Jahrbücher für die Deutsche Armee und Marine / Juli bis Dezember 1889 [72 - 73]

Table of contents :
Front Cover
Die politische und militärische Bedeutung des Kaukasus
Die Feldzüge des Feldmarschalls Radetzky in Oberitalien, 1848
Das neue französische Exerzier-Reglement für die Infanterie
Kavalleristische Betrachtungen
Einige Bemerkungen zu der Broschüre des Prinzen Hohenlohe
Kleine heeresgeschichtliche Mitteilungen
Die politische und militärische Bedeutung des Kaukasus
Die Feldzüge des Feldmarschalls Radetzky in Oberitalien, 1848
Das neue französische Exerzier - Reglement für die Infanterie
Zur Ausbildung der Feld-Artillerie, hier deren Aufgaben im Dienste
Die Eisenbahnen des russischen Reiches in ihrer Bedeutung für
Episoden aus dem Küstenkriege: Landungen und Einzelgefechte
Gneisenau's Verwendung als Lehrer
Kleine technische Mitteilungen
Der Einfluss der französischen Revolution auf die Kriegführung •
Die Feldzüge des Feldmarschalls Radetzky in Oberitalien, 1848
Das neue französische Exerzier - Reglement für die Infanterie
Zur Ausbildung der Feld-Artillerie, hier deren Aufgaben im Dienste
Episoden aus dem Küstenkriege: Landungen und Einzelgefechte
Umschau auf militär-technischem Gebiet
Umschau in der Militär - Litteratur:
209
222

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Jahrbücher

für die

deutsche

Armee

und

Marine.

Verantwortlich geleitet

von

E.

Schnackenburg Oberstlieutenant a. D.

ENT VAY Zweiundsiebzigster Band . BIBLIOTHEEL

Juli bis September 1889.

BERLIN. RICHARD WILHELMI

1889 .

LOAN STACK

US Mc July - Dec, 1889 EM

EN

T

•-

Inhalts - Verzeichnis .

V. Einige Bemerkungen zu der Broschüre des Prinzen Hohenlohe Die Feld -Artillerie in ihrer Unterstellung unter die General Kommandos"

3383838

Seite I. Die politische und militärische Bedeutung des Kaukasus . Von Otto Wachs II. Die Feldzüge des Feldmarschalls Radetzky in Oberitalien , 1848 • und 1849. Eine taktische Studie von Major a. D. Kunz . III. Das neue französische Exerzier-Reglement für die Infanterie IV. Kavalleristische Betrachtungen

1

18 39 54

65

VI. Episoden aus dem Küstenkriege : Landungen und Einzelgefechte 73 der Neuzeit. Von v. H. (Fortsetzung) 85 VII. Kleine heeresgeschichtliche Mitteilungen VIII. Umschau in der Militair-Litteratur: I. Ausländische Zeitschriften . 90 II. Bücher 98 107 III. Seewesen IV. Verzeichnis der bei der Redaktion eingegangenen Bücher 110 IX. Die politische und militärische Bedeutung des Kaukasus. Von . 112 Otto Wachs. ( Schlufs) . . . X. Die Feldzüge des Feldmarschalls Radetzky in Oberitalien , 1848 und 1849. Eine taktische Studie von Major a, D. Kunz. (Fortsetzung) 128 XI. Das neue französische Exerzier - Reglement für die Infanterie. . . 148 (Fortsetzung) . XII. Zur Ausbildung der Feld - Artillerie , hier deren Aufgaben im Dienste . 158 des Ersatzes der Munition im Kriege XIII. Die Eisenbahnen des russischen Reiches in ihrer Bedeutung für den Krieg und ihrer Entwickelung seit dem Krimkriege . . XIV. Episoden aus dem Küstenkriege : Landungen und Einzelgefechte der Neuzeit. Von v. H. (Fortsetzung) XV. Gneisenau's Verwendung als Lehrer .

213

184 209 222

XVI. XVII.

XVIII. XIX.

Kleine technische Mitteilungen Umschau in der Militär- Litteratur : I. Ausländische Zeitschriften II. Bücher • III. Seewesen IV. Verzeichnis der bei der Redaktion eingegangenen Bücher Der Einfluss der französischen Revolution auf die Kriegführung •

Die Feldzüge des Feldmarschalls Radetzky in Oberitalien, 1848 und 1849. Eine taktische Studie von Major a. D. Kunz . (Fortsetzung) XX. Das neue französische Exerzier - Reglement für die Infanterie (Fortsetzung) XXI. Eine französische Stimme über die Bewaffnung der Kavallerie mit Lanzen XXII. Zur Ausbildung der Feld -Artillerie, hier deren Aufgaben im Dienste des Ersatzes der Munition im Kriege. (Schlufs) XXIII. Episoden aus dem Küstenkriege : Landungen und Einzelgefechte der Neuzeit. Von v. H. ( Schlufs) XXIV. Umschau auf militär - technischem Gebiet XXV. Umschau in der Militär - Litteratur : I. Ausländische Zeitschriften II. Bücher III. Seewesen IV. Verzeichnis der bei der Redaktion eingegangenen Bücher Vier Skizzen.

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I Die

politische und militärische Bedeutung des

Kaukasus .

Von Otto Wachs.

I. Mancher Lebende wird sich noch der Teilnahme erinnern , mit. welcher Westeuropa vor einem Menschenalter den Nachrichten über den Krieg lauschte , welchen Russland zur Unterwerfung der Kaukasusvölker führte, nachdem es die beiden orientalischen Reiche , die Türkei und Persien , Kaukasiens streitig

welche sich und ihm vorher den Besitz aus dem Felde geschlagen hatte.

gemacht ,

Mochten die politischen Ansichten auch hier und da für Russlands Waffen Erfolge wünschen , die Sympathien waren bei den helden mütigen Stämmen , welche ihre heimatlichen Berge , ihre Freiheit, ihre Religion gegen die ungeheuere Übermacht der Zahl , der Be waffnung , der Taktik, der einheitlichen Leitung mit unvergleich licher Tapferkeit verteidigten. Doch endlich erlagen sie , zuerst die Lesghier 1859 im östlichen Teile des Kaukasus , in Daghestan , wo Schamyl an der Spitze der Muriditen den Glaubenskampf kämpfte ; schluchten die Tscherkessen oder Adighe , welche die westlichen Berg dann , die sich nach dem schwarzen Meere hin öffnen , be wohnen oder vielmehr bewohnten, - denn es sind ihrer nicht viele übrig geblieben , Zar Gebieter ―――― und seit 1865 ist der russische des Kaukasus und des südlich davon gelegenen Landes bis an den Arasflufs und darüber hinaus , der Transkaukasien genannten Provinz . Es sind die alten Landschaften Abchasien, Mingrelien, Georgien oder Grusien und ein grofser Teil von Armenien . Man mufs anerkennen, dafs die russische Herrschaft in diesen vielgeprüften und viel miſs handelten Landschaften Ruhe und Ordnung geschaffen hat .

Damit ist die kaukasische Frage in dem Sinne, wie sie Russland Vor Europa formuliert hatte , die Sicherung Südrusslands zwischen Jahrbücher für die Deutsche Armee und Marine , Bd. LXXII ., 1. 1

2 dem

Die politische u. militärische Bedeutung des Kaukasus. asowschen und

Kaspimeere und des

christlichen

Georgiens

gegen die räuberischen Einfälle der wilden Bergvölker, gelöst.

Aber

die Kaukasusfrage hat eine viel weiter greifende Bedeutung , als jene Formulierung ahnen läfst , und man ist sich dieser gröfseren Be deutung in Russland voll und ganz bewufst , ja , was viel mehr ist, man handelt darnach. Dies in kurzem darzulegen ist der Zweck der folgenden Zeilen. Dabei erscheint es vor allem nötig, wie kaum an einer anderen Stelle der Erde, wo sich Geschichte abspielt, sich die geographischen Verhältnisse zu vergegenwärtigen . Die Mitte und den Süden des

Landzungenstreifens ,

welcher

zwischen dem Kaspimeer und Pontus Asien mit Europa verbindet , bildet ein wunderbar schroffes , kühnes , zugleich aber auch male risches Felsgerüst , das in seiner Hauptkette die Alpen teilweise an Höhe übertrifft , mit der Andenkette rivalisiert und nur vom Himalaya überhöht wird.

Den Isthmus querend legt sich der kettenartige

Hauptgebirgsstock, mit wild zerrissenem Gefelse am kaspischen See in der Halbinsel Apscheron anhebend, in westnordwestlicher Richtung bis zum südöstlichen Teil des asowschen Meeres reichend , einer Riesenbarriere gleich , in einer Länge von etwa 1120 km - un gefähr wie die Alpenkette von Nizza bis Wien -- vor die Steppen der unteren Wolga und des unteren Don und scheidet nicht nur den europäischen vom asiatischen Erdteile , sondern auch zwei Vegetationsreiche.

Er erreicht im Elbrus die Höhe von 5583 m.

In weiten Strahlen auslaufend , besonders im Südosten in Daghestan verbreitert , heifst das Gebirge >>Tausendgipfeliche« . in dasselbe

bei

den Orientalen mit Recht das

Südlich davon liegt ein Bergmeer mit reizenden

eingeschobenen fruchtbaren Thälern ;

aus ihm

heraus

erheben sich bald grandiose Massen auf breiter Grundlage ruhend , bald als Wolkenbrecher schlanke Pfeilergestalten, und dann wieder einzelne Felsriesen , auf denen ewiger Schnee wohnt , und wo in schreckenvoller Einöde nur Eisstürze die Stille unterbrechen . Während im Norden die Gebirgswand steil geböscht und unvermittelt sowohl zum Kaspiufer wie zur Ebene abfällt, sucht und findet das südwärts vorgelagerte Bergland Verästelung mit den anatolischen und iranischen Gebirgen .

Wie die Hauptkette, das Dach des Isthmus,

sich durch scharf ausgeprägte, europäische Gebirgsplastik charakteri sierende Kammbildung auszeichnet , ähnelt der kleine Kaukasus in vorherrschender Bergflächenform der Plateaubildung Kleinasiens einerseits, wie derjenigen Kurdistans und Irans andererseits . Der allgemeine vorherrschende Typus der kaukasischen Bodenplastik ist

3

Die politische u. militärische Bedeutung des Kaukasus.

Zerrissenheit, und der Kampf mit einem Wirrsal von Bergmassen wird nirgends erspart ; dabei trennen Querthäler und Riesenquer spalten Orte , welche man mit der Hand erreichen zu können glaubt ,

zeitlich

schaffenheit

ganz ungemein .

Bei dieser topographischen Be

des kaukasischen Gebirges bildet der Kaukasus keinen

Verbindungsdanim zwischen Asien und Europa , über den Völker wanderungen unbehindert hinfluten konnten , vielmehr war er ein Völkerschlagbaum, ein Schlupfwinkel und Zufluchtsort für bedrängte Stämme, die in seinen geschützten Gauen unversehrt ihre alten Volkstypen bewahren konnten , indem sie fest an das Bodenrelief sich anklammerten. Was die Hydrographie anbetrifft , beiden

gröfsten

Binnenseen

so ist die Landenge den

der Welt

tributpflichtig.

Wir be

gnügen uns damit, den Kuban im Norden der Hauptkette, wie im Süden derselben den Rion (den Phasis der Alten) zu nennen, welche ihre Gewässer in das schwarze Meer schütten , während die Kuma, der Terek und Sulak an dem Nordabfall , die Kura

dagegen im

südlich vorgelegenen Berglande, ihr Hauptnebenflufs aber, der Aras, im armenischen Hochlande entspringen und dem Kaspimeer zu strömen. Der Tscharuk, aus Hocharmenien sich zum schwarzen Meere durchzwängend ,

kommt

als isthmischer Flufs in

nur

Betracht.

in

seinem

Landseen

unteren

Laufe

sind spärlich vor

handen , der bedeutendste , der Göktsche Dengis (blauer See) , liegt zwischen den Mittelläufen von Kura und Aras. Er ist zwei und einhalbmal so grofs wie der Bodensee. Terek,

nachdem

sie

mit

Während der Kuban und

dröhnendem Wogenschwall

aus

kalten ,

hocheingebetteten Thälern durch Felsklüftungen von überwältigendem Aufbau die fessellose Freiheit sich nach Norden erkämpft haben , Tieflandsflüsse werden , bilden die übrigen eben namhaft gemachten wie andere

minder

bedeutende

mehr

oder weniger

ausgedehnte

Becken, welche, durch Gebirge scharf begrenzt, gesonderte Terrain abschnitte darstellen und nur durch schwierige Pässe unter einander in Verbindung stehen . Diese durch topographische und hydrographische Beschaffenheit entstandene kaukasische Feste, welche fruchtbarste Thallandschaften umschliefst und unter herrlichstem Klima sich ausbreitet, bewohnen vaterlands- und freiheitsliebende , aber durch Rasse , Sprache , Sitte und Religion vielfach gesonderte Stämme , deren Zahl Legion ist , und welche nur mit Namen anzuführen schon den Rahmen dieses Aufsatzes überschreiten würde.

Nicht weniger als 70 Sprachen sind

es, die das Ohr hier vernimmt, und welche dem Kaukasus von den 1*

4

Die politische u. militärische Bedeutung des Kaukasus.

Arabern die Bezeichnung » Gebirge der Sprachen « eingetragen haben. Dafs der Rassen viele vertreten sind , ist erklärlich durch die Betrachtung des eigentlichen Hochgebirges , das wie geschaffen ist , eine Heim- und Zufluchtsstätte von verschiedensten Volkstrümmern zu bilden, die als

nördlichere Bewohner im Gegensatz stehen zu

der Bevölkerung der südlicheren Teile des Isthmus , diesem welt geschichtlichen Durchzugsland flutender und ebbender Völkerströme. An dieser Stelle sollen nach Karl Ritter die beiden Erdteile Asien und Europa ihren Namen erhalten haben . Fast unnötig ist es, über die körperliche und geistige Beanlagung wie über den Charakter der Kaukasusbewohner viele Worte zu verlieren.

Jedermann kennt die kraftvolle, schöne Bevölkerung des

Hochgebirges, wie die, welche in den Thälern , in den Kesseln lebt, und deren Blut durch die Strahlen der heifsen Sonne , welche von den rings

emporragenden

Felsen

zurückprallen ,

rasch durch

die

Adern getrieben wird und feurige Funken sprühen lässt. Die historische Entwickelung des Kaukasus ist stets eine eigenartige und in den einzelnen Kantonen selbstständige gewesen . So weit die Geschichte reicht, war nie Ein Wille der mafsgebende auf dem weiten isthmischen Territorium.

Während die südlichen

Abhänge, Georgien und Armenien , frühe im Besitz einer reichen Kultur hier entwickelte sich die Zendreligion zum Dienste des lichten Ormuzd

von

allen grofsen geschichtlichen

Bewegungen

Asiens ergriffen wurden, haben die Bewohner des eigentlichen Kau kasus sich fast stets fremder Herrschaft erwehrt; dem Eindringen höherer Kultur setzte sich die Bodenbedeckung, die Beschaffenheit der Küste und Flüsse ebenso feindselig entgegen, wie die trotzigen Bewohner die feindlich anstürmende Waffe mit entschlossener Zähig keit stets abwehrten und den Boden immer mehr mit Menschenblut tränkten. Sie bewahrten den Assyrern gegenüber ihre volle Freiheit , riefen Alexander dem Grofsen ein Halt zu und schlugen die unsterblichen Legionen des stolzen Rom, dessen Ostgrenze bis an den Kaukasus gerückt

war ;

sie

widerstanden

auch dem Helden

Mithridates und allen späteren Angriffen von Persern und Türken . Wie in früherer Zeit die Griechen mit den Persern am Kaukasus um das Übergewicht rangen, so kämpften später die Perser mit den Türken unter dem Eindrucke, dafs dem Gebieter im Kaukasus ganz Westasien zu eigen sei. Timur, der Welteroberer, konnte Dag hestans Stämme nicht

überwinden,

und

dem Bändiger

Indiens,

Nadir Schah, widerstand erfolgreich das Schwert der tapferen Les ghier.

Wie am stolzen Riff die ozeanische Brandung, so brach sich

5

Die politische u. militärische Bedeutung des Kaukasus.

machtlos der schäumende Grimm der grofsen Gewalthaber an den kaukasischen Felsenherzen. So war es früher ; heute aber , wie wir oben schon bemerkt, ist es anders. Das weite Land zwischen Pontus und Kaspisee ist nicht länger mehr ein Dorn im russischen Fufs, es ist als Provinz des

heiligen

Russland diesem dienstbar geworden und schmiegt

und fügt sich als eine der wichtigsten Gliedmafsen

dem grofsen

slavischen Nordkörper an ; bis an den Ararat vernimmt man die weithin schallenden Befehle der Stimme von der Newa. So ist das Wort des Tscherkessenhäuptlings Mansur , das er einst einem russischen General gegenüber fallen liefs : » Schaue jene Felsen ! dort ist die letzte Zufluchtsstätte unserer Freiheit ! « zur Lüge geworden, und wenn die » Weltburg « für freie Stämme auch nicht geschleift wurde, so wurde sie überwunden , freilich erst, nachdem die kaukasischen Tanzplätze des Kriegsgottes weiten Grabesraum für die Gebeine von vielen Russenheeren hergegeben hatten . Wie aber die Höhen des Kaukasus die Zuflucht der Freiheit waren, so galten sie von jeher den gesegneten Kulturländern Vorder asiens, den Ländern des Lichtes, wo Ormuzd herrschte ,

als fester

Schirm gegen die namenlosen , barbarischen , wilden , nordischen Völker, die das Nachtland durchzogen , in dem Ahriman thronte. Diese Völker durchfluteten als unbändige Nomaden seit ältester Zeit die weiten Länder von den Wüsten und Steppen Nordchinas bis tief nach Europa zur Donau herab. An den Ufern des Syr bekämpften sie die hervorragendsten Helden des Altertums, Cyrus und Alexander, Philipps Sohn, im Becken des Tarim aber chinesische Heerführer. Nicht nur

die steile Wand des Kaukasus ,

nicht die grofse

kaukasische, mit Türmen versehene Mauer bei Derbend am Kaspisee, Porta ferrea genannt , durch die zwei mächtige Thore führten , gaben für die alten asiatischen Weltmonarchien den Schutz ab gegen Norden, es war, wie oben ausgeführt, hauptsächlich die lebendige Mauer der Leiber der Kaukasusbewohner , die ungebrochen stand, trotzdem bei ihnen weder eine Einheit in der Beherrschung vorhanden noch von Einheit in den Bestrebungen und Zielen die Rede war, und ebenso abwehrend und schroff wie ihre Felsen verhielt sich die kaukasische Bevölkerung Jahrhunderte lang den slavischen nördlichen Nachbarn gegenüber.

Stolzen , einfachen Sinnes, rein in Sitten und

Gebräuchen, wild und rauh wie die umgebende Natur, der europäischen. Civilisation ebenso fremd wie ihren Lastern, reich an energischen Charakterzügen, reich aber auch an hohen Tugenden, vertrat ehedem der Kaukasier dem Moskowiter den Weg.

Die politische u. militärische Bedeutung des Kaukasus.

6

Viel Geduld ,

viel Energie , viel Sturm und Blut hat es dem

Zarenreich gekostet , Kaukasus schwebte.

bis das russische Zepter gebietend über dem Nachdem aber der Boden russisch geworden

ist, scheint es, als ob der tiefe Antagonismus zwischen dem zarischen Russland und den Söhnen der starren Berge, soweit sie, anstatt auf türkische Gebiete auszuwandern in den alten Gauen zu verbleiben vorzogen, allgemach verschwinde, und als ob das kaukasische Gebirge nicht mehr so intensiv wie früher den Occident vom Orient in geographischer und kultureller Beziehung von einander scheide. Dieser Erscheinung liegen Ursachen von dreierlei Art zu Grunde . und die Bewohner von Erstens beugt der Bekenner des Islam Daghestan wie die Tscherkessen bekannten und bekennen sich zur Lehre des Propheten ―――― geduldig das Haupt dem Verhängnis , das unabwendbar über ihn gekommen ist , während in Transkaukasien südlich des Gebirges, wo Georgien eine der ältesten Heimstätten des Christentums ist, und in Armenien , wo nahe bei der Stadt Eriwom im

Kloster Etschmiadsin

das geistliche

Haupt

der armenischen

Kirche seinen Sitz hat, der russischen Eroberung christliche Sym pathien entgegen kommen. Zum zweiten aber flutet von Norden her über die Gebirgsschranke oder rechts und links auf dem Pontus und Kaspisee, den Damm zur Seite lassend, in die südlicheren gesegneteren Landschaften eine russische Blutwelle und besiedelt entweder die durch Auswanderung von Stämmen entvölkerten Landschaften oder vermischt sich allgemach mit den Landesbewohnern und beeinflusst ihre Denkungsweise. Sollten aber diese beiden Ursachen ihre Wirkung auch versagen , so giebt es eine dritte, die ihre Schuldig keit thun und selbst in dem südlichen Transkaukasien nach und nach eine Gesinnung erzeugen wird , welche gestattet, auch diese Provinz demnächst als ein durch Homogenität der Bevölkerung mit Russland zusammenhängendes Glied zu betrachten. Für dieses letzte Mittel findet sich die Handhabe in der militärischen Beanlagung der Kaukasier, deren gleichmäfsig gut entwickelter Körper mit Nerven von Stahl und Eisen durchzogen ist, denen Mut, Ehrenhaftigkeit und Treue zu eigen, die im Schiefsen, Reiten , Klettern , Bergsteigen und Schwimmen Vorzügliches leisten und von Jugend auf mit allen ritterlichen Übungen vertraut sind . Erinnert doch der Schwertgang der Chewsuren,

den sie im Herbste 1888

dem Kaiser Alexander

vorführten, an den Schwerttanz der alten Katten.

Die ganze äussere

Erscheinung der Chewsuren ruft die Erinnerung an das Mittelalter wach.

Von hohem Wuchs ,

kräftig gebaut , muskulös ,

haben

sie

allein von allen Bergvölkern noch Panzer und Schild beibehalten ;

1

Die politische u . militärische Bedeutung des Kaukasus. ganz in Eisen gekleidet, bedecken sie den Kopf mit dem spitzen Metallhelme, Gesicht und Nacken mit dem Panzerschleier , während den Leib das

aus Eisendraht gewirkte Panzerhemd schützt ;

ihre

langen, geraden Schwerter sollen noch aus der Zeit der Kreuzzüge stammen. Durch Appell an die

kriegerischen Gepflogenheiten und den

kriegerischen Sinn der Kaukasusbewohner hat die russische Regierung nach langjähriger kluger Schonung jetzt den Hebel an dem rechten Flecke ansetzen können , indem sie durch Gesetz vom 28. Mai 1886 die allgemeine Wehrpflicht auf Cis- und Transkaukasien d. h . auf eine Bewohnerschaft von sechs Millionen und über einen Flächen raum von 472,666 Geviert- Kilometern ausdehnte.

So kann es denn

nicht fehlen, dafs aus der Einführung der allgemeinen Dienstpflicht im Kaukasus neben Verlängerung der Armeelisten ( 1887, im ersten Aushebungsjahre wurden 2400 Rekruten eingestellt) dem Staate noch der weitere Vorteil erwächst, dass sich durch die Dienstver pflichtungen und die Dienstzeit die Bevölkerung allmählich mit den Forderungen des modernen europäischen Staatslebens aussöhnt, d. h . durch Unterwerfung des Einzelnen unter das Gesamtwohl, unter das Gesetz, mehr und mehr die Vorteile der Civilisation erkennt und so für die Civilisation gewonnen wird . Es ist der wenigst zeitraubende , zugleich ein natürlicher Prozefs, die neuen Unterthanen dadurch an die Formen geregelter Verwaltung zu gewöhnen, dafs man die schon in der Familie entwickelten soldatischen Eigenschaften allgemach in der Armee formt, um sie später als kostbares Gut in das bürgerliche Leben überzuführen. Wenn irgendwo die allgemeine Dienspflicht sich als Mittel zur Volkserziehung eignet, so ist es im Kaukasus , den die Kultur überwand , um durch dieselbe Kultur ihn dann zu kräftigen.

Das Rekrutierungsgesetz selbst aber, ein wahres Meister

werk, stellt ein Spiegelbild des gegenwärtigen ethnographischen und politischen Zustandes im Kaukasus dar, indem es ebensowohl die historischen, geographischen und religiösen Besonderheiten , wie die Stammesunterschiede, die Tradition, die Gewohnheitsrechte und die Kulturstufe berücksichtigt.

Dafs aber die allgemeine Stimmung im

Kaukasus schon heute für Russland günstig ist,

dafür bietet wohl

der Empfang des Zaren im Herbste 1888 durch die Bevölkerung genug Beweise ; selbst die entlegenst wohnenden Stämme liefsen es sich nicht nehmen, der Kaiserlichen Familie auf hölzernen Schalen . eigener Arbeit die dürftigen Erzeugnisse ihrer und Salz als Huldigung darzubringen ,

Dörfer wie » Brot

8

Die politische u. militärische Bedeutung des Kaukasus. In der That kann Russland heutzutage Kaukasien als sicheren

Besitz betrachten und mit Stolz auf den Erfolg einer dreihundert Jahr lang unentwegt befolgten, zielbewufsten Politik, diplomatischer Kunst und kriegerischen Geschickes blicken , welche seinem Adler auf den stolzen Höhen einen Horst erbauten, nach denen die alten Völker ahnungs- und ehrfurchtsvoll als zu heilgen Grenzsteinen der alten Kulturwelt aufschauten , und von wo dieser zu weiterem kühnen Fluge gestärkt ansetzen kann . Denn die Besitzergreifung Cis- und Transkaukasiens ist nicht das letzte Ziel Russlands, sie ist nur eine Etappe auf dem Wege nach Süden, nach Südwesten und Südosten ,

auf

welchem

sie

eine

unvergleichliche ,

ausgedehnte

strategische Position bildet . Ehe wir dies im Einzelnen betrachten , müssen wir aber besonders darauf hinweisen, dafs, was in ver gangenen Tagen noch niemals der Fall gewesen ist, eine mächtige Hand das Zepter allgewaltig über die kaukasische Ländermasse führt. Aus den vielen natürlichen wie künstlichen von einander unabhängigen Festungen und Distrikten wurde eine einzige Hoch und Weltburg geschaffen , die auf der nördlichen und östlichen Seite sturmfrei ist, wohlbewehrt aber im Westen und Süden. stecken die

Russen

die

Mensur nach allen

fieberhastig

mit Schaufel und Kelle , um den

Zielbewusst

Seiten ab ,

arbeiten

weiten Lagerraum

mehr und mehr zu festigen, der Natur unterstützend nachzuhelfen . Man ist bereits so weit vorgeschritten , man fühlt sich so sicher, dafs man defensiven Gedanken kaum mehr Raum giebt, oder nur insofern , um

einen

feindlichen Stofs gegen Kaukasien mit einem à tempo

Stofs zu beantworten, dagegen aber um so mehr an die Offensive denkt, welche bei zukünftigen Verwickelungen vielversprechende, politische und militärische Vorteile in Aussicht stellt. Das grofse vorgeschobene kaukasische Werk sichert die linke

Kampfe des nordischen Kolosses gegen Vorderasien , gegen Süd- und Mitteleuropa, die rechte dagegen , wenn man in Mittelasien im Streite liegt, während es bei etwaigem gleichzeitigen

Flanke im

Ringen in Europa und Asien das feste Zentrum abgiebt, gleichsam das Zünglein des langen Wagebalkens , an dessen Endpunkten Konstantinopel und Afghanistan hängen, und auf dessen Strecke die detachierten Forts der Krim und Merw liegen . Die kaukasische Festung ist nach zwei Seiten , im Rücken und im Osten,

gedeckt, aber auch nach Westen und Süden bietet sie

einem Angriffe kaum Blöfsen dar ; erstens nämlich auf der Küsten linie von Kertsch bis Batum, sodann landseitig an der Front, die

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Die politische u. militärische Bedeutung des Kaukasus. von Batum zum Ararat,

wo Vorderasien an Iran stöfst,

und von

diesem Gebirgskolofs bis an den Kaspisee reicht. Bei näherer Besichtigung dieser vier Seiten ergiebt sich : dafs im Norden die Don- und Wolganiederungen nicht nur sichere An lehnung gewähren , sondern auch auf Schienen wegen, auf Land- und Stromstrafsen

kriegerische

Kraft

zuführen ,

dafs

im

Osten

die

gleichen Verhältnisse bestehen , wo der Wasserspiegel des kaspischen Meeres

auf dem

nur die

Niederungen ersetzt ,

russische

Flagge

sich

entfaltet ,

die

und durch das breite Band der Wolga mit

Innerrussland in Beziehung steht . Die beiden anderen , Seiten bedürfen einer etwas eingehenderen Betrachtung.

offenen

Was zunächst die felsgepanzerte, die ungastliche Pontusküste von Kertsch am asowschen Meere bis nach Batum betrifft, so ist sie durch die Natur schon gegen feindliche Landungen gesichert, und die wenigen Häfen an ihr sind befestigt ; es sind dies : Anapa, Noworossijsk, Gelendshik, Suchum Kaleh , Poti (die kleine Pforte zum Kaukasus) sowie

endlich Batum.

eben genannten wichtigsten,

Wir haben nur nötig,

Plätze zu

dem letzten,

beschäftigen und

mit

Batum,

uns mit zweien der beginnen

das der

1878 moskowitischer Hand übermachte.

mit

dem

Berliner Kongrefs

Dieser Punkt beansprucht

ein längeres Verweilen für jeden, der geschärften Auges der Ent wickelung der orientalischen Dinge im Osten des schwarzen Meeres folgt. Wenn

Batum

Vorzüglichen

früher für die

türkischen Expeditionen

Stütz- und Ausgangspunkt

nach

einen

dem Inneren von

Circassien und den Landschaften südlich der Kaukasuskette abgab, die Achillesferse in dem russischen Fufs bedeutete, dann wurde durch Überlieferung

desselben

fallspforte geschlossen, zu Armenien

an Russland nicht nur diese Ein

sondern mit ihm geradezu das Hauptthor

gewonnen ,

und

dadurch

eine neue Ära

russischer

Macht und russischen Gedeihens eingeleitet ; denn Batum giebt das Gesetz für den weiten Abschnitt im südöstlichen Winkel des Pontus, in welchem von der Linie Batum , Ardahan,

Kars aus die

wichtigen Hochstrafsen von Konstantinopel nach Persien strategisch flankiert werden. Batum d . i. »tiefer Hafen > S. M. l'Empereur de Russie, déclare, que son intention est d'ériger Batoum en port franc essentiellement commercial« , hätte man ein solches Vorgehen erwarten müssen .

11

Die politische u. militärische Bedeutung des Kaukasus. Der Hafen,

um mit der Meeresseite zu beginnen, wird durch

zwei wahrhaft gigantische Werke unter Kreuzfeuer gehalten .

Das

mächtige Burum Tabia liegt im Westen der Einfahrt, Bazarchane im Osten derselben . Ersterem möchten wir eher den Charakter einer Festung als

den

eines Werkes

zuerkennen ; über einen Kilometer

lang finden in seinen kasemattierten Räumen die Mannschaften eines ganzen Infanterie- Regimentes bequem Unterkunft neben dem zahl reichen Bedienungspersonal für die mächtigen Feuerschlünde ;

die

Erbauung von Burum Tabia kostete den Türken gegen vier Millionen Mark. Bazarchane steht an Bedeutung und Umfang dem eben beschriebenenen Werke kaum nach. Ferner berichtete vor einiger Zeit der in Tiflis erscheinende » Kawkaz« von der Errichtung zweier mächtiger Batterien, die eine im Mittelpunkt der Stadt, die andere unweit des grofsen Petroleumdepots. Bei dieser Gelegenheit brachte er auch als Notiz die Meldung, dafs an der meerseitigen Mündung eines der längsten Tunnels im Kaukasus , 44 km nordöstlich von Batum , Schutze desselben starkkalibriges Festungsgeschütz etabliert worden sei.

Nächst der Sicherung von Hafen und Stadt

gipfelt die russische Thätigkeit in der Erbauung des sogenannten >Artillerie - Viertels «< , eines neuen durch die Höhen von Kakhabéri wie die Ausläufer der Pèranqui-Kette geschützten Stadtteiles ,

der

durch seine Kasernen , Munitions- und Waffenniederlagen , Proviant magazine u. s. w. nur militärischen Zwecken dienstbar ist, und Batum an der Grenze des Reiches zu einem Depotplatz ersten Ranges erhebt. Indes scheinen die glücklichen Besitzer Batums sich mit der fortifikatorischen Sicherung des Platzes, der Erweiterung und Verbesserung des Hafens (für welche Arbeiten allein 3 Millio nen Rubel

ausgeworfen

sind)

noch

nicht

begnügen

zu

wollen ,

da sie beabsichtigen, den 1/2 km südwestlich der Stadt befindlichen , 2½ Geviertkm umfassenden tiefen Landsee durch einen Kanal mit der Stadt zu verbinden und an demselben Docks für grofse Schiffe zu errichten . Durch diese militärischerseits ergriffenen Mafsnahmen hat der süd östliche Pontushafen jedoch durchaus keine Einbufse in seiner handels politischen Bedeutung erlitten, er wird vielmehr immer mehr ein kommerzielles Emporium , dafs Batum

wozu sachgemäfs der Umstand beiträgt ,

Hauptkopfstation der den Isthmus

querenden trans

kaukasischen Bahn geworden ist und so das wichtigste Thor be deutet, durch welches europäische Güter nach dem östlichen Klein asien, dem persischen Reiche und umgekehrt, wie einst in erhöhtem Mafse im Altertume,

hin

und her fluten.

Je

mehr Hülfs- und

12

Die politische u. militärische Bedeutung des Kaukasus.

Nährquellen aber Batum entspringen oder ihm zufliefsen, - dieses Moment übersehe man nicht, ―――――― um so stärker wird das Fundament der Festungswerke . Seit der Eröffnung der Bahn hat Batum auch für das Rion - Becken eine früher nicht geahnte Bedeutung erlangt.

In dem

festen See- und Landplatz ,

wo ein russisches

Schlachtengeschwader eine sichere Bereitschaft- und Lauerstellung nehmen kann , und von wo Kreuzer jeden Augenblick ausgesandt werden können , nebenbei auch eine Torpedoabteilung stationiert ist, findet

die Verteidigung

End- aber auch ihren

der westkaukasischen Küste ihren linken Hauptstützpunkt.

Welche Hülfsmittel

der

Flotte hier geboten werden, geht aufser oben schon Gesagtem aus dem weiteren Umstande hervor, dafs Batum in seinen Ölbehältern nicht nur zwanzig Millionen Gallonen (à 4 Liter) als Heizmaterial für die Dampfer bereit hält, sondern auch dadurch noch eine Ver sorgung mit Kohlen sicher stellt, dafs ein Schienenstrang heute die Festung mit den nahegelegenen Kohlenminen verbindet. Wenn Batum die erste Stelle an der Südwestküste des Isthmus behauptet, so beansprucht das drei Grad nördlicher gelegene Noworos sijsk ( d . h . » Neurussland « ) fast denselben Rang im Nordwesten .

Sein

Hafen , wo in grofsartiger Gebirgskammer das Meer ruht, ist wunder bar günstig von der Natur ausgestattet, mifst 15 km im Umfange , wird durch starke Werke an der Mündung bei Sudschuk Kaleh fest geschlossen und geht einer grofsen militär-maritimen Zukunft entgegen . Die im Herbste 1888 eröffnete Bahn Wladikawkas - Stawropol Noworossijsk durchstreicht das grofse Petroleumgebiet am Kuban , von dessen Zentrum eine Röhrenleitung das Brennmaterial bis nach Noworossijsk führt, und

bringt den Ort mit den innerrussischen

Hilfsmitteln landseitig in Verbindung . In dem geschützten Hafen pumpen die russischen Kriegsfahrzeuge aus den Petroleum-Reservoirs ihr Heizmaterial an Bord . starken

Seit dem Jahre 1885 , in welchem zur bei Noworossijsk von der

Anlegung

eines

russischen

Regierung 24 Millionen Rubel verwilligt wurden ,

angestrengt gearbeitet.

Kriegshafens

wird

Die Bedeutung dieses russischen Stützpunktes

liegt einmal in der ihm von der Natur verliehenen Gunst und dann in dem

Umstande ,

dafs

er in der

nautisch -strategischen

zwischen Batum und Sebastopol sich befindet.

Mitte.

Endlich nennen wir

das auf der Entfernung von Noworossijsk nach Batum gelegene , oben schon angeführte Suchum Kaleh deshalb hier noch einmal , weil es den Mittelpunkt für die 1886 errichtete kaukasische sogenannte Ruderflottille abgiebt , welcher neben der Pontusflotte die Verteidigung der Küste überantwortet ist. Diese Flottille, dem General- Gouverneur

Die politische u. militärische Bedeutung des Kaukasus.

13

des Kaukasus unterstellt, besteht aus kleinen seetüchtigen Fahrzeugen , welche von Marine-Offizieren kommandiert und mit wagehalsigen kaukasischen Matrosen bemannt sind. Wir finden sonach an dem kaukasischen Pontussaume drei Örtlichkeiten von hoher und höchster militärischer Bedeutung, wo ran sich flankierend westlich die russische erzgepanzerte Küstenlinie, die von Kertsch bis an die Kilia-Mündung der Donau reicht, an schliefst. Aus diesem Strandsaume tritt zunächst eine vorgestreckte Felsenhand heraus, die jeden Augenblick bereit ist, in die wankenden Geschicke des Orients gewaltsam einzugreifen.

Es ist die Krim, der

Schrittstein zu Konstantinopel, mit der stolzen Pontusfeste Sebastopol, wo die alten durch die Westmächte zerstörten Granitdocks wieder hergestellt

sind,

und wo die neuerstandene russische Flotte nicht

nur Schutz und Lebensmark findet, sondern auch auf den vortrefflichen Hafen basiert die Bewegungen feindlicher Geschwader gegen die kaukasische Küste kreuzen kann . Erleichtert wird ihr dies werden durch den im Juni 1888 in gröfster Stille

begonnenen Kanal von

Perekop, der bald vollendet sein wird, da

die zu durchstechende

Landenge nur 15 km breit ist , und keine Terrainschwierigkeiten zu überwinden sind. Durch diesen Kanal , der für grofse Schiffe passierbar werden soll , wird die Entfernung zwischen Odessa und dem asowschen Meere um 210 km gekürzt , und ist die Verbindung des nördlich der Linie Kilia - Mündung bis Balaklawa gelegenen Teiles des Pontus mit dem asowschen Meere und den kaukasischen Küstenlandschaften eine feindlicherseits fast nicht zu unterbrechende. Weiter erhebt sich unfern der Bug-Mündung Nikolajew, die Brut stätte russischer Flottenmacht , das eigene Kraft mit hinterliegender vereinigt, wie endlich das wichtige Odessa, die Königin des schwarzen Meeres, Russlands südlichste Hauptstadt . neuere Nachrichten melden , als wird, lassen wir dahingestellt.

Ob wirklich Nikolajew, wie

Kriegshafen

aufgegeben

werden

Demnach umspannt Russland heute mehr als die Hälfte der Um fassung des schwarzen Meeres und gebietet aufser den eben genannten, gesicherten und selbstständigen Operationsbasen für die Kriegsflotte, denen die Türkei keine ähnliche entgegensetzen kann, über eine vierte neu geschaffene, die von Batum . So bereitet Russland alles sorgsamst vor, sich in den Besitz des Pontus , dessen Wellenschlag keinen Still stand duldet, zu setzen, und den letzten Sprung auf Konstantinopel zu thun. Dies alles um so mehr, als es für die nordische Macht kein Geheimnis sein kann, welcher Gefahr sie im schwarzen Meere durch eine überlegene Flotte ausgesetzt ist , die an den weithin gestreckten

14

Die politische u. militärische Bedeutung des Kaukasus.

Küsten mit Landungen drohen und auf diese Weise starke russische Kräfte zu verankern vermag . Zudem streichen über der Pontus Fläche wichtige Etappenlinien hin , welche auch im Winter durch Naturgewalten nicht unterbrochen oder gehemmt werden , wohl aber feindlicherseits zu unterbinden sind. Unter ersteren haben aber die Landverbindungen mit Transkaukasien zu leiden, so dafs sich hier, der Regel entgegen Winter, Schnee und Eis, ―――― diese sonst so treuen moskowitischen Verbündeten , ――――― in Feinde verwandeln. Wir wenden uns der Front im Süden zu , wo wir in dem

unteren Thal des Tscharuk, dieses tiefeingebetteten reifsenden Ge birgsflusses , welcher das armenische Hochland von dem pontischem Gebirge scheidet, ansetzen . Sein letzter Lauf und seine Mündung , die nur sechs Kilometer südwestlich von dem festen Batum liegt, werden von diesem beherrscht, wodurch Russland ein wichtiges Thor nach Armenien sich öffnet. An den Tscharuk schliefst sich die fest geschlossene Mauer eines Alpengebirges mit nur schwer zu passieren den, aber leicht zu verteidigenden Stegen an, und an diese Mauer lehnt sich wiederum das Schaganlug- Gebirge, welches das Plateau von Kars von dem Plateau scheidet, auf dem das türkische Erzerum sich erhebt. Dann folgen unwegsame hohe Gebirgsstöcke zwischen den Thälern des oberen Aras und des östlichen Euphrat. So ist es wildes , ödes Gebirgsland, das als ausgezeichnete Verteidigungs zone sich zwischen Transkaukasien und türkisch Armenien auftürmt. Nur im östlichen Teile dieser Grenze vermitteln bequemere Gebirgs wege die Verbindung von dem Gouvernement Eriwan aus nach Bajasid . Gegen Persien endlich bildet im grofsen Ganzen der Mittellauf des Aras die Grenze ; hier sind die Schwierigkeiten der Verbindung geringer als im Westen. Eine Linie von Batum über Ardahan nach Kars, dieser auf dunklem ,

zerklüftetem 2000 m hohen Basaltfelsen sich erhebenden

natürlichen Burg, bezeichnet zugleich die verwundbarste Region der Durch den Umstand nun, dafs es dem kleinasiatischen Türkei. russischen Aar gelungen ist, seine Krallen an den drei oben genannten Orten, wo Kleinasien am kaukasischen Isthmus wurzelt, einzuschlagen ,

hat

Russland

eine

bevorzugte ,

strategisch

feste

Stellung sich gesichert. So umschlingt ein eisernes, felsiges Band im Süden den fest eingedeckten, kaukasischen Mittelbau und schmiegt sich zugleich den tiefblauen meeresweiten, bewehrten Seiten nach rechts und links an. Es breitet sich nach Mittag hin die lichtdurchflutete, sonnendurch strahlte Länderzone verheifsungsvoll vor dem russischen Blicke aus.

Die politische u. militärische Bedeutung des Kaukasus.

15

Nach der Untersuchung des Glacis der kaukasischen Riesen burg, nach Einsichtnahme in ihre trockenen und nassen Gräben gehen wir zur strategischen Würdigung der südlichen russischen Akropolis selbst über. Von ihr kann man sagen , daſs, wenn die bekannte strategische These, Russland sei auf dem eigenen Boden unbesieglich , heute anfechtbar ist, diese These hier volle Gültigkeit beansprucht. Die geographische und statistische Lage, die Be schaffenheit und die denkbar günstigsten klimatischen Verhältnisse stützen sie. Geographisch ist der Kaukasus da aufgebaut und als einende Schwelle dort hingelegt, wo zwei Welten sich verwachsen, und von wo aus eine eiserne Faust beide weithin zu beherrschen vermag , statistisch und militärisch aber so postiert, dafs ihm heute von Die Bodenbedeckung stempelt keiner Grofsmacht Gefahr droht. ihn zu einer Naturfeste,

wie

sie

stärker nicht gedacht

werden

kann, während die Land- und Meeresbildungen auf den beiden gegen die nicht russische Welt gekehrten Süd- und Westseiten eine leicht zu verteidigende, in Terrassen abgestaffelte Front und eine starre Sollte es aber dessenungeachtet abwehrende Küstenlinie bieten . einem Feinde gelungen sein, in den Aufsen wall Bresche zu legen , so hat er mit diesem Erfolge allein noch nichts gewonnen ; denn in der Feste

innerhalb der Umgürtung häufen

sich natürliche Ab

schnitte, die einer dauernden Besitznahme die gröfsten Schwierig keiten bereiten ; nachhaltigen ,

wo auch wäre

aufreibenden ,

ein günstigeres Terrain für den

kleinen

Meter Boden streitig macht,

als

Krieg die

zu

Klüfte

finden , und

der

jeden

Risse in den

schroffen Felswänden, als die kaum irgendwo sonst in dieser Ab wechselung auftretenden bizarren Formen der Gipfel, die auf Zacken oder Säulen aufgesetzt sind, als ein solches Terrain sagen wir, verteidigt der Welt?

durch eine der tapfersten ,

gestähltesten

Armeen

Aber die eben aufgeführten natürlichen Schwierigkeiten sind es nicht allein , welche dem Feinde entgegentreten, es gesellen sich die künstlichen Bereitungen dazu , welche man dem Gegner überall in den Weg wirft.

Denn die Russen haben wahrlich den Kaukasus nicht gangbar und wegsam ――― so weit solches überhaupt möglich ist - gemacht, um etwa einem eingedrungenen Feinde das Fort

kommen zu erleichtern , wohl aber , um ihm

an allen

strategisch

and taktisch wichtigen Punkten in überlegener Zahl begegnen zu können . Dazu dient vornehmlich das neuzeitliche Kampfmittel der Eisenbahn . So führen, um im Norden zu beginnen , eiserne

16

Die politische u. militärische Bedeutung des Kaukasus.

Schienen aus dem Inneren des slavischen Ostreiches nach Rostow und vereinigen sich hier zu der grofsen strategischen Schlagader Rostow-Wladikawkas, aus welcher sich bei Stawropol ein wichtiger Nerv nach Noworossijsk abzweigt . Wenn aber erst die Schiene von Wladikawkas über Petrowsk am Kaspisee nach Baku vorge schoben sein wird,

dann verfügt das Zarenreich über

einen cis

kaukasischen Eisenweg von einem Meere zum anderen, wie einen solchen im Süden der Gebirgskette die Bahn Batum (Poti)-Tiflis Baku darstellt. Dieser letztere strategisch so wichtige Schienen strang ist nach Beschlufs der russischen Regierung im April 1889 vom Staate übernommen worden. Von den Eisenbahnen gehen wir zu den Strafsen über, deren Bau naturgemäſs eine Unsumme von Geld verschlungen und groſse Anstrengungen verursacht hat , da zwischen Cis- und Transkaukasien nur ein durch die Natur selbst gebautes Thor in der niederen. Senkung bei Derbend unmittelbar an dem westlichen Ufer des Kaspisees sich öffnet. Auf Derbend deutend sagte einst der Prophet : >> Das ist das Thor zu allen Städten. > Die neuen Waffen seien nur gefährlich , wenn man ihnen fern bleibe, « so geschah dies , um den ersteren rücksichtsloses Drauf gehen bis auf Entfernungen zu

empfehlen , wo die Nachteile der

schlechteren Bewaffnung thatsächlich wieder ausgeglichen wurden. Die mit dieser Taktik erzielten Erfolge gaben aber den Anlafs, das

Bajonett nunmehr

französischen Infanterie , über Gebühr zu preisen .

als die

»fürchterliche Waffe

das unfehlbare Geheimmittel des

der Sieges

Dennoch fehlen die Beweise , dafs der

Bajonettangriff im Jahre 1859 öfter als in früheren Kriegen zum Kampf von Mann zu Mann geführt habe.

Thatsache ist es vielmehr,

dafs die Franzosen keineswegs in geringerem Grade vom Feuer gefechte Gebrauch gemacht haben als ihre damaligen Gegner. Ganze Compagnien und Bataillone wurden in Schützenlinien auf kannte (Napoléon schrieb dem Prinzen Eugen Beauharnais : „ Il ne suffit pas, que le soldat tire, il faut qu'il tire bien .) ; endlich im Jahre 1831 erschienen die bis 1869 in Gültigkeit gebliebenen „ Ordonnances sur les manoeuvres de l'infanterie. “

für die Infanterie.

41

gelöst, deren Feuer den österreichischen Kolonnen sehr empfindliche Verluste bereitete ; dafs diese Fechtweise , welche die taktischen Verbände bis zu völliger Auflösung lockerte ,

einem besser

geschulten Feinde gegenüber höchst bedenklich sein werde , verhehlte sich die französische Heeresleitung nicht. Nachdem dann die Ereignisse des Jahres 1866 dem mafslosen , auch auf die österreichische Infanterie übergegangenen Bajonett- Kultus ein Ende gemacht hatten , glaubte man in Frankreich, auch aus Gründen nationaler Eigenliebe, die preussischen Waffenerfolge vornehmlich auf Rechnung der Wirkung des Hinterladers setzen und die taktischen Vor schriften dementsprechend ändern zu sollen . Das Exerzier Reglement, mit welchem die französische Infanterie im Jahre 1870 in den Kampf ging ,

erschien am 16. Mai 1869.

insofern einen Fortschritt, als

Reglement noch vorhandenen Resten aufräumte ;

doch liefs es

der

alten

einer veralteten Lineartaktik

bezüglich der Führung des zerstreuten

Gefechts noch viel zu wünschen die Annahme

Es bedeutete

es in der That mit den im

übrig.

Vor Allem verbot sich

Compagnie - Kolonnentaktik

bei

den

geringen

Kopfstärken der in 6 (bis 1859 sogar 8) Compagnien gegliederten 800 Mann starken Bataillone von selbst. >Das französische Reglement von 1869, «

sagt das Werk des

preufsischen Generalstabes , » lehnte sich , vollständig mit den bisher üblichen Gefechtsformen brechend, in auffallender Weise an das preufsische an ; aber es wufste den Geist desselben nicht in sich aufzunehmen. Die sorgfältige Detailausbildung wurde ignoriert , höchstens etwas mehr Wert auf das Schiefsen gelegt , dieses aber immer noch sehr summarisch betrieben. Jenes Bindemittel der preussischen Disziplin , welches in der eingehenden Beschäftigung des Vorgesetzten mit dem gemeinen Mann , in der straffen Ausbildung jedes ,

auch des unbedeutendsten

sicheren

Gewohnheit

macht

und

Dienstes besteht, ohne

Strafregister

Disziplin erreichen läfst , wurde in seinem Werte kannt. behalf

Gehorsam zur eine

hohe

vollständig ver

Das Unzulängliche der bestehenden Vorschriften erkennend , man sich bei ausbrechendem Kriege durch ergänzende

Instruktionen ( > Instructions tactiques pour l'armée du Rhin ; « vergl. » Jahrbücher für die Deutsche Armee und Marine 1874 Nr. 37), « welche in vielen Beziehungen die gewohnte Offensiv -Taktik, zumal die gerühmte Vorzüglichkeit

> furia francese Bericht an den Kriegsminister adjudant . Der hiernach den Hauptleuten verbleibende Wirkungs kreis, innerhalb dessen sie selbstständig handeln durften , erscheint sonach als ein sehr beschränkter. Beim Bataillons- Exerzieren be wahrten die Compagnien freilich ihre Selbstständigkeit, während sie ebedem schlechtweg als » peloton « fungierten . Auf die Einzelaus bildung bildung

wurde zwar erhöhter Wert gelegt, doch konnte die Aus für das zerstreute Gefecht die der früheren Tirailleur

Instruktion, (mit ihren genau inne zu haltenden Zwischenräumen , ihren Schwenkungen auf Kommando u. s. w. ) anklebende Schwer fälligkeit noch immer nicht verläugnen .

Grundgefechtsstellung der Compagnie wurde die Compagnie - Kolonne. - Als Be denken erregend, bezüglich der erforderlichen Initiative der unteren Führer-Chargen , wird man auch die bis in die geringsten Einzelheiten gehenden, mit Beispielen belegten Vorschriften für den Kampf um Örtlichkeiten ,

sowie

gegen Kavallerie und

Artillerie ,

bezeichnen

Das neue französische Exerzier-Reglement

44 müssen .

Die

hierin

sich

wiederum

kundgebende

Neigung

zum

Schematisieren mochte vielleicht in der eigenartigen Zusammensetzung des französischen Offizier-Corps, dessen einer Teil jeglicher kriegs wissenschaftlicher Bildung entbehrte , Erklärung und Begründung finden. - Trotz mancher Mängel wird man nicht umhin können , das Reglement von 1875 als einen bedeutenden Fortschritt zu bezeichnen. ――――――― Neun Jahre blieb dasselbe in Kraft ; an seine Stelle trat das Règlement du 29 juillet 1884 sur l'exercice et les manoeuvres de l'infanterie« . Dasselbe änderte an den Grund lagen des vorigen nur wenig ;

es erscheint als eine in mehreren

Beziehungen verbesserte Auflage desselben und bezweckte , einer strafferen Feuerdisziplin ,

mehr Zusammenhang und Nachdruck zu geben. Gefechtszweck « ,

sagt dasselbe,

Verluste beizubringen, es wolle,

nächst

den Angriffsbewegungen » Der wahre

» sei , dem Gegner möglichst grofse

den

feindlichen Wiederstand, es koste was ―――――― zu brechen, den Erfolg zu sichern. Eine tapfere, gut

geführte Infanterie wird im heftigsten Feuer vorgehen können , selbst gegen gut verteidigte Schützengräben, und sich ihrer bemächtigen « . An

die

Stelle

der

bisher

wichtigsten

Gefechtsformation ,

der

Compagnie-Kolonne, trat eine neue, die Peloton - Kolonnenlinie (ligne de colonnes de peloton) , welche die Compagnie in zwei kleine, mit Abstand von Zugbreite neben einander stehende Kolonnen teilte ; man versprach sich von dieser neuen Formation eine leichtere Leitung

im Feuer

bei

geringeren

wurde im Gefecht Gemeinsamkeit

Verlusten . des

Den

Handelns

Compagnien (la

solidarité

entre les compagnies) » unter Verpfändung der militärischen Ehre ihrer Führer zur höchsten Pflicht gemacht. - Die Vorliebe der Franzosen

für

das

neuen Ausdruck

» Schema«

in dem

fand in diesem Reglement einen

Schlufskapitel :

» Allgemeine

Grundsätze

für die Gefechtsübungen des Regiments und der stärkeren (taktischen) Einheiten . In demselben wird der Verlauf des Gefechts einer allein fechtenden Division mit allen Einzelheiten geschildert und diesem Gefechtsbilde bemerken,

folglich die

reglementarische Weihe gegeben .

Wir

dafs im Gegensatze zu der französischer Seits beliebten

Einführung eines Normal - Angriffes , die deutsche Heeresleitung an dem Grundsatze fest gehalten hat, der wechselvolle und lang wierige Charakter des Infanterie- Gefechtes der Gegenwart gestatte solche, abgesehen vom Ansetzen der Truppen zum Gefecht, nicht ; die richtige Form und Norm zu finden überläfst sie von Fall zu Fall der späteren

Kampfesleitung ,

deren Schwerpunkt in der

richtigen Verwendung der Reserven liegt.

für die Infanterie.

45

Den denkbar schärfsten Ausdruck fand die beregte Vorliebe für das Schema, bei gleichzeitiger, bis auf die äufserste Spitze getriebener Betonung der Bedeutung der Offensive , in der zu Jahres 1887

erschienenen

»Instruktion

Anfang des

pour le combat « ,

deren Urheber der damalige Kriegsminister Boulanger gilt.

als

» Die

Offensive allein « , sagen die einleitenden Sätze, » verbürgt ent scheidenden Erfolg ; dieser Grundsatz mufs als die Grundlage der militärischen Erziehung, sowie als leitender Gedanke aller Übungen und Manöver betrachtet werden « . - Gesteigerte Befähigung der Infanterie für das Angriffsgefecht ; Erhöhung der Feuerwirkung durch . verkleinerte Gefechtsfronten und folglich dichtere Feuerlinien ; dem Gange

des Gefechts

Unterstützungtrupps

ist

durch geschlossene

und Reserven

Aufstellung der

ein beschleunigter

und

ent

schiedener Charakter zu geben ; scharfe Trennung der für die Vor bereitung und Einleitung des Gefechts bestimmten Truppe (troupe de préparation) von der für den Entscheidungsakt bestimmten (troupe de choc) ; reglementarische Ordnung des » Sturmangriffs «< . ―――― Das bezeichnet diese Vorschrift als die ihr gesteckten Ziele . sichtslose ,

einseitige

Pflege

einer Kampfesform ,

der

Rück Offensive

(als Geheimmittel des Sieges) ; schematische, auf Tritt und Schritt geregelte Thätigkeit jedes Zuges im Bataillons-Verbande ; bis zum Übermals verringerte Frontbreiten , Einbruch

in die feindliche

(das Bataillon bildete vor dem

Stellung

eine einzige dicht gedrängte

Feuerlinie, drei Gewehre auf den laufenden Meter der Front), mässige Feuervorbeitung,

Geringschätzung

Dies sind unseres Erachtens Merkmale jener Vorschrift. Instruction pour le combat« , ferner des Magazin- Gewehrs M. 1884/85, einer neuen Bearbeitung, deren Ergebnis ein Neuabdruck, betitelt als >>Edition refondue et mise à jour , « vom Mai des Jahres 1887 ist . Aber bereits bei den Herbstmanövern desselben Jahres

46

Das neue französische Exerzier-Reglement

traten die Mängel der neuen Gefechtsvorschrift in so offenkundiger Weise zu Tage, dafs man sich an leitender Stelle veranlafst sah , im Frühjahr

1888

abermals

die

bessernde

Hand

anzulegen.

Das

» Règlement sur les exercices et les manoeuvres de l'infan terie , mis en essai par dècision ministerielle du 3 mai 1888 , wurde vorsichtiger Weise als ein » provisorisches > peloton> Soldaten der ersten Klasse « (Gefreiten) so viel als möglich gleichmässig auf alle Korporalschaften

verteilt werden und im ersten Gliede stehen .

Der Rottenabstand beträgt 15 , der Gliederabstand 50 cm (nach dem deutschen Reglement beträgt derselbe von Rücken zu Brust 0,64 m), selbiger wird auf Märschen bis auf 80 cm erweitert. - Neu ist die Vorschrift,

dafs beim Exerzieren in geschlossener Ordnung die

Unterabteilungen nach ihrem jeweiligen Platze in der Linie oder Kolonne numeriert werden, hingegen bei allen Gefechtsübungen die ihnen laut Grundstellung gebührende Nummer behalten. Wenn das Regiment mehr als 2 Bataillone hat, so hefindet sich die Fahne beim 2. , sonst beim 1. Bataillon ; bei den übrigen Bataillonen tritt an die Stelle der Fahne (drapeau) ein Exerzier Fähnchen (fanion ).

Die Fahnenwache (garde du drapeau) besteht

aus einem Unteroffizier und 4 ausgesuchten Soldaten erster Klasse . Die »fanions« haben eine solche nicht. Artikel III (Instruction) beschäftigt sich mit den Pflichten , Befugnissen und der Verantwortlichkeit der verschiedenen Grade . Der Oberst ist für die gesamte Ausbildung seines Regimentes ver antwortlich . Der Oberstlieutenant unterstützt den Oberst in der Überwachung der theoretischen und praktischen Ausbildung ; auch soll derselbe von Zeit zu Zeit sämtliche Offiziere zu Vorträgen oder aber zur Instruktion im Gelände versammeln, um die einheitliche Ausbildung zu fördern und in den Offizieren den Geschmack an Thätigkeit (le goût du travail) zu entwickeln .

Eine Neuerung ist

die sehr zweckmäfsige Bestimmung, dafs die Offiziere mit den Grund zügen der Reglements der anderen Waffen bekannt gemacht werden sollen .

Von nicht minderer Wichtigkeit ist es, dafs der Bataillons

Kommandeur den Hauptleuten bis zum Beginn des Bataillons Exerzierens völlig freie Hand bezüglich der Ausbildung ihrer Compagnie

für die Infanterie.

lassen soll.

49

Der Hauptmann allein ist für dieselbe verantwortlich ;

die Ausbildung der Unteroffiziere, Korporale und Korporalschafts anwärter (élèves- caporaux) , bisher Aufgabe des Regiments- Adjutanten , ist ebenfalls seine Sache, desgleichen die Rekruten-Ausbildung . Der Regiments-Adjutant (adjudant- major) steht zu ausschliefslicher Ver fügung des Oberst für alle besonderen Dienstzweige,

wie Schiefs übungen, Unterricht in den Regimentsschulen u. s. w. - Die den Hauptleuten gewährte Selbstständigkeit bedeutet unserer Ansicht nach eine der namhaftesten Verbesserungen des neuen Reglements.

Titre II . École du soldat. In diesem

Abschnitt ist besonders auffällig der Wegfall der

vormaligen » Halbzugsschule « ( École de demi- section) : die französischen Fachblätter nehmen von dieser Neuerung mit besonderer Befriedigung Kenntnis,

zumal die Compagnie auf Friedensstärke die Einteilung in Halbzüge nicht kennt . - Die » Ecole du soldat« begreift in sich

zwei Teile :

1. Die

Einzelausbildung

und Ausbildung in der

Gruppe

2. die gruppen weise Ausbildung

(Instruction individuelle)

(instruction in

de

l'escouade),

zerstreuter Ordnung

und im Gelände (instruction de l'escouade , en ordre dispersé « und >en terrains variés « ) . - Befremdend , nach unseren Anschauungen, ist die Vorschrift des

wörtlichen Auswendiglernens des Exerzier

Reglements : » Le texte de l'école du soldat en gros caraktères doit être appris littéralement. Auf gründliche Einzelausbildung des Mannes wird erhöhter Wert gelegt . ―― Schrittlänge und Zeitmafs des gewöhnlichen Schrittes (pas-accéléré) betragen wie bisher 75 cm, beziehungsweise 120 Schritte in der Minute (Zeitmafs des deutschen Sturmschrittes ! ) ; Laufschritt (pas gymnastique) hat eine Schrittlänge von 80 cm und in der Regel ein Zeitmals von 170 in der Minute, welches bis zu 180 gesteigert werden kann ; eine unseres Erachtens bei feldmarsch mäfsiger Ausrüstung übertriebene , in Wirklichkeit nicht zu er zielende Leistung. Den Leuten wird empfohlen , beim Laufschritt durch die Nase mit geschlossenem Munde zu atmen . Für den Reiseschritt

(pas de route) ist ein Zeitmafs nicht vorgeschrieben ; man rechnet auf den Kilometer 12 , bei einmarschierten Truppen 11 Minuten. Der Sturmschritt (pas de charge) hat ein Zeitmaſs von 140 in der Minute, welches nach Umständen »bis zur gröfst möglichen Schnelligkeit gesteigert werden kann . Jahrbücher für die Deutsche Armee und Marine, Bd . LXXII, 1 .

4

Das neue französische Exerzier-Reglement

50

Das

Kapitel

>> Handhabug

des

Gewehrs «

(maniement

de

l'arme) hat durch die Einführung der neuen Waffe einige Änderungen erfahren ; beibehalten ist der im deutschen Reglement beseitigte Griff des Angefalsten Gewehrs < (Portez- Arme) . Beibehalten ist ferner die Bajonettfechtschule (Escrime à la baionnette) mit ihren zahlreichen Griffen und Wendungen. Die Ausbildung als Schütze (Instruction du tireur), welche bisher zum Teil in der Schiefsvorschrift enthalten war, wird hier nun auf 36 Seiten im Zusammenhange

behandelt.

Es

giebt

4 Arten

der Abgabe

des

Feuers : 1. Einzelfeuer (feu à volonté) ; 2. Salvenfeuer (feu de salve) ; 3. Schnellfeuer à

répétition) ;

(feu rapide coup par coup) ; letzteres

entweder

als

4. Magazinfeuer (feu

Einzel-

oder

Salvenfeuer.

Sämtliche Feuerarten gestatten nach Wahl den stehenden, knienden oder liegenden Anschlag . und

nach

derartig

Die Übungen im Schnellfeuer sollen nach

gesteigert

werden ,

dafs

der Soldat

es dahin

bringt, 12 Schufs (!) in der Minute abzugeben, beziehungsweise beim Magazinfeuer das Magazin in 30 Sekunden zu leeren . Letzteres darf nur auf Befehl gefüllt, die Waffe überhaupt nur bei Beginn des Feuers geladen werden ; in Ausnahmefällen , z. B. als Posten im Wachtdienst ist es jedoch gestattet, eine Patrone zu laden . Die (geschlossene) Ausbildung

in der Gruppe

etwa der im preufsischen Reglement von 1847

entspricht

mit wenigen Zeilen

erwähnten, im Reglement von 1888 in Wegfall gekommenen » Aus bildung im Trupp « ; das französische Reglement 30 Seiten auf.

Die Gruppe (escouade)

wendet

hierfür

wird zu diesem Zweck in

Stärke von 8-12 Mann formiert, unter Befehl eines Unteroffiziers und eines Korporals.

Die Übungen finden ohne und mit Gewehr,

in einem dann zwei Gliedern statt. sind

das

Richten ,

Gegenstand

Marschbewegungen ,

Griffe ,

dieser ferner

Übungen besondere

Übungen, für welche die Bezeichnung » Assouplissement de l'escouade « gewählt ist. Dieselben bezwecken , Marsch be wegungen auf schnellste Weise auszuführen , die Mannschaft an unverzügliche Ausführung eines Befehls zu gewöhnen , folglich auf das Gefechts- Exerzieren vorzubereiten . Die Bewegungen ge schehen, so weit dies angängig ist, ohne Kommando auf einfachem Wink des Vorgesetzten, welchen die Leute beständig scharf im Auge behalten müssen . Beim Antreten zum Marsch wird ohne besonderes Kommando » Gewehr über « genommen , ebenso beim Halten > Gewehr ab «. Die verschiedenen Übungen werden erst im gewöhnlichen , dann im Laufschritt, geführt.

endlich im Schnelllauf (pas de course) aus

Solchen Übungen sollen stets einige Schulbewegungen

in

1

für die Infanterie.

51

straffer Ordnung folgen . Die Zeichen, mittelst deren der Führer sich verständlich machen mufs, werden mit der Hand, oder aber dem Gewehr, dem Säbel, der Kopfbedeckung gegeben . Das Kapitel

Gruppenweise Ausbildung in zerstreuter

Ordnung hat als Neuerung den Wegfall bestimmter Rotten Zwischenräume beim Schwärmen « aufzuweisen. (Das Reglement von 1875 setzte 6, das von 1884 nur 3, die » Instruction pour le cambat

sogar nur 0,85 m fest.) Das Feuer soll stets im Halten, niemals in der Bewegung ab

gegeben werden ; das fragwürdige » feu d'attaque « (au courant ) ist demnach abgeschafft ; hingegen kann das Feuer durch Bestimmung der zu verschiefsenden Zahl der Patronen (3) geregelt werden. (Die deutschen Vorschriften kennen diese Bestimmung nicht mehr.) Die Ausbildung im Gelände bezweckt eine gründliche Vor bereitung auf die Gefechtsübungen und geschieht ausschliefslich durch die Offiziere. Die Übungen sollen möglichst in wechselndem Gelände stattfinden , um die Mannschaft an verschiedene Gefechts lagen zu gewöhnen und ihren Scharfblick zu üben ; der Gegner wird durch eine genügende Zahl alter Soldaten dargestellt, das Feuer in der Regel nur markiert, doch sollen ab und zu einige Platzpatronen abgefeuert werden, machen .

Die

um die beiderseitigen Stellungen kenntlich zu

Benutzung des Geländes

wird ausdrücklich nur als

Mittel zur Erreichung des Kampfzweckes bezeichnet . und energisch

gehen selbst gegen gut verteidigte Schützengräben bemächtigen. >Praktische Ausbildungs- Methode« betitelt ist und Fingerzeige für die Ausbildung des Mannes als Schütze und im Gelände giebt. Die 7 Beilagen (appendices) enthalten erstlich die Säbelgriffe (maniement du sabre) ,

dann in Beilage II die » Frei- und Turn

übungen (Assouplissement individuel) . Die Leitung dieser Übungen Durch die Laufübungen , mit ist Sache der Compagnie-Chefs . und ohne Waffe ,

dann in feldmarschmäfsigem Anzuge,

sehr grofser Wert gelegt wird,

auf welche

soll die Truppe befähigt werden,

gröfsere Wegestrecken , abwechselnd im Laufschritt und gewöhnlichen

für die Infanterie.

53

Schritt, schneller zurück zu legen, und zwar : 100 m ( 125 Schritt) in 45 Sekunden ,

1 km in 7½ Minute,

in etwa einer Viertelstunde.

eine halbe lieue (2100 m)

Diese Übungen

werden

in der Art

ausgeführt, dafs bis zu 800 m abwechselnd je 100 m im Lauf- be ziehungsweise gewöhnlichen Schritte zurückgelegt werden ; wachsenden

Entfernung

mit der

und der fortschreitenden Übung

steigert

sich das Pensum des Laufschrittes, so dafs schliefslich die Truppe , bei Zurücklegung eines Raumes von 2100 m, abwechselnd 500 m im Laufschritt, dann 200 m im gewöhnlichen Schritt, zurückzulegen geübt ist .

Es wird als zweckmäfsig bezeichnet, diese Übungen von

ganzen Compagnien und Bataillonen gemeinschaftlich ausführen zu lassen. Auch Übungen im Schnelllauf (courses de vivacité) sollen stattfinden , doch nur auf Entfernung bis zu 150 m. - Diese Laufübungen sollen anfänglich im ebenen, dann im durchschnittenen und mit Hindernissen versehenen Gelände abgehalten werden , so dafs dem Manne Gelegenheit geboten wird, von den verschiedenen , den Turnübungen zu machen.

vorgeschriebenen

» Sprüngen «

(sauts)

bei

Gebrauch

Von Zeit zu Zeit sollen diese Laufübungen plötzlich

unterbrochen werden durch Schulbewegungen auf Kommando in straffster Körperhaltung. Beilage III und IV behandelt Aus einandernehmen , Zusammensetzen , sowie Instandhaltung des Gewehrs M/1886 und Revolvers M/1873 ;

Beilage V: das Schiefsen mit dem

Revolver; Beilage VI die Vorschriften für den Tambour-Major, die Trommel- und Horn - Signale. Trommelsignale ( Batteries) giebt es 28 ; Hornsignale (Sonneries) , einschliefslich der 12 für das Schützengefecht, im Ganzen 45 (gegenüber 21 des deutschen Re glements) .

Beilage VII behandelt die Anwendung der Signalpfeife

und des Horns bei der Infanterie . einer Signalpfeife versehen sein ,

Jeder Compagnie- Chef mufs mit von welcher in folgenden Fällen

Gebrauch gemacht wird : Beim Exerzieren und im Gefecht, um die Aufmerksamkeit der Leute auf sich zu lenken (Garde à vous lang gedehnter Pfiff),

und sie dann

mit Stimme und Zeichen zu

lenken ; ferner, sobald die Nähe des Feindes die Anwendung von Hornsignalen verbietet, bei Nachtmärschen oder beim Durchschreiten von Gehölz, um die Leute zu leiten und zu sammeln ; im Ortschafts quartier oder Biwak, um zu alarmieren (mehrere, schnell aufeinander folgende, lang gedehnte Pfiffe),

beim Hinterhalt als Zeichen zum

Angriff, endlich im Sicherungsdienste als Erkennungszeichen und Alarmsignal. Auf dem Schlachtfelde oder in grofser Nähe des Feindes haben nur die höheren Offiziere oder Bataillons-Commandeure das Recht,

Kavalleristische Betrachtungen.

54

von Hornsignalen Gebrauch zu machen, und auch nur dann , wenn sie sich nicht mehr mit lauter Stimme verständlich machen können, nämlich: um das Feuer einzustellen, um die Bewegung der Reserven zu beschleunigen, um einen allgemeinen Impuls zu geben, als Sturmsignal und zum Bajonett - Angriff. In letzterem Falle wird das Signal von allen Tambours und Hornisten der Angriffs Truppe wiederholt ; endlich zum Sammeln der Truppe nach einem Angriff Diese Vorschriften finden auch beim Manöver und bei Schbg.

Felddienstübungen sinngemässe Anwendung.

(Fortsetzung folgt.)

IV.

Kavalleristische

III . Die Infanterie

hat

Betrachtungen.

Reglements- Studie . ein neues ganz

wesentlich vereinfachtes

Exerzier-Reglement erhalten . Natürlich wurde auch in der Kavallerie der Gedanke wiederholt lebendig ein ähnliches Reglement zu be sitzen , denn gerade die Kavallerie braucht mindestens ebenso not wendig wie jede andere Waffe Einfachheit und Klarheit. Es kann nicht die Absicht sein, im Nachstehenden ein Exerzier Reglement für die Kavallerie vollständig fertig niederzulegen , wohl aber sollen im Allgemeinen Prinzipien festgestellt und die Haupt punkte erörtert werden , welche für ein solches zu gelten haben. Leitender Gedanke bleibt natürlich auch für die Kavallerie , dafs das eigentliche Exerzieren nur die Sicherheit der Truppe in wenigen Normalformationen bezweckt und somit nach Feststellung dieser Sicherheit aufzuhören hat , resp . in jene Übungen fortzuführen ist, welche den Anforderungen des Krieges thunlichst nahe kommen.

I. 1.

Allgemeine Grundsätze.

Nachreiten in Gangart , Tempo und Richtung des

Führers bleibt oberstes Prinzip , vom Gliede angefangen bis zur Kavallerie-Division. Ausnahmsweise kann dem treffenden Führer ein Direktionspunkt gegeben werden .

Kavalleristische Betrachtungen .

55

2. Fühlung und Seitenrichtung wird zuerst in den Zügen , dann in Eskadrons- Regimentern und Brigaden gehalten ; nach dem gleichen Prinzip werden alle Neuformationen ausgeführt , so zwar, dafs in der Eskadron die Züge , im Regimente die Eskadrons , in Brigaden die Regimenter ,

in der Division

die Brigaden

an den

neuen Platz auf dem kürzesten Wege geführt werden und erst dort die neue Formation annehmen . 3. Kleine Direktionsveränderungen werden einfach durch Nachreiten in allen Fronten erreicht.

4.

Bei allen Schwenkungen wird die Gangart gegen den

Drehpunkt verkürzt, bei gröfserer Breite der schwenkenden Truppe verändert, nach der Schwenkung wird in der neuen Direktion in der Gangart des schwankenden Flügels weiter geritten. Die Schwenkungen aus der Linie und zur Linie werden

mit festem

Drehpunkt ausgeführt. Der dort befindliche Unteroffizier pariert sein Pferd durch und wendet es sofort in die neue Direktion. 5.

Alle Seitwärts bewegungen im Achtel werden erreicht :

in Kolonnen durch Tetenschwenkung, aus der Linie durch Achtel schwenkung der Eskadrons ; im Viertel : in Kolonnen durch Viertel Schwenkung mit Zügen oder mit der Tete , in Linie durch Viertel schwenkung mit Zügen oder Eskadrons.

Es werden diese Bewegungen

auch als Vorbereitung zu Formationen in diesen Richtungen geführt . 6.

Alle

Aufmärsche

oder

Entwickelungen

nach

aus

vorwärts

werden aus der Eskadronszugkolonne so ausgeführt , dafs der dem Tetenzug folgende Zug links , der nächste rechts , der hinterste wieder links aufmarschiert.

Bei mehreren Eskadrons in der Zugs

kolonne ist das Verhalten ganz analog , indem die Eskadronschefs durch Tetendrehung ihre Eskadrons links oder rechts her ausführen.

Ebenso verhalten sich die Eskadrons bei der Entwicke

lung aus jener Kolonne, welche durch Viertelschwenkung mit Zügen aus den Eskadronskolonnen , und analog aus der entsteht. 7.

Regimentskolonne

durch

bei

der Kolonne , welche

Viertelschwenkung

mit

Zügen

Das Exerzieren nach Kommandos oder Avertissements

und Signalen wird beibehalten und kommt abwechselnd zur An wendung . Die Zugführer kommandieren bei Tetenschwenkungen nicht nach und avertieren im Allgemeinen nur die Gangart. Die Übungen im Sammeln sind von grofser Wichtigkeit und müssen in allen Verbänden vorgenommen werden. Auseinander mit Durcheinanderreiten und Sammeln nach Vorwärts , nach Rück 8.

Kavalleristische Betrachtungen .

56

wärts und zwar auf Signal Regiments- u . s . w. Ruf nach Vorwärts hinter dem Eskadronschef (Regiments- und Brigade-Commandeur), nach Rückwärts auf Signal Appell (eventuell mit dem Zusatze > halbrechts Marsch ! Marsch ! « wird bei Übungen im Frieden ohne Gegner auf ein Zeichen des Commandeurs, im Kriege nur dann von Rittmeister und Zugführer gegeben , wenn man auf 100 Schritt vor sich ein Attacken- Objekt hat.

Im Frieden erfolgt sofort nach einmaligem Hurrahrufe Kommando und Signal » Trab « und gleich darauf > Halt oder nach einiger Zeit Signal » Verfolgen « u . s . w.

Bei Manövern wird auf mindestens 150 Schritt vom Angriffsobjekt aus dem Galopp » Trab« und gleich darauf » Halt kommandiert. Bei Angriffen auf Infanterie während der Übungen wird die ganze Infanterie unter stets erneuter Hinweisung zu Angriffen auf die geordnetsten Teile

derselben

durchritten und werden jenseits.

derselben die Abteilungen wieder formiert, die angreifenden Eskadrons halten auf 150 Schritt vor dem Objeckte, lassen die nächstfolgenden Eskadrons vorüber und folgen sodann in der Zugskolonne. Angriff als Weg zurück

abgeschlagen, und

so

trabt

Gilt der

die Kavallerie auf demselben.

darf erst wieder beschossen

werden ,

über die letzten Infanterie- Abteilungen hinausgelangt ist .

wenn

sie

Gilt der

Angriff als gelungen , so kann die Kavallerie weitere Bewegungen in die Tiefe der feindlichen Stellung machen . Ist Gelegenheit zu überraschenden Angriffen vorhanden , so ist die Form Nebensache

Kavalleristische Betrachtungen .

60

solche Angriffe müssen aus jeder Form und aus jeder Kolonne mit aller Energie ausgeführt werden und zwar ganz nach den Prinzipien für Entwickelungen und in Echellons, so dafs unter Umständen sich selbst die Eskadrons in Echellons mit Zügen in den Feind werfen . Bei Angriffen auf die Kolonnentete einer marschierenden Infanterie, eine Eskadron auf diese Tete an ;

reitet

die

übrigen

folgen

als

Echellous und erneuern den Stofs unter möglichst spitzem Winkel in diese Kolonne. Bei gröfseren Körpern folgen Regimenter und Brigaden in ähnlichem Verhältnisse und bei gleicher Aufgabe.

Unter

allen Umständen ist ein Vorbeijagen neben der Kolonne zu verhüten . Im feindlichen Geschützfeuer ist die Linie zu formieren , im Infanteriefeuer formiert man namentlich die in 2. Linie folgenden Eskadrons in Kolonnen , wenn die Feuerwirkung auf die ersten Staffeln oder Echellons stärker wird . Es kann endlich unter Um ständen vorteilhaft sein, den Gegner an sich herankommen zu lassen , namentlich wenn derselbe schwieriges Terrain zu überwinden hat eigene Position gute Feuerwirkung bei verdeckter Stellung der Truppe möglich macht. Hier werden Eskadrons Kolonnen und selbst die Linie stehenden Fuſses formiert werden können .

und

die

2. 1.

Besondere Bestimmungen.

Die Zugschule umfafst die Übung der Wendungen ,

der

Marschkolonnen , der Übergänge von einer zu der anderen Form , der Frontmärsche (des Nachreitens) und der Schwenkungen . 2.

Die Eskadron hat nur : die Zugskolonne , den Aufmarsch ,

die Linie und die Übergänge in die Zugkolonne ( Halbkolonne und Schrägmarsch fallen weg. *) Auf Avertissement » Zugskolonne « und » Gangart Sense Blitz

ins Menschenkraut zuckte, Kultur bedeutet, staatenerhaltend,

ja staatenbildend sich erweist. Das Wasser nämlich , auf dem das Leben der Steppe beruht , findet an der Bahn , welche auch der baumlosen Ebene in dem Petroleum das Feuer zuführte ,

Schutz ,

Die politische u. militärische Bedeutung des Kaukasus . Leitung und Vermehrung .

116

So hat die Technik zwischen Michaelowsk

und Molla-Kory durch einen artesischen Brunnen Wasser aus dem tiefen Sande herausgeholt .

In metallenen und thönernen Röhren

leitungen wird das Nafs des Kopet Daghs verteilt und kommt den Stämmen wie den Anpflanzungen zu gute.

Die Kanäle vom Herirud

und Murgab durchziehen heute früher wasserlose Sandstrecken , und es dienen die Wassermassen dazu, die salzige Steppe zu entsalzen und aufzuforsten.

So wird der Herzschlag der Steppe lebhafter, ihr

Charakter ein anderer ; denn wo früher das Turkomanenrofs den Huf hinsetzte ,

da bezeichneten eingeäscherte Wohnstätten

seinen

verheerenden Zug, wo es dauernd graste, da verwandelte sich rings um der Kulturboden in Raubnomadenland. So ist diese Bahn, die

obgleich militärisch nirgends

bedroht dennoch eine Deckung

gegen Süden dadurch erhalten hat , dafs Astrachan - Kosaken längs ―――― der asiatisch persischen Nordgrenze angesiedelt wurden, nicht nur als eine technische Grofsthat zu bezeichnen, welche das Zarenreich lautlos , wie es einem Riesen eignet, geschaffen hat, sondern auch ein Beweis für den causalen Zusammenhang zwischen der Wirtschafts politik und der Strategie, der sich nirgends frappanter erwiesen als auf dem centralasiatischen Felde, wo Russland vor der Hand und, so lange es noch nicht im Schlachtengewoge sich Lorbeern erwerben kann, das Gebiet der Volkswirtschaft beherrscht, die mittelasiatischen Märkte kontrolliert und monopolisiert und England hier im Wett laufe um das Goldene Kalb weit hinter sich gelassen hat . Nur gegen

Britanien

ist

asiatischen Industrie-

die und

Spitze

der

1886

Handelsgesellschaft

gegründeten

Mittel

(Sredne - Asiatskoje

Torgovo - Pnomyshlennoje Tovarischtschestovo) gerichtet , wie auch die Worte des Grofsfürsten Wladimir im Jahre 1888 an die Kauf mannschaft von Nischnij - Nowgorod : »Es sei anzustreben , daſs russische Erzeugnisse und Waaren in Centralasien mehr und mehr die erste Stelle einnähmen . klar wie Thränen « bezeichnet werden . Die tiefe Einsenkung bei Herat, in welcher der Flufs das Rand gebirge durchbricht, ist eine natürliche Bresche oder, wenn man will, eine strategische Poterne nach Süden .

Russland in Herat, das wissen

wir durch den Engländer Rawlinson, bedeutet die Faust am Halse von Indien. Diesen Hals können , wie wir in unserer » Weltstellung Englands >Wissende >Einzelheiten über Verteidigung und Angriff von Engwegen , Gehölz und Wohnplätzen sind wörtlich aus dem Reglement von 1884 übernommen worden und bieten nichts Bemerkenswertes . Den Beschlufs

der

» Compagnie - Schule

bildet

eine Beilage,

betreffend das Abholen und Abbringen der Fahne (Honneurs à rendre au drapeau) . Die neue > École de compagnie « ist, unter Anlehnung an das Reglement von 1884, gewisser Mafsen die Quintessenz aller in den verschiedenen Reglements seit 1875 enthaltenen Vorschriften , unter auffälliger vorbildlicher Benutzung des deutschen Regle ments vom 1. September 1888. Die Vereinfachung und Besserung der bezüglichen Vorschriften ist eine sichtliche ; zahlreiche Formationen , Bewegungen und Kommandos sind , weil überflüssig, abgeschafft , die Vorschriften für das Gefecht dem Wesen der neuen Taktik ent sprechend umgestaltet worden . Vor allem ――― und dies ist das

Zur Ausbildung der Feld - Artillerie u. s. w.

