dazu u.a. G. Scholem, Die jüdische Mystik in ihren Hauptströmungen, Frankfurt 1957, Nachdruck Frankfurt 1967, 1988,43-86. 6. Hage, Baruch-Apokalypse, r 7-20 und B. Philonenko-Sayar, La version slave de I'»Apocalypse de Baruch«, in: A. Caquot (Hrsg.), La Iitterature intertestamentaire. Colloque de Strasbourg (17- 19 octobre 1983), Paris 1985, 89-97. 7· Gaylord, Apocalypse, 653. 8. Hage, Baruch-Apokalypse, 18. 9· Gaylord, Apocalypse, 654. ro. Vgl. Gaylord, Apocalypse, 653. Ir. ].-C. Picard, Apocalypsis Baruchi Graece, PVTG 2, Leiden 1967. 10

sehe Handschriften, die in zwei Familien (davon eine in zwei Unterfamilien) zu unterteilen sind und auf einen griechischen Urtext zurückgehen dürften. 12 Gaylord geht in seiner englischen Übersetzung der griechischen Version von den Editionen von M. R.James undJ.-C. Picard aus 1 3 und in seiner Übersetzung der slawischen Version von einer eigenen Edition, 1 4 und zwar auf der Grundlage der Handschrift L (Leningrad gr. 70 fols. I05-I I IV und St. Katherina sl. 34 fols. 2729v), ergänzt von zwei weiteren Handschriften (T und B). 1 5 Hage, der seine Übersetzung ca. IO Jahre vor Gaylord veröffentlicht hat, bietet eine deutsche Übersetzung der bereits I 897 von M. R. James veröffentlichten griechischen Handschrift Britisches Museum HS add. I0073, die länger als die slawische Version ist, ebenfalls unter Konsultation der Edition von Picard, sowie eine Übersetzung der slawischen Version aufgrund der Handschrift Sreckovic. 16

2. I.

Abfassungssprache

Die Abfassungssprache der Apokalypse ist nach allgemeiner Auffassung Griechisch. Das Griechische der Urform wurde ins Slawische übersetzt, geht aber selbst wohl nicht auf eine semitische Vorlage zurück. 1 7

2 .2.

Abfassungszeit

Das o. g. Zitat von Origenes setzt eine Datierung vor dem ersten Drittel des 3· Jh.s n. Chr. voraus, während eine christliche Endredaktion bereits vor dem Ende des I. Jh.s n. Chr. vorstellbar ist, so bislang der seit Hage und Gaylord in Frage gestellte consensus, 18 die beide zu einer späteren Datierung tendieren. 19 Aufgrund der unten formulierten Argumente ist eine Datierung im 2./3. Jh. n. Chr. oder sogar etwas später als eher wahrscheinlich anzusehen (siehe 3.1 ff. und 4.1 ff.).

12. Gaylord, Apocalypse, 653-655 . Vgl. ausführlicher bei Picard, Apocalypsis, 6I-79; A.-M. Denis, lntroduction aux pseudepigraphes grecs d'Ancien Testament, SVTP I, Leiden I970, 79-84 und E. Turdeanu, Apocryphes slaves et roumains d'Ancien Testament, SVTP 5, Leiden I98 I, 364- 391. I 3· M. R. james, The Apocalypse of Baruch, in:]. A. Robinson (Hrsg.), Apocrypha Anecdota li, TaS p, Cambridge I897, 84-94 und Picard, Apocalypsis, 8I-96. I4. H. E. Gaylord, The Slavenie Version of 3 Baruch, Univ. Diss.Jerusalem I983 undH. E. Gaylord, Slavjackij tekst Tret'ej knigi Varucha, in: Polata Knigopisnaia 7 (I983), 49-56. 15. Gaylord, Apocalypse, 654-65 5. I6. Ediert und herausgegeben von]. Ivanov, Bogomilski knigi i legendi, Sofia I925, Nachdruck I970, I93-200. 17. Gaylord, Apocalypse, 655. I8. Vgl. ].]. Collins, The Genre Apocalypse in Helleniseie Judaism, in: D. Hellholm (Hrsg.), Apocalypticism in the Mediterraenean World andin the Near East, Tübingen I983, 2. Auf!. Tübingen I989, (53 1-548), hier 538 sowie U. Fischer, Eschatologie und Jenseitserwartung im hellenistischen Diasporajudentum, Berlin I978, 75· 19. Gaylord, Apocalypse, 65 5-656 und Hage, Baruch-Apokalypse, 19-20.

I I

2.J. Verfasser

Abhängig von der allgemeinen Frage, ob man von einer jüdischenUrformoder von einer christlichen Endredaktion ausgeht, ist auch die Frage nach dem Verfasser zu beantworten. Der Autor einer (hypothetischen) jüdischen Urform ist nach Hage aufgrundvon Parallelen mit der griechischen und orientalischen Mythologie in der hellenistisch-jüdischen Diaspora zu suchen. 20 Die christliche Endredaktion ist nach ihm in der von Priestern und Mönchen bestimmten griechischen apokryphen und patristischen Literatur zu lokalisieren. 21 Aber es gibt auch jüdisch-gnostische (so L. Ginzberg), jüdische oder syrisch-jüdische (so H. M. Hughes und L. Rost) und jüdisch-mystische (so J.-C. Picard) Elemente in der Apokalypse. 22 Nach D. C. Harlow sind die jüdische Urform und die christliche Endredaktion getrennt voneinander zu behandeln. 2 3 Die Urform ist im Kontext von 4 Esr, ApcBar(syr) und ParJer als Reaktion auf die Zerstörung des Zweiten Tempels zu betrachten, wobei unsere Apokalypse als einzige der o. g. Schriften die literarische Gattung der Himmelreise gewählt hat. Die Endredaktion zielt mit der Parabel vom Weinstock (4,8-16) stark auf die Sündhaftigkeit des Menschen ab und ist im Rahmen der altkirchlichen Katechese zu situieren. Es gibt in ApcBar(gr) aber auch Affinitäten zu der jüdisch-hellenistischen Diaspora, insbesondere was Ethik, Eschatologie und die Betonung der jüdischen Identität betrifft. Hier und in 2 Makk, Sib 3 und Sib 5 spielen Jerusalem und der Tempel eine entscheidende Rolle, indem auf sie die Fragen nach einer jüdischen Identität und der eschatologischen Wiederherstellung Israels fokussiert werden. 24 Im Kontext der genannten Schriften ist das Interesse von ApcBar(gr) am Tempel allerdings am geringsten ausgefallen. Eher steht die Urform bereits an der Schwelle zum Judentum der Zeit nach 70 n. Chr., indem in ihr Gedanken formuliert werden, wie ein Judentum ohne Tempel und Tempelkult aussehen könnte. 2 5 Im folgenden wird davon ausgegangen, daß die Schrift vorrangig in ihrer christlichen Endredaktion zu erschließen ist, und zwar mit einem Schwerpunkt auf ihre theologische Bedeutung. Der Verfasser, das heißt hier der Endredaktor, war ein griechischsprechender Christ aus dem 2./J. oder späteren Jahrhundert n. Chr., der sich in den jüdischen religiösen Vorstellungen und spätantiken apokalyptischen Spekulationen gut auskannte. 26 20. Hage, Baruch-Apokalypse, '9· Vgl. Collins, Genre, 538. 21. Hage, Baruch-Apokalypse, 20. 22. Gaylord, Apocalypse, 65 5-656. Vgl. L. Ginzberg, Apocalypse of Baruch (Greek), in: JE (1902) 2,549-551; H. M. Hughes, The Greek Apocalypse of Baruch, in: APOT 2, 527-541; L. Rost, Einleitung in die alttestamentlichen Apokryphen und Pseudepigraphen einschließlich der großen Qumran-Handschriften, Heidelberg 1971, 88 und Picard, Apocalypsis, 75-78. 2 3· D. C. Harlow, The Greek Apocalypse of Baruch (J Baruch) in Hellenistic Judaism and Early Christianity, SVTP 12, Leiden 1996, 109 ff. und 163 ff. 24. Harlow, Apocalypse, 158- r6o. 25. Harlow, Apocalypse, 161-163. 26. So Hage, Baruch-Apokalypse, 20. Vgl. auch Schürer, History 3.2, 789-793; ].-C. Picard, L' Apocalypse grecque de Baruch. Iere Partie: traduction, premier niveau de description et question de methode, Univ. Diss. Straßburg 1967;J.-C. Picard, Observations sur l'Apocalypse grecque de Baruch I, cadre historique fictif et efficacite symbolique, in: Sem. 20 (1970), 77-103. 12

2.4. Quellen

Da uns die Urform der Apokalypse nicht vorliegt, ist die Frage nach den Quellen nur schwer zu beantworten. Nach Hage sind die Kap. 11-17 (13,4; 15,2.4; 16,4; 12,6?) christlich redigiert; ebenso 4,15.17 und 8,5. 27 Entfernt man die christlichen Elemente und ergänzt man aufgrund des Zitats bei Origenes die fünf Himmel mit zwei weiteren, dann hätte man eine jüdische Apokalypse, die als Thema die sieben Himmelsphären hätte 28 und in der jüdischen Diaspora der Zeit nach 70 n. Chr. zu lokalisieren und datieren wäre. 2 9 Diese Vermutung läßt sich jedoch nicht erhärten, auch wenn sie Teil des bisherigen Konsenses war. 2.5. Entstehungsort

Ebenso ist die Frage nach dem Entstehungsort nicht zu entscheiden: Eine griechischsprechende jüdische Diaspora-Gemeinde, vorausgesetzt man geht von einer jüdischen Urform aus, oder eine griechischsprechende christliche Gemeinde im östlichen Teil des römischen Reiches im Falle einer christlichen Endredaktion (siehe weiter 4·4·).3°

J. Historische Bedeutung

3. I. Sitz im Leben Wie oben bereits erörtert wurde (siehe 2.J.), ist bei der Frage nach der historischen Bedeutung der Apokalypse zwischen einer hypothetischen hellenistisch-jüdischen Urform und der christlichen Endredaktion zu unterscheiden. Die Hypothesen der letzten 100 Jahre über den Ursprung der Apokalypse unterscheiden sich sehr voneinander: sie sei entweder christlich und stamme aus dem 2.Jh. n.Chr. (M. R.James), sie sei jüdisch-gnostisch und stamme ebenfalls aus dem 2. Jh. n. Chr. (L. Ginzberg), oder sie stelle eine christlich bearbeitete jüdische Schrift aus den ersten zwei Jahrhunderten n.Chr. dar (J.-C. Gaylord et al.).J' Dies ist aber wesentlich die Situation im 2./J. und auch noch im 4·Jh. n.Chr., nämlich die einer Verbindung und Vermischung unterschiedlicher religiöser Vorstellungen. Gerade die Übernahme jüdischer Vorstellungen durch die Alte Kirche, besonders durch ihre apokalyptisch orientierten Rezipienten, stellt dann auch die wichtigste historische Relevanz dieser Art von Literatur dar,F ohne die ein christli-

27. Vgl. Hage, Baruch-Apokalypse, r8-r9; Picard, Apocalypsis, 75-78 und Turdeanu, Apocryphes, 365 f. und 371 f. und ausführlicher bei Harlow, Apocalypse, 109ff. und 163 ff. 28. Hage, Baruch-Apokalypse, 19- 20. Vgl. Gaylord, Apocalypse, 655-656. 29. Hage, Baruch-Apokalypse, 19. JO. Gaylord, Apocalypse, 656 und Hage, Baruch-Apokalypse, 20. Siehe vor allem auch Harlow, Apocalypse und Schürer, History 3.2, 789-793. 3 r. Gaylord, Apocalypse, 65 5-656. J2· Vgl. Oegema, Hoffnung, 3 ff. und 165 ff.

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ches Welt- und Geschichtsbild nur schwer vorstellbar ist.33 Auf diese Tatsache haben zuletzt besonders 1· C. VanderKam und W. Adler hingewiesen.3 4 Die historische Bedeutung unserer Schrift liegt also nicht zuletzt in ihrer Wirkungsgeschichte. 3.2. Politische Situation

Was gleich am Anfang der Apokalypse auffällt, ist das Fehlen eines klaren Bezugs auf die eigentliche Zerstörung des Tempels oder 1erusalems wie in 4 Esr 3,1-2 und ApcBar(syr) 1,1-9,2. Es wird eine eher allgemeine Diaspora-Situation vorausgesetzt, vorstellbar im 2. und 3· 1h. n. Chr. Zumindest der Tempel, aber auch die Stadt 1erusalem, sind in große zeitliche und räumliche Ferne gerückt.35 Dennoch können die Formulierungen der »Gefangenschaft1erusalems« und des »Landgutes des Agrippa>schönen Pforten, wo das Allerheiligste lagApokalypse«, die sich in der Griechischen Baruch-Apokalypse finden, gehören vor allem die Himmelreise (2,1 u.a.) und die Visionen der himmlischen Sphären (2,2: 3,1; 4,1-2; ro,r; 1r,r). Im folgenden sollen vor allem die Himmelsphären und ihre in ApcBar(gr) ebenfalls erfolgten Deutungen des Baruch begleitenden Engels (r,3ff.) beschrieben werden. Im e~sten Himmel sieht Baruch Menschen mit Gesichtern von Rindern, Geweihen von Hirschen, Füßen von Ziegen und Hüften von Schafen (2.3). Der Deuteengel (mit dem Namen Phamael; 2,5) erklärt, daß diese Menschen diejenigen sind, >>welche den Turm des Kampfes gegen Gott bauten und die der Herr vertrieb« (2,7). 37· Vgl. Harlow, Apocalypse, rSs-186.

Es handelt sich also um eine Beschreibung der Bestrafung derjenigen, die den Turmbau zu Babel veranlaßt hatten (vgl. Gen I I,I-9). Im zweiten Himmel sieht Baruch Menschen mit dem Aussehen gleich dem von Hunden und Füßen gleich den Hufen von Hirschen (3.3). Auch sie werden vom Engel mit dem Turmbau in Verbindung gebracht (3,5-8) und gehören somit zu den von Gott Gestraften, wobei besonders die Szene mit der Frau, die von den Turmbauern gezwungen wurde, in der Stunde ihres Gebärens mit dem Ziegelstreichen fortzufahren, auffällt (3.5 ). Harlow weist auf eine Reihe von Parallelen hin, die zeigen, daß der Autor damals bekannte Auslegungstraditionen von Gen I I,I-9 aufgenommen und adaptiert haben könnte: PsPhilo 6 und 7 und Hen(sl) 7 und I8. Die Frau, die mit dem Gebären aufhören muß, ist wiederum eine Parallele zu TJI zu Exod 24,IO und PRE 48. ApcBar(gr) 2-3 ist eine Parallele zu bSan 109a.J 8 Somit stünden die Kap. 2-3 insgesamt in einer Tradition antiker und frührabbinischer Auslegungstraditionen. Was hat aber der Turmbau zu Babel zu bedeuten und wie verhält er sich zum zerstörten Tempel? Harlow bespricht verschiedene Lösungsversuche (von Picard, Nikkelsburg und Collins), verwirft sie aber und kommt- nach einem Vergleich mit Sib 5,420-427, zu dem Schluß, daß >>the primordial unity of humanity that was lostat the tower of Babel will be restored in the end-time at the TempleSchützer des Erdkreises« bezeichnet (6,3-8) und mit dem Namen »Phönix« benannt (6,9-10). Daraufhin sieht Baruch das kosmische Aufgehen der Sonne, und es wird ihm das Schauen der Herrlichkeit Gottes versprochen (6,13-16). Nachdem zunächst die Sonne, also wohl immer noch im 3· Himmel, gezeigt wird, zusammen mit allen mächtigen und prächtigen Begleiterscheinungen, die trotz ihres mythologischen Charakters astronomische Kenntnisse voraussetzen (7,1-8,7; vgl. Hen(äth) 73-74), wird im nächsten Kapitel der Mond gezeigt, zusammen mit den Sternen (9, 1-8). In 8,5 ist noch eine Bußrede gegen die Gesetzlosigkeit, die die Lichtstrahlen auf Erden befleckt, in die ansonsten kosmologischen Kap. 6-8 eingeschoben worden. In 6,1-8,7 geht es aber vorrangig um die Sonne und den Phönix. In der hellenistischen, aber auch in der jüdisch-hellenistischen Welt, hat die Sonne einen mythologischen Charakter (vgl. u.a. Hen(äth) 14 und 72; Hen(sl) n; ApcBar(syr) 18 a.u.), auch in der Form einer gekrönten Figur auf einem Wagen, die wiederum an die Merkaba-Mystik erinnert. 43 Die Sonne, deren Lichtstrahlen auf Erden befleckt werden (wiederum ein gnostisierender Einfluß?), ist eine Parallele zu ApcPls(lat) 5-6. 44 Beim Phönix jedoch, eine Vorstellung, die aus dem Bereich der klassischen, orientalischen und jüdischen Traditionen stammt, muß erstens festgestellt werden, daß sie in der frühen christlichen Tradition fast vollständig fehlt (vgl. aber 1 Clem 25), und zweitens, daß sie hier trotzdem, und zwar in unbearbeiteter Form, d. h. ohne christliche Adaption,45 vom Autor übernommen worden ist.4 6 Im 4· Himmel sieht Baruch eine schlichte Ebene mit einem Wasserteich voller wunderbarer Vögel (ro,r-3). Dies ist der Ort, wohin die Seelen der Gerechten kommen (10,4-7). Dort regnet es, so daß die Früchte wachsen, und dort verherrlichen die Gerechten >>allezeit« den Herrn (ro,7 und 10,8-10). Die Ebene mit dem Wasserteich hat u. a. Ähnlichkeiten mit den Elyischen Feldern (Homer, Odyssee 4,561-569) und findet sich auch in Sib 2,336-338 und ApcMos 37 sowie in OfPtr 14,1-3 und ApcPls(lat) 22. 47 D. h., zu dieser Vorstellung gibt es sowohl klassische und jüdische als auch frühchristliche Parallelen. Im 5. und letzten Himmel soll Baruch endlich die Herrlichkeit Gottes sehen, nachdem er zuvor eingeweiht und vom Fürsten Michael begrüßt worden ist (r r,r8). Es werden nun von Michael die Schale und die Körbchen gezeigt, in die die Engel die Tugenden der Gerechten hineinlegen; für jeden Gerechten gibt es ein (volles) Körbchen (I I ,9- I 2, 5). Auch gibt es Körbchen, die leer oder halb voll sind. Sie wer43· Harlow, Apocalypse, rpff. und dort Anm. 66ff. 44· Harlow, Apocalypse, 14off. 4 5. V gl. zum ganzen Vorstellungskomplex ausführlich R. van den Broek, The Myth of the Phoenix. According to Classical and Early Christian Traditions, Leiden 1972, bes. 393 ff. 46. Harlow, Apocalypse, 134f. und C. Böttrich, Weltweisheit-Menschheitsethik-Urkult. Studien zum slawischen Henochbuch, Tübingen 1992, r 37 ff. zu den Parallelen. 47· Harlow, Apocalypse, 144f.

den von den Engeln getragen, die den bösen Menschen zugeordnet sind, wobei diese Engel sich allerdings sehnliehst wünschen, zu den Engeln zu gehören, die den guten Menschen zugeordnet sind (12,6-1J,5). Die Engel mit den vollen und halbvollen Körbchen (den Tugenden der Menschen) werden daraufhin von Michael gesegnet und belohnen die Gerechten mit hundertfachem Lohn (14,1-15,4). Diejenigen, die leere Körbchen haben, d.h. die keine guten Taten vorzuweisen haben, werden jedoch verflucht (16,I-4). Schwieriger stellt sich nun die Deutung der Kap. I I - I 7 dar. Zum einen muß gefragt werden, ob die Apokalypse ursprünglich mit Kap. 16 aufgehört hat, oder ob nicht zwischen Kap. 16,4 und 17,I-4 (dem Epilog) zwei weitere Himmel hätten beschrieben werden müssen, 48 denn eine Zahl von sieben (oder auch drei) Himmeln ist im antiken Judentum weitaus geläufiger als fünf (vgl. z. B. TestLevi, AscJes, ApcAbr, Hen(sl), ApcPls(lat) u. a.).49 Nach Harlow muß die Beschreibung der fünf Himmel so akzeptiert werden, wie sie in der Schrift überliefert worden ist, u. a. deswegen, weil nirgendwo in der Apokalypse explizit gesagt wird, daß es sieben Himmel gäbe, und Baruch nur Zugang bis zum fünften Himmel gewährt worden ist wie auch Paulus nur bis zum dritten Himmel gelangen durfte (2 Kor 12,1-12). Harlow spricht hier auf der narrativen Ebene von einer >>aborted ascent«, und zwar in vier Stufen. so Dies bedeutet, daß die Apokalypse bewußt so konzipiert worden ist, wie sie uns vorliegt, und daher dementsprechend verstanden werden soll. Damit wäre Baruchs Nichtsehen der Herrlichkeit Gottes bewußt so intendiert und in den narrativen Rahmen der Apokalypse integriert worden. Harlow weist nun auf vier Stufen einer erwarteten aber nicht eingetretenen Theophanie hin, s' und zwar: I) in I,I-8, und hier besonders in Vers 6, wo der Engel zu Baruch spricht: »Höre auf, Gott zu erbittern ... «. Mit anderen Worten, Gott ist erzürnt über Baruchs Klagen und weist ihn mehr oder weniger ab; 2) in 2,I-J,8, wo der Aufstieg in den Himmel der Turmbauer zu Babel fehlschlägt und zum immerwährenden Vorbild eines Nichtsehens der Herrlichkeit Gottes bleiben wird; 3) in 4,16-17, wo unmißverständlich auf das menschliche Unvermögen hingewiesen wird, Gottes Herrlichkeit überhaupt sehen zu können: »Wie Adam . .. der Herrlichkeit Gottes entkleidet wurde, so ... (werden) auch die jetzigen Menschen ... sich von Gottes Herrlichkeit entfernen«, und 4) in 7,3-6, wo Baruch die Sonne und den Phönix sieht und dann erschrocken sich verbirgt, Vers 5: >>Als ich aber eine solche Herrlichkeit sah, wurde ich von großer 48. Vgl. Harlow, Apocalypse, 36ff. zu den verschiedenen Hypothesen. 49· Vgl. G. S. Oegema, Paulus und die Apokalyptik, in: G. S. Oegema, Für Israel und die Völker. Studien zum alttestamentlich-jüdischen Hintergrund der paulinischen Theologie, Leiden I 999, I 67- I 8 5, v. a. I 8 I ff. und Harlow, Apopcalypse., 4 I ff. 50. Harlow, Apocalypse, 53 ff. Zum religionsgeschichtlichen Hintergrund des 5. Himmels, vgl. noch ebd., q6-I 56. 5I. Harlow, Apocalypse, 53 ff.