158

Wichtigste ――― gewährt die neue Compagnieschule den Hauptleuten, bezüglich der Ausbildung ihrer Compagnien , wie nicht minder deren. Führung im Gefecht, ein Maſs verantwortlicher Selbstständigkeit , welches den früheren französischen Reglements fremd war. Man wird nicht anstehen , diesen Teil des neuen Reglements als eine zeichnen.

glückliche

reglementarische

Neuerung zu Schbg.

be

(Fortsetzung folgt.)

XII.

hier

Zur Ausbildung

deren Aufgaben

der Feld - Artillerie,

im Dienste

der Munition im

des Ersatzes

Kriege .

Unter der Überschrift » Zur Ausbildung der Feld - Artillerie >zu diesem > erst Das Volk in Waffen < ; es bildete einen gänzlich selbstständigen Faktor im Staatsleben , wie die Prätorianer der Diese Umstände sind es nicht zum wenigsten, römischen Zäsaren. welchen auch die Niederlagen

der Franzosen im Jahre 1870 zur

Last gelegt werden müssen. Der Zersetzungsprozefs in der alten französischen Armee vollzog sich langsam ; zur Zeit, als die Wogen der Revolution am Höchsten gingen ; dann in den ersten Kriegen Napoleons

zeigte sich der

Einfluſs der französischen Revolution auf das Heer sogar von seiner glänzenden Seite ; die neuen Ideen wirkten befruchtend auf Heer wesen und Kriegführung ; erst später zeigte sich, dafs neben manchem Guten auch ein ungesunder Kern in den Ideen von 1789 ver borgen lag. Die napoleonische Zeit hat dem französischen Heer wesen zwar eine Periode grofsartigsten Aufschwunges und glänzend ster , berauschender Erfolge gegeben , aber auch jene moralische Schädigung im Gefolge gehabt , welcher es im letzten Kriege erlegen ist. Es war bisher nur vom Heere als solchem die Rede ; da es das Instrument der Kriegführung bildet , so

mufs notwendiger

Weise Geist und Zusammensetzung des Heeres zu wichtigsten Faktoren der Kriegführung selbst werden . nur einer.

Sehen wir ferner ,

einem der Aber doch

welche Stellung dem Kriege als

solchem in der Politik vor Beginn der Revolution zufiel. Das 18. Jahrhundert ist vorzugsweise die Zeit der sogenannten >Kabinetts-Kriege< ; die breite Masse des Volkes hatte keinen Anteil an den Staatsgeschäften , daher auch kein Interesse an den 17*

Der Einfluls der französischen Revolution auf die Kriegführung .

254

Staatsangelegenheiten ; das Nationalgefühl war wenig entwickelt. Aus diesen Verhältnissen bildete sich dann in jenen Schichten der Gesellschaft, die ihrer sozialen Stellung und Bildung nach zu einem politischen Verständnis befähigt gewesen wären , jenes Weltbürger tum

über den Interessen der Litteratur ,

heraus , das

Kunst

und

Humanität dasjenige an den Geschicken des Vaterlandes mehr und mehr verlor. Vorwiegend dynastische Interessen waren die Trieb federn der Politik jener Zeit ,

um ihretwillen wurden ,

namentlich

zur Zeit Ludwig XIV. , jahrelange , verlustreiche Kriege geführt. Dazu kam , dafs die Heere infolge des Werbesystems zum Teil ans unzuverlässigen, moralisch minderwertigen Elementen bestanden , die nur eine eiserne Disziplin in Gehorsam und bei der Fahne zu erhalten vermochte . Das Werbesystem brachte es ferner mit sich, dafs die Heere zahlreiche Ausländer in ihren Reihen zählten, welchen Hingebung für die Sache, für welche gekämpft wurde , fehlte . Friedrich

des Grofsen

Heere zeigen ein vorteilhafteres Bild .

Das Kantonsystem bildete die Grundlage der Heeresergänzung , mittelst desselben wurde in gesetzlich geregelter Form , allerdings mit vielen Ausnahmen , die waffenfähige männliche Jugend zum Heeresdienst verpflichtet. Aber das Werbesystem ging nebenher und liefs den Gedanken der allgemeinen Wehrpflicht nicht zum Durchbruch

kommen.

Ebenso wie

man

in jener Zeit

aus

Gründen mit dem Menschenmaterial des

national - ökonomischen eigenen Landes geizte,

indem nur die besitzlose Klasse der Bevölkerung zum Dienste heran gezogen und der Bedarf an Mannschaften zur einen Hälfte durch ausländische Werbung gedeckt wurde , entsprachen auch die finan ziellen Mittel , welche für kriegerische Zwecke aufgewendet wurden , keineswegs immer dem Gesichtspunkte , dafs der Krieg , wenn ein mal entbrannt , mit allem Nachdruck geführt werden müsse . In jenen Kriegen spannten eben nicht die Nationen ihre gesamten Kräfte für den kriegerischen Zweck an , sondern die Kabinette wirtschafteten mit den vorhandenen Mitteln ; der Zweck der jeweiligen Kriege war meist

nicht

derartig ,

dafs er eine höhere

Belastung des Staatshaushaltes hätte gerechtfertigt erscheinen lassen . Kein Wunder also , dafs , wenn die Mittel der Kriegführung knapp bemessen ,

ihre durch die Politik vorgezeichneten Ziele

kleinliche waren ,

vielfach

wie der Krieg ge

auch die Art und Weise führt wurde , von derjenigen früherer und späterer Zeiten nicht unerheblich abweicht. Die unzuverlässigen Elemente, aus denen die Heere bestanden, verursachten, dafs die taktischen Formen dem

255

Der Einfluss der französischen Revolution auf die Kriegführung.

Einzelnen nur geringe Freiheit gestatten durften ; so sehen wir denn die Heere dieser Zeit in jenen starren ,

übersichtlichen und einer

straffen Befehlsgebung günstigen Linien einander gegenüber treten , nach welchen die Kampfweise des Taktik insgemein genannt wird.

18. Jahrhunderts

die Linear

Diese Kampfesformen hatten zur

Folge, dafs man dem Gelände einen übergrofsen Einfluss einzuräumen genötigt war, denn die Bewegung geschlossener Linien erforderte eine möglichst ebene und übersichtliche Beschaffenheit desselben . Gleich wie man die Ergänzung der Heere von der lebendigen Volkskraft unabhängig zu gestalten suchte , war man auch be strebt , die Verpflegung derselben von den natürlichen Hülfs mitteln des Kriegstheaters unabhängig zu gestalten . Magazine ,

deren

Füllung

von

weit her erfolgte ,

Feststehende deren

Vorräte

mittelst eines umfangreichen Fuhrparks der Armee zugeführt werden mufsten , bildeten die nahezu einzige Form der Verpflegung .

Man

konnte und durfte sich nicht dazu verstehen , die Truppen auf die Hülfsquellen des Landes , weisen .

in welchem der Krieg abspielte ,

anzu

Die Abhängigkeit von den Magazinen legte den Operationen

enge Fesseln an :

Die Heeresbewegungen konnter nur langsam vor

sich gehen , denn sie waren an die Nähe der Magazine gebunden . Die Beschränktheit der politischen Ziele führte dahin , daſs die Kriegführung sich mehr und mehr von dem eigentlichen Zweck des Krieges, der Vernichtung des Gegners, entfernte und vielfach in der Besetzung und Eroberung eines feindlichen Gebietsteiles, in der Einnahme fester Plätze , oder gar nur in Belästigung des Gegners durch Unternehmungen gegen dessen Verpflegs - Anstalten ihre Auf gabe zu erkennen glaubte.

Da die Regierungen für den Krieg nur beschränkte Mittel an Geld und Menschen zur Verfügung stellten , so musste der Wunsch nach thunlichster Schonung der Streitmittel die Oberhand über eine kühne ,

energische

Verwendung

derselben

gewinnen .

Das

Vernichtungsprinzip tritt zu Gunsten des Erhaltungsprinzips in den Hintergrund . Die Schlacht wird vielfach nur als notwendiges Übel angesehen und eifrigst gestrebt , durch andere Mittel zum Zwecke zu kommen. Daher die vielen künstlichen Märsche , die Umgehungen, das Aufsuchen unangreifbarer Stellungen. Das Manöver wird zum Selbstzweck , während es bei einer Kriegführung im grofsen Stile nur dazu dienen darf, thunlichst günstige Vorbe dingungen für die taktische Entscheidung zu schaffen. Denn das Gefecht oder wenigstens die Drohung mit dem Gefecht ist das einzige Mittel, grofse Erfolge im Kriege zu erzielen .

256

Der Einfluss der französischen Revolution auf die Kriegführung. Wiederum ist es Friedrich der Grofse , welcher das Wesen

des Krieges richtiger beurteilt hat. In seinen Feldzügen nimmt Wie alle grofsen die Schlacht die ihr gebührende Stellung ein. Feldherrn, war er stets bestrebt, dem Gegner das Gesetz des Handelns vorzuschreiben , auch dann , wenn ihn die Verhältnisse zur Defensive zwangen.

Grofs angelegt und kühn war seine strategische Offensive

in den beiden ersten Feldzügen des 7jährigen Krieges ; noch mehr aber müssen wir das weise Mafshalten bewundern , welches er an den Tag legte , als er nach dem Unglückstage von Kolin in die strategische Defensive zurückgewiesen wurde, Clausewitz hat mit unübertrefflicher Kürze die Kriegführung des grofsen Königs charak terisiert, wenn er sagt:

An der Spitze eines kleinen Staates , der

den übrigen Staaten in den meisten Dingen ähnlich und nur durch einige Zweige der Verwaltung vor ihnen ausgezeichnet war, konnte er kein Alexander werden , und als Karl XII. würde er sich wie jener das Haupt zerschmettert haben. Wir finden daher in seiner ganzen Kriegführung jene verhaltene Kraft , die immer im Gleich gewicht schwebt,

die es nie an Nachdruck fehlen läfst,

sich

im

Augenblick grofser Bedrängnis zum Erstaunenswürdigen erhebt und im nächsten Augenblick wieder ruhig fort oszilliert, um dem Spiel der leisesten politischen Regungen sich unterzuordnen . Denn wenn man « ,

» dem Volke die Einbildung beibrachte, dafs König,

Priester, Emigranten und Ausland einverstanden seien , mit deutschen Truppen das alte Staatswesen wieder einzuführen , dann , wufste man, würde die unermessliche Mehrzahl des Volkes sich zu den ―― Jakobinern gesellen .« Angesichts des Krieges ordnete die gesetz gebende Versammlung, indem sie das Vaterland in Gefahr erklärte, im Juli 1792 an,

dafs alle Bürger sich als mobil zu betrachten

Der Einfluss der französischen Revolution auf die Kriegführung.

258

und nach Mafsgabe der nötigen Kontingente diejenigen wählen sollten, die zuerst zu marschieren hätten . Die Idee, den Krieg zur Sache der Nation zu gestalten,

machte in diesem Erlasse einen

weiteren Fortschritt , allein die Resultate entsprachen den Er wartungen nicht. Man erhielt notdürftig den Ersatz für die ent standenen Abgänge in den Reihen des Heeres , obwohl dasselbe sich mit dem Feinde noch garnicht geschlagen hatte . ―――――――――――― Als nach der Hinrichtung Ludwig XVI . sich die grofse Koalition gegen Europa bildete, sah sich der Konvent zu einer neuen Mafsregel gezwungen ; er verordnete

die zwangsweise

Rekrutierung von 300,000 Mann .

3 Tage lang sollte jede Kommune die Meldung von Freiwilligen abwarten und

dann ihr Kontingent durch Wahl ergänzen ,

wofür

alle Nationalgarden vom 18. bis zum 40. Lebensjahre verfügbar waren. Auch diese Verordnung hatte anfangs geringen Erfolg ; erst als der Wohlfahrts-Ausschufs an die Spitze der Regierung trat und mit eiserner Strenge die Einstellung der Rekruten betrieb, gelang es, vielfach allerdings nur unter dem Eindruck der Bedrohung des französischen Bodens durch die auswärtigen Mächte, die entsprechende Anzahl von Rekruten zu erhalten . Die

französischen

Armeen

befanden

sich

indessen in

einem

traurigen Zustand . Der fortdauernde Wechsel in den Kommando stellen ――――― im Jahre 1793 wurden 43 Generale, die dem Konvent mifsliebig geworden , auf die

Guillotine geschickt ――――― musste

die

Disziplin auf das Äufserste untergraben ; dazu waren in der Organisation keine Fortschritte gemacht worden, und wenn auch die Zahl der Soldaten, dank den scharfen Mafsregeln des Wohlfahrts-Ausschusses, eine bedeutende war, so hatte man doch gröfstenteils nur unausge bildete Mannschaften , barkeit

die hinsichtlich ihrer militärischen Brauch

weit hinter den

gut disziplinierten

und wohl geschulten

Truppen der Koalitions - Armeen zurückstanden. Nun kam man auf den Gedanken , das was an der Güte der Streitkräfte mangelte, durch die Zahl zu ersetzen . Aufser diesem militärischen Gesichtspunkte

war der mafs

gebenden politischen Partei eine allgemeine Erhebung auch aus politischen Gründen erwünscht ; sie konnte nur gewinnen , wenn alle wehrhaften Männer Frankreichs dem von ihr in Scene gesetzten Kriege dienstbar gemacht wurden ; ein Erfolg gegen den äusseren Feind zog auch einen solchen im Innern nach sich ; selbst wenn die erwarteten Siege nicht sofort eintreten sollten, so erreichte man doch durch eine allgemeine Erhebung , den Patriotismus aller Franzosen in den Dienst der Ideen der herrschenden Partei zu stellen . Die

Der Einfluss der französischen Revolution auf die Kriegführung .

anfänglich von den Jakobinern

259

beantragte » levée en masse

kam

jedoch nicht zur Ausführung ; vielmehr erklärte der Wohlfahrts Ausschufs , der mit dem Fanatismus der neuen demokratischen Ideen einen klaren und praktischen Blick verband , diese Form einer militärischen Mafsregel als ein »nur den Aristokraten zum Gespött dienendes Hirngespinst« .

Die

levée en masse

ist, wie Sybel sagt,

Deine jener grofsen Mythen , an denen die Tradition der Revolution so reich ist . Der Konvent beschlofs statt dessen eine Aushebung von 400,000 Mann, Antrage Carnot's,

die

» requisition < ;

selbige hatte,

nach

dem

sich nur auf die Bevölkerung vom 18. bis zum

25. Lebensjahre zu erstrecken, auf diese jedoch allgemein mit Aus nahme der Verheirateten . Den 23. August 1793 wurde dieser Vor schlag zum Gesetz erhoben . So zieht sich denn durch die ganze Geschichte der Revolution . der Gedanke, Gehalt

dafs

den

in Organisation ,

überlegenen Truppen

der

Ausbildung und innerem

Gegner

nicht anders

begegnet

werden könne, als durch ein Massenaufgebot ; erst unbestimmt. und schwankend auftretend , wird dieser Gedanke von der einsichts losen Menge in der

abenteuerlichen

hebung zum Losungswort

erhoben,

Form einer allgemeinen Er durch

die klugen und that

kräftigen Männer des Wohlfahrts- Ausschusses praktisch ausführbar gemacht und in gesetzliche Bahnen gelenkt. Carnot's Antrag war nichts anderes als das heute in nahezu allen Staaten Europas adoptierte Prinzip der allgemeinen Wehrpflicht . Er trug auf das Glücklichste den herrschenden Ideen der Zeit Rechnung, indem das neue Gesetz dem Gedanken der Gleichheit aller Staats angehörigen dadurch Ausdruck gab, dafs jeder waffenfähige Mann ohne Unterschied des Berufes, der Lebensstellung und des Vermögens dem Staate seine Kräfte, erforderlichen Falles sein Leben zur Ver fügung stellen

müsse .

In

militärischer Beziehung

erreichte man

durch die Durchführung dieses Gedankens zweierlei : erstens wurde nunmehr eine bisher unerhörte Masse von Menschen den kriegerischen Zwecken dienstbar gemacht, zweitens mufste sich mit der Zeit der Geist des Heeres auf ein höheres Niveau heben als bisher. Denn das selbe bestand in der Folge nicht mehr ausschliesslich aus den untersten Schichten der Bevölkerung und angeworbenen Fremden ,

sondern

aus

Jugend.

der

Blüte

der

Nation ,

der

gesamten

wehrhaften

Mochte die gewaltige Macht (an Truppen) « sagt Jähns- > innerlich ―――――― von dem Augenblicke an ,

noch so zerwühlt und bildungslos sein ,

an welchem sich Frankreich zur allgemeinen Wehrpflicht wandte , war es gerettet ! > keinen andern Rat zu geben , als sie gleichviel ob in guter oder schlechter Ordnung, gleichviel ob mit starkem oder geringem Verluste nur immer und immer wieder auf den Feind zu werfen « . — Allerdings forderte dies Verfahren ungeheuere Menschenopfer , aber was galt dies der herrschenden Partei , oder vielmehr ihren Leitern,

wenn man nur siegte ; die neue Art der Heeresergänzung

Der Einfluss der französischen Revolution auf die Kriegführung. lieferte reichlichen Ersatz für die entstandenen Verluste. seits

wurde,

da

es

geschlossenen Linien

nicht

möglich war,

261 Anderer

die jungen Soldaten

an den Feind zu bringen ,

in

die Kampfesweise

des amerikanischen Befreiungskrieges, in dem viele Franzosen mit gefochten hatten, aufgefrischt , beziehungsweise das Verfahren der gegen die republikanischen Heere kämpfenden Bauern der Vendée nachgeahmt ; mit einem Worte man entschlofs sich zur zerstreuten Fechtart. So

entwickelte sich seit Beginn

Taktik bei den französischen Heeren. anfänglich siasmus,

des Jahres 1794 eine neue Allerdings fehlte derselben

die heute erreichte Stufe der Vollendung ; viel Enthu

wenig Disziplin,

im Glück energisch auch übermütig, im

Unglück schnell entmutigt ; es war zunächst ein rohes, kunstloses Verfahren ;

man

Aber die Schule

hatte

eben

aus der Not eine Tugend gemacht.

des Krieges erzeugte Fortschritte ; junge, talent

volle Führer, die gerade deshalb vorurteilsfreier an die neuen Er scheinungen des Krieges herantraten, weil sie mit dem Hergebrachten in keiner

Beziehung standen,

brachten System

Verfahren und gaben demselben festere Formen . nur in zerstreuter Ordnung

zu fechten,

in das

regellose

Man lernte nicht

sondern setzte an die

Stelle der starren, schwer beweglichen Linien, bewegliche, leicht zu lenkende Kolonnen , welche einerseits den Schützenschwärmen den nötigen Halt gaben, andererseits der eingeführten Angriffstaktik angemessener waren . Die Vereinigung der Angriff'skolonnen mit dem zerstreuten Gefecht erwies sich alsbald als eine für die Bedürfnisse des Kampfes ungewöhnlich vorteilhafte, der Lineartaktik des vorigen Jahrhunderts entschieden überlegene . Ein fernerer Fortschritt ergab sich auf dem Gebiete der Ver pflegung.

Da die französischen Heeresmassen ohne weitere Vor

bereitungen auf den Kriegsschauplatz geworfen wurden, so fehlte es an den nötigen Einrichtungen für ihre Ernährung.

Man entschlofs

sich kurzer Hand, die Truppen vom Lande leben zu lassen . »Der An Stelle des Magazins - Systems Krieg müsse den Krieg ernähren . « trat das Requisitions - System. reicher Fuhrparks zu nehmenden

Da die auf die Bewegung zahl Rücksichten fortfielen , wurden

Gegenden der Kriegführung zugänglich gemacht, welche man zu betreten man nach früheren Anschauungen vermieden hatte. Hier durch gewann die Kriegführung an Freiheit der Bewegung.

Die

Unabhängigkeit von den Magazinen gestattete ferner eine bislang ungewohnte

Schnelligkeit

der Operationen .

Wie

tief ein

schneidend diese Neuerung für die Kriegführung sein mufste, ins

Der Einfluss der französischen Revolution auf die Kriegführung.

262

besondere einem Gegner gegenüber, welcher an dem alten Verpflegungs Modus festhielt, ist einleuchtend. Ein fernerer , namhafter Fortschritt geschah in Sachen Heeresergänzung und Organisation . Carnot's Übernahme

der des

Kriegsdepartements hatte eine Reihe zweckmäfsiger Reformen und lebenskräftiger Neuerungen zu unmittelbarer Folge. Die wilde Verwegenheit der ungeschulten , republikanischen Generale, die mit rücksichtsloser Vergeudung von Menschenleben und Kriegsmaterial auf den Gegner Schülern

der

losstürmten ,

alten

wurde

Kriegskunst

sehr

lästig .

bald

Auch

den

die

Truppen besserte sich durch die lange Kriegsübung.

erfahrenen

Haltung

der

Es entstand,

getragen vom Nationalgefühl und dem Enthusiasmus, welcher Siege, nach Unglücksfällen gewonnen, immer erzeugen , ein echt kriegerischer Geist,

welchen

Feldherrn

nutzen verstanden .

wie Moreau und Bonaparte trefflich zu

Carnot verstand es, die zur Verfügung stehenden

Massen zu gliedern, die Befehlsverhältnisse richtig abzugrenzen, den Ersatz

zu regeln, geeignete,

tüchtige Generale an die Spitze der

Truppen zu stellen und der Regierung grofse Gesichtspunkte , Plan mässigkeit und Sicherheit der Leitung der kriegerischen Angelegen heiten einzuflöfsen. Es regte sich Leben.

im

französischen

Heere

allenthalben

frisches

Der fortwährende Kriegszustand gab Soldaten und Offizieren

die beste Gelegenheit, sich in die neuen Formen einzuleben und die anfänglich

mangelnde Übung zu erwerben ;

Reihe hoch begabter Führer,

er

erzeugte eine

die schon in jungen Jahren zu be

deutenden Kommandostellen gelangten , an Kühnheit und Entschlufs fähigkeit den Führern der Gegner meistens überlegen waren . Von allen Führern , welche die Revolutionsperiode erzeugte ,

hat keiner es in so hervorragendem Mafse verstanden, die Konsequenzen aus der Zerstörung der alten Formen zu ziehen , und die neuen Ideen in Thaten umzusetzen als Napoleon Bonaparte . » Revolutionen « , sagte er, »sind eine gute Zeit für Soldaten , welche Geist und Mut haben. >

Bat. , Schwdr., Gesch. 4 5 6

Gew. , Säbel. 3250 480

4

2

6

2950

240

4

1

6

3450

120

6

3100

120

12750

960

Division Graf Schaaffgotsche Brigade Taxis >> Gyulai Geschütz-Reserve Zusammen :

4

12 17

36

8

1. Reserve - Armee- Corps Feldmarschall- Lieutenant Wocher. Division Graf Thurn .

Brigade Schulzig Maurer

Gew., Säbel. Bat. , Schwdr., Gesch . - 3950 6 4 — 2400 4 6 3

Rath

Brigade Erzherzog Ernst >> Schaaffgotsche Schwarzenberg Geschütz-Reserve Zusammen :

6 924

Division Fürst Taxis.

2050

6

1150

6 12

1400 450

42 11

25

84

8400 3000

In Südtirol standen 6/3 Bataillon, 3 Schwadronen , 9 Geschütze oder 4600 Gewehre, 360 Säbel . Die Festungen hatten folgende Besatzungsstärken (Verpflegs Verona 11,000 Mann, Mantua 4000 Mann und aufserdem

stand) :

Brigade Benedek 1. Armee- Corps ; 1100 Mann ; Ferrara 1000 Mann .

Peschiera 1500 Mann ; Legnago

In Venetien stand das 2. Reserve -Armee- Corps mit einer Ver pflegsstärke von 16,000 Mann . Am 27. Mai Abends 82 Uhr marschierte das 1. Armee- Corps Zur Deckung über Tomba , Vigasio , Castelbelforte nach Mantua . der rechten Flanke schob jede Brigade des 1. Armee- Corps 1 Com pagnie und

Schwadron nach rechts heraus, welche über Isolalta ,

Nogarole und Bagnol marschieren mufsten . Am 28. Mai um 22 Uhr Nachmittags erreichte das Armee-Corps Mantua. Das 2. Armee- Corps marschierte ebenfalls am 27. Mai um 8½ Uhr Abends ab und zwar über Tombetta , Isola della Scala nach Cas tellaro und von hier nach Mantua , woselbst die Spitze am 28. Mai um 7 Uhr Abends ankam. Diesem Armee-Corps folgten am 27. Mai um 10 Uhr Abends die Brigade Maurer , der Brückentrain , die

in Oberitalien, 1848 und 1849 .

273

Geschütz-Reserve des Reserve - Armee-Corps und die Brigade Rath. - Die Kavallerie des Reserve -Armee-Corps marschierte über Pozzo, Castellaro nach Mantua. In der Nacht zum 29. Mai erreichte das Reserve -Armee-Corps Mantua, Brigade Schulzig,

Bovolone , Nogara ,

welche als Nachhut gedient hatte, am 29. Mai früh. Nur die für die Kochkessel der Mannschaften nötigen Wagen wurden mit genommen, jedes Geräusch wurde vermieden, sogar das Tabakrauchen Der Marsch ging ohne jede Störung durch die war verboten . Piemontesen vor sich.

Generallieutenant Bava erhielt am 28. Mai früh Meldung von seinen Vorposten , dafs eine starke österreichische Kolonne nach Mantua marschiert sei. Er glaubte an eine Ablösung dortiger Truppen, warnte jedoch den Kommandanten der toskanischen Division, den Grafen Laugier, er solle die Stellung am Osone im Falle eines ernstlichen Angriffs nach besten Kräften halten , Bava würde ihn kräftig unterstützen , im schlimmsten Falle solle er auf Goito zurückgehen . Am 28. Mai Nachmittags kam eine neue Meldung an Bava, die österreichische Kolonne sei sehr stark gewesen und habe viel Artillerie, auch einen Brückentrain mit sich geführt.

Bava glaubte

nun , dafs Radetzky die Absicht habe , die Toskaner von den Pie montesen zu trennen , indem er den Mincio zwischen Goito und Rivalta überschreiten würde . Am 28. Mai Abends traf die Meldung ein , Radetzky und die Nun eilte Bava per Erzherzöge seien bei der Kolonne gewesen. sönlich in das Hauptquartier nach Sommacampagna. Noch in der Nacht wurde der gröfsere Teil des 1. piemontesischen Armee-Corps und die Reserve-Division nach Valeggio in Marsch gesetzt, um von dort weiter nach Volta zu rücken. Laugier erhielt den Befehl, wenn er die Linie des Osone nicht halten könne , nach Volta zurückzugehen , WO Bava die verfügbaren Truppen vereinigen würde. Radetzky hatte unterdessen den Angriff auf die Osonelinie für den 29. Mai früh befohlen . Er sollte in 3 Kolonnen ausgeführt werden. ― Kolonne Nr. 1 bestand aus den Brigaden Benedek und Wohlgemuth, zusammen 823 Bataillone, 1 Schwadron , 24 Geschütze = 7050 Gewehre , 120 Säbel ; diese Kolonne sollte Curtatone an greifen. Kolonne Nr. 2 bestand aus den Brigaden Clam und Strassoldo, zusammen 6 Bataillone , 1 Schwadron, 22 Geschütze = 4850 Gewehre , 120 Säbel ; sie hatte gegen Montanara vorzugehen. Kolonne Nr. 3 , die Brigade Liechtenstein, 5 Bataillone ,

1½ Schwa

Die Feldzüge des Feldmarschalls Radetzky

274

dron, 6 Geschütze = 3250 Gewehre, 60 Säbel , sollte gegen Buscoldo Vormarschieren.

früh

Kolonne 1 und 2 traten um 8 Uhr früh, Kolonne 3 um 9 Uhr den Vormarsch an. Brigade Simbschen marschierte nach

Cerese , um die linke Flanke gegen den unteren Mincio zu decken und die dorthin abgezweigten Truppen der toskanischen Division fern zu halten. Die ganze übrige Armee Radetzky's stand von 11 Uhr an in Marschbereitschaft . Auf Seiten der Toskaner befand sich

1 Bataillon in Goito

(Neapolitaner), 1 Bataillon zur Beobachtung des Mincio zwischen Goito und Mantua und die Modenesen in Governolo . Es waren mit hin nur 10 Bataillone, 2 Schwadronen und 8 Geschütze zur Stelle, wenig mehr als 4000 Gewehre. Brigade Benedek stiefs nach 10 Uhr früh vor Curtatone auf den Feind, ihre Artillerie fuhr auf und begann mit 17 Geschützen das Feuer.

Ein erster Angriff, mit nur 4 Compagnien unternommen ,

scheiterte.

Nun ging aber ein Bataillon längs des Sees vor, nahm

das am Ufer gelegene Gehöft Casa del Molino , geschütze hierhin und beschofs den

zog die Raketen

Feind von

der Flanke

her.

Ein glücklicher Raketenwurf sprengte einen feindlichen Pulverwagen in die Luft , wodurch in der Schanze grofse Verwirrung entstand . Zwar versuchten 2 toskanische Bataillone das verlorene Gehöft wieder zu nehmen, aber vergeblich.

Als nun die

Brigade Wohlgemuth in das

Gefecht

gezogen

wurde, gelang es nach mehrfachen fruchtlosen Anstrengungen , durch Wegnahme der beiden Gehöfte von Misso die Toskaner zu umfassen . Die Österreicher setzten sich auf dem Damme des Osone fest und draugen in den Rücken der Schanze vor.

Jetzt von allen Seiten

bestürmt und angegriffen , mussten die Toskaner trotz der helden mütigsten Verteidigung weichen. Unter den sehr erschwerenden Umständen , welche den Rückzug sich

derselbe

1 Bataillon

gegen

3 Uhr

Kaiserjäger ,

der Toskaner

Nachmittags

12 Schwadron

Ulanen verfolgten den Feind, 1 Geschütz erobert.

viele

in

begleiteten , wilde

Husaren ,

Gefangene

Flucht

löste auf.

1/2 Schwadron

wurden gemacht,

Benedek setzte nach der Eroberung von Curtatone seine Brigade sofort längs des Osone gegen Montanara in Marsch, wo noch immer scharf gefochten wurde. Da dieser Vormarsch auf der westlichen Seite des Osone stattfand, so mufste er für die Toskaner in hohem Grade gefährlich werden . Brigade Clam

war gegen 11 Uhr früh vor Montanara auf die

in Oberitalien, 1848 und 1849.

Vorposten der Toskaner gestofsen ,

275

welche schnell zurückwichen .

Die österreichische Brigade ging in 3 Kolonnen vor, ihre Artillerie, 16 Geschütze , fuhr 800 Schritte vor Montanara auf und eröffnete ein lebhaftes Feuer. Die mittlere österreichische Kolonne nahm C. Spagnola und den von den Toskanern sehr tapfer verteidigten Kirchhof ; die linke Kolonne , unterstützt durch 2 Compagnien der Brigade Liechtenstein,

setzte sich in C. Rainera

Kolonne wurde jedoch zurückgeworfen .

fest ; die rechte.

Clam zog nun 2 Raketen

geschütze nach C. Spagnola, um die vor Montanara gelegene feind liche Schanze zu flankieren

und liefs gleichzeitig das Feuer der

übrigen Geschütze aufs höchste steigern . 3 Compagnien der Brigade Strassoldo verstärkten die rechte Kolonne, allein alle Tapferkeit der Österreicher war vergeblich, der Angriff anf die Schanze gelang nicht. Die rechte Kolonne kam nicht über Pallazzina hinaus .

Inzwischen war die Brigade Liechtenstein gegen Buscoldo vor gerückt und hatte diesen Ort, ohne Wiederstand zu finden , besetzt . 2 Compagnien hatten bereits, wie wir gesehen haben , die Brigade Clam direkt unterstüzt. Liechtenstein ging nun mit 3 Bataillonen , ½ Schwadron , 4 Geschützen auf dem westlichen Ufer des Osone. gegen Casa Villani vor ;

1 Bataillon und 2 Geschütze blieben in Buscoldo, das letzte Bataillon der Brigade sollte die Brigade Clam direkt unterstützen . Das Verderben zog sich also immer drohender um die noch immer bei Toskaner zusammen . Die Reserve

Montanara

aufs Tapferste kämpfenden

der Toskaner hatte Casa Villani besetzt ,

welches

Gehöft nun sofort von der Brigade Liechtenstein angegriffen wurde. Zur selben Zeit ging die Brigade Clam, unterstützt durch Teile der Brigade

Strassoldo,

nochmals ungestüm zum

Frontalaugriff über.

Gegen 4 Uhr Nachmittags begann der Feind zu weichen .

Jetzt

aber erschienen Brigade Benedek von Norden, Brigade Lichtenstein von Süden beziehungsweise Westen im Rücken der tapferen Ver teidiger, welchen dadurch der Rückzug verlegt wurde. Casa Villani, Casanuova und Rocca wurden von der Brigade Liechtenstein genommen. Ein

neapolitanisches

Bataillon

wollte sich über Curtatone durch

schlagen , fiel aber den Verfolgungsabteilungen der Brigade Wohl gemuth in die Hände. Nur geringe Trümmer der toskanischen Division entkamen aus der Stellung von Montanara , 4 Geschütze wurden von den Österreichern erobert. Die toskanische Division war so gut wie vernichtet, es blieben Die eigentlich nur nur die abkommandierten Truppenteile übrig . Modenesen am unteren Mincio gingen schleunigst auf das südliche

Die Feldzüge des Feldmarschalls Radetzky

276

Poufer zurück, waren also zunächst von der piemontesischen Armee getrennt. - Der Verlust der Toskaner betrug 23 Offiziere, 661 Mann tot und verwundet ; 63 Offiziere, 1937 Mann gefangen ; 1186 Mann vermifst ; Gesamtverlust : 86 Offiziere, 3784 Mann , aufserdem fünf Geschütze. Da der Angriff der

Brigaden

Liechtenstein

und

Benedek in

den Rücken der Toskaner ging, so wurde hier einmal alles in Mit leidenschaft gezogen , was gewöhnlich ziemlich weit vom Kampfplatz entfernt bleibt, nämlich Pioniere, Train, Sanitätspersonal, Burschen der Stäbe , Handpferde und das zahlreiche Personal , welches die kämpfende Truppe zwar begleitet und die Zahl der Esser vermehrt, keineswegs aber die Zahl der Kämpfer. Wir hatten die beim Gefechte anwesenden zehn Bataillone der toskanischen Division mit 4000

Gewehren

berechnet.

Einschliesslich

der

Kavallerie ,

der

Artillerie und der Nichtstreitbaren mögen 5000 Soldaten der tos kanischen

Division

Verlust 77,4 %. ziffer.

im Gefechte gewesen sein ;

dann beträgt ihr

Das ist eine geradezu erstaunend hohe Verlust

Die Österreicher verloren 36 Offiziere, 639 Mann , tot, verwundet und vermifst ;

nach anderen Angaben 36 Offiziere, 754 Mann ;

sie

mögen im Ganzen rund 16,200 Streitbare aller drei Waffengattungen im

Gefecht gehabt haben, ihr Verlust stellt sich dann auf etwa

4,17 %.

Die Brigaden Clam und Benedek trugen jedoch die Last

des Kampfes ganz allein , und zwar verloren Brigade Clam 12,3%, Benedek 7,7 % ihrer Gefechtsstärke. Der Kampf hatte nur wenig länger als 6 Stunden gedauert und war das hartnäckigste Ringen , welches die Österreicher bisher zu bestehen hatten. Der erste Teil des Operationsplanes des Feldmarschalls Radetzky war in glänzender Weise gelungen . Ein kühner und schwieriger Flankenmarsch an dem feindlichen Heere vorbei wurde, noch dazu in der Nacht, mit vortrefflicher Ordnung durchgeführt. Die Marsch leistungen waren unter Berücksichtigung der obwaltenden Umstände recht gute. Die erste Kolonne hatte eine Länge von beinahe einer deutschen Meile, sie hatte 4'2 Meilen zu marschieren und brauchte dazu 18 Stunden.

Die zweite Kolonne war 21½ Meilen lang und

hatte 6 Meilen zu marschieren , wozu sie 22 Stunden gebrauchte. Die dritte Kolonne war nur 1/2 Meile lang, hatte 8 Meilen zu marschieren und brauchte hierzu 24 Stunden . Der Vorpostendienst

bei den Piemontesen muſs recht mangel

haft gehandhabt worden sein, besonders kann von der Kavallerie

in Oberitalien, 1848 und 1849.

277

nur ein recht mittelmäfsiger Gebrauch gemacht worden sein . Hätten die Piemontesen starke Kavalleriepatrouillen zwischen Mantua und Verona streifen lassen, so mufsten diese den Marsch des österreichischen Heeres erkennen. Es scheint aber, als ob die piemontesischen Vorposten erst durch Landeseinwohner Kunde von demselben erhalten haben . Dafs 16,200 Österreicher mit 4000 Toskanern fertig wurden, hat nichts Überraschendes, obschon die fast gänzliche Vernichtung der Letzteren keineswegs so ganz sich von selbst verstand, sondern vielmehr nur der geschickten Verwendung der Brigaden Benedek und Liechtenstein zu verdanken war. Sehr anerkennenswert ist der durch mehr als 5 Stunden fortgesetzte aufserordentlich tapfere Widerstand der Toskaner. Wir möchten diese Thatsache ganz besonders

allen

denen zur Kenntnisnahme empfehlen ,

welche von

der Tüchtigkeit des italienischen Soldaten eine geringe Meinung haben und nur allenfalls von den Piemontesen anerkennend sprechen, Mehr als von den übrigen Stämmen Italiens aber desto weniger. hier die Toskaner leisteten , wird man von keinem Heere der Welt erwarten dürfen .

Die Österreicher hätten ihrer linken Umgebungskolonne , Brigade

Liechtenstein

mehr

Zeit lassen sollen ,

dann

der

würde der

Frontalangriff mit viel geringeren Verlusten verbunden gewesen sein ; statt eine Stunde später, mufste sie eine Stunde früher als die anderen Kolonnen aufbrechen . Ferner wäre es wohl recht gut möglich gewesen, noch am 29. Mai nach Beendigung des Kampfes den Vormarsch auf Goito fortzusetzen. Eine Entfernung von 2 Meilen war zurückzulegen, feindlichen Widerstand hatte man nicht man konnte also um 9 Uhr Abends Goito

mehr zu bekämpfen,

erreichen . Die Österreicher begnügten sich jedoch damit , die Linie Rivalta- Castellucchio- Ospitaletto vorzugehen .

bis in

Am 29. Mai fand noch ein zweites Gefecht statt. - Brigade Zobel ging längs des Gardasees gegen die Piemontesen vor. Die Hauptkolonne, 2 Bataillone, 1 Schwadron , 4 Geschütze, sollte auf Calmasino marschieren , die kleinere

7 Compagnien ,

2 Geschütze

über Cisano nach Lazise. 5 Compagnien deckten den Vormarsch gegen Pastrengo in der linken Flanke. In Calmasino standen 2 Bataillone des piemontesischen Regi ments Nr. 3 , eine Studentenfreischar und 4 Geschütze, in Cisano. 1 Bataillon desselben Regiments und mehrere Freischaren . Beide österreichische Kolonnen stiefsen auf den Feind, vermochten

278 aber

Die Feldzüge des Feldmarschalls Radetzky nicht ,

die

Piemontesen

zurückzudrängen ,

sondern

mufsten

selbst den Rückzug antreten , wobei die Piemontesen scharf nach drängten . Es gelang den Österreichern erst nach 7 Uhr Abends, die Brigade Zobel wieder zu vereinigen und der Verfolgung Halt zu gebieten ; sie verloren 6 Offiziere, 86 Maun, tot, verwundet und vermifst, die Piemontesen angeblich nur 16 Mann .

Für den 30. Mai

befahl Radetzky den Vormarsch auf Goito

für das erste und das Reserve- Armee- Corps, während das zweite Armee-Corps auf Ceresara vorgehen sollte. Die beiden ersteren Armee- Corps sollten rechts , im Falle

eines Kampfes

das zweite links abmarschieren,

beide

Kolonnen sich

leichter

damit

die Hand

reichen konnten . Hier sieht man , wie pedantisch in mancher Beziehung man vor 40 Jahren noch war ; heute würde es Niemandem Kopfzerbrechen

machen,

ob

eine Kolonne

rechts

oder links ab

marschiert ist. Die Piemontesen hatten am 30. Mai folgende Stellungen ein genommen: die beiden Bataillone der toskanischen Division , welche am Kampfe von Curtatone-Montanara nicht Teil genommen hatten , befanden sich mit 3 Geschützen in Goito 1000 Gewehre. 3 Bataillone der Brigade Casale Segrada, 2

eine

Batterie

4 Bataillone der Brigade Cuneo bei Tezze,

Bataillone der

Palazzina.

und

Brigade

Acqui.

18

Schwadronen

standen

bei

hinter diesen hielten

bei

12 Bersaglieri- Bataillon und 2 Batterien standen zwischen

Gobbi und Sacchetta, 6 Schwadronen waren gegen die Österreicher vorgeschoben. Mittags traf Brigade Aosta ein und stellte sich hinter der Brigade Cuneo auf, während die beiden bisher dort stehenden

Bataillone der Brigade Acqui hinter der Brigade Casale Stellung nahmen . Um 22 Uhr Nachmittags traf die Brigade Garden mit 16 Geschützen ein,

3 Bataillone

von der Brigade Cuneo auf,

stellten sich staffelförmig rechts

die übrigen 3 Bataillone hinter der

Brigade Aosta. Um 3 Uhr waren daher bei Goito versammelt : 231½ Bataillone 14,700 Gewehre . 24 Schwadronen 2400 Säbel und 43 Geschütze. Die Stellung von Goito bis Tezze war 3000 Schritte lang, sie war staffelförmig besetzt, der linke Flügel stand am weitesten vor, der rechte Flügel war versagt und rückwärts gebogen. Die Trümmer der geschlagenen Toskaner sammelten sich in Guidizzolo . Um 8 Uhr früh brachen die Österreicher auf, um sich in die Marschkolonnen in der befohlenen Weise einzufädeln ; da aber die

in Oberitalien, 1848 und 1849.

279

einzelnen Brigaden der verschiedenen Armee- Corps in Folge des Gefechtes vom 29. Mai stark durch einander gemengt waren , SO dauerte es mehrere Stunden , bis die Marschkolonnen gebildet waren, so

dafs

die Brigade Benedek als Spitze den Scolo Caldone erst um 12 Uhr Mittags bei Sette Frati überschritt . Der Brigade Benedek folgten die Brigaden Wohlgemuth und Strassoldo, dann der Brückentrain und hinter diesem die Brigade Clam. Die Spitze des 2. Armee- Corps traf erst Nachmittags 1 Uhr in Rodigo ein. Beide Armee- Corps waren ziemlich weit von einander entfernt und ohne dauernde Verbindung mit einander. Der Commandeur des ersten Armee-Corps befahl den Vormarsch seiner Truppen auf Goito erst, nachdem er Meldung von dem Eintreffen der Spitze des nach 1 Uhr. Um

2. Armee-Corps

3 Uhr Nachmittags

Bersaglieri, wurde aber Geschütze scharf unter

in

Rodigo

erhalten

hatte ,

also

stiefs die Brigade Benedek auf die

von Anfang an durch 24 piemontesische Feuer genommen . Benedek entwickelte

nun 15 Geschütze auf 1000 Schritte von der feindlichen Artillerie, allein es gelang nicht, das Feuer der Piemontesen zum Schweigen zu bringen,

vielmehr blieb dieses Feuer von höchst verderblicher

Wirkung und verursachte der Nun wurden links

endlich

herausgezogen,

die es

Brigade Benedek

Brigaden

dauerte

Wohlgemuth

grofse Verluste. und

jedoch lange Zeit,

Strassoldo

ehe sie sich

entwickeln konnten, weil man ihnen die Benutzung der betreffenden Seitenwege nicht rechtzeitig anbefohlen hatte. Als die Brigade Wohlgemuth endlich aufmarschiert war, ging sie so energisch vor, dafs es ihr gelang , die 4 Bataillone der Brigade Cuneo über den Haufen zu rennen . Auch 2 piemontesische Batterien mufsten abfahren, weil sie in der Flanke bedroht wurden . - Jetzt ging aber der Herzog von Savoyen mit den 6 Bataillonen der Brigade Aosta vor

und gebot dem Vordringen Wohlgemuths Halt.

eine piemontesische Batterie

Auch

griff bei Segrada sehr geschickt mit

ihrem Feuer ein , die vorher zurückgegangenen beiden Batterien schlossen sich derselben an, so dafs das Artilleriefeuer der Piemontesen aufs Neue sehr wirksam wurde.

Zur Flankierung der Österreicher

entsendete Bava 1 Bataillon der Brigade Casale und die 3 toskanischen Geschütze auf das östliche Mincioufer. In der That wirkte ihr Feuer sehr empfindlich und 1 Bataillon der Brigade Benedek muſste gegen das Mincioufer hin verwendet werden. Auch in der Front ergriffen die

noch

übrigen

2 Bataillone

der Brigade

Casale

die

280

Die Feldzüge des Feldmarschalls Radetzky

Offensive,

so dafs

Benedek

seine

Brigade

zurücknehmen

muſste,

obschon dieser Angriff glücklich abgeschlagen wurde . Nun war die Brigade Wohlgemuth ganz vereinzelt und mufste auch zurückgehen ,

wobei sie sich mit der jetzt erst vorgehenden

Brigade Strassoldo kreuzte.

Diese letztere Brigade griff nun Loghino

an, nahm es auch , vermochte jedoch nicht, weitere Erfolge zu er zielen. Bava beschlofs nun einen allgemeinen Gegenangriff und liefs denselben durch 40 Geschütze vorbereiten . Zu seinem Schaden liefs

er sich aber durch eine falsche Meldung irre führen, welche

besagte,

dafs

die Österreicher oberhalb von Goito einen Brücken

schlag beabsichtigten .

Erst

nach Entsendung einer starken

Er

kundungsabteilung beruhigte sich Bava und liefs nun den grofsen Angriff der Piemontesen beginnen .

Die Garden warfen die Brigade

Strassoldo trotz tapferer Verteidigung aus Loghino,

folgten aber

nicht über den Weg Gazzoldo - Goito hinaus. Um 7 Uhr Abends brachen die Österreicher das Gefecht ab, ohne von den Piemontesen dabei

belästigt

zu

werden .

Schon vorher hatte Brigade Benedek

wegen ihrer grofsen Verluste durch die Brigade Clam abgelöst werden müssen . Um 72 Uhr Abends liefs Bava 12 Schwadronen zur Verfolgung

der

Österreicher

vorbrechen ,

allein der vielfach

durchschnittene Boden zwang dieselben auf den Wegen zu bleiben, sie richteten in Folge dessen nicht das mindeste aus. Das Reserve-Armee- Corps war durch mehrfache Mifsverständnisse an einem rechtzeitigen Eingreifen verhindert worden .

Das 2. Armee

Corps erreichte mit den Brigaden Taxis und Gyulai Ceresara, mit den Brigaden Liechtenstein und Simbschen Ca del Gallo.

Brigade

Maurer des Reserve- Armee-Corps blieb die Nacht bei C. Franchini , Brigade Rath bei S. Maria, der Rest dieses Armee - Corps bei Rivalta. Die Österreicher verloren 22 Offiziere 376 Mann tot und ver wundet, 1 594 Mann.

Offizier

218

Mann

Die Piemontesen verloren wundet und vermifst.

vermifst ;

zusammen 23 Offiziere

14 Offiziere,

348 Mann tot ,

ver

Auch König Karl Albert wurde leicht ver

letzt. Im Gefechte von Goito fochten gegeneinander : Österreicher: 11,200 Gewehre, 950 Säbel, 33 Geschütze. Piemontesen : 14,700 Gewehre, 2400 Säbel , 43 Geschütze. Die Kavallerie hatte auf beiden Seiten nur einen verschwindend geringen Anteil

am Kampfe genommen .

Auf

Seiten

der

Pie

montesen scheinen die beiden Bataillone der Brigade Acqui und die beiden toskanischen Bataillone nicht ins Gefecht gekommen zu sein, auf österreichischer Seite kam die Brigade Clam nur im letzten

in Oberitalien, 1848 und 1849.

281

Gefechtsmomente zur Ablösung ins Gefecht.

Die Verluste lasten

mithin im Wesentlichen auf rund 12,800 Streitbaren der Piemon tesen 2,8 Prozent, und auf rund 9600 Streitbaren der Öster reicher = 6,4 Prozent . Das Einfädeln der Marschkolonnen in der erwähnten schablonen haften Weise dauerte unglaublich lange, man klebte eben wieder einmal am althergebrachten . Übrigens darf man solche Dinge nicht allzu scharf beurteilen. Auch wir haben am frühen Morgen des 18. August 1870 sehr viel kostbare Zeit damit verloren, daſs das Königlich sächsische Armee-Corps den linken Flügel der Armee ein nehmen sollte, während das Garde-Corps in der Nacht zum 18. August am weitesten links bivakirt hatte . Die Folge davon war, dafs das Garde-Corps warten musste, bis die Sachsen an ihm vorbei bezw. durch dasselbe hindurch marschiert waren, was naturgemäss auf den Gang der Ereignisse in hohem Grade hemmend wirkte. Wäre dies vermieden worden, so konnte St. Privat 2 Stunden früher genommen werden und dann wäre die Niederlage des rechten, französischen Flügels in eine Katastrophe verwandelt worden. Das 2. östereichische Armee- Corps hätte in den Kampf von Goito recht gut eingreifen können , allein d'Aspre vermutete die Hauptkräfte des Feindes nicht bei Goito, sondern bei Volta und hielt sich trotz des scharfen Kanonendonners nicht für berechtigt, auf Goito zu marschieren .

Seine Truppen waren sehr ermüdet,

was sich bei einem Marsche von 22 Meilen nur durch die mehr fachen Kolonnenkreuzungen erklären läfst, welche durch die pedan tische Art der Bildung der Marschkolonnen verursacht worden waren . Wenn das 2. Armee-Corps um 5 Uhr Nachmittags mit 12,600 Ge wehren, 960 Säbeln und 36 Geschützen

den

rechten

Flügel

der

Piemontesen angefallen hätte, wie dies recht gut geschehen konnte, so würde der Tag von Goito höchst wahrscheinlich ein vollkommener Sieg für die Österreicher geworden sein.

Allein die österreichischen

Armee-Corps marschierten sehr langsam und ohne jede Verbindung, bekümmerten sich gar nicht um einander und übersandten sich keinerlei Nachrichten oder Meldungen. Ebenso wenig erhielt Radetzky, welcher allerdings 1-12 Meilen rückwärts des Kampfplatzes blieb, rechtzeitig Meldungen über den Kampf, um entscheidend in den Gang desselben eingreifen zu können . Unserer Ansicht nach hatte der greise Feldmarschall am 30. Mai, um einen landläufigen Ausdruck zu gebrauchen , » keinen guten Tag. >

Gefechte von Curtatone - Montanara und ununterbrochene

den

5. Juni.

Nogara >> Kav.- Brgde . Schaaffgotsche >> Geschützreserve

viertägige

mit

Folgende Marscheinteilung trat ein :

Regenwetter ,

welches

von Goito ,

das

zahlreiche

Er

krankungen im Gefolge hatte und die starke Desertion der Mann schaften italienischer Abkunft nach dem Treffen von Goito hatten die Armee um mehr als 3000 Mann geschwächt.

Es wurde daher

eine Brigade ausgeruhter Truppen aus Verona zur Verstärkung der Armee herangezogen und zwar die Brigade Culoz , 45% Bataillone, 2 Schwadronen, 9 Geschütze = 4400 Gewehre, 240 Säbel. Brigade Zobel ging wieder nach Rivoli zurück und gab ihren bereits an gefangenen Vormarsch auf. Brigade Culoz marschierte am 7. Juni nach S. Bonifacio, hier sollte sie am 8. Juni stehen bleiben , nur Vorposten nach Monte bello entsenden , am 9. Juni selbst nach Montebello marschieren und am 10. Juni die Höhen der Monti Berici zu gewinnen suchen.

in Oberitalien, 1848 und 1849.

285

Am 8. Juni biwakierte das 1. Armee- Corps bei Ponte di Bar barano , das 2. Armee- Corps bei Ponte di Mossano. Am 9. Juni standen die Österreicher wie folgt : Das 2. Armee-Corps und die Kavallerie-Brigade Schaaffgotsche : 17 Bataillone - 11,400 Ge wehre ; 20 Schwadronen = 2400 Säbel ; 42 Geschütze ― bei Torri di Quartesolo , Montegaldella , Montegalda , Grisignano und Pojana. Brigade Wohlgemuth 1. Armee - Corps und die Geschützreserve , 2200 Gewehre, 4 Bataillone , 2 Schwadronen , 46 Geschütze 240 Säbel bei Secula.

Die Brigaden Strassoldo und Clam 1. Armee

Corps, 6 Bataillone, 4 Schwadronen, 27 Geschütze 480 Säbel bei Debba und Longara.

4050 Gewehre,

Brigade Culoz in

der oben

angegebenen Stärke in Arcugnano, Costa und bei Tavernelle. Die gesamten Streitkräfte, über welche Radetzky zum Angriffe auf Vicenza verfügte, bestanden demnach aus : 31 % Bataillonen = 22,050 Gewehren ; 28 Schwadronen = 3360 Säbeln ; 124 Geschützen. Die Infanterie

des

2. und der 3 vor Vicenza

versammelten

Brigaden des 1. Armee-Corps hatte am 27. Mai noch 20,500 Gewehre gezählt, sie zählte am 9. Juni nur noch 17,650 Gewehre, hatte also 2850 Gewehre durch

und Desertion

ein

gebüfst ; das ist in 14 Tagen ein Abgang von 13,9 Prozent.

Gefechte ,

Krankheiten

Der

gröfsere Teil dieses entschieden bedeutenden Abganges fällt auf die Erkrankungen in Folge des viertägigen ununterbrochenen Regen wetters. Der Gegner Radetzky's, General Durando verfügte am 10. Juni über 10,200 Mann päpstlicher Truppen mit 24 Feldgeschützen , und etwa 8000 Mann Reste der Division Lamarmora , Freischaren und Nationalgarden, zusammen etwa 18,000 Mann auf dem Verpflegs stande oder rund 16,200 Streitbare aller Waffengattungen. Vicenza zählte

damals

31,000 Einwohner ,

die Stadt war an

allen Eingängen mit steinernen Barrikaden versehen , welche durch Erdwerke noch verstärkt waren.

Von besonderer Wichtigkeit waren

die Monti Berici, welche die Stadt völlig beherrschen . Diese Höhen haben steile , unwegsame Abhänge , einen schmalen Rücken und eignen

sich schon

gröfserer Streitkräfte.

aus

diesem

Grunde

nicht

zur

Entwickelung

Alle Landhäuser auf den Höhen sind massiv

gebaut und mit Mauern umgeben , sie waren zur Verteidigung ein gerichtet worden . Durando entsandte auf die Monti Berici etwa

5100 Gewehre,

in der Stadt und in den Vorstädten befanden sich etwa 6700 Gewehre , in Reserve bei Porta Castello , 3200 Gewehre, 3 Schwadronen , 4 Feld 19*

286

Die Feldzüge des Feldmarschalls Radetzky

geschütze.

Die übrigen 20 Feldgeschütze und 22 schwere Geschütze waren auf der Umfassung der Stadt verteilt. Culoz liefs schon am 10. Juni Morgens 3 Uhr 6 Compagnien

von Arcugnano aus nach den Höhen der Monti Berici vorgehen. Diese wenigen Truppen eroberten S. Margherita und Castel Ram baldo und stiefsen etwa um 6 Uhr früh auf ernsten Widerstand der päpstlichen Truppen ,

welche ein heftiges Artilleriefeuer eröffneten .

Culoz hatte seine Brigade nicht vollzählig zur Stelle, da eine Seiten abteilung von 4 Compagnien , 2 Schwadronen , 2 Geschützen über Taverelle gegen den Borgo S. Felice vorging. Er zog nun seine 7 Geschütze vor, stellte sie bei Castel Rambaldo auf und erwiederte das feindliche Geschützfeuer sehr heftig ; bald darauf erstürmte er das Blockhaus bei Bella Vista. Durch Streifabteilungen, welche vom 1. Armee-Corps abgesendet waren, um die Verbindung mit Culoz herzustellen , kam eine Meldung über die Gefechtslage auf den Monti Berici an das 1. Armee-Corps. Dieses schickte demnächst ein Bataillon und 12 Geschütze , dann noch 1 Bataillon und 2 Geschütze zu Hülfe (6 Zwölfpfünder , 2 Haubitzen, 6 Raketengeschütze) . Nun trat auf den Monti Berici eine Gefechtspause ein , Culoz beantwortete das feindliche Feuer nur mit 5 Raketengeschützen und dem Feuer seiner Schützen .

Um 10 Uhr Morgens gingen nun auch

die Truppen in der Ebene vor.

Brigade Clam und Brigade Stras

soldo , letztere abzüglich der zu Culoz abgezweigten Teile , von Longara über S. Croce und Parcelleta . -- Brigade Wohlgemuth von Secula über Casale gegen Porta del Monte. Das

2. Armee- Corps

ging in

3 Kolonnen

vor.

Kolonne 1,

1 Bataillon, 3 Schwadronen , 6 Zwölfpfünder und 2 Haubitzen unter Oberst Graf Török über Torri di Quartesolo gegen Camisano und Borgo di Casale. Kolonne 2 , 4 Bataillone, 1 Schwadron, 6 Haubitzen , 4 Sechspfünder und die Feldmörserbatterie unter General Fürst Liechtenstein über Setteca nach dem Wege Bertesina - Vicenza und auf diesem gegen Porta di Padova.

-

Kolonne 3 ,

Brigade Taxis

und 2 zwölfpfünder Batterien auf der Strafse Lisiera -Vicenza gegen Borgo S. Lucia. Brigade Simbschen und 2 Raketenbatterien folgten der ersten Kolonne ; Brigade Gyulai und die Geschützreserve 2. Armee-Corps der 2. Kolonne, jedoch sollte letztere Brigade auch der 3. Kolonne als Reserve dienen . Kavallerie-Brigade Schaaffgotsche blieb zurück und sendete Streifungen aus. - Gegen Mittag begann die Beschiefsung

in Oberitalien, 1848 und 1849.

287

bei der Brigade Clam ; ihr folgte die Brigade Culoz, dann die übrigen Kolonnen. Nach 2 Uhr Nachmittags ergriffen die päpstlichen Truppen die Offensive gegen Culoz , welcher bei Ca di Cima stand. Culoz liefs den Feind auf 50 Schritte herankommen ,

empfing ihn dann

mit Kartätschen , gleichzeitig stürzten ihm das 10. Jäger- Bataillon und Infanterie -Abteilungen der Brigade Culoz entgegen, warfen ihn zurück und liefsen ihm keine Zeit, sich erst wieder festzusetzen , sondern drangen mit dem geworfenen Gegner zugleich in die Ver Auf diese sehr glückliche Weise schanzungen bei Baricocoli ein . gelang es ohne allzu grofse Verluste , den Engweg von Baricocoli zu gewinnen . Alles war in einem wilden Knäuel im Handgemenge vermischt , die päpstliche Artillerie wagte nicht , in diesen Knäuel hineinzufeuern und somit drangen die Österreicher immer weiter vorwärts. Um das Kloster Madonna del Monte und die gleichnamige Kirche entbrannte ein erbitterter Kampf : erst in dem Säulengange, welcher von dem Kloster nach der Stadt herunterführt und von 1800 wird , sammelten sich die Päpstlichen wieder. Unterdessen hatte Brigade Clam die Villa Rotonda erstürmt , den Feind bis zum Borgo S. Caterina , ja schliefslich sogar bis gegen Pfeilern getragen

Porta del Monte zurückgedrängt.

Brigade Wohlgemuth hatte die

Eisenbahnbrücke genommen , griff rechts und links in den Kampf gegen Borgo di Casale und Porta del Monte ein und erstürmte den Bahnhof. Nun drang auch Clam weiter vor und beschofs den Säulengang mit Raketen, so dafs Culoz den Feind endlich auch aus diesem Bollwerke vertreiben konnte. Es war jetzt 7 Uhr Abends. Culoz liefs nun aus 19 Geschützen die Stadt bis zum Einbruche der Dunkelheit beschiefsen. Kolonne 1 des 2. Armee-Corps drang gegen 3 Uhr Nachmittags nach mehrfachen vergeblichen Versuchen in die ersten Häuser des Borgo di Casale ein und setzte hier ihre 20 Geschütze ins Feuer, welches bis zur Dunkelheit dauerte. Ein gegen Abend unter nommener Versuch , in die Vorstadt selbst einzudringen , scheiterte an einem tiefen Wassergraben. Auch Brigade Liechtenstein ver mochte nicht, in die Stadt einzudringen . Um 1 Uhr Nachmittags setzte sie ihre Artillerie ins Feuer, das 8. Jäger-Bataillon erstürmte die nächsten Gehöfte , um 33

Uhr wurde die erste Bombe in die

Stadt geworfen . Auch hier wurden 20 Geschütze ins Feuer gebracht,

288

Die Feldzüge des Feldmarschalls Radetzky

darunter 4 Feldmörser.

Ein Sturmversuch der Österreicher wurde

durch heftiges Kartätsch- und Gewehrfeuer abgeschlagen , dagegen behauptete sich die Brigade gegen einen Ausfall der Besatzung. Auch hier dauerte das Geschützfeuer bis zum Einbruche der Nacht. Brigade Taxis kam etwa um 1 Uhr Nachmittags in den Feuer bereich des Feindes und wurde sehr lebhaft beschossen. Ein scharfer Kampf entspann sich ; trotz

tapferen Widerstandes

der Italiener

wurden jedoch die ersten Häuser des Borgo Scroffa genommen.

Die

18 Geschütze der Brigade Taxis feuerten bis zur Nacht. Allein auch hier gelang es nicht , ernsthafte Vorteile zu erringen . - Die linke Seitenabteilung der Brigade Culoz , 4 Compagnien , 2 Schwa dronen und 2 Geschütze hatte wegen der Anstauung des Retrone die Verbindung mit ihrer Brigade nicht aufnehmen können . Die Vortruppen der Österreicher blieben die Nacht am Feinde, ebenso die Batterien ,

während

zurückgenommen wurden.

die

Massen der

Infanterie

etwas

Am folgenden Tage sollte die Beschiefsung

fortgesetzt werden und dann ein allgemeiner Sturm erfolgen. Durando war jedoch zur Übergabe entschlossen und sandte bereits um 11 Uhr Nachts Unterhändler.

Da Radetzky froh war, weitere Verluste ver

meiden zu können , ihm auch Zeitgewinn besonders wichtig erschien , so traten der Übergabe keine Schwierigkeiten entgegen .

Die Be

dingungen

verlassen

waren

Vicenza am

folgende :

Die

päpstlichen

Truppen

11. Juni und gehen auf das südliche Ufer des Po

zurück , sie verpflichten sich , 3 Monate nicht gegen Österreich zu dienen .

Die Österreicher verloren im Treffen von Vicenza 40 Offiziere , 642 Mann

tot

und

verwundet ,

140 Mann

vermifst ,

zusammen

40 Offiziere , 782 Mann . Der Verlust der Italiener wird von 1000-1400 Mann angegeben. 3 Feld- , 22 schwere Geschütze und über 100 Gefangene fielen in die Hände der Österreicher. Die Österreicher hatten im Ganzen in's Feuer gebracht etwa 15,800 Gewehre und 92 Geschütze.

Da die Kavallerie so gut wie

gar keinen Anteil am Gefecht nehmen konnte, so lastete der Ver lust auf rund 17,100 Streitbaren, betrug mithin 4,8 %. Am meisten hatten die auf den Monti Berici fechtenden Abteilungen verloren. Man gestatte uns wieder einige Bemerkungen . 1. Wir sind ein abgesagter Feind aller Schlagworte, wie Schlüsselpunkt u. s. w. Wenn aber überhaupt jemals dieses Wort am Platze war , so war dies jedenfalls hier der Fall. Vicenza so vollkommen ,

Die Monti Berici beherrschen

dafs eine Verteidigung dieser Stadt ohne

in Oberitalien, 1848 und 1849. den Besitz jener Höhenstellung Durando alles darauf an,

undenkbar ist.

289 Es kam also für

sich den Besitz dieser Höhen zu sichern.

Da es sich hier um einen schmalen ,

langgestreckten Höhenrücken

handelte, welcher grössere Truppenentwickelungen nicht gestattete, so war es falsch, eine abschnittsweise Verteidigung dieses Höhen rückens vorzubereiten . Hierdurch wurden ganz unnütz zu viel Kräfte verschlungen ;

die Gefahr lag nahe, dafs bei der Eroberung

der einen Stellung der Angreifer mit dem geworfenen Verteidiger zugleich in die nächste Stellung eindringen würde, wie dies ja that sächlich auch geschah ; dazu kam, dafs zwar die rechte Flanke der Monti Berici durch die Anstauung des Retrone gesichert war, die linke Flanke aber den Angriffen Ebene her bloslag.

auf die wichtigste Stellung, Hier genügten

und der Feuerwirkung von der

Die Verteidigung gehörte daher ausschliesslich diejenige

von Madonua del Monte.

wenige zuverlässige Bataillone und einige Artillerie,

um sich bei der aufserordentlich glücklichen Beschaffenheit des Ge ländes aller Angriffe der Österreicher zu erwehren. Durando mufste sich dann eine starke Reserve bilden, mit welcher er gegen eine oder die andere der räumlich ziemlich weit getrennten österreichischen Kolonnen in der Ebene angriffs weise herfallen konnte. 2. Die Entfaltung einer Masse von 92 Geschützen brachte auf die Stadt Vicenza keineswegs einen so gewaltigen Eindruck hervor, dafs die Übergabe notwendig geworden wäre .

Die massive Bauart

der Häuser schwächte die Wirkung der Artilleriegeschosse sehr ab. Wir haben 1870/71 oft genug Ähnliches beobachten können . 3. Die Führung der Brigade Culoz

war sehr geschickt,

Verhalten der Truppen aufserordentlich brav.

das

In der Ebene scheinen

sich grofse Schwierigkeiten gezeigt zu haben, wenigstens kann man von einem einigermafsen durchgreifenden Erfolge beim 2. Armee Corps nirgends etwas sehen . Bei den Brigaden Clam und Wohl gemuth lagen die Verhältnisse glücklicher , der Flankenangriff der Brigade Clam in

namentlich erleichterte merklicher Weise die

schliessliche Wegnahme des von Madonna del Monte nach der Stadt herunterführenden Säulenganges . 4. Es lag für den General Durando durchaus keine Notwendig keit vor, die Kapitulation abzuschliefsen. Er beging schon einen grofsen Fehler dadurch, dafs er mit einer so bedeutenden Truppen macht in Vicenza verblieb. Viel besser würde er gethan haben, wenn er diese Macht dazu benutzt hätte, das 2. österreichische Reserve-Armee- Corps zu schlagen und wieder aus Venetien zu ver drängen .

Dies wäre um so eher möglich gewesen, als Durando in

290

Die Feldzüge des Feldmarschalls Radetzky u. s. w.

der Lage war, die verschiedenen Bestandteile des genannten Armee Corps vor ihrer Vereinigung einzeln zu schlagen . Vicenza selbst würde bei einer Erneuerung des Kampfes am 11. Juni freilich sehr gelitten haben, da die Österreicher von den Monti Berici aus die Stadt ganz nach Belieben beschiefsen konnten . Ob aber ein Sturm auf die Stadt unbedingten Erfolg gehabt hätte, erscheint uns mindestens zweifelhaft. Mit der Besitznahme der Monti Berici beherrschten die

Österreicher aber die Stadt so

vollkommen , dafs die Dauer

ferneren Widerstandes jedenfalls nur kurz sein konnte . Nichts hinderte endlich den General Durando, in der Nacht zum

11. Juni

mit seinen Truppen Vicenza zu verlassen und sich

entweder nach der Val Arsa oder nach Bassano zu wenden ; ja wir möchten glauben, Abmarsch

dafs selbst auf der Strafse nach S. Bonifacio ein

noch möglich gewesen

wäre ;

die kleine hierstehende

Seitenabteilung der Brigade Culoz

hätte einen solchen Abmarsch ― jedenfalls allein nicht hindern können . Fast scheinen politische Gründe beim Abschlusse der Kapitulation eine grofse Rolle gespielt zu haben . 5. Die Österreicher hatten alle Ursache,

über den Fall von

Vicenza grofse Freude zu haben. Einmal wirkte der moralische Eindruck der Kapitulation sehr niederdrückend auf die Aufständischen, dann aber war es von hoher Bedeutung, dafs die einzigen in Venetien noch im Felde stehenden regelmässigen Truppen 3 Monate lang Die Neapolitaner zogen nach der Heimat ab, die toskanische Division war so gut wie vernichtet, es blieb also

unthätig bleiben mussten.

nur noch die piemontesische Armee übrig. (Fortsetzung folgt.)

XX .

Das neue französische Exerzier- Reglement für die

Infanterie.

(Fortsetzung. ) Titre IV.

École de bataillon.

Die erst im Monat Juni, also für das Ausbildungsjahr sehr spät erschienene > Bataillonsschule < rechtfertigt zum gröfseren Teile die an ihr

Erscheinen

geknüpften

hoch

gespannten

Erwartungen.

Zunächst fällt in das Auge, dafs der Text derselben, im Vergleich zum Reglement von 1884 um 10 und dem Neuabdruck desselben vom 3. Mai 1888 sogar um 99 Seiten gekürzt worden ist ; die 96 Seiten der »Bataillonsschule< erscheinen freilich immer noch umfangreich genug, gegenüber der deutschen Reglements . Die Einleitung besagt ,

knappen

dafs

Fassung des neuen

sich die neuen Vorschriften

auf eine Vereinigung von 2 bis zu 6 Compagnien beziehen ; dies Wenn die allein beweist schon die Dehnbarkeit derselben . Effektivstärke es erforderlich macht, werden aus den Mannschaften des Bataillons

nur 2 Compagnien

zu 4 Zügen formiert,

oder die

Compagnien von zwei Bataillonen zu einem genügend starken ver einigt ; es ist dies Verfahren jedenfalls dem Üben mit allzu geringen Kopfstärken vorzuziehen ,

da ,

wie

unser Reglement

( S. 3) sagt,

› Übungen in kriegsstarken Verbänden den gröfsten Wert haben . « Der Bataillons - Commandeur wird in der Befehlsgebung und Führung des Bataillons durch den

adjudant-major « und den

>adjudant« unterstützt , welch letzterer beim Manövrieren nötigenfalls an die Stelle des ersteren tritt und seinerseits durch einen vom Bataillons- Commandeur besonders bezeichneten Unteroffizier ersetzt wird *) .

Die Übermittelung der Befehle durch den » adjudant- major «

und adjudant> colonne colonne double à

6 pas Doppel kolonneligne de colonnes de peloton « und die als völlig überflüssig er kannte >formation préparatoire de combat. < - Eine wichtige Konzession an den erforderlichen reglementarischen Spielraum findet sich im Schlufsartikel des 1. Teiles ; dort heifst es : >> Wenn das Bataillon im

wechselnden Gelände

manövriert, so sollen

die

Rücksichten auf Richtung sowie Beachtung der vorgeschriebenen Zwischenräume und Abstände, der Notwendigkeit weichen, dafs die sich bietenden

Deckungen benutzt

und

aus der Gestaltung des

Geländes der gröfstmögliche Nutzen gezogen werde. Jeder Compagnie Chef kann diejenigen Bewegungen anordnen, welche der jeweiligen Lage seiner Compagnie entsprechen . Doch muſs , wenn diese zwingenden Gründe nicht mehr vorliegen, sofort auf die reglemen tarischen Vorschriften zurückgegriffen werden . fourrier - porte- fanion > Gefechtslinie « bestimmten Compagnien gliedern sich während des Vormarsches in die beiden Teile, (Schützenlinie und Unterstützung) .

Die Schützen gliedern sich ihrerseits in Halbzüge

Feuergruppen (escouades), ein- auch zweigliedrig , oder aber schwärmen gleich aus ; die Zwischenräume werden nach Umständen geöffnet oder geschlossen . Nach vollzogener Entwickelung (demi-sections) ,

sollen die Compagnien , welche die Schützenlinie bilden , Zwischen räume von etwa 30 m haben , welche während des Vormarsches Die Reserve folgt auf 300 m den Unter beizubehalten sind . stützungstrupps . Die Gefechtsfront

des

im

Truppenverbande

kämpfenden

Bataillons mufs der Kopfstärke desselben entsprechen ; ein Bataillon von 800 Gewehren soll eine Frontbreite von etwa 350 m einnehmen , einschliesslich der halben Bataillons- Zwischenräume. Diese Zahlen bedeuten die Maximal - Grenze der Frontbreite ,

welche ungefähr

derjenigen des deutschen Bataillons gleich kommt, für welche 400 m, bei Entwickelung aller 4 Kompagnien nebeneinander , berechnet werden müssen (S. 97 des Reglements). Der Bataillons - Commandeur nimmt für seine Person Auf stellung da,

wo er sein Bataillon am besten übersehen und den

Gang des Kampfes leiten kann, in der Regel zwischen Unterstützungs trupps und Reserve . läfst,

mufs

Sobald er diesen einmal gewählten Platz ver

er den adjudant-major oder adjudant daselbst zurück

lassen,

damit

wohin

sich der Commandeur begeben hat.

dieselben

auf Verlangen

stimmung für nicht praktisch ;

Auskunft geben

können ,

(Wir halten diese Be

unserer Ansicht nach bleibt der

Adjutant zweckmäfsiger bei der Person des Commandeurs, um dessen Befehle sofort weiter geben zu können ; freilich ist zu berücksichtigen , dafs

zwar

der

» adjudant - major « ,

»adjudant « beritten ist) .

nicht

aber

der

französische

Bezüglich der Formation und Aufstellung

für die Infanterie.

295

der Compagnien der Reserve ist denselben vollste Freiheit gelassen : sie haben nur die Gestaltung des Geländes und die Stellung des Feindes hierbei zu berücksichtigen . Es ist dies im Vergleich zu den beengenden Vorschriften der Instruction de combat « ein bedeutender Fortschritt. Sobald die Reserve versammelt und auf gestellt ist übernimmt der älteste Hauptmann das Kommando über dieselbe. Bataillons-Commandeur, Hauptleute der Reserve-Compagnie und 1 adjudant-major steigen vom Pferde , sobald die Schützenlinie das Feuer eröffnet. geführt.

Die Pferde werden bis zur Regiments- Reserve zurück

Bei der Ausbildung des Bataillons sollen die bezeichneten

Offiziere jedoch in der Regel zu Pferde bleiben .

Wir können

hier die Bemerkung nicht unterdrücken , dafs wir der entsprechenden Vorschrift unseres Reglements den Vorzug geben, welcher gemäss >die berittenen Offiziere durch gelegentliches Absteigen die Schwierig keiten der Befehlsgebung in vollem Mafse kennen und überwinden lernen und die Soldaten daran gewöhnen sollen , ihre Führer im heftigen Feuer zu Fufs zu sehen . porte-fanion>Das Gefecht des Bataillons. >Allgemeine Grundsätze « , welche mit dem Texte des Reglements von 1884 nahezu wörtlich übereinstimmen. Wir heben aus denselben folgendes hervor : Von jedem Teil des Bataillons soll im gegebenen Augenblick die gröfstmögliche Kraftleistung gefordert werden ; die Gemeinsamkeit des

Handelns der

besonders bedeutsame militärische

Pflicht ,

Compagnien

ist

eine

von deren

Erfüllung die Ehre der Compagnieführer abhängig ist.

Der Commandeur überwacht und regelt den Gang des Gefechtes, doch soll er Jedem dasjenige ihm gebührende Mafs der Freiheit des Handelns (Initiative) gewähren , welches gestattet, alle Kräfte nutzbar zu machen und aus allen Zwischenfällen den zur Erreichung des

gemeinsamen Zieles

erforderlichen Vorteil zu ziehen .

Vor zu

grofser Frontausdehnung, auch des einzeln kämpfenden Bataillons wird gewarnt.

Um

schädlicher Zersplitterung der Kräfte vorzu

beugen, soll die geschlossene Ordnung erst dann aufgegeben werden, wenn dies unbedingt erforderlich erscheint und ist dieselbe, sobald es die Verhältnisse gestatten , sofort wieder anzunehmen . kämpfendes

Bataillon

soll,

wenn

es genügende

Ein allein

Kräfte hat,

die

feindliche Gefechtslinie gleichzeitig in Front und Flanke anfaſsen . Diesen Allgemeinen Regeln« folgen die Vorschriften für das Angriffs- und Verteidigungsgefecht,

wobei in beiden Fällen

die Thätigkeit des im Truppen-Verbande befindlichen (encadré) von denjenigen des einzeln fechtenden Bataillons (isolé) gesondert be handelt wird. Die Offensive. Verbande stehenden hat, entwickelt er,

Sobald der Commandeur eines im Truppen Bataillons den Befehl

zum Angriff erhalten

sofern ihn die Verhältnisse nicht zwingen, un

verzüglich die Gefechtsformation anzunehmen ,

sein Bataillon in

zwei Treffen und zwar in geöffneter Doppelkolonne mit beliebigen

für die Infanterie.

297

Zwischenräumen, innerhalb der dem Bataillon für das Gefecht ge steckten Grenzen ; das zweite Treffen hinter dem ersten mit einem Abstande von 250 bis 300 m. Diese Formation gestattet, sich in jedem Gelände mit Leichtigkeit zu bewegen, ohne im Artilleriefeuer zu grofse Verluste zu erleiden .

Während dieser Vorwärtsbewegung

formieren sich die Compagnien so, wie es die » École de compagnie « vorschreibt. Gefechtspatrouillen werden zur Aufklärung vorgeschoben ; sie können auch beauftragt werden, die entgegen stehenden feindlichen Patrouillen zurück zu treiben. Sobald das feindliche Infanteriefeuer es erforderlich macht, wird die Gefechtsformation angenommen ; die Patrouillen machen Halt und erwarten das Bataillon oder lassen sich von demselben aufnehmen. ――― Der Angriff soll insgemein durch Artillerie feuer vorbereitet

werden,

in

gewissen

Infanterie - Abteilungen ,

Fällen

welche

durch

das

Feuer von

vorteilhafte Stellungen besetzt

halten. (Man hat für dieselben die bezeichnende Benennung » batteries de fusils ,

da diese seitlich des Angriffsfeldes auf weiteren Ent

fernungen aufgestellten Abteilungen die Wirkung des Artilleriefeuers verstärken,

beziehungsweise

führung des Angriffs

ersetzen

sollen).

erfolgt für die

Die weitere Durch

einzelnen Compagnien

der

>Gefechtslinie>Eine durch den Kampf ermattete Infanterie , eine manövrierende Artillerie werden stets der Kavallerie Gelegenheit zu glücklichen Attacken geben, wenn sie im Galopp aureitet « . Der Prinz von Hohenlohe geht noch weiter : »Selten« sagt er, >wird eine gegen die Front einer noch intakten Infanterie ausge führte Attacke von Erfolg gekrönt sein. Aber gerade weil man niemals im Voraus über den Wert der feindlichen Infanterie sicher sein kann , darf man auch nicht jegliche Kavallerie- Attacke gegen intakte Infanterie von vornherein verwerfen. billigen ,

wenn

die

Gefechtslage

eine

Man mufs solche sogar

derartige

ist ,

dafs

die

Kavallerie, selbst wenn sie sich für die ganze Armee opfert, einen gröfseren Dienst leistet, als die Verluste, die sie erleidet, betragen . In dieser

Hinsicht

sind eine gute Anzahl berühmt

gewordener

Attacken nichts anderes als ein Opfer der Kavallerie.

Wir haben

von Sadowa gesprochen . » Trotz des Zündnadelgewehrs « , sagt noch der Prinz von Hohenlohe hierüber, »gelang es der österreichischen Kavallerie vorzurücken um zu attackieren « . Der preufsische General von Colomb fügt nach der Darstellung der Schlacht von Möckern am 16. Oktober 1813 , in welcher der Sieg der Verbündeten durch die Attacke entschieden wurde,

hinzu ;

von drei Schwadronen

» Kämpfe dieser Art können auch noch

in unseren Tagen sich ereignen ; eine durch den Kampf erschütterte Infanterie ist kein solch' furchtbarer Gegner, besonders wenn man sie überraschen kann « . Im vorigen Jahrhundert wurde der Graf de Gisors , Sohn des

Eine französische Stimme über die Bewaffnung

320

Marschalls Belleisle getödtet, indem er sich für das Heil der durch den Herzog von Braunschweig am 23. Juni 1758 bei Krefeld über raschten französischen Armee opferte. Die Verwirrung hatte ihren Höhepunkt

erreicht,

und alle in

schrecklicher Unordnung

unter

einander vermischten Truppen wussten nicht, wo sie sich sammeln sollten. Der Graf von Gisors (er war 27 Jahr alt und die Hoffnung der Armee) wirft sich mit fünf Karabinier- Brigaden quer über das allerungünstigste Terrain, indem er durch das Feuer der im Voraus ge richteten Batterien vernichtet wird und selbst tödlich getroffen in mitten der Leichen seiner Karabiniers fällt, wodurch er wenigstens der Armee Zeit zum Ralliiren verschafft.

Wir haben auch von den

Kürassieren von Bessières gesprochen, die von Lannes von Elslingen den Österreichern , die nichts mehr aufhielt , entgegen geworfen wurden.

Man könnte noch Wagram anführen ; die Kavallerie opferte

sich allerdings

nicht

vollständig in

ihren wiederholten Attacken

gegen das Centrum und den rechten Flügel der österreichischen Armee , welche die Angriffe Bernadotte's und Massena's zurückge wiesen hatten , sondern liefs sich für die Idee Napoléons Menschen und Pferde töten : Zeit zur Entwickelung der grofsen Batterie von 100 Geschützen zu gewinnen ; und diese Batterie selbst hatte keinen anderen Zweck als die Formation kolonnen zu decken .

der Macdonald'schen Angriffs

Zu derselben Zeit vervielfältigten Lasalle und

Marulaz an der Spitze ihrer leichten Kavallerie ihre Angriffe,

um

die Bewegung im Rücken des Massena'schen Corps zu decken und wiederholten unaufhörlich, durch überlegene Kräfte abgewiesen , aber niemals entmutigt, ihre Attacken. So erfüllte die Kavallerie, die allein für sich betrachtet sich vergeblich gegen Truppen abzu mühen schien, welche zurückzuwerfen ihr nicht gelang, in kombinirten Aktion der Waffen eine Aufgabe ersten Ranges.

der

Wenn sich ein Kavallerie- General auf den Feind wirft, so ist es daher nicht nötig , dafs er sagen kann : ich werde siegen ; es genügt, wenn er denkt : ich werde der Infanterie siegen helfen oder ich, der ich schnell wie der Blitz bin, werde den Schlag, der sie, die langsam marschiert,

bedroht ,

auf mich abwenden ;

oder auch :

ich werde mich mitten in die Gefahr stürzen , um eigene Schwadronen zu degagieren , die durch eine Batterie oder die feindliche Kavallerie vernichtet

werden .

Was hätte

wohl die Attacke

der Chasseurs

d'Afrique, die sich im Gefecht von Balaklawa auf Bataillone stürzten , an die sie gar nicht herangelangen konnten,

zu bedeuten gehabt,

wenn sie nicht dadurch Lord Cardigan's dezimierte Schwadronen degagiert hätten ?

der Kavallerie mit Lanzen.

321

Übrigens passen die Betrachtungen des General de Brack auch noch auf gegenwärtige Verhältnisse, wenn er sagt : » der moralische Eindruck ist niemals in seinem doppelten Sinn auf zwei Truppen , Die eine hat die sich gegenüber stehen , gleichmässig verteilt . Zuversicht , die andere Angst , und die Angst der einen steht stets im Verhältnis zur Zuversicht der anderen . Der moralische Eindruck liegt , vergefst das nicht , zu drei Vierteilen in der Macht der Kavallerie ;

deshalb handelt im Terrain

(Avantpostes de

cavalerie

légère

stets

S. 249.)

kräftig und schnell.

Der Prinz von Ligne

1000 Kasaken , die nicht 200 Husaren Stand hatte schon gesagt : zu halten wagen würden , können 20,000 Mann besiegter Kavallerie vernichten.

(Prejugés militaires, edition Dumaine S. 32. )

Diese Zuversicht, dieser moralische Eindruck erklären allein die Attacke der drei

Züge Sizilienulanen bei Custozza und die

der

polnischen Lanziers bei Somo - Sierra ; die Bewaffnung kann dazu beitragen , aber nur in geringem Mafse und weniger als viele andere verschiedene Ursachen .

Wenn übrigens

das Feuer der In

fanterie mörderischer als je für die Kavallerie geworden ist , so ist dies noch mehr auch für die Infanterie selbst der Fall , die häufig nach einer fruchtlosen Attacke oder nach einer verlängerten Ver teidigung, die keinen Widerstand mehr leisten kann , moralisch und physisch gebrochen sein wird . Was macht es in diesem Augenblick aus , sagt ein deutscher Autor , ob diese demoralisierte Menge mit dem Mauser- oder dem Steinschlofsgewehr bewaffnet ist ? In diesem Falle kann man mit Brack ausrufen : » Sobald der Feind zittert können wir Alles wagen « mit Marmont :

(avantpostes

de

cavalerie

légère) oder

» Der Krieg ist ein Spiel des menschlichen Herzens ;

wenn der Gegner mit Schrecken erfüllt ist , mufs man Nutzen daraus ziehen. « Und dann sind die Streitmittel der Kavallerie selbst mächtiger geworden ,

ihre Pferde sind besser und dressierter ,

sie

können gröfsere Entfernungen zurücklegen und eine gröfsere Schnellig keit entwickeln ; sie kann daher auch mehr wagen. Wenn endlich die Kavallerie unter gewissen Umständen nichts erreicht hat , so beweist dies noch nicht , dafs sie nichts hätte er reichen können. Dies beweist höchstens , dafs sie nicht auf den günstigen Fleck zum Handeln gestellt war , oder dafs ihr Führer, dem es an Scharfblick fehlte, den nur kurzen Augenblick zum Handeln verpasste. Die Deutschen selbst führen zwei Gelegenheiten aus den Schlachten bei Metz an , wo die französische Kavallerie , wenn sie zur rechten Zeit losbrach , nach ihrer Ansicht den Sieg entschieden hätte . Dies war zunächst am 16. August der Fall, wo

Eine französische Stimme über die Bewaffnung

322

die 38. deutsche Brigade, durch das Feuer der Mitrailleusen und das der Divisionen Grenier und Cissey dezimiert, in Unordnung zurück wich; dies war ferner am 18. August bei St. Privat der Fall , als, wie König Wilhelm gesagt hat, die Garde vor dem hartnäckigen Widerstande des Marschall Canrobert ihr Grab fand . Wer weifs, ob nicht ein neuer Kellermann jetzt noch, wie bei Marengo, indem er auf die Flanke einer siegreichen Kolonne fällt , eine augenblickliche Niederlage in einen schliefslichen Sieg ver wandeln könnte ? Ob ein neuer Lasalle nicht , wie bei Rivoli , die plötzliches Erscheinen überraschte Infanterie in die Schluchten zurückzustürzen vermöchte , aus denen sie sich soeben erst in drohenden Kolonnen erhoben hatte?

durch sein

Es würde, selbst um solche Erfolge zu erreichen , nicht einmal Napoleon sagt nötig sein , grofse Kavalleriemassen zu vereinigen . in seinen Memoiren über den italienischen Feldzug , dafs er häufig mit dreifsig oder vierzig Mann seiner Leibwache , attackierten , grofse Erfolge erzielt habe.

die

rechtzeitig

Es wird genügen , Arcole

anzuführen , um hierfür den Beweis zu liefern .

Obgleich es nicht

richtig sein mag, heute zu alte Muster vorzuführen, so gestatten wir uns doch , an die Thatsache zu erinnern , dafs in der Schlacht bei Saint-Denis im Jahre 1676 eine einzige Schwadron Chevauxlegers , die in gröfster Eile zwei Linien holländischer Infanterie entgegen gesandt wurde , diese siegreich durchbrach und das notwendige. Terrain

zur Entwickelung

der

französischen Bataillone

eroberte.

Kellermann hatte bei Marengo nicht mehr als 400 Pferde , als er zur rechten Zeit und mit einer Energie ohne Gleichen den Moment. wahrnahm, in dem die österreichische Kolonne durch einige Kartätsch schüsse erschüttert war , sich auf ihre linke Flanke warf und 3000 Grenadiere zum Waffenstrecken zwang (Memoires de Marmont), Leclerc an der Spitze von 300 Chasseurs , Lasalle 100 Husaren mit einer Unerschrockenheit mit sich fortreifsend , der selbst Napoleon in seinen Memoiren Gerechtigkeit widerfahren läfst, warfen auf dem Plateau vor Rivoli eine ganze feindliche Kolonne Artillerie, Infanterie und Kavallerie über den Haufen und entschieden den Sieg (Napo léon , Campagne d'Italie) . Mit 400 Husaren säuberte der österreichische Oberst Edelsheim den weiten zwischen dem 1. und 2. französischen Corps bei Solferino. gelassenen Zwischenraum .

Drei Züge Ulanen , 103 Reiter , warfen

wie wir weiter oben bereits gesagt haben, eine italienische Brigade bei Custozza in die Flucht , und die

deutsche Kavallerie-Brigade

der Kavallerie mit Lanzen.

323

Bredow, die sich opferte, um die Bewegung des 6. Corps der fran zösischen Armee aufzuhalten , zählte nicht 800 Pferde. Warum will man , dafs der Fortschritt in der Bewaffnung Alles geändert haben soll ?

Warum soll ein Kavalleriegeneral nicht mehr,

wie Latour-Maubourg bei Dresden , Gelegenheit finden , eine Infanterie anzugreifen, die ihres Feuers, nicht mehr durch das schlechte Wetter, aber durch einen zu raschen oder zu langen Verbrauch ihrer Munition beraubt ist? > Es giebt Fälle, « sagt Marmont , in denen man mit dem Risiko eine kleine Anzahl Leute zu verlieren , die Aussicht hat, dem Feinde unersetzlichen Schaden zuzufügen. »> Der Commandeur der ersten Staffel der Munitionskolonnen begiebt sich , wenn er den Heranmarsch seiner Kolonnen - Abteilung nach dem bestimmten Aufstellungsort eingeleitet hat , wieder zum Artillerie-Brigade-Commandeur der Artillerie in die Feuerstellung. Auf Grund seiner eigenen Wahrnehmungen,

kann er dann,

dem

Befehle , beziehungsweise nach eingeholter Genehmigung des Artillerie Brigade-Commandeurs, dem Bedürfnis, dafs thunlichst nahe rückwärts jeder Infanterie- Division eine Infanterie- Munitionskolonne, beziehungs weise der zweiten Staffeln jener Artillerie- Regimenter ,

für welche

der Munitionsersatz ein dringendes Bedürfnis ist , eine Artillerie Hiervon Munitionskolonne , baldmöglichst eintrifft , entsprechen . müssen dann, von dem Artillerie-Brigade-Commandeur, die Infanterie Divisionen, beziehungsweise das betreffende Artillerie- Regiment sofort benachrichtigt werden. Nach Ermessen der Commandeure dieser Truppenteile kann dann , von der ihrem Truppenverbande genäherten Munitionskolonne , je eine der zwei Abteilungen

dieser

Kolonne,

gegen jede , hiervon sofort zu benachrichtigende Infanterie - Brigade der Infanterie- Division ,

beziehungsweise gegen

die

zweite Staffel

jeder Abteilung des betreffenden Artillerie - Regiments vorgehen. Hierdurch lässt sich ermöglichen , dafs von den Commandeuren der Infanterie Brigaden ihren Regimentern , und von diesen ihren Bataillonen, aus den gegen ihre Brigade , beziehungsweise gegen ihr Regiment vorgeschobenen Teilen [ Zügen ] einer Infanterie-Munitions kolonne nach Bedarf , Munitionswagen zugewiesen werden können. Diese Wagen werden oft nach den Aufstellungsarten der Patronen wagen der betreffenden Bataillone , behufs deren Auffüllung

im Dienste des Ersatzes der Munition im Kriege.

337

beziehungsweise Ersatz, in dringenden Fällen sogar, ohne Rücksicht auf Verluste, bis nahe der Feuerlinie vorrücken müssen. Aber auch aus eigenem

inneren

Drange ,

mufs jeder Führer

von Munition

streben , der im heftigen Kampfe befindlichen Truppe den erforder lichen Munitionsersatz , insbesondere nach jedem heftigen Kampfe, nach jedem Sturm entgegen zu bringen. Auch für die Artillerie-Munitionskolonnen kann, wenn in Folge

bedeutender Verluste von Mannschaften und Pferden , die Batterien einer Abteilung nicht mehr im Stande sind , die Munition durch ihre Staffeln

empfangen zu lassen, das Vorrücken bis zum Auf stellungsort der zweiten Staffeln der Batterien nötig werden . Von da aus sind dann , den sich von den Batterien um Munitionsersatz meldenden Unteroffizieren , die benötigten Munitionswagen der Kolonnen bis zur ersten Staffel der betreffenden Batterien , wenn

nötig bis unmittelbar hinter die feuernden Geschütze mitzugeben . Die hinter den Geschützen zur Entnahme der Munition auffahrenden Wagen der Kolonnen

werden ausgespannt, und erst nach ihrer Entleerung , durch ihre bis dahin vor dem feindlichen Feuer mehr geschützt aufgestellten Gespanne, zu ihrer Munitionskolonne zurück gefahren. Den an Batterien ,

beziehungsweise Infanterie- Bataillone ,

ab

gegebenen Munitionswagen der Kolonnen mufs ein Platz bestimmt werden , an dem sie sich zu sammeln haben , sobald sie entleert sind. Dieser Sammelplatz liegt am besten nicht zu entfernt hinter der Munitionskolonne, welcher sie angehören . Hat eine

bis zum Aufstellungsorte

der

zweiten Staffeln der

Batterien beziehungsweise der Patronenwagen der Infanterie , oder gar darüber hinaus, bis nahe an die Feuerlinie vorgerückte Munitions kolonne dem Bedürfnis der im heftigen Kampf befindlichen Truppe genügt, so kann sie kehrt machen und

sich auf einem für ihre

Sicherheit geeigneteren Platz aufstellen.

Dieser Platz

mufs aber

dem betreffenden Truppen - Commandeur mitgeteilt werden , damit die von den zweiten Staffeln der Batterien , beziehungsweise von den Bataillonen, um Munition gesendeten Unteroffiziere ihn finden können . Aufser der Munition , müssen die Munitionskolonnen , wenn die bei den Batterien vorhandenen Reserven zum Ersatze der Verluste nicht ausreichen, auch Material, Mannschaften und Pferde, letztere, wenn nötig , auch zur Bespannung der Patronenwagen der Infanterie Truppenteile, abstellen . Die ihrer Munition entleerten Wagen der Infanterie- und Artillerie-Munitionskolonnen können von weniger, wenn nötig selbst zwei , Pferden gezogen werden.

Diesen Ausfall

338

Zur Ausbildung der Feld -Artillerie, hier deren Aufgaben

an Pferden haben dann die Kolonnen , so weit er nicht durch das Pferde- Depot des Armee-Corps gedeckt werden kann, was meistens nur im

geringen Grade

möglich sein

wird,

demnächst auf dem

Marsche durch Requisition zu decken. 5.

Nach Beendigung des Gefechts , spätestens bis zum

Anbruch des folgenden Tages , müssen sämtliche Protzen und Munitions wagen aller Batterien , sowie sämtliche Patronenwagen der Infanterie , wieder vollständig mit Munition gefüllt sein. Sobald dieses geschehen ist, haben die Commandeure der Kolonnen-Abteilungen raschest Sorge zu tragen, dafs die Füllung ihrer weniger entleerten Infanterie- und Artillerie Munitionskolonnen , aus den Beständen derjenigen Kolonnen , welche ihre Munition gröfseren Teils abgegeben haben , ersetzt wird . Ergiebt sich hierbei der gröfsere Teil der Munitionskolonnen der seitherigen ersten Staffel entleert, während jene der zweiten Staffel gar nicht durch Munitionsabgabe in Anspruch genommen wurden, so treten letztere insgesamt in die erste Staffel über, dagegen die seither in ersten Staffel gestandene Kolonnen-Abteilung in die zweite Staffel *) . Ausserdem sendet letztere ihre entleerten Munitionskolonnen , sowie die entleerten Teile ihrer nur noch teilweise gefüllt verbliebenen

der

Infanterie- und Artillerie-Munitionskolonne , behufs Neufüllung, sofort nach dem Standorte der ihrer Armee zugewiesenen Abteilung des Feld-Munitions- Reserve- Parks zurück. Das Verfahren , nur die ent leerten Teile der nicht ganz entleerten Infanterie- und Artillerie Munitionskolonne zurückzuschicken, ist durch entsprechende Gliede rung der einzelnen Kolonnen in zwei zur Not selbstständige Abtei lungen vorgesehen . Wenn der Munitionsverbrauch ein bedeutender war, und daher die Munitionskolonnen der ersten Staffel zum voll ständigen Ersatz der Munition nicht ausreichen, so werden auch die Munitionskolonnen der zweiten Staffel, wenn nicht schon im späteren Verlauf

der

Schlacht,

Munition an die Batterien,

so

doch sofort nach derselben ,

bezw. Compagnien,

abzugeben haben.

*) Würde aber von den 2 Infanterie- und 3 Artillerie-Munitions- Kolonnen, der seither in der ersten Staffel gestandenen Kolonnen-Abteilung, entschieden weniger als die Hälfte, und nur eine geringe Zahl von Pferden abgegeben worden sein, so empfiehlt es sich, namentlich, wenn die zweite Staffel der Munitions kolonnen noch nicht auf dem Gefechtsfelde eingetroffen sein sollte, die entleerten Kolonnen der ersten Staffel aus jenen der zweiten Staffel ergänzen zu lassen. Es kann dann, die seither in der ersten Staffel gestandene Kolonnen-Abteilung in dieser verbleiben, während diejenigen Kolonnen der zweiten Staffel, welche jene der ersten Staffel ergänzten, behufs Neufüllung, nach dem Standorte der ihrer Armee zugewiesenen Abteilung des Feld-Munitions-Reserve-Parks zurückgehen.

im Dienste des Ersatzes der Munition im Kriege.

339

In diesem Falle wird, vom Brigade-Commandeur der Artillerie des Armee- Corps, bestimmt werden , dafs die weniger entleerte Kolonnen Abteilung, in der Regel die seither in der zweiten Staffel eingeteilte, von der anderen Kolonnen-Abteilung die in dieser noch vorhandene Munition übernimmt. Diejenige Kolonnen - Abteilung , bei welcher auf diese Weise ge füllte Infanterie- und Artillerie-Munitionskolonnen verbleiben, tritt, mit ihren vollständig gefüllten Kolonnen und den gefüllten Teilen ihrer noch teilweise gefüllten Infanterie- und Artillerie-Munitions kolonne, in das Verhältnis der ersten Staffel *) . Die entleerten Kolonnen und Kolonnen-Teile dieser Abteilung marschieren , ebenso wie die ganz entleerte und den Ersatz von Material, Mannschaften und Pferden gedeckt habende Kolonnen -Abteilung, alsbald nach dem Standorte der ihrer Armee zugewiesenen Abteilung des Feld Munitions-Reserve-Parks. Hierbei ist es wünschenswert , dafs die Kolonnen der nun in der ersten Staffel befindlichen Kolonnen - Ab teilung zuerst dort ankommen und mit Munition u . s. w. ergänzt werden , um möglichst bald wieder in der ersten Staffel eine voll ständige Kolonnen-Abteilung zu besitzen . - - Jede Kolonnen-Abteilung, von welcher Munitionskolonnen , behufs Neufüllung, nach dem Stand orte der ihrer Armee zugewiesenen Abteilung des Feld -Munitions die Reserve-Parks zurückgehen, hat _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ nach den Quittungen Munitions-Bestands- Nachweisung und den Antrag auf den Ersatz der Munitionlisten und vorschriftsmässig zusammen zu stellen **) und dem Brigade-Commandeur der Artillerie ihres Armee- Corps einzu reichen. Von diesem wird sie an das Artillerie-Commando der Armee, zu welcher das Armee- Corps gehört, eingereicht. Das Artillerie- Commando der Armee, welchem die Ergänzung der von den Munitionskolonnen an Truppen abgegebenen Munition und die Bereitstellung weiterer Bestände obliegt, weist die der Armee zugewiesene Abteilung des Feld -Munitions- Reserve- Parks an, Mars la Tour 16. August 1870 " *) In Folge der Schlacht von Vionville St. Privat" die erste mufste für den 18. August 1870 „ Schlacht von Gravelotte Staffel der Munitionskolonnen für das 3. Armee-Corps sogar aus je einer Artillerie Munitionskolonne anderer, ebenfalls zur II. Armee gehörigen Armee-Corps [Garde und 9. ] zusammengesetzt werden. Indem, nach der Schlacht von Vionville - Mars la Tour, die sämmtlichen Artillerie-Munitionskolonnen des 3. Armee-Corps [damals nur 5] ihre Munition zur Ergänzung jener der Batterien des 3. Armee-Corps hatten abgeben müssen. [Die deutsche Artillerie in den Schlachten bei Metz, 3. Teil, von Hoffbauer und Hohenlohe, Militärische Briefe über Artillerie]. **) Aus „ militärische Briefe, III, über Artillerie, 9. Brief" von Kraft Prinz zu Hohenlohe - Ingelfingen [im Feldzuge 1870 Commandeur der Artillerie des Garde-Corps] entnommen.

340

Zur Ausbildung der Feld -Artillerie, hier deren Aufgaben

Zugleich empfiehlt es die benötigte Munitions-Abgabe zu leisten . sich, mit dem Feld -Telegraph, eine Nachricht über den eingetretenen Bedarf an den Feld-Munitions- Reserve-Park der Armee zu senden * ) . 6.

Im Kriege 1870/71 bestand die der III. deutschen Armee

zugewiesene Abteilung des Feld-Munitions-Reserve-Parks, bei welcher die sämtlichen Munitionskolonnen der zu dieser Armee gehörigen Armee-Corps u. s. w.

ihren Abgang

an Munition

ergänzten ,

aus

8 Kolonnen, jede zu 24 Artillerie- Munitionswagen und 8 Patronen wagen, jedoch ohne Bespannung ** ) . Diese Abteilung des Feld- Munitions - Reserve - Parks war, von dem der III. Armee zugewiesenen Reserve - Munitions - Depot ** ), welches sich in einer, von der Grenze nicht zu weit entfernten, an einer Eisenbahn gelegenen Festung des eigenen Landes [ Erfurt ] befand, gegen den Kriegsschauplatz vorgeschoben.

Damit in diesem Reserve

Munitions - Depot stets ein genügender Vorrat von Infanterie und

Artillerie-Munition

zum

Nachschub

bereit

gehalten

werden

konnte, war dasselbe auf eine Anzahl Festungen zur Heran ziehung der erforderlichen Munitionsbestände angewiesen . Die vom Reserve - Munitions - Depot der Armee , als ein Zwischendepot , vorgeschobene Abteilung des Feld - Muni tions - Reserve - Parks ist im Wesentlichen an die Eisenbahn gebunden.

Der Aufstellungsort dieses Zwischendepots ist.

der jeweilig letzte , genügend gesicherte Punkt derjenigen Eisenbahnlinie , welche eine unmittelbare Verbindung mit dem Reserve - Munitions - Depot der Armee ermöglicht. Die der Armee zugewiesene Abteilung des Feld-Munitions-Reserve-Parks ergänzt die von ihr an die Munitionskolonnen der Truppen abge gebene Munition dadurch, dafs sie ihre entleerten Kolonnen, auf der Eisenbahn , zum Reserve-Munitions- Depot der Armee zurück schickt.

Diese gehen , nachdem sie dort gefüllt worden sind , wieder Wenn grofse Eile nötig ist, kann auch

zu ihrer Abteilung zurück . der Ersatz, für Munition ,

die vom Feld-Munitions- Reserve-Park abgegebene

vom Reserve-Munitions-Depot, in Kasten verpackt,

auf

der Eisenbahn, an die betreffende Abteilung des Feld- Munitions Reserve-Parks gesendet werden . 7.

Nachdem die unbespannten Kolonnen des Feld - Munitions

*) Aus „ militärische Briefe, III, über Artillerie, 9. Brief" von Kraft Prinz zu Hohenlohe - Ingelfingen [ im Feldzuge 1870 Commandeur der Artillerie des Garde- Corps] entnommen . **) Aus „ Leo “, die deutsche Artillerie in den Schlachten und Treffen des deutsch-französischen Krieges 1870-71 , Heft 7, entnommen.

im Dienste des Ersatzes der Munition im Kriege.

341

Reserve-Parks der Armee an die Eisenbahn gefesselt sind , müssen, in den Zeiten , in welchen die Armee in starken Märschen vorwärts rückt und die Eisenbahnen nicht dementsprechend weiter benutzbar gemacht werden können, die Abstände zwischen dem Feld -Munitions Reserve-Park

den

und

ihren

Armee- Corps

folgenden

Munitions

kolonnen stark zunehmen . Setzt das Armee-Corps, nach der Schlacht, seinen Marsch fort, so wird für die von ihm zum Feld-Munitions Reserve-Park der Armee marschierenden entleerten Munitionskolonnen, nachdem sie dort ihre Munition u. s. w. ergänzt haben , der Marsch zum Armee-Corps bedeutend Anforderungen

an

die

gröfser.

Daraus

Marschleistungen

der

erwachsen

erhöhte

Munitionskolonnen .

Um die während ihres Hin- und Hermarsches im Vorschreiten ge bliebenen Armee- Corps wieder einzuholen, müssen sie andauernd doppelte Märsche, bis zu 50 km pro Tag, zurücklegen . Dabei laufen sie leicht Gefahr die Verbindung mit dem eigenen Armee- Corps zu verlieren. Die Vermeidung dieses Übelstandes, sowie die Sicherung der einzeln marschierenden Munitionskolonnen, wird durch die sofortige Einrichtung gesicherter Etappenstrafsen zu ermöglichen getrachtet. Aber selbst da ,

wo die Einrichtung des Etappendienstes schnell

gelungen ist, werden die Kolonnen doch, in Bezug auf die Sicherung gegen Feindseligkeiten der Bevölkerung, im Wesentlichen auf ihre eigenen Kräfte angewiesen sein . für ihre

Bedeckung ,

Infanterie

nicht

Abgesehen davon ,

kaum verfügbar sein

die Marschgeschwindigkeit,

dafs Truppen ,

werden,

besitzt auch

welche hier von den

Kolonnen verlangt werden mufs . Die Begleitmannschaft der Kolonnen mufs wenigstens abwechselnd aufsitzen können. Die Umsicht der Führer

solcher Kolonnen und die Zuverlässigkeit der Begleitmann

schaft der Kolonnen werden , auch in schwierigen Lagen, mehr wie die Zahl der begleitenden Mannschaft den Ausschlag geben *). Die Munitionskolonnen müssen , während des in Rede stehenden Hin und Hermarsches, Vor- und Nachmittags marschieren ,

Mittags im

Biwak abkochen und meist in unbelegten Dörfern nächtigen, wobei die Begleitmannschaften, mit ihrer Handfeuerwaffe, die Sicherung übernehmen **). Das Wiederaufschliefsen der Munitionskolonnen wird erleichtert ,

sobald die Tete des Armee- Corps mit dem Feinde

*) Aus „ Leo “, die deutsche Artillerie in den Schlachten und Treffen des Krieges 1870-71, Heft 7, entnommen. **) Aus „ militärische Briefe, III, über Artillerie " von Kraft Prinz zu Hohen lohe-Ingelfingen [während des Feldzuges 1870 Commandeur der Artillerie des Garde-Corps] entnommen.

Zur Ausbildung der Feld -Artillerie, hier deren Aufgaben

342

in Berührung tritt und sich hierdurch die Vorwärtsbewegung des Corps verlangsamt. Nun treten aber andere Schwierigkeiten dadurch ein, dafs die Truppen zum Teil die Hauptstrafsen und die ursprüng liche Marschrichtung verlassen . Aufserdem tritt nun leicht der Fall ein, dafs sich andere Armee-Corps in die Lücke kreuzend einschieben . *) Obwohl es Aufgabe des Commandeurs der Artillerie des Armee Corps ist, schon während der Bewegungen, bevor noch der Entschlufs zum nächsten Heranrücken der Munitionskolonne gefasst werden kann, den Commandeuren der Munitionskolonnen - Abteilungen An weisungen über die veränderte Marschrichtung des Armee-Corps und die demgemäſs von den Kolonnen - Abteilungen einzuschlagende Marschstrafse zugehen zu lassen , so kann doch in diesen Fällen an die Commandeure der Kolonnen-Abteilungen die Aufgabe herantreten , selbstständig, ohne das Eintreffen des Befehls abzuwarten, ihrem Armee-Corps zu folgen, um so rechtzeitig die Nähe des Schlacht feldes zu erreichen . 8.

Nun ist auch noch das Verhalten der Munitionskolonnen in

Erwägung

zu nehmen,

wenn in Folge ungünstigen Verlaufes

des

Kampfes, von der Gefechtsleitung der Rückzug angeordnet werden. mufs.

Die hierdurch für die Munitionskolonnen bedingt werdende

Thätigkeit

ist

wesentlich

von

den

Verhältnissen

abhängig ,

in

welchen sie sich, zur Zeit der Erteilung des Befehls für den Rück marsch, befinden . · a) Sind sie zu dieser Zeit noch nicht auf dem Gefechtsfelde eingetroffen, so wird in dem vom Brigade- Commandeur der Artillerie des Armee-Corps an sie zu erlassenden Befehl, nicht nur angeordnet werden müssen, in welcher Richtung sie ihren Rückmarsch zu nehmen haben, sondern auch wo der erste Munitionsersatz und thunlichst auch,

mit wie vielen Infanterie- und Artillerie-Munitionskolonnen

zu leisten ist . Die den kämpfenden Truppen näher befindliche Kolonnen-Abteilung bleibt dann, im Verhältnis der ersten Staffel den Truppen zunächst, und hat den gebotenen Munitionsersatz an dem

befohlenen

Ort

zu

leisten ,

während die

weiter

entfernte

Kolonnen- Abteilung als zweite Staffel nun der ersten Staffel voraus marschiert, und nur in dem Falle, wenn die erste Staffel den gebotenen Munitionsersatz nicht allein leisten kann, zur Bestreitung desselben beigezogen wird . Kann die Munitionsergänzung mit weniger als der Hälfte des Inhalts der in der ersten Staffel befindlichen

*) Aus „ Leo " , die deutsche Artillerie in den Schlachten und Treffen des Krieges 1870-71 , Heft 7, entnommen.

im Dienste des Ersatzes der Munition im Kriege.

343

Munitionskolonnen geleistet werden, so empfiehlt sich, dafs die erste Staffel,

die von ihr abgegebene Munition aus der zweiten Staffel

ersetzend, auch ferner den Truppen zunächst bleibt, und die voraus befindliche zweite Staffel ihre entleerten Kolonnen nach dem Stand orte der ihrer Armee zugewiesenen Abteilung des Feld- Munitions Reserveparks, zum Munitionsempfang sendet. Wenn die erste Staffel der Munitionskolonnen beim Abbrechen des Gefechts noch nicht auf dem Gefechtsfelde eingetroffen war, so wird in der Regel die in ihr enthaltene Munition zum Ersatz genügen, und dieselbe, nach vollzogener Munitionsergänzung nur dann in das Verhältnis der zweiten Staffel überzutreten haben, wenn mehr als die Hälfte der in ihren Kolonnen enthaltenen Munition an die Truppen abgegeben wurde .

In

diesem Falle

Verhältnis der

mufs die seitherige zweite Staffel in das

ersten, den Truppen zunächst befindlichen Staffel

übertreten, während die bisherige erste Staffel, sobald sie nach ge leistetem Munitionsersatz, ihren Rückmarsch bis über die nunmehrige erste Staffel fortgesetzt hat ,

ihre

entleerten Kolonnen nach dem

Feld-Munitions-Reservepark zum Munitionsempfang schickt. b) Ist die erste Staffel der Munitionskolonnen bereits auf dem für sie nahe rückwärts des Gefechtsfeldes bestimmten Aufstellungs ort eingetroffen, und nur hier mit Munitionsabgabe beschäftigt, so kann, wenn ihre Infanterie- und Artillerie- Munitionskolonnen zur Ergänzung der von den Truppen verbrauchten Munition ausreichen, die seitherige zweite Staffel vorerst in diesem Verhältnis verbleiben und daher sofort den Rückmarsch in der befohlenen Richtung an treten ; die erste Staffel folgt ihr nach bethätigtem Munitionsersatz . Im Übrigen

gestaltet sich

das Verhalten der

beiden Staffeln , je

nachdem die erste Staffel weniger oder mehr als die Hälfte des Inhalts ihrer Kolonnen zur Munitionsergänzung der Truppen ab gegeben hat, wie dieses ad a bereits angegeben wurde. c) Sind von der auf das Gefechtsfeld vorgezogenen

ersten

Staffel Kolonnen, beziehungsweise Abteilungen oder Züge derselben , behufs des Munitionsersatzes, bis nahe hinter die in hartnäckiges Gefecht verwickelten Infanterie- Truppen oder zweiten Staffeln der Batterien herangerückt, so wird auch meistens der Munitionsver Sobald der Munitions brauch ein bedeutender gewesen sein. verbrauch auf mehr als die Hälfte des Inhalts der ersten Staffel veranschlagt werden kann, empfiehlt es sich auch hier, die seitherige zweite Staffel als erste Staffel zu betrachten, und daher bei dem anzutretenden Rückmarsch thunlichst nahe vor den Truppen marschieren zu lassen.

Während die seitherige

erste Staffel ,

mit

344

Zur Ausbildung der Feld -Artillerie, hier deren Aufgaben

ihren, auf dem bei Beginn des Gefechts angewiesenen Aufstellungs ort verbliebenen Kolonnen, als nunmehrige zweite Staffel voraus marschiert. Die bis zu den kämpfenden Truppen [ beziehungsweise Abteilungen oder Züge

vorgerückten Kolonnen

derselben ] der bisherigen

ersten Staffeln , können den Rückmarsch zu ihrer Kolonnen -Abteilung erst nach Bethätigung der Munitionsergänzung antreten.

Sie sind

daher, bis dieses geschehen ist, und die Verhältnisse den Rückmarsch zu ihrer Kolonnen -Abteilung erlauben ,

als zur kleinen [ Gefechts- ]

Bagage des betreffenden Truppenteils gehörig zu betrachten , und von diesem, mit derselben Hingebung und Aufopferung zu schützen, mit welcher

sie der betreffenden Truppe den nötigen Munitionsersatz

entgegen brachten .

Den Rückmarsch zu ihrer Kolonnen -Abteilung

können diese Kolonnenteile in der Regel erst antreten,

nachdem

der Truppenkörper, bei welchem sie sich befinden, aus dem Gefechts verhältnis in die Marschkolonne übergegangen ist. Es müssen nun , diese weniger oder mehr, oft ganz entleerten Kolonnenteile bestrebt sein ,

sich während ihres thunlichst beschleunigten Rückmarsches

mit ihrer Kolonne zu vereinigen.

Nachdem sie bei ihrer Kolonnen

Abteilung eingetroffen sind, werden bei dieser die weniger entleerten Kolonnen aus den mehr entleerten gleichartigen Kolonnen ergänzt, und die ihres Inhalts entleerten ,

behufs Munitionsempfang,

sofort

zum Feld-Munitions-Reservepark geschickt. d) Ist in Folge lang dauernden heftigen Gefechts, der Munitions verbrauch ein so grofser gewesen , dafs der Inhalt der seither in der ersten Staffel gestandenen Kolonnen -Abteilung zur Munitionsergänzung nicht ausreichte,

und auch Kolonnen aus der seitherigen zweiten

Staffel Munition abgeben mussten , so kann letztere, nur mit den bei ihr noch gefüllt verbleibenden Infanterie- und Artillerie-Munitions kolonnen in das Verhältnis der ersten Staffel treten .

in

e) Baldiges Eintreffen aller, insbesondere der aus der nunmehr der ersten Staffel befindlichen Kolonnen- Abteilung , zum Feld

Munitions- Reservepark gesendeten Kolonnen , mit dortselbst ergänzter Munition, ist beim Rückmarsch nicht minder geboten, Vormarsch.

wie

beim

Nach eingehender Betrachtung sämtlicher durch den Munitions hervorgehoben besonders ersatz gebotenen Thätigkeiten mufs werden : » Der Feld - Artillerie wird die Erfüllung der ihr im Dienste des Ersatzes der Munition im Kriege obliegenden wichtigen Aufgaben , durch

die hierauf bezüglichen Be

345

im Dienste des Ersatzes der Munition im Kriege.

stimmungen

der

Feldienst - Ordnung

(1887 )

und

ihres

Exerzier - Reglements ( 1889 ) in der Weise ermöglicht , dafs auf rechtzeitigen Ersatz der im Gefecht verbrauchten Munition mit Sicherheit gehofft werden kann . Zu wünschen bleibt nur , dafs die Zahl der in der ersten Staffel der Batterien enthaltenen Munitionswagen , ein- für allemal , von drei auf vier festgesetzt , und die Führung der ersten Staffel jeder Batterie , zu welcher nach dem Abprotzen fast immer die Geschützprotzen treten , grundsätzlich einem Offizier über tragen wird. Auf einem Rückmarsch würde die Verbindung zwischen den Gefechtsbatterien und ihren zweiten Staffeln gesicherter und unbe hindertersein , wenn bei den im Gros marschierenden Divisions Artillerie - Regimentern , die abteilungsweise zusammenge zogenen zweiten

Staffeln ihrer Batterien ,

nicht vor den .

Gefechtstruppen ihrer Infanterie- Division , sondern unmittelbar vor den Gefechtsbatterien ihres Regiments marschieren . Ferner würde es sich bei Kriegsmärschen empfehlen , nicht die grofse Bagage, sondern die erste Staffel der Munitions kolonnen , den Gefechtstruppen des Armee - Corps zunächst marschieren zu lassen .

An Stelle der jetzigen Folgeordnung

auf einem Vormarsch : » Grofse Bagage, erste Staffel der Munitions kolonnen und Trains , zweite Staffel der Munitionskolonnen und Trains « , würde sich dann jene : »Erste Staffel der Munitions kolonnen ,

grofse Bagage und erste Staffel

der Trains ,

zweite Staffel der Munitionskolonnen und Trains « ergeben . Auch bei einem Rückmarsch empfiehlt es sich, die den Gefechtstruppen nähere erste Staffel der Munitionskolonnen nicht weit vor den Truppen marschieren zu lassen . C) Das den Betrachtungen » Zur Ausbildung der Feld- Artillerie « gesetzte Ziel ist mit diesem III. Teil abgeschlossen. im I. Teil dieser Arbeit ausgesprochenen Wünsche, Beginne

des

III . Teiles

hervorgehoben

wurde ,

Nachdem die wie bereits im

durch das

neue

Exerzier-Reglement für die Feld- Artillerie erfüllt sind , mufs nur noch einmal auf die am Schlusse des II. Teils ausgesprochenen Wünsche zurückgekommen werden . Diese waren und sind : 1. Einteilung der Feld-Artillerie, bereits im Frieden , in die Regimentsverbände , in welchen sie im Kriege zu kämpfen hat, mithin pro Armee- Corps à 2 Infanterie-Divisionen , in 2 Divisions- und ein Corps-Artillerie- Regiment, unter dem Kommando des Commandeurs der Feld-Artillerie des Armee - Corps.

346

Zur Ausbildung der Feld - Artillerie, hier deren Aufgaben 2. Erhöhung des Standes aller Batterien im Frieden, von vier

auf sechs bespannte Geschütze. 3. Berittenmachung sämtlicher Hauptleute und Lieutenants der Feld-Artillerie, nicht blos jener der reitenden Batterien , nach den bei der Kavallerie für die Berittenmachung dieser Chargen bestehenden Vorschriften. 4. Übungsreisen nach Art derjenigen , welche sich bei der Kavallerie seit länger als einem Jahrzent, bei der Infanterie seit Erlafs der neuen Felddienst- Ordnung ( 1887) , so sehr bewähren . ad 1. Frieden

Seit

1. April 1889 ist

die

unter dem Kommando ihres

Feld-Artillerie

bereits

Brigade-Commandeurs,

im dem

General- Kommando des Armee- Corps, ohne weitere Zwischenbehörde, unterstellt, mithin dem grofsen Truppenkörper, mit welchem sie im Kriege zu kämpfen hat, innigst verbunden. dafs

Im Hinblicke darauf,

bei der Mobilmachung jeder Infanterie-Division

Corps

ein Divisions- Artillerie- Regiment zugeteilt

eines,

das

Corps - Artillerie - Regiment ,

unmittelbar

Kommando des Armee-Corps unterstellt bleibt,

des

wird , dem

Armee und

nur

General

wurde in jüngster

Zeit mehrfach befürwortet, die zu einem Armee- Corps gehörige Feld-Artillerie im Frieden nicht unmittellbar dem General- Kommando, sondern den Infanterie-Divisionen des Armee- Corps zu unterstellen. Die im Frieden Zeit

pro

nur bestehenden

Armee-Corps à 2 Infanterie- Divisionen

> zur

2 Feld - Artillerie - Regimenter unterstützen

diesen Wunsch, dessen mehr- oder minderer Berechtigung , Nachstehenden näher zu treten versucht wird.

im

Jedenfalls empfiehlt es sich , die Feld - Artillerie bereits im Frieden denjenigen Commandeuren zu unterstellen , unter deren Befehl diese Waffe ihre wichtigsten Aufgaben im Gefecht erfüllen mufs. Diese wichtigsten Aufgaben der Feld -Artillerie eines Armee-Corps, sind in dem Exerzier- Reglement für die Feld - Artillerie ,

in

unübertrefflicher Weise bestimmt ,

klar

und kurz , mit folgenden Sätzen ausgesprochen : »Der geplante Angriff hat nur dann Aussicht auf Erfolg , wenn die Herbeiführung der Feuerüberlegenheit gelingt , zunächst diejenige der Artillerie.

und zwar

Zu dem Zweck sind thun

lichst sämtliche Batterien in Stellung zu bringen [ Ziffer 321 , Absatz 2 ] .

Sobald das feindliche Artilleriefeuer gedämpft ist , und

der Truppenführer denjenigen Teil der feindlichen Stellung bestimmt hat, den er angreifen will, mufs ein überwältigendes Artilleriefeuer, möglichst aus

umfassenden

Stellungen

dorthin

vereinigt werden ,

während einem Teil der Batterien die Aufgabe zufällt , die feindliche

im Dienste des Ersatzes der Munition im Kriege.

347

Artillerie und besonders diejenige, welche nach dem Angriffsfeld zu wirken vermag, niederzuhalten [ Ziffer 323, Absatz 1 ]. Die richtige Rollenverteilung hierbei ist eine der vor nehmsten Aufgaben des höheren Artillerieführers. Sie erfordert Kenntnis der Absichten des Truppenführers und klare Beurteilung der Gefechtslage [ Ziffer 323, Absatz 5 ] . In der Verteidigung wird in der Regel der Kampf zunächst mit der Artillerie des Angreifers aufzunehmen und um eine Über legenheit zu erzielen , meist die gesamte Artillerie in Thätig keit zu bringen sein [ Ziffer 330 ] . Die Bekämpfung der feindlichen Artillerie wird so lange fort gesetzt, bis die Infanterie des Gegners zum Angriff vorgeht. Als dann mufs die Artillerie , ohne das feindliche Geschützfeuer zu beachten und erforderlichenfalls unter Aufgeben der Deckung , die Infanterie zum Ziel nehmen. Wenn thunlich, sind die gegnerischen Batterien gleichzeitig zu beschäftigen , das Bekämpfen des Infanterie angriffs bleibt aber unbedingt die Hauptsache [ Ziffer 331 , Absatz 1 } . « Aus diesen Bestimmungen

geht

zweifellos hervor ,

dafs die

Feld -Artillerie, im Gefecht des Armee-Corps, ihre wichtigsten Auf gaben, unter der Leitung des Commandeurs der Feld -Artillerie des Armee- Corps, im Sinne der Absichten des kommandierenden Generals erfüllen mufs. In vollster Übereinstimmung hiermit ist 1889

seit 1. April

die Feld - Artillerie eines Armee-Corps im Frieden, unter dem

Kommando ihres Brigade-Commandeurs , unmittelbar dem General Kommando des Armee- Corps, nicht den Infanterie- Divisionen unter stellt. Aus den zur Zeit im Frieden , per Armee- Corps à 2 Infanterie Divisionen

bestehenden

11 Batterien in

2 Feld - Artillerie - Regimentern ,

4 Abteilungen [ 3

à 3 Batterien ,

eines

zu

darunter eine

reitende Abteilung, und eine à 2 Batterien] , das andere zu 9 Batte rien [ in 3 Abteilungen à 3 Batterien ] , müssen bei der Mobilmachung , 3 Regimenter à 2 Abteilungen à 3 Batterien gebildet werden . Die im Frieden bei der Feld- Artillerie bestehende Regiments Einteilung

entspricht

also

Krieges . Dazu kommt ferner, Feld - Artillerie - Regimenter zu

nicht

dem

Bedürfnisse

des

dafs die » zur Zeit >zur Zeit über die Zahl von 6 vorhandenen Feld

Artillerie -Abteilungs - Stäbe

wenn nicht,

so doch

nahezu 18

aufgehoben werden . ad 2. Aufser der ad 1 begründeten Neuerrichtung von Regi mentsstäben und Batterien mufs als ganz unerlässliches allererstes Bedürfnis auch bezeichnet werden, dafs sämtlichen Batterien im Frieden ein Pferdestand gegeben werde , der denselben Aus die Bespannung ihrer sechs Geschütze ermöglicht. welchen Gründen diese Erhöhung bei den reitenden Batterien ein unaufschiebliches Bedürfnis ist, wurde am Schlusse des II. Teils dieser Arbeit [ März 1889 ] bereits eingehend erörtert. Für sämtliche fahrende Batterien besteht dieses Bedürfnis nicht minder dringender Weise.

in

Erst durch die Vermehrung des

Friedens-Pferdestandes jeder fahrenden Batterie von vier auf sechs bespannte Geschütze, auf den Stand von

mithin von

12 Reit- *) und

28 Zugpferden

18 Reit- **) und 42 Zugpferden ,

läfst es sich

ermöglichen , die sämtlichen Mannschaften des ersten Dienstjahres , ebenso wie bei den reitenden Batterien nicht nur für die Geschütz bedienung,

sondern

auch im Reiten

dingung für die Verwendung Mannschaften während ihres

auszubilden .

Die

erste Be

als Fahrer wird dadurch bei

allen

ersten Dienstjahres erreicht, und kann

dann , jedenfalls bei den mit Beginn ihres zweiten Dienstjahres zu Fahrern bestimmten , in einem zweiten Winter, für die nach diesem beginnende Ausbildung im wirklichen Fahren, vervollkommnet werden. Im

Herbst ihres

zweiten Dienstjahres könnten

diejenigen

Mann

schaften , welche im Frühjahr und Sommer nicht als Fahrer aus *) Mit Hinzurechnung der „zur Zeit" für die Berittenmachung der vier Offiziere jeder fahrenden Batterie benötigten vier Dienstreitpferde, 16 Reitpferde. ** ) Jede Batterie besitzt im Frieden durchschnittlich 18 Unteroffiziere und Trompeter, und ist es bei der Feld -Artillerie nicht minder wie bei der Kavallerie geboten, für jede berittene Charge ein Reitpferd im Friedenspferdestande der Batterie festzusetzen.

351

im Dienste des Ersatzes der Munition im Kriege. gebildet

wurden ,

eine

wenn

auch

kürzere Fahrerübung

durch

machen . *) Sämtliche in ihr drittes Dienstjahr übertretenden Maun schaften würden dann im Bedienen der Geschütze und selbst die nicht ein volles

halbes Jahr als Fahrer verwendeten

wenigstens

einen Monat lang, im Fahren der Geschütze ausgebildet worden sein. Durch die Erhöhung des Pferdestandes, von vier auf sechs be spannte Geschütze pro Batterie, liefse sich also der grofse Vorteil erreichen, dafs die im Kampfe eintretenden Verluste an Mannschaften [Geschützbedienung und Fahrer ] , auch bei den fahrenden Batterien, durch die, nicht nur in der Geschützbedienung, sondern auch im Reiten und Fahren ausgebildeten Mannschaften , leichter und schneller ersetzt werden können . Wie sehr die Ausbildung sämtlicher Mann schaften der fahrenden Batterien im Reiten und Fahren dem bei der Mobilmachung bestehenden sehr grofsen Bedarf an Fahrern zu Gute kommen würden, braucht sicher nicht näher erwiesen zu werden. Die Bekleidung und Bewaffnung sämtlicher Mannschaften einer fahrenden Batterie müsste, wenn dieselben alle im Reiten ausgebildet werden , natürlich ganz gleich jener der berittenen Mannschaften der Feld- Artillerie sein . Hierdurch würde dann auch die so über aus wünschenswerte Gleichheit in der äufseren Erscheinung einer fahrenden Batterie, und damit der gesamten Feld-Artillerie über haupt, endlich erreicht sein. Hiermit sind aber die grofsen Vorteile, welche der angestrebte höhere Friedens -Pferdestand aller Batterien gewähren würde, noch nicht erschöpft.

Vor Allem würde dadurch auch die Vornahme von

Übungen in kriegsstarken Verbänden , auf welche, da nur sie die mit der Verwendung der Feld-Artillerie verbundenen Schwierig keiten kennen und beherrschen lehren , das Reglement [Ziffer 4] so hohen Wert legt, ganz wesentlich erleichtert werden. Eine Abteilung à 3 Batterien,

mit nur vier bespannten Ge

schützen pro Batterie, kann , mit ihrem Gesammt- Pferdestande, für die Übung in einer kriegsstarken Batterie, aufser den sechs Ge schützen und der ersten Staffel, nur zwei, statt acht Fahrzeuge der zweiten Staffel bespannen . ――――――― Eine Abteilung à 3 Batterien, mit sechs bespannten Geschützen pro Batterie, vermag erst, mit ihrem *) Nur wenn es sich nicht ausführbar erweisen würde, sämtliche Mannschaften des zweiten Dienstjahres, während des Winters im Reiten weiter zu vervollkommen, würde es sich vielleicht mehr empfehlen, die im Winter ihres zweiten Dienstjahres nicht im Reiten weiter ausgebildet werden könnenden Mannschaften, diese kürzere Fahrerübung bereits im Herbst ihres ersten Dienstjahres durchmachen zu lassen .

352

Zur Ausbildung der Feld -Artillerie, hier deren Aufgaben

Gesamt- Pferdestande eine wirklich kriegsstarke Batterie [ 18 Fahr zeuge ] zu bespannen. Ein Regiment à 2 Abteilungen, die eine zu vier, die andere zu drei Batterien,

könnte eine nahezu kriegs

starke Abteilung à 3 Batterien , die Geschütze und erste Staffel voll kommen kriegsstark, die zweite Staffel der Abteilung mit 12 Fahr zeugen [ pro Batterie : zwei Munitions wagenzüge] bespannen . Dadurch liefse sich dann unschwer ermöglichen , jede Abteilung,

für ihr letztes kriegsmäfsiges Schiefsen in der Abteilung zu

drei

Batterien, aus den Pferden der anderen Batterien des Regiments, nahezu auf Kriegsstärke zu ergänzen , und » damit die durch den Munitionsersatz und die Führung der ersten und zweiten Staffeln der Batterien bedingten Thätigkeiten klar zum Ausdruck zu bringen . Ein kriegsmässiges Schiefsen der einzelnen Batterien im kriegs starken Verbande müfste natürlich diesem Abteilungsschiefsen vor ausgegangen sein . Des Weiteren könnten,

wie bereits ad C, 1 , erwähnt wurde,

während der jährlich stattfindenden gröfseren Truppenübungen , bei derjenigen Infanterie- Division des Armee-Corps, welcher im betreffen den Jahre zwei Feld-Artillerie- Regimenter zugeteilt sind, während der Brigade-Manöver kriegsstarke Batterien , während der Divisions Manöver kriegsstarke Abteilungen und während der Corps-Manöver ein nahezu kriegsstarkes Feld- Artillerie- Regiment à 2 Abteilungen à 3 Batterien gebildet werden . Dadurch würden auch während der gröfseren Truppenübungen , die , durch den Munitions-Ersatz und die Führung der ersten und zweiten Staffeln der Batterien, bedingten. Thätigkeiten geübt werden können . Für das Corps- Manöver gegen Infanterie - Division

nur

markierten Feind kann jeder

ihr Divisions - Artillerie Regiment

in der

Friedensstärke zugeteilt werden, da bei diesem Manöver das Corps Artillerie- Regiment als solches benötigt ist. Die, bei den gröfseren Truppenübungen und beim kriegsmässigen Schiefsen der Batterien und der Abteilungen in kriegsstarken Ver bänden nicht zur Verfügung stehenden Munitions wagen, liefsen sich, durch die jeweilig nicht benötigten Geschütze anderer Batterien, einfach dadurch darstellen, dafs deren Rohre ausgelegt, und in den Protzkasten dieser Geschütze « der gröfsere Teil der für das be treffende Manöver zur Verfügung stehenden Manöverkartuschen, bezw. der für die betreffende Schiefsübung benötigten Munition, unterge bracht wird. ―

Von der für die deutsche Feld-Artillerie im Jahre 1887 fest gesetzten Zahl von 364 Batterien, darunter 47 reitende, können, in

im Dienste des Ersatzes der Munition im Kriege.

353

Folge der jüngst gewährten Erhöhung des Pferdestandes der Feld Artillerie,

soweit dem

Verfasser bekannt wurde,

Batterien,

177

mithin nicht ganz die Hälfte, auf den Stand von sechs bespannten Geschützen im Frieden gebracht, und bei einigen dieser Batterien aufserdem auch Munitionswagen der ersten Staffel schon im Frieden bespannt werden. Von den zur Zeit in Frankreich, abgesehen von 12 Gebirgs bestehenden 446 Feldbatterien,*) darunter 57 reitende ,

batterien,

haben die mit gewöhnlichem Etat vier Geschütze und zwei Munitions wagen, mithin sechs Fahrzeuge , die mit erhöhtem Etat [ Ostgrenze ] sechs Geschütze und drei Munitionswagen, mithin neun Fahrzeuge , im Frieden bespannt. Das

Allererste

und

dringenste

Bedürfnis

für

die

deutsche Feld - Artillerie ist die Erhöhung des Friedens Pferdestandes aller bestehenden Batterien auf den von sechs bespannten Geschützen . einer

dem

Kriege

Diesem reiht sich sofort jenes,

entsprechenden Einteilung

der Feld

Artillerie eines Armee - Corps à 2 Infanterie - Divisionen in drei Feld - Artillerie - Regimenter à 2 Abteilungen , die eine vier , die andere drei Batterien im Frieden stark , an. Die Neuerrichtung von 18 Feld- Artillerie- Regiments- Stäben , an Stelle voraussichtlich eben so vieler Abteilungs- Stäbe , ist unerläſs liches Erfordernis hierzu , nicht minder die von 20 fahrenden Batterien.

Zwei

der letzteren sind für die unbedingt nötige Er

höhung des der Artillerie- Schiefsschule zur Verfügung Feld - Artillerie - Truppenteils 3 Batterien erforderlich .

auf

den

Stand

einer

stehenden

Abteilung

Sehr wünschenswert wäre ferner, die Neuerrichtung so vielen reitenden Batterien

höchstens 16

à

von

, dafs jedem

Corps - Artillerie - Regiment , nach Abgabe der zur Kavallerie Divisions-Formationen bestimmten Batterien, im Kriege noch drei Batterien bei jeder seiner beiden Abteilungen verbleiben . Durch diese Neuerrichtungen würde die Zahl der deutschen Batterien auf höchstens 400 steigen, sich also jener der französischen Batterien noch nicht ganz um die Hälfte des seitherigen sehr grofsen Zahlen-Unterschiedes genähert haben. dieser Arbeit [ März 1889 ]

ad 3, Am Schlusse des II. Teils

wurde bereits eingehend zu begründen

versucht, wie unbedingt geboten es sei, die Hauptleute und Lieutenants der fahrenden Batterien in derselben Art be *) Durch die Aufstellung von 16 neuen Batterien ist neuerdings deren Zahl auf 462 gestiegen.

354

Episoden aus dem Küstenkriege :

ritten zu machen , wie die Hauptleute und Lieutenants der reitenden Batterien . Der bei einer fahrenden Batterie eingeteilte Lieutenant , bedarf , an Stelle eines Dienstreit pferdes , aus denselben Gründen , wie jeder Lieutenant der reiten den Artillerie und der Kavallerie, Offizier - Chargenpferdes . ad 4.

Der grofse

Vorteil,

eines

welchen

eigenen und eines

Übungsreisen für

die

Ausbildung der Feld-Artillerie gewähren würden, ist bereits am Schlusse des II. Teils dieser Arbeit [März 1889 ] eingehend hervor gehoben worden. Die Feld- Artillerie bedarf, der in jeder Weise zu fördernden Geschicklichkeit und Gewandtheit, in der richtigen und raschen Erkenntnis und Ausnutzung des bei ihrem Auftreten jeweilig gegebenen Geländes.

Rasche Erkennung, Erkundung und

Verwertung des Geländes werden aber nur dann entsprechend ge fördert, wenn die hierauf bezüglichen Übungen , nicht blos in dem der Garnison nächst gelegenen , stets gleich bleibenden, sondern in wechselndem Gelände ausgeführt werden können . Diese höchst wichtigen Übungen gewinnen an Umfang und Wert, wenn sie von den Offizieren einer Feld - Artillerie Brigade ,

mit Beiziehung der Meldereiter , unter Leitung

des Brigade - Commandeurs

ausgeführt

werden .

Und hierfür ,

nicht wie bei den Übungsritten nur einige Stunden , sondern einige 32 . Tage, nach einander verwendet werden können .

XXIII.

Episoden

Landungen und

aus

dem Küstenkriege :

Einzelgefechte der Neuzeit. *)

Von

v. H.

(Schlufs .)

Weitere nicht minder schwierige Aufgaben standen Farragut bevor. Über die beim Angriff auf Fort Jackson und St. Philipp beteiligten Schiffskommandanten spricht er sich in einem Berichte *) Siehe Life and letters of Admiral Farragut New-York 1882 und ,,berühmte Seeleute" von Contre -Admiral Werner, Berlin 1884.

355

Landungen und Einzelgefechte der Neuzeit. an seine vorgesetzte

> Das

Behörde folgendermafsen aus :

Navy

Departement wolle in Betracht ziehen , dafs nach aufgestelltem Schlachtplane resp . dessen Vereinbarung mit den Schiffskommandanten sobald der Angriff begonnen hatte, die Dichtigkeit des Pulverdampfes und der von den Brandern

(fire-rafts)

entwickelten

Rauchsäulen ,

sowie die Scenen an Bord des eigenen Schiffes und der nächsten Umgebung (denn es war als ob die Artillerie des Himmels gegen die Erde feuerte)

es dem Flagoffizier unmöglich machte, zu erkennen ,

ob jedes einzelne Schiff seine Schuldigkeit im Kampfe gethan hat ; er könne vielmehr nur nach den erzielten Resultaten und den speziellen Rapporten urteilen ; dennoch fühle

er sich zu der Er

klärung berechtigt, dafs wohl selten Kommandanten von Offizieren mit so unbegrenztem Mut unterstützt worden seien.«

oder

mehr

berufsmäfsigem Verdienst

Am 26. April dampfte Admiral Farragut

trotz des seichter werdenden Flusses , mit seinen grofsen Schiffen stromaufwärts, zerstörte die Batterien in den Forts von Carrollton, nahm die Städte Natchez und Baton- Rouge in Besitz und gelangte bis einige Seemeilen unterhalb Vicksburgs. Eine Rekognoszierung ergab, dafs die Stadt nicht allein stark befestigt war, sondern dafs auch in der nächsten Umgebung derselben 30,000 Mann konföderierter Truppen kantonnierten , während Farragut nur über 3000 Mann Landungs-Truppen verfügte. Er glaubte daher unter solchen Um ständen von einem Angriff auf Vicksburg Abstand nehmen zu müssen.

» Ich vermied es « , so äufserte er sich darüber,

halb Vicksburgs vorzudringen, nicht etwa deshalb,

» bis ober

weil es aufser

ordentlich stark befestigt war, oder weil ich nicht vorüberfahren konnte, sondern weil ich von den Kohlen- und Vorratsschiffen ab geschnitten, zwischen Feinden

gelegen haben würde .

Wir hätten

beim Forcieren der Passage vielleicht einige Schiffe eingebüfst , weil die feindlichen Werke über 200 Fufs hoch angelegt sind und man uns wirksam beschossen haben den Batteriegeschützen konnten.

unserer

würde,

während wir dieselben mit

grofsen

Schiffe

nicht

erreichen

Dessenungeachtet ist das Geschützfeuer gering

gegen die

anderweitigen Schwierigkeiten des Navigierens, des auf Grundgeratens, des Zusammenstofsens mit anderen Schiffen , des Verlustes von Ankern u . s. w. Aufserdem haben wir unsere Truppenschiffe zu begleiten,

was meine Streitkräfte für Offensivstöfse wesentlich ab

schwächt.

Ich bin der Überzeugung, dass Vicksburg nur in einem gemeinsamen Angriff zu Wasser und zu Lande genommen werden . kann, zu letzterem gehören aber mindestens 15000 Mann , welche die Stadt nach Einnahme besetzen müssen . >a disaster of his fleetAnnley

Nochmals ge

machte der Erbauer desselben

eine Versuchsfahrt mit ihm im Cooper-Flusse.

Er tauchte

auf beträchtliche Tiefe , plötzlich versagte aber der Apparat zum Heben , das Boot blieb unten und seine sämtlichen Insassen er stickten.

Trotz aller dieser abschreckenden Vorgänge wurde das

Boot zum vierten Male gehoben und es fand sich zum vierten Male eine Besatzung unter Lieutenant Dixon, um damit die Unionsschiffe anzugreifen . Durch eines solcher submarinen Boote gelang es den Conföde rierten, die nordstaatliche, zum Blockadegeschwader gehörende Kor vette >>Housatonic« zum Sinken zu bringen . Es war Abends gegen . 9 Uhr, als man bei schönem Wetter und ruhigem Wasser nahe beim Schiffe einen im Wasser sich bewegenden Gegenstand erblickte, der in der Dunkelheit das Aussehen eines Holzstückes hatte . Ob man dies weiter nicht beachtet hatte oder ob keine weiteren Mafsnahmen treffen konnte ist unbekannt, es erfolgte aber kurz darauf eine Ex plosion ; die » Housatonic« wurde in der Mitte getroffen und begann sofort zu sinken . Die Besatzung rettete sich, da das Wasser hier nur seicht war, durch Boote ; das Schiff aber war verloren. Doch auch der Norden blieb nicht unthätig im Beschaffen und Verwenden von Torpedomaterial und ist eins der kühnsten Seemanns stückchen, des Lieutenant Cushing der Unionsflotte , die Zerstörung des allgemein gefürchteten conföderierten Panzerschiffes » Albemarle >Damn the Torpedoes « ! rief Farragut. »Four Bells ! Captain Draytou , go ahead !

Jouett, full speed « !

Und die Hartford

dampfte bei der Brocklyn vorüber, übernahm die Leitung und führte

368

Episoden aus dem Küstenkriege u. s. w.

die Flotte zum Siege.

Farraguts

kühne Entschlossenheit in dem

verhängnisvollen Momente, wo Alles auf dem Spiele stand, hat die Flotte vor sicherem Verderben gerettet.

Auf einmal entwirrt sich

der Knäuel, die schweren Schiffsgeschütze öffnen aufs neue ihren ehernen Mund und überschütten die Batterien mit einem Hagel von Geschossen. Als die Hartford

durch die

Minensperre gedampft

und aus

dem Schulsbereich der Geschütze von Fort Morgan war, während die übrigen Schiffe noch etwa 1000 Schritt zurückblieben , steuerte der Widder > Tennessee « auf das Schiff los, in der Absicht, es nieder zu rennen . Doch Farragut parierte den Stofs, worauf beide Schiffe einige Breitseiten wechselten , die der Hartford schwere Ver luste beibrachten, während die feindlichen Geschosse vom Panzer Darauf wendete der Tenessee sich gegen die Brocklyn , doch nicht etwa um zu rammen, sondern, um seine Breitseite gegen dieselbe abzugeben. Die Geschosse schlugen glatt durch die Kor

abprallten.

Dasselbe Manöver vette und verursachten grofse Verwüstungen. » Richmond , Korvette nächsten der bei Tennessee wiederholte der doch war der Verlust des letzteren nur gering, da die Geschosse des Widders sämtlich über das Schiff hinweg gingen. Darauf versuchte das Unions-Kanonenboot »Manougahela den Widder zu rammen ; doch mifsglückte der Stofs, während das Feuer des Tennessee dem Gegner starke Verluste beibrachte. Dann drehte letzterer auf das nordische Kanonenboot »Oneida « los, das ohnehin schon kampfunfähig war, brachte ihm zwei Breitseiten bei und kehrte dann auf seinen Ankerplatz nach Fort Morgan zurück. Darauf wandte sich Farragut den konföderierten Kanonenbooten zu und beschofs dieselben heftig. Eins rettete sich auf den Strand, und wurde dort verbrannt, während die beiden anderen den Rück Von letzteren wurde eins eingeholt und genommen, zug antraten. während das andere nach Mobile entkam . Inzwischen hatten sämtliche Schiffe der Union die Sperre forciert und waren aus dem Geschützbereich des Fort Morgan,

der erste

Akt des Dramas war beendet. Da sieht man den noch gefährlichen Gegner, den Widder »Tennessee« auf die Flotte losdampfen . Es ist allerdings ein kühnes Wagnis, mit seinem einzelnen Schiff eine Flotte von 17 Schiffen , darunter drei Monitors, anzugreifen . Er findet die Gegner vorbereitet.

Bald sind alle Anker gelichtet und

Admiral Farragut giebt per Signal den Befehl : Sämtliche Schiffe sollen zu rammen suchen und ihre Geschütze nur in nächster Nähe gebrauchen .

Es beginnt jetzt ein buntes Gewirr, als sich sämtliche

Umschau auf militär-technischem Gebiet.

Unionsschiffe auf den Gegner stürzen ,

369

doch erleiden fast alle beim

Rammen empfindliche Beschädigungen am Vorsteven , während ihre Bemannung durch die Geschosse des Gegners arge Verluste erleidet. Endlich kommt die Reihe an die Monitors des Nordens. Sie rammen vorläufig nicht, senden

aber ihre

15 zölligen Geschosse

gegen den feindlichen Widder. Im Ganzen werden aber nur zwanzig Schufs abgegeben, da wird auf dem Tennessee die weifse Flagge geheifst. Die Kasematte ist durchschlagen, der Steuerapparat und der Schornstein abgeschossen, einzelne Geschütze kampfunfähig ge macht, dem Admiral Buchanan der Fufs zerschmettert. - Die letzte Hoffnung ist mit der Kapitulation » des Tennessee « zu Grabe getragen , die Bai von Mobile im Besitz der Union . Der Sieg ist grofs, aber teuer erkauft, er kostet der Union ein Schiff und 353 Menschen leben . Von den 153 Köpfen der »Tecumseh < -Besatzung sind nur 17 gerettet, der Kapitän selbst ist ertrunken.

XXIV.

Umschau

auf militär-technischem

Gebiet .

Von der Schweiz ging der Gedanke aus, durch Kaliber- Ver minderung die ballistischen Verhältnisse der Gewehre günstiger zu gestalten, wozu die Unabhängigkeit der Längen- von der Breiten Ausdehnung beim länglichen Geschofs aufforderte.

Im Anfang der

sechsziger Jahre bereits wurde beim Vorderlader das sogenannte Schweizerkaliber von 10,5 mm mit 20,4 g Geschoss-, 3,75 Ladungs Gewicht, Anfangsgeschwindigkeit von 440 m, Querschnittsbelastung 0,235 ge auf den Quadrat - Millimeter angenommen , in den Neu bewaffnungen von 1866 ab folgten alle andern Mächte diesem Beispiel, meist mit 11 mm Kaliber,

25 g Geschoss- , 5 g Ladungs-Gewicht,

Anfangsgeschwindigkeit von 430-450 m, Querschnittsbelastung 0,26g auf den Quadrat -Millimeter. Nach 1867 ging die Schweiz wieder mit dem Magazin - Gewehr allen Mächten voran , erst 1884 folgte

Umschau auf militär-technischem Gebiet.

370

zunächst

Deutschland mit seinem

umgeänderten 11 mm Gewehr.

Auch die weitere Kaliber - Verminderung auf 8 bis 7,5 mm hat in der Schweiz zuerst Wurzel gefafst mit den privatim vorgenommenen Versuchen des Professor Hebler am Polytechnikum in Zürich und des Major Rubin, Direktor der schweizerischen Munitionsfabrik zu Than . Diesmal sind es aber auch Deutsche , welche sich ein wesentliches Verdienst um die Lösung der Geschofsfrage erworben Julius Emil Bode , gest. 1885 als Oberstlieutenant der

haben :

Artillerie und Abteilungs - Chef der Artillerie - Prüfungs - Kommission in Berlin, durch die Erfindung der Ummantelung der Bleigeschosse, was der Fabrikbesitzer W. Lorenz in Karlsruhe durch die Stahl ummantelung der Hartblei- Geschosse weiter fortgebildet hat. Die Schweiz hat schon

1883

die Versuche

mit Hebler- und Rubin

Gewehren aufgenommen, welche 1885 zu endgültiger Aunahme der >>Lauf- und Patronen - Konstruktion Rubin M/85 für das Kaliber von 7,5 mm < führten . Man trug sich anfänglich mit der Idee , das bisherige Gewehr zum kleineren Kaliber umformen zu können , indem man ein Seelenrohr des verkleinerten Kalibers in den erweiterten alten Lauf einzusetzen gedachte. Es hat sich dies aber nicht als thunlich erwiesen, um so weniger als auch der bisherige Verschlufs den vermehrten Anstrengungen nicht genügte. Die ballistischen Verhältnisse nach Rubin sind in den v. Löbell'schen Jahresberichten von

1887 zum Vergleich mit dem bisherigen Schweizerkaliber ( 10,4 mm) und mit dem Deutschen M/71 zusammen gestellt. Der Lauf hat nach jener Quelle 3 Züge mit 27 cm Drall , Geschofs

Gewicht 14 g, Ladung 4,5 g geprefsten Pulvers , Querschnitts Belastung 0,317 g auf den Quadrat- Millimeter. Anfangsgeschwindig keit 570 m. Die Versuche wurden fortgesetzt, um einen geeigneten Verschlufs- und Schlofs-Mechanismus, sowie eine zeitgemäfse Repetier Vorrichtung auszumitteln . Es konkurrierten insbesondere eine Konstruktion des Eidgenössischen Obersten und Direktors der Waffenfabrik Bern , Rudolf Schmidt, und eine solche der Schweize rischen Industrie - Gesellschaft in Neuhausen. Näheres über die weiteren Versuche hat nicht verlautet , da die Schweiz gleichfalls den Grundsatz der Geheimhaltung angenommen hatte . Die führende Rolle auf diesem Gebiet hat sich die Schweiz wohl zu ihrem Heile diesmal entgehen lassen . Annahme

des

Erst Mitte Juni d . J. erfolgte die

kleinkalibrigen

Repetier- Gewehrs M/1889 woran sich die Bewilligung der Mittel zur Herstellung der Ausrüstung mit dem neuen Gewehr für den Auszug

durch den Bundesrat ,

und die Landwehr der Infanterie, wie für den Auszug der Kavallerie,

Umschau auf militär-technischem Gebiet.

371

von Park und von Genie durch die Bundes - Versammlung ohne jeden Widerspruch geschlossen hat. Die Schweiz ist bei dem Gewehr M/1889 vom Schwarzpulver

abgegangen,

das

auch

in

geprefstem Zustande

zu starke

Gas

spannungen ergab und noch mehr Rauch als das alte Pulver erzeugte. Den Versuchen von Schenker, Chef der Munitionskontrolle in Thun , und des Chemiker Amsler Sohn ,

ist

es

nach der Botschaft des

Bundesrats gelungen , ein rauchloses und geringere Gas spannungen hervorbringendes Pulver herzustellen , das doch grofse Anfangsgeschwindigkeiten ermöglicht. Das neue Pulver, welches als P. C. 88 bezeichnet wird, hat noch den Vorteil, dafs es äufseren Einflüssen weit besser widersteht, als das bisherige Schwarzpulver. Die erzeugte Anfangsgeschwindigkeit ist jetzt 600 m. Das Geschofs hat eine Stahlummantelung. Bis auf den Ersatz des Schwarzpulvers scheint , soweit Lauf und Munition in Betracht kommt, die Rubin'sche Konstruktion beibehalten zu sein. Der Verschlufs- und Schlofs - Mechanismus rührt vom Obersten R. Schmidt her; man hat ähnlich wie in Österreich Ungarn den Gradzug-Verschlufs gewähltes, der kein Aufstellen und Niederlegen der Handhabe des Verschlufscylinders bedingt , dies in Verbindung mit der Selbstspannung erlaubt beim Repetierfeuer das Gewehr in Anschlag zu behalten . Das Magazin liegt unter dem Verschlufs, dasselbe rührt gleichfalls vom Obersten R. Schmidt her. Bei den Versuchen war dasselbe mit Füllungen von fünf bis zu zehn Patronen geprüft worden, beim neuen Gewehr beträgt die

Füllung 12 in einem Packet vereinigte Patronen . Die Botschaft erwähnt noch insbesondere eine bessere Schäftung , zweckmäfsigere eine Visier - Einrichtung , vollkommnere eine Sicherung

durch

Abspannen ,

einen

verbesserten

Abzug ,

die

Einrichtung des Magazins zum Absperren der Füllung , um das Gewehr als Einzellader zu benutzen , was Regel bleibt . Im letzteren Falle ist die Feuergeschwindigkeit immer noch grösser als beim bisherigen Gewehr mit Magazinbenutzung. Der Rückstofs ist geringer als beim Vetteli - Gewehr.

Das

Gewicht des

Gewehrs

M/89 ohne Bajonett und ohne Patronenfüllung ist 200 g kleiner als beim bisherigen Gewehr , welches 4,575 kg wiegt , das Seiten Gewehr ist 125 g leichter als das bisherige von 300 g. 100 Patronen wogen bisher 3,20 kg, jetzt 2,760 kg , Gewichts- Erleichterung 440 g. Die Kosten der Neubewaffnung, welche unter Inanspruchnahme der Privat- Industrie in drei Jahren vollendet werden soll , belaufen sich auf 12 Millionen Francs für die Gewehre ( 150,000 Gewehre

372

Umschau auf militär-technischem Gebiet.

zu 20 Francs) und 4,5 Millionen für die Munition (300 Patronen per Gewehr). Unter den bis jetzt veröffentlichten Systemen kleinkalibriger Mehrlader nimmt das schweizerische M/89 unbedingt den ersten Rang ein. Im Mechanismus ist das Lebel- Gewehr dadurch weit wird das österreichische überflügelt ; in ballistischer Hinsicht Mannlicher- Gewehr wesentlich übertroffen , hierzu kommt die Rauch freiheit des Pulvers, wie das geringere Munitions- Gewicht ( 100 öster reichische Patronen 3,58 kg, 100 schweizerische 2,76 kg) . Es ist dies der Vorteil des Zuwartens, wozu ein neutraler Staat wie die Schweiz ungestraft sich entschliefsen kann.

In Frankreich beginnt

man bereits einzusehen, dafs das Gewehr M/86 im Veralten begriffen ist . >> Sommes -nous destinés à voir notre fusil modèle 1886 démodé, avant même que sa fabrication soit entièrement achevée ? « ruft >>Avenir militaire « vom 7. Juni 1889 mit Rücksicht auf die bevor stehende Einführung des 7,5 mm

Kalibers in

der Schweiz

aus.

Die Voraussetzungen, welche Frankreich zur übereilten Einführung des kleinkalibrigen Magazin - Gewehrs getrieben , haben sich nicht Die Folgen der Übereilung trafen bis heute zwar nur bestätigt. den Geldbeutel, sie werden aber noch auf einem anderen Gebiete zum Vorschein kommen. In Belgien haben die entscheidenden Gewehr -Versuche im Monat Mai unter Vorsitz des Generallieutenant van der Smissen im Lager zu Beverloo begonnen. Es sind sieben Repetier - Gewehr Systeme zugelassen worden : das 7,6 mm Mauser-Gewehr mit rand losen Hülsen und rauchfreiem Pulver (v. a . Umschau im Märzheft), das 8 mm österreichische Mannlicher- Gewehr , eine verbesserte Kon struktion des letzteren , das 8 mm Pieper -Mannlicher -Gewehr, das 8 mm Gewehr System Engh , endlich zwei 8 mm Gewehre System Nagant, das eine mit Gradzug- Verschlufs, das andere mit kombinierter Verschlufs - Bewegung. Nach Armee - Blatt Nr. 23 , dem wir das Vorstehende entnehmen , hat System Engh einen Gradzug-Verschlufs und ein Mittelschafts- Magazin für Bündelladung.

Der Verschlufs

wird durch zwei seitliche Ansätze am Griffstück verriegelt, das eine kurze Drehung macht. feder bewegt.

Der Schlagbolzen wird durch eine Stangen

Das Magazin nimmt 5 Patronen auf.

Das System

Nagant hat einen Kolben- Verschlufs mit Spiralfeder ; die Verriegelung des Kolbeus erfolgt ähnlich wie beim Lebel- Gewehr. Das feste Mittelschafts - Magazin wird bei umgekehrtem Gewehr und auf geklapptem Bodenstück mit 5 Patronen, entweder einzeln oder in einem Bündel zusammengehalten, gefüllt.

Man kann jeder Zeit den

Umschau auf militär-technischem Gebiet.

Inhalt des Magazins ergänzen .

373

Bei den letzten Versuchen in der

Lütticher Gewehrfabrik gab man mit dem Nagant- Gewehr 16 Schüsse in 25 Sekunden ab, wobei das Laden des geleerten Magazins 4 Sekunden dauert.

Alle jetzigen Versuche sollten unter Wahrung

des strengsten Geheimnisses stattfinden , Erfinder war ausgeschlossen. In

Schweden haben

nach

selbst die Gegenwart der

einem

Aufsatz im 2. Heft der

Artillerie-Zeitschrift 1889 ( » 8 mm geväret och dess ammunition « , af G. Mörner) im

vergangenen Jahre Versuche stattgefunden ,

zum

Teil bei den Truppen , deren Resultat ein zur Einführung reifer 8 mm Einlader mit Remington -Verschlufs ist . Einzelne Teile des bisherigen Gewehrs (Verschlufs , Schaft) können verwertet werden , so dafs die Umgestaltung zum 8 mm Gewehr nur 14 Kronen, zum Beim gegenwärtigen Reichstag Karabiner 13,25 Kronen kostet. sollten die nötigen Mittel in Anspruch genommen werden. Das Gewehr wiegt ohne Bajonett 4,1 kg, der Lauf, 840 mm lang, hat 6 Züge mit 28,8 cm Drall. Das Geschofs wiegt 15,5 g, hat eine Querschnitts- Belastung von 0,294 , die Ladung beträgt 4,7 g kom primierten Pulvers, Gewicht der Patrone 33,3 g, Anfangsgeschwindig keit 535 m . Das Geschofs hat einen Kupfermantel und erhält eine Fettung von Vaseline . Die völlig bestreichende Bahn gegen ein Ziel von 1,8 m Höhe geht bis 470 m, die Streuungen bis 1000 m sind halb so grofs als beim Gewehr M/67 von 12,15 mm Kaliber, auf 1500 m nehmen 50 , Treffer beim neuen Gewehr kaum einen gröfseren Raum ein, als es beim alten Gewehr auf 800 m. der Fall ist . Wie erinnerlich, hatte Schweden vor einer Reihe von Jahren die Ein führung eines 10,15 mm Magazin- Gewehres nach Jarmann im Sinn , später liefs man dasselbe wieder fallen .

Versuche mit kleinkalibrigen

Magazin-Gewehren ergaben ungenügende Leistungen in Bezug auf Trefffähigkeit. Man hat sich vom Magazin- Gewehr ganz abgewandt. Das vorstehend beschriebene Gewehr erscheint ballistisch genügend, die Beschaffung verursacht verhältnismäfsig geringe Kosten, allerdings wird es in der Feuergeschwindigkeit wesentlich hinter den Mehr ladern zurückbleiben . Bei der geringen Aussicht , welche für Schweden besteht , in die gröfseren

europäischen Verwickelungen

hereingezogen zu werden, kann man die Wahl nur billigen, es ist doch eine Wahl. In Holland ist die Umänderung des 11 mm Beaumont - Ge wehre

zur Mehrladung bereits im Gange und soll noch im Laufe

dieses Jahres beendigt werden. gewehr Modell 70/88 « .

Diese Benennung ist »Infanterie

Die Umänderung geschieht nach dem System

Umschau auf militär-technischem Gebiet.

374

des Italienischen Artillerie- Hauptmann Vitali , in ähnlicher Weise , wie beim Italienischen Vetterli- Gewehr. Das Magazin liegt unter dem Verschlufs und nimmt jedesmal ein Bündel von vier Patronen auf. Die Waffenfabrik von E. de Beaumont in Mastricht hat einen Auf trag von 40,000 Gewehren und ändert täglich 200 Stück um. Gewehrfabrik in Delft hat 10,000 Gewehre übernommen .

Die

Man kann

nicht sagen , daſs das Königreich der Niederlande in der Gewehr frage sich sonderlich beeilt hätte. Spanien hatte

bereits 1883 bei der Schiefsschule in Toledo

Versuche mit einem 8,7 mm Hebler- Gewehr angestellt. Gleichwohl finden wir die Sache erst heute zu einer Umänderung der 11 mm Remington-Gewehre M/71 wie ihrer Munition zu einer Verbesserung der ballistinischen Verhältnisse gediehen .

Nach der Revue militaire

de l'étranger (1. Mai- Heft) rührt die Umänderung der Gewehre von Oberstlieutenant

Freire

Laboratoriums zu Sevilla Gewehr verursachen . zu übernehmen.

und

Hauptmann

Brull

her und soll nur

des

Feuerwerks

1 Frank Kosten

pro

Die Waffenfabrik Oviedo hat die Ausführung

Die Versuche mit kleinkalibrigen Gewehren neh

men ihren weiteren Fortgang. In Italien hat sich die Gewehr- Prüfungs- Kommission bei der Central-Infanterie- Schiefsschule zu Parma gegen ein eigentliches Magazin- Gewehr, aber für die Bündelladung ausgesprochen .

Vor

schläge sachverständiger Offiziere über die Anwendung dieses Prinzips , auf das kleine Gewehrkaliber werden erwartet. In Österreich - Ungarn kommt nach dem den Delegationen vorgelegten Budget des Reichskriegsministeriums für 1890 die letzte Rate zur Anfertigung der Repetir- Gewehre M/88 für das gemein same Heer zur Forderung. Die Gesamtkosten der Beschaffung werden sich auf 37 bis 38 Millionen Gulden belaufen . Für Karabiner des selben System Gulden

deren

veranschlagt

über

3 Millionen

Drittel

beansprucht.

Gesamtkosten auf etwas sind,

wird das

erste

Die noch im Bau befindliche Ungarische Waffenfabrik hat bis 1892 Aufträge. Der am 29. April d. J. verstorbene General- Direktor der Österreich . Waffenfabriks- Gesellschaft zu Steyr, Joseph Werndl, wird als solcher nicht ersetzt, sondern die Leitung geht an eine Kommission über. Zur Ausführung der vom deutschen Reich übernommenen Auf träge wird eine Filial- Fabrik bei Wien eingerichtet. Bezüglich der Absichten Russlands in der Gewehrfrage tauchen allwöchentlich neue Versionen auf. Sie machen meistens einen tenden tiösen Eindruck.

Eude Juni sprach man sogar von dem Vorhaben ,

Umschau auf militär-technischem Gebiet.

375

ein französisches System anzunehmen und die Gewehre in Frank reich anfertigen zu lassen. Man verschliefst sich sicherlich nicht den Vorteilen, welche die Anwendung eines Stoffes von noch grösserer Eigenschwere,

als sie

das Blei besitzt , bei Gewehr-Geschossen bringen würde . Ein solcher Stoff bietet sich in dem Metall Wolfram , dessen spezifisches Ge wicht gegen 19 beträgt. Bisher hatte man geglaubt , die Seltenheit des Vorkommens der Wolfram-Erze verbiete die Verwertung des Metalls im Grofsen. Dem widerspricht neuerdings der bekannte Major a. D. Mieg , welcher schon seit acht Jahren die Verwendung des Wolfram-Metalls zu Gewehr-Geschossen in Gemeinsamkeit mit dem Chemiker Dr. Hugo Bischoff studiert hat. Mieg's Wolfram - Ge schosse mit Kupfer- oder Nickelmantel ergeben beim Kaliber 7,5 mm eine Querschnitts-Belastung von 0,445 g auf das Quadrat-Millimeter, sollen aufserdem eine enorme Haltbarkeit und Festigkeit besitzen, sodafs sie beim Durchschlagen auch des festesten Ziels keine Stau Die Geschosse sind chung oder sonstige Veränderung ergeben. 1½ mal so schwer als Blei- Geschosse desselben Kalibers, der Her stellungs-Preis soll sich nur auf das Doppelte stellen . Wir nehmen hiervon Notiz , da die Sache möglicher Weise eine Zukunft hat, namentlich wenn es sich bestätigt, dafs die Gewinnung des Wolfram's auf einen solchen Umfang gebracht werden kann , dafs die Anferti gung von Gewehr- Geschossen im Grofsen möglich wird. Es wird die Leser einer militärischen Zeitschrift interessiren zu

erfahren ,

dafs die namhafteren

Pulverfabriken

Deutsch

lands neuerdings einen Verbands - Vertrag abgeschlossen haben , der bis 1925 dauern soll und wonach sie sich verbindlich machen, Betriebs-

und

Geschäftsführung

nach

einheitlichen

Grundsätzen

einzurichten und Gewinn- und Verlust -Ausgleich nach bestimmtem Mafsstab vorzunehmen . Es sind dies die Gesellschaften Rottweil Hamburg,

die

vereinigten Rheinisch -Westfälischen Pulverfabriken ,

Cramer & Buchholtz in Rönsahl i . Westf. , Wolff & Comp. in Wals rode.

Rottweil- Hamburg und Rheinisch - Westfälische Pulverfabriken

unterhalten schon länger eine geschäftliche Verbindung und stehen. von jetzt ab unter gleicher Leitung.

Der bisherige Vorstand der

Rottweil-Hamburger Gesellschaft, Geh. Kommissionsrath Duttenhofer, ist Erfinder eines rauchlosen Pulvers , welches die Gesellschaft ver treibt,

aufserdem

scheint derselben

die

Herstellung

eines neuen

rauchlosen Pulvers gelungen zu sein . Wolff & Comp. in Walsrode sind bekannt durch die Fabrikation der » von Försterschen Schiefs

Umschau auf militär-technischem Gebiet.