Furcht niedergedrückt, und ich wich zurück und verbarg mich in den Flügeln des Engels." Mit anderen Worten, Barochs letztendliches Nichtsehen der Herrlichkeit Gottes am Ende seiner Himmelreise ist im narrativen Rahmen der Apokalypse absichtlich so vorbereitet und theologisch untermauert worden. Im Epilog kehrt Baruch dann von seiner Himmelreise zurück und beginnt Gott zu verehren (r7,1-4), ohne allerdings die ihm versprochene Herrlichkeit Gottes wirklich gesehen zu haben. Mit den o. g. vier >>Lesehinweisen-el>alten« jüdischen Volkes getreten. Bezüge zum jüdischen Volk fehlen daher; es ist in weite räumliche und zeitliche Ferne gerückt. Als Entstehungsort kann daher nur das griechischsprechende oströmische Reich gelten, aber nicht sein südöstlicher Teil, eher Byzanz und Griechenland. Diese Deutung bezieht sich aber nur auf die christliche Endredaktion der Apokalypse. 58 Das neue Volk Gottes ist nun, wie oben bereits ausgeführt (siehe J.J.), gespalten. Der fromme Teil der Gemeinde bzw. des Leserkreises der Schrift wird von einem starken paganen Teil bedroht. Aber: Das Heil gibt es nur durch Christi Blut und durch die mit Wein und Öl verbundenen Sakramente. Wer etwas anderes behauptet oder tut, ist ein Heide und wird bestraft, so der Autor bzw. der Endredaktor in unmißverständlicher Weise. Ebenso ist der Tempel nicht mehr der Tempel in Jerusalem, sondern jeder Ort, wo Gott angebetet werden kann; es ist die Kirche, hier jede Kirche, wo orthodoxe Priester nach der Lehre der Kirche Dienst tun. Diese Priester sind aber nicht nur für die Erteilung der Sakramente zuständig, sondern auch für die Lehre von Gut und Böse, für die Ethik und für die kirchliche Praxis. Dies betont der Autor in immer neuen Bildern. Damit ist die Lehre aber ebenso heilsrelevant wie die Sakramente, und es drängt sich die Vermutung auf, daß hier eine Verbindung gefunden wurde zwischen einerseits der Bildersprache der Apokalypse bzw. der Apokalyptik und andererseits der christlichen Kunst, wie sie besonders in der Ostkirche in den Ikonen zum Ausdruck gebracht wurde und wird: Bilder als Vergegenwärtigung dogmatischer und ekklesiologischer Themen, wobei einerseits biblische Gestalten andererseits z. B. Taufe und Mahl dargestellt werden konnten. 59 Der Übergang von der jüdischen zur christlichen Apokalyptik und Theologie ist in der Griechischen Baruch-Apokalypse sehr deutlich zu beobachten; es ist aber zugleich eine neue Theologie entstanden, und es ist dabei eine ganze Reihe neuer Interpretationsmöglichkeiten der biblischen Überlieferung eröffnet worden. 4·5· Eschatologie

Unter o. g. Gesichtspunkt ist die Eschatologie der Apokalypse als präsentisch und nicht als futurisch zu verstehen, weilletztendlich eine ausgesprochene (futurische) Eschatologie ebenso fehlt wie ein historisch-eschatologisches Geschichtsbild. 60 Die 309, und im allgemeinen M . Mach, Entwicklungsstadien des jüdischen Engelglaubens in vorrabbinischer Zeit, TSAJ 34, Tübingen 1992. 58. Harlow, Apocalypse, 163 ff. 59· Vgl. dazu VanderKam; Adler, Heritage, 143. 6o. Vgl. auch Fischer, Eschatologie, 71-84.

23

Apokalypse ist daher eher ein Beispiel der Gattung »Apokalypse mystisch-spekulativen Inhalts«. 4.6. Gottesbild

Die in der Schrift anfänglich dominierende Rolle Gottes, besonders dann, wenn sein Zorn gegen die Erbauer des Turmes zu Babel (2,7; 3,6.8) beschrieben wird, verschiebt sich in den Kapiteln 1 r-16 zugunsten einer aktiven und vermittelnden Rolle der Engel, vergleichbar mit der Elia-Apokalypse.6 ' Darüber hinaus findet das angekündigte Schauen der Herrlichkeit Gottesam Ende nicht statt, so daß man entweder annehmen muß, daß die Schrift nicht einheitlich oder nicht vollendet (es würden der 6. und 7· Himmel fehlen) ist, oder daß dies genau die Absicht des Autors war. Gegen erstere Annahme spricht die Tatsache, daß diese Darstellung der Intention des Autors entsprechen dürfte (siehe S. 19- 20). Fürzweiteres spricht die Tatsache, daß ein verborgener Gott, der sich nur indirekt offenbart, eine gängige theologische Vorstellung ist, z. B. in der späteren Hekhalot-Literatur. 62 Aber ist Gott wirklich verborgen, zieht er sich wirklich zurück? Ist es nicht so, daß er sich gerade in seiner Vielfalt offenbart? Es sollten ja seine Geheimnisse offenbart werden ( r ,4.6). Und dies geschieht in einer Fülle von Offenbarungen, und zwar über die Engel, die Himmel, die Himmelskörper, den Phönix, den Drachen, zuletzt gerade auch über die menschliche Seele und ihr Schicksal am Ende der Zeiten (siehe 4.2.).63 Ist dies nicht alles Teil der Herrlichkeit Gottes, und hat Baruch nicht dies alles geschaut? Ja, die Herrlichkeit Gottes wurde ihm offenbart auf eine Weise, die der Bildersprache der Apokalyptik angemessen ist, nämlich sie nicht dogmatisch, sondern mystisch zu verstehen sucht. Gott und seine Herrlichkeit, seine Geheimnisse sind überall dort in der Geschichte, im Universum, in der Welt der Menschen und in der menschlichen Seele zu entdecken, wo das mystisch geübte Auge sie findet. Es geht nur darum, den richtigen >>Blick« dafür zu bekommen; im literarischen Rahmen der Apokalypse geschieht dies mit Hilfe der Deuteengel, und in der historischen Situation, in der die Apokalypse entstanden ist und gelesen wurde, wohl durch die Priester, die die Texte und die Bilder auslegen. So bewirkt die Lektüre der Schrift eine neue Sicht auf Gott. Gott ist nicht mehr nur der Gott der Geschichte, sondern ein Gott, der sich in der Geschichte und vor allem auch in der Gegenwart auf »verborgene> To sum up, I submit that we have in the Assumption of Moses a work written only a short time before the operring of Christ's public ministry, in which we are presented with a Messiah whose true name is Shiloh. He is of the tribe of Levi; he suffers and dies, and in this way brings on the divine consummation, before which there is no messianic age. In fact, his only function is to suffer and die, and we read nothing

8. Vgl. auch].]. Collins, The Date and Provenance of the Testament of Moses, in: Nickelsburg, Studies, 38-43 und G. W. E. Nickelsburg, An Antiochan Date for the Testament of Moses, in: Nickelsburg, Studies, 8o-83 (s. Anm. 10) sowie Tramp, Assumption, I20-I23. 9· Vgl. Brandenburger, Himmelfahrt, 59-60 und Priest, Testament, 920-921. Io. Vgl. Priest, Testament, 920 und weiter C. Clemen, Die Entstehungszeit der Himmelfahrt Mose, in: HundertJahre A. Marcus und E. Webers Verlag I8I8-I9I8, Bonn I9I9, 72-76; G. Hölscher, Über die Entstehungszeit der» Himmelfahrt Moses>Siehe, ich lege vor euch hin das Leben und den TodTempel und Volk" 57 auf zwei Aspekte hinzuweisen: zum einen auf den religions- und traditionsgeschichtlichen Hintergrund des Klageliedes über den zerstörten Tempel, 58 und zum anderen auf den Ort des Tempels in der Apokalypse. 59 54· Vgl. dazu auch K. Müller, »Die Propheten sind schlafen gegangenmessianische Zeit« für den heiligen Rest seines Volkes errichten (siehe das Gesicht von dem Weinstock und von der Zeder in 35.1-41,6). Mit dieser eschatologisch geprägten Geschichtstheologie versucht der Autor vor allem eine Antwort auf die Frage nach dem Ursprung des Leidens, konkret nach dem Sinn der Zerstörung seiner Stadt, zu formulieren (siehe 4.1.) Nach dem Urteil des Autors kann die Theodizee-Frage ohne die Vorstellung eines Endzeitgerichtes und einer Auferstehung der Toten am Ende der Zeiten nicht beantwortet werden. Wichtig ist, hierbei anzumerken, daß es nicht um das Leid eines Individuums geht, sondern um das Schicksal der ganzen Welt, die mit dem Schicksal Israels verbunden ist und an ihm zugrunde gehen oder mit ihm leben kann. Es handelt sich hier nicht um einen, der Apokalyptik so oft nachgesagten Determinismus, sondern um einen Gesamtentwurf politischer Theologie, deren Ziel die Befreiung des Menschen aus der Unterdrückung seines Daseins ist. 62 Dieses irdi62. Vgl. im allgemeinen Klijn, Baruch-Apokalypse, JSHRZ V/2, I I6-I I7.Vgl. auch R.j. Bauckham, The Messianic Interpretation of Isa. I o: 34 in the Dead Sea Scrolls, 2 Baruch and the Preaching of John the Baptist, in: DSD 2 (I995), 2o2- 2I6; V. Fabraga, Das Endgericht der syrischen Baruchapokalypse, Univ. Diss. lnnsbruck I969; A.]. Ferch, The Two Aeons and the Messiah in Pseudo-Philo, 4 Ezra, and 2 Baruch, in: AUSS I 5 (I977), IJ I-I p; G. Fahrer, Die Struktur der alttestamentlichen Eschatologie, I: 3,2-4: 3.5-13: 3.14-18:

Kapitel I9,1-24,I] (W Schrage!G. Steindorff)

Kapitel ]8,8-44,2 (W Schrage!G. Steindorff)

Flucht vor dem Antichrist Die Augenzeugen werden von den Engeln Christi gerettet Kosmische Zeichen Der Antichrist verfolgt die Heiligen und bekämpft die Engel Kosmisches Feuer

kommen sie jedoch nur selten vor. Für die äußerlichen Merkmale, vgl. Schrage, o. c., 197ff. und 21 r ff. sowie A. jellinek, Beth ha-Midrasch 3, Nachdruck Jerusalem 1967, xviiff.; 65-68; A. Wünsche, Aus Israels Lehrhallen 2, Nachdruck Bildesheim 1967,33-38 und 0. S. Wintermute, Apocalypse of Elijah, in: OTP r, 721-753, bes. 745· 4· Vgl. auch Schrage, Elia-Apokalypse, 200.

77

5> 24-29: 5,30-32: 5>33-35= 5,36-39=

Das kommende Endzeitgericht Elia und Henoch töten den Sohn der Gesetzlosigkeit Tod des Antichrists Beginn des tausendjährigen Reiches

Wir wissen vom Bestehen einer Elia-Apokalypse aufgrundvon Angaben und Zitaten bei den Kirchenvätern und aufgrund einiger kirchlicher Kanonverzeichnisse. 5 Die Handschriftenüberlieferung ist vielfältig, sowohl was die Sprachen betrifft, in denen die Apokalypse überliefert ist, als auch was die vielen Fragmente anbelangt. 6 Dabei ist es nicht einfach, aufgrundder lateinischen, griechischen, syrischen, hebräischen, äthiopischen, arabischen und koptischen Fragmente und Handschriften eine oder sogar mehrere unterschiedliche Gestalten der Apokalypse auszumachen? Es darf aber grundsätzlich zwischen zwei unterschiedlichen Elia-Apokalypsen unterschieden werden: der koptischen Elia-Apokalypse, die auch in anderen Sprachen überliefert worden ist und hier besprochen werden soll, und der hebräischen EliaApokalypse, die auch Sefer Elijah genannt wird. 8 Die koptische Elia-Apokalypse ist wiederum auf Achmimisch und Sahidisch erhalten, wobei die sahidische Version eine Übersetzung aus dem Achmimischen darstellt, die achmimische Version jedoch nicht unbedingt das Original der Apokalypse bieten muß.9

2. 2.1.

Textentstehung

Titel

Der Titel der Schrift lautet >>Apokalypse des EliaGeheimnis/Apokryphon/Prophetie des Elias« oder einfach >>Elianeuer« Apokalypsen auf der Grundlage älterer Traditionen sehen läßt, ohne daß dabei die Identität der und die Interdependenz mit den oft jüdischen Vorlagen ersichtlich wird. Anstelle einer quellenkritischen dürfte daher die traditionsgeschichtliche Methode am meisten Erfolg versprechen'7 (siehe weiter unter 4-5-). Zu den traditionsgeschichtlichen Elementen, die den jüdischen religiösen Vorstellungen entstammen könnten, gehören r) der Messias, 2) Elia und Henoch und ihr Kampf mit dem Widersacher, 3) der Widersacher oder Antichrist, 4) Tabitha und 5) Alexander. 2.6. Abfassungsort

Der Abfassungsort könnte Ägypten sein, worauf sowohl Kap. 3 als auch die Handschriftenüberlieferung hinweisen (siehe 3.2.); Orientierungspunkt der Schrift ist aber J erusalem. ' 8 2.7. Gattung

Weil die meisten literarischen Merkmale der Gattung »Apokalypse« in der EliaApokalypse fehlen (siehe auch 4.2.), spricht nur der Inhalt für die Bezeichnung der Schrift als Offenbarungsschrift mit klarem geschichtsdeutenden und eschatologischen Charakter.

3. Historische Bedeutung J.I. Sitz im L eben

Der Sitz im Leben muß höchstwahrscheinlich in Griechisch und Koptisch sprechenden (juden-)christlichen Kreisen in Ägypten gesucht werden, wo man besonders im 3· und 4· Jh. n. Chr. unter Verfolgungen litt, wie die vielen Märtyrerberichte aus dieser Zeit bezeugen.'9 3.2. Politische Situation

Analog zu M. Buttenwiesers Deutung der hebräischen Elia-Apokalypsea hat W. Bousset bereits vor roo Jahren auf die römisch-( syrisch-)persischen Kriege, die am 17. Vgl. Schrage, Apokalypse, 204-216. r 8. Zum Entstehungsort, vgl. bes. D. Frankfurter, The Cult of the Martyrs in Egypt before Constantine. The Evidence of the Coptic Apocalypse of Elijah, in: VigChr 48 (1994), 25-47; D. Frankfurter, Tabitha in the Apocalypse of Elijah, in: JThS NS 41 (1990), 13-25 und B. McNeil, Coptic Messianic Evidence of Jewish Messianic Beliefs (Apocalypse of Elijah 2,5-6), in: RSO 51 (1977), 39-45. 19. Vgl. Frankfurter, Cuit, in: VigChr 48 (1994), 25-47. 20. Vgl. dazu die Literatur in Oegema, Hoffnung, 290-291.

8o

Rande des Römischen Reiches im 3. und 4· Jh. n. Chr. stattfanden, als historischen Kontext der Elia-Apokalypse hingewiesen. Dabei standen die Juden auf der Seite der Perser so lange der Kampf gegen Rom gerichtet war, und es für sie eine Hoffnung auf Wiederherstellung des Tempels inJerusalem gab. Auch die Christen waren anfänglich gegen Rom eingestellt, jedenfalls bis zur Zeit Konstantins des Großen. Sie gingen jedoch nicht militärisch vor. Übrigens gingen auch die Juden nicht wirklich zu Gewalt über. 21 Eine solche historische Deutung der Apokalypse wird sowohl den vielen Hinweisen auf Könige und Kriege 22 als auch dem Charakter der Schrift gerecht. Sie ist, wie viele Apokalypsen, Widerstandsliteratur, d. h. sie bringt den Widerstand gegen Rom zum Ausdruck und benennt zugleich sowohl die damaligen Feinde als auch die Hoffnungsträger ihrer Zeit. Letzteres geschieht am deutlichsten vom 2 5. Kapitel an, wo ein König aus dem Westen, >>König des Friedens« genannt, den (assyrischen) König aus dem Norden, »König der Ungerechtigkeit« genannt, töten wird. So heißt es in 26.3-9: »Er wird Frieden geben diesen Heiligen und sagen: Einer ist der Name Gottes. Er wird Ehren geben den Heiligen und Aufrichtung den heiligen Stätten. Er wird (nichtige?) Geschenke geben dem Haus Gottes ... «. Dann aber wird einer seiner beiden Söhne alles wieder wegnehmen (26,22 ff. ). Nach vielen Kriegen wird sich ein König in der Stadt, die man die »Stadt der Sonne« nennt, erheben (30,5 ff.). Die Perser, die die Assyrer getötet haben, werden befehlen, die heiligen Tempel aufzubauen, und sie werden doppelte Geschenke an das Haus Gottes geben. Danach gibt es einen Kampf zwischen dem Sohn der Gesetzlosigkeit und dem Messias, und es beginnen die Tage der Endzeit (31,14 ff.). Am Ende gibt es das Gericht und die Auferstehung (37,3 ff. und 43,8-44,2). 2 3 In seinem Buch zur Geschichte der Juden in der Spätantike legt M. Avi-Yonah farbenreich und überzeugend dar, wie am Anfang des 7.Jh.s n.Chr. bei der arabischen Eroberung Palästinas nicht nur die römische Herrschaft über Palästina seit 63 v. Chr., sondern auch die christliche seit 324 n. Chr. nach einer langen Periode von römisch-persischen Kriegen endgültig zu Ende gingen. 24 Dies fand auch seinen Niederschlag in den vielen jüdischen, aber auch christlichen Apokalypsen, die in dieser Zeit entstanden sind, z.B. in der hebräischen Elia-Apokalypse. 2 5 Daß dies auch für die koptische Elia-Apokalypse zutrifft, leuchtet ein, wenn man die Stellen betrachtet, die von den vom Autor erwarteten eschatologischen Ereignissen handeln:

21. Oegema, Hoffnung, 165 ff. 22. Vgl. Schrage, Elia-Apokalypse, 220-225. 23 . Vgl. Frankfurter, Cult, 25-47. 24. M. Avi- Yonah, Geschichte der Juden im Zeitalter des Talmud in den Tagen von Rom und Byzanz, SJ 2, Berlin 1962, 257-279. 25. Vgl. dazu Oegema, Hoffnung, 290-291 und S. Krauss, Der römisch-persische Krieg in der jüdischen Elia-Apokalypse, in: JQR 14 (1902), 3 59-372.

Es wird Hunger, Durst und die Gewalt des Sohnes der Gesetzlosigkeit 2I,IO: und Tod geben Es werden Verführer, die das Gesetz Gottes verwerfen, aufstehen, 2I,I4-I8: 22,I: die ihren Bauch zu ihrem Gott gemacht und sich vom Bund Gottes entfremdet haben Es wird im Endzeitkrieg assyrische Könige geben, und im Norden wird sich ein König erheben, der assyrischer König und König der Ungerechtigkeit genannt wird Er wird Krieg gegen Ägypten führen und ihre Kinder rauben 25,5-9: Es wird sich im Westen ein König des Friedens erheben, der den 25,I2-I8: König der Ungerechtigkeit töten wird Er wird Ägypten und den Heiligen Frieden geben, die Heiligen ehren und die heiligen Stätten aufrichten Er hat zwei Söhne, einen guten und einen bösen, und vom letzten stammen vier Könige. Er wird in Memphis einen Tempel bauen, aber er wird von einem seiner Söhne getötet werden 26,7, I4-28, I 7: Und die Priester und die Heiligen werden dafür bestraft werden Dann werden sich drei persische Könige erheben und die Juden 28, I 8-29,4: nach Jerusalem führen Es wird gleich danach der Sohn des Verderbens, der Gesetzlose, hervortreten, und die Könige der Perser werden mit den assyrischen Königen Kriege führen Dann wird sich ein König in der Stadt der Sonne erheben 3°·5-7: Die Perser werden die assyrischen Könige und alle Heiden töten J0,9-JI,q: und den heiligen Tempel aufbauen lassen und Geschenke an das Haus Gottes geben Im 4· Jahr des Königs wird der Sohn der Gesetzlosigkeit erscheinen und sagen, daß er der Messias sei Der wahre Messias kommt aber in Gestalt von Tauben(?), auf den Wolken des Himmels einhergehend, während das Zeichen des Kreuzes vor ihm hergeht, und er wird sein wie die leuchtende Sonne, und er wird von allen Engeln umgeben sein Der Sohn der Gesetzlosigkeit wird Zeichen tun, und zwar alle, die der Messias ebenfalls getan hat, bis auf die Totenerweckung Beschreibung der Physiognomie des Sohnes der Gesetzlosigkeit JJ,IJ-34,9: Die Jungfrau Tabitha wird ihn verfolgen und anklagen, und sogar 34.9-34·7·3: nachdem er sie getötet hat, wird sie ihn noch anklagen, denn er hat zwar Macht über die Körper, aber keine Macht über die Seelen der Menschen Elia und Herroch kommen nun herab und kämpfen mit ihm, werden dann von ihm getötet, aber stehen am vierten Tag wieder auf Dann wird er die Heiligen verfolgen und sie töten, einige aber werden fliehen

39,I 5-40,29: 40,30-42,9: 42,I0-43,8:

Die Heiligen, und zwar 6o Gerechte an der Zahl, werden in einem fürchterlichen Endkampf den Sohn der Gesetzlosigkeit besiegen In jenen Tagen wird sich der Messias der Seinen erbarmen und seine Engel vom Himmel senden, und die Auserwählten werden von Gabrie! und Uriel ins Paradies geführt Beschreibung des Endzeitkampfes Beschreibung des Gerichts über Sünder und Böse Elia und Henoch kommen herab und töten den Sohn der Gesetzlosigkeit Ankunft des Messias und Beginn des tausendjährigen Reiches

Der Anfang der Apokalypse ließe sich eventuell noch auf die hellenistisch-römische Zeit beziehen, weil es klare Hinweise auf Alexander den Großen und auf die Ptolemäer und Seleukiden gibt, aber Kap. 3 I,r9-44,2 setzt einen christlichen Kontext voraus, sowohl was die Beschreibung des Messias in 31,19-32,8 als auch was das tausendjährige Reich in 43,8-44,2 betrifft. Es ist daher denkbar, daß eine jüdische Apokalypse, Kap.2r,r-3r,I8 mit einem hellenistisch-jüdischen und ägyptischen Hintergrund, christlich überarbeitet und dabei erheblich ergänzt und aktualisiert wurde. Dabei muß an eine Zeit gedacht werden, in der die Vorstellung eines tausendjährigen Reiches bereits rezipiert wurde und das Christentum in bestimmten Gegenden eine politisch-militärische Macht geworden war, da alle Könige besiegt sind. Zentral in dem eindeutig christlichen, möglicherweise sogar konstantinischen (oder byzantinischen) Teil, Kap. 3 r,r9-44,2, ist dabei der Kampf mit dem >>Sohn der Gesetzlosigkeit«. Mit ihm kämpfen sowohl Tabitha, Elia und Henoch, die 6o Gerechten als auch der Messias selber. Der Fundort von Handschriften nicht nur der Elia-Apokalypse, sondern auch der Henoch- und Zephanja-Apokalypsen, der Testamente der Patriarchen und des Hiob sowie der Himmelfahrt ]esajas in Ägypten, und dort besonders in den Klöstern, macht nun einen Blick auf die dortige historische und religiöse Situation vom 2. bis zum 6. Jh. n. Chr. sinnvoll. 26 Angefangen beim messianisch inspirierten Aufstand in der Kyrenaika von 11 5 bis I I 7 n. Chr. hat es immer wieder (auch christliche) messianische oder millenaristisehe Bewegungen in Ägypten gegeben, z. B. am Anfang der 6oer Jahre des 3· Jh.s n. Chr. in Arsinoe (so Euseb, Hist. Eccl. VI1,24,4-9). 2 7 Weitere Aspekte, die auf eine ägyptische Herkunft der Elia-Apokalypse hinweisen, sind die Heiligen- und Märtyrerverehrung, die asketische Lebensweise, das sich Zurückziehen in die Wüste und vor allem die Beinahevernichtung des koptischen Christentums im 4· Jh. n. Chr. So zeigt z.B. ApcEl 19,1-I4 ein deutlich asketisches Interesse: >>Liebet nicht die Welt, noch was in der Welt ist, denn der Ruhm der Welt ist des Teufels sowie ihre Auflösung>Sohn der Gesetzlosigkeit« (I9,6-9). Nur die Heiligen haben die Erkenntnis über seinen wahren Charakter und wissen sich vom Messias beschützt. Des Weiteren passen auch die historischen Daten und politischen Ereignisse zur Elia-Apokalypse, wenn man für die Perser die Sassaniden (227-65 I n.Chr.) und für die Assyrer die Römer, die allmählich an Erstere die Macht über Ägypten verloren, denkt; Berichte über einen Wiederaufbau des Tempels in ApcEl3o,9 ff. könnten sich dann z.B. auf Kaiser Julian (36I-363 n.Chr.) beziehen. Das Feindbild der Apokalypse bezöge sich somit auf die Kirche im Abendland; auch dies trifft zu, wenn man an die schismatischen Bewegungen im 3. Jh. n. Chr. und an die antimarcionitischen und antimanichäischen Polemiken vom 4· bis zum 6. Jh. n. Chr. denkt. So wurde z. B. die Gnosis, aber nicht nur sie, in Ägpyten nicht nur verboten, sondern auch bekämpft, so daß bei den Verfolgungen die Priester ihre Schriften in ihren Gräbern verstecken mußten. Ein solches Schicksal könnte auch andere Teile des orientalischen Christentums und deren Schrifttum ereilt haben. Später wurden, besonders im I 9· und 20. Jh. n. Chr. einige dieser Schriften wieder aus dem ägyptischen Sand geborgen. Ein Aspekt der millenaristischen Apokalyptik nicht nur in Ägypten, sondern auch in Nordafrika und Kleinasien, auf denJ. C. VanderKam und W. Adler in ihrem Buch ••The Jewish Apocalyptic Heritage in Early Christianity Löwe des Friedens« genannt wird, der wie »ein brüllender Löwe« auf dem Meer laufen und den »König der Ungerechtigkeit« töten wird, bezieht sich wahrscheinlich auf Alexander, wie auch das 38. Vgl. zur Eschatologie der Elia-Apokalypse G. Aranda Perez, Ideas escatol6gicas judfas en el Apocalipsis copto de Elfas, in: N. Ferndndez Marcos et al. (Hrsg.), Simposio Biblico Espaiiol, Madrid 1984, 663-679.