376

baumwolle > Schweizer Garden

und eine Abteilung Nationalgarde von wenig mehr , als

einem Bataillon, bildeten nebst einigen Freiwilligen des Adels die Besatzung der Tuilerien . kaum 300 Mann ,

Die Mannschaft der Nationalgarde zählte Am

und war überdies wenig zuverlässig .

10. August bei Tagesanbruch durchschritt der Syndikus (Procureur Syndic) der Pariser Gemeinde (Graf) Roederer die Glieder der kleinen Schlofs- Besatzung, und gab Befehl, Gewalt mit Gewalt abzutreiben , jedoch nicht anzugreifen . Bald sammelte sich vor dem Schlosse eine Drohungen ausstofsende , bewaffnete Volksmenge an. Ihr schlossen sich die

Marseiller an ,

welche 50 Geschütze

mit sich

führten , während den Schweizern deren nur zwei zugeteilt waren. Die Kanoniere der Nationalgarde richteten ihr Geschütz auf die Fenstern der

Tuilerien ,

Pikenmänner

drängten sich

unter dem

Geschrei >> Nieder mit den Schweizern « zu allen Eingängen des Schlosses heran . Mit Rücksicht auf diese bedrohlichen Anzeichen bestimmte endlich der Syndikus Roederer den König Ludwig XVI. mit seiner Familie im Sitzungssaale der Gesetzgebenden Versammlung Schutz zu suchen . Kaum hatte der König das Schlofs verlassen, 80 drang die aufgeregte Volksmenge gegen dasselbe unaufhaltsam vor.

Die Schweizer-Garde leistete ihr tapferen Widerstand , allein

als nachher der Donner der Geschütze in der National -Versammlung vernommen wurde , zwangen die erzürnten Volksvertreter den ein geschüchterten König, seiner Garde die Einstellung des Feuerns befehlen zu lassen .

Dadurch wurden

Monarchen dem Untergange geweiht.

die treuen Verteidiger des

Denn kaum merkten die über

22

Die schweizerischen Truppen im Solde Frankreichs .

den Fall einiger der Ihrigen

erbitterten Volkskämpfer ,

gegnerische Gewehrfeuer schwieg ,

so

daſs

das

erstürmten sie ohne grofse

Schwierigkeit das Schlofs , und richteten unter dessen Verteidigern ein fürchterliches Blutbad an. Von der Schweizer-Garde fielen in diesem Kampfe 1760 Unteroffiziere und Gardisten , sowie 26 Offi ziere. *)

(Zur Erinnerung an die heldenmütige Aufopferung dieser

pflichtgetreuen Soldaten ist im Jahre 1821 vor dem Wäggiser Thore zu Luzern unter Leitung des Bildhauer Thorwaldsen das Löwen-Denkmal errichtet worden .)

schöne

Am 20. August 1792 wurden sämtliche im französischen Solde stehenden Schweizer-Regimenter abgedankt. Indes bemühte sich die gesetzgebende National -Versammlung, möglichst viele der in diesen Regimentern dienenden tüchtigen Offiziere und Soldaten zum Ein tritte in die neugebildeten französischen leichten Infanterie- Bataillone zu bewegen , was

auch bezüglich

einer gröfseren Anzahl gelang .

Nur das Regiment v. Ernest machte hiervon eine Ausnahme, welches vom Rate der Stadt Bern bereits unterm 16. März 1792 in die Heimat zurückberufen worden war.

Bei Gelegenheit heftiger

Unruhen , die am 26. Februar gedachten Jahres zu Aix ausbrachen , war dies Regiment von überlegenen Insurgentenhaufen , angegriffen , und , da ihm das von ihm beschworene, damalige sogenannte Martial gesetz die Möglichkeit raubte , sich zu verteidigen , zur Waffen streckung genötigt worden . In dem Schreiben , welches der Rat zu Bern aus diesem Anlasse an den König Ludwig XVI. richtete, war u. A. gesagt :

»Unter diesen Umständen bleibt uns nur übrig,

unser Regiment nach der Heimat abzuberufen ,

da dessen Dienste

Ew. Majestät nicht mehr nützen können . Dem Regimente erlaubt es seine Ehre nicht , den Aufenthalt in einem Lande fortzusetzen , wo weder das bestehende Bündnis noch die abgeschlossene Kapitu lation ihm die nötige Sicherheit gewähren. >Σ Das

gentmuseu Lanceasulzbach/ Klaster LiebBrauderd

XI. preufs. Armee Corps macht eine Rechtsschwenkung und

biwakiert

bei

Lobsann Lamper logh Mitschdorf

Goersdorf Froschweiler Secret Preuschdorf

Hölschloch , posten

WORTH

Vor

gegen

die

T efenbach

Sauer vorgeschoben . Surburg und Strafse

pachlach

nach Hagenau be - Auf Grund setzt< . dieses Befehls ord nete der Führer des XI. Corps , General lieutenant v. Bose an, dafs die 21. Division

Gunste burg

Eberbach

Morsbrown

vorliegenden

Bolisheim

AForstherm

Hegeney

südwestlich Hölsch loch biwakieren, ihre Vorhut den westlich

Oberdorf

Maßstab 1-100.000

-13

Dürrenbach DeutscheM -5000Schritt

Wald

besetzen und nach rechts mit dem V. preufsischen Corps in Ver bindung treten sollte. Die 22. Division hatte Surburg zu besetzen , die Corps -Artillerie war nach Hölschloch befohlen . Infolge dieser Anordnungen waren beide Divisionen aus ihren Biwaks bei Sulz aufgebrochen und zwar die 21. Division in nach stehender Formation . Ihre Vorhut unter Oberst v. Koblinski be stand aus der 41. Brigade , 2 Schwadronen des Husaren- Regiments Nr. 14 und 2 Batterien . Die übrigen Teile der Division bildeten

Das Waldgefecht.

46 das Gros. setzung :

Die ganze Division hatte folgende Stärke und Zusammen 41. Infanterie- Brigade : Regimenter Nr. 80 und

42. Infanterie - Brigade :

Regimenter

Nr. 82

und

Nr. 88 ,

Nr. 87 , Jäger

Bataillon Nr. 11 , Husaren - Regiment Nr. 14, 4 Batterien , 1 Pionier Compagnie.

Die Division zählte , da das erste Bataillon Regiments

Nr. 82 zum Armee- Hauptquartier abkommandiert war, 12 Bataillone mit etwa 11,000 Mann , 500 Reiter und 24 Geschütze. ―――――― Beim Heraustreten aus dem Walde bemerkten die Spitzen der Vorhut ein französisches Lager auf den Höhen hinter Gunstett, (die 4. Division des ersten französischen Corps) ,

während gleich

zeitig das schon früher gehörte Geschützfeuer bei Wörth wieder an Heftigkeit zunahm. Der Divisions-Commandeur, Generallieutenant von Schachtmeyer, liefs daher sogleich das 3. Bataillon Regiments Nr. 80 zur Unterstützung der in Gunstett stehenden Truppen des 5. Armee-Corps dorthin vorgehen, während die übrige Vorhut am Westausgange des Waldes aufmarschierte , das Regiment Nr. 87 im ersten, Nr. 80 im zweiten Treffen, die ersten Bataillone beider Regimenter auf dem linken Flügel.

Die gesamte Divisions- Artillerie

nahm weiter links verdeckte Aufstelleng südlich der Strafse.

Um

8 Uhr zeigte sich auf den Höhen jenseits der Sauer eine feindliche Batterie, gleichzeitig sah man ein französisches Bataillon den Ab hang hinab zum Angriff auf Gunstett vorgehen . Die Vorhut erhielt nunmehr Befehl, dem in dieser Richtung bereits voraufgegangenen Bataillon zu folgen, um das östliche Sauerufer zu verteidigen ; nur das zweite Bataillon Regiments Nr. 87 , welches schon mit dem Aussetzen der Vorposten begonnen hatte, Waldrande . -

sammelte sich noch am

Der treffenweise Aufmarsch der 4. Infanterie- Brigade, welcher in der Folge die Vermischung der Regimentsverbände nach sich zog, würde heute unter der Herrschaft des Exerzier-Reglements von 1888 Seite 136-137 Ziffer 112 nicht mehr gewählt werden ; ebenso wenig würde im Hinblick auf die ebendort Seite 137 im ersten Absatz gesperrt gedruckten Worte und die letzten Sätze Seite 138 der Führer einer Division unmittelbar über einzelne Bataillone ver fügen, wenn die Führer der Brigade und des Regiments ebenfalls zur Stelle sind . Zunächst fuhr nun die Divisions - Artillerie auf der Höhe nord westlich von Gunstett auf.

Zu ihrer Bedeckung wurde das 1. Ba

taillon Regiments Nr. 80 bestimmt und mit je einem Halbbataillon auf den Flügeln der Geschützlinie aufgestellt .

Letztere trat alsdann

nach und nach gegen fünf feindliche Batterien in Thätigkeit ,

von

47

Das Waldgefecht. welchen sich

drei,

darunter eine Mitrailleusen-Batterie,

auf den

Höhen gegenüber der Bruchmühle befanden , die beiden andern von dem Bergvorsprung östlich Elsafshausen aus flankierend wirkten . Dennoch gelang es, in Verbindung mit der vor dem Dieffenbacher Wäldchen stehenden linken Flügel- Batterie des fünften preufsischen Armee-Corps, die französische Artillerie auch hier zum Schweigen zu bringen, so dafs man später das Feuer gegen die sichtbar werdende feindliche Infanterie richten konnte. ――――― Diese

ebenbeschriebene Thätigkeit der preufsischen Artillerie

bei Einleitung des Gefechtes entspricht den heute geltenden Grund sätzen des Reglements Seite 119 Absatz 3, sowie den Bestimmungen im IV. Teile des neuen Exerzier-Reglements der Feld-Artillerie. sich

Die noch verfügbar gebliebenen 4 Bataillone der Vorhut hatten im Vorgehen in zwei Flügel geteilt. Auf dem rechten

marschierte in erster Linie das Füsilier-Bataillon Regiments Nr. 87 nach Oberdorf vor, Regiments.

mit

ihm

die beiden

ersten Compagnien des

Schon bei Oberdorf gerieten die Truppen in wirksames

Granatfeuer, weshalb sich die Füsiliere beim weiteren Vorrücken nach Spachbach compagnieweise auseinanderzogen . folgte hier das 2. Bataillon Regiments Nr. 80.

In zweiter Linie Auf dem linken

Flügel der Brigade behielten die 3. und 4. Compagnie des Regiments Nr. 87 die Richtung auf Gunstett bei ; ihnen folgte das inzwischen gesammelte zweite Bataillon. Durch diese Teilung der Brigade beim Vorrücken trat zu der Vermischung der Verbände noch der weitere Nachteil der Zerreifsung der taktischen Einheiten. Beides konnte dadurch vermieden werden, dafs das eine Regiment der Brigade gegen Oberdorf- Spachbach , das andere gegen Gunstett in Bewegung gesetzt wurde.

Es wäre

dadurch annähernd dieselbe Kräfteverteilung erreicht worden , ohne zwei Regiments- und zwei Bataillonsführern wesentliche Teile ihrer Truppen in dem Augenblicke zu entziehen , in welchem sie in diesem Kriege ihre erste Gefechtsprobe mit denselben bestehen sollten . Das an der Spitze der 42. Brigade marschierende Jäger- Bataillon Nr. 11 ging nach Gunstett vor, um diesen Posten zu verstärken. Die 42. Brigade folgte der 41. unmittelbar bis an den Westrand des Waldes und marschierte aufserhalb desselben auf, die Husaren auf ihrem linken Flügel. - Die nach Spachbach vorgerückten 6 Compagnien des Regiments Nr. 87 überschritten dort die Sauer, teils sie durchwatend , teils auf schnell gefällten Baumstämmen hin überkletternd.

Unter heftigem Geschützfeuer des Feindes erreichten

sie das jenseitige Ufer.

Da dasselbe nirgends Deckung gewährte

Das Waldgefecht.

48

und längerer Aufenthalt nur Verlust bringen konnte, so rafften die Führer, schnell entschlossen , die gerade zunächst verfügbaren Mann schaften zusammen und eilten mit ihnen über die Wiese und die Hagenauer Strafse hinweg dem Niederwald zu . Auf dieser ganzen Linie wurden im ersten Anlauf die französischen Schützen in den Wald hineingeworfen,

in welchen nunmehr die 87ger eindrangen .

Aufserhalb desselben blieben nur die 9. Compagnie mit der Fahne und der gröfsere Teil der 12. , welcher letztere einen mit der Strafse gleichlaufenden Graben zwischen

dieser und der Sauer besetzte.

Das in zweiter Linie folgende 2. Bataillon Regiments Nr. 80 nahm anfänglich Aufstellung in Compagnie-Kolonnen auf dem östlichen. Sauerufer bei Spachbach , ging aber gleichfalls über den Flufs vor , als man das entschiedene Vordringen der vorausgegangenen Truppen im jenseitigen Walde wahrnahm. wald Fortschritte gemacht,

Letztere hatten zwar im Nieder

waren aber auf weit überlegene feind

liche Abteilungen gestofsen , welche sie am weiteren Vordringen hinderten. In diesem hartnäckigen Waldgefecht waren die Com pagnien durcheinander gekommen, Führer beraubt,

so

gröfstenteils auch schon ihrer

dafs fast jede Gefechtsleitung fehlte.

Unter

diesen Umständen vermochte man nicht lange zu widerstehen ,

als

im südlichen Teile des Niederwaldes starke feindliche Abteilungen in Flanke und Rücken der 87ger vordrangen .

Unter ansehnlichen

Verlusten wurden letztere den Berghang hinunter und über die Strafse zurückgeworfen, in welche rückgängige Bewegung sich auch die 4 Compagnien des Regiments Nr. 80 mit hineingezogen sahen . Fortgerissen von den aus dem Walde kommenden aufgelösten Schützenschwärmen, eilte Alles nach der Sauer zurück und erst in Spachbach gelang es, die Truppen einigermafsen wieder zu sammeln. Nur wenige Abteilungen, stehenden Züge der

insbesondere die im erwähnten Graben

12. Compagnie,

hielten

auf dem westlichen

Ufer stand, wo der Feind seinerseits nur bis an den Waldsaum ge ――― folgt war. Dieser vereinzelte mit nur schwachen Kräften unternommene Angriff auf den östlichen Vorsprung des Niederwaldes ist in mehr als einer Hinsicht lehrreich . Zunächst zeigt der Verlauf, dafs die Franzosen es unterlassen hatten, den Waldrand zu besetzen, um von dort aus die Verteidigung zu führen ; dieselben waren vielmehr über den Wald hinaus ins Sauerthal vorgegangen.

Dieser Umstand

ermöglichte es den Preufsen, mit verhältnismäfsig geringer Mühe den Waldrand zu nehmen, indem sie den dahin zurückgeworfenen Franzosen folgten .

Waldränder werden aber in der Regel zu Brenn

Das Waldgefecht.

49

punkten hitziger Gefechte und mit ihrer Wegnahme ist meistens der Besitz des Waldes selbst entschieden. Der abweichende Verlauf des ebengeschilderten Gefechts hat seine Ursache in dem unrichtigen . Verfahren sowohl des Angreifers als auch des Verteidigers . Dieser fehlte, da er es versäumte, unter Ausnutzung der Feuerkraft seines Gewehres die preufsischen Compagnien schon bei Überschreitung des Sauerbachs vom deckenden Waldrand aus zu beschiefsen und den letzteren gegen den näherrückenden Angreifer kräftigst zu ver teidigen .

Das etwa 600 Meter lange, völlig freie Angriffsfeld konnte

vermittelst des Chassépotgewehrs mit Blei geradezu bedeckt werden , und sichere Vernichtung wartete der Angriffstruppe,

welche ohne

genügende Vorbereitung und Stärke hier anzufassen wagte. Wenn nun die Preussen den wieder Erwarten glücklich gewonnenen Wald vorsprung nicht zu halten vermochten , so lag die Schuld an dem zögernden Folgen der Rückhaltstruppen. Darin kam der Mangel einer einheitlichen Leitung zu deutlichem Ausdruck. Wäre das zweite Bataillon Regiments Nr. 80 zur Stelle gewesen, als die fran zösischen Verstärkungen den in den Wald eingedrungenen preufsischen Compagnien in die Quere kamen , so hätte sich der für letztere so ungünstige Umschwung vielleicht abwenden lassen. Von einer Auf nahme der geworfenen Truppen inmitten des von allen Seiten unter Feuer gehaltenen Sauerthales durch jenes Bataillon konnte freilich keine Rede sein. Hier gab es nur ein Vorwärts oder ein Rück wärts.

Dagegen hätte ein im Sinne des heute in Kraft stehenden

Reglements durchgeführter Angriff gegen den fraglichen Waldvor sprung zweifellos zu bleibendem Erfolge geführt . (Exerzierreglement Seite 119. ) Vorbereitet durch die auf der Höhe zwischen Gunstett und Spachbach stehende Artillerie, welche den Waldvorsprung ab schnitt- und streckenweise unter Feuer nehmen mufste, bis der Ver teidiger aller Wahrscheinlichkeit nach mürbe gemacht war, konnte es dem

einheitlichen Angriff eines Regiments der 41. Infanterie

Brigade wohl gelingen , den Waldteil zu nehmen und dauernd zu behaupten.

Dafs

die Franzosen

den aus dem Wald geworfenen

Preufsen nicht in das Sauerthal hinein folgten , sondern sich auf die Verfolgung mit Feuer beschränkten, mufs werden.

als richtig bezeichnet

(Exerzierreglement Seite 121 Ziffer 83.)

Ebenso ungünstig wie das fehlgeschlagene Vorgehen über Spach bach verlief auch ein ziemlich gleichzeitiger Übergangsversuch bei der Bruchmühle.

Beim Herannahen des linken Flügels der Vorhut

hatte das nach Gunstett vorausgesandte 3. Bataillon Regiments Nr. 80 mit der 10. und 11. Compagnie Stellung an den westlichen Aus Jahrbücher für die Deutsche Armee und Marine. Bd. LXXIII, 1. 4

50

Das Waldgefecht.

gängen von Gunstett genommen, während auch die 6 Compagnien des Regiments Nr. 87 aus ihrer Stellung nordwestlich von Gunstett nach der Bruchmühle vorrückten, sobald die 42. Brigade angelangt war.

Die Jäger setzten sich in den Weinbergen zwischen Dorf und

Mühle fest. Nach einleitendem Schützengefecht versuchten dieselben auf dem rechten Sauerufer festen Fufs zu fassen, was jedoch nicht gelang . Dagegen wurden auch die Franzosen am Übergang über die Sauer verhindert. An beiden Punkten (bei Spachbach und der Bruchmühle) waren ungenügende Vorbereitungen des Angriffs und unzulänglicher Kräfte einsatz bei der Durchführung

die Ursachen der Mifserfolge ,

mit

welchen hier der Kampf eingeleitet wurde . Ereignisse von 11 Uhr vormittags bis 1 Uhr nachmittags. Unter diesen

schwierigen

Verhältnissen,

als

die Vorhut des

11. Corps in erschütterter Verfassung bis an die Sauer,

zum Teil

sogar über den Bach zurückgeworfen war, traf der Führer des Corps, Generallieutenant von Bose,

bei Gunstett ein und erteilte , gemäfs

der dem Führer des 5. Corps gegebenen Zusicherung der Unter stützung, der 22. Division Befehl zum Angriff gegen

die rechte

Flanke der feindlichen Stellung. Diese Division hatte folgende Stärke und Zusammensetzung: 43. Infanterie-Brigade, Regimenter Nr. 32 und Nr. 95 ; 44. Infanterie- Brigade Regimenter Nr. 83 und Nr. 94 ; Husaren-Regiment Nr. 13 ; 4 Batterien , 2 Pioniercompagnien. Im Ganzen zählte die Division 12 Bataillone mit etwa 11,000 Mann, 500 Reiter und 24 Geschütze.

Aufserdem gehörte zum 11. Corps

die Corps-Artillerie mit 2 reitenden und 4 fahrenden Batterien, zu sammen 36 Geschütze. Die 22. Division nun hatte, während von der Corps- Artillerie die Surburg - Gunstetter Strafse durch den Wald benutzt wurde, letzteren südlich umgangen . Vorn marschierte die 43. Brigade, hinter ihr die Divisions- Artillerie, zuletzt die 44. Brigade. Bei der erstgenannten Brigade fehlten beide Füsilier-Bataillone. 3 Com pagnien des Füsilier- Bataillons Regiments Nr. 32 folgten im Ver band der 44. Brigade, welcher sich später in der Gegend von Gunstett das Füsilier-Bataillon Regiments Nr. 95 sowie 3 Schwa dronen Husaren- Regiments Nr. 13 anschlossen . - Von den zunächst zur Stelle befindlichen Bataillonen der 43. Brigade sandte der Divi sions-Commandeur, Generallieutenant von Gersdorff, die des Regiments Nr. 32 nach der Südspitze von Gunstett, die des Regiments Nr. 95 weiter rechts auf einem Waldweg vor .

Die Divisions- Artillerie folgte

Das Waldgefecht.

51

gröfstenteils in erster Richtung, ihre Batterien gingen in und neben die bei Gunstett bereits befindliche Geschützlinie der 21. Division vor, während die Infanterie südlich und nördlich des Dorfes auf marschierte. angewiesen.

Auch die 44. Brigade erhielt die Richtung auf Gunstett Die Geschützlinie wurde aufserdem noch durch die auf

Befehl Generallieutenants von Bose auffahrende Corps-Artillerie bis auf 12 Batterien verstärkt. Von der 42. Brigade hatten mittlerweile die beiden ersten Bataillone des Regiments Nr. 88 in Spachbach und in der südlich davon gelegenen Schlucht Stellung genommen ; die übrigen 3 Bataillone dieser Brigade standen nördlich von Gunstett, hinter ihnen das Husaren-Regiment Nr. 14. Auch bei der 42. Brigade war sonach das Regiment Nr. 88 geteilt worden, wohl ohne zwingenden Grund , da die beiden anwesenden Bataillone des Regiments Nr. 82 an Stelle der beiden ersten Bataillone des Regiments Nr. 88 auf dem rechten , die drei Bataillone des Regiments Nr. 88 dann aber einheitlich auf dem linken Flügel der Brigade verwendet werden konnten . Generallieutenant von Gersdorff ordnete nunmehr an, dafs sich das Regiment Nr. 32 über Dürrenbach gegen Morsbronn wenden , das Regiment Nr. 95 aber in die Gefechtslinie der 21. Division einrücken sollte. Bei

Spachbach

überschritten

etwa um 12 Uhr

Mittags

die

beiden Bataillone des Regiments Nr. 88, in Compagnie-Kolonnen auseinandergezogen, die Sauer und wandten sich unter Anschlufs der bei genanntem Orte gesammelten Teile der Regimenter Nr . 80 und Nr. 87 gegen den vom Feinde besetzten Ostrand des mehrer wähnten Waldvorsprunges.

Während ihres ungedeckten Vorgehens

über den Wiesengrund erhielten sie heftiges Gewehrfeuer und von der Elsafshausener Höhe her auch Shrapnellschüsse, welche letzteren aber ziemlich wirkungslos blieben. Der Waldsaum wurde genommen und , indem der Gefechtsgang eine allmählige Rechtsschwenkung im weiteren Vorschreiten herbeiführte , erreichte man , allerdings in ziemlich aufgelöster Ordnung , den Nordrand des Waldes.

Die erste

Compagnie des Regiments Nr . 88 war zunächst mit der Bataillons fahne zurückgelassen

worden, erhielt aber nunmehr den Befehl, — gleichfalls vorzugehen. Die zurückgewichenen Abteilungen des Feindes hielten sich in dem Gehölz zwischen dem Niederwald und Elsafshausen und konnten

hier mit den vorhandenen Kräften nicht vertrieben werden.

Diese

bestanden im Ganzen aus 5 Bataillonen , welche sich am Nordrand des östlichen Waldvorsprunges entlang der von Osten nach Westen 4*

Das Waldgefecht.

52

führenden Strafse, den rechten Flügel an die Hagenauer Strafse an gelehnt, folgendermalsen gruppierten : rechts das Füsilier-Bataillon Regiments Nr. 87 , links davon 1. und 2. Compagnie des Regiments Nr. 87, 2. Bataillon Regiments Nr. 80, 1. und 2. Compagnie Regi ments Nr. 80,

1. Bataillon Regiments Nr. 88 und auf dem linken

Flügel das 2. Bataillon Regiments Nr. 88. Bei diesem zweiten Gefecht um den fraglichen Waldteil war der östliche Waldrand zwar französischerseits besetzt gewesen, jedoch offenbar mit unzureichenden Kräften , welche , da überdies auch die äufsere Mitwirkung der französischen Artillerie nur eine unbedeutende war, dem überlegenen Angriff nicht widerstehen konnten . Auch scheinen die Franzosen innerhalb des Waldes eine Rückhaltstruppe zur Bekämpfung des eingedrungenen Angreifers - wie das erste Mal nicht verfügbar gehabt zu haben . Auf Seite der Preufsen wurde sachgemäſs verfahren .

An den frischen Kern - die beiden

Bataillone Regiments Nr. 88

schlossen sich die übrigen zur Stelle

befindlichen Truppen sämtlich an, Angriff eingesetzt

wurde.

so

dafs die ganze Kraft zum

Dafs die Teile des Regiments Nr . 87

trotz der kurz vorher erlittenen Schlappe sich rasch wieder ordnen und den zweiten Angriff erfolgreich mitmachen konnten , spricht für den bedeutenden inneren Gehalt dieser Compagnien .

Die Zurück

lassung einer Fahnen compagnie ist auch im heute geltenden Reglement (Seite 68 oben) vorgeschrieben. Die während des Waldkampfes entstehende Auflösung wurde noch erhöht durch die Veränderung der Vormarschrichtung (Schwen kung) und die ohnehin schon vorhandene Vermischung der Verbände. Diese ununterbrochene Fortsetzung des Angriffs von einem Wald rand zum anderen war richtig und entspricht der heute geltenden Vorschrift. (Exerzierreglement Seite 121 Ziffer 83. ) Die nach Ver treibung des Gegners aus dem nordöstlichen Teile des Niederwaldes eintretende

Gefechtspause

ermöglichte

die Wiederherstellung der

Ordnung innerhalb der auseindergekommenen preuſsischen Compagnien und Bataillone ,

welche unter Umständen in ihrer vorgeschobenen

Stellung am Nordrande des Niederwaldes in eine höchst gefährliche Lage kommen konnten. Dennoch war der ganze Niederwald in der Hand der Franzosen mit Ausnahme des von den 5 preussischen Bataillonen besetzten schmalen nördlichen Streifens, noch war auf dem ganzen übrigen Teil des rechten französischen Flügels die Ent scheidung

nicht

gefallen .

Verhältnismäfsig

schwache

feindliche

Kräfte vermochten, von Süden her im Walde gegen die Preussen am Nordrande vorstofsend, letztere zwischen zwei Feuer zu bringen

Das Waldgefecht.

53

und vollständig abzuschneiden . Solches wurde indefs nicht versucht, sei es, dafs man französischerseits an mafsgebender Stelle keine Kenntnis von der Sachlage im nördlichen Teil des Niederwaldes hatte, sei es, dafs man, weil anderweitig in Anspruch genommen , dieselbe nicht ausnutzen konnte . Thatsächlich hielten sich die Preufsen an dem mehrerwähnten Platze,

bis das ganze 11. Corps

die grofse Rechtsschwenkung durch den Niederwald vollzogen hatte und schliefslich in einer Linie mit den Vorkämpfern auf dem rechten Flügel stand. In der Mitte der Angriffsfront des elften Corps gingen 6 Mus ketier-Compagnien des Regiments Nr. 95 (die 7. und 8. Compagnie blieben bei der Artillerie) von Gunstett und über die Bruchmühle in der Richtung auf Eberbach vor. Links schlossen sich ihnen die Die 5. Compagnie 6. und 8. Compagnie Regiments Nr. 87 an . dieses Regiments blieb an der Brücke, die 3. , 4. und 7. nahmen Aufstellung an der Hagenau- Wörther Strafse, dahinter die 3. und 4. und weiter links die 10. und 11. Compagnie Regiments Nr. 80. Rechts der Eberbacher Strafse wandten sich die Jäger, welchen die 2. Compagnie Regiments Nr. 95 folgte, gegen den Albrechtshäuser Hof. Die dieser ganzen Linie vorangehenden dichten Schützen schwärme erreichten im ersten Anlauf die Hagenauer Strafse. Auf den dahinter liegenden Höhen leistete der Feind hartnäckigen Widerstand, welchen das freie Schufsfeld auf dem Ostabhang und die massiven Gebäude des Albrechtshäuser Hofes begünstigten . So machte der Angriff anfangs nur langsame Fortschritte, wobei es jedoch auch dem linken Flügel gelang, allmählich die deckenden Hopfengärten an der Morsbronn - Fröschwiller Strafse zu erreichen und von da aus den Albrechtshäuser Hof zu umfassen . Der Feind räumte ihn aber erst, nachdem die Gebäude von der Artillerie in Brand geschossen waren und sich von den nun gewonnenen Höhen aus auch Infanteriefeuer aus nächster Nähe gegen die Besatzung richtete.

Man begann jetzt

vor allen Dingen die beim Angriff

durcheinandergeratenen Abteilungen zu ordnen , um den vom Nieder wald her zu erwartenden Gegenstöfsen des Feindes gewachsen zu Die in zweiter Reihe folgenden Compagnien und Halbbataillone wurden in die Gefechtslinie vorgezogen . Damals standen in bunter Mischung Front gegen den Wald : unmittelbar am Albrechtshäuser Hof das Jäger- Bataillon Nr. 11, links davon das 1. Bataillon Re

sein.

giments Nr. 95, rückwärts dieser Truppen die 3. und 4. Compagnie Regiments Nr. 87, links von diesen das zweite Bataillon Regiments Nr. 87, rückwärts von diesem die 5. und 6. Compagnie Regiments

54

Das Waldgefecht.

Nr. 95, noch weiter zurück die 10. , 11., 3. und 4. Compagnie Re giments Nr. 80. Das nach Gunstett gezogene und bisher dort zurückgehaltene Regiment Nr. 83 war ebenso wie das bei Gunstett eingetroffene Füsilier-Bataillon Regiments Nr. 95 (vergl. spätere Darstellung) gleichfalls bei der Bruchmühle über die Sauer gegangen und im Anrücken nach dem Albrechtshäuser Hof begriffen . Es stand sonach zu erwarten, dafs an dieser Stelle des Gefechtsfeldes Truppenteile dreier Brigaden (41. , 43. und 44. ) im weiteren Verlauf des Kampfes untereinandergewürfelt werden würden .

Die Gesamt

stärke dieser Gefechtsgruppe betrug etwa 9 Bataillone, jedoch nur bei 6 derselben war der Bataillonsverband vollständig gewahrt, nur zwei (die Musketier-Bataillone Regiments Nr. 83 ) wurden heitlich geführt, sonst war überall der Regimentsverband

ein zer

rissen. Während die vorderen Abteilungen noch im Sammelu begriffen waren, gingen französische Schützenschwärme, welchen starke geschlossene Abteilungen folgten, gegen die Albrechtshäuser Höhen vor . Der heftige Stofs traf zunächst das noch völlig auf gelöste Jäger- Bataillon , welches nicht Stand zu halten vermochte . Auch die weiter südlich stehenden Truppen wurden in die rück gängige Bewegung hineingezogen ; die Stellung am Albrechtshäuser Hof mufste aufgegeben werden . Das Feuer der bisher durch die eigenen Truppen behinderten Artillerie bei Gunstett brachte aber das weitere Vorgehen der französischen Infanterie bald ins Stocken ; es gelang den preufsischen Schützen wieder festen Fufs zu fassen und den Kampf aufzunehmen , bis die von Gunstett eintreffenden frischen Bataillone im günstigsten Augenblick in das Gefecht mit eingriffen .

Zuerst entwickelte sich das Füsilier-Bataillon Regiments Nr. 95, rechts hinter den Jägern vorbeigehend, in vier Compagnie Kolonnen gegen den südöstlichen Ausläufer des Niederwaldes ;

es

drang mit seinen Schützenschwärmen unter unmittelbarem Folgen der Unterstützungstrupps in dies Gehölz ein und blieb innerhalb desselben ungeachtet der Gegenstöfse des Feindes in stetigem Vor rücken . Ihm folgte das Regiment Nr. 83, dessen 3 Füsilier Compagnien auf der Hagenauer Strafse nachrückten , während die beiden Musketier- Bataillone links der 95ger zum Angriff über gingen, wobei sie ihre mittleren Compagnien vorzogen und die Flügel- Compagnien als Halbbataillone folgen liefsen . Die Höhe nordwestlich des Albrechtshäuser Hofes wurde von neuem genommen, ein feindlicher Vorstofs,

welchem das

1. Bataillon vorübergehend

weichen musste, durch das eingreifende 2. Bataillon zurückgewiesen ; dann stürmten beide Bataillone gemeinsam unter dem Schlagen der

Das Waldgefecht.

55

Tambours den Südrand des Niederwaldes. Der Gegner zog sich nun ins Innere des Holzes zurück, nachdem er seine durch Geschütz und Mitrailleusenfeuer unterstützte Verteidigung solange fortgesetzt hatte, bis der Angreifer nur noch 50 Schritt vom Saum des Waldes entfernt war. Diesem entschiedenen Vorgehen der 3 frischen Bataillone

folgten

auch

die

im

früheren

Gefecht

gelichteten

Die Stellung der Franzosen am Albrechtshäuser

Hof zerfiel

―――――

Truppen.

nach ihrer natürlichen Beschaffenheit in zwei hintereinander liegende Abschnitte. Die vordere Linie hatte im Albrechtshäuser Hof einen festen Mittel- und Stützpunkt, die zweite Stellung war nach Verlust der ersten im Rande des südöstlichen Waldvorsprunges zu nehmen . Da , wie bereits ausgeführt, die Stärke der beiden den rechten Flügel bildenden französischen Divisionen noch zur Besatzung der süd östlich von Eberbach gelegenen

Waldstücke hinreichte

(Näheres

weiter unten), so blieb auch die rechte Flanke der Stellung auf den Höhen des Albrechtshäuser Hofes gesichert, so lange sich der rechte französische Flügel bis zum Eberbach erstreckte. Allein letzteres war nicht der Fall und deshalb eine Umfassung der französischen Stellung beim Albrechtshäuser Hof von

Südwesten her möglich.

Nachdem dieser den Preufsen hatte überlassen werden müssen, wo bei beachtenswert ist,

dafs

erst

die

Wirkung

der

preufsischen

Artillerie und die Umfassung die Verteidiger zur Räumung veranlafste , konnten die Franzosen sich entweder darauf beschränken , den rück wärts gelegenen Waldraud gegen die folgenden Angriffe der Preufsen zu verteidigen , oder sie konnten die Wiedernahme der verlorenen Höhenstellung vor dem Walde versuchen . Nachdem ihnen letzteres in kräftigem Vorstofse gelungen war, mufs es als ein Fehler be zeichnet werden, dafs sie sich nicht mit dem wieder errungenen Besitze des festen Hofes und seiner Umgebung, bei kräftiger Ver folgung

durch Feuer,

begnügten ,

darüber hinaus vorgingen .

sondern , ihrem

élan

folgend,

Der Anblick der nachrückenden preus

sischen Verstärkungen mufste doch die Erfolglosigkeit dieses Schrittes von vorn herein klarlegen und zur Einsetzung aller Kräfte behufs. Festhaltung der wieder gewonnenen vorteilhaften Stellung auf fordern . Wurde dieselbe dann zum zweiten Male verloren , so blieb immer noch die erneute Gegenwehr am rückwärtigen Waldrande und auf der Höhe nordwestlich vom Albrechtshäuser Hof aus führbar. - Dafs der französische Vorstofs auf preufsischer Seite einen Rückschlag herbeiführen konnte, daran trug hier der stück weise Kräfteeinsatz infolge des Mangels einheitlicher Führung zu

Das Waldgefecht.

56 nächst die Schuld.

Der tiefere Grund ist in der Vermischung und

Zerreifsung der Truppenverbände zu suchen . Nach dem thatsächlichen Verlauf der Gefechte um den Albrechtshäuser Hof zu schlieſsen , hätte eine verstärkte Brigade des XI. Corps (etwa die 43. mit dem 11. Jäger-Bataillon) unter entsprechender Mitwirkung der Artillerie bei Gunstett die französische Stellung beim Albrechtshäuser Hof nehmen und festhalten können .

Das weitere Verfahren gegen den

vorliegenden Waldteil mufste sich dann nach den Verhältnissen der auf dem linken Flügel kämpfenden Truppen des XI. Corps richten , deren Vorgehen sich die Darstellung nunmehr zuwendet . Auf dem äussersten linken Flügel des XI. Corps hatten

sich

inzwischen die beiden Musketier- Bataillone des Regiments Nr. 32 dem erhaltenen Befehl gemäfs über Dürrenbach auf Morsbronn in Marsch gesetzt . Die 44. Brigade war, aus ihrer Marschlinie links abbiegend , in dieser Richtung gefolgt und mit ihren vorderen Teilen bereits im feindlichen Feuer, als ihr der Befehl des Generallieutenants v. Gersdorff zuging, sich bei Gunstett in Reserve aufzustellen .

Um

die Truppen nicht aus dem Feuer zurückzuziehen , liefs der Brigade Commandeur, Generalmajor v. Schkopp, nur das weiter rückwärts befindliche Regiment Nr. 83 nach Gunstett abrücken, wo auch das Füsilier-Bataillon Regiments Nr. 95 eintraf. Diese letztgenannten Truppenteile nahmen dann, wie bereits geschildert, den südöstlichen und südlichen Rand des Niederwaldes. Das Vorgehen über Mors bronn gestaltete sich nun folgendermafsen : In vorderer Linie be fanden sich die Musketier-Bataillone des Regiments Nr. 32 in acht Compagnie-Kolonnen auseinandergezogen , hinter ihnen , aber links überflügelnd , das 2. und Füsilier-Bataillon Regiments Nr. 94, dann folgten die hinter den Vierundneunzigern eingetroffenen 3 Füsilier Compagnien des Regiments Nr. 32. Hinter dem rechten Flügel der vorderen Linie rückten von der Bruchmühle her die 9. und 12. Com pagnie Regiments Nr. 80 vor, während das 1. Bataillon Regiments Nr. 94 die Übergänge bei Biblisheim besetzt hielt,

die 3 Schwa

dronen des Husaren- Regiments Nr. 13 aber die linke Flanke

des

Angriffs deckten. Die Truppen mufsten sich im heftigsten Geschütz feuer vorbewegen, gegen welches sie erst am Fufs der Höhen Schutz fanden.

Das nur schwach besetzte Dorf Morsbronn wurde indessen

vom 1. Bataillon Regiments Nr. 32 im ersten Anlaufe genommen, während sich das 2. Bataillon weiter links auf den Höhen festsetzte. Auf diesem Teile des Gefechtsfeldes standen sonach Truppen dreier Brigaden (43., 44. und 41.) , jedoch blieben die Verbände der Re

Das Waldgefecht.

57

gimenter Nr. 94 und Nr. 32 während der weiteren Vorbewegung im Allgemeinen erhalten. über sechs Bataillone.

Im Ganzen zählte diese Gefechtsgruppe

Ihre Aufgabe bestand in Bekämpfung der

rechten Flanke der Franzosen und hätte, falls der Verteidiger alle seine Vorteile auszunutzen verstand, ebenso schwierig wie für den Ausgang des Kampfes auf diesem ganzen Flügel entscheidend werden müssen. Allein da der Gegner seinen rechten Flügel nicht viel über den Albrechtshäuser Hof ausgedehnt hatte, lag die Entscheidung an dieser Stelle und wurde von den Truppen der mittleren Gefechts gruppe allein herbeigeführt. Auf dem äufsersten linken Flügel des XI. Corps aber ereignete sich Nachstehendes :

Als die Abteilungen

der linken Flügelgruppe Morsbronn erreicht und genommen hatten , schickten sie sich an, auf die nordwestlich dieses Ortes gelegenen Höhen vorzugehen und dabei, dem zurückweichenden Gegner folgend, die Richtung nach Nordwesten anzunehmen. Als die Abteilungen der vorderen Linie auf der Höhe erschienen , erhielten sie aus den Waldstücken

südöstlich

von Eberbach

ein so heftiges Infanterie

feuer, dafs ihr weiteres Vorschreiten augenblicklich gehemmt wurde. Gleich darauf wurden sie von Michel angegriffen.

der französischen Kürassier- Brigade

Durch diesen Angriff, bei welchem die Kürassier

Brigade und die zugleich mit anreitenden Lanciers nahezu vernichtet wurden, beabsichtigte man französischerseits , dem bedrängten rechten Flügel Luft zu machen ;

allein ein unbedeutender Zeitgewinn war

das ganze unter Aufopferung von mehr als 1000 Reitern erreichte Ergebnis. Während des opferwilligen Vorgehens ihrer Kavallerie hatte sich die französische Infanterie des äufsersten rechten Flügels unbehelligt nach Eberbach und in den anstofsenden Teil des Nieder waldes zurückziehen können.

Dorthin folgten nun die preufsischen

Truppen von Morsbronn . Das Haupttreffen bildete hierbei das nun vollständig vereinigte Regiment Nr. 32 und links desselben eine Pionier-Compagnie, dahinter marschierten die beiden Compagnien des Regiments Nr. 80 und eine Abteilung Versprengter von ver schiedenen Truppenteilen . Weiter links im Thal des Eberbachs ging das Füsilier-Bataillon Regiments Nr. 94 vor,

dessen

9. und

10. Compagnie die Waldstücke am östlichen Ufer durchschritten , während sich die anderen beiden unter leichtem Gefecht auf der Westseite des Baches dem gleichnamigen Dorf näherten .

Rechts

hinter dem rechten Flügel der 32ger folgte auf der Strafse von Morsbronn nach Fröschwiller das 2. Bataillon Regiments Nr. 94 und hinter diesem das inzwischen von Dürrenbach herangekommene

58

Das Waldgefecht .

1. Bataillon des

Regiments .

Die so

vorrückende Linie traf an

fänglich auf keinen Widerstand und erreichte demnächst nach rechts Anschlufs an die Truppen der Mittelgruppe, welche eben dem Süd rand des Niederwaldes zustrebte. Die Füsiliere Regiments Nr. 94 nahmen Eberbach . Nun stand der gröfste Teil des XI . Corps mit Ausnahme des Rückhalts bei Gunstett mit Front nach Norden am und im Südsaum des Niederwaldes, nachdem der rechte Flügel des französischen Heeres bis dahin zusammengeschoben war. Wenn die Franzosen , was bei der Stärke ihres rechten Flügels als möglich anzunehmen ist, die südöstlich von Eberbach gelegenen Waldstücke und damit in Verbindung die Höhe 756 zu nach haltiger Verteidigung besetzt hätten, so wäre der Verlauf des Gefechtes auf diesem Teil des Schlachtfeldes ein wesentlich anderer, für die deutschen Waffen schwierigerer geworden scheidung hätte

sich verzögert.

und die Ent

Solange nämlich der Landsberg

(Höhe 756 ) in der Hand der Franzosen war, konnte die Stellung beim Albrechtshäuser Hof deutscherseits nicht umfasst werden ; der Angriff auf den Hof und seine Umgebung mufste sonach in Ver bindung mit dem Angriff auf die Höhe 756 ausgeführt beziehungs weise bis zur Wegnahme derselben durch die Preufsen hinausgeschoben werden.

Jeder Angriff auf die Höhe 756 hatte aber den Gegner,

welcher die Waldstücke besetzt hielt, in der Flanke.

Diese Flanken

stellung war also zunächst anzugreifen und zu nehmen . hätte

aber

weiter

ausholende

Bewegungen

und

Solches

entsprechenden

Kräfteaufwand erfordert ; war doch schon das Vorgehen der preuſsischen linken Flügelgruppe westlich von Morsbronn durch das Feuer der Franzosen aus

diesen Waldstücken sofort gehemmt worden .

Da

aber Morsbronn selbst von der Verteidigungsstellung aus vollkommen beherrscht war,

so musste der Angriff gegen die Waldstücke die

zwischen Morsbronn und Forstheim gelegene Höhe südlich umgehen und im Eberbachthal oder auch auf dem westlichen Eberbachufer vorwärts

zu kommen suchen .

Weitere Wege und hartnäckigere

Gefechte erfordern aber längere Zeit, als kurze Wege und leichte. Gefechte. Rechnet man für die Verwirklichung der hier ange nommenen Verhältnisse gegenüber dem thatsächlichen Verlauf nur eine Stunde Aufschub, so genügte diese Zeit vollständig, erst nach gefallener

Entscheidung bei

Niederbronn

um die

eingetroffene

französische Division Lespart vom Corps Failly noch rechtzeitig auf das Schlachtfeld zu bringen. Wenn dadurch auch die Würfel nicht anders gefallen wären, so konnte doch mindestens die der Schlacht auf französischer Seite folgende Auflösung und Verwirrung gemäfsigt

59

Zur Reitausbildung der Feld-Artillerie. und der Rückzug in ruhigere Bahnen

gelenkt

werden .

setzung und kräftige Verteidigung jener Waldstücke,

Die Be wenn auch

nur durch eine Nachhut, hätte sonach allein schon ein günstigeres und billigeres Ergebnis geliefert, als die Einsetzung der ganzen (Fortsetzung folgt.) Kürassier-Brigade.

IV .

Zur

Reitausbildung

der

Feld - Artillerie.

Die Reitausbildung hat bei der Feld - Artillerie mit schwierigeren Verhältnissen zu kämpfen als bei der Kavallerie , weil : 1. Das Pferdematerial in der Mehrzahl, nach Bau und Dressur für diesen Dienst weniger geeignet und nicht nur innerhalb der Bat terien , sondern sogar der einzelnen Klassen , nach beiden Rich tungen ein sehr ungleichmäfsiges ist. 2. Auch die Reiter in verschiedenen

Klassen (Unteroffizier

und gemischte Klasse) auf ganz verschiedenen Ausbildungsstufen stehen.

3. In mehreren Klassen (Unteroffizier- und gemischte Klasse) verschiedene Ziele , Dressur und Korrektur eines Teiles der Pferde. und weitere Ausbildung eines Teiles der Reiter erreicht werden soll . 4. Mehr als die Hälfte aller Pferde einen Teil des Jahres im Zuge Verwendung findet , selbst Reitpferde in Folge von Etats schwierigkeiten vorübergehend in die Gespanne eingestellt werden müssen, wodurch Gleichgewicht und Versammlung und damit auch ihre Brauchbarkeit als Rekrutenpferde beeinträchtigt werden . Ein Zugpferd setzt seinen Reiter anders als ein im Gleichgewicht be findliches durchgebogenes Erlernung des Sitzes.

Reitpferd

und

verzögert

dadurch

die

Es ist in Folge dessen schon von mancher Seite der Wunsch nach einer besonderen Reitinstruktion für die Artillerie laut ge worden , den wir , für unsere Person , nicht zu teilen vermögen . Unsere Reitinstruktion für die Kavallerie ist so unübertrefflich, beschränkt den Fahrer so wenig, dafs wir ihre Beseitigung und Ersatz durch eine Spezial- Instruktion für die Artillerie tief beklagen würden, zumal auch eine solche unter den bestehenden erschwerenden

60

Zur Reitausbildung der Feld -Artillerie.

Verhältnissen keine Abhülfe zu schaffen vermöchte , eben weil sie nicht in der Reitinstruktion sondern in den Eigentümlichkeiten der Waffe und deren Material zu suchen sind . Letzteres ist , wie Ein gangs schon berührt , selbst innerhalb der einzelnen Batterien ein sehr ungleichmässiges , um wie viel mehr in den Regimentern der ganzen Armee , je nachdem sie in den östlichen - speziell Ost preufsen ―――― oder den westlichen Provinzen remontieren ; das für alle Gebäude der Artillerie-Pferde gewünschte Ausbildungsrezept ist also einfach ein Unding. Um die Direktiven , welche die Reitinstruktion giebt, innerhalb der weit gesteckten Grenzen auf das gegebene Material richtig anzuwenden oder zu beschränken , sind keine Spezialinstruktionen, sondern Verständnis für Reiterei und Pferdekenntnis von Seiten des Lehrers erforderlich .

Wenn der Reitlehrer der Artillerie sich

darüber klar ist , dafs die Reitinstruktion nicht für das seiner Aus bildung übergebene Material in seiner Gesamtheit berechnet ist, sondern ein wesentlich günstiger gebautes gleichmässigeres Pferde material, das der Kavallerie, im Auge hat, dafs sie ferner den Bildungsgang nicht vorschreibt, sondern nur Direktiven für die Regelung desselben giebt und für die Anwendung beziehungsweise die Beschränkung der in der Reitinstruktion enthaltenen Lektionen für die verschiedenen Klassen oder einzelnen Pferde , dem richtigen . Urteil und Verständnis des Lehrers den weitesten Spielraum läfst, dann wird er die durch Spezial - Vorschriften enger gezogenen Grenzen gewils

nicht vermissen ,

er wird

sich der der

eigenen

Initiative gelassenen Selbstständigkeit freuen und wenn ihm nicht Urteil und Blick geradezu fehlen , seine Klassen richtig und mit der gebotenen Schonung der Gliedmaßsen ausbilden . Überdies ist es ja die Aufgabe der nächsten Vorgesetzten , eine kontrollierende Thätigkeit auszuüben und belehrend einzuschreiten, sobald die Ausbildung oder das Material gefährdet wird.

Uns will

es scheinen, als ob auch die von der General-Inspektion der Artillerie für die Zusammensetzung und Ausbildung der Klassen gegebenen Bestimmungen, im Interesse der letzteren , mehr als Direktiven, wie als bindende Vorschriften anzusehen sein möchten .

Halten wir uns vor allem von dem neuerdings Boden gewinnenden Vorurteil frei, dafs das Artillerie-Zugpferd nach neuen Grundsätzen geritten und ausgebildet werden müsse , um es seiner Bestimmung im Zuge nicht zu entfremden .

Die vielen Klagen, welche über die mangelnde Zugsicherheit der Artilleriegespanne laut geworden sind, haben eben die Ursachen dieser Erscheinung auf dem falschen

61

Zur Reitausbildung der Feld -Artillerie. Gebiet gesucht und vergessen ,

dafs das Artillerie-Zugpferd

kein

Lastpferd ist , welches , um seiner Aufgabe genügen zu können , mit hoch aufgewölbtem Rücken, ungebogener Hinterhand und lang nach vorn und unten gestrecktem Halse die schwer beladenen Wagen im langsamsten Schritt schleppt, Vorhand zuschiebt.

das

Gewicht des

Reiters aber der

Vergessen wir nicht, dafs die Last, welche das

Artillerie-Zugpferd im Sechs- Gespann zu überwinden hat , nicht viel schwerer ist als diejenige, welche zeitweise dem Karossier zugemutet wird , dafs ein gewisses Gleichgewicht und Aufrichtung nötig sind, um die Gliedmafsen zu konservieren , um dem Gange des Pferdes im tiefen Boden und unebenen Gelände die nötige Sicherheit zu verleihen , um schliesslich das Gespann wendig zu machen und für kürzere Paraden vorzubereiten. Der Reitunterricht wird allgemein auf Grund des 1. und 2. Teiles der Reitinstruktion für die Kavallerie erteilt ,

doch sind von

der

General- Inspektion der Artillerie, insofern das Personal und Material resp. die

an beide

im

Interesse

der

Spezial - Ausbildung für

die

Waffe zu stellenden Anforderungen , Modifikationen nötig machen , Vorschriften über die Zusammensetzung der Klassen und den in denselben zu erzielenden Grad der Ausbildung erlassen . Sie be ziehen sich vorzugsweise auf die Unteroffizier- und die sogenannte gemischte Klasse, deren Zusammensetzung, in personeller und mate rieller Hinsicht eine so ungleichmäfsige , den Voraussetzungen der Reitinstruktion so wenig entsprechende ist, dafs deren Anforderungen an den Bildungsgang

und

2. Reitklasse nur unter

die

zu

besonders

erreichenden

Resultate

günstigen Verhältnissen ,

einer und

auch dann nicht vollständig entsprochen werden kann . Dem Verständnis des

Lehrers,

verantwortlichen Vorgesetzten

beziehungsweise des

nächsten

mufs vorbehalten bleiben , in jedem

einzelnen Falle zu erwägen, wie weit er seine Anforderungen, inner halb der gesteckten Grenzen , steigern darf, ohne Gang und Glied mafsen der Klasse oder einzelner Pferde zu schädigen resp. deren spätere Verwendbarkeit im Zuge zu beeinträchtigen .

Hier dürften

vorzugsweise der abgekürzte Trab und Galopp, unter Umständen auch Seitengänge in Frage kommen.

Am günstigsten liegen die Vorbedingungen für die Reitaus bildung bei den den Abteilungen unterstellten Remonteklassen . Hier wird in der Regel sogar eine annähernd gleichmässige Zu sammenstellung der Pferde in den meistens zu bildenden beiden Klassen möglich sein, wenn sie nach Form, Gang und Masse in solche ,

welche

voraussichtlich

zu Reitpferden

für

leichtes

oder

Zur Reitausbildung der Feld -Artillerie.

62

schweres Gewicht und den hiernach noch verbleibenden Überschufs geschieden werden, welcher nach jeder der bezeichneten Richtungen zur Verwertung als Zugpferd prädestiniert erscheint. Mit gröfseren Hindernissen hat die Zuteilung passender guter Reiter zu kämpfen, doch werden auch solche , bei dem diesen Ausbildungszweige all seitig entgegengebrachten winden lassen.

regen Interesse ,

sich

unschwer

über

Im Allgemeinen werden die besten im Unteroffizier

und Tompeter-Corps vorhandenen Reiter , sofern Figur und dienst liche Verhältnisse nicht hindernd entgegenstehen , in diese Klassen eingeteilt , bei welcher Gelegenheit wiederum die Klasse der Reit Unter sonst günstigen pferde besondere Berücksichtigung findet. Ersatz -Verhältnissen liegt hier für den Lehrer meistens die Mög lichkeit vor,

ziemlich genau dem Lektionsplan der Reitinstruktion

zu folgen, während die Klasse der Zugpferde hinsichtlich der Zeit einteilung und der Auswahl der Lektionen ziemlich weit hinter derselben zurückbleiben wird. Es kömmt in dieser Klasse weniger darauf an, dafs viel, als darauf, dafs das Nötige gründlich und mit gröfster Schonung des Materials geleistet wird. 1. Die Unteroffizier - Klassen haben, in personeller und materieller Richtung, verschiedene Aufgaben zu lösen.

Einerseits

sollen jüngere Pferde ( zu Reitpferden geeignete Remonten) des vor letzten Jahres oder schwierige resp . verdorbene ältere Reitpferde unter besseren Reitern des Unteroffizier-Standes und der Trompeter in dieser Klasse weiter ausgebildet oder korrigiert, andrerseits der Reitausbildung junger Unteroffiziere, auf den besten älteren voll ständig durchgerittenen Reitpferden, der letzte Schliff erteilt werden. Der Zusammensetzung

entsprechend

soll diese

Klasse

nicht nur

sondern sie hat auch zugleich die Heranbildung von Reitlehrern und Remontereitern zum Zweck.

mehr und Besseres leisten,

2. In den gemischten Klassen sollen schwierigere und in der Dressur zurückgebliebene Pferde, durch die nicht anderweitig eingeteilten Unteroffiziere und Trompeter oder alte Fahrer geritten und in ihrer Ausbildung, nach Mafsgabe der vorhandenen Schwierig keiten, möglichst gefördert werden .

Naturgemäfs

werden

Pferde

der vorjährigen besseren Remonte- Klasse , welche in Folge besonderer Veranlassungen, lange Krankheit, schnelles Wachsen und dadurch bedingte Schonung u . s. w. geblieben sind,

alle

im 1. Jahre in der Dressur zurück

Remonte-Zugpferde

des 2. Jahrganges ,

spät

eingestellte Ankaufspferde und weniger durchgebildete Handpferde dieser Klasse

zugeteilt werden ,

Mobilmachung als Sattelpferde

um sie einstellen ,

in Zukunft und bei der möglichst auch in den

Zur Reitausbildung der Feld -Artillerie.

jungen Fahrer-Klassen verwenden zu können .

63

Zugleich sollen die

jenigen alten Fahrer, welche in der Ausbildung in Folge besonderer Verhältnisse, oder geringerer Veranlagung zurückgeblieben, ausgebildet werden .

weiter

Bei der Einteilung der Reiter und Pferde erhalten,

soweit

nicht Grösse und Körpergewicht oder sonstige besondere Eigen schaften (Temperament u. s. w.) eine Abweichung wünschenswert machen, die besten Reiter die schwierigsten,

die schwächsten die

am leichtesten zu reitenden, passive Reiter heftige Pferde zugeteilt. Ob im weiteren Verlauf des Unterrichts ein Wechsel nötig wird , hängt von Umständen und dem Urteil des Lehrers ab. ――― 3. Die jungen Fahrer - Klassen in der Regel 2 - setzen sich aus den als Fahrer neu eingestellten Mannschaften des 2. Jahr ganges und etwa vorhandenen im Reiten noch nicht ausgebildeten Trompetern zusammen . Sie werden mit den nicht in der Unter offizier- und gemischten Klasse

eingeteilten

Pferden ,

also,

nach

Abzug der wenigen in der Unteroffizier-Klasse für die jüngsten Unteroffiziere verwendeten durchgerittenen Reitpferde, mit den noch . verbliebenen Thieren dieser Kategorie und dem für den Reitdienst brauchbarsten Material unter den Zugpferden , gröfsten Teils vor aussichtlich Sattelpferden, beritten gemacht. Grundsätzlich müssen dies, so weit angängig, die rittigsten Pferde sein. Eine nach dieser Richtung rationell richtige Auswahl der Pferde für die einzelnen Klassen ist nicht nur für die gründliche Dressur des gesamten Pferde-Materials und damit für dessen Konservierung, sondern auch für die Reitausbildung des Personals von der gröfsten Wichtigkeit . Leider wird in der Praxis in dieser Richtung, zu Gunsten einer vorteilhaften Produktion der Unteroffizier- Klassen, noch vielfach gesündigt . Auch die Zusammenstellung von Reiter und Pferd ist von Wichtigkeit. Abgesehen von Gröfse und Gewicht, wo ein angemessenes Verhältnis zwischen beiden Teilen nicht aufser Acht bleiben darf, sind auch besondere Körper - Anlagen zu berücksichtigen, denen die Eigenschaften des Pferdes entsprechen müssen , wenn die Ausbildung gefördert werden soll. Derartige Ausgleiche lassen sich aber immer erst im weiteren Verlauf des Reitunterrichts anordnen , es würde daher nicht wohlgethan sein, auf Grund der allgemeinen Bestimmung der Fahrinstruktion, wonach die intelligentesten Leute als Vorder , die kräftigsten als Stangen- und der Überschufs als Mittel- Reiter eingeteilt werden sollen , schon bei Beginn des Reit unterrichts die Batterie- Einteilung definitiv festzustellen. Bei dieser

Zur Reitausbildung der Feld -Artillerie.

64

Frage fällt doch auch die Reitfähigkeit schwer ins Gewicht und diese läfst sich erst im Laufe der Zeit sicher beurteilen . In

diesen Klassen wird in der

ersten

Zeit noch öfter ein

Wechsel zwischen Reiter und Pferd nötig werden , ist dieses Ver hältnis aber geregelt, dann ist es zweckmäfsig, jeden ferneren Wechsel zu vermeiden, weil das Interesse des Reiters und sein Pferd darunter leidet.

In einer späteren Periode, wenn der junge

Reiter sich erst eine gewisse Sicherheit im Sitz und in der Führung angeeignet hat, ist ein solcher Wechsel während des Reitunterrichts, für die Entwicklung eines degagierten Sitzes und des so wichtigen Gefühls häufig nützlich. Auch in der Zusammensetzung der beiden Klassen wird nach einiger Zeit im Interesse der Gesamtausbildung eine Ver änderung vorgenommen werden müssen . Sind die Klassen von Haus aus willkürlich formiert, so werden sich, sehr bald nachdem die Pferde und Reiter ihrer Individualität angemessen zusammen gestellt sind, bedeutende Unterschiede in der Veranlagung der ver schiedenen Leute herausstellen, welche es wünschenswert machen, die besseren Elemente von den schwächeren zu trennen , eine bessere und eine schlechtere Klasse zu bilden , um mit der ersteren schneller vorgehen, mit der letzteren gründlicher arbeiten zu können , ohne die begabteren Leute in ihren Fortschritten

zu hemmen.

Diese

Scheidung ist um so nötiger als die bessere Klasse naturgemäss das Material enthält, aus dem die Vorder- und Stangenreiter auszu wählen sind. Für den Lehrer, dem die schlechtere Klasse überwiesen wird, liegt allerdings eine Härte in dieser Mafsregel, andrerseits enthält sie zugleich ein besonderes Vertrauens-Votum, wenn ihm die Auf gabe gestellt wird, mit weniger gut veranlagten Personal die gleiche Ausbildungsstufe zu erreichen. Jedenfalls läfst dieser Wechsel sich im Interesse des Dienstes nicht vermeiden. Hinsichtlich der Ausrüstung , in welcher die einzelnen Pferde, oder ganze Klassen zum Reitdienst erscheinen, sind die Ziele mafs gebend, welche erreicht werden sollen . Diejenigen Pferde, welche gearbeitet werden sollen , müssen selbstverständlich von Haus aus mit Sattel ausgerüstet werden , diejenigen, deren Reiter der weiteren Ausbildung bedürfen, sind dem Ausbildungsgrade derselben ent sprechend, je nachdem der Sitz der Korrektur bedarf mit Sattel oder Decke zu bekleiden , diejenigen, deren Reiter den ersten Unterrricht erhalten , erscheinen stets nur mit der Decke bekleidet. Es kann daher sehr wohl vorkommen, dafs in der Unteroffiziers

Zur Reitausbildung der Feld -Artillerie.

65

und gemischten Maasse einzelne Pferde vorübergehend mit Decke zum Reitunterricht kommen . Nicht nur zur Schonung der Woylachs, sondern auch um die Gefahr des Wundreitens der Reiter zu verringern , ist es wünschens wert, das Sitzkissen , durch den Deckgurt gehalten , auf den Woylach aufzulegen. Das kühlere und glattere Leder vermindert die Reibung, zudem erhält der Sitz des Reiters mehr Ähnlichkeit mit dem auf Sattel erleichtert .

und

wird

ihm das Zurücknehmen

Es ist wichtig, jeder Lektion ,

der

Oberschenkel

während des Haltens der Ab

teilung, eine klare Instruktion vorangehen zu lassen, bis sich der Lehrer die Überzeugung verschafft hat, von allen seinen Schülern verstanden zu sein ; erst dann darf er zur praktischen Ausführung schreiten, wobei eventuell das soeben Gesagte nochmals zu wieder holen ist. Die erste Instruktion während des Reitens ist in der Regel ziemlich zwecklos, weil der Schüler ihr nur eine geteilte Auf merksamkeit schenkt, Vieles ihm unklar bleibt, sie führt nur zu einem nutzlosen Abtreiben

der Pferde.

Allerdings nimmt dieser

Unterricht Anfangs sehr viel Zeit in Anspruch,

strengt aber das

Pferde-Material nur wenig an,

und fördert die Ausbildung. Da ferner die Ausbildungs- Periode - (Oktober) das Wetter in unserm

Klima meistens günstig, so ist die Möglichkeit gegeben, den Unter richt im Freien zu erteilen und die Dauer desselben angemessen zu verlängern.

Den Pferden ist der längere Aufenthalt in der freien

Luft und die mässige Bewegung sehr wohlthuend,

auch wenn die

Rücksicht auf die Ausbildung des Sitzes der jungen Reiter, durch Schrittreiten

nicht zu

erreichen ,

zu

die

häufigen Trabreprisen

nötigt, vorausgesetzt, dafs diese nicht zu sehr verlängert werden . Letzteres verbietet sich mit Rücksicht Kräfte der Leute und der Pferde .

auf

die

Schonung der

Sobald der junge Fahrer einigermafsen sitzen gelernt hat,

ist

mit der Übung der Wendungen und der Paraden zu beginnen und dabei aufser den Zügelhülfen die entsprechende Gewichtsverlegung nach innen und nach rückwärts derartig zu lehren, dafs der innere Gesäfsknochen, ohne die innere Hüfte einzuziehen, mehr belastet oder der Oberkörper etwas nach rückwärts gelegt also beide Gesäfs knochen vermehrt, belastet werden .

Später wird auf dem Zirkel der Galopp entwickelt und das Springen über niedrige Hindernisse geübt . Da der Hauptzweck der gesamten Deckenreiterei die Erlernung eines richtigen Sitzes ist und, was in dieser Zeit versäumt wird , Jahrbücher für die Deutsche Armee und Marine. Bd. LXXIII , 1. 5

Zur Reitausbildung der Feld -Artillerie.

66

sich später nicht wieder einbringen läfst, so ist hierauf vorzugs weise die Aufmerksamkeit des Lehrers zu richten . Der richtige Sitz des ganzen Reiters resultiert aus dem richtigen Sitz der Mittelpositur. Dieselbe soll auf dem Spalt und den beiden Gesäfsknochen ruhen , mit ersterem nur die Fühlung mit dem Pferderücken oder dem Sattel aufrecht erhalten , auf letzteren beiden sitzen, weich und nachgiebig auf jede Bewegung des Pferdes eingehen, mit der inneren Fläche beider Knie das Pferd fühlen und in jedem

Moment bereit sein,

an dieser Stelle

Fühlung bis zum festen Schlufs zu verstärken .

die

leichte

Der Unterschenkel,

vom Knie abwärts, soll ungezwungen , ohne mit der Wade zu klemmen , selbst ohne Fühlung am Pferde herabhängen. Eine recht gute Übung zur Berichtigung des Sitzes der Mittel positur ist das Traben , Galoppieren und Springen ohne Zügel . Gleich wichtig wie die Erlerung des Sitzes ist die der Füh rung.

Alle hierbei in Betracht kommenden Gelenke, wie Schulter,

Ellenbogen und Faustgelenk, müssen ohne jede krampfhafte An spannung und jedes Klemmen an den Leib vollständig weich und lose sein. Über die Ausführung der Zügelhülfen besagt die Reit instruktion das Nähere. Meistens gestalten sie sich allerdings in der Praxis anders , als sie in der Bahn gelehrt wurden.

Sobald der Sitz des Reiters genügend befestigt, was spätestens in Zeit von 8 Wochen erreicht sein mufs, Sattel übergegangen. ist zwecklos.

wird zum Reiten auf

Die Übungen auf Decke länger auszudehnen ,

Beim Reiten auf Sattel werden die bisher geübten Lektionen , die Ausbildung des Sitzes, insonderheit der Mittelpositur, die Führung, das Wenden und Pariren, weiter vervollkommnet. Die Unterpositur nimmt leichte Fühlung am Pferde, indem sich der innere flache Teil der Wade hinter dem Gurt an das Pferd anlegt, wobei das Der Reiter soll nur Fufs- und Kniegelenk ganz locker bleiben . wenig Gewicht in den Bügel treten, dagegen denselben festhalten . Der Bügel mufs dieserhalb sehr genau angepasst werden. Für die Länge der Bügel läfst sich eine bestimmte Vorschrift nicht geben,

da die

Bewegung

des

Pferdes dieselbe beeinflusst.

Das richtige Verpassen derselben kann daher erst nach und nach im Laufe des Reitunterrichts durchgeführt werden. Bis zu diesem Zeitpunkte wird auch die nötige Weichheit von Knie- und Fufsge lenk erreicht sein .

In der ersten Zeit nach dem Übergang auf Sattel dürfen nur

Zur Reitausbildung der Feld -Artillerie.

67

ruhige Tempos und nicht zu lange Reprisen geritten werden, damit die Leute sich nicht durchreiten . Von den in der Fahrinstruktion für den Reitunterricht der jungen Fahrer vorgeschriebenen Übungen könnten die Wendungen auf der Mittelhand sehr wohl fortfallen , da diese Lektion einen praktischen Nutzen nicht hat, dagegen , im täglichen Exerzierdienst, die Wendung auf der Hinterhand schon häufiger in eine solche auf der Mittelhand ausartet, als wünschenswert ist. Andererseits würde eine Vervoll ständigung des Pensums, durch Abbiegen in der Bewegung respek tive ein leichtes Schenkelweichen , sowie durch Wiedereinführung des starken Trabes sehr nötig sein . Durch das Abbiegen in der Bewegung,

beziehungsweise das

Schenkelweichen , lernt der junge Fahrer im Anschlufs an die Wen dungen auf der Vorhand, durch ersteres sein Pferd in Gehorsam zu erhalten , durch letzteres den Gebrauch des einseitigen , und ent sprechend leichter und besser den Gebrauch beider Schenkel . Der starke Trab ist für das Kavallerie- Pferd lediglich Dressur Mittel, in der Praxis kommt er selten oder gar nicht vor ― der ▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬ Galopp schont die Kräfte des Pferdes mehr wie der starke Trab in der Rekruten- Klasse ist er daher sehr wohl entbehrlich. Anders verhält es sich mit dem Artillerie- Pferde.

In der Fahrschule , bei

jedem Exerzieren, müssen Vorder- ausnahmsweise selbst der Mittel Reiter beim Fahren auf Kreisen und in der Wendung nicht nur ein stärkeres Tempo als Mitteltrab sondern sogar noch stärker als das vorgeschriebene starke Trab-Tempo reiten . Wenn wir daher auch zugeben wollen , dafs unter jungen Reitern auf beschränkten Reitplätzen die Gliedmafsen der schwereren Zugpferde mit der Zeit mehr

oder

weniger angegriffen

werden , so ist die Übung dieses

Tempos doch mit Rücksicht auf seine fortgesetzte Verwendung im praktischen Dienst,

zur Ausbildung der jungen

Fahrer

wie

zur

Übeng der Pferde nötig , wenn diese nicht bei den Fahrübungen , wo die Vorderpferde auf Kreisen von 16 Schritt Durchmesser mehr wie starkes Trabtempo leisten müssen, in kurzer Zeit vollständig ruiniert werden sollen.

Auch gegen Ende jeder Reitstunde ist eine

nicht zu sehr ausgedehnte starke Trab-Reprise von Nutzem, um die durch längeres Reiten in kurzen Gängen, unter mehr oder weniger einwirkungslosen jungen Reitern , hinter den Zügel gerittenen Pferde, wieder an diese heran zu bringen. Beim englisch Traben, welches jetzt ebenfalls zu üben ist, mufs darauf gehalten werden , dafs die Reiter das innere Knie fest am Sattel anliegen lassen, den Oberkörper senkrecht halten und bei 5*

Zur Reitausbildung der Feld -Artillerie.

68

fest anstehenden Zügeln das Gesäfs gegen den Vorderzwiesel zu schieben bemüht sind . Wenn der junge Fahrer die Führung mit der Trense erlernt hat, werden die Pferde mit Kandare gezäumt. Der Schwerpunkt ist hierbei darauf zu legen, dafs das Pferd nicht im Maule belästigt wird,

daher ist eine leichte und stetige Führung,

in Verbindung

mit einem von den Bewegungen des Oberkörpers unabhängigen Arm , von besonderer Wichtigkeit . Die Führung deutet die Paraden und Wendungen nur an, das Gewicht und die Schenkelhülfen regeln die Ausführung . Es ist zwar wünschenswert, dafs die jungen Fahrer, zur Ver vollständigung ihrer Ausbildung

zur praktischen Verwertung des Gelernten werden sie wohl niemals Gelegenheit haben auch die Handhabung des Säbels zu Pferde lernen. Bei der Feld Artillerie ist indessen die für den Reitunterricht ausgeworfene Zeit ,

von Ende September bis Ende März so knapp bemessen, daſs eine gründliche Ausbildung in der Führung des Säbels zu Pferde nur auf Kosten der für den fahrenden Artilleristen wichtigeren Reitaus bildung durchgeführt werden könnte. Es erscheint daher nützlich, in dieser Periode Waffenübungen auf das äufserste Maſs zu be schränken und das Versäumte in der nächsten Periode nachzuholen.

Die gemischte Reitklasse . Wir haben bereits an anderer Stelle erwähnt, dafs in dieser Klasse die schwierigeren Pferde älterer Jahrgänge und diejenigen Remonten

des

vorletzten

Jahrganges

weiter

gebildet

respektive

korrigiert werden, deren Dressur in Folge besonderer im Gebäude begründeter Schwierigkeiten oder störender Zwischenfälle während der Remonte- Ausbildung des 1. Jahres nicht beendet ist, deren Form sie aber von der Unteroffizier-Klasse mit ihrem erweiterten Lehr plan ausschliefst .

Da die besten Reiter des Unteroffizier- und Trom

peter- Corps naturgemäfs den Remonte- Klassen , die nächst besseren den Unteroffizier- Klassen zugeteilt zu werden pflegen, so ist es natür lich, dafs für die gemischten Klassen nur minderwertige Reiter der genannten Kategorien und die nicht zur Entlassung gelangten alten Fahrer übrig bleiben ,

welche sich ebenfalls nur selten durch be

sondere Reitfähigkeit auszuzeichnen pflegen .

Der Lehrer tritt mithin

an eine Aufgabe heran, welche seinem Verständnis und seiner Be fähigung ein weites Feld eröffnet, zugleich aber seine Geduld oft auf eine harte Probe stellen wird . Um so mehr Anerkennung ver dient der Erfolg, wenn Reiter und Pferde sachgemäfs fortgeschritten

Zur Reitausbildung der Feld -Artillerie.

69

sind und in bescheidenen Grenzen Gutes leisten,

ohne dafs Gang

und Beine gelitten haben. Über

die

anfängliche Ausrüstung der Pferde haben wir das

Nötige schon früher gesagt.

Das Ziel, welches der Fahrer anzu

streben hat, ist, die Pferde mit voller Schonung des Magens und der Gliedmafsen im zweifellosen Gehorsam zu befestigen und in die. nach Mafsgabe des Baues erreichbare für die dienstliche Verwendung nötige Haltung zu formen, zugleich die vorhandenen guten Gänge zu konservieren ,

die ungenügenden zu verbessern .

Gröfste Ruhe

und Geduld, fortgesetztes Abbiegen in der Bewegung und im Halten , viel Trab in kürzeren Tempos auf dem Zirkel und der ganzen Bahn, Übergang zum Mitteltrab und wieder zurück zum natürlichen Tempo, Wendungen auf der Vorhand und Schenkelweichen,

in späteren

Perioden selbst wenige Tritte Schulterherein ausnahmsweise auch Travers mit sehr wenig Hereinstellung , sind die Lektionen , welche, vorzugsweise auszunutzen sind und langsam aber sicher zum Ziele führen. Lehrer und Reiter müssen sich frühzeitig Klarheit darüber ver schaffen, welches die harte Seite jedes Pferdes ist und der Ausbil dung derselben durch vermehrtes Biegen besondere Aufmerksamkeit zuwenden. Um dem Lehrer die bezügliche Kontrolle zu erleichtern , empfiehlt es sich , bei der Rangierung der Klasse auf diese ver schiedenen Ausbildungsmängel zu rücksichtigen und die mit gleich artigen Schwierigkeiten behafteten Pferde zusammenzustellen . Wenn wir umstehend gesagt haben, dafs die Pferde in die nach ihrem Gebäude erreichbare und für ihre dienstliche Verwen dung nötige Haltung geformt werden sollen, so warnen wir anderer seits vor übertriebenen Anforderungen, insbesondere vor jedem Zwang welcher nur uuf Kosten der Gliedmafsen, besonders des Ganges, zum Ziele oder - zur Widersetzlichkeit führt. Sowohl das in dieser Klasse vereinigte Material, als auch die Bestimmung

der Pferde

bedingen

dem normalen Dressurgang.

erhebliche Abweichungen von

Vor allem hat der Fahrer sein Augen

merk auf die Entwicklung ruhiger , gleichmässiger möglichst räumiger Tritte in allen Gängen bei stetiger Haltung des Kopfes und rich tigem Schub der Hinterbeine zu achten ; ob die Haltung des Kopfes senkrecht oder nicht, fällt weniger ins Gewicht, wenn sie nur stetig ist. Die Unteroffizier - Klassen. Der Unterricht in diesen Klassen wird unter Berücksichtigung gewisser Einschränkungen , welche durch das gegebene Reiter- und

Das neue französische Rekrutierungsgesetz.

70

Pferde-Material vorgezeichnet werden, im Allgemeinen nach Maſs gabe der in der Reitinstruktion für die Ausbildung der 2. Reitklasse gegebenen Direktiven erteilt. Wir haben denselben nichts hinzu zufügen. Über die Ausbildung der Remonte-Klassen haben wir weiter vorn bereits Alles gesagt, was uns mit Rücksicht auf die besonderen Ausbildungs-Verhältnisse der Artillerie nötig erschien, ein Mehreres besagt die Reitinstruktion . Wir schliefsen diese Besprechung,

in der wir Ansichten und

Erfahrungen, Resultate einer langjährigen Dienstpraxis wiedergegeben haben , mit der Versicherung, dafs wir in keinem Moment unseres dienstlichen Wirkens eine speziell für Artillerie geschriebene Reitin 44. struktion vermifst haben.

Das

V.

französische

neue

Rekrutierungsgesetz .

Der sechsjährige Kampf um ein neues, dasjenige von 1872 auf hebendes Rekrutierungsgesetz in Frankreich ist beendet ; er ist sogar in seiner letzten Phase schneller beendet worden, als man zunächst glauben sollte. Den Grund dafür suchen Wiener Blätter in Mit teilungen ,

die der

in

Paris

anwesende

russische

Kriegsminister

Wannowski dem Minister Freycinet , dieser vertraulich dem Armee Ausschusse gemacht habe , Mitteilungen , welche das russische Heer als völlig auch

kriegsbereit bezeichnet hätten .

die Möglichkeit

von

Konferenzen

Wir haben , wenn wir zwischen

Freycinet

und

Wannowski nicht abstreiten wollen , für die endliche Beilegung des Streites um das Rekrutierungsgesetz eine andere Erklärung. Weniger sachliche militärische Erwägungen , als politische Rücksichten bildeten in der letzten Zeit die Streitpunkte , die Deputiertenkammer drang auf die Geltendmachung ihrer Ansicht, wonach die Kirche in staat lichen Dingen weder Einflufs, noch Vorrechte besitzen darf, wollte aber doch schliefslich nicht mit dem Vorwurfe, das Zustandekommen des demokratischen Gesetzes der Gleichheit der Blutsteuer ver hindert zu haben, vor die Wähler treten.

Das neue französische Rekrutierungsgesetz .

71

Bieten wir zunächst in einigen Strichen eine Skizze der anfäng lichen Auffassung der jetzt genehmigten neuen Grundsätze des Rekrutierungsgesetzes in Senat und Deputiertenkammer, um uns dann mit den Wirkungen desselben zu beschäftigen . Der Gesetz- Entwurf verlangte die dreijährige Dienstzeit im stehenden Heere an Stelle der nominell fünfjährigen des Gesetzes von 1872 , beide Kammern haben sich dafür entschieden . Die Deputiertenkammer forderte mit grofsem Nachdruck die Abschaffung der Institution der Einjährig Freiwilligen , welche von der Zahlung von 1500 Francs und dem . Bestehen eines geradezu illusorischen Examens abhängig war , der Senat hat dem beigestimmt, die Aufhebung aller Dispensationen im Frieden wurde im Gesetz betont, beide Kammern haben sie be willigt , abgesehen von den früher befreiten Seminaristen und Kle rikern , die fortan durch die Schule der Kaserne gehen werden , be deutet dies allein eine Vermehrung des jährlichen Rekrutenkontingents um 45,000 Mann , das Gesetz spricht die Durchführung der all gemeinen Dienstpflicht im buchstäblichen Sinne der Worte aus, dieselbe ist angenommen worden .

Die Deputiertenkammer verlangte ,

übereinstimmend mit dem Wortlaute des Gesetzes , die Einreihung aller Leute auf 3 Jahre , sah sich aber schon mit Rücksicht auf die Ausgaben veranlafst ,

eine

II . Portion nahezu in demselben Sinne

bestehen zu lassen , wie sie das Gesetz von 1872 kaunte, d . h. von vornherein einen Teil der Eingereihten zu einer einjährigen Dienst zeit zu bestimmen. Die Studierenden der Hochschule , die Lehrer, Seminaristen und Kleriker sollten dagegen nach dem Wunsch der Deputiertenkammer

3 volle Jahre unter den Fahnen bleiben , der

Senat bestand auf Entlassung

derselben

nach einem Jahre und

diese Ansicht sollte die mafsgebende werden . jüngst die

Der Senat, so sagte

Republique francaise « , hat alle demokratischen Grund

sätze des neuen Gesetzes voll und ganz genehmigt , die Bestimmungen des Gesetzes von 1872 haben eine totale Umwälzung erfahren.

Das

Gesetz sprach den Grundsatz der bezirksweisen Ergänzung aus , die Leute sollten in die Regimenter eingestellt werden , die in der Sub division , in welcher sie wohnen , garnisonieren , die Deputierten kammer entschied sich auf eine vom Kriegsminister de Freycinet gehaltene

Rede ,

welcher

der

Bedeutung

dieses

Prinzipes

volle

Rechnung trug, für dasselbe . Der Senat dagegen lehnte es ab. »Wünscht man , so liefs sich General Billot vernehmen, daſs , wenn der Grundsatz bezirksweiser Rekrutierung ausgesprochen wird, Nichtausreichens

einer Region

an Wehrfähigen

aber einer der Ausgehobenen in einer anderen

zur Einstellung

aus Gründen des

72

Das neue französische Rekrutierungsgesetz.

gelangen mufs , sich die Deputierten und Senatoren wegen jedes einzelnen Mannes mit Klagen an die Kammer oder den Kriegs minister wenden ?> Nicht am heimischen Herd , nicht wenn der Bauch am Tische , der Rücken am väterlichen Feuer ist, wird der Patriotismus grofsgezogen . Der Ausgehobene kann sich dann nie der Gedanken an die väterlichen Fleischtöpfe entschlagen. Der Patriotismus mufs angetrieben und gesteigert werden durch das Gefühl der Unglücksfälle Frankreichs und die Pflichten , die diese auflegen « . Nicht bezirksweise Ergänzung im Frieden, dagegen Augmentation der Truppenteile aus den Bezirken , in denen sie stehen , im Kriege , das wird die Losung sein . Wir werden sehen , ob der Grundsatz ein richtiger ist und ob nicht politische Erwägungen , die schon 1872 die regionale Rekrutierung verwerfen liefsen , hier die leitenden Gedanken waren. Das neue Rekrutierungsgesetz vermehrt zweifellos die Wehrkraft Frankreichs um ein Bedeutendes und dies scheint das Ziel zu sein , da man die Zahl auf Kosten der Qualität zu steigern sich nicht scheute . Erklärte schon General Billot , dafs es unmöglich sei , in 3 Jahren den Franzosen zum Soldaten zu erziehen , man bei drei jähriger Dienstzeit in Frankreich nur eine Miliz schaffe, nannte eine andere Autorität des französischen Heeres die Einführung der drei jährigen Dienstzeit » une expérience de la dernière gravité sur l'armée française so mufs ein umfassendes Heruntergehen unter 3 Jahre aktiver Dienstzeit, wie es thatsächlich stattfinden wird, wenn man die Grundsätze bezüglich der Einreihung aller Wehrpflichtigen durchführt , für die Qualität doch wohl bedenklich erscheinen. Und noch ein anderes Bedenken ist ebenso wie 1872 den militärischen Mitgliedern des Senates aufgestiegen , die Sicherstellung des erforderlichen Unter offizierpersonals bei der dreijährigen Dienstzeit. Schon bisher war der Ersatz äusserst schwierig, sah man sich doch im vorigen Jahre dem Titel II des Boulanger'schen Heeresgesetzes über

veranlafst, das

Rengagement der Unteroffiziere schleunigst zu votieren und stellte dabei doch jüngst eine französische Fachzeitschrift fest, dafs die Ziffer der Kapitulationen eine verhältnismäfsig niedrige sei und die Rengagierten nur in besonderen Funktionen , als Adjutanten (Feldwebel), Kammer- Unteroffiziere, Tambourmajors etc. Verwendung finden, man für den eigentlichen Front- und Ausbildungsdienst aber genug ältere Unteroffiziere nicht mehr besitze. Die Kapitulanten decken heute thatsächlich kaum die Hälfte des Bedarfs in Friedenszeiten .

A1

Das neue französische Rekrutierungsgesetz .

73

Thatsächliche Herabsetzung der aktiven Dienstdauer unter 3 Jahre, nicht hinreichende Garantie für die Einrahmung der dienstlich ver hältnismäfsig doch jüngeren Soldaten durch altgediente Unteroffizier Cadres, das mufs das Ergebnis des ja allerdings sehr umfangreiche Massen an mehr oder weniger geschulten Leuten liefernden Rekru und dazu ist auch in dem reichen tierungsgesetzes sein ――― wenn — wie dies ja auch man sich nicht Frankreich wenig Aussicht zur Mehrbelastung des Budgets durch schon sagte 50 neue Millionen entschliefsen und dadurch das ganze Rekruten Freycinet

kontingent volle 3 Jahre unter den Fahnen halten will . Es unter liegt keinem Zweifel, dafs sich mit der Annahme des neuen Rekru tierungsgesetzes ein erheblicher Wandel im Charakter des franzö sischen Heeres vollzieht, die Reste des früheren Systems, der »vieux cadres, vieux soldats« werden abgestreift. Jeder wehrfähige Franzose ist im Frieden und Krieg zum Dienste verpflichtet. Die Dienstpflicht umfafst 3 Jahre im aktiven Heere, 7 Jahre in dessen Reserve, 6 Jahre in der Territorial- Armee und 9 Jahre in der Reserve, total 25 Jahre gegenüber den 20, welche das Gesetz von 1872 vorschrieb , die Dienstbefreiungen von vornherein kommen in Fortfall. Wird dadurch 1. der Vorrat am verfügbaren Material für das mobile aktive Heer - allerdings erst mit dem

Beginn

des Monats April 1890,

da

die als

10. hinzu

tretende Jahresklasse 1878 schon jetzt der Territorial -Armee über wiesen ist - um 1 Jahrgang, 2. die Territorial -Armee ebenfalls um 1 Jahrgang , die für Operationen in Frage kommenden Streit kräfte also um 2 Jahrgänge, 3. die Reserve der Territorial -Armee, der Landsturm, von dem uns ein Interview Boulangers jüngst be richtet hat, dafs dasselbe 1887 schon in der Stärke von 600,000 Mann kriegsbereit

gewesen sei,

um 3 Jahrgänge, die Dienstpflicht um

5 volle Jahre vermehrt , so liegt das Schwergewicht der Steigerung an Zahl doch in dem Umfange, den man bei thatsächlicher Durch führung des Wehrgesetzes dem jährlichen Rekrutenkontingent geben würde. Es liegt auf der Hand , dafs die volle Wirkung dieser Steigerung des Rekrutenkontingents für das aktive Heer erst nach Ablauf von 10 Jahren zur Geltung kommen kann , sofort wirken dagegen die erhöhten Zuweisungen von Jahrgängen an die einzelnen Bestandteile der Wehrkraft. »Frankreich bedarf 3 Millionen sofort bereiter Leute, diese kann uns das Rekrutierungsgesetz von 1872 nicht geben« , sagte einst Freycinet bei Begründung des neuen Wehr gesetzes in der Deputiertenkammer. Ein jüngst der Deputierten kammer überreichter und von ihr dem Armee - Ausschuss zur Vor beratung überwiesener Gesetzentwurf des Abgeordneten de

Mahy

74

Das neue französische Rekrutierungsgesetz.

über die Schaffung eines Grofsen Generalstabes und der Stäbe für die Armeen , wie desjenigen für eine Generalinspektion des Etappen und Eisenbahnwesens schon im Frieden , wird uns zeigen , mit welchen Zahlen man heute auf Grund des Rekrutierungsgesetzes von 1872 für die Operations - Armee rechnet ; hier seien zunächst die Ziffern beleuchtet , die man auf Grund des neuen Wehrgesetzes zunächst mit den vorhandenen Jahrgängen des Gesetzes von 1872 erhält denn das ist die gegenwärtige Lage, man sich von

dann

diejenigen,

welche

dem Rekrutenkontingent in der neuen Höhe ver

spricht. Das Rekrutierungsgesetz von 1872 schied bekanntlich die ein zurufenden Wehrfähigen in 2 Portionen, von denen die I. nominell 5 Jahre, thatsächlich aber im Durchschnitt nicht über 42 Monate, die

II. ein Jahr, genauer gesagt 10 Monate diente.

Hierzu kam

eine ganze Reihe von > soutiens de famille« , die gar keine dispensiés conditionnels und sogenannte disponibles, von denen die letzten erst seit 2 Jahren eine 22-3 Monate dauernde Schulung erhielten, seit jener Zeit nämlich, wo der Kriegsminister Ferron sich entschlofs, auf administrativem Wege die gesetzlich noch nicht von beiden Kammern genehmigte dreijährige Dienstzeit einzuführen (Klasse 1886), die II. Portion aufzuheben , und damit auch der Vorrat an Leuten zum

Füllen

der Ersatztruppenteile im Wegfall

gekommen

deren Stelle dann die » disponibles « einnehmen sollten . im

Durchschnitt zu

100,000 Mann

16 Jahrgängen (Aktive- Armee,

wäre,

Die I. Portion

annehmend, erhalten wir in

Reserve-

und Territorial- Armee) ,

1,600,000 Leute I. Portion , nach 15 % Abzug 1,360,000 Leute I. Portion , zu denen der gesamte Stamm von Unteroffizieren etc. mit der im Budget angegebenen Zahl von 82,000 Köpfen zu rechnen wäre, zu sammen 1,442,000 Köpfe.

Hiezu treten 16 Jahrgänge II. Portion,

von denen ein Teil 6, die andern 10 Monate dienten, mit im Durch schnitt

35,000

Köpfen,

nach

15 %

Abzug rund 440,000 Mann .

Gesamtsumme also 1,882,000 Köpfe, von denen wir aber den Leuten II. Portion für Feldzwecke nicht die genügende Vorbildung zuer kennen können. Hinter diesen blieben nach Abzügen, wie die >> Rivista militare italiana « jüngst in einem sehr sorgfältigen Nach weis auf Grund offizieller Quellen darlegte , nach starken Abzügen noch 298,768 disponibles übrig, von denen jedoch nur 2 Jahrgänge, rund 70,000 Mann, einige Vorschulung besitzen .

Schon wegen der

geringen Ziffer der geschulten disponibles erscheint es zum Mindesten gewagt , alle Leute II. Portion in Feldtruppenteile einzustellen . Dennoch scheint dies in Frankreich beabsichtigt zu sein . Der de Mahysche

Gesetzentwurf, welcher einen » Grofsen Generalstab
bis > welchen Nutzen haben

dem

Artilleristen

die

Frage

für ihn die grofsartigen Anstren

gungen im Festungsbau- und Verstärkungswesen des Fortgürtels ? < Im

Hinblick

auf

die

dargelegte

Verwendung

Geschütze spielt der Nutzen jedenfalls

der

Festungs

eine untergeordnete

Rolle

für ihn . Die geringe Zahl von Kampfgeschützen in den Forts gelangen zu einer Zeit zur Thätigkeit, während welcher der Be lagerer in der Regel noch nicht im Stande ist, mit gefährlich wirkenden Geschützen dagegen aufzutreten .

Kommt er aber nach

der Eröffnung des Feuers seiner ersten Artillerie - Aufstellung dazu, dann müssen die Forts selbst als

artilleristische

bald aufgegeben

der

werden.

Infolge

Kampfesstellung

gewaltigen

Wirkung

der

Geschosse werden die Wälle alsbald so gründlich verwüstet sein , dafs auch die zur Abwehr etwaiger Sturmversuche des Gegners daselbst einzusetzenden Gefechtsgeschütze keine Aussicht mehr haben, zum Schufs zu kommen.

Es sind daher nur die in den Flankierungs

Anlagen bereitgestellten Geschütze zur Grabenbestreichung, denen die fortifikatorische Fürsorge durchschlagende Vorteile gewährt. Schliefslich vermögen die Forts,

wie in dem Obigen näher

begründet wurde, auch dem Zwecke nicht lange genug zu dienen, eine bombensichere Lagerstätte für die Munitionsvorräte der Anschlufs Batterien abzugeben und die Überführung des täglichen Munitions bedarfs dorthin hinlänglich zu sichern. Der Artillerist vermag daher aus dem gewaltigen Bollwerk, und auch dies nur auf sehr unbe stimmte Zeit, lediglich den Vorteil zu ziehen : in demselben das für die Besatzung der Anschlufs- Batterien bestimmte Personal bomben sicher unterzubringen . Anlässlich dieser Thatsachen kann es nicht ausbleiben, wenn der Artillerist schmerzlichst empfindet, dafs das Grofsartige, was in fortifikatorischer Beziehung geleistet wird, der Er höhung seiner Bereitschaft und Gefechtskraft unmittelbar nur unmerk lich zu Statten kommt. Der Wunsch dürfte daher wohl der Erwägung

181

des Fortsgürtels einer Fortsfestung.

wert sein, nötigenfalls unter Verminderung der Herstellungs kosten der Forts, die erforderlichen Mittel zur Anlage vorberegter permanenter Zwischen- Batterien verfügbar zu

machen, sofern die

Geldfrage der Ausführung dieses Planes ein Hemmnis sein sollte. Fassen wir die in dem Voranstehenden über die Verwendung der Festungsgeschütze in der Fortgürtelstellung entwickelten Be denken noch einmal kurz zusammen , so erstrecken sich dieselben auf nachfolgende Kernpunkte : 1. Die in den Forts zur Aufstellung kommenden Kampfgeschütze sind der baldigsten Vernichtung preisgegeben , sobald der Angreifer mit Belagerungs-Geschützen dagegen auftritt. Dem schulmäfsigen Angriff gegenüber entsteht dadurch ein Ausfall der wertvollsten Ge schütze. Die heutzutage seitens des Belagerers in der Regel schon aus seiner ersten Artillerie- Aufstellung mögliche, gründlichste Ver wüstung der Wälle und des Inneren der Forts läfst es für die Zu kunft als sehr zweifelhaft erscheinen , ob die zur Beherrschung des näheren Vorfeldes bestimmten Gefechtsgeschütze im Augenblick Aus drohender Gefahr zur Gefechtsthätigkeit gelangen werden. demselben Grunde sind die Forts fernerhin keine geeigneten Lager stätten mehr für die Munition der Spezial- Geschütz-Reserven bezie hungsweise der Anschlufs- Batterien . Jedenfalls haben sie aufgehört , eines gesicherten Munitions - Ersatzes dorthin zu

als Vermittler dienen. 2. Die

Geschütze in den

Anschlufs - Batterien

haben

. wegen

ihrer stark gefährdeten Aufstellung in unmittelbarster Nähe der Forts einen harten Stand . Die gegnerische Artillerie vermag sich gegen

diese Batterien

schnell

und gut

Nachbarschaft der hochprofilierten Forts

einzuschiefsen ,

weil die

dies im höchsten Grade

Auch haben diese Batterien durch das gegen die Forts gerichtete Feuer infolge der natürlichen Streuung der Geschosse Sodann ist das Schufsfeld der Anschlufs - Batterien mit zu leiden . nach der Fortseite hin ein beschränktes. Dies ist ein fatales Hin begünstigt.

dernis für die freie Gefechtsthätigkeit der Geschütze , wenn sie in Vor allen gedachter Richtung liegende Ziele beschiefsen sollen. Dingen macht sich hierbei das schwierige Einrichten der Geschütze Büfsen diesen ungünstigen Verhältnissen zufolge die Ge schütze in den Anschlufs-Batterien ihre Widerstandsfähigkeit ein , so ist bemerkbar.

hiermit ein weiterer Ausfall von vielleicht 50-60 Kampfgeschützen gleichbedeutend . Rechnet man hierzu die obige Einbuſse an Geschützen der ersten Geschütz -Aufstellung, so verringert sich die Gesamtstärke

Die artilleristische Verteidigung

182 der

Verteidigungs - Artillerie,

lediglich

wegen

ihrer

ungünstigen

in und neben den Forts, um 74-84 Kampf und das möglicherweise schon in den ersten Kampfes

Gefechtsstellung geschütze,

tagen. 3. Die General- Geschütz- Reserve auf den Zwischenräumen der Forts ist gegen

wirksames Schräg-,

bisweilen

sogar

Längenfeuer,

nicht immer genügend gedeckt. Das Gelände zwischen den Forts bietet den Zwischen - Batterien in räumlicher Beziehung wenig Aus wahl für günstige Bauplätze, weil man bei ihrer Auswahl vornehm lich

auf die Verbindungslinien der Forts angewiesen ist,

woselbst

die Zwischen- Batterien des beschränkten Raumes wegen mit kleinen Abständen erbaut werden müssen . Hierdurch bieten sie dem Gegner grofse und dadurch leicht treffbare Ziele dar. Eine weitere Folge davon ist eine nachdrückliche Störung des Munitionsersatzes, wenn der Gegner gehörig Bedacht darauf nimmt, die nächste Umgebung hinter den Batterien unter Feuer zu halten . Ferner ist die in ge ringer Entfernung vor den Zwischen-Batterien in verschanzter Stel lung bereitzuhaltende Infanterie im höchsten Grade durch die in Bezug auf erstere zu kurz gehenden feindlichen Geschosse bedenklich gefährdet und auch nicht immer vor den eigenen

etwa

im Rohr

krepierenden gesichert . Schliefslich ist es die Sorge um das frühzeitige Erkennen der Angriffsrichtung und die rechtzeitige Schufsbereitschaft der General- Geschütz-Reserve in dem selbst von dem Feuer der gegne rischen Feldgeschütze erreichbaren Gelände .

II .

Betrachtungen zur Hebung vorberegter Bedenken .

Die baldige Einbufse der in den Forts plazierten Kampfgeschütze und die Unwahrscheinlichkeit der Verwendbarkeit der Gefechts geschütze auf den Wällen,

sobald die erste Artillerie - Aufstellung

sich gegen diese eingeschossen hat, drängt zu der Frage : > Was könnte geschehen , der ersten Geschütz - Aufstellung einen dauern deren Einfluss auf den Verlauf der Feindseligkeiten zu sichern ?< Diese Frage führt zunächst

zu der Erwägung :

möchte die

Artillerie nicht gut thun , auf den Kampf aus schweren Geschützen aus zukünftig zu verzichten ? Dieser Gedanke

von den Wällen

möchte hinsichtlich seiner Zweckmäfsigkeit insbesondere deshalb auf Widerspruch stofsen , weil die Forts in erster Linie dazu bestimmt sind, den Platz gegen Überfälle zu schützen .

Die hierzu erforder

liche gröfstmöglichste Kampf bereitschaft und wirksamste Verteidigung

183

des Fortsgürtels einer Fortsfestung.

der Forts verlangt daher schon beim Erscheinen des Beobachtungscorps vor der Festung die ungesäumteste Verwendung von weittragenden Kampfgeschützen. Auf diese Ungesäumtheit ist die heutige Friedens Ausstattung der Forts berechnet. Sie würde unter den obwal tenden Verhältnissen in gleichem Grade nicht erreichbar sein , wenn die Kampfgeschütze der ersten Geschütz- Aufstellung aufser balb der aber

Forts in

auch

Stellung

Mittel und

gebracht

Wege gefunden,

werden

sollten .

Würden

jene Bereitschaft durch

eine entsprechende Friedensvorbereitung zu erzielen ,

so

würde bei

der jetzt üblichen fortifikatorischen Einrichtung des Fortsgürtels es sich doch nur vereinzelt bewerkstelligen lassen , ebenso über sichtliche und das Vorfeld weithin beherrschende Aufstellungspunkte für gedachte Geschütze zu erhalten, wie die Wälle der Forts solche in der Regel darbieten . Nehmen wir aber einmal an , es wäre vorberegten Bedingungen auf irgend eine Art entsprochen, dann wüfsten wir allerdings keinen Grund, warum wir in den Forts schwere Kaliber noch aufstellen . Gefechtsgeschütze 9 cm Kanonen in der nötigen Anzahl und zum Feuern über Bank plaziert, würden sicherlich im Stande sein , das zur Abwehr von Sturmversuchen in Betracht kommende Vorfeld der Werke genügend unter Feuer zu halten. Sobald der Feind in den wirksamen Schufsbereich die ser Kanonen

eingetreten ,

verdient dieses Geschütz infolge seiner

aufs Höchste zu steigernden Feuergeschwindigkeit entschieden den Vorzug vor den schweren Kalibern . Die gröfsere materielle Wirkung der Letzteren fällt beim Beschiefsen lebender und beweglicher Ziele auf mittlere Entfernungen weniger ins Gewicht,

als die erheblich

gröfsere Feuergeschwindigkeit der 9 cm Kanone.

Es dürfte daher

dem Verteidiger eines Forts mehr damit gedient sein, an Stelle der bisherigen Kampfgeschütze im Augenblick drohendster Gefahr über Gefechtsgeschütze zu verfügen,

die dem anstürmenden Feind von

500 m ab selbst mit Kartätschen die Infanterie zur Abgabe von Brustwehr getreten ,

begegnen könnten und, sobald

verheerenden Magazinfeuer an die

recht wohl im Stande wären, die im Vorge

lände der Feuerfront der Forts sich eingenisteten feindlichen Re serven zu schädigen oder schliefslich, die nach mifslungenem Sturmversuch zurückweichenden Truppen mit Granaten und Shrapnels zu verfolgen. Nachdem man zu der Einsicht gekommen ist, dafs, sobald die Forts aus schweren Geschützen beschossen werden, auf eine fernere Thätigkeit ihrer Kampfgeschütze kaum noch zu rechnen ist, so

Die artilleristische Verteidigung

184

liegt es doch klar auf der Hand, dafs von diesem Zeitpunkte ab die artilleristische Verteidigung der Forts höchstens noch aus 9 cm Kanonen erfolgen kann .

Es ist sogar sehr wahrscheinlich, daſs, bis

auf die Grabenflankierung

hin,

die Abwehr des Gegners der In

fanterie allein zufallen wird, weil die Wälle bis dahin zu sehr ver wüstet sein werden, um Geschütze für Gefechtszwecke noch auf nehmen zu können .

Hält man es also für ausreichend , in diesem

Stadium des Angriffs im allergünstigsten Falle mit wenigen 9 cm Kanonen die Infanterie zu unterstützen , dann wird man zur Zeit der einleitenden Angriffsmafsnahmen, während welcher die Werke durch schwere Belagerungsgeschütze noch nicht bekämpft worden sind, um so eher damit auskommen, weil dann noch nicht zu be fürchten ist, dafs die Verwendung aller 9 cm Kanonen auf Hinder nisse stofsen wird. Diesen Erörterungen zufolge bedürfte es zur Selbstverteidigung der Forts keineswegs mehr der Aufstellung von schweren Geschützen auf ihren Wällen. Nun hat aber die erste Geschütz -Aufstellung nicht nur die Aufgabe, Sturmversuche gegen die Werke des Forts gürtels abzuwehren, sondern sie soll auch den Anmarsch des Be lagerers bis zur äufsersten Schufsweite der weittragendsten Festungs geschütze stören, die feindlichen Truppen in der Einschliefsungs stellung beunruhigen und die eigene Infanterie beim Kampfe um das Vorgelände unterstützen . In diesen Aufgaben liegt die Not wendigkeit, schon zur Zeit der Bedrohung der Festung mit Ring kanonen und, je nach der Gestaltung des Vorfeldes des Fortgürtels, mit kurzen Kanonen und Mörsern aufzutreten. Es fragt sich daher, wo wird man diese Geschütze in Thätigkeit setzen, wenn sie einesteils vor einer baldigen Vernichtung nach Eröffnung des Kampfes der ersten Artillerie - Aufstellung bewahrt bleiben, andernteils aber binnen kürzester Zeit in Gefechtsstellung gebracht werden und dabei gute Aussichtspunkte innehaben sollen . Was erstlich die Ringkanonen betrifft, so möchte für ihre Auf stellung die Anlage von Panzertürmen in den Forts ein naheliegender Ausweg sein . Ganz vereinzelt kommen solche Panzerstände heute schon vor . Sie haben jedoch allem Anschein nach weniger den Zweck des Schutzes als der Vergröfserung des Schufsfeldes der auf zunehmenden Geschütze. Bedenkt man indes die grofse Zerstörungs kraft der heutigen Geschosse und die damit in Verbindung stehende, mehrfach von uns erwähnte schon auf grofse Entfernungen vom Be lagerer zu erzielende baldigste Verwüstung des Inneren der Forts, so liegt die Befürchtung sehr nahe, dafs die wegen verhältnismäfsig geringer

185

des Fortsgürtels einer Fortsfestung. Abmessungen an

und für sich schwer zu treffenden Panzertürme

einem zufälligen Zerstörtwerden dennoch in hohem Grade ausgesetzt Jedenfalls bedarf es dazu Seitens des Gegners zunächst sein werden . wenigstens keiner besonderen Mafsregeln , weil die Bekämpfung der Forts als gleichbedeutend mit der in ihnen befindlichen Panzertürme angesehen

werden

mufs.

Aber gerade darauf,

Artillerie ungünstige Zielverhältnisse

für die

Angriffs

zu schaffen und sie zu einer

Verzweigung ihrer Feuerwirkung zu zwingen , mufs der Verteidiger unseres Erachtens sein Hauptaugenmerk richten .

Es mufs Ersterer

schlechterdings unmöglich gemacht werden , die Geschützstellungen des Letzteren auf Entfernungen von 2500 m und selbst darüber so gründlich niederzukämpfen, dafs es dazu einer zweiten Artillerie Aufstellung kaum noch bedarf. Deshalb sagen wir, es müssen dem Angreifer Ziele entgegengestellt werden, die ihn unter allen Umständen zur Anlage einer möglichst grofsen Zahl genannte Demontier-

und

von Batterien auf so

Demolitions- Entfernung

zwingen

und

deren unumgängliche Notwendigkeit wesentlich dazu beitragen würde, das Fortschreiten des Angriffs zu verzögern. Unter Zielen dieser Art sind in erster Linie allein stehende Panzertürme, d. h . solche,

die räumlich in keiner Beziehung zu

permanenten Werken stehen , gemeint. Ein freiliegender und , soweit es seine Übersichtlichkeit über das Vorfeld erlaubt, durch die Boden gestaltung gut gedeckter Panzerturm bietet eine so ungünstige Zielfläche dar, dafs er in Rücksicht auf Treffsicherheit und Geschofs Durchschlagskraft aus naher Entfernung beschossen werden mufs, um ihn vollständig aufser Gefecht zu setzen . spielsweise jede

Forthälfte

durchschnittlich

Beanspruchte bei 2

Ringkanonen ,

so

machte das für die gesamte schulmäfsige Angriffsfront mit 2 Forts als Hauptangriffsobjekte und 2 Collateralforts 6 X 2 = 12 Ring kanonen. Wollte man diese fernerhin in Panzertürmen mit je 2 Geschützen verwenden, so müfsten dazu die einzelnen Zwischen räume der Forts mit je 2 dergleichen versehen werden . Diese Türme könnten und müfsten schon zur Friedenszeit armiert und mit

einer

dieser

bestimmten Munitionsmenge ausgerüstet werden .

Voraussetzung

würden

die

Ringkanonen

schütz-Aufstellung binnen kürzester Zeit

der

Unter

ersten

schufsfertig sein

Ge

können .

Die Bereitschaft der Festung gegenüber einer Bedrohung wäre somit für alle Fälle gesichert. Es fragt sich zweitens , wo werden die durch die Gelände gestaltung

bedingten ,

stellung kommenden

jetzt

ebenfalls

Geschütze

mit

in

den

Forts

gekrümmter

zur

Flugbahn

Auf am

Die artilleristische Verteidigung

186

Ihrer Zahl nach handelt zweckmäfsigsten Verwendung finden ? sagen wir pro Fort es sich zumeist um wenige Exemplare, Einen nennenswerten

hälfte durchschnittlich 2 Kanonen oder Mörser . Gefechtserfolg vermögen 2 Geschütze,

selbst

wenn

sie nach einer

Richtung hin feuern , nicht herbeizuführen , sobald sie gegen lebende, daher bewegliche Ziele, wie u. a. Truppenansammlungen in Gelände senkungen, wirken sollen .

Die Beweglichkeit der Ziele verlangt eine

so bedeutende Feuergeschwindigkeit, dafs zur Erreichung derselben mindestens 4, am besten 6 zu einer Batterie vereinigte Geschütze Aus diesem Grunde erscheint es angezeigt, verwendet werden . von dem Einzelgebrauch der Kampfgeschütze der ersten Ge schütz-Aufstellung Abstand zu nehmen , wenigstens aber auf Aus Die sich hieraus ergebende Ver nahmefälle zu beschränken. der Kampfgeschütze der ersten Geschütz - Aufstellung würde nun ganz besonders dazu auffordern , für die in Rede stehenden

mehrung

Gefechtsaufgaben die Forts als Kampfesstellung ganz aufzugeben . Haben wir in dem obigen die Anschlufs-Batterien wegen ihrer Lage unmittelbar neben den Forts als in hohem Grade gefährdet bezeichnen müssen , so haben ihre Geschütze immerhin einen günstigeren Stand , als die auf den Wällen . Dieser Vorteil liefse sich aber dadurch noch bedeutend steigern , wenn die An schlufs - Batterien von den Forts abgerückt werden. möchten. Was sie hierdurch an Übersichtlichkeit über das Vorfeld hier und da einbüfsten,

dürfte

für

Geschütze

mit gekrümmter

Flugbahn

nicht viel zu besagen haben, weil die von ihnen zu beschiefsen den Ziele selbst von den Wällen der Forts aus nicht sichtbar sein werden

und daher erst recht nicht von einem Standpunkte

unmittelbar neben den Werken ,

wo die Anschlufs- Batterien heute

erbaut werden . Auch haben die in gröfserem Abstande von den Forts liegenden Batterien ein freieres Schufsfeld nach rechts links, was für die bestmöglichste Gefechtsthätigkeit ihrer Geschütze Alledem nach wohl der Berücksichtigung wert sein dürfte . halten wir dafür,

dafs jedes Fort bereits als Friedensvorbereitung

seine Anschlufs - Batterien in permanentem Ausbau erhalten müfste, um diejenigen Geschütze der ersten Geschütz-Aufstellung aufzu nehmen, welche, aufser den Gefechtsgeschützen in den Forts selbst und den Ringkanonen

in Panzertürmen,

bei der Bedrohung der

Festung sofort zur Aufstellung gelangen sollen . Jede Anschlufs- Batterie würde

mit einer,

den örtlichen Ver

hältnissen gemäfs auszuwählenden Geschützart und mindestens vier Einer solchen ersten gleichnamigen Kalibern auszurüsten sein .

des Fortsgürtels einer Fortsfestung.

187

Geschütz - Aufstellung möchte nicht nur die Befähigung innewohnen , die

Aufgaben

während

der

Bedrohung

und

Einschliefsung

der

Festung mit Erfolg zu lösen , sondern selbst an der Bekämpfung der Belagerungs -Batterien sich

nachhaltig zu

ständiger Bauart

Anschlufs- Batterien

hergestellten

beteiligen.

Die in

müfsten gleich

wie die Wälle der Forts Hohlräume erhalten, um ihre Geschütz Ausrüstung schon zur Friedenszeit dem Orte ihrer Verwendung so nahe als möglich unterbringen zu können . Die Gefechtsbereit stellung der ersten Geschütz-Aufstellung würde dann im Kriegsfalle mindestens ebenso schnell von Statten gehen , als bisher auf den Wällen . Die Munitionsversorgung hätte allerdings einen weiteren Weg von den Räumen im Fort zu jenen Batterien zurückzulegen , als von dort mittelst Geschofs- Aufzuges nach den Munitionsnischen auf den Wällen. Dieser Umstand könnte aber keinen nachteiligen Einfluss auf eine baldigste Schufsbereitschaft der Anschlufs- Batterien ausüben, weil die Belagerungs- Batterien zu gedachtem Zeitpunkte in der Regel noch nicht feuern, und der Munitionstransport daher un gestört bewirkt werden könnte. Wenn also die erste Geschütz- Aufstellung die jetzigen Gefechts stellungen

der

nehmen soll,

Spezial - Geschütz - Reserven

so

fragt es

sich ,

wo soll

für diese

sich

in

Anspruch

dann fortan

zur

Thätigkeit gelangen ? Ihrem Zwecke nach müssen die Spezial Geschütz - Reserven auf der wahrscheinlichen Angriffsfront wäh rend der Armierungsperiode schon in Stellung gebracht werden , auf den übrigen Fronten hingegen nur ausnahmsweise im besonderen Bedarfsfalle . Hieraus lässt sich ableiten, dafs die Spezial- Geschütz Reserven sozusagen den Aufmarsch der General - Geschütz - Reserve decken sollen .

Es

erscheint

daher wohl berechtigt, die Ersteren

als eine Art Avantgarde der Letzteren anzusehen aufser taktischer Beziehung Als Avantgarde

und sie fernerhin

zu den Forts zu setzen .

würden die Spezial- Geschütz- Reserven örtlich

da zur Verwendung gelangen müssen, woselbst sie das gesamte Angriffsfeld am gründlichsten unter Feuer halten könnten. Hierzu sind sie in ihren heutigen Stellungen neben den Forts nur sehr unvoll kommen imstande, weil die grofse Entfernung der linken und rechten Anschlufs-Batterie zweier benachbarter Forts es verhindert , das Gelände vor den Zwischenräumen derselben in seiner ganzen Breiten ausdehnung gehörig zu beschiefsen . Anders wäre es damit, wenn die Spezial- Geschütz- Reserven etwa auf der Mitte der Zwischenräume der Forts auftreten würden .

Dadurch erhielte der Verteidiger im

Verein mit den neben den Forts geplanten Batterien der ersten

Die artilleristische Verteidigung

188 Geschütz-Aufstellung

ferner

auch

eine

gute

Grundlage

für

die

spätere Einrichtung des Kampffeldes und hätte kaum noch zu be fürchten , dabei durch die in wechselnden Aufstellungen zu er wartenden Feldgeschütze des Angreifers nachhaltig gestört zu werden .

Drei bis vier schwere Batterien im Zwischengelände zweier

Werke verwendet, würden zu einer nachdrücklichen Störung aller einleitenden Angriffsmafsnahmen wegen der nun möglichen einheit lichen Leitung und Überwachung ihrer Feuerthätigkeit bei Weitem befähigter sein, als heute wo die Kampfesstellungen der Artillerie bis zur Bereitstellung der General- Geschütz- Reserven 2000 m und darüber entfernt von einander liegen. auch erst

Sollte

die Angriffsrichtung

erkannt werden , wenn der Belagerer mit seinen Vorbe

reitungen für den Fernangriff schon

bis zum Batteriebau vorge

schritten, und sollte es sich vielleicht nur um wenige Tage bis zur Eröffnung des Feuers seiner

ersten Artillerie- Aufstellung handeln ,

so dürfte sich der Nutzen in Rede stehender Verwendung der Spe zial - Geschütz - Reserven machen.

dann in

seinem

vollen Umfange geltend

Die gegnerische Feuerwirkung dürfte sich dann nicht allein auf die Forts und ihre Anschlufs- Batterien beschränken , sondern müfste

notgedrungen

auf die

ganze

Verteidigungs - Linie

verteilt

werden . Dieser Umstand, sowie die günstigere Gefechtsstellung der Spezial-Geschütz-Reserven auf den Zwischenräumen der Forts, und die Möglichkeit einer nachdrücklichen Beteiligung der ersten Geschütz Aufstellung in den Anschlufs -Batterien und in Panzertürmen am Artilleriekampfe, standsfähigkeit

würde jedenfalls der

einige Gewähr

Verteidigungs - Artillerie

auch

für die Wider ohne

sofortige

Hülfeleistung durch die General - Geschütz - Reserve in ihrer vollen beabsichtigten Stärke bieten. Dies setzte allerdings voraus, dafs die Batterien zur Aufnahme der Spezial- Geschütz-Reserven, beziehungs weise der Avantgarde der General - Geschütz - Reserve ,

schon

zur

Friedenszeit in ständiger Bauart hergestellt werden und zwar nicht nur auf der wahrscheinlichen , sondern auf allen nur irgendwie In dieser möglichen Angriffsfronten des gesamten Fortsgürtels . Mafsnahme würde der Forderung Rechnung getragen , die wir im Obigen als unabweislich notwendig hingestellt haben, um der Verteidigungs-Artillerie einen geeigneten Ersatz für die Einbufse der Wälle als Kampfesstellung zu gewähren .

Die Durchführbarkeit dieses

Ersatzes wäre lediglich eine ökonomische Frage, taktische Bedenken liefsen sich dagegen kaum erheben, weil die Lage und Schufsrichtung

189

des Fortsgürtels einer Fortsfestung.

beregter Batterien sich zur Friedenszeit recht gut bestimmen liefse. Käme es doch nur darauf an ,

die Baustellen und Fluchtlinien der

Batterien so zu wählen, daſs das Gelände zwischen den verlängerten Mittellinien zweier Forts von den auf ihren Zwischenräumen kämpfen- . den Spezial-Geschütz- Reserven hinlänglich genug beherrscht werden . könnte. Bezüglich der Unterkunft der Spezial- Geschütz- Reserven zur Friedenszeit könnte es aus Verwaltungs- und Bewachungsrücksichten bei dem bisherigen sein Bewenden haben. Lagert dasselbe in den Forts, so wird im Gebrauchsfalle seine Überführung in die ständi gen Zwischen-Batterien gegen heute nur so viel Zeit mehr be-. anspruchen, als die Zurücklegung der Wegestrecke von den be treffenden Forts oder deren Anschlufs- Batterien bis zu den geplanten Gefechtsstellungen beanspruchte.

Dies möchte aber da nicht viel be

sagen, wo durch Ringstrafsen für gute Armierungswege gesorgt worden. Ein Anderes wäre es hinsichtlich der Versorgung der Spezial- Ge schütz-Reserven mit Munition, wenn diese ebenfalls in den Forts lagern. So lange die Belagerungs - Batterien noch nicht schiefsen , könnte der Bezug von dort kaum Schwierigkeiten haben. seitigen

Artilleriekampfes

indes

müfste

der

Während des beider Munitions -Ersatz

in

ähnlicher Weise, wie jetzt für die General- Geschütz- Reserve , bewirkt werden.

Es träte dann dasselbe Verhältnis ein, wie heutzutage für

die Anschlufsbatterien, wenn die Heranfuhr ihrer Munition aus dem unter dem Hagel der gegnerischen Geschosse gelegenen Forts unaus führbar wird, und der Ersatz aus Munitions-Depots hinter dem Fort gürtel erfolgen muſs. Was endlich die Entwickelnng der General- Geschütz- Reserve auf den Zwischenräumen der Forts der Angriffsfront betrifft, so ist dagegen erhoben worden ,

dafs für die dadurch bedingte grofse

Anzahl von Batterien es an

dem

nötigen Raume fehle, sie zur

Abschwächung der gegnerischen Wirkung in geeigneten Abständen Ferner bot die Benutzung der Verbindungslinien zu erbauen . der Forts dem Belagerer den allersichersten Anhalt, wo er die Zwischen - Batterien im Gelände zu erwarten habe, sowie viel fach günstige Gelegenheit zur Abgabe von Längen- oder doch Schrägfeuer gegen ganze Fronten. Jene Kenntnis kommt ihm bei der

Aufstellung

stellung

des

wesentlich

Entwurfs zu

Gute,

für indem

seine sie

erste ihm

Artillerie - Auf ermöglicht,

mit

einer regelrechten Feuerordnung den Kampf gegen die einzelnen Ziele des Angriffs zu eröffnen und somit die wichtigsten von vorn herein mit besonderem Nachdruck zu bekämpfen.

Die artilleristische Verteidigung

190

Zur Erhöhung der Widerstandsfähigkeit der General- Geschütz Reserve möchte es daher taktisch zweckmäfsiger erscheinen , in der Auswahl der Haupt- Kampfesstellung der Verteidigungs- Artillerie Vielfach bietet das Gelände nicht schematisch zu verfahren . einige Hundert Meter hinter dem Fortsgürtel die allerbesten Stellun gen für sie. Diese läfst man häufig unbenutzt, weil es nicht für angängig gehalten wird, die Ringstrasse vor den Batterien zu haben, oder die Schufsweiten bis zur gegnerischen Artillerie-Stellung um gedachtes Mafs zu vergrössern . betrifft, so wüfsten wir nicht,

Was das Überschiefsen der Ringstrafse welche Bedenken das haben könnte ,

sofern die Batterien nicht gerade unmittelbar hinter derselben liegen . Das Einzigste wäre, dafs die Ringstrafse nicht mehr als Verkehrs verbindung nach den dienen könnte.

Stellungen

der General - Geschütz - Reserven

Hierüber liefse sich aber leicht hinwegkommen , da

es dazu nur der Anlage rückwärtiger Parallelstrafsen bedürfte, um die besagten Batterien bequem zu erreichen . In der Vergröfserung der Schufsentfernung vermöchten wir nur dann eine bedenkliche Verringerung der Gefechtskraft der Verteidi gungs- Artillerie zu erblicken , wenn der Angriffs- Artillerie dadurch er möglicht würde, mit ihrer ersten Artillerie- Aufstellung näher an die Forts heranzukommen, als beim Auftreten der General- Geschütz Reserve auf deren Zwischenräumen. Nun ist aber die Letztere in sofern garnicht im Stande, ihren Einflufs hinsichtlich des Aufmarsches der gegnerischen

ersten Artillerie- Aufstellung geltend zu machen,

als der Verteidiger

einen untrüglichen Anhalt für die Angriffs

richtung erst dann erhält, wenn der Belagerer das für den Batterie bau benötigte Gelände in seinen Besitz gebracht und zu den ein schlägigen Angriffsarbeiten schreitet. Erst dann ist in der Regel der Zeitpunkt gekommen, die General- Geschütz- Reserve in Stellung zu bringen. Mithin können es lediglich nur die erste Geschütz Aufstellung und die Spezial- Geschütz - Reserven sein , die im Verein mit der Infanterie in der Vorposition die Belagerungs-Batterien von dem Fortsgürtel thunlichst fern halten .

Aber gerade dieser Umstand

stellt die Wichtigkeit ins rechte Licht, jene beiden Geschützgruppen der Festungs - Ausrüstung so vorteilhaft zu plazieren, dafs ihre Ge Dieser Gesichtspunkt

fechtskraft vollauf gesichert ist.

war der

leitende Grundgedanke für unsere bezüglichen Vorschläge : Auf stellung von Ringkanonen in freistehenden Panzertürmen , Bildung von Batterien der ersten Geschütz - Aufstellung in den Anschlüssen der Forts

und

ziehungsweise

Entwickelung

einer

Avantgarde

der

Spezial - Geschütz - Reserven

be

der General- Geschütz- Reserve in

191

des Fortsgürtels einer Fortsfestung.

ständigen Batterien im Hinterlande der Forts. Für den artilleristischen Fernkampf will es unseres Erachtens nicht viel besagen, wenn die Schufsentfernungen der General - Geschütz - Reserve infolge ihres Auftretens im Gelände hinter dem Fortgürtel vergröfsert wird, denn die dadurch bedingte Verringerung der Trefffähigkeit der Geschütze äufsert sich in gleichem Grade für die Gegner und verursacht, dafs diesen in seiner ersten Artillerie -Aufstellung die heutzutage von ihm erhofften Erfolge spärlicher zufallen werden.

Liegen die be

züglichen Batterien im günstigsten Fall 2000-2500 m vom Forts gürtel entfernt, so glaubt man vielfach mit Hülfe einer starken Artillerie den Verteidiger derart zu schwächen , dafs es zu seiner gänzlichen Niedermachung einer zweiten Artillerie - Aufstellung kaum noch bedürfe . Man hält vielmehr einige gegen die Hauptziele des Angriffs vorgeschobene Batterien für ausreichend , um an Stelle des bis in seine Einzelheiten durchgeführten förmlichen Angriffs zum abgekürzesten Angriffsverfahren schreiten zu können. Zu einer kräftigen zweiten Artillerie - Aufstellung möchte der Belagerer aber gezwungen werden , wenn die General - Geschütz - Reserve unter günstigeren Gefechtsbedingungen hinter dem Fortgürtel kämpft. Denn dann wird er nicht umhin können , ihr näher auf den Leib zu rücken, um sie völlig zu bewältigen . Trifft diese Annahme zu , dann haben wir das Beabsichtigte auch erreicht : den Angreifer zu zwingen, die zur Durchführung des Artilleriekampfes einzusetzenden Kräfte Angesichts der bis dahin noch gefechtskräftigen General Geschütz- Reserve in Stellung zu bringen.

Kämpft diese 600-700 m

hinter dem Fortsgürtel, dann müfste der Angreifer, Demontier-Entfernung beizukommen,

seine

zweite

um

ihr auf

Artillerie -Auf

stellung auf allerhöchstens 600-700 m vor der Fortlinie einnehmen . Dies setzt weiter voraus, dafs er zuvor seine schützende erste Infanterie -Aufstellung etwa da eingerichtet hat, wo heute die dritte zu liegen pflegt. Ob ihm dies unter der gedachten Gefechtslage auf Seiten des Verteidigers gelingen wird, auch wenn er, was ihm zugestanden werden mag, die Batterien der ersten Geschütz Aufstellung und Spezial- Geschütz- Reserven bis dahin aufser Gefecht gesetzt hat, mufs stark angezweifelt werden . Dieses Vorgehen würde. die noch nicht erschütterte Infanterie des Kampffeldes im Verein mit der General - Geschütz- Reserve zu verhindern wissen. Dafs die die Hauptziele des Angriffs bildenden Forts aus der ersten Artillerie Aufstellung bereits vollständig verwüstet worden, würde der Wider standsfähigkeit beider Waffen keinen Abbruch thun. Sind die Forts selbst in Trümmerhaufen umgestaltet, so sind damit die Bedingungen

Die artilleristische Verteidigung u. s. w.

192

für einen erfolgreichen

Sturm

dagegen noch keineswegs

erfüllt.

Als Vorbedingung dazu gilt vielmehr neben gänzlicher Erschütterung der Artillerie auch die der Infanterie in ihren Gefechtsstellungen zwischen den Angriffsforts . tenden Gefechtsthätigkeit Gewehr- Schufsweite.

Dazu bedarf es aber erst der vorberei der Angriffs - Infanterie auf wirksamster

Deshalb erscheint es zur Erhöhung der Widerstandskraft der In fanterie des Verteidigers in der Linie der Forts wohl angezeigt, ebendaselbst auf eine rechtzeitige Bereitstellung von Gefechts geschützen - 9 cm Kanonen zur Beherrschung des näheren Vorfeldes Bedacht zu nehmen und diesbezüglich nach denselben Grundsätzen zu verfahren, wie zur Abwehr von Sturmversuchen gegen die Forts. Eine ebenmäfsige Verwendung leichter Geschütze im Zwischengelände der Forts ist ferner auch deshalb rat sam,

weil

nach

den

früheren

Darlegungen

die Aussicht höchst

gering ist, solche nach stattgehabter Verwüstung der Forts auf ihren Wällen noch in Thätigkeit zu bringen.

Dann dürfte es sich auch

empfehlen, fortifikatorischerseits dafür zu sorgen, die Gefechts geschütze während ihres Nichtgebrauchs durch eine bombensichere Bergung,

wie in den Hohltraversen der Forts ,

ebenso

Kampffelde selbst vor einer frühzeitigen Zerstörung können .

auf

dem

schützen zu

In dieser Art gestaltete sich das Zwischengelände der Forts zu einer wohl vorbereiteten Gefechtsstellung für die Infanterie, um sie zu befähigen , Sturmversuche gegen die Forts und deren Zwischen räume mit Nachdruck zurückweisen zu können. Solches müfste ihr um so leichter gelingen , weil sie durch das feindliche gegen die General- Geschütz- Reserve gerichtete Feuer

nunmehr

nicht in dem

Grade zu leiden hätte, als bislang, wo sie mit der letzteren sozusagen Schulter an Schulter kämpfe und dadurch gewissermalsen die Ziel scheibe der feindlichen Zufallstreffer bildet. In dem Gefechtsabstande der Infanterie des Verteidigers und seiner General- Geschütz- Reserve

möchte somit

ein durchgreifendes

Mittel gefunden sein, das Feuer der gegnerischen Artillerie von der

ersteren

abzulenken,

hingegen

dasjenige

der

gegnerischen

Infanterie während des Nahkampfes für die Verteidigungs - Artillerie unschädlich zu machen, und somit die Widerstandsfähigkeit beider Waffen zu erhöhen. Vorstehenden Ausführungen nach hätte sich die Artillerie zur Verteidigung des Fortsgürtels in Zukunft, kurz gesagt, wie folgt zu entwickeln :

Bei der Bedrohung der Festung:

Schufsfertigmachen

Über d. Bedeutung u. d. Zuverlässigkeit von Entfernungsmessern.

193

――― der Gefechtsgeschütze 9 cm Kanonen auf den Wällen der Forts und der Zwischenwerke , der Geschütze zur Graben bestreichung in den Flankierungs -Anlagen und der Ring kanonen in den Panzertürmen. Armierung der nun abseits der Forts gedachten Anschlufs- Batterien mit den für dieselben bestimmten Geschützarten und Kalibern der ersten Geschütz Aufstellung . Nach Mafsgabe von Zeit und Kräften mit jenen Maſsnahmen zu gleich oder im

Anschlufs daran :

Gefechts bereitstellung der

Spezial - Geschütz - Reserven beziehungsweise der Avantgarde der General - Geschütz - Reserve auf dem ganzen Umzuge des Fortgürtels in den dafür in ständiger Bauart hergestellten Zwischen - Batterien im Zwischengelände der Forts , Ein richtung von Gefechtsstellungen für die ebendaselbst zur Beherrschung des näheren Vorfeldes bestimmten Geschütze leichteren Kalibers. Endlich, nach Erkennen der Angriffsrichtung : Entwickelung der General - Geschütz - Reserve im taktisch und technisch geeignetsten Gelände etwa 6-700 m hinter 31 . dem Fortgürtel der Angriffsfront.

XIV .

Über die

Bedeutung

Zuverlässigkeit von

und

die

Entfernungsmessern .

Seit Beendigung des Feldzuges 1870/71 ist insbesondere durch die Ausbildung des Shrapnelschusses die Waffenwirkung der Artillerie in so erheblicher Weise gesteigert worden , dafs ihr Einfluss auf die Entscheidung der Kämpfe in einem bevorstehenden Kriege von ganz hervorragender Bedeutung sein wird . Die bei fast allen Mächten durchgeführte Vermehrung der Artillerie, und die grofse Aufmerk samkeit, die man aller Orten der Ausbildung dieser Waffe zugewandt hat, sprechen wohl am deutlichsten dafür, welche Erwartungen man von derselben hegt. Den Artilleristen im Besonderen drängt die Vervollkommnung seiner Waffe dazu, deren Wirkung so rasch wie möglich auszunutzen , und dadurch dem Feinde gar nicht erst Zeit zu lassen , selbst zur Wirkung zu gelangen. Auch im Interesse der Selbsterhaltung ist Jahrbücher für die Deutsche Armee und Marine. Bd. LXXIII., 2. 13

194

Über d. Bedeutung u. d. Zuverlässigkeit von Entfernungsmessern.

letzteres mehr wert, als jede künstliche Deckung , denn »die beste Deckung besteht eben darin, dafs man seinen Gegner so rasch wie möglich tot schiefst. >unbedingten Beizäumung am Zügel « zukommen , welches also auch in der Attacke durchlässig bleibt « . Zugegeben muſs werden, daſs dieses Ideal anzustreben ist. Wir glauben ganz gut zu verstehen, was der Herr Verfasser mit der unbedingten Beizäumung am Zügel bezeichnet ; wir glauben jedoch , dafs schon viel erreicht ist , die Pferde den Galopp

wenn

bis an die Grenze der Gesamtleistung mit

ruhigen Köpfen (nach General v. Schmidt : tiefen Nasen , hohen Rücken und langen Beinen) gehen .

Wird Marsch !

Marsch !

auf

100 Schritt vom Gegner kommandiert , dann kömmt der Moment, wo allerdings die Wucht des geschlossenen Stofses mehr Wert hat wie alles Andere. Das feste energische Zusammenschliefsen und Losreiten bringt wohl auch bei durchlässigem Galoppe die absolut nötige Wucht des Stofses . Die vorliegende Schrift ist der gröfsten Beachtung Wert, möge dieselbe in unserer Kavallerie richtig aufgefafst und die gegebenen Fingerzeige auch

fleifsig und verständig

ohne Übertreibung und

Briefe über das Reiten in der deutschen Kavallerie. Übereilung befolgt werden ; wie Seite 68

ebenfalls

249

erwähnt wird.

Schon in verschiedenen Zeitepochen sind Reiter und Kavalleristen aufgetreten und haben mit Sachkenntnis jene Fragen zu lösen versucht, welche für unser kavalleristisches Reiten von der höchsten Bedeutung sind und bleiben. Es war meistens ein schwieriger Kampf und selten wurden andauernde Erfolge erzielt. Vorurteile aller Art und namentlich die Macht der Gewohnheit - vielleicht auch der Buchstabe der Instruktionen geben die Angelpunkte dafür, dafs praktische Gesichtspunkte nicht durchzudringen vermochten und bald wieder vergessen waren . Wir wünschen und hoffen , dafs die rege Thätigkeit und praktische Richtung , welche aufser vom Herrn Verfasser auch von mehreren anderen hervorragenden Reitern und Kavalleristen angeregt wurde, immer weitere Verbreitung, immer neue Anhänger finden möge! Bei nicht

einigen unbeantworteten Fragen (Seite 72)

unerörtert

lassen ,

dafs

wir

im

Interesse

möchten wir

der

Kavallerie

wünschen , dafs auch in den Reitinstituten der rote Faden des Unterrichtes - die Grundsätze des Reitens nie verloren gehen, stets so einfach und klar vor Augen geführt werden müssen, dafs sie von da aus die Basis für den Unterricht des Soldaten

geben können ;

diese Anschauung ist um so begründeter , da alle Reitfertigkeit in der Hauptsache auf der Richtigkeit und Übereinstimmung der Hülfen beruht. Es scheint uns sodann unbedingt notwendig , dafs in der Kavallerie sätze

weit mehr wie bisher gleiche Grund

der Abrichtung

Eskadrons ,

des Reiters ,

der Ausbildung

der

Regimenter und Brigaden herrschen sollten.

und müssen ,

dafs

endlich

der Führer

einer Kavallerie- Division

einen ganz bestimmten Einfluss auf die Ausbildung der ihm einst unterstehenden Regimenter und Brigaden bis zur taktischen Schulung Der Inspekteur und Verwendung der Division besitzen sollte . der Kavallerie hat in früheren Jahren in diesen Richtungen ganz bedeutende Resultate grenzter war.

erzielt,

trotzdem sein Einfluss ein

Dieselben Gründe,

eng be

welche zur Unterstellung

der

Artillerie unter die hohen Truppenkommandos führten, sprechen dafür, dafs mindestens der Einfluss des Kavallerieführers auf die betreffenden Regimenter gefördert werde . Die Artillerie tritt im mobilen Verhältnisse unter diese Truppenkommandos , die Kavallerie scheidet in der grofsen Mehrzahl aus

denselben in die Kavallerie

Divisionen, und diese werden nur vorübergehend zugeteilt. Im Materiale

ist unsere

vaterländische Kavallerie vorzüglich,

in der Ausbildung sicherlich sehr anerkennenswert gut.

Um aber

250

Briefe über das Reiten in der deutschen Kavallerie.

auch der Kavallerie in Ausbildung , Führung und Verwendung den steten Fortschritt

zu sichern

ist es

nötig ,

dafs

kavalleristische

Grundsätze stets klarer und sicherer, weitere Verbreitung finden. Gerade hier ist noch so manche bedauerliche Lücke vorhanden. Die

bestehenden Bedenken

und

verschiedenen Anschauungen

in

wie aufser der Waffe über eine Waffeninspektion und den Divisions verband sind keineswegs derart , dafs sie nicht überwunden und in eine Richtung gebracht werden könnten. Nur unter dieser Vor aussetzung aber kann in der Kavallerie jene Sicherheit erblühen welche ihr unentbehrlich ist. 8.

XVIII.

Umschau

in

der Militär- Litteratur.

I. Ausländische Zeitschriften.

Organ der militär-wissenschaftlichen Vereine . XXXIX . Bd . 1. Heft : Die Rekruten -Ausbildung bei unseren Fufstruppen. Verfasser, Generalmajor v. Wannisch, giebt in dieser trefflichen Studie keines der vielen Rezepte, wie man in 8 Wochen am Besten mit der Rekruten Ausbildung fertig wird , eröffnet aber, indem er den Stoff in geistvoller Weise behandelt, nützliche Gesichtspunkte über den Beruf des Rekruten Offiziers. Die Länder des russischen Reiches im Altertum und Mittelalter. Eine kriegsgeschichtlich-topographische Skizze . - 2. Heft : Englands Seemacht und deren Verstärkung. Dieselbe werde auch für die anderen Mächte Anstofs zu erneuerten Anstrengungen geben ; die Geschichte lehre, dafs Gröfse und Blüte der Reiche und Völker in innigem Zusammenhange stehe mit ihrer Machtentfaltung zur See. ――――― Der Hund als Wächter ärarischer Objekte. Streffleur's österreichische militärische Zeitschrift. ( Juli ) : Die neue Taktik. „ Die taktischen Grundsätze “ , sagt Verfasser zum Schlufs , „ sind die alten geblieben ; mehr jedoch als je ist der Frontal -Angriff schwierig geworden ; ja er wird sogar oft unausführbar sein. Die Flanke ist heute mehr als je des Schutzes bedürftig ; sie ist aber auch der Punkt, den vornehmlich der Angriff aufsucht . Auch dann, wenn Schnellfeuer- Geschütze und rauchloses Pulver allgemein werden , brauchen wir keine neue Taktik. unsere Reglements wollen nach ihrem Geiste aufgefafst sein !" ― Aber Über die Sauer'sche Festung (Eine Entgegnung). Betrachtungen über den Aufklärungsdienst der Kavallerie - Truppen - Division Das gesamte schwimmende Material vor der Armeefront. der kais. deutschen Marine. ―――――― ( August ) : Die geschichtliche Entwickelung und gegenwärtige Organisation der bulgarischen Armee. Eine sehr beachtenswerte organisatorische Studie. Die Kriegs stärke der aktiven Armee ist auf 120 Bataillone, 25 Schwadronen, 39 Feld Batterien mit 312 Geschützen, 2 Batterien Belagerungs - Artillerie , 16 Com Das russische Eisenbahnnetz im pagnien Pioniere berechnet. Die Ausbildung der deutschen Fufs - Artillerie Jahre 1889. Das Osterei der Politik. Der Entwurf im gröfseren Verbande . er für die militärische Welt von hervor soweit wird, zum neuen Strafgesetz ragendem Interesse ist, besprochen . - Der Feldzug in Italien vom September 1796 bis Februar 1797 .

252

Umschau in der Militär-Litteratur. Armeeblatt Nr. 37 :

Über das am 1. Oktober in Kraft tretende neue

Exerzier - Reglement für die k. k. Fufstruppen , welches der Initiative des verstorbenen Kronprinzen Rudolf, des ersten General- Infanterie - In spektors, sein Entstehen verdankt, wird geurteilt, es mache den Eindruck der gröfsten Einfachheit, wie ein roter Faden durchziehe das ganze Buch der grofse Wert, welcher auf das selbstständige Handeln aller Komman danten bei jeder Gelegenheit gelegt werde. (Wir werden dieser wichtigen reglementarischen Neuheit an anderer Stelle in eingehender Weise näher zu treten haben . D. R.) Nr. 38 : Das rauchlose Pulver. Die Versuche zur Herstellung desselben sind fast beendet und das Resultat ein allen Anforderungen entsprechendes. Die Rauchentwickelung ist kaum wahrnehmbar. Dem Geschofs verleiht es eine Anfangsgeschwindigkeit von 630 m gegenüber 530 des früheren Pulvers. Militär-Zeitung ( österreichisch) . Nr. 67 : Zur Reorganisation der Festungs - Artillerie. Es wird dargelegt, dafs die letztere dringend einer Vermehrung bedürfe, dafs die Hauptaufgabe der Festungs - Artillerie im guten Schiefsen bestehe und derselben Neuformationen weniger, als die im Frieden ausgebildeten stabilen Körper dieser Waffe völlig entsprechen können . - Nr. 68 : Verbesserung der Mannschafts - Ernährung. Es wird namentlich eine Erhöhung der Fleischration auf 500 Gramm gefordert, reichliche Fleischnahrung sei die wichtigste Bedingung, den Soldaten marschfähig zu erhalten. Militärisch- politische Revue ,, Bellona " (österreichisch) . Heft 1. ( 1. Ok ――― tober 1. Jahrgang) : Diese neu erscheinende Zeitschrift , als deren Herausgeber Herr Wilhelm du Nord zeichnet , führt sich durch eine Anzahl kleiner, gut geschriebener Aufsätze auf das Beste ein : Den Manen des Krieg gegen k. k. Generals der Kavallerie, Graf Bigol de St. Quentin. Russland. Ideen über die eingliedrige Aufstellung der Kavallerie. Das neue französische Wehrgesetz . Die russischen Jagd -Kommandos. Die Jaroslauer Mordattentate. Über Vererbung in der Pferdezucht. Dann folgt : Wissenswertes. ――― Bücher- und Kartenschau. ――― Unterhaltungs blätter. ―――――――― Diese Zeitschrift wird am 1. und 15. jeden Monats erscheinen. Wir heifsen die Kollegin zu gemeinsamen Streben kameradschaftlich will kommen. Mitteilungen über Gegenstände des Artillerie- und Genie - Wesens . 7, Heft: Die russische Belagerungs - Artillerie. -- Das System Monier in seiner An wendung auf das Kriegsbauwesen. 8. und 9. Heft : Die Befestigungen im französisch-italienischen Grenzgebiete . -- Betrachtungen über das Gruppenschiefsen und die elementare Theorie des Gabelverfahrens. Journal des sciences militaires . (Juli - August ) : Taktik der Verpflegung (Fortsetzung) . Der Grofse Generalstab und die Truppen - Generalstäbe.

Dieser Aufsatz fordert scharfe Trennung der

administrativen Vorbereitung der Streitkräfte und des Studiums ihrer Verwendung im Kriege , die erstere sei Sache des Generalstabes in Kriegsministerium, das zweite diejenige des Grofsen Generalstabes. -

Umschau in der Militär-Litteratur.

253

Die permanente Befestigung der Gegenwart (Fortsetzung). — Die Festungs - Pionier - Truppen. Dienst und Ausbildung im Heere (Fortsetzung). Die französischen und deutschen Reglements werden ver glichen. Verfasser meint : "" Unsere Nachbarn haben noch immer einen Vorsprung vor uns und wir können bei ihnen mit Nutzen noch manche Anleihe machen." ――― Die Gefechte von Mormant , Villeneuve - le Comte und Montereau , am 17. u. 18. Februar 1814 (Schluſs). Der Massenkrieg (Fortsetzung). der französischen Infanterie.

Feuertaktik und Schiefs wesen September: Taktik der Ver

Dienst und Ausbildung im Heere pflegung (Fortsetzung). (Fortsetzung). Der Massenkrieg (Fortsetzung). - Über die Herbst manöver. Eine taktische Studie. Le Spectateur militaire . ( 1. u . 15. August , 1. u. 15. September ) : Briefe über die Kavallerie (Fortsetzung). ―――― Die Militärschulen . Das Reglement vom 3. Januar Vergangenheit und Gegenwart. 1889. - Das Duell in der Armee. Der Kriegsminister hat verordnet, dafs das Soldaten-Duell in Zukunft zwar gestattet, aber in keinem Falle befohlen werden dürfe, eine Mafsregel, welche allgemeine Befriedigung findet, zumal der Anlafs zu diesen Soldaten-Duellen meistens ein sehr unbedeutender zu sein pflegte. Diese Duelle, deren Ausgang meist ein Die sehr harmloser, waren zu einer einfachen Formsache geworden . Militärgesetze von 1868 und 1869. „ Welche Gewähr, " sagt Verfasser, „können Militärgesetze bieten, welche, wie diejenigen von 1868 und 1889 , inmitten der heftigsten bürgerlichen Zerwürfnisse und in den kritischsten Epochen unserer sozialen Anwendung zu Stande gekommen sind ? Welches Vertrauen können wir in diese Kriegsvorbereitung haben , welche darin besteht, die Armee als einen Herd von Verschwörern und Erpressern zu denunzieren, und an einem bestimmten Tage für ein Gesetz zu stimmen , dessen Text vornehmlich dazu dienen wird, das Glaubensbekenntnis der offiziellen Deputierten in ähnlicher Weise zu verherrlichen, wie die Fest lichkeiten des Champ de Mars, den Besuch des Schah, die Promenaden der 12,000 von den Gemeinden entsendeten Munizipal - Schärpen (Versammlung -- Die Kriegsgrundsätze der maires in Paris im Monat August) !?" ―――― Eine sehr der Nachahmung würdige des Generals Dragomirow. Mafsregel hat der Kriegsminister durch Verfügung vom 10. September getroffen. Sämtliche höheren Offiziere haben in Zukunft das Recht, sich vom Staate die vorgeschriebene Zahl der Dienst pferde liefern zu lassen gegen den bestimmungsmäfsigen Preis für Remonten , welcher ratenweise vom Gehalte in Abzug gebracht wird, beziehungsweise gegen Fortfallen der Pferde-Entschädigungsgelder. Beschlagkosten und Unterkunft der Pferde werden in Zukunft ebenfalls dem Staate zur Last fallen. Überdies empfängt, wie bisher, jeder Pferde besitzer monatlich 15 francs per Pferd als Fntschädigung für Beschaffung und Instandhaltung des Sattelzeugs u. s. w.

254

Umschau in der Militär-Litteratur.

Revue du cercle militaire. Nr. 35 : Das Armee - Corps zu 6 Bri Verfasser hält eine Zusammensetzung des Armee-Corps aus gaden. 2 Divisionen zu 3 Brigaden für die zweckmäfsigste ; selbige habe grofse - Einige Dehnbarkeit und genüge allen Anforderungen des Kampfes. Nr. 36/37: Worte über Ausbildung der berittenen Truppen. Das Wesen der Torpedos. Kurzgefafste Geschichte der Entwickelung dieses maritimen Kampfmittels. - Das Gebirgsgeschütz. - Nr. 38 : Der Eidschwur in der russischen Armee. Übersetzung der Kom mentare zum Schwur der russischen Soldaten von Oberstlieutenant Tomiline. Nr. 39 : Die Expedition - Das Wesen der Torpedos (Schlufs). ― Tagebuch eines Améma 1881. im südlichen Oran gegen Bou Kavallerie- Offiziers. Aus diesen lebensvollen, höchst anziehenden Schilde rungen ergiebt sich, dafs Algier noch weit davon entfernt ist, ein in jeder Hinsicht gesicherter Besitz zu sein. Revue de Cavalerie. (Juli ) : Einige Bemerkungen über die Manöver der Kavallerie in Verbindung mit den anderen Waffen. - Die deutsche Kavallerie (Fortsetzung). Die Aufklärungs-Escadrons (Fortsetzung). Geschichtliche und taktische Studie über die deutsche Kavallerie während -des Krieges 1870-71 (Schlufs). Saumur. (August ) : Die Artillerie Studie über Patrouillen. (Fort der Kavallerie-Division im Gefecht. setzung). Revue d'Artillerie . ( August ) : Die Verwendung der Gebirgs -Artillerie ---Die Artillerie auf der Ausstellung 1889 (Fortsetzung). in Tonkin (Schlufs ). Revue de l'Intendance militaire. (Mai - Juni ) : Die Militär -Ver waltung in Tonkin. Bemerkungen über Herstellung von Militär- Tuchen (Fortsetzung). Plan zur Bildung eines Konsum - Vereins für die Offiziere des Heeres und der Flotte (Fortsetzung). (Juli August ) : Die Militär-Verwaltung in Tonkin . Bemerkungen über Herstellung von Militär-Tuchen (Schlufs) . Bemerkung über das Eisenbahn-Material. L'Avenir militaire . Nr. 1400 : Die Manöver des 6. Corps (General de Miribel) haben am 19. September mit einer Parade, welcher der Kriegs minister beigewohnt hat, ein Ende genommen. Um die Übungen möglichst kriegsgemäfs zu gestalten, wurden während derselben die Kantonnements der Truppen geheim gehalten, desgleichen wurden die bezüglichen Tages befehle immer erst kurze Zeit vor Beginn eines Gefechts bekannt gemacht. Versuche mit Luftballons, Velozipedisten im Nachrichtendienste und Kriegs hunden im Vorpostendienste waren mit diesen Übungen verbunden. (Die Übungen dieses an der Nordostgrenze dislozierten Armee-Corps, Haupt quartier Châlons s./M., dürfen ein besonderes Interesse beanspruchen. Das VI. Corps hat die ungewöhnliche Stärke von 17 Infanterie-Regimentern, 10 Jäger-Bataillonen , 20 Kavallerie-Regimentern , 2 Artillerie- Regimentern. aufserdem die reitenden Batterien der 2. , 3. u . 4. Kavallerie -Division , Nr. 1401 : 5 Bataillone Festungs - Artillerie, 1 Train-Escadron. D. Ref.) Die Entvölkerung Frankreichs. L'A. m. ist sehr beunruhigt über den stetigen Rückgang der Zahl der Geburten ; während man 1884 noch

Umschau in der Militär-Litteratur.

255

937,758 zählte, ist diese Zahl 1888 auf 882,639 zurückgegangen. L'A. m. beliebt es, das herrschende Regierungs-System, welches das Land entnerve und erschöpfe, hierfür verantwortlich zu machen. Nr. 1406 : Die Kriegs - Hülfshäfen . L'A. m. führt aus, dafs Frankreichs Häfen , im Gegensatz zu Belgien , Holland, Deutschland, allen Angriffen des Feindes ausgesetzt seien . La France militaire. Nr. 1609 : Scheibenförmige Geschosse. Unter diesem Titel bespricht L. F. m. die Erfindung eines Kapitän Chapel. Diese, dem antiken Diskus ähnlichen Geschosse sollen , wie der letztere, am Ende ihrer Flugbahn angeblich eine rückläufige Bewegung machen , also erlauben, einen durch eine Brustwehr gedeckten Gegner im Rücken zu beschiefsen. (Voraussichtlich handelt es sich hier wieder einmal um einen Nr. 1630 : neuen Humbug auf dem Gebiete der Erfindung . D. Ref. ) General Faidherbet. L. F. m. widmet dem am 29. September ver storbenen vormaligen Chef der französischen Nordarmee einen warm empfundenen Nachruf. Faidherbe wurde geboren zu Lille am 3. Juni 1818. Nachdem er die École polytechnique, sodann die École d'application. in Metz absolviert hatte, wurde er am 1. Oktober 1842 zum Unter Lieutenant im 1. Genie-Regiment befördert, 1846 Hauptmann, 1854 Major, 1856 Oberstlieutenant, 1858 Oberst, 1863 Brigade- General. Den gröfsten Theil seiner Dienstzeit hat der Verstorbene in der Kolonie am Sénégal und in Algier zugebracht. Es gelang ihm nicht allein , den Besitzstand der erst genannten Kolonie zu sichern , sondern denselben auch durch verschiedene Annexionen um 400 Quadrat-Kilometer zu vergröfsern . Seine Thätigkeit während des Feldzuges 1870/71 ist zur Genüge bekannt ; auch schriftstellerisch hat derselbe sich einen Namen gemacht . Aufser zahlreichen kleineren wissenschaftlichen Beiträgen in verschiedenen geo graphischen Zeitschriften, durch welche er zur Bereicherung der Kenntnis des nördlichen und mittleren Afrikas beigetragen hat, schrieb er den „ Feldzug der Nord - Armee 1870-71 “ und „ Die Zukunft der Sahara und des Sudan " ( 1863 ). 1871 zur Disposition gestellt, lebte er seither seinen Studien. -- Mit General Faidherbe ist einer der befähigtesten französischen Heerführer aus dem Leben geschieden. Le Progrès militaire.

Nr. 922 :

Neue Taktik.

P. m. ist, in An

betracht der neuen Bewaffnung der Ansicht, dafs jede furia " in Zukunft ohnmächtig sei gegenüber Soldaten, welche Magazin-Gewehre führen, gut mit Munition versehen und gedeckt sind . Man müsse beim Angriff weniger springen als kriechen , sich mit dem Bajonett auf den Feind stürzen ; nicht auf 100 m, das wäre zweckloses Opfern (mort sans profit) , sondern auf 10 Schritte. „ Kaltes Blut ist der wahre Sieger der Zukunft. " - Nr. 924 : Die Teilung des 6. Armee - Corps. Dieselbe ist im Prinzip entschieden und leichter zu bewirken, als diejenige des deutschen 15. Corps ; man dürfe sich von den Nachbarn in diesem Punkte nicht überholen lassen. (Das 6. französische Corps zählt bekanntlich 36 Bataillone mehr als die Etatsstärke vorschreibt.)

256

Umschau in der Militär- Litteratur. Allgemeine Schweizerische Militärzeitung .

Nr. 34 :

Über die Farbe

der Bekleidung der zum Gebirgskrieg bestimmten Truppen. „ Bei der grofsen Tragweite und Präzision der neuen Handfeuerwaffen und Geschütze mufs man, um die Verluste zu mindern, der Farbe der Militär kleider die gröfste Aufmerksamkeit widmen “, sagt treffend der Verfasser. Für die über der Waldregion auf steinigem Boden fechtenden Truppen stellten die dunklen Uniformen gar zu deutlich sichtbare Scheiben dar. (Dieses Thema verdient in der That volle Beachtung. Im 71. Bande (S. 270) der „Jahrbücher“ wurde bereits betont, daſs glänzende Beschläge, grelle Tuchfarben in Zukunft für den Feldkrieg noch weniger geeignet seien als bisher. D. Ref. Ref.)) ―――――― Die Errichtung einer Fabrik für rauchloses Pulver soll beabsichtigt sein , und zwar in der Nähe von Bern. Nr. 38 u. 39 : Heeresorganisation und Taktik der alten Eidgenossen. Schweizerische Zeitschrift für Artillerie und

Genie.

Nr. 7 :

Der

deutsche Feld - Shrapnelzünder (C 83) und sein Einfluss auf das Schiefsen auf grofse Entfernungen (Fortsetzung). Die Aus bildung der deutschen Fufs - Artillerie - Compagnie. Nr. 8: Das neue deutsche Feld - Artillerie - Reglement . Es wird geurteilt, dafs dasselbe in seiner geistesfrischen Anlage für alle Artillerien als Leuchtstern in der Artillerie -Taktik mafsgebend sein werde. - Die Aus bildung der deutschen Fufs - Artillerie - Compagnie ( Schluſs) . Nr. 8: Das Lebel - Gewehr. Sommer Revue militaire suisse. übungen der englischen Truppen in Aldershot. Truppenzusammenzug 1889. Nr. 9 : Ein Blatt Geschichte aus dem 17. Jahrhundert. Auszug aus der „ histoire des princes de Condé pendant les XVI et XVII siècle par le duc d'Aumale. Tome V, Folgen der Schlacht von Lens ( 1648) ; Feldzüge 1649 und 50 ; Unruhen der Fronde. Revue militaire belge . 1. Band : Das Bajonettfechten in Deutschland. Optische Telegraphie im englischen Heere. - Die Befestigungen von Kopenhagen. - Die Rekrutierung der Kolonialtruppen in Portugal. La Belgique militaire. Nr . 962 : Nichtknallendes Pulver und andere Chimären. Besprechung des gleichnamigen Aufsatzes von Pro fessor Hebler in der neuen Züricher Zeitung . In einem folgenden Auf satze : „ Die neuen Gewehre , " wird darauf hingewiesen , dafs Hebler mit seinem abfälligen Urteil in Widerspruch stehe zu Allem, was in letzter Zeit, auch in der Schweiz, geschehen sei. Nr. 963 : Parade der Metzer Garnison vor Kaiser Wilhelm II. Der Berichterstatter giebt seiner Bewunderung über Alles, was er gesehen, beredtesten Ausdruck. „Wir waren voller Bewunderung über die Disziplin in Reih und Glied, wir können es nicht oft genug wiederholen ; welche Rube , welche Stille u. S. W. Wir dachten, dafs diese schöne Armee , welche wir vorbei marschieren sahen, das Erzeugnis eines weitblickenden Patriotismus sei, welcher, in Folge fürchterlicher Niederlagen, dem männlichen Teil der Nation das Opfer der allgemeinen Wehrpflicht aufzuerlegen gewufst hat

Umschau in der Militär-Litteratur. und seit Jena nicht auf dem schlummert ist.

Pfühl der materiellen

257 Genüsse

einge

United services gazette. Nr. 2958 : Die General - Inspektion der Artillerie in Deutschland. Es wird darauf hingewiesen , dafs un mittelbar nach der Neu-Formation der Artillerie in England dieselbe auch in Deutschland stattgefunden habe, indem auch dort die Feld - Artillerie den General- Kommandos unterstellt, sei. Die Notwendigkeit dieser Ände rung wird aus den Schriften des Prinzen Hohenlohe nachgewiesen , der Die gegen „der bedeutendste Artillerist der Jetztzeit " genannt wird. Nr. 2959: wärtige Organisation besitze trotzdem noch manche Lücken . Das Bombardement unbefestigter und unverteidigter Städte. Die grofsen Flotten -Manöver Englands im vergangenen Monat haben Ver anlassung gegeben , diese Frage vom internationalen Standpunkte zu er örtern . Nach der Übereinkunft der europäischen Staaten auf der Brüsseler Konferenz 1874 sollen unbefestigte und nicht verteidigte Städte nicht bombardiert werden, dieser Beschlufs beziehe sich jedoch nur auf Land kriege, denn eine Landarmee könne von solchen Städten Besitz ergreifen. Eine Flotte kann das jedoch nicht , denn in dem Falle würde die Stadt sofort Widerstand leisten. Als Beispiel wird das Bombardement Val paraisos 1866 durch die Spanier erwähnt. Anknüpfend an die englischen Flotten-Manöver sind folgende Erfahrungen zu Tage getreten : 1. Unbe festigte, nicht verteidigte Städte müssen sich darauf gefafst machen, bom bardiert zu werden , wenn sie nicht die ihnen auferlegte Zahlung sofort leisten. 2. Das Telegraphen-System war ungenügend, eine rechtzeitige Hülfe zur Verteidigung heranzurufen . 3. Zur Verteidigung zur See kön nen nur starke Flotten - Abteilungen in Betracht kommen . 4. Die Ver teidigung von Städten wie Abeerdeen bedarf bedeutender Stärke. Gegen einen unternehmenden Feind wird eine derartige Verteidigung stets ein treten, bevor dessen Streitkräfte zur See vernichtet sind . 5. Die Torpedo boote haben sich als Angriffswaffe ungenügend erwiesen. The Journal of the Royal United Service Institution . Moderne Armee- Gewehre und Feuer - Taktik. Zusammenstellung des augen blicklichen Bewaffnungszustandes der Infanterien sämtlicher europäischer Grofsmächte, aus der hervorgeht, dafs so ziemlich alle Staaten sich in einem Übergangsstadium zum kleinkalibrigen Mehrlader mit Der 2. Teil enthält eine Betrachtung rauchlosem Pulver befinden. über die voraussichtlichen Änderungen der Feuer -Taktik in den Kämpfen der Zukunft, in denen drei bisher unbekannte Umstände eintreten : 1. Das Magazin des Gewehrs. 2. Die erweiterte Flugbahn des Geschosses, und 3. das rauchlose, oder halb-rauchlose Pulver. --- Für die Verwendung des Magazin-Feuers werden die in der deutschen Schiefsvorschrift gegebenen Grundsätze als mustergültig hingestellt. Die erweiterte Flugbahn gestattet die Eröffnung des Feuers von 3000 Yards an. Für die Verteidigung sind 300 Patronen für den Mann das Geringste. Für den Angriff ist allein der Gesichtspunkt mafsgebend, in welcher Formation die weite Gefahrzone 17 Jahrbücher für die Deutsche Armee und Marine. Bd. LXXIII., 2.

258

Umschau in der Militär-Litteratur.

mit möglichst wenig Verlusten zurückgelegt werden kann. Ein Durch schreiten dieser Zone ist nur möglich, wenn besondere Abteilungen mit unbegrenzter Patronenzahl und Maschinen-Geschützen das Feuer des Ver Dazu gehören zwei Arten von Reiterei , eine teidigers niederhalten. schwere , welche die feindliche Kavallerie vertreibt , und eine leichte , die zum Feuergefecht absitzt und von flankierenden Stellungen aus die Nr. 147 : Schnellfeuer Infanterielinien mit Feuer überschüttet. Geschütze für Festungs - Verteidigung. Ein Unterschied zwischen Schnellfeuer-Geschützen und Maschinen- Geschützen wird in England da durch festgesetzt, dafs erstere Sprenggeschosse und letztere Vollgeschosse England bedarf zu seiner Verteidigung der Anlage provi schiefsen. sorischer Werke , bei deren Armierung die Schnellfeuer - Geschütze den meisten Nutzen versprechen , weil sie 1. im Vergleich zu gewöhnlichen Geschützen sehr viel beweglicher sind, 2. in entscheidenden Augenblicken ein ununterbrochenes Feuer abgeben können, und dadurch die Armierung oder Ausbesserungen feindlicher Batterien geradezu unmöglich machen , und 3. dem feindlichen Feuer ein sehr kleines Ziel bieten und leicht Deckung Bei permanenten Befestigungen kommt noch der Vorteil hinzu, finden. dafs sie keinen Rückstofs haben. Für England liegt die Verteidigung der befestigten Hafenplätze und Kohlen-Stationen dem Landheere ob , der Angriff auf solche der Flotte . In beiden Fällen muſs aber ein Zusammen wirken von Heer und Flotte stattfinden. Statt des unabsehbaren Kampfes zwischen Geschütz und Panzer ist das wichtigste , eine lange und starke Feuerlinie zu schaffen , was am leichtesten durch zahlreiche Schnellfeuer Geschütze möglich ist. Journal of the United Service Institution for India . Nr. 76 : Kaval lerie - Formationen . Es werden verschiedene Vorschläge zur Ver besserung der Kavallerie gemacht . Zunächst Aufstellung in einem Gliede, da das 2. Glied nur dazu bestimmt ist, die im ersten entstandenen Lücken auszufüllen, so braucht es nicht von gleicher Stärke zu sein. Anderseits trägt das zweite Glied wesentlich zur Hebung des moralischen Elementes bei. Es folgen Betrachtungen über Bewaffnung, Aufklärungsdienst , Pionier dienst, der in der englischen Kavallerie sehr vernachlässigt sei . Im Feuer gefecht braucht der Reiter nur für die Entfernungen von 500-900 Yards ausgebildet zu werden , beim Gefecht auf kürzere Entfernungen muſs er suchen , wieder zu Pferde zu steigen. Die Thätigkeit der reitenden In fanterie und der Kavallerie mufs streng geschieden bleiben . Wajenniy Ssbornik. (August, September.) setzung der Schilderung des Überganges Generals Skobeleffs über den Balkan und Scheinowo am 28. Dezember a. St. 1877 von

Nr. 8 und 9 : Fort des Detachements des Gefechtes bei Kuropatkin. Verf.

giebt eine übersichtliche Darstellung der Ereignisse des 26. und 27. De zembers bei der Kolonne des Generals Skobeleff. Dieselbe hatte nach dem Befehl des 8. Corps vom 23. Dezember 1877 die Bezeichnung des Imetti Detachements erhalten, weil sie vom Dorfe Toplisch aus in der Richtung

Umschau in der Militär-Litteratur.

259

auf Imetti den Balkan überschreiten sollte , um Schipka zu nehmen, während gleichzeitig General Fürst Mirski von Traven nach Sselze in den Rücken der Besatzung von Schipka vorging und der über den Trojan auf Imetti Pafs marschierende General Karzow auch - über Karlowo General Kuropatkin's Abhandlung gewinnt dadurch an In vordrang. teresse , dafs er nicht nur Augenzeuge der Unternehmung Skobeleffs , sondern sogar der Stabschef desselben war und hierdurch in der Lage, einen Einblick in das innere Getriebe der Befehlsführung zu geben . So teilt er einen von General Skobeleff am Tage vor dem Abmarsch an die Com mandeure erlassenen Befehl mit, in welchem derselbe in den wärmsten Ausdrücken die Offiziere daran erinnert , die Träger des moralischen Elementes im Soldaten zu sein . Fortsetzung des Artikels über die Schicksale des Detachements von Krasnowodsk bei der Unter Dem neuen deutschen Reglement nehmung gegen Chiwa 1873. für die Feld - Artillerie ist ein besonderer, eingehender Artikel ge widmet. Russisches Artilleriejournal Nr. 8 und 9 (August , September 1889) : Die Grundsätze für das Schiefsen der deutschen Feld - Artillerie , wie sie am 14. März d. J. vom Kriegsministerium an die Truppen gegeben wurden, . werden fast wörtlich ― sogar teilweise mit Beibehaltung der dem Rus sischen fremden Terminologie - wiedergegeben. Der Übersetzer bemerkt hierbei, dafs in Russland noch immer eine kurzgefafste Schiefsvorschrift fehle. - Aus dem Maiheft des „Archivs für die Artillerie- und Ingenieur Offiziere des deutschen Reichsheeres" finden wir den Artikel „ Nochmals die Maxim-Kanone " ebenfalls in wörtlicher Übersetzung.

Der Übersetzer

erkennt in hohem Mafse die klare Darlegung der taktischen Bedeutung der Maxim-Kanonen an, wenn er auch in technischer Hinsicht zu teilweise abweichenden Anschauungen gelangt. Über die Prüfung der Apparate des Generallieutenants Moller auf dem Nikolajewsker Schiefsplatz und die Konstruktion und Prüfung der beweglichen Scheiben in der Offizier Artillerie-Schule 1888 wird eingehend berichtet. Die in der militärischen Welt rühmlichst bekannte Buchhandlung von W. A. Beresowski in St. Petersburg hat uns von einer litterarischen Erscheinung Kenntnis gegeben, zu welcher wir ihren Verlag nur beglück wünschen können. Seit September 1888 läfst sie eine Art von Militär Litteratur - Zeitung allmonatlich erscheinen , welche nicht nur Werke des Beresowskischen Verlages, sondern der russischen Militär-Litteratur anzeigt und kritisch bespricht. Der aufserordentlich billige Preis dieses „ Listok " oder wie das Blatt seit seiner 11. Nummer (31. Juli 1889 ) genannt wird , Raswjedschik " 31 Kopeken für den ganzen Jahrgang, erleichtert die Verbreitung in allen Kreisen des russischen Heeres. Jede Nummer enthält ein meist vortreffliches Bild eines Militär - Schriftstellers nebst

einem von einer Preisangabe begleiteten Verzeichnis seiner Werke. Leer , Pusyrewski , Hasenkampf, Bobrowski , Petruschewski , Machotin , Petroff, Karzoff, Ssuchotin, Dubrowin, Masslowski werden uns so im Bilde. 17*

260

Umschau in der Militär-Litteratur.

vorgeführt . Ein besonderes Interesse scheint die Verlagshandlung der von ihr geplanten Übersetzung der seit 1886 in Brüssel (bei Muquard ?) er scheinenden „Bibliothéque internationale d'histoire militaire" zu widmen, zu welcher General Pusyrewski eine den Zweck und Nutzen dieser Ver öffentlichung erklärende Vorrede geschrieben . - Neben den kritischen Besprechungen gehen in dem „ Listok " eine Reihe rein geschäftlicher Aus einandersetzungen mit dem Leserpublikum hin. Russisches Marinejournal ( Morskoi Ssbornik) August 1889. Über sicht über den Stand des Geschützwesens aufserhalb Russlands auf Grund der Broschüre des belgischen Ingenieurs R. Trasenster „ La questions des canons . Liège 1887 “ . - Die Kritik der Geschützbewaffnung der einzelnen Armeen und Marinen wird übergangen , dagegen werden die Fabrikationswerkstätten einer Beurteilung unterzogen , in Deutschland Krupp, Bochum, Witten, in Frankreich Holtzer & Co. in Unieux, Marrel Frères à Rive de Gier, Société des aciéries de Firming, St. Etienne , Henri Schneider au Creusot u. s . w., in England Woolwich, Joseph Witworth & Co. , Armstrongs Elswick Works u. s. w. Geschichte der Stadt Archan gelsk.