88

in Kapitel 26,1 ff. Gesagte.J9 In Kapitel p,1-8, wo eine Messiasgestalt dem Antichrist entgegengestellt wird, wird wahrscheinlich J esus beschrieben: Er kommt >>wie in Gestalt von Tauben(?), wobei der Kranz von Tauben ihn umgibt, auf den Wolken des Himmels einhergehend, während das Zeichen des Kreuzes vor ihm hergeht>Werke, die der Messias getan hat bis auf Totenerweckung allein« (33,9-IO). Sein Aussehen ist wie folgt: Er >>ist etwas zerlumpt, jung, dünnbeinig, mit einem Flecken von grauem Haar vorn auf seinem Kopf, glatzköpfig, seine Augenbrauen reichen bis zu seinen Ohren, (und) Aussatzschorf ist auf seinen Händen« (33,15-34,3; vgl. bes. 4Qr86 Horoskope). Auch wird er sich verwandeln können vom Kind zum Greis (34,5). Er kämpft mit der Jungfrau Tabitha, mit den Heiligen und mit Elia und Henoch, die er zunächst alle töten wird, welche aber auferstehen und am Ende ihn töten werden (34,7,4-38,q). Seine Physiognomie hat große Ähnlichkeiten mit der in ApcEl(hebr). Ansonsten gibt es eine ganze Reihe Parallelen mit anderen apokryphen Schriften. 51 Auch gibt es Ähnlichkeiten mit Kaiser Domitian (vgl. Sueton, Domitian r 8). Tabitha In 34,9-34.7,3 wird Tabitha beschrieben als eine Jungfrau, der >>sich der Unverschämte gezeigt hat an den heiligen Stätten« (34,1 1-12), als sie gehüllt in ihrem Byssusgewand, ihn bis nach Judäa und Jerusalem verfolgt und anklagt. Der Sohn der Gesetzlosigkeit wird sie verfolgen, sie töten und ihr Blut schlürfen. Aber sie wird auferstehen, leben und ihn anklagen, daß er keine Macht über ihren Leib und ihre Seele hat, denn sie >>lebt im Herrn allezeit>eine Lichtsäule« und ziehen vor ihnen her >>in das heilige LandUnd sie werden ihnen gewähren, daß sie essen vorn Baum des Lebens, daß sie tragen weiße Kleider und daß die Engel sie bewachen. Sie werden nicht hungern noch dürsten, und auch der Sohn der Gesetzlosigkeit wird keine Gewalt über sie haben« (39,ro-r5; vgl.Jes 49,ro; Apc 7,r6). Danach wird die Erde zerstört werden. Die meisten dazu von Schrage angeführten Parallelen entstammen den Schriften bis zum Ende des r.Jh.s n.Chr.,5 8 so daß die in der Elia-Apokalypse 38,7ff. bezeugte Tradition als verhältnismäßig alt gelten kann. In thematischer Hinsicht scheint 39,7-r 5 eine eschatologische Auslegung der Paradiesesgeschichte zu sein: wie es einst vor dem Sündenfall war, so wird es auch wieder in den Tagen des Messias sein (vgl. Gen 2,9 und 3,22-24). Für die Gerechten bedeutet diese Endzeit einen Exodus aus dieser Welt zurück

55· 56. 57· 58.

92

Vgl. Schrage, Elia-Apokalypse, 212. Vgl. Wintermute, Apocalypse, 730. Vgl. Schrage, Elia-Apokalypse, 264 f. Vgl. dazu ausführlich Schrage, Elia-Apokalypse, 265, Anm. g bis n.

in das »heilige Land«, wo der »Baum des LebensTwo Witnesses>dreißigsten Jahr nach der Zerstörung unserer Stadt« bezieht sich nicht auf die Zerstörung des Ersten Tempels im Jahre 587 v.Chr., sondern auf die des Zweiten Tempels im Jahre 70 n.Chr., wobei die Babyionier eine Chiffre für die Römer darstellen. Die Zerstörung Jerusalems und des Tempels werden ausführlich von Flavius Josephus beschrieben (vgl. v.a. Buch VI seines Bellum), ' 6 das 4· Esra-Buch, wie auch die anderen zeitgenössischen Apokalypsen, bieten dagegen einen Einblick in die Stimmung im Lande in der Nachkriegszeit. ' 7

3. 1. Sitz im Leben Die Situation Israels zwischen 66 und Ioo n. Chr. war von Elend und Trauer geprägt. Zehntausende starben, Städte wurden verwüstet usw. In 3,d.28 f. und IO,I9-23 wird diese Situation am deutlichsten beschrieben, von der Verwüstung des Heiligtums bis zur Schändung der Jungfrauen und der Versklavung der jungen Männer, von der bedrückten geistigen Verfassung des Sehers bis zum >>Verlust Zions«. Aber das Schlimmste war: Es gab keine Hoffnung mehr (vgl. z. B. mSota 9, I 5). Darauf reagieren nun die Apokalyptiker, zwar anders als die Pharisäer/Rabbinen mit ihrer Halacha und Midrasch-Methode, aber ebenfalls biblisch orientiert. Ihre Anthropologie konzentriert sich auf den Begriff der Sünde, ihre Theologie ist eine Theologie des Wirkens Gottes in der Geschichte, eine fast politische Theologie. Als Medium wählen sie die Gattung >>Weisheitsschrift« mit stark kosmologisch und eschatologisch geprägtem Inhalt, nebst teilweise konstruierten, nicht immer wirklich erlebten Visionen und Traumdeutungen.' 8 J .2. Politische Situation

Um sich ein Bild von der Situation machen zu können, in der sich Esra und das jüdische Volk zwischen 66 und I 3 5 n. Chr. befanden, ist es wichtig, die politischen Ereignisse kurz aufzulisten. '9 Der Angriff des Prokurators Gessius Florus auf den Tempelschatz soll der Auslöser des Ersten Jüdischen Krieges gegen Rom (66-73 n.Chr.) gewesen sein. Dennoch hatte das revolutionäre Feuer schon gewütet seit Herades an der Macht war, und führte später zu den Aufständen der Zeloten und Sikariern. Es rivalisierten aber während des Krieges auch die verschiedenen Parteien miteinander, nicht nur die 16. Vgl. die systematische Darstellung der Nachkriegszeit bei Schürer, History, 2, 514-547. 17. Vgl. auch P.-M. Bogaert, jerusalem dans !es Apocalypses comemporaines de Baruch, d'Esdras et de Jean, in: Jerusalem dans !es traditions juives et chretiennes, Leuven 1982, 15-2 3 und ders., La Ruine dejerusalem et !es Apocalypsesjuives apres 70, in: L Monlaubau (Hrsg.), Apocalypses et Theologie de l'Esperance, Paris 1977, 123- 141. 18. Vgl. M. L Gray, Towards the Reconstruction of 4 Esdras and the Establishment of its Contemporary Context, Univ. Diss. Oxford 1976 und B. W. Longenecker, Locating 4 Ezra. A Consideration of its Social Setting and Functions, in: JSJ 28 (1977), 271-293. 19. Die beste Zusammenstellung der Ereignisse aufgrundder Quellen findet sich bei Schürer, History r, 448-5 57 (und 195-197).

99

Sadduzäer und die Pharisäer, sondern auch die Zeloten unter Führung vonJohannes von Giskala, und jene unter Führung von Sirnon bar Giora. Letzteres führte zu einem Bruderkrieg mit einem katastrophalen Ende, was für Flavius Josephus Anlaß war, die Schuld des verlorenen Krieges gegen Rom letztendlich bei den Juden selber zu suchen (vgl. u.a. Bell li §§ 441-453). 20 Nachdem Titus Jerusalem erobert hatte und zu spät gekommen war, um den Tempel vor dem Feuer zu retten, marschierte er mit 700 Gefangenen, darunter u. a. den Zelotenführer Sirnon und Johannes, mit dem aus dem Tempel geraubten goldenen Schaubrottisch und derMenorahin Italien ein. Lucilius Bassus und sein Nachfolger Flavius Silva wurden beauftragt, Masada wie auch Machaerus und das Herodium Eleasar ben Yair und den anderen Sikariern zu entreißen. Die Aufständischen auf dem Masada begingen 73/74 n.Chr. Selbstmord. In den folgenden Jahrzehnten wurde Judäa von einem Mitglied des römischen Senats regiert;l! bis ca. r 20 n. Chr. blieb die überwiegend in Syrien stationierte >>Legio X Fretensis>Legatus Augusti pro praetore provinciae Iudaeae«; vgl. M. Stern, The Province of Judaea, in: S. Safrai et al. (Hrsg.), The Jewish People in the First Century, C RI I.r , Assen 1974, 308-3 76, bes. 3 15. 22. Vgl. B. /saac,Judaeaafter AD 70, in:JJS 35 (1984), 44-70. 23. Vgl. Schürer, History 3.1, 299-300 und zu den verschiedenen Theorien DiTommaso, Vision, 3-38, bes. 36-38. IOO

!er- und Löwenbild die Repräsentanten des römischen und des jüdischen Reiches einander gegenüber stehen. J.J. Wirtschaftliche und soziale Verhältnisse

Auch wenn das 4· Esra-Buch kaum konkret auf die wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse in Palästina eingeht, so darf die folgende Beschreibung als sein Hintergrund gelten. Nach S. Applebaum starben im ErstenJüdischen Krieg ca. soo.oooJuden (vgl. Tacitus, Historien V,q). 24 Neben Jerusalem waren besonders die Städte Antipatris und Samaria dem Boden gleichgemacht. Weite Teile Judäas unterstanden nun Rom, und das Land, das früher den Juden selber gehörte, wurde von nun an an sie vermietet, und zwar durch Mittelsmänner (matzikim), so nachJosephus und der rabbinischen Literatur. Durch die Stationierung der 10. Legion in Jerusalem wurde die Umgebung zur prata legionis, m. a. W. die übriggebliebene Bevölkerung mußte die Soldaten mit Nahrung versorgen. Die Kopfsteuer wurde erhöht; wozu noch der von Vespasian eingeführte Ersatz der Tempelsteuer kam, die nun an Rom zu entrichten war. Das Ergebnis war eine bedrohliche Armut der Bevölkerung, die durch die wachsende Inflation noch verstärkt wurde. 25 Die Basissteuer auf landwirtschaftliche Produkte dürfte 12,5% gewesen sein, die Kopfsteuer galt für alle Männer zwischen 14 und 65 Jahren und betrug schon früh einen Denar (vgl. z.B. Mk Il,IJ.I7 par.). Nach dem Krieg erhöhte sich der Steuerdruck, wobei der zu besteuernde Ertrag abnahm. Sogar von außen wurde nun eingesehen, daß die Steuer in Syrien und Judäa eine große Belastung für die Bevölkerung darstellte (vgl. Tacitus, Annalen Il,42). Die überwiegend in Syrien stationierten römischen Legionen brauchten aber alle verfügbaren Mittel um die Ostflanke des römischen Reiches gegen die nicht aufhörenden Angriffe der Parther zu verteidigen, und Judäa, die Küstenregion und Galiläa waren nun einmal die fruchtbarsten Gegenden.26

4· Theologische Bedeutung Wie in der Syrischen Baruch-Apokalypse ist die Frage nach der Bedeutung der Sünde und des bösen Triebs im Menschen eines der dominierenden Themen in der Esra-Apokalypse (vgl. J,lr). Wie für Baruch spielt auch für Esra die Geschichte Israels eine weitere bestimmende Rolle; besonders in r r,I-I2,J und IJ,l-IJ wird die Endzeit explizit als Thema behandelt. So ist z. B. das Thema in 7,106 ff. die Frage nach einer Stellvertretung für die Sünder in dieser Welt, wobei in 7,106-r ro Abraham, Moses, Josua, Samuel, David, Salomo, Elias und Hiskia (Ezechias) als Beispiele der Stellvertretung aus der Vergan24. S. Applebaum, Economic Life in Palestine, in: S. Safrai et al. (Hrsg.), The Jewish People in the First Century, CRI l.2, Assen 1976, 6Jr-7oo, bes. 692-699. 25. Vgl. Stern, Province, 324ff. 26. Zu den Quellen, vgl. Schürer, History I, 484 ff., 514 ff., 529 ff. und 534 ff.

IOI

genheit Israels herangezogen werden. Adam ist der große Anstifter des Leids (7,1 r6ff.), durch ihn sind Sünde und Tod in die Welt gekommen. Am Ende der Zeiten jedoch, wenn der Tag des Gerichts kommen wird, wird es kein Erbarmen mehr geben. In 7,127ff. wird die Geschichte der Menscheit daraufhin gedeutet als ein Weg zwischen Sünde und Gerechtigkeit, zwischen Leben und Tod, aber: der Mensch muß sich für einen der beiden Wege entscheiden, denn am Ende folgt das Urteil über sein Leben und seine Entscheidung. Insgesamt darf die Theologie der Apokalypse-aufgrund dieser Betonung der Willensfreiheit des Menschen und des Aufrufes zu einer existentiellen Entscheidung - nicht als deterministisch bewertet werden, sondern ist Bundes- und Geschichtstheologie in einem. Bundestheologie, weil der Autor zum Ausdruck bringt, daß der Bund zwischen Gott und seinem Volk wie in der Vergangenheit, so auch in der Zukunft unaufkündbar ist: Mögen die Völker noch so sehr gegen Israel wüten, Gott wird sein Volk nicht verstoßen. Dies ist alles aber auch Geschichtstheologie, weil der Beweis der künftigen Treue Gottes zu seinem Volk in der Geschichte Israels gesucht und gefunden wird. Die Zukunft hängt von der Verarbeitung der Vergangenheit und dem Verhältnis zur Gegenwart ab. Wie in der Syrischen Baruch-Apokalypse werden auch in der Esra-Apokalypse Zeichen und Beweise in der Geschichte Israels gefunden, die besagen, daß es trotz der menschlichen Sünde und Unvollkommenheit immer wieder Gerechte gibt, die Gott nachfolgen, der Gerechtigkeit nachstreben und stellvertretend für die Sünder beten. Neben den Bund tritt somit die Geschichte Israels als Zeichen der unverrückbaren Beziehung zwischen Gott und seinem Volk. Und weil es in der Vergangenheit Gerechte gegeben hat, wird es sie auch in Zukunft geben; damit ist die Geschichte nach vorne offen und die Apokalypse bietet im Kern eine hoffnungsvolle Perspektive auf das Potential menschlicher Existenzgestaltung. 4· 1. Geschichtsbild

Das Geschichtsbild der Apokalypse ist ein historisch-eschatologisches; die Geschichte Israels wird im Rahmen der Weltgeschichte in verschiedenen Perioden dargestellt und mit dem Schema >>Sünde-Verheißung« geschichtstheologisch auf die Endzeit und das Endzeitgericht bezogen. Zwar steht der Mensch seit Adam unter Einfluß der Sünde, aber er hat auch die Möglichkeit zur Umkehr erhalten. Die Geschichtsdarstellung des Autors dient aber letztendlich der Beantwortung der Frage nach dem Sinn des Leidens und dem Ursprung der Sünde: »Denn ein Korn des bösen Samens wurde am Anfang in das Herz Adams gesät. Doch wieviel Sündenfrucht hat es bisher hervorgebracht und wird es hervorbringen, bis die Ernte kommt>um mit ihr nach dem Vorbild der Tradition die >Abgeschlossenheit< [sc. der Geschichte] und damit den eigenen geschichtlichen Standort als unmittelbar vor dem Ende befindlich nachzuweisen. « 28 Es muß aber gefragt werden, ob nicht vielmehr die nach vorne offene Geschichte Grundthema der Geschichtstheologie des Apokalyptikers ist. Denn was hätte er für einen Grund gehabt, über die Zukunft zu spekulieren, wenn sie schon von vornherein festgelegt und abgeschlossen gewesen wäre? Hätte der Autor damit seine Leser trösten können? Eher wäre ein gemeinsamer Selbstmord sinnvoller gewesen, wie es Eleaser ben Yair und die 960 Zeloten im Jahre 73 n.Chr. auf der Masada getan hatten. Der Apokalyptiker wird eher davon ausgegangen sein, daß die Verfassung und Veröffentlichung seiner Apokalypse bei den Lesern und Hörern etwas bewegen könnte, sei es Hoffnung, sei es Widerstand. Und wer Hoffnung hat, bei den Lesern etwas zu bewegen, sagt nicht, daß alles schon vorbei ist, sondern wird irgendwie noch eine gewisse Aussicht vermitteln wollen. Nicht die Abgeschlossenheit der Geschichte wird propagiert, sondern das Nichtabgeschlossensein in Anbetracht der geschlossen wirkenden Übermacht des Gegners. Mit dem Bild des Löwen wird gerade der unausweichlich scheinende Sieg des römischen Reichs in Frage gestellt. Wenn auch die Könige der Welt meinen, Israel bereits besiegt zu haben, so sind sie nicht mehr als Werkzeuge in Gottes Hand. Gott selbst bestimmt den Termin der Endzeit und der Erlösung. Und weil Gottes Wege unerforschlich sind, ist die Geschichte aus menschlicher Sicht nach vorne offen. Der Zweck der Apokalypse ist nicht, auf die Abgeschlossenheit der Geschichte hinzuweisen, sondern auf die nach vorne offene Geschichte, in der der Mensch die Chance hat, durch Umkehr zu Gottes Geboten ihren Lauf zu beeinflussen. Zu einem vorsichtigeren Schluß kommt Harnisch dann später in seiner Untersuchung zum Zeit- und Geschichtsverständnis der Apokalypse(n) Esras (und Baruchs): »Es ist nicht zu verkennen, daß sie ihre auf einen radikalen Determinismus hinauslaufende Zeitlehre >in den Dienst eines Trostamtes< stellen. Sie wollen damit den Anfängen des Zweifels wehren und die Gefahr einer durch den Niedergang ]erusalems heraufbeschworenen Resignation im Keim ersticken«. 2 9 Daher gilt: »Die Charakterisierung der auf diese Weise ins Auge gefaßten Apokalyptik als ein Versuch, >das Ende zu berechnen>Visionendem Wald und den Wogen« (4, I 3 ff.); >>der Flamme, dem Rauch, der Wolke und dem Tropfen« (4,48 ff.); >>dem engen Zugang« (zweimal); >>dem Meer und der Stadt« (7,3 ff.); >>dem Gold unddem Ton« (8,2)und >>dem Landmann unddem Samen« (8,41). Die entsprechenden Deutungen finden sich in 4,19 ff. (von Esra selber); 4,5of. (vom Engel); 7,1off. (vom Engel); 8,2 ff. (vom Engel) und 8,43 f. (von Esra selber). 6. Auch dasGebetEsras in 8,4ff. sowie die Volksepisoden in 12,46ff. und 13,27ff. gehören nicht zur Gattung Apokalypse. 7· Andererseits können die drei Aufträge, die Esra zu erfüllen hat ( 12,37 ff.; q,23 ff. und 13,45 ff.) schon als typisch für die Apokalyptik geltenY 3 r. Vgl. weiter bei W Harnisch, Der Prophet als Widerpart und Zeuge der Offenbarung. Erwägungen zur Interdependenz von Form und Sache im IV. Esra-Buch, in: D. Hellholm (Hrsg.), Apocalypticism in the Mediterranean World and ehe Near East, Tübingen 1983, 2.Aufl. 1989, 461- 493; A. Lacocque, Apocalyptic Symbolism. A Ricoeurian Hermeneutical Approach, in: BR 26 (r98r), 6-q; M. E. Stone, On Reading an Apocalypse, in:J.J. Coltins et al., Mysteries and Revelations. Apocalyptic Studies since the Uppsala Colloquium, Sheffield 1991, 65-78; C. Thoma, Jüdische Apokalyptik am Ende des ersten nachchristlichen JahrhundertS, in: Kairos rr (1969), IJ4-I44·

4·3· Bibelauslegung32

Bibelzitate: Bibelzitate finden sich in IV Esra kaum, nur 7,129: »Denn das ist der Weg, von dem Mose gesprochen hat.[... ] Wähle dir das Leben, damit du lebst>Ferse dieses Äons« repräsentiert (6,9); Esra, auch Salathiel genannt, der Autor und Empfänger der Apokalypse (siehe oben); Josia, in dessen Tagen die 9 I/2 Stämme vom Assyrerkönig Salmanassar weggeführt wurden (r3,4off.); Jakob, der von Gott auserwählt wurde (3,16ff.; 5,35), mit dessen Stämme Gott einen Bund geschlossen hat (3, 16 ff.), dessen Nachkommen Gott das Gesetz und die Gebote gegeben hat (8,I6; 9,3off.), und wegen dessen Gott seine Nachkommen nicht vergessen wird ( 12,46 ff. ); lsaak, der Vater Jakobs und Esaus (3,15); Moses, der stellvertretend für die Väter gebetet hat, als sie in der Wüste sündigten (7,106) und dem Gott die Geheimnisse der Endzeit offenbart hat (14,3); Noah, der während der Sintflutgeneration Gnade vor Gott fand (3,11); Salmanassar (I 3,40), der die 9 '/2 Stämme weggeführt hat; 32· Vgl. im allgemeinen M. P. Knowles, Moses, the Law, and the Unity of 4 Ezra, in: NT 3 I (I989), 257-274 und zur Kanonfrage C. Macholz, Die Entstehung des hebräischen Bibelkanons nach 4 Esra I4, in: E. Blum et al., Die hebräische Bibel und ihre zweifache Nachgeschichte, Neukirchen-Vluyn I990, 379-391. 33· Vgl. am Beispiel Adams]. R. Levison, Portraits of Adam in Early Judaism, Sheffield I988, I 13-128.

106

Salomo, der im Auftrag Gottes den Tempel gebaut und Opfer dargebracht hat (3,24) und stellvertretend für das Heiligtum bat (7, ro8); Samuel, der in den Tagen Sauls ebenfalls stellvertretend bat (7,ro7); Sanherib, in dessen Tagen Hiskia für das Volk bat (7,r ro); Saul, in dessen Tagen Samuel für das Volk bat (7,ro7); und als nichtbiblische Gestalten Sareja, Dabria, Selemja, Ethan und Asiel, die Esra beauftragt hat, die Offenbarungen niederzuschreiben ( r4,24) sowie der Engel Uriel, der mit der Esra gesprochen hat (4,r; 5,20; ro,28). Biblische Motive:

Die im 4· Esra-Buch verwendeten biblischen Motive sind vielfältig und dabei auf historisch-eschatologische Weise geordnet, d. h. die Geschichte Israels wird in gute und böse Perioden aufgeteilt und auf ihr erwartetes Ende hingeführt.

1.

Von Adam bis Salomo (Visio !,2-5; = 3,4-28):

Der Anfang der Geschichte Israels bildet die Schöpfung, die Geschichte Adams im Paradies und das Gebot, dessen Übertretung zum Tod und letztendlich zur Sintflut geführt hat (Visio I,2-5; = 3,4-28). Die nachfolgende Geschichte von Abraham, Isaak, Jakob und Esau bis zu der Vertreibung nach Ägypten und der Gesetzgebung auf dem Sinai ist die leidvolle Geschichte von dem guten und dem bösen Trieb im Herzen der Menschen, die das Gebot Gottes manchmal übertreten und manchmal befolgen. Auch die Zeit von David, Salomo, dem Bau des Tempels und dem Fallen der Stadt in die Hände der Feinde ist für Esra Anlaß, nach dem Grund des Leidens und den Wurzeln und Folgen der Sünde zu fragen. Daß die Geschichte Israels nicht nur den Anlaß zur Theodizee-Frage darstellt, sondern zugleich auch die Antwort in sich birgt, ist der strukturierenden Erzähltechnik des Autors zu verdanken. Er teilt die Geschichte in gute und böse Perioden auf und nimmt die guten Perioden von Jakob und der Gesetzgebung als Beweis dafür, daß das Folgen der Gebote zur Erfüllung der Verheißung führt, und die bösen Perioden von Adam und der Zerstörung des Tempels als Beweis dafür, daß das Übertreten der Gebote Gottes zur Sünde und zum Tod führt.

2.

Abraham, Jakob und Esau (Visio Il,8,1-6; = 6,7-1o):

Wenn die Geschichte Israels in gute und böse Perioden aufgeteilt werden kann, stellt sich zwangsläufig die Frage nach deren weiterem Verlauf. Die Antwort findet sich in der Unterscheidung zwischen dieser und der kommenden Welt. Die Unterscheidung zwischen beiden Welten (oder Äonen) ist nicht nur eine dualistische (diese Welt ist schlecht, die kommende Welt ist gut), sondern geht bereits aus dem Beispiel der Söhne Isaaks (und Enkel Abrahams) in dieser Welt in Visio II,8,r-6 (= 6,7-ro) hervor. Esau steht stellvertretend für diesen Äon, Jakob für den kommenden Äon, wie aus der Auslegung von Gen 25,26, p,r2 und Mal r,2-3 hervorgeht.

I07

J. Die sechs Schöpfungstage (Visio !I!;= 6,]8-59): Genesis I,Iff

Die sechs Schöpfungstage in Visio III (= 6,38-59) sind eine Nacherzählung und Erklärung von Genesis I, die vor allem in ihren Weglassungen und Hinzufügungen bestimmter Elemente aus traditionsgeschichtlicher Sicht von Interesse ist. Für den Autor dient sie aber der Frage, warum die Welt zwar erschaffen wurde, sie aber nicht von Israel beerbt wird. Statt dessen wird Gottes auserwähltes und direkt von Adam abstammendes Volk von seinen Feinden beherrscht. Israel wird sein Erbteil aber in der künftigen Welt empfangen. 4· Beispiele der Stellvertretung (Visio !I!, I 5,1-II; = J,Io6-II5):

Auf die Frage Esras, ob am Tag des großen Gerichts die Gerechten für die Sünder eintreten können, antwortet der Engel, daß dies nicht der Fall sein wird; Esra aber erwidert mit einer Reihe von Beispielen der Stellvertretung aus der Geschichte Israels (Visio III,I5,I-IIj = 7,Io6-II5) und zwar: - Abraham batfür die Sodomiter (nach Gen I8,23 ff.); - Moses bat für die Väter, nachdem sie in der Wüste gesündigt hatten (nach Ex J2,I I); - Josua bat für Israel in den Tagen Achans (nachJos 7,7ff.); - Samuel bat für Israel in den Tagen Sauls (nach I Sam 7,9; I2,23); - David bat wegen einer Plage (nach 2 Sam 24, I 5); - Salomo bat für die am Heiligtum (nach I Kön 8,22 ff.); - Elias bat um den Regen und für den Toten, daß er leben möge (nach I Kön I8,2of.42); - Hiskia bat für das Volk in den Tagen Sanheribs (nach 2 Kön I9,I 5ff.); - und viele andere baten für viele. In den acht Beispielen dominiert also nicht die Sünde, sondern die Gerechtigkeit; es gibt immer wieder Beispiele dafür, daß die Gebote Gottes nicht nur befolgt werden können, sondern daß bestimmte Menschen mehr als ihre Zeitgenossen Gerechtigkeit ausgeübt haben. Dennoch wird ihre Gerechtigkeit keinen Einfluß auf den Gerichtstag am Ende der Zeiten haben; in der kommenden Welt wird stellvertretendes Beten nicht mehr möglich sein. 5· Klagelied über Zion (Visio IV,6,]-6; =I0,21-28):

In dem Klagelied über Zion (Visio IV,6,3-6; = I0,2I-28) finden wir entgegen unserer Erwartung nur wenige Parallelen zu den kanonischen Klageliedern aus der Zeit nach der Zerstörung des r. Tempels, sondern vielmehr zu dem 1. und 2. Makkabäerbuch, den Psalmen Salomos,]udith,Josephus und der Syrischen Baruch-Apokalypse.34 34· Vgl. Violet, Apokalypse, I 38- I 40.

I08

6. Der Adler und der Löwe (Visio V,r,I-J,J;

= r r,I-I2,J): Daniel7:

(siehe unter 4-5-) 1· Der Mensch aus dem Meer (Visio VI,2,I-4,2;

= IJ,2-IJ}: Daniel7,IJ-14:

(siehe unter 4·5·)

8. Die Offenbarung an Mose (Visio VII,2,1-5;

=

I4,]-6):

In Visio VII,2,1-5 (= 14,3-6) wird die Offenbarung Moses am Dornbusch nacherzählt (vgl. Ex 3,2-4,17). Gott berichtet dann Esra, daß er Mose ebenfalls die Geheimnisse der Zeiten und die der Endzeit offenbart hat, und daß er einige davon öffentlich machen, andere davon geheimhalten soll. Die Apokalypse wird somit über die Person des Mose und über Esra an die biblische Offenbarung angebunden, und auch ihr Inhalt wird aus ihr eruiert; allerdings ist ein Teil der Offenbarungen über die Endzeit verborgen gehalten worden. Daß biblischen Gestalten die Fähigkeit zugesprochen wird, geheime Offenbarungen empfangen zu können und zu haben, ist für die jüdische Apokalyptik in der Antike, deren Schriften fast alle biblischen Gestalten zugeschrieben worden sind, selbstverständlich. Sinn und Zweck davon ist, daß die apokalyptischen Offenbarungen als biblisch, d. h. als Teil und Inhalt der Tora, sogar der präexistenten Tora, begründet werden. Ein solches Schriftverständnis findet sich ebenfalls in den Qumran-Schriften im frühen Christentum, nur geht 4· Esr 14,44-47 einen Schritt weiter und unterscheidet zwischen 24 biblischen Büchern und 70 >Apokalypsen> Volksepisode«: Esra spricht eine Mahnrede zum Volk und wiederholt in Kürze die Geschichte Israels vor seinen Zuhörern (vgl. dazu auch Jdc 5,6ff.12-19 und Apg 7,2-53), und zwar nach dem Muster Gesetz- Sünde- Gericht.

4·4· Tempel und Volk Ausgangspunkt der Apokalypse ist der Verlust des 2. Tempels und die Trauer des Volkes um diesen Verlust, personifiziert in dem Seher Esra. Wenn der Autor schreibt: >>Als ich auf meinem Bett lag, geriet ich in Verwirrung, und meine Gedanken gingen mir zu Herzen, weil ich die Verwüstung Zions und den Überfluß der Bewohner Babyions sah (3,1-2)«, beschreibt er die Situation nach 70 n.Chr. Die mit dem Tempel und dem Volk verbundenen Verhältnisse waren nach der größten Katastrophe in der jüdischen Geschichte in der Antike verheerend. Bei Schürer findet sich davon eine von Josephus ausgehende Beschreibung:35 35· Schürer, History

1,

514-pS.

109

Die Provinz >>]udäa« stand nun unter Führung von Gouverneuren mit senatorischem Rang. Sowohl der Tempelkult als auch das Sanhedrin waren aufgehoben, wenn auch der Hebräerbrief, Clemens von Rom und mPesachim 7,2 implizieren, daß der Tempeldienst nach 70 n. Chr. weiter existiert habe. Dies trifft insofern zu, daß nach dem mosaischen Gesetz der Tempeldienst nicht aufgehoben war, sondern in der Praxis nicht mehr stattfand. Die Pharisäer und Rabbinen übernahmen nun die innerjüdische Verwaltung anstelle der Sadduzäer und Priester und gründeten in J amnia ( J ahne) ein Lehrhaus, zunächst unter Yochanan ben Zakkai, dann unter Gamaliel li. Man fing an, den Gesetzeskodex zu sammeln, bis er in der Mishna am Anfang des 3. Jh.s n. Chr. seine endgültige schriftliche Form erhielt. Ihre religiöse Haltung war anti-apokalyptisch, und dies sollte nach dem Bar Kochba-Aufstand noch stärker werden. Das 4· Esra-Buch und die anderen zeitgenössischen Apokalypsen zeigen aber, daß dies zwischen 70 und I 35 noch nicht die vorherrschende Meinung war.3 6 In dem Aufsatzband »Gemeinde ohne Tempel"37 schreibt H. Lichtenberger,3 8 daß die klagende Frau in der Vision in 4 Esr 9-Io eine Simile für Zion/Jerusalem ist.39 Dies geht besonders aus der Deutung der Vision in 10,40-49 hervor: »Diese Frau, die du gesehen hast, ist Zion, das du jetzt als erbaute Stadt schaust>bösen Herzens>mein Volk« genannt hat (22,6; 3 I, I) und schließlich seine Feinde besiegen wird (3 I,r f.). In der himmlischen Liturgie bzw. im Gesang Abrahams in 17,8-IS gibt es mehr als vierzig Epitheta für Gott, d.h. Gottesnamen von >>Urewiger, Starker und Heiliger« bis hin zu >>Befreier« und >>Licht der Welt«. Besonders in der Hekhalot-Literatur und der jüdischen Magie der Spätantike und des frühen Mittelalters wird dies zu einem der Hauptmerkmale der jüdischen Mystik: die oft gedeuteten, manchmal verschlüsselten Gottesnamen. Ansätze dazu finden sich bereits in den Sabbatliedern der Gemeinde von Qumran. Angelologie

Die zwei prominentesten Engel in der Abraham-Apokalypse sind Azazel undJaoel. Jaoel erscheint als fast göttlicher Engel (vgl. Io,4; I I,2) mit einem Körper aus Saphir und Haaren, weiß wie Schnee (siehe ApcAbr ro-r r und vgl. Ex 24,10 und Ez 1,26 sowie Dan 7,9). Sein Kleid ähnelt dem eines Priesters (vgl. Ex 7,9.19-20; 8,r.12; Ex 28,39 und Num 17,16-26). 2 5 Azazel dagegen hat zwar Macht über die Erde, seinen Wohnort, nachdem er den Himmel verlassen mußte aber nur eine zeitlich begrenzte Macht und keine Macht über die Gerechten (vgl. 13,6.7f.1o.II.I4 und 14,6). Er ist die >>Gottlosigkeit« in Person (I3,6ff.). So kommen in der Angelologie der Abraham-Apokalypse sowohl ein gewisser Dualismus als auch die Personifizierung von Gut und Böse zum Ausdruck.26 4-1· Bezug zu anderen biblischen, apokryphen und pseudepigraphischen Schriften

Der Bezug zu anderen biblischen, apokryphen und pseudepigraphischen Schriften ist vielfältig, gipfelt aber in der Figur Abrahams und wurde bereits ausführlich erörtert (siehe auch 5.)!7

25. Himmelfarb, Ascem, 61-62. 26. Vgl. dazu auch Rubinkiewicz, Apocalypse, in: OTP 1, 684. 27. Siehe unter 4·3· und vgl. zu Abraham G. S. Oegema, »Abraham als Buch der Riesen>Söhnen Gottes«, d. h. von den Engeln die Rede, die die Töchter der Menschen geheiratet haben (6,I-4). Die Geburt der Riesen (9,9) wird aus dieser Vereinigung erklärt (7,I-2). Das Ergebnis ist Sünde und Unordnung in der Welt (9,8.9; 7,4-5), jedoch auch z. B. die Wissenschaft der Astronomie (Kap. 8). Gottes Engel erhalten aber den Auftrag, 18. Ausführlich bei Uhlig, Henochbuch, 470-483 und 483-491. 19. Vgl. Sacchi, Apocalyptic; VanderKam, Enoch und]. C. VanderKam; W. Adler, The Jewish Apocalyptic Heritage in Early Christianity, CRI III.4, Assen-Minneapolis 1996. 20. Sacchi, Apocalyptic, 48.

135

die Riesen zu vernichten (Kap. IO). Die Zeit, in der sich dies abspielt, ist wohl die Zeit der Sintflut und Noachs. Kap. I2-36 haben zum großen Teil dasselbe Thema wie Kap.6-I 1, nur wird die Geschichte nun in Gesichten erzählt, und ein Vermittler, nämlich Henoch, tritt auf die Bühne des Weltgeschehens. Er reist zwischen den beiden Welten, der himmlischen und der irdischen, und sieht z. B. die Orte, wo die Gerechten und die U ogerechten nach dem großen Gericht am Ende der Zeiten hingehen werden.21 Aufgrund der religiösen Vorstellungen in diesem >>Buch der WächterGerechten« (Io,I6-II,2), die dem von den Engeln ausgeführten Gericht (9,I-Io,15) über die Frevler entkommen werden, mit den Chasidim in Verbindung gebracht werden können. Die dabei ersehnte Heilszeit geht aus der Beschreibung der Wunder bei der Geburt Noachs hervor (Io6-1o7). Auch Kap. 105 dürfte in derselben Zeit entstanden sein. Aus dem Geschichtsüberblick im apokalyptischen Gewand in den Kap. 85-9o, entstanden zwischen I6 5 und 161 v. Chr., lassen sich Schlüsse bezüglich des Sitzes im Leben und der politischen Situation eines Teiles des r. Henochbuches ziehen, wie dies z. B. M. Hengel ausführlich gemacht hat. 22 Dabei interessieren uns zunächst nur Kap. 89-90, die sog. >>Tiersymbolapokalypse« (siehe aber auch 4.1.).

21. Sacchi, Apocalyptic, 48-p und 6o-61.

22. M. Hengel, Judentum und Hellenismus. Studien zu ihrer Begegnung unter besonderer Berücksichtigung Palästinas bis zur Mitte des 2. Jh.s v. Chr., Tübingen 1969, 3· Auf!. 1988, 342 ff.

Kap. 89,68-90, I 2 bietet einen Geschichtsüberblick anband von vier Perioden: Exil- Rückkehr (89,68-7I) 2. Kyros- Alexander (89,72-79) 3· Alexander- Seleukiden (9o,I-5) 4· Seleukiden- Makkabäer (9o,6-I2) 1.

In 90,13-I9 wird der letzte Angriff der Heiden (in der Tiersymbolapokalypse dargestellt als Hirten, Adler, Geier, Habichte, Raben) auf Israel (dargestellt als Bock und Schafe) beschrieben, angeführt von Judas Makkabäus (=Bock?) und beschützt von Gott(= Herr der Schafe) mit dem Ergebnis, daß Israel(= Schafe) die Heiden (=wilde Tiere insgesamt) vernichten und in die Flucht schlagen wird. Kap. 90,20-27 beschreibt das Gericht Gottes über die Völkerarchonten (=Sterne) und Anführer(= Hirten) der Heiden und über die Hellenisten unter den Juden(= verblendete Schafe) sowie ihre Bestrafung in der Hölle. Kap. 90,28-3 8 beschreibt das messianische Reich, dargestellt anband der Wiedereinweihung des Tempels (=Wiederaufbau des Hauses) und der Anbetung Gottes durch Israel (= weiße Schafe) und der Völker, die zu Israel kommen, um ihm zu huldigen. Dann findet das Gericht im Himmel statt, und es wird ein weißer Bulle geboren(= Judas Makkabäus?); auch seine Nachkommen werden in weiße Bullen verwandelt(= Hasmonäer), und der erste unter ihnen wird sich in einen Stier verwandeln(= Jonathan). Aus diesem Geschichtsüberblick geht klar hervor, daß der Autor bzw. die Autoren der Tiersymbolapokalypse eindeutig promakkabäisch und prohasmonäisch sind, so daß sie- wie auch der Autor bzw. die Autoren von Dan 8-12- wohl unter den Chasidim zu suchen sind, weil sie nach I und 2 Makk sowie nach Jos, Ant den makkabäischen Aufstand religiös unterstützt haben. Die Kap. 72-82 können auf die Zeit um I IO v.Chr. und die Kap. 9I,1-I I.I8.19; 92 und 94-104 auf die Zeit um 105-104 v.Chr. bezogen werden, weil sie sich u.a. mit den für diese Zeit dringenden kalendarischen Fragen beschäftigen (vgl. 74,1-17 und 79,1-80,1), während z.B. die Kap.94,6-104,13 sich zu konkreten historischen Ereignissen äußern (vgl. die Wehrufe über die Sünder und die Warnungen an die Gerechten). Es handelt sich dabei um die ZeitJohannes Hyrkans 1., besonders um das Ende seiner Regierungszeit.'l Die Kap. 37-71 beschäftigen sich nach allgemeinem Konsens schließlich mit der Zeit von 105 bis 64 n.Chr., als Aristobull. (104-103 v.Chr.), Alexander Jannäus (103-76 v.Chr.), Alexandra (76-67 v.Chr.) und Aristobul II. (67-63 v.Chr.) in Zeiten politischer Umwälzungen regierten, das hasmonäische Königshaus und Reich endgültig an Einfluß und Ansehen verloren und dann 63 v. Chr. von der politischen Einflußnahme der Römer unter Führung von Pompeius überrollt wurden.24

23. E. Schürer, The History of theJewish People in ehe Age ofJesus Christ (175 B. C. E. -A D. IJ5) I-J,Edinburgh I973ff., I,2ooff. 24. Schürer, History, I, 2 I 6-242.

1J7

J.2. Politische Situation

Der Widerstand gegen die Seleukiden und ihre Umwandlung des J erusalemer Tempels in eine heidnische Kultstätte, wie er z. B. in der Daniel-Apokalypse reflektiert ist, fand bald eine aktive Nachfolge im von dem Priester Mattathias und seinen Söhnen angeführten Krieg, weil sie sich weigerten, die heidnischen Opfer darzubringen. Der Widerstand wurde erfolgreicher, als sie sich mit Gleichgesinnten vereinigten und darin übereinkamen, sich auch am Sabbat zu verteidigen. 2 5 Nach Mattathias' Tod wurde sein SohnJudas (der >>Makkabäer«) Führer einer Widerstandsbewegung, die er zu militärischen Erfolgen führen konnte. Er organisierte die Rebellen in einer regulären Armee. Nach heftigen Kämpfen nahm er schließlich Jerusalem ein, und der Tempel wurde neu eingeweiht. 26 Im Jahre r62!I6r v.Chr. versuchte die syrische Herrschaft in Antiochien, J udäa erneut anzugreifen, diesmal- wegen innersyrischer Probleme- ohne Erfolg. Die Parteien fanden einen modus vivendi, der es den Juden erlaubte, ihre Religion auszuüben und eine militärische Macht zu bleiben. 2 7 Ein endgültiger Beweis für einen Zusammenhang zwischen dem Gedankengut der chasidäischen Autoren der Daniel-Apokalypse wie auch der Autoren des r. Henochbuches und den politischen Erfolgen der Makkabäer ist schwer zu erbringen, aber sie resultierten alle aus ein- und derselben antiseleukidischen »frommen« Haltung (vgl. r Makk 2,42). In den der Ur-Apokalypse Dan 2-7 hinzugefügten Kap.8-r2 findet sich z.B. eine zwar tendenziöse, aber an den äußeren Ereignissen festzumachende Geschichtsdarstellung. Dan 8,r-r4 berichtet über die Seleukiden, die das Heiligtum entweiht haben (Dan 8,r4). Danach folgt ein Gesicht über die Endzeit samt seiner Deutung (Dan 8,r 5-27): Die Geschichte wird in siebzigJahrwachen eingeteilt, an deren Ende die Bestrafung folgt. Daniel erwägt das Geschaute und betet zu Gott (Dan 9,r-r9). Während dieses Gebetes kommt der Engel Gabriel zu ihm (9,20-23), um ihm dieses Gesicht zu erklären (Dan 9,24-27). Der Bezug zu der Zeit Antiochus IV. Epiphanes ist dabei unverkennbar. Nach der Tempelentweihung wird es Kriege geben (Dan ro,r-q), und der Engelfürst Michael wird mitden Engelfürsten von Griechenland und Persien kämpfen (Dan ro,r5-21). Michael wird sich aufmachen, um sein Volk zu retten. Für diese Endzeit wird auch die Auferstehung der Toten geweissagt (Dan r2,r-3). Der Engel Gabriel beendet die Deutung des Gesichtes eines Endzeitkampfes mit der Aufforderung an Daniel, hinzugehen und zu warten bis das Ende kommt (Dan 12,4-13). Im r. Henochbuch sind die Bezüge zu historischen Ereignissen weniger konkret, aber dabei sind die Visionen teilweise in demselben historischen Kontext zu verstehen, wenn auch die verschiedenen Teile des Henochbuches in verschiedenen Pe25. Vgl. 1 Makk 2,15-26 und 39-48; jos, Ant XII§§ 268-271 und 276-278 sowie Oegema, Gesalbte, 6 5 ff. 26. Vgl. Schürer, History 1,158 ff. 27. Vgl. Schürer, History r,r66f. und 1 Makk 6,5 5-62; 2 Makk 13,23-26 und Jos, Ant XII §§ 379-383.

rioden entstanden sind. Auch sind die älteren Teile in demselben sozial-religiösen Umfeld wie die Daniel-Apokalypse und überhaupt die Anfänge der jüdischen Apokalyptik anzusiedeln. Einer der ältesten Teile des äthiopischen Henochbuches, Kap. 83-90, ist wahrscheinlich vor 160 v.Chr. verfaßt worden, denn die nacherzählte Geschichte Israels reicht bis in die Zeit der Makkabäer. 28 Wir finden hier eine zoomorphe und eschatologische Geschichtsdarstellung, die die Geschichte Israels von Noach bis in die messianische Zeit in zehn Perioden einteilt. 2 9 Den Stellenwert, den dabei die Erwartung eines endzeitliehen Gerichts in der damaligen politischen Situation einnimmt, ist sicherlich vor dem Hintergrund der antiseleukidischen Haltung zu sehen. Die Rolle des Endzeitrichters in 90,20-40 hat gewisse Ähnlichkeiten mit der Rolle des Erzengels Michael in Dan 8-12, der gemeinsam mit den anderen Völkerarchonten den Kampf zwischen Israel und seinen Feinden vor und während des Makkabäer-Aufstandes symbolisiert. Hen(äth) 83-90 steht jedenfalls in demselben Kontext, wobei der Autor allerdings auf seine Weise das Prinzip der göttlichen Befreiung in der Endzeit in zwei oder drei verschiedene Endzeitgestalten konzeptualisiert hat (siehe 4+).30

3.3. Wirtschaftliche und soziale Verhältnisse Die wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse lassen sich am Besten aus den Passagen eruieren, aus denen Kritik an einem bestimmten sündigen Verhalten oder auch Lob für ein nicht-sündiges Verhalten hervorgeht. Denn was von einem Autor als Sünde bezeichnet wird, stellt soziologisch gesehen zugleich eine sozial-religiöse Abgrenzung dar, hinter der sich auch bestimmte wirtschaftlich-politische Verhältnisse vermuten lassen. Dabei wollen wir uns besonders mit Kap. 21-27 (vormakkabäisch), 83-90 (165-161 v.Chr.) und 38-62 (105-64 v.Chr.) beschäftigen.

Vormakkabäisch In 21,1-10 wird der Gerichtsort der gefallenen Engel beschrieben. Wenn es nun einen Zusammenhang zwischen bestimmten Engeln und bestimmten gesellschaftlichen Gruppierungen gibt, dann gilt die Kritik an den Engeln auch diesen Gruppierungen: >>Wegen welcher Sünde sind sie gebunden?einer der heiligen Engel«, antwortet (V. 5): weil sie Gottes Gebot übertreten haben (V.6). In 22,1-14 wird dann die Unterwelt beschrieben, wo die Seelen bleiben müssen bis zum Endzeitgericht. Eine von ihnen gehört Abel, den Kain tötete (V. 7): Dabei werden die Seelen der Gerechten, der Frevler und derjenigen, die in den Tagen der 28. Vgl. M. Black, The Book of Enoch or 1 Enoch, SVTP 7, Leiden 1985, 19-21 und Hengel,Judentum, 32of. und Anm.444· 29. Vgl. dazu ausführlicher bei Oegema, Gesalbte, 68-69. 30. Vgl. auch Oegema, Gesalbte, 67-70. Vgl. auch Uhlig, Henochbuch, 491-492 und 0. Plöger, Theokratie und Eschatologie, WMANT 2, 2.Aufl. Neukirchen-Vluyn 1962 sowie Hengel, Judentum, 319-394.