Dieselbe war bekanntlich bis zur Eroberung der Küsten des

baltischen Meeres der Hauptsitz des Seehandels Grofsrusslands und eine Flottenstation der neugeschaffenen Kriegsmarine Peter des Grofsen. 1884 feierte die Stadt ihr 300jähriges Jubiläum. - Die Geschichte des Kriegs hafens Archangelsk findet sich bereits in den Heften 4-12 des Morskoi Ssbornik vom Jahre 1875 ; hier wird sie zur einer eingehenden Geschichte der Hafenstadt erweitert. Russisches Ingenieurjournal . Juni und Juli 1889. Nr. 6 und 7 : Das Doppelheft beschäftigt sich mehrfach mit den Verteidigungs einrichtungen Belgiens , ein Beweis , welche Bedeutung man auch in Russland der wichtigen geographischen Lage dieses Landes zuschreibt. Zunächst wird die Maasbefestigung und die Organisation der Festungs bauten dieser Linie , dann das Eisenbahnwesen Belgiens in mili tärischer Beziehung geschildert . Hier wird anscheinend auf Grund der offiziellen (geheimen ?) Vorschriften dieses Staates und der Arbeiten bel gischer Offiziere, wie des Geniehauptmanns J. B. Eugène, ein Bild des belgischen Eisenbahnnetzes und der Transportmittel desselben wie der Grundsätze für die Verwertung beider im Kriegsfalle gegeben. Die Ab handlungen von Engmann „ Über den Kampf mit Strom - Flottillen " und von Welitschko „ Über die neuesten Belagerungs- und Ver teidigungsmittel von Landfestungen " werden fortgesetzt.

Stabs

kapitän Ssorokin berichtet über die im Winter 1889 mit einer Compagnie des 6. Sappeur - Bataillons auf Schneebrust wehren ausgeführten Schiefsversuche , bei welchen unter verschiedenen Temperaturgraden (0º, —5º, —8º, -12 ° Réaum. ) geschossen wurde. Als Resultat wurde fest gestellt, dafs auf 50 Schritt abgeschossene Gewehrkugeln nicht weiter als 4 russische Fufs in bei Thauwetter erbaute Schneewälle eindrangen ; in lockere, bei grofser Kälte errichtete Wälle dagegen bis auf 6 Fufs. —

Umschau in der Militär- Litteratur.

261

Rivista militare italiana . Augustheft. Die Faktoren des Sieges auf den Schlachtfeldern der Zukunft. Diese Fortsetzung des gleich namigen Artikels im Juliheft beschäftigt sich zunächst mit dem heutigen Infanteriefeuer. Die Repetiergewehre werden eine bedeutende Wandlung in der Feuertaktik hervorbringen müssen. Geben sie einesteils der Truppe die Möglichkeit , in einem bestimmten Moment Geländestrecken mit Blei geradezu zu übersäen , so werden andernteils auch die bestrichenen Räume gröfser und , in Folge der gröfseren Anfangsgeschwindigkeit , die Treff Rechnet fähigkeit auch auf weitere Entfernungen eine bedeutendere. man das rauchlose Pulver, das den Schleier gewissermafsen vor den Augen . der Schützen fortzieht , hinzu, so empfiehlt sich eine neue (?) Feuerart, das „Massenfeuer“. Dasselbe wird auf allen Entfernungen in der künftigen Schlacht eine sehr grofse Rolle spielen , da es allein , im Verein mit der Umfassung, die naturgemäfs zur Feuerkonzentration führt, die Möglichkeit bietet, starke feindliche Verteidigungsstellungen mit Erfolg anzugreifen. Seine materiellen und moralischen Wirkungen sind so durchschlagende, dafs in Zukunft wohl nie Angriffe oder Gegenstöfse stattfinden werden, ohne dafs Truppen speziell dazu bestimmt werden , aus näheren oder ferneren Stellungen Hagelschauer von Blei auf den Gegner niederfallen zu lassen . Was nicht die vordere Linie trifft, schlägt in die hinteren Treffen ein, das haben praktische Versuche genugsam dargethan . Natürlich ist das Ge lände , gegen welches man schiefst , von hoher Bedeutung. nutzung desselben kann die Verluste vermindern. Zweckmäfsig ist es, die Schützenlinie nicht unmittelbar hinter dem Kamm einer Höhe, sondern lieber vor demselben, natürlich in Deckung, unterzubringen. Weiter handelt der Aufsatz von Magazinfeuer und steht in dieser Beziehung auf dem Boden der heute allgemein geltenden Ansichten, ebenso bezüglich der Gewehre kleinen Kalibers und der neuen Pulverarten sowie der Ein wirkungen des rauchlosen Pulvers auf die Taktik.

Grade für den Kampf

mit rauchlosem Pulver wird eine besonders gute Schiefsausbildung und eine sehr gründliche moralische Erziehung verlangt , da in demselben die Repetierwaffe erst zur vollen Ausnutzung gelangen würde . Feld herren unserer Zeit : Skobeleff (Fortsetzung). Rivista di Artigleria e Genio. Juli , August : Das Castell Sant Angelo in Rom : Fortsetzung der Geschichte desselben , die in kriegs historischer Beziehung viel Interesse bietet. Notizen über das Shrap nelfeuer : Grundsätze , die in den Hauptstaaten für das Schiefsen mit Shrapnels heute mafsgebend sind. Revista cientifico - militar. Nr. 16 : Der Einflufs der Repetier gewehre auf den heutigen Krieg. - Betrachtungen über die. Kavallerie. Zur Geschichte des Krieges auf Cuba (Fortsetzung). Nr. 17 : Zur Geschichte des Krieges auf Cuba. Der Krieg 1812 in Russland . Memorial de Infanteria. Nr. 15 : Das moralische Element im Kampfe. Revista militar. Nr. 15 : Die praktische Infanterie- und Ka vallerie - Schule. Programm und Schulungsverfahren in den diesjährigen

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262 Kursen.

Zu der Schule, die ein kombiniertes Bataillon und 1 Escadron

besitzt, werden Offiziere der Kavallerie und Infanterie bis zum Kapitän aufwärts kommandiert. Nr. 16 : Das Turnen in der Ausbildung unserer Rekruten. Revista militar Argentina. Nr. 60 : Die Artillerie im Mittelalter und in der heutigen Zeit. De Militaire Gids. 5. Lieferung : Die Lanzenreiter. Der Aufsatz ent scheidet sich weder für, noch gegen die Bewaffnung mit Lanzen , führt nur die Versuche in den einzelnen Armeen an. De Militaire Spectator. Nr. 9 : Übersichtskarte und 3 Skizzen).

Die Schlacht von Noisseville (mit

Krigsvetenskaps - Akademiens - Handlingar.

August :

Über

einen

neuen Vorposten - Telegraph. Einflufs des rauchfreien Pulvers auf den Kampf. Norsk militaert Tidsskrift. 8. Heft : Das neue Exerzier-Reglement für die Infanterie.

II . Bücher. Geschichte

der Organisation und Bekleidung

des Trains

der königlich preufsischen Armee 1740-1888 . Be arbeitet von Kiesling , Lieutenant und Adjutant des magde burgischen Train- Bataillons Nr. 4. Mit zwei farbigen Uniform bildern. Berlin 1889. E. S. Mittler & Sohn . Preis : M. 3,25. Die kriegsgeschichtliche Forschung hat sich seit dem Kriege mit be sonderer Vorliebe der Geschichte einzelner Heeresteile , besonders der vielfach gepflegten Form der Regimentsgeschichte zugewendet , in dem berechtigten Streben, den auf den Schlachtfeldern erworbenen Ruhm in die Jahrbücher der Geschichte einzutragen und somit den kommenden Geschlechtern zu überliefern. Um so anerkennenswerter ist es, dafs nun auch diese nicht fechtende Truppengattung, von deren Leistungen jedoch Wohl und Wehe des Heereskörpers in empfindlichster Weise beeinflusst wird, ihren Historiographen gefunden hat. Eine Geschichte des Trains entbehrt, da sie naturgemäfs von kriegerischen Erfolgen nicht berichten kann, im Vergleich zu anderen Truppengeschichten eines gewissen Reizes, da sie, wie dies der Titel besagt, sich nur auf Organisation und Bekleidung beziehen kann . Gleichviel schliefst die vorliegende, fleifsige Arbeit , welche vorzugsweise auf den einschlägigen Akten des Kriegsministeriums fufst, in verdienstvoller Weise eine heeresgeschichtliche Lücke. Das Werk zerfällt in zwei Teile, von denen der erste die Geschichte der Organisation des Trains, der zweite diejenige der Bekleidung und Ausrüstung giebt. Das Material bedingte eine Dreiteilung, deren Grenzen durch die Zahlen 1740 bis 1808, 1808 bis 1853 , 1853 bis 1888 bezeichnet werden, ferner verlangte die eigentümliche Organisation des Trains eine getrennte Behandlung der

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263

Organisation im Frieden und im Kriege. - Der Train ist als eine im Frieden bestehende Truppe erst im Jahre 1779 eingerichtet worden ; vor dieser Zeit war er im Frieden nicht organisiert und taugte in Folge dessen Nichts . Gleichwohl war die Kriegsformation des Trains bis in die geringsten Einzelheiten vorgesehen ; Verfasser giebt eine hinreichende Darstellung derselben; es hätte noch erwähnt werden können, dafs sämtliche Regimenter der fridericianischen Armee stets eine gewisse Anzahl Wagen-Knechte bereit hielten, welche bei jedem Regiment gleiche Montierung hatten, doch nicht die des Regiments. Die Militär-Bäcker, deren Zahl sehr grofs war, zählten nicht zu den Soldaten und wurden sehr gut bezahlt. Auch über die Stärke der Regiments-Trains, über welche wir die genauesten Nach richten besitzen, wären einige genauere Angaben erwünscht gewesen. Die folgende aktenmäfsige Darstellung der Organisationsgeschichte läfst ein klares Bild derselben gewinnen ; von entscheidender Wichtigkeit wurde für den Train die Reorganisation vom Jahre 1860, welche demselben endlich eine seiner Wichtigkeit entsprechende Friedensformation gab. Der Train bildete fortan eine besondere Waffe und erhielt in der Traininspektion eine vorgesetzte Behörde.

Über die Leistungen des Trains in den

letzten Feldzügen, die Verluste (an denen auch er beteiligt ist) nicht minder die erworbenen Auszeichnungen fehlen leider die nötigen Angaben, auch hätten doch mindestens die Train-Inspekteure und Stabsoffiziere des Trains namhaft gemacht werden sollen. Desgleichen wären einige Train Ranglisten als Beilagen an ihrem Platze gewesen, während die Geschichte der Bekleidung und Ausrüstung, welche über 1 , des Textes beansprucht, 1. wohl ein Weniges hätte beschränkt werden können. Das rauchlose Pulver und sein Einflufs anf die Gestaltung des Gefechts im Allgemeinen , sowie auf das Gefecht der einzelnen Berlin 1889. Waffengattungen . Alle Rechte vorbehalten . Vossische Buchhandlung. Diese kleine, sehr lesenswerte Schrift bespricht die brennende Tages frage ungefähr in demselben Sinne, wie dies seiner Zeit in den „Jahrbüchern" (vergl. Bd. LXX . 3 und LXXI. 2 ) geschehen ist. Sehr treffend wird bemerkt, dafs die Verteidigung von dieser wichtigen technischen Neuerung den gröfsten Vorteil haben werde. Die Gründe sind bekannt ; die Folge werde sein, dafs das rauchlose Pulver jedem Infanteristen den Spaten in die Hand drücken und derselbe auch bei der Artillerie in Zukunft eine grofse Rolle spielen werde. Nur in einem Punkte sind wir mit dem Verfasser nicht einverstanden. Er meint (S. 15), die Vervoll kommnung der Feuerwaffen drücke den Wert des einzelnen Mannes, den Wert der Ausbildung und des soldatischen Geistes herab! - Im Gegenteil : je vollkommner und feiner das Instrument, desto schwieriger die Aus bildung ; zur Zeit der glatten Gewehre (zumal der Lineartaktik) war der selbe offenkundig geringer als jetzt ; die neuen Waffen werden den Wert des Scharfschützen wiederum mehr in den Vordergrund drängen, also

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264

des tüchtig geschulten Soldaten. Verfasser sagt bei Besprechung der 99 Verfolgung“ ( S. 19 ) ja selbst, „ da werde es zu Tage treten, wer seine Truppen zu wirklichen Soldaten gemacht habe, denn unerhörte Anstrengungen werden an die Disziplin und den Patriotismus gestellt werden." Dafs Verfasser die angebliche „Knalllosigkeit" des neuen Pulvers aufser Acht liefs, ist, die Manövererfahrungen dieses Jahres bestätigen es, 2. völlig gerechtfertigt. Die militärische Bedeutung des Terrains, dessen Rekognos zierung und Beurteilung in taktischem Sinne, in freiem Felde und

auf Karten .

Dritte Auflage.

Von Ed . Hierzu

eine

Hoffmeister , k. k. Oberst. Verlag Wien 1889. Karte.

von S. W. Seidel & Sohn. Verfasser hat diese, nun schon in dritter Auflage erschienene Terrain lehre den „ Kameraden aller Waffen " gewidmet, da, wie er richtig sagt, „ die Geschicklichkeit in der Führung im Kampfe von der verständigen und ausgiebigen Benutzung des Terrains unzertrennlich ist. “ Wir haben so manches Handbuch dieser Art ― ihre Zahl ist keine geringe - gelesen ; kaum eines aber, welches seine Aufgabe in so vollendeter Weise zu lösen vermocht hätte, als das vorliegende. Terrainstudien sollten nicht als Lehrgegenstand der Kriegsschulen allein betrachtet werden, sondern in dem Studienplane der Offiziere aller Grade eine dauernde Stelle finden. Diesem Zwecke wird die Schrift des Oberst Hoffmeister in vollem Mafse entsprechen ; die beigegebene Karte, kein erfundenes Gelände, sondern die, an Terrainformen jeder Art besonders reiche Gegend südöstlich Wien , kommt dem Verständnis des Textes zu Hülfe. Letzterer vermeidet die, ähnlichen Werken meist anklebende Trockenheit der Darstellung in sehr geschickter Weise. - 99 Die aufserordentlich entwickelte Feuerwirkung der modernen Schiefswaffen," sagt Verfasser, hat die sorgsamste Ausnützung aller Bodenverhältnisse zum herrschenden Gesetze gemacht, weil statt des Schildes und Panzers von ehemals das Terrain für sich in die Klasse der Schutzwaffen getreten ist." Möge man diese treffenden Worte allerseits beherzigen und Terrainstudien mehr wie bisher die ihnen gebührende Beachtung schenken ! Wir wünschen dem gediegenen Buche 4. aus diesem Grunde weiteste Verbreitung. Anleitung zur Ausbildung des Infanteristen im Entfernung. schätzen. Berlin 1889. E. S. Mittler & Sohn. Preis 60 Pf.

Die Grundsätze des Verfassers lassen sich in den 3 Sätzen zusammen fassen : „ Die Ausbildung sei einfach , sei planmäfsig, sei anregend. " Diesen Grundsätzen getreu wendet sich derselbe gegen diejenigen Autoren, welche wie von Brunn in seiner sonst schätzbaren Schrift „ Ausbildung der In fanterie im Schiefsen " noch andere als die in der Schiefsvorschrift empfohlenen Arten des Entfernungsschätzens vorschlagen. Er giebt also nur praktische Handgriffe an zur Durchführung der Forderungen der Schiefsvorschrift,

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265

um Unteroffiziere und Mannschaften fähig zu machen, mit Sicherheit im Gefecht die Entfernungen zu schätzen. Bemerkenswert ist der Vorschlag , für die besten Schätzer Prämien auszusetzen und sie durch äufsere Abzeichen auszuzeichnen, wie es die italienische Schiefsvorschrift vom 23. November 17. 1888 für die „ estimatori scelti " bestimmt. Anleitung zur Anfertigung von Krokis, Skizzen und Er kundungs -Berichten. Für die Kriegsschule zu Glogau zusammengestellt von Kutzen , Hauptmann und Lehrer an dieser Kriegsschule. Mit vier Beilagen im Steindruck. Berlin 1889 bei E. S. Mittler & Sohn, 80 Pf.

königl.

Hofbuchhandlung .

Diese aus dem Bedürfnisse des Kriegsschul- Unterrichtes hervorgerufene Arbeit hat, vermöge ihrer Kürze, Klarheit, sachlichen Brauchbarkeit und Zuverlässigkeit, Anspruch und Aussicht auf Verbreitung auch aufserhalb des engen Kreises der lernenden Fähnriche. Im festen Anschlusse an die bestimmten Vorschriften bezw. Lehren der Felddienst-Ordnung, sowie der dem Unterrichte in der Taktik und in der Terrainlehre auf den Kriegs schulen zu Grunde gelegten „ Leitfäden " hat der Herr Verfasser allen denjenigen einen willkommenen Anhalt gegeben für die entsprechenden Sonder-Studien und -Thätigkeiten , welche taktische Übungsritte, General stabsreisen mitmachen, sich zur Kriegsakademie vorbereiten u. a. m . Es wird zunächst das Kroki behandelt und zwar sowohl die Anfertigung eines solchen nach vorhandenen Karten , als auch die Fertigung ohne Karten oder mit nur teilweiser Benutzung von solchen. Dann folgt : „ Die Skizze " und endlich der Erkundungs - Bericht " , dessen Abfassung nach Form und Inhalt in trefflicher Weise besprochen ist . Die Skizzen u. s. w. sind 34. klar und scharf gezeichnet. 1. Die französische Infanterie- Compagnie. Eine vergleichende Reglementsstudie. 2. Die Schiefsausbildung der fran zösischen Infanterie. ___________ Beide von Hollnack, Premier Lieutenant d. R. des Füsilier- Regiments v. Steinmetz. Hannover 1889.

Helwing'sche Verlagsbuchhandlung.

Verfasser unterzieht in Nr. 1 das neue französische Reglement einer äufserst abfälligen Kritik, welche wir, nach genauer Kenntnis desselben, nicht teilen können. Obschon demselben zweifellos noch manche Mängel anhaften, so können wir doch nur wiederholen, was an anderer Stelle gesagt wurde, dafs zumal die Compagnieschule ein namhafter reglementarischer Fortschritt sei, mit dem wir rechnen müssen . Von besonderer Bedeutung ist die den Hauptleuten gewährte Selbstständigkeit , von welcher Ver fasser urteilt, sie sei eine inhaltslose Redensart" , weil das Reglement vorschreibt, dafs die Rekruten in der Regel täglich zweimal üben sollen . Bekanntlich ist das auch bei uns der Fall , obschon es nicht im Reglement geschrieben steht. Auch ist das getadelte „ peloton d'instruction " nicht

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Vorschrift , sondern darf nur, wenn der Oberst es für nützlich hält, mit Erlaubnis des Brigade-Generals formiert werden . - Ungern lesen wir in Schriften dieser Art Sätze, wie die folgenden des Schlufswortes : „ Der preufsische Offizier ist stets ein Mann ! Der französische nur soweit, als die Grenzen des Reglements es gestatten !" - Was sollen dergleichen Phrasen bezwecken ? Ist es fehlerhaft, den Gegner zu überschätzen, dann sicherlich noch in höherem Grade, denselben zu unterschätzen, und das spricht aus allen Zeilen dieser 32 Seiten zählenden Schrift. ――――― Zur Orientierung des Lesers hätte wohl erwähnt werden müssen, dafs sich die Studie des Verfassers auf das Reglement vom 3. Januar 1889 bezieht und nicht einfach, wie in der Einleitung gesagt wird, auf das alte Reglement vom 29. Juli 1884. - Nr. 2 ist ein im Allgemeinen gelungener Auszug aus der neuen Schiefsvorschrift vom 1. März 1888. (Wir haben beiläufig dieses Datum in der in Rede stehenden Schrift vermifst. ) Verfasser scheint auch von der französischen Schiefsausbildung sehr wenig zu halten; sie reiche " nicht entfernt " an die Gründlichkeit der deutschen Schulung heran. Wir müssen, obschon wir unseren Vorschriften selbstredend den Vorzug einräumen , doch sagen, dafs nach Allem, was wir über das Schiefswesen im französischen Heere in Erfahrung bringen konnten, dem selben jetzt die eifrigste Pflege zu Teil wird, und es liegt kein Grund 2. vor, auf dasselbe geringschätzend herabzusehen. L'Électricité appliquée à l'art militaire, par le colonel Gun . ― Paris, J. B. Baillère et fils. 1889. Preis : 140 Fig., 378 S.3 frs. 56. Das Werk enthält eine Darstellung der unmittelbaren und mittelbaren Anwendung der Elektrizität für den Krieg. Obgleich hauptsächlich für den Elektrotechniker geschrieben, dürfte das Buch doch auch für den Offizier von besonderem Interesse sein, da es in verständlicher Sprache alle elektrotechnischen Neuerungen in der französischen Armee bespricht. Der erste Teil des Werkes behandelt das elektrische Abfeuern von Minen, Torpedos und Sprengladungen, welche im nächsten Kriege eine grofse Rolle spielen werden. Der zweite Teil giebt nützliche Aufzeichnungen über die Militär- Telegraphie in Frankreich und anderen Staaten. Der dritte Teil ist der Telephonie und der militärischen Mikrotelephonie ge widmet . Der vierte Teil bespricht die optische Militär-Telegraphie uud die elektrische Beleuchtung für Kriegszwecke. Der fünfte Teil beschreibt verschiedene elektrische Apparate, uamentlich die Anwendung von Elek tromotoren für selbstbewegliche, lenkbare Torpedos, unterseeische Boote, Apparate und Instrumente für die Artillerie uud Militär- Luftschiffahrt. Der sechste Teil endlich bringt eine Beschreibung verschiedener elektrischer Instrumente, z. B. zum elektrischen Beschlagen bösartiger Pferde, zur elektrischen Beleuchtung von Pulver- und Kriegsmagazinen. Wenngleich das Buch nicht viel Neues enthält, ist es doch wert, von jedem Fachmann 47. und Offizier gelesen zu werden.

Umschau in der Militär-Litteratur.

Die

französische Armee formierung .

in

ihrer

267

gegenwärtigen

Uni

24 Tafeln in lithographischem Farbendruck

mit 73 einzelnen Abbildungen und 134 detaillierten Farben darstellungen nebst erläuterndem von Moritz Buhl . Preis 2 M.

Texte.

Leipzig .

Verlag

Wir können diese Uniformtafeln , welche unsere Kenntnisse des fran zösischen Heerwesens in erwünschter Weise erweitert haben, nur empfehlen. Die sauberen, in Buntdruck hergestellten Typen von Offizieren und Mann schaften aller Waffengattungen, auch der Militär- Beamten, geben ein an schauliches Bild des gesamten Heereskörpers. Der erläuternde Text giebt über alle Einzelheiten nähere Auskunft ; doch sind in dem einleitenden Abschnitt, „Die Organisation der französischen Armee," die Neuformationen des Jahres 1889 noch nicht berücksichtigt worden ; denselben gemäfs zählt die Feldartillerie nicht 449, sondern 480 Batterien, das Genie 5 , nicht 3. 4 Regimenter. Die rumänische Armee in ihrer gegenwärtigen Uniformierung , dargestellt

durch

204

chromolithographische

von Offizieren und Soldaten

Abbildungen

aller Truppengattungen ,

sowie

von verschiedenen Bekleidungs- und Ausrüstungsgegenständen , Nebst Farbenschemas , Orden und Ehrenzeichen u . s. W. Mitteilungen über Organisation , Stärke u . s. w. der rumä nischen Armee. ― Bearbeitet von A. Socecu , königl . rumän . Oberlieutnant der Kav.

Leipzig.

Verlag

von M. Buhl

Preis 212 M. Diese sauber ausgeführten Uniformbilder gewähren einen interessanten Einblick in ein, seiner äufseren Erscheinung nach den meisten völlig un bekanntes Heerwesen. Wir können nur sagen , dafs wir die rumänische Armee für eine der geschmackvollst uniformierten anerkennen müssen . Der von einem aktiven Offizier des rumänischen Heeres hergestellte Text 3. darf als unbedingt zuverlässig angenommen werden. Armeeliste

des französischen Heeres.

bearbeitete vollständige

Nach besten

Quellen

tabellarische Übersicht mit Angabe

der Stärkeverhältnisse, Standquartiere, Commandeure u . s. w. von O. N. 1,60 M.

Berlin 1889.

Verlag von Fr. Luckhardt.

Preis

Diese Liste enthält zuvörderst die genaue Friedenseinteilung in Armee Corps nebst Angabe der Standquartiere sämtlicher Truppenteile, einschl. der Territorial -Armee, sowie die Militärbehörden und Anstalten, sodann ein Repertorium der verschiedenen Waffen nach der laufenden Nummer, endlich ein alphabetisches Verzeichnis des Quartierstandes der französischen Armee, zum Schluſs die Friedensstärke nach Waffengattungen und die summa

268

Umschau in der Militär-Litteratur.

rische Kriegsstärke. Leider sind verschiedene der hier gegebenen Stärken nicht mehr zutreffend . Hier werden noch die Linien-Regimenter 1–144 zu 4 Bataillonen, die Jäger-Bataillone mit einem Depot aufgeführt, während doch durch Gesetz vom 25. Juli 1887 sämtliche Depot-Compagnien für den Frieden, ferner die 4. Bataillone der Infanterie-Regimenter aufge hoben sind. Die Neuformationen dieses Jahres (19 neue Batterien und ein 5. Genie-Regiment) haben noch keine Berücksichtigung gefunden . Der hier noch unter den Marschällen von Frankreich aufgeführte Leboeuf ist bereits am 7. Juni 1888 verstorben. Es ist das Schicksal solcher Listen, dafs sie gar zu leicht veralten . ――― Im Übrigen können wir diese Armeeliste als Nachschlagebuch nur empfehlen ; Ausstattung und Druck sind gut, der 3. Preis ein mässiger .

Psychologie der deutschen Armee von Sidney Whitman. Erweiterter Abdruck aus : »Das Kaiserliche Deutschland.< (Imperial Germany). 1889. Preis 80 Pf.

Berlin .

Verlag von C. Ulrich & Co.

Selten haben wir eine Schrift dieser Gattung gelesen, welche uns im gleichen Maſse von Anfang bis zum Ende gefesselt und angesprochen hätte, wie die vorliegende. Verfasser erweist sich nicht nur als scharfer Be obachter, sondern auch als gründlicher Kenner der deutschen Armee selbst die Satzungen des neuen Reglements und der Felddienstordnung sind ihm bekannt. Von jeglicher Lobhudelei sich fern haltend, haben diese Aufzeichnungen Worte höchster Anerkennung für unser Heerwesen , dessen moralische Hebel Verfasser richtig erkannt hat. Mit besonderer Genug thuung erfüllt es uns, dafs ein kritisch veranlagter Engländer es ist, welcher hier das Wort ergreift und der deutschen Armee das Zeugnis ausstellt : Ihr moralischer Wert ist bei Weitem der höchste von allen Heeren, die je die Welt gesehen hat. ―― Neben der vollendeten Orga nisation war es nur der hohe Geist ―――――― der strenge Sinn der Pflicht - der unter wahrhaft genialen Führern diese Siege möglich machte. " - Es ist in hohem Grade belehrend und reizvoll, die Eigenheiten unseres Heeres im Spiegel eines fremdländischen Beobachters zu sehen , welcher sich endlich bemüht, demselben in vollem Mafse gerecht zu werden . Wenn der Verfasser zum Schlufs die eigenen (englischen) Heeresverhältnisse einer Kritik unterzieht, welche für dieselhen nicht eben schmeichelhaft ist, so ziemt es uns nicht, darüber ein Wort zu verlieren ; ob Verfasser nicht allzusehr Grau in Grau gemalt, bleibe dahingestellt. - Wir können die prächtige, kleine Schrift als höchst wertvolle litterarische Neuheit nur der 1. Beachtung empfehlen. Armee-Kalender 1890 von H. v. Below, Generallieutenant z. D. Verlag von A. Schmidt.

Anklam.

Preis 1 M.

Dieser bereits vorteilhaft bekannt gewordene Abreifs-Kalender, welcher u. A. die auf jeden einzelnen Tag des Jahres fallenden Erinnerungen an

Umschau in der Militär-Litteratur.

269

frühere Thaten der Armee, mit Bezeichnung der dabei beteiligt gewesenen Truppenteile, soweit dieselben noch der Armee angehören, enthält, kann sowohl Behörden für den Gebrauch im Bureau, als auch für Privatzwecke nur bestens empfohlen werden. Der gestellte Preis ist ein sehr geringer (die Hälfte des bisherigen), obschon der Inhalt wesentlich vermehrt 4. worden ist. Militärischer Katalog von Mittler's Sortiments- Buchhand lung (A. Bath) . Berlin C. 2. Schlofsfreiheit 7 und NW. 7. Neue Wilhelmstrafse 2. 1890. Dieser sachlich und alphabetisch geordnete Katalog darf als ein voll ständiges Repertorium der Kriegswissenschaften der neueren Zeit, bezeichnet

werden.

Jede

irgendwie

nennenswerte

Neuheit auf dem

Gebiete der Kriegs- und Heeres-Geschichte, Taktik, Ingenieur- Wissenschaft, Waffenlehre, Ausbildung, Verwaltung, Rechtspflege, des Sanitätswesens , der Marine u. s. w. ist in demselben vertreten. Regiments-Bibliotheken, Lesegesellschaften, sowie jeden Belehrung Suchenden machen wir gern auf das Erscheinen dieses handlichen Nachschlagebuches, welches von der Mittler'schen Sortiments- Buchhandlung (A. Bath) unberechnet und postfrei 4. versendet wird, aufmerksam .

III. Annalen

der

Hydrographie

Seewesen . und

maritimen

Meteorologie.

Heft VI.

Interessanter Bericht des Kapitän L. A. Meyer , Führer des Schiffes Kriemhild" , über Reisen im Ostindischen Archipel. - Dampfer- Routen Bericht über die zwölfte zwischen Aden und Niederländisch Ostindien. auf der deutschen Seewarte im Winter 1888-89 abgehaltene „ Konkurrenz Prüfung von Marine-Chronometers" u . s. w. Admiralty and Horse - Guards Gazette. Nr. 256 : "" Practice versus Theorie " . Die beste Art, die mannigfachen Fehler bei der Konstruktion der Kriegsschiffe und deren Armierung zu vermeiden ; Verfasser legt weniger Gewicht auf das Urteil der See - Offfziere , als vielmehr der Tech niker. Army and Navy Gazette Nr. 1548 schildert unter der Überschrift The naval Manoeuvres" , den beschwerlichen und anstrengenden Dienst der Schiffs besatzungen während der Flotten-Manöver in diesem Jahre. Army and Navy Journal . Vol . XXVII , Nr 1 : Nach der Veröffentlichung des Navy Departements hat dasselbe bei einer neuen Ausschreibung für den Bau der drei 2000 Tons Kreuzer die maximale Geschwindigkeit von 18 auf 17 Knoten verringert und noch bei 16 Knoten Geschwindigkeit unter Zahlung von Strafen , die Abnahme hewilligt. Der beabsichtigte Versuch mit der pneumatic - dynamite Kanone des Kreuzers „ Vesuvius“ ist vorläufig noch verschoben worden. Dagegen scheint in neuester Zeit die Probe der Kalinski'schen Dynamit-Luftkanone an Bord des „Vesuvius"

270

Umschau in der Militär-Litteratur.

ganz vorzüglich ausgefallen zu sein.

Das erste der Projektile

schlug

320 Yards hinter dem eine englische Meile entfernten Ziel ein, während auch die der beiden anderen Buggeschütze 550 resp. 100 Yards über das Ziel hinausflogen. Es wurden 15 Schufs in 15 Minuten 59 Sekunden abgegeben. -Nr. 2: Auf der Pariser Ausstellung erregt die grofse 12,6 zöllige De Bange Kanone die gröfste Aufmerksamkeit . Sie ist 41 Fufs lang und wiegt 47 Tons. Geschofsgewicht 800 Pfund mit 2,132 Fufs pro Sekunde Anfangsgeschwindigkeit . Auf kurzer Distanz hat das Geschofs 23,62 Zoll und auf 1500 Yards noch 19,69 Zoll Stahlplatten durchschlagen . Nr. 3 : Das Peral Torpedo boot. Isaac Peral, Lieutenant in der spanischen Marine , hat ein submarines Torpedoboot er funden , bei dessen Ausführung er durch einen patriotischen Spanier aus Buenos Ayres mit 100 000 Dollars unterstützt worden ist. Nachdem das selbe Anfangs September auf der Rhede von Cadix Probefahrten gemacht und gut funktioniert haben soll , scheint die Annahme des Modells in der spanischen Flotte gesichert zu sein . Nr. 5 bringt eine Notiz über das Kohleneinnehmen von Kriegsschiffen in See u . s. w. und führt als Beispiele an , dafs im Laufe der englischen Flotten - Manöver das Panzerschiff Iron Duke 97 Tons in See in 12 Stunden einnahm , während es im Hafen in 22 Stunden aus einem Kohlenhulk 336 Tons übernehmen konnte ; Agincourt dagegen hat in Plymouth' Socad von zwei Kohlenhulks , die mit den nötigen Dampfeinrichtungen versehen waren , in 12 Stunden 500 Tons Kohlen einnehmen können . Iron, Nr. 872 Vol . XXXIV an illustrated weekly Journal of Science, Metals and Manufactores in Iron and Steel , London , bringt eine Be schreibung des für die nordamerikanische Kriegsmarine gebauten Stahl kreuzers "" Philadelphia " ; derselbe hat eine Geschwindigkeit von 19 Knoten, eine Armierung von 26 zölligen Geschützen, ist 335 Fufs lang, 48 , Fufs breit und hat ein Deplacement von 4324 Tons. Er ist mit zwei elektrischen Apparaten versehen ; - ferner einige Notizen über den neuen englischen Torpedokreuzer "" Seagull " von 2735 Tons Deplacement mit 4500 Pferdekräften . Die Armierung besteht aus 36 pfündigen Schnell feuerkanonen , eine vorne, eine hinten , und vier 3 pfündigen Schnellfeuer kanonen, und ist mit 4 Lancierrohren, zwei im Bug , zwei an den Seiten, versehen. Revue maritime et coloniale , Juni , Juli , August : Fortsetzung einer Reise um Cap Horn von M. Lephay , Linienschiffskapitän. - Das Budget der englischen Marine pro 1888/89 , übersetzt durch Geschichte der französisch - indischen Compagnie von M. W. Garreau. Bericht über die Rechtsverhältnisse Donneaud du Plan. (Fortsetzung .) in den französischen Besitzungen auf Madagascar von L. Crémazy. - Ge schichte der französischen Kriegsmarine. Die grofseu Flotten Ludwigs XIV. von Chabaud Arnauld. ―――― Organisationsplan einer Marine - Artillerie (September:) Ab Schiefsschule in Portugal von W. Garreau.

Umschau in der Militär-Litteratur.

271

Historische weichungen der Magnetnadel an der Küste von Island. Skizze über die Artillerie-Prüfungskommission in Havre. Der Hafen von Rivista maritima italiana. ( Juli , August.) Barcelona. Die Küstenverteidigung in den verschiedenen Staaten. Sehr eingehende Darstellung der Grundsätze, die bei der stabilen und mobilen Verteidigung der Küsten in den verschiedenen Staaten die leitenden sind. Fortschritte der modernen Explosivstoffe und Urteile über ihren Wert. ( September :) Die französischen See manöver. Über die Kohlenergänzung der Kriegsschiffe. Esercito italiano . Nr . 93 : Die italienische Kriegsmarine. Am 1. Januar 1889 wies die italienische Kriegsmarine in ihren Schiffen 304,246 Tons Deplacement , 454,155 indiz . Pferdekräfte , 1268 Offiziere, 21,742 Mann auf; ihr Gesamtwert belief sich auf 475,589,859 Lires. Die für den militärischen Hülfsdienst eingeschriebenen Schiffe der Privat Über die verschiedenen gesellschaften sind dabei nicht eingerechnet. Schiffsklassen werden folgende Angaben gemacht : 17 Schiffe 1. Klasse (gepanzert), 21 Schiffe 2. Klasse (gepanzert), 27 Schiffe 3. Klasse ; 5 Hülfs desgl. 2. , 6 desgl . 3. Klasse ; 3 Schulschiffe ; 4 Schiffe für Lokal-Verteidigung ; 40 Schiffe für den Lokaldienst ; 6 Radkanonenboote der Lagunen ; 7 Torpedo- Avisos ; 64 Hochsee-Torpedos ; 38 Küsten- Torpedo Hierzu treten boote 1. und 21 der 2. Klasse ; 12 Dampf-Torpedobarken. noch 5 Kreuzer und 4 Avisos als Hülfsschiffe der Privatgesellschaften. Revista Maritima (Brasilianisch). ( Juli :) Über die Artillerie- Schiefs Schnellfeuerkanonen System schule (Artillerie - Schulschiff Amazonas). Über Armstrong. - Schiefsversuche an Bord des Panzers Riachuelo. schiffe 1. , 5

(Hoch Explosivstoffe. August 1889. Reformvorschläge für die Marine seetorpedo boote für die brasilianische Marine werden verlangt) . Über Kriegführung zur See . Eine strategische Studie an der Hand der englischen Flotten - Manöver im Jahre 1888 von Stenzel, Kapitän zur See a. D. Berlin 1889 bei Wiegand & Grieben, Trebbiner Str . 1 . Die vorliegende Schrift beschäftigt sich mit einer der wichtigsten, einer befriedigenden Lösung noch harrenden Tagesfragen : dem Wert von Flotten - Manövern . Der Verfasser behauptet mit Recht , dafs die Manöver stets unter dem Übelstande leiden , dafs gerade die ent scheidendsten Faktoren im Gefecht , die Wirkung der Waffen und die wichtigsten Imponderabilien , der Mut und der Schreck, gar nicht , andere , wie Geistesgegenwart , Ausdauer , nur in beschränktem Maſse zur Geltung kommen , dafs sie eben nicht den wirklichen Krieg darstellen . Er vergleicht die im Jahre 1887 angeordneten Manöver der englischen Flotte mit denen von 1888 und bespricht die Lehren , welche aus den selben gezogen werden können. -- Im Jahre 1887 hatten die Flotten Übungen hauptsächlich den Zweck gehabt, zu ermitteln , ob eine den Kanal beherrschende britische Flotte im Stande sei , den schwächeren Gegner zu verhindern , dafs er die englische Küste oder Häfen erheblich schädige. Diese Aufgabe hatte der das feindliche Geschwader kommandierende Ad

272

Umschau in der Militär-Litteratur.

miral glänzend gelöst, indem es ihm gelang, seinen britischen Kollegen zu täuschen und im westlichen Teil des Kanals festzuhalten , während er selbst mit seiner Hauptmacht die Themse-Mündung occupierte, London bedrohte und den Seeverkehr der Riesenstadt lahmlegte. Dies Fiasko konnte nicht verfehlen, in mafsgebenden Kreisen Englands eine tiefgehende Beunruhigung zu erzeugen. Daher beschlofs die Admiralität im Jahre 1888 ein ganz anderes Verfahren , mit gröfseren Mitteln nach einem einheitlichen Plan zu versuchen. Man griff auf die Erfahrungen aus der grofsen Zeit von Jervis und Nelson zurück , wo die konsequent durchgeführte Strategie der see beherrschenden englischen Flotte darin bestand, die feindlichen Geschwader in ihren Häfen blokiert zu halten und zu schlagen oder die entwischten unentwegt so lange zu verfolgen, bis sie dieselben fand und zurSchlacht nötigte , d . h . die Offen sive zu ergreifen, in dem Personal der englischen Flotte gleichsam instinktiv das brennende Verlangen, immer nur an den Feind zu kommen, und das Gefühl der Überlegenheit erzeugte , welches Hauptfaktoren für den Sieg sind und die noch heute traditionell fortleben. Indem der Verfasser dann auf die Thätigkeit der einzelnen Flotten - Abteilungen näher eingeht und dieselbe kritisiert , spricht er die Überzeugung aus , dafs , wenn auch die vorjährigen Flotten-Manöver ein abschliefsendes Urteil noch nicht gestatten, so würden doch für die Strategie Englands zur See eine Anzahl Grundzüge daraus abgeleitet werden können, und ebenso wird die Wieder holung ähnlicher Manöver in grofsem Mafsstabe gefordert werden , um zu einer gesunden Grundlage für die Kriegführung zur See zu gelangen, deren bisheriges gänzliches Fehlen allseitig als ein schwerer Mangel er kannt und empfunden worden ist . Der Mangel an Raum verbietet es uns , hier auf den reichen Inhalt der tief durchdachten Arbeit in ihren Einzelheiten einzugehen . Wir können sie nur dem Studium der Fachmänner dringend empfehlen. Les armements maritimes en Europe par Maurice Leroi . Paris und Nancy 1889. Berger-Levrault & Co. Verfasser sucht aus 3 Broschüren das richtige Mittel zu ziehen , von denen 2 (Péril maritime und Marine en danger) der franz. Marine in einem kommenden Kriege eine Katastrophe prophezeien, während die dritte (Rome et Berlin) dieselbe einen Siegeszug speziell gegen die italienische Flotte ausführen läfst. Im Verlaufe des Buches zeigt sich Verfasser als entschieden der letzteren optimistischen Richtung zuneigend. Nachdem er zunächst den entscheidenden Einflufs der gepanzerten Schlachtschiffe gegenüber der Überschätzung der Torpedos und Schlagworten , wie : „ la vitesse a détrôné la cuirasse“ hervorgehoben und den Kreuzerkrieg in seiner immerhin nur sekundären Wirkung charakterisiert hat, vergleicht er die franz . Schlachtflotte mit den vereinigten Flotten der Triple -Allianz und kommt zu dem Schlufs, dafs dieselbe an Tonnengehalt 221,000 Tonnen gegen 237,000 der alliierten Flotten besitze. Er hebt aber sehr richtig hervor, dafs dieses allein kaum der ausschlaggebende Faktor sein könne, da Schiffe von gleichem Tonnengehalt ganz verschiedene militärische Stärken

Umschau in der Militär-Litteratur . besitzen könnten.

Diese Inferiorität

273

wäre aber ausgeglichen dadurch,

dafs die französische Artillerie die erste der Welt sei und dafs die deutsche Flotte bei ihrem ausgesprochen defensiven Zweck für das Hauptkampffeld, das Mittelmeer, nicht in Betracht komme. Im Verlauf beschäftigt er sich . ausschliesslich mit der italienischen Flotte. Er erkennt ihre Vorzüge, eine Anzahl sehr starker moderner Schiffe von grofser Geschwindigkeit, an, sucht allerdings den Wert der Geschwindigkeit etwas herabzusetzen, wirft aber dann der italienischen Flotte zu grofsen Tiefgang bei Mangel an geeigneten Häfen und ferner das Fehlen von Reserven vor, so dafs eine Schlappe im Anfang des Krieges sie für immer unschädlich machen würde. Im Grunde könne Frankreich einem Kriege ruhig entgegensehen, es sei denn, dafs auch die englische Flotte mit auf dem Kampfplatze erscheine. Im Einzelnen wünscht Verfasser eine bessere Bemannung der Reserve Schiffe, nämlich mit mindestens der halben Besatzungsstärke und ihre mehrmalige Zusammenziehung zu Geschwader-Übungen im Laufe des Jahres. Die hierzu erforderlichen Mannschaften und Geldmittel will er ersparen durch Ersetzung der 5 überseeischen Flotten- Divisionen durch 2 „ escadres volantes" (ähnlich dem deutschen Kreuzergeschwader), da die ersteren im v. H. Zeitalter des Dampfes und Telegraphen überflüssig wären .

IV.

Verzeichnis der zur Besprechung eingegangenen Bücher.

1. Das rauchlose Pulver und sein Einfluls auf die Gestaltung des Gefechts, im Allgemeinen sowie auf das Gefecht der einzelnen Waffen gattungen. --- Alle Rechte vorbehalten . Berlin 1889. Vossische Buch

handlung. 2. Armee-Kalender pro 1890, von H. v. Below , General-Lieutenant z. D. Anklam. A. Schmidt. Preis 1 M. 3. Kurzgefalste Geschichte des Infanterie- Regiments Herzog Ferdinand von Braunschweig (8. Westfälisches) Nr. 57. Auf Veranlassung des Re giments zusammengestellt für Unteroffiziere und Mannschaften, sowie für frühere Angehörige des Regiments von Hilken , Hauptmann a. D. vordem Compagnie-Chef im Regiment. Zweite berichtigte und vermehrte Auflage. Wesel 1889. Verlag von C. Kühler. 4. Kritik der Kritik. Neue Litterarische Volkshefte . Nr. 4. Litteratur briefe an einen deutschen Marine-Offizier in Ost - Afrika. Preis 50 Pf. Berlin . R. Eckstein Nachfolger (Hammer & Runge). 5. Die Kriegswaffen . Eine fortlaufende , übersichtlich geordnete Zusammenstellung der gesamten Schufswaffen u. s. w. von Emil Capitaine. und Ph. v. Hertling . III. Band. IV.-IX. Heft. Rathenow. Verlag von Max Babenzien. 1889. 6. Graf Moltke. Ein Bild seines Lebens und seiner Zeit. Mit zahlreichen Illustrationen von ersten deutschen Künstlern. Von Herr 18 Jahrbücher für die Deutsche Armee und Marine, Bd. LXXIII., 2.

Umschau in der Militär-Litteratur.

274

mann Müller - Bohn. 7. u. 8 Lieferung. Vollständig in etwa 14 Liefe rungen zu 50 Pf. Berlin W. Verlag von Paul Kittel. 1889. 7. Die französische Armee in ihrer gegenwärtigen Uniformierung. 24 Tafeln in lithographischem Farbendruck mit 73 einzelnen Abbildungen und 134 detaillierten Farbendarstellungen nebst erläuterndem Text. Leipzig. Verlag von M. Ruhl. Preis 2 M. 8. Die rumänische Armee in ihrer gegenwärtigen Uniformierung. Dar gestellt durch 204 chromolithographische Abbildungen von Offizieren und Soldaten aller Truppengattungen u. s . w. nebst Mitteilungen über Orga Bearbeitet von nisation , Stärke u. S. W. der rumänischen Armee. Alexander J. v. Socecu, königl. rumän. Oberlieutenant der Kavallerie. Leipzig. Verlag von M. Ruhl . Preis 2 , M. 9. Die deutsche Marine in ihrer gegenwärtigen Uniformierung. Genaue Beschreibungen und Abbildungen derselben nebst Mitteilungen über Organisation, Stärke u. s. w., sowie einer Liste sämtlicher Kriegsfahrzeuge. Nach authentischen Quellen bearbeitet. Zugleich als 4. Auflage von : Die Uniformen der deutschen Marine. Leipzig. Verlag von M. Ruhl. Preis 212 M. 10. Leitfaden für den Unterricht an die Unteroffiziere der Fuls -Artillerie. I. Teil : Dienstlicher Unterricht. Auf Veranlassung der Inspektion der Fufs -Artillerie, bearbeitet von A. Löll , Premier-Lieutenant à 1. s. des 1. Fufs -Art.-Regts. München 1889. Druck der Hübmann'schen Buch druckerei (E. Lindner). Von 11. Die politische und militärische Bedeutung des Kaukasus. Otto Wachs , Major a. D. Berlin N. W. Verlag von R. Wilhelmi 1889 (Sonder -Abdruck aus „ Jahrbücher für die Deutsche Armee und Marine“) 12. Armee- Liste des französischen Heeres. Nach besten Quellen be arbeitete vollständige tabellarische Übersicht mit Angabe der Stärke verhältnisse, Standquartiere, Commandeure u. s. w. von O. N. Berlin 1889. Verlag von Fr. Luckhardt. Preis 1,60 M. 13. Les Russes en 1877-78 (Guerre d'Orient) par le Major Osman Bey, Kibrizili-Zadé.

Berlin.

Fr. Luckhardt, éditeur 1889.

Preis 5 M.

14. Psychologie der Deutschen Armee von Sydney Whitman . Er weiterter Abdruck aus: „Das kaiserliche Deutschland " (Imperial Germany). Berlin.

Verlag von C. Ulrich & C. 1889.

Preis 80 Pf.

15. Annual Report of the Board of Regents of the Smithsonian Insti tution, showing the operations, expenditures, and condition of the insti tution for the year ending june 30, 1886. Part I. Washington : Govern ment printing office . 1889 . Unter 16. K. S. Hermanns Lehrbuch der griechischen Antiquitäten . Mitwirkung von Dr. H. Droysen in Berlin , Direktor Dr. A. Müller in Flensburg u. A. neu herausgegeben von Professor Dr. H. Blümner und Professor Dr. W. Dittenberger. In 4 Bänden. II. Band. 2. Abteilung. Die griechischen Kriegsaltertümer. Bearbeitet von Dr. Hans Droysen.

Umschau in der Militär- Litteratur.

275

Mit 1 Tafel und 7 Abbildungen im Text. Freiburg i. B. 1889. Akade mische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr (Paul Siebeck .) Preis M. 10 . 17. Militär-Statistisches Jahrbuch für das Jahr 1888. Über Anordnung des k. k. Reichs- Kriegs -Ministeriums bearbeitet und herausgegeben von der III. Sektion des technischen und administrativen Militär- Comité . Wien . Druck der Kaiserlich-Königlichen Hof- und Staats- Druckerei . 18. Geschichte des königl. preulsischen 4. Garde- Regiments zu Fuls 1860-1889. Im Auftrage des Regiments für den Gebrauch der Unter offiziere und Mannschaften desselben im Jahre 1884 dargestellt und bis zur Jetztzeit fortgesetzt durch v. Bagensky , Hauptmann im Generalstabe Mit 5. bis 8. Tausend. der 2. Garde-Infanterie- Division. 2. Auflage. Regi einem Bildnis Sr. Maj. des Kaisers und Königs in der Uniform des ments , einem farbigen Uniformbilde und Skizzen . Berlin 1889. E. S. Mittler & Sohn . Preis broschiert 74 Pf. 19. Militärischer Katalog von Mittler's Sortiments · Buchhandlung

(A. Bath). Berlin 1890 . 20. Die Gefechte bei Steinau an der Oder vom 29. Aug. bis 4. Sept. 1632. Das Treffen bei Steinau an der Oder am 11. Oktober 1633. Eine kriegsgeschichtliche Untersuchung auf Grund urkundlicher Quellen sowie der gleichzeitigen und späteren Litteratur von F. Taeglichsbeck , Haupt mann aggreg. d. Inf. - Regt. Frh. Hiller v. Gaertringen Nr. 59. Mit 1 Plan und Übersichtskarte. Berlin 1889 , E. S. Mittler & Sohn. Preis M. 2,50. 21. Was bringen die neuen Schielsregeln der Feld -Artillerie ? Studie, den deutschen Batterieführern in Krieg und Frieden gewidmet . Berlin 1889. E. S. Mittler & Sohn. Preis 60 Pf. 22. Die Heldenlaufbahn des Generals der Infanterie August v. Goeben. Zur stetigen Erinnerung für die Mannschaften des Inf. -Regts. v. Goeben (2. Rhein.) Nr. 28. Auf Befehl des Regiments-Commandeurs dargestellt von W. Neff, Premier-Lieutenant im Regiment . Mit 1 Porträt und 6 Skizzen im Text.

Berlin 1889.

E. S. Mittler & Sohn.

Preis 60 Pf.

23. Das Leben des Grafen August v. Werder, königl. preufs. Generals der Infanterie u. s. w. Nach handschriftlichen und gedruckten Quellen bearbeitet von E. v. Conrady , General der Infanterie z. D. Mit einer Übersichtskarte . Berlin 1889. E. S. Mittler & Sohn. Preis M. 6. 24. Erinnerungen aus dem Leben des Generalfeldmarschalls Hermann

v. Boyen. Aus seinem Nachlafs im Auftrag der Familie herausgegeben von Friedrich Nippold . Erster Teil. Der Zeitraum von 1771-1809 . Mit einem Bildnisse.

Leipzig.

Verlag von S. Hirzel.

Ein seltsamer litterarischer Vorgang.

1889.

Den „ Jahrbüchern f. d.

D. A. u. M. " ging im Monat September d. J. eine Broschüre zu : „ Frie drich der Grofse als Feldherr, von Hans Delbrück, Professor der Geschichte an der Universität Berlin." Auf der letzten ( 12. ) Seite fand sich der 18*

276

Notiz.

Vermerk : „Abdruck aus dem LXIV. Bande der Preuſsischen Jahrbücher. “ In Rede stehende Schrift erwies sich in der Form, wie sie vorlag , als eine fast an die Leistungen Onro Klopp's erinnernde Schmähschrift auf den Grofsen König. Da wir den befremdenden Inhalt derselben nicht mit der Persönlichkeit des Verfassers in Einklang zu bringen vermochten, nahmen wir, an ein Versehen glaubend, den betreffenden Band der Preufsischen Jahrbücher zur Hand. Es ergab sich, dafs die erwähnte Schrift ein Bruchstück eines gröfseren Aufsatzes im September-Heft sei, betitelt : „ Die Strategie des Perikles erläutert durch die Strategie Friedrich d. Gr. von Hans Delbrück, " dessen 3. Kapitel die Überschrift führt : „ Friedrich der Grofse als Feldherr. Eine methodologische Parodie. " Der uns übersandte Sonder - Abdruck läfst weder erkennen, dafs diese Schrift einen Teil des beregten Aufsatzes bildet, noch enthält er die wichtige zusätzliche Bezeichnung : 99 Eine methodologische Parodie ". Auf eine dieserhalb an die Verlagsbuchhandlung von G. Reimer gerichtete Anfrage erfolgte der Bescheid : „Dafs Herr Professor Delbrück für sich einige Separat -Abdrücke jenes 3. Kapitels habe machen lassen, ferner, daſs letztere „ von der Verlagsbuchhandlung nicht versandt seien, " und diese „ keine weitere Auskunft über diese Sache und deren Zweck geben könne." Da die Verlagsbuchhandlung, falls ein Versehen des Setzers vorläge, nicht Anstand genommen haben würde, dies kund zu geben, so erübrigt nur die Annahme, dafs die Weglassung erwähnten , für die Beurteilung dieser Schrift entscheidenden Zusatzes auf spe zielle Veranlassung des Verfassers geschehen sei. Welchem Zwecke die Übersendung eines derartig verstümmelten Sonder- Abdruckes hat dienen sollen, ist uns rätselhaft geblieben.

Notiz für die Herren Mitarbeiter ! Die Herren Mitarbeiter werden höflichst gebeten aus Gründen erleichterter Drucklegung, die Blätter der eingesendeten Handschriften nur auf der einen Seite zu beschreiben , Rückseite also frei zu lassen. Die Leitung.

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XIX.

des

Die

Feldmarschalls

1848

Feldzüge

Radetzky und

in

Oberitalien,

1849.

Eine taktische Studie von Major a. D. Kunz.

(Fortsetzung.) Die Schlacht von Custozza am 25. Juli . Noch in der Nacht zum 25. Juli rückte Brigade Gyulai hinter die Höhen von S. Martino .

Von hier schickte Gyulai 2 Bataillone

auf die Höhe von Madonna del Monte, welche um 9 Uhr früh , vom Feinde unbemerkt besetzt wurde.

Brigade Liechtenstein sollte als

rechte Staffel der Brigade Gyulai folgen , während Brigade Kerpan mit der Geschützreserve 2. Armee- Corps unter d'Aspres persönlicher Führung gegen M. Godi vorging. Ebendahin sollte Brigade Schwarzen berg nachrücken, sobald sie durch das 3. Armee-Corps abgelöst sein würde.

Kavallerie - Brigade Schaaffgotsche sollte über Osteria del

Bosco vorgehen und die linke Flanke der Armee decken .

in

der Ebene

Die aus Verona herangeholte Brigade Perin nahm um 5 Uhr früh bei Campagnola eine verdeckte Aufstellung.

Beim 1. Armee

Corps blieben die Brigaden Clam und Strassoldo in ihren Stellungen , Brigade Supplikatz in Monzambono, während Brigade Wohlgemuth auf dem westlichen Mincioufer gegen Borghetto vorrückte.

Vom

1. Reserve-Armee-Corps marschierte Brigade Maurer nach S. Rocco di Palazzolo ; die übrigen Truppenteile dieses Armee-Corps verblieben in ihren Stellungen . Um 10 Uhr früh waren diese Truppen bewegungen im Grofsen und Ganzen beendet . Jahrbücher für die Doutsche Armee und Marine. Bd. LXXIII., 3.

19

278

Die Feldzüge des Feldmarschalls Radetzky Auf Seite der Piemontesen

gegen den Feind

war der Beginn des Vorrückens

auf 6 Uhr früh festgesetzt worden , allein wie

gewöhnlich traten Verzögerungen ein .

Nur die Brigade Aosta und

15 Schwadronen gingen gegen 8 Uhr früh auf Valeggio vor , allen

übrigen Truppen

verzögerte

sich

der Abmarsch

aus

bei den

Lagern bis 11 Uhr früh. In Folge dessen erschien die Brigade Aosta ganz vereinzelt im Gefechtsbereiche der Österreicher. Zwei ihrer Bataillone gingen ,

mit Schützenlinien

vor

sich ,

gegen die

östliche und südliche Umfassung des Ortes vor , jedoch blieben die Versuche beim Kirchhofe in Valeggio einzudringen , vergeblich. Hierbei halfen Schwarmattacken kleiner österreichischer Kavallerie Abteilungen (es waren nur 2 Züge Ulanen und 1 Zug Husaren) gegen die rechte Flanke der Piemontesen wacker mit. Bava be schlofs nun , die Erfolge der beiden Herzöge rechts von ihm und des General Sonnaz auf dem anderen Mincioufer abzuwarten und zog gegen 11 Uhr seine Truppen nach Casa nuova zurück. Inzwischen hatte das 2. österreichische Armee-Corps seinerseits den Angriff begonnen . Brigade Gyulai ging mit einem Bataillon von Madonna del Monte über S. Piero vor, mit den übrigen Truppen Von den Höhen von S. Piero wurden die Piemon auch gegen 1 Uhr nachmittags der Höhenrand verdrängt, bald tesen nordwestlich von Sommacampagna erreicht ; mehrere Versuche der über Brognolo.

Brigade , weiter vorzudringen , scheiterten aber an dem sehr wirk Auch Brigade Perin war von samen Feuer der Piemontesen. Campagnola her zum Angriffe vorgegangen , und zwar in mehreren Sturmkolonnen , fand aber hier gar keine Deckung auf den steilen und kahlen Abhängen und konnte in dem mörderischen Feuer des Feindes zunächst keinen entscheidenden Erfolg erringen . Erst als die Verbindung mit der Brigade Gyulai hergestellt war und nun beide Brigaden gemeinsam vorgingen, änderte sich die Gefechtslage. Um 22 Uhr nachmittags drangen zuerst 6 Compagnien der Brigade Perin an der Nordostseite von Sommacampagna ein, um 3 Uhr nachmittags

erstürmten dann Brigade Gyulai

nördlichen ,

Brigade Perin

die

östlichen

die westlichen und

Eingänge ,

so

dafs

die

tapfere Besatzung den Ort endlich aufgeben musste. Die Piemon tesen zogen sich kämpfend auf die Höhe von Zenolino zurück. Während Brigade Gyulai gegen Sommacampagna vorging, griff auch Ein Versuch des Ba Brigade Liechtenstein die Piemontesen an . taillons Kaiser- Jäger dieser Brigade, über Casanuova gegen Somma campagna vorzudringen, scheiterte an dem entschlossenen Vorgehen piemontesischer Abteilungen gegen die rechte Flanke der Angreifer.

in Oberitalien, 1848 und 1849. Die österreichische

Brigade

besetzte

nun

279

die Höhe östlich von

Nadalini und führte hier ein hinhaltendes Feuergefecht. Den Kampf gegen die Brigaden Liechtenstein , Gyulai und Perin hatte die Brigade Piemont ganz allein geführt und man mufs sagen , zu ihrem hohen Ruhme, mit wunderbarer Tapferkeit.

Die Österreicher

litten hier sehr durch die piemontesische Artillerie. Als nun Brigade Gyulai immer mehr Boden gegen Somma campagna gewann, griff auch Brigade Liechtenstein von Neuem an. Gegen

3 Uhr nachmittags

wurde

Berettara

erstürmt.

Weitere

Fortschritte verhinderten das mörderische Feuer des Gegners und die

entschlossenen Gegenangriffe der Piemontesen

von

Casa

Sole her gegen die rechte Flanke der Brigade Liechtenstein .

del Als

aber nach 5 Uhr die Brigaden Gyulai und Perin den rechten Flügel der Piemontesen über Zenolino zurückwarfen , erstürmte die Brigade Liechtenstein auch die Höhen von Casa del Sole. Nach 6 Uhr Abends wurden die Piemontesen, welche sich hier mit vorzüglicher Tapferkeit wehrten ,

in die Ebene herabgeworfen . -

Der Herzog

von Genua , von Villafranca her nicht unterstützt , musste sich schliefslich nach diesem Orte zurückziehen . 6 Bataillone der Brigade Piemont , am 25. Juli wenig mehr als 3600 Gewehre stark, hatten hier beinahe 8 Stunden lang einen verzweifelten Kampf gegen grofse Übermacht geführt. Brigade Liechtenstein zählte am 25. Juli etwa noch 3000 , Brigade Gyulai 2000 , 1900 Gewehre, zusammen also 6900 Gewehre .

Brigade Perin

Die Brigade Kerpan traf vor M. Godi ein , als eben der Herzog von Savoyen mit den Brigaden Cuneo und Garden auf dem östlichen Ufer des Tione die Offensive begann. 8 Compagnien der Brigade. Kerpan besetzten sofort M. Godi. Die Piemontesen entwickelten sich folgendermafsen : der

Brigade

Custozza ,

Cuneo

Auf den Höhen von Bagolina die 6 Bataillone mit

2 Bataillone

16 Geschützen ,

Garden

1 Bataillon

in Reserve ;

Garden

in

3 Bataillone Garden,

eine Compagnie Bersaglieri und 8 Geschütze gingen gegen den Monte Mamaor vor. Die Österreicher liefsen alsbald die Geschütz Reserve des 2. Armee- Corps auffahren , also 18 Geschütze und die 6 Geschütze der Brigade Kerpan .

Viermal erstürmte das Regiment

Kinsky die Höhen von Bagolina , viermal wurde es von den Piemon tesen durch geschickte Gegenangriffe

zurückgeworfen .

An einen

durchgreifenden Erfolg war österreichischerseits gar nicht zu denken , es gelang den Österreichern schütze , sich

zu behaupten .

vielmehr nur mit Hülfe Gegen

der

5 Uhr nachmittags

24 Ge mufste

daher d'Aspre vom 1. Reserve -Armee-Corps Verstärkungen verlangen . 19*

Die Feldzüge des Feldmarschalls Radetzky

280

Von diesem Armee- Corps befanden sich Vormittags 7 Bataillone und 18 Geschütze bei S. Rocco di Palazzolo : Mittags rückte die Brigade Maurer in eine Stellung zwischen Guastalla vecchia und Ca Pieta. Die zwölfpfünder Batterie der Geschütz- Reserve dieses Armee-Corps fuhr bei Guastalla vecchia auf und feuerte von hier sehr wirksam gegen die Höhen von Bagolina. Radetzky überzeugte sich nun, daſs die Hauptmacht der Piemon tesen auf dem östlichen Ufer des Mincio versammelt sei und befahl, dafs auch die in Salionze entbehrlichen Truppen der Brigade Hara dauer nach S. Rocco di Palazzolo marschieren sollten . Die zweite Brücke bei Salionze sollte abgebrochen werden und der Brückentrain über Castelnovo nach Ponton marschieren , um hier eine Brücke über die Etsch zu schlagen . Der Commandeur

des

Reserve - Armee- Corps ,

Feldmarschall

Lieutenant Wocher, glaubte als die Bitte d'Aspres um Unterstützung an ihn

gelangte,

sein Armee-Corps

ohne

besonderen

Befehl

des

Feldmarschalls nicht in den Kampf verwickeln zu dürfen und stellte daher nur 2 Bataillone zur sofortigen Unterstützung der Brigade Kerpan zur Verfügung .

Um 5½ Uhr nachmittags traf jedoch die

Brigade Schwarzenberg bei M. Godi ein .

Diese Brigade war um

11 Uhr früh vom 3. Armee-Corps bei Cavalcaselle abgelöst worden und dann über Castelnovo und S. Giorgio in Salici herangerückt. Am 25. Juli war eine Hitze von 26 ° bis 28 ' Reaumur. war daher ganz

ungewöhnlich

Der Marsch

anstrengend , der dritte Teil

der

Mannschaften blieb aus Erschöpfung liegen , 16 Mann starben unter wegs am Sonnenstiche. Die Brigade mufste daher erst hinter Casa Marollina

1 Stunde lang ruhen ,

dann ging sie

aber sofort zum

Angriffe vor, während 24 österreichische Geschütze die Höhen von Bagolina unter Feuer nahmen . Der Angriffsstofs ging von M. Godi und östlich dieses Ortes aus. Die Piemontesen , welche durch das überlegene Geschützfeuer widerstanden

der Österreicher

nicht mehr lange.

Garden nochmals

den

bereits gelitten hatten ,

Zwar warfen

Österreichern

sich

2 Bataillone

entgegen , jedoch

blieb

den

Piemontesen schliefslich nichts übrig, als auf Custozza zurückzugehen. Hier leisteten sie aufs Neue Widerstand, aber etwa um 7 Uhr abends mussten sie auch diesen Ort räumen. An

eine

Verfolgung

konnten die Österreicher

grofsen Ermattung nicht denken .

wegen

ihrer

Unterdessen hatte das 1. öster

reichische Armee - Corps auch die Brigaden Supplikatz und Wohl gemuth auf das östliche Mincioufer herbeigezogen , ohne dafs die selben bei dem Flufsübergange von den Piemontesen belästigt worden .

in Oberitalien, 1848 und 1849. wären.

General Sonnaz

hatte

281

nämlich erst Mittags den Befehl

bekommen , nach welchem er früh Morgens hatte angreifen sollen . Die Brigaden Strassoldo und Wohlgemuth besetzten Valeggio und Borghetto ,

Brigade Clam blieb in ihrer Stellung von Feniletto,

Gardoni und Ripa , beziehungsweise westlich

dieser Orte.

Brigade

Supplikatz hatte 2/3 Bataillone in Monzambano zurückgelassen und stand nördlich von S. Zeno in Reserve. Um Mittag gingen die vom Herzoge von Savoyen abgesendeten 3

Bataillone und 8 Geschütze gegen den Monte Mamaor und im

Thale des Tione vor . Gleichzeitig griffen 2 Bataillone und 4 Ge schütze der Brigade Aosta in der Richtung auf Feniletto an. Zu nächst machten die Piemontesen gute Fortschritte , Feniletto und Gardoni mufsten von den Österreichern geräumt werden. Das Regiment Haynau 24. Juli

der

Brigade

Simbschen

war

bekanntlich

am

auf S. Giorgio in Salici zurückgegangen und verstärkte

nunmehr die Brigade Clam.

Der Gegenangriff zweier österreichischer

Bataillone scheiterte, auch im Tiornethale gewannen die Piemontesen immer mehr Boden.

Clam sah sich daher gezwungen ,

alle seine

Truppen vorzunehmen und eine Frontveränderung nach rückwärts auszuführen, was trotz des feindlichen Feuers in sehr guter Haltung ausgeführt wurde . Die Versuche der Piemontesen über Ripa und gegen den Monte Vento Boden zu gewinnen scheiterten, sie mufsten sich darauf beschränken, den Monte Mamaor zu behaupten. Gegen 3 Uhr nachmittags schickte der Commandeur des 1. österreichischen Armee - Corps , Graf Wratislaw , die Brigade Supplikatz zur Unterstützung vor. Sie zählte 22/3 Bataillone und 6 Geschütze . Noch vor ihrem Eintreffen nahm jedoch Clam den Monte Mamaor und drängte die Garden gegen Custozza Ebenso wurden

auch die Abteilungen

der

zurück.

Brigade Aosta in die

Ebene zurückgeworfen. Nur 1 Bataillon der Brigade Supplikatz kam noch zurecht , um sich dem Angriffe Clams auf dem linken Flügel anzuschliefsen . Es war jetzt 6 Uhr abends. General Bava hatte inzwischen die Meldung

erhalten ,

dafs

Sonnaz erst Abends vor Borghetto ankommen könne und befahl Die Garden daher den Rückzug seiner Truppen auf Villafranca. sollten als Nachhut die Österreicher bei Custozza aufhalten .

Wratis

law sendete 4 Schwadronen und 2 Geschütze auf Ca la Gherla vor. Ihr Erscheinen und das wirksame Feuer der beiden Geschütze be wirkten, dafs der Rückzug der Piemontesen äusserst eilig und sehr wenig geordnet wurde ; in wilder Hast, eng zusammengedrängt, Die piemontesische Kavallerie eilten dieselben nach Villafranca.

Die Feldzüge des Feldmarschalls Radetzky

282 that nichts ,

um der

weit

schwächeren

österreichischen Halt zu

gebieten . Radetzky erteilte dem 1. Armee- Corps noch in der Nacht den Befehl, alle verfügbare Kavallerie zur Verfolgung gegen Goito zu senden. Doch erst gegen Tagesanbruch am 26. Juli brachen 7 Schwadronen und 4 Geschütze auf. Die

österreichische

Armee lagerte

während

der

Nacht an

folgenden Orten : 1. Armee - Corps : Brigade Strassoldo : Valeggio ; Wohlgemuth: Valeggio und Borghetto ; Supplikatz : Gardoni und Monzambano ; Clam : Feniletto und Monte Mamaor. Regiment Haynau: zwischen Bagolina und Custozza ; bei S. Zeno.

Kavallerie unter Wyss

2. Armee- Corps : Brigade Schwarzenberg : Custozza ; Ker pan : nordwestlich von Staffalo in und bei Mascarpine. stein : Casa del Sole ; Gyulai :

Liechten

Sommacampagna ; Perin : Zenolino .

Kavallerie-Brigade Schaaffgotsche :

Ganfardine.

1. Reserve - Armee - Corps : Brigade Maurer : Guastalla ; Hara dauer : Salionze ; Erzherzog Ernst : Oliosi und herzog Sigismund : S. Rocco di Palazzolo . 3. Armee - Corps bei

Cavalcaselle.

S. Zeno ;

Erz

Von Mantua aus war in

der Nacht zum 25. Juli Culoz in 3 Kolonnen zu je 2 Bataillonen, einer Schwadron und 6 Geschützen gegen Marengo , Roverbella, Mozzecane vorgegangen . Mittags stiefsen diese Truppen auf Abtei lungen der Brigade Acqui, eröffneten ein ziemlich lebhaftes Geschütz feuer und beschäftigten dadurch die Piemontesen vollständig. In Folge dessen wurde Brigade Acqui nach Roverbella zusammen gezogen, Brigade Regina nach Marengo vorgeschoben. Um 6 Uhr abends trat Culoz den Rückmarsch nach Mantua an , ohne Seitens der Piemontesen belästigt zu werden . Auf dem westlichen Mincioufer klärten am 25. Juli die öster reichischen Kavallerie - Patrouillen die

Gegend weithin

auf.

Bei

Pozzolengo wurden 26 piemontesische Munitionskarren in die Luft gesprengt.

Am Nachmittage hatten 3 Compagnien ,

1 Schwadron

der Brigade Wohlgemuth ein Vorpostengefecht zwischen Borghetto und Volta. - Sonnaz hatte bekanntlich den Befehl zum Vormarsche viel zu spät bekommen ; er ging zwar Nachmittags vor , erhielt aber schon gegen Abend den Befehl , nicht weiter gegen Borghetto vor zurücken, sondern am 26. Juli früh 6 Uhr mit seinen Truppen in Goito zu sein. Er beschlofs daher , bis 2 Uhr nachts in Volta zu bleiben und dann nach Goito zu marschieren.

in Oberitalien, 1848 und 1849.

283

Die Kämpfe vom 23. bis 25. Juli hatten das 2. piemontesische Armee-Corps und die Division Visconti in 3 Teile zersplittert .

Bei

der Hauptgruppe unter König Karl Albert in Villafranca befanden sich die Brigade Piemont, 2 Bataillone der Brigade Pinerolo, etwa 1½ Bataillone 16 Geschütze

der toskanischen Division , 6 Schwadronen und 92 Bataillon , 6 Schwadronen , 16 Geschütze. -

Über Peschiera auf Castiglione waren zurückgegangen : 4 Bataillone der Brigade Pinerolo , die Bersaglieri , 1 Batterie (aber nur noch mit 5 Geschützen , da 3 Geschütze am 24. Juli verloren gegangen waren) , ferner etwa 1/2 Bataillon , 2 Schwadronen , 6 Geschütze der toskanischen Division und 1 Regiment der Division Visconti .

Das

andere Regiment der Brigade Bussetti der Division Visconti stand in Peschiera als Besatzung , die Batterie dieser Brigade wird wahr scheinlich mit nach Castiglione zurückgegangen sein. Diese Gruppe umfafste mithin 3 Bataillone in Peschiera und 8 Bataillone, 2 Schwa dronen , 19 Geschütze im Rückzuge auf Castiglione. Unter dem Befehle des Generals Sonnaz standen in Volta: Die 3. Division und die Truppen von Modena =

12 Bataillone, 8 Schwadronen , 14 Ge

schütze ( 2 Geschütze waren am 23. Juli verloren gegangen), ferner die Brigade Faa di Bruno der Division Visconti 6 Bataillone, Geschütze zusammen 8 , 18 Bataillone , 8 Schwadronen , 22 Ge schütze . Die Truppen des Sonnaz standen ,

2. Armee- Corps,

hatten am

welche unmittelbar unter 22. Juli noch rund 9000 Streitbare

gezählt, sie waren jetzt auf nur etwa 6600 Streitbare herabge schmolzeu . Der Gefechtsverlust war nur gering gewesen , wie wir gesehen haben , dennoch betrug der Abgang fast 27 Prozent , und zwar innerhalb von 4 Tagen ; dies ist nur durch zahlreiche Deser tionen zu erklären.

Der innere Halt der piemontesischen Armee

hatte bereits in hohem Grade gelitten .

Die Nacht zum 26. Juli brachten die Piemontesen in folgenden Stellungen zu : Die Gruppe von Villafranca im Rückzuge auf Goito. Die Toskaner lösten sich während desselben auf. Brigade Acqui bei Roverbella , Brigade Regina bei Marengo.

Das 2. Armee- Corps und die Division Visconti

in 2 getrennten Gruppen im Rückzuge auf Goito. und Division Perrone noch vor Mantua.

Brigade Casale

In der Schlacht von Custozza verloren die Österreicher: 44 Offi ziere, 854 Mann tot und verwundet, 1 Offizier, 422 Mann vermifst , zusammen 45 Offiziere, 1276 Mann . Es waren ernsthaft ins Feuer gekommen : unter Berücksichtigung der sehr grossen

Das 2. Armee- Corps, Marschverluste der

284

Die Feldzüge des Feldmarschalls Radetzky

Brigade Schwarzenberg noch etwa in der Stärke von 10,000 Ge wehren , 42 Geschützen ; vom 1. Armee- Corps die Brigaden Clam und Strassoldo , 1 Bataillon der Brigade Supplikatz und eine zwölf pfünder Batterie der Geschütz- Reserve, zusammen etwa 7000 Gewehre und 18 Geschütze ; das Regiment Haynau etwa 1600 Gewehre und 5 Geschütze ; die Brigade Perin = 1900 Gewehre und 3 Geschütze ; vom 1. Reserve - Armee - Corps 1 Batterie ; alles zusammen rund 20,500 Gewehre und 74 Geschütze .

Die Kavallerie nahm nur einen

sehr geringen Anteil am Kampfe und kann füglich aufser Betracht bleiben . Der Verlust der Österreicher betrug mithin rund 6% , ver teilte sich jedoch sehr ungleich auf die verschiedenen Brigaden ; dieselben hatten nämlich folgende Verluste ; Schwarzenberg 1 , Liechtenstein 5,7 %, Clam Perin 17,7 %.

6,4 %,

Gyulai

11 %,

Kerpan

12,8 %,

Die Piemontesen haben etwa 15,000 Gewehre und 48 Geschütze ins Feuer gebracht. Ihr Verlust betrug : 34 Offiziere, 835 Mann tot und verwundet , 270 Mann vermifst , zusammen 34 Offiziere, 1105 Mann = 7,2 % der Gefechtsstärke. Um ein richtiges Bild der gegenseitigen Stärkeverhältnisse zu gewinnen, müssen wir aber alle Truppen berechnen, welche auf dem Schlachtfelde auwesend waren , auch wenn sie am Kampfe selbst nicht Teil genommen haben. Dies betrifft auf Seite der Piemon tesen die Reserve bei Villafranca und die gesamte Kavallerie der unter König Karl Alberts Befehl stehenden Heeresgruppe ; auf Seite der Österreicher das ganze 1. Armee-Corps, bis auf 1 Bataillon, 2 Schwadronen in Borghetto und 2/3 Bataillone der Brigade Suppli katz ; ferner die 2 Schwadronen der Brigade Simbschen, die halbe Schwadron der Brigade Perin und etwa 8 Bataillone, 14 Schwa dronen und annähernd 60 Geschütze des 1. Reserve -Armee- Corps . Wir erhalten dann folgendes Bild . Österreicher : 29,700 Gewehre, Piemontesen : 18.000 Ge 2850 Säbel , rund 150 Geschütze. wehre, 2700 Säbel, 48 Geschütze. Dafs die Piemontesen bei Custozza nicht siegen konnten , liegt klar zu Tage ; es fehlten ihnen alle Vorbedingungen eines Sieges . Zweifellos aber haben die Piemontesen sich gut geschlagen , die Brigade Piemont sogar mit bewundernswerter Tapferkeit und Aus Auch die Führung der einzelnen Brigaden war mitunter dauer. recht gut ; aber alle Tapferkeit der Truppen , alles Geschick der Unterführer ist vergebens , wenn die oberste Heeresleitung es nicht versteht, diese guten Eigenschaften auch auszunützen . Auf Seite der Österreicher sehen wir Radetzky in schnellem

in Oberitalien, 1848 und 1849.

285

Erfassen der wirklichen Lage durchaus zweckentsprechend handeln . Er war bei aller Kühnheit äusserst

vorsichtig ,

das beweist sein

Befehl, bei Ponton eine Brücke über die Etsch zu schlagen .

Unserer

Meinung nach mufste das 1. Reserve - Armee- Corps thatkräftiger ein greifen und hätte wohl auch der Feldmarschall hier sich persönlich aufhalten müssen. Die aufs Äufserste ermattete Brigade Schwarzen berg entschied zwar den Sieg mit dem sehr geringen Verluste von 1 % ihrer Gefechtsstärke, allein dies hätten die Brigaden Erzherzog Sigismund und Maurer viel früher und viel folgenschwerer aus führen

können .

Übrigens sieht man hier , wie das

blofse ent

schlossene Vorgehen einer intakten Truppe genügt, um den Gegner, dessen Kräfte bereits erschöpft waren , mit einem Ruck und ohne ernste Verluste zu werfen. Der Angriff auf Sommacampagna gelang erst, als die Brigaden Gyulai und Perin gemeinschaftlich und umfassend den Ort angriffen .

Alle früheren Anstrengungen scheiterten ,

weil sie ver

einzelt und ohne Zusammenhang unternommen wurden . Auf beiden Seiten wirkte die Artillerie erfolgreich mit, die beider seitige Kavallerie dagegen zeigte sich durchaus nicht auf der Höhe ihrer Aufgabe.

Was wäre wohl aus der piemontesischen Armee geworden ,

wenn statt jener 4 , 28 Schwadronen verfolgt hätten , wie das wohl geschehen konnte ? Beiden Heeren fehlte ein Reiterführer. Das Gelände gestattete eine thatkräftige Verwendung der Reiterei durch aus ; 18 Jahre später holte sich die österreichische Kavallerie auf denselben Gefilden unvergängliche Lorbeeren. In Bezug

auf körperliche Anstrengungen mufsten an beide.

Heere die denkbar höchsten Anforderungen gestellt werden . Bei einer Gluthitze und bei einer Verpflegung , die wohl auf beiden Seiten viel zu wünschen übrig gelassen haben mag , mufsten die Truppen von früh morgens bis in die Nacht hinein marschieren und kämpfen . Radetzky handelte genau nach dem Grundsatze, dafs man vom Gegner immer annehmen müsse , er handle so klug , als irgend möglich . Er konnte nur glauben , dafs es den Piemontesen ge lungen sei , ihre ganze Hauptkraft auf dem östlichen Mincioufer noch rechtzeitig zn vereinigen. Radetzky schlug daher die Schlacht von Custozza so ,

dafs er seinen rechten Flügel auf Valeggio und

auf die starken Höhenstellungen

stützte und hier defensiv blieb , seinen linken Flügel aber mit voller Wucht angreifen liefs , um zu nächt erst wieder die Verbindung mit Verona zu gewinnen . Erst gegen Abend erkannte er die Schwäche seines Gegners , die Er

286

Die Feldzüge des Feldmarschalls Radetzky

mattung der eigenen Truppen war aber um diese Zeit schon zu grofs, um jetzt noch den Piemontesen eine Katastrophe zu bereiten und die Kavallerie versagte. Es wird von Interesse sein , in Erwägung zu ziehen ,

wie die

Aussichten für die Piemontesen standen , wenn sie eine ihrer Auf gabe gewachsene Heeresleitung gehabt hätten .

Am 23. Juli früh

7 Uhr musste man beim 2. piemontesischen Armee-Corps den Ernst der Absichten Radetzkys erkennen .

Sofort mufste der Entschlufs

gefafst werden, die Einschliefsung von Mantua aufzugeben und alle verfügbaren Truppen bei Villafranca beziehungsweise bei Volta zu vereinigen .

Den weitesten Weg bis Villafranca hatten die Brigade

Regina in Governolo mit 45 km, und diejenigen Truppen zurückzu legen , welche südlich von Mantua bei S. Biagio standen , nämlich 48 km. Diese Truppen konnten aber dazu verwendet werden , den Rücken des Heeres gegen etwaige Unternehmungen der Besatzung von Mantua zu sichern und brauchten daher nur bis Roverbella zu marschieren , also nur 37 beziehungsweise 34 km .