139

Frevler getötet wurden, getrennt voneinander aufbewahrt. Hauptsünde der Frevler ist, daß sie, wie Kain damals Abel, ihre Brüder getötet haben. In 24,1-26,6 werden die sieben Berge, der Baum des Lebens und ein gesegneter Ort beschrieben, und zwar so, daß die Bezeichnungen >paradiesisch< und >himmlisch< auf sie passen. Wenn Henoch nachfragt, was dies alles zu bedeuten hat, wird ihm geantwortet: >>Dieser hohe Berg[...] ist sein Thron, wo sich der Heilige und Große[...] niedersetzen wird, wenn er herabkommt, um die Erde mit Gutem heimzusuchen« (25,3); der Baum des Lebens ist für die Gerechten gedacht (25.5-6). In 27,1-5 wird die Schlucht der Verfluchten beschrieben, nämlich für diejenigen, >>die in ihrem Munde ungehörige Worte führen und die über seine Herrlichkeit Schlimmes hören lassen« (V. 2). Hier wird die Gotteslästerung der Gegner kritisiert. Wenn auch die Angaben sehr allgemein sind, zeichnet sich trotzdem ab, daß der Autor und seine Leser in einer Zeit lebten, in der es eine Auseinandersetzung zwischen zwei Gruppen gab, den Frevlern und den Gerechten, wobei die Frevler sich besonders dadurch auszeichneten, daß sie Menschen töteten und Gottes Gebot mit Füßen traten. Ort des Geschehens wird (der Tempel in) Jerusalem gewesen sein, denn diesen nun beschmutzten Ort kritisiert der Autor indirekt in seiner Betonung der Herrlichkeit eines künftigen Wohnortes Gottes. Ob man daraus schließen kann, daß die >>Gemeinde« in Kap. 17-36 sich außerhalb Jerusalems an einem festen Ort mit Schrifterforschung und einem gerechten Lebenswandel beschäftigt hat, wie z. B. in Qumran, ist m. E. nicht auszuschließen. Weitere Schlüsse lassen sich hier aber nicht ziehen.

I6j-I6I V.

Chr.

In 83,1-90,38 wird Israels Geschichte beschrieben. Uns interessieren hier nicht die verschiedenen Perioden dieser Geschichte seit ihrem Anfang, sondern nur die letzte Periode in Kap. 90, r-3 8 von den Seleukiden und den Makkabäern bis zum messianischen Reich. Nach dem Angriff der Vögel auf die Schafe (Zeit der Seleukiden) und der Raben auf die Lämmer sprießt bei einem Lamm ein Horn, und es entsteht ein Kampf, in dem die Raben keine Macht mehr über es haben (Beginn des makkabäischen Aufstandes), und die Schafe letztlich die Vögel besiegen (Ende des makkabäischen Aufstandes; 90,I-r9). In dem nun folgenden Gericht werden die Sterne, die Hirten und die verblendeten Schafe gerichtet (90,20-27). Außer daß sie verblendet sind (wie die Hellenisten zur Zeit Antiochius IV. Epiphanes), werden keine ihrer Sünden aufgelistet oder sonstige Hinweise auf historische Verhältnisse geboten. Dennoch paßt die Konstellation der Chiffren eindeutig auf die Zeit vor 164 v.Chr. Aus der Beschreibung des messianischen Reiches in 90,28-38, besonders des neuen Hauses (=Tempels) geht dann hervor, daß es sich nachher, d . h. nach dem makkabäischen Aufstand, um wirtschaftlich prosperierende Zeiten handelt, denn die Beschreibung des Tempels mit neuen und größeren Säulen und neuem und größerem Zierat sticht besonders hervor (Vv. 28-29). Auch handelt es sich um eine Zeit des Friedens und der religiösen Harmonie, eine Zeit, in der das Land auch nach

außen hin einen prosperierenden Eindruck gemacht haben dürfte (Vv.3o-38), also wohl die Zeit der ersten hasmonäischen Herrscher. IOJ-64 V. Chr.

Ganz anders ist die Situation im r.Jh. v.Chr. Nun beschreibt der Autor der Bilderreden das Gericht über die Sünder (38,1-6; 55,3-56,4; 62,1-63,12), und wie es ihnen (45,1-6) und wie es den Gerechten (39,1-14; 45,1-6; 61,1-13) ergehen wird. Auch hier werden die Sünden kaum bei Namen genannt, außer daß die Sünder den Namen Gottes verleugnet haben (45.2), Sünde und Unrecht tun (45.5), daß ihre Hände Verbrechen begehen und daß sie in verbrecherischer Weise verschlingen, was die Gerechten erarbeiten (63,2). Es handelt sich also um Ausbeutung vonseitender politischen Machthaber. Die Gerechten werden durch Gerechtigkeit und Recht ausgezeichnet (39,7), wohnen bei den Engeln (39,5) und preisen den Herrn (39,12). Sie werden auf dem Thron der Herrlichkeit sitzen (4 5,3), aber auch auf dem Festland (45,5). Sie sind treu und gerecht und preisen den Herrn mit einer Stimme (61,1-10) und zwar im Geist der Treue, der Weisheit, der Geduld, der Barmherzigkeit, des Rechts, des Friedens und der Güte (6I,II). Auch hier sind die Angaben zu allgemein, als daß sie sich auf wirtschaftliche und soziale Verhältnisse beziehen ließen. Es scheint aber doch so zu sein, daß zur Zeit dieses Autors eine gewisse religiöse Kraft an Einfluß gewann, und er in einer Zeit lebte, in der eine solche einerseits wachsen konnte, besonders als Gruppierung mit einem eigenen inneren religiösen Leben, möglicherweise mit Hilfe politischer Freunde (Salome Alexandra?) und wohl in wirtschaftlich einigermaßen gesicherten Umständen, und andererseits in klarer Opposition zu einer herrschenden Gruppe von korrupten Machthabern stand. Kann es sich hier um die Pharisäer handeln oder um die Qumran-Essener? Beides scheint möglich zu sein.

4· Theologische Bedeutung 4· 1. Geschichtsbild

Lange Zeit wurde die Apokalyptikforschung von dem axiomatischen Urteil und dem theologischen Vorurteil beherrscht, die Apokalyptik biete ein deterministisches und pessimistisches Geschichtsbild,JI um sie so der Heilsbotschaft des Neuen Testaments gegenüber stellen zu können, neuerdings wird aber ihre theologische und politische Relevanz sowie ihre Sozialkritik zunehmend hervorgehobenY Die jüdische Apokalyptik in der hellenistisch-römischen Zeit war vor allem politische Theologie, eine theologisch motivierte Kritik der bestehenden Machtverhältnisse in apokalyptischer Bildsprache. So ist auch das r. Henochbuch zu verstehen. Die apokalyptische Bildersprache des 1. Henochbuches geht u. a. von Tieren und 31. Vgl. oben S. 1ff. 32. Vgl. u.a. Oegema, Hoffnung, 1-17.

Wochen aus, womit einerseits eine Zwei-Welten-Lehre impliziert ist (die Engel herrschen in der himmlischen Welt, die Menschen- als Tiere dargestellt und demnach der Welt der Engel untergeordnet - in der irdischen Welt), andererseits wird die Menschheitsgeschichte periodisiert und eschatologisch ausgerichtet dargestellt. Das Geschichtsbild gründet somit auf einem bestimmten Gottesverständnis (siehe 4.6.): Gott ist ein Gott der Geschichte, er gibt den Menschen zwar Freiraum für eigene Entscheidungen, greift aber ein, wo sie- die Heiden wie die Juden- seinen Heilsplan in Gefahr bringen. Vermittler zwischen der himmlischen und der irdischen Welt sind vor allem die Engel, aber auch die Seher, hier der Seher Henoch. In der periodisierten Geschichte fällt wiederum die Kritik, die der Autor bzw. die Autoren an Israel und ihren Feinde üben, zuerst auf. Gehört ein periodisiertes Geschichtsbild zu den Merkmalen einer Apokalypse historisch-eschatologischen Inhalts (siehe auch 4.2.), so ist die Sozialkritik prophetisch inspiriert, wie überhaupt das 1. Henochbuch noch stark in der Nähe der alttestamentlichen Prophetie steht. Beides geht sowohl aus der Tiersymbolapokalypse (85-90) als auch aus der Zehnwochenapokalypse (9r,rr-r7) hervor. Ein weiteres gemeinsames Merkmal der Apokalyptik und der Prophetie ist die Rückführung des Unrechtes auf die Ursünde als Ursache der Sündhaftigkeit des Menschen, hier allerdings auf den Fall der Engel und nicht auf den Fall Adams, wie dies vor allem im ersten Jh. n. Chr. üblich werden wird. Weil aber die bösen gefallenen Engel für die Sünden der Menschen verantwortlich gemacht werden, sind es auch die Engel, und zwar jetzt die guten Engel, die in der Lage sind, das Schicksal der Menschen zum Guten zu wenden, nicht nur das Schicksal der Gerechten, sondern am Ende der Zeiten auch das Schicksal der ganzen Welt. Die rabbinische Vorstellung der beiden Triebe im Menschen ist mit diesem Weltbild vergleichbar. Das Merkmal der Sozialkritik geht nicht nur aus der negativen Charakterisierung einiger Epochen der Geschichte Israels und der Menschheitsgeschichte hervor, sondern umgekehrt auch aus der positiven Schilderung der messianischen Heilszeit, die zwar für die Zukunft erwartet wird, dennoch auf die Zeit, in der der Autor bzw. die Autoren lebten, bezogen werden kann. Und diese ist die Zeit unmittelbar nach dem makkabäischen Aufstand und die Zeit der ersten Hasmonäer, die nach dem Urteil auch anderer zeitgenössischer Autoren in jeder Hinsicht, religiös, politisch, sozial und wirtschaftlich eine sehr ruhmvolle Zeit war.H 4.2. Apokalyptik

Eine ganze Reihe von Merkmalen der Gattung >>Apokalypse« begegnen im 1. Henochbuch: 1) Pseudepigraphie, besonders die Tatsache, daß Henoch, dem 7· nach Adam, prophetische, weisheitliehe und apokalyptische Offenbarungen zugeschrieben werden; z) Himmelreisen, während denen Henoch kosmographische und kos33· Vgl. Oegema, Gesalbte, 72-73 und U. Mittmann-Richert, Einführung in dieJüdischen Schriften aus hellenistisch-römischer Zeit: Historische und Iegendarische Erzählungen, JSHRZ VIII, Gütersloh 2000. Vgl. auch/. Fröhlich, >Time and Timesand Halfa Time>Buch der Wächter«, die älteste jüdische apokalyptische Schrift, die wir haben. Aufgrund der in Qumran gefundenen Fragmente muß sie vor 200 v. Chr. entstanden sein.37 Nach den von K. Koch vorgeschlagenen Merkmalen der Apokalyptik3 8 enthält das >>Buch der Wächter« folgende Themen:39 I) Das Thema des Wartens ist zwar in Kap.6ff. nicht vorhanden 2) Die Themen Endzeit und Gericht spielen dagegen eine große Rolle 3) Determinismus und Periodisierung der Geschichte spielen (noch) keine ausgeprägte Rolle

34· M. Albani, Astronomie und Schöpfungsglaube, Neukirchen-Vluyn 1994; R. A. Argall, 1 Enoch and Sirach, Atlanta 1995; R. A. Argall, Reflection on 1 Enoch and Sirach, SBL. SP 34, Atlanta 1995, 337-3 5I. 35· Vgl. auch Uhlig, Henochbuch, 492-494 und Sacchi, Apocalyptic, p-6o. 36. Uhlig, Henochbuch, 494 und Albani, Astronomie. 37· Sacchi, Apocalyptic, 47ff. 38. K. Koch, The Rediscovery of the Apocalyptic, London 1970, 1972; deutsch: Ratlos vor der Apokalyptik, Gütersloh 1970. 39· Vgl. Sacchi, Apocalyptic, 52 ff.

143

4) Die von den Engeln dominierte intermediäre Welt zwischen der irdischen und

himmlischen Welt spielt eine bedeutsame Rolle 5) Das Thema einer künftigen Erlösung spielt ebenfalls keine Rolle 6) Auch die Vorstellung vom Thron Gottes wird thematisiert 7) Die Frage nach einer intermediären Rolle bei der künftigen Erlösung wird in der Gestalt Henochs ausführlich, wenn auch nicht in Form einer messianischen Gestalt dargestellt, zum Ausdruck gebracht. Nach Sacchis Ausführungen und den oben bereits angesprochenen Merkmalen der Gattung >>Apokalypse« kann jetzt festgehalten werden, daß die ältesten Teile eine der ältesten und das ganze Henochbuch zugleich eine der wichtigsten Apokalypsen aus der Zeit des Zweiten Tempels sind. 40 4·3· Bibelauslegung

Man könnte das 1. Henochbuch in seiner Gesamtheit als Bibelauslegung betrachten, so zahlreich sind die Anspielungen an und Deutungen von Stellen aus der hebräischen Bibel und der zeitgenössischen jüdischen Literatur, 4' wie auch die an biblische und zeitgenössische Gestalten. 42 Hier soll aber nur beispielhaft auf einige biblische Themen eingegangen werden: der Fall der Engel, die Sintflut, die Geschichte Israels, die Unterscheidung zwischen Gut und Böse, Bösen und Gerechten und die endzeitliche Erlösung, und natürlich auf die Gestalt Henochs selber. 43

Biblische Themen Henoch Beginnt man mit Henoch selbst, muß man zu Genesis 4,17-5,22 zurückgehen. Nach Gen 4 (J) ist Henoch der dritte nach Adam, nach Gen 5 (P) ist er der siebte nach Adam. 44 Interessant ist nun, daß Henochs Genealogie in Hen(äth) 1,1 ff. nicht vorkommt, er dagegen in 37,1 (vgl. auch 6o,8) als siebter nach Adam, also nach der Reihenfolge der Priesterschrift erwähnt wird. Dabei darf ein Teil von r. Henoch als apokalyptischer Midrasch zu Gen 5.21-24 bezeichnet werden, und die Schrift ist ein frühes Beispiel einer immer beliebter werdenden Gattung »Pseudepigraphie«, in der die wichtigsten biblischen Gestalten als Offenbarungsempfänger auftreten. Henochs Alter von 365 Jahren (Gen 5,23), wie die Anzahl der Tage des Jahres, könnte dabei der exegetische Anlaß gewesen sein, daß gerade ihm zugeschrieben wird, die himmlischen Offenbarungen (vgl. 72,1) empfangen zu haben.45 Auch 40. Vgl. auch F. Dexinger, Henochs Zehnwochenapokalypse und offene Probleme der Apokalyptikforschung, Leiden 1977, 23ff. und 58ff. sowie 82ff. 41. Uhlig, Henochbuch, 766-780. 42. Uhlig, Henochbuch, 764-765 sowie in der Bibliographie die Nr. 888 5, 8920, u. a. 43· Vgl. lsaac, Enoch, ro-I I 44· Vgl. VanderKam, Enoch, I ff. 45· Vgl. VanderKam, Enoch, I7ff.

Herrochs Himmelsreise dürfte ein Midrasch zu Gen 5,22-23 (»Und Herroch wandelte mit Gott«, d. i. mit Elohim) sein, wenn man mit einigen antiken jüdischen Autoren für die Elohim die Engel liest, die Herroch auf seiner Himmelreise begleiten (vgl. z.B. 1,1-3 und 17,1 ff. bzw. ganz 17-36). 46

Der Fall der Engel Die Kap. 6-11 über die Engel, die auf der Erde mit den Töchtern der Menschen Söhne zeugten, geht auf Gen 6,1-2 zurück (vgl. Hen(äth) 6,1-2) sowie auf Gen 5,22.24, wobei der Autor die Elohim jetzt eindeutig als Engel aufgefaßt hat.47 Des weiteren wird von Gen 6,2 (vgl. Hen(äth) 7,1-2), Gen 6,7 (vgl. Hen(äth) 7,3-6), Gen 6,p1-12 (vgl. Hen(äth) 8,1-2), Gen 6,13 (vgl. Hen(äth) 8,4?), usw. bis hin zu Gen 5,22 (vgl. Hen(äth) 12-16) ausgegangen, 48 wo Herroch nun selber eine Hauptrolle spielt.49 Inhalt der Kap. 6-11 und auch 12-16- als Midrasch zu Gen 6- ist daher die Thematisierung der Frage nach dem Ursprung des Bösen, und die Antwort darauf wird in einer dualistischen Angelologie und einer eschatologischen Geschichtsdeutung gegeben.

Die Sintflut Die Sintflut (vgl. Hen(äth) 54,7-55.2 und 89,1-9) ist die erste Periode in der Geschichte, in der das Böse voll zur Entfaltung kommt und liefert somit sozusagen den Beweis der Richtigkeit der apokalyptischen Ansicht. Es wird so ein Deutungsmodell entwickelt, das sich dann auch auf andere Perioden der Geschichte anwenden läßt. Sind einmal das Böse und die Sünde theologisch und anthropologisch definiert, dann können sie überalllokalisiert werden, wo der Autor oder seine späteren Bearbeiter es für nötig halten. Die Sintflut erhält damit eine paradigmatische Funktion in der apokalyptischen Geschichts- und Gegenwartsdeutung.

Gut und Böse Die Unterscheidung zwischen Gut und Böse und zwischen Bösen und Gerechten ist eines der zentralen Themen des r. Henochbuches, sowohl in der Ausarbeitung des Mythos des Engelfalls als auch in der Benennung der Sünder und Gerechten in ihrem Verhältnis zueinander, einerseits was die Geschichte Israels betrifft, andererseits was den historischen Kontext hinter dem r. Herrochbuch anbelangt (siehe dazu bereits ausführlich 3.2.).

46. Vgl. VanderKam, 47· Vgl. VanderKam, 48. Vgl. VanderKam, 49· Vgl. VanderKam,

Enoch, 26ff. Enoch, 31 ff. Enoch, 31-42. Enoch, 42-49.

145

Die endzeitliche Erlösung Nach Sacchi gehören die folgenden Vorstellungen im >>Buch der Wächter>Sünde und Gericht«: r) jeder Mensch hat eine unsterbliche Seele 2) keine Seele geht ohne Gericht in die Unterwelt, wo die Guten und die Bösen eine gewisse Zeit warten müssen 3) das Böse wurde von den Engeln bereits vor der Schöpfung verursacht, demzufolge Sünde und Chaos in die Welt gerieten (vgl. z. B. Hen(äth) ro,8) 4) die menschliche Entscheidungsfreiheit ist somit als sehr eingeschränkt zu bewerten. Im >>Buch der Träume« (2oo-roo v. Chr.; so Sacchi) wird: r) das Böse einem einzigen Engel angelastet, der später den Namen Satan, Beliar, usw. bekommen soll. 2) Im Laufe der Geschichte der Menschheit nimmt die Sünde zu 3) bis der Messias kommt, der zwar über den Menschen, aber unterhalb der Engel steht. so In den »Bilderreden« (roo v.Chr.- 50 n.Chr.; so Sacchi) schließen sich die Vorstellungen wieder denen der Anfangsphase des Henochschen Pentateuchs an: Die gefallenen Engel sind für die Sünde verantwortlich, allerdings mit dem Unterschied, daß ihre Sünde darin besteht, daß sie die himmlischen Geheimnisse preisgegeben haben, Geheimnisse für die Herstellung von Waffen und die Machtausübung über Menschen usw., mit anderen Worten, der historische Kontext hat sich geändert. Im Zentrum der Bilderreden steht nun die Vorstellung des Menschensohns, der als Kriegsmessias und Endzeitrichter dargestellt wird und die eben genannten Sünden bestrafen wird. Er wurde vor den Sternen geschaffen, ist präexistent (48,3), wird Messias genannt (48,ro) usw.P 4·4· Tempel und Volk

Bei allen kosmischen Reisen und Visionen stehen für das I. Henochbuch dennoch der Tempel und das Volk im Hintergrund (bes. 83- 9 I) des theologischen Interesses. Der Tempel und das jüdische Volk sind allerdings als Abbilder des Thrones Gottes und der Engel im Himmel zu betrachten; auch die im Hintergrund stehenden historischen Ereignisse, besonders die Freveltaten der Syrer und das sündige Verhalten eines Teiles der Juden, haben ihre himmlische Entsprechung in der Vorstellung des Falls einiger Engel seit Anbeginn der Weltgeschichte sowie im Streit zwischen den bösen und den guten Engeln während der ganzen Menscheitsgeschichte. Eschatologisches Ziel aller Geschehnisse, die Henoch und die Gerechten als von Gott gelenkt offenbart bekommen, ist das Gericht über die Sünder und die Belohnung der 50. Vgl. Sacchi, Apocalyptic, 111 ff. 51· Vgl. Sacchi, Apocalyptic, 116ff.

q6

Gerechten und und damit letztendlich die Wiederherstellung des Tempels (105,2838), des Tempeldienstes und des gerechten Staates des Gottesvolkes (Hen(äth) 106,1-10.18.19). Nach M. Himmelfarb gilt Henochs Aufstieg in den Himmel in Hen(äth) 14 nicht dem 2. Tempel bzw. seinem himmlischen Abbild, sondern Gottes Thron, wie er von Ez I beschrieben wird, ja, Hen(äth) I 2-I6 nimmt Ezechiel, hier Ez 40-48, zum Ausgangspunkt der Beschreibung des Thrones Gottes, allerdings dabei mit dem Zweck, den bestehenden Tempel zu kritisierenY 4·5· Eschatologie

Zu einer Analyse der Kap. 83-90, besonders 90,20-42 und 37-7I, vor allem 46,3-5; 48,2-7; 49,I-4 und 5I,3 sei verwiesen auf eine frühere Studie zu den messianischen Erwartungen von den Makkabäern bis Bar Kochba, in der die Messiasgestalten des r. Henochbuches in ihrem literarischen und historischen Kontext gedeutet werden, und wobei besonders auf den Menschensohn eingegangen wird.53 Diese Endzeitgestalt stellt eine erhebliche U mdeutung des Menschenähnlichen von Dan 7, I 3 dar, da er eine Rolle als Richter in der Endzeit spielen und die Könige und Mächtigen der Erde bestrafen sowie die Gerechten richten wird. 54 Nach P. Sacchi ist zur Zeit des Zweiten Tempels zwischen verschiedenen Endzeitgestalten zu unterscheiden: 55 dem davidischen König-Messias, dem nicht-davidischen König-Messias und einer übermenschlichen Gestalt. Zu letzterer gehört Henoch, wie z. B. aus Hen(äth) 72-82 und auch 22 hervorgeht. Als nicht-davidischer König-Messias bezeichnet Sacchi allerdings die Endzeitgestalt in Hen(äth) 90, I, entstanden im 2. Jh.v. Chr., in einer Zeit des Auflebens messianischer Erwartungen. 56

52· Himmelfarb, Ascent, 9 ff. und 2 5ff. 53· Vgl. Oegema, Gesalbte, 67-7ound I29-IJ6 sowie zum VergleichE. Sjöberg, Der Menschensohn im äthiopischen Henochbuch, Lund I946; ] . Theisohn, Der auserwählte Richter. Untersuchungen zum traditionsgeschichtlichen Ort der Menschensohngestalt der Bilderreden des äthiopischen Henoch, Göttingen 1975; N. Messe!, Der Menschsohn in den Bilderreden des Henoch, Gießen 1922; vgl. auch D. W. Suter, Tradition and Composition in the Parables of Enoch, Missaula I979 und G. W. E. Nickelsburg, Salvation without and with a Messiah. Developing Beliefs in Writings Ascribed to Enoch, in:]. Neusner et al. (Hrsg.), Judaisms and Their Messiahs at the Turn of the Christian Era, Cambridge I987, 49-68 und in der Bibliographie Nr. 8499· 54· C. T. Begg, The Identity of the Three Building Sheep in r Enoch 89,72-73, in: EThL 64 (I988), I p-q6. 55· Sacchi, Apocalyptic, I soff. Vgl. dazu auch Oegema, Gesalbte. s6. Vgl. Sacchi, Apocalyptic, I s8-I6o. Vgl. zum ganzen Themenkomplex Eschatologie und Messianismus auch die Bibliographie; darin bes. 8409, 8427, 8439, 8440, 8444, 845 3, 848 I, 8495,8 496, 8499,8503,8575,8 59I,8598, 86 57,8666,8696,8 7 Io,8 7 r 3,8 7 I 4,8 7 IS,8 769,8 779> 8793, 8796, 8797, 88o9, 8829 und 8883.

147

4· 6. Gottesbild

Gott ist ein Gott der Geschichte. Dies gilt nicht nur für die alttestamentliche Theologie, und hier besonders für die prophetische Literatur, sondern auch für die Apokalyptik und für das I. Henochbuch in besonderem Maße. Aber Gott ist mehr als nur der Gott der Geschichte, er ist auch der Schöpfer und die Quelle aller Weisheit. Im r. Henochbuch wird anhand des Gottesbildes klar, daß im 2. und r. Jh. v. Chr. noch nicht zwischen Apokalypsen historisch-eschatologischen und denen mystisch-spekulativen Inhaltes unterschieden werden kann, denn beides, die eschatologischen und die weisheitlieh-kosmologischen Elemente begegnen in der Apokalypse des r. Henochs. Allerdings ist der Gott des I. Henochbuches ein zum größten Teil verborgener Gott, nicht daß er abwesend wäre, sondern er ist ein hinter denEngeln und den himmlischen Sphären >>verborgener« Gott, ein deus absconditus, der nicht direkt, sondern nur indirekt seine Geheimnisse und seinen Heilsplan den Auserwählten und Gerechten, und zwar nur ihnen, preisgibt. Diesem Gottesbild sind zwei Aspekte zu entnehmen. Erstens ein großer Abstand zwischen dem Menschen und Gott, dem nur mit großer Ehrfurcht zu begegnen ist. Zweitens die entscheidende Bedeutung des Sehers Henochs im Vermittlungsprozeß zwischen göttlicher und menschlicher Welt. Ohne diese Vermittlung, die nur auf dem Boden der von Gott geforderten Gerechtigkeit und Reinheit stattfinden kann, ist der Mensch rettungslos verloren, weil ihm nicht nur die Erkenntnisse über Gott und seinen Heilsplan, über die Welt und vor allem über sich selbst, sondern auch die Kraft zur Selbstbefreiung fehlen. So ist Gottes Transzendenz und seine in seinem Heilsplan verborgene Weisheit auch die Garantie dafür, daß der Mensch in dieser Welt gerettet werden kann und am Ende auch gerettet wird. Somit ist Gott nicht nur der strenge Herrscher, der über Mittelsmänner die Menschen zurechtweisen läßt, sondern in seiner Strenge und in seinem Abstand zum Menschen liegt auch seine Liebe und sein Respekt für den Menschen verborgen. Verborgen sein heißt hier aber, im Grunde genommen zutiefst sich zu offenbaren. Denn das Ziel des göttlichen Heilsplans ist es gerade, daß Gott unter den Menschen wohnen wird, zuerst unter den Gerechten im Jerusalemer Tempel, dann auch in der ganzen Welt am Ende der Zeiten. Der Thron Gottes im Tempel in Jerusalem ist durch das Volk Gottes verunreinigt worden, weil es sich zu tief in die Sünden verstrickt hat und sich zu sehr vom sündigen Verhalten der Heiden hat verführen lassen, nach der Theologie des r. Henochbuches allerdings nicht, weil der Mensch an sich böse ist, sondern weil er sich von den bösen Engeln hat verführen lassen. Und weil dies die Ansicht des Autors bzw. der Autoren ist, daß es letzendlich den bösen Engeln angelastet werden muß, daß der Mensch in Sünde gefangen ist, gibt es für die Menschen auch Hoffnung, so lange sie sich nämlich unter den Einfluß der guten Engel und ihrer Vermittler stellen, allen voran natürlich unter den des Henoch. So ist Gottes Heilsplan letztendlich ein heilvoller Plan, und die endzeitliche Rettung seines Volkes ist so sicher wie Gottes Liebe für es istY 57· G. A. Barton, The Origin of the Names of the Angelsand Demons in the Extra-Canonical Apocalyptic Literature to A. D . 100, in: JBL 31 (191.2), 156-167.

4-7· Bezug zu anderen Schriften

Hier ist vor allem an die Qumran-Literatur (Damaskusschrift)5 8 und an das Neue Testament zu denken, 59 aber auch an Schriften wie ]esus Sirach, das ]ubiläenbuch, das >>Buch der Riesen« und die späteren jüdischen Pseudepigraphen, wie die Testamente der Zwölf Patriarchen, das Buch der Biblischen Altertümer, das Leben Adams und Evas und das Testament Abrahams.60 Im Neuen Testament finden sich Henoch-Traditionen in z. B. Heb I I,Jud 6, I Ptr 3,I9-20 und 2 Ptr 2,4 und danach besonders häufig bei den Kirchenvätern und in den altkirchlichen Apokalypsen. 6 ' Eine Besonderheit stellt noch der Bezug des Kalenders im I. Henochbuch zu dem in der anderen zeitgenössischen jüdischen Literatur dar. 62 Nach Sacchi gibt es zwei Solarkalender im 1. Henochbuch, einen mit 360 Tagen und einen mit 365 Tagen (vgl. z.B. Hen(äth) I7; 72; 74-75, usw.), die auch in Qumran und im jubiläenbuch verwendet wurden. 6 3 Dabei ist der 360 Tage zählende der ältere Kalender und der mit 365 Tagen der jüngere. Hinter der Umstellung von dem älteren auf den jüngeren vermutet Sacchi eine gewisse Polemik, die aus den TagenJasans und Menelaos stammen dürfte, als in Anlehnung an die syrische religiöse Gesetzgebung (vgl. 2 Makk 4,9) ein neuer Kalender festgestellt wurde (vgl. Dan 7,2 5). 64

5· Rezeptionsgeschichte und Forschungsstand Die Rezeptionsgeschichte des r. Henochbuches ist in dem Buch von J. C. VanderKam und W. Adler, The Apocalyptic Heritage of Early Christianity, ausführlich und vorzüglich besprochen worden, der aktuelle Forschungsstand findet sich in der Bibliographie von A. Lehnardt widergespiegelt. Dabei ist vor allem auf die Arbeiten von M. Albani, M. Black, F. Garcfa Martfnez, M. Himmelfarb, G. W. E. Nickelsburg, P. Sacchi, S. Uhlig und J. C. VanderKam hinzuweisen. 6 5 58. Vgl. Uhlig, Henochbuch, 493-494. 59· Vgl. VanderKam, Enoch, 169ff. und in der Bibliographie bes. 8402, 8403, 8414, 8417, 8426, 8441, 8445, 8457, 8461, 8485, 8493, 8po, 8p7, 8576,8594, 8696, 8773, 8799, 8823, 8901. 6o. Vgl. VanderKam, Enoch, 102ff. und 143 ff. Vgl. weiter z.B. S. Aalen, St. Luke's Gospel and the Last Chapters of 1 Enoch, in: NTS 13 (1966/ 67), 1-13; W. Adler, Enoch in Early Christian Literature, in:]. P. Achtemeier (Hrsg.), SBL. SP 13, Missoula 1978, 217-275; C. P. van Andei, De structuur van de Henoch-traditie en het Nieuwe Testament, STRT 2, Utrecht 195 5; M. Barker, The Lost Prophet. The Book of Enoch and its Influence on Christianity, London 1988. 61. Vgl. VanderKam; Adler, Heritage, 33-101 und in der Bibliographie die Nr. 8420, 8421, 8422,8432,8458,8485, 8pr, 8p4, 851 7 und 8576. 62. Vgl. in der Bibliographie die Nr. 8410, 8411,8423,8455,8484, 8so8, 8638, 8719,8769, 8839· 8840, 8878. 63. Sacchi, Apocalyptic, 128-139 und vgl. z.B. B. W. Bacon, The Calendar of Enoch and Jubilees, in: Hebr. 8 (1891 / 92), 124-131 und R. T. Beckwith, The Earliest Enoch Literature and its Calendar. Marks of their Origin, Date and Motivation, in: RdQ 39 (1981), 365-403. 64. Vgl. Sacchi, Apocalyptic, 135 ff. Vgl. weiter in der Bibliographie Nr. 8388, 8411, 845 5 und 85o8. 65. Vgl. Vanderkam; Adler, Heritage, 33-101 und Lehnardt, Bibliographie, 423-447.

I49

Ein Desiderat der Forschung ist z. B. noch die Erforschung von Charakter und Bedeutung der Bibelauslegung im r. Henochbuch (siehe auch 4·3·). Dies gilt auch für das Verhältnis zwischen Engel- und Menschenwelt sowie für weitere Themen.

qo

Das Slawische Henochbuch (JSHRZ V/7) Literatur: Bibliographie, S. 449-4 52; C. Böttrich, Das Slavische Henochbuch,JSHRZ Vl7, Gütersloh I996, 82I-828 und C. Böttrich, Weltweisheit-Menschheitsethik-Urkult, Tübingen I992, 4-I8. Textausgaben: M. I. Sokolov, Slavjanskaja kniga Enocha Pravednago, teksty, latinskij perevod i izsledovanie, Moskau 19I0 und A. Vaillant, Le Livre des Secrets d'Henoch. Texteslave et traduction fran~aise, Paris 1952, 1976.' Neuere Übersetzungen und Kommentare (in Auswahl): dänisch: A. Bugge, Anden Enoksbog, in: E. Hammershaimb (Hrsg.), De Gammeltestamentlige Pseudepigrapher 2, Kopenhagen I 97 4, 791-8 26; deutsch: C. Böttrich, Das Slavische Henochbuch, JSHRZ Vl7, Gütersloh I 996, 785-I04o; englisch: F.l. Andersen, 2 (Slavonic Apocalypse of) Enoch, in: OTP I, 91-221; französisch: A. Vaillant, Le Livre des Secrets d'Henoch. Texte slave et traduction fran~aise, Paris I952, I976; hebräisch: A. Kahana, Sefer Henoch B, in: A. Kahana (Hrsg.), HaSeferim HaChizonim 2, Jerusalem 1936, I978, I02-141; italienisch: P. Sacchi, Libro dei segreti di Enoc, in: Apocrifi dell'Antico Testamente 2, Turin 1989, 479-594; lateinisch: M.l. Sokolov, Slavjanskaja kniga Enocha Pravednago, teksty, latinskij perevod i izsledovanie, Moskau 1910; spanisch: A. de Santos Otero, Libro de los secretos de Henoc (Henoc eslavo), in: A. Diez Macho (Hrsg.), Ap6crifos del Antigua Testamento 4, Madrid I984, I47-202.

I.

Inhalt

Zu der Henoch-Literatur gehören nicht nur das I. oder äthiopische und das 3· oder hebräische Henochbuch, sondern auch das 2 . oder Slawische Henochbuch. Dabei ist das 2. Henochbuch inhaltlich vom I. Henochbuch abhängig; denn es setzt dessen apokalyptische Traditionen voraus, deutet sie aber im Kontext des hellenistischen Diaspora-Judentum. Bekannt wurde die Schrift erst am Ende des 19. Jh.s durch E. Kozak/ übersetzt wurde sie 1896 von W.R. Morfill ins Englische und von G.N. Bonwetsch ins Deutsche) Zu der Handschriftenüberlieferung hat sich zuletzt ausführlich Chr. Böttrich geäußert. Es gibt zumindest drei Handschriften mit einer längeren Fassung des slawischen Henochbuches, sieben mit einer kürzeren Fassung sowie acht Fragmente; zur Bewertung der handschriftlichen Überlieferung sei auf seine 1996 erschiene Arbeit verwiesen. 4 Zum Inhalt sei angemerkt, daß das 2. oder Slawische Henochbuch als ein Midrasch zu Gen 5,21-32 aufgefaßt werden kann. Es enthält eine Beschreibung der Himmelreise Henochs durch die sieben himmlischen Sphären (Kap. 1-38), Mahnre1. Vgl. dazu auch Chr. Böttrich, Weltweisheit-Menschheitsethik-Urkult. Studien zum slavischen Henochbuch, Tübingen 1992,4-5. 2. Vgl. ausführlich bei Böttrich, Weltweisheit, 20-43. 3· Vgl. Chr. Böttrich, Das Slavische Henochbuch,JSHRZ Vl7, Gütersloh I996, 785 f. und E. Kozak, Bibliographische Übersicht der biblisch-apokryphen Literatur bei den Slawen, in: JPTH 18 (I892), 127-158, bes. Ipf. 4· Böttrich, Henochbuch, 788-799.

Ip

den Henochs (Kap. 40-67), das Leben seiner Nachfolger und die Begründung eines priesterlichen Kultes (Kap. 69-73). Die apokalyptischen Elemente bestehen aus kosmologischen Spekulationen, ethischen Instruktionen und Prophezeiungen über die Zukunft. Die Apokalypse ist nur auf Kirchenslawisch (bzw. altbulgarisch) sowie in späteren slawischen Übersetzungen erhalten und geht wahrscheinlich auf das I. Jh. n. Chr. zurück, obwohl die ältesten Handschriften erst aus dem 14. Jh. n. Chr. stammen. Ein griechischer oder gar hebräischer bzw. aramäischer Grundstock ist anzunehmen, nur gibt es bisher keine Textzeugen bzw. wiederentdeckten Fragmente, die dies belegen könnten. Über den Sitz im Leben (ägyptisches Diaspora-Judentum nach R. H. Charles und Chr. Böttrich5 oder- inzwischen verworfen- byzantinisches Mönchtum nach]. T. Milik) sowie über das Verhältnis von Hen(sl) zu den anderen biblischen und apokryphen Büchern ist wenig Verläßliches zu sagen. 6 Der Inhalt des 2. Henochbuches setzt sich wie folgt zusammen und ist nach Böttrich dreigeteilt (Weisheit- Ethik- Kult):7 Einführung

Kap.1-2

A. Weisheit

Aufstieg Henochs zu Gott Offenbarung Gottes an Henoch Abstieg Henochs zur Erde

Kap.3-23 Kap. 24-35 Kap.36-39

B. Ethik

Henochs Mahnreden

Kap.4o-67

C. Kult

Über die Entstehung eines priesterlichen Kultes

2.

Textentstehung

Über die Textentstehung des 2. Henochbuches hat sich Chr. Böttrich ausführlich geäußert, so daß seine Ergebnisse hier lediglich zusammengefaßt werden sollen. 8 In der jetzigen Fassung ist es von einer Reihe von Interpolationen gekennzeichnet: 1) jüdisch-mystische in 20,3 und 21,6-22,3; 39.3- 8; 46,1 und 68,1-4; 2) frühchristliche in 14,1; I6,5; 3I,4-5; 32,1; 49,1-2; 71,32-37 und 72,6-7 sowie in 32,1; 33,1-2 und 42,5; 3) byzantinisch-chronographische in 19,6; 22,I I und 73·9

5. Siehe dazu jetzt ausführlich bei Böttrich, Weltweisheit, 8 I I, Anm. 99· 6. Siehe aber Böttrich, Weltweisheit, r 35-r 39 zum Verhältnis von Hen(sl) zu Hen(äth), Sir, Bar(sl), AscJes und 4 Esr. 7· Böttrich, Henochbuch, 817-8 I 8 und F. I. Andersen, 2 (Slavonic Apocalypse of) Enoch, in: OTP r,95-97. 8. Böttrich, Henochbuch, 785-806. 9· Vgl. Böttrich, Henochbuch, 802-805.

152

2. 1.

Abfassungssprache

Das slawische Henochbuch ist inhaltlich vom äthiopischen Henochbuch abhängig. 10 Der Autor bzw. die Autoren werden daher auf eine der Überlieferungsstufen des 1. Henochbuches zurückgegriffen haben, aber wohl nicht auf die spätere äthiopische Fassung, sondern eher auf die griechische Zwischenstufe oder auf die nur hypothetisch anzunehmende semitische Vorlage. Für Griechisch als Ur- bzw. Abfassungssprache spricht die allgemeine Feststellung, daß viele der älteren, auf altbulgarisch bzw. kirchenslawisch überlieferten Schriften Übersetzungen aus dem Griechischen darstellen. Dies wird nicht nur von den vielen sprachlichen Beobachtungen im 2. Henochbuch bestätigt, sondern auch von der Tatsache, daß die meisten seiner alttestamentlichen Zitate und Anspielungen auf die Septuaginta zurückzuführen sind. 1 1

2.2.

Abfassungszeit

Weil das 2. Henochbuch vom r. Henochbuch sowie von der Septuaginta, und dabei besonders von Sirach(gr.) ausgeht, ist eine Abfassungszeit vor dem ersten Jh. n. Chr. eher unwahrscheinlich. Was die spätest mögliche Abfassungszeit betrifft, gibt es verschiedene Hypothesen: vor 70 n. Chr. (R. H . Charles und Chr. Böttrich), 12 4·7-Jh. n.Chr. (J.K. Fotheringhams),'3 9.jh. n.Chr. (J.T. Milik),' 4 und II.-I2.Jh. n.Chr. (A. S. D. Maunder). 1 5 Für eine Abfassungszeit vor 70 n.Chr. spricht die Tatsache, daß das 2. Henochbuch von einem existierenden Tempel und einer funktionierenden Opferpraxis ausgeht, zumindest was die Teile betrifft, die später nicht christlich bearbeitet wurden. Wichtige Teile des 2. Henochbuches dürften also auf das 1. Jh. n. Chr. zurückzuführen sein, wobei die Endredaktion dann zeitlich später anzusetzen ist. 16

ro. Böttrich, Henochbuch, 8o7-8o8. r r. Böttrich, Henochbuch, 8o8-8 ro. r 2. R. H. Charles, The Date and the Place of the Writing of the Slavonic Enoch, in: JThS 22 (1921), r6r-r63; Böttrich, Henochbuch, 8r3. r 3· ]. K. Fotheringham, The Easter Calendar and the Slavonic Enoch, in: JThS 23 (1922), 49-56. 14.]. T. Milik, The Books of Enoch. Aramaie Fragments of Qumran Cave 4, Oxford 1976. r 5. A. S. D. Maunder, The Date and the Place of the Writing of the Slavonic Book of Enoch, in: The Observatory 41 (r9r8), 309-316. r6. Nach Böttrich, Henochbuch, 8r3 fällt nach der internen Kalenderrechnung von Hen(sl) das »Kultgründungsfest>throntI; s8,J; 6s,2). Zwischen beiden Welten kann der Mensch sich hin und her bewegen, wie er ebenfalls zwischen Gut und Böse unterscheiden und wählen kann. Gott ist mehr der Schöpfergott als ein Gott der Geschichte. Weil aber die Schöpfung gut ist und ausführlich beschrieben wird (24-27), ist die Schöpfungsordnung Garant für das Heil, und es kommt für den Menschen darauf an, diese Ordnung kennenzulernen und danach zu leben. Somit offenbart Gott sich in der Schöpfung, aus der sich auch Schlüsse für die Lebensgestaltung ziehen lassen. Weil die Schöpfung gut ist, und der Mensch einen freien Willen hat, kann er sich für das Gute entscheiden und danach leben. Das von der makrokosmischen Welt aus geforderte Leben kommt auf der mikrokosmischen Ebene besonders im Gottesdienst und in der Ethik (Nächstenliebe) zusammen.3° Aus diesen Beobachtungen läßt sich in bezugauf das Geschichtsbild der Apokalypse schließen, daß es ahistorisch und statisch ist, und daß mit großer Wahrscheinlichkeit als Entstehungszeit und -ort an die Zeit vor 70 n. Chr. und an Alexandrien gar noch vor dem ersten I. Drittel des I. Jh.s n. Ch. zu denken ist. 3' Ähnliches ist im 3. Sibyllinischen Orakelbuch zu beobachtenY Die Welt, Judäa und der Tempel sind eindeutig nicht in Gefahr, wie in den späteren jüdischen Apokalypsen historischeschatologischen Inhalts so oft zum Ausdruck kommt. Es läßt sich in einer wirtschaftlich, sozial und politisch sicheren, jedenfalls nicht bedrohlichen Zeit in Ruhe über die Geheimnisse der himmlischen Welt nachdenken 29. Böttrich, Weltweisheit. 30. Böttrich, Adam.

3 1. Vgl. Sacchi, Apocalyptic, 241. 32. Vgl. G. S. Oegema, Der Gesalbte und sein Volk. Untersuchungen zum Konzeptualisierungsprozeß der messianischen Erwartungen von den Makkabäern bis Bar Koziba, Göttingen 1994,82-86 und in diesem BandJSHRZ Vl/5 und 8.

I

57

und spekulieren. Auch die religiöse Autorität ist unangetastet. Henoch tut das, was Moses und einige der Propheten zuvor gemacht hatten: direkt mit Gott in Verbindung stehen, zu seinem Thron vordringen (24-36), was sonst nur dem Hohenpriester im J erusalemer Tempel zu tun erlaubt war (vgl. Sir 50). Dabei ist politisch gesehen der Hohepriester dem König übergeordnet (vgl. z. B. TestLevi r 7-r 8). 4.2. Apokalyptik

Nur Henoch bekommt die apokalyptischen Geheimnisse der himmlischen Welt zu sehen. Aber er teilt sie den Menschen mit. Diese Offenbarungen (24-36) beziehen sich auf die Erschaffung des Seins und des Nichtseins (24,1-27,3), auf die sechs Schöpfungstage (27,4-32,2) und auf das Eschaton (33,1-3 5.3). Sie haben also vor allem einen kosmologischen Inhalt. Zu den literarischen Merkmalen der Gattung >>Apokalypse mystisch-spekulativen Inhalts« gehören des Weiteren noch: r) Himmelreise, 2) Visionen(+ Auditionen), 3) Angelologie und 4) Mahnreden, wobei die Transfiguration Henochs (22,8-ro) eine Besonderheit darstellt. Daß aus der Schöpfungsgeschichte bereits das Eschaton hervorgeht, zeigt sich daran, daß Henoch von einem 7· Schöpfungstag (das Ruhen Gottes) und einem 8. Tag als Symbol für den Beginn des großen Äons spricht (32,2 und 33,2 sowie 33,3-36,2) (siehe 4-5-). Eine Weltendauer von 6ooo + rooo + rooo Jahre wäre damit programmiert. Dieses Geschichtsbild wurde immer als christliche Interpolation bezeichnet, muß es aber nicht sein.B

4·3· Bibelauslegung

Bibelzitate Aus dem o. g. geht hervor, daß z. B. Hen(sl) 24-36 eine Neuinterpretation von Gen 1-2 darstellt, und zwar eine mit großen Freiheiten umgedeutete, wie auch die ganze Schrift als Midrasch zu Gen 5,2 r-2 3 aufgefaßt werden kann. Schaut man sich die ersten Kapitel an, dann steht Gen 5,21-23 gleich im Hintergrund von 1,1; Gen 4,18 von r,9; 1 Sam 12,20 von 2,2; Hiob 38,22 ist eine Parallele zu 5,1; Deut 33,1 steht im Hintergrund von 7,4; Gen 2,9 von 8,2; Gen 2,ro-r4 ist eine Parallele zu 8,5; Ez 3 r,8 von 8,7, usw. Gleich in den ersten acht Kapiteln wird klar, daß die Septuaginta im slawischen Henochbuch eine große Rolle spie!t.H Gleiches gilt übrigens auch für das Neue Testament und die apokryphe Literatur.JS

33· Vgl. dazu Böttrich, Henochbuch, 805. 34· Vgl. auch K.- W. Niebuhr, Gesetz und Paränese. Katechismusartige Weisungsreihen in der frühjüdischen Literatur, Tübingen 1987, 185-193. 35· Zum Neuen Testament vgl. Böttrich, Weltweisheit, 219-224.

q8

Biblische Gestalten

Außer Henoch werden vor allem Adam, Melchisedek, Methusalem und Noach thematisiert. Ansonsten noch Abel, Enos, Eva, Japhet, Kain, Lamech, Sethund eine Reihe von Engeln, wie Gabriel und Michael.J 6 Fragt man nach einer Charakterisierung der Hauptgestalten, dann läßt sich Folgendes feststellen: Adam

In Hen(sl) 30,15-18; 31,1-8; 32,1-2; 41,1-2 u.a. wird Adam wie folgt beschrieben: Er hat einen Willen und verfügt über die Erkenntnis von Gut und Böse, wird von Gott erkannt, erkennt aber selber Gott nicht. Diese Unwissenheit ist das Übel der Sünde und die Sünde führt dann zum Tod (3o,q-16). Weitere Elemente der Paradiesesgeschichte werden nacherzählt, z. B. daß Eva aus Adam geschaffen wurde (30,17-18). Die ganze Welt, der Bund und das Gebot wurden für ihn geschaffen (3 1,1-2). Der Teufel verführte aber Eva und somit auch Adam (3 1,3-8), so daß seine Zeit im Paradies begrenzt wurde auf 5>5 Stunden (32,1-2). Nach ihm sollten alle Menschen von Geburt an sündigen (41,1-2); der Teufelskreis von Sünde und Tod begann. Henoch

Henoch ist die zentrale Gestalt des slawischen Henochbuches. Er zeugte Methusalem im Alter von 165 Jahren (Hen(sl) 1,1; vgl. 56,1-2; 57,2; 69,2-4-5; 70,3; 71,J2), wurde nach seinem Tod in den Himmel aufgenommen (1,8), wo ihm das Paradies (9,1), die Hölle (10,4) und auch Gott selber (20,2) gezeigt wurden. Sowohl Gottes Engel Gabriel (21,3) als auch Gott selber (22,5-6; 24,1-3; 33,3; 37,2) sprechen mit ihm im Himmel und lassen ihn daraufhin von anderen Engeln die Gewänder seiner Herrlichkeit anziehen (22,8). Darauf werden ihm die himmlischen Bücher erklärt (22,1 1). Nach 30 Tagen des Wartens wird Henoch beauftragt, alles seinen Söhnen und dem ganzen Volk zu verkünden (36,1; 38,1), was er ausführlich tut (64,1-4.6) und wonach er wieder in den Himmel aufgenommen wird (67,1-2). Oie aus dem Himmel mitgebrachten Schriftrollen bleiben aber beim Volk (67,3). Eine Kurzbiographie seines Lebens findet sich noch in 68,1-7. M elchisedek

Melchisedek tritt nur in Hen(sl) 71-72 auf, und zwar in 71,21.23.29.33-35·37 und 72,1.2.6.7Y Er ist der Sohn Sopanimas, der bei seiner Geburt stirbt. Er wird darauf von Noach, seinem Vater, und von Nir in die Gewände des Priestertums bekleidet 36. Böttrich, Henochbuch, Io4o; Böttrich, Adam und M. Delcor, La naissance merveilleuse de Melchisedeq d'apres l'Henoch slave, in: C. Augustin (Hrsg.), Kecharitouene. Melanges R. Laurentin, Paris I990, 2I7-229. 37· Vgl. zu Melchisedek auch Böttrich, Weltweisheit, 43-48; I I 8-I25; 204-209 und 224.