Dem Entschlufs

mufste die Ausfertigung des Befehls auf dem Fufse folgen ,

dann

konnte spätestens am 24. Juli abends die piemontesische Armee wie folgt zur Verwendung bereitstehen :

Bei Villafranca das 1. Armee

Corps mit Ausschlufs der Brigade Regina , welche mit 3 Schwa dronen, 8 Geschützen bei Roverbella zu bleiben hatte ; die Reserve division , die halbe Diversion Perrone und diejenigen Truppen des 2. Armee - Corps , welche bereits bei Villafranca und Mozzecane ge standen hatten . 72 Geschütze ,

Dies ergiebt 45 , Bataillone, 27 Schwadronen und oder rund

29.500

Gewehre ,

2700 Säbel. - Bei

Roverbella , gegen Mantua beobachtend : Die Brigade Regina nebst 3 Schwadronen und 8 Geschützen und die halbe Division Perrone , mit 8 Geschützen, 12 Bataillone, 3 Schwadronen, 16 Geschütze oder rund 7800 Gewehre, 300 Säbel. - Bei Volta : Die Division Visconti und alle nicht bei Villafranca bereits versammelten Truppen teile des 2. Armee- Corps, zusammen 26 Bataillone, 10 Schwadronen und 44 Geschütze , oder nach den Verlusten vom 22. und 23. Juli noch etwa 16,000 Gewehre , 1000 Säbel. - Der Angriff gegen die Brigade Simbschen konnte in der Weise vor sich gehen , wie dies thatsächlich geschah. Dann standen am 25. Juli früh auf der Linie Sommacampagna Valeggio 29.500 Gewehre und 72 Geschütze zur Verfügung, bei einer Frontausdehnung von 11 km immer noch viel zu wenig Truppen, aber es war dann doch Aussicht auf Erfolg , da die Österreicher auch sehr zersplittert waren. Die Brigaden Suppli katz und Wohlgemuth würden durch den Angriff des Generals

in Oberitalien, 1848 und 1849.

287

Sonnaz gegen Borghetto auf dem westlichen Mincioufer festgehalten worden sein , so dafs den Piemontesen in der Linie Somma campagna

Valeggio 25,200 Gewehre, 2650 Säbel, 134 Geschütze

der Österreicher entgegen gestanden hätten .

Noch weit günstiger wurde die Lage der Piemontesen, wenn die Brigaden Savoyen , Sa vona und Pinerolo bei Pozzolo auf das östliche Mincioufer gegangen und von hier aus mit 9000 Gewehren, 700 Säbeln und 18 Geschützen

auf Valeggio vormarschiert wären , während der Angriff auf Borghetto von der Division Visconti , den Toskanern und Modenesen hätte durchgeführt werden müssen, also mit 7000 Gewehren, 300 Säbeln und 26 Geschützen . Dann hätten die Piemontesen auf dem östlichen Mincioufer eine bedeutende Überlegenheit gehabt, nämlich 38,500 Ge wehre und 90 Geschütze gegen 25,200 Gewehre , 134 Geschütze , während den 7000 Gewehren und 26 Geschützen Viscontis auf dem westlichen Mincioufer 7900 Gewehre, 1000 Säbel und 18 Geschütze entgegengestanden hätten, von welchen jedoch bedeutende Teile bei Monzambano und Salionze hätten zurück bleiben müssen. Bei der grofsen Tapferkeit der österreichischen Armee , der genialen Heeres leitung Radetzkys bleibt es noch immer zweifelhaft , ob ein Erfolg die Anstrengungen der Piemontesen belohnt hätte ; allein es war doch die Möglichkeit eines grofsen Erfolges vorhanden, während in Wirklichkeit gar keine Hoffnung auf einen Erfolg berechtigt war. Die Schlacht von Custozza entschied den Feldzug ; fortan war für die Piemonteser jede Hoffnung auf einen glücklichen Ausgang desselben ausgeschlossen . Wie wenig die Kriegsgeschichte studiert wird, dafür ist Custozza ein recht schlagendes Beispiel . 1848 hatten die Piemontesen die ernste Absicht, die Lombardei und Venetien zu erobern ; sie strengten zu diesem Endzwecke alle ihre verfügbaren Mittel auf das Äufserste an, sie scheiterten dennoch vollständig , weil ihre Heeresleitung in keiner Weise ihrer grofsen Aufgabe gewachsen war. Dennoch gaben die Piemontesen keineswegs die Hoffnung auf, in späteren Jahren dasselbe Ziel zu erreichen . Nun sollte man meinen , der piemon tesische Generalstab hätte es als seine wichtigste Aufgabe betrachten müssen , das Studium der Ursachen auf das Gründlichste zu be treiben, welche die Mifserfolge von 1848 herbeigeführt hatten .

Dies

scheint aber keineswegs geschehen zu sein . Wir haben erlebt, dafs die Italiener 1866 auf ganz demselben Schlachtfelde sich eine blutige Niederlage geholt haben und zwar aus ganz denselben Gründen, wie 18 Jahre vorher , nämlich in Folge der Zersplitterung ihrer an und für sich dem Gegner weit überlegenen Streitkräfte.

288

Die Feldzüge des Feldmarschalls Radetzky Wir glauben, die Handlungsweise Radetzkys in den Tagen vom

23. bis 25. Juli mit den besten Leistungen Napoleons I. in Ver gleich stellen zu dürfen . Es ist wahrlich nicht leicht , Truppen massen, welche einmal in einer bestimmten Richtung in Marsch ge setzt sind, plötzlich in eine ganz andere Richtung zu lenken ; noch schwerer aber ist es, dies in der Weise zu thun, dafs alle Truppen teile rechtzeitig in der neuen Richtung zur Stelle sind, obschon nur äufserst wenig Zeit dazu vorbanden war.

Radetzky handhabte in

diesen Tagen seine Armee- Corps und Brigaden mit derselben Sicher heit , wie ein erfahrener Bataillons - Commandeur heutzutage seine Compagnie - Kolonnen .

Mit

Stolz darf die tapfere österreichische

Armee auf jene ruhmvollen Tage zurückblicken . Im Einzelnen hätte manches seitens der Unterführer allerdings besser ausgeführt werden können ,

so

ist z. B.

die Führung der

Kavallerie-Brigade Schaaffgotsche keineswegs glänzend gewesen ; ihr winkten grofse Erfolge und sie that gar nichts .

Ferner würde die

Brigade Supplikatz besser gethan haben , am Fufse der Höhen ent lang auf Custozza zu marschieren , statt einfach der Brigade Clam zu folgen, sie hätte dann viele Gefangene machen können , während sie in Wirklichkeit nur die Rolle

eines

Doch das sind nur kleine Schatten , die

zweiten Treffens spielte . von dem hellen Lichte

überstrahlt werden , welches sich über den Tag von Custozza aus breitet. 7.

Die Treffen von Volta am 26./27 . Juli , von Mailand am 4. August und der Schlufs des Feldzugs .

Am

26. Juli

mit Tagesanbruch

gingen

von Valeggio gegen

Quaderni 4 österreichische Schwadronen und 2 Geschütze , von Va leggio in südlicher Richtung 3 Schwadronen vor. Die erstere Ab teilung überraschte die Brigade Piemont , attackierte und machte 45 Gefangene bei einem eigenen Verluste von 2 Offizieren , 7 Mann ; die andere Abteilung traf gleichfalls auf den Feind und machte 23 Gefangene.

Die geschickte Verwendung der piemontesischen Artillerie hinderte weitere Erfolge und gestattete den Piemontesen, nach Goito abzuziehn . Man mufs dies Ergebnis der Verfolgung einer gänzlich geschlagenen Armee als äusserst kläglich bezeichnen .

Es musste die ganze verfügbare österreichische Kavallerie zur Ver folgung eingesetzt werden, also etwa 28 Schwadronen mit 30 reitenden Geschützen. Radetzky

Dann konnte etwas geleistet werden. befahl am

26.

Juli

früh 9 Uhr folgendes :

Das

1. Armee - Corps marschiert um 11 Uhr vormittags über Monzam

in Oberitalien, 1848 und 1849. bano ,

289

Pozzolengo nach Castiglione ; das 2. Armee - Corps marschiert

nach dem Abkochen über Valeggio nach Volta und Guidizzolo , das 1. Reserve-Armee- Corps um 1 Uhr mittags nach Pozzolengo, wo es vorläufig abwartet. Die Kavallerie- Division des Reserve - Armee Corps marschiert hinter dem 2. Armee - Corps ; das 3. Armee - Corps schliefst Peschiera ein . Infolge dieses Befehls

kochten das 2. Armee - Corps und die

Kavallerie- Division bei Valeggio ab ; um 4 Uhr nachmittags brach die Spitze dieser Kolonne , die Brigade Lichtenstein , von Borghetto gegen Volta auf, die Kavallerie - Division blieb sonderbarerweise hinter dem 2. Armee-Corps . Auf Seite der Piemontesen fand am 26. Juli mittags in Goito die Vereinigung der beiden Hauptgruppen statt , nämlich der Truppen, welche die Schlacht von Custozza geschlagen hatten und derjenigen , welche unter dem Befehle von Sonnaz standen .

Es scheint jedoch ,

als ob die Teile des 2. Armee - Corps und der Division Visconti, welche über Peschiera auf Castiglione zurückgegangen waren , sich nicht in Goito befanden. König Karl Albert befahl jetzt das Auf geben der Einschliefsung von Mantua und die Wiederbesetzung von Volta.

Zu diesem letzteren Zweeke ging Sonnaz um 5 Uhr nach

mittags , nachdem eine vom König Karl Albert abgehaltene Heer schau beendet war, mit 10 Bataillonen , 2 Schwadronen und 18 Ge schützen, gegen Volta in 2 Kolonnen vor. Kolonne 1 , die Brigade Savoyen, 6 Bataillone, 8 Geschütze gegen die südwestliche Umfassung von Volta.

Kolonne 2, 2 Bataillone der Brigade Savona, 2 Schwa

dronen und 8 Geschütze auf der Strafse Goito- Volta.

Kolonne 3 ,

2 Bataillone der Brigade Savona , 2 Geschütze gegen die Ostseite Voltas. Gegen 6 Uhr abends kam von Borghetto her Brigade Liechten stein vor Volta an , fand den Ort unbesetzt ,

aber den Feind im

Vormarsch , 1000 bis 1500 Schritte von der Umfassung desselben entfernt. Der Generalstabs- Offizier der Brigade , Hauptmann John , nahm sofort die Schwadron der Vorhut und 2 Geschütze an die süd lichen Ausgänge von Volta vor, Generalmajor Liechtenstein führte die beiden Jäger - Bataillone seiner Brigade im Laufschritt heran und besetzte

die Höhen

südlich und westlich von Volta.

Die beiden

anderen Bataillone der Brigade besetzten die Stellung westlich und östlich des Ortes. Sobald die ersten österreichischen Jäger - Abteilungen sich. zeigten, begannen die Piemontesen das Artilleriefeuer. In der Front vermochten sie keine Fortschritte zu machen ,

jedoch gewann die

290

Die Feldzüge des Feldmarschalls Radetzky

Kolonne 3 östlich von Volta immer mehr Boden, hier gelangten die Piemontesen bis dicht an die Strafse Volta-Borghetto. Gegen 8 Uhr abends kam Brigade Kerpan an und warf die Piemontesen und Parmesaner wieder von den Höhen östlich von Volta herunter. Unterdessen war aber südwestlich von Volta die Brigade Savoyen angekommen , ging sofort ungestüm zum Angriff vor und machte. entschiedene Fortschritte.

Bald tobte in

den Strafsen

von Volta

der heftigste Kampf im Dunkel der Nacht. Bis Mitternacht gelang es der Brigade Savoyen, die westliche Hälfte des Ortes zu erobern nur einige Häusergruppen wurden von den Österreichern festgehalten. Österreichischerseits Um Mitternacht verstummte das Gefecht. war auch

die

Division

Schaaffgotsche

nach Volta

herangezogen

worden, aber nur ein Bataillon wurde in den Ort hineingenommen ; die übrigen Truppen blieben in Reserve . D'Aspre überliefs es dem Feldmarschall - Lieutenant Wimpfen, Volta eventuell zu räumen , dieser General entschlofs sich aber in richtiger Auffassung der Lage dazu , Volta zu behaupten .

Er liefs

die am schärfsten im Gefecht gewesenen Truppen , soweit dies thun lich war, ablösen. Division Schaaffgotsche blieb am nördlichen Aus gange von Volta , die Kavallerie - Division an der Strafse Volta Borghetto . Sonnaz hatte inzwischen Verstärkung erbeten, worauf ihm noch in der Nacht die Brigade Regina und 16 Geschütze zugesendet wurden. Ausserdem wurde Brigade Acqui nach Cerlungo vor geschoben (etwas mehr als 1/2 Meile südlich von Volta), 12 Schwa dronen zog man näher an Volta heran .

Gegen 4 Uhr morgens am 27. Juli begann der Kampf aufs Neue. Brigade Regina drang von Süden her erfolgreich vor, nahm sogar den südöstlichen Ausgang von Volta , wurde jedoch durch österreichische Gegenangriffe wieder nach der Höhe S. Felice , südlich Hier feuerte die piemontesische Ar

des Ortes , zurück gedrängt.

tillerie mit grofser Energie. Demnächst gingen aber die Brigaden Gyulai und Schwarzenberg östlich von Volta vor und drängten die Piemontesen von der Höhe herunter. Auch der Brigade Savoyen waren nach und nach die eroberten Punkte wieder entrissen worden. Um 62 Uhr früh befahl daher Sonnaz den Rückzug auf Goito. Die österreichische Artillerie verfolgte durch Feuer, 2 Schwadronen Husaren drängten heftig nach. In Cerlungo wurden die Piemontesen von der Brigade Acqui aufgenommen . Die Kavallerie- Division Taxis erhielt nun den Befehl zur Verfolgung , verwendete dazu aber nur 6 Schwadronen und 4 Geschütze , welche noch dazu in einer ein

in Oberitalien, 1848 und 1849. zigen Marschkolonne vorgingen .

291

Es kam zu einem heftigen Reiter

gefechte mit den 12 piemontesischen Schwadronen. Zuerst attackierten 3 Schwadronen österreichischer Ulanen , wurden aber geworfen ; sie ralliierten sich indessen schnell neben 2 Schwadronen Dragonern , welche nun tapfer angriffen , aber gleichfalls geworfen wurden . Demnächst attackierten die österreichischen Schwadronen einzeln . Nach 9 Uhr früh gingen die Piemontesen nach Goito zurück , die Österreicher traten um 10 Uhr Volta an.

gleichfalls den Rückmarsch nach

Die Österreicher verloren im Treffen von Volta:

20 Offiziere,

259 Mann tot und verwundet, 1 Offizier, 176 Mann vermifst .

Zu

sammen 21 Offiziere, 435 Mann ; davon entfallen auf die Brigade Liechtenstein 12 Offiziere, 312 Mann, auf die 6 Schwadronen der Division Taxis 6 Offiziere, 47 Mann . Die Infanterie des 2. öster reichischen Armee- Corps wird nach den Verlusten in der Schlacht von Custozza und in Folge der grofsen Strapatzen der letzten Tage bei Volta höchstens noch 10,000 Gewehre gezählt haben ; ein schliefslich der Kavallerie und Artillerie kamen daher nur etwa 11,500 Streitbare der Österreicher ins Gefecht ; der Verlust derselben stellt sich daher auf 4 % , für die Brigade Liechtenstein aber auf 11,5 % , für die 6 Schwadronen der Kavallerie- Division auf 9 %. Von den Piemontesen kamen ins Gefecht 10 Bataillone , 2 Schwa dronen, 18 Geschütze unter Sonnaz, welche höchstens noch 5000 Ge wehre zählten, ferner die Brigade Regina mit etwa 3600 Gewehren und 12 Schwadronen nebst 16 Geschützen , zusammen 8600 Gewehre , 1400 Säbel, 34 Geschütze oder rund 10,500 Streitbare. Ihr Verlust betrug: 16 Offiziere, 314 Mann tot und verwundet, 2 Offiziere , 350 Mann vermisst. Zusammen 18 Offiziere, 664 Mann = 6,5% der Gefechtsstärke. Das Gefecht von Volta ist im Wesentlichen ein Nachtgefecht und schon deshalb von besonderem Interesse. - Wenn ein Feldherr, wie es Radetzky war , nach einem so entscheidenden Siege, wie die Österreicher ihn bei Custozza eben erfochten hatten, erst zu so später Tagesstunde seine Armee aufbrechen liefs , so sind zweifellos gewichtige Gründe dafür mafsgebend gewesen, welche in der grofsen Abspannung und Ermattung der Truppen zu suchen sind. Weshalb nicht das 1. österreichische Armee-Corps auf Volta in Marsch gesetzt wurde, welches am nächsten stand, sondern das viel entferntere und im Kampfe ungleich mehr mitgenommene 2. Armee- Corps, erscheint uns nicht recht erklärlich. Ebenso wenig verstehen wir den Grund dafür, dafs die Kavallerie-Division Taxis hinter dem 2. Armee

292

Die Feldzüge des Feldmarschalls Radetzky

Corps marschierte .

Man hatte

eben

über die

Verwendung

der

Kavallerie, trotz aller blutigen Lehren eines Napoleon , keine richtige Vorstellung. Über die sehr mangelhafte Verfolgung nach dem Ge fechte von Volta haben wir bereits gesprochen. Die Österreicher haben sich bei Volta ausgezeichnet geschlagen . Ein nächtlicher Strafsenkampf in einem Orte, dessen Bevölkerung dem Feinde günstig gesinnt ist, gehört zu den schwersten Aufgaben , welche an die Infanterie herantreten können . Auf Seiten der Piemontesen dem Gefechte

ein

war

schwerer Fehler.

das Verlassen Die

Vorliebe

Voltas König

vor Karl

Alberts für Heerschauen hatte schon vor Verona ihre schädlichen Wirkungen gezeigt, dennoch aber wurde am 26. Juli abermals eine Heerschau abgehalten.

In Folge dessen kamen die Österreicher vor

den Piemontesen nach Volta, obschon auch sie sehr spät abmarschierten. Bei richtigen Anordnungen der Piemontesen mussten die Österreicher den Ort stark besetzt und vollständig zur Verteidigung eingerichtet finden . Weshalb nicht gleich anfangs ausreichende Kräfte Seitens der Piemontesen verwendet wurden , verstehen wir nicht ; am Abende des 26. Juli würde die Mitwirkung der Brigade Regina ausgereicht haben , um den Truppen des Generals Sonnaz die Wegnahme Voltas zu ermöglichen.

Was die piemontesische Reiterei betrifft, so er

füllte sie ihre Aufgabe am 27. Juli ebenso vollkommen, indem sie den Rückzug ihrer Infanterie deckte, wie die österreichische Reiterei sie verkannte, indem sie auf Volta zurückging. Von Mantua aus gingen am 26. Juli wiederum 3 Kolonnen zu je 2 Bataillonen , einer Schwadron und einer Batterie gegen Roverbella, Marengo und Goito vor, fanden nur Goito noch von den Piemontesen besetzt und gingen Abends wieder nach Mantua zurück. Am 27. Juli versammelten sich alle 3 österreichischen Armee Corps bei Volta .

Noch am Vormittage dieses Tages

erschienen

piemontesische Generale, um wegen eines Waffenstillstandes zu ver handeln . Radetzky ging darauf ein und verlangte die Adda als Grenzlinie. König Karl Albert wollte vor allen Dingen Zeit gewinnen und benutzte die gewährte Frist bis zur Erteilung einer Antwort, um seine Armee hinter den Oglio zurückgehen zu lassen , was bis zum Morgen des 28. Juli ausgeführt wurde. Die Mincio brücke bei Goito wurde von den Piemontesen

gesprengt.

und Ordnung gingen jedoch bei dem piemontesischen bedenklichem Grade verloren, aufzutreten .

die Desertionen

Zucht

Heere

in

begannen in Masse

in Oberitalien, 1848 und 1849.

293

Am 28. Juli traf die ablehnende Antwort König Karl Alberts auf die Forderungen Radetzky's bei letzterem ein.

Alsbald begann

der Vormarsch der Österreicher ;

alle 3 Armee

Abends lagerten

Corps etwa halbwegs zwischen Chiese und Mincio und ungefähr 212 Meilen im Durchschnitte von Volta entfernt. Für das 4. Armee Corps trat folgende neue Einteilung ein : marschall- Lieutenant Graf Thurn. Division

Kommandeur.

Feldmarschall - Lieutenant

Brigade Degenfeld 5 Bat. , 2 Schwadr. , 6 Gesch.

Freiherr

Feld

Rath :

Brigade Liechten

stein 3 Bat . , 2 Schwadr. , 6 Gesch. Division Feldmarschall - Lieutenant v. Culoz : Benedek 4 Bat. , 2 Schwad. , 6 Gesch. 2 Schwadr., 6 Gesch.

Brigade

Brigade Grawert 31½ Bat.,

Geschützreserve 6 Gesch. Zusammen : 152 Bat.,

8 Schwadr., 30 Gesch. Die operierende Feldarmee Radetzky's bestand jetzt aus dem : 1. Armee-Corps : 15 Bat., 8 Schwadr. , 36 Gesch. = 10,600 Gew., 700 Säbel. 2. Armee- Corps : 19 Bat ., 8 Schwadr. , 42 Gesch. = 11,300 Gew. , 700 Säbel. 4. Armee-Corps : 152 Bat., 8 Schwadr. , 30 Gesch. = 9900 Gew., 700 Säbel . 1. Reserve -Armee- Corps : 11 Bat ., 20 Schwadr. , 76 Gesch. = 6400 Gew., 1750 Säbel . Zu sammen : 60 % 3850 Säbel.

Bat. ,

44

Schwadr. ,

184

Gesch. - 38,200 Gew.,

Die Truppen hatten durch die bestandenen Kämpfe und die erlittenen Strapatzen schwere Verluste erlitten . Noch am 22. Juli früh zählte das Bataillon bei der operierenden Feldarmee Radetzky's im Durchschnitte 750 Gewehre, jetzt nur noch 625 Gewehre ; dies bedeutet einen Infanterie.

Abgang von

16,7

Prozent in

6

Tagen bei

der

Am 29. Juli marschierten die 4 österreichischen Armee- Corps durchschnittlich etwa 2 Meilen und kamen im Allgemeinen bis an den Oglio,

welcher von Vortruppen bereits

überschritten

wurde.

Der Marsch vom 30. Juli war für die österreichische Armee durch schnittlich 3 Meilen lang ; das 1. und 2. Armee- Corps kamen auf etwa

3

Meilen an Cremona heran, das

lagerte hinter dem 1. Armee-Corps. 32 Meilen von Cremona entfernt.

1. Reserve - Armee- Corps

Das 4. Armee-Corps stand noch Es kam an diesem Tage zu

einem Avantgardengefechte zwischen der Brigade Strassoldo 1. Armee Corps und der Nachhut des

2. piemontesischen Armee- Corps ,

in

welchem die Österreicher bei dem geringen Verluste von 2 Mann. 1 Geschütz eroberten.

Am 31. Juli gelangten die Österreicher bis

1 Meile vor Pizzighettone . Das 4. Armee- Corps hatte an diesem Jahrbücher für die Deutsche Armee und Marine. Bd. LXXIII., 3. 20

294

Die Feldzüge des Feldmarschalls Radetzky

Tage einen sehr starken Marsch,

nämlich 5 Meilen,

kam aber in

Folge dessen mit den anderen Armee- Corps in gleiche Höhe . In Cremona fanden die Österreicher 5 Geschütze vor und liefsen die Brigade Haradauer als Besatzung zurück . Bei den Piemontesen rifs die Entmutigung immer mehr ein.

Desertionen waren an der

Tagesordnung, der Rückzug mufste daher immer weiter fortgesetzt werden ; man konnte es nicht wagen, in einem Kampfe den Öster reichern die Stirn zu bieten. Am 1. August überschritten die Österreicher die Adda und zwar das 1. und 2. Armee- Corps / Meile oberhalb von Pizzighettone, das 4. Armee-Corps / Meilen unterhalb dieses Ortes. Letzteres Armee-Corps konnte den Flufsübergang erst sehr spät Abends be wirken, weil das Brückenmaterial nicht ausreichte und erst für den Notbehelf unvorbereitetes

Material

gesucht,

herbeigeschafft

und

dann auch noch erst zum Gebrauche hergerichtet werden musste. Das 1. Reserve - Armee- Corps blieb noch am östlichen Ufer der Adda, weil die Strafse durch Trainfahrzeuge derart versperrt war, dafs selbst einzelne Reiter nicht durchkommen konnten. König Karl Albert wollte ursprünglich seine Armee über Piacenza oder Pavia auf das rechte Poufer zurüchnehmen, entschlofs sich aber auf die Vorspiegelungen

der Revolutionspartei hin,

den Österreichern nicht Preis zu geben ,

Mailand

sondern hier noch

eine

Schlacht zu liefern . In Folge dessen ging nur die 1. piemontesische Division auf Piacenza zurück, alle übrigen piemontesischen Truppen bogen in der Richtung auf Lodi von ihrer bisherigen Rückzugslinie ab.

Die Meldung von der veränderten Marschrichtung der Piemon

tesen gelangte noch am 1. August Abends in das Hauptquartier Radetzky's, also noch an demselben Tage, an welchem diese Änderung eintrat.

Am 2. August schlugen die Österreicher daher gleichfalls

die Richtung auf Lodi ein .

Nur das 4. Armee- Corps marschierte

auf Piacenza, mit einer Brigade auf der Strafse Pizzighettone-Pavia bis an den Lambro . etwa ¾

Das 1. und 2. Armee-Corps lagerten Abends

Meilen südöstlich von Lodi ;

das 1. Reserve -Armee- Corps

blieb dagegen weit zurück, 2'2 Meilen von Lodi , Brigade Strassoldo trieb in leichtem , sehr glücklichem

Gefechte

die piemontesische

Nachhut, Brigade Acqui, vor sich her, sie verlor dabei nur 1 Offizier und 5 Mann .

Die Piemontesen gingen auf Mailand zurück, woselbst

sie am 3. August Mittags sich vereinigten. Die Österreicher marschierten am 3. August mit dem 1. und

2. Armee- Corps bis etwa halbwegs zwischen Lodi und Melegnano, mit dem 1. Reserve - Armee- Corps nach Lodi . Das 4. Armee- Corps

in Oberitalien, 1848 und 1849.

295

sollte mit 3 Brigaden am 3. August nach Corte- Olona, am folgenden Eine Brigade dieses Armee-Corps Tage nach Pavia vorrücken. erreichte jedoch schon am 3. August Motta .

Eine Abteilung dieser

Brigade (Grawert) hatte in der Nacht zum 4. August ein kleines Gefecht mit feindlichen Abteilungen bei Fossarmato, worin die Österreicher 16 Mann verloren. Die Piemontesen zogen eiligst nach Pavia ab. Mehrere österreichische Streif kommandos durchzogen das Land, so hatte Oberst Wyss mit 1 Bataillon , 6 Schwadronen, 6 Geschützen schon seit dem 28. Juli die rechte Flanke der Armee gedeckt, war bei Cremona wieder zur Armee gestofsen , jedoch schon in der Nacht zum

1. August mit

6 Schwadronen ,

6 Geschützen

wieder

über

Crema gegen Mailand aufgebrochen . Seit dem 2. August streiften 2 Schwadronen über Corte-Olona in der Richtung gegen Magenta und 2 Schwadronen gegen die Strafse Magenta - Mailand . Wir finden hier eine sehr sachgemäfse Verwendung der Reiterei. Am 4. August sollte das

1. österreichische Armee- Corps

auf

der Strafse Lodi - Mailand , das 2. Armee-Corps zwischen dieser Strafse und der Strafse Pavia- Mailand gegen die lombardische Hauptstadt vorgehen , das 1. Reserve - Armee-Corps dem 1. Armee Corps folgen . vereinigt

Piemontesischerseits waren am 4. August bei Mailand

in der Stadt selbst 2 piemontesische Reserve- Bataillone,

etwa 4000 lombardische Rekruten , etwa 3000 Mann Nationalgarde, eine polnische Legion und die Reste der Divisionen Perrone und Visconti, letztere noch etwa 4000 Mann ( Verpflegsstand) mit 26 Ge schützen . Vor Mailand befanden sich das 2. piemontesische Armee Corps, die 2. und Reserve-Division .

Einschliefslich der Truppen von

Modena, Parma und Toskana waren das 502 Bataillone, 34 Schwa dronen, welche am 22. Juli früh noch 32,825 Gewehre, 3400 Säbel gezählt hatten. Sie waren jetzt auf etwa 22,000 Gewehre, 3000 Säbel herabgeschmolzen und führten noch 83 Geschütze bei sich . Die Piemontesen bezogen eine Stellung, welche sich vom Naviglio di Pavia bis zum Naviglio della Martesana erstreckte und in einer Ausdehnung von

12 km

Mailand

auf der ganzen

Ostseite um

spannte. Es standen :

Die 2. Division vom Naviglio

di Pavia bis zur

Strafse Mailand- Lodi , die 3. Division von dieser Strafse bis 12 km nördlich der Strafse Mailand- Paullo , die 4. Division von hier bis zum Naviglio della Martesana. Garde-Brigade

Die Reserve -Division stand mit der

am Thore nach Lodi , mit der Brigade Cuneo

Thore nach Bergamo.

am

Die lombardischen Truppen und die National 20*

296

Die Feldzüge des Feldmarschalls Radetzky

garde besetzten die

Stadtwälle.

Brigade

Strassoldo

erschien am

4. August früh 8 Uhr in dem Bereiche der piemontesischen Vor posten auf der

Strafse Lodi - Mailand,

ihr

gegenüber stand die

Brigade Casale mit 8 Sechszehnpfündern und 4 Achtpfündern . Strassoldo entwickelte nach und nach 3 Bataillone und führte ein hinhaltendes Gefecht.

Gegen 10 Uhr früh trafen die anderen Bri

gaden des 1. Armee- Corps ein, Brigade Clam wurde auf Morsenchio entsendet,

Division Schwarzenberg marschierte hinter der Brigade

Strassoldo

auf,

schickte

gemuth gegen Nosedo verstärkten.

aber 2

vor,

Bataillone

während

3

der

Brigade

Zwölfpfünder

Wohl

Strassoldo

Das 2. Armee-Corps hatte von seiner Vorhut- Brigade Schwarzen berg 3 Kolonnen entsendet, Nr. 1 in der Stärke von 2/3 Bataillonen, 1/2 Schwadron, 2 Geschützen gegen Nosedo, Nr. 2 auch 2/3 Bataillone 1 Bataillon gegen 12 Schwadron gegen Vajano, Nr. 3

und

Quinto- Sole.

Der Rest der Brigade folgte hinter der Mitte, dem

nächst folgten die Brigade Gyulai und die Corps - Geschütz-Reserve. Kolonne Nr. 1 stiefs etwas südöstlich von Nosedo, bei C. Carpana auf den Feind, welcher dies Gehöft mit einem Bataillon der Brigade Casale besetzt hatte.

Schwarzenberg schickte sofort 2 Ba

taillone zur Verstärkung, welche C. Carpana erstürmten und demnächst auf Nosedo vordrangen, welcher Ort gleichfalls von den Österreichern genommen wurde.

Unterdessen hatte Clam Castegnedo genommen

und den Feind , Brigade Savoyen, gegen Mailand zurückgeworfen, stiefs aber bei C. Besana, 1 km nordwestlich von Castegnedo auf so starken Widerstand, konnte. Mittags

erschien

dafs er zunächst nicht weiter vordringen

Oberst

Wyss

mit

seinem

Streifcorps

und

2 Compagnien Infanterie der Brigade Maurer des 1. Reserve - Armee Corps rechts von der Brigade Clam und griff mit seiner Artillerie in den Kampf ein .

Später erhielt Clam auch von der Brigade

Supplikatz 5 Compagnien Verstärkung und drängte nun die Piemon tesen allmählich gegen die Stadtwälle zurück. Begünstigt durch das erfolgreiche Vorgehen der Brigaden Clam und Schwarzenberg war auch Brigade Strassoldo zum ernsten Angriff übergegangen und hatte den Widerstand der Brigade Casale ge brochen, wobei die Österreicher 7 Geschütze eroberten. Jetzt erschien aber die Brigade Garden und brachte

das Gefecht zum

Stehen, mufste jedoch gegen Abend vor den Brigaden Strassoldo und Wohlgemuth weichen, wobei die Österreicher noch ein Geschütz nahmen .

Das 2. Armee- Corps,

bei

welchem die

Brigade

Gyulai

297

in Oberitalien, 1848 und 1849.

nun auch vorgezogen wurde, griff in den Kampf gegen die Garde Brigade von der Flanke her ein

und stellte die Verbindung

mit

dem 1. Armee- Corps her ; die Piemontesen wurden auch hier gegen die Stadt zurückgedrängt, ein Geschütz fiel den Öster reichern in die Hände ; schliefslich eröffnete die zwölfpfünder Batterie der Geschütz- Reserve 2. Armee-Corps das Feuer gegen das Thor von Lodi.

Die

Kolonnen Nr. 2 und Nr. 3 der Brigade Schwarzenberg

hatten in Vajano und Quinto-Sole keinen Feind gefunden , dagegen war Kolonne Nr. 2 vor Vigentino auf die Brigade Acqui gestofsen . Was noch von der Brigade Schwarzenberg nicht im Gefechte bereits Verwendung gefunden hatte, nämlich 10 Compagnien und 4 Geschütze eilte zur Unterstützung herbei, während Kolonne Nr. 3 eine Umgehung der feindlichen Stellung von Osten her einleitete . Die Frontalangriffe der Österreicher auf Vigentino wurden zweimal abgeschlagen, erst der dritte Angriff gelang,

indessen

unter bedeutendem

Verluste.

Die Piemontesen traten nun den Rückzug an, von den Österreichern lebhaft verfolgt, wobei auch noch 1 Bataillon der Brigade Gyulai mitwirkte. Das Gewehr- und Geschützfeuer dauerte bis in die Nacht hinein. Die

Österreicher

11 Offiziere,

verloren

in

Zusammen 11 Offiziere , 306 Mann . gebracht :

dem

Treffen

233 Mann tot und verwundet,

von

Mailand:

73 Mann

vermifst.

Sie hatten ernsthaft ins Feuer

Die Brigaden Strassoldo, Clam und Schwarzenberg , daun

Teile der Brigaden Supplikatz, Wohlgemuth und Gyulai, auſserdem das Streifcorps von Wyss , zusammen etwas mehr als 14,000 Streit bare ; der Verlust betrug mithin nur 2 stärke. Die Piemontesen brachten ins

Prozent der Gefechts

Gefecht die Brigaden

Acqui,

Casale, Savoyen und Garden ; allein nicht alle Truppenteile dieser Brigaden kamen zu ernster Thätigkeit. Der Verlust lastet vielmehr nur auf etwa 8000 Streitbaren ; er betrug : 15 Offiziere, 255 Mann Zusammen tot und verwundet, 4 Offiziere , 142 Mann vermifst. 5,2 Prozent. 19 Offiziere, 397 Mann und 9 Geschütze Die Österreicher handelten bei Mailand sehr kühn , sie gingen mit 28,300 Gewehren, 2800 Säbeln und 154 Geschützen gegen eine grofse, volksreiche Stadt vor, welche von immerhin noch 42,000 be waffneten Männern verteidigt wurde.

Sie kannten aber die Un

brauchbarkeit der Nationalgarden und Freischärler einerseits und den

gesunkenen

Wert

der

fortwährend

geschlagenen

piemon

298

Die Feldzüge des Feldmarschalls Radetzky

tesischen Armee andererseits gut genug, um das Unternehmen wagen zu dürfen . Die Piemontesen handelten vom militärischen Standpunkte aus unrichtig. Sie zersplitterten die einzigen noch brauchbaren Feld truppen,

welche kaum 27,000 Streitbare zählten,

von 12 km.

auf eine Breite

Das forderte zum Durchbruche heraus, welcher denn

auch in glücklicher und sehr geschickter Art und Weise durch geführt wurde. Das 4. österreichische Armee- Corps zog am 4. August in Pavia ein und sandte die Brigaden Degenfeld und Grawert nach Mailand ab, welche am 5. August bei der Armee Radetzky's eintrafen.

In

Mailand spielten sich unterdessen alle die Schreckensscenen ab, welche sich bei jeder Revolution wiederholen . Man schwur den äufsersten Widerstand leisten zu wollen, Nationalgarde fast ganz auf.

dabei aber löste sich die

Der Pöbel herrschte in den Strafsen,

er wollte König Karl Albert am Abzuge verhindern, ja sogar ihn töten.

Piemontesische Gardetruppen mussten die tobenden Volks

haufen zerstreuen und den König retten . nichts übrig,

Es blieb jetzt dem König

als um einen Waffenstillstand nachzusuchen .

Am

6. August früh wurde eine Übereinkunft mit Radetzky geschlossen, nach welcher Mailand den Österreichern übergeben wurde und die piemontesische Armee über den Ticino abzog.

Demgemäfs verliefsen

die Piemontesen die Stadt, mufsten sich aber den Weg mit dem Bajonett bahnen . - Die Österreicher zogen am 6. August in Mailand ein.

Schon am 9. August wurde ein Waffenstillstand abgeschlossen ,

welcher den Krieg vorläufig beendete. In Peschiera befand sich ein Regiment der Division Visconti als Besatzung.

Feldmarschall- Lieutenant v. Haynau liefs am 9. August

Abends aus 52 Geschützen das Feuer eröffnen und am folgenden Tage mit grofsem Erfolge fortsetzen . Der Waffenstillstand ver schaffte jedoch der Besatzung freien Abzug .

Die Österreicher hatten

1648 Artilleriegeschosse gegen die Festung verbraucht und 2 Offiziere, 30 Mann verloren.

Der Krieg war nun zu Ende.

Der greise Feldmarschall hatte

die glänzende Genugthuung, mit seinem siegreichen Heere wieder in Mailand einzuziehen , welches er am 23. März unter so traurigen Am 23. Juli war er aus Verhältnissen hatte verlassen müssen . Verona zum entscheidenden Angriffe vorgebrochen , am 6. August zog er als Sieger in Mailand ein , nachdem er in 14 Tagen die Widerstandskraft seiner Gegner gänzlich gebrochen hatte. Die ferneren Ereignisse in Oberitalien sind vom taktischen

in Oberitalien, 1848 und 1849. Standpunkte ohne besonderes Interesse.

299

Mit den Freischaren im

Hochgebirge kam es noch zu einigen unbedeutenden Gefechten , so am 6. August bei Lonato, wo die Österreicher 19 Mann verloren, am 15. August bei Luino (Verlust der Österreicher 2 Offiziere, 40 Mann), am 26. August bei Morazzone (Verlust der Österreicher 2 Offiziere, 19 Mann ). Anfangs September war die Ruhe überall hergestellt. entweder Die Freischaren hatten sich aufgelöst oder

sie

waren

über

die

Grenze

entwichen .

Am

9.

Oktober

kapitulierte auch die kleine Festung Osoppo, so dafs nur noch Venedig sich der Herrschaft der Österreicher nicht unterworfen hatte. Hier standen noch immer 20,000 Bewaffnete im Dienste der Revolution . Die Geschichte der Belagerung von Venedig gehört nicht in den Rahmen dieser Arbeit , welche sich ausschliefslich nur mit dem Kriege im offenen Felde beschäftigt ; sie ist aber an und für sich in hohem Grade interessant, schon wegen der eigentümlichen ört lichen Verhältnisse und wegen der Mitwirkung der Seestreitkräfte. Wir müssen uns hier auf einige kurze Bemerkungen beschränken . Die Österreicher schlossen Venedig im Monat Juni 1848 durch eine dünne Truppen - Aufstellung vom Festlande ab , litten aber dabei sehr unter den Einwirkungen des überaus ungesunden Klimas. Die Venetianer benutzten die Schwäche des österreichischen Einschliefsungs Corps dazu, am 27. Oktober den Ort Mestre zu überfallen , wobei sie den Österreichern 5 Geschütze und mehr als 300 Gefangene abnahmen. Die Belagerung des Forts Malghera begann erst Ende April 1849 ; Anfangs Mai wurde das Artilleriefeuer österreichischer seits eröffnet , Malghera.

in der Nacht zum 27. Mai räumten die Venetianer

Die Österreicher verloren bei der Belagerung dieses

Forts 13 Offiziere, 345 Mann . Österreicher,

Interessant sind die Versuche der

aus schweren Geschützen

unter

einem Winkel von

45 Grad glühende Kugeln nach Venedig zu schiefsen .

Dies gelang

bis auf eine Entfernung von 6000 Schritten , für glatte Geschütze gewifs eine bedeutende Leistung. Opfer.

Die Cholera forderte sehr viele

Die Österreicher sollen allein

7000 Tote an Krankheiten

verloren haben, obschon ihr Belagerungs-Corps niemals eine Soll stärke von 28,000 Mann überschritten hat. litten furchtbar durch Krankheiten .

Auch die Verteidiger

Die Verluste der Österreicher im Feldzuge von 1848 beliefen sich auf: 299 Offiziere, 4641 Mann tot und verwundet, 41 Offiziere, 3911 Mann vermifst.

Zusammen 340 Offiziere , 8552 Mann.

300

Der Einfluss der Kapitulation von Péronne am 9. Januar 1871 Die Piemontesen verloren :

173 Offiziere, 6324 Mann tot und

verwundet, 85 Offiziere, 3932 Mann vermifst. ziere, 10,256 Mann.

Der Einflufs

XX.

der

Zusammen 258 Offi (Fortsetzung folgt. )

Kapitulation

von Péronne am 9. Januar 1871 auf die weiteren

Operationen im

Norden

Frankreichs.

Eine kriegsgeschichtliche Studie.

Aus dem deutsch-französischen Kriege bietet die kleine Festung Péronne im Norden Frankreichs ein sehr interessantes Beispiel dafür , dafs unter Umständen auch ein kleiner befestigter Platz , der , an keiner Eisenbahn gelegen , an sich unbe deutend ist , auch in der neueren Kriegführung geradezu « strategische Bedeutung

gewinnen kann.

Die meisten fran

zösischen Festungen dieser Art haben sich bekanntlich im Jahre 1870/71 darauf beschränkt, Ausgangspunkte für die Unternehmungen des

kleinen Krieges

gegen

deutschen Armee zu bilden.

die

rückwärtigen Verbindungen

der

Péronne dagegen ist thatsächlich

für die Operationen der deutschen I. Armee und der fran zösischen Nord - Armee von hervorragender Wichtigkeit geworden .

Letztere Armee ,

Norden

bewerkstelligen

her

welche den Entsatz von Paris von sollte ,

hatte

die

nordfranzösischen

Festungen zur Operationsbasis. Die Hauptstützpunkte dieser Basis waren die Festungen Lille, Arras, Cambrai und Valenciennes. Einem Vormarsch der Nordarmee von den eben genannten Festungen

aus

gegen

Paris

Hindernis die Somme - Linie ziemlich parallel läuft .

stellte

sich

entgegen ,

als

erstes

bedeutendes

welche der Operationsbasis

Die Somme ist als Wasserlauf unbedeutend ,

sie wird aber durch ihre versumpften Ufer zu einem sehr starken Abschnitt im Gelände. Ist die Somme überschritten , so findet eine in südlicher Richtung auf Paris vorgehende Armee erst wieder an der Oise , in der Gegend nördlich Senlis, ein ernstlicheres Bewegungs

301

auf die weiteren Operationen im Norden Frankreichs.

hindernis ; dort steht sie nur mehr 2 Tagemärsche von Paris ab . Es ist deutlich ,

dafs es für die französische Nord - Armee von be

sonderem Interesse sein mufste ,

an der Somme über einige feste

Stützpunkte , oder wenigstens über einen solchen zu verfügen , welcher ihr das Überschreiten dieses Defilees jederzeit sicher stellte , sei es, um gegen Paris vorzubrechen , sei es , um die zwischen Seine und Somme operierende deutsche I. Armee in ihrer rechten Flanke an ―――――――― zufallen . Nun lagen an der Somme 2 permanente Stützpunkte , welche in diesem Sinne verwertet werden konnten : Amiens und Péronne, - denn Abbeville, als zu weit abgelegen , kann man hier aufser Betracht lassen .

Péronne war an sich schon der wichtigere

Punkt, denn, abgesehen von der stärkeren Befestigung dieses Platzes , liegt er auch auf der direkten Linie Arras beziehungsweise Cam brai - Paris. Amiens hatte nur eine Citadelle, und diese war be reits am 30. November 1870 in die Hände der Deutschen gefallen. So verblieb der französischen Nord -Armee als Somme- Stützpunkt nur mehr die Festung Péronne , welche von nun ab den natürlichen Anziehungspunkt für die Operationen dieser Armee bilden musste. Nebenbei sei darauf hingewiesen , daſs die französische Nord - Armee für den Fall, dafs die deutsche I. Armee offensiv hätte werden und die Franzosen die Somme - Linie hätten halten wollen , der Festung Péronne unbedingt bedurft hätte. Das war im Wesentlichen die Bedeutung von Péronne für die Franzosen . Für die Deutschen aber hatte der Besitz dieser Festung noch weit höheren Wert.

Die Somme - Linie war die natür

liche Abwehrlinie gegen die den Entsatz von Paris versuchende französische Nord-Armee. Denn die Linie der Aisne, welche in Verbindung mit jener der Oise - hierfür noch hätte in Betracht kommen können , lag zu nahe an Paris und deckte überdies die deutschen

Verbingungen

nicht.

Der

Mangel

eines

natürlichen .

Schutzes durch das Gelände mufste aber für die deutsche I. Armee, welche die Deckung der Einschliefsung von Paris gegen Norden und gegen Westen gegen bedentende feindliche Übermacht zu über nehmen hatte , um so fühlbarer sein , als dieselbe , um die ihr zu kommenden Aufgaben zu lösen , gezwungen war, ihre Kräfte - von kleineren Detachierungen abgesehen in 2 Hauptgruppen zu zer legen , von denen die eine (linke Flügel- Gruppe) an der Seine , die andere (rechte Flügel - Gruppe ) an der Somme operierte .

Letztere

hatte sich zuvor den wichtigen Eisenbahnknotenpunkt Amiens als Stützpunkt erkämpft ; aber erst mit dem Falle von Péronne konnte. die deutsche I. Armee die Somme - Linie als Verteidigungsstellung

302

Der Einfluss der Kapitulation von Péronne am 9. Januar 1871

gegen den nordfranzösischen Festungskomplex verwerten und diese Stellung auch einem übermächtigen Gegner gegenüber mit Aussicht auf Erfolg behaupten . Auch verschaffte man sich hierdurch einen weiteren ,

gesicherten Übergangspunkt

über die Somme , was für allenfallsige Offensiv - Operationen gegen Norden von Belang sein konnte. Es kommt noch ein anderer Umstand hinzu , welcher der Festung Péronne eine gewisse Bedeutung für die deutsche Heeres Die eigentümlichen Verhältnisse nämlich, in denen sich die deutsche I. Armee befand, hatten den Bahn - Verbindungen in leitung verlieh.

dem Abschnitt zwischen Seine und Somme eine hervorragende Be deutung beigelegt, und in diesem Sinne darf man auch nicht unter schätzen , dafs die Nähe von Péronne die Benützung der Bahnlinie La Fère ――― Amiens durch die Deutschen erheblich erschwerte. Im Grofsen und Ganzen aber erhielt die Festung Péronne nur da durch eine so scharf hervortretende Bedeutung, dafs sie in innigster Beziehung zu der Linie der Somme stand , welche letzere ihrerseits im Hinblick auf ihre Lage zu den französischen Nordfestungen , zum eingeschlossenen

Paris und zum

Operationsterrain der deutschen I. Armee eine hoch wichtige Rolle zu spielen berufen war. Nach dieser allgemeinen Erörterung über die Bedeutung von Péronne

ist nunmehr zu untersuchen ,

inwieweit die Kapitulation

. dieser Festung auf die Operationen im Norden von Einflufs geworden Hierzu dürfte es angezeigt erscheinen , vor allem die Kriegs lage darzulegen , in welcher sich beide Parteien zur Zeit ist.

der Kapitulation von Péronne befanden . Die französische Nordarmee ist soeben wiederum im Vor rücken begriffen, um einen zweiten Entsatzversuch zu Gunsten Péronnes zu unternehmen .

Der rechte Flügel der deutschen I. Armee , der

sich aufser Stand sieht, dem übermächtigen Gegner noch einmal auf dem rechten Ufer der Somme , wie bei Bapaume , die Spitze zu bieten, zieht sich soeben auf das linke Ufer hinüber. Deutscherseits ist man bereit, erforderlichen Falles die Einschliefsung von Péronne aufzugeben, und geneigt, der Besatzung der Festung die günstigsten Bedingungen zur Übergabe zu gewähren , nur , um den Platz bald möglichst in die Hand zu bekommen , ― als ganz unerwartet der französische Kommandant unter den Bedingungen der Kapitulation von Sedan den Platz übergiebt . Ich glaube, man darf gleich hinzu fügen : » Sehr zur rechten Zeit . Fessel der I. Armees , wie sie v. Schell nennt, endlich abzustreifen . Wäre es nun gar den Franzosen gelungen, die Festung zu entsetzen , so mufste dadurch das französische Selbstbewusstsein in aufserordent lichem Mafse

gehoben

werden .

Die

Bedeutung dieser Thatsache

kann man erst voll ermessen , wenn man sich erinnert, wie die fran zösische Nord-Armee entstanden und wie sie zusammengesetzt war, wenn man sich weiters die allgemeine Kriegslage und speziell die ungemein schwierigen Verhältnisse vergegenwärtigt, unter denen die deutsche I. Armee im Norden operierte. Die frühzeitige Kapitulation von Péronne vereitelte den Entsatz versuch, und dies mufste , nach den oben gegebenen Andeutungen , für die Deutschen eine erhebliche Steigerung des moralischen Elementes, für die Franzosen aber eine schwerwiegende Schädigung desselben zur Folge haben. Das war der erste und unmittel barste Einflufs dieser Kapitulation . Die Folgen davon sollten auch bald zum Ausdruck kommen . Faidherbe nämlich, der am 11. Januar die Kapitulation erfuhr, stellte sofort seinen Vormarsch ein und blieb bis zum 14. mit seiner ganzen Armee un thätig stehen.

Es ist begreiflich ,

dafs Faidherbe durch den Fall

der Festung in Bestürzung geriet , denn Péronne war mit seinen Operationen so innig verwachsen , dafs der Verlust der Festung diese Operationen nunmehr in ganz andere Bahnen lenken musste . Faidherbe gesteht in seinem Werke : » Campagne de l'Armée du Nord en 1870-71 « dies nicht zu ; aber wie schwer er selbst und seine Armee diesen Verlust empfand , erhellt indirekt aus der Bitterkeit,

Der Einfluss der Kapitulation von Péronne am 9. Januar 1871

304

mit der er sich in seinem Werke über die » wenig chevalereske Art der preufsischen Kriegführung < - er meint damit das Bombardement der Stadt Péronne äufsert. Diese Stockung im französischen Vormarsch war für die Deutschen ein recht günstiger Zufall.

Denn

unmittelbar

wohl

nach

der Kapitulation

von Péronne wären sie

nicht in der Lage gewesen , einem energischen Vorstofs der fran zösischen Nord- Armee die Spitze zu bieten. So aber gewannen sie einige Tage Zeit , innerhalb deren sie sich in Péronne einzurichten und sich damit dieses Stützpunktes auch wirklich zu versichern ver mochten. Dafs der Fall Péronnes die französische Nord-Armee für einige Tage bewegungslos machte, das war nur eine momentane Wirkung dieses Ereignisses. Einen dauernden Einfluss auf die Operationen gewann aber die Kapitulation dadurch, dafs von jetzt ab die stra tegische Lage sich wesentlich zu Gunsten der Deutschen geändert hatte. Ehe

man zur Belagerung von Péronne geschritten ,

war der

deutschen Armee, um ihrer Aufgabe im Norden gerecht zu werden , nichts anderes übrig geblieben, als ihre Kräfte thunlichst zusammen zuhalten und möglichst nahe am Feinde zu bleiben, um dessen Vor brechen aus der Festungslinie , welches man jederzeit zu gewärtigen hatte , rechtzeitig zu entdecken und durch Schnelligkeit der Be wegungen dem Gegner zuvorzukommen , - ein Verfahren , welches naturgemäss die Kräfte der Truppen aufserordentlich in Anspruch nehmen musste. Als man endlich Ende Dezember sich entschlossen hatte, Péronne einzuschliefsen , verschlimmerte sich augenblicklich die Lage.

Es waren damit etwa 8000 Mann , eine für die damaligen

Verhältnisse sehr beträchtliche Zahl, an die Festung gebunden, und fast alle anderen Kräfte des rechten Flügels der deutschen I. Armee nötig , um die Einschliefsung zu decken .

Wollte man den Entsatz

der Festung wirklich vereiteln , so war man bislang gezwungen, dem Gegner auf dem rechten Somme -Ufer

entgegenzutreten , ein bei

dem ungleichen Kräfteverhältnis sehr mifslicher Umstand , was die Schlacht bei Bapaume deutlich genug gezeigt hatte. - Mit dem Falle von Péronne

änderten

sich

die Verhältnisse gänzlich.

Die

deutsche I. Armee hatte jetzt die Somme - Linie im unbestrittenen Besitz und sich damit für ihre strategisch defensive Aufgabe ,

die

sie im Norden zu lösen hatte , einen soliden Verteidigungsabschlufs geschaffen. Dabei hatte sie aber ihre volle Bewegungsfreiheit wieder erlangt , so dafs es ganz in ihre Hand gegeben war , ihre Aufgabe je nach Erfordernis durch die taktische Offensive oder Defensive zu

305

auf die weiteren Operationen im Norden Frankreichs .

lösen . Den Truppen konnte nunmehr unter dem Schutz der Sonime Linie in ausgedehnterer Ortsunterkunft die dringend nötige Ruhe gewährt werden . Denn der starke Abschnitt der Somme gewähr leistete immer eine rechtzeitige Versammlung der Truppen , wenn man nur jenseits des Flusses kleine Beobachtungs-Detachements des Feindes beliefs. Der Feind war zudem ja gegen seine Operations basis zurückgedrängt und ihm die Möglichkeit genommen worden, sich noch einmal unbemerkt ganz in der Nähe der I. Armee zu konzentrieren , wie er dies am 9. Dezember 1870 in einer für das deutsche Hauptquartier sehr überraschenden Weise thatsächlich ge than hatte.

I.

Es wird hier nötig sein , die Kriegslage der deutschen Armee gegenüber dem mutmafslichen Verhalten des

Gegners mit einigen Worten festzulegen . *) Ging der Feind direkt auf Paris vor , so traf er bei Péronne auf die Mitte der Stellung an der Somme.

Ein Erzwingen des

sehr bedeutenden Defilees angesichts der Festung und

angesichts

der jenseits in Stellung befindlichen deutschen Armee , zudem

mit

Truppen von der Qualität der französischen Nord -Armee , - das war beinahe ein Ding der Unmöglichkeit. Man konnte mit Gewifs heit annehmen , dafs der Feind auf ein Ausbiegen um die Flügel der Deutschen verwiesen wurde. Der linke deutsche Flügel reichte bis Amiens ; aber bei diesem Orte selbst konnte der Feind das Defilee noch nicht überschreiten , weil dasselbe unter dem Feuer der Citadelle von Amiens stand. Die Nord - Armee mufste also nordwestlich der

Stadt den Übergang

versuchen .

Nun standen

aber den Deutschen zwischen Péronne und Amiens mehrere durch Feldwerke gestützte Übergänge zu Gebote , welche der Deutschen . I. Armee gestatteten , jeder Zeit über die Somme vorzubrechen und die feindliche Armee in Flanke und Rücken anzugreifen . Schlimmsten Falles deckte die Somme auch den etwa nötig werdenden Links abmarsch der deutschen Armee, durch den sie sich dem Feinde auf dem Wege nach Paris vorlegen konnte. Wollte der Feind den deutschen rechten Flügel umgehen , so mufste er die Richtung auf St. Quentin nehmen , um dann weiters Ein solches Vorgehen konnte schon nicht auf Laon vorzugehen. mehr den Entsatz von Paris in erster Linie im Auge haben , wohl aber waren damit die deutschen Verbindungen in hohem Grade gefährdet. Doch auch in diesem Falle konnte die durch die Somme

*) Nach „ Blume" und „v. Schell. "

306

Der Einfluss der Kapitulation von Péronne am 9. Januar 1871

in der linken Flanke geschützte I. Armee auf mehreren Parallel strafsen hinter der Somme und dem Kanal Crozat rechts ab marschieren, um sich dem Gegner anzuhängen. Kurz, im Besitz der Somme- Linie konnte die deutsche I. Armee nunmehr den Be wegungen des Feindes mit voller Ruhe bislang noch zweifelhaft ,

entgegensehen.

War es

ob es der I. Armee an allen Punkten

gelingen würde , die ihr zufallenden Aufgaben zu lösen , so konnte man von jetzt ab mit Bestimmtheit auf die Lösung dieser Aufgaben rechnen. Der wirkliche Verlauf der Ereignisse nach dem Falle von Péronne entsprach durchaus diesen geänderten strategischen Ver hältnissen. Sofort nach der Einnahme des Platzes liefs General v. Göben (welcher an Stelle v. Manteuffel's das Kommando über die deutsche I. Armee inzwischen übernommen hatte) seine Armee in der Linie Amiens - St. Quentin hinter der Somme eine abwartende Stellung einnehmen . Zur Kennzeichnung der Lage genügt es , auf den am

12. Januar Mittags erlassenen Armee- Befehl hinzuweisen,

in welchem für das 8. Armee-Corps bestimmt wurde :

»Es ist bei

der für morgen befohlenen Dislocierung möglichste Rücksicht auf die Retablierung der Truppen zu nehmen . >Mit Gott für König und Vaterland . Versuch und die von einem österreichischen Offizier (Prinz Waldeck) verfalsten, 222 Seiten 8 ° stark in Frankfurt und Leipzig 1784 er schienenen >> Kleinen Berichtigungen des Seidl'schen Werks, weil beide Autoren mit viel Wahrheitsliebe und Freimut geschrieben hätten und gute Beobachter seien . Nur da , wo sie auf fremde Berichte sich verlassen mussten , oder wo ihnen des Feindes Absichten , Verhalten und wirkliche Truppenstärke unbekannt geblieben, finde man eine Verschiedenheit der Schilderung . » Unläugenbare Vorzüge Beide

5 Minuten vor 8 Uhr das Wachen an Deck , Deck aufklaren ! Gewehr über und Doppelschlag ! « ― Kommando desselben : Kai die Raaen ! « wird 8 Glas geschlagen.

Die

Wache präsentiert, Spielleute und Kapelle intonieren den Präsentier marsch und die Nationalflagge steigt langsam bis zur Gaffelspitze Während des Flaggenhissens wenden sich sämtliche auf empor. Deck befindliche Offiziere u . s . w. der Flagge zu und salutieren . Gleichzeitig werden die Raaen gekreuzt und tritt nach Beendigung Darauf wird dieses Ceremoniells die Sicherheitswache wieder ab. die Takelage parademäfsig hergerichtet, die Raaen wagerecht getoppt und gebrass't , die laufenden Taue steif geholt , die Geschützpforten Sämtliche Schiffe im Hafen strahlen im

horizontal gestellt u. s. w.

Schmuck ihres Festkleides ; alles blitzt und glitzert im schönen Sonnenschein ! Ist's doch, als wollten selbst die Schiffe sich dankbar zeigen für den herrlichen Morgen .

Auf den Gesichtern der Mann

Kadetten und schaft zeigt sich eine gewisse freudige Erregung . Bootsmannsmaate laufen geschäftig hin und her, lassen, wo es noch Die Unter notwendig ist , aufräumen , fegen , putzen u. s. w. lieutenants , welche die Aufsicht über die Decks haben , bemühen sich Alles so in den betreffenden Räumen zu ordnen , dafs ihnen kein Vorwurf vom ersten Offizier gemacht werden kann ; das laufende Tauwerk auf dem Oberdeck wird kunstvoll in Scheiben und allen möglichen Figuren niedergelegt , Schnee ,

werden oben

in

die Hängematten , so weils wie

den Finknetzkasten schnurgerade

aus

gerichtet , so dass sie wie eine weiſse Linie den schwarzen Rumpf des Schiffes besäumen. In den Batterien strahlen die Geschütze im Glanze ihrer Politur mit den spiegelblanken Verschlufsstücken und den daran hängenden weifs gewaschenen Abzugsleinen . Die Sonne wirft ihre Strahlen durch die Deckluken und Geschützpforten , und spiegelt sich in den Läufen und Klingen der Handwaffen die , künst lich gruppiert , Bordwände , Masten und Ankerwinden u. s. w. 25*

Der Kriegsschiffsdienst.

376

zieren.

Die Köche in ihren weifsen Kleidern und weiſsen Mützen

sind eifrig bemüht , den kupfernen Geschirren noch den letzten Schliff zu geben , dem Kochheerde den möglichsten Glanz zu ver Im Zwischendeck und den Batterien , sind bereits die leihen . weils gescheuerten Tische und Bänke mit den blank geputzten Els und Trinkgeräten aufgestellt . Auch in den untersten Räumen , der Wasserlast, der Maschinen und Kesselabteilung, den Vorratskammern u. s. w. herrscht gleiche Ordnung und Sauberkeit, sie sind sämtlich erleuchtet, überall schaffen noch fleissige Hände. Auch die Offizier-Cabinen sind aufgeräumt, denn die Thüren müssen während der Inspizierung geöffnet sein. Nur die Pulvermagazine und Granatkammern, deren Eingänge von Seesoldaten mit blankem Seitengewehr bewacht werden, bleiben fest verschlossen . Die Offiziere erscheinen im Dienstanzuge auf dem Halbdeck und erfreuen sich des herrlichen Wetters.

Der Anzug

der Mannschaft ist vom Flaggschiff per Signal befohlen , er lautet : blaue Hosen , weifse Hemden , - dazu schwarzseidenes Halstuch, Schuhe und Strümpfe , Mütze

mit breitem

schwarzen Bande und

darauf den Namen des Schiffes in goldenen Buchstaben.

Der blau

mit weiſsen Streifen garnierte, breite Halskragen fällt weit über die Schultern zurück und läfst den Nacken und die kräftige Brust frei. An weisser Schnur hängt um die Taille ,

oder um den Hals das

Messer. Es ist eine kleidsame praktische Kleidung und sitzt , den freien Gebrauch der Glieder gestattend, sehr bequem. Der Signalmann meldet dem wachthabenden Offizier , dafs der Admiral das Boot an der Landungsbrücke bestiegen hat und seine Flagge im Bug aufgesteckt ist . »Wache ! « ertönt das Kommando des Offiziers , und »Wache ! « hallt es wieder auf allen Schiffen der Flotte.

Die Seesoldaten -Wache begiebt sich auf das Halbdeck : unter präsentiertem Gewehr und Trommelwirbel fährt der Admiral zur Bei wohnung des Gottesdienstes auf das Flaggschiff. Der Posten meldet >> drei Glas Unarten Zeitdauer keiner Umschreibung fähig ist . Es mufs das Mittel eben seine Reihe von Jahren gelegen haben, ehe man seiner Sache ganz sicher ist. Daran ist nun einmal Nichts zu ändern . Wo die

Umschau auf militärtechnischem Gebiet.

396

Gelegenheit

zur Beobachtung gefehlt hat ,

bleibt die Wahl unter

diesem Gesichtspunkt immer eine Vertrauenssache. Eine raschere Entscheidung gewährt die Prüfung hinsichtlich der brisanten Wirkung auf das Feuerrohr beziehungsweise des Gasdrucks. Hier begegnet man zum Teil den sehr hohen Zahlen von fast 4000 Atmosphären und auch wieder der sehr niedrigen von 1300. Es käme endlich Im Allgemeinen wird derselbe als noch der Preis in Betracht. wesentlich höher im Vergleich mit dem Schwarzpulver angenommen. Die alte Regel : » Das Teuerste ist das Billigste « wird sich auch hier wieder bewähren . In wieweit bei den Neukonstruktionen von Waffen der Ein flufs der Nitropulver sich geltend machen wird, ist noch nicht abzu sehen. Bereits will man von einem bevorstehenden Ersatz des Stahls durch die Bronze als Geschützmaterial wissen. Das

deutsche

Reich

lässt

seinen

Bedarf

an

rauchlosem

Pulver jeder Art in eigenen Fabriken fertigen , und es soll nur insoweit mit Bezug auf die Rottweiler Pulverfabrik eine Ausnahme eintreten ,

als

diesem

Unternehmen

eine

bestimmte

Menge zur

Lieferung dieses von der Heeres - Verwaltung angenommenen Pulvers übertragen ist

(Mitt. in Nr. 300

der Kölnischen Zeitung ;

vergl.

auch die Umschau im September- Heft) . Man wird sich erinnern , dafs das von Deutschland angenommene rauchlose Pulver in chemischer Hinsicht durch den Chemiker Prof. Karl Scheibler untersucht worden ist , weshalb demselben vor etwa einem halben Jahre eine besondere Auszeichnung zu Teil geworden ist.

Um die

Lösung der Frage eines geeigneten rauchlosen Pulvers für Deutsch land

hat

sich

nach

allgemeiner

Annahme

der

Direktor

der

Spandauer Pulverfabrik Generalmajor Küster ein hohes Verdienst erworben. Nach den Zeitungen steht eine wesentliche Erweiterung der Spandauer Pulverfabrik bevor. Wie in guter Erinnerung, hat das deutsche rauchlose Pulver bei der Gefechtsübung in der Nähe von Spandau am 14. August d. J. in Platzpatronen seitens der Infanterie zuerst öffentliche Anwendung gefunden, dann in gröfserem Umfange und zugleich bei der Artillerie gelegentlich der Kaisermanöver in der Provinz Hannover am 20. und 21. September. Es war dies ein Versuch im Grofsen , den Einfluss des schwachrauchenden Pulvers als eines solchen auf die Gefechts verhältnisse zur Anschauung zu bringen. Deutschland hat damit dem französischen Nachbar hinsichtlich der aus den äufserlichen Vorgängen abzuleitenden taktischen Lehren den Rang abgelaufen. Frankreich hat es bis heute nicht für gut befunden mit seinem

Umschau auf militärtechnischem Gebiet.

397

neuen Pulver sei es auch nur in Platzpatronen an die Öffentlichkeit. Die grofsen Manöver von zwei auf einander folgenden

zu treten .

man in Frankreich in gedachtem Sinne unbenutzt verstreichen lassen, wofür die militärische Presse Worte des heftigsten Tadels ausspricht .

Jahren hat

Hinsichtlich

des

oben erwähnten

Trust pulvers

hatte

eine

Mitteilung der Berliner Börsen-Zeitung aus Essen dahin gelautet, dafs die Versuche mit der Verwendung dieses Pulvers für Gewehre so glänzende Ergebnisse gehabt hätten,

dafs » die Einführung

des

selben in gröfstem Umfang beschlossen wurde. < Von wem beschlossen ? hat man das Recht zu fragen, etwa von der Gesellschaft ?? Die Verwendung dieses Pulvers für Artillerie sei Gegenstand von ver gleichenden Versuchen auf den Schiefsplätzen der Firma Friedrich Krupp gewesen . Es habe sich dabei das Trustpulver den anderen (welchen Arten ? davon ist nichts gesagt ) insofern überlegen gezeigt, als es fast gar keinen Rückstand läfst.

Bei gleicher Pulvermenge

erzeugt das Trustpulver nach dem Bericht eine ungleich höhere Spannung im Rohr bei langsamerer Verbrennung als die anderen Arten .

Die

höhere

offenkundig ist ; gewählt.

Spannung

wäre

allerdings

ein Nachteil ,

der

vielleicht ist hier eine unrichtige Ausdrucksweise

Nach der weiteren Darstellung wäre das Pulver in seiner

Leistung ein geradezu ideales, wozu noch die volle Rauchlosigkeit treten soll.

Dem entgegen tritt zum Teil eine Erklärung der Firma

Krupp, wonach die Ergebnisse »nicht richtig beurteilt« sind, und die Versuche bei weitem nicht als abgeschlossen gelten können . Man kann auf die weitere Entwicklung der Frage billig gespannt sein. Es wäre voreilig in derselben selbst » autoritative > Rezept des Kommandanten der Pulverfabrik zu Stein, Major Johann Schwab « hergestellt. Das Pulver ist um ein Weniges gröber als das gewöhnliche, eher grau als schwarz und verbrennt lose aufgeschüttet sehr langsam. Die Rauchentwicklung ist kaum wahrnehmbar. In Patronen gefüllt entzündet es sich schnell und verleiht dem Geschofs eine Anfangsgeschwindigkeit von 630 m gegen über 530 m des früheren Pulvers. Dies wäre eine Leistung, wie sie auch dem neuen französischen Pulver zugeschrieben wird . Bei früheren Versuchen mit einem absolut rauchfreien Pulver ent

Umschau auf militärtechnischem Gebiet.

398

wickelten sich gewisse Dämpfe, welche schädlich auf die in der Schiefshütte Anwesenden wirkten . Durch Zusetzung eines anderen Präparats wurde der Übelstand vollständig gehoben, wobei der nun mehr sich entwickelnde leichte Rauch in Kauf genommen werden mufste.

Es scheint danach fast,

als ob die ersten Versuche mit

einer reinen Schiefs wolle stattgefunden haben, bei deren Verbrennung Spuren von salpetriger

Säure

und

von

Cyan- Gas

nachgewiesen.

wurden, und dafs diese bei einem gemischten Pulver verschwunden sind, wobei wieder die Rauch- Entwicklung, das Zeichen unvollständiger Verbrennung und verflüchtigten Rückstandes , aufgetreten ist. — Die Privat-Industrie kann sich in Österreich an den Wettkampf um ein vollkommenes rauchloses Pulver nicht beteiligen,

da die Pulver

darstellung dort Staats- Monopol ist. Dem Erfinder des Nitropulvers in Frankreich, dem Ingenieur I. Klasse Paul Maria Eugen Vieille vom Centrallaboratorium in Paris, soll die Akademie der Wissenschaften den Preis Lecomte, welcher alle 3 Jahre verteilt wird , in der Höhe von 50,000 franks zugedacht haben. Die Schweiz beabsichtigt zur Fabrikation ihres rauchlosen Gewehr-Pulvers eine staatliche Anstalt einzurichten . Das > Halb fabrikat « , die Schiefsbaumwolle (!) , wird bislang noch vom Ausland bezogen.

Man spricht von einem anderen rauchlosen Pulver, dessen

Brisanz in dem

Grade beherrscht werden kann ,

dafs

bei

einer

Anfangsgeschwindigkeit des Gewehrgeschosses von 615 m der höchste Gasdruck nur 1300 Atmosphären erreicht. Es wäre dies ein geradezu phänomenales Verhalten . In Belgien wurde bei dem Gewehrversuche das gekörnte Papierpulver der Fabrik Wetteren angewendet. Die normale Ladung von 2,7 g liefert eine Anfangsgeschwindigkeit von 600 m , die Über ladung von 3,7 eine solche von 750 m, aber enorme Gasdrücke. Zur besseren Entflammung einzufüllen.

war es notwendig,

etwas Jagdpulver

Italien experimentiert mit einem rauchlosen Pulver, welches in der Fabrik zu Avigliana bei Turin hergestellt wird, es wird zu den besseren Sorten gerechnet . In Serbien hat der Artillerie- Oberst Pantelitsch ein rauch loses Pulver erfunden , sind.

dessen Prüfungen sehr günstig ausgefallen

Die im Bau begriffene Pulverfabrik soll das

herstellen.

neue Pulver

Russland hat angeblich den Obersten eingeladen, seine Erfindung in Petersburg vorzulegen . In Russland wird vielleicht durch Beziehen des Lebelgewehrs

Umschau auf militärtechnischem Gebiet.

399

aus Frankreich die Frage des rauchlosen Pulvers

für Handfeuer waffen mit zur Erledigung kommen, doch heifst es auch hier : Ab warten , so weit es sich um die einander folgenden oft in Wider spruch stehenden Mitteilungen handelt. Hinsichtlich der Gewehrfrage ist die endliche Entscheidung derselben in

durch

Belgien

Annahme

des

Gewehrsystems

Die Gewehr-Kommission hatte sich in

Mauser getroffen worden.

10. Oktober im Kriegsministerium abgehaltenen Sitzung für die Einführung des belgischen Mausergewehrs mit randloser Dasselbe hat ein Kaliber von 7,65 mm Patronenhülse entschieden. einer am

(v. a. Umschau im Märzheft) und wird die Bezeichnung M/89 führen . Das kastenförmige Magazin gestattet ein Nachfüllen von Patronen. Von grofsem Interesse sind die Mitteilungen über die bei den Man Versuchen angewandten Formen von Patronenhülsen . hatte solche mit vollem Hülsenwulst und ohne Wulst, aber mit Rinne für den Patronenzieher. Zu diesen ist nunmehr eine dritte Form getreten , welche nur eine niedere Wulst und gleichzeitig eine seichte Rinne besitzt. Die Patronen mit vollem Wulst haben eine feste Anlehnung im Wulstlager, wodurch die Entzündung des Zünd hütchens durch den Schlagbolzen gesichert ist. Bei den wulstlosen Patronen ist die Lage keine so sichere und können demzufolge Versager eher vorkommen . Dagegen gestatten sie gewisse Toleranzen in der Seele ohne Nachteil für das Schiefsen . Die Widerstands fähigkeit gegen den Gasdruck ist bei den Patronen mit Wulst am gröfsten, auch gewähren letztere den Wänden der Zündglocke eine Gasausströmungen sind an dieser Stelle gewisse Versteifung. seltener. Die neuesten Berichte über Schiefs-Versuche der Gufsstahlfabrik Friedr. Krupp in Essen beziehen sich auf Schallgeschwindigkeit und auf zwei Neukonstruktionen von Schnellfeuer-Kanonen . Man hatte in mehreren

Artillerien

geschwindigkeit

die

Bemerkung

beim Schufs

gemacht ,

wesentlich

dafs

gröfser ist ,

die

Schall

als diejenige ,

welche gewöhnlich für unbewegte Luft angenommen wird. Die Versuchs - Ergebnisse haben gezeigt , dafs alle Entfernungsmesser, welche die Schallgeschwindigkeit als Mafs- Einheit nehmen ,

nicht

brauchbar sind. Die Schallgeschwindigkeiten lagen in den Grenzen von 620 und 333 m , wobei die Zeiten immer in der Richtung der Geschofsbahn gemessen worden sind . Als neu konstruiert haben beim

zweiten Versuch eine schnellfeuernde 6 cm- Kanone L/40 und eine 7,5 cm Schnellfeuer- Kanone L/25 , letztere in Caponièren

Laffete ,

beide

Rohre

mit

Horizontalkeil - Verschlufs,

vorgelegen .

Umschau auf militärtechnischem Gebiet.

400 Das

Gewicht

des

6 cm-Kanons L/40

beträgt

385 kg ;

von

der

Gesamtlänge von 2,4 m kommen 2,25 m auf die Seele. Der Ver schlufskeil hat in der Richtung der Seelenachse eine Bohrung zur Aufnahme der Schlofs- Vorrichtung, Verschlusses

selbstthätig

die sich beim Öffnen des

spannt.

Die Laffete hat einen Rück lauf von 20 cm ; ein Schild von Stahlblech sichert Bedienung und Geschütz vor feindlichem Feuer. Die Munition umfafst: Stahl granaten , Ringgranaten , Schrapnels und Kartätschen im Gewicht von 3 kg. Die Normal- Ladung beträgt 0,95 kg grobkörniges Geschütz pulver

C/86

oder 0,5 kg Würfel - Pulver

von

10 mm Seite,

die

erstere erteilt dem Geschofs eine Geschwindigkeit von 610, die letztere Mit der zweiten Pulver- Art, welche vielleicht zu von 620 m . den Nitropulvern gehört , sind bis jetzt nur 10 Schufs gethan, nähere Angaben fehlen . Mit der ersten Pulver - Art geschahen 165 Schufs.

Die Versuche im Schnellfeuer fanden gegen Scheiben Beim Abfeuern mit der Abzugs

auf 500, 1000 und 1500 m statt.

schnur serienweise lagen die Geschwindigkeiten zwischen 16 und 22 Schufs in der Minute ,

beim Abfeuern mit dem Verschlufs er

gaben sich 26 Schufs in der Minute. mit Rücksicht

auf die

grofse

Dabei war die Trefffähigkeit

Feuerschnelligkeit

eine

sehr be

friedigende.

Rohr und Laffete blieben unbeschädigt. Das 7,5 cm- Kanon hat ein Rohrgewicht von 324 kg. Von der gesamten Rohrlänge von 1,875 m kommen 1,680 m auf die Seele. Die Laffete , welche mit Rücksicht auf Graben - Verteidigung kon struiert ist, besteht aus Oberlaffete , Rahmen und Pivotierung. Am Rahmen befindet sich ein Schulterstück für den richtenden Mann. Der Rücklauf beträgt 20 cm. Die Munition umfafst Ringgranaten , Schrapnels und Kartätschen, Gewicht 6 kg. Eine Ladung von 1 kg grobkörnigen Geschütz- Pulvers C/86 erteilt dem 6 kg schweren Ge schofs eine Geschwindigkeit von 450 m mit 1730 Atmosphären Gas druck, eine Ladung von 1,4 kg kubischen Pulvers von 11 mm Seiten länge eine Geschwindigkeit von 424 m mit 1885 Atmosphären Gas druck . Eine Serie von 20 Schufs mit gutem Richten und mit Ab feuern durch die Richtnummer brauchte 72 Sekunden (gleich 17 Schufs in der Minute) ; eine Serie von 20 Schufs im Schnellfeuer mit selbst thätiger Abfeuerung wurde in einer Minute abgegeben. Die Treff fähigkeit erwies sich als eine sehr gute. Rohr und Laffete waren nach den Versuchen in tadellosem Zustande , das Geschütz hat in allen Beziehungen gut funktioniert. In Österreich - Ungarn hat die Gufsstahlhütte E. Skoda in Pilsen eine Schnellfeuerkanone nach eignem System hergestellt,

Umschau auf militärtechnischem Gebiet.

401

worüber das Armee-Blatt Nr. 37 nähere Mitteilungen macht.

Die

in Pilsen angestellten Schiefsversuche sollen sehr gute Ergebnisse geliefert haben. Das Rohr besteht aus Kern und dem Mantelrohr und hat einen Fallblock-Verschlufs.

Das Material ist Stahl ;

das

Rohr hat ein Kaliber von 7 cm , eine Länge von 42 Kalibern. Das 4 kg schwere Geschofs erhält durch eine Pulverladung von 1,85 kg eine Geschwindigkeit von 630 m bei 2200-2500 Atmosphären Gasdruck.

Das Stahlgeschofs durchschlägt an der Mündung eine Die Feuergeschwindigkeit

schmiedeeiserne Panzerplatte von 14 cm. beträgt 20 Schufs in der Minute.

Die Laffete ist eine Schiffslaffete

mit Rücklauf, welches durch eine hydraulische Bremse wird.

ermässigt

Die Wiederholung des Versuchs in Pola steht bevor. Vom Gruson werk kam uns der Bericht Nr. 2 über Schiefs

Versuche mit einer 12 cm Schnellfeuer-Haubitze in Panzerlaffete zu . Derselbe wird in nächster Umschau besprochen werden.

Sch.

XXVII.

Umschau in

der

Militär- Litteratur.

I. Ausländische Zeitschriften .

Organ der militär-wissenschaftlichen Vereine . XXXIX . Bd . 3. Heft : Frei zügische Märsche und die Verpflegung bei gröfseren Friedens Übungen. Diese Darstellung will zeigen , wie Ordnung und Sicherheit in den Gang der Verpflegung zu bringen sei ; es wird besonders eine Ver gröfserung des Vorrates an Konserven befürwortet , damit das Kommando unabhängiger in seinen Entschlüssen sei. Die organisatorischen Vorsorgen und Vorschriften für die Verpflegung im Gebirgs kriege. Das englische Ballonmaterial. ( September): Streffleur's österreichische militärische Zeitschrift. Zur militär- politischen Lage im Mittelmeer. Dieser treffliche Aufsatz bespricht die Machtstellung der im Mittelmeer engagierten See mächte , namentlich Italiens strategische Lage zu Lande und zur See. Verf. meint , dafs die italienische Flotte am Gefechtswert der Schiffe, Schnelligkeit der Fahrt und Stärke der Armierung der französischen über legen sei. Frankreich könne wenig mehr als die Hälfte des Gesamt bestandes seiner Flotte für das Mittelmeer bereit stellen , nämlich 33 bis 35 Schlachtschiffe und 50 Torpedoboote ; diesen könne Italien ohne Öster reichs Hilfe etwa 35 Schlachtschiffe und mehr als 70 Torpedoboote ent gegenstellen. Die Vereinigung mit der österreichischen Flotte würde der Zur Taktik der italienischen eine bedeutende Überlegenheit sichern. Infanterie. - Über die Initiative. ――― Der Feldzug in Italien vom September 1796 bis Februar 1797. (Schlufs. ) Armeeblatt Nr. 40 : "9 Zur Schiefs - Instruktion für die In

Nr. 43: fanterie und die Jäger - Truppe des k. k. Heeres 1879. Scheibenschiefsen mit den Schiffsgeschützen. -Einweihung der den im Feldzuge 1866 Gefallenen in Waldenburg gewidmeten Denkmäler. In warm empfundenen Worten wird dieses schöne Fest, „ bei welchem sich die Glieder zweier befreundeter Armeen freundschaftlich die Bruderhand reichten, " besprochen. wwww Nr. 44: Das Eisenbahnnetz des Occupationsgebietes. -

Die in Russland bereits im Jahre 1888 formierten 8 Mörser - Batterien sind zu 2 Mörser-Regimentern à 4 Batterien vereinigt worden .

Militär-Zeitung ( österreichisch). Nr. 72: " Wettbewerb in der Zahl der Armee Corps. " Die Vermehrung der Zahl der Armee - Corps wird befürwortet , nach Mafsgabe der normalen Formation des Armee - Corps zu

Umschau in der Militär-Litteratur.

403

2 Infanterie -Divisionen. Verf. meint, dafs 3 Armee- Corps zu 2 Divisionen einen bei weitem höheren strategischen Wert haben, als 2 Armee-Corps zu 3 Divisionen. -- Nr. 76 : Von der unteren Donau. Verf. befürchtet, die untere Donau werde infolge Regulierung des „Eisernen Thores “ ein russischer Strom werden und befürwortet Vermehrung der Donau Flotille (Bau eines neuen Monitors ). - Das rauchfreie Pulver und Seine Einwirkung auf die Führung. Nr. 77: Die Armee als Bildungsanstalt. Nr. 79 : Mit dem 1. Januar 1890 wird ein drittes Bataillon beim Eisenbahn- und Telegraphen-Regiment aufgestellt werden. Militärisch- politische Revue ,, Bellona ". Heft 2 : Kreta : Dieser Auf Krieg satz befürwortet die Einverleibung Kretas in Griechenland. gegen Russland ? -- Ideen über die eingliedrige Aufstellung der Kavallerie. (Fortsetzung) . - Die mobilen Belagerungs Batterien. Mitteilungen über Gegenstände des Artillerie- und Genie-Wesens . 10. Heft. Eiserne Dachkonstruktionen . -- Ein Beitrag zum indirekten Schufs der Feldartillerie. Journal des sciences militaires.