159

(71,21), wonach sie zu dritt Sopanima begraben (71,23). Er wird der Priester aller geweihten Priester (71,29·33-34) und Hoheprister der Priester in Achuzan (Jerusalem) sein (7 r ,3 5). Aber zuerst, bis zum Alter von 40 Tagen, wird er im Paradies Eden aufbewahrt werden bis die Zeit reif ist (72,r). Methusalem

Methusalem ist der Sohn Henochs (1,r.1o; vgl. 56,1-2; 57,2), der mit den anderen Söhnen Zeuge war, als Henoch in den Himmel aufgenommen wurde (68,5). Methusalem wird Henochs Nachfolger und spricht daraufhin zum Volk (69,1-2.4). Nachdem ihm der Herr erschienen ist(69,5-6), kleiden ihndie Ältesten des Volkes in auserlesene Gewänder (69,7-8) und bringen mit ihm als Hohepriester ein Opfer dar (69,9-1 1.13-18). Dies ist der Beginn eines Kultes (70,1-2), und zwar nach Methusalems eigenem Tod (70.3. r 1-12), nachdem er Nir als seinen Nachfolger eingesetzt hat (70,1 3-1 8.26). Noach

Noach ist der erste Sohn Lamechs (7o,1o), der Bruder Nirs (70,4.13; 71,12-14) und der Vater von Melchisedek. Zusammen mit Nir begräbt er Sopanima, seine Frau, als sie bei der Geburt ihres Sohnes stirbt (71,17-23). Noach baut die Arche (72,6; 73,1.3.5), hat aber in Hen(sl) keine so wichtige Funktion wie Henoch, Melchisedek und Methusalem. Biblische Themen

Hier ist vor allem an die Schöpfung zu denken, denn mehr als das Thema der Erlösung werden vom Autor Schöpfung und Schöpfungsordnung für wichtig gehalten. Zu der Kosmologie kommt dann insbesondere auch das Priestertum (siehe 4·4·) und die Ethik hinzu, die sehr von der hellenistisch-jüdischen Weisheitsliteratur geprägt ist.3 8 Die Schöpfung

Die Schöpfung der Welt wird ausführlich in Kap. 24-36 beschrieben. Auf Gott ist Verlaß, weil auf seine Schöpfungsordnung Verlaß ist, nicht weil er ein Gott ist, der in die Geschichte eingreift, wie es in den Apokalypsen historisch-eschatologischen Inhalts beschrieben ist, sondern weil er sich vor allem in der Schöpfung, den Himmelskörpern, der Schöpfungsordnung und auch in der Menschheit sich offenbart. Die Vorstellung von zwei Äonen, so charakteristisch für die Apokalyptik, wird hier so dargestellt, daß sie nicht als der jetzige und der kommende Äon nacheinander auftreten, sondern eher, räumlich vorgestellt, über einander liegen. Der Mensch ist Höhepunkt der Schöpfung (30,1 r-12; 58,3) und Abbild Gottes (44,1 und 6p); in38. Vgl. auch Sacchi, Apocalyptic, 242-249·

r6o

sofern ist er auch der Mikrokosmos, der die ganze Schöpfung in sich trägt (3o,814).39

Die Ethik

Von dem Menschen als Höhepunkt der Schöpfung, Abbild Gottes und Mikrokosmos ist es ein kleiner Schritt zur Ethik des slawischen Henochbuches: einerseits ist die Ethik Gottesdienst, der von Gott erschaffene Mensch dient seinem Schöpfer, andererseits ist sie Nächstenliebe, denn auch der Nächste ist ein Abbild Gottes; liebt man den Nächsten, dann liebt man zugleich Gott. 4o Die Ethik des 2. Henochbuches gründet somit in seiner Anthropologie, besonders auf den noachidischen Geboten und hat einen universalen CharakterY 4·4- Tempel und Volk

Die Kapitel68-73 sind dem Tempelkult gewidmet. Dabei handelt es sich um die Beschreibung eines Kultes und seines Ortes, nicht um die Beschreibung des Jerusalemer Tempels selber. Der Kultort wurde dort errichtet, wo Henoch nach seinem Tod in den Himmel aufgenommen wurde (68,1-5), in Achuzan, d.h. Jerusalem. Dort wurde ein Kult und ein Fest zu Ehren Henochs eingerichtet, und zwar für die ganze Menschheit. Henochs Sohn, Methusalem, wird nach dem Tode Henochs zum Priester dieses Kultes ernannt (69,1 ff.) und von den Ältesten des Volkes, Sarsan, Charmis und Zazas, in auserlesene Gewänder gekleidet und gekrönt (69,7ff.), worauf er zum Altar des Herrn hinaufsteigt, >>und sein Angesicht strahlte wie die Sonne, die in der Mitte des Tages aufgeht>Henoch>damit sie wiederkehren im Bild der 7 Tausend, und damit er zum Anfang der 8 Tausend werde, einer Zeit der Zahllosigkeit und endlos; weder Jahre, noch Monate, noch Wochen, noch Tage, noch Stunden.« Nach einer Periode von 7.ooo Jahren beginnt also eine neue Periode, eine Art >>messianische 42. Himmelfarb, Ascent, 37- 44

43· Vgl. Himmelfarb, Ascent, 4of. 44· Himmelfarb, Ascent, 41 f. 4 5. Vgl. Himmelfarb, Ascent, 42 ff. und U. Fischer, Eschatologie und Jenseitserwartung im hellenistischen Diasporajudentum, Berlin I 978, 40-41. Zu andere als Himmelfarbs Auffassungen vgl. Böttrich, Weltweisheit, 194-195 und 198-204.

Zeit>Zeit179-213; 5,286-327 und 5•333-360), die mit Berichten über eine Rückkehr Neros (5>93-1 10; 5,137-1 54; 5,214-227 und 5,361-385) und einer Erhöhung der Juden (5,247-285) abwechseln, wobei ein dualistisches Geschichtsbild und ein tiefer Haß gegen Rom klar hervortreten, folgt die Erscheinung eines »seligen Mannes vom Himmelsgewölbe>ÜraclesBabylon>(apokalyptischen) Eschatologie« ohne >> Messianologie>Märtyrerlegendes r) die Anthropologie, Angelologie und Theologie und 2) die Umkehr als Hauptanliegen des Autors. Wir wollen darüber hinaus noch einige andere Themen ansprechen, die uns von Bedeutung erscheinen (siehe 4.1. bis 4.6.). 4· 1. Geschichtsbild

Eines der Themen der Apokalypse ist das Endzeitgericht. Dies setzt das klassische historisch-eschatologische Geschichtsbild voraus. Allerdings wird das Endzeitgericht vor allem durch die Bestrafungen in der Hölle beschrieben, wie dies vom 2./J. Jh. n. Chr. an und ausgehend von Ägypten üblich wurde. 26 Dazu kommt eine stark ausgeprägte Angelologie, die ebenfalls das Geschichtsbild ins Überhistorische zieht. Von zentraler theologischer Bedeutung ist der Aufruf zur Umkehr. Der Mensch ist nicht in Sünde gefangen, sondern ihm ist die Möglichkeit gegeben worden, sich von seinen Sünden zu bekehren, weil Gott und seine Gnade ihm nachdrücklich offenstehen (siehe 4.6.)! 7 Insgesamt fehlen im Geschichtsbild sowohl eine in Epochen periodisierte Geschichte, ein Geschichtsüberblick in Futurform und eine detaillierte Schilderung der Endzeitereignisse. Letzteres liegt aber auch daran, daß am Ende der uns jetzt vorliegenden Schrift, in I7,rs-r8,12, die achmimische Handschrift abbricht. Ansonsten ist das Geschichtsbild zwar dualistisch, aber ahistorisch. Die beiden Äonen folgen nicht nacheinander, sondern liegen- für den Beobachter innerhalb der Geschichteüber- und untereinander. In diesem Sinne kann man nicht mehr wirklich von Geschichte sprechen; weder beginnt sie noch hört sie auf. Als historischer Kontext dieses ahistorischen Geschichtsbildes muß eine Zeit und ein Sitz im Leben angenommen werden, in dem man sich nicht für die politische Geschichte, d. h. die Geschichte Israels (bzw. des Gottesvolkes) und die Menschheitsgeschichte, interessiert hat bzw. sie nicht als relevant oder bedrückend erschien (mit Ausnahme von r8,r2-2o), sondern eher mikrokosmisch relevante Ereignisse und Konstellationen wahrgenommen hat. p. Apokalyptik

Im griechischen Fragment bzw. im Zitat bei Clemens Alexandrinus ist von einer Reise des Propheten Sophonias in den 5. Himmel die Rede, wo er Gott und seine Engel schaut.> 8 Im sahidischen Fragment wird beschrieben, wie die (bösen) Engel einen sündigen Menschen bestrafen, und zwar vor den Augen Sophonias. Aus bei25. 26. 27. 28.

Diebner, Zephanjas Apokalypse, 52-54 und Wintermute, Apocalypse, 501-503. G. S. Oegema, Zwischen Hoffnung und Gericht, Neukirchen-Vluyn, 173 ff. Wintermute, Apocalypse, 501. Diebner, Zephanjas Apokalypse, 64-65.

den Fragmenten ist zu schließen, daß die vollständige Apokalypse Zephanjas sehr wohl die Beschreibung einer Himmelreise mit insgesamt 7 Himmeln sowie die Beschreibung der Bestrafungen in der Hölle und die Belohnungen im Paradies zum Thema gehabt haben könnte, und zwar im literarischen Rahmen und mit den Merkmalen einer Apokalypse mystisch-spekulativen Inhalts. 2 9 Dies sind dann auch, bis auf einige Ausnahmen, die Themen der achmimischen Handschrift: I) Himmelsreise Zephanjas (o, I-4, I 3), 2) Strafengel (4, I 4-6,6), 3) Strafort (6,7-I4,I4), 4) Strafszenen ( q,I 5-I7,1 5) und 5) Endzeitgericht. Die Schrift konzentriert sich somit hauptsächlich auf die Höllenstrafen mit dem paränetischen Zweck, zur moralischen Umkehr aufzurufen, stellt ansonsten aber den unbekannten Zephanja fast so dar, wie Henoch in der Henochliteratur, nämlich nicht nur als Passagier einer kosmischen Reise unter Leitung eines Engels, sondern als fragenden und emotional partizipierenden Himmelreisenden, der in I3,I-I I sogar eine Art Transformation erlebt, wenn er von Engeln in ein Schiff gesetzt und in einem Engelgewand bekleidet die Überfahrt ins Jenseits antritt. 4·3· Bibelauslegung

Bibelzitate Bibelzitate gibt es wenige in der Zephanja-Apokalypse, Anspielungen an Bibelverse aber mehrere.J 0

Biblische Figuren Die Zahl der in der Schrift erwähnten biblischen Gestalten beschränkt sich auf wenige. In 9,5 ff. bittet Zephanja Gott, er möge ihn aus der Not erretten, wie einst Israel aus Ägypten, Susanna aus der Hand der Ältesten und Daniels Freunde aus dem Feuerofen. Genannt werden somit drei Befreiungsmomente aus der Geschichte Israels, eine aus der Gefangenschaft in Ägypten, und zwei aus der babylonischen Gefangenschaft. Daß Susanna hier erwähnt wird, ist ein Hinweis darauf, daß der Autor die apokryphe und dem Danielbuch angehängte >>Geschichte von Susanna und Danie!« gekannt hat.J' In I4,Ioff. eilt der Engel zu den »Gerechten Ankläger4 o oo o o o o 67 1,1-8,5 oo o oo o o 59 2,2 0 0 0 00 00 0 00 0 68 4,2 0 0 00 00 0 00 0 0 69 6,3 00 0 00 00 0 00 0 68 6,3-7·3 00 00 0 00 68 6,4-7.3 00 0 00 0 0 68 6,8 00 0 00 00 0 00 0 69 9,1-I2,5 0 0 0° 0 0 59 10,1-5 o o 00 0 00 68 10,1-13 o o o o0 o 70 10,6-12,4 0o o 0 0 72 12 0 00 00 0 00 0 00 70 13,1 oo oo o oo o o o 68 13,1-20,5 oo o o o 59 I3,2-20,5 oo o o o 67 16,I -20,2 0o 0 0 o 70 19,1 00 00 0 00 0 0 0 69 21,1-3 0 00 0 00 0 68 21,1-30,5 o oo o o 59 21,4-25 0 0 00 0 0 70 22,1 00 0 00 0 00 0 0 68 22,1-30 67 22,2-8 0 00 0 00 0 68 25,2-28,2 0 00 0 0 68 26,I-28,2 o 0 o oo 64 28,2 0 00 00 0 00 0 0 6o 29,1-30,5 0 00 0 0 68 31,1-34,1 o o 59°63 31,1-J3,4 o o oo o 68 31,3-34,2 o o o oo 72 32,2- 4 6o 32,2-5 00 00 0 0 0 72 32,8-9 0 00 0 0 0 0 63 33,3-J4,I o oo o o 63 35-43 oo o oo oo o 61 3 5>1-41,6 0 0 00 0 73 35,1-43.3 0 0 0 00 59 35.1 - 46,I o o oo o 67 36-40 00 0 00 0 0 0 74 36,I-37 oo o oo o 68 36,1-45,2 o o oo o 67 39,I -40,4 0 0 0 0 0 68 39·1-43·3 ° 0 00 0 67 43·1-3 ° 0 0 00° 0 68 44·1-4 0 63 44,1-46,7 00 59o63 44·1 - 47,I 0 0 68o72 46,I-6 0 0o o 00 o 63 47,I-48,5o 0 0 0 0 59 48,2-49·3 0 0 00 0 64 48,2 5- 52·7 0 0 0 0 67 00

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24,13-2 5,4 .... 82 24,IJ-3l,I4 77·85 25 ........... 8r 25,1-44,2 ..... 76 25,2-9 ....... 82 25,12ff........ 87 25,12-!8 .. 82.88 25,1ff......... 87 25,14 ......... 91 2 5,14 ff ........ 91 25,15 ........ . 91 26,! ff......... 89 26,!-17 ...... 82 26,3-9 ....... 8r 26,5 . . . . . . . 86.92 26,6,18 ....... 86 26,7 .......... 92 26,7,2-!2 . . 82.87 26,7,8 ff ....... 87 26,7,I2ff.... . . 87 26,7,14-28,!7 . 82 26,8 .......... 92 26,22 ff...... . . 8r 27,7,2 ff.. .. .. . 87 27,11-!2 ..... 86 28,13-17 ..... 86 28,!8-29,4 .... 82 29,5-30,5 ••• 0 . 82 30,5 ff...... 8 !.91 30,5-7 .... .. . 82 30,8-31,14 .... 87 30,9ff........ . 84 30,9-31,14 . 82.87 31,2 ......... . 86 31,5 ......... . 86 31,7-8 ....... 92 31,12-14 ..... 86 3 1,14ff........ 81 31,14-!8 82.90-91 31,14-34,9 · · · · 77 86 31,17-!8 31,19-)2,8. 82.83 31,19-44,2 ... . 83 J2,I-8 . . . . . . . 89 J2,9-13 ... 82.90 J2,9-34,9 .... . 91 33,9-10 ... 89·91 33,10 ........ . 89 33,IJ-34,9 . 82.90 33,15- 34>3 . . .. 91 34>4-5 54 34>5 ........ .. 91 J4,6,3 5-36 . . .. 91 34,7-19 90 ••

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77 77 77 77 77 77 77 77 77 77 77 77 77 77 78 78 78 78 86

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203

hart) . . . . . . 28.3 I Fragment I (Mueller!Robinson) . 28 Fragment 2 (Mueller/ Robinson) . 28 Fragment 3 (Mueller!Robinson) . 28 Fragment 4 (Mueller!Robinson) . 28 Fragment 5 (Mueller/Robinson) . 28

Ase]es I 1 • . • . • • . • • . • 32 AssMos I ......... 33·34 I,I . . . · · · · · · · · 44 I,I-4-5 · · · · · · · · 45 I,I-4 .. .. .... 39 I,5 ........... 39 I,6.9 ......... 45 I,6-9 .. ...... 39 I,IO-I8 ...... 40 I,I4 .......... 40 I,I7 . • • . • • . • . . 40 2 . . . . . . . . . 34·43 2-6 . ......... 33 2,df. .... . .... 33 2,I-2 ........ 40 2,I-IO,IO ..... 33 2,3-9 ........ 40 2,7-8 ........ 40 2 .7-9 . . ...... 38 3 ... . ..... 34-43 3,I-3 ... . . 38.40 3.4- 8 ...... . . 40 3>5·7·9·II-I3 .. 45 J,9 ........... 45 3>9-I3 ....... 40 3,10-14 ...... 38 3,1 I .. . . . . . . . . 45 3,12-13 ...... 40 4 ... . ..... .. . 34 4· 1 -4 .. . . . .. . 40 4,2-4 . ... . .. . 45 4.5-9 ........ 40 4.7-8 ........ 38 5 . . . . . . . . . 34·37 5-7 . . . . . . . 33·34 5,I . . . . . . . . . . . 38 5,!-6 ...... . . 40 p-6 ........ 38 5·3 . . . . . . . . 38·45 5>4 . . . . . . . . 38·41 5.5 .. . ........ 38 5,6 ... ........ 38 6 . . . . . . . . . 34·37

6-7 .. 33·36·37·38. 43 6,I . . . . . . . . 38·39 6,I-7 ........ 41 6,2 ........... 38 6,2-6 ........ 39 6,2-8 . . ...... 35 6,3 .. . ..... .. . 38 6,5-6 ........ 38 6,7 ........... 35 6,7-8 ........ 39 6,7-9 ........ 39 6,8-9 ........ 4I 6,9 ........ . .. 39 7 . . . . . . . . . 34·39 7-IO . . . . . . 33·34 7,!-2 ........ 39 7,I-3 ........ 4I 7>3 .......... . 39 M-5 · · · · · · · · 39 7·4-9 ........ 4I 7,6 ........... 39 7>7 ........... 39 7,8 .. . . . ...... 39 7.9 . . . . .. . . . . . 39 8 . . . . . . . . . 34·3 7 8-9 ....... 33·35 8-10 ......... 33 8,r ..... . ..... 41 8,I-5 ........ 38 8,2-5 ........ 41 9 . .... .. 34·38·4I 9-10 · 33·34·37·46 9,1 .... . ... 41.45 9,6-7 ........ 47 10 ...... 34.38.46 10,I ........ .. 46 10,I-IO .... . . 4 I !0,2-3 ....... 46 10,4-6 ....... 46 I0,7 . . . . . . . 42·47 I0,8 .. .. . . .... 47 10,8-Io .... .. 42 !0,9 .......... 47 I0,1 1.15 ...... 45 I I . . . . . . . . . . . 42 11-!2 ..... 33·34 II, 1.2. 3· I4 . . · · 4 5 I1, 1.3.8 ..... .. 45 I1,1- I9 ...... 42 II,8 . . ........ 46 II,9-I9 ...... 42 I2,I.2 ...... . . 45 I2,I-13 .. . . .. 42

4Esr

I2,I2-I3 . . 42.43 3-I4 . . . . .... Il5 3,I .. .. ....... 98 3,I ff. ... 55·93-I05 3,I-2 .. I4.99.109 3,1-11 .. . . ... 95 3,4 · · · · · · · · · · I I3 3.4-28 .. . .. . 107 3.5 ..... . .... I06 3>7 ... . . . .... 106 3,I I . .... .... I06 3,I 2-I9 . ..... 95 3,I3 . .. . . .... 106 3,14 ff. . .. .... 106 3,15 .. .. ..... 106 3,16ff..... ... 106 3,19ff.. .. .... II3 3,20-27 . ..... 95 3,21 . . . .. .... IOI 3,2 3 ff. . . . . . . . 106 3,24 . . . . ..... 107 3,28-29 ...... 99 p8-36 ...... 95 4,1 ... . . ..... 107 4, I ff. . . . . . . . . 105 4,I-2 .. ..... 113 4,I-12 .. ..... 95 4>3-4 . ...... 113 4>5 ff . . . . ..... 114 4,13ff.. ...... 105 4,13-21 .... · · 95 4,19ff.. ...... 105 4,22-25 . . ... . 95 4,26-p ...... 95 4,28 . . ........ 86 4,30 . . ... I02.I06 4,J3-43 ...... 95 4>44-52 ...... 95 4·48 ff. . . . . . . . 105 4,50-p ..... 105 5>1 ff......... 105 5,1-12 ...... 113 5,1-I3 .... · · · 95 5,6 .. ........ II3 5,14- 20 ...... 95 5,20 .. ... 107.1I3 5,2off........ 105 5,21-30 .... .. 95 5>23 ........ . . 14 5,JI-40 ...... 95 5,32ff........ I05 5,35 ........ . Io6 5,41-55 ...... 96 5,56-6,6 . . .... 96