(Oktober ) :

„ Die französische

Remontierung " . Geschichtlicher Rückblick auf dieselbe von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Verfasser ist der bekannte Kavallerie- General ―――――――― ― Bonie. Organisation der Artillerie - Truppen. Dienst und Ausbildung im Heere (Fortsetzung) . Der Massenkrieg (Fort setzung). - Geschichtliche Nachrichten über den Generalstab (Fortsetzung). Reserve - Armee - Corps bei den Armeen im Felde. Verfasser fordert je eins für jede Feld- Armee. Le Spectateur militaire . ( 1. Oktober ) : Die Kriegsgrundsätze des General Dragomirow (Fortsetzung). Der Feldzug in Mexiko : Die Zivil - Versorgung aus Expedition von Mazatlan (Schlufs). gedienter Unteroffiziere scheint noch ziemlich im Argen zu liegen . Sp. m. macht darauf aufmerksam , dafs am 1. Januar 1887 noch 256 an stellungsberechtigte Unteroffiziere unversorgt gewesen seien . ( 15. Oktober ) : Die Manöver des 6. Corps. Briefe über Kavallerie ( Fortsetzung). Das Rekrutierungsgesetz. Verfasser polemisiert gegen die Trennung der aktiven und der Territorial -Armee in organisatorischer Beziehung. Revue du Cercle militaire . Nr. 40 u . 41 : Die Ausführung von Gegenangriffen durch Truppen aller Waffen. Auch solche von Infanterie und Artillerie ohne Kavallerie , ferner von Artillerie und Kavallerie ohne Infanterie werden besprochen . Die moralische Über legenheit sei einer der wichtigsten Faktoren des Sieges ; dies sei das Geheimnis des moralischen Erfolges des Gegenangriffs. - Expedition im südlichen Oran 1881 (Fortsetzung). - Die holländische Armee. - Der Parteigänger - Krieg. - Nr. 42 u. 43 : Über Exerzier Reglements der Infanterie. Vergleich der Reglements von 1862 , 1869, 1875 , 1884 und der „ Instruktion pour le combat. " - Expedition „ Der Oberst " von im südlichen Oran 1881 (Fortsetzung). ―

404

Umschau in der Militär-Litteratur.

General Dragomirow. Dieser kurze Aufsatz ist ein Auszug aus des ge nannten russischen Generals „ Leitfaden für die Vorbereitung der Truppen. auf das Gefecht " . General Dragomirow erfreut sich in der französischen Armee des höchsten Ansehens . Revue de Cavalerie . ( September u. Oktober) : Die Eskadrons" schule zu Pferde. - Das neue italienische Kavallerie - Exerzier Reglement. ―――― Chamorin , par le Général Thoumas (Schlufs). - Die deutsche Kavallerie (Fortsetzung) . Behufs Erleichterung der Aus rüstung des Kavalleriepferdes hat der Kriegsminister durch Erlaſs vom 30. Juni eine neue Art der Packung befohlen , welche am 1. Oktober in Kraft getreten ist. Bemerkungen über Lanzenreiter. - Die Remontierung eines Regiments 1789. Revue d'Artillerie. (Oktober ) : Lariboisière (Schlufs) .

Lebensbe

schreibung dieses hervorragenden , am 21. Dezember 1812 , infolge der Strapazen des Winterfeldzuges verstorbenen Artillerie-Generals ; viele wich tige Aufschlüsse über die napoleonischen Feldzüge, namentlich 1812. L'Avenir militaire . Nr. 1413 : In der neu gewählten Kammer befinden sich 26 vormalige Offiziere , davon 2 Generale und 2 Ad mirale. Nr. 1416 : Die diesjährige Rekruten - Einstellung fand (noch nach dem alten Gesetz ; das neue war noch nicht in Kraft ;) in der Zeit vom 11. bis 13. November statt ; es werden bei der Landarmee eingestellt : Bei der Infanterie , 79,189 ; Kavallerie , 19,466 ; Artillerie, 20,095 ; Genie 3220 ; Train 3880 ; Militär-Verwaltung 3880 Mann . Summa : 129,020. - Nr. 1417 : Teilung der Infanterie - Regimenter. A. m. meint, das neue Gesetz gestatte, da es eine Klasse von Reservisten mehr gebe, bei jedem Regiment vom ersten Mobilmachungstage an 6 Bataillone zu formieren. - Diese Thatsache verdient Beachtung ! Sie ist die bedeut samste Folge des neuen französischen Rekrutierungsgesetzes ! La France militaire. Nr. 1631 : Ein kriegsministerieller Erlafs vom 28. September bestimmt , dafs gemäfs dem Gesetz vom 15. Juli d . J. Wiederanwerbungen nicht , wie bisher , nur auf 5 , sondern auf 3 , 4 oder 5 Jahre stattfinden können ; die Maximal - Altersgrenze ist 32 Jahr. Es sollen nur solche Soldaten zugelassen werden, welche zur Beförderung zum Korporal oder Brigadier geeignet sind, mit Ausnahme der Kavallerie, bei welcher jeder Brigadier oder Soldat sich auf ein ferneres Jahr ver pflichten kann . Nr. 1633 : F. m. berichtet, dafs an der spanischen Nord ostgrenze starke Befestigungswerke mit fieberhafter Eile ausgeführt würden. Die Deutschen (!) seien anscheinend die Urheber dieser Mafsregel , vor der man nicht die Augen verschliefsen dürfe. - Nr. 1637 : Am 8. Oktober starb im Alter von 80 Jahren der vormalige Kommandant des 12. Corps der „ Armee von Châlons " , General Lebrun. Schriftstellerisch ist derselbe bekannt durch sein Werk „ Bazeilles - Sedan ". - Nr. 1640 : Bei den dies jährigen Manövern hat sich die völlge Nutzlosigkeit der neu einge führten "" signaleurs " (bestimmt zur Übermittelung von Befehlen mittelst optischer Signale), ferner der Kriegshunde klar erwiesen. - Nr. 1649:

Umschau in der Militär-Litteratur.

405

Der Erfinder des rauchfreien Pulvers , Ingenieur Vieille, wird den von der „ Akademie der Wissenschaften“ zu begebenden Preis von 50,000 Frcs., für die bedeutendste wissenschaftliche Leistung , demnächst erhalten. Berichte aus Tonkin sprechen von neuen , heftigen Zusammenstöfsen mit den „Piraten ", welche, „ zahlreich, gut verschanzt und gut bewaffnet," den Franzosen ernste Verluste beigebracht haben. Dieselben hatten in einem Gefecht vom 2. September 9 Todte und 31 Verwundete, davon 5 Offiziere. Le Progrès militaire. Nr. 930 : Faid herbe. Der Nachruf dieses am 22. September verstorbenen Generals tischt den Lesern des P. m. das Märchen auf, Faidherbe habe 1870 den Feind durch den Sieg von Ba paume in Unordnung auf Amiens zurückgeworfen . " Ferner: Nachdem er dem Ansturm der feindlichen Waffen bis aufs Äufserste Widerstand ge leistet , mufste er (bei St. Quentin) , weinend vor Schmerz und Wut , den Rückzug antreten . " (Bei St. Quentin fochten 32,000 Deutsche gegen 40,000 , nach anderen Angaben 50,000 Franzosen. D. R. ) . ――― Nr. 932 : 29 Artillerie - Taktik. " Um die Offiziere der anderen Waffen mit der Taktik der Artillerie vertrauter zu machen , hat der Kommandant des 6. Corps, General de Miribel, angeordnet, dafs dieselben so oft als möglich an den Schiefsübungen der Artillerie teilnehmen sollen . Nr. 936 : Lanzenreiter oder Dragoner. Eine Trennung beider wird verlangt ; man bedürfe Regimenter , welche entweder Lanzenreiter oder Dragoner seien , die versuchsweise Bewaffnung des 1. Gliedes der Dragoner mit Lanzen sei nicht haltbar. Nr. 938 : Pr. m. befürwortet die, auch vom Kriegsminister bisher vergeblich angestrebte , Regional - Rekrutierung" . Allgemeine Schweizerische Militärzeitung. Nr. 40 : Über Ab ――― nutzung des Laufes und des Patronenlagers. Zukunftspatrone randlos . Verfasser dieses wichtigen Aufsatzes ist der bekannte Pro fessor Hebler. Nr. 41 : Ein neues Reglement für unsere Feld Artillerie. Ein solches wird , mit Hinblick auf das neue deutsche Feld Artillerie - Reglement , als „, sehr wünschenswert" bezeichnet. Nr. 43: Über Rekrutierung unseres Generalstabes. bemängelt. Revue militaire Suisse.

Nr. 10.

Selbige wird scharf

Neues Pulver , neue Taktik ?

Dieser Aufsatz spricht von dem neuen Pulver als einem solchen „ ohne Knall " , ein solches giebt es, wie hinlänglich bekannt, nicht. Schweizerische Monatsschrift für Offiziere aller Waffen . Nr. 2 ( August ): ( Ein Wort über Vorposten und Vorposten befehle. Dieser Aufsatz beleuchtet die Mängel , welche während der schweizerischen Manöver im Betrieb des Vorpostendienstes zu Tage getreten sind , die weitläuftigen, nicht kriegsgemäfsen , Kantonnements , die mangelhafte Leitung und Ab fassung von Vorpostenbefehlen . ― Vorteile der Armee - Corps - Or ganisation. ――― Die Organisation des Sanitätswesens bei der Formation von Armee - Corps . _c Nr . 3 ( September ) : Die stra tegische Bedeutung der Gotthardbefestigungen. Dieser Aufsatz will vor allem die Überzeugung wachrufen , die Leser für die hohe Be 27 Jahrbücher für die Deutsche Armee und Marine. Bd. LXXIII., 3.

406

Umschau in der Militär-Litteratur.

deutung der schweizerischen Hochgebirgsfeste zu erwärmen und zu weiterem Nachdenken veranlassen. (Wir meinen , es sei mindestens ebenso geboten, die Aufmerksamkeit auf die schweizerisch - französische Westgrenze und deren Befestigungen zu lenken. Von dorther, nicht von der italienischen Seite drohen der Neutralität der Schweiz Gefahren . D. R. ) — Nr. 4 ( Ok tober ) : Die Rekrutierung unserer Kavallerie Märsche im Hochgebirg. Schweizerische Zeitschrift für Artillerie und Genie. Nr. 9 u. 10 : Die Versammlung der Artillerie - Offiziere in Bern. Referent beantragte eine Vermehrung von 2 Batterien per Division , also 16 für die gesamte Armee. Deutsche Ansichten und Grundsätze für die Verwendung der Artillerie im Festungskriege. - Die Rotation der Erde als Ursache einer Rechtsabweichung der Geschosse. La Belgique militaire. Nr. 967 : Ein in den Werkstätten von Seraing hergestellter stählerner gezogener Mörser, Kaliber 8c 7 , ist Dauerproben unterworfen worden, man erreichte mit einem 30 Kilo wiegenden Geschofs eine Spannung von 3000 Atmosphären ; das Rohr bewährte sich ausge zeichnet und wies keinerlei Veränderung nach diesen Proben auf. Die neuen Ge Nr. 968 : Nochmals die Maxim - Geschütze. wehre. Einführung des Mauser - Gewehrs. Die Repetier- Gewehr Kommission hat sich für Einführung des belgischen Mauser - Gewehrs, mit gekehlter Patrone ohne Krämpe , endgültig entschieden. - Nr. 969 : Versuchsschiefsen gegen einen Gruson'schen Panzerturm : Letzterer hat die Proben glänzend bestanden . (Bekanntlich werden die neuen Maas - Befestigungen mit solchen ausgerüstet .) --- Nr. 970 : Pro paganda zugunsten der 29 Allgemeinen Wehrpflicht " . Bezieht sich auf die Veröffentlichungen der Gesellschaft vom „ Roten Kreuz “ in Belgien, welche sich sehr energisch zugunsten derselben äussern. Admiralty and Horse Guards Gazette . Nr. 257 : Schlufsfolgerungen aus den deutschen Manövern. Die aus den letzten grofsen Manövern bei Hannover zu entnehmenden Lehren sind von entscheidendem Einflußs auf die Taktik der Zukunft.

Diese Lehren ergeben sich zuerst aus der

Verwendung des rauchlosen Pulvers, das, abgesehen von der Flugbahn und Durchschlagskraft des Geschosses, an den Aufklärungsdienst erhöhte Anforderungen stellt . Die Kavallerie reicht hierzu nicht aus, die Mit wirkung reitender Artillerie oder fahrender Infanterie (in England der berittenen Infanterie) ist hierzu unentbehrlich . Die Ausrüstung der ge samten Kavallerie mit Lanzen, ohne den Karabiner aufzugeben, ist von Wichtigkeit. Auffallend ist die aufopfernde Mitwirkung der Artillerie beim schliefslichen Einbruch der Infanterie, trotz der bei Gravelotte ge machten Erfahrungen gewesen. Die grofse Selbstständigkeit und umsichtige Thätigkeit der Compagnie-Führer wird besonders hervorgehoben . Die Leistungen der Mannschaft bei der langen Dauer der Manöver und mäfsiger Verpflegung sind bewundernswert. Die englische Armee sei nicht im Stande,

Umschau in der Militär-Litteratur. Gleiches zu leisten. -

407

Einflufs des rauchlosen Pulvers auf die

Taktik. Nach den bis jetzt gemachten Erfahrungen wird eine grund sätzliche Änderung der Taktik der Infanterie nicht zu erwarten sein , die unter Feuer gehaltene Zone mufs durchschritten werden, die Wirkung der Geschosse ist dieselbe wie früher. Der moralische Eindruck ist jedoch gröfser, und stellt höhere Anforderungen an die Disziplin .

Die eigentliche

Entscheidung wird dadurch rascher herbeigeführt werden. Eine Änderung der Taktik wird nur dadurch entstehen, dafs die Entwicklung der Infanterie früher stattfindet, und dafs an die vorhergegangene Aufklärung höhere Anforderungen gestellt werden. Army and Navy Gazette. Nr. 1542 : Telegraphen - System zum Zweck der Landes - Verteidigung. Die Flotten - Manöver des ver

gangenen Sommers haben Veranlassung gegeben, das vorhandene Staats Telegraphennetz so zu erweitern und ergänzen , dafs es im Kriegsfall den Nachrichten-Dienst genügender versehen kann. Um Grofsbrittanien sind 91 , um Irland 20 Stationen errichtet, und diese in 8 bezw. 3 Gruppen ver einigt. Das Ineinanderrücken dieser Gruppen wird eingehend erörtert. -Nr. 1543 : Die Verteidigung von London. Nachdem die Möglichkeit der Landung einer feindlichen Flotte anerkannt ist, ist die Frage der Verteidigung Londons brennend geworden. Die Errichtung permanenter Befestigungen ist ausgeschlossen, man will Feldbefestigungen anlegen und diese mit den Volunteers besetzen. Von 170,000 Volunteers sind 80,000 zur Besetzung der Küstenplätze erforderlich, so dafs 90,000 für London übrig bleiben, zu denen 230 Geschütze treten. Die Befestigungen sollen. in zwei Hauptlinien, einer Süd- und einer Nordost-Linie angelegt werden . Die Lage dieser Linien und die Stärke der Besatzung mit Infanterie und Geschützen wird genau berechnet. - Nr. 1549 : Grenzbefestigung Spaniens an den Pyrenäen . Enthält eine Schilderung der seit 1876 zwischen Catalonia und Guipuzkoa errichteten Befestigungen , die sowohl offensiven wie defensiven Zwecken dienen können . Die Eisenbahnen sind durch Forts geschützt , und die Errichtung befestigter Lager vorbereitet . Die Forts sind mit Panzertürmen versehen und mit Krupp'schen und Honbaria-Geschützen armiert. Die Ausführung des ganzen Befestigungs Systems ist noch nicht beendet . Die Befestigung von Erzerum . Der Sultan hat sich entschlossen, Erzerum, als wichtigsten Punkt für den Fall eines russischen Angriffs von Armenien aus, stark zu befestigen . Ohne diesen festen Punkt würde die Eroberung Kleinasiens für die Russen ein Leichtes sein . Die Sicherheit Bulgariens ist weniger gefährdet , da hier andere Mächte der Türkei zur Seite stehen würden. Wajennüj Ssbornik. Unsere Felddienstordnung (Oktober ) : (ustaw palewoi sslushbü ) . Eine sehr offene Kritik der russischen „ Felddienstordnung " vom Jahre 1881. Verf. charakterisiert dieselbe dahin , dafs sie zwar ein grofser, auf die Erfahrungen des Feldzuges 1877-78 basierter Fortschritt gegen die ganz ungenügenden , teilweise zu einer „bibliographischen Seltenheit " gewordenen Vorschriften von 1846 gewesen 27*

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Umschau in der Militär-Litteratur.

sei, dafs sie aber nicht mehr den Anforderungen der heutigen Zeit genüge. Dieselbe gebe zu kleine Gesichtspunkte, wie sie für die kleinen Heere früherer Zeiten wohl Geltung haben konnten, sie habe meist nur den Sicherheitsdienst u. s. w. für eine Division im Auge, nicht aber die Ver hältnisse der grofsen Massen, welche die nächsten Kriege europäischer Den Ausführungen des Grofsmächte einander gegenüber finden würden. Verf., mit welchen er die allerdings zu Tage liegenden Schwächen der russischen Felddienstordnung begründet , können wir freilich nicht überall Dafs z. B. die Ortsunterkunft die Truppen gefechts beitreten. bereiter finden soll, wie das Biwak, wird ein deutscher Offizier wohl kaum behaupten. Die Begründung, dafs die Truppen im Dorfe gegen die Granaten des Feindes geschützter sind und schon einen widerstandsfähigen widerspricht zu sehr den Begriffen des Krieges, um sie Punkt besetzen zu widerlegen. „ Gefechtsbereit " ist die biwakierende Truppe unbedingt am meisten. Der „ Schutz gegen Granaten " liegt aber doch wohl im „Sicherheitsdienste “ und nicht im „ Dach eines Bauernhauses" . Die deutsche Felddienstordnung giebt der Ortsunterkunft auch nur den eben unbestreit der Schonung der Truppen wegen . baren Vorzug vor dem Biwak Die Aufgaben der taktischen Beschäftigungen mit den Offi zieren. E. Sswidsinski beginnt anknüpfend an eine in Nr. 9 des Waj. Sso. vom Jahre 1888 enthaltenen Artikel Karpzoffs, in welchem derselbe den 77 Winter-Beschäftigungen mit den Offizieren " auf Grund der Instruktion vom Jahre 1882 jeden Nutzen abspricht, eine gleiche Besprechung. Russisches Artilleriejournal . Nr. 10 : Zwei Übersetzungen von der Artikeln des schweizerischen Oberst Rothpletz und

"9 France militaire " , welche in der russischen Artillerie anscheinend besonderes Aufsehen erregt haben . Der erstere führt an der Hand der Kriegs- und Heeresgeschichte aus, dafs die Artillerie von allen Waffen gattungen unter den gröfsten Schwierigkeiten sich zu dem heute erlangten. Grade kriegerischer Vollkommenheit durchgearbeitet hätte. Die Erfahrungen des Feldzuges 1870/71 werden benutzt, um die der Artillerie zufallenden Hauptaufgaben zu begründen. Verfasser kommt zu Folgerungen, welche sich im wesentlichen mit den in Deutschland herrschenden decken. – Der Artikel der „ France militaire" wendet sich gegen die einseitige Bildung der französischen Ingenieur-Offiziere, welche bei dem bedeutenden Prozent satz, welchen dieselben zum Generalstab stellten , sich im letzten Feldzuge als sehr nachteilig bewiesen hat . Da ähnliche Anschauungen auch im russischen Offizier- Corps sich geltend machten, scheint diese französische Auslassung besonderen Anklang in den bezüglichen russischen Kreisen gefunden zu haben. W. Schklarewitsch giebt die Fortsetzung seiner „ Be merkungen über das Schiefsen ". Russisches Marinejournal . Nr. 9 : Rükatscheff giebt einen Überblick über die erste internationale Polarexpedition in den Jahren 1882-83 und deren Resultate, die bei der geographischen Lage Russlands für dessen Marine von besonderer Wichtigkeit sind . Ogorodnikoff bringt

Umschau in der Militär-Litteratur.

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die Fortsetzung des „ Abrisses der Geschichte der Stadt Archangelsk", bekanntlich die älteste Hafenstadt Russlands. ――― Die jetzt auf mehreren Schiffen der russischen Flotte eingeführten graphischen Barometer, Thermometer und Hygrometer nach dem System Rikhard werden unter Erläuterung durch Skizzen ausführlich geschildert. Der ,,Raswiedtschik" Beresowski's Nr. 12 bringt mit einem Bilde des Generals eine Übersicht über die Werke des bekannten Militärschriftstellers Dragomiroff.

Von neuen Erscheinungen der russischen Militärlitteratur

werden einer Beurteilung unterzogen u. a. „ Kaigorodoff", Sammlung taktischer Aufgaben. 3. Aufl. St. Petersburg 1889. „ Potto " , Der Krieg im Kaukasus in einzelnen Episoden, Biographien u. s. w. Band V, Heft I. Tiflis 1889. - Die russische Übersetzung der in Brüssel er scheinenden „ Internationalen kriegsgeschichtlichen Bibliothek" ist bis zum 9. Band, enthaltend den Feldzug 1805 gediehen. Derselbe ist wie alle übrigen in Petersburg im Beresowski'schen Verlage erschienen. Übersetzer ist der Stabskapitän im Generalstabe Klembowski. Rivista militare italiana. ( Oktober ) : Vergleichende

Studie

über die jüngst in Frankreich, Deutschland und Italien in Kraft getretenen Schiefs - Vorschriften . Der Studie liegen die Schiefs-Vorschriften von 1888 (Italien, deren 4. Teil noch nicht publiziert ist, an dessen Stelle aber die in etwas abgeänderter jetzt in Kraft befind liche provisorische " Instruktion für die Verwendung des Repetiergewehrs im Kampfe" treten durfte), die Schiefs-Instruktion für das französische Heer (März 1888) und die deutsche Schiefs- Vorschrift von 1887 zu Grunde. Verf. beleuchtet die Stoffgruppierung in den einzelnen Schiefs - Vor schriften und sagt, dafs die französische weder das Material , noch die Schiefsstände, noch die Ziele bespricht, wofür vielmehr noch eine besondere Instruktion vorhanden ist. Des Weiteren bespricht der Aufsatz die Heran bildung der Offiziere für die Leitung des Schiefsdienstes und betont dabei die charakteristischen Unterschiede der Gesichtspunkte in den 3 Heeren, ebenso wie diejenigen in der Vorbildung der Leute. Esercito itafiano . Nr. 119 : Die Resultate der Einberufung der Mobilmiliz. Den Behauptungen gewisser italienischer Blätter, dafs die Leute der Mobilmiliz sich als durchaus für Feldzwecke brauchbar und auch in sicheren Verbänden geschult erwiesen hätten, man den Offizieren dieser Landwehr aber augenscheinlich nicht recht getraut, sie deshalb nur in verschwindend kleinem Prozentsatze einberufen habe, tritt Esercito ener gisch entgegen. Pflicht der Objektivität und des Patriotismus der Blätter wäre es gewesen, sich zu fragen, was mit der umfangreichen Einbeorderung der Landwehr in diesem Jahre bezweckt wurde, ehe sie Urteile fällten , die nicht geeignet sind, die Zuversicht der eignen Nation zur Leistungs fähigkeit der Mobilmiliz zu heben. Die Einbeorderungen, die man bei dem Umfange, den sie besafsen, eine Art Mobilmachung der Landwehr (milicia mobile) nennen könnte, erstreckten sich auf : Die I. Kategorie der Jahrgänge 1857 , 58, 59, von denen diejenige von 1858 einmal, 1883 ,

410

Umschau in der Militär-Litteratur.

nach dem aktiven Dienste wieder unter die Waffen berufen worden war, der von 1857 zweimal, 1883 und 1887 geübt hatte, derjenige von 1859 noch nicht wieder einbeordert gewesen war. Ein Teil der II. Kategorie des Jahrganges 1869 , der noch nicht geübt hatte, blieb 45 , der andere, der schon Vorschulung genossen , dagegen nur 25 Tage unter den Waffen. Zur Füllung des Rahmens der auf Sardinien aufzustellenden Einheiten wurden 7 Jahrgänge I. Kategorie der Spezialmiliz Sardiniens einbeordert . Zweck der Einbeorderung war zu erproben, wie schnell die Leute der Mobilmiliz eintreffen und in Einheiten gegliedert werden könnten, jede Probe der Brauchbarkeit der Offiziere der Mobilmiliz selbst für dieses Jahr auszuschliefsen , das Schulungsprogramm so einzurichten, dafs allen Einbeorderten der Waffengebrauch, das reglementarische und taktische Exerzieren auch im Gelände und mit gemischten Waffen zu vollem Eigentum wurden . Hält man fest, dafs die Mobilmiliz am 1. Januar 1889 314,728 Mann Infanterie und Bersaglieri , 27,585 der Alpentruppen, 30,917 der Artillerie (und total , einschliesslich Genie- und Hülfstruppen 389,479 Köpfe) zählte und dafs von diesen einbeordert wurden 90,500 Mann der Infanterie und Bersaglieri, 6000 der Alpentruppen, 4200 der Artillerie , zusammen 100,700 Mann, so wird man die Bedeutung der diesjährigen Einberufung verstehen. Sie wird noch klarer, wenn wir darauf hinweisen , dafs von den planmäfsig bei der Mobilmachung aufzustellenden 48 Regimentern In fanterie 27 , von den 18 Bersaglieri-Bataillonen 13, die sämtlichen 22 Alpen Compagnien und ebenso sämtliche 36 Compagnien Festungs -Artillerie zur Formation gelangten. Der Versuch bezog sich also auf alle kombattanten Waffen einschl. Feld - Artillerie und Genie und es war um so bemerkens werter, als die Aufgabe der Bildung aller Einheiten der Infanterie und Bersaglieri den Distrikten zufiel und gleichzeitig also auch deren Leistung bei der Mobilmachung einer kleinen Probe unterworfen wurde. Von den erforderlichen Offizieren entnahm man 476 dem permanenten Heere , 116 der position auxiliaria, 26 der Mobilmiliz selbst, 1 der Reserve . Die Ein beorderung und das Eintreffen der Leute verlief glatt, wie dies bei dem prinzipiell bezirksweisen System auch nicht anders zu erwarten war, in einzelnen grofsen Kantonen stellten sich aber, in Folge der vom Kriegs minister gegebenen Erlaubnis, sich an dem Orte des temporairen Auf enthaltes zu melden , sehr viel mehr Leute, als man erwartet hatte, wodurch bei den betreffenden Distriktskommandos im ersten Momente einige Schwierigkeiten bezüglich Unterbringung und Verpflegung entstanden. Auch die Schulung lieferte recht gute Ergebnisse, die an den meisten Übungsorten speziell in den Tagen zum Ausdruck kam, in denen man die Einheiten im Lager liefs bezw. mit gemischten Waffen Felddienst übte. Bezüglich der Mannschaften der Mobilmiliz lieferte der Versuch also vorzügliche Resultate. Bezüglich der Cadres von Offizieren sollte , wie schon oben gesagt, eine Probe nicht stattfinden. Die Offiziere der Mobilmiliz zählten nach dem offiziellen Bericht des General Torre Ende Juni 1888 3269 Köpfe.

Nur 26 wurden bei der diesjährigen Übung

Umschau in der Militär- Litteratur.

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herangezogen, das permanente Heer lieferte eine Anzahl von Offizieren, die es bei der Mobilmachung, ohne Schädigung der eigenen Verbände nicht abzugeben vermag, obwohl 1887 bei jedem Infanterie- und Bersaglieri Regiment ein Offizier über den Etat zur Verwendung bei der Mobilmiliz gegeben wurde . Es mufs also mit den Offizieren der Mobilmiliz ernstlich gerechnet werden. Ein Versuch bezüglich ihrer Leistungsfähigkeit und Brauchbarkeit dürfte deshalb 1890 wohl stattfinden und wird es Aufgabe der neu geschaffenen „ Abteilung für Mobilmiliz “ sein, hierauf ein besonderes Augenmerk zu richten . Auch die Unteroffiziere der Mobilmiliz liefsen an manchen Stellen zu wünschen übrig. Nr. 120 : Rede des Minister präsidenten Crispi. Dieselbe enthält auch einen Passus über Heer und Flotte, in welchem die Bedeutung einer starken Wehrkraft besonders betont, der rapide Fortschritt Italiens auf beiden Gebieten anerkannt , aber auch gesagt wird, dafs die Nation noch weitereOpfer für die militärische Rüstung zu bringen haben werde. Nr. 123 : Es ist geplant ein neues Marinekabinett zu schaffen , an dessen Spitze der Chef des Admiralstabes stehen und das aufser dem bisherigen Kabinett eine Abteilung für Schiffs armierung und Schiffsbewegung und eine für die Kriegsvorbereitung enthalten würde. ――― Nr. 125 : Aufstellung von Kavallerie für die Territorialmiliz. Planmäfsig war für diese Wehrkategorie, von der in diesem Jahre auch 40,000 Mann unter die Waffen berufen sind , bisher die Bildung von Kavallerie-Truppen nicht vorgesehen. Der Kriegsminister hat nunmehr beschlossen, den Landsturm auch mit dieser Waffe zu ver seben und wird zunächst im Bezirk des Corps Rom die Aufstellung von 3 Schwadronen vorbereitet. Das neue Exerzier - Reglement für die Infanterie ist genehmigt worden und wird der I. Teil desselben vor dem Anlangen der Rekruten in der Hand der Truppe sein . Revista cientifico- militar. Nr. 20 : Betrachtungen über die Kavallerie (Fortsetzung) . Zur Geschichte des Krieges auf Cuba (Fortsetzung) . Nach richten über die ballistischen Eigenschaften des neuen Gewehrs in der Schweiz. Der Krieg in Russland 1812 (Fortsetzung). Memorial de Ingenieros de Ejercito. Nr. XX: Gebirgsforts. Die defensive Organisation der Küsten in Europa (mit Skizzen). Revista cientifico- militar (Argentina) . Nr . 1 : Die mathematische Schule . Revista militar ( Portugal). Nr. 17 : Die Disziplin im Heere . Die Taktik des Infanterie-Kampfes. Krigsvetenskaps-Akademiens - Handlingar. 18. Heft : Die Schlacht bei Helsingborg am 28. Februar 1710 (mit Karte). Wertvoller Beitrag für Kriegsgeschichte Schwedens (wird fortgesetzt). Norsk militaert Tidsskrift. 10. Heft : Die schwedischen Felddienst übungen 1889.

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II. Bücher . Monumenta Germaniae Paedagogica.

Band X.

Geschichte

des Militär - Erziehungs- und Bildungswesens in den Landen deutscher Zunge. Von B. Poten , Königl . preufs. Oberst z . D.

Erster Band :

Allgemeine Übersicht, Baden ,

Bayern , Braunschweig, Colmar. - Berlin. 1889. Preis 14 Mk.

A. Hofmann & Co.

Vorliegender Band dieses im wörtlichen Sinne monumentalen Werkes wird den meisten Lesern ein nahezu unbekanntes litterarisches Gebiet er schliefsen. Zum verwundern ist, dafs bei der allseitig anerkannten hohen Bedeutung des „ Wissens“ für das Können für unseren Stand, es an einer "„ Geschichte des Militär-Erziehungs- und Bildungswesens" bislang gefehlt

·

hat. Verfasser ist als langjähriger erster Adjutant des General- Inspekteurs des letzteren gewifs der berufene Mann , um eine so bedeutsame als mühevolle Aufgabe zu bewältigen . Die Vorrede besagt , dafs nur die jenigen Anstalten und Einrichtungen in den Kreis der Betrachtung ein bezogen werden sollen , bei denen die wissenschaftlichen Ziele im Vordergrunde stehen; es sind also ausgeschlossen alle , welche die körper liche Ausbildung zum Gegenstande haben , ferner Militär- Heilkunde, Rechtspflege , Verwaltung, Marine u . s. w. Verfasser hat den umfangreichen Stoff nicht nach Zeitabschnitten ( synchronistisch) geordnet , sondern die Staatenbildung als Grundlage gewählt ; so tritt dann das Militär Erziehungs- und Bildungswesen jedes Staates dem Leser als geschlossenes Ganze gegenüber ; ein Verfahren, dem wir nur beistimmen können . Die einzelnen Staaten werden in alphabetischer Reihenfolge zur Darstellung kommen.

Letztere fufst vornemlich auf amtlichen Beweisstücken , ent

nommen den Archiven und Registraturen der betreffenden Staaten und Behörden. Der in Rede stehende „ Erste Band" (auf fünf ist das ganze Werk veranschlagt) steckt durch die „ Allgemeine Übersicht " zunächst die Grenzen fest , innerhalb welcher sich diese breit veranlagte Arbeit halten wird ; die Hauptentwickelungs - Etappen , anhebend mit den ältesten mili tärischen Bildungsanstalten , den Artillerieschulen und Ritterschulen , bis auf die Einrichtungen der Gegenwart werden in Kürze erwähnt . Es sei besonders betont , dass auch Österreich und die Schweiz Berücksichtigung finden werden , soweit es sich um Anstalten handelt , deren Unterrichts sprache eine deutsche war oder ist. Den Reigen der Einzeldarstellungen eröffnet Baden , wo wir die ersten Spuren einer Heranbildung von Edel knaben zu Offizieren am Hofe der Markgrafen von Baden- Durlach finden ; 1804 entstand neben der „ Pagerie" eine „ Ecole militaire" , aus welcher dann 1820 das „Kadetten - Institut" hervorging. Aufserdem gab es eine Artillerie- , eine „ Pionier - Schule " , eine allgemeine" und eine „ höhere " Kriegs- , seit 1859 auch eine höhere Offizier- Schule" . Am 15. März 1867 wurde infolge der mit Preuſsen abgeschlossenen Konvention die Vereinigung aller bestehenden Anstalten mit den betreffenden preufsischen beschlossen .

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---Der zweite Aufsatz behandelt Bayern . Hier ist die älteste Bildungs Anstalt die Ritter - Akademie zu Ettal , von 1711-1744 . Die breiteste Darstellung findet die ungemein wechselvolle Geschichte des bayerischen Kadetten - Corps , von 1756-1888 ; daran schliefst sich diejenige der Ar tillerie- und Ingenieur - Schule (die älteste Artillerie - Schule stiftete 1682 Kurfürst Max Emanuel , der Begründer des stehenden Heeres in Bayern), dann (seit 1856) die „ Kriegsschule " und (seit 1867 ) die „ Kriegs - Akademie “ , endlich Oberfeuerwerker, Festungsbau- und Mannschafts - Schulen . Das bayerische Militär - Erziehungs- und Bildungswesen bewegt sich seit dem Jahre 1871 in einer den preufsischen Einrichtungen durchaus parallelen Richtung . Besondere Erwähnung fanden noch die Anläufe zu militär wissenschaftlichem Unterricht auf den Universitäten Würzburg und Er langen , endlich die seit 1580 bestehende „ Pagerie" , welche einen grofsen -―― In Braunschweig finden Teil ihrer Zöglinge an das Heer abgiebt. wir die Anfänge militärwissenschaftlichen Unterrichts in der von 1687 bis 1715 bestandenen ,, Ritter-Akademie zu Wolffenbüttel " ; auch das ,,Collegium Carolinum " , 1745-1808 , erteilte eine ,,Anleitung zu den Kriegswissen schaften", doch galten die letzteren nur als ein Anhängsel der Mathematik. Das braunschweigische Kadetten - Corps , gestiftet 1825 , ging 1846 wieder ein. Unerquickliche Zustände sind es , deren Schilderung hier dem Ver fasser obliegt. Der Wunsch , eine eigene Militärschule zu besitzen , war von einem völligen Mifserfolge begleitet ; bis dann endlich 1866 die Aus bildung des Offizier - Ersatzes auf preufsischen Lehranstalten erfolgte und alle Sondereinrichtungen in Bezug auf Unterricht und Ausbildung aufhörten . Den Schlufs des Bandes bildet eine kurze Darstellung jener Erziehungs- und Bildungs- Anstalt, welche zu Colmar im Jahre 1775 der blinde Fabeldichter Pfeffel als „ Académie militaire" errichtete ; in Wahr heit war sie nur ein nach Basedow'schem Muster eingerichtetes Philan tropin , in welchem nebenbei Kriegswissenschaften gelehrt wurden. 1792 machte die französische Revolution der Anstalt ein Ende. Man darf nach Lesung dieses ersten Bandes der Fortsetzung des überaus verdienstvollen Werkes mit hohen Erwartungen entgegensehen. 1. Geschichte des 2. Rheinischen Husaren - Regiments Nr . 9 . Im Auftrage dargestellt von v. Bredow, früher Premier Lieutenant im Regiment. Zweite Auflage. Mit einem Titel bilde und 4 Karten in Steindruck. Berlin 1889. E. S. Mitt ler & Sohn.

VIII und 302 Seiten (Mark 9.00) .

Wer es bei der Besprechung eines Buches mit der Lösung der ihm gestellten Aufgabe ernst meint, wird sich nicht damit begnügen, den Ein druck , welchen er von demselben empfangen hat, im allgemeinen wieder zugeben, sondern er wird sein Urteil sachlich begründen. Namentlich wird er Unrichtigkeiten, welche ihm aufgefallen sind , zur Sprache bringen . Im Stillen trägt er sich mit der Hoffnung , dafs seine Berichtigungen bei

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einer folgenden Auflage Beachtung finden werden. Dafs diese Hoffnung nicht immer in Erfüllung geht , zeigt die hier vorliegende Regiments geschichte. Die Jahrbücher vom Mai 1881 brachten eine Besprechung der 1. Auflage , in welcher dem Verfasser eine Reihe kleiner Irrtümer nach gewiesen wurden ; die letzteren finden sich in der 2. Auflage unverändert vor. Es wäre möglich , dass dem Verfasser jene Besprechung nicht be kannt geworden wäre ; wahrscheinlich ist es nicht , da die Verlagsbuch handlung sorgsam darüber zu wachen pflegt , dafs die Urteile der Presse über die Werke ihres Verlages zur Kenntnis der Verfasser gelangen , und die geringe Aufmerksamkeit , welche letzterer einem anderen Teile seiner Arbeit gewidmet hat, spricht nicht für jene Vermutung. Dieser andere Teil ist die Anlage 1 , welche lebensgeschichtliche Nach weise über die Kommandeure und Stabs - Offiziere des Regiments bringt. Sie hören in vielen Fällen mit dem Ausscheiden aus dem Regimente oder aus der Armee auf, obgleich es nicht schwer fällt, durch Nachschlagen in der sogenannten Todtenstille des Militär- Wochenblattes , das Lebensende eines jeden mit Pension ausgeschiedenen Offiziers festzustellen . Einmal ist mit grofser Sicherheit gesagt: „ Lebt bei Breslau " . Der Betreffende, dessen schon vor 1881 stattgehabtes Ausscheiden aus dem Dienst ebenfalls un erwähnt geblieben ist , hat längst das Zeitliche gesegnet. Andere , von denen ebenso wenig gesagt ist, dafs sie gestorben seien, müfsten Methusa lems Alter erreicht haben , wenn sie noch lebten. - Die Regimentsgeschichte selbst hat manche Vorzüge , aber auch viele Mängel. Einzelne Zeiträume und Ereignisse sind lebhaft und anschaulich geschildert, dann folgen lange Jahre , aus denen nur einzelne zumteil recht unwesentliche Mitteilungen gemacht worden sind. In die Darstellung der Kriegserlebnisse ist mancherlei verflochten , was nicht in eine Regimentsgeschichte gehört. Über die seit dem Erscheinen der 1. Auflage verflossenen Jahre giebt eine Chronik Nachricht. Das Regiment, 1815 durch Abgaben anderer Husaren regimenter und aus Lützowern gebildet, hat in demselben Jahre am Feld zuge in den Niederlanden, 1849 an der Niederwerfung des Badischen Auf standes, 1866 am Mainfeldzuge und 1870/71 im Verbande der 1. Armee am Kriege gegen Frankreich teilgenommen . Seit 1817 steht es in links rheinischen Garnisonen . Das Titelbild stellt den Angriff dar, welchen, ge führt vom Prinzen Friedrich Karl , eine Schwadron des Regiments in dem Gefechte bei Wiesenthal am 20. Juni 1849 auf feindliche Infanterie 14. machte.

Kurzgefasste Geschichte des Infanterie- Regiments Herzog Ferdinand von Braunschweig. ( 8. Westfälisches) Nr. 57. Auf Veranlassung des Regiments zusammengestellt für Unter offiziere und

Mannschaften , sowie für

des Regiments von Hilken ,

frühere Angehörige

Hauptmann a. D.

>> Zweite be

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richtigte und vermehrte Auflage « . Wesel 1889. C. Kühler.

Verlag von

Diese für Unteroffiziere und Mannschaften des Regiments bestimmte Geschichte bezweckt vornemlich, den Compagnien desselben für den Unter richt in der Regiments-Geschichte eine gleichmäfsige Grundlage zu geben. Wir glauben , dafs dieselbe diesem Zwecke durchaus entsprechen wird. Ohne mit Einzelheiten zu ermüden, patriotisch und anregend geschrieben , wird sie sicherlich dazu beitragen , bei den früheren Angehörigen des Re giments die alten militärischen Erinnerungen aufzufrischen. Als ein be sonderer Vorzug dieser kurzgefafsten Regimentsgeschichte mag es gelten , dafs sie bis auf die neueste Zeit · Beginn der Kaisermanöver 1889 fortgeführt ist. Die „ 5 Anhänge " enthalten : 1. Eine gedrängte Übersicht der Regiments - Geschichte , 2. Hervorragende Leistungen Einzelner im Kriege und im Frieden , 3. Übersicht der Bataillons - Commandeure und Compagnie - Chefs, 4. Nachweisung der Inhaber des Eisernen Kreuzes , 5. Kurze Lebensbeschreibung des Herzogs Ferdinand vou Braunschweig. Wir gestatten uns die Frage, weshalb denn nur die Ritter des eisernen Kreuzes , nicht aber auch die Dekorierten von 1866 , ebenso die Offi ziere , namentlich aufgeführt sind ? Ferner glauben wir , dafs die Lebensbeschreibung des erlauchten Feldherrn , dessen Namen das Regi ment trägt, da und dort noch einer Ergänzung bedürftig wäre. Da ist es beispielsweise doch gewifs wissenswürdig , dafs Friedrich der Grofse seinen treuen Waffengefährten schon im Jahre 1758, damals 37 Jahre alt, in Anerkennung seiner hohen Verdienste , zum Feldmarschall ernannte. Er ist , wenn wir vom Landgrafen Friedrich von Hessen , welcher jene Charge aus Gründen der Politik erhielt , absehen , der letzte für ausge zeichnete Leistungen von Friedrich dem Grofsen ernannte Feldmarschall . Auch war der Herzog nicht Gouverneur der Provinz , sondern der Festung Magdeburg. Das dem Buche vorgeheftete Portrait stellt den Herzog leider in der phantastischen, ritterlichen Tracht dar, welche einer gröfseren Anzahl von Portraits des vorigen Jahrhunderts eigentümlich ist . Da das Regiment sich im Besitze eines lebensgrofsen Portraits des Herzogs in der Uniform des ehemaligen 5. preufs. Infanterie - Regiments befindet , dessen Chef derselbe 11 Jahre gewesen , so wäre es ein Leichtes, dasselbe in ent sprechendem Mafsstabe auf photo-lithographischem Wege zu vervielfältigen . Wir geben dies für etwaige spätere Auflagen der Erwägung anheim und wünschen im Übrigen , dafs das hier gegebene Beispiel in anderen Regi 1. mentern Nachahmung finden möchte.

Geschichte des Königl. preufsischen 4. Garde-Regiments zu Fufs 1860-1889. Im Auftrage des Regiments für den Gebrauch der Unteroffiziere und Mannschaften desselben im Jahre 1884 dargestellt und bis zur Jetztzeit fortgesetzt durch von Bagensky ,

Hauptmann

u. s. w.

2. Auflage.

5. bis

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8. Tausend.

Mit einem Bildnis Seiner Majestät des Kaisers

und Königs , Berlin 1889.

einem farbigen Uniformbilde und Skizzen. E. S. Mittler & Sohn. Preis brosch. 74 Pf.

Die erste Auflage dieser Regimentsschule hat bereits in dieser Zeit schrift gebührende Beurteilung gefunden ; die vorliegende zweite erwähnt in dem ergänzenden Schlufs -Kapitel u . A. die geschichtlich berühmte Parade vor Kaiser Friedrich im Schlofspark zu Charlottenburg. Seine Freude über die Höchstdemselben bereitete militärische Huldigung äufserte der hochselige Herr schriftlich in den Worten : „ Zufrieden , und eine grofse Freude bereitet". Ein Facsimile dieses Schriftstückes ist dem Buche hinzugefügt. Das den Charlottenburger Vorbeimarsch verewigende Bild, im Besitz seiner Majestät des Kaisers, giebt den Augenblick wieder, in welchem der Regiments-Commandeur die Tete des 4. Garde-Regiments vorüberführt. Dafs Regimentsgeschichten wie die vorstehend erwähnten ein sehr wirksamer Hebel sind zur Belebung des Corpsgeistes und echt vaterländischer Gesinnung , liegt klar zu Tage. Wir heifsen sie darum hoch willkommen. Staunenswert ist der niedrige Preis von 74 Pf. für dieses 356 Druckseiten zählende , vorzüglich ausgestattete Buch , welches 1. der Verlagsbuchhandlung alle Ehre macht. Die Heldenlaufbahn des v. Göben.

Generals der Infanterie August

Zur stetigen Erinnerung für die Mannschaften

des Infanterie- Regiments v. Göben W. Neff, Premier- Lieutenant.

(2. rhein. ) Nr. 28, von

Berlin 1889.

& Sohn , Königl . Hof buchhandlung.

E. S. Mittler

60 Pf.

Das zum Handgebrauch für Unteroffiziere und Mannschaften verfafste Schriftchen erfüllt seinen Zweck vortrefflich. In den Text eingeflochtene Situationsskizzen kommen dem Verständnis des Lesers zu Hülfe , dessen Interesse durch die lebendige und fesselnde Darlegung des reichen Thaten ganges dieses hervorragenden , genialen Offiziers , voll und ganz gewonnen wird. Mit warmer Empfindung der diesen schlichten Mann auszeichnenden hohen persönlichen Eigenschaften gedenkend, vervollständigt der Verfasser damit das der Achtung, Liebe und Bewunderung hochwerte Bild. 54. Erlebnisse

eines

rheinischen

Dragoners

1870/71 von Dr. A. Kayser. 1889.

im

Feldkriege

Nördlingen bei C. H. Beck

Ein lebensfrisches, vortrefflich geschriebenes Buch ! Dr. Kayser schreibt, wie er und was er durchlebt hat in den Jahren des grofsen Krieges , ohne sich an die Schilderung von Gegenständen heranzuwagen, welche aufserhalb des Wirkungskreises des „freiwilligen Reiters" liegen. -- In dieser Klein malerei, welche uns ein treues Bild des Lebens des Soldaten giebt , seinen Leiden und seinen Freuden , die sich ja naturgemäfs um die einfachsten

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Dinge Essen, Schlaf und Unterkunft in erster Linie handeln, sehen wir einen besonderen Vorzug der „Erlebnisse ". Schreiber dieser Zeilen wurde besonders berührt durch die im Eingange des 1. Kapitels be schriebene Abschiednahme von der Hochschule in Zürich , woselbst Ver fasser bis Juli 1870 als Sohn eines Frankfurter Bürgers nach Absolvierung seiner Dienstzeit beim 5. Dragoner- Regiment studierte. Denn der Zufall führte ihn, seinem Regimente zueilend , in jenen Tagen durch Zürich und mächtig war der Eindruck, welchen jene begeisterten Abschiedsscenen der dem Vaterlande zueilenden Studenten auf ihn machten. - Sollte der rheinische Dragoner, welcher damals die Thränen im Auge unter den Abschiedsgrüfsen seiner Comilitonen in das gemeinschaftliche Coupé sprang, Dr. K. gewesen sein, so sei ihm diese Besprechung ein herzlicher Grufs! Wer kennen lernen will , wie die so oft am grünen Tisch ge schilderte Poesie des Reiterlebens im Felde vor dem Ernste der Prosa verblafst , der lese das lebenswahre Kapitel V „ Auf dem Marsche, im Biwak und im Quartier" . Keiner aber wird von dem Buche scheiden ohne 17 . Anerkennung für die treffliche Arbeit des Verfassers .

Über Nachtgefechte, ihre Eigentümlichkeit und ihre Be Erläutert an kriegsgeschichtlichen Beispielen. deutung. Hannover 1889. H. Lindemann . Es zeigt sich heute in der Militär- Litteratur aller Armeen das natur gemäfse Bestreben , der bis zur völligen Vernichtung lebender Ziele in gewisser Entfernung gesteigerten Wirkung der Schufswaffen gegenüber auf Mittel zu sinnen, welche das wertvolle Material der heutigen Volks heere der letzteren möglichst entziehen können . ― So nur vermögen wir uns die Ausdehnung zu erklären , welche heute die Litteratur über das Nachtgefecht angenommen hat. In Deutschland erschienen u. a. in letzterer Zeit zwei Broschüren, die eine von Cardinal v. Widdern, die letztere anonym . Diese liegt uns zur Besprechung vor. Leider verbietet uns der uns zugemessene Raum in dieser Zeitschrift , unsere Ansichten , wie es der Wichtigkeit des Gegenstandes wohl angemessen wäre, hier in extenso darzulegen . Wir beschränken uns darauf, unsere Anerkennung den klaren, auf Erfahrungen der Kriegsgeschichte begründeten Urteilen des Verfassers auszusprechen . Freilich kann auch er sich nicht wie alle Schriftsteller, welche dies Gebiet in letzter Zeit behandelten, zuweilen von einer theoretischen Einseitigkeit freihalten. ――― Alle noch so gründlichen und geistvollen taktischen Darlegungen genügen aber nicht das Wesen des Nachtgefechtes ist eben in " moralischen Faktoren " in erster Linie zu suchen. Schreiber dieser Zeilen hat einen nicht un interessanten Anteil an dem Abendgefecht bei St. Hubert ( Gravelotte) genommen , einem Gefechte , an dem auf deutscher Seite Truppenteile dreier Corps vermischt unter einander , auf der andern Seite ein in be - Die Er festigter, hart umstrittener Stellung liegender Feind focht .

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scheinungen , die Erfahrungen Urteil begründen .

dieses

Gefechtes sind es ,

welche sein 17.

Was bringen die neuen Schiefsregeln der Feld -Artillerie? Studie den deutschen Batterieführern im Krieg und Frieden gewidmet.

Berlin 1889.

E. S. Mittler & Sohn.

(Besonderer Abdruck aus dem September- Heft für die Artillerie- und Reichsheeres . < 1889. )

Ingenieur - Offiziere

32 S. 60 Pf. des

des

Archiv

deutschen

Diese Studie, welche zum Verständnis der neuen Schiefsregeln, durch Gegenüberstellung des Alten und Neuen , durch Anführung der Gründe, welche zu der Änderung geführt haben, einen sehr beachtenswerten Beitrag liefert, mufs allen Offizieren der Feld -Artillerie zur eingehenden Kenntnis nahme empfohlen werden. Wo der ungenannte Verfasser mit den in den neuen Schiefsregeln enthaltenen Änderungen nicht völlig einverstanden ist, begründet er seine abweichende Ansicht. Aufser einer redaktionellen Änderung im Punkt 16, wo die Worte „ auf der kurzen Gabel-Entfernung" durch die Worte mit gleicher Erhöhung" ersetzt gewünscht werden, wird der Fortfall des Punkt 51 befürwortet. Der erstgenannte Wunsch ist, da , nach Ermittelung der Gabel , das Feuer stets mit der kleinen der beiden Gabel- Entfernungen fortgesetzt wird (Punkt 9), für die bestehenden Schiefsregeln gegenstandslos , steht aber mit der vom Verfasser , am Schlusse seiner Studie, vorgeschlagenen Änderung der Schiefsregeln im unmittelbaren Zusammenhang. Dem zweiten Wunsche kann beigetreten werden, da eine auch nur annähernd richtige Schätzung des Gelände Winkels sehr schwer ist. Ebenso erscheint die vom Verfasser befürwortete Änderung des Punkt 23 gerechtfertigt, indem die Fassung: „Erhält man beim Schiefsen mit untergelegten Platten die mittlere Sprenghöhe gröfser als 200 der Entfernung, so läfst der Batterieführer eine Platte fort nehmen u . s. w. " für alle Entfernungen pafst, das Gedächtnis viel weniger belastet , als die derzeitige Fassung , und dasselbe , was die Schiefsregeln jetzt wollen , nur noch schärfer ausdrückt. - Der Umstand , daſs , nach den jetzt eingeführten Schiefsregeln , wenn die Gabel falsch gebildet ist, frühestens nach 6 Schüssen zum Erschiefsen einer neuen Gabel über gegangen werden kann (Punkt 13 ), veranlafst den Verfasser zu dem Vorschlag, die Entfernung grundsätzlich nur in geraden Hundert- Meter zahlen zu kommandieren , bis die Gabel von 100 m gebildet werden kann (z. B. mit 2000 und 2100) , und dann, auf der die Gabel von 100 m halbierenden Entfernung (2050) , mithin stets auf einer mit 50 m aus laufenden Entfernungszahl, 2 Schüsse , werden diese im entgegengesetzten Sinne beobachtet ( und +) , 4 Schüsse abzugeben. Ergeben sich die beiden zweiten Schüsse wieder verschieden (— und + ), so kann das Shrapnelfeuer auf dieser Entfernung (2050) eröffnet werden. Fallen die beiden ersten Schüsse in demselben Sinne ( oder + ), so kann sofort,

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andernfalls erst , wenn die beiden zweiten Schüsse in demselben Sinne ( oder + ) beobachtet werden , die andere Grenze der Gabel (2100 oder 2000) kontroliert werden. Zeigt diese Kontrolle , dafs die Gabel richtig gebildet ist, so wird das Shrapnelfeuer auf der kurzen Gabelentfernung (2050 oder 2000 ) eröffnet . Reicht aber diese Kontrolle nicht aus , so mufs die Gabel von Neuem erschossen werden. Ob nun , durch den in Rede stehenden Vorschlag , die Ermittelung der Gabel nicht blofs in rascherer, sondern auch in einer den Verhältnissen des Krieges ent sprechenden einfachen und verlässigen Weise so gefördert werden kann , dafs dagegen der durch die bestehenden Schiefsregeln bereits während des Einschiefsens angestrebte Vorteil , von mehr Schüssen vor als hinter dem Ziele , zurücktritt , darüber können , wenn es nicht bereits geschehen ist , nur die vom Verfasser selbst gewünschten praktischen Versuche ----- ein schliefslich solcher gegen verdeckte und rauchschwache Ziele 32. entscheiden.

Leitfaden für den Unterricht an die Unteroffiziere der Fufs Artillerie .

I. Teil :

Dienstlicher Unterricht.

Auf dienst

liche Veranlassung bearbeitet von Löll , Premier- Lieutenant und Direkt. -Assist. an der München 1889.

Königl.

Oberfeuerwerkerschule .

Obwohl dieser Leitfaden in erster Linie bayerische Verhältnisse im Auge hat, so darf doch demselben ein allgemeinerer Wert zugestanden werden. Für den mit den bayerischen Verhältnissen nicht genauer Ver trauten sei bemerkt : es ist dort Vorschrift, dafs der Compagnie- Chef persönlich wöchentlich einige Stunden dienstlichen und artilleristischen Unterricht seinen Unteroffizieren erteilt ; aus diesem Grunde konnte, soweit es der Zusammenhang gestattet, dasjenige weggelassen werden , was der Unteroffizier als Kanonier schon gelernt haben mufs. Sehr schätzens wert ist es, dafs diejenigen Paragraphen des Militär-Strafgesetzbuches , gegen welche erfahrungsmäfsig am meisten gefehlt wird, hier an , aus dem Leben gegriffenten Beispielen erläutert werden. Mit besonderer Sorgfalt (auf 24 Seiten) ist das Verhalten des Unteroffiziers als Untergebener und Vorgesetzter behandelt, desgleichen das Kapitel : „Der Unteroffizier als Lehrer". Sehr treffend und beherzigenswert ist die Mahnung, dafs der Unteroffizier vor Allem auf das Verständnis bei seinen Untergebenen hinarbeiten solle . Auch das Verhalten im Wachtdienst, dann im Gerichts dienst wird eingehend am Beispiel erläutert. Fernere Kapitel bilden die verschiedenen Kommandos , welche ein Unteroffizier erhalten kann, ferner Wehrpflicht, Kapitulation, Bestimmungen über Verehelichung, Ergänzung des Zeugpersonals, Ausbildung zum Feuerwerksdienst, Armee-Einteilung u. s . w., genug Alles, was dem Unteroffizier zu wissen not thut. Den Schlufs bildet der „ Dienst des Unteroffiziers im Kriege". ――― In Summa halten wir den Löll'schen Leitfaden für einen sehr brauchbaren Lehrbehelf,

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ein wahres Vademekum für den Unteroffizier der Fufs -Artillerie, dem wir 42. weiteste Verbreitung wünschen. Das Kriegsheilwesen im Einklange mit der kulturellen Ent wicklung der Civilisation und Humanität. Von Dr. A. Och wadt , Generalarzt a. D. Berlin 1889. Verlag von Funcke & Naeter.

gr. 8.

Preis 5 M.

Verfasser stellt sich die Aufgabe, weite Kreise mit der Notwendigkeit und den Einrichtungen eines geordneten Feldsanitätswesens bekannt zu machen. Von diesem Standpunkte aus will sein Buch beurteilt sein. Nicht für Fachleute ist es geschrieben, doch finden auch diese in dem mit bedeutendem Fleifs und dem Bestreben, auch die Fortschritte der neuesten Zeit nicht unberücksichtigt zu lassen, geschriebenen Werkchen mancherlei Anregendes. Verfasser, der ein ganzes Menschenalter lang preufsischer Militärarzt gewesen ist, steht naturgemäfs auf dem Standpunkte der er probten Dienstvorschriften. Die Darstellung ist loft recht breit, nament lich auch ist der Stil nicht blendend. Immerhin wird der Leser ein ziemlich klares Bild der Wirksamkeit der Kriegsheilkunde empfangen. Ochwadt schildert Personal, Material, Wirksamkeit der Feldformationen, die Thätigkeit auf dem Verbandplatz und im Lazareth ; Transporte und Evakuation ; auch rein Chirurgisches und Hygienisches wird besprochen. Der Mitwirkung der freiwilligen Krankenpflege ist ein umfangreiches, sehr H. lesenswertes Kapitel gewidmet. Genossenschaft freiwilliger Krankenpflege im Kriege.

Mit

teilungen über die Begründung, bisherige Entwickelung, Be stand derselben u . s. w. Herausgegeben von J. Wichern , Vorsteher der Genossenschaft. Berlin 1889. E. S. Mittler & Sohn .

Preis 1 M.

Genannte Genossenschaft ist im Mai des Jahres 1886 auf Anregung des Centralcomités des deutschen Verein vom roten Kreuz durch den Vor steher des Rauhen Hauses, Direktor Wichern , ins Leben gerufen . Sie will Männer sammeln und bilden zur Kranken- und Verwundetenpflege im Kriege, welche dem genannten Comité dienen. Aus den Satzungen der Genossenschaften sei hervorgehoben, dafs die ordentlichen (zur Pflege bestimmten) Mitglieder moralisch qualifiziert, militärfrei, dem Landsturm I. ohne Waffe angehörig oder über 40 Jahre alt sein müssen. Sie haben einen Ausbildungskursus durchzumachen, bei den Kreisversammlungen zu erscheinen, Aufenthalt und Wohnung zu melden und im Bedarfsfalle sofort sich zu stellen . Sie unterstehen den Bestimmungen der Kriegs - Sanitäts Ordnung. Das Augenmerk der Gründer war auf Vereine, namentlich studentische, Männer- und Jünglings - Vereine gerichtet, und durch Vorträge und Werbung gelang es, bald Mitglieder zu sammeln. Es bestehen bereits 13 Verbände mit 1065 (wovon 707 ordentliche) Mitgliedern . Der theoretische

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Unterricht wird nach besonderem Unterrichtsbuch durch Militär- oder Civilärzte erteilt. Für die praktische Ausbildung sind Militär- und Civil krankenhäuser zur Verfügung gestellt. H.

Die Deutsche Marine in ihrer gegenwärtigen Uniformierung. Genaue Beschreibungen

und

Abbildungen

derselben

nebst

Mitteilungen über Organisation , Stärke u . s . w. , sowie einer Liste sämtlicher Kriegsfahrzeuge. Nach authentischen Quellen bearbeitet. Leipzig . Verlag von Moritz Ruhl. Preis 2,50 M. Auch diese durch 72 Seiten Text erläuterten Uniform- Bilder ver dienen volle Anerkennung; auf Seite 16 hätte noch Erwähnung finden können, dafs den See-Offizieren neuerdings das Tragen der zur Tropen Ausrüstung gehörenden weifsen Mütze in den Sommermonaten überhaupt gestattet worden ist . - Bei dem Interesse, welches namentlich in neuerer Zeit unserer Marine allseitig zu Teil wird, werden diese Uniform-Bilder 3. zahlreiche Abnehmer finden , sie verdienen es. Die Orden und Ehrenzeichen der K. und K. österreichisch ungarischen Monarchie. Mit historischer Einleitung und beschreibendem Texte nach authentischen Quellen bearbeitet von Hauptmann F. H. v. Rosenfeld . 12 Tafeln in Farben Preis druck. Wien 1888. Verlag von A. Schroll & Co. in Lwd. geb. ö . W. fl. 12,50 oder M. 21 . Verfasser hat mit vorliegendem Prachtwerke eine auf dem Gebiete der Heraldik und Heeresgeschichte fühlbar gewesene Lücke ausgefüllt ; ein einheitliches, das gesamte österreichisch-ungarische Ordenswesen umfassendes Werk gab es bisher nicht . Die Ausführung der 12 Figuren- Tafeln in Farbendruck ist vorzüglich, der erläuternde Text giebt über Verleihung, Trageweise, Feste, Kostüme, Rückstellung der Dekorationen, Taxen u. s. w. die erschöpfendste Auskunft ; die Statuten sämtlicher Orden und Ehren zeichen werden im Auszuge mitgeteilt. Wir glauben , daſs Bibliotheken, Gesandt schaften, Konsulaten , wie Jedem, welcher sich mit Heraldik zu beschäftigen liebt, dieses schöne Werk nur bestens empfohlen werden kann. 4. Deutscher Unteroffizier-Kalender auf das Jahr 1890.

Heraus

gegeben von der Geschäftsleitung der » Unteroffizier- Zeitung .< 3. Jahrgang. Artillerie .

Ausgabe A :

Für Infanterie , Pioniere , Fufs

Ausgabe B :

Für Kavallerie, Feld- Artillerie und Train. Berlin. Verlag der Liebel'schen Buchhandlung. Zum ersten Male erscheint dieser Kalender in zweckmäfsiger Trennung für Fufstruppen und berittene Truppen. Der erste Teil enthält Listen und Nachweisungen für den Dienstgebrauch, der zweite diejenigen mili tärischen Vorschriften, welche dem Unteroffizier und Einjährig- Freiwilligen geläufig sein müssen, in gedrängter Form, ähnlich wie der bekannte 28 Jahrbücher für die Deutsche Armee und Marine. Bd. LXXIII., 3.

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„Fircks'sche Kalender für Offiziere " . Der Subskriptions-Preis von 1 M. ist ein mäfsiger. Wir können das praktische für den Taschengebrauch be 4. stimmte Büchelchen nur empfehlen . III. Seewesen. Annalen der

Hydrographie

und

maritimen

Meteorologie .

Heft IX.

Prüfung der Poisson'schen Deviationstheorie für die Schiffskompasse durch Beobachtung von Dr. G. D. E. Meyer , Professor an der Universität in Kiel. ― Segelanweisungen für Fahrten in den chinesischen Gewässern. Ein Pampero (Wirbelsturm) in S.-O. von der La Plata-Mündung. Admiralty and Horse- Guards Gazette . Nr. 258 : Bei Besprechung der diesjährigen grofsen Flottenmanöver bezeichnet das Blatt mit Rücksicht darauf, dafs dieselben eine Manöver- und Ausbildungsschule für die Offiziere sein und denselben die Art der Kriegsführung vor Augen führen sollen die zeitweise Heranziehung von aktiven Seeofffizieren aus anderen Stellungen als unzweckmässig und glaubt , die englische Admiralität würde besser thun , eine grofse Zahl von Offizieren auf Halbsold zu diesen Manövern einzuberufen. Aufserdem scheinen diese Manöver in grofsem Mafsstabe gezeigt zu haben , dafs bei einer allgemeinen Mobilmachung Offiziere so wohl wie Deckofffziere mangeln würden . Nr. 259 weist in einem Ar tikel : „A weak spot " auf die geringe Zahl von Maschinen-Havarien während der diesjährigen Flottenmanöver hin, tadelt bei dieser Gelegenheit die Zu rücksetzung des Maschinen - Ressorts bei Aufstellung von Plänen neuer Schiffe und deren Raumverteilung , da der Kapitän eines Schiffes im Ge fecht doch lediglich von den Leistungen der Maschine abhängig sei. Wie zweckmäfsig es auch sein möge , die Kohlen gleichsam als Panzerdeckung mit zu verwenden, indem sie in die engen Räume der Schiffszellen einge schlossen werden , so kann ein solches Verfahren , mit Rücksicht auf die schwierige Herbeischaffung der Kohlen aus so engen Behältern , doch im entscheidenden Moment verhängnisvoll werden. Gleichzeitig wird auf die ungenügende Fürsorge und Ausbildung des Heizerpersonals mit Recht hingewiesen und dürfte dies auch für andere Marinen ein Avis au lecteur sein. Die letzte Abhandlung ist durchaus beachtenswert. Schiefs resultate des Panzerschiffes „ Victoria ". Es wurden mit den beiden 110 Tons- Kanonen 16 Schufs abgegeben , vier derselben mit reduzierter Ladung von 720 Pfund Pulver und 12 mit voller Ladung 960 Pfund Pulver ; die Geschosse bei beiden Ladungen hatten ein Gewicht von 1800 Pfund. Die Elevation betrug bis 13 , die Depression bis 5 Grad. Der Rücklauf blieb in den erlaubten Grenzen , die Laffaten wurden ohne Schwierigkeiten bedient. Army and Navy Gazette. Nr. 1550 : In einem Vortrage des Vor sitzenden von Elswick Works, Lord Armstrong, hebt derselbe die Vervoll kommnung der Schnellfeuer- Kanonen gröfseren Kalibers hervor. Er hält sie für die Schiffsgeschütze der Zukunft , da die Einführung des rauch losen Pulvers, mit dem man aus 12 cm und 15 cm Schnellfeuer- Kanonen

Umschau in der Militär-Litteratur.

423

2300 resp. 2500 Fufs Anfangsgeschwindigkeit erzielt hat , nur eine Frage der Zeit sei. Man habe mit einem vollständig rauchlosen Pulver, cordite" genannt, aufserordentlich günstige Resultate erzielt. Sobald also ein solches zur Einführung gelange , würde eine vollständige Umwälzung in der Schiffs-Artillerie stattfinden , denn dann würde die Einführung der Schnellfeuer - Kanonen sehwerer Kaliber zur Notwendigkeit werden. Er giebt ferner Auskunft über den von den Elswick-Werken für die italienische Regierung gebauten gepanzerten Kreuzer „ Piemonte " , welcher bei Probe fahrt 22,3 Knoten Geschwindigkeit erreicht hat. Der Vortragende hält diese Klasse von Schiffen, besonders für die englische Marine, welche einen weit verbreiteten Handel zu schützen hat, von grofsem Vorteil und glaubt, dafs nicht allein die öffentliche Meinung, sondern auch die Marinebehörde sich mehr und mehr dieser Ansicht zuneigen. -Nr. 1551 : Ein Vergleich der Flotte der Nordamerikanischen Union vor und nach der Amtsführung des Präsidenten Cleveland läfst unzweifelhaft erkennen, dafs die Regierung zu der Überzeugung gekommen ist , ihre Stellung als Seemacht voll und ganz zu behaupten. Ist der Bau von Schlachtschiffen auch noch zurück , so sind doch seit 1885 eine so stattliche Zahl schneller und moderner Kreuzer gebaut, Etablissements geschaffen , um moderne Geschütze sowohl wie Panzerflotten und Schiffsmaschinen in Amerika herzustellen , so dafs es nicht verfehlen kann , die Aufmerksamkeit der englischen Regierung auf diese Vervollkommnung Amerikas zu richten. Man ist in England daher auch dem Beispiel Nordamerikas gefolgt und versucht , wie dort , mit der Zalinskie Dynamit • Kanone gleichfalls Experimente anzustellen . The Graydon Air - Gun - Compagnie soll in der Anfertigung solcher soge nannter Torpedo - trowers , wie auf dem amerikanischen Schiffe Vesuvius, und zwar eines 15 zölligen und eines 6 zölligen Belagerungs- Geschütze sein. Army and Navy Journal . Vol . XXVII , Nr. 6 bringt eine Liste der Havarien der englischen Flotte während der diesjährigen grofsen Manöver : Darnach sind von grofsen Panzerschiffen Herkules und Monarch betroffen, Black Prince und Invincible, der Herkules mit einem Schooner in Kollision geraten , Aktive hat ein deutsches Schiff zum Sinken gebracht u . s. w. Das Blatt giebt an, dafs etwa 100 Schiffe, Kanonen-, Torpedoboote u . s. w. thätig gewesen sind. Dafs bei solchen Anstrengungen aber auch Havarien vorkommen mufsten, war nicht auffällig. Mitteilungen aus dem Gebiete des Seewesens. Vol XVII . Nr. V. u. VI : Über den Munitionsverbrauch der Schiffsgeschütze beim Angriff von Küsten befestigungen und über die Munitions - Dotation der Küsten - Geschütze (Morskoi Sbornik Nr . 2 1889 ) . - Die Seetüchtigkeit der Torpedoboote. Ursachen des Unterganges der beiden französischen Torpedoboote Nr. 102 und 110. Stapellauf des Rammkreuzers „ Franz Joseph I. " der österreichisch-ungarischen Kriegsmarine am 18. Mai d. J. auf der Werft S. Rocco des Stabilimento tecnico triestino. ― Revista marittima . ( Oktober ) : Der Nord -Pol ; Prof. V. Cacciopoli. Über die Durchschlagung von Panzern .

(Ergebnis Krupp'scher Versuche.) 28*

Umschau in der Militär-Litteratur.

424

- Die Häfen v. Liverpool und Birkenhead (Fortsetzung). - Über die Zusammensetzung von Kriegsflotten. ――――― Maschine zum Schleudern von Geschossen mit Brisanzladung (Zalinski-Kanone) . — Über die Gesellschafts inseln und die Einwohner Polynesiens (Fortsetzung). ― Revue maritime et coloniale .

( Oktober ) :

Die Cohorten der Ehren

Legion (Schlufs). - Gebrauch des Reflektors zur Regulierung der Kompasse auf See. Carnet de l'offfcier de marine pour 1889. Paris, Berger-Levrault & Co. Das vom Verfasser als „ Vademecum " für Offiziere der Kriegs- und Handelsmarine bezeichnete Buch enthält neben einem Kalender eine Umschau in den verschiedenen Kriegsmarinen, eine Zusammenstellung der bei den verschiedenen Marinen im Gebrauch befindlichen Geschütz- und Handfeuerwaffen, eine Liste der Schiffe der verschiedenen Kriegsmarinen mit Panzerstärken , Fahrgeschwindigkeiten u. s. w. , die für Offiziere gültigen gesetzlichen Bestimmungen (etwa unserem Fircks entsprechend), ferner verschiedene Mitteilungen über unterseeische Boote, ein Blockadespiel u. s. w., Notizen über Häfen , Post- , Telegraphen-, Maafs- und Gewicht - Verhältnisse der verschiedenen Länder, schliefslich eine Rang- und Quartier-Liste der franz. Kriegsmarine. Es bietet auch für den ausländischen Leser vieles Interessante, da mit grofsem Fleifse alle für Marine-Offiziere wichtigen Erscheinungen auf technischem und organisatorischem Gebiete registriert sind. Es ist bezeichnend , mit welcher Aufmerksamkeit man in Frankreich speziell die deutsche Marine verfolgt . Über die französische Marine erfahren wir, dafs dieselbe im laufenden Jahre eine Erhöhung ihrer Kopf stärke um 2200-2400 Mann erfahren hat. Das Mittelmeer - Geschwader setzte sich in diesem Jahre aus 9 Panzerschiffen und 7 Kreuzern bezw. Torpedo-Divisions-Booten (avisos-torpilleurs) zusammen unter Kommando eines Vice -Admirals und von 2 Contre -Admirälen als Divisions-Chefs. Das Geschwader im Ocean (escadre du Nord) besteht aus 3 Panzern, 1 Torpedo-Kreuzer und 1 Torpedo-Divisions-Boote. Jedoch haben alle diese Schiffe reduzierte Besatzungsstärken . Im Jahre 1888 hat die franz. Marine einen Zuwachs von 3 Panzerschiffen und 5 gepanzerten Kanonen booten, in Summa 18 Fahrzeugen erhalten, darunter der submarine „Gymnote". Im Jahre 1889 werden fertig 25 Schiffe darunter 3 Panzer und 1 Panzer-Kanonenboot. Die Rangliste weist auf 2 Admirale, 25 Vice -Admirale der ersten , 6 der zweiten, 57 Contre -Admirale der ersten, 3 der zweiten Sektion, frégate.

IV.

108 capitaines de vaisseau ,

173 capitaines de v. H.

Verzeichnis der zur Besprechung eingegangenen Bücher.

1. Die Fürstinnen auf dem Throne der Hohenzollern in Brandenburg Verlag von Preulsen von F. Bornhak. Mit 27 Bildnissen. Berlin. M. Schorfs . Preis 7,50 M., geb. 9 M.

Umschau in der Militär-Litteratur.

425

2. Mitteilungen des K. K. Kriegs - Archivs. (Abteilung für Kriegs geschichte.) Herausgegeben von der Direktion des K. K. Kriegs - Archivs. Neue Folge. I. — III. Bd. Wien 1887-89. Verlag von L. W. Seidel & Sohn. Preis à 7 M. 3. Monumenta Germaniae Paedagogica.

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1808 bis 1888.

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einem Anhang : Die 1. Compagnie des I. Reserve - Jäger - Bataillons im Feldzuge 1871/71 . Im Auftrage des Bataillons bearbeitet von v. Rentzell , Hauptmann u. Comp. -Chef im Garde - Jäger- Bataillon. Mit einem Bildnis. Seiner Majestät des Kaisers und Königs, 6 Uniformbildern , Karten und Plänen. Berlin 1889. E. S. Mittler & Sohn. Preis 10 M. 7. Deutschlands Einigungskriege 1864-1871 . Von Wilhelm Müller , Professor. 9. u. 10. Lieferung (Vollständig in 10 Lieferungen zu 50 Pf. ) Kreuznach und Leipzig. Verlag von R. Voigtländer. 8. Über Nachtgefechte , ihre Eigentümlichkeit und ihre Bedeutung. Erläutert an kriegsgeschichtlichen Beispielen . Hannover 1889. H. Linde mann Buchhandlung. 9. Die deutschen Kriege von 1864, 1866, 1870/71 in wohlfeiler Be arbeitung nach den grofsen Generalstabswerken . Mit zahlreichen Karten, Schlachtenplänen und Porträts. Berlin 1889. Verlag von W. Pauli. Bd. I- III. 10. Deutscher Unteroffizier- Kalender auf das Jahr 1890.

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Umschau in der Militär-Litteratur.

426

und der Garnisondienst -Vorschrift 1888 für Offiziere und Unteroffiziere zusammengestellt von A. v. B. , Major und Bataillons-Commandeur. Ber lin 1889. Verlag der Liebel'schen Buchhandlung. Preis 1 M. 13. Leitfaden für den Dienstunterricht des Infanteristen von F. G. Graf v. Waldersee, königl. preufs. General-Lieutenant. 118. Auflage, durchweg neu bearbeitet von A. Graf v. Waldersee , General der Kavallerie , Gen. Adjutant Sr. Majestät des Kaisers und Königs und Chef des Generalstabes der Armee. Preis 60 Pf. Berlin 1889. Verlag von Barthol & Co. (W. Lobeck). 14. Das Nachtgefecht im Feld- und Festungskriege. Kriegsgeschicht liche und taktische Studie von Cardinal v. Widdern , Oberstlieutenant und etatsm. Stabsoffizier im Inf. - Regt. Nr. 99. Mit 8 Planskizzen. Ber lin 1889. Verlag von R. Eisenschmidt. Preis 3,50 M. 15. Das rauchfreie Pulver. Ergebnisse seiner Anwendung im Manöver. Berlin 1889. Verlag von R. Eisenschmidt. Preis 75 Pf. 16. Die inneren Krankheiten der Pferde , ihre Entstehung , Verhütung

und naturgemäfse Heilung ohne Anwendung von Arznei von Spohr , 2. Auflage. Oberstlieutenant a. D. 2. Hannover. Schmorl & v. Seefeld. 1890. Preis 4 M. 17. Adel und Bürgertum. Zeitgemäfse Betrachtungen von einem Adligen. 2. Auflage. Berlin. R. Eckstein Nachfolger. 18. Die militärärztlichen Bildungsanstalten zu Berlin, ihr Ursprung Ansprache an die Festversammlung bei der und ihre Entwickelung . Gehalten von Dr. Stiftungsfeier der Anstalten am 2. August 1889. v. Coler , Generalstabsarzt der Armee. Berlin 1889. Verlag von A. Hirsch wald. 19. Die Quitzow's und ihre Zeit oder die Mark Brandenburg unter Kaiser Karl IV. bis zu ihrem ersten Hohenzollern'schen Regenten von Friedrich v. Klöden . 3. Ausgabe , bearbeitet und herausgegeben von Ernst Friedel. Erster Band. Berlin. Berlin . Weidmann'sche Buchhandlung. 1889.

Ein Wort der Erwiderung :

Jahrbücher und

Militär -Wochenblatt. Die gegenwärtige Leitung der Jahrbücher" hatte bislang jegliche Polemik mit anderen Zeitschriften sorglich gemieden, weil von der Ansicht ausgehend, dafs eine solche für den Leser selten belehrend, noch seltener erfreulich sei , und der knapp bemessene Raum einer Monatsschrift wür digeren Zwecken dienstbar bleiben müsse. - Zu unserem lebhaften Be dauern sehen wir uns durch einen Aufsatz in Nr. 97 des 99 Militär- Wochen blattes" gezwungen, aus der bisher beobachteten Reserve heraus zu treten.

Ein Wort der Erwiderung.

427

Genanntes Blatt enthält unter der Überschrift „ Zum französischen Wehrgesetz vom 15. Juli 1889 " eine äusserst abfällige Kritik des im Oktoberhefte der „Jahrbücher" erschienenen Aufsatzes : „ Das neue fran zösische Rekrutierungsgesetz " . Auch diese würde an sich die „Jahrbücher “ nicht veranlafst haben, in die vom M.-W.-Bl. eingeleitete Polemik einzutreten, wenn nicht beregter Aufsatz einen die Leitung der „ Jahrbücher“ persönlich treffenden Angriff enthielte . Gegen diesen allein richtet sich das nachfolgende Wort der Erwiderung. Verfasser sagt an genanntem Orte: ,,dafs diese Materie am aller wenigsten in der Beleuchtung dieses oder jenes voreingenommenen Parteistandpunktes klar gelegt werden könne ; und würde daher eine (von der des Verfassers) abweichende Behandlung des Fran zösischen Gesetzes im Oktoberhefte der Jahrbücher unberücksichtigt geblieben sein, wenn nicht in der Deutschen Heereszeitung vom 6. No vember unsere Zahlen denen der Jahrbücher gegenüber gestellt worden wären, u. s. w. Verfasser glaubt, es der Armee schuldig zu sein, sich mit jenen Aufsätzen zu beschäftigen und ihren Wert zu prüfen ! " --- Wenn der Verfasser damit hat andeuten wollen - dafs der Aufsatz der ,,Jahrbücher" von irgend einem Parteistandpunkte aus geschrieben sei, so müssen wir uns gegen eine solche völlig willkürliche , durch keinerlei Thatsachen gestützte Unterstellung, auf das Nachdrücklichste verwahren. Die Jahrbücher dienen eben so wenig wie das Militär Wochenblatt einer Partei , sondern der Sache ; sie sind nach besten Kräften bemüht, zur Verbreitung kriegswissenschaftlicher Kenntnisse das ihrige beizutragen, also dem Heere und Vaterlande zu nützen. Es schliefst dies jeden Parteistandpunkt von vornherein aus : das hätte der Herr Ver fasser in Erwägung ziehen müssen, ehe er sich von einem „, Parteistand punkte" zu sprechen erlaubte. Auf den ferneren Inhalt wollen wir , dem ausgesprochenen Grundsatze entsprechend, nicht polemisierend eingehen und bemerken nur, dafs der Mitarbeiter der Jahrbücher, dessen Feder der Aufsatz im Oktoberhefte entstammt, denselben bereits im Monat Juli geschrieben hatte und zu demselben die ebenfalls vom M.-W.-Bl. benutzten Kammerverhand lungen , dann den „ Compte rendu sur le recrutement de l'armée, " endlich die zahlreichen zum Teil freilich widersprechenden Mitteilungen der fran zösischen Fachzeitschriften benutzt hat ; andere Quellen werden vermutlich auch dem M.-W.-Bl. nicht zur Verfügung gestanden haben. Wir bemerken des Ferneren, dafs wir für die völlige Genauigkeit aller von unserem Mit arbeiter gebrachten Zahlen schon um deshalb keineswegs eine Gewähr übernehmen können , weil, wie jeder Kundige zugeben wird, dieselben, wie alle dergleichen Rechnungen, auch diejenigen des M.-W.-Bl. , nur das Ergebnis einer Wahrscheinlichkeits - Rechnung mit abge rundeten Zahlen sein können , unter Zugrundelegung eines immerhin lücken haften statistischen Materiales. Wir haben zahlreiche Aufsätze über das neue französische Rekrutirungs-Gesetz zur Hand ; es stimmen aber die

428

Ein Wort der Erwiderung.

Angaben von nicht zwei derselben überein ; die Abweichungen sind sogar sehr bedeutende. Es ist aus diesem Grunde unseres Erachtens, Niemand berechtigt, seine Berechnungen als die allein mafsgebenden und unfehl baren hinzustellen. Dafs man jenseits der Vogesen keineswegs allseitig von der Vorzüg lichkeit des neuen Gesetzes überzeugt ist, sondern in gewissen Kreisen eher eine Schädigung des Heerwesens von demselben befürchtet, erhellt übrigens aus Nummer 1421 ( 12. November) des l'Avenir militaire. " "9,Was das neue Gesetz über die 3 jährige Dienstzeit betrifft, sagt das genannte Blatt,,,so beginnen seine traurigen Folgen bereits sich fühlbar zu machen : Ungenügende militärische Ausbildung ; Unmöglich keit , die unteren Grade in geeigneter Weise zu ergänzen , Herabsinken des militärischen Geistes ! " Diese Sprache läfst an Deutlichkeit Nichts zu wünschen übrig. Das neue Gesetz ist, unserer Ansicht nach, (die wir natürlich Niemandem aufdrängen wollen) kein dauerndes , es soll mit dem unge heuern Menschenmaterial, welches dasselbe sofort verfügbar macht, be stimmten politischen Zwecken dienen ; es ist eine abermalige , aber organisierte ,,levée en masse," mit einem Worte ein ,, Revanche-Gesetz." Dafs es ein solches sein solle , spricht ein Aufsatz im Spectateur militaire ( 1. November), betitelt : ,,Sommes nous prêts ?" ziemlich unverhohlen aus Wir erwähnen dies nur, um darzuthun , dafs die ,,Jahrbücher" der Tragweite des neuen französischen Rekrutierungsgesetzes sich voll be wufst sind. Einer Belehrung über dieselbe von irgend welcher Seite bedürfen sie hingegen nicht. Die Leitung der „Jahrbücher f. d. D. A. u. M.“

Notiz für die Herren Mitarbeiter ! Die Herren Mitarbeiter werden höflichst gebeten aus Gründen erleichterter Drucklegung, die blätter der eingesendeten Handschriften nur auf der einen Seite zu beschreiben , Rückseite also frei zu lassen. Die Leitung.

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