6,df......... I05 6,I-6 ....... II3 6,I-I6 ...... II3 6,7-IO ... 96.I07 6,9 .......... Io6 6,I I-28 ...... 96 6,I3ff........ I05 6,I8 ff........ I05 6,I8-24 ..... I I3 6,23 .......... 54 6,29-34 96 6,35-37 96 6,38-54 96 6,38-55 ..... II3 6,38-59 . I06.Io8 6,43 ff........ I05 6,49-52 ..... II4 6,54 ......... I06 6,55-59 ...... 96 6,56 ......... Io6 7 ............ 30 7,1-25 ....... 96 7,2ff...... 98.Io5 7>3 ff .. ...... . 105 7,roff........ 105 7,23-24 ..... II3 7,26ff........ I05 7,26-44 ...... 96 7·45-6I ...... 96 7·49 .......... 98 7,62-74 ...... 96 7.75-IOI ... .. 96 7.78ff. ....... I05 7,I02-IJ5 .... 96 7,Io6 ........ I07 7,Io6 ff... .... IOI 7,106- I IO ... IOI 7,Io6-115 ... Io8 7,107 . . ...... I07 7,108. . .. I06.107 7,109 .. .. . ... I06 7,1IO . . ...... I07 7,I I6ff....... 102 7,ll6-I3I .... 96 7,127ff.. . .... 102 7,129 ........ 106 7,132-138 ... 1I3 7,Ip-8,3 . . . . . 96 8,2 ... . ...... I05 8,2 ff. . . . . . . . . I05 8,4 ff. . . . . . . . . I05 8,4-36 ....... 96 8,16 ....... . . Io6 8,J7-40 ...... 96

8,4I ......... I05 8,4I-45 ...... 96 8,43-44 ..... I05 8,46-62 ...... 96 8,49-50 ..... I I3 8,63-9,I 3 ..... 96 9-IO ........ IIO 9,I ........... 98 9,3-6 . · . . ... I I4 9,6 .......... I06 9,I4-25 ...... 96 9,26-37 ...... 96 9,3off........ Io6 9,3I-}2 ..... I I3 9.38 ff........ I05 9,38-1o,I8 .... 96 9,4off........ I05 IO,I9-23 ..... 99 IO,I9-24 ..... 96 I0,2I-22 .... I22 I0,2I-28 .... 108 I0,25-28 ..... 96 I0,28 ........ I07 I0,28-29 . . . . I I 3 I0,29-60 ..... 96 I0,31ff....... I05 I0,40ff....... I05 I0,40-49 . . . . I IO II,Iff........ 105 II,I-46 ...... 96 ll,I-12,3 ... IOO. IOI.I09. IIO II,I - I2,35 .... 67 I I,29- 35 .... I I4 I I,40 ........ I I I I I,42 ......... 86 I2,I-9 ....... 96 12,3.3I-}4 ... IOO I2,1off....... I05 12,10-39 ..... 96 I2,1 I ...... . . Io6 12, I I -I 2 . . . . I I I I2,23-3I .... II4 I2,32 ........ Io6 I2,37 ......... 98 I2,37ff....... I05 12,40-45 ..... 96 I2,46ff.. . Iopo6 I2,46-p ..... 96 I 3,I ff........ I05 I3,I-I3 .. . ... 97 IJ,2-I3 . IOI.I09. I IO.I I2. I79 I 3, 5- 38 ..... II 4

I3,I4-20 ..... 97 I 3,2 I ff. . . . . . . I05 I3,2I-58 .. ... 97 I 3,2 3 ff. . . . . . . I05 I3,27ff. . ..... I05 I3,40 ........ Io6 I3,4off....... Io6 13.45 ff....... 105 I4,I-I8 ...... 97 I4,3 .. . ...... Io6 I4,J-6 . . .... I09 I4,6.22.26.42 ff. 98 I4,I6-I8 .... II4 I4,I9-26 ..... 97 q,23ff....... I05 I4,24 . . ...... 107 I4,27-36 ..... 97 I4,27-4I .... I09 I4,37-48 · · · · · 97 I4,40 .. . ...... 98 I4,47 ......... 98 Visio I ....... 95 Visio 1,2-5 ... I07 Visio li .... .. . 95 Visio II,8,I-6 Io8 Visio III . . 96. Io8 Visio III,q,I-II .. . . . . . . . . . Io8 Visio IV . . .... 96 Visio IV,6,3-6 Io8 Visio V ....... 96 Visio VI,r-5,3 ... . ..... I09.1IO Visio VI ...... 97 Visio VI,2,I-4,2 .. .. I09.II0.1I2 Visio VII . . . . . 97 Visio Vll,2, I-5 ... ...... . .. I09 Visio VII,p-I2 .. . .. . . . . .. I09 I-2 ..... II4.1I5 5Esr I,I-11 ....... 95 I,I2-2,J2 ..... 95 2,J3-48 .. . ... 95 6Esr I 5- I 6 . . . . . . . I I 5 I 5,1-63 · · · · · · 97 I6,I-78 . . . . . . 97 Hen(äth)I-5 ..... IJ3.134 I - J6 .... . ... IJ2 I,Iff.... . . . .. I44 I,I-3 · · · · · · · I45 5·7 ........... 86 6ff. ..... . ... I43

205

6-I I

134.135.I36. I45 6-II.I2-36 .. 134 6-13 ........ 143 6-I6 1J2.133.136. 143 (6-)17-36 .... 134 6-36 ..... ... 135 6,I-2 ....... 145 6,1-4 ....... 135 7-36 ........ 135 7,1-2 ... 135·145 7,1-8,4 ...... 136 7,3-6 ....... 145 7,4-5 ....... 135 8 ........... 13 5 8,1-2 .... . .. 145 8,4 .......... 145 9,1-10,15 .... 136 9,8-9 ....... 135 9>9 .......... 135 10 ..... . .... I36 Io,8 ......... 146 10,16-11,2 . .. 136 [2-16 ... I34.136. 145·147 12-36 ....... 136 12,3 . . ....... 136 I2,4ff........ 136 12,4-6 ...... 136 13,1-7 ...... 136 13,8-14,25 ... 136 I4 . . . . . . . !8.147 15>3 . . ........ 86 I7 .......... 149 I7-36 ... IJ2.I33· 134. I40. I43·14 5 I7,rff........ 145 I7,6 . . ....... 143 19,3 . . ....... 143 2I-25 ....... 19I 2!-27 ... .... 139 2!,!-IO .. · · · 139 22 .. . ....... 147 22,1-I4 ..... 139 24,I -26,6 .... 140 25,3 . ........ 140 27,1-5 . . . . .. 140 37-71 · · · 1J2. I34. 137·147 37,1 . . . . ..... 144 37>4 . . ....... 143 38-44 ....... 133 38-62 ... . ... 139

206

38,1-6 ...... I4I 39,1-I4 ..... I41 39>5 ......... I4I 39>7 ......... 141 39,12 ........ 141 45 .......... 143 45-67 ....... 13} 45,I-6 . .. ... 141 45>2 ......... I4I 45>3 ......... I4I 45>5 ......... 141 46>3 ......... I43 46>3- 5 . . 147·1 79 48,2-7 . . 147·1 79 48,3 ......... 146 48,10 ........ 146 49,I-4 . . 147·179 51>3 .. I43·I47·I79 54·7-55,2 .... I45 55,3-s6,4 .... I4I 6o,8 ......... 144 6I,I-IO ..... 14I 6I,I-I3 ..... 14I 61,9 ......... 143 61,11 ........ 141 62-63 ....... 143 62,I-63,12 ... 14I 63,2 ......... I41 65,I-69,25 ... I34 67-69 ....... 143 68-7I · · · · · · · I 33 72 ....... I8.I49 72-82 . . . IJ2. I3). I 34· I 37· I43·147· I 54 72,I ......... I44 n-74 ........ I8 74-75 ....... I49 74,I-I7 ..... I37 79,I-80,1 .... 137 82,1-3 . . .... 143 83-84 ... IJ2.I33 83-90 ... IJ4.139· I47 83-9I . . . IJ2.I46 83,I -90,38 .. . I40 85-90 ... 1)2.133· 136.142 86,6 . .. . .. . . .. 86 89-90 ....... I36 89,I -9 ...... I45 89,10-27 133 89,28-40 I 33 89,4I-50 133 89,51-67 133

89,60-7I .... I33 89,68-7I .... 137 89,72-79 133.I37 90,1 .... . .... 147 90,1-5 . . I3).I37 90,I-19 ..... I40 90,I-38 ..... 140 90,6-12 13).137 90, I 3-19 133.137 90,20-27 I33.137· 140.I43 90,20-40 139·147 90,28-29 70.I33· 140 I37·140 90,31 . . ....... 90 90,37 . . . . . . 3 I.Jl 91 . . . . . . IJ2.I43 9I-I05 ...... 154 91-107 ...... IJ2 9I,I-II.I8.I9 .... . .... 134.I37 9l,I l-17 .... 142 91,12-17 134.136 92 . . .. . • IJ4.IJ7 92-93 ....... 133 92-105 ...... I43 92-106 ...... !Jl 92,1 . ......... 86 93 · · · · · · · · · · IJl 93-94 ....... 133 93,1-10 134.136 94-I04 . . 134.137 94,6- !04,13 .. 137 95 .......... 133 roo,6 ......... 86 IOI,I ......... 86 102,3 ......... 86 105 . .... 134.136 ro5,28-38 ... 147 106-107 133·134· 136 Io6-Io8 ..... 133 1o6,1-10.I8-r9 ... ......... 147 raS .. ....... 133 Hen(sl) 1-2 ... . ..... 152 I-11 . . .. .... 162 1-38 ....... . 151 1,1 ..... . 158.159 1,1.10 ....... 160 1,8 .......... 159 1,9 .......... J58 2,2 .......... 15 s

3-9 ......... I62 3-23 · · · ..... I 52 5, I . . . . . . . . . . I 58 7 ............ I6 7.4 .......... q8 8-9 ......... I62 8,2 .......... I 58

8, 5 . . ........ 8,7 .......... 9 ........... 9,I .......... I0,4 .... · · · · ·

I

58

158 I62 I 59 I 59 I I . . . . . . . . . . . I8 I3-20 ....... I62 !4,I ......... I 52 !4,8-36,4 .... 154 16,3 ......... I62 I6,s ......... I 52 I8 ........... I6 I9,6 ......... I 52 I9,I7 ........ I62 20-22 ...... · I 57 20,2 ........ · I 59 20,3 .. . ...... I 52 2I-23 ....... I62 2I,3 · · · · · · · · · I 59 2I,6-22,3 .... I5l 22,5-6 ...... I 59 22,8 ......... I 59 22,II .... rp.I59 24,1-3 ...... I 59 24-27 ....... I 57 24-35 IF 24-36 ... I 58.I60 24,I-27,3 .... I 58 27,4- J2,2 .... I 58 30,8- I4 . . . . . r61 30,II-I2 I57.I6o 30,15-I6 159 30,15-18 I 59 30,I7-I8 I 59 3I,I-2 I 59 3I,I-8 159 31,3-8 I 59 3I,4-5 I 52 32,I ......... I 52 32,I-2 ...... I 59 32,2 ..... I 58.I62 JJ,I-2 .. I 52.I62 33,I-35,3 .... I 58 33,2 .. . ...... I 58 33.3 ......... I 59 J3,3 ff........ I 56 3J,3-J5 ,J I55-J56 ••••

0

••

33 ,3- 36,2 . . . I 58. 162.I6J 33,9- Io ..... I 56 J3,I I ........ 156 34,I-2 ...... 156 34,2 ......... I63 35,df........ I6 3 35,1-3 .. . .. . I 56 36-39 ....... 152 36,I ...... · · · 159 37,I · · · · · · · · · 159 38,I ......... 159 39,3-8 ...... I 52 40-67 ....... Ip 4I,I-2 ...... 159 42,5 ... ...... Ip 42,6-I3 ..... 156 42,6-H,I I54·156 44,1 ..... I57.16o 44,I-45·3 .... 156 46,I ......... I 52 47,2 ff. . . . . . . . I 56 48,6 ff. . . . . . . . I 56 49,1-2 ... . . . Ip 52,Iff.. . ..... 156 54, I ......... I 56 56,I-2 .. I59·I6o 57,2 ..... I59·I60 58,I-63,4 .... I 56 58,3 ..... IS7·I6o 59,Iff........ I 56 6o,1 ff........ q6 6I,IO ..... .. . 157 64,I - 4.6 ..... 159 6s,r-66,8 .... 156 65,2 ..... I57.161 65,4-5 ...... I 57 66,6 ......... I 57 67,I-2 ...... I 59 67,3 . . . ...... 159 68-69 .... . .. I 53 68-73 ... 154· I 55 · I6I.164 68,1-4 I 52 I6I 68, I- 5 68,I-7 159 68,5 ......... r6o 69-73 ....... 152 69,df........ I6I 69,I-2.4 . .... I6o 69,2·4-5 . . ... 159 69,5-6 . ..... I6o 69,7ff........ 16I 69,?-8 ...... I6o

Jub I Makk

2 Makk

4 Makk

PsPhilo PsSal Sap Sib

69,9- I LI3-I8 I6o 69,IO ........ I6I 69,I I ff. .... . . I6I 70,I-2 ...... I6o 70,3 . . ....... I 59 70,3.1I-12 ... I60 70,4ff........ I6I 70,4. I 3 . . . . . . I 60 70,4- I 3 ..... I6I 70,IO ........ I6o 70,I3-18.26 .. I6o 70,22 .. ...... I6I 70,23ff.... .. . I6I 7I ... .. ..... I64 7I-72 . . ..... I 59 7I,I ff .... . .. . 161 7I,12-14 .... 160 7I,I?-23 .... 160 71,20 . ....... 161 71,21 .. ...... 16o 7I,21.2J.29·33J5-J7 . . ..... 159 71,23 . . ...... 16o 71,28-72,I I . . 16I 7I,29·33-34 .. I6o 7I,J2 ........ I 59 7I,J2- 37 · · · · I 52 7I,35 ........ I60 72,1 . . ....... I6o 72,1.2.6.7..... I 59 72,6 . .. ...... I6o 72,6-7 . ..... I 52 73 · · · · · · · · · · I 52 73,1.3.5 . . .... I6o 23,29 ......... 86 2,15-26 ..... 138 2,37 .. . ....... 47 2,39-48 ..... I 38 2,42 . .. ...... IJ8 6,55-62 ..... I 38 4,9 . . . . . . . . . . I49 7 .... . .. . . ... 4I 7,2.I4. I7. I 9.31.34 ff. ...... . . .. . ... 47 I3,23-26 .... I38 9,1 ... .. ...... 47 6 . . . . . . . . . . . . I6 7 .... . . .. .... I6 I7,32 .. ....... 86 I3,IO.I2.I6 ... I25 2,336-338 .. .. I8 3 . . . I65.I66.I67. I68. I69. I 71. I 74· I76. I78.I8o

3-5 . . . . . I75-J77 3,8-45 ...... I ?I 3,46-62 . I65-173 3.63-74 ..... I77 3.75-92 ..... I65 3·155-I6I ... I67 3,q6-I61 .. 165. 169.173 3,I62-I95 .. I65. I69.I73 3·I92-I95 ... 170 3,I96-2I7 I65. 173 3,2I8-264 I65. I7J.I76 3,265-294 .. I65. I 71. I 73· I75 ·I 76 3.295-349 I65. I73 I65. I73 3,38I-387 I73 I65 3,38I-544 J,489- 544 I73 3>545-57 2 . . I65. I7J.I73·I75 3.573-6oo . . I65. I71.I75·I76 3,6oi -623 ... I65 3,624-65' ...... . .. I7J.I73·I76 3,6p .... 161.I78 3,6p-70I . . I73· I75-J76 3·652-759 I77 3,6p-8o7 I65 J,65J-656 I78 3.657-686 I78 J,689-701 I78 3,702-731 I78 3,702-795 · · I7J. I75·I76.I77 3>732-740 I78 3>74I-76I I78 3,767-772 I68 3.767-787 I74 3.767-795 I78 3.767-808 I74 3·772-780 I74 3,78I-787 I68 3.785-787 I74 3.788 ff....... I74 3,788-795 I74 3>796-807 ... I77

208

3,796-8o8 ... I74 4 ... I65.I66.167. I68. I69.I70. I 71. I 72. I74.I76.I78.I80 4,I-23 .. 166.172. I73 4.4-5·27-28.I 54I55 " " " " · 174 4>24-25 ..... I74 4,24-48 ..... 172 4>40-41.5152· I 56 ff.r62- I63. 187-I88 ... . 174 4,49-101 ... . 174 4.49-114 ... 165. 170.I73 4,115 ........ 170 4,II5-127 .. 166. 170.I75 4,II6 .... 166.I70 4,II7-II8 I70 4,II9 ........ I70 4,125-126 ... 166 4,125-I27 ... 170 4,128 ff....... I 70 4,128-151 .. 166. I70.173·176.177 4,130-I34 I70 I66 4,I30-I36 4,145-146 I74 4,152-I6o I72 I70. I76 4,161-I90 I66. I72.I7J.177 4,179-I90 .... 30 4.192ff...... . I74 5 ... I6p66.167. 168. I69. I71.172.175. I 76. I 78. I So 5,I-p ...... 173 5.3 .......... 167 5>17-18 ..... 167 5,52-92 . . . . I66. I7J.I73 5,52-433 · · · · I67 5,92-IIO .... I7I 5,93-IIO I66. I77 5,108 . . . . .... I79 5,III - I36 I66.I7J 5,I37-154 .. 166. I7J.I72.I75·177 5,I55-I59 ... I75 5>155-I78 .. I66.

I 71. I 72. I 73· I 76. I 77 5,J58 . ....... I79 5·159 ........ I75 5,179-213 . . I66. I7J.I73 5,214-227 ... I66 5,214-246 . . I7J. I 72. I 73 5,247-285 . . 166. I72.I75-J76.I77 5>256 ........ I79 p86-327 . . 166. I73 5,333- 36o ... I66 5.346-360 . . I72. I73.I76.I77 5.36I-385 .. I66. 171.172.176. I77 5.386-396 ... I72 5.397-433 . . I71. 175·I77 5,4I4 ... . .... I79 5>4I4ff... I66.I78 5,4I4-433 ... I66 5>4I8-425 ... 175 5,420-427 .... I6 5.432-433 ... 179 5.434-446 . . I72. I7J.I77 5>447-483 . . I71. I72.I76.I77 5.484·487 .... I67 5·484-510 . . I7J. 173·I75-J76 5,512-53 I · · · I77 50 .. .... I58.161 Sir TestLevi I7-I8 ... q8.I62 Visio beati Esdrae 12 . .......... 54 37-38 . ..... . . 54

Qumranschriften

CD

3,22 .......... 86 1Q22 ........ 48 IQ29 ........ 48 1Q32 ........ 70 4QEn .. . .... 143 4QEnastr .... 143 4QEnGiants . 143 4QFior . . ..... 70 4Q374-376 .. . 48 4Q385-388 29.J2 4Q387-390 48 5Q'5 ........ 70

Neues Testament Mt 2,r6 .......... 54 4>3 ........... 54 21,33-41 ..... 14 22,7 .......... 14 24,5 .... . ..... 86 25 .......... 143 Mk I, ! I . . . · · · · · · · 54 9>7 ........... 54 12,13.17 ..... !Cl 13 .......... 143 13,21 . ........ 86 13,8.!2 ....... 54 14,58 ......... 70 15,36 ......... 54 Lk 1,19 · · · · · · · · · · 93 1,26 .......... 93 17,29 ......... 54 23,30 ......... 86 2,1 ff.......... 54 Joh 7,2-53 ...... 109 Apg Röm 1,17 .......... 27 3,21 ff......... 27 5,12-21 .. . . .. r6 r Kor 15.20-28 . . . .. 17 15,25-28 ..... 89 15.52······ 54·56 2 Kor 12, r - r 2 . . . . . . 19 r Thess 4,16... . ... 54· 56 r Petr 3,19-20 ..... 149 2 Petr 2,4 . . ........ I49 2 .•••••.••••• 83 I Joh H eb 9,5 ......... .. 70 I! · · · · · · · · · · 149 4-6.I3-14.16. 135 Jud 6 ........... 149 14 .......... 132 1,3 · · · · · · · • · · · 44 Apc 1,3 · · · · · · · · · · · 44 6,I6 . . .. . . .... 86 8,ro ......... 175 9,I . .. .... . . . I75 ! I . . . . . . . . . . . 90 13,3·18 ...... 175 14,8.ro ....... 17 r6,r9 . . ....... 17 17,2 .. . ....... I7 17,1! . . ...... I75 r8 . ..... . .. . 175 r8,3 .... . . .... 17 19,15 . . ....... I7 2 I .......... 175

Außerkanonische Schriften neben dem Neuen Testament, Apostolische Väter Acta Petri 24 ........... 32 ActaThom 32 ........... I7 ApcPls(lat) 5-6 .......... r8 22 ........... r8 r. Clem8,3 ........ 27.3I 25 ........... r8 r6,4 .......... 86 Did OfPtr 14,1-3 ....... I8 Rabbinische Schriften bBB 6ob .......... 72 bSan 7oa .......... 17 9rab ...... 28.30 97b .......... 3 5 ro9a ......... r6 mPes 7,2 .......... IIO mSota 9>I4-15 ...... 63 9,I 5 . . ...... . . 99 MekhY Exod 15,1 . .. .. JO PesR 72 34 PRE 48 ........... r6 BerR 15,7 .......... 17 LevR 4>5 .... . ...... 30 SifDev § 43 ........ . . 72 Exod 24,10 .... I6 TJI ••••••••••

0

Gnostische Schriften koptisch-manichäisches Psbuch 11 1,24 ........ 86 manichäisches Psalmenbuch Frgm. 5 ............ J2 NHC Il,6 6,I27,I8-IJ7,27 ... . . . . . .. Jl Pistis Sophiae 3,126 .. .. .. . .. 17 Kirchenväter Augustinus De Civ. Dei XX, 2-J .......... 56 Ep. 199,2 ..... 27 Clemens Alex. Paedagogus 1,9 28 Paedagogus I 91,2 ....... 27·3 I Quis dives salvetur 39,2 .......... 31

Quis dives salvetur 40,2 .. . ....... 27 Ps-Clemens Recognitiones 1,)2 ... ...... 130 Cyprianus De mortalitate 17 . . .. ....... 27 Epiphanius Adv. haer. )0,30,3 . . .. ....... 27 Adv. haer. 64,70 30 Adv. haer. 64,70,417 .. .. ....... 27 Adv. haer. 64,70,517 ... . ....... 28 Eusebius Hist. Eccl. VI1,24,4-9 .... 83 Gregorius v. Nyssa Adv. Jud. III .. 27 Hieronymus Comm. adJer r8,r6 . . ....... 72 Hippolytus Amichrist 6 ff. . 86 lustinus Dialogus cum Tryphone 47 ..... 27 Lactamius Epitome 66,8 . . 86 Institutiones VII,I9,6 ..... . 86 Origenes Comm. ad Jos 17,1 .. . ....... 72 Horn. in Lucam 3 5 ......... 130 De principiis 2,3,6 . . ....... . 10 Tertullianus De carne Christi XXII1,2 ...... 28 De carne Christi XXXII,2 ..... 32

Antike Schriftsteller Homer Odyssee 4,561569 . . . . ... . . . r8 Josephus Am X§ 79 . . . . 29 Am XII ...... 36 Am XII §§ 268271 . .. ...... q8

209

Ant XII §§ 276278 . ........ I38 Ant XII §§ 379383 . ........ I38 Ant XVII §§ 254298 .......... 39 Bell li § I 4 - VII (§§ 27I-455) . 100 Bell li §§ 4 5-75 39 Bell li §§ 44I-453 ......... IOO ............. 99 Bell VI ....... 99 Bell VI §§ 29-53 .. ......... 122

Bell VI §§ 26o ff. .. .......... 70 Bell VI§§ 42of.... ......... IOI ............. 99 Philo Vit Cont 68 . . . 86 Seneca Consolatio ad Marciam 26,6 . . . . I 8o Suetonius Domitian I 8 . . 91 Tacitus Annalen II,42 . IOI Historien V,13 ro i Vergilius Ecloge 4 . . . . . I 8o

Papyri Pap. Chester Beatty I 8 5 .............. 28.p Sonstige Schriften Epistula Adsonis 109 .......... 86 Kephalaia I9I,30 . ....... 86 Ps-Kallisthenes II,28.43 . ...... 86 Ps-Methodius(syr) 3 ...... . ..... 86 Töpfer-Orakel I8b . . . ....... 86